r >»A ■■■■JK r \ ^'Vtf- »>^r^ .n»\<\.^ \-^l" -. I. i: r « r f^'r-^ - «r (• V- HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY. N C3n3~ - r^ A^^- ^ÄT X^ A'^^^c NC;V 23 1895 H-oU Bericht über die Senckenbergisclie naturforschende Gesellschaft Eraiikfart am Main. 1895. Mit einer Tafel und zwei Textfiguren. ^'^Frankfurt a. M. Druck von (i e b r ü d e r K n a u e r. BERICHT ÜBER DIE SENCKENBBRGISCHE NATURFORSCHENDE GESELLSCHAFT IN FRANKFURT AM MAIN 1895. Yom Juni 1894 bis Juni 1895. Die Direktion der Senckenbergischen natupforschenden Gesellschaft beehrt sich hiermit, statutengemäß ihren Bericht über das verflossene Jahr zu überreichen. Frankfurt a. M., im Juni 1895. Die Direktion: Major Dr. L. v. Heyden, d. Z. I. Direktor. Dr. med. P. Wirsing, d. Z. II. Direktor. H. Alten, d. Z. I. Sekretär. Dr. A. Jassoy, d. Z. II. Sekretär. NOV 2ö 1895 Bericht über die Senckenbergische naturforschende Gesellschaft in Frankfurt am Main vom Juni 1894 bis Jimi 1895. Erstattet am Jahresfeste, deu 26. Mai 1895, Dr. med. Paul Wirsing, d. Z. IL Direktor. -$^-^i^- H 0 c li g e e 1 1 r t e V e r s a m m 1 11 u g ! Namens der Direktion unserer Gesellschaft erlaube ich mir, Ihnen an dem heutigen festlichen Tage einen kurzen Bericht über die wichtigsten Ereignisse des verflossenen Geschäftsjahres abzustatten. Die Zahl unserer beitragenden Mitglieder ist leider auch dieses Jahr wieder etwas zurückgegangen; sie beträgt zur Zeit 406. Bei der raschen Vergrößerung unserer Vaterstadt erhoffen wir für die Zukunft auch eine Vermehrung unserer Mitglieder- zahl, namentlich nachdem wir durch die kürzlich erfolgte Ein- gemeindung unserer Nachbarstadt Bockenheim den Zuwachs einer intelligenten Bevölkerung zu begrüßen haben. Wir verloren von beitragenden Mitgliedern durch den Tod die Herren: Johannes Alt, Dr. jur. L. Brentano, 1* — IV — Dr. jur. Ed. Cuyrim, Ingenieur Gr. FoUenius, Direktor H. Holienemser, Sigm. Kolin speier, Dr. jur. J. J. A. Matti, W. Meister, Dr. med. Fritz Ohlenschlager, C. Fr. Schepeler und Albert Zickwolff. Ihren Austritt haben erklärt die Herren Rud. Heer dt, Apotheker Nonne und Sußmann Unna. Weggezogen sind die Herren Dr. Emil Hanau, Dr. von Vie tinghoff und Apotheker Ludw. Weber. Von korrespondierenden Mitgliedern starben die Herren Generalarzt a. D. Dr. med. Bernhard von Beck, Pro- fessor Dr. F. Bidder, Louis de Coulon, Dr. med. B. C. Danielßen, Geh. Medizinalrat Dr. Hermann von Helm- hol tz, Professor Dr. Th. H. Huxley und Professor Dr. phil. N. Pringsheim. Bernhard von Beck, geboren am 27. Oktober 1821 in Freibiu'g i. B., starb daselbst am 10. September 1894. Seine Leistungen liegen vornehmlich auf dem Gebiete der Militär- chirurgie. 1848 trat er, nachdem er drei Jahre an der Uni- versität seiner Vaterstadt als Privatdozeut thätig gewesen war, in den badischen Militärdienst, begleitete die badische Brigade in dem Kriege mit Dänemark nach Schleswig-Holstein und widmete dann wiederholt seine Dienste dem österreichischen Heere in Oberitalieu. Sein Organisationstalent sowie seine chirurgische Kunst zeigten sich in glänzendem Lichte 1866 und 1870/71. Im letzteren Kriege war Beck Feldlazarettdirektor und konsul- tierender Generalarzt bei der badischen Division und später beim Werderschen Korps. Nach Abschluß der Militärkonvention zwischen Baden und Preußen wurde Beck zum Generalarzt des XIV. Armeekorps ernannt. In dieser Stellung blieb er, bis eine Herzaffektion ihn 1887 zwang, aus dem aktiven Amte zu scheiden. Trotz der dienstlichen Anstrengungen, die sein Beruf von ihm forderte, fand er noch Zeit wissenschaftlich thätig zu sein; eine Reihe an maßgebender Stelle als vor- ziiglich anerkannter kriegschirurgischer Arbeiten ist von ihm veröffentlicht worden. Unser korrespondierendes Mitglied war er seit 1849. Am 27. August 1894 starb in Dorpat Professor Friedrich Bidder, seit 1. April 1844 korrespondierendes Mitglied. Er war geboren 1810 in Kurland, promovierte in Dorpat und über- — V — nahm daselbst nacli längeren Studien in Berlin, Halle, Dresden und Leipzig- im Jahre 1836 eine außerordentliche Professur der Anatomie. 1842 wurde er zum ordentlichen Professor dieses Faches ernannt; er vertauschte im folgenden Jahre diesen Lehr- stuhl mit demjenigen der Phj'siologie und Pathologie, den er bis 1869 inne hatte. Auf den genannten drei Gebieten hat er Bedeutendes geleistet. Von seinen Arbeiten sind besonders er- wähnenswert: „Neurologische Beobachtungen" und „Vergleichend- anatomische Untersuchungen über den Harn und die Geschlechts- werkzeuge der nackten Amphibien". In Verbindung mit Professor A. W. Volk mann: „Die Selbständigkeit des sympathischen Nervensj'stems, durch anatomische Untersuchung nachgewiesen" und „Untersuchungen über die Textur des Rückenmarks". In Verbindung mit Karl Schmidt: „Die Verdauungssäfte und der Stoffwechsel, eine physiologisch-chemische Untersuchung". Dr. Louis de Coulon, geboren am 2. Juni 1804, einer der Mitbegründer der „Societe des Sciences Naturelles de Neu- chatel" und deren Präsident von 1836 — 1890, starb daselbst am 13. Juni 1894. Zum korrespondierenden Mitgliede unserer Gesellschaft wurde er am 26. August 1837 eruannt. Am 13. Juli 1894 starb in Bergen (Norwegen) Dr. med. et philos .Daniel Cornelius D a n i e 1 ß e n , Direktor des dortigen naturhistorisclien Museums und Chefarzt an dem Krankenhause für Leprose. Außer vielen gediegenen medizinischen Abhand- handlungen hat er auch eine Reihe wertvoller zoologischer Ar- beiten, die Fauna seines Vaterlandes betreffend, veröffentlicht. Unser unvergeßlicher Professor Noll, der im Jahre 1884 auf seiner norwegischen Reise auch einige Zeit in Bergen weilte, war des Lobes voll von dem schönen Museum, und er gedachte in seinem Reiseberichte dankbar der freundlichen Aufnahme durch den Heimgegangenen und der guten Ratschläge, die er. namentlich in Bezug auf das Schraben in den Fjords, von ihm erhalten hatte. Danielßen wurde 1884 zu unserm korrespon- dierenden Mitgliede ernannt. Am 8. September 1894 erlitt die Wissenschaft einen un- ersetzlichen Verlust durch den Tod des Geheimen Medizinalrats Professor Dr. Hermann von Helmholtz. Er gehörte nicht nur der Medizin an, von der er ausgegangen war, sondern auch der Physik, der Philosophie und der Mathematik. Geboren am — VI — 21. August 1821 zu Potsdam, interessierte er sich scliou als Knabe für die Naturwisseuscliaften und Mathematik und be- schäftigte sicli viel mit Physik, deren Unterricht damals auf den Gjnnnasien noch sehr im Argen lag. Er studierte Medizin und promovierte 1842 mit der Dissertation: „De fabrica sj-ste- matis evertebratorum". Darauf wurde er Regimentscliirurg in Potsdam, in welcher Stellung er seine wissenschaftlichen Arbeiten fortsetzte. Aus dieser Zeit stammen die Studien über Gährung und Fäulnis, über die Wärmeentwickeluug im Nerven und Muskel und über tierische Wärme. Auch die epochemachende Aufstellung des Gesetzes von der Erhaltung der Kraft fällt in diese Zeit. Auf Grund dieser Arbeiten wurde Helmholtz 1848 Assistent am anatomischen Museum und Lehrer der plastischen Anatomie an der Kunstakademie in Berlin. 1849 erhielt er die Professur für Physiologie und Pathologie in Königsberg. Hier machte er die segensreiche Erfindung des Augenspiegels, die allein ihm ein ewig dauerndes Andenken sichert. 1855 wurde er nach Bonn, 1858 nach Heidelberg berufen, und 1871 übernahm er die Professur für Physik in Berlin; 1888 wurde Helmholtz Präsident der physikalisch-technischen Reichsanstalt. Inzwischen hatte er sich der physiologischen Optik und der Lehre von den Tonempfinduugen zugewandt und beide auf neue Grundlagen gestellt. Mit diesen Forschungen stehen seine philosophischen Studien in engster Beziehung. Von seinen übrigen Arbeiten erinnern wir noch an die Studien zur Theorie der Elektro- dynamik, zur elektromagnetischen Erklärung der Farbenzer- streuung des Lichtes, zur Thermodynamik der chemischen Vor- gänge n. s. w. Den 7. Soemmerringpreis erhielt Helmholtz 1861 auf Grund seiner bis dahin erschieneneu Arbeiten und wurde zu gleicher Zeit zum korrespondierenden Mitgliede unserer Ge- sellschaft ernannt. Der vor kurzem in London verstorbene berühmte Biologe und vergleichende Anatom Dr. Thomas Henry Huxley, geboren am 4. Mai 1825 in Ealing bei London, wurde unser kor- respondierendes Mitglied am 9. April 1892. Er war Professor der Biologie an der Normal School of Sciences und der Royal School of Mines. Eine wissenschaftliche Reise 1846 — 1850 nach den Gewässern der östlichen und nördlichen Küsten Australiens war für ilin Jahrzehnte lang eine Quelle wichtiger Arbeiten auf _ vn — dem Gebiete der uiedereu Klassen der wü"bellüseu Tiere, be- sonders der Medusen. Später verfaßte er eine große Zahl von vergleichend -auatomisclieu Arbeiten. Berühmt ist sein Werk: „Einführung in das Studium der Biologie"; seine letzte be- deutende Arbeit war die „Über den Flußkrebs". Prof. Dr. phil. Nathaniel Frings heim starb am 6. Ok- tober 1894 in Berlin. Geboren 1823 zu Wziesko in Oberschlesien, besuchte er die GA'mnasien zu Oppeln und Breslau. An letzterem Orte begann er auch seine medizinischen und naturwissenschaft- lichen Studien und setzte dieselben in Leipzig und Berlin fort. Da er inzwischen den Entschluß gefaßt hatte, sich ganz der Botanik zu widmen, erwarb er 1844 den philosophischen Doktor- grad mit der Dissertation : „Neue Beobachtungen über Bau und Wachstum der Pflauzenzelle." 1851 habilitierte er sich als Privatdözent in Berlin. 1864 erhielt er die ordentliche Pro- fessur in Jena an Schleidens Stelle, wo er das pflanzeuphysio- logische Institut gründete. Aber schon 1868 kehrte er wieder nach Berlin zurück, trat jedoch nicht in den Lehrkörper der Universität ein, sondern entfaltete seine Lehrthätigkeit an einem aus eigenen Mitteln begründeten Laboratorium, das zu einer berühmten Schule für Botaniker werden sollte. Die be- deutendsten Arbeiten Pringsheims sind die Untersuchungen über Geschlechtsverhältnisse und Zeugung der Kryptogamen, besonders der Algen, ferner seine Forschungen über das Wachstum der Algen. Aus seinen Funden erwuchs die Not- wendigkeit einer neuen Anordnung der Algen; ebenso wurde er ein Mitbegründer der neueren mikroskopischen botanischen Technik. Für die Pathologie wichtig ist sein Nachweis, daß Pilze in unverletzte Gewebe eindringen können. Seine zahl- reichen Arbeiten im Bereiche der ^Morphologie und Systematik der niederen Pflanzen förderten die Wissenschaft in hohem Grade. Korrespondierendes ^Mitglied der Gesellschaft wurde er am 26. April 1873. Nachdem wir in Vorstehendem der im verflossenen Ge- schäftsjahre verstorbenen MitgUeder gedacht haben, drängt sich uns die Erinnerung auf, daß vor wenigen Wochen, am 4. Mai, fünfzig Jahre verflossen sind, daß der eigentliche Gründer unserer Gesellschaft, Dr. med. Philipp Jacob Cretzschmar, aus diesem Leben o-eschieden ist. Dem verdienstvollen Manne — VIII — sei bei dieser Gelegenheit auch lieiite ein ehrendes Gedenken gewidmet. Als beitragende Mitglieder sind neu eingetreten die Herren Friedrich Alt, Oberlehrer Dr. Paul Bode, Dr. med. Emil Hühner, Dr. med. E. Kir berger und Th. Trier. Zu korrespondierenden Mitgliedern wurden er- nannt die Herren Prof. Dr. Emil Behring in Berlin, Dr. H. Bolau, Direktor des Zoologischen Gartens in Hamburg, James Douglas in New-York, President of the Copper Queen Companj^ in Arizona, Dr. phil. Ludw. Drej^er in Wiesbaden, Rud. Dj^ck erhoff, Fabrikbesitzer in Biebrich a. Eh., Dr. med. B. Hagen, zur Zeit in Stefansort, Neu-Guinea, Dr. med. 0. Körner von hier, Professor in Rostock, Prof. Dr. E. Krä- pelin, Direktor des Naturhistorischen Museums in Hamburg, Prof. Dr. W. Kükenthal in Jena, Sanitätsrat Dr. Arnold Pagenstecher in Wiesbaden, John Murray, Dr. phil. in Edinburgh und H. G. Seeley, Professor of Geography and Lecturer in Geology in Kings College, London. Der am 20. Mai 1894 verstorbene Enkel von Sam. Thomas von Sömmerring, Herr Thomas Karl Sömmerring, vermachte der Gesellschaft M. 5000 und wurde aus diesem Grunde unter die Zahl der ewigen Mitglieder eingereiht. Zum arbeitenden Mitglied wurde erwählt Herr Dr. med. Ernst Roediger. Aus der Direktion traten aus der erste Direktor Herr Oberlehrer J. Blum und der erste Sekretär Herr Dr. med. August Knoblauch. An deren Stelle wurden gewählt die Herren Major a.D. Dr. L. von Heyden und Heinrich Alten. Den ausgetretenen Herren spricht die Gesellschaft auch an dieser Stelle für ihre aufopfernde und gedeihliche Wirksam- keit den besten Dank aus. Die G e n e r a 1 - V e r s a m m 1 u n g fand am 13. Februar 1895 statt. Für die aus der Revisions - Kommission austretenden Herren Anton Meyer und Otto Höchberg wurden die Herren Wilh. Sandhagen und Dr. Carl Sulzbach gewählt. Unseren beiden Kassierern, Herrn Bankdirektor Hermann Andreae und Herrn Stadtrat Albert Metzler, sowie unserem Recht.skonsulenten Herrn Dr. F. Schmidt-Polex spreche ich — IX — auch heute für ihre ersprießliche Thätigkeit den Dank der Gesellschaft aus. Was das wissenschaftliche Leben unserer Gesellschaft in dem abgelaufenen Jahre betrifft, so haben wir hervorzuheben, daß ein großer Teil desselben so zu sagen unter dem Zeichen der Küken th als che n Reise stand. Die, wie Sie wissen, zum erstenmal nach besonderem von der Gesellschaft aufge- stellten Reiseplan auf Kosten der Rüppell-Stiftung nach den Molukken unternommene Forschungsreise des tüchtigen Jenenser Gelehrten hielt das Interesse der Gesellschaft be- ständig wach. Bald kamen ausführliche Briefe in den Sitzungen zur Verlesung, bald wurden eingetroffene Sendungen besprochen und au hiesige und auswärtige Forscher zur Bearbeitung überwiesen. Nach einjähriger Abwesenheit ist Professor Kükenthal wieder in Genua gelandet und hat nach kurzem Aufenthalt in Jena am 8. Dezember 1894 der Gesellschaft einen mündlichen Bericht über seine Reise erstattet. Nach dieser Vorlesung ver- einigten sich Mitglieder und Freunde der Gesellschaft mit ihren Damen zu einem gemütlichen Nachtessen mit Herrn und Frau Prof. Kükenthal im Saale des Zoologischen Gartens. Für das Reisewerk, den allgemeinen Teil und die Spezial- arbeiten, sind zwei bis drei Bände der Abhandlungen unserer Gesellschaft vorgesehen, und es ist begründete Aussicht vor- handen, daß im Laufe dieses Sommers mit dem Druck begonnen werden kann. Die Kouchylien wurden Herrn Dr. K o b e 1 1 , die Reptilien und Batrachier Herrn Prof. Boettger übergeben; Herr Major Dr. von Hej^den und Herr A. Weis übernahmen die Insekten mit Ausschluß der Schmetterlinge, welche Herr Geh. Sanitäts- rat Dr. Pagenstecher in Wiesbaden bearbeiten wird. Das Übrige ging an auswärtige Gelehrte. Unser neuer Sektionär Herr A. Weis hat mit dankenswertem Eifer sämtliche Insekten präpariert. In den Sektionen wurde fleißig gearbeitet und ein reger Tauschverkehr, besonders in den Sektionen für Paläontologie und Geologie, sowie für Reptilien und Batrachier unterhalten. Von der Sektion für Botanik ist zu erwähnen, daß Herr Dürer die Phanerogamen der Kesselmeyer scheu und — X — S t ei tz sehen Sammlung nun fertig eingereiht und katalogisiert hat und Herr Oberlehrer Blum fortwährend für die Vervoll- ständigung der botanischen Schausammlung thätig war. Herr Prof. Reichenbach hat die Aufstellung der ver- gleichend - anatomischen Gegenstände in den dafür neu an- geschafften Schränken begonnen. Herr Prof. Boettger wird im Auftrag der Gesellschaft den IL Theil des Reptilien-Katalogs ausarbeiten. Herr Dr. Kobelt hat nach Vollendung der Katalogisierung und Ordnung der Konchylien-Sammlung für das kommende Ge- schäftsjahr das Umordnen der Säugetiere nach dem heutigen Stand der Wissenschaft übernommen. Der Katalog über diese Tierklasse einschließlich der Skelette liegt Ihnen vor. Herr Dr. Kobelt hat sich überdies im voraus den Dank der Gesell- schaft dadurch erworben, daß er ihr nunmehr auch testamen- tarisch seine Konchylien-Sammlung und seine Fachbibliothek bestimmt hat, nachdem er dies in einem Briefe schon 1879 angezeigt hatte. Die Neuordnung der mineralogischen Sammlung durch Herrn Dr. Schauf geht, wenigstens was die Schaustücke be- trifft, ihrer Vollendung entgegen. Die systematische Abteilung ist in fünf Schränken sowie in der einen Hälfte des sechsten Schrankes untergebracht; in der oberen Hälfte des letzteren sind an 400 lose Krystalle, nach den Systemen geordnet, auf- gestellt, der siebente enthält künstliche Krystalle und die terminologische Sammlung, der achte soll für die Mineralien der Umgebung von Frankfurt und der benachbarten Gebirge dienen. Die lokale zoologische Sammlung ist durch die Bemühungen unserer Kustoden auch im vergangenen Jahre erweitert worden. Von unseren Publikationen sind erschienen: 1. Band XVIII, Heft 3 und 4 der Abhandlungen. Heft 3 enthält: H. Simroth: Über einige Aetherien aus den Kongofällen. H. Simroth: Beiträge zur Kenntnis der portugiesischen und ostafrikanischen Nacktschnecken-Fauua, M. Möbius: Australische Süßwasseralgeu II. A. Andreae: Beiträge zur Kenntnis der fossilen Fische des Mainzer Beckens. — XI — Heft 4 enthält: Carl Heider: Beiträge zur Embryologie von Salpa fusi- formis Ciiv. 2. Bericlit 1894. Wissenschaftliche Sitzungen fanden statt: Samstag, den 20. Oktober 1894: 1. Reiseberichte. 2. Herr Dr. J. H. Bechhold: Naturwissenschaftliche und tech- nische Beobachtungen auf einer Reise in Schweden und Norwegen. Samstag, den 8. Dezember 1894 : Herr Prof. Dr. W. Küken thal aus Jena: Bericht über seine auf Kosten der Rüppell- Stiftung nach den Molukken und West-Borneo ausgeführte Reise. Samstag, den 12. Januar 1895: Herr Dr. med. K. Vohsen: Die Probleme des Ohrlabyrinths. Samstag, den 2. Februar 1895: 1. Herr Dr. med. K. Vohsen: Die Probleme des Ohrlabyrinths. Schluß. 2. Herr Prof. Dr. Reichenbach: Demonstration mikroskopischer Präparate über den Bau des Ohres. Samstag, den 9. März 1895: Zuerkennung des Tiedemann-Preises. Referent: Herr Prof. Dr. C. Weigert. Populär -wissenschaftliche Vorträge: Samstag, den 10. November 1894 : Herr Dr. G. Greim aus Darmstadt: Die Entstehung der Alpen. Samstag, den 22. Dezember 1894 : Herr Prof. Dr. M. Möbius: Wie der Baum entsteht und wächst. Samstag, den 2. März 1895: Herr Dr. W. Kobelt: Die Ethnographie Europas II (mußte ausfallen). Am 20. November 1894 fand eine Sitzung zur Feier des 100jährigen Geburtstags von Dr. Eduard Rüppell statt, in welcher Herr Dr. W. Kobelt die Gedächtnisrede hielt. Von den Dozenten lasen: Im Sommer 1894: Herr Prof. Dr. H. R e i c h e n b a c h : Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere und des Menschen. — XII — Herr Prof. Dr. F. Kinkel in: Uebersicht iiber die Geologie von Südwest-Deutscliland. Mit Exkursionen. Im Winter 1894/95: Herr Prof. Dr. H. Reichen back: Zoologie. Die niederen Tiere. Herr Prof. Dr. F. Kinkel in: Geologie. Die jüngeren meso- zoischen Perioden der Erdgeschichte und die Tertiärzeit. Fortsetzung. Die Botanischen Vorlesungen im Auftrage des Senckenbergischen medizinischen Instituts hielt Herr Prof. Di'. M. Möbius. Neu in den Tau seh verkehr getreten sind: a) Gegen die Abhandlungen und den Bericht: Naturforschende Gesellschaft in Zürich. University of California in Berkele}^, Alameda County, California. Finnländische Gesellscliaf t für Wissenschaften in Helsingfors. Societe Beige de Geologie, de Paleontologie et d'Hydrologie in Brüssel. Kaiserliche Universität (Naturforschende Gesell- schaft) in Petersburg. b) Gegen den Bericht: Tufts College in Massachusetts. R. Accademia di Scienze, Lettere ed Arti degli Agiati in Rovereto. Societe scientifique du Chili in Santiago. Instituto geographico e historico da Bahia, Brasil. Ungarische geologische Anstalt in Budapest. Ungarische geologische Gesellschaft in Budapest. Königliche Lehranstalt für Obst-, Wein- und Garten- bau in Geisenheim. Universitetets zoologiske Museum in Kopenhagen. Deutsche botanische Monatsschrift (Prof. Dr. G. Leim- bach) in Arnstadt, Thüringen. Die uns von Freunden und Gönnern zugekommenen Ge- schenke finden Sie in dem Verzeichnisse des Berichtes an- geführt. — XIII — Als Geschenke von besonderem Wert seien erwähnt: Von Herrn Albert v. Reinach (von der Selenka -Willschen Expedition): 2 Simia satijrus L. c? nnd $, Balg und Skelett. Außerdem ermöglichte Herr v. Heinach durch einen namhaften Beitrag- den Ankauf eines prachtvollen Gorillaskeletts. Von Herrn Konsul G. von Schröter in San Jose, Costa-Rica, erhielten wir 2 Trogon resplendens L. und von Herrn Dr. med. B. Hagen z. Z. in Stefansort, Neu-Guiuea, 45 Vogelbälge, worunter eine Anzahl für uns neue Arten. Auch die herpetologische Abteilung erhielt im Laufe des verflossenen Jahres wichtige Zuwendungen an lebendem wie an totem Material. Von lebenden Tieren, die wir bis zu ihrem Tode dem hiesigen Zoologischen Garten zur Pflege zu übergeben gewohnt sind, sei ein Pärchen der seltenen argentinischen Land- schildkröte {Testudo argentina Sclat.) erwähnt, das wir Dr. J. Valentin in La Plata verdanken, sowie die Kollektion lebender Schlangen, Schildkröten und ein Kaiman aus Trinidad, die F. W. Urich gesammelt und Ingenieur E. Gerold uns persönlich überbracht hat. Das Kostbarste aber, was wir in dieser Rich- tung erhalten haben, sind die beiden Riesenschildkröten {Testudo elephantina D. B.) von der Insel Aldabra, die wir der Umsicht des auf Madagaskar weilenden Zoologen Dr. A. Voeltzkow verdanken und die jetzt eine Hauptzierde unseres Zoologischen Gartens sind. Von Tieren in Spiritus sind unter anderm zu nennen eine reiche Kollektion chinesischer Kriechtiere, ein Ge- schenk des Herrn B. Schmacker in Shanghai, die bereits im vorigen Berichte beschrieben werden konnte, und die neue Arten von Schildkröten und Laubfröschen enthielt, eine Samm- lung seltener Reptilien aus Paraguay, die wir dem Biologischen Laboratorium des Roy. College of Science in London verdanken, und eine schöne Suite von Reptilien der westindischen Insel Tobago, ein Geschenk des Herrn Albr. Seitz in Hamburg. Zu besonderem Danke ist die Gesellschaft Herrn Major Dr. L. V. Hey den verpflichtet, der uns seine Sammlung aus- ländischer Käfer, die namentlich reich in Arten aus Brasilien und Mexico ist, geschenkt hat. Außerdem bedachten uns mit wertvollen Geschenken die Herreu Albr. Weis, Br. Strubell, Oberlandesgerichtsrat Arnold in München (Fortsetzung seiner wertvollen Flechten- — XIV — sammluDg), Franz Ritter, Oberlehrer J. Blum, Dr. W. Seh auf, James Douglas in New -York durch Herrn Prof. Dr. Rein in Bonn (vorzügliche Stufen von Malachit und Kupfer- lasur aus der Grube Bisbec der Copper Queen Compau}' in Ari- zonaX Dr. H. Loretz, Kgl. preuß. Landesgeologe in Berlin, Louis W e r t h e i m , Oberiugenieur B r a n d e n b u r g in Szegedin, Oberlehrer H. Engelhardt in Dresden, Prof. Dr. A. Andreae in Hildesheim und die Gebrüder Dyckerhoff in Biebrich a. Rh. Herr Dr. med. Ant. Fresenius erfreute uns mit dem eingerahmten Bildnisse seines seligen Vaters, des hochverdienten langjährigen Lehrers der Botanik am Senckenbergianum. Ferner verdanken wir Herrn Heinr. Schäfer, hier, das Geschenk einer großen Anzahl geographischer und naturwissen- schaftlicher Werke. Von Frau Direktor C. Müller, hier, erhielten wir mehrere fachwissenschaftliche Werke aus dem Nachlasse ihres seligen Vaters, des Herrn Theodor Passavant. Durch die Bemühungen unseres korrespondierenden Ehren- mitgliedes Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Rein, der stets ein warmes Literesse für unsere Gesellschaft bewiesen hat, und durch die Befürwortung des Kaiserl. Deutschen Botschafters in London, Grafen von Hatzf eld -Wilden bruch, des eng- lischen Schatzkanzlers Sir William Harcourt, des Lord Kelvin, Präsidenten der Royal Society of Natural History und des Herrn Dr. John Murray in Edinburgh, eines der Teilnehmer an der Challeuger Expedition, wurde uns von der Englischen Regierung ein wahrhaft königliches Geschenk überwiesen, das 50 Folio-Bände umfassende Werk der berühmten Challeuger -Expedition, von dem Sie hier eine Anzahl Bände aufgelegt finden. Allen gütigen Vermittlern sei hier wiederholt der aufrichtigste Dank der Gesellschaft dargebracht. Ich komme nach dieser gedrängten Übersicht zum Schlüsse meines Berichtes. Sie haben aus dem Vorgetragenen ersehen können, daß trotz des anscheinend etwas nachlassenden Inte- resses der Frankfurter Bürgerschaft unsere Gesellschaft, dank den ihr durch großherzige Stiftungen gewordenen besseren finanziellen Verhältnissen und dank der regen Thätigkeit ihrer Mitarbeiter und Gönner, in Bezug auf wissenschaftliche Leis- tungen und auf Vermehrung der Sammlungen unseres schönen — XV — Museums auch im verflossenen Jahre rüstig vorangeschritten ist: sie wii'd aber immer den "Wunsch haben, den ich zu Beginn meines Berichtes schon andeutete, daß die Bürger unserer Stadt in immer größerer Zahl ihr Interesse an diesem Institut durch Beitritt zur Gesellschaft bekunden und so auch ihrerseits dazu beitragen möchten, daß unsere Gesellschaft und ihre wissen- schaftlichen Einrichtungen zu Nutz und Frommen unserer ge- liebten Vaterstadt weiter blühen und gedeihen. XVI — Verteilung der Ämter in 1895. Direktion. Major Dr. L. v. Heydeu, I. Direktor Dr. med. P. Wirsing', II. Direktor. H. Alten, I. Sekretär. Dr. A. Jassoy, II. Sekretär. Bankdirektor H. Andreae, Kassier. Generalkonsul Stadtrat A. Metzler, Kassier. Dr. Fr. Schmidt -Polex, Rechtskon- sulent. ßevisious-Kommissioii. Albert Andreae, Vorsitzender. [ Dr. jur. Paul Rüdiger. 8. L. Baer. | Dr. C. Sulzbach. Louis Graubner. | Wilhelm Saudhageu. Abgeordueter für die lievisiou der vereinigten Bibliotheken. Dr. J. Ziegler. Abgeord. für die Kommission der vereinigten Bibliotheken. Prof. Dr. H. Keichenbach. Bücher-Kommission. Überlehrer J. Blum, Vorsitzender. | Alb. von Reinach. Prof. Dr. Rcichenbach. Prof. Dr. M. Möbius. Dr. W. Schau f. | Redaktion für die Abhandlungen. D. F. Heynemann, Vorsitzender. 1 Prof. Dr. F. Richters. Major Dr. L. v(mi Heyden. Dr. Th. Petersen. Oberlehrer J. Blum. | Redaktion für den Bericht. Überlehrer .1. Blum, Vorsitzender. Dr. med. P. Wirsing. H. Alten. — XVII — Sektioiiäre. Vergleichende Anatomie und Skelette .... Prof. Dr. Reichenbach. Säugetiere Dr. AV. Kobelt. Vögel — Reptilien und Batrachier Prof. Dr. Boettger. Fische vacat. f Maior Dr. von Heyden und Insekten I . «r • l A. Weis. Crustaceen Prof. Dr. Richters. „, . - . f D. F. Hcynemaiin und Weichtiere t^ w t- i i + [ Dr. >\. Kobelt. Niedere Tiere Prof. Dr. Reiclieubacb. _, ., f Oberlehrer J. Blum und Botanik -r. c t^ i.r mi-l • l Prof. Dr. M. Mobnis. Mineralogie Dr. W. Schauf. Geologie Prof. Dr. F. Kinkelin. .„,,.. f Prof. Dr. Boettger und Paläontologie t. c t^ n t-- ■ i» " l Prof. Dr. F. Kinkolin. Museums-liominissioii. Die Sektionlire und der zweite Direktor. All)ii;;eortliiete zur Kommission für den Tiedemannpreis. Dr. L. Edinger. j Prof. Dr. H. Reiclienbach. Direktor Dr. B. Lepsius. Prof. Dr. C. Weigert, Vorsitzender, Prof. Dr. M. aiöbius. ! Kommission für das Ueisestipendium der Büppellstiftunü:. Oberlehrer J. Blum, Vorsitzender. [ Prof. Dr. Richters. Dr. med. E. Blumenthal. Wilh. Wiuter. Prof. Dr. Reichenbach. | Dozenten. Zoologie Prof. Dr. H. Reichenbacli. Botanik Prof. Dr. M. Möbius. Mineralogie Dr. W. Schauf. Geologie und Paläontologie Prof. Dr. F. Kiukelin. liibliotliekare. Dr. Fr. d. Schwenck. Prof. Dr. M. Möbius. Kustoden. Adam Koch. August Koch. 2 — XVIII Verzeiclinis der Mitglieder der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft. Stifter. 1) Becker, Johannes, Stiftsgiirtner ain Senckenbergischen med. Institut. 1817. t 24. November 1833. *v. Bethniann, Simon Moritz, Staatsrat. 1818. f 28. Dezember 182(>. Bög'uer, Joli. Willi. Jos., Dr. med., Mineralog (1817 zweiter Sekretär). 1817. t 16. Juni 1868. Bloss, Joh. (lieorg-, Glasermeister, Entomolog. 1817. f 29. Februar 1820. Buch, Joh. Jak. Kasimir, Dr. med. und phil., Mineralog. 181 7. f 13. März 1851. Cretzschmar, Phil. Jak., Lehrer der Anatomie am Senckenbergischen med. Institut (1817 zweiter Direktor), Lehrer der Zoologie von 1826 bis Ende 1844, Physikus und Administrator der Senckenbergischen Stiftung. 1817. t 4. Mai 1845. *EhrmaMn, Joh. Christian, Dr. med., Medizinalrat 1818. f 13. August 1827. Fritz, Joli. Christoph, Schneidermeister, EntoiiKilog. 1817 f 21. August 1835. *Frcjreiss, (wcorg Wilh., Prof. der Zoologie inEio.Taneiro. 1818. f l.Anril 1825. *v. (Tcrning-, Joh. Isaak, Geheimrat, Entomolog. 1818. f 21. Februar 1837. *(lruneliii8, Joachim Andreas, Bankier. 1818. f 7. Dezember 1852. von Hey den, Karl Heinr. Georg', Dr. phil , Oberleutnant, nachmals Schöff und Bürgermeister, Entouudog (1817 erster Sekretär). 1817. f '^- J^^"' 1866. Helm, Joh. Friedr. Ant., Verwalter der adligen uralten Gesellschaft des Hauses Frauenstein, Konchyliolog. 1817. f 5. März 1829. *Jassoy, Lndw. Daniel, Dr. jur. 1818. f 5. Oktober 1831. Kloss, Joh. (lieorg Burkhard Franz, Dr med., Medizinalrat, Prof. 1818. t 10. Fel)ruar 1854. *Löhrl, Johann Konrad Kaspar, Dr. med., (iehcimrat, Stabsarzt. 1818. t 2. Sejitembcr 1828. *Metzler, Friedr., Bankier, Geheimer Kommerzienrat. 1818. f 11. ]\Iärz 1825. Meyer, Bernhard, Dr. med , Hofrat, Ornitbdog. 1817. f 1. Januar 1836. *) Die 1818 eingetretenen Herren wurden nachträglich unter die Reihe der Stifter aufgenommen. — XIX — Miltenberg, Willi. Adolf, Dr. phil., Prof., Mineralog. 1817. f 31. Mai 1824. *3Ielber, Job. Georg David, Dr. med. 1818. f 11. August 1824. Neeff, Christian Ernst, Prof. Dr. med., Lehrer der Botanik, Stifts- und Hospitalarzt am Senckenliergiamim. 1817. f 15. Juli 1849. Neubnrgr, Job. Georg, Dr. med., Administrator der Dr. Senckenberg. Stiftung, Mineralog, Ornitholog (1817 erster Direktor). 1817. f 25. Mai 1830. de Nenfville, Mathias AVilh., Dr. med. 1817. f 31. Juli 1842. Renss, Job.Wilh., Hospitalmeister am Dr. Senckenberg. Bürgerliospital. 1817. t 21. Oktober 1848. *Riippell, Wilb. Peter Ednard Simon, Dr. med., Zoolog und Mineralog. 1818. t 10. Dezember 1884. *v. Soemmerring, Samuel Thomas, Dr. med., Geheirarat. Professor. 1818. t 2. Miirz 1830. Stein, Job. Kaspar, Apotheker, Botaniker. 1817. f 16. April 1834. Stiebel, Salomo Friedrieb, Dr. med., Geheimer Hofrat, Zoolog. 1817. t 20. Mai 1868. *Tarrentrapp, Job. Eonr., Physikus, Prof., Administrator der Dr. Senckenberg. Stiftung. 1818. t 11. März 1860. Völcker, Greorg Adolf, Handelsmann, Entomolog. 1817. f 1^'- J"li 1826, *Wenzel, Heinr. Karl, Geheimrat Prof. Dr., Direktor der Primatischen medizinischen Spezialschule. 1818. f 18. Oktober 1827. *v. Wiesenbütten, Heinrich Karl, Freiherr, Königl. bayr. Oberstleutnant. Mineralog. 1818. f 8- November 1826. II. Ewige Mitglieder. Ewige Mitglieder sind solche, die. anstatt den gewiUm- licken Beitrag jährlich zu entrichten, es V(U-gezogen haben, der Gesellschaft ein Kai)ital zu scheiikcii odi^r zu vermachen, dessen Zinsen dem Jahresbeitrag gleichkounnen. mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß dieses Kapital verzinslich angelegt werden müsse und nur sein Zinsenertrag zur Vermehrung und Unter- haltung der Sammlungen verwendet werden dürfe. Die den Xamen beigedruckten Jahreszahlen bezeichnen die Zeit der Schenkung oder des Vermächtnisses. Die Xamen sämtlicher ewigen Mitglieder shnl auf .Marmortafeln im ]\Iuseumsgebäude bleibend verzeichnet. Hr.Simon Moritz Y.Betbmann. 1827. Hr. Heinrich Myllus sen. 1844. „ Cxeorg Heinr. Schwende!. 1828. „ Oeorg Melchior Mylius. 1844. „ Job. Friedr. Ant. Helm. 1829. . Baron Amschel Mayer v. Roth- „ (xcorg Ludwig (Tontard. 1830. j Schild. 1845. Frau Snsauua Elisabeth Bethmauu- i „ Job. Oeorg Scbmidborii. 1845. Holweg. 1831. I „ Johann Daniel Souchay. 1845. XX — Hr. Alexander v. ßclliinanu. 1846. „ Ueiiir. V. IJelhmanii. 1846 „ Dr. jur. Rat Fr. Srlilosser. 1847. „ Stephan v. (^uaila. 1847. „ H. L. Döbel in Batavia. 1847. „ G. H. Hanck-Steeg. 1848. , Dr. J. J. K. Buch. 1851. „ G. y. St. (■loorg'e. 1853. „ J. A. Grunolius. 1853. „ P. F. Chr. Krüger. 1854. „ Alexander Gontard. 1854. „ M. Frhr. v. Bethmann. 1854. „ Dr. Eduard Rüppell. 1857. , Dl. Th. Ad. Jak. Em. Müller. 1858. „ Julius Nestle. 1860. „ Eduard Finger. 186(3. „ Dr. jur. Eduard Souchay. 18()2. „ J. N. Gräffendeich. 1864. „ E. F. K. Büttner. 1865. „ K. F. Krepp. 1866. „ Jonas Mylius. 1866. „ Konstantin Fellner. 1867. „ Dr. Hermann T. Meyer. 1869. „ Dr. AV. D. Soemmerring. 1871. „ J. G. H. Petsch. 1871. „ Bernhard Dondorf. 1872. „ Friedrich Karl Rucker. 1874. „ Dr. Friedrich Hessenberg. 1875. „ Ferdinand Laurin. 1876. Hr. Jakob Bernhard Rikoff. 1878. „ Joh. Heiur. Roth. 1878. ., J. Pli. Nikol. Manskopf. 1878. „ Jean Noe du Fay. 1878. „ Gg. Friedr. Metzler. 1878. Frau LouiseAVilhelmineEmilie Grätin Böse, geb. Gräfin v. Reichen - bach-Lessonitz. 1880. Hr. Karl August Graf Böse. 1880. „ Gust. Ad. de NeufviHe. 1881. „ Adolf Mctzler. 1883. „ Joh. Friedr. Koch. 1883. , Joh. IVilh. Roose. 1884. ^ Adolf Soemmerring. 1886. „ Jacques Reiss. 1887. „ Albert von Reinach. 1889. , Wilhelm Metzler. 1890. „ Albert Metzler. 1891. „ L. S. Moritz Frhr. v. Bethmann. 1891. „ Victor Moessinger. 1891. „ Dr. Ph. Jak. Cretzschmar. 1891. , Theodor Erckel. 1891. „ Georg Albert Keyl. 1891. „ Michael Hey. 1892. „ Dr. Otto Ponfick. 1892. „ Prof. Dr. Gg. H. r. Meyer. 1892. „ Fritz Neumüller. 1893. „ Th. K. Soemmerring. 1894. III. Mitglieder des .Jahres 1894. Die arbeitenden M i 1 2: 1 i e d e r sind mit * bezeichnet. Hr. Abendroth, Moritz. 1886. „ Adickes. Oberbürgermeister. 1891. „ Alfermann, Felix, Apotheker. 1891. „ Alt, Friedr. 1894. „ *Alten, Heinr. 1891. „ Andreae, Achille, Prof., Dr. in Hildesheini. 1878. „ Andreae, Albert. 1891. , Andreae, Arthur. 1882. Fr. Andreae-Lemme, C!arol. Elise. 1891. Hr.*Andreae, Herrn., Bankdirektor. 1873. Hr. Andreae-Passavant, Jean, Direkt. 1869. „ Andreae, J. M. 1891. „ Andreae, Richard. 1891. „ Andreae, Rudolf. 1878. „ V. Arand, Julius. 1889. „ Askenasy, Alex., Ingenieur. 1891. „ *AskeniVsy, Eugen, Dr. phil., Prof. in Heidelberg. 1871. „ Auerbach, L , Dr. med. 1886. , Auffarth, F. B. 1874. , *ßaader, Friedrich. 1873. XXI Hr.Baer, Joseph. 1873. „ Baer. M. H., Dr , Rechtsanw. 1iafa Bell c?, Leptodactylus ocellatus L., 3 Ihifo dorbignyi 1). B. und 6 B. arcnanim Hens. von La Plata und 3 Paludicola falcipes Hens. und Hyla guentheri Blgr. von der Isla de S. Jag'o bei La Plata. Von Herrn Prof. L. von Melielj^ in Kronstadt, Siebenbürgen: Lacerta praticola Eversm. aus dem Csernatlial bei Herkules- bad, Banat, Von Herrn Spitalmeister Philipp Reichard hier: Colnbcr leopardinus Bonap. und Coronella ausirinca Laur. Von Herrn B. Schmacker in Shanghai, China: Von Okinawa, mittlere Liukiu-Inseln, zahlr. Bana linuweharis Wgm. und R. macropus Blgr., R. buergeri Schlg., B. ciffingeri Bttgr., B. oliinavana Bttgr. 2 $, 2 i?. japonica Blgr., BhacopJwrus viridis Hallow. $, 6 Microhyla fissipes Blgr. c? und $, Tylo- Mriton andersoni Blgr. c? und ^, Molge pyrrhogasira var. ensicanda Hallow. $, 6 Japalura polygonata Hallow., Lygo- soma pellopleiirum Hallow., Tachydromiis smaragdimis Blgr. und Tropidonotus pryeri Blgr. Von Yaeyama auf Mija- koshima, südliche Liukiu-Inseln, 3 Dinodon rufoxonatiis Cant., 2 Ablabes semicarinatiis Hallow., A. lierminae Bttgr., Tropidonohis pryeri Blgr., Hydropkis fasciatus Schneid, c?, 2 Ti-imeresm'us Intens Bttgr. und Coluber schmnclieri Bttgr. Von Taiwanfoo, Süd-Formosa, Zamenis nuicosus L. Von Herrn Prof. Dr. 0. Boettger hier: Ilyla arhoren L. c? von Oberursel, Salamandra maculosa Laur. von der AVestseite der Burg Köuigsteiu, Taunus, 4 Liolaemus hnxi Bttgr. und Cloelia anomala Jan aus Sorata, Bolivia, Lygosoma vittatum Edel, aus Borneo, Elapops modestns Gthr. aus Groß-Popo und Paludicola brackyops Cope, Bufo granulosiis Spix, Gona- todcs albignlaris D. B. var. fusca Hallow. und Leptocalamus torquafns Gthr., sämtlich von Baranquilla, U. S. Columbia. Von Herrn Franz Sikora in Anantanarivo, Madagaskar: 4 Microscalaboies sikorae Bttgr., Chamaeleo7i gasirotaenia Blgr. $, 6 Bana higubris A. Dum., Ba}ia frcnata Bttgr. n. sp.. — XXXV — 5 Rhacoplionis sikorae Bttgr., Fh. femoralis Blgr.. Bh. isn- beUinus Bttgr. ii. sp., lih. niadagascarieiisis Pts. uud Rh. rbodoscelis BlgT., sowie Mantella rubra Bttgr. u. sp. ans IVroramauga, Ost-Madagaskar. Von der N e 11 e n Z 0 0 1 0 g i s c h e n G e s e 1 1 s c h a f t , liier : C/ni/s- emi/s picta Sclmeid., Verein. Staaten, 2 Uromastix onial/is Rüpp., Sinai, Egernia cunninghami Gray, Anstralien, Chal- cides tridacfylus Laur., Italien, und Coluber melanoleitcus Daud., Mexiko. Von Herrn Dr. J. von Bedriaga in Nizza, Frankreich: Molge aspera Dug. c? und % vom Lac d'Oncet, Hochpj'renäeD. Von Herrn Dr. med. A. Zipperleu in Cincinnati, Verein. Staaten: Ilgla arborea L. var. intermedia Blgr. ? Italien, Amblgstoina tigrinum Green vom Wabashliusse, Indiana, Ncduriis innodahis Raf. aus dem Ohiofluß uud Ocrrhonofus cacruleus Wgm., 3 Cncmidopliorus sexlineatus var. icssellala Say und Lggosonia laterale Say aus Californien. Von Herrn Hermann Wichmann, hier: Coronella austriaca Laur. von Jugenheim (Bergstraße). Von Frau Hermine Boettger, hier: Ra)ia tcinporaria L., Bufo vulgaris Laur. und Molge alpestris Laur. c? aus Hoheii- schwangau. Von Herrn Dr. med. C. Flach, Aschaffenburg: Lacerta praticola Eversni., L. viridis var. major Blgr. juv. und Tropidonotus iialrix var. jjersa Fall, von Burgas, Ostrumelieu. Von Herrn Carl Fleischmann in Guatemala: Hypopaclms variolosus Cope, Hylodes fleischmaiini Bttgr. juv., 2 Hgla prosoblepou Bttgr. und Hglella feischmaniii Bttgr., sämtlich aus Costa Rica, Raua lialecina Kahn von der Hauptstadt Guatemala, und 2 Hgpopachus inguinalis Cope, 2 Bufo marinus L. uud B. valliceps Wgm., Der)nophis /ncxicainis D. B. (Riesenexemplar), Plitjllodactijtus luberculosus Wgm., Ameira urululata Wgm., 3 SlreptopJwrus atratus Hallow. var. sebae D. B., Spelerpes variegatus Gray, 3 Coniophanes fissidens Gthr., Oxybelis acuminata Wied, 2 Drymobius margaritiferus Schleg., Drymobius bitaeniaius Bttgr. n. sp., Boa imperator Daud., Ancistrodon bilineatus Gthr., 2 Lepto- dira anmilata L., 2 Dipsas cenchoa L. und Elaps fnlvius L. von Retalhulen, pacifische Küste vou Guatemala. 3* — XXXYI — Von HeiTD Konsul F. Mauß iu Puerto Cabello, Venezuela: Olmiconia macrolepis Pts., Xenodon severus L., Leptodira anmdata L., zalilr. Prostherapis trinitatis Garm. mit Eiern, Larven und einem c?, das 5 Larven auf dem Rücken trägt, 6 Ili/lodes maussi Bttgr. und 3 Hyla crepiiaiis Wied von San Esteban bei Puerto Cabello. Von Herrn Prof. Dr. H. von Ihering in Saö Paulo, Brasilien: Leptodactijlus bonlengeri Hier, und L. gracilis D. B., Palit- dicola kröyeri 11. L. und 3 P. signifera Gir., Bufo marinus L. juv-, Hyla jmlchella D. B. und 2 H. nasica Oope von dort. Von Herrn A. Seitz iu Hamburg: OxyheUs acuminata Wied, Bufo marinus L., 2 Drymohius boddaerti Sentz. und 2 Spi- lotes pidlatus L. von der Insel Tobago, Brit. Westindien. Von Herrn Oberlehrer J. Blum, hier: 4 Buna femporaria L. und Anguts fragilis L. von Richisau im Ivlöntlial, Schweiz. Von Herrn Konsul G. von Schröter iu San Jose, Costa Rica: 3 Bana chrysoprasina Cope, 2 Bhrymscus varins Staun.. 3 Hylodes fleischmanni Bttgr., 2 Bufo haematiticus Cope, Agalychnis moreleti A. Dum., Änolis godmani Blgr. $, A. intermedius Pts. $, A. cupreus Hall, c?, Sceloporus formosus Wgm. . 1893. ♦Kräpelin, K., Prof., in Hamburg: Revision der Tarantulidae Fabr. (Phrynidae Latr.) — Zoologische Ergebnisse einer Frühjahrsexkursinn nach Madeira uml den Canarischen Inseln. ♦May, Martin, in Frankfurt a. M. : Der Anteil der Keltgermanen an der europäischen Bildung im Altertum. ♦Matschic, P., Dr., in Berlin : Über einige westafrikanische Säugetiere des Senckenbergischen Museums. ♦Melion, Jos., Dr.: Die Meteoriten. 4* — LH — *M c r i (1 e n Scientific Association in Meriden : A iinual Address. 1 89;3. *Michaelsen, W., Dr., in Ilamburo;: Zur Kenntnis der Oligochaeten. *Milani, A., Dr., Forstassessor in Münden : Beiträge zur Kenntnis der Rep- tilienlunge I. — Ein Beitrag zur Kenntnis von den Schälbeschädigungen des Rotwildes. *Möbius, K, Geh -Rat Prof., in Berlin : Über Eiernester pelagischer Fische aus dem mittelatlantischen Oxean. Älüller, Frau Direktor, in Frankfurt- a. M. (aus dem Nachlasse ihres Vaters Th. Passavant) : Etwa 16 verschiedene Bücher, meistens ento- mologische Fachwerke. *N a tu r wissenschaftlicher Verein der Provinz Posen: Zeitschrift der Botanischen Abteilung. 18'J4. Heft 1. *N a t u r h i s 1 0 r i s c h e s Museum in Bern : Bericht über das Naturhistorische Museum 1871 — U3. — Bericht über die palaeontologischen Samm- lungen. — V. Fellenberg: Über den Flußspat und dessen tech- nische Verwertung. *N 0 1 1 e , H., in Frankfurt a. M. : Strauß und Straußenzucht in Süd-Afrika. *N 0 r w e g i s c h e Kommission der europäischen G r a d m e s s u n g in Christiania: Schlötz, O.E., Resultate der im Sommer 1893 in dem nördlichsten Teile Norwegens ausgeführten Pendel- beobachtungen. *P r 0 V i n c i a 1 Museum in L u c k n o w : Catalogue of Birds of the Prov. Mus. Lucknow. Redaktion der Frankfurter Zeitung: Handbuch der Fleischbeschau für Tierärzte, Ärzte und Richter. *Rollier, L., in Bern: Paläontologische Sammlungen des Naturhistorischen Museums in Bern. *Roux, W., Prof., in Innsbruck : Prof. K. von Bardeleben in Jena, Diskussion zu den Vorträgen der Herren 0. Schnitze und H. E. Zieglcr. — 0. Hertwig. Zeit- und Streitfragen der Biologie. Heft 1. Prae- formation oder Epigenesis. — Einleitung zum Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen. — Über die Selbstordnung der Furchungszellen. *Russisch-K aiser liehe Mineralogische Gesellschaft in St. Petersburg : Verhandlungen. Ser. II. Bd. 18. *Sackowitz, Dr., in Danzig: Die Feier des 150-jährigen Stiftungsfestes der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig 1898. *v. Salisberg, P., Dr., in München : Akademische Revue. Jahrg. I. Heft 1. *v. Sandberger, F., Prof., in Würzburg: 4 Inaugural-Dissertationen. — Pisidium ovatum Cless. — Blei- und Fahlerzgänge der Gegend von Weilmünster und Runkel in Nassau. — Zwei kleine Mitteilungen. Seh ae ff er, Heinrich, in Frankfurt a. M. : I. Geograidiische Werke. Sievers, Afrika. 1891. 1. 8°. Junker, Reisen in Afrika. 1889-91. 3. 8°. — LIII — Wißmann, Meine zweite Durchquerung Äquatorialafrikas. 1890. 1. 8". Stulilmann, Mit Emin Pascha ins Herz von Afrika. 1894. 1. 4". Tieaeraami, Tana-Baringo-Nil. 1892. 1. 8«. Buchta, Der Sudan unter ägyptischer Herrschaft. 1888. 1. 8^ Wylde, '83 to '87 in the Sudan, 1888. 1. 8°. Ohrwalder, Aufstand und Reich des Mahdi im Sudan. 1892. 1. 8". Casati, Zehn Jahre in Aequatoria. 1891. 2. 8°. Peters, Die deutsche Erain-Pascha-Expedition. 1891. 1. 8°. Jephson & Stanley, Emin Pascha und die Meuterei in Aequatoria. 189Ü. 1. 8». Reichard, Dr. Emin Pascha. 1891. 1. 8". Hassan, Die Wahrheit über Emin Pascha. 1893. 1. 8°. Schynse, Zwei Jahre am Congo. 1889. 1. 8°. Ward, Fünf Jahre unter den Stämmen des Congostaates. 1891. 1.8". Hülub, Von der Capstadt ins Land der Maschukulumhe. 189Ü. 2. 8". Thomson, Durch Massai-Land. 1885. 1. 8''. Baumann, Usambara und seine Nachbargebiete. 1891. 1. 8°. Cecchi, Fünf Jahre in Ostafrika. 1888. 1. 8°. Baumann, In Deutsch-Ostafrika während des Aufstandes. 1890. 1. 8". Behr, Kriegsbilder aus dem Araber-Aufstand in Deutsch-Üstafrika. 1891. 1. 8°. Schmidt, Geschichte des Araberaufstandes in Ostafrika. 1892. 1. 8". Meyer, Zum Schneedom des Kilimandscharo. 1888. 1. fol. — Ostafrikanische Gletscherfahrten. 1890. 1. 8". Stratz, Land und Leute in Deutsch-Ostafrika. 1890. 1. 4". von den Steinen, Unter den Naturvölkern Central - Brasiliens. 1894. 1. 8°. IL Naturwissenschaftliche Werke. V. Riesenthal, Geüederte Freunde. 1. 8". Robert, Gefiederte Freunde, 3. fol. (Aquarelldruck.) Naturgeschichte des Tierreichs. Bilderatlas, Stuttgart (E. Hänsel- mann). 1. fol. V. Kuer, Das Mineralreich in Bildern, 1874. 1. fol. Holzschnitte aus Brehms Tierleben. 1. fol. Müller, A. und K., Aus der Tierwelt. 1869-70. 2. 8°. Müller, K., Kosmische Botanik. 1869. 1. 8". Wood, The Illustrated Natural History. 1865-67. 3. 80. VVoodward, Recent and Fossil Shells. 1866. 1. 8". Sower))j', Oonchyological Manual. 1842. 1. 8*^. Lehmann, Die lebenden Schnecken und Muscheln in i'umiucrn. 1873. 1. 8". Chcnu, Manuel de Conchyliologie. 1859. 1. 8°. — Illustrations conchyliologiques. 3. fol. (2 Bde., Atlas ) 18[59]. Staudinger-Langhans, E.Kotische Tagfalter. 2. 4". (l Bd,, Atlas.) 1888. Figuier, The Ocean World. 1868. 1. 8°. Marshall, Die Tiefsee. 1888. 1. 8«. — UV — ♦Scliarff, 11. F., in Dublin: On thc Origin of tho liiah Land- and Fresh- water-Fauna. »Scliininielpf eng: Zur Schlagwort-Reform des Auskunftwesens. *Dr. Scnukenbergische Stif tungs - Administration in Frank- furt a. M. : 60. Nachricht von dem Fortgang und Anwachs der Dr. Senckenbergischen Stiftung. *Stussich, M., in Triest: Notizie Khiiintüldgiche. Fase. 4— 6. — I Distomi dei Rettili. *dc Toni, J. B, Prof., Sylloge algarum omnium hucusquc cognitarum. *v. Tschusi, V., Eittcr zu Schmitthofcn, Villa Sännenhof bei Hallein (Salz- burg): Meine bisherige litterarische Thcätigkeit 18(55 — i)8. *Urich, F. W., Schriftführer des Trinidad Field Naturalists' Club in Tort of Spain: Journal. Vol. 2. No. 1—3, 5 und 6. *Verwurn, Max, Dr. med., in Jena: Allgemeine Physiologie, ein Grundrilj der Lehre vom Leben. Weis, Albr., in Frankfurt a M. : Dr. A. E. Grube, Ein AusÜug nach Triest und dem Quarnero. 1801. *Wittrack: Deutsche Colonialzeitung. Bd. 3 und 6. Ziegler, Jul., Dr., in Frankfurt a. M.: Dr. S. Günther, Die Phänologie, ein Grenzgebiet zwischen Biologie und Klimakunde. B. Im Tausch erhalten. Von Akadoinicii, Behörden, (icscllscliaftou, Institutionell, Vcroiuen u. dgl. gegen die Abliandlungon und die Berichte der tiesellschaft. A a r au. Aargauische N a t u r f o r s c h c n d e Gesellschaft: — A 1 e X a n d r i e n. S o c i e t e K h e d i v i a 1 e de Geographie: — A 1 1 e n b u r g. N a t u r f o r s c h e n d e G e s e 1 1 s c li a f t des 0 s t e r I a n d e s : Mittheilungen aus dem Osterlande. N. F. Bd 0. A m i e n s. S o c i e t e L i n n e e n n e du Nord de I a France: — A 111 s t e r d a in. K ö n i g 1. A k a d e m i e der Wissenschaften: Verhandelingen, Afd. Natuurkunde : 1. Sectio, Deel I. No. 1—6 und 8. Verslagen der Zittingen. 18'J3— 9-4. — Zoologische Gesellschaft: — Annaberg. Ann aberg-Buchhol zcr Verein für Naturkunde: Bericht !>. 1888— 'J3. Arnstadt. Deutsche Botanische Monatsschrift. (Prof. Dr. G. Leimbach). Deutsche Botanische Monatschrift. .Jahrg. 11. 1893. No. 1— 12. „ 12. 1894. „ l.u.4-12. , 13. 1895. „ 1—5. Augsburg. Naturwissenschaftlicher ^' e r e i n für Schwaben u 11 d N e u b u r g (a. V.) : Bericht 31. — LV — Aussig. Naturwissenschaftlicher Verein: Bericht. 1887—93. B a Ii i a. I s t i t u t o G e o g r a p li i c o e H i s t o r i c o : — Baltimore. Johns Hopkins' U n i v e r s i t y : Studies from tlie Biological Laboratory. Vol. 5. No. 2— i. Bamberg. N a t u r f o r s c h e n d e Gesellschaft: — Basel. N a t u r f 0 r s c h e n d e Gesellschaft: Verhandlungen. Bd. 9. Heft 3. Bd. lU. Heft 2—8. — und Genf. Schweizerische Botanische Gesellschaft: — B a t a V i a. N a t u u r k u n d i g e V e r e e n i g u n g i n N e d e r 1 a ii d s c h I n die: Natuurkundig Tijdschrift. Decl 53. 8. Serie. Deel 2. — Batav. Genootschap van Künsten en Wet enschappen: — Belfast. Natur alis ts ' Field Club: Annual Report and Proceedings. 1893—94. Bergen. Bergens Museum: Aarbog 1893. On the Development and Structure of the Whale. Part 1. (On the Development of the Delphin.) Berkeley. University of California: — Berlin. K ö n i g 1. P r e u s s. Akademie der Wissenschaften: Physikalische Abhandlungen 1893. Mathematische , 1893. Sitzungsberichte 1894. No. 1 — 53. — Deutsche Geologische Gesellschaft: Zeitschrift. Bd. 46. Heft 1—3. — K ö n i g 1. G e 0 1 0 g i s c h e L a n d e s a n s t a 1 1 u. B e r g a k a d e m i e : Geologische Spezialkarte von Preußen und den Thüringischen Staaten. Lief. 46 und 62 in 5 bezw. 4 Blattern nebst Erläuterungen in 5 bezw. 4 Heften. Lief. 53. Blatt 1 — 3 und 7 — 9 nebst Rohkarte zu jedem der 6 Blätter. Lief. 58. No. 38, 39, 44, 45, 50, 51, 56, 57 nebst den zugehörigen Erläuterungen in 14 Heften. Abhandlungen. N. F. Heft 2. , 9. 2. Th. Atlas zu den Abhandlungen. N. F. Heft 2. Abhandlungen zur geologischen Spezialkarte. Bd. lü. Heft (i — 7. Jahrbuch. Bd. 14. 18!)3. — Botanischer Verein für die Provinz Brandenburg: Verhandlungen. Jahrg. 35 — 36. — Gesellschaft N a t u r f o r s c h e n d e r Freunde Sitzungs-Berichte. 1893. 1894. No. 1—2. Bern. N a t u r f o r s c h e n d e Gesellschaft: Mittheilungen. 1893. No. 1305—1334. — Schweizerische Natur forschen de Gesellschaft: — B i s t r i z. Gewerbeschule: Jahresbericht 18. — LVI — Böhm. Leipa. Nordböhmischer Excarsionsklub: Mittheilungen. Jahrg. 17, No. 2 und i. 18. No. 1. Bologna. Accademia Eeale delle Scienze: — Bonn. >'aturhistorischerVerein der Preuss. Rheinlande und Westfalens und des Reg. -Bez. Osnabrück: Verhandlungen. Jahrg. 51. (6. Folge. Jahrg. 1.) 1. Hälfte. Bordeaux. Societe des Sciences Physiques et Naturelles: — Boston. Society of Natural History: Memoirs. Vol. 3. No. 14. Vol. 4. No. 11. Proceedings. Vol. 26. No. 1—3. Occasional Papers IV. Vol. I. Part 1—2. — American Academy of Arts and Sciences: Proceedings. N. S. Vol. 20-21. B r a u n s c h w e i g. Verein für Naturwissenschaft: — — Herzogliche Technische Hochschule: — Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen. Bd. 13. Heft 2. Bd. 15. Heft 1. Breslau. Schlesische GesellschaftfürVaterländische Kultur: Jahi'esbericht 71. — Landwirtschaftlicher Zentral verein für Schlesien: — — Verein Deutscher Studenten: — Brisbane. Royal Society of Queensland: — Brooklyn. Brooklyn Entomological Society: — Brunn. Naturforschender Verein: Bericht 12 der Meteorolog. Kommission. Verhandlungen. Bd. 32. 1893. — K. K. Mähr isch-Schlesis che Gesellschaft zur Beför- derung des Ackerbaues, der Natur- und Landes- kunde: Centralblatt 1893—94. No. 73—74. Brüssel (Bruxelles). Academie Royale des Sciences, des Lettres et des B e a u X Arts de B e 1 g i q u e : — — Societe Beige de Geologie: Bulletin. Tome 2. 1888. „ 4—7. 1890-93. — Societe Entomologique de Belgique: Annales. Tome 37. Memoires. 1892—93. Tome 1 und 2. — Übservatoire Royale: — Budapest. Ungar. Naturwissenschaftliche Gesellschaft: Jahresbericht. 1892. Geologische Mitteilungen. Bd. 24. 1894. — König 1. Ungar. Geologische Anstalt: Mitteilungen. Bd. 9. Heft 1—6. , 10. , 1-6. — Lvn — Budapest. Ungar. Geologische Gesellschaft: Földtani Köczlöny. Bd. 22. Heft 1 — 12. . 23. „ 1-12. » 24. , 1-10. Buenos Aires. Revista Argentina de Historia Natural; Boletin. Tome 13. Entrega 3 a und la. Caen. Societe Linneenne de Norman die: Bulletin. 1893. „ Ser. 4. Vol. 8. Fase. 3—4. Memoires. Vol. 18. Fase. 1. Calcutta. Asiatic Society of Bengal: Journal. Vol. 63. Part 2. No. 1 und 3. Pruceediugs. 1894. No. 2-6 und 9. Gaml^ridge. Museum of Comparative Zoology: Annual Report. 1893—94. Bulletin, Vol. 16. No. 15. , 25. „ 7-12. , 26. „ 1-2. — Entomological Club: Psyche (Journal of Entomology). Nr. 218—229. — American Association for the Advancement of Science: — C a s s e 1. Verein für Naturkunde: Bericht 39. Catania. Accademia Gioenia di Scienze Natur ali: Atti. Annu 70. 1893. „ „ 71. 1894. Vol. 7. BoUettino delle Sedute. Fase. 36 — 38. Chapel Hill, N.Carolina. Elisha Mitchell Scientific Society: Journal. 1893-94. Chemnitz. Naturwissenschaftliche Gesellschaft: — Cherbourg. Societe Nationale des Sciences Naturelles et Mathematiques: — Chicago. Academy uf Sciences: — Christiania. König 1. Norwegische Universität: — Cincinnati. UniversityofCincinnati: — Chur. Natur for sehen de Gesellschaft Graubündens: Jahresbericht. N. F. Bd. 37. 1893—94. Cördoba Academia Nacional de Ciencias de la Republica Argentina: Boletin. Tome 12. Entrega 1—3 und 4 a. „ 13. „ laund2. . 14. , 1. Harperath, L., Dr , Chemische Briefe. Die Weltbildung. Danzig. Natur forschen de Gesellschaft: Schriften. Bd. 8. Heft 3-4. D a r m s t a d t. Verein für Erdkunde: Notizblatt. 4. Folge. Heft 13. — LVIII — Darmstadt. Großher zo gl. Hessische Geologische Landes- anstalt: — Delft. Ecole P oly technique : — Dessau. N a t u r h i s t o r i s c h e r Verein für Anhalt: — 1) 0 n a u e s c h i n g e n. Verein für G e s c h i c h t e u n d N a t u r - geschichte: — Doriiat. Natur forschen de Gesellschaft: Archiv für die Naturkunde. Bd. 10. Lief. 3—4. Sitzungsberichte. Bd. 10. Heft 2. Dresden. Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis'': Sitzungsberichte und Abhandlungen 18iJ3. Juli— Dezeniljer. Dublin. Boy al Society : Scientific Transactions. Vol. 4. Part. 14. n Ti j) ^- 71 1 5- Edinburgh. Eoyal Society: — — Royal Physical Society: Proceedings. 1892—93 und 1893—94. E 1 b e r f e 1 d - B a r m e n. N a t u r av i s s e n s c h a f 1 1 i c h e r Verein: — Erlangen. Physikalisch-niedicinische Gesellschaft: — Florenz. I s t i t u t o d i S t u d i S u p e r i o r i P r a t i c i e d i P e r f e z i - 0 n a m e n t e : BoUettino 1894. No. 202—219 und 221—225. San Francisco. California Academy of Science: — Frankfurt a. M. Neue Zoologische Gesellschaft: — Der Zoohigische Garten. 1894. No. 5-12. 1895. No. 1-3. — Physikalischer Verein: Jahresbericht. 1892—93. — Freies Deutsches Hochstift: Berichte. Jahrg. 1893. Bd. 9. Heft 3—4. 1894. „ 10. „ 1-4. 1895. „ 11. ,1. — Kaufmännischer Verein: — Verein für Geographie und Statistik: — — Deutscher und 0 c s t e r r e i c h i s c h e r A 1 p e n v e r e i n : Festschrift zum 25jährigen Bestehen der Sektion Frankfurt a. M. 17. November 1894. — Aerztlicher Verein: — — T a u n u s - K 1 u b : Bericht. Frankfurt a. 0. Naturwissenschaftlicher Verein des R e g.- B e z. Frankfurt a. 0. : Helios. Jahrg. 12. No. 4—12. 1894—95. Societatum Litterae. Jahrg. 8. No. 4—12. Jahrg. 9. No. 1-3. 1894—95. F r a u c n f e 1 d. T h u r g a u i s c h e N a t u r f o r s c h e n d e (t c s e 1 1 s c h a f t : — F r e i b u r g i. B r. N a t u r f o r s c h e n d e Gesellschaft: — F u I d a. Verein f ü r N a t u !• k u n 7. <) 41. No. 6-9. » n 7. , 42. r? 1—3, 5, 9, 11 und 12, n „ 8. j) 1. 71 1^5. Bulletin. ■n 4. 7) 36. !> 1-2. s » 5. 5. n 1. 2. V n 1-4. 1-3. — B i 1) 1 i 0 1 h e q u e de 1' U n i v e r s i t e : Scripta botanica. Tomus 4. Fase. 1. — K a i s e r 1. Universität (N a t u r f o r s e h e r - G e s e 1 1 s c h a f t) : Travaux de la Societe des Naturalistes. Seetinn de Zoologie et de Physiologie. Tome 24. Livr. 1—2. Section de Botanique. Vol. 24. — C 0 m i t e Geologique: Memoires. Vol. 4. No. 3 et dernier. Bulletin. Tome 12. No. 3—7. „ Supplement au Tome 12. — Societas Entomologica Rossica: Horae Societatis Entomologicae Rossicae. Tome 28. — Kaiser 1. Botanischer Garten: — Philadelphia. A c a d e m y o f Natural Sciences: Proceedings. 1893. Part 1 und 3. 1894. . 1-3. — LXV - Philadelphia. American Philoso phical Society: Proceedings. Vol. 31—33. No. 142-146. — The American Naturalist: No. 330—335 und 337—341. — Wagner Free Institute: — Pisa. Societä Toscana di Scienze Naturali: Atti. Vol. 5. No. 2. „ Processi verhall. Seite 133 — 194. Prag. Deutscher Akademischer Lese verein (Lese- und Rede- halle der Deutschen Studenten): Bericht 1893. — Verein Lotos: — P r e s s h u r g. Verein für Natur- und Heilkunde: — Regensburg. Naturwissenschaftlicher Verein: Berichte. 4. Heft. 1892-93. Reichenherg. Österreichischer Verein der Naturfreunde: — Riga. Naturforscher-Gesellschaft: Korrespondenzblatt. No. 37. 1894. Rio de Janeiro. Museu Nacional de Rio de Janeiro: — Rochester. Academy of Science: — Rom. Museo de Geologia dell' üniversitä: — — R. Comitato Geologico d'Italia: Bollettino. 1894. Vol. 5. No. 2-4. — R. Accademia dei Lincei: Atti. Vol. 3. Fase. 2—12. . i- » 1-9. „ (Rendicontil Vol. 4. Fase. 1—9. Röveredo. R. Accademia di Scienze. Lettere ed Arti degli Agia t i: Atti. Anno 2—11. 1884-94. Salem (Mass.;. Essex Institute: Bulletin. Vol. 25. No. 4—12. „ 26. „ 1-3. San Jose. Museo Nacional de la Repuhlica de Costa Rica: Catalogo sazonado de los Objectos arqueologicos. Estudios sobre las Hormingas de Costa Rica. 1894. Santiago (Chile). Deutscher Wissenschaftlicher Verein: — — Societe Scientifique du Chili: Actas. Tome 2. Livr. 4. Tome 3. Livr. 3—5. Tome 4. Livr. 1—4. Saö Paulo. Zoologisches Museum: — Sarajevo. Bosnisch-Herzegowinisches Landesmuseum: Wissenschaftliche Mitteilungen. Bd. 1—2. Siena. Accademia dei Fisiocritici: Atti. Ser. 4. Vol. 5. Fase. 1—2. , 4. . 6. , 6-10. Processi verbau delle Adunanze. 1894. No. 1—2 und 6—7. 5 — LXYI — Sitten (Sion). Societe Murethieiriie du Valais: Bulletin des Travaux. 1892—98. Fase. 21—22. S t a V a n g e r. S t a v a n g e r M u s e u ni : Aarsberetning. 1893. Stettin. Entoiuologischer Verein: Entomologische Zeitung. Jahrg. 51 — 54. Stockholm. K ö n i g 1. Akademie der Wissenschaften: Handlingar. Memoires. Bd. 25. 1892. Heft 1—2. Bihang (Handlingar). Bd. 19. Afd. 1-4. Accessions-Katalog. 8 — 1873. Observations meteorologiques. 1890. Lefnadsteckningar. Bd. 3. Heft 2. — Institut Eoyal Geologique de la Suede: — — Entomologiska Fö renin gen: Entomologisk Tidskrifd. Bd. 15. Heft 1—4. S t r a ß b u r g. K a i s e r 1. U n i v e r s i t ä t s - u n d L a n d e s - B i 1) 1 i o t h e k : — — Kommission für die geologische L a n d c s - I^ n t e r - suchung von Elsaß-Lothringen: Übersichtskarte der Eisenerzfelder des westlichen Deutsch-Lothringens nebst Verzeichnis. Stuttgart. Verein für Vaterländische N a t u i- k u n d e : — — Königl. Polytechnikum : Jahres-Bericht. 1893-94. Sydney. Academy of New South Wales: Journal and Proceedings. Vol. 27. — L i n n e a n Society o f New South Wales: Proceedings. Vol. 8. Part 2—4. 9 1 — Australian Museum: Records. Vol. 1. No. 3. Report of tlic Trustees. 1893. Throndhjem. Königl. Gesellschaft der Naturwissenschaften: Skrifter. 1892. Tokyo. Imperial University (College of Science): Journal. Vol. 6. Part 4. Vol. 7. Part 1—4. Vol. 8. Part 1. — Imperial University (M e d i c i n i s c li e Fakultät): Mitteilungen. Bd. 2. No. 2. n » ^- » L — Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde: Mitteilungen. Bd. 6. Supplementheft 1. , 6. Heft 54. Toronto. The ( " a n a d i a n Institute: — Trencsi'U. Naturwissenschaftlicher Verein des Trencsiner K 0 m i t a t e s : — T r i e s t. S o c i e t ä Agraria: L'Aniico dei Oampi. 1894. No. 4—12. 1895. . 2—5. — LXVII — T r i e s t. S o c i e t ä A d r i a t i c a d i S c i e n z e N a t u r a 1 i : — — Museo Civico di Storia Naturale: — Tromsö. Tromsö Museum: Aarsberetning. 1892. Aarshefter. 1892. Tübingen, ü n i v e r s i t ä t s - B i b 1 i o t li e k : — Turin. Reale A c c a d e m i a d e 1 1 e S c i e n z e : Älemorie. Ser. 2. Tomo 44. Atti. Vol. 29. Disp. 11—15. „ 30. , 1—4. Bollettino dei Musei di Zoologia ed Anatomia comparata. Vol. 9. No. 166-182. Upsala. Societas Regia Scientiarum: Nova Acta. Vol. 16. 1893. Washington. Smithsonian Institution: Annual Report of the Board of Regents. 1891 — 93. Report of the Comptroller of the Currency. 1893. Bulletin of the U. St. National Museum. No. 43—46. The International Work of the Wind by S. P. Langley. Bibliography of the Salishau Languages. Bibliography of the Wakashau Languages. Memoirs of the National Acailemy of Science. Vol. 6. The Maya Year. The Pamunkey Indians of Virginia. Smithsonian Report. 1892. Proceedings of the U. St. National Museum. Vol. 16. 1893. Proceedings of the American Association for the Advancement of Science for the 42. Meeting held at Madison , Wisconsin, August 1893. — Department o f the I n t e r i o r : Annual Report of the Bureau of Ethnology. 1887— 89 u. 1889—91. Smithsonian Geographical Tables. 1894. 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Xo. 2—4. — Zoologisch-botanische Gesellschaft: Verhandlungen. 1894. Bd. 44. No. 1—4. 1895. , 45. , 1—4. Monographie der Pseudophy lüden. Text und Atlas mit Taf. 1—10. — Entomologischer Verein: Jahresbericht 4-5. 1893—94. — Oesterreichischer Tourist en-Klub (Sektion für Na- turkunde): Mitteilungen. Jahrg. 6. 1894. — K. k. Zentral- Anstalt für Meteorologie und Erd- magnetismus: — — Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse: Schriften. 34. Cyclus. — Naturwissenschaftlicher Verein an der Universität: Mitteilungen. 1893-94. Wiesbaden. Nassauischer Verein für Naturkunde: Jahrbücher. Jahrg. 47. Würzburg. Physikalisch-m edicinische Gesellschaft: Verhandlungen. N. F. Bd. 28. No. 3-7. Sitzungsberichte. 1894. No. 1—10. Schaumann, Dr. Beitrag zur Kenntnis der Gynaekomastie. Zürich. Naturforschende Gesellschaft: Vierteljahrschrift. Jahrg. 39. Heft 2—4. Neujahrsblatt. Jahrg. 27. 1895. — Schweizerische Botanische Gesellschaft: — Zweibrücken. Natnrhistorischer Verein: — Zwickau. Verein für Naturkunde: Jahresbericht. 1892-93. — LXIX — C. Durch Kauf erworben. a. Tollständige Werke und Einzelscliriften : Ammon, Otto: Die natürliche Auslese beim Menscheii. Brehm's Tierleben. S.Auflage. Bd. 10: Niedere Tiere. Bulletin de la Societe Malacologique de France. Brown. C. Th. : llanual of the New-Zealand Coleoptera. Part 2 — 4. 1880. Gemminger, Dr , und B. de Harold: Catalogus Coleopteronun. Bd.I — XII Hol 1er: Brasilische Pilzblumen. Zseumann's Ortslexikon des Deutschen Reiches. Wasmann, E. : Kritisches Terzeichnis der mvrmekophilen und t^rmitophilen Arthropoden. b. Liefernnffsiverke : Annales du Jardin Botanique de Buitenzorg. Beiträge zur Geologischen Karte der Schweiz. Bronn: Klassen und Ordnungen des Tierreichs. C h e 1 i u s . C. : Erläuterungen zur Geologischen Karte d. Großherzogtums Hessen. Ergebnisse der Plankton-Erpedition. Fauna und Flora des Golfes von Neapel. F r i t s c h . Studien im Gebiete der Böhmischen Kreideformation. Grandidier: Histoire Naturelle des Coleopteres de Madagascar. Leuckart & Chun: Bibliotheca Zoologica. Lindenschmidt: Altertümer unserer heidnischen Vorzeit. Martini- Chemnitz: Systematisches Konchylien-Kabinet. de Niceville, L. : The Butterflies of India, Burmah and Ceylon, Novitates Zoologicae, a Journal of Zoology. Nyman. Conspectus Florae Europaeae. Paleontologie Francaise. E e t z i u s : Biologische Cntersuchungen. E 0 1 h . J. : Allgemeine Geologie. S a r a s i n . Gebr. : Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschungen auf Ceylon. Schimper: Mitteilungen aus den Tropen. Selenka. E.. Dr.: Studien über Entwicklungsgeschichte der Tiere. Semper: Eeisen im Archipel der Philippinen. Die Tagfalter: Ehopalocera. Smith & Kirby: Ehopalocera Exotica. Taschenberg, 0., Dr.: Bibüotheca Zoologica. Tryon: Manual of Conchology. Zittel: Handbuch der Paläontologie. c. Zeitschriften: Abhandlungen der Schweizerischen Paläontologischen Gesellschaft. American Journal of Arts and Sciences. Anatomischer Anzeiger. Annales des Sciences Naturelles (Zoologie et Botanique). Annales de la Societe Entomologitiue de France. — LXX — Aiinals and Magazine of Natnval Historj-. Arbeiten aus dem Zoologisch-zootomischen Institut in Würzburg. Archives de Biologie. Archiv für Anatomie und Physiologie. Archiv für Anthropologie. Archiv für die gesamte Physiologie des Mensehen und der Tiere. Archiv für mikroskopische Anatomie. Archiv für Naturgeschichte. Berliner Entoraologische Zeitschrift. Botanischer Jahresbericht. Botanische Jahrbücher für Systematik, Pflanzengeographie und Pflanzen- geschichte. Deutsche Entomologische Zeitschrift. Geological Magazine. Jahresberichte über die Fortschritte der Anatomie und Physiologie. Journal für Ornithologie. Mineralogische und petrographische Mitteilungen. Morphologisches Jahrbuch. Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft. Natur e. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Palaeontographica. Quarterly Journal of the Geological Society of London. Roux' Archiv für Entwicklungsmechanik. Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie. Zeitschrift für Ethnologie. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. Zoologische Jahrbücher. Abth. f. Syst. und f. Ariat. und Entwicklungsgesch. (Monticelli, F. S., Studii sui Trematodi endoparasiti, als 3. Sui^ple- mentheft zu Spengel, Zoolog. Jahrbücher.) Zoologischer Jahresbericht. Herausgegeben von der Zoologischen Station in Neapel. Zoologischer Anzeiger. Die Aiiscliaffimgen und Geschenke des Senckenbergischeu Medizinischen Instituts, des Ph^'sikalischeu. Ärztlichen und Geo- graphischen Vereins werden ebenfalls der gemeinsamen Bibliotliek einverleibt und können demnach von unsern Mitgliedern benutzt werden. Von denZeitschriften. welche, neben den schon angefühi'teu, der Gesellschaft zur Verfügung stehen, seien erwähnt: Von Seiten des Seuckcuberg^ischen Medizinischen Instituts : Botanische Zeitung. Flora. Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik. Revue generale de Botanique. — LXXI — Von Seiten des Physikalischen Vereins: Archiv der Pharmacie. Halle a. S. Astronomisches Jahrbuch. Berlin. Astronomische Nachrichten. Altena. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Berlin. Chemisches Centralblatt. Leipzig. Die Chemische Industrie. Berlin. Dinglers Polj'technisches Journal. Stuttgart. Elektrotechnische Zeitschrift. Berlin. Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie. Gießen. Journal für praktische Chemie. Leipzig. Karmarsch und Heeren, Technisches Wörterbuch. Liebigs Annalen der Chemie. Leipzig. Poggendorffs Annalen der Phj'sik und Chemie. Leipzig. Polytechnisches Notizblatt. Frankfurt a. M. Zeitschrift für analytische Chemie. Wiesbaden. Zeitschrift für Instruraentenkunde. Berlin. Zeitschrift für Mathematik und Physik. Leipzig. Von Seiten des Ärztlichen Vereins: Archiv für experimentelle Pathologie. Archiv für Ohrenheilkunde. Archiv für pathologische Anatomie. Archiv für Psychiatrie. Beiträge zur Chirurgie. Berliner klinische Wochenschrift. British Medical Journal. Centralblatt für Bacteriologie. Centralblatt für Harnkrankheiten. Centralblatt für Physiologie. Deutsche medicinische Wochenschrift. Jahresbericht der gesamten Medicin. Münchener medicinische Wochenschrift. Neurologisches Centralblatt. Sammlung klinischer Vorträge. Veröffentlichungen des Reichs-Gesundheitsamts. Wiener klinische Wochenschrift. Wiener medicinische Wochenschrift. Zeitschrift für Biologie. Zeitschrift für ärztliche Landpraxis. Zeitschrift für physiologische Chemie. Zeitschrift für Psychologie und Physiologie. Von Seiten des Vereins für (Geographie und Statistik; Petermanns Geographische Mitteilungen. LXXII III. Andere Geschenke. Von Herrn Alb. von Rein ach, hier; Mk. 250. — als Beitrag zum Ankauf eines Gorilla-Skeletts. Von Herrn Ludw. Kopp, hier : Kopf eines ausgewachsenen Indianers, durch Präparation zusammengeschrumpft, aus den Cordilleren von Ecuador. Von Herrn Spitalmeister Ph. Reich ard, hier: Photographie der alten Eibe im Botanischen Garten. Von Herrn Dr. med. Ant. Fresenius, hier: Eingerahmte Photographie seines sei. Vaters Dr. med. G. Fresenius, Lehrers der Botanik am Senckenbergianum 1831—66. Bilanz und Übersicht. LXXIV ^ OS A ^ orj i—N fH O) QTJ a> O ;: a> -ö & O) 4^ ^ Qf? ^ ^ (-» Oi CX) 1— i S ;_, •^-i cu a ^ s ?: N o M ^ ^m « er» CO •^ ^ bJD n") ^ a> pfi ?3 4) ^ V fl 4» QC »H O) »Ö N s es pq CO 1 0 0 0 1 0 (M ■<* Qui 0 ^ o T-( CO I> ZO CO CO 0 CO (M 0 0 3 rt* 'Ol -H O !>• i> T-l CTJ 0 CO oc — ' 0 lO 0 (T, 00 ^ l> o in >n a in CO t> CO I>- Ol CO 0 CO CO a TO O CO »n CO CO CO 0 0 in CO l-H in iH (M CO j-( cg CO -* T-i 0 i-H T-I (M '^ CO (Ü > o »H -1-3 IX> s «3 o c c r- 14 ^, CO ä ci 0 -tJ bß OJ • 4J g ÖD /iS '^ 52 ^ (O --3 .2 b 0 c M 'S bß .5 2 bß 02 . s M " - d 0 a bß K c • -- r- 0 , 3 ^ fe> c l-H 1 '0 ■' Ol '0 CO N m ■ c ^ c fi ^.2 > p c öl CO 0 pq ■* C <11 '^ c C E =i-f '-l 1 O 1 Cvi -^ Ol c- 1 CO oE 1 o: 0 »o o CO c r; 35 CO o 1— 1 ? CO .a 'M O o- c F^ CO a CO »o in cc 5j 1— CO CO ö o -1-2 cä ^ 4.2 1» d X 's -*j \ c \. ^ o \ 'S ^ \ V -< . iß \ \ «3 ri \ &£) '^ \ j5 X «1 c \ tt^ o \ ■^ 1 ^ ;: \ \ V zn a c 1 \ •| ^ \ \ o -^ X 'S 2 _b 3 :r \ V S5 3 C > a \ i^ «^ ,, r. ^; r; ►— i , — LXXV es SS ?: OJ ^ CS &ß — H GO -«1 T— 1 J^ ?3 O) h-i s cc es ■n fl ^ W i^ a er iC 1 1 1 0 CO CM 0 Pk lO 1 (M Tt <£ D- cc 1 1 1 (M ^ O^ i> C^ "Tf —, 0 c tc 0 0 ^ -n 1—1 c^ 0 >o c ^ (M l> X ,-f* 0 0 >c lO r- OT Ol ^ «D c iC X iC c 0 0 c; X >Ci L^ 0 S 0 D- 1— t CM CM T* IC CM i-H CO r^ CO (M bß s S 03 !=i tH bß 03 X N Q 0 05 '^ a bß <1 ;_, '^ c CO Z rf P PC W P^ N Pq s" M iD c: C^ c i> -* >c 0 S 0 iC c X iC '" '^ c- (M o: c 0 i>: er 0 c- (M 0 •- CC c IM cr 0 CO o: 03 j« CO X --t< s i> c^ 0 CO ^■ 0 3 CO '^ CM X '^ (M ^ 0 Jj CO p bß es bc sa 0 m 'jH ä ^ S f S 0 '-D a ^ -oS != 'S 3; OJ 0 X C S^ OQ M bß^ ^ c 0 'bß C ;^ ^ -t c ^ -5 "^ ä CC a 0 Ph ^ 1 D a t5 a a Ol c 0 ^ ^ ^ .^ r:J • ^ CO ,-H 0 ^ 0 CM 0 2 CO a CO w w W 5 > C h-1 s P LXXVI Anhang. A. Sektionsberichte. Herp eto logisch e Sektion. Im Laufe des Jahres 1894/95 flössen der Sammlung- wiederum reiche Gaben zu. Unsere alten Freunde und Gönner, die Herren B. Schmacker in Shanghai, F. W. Frich und R. R. Mole in Port of Spain, Dr. Franz Werner in "Wien, Konsul F. Mauss in Puerto Cabello (Venezuela), Prof. Dr. H. V. Ihering in Sao Paulo (Brasilien), Carl Fleisch mann in Guatemala, Alb r e ch t Seit z in Hamburg und Konsul G. V. Schröter in San Jose (Costa Rica) erfreuten uns durch zumeist sehr reichhaltige Sendungen. Durch Herrn Schmacker erhielten wir prächtige Arten von der Insel Hainan und von den Liukiu-Inseln, durch die Herren Urich und Mole von Trinidad, d-d.nmter Hi/la 7uaxi})ia Laur. und die Schlangen Phnjnonax eutropis Blgr. und Phr. fasciahis Pts., deren Vaterland entweder bis heute unbekannt geblieben war oder die zum wenigsten auf Trinidad noch nicht nachgewiesen worden sind. Herr Dr. Werner schenkte Stücke von ihm beschriebener neuer Arten und einige uns fehlende Formen aus Barma, die Herren Dr. C. Flach in Aschaffenburg und Prof. L. v. Mehely Lacerta praticola Eversm. aus Burgas in Ostrumelien und aus Mehadia im Banat. Unter den von Herrn Mauss erhaltenen Arten sind besonders merkwürdig eine große Glauconia macrolepis Pts. und ein cT von Prosthcra- pis trinitatis S. Garm., beide aus Venezuela. Der letztgenannte, von Sau Esteban bei Puerto Cabello stammende kleine Frosch trägt fünf seiner Kaulquappen, aber nicht, wie man nach den bisherigen Beschreibungen vermuten durfte, angesaugt nach — LXXVII — Art eines Lenden schurzes nm die Weiclien gruppiert, sondern oben auf dem Rücken in der Weise, daß die Larven ringförmig* gekrümmt sicli mit dem Schwänze selbst oder gegenseitig decken und fest gepackt neben einander liegen. j\Iit einer Suite Batracliier aus San Paulo in Brasilien erfreute uns Herr Dr. V. Iliering, während uns Herr Fl ei seh mann mit einem selbst gesammelten riesengroßen Stücke der seltenen Bliudwühle Dermophis inexicanus D. B., dem schönen Ancistrodon hüineatics Gthr. und anderen kostbaren Schlangen aus dem tropischen Teile von Guatemala bedachte. Die kleine Sammlung des Herrn Seitz von der westindischen Insel Tobago hat deshalb beson- deren Wert, weil sie uns die Kenntnis der Fauna dieses noch wenig bekannten Eilandes vervollständigen hilft. Von Herrn V. Schröter bekamen wir eine Reihe guter Arten aus Costa Rica, von Herrn Dr. med. A. Zander in Jiig-A Pelobates fiiscus Laur. von der in geographischer Beziehung beachtenswerten Lokalität Beljassuwar au der russisch-persischen Grenze Traus- kaukasiens. Weitere Geschenke verdanken wir den Herren Baron Otto Rosen in Askhabad (Transkaspien), Pfarrer G. Nägele in Waltersweier bei Offenburg (Baden), Dr. pliil. Heinr. Lenz in Lübeck u. a. ; die Zeit reichte diesmal nicht bei Abfassung dieses Berichtes alle Geschenke zu registrieren und aufzustellen ; die Liste dieser Tiere soll daher im nächst- jährigen Berichte nachgetragen werden. Von wissenschaftlichen Arbeiten wnirden, abgesehen von den in diesem Berichte 1894 herausgegebenen beiden Abhand- lungen, veröffentlicht ,,Zwei neue Reptilien vom Sambesi" im Zoolog. Anzeiger 18. Jahrg. 1895 pag. 62—63 und „Liste der Reptilien und Batrachier der Insel Halmaheira nach den Samm- lungen Prof. Dr. AV. Küken th als" ebenda pag. 116—121 und pag. 129—138, sodann „Lurche (Batrachia) und Schlangen" in Semons Zool. Forschungsreisen in Australien und dem malaj-ischen Archipel Bd. 5 pag. 107 — 128, Taf. 5, „Beitrag zur herpeto- logischen Kenntnis der Calamianen, Philippinische Inseln-' in Abh. u. Ber. d. Kgl. Zool. u. Anthr.-Ethn. Mus. Dresden 1894/95, No. 7. 4" 5 pagg.. „A contributiou to the herpetological fauna of the Island of Tobago" in Journ. of the Trinidad Field Natu- ralists' ("lub Vol. 2, 1895 pag. 145—146 und „Neue Frösche und Sclilangen von den Liukiu-Inseln" im 33. /36. Bericht Offen- — LXXVITT — bacli. Ver. f. Naturk. 1895 pag. 101 — 117 imcl Auszug davon im Zool. Anzeiger 18. Jahrg. 1895 pag. 266—270. Überdies zahlreiche Keferate über neuere lierpetologische Arbeiten im „Zool. Centralblatt 2. Jahrgang 1895." Von Typen, die dem Museum im Laufe des letzten Jahres zuflössen, sind abgesehen von den im Jahresbericht für 1894 pag. LXXI — LXXII bereits namhaft gemachten Arten 16 zu verzeichnen, nämlich : 1072 a Rana frenata Bttgr. Moramanga, Ost-Madagaskar. Noch unbeschrieben. Gesell, des Herrn Franz Sikora, Anantanarivo. 1072.1 ai?«w« ohinavana Bttgr. Okinawa, Liukiu-Inseln. 33. /36. Jahresber. Offenbach. Ver. f. Naturk. 1895 pag. 103. Gesch. des Herrn B. Schmacker, Shanghai. 1074 a Rana eifßngeri Bttgr. Liukiu-Inseln. Ebenda pag. 104. Gesch. von demselben. 1078 a Rhacophorus sikorae Bttgr. Moramanga, Ost-Madagaskar. Noch unbeschrieben. Gesch. des Herrn Franz Sikora, Anantanarivo. 1078.2 a Rhacophorus isabellmus Bttgr. Moramanga, Ost-Mada- gaskar. Noch unbeschrieben. Gesch. von demselben. 1087 a Rhacophorus exigims Bttgr. Chin-hai bei Niugpo, Ost- China. Ber. Senckenberg. Naturf. Ges. 1894 pag. 148, Taf. 3, Fig. 3. Gesch. des Herrn B. Schmacker, Shanghai. 1141,2 a il/r/7?i'c//rt ntbra Bttgr. IMoramanga, Ost -Madagaskar. Noch unbeschrieben. Gesch. des Herrn Franz Sikora, Anantanarivo. 3106,1 a Clennni/s schmackeri Bttgr. Hainau. Ber. Senckenberg. Naturf. Ges. 1894 pag. 129, Taf. 3, Fig. 1. Gesch. des Herrn B. Schmacker, Shanghai. 4159a Microscalabotes spinulifer Bttgr. Moramanga, Ost-Mada- gaskar. Noch unbesclirieben. (tcscIi. des Herrn Franz Sikora, Anantanarivo. 4221,1 a,b. Sphaerodactylus molei Bttgr. Caparo auf Trinidad, Britisch- Westindien. Joui-n. Trinidad Field Naturalists' Club Vol. 2, 1894 pag. 80. Gesch. der Herren F. W. Uricli und R. li. Mole, Port of Spain. — LXXIX — 5455,2 a lion«9peZ^z's jnstiihmi Bttgr. Boroma am Sambesi. Zool. Anzeiger 18. Jahrg. 1895 pag, 62. Gesch. des Herrn Prof. Dr. 0. Boettger, Frankfurt a. M. 8010,1 a Dri/mobius hitaeniatus Bttgr. Retalhiüen, Guatemala. Noch unbeschrieben. Gesch. des Herrn C. B'leischmaun, Guat. 805ß,2 a Colnher schntackeri Bttgr. Yaeyama auf Mijakoshima, Si'idgruppe der Liukiu-Insehi. 33. /36. Jahresber. Offen- bach. Ver. f. Naturk. 1895 pag. 108. Gesch. des Herrn B. S c h m a c k 6 r , Shanghai. 8277 a Äblabes herminae Bttgr. Yaeyama auf Mijakoshima, Südgruppe der Liukiu-Iuseln. 33. /36. Jahresber. Offen- bacli. Ver. f. Naturk. 1895 pag. 110. Gesch. des Herrn B. S c h m a c k e r , Shanghai. Noch ohne No. Fdapsoidea boulengeri Bttgr. Boroma am Sam- besi. Zool. Anzeiger 18. Jahrg. 1895 pag. 62. Gesch. des Herrn Prof. Dr. 0. Boettger, Frankfurt a. M. Noch ohne No. Trimeresurus luteus Bttgr. Yaeyama auf Mijako- shima, Südgruppe der Liukiu-Iuseln. 33. /36. Jahresber, Offeubach. Ver. f. Naturk. 1895 pag. 111. Gesch. des Herrn B. Schmacker, Shanghai. Für den Rest des .Jahres 1895 und für das Jahr 1896 ist die Neukatalogisierung der Schlangen und die Herausgabe des 2. Bandes unseres Reptilkataloges, der die Ophidier ent- halten soll, iu Aussicht genommen. Wie in früheren Jahren wurde der Sektionär in schwierigen systematischen Fragen oder bei Beschaffung von Vergleichs- material und von fehlender Litteratur mit Rat und Hilfe aufs Bereitwilligste unterstützt von den Herreu G. A. Boulenger, F. R. S., am British Museum in London und Dr. ¥. Mocquard, am Museum d'Histoire Naturelle in Paris, während er selbst den Zoologischen Museen, Instituten und Gesellschaften von Basel, Berlin, Bremen, Buenos Aires, Dresden, Graz, Hamburg, Hann. -Münden, Hildesheira, Jena, Karlsruhe, Kopenhagen, Lon- don (British Museum Nat. Hist. und Biolog. Labor. R. College of Science), Lüttich,' München, Paris, Port of Spain (Trinidad), Riga, Sao Paulo (Brasilien), Tring (Herfordshire, England), Turin, Washington, Wien und Zürich, sowie der hiesigen Zoo- logischen Gesellschaft gefällig zu sein Gelegenheit hatte. Prof. Dr. (). Boettger. — LXXX — Sektion für Insekten. A. Weis hat die Sammlungsbestände durchgesehen und in o-utem Zustand erlialten. Eine große Anzahl meist selir alter, unscliitn präparierter Coleoptera aus Abessynien, Australien, China, Mexiko u. s. w. wurde umpräpariert. Die in unserem Besitze befindlichen sehr zahlreichen Neuseeland-Coleoptera, die seiner Zeit von G. Brown geschickt worden sind und meist Typen zu seineu Arbeiten enthalten, wurden eingeordnet (als vSpezialsammlung zusammengelassen), nachdem dieselben anstatt der kleinen englischen, die gebräuchlichen Carlsbader Nadeln erhalten hatten. Ferner wurden sämtliche von Prof. Dr. W. Küken thal auf den Molukken gesammelten Coleoptera, Di- ptera, Hymenoptera, Hemiptera und ein Teil der Orthoptera präpariert und alle Tiere zur besseren Übersicht provisorisch geordnet. Die zahlreich von dieser Reise mitgebrachten Lepi- doptera werden von Herrn Sanitätsrat Dr. med. A. Pagen- stecher in Wiesbaden präpariert und bestimmt. Major Dr. von Hey den hat von den vielen Ivüken- thal'schen Insekten eine Anzahl nach der Litteratur und nach dem vorhandenen Sammlungsmaterial bestimmt, den weitaus größten Teil der Arten aber an auswärtige Spezialisten zur Be- stimmung weggesandt. — Ferner hat derselbe die ausländischen Orthoptera umgeordnet und nach der neueren Litteratur eti- kettiert. von Hey den schenkte seine umfangreiche exotische Coleoptereu- Sammlung mit vielen Arten aus Brasilien und Mexiko. Mit ihrer Aufstellung ist derselbe noch beschäftigt. Dr. L. von H e y d e n. Albr. Weis. Botanische Sektion. Im Laufe des verflossenen Winters konnte das Phanerogamen- Herbar, nachdem die ausgeliehenen Faszikel zurückgelaugt waren, fertig geordnet werden. Neu eingereiht und katologisiert wurden, abgesehen von den großen Schenkungen der Herren Kesselmeyer und St ei tz und von kleinern Zuwendungen, die von Dr. Baenitz bis jetzt erhaltenen Lieferungen des Herbarium Europaeum. Es war eine große Hilfe, die uns Herr M. Dürer mit — LXXXI — (lieser Einordnung geleistet hat, und indem wir ihm wiederholt unseren verbindlichsten Dank ausdrücken, hoffen wir, daß er auch fernerhin bei Gelegenheit zur ]\Iitarbeiterschaft bereit sein werde. Die Krvptogameu, unter denen besonders die Flechten durch die Metzler 'sehe Sammlung und die reichen Sendungen des Herren Oberlaudesgerichtsrates Arnold in München hervorragen, sind einstweilen in geeigneten Schränken untergebracht worden. — Für die Ausstellungssammlung sind einhundert der schönen Herpell'schen Pilzpräparate angeschafft worden. Herr Albr. S e i t z in Hamburg übergab uns mehrere frische Kakaofrüchte, die er aus Tobago, W. -Indien, mitgebracht hatte. Einen Teil dieser F'rüchte setzten wir in Formol, in dem sie sich sehr gut halten, und die Samen des übrigen Teiles wurden im botanischen Garten und im Palmeugarten ausgepflanzt, aber leider ohne Erfolg. Für das Sektionszimmer schenkte Herr Dr. Ant. Fresenius das eingerahmte Bild seines sei. Vaters, des Pro- fessors Dr. Georg Fresenius, Lehrers der Botanik am Senckenbergianum von 1831 — 1806. Wir werden dieses Erinnerungszeichen an den vortrefflichen Lehrer und Mitarbeiter stets in Ehren halten. Was uns sonst für die botanische Samm- lung zugegangen ist, findet sich in dem besonderen Verzeich- nisse für Geschenke, Tausch und Kauf angeführt. Oberlehrer J. Blum. Professor Dr. M. Möbius. G e 0 1 0 g i s c h - p a 1 ä 0 n 1 0 1 0 g i s c h e Sektion. Soweit sich die Arbeiten in der geologisch-paläontologischen Sektion an Geschenke anschließen, verweisen wir vorerst auf die summarische Aufführung derselben auf S. XLI ff'. Unter diesen Geschenken müssen wir aber vor Allem wieder, wie schon manches Jahr, die wertvollen Sendungen, die aus den persönlichen Aufsammlungen unseres korrespondierenden Mit- gliedes, Herrn Oberingenieurs (-. Brandenburg in Szeged. hervorgegangen sind, hervorheben. Es betreffen diese heuer besonders zwei geologische Horizonte: 1. Die bei Svinitza im Banater Gebirgsland anstehenden ('lausschichten, Roteisenerze, welche in meist vorzüglicher Ei- haltung und zwar als Steinkerue fast ausschließlich Ammouiten 6 — LXXXII — des übereil Dogger in alpiner Entwicklung entlialteu. Bisher konnten wir aus dieser Fauna folgende Fossilien bestimmen : Terehrnlnla cf. T. coarctata Park., Oppelia fusea Quenst.. Sphaero- ceras ijmir Oppel, Lytoceras adeloides Kudeinatscli. Fhi/llocerns flabellatum Neum., Phijlloceras meditcrraneum Xeuni., Phylloceras kudernatsclii Hauer, Phylloceras'? dispidahile Zittel. Perispliinctcs proccrus \. Seebacli, Perisphinctes brongniarii (VOvh.. Perisphinctes cl funatus Oppel. Unter den Perispliincten, die wir von Svinitza besitzen, sind jedenfalls noch Formen, die nicht beschrieben sind. Von den Ammoniten, die man von Svinitza kennt, fehlen uns nur mehr wenige. Wenn auch in unserem Material noch nicht Terebratida digona enthalten ist, so figuriert darin doch Oppelia fusca als Leitfossil, das eine Parallelisierung mit dem mittel- europäischen Jura gestattet. 2. Der andere Horizont, aus welchem uns wieder Zu- sendungen wurden, die nach der Durcharbeitung mancherlei Schönes und Xeues brachten, sind die Congerienschichten von Eadmanest im Banat. Unter den Fossilien sei besonders eine Anodonta-2i\m\\Q\\Q Bivalve hervorgehoben. Auch die aquitaue Fauna von Dios Jenö wurde vervollständigt. Um Herrn Brandenburg über die Zusammensetzung seiner Sendungen auf dem Laufenden zu erhalten, haben wir ihm eine Dublettensendung aus den Radmanester Oongerienscliichten, aus den sarmatischen Schichten von Golubacs (Serbien) und aus der Mediterranstufe von dort zusammengestellt und zugesandt. Xacli unserer Bestimmung der mediterranen Fossilien von Golu- bacs hat uns Herr Brandenburg wesentlich mehr Formen von dort zugesandt, als bisher bekannt waren. Von Herrn M. Bamberger gingen uns in zwei Partieen durch seineu Bruder, Herrn J. Bamberger dahier, Fossilien aus Peru zu, die wir wieder Herrn Prof. Dr. Steinina nn in Freiburg i. B. zugesandt haben, da derselbe schon seit längerer Zeit Publikationen über Fossilien aus diesem Gebiete bringt. Unter den Geschenken, die einen wissenschaftlich hohen Wert haben, müssen wir dann derjenigen gedenken, die uns von Herrn Prof. Dr. A. Andrea e in Hildesheim wurden und u. a. in - er über Genua nach Frankfurt. — 10 — Mit seiner Rückkehr begann seine innige Verbindung mit unserer Gesellschaft. Im Jahre 1817 war diese gegründet worden, ihr erster Direktor war damals Dr. Xeuburg. ein alter Freund der Eüppeirschen Familif. zweiter Direktor der geistvolle Cretschmar. Eüppell hat den letzteren später als seinen Todfeind betrachtet und behandelt, und das Zerwürfnis der beiden Männer ist für unsere Gesellschaft von schwerAviegeuden Folgen gewesen. Damals aber schloß er sich ihm feurig au und stellte gerne seine ganze Thatkraft in den Dienst unserer (Gesellschaft, iu welche er als mitstiftendes Mitglied am lo. Juli 1818 aufgenommen wurde, und als er im Nachsommer die Heimatstadt wieder verließ, um unter dem milden Himmel Italiens in Pavia seine Studien zu beginnen, hinterlegte er beim Stadt- gerichte ein Testament, in welchem er der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft ein bedeutendes Kapital vermachte. Nach einer längereu mineralogischen Sammelexkursion in die Schweiz, deren Ausbeute auch unseren Sammlungen zu gute gekommen ist. ließ sich Rüppell in Pavia immatrikulieren. Die Ferien verbrachte er in Mailand bei Mylius und dem Astro- nomen Franz von Zach, der ihn bereitwilligst in den Ge- brauch der astronomischen Instrumente einschulte. Diesen Ferienbeschäftigungen ist es zu danken, daß seine späteren Positionsbestimmungen eine in damaliger Zeit selten erreichte (jenauigkeit aufweisen. Sie hätten ihm damals freilich beinahe das Leben gekostet : ein Sonnenstich, den er sich dabei zuzog, brachte ihn an den Rand des Grabes und nur ganz langsam erholte er sich wieder. Die Arzte sandten ihn nach Neapel. Er studierte hier neben den Mineralien des Vesuvs namentlich die Seetiere, insbesondere die Fische und Tintenfische, deren Studium er später mit soviel Erfolg wieder aufnahm. Dann bereiste er Sizilien und brachte aus den Schwefelgruben von 60—67 «/o Fe, 0,6o— l,5o "/o P. E „ 60—67 ^'o Fe, mehr als l,5o ^'o P. Der Phosphor tritt hauptsächlich in Form von Apatit auf. Hertigen und Friederike Grufva liefern A. B und C, Seiet Grufva B und C, Tiugvalls Kulle und Jolianues Grufva D: die später zu eröffnenden Uplaud und Josefine Grufva sollen E liefern. Das C Erz von der Hertigen Grufva enthält 0.25°/o S und wird deshalb nicht versandt. Die anderen Erze enthalten fast keinen Schwefel. Die Teile der Linse. Avelche schmäler als 25 — 30 m sind, werden nicht verschickt, weil sie von zu viel Granit, Horn- blende, Apatit, Glimmer etc. durchwachsen sind. Die Erze werden täglich auf Eisen, Phosphor und Schwefel untersucht. Analyse auf sämtliche Bestandteile findet jährlich einmal, sowie natürlich bei Eröffnung neuer Gruben, statt. Bis zum Jahr 1887 war die Ausbeutung der Minen .*her und die Luftfeuchtigkeit etwas größer war als heute. Für 4* — 52 — Mittel-Europa lassen sich leidlich ausreicheüde Ursacheu hier- für nachweisen. ilber einen großen Teil der Alpen waren zur Eocän-, Oligocän- und zur frühen Miocänzeit salzige Wasser ausgebreitet, aus denen da und dort kleinere Inseln hervorragten. Während der folgenden Miocänzeit und während der frühen Pliocänzeit haben sich dann die Alpen und alle zum Alpensystem gehörigen Gebirge Eurasiens in einer Mächtigkeit gehoben, die sich Ins heute gewiß nicht unbedeutend wieder vermindert hat. So mußten die marinen Wasser, in denen ein reiches Tierleben entwickelt war, abfließen nach dem Mittelmeer der damaligen Zeit. Wo sich in früher Tertiärzeit ein tiefes Meer gedehnt hatte, da streckten sich gegen Ende derselben gewaltige Gebirgsmassen Tausende von Metern In ich in das Luftmeer; bei der ostwestlichen Richtung dieses Querdannnes waren sie nicht allein geeignet, die West-, Südwest- und Südwinde ihres Wasserreichtumes in Eorni von Schnee zu berauben, sondern auch in hohem Maße begünstigt, den Schnee- massen eine weite Unterlage zu bieten und noch mehr, sie infolge ilirer hohen Lage zu erhalten und damit zum Anwachsen zu bringen. Jemehr die Si^nnenwärme dem atlantischen Ozean Wasser entzog und den darüber lagernden Luftmassen über- lieferte, desto reichlicher mußten die Schneemassen auf dem alpinen Querdannn sich häufen. Reichte aber die dem letzteren gebotene Sommerwärme nicht aus, die aufgehäuften Schnee- massen auf ihr früheres Maß zu reduzieren, so mußten sie stetig Avachsen. Dies geschah thatsächlich in der Zeit , die dem Oberi»liocän auf dem Fuß folgt, vielleicht noch früher, jedenfalls also in der frülisten Diluvialzeit. In der jüngeren Pliocänzeit muß ein guter Teil der Schneemassen sonnnerlich wieder geschmolzen sein, sodaß alsbald die äciuatorialen Dünste als bedeutende Wassermassen den Niederungen zuströmten und dort unter Umständen sich zu Seen anhäuften. So wird uns denn auch die Ansammlung der enormen Wassermassen des oberpliocänen Rhein - Mainsees , dessen Spiegel mindestens l)is 230 Meter hoch reichte, verständlich. Zu Beginn der Diluvial- zeit häuften sich auf den Alpen die Schneemassen mehr und mehr; sie überdeckten in der Folge nicht nur das ge- samte Alpengebiet mit Ausnahme der höchsten Gipfel, sondern weithin das Voiland der Alpen in Süd und Nord mit einem — 53 — enormen Eismantel, enorm in liorizontaler wie in vertikaler Richtung. Zur selben Zeit drangen aber auch von den skandinavischen und finnischen Gebirgen Eisströme, die zu einer zusammenliängenden Eisdecke verschmolzen. Diese Eisdecke reichte l)is zum Nordfuß der deutschen Mittelgebirge. Zu dieser Zeit war demnach nur der Teil Deutschlands von Eis frei oder fast frei, der ungefähr zwischen dem 48. " und 52. " nördlicher Breite lag. Daß aber dieser Teil, zu dem auch unsere Landschaft gehört, wesentlich von den klimatischen Ver- hältnissen im Süden und Norden beeinflußt war. erklärt uns warum die oberpliocäne Olnuß, die f -aryabäume, die Weymouths- kiefer, die Sumpfcypresse, die pliocäne Buche, die Amberbäume u. a. zu Grunde gingen. Bekanntlich war nun aber nicht bloß Europa, sondern in noch viel größerem Maße Nord- Amerika zur selben Zeit von Schnee- und Eismassen für viele tausend Jahre bedeckt, wie noch heute Grönland. Hier lagen jedoch die Ver- hältnisse in mancher Beziehung anders. Hier drangen nämlich die Eisströme nur von Norden gegen Süden, kein in westöstlicher Richtung Nord-Amerika durchquerender Gel)irgsgürtel existierte daselbst ; kein solcher sandte, wie in Europa der Alpenwall, Eis- massen von Süd nach Nord. So konnten hier die Pflanzen, als das Klima ihnen nicht mehr entsprach, nach Süden auswandern und anderen das Feld räumen, um es sich nach dem Schmelzen des Eises zurückzuerobern. Kehren wir aus weiter Ferne wieder zum oberpliocänen Main-Rheinsee zurück. Soll ich die Geschichte der Zeit, da er in unserer Landschaft ausgebreitet war, soweit als wir sie kennen, schildern, so darf ich die Besprechung eines hochinter- essanten Phänomens nicht unterdrücken. Das Oberrheinthal von Basel bis Mainz ist eine Niederung, die durch die Senkung eines ungefähr 4 geographische Meilen breiten Streifens zwischen den oberrheinischen Gebirgen, die eben durch diese Senkung erst wieder zu Gebirgen wurden, entstanden ist und sich in derselben Weise weiter fortbildet. Ich habe die Nachweise geliefert, daß unsere Untermain- und Wetterauer-Gegend geologisch noch zum Rheinthal gehört und, wie dieses, in zahlreichen Bruchstücken zu verschiedenen Zeiten in verschiedenem Maße in die Tiefe ging. So ist also die Scholle zwischen Vorspessart und Taunus von Rissen und Spalten — 54 — (lurclisetzt. LäiifiS solclien. die nahezu Nord-Südiiclitnng haben, sinkt das Oheri'heintlial. Die Risse oder Spalten sind demnach Unterbrechungen im Scliichtenban des Erdgerüstes, durch welche, sofern sie bis in die Tiefen reichen, in denen die Gesteinsmassen flüssig sind, diese emporsteigen können. Eine niedergehende Scholle A^ird in vielen Fällen einen ausreichenden Druck auf die tiefen Laven ausüben, sie in die Spalten und in ihnen in die Höhe drücken, wohl auch die Lava an der Mündung der Spalte zum Überfließen bringen. In der Tliat entstanden so die nicht unbedeutenden Basaltdecken der Frankfurter und Hanauer Gegend, der Wetterau und des Vogelsberges. Die C3q)ressensümpfe, welche heute im südlichen Nord- Amerika meilenweit sumpfige Ebenen bis zu den Flüssen be- kleiden, haben auch zur Mitteltertiärzeit die Sümpfe und Moräste Europas überzogen und dauerten bis in die Oberpliocänzeit. Viele Basaltpartien mögen ehedem auch olierflächlich mit einander zusammengehangen haben; das mag kaum anzuzweifeln sein bei den Basaltmassen von Neu-Isenburg, Luisa, vom Pol am Unterkanal der Niederräder Schleusse, von Bockenheim, Eschersheim und Bonames. So ist wohl auch das größte hiesige Basaltlager, das von Steinheim, unter dem ]\rain in Verl)indung mit dem von Wilhelmsbad. Eine Bohrung im Frankfurter Stadtwald nahe l)ei Goldstein, die ich der einsichtsvollen Geneigtheit des Frankfurter Magistrats, die geologischen Verhältnisse der Frankfurter Gegend klar stellen zu helfen, verdanke, ergab folgende Schichtenfolge : 13 m jungen diluvialen Kies und Sand, 78 m oberpliocänen Sand und Thon mit eingestreuten Braunkohlenstückchen, 12 m von ol)en bis unten frischen, unzersetzten Basalt, mit dem Diamant heraus- geschnitten, und IHm Sande und Thone von derselben Beschaffen- heit, wie die im Hangenden des Basaltes. Das liegende Unter- miocän wurde leider nicht erreicht. Dürfen wir über die vielleicht 1(K) m eri-eichende Mächtig- keit der oberpliocänen Sedimente überrascht sein, so nimmt uns in noch höherem Maße wund<'r. daC d<*r Basalt ein zwischen (d)er]>liocänen Sedimenten befindliches Lager l)ildet, daß er also selbst von oberi)li(»('änem Alter ist. Wie dieser der östlichen Rheinthalsi)alte entstriunte Basalt, so sind auch fast alle anderen bei Frankfurt und Hanau anstehenden Basalte vom selben — 55 — Alter, wofür ich aiisreicliende Belege habe. Doch mag dieser hier genügen. Es ist also die jüngste Tertiärzeit, in der die meisten Laven hiesiger Clegend dem Erdinnern ent(inollen sind nnd sich als Lager in knrzer Zeit anf der Sohle des Sees ans- gehreitet hal)en. In welcher Weise wohl der Seespiegel von den Vorgängen in der Tiefe Notiz genommen hat, ob das Wasser siedend aufbrodelte? Eine 12 m starke Basaltschicht bringt gewii5 einen grossen Wärmevorrat ans der Tiefe mit. Ungefähr 12 m mächtig ist nämlich allenthalben das Basaltlager am Affen- stein. l)ei Bockenheim, in der Lnisa-Fliirsheimer Senke nnd bei Steinheim-Dietesheim. Den eben mitgeteilten Bohrresultaten wollen wir noch ein interessantes Faktum entnehmen ; sie lehren uns nämlich auch, daß die jenes Basaltlager in der Tiefe liergende Scholle westlich von der Luisa mindestens 150 m tief am Sachsenhäuser Berg abgesunken ist, an derselben Rheinthalspalte, über die, impo- niereiuler als der Sachsenhäuser Berg, u. a. der Melibokus sich erhebt. Eine weitere Bemerkung möchte ich hier anfügen, die eigent- lich schon längst hätte gemacht werden müssen, wenn ich in meinem l)erichte streng historisch verfahren wäre. Sie l)etrifft die Be- schaffenheit der tiefsten, also ältesten, unmittelbar auf den denudierten untermiocänen Letten oder Kalken liegenden ober- pliocänen Absätze. Wer die große Baugrube des Frankfurter Hafens, die des Interessanten so viel bot, seiner Zeit besucht hat, erinnert sich vielleicht noch, daß ziemlich an ihrem west- lichen Ende eine muldenförmige Auswaschung des untermiocänen Lettens von klaren, mit Geröllstreifen wechsellagernden, etwas sclilichigen grauen Sauden erfüllt war. Ich wußte damals nicht, was ich von diesem Profile halten sollte. Die Auf- klärung kam später. Wir hatten hier eine Flußrinne aus der frühsten Zeit des Oberpliocäns vor uns. Die, wenn auch gel)leic,hten, Buntsandsteingerölle zeigen, daß die Füllung des südwestdeutschen oberpliocänen Süßwassersees durch Flüßchen begonnen hat, die von Osten, aus dem Spessarter Sandsteinge- birg, also aus dem heutigen Afaingebiet. kamen. Es existierten also schon Thalfui'cluMi, in welchen, nach bedeutendc^r Erweiterung und Yertiefuno- zur Diluvialzeit i>anz außerordentliclu! i\Iassen — 56 — von Trünimeni des oberen und mittleren Maingebietes in unsere Landschaft transportiert worden sind. Doch ich greife vor. Die Tertiärzeit unserer Gegend ist abgeschlossen, und die Dilu^ialzeit beginnt. Wo aber die Gebilde der einen und der anderen Periode unmittelbar örtlich und zeitlich über einander folgten, wo die Absätze ohne Unterbrechung geschahen, da ist es nicht möglich, eine scharfe Grenze zwischen Ober})liocän und ünterdiluvium zu ziehen. Ein solches Verhältnis fiel mir mehr- fach auf. u. a. bei Dotzheim im Taunus und bei Darmstadt, önterdiiuvinm. Ich lade Sie Trtieder zu einer Wanderung vom Südfuß des Taunus aus ein. Wir steigen aber diesmal an den Hängen höher als früher, wo wir die reinen, vielfach so lebhaft gefärbten Sande, Sandthone und Thone der Oberpliocänzeit trafen, also an ihnen vorüber. Da finden wir mehr schmutzig erscheinende Sande und Gerolle, denen auch größere Blöcke, und da und dort sandige Lettenfetzen eingelagert sind. Der Anblick dieser Schottermassen, die eine Lagerung zeigen, wie sie der Fluß- transport mit sich bringt, ist ein nicht entfernt so erfreulicher. Auf solche Schottermassen stoßen wir bis zu einer Höhe von 300 m z. B. in dem Gebirgssattel zT\dschen Lorsbach und Münster. Das Hofheimer Kapellchen, das weit in die Landschaft hinaus- leuchtet, steht unmittelbar auf einer solchen. Oberhalb Bierstadt bei Wiesbaden liegen sie unmittelbar auf den Taunusgneißen, über Geisenheim nahe der Antoniuskapelle wohl auf Phyllit- quarzit. Auf der Höhe über Eüdesheim. die wir erreichen, wenn ■wir statt nach dem Nationaldenkmal links, den Weg gegen den Kammerforst rechts verfolgen, liegen zwei Kiesgruben, die typische Flußterrassen darstellen. Aber auch dort, wo die Querthäler des Gebirges in die weite Thalschaft ausmünden, so bei Oberursel und Hofheim, sind solche aus grobem Material bestehenden Schottermassen in großem Betrag aufgehäuft und verlaufen als deutlich in der Landschaft sich abhebende, dem Gebirge entlang ziehende Terrassen. Auch die Thalschaft selbst, besonders die der unteren Wetterau. ist erfüllt von diesen alten Flußschottern, in denen mehrfach Kiesgruben zur Beschaffung der Straßenbeschotterung augelegt sind, die auch von Bächen durchschnitten sind. Eine solche Terrasse lehnt sich von Vilbel über Eschers- heim und Ginuheim an den tertiären Landrücken an, der Main- — 57 — und Niddathal trennt : sie greift jedoch nicht einmal bis Ecken- lieim über die Tertiärschichten, noch viel weniger über das Plateau der „Hohen Straße". Vielfach ist die unmittelbare Auflagerung auf Pliocän zu l)eobachten, da und dort ist aber auch das letztere abgeschwemmt, und die groben Sande und Kiese liegen dann auf älteren Tertiärschichten oder auf den Felsen des Gebirges. Kein Rest eines Tieres, kein Zahn, kein noch so derber Knochen ist je in diesen Schottermassen gefunden worden. Die Wasser sind viel bedeutender angeschwollen und liildeu lebhaft bewegte Ströme, deren lebendige Kraft enorme Schuttmassen aus dem Taunusgebirge, aus dem oberen und mittleren Maingebiet, wie aus der oberen Wetterau trug. Aus welcher Zeit wir in diesem Schotter die Zeugen erkennen, habe ich schon vorhin angedeutet. Von den Alpen reichen zu dieser Zeit bis zum Ehein bei Waldshut die Eismassen, denen el)ensolche vom Schwarzwald entgegenkommen; auch dem Schwarzwald gegenüber steigen von den Vogesen Eisstrüme her- nieder, Norddeutschland liegt unter einer Eisdecke, die sich von Schottland l)is ins mittlere Rußland erstreckt. Auch das Riesen- gebirge und Erzgebirge waren vergletschert. In dem zwischenliegenden Gebiete gehen vorherrschend wässerige Niederschläge nieder und einen sich zu mächtigen Strömen : denen unseres Gebietes kommen gewiß die atlantischen Südwestwinde zu gute, die freier zutreten können, während sie dem südhcheren Oberrheinthal durch die kondensierenden Gipfel der Vogesen als Eis und Schnee verloren gehen. Ein weiterer günstiger Umstand ist wohl auch die Strömungsrichtung des Mains, die ungefähr rein Ost-West ist, sodaß die klimati- schen Verhältnisse in seinem ganzen Gebiete ziemlich dieselben sind. Die Schneeschmelze mußte daher daselbst zu jener Zeit zu sehr bedeutendem Anwachsen der Wassermassen führen. Ich halte also diese alten Schotter für die Gebilde der großen Eiszeit in unserem Gebiete . und damit für Gebilde des Unterdiluviums. Dort, wo sich ehedem Rhein und ]\tain vereinten, also j,j^uniteres_^^ zwischen Kurve und Schierstein, besonders bei Mosbach, in einer (Antiquusstufe) Buclit mit ruhigerem Wasser, liegen auf den von schmutzigen Lettenstreifen durchzoo-eneu unterdiluvialen Schottern mit Kies- — 58 — streifen wechsellagernde, feine, kalkhaltige Sande. Das Maximnm ilu'er Mächtigkeit beträgt nngefälir 14 m. Sie sind leicli au Süßwas.^er - Konchylien . an Valvaten . Liumaeen . Pianurheu . Unionen. Pi^idien und Sphaerien : auch B^thinieu uud Pahidiueu finden sich, wenngleich seltener. Dazwischen liegen ebenfalls eingeschwemmte Landkonchy- lien. besonders Succineen und Helices. aber auch Clausilien. Pnpen. Cvclostomen u. a. Ini gifißen Ganzen sind die meisten Formen solche der heutigen Konchylienwelt des Maingebietes. Sie liegen ja auch hauptsächlich in den Kiesstreifen, deren Ursprung aus der Gesteinsbeschaffenlieit der meisten Gescliiebe unmittelbar ersichtlich ist und nur selten in den feinen Sauden. 0. Boettger hat darauf liinge wiesen, daß unter den Formen der Mosbacher Konchylien- Fauna diejenigen von besonderem Interesse sind, die mit solchen übereinstimmen, welche heute in östlichen Gebirgen Deutschlands zu Hause sind. Wir kommen darauf nochmals ziuück. Der Formen müssen vrir auch noch gedenken, die heute sich in die Alpen zuiückgezogen haben. Großes Interesse bieten die Zähne und Skelettreste einer seltsam gemischten Säugerfauna, die denselben Sanden und Geri»llstreifen eingebettet sind. Es können freilich Jahrzehnte darüber Idngehen. bis man von den meisten Tieren, die sich da um die Bucht herumgetrieben haben und im Wasser iluen Tod fanden. Eeste erworben hat. Das vereinzelte Vorkonmien der Skeletteile macht es übrigens wahrscheinlich, daß sie zumeist in die Bucht eingeschwemmt worden sind: sie erscheinen melu-fach auch gerollt. So erfahren denn diese Tiere auch nur stückweise gelegentlich des Grabens der Sande ihre Auferstehung. Was ein ziemlicher Fleiß in wissen wir, daß der alte Main der fridien Mitteldiluvialzeit im Norden Frank- furts südlicli von der Friedberger AVarte über Bornheim floß. Wie zwischen Kriftel und Boruheim, so ist zwischen Bornheim und Hanau die Antiquusterrasse unterbrochen. In den äußerst feinen Sauden oberhalb Bischofsheim glaube ich aber eine Flug- sandanhäufung aus dieser Zeit vermuten zu dürfen. Erst bei Hanau hat sich ein sicherer Zeuge dafür gefunden, daß der Main aucli danmls seinen Weg dort vorbei nahm. Dieser Zeuge besteht in einem gut erhalteneu Stoß- und Backenzahn des Elephas antiquus^ die sich im groben Kies beim Bau der Eisen- bahnbrücke fanden, jetzt einer Hauptzierde des Hanauer Museums. Weiter mainaufwärts kenne ich solche Dokumente nicht. — 62 — Primigenius- Läuo:s (les Uutermaiutliales zwischen Flörslieim-Höchst- stule. ^ vSossenlieim. quer durcli das imtere Niddatlial (reo'eu Bi)ckenlieim uiifl das mittlere Frankfurt in der Höhe der Zeil auf der Unken Mainseite nun \on Sachsenhausen aufwärts, am Seehof vorüber und hei Oft'euhaeh iiber den Salig. dann zwischen Hanau und Ascliaftenburg liegen Stücke einer jüngeren Mainterrasse, die wohl kaum ii-gendwo mächtiger als 5 — 6 m gewesen ist und die, meist aus groben Gerollen bestehend, keine Blöcke geführt zu haben scheint. Diese Flußschotterterrasse liegt also in wesent- lich niedrigerem Niveau, als die vorhin beschriebene aus der Zeit, da der Eiesenelefant unsere Gegend bewohnte. Die ihr eingelagerten Säugetierreste sind nicht entfernt so mannigfaltig, wie die der Antiquusstufe. Nur am Seehof oberhalb Sachsen- hausen lag in einem, wie es der Erhaltung der Knochenreste nach den Anschein hat, moderig sclilichigen Sand eine größere Kollektion von solchen beisammen. Die Skelettreste und Zähne vom Mammut, dem tharaktertier dieser Zeit, und zwar von Jung und Alt, bilden die Hauptmasse. Dazwischen liegen Reste vom AVoUhaarigen Nashorn, vom Pferd, vom Eentier, vom Bison und Ur (V). S(nist findet man gewöhnlich nur vereinzelte Backen- zähne vom Mammut, die Reste anderer Tiere gehören zu den gi'oßen Seltenheiten; darunter wären etwa noch zu nennen Schanfelreste vom Elch. Der jüngste mir bekannte Fund ist der Mammutl)ackeiizahn im Salig bei Oft'eubach. der in Darmstadt liegt. Nach alledem hatten sich nun die Wassermassen wesent- lich gemindert, die Höhe des Wasserspiegels ist aber nicht mit Sicherheit anzugeben, da diese Terrasse zumeist auf abgesunkenen Schollen liegt. Die Temperatur ist nicht unwesentlich gesunken, was sich vor allem durch die Gegenwart des Rentiers in unserem Gebiete zu erkennen giebt. LÖSS. Über die weite Landschaft — es machen davon fast nur eine Ausnahme die jüngsten Bach- und Flußrinnen, dann die linke Mainseite vi>n (Troßostheim über Aschaftenburg. Steinheim. Mühllieim. Offenbach, Saclisenhausen. Schwanlieim. Kelsterbach, Kostheim mit den sie begleitenden Waldungen, endlich das recJits- seitige Mainthal von Hanau bis Frankfurt resp. Seckbach — , also über die weite Landscliaft. die genannten Strecken aus- genonnnen. ist ein ganz eigenartiger Lelnn mehr oder Aveniger mächtiir als Decke ausgebreitet. Kr nlieideckt nicht blos das — 63 — Plateau der „Holieu Straße", sondern liegt sogar im Taunus bis zu einer Höhe von etwa 230 m. Er ist das liauptsäclilicliste ]\Iaterial für die Fabrikation der Backsteine, sodaß unsere Städte und Dörfer zum großen Teil aus ihm aufgebaut sind. Dieses seltsame Gelülde hat somit nicht l)los durch die nie ruhende Ab- tragung seitens Wind und Wasser, sondern auch durch die menschliche Gesellschaft vielfach eine nicht unbedeutende Minde- rung oder Abtragung erfahren. Dieser Leluu fiilu't im Eheinthal. in dem er ebenso alle älteren geologischen Gebikle soweit bedeckt, als er nicht derzeit durch fließendes Wasser und anderes abgetragen worden ist. den Namen Löß. Wenden wir uns der Beschreibimg seiner lithologischeu Be- schaffenheit zu. Der Löß ist imgauzen durch und durch gleichförmig, feinerdig, meist kalkreich, besonders durch zahlreiche, senkrecht ihn durchziehende, dünne, von Kalk ausgekleidete Röhrchen porös und leicht; im Wasser zerfällt er aus diesem Grunde in kürzester Zeit, so daß es wohl selbstverständlich ist. daß er nie von einem vom^^'asser herl)eigetrageuen Sediment bedeckt sein kann, sondern ülierall felilt. wo ein solches nach ihm zum Al)satze kam. Er ist von lichtgelblichgrauer oder hell bräunlicher Farbe. Auffällig ist es. daß er allenthalben in senkrechten Wänden ansteht: dabei überzeugen wir uns. daß er jeder Schichtung ent- behrt. Manchmal enthält er in großer Menge, oft auch nur vereinzelt, innerlich zerklüftete, knollige, unförmliche Kalkkim- kretionen, die man Lößkindclien nennt. Er enthält oft in großer Menge sehr kleine Sandkörner, die jedoch wenig gerundet er- scheinen. An Tieren ist er meist sehr arm. aber auch, wenn er daran reich scheint, sind es doch nur drei verscliiedeue Schnecken, die er enthält, auch wohl eine oder zwei — Succinea oblouga. J'upa iiiiisconim und Helix Itispida. Auch diese Sclineckenschälchen sind ganz unregelmäßig in dem homogenen Lehm zerstreut und halten also keine Zeile ein. wie wir dies bei allen gescliichteten. d. li. vou\\'asser abgelagerten Gebilden, z. B. bei den ]\tosbacher Sauden, beobacliteii. Oft er- scheint die oberste Partie der Lößwand von dunklerer, bis rot- brauner Farbe, die Arbeiter nennen sie Bnmimelochs, weil sie so schwer zu behandeln ist. so störrisch ist wie ein Brummel- — 64 — oclis. Eiitkalkimo; iiiul Oxydation haben diese Veräudernng veranlaßt. Was ich liislier l)esclineb('ii liabe, ist der sogenannte typisclie Löß. ]n innigem Znsammenliang mit ihm und zwar in den tieferen Lagen zeigt der Ijehm manchmal Schichtung, er ist dann san- dig, erscheint als ein lelimiger Sand und wird Sandhiß genannt. Die Sandkörner sind gritßer, gerundet und zahlreicher. P]s kommt sogar vor, daß er in ziemlich lockeren Sand über- geht, wie z. B. in der Hansel' sehen Ziegelei zwischen Bocken- heim und Ginnheim. In unserer Gegend sind ein paar Lokalitäten l)ekannt, wo der Sandl<")jj außerordentlich reich an Konchylien ist. Im süd- lichsten Bruch Vilbels stehen Sie solchem Löß gegeuül)er. In manchem Sandlöß sind neben den im Löß fast ausschließUch vor- kommenden Landschnecken auch Wasserschnecken und Muscheln, Limnaeen, Planorben, Valvaten und Pisidien beigemischt. Eine solche Lokalität ist die Holzmann' sehe Ziegelei in Ködelheim. Die Offenbach zunächst gelegene Wand von typischem Löß ist wohl die am westlichen Ende von Seckbach. Außer Kouchylien werden nicht sehr selten auch Säuger- knochen und Zähne gefunden. Aus unserer Gegend sind mir Kunde Itekannt, die dem Mammut, dem Nashorn mit knikherner Naseuscheidewand, dem Pferd, dem Bentier, dem Eiesenhirsch (?), der Hyäne und dem Wolf angehören. Bei E[)pelslieim und bei Mosbach wurden im sandigen Löß wohlerhaltene, zum Teil fast vollständige Skelettreste des Murmeltiers gefunden. Dann wären noch der Hamster, die Wühlmaus und der litis nachzutragen. Die größte Bedeutung hat der Eund von ein paar Schädelchen des Ziesels, eines kleinen, Steppen bewohnenden Nagers. So der Befund. Nicht so offen wie bei den heute schon bes})rocheuen geologi- schen Gebilden ist das Buch der Geschichte des Lößes aufge- schlagen: es wären sonst nicht so zahlreiche Erklärungsversuche gemacht worden. Allmählich scheinen die (leologen. die der V. Kichthofensclien Theorie beipflichten, die Mehrzahl auszumachen, die .Miiiilcrzahl stimmt vielleicht nun aucli bei. ohne es einzu- gestehen. Was V. Richthofen von der Bildungsweise der enormen Lößmasseu ('hinas beobachtet und durch Untersuchung kenneu gelernt hat, ist von ihm auf die freilich nicht so sehr, — 65 — doch immeiliin auch weit ausgedehnten Lößlandschaften Europas nl)ei-tragen wurden. Ich rekapituliere die Hauptmomente im Vorkommen des Lößes: Dazu gehörten vor allem der Mangel jeder Schichtung, dann das Durchzogensein desselben von senkrechten Kanälchen, das gleichf()rmige Korn und die wenig gerundete Gestalt der kleineu Sandkörner, weiter die Reste von Tieren, die heutzutage einzig nur Steppen bewohnen. Dann darf ich auch nicht ver- gessen, hervorzuheben, daß neben einigen alpinen und sogar hoclmordischen Formen ein wesentlicher Teil der Landschnecken- fauna unseres Lößes, wie Boettger gezeigt hat, heute im Gouvernement Orenburg lebt, was uns aufs Überzeugendste be- weist, daß unsere klimatischen Verhältnisse zur Lößzeit denen des jetzigen Gouvernement Orenburg entsprochen haben können. Die Richthof en'sche Tlieorie l)ehauptet also, zur Zeit der Bildung des Lößes wären Mitteldeutschland etwa vom Harz bis Oberschwaben und überhaupt die Lößgebiete Mitteleuropas eine Steppe gewesen wie die jetzige Landschaft im östlichen Rußland und westlichen Sibirien. Der Löß aber sei der durch Saud- und Staubstürme zusammengetragene und gleich einer Decke ausge- breitete Verwitterungsstaul). Ein magerer Rasenteppich in der Ebene, wie an den Gebirgshängen und auf den Plateaus gab dem niedergefallenen Staub Zusammenhang; die Würzelchen des Raseu- ftlzes, in den lockeren Boden eindringend, sind es, welche nach ihrem Absterben die den Löß durchsetzenden Kanälchen hinter- lassen haben und den Löß locker und porös machen. Je nach der Oberflächenbeschaifenheit waren in der Steppe Wäldchen zer- streut, etwa am Ufer eines Flüßchens, das die Steppe durchzog und trotz der trockenen Winde nicht verschwand. Da ist's denn, wo sich die vielerlei und vielen Landschnecken zusammen- fanden. Wie erwähnt, ist Succinea oblonga die häufigste Löß- schnecke. Da nun die Succineen wasserliebende Schnecken sind, in- sofern sie sich in der Nähe von Bächen oder auf feuchten Wiesen aufhalten, so muß die außerordentliche Häufigkeit der Succinea oblonga in einer Landschaft wundernehmen, deren Haupt- charakter Armut an Wasser und Luftfeuchtigkeit ist. Die Existenzfälligkeit dieses Schneckchens wird uns aber plausibel 5 — 66 — durch ihre Eigenschaft, die Mimdöffnung mit einem Diaphragma schließen zu können und sicli so vordem Vertrocknen, den Winter- regen entgegenharrend, zu schützen. Daß diese Schueckchen zur trockenen Zeit sich im lockeren Boden verkrochen, das möchte man wohl aus ihrer guten Erhaltung schließen dürfen. So erwachsen uns weder aus der Molluskenfauna, und ebenso wenig aus den damals lebenden Säugetieren Bedenken, die die l^ildung des Lößes als Stauhablagerung auf trockenen Easen- fläclien oder in Steppen nicht erlauben würden. Haben sich bisher in unserer Gegend von den Steppennagern auch nur Ziesel und Hamster gefunden — es sind eben kleine zarte Beste, die von den Lößgräbern leicht ül)ersehen oder auch wohl für recente, geringwertige Knöchelchen gehalten werden — , so er- kannten doch aus dem übrigen Lößgel)iete Deutschlands Liebe und Ne bring die gesamte Nagerfauna der sibirischen Steppe. Da fehlen nicht der Bobak, der Pferdespringer und der Pfeif- hase. Unter den gritßeren Tieren ist im Löß, wie in der sil »iri- schen Steppe, das häufigste das Pferd; ist doch die asiatische Steppe die Heimat von Wildpferd und Wildesel. Daß niclit allein ein trockenes, sondern auch zeitweise ein kaltes Klima herrschte, dafür sprechen sowohl mehrere Schnecken als auch das Ren und der Moschusochs, welch letzterer allerdings im J>t'>ß unserer (icgeud noch nicht gefunden worden ist, dann auch das xMurmcltici'. Das Manmiut und das llhinoceros des L()ßes waren durch ihren l*elz gegen Kälte geschützt. Ihr X'iukommen beweist, dal.» sie auch ihre Nahrung gefunden haben, wenigstens zeitweise. Kine nicht zu unterschätzende Stütze für die eben erörterte Entstehungsgeschichte des Liißes, also fiii' ilie Ausbreitung einer steppenartigen Landschaft zur niiltleivn Diluvialzeit im Ifhein-Maingebiet. besteht in dem Nachweis -lännickes, daß der Klora an einigen Orten desselben, speziell auf der Monibacher Heide bei Mainz, eine .Anzahl SteppenpHan/eii. d. Ii. l'tlanzen angehören, die ihr Hauptverbreitungsgeliiet heute im ferntMi Osten haben, die also seit der Steppenzeit des Bhein-J\Iain- gebietes ausgeharrt haben. Sie suchten natürlich Teile unserer (iCgend auf, die mit ihren P^xistenzbcdiuoungeji in mf'iglich- ster Ubereiustinnnung sind. Es wird sich Jedem die Frage aul'drängeii. wie ein so außer- ordentlich verändertes Landschaftshjld. verglichen mit dem l»ei — 67 — Beginn der Diluvialzeit, entstehen, wie das Klima ein so aus- g'esprochen kontinentales werden konnte? Daß eine sulclie A\'audliino- nur allmälilicli eintreten kounte und wolil schon mit dem Abschmelzen der enormen Eismassen beg-onuen hat, lassen uns die Studien Boettgers an der Kon- chylienfauna der ältesten Mitteldiluvialzeit oder, was dasselbe sagen will, der Mosbacher Saude vermuten. Boettger stellte nämlich auch eine große Übereinstimmung der in der Oren- Inirger Gegend gefundenen Arten mit solchen der Mosbacher Sande fest, sodaß die Vermutung nahe gelegt ist, daß schon mit der frühen Mitteldiluvialzeit die Steppenzeit Mitteleuropas sich einzurichten begann, wenn auch, "wie mr früher berichtet haben, im Anfange der Interglacialzeit Mitteleuropa, mindestens (las Rhein-Maingebiet, von mächtigen Flüßen durchströmt war. Heute ist ja auch das Orenburger Gouvernement vom Ural und seinen Nebenflüssen durchströmt. So kann wohl die Landschaft, in der sich der Main und Rhein als immer noch sehr wasserreiche Ströme bewegten, eine wasserarme Steppe geworden sein, wie sie die südlich und östlich des UraWusses gelegene Steppe heute ist. Dabei dürfen wir an die Abnahme der Wassermasseu im AEain während der Z^^^schenzeit z^^ischen Antiiiuustufe und Löß denken. Nicht plötzlich, sondern allmählich richtete sich die Steppeuzeit des Lößes ein. Da mancherlei Thatsachen einen Zusammenhang der briti- schen Insel mit dem Kontinent zur Diluvialzeit belegen, also eine Verschiebuug der Meeresufer nach Westen, sodaß das mittlere Europa der feuchtwarmen atlantischen Luftströme ver- lustig ging, deren es sich heute Avieder erfreut, so dürfte wohl für IMitteleuropa allmählich »mu kontinentales Klima sich heraus- gebildet haben, das die Ursache der Wandlung des landschaft- lichen Charakters wurde. Wie sich das Meeresufer nach Westen schob, so rückte auch die osteuropäische Steppe weiter nach Westen, in welcher sich nur zu manchen Zeiten des Jahres die besonders aus Gräsern bestehende Pflanzendecke einer erquick- lichen Auffrischung erfreute. Daß sich die Steppe aber soweit siidwestlich erstreckte, daß auch das Oberrhein- und Maingebiet ihren Charakter annahmen, das niiichten die mitgeteilten That- sachen beweisen. Aus dieser Zeit glaube ich auch in hiesiger Gegend Menschenspuren gefunden zu haben, wie sie schon mehr- 5* — 68 — fach anderwärts aus dem Löß enthüllt worden sind. Im tiefen Löß vor Esclil)orn lag nämlich neben Pferdezähnen ein gesclilagener Feuersteinsplitter. Oberdiluvium. Vorlilu wies icli darauf hin, daß von Groß-Ostheim bis Hanau, von Hanau bis Höchst und von da bis zum Einlauf des Mains in den Rhein, auf der linken Mainseite der Jjöß völlig fehlt. Nur bei Groß-Ostheim sah ich noch, nicht hoch iilier der Thalfläche auf dem Abhang der Buntsandsteinhöhen, Löß liegen. Von Groß-Ostheim gegen Babenhausen und südlich vom Tertiärzug, der von Obertshausen durch die Waldungen gegen Sachsenhausen und Isenburg sich erstreckt und an der Luisa oder am westlichen Ende von Isenburg aus uns schon bekannten Gründen plötzlich abbricht, sind mächtige Schotter aufgeschüttet, die ich z. B. bei Kelsterbach in einer Mächtig- keit von mehr als 25 m, bei Groß-Ostheim von 15 — 25 m kenne. Zur Aufschüttung der durch den Frankfurter Haupt- balmhof nötig gewordenen Bahnkörper wurde das meiste Material diesen Schottermassen bei Schwanheim entnommen. So sahen wir hier und durch den Bau der Kelsterbacher Schleuße l)ei Kelsterbach ins Innere dieser Flußschotter. Daß der Main sie gebracht hat, das zeigen uns schon auf dem ganzen Weg von Groß-Ostheim über Babenhausen gegen Kelster- bach die oberflächlich liegenden Geschiebe aus Buntsandstein und Lydit. Was ich, abgesehen davon, daß der Main hier eine ganz neue Richtung eingeschlagen hat, hervorheben möchte, das ist, daß diese neue Mainterrasse sich ungemein reich an Buntsand- steinl)löcken zeigte; sie wurden beim Graben mittels des Trocken- baggers ausgeschieden und dann (U-dnungsgemäß aufgehäuft. So konnte die Vorstellung hervorgerufen werden, als ob man sich beim Abgraben jener Flußschotter in einem Buntsandstein- bruche befände. Waren diese Buntsandsteinl)löcke nun auch nicht von besonderer Größe, so sind dagegen aus der Kelster- bacher Schottermasse Gneißblöcke und Basaltbl()cke von be- deutender Größe gefördert worden, welche die Art ilu-es Trans- portes außer Zweifel lassen. Es sind zwei solche Blöcke im Senckenbergischen botanischen (larten aufgestellt. Zusammen wiegen sie 47 Zentner. — 69 — Über organische Reste, d. h. über die Tier- und Pflanzen- welt zur Zeit der Aufschüttung der Kelsterbacher Schotter kann ich leider nichts berichten. Niclit der kleinste Teil einer Schale (»der eines Knochensplitters ist erhalten, das einzige Organische war ein kleines Braunkohlenflötzchen bei Schwanheim. Die Sicker- wässer, die in derartigem Waldkomplex besonders reich an Kohlen- säure sind, liaben allen Kalk, niclit allein den von Schalen und Knochen, sondern auch den, der sicherlich aus dem Fränkischen in großer Menge in Form von Geschieben herbeigetragen wurde, gelöst und sodann entführt. Hier schützte nicht, wie bei Mos- bach ein hangender Löß den Kalk der Konchylienschalen und der Knochen vor Auflösung. Über die Kelsterbacher Schotter- terrasse breitete sich eben kein lößähnlicher Lehm; der Löß ist ja älter als diese Flußschotter. So zeigen diese Flußschotter und Sande sich in vielen Be- ziehungen verschieden von denjenigen, die ich als Antiquus- terrasse bezeichnet habe. Daß sie wesentlich jüngeren Alters sind, als die auf der rechten Mainseite unterhalb P'rankfurt vom Löß bedeckten, glaube ich daraus schließen zu müssen, daß der Löß auf ihnen gänzlich fehlt. Wären sie je von Löß 1)edeckt gewesen , wie sollte er in so gewaltiger Ausdeh- nung von Groß-Ostheim bis Kelsterbach von den Schottermassen so völlig abgewaschen sein, während er, wie eben erwähnt, auf der rechten Mainseite unterhalb Frankfurt bis in den Taunus in weiter Ausbreitung die dortigen diluvialen Schotter überdeckt? Nach dem eben vorausgescliickten Berichte zu schliessen, hat sich der Main nach der Lößzeit eine neue tiefe Rinne ge- gi-aben und sie in der Folge vollgeschüttet. Die Wasserraassen müssen demnach wieder ungemein zugenonnnen haben, der Spiegel des damaligen Mains war wohl 20 m höher als der des heutigen. Mächtige Eisschollen muß er aus dem Mittellauf abwärts ge- tragen haben, ohne solche wäre ja der Transport von 20 — 30 Zentner schweren Blöcken rein undenkbar und zudem auf eine Entfernung von Aschaffenburg bis Kelsterbach, wo sie mit ihrer auf dem Weg durch Schmelzen kleiner gewordenen Eisscholle strandeten. An dieser Stelle darf ich vielleicht der interessanten Beob- achtungen gedenken, die Dr. G. Klemm in den letzten Jahren im hinteren Odenwald und im Vorspessart gelegentlich seiner — 70 — g-eologischen Anfualimeu gemaclit liat. Klemm fand au zalil- reiclien Stellen Schuttmassen liegen, die schon durch das Ungeordnete ihrer Ablagerung den Gedanken an Flußtrans- port ausschließen. Hier liegen kantige Geschiebe von ver- scliiedener Größe und in der verschiedensten Richtung einer sandlehmigen Grundmasse eingelagert. Mehrfach sind jene Ge- schiebe ausschließlich von der Gesteinsbeschaffeuheit, die der liegende Fels besitzt, so daß man wohl an eine an ihrer ursprüng- lichen Lagerstätte befindliche Verwitterungsdecke denken könnte. Bei Pfirschbach in der Nähe von Höchst im hinteren Odenwald sah ich jedoch unter gefälliger Führung von Herrn Dr. Chr. Vogel eine Masse dem Buntsaudsteine aufgeschüttet, die ich auch nicht anders als einer Moräne angehörig zu deuten wüßte. Ganz un- geordnet liegen da in der sandiglehmigen Grundmasse kantige Geschiebe von Granit, Pegmatit, krystallinem Schiefer, Quarz, Buntsandstein, groß und klein, in der verschiedensten Richtung, horizontal, vertikal u. s. w. An manchen Orten, z. B. bei Groß- Umstadt, sind diese seltsamen Schuttmassen von Löß überlagert. Klemm hat sie als Grundmoräne eines Gletschers gedeutet, den man also als Maingletscher bezeichnen kann; er glaubt, dass sie zur großen Eiszeit abgelagert worden seien. So wäre denn zur Glacialzeit Europas auch der Odenwald und Vorspessart vergletschert gewesen. Man sieht sich freilich vergebens nach Höhen um , in deren Mulden Firn- und Eis- massen sich ansammeln konnten, um dann nach der Tiefe als Eis- ströme vorzudringen; auch ist meines Wissens auf dem Fels des Gebirges, auf dem die Schuttmassen liegen, noch nie eine Glättung oder Schrammung beobachtet worden, geschweige, daß gekritzte Geschiebe sich in jenen Schuttmassen gefunden hätten. Es ist dieser Mangel allerdings durch die starke Verwitterung, der die Geschiebe derzeit anheimgefallen sind, erklärlich. Sie wissen, in den Alpen Avie im Norden folgte zur Diluvial- zeit ein zweiter mächtiger Vorstoß von Eisströmen, der jedoch im Betrag bedeutend hinter dem der sogenannten großen Eiszeit zurückblieb. Immerhin liegen die glacialen Scliutt- masseu, die Moränen der zweiten P^iszeit, weit ab von den Alpen, z. B. die des Rhonegletschers dieser Zeit bis über Solothurn hinaus nach Norden. Da ich den Gedanken festhalte, daß das Gebiet zwischen den beiden großen Eismassen Europas auch — 71 — zu dieser Zeit mehr oder weniger von denselben klimatischen Verhältnissen, die eben von neuem mächtige Eismassen werden ließen, beeinflußt war, so glaube ich in der Groß-Ostheim- Kelsterbacher Flußterrasse die zweite Eiszeit in unserem Gebiete zu erkennen, besonders bestärkt in dieser Vorstellung durch das Vorkommen enormer Blöcke und zahlreicher kleinerer, deren Verfrachtung auch nicht durch das Wasser allein geschehen konnte. Eine tiefer liegende, etwa 4 — 6 m mächtige Mainschotter- AUuvium. terrasse erfüllt das Thal oberhalb Frankfurt, das von den tertiären Abhängen von Enkheim-Bergen bis zu denen des Bieberer Berges eine ungefähre Breite von 6 km hat ; unterhalb Frankfurt scheint sie mehr auf der linken Seite entwickelt. Die Flußschotter, in die sich die jüngsten Schotter eingelagert finden, sind oberhalb Frankfurt auf der linken Mainseite jene vorher schon erwähnten, erhalten gebliebenen Reste der Primi- geniusterrasse. Zwischen Frankfurt und Sachsenhausen werden die tiefer liegenden jungen Gerolle beiderseits von der Primi- geniusterrasse begleitet. Wieder anders sind die Verhältnisse unterhalb Frankfurt; jedenfalls hat der junge Main die Schotter des Kelsterbacher Mains angeschnitten und sein Geschiebe jenen angelegt. Zum Teil sind es Schichtenstörungen, die dieses letztere Stück Mainlauf bedingen, so daß zwischen Höchst und Flörsheim rechts die alten Primigeniusscliotter mit hangendem Löß, links die jungen Schotter mit hangendem Anlehm, von einander durch den Fluß getrennt, in wenig differierendem Niveau gegenüber liegen. Sind wir bisher den griWieren Flußläufen gefolgt, so lassen Sie uns auch einmal einen Blick in die Landschaft werfen, die sich im Norden Frankfurts zur frühen Alluvialzeit ausbreitete. Aus einem gelegentlich einer Kellergrabung am Adlerflychtplatz gewonnenen sandigen Lehm konnten wir eine aus 46 Arten Landschnecken, 6 Arten Süßwasserschnecken und 2 Muschelarten bestehende Fauna, zu der noch Reste von Fischen, vom Maul- wurf und von der Wühlmaus hinzukommen, ausschlämmen. Aus dieser Tierwelt schließt nun Boettger, daß in vorhistorischer Zeit der lichte Wald vom Taunus noch bis an den Main gereicht habe, und daß solcher aus Buchen bestand, untermischt mit Krlen, die sich den Bachränderu entlang angesiedelt hatten. Mit Gebüschen — 72 — bewachsene Wiesenfläclien scheinen auch von Wasserfäden durch- zogen gewesen zu sein. Das Klima war etwas kühler und feuchter, als heute im Untermainthal. Hiebei erinnere icli daran, daß auch noch die altalluvialen Schotter des Untennainthales da und dort große Blöcke bergen, die aus dem Gebiete oberlialb Hanau und Aschaffenburg stammen. Wie schon gesagt, liegt auf den jüngsten Schottern, die häufig und zahlreich Säugetierknochen fülu'en, der Aulehm, der Überschwemmungsschlamm unserer Gegend , der wohl zumeist verschwemmter Löß und ihm daher sehr ähnlich ist, ohne aber seine charakteristischen Eigentümlichkeiten zu besitzen. Diese Überlagerung von Aulehm über den jungen Fluß- schottern mag auch das ihrige dazu beitragen, daß die Säugerreste in den Schottern, die übrigens nur recenten Tieren angehören, wolil erhalten sind. Man konnte sich s. Z. beim Graben eines Kanals für die Druckluftanlage in Offenbach hiervon überzeugen, ebenso bei der Ausschachtung des Frank- furter Hafens u. a. a. 0. Zwischen Schotter und Aulehm schiebt sich übrigens im ganzen Untermainthal eine nur 1 — 3 dm mächtige, an Fluß- konchylien reiche, schlickige Sandschicht ein, die auch viele Stammstücke führt. Mehrfach sind im Thal oberlialb Frankfurt Moore anzutreffen. Beim Übergange zur Alluvialzeit drängten sich also die Mainwasser wieder dem alten Laufe zu, wozu aucli Boden- bewegungen beigetragen haben mögen. Es floß der Main wieder an Aschaffenburg vorüber, bei Hanau vorbei und setzte die Erosion zwischen den tertiären Höhen, die er, wenn nicht schon früher, zur Zeit der Antiquusstufe begonnen hatte, fort und zwar bis auf den alten Meeresthon hinab, auf dem bei Offenbacli und Fechenheim unmittelbar die jungen Schotter liegen. Wie die meisten Flüsse, so verlegte auch der Main in seinem Unterlaufe zwischen Hanau und Frankfurt, wo er mehr auf- schüttete, als einschnitt, vielfach seinen Lauf; durch seine eigenen Schuttmassen vom bisherigen Lauf abgedrängt, berührte er ein- mal als Ufer den südlichen, ein andermal den nördlichen Rand der einander gegenüberliegenden Tertiärhöhen, unterhöldte mehr und mehr den Thon der tieferen Tertiärschichten und entführte samt dem Thonschlamm die Kalkbänke, die nun, ihrer Stütze — 73 — beraubt, al)braclieii und in den Fluß stürzten. So weitete und vertiefte sich der Main. Abgesclmürte Altwasser, ehemalige Flußläufe sind zu den vorhin erwähnten Mooren geworden', die uns auch mannigfaclie Tierreste aufbewahrt hal)en. Wir sind am Schluß, denn wir sind schon in die historische Zeit eingetreten, die Säugerreste sind ausschließlich recent und im Aulehm sind römische Gerätschaften gefunden worden; im vorigen Jahre ist das Stück eines Elchscliädels mit mächtigem Geweih l)eim Kanalbau im Aulehm Frankfurts gefunden worden. Das Elen, das heute in Deutschland nur mehi im Ibenhorster Forst und in einigen nachl)arlichen Forstdistrikten gehegt wird, hat bei uns demnach von der Lößzeit bis in die historische Zeit ausgehalten. In meinen Mitteilungen habe ich in dieser Stunde, geolo- gisch gedacht, nur in die nächste Vergangenheit zurück- gegriffen, und doch, wie wechselvoll ist die Geschichte, die sich in unserer Landschaft abgespielt hat. Keine Zeit ist vorüber- gegangen, ohne Spuren — positiver oder negativer Natur — zu hinterlassen. So ist das Verständnis des heutigen Landschafts- bildes und des Bodens , auf dem wir unsere Wohnungen auf- geschlagen haben, erst durch das Zurückgehen in die Vergangen- heit möglich. Daß die jüngere Vergangenheit, die ich in den Hauptzügen geschildert hal)e, dem Bild ihren Stempel kräftiger, deutlicher aufgedrückt hat, als weiter in die Vergangenheit zurücktretende Perioden es gethan haben, ist selbstredend. Kaum gestreift haben wir alle die Gebirgs- resp. Schichten- störungen, die auch in jüngerer Zeit noch bei uns in nicht geringem Maße stattgefunden haben. Das Bild ist daher besonders auch nach dieser Seite hin lückenhaft; auch mögen spätere Grabungen vielleicht in manchen Punkten die eben dargelegte Geschichte, die sich nur auf das von mir Gekannte stützt, ändern und bessern. <0 Zwei Briefe aus Arij:entiiiieii. Herr Dr. Jean Valentin, der im Herbst 1893 einem Eufe als Geologe au das ^luseum in La Plata (Argentinien) gefolgt ist und seit dem 1. Apiil d. J. die Stelle eines Sektiouärs für Geologie und Mineralogie am Natinnal-Museum in Buenos Aires bekleidet, bat an die Senckenbergiscbe naturforscbeude Gesellscbaft zwei Briefe gelangen lassen, die ilires allgemeinen Interesses wegen liier wiedergegeben sind. Museo de La Plata. den 6. Februar 1894. Meine Eeise von Hamburg hierher ist, abgesehen von der Fnaunehmlicbkeit. die eine achttägige Quarantäne mit sich bringt, glatt und angenehm verlaufen, wie das auf einer Hauptruute des Weltverkehrs, auf der Schiffe fast aller europäischen Länder konkurrieren , zu erwarten war. Nach kurzem Aufenthalte in der Bundeshauptstadt siedelten wir. meine Frau und ich. nach der nahen Kapitale der Provinz, unserem nunmehrigen Wohn- sitze, über. Auf einer Karte aus dem Anfang der achtziger Jahre sucht man vergeblich uach La Plata und wundert sich darüber, da in neueren Büchern die Einwohnerzahl mit 60—80000 angegeben wird. Betritt man die Stadt, so weist einen schon der ei-ste Eindruck auf ihre eigentümliche Geschichte hin. Die ganze Anlage, das Verkehrsnetz mit den sich rechtwinkelig schneiden- den Straßen und den Diagonalen, die zahlreichen freien Plätze, die \ielen öffentlichen Gebäude. Alles erscheint wie aus einem Gusse entstanden; doch der nur teilweise Ausbau des Planes, der beginnende Verfall der noch nicht vollendeten Prachtbauten, das .üppige" Grün auf den Straßen, die auf den freien Plätzen wuchernden hohen Disteln lassen vermuten, daß der ins Auge gefaßten Form der Vorrat des Schmelzflusses nicht entsprach — 76 — und daß das halbvollendete Werk seinem ^Untergänge ausge- setzt ist. La Plata Avurde, nachdem Buenos Aires 1880 zur Haupt- stadt der Republik Argentinien erklärt war, am 19. November 1882 als Hauptstadt der Provinz Buenos Aires gegründet. Kühner Unternelmiungsgeist rief 50 km südöstlich von der Hauptstadt Buenos Aires auf einer Stelle, die zuvor ein kleines Eucalyptuswäldchen und eine einsame Estancia getragen hatte, in kürzester Zeit eine Großstadt mit allen ihren Eigenheiten hervor, und sie entwickelte sich sichtlich bis 1889 oder 1890, zu welcher Zeit sie 60000 Einwohner gehabt haben soll. Der argentinischen Krisis aber, die mit der Revolution im Jahre 1890 begann, war La Plata nicht gewachsen; rascher noch als das Wachstum zuvor trat jetzt der Rückgang ein, zu- mal sich auch die Folgen des unnatürlichen Gründungswesens fühlbar machten. Erst die Znknnft wird entscheiden, ob eine Erholung von diesem Schlage möglicli sein wird und ob in geordneten Verhältnissen die Stadt mit der nahen mächtigen Rivalin Buenos Aires wird konkurrieren können. Unter den Sch()pfungen, die der Gründung La Platas ihre Enstehung verdanken , ist von hervorragendstem , dauerndem und internationalem Werte das von Dr. Francisco Moreno gegründete und unter seiner Leitung stehende Mnseum der Provinz. Aus unbedeutenden Anfängen hat Dr. Moreno im Laufe der letzten zehn Jahre das reiche Material angesammelt, das heute besonders für die Paläontologie unschätzbar genannt werden muß. Einen großen Teil der weiten Räume des Museums füllen die montierten Skelette der Fossilien der Pampasformation, Megatherien, Mylodonten und Glyptodonten , neben zahlreichen Einzelheiten, Schädeln, Gliedmaßen U.S.W, aus denselben Klassen. Es mögen etwa 20 mehr oder weniger ganze Skelette vorhanden sein, wovon jedes einzelne einem Museum großen Wert gäbe. In dem mineralogisch-geologischen Saale sind Gesteine und Mineralien der Argentinischen Republik, nach Provinzen ge- ordnet, ausgestellt, neben einer petrograpliisclien und minera- logischen Lehrsammlung. Besonderes (irewicht muß eben noch auf Gegenstände von praktischer Bedeutnng gelegt werden, um das Interesse des Publikums zu erwärmen. Man findet daher — 77 — iu erster Linie die Erze berücksichtigt. Die Provinz Catamarca ist durch eine Suite liochluiltiger Kupfererze vertreten, des- gleichen Rioja, das die reichste Provinz sein soll ; aus der Pro- vinz Mendoza sind zalilreiche Stufen von Bleierz und Zinkblende ausgestellt, aus dem Territorium des Cliubut, das eben viel von sich reden macht, Goldquarze u. s. w. Eine sehr wichtige Frage für die Republik ist nocli immer das Vorhandensein von bau- würdiger Kohle, daher treffen wir unter den ausgestellten Ob- jekten auch die Proben von den verschiedenen Kohlenvorkomm- nissen. Die Steinkohlenformation ist nachgewiesen bei Retamito in der Provinz San Juan, aber auf bauwürdige Flötze ist man bis jetzt nicht gestoßen. Etwas günstiger liegen die Aussichten für mehrere Vorkommen , die der am ganzen Rand der Cor- dilleren mächtig entwickelten Rhätformation zugeteilt werden uud zu der die reichen Pflanzenfunde von Cacheuta (Provinz Mendoza) gehören. Noch unbekannt ist das Alter eines in mehr als einer ßeziehuug merkwürdigen Kohlenvorkommens von Sau Rafael. südlich von Mendoza. Die Kohle, die ein gutes Feuerungs- material liefert, aber wegen kostspieligen Transportes noch nicht in großem Maßstabe gewonnen wird, enthält in ihrer Asche einen hohen Vanadingehalt. Eine Probe, die in der Münze von Buenos Aires analysiert wurde, enthielt o8,22"/o Vanadiusäure- anhydrit. Die Erklärung für dieses seltsame Vorkommen fehlt noch. Bodenbender in Cördoba glaubt nicht, es mit einem Kohlenflötz, sondern mit einem Bitumengang zu thun zu haben ; diese Auffassung würde das Vorkonnnen des Vanadins erklärlicher machen, da es auf Gängen auch an anderen Punkten bekannt ist. Prächtige Schaustücke des mineralogischen Saales sind zwei große Blöcke eines lichtgrünen, zum Teil durch Eisenoxyd tiefrot geäderten Marmors, der neuerdings infolge der geologi- schen Untersuchungen von Seiten des Museums in der Provinz San Luis gewonnen wird. Da meines Wissens ein derartiges Gestein sich nirgends sonst im großen tiudet, so wird der Marmor von San Luis wohl bald auf dem europäischen Markte erscheinen. Freilich ist er infolge des Eisengehaltes nur für Interieurs zu verwenden, doch ist er ebenda äußerst wirkungsvoll. Nur flüchtig will ich noch die übrigen Sammlungen des Museums erwähnen. Die zoologische Sammlung besitzt unter anderem mehrere besonders große Walfiscbskelette ; in dem Saale für ausgestopfte Tiere sind in erster Reihe einheimische Tiere vertreten. Die anthropologische Sammlung enthält tausend Schädel und zahlreiche Skelette, fast alle aus Südamerika. Die ethnographische Sammlung birgt eine große Menge wertvoller Altertümer aus den nördlichen und südlichen Pro- vinzen, deren Studium eine wesentliche Förderung der Geschichte des Landes bilden wird. Ein Saal des Museums ist, um allen Ansprüchen zu ge- nügen, der Kunst gewidmet. Hinojo, Provinz Buenos Aires, den 4. Mai 1894. Ich befinde mich in der vSierra von Tandil, einer jener argentinischen (Tebirgsketten, die, durch den Glanz und die Größe ihrer westlichen Schwestern, der Cordilleren, der Anden, in den Schatten gestellt, wissenschaftlich wenig erforscht, für praktische Zwecke des Bergbaues u. s. w. nur von sehr be- scliränkter Bedeutung sind. Von Mar del Plata, dem einzigen Seebad der argentinischen Republik, streicht nach Nordwesten eine Reihe von teils isolierten Bergen etwa 300 km weit, in den höclisten Punkten kaum 300 m erreichend. Unweit von dem Orte Ulavarria tauchen die letzten, gerundeten Kuppen und die letzten flachen Rücken in der un- ermeßlichen Ebene unter. Die weiteren nordwärts gelegenen Gebiete der Provinz Buenos Aires gehören diesem Ehichland an, über dessen Niveau erst in Cördoba und San Luis beträcht- lichere Höhen sich erheben. Parallel zu dem Tandiler Zug erstreckt sich die Siei'ra de la Ventana mit ihren bis zu 1000 m aufsteigenden Bergen von Bahia Bianca aus. Den Sockel der beiden Ketten bildet ein Granit-Gneiß, der wohl eher zu den Gebirgen Urugunys und Südbiasiliens als zu den Anden in Beziehung stehen dürfte. L'))er ihm lagert eine Sedimentformation, deren Alter bis jetzt, ijei völligem Mangel an Fossilien, nicht bestimmt werden konnte. Zu ihren Schicht- gliedern gehört ein (^uarzit, die steile Mauerkrone vieler Hügel, der eine auffallende petrographische Ähnlichkeit mit dem Taunus- — 79 — quarzit besitzt. Über ihm lagert in den westlichen Ausläufern der Sierra von Taudil eine Kalkformation, die nächste Kalkquelle für die Bedürfnisse der Metropole der Provinz. Es bandelt sich um einen splitterigen, grauen, sehr dichten Kalk, der in 10 bis 20 cm dicke Platten spaltet und sowohl zur Pflasterung als zur Herstellung von gebranntem Kalk Verwendung tindet. Augenblicklich besuche ich die größten dieser Kalkbrüche, die von zwei Deutschen, den Gebrüdern Aust, betrieben werden, und erhielt durch die Freundlichkeit dieser Herren manchen wertvollen Aufschluß über die mich beschäftigenden Fragen. Daß man sonst im allgemeinen wenig Verständnis der Bewohner für wissenschaftliche Fragen trifft, werde ich kaum zu betonen brauchen. Das ganze Land — ich spreche von der Provinz — ist in Estancias eingeteilt, die von 10 — 20 qkm bis zu der Größe deutscher Fürstentümer reichen. Viehwirtschaft ist das erste Interesse; der Ackerbau soll infolge von mancherlei Miß- erfolgeu schon wieder im Kückgang sein. Verhandlungen von An- und Verkäufen von Rindvieh, Schafen und Pferden, Futter- uud Wassersorgen absorbieren die geistige Kraft der im Umgang mit ihren rohen Hirten und Bauern wenig profitierenden Ver- walter und Herren. Man muß sich wundern, in welcher äußersten Entbehrung mancher leicht zu erringenden Genüsse viele dieser Leute leben, daß z. B. der Gutsherr, der zum Besuch konnnt aus der Stadt auf seine Estancia, auf der Tauseude V(tn Stücken Rindvieli weiden, daß er sich aus der Stadt die Butter mitbringt, daß trotz des Überflusses an Fleisch kein für euro- päische Zähne genielSbarer Bissen Fleisch auf den Tisch kommt, daß mau sich tagaus, tagein zweimal dazu betiuemt, hartes gekochtes und hartes am Spieß gebratenes Fleisch, den soge- nannten Asado, zu essen. Beim Bereijsen des Landes ist mau in erster Linie auf die Estancias angewiesen, und man wird auch in der Kegel zuvorkommend und gastfreundlich aufgenommen. Den Verhält- nissen des Landes entsprechend gestaltet sich die Arbeit. Die einzelnen, den Geologen interessierenden Punkte liegen durch weite Flachlandstrecken getrennt auseinander. In diesen bringen vielleicht die tiefwühlenden Biscachas einmal einen Stein an die Oberfläche, oder ein Bach gewährt an seinen senkrechten Ufern einen Blick in die mächtige Lehmdecke der Pampas- — 80 — formatiou; aber im allgemeiuen gilt es rasch die Ebene zu überwinden und die Berge zu erreichen. Pferde stehen überall und immer zur Verfügung. Erlaubt es das Terrain, so fährt mau in einem leichten Wagen, sonst schwingt man sich auf den Sattel und giebt mit Peitsche und Füssen dem Gaul das Zeichen zum Galopp, jenem matten Galopp, der hier zu Lande auch dem müdesten Klepper zugemutet wird. Einen Mann, der die Gegend kennt, muß man mit sich führen; denn nur selten kann, trotz der ebenen Fläche, in gerader Linie auf das Ziel los- gesteuert werden. Tausende und aber Tausende von Draht- zäunen überspannen in NW — SO- und in NO — SW-Richtung das Camp, teils Grenzen der einzelnen Besitzungen, teils innere Abteilungen bildend. Den Mitteln, die die geübten Reiter der Ebene anwenden, um auch ohne Thür und Thor sich den Durch- gang zu verschaffen, begegnet man mit Stacheldraht in energischer Weise, sowie mit hohen Geldstrafen. Der Kenner der Gegend führt uns dagegen über Wege und durch Passagen zum Ziel. Bis jetzt waren meine Arbeiten hier von dem angenehmsten Wetter begünstigt. Dieser Herbst ist wie der vergangene Sommer ausnahmsweise regenarm, die Temperatur sinkt nachts auf 3 bis 4" C. über Null, tagsüber aber bereitet die helle Sonne rasch eine ersprießliche Wärme. Wind weht häufig und stark, in den letzten Tagen hatten wir mehrfach morgens Nebel. Ich gedenke die Sierra von hier nach Südwest zu vei-folgen und von Tandil nach La Plata zurückzukehren. — 81 — Beitrag zur geologischen Kenntnis der Sierren von Olavarria und Azul, Provinz Buenos Aires (Republik Argentinien). Von Dr. Jean Valentin. Topographische Einleitung. Litteratur. Das krystalline Grundgebirge. Die sedimentären Ablagerungen (I.Allgemeines: Lagerung. Dreigliederung. 2. Der Dolomithorizont. 3. Der Quarzithorizont. 4. Der Kalkhorizont. ;"). Parallelisierung der Olavarria- Ablagerung mit der der Sierra de la Tinta). Theoretische Schlußbetrachtungen und Resume. Topographische Ehileituug:. Im Süden der Provinz Buenos Aires erheben sich über die ebene Pampasfläche zwei Gebirgssysteme, das eine bis zu 1200, das andere bis zu 450 m absoluter Höhe aufsteigend, das der Sierra de Yentana und das der Sierra de Tandil. Zu ersterem gehört außer der kleinen Sierra de la Ventana selbst die Kette von Cui'a-Malal und die von Pillanhuinco: die Sierra de Tandil aber setzt sich aus einer größeren Zahl vereinzelter und mit Lokaluamen bedachter Erhebungen zusammen. Die Bezeich- nung Sierra von Olavarria und Azul wähle ich für die west- lichen, in den Bezirken der gleichnamigen Flecken gelegenen, isolierten Ausläufer. Auf der neuesten und besten Karte ^) der Provinz findet man den Namen Sierra de Tandil auf eine etwa 35 km lange Kette bescliränkt, die sich von dem Städtchen Tandil nach SO. ausdehnt und die größte Höhe des ganzen Systems erreicht. Daneben findet man eine Anzahl weiterer ') Mapa Topografico de la Provincia de Buenos Aires por George Duclout. 1 : 400 000. 6 — 82 — besonderer Bezeichnungen, von denen solche wie Sierra del Volcan, Sierra de la Tinta, Sierra Baya n. a. aueli in die Litteratur iiberg-egang-en sind. Die lange Liste der Namen lässt vermuten, was ein Blick auf die Karte bestätigt. Das System der Sierra de Tandil besteht aus einzelnen Bergen und mehr oder weniger vereinzelten, in der flachen Pampa zerstreuten Berggruppen. Die alte krystalline Achse, die vom Mar del Plata aus nach NW. streicht, giebt dem System seine Richtung und erreicht selbst auf ihrer etwa 300 km langen Trace an mehreren Punkten die Oberfläche. Nicht selten ver- rät nur eine kuppelartige Wölbung im Terrain ihr Vorhanden- sein unter der pampinen Lehmdecke, iji anderen Fällen aber drängt sie sich in steilwandigen, schroffen Formen au den Tag. So bildet sie ein kleines Felsengebirge in dem Bezirke Azul, anziehend durch seine Gestaltung wie durch die Farben seiner kahlen Gehänge. Über dem krystallineu Gebirge lagert fast horizontal eine wenig mächtige Decke sedimentärer Gesteine. Sie bedingt die plateauartige Endigung mancher Höhen und ihren mauerartigen Abfall. Was von dem System der Tandil-Kette im allgemeinen ge- sagt ist, gilt auch im speziellen für die Sierren von Olavarria und Azul. Auch sie bestehen aus einzelnen in der Ebene iso- lierten Bergen und Berggruppen und tragen z. T. den Charakter schroft'er, nackter Felsengipfel da, wo die schützende Sediment- decke fehlt, oder plateauartiger Formen da, wo jene auf- tritt. Sie erreichen geringere Höhen als die Hauptkette, durch- schnittlich nicht mehr als 150 m über dem Niveau der Ebene. ^) Trotz dieser geringen relativen Höhe sind die krystallineu Gipfel wie La Crespa, Cerro Redondo u. a. infolge ihrer steilen Gehäuge imposante Gestalten. Ihr landschaftlicher Reiz wird noch vergrößert durch die weitgehende Block-Verwitterung, die ausgezeichnet entwickelt ist und in der bekannten Piedra Move- diza, dem beweglichen Stein der Sierra von Tandil, ihre eigen- tümlichste Erscheinung augenonnuen hat. Der Gipfel der Crespa z. B. ist ein Haufwerk von gigantischen Blöcken, die bunt ') Nach den mir von der Verwaltnni;' iler Ferrocarril del Sud gelie- ferten Daten liegt die Station Aznl 142, Hin^jo 156 nnd Olavarria 1(13 m über dem La Plata. — 83 — übereinander liegen , als hätte eine Riesenliand sie auf die Spitze einer Pyramide ausgestrent. Infolge der gerundeten Form und der glatten Oberfläche der Blöcke kostet es Mülie, auf den höclisten Punkt des Gipfels zu gelangen. Doch der Blick von oben hinweg über das E'elsen- nieer in die weite unermeßliche Pampa lohnt die kleine An- strengung. Über die Sierren von Olavarria und Azul ist bislier nur wenig veröSentliclit worden und nur sehr wenig in die euro- päische geologische Litteratur übergegangen. Da sie indessen ein weit über das Lokale hinausgehendes Interesse besitzen, so stehe ich nicht an, diese Zeilen, die allerdings nur einem ersten und flüclitigen Besuch ihre Entstehung verdanken, zu veröifentlichen.') Litteratur. D ' 0 r b i g n y . Voyage dans 1' Amerique meridionale. Tome 1 . Paris 1842. Darwin. Geological Observations in South - America. London 1840. Heusser y Clara z. Ensayos de un couocimiento geo- gnostico y fisico de la provincia de Buenos Aires. Buenos Aires 1863. Deutsch erschienen in den Denkschriften der Schweiz. Naturforscheu Gesellschaft Bd. XXI, 1864: Beiträge zur geog- nostischen und physikalischen Kenntnis der Prov. Buenos Aires. V. Conring. Die Sierra von Buenos Aires. Ztschr. f. AUg. Erdk. N. E. 1863 pag. 261. Martin de Moussy. Description geographique et sta- tistique de la Confederation Argentine. 1873. Burmeister. Description physique de la Republique Argentine. Paris 1876. Zeballos. Estudio geolögico sobre la Provincia de Buenos Aires. Anales de la Sociedad Cientifica Argentina 1876 pag. 258. Aguirre. La Geologia de las Sierras Bayas. Anales de la Sociedad Cientifica Argentina 1879, Tomo VIII. Aguirre. Censo General de la Provincia de Buenos Aires. 1883. ') In spanischer Sprache habe ich über denselben Gegenstand in der Revista del Museo de La Plata, Tomo VI pag. 1 y seg. die Notiz : „Rapide Estudio sobre las Sierras de los Partidos de Olavarria y del Azul" publiziert 6* 5: ä T IS tvj» I tt-ia — 84 — Doeriiig. Informe oficial de la Comisioii Cientifica agregada al Estado Mayor General de la Expedicion al Eio NegTO. Buenos Aires 1881. Das krystalliiie Griiii(lg:ebirg:e. Ich muß, da mein gesammeltes Material noch unbearbeitet ist, von einer Beschreibung des krj^stallinen Gebirges hier absehen. Ehe eingehende Studien an Ort und Stelle und nach- folgende petrographisclie Untersuchun- gen ausgeführt sein werden, scheint es mir praktisch, an der von Heusser und Claraz für das Tandiler-Gebii-ge angewandten Bezeichnung Granitgneiß festzuhalten und ich füge nur hinzu, daß in meinem Untersuciiungsgebiet zwar vorwiegend, aber doch nicht aus- schließlich SO. -NW. Streichen herrscht, was mit den Beobaclitungen von Heus- ser und Claraz in der Tandil überein- stimmt, daß dagegen das Einfallen durchweg steiler (häufig fast senk- recht) zu notieren ist. Die sedimentäreii Abltigeruiigeii. Es wurde bereits oben erwähnt, daß auf dem ki-ystallinen Sockel fast horizontal sedimentäre Schichten lagern und einen wesentlichen Charakterzug des Reliefs bedingen. Es ist das eine wenig mächtige, wohl an keiner Stelle 200 m erreichende Bildung, die durch ihre geographische Lage und ihre Iso- lierung von den Sedimenten der Anden unser Interesse erweckt und bei der bisher noch höchst unvollkommenen — 85 — Erkenntnis ihrer Eigentiimliehkeiten unsere grüßte Aufmerk- samkeit verdient. Das Streichen ist NW. -SO. bei einem selir schwachen Ein- fallen (von etwa 5°) nach SW. Claraz und Heusser waren Sedimente nur aus der Sierra de la Tinta^) bekannt geworden; sie beschreiben von dort Sand- steine und Thonschiefer und fassen sie als EVjrmation der Tinta zusammen. Aguirre studierte die Sierra von Olavarria, verkannte aber die stratigraphischen Verhältnisse. Er unterscheidet drei Hori- zonte, den eines Sandsteins oder Quarzits, eines Dolomits und eines Kalkes. Seiner Auffassung nach bildet letzterer das Lie- gende, ersterer das Hangende des K(miplexes. Doering übernimmt die Gliederung Aguirres. Nach meinen Untersuchungen in der Sierra von Olavarria unterscheide auch ich mit Aguirre die drei genannten Horizonte und bezeichne sie bei ihrer völligen E^ssilarmut nach ihrem petro- graphischen Charakter als Dolomit-, Kalk- und Quarzithorizout. Bezüglich des Lagerungsverhältnisses aber komme ich zu dem ab- weichenden Resultat, daß der Dolomit die Basis des Systems bildet, und dass über ihm der Quarzit und als oberstes Glied der Kalk liegt. Die Profile, die mich zu meiner Auffassung bewegen, habe ich in der ßevista del Museo de la Plata^) wiedergegeben. Die größere Zahl der Aufschlüsse ist danach vollständig klar, einzelne andere freilich bieten Komplikationen, die sich nur als Folge starker Dislokationen erklären ließen, ein Punkt, auf den ich heute noch nicht näher eingehen kann. Der Dolomithorizoiit. In dem Dolomithorizont bildet ein gelber, dickbänkiger Dolomit das Hauptgesteiu. Er ist als typisch zu bezeichnen in seiner chemischen Zusammensetzung, seiner zuckerkörnigen Struktur und seiner eigentümlichen Obei-flächen- Verwitterung. Aguirre giebt folgende Analyse: ') Die Sierra de la Tinta hat ihren Namen von dem Vorkommen eines roten Ockers, den die Indianer zum Bemalen benutzten. 2) 1. c. — 86 — In HCl imlöslich 9,40"/o, Fe2 03 .... 4,30"/o, CaCOa .... 46,20o/o, MgCOa. . . . 34,63"/o, H2O 4,520/0. Weiter nehmen an der Zusammensetzung des Horizonts Mergel und Thon teil. Sie sind von weißer bis grünlicher und von roter Farbe und werden häutig von wenige mm dicken Quarzsandsteinbänkchen durchsetzt. Sie selbst erreichen 3 — 4 m Mächtigkeit. Bei einer ßrunnengrabung in der Nähe von Hinojo wurden mächtige, sandige, aber unreine grüne und rote Schichten, auch eine Konglomeratbank getroffen, die zwischen dem zu Tag tre- tenden Granitgneiß und den klotzigen Dolomitbänken anstehen, also scheinbar die tiefste Schicht des Horizonts repräsentieren. Schließlich sei noch einer etwas rätselhaften Bildung ge- dacht, die durch einen Versuchsschacht in dem Kamp von Rocha (Bezirk Olavarria) aufgeschlossen wurde. Unter 2,5 m welligem, weißlich-grünlichem und rotem Mergel mit drei eingeschalteten, etwa 10 — 15 cm dicken Sandsteinbänkchen lagern 3,5 m eines sehr homogenen, feinkörnigen, zarten dunkelroten Ockers und hierunter mit 5 m Absinken noch nicht durchteuft die Schicht, auf welche ich die Bezeichnung rätselhaft beziehe. In einem gelblichen und roten Letten liegen eiugeknetet Knauer von grauem Hornstein und Quarz von allen Größen bis zu der eines großen Kürbis, die meisten mit gerundeter, z. T. auch mit scharfkantiger Begrenzung. Von Schichtung war in der ganzen Masse nichts zu sehen. Offenbar handelt es sich um transpor- tiertes Material, aber die massige Struktur und die innige Ver- knetung von Letten und Knauern und der Knauer untereinander erfordern, wenn man Transport durch Wasser voraussetzt, die Annahme einer nachträglichen, starken Komprimierung. Es muß nun hinzugefügt werden, daß, obwohl die eben beschriebene Bildung anstehend nur an diesem einen Punkt be- obachtet wurde, ihre Spur sich doch weit verfolgen läßt. Fast überall, wo in der Sierra von Olavarria die Dolomitbänke an den Tag treten, sind sie mit massenhaften , grauen und roten Hornstein- und (^iiarzbrocken oberflächlich besät, ohne Zweifel den Residuen jeuer Ablagerung. Anderseits sind aus der — 87 — Sierra de la Tiuta seit Jalireu rote Ocker bekauut, die, wie oben erwähnt, von den Indianern zum Bemalen benutzt wurden und dem Gebirge den Namen Tinta zuzogen. Der Dolomit- liorizont der Sierra von Olavarria mit seinen vorherrschenden doh)mitischen Komponenten und mit den untei'geordneten thonig- mergeligen, Hornstein und Quarz fülirenden Bänken scheint dem- nach in der Mergelthone und Sandstein führenden Formation der Tinta ein Äquivalent zu haben. Das Auftreten des Dolo- mits selbst ist, soweit mir bis jetzt bekannt wurde, auf die Sierra von Olavarria beschränkt. Hier bildet er die kleine Sierra Baj'a, die gelbe Sierra, und wird in mehreren Steinbrüchen abgebaut. Nördlich von der Linie Olavarria-Azul habe ich ihn nirgends getroffen ; man sucht ihn z. B. vergeblich an den Dos Hermanos, zwei Bergen, deren Fuß aus Granitgneiß, deren Höhe aus einer (^uarzitplatte gebildet wird, und es scheint mir unwahrscheinlich, daß hier der Quarzitschotter den Dolomit vollständig zudecke. Der Quarzithorizont. Der Quarzithorizont ist es, der das mauerartige Abfallen mancher Gehänge und die plateauartige Endigung einzelner Höhen bedingt; in der Sierra Baya sind seine Bänke von kleinen Wasserläufen eingeschnitten und bilden schluchtenartige Eng- thälchen, die von der Bevölkerung mit Namen wie Boca del Infierno (HöUenthal), Boca del Diablo (Teufelsschlucht) u. s. w. benannt werden. Seine Zusammensetzung ist einförmiger als die der liegen- den Zone. Ein weißer körniger Quarzit, meist in meterdicken und dickeren Bänken, bildet das Hauptgestein. Die Farbe w^echselt je nach der Zunahme des Gehalts an Eisenoxyd, welches sekundär auf Rissen und Spalten eingedrungen ist, und geht durch Gelb und Hellbraun in dunkles Braun über. Weitere Variationen werden durch gelegentliche düun- bänkige Absonderung oder durch Wechsel im Korn hervor- gebracht. Vereinzelt stellen sich Bänkchen ein, die man als Sandsteine und Konglomerate bezeichnen könnte. Die durchschnittliche Mächtigkeit des Quarzits schätze ich auf 20—30 m. Seine Verbreitung scheint eine große zu sein. Auf jeden Fall trifft man ihn in dem ganzen System der Tandil ; es scheint sogar, (laß gewisse Vorkommnisse in der Ventaua mit ihm zu parallelisiereu sein werden. Der Kalkhorizout. Dem Kalkhorizont kommt eine große techuisclie Bedeutung zu. Er liefert für Buenos Aires, La Plata und andere Provinzial- städte das Pflastermaterial für Trottoirs in Foim dünner, leiclit bearbeitbarer Platten, außerdem für Buenos Aires einen großen Teil des Eolistoffes für gebrannten Kalk. Er setzt sich aus 3 — 4 lithologisch verschiedenen Zonen zusammen, die man in der Mehrzahl der Aufschlüsse scharf auseinander halten kann. Die unterste, an Ort und Stelle als Piedra Chocolate oder Marmol Chocolate l)ekannt, besteht im Wesentlichen aus einem rotliclibraunen Plattenkalk von glattem bis muschligem Bruche. Sie stellt eine festgeschlossene Schichten- masse von 8 — 10 m Mächtigkeit dar, deren einzelne Bänke durchschnittlich 5 — 20 cm dick sind. Die Zusammensetzung des Kalkes giebt Kyle') wie folgt an: Kohlensaurer Kalk . . 80,75%, Kohlensaure Magnesia 0,60 °/o, Eisenoxyd 1,20 "/o, Thon ^. 17,45 "/o. Über diesen rötlichen Plattenkalken folgen für die Technik un verwendbare, thonige und mergelige Schichten mit unter- geordneten Kalkeiulagerungen. Sie werden von den Arbeitern als „Podritos" (verfaulte Schichten) bezeichnet und erreichen 4 — 5 m Mächtigkeit. Ein geringer Gehalt au Schwefelkies, in kleinen Krystallen eingesprengt, mag zu der leichten Verwitterbarkeit dieser Zone beitragen. Das oberste Glied endlich bildet die „Piedra" oder der „Marmol Negro", ein bläulicher bis schwarzer, im übrigen dem liegenden Kalk ganz ähnlicher Stein. Seine chemische Zusammen- setzung ist etwas reiner als die des liegenden, nämlich: Kohlensaurer Kalk . . 93,00 °/o, Kohlensaure Magnesia 0,35*^/0, Eisenox3'd 0,50 °/o, Thon 6,250/0. ') Äguirre, Sierra Baya in An. Soo. Cient. Tom. VIII. — 89 — Allen drei Zoueii des Horizontes ist ein absoluter Maugel au Versteinerungen gemein. Zwar fallen eiuera häufig manuig- facli gestaltete Wülste auf den Scliicliten auf, aber bis jetzt ist es niemandem gelungen irgend eine organische Form darin zu ent- decken. Charakteristisch für die ganze Ablagerung ist noch eine oft auftretende pisolithische Körnelung der Schichtenflächen. Die Erhöhungen auf der liegenden Platte entsprechen je den Ver- tiefungen der hangenden und umgekehrt. Weniger auffällig als die beschriebenen Zonen des Kalk- liorizonts treten unmittelbar über dem Quarzit, durch mehrere Brunnen nachweisbar, noch mit zu dem Kalkhorizont zu ziehende, papierdünn schiefernde Thone auf. Von grünlicher und dunkei- rotei' Farbe, von feinem Korn, erinnerten sie mich lebhaft an gewisse Vorkommnisse im elsässischen Oberen Buntsandstein. Leider aber wurde meine Hoffnung nicht erfüllt, in dem dort für Erhaltung von Fossilien so ausgezeichneten Material orga- nische ßeste zu finden. Die Mächtigkeit beträgt etwa 10 m. Was die Lagerung des Kalkhorizontes betrifft, so ist sie in ihrem schon erwähnten Verhalten, nämlich in der Überlage- rung des Dolomit- und Quarzithorizonts in der Sierra Ba3'a, deutlich erkennbar. Was seine Ausdehnung angeht, so wird er noch in der Sierra de la Tinta abgebaut und soll in der östlicheren Sierra von Balcarce ebenfalls noch vorkommen. Ehe ich diese Notizen über die sedimentären Ablagerungen der Sierren von Olavarria und Azul schließe (von einem Besprechen der diluvialen und alluvialen Bildungen sehe ich hier ab), erwähne ich kurz noch einen Punkt, der bereits mehrfach berührt wurde : Die rarallelisieruiig der sedimentären Ablagernngen mit denen der Sierra de la Tinta. Doeriug ^) kommt unter Voraussetzung der von Aguirre gegebenen Schichtenfolge in der Sierra Baj^a zu der nachstehenden Parallele : Den Kalken der ßaya stellt er steatitische und thonige Schiefer der Tinta gegenüber, da er offenbar die Kalke der •) Doering, Informe oticial. 90 — letzteren nicht kennt; den (^uaizit von beiden Pnnkteu paralleli- siert er; für den Dolomit der Sierra Baj^a dagegen fehlt ihm das Aeqnivaleut in der Tinta. Sierra de la Tinta. Sierra Baya. Qnarzit. Quarzit. D r- Schichten mit steatitischen Psammitische Schichten oj ^ Schieferfragmenten. 'c 5 ^, < — Dolomit. 2 So Steatitische nnd thonige Scliieferkalke (schwarz) Wh^ Schiefer. Schieferthone und Schieferkalke (rot). o; Glimmerschiefer. II d Quarzite nnd — nrent: 'ormal 450 1 Gneiß. S^ Granitgneiß. Granitgneiß. Durcli den Nachweis der thonig mergeligen Zone in dem Dolomithorizont der Sierra de Olavarria scheint mir nun ein Anlialtspunkt für die Parallelisierung dieses Horizonts mit den Steatitschiefern der Tinta gegeben, und ich komme in meiner Auffassung der Lageruugsverhältnisse daher zu folgender Ver- gleichung: Sierra de la Tinta. Kalkhorizont. Quarzithorizout. Steatische und thonige Sciiiefer mit roten Ockerein- lagerungen. Granitgneiß. Sierra Ba^a. Schwarze Plattenkalke. Mergelige Platteukalke. Rote Plattenkalke. Grüne und rote Schiefer- thone. Quarzithorizout, Dolomithorizont mit Dolomit, Ihonigen Zwischenmitteln und roten Ockereinlagerungen. Granitgneiß. Theoretische Sclilusshetrachtuni? und Resume. Mit dem kurzen Hinweis auf die Parallelisierung der Sedimente von Olavarria mit denen der Tinta ist nur ein kleiner Schritt gethan auf der langen Bahn theoretischer Betrachtungen, die sich an diese Sedimente und an das Terrain selbst knüpfen. — 91 — Das nächstliegende Gebirge, welches zur Vergleichung heran- gezogen werden muß, ist das System der Ventana. Dieses ist aber auch noch sehr ungenügend bekannt ; man weiß, daß der Granitgueiß dort mit demselben Streichen wie im Norden, aber mit angeblich steilerem Fallen auftritt. Sein Vorkommen ist indessen auf ein kleines Gebiet beschränkt. Weitaus auffallender ist eine mächtige Quarzitablagerung ; sie bildet z. B. die ganze Sierra de la Ventana im engeren Sinne. Der Parallelisierung dieses Quarzits nun mit dem der Tandil stellt sich, abgesehen von manchen Unterschieden in Betreff der petrographischen Aus- bildung und Mächtigkeit, vor allem die Differenz in dem tek- tonischen Bau der beiden Gebirge entgegen. Während in der Tandil die bemerkenswerte Discordanz zwischen dem krystalli- nen Gebirge und dem fast horizontalen Sediment besteht, ist letzteres in der Ventana annähernd ebenso geneigt, wie der Granitgueiß. Wir erkennen also, daß die Sedimente der Ven- tana viel stärkeren Dislokationen ausgesetzt waren, als die der Tandil, und müssen daher auch in äquivalenten Bildungen petro- graphische Verschiedenheiten erwarten. In der That ist außer Thonschiefer, Quarziten, Sandsteinen und Konglomeraten kein Sedimentgestein in der Ventana bekannt, und Hauthal ') hat deshalb schon die Vermutung ausgesprochen, daß ein Teil der Quarzite duich Verkieselung aus Kalken hervoi-gegangen sei. Mit mehr Recht ließen sich wohl die weichen Thone und Mer- gel der Tandil zu den Thonschiefern der Ventana in Beziehung bringen. Über die in der Pampas Central gelegenen Sierren wissen Avir durch Doering, ^) daß dort Ockerschichten vorkommen, die von den Indianern wie in der Tinta verwendet werden. Im übrigen liefern die spärlichen geologischen Daten jener Gegend keine Anhaltspunkte zu Vergleichen. Weiter im Westen in den audinen Provinzen treten Quar- zite in San Luis auf, petrographisch nach Brackebusch ^) mit denen der Tandil identisch, aber mit krystallinen Schiefern und Gneiß wechsellagernd. — Durch charakteristische Versteinerungen als ') Hauthal : La Sierra de la Ventana I. in Kevista del Museo de la Plata, Tomo III p. 10. '■*) Doering, Informe oticial. ^) Mündliche Mitteilung an Doering. — 92 — silmiscli erkannte Kalksteine und Dolomite bilden einen großen Teil der Provinz San Juan ; doch wer möchte bei solchen Ent- fernungen einen Schluß wagen ? Näher liegen wieder die schon seit Dai'win bekannten Kalke und Dolomite in Uruguay, ohne daß indessen bis heute diese Vorkommen genauer beschrieben worden wären. Auf gewisse petrographische Analogien der Sedimente der Tinta mit den zum Huron gestellten Schieferschichten Brasiliens gründen Heusser und Claraz nnd Doering ihre Auffassung des huronischen Alters der Tinta-Formation. Mir sind die brasilianischen Vorkommen nicht bekannt. Zwingende Gründe für jene Auffassung liegen in der I^itteratur nicht vor, und ich glaube, es ist wichtiger, zunächst von Alters- bestimmungen abzusehen, wenn ich mich auch, bewogen durch den allgemeinen, nicht modernen Typus der Sedimente der 01a- varria, eher zu paläozoischem Alter, als zu jurassischem neige; Aguirre tritt für jurassisches Alter ein. Fassen wir kurz das Wesentliche des Gesagten zusammen: Dem krystallinen Grnndgebirge der Sierra von Olavarria und Azul liegt mit schwachem Einfallen nach SW. ein Komi)lex sedimentärer Schichten von 100 — 200 m Mächtigkeit auf. Sein Alter ist wegen absoluten Fossilmangels unbestimmt. Er glie- dert sich von unten nach oben in einen Dolomit-, einen Quarzit- und einen Kalkhorizout. Rcr J S('ii rkcji h italüij' ('w< ISPn Taf l. m M Mäbius del luhJrut vWirntr tWirder. Frankfvt ^M. 93 Die Pyramideneiclie bei Harresliausen (Grossherzogtiim Hessen). Von Oberlehrer J. Blum. (Mit einer Tafel und einer Figur im Text). Die Pyramideneiclie ^) bei dem Dorfe Harresliausen im Groß- herzogtum Hessen, eine halbe Stunde von dem Städtchen Babenhausen, Eisenbahnstation der Linien Darmstadt-Aschaffen- burg und Hanau-Wibelsbach-Heubach , hat schon im vorigen Jahrhundert die Aufmerksamkeit der dortigen Bevölkerung in weitem Umkreise auf sich gezogen. Während uns heutzutage die Pyramidenform bei den meisten Bäumen als etwas alltäg- liclies erscheint, gehörte sie in damaliger Zeit noch zu den Selten- heiten. Die Hauptvertreterin dieser Form, die Italienische Pappel, Populus düatata Ait., wurde ja erst um 1780 bei uns eingeführt. Zweifelsohne ist unsere Harreshäuser Eiche das älteste und kräftigste Exemplar, das wir in Deutschland besitzen, und es ist wohl möglich, daß sie, wie angenommen wird, die Stamm- miitter der in Deutschland angepflanzten Pyramideneichen ist. Es heißt zwar in der Flora der Wetterau (1801) „Alle Ver- suche, sie (die Harreshäuser Pyramideneiche) durch ihre Früchte oder durch Pfi'opfen oder Okulieren in ihi'er anomalischen Ge- stalt fortzupflanzen, sind vergeblich gewesen" ; wir wissen in- dessen, daß dem nicht so ist, daß Pfropfen und Okulieren fast unfehlbare Vermehrungsweisen sind und auch das Auspflanzen von Samen in einem kleinen Prozentsatze zum Ziele führt. Unseren rührigen alten Botanikern ist ein so seltener Baum wohl nicht entgangen, und sie haben sicherlich Mittel und Wege ge- *) Quercus pedunculata var. fasiirjiata DC, Qu. fastigiata Lani., Qu. pyramidalis Gmel. Deutsch: Pyramideneiche, Pappeleiche. Französisch: diene l'ypres, Chene des Pyrenees. Spanisch : Roble piramidal. — 94 — fimclen, sich Samen oder Pfropfreiser von ihm zu verschaffen. Hat docli, wie wir iiachlier hören werden, selbst ein französischer General schon im vorigen Jahrlnmdert Samen dieses Banmes in seine Heimat g-eschickt. Der verstorbene (lartendirektor P e t z o 1 d in 3Inskaii berichtet unter der Überschrift „Die Mutter unserer Pyramiden-Eichen und ihre älteste Tochter" (s. Besondere Beilage zum Deutschen Keichs- Anzeiger No. 14 und 15 vom 10. und 17. April 1875), daß um das Jahr 1795 von dem Forstmeiser H a r t i g ein Edelreis von der Mutter-Pyramideneiche zu Harreshausen, welches damals zu Kurhesseu gehörte, nach Wilhelmshöhe gebracht und dort als älteste veredelte Tochter, wahrscheinlich von dem Hofgärtner Mohr, gepflanzt worden sei. Diese Tochtereiche hat demnach jetzt ein Alter von hundert Jahren. Sie ist von unten an bezweigt, von streng pyramidalem Wuchs. 1875 betrug ihre Höhe 92 Fuß bei einem Stamni- umfang von 7 Fuß in Brusthöhe. In Gmelins Flora bad. et alsat. 1808, T. III, p. 699 steht, daß die PjTamideueiche sich im Hardtwalde bei Karlsruhe finde. Kenner des Hardtwaldes haben sie in den letzten Jahrzehnten nicht beobachtet, und auch Doli in seiner Flora des Großherzogtums Baden, 1859, erwähnt sie nicht. Die Pyramideneichen im Schloßgarteu und im Botani- schen Garten in Karlsruhe zeichnen sich, obwolil sie von Gnieliu 1808 als „hoch, ansehnlich und sehr schön" bezeichnet werden, keineswegs in Höhe und Umfang vor denen aus, die wir hier in unsern öffentlichen Anlagen oder etwa in dem Biebricher Schloßpark sehen, und ihre Heimat dürfte wohl ebenfalls in Harreshausen zu suchen sein. Dippel (Handbuch der Laubholzkunde, 1892, IL Teil S. 62) sagt, daß die Pyramideneiche „auch bei uns schon seit lange wild aufgefunden wurde", giebt aber keinen genaueren Standort an. Willkomm und Lange (Prodromus Florae Hispaniae, 1870, Vol. I pag. 238) führen sie für ganz Spanien, besonders für den nördlichen Teil, als einheimisch und ausgedehnte Wälder bildend an. Die Angabe Dippels (1. c.) von dem Vor- kunmien in Kalabrien und Galizien beruht offenbar auf einer Verwechslung mit Cantabria und Galicia im nordwestlichen Spanien. In Frankreich soll sie nach Loudon (Trees and Slirubs, 1875, p. 849) spärlich in den Landes bei Bordeaux gefunden werden. I — 95 — Eine Abbildimg- der Harresliäuser Pyramideueiche im be- laubten und laublosen Zustande findet sich in „Hanauisches Magazin", 1781, 20. St., und dort wird, S. 161, unter der Über- schrift „Die schöne Eiche" Folgendes über sie berichtet: „Unter diesem angemessenen Namen (Die schcJne Eiche) ist in hiesiger Gegend die außerordentliche Eiche bekannt, die bei Harres- liausen, eine gute halbe Stunde von Babenhauseu, im Walde steht, und von Einheimischen sowohl als Fremden schon oft als eine besondere Hanauische Merkwürdigkeit im Pflanzenreiche bewundert worden ist." „Schön, gerade, von einem gesunden, luftigen Wuchs, und in Proportion von Stamm und Asten, die ihr der Maler in einem Ideal nicht besser hätte geben können, steht sie da — die zierliche Eiche, und ragt mit ihrer kegelförmigen Spitze über die andern niedrigeren Bäume, ihre Nachbarn, wie Kalj'pso über ihre Nymphen hervor. Die hier beigefügte Zeichnung Fig. 1 ist eine mit möglichstem Fleiß gemachte getreue Ab- bildung davon. Der Stamm hat gegenwärtig da, wo er am dicksten ist, 20 Zoll im Durchschnitt. Von der Erde an bis zu den Ästen kann man wohl, auch schon nach dem Augenmaß, 40 Schuh, und von dem Anfang der Äste bis an die äußerste Spitze 60 Schuh rechnen. Folglich beträgt seine ganze Höhe 100 Schuh. Die Äste laufen alle in pyramidal förmiger Eichtuug hinaufwärts, wie der Anblick des Baumes im Winter Fig. 2 zeigt ; und dies macht hauptsächlich das Unterscheidende dieser von allen ihren Schwestern aus, und giebt ihr ein schönes taxusmäßiges Ansehen. Die dürren Zw^eige fallen das andere Jahr von selbst ab. Nur auf der Seite nach Norden zu be- merkt man einen kleinen unregelmäßigen Auswuchs einiger Äste, die man aber nicht sieht, wenn man den Baum von der Mittagsseite betrachtet, von welcher er auch hier in dei- Zeich- nung dai'gestellt ist. Unter der Eegierung des Grafen Johann Keinhards zu Hanau war ein Ast seitwärts etwas stark aus- gewachsen, welchen aber der Graf durch den damaligen Ober- förster Ho 11 zu Harreshausen abschießen ließ." „Aus den Nachrichten, die mir der Herr Stadtpfarrer Blum in Hanau, und der Herr Stadtschultheiß Grünewald in Babenhausen mitgeteilt haben, erhellet, daß das Alter dieser Eiche weit über 200 Jahre hinausgehe, und einige glauben, daß — 96 — sie noch viel älter sein müsse; denn seit 150 Jahren ist sie schon als eine Seltenheit der Natur in ihi-em Wuchs betrachtet worden, und seit eben so laug-er Zeit sollte sie weder in der Höhe noch Dicke sonderlich mehr gewachsen sein. Der alte Herr Oberförster Held, ein Mann von 86 Jahren, bezeugt, daß er in seiner Lehrzeit von einem 84jährigen Förster zu Harreshausen mehr als einmal gehört habe, daß, so lauge er diesen Baum kenne, derselbe wenig mehr in der Höhe und Dicke gewachsen sei." „Viele haben sich eingebildet, daß diese Eiche zu 'einer be- sonderen, nicht einheimischen Art gehören müsse, und haben ihr bald dieses bald jenes Vaterland gegeben, wie es ihnen gut dünkte, immer in der Voraussetzung, daß der Baum schon in seiner Kindheit mit Fleiß dahin gepflanzt sein müsse. Aber kein Reisebeschreiber, so viel mir bekannt, hat bis daher noch einer solchen Art Eichen erwähnt, noch eines Landes gedacht, wo sie einheimisch und artmäßig fortgepflanzt würden, noch irgend einer unserer Xaturkenner sie im System beschrieben. Andere berufen sich auf eine Sage, daß ein ehemaliger Förster zu Langstadt diese Eiche gepflanzt und gepflegt haben soll. Die Sage verliert aber selu' viel, oder eigentlich alles, wenn man ihr entgegenstellen kann, daß der oben erwähnte würdige Greis in seinen Jugendjahi-en nie etwas dergleichen von den Forstbedieuten der ganzen Gegend gehört, ob er gleich neugierig genug gewesen, ebenso wie andere über die Geschichte dieses Baumes nachzufragen. Die Sage scheint also erst in neueren Zeiten, wie gewisse Altertümer, entstanden zu sein. Kann man denn gar nicht annehmen, daß die außerordentliche Figur dieses Baumes auch wohl eine Anomalie oder ein Natur- spiel sein könne, dergleichen es ja bisweilen in allen Klassen des Naturreichs giebt?" „Die größte Wahrscheinlichkeit spricht nach allen Vm- ständen dafür, daß der Baum da von selbst gewachsen und nicht gepflanzt sei, und dies vergrößert seine Merkwürdigkeit, daß er vielleicht der einzige seines Geschlechtes von dieser Figur ist, mehr, als wenn mau ihn aus irgend einem nahen oder fernen Weltteil herholen, und zu einer besonderen Art in der Klassifikation der Eichen rechnen wollte. Vielleicht, sagte mii' einer, hat man die Äste frühzeitig gebogen, da der Baum — 97 — nocli ein Stämmchen Avar, und sie zu dieser Richtung gewöhnt, in welcher sie hernach fortgewachsen sind. Vielleicht — doch damit ist ja das Besondere des Baumes noch nicht all erklärt. Denn er hat auch kleinere Blätter, schmälere und mehr längliche Eicheln als die andern, ungefähr wie die Eis-Eicheln, und hierin ließ sich doch nichts durch Zurechtbiegen ändern." „Was den Gedanken von einem bloßen Naturspiel an diesem Baum noch mehr bekräftigt, ist dieses: daß man Versuche genug augestellt hat, uusern Baum durch gepflauzte Eicheln von ihm zu vervielfältigen, ohne den gehofften Erfolg zu sehen. Ein französischer General, der zur Zeit des letzten Krieges in Hanau war, schickte viele davon nach seinem Vaterlande, in der Meinung, diese besondere Art dort fortzupflanzen. Wenn die Eicheln angegangen sind, so wird er gesehen haben, oder andere Werdens noch besser künftig sehen, was man hier und anderwärts schon oft sah. daß kein einziges Stämmchen, welches daraus erwachsen, die Gestalt der Muttereiche an- genommen, sondern völlig, wie die andern gewöhnlichen, ge- worden sei." „Unfälle hat dieser Baum, so viel mau weiß, keine gehabt, als daß im Jahre 1764 im Herbst die eine und zwar die höchste Spitze (indem er zwei hatte) 12 Schuh lang durch einen heftigen Sturm herunter gerissen worden ist. Aber eben aus dem ab- gebrochenen ansehnlichen Stücke, urteilt der Herr Stadtschultheiß Grünewald, dürfte vielleicht nach und nach eine schädliche Fäubiis entstellen, und dem Baum um so nachteiliger werden, als bereits schon etwas abwärts ein Spechtloch anzutreffen ist, welches Fäulnis und nagende Würmer zu verkündigen scheint. Es ist daher befohlen worden, daß die abgebrochene Spitze schief abgesägt und mit Baumwachs zugeschmiert werden soll ; wiewohl es eine Sache voll Schwierigkeit und Gefahr sein möchte, die Spitze zu erreichen und zu besteigen." „üas kleine Gärtchen, worin der Baum steht, und welches schon alt und oft erneuert worden sein mag, an dessen vier Ecken vier kleinere Bäume zur Erhebung des großen stehen, zeugt von der Aufmerksamkeit, die man ihm früh zur Be- schützung und Sicherheit sowohl als zur Bezeichnung seines Wertes gegönnt hat — alles in ganz ländlichem Geschmack, wie es hier recht war." 7 — 98 — „Du aber, lieber Baum, du Einziger, und Zierde deiner Gegend, Steh und grüne noch durch Jahrhunderte In das höchste Eichenalter hin, Daß bewundernd noch dich der Enkel seh, AVenn du zu ihm freundlich sprichst : Ich bin — Ich, den hier schon oft manche Nachwelt sah. Bin für dich auch noch, wie für jene da. Freudig sei mein Anblick allzeit dir! Segnend sei dein Anblick, Freund, auch mir! S." In der „Flora der Wetterau von G. Gärtner, Dr. B. Meyer und Dr. J. Sclierbins-', 1801, III. Bd., S. 366 wird ferner berichtet, daß die Franzosen im Siebenjährigen Kriege sowohl, wie auch in dem jetzigen, obgleich sie als Feinde zu uns kamen, doch augenblicklich eine Wache an die Eiche stellten, um sie vor allem Frevel der Truppen zu scliützen. Dann heißt es dort: „Dieser Baum soll, wie die Sage geht, in einem zuge- worfenen ausgemauerten Brunnen stehen. Ist dies wahr, so könnte wohl die besondere Art seines Wuchses in der gänzlich verhinderten Ausbreitung seiner Wurzeln liegen." Unsere PjTamideneiche liegt 10 Minuten nördlich von Harreshausen auf freiem Felde. Sie befand sich ursprünglich in festem Schlüsse in einem Walde, der nunmehr bis auf 150 Schritte Entfernung abgerodet ist. Von den vier Hainbuchen, die sie umgaben, sind nur noch drei vorhanden und von diesen kann nur eine als gesund und kräftig bezeichnet werden. Ehedem war die Eiche umzäunt und der Zugang abgeschlossen, um sie vor Zerstörung, namentlich durch die Pilger, zu schützen. In den Akten der Oberförsterei Babenhausen (Harreshausen) heißt es: „Die Katholiken der Eheinproviuz, welche auf ihren Wall- fahrten nach Walldürn der Weg jedesmal an diesem Baum vor- beiführte, haben der Riude eine heilige Wunderkraft zugetraut und, um ein Bröckcheu als Talisman für Hieb und Stich bei sicli zu tragen, den Schaft auf 3 Fuß Höhe mehrfach beschädigt, so daß sich hier nicht unbedeutende Spuren von Fäule zeigen." Außerdem ist aus den genannten Akten ersichtlich, daß die Eiche am 20. Juni 1871 das letzte Mal vom Blitze heimgesuclit wurde. Dieser schlug damals einen zweizölligen Ast ab und entrindete auf der Westseite (Nordwestseite!) den unteren Teil des Stammes. Die aus diesen Umständen nach und nach ent- standene Höhlung von über 2 m Länge ist seit 1891 gut aus- 99 — cementiert. Auf der Siidost?eite ist der Stamm vereinzelt vom Hirschkäfer angegaugen ; von dem im Hanauischen Magazin er- wähnten Spechtloch habe ich nichts entdecken können. Der Baum hat am Boden einen Stammumfang von 3,60 m. In 1 m Höhe beträgt der Stammumfang 3.05 m und in 2 ra Höhe 2,82 m. Die alten Maß- angaben sind ungenau. 1781 wii-d von 20 Zoll Stammdurchschnitt an der dick- sten Stelle gesprochen und 1801 allge- mein von kaum 1^/2 Faß Dicke; es er- giebt sich aber immerhin aus den Daten, daß sich der Stammdurchmesser in den letzten hundert Jahren nahezu verdrei- facht hat. Der Stamm erhebt sich senk- recht, astrein bis über ein Drittel der Höhe des Baumes, die 25m beträgt: der Baum hat also in den letzten hundert Jahren keine Zunahme in die Höhe er- fahren. Da das Längenwachstum der Eichen sich im Alter sein- verringert, da unser Baum, vrie wir gehört haben, an der Spitze tiefgreifende Verletzungen er- fahi'en hat und im Laufe der Jahre wohl auch andere Schädigungen zu erleiden hatte, die nicht verzeichnet worden sind, so erklärt sich der scheinbare Stillstand des Baumes im Wachstum nach oben. Der Stamm löst sich auch oben nicht, wie es bei der gewöhnlichen Stiel- eiche der Fall ist, in Äste auf, sondern behält, gemäß der eigentümlichen Pyramidentracht, die ihn vor den Ästen auszeichnende Stärke bis zui- Spitze. Die untersten Äste sind zum Teil gewunden und erheben sich, wie die oben- stehende Zinkographie zeigt, die nach einer von Professor Dr. F. Richters aufgenommenen Photographie des uubelaubten Baumes dargestellt ist, kandelaberartig, indem sie in wagrechter Richtung etwas vom Stamm abgehen und alsdann im rechten Winkel, parallel zu dem Stamme, aufwärts biegen. Die oberen — 100 — Äste gehen in einem sein* spitzen Winkel, dem Stamm also nahe anliegend, autVärts; nur auf der Nordseite stehen zwei Aste ^yag•l•ecllt ab. Einzelne Unregelmäßigkeiten mögen auch auf die Entnahme von Edelreisern in größerer Zahl zu Versuchszwecken zurückzuführen sein. Blätter und Früchte zeigen keine Be- sonderlieiten; letztere variieren wie hei der gewöhnlichen Stiel- eiche. Von manchen Autoren werden die Früchte als kleiner und spitzer als die der Stammform bezeichnet. Das Alter von über dreihundert Jalu'en dürfte, wenn man unsere Eiche mit andern Eichen gleichen Alters und besonders mit den Maßen ihrer Tochter auf Wilhelmshöhe vergleicht, selbst bei Berück- sichtigung des wenig günstigen Bodens, in dem sie wurzelt, sich als etwas zu hoch gegriffen herausstellen. Nicht mit Unrecht wird unser Baum in der Gegend von Harreshausen mit dem Namen „Schöne Eiche'' bezeichnet. Der stattliche Baum muß jedem Besciiauer auffallen ; von der Ferne wird ihn Jedermann, der ihn zum erstenmale sieht, für eine Italienische Pappel halten. Die Abbildung im Hanauischen Magazin giebt durchaus die Eiche nicht wieder ; sagt doch selbst die Wetterauer Flora, daß jene nicht naturgetreu sei. Ich freue mich daher, eine wohlgelungene Lithographie des Baumes, die nach einer von Professor Dr. M. Möbius gefertigten Zeichnung hergestellt ist, dieser kleinen Arbeit anschließen zu können. Die Eiche ist durch ihren freien Stand und ihre Höhe der Blitz- und Sturmgefahr in besonderem Grade ausgesetzt, und der Zahn der Zeit ist, wenngleich sie sich ein kräftiges Aussehen bewahrt hat, auch an ihr nicht spurlos vorübergegangen, und so möge sie bei allen Wechselfällen wenigstens ein getreues Bild vor der Vergessenheit schützen. Es ist übrigens anzuerkennen, daß die Oberförsterei und die Gemeinde, auf deren Besitztum die Eiche steht, bemüht sind, ihr jegliche Fürsorge angedeilien zu lassen. Die Ursachen, die einen Baum zur Annahme der Pyramiden- form veranlassen, sind nicht bekannt; experimentelle Unter- suchungen hierüber scheinen noch nicht angestellt worden zu sein. Das Streben nach dem Lichte bei Bäumen, die in festem Schlüsse stehen, ergiebt w'ohl eine bedeutende senkrechte Streckung des Stammes: allein für die Krone ist, um eine größtmögliche Fläche dem Lichte darzubieten, nicht die Pyramiden- ~ 101 — form, soudern eine weitaiisgebreitete Scliirmgestalt am vorteil- liaf testen. Bei dem gärtnerisclieu Streben nach neuen Spiel- arten sind wir nach und nach in den Besitz einer großen Zahl von Bäumen auch in Pyramidenform gelangt; von prächtigen Exemplaren, die uns Eichen, Ulmen, Pappeln u. a. liefern, können wir uns überall überzeugen, namentlich möchte ich die herr- lichen Pyramiden-Robinien unserer Frankfurter Anlagen und die schönen Pyramidenbirken im Palmengarten hervorheben. Alle diese Formen werden durch Auswahl gewonnen, und man sucht die einmal vorhandenen Eigenschaften durch Pfropfen fortzupflanzen und durch weitere Auswahl zu steigern. Sehr gerne nehmen die Nadelhölzer die pyramidale Form an; es ist das in ihrem regelmäßigen Bau begründet, da ja die Fortführung des Haupt- stammes bis oben Vorbedingung für die wohl ausgebildete Pyramide ist. Da rwin in „Das Variieren der Tiere und Pflanzen" (übersetzt von J. V. Carus 1868, Bd. IL pag. 367) schreibt: „Dr. Fal coner teilte mir mit, daß er gesehen habe, wie der englische Ribston Pippin-Apfel, eine Himalaya-Eiche, Prunus und Pirus, alle in den wärmeren Teilen von Indien einen pyra- midalen Wachstumhabitus annehmen ; und diese Thatsaciie ist um so interessanter, als eine chinesische und tropische Varietät von Pirus von Natur diesen Habitus des Wachstums besitzt. Obgleich in diesem Falle die veränderte Wachstumsweise direkt durch große Wärme verursacht worden zu sein scheint, so wissen wir doch, daß viele pyramidenförmigen Bäume in ihren g-e- mäßigten Heimatstrichen ihren Ursprung genommen haben." Bekannt ist, daß, wenn die Spitze des Hauptstammes verloren geht, einer oder mehrere der seitlichen Triebe die Richtung des Hauptstammes einschlagen und das Wachstum nach oben fort- setzen. Im Günthersburg-Park dahier steht eine kräftige Fichte {Picea excelsa Lk.), deren untere Äste normale Richtung haben, während die vier obersten Äste senkrecht emporstreben. Seh a eilt (Der Baum, 1860, S. 107) flihrt ein Beispiel aus dem Forstrevier Katzhütte (Fürstentum Schwarzburg-Rudol- stadt) an, wo eine vielleicht zweihuudertjährige Fichte steht, deren starker Stamm in einer Höhe von etwa 20 Fuß neun mächtige Haupttriebe gebildet liat, von denen jeder, von den be- nachbarten um mehrere Fuß entfernt, senkrecht in die Höhe steigt, so daß der Baum einem neunarmigen, mit hohen Kerzen be- — 102 — setzten Kirchenleucliter gleicht. Die Ceder vor der Grabstätte des früheren Stadtgärtners Rinz, der diesen Baum bei der An- legung des Frankfurter Friedhofes 1828 hierher pflanzte, teilt sich schon etwa 40 cm über dem Boden in zwei Nebeustämme von 2,28 und 2,08m Umfang in Brusthöhe, und diese Nebenstämme steigen steil empor. AVahrscheinlich erfror die Gipfelknospe des Setzlings in dem kalten Winter 1829/30. Im Günthersburg- Park stehen einige rotblühende Pavien, die sich in Mannshöhe gabeln. Für die Obstzucht wird die Pyramidengestalt, freilich nicht die steile mit eng an den Stamm anliegenden Asten, als die vorteilhafteste betrachtet. Manche Obstbäume, namentlich ge- wisse Birnen, besitzen diese Form in ihrem normalen Zustande, z. B. die Hardenpouts-Wiuterbirne und die I'astorenl)irne. AVo dies nicht der Fall ist, erzielen sie die Züchter durch den Schnitt. Der Erfolg beruht wesentlich auf der Neigung des Seitentriebes die Stelle des Haupttriebes zu übernehmen. Immer- hin spielt die Kunst des Züchters dabei eine große Rolle und sie ist darin wie zur Hervorbringung anderer Gestalten zu einer großen Vollkommenheit gediehen. Schließlich sei noch bemerkt, daß ein Unterschied in der Ausbreitung der Wurzel zwischen der normalen Form und der Pyramideuvarietät nicht beobachtet worden ist. 103 — Die Gebirgsarten des Spessarts. Von Franz Ritter. Da die miueralogisclie Lokalsaramlung des Senckeubergi- sclieu Museums , Avelclie außer den einfachen Mineralien auch die Gesteiusarten der näheren Umgebung, sowie der benach- barten Gebirge Frankfurts enthält, nun eine angemessene Aufstellung erfährt und das reiche Material, an dessen Auf- bringung seit Jahren mit Eifer gearbeitet wird, zu einer über- siclitlichen Anschauung bringt, dürfte es für manchen Besucher des Museums von Nutzen sein, eine kurze Beschreibung der im vorigen Jahr von mir zusammengebrachten und in der wissen- schaftlichen vSitzung am 14. April 1894 erläuterten Gebirgsarten des Spessarts zu erhalten. Die Litteratur über die Geologie des Spessarts war bis vor wenigen Jahren recht dürftig. Im Jahr 1840 erschien von Hof rat Kittel in Aschaftenburg eine „Skizze der geoguostischen Verliältnisse der Umgebung von Aschaftenburg", die, in die heutigen Anschauungen übersetzt, noch brauchl)ar ist. Von Herrn Oberbergdirektor von G um bei ersclden dann 1881 eine „Geologische Skizze des Spessarts" in den Geographischen Blättern, Bremen. Die ersten eingehenden geologischen und auf dem heutigen Standpunkt der Petrographie fußenden Arbeiten verdanken wir Herrn Professor Dr. H. Bücking in Straßburg: „Das Grund- gebirge des Spessarts 1889" und „Der nordwestliche Spessart 1892". in den Abhandlungen der preußischen geologischen Landes- aufnalime erschienen. Dessen Schüler, Herr Dr. G oll er, be- handelt in seiner Dissertation „Die Lamproidiyrgänge des süd- liclien Vorspessarts 1889". Herr Dr. Tli Urach, dem seitens der Oberberu-direktion in München die geologische Aufnahme — 104 — des Spessarts zugeteilt worden -war, berichtet in den Geognos- tisclien Jahresheften, Cassel 1892: „Ueber die Gliederung des Grundgebirges des Spessarts" ; und endlich enthält die von Herrn Oberbergdirektor v. Gümbel herausgegebene Geologie von Bayern, 2. Band 1894, eine gedrängte Darstellung der T h ü r a c h' sehen Aufnahme, die in ihren Einzelheiten erst später veröffent- licht werden wird. Eine „Übersicht der Mineralien des Eegierungsbezirks Unterfrankeu und Aschaffenburg, Geognos- tische Jahreshefte 1893", die zur Beurteilung der Felsarten recht wesentlich in Betracht kommt, verdanken wir dem sehr verdienten Herrn Professor Dr. v. Sandberg er in Würzburg. Die folgende Darstellung fußt auf die vorgenannten neueren und ausführlichen, mit unsäglicher Mühe und großem Fleiß ver- bundenen Arbeiten und bietet zugleich einige Erweiterungen der bisherigen Beobachtungen. Einige Worte über die geologischen Verhältnisse unseres Gebietes mögen nach dem Referat meines vorjährigen Vor- trages liier wiedergegeben werden. Der weitaus größte Teil des Spessarts, der sogenannte Hoch- spessart, besteht in seinem Untergrund aus Buntsandstein, der zwar einen sehr geschätzten Baustein liefert und die weit l)e- kannten schönen Waldbestände trägt, für die Jiandwirtschaft aber so wenig fruchtbar ist, daß er die in den Thälern spärlich angesiedelte Bevölkerung nur dürftig zu ernähren vermag. Während im Osten des Gebirges der Buntsandstein unter dem fränkischen Muschelkalkplateau verschwindet, treten im Westen, im Vorspessart. unter demselben schmale Bänder von älteren Sedimenten des Permischen Systems (Kotliegendes und Zechstein) hervor, und unter diesen lagern die Gneise und krystallinischen Schiefer, welche die nih'dlichste zu Tag tretende Partie des süd- westdeutschen Urgebirgssystems, der Vogesen, des Schwarz- waldes und Odenwaldes, darstellen. Sie nehmen die Gegend von Aschaffenburg ein und ihre äußersten Punkte liegen nach den vier Himmelsrichtungen l)ei Gelnhausen, Hain, Sodenthal und Alzenau. Hier ist der Boden fruchtbar und die Bevölkerung gegen die des Hochspessarts reich zu nennen. Aber auch vom geologischen Standpunkt aus erregen diese Schichten ganz besonderes Interesse; enthalten sie doch eine Reihe der schönsten Felsarten, über deren Entstehungsgeschichte, — 105 — obwohl ilire Klarlegung- seit geraumen Jahren im Brennpunkt der geologischen Forschung steht und vermittelst der praktischen Chemie und Mikroskopie schon manche positive Anhaltspunkte geliefert worden sind, noch immer ein geheimnisvolles Halb- dunkel liegt. Sie stellen eine aufgebogene Falte des genannten Ur- oder Grundgebirges dar, deren Schichten bei vorwiegend nordwestlichem Einfallen unter mehr oder minder steilen Winkeln in Nordost-Richtung verlaufen, wobei die dem Odenwald zuge- wandten Schichten sich als die untersten und ältesten erweisen. Nach der anderen Eichtuug hin legen sich im bunten Wechsel der Gesteinsausbildung die Jüngern an, die dann kurz vor Geln- hausen unter die jüngeren Ablagerungen schlüpfend sich der weiteren Beobachtung entziehen. Die wesentlichen Gemengteile aller dieser Gesteine sind Quarz, Feldspat und Glimmer, zuw^eilen auch Hornblende, denen sich untergeordnet noch eine Anzahl von anderen Mineralien zugesellen. Durchquert man das Gebirge von Südost nach Nordw^est, so präsentieren sich in den jetzigen Aufschlüssen folgende Gesteinsabänderungen : Hellroter, glimmer- armer Granit; Dioritgneis mit Titanit und Ortliit; diesen Gneis quer durchsetzende Gänge von Lamprophyr; Augengneis mit ßutil ; bandstreifiger Biotitgneis mit Mangangranat und Graphit und Einlagerungen von körnigem Kalk (Marmor) und Diorit- schieffü'; feinschiefriger Gneis mit weißem und schwarzem Glimmer; kürnigstreifiger Biotitgueis mit Titaueisen; flasrig- schiefriger Zweiglimmergneis mit glimmerfreien, Granat, Horn- blende und Epidot führenden Einlagerungen (Granulit), auch zahl- reiche Einlagerungen horublendereicher Schiefer ; glimmerreicher zweigiimmeriger Gneis mit Turmalin und Staurolith, Einlagerungen von Biotitgneis und feldspatreichen, roten und weißen Mus- covitgneisen, sowie von weißen und grauen Quarziten und auch Hornl)lendeschiefern; Quarzitschiefer und Glimmerschiefer mit unvollkommen entwickelten Pliylliten; Hornblendegneis und Biotitgneis. Betrachten wir nun diese Gesteinsarten etwas näher. In den oberen Teilen des Sulzbach-, Gailbach- und Bessenbachthales tritt ein fleischrot gefärbtes Gestein zu Tag, das in seinem Habitus von den Gneisen des Spessarts wesentlich abweicht; namentlich das Vorkommen im Ruhwald bei Gailbach zeigt voll- kommen massiges Gefüge, und nur wechselnde Farbentöne be- — 106 — dingen eine Art von Bandstreifung, die mit Schieferuug nicht verwechselt Averden kann. Die Gemengteile sind roter Orthoklas von 1 — 4 mm Korngröße, Quarz und wenig lichter Plagioklas, Glimmer nur in vereinzelten schwarzen Blättchen, Magneteisen- körner sind häufiger, Eisenoxyd beAvirkt rote Flecken. Mikros- kopisch AA^irden kleine Zirkone und Apatite gefunden. Nach der Struktur muß das Gestein Granit resp. Aplit genannt Averden. An den durch Bruchhetrieb aufgeschlossenen Stellen bei Soden und Oberbessenbach ist eine sehr unvollkommene Schieferung zu bemerken, und in noch tiefereu Horizonten hat Dr. Th Urach mit Dioritgneis Avechsellagernd deutlicher schiefrige Gesteine von ähnlicher Zusammensetzung gefunden, die er füglich als Gneiseinlagerungen im Dioritgneis ansieht. Die roten feldspat- reichen Einlagerungen im Dioritgneis am Grauberg unterscheiden sich aber so Avesentlich vom Gestein im NuhAvald, daß man beide nicht Avohl identifizieren kann. Vor allem ist jenes wenig gleich- mäßig und stets durch den Gehalt von großen Titaniteu aus- gezeichnet, die diesem ganz fehlen. Leider ist der Aufsclüuß mitten im Buntsandstein und die Beobachtung des Kontakts mit dem Dioritgneis nicht möglich: doch zweifle ich kaum daran, daß dieses Gestein die stockförmige Granitunterlage der Spessart- gneise abgiebt. Es gleicht sehr dem Granit vom Bölleufallthor bei Darmstadt. Als Dioritgneis Avird das Gestein bezeichnet, das in den oberen Gründen der Laufach, der Aschaflf, des Bessenl)achs, Gailbachs und Sulzbachs zu Tag tritt; es zieht sich auch an den Gehängen hinauf, nimmt am Scheidsberg bei Dürmors- bach und am Grauberg bei ScliAveinheim eine beträchtliche Höhe ein und Avird an allen in Südost gelegenen Punkten von Bunt- sandstein überdeckt. Es ist mittel- bis grobkinnig und l)esteht aus Fel(ls))at. Quarz, schwarzem Magnesiaglimmer und reichlicher Hornblende. Die Feldspate, die sehr häufig Zwiüinge nach dem Karlsbader Gesetz darstellen, sind teils Aveiße oder rötliclie Orthoklase, teils durchsichtige — natürlich nur in ganz frischer Erhaltung — bläulichschimmernde, dem l^abrador nahestehende Plagioklase. Der Quarz erscheint stets in unregelmäßig be- grenzten Jv()rnern: die scliAvarze leicht spaltende Hornblende läßt selten krystallographische Umrisse erkennen. T)ie Verteilung der Gemengteile ist im ganzen zienilicli gleichmäßig anhaltend. — 107 — nur ab und zu stellen sich feldspatreiche Züge mit gTößerem Korn ein, die stets große, wohlgehildete braune Titanitkry stalle führen. Grünlichgelber Epidot füllt zuweilen Gesteinsrisse aus. Magnetit sieht man seltener, ebenso Orthit. Mikroskopisch wurden auch hier Apatit und Zirkon gefunden. Der Grad der Schieferung ist verschieden und steht wesentlich mit der Menge des Glimmers im Zusammenhang. Glimmerarme Lagen erscheinen fast grani- tisch, und stellen sich noch Butzen feinkörnigen Gesteins derselben etwas glimmerreicheren Zusammensetzung ein, die gegen das umschließende Gestein scharf abgrenzen, so wird man lebhaft au Pseudoeinschlüsse erinnert, die man in Massengesteinen so häufig antriift. Fast auf der ganzen laugen Grenzzone des Dioritgneises gegen den überlagernden Gneis stellen sich in einem etwa meterbreiten Streifen fleischrote bis über 3 cm große Orthoklase ein, die einen pseudoporplij^rischen Gneis erzeugen. Die Bezeichnung Augeugneis, welche gewöhnlich für diese Aus- bildung gel)raucht wird, scheint mir nicht glücklich gewählt, da die sehr versclneden geformten und hakig begrenzten Feld- späte, denen überdies die Glimmerunisäumung fehlt, mit Augen recht wenig Ähnlichkeit haben. An der Oberfläche nimmt der Dioritgneis eine Quererstreckung von über 4 km ein. Es tritt nun vor dem Übergang zur folgenden Schicht, dem band- streifigen Biotitgneis, stellenweise ein jäher Wechsel der Gebirgs- arten ein, indem ganz unvermittelt schwarze feinkörnige Horn- blendegesteinslagen von wenigen cm Dicke mit hellen Lagen, denen basische Gemengteile — Hornblende und Glimmer — fast ganz fehlen, mehrfach wechseln und sich ebenso unvermittelt an einen gleichmäßigen braunen Biotitgneis, das erste Glied der folgenden Stufe, anlegen. Die Hornblende ist ausgetreten. Einzelne große rötliche Feldspäte, die oft aus Aggregaten mehrerer Individuen zu bestehen scheinen, nehmen an ihren Rändern Quarz und Glimmer in einer Menge auf, dal] sie förndich in das Gesteius- gemenge verlaufen. Die kompakten Kerne umschließen schöne sechsseitige 13iotitprisnien sowie l)is 6 nun große Orthitkrystalle, die auch au den Rändern gelagert sind. Im Gesteinsgewebe liegen 3 mm große Krystalle von Rutil. Diese Schicht am Grauberg, die mir nur aus einzelnen losen Stücken vom Gehänge unterhalb des großen Steinbruclis bekannt ist, scheint nur von geringer Mächtigkeit zu sein, da die anueführten seltneren JMineralien in — 108 — so guter krystallographisclier Ausbildung von dieser Stelle noch nicht angeführt worden waren. Diesem porphj^rartigeu Gneis folgen dann in mannigfaltigem Wechsel der Ausbildung bandstreifige, im Qnerbrucli gel)ändert erscheinende Gneise. Sie bestehen wesentlich aus Plagioklas und Orthoklas mit wechselndem Überwiegen des einen gegen den andern, Quarz und dunkelbraunem Glimmer, dem sich nur selten etwas heller zugesellt. Durch verschiedene Korngröße, durch lagenweise Anhäufung einzelner Gemengteile, durch das Hinzutreten accessorischer Gemengteile ist dieser Gneiszug in ungewöhnlicher Weise zu Differenzierungen geneigt. Glimmer- reiche, dünnschiefrige, feinkörnige Lagen wechseln ununterbrochen mit feldspatreichen, dickbankigen, mittel- bis grobkörnigen, die in sich wieder durch lagenweise Anordnung der weißen und roten Feldspäte, durch völliges Zurücktreten des Glimmers, durch Schwärme brauner Granaten, durch Eintreten von Graphit und schief rigem Quarz unendlich verschiedene Abänderungen be- wirken. Diese verschiedenen Gesteinsschichten, welche unter andern! am Grauberg, im Eiterwald und Findbergsgraben an- stehen, scheinen auch im Verlauf des Streichens mancherlei Abänderungen zu erfahren und sind meist linsenförmig an- und ineinandergeschoben, wogegen Einlagerungen von körnigem Kalk, der Phlogopit enthält, seltener Granat, Serpentin und am Sal- band Tremolit, sowie Hornblendeschiefer mit dunkeln und hellen Lagen, im Streichen anhalten. Im Gebiet der beiden eben beschriebenen Gneisvarietäten, des Dioritgneises und des bandstreifigen (Tueises. setzen zahl- reiche Gänge eines feinkörnigen bis dichten Eruptivgesteins auf, welches schon recht verschiedene Benennungen erfahren hat und zuletzt von Herrn Professor Kosen bu sc h zu den dio- ritischen Lami)r()phyren gestellt wurde, (i oller und auch Clielius hüben diese (-iesteine noch eingehender untersucht, wonach sie aus Orthoklas, zweierlei Plagioklas, Magnesia glimmer, H(.»in1)lende. Augit und (^)uarz zusammengesetzt sind und je nach fehlendem Augit oder (Tlinnner in Kersantite und Camptonitc zerfallen. Die Herkunft eingesprengter, mit grünem Saum feiner Hornblendenadeln umgebener Quarzdihexaeder und großer, bis 7 cm messender rötlicher Kalifeldspäte wurde lebhaft erörtert. NachC'helius und Kosenbusch wurden sie bei der Eruption — 109 — aus dem Nebengestein ins Magma aufgenommen und wuchsen in demselben weiter: nach G oller wurden sie selir frühzeitig aus dem Lamproph^'rmagma ausgeschieden und dann in einem weiteren Stadium der Gesteinsverfestigung als nicht bestand- fällig von dem nunmehr anders zusammengesetzten IVlagmareste je nach den physikalischen Bedingungen, unter welchen die vollständige Erstarrung erfolgte, wieder ganz oder teilweise resorbiert. Die letztere Ansicht scheint die richtige, wenn auch eine Resorption wenigstens bei den Feld späten nur bedingt stattgefunden haben mag, denn diese zeigen, wenn auch sehr selten, zonares Wachstum, was darauf hinweist, daß die Krystalle schon in einem frülien Stadium der Entwicklung mit der eigen- tündichen Rundung an den Enden der Klinoaxe versehen waren, denn parallel der äußeren Kontur verlaufen Reihen kleiner Glinnnerblättchen und Quarzkörnchen bis tief in den Krystallkern. Auch spricht noch der Umstand gegen die fremde Herkunft dieser merkwürdigen Einsprengunge und für ihre Gepflogenheit, an den schmalen Enden sich halbkreisförmig auszubilden, daß diese Rundung auch bei regellosem Eindringen eines Krystalles in einen andern gewahrt bleibt. Die allermeisten dieser Gesteinsgänge, deren Mächtigkeit zwischen 0,5 bis 10 m scliwankt, setzen im Dioritgneis auf, nur einige im bandstreifigeu Gneis des Gailbacher Thaies, deren äußerster, ein schmaler Camptonitgang, im oberen Ende des Findberggrabens sichtbar ist. Im Hangenden des bandstreiflgen Gneises, der sich in der Querrichtung auf etwa 1 km erstreckt, gesollt sich zum dunkeln nun plötzlich weißer Kaliglimmer und bedingt eine von der vorhergehenden auch durch andere Verhältnisse völlig ver- scliiedene Gesteinszone, die in einer Mächtigkeit von • 1 km durch das ganze Grundgebirge von Obersailauf bis über Scliwein- heim nahe an den Main hin zu verfolgen ist. Der Glimmer ist reichlich und gleichmäßig durch das ganze Gestein verteilt und bewirkt stets düunschieferige Absonderung; dagegen wechseln quarzreiche Lagen mit feldspatreicheu ab. Die silberweißen bis 3 cm großen Kaliglimmertafeln sind stets unregelmäßig begrenzt und stehen bei größeren Quarzen und Feldspäten oft quer zur Schieferung; sie enthalten Sillimanitnadeln. die mit bloßem Auge jedoch nicht sicher zu erkennen sind. Der dunkelbraune bis — HO — schwarze Mao-nesiaglimmer ist nur in ganz dünnen Blättchen durchscheinend; mit eintretender Zersetzung wird er hellbraun l)is rot. Der Feldspat, vorwiegend Orthoklas, ist häufig in Kaolin umgewandelt, beispielsweise bei den Eiterhöfen. In der folgenden Stufe, die nördlich von Haibach in einer Breite von 2 km durch zahlreiche Steinbrüche aufgeschlossen ist, herrscht blaßrötlicher Kalifeldspat von mittlerem Korn neben Quarz von derselben Größe gegen dunkeln Biotit vor. Muscovit fehlt oft ganz und stellt sich nur in einzelnen Lagen unter- geordnet ein. Das Gefüge ist ausgesprochen körnig bei grad- schieferiger xlbsonderung, weshalb das Gestein am besten als körnigschiefriger Biotitgneis zu bezeichnen ist. Durch einzelne größere Feldspäte entstehen oft porphyrartige Abänderungen. Eine schwache Streifung im Querbruch ist Regel. Wegen des Yorherrschens von Quarz und Feldspat in wohlerhaltener Frische wird diesem Gneis vor allen andern als Baustein der Vorzug ge- geben, daher denn auch beständig lebhafter Bruchbetrieb darin bestellt, am Wendelberg, Hermesbuckel u. s. w. In Zwischenlagen dieses im allgemeinen ziemlich gleichmäßig anhaltenden Gesteins finden sich ab und zu eigentümliche, verworren zusammengesetzte Gemenge von kaolinisiertem Feldspat, der über und über mit Glimmerschuppen durchspickt ist, und von unregelmäßig gestellten Glimmerlappen. Quarz erscheint in langgestreckten Linsen oder fehlt ganz. Wird auch der Feldspat verdrängt, so entstehen wellenförmig gebogene Glimmerschiefer, die nur aus dunkel- braunem bis schwarzem Glimmer ohne jede Beimengung be- stehen. In grobkörnigen Ausscheidungen dieser Stufe wurden öfter große Turmaline gefunden, sehr häufig schaliges Titau- eisen (Spessartit), seltener Apatit, Magneteisen und Granat : mikroskopisch Zirkon und Rutil. Diese letzteren, sowie mikr(js- kopischer Apatit sind in fast allen Gneisen des Spessarts nacli- ge wiesen. Im weiteren Verlauf der Schichten gegen Nordwest eröffnet sich nun ein mächtiger, an der Oberfläche bis ß km umfassender Schichtcnkoniplex, dessen Zusammengeliörigkeit durch oft wieder- kehrende und weithin zusammenhängende Lagen körnigflasriger, zweiglimmeriger (4neise V)edingt wird. Dieselben beginnen am Gotteisberg und reichen bis über die Maxhöhe bei Oberafferbach hinaus und in der Längserstreckung von Großkahl bisKleiuostheim, — 111 — wo sie unter dem Main und jenseits desselben noch fortsetzen. Einlag-erungen mit abweichenden Gesteinsausbildungen sind in diesem Gebiet recht häufig, sie wechseln aber nicht so rasch, wie in der Zone des bandstreifigen Gneises. Feinschieferige, feldspatreiche Muscovitgneise stellen sich öfter ein, auch reine Biotitgneise, soAvie glimnierfreie, granulitartige Bänke und Quarzit- lager von mehreren Metern Mächtigkeit. Hornblendegesteine sind im südwestlichen Teile dieses Gebietes in großer Menge vorhanden. Glinmierreiche auskeilende Lagen greifen als Falten aus der nächsthöheren Zone über. Die Scliichtenstelluug" ist au vielen Punkten verworren und daher die stratigraphische Orientierung sehr erschwert. Typische körnigflasrige Gneise von mittlerer Korngröi^e finden sich beispielsweise im Glattbacher Thal, auf der Maxhöhe, am Mainaschaffer Wingertsberg und an andern Orten gut aufgeschlossen. Von den Feldspäten herrscht fast immer der rote Orthoklas gegen den weißen Phigioklas vor. Weißer und schwarzer Glimmer siud annähernd in gleicher Menge vorlianden : der Quarz ist stets mit dem Feldspat ver- wachsen und bildet mit ihm linsenförmige Knauer und wellen- fiirmig gebogene Wülste, um welche sich die Glimmerblätter schmiegen, wobei die ebenflächige Absonderung natürlich ver- loren gellt. Sind die Wülste nach der Länge gestreckt, so ent- steht griffeiförmige Absonderung, wie in einer Schicht des Gold- bacher Gneises. Am Wege von Damm nach Steinbach steht ein Gneis an, in welchem die grünlichbraunen Glimmer in parallelen Linien verlaufen und eine Streifung des Gesteins hervorrufen, die Schieferung aber und Spaltbarkeit auf ein Minimum redu- zieren. Es ist auch anzunehmen, daß die parallelepipedische Absonderung in diesem Gneislager, welche man bei den Gneisen sonst selten trifft, mit der schweren inneren Beweglichkeit des Gesteins in enger Beziehung steht. Diesen Gneis nenne ich gestreift oder streifig, obwohl diese Bezeichnung bis jetzt über- einstimmend für den körnigen, im Querbruch gebänderten Lagen- gneis im Eiterwald, welcher mit dem jetzt besprochenen in der Struktur weiter keine Ähnlichkeit hat, gebraucht wurde, wes- halb ich jenen als bandstreifig bezeichnet habe, um für diesen den passenden Ausdruck zu haben. Alle Gneise dieser Zone unterscheiden sich von den bisher betrachteten aus den unteren Zonen durch hellere Farl)e, da — 112 — die beiden Glimmer der Menge nach sich ziemlicli die Wage lialten, in vielen Lagen aber der dunkele ganz fehlt. An der oberen Grenze, die in einem Steinbrnch westlich vom Klein- ostheimer Bahnhof aufgeschlossen ist, bietet sich das merk- würdige Vorkommnis dar, daß durch das ziemlich glimmerreiche, zweiglimmerige Gestein ganz glimmerarme Tragen (|uer — nnter einem steilen Winkel gegen die mit der Schichtung parallel gehende Schieferung — durchlaufen und eine Bandstreif ung in großem Maßstab erzeugen. Im Gneis an der jMaxhöhe sind große dunkel- rote Orthoklase, z. T. als Karlsbader Zwillinge, eingebettet, die dem Gestein ein angengneisartiges Ansehen verleihen. Die Farbe dieser Feldspäte ist nicht einheitlich, der Kern vielmehr lichter nnd lebhaft durchscheinend ; darum zeigen sie ein intensives Rot und sind am Rande rötlichweiß, nudurch- sichtig. Die beiden Glimmer sind oft von einander gesondert, indem jeder für sich weiße und sclnvarze Butzen bildet. Der Quarz ist rauchgran. Aus dem körnigflasrigen, zweiglimmerigen Gneis südlich von Wenighösbach entwickelt sich allmählich und Stufe für Stufe verfolgbar durch Zurücktreten des Biotit und Vortreten des ]\Iuscovit und durch Zunahme und feineres Korn des hellrötlichen Feldspats ein typischer fein- schiefriger Muscovitgneis, der accessorisch Älagneteisenoctaeder führt. Ganz ähnliche Gesteine kommen am Kaltenberg bei KiJnigshofen, bei Braunsberg und an andern Orten vor. Echter Muscovitgneis findet sich ferner in Blöcken im Wald nordöstlich von Glattbach. Der Glimmer ist silberweiß und reichlich, C^uarz ebenfalls reichlich, der Feldspat weiß und kaolinisiert. Dieses sehr schöne Gestein ist noch dadurch ausgezeichnet, daß der Glimmer krystallographische Umrisse erkennen läßt, was in den Gneisen nicht eben häutig ist. Nördlich von A\'enigh(>sbach. am Weg nach Feldkahl, steht ein grünlichgrauer, feinki)rniger (lueis an, in welchem der Feldspat nahezu verdrängt ist, so daß er ein fast quarzitisches Ausehen hat, wogegen Zwischenlageu so reich an (Dllimmer sind, daß sie fast nur aus diesem bestehen mit stets eingestreuten j\Iagneteisenkrystallen und seltener großen Tur- malinen. Ein sehr feinschieferiger, ebenspaltender Gneis, dessen bronzeschimmernder Biotit dendritenähnliche Zeichnungen bildet, die mit vereinzelten Muscovitschüppclien bestreut sind, steht am Grauen Stein bei Glattbach an. Ein körnigschief riger, mittel- — 113 — körniger Biotitgneis mit 4 mm großen Magneteisenoctaedern war vor einigen Jahren an der Kniebreche hei Glattbach anf- geschlossen, niid nahe dabei oberhalb ein Lager hellgrauen Quarzits. Glimmerfreie Lagen mittelkörniger Qiiarz- Feldspat- Gemenge kommen öfter vor. Diese dem Granulit ähnlichen Gesteine sind dann häutig massig gestaltet und fiihren in der Regel kleine Granaten und Magueteisen und zuweilen Epidot in solcher Menge, daß er eine lebhaft grüne Färbung des Ge- steins verursacht. Mit dem Eintreten von Hornblende entsteht wieder mehr oder weniger schiefrige Absonderung. In grob- körnigen Ausscheidungen sind auch die accessorischen Gemeng- teile größer entwickelt, so daß Magneteiseu von 6 mm Durch- messer und Apatitprismen von 5 cm Länge keine Seltenheit sind. Glimmerreiche zweigiimmerige Gneise, die lithologisch den Gesteinen der nächst höheren Zone vergleichbar sind, breiten sich bei Damm, bei Unterafferberg und Feldkahl aus. An der Bergmühle bei Damm mengen sich in das durch größere Plagio- klaseinspreuglinge oft augengneisartige, großflasrige Gestein kleine rote Granaten und Turmaline so zahlreich ein, daß sie die Be- zeichnung Grauatturmahngneis rechtfertigen. Diese Schicht ist nicht mächtig, gegen die Schwabenmühle verringern sich die Accessorien, Granat scheint für das bloße Auge ganz zu ver- schwinden, und zum Turmalin gesellt sich Staurolith zum ersten Mal in wohlgebildeten Krystallen von ansehnlicher Größe. Mikroskopisch war er in tiefer gelegenen Gesteinen schon be- obachtet worden. Eine recht eigentümliche Gesteinsschicht, die bisher noch nicht beschrieben wurde, l)ildet ein Lager im glimmerreichen, staurolithführenden Gneis bei Glattbach. Perlgrauer und brauner Ghmmer bilden zusammenhängende, stark gefältelte Lagen. Die Falten steigen oft in scharfem Zickzack auf und ab und kehren mitunter mäanderartig zurück, um sich wieder vorwärts zu biegen. In diesem Glimmer, der Staurolith und nur wenig, im Querbruch sichtbaren Quarz und Feldspat einschließt, liegen rundliche bis walnußgroße, einem feinkörnigen Pegmatit ähnelnde Gesteins- brocken, die dem Ganzen mehr das Ansehen eines Konglo- merates als eines Gneises geben. Über das Wesen imd die Genesis dieser merkwürdigen Gesteinsausbildung konnte nur die mikroskopische Untersuchung, die Herr Professor Bücking 8 — 114 — in dankenswerter Weise gerne vorgenommen hat, Aufschlnß geben. Nach einer vorlänflgen, die Möglichkeit eines Konglo- merates ansschließenden und das Gestein als Augengneis charak- terisierenden Mitteilung, wonach man sich vorstellen kann, daß es sich ans einem porphyrartigen, glimmerreichen Granit durch starken Druck schiefrig entwickelt hat, schreil)t Herr Professor Bücking weiter: „Die drei Augen, die ich untersucht habe, zeigen auf das deutlichste die gleiche Struktur: sie bestehen der Hauptsache nach aus einem durch das ganze Auge gleich orientierten, aus Zwillingslamellen polysynthetisch aufgebauten Feldspat, offenbar Plagioklas, der an einzelnen Stellen auch noch ein System schrägliegender Zwillingslamellen — die aber mit dem einen System der vorhergenannten Lamellen optisch gleich orientiert erscheinen — enthält. Dem Feldspat sind in mehreren, vielfach unterbrochenen Linien nahezu parallel gelagerte (wenigstens mit ihren Spaltflächen parallel gestellte) Biotitblättchen und nach diesen Linien gestreckte, im übrigen aber unregelmäßig begrenzte Quarzkörnchen eingeschaltet, auch schwarze undurchsichtige Lamellen — ebenfalls parallel ge- lagert — eines Eisenerzes (Titaneisen). Unregelmäßig durch den Feldspat verteilt, aber besonders reichlich in den raufUichen Teilen desselben treten winzige rote Granatkryställchen auf. Die letzteren, die sich allenthalben gern einstellen, wo Um- krystallisierungen, durch Kontakt- und Druckvorgänge veranlaßt, entstehen, deuten darauf hin, daß der Feldsi)at, welcher sie ein- schließt, irgend welche Umänderung erfahren hat, der er sein jetziges Aussehen verdankt. Der Umstand, daß die kleinen Biotiteinlageriingen, ebenso wie die Eisenerzlamellen und die Quarzbänder sämtlich parallel verlaufen und — soweit ich bis jetzt verfolgen konnte — auch parallel der Schieferung des ganzen Gesteins, deutet ferner darauf hin, daß die Einschlüsse sich zu der Zeit im Feldspat gebildet haben, als das Gestein seine jetzige Schieferung erhalten hat. A\'ären die Einschlüsse nicht von einer mechanischen Kraft in ihrer Richtung etc. be- einflußt worden, so hätten sie sich in dem auskrystallisierenden P'eldspat wahrscheinlich zonar, beziehungsweise zentral oder peripherisch angeordnet, jedenfalls beeinflußt durch die Mole- kularstruktur des Feldspats. Der Rand der Feldspäte, also die Grenze der Augen gegen das Gesteinsgewebe liiu, ist keine — 115 — scharf verlaufende; Quarze dringen vielfacli von der Seite in den Feldspat hinein, auch mit ihnen zusammen Biotitblättclien. Letztere häufen sich dann weiter nach außen hin." Hornblendegesteinseiulagerungen in der Stärke von 0,1 bis 5 m sind in der Zone des köruigflasrigen Gneises häufiger und regelmäßiger verteilt, als in den vorhergehenden; ihre Struktur ist konstanter, die Neigung zum Bandstreifigen geringer. Je nach der Qualität des Feldspates und dem Grade der Schiefe- ruug lassen sich, wenn man nicht alle hierher gehörigen Vor- kommen mit dem Kollektivnamen Hornblendegneis belegen, aber von einer umschweif enden Beschreibung absehen will, etwa folgende Al)änderungen unterscheiden: Diorit mit kaum wahr- nehmbarer Parallelstruktur am Nordwestabhang des Grauen Steins; Dioritgneis im Osten des Mainaschaffer Wingertsbergs ; Dioritschiefer und Syenitschiefer an der Kniebreche bei Glatt- bach; feinschiefriger Dioritgneis am Afholder bei Mainaschaff. Am Heigenberg bei Feldkahl beteiligen sich nach Dr. Thürach Diallag und Bronzit an der Zusammensetzung einiger Hornblende- gesteiue, die demnach zum Gabbro zu stellen sind. Hier wäre noch eine recht seltene Mineralienkonibination anzuführen, die nördlich von Wenighösbach dicht beim Ort in mehreren Felsblöcken zu Tag tritt. Das schöne, frische, grob- bis großkörnige Gestein ist zusammengesetzt aus grünlich- schwarzer Hornblende, Labrador, edelem Granat, wenig dunkelem Glimmer, Magnetit, etwas Eisenkies und stellenweise blauem Disthen. Die Hornblendegesteiue sind der Zersetzung und Umände- rung in hohem Grade unterworfen. Einzelne zerfallen im Aus- gehenden zu grünlichgrauem Gruß, in welchem Dr. Thürach neugebildete Anataskryställchen gefunden hat; in andern tritt Epidotisierung und Verfestigung ein. Eine ungewöhnliche Ver- änderung, völlige Umstellung der Mineralien, hat ein solches Gestein, das ich im Kurzen Acker bei Glattbach ausfindig machte, erfahren. Der Gehalt an Quarz ist viel höher als in den pri- mären Hornblendegneisen und wohl aus dem Nebengestein, einem zersetzten Gneis infiltriert worden, dessen Feldspat durch Kao- hnisierung Kieselerde freigab. An ausgewitterten Stelleu sind bräunlichgelbe Granatkryställchen angesiedelt, und lauchgrüne Hornblendeindividuen zeigen scharfe Krystallflächen. Im übrigen 8* \ — 116 — lasse ich Herrn Professor Biicking, der auch dieses Gestein unter dem ^likroskop zu untersuchen so gefällig- war. das Wort: „Man kcinnte das Gestein als einen stark in Epidotisierung he- griifenen Quarzamphibolit bezeichnen. Außer Quarz und grüner schilliger, bezw. fasriger Hornblende, welche aus der ursprüng- lich vorhandenen braunen durch Umlagerung entstanden ist, enthält das Gestein noch in großei" Menge gelblichgrüne Massen, welche aus einem von zahlreichen mikroskopischen Kryställchen von Epidot (und wohl auch Zoisit) durchspickten Quarzmosaik bestellen. Diese gelbgrünen Zersetzungsprodukte rühren teils von der Hornblende, teils von dem vorhanden geweseneu und völlig umgewandelten Feldspat her; wahrscheinlich war es, da Zoisit und Epidot Kalkthonerdesilikate sind, ein Kalknatron- feldspat (Labrador, Oligoklas), der vorhanden war. Das primäre Gestein, aus w^elchem der Quarzamphibolit entstanden ist, war offenl)ar ein weit gröberer Hornblendegneis, etwa von dem Korn, wie solche in der Nähe von Wenighösbach und bei Großenhausen vorkommen." In der nun weiter nach Nordwest folgenden Zone macht sich allmählich eine Änderung in der mineralogischen Zusammen- setzung der Gneise bemerkbar, indem nur noch die untere Stufe derselben zu den typischen, die Bestandteile des Granites führen- den Gneisen gezählt werden kann, die oberen dagegen durch Abnahme an Feldspat sich den Glimmerscliiefern nähern. An der Oberfläche erreicht diese Zone eine Breite von rund 4 km, z. B. von Johannesberg bis Gunzenbach, und streicht von der Eisenbahn bei Kleinostheim durch das ganze Grundgebirge bis zur Ueberdeckung des Zechsteins bei Großkahl, taucht dann aber nochmals als kleine Insel bei Bieber auf. Charakteristisch für diese glimmerreichen Gneise ist der konstante Gehalt an Staurolith, weshalb sie auch kurzweg Staurolitligneis genannt werden. Die zu unterst gelagerten sind den in der vorher- gehenden Zone eingeschobenen Staurolith führenden Gneisen noch sehr vergleichbar durch flasrige, oft augengneisähnliche Struktur und Avären vielleicht auch aus geologischen Kücksichten noch mit diesen zu vereinigen, wenn nicht in den Glimmergemengteilen insofern eine Änderung auffällig wäre, dass dieselben nunmehr weniger in sich abgeschlossene Blättchen darstellen, als vielmehr zusammenliängende schuppige Aggregate, deren Farben nicht mehr — 117 — wie seither weiß und schwarz oder dunkelbraun, sondern in mittleren Tönen von grau und braun, namentlich aber grün er- scheinen. Der Quarz bildet flache Körner oder zusammenhängende dünne Platten. Der Gehalt an meist zu Kaolin zersetztem Feld- spat ist in der Regel gering, so daß er oftmals nur im Quer- bruch als weiße Körnchen gesehen werden kann. Die Schieferung ist fein und ziemlich ebenflächig und hie und da gefaltet oder gerippt. Accessorisch sind außer Staurolith kleine Krystalle von Granat und Turmalin, sowie Titan- und Magneteisen sehr ver- breitet, Andalusit und Glaukophan selten. Einlagerungen von derbem weißem, rotem und grauem Quarz stellen sich in Menge ein. Hornblendegesteine wechsellagern in großer Regelmäßigkeit mit dem glimmerreichen Gneis und bieten sich in vielen Weg- einschnitten der Beobachtung dar, in ausgezeichneter Weise be- sonders zwischen Western und Huckelheim. Aus diesen feldspatarmen Gneisen entwickeln sich nun bei völligem Zurücktreten des feldspätigen Gemengteils Glimmer- schiefer und Quarzitschiefer, in denen der Feldspat höchstens noch als accessorischer Gemengteil auftritt. Der oberflächliche Querumfang dieser Zone beträgt im Mittel zwischen Strötzbach im Kahlgrund und Michelbach 3S'2 km und ist in Nordost zwischen Huckelheim und dem Eicher Hof etwas verbreitert, in Südost bei Hörstein verschmälert. Mit Glimmerschiefer und Quarzitschiefer sind die Endglieder der diese Zone zusammensetzenden Gesteins- reilie bezeichnet, welche von den glimmerreichsten in allen Über- gängen bis zu den glimmerärmsten sich abstufen. In den glimmerreichen Gesteinen tritt der meist lichtgrünliche oder bräunliche Glimmer oder ein Gemenge von beiden niemals in einzelnen Schuppen, sondern stets in zusammenhängenden, die Schieferungsfläche viUlig bedeckenden Membranen auf, zwischen denen der Quarz im Querbrucli in dünnen Streifen sichtbar ist. Bei solchen Gesteinen ist eine vollkommene, f einschief rige Ab- sonderung selbstverständlich. In den glimmerarmeu Quarzit- M'liieferu sondert sich der stets helle Glimmer wieder in einzelne gestreckte Schuppen, die mit Abnahme ihres Gehaltes die Spalt- barkeit vermindern. In einem solchen Quarzitschieferzug. der von Huckelheim über Geiselbach, Steinbach bis Hörstein streicht, ist dem Kaliglimmer ein kleiner Gehalt von Chromoxyd bei- gemengt, der ihn grasgrün färbt. Die öfter wahrzunehmende — 118 — graue Färbung rührt von einem eiugemengten kohlenstoffartigen Mineral (Graphitoid) her, das bei Steiubach größere abfärbende Butzeu bildet. Von anderen untergeordneten Gemengteilen fällt besonders Granat in kleinen Körnern, gewöhnlich jedoch zer- setzt, auf, ferner Turmalin, Staurolith und Eisenglanz; auf Kluftflächen zuweilen Kalksinter. Auch in dieser Zone fehlt es nicht an eingelagerten Hornblende- und anderen feldspathaltigen Gesteinen. In den oberen Lagen dieser Gesteinsabteilung begegnet man hie und da, beispielsweise bei Brücken und Großenhausen, feinschiefrigen, milden Einlagerungen, die schon sehr an die Phjdlite der unteren Region der Taunusgesteine erinnern; es ist daher recht auffällig, daß auf diese Schichten in der Linie von Alzenau über Michelbach nach Großenhausen nochmals körnige, feldspatreiche Gneise, die sich bis zum Hof Träges er- strecken, in völlig koukordanter Auflagerung folgen, und es ist daher sehr in Frage gestellt, ob dieselben als die jüngsten des Spessarter Grundgebirges anzusehen sind, oder ob sie bei der Zusammenschiebung und Faltung des Gebirges längs einer mächtigen Yerwerfungsspalte aus einem tiefem Horizont empor- gehoben worden sind, der noch unter den untersten Stufen der Spessartgneise zu suchen wäre, da ein Vergleich mit diesen nur geringe Ähnlichkeit ergiebt. Am meisten noch lassen sie sich mit dem baudstreitigen Gneis vergleichen, mit dem sie auch den' accessorischen Gemengteil Graphit gemeinsam haben. Nur an einzelnen Punkten treten die Gesteine dieser Zone, die in ihren besten Aufschlüssen in der Quererstreckung auf eine Entfernung von 3 km, von Michelbach bis zum Hof Träges, verfolgt werden kann, unter der Überdeckung von Eotliegendem und diluvialem Sand und Löß hervor, um sich bei Hof Träges der weitereu J^eobachtung ganz zu entziehen. Die unterste Stufe dieser Zone, ein mittel- bis feinkörniger, im Querbrucli schön gebänderter, glimmerarmer Hornblendegneis, der seine Schieferung haupt- sächlich den flachen, parallel gelagerten Hornblendeprismeu verdankt, ist bei Alzenau, Michelbach und Horbach an vielen Stellen entblößt. Die hornblendefreien Gneise zerfallen in gJimmerreiche, vorwiegend biotitlialtige und feldspatreiche, fein- bis grobkiu-nigc Gneise. Ein mittelkörniges, viel rötlichen Orthoklas und wenig — 119 — Glimmer in fast regelloser Anordnung haltendes, granatführendes Gestein von Kälberau gewinnt granitisches Ausehen. Im all- gemeinen ist die Struktur körnigflasrig wie bei Lützelhausen, zuweilen pegmatitisch beim Hof Träges. In allen diesen Gneisen finden sich Einlagerungeu von Pegmatit und Schriftgranit in deu verschiedensten Gestalten. Bald sind es Gänge oder linsenförmig umgrenzte Lager, die parallel der Gneisschieferung oder schräg gegen dieselbe ver- laufen, bald Nester oder unregelmäßig gestaltete Butzen, die sich ins Nebengestein vielfach verästeln. Diese Einlagerungen schwanken in der Stärke von Fingerdicke bis über 5 m. Die Gesteinsgemengteile sind im allgemeinen diejenigen des Gneises, nur stellt sich oft Mikroklin in großen Mengen ein, uud durch Rückgang des Kalkgehaltes der Plagioklase kann reiner Albit entstellen, wie Herr Dr. Petersen an einem Vorkommen aus der Nähe von Haibach nachgewiesen hat. Neben dem weißen Kaliglimmer fehlt fast nie ein grüulichschwarzer Eisenmagnesia- glimmer ; Mangangranat und titanhaltiges Magneteisen sind fast stets eingesprengt, seltener Turmalin, Apatit, Rutil, Beryll, Zirkon, Sillimanit. Die Art und Weise, wie die drei Haupt- gemeugteile, Quarz, Feldspat und Glimmer, deren Größe von 1 mm bis 30 cm und darüber schwanken kann, mit einander verwachsen sind, bedingt eine unendlich mannigfaltige Ausbildung dieser Gesteine, von denen eine der gewöhnlichsten in der Weise sich vollzieht, daß in größeren Feldspatindividuen parallel einer Spaltungsrichtung unregelmäßig gestaltete, hohle, an einer Seite offene und mit Feldspat erfüllte Quarzprismen liegen, die je nach der Form ihres Querschnittes auf dem zweiten Feldspat- spaltungsdurchgaug zackig gestaltete Figuren hervorbringen, die sehr gewöhnlich orientalischen Schriftzeichen ähneln und daher die Bezeichnung Schriftgranit veranlaßt haben. Am weiteren Aufbau des Gebirges sind dann das Rot- liegende und der Zechstein beteiligt, von denen nur noch schwache Reste der Denudation stand gehalten haben. Die Schichtenaufrichtung des Grundgebirges war bereits vollzogen, als sie zur Ablagerung gelangten, denn ihre ursprünglich hori- zontalen Absätze haben nur unbedeutende Neigungen erfahren. Das Rotliegende ist in seiner oberen Abteilung entwickelt als gröbere und feinere Konglomerate von Grundgebirgs- — 120 — brocken und PorphjTstückeu, welchen Bröckelscliiefer, feine, rote, leicht zerbrechliclie Schieferthone eingelagert sind. Einige Verbreitung haben diese Gesteine in der Nähe von Omersbach und nördlich von Michelbach. Nordöstlich von Lützelhansen im Bacheinschnitt ist Bröckelschiefer gut aufgeschlossen. In die Zeit ihrer Entstehung fällt die Eruption des Quarz- porphyrs bei Obersailauf. Die bräunlichrote felsitische Grund- masse desselben enthält Einsprengunge von Quarz, weißem Orthoklas und schwarzem Glimmer, sowie Einschlüsse aus dem durchbrochenen G rundgebirge. Eine etwas größere Ausdehnung gewinnt der Zechstein, indem er in einem schmalen, fast ununterbrochenen Streifen das Grundgebirge vom Buudsandsteiu trennt. Er ist wesentlich zu- sammengesetzt aus bräunlichgrauen dolomitischen Kalkstein- bänken mit einer Unterlage von schwarzem, erzreichem Mulm, dem sogenannten Kupferletten. Am westlichen Gebirgsrand ist der Dolomit oft derart mit Quarz angereichert, daß förmliche Eisenkiesel entstehen, die bei Alzenau und Hörstein als lose Blöcke umherliegen und au der Lindigwiese bei Kleinostheim anstehend getroffen werden, wo in ihrer Nähe Manganerze zur Ausscheidung gelangten. Bis zu diesem Horizont herauf ragen zahlreiche, über das ganze Gebiet verteilte und zum Teil erzführende Schwerspatgänge, die in der Eegel quer durch die Schichten setzen. Die unterste Lage des nun folgenden Buntsandsteins, der Leberschiefer ist ein feinschiefriges, viel Letten und Glimmer führendes, weiches Gestein; die oberen Lagen, die mit roten und weißen Abänderungen in einer Mächtigkeit von bis 300 m über den Hochspessart sich ausbreiten, sind allgemein bekannt. Vereinzelte Schwerspatgänge durchbrechen noch den Bunt- sandstein. Th(»n bildet bei Damm ein unbedeutendes, bei Klingenberg und Mechenhart mächtige, höchst wertvolle, als Klingenberger Erde berülmite Lager, deren relatives Alter noch nicht hat fest- gestellt werden können. Es bleibt daher die Frage, ob sie tertiären oder diluvialen Ursprungs sind, so lange offen, bis paläontologische Anhaltspunkte Klarheit geben werden. Von tertiären Eruptivgesteinen kennen wir den stockförmig auftretenden, olivinreichen Magmabasalt in der Aschaffenburger — 121 — Strieth imd den petrographisch zu den Auamesiten des unteren Mainthals gehörigen Lavastrom im Kahltlial unterhall) Alzenau, sowie einen Phonolithstock im Eückersbacher Thal und das ver- schüttete Vorkommen an der Lindigwiese. Geologisch interessant sind Gneiseinschlüsse im Basalt der Strieth, deren Glimmer durch die hohe Temperatur, mit der die Eruption vor sich ging, ein- geschmolzen sind. Löß als Diluvial bildung bedeckt die Gehänge der Aschaff und ihrer Zuflüsse und säumt das Grundgebirge im Westen ein. Die charakteristischen Fossilien finden sich nur im Löß der Thalausfüllungen. Die Diluvialbildungen Torf, Sumpferz und bewegliche Sande sind von geringer Bedeutung'. ft 123 — Die Lehre von der Immunität. Vortrag, g-ehalten bei dem Jaliresfeste am 26. Mai 1895, von Dr. F. Blum. Hochanselinliclie Versammlung ! An dem Vorabend des hundertjährigen Gedenktages der ersten Schutzpockenimpfung durch J e n n e r '), in einem Augen- blicke, da die medicinische Wissenschaft begonnen hat, verwandte Bahnen erfolgreich zu beschreiten und der Kampf gegen die Infektionskrankheiten durch die Benutzung der Erfahrungen über die Immunität aussichtsvoller geworden ist, dürfte es von allgemeinem Interesse sein, zu hören, worauf die neue Lehre sich aufbaut und wer ihre Begründer sind. Um zunächst den Begriff „Immunität" zu erläutern, so ist das die Bezeichnung für jedwede Unempfänglichkeit gegen Infektionen — Ansteckungen. Es kann diese Unempfänglichkeit eine sogenannte natürliche ^) sein, oder eine erworbene, auf welch letztere später zurückgekommen werden soll. Die natürliche Immunität besteht in einer sei es angeborenen, sei es allmählich eingetretenen Widerstandsfähigkeit des K()rpers gegenüber einer ansteckenden Erkrankung, ohne daß etwa der Organismus dieselbe Krankheit schon in früheren Zeiten über- *) Am 14. Mai 1796 vollzog- Jenner seine erste Vaccination an einem 8 jährigen Knaben durcli zwei feine, einen halben Zoll lange Einschnitte in die Hant. ") Der Ausdruck „natürliche Immunität", wie er üblich ist als Gegen- satz zu .erworbene Immunität", könnte leicht den Eindruck hervorrufen, als handele es sich bei letzterer um einen unnatürlichen Vorgang, was jedoch eine vollständii»' falsche Anschauunt»' wäre. — 124 — staudeu hätte oder in irgend einer speziellen Weise vorbe- handelt worden wäre. Diese natürliche Immunität nun ist je nach der Tiergattung, nach dem Alter und nach dem krankmachenden Agens verschieden, so daß von jeder Tierspecies besonders untersucht werden muß. ob und inwieweit sie eine Resistenz gegen einen bestimmten Krankheitskeim besitzt. Ist das festgestellt und zeigt sich ein Tier regelmäßig unempfänglich gegenüber der gleichen Infektion, so taucht die Frage auf, wodurch eigentlich diese natürliche Immunität bedingt sei. Man wird sie in dem einen Falle in der Beschaffenheit des Blutes, in einem zweiten in der Zusammen- setzung der Gewebe, wieder in anderen Fällen in beidem zu suchen haben und wird finden, daß, manchen Mikroorganismen gegenüber, dem Blute oder der Gewebsflüssigkeit baktericide Eigenschaften zukommen, und daß diese Säfte anderen gegenüber antitoxisch — entgiftend — zu wirken vermögen. Wird aber das Gift eines Krankheitskeimes, durch das allein er dem Körper verderblich zu werden vermag, ^) unwirksam gemacht, so ist der Mikroorganismus nur noch ein unschädlicher Fremdkörper, der mehrweniger rasch im Körper zu Grunde geht oder auf irgend einem Wege eliminiert wird. Büchner^) hat eine Er- klärung für die natürliche Immunität zu geben versucht, indem er die Hypothese aufstellte, daß im Blute eiweißartige, von den Leukocyten gebildete Substanzen, von ihm Alexine genannt, auftreten, die die Krankheitskeime abzutöten vermögen. Einen Beweis für die Anwesenheit solcher Alexine zu führen, ist ihm jedoch bisher noch nicht gelungen. Sehr bestechend als Erklärung für die verschiedenen Immunitäten erscheint auf den ersten Anblick die Lehre von Metschnikoff über die Phagocytose, namentlich wenn man damit die Erfahrungen über die Chemotaxis kombiniert. Nach Metschnikoff stellen die Leukocyten die Vorkämpfer im Streite gegen die Invasion der Mikroorganismen dar : sie schließen diese in sich ein und fressen sie angel)lich allmählich auf, wofern sie nicht zu giftig sind. In letzterem Falle hinwiederum *) Die Infektionskrankheiten erweisen sich mehr und mehr als Ver- giftungen durch bakterielle Produkte. ^) S. Verhandlungen des Vlll. int. Kongresses für Hygiene u. Dermo- graphie in Budapest. — 125 — gehen die Leukocyten zu Grunde, der Mikroorganismus wird frei und der Gesamtkörper fällt nunmehr der Krankheit anheim. An die Mikroorganismen aber können Leukocyten durch soge- nannte chemotaktische Vorgänge herangelockt werden, indem nämlich die Bakterien Stoffe fabrizieren, die in das umgebende Fluidum eindringend in die Entfernung zu wirken vermögen und zwar positiv sowohl, wie negativ chemotaktisch, anziehend auf die Leukocyten oder abstoßend. ^ ) Diejenigen Mikroorganismen aber, die dauernd von Leukocyten aufgenommen sind, sollen dadurch für den Körper unschädlich werden. Betrachtet man die Metschnikoff 'sehe Theorie von der Phagocytose näher, so wird man alsbald erkennen, daß sie keine Lösung der Frage nach den Ursachen der Immunität bedeutet, sondern nur eine Verschiebung. Für die mehr oder weniger große Immunität des Gesamtkörpers werden die Leuko- cyten verantwortlich gemacht, ohne daß jedoch begründet werden könnte, warum diese einmal den Kampf mit den Krankheits- erregern bestehen, ein anderes Mal aber unterliegen. Die Frage nach dem Wesen der natürlichen Immunität harrt vorläufig noch ihrer Beantwortung. Vielerlei Beobachtungen aber sprechen dafür, daß die Unempfängüchkeit der verschiedenen Tierklassen gegen bestimmte Infektionen keine einheitlichen Ursachen haben wird.^j Soviel wissen wir aus zahlreichen Erfahrungen, daß die Größe der natürlichen Widerstandskraft eines Organismus wesent- lich beeinflußt wird durch sein Befinden im Augenblicke der Infektion. Es verringern z. B. Stoöwechselanomalien die Re- sistenzfähigkeit beträchtlich. So sehen wir, daß bei Diabetikern Wunden viel leichter in Eiterung geraten als bei Nichtdiabetikern ; und auch die Furunkulose, die häufig bei diesen Kranken auf- tritt, dürfte sich aus der verminderten Immunität gegen die überall verbreiteten Keime erklären. In ähnlicher Weise ist es zu deuten, wenn, wie so oft zu beobachten, dem Keuchhusten die Masern folgen und diesen ') S. dagegen u. a. Dr. W. Wosonin „Chemotaxis und die taktile Em- pfindlichkeit der Leukocyten" im Centralblatt f. Bakteriologie und Parasiten- kunde Bd XVI. S. 999. ^) S. z. B. die Beobachtungen über die Alkalescenz des Blutes und ihr Verhältnis zur Immunität gegen manche Krankheiten. — 126 — wiederum Scharlach nachfolgt. Die Kinder hahen durch die erste Erkrankung an ihrer natürlichen Widerstandsfähigkeit so viel eingebüßt, daß die zweite Ansteckung, die in gesunden Tagen nicht genügt hätte zur Erzeugung der Krankheit, nun sie von neuem auf das Krankenlager wirft. Für die Hj'gieue hegt eine ernste Mahnung in der Lehre von der natürlichen Immunität : Ferngehalten oder abgeschwächt können Seuchen werden sowohl durch möglichst vollkom- mene Vernichtung ihrer Erreger, als auch durch Hebung der natürlichen Widerstandskräfte der Bedrohten. Das Wohlbefinden des Menschen aber ist hauptsächlich abhängig von günstigen Lebensverhältnissen, für welche die Hygiene zu sorgen hat. Jeder Maugel an Luft, an Wasser, Licht oder geeigneter Er- nährung verringert die natürliche Immunität und muß deshalb beseitigt werden. Wenden wir uns nun zur erworbenen Immunität, so müssen wir sie in zwei Unterarten scheiden, je nachdem die Immuni- tät aktiv erworben ist oder passiv eingeimpft wurde. Unter aktiver Immunität versteht man diejenige Un- empfängliclikeit, die das Überstehen einer Krankheit verleiht. Es ist selbstverständlich das Studium dieser Art des Resistent- werdens eines Organismus vom allergrößten Interesse und von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit, zumal man heute schon die Hoffnung hegen darf, daß jede Erkrankung, die bei ihi-er Heilung Schutz vor einer Neuinfektion gewährt, späterhin einer si)ecifischen Therapie, wie sie unten geschildert werden soll, zugängig sein wiixl. Die mehr historische Darstellung der Lehi"e von der Immunität aber muß sich darauf beschränken, anzuführen, inwieweit die aktive Immunisierung bisher zur praktischen Verwendung gekommen ist. Irgendwelche Berechti- gung hat eine planmäßige aktive Immunisierung natürlich nur dann, wenn es ihr gelingt, durch eine leichte Krankheit eine schwerere, gefahi-vollere zu verhüten. Das erste Beispiel eines solchen Versuches ist die im vorigen Jahrhundert geübte Variolation, d. i. die absichtliche Pockeneinimpfung. Lady Montague hatte das Verfahren in der Türkei kennen gelernt und brachte es mit nach ihrer Heimat. Kinder, die die damals fast unvermeidbare Seuche noch niclit überstanden hatten, wurden, wenn sie besonders kräftig und — 127 — widerstandsfällig scliienen. mit dem getrockneten Gifte einer Blatterupustel geimpft und macliten so unter günstigeren Be- dingungen als gewöhnlich die Pocken durch, um dann gegen die überall lauernde Ansteckungsgefahr gefeit zu sein. Bei diesem Verfahren suchte man also in bewußter Weise die natürliche Immunität des Körpers auszunutzen und zumeist, allerdings unbewußt, schwächte man die Krankheit noch außer- dem ab, indem man die Virulenz, d. i die Giftigkeit ihres Er- regers, verringerte. Dies geschah durch das Eintrocknen und lange Liegenlassen des ursprünglich wohl hochvirulenten Pustelinhalts. In der That gelang es mittels der Variolation die SterbHch- keitszift'er bei Blatternerkrankungen erheblich herabzudrücken und sie wurde deshalb fleißig das ganze 18. Jahrhundert hindurch geübt; das Verfahren hatte aber mehrere große Nachteile, denn eine absolute Gefalu-losigkeit wohnte ihm nicht inue und durch die beständigen Impferkrankungen kamen die Blattern über- haupt nicht mehr aus dem Lande, sodaß dadurch auch die Zahl der unbeabsichtigten Pockenansteckungen vermehrt wurde. ITm jene Zeit trat der englische Arzt Jenner auf mit einem ^^irksamen Ersatz für die Variolation, mit der auch heute noch geübten Vaccination. der Kuhpockenimpfung. Unter der Landbevölkerung seiner Heimat herrschte der Glaube, dass diejenigen, die sich mit Kuhpocken, einer Euter- erkrankung der Kühe, angesteckt und sie überstanden hätten, unempfänglich gegen die mensclüichen Pocken geworden seien. Jenner griff den Gedanken auf und, nachdem er sich durch lange Beobachtungen davon überzeugt hatte, daß in der That das Überstehen der Kuhpocken gegen das Befallenwerden durch Blattern Schutz verleiht, nahm er vor nunmehr 99 Jahren die erste erfolgreiche Vaccination vor. Er übertrug die Kuhpocken, deren gutartigen Verlauf er kannte . mittels Überimpfens von Pustehnhalt auf den Arm eines Knaben, und 6 AVochen darauf, nachdem der entstandene Ausschlag verheilt war. nahm er an demselben Knaben die Variolation, die Einimpfung der echten Blattern, vor. Wie es Jenner erwartet hatte, blieb diese Impfung erfolglos. So oft das Experiment in der Folge -wieder- holt wurde, es gab jedesmal dasselbe Eesultat, und es zeigte sich fernerliin, daß die verhältnismäßig unschuldige Vaccination ebensogut im stände war, die Blatteruausteckung zu verhüten. — 128 — Tne die ungleich gefahrvollere Variolation; allerdings mit der später entdeckten Eiuschi-änkung. daß der Impfschutz nach einer einmaligen Vaccination nicht für das ganze Leben aus- reichend ist. — Man hat die Wirksamkeit der Vaccination gegen Variola in der "Weise zu erklären versucht, daß man die Kuh- pocken als eine im Tierkürper abgeschwächte, aber dem Erreger nach echte Blatternerkrankung deutete. Die Vaccination wäre gemäß dieser Hypothese nicht dem Wesen, sondern nur der Schwere der Erkrankung nach von der Variolation verscliieden. Gegen diese Annahme, sofern man sie nicht daldn erweitern will, daß die Vaccine eine dauernd abgeschwächte Variola darstellt, spricht der Umstand, daß nie. trotz häufig wiederholter Impfung von dem für Blattern sehr empfänglichen Menschen auf einen anderen, eine Verstärkung der Vaccine zu Variola beobachtet worden ist. "V\^enn sonst im Tierexperimente es überhaupt gelingt, eine Erkrankung diu'ch einen abgeschwächten Ki-ankheitskeim zu erzeugen, pflegt sich die Virulenz mit dem Passieren des empfänglichen Tierkörpers zu verstärken und erlangt diu^ch wiederholte Überimpfung ihre frühere Höhe. Bei der Vacci- nation nun muß man entweder annehmen, daß sie, obwohl sie eine deutliche Lokal- und AUgemeinerkrankung erzeugt, einer Steigerung ihrer Virulenz im Gegensatze zu den Erfah- rungen bei anderen Erki'ankungen nicht mehr fähig ist. oder man hat sich den fraglosen Erfolg der Kuhpockenimpfung gegenüber den echten Pocken so zu erklären, daß hier da> Überstehen einer leichteren Erkrankung — derVaccine — das Auftreten einer trotz aller äußeren Ähnlichkeiten doch dem Wesen nach verschiedenen anderen Erkrankung — der Variola — ausschließt. Es ist von einer Eeihe von Autoren angegeben worden, daß das wirksame Agens der Immunität gegen Variola nicht. wie so häufig sonst, im Blute der Blattern-Geschützten zu finden sei. Gegen aUe solche Angaben ist jedoch einzuwenden, daß, solange wir den Erreger der Vaccine und Variola nicht in Reinkultur züchten können, exakte Untersuchungen mit Benutzung des Giftigkeitscoefficienten unmöglich sind. Recht instruktiv für die Beurteilung der Dauer der Schutz- kraft einer Vaccination sind die von Biedert^) veröffentlichten ') Nach Centralblatt f. Bacteriol. u. Parasitenkunde. Bd. XVI. S. 592. — 129 — Zahlen. 1889 wurden in Hagenau die Blattern eingeschleppt und deshalb dort eine ausgedehnte Eevaccination vorgenommen. Bei dieser sind mit Erfolg, d. h. so, daß die Kulipocken deut- Kch angingen, revacciniert worden im Alter von 6 — 7 Jahi'en . . 33°/o, „ 7—8 „ . . 63.8"/o, „ 8—9 „ . . 72,5«/o, „ 9—10 „ . . 80°/o, „ 10—11 „ . . 85,8%, , 11—12 „ . . 88,6«/o, also stetig steigender Erfolg mit zunehmender Entfernung yon der ersten Yaccination. Nicht ohne Interesse sind auch die Beobachtungen von Porter,^) gemäß denen Allgemeininfektionen ^\ie Typhus und Gelenkrheumatismus oft den schützenden Einfluß einer Revacci- nation aufhelfen. Hier ist es offenbar die verminderte natür- liche Immunität, die den Schutz zu einem unvollkommenen macht. Es ist vorhin die Frage berührt worden, ob nicht etwa das Überstehen einer Erkrankung das Eintreten einer bestimmten anderen aussciüießeu kann. Nach den bis jetzt vorliegenden Ver- öffentlichungen ist das zu bejahen. So hat z. B. P a n e ^) berichtet, daß gegen Milzbrand immunisierte Kaninchen hohe Dosen von Pueumococcengift vertragen und daß andererseits selbst be- trächtlich abgeschwächte Pneumococcen die Tiere vor iuociüiertem Milzbrand zu retten vermögen. Italienische Forscher-^) haben einen wechselseitigen Schutz zwischen Bacterium coli-Erki-ankungen und Typhus behauptet; Dünschmann*) hat gefunden, daß Tiere, die gegen Eauschbrand immunisiert sind, ein Blutserum liefern, das gegen malignes Oedeni schützt, und Roux^) giebt an. daß antitetanisches Blutserum auf Schlangengift entgiftend wirkt, nicht aber umgekehrt das Sclilangengift-Antitoxin auf das Virus des Tetanus. *) „Notes and queries on small-pox." The Lancet 1893. 11. Nov. S. 1879. -) Nach Centralblatt f. Bakteriologie u. Parasitenkunde. Bd. XVI. S 246. ^) Sanarelli. XI. int. med. Congress zu Rom. Cesaris - Demel - Oslandi ebenda. (Nach CentralWatt f. Bakt und Parasitenkunde Bd. XVI). *) Annales de l'Institut Pasteur 1894. S. 401. °) Nach Centralblatt f. Bakteriol. u. Parasitenk Bd. XVI. S. 823. 9 — 130 — Doch kehren wir zurück zu den aktiven Immunisierungs- versuchen, die hisher zu einer praktischen Verwertung gekommen sind, so sind liier das von Pasteur entdeckte Impfverfaliren gegen Milzbrand uud seine Behandlung der Hundswut zu nennen. Durch die Einführung der genannten und ähnlicher Methoden hat Pasteur als Erster den von J e n n e r zu so großem Segen eröffneten Heilungsweg auch für andere Krankheiten zu be- schreiten versucht und hat schon allein hierdurch sich ein Monumentum aere perennius errichtet. Zur Verhütung des unter dem Vieh recht verbreiteten und äußerst gefährlichen Milzbrandes hat Pasteur eine allgemeine Impfung vorgeschlagen mit abgeschwächten Milzbrandbacillen. Den Impfstoff nennt er „vaccin" und inocuKert ihn erst in schwächerer und später in stärkerer Form. Die Ab- schwächung gelingt ohne Schwierigkeit, indem die Bacillen unter ungünstige Lebensverhältnisse (z. B. höhere Temperatur) gebracht werden, und zwar ist das Material für die erste Impfung in seiner Virulenz erheblicher herabgesetzt, als das für die zweite Die Tiere erkranken nach der ersten Inoculation an einem leichten Milzbrand, den sie vermöge ihrer natürlichen Wider- standskraft überwinden. Nach vollendeter Heilung besitzen sie einmal die wieder erlangte frühere Kesistenzf ähigkeit und außerdem einen gewissen Grad von aktiv erworbener Immunität ; dadurch vermögen sie nunmehr den zweiten schwereren Impfmilzbrand zu überstehen und erweisen sich darnach gegenüber der Infektion mit Milzbrand, wie sie ihnen auf der Weide oder im Stalle droht, als unempfänglich. Nach einer Statistik aus dem Pas t eur' sehen Institute^) wurden in den Jahren 1882 — 1894 1 788 677 Hammel uud 200 962 Ochsen und Kühe gegen Milzbrand geimpft. Nach dem ersten Vaccin starben einige, ebenso nach dem zweiten, wenn auch weniger: trotzdem betrug die Gesamtsterblichkeit an Milzbrand für Hänmu'l nur 0,94 °/o, für Ochsen und Klihe 0,84 "/o, während vor Einführung der Schutzimpfung 10 ^/o Hammel und etwa 5 °/o Ochsen und Kühe an Milzbrand zu Grunde gegangen waren. Seit 1886 ist in Frankreich auch eine prophylaktische Immunisierung der Schweine gegen Schweinerotlauf eingeführt, ') Ch. Chamberland. Annales de l'Institut Pasteur 18Ü4. S. 161. — 131 — die nacli demselben Autor die Mortalitätsziffer dieser Krankheit von 20 °/o auf 1,45 % lierabgedrückt hat. Der nationalökonomische Nutzen scheint darnach offen ersichtlich. Trotzdem hat man sich in Deutschland bisher nicht entschließen kihinen, das Verfahren nachzuahmen, sondern hat sicli auf Maßnahmen zur Verhütung der Eiuschleppnng- und Fortpflanzung der Seuchen beschränkt, mit einem, wie man zu- geben muß, nicht geringen Erfolge. Bei der früher erwähnten Impfung gegen die Hundswut (Lj'ssa, Rabies) handelt es sich nicht um die Verhütung einer drohenden Ansteckung, sondern vielmehr um den Versuch, eine bereits eingetretene Infektion wirkungslos zu machen. Personen, die von tollen Hunden gebissen sind und bei denen, wenn sie unbehandelt blieben, aller Wahrscheinlichkeit nach in kurzer Zeit die Krankheit ausbrechen würde, werden so schleunig als möglich aktiv immunisiert. Sie bekonuuen Rückenmark von an Lyssa erkrankt gewesenen, getöteten Tieren eingespritzt in steigender Dosis, eine Vergiftung, auf die der Körper offenbar durch Erzeugung von Schutzstoffen reagiert, sodaß er mittels der geschilderten forcierten Immunisation bis zu dem mutmaßlichen Beginn der Erkrankung schon eine hin- längliche Gegenwehr besitzt, um überhaupt nicht oder doch nur leicht betroffnen zu werden. Was die Erfolge dieser Heilmethode angeht, so sind nach Kreioschkine von 859 Personen nur 2,6 °/o gestorben. Neuerdings hat Centanni^) Untersuchungen mitgeteilt, nach denen bei der Immunisierung gegen Rabies zunächst im Blute eine schützende Substanz auftreten solle, die später wieder verschwinde ; trotzdem besitze dann das Tier einen Schutz selbst gegen Impfungen unter die Dura mater, und zwar sei derselbe im Centralnervensystem enthalten. Kurz erwähnt sei, daß auch gegen die Hühnercholera ein Impf verfahren von Pasteur vorgeschlagen und versucht worden ist, das sich im Prinzipe vollkommen der früher geschilderten Milzbrandprophylaxe anschließt. Hiermit dürften die gebräuclilichen Methoden der aktiven Immunisierung im wesentlichen erschöpft sein, und wir wenden *) Deutsche Medicinische Wochenschrift. 1893. No. 44 und 45. 9* — 182 — Ulis nun zu der erst in den letzten Jahren entdeckten passiven Immunisierung. Man hat darunter die Übertragung des fertigen, vor einer Krankheit schützenden Agens zu verstehen. Das Individuum braucht nicht die Infektion . vor der es bewahrt werden soll, durchzumachen, sondern es wird ihm das schon vorgebildete immunisierende Prinzip eingeimpft. Letzteres stammt aus einem anderen Tierkörper, der seine Widerstandsfähigkeit durch Überwinden der Infektion erreicht hat. Die Lehre von der passiven Immunisierung ist in ihren Hauptsätzen in Deutsch- land entstanden und von deutschen Forscliern begründet worden. Zwei Namen sind es, die vor allen anderen voranleuchten, die Namen Behring und Ehrlich. Ersterer konnte als Frucht langjähriger, zielbewußter Arbeit den Satz aussprechen, daß eine Desinfectio in vivo, eine Antisepsis im lebenden Körper, möglich sei und hat dafür den Beleg erbracht, indem er in der Blut- flüssigkeit vieler von Krankheiten genesenen Tiere Schutzkörper nachwies, die schon in kleinsten Mengen prophylaktisch und heilend zu wirken vermögen, ohne selbst giftig zu sein; Ehrlich aber hat in seinen Untersuchungen über Immunisierung gegen gewisse Pflanzengifte dargethan, daß die Immunität nicht eine konstante, gleichbleibende Größe ist, sondern daß sie zahlen- mäßig berechnet und ausgedrückt werden kann. Es würde uns viel zu weit führen, wollte icli Ihnen lieute den ganzen Gang der Entwicklung der neuen Lehre vorführen. Beschränken wir uns lieber auf die Schilderung der Immuni- sierung gegen Diphtherie, welcher Krankheit gegenüber wir bisher machtlos waren, und die nunmehr unter der aufmerksamen Teilnahme der ganzen Welt erfolgreich bekämpft zu werden beginnt. Nach langen, vergeblichen Vorversuclien, hoche]ni)fängliche Tiere vor Diphtherie zu schützen oder sie von der eingetretenen Erkrankung zu retten, gelang es B e li r i n g und seinen Mit- arbeitern endlich, mit l)i])lit]ieriebacillen geimpfte Versuchstiere durch medicamentöse Beliandlung hie und da am Lel)eii zu er- halten, oder sie erreichten aucli durch Abschwäcliung der Krank- heitskeime, daß die Meerschweinchen, die für solche Experimeutt^ fast ausschließlicli zur Verwendung kamen, zwar krank wurden, aber doch iiiclit inelir starben. Das Jddtrichhtrid spielte Wi der Behandlung der Impfdiphtherie und ebenso als Mittel zur — 133 — Al)scliwäclnmg der C'ultureu eine bedeutende Rolle. Die Tiere aber, die von der Diphtherie genesen waren, zeigten sich nun- mehr refractär gegen diejenige Infektion, die sie vorher noch krank gemacht hatte. Sie hatten also zu ihrer natürlichen, geringen Widerstandsfähigkeit noch einen gewissen Grad von Immunität aktiv erworben. Diese Schutzkraft suchte Behring im Blute und fand sie am reichlichsten in der Blutflüssigkeit vorhanden. Dui'ch wiederholte, immer stärkere Impfungen, die jedesmal das Tier von neuem krank machten, gelang es allmählich, den Schutzwert des Blutserums erheblich zu steigern. Der Vorgang ist dabei folgender: Die vor der Infektion vorhandene Schutz- kraft (natürliche und erworbene) geht während der Erkrankung verloren; in dieser Zeit besitzt das Serum, auf andere hoch- empfängliche Tiere übertragen, toxische Eigenschaften. Fast mit dem Ablauf der Krankheit (Reaktion) verliert sich die Giftigkeit des Blutes und an ihre Stelle tritt eine allmählich steigende Immunität. Der Höhepunkt dieser Immunität liegt — solange überhaupt noch eine Steigerung möglich ist — oberhalb desjenigen vor Überstellen der letzten erfolgreichen Infektion. So war es möglich, erhebliche und annähernd bestimmbare Schutzwerte des Blutserums zu erreichen. Ungemein exakter und wegen der genauen Dosierung zugleich gefahrloser wurde die Immunisierung, als man begann, anstatt der lebenden Diphtherie- bacillen, das fertige, keimfreie Diphtheriegift zu benutzen. Roux und Y er sin hatten es zuerst von den Kulturen abgetrennt, indem sie die mit Diphtherie durchwachsene Bouillon durch Thonfilter durchgehen ließen. Dieses keimfreie Gift rief an Meerschweinchen die gleichen Erscheinungen hervor, wie die Bakterien selbst. Behring entdeckte nun, daß das Blut der diphtherieinninm gewordenen Tiere nicht etwa durch baktericide Kräfte schützend wirkte — selbst in hochimmunem Blute er- halten sich die I)iphtheriel)acillen lebendig — , sondern dass sein Schutz- und Heil wert ausschließlich auf einer Entgiftung des Organismus beruht. Unter diesen Umständen konnte man recht wohl anstatt der Diphtheriebacillen ihren wirksamen Faktor, das Gift, in Anwen- dung ziehen. Zunächst mit kleinen Mengen beginnend stieg man zu immer höheren Gift werten und wartete jedesmal die „Reaktion" — 134 — — Temperatiirscliwaukimg, Abmagerung, Änderimg der Bliitbe- scliaffenlieit ii. s. w. — ab. Es wurde natürlich stets ein in seiner ^Mrksamkeit genau bestimmtes Gift, sogenanntes Normalgift, verwendet. x\uf diese AVeise gelang es hochimmune Tiere zu bekommen, deren Blutserum den Diplitheriekulturen oder einer Diphtlieriegiftlösung beigemischt entgiftend wirkte und das für sich allein Tieren eingeimpft, sie vor Diphtherie zu schützen, ja sogar die ausgebrochene Erkrankung zu heilen vermochte. Hiermit war die Möglichkeit einer gewissermaßen anti- septischen Behandlung einer Infektionskrankheit dargethan ; das Antisepticum aber glich nicht etwa den schon lange gebräucli- lichen, sondern es trug einen durchaus speciflschen Charakter, indem es nur nach Diphtherieerkrankungen auftrat und nur gegen diese Infektionen sich wirksam zeigte. Um zu einem für die Therapie der menschlichen Diphtherie ersprießlichen Resultate zu kommen, war es natürlich notwendig, sich große Mengen von hocliwertigem Heilserum zu beschaffen. Zu dem Zwecke aber konnte man nicht die kleinen Meerschweinchen benutzen, sondern mußte möglichst große, blutreiche Tiere immunisieren. Zunächst hat man für diesen Zweck Hammel, später aber und noch heute hauptsächlich Pferde angewandt. Es zeigte sich bei dem Suchen nach geeigneten großen Tieren, daß — was ja nach den Ehrlich' scheu Beobaclitungen über die wechselnde Größe der Immunität wahrscheinlich war — man ziemlich alle Tiere, also auch die scheinbar unempfänglichen, irgendwie krank machen konnte, wenn man nur die Giftmenge genügend groß wählte. Die Pferde aber gehören zu den am wenigsten diphtherie- festen Tieren. Nachdem man sie anfangs mit eben nicht mehr tödliclien Quantitäten Diphtheriegift behandelt hat, werden sie allmählich so stark immunisiert, daß sie selbst das mehrhundert- fache der anfänglichen Dosis ohne ersichtliche vSchädigung ver- tragen. Ihr Blut, resp. das Serum liat dann einen solchen Schutz- wert erlangt, daß es zur Verhütung der Diplitherieansteckung bei dem Menschen, sowie zur Heilung von Kranken sich aus- reichend erweist. Wir benutzen zu diesem Zwecke mehrere Heil- serumarten, deren stärkste etAva 1500 Antitoxineinheiten enthält. Diese Bezeichnung soll ausdrücken, daß liier durch eine Ein- spritzung 1500 Gegengifteinheiten appliziert werden, deren jede die für Meerschweinchen eben tödliche Giftmenge unwirksam — 1H5 — zu machen im stände wäre. Der Mensch ist sehr empfänglich gegen die Diphtherie, d. h. seine natürliche Innnunität ist gering; deshalb benötigt er zu Schutzimpfung und Heilung verhältnis- mäßig große Quantitäten von Antitoxin. Immerhin genügen zu ersterem Zwecke schon viel geringere Werte, als sie zur Heilung notwendig sind. Es Imt eben die prophylaktische Impfung doch nur die geringfügige Übertragung des Ansteckungsstoffes aus- zugleichen, während bei der ausgebrochenen Erkrankung einmal das Virus sich schon enorm vermehrt hat und zweitens die natürliche Immunität verloren gegangen ist. Dabei ist bei der Diphtherie das Verhältnis zwischen Krankheitsvorbeugung und Heilung noch günstig. Bei dem Tetanus (Wundstarrkrampf), dessen Behandlung Behring ebenfalls versucht und bei dem er zum Teil Vor- studien angestellt hat, ehe er der Diphtheriefrage näJier trat, gebraucht man zur Heilung der eben eingetretenen Erkrankung schon das millionenfache, wie zur Verhütung. Später sind die Tiere unrettbar verloren. Noch einige Worte möchte ich der Dauer des Diphtherie- schutzes und den im Augenblick verbreiteten Ansichten über das Wesen der Immunität widmen. Die durch passive Immunisierung erworbene Unempfäng- lichkeit gegen Diphtherie scheint nach den bisherigen Erfah- rungen nur kurze Zeit zu währen; schon nach W^ochen ist sie wieder verloren. Unter diesen Umständen wird man eine pro- phylaktische Impfung vorerst nur bei direkt drohender Gefahr vornehmen. Die eingeimpften Schutzkörper verteilen sich dann im Organismus und werden wenigstens zum Teil in den Sekreten wieder abgegeben; so geht z. B. die immunisierende Substanz in die Milch über und es vermag auf diese Weise, wie Ehrlich und Ehrlich und Hübener^) nachgewiesen haben, die Mutter recht wohl eine aktiv oder passiv erworbene Immunität zu übertragen, während von selten des Vaters eine solche Ver- erbung; nie eintritt. ') Die Versuche wurden so angeordnet, daß einmal immune Männchen zur Zeugung zugehissen wurden bei nichtimmunen Weibchen, ein anderes Mal ließ man sowohl immunisierte als auch nicht vorbehandelte Weibchen befruchten und vertauschte dann deren Junge. Nachher wurde die Wider- standsfähigkeit der Brut gegen die bestimmten Gifte geprüft. — 136 — Über das Wesen des Antitoxins und die Ai*t seiner Wii'kung sind lue Meinungen noch recht auseinandertreheud. Koux hat sich auf den Staudpunkt gestellt, daß. wenn auch der Gedanke der Entstehung des Toxins aus dem Antitoxin sehr nahe liege, dennoch eine Eeihe von Thatsachen diese Annahme zurückweisen lasse. So könne mau. was doch nicht denkbar sei. wenn das Gegengift nur ein Umwandluugsprodukt des eingeimpften Giftes darstelle, einem gegen Tetanus immunisierten Kaninchen allmäh- lich fast seine ganze Blutmenge entziehen, ohne daß das Serum wesentlich an antitoxischen Eigenschaften verliere. — Dieser Einwand kann jedoch so lange nicht als stichhaltig gelten, als man nicht die im Gewebe aufgestapelte Gegengiftmenge und ihr Verhältnis zum Antitoxingehalt des Blutes kennt. Behring hat die Ansicht vertreten, daß das Antitoxin, gleichgültig welcher Herkunft es sei, jedenfalls durch Gift- zerstörung wii'ken müsse. Dagegen hat man angefühlt, daß ein Gemisch von Tetanustoxin und Antitoxin, auf das Mäuse nicht mehr reagieren. Meerschweinchen noch krank zu machen veiTuag. Diesen Einwand hat Behring dui-ch den einfachen Hinweis darauf entkräften können, daß dadurch nichts als eine größere Empfänglichkeit der Meerschweinchen bewiesen werde. Femer hat man folgenden Versuch gegen die Theorie der Giftzerstörung ins Feld geführt : Schlangengift mit seinem Anti- toxin so vermengt, daß die Mischung unschädlich ist. wiid auf 70^ C. erhitzt. Dabei wird, wie bei Erhitzung des Anti- toxins allein ohne Zusatz des Toxins, das Antitoxin verändert und die Mischung erlangt ihre Giftigkeit wieder. Es giebt jedoch so zahlreiche Beispiele dafür, daß bei höheren Tem- peraturen ganz feste Verbindungen gespalten werden . daß man diesen mit noch unbekannten . nicht chemisch reinen Substanzen au.sgeführten Experimenten kaum iigend welche Bedeutung beimessen darf. Hingegen sprechen einige von Fedoroff veröffentlichte Versuche sehr ent.schieden zu Gunsten der Ansicht Behrings. \) Spritzte er weißen Mäusen oder Ratten ein Gemisch von 2 Tetanus - Antitoxin : 1 Toxin ein, so blieben die Tiere am Leben. Spritzte er dieselben Mengen Antitoxin und Toxin an ') Dr. S. Fedoroff. Cemralblatt f. Bacteriologie und Parasitenkande Bd. XVI, S. 484. — 137 — verschiedenen Körperstellen ein. so starben die Tiere. Machte er Mänse durch Injektionen von Tetanus - Antitoxin hoch- immun, so erreichten sie ein gewisses Maximum von S<:hutz. über welches hinaus keine Zunahme mehr stattfand. AUe diese Tiere überlebten trotz der Vorbehamllung mit den ver- schiedensten Antitoxinmengen nie die Vergiftung mit 12 mg Toxin. Mischte er nun 12 mg Toxin in vitro mit selbst nur 12 mg Antitoxin (also 6 mg fi'eii. so blieben die hochimmunen Versuchstiere nach der Injektion am Leben: spritzte er jedoch die 12 mg iu gleicher Weise vorbehandelten Tieren ein. ohne sie mit Antitoxin zu vermischen, so konnten selbst 50 mg Anti- toxin, wenn sie auch sofort an einer anderen Stelle der Haut appliziert wurden, die Tiere nicht mehr erretten. Es dürfte sehr schwer sein, diese Kesultate anders zu erklären, als dui-ch eine Giftzerstörung, mag man sich diese nun als eine Neutralisation, eine Bindung oder Spaltung u. s. w. vorstellen. Woher das Antitoxin stammt, das ist eine im Augenbüek noch vollkommen offene Frage, wie es denn, je weiter wir vor- dringen, umsomehr des noch Unbeantworteten giebt. Hochverehrte Zuhörer! Wenn ich Ihnen auch nur eine ganz kui'ze Skizze der Lehre von der Immunität entwerfen konnte, so haben Sie doch vielleicht gesehen, welche Eiesen- fortschi'itte die wissenschaftliche Medicin in wenigen Jahren gemacht hat. Die menschliche Gesundheit soU von dem Arzte gefestigt und verteidigt werden und gerade für die Immuni- sierungsversuche kann man den alten Satz in Anspruch nehmen : Si vis pacem. para bellum. In unserer Festversammlung hier befinden sich zwei ^kiänner. die in dem Kampfe für das all- gemeine Wohl Pioniere und Fühi-er geworden sind, die Herren Professoren Behring und Ehrlich. Wenn Sie, beide Herren. aus meinen Ausführungen nicht nur das Thatsächliche. sondern auch die Dankbarkeit herausgehört haben, die jeder Arzt Ihnen schuldig ist. dann soU mü" das ein Entgelt sein dafür, daß ich bangenden Mutes das Wort heute ersrriffen habe. Inhalt. Bericht über die Senckenbergische naturforschende Gesellschaft Tom Juni 1894 bis Juni 1895. Erstanet von Dr. med. P. Wirsing EU Verteilung der Ämter in 1895 XYI Verzeichnis der Mitglieder: Stifter XVni Ewige Mitglieder \l \ Mitglieder des Jahres 1894 XX Neue Mitglieder für das Jahr 1895 XXV Außerordentliche Mitglieder XXVI Korrespon'üerende Ehrenmitglieder XXVI Korrespondierende Mitglieder XXVI fiechte der Mitglieder XXX Bibliothek-Ordnting \\\ Geschenke und Erwerbungen: Xaturalien WM Bücher tind Schriften L Andere Geschenke .... TXXTT Bilanz per 31. Dezember 1894 . . LXXTV Übersicht der Einnahmen und Ausgaben . LXXV Sektionsberichte T \\\ l Protokoll-Auszüge XCI Vorträge und Abhandlungen: Zum hundertsten Geburtstage Eduard Eüpp^ells. Festrede, gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung am 20. Xovember 1894 von Dr. W. Kobelt ^ 3 Die Ethnographie Europas. 11. Vortrag, gehalten am 2. März 1895 Tön Dr. W. Kobelt 19 Wandenmgen in Xorweiren und Schweden. Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Sitzung am 20. Oktober 1894 ron Dr. J. H. Bechhold ... 31 Seite Vor und während der Diluvialzeit im Rhein-Maingebiet. Vortrag von Prof. Dr. F. K i n k e 1 i n 47 Zwei Briefe aus Argentinien von Dr. J e a n Valentin . . . . 75 Beitrag zur geologischen Kenntnis der Sierren von Olavarria und Azul, Provinz Buenos Aires (Republik Argentinien). Von Dr. Jean Valentin 81 Die Pyramideneiche bei Harreshausen (Großherzogtum Hessen). Von Oberlehrer J. ß 1 u m. (Mit einer Tafel und einer Figur im Text.) 93 Die Gebirgsarten des Spessarts. Von Franz Ritter 103 Die Lehre von der Immunität. Vortrag, gehalten bei dem Jahres- feste am 26. Mai 1895 von Dr. F. B I u m . . . . • . . . 123 I Druck von (Jobrüdir Kiiaiirr in Frankfurt a. M. 'rj ,<\ '&"» ..^ ^ ^ ^u •> • >> ^a#' r^*- -J^'-- r:^\^ ■-^ ■'.-..', i.-^^