is PRFItIFir IE PERS ie Masmekeetkerete ametkasshetszcien m m ET Te wrren van u Eh ie y Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. € Aus dem Jahre 1840. ® nen Dr [Br FA Eckstein} nr een + Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenschaften. tinrarnade | Yin a er an, Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Januar 1840. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 6. Januar. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Gerhard las „Über zwei altgriechische Venus- bilder.” Unter den alterthümlichen Darstellungen der Aphrodite ist keine häufiger als diejenige, in welcher die züchtig bekleidete Göt- tin durch zierliche Hebung des Gewandes ihre gefällige Erschei- nung zu erkennen giebt. Diese tanzmälsige Bewegung pflegt durch die linke Hand der Göttin veranlalst, in die rechte aber ein be- zeichnendes Attribut ihr gegeben zu sein. Die Verschiedenheit dieses Attributs pflegt alsdann hauptsächlich über den verschiede- nen Charakter zu entscheiden, den die gefeierte Liebesgöttin einer späteren Zeit in den früheren Götterdiensten Griechenlands bald als Lebens-, bald als Todesgöttin hatte. Die Bilder der ersten Gat- tung sind durch eine Blume hervorgehoben, welche man in der ausgestreckten Rechten der Göttin erblickt, dagegen die Bilder der letztgedachten Art theils durch die Richtung der Hand unterschie- den sind, welche, wie bei Schlafenden, auf der Brust liegt, theils überdies durch einen in eben dieser Hand gehaltenen Apfel die dargestellte Figur vollständiger bezeichnen. Allbekannt ist jene zuerst erwähnte alterthümliche Figur mit der Blume hauptsächlich aus römischen Kaisermünzen, auf denen \ die euphemistische Benennung einer Spes ihre wirkliche Bedeu- tung lange verdunkelt hatte; als ursprüngliches Venusbild ward je- [1840.] 1 7x 4 doch eben diese Figur bereits von Visconti bei Erklärung des Barberinischen Kandelabers (Mus. Pio- Clem. IV, 5) nachgewiesen. Das ganz ähnliche Götterbild mit angeschlossenem Arm und dem Apfel, welches als Göttin der Erfüllung jener römisch sogenannten Hoffnungsgöttin augenfällig entspricht, ist seltener und minder be- zeugt; einmal beachtet, ward es jedoch nicht nur aus der Gruppe von S. Ildefonso, sondern aus noch dreizehn anderen Denk- mälern verschiedener Gattung nachgewiesen. Diesen im Jahr 1826 in der zu Fiesole erschienenen Schrift „Yenere Proserpina” gege- benen Nachweisungen hat seitdem manches andere Beispiel sich angereiht; keines jedoch ist für die damit aufgestellte Ansicht des Idols einer Venus Libitina bestätigender, als zwei einander ähn- liche Marmorwerke, welche sich in den Museen zu Cattajo und zu Leiden befinden. In beiden ist eine dreifache Hekate dargestellt, und die dreimal wiederholte Gestalt dieser Unterweltsgöttin ist in jeder ihrer Wiederholungen dem beschriebenen Venusbild mit dem Apfel durchaus entsprechend. Ungleich weniger als diese Gräbervenus schien das zuerst er- wähnte Idol einer Lebens- und Hoffnungsgöttin weiteren Zeug- _ nisses zu bedürfen. Ihre römische Benennung „,‚Spes” ist unzählige Male auf den Kaisermünzen zu lesen, und wenn man sich auch schwerlich entschliefsen durfte, daraus auf einen altgriechischen Kultus der Elpis zu schliefsen, so stand doch nichts entgegen, jenes häufige und gefällige Bild durchgängig für eine Aphrodite ihres üblichsten homerischen Begriffes gelten zu lassen. Die hieratische Bildung solcher Idole weist jedoch auf die Besonderheiten griechi- schen Tempeldienstes zurück, daher wir uns nicht wundern dür- fen, wenn ein altgriechisches Denkmal uns die Spes - Venus der späteren Bildung mit dem Modius der Erdgottheiten bedeckt zeigt, ja wenn mit diesem bildlichen Ausdruck universeller Göttergewalt zugleich ein Name uns gegeben wird, der im griechischen Götter- wesen nicht blofs der alltäglichen Geburtsgöltin, sondern auch einer Gottheit ältester und mächtigster Geltung angehört. In ei- ner kleinen Erzfigur des brittischen Museums ist nicht nur jene Vereinigung der Spes- Venus mit dem Attribut der Erdgottheiten bemerklich, sondern es ist auch durch griechische Inschrift der Name Ilithiya ihr zugetheilt, wie er in den ältesten Sängerschulen 5 der Mutter des Eros gegeben ward (Paus. IX, 37,2). Die er- wähnte Inschrift, deren weitere mythologische Benutzung eines anderen Ortes ist, lautet wie folgt: ARIETO..A+AAN EBEKETAÄAEAEV ®IA Nämlich: ’Agırrouaya dve9ene r2’EReuSig, „von Aristomacha der Ilithyia geweiht.” 9, Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Weifs las eine „Fortsetzung der Abhandlung: Theorie der Sechsundsechskantner und Dreiund- dreikantner u.s.w. in den Schriften der Akademie vom Jahre 1823; insbesondere über die von Hrn. Levy neubestimmten Kalkspathflächen.” Nur einige der vorgetragenen allgemeinen Lehrsätze können bier Platz finden. Wenn ein nach Haüy’scher oder Levy’scher Weise allgemein geschriebener Ausdruck (D-, D-, B-) einer in- termediären Decrescenz an der Lateralecke eines Rhomboeders — und solche sind die am Kalkspath vorgekommenen unter den sogenannten intermediären Decrescenzen ohne Ausnahme; in der Lateralecke aber stolsen zwei Lateralkanten D und eine End- kante B des Rhomboäders zusammen — in das allgemeine Zeichen einer Fläche eines drei- und einaxigen Sy- r+: I—=2 stems übertragen werden soll, so findet sich n = und + da er wobei y>x genommen wird. Es ist also sexy 1 1 1 = - ® nd (D;, D-; B-) Re er En SP er Te 2s a 2s 2 2s 2y+2:—x * 2r4r+Yy " 2r 2 —y Der Dreiunddreikantner ist erster Klasse (seine Lateral- 6 kanten parallel den Lateralkanten eines Rhomboäders erster Ordnung), wenn 3> (x + y), im Falle 3< («-4-y) aber, wenn 2<(y— 2x). Umgekehrt ist er zweiter Klasse, wenn [= (2-47) >(y — 2) unter sich gleich, wenn 3—=y — 2x; und zur Seitenfläche einer sechsundsechskantigen Säule, wnınz=x-+-y. Er wird dihexa@drisch, d. i. seine Endkanten Eine Haüy’sche intermediäre Decrescenz an der Endspitze des Rhombo&ders, obwohl beim Kalkspath nicht vorgekommen, würde an sich die einfachere Voraussetzung enthalten, dafs die die Ecke einschliefsenden Kanten gleichartig wären, und daher der Ausdruck (B-, B-, BZ) auch mit dem Whewell’schen Zeichen im Wesentlichen identisch sein. Aus dem vorigen wäre der Fall leicht abzuleiten, da er nur darin sich unterscheidet, dals 3 nega- tiv wird. Er giebt 1 1 1 (B-, DB B-) = Jy-z " 2x 2s 2s £ 2s Yr2—2= "2: ey "zsh+z— 2y Der Dreiunddreikantner ist erster Klasse, wenn(x-+-=)>2y; dann sind alle geschriebenen Werthe positiv; er ist zweiter Klasse, wenn (a +4 z) < 2y. Andere vorgetragene Lehrsätze sind: Die Fläche des Drei- sun >; CE — unddreikantners 4 a N! ersie Rhomboäders seiner schärferen Endkanten die hat jederzeit in der Kantenzone des n-+1 n—1 pfere Neigung, in der des Rhomboäders seiner stumpferen Endkanten die 22 — 1fach stumpfere, und in der des Rhom- boöders seiner Lateralkanten die —;fach schärfere; diese Werthe also sind allein abhängig von n, nicht von Y. Die Verviel- fältigung der Axe des Rhomboeders der Lateralkanten zu der Axe des Dreiunddreikantners ist ebenfalls jederzeit die —;fache, dem letzteren Exponenten gleich; und der Werth des an jedem Ende aufgesetzten Stückes Axe =; von der Axe des Rhom- bo@ders der Lateralkanten selbst. fach stum- 7 Zum Gebrauch in anderen Sprachen schlägt der Verf. als die bequemsten und zugleich bezeichnendsten Übertragungen für Dreiunddreikantner, Vierundvierkantner,Sechsund- sechskantner die Ausdrücke vor: Zrimeroped, Tetramero- ped, Hexameroped (entsprechend dem Parallelepiped), ge- genüber den Ausdrücken Zrimerogramm, Tetramero- gramm, Hexamerogramm für ebene Figuren, die Quer- schnitte jener dreierlei Körper. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: S. Dutot, de l’expatriation, considerde sous les rapports &co- nomiques, politiques et moraux, Paris 1840. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verfassers d. d. Paris den 23. Nov. v. J. Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’Academie des Sciences. 1839. 2 Semestre, No. 22—24. 25 Nov. —9 Dec. Paris. 4. L’Institut. A. Section. Sciences math., phys. etnat. Te Annke. No. 311-313. 12-27 Dec. 1839. Paris. 4. u ee . Tables alphabetiques. Tome 6. Annee 1838. ib. 4. 2. Section. Sciences hist., archeol. et philos. 4e An- nee No. 47. Nov. 1839. ib. 4. Proceedings of the geological Society of London. Vol.3. 1839. No. 63. 64. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 387—389. Al- tona 1839. Dec. 19. und 28. 4. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1839. Aout. Paris. 8. » Table generale raisonnde des matie- res contenues depuis le Tome 31 jusqu’au Tome 60 suivie d’une table alphabetique des auteurs etc. Paris 1840. 8. Catalogue des livres imprimes, des manuscrits et des ouvrages chinois etc. composant la Bibliotheque de feu M. Klap- roth. Paris 1839. 8. Annales des Mines. 3. Serie. Tome 16 (4. Livraison de 1839). Pa- ris 1839. 8. Annali dell’ Instituto di corrispondenza archeologica. Vol. 10, Fasc. 2. 8. 8 Bullettino deli Instituto di corrispondenza archeologica 1338, No. 8—12,b. di Agosto—Dec. 1839. No. 1-6,a. di Gennaro— Giugno. 8. Monumenti inediti pubblicati dall Instituto di corrıspondenza archeologica per !’ anno 1838. Fasc. 2. (Tav. 57—60.) Fol. Die letzteren 3 Schriften eingesandt durch die Buchhandlung der Herren Brockhaus und Avenarius in Paris mittelst Schreibens d. d. Leipzig den 4. Nov. v. J. Freiesleben, Magazin‘ für die Oryktographie von Sachsen. Heft 10. Freyberg 1839. 8. P. Berthier, Memoires ou notices chimiques, mineralogiques et geologiques, publ. pendant les annees 1833—1838. Paris 1839. 8. Aulserdem wurden vorgelegt: Ein Schreiben Sr. Excellenz des Herrn Geheimen Staats - Mi- nisters v. Altenstein vom 23. Oct. v. J. über den Empfang der ihm übersandten Abhandlungen der Akademie vom Jahre 1837 und des Monatsberichts vom Jahre 1838 — 1839. Ein Schreiben der Societ€ de Geographie in Paris vom 15. Oct. v. J. über den Empfang der ihr übersandten Abhandlungen der Akademie vom Jahre 1837 und des Monatsberichts vom Jahre 1835 — 1339. Ein Schreiben der Academie Royale des Sciences et Belles- Lettres de Bruxelles vom 23. Dec. v. J. über den Empfang der Ab- handlungen der Akademie von den Jahren 1835 — 1837 und des Monatsberichts von den Jahren 1836 — 1839. 16. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Mitscherlich las „Über den Zusammenhang der Krystallform und der chemischen Zusammensetzung”, als Fortsetzung früherer Abhandlungen. Die Krystallform des Kupferchlorürs ist ein Tetraöder, man erhält bestimmbare Krystalle, wenn man Kupferchlorür, welches sich beim Vermischen einer Auflösung von Kupferchlorid und von Zinnchlorür ausscheidet, in heilser Salzsäure auflöst und die con- centrirte Auflösung erkalten läfst. Das Kupferchlorür ist weils, dem Sonnenlichte ausgesetzt, wird es zersetzt und färbt sich bläu- 9 licht. Kupferchlorür verbindet sich mit Chlorkalium, Chlornatrium und Salmiak; die Chlorkaliumverbindung erhält man in grofsen gut bestimmbaren Krystallen, deren Form ein Rectangulär - Octae- der ist, wenn man Kupferchlorür mit etwas Wasser übergielst, welches man bis zum Kochen erhitzt, und darauf so lange Chlor- kalium hinzusetzt, bis das Kupferchlorür aufgelöst ist, und die Auf- lösung in einem verschlossenen Gefäls erkalten läfst. Die Krystalle £uE£l-+2KEl sind wasserfrei und ein interessantes Beispiel einer Verbindung von zwei Substanzen, deren Form zum regulären Sy- stem gehört, und deren Verwandtschaft zu einander so schwach ist, dals sie keinen bedeutenden Einfluls auf die Form ausgeübt ha- ben kann. Die Natriumverbindung erhielt er nicht krystallisirt,, sie ist für den Amalgamationsprozels von Wichtigkeit. Die Krystallform des Kupferchlorids ist nicht gut zu bestim- men, mit dem Chlorkalium und dem Salmiak liefert es zwei Dop- pelverbindungen, welche man aus den heilsen concentrirten Auf- lösungen der zusammengemischten Verbindungen beim Erkalten derselben leicht in gut bestimmbaren Krystallen erhält; ihre Zu- sammensetzung ist von mehreren Chemikern untersucht worden. Die Krystalle der Chlorkaliumverbindung KEl + Cu£l + 2H sind mit denen der Salmiakverbindung NH>’HEI + 2H isomorph; ihre Form ist ein Quadrat - Octaäder. Das Kupferoxydul erhält man auf nassem und auf trockenem Wege in desselben Krystallform, welche von G. Rose am voll- ständigsten beschrieben ist, in Octaödern mit vielen secundären Flächen desselben; auf trockenem Wege, wenn man Kupfer beim Zutritt der Luft schmilzt, so erhält man es z.B. bei der Behandlung des Kupfers im Spleilsofen in gröfseren Krystallen, auf nassem Wege, wenn man Kupferoxydsalze, wie Vogel es z.B. nachge- wiesen hat, mit Zucker versetzt, oder wenn man Kupferchlorür oder schwefligsaures Kupferoxydul mit Natron zersetzt. Vermittelst Zucker erhält man es am leichtesten, wenn man eine Auflösung von Zucker und Kupfervitriol so lange mit Natron versetzt, bis das Kupferoxydhydrat sich vollständig aufgelöst hat; auf einen Theil Kupfervitriol muls man ungefähr einen Theil Zucker anwenden, damit sich die in Wasser lösliche Verbindung bilde: die Auflösung hat eine intensiv blaue Farbe, bei gelinder Erwärmung sondert sich 10 allmälig daraus rothes Kupferoxydul aus, welches an der Luft sich nicht verändert, erhitzt kein Wasser abgiebt und keine fremde Bei- mengungen enthält; unter dem Microscop erscheint es krystallinisch. Das Kupferoxydul, welches man mit Natron und Kupferchlorür erhält, sieht orange aus; längere Zeitim Wasserbade bei 100° erhitzt, verän- dert esseine Farbe nicht, sie wird nurintensiver; erhitzt man esnach- her im Metallbade, so giebt es allmälig Wasser ab, welches aber nur 3pCt. beträgt; bei 360 hat esalles Wasser abgegeben, siehtaber noch orange aus; erst wenn man es bis zur Rothglühhitze erhitzt, wird es roth; entweder ist das orangefarbene Kupferoxydul ein Hydrat 4Cu ++H, oder es hält, als ein poröser Körper, wie die Kohle, Wasser mit grolser Kraft zurück, für die letztere Ansicht spricht die geringe Menge Wasser und dafs die Farbe sich nach dem Aus- treiben des Wassers nicht verändert. Das orangefarbene Kupfer- oxydul zeigt keine Spuren von Krystallisation; die Ausscheidung des rothen Kupferoxyduls aus einer wässerigen Auflösung zeigt, dafs, wenn ein Körper sich bei einer niedrigen Temperatur aus ei- ner Flüssigkeit unter solchen Umständen, dals seine Krystallisa- tionskraft thätig werden kann, ausscheidet, er dieselben Eigenschaf- ten, welche er durch eine hohe Temperatur erhält, besitzt. Das Kupferoxydul, welches in der Natur vorkommt, ist auf nassem Wege entstanden. Das Schwefelkupfer, EuS, kommt in zwei Formen keystalli- sirt vor; in Octaödern erhält man es, wenn man Schwefel und Kupfer bei einer erhöhten Temperatur mit einander verbindet, wenn man z. B. im Grofsen Schwefelkupfer für die Bereitung von Kupfervitriol darstellt. Die Form des Schwefelkupfers, welches in der Natur vorkommt, stimmt mit der Form des Schwefeleisens, FeS, wie sie G. Rose beschrieben hat, so nahe überein, wie es nur bei isomorphen Körpern der Fall ist; allein diese Isomorpbhie ist nur scheinbar, denn die Form des Schwefelkupfers ist nach der Symmetrie der Flächen ein vierseitiges Prisma, sie ist aber von In- teresse, da sie auf eine besondere Betrachtungsweise der Gruppi- rung der Atome führt, welche weitläufiger bei der Krystallform des Zinkoxyds, welche mit diesen Formen übereinstimmt, erwähntwer- den wird. Ein Halb-Schwefeleisenmangan, welches von Karsten untersucht worden ist, kommt in schönen Octaädern auf denselben 11 Schlacken, in welchen man in Schlesien das Titan gefunden hat, krystallisirt vor. Das Bleioxyd kann man auf nassem und trockenem Wege in bestimmbaren Krystalien erbalten, und zwar in derselben Form. Bei verschiedenen metallurgischen Processen, bei welchen absicht- lich oder zufällig grölsere Massen von geschmolzenem Bleioxyd langsam erkalten, krystallisirt es in grofsen Rhomben- Octae- dern, welche nach einer Richtung, die der Oberfläche der Blätt- chen, welche Form die schnell erkaltete Glätte gewöhnlich an- nimmt, entspricht, leicht spaltbar sind. Auf nassem Wege ist das Bleioxyd von Vogel, Houtou und Payen dargestellt worden; erkennbare Krystalle erhält man, wenn man, wie Houtou angiebt, Bleioxyd in einer verdünnten Kaliflüssigkeit auflöst und sieKohlen- säure anziehen lälst, oder nach Payen essigsaures Bleioxyd mit Ammoniak in Überschufs versetzt; die Krystalle sind nicht Octae- der, wie Houtou es angegeben hat, sondern Rhomben-Octaäder mit denselben Winkeln, wie die des durch Schmelzen erhaltenen krystallisirten Bleioxyds. Löst man in einer kochenden concentrir- ten Kaliflüssigkeit so viel Bleioxyd auf, als sie aufzulösen vermag, so sondert sich das Bleioxyd beim Erkalten derselben in Blättchen aus, welche ganz wie die durch Schmelzen erhaltene gelbe Glätte aussehen; nimmt man nicht zu viel Bleioxyd, so beginnt die Aus- scheidung erst, wenn die Flüssigkeit schon die gewöhnliche Tem- peratur angenommen hat. Über den gelblichen Blättchen bemerkt man oft rothe, welche sich, ohne Rückstand zu lassen und ohne Aufbrausen in verdünnter Essigsäure und Kohlensäure auflösen, also keine Mennige sind; ähnliche Beobachtungen sind von Vogel gemacht worden. Erhitzt man die rothen Blättchen, so werden sie beim Erkalten gelb; erhitzt man das gelbe Oxyd, so zeigt es beim Erhitzen eine eben so rothe Farbe, wie die rothen Blättchen, beim Erkalten nimmt esseine frühere gelbe Farbe wieder an. Hieraus folgt, dafs die Lage der Atome, welche bei einer erhöhten Temperatur die Ursache der rothen Farbe des Bleioxyds ist, auch bei einer nie- drigeren Temperatur hervorgebracht werden kann und bei der ge- wöhnlichen sich beibehält; und zugleich erklärt sich daraus, wes- wegen die käufliche Glätte häufig roth aussieht, wenn sie auch keine Spur von Kupferoxydul oder Mennige enthält. 12 Fällt man essigsaures Bleioxyd oder ein anderes Bleisalz mit Kali oder Natron, so scheidet sich ein weilser Körper aus; im Wasserbade bei 100° getrocknet, verändert er seine Farbe nicht; wenn man ihn längere Zeit getrocknet hat, so giebt er, wenn er in einem Metallbade etwas über 100° erhitzt wird, kein Wasser mehr ab, verändert auch seine Farbe nicht; wird die Temperatur aber hö- her gesteigert, so giebt er 3% pCt. Wasser ab, wird dabei roth und nachher beim Erkalten gelb, verhält sich also wie gewöhnliches Bleioxyd; der weilse Körper ist demnach Bleioxydhydrat, Pb?H. Bei derselben Temperatur erhält man also das Bleioxyd wasserfrei, wenn es krystallisiren kann, mit Wasser verbunden, wenn es auf eine Weise ausgeschieden wird, dafs dieses nicht stattfinden kann; die chemische Verwandtschaftskraft zwischen Bleioxyd und Was- ser, welche erst durch eine Temperatur über 100° aufgehoben wird, wird bei der gewöhnlichen Temperatur durch die Krystalli- sationskraft aufgehoben; diese Thatsache erklärt, wie der Anhydrit in Bildungen vorkommen kann, welche auf nassem Wege entstan-, den sind; für den Anhydrit muls man nun noch die Umstände auf- suchen, unter welchen bei einer niedrigen Temperatur die Kry- stallisation der wasserfreien schwefelsauren Kalkerde stattfinden kann. Dafs die chemische Verwandtschaftskraft durch die Krystal- lisationskraft aufgehoben wird, ist ein seltener Fall, stets beobach- tet man dagegen, dafs die Kraft, womit feste Körper in Flüssigkeit sich auflösen und luftförmigen Zustand annehmen, durch die Kry- stallisationskraft vermindert wird: deswegen setzt sich an die schon ausgeschiedenen Krystalle ab, was sich aus einer krystallisirenden Flüssigkeit aussondert, oder was von einem Gas in den festen Zu- stand übergeht. Niederschläge, welche in Flüssigkeiten entstehen, bestehen entweder aus grölseren oder kleineren Krystallen oder aus kleinen Kugeln, welche gewöhnlich an einander gereiht sind, oder aus conglutinirten Massen, indem die einzelnen Theile sich nicht zu Krystallen vereinigen, sondern durch Wasser von einan- der getrennt sind, und zusammenhaften, wie zwei Glasplatten, de- ren Oberflächen mit Wasser benetzt, und die durch Wasser voll- ständig von einander getrennt sind; solche Massen können als Flocken, Lappen, granulöse und gallertartige Bildungen unter dem Microscop erscheinen, sie sind biegsam und bleiben es, so 13 lange sie feucht erhalten werden; geht das bindende Wasser fort, so zerfallen sie entweder zu einem Pulver oder bilden glasige Massen. Im feuchten Zustande haben diese Massen die physikali- schen Eigenschaften der frischen vegetabilischen und animalischen Gewebe; so dafs also gegen die gewöhnliche Annahme diese Art von Bildungen sowohl in der anorganischen als organischen Natur vorkommt. Ein grofser Theil der Niederschläge besteht aus sol- chen Massen, z. B. die Thonerde, das kohlensaure Bleioxyd u. s. w. In einigen Flüssigkeiten sind diese Niederschläge viel leichter lös- lich, als derselbe Körper, wenn er krystallisirt ist; werden sie mit einer solchen Flüssigkeit übergossen, so lösen sie sich nach und nach darin auf, und aus der Flüssigkeit sondert sich der gelöste Antheil in Krystallen aus, so dals nach und nach die ganze Masse sich in Krystalle verändert. Das Salmiak verbindet sich mit Quecksilberchlorid zu dem be- kannten Alembrothsalz, NH’HEI + 2HgEl + H, dessen Form mit dem von Bonsdorff untersuchten Kaliumquecksilberchlorid KEI +2HgEl+ H übereinstimmt. Mit dem Ammoniak verbindet sich das Quecksilberchlorid in zwei Verhältnissen; die eine Verbindung, 2HgEl + N#?, ist schon lange bekannt; man erhält sie sehr leicht, wenn man Queck- silberoxyd mit Salmiak destillirt. Die zweite Verbindung, Hg€l + NH’, erhält man, wenn man zu einer Salmiakauflösung Ammo- niak hinzusetzt, und zu der Flüssigkeit, welche man bis zum Kochen erhitzt, so lange Quecksilberchloridauflösung hineintröpfekt, als die entstandene Fällung sich noch wieder auflöst; beim Erkalten der Flüssigkeit sondert sich die Verbindung in kleinen Krystallen, in Granat-Dedocaödern, aus. Diese Verbindung ist dem weilsen Prä- eipitat häufig beigemengt, durch Wasser wird sie zersetzt; über- haupt gilt nach der Untersuchung von C. G. Mitscherlich das von ihm, Kane nur Ullgren durch die Analyse gefundene Ver- hältnifs von Quecksilber, Chlor und Ammoniak nur für einen Kör- per, der nur bis zu einem bestimmten Punkt ausgewaschen ist. €. Mitscherlich glaubte aus seinen Untersuchungen schlie- [sen zu müssen, dafs der weilse Präcipitat aus Quecksilberoxyd- Ammoniak mit Quecksilberchlorid verbunden bestehe, Kane da- gegen, dafs darin statt Quecksilberoxyd - Ammoniak Quecksilber- 14 amıid enthalten sei; im ersteren Fall mufs man beim Erhitzen 3,5 pCt. Wasser erhalten, im letzteren kein Wasser. Kane erhielt dabei nur sehr wenig Wasser, und nach seiner Angabe nur Queck- silberchlorür und Stickstoffgas und Ammoniak mit einander ge- mengt. Beim Erhitzen des weilsen Präcipitats erhält man jedoch, wenn man die Temperatur allmälig steigert, zuerst eine grofse Menge Ammoniak ohne eine Spur von Stickstoffgas, darauf Queck- silberchlorid- Ammoniak, welches man dadurch, dals es erhitzt erst schmilzt und dann sich verflüchtigt, sogleich vom Quecksilberchlo- rür unterscheiden kann, und Ammoniak, während in der Retorleein rother Körper zurückbleibt, der sich bei einer Temperaturüber 360° in Quecksilberchlorür, Quecksilber und Stickstoffgas zerlegt; destil- lirt manrasch, so zerlegt das Quecksilber das Quecksilberchlorid- Ammoniak, indem Quecksilberchlorür gebildet wird. Den rothenKörper erhält man am reinsten, wenn man in einem Metallbade das Erhitzen so lange fortsetzt, bis etwas Quecksilber- chlorür sich gebildet hat; er besteht aus krystallinischen Schupp- chen und hat ganz das Ansehen des krystallinischen Quecksilber- oxyds; erist in Wasser unlöslich, von den wässerigen Alkalien wird er nicht verändert, selbst nicht beim Kochpunkt der Flüssig- keit. Mit verdünnter und concentrirter Salpetersäurc und ziemlich concentrirter Schwefelsäure kann die Verbindung gekocht wer- den, ohne dals sie zersetzt oder aufgelöst wird; mit concentrirter Schwefelsäure oder mit Salzsäure gekocht, zerseszt sie sich und löst sich auf; es entwickelt sich dabei kein Gas; in der salzsauren Flüssigkeit ist Quecksilberchlorid und Ammoniak enthalten. Er- hitzt man sie bis jenseits des Kochpunkts des Quecksilbers, so ent- weicht Stickstoffgas, Quecksilberchlorür und Quecksilber sublimi- ren sich; durch mehrere Versuche wurden diese drei Substanzen bestimmt; darnach besteht die Verbindung aus Quecksilberchlo- rid mit Quecksilberstickstoff, 2Hg€l-+-Hg’N. Das Quecksilber- stickstoff isolirt darzustellen, gelang nicht, weder durch Herüber- leiten von Ammoniak über die erhitzte Verbindung, noch durch vorsichtiges Erhitzen von Quecksilberoxyd- Ammoniak. Aus der Zusammensetzung des Quecksilberstickstoffehlorids folgt, dals der weilse Precipitat nicht aus einem Atom Quecksilber- chlorid und einem Atom Quecksilberamid, Hg€l + HgN#?, be- - 15 stehe, sondern aus 3 Atomen beider Substanzen, 3Hg€l+3HgNH?, indem beim Erhitzen zwei Atome Ammoniak, 2N-H°, und ein Atom Quecksilberchlorid ausgeschieden werden; je zwei Atome von den ausgeschiedenen Quecksilberchlorid vereinigen sich mit einem Atom Ammoniak zu Quecksilberchlorid- Ammoniak, so dafs drei Viertel des Ammoniak frei entweichen. Quecksilberbromid ver- hält sich auf dieselbe Weise wie Quecksilberchlorid gegen Ammo- niak, so dafs auch beim Erhitzen des Quecksilberoxydbromids Quecksilberbromid - Ammoniak und Ammoniak fortgehen und Quecksilberstickstoffbromid zurückbleibt. Das Quecksilber ver- hält sich in diesen Verbindungen auf dieselbe Weise, wie das Ka- lium gegen Ammoniak; der olivenfarbene Körper, welchen man durch Einwirkung von Kalium auf trockenes Ammoniakgas erhält, ist Kaliumamid, 3KNH?, und der graphitähnliche, welchen man durch Erhitzen des Kaliumamids, wobei Ammoniak fortgeht, er- hält, Kaliumstickstoff, K’N. Das Antimonoxyd erhält man auf nassem und trockenem Wege in zwei Formen krystallisirt, in regulären Octa@derp und in Pris- men; auftrockenem Wege, indem man Antimon beim Zutritt der Luft verbrennt, gelegentlich erhält man es in grolsen Mengen bei der Darstellung von Schwefelantimon aus den Erzen, Bonsdorff und Zinken haben es auf diese Weise erhalten; die Octaöder sitzen oft auf den Prismen, durch einen Löthrohrversuch kann man sich leicht überzeugen, dafs sie nicht arsenige Säure sind. Auf nassem Wege erhält man es, wenn man Antimonoxyd in kochen- dem wässerigen Natron auflöst und die Flüssigkeit beim Ausschlufs der Luft erkalten läfst; zuweilen erhält man auf diese Weise mels- bare reguläre Octaöder; versetzt man eine Brechweinsteinauflö- sung mit Ammoniak, Natron, Kali, von dem letzteren darf man je- doch keinen Überschuls anwenden, oder mit kohlensauren Alka- lien, so scheidet sich nach einiger Zeit Antimonoxyd aus, jedoch in so kleinen Krystallen, dafs man sie nur unter dem Microscop unter- suchen kann, sie scheinen Octaöder zu sein. Setzt man zu einer kochenden Auflösung von kohlensaurem Natron eine kochende Auf- lösung von Antimonchlorür hinzu, so scheidet sich das Antimon- oxyd in Prismen aus, ganz denen ähnlich, welche in der Natur vor- kommen. Versetzt man kalt eine Auflösung von Antimonchlorür 16 mit einem Alkali oder kohlensaurem Alkali, so erhält man einen flockigen Niederschlag, welcher in der Regel schon beim Auswa- schen und stets beim Trocknen zu einem aus Octa@dern bestehen- den Pulver zerfällt. Auf nassem Wege kann man keine Verbin- dung des Antimonoxyds, wie für einige Fälle H.R ose dieses schon gefunden hat, erhalten; schmilzt man dagegen Antimonoxyd mit kohlensaurem Natron, so entweicht Kohlensäure und zwar unge- fähr so viel, dafs der Sauerstoff des Antimonoxyds sich zu dem des Natrons, welches Kohlensäure abgegeben hat, wie 3:1 verhält; übergiefst man die Masse mit Wasser, so ist in der Flüssigkeit kau- stisches Natron enthalten. Die arsenige Säure verbindet sich mit Weinsteinsäure und Traubensäure zu ähnlichen Salzen, wie das Antimonoxyd, welche in einer früheren Abhandlung beschrieben worden sind. In bestimmbaren Krystallen kann man nur das antimonsaure Natron erhalten; am besten, indem man eine wässerige Auflösung von antimonsaurem Natron mit Natron versetzt; antimonsaures Natron, mit Antimonsäure dargestellt, welche durch Zersetzen von Antimonsuperchlorid, wozu Chlor in grolsem Überschufs geleitet war, erhalten war, bildete quadratische Prismen mit horizontaler Endfläche; die End- und Seitenkanten der Krystalle sind stets scharf, was bei den Prismen des Antimonoxyds nicht der Fall ist; zuweilen sind die Prismen so niedrig, dafs sie als Tafeln erschei- nen. Diese Krystalle beobachtet man in vielen Fällen, in denen die Bildung von antimonigsaurem Natron angegeben ist; Versuche, antimonigsaures Natron in Krystallen nach den gewöhnlichen An- gaben zu erhalten, milslangen; wenn Krystalle erhalten wurden, so waren es Krystalle von antimonsaurem Natron. Die Oxydations- stufen des Antimons sind, wie bekannt, von Berzelius unter- sucht und genau bestimmt worden; nach seinen Untersuchungen kann die antimonige Säure aus gleichen Atomen Antimonsäure und Antimonoxyd bestehen, auf eine ähnliche Weise also zusammen- gesetzt sein, wie er es zuerst beim Magneteisenstein nachgewiesen hat. Antimonige Säure wurde durch Erhitzen des basisch salpeter- saurem Antimonoxyds und durch starkes Glühen von Antimon- säure, welche aus Antimonsuperchlorid bereitet worden war, dar- gestellt; sie wurde in einer Retorte mit Antimonsulphür geschmol- 17 zen, und aus der schweflichten Säure, welche dabei entweicht, wurde ihr Sauerstoffgehalt bestimmt; die Verbindung, welche un- tersucht wurde, enthielt, wie Berzelius es gefunden hat, auf 100 Antimon 24,8 Sauerstoff. Diese Substanz wurde mit kohlensaurem Natrongeschmolzen, wobeiKohlensäure fortging, mit vielem Wasser ausgekocht und filtrirt. Die Flüssigkeit wurde mit Salzsäure gesättigt, wodurch ein weilser Niederschlag entstand, welcher grölstentheils Antimonoxyd war; derin Wasser unlösliche Rückstand wurde in Salz- säure aufgelöstund die verdünnte Auflösung mit kohlensaurem Natron gefällt; dieser Niederschlag bestand gröfstentheils aus Antimonsäure mit etwas Antimonoxyd. Zur Untersuchung dieser Niederschläge wurde Weinstein angewandt; Antimonoxyd bildet damit das be- kannte leicht krystallisirbare Doppelsalz, Antimonsäure eine sehr leicht lösliche Verbindung, welche an der Luft eintrocknet ohne Spuren von Krystallisation. Der erste Niederschlag gab fast nur Krystalle von Brechweinstein, der zweite gleichfalls Krystalle von Brechweinstein, doch viel mehr von der eintrocknenden Verbin- dung, da diese das Krystallisiren des Brechweinsteins hindert, so war es nicht möglich, die Menge desselben geuau zu bestimmen. Löst man Antimonoxyd in wässerigem Natron auf, so sondern sich beim Zutritt der Luft nach einiger Zeit Krystalle von antimonsau- rem Natron aus; dieselben Krystalle bilden sich, wenn man eine heilse Auflösung von Schwefelantimon in kohlensaurem Natron dem Zutritt der Luft so lange aussetzt, dafs sie Sauerstoff anziehen kann; sie sind dem Kermes häufig beigemengt. Berthier führt an, dals sich durch Einwirkung des Antimons auf Salpetersäure Antimonoxyd, antimonige Säure und Antimonsäure bilde; wendet man verdünnte Salpetersäure und keine erhöhte Temperatur an, so bildet sich ein krystallinischer Körper, welcher basisch schwefel- saures Antimonoxyd ist; wendet man aber concentrirte kochende Salpetersäure an, und digerirt die erhaltene Verbindung, nachdem man mit kohlensaurem Natron die Salpetersäure weggenommen bat, mit Weinstein und Wasser, so löst sie sich vollständig auf; aus der Auflösung erhält man vermittelst Abdampfen zuerst viel Brechweinstein, zuletzt aber die an der Luft eintrocknende Ver- . bindung von weinsteinsaurer Antimonsäure und weinsteinsaurem Kali, die von Berzelius schon beobachtet worden, welcher 4 * 18 darin eine Modification des Antimonoxyds vermuthete. Setzt man von dem mit concentrirter Salpetersäure erhaltenen oxydirten An- timon so lange zu einer kochenden Natronauflösung hinzu, als sich noch etwas auflöst, und setzt dann etwas Natron im Überschufs zu, so sondert sich beim Erkalten der Flüssigkeit antimonsaures Natron aus, indem Antimonoxyd gelöst bleibt. Digerirt man Antimonsulphid (Goldschwefel) mit Natron, so bildet sich das bekannte Natriumantimonsulphid und antimonsaures Natron, welches ungelöst zurückbleibt; aus der Auflösung erhält man das Schwefelsalz inKrystallen, sie enthält kein unterschwellig- saures Natron ; man könnte hieraus schlielsen, dals der Goldschwe- fel eine bestimmte Verbindung von Antimon und Schwefel sei, wogegen andere Versuche sprechen, denn der Schwefel, welcher mehr darin enthalten ist, als im Antimonsulphür, kann man bei der- selben Temperatur, wobei der Schwefel kocht, überdestilliren, und durch Auflösungsmittel, z. B. durch Schwefelkohlenstoff aus- ziehen; jene Zersetzung ist auch nicht entscheidend, denn wenn man Antimonoxyd, Schwefel und Natron digerirt, so giebt das Anti- monoxyd zwei Fünftel seines Antimons an Schwefel ab, welcher damit Antimonsulphid bildet, und ändert sich in Antimonsäure um. Diese Zersetzung findet gleichfalls statt, wenn man Antimonsul- phür, kohlensaures Natron, Schwefel, Kalkerde und Wasser zusam- menkocht, und hiernach mufs die Vorschrift zur Bereitung des Goldschwefels geändert werden; man erhält die gröfste Menge desselben, wenn man 18 Theile Antimonsulphur, 12 Theile wasser- freies kohlensaures Natron, 13 Theile Kalkerde und 3X, Theile DA Schwefel anwendet, denn sSb, 1sNaC, 168 und 36Ca geben ,3m 3NaSb, sN Sb, 1sCaC und 1sCaH, der Überschuls an Kalkerde be- wirkt eine schnellere Zersetzung des kohlensauren Natrons. Hierauf gab Hr. Ehrenberg „Eine weitere Erläute- rung des Organismus mehrerer in Berlin lebend be- obachteter Polythalamien der Nordsee.” Den Polythalamien, deren sehr kleine, oft mikroskopische Kalkschalen in unbegreiflichen Mengen und in schon nahe an 1000 bekannten verschiedenen Gestalten die Hauptmasse der Kreide- 19 felsen und vielen Meeressandes bilden, hatte d’Orbigny bei fleilsiger Beobachtung vor mehreren Jahren ein äulseres Thier zugeschrieben, welches die Form einer Sepia habe und die kleine oft einem Ammonshörnchen ähnliche Schale als einen inneren Knochen im Rücken trage. Dujardin dagegen hatte später denselben kleinen Thieren alle organische Zusammensetzung ab- gesprochen und sie für einfachen belebten und dehnbaren Schleim, umgeben von einer erhärteten äulseren Schale, erklärt. In einem 1838 hier gehaltenen Vortrage sind diese für den Haushalt der Natur überaus einflulsvollen kleinen und zierlichen Körperchen, deren meist über eine Million, zuweilen mehr, in jedem Kubikzoll Kreide sichtlich liegen, zufolge der Beobach- tung eines lebenden im rothen Meere und in Folge der durch Aufweichen der getrockneten kleinen Leiber vieler solcher For- men aus dem Meeressande und Ablösen der feinen Kalkschale mit Hülfe von Säuren allmälig erlangten Kenntnifs derselben, den Mooskorallenthieren (Bryozoön) angereiht worden. Zuletzt wurde das Interesse an diesen Körperchen dadurch erhöht, dals der Aka- demie im Oktober des vergangenen Jahres angezeigt werden konnte, wie zwei solcher Formen, welche die Hauptmasse der Kreide durch ihre unberechenbaren Mengen bilden halfen, ganz entgegen den bisherigen geologischen Erscheinungen, auch jetzt noch lebend in dem im September geschöpften Seewasser von Cuxhaven gleichartig in Berlin beobachtet worden waren. Wei- tere Details des Organismus waren aber nicht festzustellen ge- wesen. Es scheint mir bei der Wichtigkeit, welche die Natur selbst diesen kleinen Organismen ertheilt, die sie zwar in individueller Energie weit unter Löwen und Elephanten, in ihrem allgemeineren socialen Einflusse aber weit über dieselben gestellt hat und bei dem durch Schwierigkeit der Untersuchung bedingten Schwanken der Meinungen bei den Naturforschern über die wahre Natur die- ser Körperchen, nicht unangemessen, einige neuere Beobachtungen meinen letzten Mittheilungen alsbald anzuschliefsen. Ja ich habe sogar die Freude, der Akademie heut 10 solcher an Gestalt einem _ Ammonshörnchen oder Nautilus gleichenden Thierchen von leicht sichtbarer Grölse lebend vorzuzeigen und alle Zweifel über die 20 Natur dieser einflufsreichen Körperchen i in den Hauptsachen zu lösen. Die im Oktober vorigen Jahres beobachteten Formen waren sehr klein und zeigten zwar organische Erfüllung und Ortsver- änderung, aber keine äulseren Organe. Eben so wenig gelang es, den inneren Organismus klar zu sondern. Die, welche ich heut vorzeige, sind so grols, dals mehrere Organisationstheile, so noth- wendig auch ein ruhiges Studium derselben ist, doch sich beim ersten Anblick sogleich deutlich scheiden, auch liefsen sich zahl- reiche Bewegungsorgane ganz klar beobachten, obschon die Be- wegung bei allen Formen überaus langsam ist. Ich habe von die- sen grölseren, bis 4, Linie grofsen, Formen allmälig 17 Exemplare (neuerlich noch 7 überdiefs) beobachtet, welche sämmtlich seit dem 22. September 1839 sich in Berlin im Seewasser lebend erhalten haben. Sie gehören 2 verschiedenen Generibus an. 11 Exemplare gehören einer noch unbeschriebenen grölseren Art der schon be- kannten Gattung Geoponus (Polystomatium ohne umbilicus) an, die ich G. Stella borealis nenne und 6 einer eben so grolsen Art der bekannten Gattung Nonionina, die ich N. germanica nennen will. Die beiden Gattungen Geoponus und Polystomatium nannte d’Or- bigny Polystomella, Die Vermuthung, dals alle diese Thierchen, wie d’O ebi igny angab, oder auch nur wie Sorites Orbiculus, einen hervorschiebba- ren Kopf mit einem federbuschartigen Tast- und Fangapparat ha- ben, wie die Flustren und Halcyonellen, hat sich nicht bestätigt. Alle, auch die am meisten entwickelten Thierchen der beiden Gat- tungen Geoponus und Nonionina sind, wie die von Planulina und Textilaria, ohne Fangapparat am Kopfe und ohne Kranz von Fühl- fäden um den Mund. Jeder Körper ist von der harten Schale um- schlossen, hat eine auszeichnungslose einfache Mündung und die vielen an einander gehefteten Körperchen des Geoponus, deren Gesellschaftsform (Polypenstock) dem Einzelthier der Nonionina überraschend gleicht, haben eben so viele sichtbare einfache Mün- dungen. Dagegen ist die Vielzahl feiner sehr langer Tastfäden, welche zugleich die Ortsveränderung vermitteln, und die wie aus allen Theilen der siebartigen Schale hervortreten, offenbar den contractilen Franzen der Flustren und Seeschnecken ähnlich. Ihre 21 Verwandtschaft mit den Pseudopodien oder Wechselfüfsen der Difflugien der Infusorien ist allerdings grofs, wie es Dujardin richtig beobachtet hatte, allein der übrige Organismus, welchen dieser Beobachter übersah, entfernt sie von den Infusorien durch- aus eben so weit, wie von einem chaotischen Urstoffe. Grofse Büschel der contractilen sich willkührlich verästenden Fäden schie- nen oft aus der Nabelgegend hervorzutreten, wo vielleicht beson- dere grölsere contractile Öffnungen sind. Die vorderste und gröfste Zelle aller Thierchen, zuweilen auch die zwei bis vier folgenden, enthalten nur ganz durchsichtige Kör- pertheile. Gewöhnlich von der zweiten Zelle jedes Ammonshörn- chens an sind alle hinteren Zellen mit zwei verschieden gefärbten grölseren Organen erfüllt. Eins derselben ist der meist grünlich graue sehr dicke Speisekanal, welcher, wie der ganze Körper eine Gliederkette bildet, in jedem Gliede erweitert und mit einem en- gen schlundartigen Verbindungstheile (dem scheinbaren Sipho) mit dem nächst vorderen und hinteren verbunden ist. Nach Ablösen der Schale des lebenden Thieres durch schwache Säure liefsen sich sehr deutlich verschiedene kieselschalige Infusorien als verschluckte Nahrung bei Nonionina germanica bis in die innersten Glieder der Spirale in diesem Speisekanale wahrnehmen. Es ist kein polygastri- scher Bau des Speisekanals vorhanden, sondern es ist ein einfacher, in den Körpergliederungen angeschwollener, mithin gegliederter Kanal mit einer einzelnen vorderen Mündung. Farbige Nahrung verschmähten bisher alle Thierchen. Beim Geoponus sah ich nie Kieselinfusorien im Darm, allein der Raum ist bei diesen Familien- thieren für jedes einzelne gewils abgeschlossen und daher viel be- schränkter als bei den Einzelthieren der Nonionina. Nach Ablö- sung der Schale mit Säuren, woDujardin nur bei Rotalien einen rückbleibenden Körper fand, gelang es mir durch sehr langsames Ver- _ fahren, ‚bei beiden auch einen vollständigen spiralen gegliederten \ ) inneren Körper frei zu legen, dessen einzelne Glieder bei Nonio- nina durch 1, bei Geoponus durch 18 bis 20 Röhren (Siphones) als Verbindungstheile eben so vieler in jedem Gliede neben einan- der liegender Einzelthierchen zusammenhingen. Starke Säure zer- stört die Schale so gewaltsam, dafs der zarte Körper in viele kleine - unscheinbare Flocken zerrissen wird. Ein Tropfen starker Salz- 22 säure in ein Uhrglas voll Wasser gemischt, ist stark und schwach genug, um in kurzer Zeit die darein gebrachten Schalen von den Körperchen gut abzulösen. Aufser dem Speisekanale erkennt man in jedem Gliede bis zum letzten der Spirale, das erste ausgenommen, eine gelbbraune kör- nige Masse. Bei Geoponus umhüllt sie einen grofsen Theil des Speisekanals regellos, bei Nonionina bildete sie an der innern Seite der Glieder, zunächst der Nabelgegend, immer eine, oft kugelför- mige, röthlichgelbe Masse. Diesen Theil des Organismus darf man, seiner grobkörnigen Beschaffenheit halber, wohl als das Ovarium betrachten. Sehr überraschend war noch das Vorkommen von drei Exem- plaren der Nonionina, welche gestielte ansehnlich grofse häutige Beutel mit gerissenen Öffnungen, am Rücken ihrer Schale fest an- geheftet, mit sich trugen. Diese Beutel schienen entleerte Eier- zellen zu sein, denen ähnlich, welche die Seeschnecken (Szrombus u. dgl.) traubenartig gehäuft und auch andere Moosthierchen ein- zeln äufserlich an ihre Schale angeheftet zeigen, die mir auch von Stylaria proboscidea (Nais proboscidea) bekannt, aber noch bei keinem Infusorium vorgekommen sind. ‘Sie werden klein und weich ausgeschieden, schwellen dann im Wasser sehr an und er- härten. Zwei dieser Formen mit Eierzellen habe ich in meiner Sammlung trocken wohl erhalten aufbewahrt. Aulser diesen positiven Charakteren habe ich mich noch sehr intensiv bemüht, einen negativen mit einiger Sicherheit zu ermit- teln. Es ist die Nichtexistenz pulsirender Gefälse. Bei allen Mol- lusken, selbst den sehr kleinen Aggregatis s. Ascidiis compositis, habe ich diese Pulsationen vor vielen anderen Organisationstheilen stets deutlich erkannt. Sie fehlenaber offenbar den obigen beiden Gattun- gen der Polythalamien. Dieser nun beobachtete Mangel verweist die Polythalamien doch sämmtlich vorläufig entschieden aus der Nähe der Mollusken und Gliederwürmer und stellt sie in die Reihe der pulslosen Ganglienthiere oder rücken- marklosen Gefäfsthiere (Ganglioneura asphycta), obschon die Nervenmasse und das Gefälssystem an sich noch nicht erreich- bar waren. Die übrigen der Akademie 1838 schon mitgetheilten Charak- 23 tere werden sammt der dort gegebenen Stellung im Naturreiche durch diese neueren Beobachtungen nur bestätigt und befestigt und die neuerlich von den diesen Ideen entwachsenen Infusorien auf die Polythalamien übertragene Vorstellung von einer hier und da vorhandenen belebten einfachen organischen Substanz wird auch von dieser Seite durch die immer tiefer reichende Erfahrung im- mer weniger bestätigt. Systematische Charaktere der neuen, lebend beob- achteten Polythalamien. L, Groronvs Stella borealis, das Nordsternthierchen. G. Testulae compositae superficie non striata, laevi, foraminibus minimis subtiliter punctata, animalculis et aperturis frontali- bus, aucto sensim numero, vicenis. Testula = — Zn lata, radüis (septis) albicantibus eleganter stellata. Septa, animalculorum tubulis intus perforata, ex- tus transverse striata apparent. Pseudopodia testulis saepe ter quaterve longiora, ramosa. Corpus internum molle hyali- num. Ovula flavofusca. E mari boreali prope Cuxhaven. II. Nonsonına germanica, die deutsche Nonionine, N. Testulae simplicis superficie non striata, laevi, foraminibus minimis subtiliter punctata, animalculi (unici) apertura sinistra unica. Testula a —_ LT lata. Septa, angustiora quam in priori, iransverse striata non apparent. Pseudopodia testulis bis ter- que longiora, ramosa. Corpus internum molle hyalinum. Ovula conglomerata crocea. Bursa externa ovata et pedicel- lata nonnullis dorso affıza est eaque ovigera, multipara et hiemalis videtur. E mari boreali germanico ad Cuxhaven. Als eingegangen wurde vorgelegt: Gio. Orti Manara, dell’ antica Basilica di S. Zenone-Maggiore in Verona. Verona 1839. 4. 24 % Mittelst Rescriptes des Königl. Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten vom 6. Januar d. J., welches heute vorgelegt wurde, wurde der Antrag der Akademie genehmigt, dem Hrn. Dr. Franz hierselbst für seine Mühwaltung bei der Herausgabe des Corpus Inscriptionum Graecarum für das laufende Jahr 400 Thlr. Remuneration zu zahlen; so wie durch Rescript desselben Königl. Ministeriums vom 10. Januar d. J. die beantragte Zahlung einer Remuneration von 200 Thlrn. für das- selbe Jahr an den Hauptredacteur dieses Werkes, Hrn. Böckh, genehmigt wird. Desgleichen wurde das Rescript desselben Königl. Ministe- riums vom 7. Januar d. J. vorgelegt, wodurch auf Antrag der Aka- demie genehmigt wird, dafs der Dr. Bremiker hierselbst für drei im Laufe dieses Jahres auszuarbeitende Sternkarten eine Re- muneration von 200 Thlrn. erhalte. Aufserdem kamen zum Vortrag: Ein Schreiben des Hrn. Daunou, best. Secretärs der Königl. Französischen Academie des Inscriptions et Belles- Lettres, vom 28. December v. J., worin derselbe anzeigt, dafs die von unserer Akademie gewünschten ihr fehlenden Bände der Schriften der genannten Französischen Akademie und der 13te Band der Notices et Extraits des Manuscrüs hierher abgesandt worden. Ein Schreiben des Hrn. Prof. Giulj in Siena vom 17. April 1839, enthaltend die Anzeige, dafs er den letzten Band seines Wer- kes über die mineralischen Wasser von Toskana der Akademie übersenden werde, sobald derselbe würde erschienen sein. Auf Hrn. Encke’s Antrag bewilligte die Akademie der Stern- warte zu Pulkowa ein Exemplar der physikalischen und mathema- tischen Abhandlungen der Akademie aus den Jahren 1822 — 1837 unentgeltlich, und beschlofs zugleich, dafs auch die künftig erschei- nenden Abhandlungen der physikalisch- mathematischen Klasse der Bibliothek dieser Sternwarte übersandt werden sollen. EEE EEE 25 20. Januar. Sitzung der physikalisch -mathe- matischen Klasse. Hr. A. Rose las „Über die Harze,” Zusätze zu einer frü- heren Abhandlung. 23. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Dr. Lepsius stattete, seinem der Akademie ausgedrück- ten Wunsche gemäls und nach vorgängiger Genehmigung, Bericht ab über den Verfolg seiner Ägyptischen Studien und legte eine Anzahl von Abdrücken, Abschriften und Zeichnungen aus seiner Sammlung vor, über die er sich in chronologischer Ord- nung erklärend verbreitete. In den Jahren 1835 und 1836 hatte die Akademie durch wie- derholte Unterstützung Hrn. Dr. L. in den Stand gesetzt, die fran- zösischen und italienischen Museen Ägyptischer Alterthümer zu besuchen und sich mit dem Materiale, wie mit den Forschungen des Auslandes in dieser Beziehung bekannt zu machen. Er befand sich damals in Paris und fand Gelegenheit, nicht nur das dem Pu- blikum geöffnete Musce Charles X, sondern auch das mit seltener Ausnahme gänzlich unzugängliche Magazin des Louvre, welches den bei weitem bedeutendsten Theil der Skulptur-Monumente ent- hält, auf die freieste Art zu benutzen. Von dort besuchte er zu- nächst für 3 Monate das reiche Ägyptische Museum von Turin, welches sich durch eine grolse Auswahl von Monumenten jeder Art, namentlich Skulpturen, ganz besonders aber durch eine be- deutende Anzahl von Königs- Monumenten und einen kostbaren Schatz von Papyrusrollen vor allen europäischen Sammlungen aus- zeichnet. Hierauf begab er sich für mehrere Monate nach Pisa, wo er unter der persönlichen Leitung des Professor Rosellini seine hieroglyphischen Studien weiter führte. Von dort aus besuchte und benutzte er die beiden Ägyptischen Sammlungen in Florenz, so wie eine jetzt an das Brittische Museum verkaufte Privat-Samm- lung in Livorno, und liefs sich dann mit den in Paris, Turin, Li- vorno, Pisa und Florenz gesammelten Materialien in Rom nieder, wo er neben den am Institute für archäologische Correspondenz 26 übernommenen Geschäften eines redigirenden Secretärs Mufse und vielfache Aufforderung fand, sich der Ägyptischen Forschung in historischer, antiquarischer, kunstgeschichtlicher und philologischer Hinsicht vorzugsweise zu widmen, so wie auch die öffentlichen und Privat-Museen von Rom und Neapel in seine Sammlungen zu verarbeiten. In den Jahren 1838 und 1839 besuchte er endlich auch das reiche Museum in Leyden und.das noch bedeutendere in Lon- don nebstanderen englischen Privat-Sammlungen, und wurde über- all mit der gröfsten Bereitwilligkeit zur freiesten Benutzung der- selben zugelassen. So ist er jetzt im Besitze fast aller einigermalsen bedeutenden inschriftlichen Monumente aus acht öffentlichen europäischen Mu- seen und einer Reihe der bedeutendsten Privat- Sammlungen in Frankreich, Italien und England. Die Steininschriften sind meist in Papier -, Siegel- oder Gyps-Abdrücken, die Papyrus aber und alle auf Stein, Holz oder anderes Material gezeichneten Inschriften in Durchzeichnungen oder freien Abschriften genommen: im Gan- zen eine Reihe von mehr als 3000 Monumenten, von denen gegen 2000 den Namen des Königs, unter dem sie angefertigt sind, ent- halten, und daher unmittelbar in eine chronologische Folge ge- bracht werden konnten, die von c. 3000 v. Chr. bis unter die Rö- mischen Kaiser reicht. Sein Hieroglyphen- Lexikon, dem er die handschriftlichen Arbeiten von Champollion und Rosellini, durch die unbegränzte Mittheilsamkeit des Letzteren, zum Grunde legen durfte, besteht jetzt aus c. 2800 Karten, deren jede ein Zei- chen oder eine Gruppe mit den zugehörigen Nachweisungen enthält. Hr. Dr. Lepsius theilte hierauf den Plan zu einem Werke mit, zu dessen Theilnahme er von Hrn. Geheimen Rath Bunsen aufgefordert worden war, und dessen Bearbeitung und Veröffent- lichung ihn zunächst aus England hierher zurückgeführt hatte. Es soll dieses gemeinschaftliche Werk, zu welchem der erste Grund von Hrn. Bunsen schon im Jahre 1334 gelegt worden war, zuerst die Ägyptische Chronologie factisch gesichtet und wiederherge- stellt enthalten, sodann die gleichzeitigen Völkergeschichten, so weit sie von Ägypten seit den ältesten Zeiten berührt und erleuch- tet werden, an den ausgespannten Faden der Ägyptischen Zeitreihe 27 angeknüpft werden; hierauf soll die Geschichte der Ägyptischen Kunst und Civilisation folgen, und das Ganze mit einer Betrach- tung der Ägyptischen Mythologie und Sprache, von dem Stand- punkte der allgemeinen Menschengeschichte aus, schlielsen. Die Sammlung von Königsschildern,, welche bei dieser Gele- genheit, nebst der zugefügten Übersicht der Monumente, von denen sie entnommen sind, der Versammlung mitgetheilt wurde, belief sich allein für die Zeit vor der Wiederherstellung des Pha- raonischen Reichs durch die Vertreibung des Hyksos auf nahe an 200 grölstentheils noch unbekannte Namen. Nach diesen einleitenden Bemerkungen legte Hr. Dr. L. eine Reihe Ägyptischer Monumente vor, von denen ein Theil in Papier- abdrücken, der andere in Zeichnungen und Abschriften bestand. Jene waren von ihm auf die einfache und bequeme Weise ange- fertigt, nach welcher man ungeleimtes Papier mit einem Schwamm anfeuchtet, auf das eingegrabene Monument legt und mit einer Bürste fest in die Vertiefungen einklopft, es dann auf dem Monu- mente trocknen lälst und als treues Abbild desselben mit aller Schärfe und auch Verletzungen des Originals abnimmt. Unter die- sen Abdrücken befinden sich mehrere aus der Zeit der Pyramiden von Gizeh, die um das Jahr 3000 v. Chr. erbaut wurden, auch der Abdruck einer Alabastervase, welche den Ehrennamen des Königs Cheops trug. Diesen schlols sich eine Reihe anderer Monumente des ältesten Pharaonenreiches, namentlich aus der 6ten und 12ten Manethonischen Dynastie an, nebst mehreren oberägyptischen aus den Jahrhunderten, in welchen die Hyksos Unterägypten besetzt hatten. Aus dem wiederhergestellten_Reiche wurden nur einige ausgewählte Beispiele vorgelegt von Thutmosis-Möris, Amenophis- Memnon, Menephtah I, Ramses-Sesostris, Scheschonk dem Sisak der Bibel, Schabak- Sabakon, Psametich, Hophne - Apries, Amasis, Darius, Xerxes, Nectanebus, und einige Denkmäler aus der Ptole- mäer- und Kaiserzeit, darunter auch ein Abdruck der Inschrift von Rosette. Von Zeichnungen und Abschriften legte Hr. Dr. Lepsius zuerst die vor kurzem von dem Colonel Howard Vyse entdeck- ten Inschriften der gröfsten Pyramide von Gizeh vor. Dieser eng- lische Reisende hatte bei seinen ausgedehnten Untersuchungen in 28 den Pyramiden über der früher bekannten sogenannten Königskam- mer aufser dem einen nach Hrn. Davison benannten schmalen Raume noch vier andere Räume derselben Dimension und in den- selben auf den Kalksteinblöcken der Seitenwände roth aufgezeich- nete Hieroglyphen entdeckt, die aber keine Inschrift für die Kam- mer selbst bilden sollten (da sie mit jedem Blocke unterbrochen wurden und häufig gar unf dem Kopfe standen), sondern auf die Bausteine geschrieben worden waren, als sie noch in den Steinbrü- chen lagen. Die gesammelten Inschriften, welche jetzt als Facsimile im Brittischen Museum aufbewahrt werden, enthielten, nach einer auch sonst bekannten Sitte der Ägyptischen Steinmetzen, die Schil- der der Könige, unter denen die Steine gewonnen uud bearbeitet wurden. Von den beiden Schildern, die sich hier fanden, nannte das eine den CHUFU, d. i. Cheops, und bestätigte daher die Nach- richt des Herodot vom Erbauer der gröfsten Pyramide auf das schlagendste, das andere aber den König NUCHUFU, der bisher für den Bruder des Chufu und Erbauer der zweiten Pyramide ge- halten wurde. Auch die Inschrift des von demselben englischen Reisenden in der dritten Pyramide gefundenen hölzernen Sarko- phags wurde vorgelegt, welche den König Menkaure, den Menche- res des Manethon, den Mykerinus des Herodot nennt, und somit auch den Namen des Erbauers dieser dritten Pyramide bestätigt. Die Reste des hölzernen Sarkophags und der Gebeine dieses gegen 3000 v. Chr. regierenden Königs werden jetzt im Brittischen Mu- seum aufbewahrt; der steinerne Sarkophag, der ursprünglich den hölzernen umschlofs, ist aber während des Transportes nach Eng- land mit dem Schiffe, dem er anvertraut war, untergegangen. Andere Inschriften derselben und der nächstfolgenden Zeiten des Ägyptischen Reiches wurden vorgelegt, welche in zwei uralten Ägyptischen Kupferminen im Peträischen Arabien von französischen und italiänischen Reisenden gezeichnet worden waren. Unter den Copien von Papyrus machte Hr. Dr. L. zunächst auf eine Reihe von alten Gräberplänen aus der 18ten und 19ten Dynastie aufmerksam, welche in jener glänzendsten Zeit des Ägyp- tischen Reiches, um die Zeit des israelitischen Auszugs, angefer- worden waren, und mehrere Königsgräber benannten, die neuer- dings wieder aufgefunden sind, und deren Lokalität auf diesen an 29 viertehalb tausend Jahre alten Situationsplänen noch jetzt nach- gewiesen und bestätigt werden kann. Ein anderer Papyrus enthielt eine satirische Darstellung, wel- che die Pharaonischen Heldenthaten und die Ägyptische Religion verspotten sollte; eine von Katzen besetzte Burg wird von einem Mäusekönig und seinen Bogenschützen bestürmt; in einer Schlacht zwischen Katzen und Federvieh unterliegen die ersteren; ein Rabe besteigt auf einer Leiter einen Baum, den ein Nilpferd besetzt hält. In einer musikalischen Prozession, die sich dem heiligen Berge nä- hert, spielt der Esel die Harfe, singt der Löwe zur Leier, das Kro- kodil schüttelt das Sistrum und der Affe bläst die lange Doppel- flöte ; wieder eine andere Scene stellt ein Opfer dar, das von einem Esel in priesterlicher Tracht vor einer königlichen Katze verrich- tet wird; andere Thiergruppen begehen andere heilige Handlun- gen. Kein anderes Beispiel einer solchen satirischen Darstellung ist bekannt, mit Ausnahme eines Fragmentes im Brittischen Museum, welches leicht zu diesem Papyrus selbst gehört haben kann. Zuletzt wurde eine Reihe von hieroglyphischen, hieratischen und demotischen Papyrus vorgelegt. Unter den ersten befand sich eine vollständige Abschrift des grolsen Turiner Todtenbuches, des einzigen bis jetzt bekannten vollständigen Exemplares jener heili- gen Seelenwanderung, von welcher in jedem Museum eine grolse Anzahl einzelner Theile oder Kapitel aufbewahrt zu werden pflegt. Der Turiner Papyrus mag zwischen 40 und 50 Fuls Länge be- tragen. Nächst diesem hieroglyphischen Papyrus wurde eine Anzahl bieratischer Texte in Abschriften oder Auszügen vorgelegt, unter diesen die Beschreibung der Züge des Sesostris in dem Papyrus des Hrn. Sallier; zwei andere historische Papyrus und ein Kalender derselben Sammlung; ferner $ historische in die Blütbezeit des Ägyptischen Reiches gehörige Papyrusrollen von beträchtlicher Länge, welche Hr. Dr. L. auf seiner Durchreise durch Livorno in einer Privat- Sammlung entdeckte, und welche jetzt nebst den Pa- pyrusrollen des Hrn. Sallier auf seine Veranlassung vom Britti- schem Museum angekauft worden sind; mehrere historische Stücke aus dem Turiner, Leydner und Londner Museum; eine vollstän- dige Abschrift der Fragmente der Turiner Königsannalen, welche 30 im Anfange des wiederhergestellten Reiches geschrieben wurden, und die Königsnamen und Regierungsjahre, mit Monaten und Ta- gen, in Dymnastien abgetheilt, von Menes bis zur 1Sten Dynastie enthielten; mehrere Hymnen auf alte Könige und auf verschiedene Götter. Von historischen Papyrus hat Hr. Dr. L. in verschiedenen öf- fentlichen und Privat-Museen gröfsere und kleinere Stücke ent- deckt; mehrere enthalten Nachrichten von Königen aus dem er- sten Pharaonenreiche; von diesen ist namentlich ein Text von 9 Seiten bemerkenswerth, welcher unter anderen ältesten Königen auch den Chufu-Cheops mehrmals nennt, in England copirt uud hier gleichfalls vorgelegt wurde. Auch in dem Berliner Museum fand er mehrere sehr interessante Fragmente, von denen eines aus dem 40sten Jahre des Ramses-Sesostris datirt ist, ein anderes in die- selbe Zeit gehört und von Besiegung der Äthiopier, Araber, der Cheta und anderer Völker spricht. Zuletzt wurde noch eine Anzahl demotischer Papyrus mit Da- ten von Psametich, Darius und mehreren Ptolemäern vorgelegt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Acta Henrici VII. Imp. Rom. et monumenta quaedam alia med. aevi nunc prim. luci dedit Dr. Guil. Doenniges. Pars 2. Berol. 1839. 4. 30 Expl. mit einem Begleitungsschreiben der Nicolaischen Buchhandlung hierselbst vom 17. Jan. d. J. Das Stadt- und das Landrechtsbuch Ruprechts von Freysing. ; Nach 5 Münchener Handschriften. Ein Beitrag zur Geschichte des Schwabenspiegels von G. L. v. Maurer. Stutig. und Tü- bing. 1839. 8. von dem Herrn Verfasser an Herrn Böckh für die Akademie eingesandt. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 390. 391. Al- tona 1840. Jan. 9. und 16. 4. 30. Januar. Öffentliche Sitzung zur Feier des Geburtstages Friedrichs des Zweiten. Hr. Erman eröffnete die Sitzung, welche durch die Gegen- 31 wart Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen und Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Wilhelm, Sohnes Sr. Majestät desKönigs, verherrlicht wurde, mit einem auf die Säcularfeier der Thronbesteigung Frie- drichs des Zweiten sich beziehenden Vortrag. Hierauf las Hr. v. Raumer „Über die geselligen und politischen Ver- hältnisse des heutigen Italien.” mai N nel; 3. Er ba bau, a Aa a, ER " ui ir N Bei $ e Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften. zu Berlin im Monat Februar 1840. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 3. Februar. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Panofka legte Proben eines archäologischen Com- mentars zu Pausanias vor. Paus. II,xxvır,4: im Peribolos des Asklepieion zu Epidauros Xugis dE amd Tuv AA Eorıv KO Y,cerce oryAn, immous de Ir- morurov avadeivam TU Deb ya Eizo. Taurys TiS arnAns rw Erriygataucerı ÖMoAoyoüvre Akyoucı "Agımieis, ws TeQvewre “Irmorurov dr üv Oyszus aguv dvestyrev "Ar#Aymıos. Das Sinnwidrige dieser Stelle haben sämmtliche Herausgeber und Übersetzer des Pausanias auf sich beruhen lassen, und weder an der übermäfsigen Zahl der Pferde, die Hippolyt geweiht haben soll, Anstofs genommen, noch daran, dals ein so grolsartiges Rofs- geschenk gerade dem Gotte zu Theil werden sollte, der, wie weit man auch den Kreis der Seo: irzıcı, Rofls-zeugenden, nährenden, schützenden Götter — Poseidon, Athene, Hera, Ares (Paus.V,xVv, 4), Artemis (Paus. VIII, xıv, 4), Selene, Helios mit Pferdeopfer (Paus. III,xx,5) — ausdehnen mag, doch niemals darin das ge- ringste Plätzchen für sich in Anspruch nehmen kann. Ebensowe- nig lälst die Zahl Zwanzig unter dem Deckmantel einer heiligen Zahl, wie z.B. Drei, Sieben, sich an dieser Stelle schützen und rechtfertigen. Dals aber Pausanias sowenig als Hippolyt an ein Weihgeschenk von zwanzig Pferden gedacht hat, lehrt - schon ein flüchtiger Blick auf den Mythos selbst. [1840.] 2 34 In Folge des Fluchs des Theseus und seines Gebets zu Posei- don hatte dieser einen Meerstier aufsteigen lassen, welcher die Rosse des am Ufer vorüberfahrenden Hippolyt scheu machte und den Sturz und Tod des von Phädra fälschlich angeklagten Jünglings herbeiführte. Des Asklepios Kunst erweckte ihn indels wieder von den Todten, daher nichts natürlicher war, als dem Gotte das Bild seiner Todesgefahr in seinem Viergespann zu weihen, grade wie Andre die ein Bein oder eine Hand gebrochen hatten, sobald Asklepios sie geheilt, ihm dasselbe Glied aus Marmor mit erklären- der Inschrift in seinen Tempel gleichsam als Tropaeum hinschenk- ten. Daraus folgt dafs hier nur von vier Pferden, oder richtiger von einem Viergespann die Rede sein kann. Deshalb aber brau- chen wir keineswegs hinter !rmous de ein rirrages einzudrängen, da sowohl Pindar, als auch Pausanias L.VI,1,2 Horuzrgs — veIgir- mu ev Hal oVrog Engarncev. — ivianse Ö8 6 Horumrds Immo, ws 70 Erriyooejalacı 70 Em ausw Asyaı, 20 IuSor an IrSuc re zer Ne- cc. und L.VI,x,2 av&Syze de Cleosthenes öuo0 rois immos aürod za eirov@ zer Töv Yvioy,ov, worauf die Namen der 4 Pferde fol- gen, zur Genüge beweist, dals irwous schon von einer quadriga verstanden wird. Was geschieht aber mit dem eizosı? Die Verwandlung in eizosı bietet sich am natürlichsten dar. So gewils es ist dafs in Prosa der gewöhnliche Sprachgebrauch ?rrovs avaSeiva: erheischt und höchstens irzwv eizoves avaSeiver zulälst: eben so unüberlegt wäre es zu behaupten, dafs niemals ein Grieche irrovs avaSeiver sizocı schreiben konnte oder geschrieben hat. Denn erstens han- delt es sich hier nicht von Prosa, sondern von einer Inschrift wahr- scheinlich in einem oder mehreren Distichen, aus welchen Pausa- nias Worte für seinen Text entlehnte. Zweitens lälst sich nicht leugnen dafs Euripides, ein Grieche der doch seine Sprache zu schreiben verstand, dem Chor erlaubte in der Iphig. in Aul. v. 238 u. 239 dieselbe Construction zu gebrauchen: Xovasaus 8° eizocıv zar ange (navium) Nyeföss errarav Seaı. Drittens finden wir selbst in Prosa diese anomale Construction auf einem Stein von Olbia, freilich erst in Trajanischer Zeit, ayanmarı avessysev Corp. Inser. Gr. Tom.II n.2089, wobei Böckh bemerkt: 35 non ex optima Graecitate dietum. Hiemit ist noch avesrysev aürnv ev dvögevrı Megegivm auf einer noch späteren Inschrift aus Pa- ros bei Böckh Corp. Inser. Gr. T. I, 2384 zu vergleichen. Über die Vorstellung selbst, nemlich ein vor dem aus den Wogen aufsteigenden Meerstier scheuwerdendes Viergespann, neben welchem Hippolyt geschleift und sterbend am Boden liegt, können wir um so weniger in Zweifel sein, da auf dem berühmten Agrigentiner Sarkophag (R. Politi Illustr. al Sarcofago rappresentante l’Ippolito d’Euripide, Palermo 1322, tav.Iv; Serra di Falco Antich. della Sicilia Vol.IIl, tav.xLv,/) die eine schmale Seite uns das tragische Ende des Hip- polyt auf diese Weise vergegenwärtigt. Mufs man sich nun auf der Votivstele im Asklepieion zu Epidauros diese Vorstellung eben- falls in Relief denken, auf der oberen Hälfte des Monuments, da die untere für die erklärende Inschrift bestimmt war? ich glaube nicht, vermuthe vielmehr dals eizcs: hier, wie bei BiAorroarou eizoves, für Gemälde gesetzt ist, wobei der Umstand noch Be- rücksichtigung verdient, dals es hier nicht eine gewöhnliche gua- driga wie Sieger sie aufzustellen pflegten, gilt, sondern das Eben- bild jener quadriga des Hippolyt, als seine Pferde durchgingen und ihn vom Wagen stürzten. Auch mufs ich bei dieser Gelegenheit noch bemerken, dals die ältesten Stelen die wir aus Griechenland, Etrurien und Grofsgriechenland kennen, weniger von Marmor, als von gebrannter Erde sind, und mit Malereien im archaischen Styl, übereinstimmend mit dem Charakter ihrer Inschriften, geschmückt. Will man dieser Auslegung nicht beipflichten, so würde ich nicht wie Palmier wollte, irrou zizove vorschlagen, da dies neue Schwierigkeiten darbietet, sondern eizov: für eizor:ı lesen, wobei freilich noch öu4o0 +7 davor eingeschoben werden mülste, um das Bild des Hippolyt zu erhalten. Vgl. Paus.VI,x,2. Paus. II,xxx,3 beim Grab des Hippolyt in Trözen roü d& "Arzıymıoo 70 ayanınc reinse sv TıuoSeos, Toargnvior de or 'ArzAymıov, aAAE eizcve IrmoAvrov dasw eivar. Denkt man sich einerseits den würdigen, bärtigen Heilgott Askle- pios und andererseits den jugendlichen Jäger Hippolytos dessen Schönheit die Liebe der Phädra entzündete, so wird es schwer zu begreifen, wie zwischen zwei so heterogenen Charakteren, für 36 welche die bildende Kunst höchst verschiedene Formen des Aus- drucks geschaffen hatte, eine Vergleichung, geschweige denn eine Verwechslung möglich war, und wir müssen uns mit Recht verwundern dafs ein Verstols welchen der schwächste Anfänger in der Erklärungskunst der Denkmäler kaum begehen würde, nach dem Zeugnils des Pausanias sämmtlichen Trözeniern zur Last ge- legt wird. Allein der Schein trügt und die Trözenier und Pausanias be- halten doch Recht. Denn der Asklepios, von dem es sich hier handelt, ist 4" unbärtig zu denken, wie dessen Tempelstatue in Sicyon von Kalamis in Gold und Elfenbein gearbeitet (Paus. 11,x, 3), und eine andre in seinem Naos in Phlius (Paus. II,xıı1,3), ja eine dritte noch erhaltene im Vatican (Guaztani Mon. ined, ant. 1784 Ottob. tav.2), welche man, die Stellen des Pausanias nicht berücksichtigend, auf den Arzt Antonius Musa mit Unrecht be- zog (Platner, Gerhard Beschr. d. Stadt Rom Bnd.II, Vatican. Mus. S. 104. n. 120). 2'°% mit einem Hunde zur Seite, wie die berühmte Tempel- statue aus Gold und Elfenbein von Thrasymedes im Asklepieion zu Epidauros (Paus.II,ı1,7), nicht ohne Beziehung auf jenen Hund welcher am Berge Tittheion das von einer Ziege gesäugte Asklepioskind bewachte (Paus. II,xxv1,4). 3#®= auf eine gesenkte Keule gestützt, ein Attribut, wel- ches wir bei Jägern auf Vasenbildern sowohl als auf Marmorre- liefs nicht selten zu beobachten Gelegenheit haben. Der oben erwähnte Agrigentiner Sarkophag zeigt auf seiner Vor- derseite (Politi tav.Iıl) unter den Theilnehmern der Jagd (die 3te Figur links) einen Epheben, dem wir blos sein Wehrgehenk ab- nehmen dürfen, um der Behauptung des Pausanias, dafs die Tröze- nier die Statue des Asklepios für das Bild des Hippolyt ansehen, ihre vollständige Geltung zu verschaffen. Paus.VIII,xLIV,2. uer& de Alnovias Ev dei ris 6600 moisws errıv "OgerIeriov Hr A Ümoksımousve eis munjanv za "Ao- remıdos iegoU zioves Erır Emiaimsıs de ‘129 sie Mm "Agrzmdr ETTI. Dafs Artemis mit dem Beinamen die Priesterin, weder eine 37 ephesische, noch eine kurzgeschürzte Jägerin sein kann, leuchtet von selbst ein: die Eigenthümlichkeit dieses Beinamens lälst uns nur die Wahl zwischen einer Göttin die mit Oenocho& und Phiale auf einem Altar eine Libation verrichtet, oder einer solchen die bereits ein Thier zu opfern sich anschickt: denn letztres gehört be- kanntlich mit zu den Hauptgeschäften des Priesterthums. In sol- cher Handlung erscheint nun Artemis wirklich auf einem merk- würdigen Oxybaphon von S. Agata de’ Goti im Blacasschen Museum, langbekleidet, eine weilse, goldgefleckte, sinkende Hirsch- kuh mit der linken Hand am Ohre fassend, indefs ihre Rechte mit einer Fackel in Form eines Bündels dem Thbiere den Todesstols zu geben sich anschickt: über dem Thiere, durch die weiflse Farbe von Gesicht und Gewand, so wie durch die gleiche Richtung in deutliche Beziehung mit der Hirschkuh gesetzt, schwebt Iphige- nia, geflügelt wie Nike (vgl. Eurip. Iphig. in Aul. 1473, 1555) nach dem Olympus hinauf. Bei Eurip. Iphig. in Aul. v.1608 sagt der Bote % rais vapus or meos Teoüs dpimraro. Links sitzt der Mittelgruppe im Rücken, jedoch auf Iphigenia zurückblickend, bär- tig und in der Rechten ein Scepter haltend Zeus, dem wir in die- sem Zusammenhang wohl den Beinamen Agamemnon, unter welchem er in Sparta verehrt ward (Staphyl. ap. Clem. Alex. Protr. p- 24 B), beilegen dürfen. Rechts entfernt sich ebenfalls nach der Hauptscene zurückschauend Apollon mit gelocktem Haupthaar und Lorbeerbaum in der Linken. Die Mittelgruppe welche auf einem Marmorrelief in der Cas- seler Antikensammlung sich wiederholt, ähnlich der Rückseite einer Bronzemünze von Ephesus mit dem Bilde des Commodus, wo Müller (Dnkm. a. K. Th. II,xv1, 170) Artemis erkennt die goldge- ‚hörnte Hirschkuh züchtigend, in welche sie die aus ihrem Chor verstolsene Titanis, Merops Tochter, verwandelt hatte (Eurip. He- ‚len. v.381), vergegenwärtigt uns also die Artemis Hiereia, und zeigt uns zugleich dals diese Göttin nicht verschieden ist von der Diana -Fascelis, welche Servius zu Yirgil. den. H,117 erklärt simulacrum absconditum fasce lignorum. Unde et Fascelis dicitur, non tan- tum a face cum qua pingitur, propter quod et Lucifera dicitur. Es ist dieselbe Göttin, welche als Auyodesu« und ’0gIı« im Limnaion zu Sparta verehrt ward, anfangs mit Menschenopfern 38 wie auf Tauris, später mit Knabenpeitschung ( Paus. III, xvı, 6 und 7). Wenn Pausanias (IX,xıx,5) in Aulis einen Naos der Artemis mit 2 Marmorstatuen, die eine mit Fackeln, die andre den Bogen spannend beschreibt, und hiemit in Übereinstimmung das berühmte pompejanische Gemälde des Opfers der Iphigenia nach Timanthes (R. Rochette Mon. ined. T.I, pl.27; Müller Dnkm.a.K. I, Tf.xLıv, 206) denselben Dualismus der Artemis uns offenbart, indem links auf einerSäule dasIdol der Göttin mit Modius und zwei brennenden Fackeln sich befindet, indefs rechts in den Wolken Artemis als Jä- gerin mit einem Bogen erscheint, auf die ihr gegenüber heranna- hende Hirschkuh hinblickend: so verdient das Vasenbild des Bla- casschen Museums eine um so gröfsere Beachtung, als auf demsel- ben die Göttin in einer und derselben Person mit dem Attribut der Fackel sich als Lichtgöttin, im Begriff die Hirschkuh zu tödten als. !Auboxrovos und Jägerin sich bekundet. Schliefslich bemerken wir noch dals d«zeAos zwar ein Bündel heifst, doch fast immer mit dem Begriff des Lichts ($«os) und Feuers, also ein Bündel das als Fackel dient. 6. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Klug gab den gegenwärtigen Zustand der Insektengattung Thynnus Fbr. an, nach vorausgeschickten Bemerkungen über hete- rogyne Hymenopteren überhaupt, die unpassende Vereinigung der Formicariae und Mutillariae in dieser von Latreille in Guvier Regne animal aufgestellten Familie, die Annäherung der bis jetzt nur nach einem Geschlecht (dem männlichen) bekannten Gattungen Dorylus und Labidus an die Formicariae namentlich durch Übereinstim- mung im Flügelbau und in der Anheftung des Hinterleibes, und die Grenzen der jetzt wohl ohne Ausnahme nach beiden Geschlech- tern auch dem weiblichen (stets ungeflügelten) bekannten Mutilla riae. — Die Reihefolge der Gattungen der Mutillariae wurde vo ihm in nachstehender Art angenommen: Mauzilla, mit Einschluf: von Psammotherma; Apterogyna; Myrmosa; Thynnus, wohin al: Unterabtheilungen Scotaena Kl. und Anodontyra Westw., als Weib- chen Myrınecoda zu rechnen; Aelurus, eine neue Gattung; Diamm Westw. und als Männchen, wenngleich nicht mit völliger Gewils| 39 heit, Psamatha Shuckard; Methoca, wozu als Männchen Zengyra. — Die Gattung 7hynnus, deren Aufstellung der eigentliche Gegenstand des Vortrages war, erschien, ungeachtet nach der Entfernung der nicht dahin gehörigen Apiariae nur eine Fabricische Art übrig ge- blieben war, zahlreich genug besonders durch Vereinigung der früher als Scoraena getrennten Arten, eine Trennung, die bei der vollkommnen Übereinstimmung der weiblichen Individuen, nicht ferner gerechtfertigt erschien. Dagegen konnten, sowohl nach äufßserlich sichtbaren Kennzeichen als auf den Grund nicht uner- heblicher Abweichungen in der Bildung der Mundtheile, Unterab- theilungen angenommen werden, welche die Unterbringung der Arten erleichterten und die Aufstellung um so natürlicher erschei- nen liefsen. So entstanden vier Abtheilungen, deren erste drei neuholländische Arten, darunter den Fabricischen Zrynnus und die von Jurine zuerst beschriebene, hier nach beiden Geschlech- tern vorhandene Art, umfalste, die zweite Abtheilung aus zwei, und die dritte aus drei, ebenfalls neuholländischen Arten, bestand, die vierte endlich die sämmtlichen amerikanischen Arten, nämlich 27 brasilische, und 3 aus Chili, überhaupt 30 Arten enthielt, so dals die Gattung Thynnus aus nicht weniger als 38 Arten zusammenge- setzt war. Angehängt wurde die nahe verwandte Gattung 4elurus, welche aufser der Beschaffenheit des Mundes, namentlich sehr lan- gen Palpen, besonders durch die bei den Weibchen einfachen Klauen sich auszeichnet. Von dieser Gattung waren zwei Arten, jedoch nur eine nach beiden Geschlechtern, hier vorhanden. Hierauf legte Hr. Dr. Lepsius auf Veranlassung des Herrn A. v. Humboldt der Akademie eine Zeichnung von einem Basre- lief vor, welches in der Nähe von Smyrna auf einem Felsen einge- graben ist und den Ramses- Sesostris darstellt, wie er von Herodot (II, 106.) gesehen und beschrieben worden ist. Die erste Kunde von diesem Denkmale erhielt der Berichter- statter von zwei englischen Freunden, den Herren Thomas Burgon und Revd. Renouard, die sich lange in Smyrna aufgehalten, und es vor vielen Jahren dort gesehen hatten. Ihre Beschreibung war genau, wie sie jetzt durch die Zeichnung bestätigt wird. Diese Nachricht theilte Hr. Dr. Lepsius im Januar 1838 zu Paris Hrn. N 40 v. Humboldt mit, welcher sich darauf an Hrn. Andr£as de Herriat in Smyrna wandte, um eine Zeichnung dieses Basreliefs, dessen Lokalität von den genannten englischen Herren auf das ge- nauste beschrieben worden war, zu erhalten. Vor einigen Tagen war die Antwort und die Zeichnung von Hrn. Herriat bei Hrn. v. Humboldt eingegangen, welcher die Güte hatte, sie sogleich dem Berichterstatter mitzutheilen. Sie war von folgenden zum Theil allgemein und rühmlichst bekannten Männern eigenhändig unterschrieben, welche ohne Zweifel dadurch die Richtigkeit der Zeichnung verbürgen wollten: C'* Roger delaBourdonnaye, C' Philibert de Cagniche, Ch. Texier, C. Herbert, C“ Jaubert, Aug. deMieulle. Herodot erwähnt Denkmale, welche Sesostris bei seinen Zü- gen durch Asien in den eroberten Ländern habe eingraben lassen, zuerst in dem Syrischen Palästina, also in der Nähe der am Aus- flusse des Lycus früher entdeckten ägyptischen Basreliefs, welche noch jetzt den Namen des Ramses-Sesostris tragen. Die «idoi« yuvaızos, die er in den Ländern feiger Völker habe zufügen lassen, beruhen wahrscheinlich auf einem Irrthum. Andere Monumente, die er näher beschreibt, erwähnt Herodot in Ionien, eines auf der Stralse von Ephesus nach Phocaea, das andere auf der von Sardes nach Smyrna. An dieser letztern jetzt verlassenen Stralse, einige Meilen östlich von Smyrna, südlich vom Berge Sipylus, in der Nähe des Örtchens Nympbio, ist das in Rede stehende Denkmal zu sehen. Ein Mann sei darauf vorgestellt, der in der rechten Hand einen Speer, in der linken einen Bogen führe. Hier sind die Hände umgekehrt; doch dürfte dies vielleicht auf einer vervielfältigten und irrthümlich umgedrehten Durchzeichnung beruhen. Einer Bestätigung wäre entgegenzusehen. Eine Inschrift sei von einer Schulter zur andern gegangen, die er in griechischen Worten wie- dergiebt: &yw ryvde ryv mono wma roisı Zudisı Errmramv. Weder der Inhalt noch der Ort dieser Inschrift würde ägyptischer Weise gemäls sein; auch findet sich in der Zeichnung keine Spur. Die Verzierungen eines Halsbandes konnten vielleicht Veranlassung werden, eine Inschrift zu vermuthen. Das Basrelief ist sehr hoch an dem 270 Fuls hohen Felsen eingegraben. Als Mafls wird von Herodot angegeben uzyaSos weunrns smıSeuns, dei, 4 Elle. 41 Dieselbe Höhe wird von Diodor (I, 55.) ausgedrückt durch: +ir- Fagrı marAMFTaEIS Weilove rov FerTagWv mny,av, wobei er nur 2 Fin- ger zuviel angiebt, wenn er die lange Elle von 7 Palmen oder 28 Fingern zu Grunde legte, oder 1 Palme zuviel für die kurze Elle von 6 Palmen oder 24 Fingern (Böckh Metrologie S.222ff.). Auf dieselbe Stelle des Herodot geht endlich ohne Zweifel Eusebius bei Syncellus (p.60. ed. Paris. p. 112. ed. Bonn.) zurück, wenn er als Grölse des Sesostris (des lebenden aus Milsverstand statt des ab- gebildeten) angiebt: rry&v $, mraruısrav y', darrurwv 2’, wobei er die grolse Elie meint, die sm:$«44 oder halbe Elle zu 34 Pal- men oder 14 Fingern. Dies stimmt sehr wohl mit dem auf der Zeichnung angesetzten Mafse der Höhe des Basreliefs, welche auf 2 Meter 60°. angegeben ist. (*) Die Breite ist unten auf 2 Meter, oben auf 1 Meter 60°. bestimmt. Die Zeichnung läfst die ägyptische Kleidung deutlich erken- nen; die Kopfbedeckung ist das doppelte oder obere Pschent; der gefältelte Schurz mit dem Knoten nach vorn, der gewöhnliche; die Sandalen mit langen übergekrümmten Spitzen. Aus den Stri- chen vor dem Kopfe, welche Reste einer Inschrift zu sein schei- nen, ist in der Zeichnung nichts herzustellen; der Vogel, der deut- lich scheint, könnte der Sperber vor dem Standarten - Namen des Königs sein; doch würde man ihn dann auch, wie die ganze Zeich- nung, umgekehrt erwarten. Auch dürften in irgend einer Inschrift die beiden Schildnamen des Königs nicht fehlen. Es steht zu hoffen, dafs durch Hrn. Texier oder einen an- dern Reisenden, welcher das Monument selbst gesehen, einige der zurückgebliebenen und angedeuteten Schwierigkeiten bald besei- tigt werden möchten. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’Academie des Sciences. 1839. 2 Semestre. No.25-27. 16-30 Dec. Paris. 4. (*) Herodot meint, wenn er die Gröfse des Bildes des Sesostris bei Smyrna auf 44/5, Ellen angiebt, ohne Zweifel grofse ägyptische Ellen, wie die Vergleichung mit den Mafsen zeigt, die oben angegeben sind. Rechnet man diese Elle nach dem Nilmesser zu Elephantiae zu 527 - Millimeter, so betragen 41f, großse ägyptische Ellen 2m 3715. Wenn die Höhe des Basreliefs etwas gröfser angegeben ist, so mufs man bedenken, dafs über und unter der Figur etwas Raum übrig bleibt, welcher unter dem angegebenen Mafse von Zm 60 mitbegriffen sein wird. 42 Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’ Academie des Sciences. Tables. 1. Semestre. 1839. - Tome 8. Paris. 4. at en 1840. 1. Semestre. No.1.2. 6 et 13. Janv. ib. 4. L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. etnat. 8e Annee. No. 314-317. 2-23. Janv. 1840. Paris. 4. A. Jal, Archeologie navale. Tome 1.2. Paris 1840. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verfassers d. d. Paris den 27. Dec. v.J. f Unumstöfslichker Beweis dafs im Jahre 3446 vor Christus am 7. Sept. die Sündfluth geendet habe und die Alphabete aller Völker erfunden worden seien. Ein Beitrag zur Kirchen- geschichte des alt. Testam. u. zur 4. Säcularfeier des Ty- pendruckes. Leipzig 1840. 8. Memoires de UInstitut Royal de France. Academie des inscri- ptions et belles-lettres. Tome12, part.1. Paris 1839. Tome 13. (Partie 1.2,cp.) Paris 1838. 4. Annales des Mines. 3. Serie. Tome 16 (5. Livraison de 1839). Pa- ris 1839. 8. Rapport au Conseil superieur de Sanie sur un rapport de son Secrelaire relalif aux modifications a apporter dans les Re- glements sanitaires. Par un Economiste (Francois). Paris 1840. 8. Kops en Miquel, Flora Batava. Aflevering 118. Amst. 4. 13. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Kunth theilt einige Bemerkungen über die Aroi- deen mit, wozu ibm die Bearbeitung dieser Familie für den 3! Band seiner Enumeratio plantarum Veranlassung gab. Die vor- trefflichen Arbeiten der Hrn. Schott, Blume und Endlicher über diesen Gegenstand lielsen ihm nur wenig Neues hinzuzufü- gen übrig, seine Bemühungen gingen hauptsächlich dahin, die vie- len im dritten Bande der Flora Indica und in verschiedenen an- dern botanischen Werken publicirten Arten passend unterzubrin- gen. Folgendes sind die Resultate seiner Abhandlung. Arum curvatum Roxb. ist ein ächtes Arisaemna, während von Arum cuspidatum und A. gracile Roxb. dies nur muthmalslich an- genommen werden kann. Arum sessiliflorum Roxb. und Arum ve- nosum Ait. (Arisaema venosum Blum e) gehören zu Sauroma- tium. — Die Gattung Dracunculus wird mit einer dritten sehr 43 ausgezeichneten Art, D. canariensis, bereichert. — Caladium pe- tiolatum Hook. dürfte vielleicht in der Folge eine besondere, mit Pythonium verwandte Gattung bilden, unterdessen wird sie Py- thonium Hookeri genannt. — Arum lyratum, sylaticum und mar- garitiferum Roxb., so wie Arum trifidum Desf. werden als zwei- felhaft zu Amorphophallus gerechnet. — Von Remusatia vivipara, deren Blüthenbau richtiger beschrieben wird, ist Caladium sarmen- tosum Hort. Berol. generisch kaum zu unterscheiden. Hr. Dr. Klotzsch betrachtet sie dennoch als den Typus einer neuen Gat- tung, welche er Gonatanthus nennt. — Zu Colocasia, deren Staub- gefälse Hr. Ad. Brongniart sehr richtig beschreibt, werden fol- gende Arten als zweifelhaft gezogen: Arum indicum, montanum, rapiforme und fornicatum Roxb., Caladium pumilum Don., Arum mucronatum Lam., Caladium heterophyllum Presl., Arum obtusi- lobum Link., Arum rugosum Desf., Arum cordifolium Bory.und drum vermitoxicum Flor. Flum. — Die Beschreibung und Abbil- dung von Caladium zamiaefolium Loddig. sind leider zu unvoll- ständig, um daraus ‚die Stellung dieser merkwürdigen Pllanze im System mit Gewilsheit ermitteln zu können. Sie hat eine Art ge- fiederter Blätter, wie sie in keiner andern Pflanze dieser Familie vorkommen, und dürfte ohne Zweifel in der Folge eine neue Gat- tung bilden. — Caladium belophyllum W illd. ist wahrscheinlich ein Xanthosoma und Caladium variegatum Desf. ein Acontias. — Pothos aurita Willd. herb., Schult. Mant. wird als zweifel- haftes Synonym von Syngonium auritum angegeben. — Zur Gat- tung Philodendrum gehören, aufser den bereits von Hrn. Schott aufgeführten, Arum pinnatifidum Jacq., Arum oblongum Flor. Flum., folgende neue Arten: P. corcovadense (Arum arbores- cens Flor. Flum.), P. inciso-crenatum (Caladium lacerum Hort. Berol.), P. Sellowianum und P. guttiferum; dagegen sind blofs als zweifelhafte anzusehen: Arum arborescens Linn., Cala- dium arboreum Humb. et Kth., Caladium aculeatum Mey., Cala- dium pedatum Hook. (Dracontium laciniatum Flor. Flum.), Ca- ladium luridum Lodd., Pothos panduriformis Humb. et Kth. und Pothos neroosa Willd. herb., Schult. Mant. Synonyme von Philodendrum crassineroium Lindl. sind Caladium Bauersia Rei- chenb., Bauersia maculata Hort. Angl., Pothos platyneoron Desf., Caladium platyneroium Hort. Berol. und Arum lanceola- 44 zum Flor. Flum. Zu Philodendrum cannaefolum Mart., von dem Arum cannaefolium Linn. fil. als Prilodendrum Linnaei un- terschieden wird, gehören P. crassipes oder macropus des Peters- burger Bot. Gartens. — Calla ist eine von denjenigen Gattungen, wie sie früher leider fast jede Familie aufzuweisen hatte, in welche alle die Pflanzen gesetzt wurden, die man nicht anderweitig un- terzubringen wulste. Bei einer nähern Untersuchung hat sich ergeben, dals unter jenem Namen Gewächse von sehr verschie- denem Bau unpassend vereinigt waren. Gegenwärtig beschränkt sich die Gattung Cala auf die einzige europäische Art, nämlich Calla palustris Linn. Calla aethiopica bildet die Gattung Richar- dia Kth., Calla picta und C. oblongifolia Roxb. und vielleicht auch C. nitida W.Jack. gehören zu Aglaonema, während Calla occulta Lour., C. aromatica, C. rubescens und C. calyptrata Roxb., die letztere jedoch mit Zweifel, zu Homalonema gezogen werden müssen. Über die Verwandtschaft von Calla humilis W. Jack., C. angustifolia W.Jack., C. sylestris und C. montana Blume. lassen sich bis jetzt blofs Vermuthungen aussprechen. Die beiden erstern nähern sich einigermalsen der Gattung Homalonema, die beiden letztern scheinen mit Scindapsus verwandt. — Caladium princeps Hort. Berol. ist einerlei mit Aglaonema simplex Blu- me. — Zwei unter sich nahe verwandte brasilianische Aroideen, von abweichendem Habitus, dienen zur Begründung einer neuen Gattung, Heteropsis genannt, welche in der natürlichen Anord- nung zwischen Calla und Monstera zu stehen kommt, sich aber von letzterer, mit der sie allein verwechselt werden könnte, durch die Vertheilung der Geschlechtsorgane hinlänglich unterscheidet. — Von Pothos Linn. werden mit Hrn. Schott die drei Gattungen Lasia, Scindapsus und Anthurium getrennt. Die letztere ist hier der Gegenstand einer monographischen Bearbeitung geworden, wozu der Königl. bot. Garten fast die Hälfte der funfzig bekann- ten Arten lebend aufzuweisen hat. Zuerst lassen sich die Arten’ mit einfachen von den mit gefingerten Blättern unterscheiden. Jene zerfallen wieder in zwei natürliche Gruppen, wovon die eine folia penni-, die andere folia digitinervia zeigt. Die gefingert-ner- vigen Blätter sind fast jederzeit herzförmig, die gefiedert - nervi- gen sind es dagegen nur in seltnen Fällen (z.B. in Anthurium lucidum, myosuroides und Zuschnathianum). Bei den Arten mit a en u 45 folüis penninereiis können endlich die Seitengefäfsbündel aufserdem, entweder erst am Rande zusammenlflielsen, oder ihre Vereinigung kann schon gleichzeitig, ehe sie den Rand erreichen, statt finden, und sich auf diese Weise hier zu jeder Seite des Mittelnervens ein der ganzen Länge nach verlaufender schwacher Seitennerve bilden (folia odtecto-trinervia Willd.). Die Form des Blattstiels liefert in dieser Abtheilung sehr gute Merkmale zur Unterschei- dung der Arten. Anthurium variabile, Ottonianum, Beyrichianum, rubricaule, intermedium, Olfersianum, glaucescens, lucidum, tri- nereium sind neue Arten, welche der hiesige Garten geliefert hat, A. Poiteanum, Luschnathianum und Gaudichaudianum dagegen wurden nach trocknen Exemplaren aufgestellt. Pothos crassiner- nervia Hook. Bot. Mag. unterscheidet sich von der gleichnami- gen Jacquinschen Pflanze durch Form der Blatt- und Blüthen- stiele, so wie durch die mehr krautartige Beschaffenheit der Blät- ter, und bildet unter dem Namen A. Hookeri eine sehr distinkte Art. Ferner wird Pothos cordata unserer Gärten Anthurium cor- difolium genannt, um einer weitern Verwechselung mit der gleich- namigen Linn&ischen Pflanze, welche wahrscheinlich kein Anthurium ist, vorzubeugen. Anthurium amplum, gleichfalls eine neue Spe- zies des hiesigen botanischen Gartens, ist zwar mit A. cordifolium nahe verwandt, aber dennoch von dieser, so wie von allen be- kannten Arten durch die mit durchscheinenden Punkten dicht be- setzten Blätter leicht zu unterscheiden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1840. 1. Semestre. No.3.4. 20e127. Janv. Paris. 4. L’Institut. 4. Section. Sciences math., phys. et nat. 3. Annee. No.318. 30. Janv. 1840. Paris. 4. Bulletin de la SocieteE de Geographie. 2.Serie. Tome 11. Paris. 1839. 8. Coulier, Description generale des Phares, Fanaux et Remarques existant sur les Plages maritimes du Globe. 4.Ed. Paris 1839. 12. In derselben Sitzung wurden die Hrn. Prinsep in Calcutta, Pickering in Boston, Schaffarik in Prag, Millingen in Florenz zu eorrespondirenden Mitgliedern der Akademie für die philoso- phisch -historische Klasse gewählt. 46 Durch ein heute vorgelegtes Rescript des hohen Königl. Mini- steriums der geistl. Unterr. u, Med. Angel. vom 7. Februar d. J. wurde die Akademie benachrichtigt, dals des Königs Majestät die erfolgte Wahl des Prof. Dr. Magnus zum ordentlichen Mitgliede der Akademie zu bestätigen geruht haben. 17.Februar. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Steiner las über ein einfaches Prinzip zum Quadriren verschiedener Curven. Durch elementare Betrachtung gelangt man leicht zur Quadra- tur vieler Curven, ohne die Gleichung der letzteren zu kennen, sondern wenn nur gewisse geometrische Bedingungen gegeben sind, durch welche dieselben bestimmt oder erzeugt werden. Das Prinzip dieser Quadratur beruht auf folgenden Sätzen: 1. „Bewegen sich, in der Ebene, ein veränderlicher Strahl a um seinen festen Endpunkt und eine veränderliche Tangente b längs einer festen, stetig convexen, Curve mit gleicher MFinkelge- schwindigkeit und unter der Bedingung, da/s in jedem Augenblicke " a=b: so sind die von a und 5b beschriebenen Flächenräume je- desmal von gleicher Gröfse.” 2. „Bewegen sich drei veränderliche Strahlen a,b,c in einer Ebene um ihre festen Endpunkte mit gleicher VFinkelgeschwindig- keit und unter der Bedingung, da/s stets ce =a?—+b°: so is der Inhalt der von dem Strahle c beschriebenen Figur (Sektor) gleich der Summe der von a und b beschriebenen Flächenräume.” Aus diesen zwei Sätzen folgt leicht ein zusammengeseizterer Satz, nämlich: „Bewegen sich beliebig viele veränderliche Strahlen ie ns) Agsıeie ame um ihre festen Endpunkte und beliebig viele veränderliche Tangenten b,, ba, b;,..... längs festen stetig con- vexen Curven, alle mit gleicher Winkelgeschwindigkeit, und findet in jedem Augenblicke zwischen den Quadraten der Strahlen und Tangenten irgend eine constante Relation statt, wobei jedoch die Quadrate nur durch Addition und Subtraction mit einander ver- bunden sein dürfen: so findet die nämliche Relation auch für die von den Strahlen und Tangenten beschriebenen Flächenräume statt.” — Sind die einzelnen Quadrate der Strahlen und Tangenten mit 47 gegebenen Coefficienten multiplieirt, so muls man auch die respe- ctiven Flächenräume mit den letzteren multipliciren. Es zeigt sich, dafs unendlich viele Curven durch geometrische Bedingungen bestimmt und durch die angeführten Sätze unmittel- bar quadrirt werden können, ohne dafs man nöthig hat vorerst ihre Gleichung aufzusuchen. Insbesondere gehören dahin, als einfach- ste Beispiele, die verschiedenen Fulspunkten - Curven in Bezug auf die Kegelschnitte, welche bei der Ellipse und Hyperbel vom vier- ten, bei der Parabel aber nur vom dritten Grade sind. Ferner die sogenannten Tractorien oder Zuglinien; u.s.w. Auch viele, in des Verfassers Abhandlung vom 5. April 1838 enthaltene, Sätze lassen sich aus dem gegenwärtigen Prinzipe herleiten. - 20. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ranke las über die Geschichte der Wieder- täufer in Münster. Hr. R. suchte besonders den innern Zusammenhang der einzel- nen Erscheinungen des Münsterschen Anabaptismus darzulegen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Leitfaden zur Nordischen Alterihumskunde, herausgeg. von der Königl. Gesellschaft für Nordische Alterthumskunde. Ko- penhagen 1837. 8. Die Königl. Gesellschaft für Nordische Alterthumskunde. Jah- resversammlungen 1838 u. 1839. ib. 1839. 8. nebst einem Begleitungsschreiben des Serketars dieser Gesellschaft, Herrn Rafn, d.d. Kopenhagen d. 13. Febr. d.J. L’Institut. 1. Seclion. Sciences math., phys. et nat. 8. Annee. N0.319.320. 6et 13. Feyr. 1840. Paris. 4. 2.Section. Sciences hist., philos. et archeol. No. 48. Decembre 1839. ib. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.392. Altona 1840. Febr. 13. 4. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1839. Sept. Paris. 8. Die Akademie beschlols, der Königl. Gesellschaft für Nordi- sche Alterthumskunde zu Kopenhangen ihre Monatsberichte zu übersenden. 48 27. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ritter las den Schlufs seiner Abhandlung über die Verbreitung des Zuckerrohrs. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Brousseaud, Mesure d’un arc du parallele moyen entre le Pole et l’Equateur. Limoges 1839. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Paris d. 30. Nov. v.J. Annali dell’ Instituto di corrispondenza archeologica. Vol. 10, Fasc. 1. Roma 1838. 8. Bullettino dell Instituto di Corrisp. archeol. per anno 1838, No. 1-7. Gennaro-Luglio. 8. Monumenti inediti pubblicati dall’ Instituto di corrispondenza archeologica per l’anno 1838. Fasc.1. Fol. Catalogue general de la Litterature francaise, cont. les ouvra- ges publies en France pendant l’annede 1837 publie par la librairie Brockhaus et Avenarius. Premiere Annee. Paris 1838. 8. von Hın. Gerhard überreicht. Proceedings of the Royal Society 1839. No.40. (London) 8. Addrefs of the Marquis of Northampton, the President, read at the anniversary meeting of the Royal Society on Satur- day, Nov.30. 1839. London 1839. 8. Halliwell, a few notes on the history of the discovery of the composition of Water. London 1840. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.393. Altona 1840. Febr. 20. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1840. 1. Semestre. No.5. 3. Fevr. Paris. 4. de Chambray, Oeuvres. Tome5. Melanges. Paris 1840. 8. 2Expl. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Paris d. 3. Febr. d.J. Memoires de UInstitut Royal de France. Academie des Insecri- ptions et Belles-lettres. Tome 11.12, part.2. Paris 1839. 36. 4. Notices et extraits des Manuscrits de la Bibliotheque du Roi pu- blies par U’Inst. Royal de France. Tome 13. Paris 1838. 4. Karte von Belgien, mittelst Schreibens v. 13. Febr. d.J. einge- sandt von Hrn. Vandermälen, Eigenthümer des Etablisse- ment geographique zu Brüssel. 7 5= 772.57 22250 Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat März 1840. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 2.März. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Neander las „Über das Verhältnils der Aristo- telischen Sittenlehre zur Christlichen.” 5.März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lejeune Dirichlet las über eine Eigenschaft der quadratischen Formen. Die vorgelesene Abhandlung ist als die Fortsetzung einer frü- heren zu betrachten, welche in dem Jahrgange von 1837 gedruckt ist und worin der erste strenge Beweis des Satzes gegeben worden ist, dals jede arithmetische Reihe, deren erstes Glied und deren Dif- ferenz ganze Zahlen ohne gemeinschaftlichen Faktor sind, unend- lich viele Primzahlen enthält. In der gegenwärtigen Abhandlung wird dieser Satz auf quadratische Formen d.h. auf Ausdrücke von der Gestalt ax” -+2dxy-4+cy” ausgedehnt, die jedoch der Be- schränkung unterworfen werden müssen, dafs die darin enthalte- nen bestimmten Zahlen a, 5, c keinen gemeinschaftlichen Faktor haben, dals « und c nicht zugleich gerade sind und dals endlich die Determinante 5° — ac kein positives Quadrat ist. Die Princi- pien, worauf der Beweis dieser Eigenschaft beruht, obgleich im Wesentlichen mit denjenigen übereinstimmend, wovon in der an- geführten Abhandlung Gebrauch gemacht worden ist, bedürfen [1840 .] 3 50 zum Behufe dieser neuen Anwendung einiger Modificationen, welche wir, so weit es der Raum dieser Anzeigen gestattet, an einem speciellen Falle anzudeuten versuchen wollen. Es ist dies der Fall, wo die Determinante eine negative Primzahl —p ist, welche abgesehen vom Zeichen die Form /n+ 3 hat, und wo diese Determinante zugleich zu den sogenannten regelmälsigen gehört (determinans regularis, Disq. arith. art. 306. Min). Es sei A=2A-+-1, die Anzahl der verschiedenen Formen welche für die Determinante —p statt finden, und welche unter der gemachten Voraussetzung sich alle aus einer derselben ®&, durch successives Zusammensetzen bilden lassen. Diese Formen, welche wir durch & bezeichnen und durch Indices von einander unterscheiden wollen, lassen sich dann immer in folgende Ordnung bringen ®_% P_a-1 ... D_p Do, Dis ++ D-1r ® (1) wo jede derselben aus der vorhergehenden und der Form &, zu- sammengesetzt ist, &, die Hauptform x” -py” bedeutet, und ent- gegengesetzten Formen, wie ax + 2bay-+-cy", ax’ — 2bxy 4+-cy°, entgegengesetzte Indices entsprechen. Theilt man die Gesammtheit der positiven ungeraden Prim- zahlen (p ausgenommen) in zwei Klassen, wovon die erste alle dieje- nigen enthält, in Bezug auf welche —p quadratischer Rest ist, die zweite alle übrigen umfafst, und bezeichnet die in den beiden Klas- sen enthaltenen Zahlen allgemein respective mit f und g, so lassen sich bekanntlich die Primzahlen der ersten Klasse ausschlielslich durch die Formen (1) darstellen und zwar ist jede Primzahl f fähig durch zwei entgegengesetzte Formen, wie ®, und ®_,, und nur durch diese ausgedrückt zu werden, wobei es sich von selbst versteht, dals für == o diese beiden Formen sich auf die Haupt- form reduciren. Der doppelte Index 4 Y, oder kürzer der nume- rische Werth desselben soll nun der Index von f heilsen. Es sei ferner Tr = w, wo 7 die gewöhnliche Bedeutung hat, tirgend eine der Zahlen ET) und endlich s eine positive die Einheit übertreffende Grölse, so 51 findet folgende Gleichung statt, deren Wahrheit leicht aus den be- kannten Sätzen über die Zusammensetzung der Formen folgt: 1 1 c05 fyw 1 en g 5 Fa 1 1 2lI = 3— +20 WI ——+....: er + 2cos wi Pi In dieser Gleichung bezieht sich das erste Multiplicationszei- chen auf alle Primzahlen g, das zweite auf alle f, und Y ist der je- desmalige index von f. Was das Zeichen 2 betrifft, so bedeutet dasselbe, dals man in der quadratischen Form, vor welcher es steht, den unbestimmten Zahlen « und y alle Systeme positiver oder negativer Werthe von solcher Beschaffenheit beilegen muls, dafs der entsprechende Werth der Form ungerade und nicht durch p theilbar wird. Setzt man zur Abkürzung 2 = G, und bezeichnet die IE zweite Seite mit Z,, nimmt dann die Logarithmen von beiden Sei- ten und entwickelt jeden der Logarithmen, welche f enthalten, nach der bekannten Formel 2 P4 zZ — Zlog(1 — 220054 +:°) = Ze0s@ 4 cos 2a etc. so erhält man cos tyw cos 2yw f F* Diese allgemeine Gleichung enthält wie die frühere, A+1 besondere Gleichungen, welche den verschiedenen Werthen (2) von 2 entsprechen. Bezeichnet 4 eine der Zahlen 1, 2, ....A und addirt man diese besonderen Gleichungen, nachdem man sie der Reihe nach mit 1, 2cos pw, 2c0s2UWy ..., 2 cosAuw multiplicirt hat, so kommt 1 | + Hr tete = Zlogl, +2 cosmwlogL, en 2 +2cosAuwlogZ,) (3) P2 +53 + e et. — ——log G-+-logZ,. | wo die erste Summation auf alle Primzahlen auszudehnen ist, die in 52 den Formen $+ , enthalten sind, die zweite auf diejenigen, deren Quadrate in diesen Formen enthalten sind, u. s. w. Für % = 0 erhält man durch dasselbe Verfahren Start — — log 6 + (log, + 2logZ, Sehe +2logZ,) (i) wo die Summation sich resp. über alle Primzahlen erstreckt, deren erste, zweite u.s. w. Potenzen durch &, dargestellt werden können. Die Gleichungen (3) und (4) gelten wie diejenigen, aus wel- chen sie abgeleitet sind, für jeden Werth von s, welcher > 1. Setzt man daher s—= 1-9, wo p positiv angenommen ist, so kann man die Veränderliche e unendlich klein werden lassen. Untersucht man nun die unter dem Logarithmenzeichen vorkommenden Aus- drücke in dieser Voraussetzung, so findet man durch sehr einfache Betrachtungen, die jedoch hier nicht ausgeführt werden können, dafs Z, unendlich wird, dafs hingegen Z,, wenn # nicht den Werth o hat, sich einer endlichen von der Null verschiedenen Grenze nä- hert und dals dieselbe Eigenschaft dem Producte G zukommt. Aus diesem Resultate folgt sogleich, dafs die zweite und also auch die erste Seite von jeder der Gleichungen (3) und (4) für ein unend- lich kleines 9 unendlich grofs wird, und dann ferner wie in der früheren Abhandlung, dafs die Summe 3 aus unendlich vie- 1 x EEZE) len Gliedern besteht, oder was dasselbe ist, dals jede der Formen (1) eine unendliche Anzahl von Primzahlen enthält. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’Academie des Sciences. 1840. 1. Semestre. No.6. 10. Feyr. Paris. 4. LD’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 8. Annee. No.321. 20. Feyr. 1840. Paris. 4. Ferner wurde ein Schreiben des Charge d’Affaires von Frank- reich hierselbst, Hrn. Humann, vom 4. März d. J. vorgelegt, worin derselbe der Akademie anzeigt, dafs der Hr. Minister des öffentlichen Unterrichts von Frankreich der Akademie ein Exem- 53 plar der Archives du Museum d’histoire naturelle zustellen zu lassen beschlossen habe. 12. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Böckh las „Über die bedentendsten Inschriften der Stadt Neu-Ilium und über die Geschichte dieser Stadt.” Da der Inhalt dieser Vorlesung in dem dritten Hefte des zwei- ten Bandes des Corpus Inscriptionum Graecarum bekanntgemacht werden wird, giebt der Verfasser keinen Auszug davon. Hierauf gab Hr. Encke folgende Mittheilung über den drit- ten der von Hrn. Galle entdeckten Cometen. Der dritte Comet, den der Gehülfe der Berliner Sternwarte, Herr Galle, innerhalb weniger Monate entdeckte, zeigt eine so grolse Merkwürdigkeit in seinem Laufe, dafs ich glaube, mich be- eilen zu müssen, der Akademie eine ausführlichere Anzeige davon zu machen. Die drei ersten Beobachtungen, welche sofort zur Bahnbestim- mung benutzt wurden, waren folgende: 1840 Mitl.Berl.Z. AR. £ Del. £ Mz. 6 ım as’ıs)a 3920 58’ 22/5 + 29° 18’ 47,6 7 15 21 52,8 324 30 6,3 29 8 9,0 10 16 36 40,2 329 28 27,9 238 25 8,6 Aus ihnen berechnete Herr Galle, natürlich mit Vernachlässi- gung der kleineren Correctionen der Aberration Nutation und Parallaxe folgende Bahn: Durchgang durch das Perihel 1840 Apr. 2, 353. B. Zt. Logarithmus des kleinst. Abstd. 9,87462 Länge des Perihels 32303958” Neigung 79 5258 Aufst. Knoten 185 5358 Bewegung Rechtläufig Gleichzeitig fand ich aus denselben Beobachtungen folgende Bahn, welche völlig damit übereinstimmt 54 Durchgang durch das Perihel 1840 Apr. 2,2930 B. Zt. Logarithmus des kleinst. Abst. 9,57510 Länge des Perihels 323°29'56” Neigung 79 5258 Aufst. Knoten 185 53 0 Bewegung Rechtläufig Die Richtigkeit derselben bestätigte eine heute Morgen noch erhaltene Beobachtung Mz. 11 16° 5155” 331° 4 2950 + 23° 8’ 39/5 Es werden nämlich die Unterschiede der Rechnung und Be- obachtung: Mz. 6 AAR.= 0’ AbDel.= 0 7 PARNEN:; a, g” 10 == 0) se {0} Pr ER a" BEN z so dafs kein Zweifel über die vorläufige Richtigkeit der Elemente übrig bleibt. Bei der Vergleichung der Bahn mit den Cometenverzeichnis- sen fand Herr Galle, dafs ein älterer Comet vom Jahre 1097, den Burckhardt (Mm. des Savans etrangers T.1. und daraus Monatl. Corr. Bd. XVI. 501.) aus freilich roheren Chinesischen Beobach- tungen berechnet hatte, in allen Elementen die gröfste Ähnlichkeit zeigte. Burckhardt giebt nämlich an Durchgang 1097. Sept. 21,9 Abstand 0,7385 .Diff. von H. Galle’s Bahn -+ 0,0107 Perihel 332° 30’ » » 8,05 Neigung 73 30 » » 6,4 Knoten 207 30 » » 21,°6 Diese Unterschiede sind für die rohen Bestimmungen der Chi- nesen, von denen nur drei Angaben vorhanden sind, die den Ort nicht einmal in ganzen Graden angeben, sondern nur die Nähe grö- fserer Sterne andeuten, so gering, dals kaum zu zweifeln ist, es werde bei näherer Untersuchung gelingen, auch mit Elementen, die den jetzigen weit näher kommen, für diese frühe Zeit ebenfalls 55 auszureichen. Der Comet war von Anfang bis Mitte Oktober in China gesehen, in Europa wahrscheinlich am 30. September ent- deckt und 15 Tage lang gesehen. Alle diese Umstände passen auf Herrn Galle’s Bahn, nach welcher der Comet im Herbste, wenn er in der Nähe seines niedersteigenden Knotens sich befindet, der Erde und Sonne so nahe kommen muls, dafs er um so eher sehr glänzend erscheinen wird und mit blolsen Augen sichtbar, als er auch jetzt in ungünstiger Stellung einen beträchtlichen Schweif von 5° hat. Bei weiterem Nachsuchen fand Herr Galle aufserdem, dals im Jahre 1468 ein Comet (bei Pingre mit Comet II bezeichnet) wiederum im Herbste unter Umständen sichtbar geworden ist, welche sich ebenfalls sehr gut auf den neuen Gometen beziehen lassen. Die Himmelsgegenden, in welchen er bemerkt wurde, wer- den sich durch eine passende Zeit für den Durchgang durch das Perihel mit dem neuen Cometen gut vereinigen lassen. Auch ist es merkwürdig, dals bei dem Cometen von 1097 bemerkt wird, er habe zwei einen Winkel mit einander bildende Schweife gehabt, während auch bei dem neuen Cometen heute Morgen zwei Ne- benschweife sich zeigten, die zu beiden Seiten des Hauptschweifs einen Winkel von etwa 10° mit demselben bildeten, Die näheren Umstände beider Erscheinungen werden in der nächsten Zeit näher untersucht werden. Von 1097 - 1468 sind 371 Jahre und von 1468-1840 372 Jahre, es scheint deshalb eine Periodicität sich zu bestätigen. Vielleicht dals auch mehrere Perioden in diesem Zeitraume enthalten sind, da der Comet den blofsen Augen am leichtesten und sichersten nur im Herbste sichtbar wird, wenn er dann durch das Perihel gegangen. Um so mehr ist es zu bedauern, dafs kaum eine Hoffnung vorhan- den ist, bei dieser Erscheinung auf eine Ellipticität, sofern sie aus den Beobachtungen abgeleitet werden könnte, zu rechnen. Der - Comet wird wahrscheinlich schon am zweiten April in der Son- nennähe nicht mehr beobachtet werden können. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Bellenger, Leitres a P’Academie des Sciences sur la cause veritable etc. et le traitement curatif de la Rage humaine 56 confiırmee. Janvier 1840. Senlis 8. Mit einem gedruckten Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Senlis Febr. d. J. L’Institut. 4. Section. Sciences math., phys. et nat. 8. Annee. No. 322. 27. Fevr. 1840. Paris 4. Crelle, Journal für die reine u. angew. Mathematik Bd. 20, Heft 3. Berlin 1540. 4. 3 Exempl. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.394. Altona 1840. März 5. 4. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. 13, Heft 5. Halle 1839. 8. Hr. Dirichlet zeigte der Akademie an, dafs Hr. Liouville durch ihn seinen Dank für die Ernennung zum correspondirenden Mitgliede zu erkennen gebe. 16. März. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. v.Buch las überSphaeroniten und einige andere Geschlechter, aus welchen Crinoideen entstehen. Wenige Gestalten mögen in dem Umfange eines von der Na- tur allgemein entworfenen Planes verschiedener und mannigfaltiger entwickelt sein, als die herrlichen Lilien des Meeres, die En- eriniten oder Crinoideen. Vom einfachen Anfange verbreiten sie sich nach allen Seiten hin, bis zu wunderbar zusammengesetzten, gliederreichen Formen, und ziehen sich dann plötzlich wieder im Fortlaufe der Schöpfungen zu einer, verbältnilsmälsig geringen Zahl zurück, so sehr, dals von vielen Gattungen und Arten der Vorzeit, unserer gegenwärtigen Zeitperiode, einsiedlerisch, nur al- lein der einzige Penzacrinus bleibt. Es haben sich dagegen andere Formen entwickelt und sich in allen Meeren verbreitet. Die Krone der Lilie hat sich wieder geschlossen, und völlig umhüllte Asterien und Echinus, einer grölseren Beweglichkeit und Ausbildung fähig, sind an die Stelle der Crinoideen getreten. Von diesen Geschöpfen der Vorzeit hat keine Formation eine grölsere Menge verschiedenartiger Formen geliefert, als die Tran- sitionsformation, von denältesten Schichten bis zum Kohlengebirge. Ihr ausgezeichneter Character in dieser Periode liegt darinnen, dafs die Theile, welche den Körper umschliefsen, über die Hülfs- 57 glieder, welche die Nahrung herbeiführen sollen, über die weit ver- breiteten, fingerreichen Arme noch sehr die Oberhand gewinnen. Dieser Körper wird immer kleiner, und besteht aus wenigeren Stük- ken in der Juraformation; Arme und Finger dagegen sind länger, zusammengesetzter und in grölserer Zahl. Mit der Comazula oder den Euryalien trennt sich der Körper gänzlich vom Stiel und bei dem Echinus und den verwandten Geschlechtern bedarf er der Krone nicht mehr. Ehe aber die Meer-Lilie sich geöffnet und ihre Arme ver- breitet hat, bewegte sie sich auf kurzem Stiel im geschlossenen Zustande in unzählbarer Menge, und nur durch häufige und ‚gar verschiedenartige Versuche ist dieses Aufbrechen und Öffnen gelungen. Diese geschlossenen Crinoideen sind bisher gar wenig und nur unvollkommen bekannt; sie verdienen es jedoch in jeder Hinsicht. Denn noch hat man keine Encrinusart in tieferen Schich- ten gefunden, und von ihnen aus bildet sich ein fortgesetzter Übergang bis zum Pentacrinus der jetzigen Meere. Diese Gestalten sind bisher fast ausschliefslich nur in nordi- schen Gegenden erschienen, in Schweden, in Norwegen und in den Hügeln, welche Petersburg auf der Südseite umgeben; und unter ihnen zeigen sich am häufigsten die Sphaeroniten. Es sind grolse, runde Kugeln, Orangen gleich, mit zwei Polen an den Enden. Krystalläpfel nannte sie Linn& in seiner ölandi- schen Reise. Gyllenhahl in einer musterhaften Untersuchung und Beschreibung (1772) erkannte aber zuerst ihre organische Na- tur, und glaubte sie dem Echinus nahestellen zu können, daher Wahlenberg diese Körper Echinosphaeriten nannte, eine Be- nennung, die Hisinger mit der besseren der Sphaeroniten vertauscht. Diese Kugeln sind von vielen polyedrischen Täfelchen, meistens von Sechsecken gebildet, vielleicht von zweibundert auf einem Stück. Oben öffnet sich ein Mund, den eine Menge, über- aus kleiner, beweglicher Schilder bedecken. Unten befestigt ein Stiel, aus dünnen, fünfeckigen Gliedern, den Körper am Boden. Die Täfelchen sind alle durchbohrt; bei Sphaeronites Aurantium stehen diese kleine Poren in einer Reihe aus jedem Winkel des Polyeders gegen die Mitte herauf, doch nicht ganz bis zur Mitte selbst. Jeder dieser Poren ist durch eine tiefe Rinne mit dem auf 58 dem nebenanliegenden Täfelchen verbunden, dadurch entstehen Rauten, welche immer über zwei Täfelchen oder Asseln hinlau- fen; zuweilen so hervortretend, dals man diese Rauten selbst für Asselo gebalten, daher fälschlich eine Art, Sphaeronites Granatum aufgeführt hat, weil man in diesen Rauten Ähnlichkeit mit den Flä- chen eines Granatkrystalls fand. Allein Gyllienhahl hatte schon längst gezeigt, dals die wahren polyedrischen Asseln die Rauten in der kürzeren Diagonale und rechtwinklich auf ihrer Streifung durchschneiden; Pander beweist aber, was Gyllenhabl nicht beobachtet hatte, dals diese Streifen oder Rinnen, wie in den Am- bulacren der Cidarisarten zwei Poren, Fühleröffnungen, mit ein- ander verbinden, Daher ist auch wohl Zschadites Koenigü (Murchi- son silurian Syst. T. 26. f. 11.) immer noch Sphaeronites Aurantium, auf welchen man den Rhomben eine, ihnen nicht zukommende und das Ganze verstellende Begrenzung gegeben hat. Diese Pander- sche Entdeckung der Fühlergänge, daher der Tentakeln selbst, ist wichtig. Sie erscheinen auf vielen Encriniten wieder, so auf Aezo- crinites, auf Rhodocrinites, sogar auch auf Marsupites. Bronn Le- thaea. T. IV. Auf der Oberfläche von Sphaeronites Pomum sieht man die Rhomben nicht. Jedes Täfelchen trägt eine Menge klei- ner Systeme, getrennt unter sich. Zwei Poren sind immer mit einander verbunden, aber diese Systeme sind ohne Ordnung über die ganze Fläche zerstreut. Man hat diese Art aulserhalb Schwe- den noch niemals gesehen. In der oberen Hälfte der Sphaeroniten, doch noch um ein ganzes Kugelviertheil vom Munde entfernt, findet sich eine grolse fünfeckige Öffnung, welche von fünf dreieckigen Valven, die sich in einer flachen Pyramide erheben, geschlossen wird. Gyllen- hahl und seine Nachfolger nennen diese Öffnung den Mund. Allein die Analogie mit den verwandien Formen. verlangt den Mund oben, und eine von Aulsen her sich verschliefsende Öffnung scheint für einen, Nahrung einziehenden, Mund wenig ge- eignet. Wahrscheinlich ist es ein Ovarienausgang. Dem Munde oben ganz nahe, und stets rechts von der Valvenöffaung er- scheint noch eine dritte, ‚ganz kleine, offene und tief in das Innere eindringende; wahrscheinlich ein After. Eine ähnliche kleine Af- teröffnung zeigt sich auch zwischen drei Asseln auf Apiocrinites, En RE NR. a a 59 wo sie bisher noch nicht bemerkt worden war, ähnlich dem After der lebenden Comazula. Gyllenhahl sagt ausdrücklich, Sphaero- nites Pomum fände sich in Westgothland stets tiefer, als Sphaero- nites Aurantium und ia weit grölserer Menge. Daher ist es auffal- lend, dafs man noch bei Petersburg nichts davon gesehen hat. Hemicosmites pyriformis. Mit dieser schönen und über- aus zierlichen Gestalt treten wir den wahren Crinoideen um einen grolsen Schritt näher. Wenn auch noch armlos und geschlossen, so sind hier doch schon wenige Täfelchen oder Asseln in bestimm- ter Zahl und gesetzmäfsig vereinigt. Der Hemiscomit ist umgekehrt birnförmig gestaltet und besteht aus drei Theilen, aus Pelvis, Thorax und Scheitel. Den Pelvis (das Becken) auf dem dün- nen, fünfeckigen Stiel, bilden vier Stücke, welche zu einem Sechseck geordnet sind. Zwei von ihnen sind pentagone, die bei- den anderen geschobene Vierecke. Den Thorax bilden sechs Rippenglieder (coszales) in zwei verschiedenen Gruppen. Drei dieser Glieder sind schmäler und oben zwischen den linksstehen- den erscheint eine mit fünf Valven geschlossene fünfek- kige Öffnung, wie bei Sphaeronites. Die drei anderen Asseln sind breiter, und die obere Spitze des langgezogenen Sechsecks ist etwas abgestumpft. Dem gemäls theilen sich auch die, über das Ganze sich wölbenden Scheitelglieder in zwei Gruppen; auf der Seite der breiteren Asseln nehmlich, steht auf jeder Abstum- pfung ihrer Spitze ein längliches, wie eingeschobenes Stück, da- ber drei solcher Stücke; sie fehlen auf der Seite der Valvenöffnung. Die überaus kleinen Schilder, welche auf der Höhe des Scheitels den Mund verdecken, scheinen in drei kleine Rüssel oder Arme auszulaufen, welche durchbohrt sind, und leicht besondere Mund- öffnungen sein könnten. Eine Afteröffnung ist nicht sichtbar. Die grolse Regelmälsigkeit dieser Anordnung fällt noch stärker in die Augen durch die grolse Zierlichkeit, mit welcher über jeder Assel von Thorax und Scheitel Warzen in Reihen vertheilt sind. Sie gehen auf den Rippengliedern von der Mitte bis in die oberen Winkel des Sechsecks, gar keine gegen die untere. Auf den Schei- tel-Asseln dagegen gehen diese Reihen nach den unteren Win- keln, keine gegen die oberen. Nur die Hälfte der Flächen sind auf diese ausgezeichnete Weise verziert. Scheitel und Seitenreihen 60 verbinden sich hierdurch zu einem um die ganze Figur herumlau- fenden, höchst zierlichen Kranz. Diese Warzen sind in der Mitte durchbohrt und scheinen Anheftungspunkte für Stacheln. Die mittlere Reihe jeder Assel ist doppelt. Auf dem übrigen Theile der Asselfläche sind nur wenige, ähnliche Warzen ohne Ordnung zer- streut. Cryptocrinites regularis und C. Cerasus. (Pander t.II. f.24-26.) Das Becken gehört ganz dem Platycrinit, der Thorax dem Po- teriocrinit. Aber noch immer ist der Scheitel geschlossen und arm- los. — Fünf Rippen oder Reifen erscheinen doch vom Boden zum Scheitel herauf, unter den Asseln verborgen, welche durch sie dachförmig erhoben werden, genau wie man es am Actocrinit be- obachtet, ehe sich die Arme vertheilen. Die Natur der Crinoideen ist daher schon fast ganz in den Cryptocriniten vorhanden, allein sie ist noch im Innern verborgen. Der Pelvis oder das Becken be- steht aus drei Tafeln, welche zu einem Fünfeck verbunden sind, eine Einrichtung, die bei Platycriniten, bei Rhodocriniten und bei Actocriniten wieder vorkommt, doch nur bei älteren, bei späteren Juracrinoideen nicht mehr. Den Thorax umgeben fünf Rippen- glieder (coszales), und den Scheitel ebenfalls fünf Täfelchen, welche mit den Rippengliedern abwechseln. Ganz kleine Täfel- chen umgeben den meistens offenen Mund. Zwischen Scheitel und Rippengliedern steht wieder eine bedeutende, von fünf Valven bedeckte Öffnung. Bei Cryptocrinites Cerasus setzen sich noch Zwischenrippenglieder (inzercostales) auf die ursprünglichen fünfe des Thorax; dadurch wird die Regelmäfsigkeit der oberen Hälfte etwas gestört, und es erscheinen am Scheitel auch wohl mehr als fünf Asseln oder Glieder. Die Seite, an welcher die Val- venöffnung sich befindet, ist an allen Stücken aufgebläht, das Be- streben der versteckten Arme, die Seiten hier zu durchbrechen, ist offenbar. Die Größe dieser Thiere übersteigt selten die einer Erbse; der Stiel, welcher sie trägt, hat die Dicke einer Stecknadel. Sie sind bisher nur noch allein den Petersburger Hügeln eigen- thümlich. 61 Über einige Brachiopoden inder Gegend von Petersburg. Terebratula Sphaera. (Pander t.IX.u.X.) Pander giebt in seinen vortrefflichen Abbildungen die ganze Geschichte dieses merkwürdigen, bisher auch nur allein bei Petersburg aufgefunde- nen Thieres, so dals man mit Leichtigkeit alle Abänderungen ver- folgen kann, wie sie eine aus der anderen, gröfstentheils durch Al- tersverschiedenheiten, entstehen. Hierdurch wird man in den Stand gesetzt, unzeitige, ja schädliche Namensvermehrungen zu vermeiden. Die Ventralschale wird immer mehr aufgeblasen, wie bei so vielen Transitionsterebrateln und legt sich ganz über den Dorsalschnabel hin, (Airypa mit Unrecht). Dadurch wird das Ganze so kugelrund, dafs es einer Musketenkugel gleicht; um so mehr, wenn die Streifen abgerieben sind, und die Oberfläche glatt scheint. In allen Abänderungen, so verschieden sie auch sein mögen, bleibt aber die Form der Schlofskanten unveränder- lich und leitet sicher bis zum Haupttypus fort. Beide Schlofskan- ten liegen nehmlich zu beiden Seiten des Schnabels in einer ge- raden Linie, an ihren Enden mit einer kleinen heryorste- henden Ecke. Dabei sind sie bedeutend kürzer, als die grölste Breite der Schaalen. — Die Dorsalschaale fällt nach allen Seiten ab, ohne Kiel und ohne Sinus. Doch wird sie am Rande sehr eben, und greift dann über in die Ventralschaale mit flachem elliptischem Bogen. Das ist ebenfalls allen Ab- änderungen gemein. Die zierliche Streifung der Schaalen macht sie sehr bemerklich, denn obnerachtet die Streifen sehr fein sind, und nicht bedeutend an Breite zunehmen, so zertheilen sie sich doch fast gar nicht, die Oberfläche sieht daher aus wie gekämmt. Die auffallendsten Abänderungen sind: Terebratula Ungula und 7. Frenum (Pander t. IV. £.4.7.t.X. £.5.). Im Anfange sind diese Terebrateln ganz glatt, doch läfst die Loupe die verborgenen Strei- fen wohl erkennen; Plötzlich und ohne Übergang endigt sich die glatte Schaale, es treten breite und hohe Streifen hervor, bis an den Rand. Es ist, als trüge die Terebratel ein Schild auf ‚dem Rücken. ' Spirifer Porambonites (Pander t. XII. XIII. und von t. XIV. f.3.4.5.). Von Sp. Zaevigatus unterscheidet sich dieser Spi- 62 rifer vorzüglich durch die, sehr kleine, niedrige, kaum sichtbare und oft wirklich ganz verdeckte Area. Die Seitenränder bilden sonst eben solche regelmäfsige Halbzirkelbogen, wie sie für Sp. laevigatus so auszeichnend sind. Der Sinus ist sehr breit und flach und senkt sich erst seit der Mitte der Schaale, Die Schlofs- kanten vereinigen sich am Schnabel im stumpfen Winkel von 110 Grad. Die Ventralschaale ist sehr aufgebläht. Eine höchst feine und zierliche Streifung, eine gekämmte, bedeckt beide Schaalen. Die Streifen gehen an den Schlofskanten herab und wieRadienan den Schaalen umher. Sie sind häufig ab- gerieben, und da auch Anwachsstreifen nur undeutlich kervortre- ten, so scheint die Muschel glatt zu sein, weiches sie doch in der That nicht ist. Vielleicht ist sie gleich mit Spirifer du Royssü (Le- veill@ Soc. geeolog. de Paris 11.). Spirifer reticulatus (Pander t. XIV. f.2.). Er wird mit Sp. Porambonites verwechselt, doch ist er wesentlich verschieden. Der Schlofskantenwinkel ist sehr stumpf, von 135 Grad. Der Sinus der Dorsalschaale senkt sich auch nur erst seit der Mitte, ist aber enge und tief, und drückt die Ventralschaale bis zum Über- legen herauf. Die starke Streifung der Schaalen gebt nicht, Radien gleich, über die Fläche, sondern alle Streifen sind, schon vom Buk- kelan, bogenförmig gekrümmt, wie bei Pecien Lens und ähn- lichen. Die Streifen biegen sich so sehr, dals sie schon auf der Schlofskante senkrecht stehen, und ferner eben so auf Randkan- ten und Stirn. Durch starke und hervortretende, dabei sehr nahe stehende Anwachsstreifen werden die Längsstreifen, höchst zier- lich, gitterartig zertheilt, welches schon bei dem ersten An- blick auffallend ist. Dieser, bisher unbekannte, schöne Spirifer ist vom russischen Gesandten, Hrn. Baron von Meyendorf, zuerst nach Berlin ge- bracht worden. 17. März. Sitzung der philosophisch - historischen Klasse. Wegen anderweitiger Verhandlungen fand keine Lesung statt. 63 19. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Link las die dritte Abhandlung über den Bau der Far- renkräuter, worin er von der Blüte oder Frucht handelt. Der Blütenhaufe (sorus) sitzt in der Regel auf einem Fruchtboden, welcher, wenn er rundlich ist, ganz aus kurzen Spiralgefälsen, so- ‘ genannten wurmförmigen Körpern besteht, ähnlich dem verdick- ten Ende der Blattnerven, den man daher als abortirenden Frucht- boden betrachten könnte. In dem länglichen Fruchtboden finden sich gerade Spiralgefälse. Zu den Früchten geht nie ein Spiralge- fäßs. Die Theile, welche Sprengel früher, Blume und Presl für männliche Geschlechtstheile halten, und undeutlich abbilden, hat Ür, L. genauer untersucht und durch Zeichnungen erläutert. Es sind lange, hoble, durch Querwände in Glieder gesonderte Fäden, meistens einfach, selten ästig, deren letztes Glied dicker und mit einer zartkörnigen Masse gefüllt ist. Auch bemerkt man zuweilen, dals eine solche Masse am äulsersten Gliede ausschwitzt und dieses wie eine Kruste umgiebt. Diese Theile sind oft länger als die Kap- seln und leicht von jungen Kapseln zu unterscheiden. Es ist aller- . dings wahrscheinlich, dafs sie die Staubfäden der Farren sind, auch hat sie Hr. L. nach wiederholtem Suchen in den meisten Farren ge- funden, die er einer mikroskopischen Untersuchung unterwarf. Das Keimen der Farren ist einfach, die Schale des Samens springt regelmälsig oder unregelmälsig auf, daraus wächst der Embryo so- gleich hervor in einer blattartigen Ausbreitung, die später erst eine Knospe bildet, woraus die Pflanze in der Gestalt hervorgeht, welche sie behält. Es hat also dieses Keimen Ähnlichkeit mit dem Keimen der Monokotylen, nur ist hier die Verlängerung des Em- bryo ein schnell vorübergehender, weniger entwickelter Zustand. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Charl. Chevalier, des Microscopes et de leur usage. Paris 1839. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Paris d. 25. Dec. v.J. Catalogue des livres composant la Bibliotheque du feu M. Klap- roth. Paris 1839. 8. Mit einem Begleitungsschreiben der 64 Herren Brockhaus und Avenarius in Paris d.d. Leipzig. d. 1. März d.J. L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. etnat. Se Annee. No. 323. 5. Mars 1840. Paris. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. N. 395. Altona 1840. März 12. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1840. 1. Semestre. No.7.8. 17et24. Fevr. Paris. 4. I. Persoz, introduction a l’etude de la Chimie moleculaire. Paris et Strasbourg. 1839. 8. Aufserdem wurde ein Schreiben des Hrn. Dr. Thomas zu Königsberg ı. P. vom 20. Februar d.J. vorgelegt, womit derselbe eine Sammlung fossiler Pflanzenreste aus den Braunkohlenlagern | der nördlichen Ostseeküste des Samlandes übersendet. Die Ge- sammtakademie schrieb dasselbe der physikalisch - mathematischen Klasse zu. 26. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Eichhorn legte eine Abhandlung vor, in welcher ver- sucht wird: 1) die Reihe der Burggrafen von Nürnberg bis auf Burggraf Friedrich IV (gewöhnlich der dritte genannt), welchem 1273 die Burggrafschaft zuerst zu Lehen gegeben wurde, festzu- stellen und deren Verwandtschaftsverhältnisse unter einander nach neuen Untersuchungen zu bestimmen, da die gewöhnlichen Anga- ben darüber mit urkundlichen Thatsachen im Widerspruch stehen; 2) zu zeigen, in welchem staatsrechtlichen Verhältnils die Burggra- fen und deren Besitzungen bis 1273 sich befanden und was der Lehnbrief, welchen Friedrich IV von Rudolph von Habsburg er- hielt, daran änderte. Von den Resultaten, welche Hr. Eichhorn aus dieser Untersuchung zieht, ist etwa folgendes als das wichtigste auszuzeichnen. Der erste Burggraf aus dem Hause der Grafen von Zollern, Friedrich I, hat die Burggrafschaft nur kurze Zeit, von 1191 bis um das Jahr 1194 besessen; schon er erwarb zu seinen schwäbischen Besitzungen durch seine Gemalin, die Erbtochter Gräfin Sophie von Rätz, Allodien, sowohl in Franken als in Öster- reich. Sein ältester Sohn, Friedrich II, verwaltete die Burggraf- schaft bis 1210. Es ist zweifelhaft, ob er in diesem Jahre starb und 65 Söhne hinterliefs, die aber noch nicht volljährig waren, und ob deshalb die Burggrafschaft von K. OttoIV an Friedrichs jüngeren Bruder ConradII (der zweite in der Reihe der Burggrafen über- ‘haupt, der erste Conrad Zollerschen Hauses) überlassen wurde, oder ob Friedrich selbst Conrad dem zweiten die Burggrafschaft abtrat, der um diese Zeit die Besitzungen des ausgestorbenen frän- kischen Hauses der Grafen von Abenberg erwarb. Aus allen Um- ständen aber scheint hervorzugehen, dals Conrad II entweder mit seinem Bruder oder mit dessen Söhnen die bisher gemeinschaftlich gebliebenen Besitzungen Friedrichs] theilte, und dafs dabei die Burggrafschaft mit den fränkischen Besitzungen auf Conrad II und dessen Descendenz, die schwäbischen Besitzungen aber auf Frie- drich oder dessen Söhne fielen. Für einen Sohn Friedrichs II hält Hr. Eichhorn jedenfalls den Grafen Friedrich von Zollern, welcher nach einer Urkunde von 1241 die Zollernschen Güter an der Ober-Donau besals und das Burggräfliche Wappen, aber nicht den Burggräflichen Titel führte; er erklärt dies aus der gerade in jener Zeit bei Theilungen gewöhnlicher werdenden Verabredung, das bisher gebrauchte Wappen ohngeachtet der Theilung nicht zu verändern. Mit Conrad II beginnt die Erweiterung der Besitzun- gen in Franken durch Lehen und Allodien, die aber mit der Burg- grafschaft selbst in keiner Verbindung standen. Solche Lehen scheinen erst dessen Söhne erworben zu haben. Für diese hält Hr. Eichhorn die Burggrafen Conrad und Friedrich, welche in.ihren Siegeln an einer Urkunde von 1246, der eine Graf von Zollern, - der andere von Abenberg sich benennen; Conrad III ist i. J. 1260, Friedrich IIL i. J. 1259 gestorben; gewöhnlich werden sie dagegen £ für die Söhne FriedrichsI ausgegeben und mülsten dann jeder mindestens 90 Jahr alt geworden sein. Mit anderen Geschichtsfor- ‘schern hält Herr Eichhorn dann die Burggrafen Friedrich IV und ConradIV, letzterer gewöhnlich der Fromme genannt, welche seitdem in Urkunden erscheinen, für Söhne ConradsIII. An Con- rad den Frommen gelangte bei der Theilung das Schlofs Abenberg, _ keinesweges aber alle Abenbergische Güter. Was er von väterli- " ehen Gütern besafs, veräufserte er gröfstentheils, seine Söhne tra- ten alle in den deutschen Orden, welchem der Vater deshalb be- sonders viel zuwendete. Friedrich IV erwarb dagegen durch seine 66 Gemalin Elisabeth einen grofsen Theil der Besitzungen der 1248 erloschenen Grafen von Andechs. Durch den Lehenbrief Rudolphs von Habsburg wurde 1273 die Grafschaft des Burggrafthums mit einzelnen davon abhängigen Rechten, welche bisher blofse Amts- rechte waren und den von dem Amt abhängigen Einkünften Frie- drichIV zu Lehen gegeben, auf welche bisher ein rechtlicher An- spruch des Sohns, dem Vater darin zu folgen, nicht statt gefunden hatte. Auch bemerkt der Lehenbrief die Reichslehen, welche mit der Burggrafschaft selbst verbunden waren, gedenkt aber der Le- hen, welche zu dieser selbst nicht gehörten, eben darum nicht. Ein grofser Theil der Reichsgüter, welche zur Burggrafschaft ge- hörten, wurde dagegen auch seitdem fortwährend für das Reich verwaltet und ist zwar zum Theil späterhin durch anderweitige kaiserliche Verleihungen an die Burggrafen gekommen, zum Theil aber auch an die Stadt Nürnberg und an andere Reichsstände. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Nieuwe Verhandelingen der eerste Klasse var het Koninklijk- Nederlandsche Instituut van Wetenschappen, Letterkunde en schoone Kunsten te Amsterdam. Deel 8.9. Amsterd. 1840. 4. Ontijd, Verhandeling over het Verschil tusschen de algemeene Grondkrachten der Natuur en de Levenskracht. Uitgegeven door de Eerste Klasse van het K. Nederl. Inst. van We- tensch. etc. ib. eod. 8. Programme de la premiere Classe de UInstitut royal des Pays- bas pour les Sciences etc. pour l’annee 1839. 4. Mit einem Begleitungsschreiben des beständigen Sekretars der ersten Klasse des Königl. Instituts der Niederlande, Herrn G. Vrolik d. d. Amsterdam d. 11. Febr. d. J. worin zu- gleich der Empfang der Abhandlungen der Akademie vom J. 1837 von Seiten des genannten Instituts angezeigt wird. Nouwveaux Memoires de l’Academie Royale des Sciences et bel- les-lettres de Bruxelles. Tome 12. Bruzell. 1839. 4. | Bulletins de l’Academie Roy. des Science. et bell.-lettr. de Bru- xelles, Annde 1839. Tome 6, Ze partie. ib. eod. 8. Annuaire de l’Academie Roy. des Scienc. et bell.-lettr. de Bru- xelles 6 Annee. ib. 1840. 12. 67 Quetelet, Annuaire de l’Observatoire de Bruxelles pour l’an 1840. ib. 1839. 12. ‚ Catalogue des principales apparitions d’Etoiles filan- tes. ib. eod. 4. ‚sur la longitude de l’Observatoire Royal de Bruxel- les. ib. eod. 4. Gruyer, de la libert€ physique et morale. ib. eod. 8. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique 1839. Octobre. Paris 8. Gerhard, Ziruskische Spiegel. Heft4. Berlin 1840. 4. 20 Expl. Sodann wurde ein Schreiben des correspondirenden Mitgliedes der Akademie, Hrn. Prof. Dr. Göppert zu Breslau v. 18. März d.J. vorgetragen, womit derselbe zwei Exemplare der von ihm und Hrn. Director Gebauer mittelst des Hydro - Oxygengas-Mikro- skops nach dem Daguerre’schen Verfahren fixirten Lichtbilder mi- kroskopischer Gegenstände übersendet, so wie ein von ihm kürzlich vorgefundenes, von Gleditsch verfalstes Verzeichnils des ehema- ligen Herbariums der Akademie. Dieses Schreiben nebst den dazu gehörigen Stücken wurde von der Gesammtakademie der physika- lisch - mathematischen Klasse überwiesen. Hr. Horkel gab der Akademie den Dank des Hrn. v. Brandt zu St. Petersburg für die Ernennung zum correspondirenden Mit- gliede zu erkennen. Druckfehler. S. 27. Z. 22. lies: Thronnamen. S. — Z. 30. — Hophre- Apries. S. 30. Z. 14. — dem 40" Jahre. —— ZH DI ce "a (Ef I a a A 2 BETT = x » Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat April 1840. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 2. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Dr. Guhrauer las seinem der Akademie angezeigten Wunsche gemäls und nach vorgängiger Genehmigung: Ideen zu einer künftigen kritischen Gesammtaus- gabe der Werke vonLeibnitz; worin er die Frage zu beant- worten suchte, welches die Hindernisse wären, dafs eine so em- pfindliche Lücke in der Literatur nicht blofs Deutschlands, sondern der ganzen civilisirtten Welt, welcher der grofse Mann angehörte, bis jetzt unausgefüllt geblieben sei; an wem die Schuld gelegen habe, und was geschehen müsse, damit eine so grofse Schuld gegen die ganze civilisirte Welt gelöst werde. Zu diesem Behufe warf er einen Blick auf die moralischen und intellektuellen Bedingun- gen, vermiltelst deren eine grofse historische Erscheinung, wie Leibnitz, im Allgemeinen angeschaut und begriffen werden müsse, um die Kritik, Forschung und Gestaltung nach den richtigen, und zwar nach grolsen Gesichtspunkten vollziehen zu können. Bei die- ser Gelegenheit ward der die Deutschen oft charakterisirende Mangel am Nationalstolz auf der einen, und der dem gesammten Nationalgeist hindernd entgegenwirkende Zunfigeist der Schulen auf der anderen Seite besprochen. Daraus, dafs Leibnitz in der ge- schichtlichen Entfaltung seines Geistes und in dem Wirken auf die Welt eine Totalität bekundete, vermöge deren er nach allen Rich- tungen in die Geschichte seines Jahrhunderts eingrilf, folge von selbst, dals eine tiefere Erforschung seines Lebens auf die Ge- [1840.] 4 70 schichte seiner Zeit Licht werfen werde, wie andrerseits es kaum einen Punkt in dessen Leben gebe, bei dessen Bearbeitung nicht die entsprechende Seite des allgemeinen geschichtlichen Lebens seiner Zeit ins Auge gefalst werden müsse. Es sei nicht zu viel ge- fordert, dafs bei der Bearbeitung von Leibnitz die universelle Me- thode anzuwenden sei, wie bei den grolsen Heroen des Alterthums: dafs er nämlich in seiner Individualität und Totalität betrachtet werde. Zweierlei begünstige und steigere diese Forderung: erst- lich, dafs es bei Leibnitz nicht, wie bei den Heroen des Alterthums, einer Abstraction von unseren eigenen, innern wie äulseren Zu- ständen bedürfe; und zweitens, dals wir hier die Früchte unserer Arbeit unmittelbar zu unserem Nutzen anwenden können. Frü- herhin nun sei beides, das Leben und die Werke des grolsen Leib- nitz als zwei ganz äufserlich einander berührende Dinge angesehen worden; man habe gewähnt, es handle sich von der einen Seite um nichts als Wiederholung des Bekannten, und von der anderen nur um Sammlung und Wiederabdruck des Zerstreuten, aber Vorhan- denen, Gegebenen und Fertigen. Noch heute fehle es nicht an solchen, welche eine Biographie Leibnitzens, das Material anlan- gend, für etwas längst Abgethanes achten, die Beschäftigung damit sogar verachten, oder sie höchstens als ein Repertorium und Index der Schriften Leibnitzens und deren chronologische Anordnung gelten lassen. Allein nicht einmal dieses leiste das von früher Vor- handene: denn Eckharten, so lange als Quelle angesehen und re- spectirt, könne man in keiner Weise mehr Autorität zu erkennen; und Ludovici, der die vollständigste Compilation geliefert, habe es an allem eigentlichen kritischen Sinn und Forschungsgeist ge- fehlt. Was die Sammlung der Schriften anlange, so spreche für sich allein das Factum, dafs ein begeisterter Ausländer, dem es jedoch an einem wissenschaftlichen Berufe gemangelt, zum ersten und einzigen Male einer tumultuarischen Sammlung der Schriften Leibnitzens funfzig Jahre nach dessen Tode sich habe unterziehen müsseu. Hier wirft die Denkschrift einen gedrängten kritischen Rück- blick auf die Vorarbeiten und Bestandtheile der Opera omnia Leib- nitii, edirt von Dutens, theils an Entwürfen zu Sammlungen der bei Leibnitzens Leben im Druck erschienenen Schriften und Auf- 71 sätze, theils an Veröffentlichungen ungedruckter Schriften und Briefe aus Leibnitzens aller Orten zerstreuten Nachlasses; wobei bis auf Leibnitz selbst zurückgegangen, manche noch jetzt höchst empfindliche Lücke im Vorbeigehen angedeutet wird, und die kritischen Gesichtspunkte und Mafsregeln für künftige Sich- tung des Vorhandenen an Beispielen erläutert werden. Endlich wird das Corpus des Dutens mit Rücksicht auf seine Bestandtheile, wie auf seine Form, mit besonderer Hinsicht auf Beschaffenheit des Textes, in allgemeinen Zügen charakterisirt, und in allen Be- ziehungen als unzulänglich und unbefriedigend beurtheilt. Indem der Verfasser alles nach Duten’s Zeit in der Leibnitz-Literatur Er- ‚schienene mit dem früheren zu einem Haufen schlägt, findet er sich zu der Bemerkung veranlalst dals das Zufällige, Precäre, Princip- lose, womit diese Literatur zur Zeit noch behaftet sei, den tieferen Grund des mangelnden, allgemeinen Interesses daran enthalte; es fehle an dem Mafse unsers Reichthums auf diesem Felde; und die Wissenschaft müsse sich selbst zu Hülfe kommen. Er findet, um jenes Mals zu treffen, müsse man, wie schon bemerkt, den Heros in seiner lebendigen Individualität und Totalität erfassen; wenn man sein Leben richtig und vollständig umschrieben haben werde, werde man auch den Kreis seiner Schriften gezeichnet erhal- ten. Er nimmt Gelegenheit zu zeigen, dafs gegen das Vorurtheil gewisser Gelehrten nicht einmal die philosophischen Schrif- ten Leibnitzens ohne Beziehung auf das Leben des Philosophen verstanden noch auch chronologisch geordnet werden können. Die Conclusion fällt dahin aus, dafs eine kritische Gesammtausgabe der Werke von Leibnitz kein Werk ex zempore sei; dafs eine Reihe von Jahren schon dazu gehören werde, das Material kritisch zu bearbeiten und zu sichten; dafs natürlich dies nicht das Werk eines Einzelnen sei, sondern dafs Mehrere sich vereinigen wer- - den, welche die Arbeit nach Einem Plane, in Einem Geiste ver- _ richten, beständig mit einander communicirend. Es werden über die Quellen und Hülfsmittel, Methode u.s. w. einige unmalsgeb- liche Gedanken ausgesprochen, z.B. die Theilnahme wenigstens Eines französischen Gelehrten als nothwendig angegeben. Die Frage über die äulsere Eintheilung des kritisch bearbeiteten und vollständigen Materials nach Bänden u.s. w. berührt der Verfasser 72 noch nicht, und schliefst mit dem Wunsche, dafs sie nicht später, wenn auch nicht gerade früher, als bei der zweihundertjährigen Feier des Geburtstages des grofsen Leibnitz (1846) zur Sprache gebracht werden möge. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’Academie des Sciences. 1840. 1. Semestre. No.9.10. 2.et 9. Mars. Paris. 4. L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 8. Annee. No.325. 17. Mars 1840. ib. 4. 2. Section. Scienc. hist., archeol. et philos. 5. Annee. No. 49.50. Janv. Feyr. 1840. ib. 4. Annales des Mines. 3. Serie. Tome16. (6. Livraison de 1839). ib. Noy. Dee. 8. Morgenstern, Heinrich Karl Ernst Köhler. Zur Erinnerung an den Verewigten. St. Petersb. 1839. 4. Bulletin de la SocietE de Geographie. 2. Serie. Tome12. Paris 1839. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 396. Altona 1840. März 26. 4. Hierauf wurde ein Schreiben des Hrn. Senators G. H. Olbers und des Hrn. Dr. Focke zu Bremen vom März d. J. vorgelegt, wodurch der Akademie der am 2. März d.J. erfolgte Tod ihres aus- wärtigen Mitgliedes Hrn. H. W. Olbers angezeigt wird. 9. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Graff las über das hochdeutsche Z und seine zwiefache Aussprache. Im Munde der Hochdeutschen ist nicht nur das dem sanskr., griech. und lat. D entsprechende urdeutsche 7 (aufser in TR, FT, HT, ST und einigen anderen Fällen), sondern auch bisweilen das griech. und lat. 7 entlehnter Wörter durch die Beimischung einer zischenden Aspiration zu Z geworden; cf. z.B. goth. 20a (sanskr. dvi, gr. uw, lat. duo), mit hochd. zwei, nord. soe£ (sanskr. suadu, gr. A0V) mit hochd: süfz (ahd. suozi), griech. reAwvıov mit hochd. z0l, lat. moneta mit hochd. münze (ahd. muniza). Aber auch S 73 und selbst gutturales wandeln sich in Z um; cf. z. B. lat. saccharum, nord. sykr mit hochd. zucker (ahd. zucura), lat. crux mit hochd. kreuz (ahd. eruzi). Aus- und inlautendes Z wird durch einen voranstehenden Vokal des 7lauts beraubt und zu der Aussprache gemildert, die wir jetzt mit f} bezeichnen, z.B. in fliefzen (ahd. fliuzan), nafz; doch nur ein langer Vokal übt diesen Einfluls auf das folgende Z immer (im Ahd.) mit Erfolg, ein kurzer Vokal nur dann, wenn das zu Z gewordene 7’ nicht durch den Zutritt des Suffixes Ja (z.B. in setzen, ahd. sezan aus satjan, oder in netz, ahd. nezi aus natja) oder durch Verdoppelung (z.B. in schatz, ahd. scaz, goth. skat£) stärkeren Widerstand leistet. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Guill. Libri, Histoire des Sciences mathematiques en Italie, depuis la renaissance des lettres jusqu'a la fin du 17. Sie- cle. Tome1.2. Paris 1838. 8. durch Hrn. Encke im Namen des Verf. überreicht. Archives du Museum d’histoire naturelle, publiees par les Pro- ‚fesseurs- Administrateurs de cet etablissement. Tomel, Li- vrais. 1.2. Paris 1839. 4. Von der Königl. Gesandtschaft in Paris entgegengenommen und mittelst hochgefälligen Schrei- bens Sr. Excellenz des Hrn. Ministers der auswärtigen Ange- legenheiten v. 5. April d. J. eingesandt. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1840. 1. Semestre. No. 11. 16. Mars. Paris 4. Bibliographie des ouvrages composes ou traduits, publies ou edites par Mr. le Marquis de Fortia d’Urban. Paris 1840. 8. de Ripert-Monclar, Zssai sur la vie et les ouvrages de Mr. le Marquis de Fortia d’Urban. ib. eod. 8. 2 Exempl. (Jomard) Notice sur les Gallas de Limmou. ib. 1839. 8. Extrait du rapport fait a la Societe de Geographie de Paris ä Vassemblee generale du 6. Dec. 1839 par Sabin Berthelot. ib. 1840. 8. L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et natur. 8. Annee. No. 326. 24. Mars 1840. Paris 4. 1. Section. Scienc. math., phys. et natur. 7. Annee. No. 303. 17. Oct. 1839. ib. 4. die letzte No. als defect nachgeliefert. TA L. Lalanne, Zssai philosophique sur la Technologie. Paris 1840. 8. Note sur les terrains d’une partie de la Vallee du Donetz. (Extrait du Tome 16 des Annales des Mines) 8. Rapport sur une Balance a Calcul. 4. Note sur le Cylindre employ€ a la compression des empierrements en Prusse. Paris 18Ä0. 8. Graff, althochdeutscher Sprachschatz. Lief. 19. TheilIV. (Bo- gen 59-73.) 4. Aufserdem wurde ein Schreiben des Hrn. Arago, best. Se- kretars der Academie des Sciences des K. Franz. Instituts, v. 23. März d.J. vorgetragen, wodurch der Empfang der Monatsberichte der Akademie v. Juli 1839 bis Januar 1840 angezeigt wird, so wie ein Schreiben der K. Dänischen Gesellschaft für Nordische Alter- thumskunde vom 21. dess. Monats über den Empfang der Monats- berichte der Akademie vom J. 1839. Hrn. Dr. Lepsius wurde auf seinen Wunsch die Verabfol- gung eines Exemplars der Monatsberichte bewilligt. Osterferien der Akademie. 27. April. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Dove theilte unter Vorlegung der sich darauf beziehen- den Rechnungen die Fortsetzung seiner Untersuchungen über die nicht periodischen Änderungen der Temperatur- vertheilung auf der Oberfläche der Erde mit. In der im Bande der Memoiren der Akademie von 1838 ge- druckten Abhandlung über die geographische Verbreitung gleich- artiger Witterungserscheinungen sind die thermischen Verhältnisse der. letzten 50 Jahre 1789-1838 nach den gleichzeitigen Beobach- tungen von 61 Orten der heifsen, gemäfsigten und kalten Zone in Beziehung auf monatliche Mittel dargelegt worden. Da hierbei 75 kürzere Zeit dauernde Extreme häufig verwischt wurden, indem der angewandte Zeitraum in zwei entgegengesetzte übergreift, die Verbreitung einer ungewöhnlichen Wärme im Winter aulserdem in der Regel mit südwestlichen Winden geschieht, also zu schnell, um ihr Fortschreiten in monatlichen Mitteln benachbarter Orte zu erkennen, so war es sehr wünschenswerth, eine ähnliche Arbeit in Beziehung auf kürzere Zeiträume zu besitzen. Da aber hierbei die einzelnen Jahrgänge mit den aus vielen Jahren bestimmten Mitteln verglichen werden müssen, von Orten, für welche funftätige Mit- tel berechnet worden sind, stets aber nur diese allgemeinen Mittel publicirt wurden, so schien eine solche Untersuchung nur möglich, wenn man die endlose Mühe der Vorarbeit, einer Berechnung von 100,000 einzelnen Thermometerbeobachtungen, von Neuem über- nähme. Auf die Anfrage, ob in den von Hrn. Professor Brandes und Professor Suckow in Jena hinterlassenen Papieren sich die einzelnen Jahrgänge noch berechnet vorfänden, erhielt Hr. Dove durch die Güte des Hrn. Dr. Brandes in Leipzig und Hrn. Pro- fessor Suckow in Jena die Originalpapiere und konnte auf diese Weise 81 vollständige Jahrgänge fünftägiger Mittel seiner Arbeit zum Grunde legen, nämlich Rom 1783-1792, Rochelle 1782-1790, St. Gotthardt 1782-1792, mit Ausnahme von 1787, Mannheim 1781- 1792, Sagan 1782-1786, 1788, Zwanenburg 1783-1786, 1788, Pe- tersburg 1783-1792, mit Ausnahme von 1737, aus Brandes Papie- ren und Jena 1782-1801 aus Suckows Nachlafs, wozu noch die Beobachtungen von Hrn. Schrönn 1821-1825 und 1833-1835 hinzukommen. Für die Jahre 1783-1786, 1788 waren daher für alle Orte gleichzeitige Beobachtungen mit verglichenen Instru- menten vorbanden und für mehrere von 1782-1792, so dals der in Beziehung auf temporäre Wärmevertheilung untersuchte Zeitraum nun 57 Jahre umfafst und die in neuester Zeit in Deutschland, Dä- - nemark, Rufsland und England begonnenen meteorologischen Un- ternehmungen durch eine ununterbrochene Reihe mit einander verglichener gleichzeitiger Beobachtungen unmittelbar mit der grofsartigen Thätigkeit der Mannheimer Societät verknüpft sind. Das Fortschreiten der Veränderungen zeigt sich bei den weit grölseren Oscillationen der fünftägigen Mittel in den einzelnen Jahren mit viel gröfserer Deutlichkeit als bei der früheren Ver- 76 gleichung monatlicher Mittel, aber hierbei treten und zwar zu allen Zeiten des Jahres allgemein wirkende Ursachen überwiegend über locale Einflüsse in dem regelmälsigen Gange der Differenzen hervor. Dabei ist bemerkenswerth, dals die hochgelegene Station des St. Gotthardt gewöhnlich ein Verbindungsglied zwischen Mann- heim und Rom in der Art bildet, dafs bis zu dieser Höhe die Ver- änderungen in demselben Sinne geschehen, die Alpen also nicht als auffallende Wetterscheide sich geltend machen. Bezieht man die einzelnen Jahrgänge von Zwanenburg auf die von Woltmann berechneten Mittel von 1765-1783, so sieht man, dafs diese letzte- ren entschieden zu hoch sind, während die Differenzen der übri- gen Orte sich sehr gut an einander anschlielsen. ’ Darauf legte Hr. Dove die vom Hrn. Professor Kämtz in Halle in Beziehung auf das Drehungsgesetz des Windes angestell- ten Berechnungen der Beobachtungen in Halle und Petersburg vor, durch welche die aus diesem Gesetze folgenden Regeln für die nicht periodischen Veränderungen des Barometers, Thermome- ters und Hygrometers, wie sie von Hrn. Dove im Jahr 1827 auf- gestellt wurden, eine neue Bestätigung erhalten. Versteht man unter NO und SW näher die Punkte der Wind- rose, an welchen Druck, Wärme und Spannung des Dampfes ihre Extreme erreichen, so ergeben sich aus dem Drehungsgesetz für die nördliche Erdhälfte folgende Regeln: 1. Das Barometer fällt bei O, SO und Südwinden, geht bei SW aus Fallen in Steigen über, steigt bei W, NW und Nordwin- den und geht bei NO aus Steigen in Fallen über. 2. Das Thermometer steigt bei O, SO und Südwinden, geht bei SW aus Steigen in Fallen über, fällt bei W, NW und Nord- winden und geht bei NO aus Fallen in Steigen über. 3. Die Elasticität des Wasserdampfes nimmt zu bei O, SO und Südwinden, ihr Zunehmen geht bei SW in Abnehmen über, sie nimmt ab bei W, NO und Nordwinden, bei NO Winden geht ihr Abnehmen in Zunehmen über. 4. Die relative Feuchtigkeit nimmt ab von W durch N bis O, hingegen zu von O durch S bis W. Der Beweis für die Gültigkeit des ersten Satzes gründete sich auf die Berechnung einer fünf- und einer zehnjährigen Beobach- 77 reihe 4816-1825 täglich viermal in Paris angestellter Barometer- beobachtungen. Die Windesrichtung war in der ersten Hälfte die mittlere des Tages, in der letzten die Mittagsbeobachtung und 16 Richtungen unterschieden. Funfzehnjährige in Danzig dreimal täglich angestellte Beobachtungen zeigten sowohl in den jährlichen als in den monatlichen Mitteln einen eben so regelmälsigen Gang als die Pariser Beobachtungen nach der 1834 erschienenen Berech- nung des Herrn Galle. Hingegen ermangelte der Beweis der an- deren drei Regeln, welche Hr. Dove auf die Berechnung der Be- obachtungen von Paris und London gegründet hatte, bisher jeder anderweitigen Bestätigung, da eine von der Jablonowskischen Ge- sellschaft in dieser Beziehung für das Jahr 1838 gestellte Preis- aufgabe unbeantwortet blieb. Erst in den vor Kurzem erschiene- nen Vorlesungen über Meteorologie des Hrn. Kämtz macht der- selbe eine Berechnung von / Jahren seiner Beobachtungen be- kannt, welche vollkommen die oben erwähnten Regeln bestätigen. Da aber die Beobachtungen des Hrn. Kämtz einen weit gröfseren Zeitraum von 1827 an umfassen, so war es wünschenswerth, den erhaltenen Werthen durch diese längere Reihe eine grölsere Sicherheit zu geben und zugleich zu untersuchen, wie die in den verschiedenen Jahreszeiten verschiedene Lage der Extreme der Temperatur, des Druckes und der Spannkraft des Dampfes in der Windrose den Gang der Differenzen modificirt. Diels ist nun in der vorgelegten Arbeit für Winter und Frühling geschehen, und Hr. Kämtz hofft für die übrigen Jahreszeiten seine Rechnun- gen bald zu beendigen. In den von Hrn. Kämtz mitgetheilten Tabellen sind für jeden der 8 Hauptwinde 17 auf einander folgende um eine Stunde von einander abstehende Beobachtungen des auf 0° reducirten Barome- ters, des Thermometers nach Reaumur und der nach dem Psychro- meter berechneten Elasticität des Dampfes und der relativen Feuchtigkeit angegeben und zwar sind die Mittel der einzelnen Stunden bei den verschiedenen Windesrichtungen als Differenzen auf die allgemeinen Mittel dieser Stunden bei allen Windesrich- tungen bezogen, um dadurch die tägliche Oscillation zu eliminiren. Um die Ergebnisse in einer kürzeren Übersicht hier zusammenzu- fassen, sind die Stunden 6-2 unter der Bezeichnung Morgen, die Stunden 2-10 unter der Bezeichnung Abend zusammengefalst. In der »Unterschied” überschriebenen Spalte bezeichnet daher das Pluszeichen ein Steigen des Instruments, das Minuszeichen ein Fal- len desselben. In Beziehung auf den Wasserdampf bezeichnet das Pluszeichen eine Vermehrung der Elasticität, bei der relativen Feuchtigkeit das Minuszeichen ein Zugehen zur Trockenbeit. Angaben des Barometers und der Elasticität des Wasserdampfes sind in Pariser Linien, die Wärmegrade Reaumur, die relative Feuchtigkeit Procente, die neben den Winden stehende Zahl be- 78 zeichnet die Anzahl der Beobachtungen. Winter. Barometer. | Morgens Ä Abends | Untersch, | NO | 73 Be rer: O |ı20| 1.123) 0.977| —0.146 SO |128| — 0.006 | — 0.225 | — 0.219 S 1212| —1225| —1484 | — 0.259 SW !258! — 0.932! — 1.094 | — 0.162 W |280| —0.176| 0.021) +0.197 NW|I136| 1.093| 1.634| -+0.546 N | 70| 2333| 2841| -+0.508 Thermometer. o 5 NO | 58 ES A 018 O | 8383| —3.65 | —3.49 | +0.16 SO | 87| —139 | —0.95 | +0.44 Ss lıss! 00s| 038! -+030 swJlısz| ı61 | 158 | —0.03 W [199 2.01 1.66 | — 0.34 NW| 92] —0.38 | — 0.83 | —0.45 N | 60| —2.25 | —2.74 | —0.49 Elasticität des Dampfes. NO | 35 | — 0.382 | — 0575 | — 0.193 O | 47| —0.09 | — 0.559 | — 0.050 SO | 33] — 0.391 | — 0.353 | +0.038 Ss 73 0.053 0.136 | -+0.083 sw |ı2s| 0099| 0.128| +0.029| ir 79 Winter. Elasticität des Dampfes. | Morgens. | Abends. | Untersch. | W 1108 NW| 3 N | 28 0089| 0045| — 0.040 | —0.011| —0.135 | — 0.124 —0.339 Tonne relative Feuchtigkeit. N [118] 7.02 5.52 | —1.50 6.73 5.88 | —0.85 0.76 0.11 | —0.65 — 2.06 , —122 | +0.84 —271| —226 ! +0.45 —1.384 | —131 | +0,53 0,42 0.28 | —0.14 3.69 3.36 | — 0.33 Frühling. Barometer. 1295| 1274| —0.021 0.762 0.574 | — 0.188 —0.375| —0.715 | — 0.340 — 1.070 | — 1.368 | — 0.298 — 1.456 | —1.602 —.0.146 —0.799 | — 0.656 | -+0.143 0.285 0.557 | +0.273 1.263 | 1.385 | +0.122 Thermometer. ° | ° o — 2.02 | —168 | +0.34 —0.89 | —0.47 | +0.42 0.27 0.64 ! +0.37 1.31 1.61 1.15 0.92 | —0.23 |- 0.12 | —0.12 | — 0.24 —169 | —2.34 | —0.65 —187 | —2.00 | —0.13 ee UIETERERSEGRSE DEE SIE BE + 2 & S Frühling. Elasticität des Dampfes. | Morgens. | Abends. | Untersch' | NO | 53 _0is2! _0is2 0" O 154 | — 0.119 | — 0.148 | — 0.029 so | #0 0.098| 0.175! +0.077 38 0.249| 0.344 | +0.095 SW | 64 0.253! 0.224! — 0.129 W | 76 0188| 0.177| —0.011 NW! 46 | — 0.205 | — 0.282 | — 0.077 N | 68 | — 0.162 | — 0.213 —0.051 | 107) 80 | | relative Feuchtigkeit. NO | 233 | —0.16 | — 2.49 OÖ —0.72| —147 | —05 so Ss —2.30 ! —2.20 | +0.10 SW —311 ! —1.62 ! +0.49 — 1.28 0.90 | +2.18 4.29 3.28 | —1.01 548) 443 | —1.05 | | —4.39 | —4.07 | +0.32 | | N j Die in St. Petersburg vom Juli 1835 bis December 1837 um | 8.2. 4. 6. 8. 10 angestellten Beobachtungen geben auf gleiche | Weise berechnet, eine eben so überraschende Regelmälsigkeit der | barometrischen Veränderungen von 2 zu 2 Stunden, als die Beob- achtungen in Halle von Stunde zu Stunde. Die Veränderung be- | trägt hier in 24 Stunden: y oO | —-0231 SO | — 0.467 S | —0.603 SW | —0.603 W |-+0.338 NW | +0.705 N | -+1.098 NO | +0.901 | Für die Gültigkeit des Drehungsgeseizes für Nordamerika und die daraus folgenden Regeln für die Veränderungen der meteoro- | logischen Instrumente spricht in Ermangelung der Berechnung eines Beobachtungsjournals folgende von Hrn. v. Wrangel gege- bene Beschreibung der Windverhältnisse in Sitcha: „In Neu Archangelsk sind die herrschenden Winde SO und SW. Wenn der Wind von S nach SW und W übergeht, so wird er von heftigen Windstölsen begleitet und die Atmosphäre ist zu Gewittern geneigt, die häufig im Spätherbst und im Winter erfol- gen, im Sommer aber fehlen. Geht der Wind von W nach NW über, so heitert sich das Wetter auf und anhaltend gutes Wetter ist in Sitcha immer von NW Winden begleitet. Von NW über N nach NO geht der Wind unter heftigen Stölsen und bisweilen an- haltend. Neigt er sich nach O und geht nach SO über, so erfolgt ohne Ausnahme Regen, anhaltend feuchte Witterung und bewölk- ter Himmel. Besonders anhaltend ist dieser Zustand, wenn der Wind von S rückwärts nach SO geht. Das Barometer fällt bei SO und NO Winden, es steigt bei SW und NW Winden.” Nach den auf der letzten französischen Polarexpedition auf Spitzbergen angestellten, noch nicht publicirten Beobachtungen des Hrn. Bravais steigt das Barometer dort ebenfalls mit west- lichen Winden. Hierauf wurde über die von Hrn. Göppert in Breslau einge- sandten Daguerreotypischen Darstellungen und das von ebendem- selben eingesandte Verzeichnils des ehemaligen Herbariums der ‚Akademie von Gleditsch verhandelt, nachdem diese Gegen- stände von der Gesammtakademie unter dem 26. März d.J. an die Klasse verwiesen worden waren. Hr. Poggendorfflas über diekürzlich von Hrn.Mar- tyn J. Robertsgemachte Entdeckung, dalsEisen,com- binirt mit Zink und verdünnter Schwefelsäure, einen bedeutend stärkeren elektrischen Strom liefert, als untergleichen Umständen das weit negativere Kupfer. Der Verf. theilte zunächst Einiges zur Bestätigung und Er- " weiterung dieser eben so interressanten, als für die Praxis wichti- gen Erfahrung mit. Er zeigte, dafs die Überlegenheit des Stromes 82 der Zink-Eisen-Kette nicht blofs bei Ladung mit verdünnter Schwefelsäure, sondern auch bei der mit verdünnter Salpetersäure, Ätzkalilauge, Kochsalzlösung und ähnlichen Flüssigkeiten stattfin- de, und zwar nicht nur in Bezug auf die Zink-Kupfer-Kette (selbst eine mit doppelter Kupferfläche), sondern auch in Bezug ” auf Ketten von Zink und Silber oder Zink und Platin. Einer Zink - Platin- Kette mufsten sogar drei mal so grofse Platten als der Zink-Eisen Kette gegeben werden, wenn ihr Strom gleiche Stärke mit dem der letzteren haben sollte. Dagegen fand sich, dafs eine ° Daniell’sche Kette, bei welcher bekanntlich das Kupfer in Kupfer- vitriollösung, und das Zink, durch Blase getrennt, in Säure steht, bei gleicher Gröfse und gleicher Entfernung der Platten eine | grölsere Stromstärke als die Zink-Eisen-Kette entwickelt, wie andrerseits, dafs eine der Daniell’schen Kette nachgebildete Com- bination, nämlich eine Kette, bei welcher das Eisen in Eisenvitriol- lösung und das Ziuk in Säure gestellt war, nur einen Strom von unbedeutender Stärke liefert. | Der Verf. schreitet nun zur Erklärung dieser Erscheinungen, über welche Hr. R. sich nicht ausgelassen hat, und welche auch nach der jetzt in England herrschenden Ansicht vom Galvanismus schwerlich in genügender Weise dürfte gegeben werden können. Indels liegt die Erklärung nicht fern. Längst wissen wir, sagt der Verf., dals die Intensität des Stromes einer Voltaschen Kette von zwei Dingen abhängt, von der elektromotorischen Kraft und von dem Widerstande, wissen, dals sie der Quotient ist aus der Division der ersteren durch den letzteren. Nun ist die elektromo- torische Kraft zwischen Zink und Eisen allerdings kleiner als die zwischen Zink und Kupfer, Silber oder Platin, was unter anderen daraus hervorgeht, dafs eine Zink-Eisen-Kette, wenn man sie in entgegengesetztem Sinne mit einer der letztgenannten Ketten zu Einem Systeme verbindet, sogleich von dieser überwäl- tigt wird; — allein derjenige Widerstand, der bei zwei Ketten, die in Allem bis auf die Natur der Platten gleich sind, das einzige oder wesentlich verschiedene Element ausmacht, der Übergangs- widerstand nämlich, ist, wie Fechner gezeigt hat, im Allge- meinen bei Metallen, welche von der Flüssigkeit der Kette ange- griffen werden, ebenfalls klein. Ist nun, wie hieraus zu vermu- 83 then, dieser Widerstand beim Eisen in Säuren und Salzlösungen kleiner als bei Kupfer, und zwar in noch gröfserem Verhältnifs kleiner als die elektromotorische Kraft zwischen Zink und Eisen im Vergleich zu der von Zink und Kupfer, so leuchtet ein, dafs, bei Gleichheit aller übrigen Umstände, der Strom der Zink-Eisen- Kette stärker sein müsse als der der Zink-Kupfer Kette. Wenn indefs die Eisen - Kette ihre gröfsere Stromstärke der Kleinheit ihres Übergangswiderstandes verdankt, so muls ihr Strom eine geringere Tension besitzen als der der Kupfer-Kette, oder anders gesagt, er muls durch Einschaltung eines fremden Wider- standes von einiger Bedeutung im stärkeren Verhältnifs geschwächt werden, als der der letzten Kette. Die Prüfung dieses Umstandes muls über die Richtigkeit der Erklärung entscheiden. Der Verf. hat eine solche Prüfung vorgenommen, freilich in Ermanglung eines Melswerkzeuges nur mit*Hülfe eines gewöhn- lichen Galvanometers, welches begreifllich für quantitative Be- stimmungen ein wenig taugliches Instrument ist, doch aber für vorliegenden Fall eine ausreichende Annäherung gewähren mulste. Es wurde dabei die Voraussetzung gemacht, dafs die Intensität des Stromes proportional sei der Tangente der Ablenkung. Diese Voraussetzung ist offenbar falsch: die Kraft nimmt in einem grö- fseren Verbältnils zu als die Tangente des Ablenkungswinkels, weil die Nadel bei der Drehung sich zugleich von den Drahtwindun- gen entfernt, Aber gerade weil die Kraft in grölserem Verhältnils wächst als die Tangente des Ablenkungswinkels, — die stärkeren Kräfte demnach in einem gröfseren Verhältnils zu klein geschätzt wurden als die schwächeren — müssen die unter jener Voraus- setzung aus den Messungen gezogenen Schlüsse um so mehr Zu- trauen verdienen. Die angewandten Platten hatten sämmtlich gleiche Gröfse, _ waren 1 Zoll breit, tauchten 2,5 Zoll in verdünnte Schwefelsäure und standen 5 Linien aus einander. Der Strom der beiden Ketten, der von Zink- Eisen und der von Zink-Kupfer, wurde successiv auf genannte Weise unter zweierlei Umständen gemessen, einmal als die Kette blofs durch den 11 Fuls langen und % Linie dicken Mul- tiplicatordraht geschlossen war, und dann als zu diesem noch ein etwa 50 Fuls langer und eben so dicker Neusilberdraht, dessen 54 Widerstand ungefähr dem eines 550 Fuls langen Kupferdrahts von der nämlichen Dicke gleichkommt, hinzugefügt worden. Um das Galvanometer zur Messung von Kräften von einiger Stärke ge- schickt zu machen, wurde übrigens den Nadeln desselben eine gleichsinnige Lage gegeben. Bei drei zu verschiedenen Zeiten gemachten Versuchsreihen sank nun die dem kleineren Widerstande entsprechende Strom- stärke, die für jede Kette mit 100 bezeichnet sein mag, durch Ein- schaltung des gröfseren Widerstandes in folgendem Verhältnils: Kupferkette. Eisenkette. 100: 17,6 100 : 12,3 100 : 19,6 100 : 14,4 1090.: 1722 100 : 13,6 Die gröfsere Schwächung des Stromes der Eisenkette spricht sich hier so deutlich aus, dsfs an der Wirklichkeit derselben wohl kein Zweifel übrig bleiben kann, zumal wenn man bedenkt, dals es die Stromstärke dieser Kette ist, welche, als die gröfsere, in beiden Fällen und besonders bei dem kleineren Widerstande, mehr als die der Kupferkette zu gering geschätzt worden. Man kann es also durch diese Messungen, obwohl sie nur Annäherungen sind, so gut als für bewiesen ansehen, dafs das Übergewicht der Stromstärke - der Eisenkette in der Kleinheit ihres Übergangswiderstandes be- gründet ist. Bei den eben angeführten Messungen wurde, durch Einschal- tung des 50' langen Neusilberdrahts, der Strom der Eisenkette mehr geschwächt als der der Kupferkette. Indefs blieb er immer noch bedeutend stärker als letzterer, wie aus folgendem Vergleich der Stromstärken beider Ketten erhellen wird: Eisen; Kupfer Eisen; Kupfer beim kleineren Widerstand. beim gröfseren Widerstand. DO 0V 187002100 237, el 109.2 100 225 12.2.4100 eg KEN) Einleuchtend, ist aber, dafs man durch forigesetzte Vergrölse- rung des eingeschalteten Widerstandes, vorausgesetz natürlich, 85 dafs er sowohl, wie Grölse, Eintauchung und Entfernung der Plat- ten für beide Ketten gleich sei, endlich dahin gelangen werde, den Strom der Eisenkette nicht nur eben so schwach, sondern gar noch schwächer als den der Kupferketie zu machen. Der Verf. hat versucht, die Theorie auch in diesem interessan- ten Punkte auf die Probe zu stellen; allein mit den ihm gerade zu Gebote stehenden Mitteln ist es ihm nicht gelungen, bei gleicher und zwar der angegebenen Grölse der Platten, auch nur eine Gleichheit zwischen der Stromstärke beider Ketten zu erreichen und nachzuweisen. Schwächen kann man freilich die Ströme durch Einschaltung einer langen Flüssigkeitssäule sehr leicht und in beliebigem Grade; allein sie werden dann auch unmelsbar, wenn man nicht in demselben Maafse die multiplicatorischen Hülfsmittel verstärkt. Ein Multiplicator mit 16 bis 20,000 Fufs langem Kupfer- draht, wie ihn Fechner anwandte, ist zu derlei Untersuchungen ein unentbehrliches Erfordernils. Andrerseits ist einzusehen, dafs das Übergewicht des Stroms der Eisenkette in dem Maafse mehr sinken muls, als man, bei sonst gleich gelassenen Umständen, die Platten beider Ketten, zwar immer noch gleich, aber gröfser nimmt; allein es wird offenbar eine bedeutende Gröfse der Platten erforderlich sein, um den Strom der Kupferkette stärker, oder nur eben so stark als den der Eisenkette zu machen. Und darum eben ist die Entdeckung des Hrn. Roberts für die Praxis von Wichtigkeit. Bei mälsiger Plattengrölse und mä- fsigem Widerstande, das läfst sich schon jetzt voraussehen, kann man bei allen gewöhnlichen Ketten und Säulen das Kupfer in Rücksicht sowohl auf Ökonomie, als auf Wirksamkeit mit bedeu- tendem Vortheil durch Eisen ersetzen; man kann es um so mehr "bei Säulen oder mehrgliedrigen Ketten, als das Übergewicht der Zink-Eisen-Combination über die von Zink - Kupfer mit der Plat- ten- Anzahl wachsen muls. Der Verf. behält sich vor, hierüber so wie über verwandte Gegenstände künftig schärfere Messungen mitzutheilen, glaubt in- defs noch bemerken zu müssen, dafs die Eisenkette, obwohl keinen constanten Strom liefernd, doch in so fern auch einen nicht unbe- 4% 36 deutenden Vorzug vor der Kupferkeite besitzt, als die Intensität des Stromes bei ihr langsamer abnimmt als bei letzterer. Für die Theorie endlich hat die Eisenkette darum viel Inter- esse, als sie vielleicht deutlicher und auffallender als irgend eine sonst bekannte Erscheinung das Dasein und den Einfluls des von Mehren noch bezweifelten Übergangswiderstands darthut (*). Es giebt eine ganze Reihe ähnlicher Erscheinungen, besonders im umgekehrten Sinne, d.h. Fälle, wo Schwäche des Stromes mit be- trächtlicher Gröfse der elektromotorischen Kraft verknüpft ist; aber eine, die so augenscheinlich wie die Eisenkette auf die Ur- sache zurück weist, möchte nicht leicht zum zweiten Male anzu- treffen sein. Bisjetzt ist es dem Verf. nur geglückt, ein Paar und noch dazu minder hervorstechende Analoga zu der Zink -Eisen-Kette aufzufinden. Es ist dies zunächst eine Kette aus amalgamirtem Zink und gewöhnlichem Zink. Diese liefert, bei vorhin an- gegebener Größe und Entfernung der Platten, mit verdünnter Schwefelsäure geladen und blols durch den 11 Fuls langen Multi- plicatordraht geschlossen, einen stärkeren Strom als unter gleichen Umständen eine Kette aus amalgamirtem Zink und Kadmium oder Zinn. Da Kadmium und Zinn negativer sind als Zink, mithin die elektromotorische Kraft der letzteren Ketten gröfser als die der ersteren ist, so leuchtet ein, dafs die gröfsere Stromstärke dieser ebenfalls nur in ihrem geringeren Übergangswiderstande begrün- det sein kann. Begreiflich ist auch, dals es, wegen der Kleinheit der elektromotorischen Kraft einer Kette aus amalgamirtem und (*) Selbst der Verf. war früher geneigt, in dem Übergangswiderstande, wenigstens theilweise, eine Wirkung der Ladung zu vermuthen, die sich auch wirklich bei vielen Beobachtungen nicht ganz von jenem getrennt findet. Allein eigene Versuche über den Durchgang der hin und hergehenden Ströme der Saxtonschen Maschine durch Flüssigkeiten, bei welchen eine La- dung im merkbaren Grade offenbar gar nicht zu Stande kommen kann, überzeugten ihn später anf’s Dentlichste von dem Dasein eines solchen Widerstandes. Die erste Einschaltung einer dünnen Flüssigkeitsschicht in die Kette erzeugte einen Widerstand mindestens vier bis fünf mal so grofs als die Verdopplung dieser Schicht, wie sich dies vermittelst des Thermometers und einer eignen, zur genanen Messung von Widerstanden sehr geeigneten Vorrichtung auf’s schärfste beobachten liefs. — Dafs übrigens der Übergangswiderstand beim EisenselbstinKalilauge, einer Flüssigkeit, die dies Metall nicht auflöst, geringer ist als beiKupfer zeigt sichtlich dafs die- ser Widerstand nicht immer im umgekehrten Verhältnifs zum chemischen Angriff steht, wie dies andrerseits aus der Verminderung desselben am Platin durch Benetzung dieses Metalls mit Salpetersäure längst bekannt ist, 87 gewöhnlichem Zink nur wenige Combinationen mit ersterem Me- tall als positivem Glied geben könne, die ihr an Stromstärke nachstehen. Und so ist es wirklich. Schon eine Kette aus amalga- mirtem Zink und Messing oder Kupfer liefert, ungeachtet ihres grölseren Übergangswiderstandes einen stärkeren Strom als sie. Eine andere hierher gehörige Thatsache ist: dafs das amal- gamirte Zink, welches man, weil es beträchtlich positiver als das nicht- amalgamirte ist, gewöhnlich für weit wirksamer hält als letzteres (was bekanntlich sogar besondere Erklärungen veran- laist hat) in der That nur einen Strom von wenig grölserer Stärke als das nicht-amalgamirte liefert, wenn es, wie dieses, mit einem negativen Metall, einer verdünnten Säure und einem Verbindungs- draht von mälsigem Widerstande zur Kette geschlossen wird. Der Strom von amalgamirtem Zink und Kupfer ist in so geringem Grade stärker als der von nicht-amalgamirtem Zink und Kupfer (versteht sich bei Gleichheit aller übrigen Umstände bei beiden Ketten), dals ein augenbliekliches Herausheben der Platten aus der Säure oder sonstiges Öffnen der letzten Kette hinreicht, dieser in der Stromstärke das Übergewicht über die erstere zu geben (*). In nicht gar langer Zeit stellt sich dieses Übergewicht sogar von sel- ber ein. Der Vortheil der Anwendung des amalgamirten Zinks bei Construction der voltaschen Säule besteht also fast lediglich darin, dafs kein Metall unnütz verbraucht wird; an Wirkung wird wenig dadurch gewonnen. Schliefslich bemerkt noch der Verf., dafs amalgamirtes Ei- sen (welches man ohne Schwierigkeit erhält, wenn Eisen in Quecksilberchloridlösung oder in metallisches, mit verdünnter Säure übergossenes Quecksilber getaucht wird) combinirt mit Zink und Säure einen beträchtlich schwächeren Strom als unter gleichen Umständen das nicht-amalgamirte Eisen liefert, der aber doch noch bedeutend stärker ist als der einer Zink-Kupfer-Kette. Das amal- gamirte Eisen wird von verdünnter Schwefelsäure weniger ange- griffen als das nicht amalgamirte und ist etwas negativer als die- ses. Der letztere Umstand verbunden mit dem silberähnlichen (*) Auch diese, wie die vorher genannten, Vergleiche wurden mit dem sogenannten Difleren- tial- Galvanometer angestellt. 38 Glanz des amalgamirten Eisens, zeigt deutlich das Ungenügende der kürzlich von Hrn. Vorsselman de Heer aufgestellten Be- hauptung, als sei das amalgamirte Zink darum positiver als das nicht amalgamirte, weil es dieses an Glanz übertrifft, — einer Behauptung, die wenn sie nicht schon im Allgemeinen durch das bekannte Verhalten der Legierungen, von denen in der elektromotrrischen Reihe eben so viele unter und über als zwi- schen ihren Bestandtheilen stehen, ihre Erledigung fände, auch dadurch widerlegt wird, dafs das nicht-amalgamirte Zink, selbst wenn man ihm durch Abfeilen den höchst möglichen Grad von Glanz verliehen hat, immer noch beträchtlich negativ gegen das amalgamirte bleibt. Eine Untersuchung über die Reihenfolge ver- schiedener leicht oxydirbarer Metalle im amalgamirten und nicht amalgamirten Zustand gab dem Verfasser nachstehendes Resultat, vom Positiven zum Negativen gezählt: amalgamirtes Zink, Zink, Kadmium, amalgamirtes Kadmium, amalgamir- tes Zinn, amalgamirtes Blei, Blei, Zinn, Eisen, amal- gamirtesEisen. Von diesen fünf Metallen sind also drei, nämlich Zink, Zinn, Blei (letzteres jedoch nur äulserst wenig) im amal- gamirten Zustand positiver, zwei dagegen, nämlich Kadmium und Eisen in diesem Zustand negativer als im nicht amalga- mirten. Ebenderselbe hielt einen Vortrag über die mechanische Strö- mung der Flüssigkeit in den Zellen der in Thätigkeit gesetzten galvanischen Säulen. ’ 30. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Müller las über den Bau des Pentacrinus Caput Me- dusae. Nach einer historischen Übersicht der bisherigen Leistungen zur Anatomie der Comatulen von Leuckart, Heusinger, Meckel, Delle Chiaje, Thompson, Dujardin und zur Anatomie des Skelets der Crinoiden von Guettard, Miller, Goldfuls u.a., theilte der Verf. die Resultate einer vergleichen- den Anatomie eines in Weingeist erhaltenen Exemplars des Pen- tacrinus Caput Medusae der Antillen und der Comatulen und 89 Asterien mit. Die Untersuchungen an den Comatulen sind grölstentheils an Comatula mediterranea angestellt, von welcher der Verf. zu einer früheren Mittheilung schon einige Exemplare benutzte, neuerlich aber durch die Güte der Herren Agassiz und Grube in den Stand gesetzt war, eine ansehnliche Zahl zu zer- gliedern. Die Stengelgebilde der Pentacrinen sind ohne alle Muskeln, sowohl der Stengel selbst als die Cirren, letztere auch bei den Co- matulen, aber der Stengel! der jungen Comatulen, Pentacrinus eu- ropaeus Thompson, ist contractil. Durch Muskeln beweglich sind die Arme und Pinnulae der Arme, die Muskeln liegen nur an der Bauchseite, die Streckung erfolgt durch die elastische Interarticu- larsubstanz.. Durch die Mitte aller Skelettheile geht der soge- nannte Nahrungscanal, welcher bei den Comatulen im Centrodor- salstück eine auswendig gerippte herzartige Anschwellung bildet. Die übrigen Weichtheile liegen bei den Pentacrinen und Comatu- len in gleicher Weise theils auf dem Kelch der Krone, theils sich fortsetzend auf der Bauchseite der Arme und Pinuulae in der dort befindlichen Gliederrinne. Der mikroskopische Bau des Skelets verhält sich wie bei den übrigen Echinodermen, alle Skelettheile wachsen an den Ober- flächen, nicht durch Vergrölserung der kleinsten Theile; denn die Balken des Kalknetzes sind bei der ganz jungen noch gestielten Comatula, welche der Verfasser durch die Güte des Hrn. Gray in London erbielt, schon eben so grols als bei dem erwachsenen Thier. Die neuen Glieder entstehen theils durch Anbildung an den Enden der Reihen, theils durch Interpolation. Das erstere findet an den Enden der Arme, Cirren und Pinnulae statt, das letztere am Stengel. Hier bilden sich die neuen Glieder am oberen Theil des Stengels, der sich durch geringere Zahl der Glieder zwischen den Internodien auszeichnet, durch Interpolation zwischen den schon vorhandenen Gliedern in der gezackten Nath derselben. Daher ist am oberen Theil des Stengels jedesmal ein dünnes Glied zwischen zwei dicken, unten sind alle Glieder gleich. Die Inter- polationen finden so lange statt, bis die Normalzahl der Glieder zwischen zwei Internodien oder Verticillargliedern hergestellt ist. Am unteren Theil des Stengels ist: die normale Zahl der Glieder 90 zwischen den Internodien erreicht. Bei den Encrinus geschieht dasselbe, an der Stelle der Verticillarglieder sind hier die breite- ren Glieder. Abgebrochene Arme der Comatulen ersetzen sich durch dünne Sprossen, welche auf dem Bruchstück wie ein Pfropfreis aufsitzen. Die neuen Verticillarglieder der Pentacri- nen entstehen dicht unter dem Kelch. Durch den ganzen Stengel der Pentacrinen gehen 5 ununter- brochene Sehnen, an den Gelenken bilden sie die Gelenkbänder. Von ihnen rührt auf dem Durchschnitt der Gelenke die fünfblätte- rige Figur her. Um die Sehnen herum liegt an den Gelenken eine elastische Interarticularsubstanz, eine krausenartig gefaltete Mem- bran bildend. Ihr Rand entspricht der gezackten äufseren Nath der Stengelglieder. Diese Substanz hat einen sebr eigenthüm- lichen mikroskopischen Bau. In ihrer Dicke stehen lauter Faser- säulchen, aus denen einfache Fasern hervorgehen, welche Reihen regelmälsiger symmetrischer Arkaden zwischen den Fasersäulchen bilden; in der oberen und unteren Hälfte der Dicke dieser Sub- stanz sind sich die Arkaden entgegengesetzt. Diese Bogen gehören wahrscheinlich einer Spirale an, deren grölserer Theil in den Fa- sersäulchen abwechselnd herab und hinauf steigt. Die Interarticu- larsubstanz der Cirren, Arme und Pinnulae ist nicht krausenartig gefaltet, sondern bildet elastische Kissen von demselben Bau. Diese Glieder haben aufserdem besondere fibröse Gelenkbändchen an der Leiste, auf welcher sie sich wiegen. Der Kelch der Pentacrinen und Comatulen besteht aus den Kelchradien und der sie verbindenden Haut, welche sich auf den Scheitel und die Bauchseite der Arme fortsetzt. Die Kelchradien bestehen aus 3 Gliedern, wovon das unterste immer durch Naht aufsitzt. Bei der colossalen grönländischen neuen Comatula Esch- richtü mit gegen 100 Ranken des halbkugelförmigen Gentrodorsal- stücks, welche Hr. Eschricht zur Aufklärung der Anatomie der Crinoiden mit grolsmüthiger Aufopferung mittheilte, ist das unterste Glied aufsen nicht siehtbar, es liegt im Innern auf dem Gentrodor- salstück wie bei den fossilen So/anacrinus, und das nächste Glied stützt sich zum Theil auf das Centrodorsalstück selbst; aber die den Solanoerinus und Pentacrinus eigenen sogenannten Becken- stücke fehlen, wie bei den übrigen wahren Comatulen, während 9 sie bei Comaster Ag. (Com, multiradiata Goldf.) vorhanden sind. Von den Radiengliedern radialia ist das letzte das Stützglied für zwei Arme, radiale axillare, an den weiteren Theilungen der Arme liegt das ähnliche drachiale axillare. Die ungestielten Crinoiden mit Armen bilden ; Familien, 1) Articulata gen. Comatula Lam. und Comaster Ag. 2) Costata mit schaligem gerippten Kelch und entgegengesetzten Pinnulae, wovon sonst bei allen übrigen Crinoiden kein Beispiel vorkommt, gen. Saccocoma Ag. 3) Tessellata, gen. Marsupites. Der Kelch der gestielten und bearmten Crinoidea articulata, Pentacrinus, Encrinus, Apiocrinus ist im Wesentlichen überein- stimmend. Beim Kelch der gestielten und bearmten Crinvidea tes- sellata kommen folgende Elemente nach consequenter Bezeichnung vor. Erstens 3 oder 4 oder 5 basalia, meist ein Pentagon bil- dend, darauf zuweilen ein Kreis von alternirenden Parabasen, pa- rabasalia. Sobald die Asseln sich in die Richtung der Arme ord- nen, beginnen die radialia, wovon das dritte meist ein awillare. Zwischen den radialıa können inzerradialia, zwischen den axillaria können interaxillaria liegen. Entweder sind die Arme von nun an frei, oder der Kelch setzt sich noch weiter fort, die Radien zerfal- len dann in 2 Distichalradien mit radialia distiehalia, die jedes mit einem distichale axillare enden, wie bei Actinocrinus moniliformis und Euecalyptocrinus (identisch mit Hypanthoerinus Phill.). Zwi- schen den Distichalradien können Znterdistichalia liegen, zwischen zwei Distichien inzerpalmaria. Die Pinnulae der Pentacrinen und Comatulen beginnen an den Armen immer aufsen am zweiten, innen am dritten Glied über einem axillare; dies wiederholt sich bei allen weiteren Theilungen der Arme. Das axillare ist immer ohne Pinnula. Die Armglieder der Pentacrinen und Comatulen sind doppel- ter Art, die meisten sind durch Gelenke und Muskeln beweglich verbunden, einige an bestimmten Stellen unbeweglich durch ra- diirte Nahtflächen, zwischen welchen ein in Radien auslaufendes äufserst dünnes Häutchen. Zwei durch Naht verbundene Arm- glieder bilden ein Syzygium, das untere Glied eines Syzygiums kann hypozygale, das obere epizygale heilsen. Das letztere trägt die 92 Pinnula, das erstere hat nie eine Pinnula, ein Syzygium gilt daher beim Alterniren der Pinnulae für ein Glied. Bei Pentacrinus Caput Medusae liegen die Syzygien regelmä- [sig über den axillaria, nie an einer anderen Stelle. Bei den Coma- tulen liegen nie an dieser Stelle Syzygien. Bei den vielarmigen ist die Lage des Syzygiums nach den Species verschieden; das brachiale axillare selbst kann ein Syzygium bilden; in diesem Fall sind, wie aus dem vorhergehenden folgt, hypozygale sowohl als epizygale ohne Pinnula; oder aber die Syzygien fehlen an jener Stelle. Alle Comatulen ohne Ausnahme zeichnen sich vor den Pentacrinen aus, dafs sie auch Syzygien in der ganzen Länge der Arme haben. Das erste Syzygium liegt über dem zweiten Glied nach einem axillare, daher steht die erste Pinnula hier an dem zweiten einfachen Arm- glied, bei den Pentacrinus zwar auch an dem zweiten Armglied, dies ist aber ein epizygale. Die Zahl der Glieder zwischen den Sy- zygien der Arme ist verschieden bei den Arten der Comatulen, bei Comatula mediterranea Lam. liegen 2-4 einfache Glieder zwischen den gejochten Gliederpaaren oder Syzygien, sie hat gegen 25-30 Syzygien an jedem Arme; bei C. polyartha Nob. dagegen liegen 10-14 Glieder zwischen den Syzygien und diese hat daher nur wenige Jochverbindungen, bei C. carinata Lam. liegen 2-5, bei C. Eschrichtii Nob. 2-3, bei C. echinoptera Nob. 3-5, bei C. horrida (Alecto horrida Leach.) und C. rotularia Lam. 8-10 Glieder zwi- schen den Syzygien. Viele Comatulen besitzen aulsen an der Syzygiennath einen Kranz von Poren. Die bei den Gattungen Encrinus, Platyerinus, Actinocrinus und Dimerocrinus Ph. vorkommende alternirende Zweizeiligkeit, Distichie, der Armglieder mit mittlerer Zickzacknath bildet sich aus einer einfachen, Succession schief abgeschnitterer Glieder durch Verkürzung der Winkel. Zweizeilige Arme theilen sich nicht weiter. Die‘ mit den Aczinocrinus vereinigten Crinoiden mit einzeiligen Armen, denen auch das unregelmälsige einzelne in- terradiale aller wahren Actinocrinen fehlt, sondert der Verf. von diesen ab, unter dem neuen Genus Carpocrinus, wohin Actinveri- nus simplex Ph. (identisch mit Actinocrinus tesseracontadactylus His.) und aulserdem Aczinocrinns expansus Ph. gehören. 93 Der Scheitel der Comatulen und Pentacrinen ist von einer Haut bedeckt, welche von den Radien des Kelchs ausgeht und sich über die Bauchseite der Arme und Pinnulae fortsetzt. Zwischen der ventralen Haut des Diseus und dem Kelch und zwischen der ventralen Haut der Arme und Pinnulae und den Gliedern liegen die Weichtheile. In jener Haut liegt die Tentakelfurche. Die Tenta- kelfurchen der Pinnulae setzen sich in die Tentakelfurche der Arme, diese in die Tentakelfurchen des Scheitels fort; aus den 10 Tenta- kelfurchen, die von den Armen kommen, werden durch Vereini- gung von je zweien 5. Diese setzen ihren Weg zum Munde fort, und hier entfernen sich ihre tentaculirten Ränder und biegen über dem Mund in die nächsten um. Die Tentakelfurchen zweier Arme, welche sich auf dem Scheitel vereinigen, schliefsen ein Interbra- chialfeld ein, die übrigen grölseren Intertentacularfelder reichen von dem Zwischenraum zweier Kelchradien bis zum Mund, es sind die Interpalmarfelder, welche über dem Mund 5 spitze häutige Klappen bilden. Die Haut des Interradiums des Kelchs, des ganzen Scheitels und der Bauchseite der Arme ist bei den Comatulen meistens weich, bei einigen enthält sie mikroskopische Kalktheilchen, in Form von Stäbchen, einfachen oder zertbeilten Balken, Anfänge der Össifica- tion. Es sind dieselben Theilchen, welche Hr. Ehrenberg bereits in der weichen äulseren Haut der Holotburien beobachtete. Bei vielen Echinodermen zeigen auch einzelneinnere weiche Theile diese Erscheinung und so sind die von Jaeger beobachteten Figuren in den Häuten der Lungen und Eierstöcke der Holothurien zu erklären, welche derselbe den Körperchen im Blut und Saamen der Thiere frageweise verglich. Einige Seesterne wie Archaster typicus Nob. hahen diese Gebilde auch in den häutigen Wänden der Verdauungs- organe. In der Haut der Comatula echinoptera, ordnen sich diese Theilchen zu einem Netz mit einzelnen Papillen, bei anderen tre- ten schon kleine ossificirte Plättchen auf, beim Penzacrinus ist die Haut bereits von harten Täfelchen bedeckt, und äbnliche Täfel- chen begleiten schuppenartig die Seiten der Tentakelfurchen der Arme und des Scheitels. Die Täfelchen in der Interradialhaut un- terscheiden sich wesentlich von denen in der Haut des Scheitels, letztere besitzen viele kleine mit der Loupe zu erkennende Poren, vielleicht Spiracula, welche in die Bauchhöhle des Discus führen. 94 Die Schuppen an den Seiten der Tentakelfurchen besitzen diese Poren nicht. Die Tentakelfurchen der Comatulen und Pentacri- nen sind inwendig mit zwei Reihen sehr kleiner Tentakeln besetzt, die wieder mit noch viel feineren mikroskopischen Fühlerchen be- setzt sind. Sie führen die Nahrungsstoffe von den Pinnulae und Armen zum Mund. Unter den Mundklappen gehen die Tentakel- reihen je zweier Furchen in einander über. Der Scheitel der ungestielten Crinoidea tessellata (Marsupites) ist noch nicht bekannt, denn was Mantell in seiner Abbildung dafür nimmt, jene gegliederten Reihen, sind sowohl nach der Abbil- dung als nach der Bemerkung, dafs diese Gliederchen auf der Be- rührungsfläche einen Riff haben, offenbar von den Armen abgelö- ste Pinnulae. Vergleicht man den Scheitel der gestielten Crinoidea tessellata mit Armen mit dem der Articulata, so zeigt sich wenig Äbnlich- keit. Der Scheitel dieser Thiere ist von ziemlich dicken Plättchen oder Platten gebildet, welche mit ihren Rändern aneinanderstolsen und sich auch noch in dieser Art auf den Anfang der Arme fort- setzen. Bei Platyerinus ventricosus, mierostylus, rugosus, deren Scheitel vorliegen, ist ihre Zahl sehr gering und bei Platyerinus ventricosus reichen 12 dicke Platten hin, den ganzen Scheitel zu bedecken. Diese Platten zeichnen sich hier durch die langen Spit- zen oder Stacheln aus, in welche sie auslaufen. Gerade in der Mitte des Scheitels liegt hier eine solche grolse Platte. Zu einer sol- chen Vertheilung von Tentakelrinnen, wie bei den Pentacrinen und Comatulen ist hier gar kein Platz. Obgleich die Scheitel an den vorgelegten Kelchen von 3 Species von Platyerinus und 2 Species von Actinocrinus alle vollkommen erhalten sind, so zeigen sich doch niemals 2 Öffnungen, Mund und After, immer ist nur eine Öffnung vorhanden, entweder in der Mitte, wie bei Actino- erinus, wo sie in eine mit Asseln besetzte Röhre ausgezogen ist, oder an der Seite des Scheitels zwischen den Armen, wie bei den Platycrinus (und einem Theil der Melocrinus). Bei Pentacrinus Caput Medusae ist zwar der After in einem der Interpalmarfelder nicht gesehen, denn bei dem untersuchten Exemplar ist der Schei- tel bis auf den peripherischen Theil zerstört, indels muls sich dieser wie bei Comatula verhalten. Liegen sich Mund und Afterröhre 95 sehr nahe, wie bei Comatula horrida, wo die Afterröhre in der Spitze ihres Interpalmarfeldes stehend, den Mund fast bedeckt, so könnte zwar die Mundöffnung ganz unsichtbar geworden sein; in- defs sieht man an den vorgelegten Scheiteln alle Linien der zusam- menstofsenden Platten sehr deutlich und man darf nicht für ganz bestimmt annehmen, dals die gestielten Crinoidea tessellata mit Ar- men zwei getrennte Öffnungen besitzen, da eine andere Abithei- lung von Crinoidea (Holopus d’Orb.) keinen After hat und es, wie weiter erörtert werden soll, unter den Asterien Gattungen mit Af- ter und ohne Alter giebt. Wenn Eugeniacrinus mespiliformis Goldf. wirklich ein Eri- noid mit Armen ist, die ihm Goldfufs beilegt, so ist er nicht allein der Typus eines neuen Genus in der Abtheilung der gestiel- ten Crinoiden mit Armen, sondern selbst der Typus einer eigenen von den gestielten Crinoidea tessellata mit Armen abzusondernden Familie der Testacea, indem der Kelch und Scheitel desselben wie bei den armlosen Pentremites eine zusammenhängende feste Schale bildet und wie bei diesen 5 gegen den Mund aufsteigende Tenta- kelfelder dieser Schale besitzt. Hierher würde auch Platyerinus pentangularis Mill. als eigenes Genus gehören, wenn er wirklich Arme haben sollte, die Miller abbildet. Indels behauptet Phil- lips, dals dieser Crinoid ein Pentremit sei und dafs ihm Miller Arme beigefügt habe. Obgleich diese Bemerkung in keiner Weise von Phillips begründet ist, so läfst sich gleichwohl nicht verken- nen, dafs die abgebildeten 5 Arme, welche einfach fortlaufend 6 Glieder bis zum axillare besitzen, unter den Crinoiden ganz unge- wöhnlich sind. Die gestielten Crinoiden ohne Arme bilden 2 Familien. Beide sind höchstwahrscheinlich mit getrennter Mund- und Afteröffnung versehen. Die einen zeichnen sich durch ihre auf einer unbeweg- lichen Schale ausgeprägten Tentakelfelder, die sternförmig am Munde zusammenkommen, aus. Es sind die Pentremiten. Um den Mund befinden sich bekanntlich 5 Öffnungen, wovon jede der Spitze eines Intertentakelfeldes entspricht und eine sehr viel größer als die übrigen ist. An dem Pentremiten, welchen Hr. v. Buch dem Verf. mitzutheilen die Güte batte, liefs sich durch Aufräumung der 96 Löcher ermitteln, dafs jedes der vier kleineren Löcher ın der Tiefe durch eine senkrechte Scheidewand in zwei getheilt ist. In dem grolsen fünften Loch fehlte diese Scheidewand in der Mitte, da- gegen fand sich jederseits eine Leiste, so dafs diese Öffnung in 2 seitliche kleine und eine mittlere grolse zerfällt. Die letztere ist offenbar der After. Die seitlichen entsprechen den übrigen Öft- nungen und sind mit diesen wahrscheinlich Ausgänge für Eier und Samen. Das Verhalten der Öffnungen bestätigte sich an den Pen- tremiten des mineralogischen Museums. Die Tessellata dieser Abtheilung ohne Stern von Teutakelfel- dern sind die Sphaeroniten mit den von Hrn. v. Buch aufgestell- ten Gattungen derselben. Ihre innige Verwandtschaft mit den übri- gen Crinoiden ist kürzlich durch ebendenselben so überzeugend bewiesen, dafs davon hier keine Rede sein kann. Tentakeln mögen auch vorhanden aber ganz anders vertheilt gewesen sein. Mund und After sind nachgewiesen, liegen auseinander und sind bei einigen noch von einer dritten (Geschlechts-) Öffnung unter- schieden. Die letzte Abtheilung der Crinoiden wird von den Crinoiden mit Armen und fest gewurzeltem Kelch aus einem röhrigen Stück gebildet. Denn der sogenannte Stiel des noch lebenden Holopus ist wohl nur der Kelch. Sie scheinen nach dem Wenigen, was von ihnen bekannt ist, keinen After zu besitzen. Von den Armen zie- hen sich Furchen gegen den Mund. Diese Thiere sind hier das, was die Afterlosen unter den mit einem Afterporus versehenen Asterien. Die innere Fläche des Kelches und Scheitels der Comatulen ist mit einer eigenen Haut verwachsen, welche die Bauchhöhle begrenzt. Zwischen beiden bemerkt man am Scheitel Muskelfa- sern, die sich an der Afterröhre in Längsreihen ordnen, die Bauch- höhlenhaut der Comatulen ist weich, bei dem Pentacrinus enthält sie sehr kleine Kalkplätichen. Die Eingeweidemasse der Comatulen ist mit der zweiten Lamelle der Bauchhöhlenhaut überzogen, die äufsere und innere Lamelle hängen um den Mund und an der ent- gegengesetzien unteren Seite zusammen, zwischen beiden ist die enge Bauchhöble, welche sich durch 5 kleine Öffnungen in den Bauchhöbhlencanal der Arme fortsetzt. 97 In der Mitte des Discus der Comatulen bildet eine spongiöse Masse eine Art Spindel, um welche sich der Darm, vom Mund schief abgehend, bis zum After windet. Von der inneren Wand des Dar- mes, welche an diese Spindel grenzt, springt eine gleich gewundene zottige lamina spiralis ins Innere des Darmes vor. Von der inneren Wand des Darmes’ geben auch Vertiefungen in die spongiöse Masse hinein, welche blind zu endigen scheinen. An der unteren Seite der spongiösen Masse, wo diese an dem Kelch angewachsen ist, befin- det sich in der Bauchhaut eine ansehnliche unregelmäfsige Ossih- cation. Sie wird von einem dicken Gefäfscanal durchbohrt, der sich von der im Centrodorsalstück gelegen herzartigen Anschwel- lung in die spongiöse Masse begiebt. Die Arme der Comatulen und Pentacrinen besitzen aufser .dem durch die Mitte gehenden Gefälscanal der Skelettheile und aulser der oberflächlichen Tentakelrinne, zwei Canäle, der un- tere ist der Bauchhöhlencanal, welcher an den Verbindungsstellen der Glieder einen blinden Fortsatz in die Tiefe abschickt, und der Tentakelcanal, der letztere liegt darüber, unter der Tentakelrinne, mit deren Tentakeln er durch feine Poren zusammenhängt. Beide Canäle liegen in der Rinne der Armglieder unter der ventralen Haut der Arme, zwischen beiden ersteren verläuft der Nervenstrang der Arme, der dem Abgang der Pinnulae entsprechend eine längliche Anschwellung bildet, von welcher der Nerve der Pinnula abgeht. An der Scheibe entfernen sich der Bauchhöhlencanal der. Arme und der Tentakelcanal, ersterer öffnet sich in die Bauchhöble, es sind 5 kleine Öffnungen den 5 Radien entsprechend. Der Tentakelcanal bleibt oberflächlich unter der Haut und unter den Tentakelfurchen des Scheitels, diese Canäle ergielsen sich um den Mund herum in die Höhlen der spongiösen Substanz, welche die Mitte der Eingeweidemasse einnimmt. In der Scheibe liegen unter der Haut des Scheitels die Ver- dauungseingeweide, an den Pinnulae unter der ventralen Haut die Geschlechtstheile, über welche das Tentakelsystem hinweggeht. Der untere Theil der Pinnulae ist von den reifen Geschlechtsthei- len angeschwollen. Die weiblichen Comatulen besitzen hier an jeder Pinnula einen Eierstock, Eier mit Dotter, Keimbläschen und bläschenartigem Keimfleck. Eine Comatula mit 10 Armen besitzt 98 daher gegen 1000 und mehr Eierstöcke, eine Vermehrung dieser Organe, welche an die pflanzlichen Verhältnisse erinnert. Unter den Thieren bieten die Bandwürmer etwas ähnliches dar, insofern alle reifen Glieder derselben mit besonderen Eierstöcken verse- hen sind. Das Exemplar von Pentacrinus besals keine Eierchen; die dicken Theile der Pinnulae enthalten hier einen Schlauch mit dik- ken Wänden. Eierstöcke finden sich nur bei einem Theil der Individuen der Gomatulen. Andere haben auch Anschwellungen der Pinnulae, aber keine Eierchen darin. Bei einer grolsen von Cap. Wendt mitgebrachten neuen Comatula echinoptera Nob. fanden sich die männlichen Organe im strotzendsten Zustande. Die Anschwellun- gen gehen mehr in die Breite. Jeder Hoden ist ein unregelmäfsi- ger an den Seiten in mehrere Abtheilungen eingeschnittener Schlauch, der gegen die Basis der Pinnulae am dicksten ist, oben dünner plötzlich endigt. Er enthält eine geronnene Masse ohne Spur von Eikeimen. Hiernach sind die Comatulen in Geschlechter getrennt, wie es bereits durch die Herren Valentin, Rathke, Peters von den übrigen Echinodermen erwiesen ist. Die Elemente des Kelchs kommen auch an den Armen vor, die Arme sind in allen Beziehungen Verlängerungen des Kelchs und Scheitels, sie können bis auf diese reducirt sein, wie bei den Pentremiten und Sphaeroniten; bei diesen haben sich daher auch die Geschlechtstheile in den Kelch zurückgezogen. Da die Arme den Crinoiden fehlen können, bis zur schaligen Form der Seeigel, der After bei vielen oder den meisten Asterien vorkommt, so ist esin der That jetzt schwer zusagen, was ein Crinoid sei. Der einzige constante eigenthümliche Charakter dieser Ab- theilung der Echinodermen ist, dafs sie in der Jugend oder das ganze Leben hindurch gestielt sind und dals, wenn Armradien vor- handen sind, ihre Glieder vom dorsalen Theil des Kelchs ausgehen, dagegen die Wirbel bei den Asterien immer der ventralen Seite an- gehören, und dafs die Glieder der Radien und Arme der Crinoiden Verkalkungen des Perisoms sind, die Gliedersäulen der Asteriden dagegen dem Perisom nicht angehören. Auch sind die Armfort- sätze nur bei den Crinoiden gegliedert. 99 _Dals die Glieder der Kelchradien und Arme der Crinoiden nicht von der Haut überzogene Theile, sondern Indurationen der Haut selbst sind, lehrt ihre vergleichende Anatomie. Denn die ventrale Haut geht von ihrem Rande aus und bei den Tessellaten tritt die Interradialbaut durch Entwickelung von Asseln in eine Linie mit den Radialasseln. Die Reihe wirbelartiger Stücke in der Tiefe der Armfurchen der Asterien, welche aus 2 $Seitentheilen gebildet sind, hat in der Tiefe der Furche noch eine weiche Hant über sich und zwischen der Wirbelcolumne und dieser Haut liegt der Nervenstrang des Armes. Diese Golumnen reichen an der Bauchseite der Scheibe bis zum Munde. Bei den Ophiuren und Euryalen, wo die Bauchfurchen fehlen, bleibt die Lage dieser CGolumnen an der Bauchseite der Scheibe, unter der lederar- tigen Haut und an den Armen sind die Columnen allseitig von der lederartigen Haut eingeschlossen, indem die Eingeweidehöhle der Arme bei diesen Thieren fehlt. Über und unter der Columne zwischen ihr und der Haut verläuft ein Canal. Die Opbiuren sind die einzigen Asteriden mit Zähnen, welche sich auf je 2 der Co- lumnen am Munde stützen. Aus dem Vorhergehenden folgt, dals die Crinoiden und Aste- riden nicht zusammengehörende Gruppen sind, sondern durch funda- mentale Unterschiede der Skeletbildung geschieden, nur Abthei- lungen der Echinodermen in gleicher Linie mit den Seeigeln und Holothurien bilden. Die Abtheilung der Asteriden zerfällt dann in die eigentlichen Asterien und Ophiuren. Bei den Gattungen der letzteren, welche Hr. A gassiz festgestellt, fehlen die Blind- därme des Magens in den Armen und der After, und die Madrepo- renplatte verläfst die Dorsalseite. Ihre Eierstöcke liegen immer in der Scheibe selbst. Bei den Asterien enthalten die Arme immer Blindsäcke der Verdauungsorgane, der Rücken besitzt immer die 'Madreporenplatte der Seeigel, der After ist bald vorhanden, bald fehlt er nach den Gattungen, die Eierstöcke liegen bald in der Scheibe am Abgang der Arme, bald in den Armen selbst, wie bei den Seesternen mit cylindrischen langen Armen, bei den Opbhidia- stern reichen sie durch zwei Drittheil der Arme. Die meisten Asterien haben einen von eigenthümlichen WVärz- chen wie bei den Seeigeln umstellten After. Dieser After ist nicht 100 oder nur wenig kleiner als der After der Seeigel. Baster sagte einst mit Bezug auf Asterias rubens: utrumque genus (echinorum et stellarum marinarum) os inferne et ad excrementa ejicienda aperturam superne habent. In der Zoologia Danica ist bei A. mili- taris CXXXI p.14. eine centrale Stelle als macula verruciformis angegeben und gesagt, da dieser Fleck nicht perforirt sei, so könne Baster’s Ansicht vom After nicht richtig sein. Die Warze öffne sich wahrscheinlich zur Zeit des Abgangs der Eier. Tiedemann widerlegte Baster’s Angabe als völlig unbegründet und die Neuern betrachten allgemein die Asterien als afterlos, es steht inallen zooto- mischen und zoologischen Werken. Die von Tiedemann unter- suchte Asterias aurantiaca ist wirklich afterlos und gehört der einen der beiden afterlosen Gattungen unter 14 Gattungen von Ästerien an; aber gerade die von Baster untersuchte Aszerias rubens besitzt wie alle der Gattung, zu welcher sie gehört, einen After. Vor einiger Zeit (1831) hat Hr. Wiegmann zuerst wieder diesen Po- rus bei einer pentagonalen Asterienart bemerkt und bei den zwei trocknen Exemplaren derselben auf der Etiquette mit folgenden Worten bezeichnet: Ast. pleyadella Lam. var. angulis productiori- bus. Ind. oc. Specimen utrumque acu pertusum erat, alterum in ipso foramine, quod ani orificium fortasse ducendum. Dieses Thier ge- hört zu der Gattung Goniaster Agass. oder zu den Scutasterien Blainville’s. Hr. Müller sah mit Hrn. Troschel, Gehülfen beim zoolo- gischen Museum auf diesen Gegenstand die Asteriensammlung des zoologischen Museums nach, da fanden sie denn, dafs der bei wei- tem gröfste Theil aller Asterien mit einer kleinen Afteröffnung ver- sehen ist, das folgende über diesen Porus und die Gattungen der Asterien gehört beiden Beobachtern zugleich an. Der Afterporus ist bald central, bald subcentral. Bei den Gat- tungen Archaster Nob., Ophidiaster Ag. und Crossaster Nob. ist er ganz central, subcentral ist er bei den Gattungen Asteracanthion Nob., Stichaster Nob., Echinaster Nob., Chaetaster Nob., Linckia Nob., Goniaster Ag., Asterope Nob., Culcita Ag. und Asteriscus Nob. Dann liegt er ganz nahe der Mitte links vom Radius der Madrepo- renplatte. Bei den bekannten Species der Gattung Asterias Ag. ist keine Spur eines Afterporus vorhanden. Ganz ähnliche äufsere 101 Charactere bat die neue mit einem After versehene Gattung Ar- chaster. Afterlos sind die beiden Gattungen Asterias Ag. und He- mienemis Nob. Diejenigen Seesterne, welche einen After haben, besitzen immer auch eine Absonderung der Magenhöhle von einer Darmbhöble durch eine Cirkelfalte, in der unteren Höhle unter die- ser Falte gehen dann erst die Blinddärme.der Arme ab. Diese Höhle ist es auch, welche in den Afterporus ausmündet. Der Vor- rath nordischer Asterien, die reiche Schultz’sche Sammlung sici- lianischer Asterien im anatomischen Museum, sowie der eben so wichtige Schatz von Asterien des indischen Archipels in Weingeist von Hrn. Geh. Rath Schoenlein lieferten die Materialien zur Feststellung der anatomischen Thatsachen. Mehrere in neuerer Zeit aufgestellte Gattungen von Asterien sind sehr zweckmälsig, wie die Gattungen Asterias Ag. (Stellaria Nardo), Goniaster Ag., Culcita Ag. Auch die Gattung Zinckia Nardo würde gut sein, wenn sie aulser Zinckia variolata nicht währe Ophidiaster umfalste und wenn ihre Gattungscharactere nicht gerade von diesen entnommen wären. Die Gattung Stellonia Nardo ist nicht haltbar, denn sie umfalst Stachelasterien verschie- dener Genera und selbst verschiedener Familien, nämlich Asterien mit 4 Tentakelreihen wie A. rubens, glacialis und Asterien mit 2 Tentakelreihen wie A. sepitosa und spinosa. Die Gattungen Aste- rina und Anseropoda Nardo gehören in eine zusammen, da die da- hin gezogenen Thiere sich nicht generisch unterscheiden.. Die folgende Classification ist auf 55 Arten von Asterien der hiesigen Museen gegründet. Die Asterien zerfallen nach den vorher gehen- den Thatsachen, so wie einem wichtigen und leicht erkennbaren bisher unbenutzten Unterschied in der Zahl der Tentakelreihen der Bauchfurchen in 3 Familien. I. Familie. Asterien mit 4 Tentakelreihen der Bauchfurchen und einem After. Gen. 1. Asteracanthion Nob. Überall regelmäfsig oder unregelmälsig mit spitzen oder stumpfen Stacheln oder Tuberkeln besetzt. Zwischen den Stacheln nackthäutig mit vielen Poren der respiratori- schen Tentakeln. Pedicellarien zangenartig an weichen rer 102 Stielen, kranzartig um die Basis der Stacheln, oder dazwi- schen, oder beides zugleich. After subcentral. 8 Arten: Asterias rubens Lam., A. violacea O.Fr. Müll., A. g/a- cialis Lam., A. tenuispina Lam. (A. Savaresii D. Ch.,), A. rosea O.Fr. Müll., 4. Helianthus Lam., A. granifera Lam. A. gelatinosa Meyen Reise 1. 222. Gen. 2. Stickaster Nob. Körper auf der Bauchseite nahe den Furchen dicht ge- gestachelt, sonst überall dicht mit Platten in regelmälsigen Reihen gepanzert, welche dicht mit gestielten Knöpfen besetzt sind. Zwischen den Platten nur ein Porus. Zan- genartige Pedicellarien an den Bauchfurchen. Stichaster striatus Nob. (? Ast. striata Lam. Ast. auran- tiaca Meyen 1: 222). II. Familie. Asterien mit 2 Tentakelreihen der Bauchfurchen und einem After. Gen. 3. Echinaster Nob. Arme walzig. In der Haut ein zusammenhängendes | Balkennetz, überall regelmäfsig oder unregelmäfsig mit einzelnen Stacheln oder dicht mit Stacheln besetzt. Haut I zwischen den Balken nackt mit vielen Tentakelporen. Keine Pedicellarien. After subcentral. 4 Arten: A. sepitosa Lam., A. echinophora Lam. (Pentadactylo- saster spinosus Link.) E. spongiosus Nob. (Linck t. 36.) n. 62.) und eine neue Art. Gen. 4. Crossaster Nob. Die Haut überall mit gestielten Wedeln besetzt, dazwi- schen nackt mit vielen Tentakelporen. Keine Pedicella-' rien. After central. 2 Arten: A. papposa Lam., A. endeca Lam. Gen. 5. Chaetaster Nob. Haut überall dicht mit Reihen von Platten besetzt, deren Gipfel mit Borsten gekrönt sind. Zwischen den Platten nur ein Porus. Keine Pedicellarien. After sub- central. A. subulata Lam. 103 Gen. 6. Ophidiaster Ag. Arme cylindrisch. Haut überall mit granulirten Plätt- chen besetzt, die Haut dazwischen auch granulirt bildet Porenfelder mit vielen Poren. Keine Pedicellarien. After central. 8 Arten: O. ophidianus Ag., A. cylindrica Lam., A. laevigata ' Lam., 4. multiforis Lam., die übrigen neu. Gen. 7. Linckia Nob. (Linckia Nardo zum Theil). Arme flach, überall mit granulirten Platten besetzt, die sich am Rande in zwei Reihen ordnen. Zwischen den Platten einzelne Poren. Keine Pedicellarien. After subcentral. 3 Arten: A. variolata Lam., A. milleporella Lam., die dritte neu. Gen. 3. Goniaster Ag. Arme kurz bis zur pentagonalen Gestalt der Scheibe, die untere Seite platt, die Rückseite flach oder erhaben. An den Kanten der Scheibe und Arme zwei Reihen Plat- ten. Diese und die Platten der Bauch und Rückseite gra- nulirt, zuweilen in Tuberkeln verlängert, die Haut zwi- schen den Platten und die Porenfelder mit vielen Poren, ebenfalls granulirt. Wo Pedicellarien vorkommen sind sie zangenartig oder klappenartig, sessil, After subcentral. 7 Arten: Gon. tessellatus Ag.. G. equestris Ag., G. nodosus Ag., G. reticulatus Ag., A. pentagonula Lam., G. Sebae Nob. (Artocreas altera Seba). G. tuberculatus Nob. (Link t. 25. n. 40.) Gen. 9. Asterope Nob. Charactere der Göniaster, aber die Haut zwischen den Platten nackt, die nackten Porenfelder mit vielen Poren. Sessile zangenartige Pedicellarien. After subcentral. A. carinifera Lam. Gen. 10. Culcita Ag. Pentagonal, ohne Randplatien, Haut gekörnt, die Fur- chen des Bauches setzen sich auf den Rücken fort. Zan- genartige oder klappenartige sessile Pedicellarien. 2 Arten: C. discoidea Ag. und eine neue Art. 104 Gen. 11. Asteriseus Nob. (Asterina et Anseropoda Nardo). Scheibe und Arme ganz oder am Rande abgeplattet, der Rand gekielt ohne Randplatten. Die Täfelchen der Bauchseite mit einem, zwei oder mehreren kammförmig gestellten Stachelchen besetzt, die des Rückens mit einer oder mehreren Reihen von ähnlichen Fortsätzen besetzt. Der platte Randtheil der Scheibe und Arme ist von Ten- takelporen eine gröfsere oder kleinere Strecke frei. 4 Arten: A. membdranacea Lam., A. penicillaris Lam., A. exigua Delle Chiaje., Asteriscus pentagonus Nob. (SebaV, 13.) Gen. !2. Archaster Nob. Auf beiden Seiten platt, mit 2 Reihen grofser Rand- | platten, die unteren mit beweglichen Stacheln, Rückseite mit Stielen besetzt, die mit borstenartigen Fortsätzen ge- krönt sind. Zwischen den Stielen Tentakelporen. Keine Pedicellarien. Alles wie bei dem Genus Asterias, von 4 denen sie sich durch den centralen After unterscheiden. 2 Arten: Archaster typicus Nob. Celebes, eine Reihe Randsta- cheln, Bekleidung des Rückens in regelmälsigen Längs- reihen. A. hesperus Nob., ähnlich mit unregelmälsiger Bekleidung des Rückens. II. Familie. Asterien mit 2 Tentakelreihen der Bauchfurchen, ohne After. Gen. 13. Asterias Ag. ‚Stellaria Nardo. Auf beiden Seiten platt, mit 2 Reihen grolser Rand- platten, die unteren mit beweglichen Stacheln, Rückseite mit Stielen besetzt, die mit borstenartigen Fortsätzen ge- krönt sind. Zwischen den Stielen Tentakelporen. Keine | Pedicellarien. 11 Arten: A. aurantiaca Lam., A. pentacantha D. Ch., A. John- stoni D. Ch., A. spinulosa Philippi, A. dispinosa Ott., A. subinermis Phil., A. platyacantha Ph. Die übrigen neu. Gen. 1. Hemienernis. Von den Randplatten ist blofs die ventrale Reihe vor- handen, mit Stacheln. Rückseite ganz mit geborsteten Stielen besetzt. 2 Arten: A. ciliaris Phil. und A. senegalensis Lam. 105 Die excentrische Madreporenplatte, welche allen diesen Gat- tungen zukommt, ist bei den meisten Asterien einfach, bei A. heli- antkus ist sie vielfach, ein Haufen einzelner Platten. Bei anderen Asterien mit vielfachen Armen bleibt sie einfach, wie bei papposa, endeca, ciliaris u.a. Mehrere Arten der Ophidiaster, (z. B. O. multifo- ris) haben constant 2 Madreporenplatten, welche bei 5 Armen durch die Breite eines oder zweier Arme von einander entfernt sind. Die Arten, welche zwei Madreporenplatten haben, besitzen sie auch dann, wenn sie nur / Arme haben; vermehren sich die Arme, so können 3 Madreporenplatten vorhanden sein. A. zenui- spina (mit 6-3 Armen) hat regelmälsig wenigstens 2 Madreporen- platten, durch die Breite eines oder zweier Arme getrennt, die Exemplare mit 8 Armen haben 3 Madreporenplatten. In diesen Fällen lälst sich der bilaterale Typus, welchen Hr. Agassiz auf eine schr geistreiche Weise bei allen Echinodermen nachgewiesen, nicht nach dem Radius der Madreporenplatte bestimmen. Man kann sich vorstellen, dafs sich hier constant ein oder mehrere Arme im Interradialraum der Madreporenplatte entwickeln, bei Mangel des vordern Arms. Auch bei der Abtheilung der Clypeaster, unter den Seeigeln, wie bei Gen. Clypeaster, Scutella, Echinoneus, Echinarachnius könnte die Madreporenplatte nicht zur Bestimmung der Achse dienen, denn sie findet sich merkwürdiger Weise im dorsalen Pol der radialen Entwicklung, entweder von 5 oder 4 Oviducalöffnungen umgeben. Indessen ist bei diesen Thieren die Achse des bilateralen Typus durch die Lage des Afters bestimmt. Die excentrische oder subcentrale Lage der Afteröffnung am Centrum links vom Radius der Madreporenplatte trifft sich auch bei den Gattungen Echinometra und Echinus. Diese Lage kann kein Einwurf sein gegen die vollkommen begründete Ansicht von der Combination des bilateralen mit dem radialen Typus bei den Echinen und Asterien und erklärt sich hinreichend durch eine Stö- rung der Symmetrie, wie sie auch bei einigen Wirbelthieren mit lateralem After, Lepidosiren und Amphioxus vorkommt. Dals die Madreporenplatte und der After demselben Radius angehören, beweisen die Spatangen. Aber die eine und der an- 106 dere können aus ihrem Radius in das Centrum rücken, die Madre- porenplatte bei den Elypeastren, der After bei den Echinen. Bei den Ophiuriden ist die Mädreporenplatte bisher nicht be- obachtet; sie ist vorhanden, liegt aber an einer ganz anderen Stelle als bei den Asterien, nämlich an der Bauchseite, in der Nähe des Mundes. Bei Euryale ist sie sehr leicht zu beobachten, sie liegt im Winkel zweier nach dem Munde laufender Wirbelreihen der Arme. Bei den Ophiuren ist sie in eigenthümlicher Weise ersetzt. In den Winkeln der Wirbeleolumnen liegen um den Mund herum 5 schildförmige Platten. Eine von diesen Platten besitzt immer einen umbo und zeichnet sich dadurch von den 4 übrigen Platten aus. Die Madreporenplatte liegt also in verschiedenen Abtheilun- gen der Echinodermen an verschiedenen Stellen ihres Radius, von der Bauchseite an bis ins dorsale Centrum; ebenso ist es mit dem After. Die Genitalöffnungen sind immer radial, nie central, aber ihre Lage kann in ihren Radien bald ventral (Ophiuren, Pentremi- ten), bald dorsal (Seeigel) sein und sie sind bald einfach bald ge- doppelt. Einfach sind sie bei den Seeigeln, gedoppelt hei den Ophiuriden und Pentremiten. Wenn sie einfach sind, liegen sie in den Interbrachialfeldern oder Interambulacralfeldern; wenn sie gedoppelt sind, können sie bis in die Nähe der Arme auseinander- weichen und an den Armen selbst, aulserhalb der Ambulacralfurchen liegen, wie bei den Crinoiden die Pinnulae selbst zur Ausschüt- tung der Eier an der Aulsenseite dehisciren. Die Pedicellarien sind zweiarmig bei den Asterien, dreiarmig bei den Seeigeln, bei den laugarmigen Pedicellarien sind die gan-. zen Arme gezähnelt, bei den zangenartigen Pedicellarien mit kür- zeren Armen sind die Enden der Arme mit einem oder mehreren längeren Zähnen versehen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Transactions of the geological Society of London. 2. Series. 1 Vol.V, part 2. London 1840. 4. Proceedings of the Royal Society 1839. No. 40-42. (London) 8, 2Expl. nn 107 Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’ Academie des Scien- ces. 1840. 1. Semestre. No. 12. 23. Mars. Paris 4. L’Institut. 1.Section. Sciences math., phys. et natur. 8. Annee. No. 327-329. 2-16. Avril 1840. Paris 4. P. Namur, Histoire des Bibliotheques publiques de la Bel- gique. Tome1. Bibliotheques de Bruxelles. Bruxell. 1840. 8. Jo. Michelotti, Specimen Zoophytologiae diluvianae. Aug. Taurin. (1838) 8. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. 13, Heft 6. Halle 1839. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 397. Altona 1840. April 9. 4. van der Hoeven en de ‘Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physiologie. Deel6, St.4. Leiden 1839. 8. Ths. Weaver on the mineral structure of the South of Ireland. London 1840. 8. Marx, zum Andenken an Joh. Friedr. Blumenbach. Eine Ge- dächtnifsrede gehalten in der Sitzung der Kgl. Societät der Wis- sensch. den 8. Febr. 1840. Götting. 1840. 4. eingesandt durch den Sekretar der Königl. Societät der Wissen- ‚schaften zu Göttingen, Herrn Hausmann, mittelst Schrei- bens d. d. Göttingen d. 3. April d. J. Hausmann, Comm. de usu experientiarum metallurgicarum ad disquisitiones geologicas adjuvandas. Gotting. 1838. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Göttingen d. 3. April d. J. Aufserdem wurde ein im Auftrage des Herrn Prinsep ver- falstes Schreiben des Hrn. Wilson vom 13. April d. J. vorgetra- gen, wodurch der Akademie der Dank des ersteren für seine Er- nennung zum correspondirenden Mitgliede der Akademie zu erken- nen gegeben wird; desgleichen ein Schreiben des Hrn. J. Mell- vill vom 27. März d.J., wodurch die Directoren der Ostindischen Compagnie den Empfang der Abhandlungen der Akademie vom J. 1822 bis 1837 anerkennend anzeigen lassen; so wie ferner drei Schreiben des Sekretars der geologischen Gesellschaft zu London v. 8. Nov. 1538, und 14. März und 7. Nov. 1839 über den Empfang der dieser Gesellschaft mitgetheilten Abhandlungen und Monatsbe- richte der Akademie aus verschiedenen Jahren, und ein Schreiben des Rectors der Athenischen Universität zu Atlıen vom 11. April 108 d.J. über den Empfang der Abhandlungen der Akademie vom J. 4837 und der Monatsberichte vom ersten halben Jahre 1839. Mittelst zweier heute vorgelegter Rescripte vom 15. April d.J. genehmigte das hohe Königl. Ministerium der geistl. Unt. und Med. Angel. auf die Anträge der Akademie die Verwendung von 300 Thlrn. zur Anschaffung einer Kette von übersponnenem Ku- pferdraih zur Messung der Geschwindigkeit galvanischer Ströme (welche Kette zunächst Hrn. Prof. Weber zu Göttingen in’ Ge- brauch gegeben werden soll), und die Unterstützung des Dr. Jul. Ludw. Ideler hierselbst mit einer Summe von gleichem Betrage für die Herausgabe der von ihm unternommenen Sammlung der kleineren physischen und medicinischen Schriften aus dem Grie- chischen Alterthum. DD — Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Mai 1840. Vorsitzender Sekretar: Hr. Wilken. 7.Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. G. Rose las über die mineralogische und geo- gnostische Beschaffenheit der westlichen Ketten des Uralin der Breite von Miask und Slatoust, als Fortsetzung seiner vorjährigen Vorlesung über die östliche Kette, das Ilmen- gebirge. Diese westlichen Ketten, die Kette des eigentlichen Ural und die Kette der Urenga, des Taganai und der Jurma bestehen aus dem krystallinischen Schiefergebirge, woran sich aber noch im Westen ein mächtiges Übergangsgebirge aus Sandstein, dichtem grauem Kalkstein und schwarzem Thonschiefer vorzugsweise be- stehend, anlegt. Von beiden wird in der Abhandlung rücksicht- lich ihrer äufsern Formen und ihrer innern Beschaffenheit eine ausführliche Schilderung gegeben, die aber nicht gut eines Auszu- ges fähig ist. In Rücksicht des Reichthums an Mineralien stehen diese Gebirgsketten dem in mineralogischer Hinsicht so berühmten Ilmengebirge kaum nach. Die meisten und interessantesten Mine- ralien finden sich an 2 Orten in dem krystallinischen Schieferge- birge, der eine in den Nasimskischen Bergen auf der Westseite des Taganai, wo sie besonders in einem Schurfe, 15 Werste NW ‚von Slatoust, den man mit dem Namen Achmatowsk belegt hat, ge- wonnen werden, der andere in den Schischimskischen Ber- gen, 12 Werste westlich von Slatoust. Beide Orte sind voneinan- [1840.] 5 110 der durch den Aı getrennt, der von Slatoust aus die nordöstlich streichenden Ketten des Ural quer durchschneidet. In den Nasimskischen Bergen finden sich die meisten Minera- lien nesterweise in einem Chloritschiefer, der in dem Glimmer- schiefer, woraus die grölste Masse der Berge besteht, ein unterge- ordnetes Lager zu bilden scheint. Die hier vorkommenden Mine- ralien sind 1) Granat, 2) Chlorit, 3) Diopsid, 4) Apatit, 5) Titanit, 6) Vesuvian, 7) Magneteisenerz, 8) Perows- kit. Von diesen ist besonders der Granat durch Glanz und Regel- mälsigkeit der Krystalle, und der Chlorit durch seinen merkwürdi- gen Dichroismus ausgezeichnet, der ähnlich dem des Chlorits vom Zillerthal in Tyrol, doch bei der gröfseren Durchsichtigkeit der Krystalle vom Ural noch bei weitem deutlicher ist. Der Perowskit ist ein neues aus titansaurer Kalkerde bestehendes Mineral, das der Verfasser schon früher in Poggendorff’s Ann. beschrieben hat. Die interessantesten Mineralien in den Schischimskischen Ber- gen finden sich in einem Lager von Talkschiefer und bestehen 1) in einer neuen Abänderung des Zeilanit, 2)in Magneteisenerz, 3) Granat und 2 neuen Mineralen, die der Verfasser Xantho- phyllit und Pyrargillit genannt hat. Der Zeilanit findet sich nur krystallisirt; die Krystalle sind Oc- \ taöder, die gewöhnlich einfach, zuweilen aber zu Zwillings - und a selbst Drillingskrystallen verbunden sind, und in der Regel nur ” eine Grölse von ein bis zwei, selten bis drei Linien haben; sie sind gewöhnlich in dem Talkschiefer eingewachsen, doch auch in klei- nen Höhlungen desselben aufgewachsen. Grasgrün, an den Kanten durchscheinend, glänzend von Glas- i glanz, besonders im Bruch; Strich gelblichweils. Von der Härte des Topas; specifisches Gewicht 3,591 bis 3, 59h. Vor dem Löthrohr ist das Mineral unschmelzbar; erhitzt, wird die Farbe bräunlichgrün, doch stellt sich die ursprüngliche beim“ Erkalten wieder her. In Phosphorsalz und Borax löst es sich in Stücken schwer, in Pulverform ziemlich leicht zu einem durchsichtigen grünen Glase auf, das beim Erkalten farblos wird. Mit Soda schmilzt es zu einer grünlichweifsen Masse zusammen. t u 111 Nach einer Analyse von Herrn H. Rose besteht es aus 57,34 Thonerde, 1-1,77 Eisenoxyd und 27,49 Talkerde und 0,62 Kupfer- oxyd, wobei der grolse Gehalt an Eisenoxyd sehr bemerkenswerth ist. Diefs Mineral wurde im Jahr 1833 von Herrn Barbot de Marni in Slatoust entdeckt, aber für Gahnit (Automolit) gebalten, doch unterscheidet sich dieser von dem beschriebenen Minerale durch dunklere lauchgrüne Farbe, grauen Strich, höheres specifi- sches Gewicht (das des Gahnits von Franklin beträgt nach des Ver- fassers Wägungen 4,589, das des Gahnits von Fahlun 4,317) und durch den Zinkrauch, der sich auf der Kohle verbreitet, wenn man ihn mit Soda vor dem Löthrohre schmilzt. Aber auch der eigent- liche Zeilanit ist von diesem Minerale durch die viel dunklere schwärzlichgrüne Farbe der Krystalle, den graulichgrünen Strich, die viel geringere Durchsichtigkeit und durch etwas höheres speci- fisches Gewicht unterschieden, daher es wahrscheinlich nöthig werden wird, dasselbe mit einem besonderen Namen zu benennen. Der Verfasser verdankt die Stücke, die zur Beschreibung ge- dient haben und die sich jetzt in der Königlichen Mineraliensamm- lung befinden, der Güte des Herrn Generals von Tschewkin in Petersburg. Der Granat findet sich hier in kleinen gelben Dodecaädern mit muschligem stark glänzenden Bruch; sein specifisches Gewicht beträgt 3,320. Den Xanthophyllit kennt der Verfasser nur in einem Stücke, welches ihm der Herr Major v. Lissenko aus Slatoust bei ‚seiner Durchreise durch Berlin im Sommer 1839 mittheilte. Es bildet eine kuglige Zusammenhäufung von anderthalb Zoll Durch- messer, die an der Oberfläche mit einer grolsen Menge kleiner Krystalle von Magneteisenerz besetzt ist, und auch noch etwas an- ‚sitzenden Talkschiefer enthält, in welchem sie ursprünglich einge- ‚wachsen war. Dieser bildet auch noch im Innern den Kern der ‚Kugel, so dafs der Xanthopbjyllit eigentlich nur eine 3 bis 4 Linien ‚dicke concentrische Hülle um den Talkschiefer ausmacht. Die Hülle selbst besteht aus breitstenglichen oder schaaligen Indivi- duen, die excentrisch zusammengehäuft sind, und nach Innen zu ‚zuweilen die regelmäfsigen Umrisse von sechsseitigen Tafeln er- 112 kennen lassen, also wahrscheinlich drei- und ein-axig sind. Sie sind nicht dick, doch nach der Hauptfläche der Tafel sehr voll- kommen spaltbar. Der Xantopbyllit ist wachsgelb, in dünnen Blättchen durch- sichtig, auf der Spaltungsfläche ziemlich stark glänzend von perl- mutterartigem Glasglanz. Die Härte wie die des Feldspaths, das specifische Gewicht 3,044. Vor dem Löthrohr in der Platinzange erhitzt, schmilzt er nicht, wird aber trüb und undurchsichtig. Im Kolben bildet sich kein Sublimat. In Borax löst er sich gepulvert ziemlich leicht zu einem grün- lichen durchsichtigen Glase auf, das beim Erkalten ausblafst. In Phosphorsalz löst er sich langsamer ohne Ausscheidung von Kieselsäure zu einem ebenfalls grünlichen klaren Glase auf, das auch beim Erkalten ausblafst, aber bald darauf trüb wird und opa- lisirt. Mit Soda sintert er zu einer weilsen Masse zusammen. Von erhitzter Chlorwasserstoffsäure wird das [ein zerriebene und geschlämmte Mineral zersetzt, doch nur älserst schwer, und scheidet dabei etwas Kieselsäure ab. — Im Platintiegel mit Schwe- felsäure begossen wird eine darüber gelegte Glasplatte gar nicht angegriffen. Mit kohlensaurem Natron geschmolzen, löst es sich in Chlor- wasserstoffsäure zu einer klaren gelblichen Flüssigkeit auf. Die Auflösung giebt mit Alkohol und Platinsolution versetzt, keinen Niederschlag; mit Ammoniak dagegen einen schwach bräunlich gefärbten flockigen Niederschlag, der in saurem schwefelsauren Kali gelöst, Octaöder von Alaun bildet. Oxalsaures Ammoniak fällt aus der von dem Niederschlag getrennten Flüssigkeit oxal- saure Kalkerde, worauf phosphorsaures Natron keinen weiteren - Niederschlag hervorbringt; dampft man aber die von der oxalsau- ren Kalkerde filtrirte Flüssigkeit zur Trocknifs ab, so erhält man aus der Auflösung der geglühten Masse bei allmähliger Verdun- stung derselben Hexa@der von Chlornatrium. Hieraus folgt, dafs das Mineral Thonerde, Kalkerde, Natron, etwas Eisenoxyd und Kieselsäure, aber keine Flulssäure, Talkerde und kein Kali enthält. 113 Wegen der blättrigen Structur und seiner gelben Farbe hat der Verfasser vorgeschlagen, dem Mineral den oben angeführten Namen zu geben. Den Pyrargillit hat der Verfasser schon bei einer früheren Gelegenheit in Poggendorff’s Ann. beschrieben. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: C.G. Nees ab Esenbeck viro illustr. C. A. C. H. Lib. Baroni de Kamptz diem 24 Mart. quo primus ad rempublicam ac- cessit, nunc semisaecularem, ea qua par est reverentia con- gratulatur et novum genus arborum myrtacearum, Kamp- tziae cognomine a se ornatum, offert. Vratislav. ad Viadr. 1840. fol. Viro illustr. C. A. C. H. Lib. Baroni de Kamptz solemnia semi- saecularia muneris sui publici die 24 Mart. 1840 rite cele- branda congratulatur Academia Caes. Leopoldino - Carolina naturae curiosorum, interprete E. F. de Glocker. Inest de Graphite Moravico et de Phaenomenis quibusdam Com- mentatio. ib. 1840. 4. Gelehrte Schriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg. 1839, Heft 3. Kasan 1839. 8. (In Russischer Sprache.) mit einem Begleitungsschreiben d. d. Kasan d. 18 Febr. d.J. Kops en Miquel, Flora Batava. Aflev. 119. Amst. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 398. Altona 1840. April 30. 4. Bulletin de l’Academie Royale des Sciences et belles-lettres de Bruxelles. 1840. No.4. 2. Bruxell. 1840. 8. Bartol. Borghesi, sulle Iscrizioni Romane del Reno del Prof. Steiner e sulle Legioni che stanziarono nelle due Germa- nie da Tiberio fino a Gallieno. Roma 1839. 8. 4 Expll. im Namen des Verf. durch Herrn Gerhard mittelst Schreibens v. 2. Mai d. J. überreicht. Hesychii Glossographi discipulus et EMITAQZZIETHE Russus in ipsa Constantinopoli Sec. XII-XIII e cod. Vindob. grae- corussico omnia, additis aliis pure graecis, et trium alior. Cyrilliani lexici codicum speciminib., aliisg. miscellaneis philologici maxime et slavistici argumenti nunc prim. ed. Barthol. Kopitar. Vindobon. 1839. 8. Gius. Meneghini, Cenni sulla organografia e fisiologia delle Alghe. Padova 1838. 4. 114 Von dem Sekretär der Amerikanischen philosophischen Socie- tät zu Philadelphia, Herrn A. D. Bäche, war ein Schreiben vom 6 Dec. v.J. eingegangen, in welchem der Empfang der Denkschrif- ten unsrer Akademie vom J. 1837 und ihrer Monatsberichte vom Julius 1838 bis Junius 1839 angezeigt wird. 11. Mai. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Bekker läs über den Anfang der Odyssee. 14. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Steiner las über parallele Flächen. Unter parallelen ebenen Curven versteht man bekanntlich solche, dıe überall gleich weit von einander abstehen, oder die ge- meinschaftliche Normalen haben, oder die Evolventen einer und derselben Curve sind. Leibniz scheint zuerst solche Curven an- gedeutet zu haben; Kästner und de Prasse haben sich später mit ihrer Betrachtung beschäftigt. In neuerer Zeit hat Crelle zwei wesentliche Sätze über dieselben aufgestellt und bewiesen (Annales de Mathem.). Zu diesen zwei Sätzen kann man auch auf elementarem Wege gelangen. Rollt ein constänter Kreis, dessen Radius — h, auf einer gegebenen Curve A, so beschreibt sein Mit- telpunkt eine mit 4 parallele Curve ZB. Wird nun anfänglich die Curve A als Vieleck angenommen, so ergeben sich die genannten zwei Eigenschaften unmittelbar. Nämlich es zeigt sich, dafs 3 = AEho®, wo & der Winkel zwischen den gemeinschaftlichen Nor- malen in den Endpunkten der Bogen A, B (oder die Totalkrüm- mung des Bogens A) ist; und dafs der von beiden Bogen und jenen Normalen eingeschlossene Flächenraum = —h (4-+B) ist. Der letzte Satz wurde bereits in der Abhandlung vom 5. April 1833 auf diese Art bewiesen. Bei Curven von doppelter Krümmung kann der Parallelismus durch constanten Abstand im engern oder weiteren Sinne be- stimmt werden: entweder durch gerade oder bestimmte krumm e Linien. Durch die gegebene Curve 4 (von doppelter Krümmung) denke man irgend eine krumme Fläche F und auf dieser alle kür- 115 zesten Linien, die zu A rechtwinklig sind, schneide von denselben (auf einerlei Seite von #4) gleich lange Stücke — A ab, so liegen die Endpunkte in einer Curve B, die auf den nämlichen kürzesten Linien rechtwinklig ist, und welche der Curve 4 parallel heilst (Gauls Disq. gen. eir. supf. curo.). Ist nun die Fläche F geradli- nig, (d. h. durch Bewegung einer Geraden erzeugt) und ist 4 zu den Geraden rechtwinklig, so sind diese das vorgenannte System von kürzesten Linien, auf denen man die constante Strecke A abzu- tragen hat, um die mit 4 parallele Curve Z zu erhalten. Und ist ferner die Fläche F insbesondere eine abwickelbare, so ist ihre Knotenlinie eine gemeinsame Evolute der parallelen Curven 4 und B, und in. diesem Falle allein haben letztere die Eigenschaft, dafs auch ihre Tangenten in entsprechenden Punkten parallel sind. Für beliebige parallele Curven 4 und B auf einer abwickelbaren Fläche F findet der obige zweite Satz auf analoge Weise statt, was sogleich folgt, wenn die Fläche auf eine Ebene abgewickelt wird. — Paral- lele sphärische Curven A, B haben die besondere Eigenschaft, dafs sie zugleich in emer abwickelbaren Fläche F liegen und zu ihrem System von Geraden normal sind, so dafs also sowohl ihr sphäri- scher, A, als ihr geradliniger Abstand, g, constant ist; jener (A) ist ein Bogen des Hauptkreises (kürzeste Linie auf der Kugel) und die- ser (g) die zugehörige Sehne. Die Differenz der Gurvenbogen 4 und 2 läfst sich hier auf zwei verschiedene Arten angeben, den beiden Flächen gemäfs, in denen sie liegen. Noch leichter sind die Räume zu finden, welche die Bogen 4 und B mit ihren Grenznor- malen auf beiden Flächen begrenzen; dieselben sind von einander abhängig, nämlich es verhält sich der sphärische Raum zum Raume auf der geradlinigen Fläche F, wie g: sinn. Zur Bestimmung paralleler krummer Flächen kann derselbe Begriff dienen, wie bei Curven. Zwei Flächen 4 und B sollen pa- rallel heifsen, wenn sie gemeinschaftliche Normalen haben, oder wenn sie überall gleich weit von einander abstehen, etc. Dann folgt umgekehrt: werden von den Normalen einer Fläche A, auf einerlei Seite derselben, gleiche Stücke, — h, abgeschnitten, so liegen die Endpunkte in einer mit 4 parallelen Fläche Z; oder: rollt eine constante Kugel, deren Radius — h, auf der gegebenen Fläche A, so beschreibt ihr Mittelpunkt M eine mit 4 parallele 116 Fläche B. Aus dieser Entstehungsart paralleler Flächen A, B er- geben sich leicht Ausdrücke für ihre Differenz, so wie für den zwischen ihnen liegenden Körperraum. Man denke sich für einen Augenblick die gegebene Fläche 4 polyedrisch und lasse die Kugel M auf ihrer convexen Seite rollen, so sieht man, dals die Fläche 2, so wie der zwischen beiden Flächen enthaltene Raum, aus folgen- den Theilen bestehen: «@) Während die Kugel auf der nämlichen Seitenfläche @ von A rollt, beschreibt ihr Mittelpunkt ein der a gleiches ebenes Vieleck a, in der Fläche 2, und der zwischen den Flächentheilen a und a, befindliche Körperraum ist ein senkrechtes Prisma, dessen Inhalt = ha. Die Summe aller solcher Vielecke a, ist = A und die Summe aller Prismen — RA. ß) So lange die Kugel eine und dieselbe Kante y von A berührt, beschreibt ihr Mittelpunkt M ein Stück Y, von B, welches einer geraden Cylinderfläche angehört, die Y zur Axe und A zum Radius hat, und der zwischen % und Y, befindliche Körperraum ist ein . Ausschnitt c des Cylinders. Heifst der an der Kante Y liegende Nebenflächenwinkel &, so it Yy, = y.hb unde = ;yh’d. Wird die Summe aller solcher Flächenstücke %, durch X und die Summe aller Cylinderausschnitte ce durch € bezeichnet, so ist X = r.Z(y6)undC=4h.K=—h”. Z(yb). %) So lange die Kugel die nämliche Ecke e der polyedrischen Fläche 4 berührt, beschreibt ihr Mittelpunkt ein sphärisches Viel- eck , in der Fläche 2, welches so viele Seiten hat, als die Ecke e Kanten, und welche Seiten beziehlich die an diesen Kanten liegen- den Nebenflächenwinkel messen. Der zwischen der Ecke € und dem Vielecke e, liegende Raum ist eine sogenannte Kugelpyramide p, deren Inhalt —= “he,. Die Summe aller sphärischen Vielecke €, heifse E und die Summe der Pyramiden p sei P, soist E=3e, ‘ ud? = —h.Ze, —=-hE. Hiernach hat man für die Fläche 2 und für den zwischen bei- den Flächen 4 und B liegenden Körperraum 7 folgende Ausdrücke: 1. B=A + 726) + 22, =AHr KH+E 2. T=hA+FH’Z(yb) + In%e, =hA+ hK + ZhE; 117 oder, wird irgend eine bestimmte Länge des willkürlichen Abstan- des % zur Einheit angenommen, — 1 gesetzt, und werden für die- sen Fall die Gröfsen Xund E durch k und e bezeichnet, wo dann für jeden andern Fall X — hk und E — h*e ist, so hat man: 3. B=A+ hk he, 4. IShA+ HN k+ Zhe—= zhA-B— n°e). Die Constante k ist eine Längen - Gröfse, nämlich k = &(yb), d. h. gleich der Summe der Producte aus den Kanten des Polyeders A in die anliegenden Nebenflächenwinkel, diese in Zahlen ausge- drückt; wogegen e=2e, eine Zahlıist, nämlich die Summe der Zahlenwerthe der den Een € des Polyeders 4 entsprechenden Polar-Körperwinkel. Da die Grölsen k und e blos von den Krüm- mungen der Fläche 4 abhängen, so mögen sie die Krümmungs- Summen derselben heilsen, und zwar „k die Summe der Kan- ten-Krümmung” und „e die Summe der Ecken-Krüm- mung.” Die obigen Formeln bleiben offenbar bestehen, wenn die po- Iyedrische Fläche 4 in eine krumme Fläche übergeht. In diesem Falle gelangt man aber zu neuen Ausdrücken für die Gröfsen B und Z, so wie für k und e. In irgend einem Punkte der gegebenen Fläche A seien die Hauptkrümmungsradien r und r,; das Flächenelement sei a. Im correspondirenden Punkte der mit A parallelen Fläche 2 heilse das Flächenelement 5, so ist: h h a a 2a 1 1 1 Für die Summe aller Elemente 2, oder für die Fläche 2, hat man demnach: 6: Bi Arn2(2+ 2) N x rı Try und für den Körperraum 7: 7. I=hA-+--n° >(2+2 —) +5 u u FE 118 Aus den Formeln 3. und 6. folgt: a a a 8. = 2(-+2 und 9. = I—, r rı Tr, p EN ‚fa a woraus erkannt wird, welche Bedeutung die Grölsen 2(-+- r a und 3 bei der krummen Fläche 4 haben. Sie sind zusammen die „Totalkrümmung” der Fläche 4. Gäuls giebt diesen Na- men dem Ausdrucke 3 allein, welcher aber:nur die Summe der Eckenkrümmung e repräsentirt. Die Grölse e läfst sich im Allgemeinen bestimmen, die Gröfse k nicht. In einigen besonderen Fällen kann jedoch k auf e zurück- geführt werden, wie z. B., wenn für alle Punkte der Fläche 4 die Summe der Krümmungsradien r+r, =s constant ist, denn als- dann ist k:e —=s:h. Ist insbesondere 4 eine kleinste Fläche, so sind bekanntlich in jedem Punkte derselben die Krümmungsradien einander gleich a a und entgegengesetzt, alor—= —r, und + nm (auch k = o), und daher 2 a 10. B=A—h > ! d.b. „jede kleinste Fläche 4 hat die Eigenschaft: 1) dafs in jedem Punkte derselben die Kantienkrümmung + Null ist; 2) dafs sie 1 unter allen mit ıhr parallelen Flächen Z eim Maximum ist, und dafs von diesen Flächen (2) je zwei, welche gleich weit von jener abstehen (auf entgegengesetzten Seiten), gleich grols sind.” An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Collection de Documents inedits sur U’histoire de France, pu- blies par ordre du Roi et par les soins du Ministre de U’Instruction publique. 1. Serie. Histoire politique. a) Archives administralives de la Pille de Reims. Collection de pieces inedites powvant servir a l’histoire des instlitu- tions dans l’interieur de la CitE par P. Varin. Tome I, partie1. 2. Paris 1839. 4. | h | j i | | i 119 b) Correspondance de Henri d’Escoubleau de Sourdis, Ar- chev&que de Bordeaux etc. augmenlee des ordres, instruc- tions et lettres de Louis XIII et accompagnee d’un texte historique ete. par Engene $ue. Tome 1-3. Paris 1839. 4. c) Chronique du Religieux de Saint- Denys, contenant le regne de Charles VI, de 1380 a 1422, publiee en latin pour la premiere fois et traduite par L. Bellaguet. Tome 1. ib. eod. 4. d) Chronique des Ducs de Normandie par Benoit, publiee etc. par F. Michel. Tome 2. ib. 1838. 4. e) Memoires militaires relatifs d la succession d’Espagne sous Louis XIV, extraits de la Correspondance de la Cour et des Generaux par le Lieut. General de Vault, revus, publ. etc. par le Lieut. General Pelet. Tome 3. ib. eod. 4. et 2de Atlas de la guerre de 1:01 a 1714. fol. Von dem vorgesetzten Königlichen hohen Ministerium mit einem Rescripte vom 24. v. M. als Geschenk des Königl. fran- zösischen Ministeriums an die Akademie übersandt. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1840. No.1-33. Stuttg. u. Tüb.: 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 399. Altona 1840. Mai 7. 4. (Jomard) Rapport fait a l’Academie des Insceriptions et belles- lettres au Sujet du Pied Romain. (Juin 18335) 4. Remarques sur le nombre de jours de Pluie observes au Caire. (1839) 4. Comptes rendus hebdomad. des Seances del’ Academie des Scien- ces. 1840. 1.Semestre. No. 13-16. 30. Mars-20. April. Paris 4. Tables. 2. Semestre 1839. Tome9. ib. 4. Hr. Link legte das von Gleditsch verfalste Verzeichnifs des ehemaligen Herbariums der Akademie (s. Monatsbericht vom April d..J. S. 81.) wieder vor mit der Bemerkung, dals dieses Herbarium nicht mehr vorhanden sei. 21. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Zumpt las über dieFluctuationen der Bevölke- rungim Alterthume. Erster Theil. Hr. Zumpt ging von der Bebauptung Gibbons aus, dals die Bevölkerung der alten Welt ihre höchste Stufe unter den Antoni- nen erreichte. Um die Unrichtigkeit dieser Behauptung zu zeigen, und die Veränderung im Zustande der Bevölkerung, was die Län- 120 der des Römischen Gesammtreiches betrifft, darzustellen, unter- suchte Hr. Zumpt zuerst den Stand der Bevölkerung in Alt-Grie- chenland. Er fand, dafs er in der Zeit von 700 bis 500 vor Christus am blühendsten gewesen, dals er seit den Perserkriegen fortwäh- rend zurückgeschritten, und dafs namentlich die Behauptung neue- rer Historiker, Griechenland habe sich bis auf die Unterwerfung unter die Römische Herrschaft im gleichen Stande der Bevölkerung behauptet, unrichtig sei. Hr. Zumpt bewies im Einzelnen, wie die Griechischen Hauptstaaten sich nur durch zweierlei Mittel auf einer ohngefähr gleichen Höhe ihrer Bürgerzahl erhielten 1) da- durch, dafs sie sich unaufhörlich durch Fremde und Sklaven er- gänzten, 2) dafs sie die Ortschaften ihrer Unterthanen mit der Hauptstadt vereinigten. Dadurch wurde der Menschenmangel, als die Hauptstaaten Reihe herum ihre Kräfte und Mittel verbraucht hatten, unheilbar; und dieser Zustand der Dinge wird von den Au- toren kurz zuvor ehe die Römer in Griechenland herrschend wur- den, anerkannt. Die Römische Herrschaft hat so wenig diesen Zu- stand hervor gebracht, dafs während derselben vielmehr alle äuße- ren Mittel zur Verbesserung des Übels hervorgesucht wurden. Als der Hauptgrund dieser Verminderung stellte sich zunächst der un- gemein gereizte Ehrgeiz der Staaten und der politische Parteigeist dar, sodann aber auch eine vielfach bemerkte Abneigung gegen die Ehe und die Familienerweiterung, welche ihren Grund theils in der Beqvemlichkeitsliebe, theils in der, den Griechen eigenthüm- lichen Bewunderung männlicher Jugendschönheit hat. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memorie della Reale Accademia delle Scienze di Torino. Serie II. Tomo 1. Torino 1839. 4. Amed. Avogardo, Fisica de’ corpi ponderabili. Tomo2. ib. 1838. 8. Crelle, Journal für die reine und angew. Mathematik. Bd. 20, Heft 4. Berlin 1840. 4. 3 Exempl]. Dionis Chrysostomi, ’OXupnıxös. Recens. et ed. Jac. Geelius. Lugd. Batav. 1840. 8. Bulletin de la Societe geologique de France, feuill. 30-33, cont.: tableau indicatif des Dons faits a la Sociele ete. et Table des Matieres pour le 10. Vol. (Paris) 8. 121 Joh: Franz, fünf Inschriften und fünf Städte in Kleinasien. Eine Abhandl. topograph. Inhalts. Nebst einer Karte von Phrygien u e. Entwurfe nach Ptolemäos gezeichnet von H. Kiepert. Berlin 1840. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 400. Altona 1840, Mai 14. 4. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1839. Novembre. Paris 8. Transactions of the American philosophical Society held at Phi- ladelphia. Vol. VI. New Series. part 2. 3. Philadelph. 1839. 4. Proceedings of the American philosoph. Society. Vol. I. No.1-8. Jan. 1838 — Oct. 1839. 8. John Pickering, Zulogy on Nathaniel Bowditch, President of the American Academy of arts and sciences; including an analysis of his scientific publications. Cambridge 1838. 4. Johannis de Sacro-Bosco de arte numerandi tractatus. Nunc prim. ed. J. O. Halliwell. Cantabrig. 1838. 8. J. O. Halliwell, two Essays. I. An inquiry into the nature of the numerical contractions, found in a passage on the 4bacus in some manuscripts of the geometry of A. M. T. S. Boetius. II. Notes on early Calendars. 2. Ed. London 1839. 8. a Letter lo Lord Francis Egerton, Presid. of the Camden Society, on ihe propriety of confining the efforts of that body to the illustration of a strictly early period of history and literature. ib. eod. 8. a few notes on the history of the discovery of the composition of Water. ib. 1840. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. London 20. März. d. J. L’Institut. 1.Section. Sciences math., phys. et natur. 3. Annee. No. 324. 330-333. 1840. 12. Mars. 23. Avril-14. Mai. Paris 4. Jose Ribeiro dos Santos et Jose-Feliciano de Castilho Barreto, Traite du Consulat. Tome 1.2. Hamburg 1839. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Herrn Chey. J. F. de Ca- stilbo Barreto d d. Hamburg 15. Mai d. J. C.F. Gaufs, allgemeine Lehrsätze in Beziehung auf die im verkehrten Verhältnisse des Quadrats der Entfernung wir- kenden Anziehungs- und Absto/sungs-Kräfte. Leipzig 1840. 8. Gedruckte Einladung des Grafen Alessandro di Saluzzo zu Turin zur Seconda Riunione degli Scienziati Italiani, vom 27. v.M. 122 Die Akademie beschlofs zur Säkularfeier der Thronbesteigung des Königs Friedrichs II, welche am 1. Junius d. J. Statt finden wird, nachfolgende Preisfragen bekannt zu machen: I. Preisfrage der pbysikalisch - mathematischen Klasse für den 31. Mai 1840. Der durch seine Allgemeinheit und Einfachheit gleich merk- würdige Satz, welchen die Wissenschaft Abel verdankt, scheint den Keim zu einer vollständigen Theorie aller Integrale zu enthal- ten, deren Element eine algebraische Function der Veränderlichen ist. Für die einfachsten Formen dieser Function geht der Abelsche Satz in die längst bekannten Grundgleichungen der trigonometri- schen und elliptischen Functionen über, und man ‚kann aus dem Umfange und der Wichtigkeit, welche die Theorie dieser beiden Gattungen von Transcendenten durch die wiederholten Bemühun- gen der Mathematiker erlangt hat, schon jetzt mit grofser Wahr- scheinlichkeit auf die künftige Bedeutung der allgemeinen Theorie schliefsen, welche Abel durch seine Entdeckung -vorbereitet hat. Was bis jetzt auf dem von ihm gelegten Grunde, hauptsächlich durch Legendre, Jacobi und Richelot geleistet worden ist, kann als ein erster, wichtiger Anfang zu einer ausgedehnten Disciplin be- tcachtet werden, welche den Analysten ohne Zweifel noch lange Stoff zu den umfassendsten ‘Untersuchungen geben wird. Für diese Untersuchungen scheint die Analogie, welche der Gegen- stand mit den schon so vielfach erforschten Transcendenten ähn- licher aber einfacherer Natur darbietet, ein mächtiges Hülfsmittel an die Hand zu geben, von dessen Benutzung man sich um so grö- ” fseren Erfolg versprechen darf, als durch die völlige Umgestaltung, welche die Theorie der elliptischen Functionen in neuerer Zeit erfahren hat, diese selbst der schon früher ausgebildeten Lehre von.den Kreisfunctionen ähnlicher geworden ist. Wenn gleich nämlich die eben erwähnte Erweiterung und Bereicherung der Integralrechnung wie alle bedeutenderen analy- tischen Entdeckungen nicht aus einem einzigen, sondern aus dem Zusammenwirken mehrerer sich gegenseitig \unterstützenden Ge- danken hervorgegangen ist, so scheint doch einem derselben die 123 gröfste Wichtigkeit beigelegt werden zu müssen, weil er mehr als irgend ein anderer zu dieser Umgestaltung wirksam gewesen ist und alle Theile der neuen Theorie innig durchdriugt. Während die früheren Bearbeiter dieses Gegenstandes das elliptische Integral als eine Function seiner Amplitudo ansahen, geht die neue Betrach- tungsweise wesentlich von dem entgegengesetzten Gesichtspunkte aus und behandelt die Amplitudo oder vielmehr gewisse trigono- metrische Verbindungen derselben als Functionen des Integrals, gerade wie man schon früber zu den wichtigsten Eigenschaften der vom Kreise abhängigen Transcendenten gelangt war, indem man den Sinus und Cosinus als Functionen des Bogens und nicht diesen als eine Function von jenen betrachtete. Die zahlreichen und glänzenden Resultate, welche die Folge dieser neuen Behand- lung gewesen sind, machen es im höchsten Grade wünschenswerth, dafs dieselbe Betrachtungsweise auf die complicirteren Transcen- denten angewendet werde, welche Abel in die Wissenschaft ein- geführt und deren Fundamentaleigenschaften er begründet hat. Einen bedeutenden Schritt in dieser Richtung hat schon Jacobi gethan, welcher gezeigt hat, dafs die den Abelschen Integralen ent- sprechenden umgekehrten Functionen zwei oder mehr Veränder- liche enthalten und die merkwürdige Eigenschaft besitzen vier- oder mehrfach periodisch zu sein. Dieses Resultat wirft ein ganz neues Licht auf die Natur dieser Transcendenten, läfst aber zu- gleich den ganzen Umfang der Schwierigkeiten erkennen, welche der vollständigen Darstellung dieser umgekehrten Functionen im Wege stehen und welche zu überwinden sind, wenn die Theorie der Abelschen Transcendenten auf denselben Grad von Ausbil- dung gebracht werden soll, welchen die der elliptischen Functio- nen schon erlangt hat. Von den Vortheilen überzeugt, welche der Analysis aus der weiteren Entwickelung dieser Theorie erwachsen müssen, glaubt die Königliche Akademie, welche durch die Gedächtnifsfeier der Thronbesteigung Friedrichs des Zweiten veranlafst wird, ‚eine aulserordentliche Preisbewerbung zu eröffnen, eine der Würde dieser Feier angemessene Wahl zu treffen, wenn sie diesen Ge- genstand den Mathematikern zur Bearbeitung vorlegt. Sie verlangt daher: 124 „Eine ausführliche Untersuchung der Abelschen Integrale, „und besonders der Functionen von zwei oder mebr Verän- „.derlichen, welche als die umgekehrten Functionen derselben „anzusehen sind.” Die Akademie enthält sich jeder näheren Bestimmung über den Umfang, welcher der Behandlung des Gegenstandes zu geben sein wird, da nur die Bearbeitung selbst darüber entscheiden kann, ob die Abelschen Integrale schon jetzt in ihrer ganzen Allgemeinheit mit Erfolg untersucht werden können, oder ob man sich zunächst auf besondere Klassen derselben, und vielleicht sogar auf diejenige beschränken mufs, welche unmittelvar auf die elliptischen Functio- nen folgt. U. Preisfrage der philosophisch-historischen Klasse für den 31. Mai 1840. Das Jahr 1840 ruft die Jahre 1640 und 1740 ins Gedächtnis zurück, in welchen zwei der denkwürdigsten Herrscher, Friedrich Wilhelm der grofse Churfürst und König Friedrich II., ihre se- gensreiche Laufbahn begannen. Wie viele bedeutende Männer, Thaten, Umwälzungen sich seitdem auch gedrängt haben, unläug- ber steht fest, dafs jene vieles Frühere und Spätere dauernd über- strahlen werden. Worauf aber dieser Ruhm sich wesentlich gründe, dies sollten jetzo, wo Theilnahme ohne Partheilichkeit möglich ist, Männer von Geist und Gelehrsamkeit nachzuweisen versuchen. Hierbei mülste vor Allem ins Auge gefalst und entwik- kelt werden 1) ihre nach allen Seiten thätig eingreifende Verwal- tung des Innern, 2) ihr Verhältnifs nach Aufsen und ihre politische Handlungsweise, 3) die Stellung, welche sie abgesehen von den oft vergänglichen Erscheinungen und Einrichtungen der Gegenwart, in der Weltgeschichte und in Rücksicht auf die gesammte Fortbil- dung der Menschheit einnehmen. Die Königliche Akademie, welche die Lösung dieser Aufgabe zu veranlassen wünscht, sieht ein, wie dieselbe von solcher Schwierigkeit und solchem Umfange ist, dafs man darauf denken muls sie zu erleichtern und abzugren- 125 zen. Dies wird möglich, wenn man, wie es auch die Natur der Sache mit sich bringt, den Hauptnachdruck auf den König legt und den Churfürsten nur als erläuterndes Gegenbild hinstellt, und ‚wenn man den reichen Stoff, vorzüglich durch Zurückstellung der besondern Kriegsgeschichte und durch eine sinnvolle Behandlung, auf ein übersichtliches Maafs zusammendrängt. Mit Bezug auf diese Wünsche und Andeutungen stellt daher die Königliche Akademie folgende Preisaufgabe: „Eine aus beglaubigten Quellen geschöpfte Darstellung der „Regierung Friedrichs II. mit vergleichender Beziehung auf „den grolsen Churfürsten, so dafs entwickelt werde: 1) das „System, der Inhalt und die Richtung ihrer inneren Verwal- „tung und ihrer äufsern Politik, 2) welchen Einflufs hierauf „die Zeitverhältnisse und der Zeitgeist, so wie die Verschie- „denheit der Charaktere und der Bildung der beiden Herr- „scher ausübten, 3) welcher Werth und welche Folgen ihren „Grundsätzen und Thaten sowohl für ihre Zeit als in weltge- „schichtlicher Hinsicht beizumessen seien.” Der Termin für die Einsendung der Beantwortungen dieser Preisfragen, welche in deutscher, französischer oder lateinischer Sprache abgefafst sein können, ist der 1. August 1843. Jede Be- werbungsschrift ist mit einem Wahlspruche zu versehen, und der- selbe auf der äufsern Seite des versiegelten Zettels, welcher den Namen des Verfassers enthält, zu wiederholen. Die Ertheilung des für die beste Beantwortung jeder dieser beiden Preisfragen bestimmten Preises von 200 Dukaten geschieht in der öffentlichen Sitzung am Jahrestage Friedrichs II. im Monat Januar 1844. 25. Mai. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. von Buch las über den Jura in Rufsland. —er>>— Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Junius 1840. Vorsitzender Sekretar: Hr. Wilken. Nachdem durch ein Schreiben Sr. Excellenz, des Königlichen Ministers des Innern und der Polizei, Herrn von Rochow, vom 29. v.M., die Akademie benachrichtigt worden war, dals des Königs Majestät die Repräsentation sämmtlicher Behörden bei der am 4. Junius Statt findenden feierlichen Grundsteinlegung des Sr. Hochseeligen Majestät dem Könige Friedrich II. zur Denkfeier Sei- ner Thronbesteigung zu errichtenden Monuments Allergnädigst zu befehlen geruht hatten, und in Folge dieses Allerhöchsten Befehls von der Akademie eine Deputation abzuordnen sei: so wurde die Vertretung der Akademie bei dieser feierlichen Gelegenheit von ‘den Herren Sekretaren Encke und Böckh und den Herren Aka- demikern Mitscherlich und Zumpt als Deputirten übernommen. Die Akademie feierte diesen Tag des Säkularfestes der Thron- besteigung Friedrichs II., ihres erhabenen Erneuerers, durch ein Festmahl, zu welchem die Mitglieder sich vereinigten. Hr. von Humboldt entwickelte bei dieser Gelegenheit die Bedeutung dieses feierlichen Tages in Beziehung auf die Akademie in folgen- den Worten: „Die stille, einfache Feier zu der wir uns hier versammelt ha- „ben, würde ihren eigenthümlichen Charakter verlieren, wenn „ich es wagte, durch den Schmuck der Rede Gefühle zu bele- „ben, die an diesem weltgeschichtlichen Tage sich dem Inneren „des Gemüthes von selbst aufdrängen. [1840.] 6 130 EEE nr. „Mir ist die Ehre zu Theil geworden, einige Worte an diese „Versammlung zu richten. Diesen Vorzug verdanke ich der „Zufälligkeit allein, dem alten Geschlechte anzugehören, wel- „chem noch aus eigener jugendlicher Anschauung das Bild des en, „grofsen Monarchen vor die Seele tritt. „Seiner geistigen Kraft und aller Kraft des Geistes kühn ver- „trauend, hat er gleich mächtig, so weit Gesittung und Welt- „verkehr die Menschheit empfänglich machten, auf die Herr- „scher, wie auf die Völker gewirkt. Er hat (um mich eines Aus- „drucks des römischen Geschichtsschreibers * zu bedienen, der „mit tief verhaltener Wehmuth alle Regungen des Staats- und rnit hr Z ? „Völkerlebens durchspähte), er hat die schroffen Gegensätze, ” „«die widerstrebenden Elemente der Herrschaft und Freiheit» „mit einander zu versöhnen gewulst. 7 „Den köstlichsten Schatz dieser Freiheit, das ungehinderte „Streben nach Wahrheit und Licht, hat er früh und vorzugs- „weise dem wissenschaftlichen Vereine anvertraut, dessen Glanz „er, ein Weiser auf dem Throne, durch eigene Arbeiten und ’ „schützende Theilnahme erhöhte. Die Akademie, von Leibnitz ü „gestiftet, von Friedrich dem Grolsen erneuert, blickt mit glei- \ „cher Rührung auf jene schon vom milderen Lichte der Ferne „umilossene Zeit, wie auf das neunzehnte Jahrhundert, wo die „Huld eines theuren Monarchen, in allen Theilen des vergrö- „Sserten Reiches, für Begründung wissenschaftlicher Anstalten „und die edlen Blüthen des Kunstlebens grolsartigst gesorgt‘ „hat. Daher ist es uns eine süfse Pflicht, ‚ein Bedürfnils des Ge- „fühls, — nicht der Sitte-— , an diesem festlichen Tage, zweien „erbabenen Wohlthätern den Ausdruck Jer Bewunderung und „des ehrfurchtvollsten Dankes darzubringen.” { . . Junius. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. von Raumer las über den Euripides. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’Academie des Scien- ces. 1840. 1. Semestre. No.17. 18. 27. Avril et 4. Mai. Paris 4. f * Tac, vita Agr. cap. 3. (Hist. I, 1.). 131 Quesneville, Revue scientifique et industrielle 1840. Ayril. Paris 8. ; Allgemeiner Anzeiger und Nationalzeitung der Deutschen 1840. No. 136. 137. vom 19: und 20. Mai. Gotha 4. enthaltend einen Aufsatz: ‚Stimme aus dem Öriente an Diejenigen, welehe das Jubelfest der Erfindung der Buchdruckerkunst feiern wollen.” Kunstblatt (zum Morgenblatt) 4840. No. 34-37. Stuttg. u. Tüb. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 401. Altona 1840. Mai 28. 4. Memorie della Reale Accademia delle Scienze di Torino. Tomo 40. Torino 1838. 4. Amed. Avogardo, Fisica de’ corpi ponderabili. Tomo1. ib. 1837. 8. Am 11. Junius, in Folge der Verfügung des Königlichen hohen Ministeriums der Geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Ange- legenheiten vom 10. d. M. wohnte eine aus vier Deputirten beste- hende vereinigte Deputation der Königlichen Akademicen der Wis- ‚senschaften und der Künste dem Trauerzuge aus dem Königlichen Schlosse nach dem Dom zur Beisetzung der irdischen Hülle Sr. "Majestät des hochseeligen Königs Friedrich Wilhelm IH. bei. Die Deputirten der Akademie der Wissenschaften waren die Herren Sekretare Encke und Böckh; Herrn Grüson, als ältestem Mit- gliede der Akademie der Wissenschaften, war von dem Königli- chen hohen Ministerium das Marschallamt bei dieser vereinigten Deputation übertragen worden. ‚13. Junius. Aufserordentliche Gesammtsitzung der Akademie, in welcher nur Verhandlungen über innere Angelegenheiten der Akademie Statt fanden. 18. Junius. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Gerhard las über die zwölf Götter Griechen- lands. Die zwölf Götter Griechenlands, in denen der Inbegriff grie- chischen Götterwesens erkannt wird, wurden bereits von Herakles und Agamemnon verehrt; in die Urzeit griechischer Kulte sind sie 132 ‚jedoch nicht hinaufzurücken. Als geheiligte Form war die Zwölf- 4 zahl üblich geworden, um den verschiedenen Gottheiten helleni- scher Stämme eine nicht minder politische als religiöse Einheit zu geben. Geheiligt war in den Dodekatheen nur die Zahl; ihr Per- sonal wechselte. Eine Zwölfzahl von Göttern ist in der Ilias aus je sechs Göttern verschiedner Parteien gebildet; die Theogonie, j | die zwölf Titanen zählt, bildete eine ähnliche Zwölfzahl im Kampf ) der sechs Götter mit sechs Titanen. Sechs Götter und sechs Gi- ganten vereinigte, Titanen und Giganten verschmelzend, das nach- \ hesiodische Epos; Kunstwerke altattischer Art beweisen es. | Jene sechs Götter, die bei Homer den Achäern helfen, bei | Hesiod den Titanen die Spitze bieten, im Kampf der Giganten als Sieger erscheinen, lassen als dreifache Äufserung des ältesten Zeus sich betrachten, wie er dreiäugig in Argos, dreifach zu Korinth, im Erechtheum Athens als Zeus, Poseidon, Hephästos gefeiert wurde. Diese drei Götter sind es, welche den Kern der olympi- schen Zwölfzahl gebildet zu haben scheinen; der tyrrhenische Her- mes, der ionische Apoll, der thrakische Ares fanden allmählich sich ein, um mit Inbegriff ihrer Genossinnen die heilige Zwölfzahl zu | füllen. Die Zwölfgötterhalle Athens mochte den Typus der atti- schen Zwölfzahl abgeben, die der Borghesischen Ara zu Grunde | liegt; die Kalendergottheiten des Gabinischen Marmors entsprechen | in ihrer Vertheilung demselben Typus, der anfängliche und nach- trägliche Götter scheidet. | Diese und ähnliche Ergebnisse dürften bei Erörterung griechi- | schen Götterwesens voranzustellen sein; jede der griechischen Gottheiten einzeln, wenige im Verhältnils zu den übrigen, ihre Gesammtheit kaum irgendwo zu erörtern, war ein Mifsgriff, der alle Einsicht ins griechische Götterwesen bis jetzt getrübt hat. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Commentationes Societatis Regiae Scientiarum Gottingensis re- centiores. Vol.7. ad a. 1828-31. Gotting. 1832. 4. eingesandt durch den Sekretar der Königl. Societät der Wissen- | schaften zu Göttingen, Herrn Hausmann, mittelst Schrei- } bens vom 9. Juni 1840. 133 Göttingische gelehrte Anzeigen. Stück 96 vom 13.Junius 1840. (enthaltend Hausmann’s Bemerkungen über den Lepidome- lan) 8. “ Uebersicht der Arbeiten und Veränderungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur im Jahre 1839. Bres- lau 1840. 4. eingesandt durch den Sekretar der naturwissenschaftlichen Sec- tion dieser Gesellschaft, Herrn Göppert, mittelst Schrei- bens d. d. Breslau d. 24. Mai d.J. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1840. No.38-43. Stuttg. u. Tüb. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 402. Altona 1840, Juni 6. 4. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. 1839. Decembre. Paris 8. Matteucci, Essai sur les Phenomenes electriques des Animaux. Paris 1840. 8. “ Im Namen des Verf. durch Herrn von Humboldt überreicht. Aulserdem wurden vorgelegt: 1) ein in Silber geprägtes Exemplar der zur Eröffnungsfeier der kais. russ. Hauptsternwarte auf dem Pulkowaer Berge geschlagenen schönen Medaille, welche im Namen der kais. russischen Akademie der Wissenschaften von deren beständigem Sekretar, Hrn. wirkl. 19. April FAR Staatsrath von Fuss Exc., mit einem Schreiben vom ——;,; an unsre Akademie übersandt worden war. 2) ein Schreiben des Herrn Flourens, beständigen Sekretars der k. französischen Akademie der Wissenschaften vom 25. v.M., in welchem im Namen jener Akademie der Empfang des Monats- berichts unsrer Akademie vom März d. J. angezeigt wird. Am 21. Junius zwischen 12 und 1 Uhr geruhten Se. Maj. der König Friedrich Wilhelm IV die Akademie der Wissenschaf- ten im Königl. Schlosse zu empfangen. Se. Majestät wurden im Na- men der Akademie von dem best. Sekretar derselben, Hrn. Böckh, mit folgenden Worten angeredet: „Ew. Königlichen Majestät naht sich die Akademie der Wissenschaften, um die Gefühle der Treue und Liebe auszusprechen, von welchen die Herzen aller Unterthanen Ew. Majestät erfüllt sind. Ew. Majestät ist die schwere Pflicht 4134 auferlegt, den Schmerz um den innigst geliebten Vater und Vater des Vaterlandes mit den Sorgen für die fortdauernde Wohlfahrt des. Reiches zu verbinden. Schmerz und Wehmuth werden für den Einzelnen dadurch nicht geringer, dals Millionen sie gemein- sam tragen, weil jeder Einzelne sie in ungetheilter Stärke empfin- det; dennoch was könnte dem König und seinen getreuen Unter- thanen eine schönere Bürgschaft gewähren für die Zukunft, als jene Übereinstimmung der Gefühle in dem entscheidenden Zeit- punkte, welchen Gottes Rathschlufs und das allgemeine Loos der Menschheit unwiderruflich herbeigeführt hat? Des hochsel. Kö- nigs Majestät haben der Wissenschaft und Kunst eine Pflege ange- deihen lassen, um welche Preulsen von ganz Europa beneidet wird; Ew. Majestät erhabner Sinn und Begeisterung für alles Edle und Schöne verheilst der Wissenschaft und Kunst die Fortdauer der Wohltbaten, welche sie bisher vom Throne herab empfangen ha- ben. Die Akademie der Wissenschaften, von Friedrich dem Gro- [sen zum zweiten Mal gestiftet und mit ausgezeichneter Gunst ge- ehrt, bat sich der vorzüglichen Fiirsorge Sr. Majestät des hochsel. Königs erfreut. Ew. Majestät Gnade ist ihr bereits in so hohem Mafse zu Theil geworden, dafs ihr nichts zu wünschen übrig bleibt, als an Liebe unb Treue gegen den huldreichsten Monarchen keiner n Körperschaft des Staates nachzustehen, und in Ew. Majestät Geist, zu Allerhöchstdero Wohlgefallen und zum Ruhme des Preufsi- schen Namens, mit allen übrigen Unterthanen kräftig zusammen- zuwirken.” Se. Majestät genehmigten in Allerhöchstihrer Antwort die von der Akademie allerunterthänigst ausgesprochenen Gesin- nungen auf das Gnädigste, und versicherten in den huldvollsten und lebhaftesten Ausdrücken den Wissenschaften Allerhöchstihre angelegentlichste Fürsorge. Hierauf geruhten Se. Majestät, sich die Mitglieder der Akademie einzeln vorstellen zu lassen, und ent- liefsen dieselben huldvoll. 25. Junius. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Panofka las über den Einflufs der Götternamen auf die Benennungen der Lokalitäten. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: 135 Informazioni stalistiche racolte della Regia Commissione supe- 'riore per gli stali di S. M. in Terraferma. — Censimento della Popolazione. Torino 1839. 4. Art. Ad. Berthold, das Myopodiorthoticon oder der Apparat die Kurzsichtigkeit zu heilen. Göttingen 1840. 8. Proceedings of the American philosophical Society. Vol.1. No.9. 10. Nov. et Dec. 1839. Jan. et Febr. 1840. (Philadelphia) 8. Laws and regulations of the American philosopkical Society. Philadelph. 1833. 8. Statistigue de la France publice par le Ministre de l’Agricul- ture et du Commerce. (Introduction ä la partie Agriculture.) Paris 1840. 4. nebst einem Begleitungsschreiben des Herrn A. Moreau de Jonmes d. d. Paris 6. Juni d.J. Mahomed Kasim' Ferishta, Tarikh-i-Ferishla, or, history of ihe rise of Ihe mahomedan power in India, till the year 1612, edited etc. by John Briggs. Vol.1.2. Bombay 1831. fol. _ ._ iranslated from Ihe original persian by John Briggs in 4 Voll. Vol. 1-4. London 1829. 8. John Mc Clelland, some inquiries in Ihe province of Kermaon, relative to Geology, and other’ branches of natural science. Calcutta 1835. 8. Charl. Will. Wall, an examination of the ancient orthography of the Jews and of the original state of the hebrew Bi- ble. Part2. On the propagation of alphabets etc. \ol.2. London 1840. 8. 2. Part of the 19. Vol. of Asiatic Researches,; or, Transactions of Ihe Society instituted in Bengal. Calcutta 1839. 4. E. Gerhard, Etruskische Spiegel. Heft5. Berlin 1840. 4. 20 Exempl. The Journal of the Royal Asiatic Society of Great Brilain and Ireland. No.11. London, Mai 1840. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Scances de l’Academie des Sciences 1840. 1.Semestre. No. 19-22. 11. Mai-1. Juin. Pa- ris 4k. Schumacher, astronomische Nachrichten. No 403. Altona’ 1840, Juni 20. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt). 1840. No 44. 45. Stuttg. u. Tüb. 4. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. 13, Heft4. Halle 1839. 8. L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et natur. $. Ännee. No. 334-338. 21. Mai-18. Juin 1840. Paris 4. 136 L’Institut. 2. Section. Sciences hist., archeol. et philos. 5. Annee. No. 51. 52. Mars, Avril 1840, ib. E Otto Jahn, Vasenbilder. Hamburg 1839. 4. i Bassirilievi e le Iscrizioni al Monumento di Marco Virgilio Eurisace. Roma 1839. 8. Aulserdem waren eingegangen: 4) ein Schreiben des Sekretars der königl. Asiatischen Gesell- schaft zu London, Herrn Edwin Norris, vom 2. November v. J., durch welches im Namen dieser Gesellschaft der Empfang des Jahr- gangs 1837 der Abhandlungen unsrer Akademie und ihrer Monats- berichte vom J. 1839 angezeigt wird. 2) ein von den hiesigen Schriftgielsereibesitzern, den Herrn 4 Lehmann und Mohr, für die diesjährige vierte Säkularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst verfertigter Stempel, Guttenberg’s Bildnifs darstellend, nebst einem saubern Abdrucke dieses Stem- pels, welche von Hrn. v. Olfers mit einem an ihn gerichteten Schreiben des Herrn v. Humboldt, der Akademie als Geschenke der Verfertiger übergeben wurden. Hr. von Olfers legte ein auf galvanoplastischem Wege aus einer Stearinform genommenes Kupferrelief von 1% Fufs Höhe und 1 Fuls Breite vor, welches Hr. Jacobi zu St. Petersburg vor) längerer Zeit Sr. Majestät dem hochseeligen Könige Friedrich Wilhelm III überreicht hat. 29. Junius. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Ehrenberg las und erläuterte einen Theil seiner Unter- suchungen über morpholithische Bildungen zur Erklä- rung der Bildungsgesetze der Augen- und Brillen- steine aus dem Kreidefelsen von Oberägypten. Folgendes ist der wesentliche Inhalt des Gegenstandes: Aller wissenschaftlichen Wahrscheinlichkeit nach spielt nur ° das Organisch freie, auch der Mensch, die übrige Natur nicht und in jeder Form der Natur ist ein tiefer Ernst, ein festes Gesetz. Die Alten sprachen viel von Naturspielen als Bildungsversu- chen von allerlei Formen aus erdigen Substanzen oder Steinen. | 137 Man schied damals die wirklichen versteinerten und fossilen Über- reste von Organismen nicht von anorganischen Gebilden und hielt alle für unvollendete Entwicklungs-Bestrebungen der mütterlichen Erde. Diese Ideen haben sich geändert. Aber auch jetzt noch pflegen Naturforscher von anorganischen und organischen Natur- spielen zu sprechen und Curiositäten-Sammler vielerlei dergleichen anorganische Formen als interressante Merkwürdigkeiten aufzu- häufen. Nicht selten sind solche, oft nur durch Abschleifen, Bruch, Spaltung oder irgend eine äufsere Einwirkung entstandene curiose Steingebilde und deren Sammlungen ohne alles wissenschaftliche Interesse und die Phantasie der Sammler schafft und vervollstän- digt die Formen häufig so, wie die bekannten Figuren, welche die Wolken bilden, die jedermann anerkennt, aber jeder sich auf an- dere Weise phantastisch und subjectiv ausbildet. Unter den anorganischen wissenschaftlich interressevollen For- men hat man schon seit früher Zeit, und neuerlich mehr als je, die mathematisch regelmälsigen in ihrer Gruppe scharf abgeschlossenen und activ gebildeten Krystallformen ausgezeichnet und scharf be- obachtet. Ja in der neuesten Zeit hat man ihre auffallende Gestalt sogar als von inneren Bildungsgesetzen abhängig erkannt, welche viele‘der verschiedensten Form - Abänderungen in eine klare gene- tische Übersicht bringen, und selbst in unförmlichen Fragmenten den Bildungstypus zu erkennen gestatten. Aufser den Krystallformen giebt es aber noch eine bisher theils unbeachtete theils unvollständig aufgefafste Reihe von constant wiederkehrenden Formen, welche ein besonderes wissenschaftli- ches Interesse einschliefsen, die eine sehr grolse Anwendung in der Natur zu haben scheint. Die ägyptischen regelmäfsigen zuweilen bis 1 Fufs grofsen Augen- und Brillen- oder Doppelaugen -Steine, welche Hr. E. mit Dr. Hemprich 1821 in der Wüste bei Dende- ra in Oberägypten in zahlloser Menge in natürlicher Lagerung und in ihren verschiedensten Entwicklungszuständen entdeckte und sammelte, deren Exemplare er hierbei der Akademie vorlegte, veran- lafsten denselben seit jener Zeit zur Untersuchung ihrer Bildungs- gesetze auf zweierlei Wegen. Einmal auf analytischem Wege durch mikroskopische immer sorgfältigere Untersuchung ihrer Structur und mechanischen Bildung und auf geneti- 135 schem Wege durch Versuche einer künstlichen Erzeugung ähn- licher Gebilde, welches beides bisher noch nicht geschehen war. Auf beiden Wegen haben sich, obschon der Gegenstand: langezeit unfruchtbar blieb und noch immer schwierig und erst im Anfange seiner Entwicklung ist, doch schon Resultate ergeben, welche für geeignet gehalten wurden, der Akademie vorgelegt und deren zwar in der Form nachsichtsvollen, aber in der Sache ernsten: Aufnahme empfohlen zu werden. Schon im Jahre 1836 als der Verfasser seine mikroskopisch analytischen Beobachtungen über regelmälsige constituirende Grundformen in erdigen und derben Mineralien mittheilte, sprach’ derselbe (obwohl nebenbei und zurückhaltend) von der bei vielen Mineralien vorkommenden Erscheinung regelmälsiger sichtbarer Anordnung gewisser sehr kleiner solcher Grundkörperchen zu Gliederstäbchen und Ringen, welche theils an eine Polarisation kleinster Theilchen als lineare Aneinanderreihung erinnern, wie beim'Kalkguhr und Meerschaum, theils eine in Kreisen und Spira- len mehr oder weniger abschliefsend wirkende Kraft anzeige, wie bei der Porzellanerde und der Kreide. Die fortgesetzten! mikro- skopischen Nachforschungen über diese Verbältnisse haben noch weitere Resultate ergeben und jene regelmälsigen Körperchen der Kreide, welche zuerst nur gekörnte Blättchen genannt wur- den, sind schon in des Verfassers späteren Vorträgen über dire Kreidebildung durch mikroskopische Organismen mit dem besondern und bezeichnenderen Namen: der Krystalloide benannt worden. Eine glückliche erneuerte mikroskopische Untersuehung der ägyptischen gefoımten Steine liels nun’ den Verf. erkennen, dafs auch diese Bildungen wohl offenbar den Kaolin- und Kreide-Kör- perchen ähnliche, nur verbältnifsmäßsig riesenbaft grolse Erschei- nungen sind, welche von vermuthlich derselben Kraft wie jene | Kreidekörperchen nur mit viel gröberem Material'gebildet werden. | i Es lassen’ sich nämlich bei den ägyptischen Zoll und Fuls grofsen | Ring-, Scheiben- und Kugel - Bildungen sogar Kreidetheire (z.B: häufig Textilaria globulose) erkennen, welche als Kalkschalen un aufgelöst mit in den Procefs der Formbildung einverwebt und. der | ringartig, ordnenden Kraft gefolgt sind. Anders: ist die Erschei- 139 nung der in den Feuersteinen und auch in den ägyptischen Jaspi- sen bier und da eingeschlossenen Polythalamien. Diese sind nicht mehr die Körperchen selbst, sondern durch chemischen unbe- kannten Procels veränderte Verkieselungen der Form. Die sicht- lich erhaltenen kleinen kalkartigen Thierschalen in den concentri- schen von Säuren auflöslichen Lagen der geformten ägyptischen Steine zeigen, wie es scheint, sehr deutlich an, dals der ordnende Procefs ursprünglich kein zerlegender und neu zusammenfügender, kein chemischer und kein sich allmälig langsam und continuirlich ausbreitender, sondern nur ein ruhig mechanisch ordnender war. Unregelmälsig können wohl bei chemischen Processen gewisse gleichartige Theile unverändert mitten in der veränderten Haupt- masse, wie Mehl in Teig, Kreide in Feuerstein, eingeschlossen bleiben und so giebt es auch zuweilen eingeschlossene fremde Stoffe in Krystallen; Allein regelmälsig in gleichartigen Bildungs- richtungen geordnete heterogene Theile sind offenbar ein eigen- thümlicher und wichtiger Character jener Gebilde, bei denen auf eine höchst auffallende Weise durch eine, von der ordnenden ver- schiedene, nachfolgende besondere Thätigkeit freie concentrische unter sich verbindungslose Steinringe gebildet werden, zwischen denen abwechselnd concentrische Kalklagen mit ihren Kreidethier- chen befindlich sind, wodurch Formen mit festem Kern und freien aber festen Ringen entstehen, die der Form nach an den Saturn mit seinen Ringen erinnern. Bei diesen Untersuchungen lag es nahe, die längst bekannten unter den Namen der Thon-, Mergel- und Kalknieren oder auch der Imaträ- Steine aufgezeichneten anorganischen Gebilde zu be- trachten, welche oft ähnliche sehr bestimmte Formen haben, die man aber bisher und besonders m der schärfer unterscheidenden neuesten Zeit von der Krystallographie als amorphe Gebilde ausge- schlossen und auch in der Versteinerungskunde unberücksichtigt gelassen hat, die nur in mineralogischen Handbüchern neben den gleichartigen derben Steinen mit erwähnt oder in geologischen Schriften, ihrer zuweilen vorkommenden ansebnlichen Lager halber, abgehandelt worden sind, wo man dann ihr Bildungsmoment ent- weder den allgemeinsten Anziehungskräften zurechnete oder gar 140 nicht erläuterte. Die Tropfsteinbildung und Rogensteinbildung scheint man am meisten mit jenen Erscheinungen, jedoch weniger glücklich, verbunden zu haben, allein es sind auch schon von Sedg- wick die sehr ausgedehnten Kalknieren-Lager in der Nähe von Sunderland, als der Tropfsteinbildung fremd, richtig bezeichnet worden. Es sind deutliche Glaskopf-artige Bildungen. Nach einer andern Ansicht haben hochzuachtende Mineralogen eine Gruppe der Krystalloide neben den Krystallen annehmbar gefunden, in welcher sich das Draht-, Zahn-, Haarförmige, Ge- strickte und Dendritische, das Getropfte, Traubige, Nierenförmige und Röhrenförmige vereint in eine systematische Übersicht brin- gen lasse, während das Sphäroidische die Folge der allgemeinen Anziehungs-Kraft sei, das Stalactitische aber dies mit Adhäsion und Krystallisation gemischt erkennen lasse. Wieder andere Gelehrte haben, die Krystalle scharf absondernd, alle übrigen Formen als Nüancirung amorpher Bildung zusammengefalst. Sehr auffallend ist die neueste vor wenig Monaten in Peters- burg in den Schriften der Akademie publicirte Ansicht, wo ein berühmter Akademiker aus reichen Sammlungen der Imatra- Steine den Schlufs zieht, dals sie als eine besondere ausgestorbene Fami- lie schalenloser Mollusken der einfachsten Organisation anzusehen sein dürften, die man Imatras nennen solle. Zuerst berichtete nun der Verfasser über das seinen Beobach- tungen zum Grunde liegende Material. Die erste Basis geben die schon berührten ägyptischen Steingebilde des oberägyptischen Kalksteins, die in Kugel-, Augen- und Doppelaugen- oder Brillen- Form sich in einer horizontalen schmalen Mergellage mitten im Kalkfelsen bei Dendera in grolser Menge fanden. Es sind theils regelmäfsige Kugeln bis zu 1 Fuls im Durchmesser, meist 3-4 Zoll dick und zahlreich beisammen, grolsen Massen von Kanonenkugeln gleichend, theils sind es mehr oder weniger platte, regelmälsig runde Scheiben mit kugelförmigem augapfelartigen Kern und con- centrischen Wülsten und Ringen, theils auch verbundene Doppel- scheiben in Form von Brillen. Die verschiedensten Zwischenfor- men und Übergänge waren zahllos vorhanden, aber andere Formen gab es nicht. 141 Ähnliche Gebilde beobachtete der Verfasser auch wiederholt einzeln zwischen den Feuersteinen der Kreide von Rügen und eine ziemlich regelmälsige den Imatra- Steinen analog, einer liegenden 00 gleich gebildete Sandsteinformation sah er im Königlichen Mi- neralien- Cabinet aus dem Muschelkalk bei Oberstrehlitz so wie eine bis 7 Zoll im Durchmesser führende schwarze Kugel aus dem Steinkohlengebirge im Ruhrthal, die sich in dem Cabinet des Kö- niglichen Oberbergamts befindet. Die neueste umständliche Beschreibung der finnländischen Imatra-Steine vom Wasserfalle gleiches Namens gab ihm, samt Ernst Hoffmanns früheren Bemerkungen darüber, ein ziemlich umfassendes deutliches Bild dieser Gestalten, deren Ansicht ihm jedoch bisher nicht vergönnt war. Eine überaus interessante und lehrreiche Sammlung solcher regelmälsigen Formen erhielt er im vorigen Jahre von Herrn Dr. Wilander aus Tunaberg in Schweden, welche derselbe auf sei- ner Reise zur Berathung über ihr Wesen mit nach Berlin brachte und die er, als er den Verf. mit diesen Untersuchungen eifrig und fruchtbar beschäftigt fand, ihm auf das Liberalste zur Disposition überliefs. Diese Tunaberger Mergelgebilde sind wohl die voll- kommensten und auffallendsten unkrystallinischen aber regelmä- fsigen Stein-Bildungen, welche bisher bekannt geworden sind. Nach Wallerius und Linn& nennt man in Schweden dergleichen Bil- dungen Malrekor oder Näkedbrödund es sind vereinzelte ähn- liche Dinge als Zophus Ludus und Marga porosa von Linn und dessen Herausgeber Gmelin noch 1779 und 1793 mit sehr hetero- genen Körpern systematisch verzeichnet worden. Die Tunaberger Formen sollen erst seit etwa 2 Jahren bekannt sein. Sie finden sich - bei der Fada-Müble in einem Lager von feinem blauen Thon “ und sind thierisch organischen Gebilden in der Form oft überra- schend und höchst auffallend ähnlich, so dafs die Idee von verstei- nerten Mollusken gar wohl aufkommen kann. Von Hrn. Dr. Wilander erhielt der Verf. 47, wahrscheinlich aus vielen Tausenden ausgewählte Exemplare und überdiels er- laubte demselben der Banquier Herr Dr. Thamnau in Berlin, wel- cher ebenfalls wohl über 100 Exemplare aus Schweden mitgebracht hatte, die Formen welche ein besonderes wissenschaftliches Inter- 142 esse gewährten, davon auszuwählen. Diese reiche Sammlung von Formen und Entwicklungszuständen aus einem und demselben La- ger legte der Verfasser ebenfalls der Klasse vor. Weit zahlreicheres Material gab überdiels dem Verf. die mi- kroskopische Nachforschung über die ersten Bildungs- Erscheinun- gen anorganischer Formen und dieses ist auch der Theil des Mate- rials gewesen und geblieben, welcher entscheidend für das Urtheil wurde. Schon seit einer längeren Reihe von Jahren sind diese Beobachtungen vorbereitet und fortgesetzt worden, wie denn auch schon 1836 einige der auffallenderen neuen Beobachtungen über Krystallbildungen in Poggendorff’s Annalen mitgetheilt worden sind. Es ist nun das Resultat der Beobachtung dieser Formen und der analytischen Untersuchungen gewesen, dals der Verf. zuerst ein Zerfallen der sämtlichen anorganischen geformten Erschei- nungen, die man von den Krystallen ausschliefst, in mehrere sich streng sondernde Gruppen erkannte. Eine Gruppe der sogenannten unklaren oder amorphen Bil- dungen umfalst die dendritischen, haarförmigen und stalactitischen so wie die strahligen glaskopfartigen Bildungen obne Kern und die strahligen oolithischen Bildungen mit fremdartigem Kerne als wirkliche zusammengesetzte Krystallbildungen, die sich zu einfa- chen Krystallformen verhalten, wie Polypenstöcke zu einfachen Polypen, wo in beiden Fällen die Einzelformen gar keine Ähnlich- keit mit den Gesellschaftsformen haben und umgekehrt. Jene Bil- dungen sind, mikroskopisch bald leichter bald schwerer zu analysi- rende, Anhäufungen kleiner mehr oder weniger vollständig ausge- bildeter Krystalle nach gewissen in einigen Fällen erkennbaren und schon nachgewiesenen Gesetzen, die denen der Pflanzenbildung durch Knospentrieb an Variation und an Regelmälsigkeit gleich sind. Diese sämmtlichen Formen sind keine Krystalloide, sondern Krystallstöcke odergenetisch zusammengehäufte wirk- liche Krystalle, deren gedrängte Bildungen gemeinhin Drusen genannt werden, wenn die Krystalle leicht sichtbar sind und deren laxere feinere Formen sich als Moos-, Strauch- und Baumartige, dendritische Bildungen u. s. w. ergeben. h 143 Ganz anders als diese genannten Formbildungen verhalten sich die ägyplischen Morpbolithe samt den finnländischen Imatra- Steinen und den schwedischen Malrekor-Steinen. Letztere haben we- der eine centrale Strahlung noch eine auf parallele Bildungsebenen beziehbare Entwicklung. Sie haben dagegen deutlich einen festen und sehr häufig wiederkehrenden Cyclus der Formbildung, eine offenbar active Entwicklung der Gestalt nach festen Gesetzen und zuweilen, vielleicht immer, wie die Tunaberger Formen, nach mehreren Bildungs- Axen. Nicht eine Spur von organischer Bil- dung, so sehr es auch beim ersten Anblick der Form den Schein hat, findet sich an irgend einem der wunderbaren schwedischen Morpholitben, so wenig als an den sehr zahlreich beobachteten ägyptische, aber überaus deutlich erkennt man bei jenen ein die Form bedingendes oft abwechselndes Überwiegen der Thätigkeit verschiedener Bildungsaxen. Gewöhnlich sind 2 solche Eutwick- lungsrichtungen des Bildungsgesetzes ansebaulich, eine concen- trische (bald einseitige horizontale, welche Nieren oder Scheiben, bald allseitige, welche Kugeln bildet) und eine lineare vom Cen- trum der ersten mit ausgehende. Gewöhnlich sind auch entweder beide Thätigkeiten, an Kraft ziemlich gleich, oder eine derselben sehr überwiegend. Daher mag es wohl kommen, dafs bei Weitem die Mehrzahl dieser Morpholitbe sich (durch überwiegende Thätig- keit der linearen Entwicklungsrichtung) eiartig und spindelförmig oder (durch überwiegende Thätigkeit der concentrischen Rich- tung) oder auch (durch Gleichbeit beider Thätigkeiten) scheiben- förmig oder kugelartig zeigt und ohne Auszeichnung ist. Wie denn unter 100 Tunaberger Morpholithen nur 1-2 sich auszeich- nende sein sollen. Wird dagegen in den seltnern Fällen eine der beiden Bildungs-Axen abwechselnd überwiegend thätig, so ent- stehen längliche Gebilde mit scheiben - oder kugelartigen Umbül- lungen oder Anschwellungen in der Mitte, oder auch kuglige Ge- stalten mit 1 oder auch mit 2 sich entgegengesetzten zungenartigen Norsprüngen. Nur selten sind 3 solebe Anhänge vorgekommen, noch nie aber 4. Eine besondere Beachtung verdient auch die häu- ‚sge Entwicklung eines neuen Bildungs- Centrums an einem der beiden Enden der linearen Bildungsaxe, dessen Längsrichtung im- mer im rechten Winkel die erstere schneidet. Hierdurch entste- 144 hen häufig kopf- und schnabelartige Erweiterungen am Ende der Längsaxe, die nicht zufällig einmal, sondern wiederholt und con- stant Formen hervorbringen, welche zuweilen ganz einem Vogel mit Kopf, Hals, Schwanz und zusammengefalteten Flügeln oder ei- ner Schildkröte gleichen, oder, wo sich die neue Form ganz ent- wickelt, einen Hammer darstellen. Hierzu kommt, dafs in diesen so auffallenden Bildungsprocels nicht selten fremde Dinge, kleine Steine, Granitbrocken u.s. w., wie die Kreidethierchen in den ägyp- tischen, mit eingewebt sind. Auch finden sich anfangende Formen an zufällig im Thonlager vorkommenden Geschieben und Bruch- stücken von Urgebirgsmassen angeheftet, wie in der vorliegenden Sammlung ein Stück Hornblendeschiefer mit grolsen Granaten befindlich ist, woran 2 kleine Morpbolithe fest sitzen. Bei den Imatra-Steinen hat der Petersburger Beobachter bis 5 aneindergereihte (aus einander entwickelte) Formen beobachtet. Bei den Tunaberger Steinen sind dem Verfasser nie mehr als 2 mit einem Anfange zum dritten vorgekommen. Allein in den Minera- lien-Vorräthen des Herrn Krantz in Berlin fand sich ein gröbe- res sandsteinartiges Mergelgebilde (aus dem Bergkalk) von Dublin, an welchem man ebenfalls 5 in linearer Fortentwicklung vereinte und mehrere seitliche ähnliche Bildungen erkennt und welches ebenfalls vorgelegt ist. Wie denn überall die Feinheit des Ma- terials, die Eleganz und Regelmälsigkeit der Form unter übrigens gleichen Umständen sehr zu erhöhen scheint. Aufser diesen Beobachtungen der Formen und ihrer mikro- skopischen Analyse hat der Verf. genetische Versuche an chemi- schen Niederschlägen und Residuen der verschiedensten Substan- zen gemacht, besonders aber hat er sich bemüht, die Formen der Kalkniederschläge mikroskopisch genau zu beachten. Die Haupter- gebnisse sind folgende: Die wahren Kreidekörperchen hat er, wie früher so auch neu- erlich, nicht nachmachen können, allein etwas ähnliche, nur nicht dieselben, Gebilde entstehen häufig beim Niederschlagen des koh- lensauren Kalks. Das Mikroskop zeigte ihm die Entstehung der festen Concre- tionen im allgemeinen unter 3 Hauptformen: 145 Erstens als unbestimmt geformte homogene glasartige Masse. Diese Bildung erscheint als ein regelloses, zu rasch abge- schlossenes Aneinanderfügen ziemlich gleichförmiger sehr kleiner materieller Theilchen. Zweitens als regelmälsig geformte Körperchen, die sich aus sehr yiel kleineren materiellen, scheinbar rundlichen, Theilchen sichtlich zusammensetzen und verschiedene feste Entwicklungsarten ihrer Form haben, die auch von einer inneren centralen Anzie- hungs- oder Bildungskraft abhängen. Diels ist die gewöhnlichste Erscheinung bei den verschiedensten Niederschlägen und Combi- nationen. Man hat sie bisher mit der Krystallisation verwech- selt. Der Verf. fand sie den vorber abgehandelten grofsen Mor- pholithen ganz analog. Es bilden sich aus einer sehr feinen Trü- bung zuerst einfache feinkörnige Kugeln, Doppelkugeln, Nieren, Doppelnieren, Gliederstäbe und körnige Ringe oder auch gelappte und brombeerartige Gestalten. Die ersteren 4 sind einfache For- men, die letzteren haben sich ihm stets in weiterer Entwicklung nicht als einfache sondern als zusammengesetzte Formen gezeigt! Diese Formen-Reihe ist es, welche der Verf. Morpholithe oder Krystalloide nennt. Sie entsteht durch eine die materiel- len Theilchen nur mechanisch ordnende nicht verwandelnde innere Thätigkeit. Drittens entstehen Formen mit dem Character der paralle- len Flächenbildung, welcher die Krystalle auszeichnet. Diese letz- tere Formbildung ist jenen Beobachtungen nach sehr häufig keine primäre, sondern eine secundäre Bildung, die erst eintritt, wenn die ordnende Thätigkeit schon eingewirkt hat, oft auch nicht ein- tritt. Sie erscheint zuweilen zauberartig rasch, zuweilen schreitet sie sehr langsam fort. Wärme (Feuer) und Wasser scheinen als füssigmachende Media auf vieles Materielle sehr gleichartig zu "wirken. Beim Eintritt der Krystallisationsthätigkeit verschwinden die Körnchen. Sie ist ein chemischer umwandelnder Procels. Nie sah der Verfasser einen Krystall sich aus materiellen sichtbaren Körperchen zusammensetzen, allein überaus häufig und so oft er es suchte sah er ein plötzliches fast wunderbares Umwandeln von kleinen Morpholithen oder Krystalloiden in entweder einfache oder viele Krystalle, je nachdem diese selbst einfach oder beerenartig 146 vielfach gebildet waren. Diese plötzlichen Umwandlungen sind auch schon von anderen Beobachtern in anderen Verhältnissen er- kannt worden und das erst safrangelbe gekörnte, dann plötzlich den- dritisch krystallisirende hochrothe chlor-isatinsaure Bleioxyd, wel- ches Herr Prof. Erdmann neuerlich aus chlor- isatinsaurem Kali und essigsaurem Bleioxyd dargestellt hat, giebt wohl das elegante- ste Jedem zugängliche Beispiel dieser auffallenden Vorgänge. Ob irgendwo Krystalle entstehen und entstehen können ohne vorher- gegangene krystalloidische mechanische Anordnung der Theilchen bleibt dahin gestellt. Ob alle diese Erscheinungen der allgemeinen Anziehungskraft untergeordnet sind oder nicht, oder ob, wie Herr Faraday nicht undeutlich ausspricht, die Electricität das allgemeinere, über Che- mie, Magnetologie und selbst viele Thätigkeiten des Thier und Pflan- zenlebens herrschende Princip ist, sollte hier nicht untersucht wer- den, allein wenn eine Nüanz der allgemeineren bildenden Kraft sich als Krystallisationskraft zu erkennen giebt, so würde sich ihr wohl eine krystalloidische oder morpholithische Kraft zur Seite stellen. Die Absicht des Verf. war hauptsächlich auf die merkwürdige Reihe und den Zusammenhang der obenerwähnten Erscheinungen lebhaft aufmerksam zu machen, zumal die krystalloidischen Bildungen einen nicht unbedeutenden Antheil am körnigen Gefüge derber Gesteins- massen haben dürften, welche nicht zur Krystallisation gelangten. Besondere Mühe hat sich der Verfasser noch gegeben, irgend- wo die Bildung isolirter Ringe um ein festes Centrum in ihrer Ent- stehung zu belauschen. Es gelang ihm nach vielem vergeblichen Bemühen doch wirklich beim Schwefel. Wenn er auf einem ge- wöhnlichen Objectivglase Schwefelblumen mit Öl überzog, so schos- sen bald Schwefelcrystalle um die Körnchen an und zehrten sie oft auf. In anderen Fällen bildeten sich dendritische oder lineare Kry- stallstöcke, die später einzelne gröfsere Krystalle entwickelten. In noch anderen Fällen bildete sich erst ein zuweilen mehrfach concentrisch unterbrochener und breiter trüber Hof um jedes Körnchen aus dessen Trübung sich dann Krystalle heranbildeten. Auch brillenartige Erscheinungen fanden sich oft da ein, wo zwei Körnchen in gleicher Thätigkeit beisammenlagen. Vielleicht ge- liogt es bei ähnlichen verlangsamten Krystallisations - Verhältnissen « 147 noch weitere interessante Ergebnisse zu erreichen. Die schnell und elegant krystallisirenden Salze in ihrer Thätigkeit beobachten zu wollen, ist dem Verf., nach vieler Mühe, dem Wunsche gleich erschienen, eine abgeschossene Flintenkugel in ihrem Laufe zu be- obachten. Liegt das Hindernils in der grölseren Kleinheit oder Durchsichtigkeit der Elementartheile, oder im völligen Mangel an dergleichen, oder in der Schnelligkeit des Processes? Zeichnungen erläuterten die mikroskopischen Formen. Hierauf theilte Hr. E. noch Zusätze über jetzt lebende Thierformen der Kreidemergel mit Aulser im Meerwasser bei Kiel und Cuxhaven haben sich der- gleichen Formen nun auch sehr zahlreich in dem Meeresschlamme von Christiania in Norwegen vorgefunden, wo keine Kreidebildung in der Nähe ist. Herr Lector Boeck in Christiania hat die Güte gehabt, dergleichen Meeresabsatz nach Berlin zu übersenden. Au- fser sehr zahlreichen Exemplaren der Dictyocka Speculum fand Hr. E. auch darin viele von Diciyocha Fibula, einer bisher nur fos- sil in den Kreidemergeln vorgekommenen Form. Gleichzeitig waren auch Schalen von Coscinodiscus radiatus neben Navicula vi- -ridula und Synedra Gallionii, welche letztere, der Jetztwelt ange- hören und in ‚der Kreidebildung noch nie beobachtet wurden. Daneben waren ferner einige noch unbeschriebene Meeres-Infuso- rien, welche als Navicula Entomon, eine in der Mitte eingeschnürte Form, Nav. Folium, Nav. norwegica und Nav. quadrifasciata ver- zeichnet worden sind. Besonders interessant waren noch 2 jetzt- lebende sternartige Formen mit 5 und 6 Strahlen, welche der Dic- iyocha Stella des Kreidemergels von Caltanisetta sehr nahe kom- men und samt dieser Art eine besondere Gruppe in der Gattung Dietyocha bilden, deren strahliges Gerüst von Kieselstäbchen nicht netzartig anastomosirt. Diese beiden neuen Arten sind Diciyocha (Aetiniscus) Sirius mit 6 längeren Strahlen und D. (4A.) Pentaste- rias mit 5 Strahlen. Hierauf zeigte Hr. E. eine kleine Reihe von Präparaten vor, welche die Verhältnisse der Kreidebildungen unter sich und zur Jetztwelt für die Vergleichung leicht übersichtlich machen. ———>— Ent hats Hanılaa pill. nmtaiyns 08 amt dagı K singen BIETE BER E is not lndosd atgiTinsulicnt: oalel ‚nsbesnilllehel ne daisly loan Wi mtah > au nlair dasn. 0 Tmkilshih, ea a, x Jdına race mine kpwnlasjaild Sie ai si er“ sbo sindeiol | usılärgı nah ai-alinnobaitl zubr PEOEN Bor ? bs 6, a ns hin at ir DR Kader teen Sindgillanda& aabıni nabö ‚nal Br Ri saarmo$ nadarigodeordisn gib matıstuelis age Mt ® Rn bus dat I ae ren don + An silis >» is tr Ki Bit will ho Mi. * 1 T. Ser A b’ni bus ws ö ti, rar \norkw 9 us LER Ri BET EIER ü u “ I h PR REN (AU or oleikglid mov Balsam ans AH 5 4 s han dia Tat aaaauhfidsbis«A 1b Se2Hadl dar dilidainadii Mais! zunlptzuoV he Khan HD LEE BET 5 hr ur 4 —— Han Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Julius 1840. Vorsitzender Sekretar: Hr. Wilken. 2. Julius. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Dove las: „Über die aus der relativen Lage des Meeres gegen die Gontinente entstehenden Un- terschiede in den meteorologischen Verhältnissen der Ostküste Nordamerikas und der Westküste der alten Welt.” Die unsymmetrische Vertheilung des Festen und Flüssigen an der Oberfläche der Erde wird ziemlich allgemein als Grund der Erscheinung anerkannt, dafs die klimatologischen Verhält- nisse eines Orts nicht allein durch seine geographische Breite und Höhe bestimmt werden, sondern auch von seiner geogra- ‚phischen Länge abhängen. Das aber, was sich als wesentliches ‚Moment in den Mitteln geltend macht, mufs auch in den atmo- ‚sphärischen Veränderungen von Bedeutung sein, da eben das letzte Residuum aller atmosphärischen Processe sich in dem Mit- tel ausspricht. Der Einfluls der geographischen Länge kann „aber nur hervorgerufen werden durch Gegensätze, welche in Ost und West einander gegenüberliegen, er wird daber am er- ‚sten erkannt werden durch Vergleichung der Orte, für welche ‚die Lage dieser Gegensätze die umgekehrte ist. Erscheinungen, ‚welche an solchen Orten dieselben Gesetze befolgen, erweisen ‚sich dadurch als unabhängig von jenen Verhältnissen, die hin- ‚gegen, welche entgegengesetzt ausfallen, als dadurch bedingt. [1840.] 7 150 Zu der Kenntnils dieser störenden Ursachen gelangt man daher hier auf dieselbe Weise, wie man in der Physik den Einfluls einer Kraft eliminirt, indem man sie zweimal nach einander in entgegengesetztem Sinne wirken lälst. So nothwendig diese Un- tersuchung daher schon längst dem Verfasser erschien, so boten ihm doch erst die Reiurns of Meteorological Observations der Aca- demien des Staates New York von 1326-1839 nebst einigen an- dern Resumes das hinreichende Beobachtungsmaterial. Übereinstimmend zu beiden Seiten des atlantischen Oceans sind unter gleicher geographischer Breite im jährlichen Mittel: 1. Die mittlere vorwaltend südwestliche Windesrichtung. Un- ter 78 Beobachtungsstationen gaben 54 dieselbe. . Die Vertheilung des Druckes und der Wärme in der Wind- rose des Jahres. Dals auch hier der NOwind der schwerste und kälteste Wind ist, giebt einen schönen Beleg dafür, dafs er ein nur durch die Rotation der Erde modificirter Nordwind sei. . Das Drehungsgesetz in seinen Folgen auf die Bewegung des Barometers und Thermometers. Das Barometer steigt mit westlichen Winden, fällt mit östlichen, während das Ther- mometer bei jenen fällt, bei diesen steigt und zwar mit noch gröfserer Regelmäfsigkeit als in Europa. . Die Wirbelbewegung der Stürme. Bekanntlich hat Hr. Redfield seit dem Jahr 1831 vielfache Belege für die von Verfasser im Jahre 1828 in einer Abhandlung über barome- trische Minima in Pogg. Ann. 13 p. 596 näher erörterte Thatsache, dafs alle Stürme Wirbel im Grofsen sind, an den amerikanischen Küsten gesammelt. Der eben daselbst p. 598 ausgesprochene Satz, dafs die Drehung in diesem Wirbel auf der Südhälfte der Erde in entgegengesetzter Richtung geschehe, ist neuerdings durch Colonel Reid in seinem Law of storms ebenfals bestätigt worden. Die von Hrn. Dumont d’Urville vor Erscheinen jenes Werkes dem Verfasser übersendeten Beobachtungen stimmen damit vollkommen überein. Unter allen diesen seither bekannten Arbeiten findet sich aber kein so speciell untersuchter Fall als der vom Verfasser erörterte Sturm vom 24. December 151 4821 in Europa. Die Unabhängigkeit der Erscheinung von der geographischen Länge ist also jetzt für die nördliche und südliche Halbkugel erwiesen. 5. Die Vertheilung der Regen in der jährlichen Periode. Wie es nämlich der Verfasser früher für das südliche Europa nachgewiesen hat, zeigt die Regenmenge auch in Amerika in der Breite des mittländischen Meeres 2 Maxima im Früh- liog und Herbst, die weiter nördlich in einem Sommer- maximum zusammenfallen. In Amerika ist aber das erstere das bedeutendste, in Europa das letztere. Entgegengesetzt hingegen sind folgende Erscheinungen: 1. Die in Europa im Winter auf SW. fallende mittlere Win- desrichtung wird nach dem Sommer hin immer nördlicher, in Amerika hingegen die nordwestliche Richtung im Win- ter, mehr südwestlich im Sommer. 2. Der Kältepol der Windrose fällt in Europa im Winter auf die NO.-Seite im Sommer auf die N\WV.-Seite, in Amerika hingegen im Sommer auf die NO.-Seite, im Winter auf die NW.-Seite. \ 3. Die gröfste Regenmenge fällt in Europa mit westlichen Winden, in Amerika mit östlichen. Überhaupt ist die grölste Trübung in Amerika bei östlichen Winden, wäh- rend westliche Winde die aufheiternden sind. In Europa findet das Umgekehrte statt. 4. Die Regenmenge nimmt in Amerika ab von Ost nach West in Europa von West nach Ost, in beiden Welttheilen also mit der Entfernung von der Küste. 5. Damit übereinstimmend sind die mehr dem continentalen oder dem Seeklima sich nähernden Witterungsverhältnisse. Hierauf wurde ein Schreiben des Hrn. Professor Goeppert 'zu Breslau vom 27. Junius vorgelegt, begleitet von zwei Arbeiten: ‚Über die Verbreitung der fossilen Pflanzen in der älteren Steinkohlenformation der Umgegend von Charlottenbrunn, und Bemerkungen über die Struk- tur der Sigillarien, welche in der fossilen Flora zwar 152 sehr häufig vorkommen, aber rücksichtlich ihres Baues nur sehr wenig bekannt sind. Beides wurde der physikalisch -mathematischen Klasse überwiesen. Eingegangen waren die Schriften: Annali dell’ Instituto di corrispondenza archeologica. Vol. 11. Roma 1839. 8. Bullettino dell’ Instituto di corrispondenza archevlogica. 1839. No. 6,b. 7,a.b. 8.9. Giugno -Settembre. (ibid.) 8. Monumenti inediti pubblicati dal’ Instituto di corrispondenza archeologica per l’anno 1839. Fasc.1. fol. Eingesandt durch die Buchhandlung der Herren Brockhaus und Avenarius in Leipzig und Paris mittelst Nota v. 29. März dı.d. G. Giulj, del?’ influenza che sembrano avere le correnti elettriche per ristabilire la salute in alcune malattie dietro l’uso dei bagni d’acqua salina ed in ispecie di quelli di monte Catini in Toscana. Bologna 1840. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Siena, 17. Juni d.J. Musei Lugduno-Batavi Inscriptiones Etruscae. Edid. interpret. lat. et notis instruxit L.J. F. Janssen. Lugd.-Batav. 1840. 4. A. B. Chapin, on the study of the Celtic languages. New-York 1840. 8. 2 Expl. Crelle, Journal f. d. reine u. angew. Mathematik. Bd.21, Heft 7 1. Berlin 1840. 4. 3Expl. B. Biondelli, sullo studio comparativo delle lingue. Milano 1839. 8. “mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Mailand 24. März a.J: Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’ Academie des Sciences. 1840. 1. Semestre. No.23. 8. Juin. Paris. 4. 9. Juli. Öffentliche Sitzung zur Feier des Leibnitzischen Jahrestages. Hr. Encke eröffnete die Sitzung durch den Vortrag einer von Hrn. Wilken verfalsten Rede, da der Letztere verhindert war, den Vorsitz zu führen. Sie beschäftigte sich vorzüglich mit der politischen Wirksamkeit von Leibnitz, besonders mit sei- ‚nem dem König LudwigXlIV. von Frankreich überreichten Con- 153 silium Aegyptiacum, in welchem Leibnitz mit dem Aufwande aller seiner vielseitigen Kenntnisse den König Ludwig XIV zu einem Unternehmen gegen dieses Land und damit zu einer blei- benden Besitznahme des gelobten Landes zu bewegen suchte, um dem für die Ruhe von Europa gefährlichen Kriege gegen Hol- land vorzubeugen. Hierauf hielt Hr. Magnus als neuerwähltes Mitglied seine Antrittsrede, welche von Hrn. Erman, dem Sekretar der phy- sikalisch- mathematischen Klasse, erwiedert ward. Der Letztere machte darauf die folgende neue Preisfrage der plıysikalisch- mathematischen Klasse bekannt. Ungeachtet der Fortschritte, welche die Entwickelungsge- schichte des Embryo der Säugethiere in neuerer Zeit gemacht, sind doch noch mehrere wichtige dieselbe betreffende Fragen ungelöst geblieben. Die neueren Beobachtungen über die primitive Entwickelung der Gewebe aus pflanzenartigen Zel- len und über die Analogie der pflanzlichen und thierischen Structur haben aber ganz neue Aufgaben für die Entwickelungs- geschichte überhaupt gestellt. Die Akademie verlangt in die- ser doppelten Rücksicht eine zusammenhängende Reihe ge- nauer mikroskopischer Beobachtungen über die ersten Ent- wickelungs-Vorgänge im Ei irgend eines Säugethieres bis zur Bildung des Darmkanals und bis zur Einpflanzung der embryo- nalen Blutgefälse in das Chorion. Der Ursprung des Chorions entweder als neuer Bildung oder als Umbildung einer schon am Eierstocksei vorhandenen Schicht, das Verhältnifs der kei- menden Schicht des Dotters zu den späteren organischen Sy- stemen, die Entstehung der Rumpfwände, des Amnions, der Allantois und der sogenannten serösen Hülle im Säugethierei werden hiebei vorzüglich aufzuklären sein. Beobachtungen über die spätern Vorgänge der Entwickelung nach der For- mation der ersten Anlagen der wesentlichsten Eibildungen und über die relativen Verschiedenheiten der Säugethiergruppen liegen nicht in der Absicht dieser Preisaufgabe. Die ausschliefsende Frist für die Einsendung der Beant- wortungen dieser Aufgabe, welche, nach der Wahl der Be- werber, in Deutscher, Lateinischer, Französischer, Englischer 154 oder Italienischer Sprache geschrieben sein können, ist der 31. März 1842. Jede Bewerbungsschrift ist mit einer Inschrift zu versehen, und diese auf dem Äufsern des versiegelten Zet- tels, welcher den Namen des Verfassers enthält, zu wieder- holen. Die Ertheilung des Preises von 100 Ducaten geschieht in der öffentlichen Sitzung am Leibnitzischen Jahrestage im Monat Julius des gedachten Jahres. Zum Beschlußs las Hr. Eichhorn eine Abhandlung: „Über die Burggrafschaft und die Burggrafen von Nürnberg bis zum Jahre 1273.” 13. Julius. Sitzung der philosophisch -histo- rischen Klasse. In dieser Sitzung wurden innere Angelegenheiten, welche die Klasse betreffen, berathen. r 16. Julius. Gesammtsitzung der Akademie. Ein wissenschaftlicher Vortrag fand in dieser Sitzung nicht statt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: God. Guil. Leibnitii opera philosophica quae exstant latina, gal- lica, germanica omnia, ed. Jo. Ed. Erdmann. Pars. 1.2. Be- rolini 1840. 4. Transactions of the zoological Society of London. YVol.II part 4. London 1840. 4. Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Bd. III, Heft 2. Beiträge zur Naturgesch. der wirbellosen Thiere von GC. T. von Siebold. Danzig 1839. 4. Jahresberichte der Königl. Schwedischen Akademie der Wissen- schaften über die Fortschritte der Botanik in den letzten Jahren vor und bis 1820, und in den Jahren 1821 bis 1835. Der Akademie übergeben von J. E. Wickström. Übersetzt u. mit Zusätz. u. Regist. versehen von G.T. Beilschmied. Breslau 1834-39. 8. Hewett Cottrell Watson, Bemerkungen über die geographische Vertheilung und Verbreitung der Gewächse Grofsbritaniens. 155 Uebersetzt u. mit Beilag. u. Anmerk. versehen von GC. T. Beil- schmied. Breslau 1837. 8. (Quetelet) Physigue du Globe. Tremperature de la terre. (————) Magnetisme terrestre. ne RT Extraits du Tome 7 des Bulletins de l’Academie Royale de Bruxelles. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1840. No. 46-51. Stuttg. u. Tüb. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.404.405. Altona 1840. Juli 2.u.9. 4. Proceedings of the geological Society of London 1839-1840. No. 65-67. 8. Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’ Academie des Sciences 1840. 14. Semestre No. 24.25. 15 et 22 Juin. Paris. 4. Le Comte F. M. G. de Pambour, Traite iheorique et pratique des Machines locomotives. 2e Ed. Paris 1840. 8. C. L. Nitzsch, System der Pterylographie. Nach seinen hand- schriftlich aufbewahrten Untersuchungen verfafst von Herm. Burmeister. Halle 1840. 4. Ein Schreiben des Herın Raffelsperger aus Wien vom 24. Juni 1840 begleitet von einer Probe seiner Erfindung der Typometrie 23. Julius. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Raumer las „Über Lord Bolingbroke und seine theologischen, politischen und philosophi- schen Werke.” An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: C. F. Gaufs und W. Weber, Atlas des Erdmagnetismus. Sup- plement zu den Resultaten aus den Beobachtungen des ma- gnetischen Vereins. Leipzig 1840. 4. 30 Expl. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1840. No.52.53. Stutig. u. Tüb. 4. Göttingische gelehrie Anzeigen 1840. Stück 113 vom 13. Juli. Enthaltend eine Notiz des Prof. Wöhler über eine von ihm dargestellte Verbindung des Äther-Radicals mit Tellur. 8. Encke, Berliner astronomisches Jahrbuch für 1842. Berlin 1840. 8. W.Schott, Verzeichnifs der Chinesischen u. Mandschu- Tungu- sischen Bücher und Handschriften der Königl. Bibliothek zu Berlin. Eine Fortsetzung des im Jahre 1822 erschienenen Klaproth'schen Verzeichnisses. Berlin 1840. 8. 20 Expl. 156 27. Julius. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Weils hielt einen Vortrag über das Verhältnils der Oberflächen der 4 Hauptformen des regulären Krystallsystems, d. i. des Würfels, Octaäders, Granato@ders und Leucitoeders bei gleichem körperlichem Inhalt, sowohl unter sich, als im Ver- gleich mit der Kugel, so wie über das Verhältnifs ihres körperli- chen Inhalts bei gleichen Grunddimensionen, Der körper- liche Inhalt des regulären Octa@ders ist = —- von dem des Wür- fels mit gleichen Grunddimensionen, der des Granato@ders = - der des Leucitoäders — = von demselben, daher z. B. der des Leucitoeders der doppelte des Octa@ders mit gleichen Hauptaxen, und bei dem in das Leucito@der eingeschriebenen Octaöder der körperliche Inhalt des umschliefsenden Theiles gleich dem des umschlossenen Octa&ders. Der körperliche Inhalt des regulären Octaäders aber verhält sich zu dem der Kugel, deren Durchmesser — einer Hauptaxe des Octaeders, wie 1:7, u.s.f. Bei gleichem körperlichem Inhalt verhalten sich die Ober- flächen des Würfels und des regulären Octaäders, wie 3 3 6 6 Vv2:W3=VA:V3; der des Würfels und Granatoeders, wie 3 3 6 6 6 Ve: W2=V4:y2 =Vr:ı; also der drei genannten Körper, wie 3 3 3 6 6 6 Vz: Ws: W2=V4:V3:Va; der des Würfels und Leucitoöders, wie 6 6 3 3 Vs:V3=V2:VV%, folglich der aller vier genannten Körper, wie 6 6 V3:V2 FOREN 6 6 6 6 Vs :V6:V4:V3 Sur De ee Yz:ı Ye:ı 157 in welchem Schema die Gleichbeit der Verhältnisse (der Ober- flächen bei gleichem körperlichen Inhalt) zwischen Würfel und Octaöder, wie zwischen Granato@der und Leucito@der, und eben so der zwischen Würfel und Granato@der, und Octaeder und 3 Leucitoöder = /Y2 :1 sich anschaulich darstellt. Hr. Crelle hielt einen Vortrag „Über einen Vorschlag eine von der Schwerkraft verschiedene Naturkraft zur Unterstützung der Schwerkraft anzuwenden.” Hr. Ehrenberg machte der Klasse folgende Mittheilungen: Erstlich über ausgezeichnete jetzt lebende perua- nische und mexikanische Meeres-Infusorien, welche mit zur Erläuterung räthselhafter fos- siler Formen der Kreidebildung dienen. Ungeachtet des schon reichlich vom Verf. zusammengestell- ten Materials an mikroskopischen jetzt lebenden Formen entfern- ter Erdgegenden sind doch dergleichen aulsereuropäische, wel- che eigenthümliche Genera bilden, sehr selten geblieben. Die von ihm selbst in Afrika und Asien beobachteten generisch ei- genthümlichen Formen haben sich später meist, sogar in den gleichen Arten, auch in Europa gefunden und die noch übrig gebliebenen können leicht durch die frühere unvollkommenere Beobachtung mehr als durch ihre Eigenthümlichkeit zurückge- blieben sein, indem keine scharf genug aufgefalst werden konnte. Formen aus Mexico waren durch Herrn Carl Ehrenberg ein- gesendet worden und enthielten bisher nur europäische Genera, und sogar meist europäische Arten. Formen aus Peru waren, als das grölsere Werk über Infusorien gedruckt wurde, noch nicht bekannt. Hr. Dr. Camille Montagne in Paris hatte 1837 in den Annales des sciences naturelles eine Centurie neuer cryptoga- mischer Pflanzen beschrieben und darunter auch 2 mikrosko- pische Formen, deren eine Hr. d’Orbigny, die andere du Pe- tit Thouars zufällig an Seeconferven aus Callao in Peru mit- gebracht hatten, eine davon hatte er Achnanthes pachypus, die 158 andere Zrochiscia moniliformis genannt. Bei Hrn. E.’s Anwe- senheit in Paris 1838 theilte Hr. Dr. Montagne demselben beide Formen in natura freundlich mit und hielt sie nun für Bacillarien, Die Zrochiscia glaubte er vielmehr zur Gattung Meloseira von Agardh (Gallionella) gehörig und bezeichnete sie handschriftlich als M. moniliforrmis. Nach Hrn. Es Untersuchung sind beide Formen allerdings von allen europäischen verschieden. Achnanthes pachypus ist eine der A. subsessilis nah verwandte eigenthümliche Art dieser Gattung. Merkwürdiger aber ist die Trochiscia oder Meloseira genannte Form. Diese besitzt einen Character, welcher sie entschieden zu einer besonderen Gattung und zwar der ersten völlig sicheren jetztlebenden aufsereuropäischen Gattung erhebt. Die Form ist nämlich eine Gallionella mit einem Stiel wie das Fahnenthierchen Achnanthes. Sie verhält sich zu Gal- lionella wie Synedra zu Navicula oder wie Podosphenia, Gom- phonema und Echinella zu Meridion oder wie Cocconema zu Euno- tia oder wie Stentor und Trichodina zu Vorticella und Epistylis oder endlich wie Euglena zu Colacium. Man mülste alle diese gestielten Genera mit den stiellosen verwandten verbinden, wollte man nicht den generischen Charakter jener peruanischen Form als einen vollgültigen gelten lassen. In dieser Rücksicht ist denn jener Körper als erstes fest begründetes ausländisches Genus Podosira moniliformis genannt worden. Wissenschaftlich noch Interessanteres ergab eine weitere Untersuchung des kleinen Zweiges der Polysiphonia dendroidea, jener Alge von Callao, woran die Podosira angeheftet war. Es fanden sich daran noch 2 bisher verborgen gebliebene Bacilla- rien-Formen. Eine derselben hat ganz die Gestalt der Tadella- rıa vulgaris (Bacillaria tabellaris), ist aber im Inneren durch 2 gebogene Zwischenwände in der Länge jedes Einzelstäbchens zierlich in 3 Kammern abgetheilt. Diese Structur der Einzel- stäbchen erklärt nun auch jene Einzelstäbchen aus dem Kreidemer- gel von Oran, die Hr. E. als eine etwas unklare, durch innere Falten sich sehr auszeichnende, Species der Gattung Navieula mit dem Namen N. africana in seinen früheren Vorträgen ver- 159 zeichnet und in dem über die Kreidebildung auch characterisirt hatte. Durch Beobachtung der lebenden Form ist diese schein- bar von den Arten der Jetztwelt ganz abweichende Navicula zu einer der Jetztwelt ganz nahe stehenden Bildung einer anderen Gattung geworden, deren Einzelstäbchen durch unvollkommene Selbsttbeilung zickzackartige Bänder darstellen. Die 3 Kammern werden beim lebenden Thierchen durch 3 grünliche gekörnte Schläuche oder Platten erfüllt, die bei der ganzen Familie als das Ovarium betrachtet werden. Die Mitte des Körpers wird, wie bei Zabellaria, durch eine hohle Querröhre eingenommen, deren Öffnungen mit den 2 mittleren Öffnungen der Naviculae in der Erscheinung zwar ganz, in der Function aber wohl gar nicht übereinstimmen, indem gerade diese Mündungen nicht frei sind, sondern sich an die ähnlichen der benachbarten Thierchen eng anschliefsen. — Wie die unvollkommene Selbsttheilung und bandartige Entwicklung samt der dadurch nothwendig verschie- denen Stellung der Ernährungsmündungen diese Seeformen von den Naviculis entfernt, so isoliren sie sich auch durch die innere Abtheilung in Kammern von den Tabellarien und sie bilden daher wieder eine besondere generische Gruppe, welche von den eu- ropäischen Formen abweicht. Diese zweite neue Gattung wird Grammatophora, die Species @. oceanica genannt. Die scheinbare Identität der fossilen N. africana mit der Grammatophora oceanica kann aber vorläufig nur auf das Genus, nicht auf die Species mit voller Sicherheit ausgedehnt werden, indem sich auf einer von Hrn. Carl Ehrenberg bei Vera Cruz gesammelten und vor wenig Tagen von da mitgebrachten Alge noch 2 andere auch sehr ähnliche Formen dieser Gattung auffin- den liefsen, welche als G. mexicana und G. undulata bezeichnet worden. Die einzelnen Scheidewände gleichen oft der Gestalt eines Fragezeichens. An der mexikanischen Alge fand sich auch ein Exemplar des Coseinodiscus eccentricus, welcher mithin dort wie bei Cuxhaven im Meere lebt und dessen fossile Schalen im Kreide-Mergel von Oran in Afrika liegen. Eine siebente Form, die vierte neue aus Peru, ist eine auf 160 den Zweigen der Polysiphonia platt ansitzende Cocconeis, welche der €. undulata der Ostsee sehr ähnlich, aber als Art verschieden ist. Sie möge C. oceanica heilsen. Zweitens gab derselbe Nachrichten über das Auffinden des zum schwarzen Dysodil vom Geistinger Walde gehörigen Polirschiefers und über die Natur beider als Infusorien-Schiefer. Hr. E. hat theils in den Versammlungen der Berliner natur- forschenden Gesellschaft, theils in Poggendorf’s Annalen der Physik im vorigen Jahre angezeigt, dafs die Dysodil genannte gelbe Mineral-Species sich bei der mikroskopischen Analyse als ein von Erdpech durchdrungener Polirschiefer aus Infusorien- schalen erkennen lasse und dafs mehrere sogenannte Blätterkoh- len oder Papierkohlen ebenfalls schwarze Dysodile sind. Es war daher nicht unwahrscheinlich und zur Feststellung dieser Ansicht gleichsam als Gegenprobe wünschenswerth, dafs man in den Lagerstätten des Dysodils, besonders an deren Ausgehendem den Polirschiefer unverändert, obne Durchdringung von Erdpech, irgendwo anträfe.. Die Nachforschungen des Verf. über diese Verhältnisse waren bisher fruchtlos geblieben, allein aus ei- nem neuerlich eingegangenen Schreiben des Hrn, Steininger in Trier, des verdienten Verfassers der Untersuchungen und Schriften über die rheinischen Vulkane, ergiebt sich, dafs der- selbe in einer Kohlengrube im Geistinger Walde (unter der Braunkohle) Papierkohle, Polirschiefer und Klebschiefer fand und diels in seinen neuen Beiträgen zur Geschichte der rheinischen Vulkane pag. 43 schon 1821 bekannt machte. Die neueren Untersuchungen des Verf. über die Infusorien- Schiefer regten Hrn. Steininger an jene Proben wieder zu vergleichen und zu weiterer Prüfung nach Berlin zu senden. Es ergiebt sich hierdurch, dals die Probe jenes Polirschiefers aus der Nähe des Geistinger Dysodils (Papierkoble) allerdings das Infusorien-Lager gewesen ist, welches, durch Zutritt von Erd- pech, zur Papierkohle oder dem schwarzen Dysodil umgestaltet wurde. Die Hauptformen der Kieselschalen, welche die Masse bil- den, sind Gallionellen von sehr verschiedener Grölse, vielleicht 161 Entwicklungszustände der G. varians, zwischen denen 5 Arten von Navicula liegen, worunter N. fuloa und eine sehr grolse ge- kielte Form befindlich, die als N. carinata aufgezeichnet ist. Aulfserdem sind eine der Fragilaria diophthalma ähnliche und besonders zahlreich eine dem Gomphonema gracile sehr ähnliche Form unterschieden worden. Es sind mithin unter den 8 ermit- telten Bestandtheilen 4 bestimmbare Sülswasserformen der Jetzt- welt befindlich. Sämmtliche Bestandtheile sind in ihren Umrissen matt, innen erfüllt, mithin mikroskopischen Steinkernen ähnlich, wie man sie bei den Conchylien zwar zu sehen gewohnt ist, bei Infusorien aber auffallend genug auch findet. Sowohl die amerikanischen als die Geistinger Formen wur- den in Zeichnungen samt der von Hrn. Steininger eingesand- ten Probe des Polirschiefers vorgelegt. Diagnostik der amerikanischen neuen Formen: Podosira Novum Genus. Stiel-Kette. Character Generis: Animal e familia Bacillariorum Gallio- nellae characteribus insirucium, sed pedicello suffultum. P. moniliformis, Trochiscia moniliformis Montagne 1837, corpusculis globosis discretis subtilissime punctatis, warüs vesiculosis virentibus. Ad Callao in Callithamnio floccoso et Polysiphonia dendroidea du Petit Thouars legit, allatam Montagne primus observavit. Grammatophora Nov. Gen. Schrift-Schiffchen. Character Generis: Animal e familia Bacillariorum Tabella- riae characteribus externis instruetum, sed plicis internis binis ad scripturae modum saepe varie flexuosis in tres loculos longitudinales divisum. G. oceanica, bacillis quadratis aut oblongis a latere me- dis turgidis, utringue sensim attenuatis oblusisque, ovario utrinque trilobo viridi. Fivam in algis Oceani peruviani ad Callao du Petit Thouars cum priori carpsit. G. mexicana, bacillis quadralis aut oblongis a latere me- diis aequalibus utroque fine subito decrescentibus obtusis- que. FVivam in algis Oceani mexicani ad Vera Cruz Ca- rolus Ehrenberg legit. 162 G.undulata, bacillis quadratis oblongisve a latere monili- formibus undulatis quater constrictis, hinc articulis quin- que, apicibus obtusis. FPivam in mari mexicano cum priori Carolus Ehrenberg legit. Fossilis species quae ad Oran Africae in Marga ereta- cea reperitur et olim Naviculae africanae, nunc @. africanae nomine appellata est, his characteribus dif- fert: bacillis oblongis media parte vix turgidis apice ob- zusissimi. — Naviculam Bacillum etiam ad Ta- bellariae genus amandandam esse nunc verisimile est. Cocconeis oceanica, nova species. Testula elliptica suborbiculari, dorso levissime convexa, extus lineis concentrieis simpliciter eurvis exarata, non undulata nec transverse striata. In Polysiphonia a Cel. du Petit Thouars ad Callao lecta. Von.Hrn. Prof. R. Goeppert zu Breslau, Correspondenten deı Akademie, waren handschriftlich eingegangen und wurden von Hrn. Weils vorgelegt: Bemerkung über die Gattung Sigillaria; begleitet von 3 Tafeln mit Zeichnungen und 4 Exemplaren fossiler Pflanzen. Über Verbreitung der fossilen Gewächse in der Steinkohlenformation. Mit 3 Zeichnungen. Die Verbreitung der fossilen Gewächse in dem Steinkoblen- gebirge in der Gegend von Charlottenbrunn, einem Theile der grolsen Niederschlesischen Kohlen-Ablagerung, worin sich der Flötztractus von Tannhausen über Charlottenbrunn bis in das so- ‚genannte Zwickerthal mit etwa 11 über einander liegenden Stein- kohlenflötzen verfolgen läfst, ist genau ermittelt worden. Die Resultate sind auf einer grofsen Karte dargestellt, welche gleich- _ zeitig in 70 Figuren die Abbildungen der aufgefundenen Pflanzen enthält. Es geht daraus hervor, dals die Flora dieses Flötzzuges rücksichtlich der Gattungen von der anderer Kohlenformationen nicht abweicht, dafs Wasserpflanzen (Fuei) nicht darin vorkom- men, wohl aber Sumpf- und Uferpflanzen (Equisetaceae); kryp- 163 togamische Monokotylen (darunter auch Stigmaria) herrschen vor; von Dikotylen finden sich nur Coniferen. Der hangende und liegende Schieferthon der Kohlenflötze unterscheidet sich wesentlich durch die darin vorkommenden Pflanzen; in dem Liegenden aller Flötze ist die Szigrmaria in Quantität des Um- fanges und der Verbreitung vorherrschend, während mit Aus- nahme des Galamites ramosus fast alle andern Formen zurücktre- ten; im Hangenden aller Flötze ist Calamites Cisti, Sagenaria aculeata, Aspidites acutus herrschend, während die übrigen Formen nur vereinzelt und sparsam und nur auf einzelnen, nicht auf allen Flötzen vorkommen. Häufig finden sich die zu einander gehörenden Theile derselben Pflanzen nicht zu weit von einander, Blätter und Stämme, Wurzeln und Früchte bei den Lepidoden- dron- und Calamiten-Arten, woraus sich ergiebt, dals sich die- selben in ihrer jetzigen Lage nicht weit von dem Orte befinden, wo sie gewachsen sind; dafür spricht auch der aufrecht stehende Calamites decoratus, dessen Äste sich sogar in ihrer natürlichen Lage erhalten haben. Der zwischen der Steinkohle selbst in dün- nen Lagen vorkommende fasrige Anthracit zeigt die einer Arauca- ria ähnliche Structur. Eine weitere Verfolgung dieses, für die Geognosie interessanten und wichtigen Gegenstandes wird ver- sprochen. 30. Julius. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Poggendorff las „Über die Einrichtung und den Gebrauch einiger Werkzeuge zum Messen der Stärke elektrischer Ströme und der dieselbe bedin- genden Elemente.” Nach einer Einleitung, in welcher das Nützliche, ja Noth- wendige quantitativer Bestimmungen zur ferneren Ausbildung der Lehre von den elektrischen, besonders galvanischen Strömen hervorgehoben wurde, gab der Verf. eine Übersicht der bisher auf diesem Felde zur Erlangung numerischer Data angewandten Methoden. Er bemerkte zuvörderst, dafs zum Messen der Stärke elektrischer Ströme drei wesentlich verschiedene Mittel an die Hand gegeben seien: die thermische, die chemische und die dy- namische oder magnetische Wirkung, dals indefs nur die letztere 164 den Grad von Sicherheit und allgemeiner Anwendbarkeit besitze, welcher heut zu Tage gefordert werden. kann. Nachdem diefs speciell belegt worden, schritt der Verf. zur Aufzählung der Me- thoden der ‘dritten Art, die in zwei Abtheilungen zerfallen, in- sofern nämlich die dynamische Wirkung eines Stroms auf sich selbst oder einen zweiten Strom, oder die auf einen Magnetstab gemessen werden kann. Die Methoden der ersten Abtheilung, die fast eben so viele Abänderungen gestatten als die der zwei- ten, sind bisher nur von Ampere und, in verbesserter Gestalt, von W. Weber (zu einer noch nicht veröffentlichten Arbeit) benutzt worden. Für gewisse Zwecke sind dieselben unumgäng- lich, für andere, sehr zahlreiche, haben sie keinen Vorzug vor denen, bei welchen ein Magnetstab zu Hülfe genommen wird, stehen vielmehr diesen, wegen der Schwäche der gegenseitigen Einwirkung zweier Ströme oder Stromtheile, bedeutend nach. Das ist der hauptsächlichste Grund, weshalb vorzugsweise die Methoden der zweiten Abtheilung, die, welche die Stärke elek- trischer Ströme aus ihrer Einwirkung auf einen Magnetstab her- leiten, so vielfach in Anwendung gebracht sind. Von diesen Methoden lassen sich sieben unterscheiden: 4) Zurückführung der durch den Strom abgelenkten Magnetnadel in ihre natürliche Lage mittelst der Drehwage, von Ohm angewandt; 2) Dieselbe | Operation, mittelst des Bifilar- Magnetometers ausgeführt, noch nicht benutzt; 3) Schwingenlassen der Magnetnadel winkelrecht gegen die Richtung des Stroms, von Fechner angewandt; 4) Äquilibriren der Wirkung des Stroms auf den gegen ihn winkel- und lothrecht aufgehängten Magnetstab durch Gewichte, von Becquerel vorgeschlagen, von Lenz und Jacobi verbessert und benutzt; 5) Messen des blolsen Impulses einer momentanen Wirkung des Stroms, von Lenz gebraucht; 6) Messen der ste- henden Ablenkung von einer festen Richtung des Stromes, mit- telst des Uni- oder Bifilar- Magnetometers, der Tangentenbussole oder ähnlich eingerichteter Instrumente, von Gauls, Nervan- der, Pouillet, Jacobi, Lenz u.A. angewandt; 7) Messen des Winkels um welchen die Richtung des Stromes zu verändern ist, um die Magnetnadel in einer constanten Lage gegen dieselbe zu halten, von Pouillet benutzt. 2 165 Der Verf. setzt nun die Vorzüge und Mängel oder Unbe- quemlichkeiten dieser sieben Methoden näher auseinander, und entscheidet sich endlich dahin, dals für alle Physiker, denen keine geräumige Observatorien zu Gebote stehen, die letztere die em- pfehlenswertheste sei, dals jedoch das zu dem Ende von Pouillet construirte und benutzte Instrument, die Sinusbussole, meh- re Abänderungen erfordere, um so genau und allgemein an- wendbar zu werden, als es die Natur desselben gestattet. Als wesentliche Vorzüge der Sinusbusole hebt der Verf. her- vor: 1) dals die Idee derselben keine hypothetische Voraussetzung einschliefst, für Winkel von jeder Grölse richtig bleibt, und durch die Hülfsmittel der praktischen Mechanik streng verwirk- licht werden kann; 2) dafs an die Drahtwindungen nicht die For- derung eines vollkommenen Parallelismus unter sich oder über- haupt einer bestimmten Form gestellt wird; 3) dafs die Magnet- nadel eben so wenig diesen Windungen parallel gehalten, als con- centrisch mit der Theilung des Kreises aufgehängt zu werden braucht, sondern nur Constanz in der Lage gegen die Windungen und in der Excentricität erforderlich ist, Bedingungen, welche beide streng erfüllt werden können; 4) dals die Torsion des Fa- dens eliminirt ist; 5) dafs sie zur Messung sowohl schwacher als starker Ströme von fast beliebigem Intensitätsverhältnils anwend- bar ist, und schon bei kleinen Dimensionen einen hohen Grad von Genauigkeit gewährt. Pouillet läfst die Magnetnadel, vielleicht, weil ihm die Überflüssigkeit der concentrischen Drehung derselben nicht einleuchtete, vielleicht auch, weil er von der Aufhängung an einen Faden ein zu starkes Schwanken befürchtete, auf einer Spitze schweben. Dadurch verliert aber das Instrument einen ‚bedeutenden Theil seiner Empfindlichkeit und Brauchbarkeit. _ Diesem Nachtheile begegnet man, wenn die an einem Faden hän- gende Nadel unterhalb mit einem zweiten Faden versehen wird, mit einem kugelförmigen Gewicht am Ende, dafs sich in einer senkrecht unter dem Aufhängpunkt des Systems befindlichen und mit dem drehbaren Theil des Instruments verbundenen Glasröhre schwebt. Durch diese Vorrichtung werden die Vorzüge des Hüt- 7 166 chens mit denen des Fadens vereint, indem mit einem hohen Grad von Empfindlichkeit in der drehenden Bewegung, nur ein gerin- ges Schwanken, oder vielmehr, auf geschehene Erschütterungen des Instruments, ein rasches, kurz vorübergehendes Zittern der Nadel verknüpft ist. Sie kann auch nicht die Torsion des Fadens vermehren, da diese überhaupt, wegen gleichzeitiger Drehung des die Nadel tragenden Stativs mit dem Kreis und den Draht- windungen, eliminirt ist. Der Verf. zeigte eine, nach seiner Anweisung, vom Mecha- nikus Hrn. Kleiner sehr elegant und correct ausgeführte Sinus- bussole vor, die, mit dieser Vorrichtung versehen, bei einem Kreis von 34 Zoll Durchmesser, eine Sicherheit der Ablesung bis auf zwei Minuten gewährt, unter günstigen Umständen selbst bis eine Minute, die Gröfse, welche der Kreis mittelst Nonius noch angiebt. Ungeachtet in diesem Instrument, statt der gewöhnlichen Doppelnadel (deren Anwendung auch den Nachtheil hätte, die Angaben des Instruments von dem Magnetismus der Nadeln abhän- gig zu machen), ein einfacher cylindrischer Magnetstab von 34” Länge und 1” Dicke aufgehängt ist, zeigt doch dasselbe, weil der Strom immer mit voller Kraft auf den Stab einwirkt, eine unerwartete Empfindlichkeit. Dieser Umstand, verbunden mit dem, dafs die Sinus, die hier das Maals der Kräfte sind, nur bis zu einer bald erreichten Gränze wachsen, scheint den Gebrauch des Instruments zu beschränken, und wirklich hat Pouillet das- selbe auch als nur zur Messung schwacher Ströme anwendbar be- zeichnet. Es giebt indefs ein einfaches und sicheres Mittel den Umfang der Skale des Instruments fast in beliebigem Grade zu erweitern, nämlich die Anwendung zweier Drähte, die parallel oder besser zusammengedreht neben einander fortlaufen. Lälst man den Strom, nachdem man den einen Draht durch einen Hülfsdraht um ein Gewisses verlängert hat, sich in beide Drähte theilen und zwar so, dals er sie ein Mal in gleichen und das an- dere Mal in entgegengesetzten Richtungen durchlaufen muls, so bekommt man eine Summe und eine Differenz von Wirkung, deren Verhältnifs nur von dem Längen- (oder WViderstands-) Ver- hältnifs der Drähte abhängt, nicht aber von der Intensität des 167 Stroms, so dafs es also, wenn es für Eine Intensität experimentell bestimmt worden, bei ungeänderten Zweigdrähten für alle In- tensitäten gültig bleibt. Hat man nun Ströme zu vergleichen, deren Intensitätsverhältnils den Umfang der Skale des Instruments ‚überschreitet, so bedarf es weiter nichts, als den starken Strom mit der Differenz, und den schwachen mit der Summe der Zweig- wirkungen zu messen und das gefundene Verhältnils mit dem Ver- hältnils zwischen jener Summe und Differenz zu multipliciren. Da man das letztere Verhältnils nach dem Widerstandsverhältnifs der Zweigdrähte fast beliebig abändern kann, so ist man also auch im Stande Ströme von fast beliebigem Intensitätsverhältnils mit einander zu vergleichen. Gesetzt man könnte mit dem einfachen Drahte Stromstärken messen, die sich wie 100:1 ver- halten, und das Verhältnils zwischen Summe und Differenz der Zweigwirkungen sei auch gleich 100:1; dann wird man also Strö- me vergleichen können, deren Intensitäten im Verhältnils 10000: 1 stehen. Das Mittel, den Strom in zwei entgegengesetzt laufenden Zweigen von ungleicher Stärke auf die Nadel wirken zu lassen, ist überhaupt allemal dann anzuwenden, wenn der ungetheilte Strom eine solche Intensität besitzt, dals er die Skale des Instru- ments überschreitet. Es ist sehr schätzbar, da man dadurch in den Stand gesetzt wird, die Wirkung des Stroms auf den Magnet- stab beliebig zu verringern, ohne ihn selbst in seiner Intensität zu schwächen. Die Anwendung desselben erfordert indels einige Vorsicht. Wenn nämlich die Zweigströme gegen einander lau- fen, und die Drahtwindungen unter sich parallel sind, so tritt der Umstand ein, dafs letztere abwechselnd ein stabiles und ein instabiles Gleichgewicht herbeiführen. Bewirken nun die dem Stabe näheren Windungen ein instabiles Gleichgewicht, so ist keine Mefsung möglich. Man hat es demnach so einzurichten, dafs diese Windungen die entfernteren werden, und diels läfst sich durch eine zweckmälsige Drathverbindung immer erreichen. Noch besser ist, die beiden Drähte des Instruments nicht parallel, sondern zusammengedreht neben einander fortlaufen zu lassen, da bei dieser Einrichtung die erwähnte Alternative gar nicht eintritt. 168 Wo übrigens ein bedeutender Widerstand für die Unter- suchung nicht hinderlich ist, versteht es sich von selbst, dafs man durch Einschaltung eines solchen den etwa zu starken Strom im erforderlichen Grade schwächen kann (*). Auch läfst sich eine Schwächung dadurch vornehmen, dafs man den Magnetstab, statt ihn den Drahtwindungen parallel oder fast parallel zu halten, ei- nen grölseren, constanten Winkel mit denselben machen läfst. Bei dem Extreme dieses Mittels würde man die Drahtwindungen in der Quere anzuwenden haben, so dafs sie, bei normaler Lage des Stabes, diesen winkelrecht umgäben. Auf diese Weise würde man, statt der vollen Kräfte, beliebige aliquote Theile derselben zu messen im Stande sein. Das Instrument des Verf. ist übrigens so eingerichtet, dals Drahtgewinde von verschiedener Lünge und Dicke der Drähte mit Leichtigkeit eingesetzt, und, nach dem jedesmaligen Zweck der Messung, angewandt werden können. Aus Allem, was der Verf. über die Einrichtung und Anwen- dungsweise des neuen Instruments entwickelt, hält er sich zu dem Schluss berechtigt, dafs keine der bekannten galvanometrischen Vorrichtungen so viele Vorzüge in sich vereinige, keine es mehr verdiene, in die meist beschränkten Laboratorien den arbeitenden Physiker eingeführt zu werden als eben die Sinusbussole in ihrer verbesserten Gestalt. (Mündlich theilte derselbe noch die Resultate einiger vor- läufigen Messungen mit, deren weitere Verfolgung Gegenstand einer demnächst zu veröffentlichenden Abhandlung ausmachen werden.) Hierauf wurde vorgelegt ein Rescript des Königl. Ministerii der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten vom 26. Julius d. J. betreffend die Benutzung der der Akademie ge- hörigen Matrizen zum Gufse einer Zendschrift für die Universität zu Bonn, welche Benutzung von der Akademie zugestanden ward. (*) "Natürlich auch durch Verminderung der Drahtwindungen; für gewöhnlich wendet der Verf, deren nur vier an. 169 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: 4tti della prima riunione degli Scienziati Italiani tenuta in Pisa nell’ Ottobre del 1839. Pisa 1840. 4. Prima riunione de’ Naturalisti, Medici ed altri Scienziati Italiani tenula in Pisa nell’ Ottobre 1839. ib. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Hrn. Prof. Ph. Corridi in Pisa v. 18. Mai d.J. Proceedings of ihe American philosophical Society. Vol.I No. 11. March et April 1840. (Philadelphia) 8. Gotth. Fischer-de-Waldheim, Oryctographie de Gouvernement de Moscou. Moscou 1837. fol. Francois @ Monsieur le Redacteur en chef du Journal general de France. Paris 1840. 8. 2Expl. mit einem gedruckten Begleitungsschreiben des Verf. ohne Datum. L’Institut. Ae Section. Sciences math., phys. et nat. Se Annke. No. 339-342. 1840, 25 Juin-16 Juill. Paris. 4. M. A. Costa, Memorie sopra i mezzi di perfezionar le nostre conoscenze sulla vera costituzion fisica dell’ Atmosfera etc. Lucca 1839. 8. ©. Brizzi, Osservazioni sulla Milizia. ib. eod. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Arezzo 18. Sept. 1839. M. Barry, Researches in Embryology (2d Series) with Plates. London 1839. 4. ‚ Observations in reply to T. Wharton Jones’s Stric- tures. (From the London med. Gazette for Aug. 17, 1839.) 8. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. 14, Heft1. Halle 1840. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.406. Altona 1840. Juli 23. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1840. No.54.55 und Titel und Re- gister zum Jahrgang 1839 des Kunstblattes. Stuttg. u. Tüb. 4. M.H. Jacobi, die Galvanoplastik. Nach dem Russischen Origi- nale. St. Petersburg 1840. 8. Colleccäo de Noticias para a Historia e Geografia das Nacöes ultramarinas. Tome5, No.2. Lisbon 1839. 4. Roteiro geral dos Mares, Costas, Islas e Baixos reconhecidos ro Globo por Ant. Lop. da Costa Almeida. Parte 11. ib. eod. 4. Viagens extensas e dilatadas do celebre Arabe Abu-Abdallah, mais conhecido pelo nome de Ben-Batuta. Traducidas por Jose de Santo Ant. Moura. Tomo1. ib. 1840. 4. Die 3 letzten 170 Schriften eingesandt durch den beständigen Sekretar der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Lissabon, Herrn de Macedo, mittelst Schreibens v. 6. April d.J. Annales des Mines. 3e Serie. Tome 17, Livr. 1 de 1840. Paris Janv.-Feyr. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1840. 1. Semestre No. 26. 29 Juin. ?e Semest. No. 1.2. 6etA3 Juill. Paris. 4. —HI>— Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin in den Monaten August, September, October 1840. Vorsitzender Sekretar: Hr. Wilken. 6. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Bekker legte vor die von ihm in der Bibliotheca Casa- natensis gefundene Theogonie des Isaak 'Tzetzes, ein merkwürdi- ges Gegenstück zu desselben Verfassers Anzehomerica, Homerica und Posthomerica. Hr. Müller las eine Fortsetzung seiner Untersu- chungen über den glatten Hai des Aristoteles, zu- nächst über den Galeus laevis des Stenonis. Aus der frühern Untersuchung (Sitzung vom 11. April 1839) ergab sich, dals es aulser den Carcharias und Scoliodon noch einen andern noch unbekannten Hai, Galeus laevis Stenonis gebe, des- sen Foetus durch den Dottersack mit dem Uterus der Mutter ver- bunden ist, und dals dieser Hai zu denjenigen gehört, welche eine Spiralklappe im inzestinum valoulare besitzen. Rondelet hatte bei seinem Galeus laevis nebenbei ein Junges abgebildet, von wel- ‚chem eine Schnur zu der Geschlechtsöffnung der Mutter geht. Diefs ist der Hai mit Rochenzähnen. Denn es heilst: os asperum wveluti Rajis multis. Von diesem Haien sagt Rondelet: Hunc Ga- leum laevem esse, quanquam iota cutis admodum laevis non sit, do- cet ipsa generationis ratio. Nun führt er den Aristoteles an und fährt fort: Nos foetum cum umbilico matri adhaerente pingendum curapimus, ut a caniculis, vulpibus alüsque galeis discerneretur, cum [1840.] 8 172 nullus ex galeis alius sit, cujus foetus secundis membranisque invol- vatur uteroque matris per umbilicum alligetur. Squalus mustelus Linne, der Hai mit Rochenzähnen, von welchem die. Neueren eine ungelleckte und gefleckte Art (Galeus asterias Rondelet) unterschieden, ist schon wiederholt im Foetuszustande und ohne die fragliche Verbindung mit dem Uterus gesehen. Der Verfasser sah seine Frucht mit einem einfachen Dottersack wie die übrigen Haien versehen und erklärte sich die Abbildung des Rondelet als veranlafst durch eine für jene Zeiten nicht ungewöhnliche Nai- 'vität, die Angabe des Aristoteles bildlich darzustellen oder auch durch eine unvollständige Beobachtung über den Abgang eines Foetus aus der Mutter. Bei einer Reise an das mittelländische Meer, welche Hr. Dr. » Peters zur Vermehrung der biesigen Hülfsmittel im Sommer vo- rigen Jahres machte, hatte derselbe insbesondere den Auftrag übernommen, dem räthselhaften Galeus laevis des Stenonis nach- zuspüren und von allen vorkommenden Haifischarten Embryonen mit dem Üterus einzusenden. Hr. Peters hielt sich zu diesem Zweck ein ganzes Jahr dort und zwar meistens in Nizza auf und ist noch jetzt dort beschäftigt. Während dieser Zeit gab es eine rei- . che Gelegenheit, Eier und Embryonen aus den Gattungen Musze- lus, Acanthias, Scymnus, Spinax zu sammeln. Indefs bisher wollte : | sich der Galeus Zaevis nicht zeigen, und die Embryonen dieser Tbiere zeigten nichts von jener Verbindung. Daher der Verfasser in der letzten Zeit die Aufmerksamkeit des Hrn. Peters auf die Haifische mit mehr als 5 Kiemenöffnungen, Hexanchus und Hep- tanchus, lenkte, und alle unsere Hoffnungen und Bemühungen da- hin gerichtet waren. Als die im Frühling von Nizza abgegangene Sendung in diesen Tagen hier anlangte, so konnte man unter so bewandten Umständen nicht im geringsten hoffen, in den gesam- melten Materialien Aufschlüsse über den Galeus Zaevis des Steno- nis zu erhalten. Gegen alle Erwartung fanden sie sich aber und in vollkommen befriedigender Weise. Aufser einer beträchtlichen Zahl von Mustelus- Foetus, die aus dem Uterus herausgenommen waren, fand sich bei dieser Sendung eine gute Zahl unaufgeschnit- tener Üteri von Syualus mustelus. Die mehrsten von diesen Uteri enthielten Embryonen mit freiem Dottersack, solche Embryonen | 173 fanden sich von 5, 54, 6, 7, 9 Zoll Länge. Der Dottersack war birnförmig, zuweilen zeigte er einige flache Aussackungen. Wie grols war aber das Erstaunen, als sich beim Eröffnen einiger ande- ren dieser Uteri lauter Embryonen zeigten, welche mit ihrem in Falten gelegten laugen Dottersack fest am Uterus anhiengen, ganz so wie bei den Carcharias und Scoliodon. Die placenta uterina und foetalis ist jedoch im gegenwärtigen Fall viel einfacher, wäh- rend beide bei den Carcharias und Scoliodon ein wahres Faltenla- byrinth darbieten. Auch fehlen im gegenwärtigen Fall die grofsen Divertikel an dem freien Theil des Dottersacks und der Dottersack ist viel länger, sein freier Theil viel grölser und nur das faltige Ende der gerunzelten birnförmigen Blase angeheftet. Die Blutge- fälsstämme treten nicht ins Innere der Höhle des Doitersacks, um sich von da zu vertheilen, sondern liegen in der Membran der in- nern Lamelle des Dottersacks. Die Struetur der Verbindung ver- bält sich ganz so wie es in der frühern Abhandlung von den Car- charias und Scoliodon beschrieben worden. . Müstelus- Embryonen von dieser Kategorie fanden sich von 6, 6, 7 Zoll. Beiderlei Embryonen waren Muszelus-Foetus, sie hatten schon die dieser Gattung eigenen Rochenzähne. Anfangs entstand die Vorstellung, dals die Befestiguug des Dottersacks am Uterus zu einer gewissen Zeit eintrete, früher und später fehle, aber von die- ser Ansicht mulste man bald zurückkommen, als die am Uterus an- hängenden und die freien Embryonen verglichen wurden. Beide bilden 2 nebeneinander laufende unabhängige Reihen. Bei den 6 und 7 Zoll grolsen Embryonen der einen Art war der Dottersack klein, frei, glatt, und der Dottergang nur 1-1-- Zoll lang. Bei den 6 und 7 Zoll groisen Embryonen der andern Art war der grolse Dottersack fest am Uterus, und der Dottergang sehr lang, nämlich 4 Zoll lang. Auch zeigten die Embryonen beider Kategorien con- stante specifische Verschiedenheiten, so dafs, merkwürdig genug, die Anheftung am Uterus nur bei einer von 2 Arten der Gattung - Mustelus erfolgt, welche man Mustelus laevis (Galeus laevis Aristo- teles?, Rondelet, Stenonis) nennen kann, während die andere Mu- stelus vulgaris genannt werden kann. Es war ein blofser Zufall, dals die in Nizza auf den Dottersack beobachteten Foetus der einen Art angehörten. Der innere Doitersack der Bauchhöhle fehlte bei 174 dem wahren Mustelus laevis ganz, wie auch bei den Carcharias und Scoliodo n.Bei Mustelus vulgaris zeigte‘ sich eine geringe Spur eines innern Dottersacks in Form eines sehr kleinen Bläschens an der Einsenkungsstelle des Dotterganges in den Klappendarm, so dafs in früherer Zeit wohl ein grölserer innerer Dottersack bei dieser Species vermuthet werden kann. Es verdient noch erwähnt zu werden, dafs obgleich die Muszelus 5- 10 Embryonen in jedem Uterus beherbergen, doch jedes Ei (von überaus feiner Eischalen- haut) überall von der innern Haut des Uterus umgeben ist und wie in einer Zelle des Uterus liegt. Zwischen die einzelnen Eier drin- gen nämlich gefälsreiche Verlängerungen der innern Haut des Ute- rus tief ein. Die Befestigung der Embryonen ist meist am Ende des Uterus nahe der Ausmündung, wie schon Aristoteles von sei- nem glatten Hai angegeben hat und wie es sich auch bei den Car- charias und Scoliodon ereignet. Doch ist diefs nicht allgemein der Fall. Ob Mustelus laevis identisch mit Galeus laevis Aristoteles ist, läfst sich nicht genau angeben. Es ist aber wahrscheinlicher als das Gegentheil, da die im Mittelmeer vorkommenden Arten von Carcharias sehr grols sind, die Gelegenheit zu ihrer Beobachtung selten ist, die Muszelus aber häufig sind. Jedenfalls ist der von Stenonis beobachtete Fisch unser Mwstelus laevis und man be- greift jetzt die Stelle von den Zähnen: si alias dentes appellare li- cet mandibularum asperitatem, quae limam imitabatur. Man be- ° greift nun auch die Abbildung von Rondelet. Die specifischen Charactere beider Arten zeigten sich nicht blofs in den Embryonen beider Kategorien, sondern in gleicher Weise in einigen noch vorbandenen älteren Exemplaren von er- wachsenen Mustelus wieder und an diesen konnte noch ein merk- würdiger Unterschied der Zähne wahrgenommen werden. Hier folgt die Characteristik beider Arten. Es muls bemerkt werden, dafs unser Mustelus laevis unter der zoologischen Nomenclatur nur mit Galeus laeois Rondelet zusammengehört, nicht aber mit Mu- stelus laevis der neuern identisch ist, wie sich aus dem folgenden ergeben wird. Mustelus laevis. Die unabgeschliffenen Zähne der hinteren Reihen im ÖOberkiefer haben eine deutliche kurze, schief nach re a a an Rn BAT E 175 aufsen gerichtete Spitze in der Mitte der obern Fläche und nach aulsen von dieser noch eine kleine Seitenspitze. Die Brustflossen sind schmal und ihre grölste Breite verhält sich zur gröfsten Länge wie 2:3. Der Anfang der ersten Rückenflosse beginnt gerade über dem hintern Rande der Brustflossen, d.h. wenn man die bei- den Brustflossen ausbreitet, so dals ihre hinteren Ränder in einer Queerlinie liegen. Die hintere Spitze der ersten Rückenflosse reicht bis zum Anfang der Bauchflossen. Die Farbe ist meist uni- form, characteristisch und bei Jungen nie fehlend ist ein schwar- zer Fleck an der Spitze der Schwanzflosse, welcher durch den Rand der Schwanzflosse geht, ohne dafs der untere Theil des hin- tern Randes dieser Flosse davon getroffen wird. Var. 1. einfarbig, Galeus laevis Rond., Mustelus laevis aut. zum Theil. Var. 2. einzelne oder viele schwarze Flecken auf dem Körper. Mustelus punctulatus Risso, viel seltner als die einfar- bige. Mustelus vulgaris. Die Zähne im Allgemeinen wie beim vo- rigen, aber die Spur einer Spitze ist niedriger und nicht schief und die Nebenspitze an der äufsern Seite fehlt. Die Brustflossen sind sehr breit, ihre gröfste Breite verhält sich zur gröfsten Länge wie 7:8. Die erste Rückenflosse reicht mit ihrem Anfang über das Ende der Brustflossen, so dafs wenn die Brustflossen mit ihren hintern Rändern eine quere Linie bilden, der Anfang der ersten Rückenflosse um — ihrer Basis vor dieser queren Linie steht. Die hintere Spitze der ersten Rückenflosse erreicht nicht den Anfang der Bauchflossen, sondern steht davon um ein Stück ab, welches dem untern Rande ihrer hintern Spitze gleicht. Der durch den hintern Rand der Schwanzspitze gehende schwarze Fleck fehlt. Nach der Farbe giebt es von dieser Art auch zwei Varietäten, Var. 1. Seiten des Körpers ungelleckt, zum Theil Muszelus lae- vis aut. Var. 2. Die Seiten des Körpers mit kleinen weilsen Flecken. Galeus asterias Rondelet, Musielus stellatus autorum. Der hier bezeichnete Mustelus vulgaris entspricht dem Mustelus vulgaris M.H. in der systematischen Beschreibung der Plagiosto- men p.65. 176 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gelehrte Schriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg.1839, Heft A. Kasan 1839. 8. (In Russischer Sprache.) mit einem Begleitungsschreiben derselben Universität d.d. Kasan, 21.Mai d.J. B. Zanon, intorno un punto della nuova doltrina del Signor G. Pelletier relativamente all’ influenza elettrochimica delle varie terre sulla. vegetazione osservazioni. Belluno 1840. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Belluno, 21. Juli d.J. Crelle, Journal f. d. reine u. angew. Mathematik. Bd. 21, Heft 2. Berlin 1840. 4. 3 Expl. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1840. No. 56.57. Stuttg. u. Tüb. 4. 10. August. Sitzung der philosophisch -histo- rischen Klasse. Hr. Bopp las über die Verwandtschaft der Ma- layisch-polynesischen Sprachen mit den indisch- europäischen. 13. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ranke las über die kirchlichen Unternehmun- gen König Heinrichs VII. von England. Hr. Ehrenberg trug eine dritte Fortsetzung seiner Beobachtungen über zahlreiche jezt lebende mikro- skopische Thiere der Kreideformation vor, wodurch die Zahl derselben fast a sähe wird und auf 40 Arten steigt. Durch Hrn. v. Berzelius gütige Vermittlung wurde Hrn. E. frischer Meeresschlamm von der schwedischen Küste zugesendet, | welchen der Bischof Eckström in Gothenburg auf der Insel - Tjörn im Cattegat zu diesem Zweck eingesammelt hatte. Diese Sendung war überaus reich an interessanten und neuen mikrosko- pischen Thieren. Das momentan wissenschaftlich Wichtigste wa- ren aber nicht weniger als 12 lebende Arten solcher Kieselschalen- Thiere, welche bisher nur fossil in den Kreidemergeln von Calta- nisetta in Sizilien und Oran in Afrika beobachtet worden waren, 177 so dafs die Zahl der bis dahin schon bekannt gewordenen und sehr allmälig aufgefundenen jezt lebenden Thiere der Kreide rasch — freilich bei Tag und Nacht [ortgesetzter und beschleunigter Beo- bachtung — um fast die Hälfte vermehrt wurde. Besonders in- teressant 'war das Vorkommen der lebenden, bisher nur in den Mergeln von Oran fossil bekannten Gramrmatophora (sonst Naei- eula?) africana, samt der vor Kurzem (27. Juli) verzeichneten auch in den griechischen Mergeln vorkommenden Gramm. ocea- nica aus CGallao in Peru. Ferner fand sich eine vor einiger Zeit schon von Hrn. E. beobachtete 4seitig prismatische Form von Kie- selschalen-Thieren aus dem Mergel von Oran in vielen Exemplaren im Wasser des Cattegat lebend, welche zur Gattung Staurastrum gehören würde, wenn sie in die Abtheilung der weichschaligen Thierchen zu stellen wäre, die aber auch noch durch 4 grofse runde Öffnungen an den 4 Ecken ausgezeichnet ist. Sie wird da- her als besonderes neues Genus Amphitetras antediluviana aufge- führt. Ferner fand sich die der Dictyocha Speculum ganz ähnli- che, aber in den Maschen gestachelte Dietyocha aculeata Siziliens, unter den lebenden Formen der Nordsee. Endlich fand sich eine Reihe von $ jener Arten der Gattung Acztinoryclus und zwar aus deren Abtheilung mit Strablen ohne Scheidewände, welche die grölsere Masse der Kieselerde in den Kreidemergeln von Caltani- setta und besonders den Mergeln von Oran bilden helfen, und die sich durch die Zahl ihrer Strahlen wesentlich und leicht characte- risiren. Es waren nämlich die Arten mit 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12 und 15 Strahlen, die als Aczinocyclus biternarius (neben senarius, der auch vorkam), 4. septenarius, A. octonarius, A. nonarius, A. de- narius, A. undenarius, A. bisenarius (nicht duodenarius) und A. quindenarius zu bezeichnen sind. Gerade aus dieser ganzen Ab- theilung war bisher noch keine lebende Form bekannt, sc dals sie eine rein urweltliche, die Kreidemergel characterisirende zu sein schien, was sie demnach gar nicht ist. Alle Formen sind polyga- strische Infusorien aus der Familie der Bacillarien. Überdießs hatte Hr. E., seit seinen letzten Mittheilungen, im Wasser der Nordsee von Cuxhaven, welches er seit dem vorigen Jahre noch fortbeobachtet, noch 3 der gewöhnlichsten kalkschali- gen Polythalamien der Schreib-Kreide und auch noch 2 Kiesel- 178 schalen- Thierchen der Kreidemergel lebend vorgefunden. Es wa- ren Rotalia globulosa, Rotalia perforata, Textilaria globulosa, Gal- lionella sulcata und Navicula Didymus. Zu diesen 17 Formen der Jeztwelt und der Kreideformation gesellten sich noch 2 als jezt lebend schon länger bekannte Kiesel- schalen- Thierchen des Nordmeers, welche sich vor einigen Tagen auch im Kreidemergel entdecken liefsen, nämlich Striatella ar- cuata und Tessella Catena. Die sämtlichen 19 neuen Kreidethierchen der Jeztwelt geben denn also samt dem schon früher (Berichte d. Akad. im Oct. 1839 und Juni 1849) vorgetragenen 21 Arten die Zahl von 40 Arten von Thieren, theils Polythalamien, theils Infusorien, welche der Jezt- welt und der Kreideformation gemein sind. Alle Formen wurden in Abbildungen und in zur Nachprüfung geeigneten Präparaten vorgelegt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Schumacher, astronomische Nachrichten. No.407. Altona 1840. Aug. 6. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1840. No.58.59. 4. Memoirs of the Wernerian natural history Society for the years 1837-38. Vol. VIII, Part1. Edinb. 1839. 8. Rosellini, Monumenti dell’ Egitio e della Nubia. Parte I. Mo- numenti siorici. Tomo III, Parte 2. Pisa 1839. 8. ed Atlante Dispensa 37. fol. Sshmerferich der Akademie. Vorsitzender Sekretar: Hr. Erman. Die Gesammitsitzung vom 15. October fiel aus wegen der Huldigungs- Feierlichkeiten. 179 22. October. Öffentliche Sitzung zur Feier des Geburtstags Sr. Majestät des regierenden Königs. Die Sitzung wurde durch den vorsitzenden Sekretar, Hrn. Böckh, mit einer Rede eröffnet. Der Sprecher stellte Montes- quieu’s bekannten Lehren theilweise entgegnend, zuerst dar, nicht allein die Ehre, sondern auch die in der Vaterlandsliebe gegebene, . politische Tugend walte in der Monarchie als sittliches Princip, und um so kräftiger und inniger, weil in der Monarchie sich der Begriff des Vaterlandes mit einer Persönlichkeit vereinige, wel- cher der Mensch sein Herz zuwendet. Die mächtigen Wirkungen dieser, mit der Liebe zu der Person des Fürsten verschmolzenen Vaterlandsliebe und des daraus entspringenden Gemeingeistes, des- sen beste Schule die Körperschaften seien, bestätigte der Redner an unserem erlauchten Königshause und namentlich durch die Liebe, welche Friedrich dem Grofsen und Friedrich Wilhelm dem Dritten das Preufsische Volk gezollt, und durch die Begeisterung, mit welcher Se. Majestät der regierende König die Herzen seiner Unterthanen erfüllt hat. Von der bestehenden Anordnung, in die- ser öffentlichen Sitzung eine Übersicht der Gegenstände zu geben, auf welche die Thätigkeit der Akademie in dem verflossenen Jahre gerichtet gewesen, fand der Redner es angemessen, in der Art ab- zuweichen, dafs er mittelst kurzer Andeutung der wichtigsten all- gemeinen Verhältnisse vielmehr den Zustand und die Wirksamkeit der Akademie während der glorreichen Regierung Sr. hochseeli- gen Majestät Friedrich Wilhelm des Dritten darlegte. Hierauf trug Hr. Zumpt den ersten Theil seiner Abhandlung über die Fluctuationen der Bevölkerung im Alterthum vor, der sich mit dem Stand der Bevölkerung in Griechenland be- schäftigte und darthat, dafs der Höhenpunkt der Bevölkerung Grie- chenlands kurz vor dem Perserkriege gewesen, und dals sie in den nächsten drei Jahrhunderten, trotz der zahlreichen Einwanderung aus andern griechischen Ländern und der Einführung von barbari- schen Sklaven, stetig abnahm, obgleich die griechischen Haupt- städte sich durch die Zusammenziebung ihrer untergeordneten Ort- schaften und die Aufnahme von Fremden und Freigelassenen in 180 die Bürgerschaft, möglichst bei gleicher Bürgerzahl zu erhalten suchten. Dagegen wurde die Meinung, dals die Abnahme der Be- völkerung Griechenlands erst unter der römischen Herrschaft er- folgt sei, als entschieden unrichtig widerlegt. Als die Ursachen jener erwiesenen Verminderung ergeben sich, zunächst die, mit Erbitterung geführten, Kriege der griechischen Staaten um die Vorherrschaft, dann aber auch nach den Zeugnissen der alten Au- toren, die Üppigkeit und die Bequemlichkeitsliebe der damaligen Griechen, in Folge deren die Ehe als eine Last erschien, der man sich nur im Interesse des Staats zu unterziehen habe, und Kinder- reichthum durch Tödtung oder Aussetzung der Neugebornen ver- mieden wurde, obne dals ein Gesetz dieser Willkühr enigegentrat, 26. October. Sitzung der philosophisch-hi- storischen Klasse. Hr. v.Raumer las über den Begriff und das Wesen der Ministerialen im Mittelalter. 29. October. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lachmann las eine Abhandlung des Hrn. Hoffmann; „über das Verhältnifs der Staatsgewalt zu den staats! rechtlichen Vorstellungen ihrer Urtergebnen”., Der Mensch bedarf des Menschen, um zu derjenigen Herr- schaft über die Aussenwelt, und zu derjenigen Ausbildung seiner Anlagen und Fähigkeiten zu gelangen, wodurch der Zweck seines Daseins erfüllt wird. Jedermann trachtet daher nach der Macht, über die Kräfte Anderer zuächst zu seinen Zwecken zu verfügen: aber das Menschliche im Menschen besteht eben darin, dafs er nie- mals ein willenloses Werkzeug für fremde Zwecke werden darf. Die Vereinigung menschlicher Kräfte für irgend einen besondern Zweck gelingt deshalb in dem Maafse vollkommner, worin Jeder- mann den Zweck seines eignen Daseins am sichersten zu erreichen wähnt, indem er jenen gemeinschaftlichen Zweck fördert. Die wirksamste und umfassendste Anstalt zur Erreichung des allgemei- nen Zweckes des Menschengeschlechts ist der vollkommenste Staal: er ist ein Ideal, welchem sich diejenigen Anstalten zu nähern su- | | | 181 chen, die wir Staaten nennen. In Folge der Schwäche und Be- schränktheit der menschlichen Natur waren es immer besondere Zwecke, welchen diejenigen nachstrebten, die solche Anstalten gründeten, woraus Staaten erwuchsen. Das Andenken an diese besondern Zwecke haftet nicht nur an den Formen, worin die Staatsgewalt von ihren Inhabern ausgeübt wird, sondern auch in den Vorstellungen ihrer Untergebnen von ihrem rechtlichen Ver- hältnisse zur Regierung des Staats. Und je mehr die Bildung fort- schreitet, je mehr mithin auch die Menschen im Staate sich der Selbständigkeit ihrer Natur bewulst werden, desto mehr erstarkt in ihnen die Überzeugung, dafs sie den anscheinend besondern Zweck der Staatsgewalt nur so weit zu fördern verpflichtet sein können, als die Beförderung ihrer eignen Wohlfarth damit verbunden bleibt. So wurzelt tief in den Gemüthern die Vorstellung von einem getheilten, wo nicht gar entgegengesetzten Interesse der In- haber der Staatsgewalt und derer, welche dieser Gewalt unterge- ben sind. Diese Vorstellung ist im neuern Europa besonders da- durch hervorgerufen worden, dafs die neuern Staaten dem bei wei- tem grölsten Theile nach aus der Grundherrlichkeit hervorgingen: aber sie besteht nicht minder auch in Staaten, deren Grundlage ein örtlicher Gemeindeverband war. Wie diese Vorstellung auf die Nachrichten, Belehrungen und Unterstützungen jeder Art wirkt, welche die Regierung durch die Presse, durch ihre Beamten, oder auch durch ständische Versammlungen erhält, ist in der vorstehend bezeichneten Abhandlung ausführlich angegeben worden. Beson- ders ist der Vortrag darauf gerichtet, überzeugend darzuthun, dals nur von den Fortschritten der Bildung und von der wachsenden Annäherung an das Ideal eines vollkommnen Staats eine gründliche Heilung der Übel zu hoffen ist, welche aus jener irrigen Vorstel- lung hervorgingen. Hr. v.Olfers gab Notiz von dem gelungenen Erfolge der Bemühungen des Hrn. Ibbetson, Abbildungen durch neue Mo- dification des Daguerrotyps zu erhalten. Hr. Encke zeigte an, dals Hr. Dr. Bremiker, welchem frü- her die Akademie für die Berechnung der Cometenstörungen eine 182 Belohnung zuerkannt, dem sie auch in diesem Jahre noch die Mit- tel gewährte an den akademischen Sternkarten zwei Blätter auszu- führen, am 26. Oct. einen schwachen telescopischen Nebel nahe bei o Draconis gefunden hat, der am folgenden Abende durch seine Ortsveränderung sich als ein Comet auswies, welcher am 27. und 28. Oct. auf der Sternwarte beobachtet ward. Über seine Bahn läfst sich aus zwei Beobachtungen noch nichts bestimmen. Auf den Antrag des auswärtigen Mitgliedes der Akademie Hrn. Professor Jacobi in Königsberg hatte die Akademie bei einem hohen vorgeordneten Ministerium darauf angetragen, dafs dem Hrn. Professor Jacobi von der Akademie die Summe von 250 Rthin. angewiesen werde, zum Behufe der durch Hrn. Claussen auszuführenden numerischen Rechnungen seiner neuen Methode für die planetarischen Störungen. Die unter dem 21. August er- folgte Genehmigung dieses Antrags ward heute vorgelegt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Alcide d’Orbigny, Histoire naturelle des Crinoides vivans et ‚Fossiles. Livraison 1. Paris 1840. 4. „ Paleontologie francaise. Description zoologique et geo- logique de tous les Animaux mollusques et rayonnes, Fossi- les de France. Livrais. 1-4. ib. eod. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Paris 9. Aug. d.J. M. Stotter und L. v. Heufler, geognostisch-botanische Bemer- kungen auf einer Reise durch Oetzthal und Schnals. Innsbruck 1840. 8. eingesandt durch Herrn etc. Ludwig Ritter von Heufler in Inns- bruck mittelst Schreibens vom 1. Aug. d.J. N. Lobatschewsky, geometrische Untersuchungen zur Theorie der Parallellinien. Berlin 1840. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Kasan 12. Mai d.J. O. F. Gruppe, über die Fragmente des Archytas und der älteren Pyihagoreer. Eine Preisschrift. Berlin 1840. 8. nebst einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Berlin 15. Aug. d. J. Transactions of the geological Society of London. 2. Series. Vol. V, Part3. London 1840. 4. G. B. Greenough, a geological Map of England and Wales. 2. Edition. ib. 1840. fol. ‚ Memoir of a geological Map of England. 2.Ed. ib. eod. 8. 183 nebst einem. Begleitungsschreiben des Präsidenten der geological Society in London, Herrn William Buckland, v. 26. Juni d.3. Schriften der Kaiserl. Universität zu Kasan 1840, Heft 1. Kasan 1840. 8. (In Russischer Sprache.) nebst einem Begleitungsschreiben derselben. Urkunden über das Seewesen des 4ttischen Staates, hergestellt u. erläutert von Aug. Böckh. Mit 18 Tafeln. Berlin 1840. 8. u. fol. 40 Exempl. Ths. Henderson, astronomical observalions made at the Royal Observatory, Edinburgh. N\ol.3. for the year 1837. Edinb. 1840. 4. Proceedings of the Royal Society. 1840. No.43. (London) 8. Proceedings of the zoological Society of London. Part 6. 1838. London. 8. Supplement to Vol.V of the Transactions of the agricultural and horticultural Society of India. Calcutta 1838. 8. The T'ransactions of the Linnean Society of London. Nol. 18, Part3. London 1840. 4. List of ihe Linnean Society of London. 1840. 4. Proceedings of the Linnean Society of London. No.4-7. 1839 - 40. 8. The Journal of the royal geographical Society of London. Vol.9, Part 3. Vol.10, Part 1.2. London 1839.40. 8. Bulletin de la Societe de Geographie. 2. Serie. Tome 13. Paris 1840. 8. Comptes rendus hebdomadaires des. Seances de l’Academie des Sciences 1840. 2. Semestre No. 3-11. 20 Juill. - 14 Sept.‘ Paris. 4. Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique 1840. Janv. Fevr. Avril Mai. Paris. 8. Annales des Mines. 3. Serie. Tome 17, Livr. 2 de 1840. Paris Mars-Avril. 8. | L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 8. Annee. © N0.343-355. 23 Juill. - 15 Oct. 1840. Paris. 4. 2. Section. Scienc. hist., archeol. et philos. 5. Annee. No. 53-56. Mai - Aout 1840. ib. 4. Filippo Pacini, ruovi organi scoperli nel corpo umano. Pistoja 1840. 8. ‚ dell’ inerzia del diaframma nello sforzo, nella defe- cazione e nel parto della sua azione nel vomito. ib. eod. 8. L.J. F. Janssen, additamentum Inscriptionum Etruscarum Musei Lugduno-Batavi. (Lugd.Batav. 1840.) 4. 184 Van der Hoeven en de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Ge- schiedenis en Physiologie. Deel 7. Stuk 1.2. Leiden 1840. 8. Bibliographie de la Belgique, publiee par la librairie de C. Mu- quardt. Bruxell. et Leipz. 1840, 8. Baron de Reiffenberg, Notice sur les cours d’amour en Belgique. (Extrait du Tome 7. No.5. des Bulletins de l’Academie Royale de Bruxell.). 8. , Projet concu par Marnix de Ste-Aldegonde, de placer les Pays-bas sous la domination de la France. (Extyait du Tome 7. No.4. des Bullet. de !’Acad. Roy. de Bruxell.). 8. , Notice biographique sur Jos.- Bat.-Bern. van Praet. Bruxell. 1840. 8. Compte-rendu des Seances de la Commission Royale d’Histoire, ou recueil de ses Bulletins Tome 4. Seance du 6 Juin 1840. Ar Bulletin. Bruxell. 1840. 8. Kongl. Vetenskaps- Academiens Handlingar för Är 1838. Stock- holm 1839. 8. J. Berzelius, Arsberättelse om framstegen i Fysik och Kemi af- gifven d. 31 Mars 1838. ib. 1838. 8. J. E. Wickström, Ärs-Berättelse om botaniska Arbeten och Upp- tückter för Är 1837. ib. 1839. 8. G.E. Pasch, Ärsberättelse om Technologiens framsteg, afgifven d. 31. Mars 1838. ib. 1839. 8. C. J. Ekströmer, Tal om K. Seraphimer- Ordens Lazarettet i | Stockholm. Stockh. 1840. 8. M. Rosenblad, Zal om juridisk Statistik och grunderne for Lagstiftningen. ib.eod. 8. W.Whewell, Researches on the Tides. 12ıh Series. Or the laws of the rise and fall of the seds surface during each tide. London 1840. 4. ,„ additional note to the 11th series of researches on the Tides. ib. eod. 4. Die ältesten Denkmäler der Böhmischen Sprache: Libussa’s Gericht, Evangelium Johannis, der Leitmeritzer Stiftungsbrief, Glossen der Mater Verborum, kritisch beleuchtet von P. J. Schaffa- rik und Fr. Palacky. Prag 1840. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 408. und Titel nebst Register zum 17ten Bande. Altona 1840. Sept.3. 4. Verzeichnifs einer von Eduard D’Alton hinterlassenen Gemälde- Sammlung. Nebst einer Vorerinnerung etc. von A. W.von Schlegel. Bonn 1840. 8. 185 A. Bernstein (Rebenstein), die Gesetze der Rotation. Berlin 1840. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Berlin d. 19. Oct: d.J. Neue Denkschriften der allg. Schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften. Nouveaux Memoires de la Socidt€ helvetigue etc. Bd.1-3. Neuchatel 1837-39. 4. Verhandlungen der Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft bei ihrer Versammlung zu Basel, d. 12.13. u. 14. Sept. 1838 und zu Bern d. 5.6.u.T. Aug. 1839. 23ste u. 24ste Versamm- lung. Basel u. Bern. 8. rehische Darstellung des* täglichen nern. Barometer- und Thermometerstandes zu Frankfurt am Mayn im Jahre 1839. Nach den Beobachtungen des physikalischen Vereins. fol. Nebst einem Begleitungsschreiben des Präsidenten des physikalischen Vereins in Frankfurt a.M., Dr, Neeff vom 4. Juli d. J. CH D vo nu r pi 3 Y "> v ? er x ' ER, r r . > 68 a ‚ F rar kill non run ah war See no) BERREIN? 179 | | 2 RN MO Va ade trend side ir s - . ‚ SE bh 2 She Abi aan KUNDEN IDERSORTZEIOL EHEN 7.7 17, Set, oh ra so. ers WEGE TER Islsdanalt ENDE 1 anpieela AM nmahlsrsr BEN DONE RER, UI UNE ER BE SOWEIT N aßel Ned WENSS RNEINTHECE RR RTNN IE WR Bro RESFIER. SE RUE re er Re ah nn a een Deut DBEITIA 121 75 aut asullatarotı smeidupıd ee Su rich tin neh a ‚BEBR BT Ask U mi Ny 0 10 j TION han end f IR LE VRRPRE Ban BEN. Pan Nee een undisulsseguutisigsd suonie JadoeN Sr dacht wi erh Heer ib ch) PR 3, 1, 2 [4 Harder x a cd An He = } # r er Pia Rn Bye; an PN x Fr Be f j s Sek . Y n \ ‘ Kr a k er [) + ‘ \ un - RT „ £ P L 2 ! ' . ‘ [j ® ER re . “ 3 I Kar - ah . N u 1 Er Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat November 1840. Vorsitzender Sekretar: Hr. Erman. 5. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lachmann trug vor den zweiten Theil der Schrift des Hrn. Hoffmann über das Verhältnils der Staatsgewalt zu den staatsrechtlichen Vorstellungen ihrer Unter- gebenen. Als Correspondenten der philosophisch-historischen Klasse wurden gewählt die Herren C.F. Hermann in Marburg und G. H. Pertz in Hannover. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: C.L.Michelet, Anthropologie und Psychologie, oder die Philo- sophie des subjectiven Geistes. Berlin 1840. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Berlin d. 21. Oct. d. J. Baron L. A. D’hombres-Firmas, Notice biographique sur Fran- cois Boissier de la Croix de Sauvages, Conseiller-Medecin du Roi, Prof. en la facult€E de Montpellier. Nismes 1838. 8. (————-), Memoire sur la formation d’un Cabinet d’Amateur et d’une collection geologique des Cevennes, lu a la Seance publ. de U Acad. Roy. du Gard. sine tit. 8. Mädler, graphische Darstellung der Witterung Berlin’s, 11. Jahr- gang vom Juli 1839 bis Juni 1840. 4. 6 Exempl. Buckland, Address delivered at the anniversary meeting of the geological Society of London on the 21 of Febr., 1840. Lon- don 1840. 8. [1840.] 9 188 J. D. Forbes, on the diminution of temperature with height in the Almosphere et different seasons ff the year. Edinb. 1840. 4. J. H. Schröder, Catalogus Numorum Cuficorum in Numophylacio academico Upsaliensi. Upsal. 1827. 4. ,„ Numismata Angliae vetusta in Museo nummario Reg. Academiae Upsaliensis adservata Part. 1. 2. ib. 1833. A. C. J. Bergman, (praeside J. H. Schröder) de rummis Gothlan- dicis Diss. ib. 1837. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.409. 410. Altona 1849. Oct. 15. 29. 4. Crelle, Journal f. d. reine u. angew. Mathematik. Bd. 21, Heft 3. Berlin 1840. 4. 3 Expl. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1840. No. 82.83. Stuttg. u. Tüb. 4. Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique 1840. Juin. Paris. 8. Kops en Miquel, Flora Batava. Aflevering 120. Amst. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1840. 2. Semestre No. 12-15. 21 Sept. - 12 Oct. Paris. 4. Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1839. Herausgegeben von C. F. Gaufs und W. Weber. Leipzig 1840: 8. 30: Exempl. 9. November. Sitzung der physikalisch - ma- thematischen Klasse. Hr. Mitscherlich las über die Zimmtsalpetersäure und die zimmtsalpetersauren Salze. Die Zimmtsalpetersäure erhält man, wenn man in concentrirter Salpetersäure pulverisirte Zimmtsäure einträgt; man wendet dazu Salpetersäure an, aus welcher man, durch Kochen die salpetrichte Salpetersäure entfernt hat, und: die man so viel als möglich erkal- ten läßt; wenn man wenig Zimmtsäure anwendet, so sieht man, wie diese sich zuerst vollständig auflöst; nach einigen Augenblicken . erwärmt sich die Flüssigkeit und eine krystallinische Verbindung scheidet sich aus, die Wärmeentwickelung dauert so lange fort, als die Bildung und die Ausscheidung dieser Verbindung statt fin- det. Nimmt man auf acht Theile Salpetersäure einen Theil Zimmt- säure, so: steigt die Temperatur des Gemenges um 40°, eine Zer- setzung der Salpetersäure bemerkt man dabei durchaus nicht; die 189 ausgeschiedene Zimmtsalpetersäure bildet ein solches Hanfwerk von Krystallen, dafs sie die Flüssigkeit wie ein Schwamm einsaugt. Will man grölsere Mengen Zimmtsalpetersäure darstellen, so reibt man die Zimmtsäure mit der Salpetersäure zusammen, die man je- doch sorgfältig abkühlen läfst, damit die Temperatur nicht über 60° steige. Da die Zimmtsalpetersäure im Wasser fast ganz unlöslich ist, so übergielst man die Masse mit viel Wasser, und wäscht sie aus, bis alle reine Salpetersäure entfernt ist. Man löst sie alsdann in kochendem Alkobol auf, woraus sie sich beim Erkalten fast ganz ausscheidet; darauf filtrirt und wäscht man sie mit kaltem Alkohol aus. Die Zimmtsalpetersäure ist weils mit einem schwachen Stich ins Gelbe, die Krystalle sind soklein, dafsman ihre Formnicht bestim- men kann; sie schmilzt bei ungefähr 270°, und erstarrt beim Erkalten zu einer krystallinischen Masse, etwas über 270° erhitzt, kocht sie, wobei sie zersetzt wird. In kaltem Wasser ist sie fast ganz unlös- lich, in kochendem Wasser nur sehr wenig. Durch ihre Löslich- keit in Alkohol kann man sie leicht von anderen ihr nahe stehen- den Säuren trennen; sie ist bei 20° in 327 Theilen Alkohol lös- lieh, während Zimmtsäure in 4,2, Benzo&säure in 1,96 und Benzo&- salpetersäure in weniger als gleichen Theilen löslich ist. Mit we- nig Wasser gekocht, bildet sie nicht damit eine ölartige Flüssigkeit, welche unter der gesättigten kochenden Auflösung sich ansammelt, wie dieses mit der Benzo&säure und Benzo&salpetersäure der Fall ist. In kochender Salzsäure ist sie etwas löslich, wird aber nicht davon zersetzt. Gegen Basen verhält sie sich wie eine schwache Säure; die Kohlensäure treibt sie aus, ihre alkalischen Salze reagiren neutral, diese sind sehr leicht löslich, die übrigen schwer oder unlöslich. Die alkalischen Salze erhält man durch Sättigen der Basis mit der Säure, die übrigen dadurch, dafs man ein neutrales zimmtsalpeter- saures Salz, am besten das zimmtsalpetersaure Ammoniak, zu einem löslichen Salze der Basis, womit man die Säure verbinden will, hinzusetzt. Das zimmtsalpetersaure Natron und zimmtsaure Kali erhält man, wenn man die Auflösung desselben verdampfen läfst, in warzenförmigen Krystallgruppen; das Ammoniaksalz zersetzt sich, wie dieses auch beim benzoösauren Ammoniak der Fall ist, das Ammoniak entweicht, und die Säure scheidet sich aus, aber nicht in erkennbaren Krystallen; das Kali und Natronsalz verän- 190 dern sich nicht an der Luft, Von den übrigen Salzen ist das Magnesiasalz am leicht löslichsten, wenn man eine verdünnte Auf- lösung eines Magnesiasalzes mit einem zimmtsalpetersauren Alkali versetzt, scheidet es sich nicht sogleich aus; nach einiger Zeit bil- den sich warzenförmige Krystallgruppen; die übrigen Salze sind pulverförmige Niederschläge, das Silbersalz ist sehr wenig im Was- ser löslich. Die zimmtsalpetersauren Salze verpuffen, wenn sie er- hitzt werden, besonders das Kali und Natronsalz; erhitzt man das Silbersalz sehr vorsichtig, so zersetzt es sich so allmälig, dafs man kein Silber verliert. Durch starke Säuren werden die Salze zersetzt, indem sich die Säure ausscheidet. Kocht man Zimmtsalpetersäure mit etwa 20 Theilen Alkohol, zu dem man etwas Schwefelsäure hinzusetzt, mehrere Stunden, wo- bei die Temperatur nicht über 80° steigt, so löst sich die Säure all- mälig auf; aus der erkaltenden Flüssigkeit sondert sich der Äther in prismatischen Krystallen aus, deren Form nicht bestimmbar ist; durch Auflösen in Alkohol, welchen man mit etwas Ammoniak ver- setzt, wodurch der Äther nicht zersetzt wird, und Krystallisiren aus demselben erhält man den Äther rein; mit einer verdünnten Kaliauflösung gekocht, giebt er zimmtsalpetersaures Kali und Alko- hol. Er schmilzt bei 136°, und kocht bei ungefähr 300° ; erwird da- bei zersetzt. Zimmtsäure läfst sich von Benzo&säure bekanntlich da- durch unterscheiden, dafs sie mit verdünnter Salpetersäure destil- lirt, Bittermandelöl giebt; leichter jedoch noch durch die Bildung von Zimmtsalpetersäure. Mit Kupferoxyd verbrannt gaben 0,5165 Gramm Säure, 0,1695 Gramm Wasser und 1,0525 Gramm Kohlensäure, Sauerstoffgas wurde nicht dabei angewendet; und 0,299 Gramm gaben 18,22 C.C. Stickstoffgas für 0° und 760”"B. berechnet; danach besteht die Säure in 100 Theilen aus 56,38 Kohlenstoff 3,64 Wasserstoff 7,73 Stickstoff 32,24 Sauerstoff. Wenn sie aus 18C ıAH 2N sO besteht, so enthält sie 56,34 Kohlenstoff 3,58 Wasserstoff 7,25 Stickstoff 32,78 Sauerstoff. Hiermit stimmt die durch die Untersuchung gefundene Zu- sammenstellung so nahe überein, dafs dieses Verhältnils als das richtige anzusehen ist; sie hat sich demnach gebildet, indem ein Atom Salpetersäure sich mit einem Atom Zimmtsäure vereinigte und ein Atom Wasser sich ausschied. 191 Um die Zusammensetzung der Salze zu bestimmen, wurde das Silbersalz untersucht; es war durch Füllung von neutralem salpetersauren Silberoxyd mit zimmtsalpetersaurem Ammoniak dar- gestellt worden, wenn es bei 100° getrocknet worden ist, so giebt es, wenn es darauf bei 140° erhitzt wird, wobei die Zersetzung anfängt, kein Wasser mehr ab; das analysirte Silbersalz war bei 420° getrocknet worden. 1,0661 Gr. zimmtsalpetersaures Silber- oxyd gaben, vorsichtig zersetzt, 0,3785 Silber; 1,8055 gaben 0,8757 Chlorsilber, und 1,2535 gaben 0,590 Chlorsilber; nach dem er- sten Versuch sind in 100 Theilen 38,12, nach dem zweiten 38,31 und nach dem dritten 35,11 Silberoxyd enthalten. Aus dieser Un- tersuchung folgt, dafs, indem das Silberoxyd sich mit der Säure verband, sich noch eine Proportion Wasser ausgeschieden hat, und die an Basen gebundene Säure aus 10C ı2H 2N 70 besteht; be- rechnet man nach diesem Verhältnifs die Zusammensetzung des Silbersalzes, so enthält es 38,41 Silberoxyd und 61,59 Säure. Noch besser kann man diese Zusammensetzung durch die Ana- lyse des Äthers, welchen man darin als das Silbersalz erhalten kann nachweisen; 0,52375 Gramm Äther gaben 0,234 Wasser und 1,13075 Kohlensäure; er enthält darnach in 100 Theilen 59,74 Koh- lenstoff und 4,955 Wasserstoff. Wenn er aus 18SC ı2H2N 70 -+4C 10H 10 besteht, so enthält er 60,14 Kohlenstoff 4,91 Wasserstuff 6,33 Stickstoff 28,61 Sauerstoff. Die Zimmtsalpetersäure ist bisher, obgleich über die Einwir- kung der: Salpetersäure auf die Zimmtsäure viele Versuche. ange- stellt worden sind, unbeachtet geblieben, weil man die Temperatur sich zu stark erhöhen liefs; nimmt man nämlich mehr Zimmtsäure als einen Theil auf acht Theile Salpetersäure, so steigt die Tem- peratur über 60° und sobald diese Temperatur eintritt, findet eine heftige Zersetzung der Salpetersäure statt; es bildet sich eine Säure, welche von Plantamour zuerst beobachtet, deren Zusam- mensetzung von Marchand und Mulder ermittelt worden ist, und über deren Salze Mulder eine ausführliche Untersuchung angestellt hat, die Benzo&salpetersäure nämlich, und aufser dieser noch eine andere, welche noch nicht untersucht worden ist. Mul- der hat diese Säure aufser aus der Zimmtsäure auch aus dem Zimmtöl und der Benzo&säure dargestellt. Die krystallisirte Säure 192 besteht nach ihm aus 14C 10H 2N 8O, und, wenn sie an Silber- oxyd gebunden ist, aus 14CsH2N7O; sie verhält sich also zur Benzo@säure wie die Zimmtsalpetersäure zur Benzo@säure. Mul- der giebt an, dals die Benzoäsalpetersäure sich unter Entwick- lung von Stickstoffoxyd nach längerem Kochen bilde; erhitzt man jedoch Salpetersäure mit Benzo@säure nur einige Zeit, so dafs sich sehr wenig an Stickstoffoxyd entwickelt hat, so hat sich die Ben- zoesäure ganz in die neue Säure umgeändert, so dals.die Ent- wickelung von Stickstoffoxyd von der Einwirkung der Salpeter- säure auf Benzo&salpetersäure herrührt. Die so dargestellte Säure wurde mit Kupferoxyd verbrannt, und ihre Zusammensetzung ganz so wie die von Mulder dargestellte gefunden; einige Verschie- denheit in den Salzen, z.B. dafs das Natronsalz gut krystallisirt erhalten werden kann und nicht zerfliefst, rührt vielleicht von der hiesigen trocknen Luft her. Diese Säure bildet sich unstreitig stets, wenn Salpetersäure auf Substanzen wirkt, die durch Oxyda- tion Benzo&säure geben. Von dieser Säure ist jedoch die Säure, welche man durch Oxydation des Anisöls erhält, durchaus ver- schieden; diese Säure ist keine Benzo@säure und enthält keinen Stickstoff, sie löst sich ohne Zersetzung in concentrirter Salpeter- säure auf, verbindet sich damit und bildet eine neue Säure, der Zimmtsalpetersäure und Benzo&salpetersäure analog zusammenge- setzt; diese Säuren wurden in diesem Sommer von Weltzien dargestellt und werden jetzt näher von ihm untersucht ('). Mulder nennt die von ihm untersuchte Säure acide nitro- benzique; da sie der Benzo@schwefelsäure, der Zimmtsalpetersäure analog zusammengesetzt ist, und sich auf eine ähnliche Weise bil- det, so scheint der Name Benzo&salpetersäure am passendsten. — Mit Schwefelsäure läfst sich die Zimmtsäure nicht auf dieselbe Weise verbinden wie die Benzo&säure, sie wird dadurch zersetzt; destillirt man die Zimmtsäure mit Kalkerdehydrat, so erhält man nicht, wie bei der Benzo@säure einen Kohlenwasserstoff und koh- lensaure Kalkerde; die Zimmtsäure wird in verschiedene Producte zerlegt; Kohlensäure und Kohle bieiben bei der Kalkerde zurück; (*) Dieselben Säuren sivd auch nach einer Notiz ia dem Septemberheft der Annalen der Pbarmacie von Cahors aufgefunden und analysirt. 193 die übergegangene Masse hinterläfst, der Destillation unterwor- fen, einen bedeutenden theerähnlichen Rückstand, und die über- gegangene Flüssigkeit hat keinen constanten Kochpunkt, sondern sie verhält sich in dieser Hinsicht wie Steinöl; sie riecht wie Benzin, unterscheidet sich aber davon dadurch, dafs sie tief unter 0° noch flüssig ist; sie ist unstreitig ein Gemenge, welches vielleicht Benzin enthält; ob dieser oder ein anderer Kohlenwasserstoff die von vea- schiedenen Chemikern angegebenen Verbindungen mit Schwefel- säure u.s. w. liefert, die nach den Angaben derselben den Benzinver- bindungen analog zusammengesetzt sind und einen Kohlenwasser- stoff, welcher aus 16 C 16H besteht, enthalten, müssen weitere Un- tersuchungen entscheiden. Diesem Destillationspruductähnlich, ver- halten sich nach einer Untersuchung von Croft die ölartigen Sub- stanzen, welche man erhält, wenn man Kampher und Zimmtöl durch ein glühendes Rohr leitet. Aus den bisher angestellten Untersu- chungen läfst sich nicht entscheiden, ob die Zimmtsäure der Benzo&- säure analog aus einem Kohlenwasserstoff und Kohlensäure, oder aus Benziu mit einer andern Säure verbunden, welches das walır- scheinlichere ist, bestehe; für die letztere Meinung spricht die Um- änderung der Zimmtsäure mit verdünnter Salpetersäure in Bitter- mandelöl, welches als aus Benzinund Ameisensäure weniger ein Atom Wasser zusammengesetzt angesehen werden kann und in Benzot- säure; in welchem Falle nur derjenige Theil der Verbindung, wel- cher von der Säure berrührt, sich würde oxydirt haben, und der, welcher vom Benzin herrührt, unverändert geblieben sein würde. Die Benzo@schwefelsäure, die Benzo&salpetersäure und Zimmt- salpetersäure gehören zu einer Gruppe von Verbindungen, von denen man annehmen mufs, dals sie aus einer unorganischen Säure und einer sogenannten organischen Säure bestehen; in den salpeter- sauren Verbindungen ist ein Atom von beiden Säuren enthalten, in den schwefelsauren ist ein Atom Benzo&säure mit zwei Atomen Schwefelsäure verbunden, sie ist eine zweiatomige Säure. Die Capacität dieser Säuren richtet sich nach der unorganischen Säure, . die organische ist damit verbunden, ohne auf die Sättigung Ein- fluls zu haben, auf ähnliche Weise wie in der Kieselflußssäure Fluorkiesel mit dem Fluorwasserstoff, und wie indifferirte Kör- per organischen Ursprungs z. B. Benzin sich mit Säuren ver- binden. Diese Gruppe zeigt auf eine klare Weise, wie mit jedem 194 hinzukommenden Atom ein Atom Wasser austritt, welches man sich so zu denken hat, dals da, wo z. B. ein Atom Benzin und ein Atom Kohlensäure sich berühren, ein Atom Wasser austritt, und dals da, wo ein Atom Benzo&säure und ein Atom Salpetersäure sich berühren, von dieser ein Atom Sauerstoff und vom Benzin der Benzo&säure ein Doppel-Atom Wasserstoff als Wasser austritt, so dafs eine neue Säure entsteht, welche weder Benzin, noch Koh- lensäure; noch Salpetersäure enthält, aber die übrig gebliebenen Atome in derselben relativen Lage wie vorher. In diesen drei Säuren können die beiden in jeder Säure enthaltnen Säuren nur schwache Verwandtschaft zu einander haben, welches man aus der geringen Wärmeentwickelung, welche bei ihrer Bildung statt findet, anzunehmen berechtigt ist, da man die Wärme, welche bei einer chemischen Verbindung frei wird, als das Maals der chemischen Verwandtschaftskraft ansehen darf; wenn sich Schwefelsäure mit Benzo&säure, oder Salpetersäure mit Zimmtsäure verbinden, so wird nichtso viel Wärme frei, als wenn die Schwefelsäure sich mit einem Atom Wasser vereinigt. Dessenungeachtet werden diese Verbin- dungen weder bei der gewöhnlichen Temperatur noch beim Koch- punkt der Auflösungen durch einen Überschufs von Basis zersetzt; diese Verbindungen sind also auch in dieser Hinsicht als eigenthüm- liche anzusehen, wofür bei den sogenannten unorganischen keine Analogie vorkommt. Hr. H. Rose las über die in der Natur vorkommen- den Aluminate. Die in der Natur vorkommenden Aluminate, der Spinell, der Pleonast und der Gahnit, werden so wie der Gorund, Sapphir und Rubin, welche bekanntlich aus reiner Thonerde bestehen, aulser- ordentlich schwer zersetzt und aufgelöst. Es ist bekannt, welche Schwierigkeiten Klaproth bei der Analyse des Corunds fand, als er ihn vermittelst des kohlensauren Kalis aufschliefsen wollte; es gelang dies nur durch Anwendung von Kalihydrat, und selbst in diesem Falle nur schwer vollkommen. Auch von Fluorwasser- stoffsäure werden diese Mineralien nicht angegriffen. Abich wandte in neuerer Zeit zur Zersetzung derselben die kohlensaure Baryterde an, mit welcher sie bei starker Weilsglühhitze in einem Sefströmschen Ofen behandelt wurden. Hierdurch wurde es ihm 195 möglich, die Zersetzung vollständig zu bewirken, und ihm verdan- ken wir die richtige Kenntnils von der Zusammensetzung der Aluminate. Abich wandte später auf gleiche Weise die kohlensaure Ba- ryterde auch zur Zerlegung von solchen kieselsauren Verbindun- gen an, welche der Einwirkung der Säuren widerstehen, und in welchen ein alkalischer Bestandtheil vermuthet werden kann. Da diese Mineralien indessen leicht durch wässrige Fluorwasserstoff- säure zersetzt werden können, so wird man sich lieber dieser Me- thode, welche Berzelius schon vor längerer Zeit vorgeschlagen hat, bedienen, wenn auch bei Anwendung jener Säure die Kiesel- säure des Minerals durch eine besondere Untersuchung vermiltelst eines feuerbeständigen kohlensauren Alkalis bestimmt werden mußs. Denn beide Analysen erfordern weniger Zeit, und keine aulserge- wöhnliche Apparate und Localitäten, wie die Anwendung der kohlensauren Baryterde in einem Sefströmschen Ofen, und geben wohl genauere Resultate, besonders wenn die zu untersuchende Verbindung viel Kalkerde enthält, welche schwer von der Baryt- erde zu trennen ist. Indessen auch bei der Analyse der Aluminate kann die kohlen- saure Baryterde völlig entbehrt werden. Denn diese Mineralien werden so auffallend schnell und so vollständig im gepulverten Zustande durch Schmelzen mit zweifach schwefelsaurem Kali zer- legt, dafs man sich desselben ın Zukunft gewils immer zur Zer- setzung derselben bedienen wird. Ich wandte das zweifach schwefelsaure Kali zuerst bei der Analyse des Chlorospinells von Slatousk an, eines Minerals, das von meinem Bruder beschrieben worden ist, welcher auch die Re- sultate meiner Analysen bereits mitgetheilt hat (Bericht der Ver- handl. der Akad. d. Wiss. zu Berlin, Mai 1840 S.110). Das Mi- neral wurde in einem Stahlmörser zum feinsten Pulver gebracht, und ohne vorher in einem Agat-, Feuerstein-, oder Calcedon- Mörser gerieben worden zu sein, in einem geräumigen Platintiegel mit einem Überschufs von zweifach schwefelsaurem Kali durch die Flamme einer Spirituslampe mit doppeltem Luftzuge vorsichtig geschmolzen; das Schmelzen wurde so lange fortgesetzt, bis die Masse ruhig flols, und das Pulver sich vollständig aufgelöst hatte. Es war dazu nur eine Viertelstunde erforderlich. Der geschmol- 196 zene Kuchen löste sich vollständig im Wasser zu einer vollkommen klaren Flüssigkeit auf, in welcher die Bestandtheile des Minerals nach bekannten Methoden bestimmt wurden. Alle Chemiker, welche sich mit der Untersuchung von den in der Natur vorkommenden Aluminaten beschäftigt baben, geben Kieselerde als einen Bestandtheil, zuweilen sogar als einen nicht unbeträchtlichen derselben an. Da nach dem Schmelzen des Pul- vers vom Chlorospinell mit zweifach schwefelsaurem Kali die ge- schmolzene Masse sich vollständig ohne Rückstand im Wasser auf- löste, so konnte im Minerale keine Kieselerde enthalten sein, denn diese hätte bei der Behandlung mit Wasser ungelöst zurückbleiben müssen. Ich konnte auch unter den Bestandtheilen des Minerals Kieselerde nicht auffinden, obgleich dasselbe im Talkschiefer, also in einem Silicate eingewachsen ist. Dies brachte mich auf die Vermuthung, dafs die Kieselerde nicht ursprünglich in den in der Natur vorkommenden Aluminaten enthalten sei, sondern vielleicht nur durch Behandlung des Mine- ralpulvers in einem Agat-, oder Feuerstein -Mörser von der Masse desselben abgerieben worden sein könnte. Eine Reihe von Unter- suchungen, die ich deshalb anstellte, bestätigten meine Vermuthung vollkommen. Ich untersuchte zwei Arten von Corund; die eine war von weilser, die andere von bräunlicher Farbe. Sie wurden beide im Stahlmörser zum feinsten Pulver gebracht, und auf die oben be- schriebene Weise mit saurem schwefelsauren Kali geschmolzen. Die geschmolzenen Massen lösten sich vollständig im Wasser zu vollkommen klaren Flüssigkeiten auf. Wurde zu dem Pulver des Corunds auch nur ein Procent Kieselerde hinzugesetzt, und die Mengung auf gleiche Weise mit saurem schwefelsauren Kali geschmolzen, so blieb bei der Auflö- sung der geschmolzenen Masse die hinzugesetzte Kieselerde unge- löst zurück. Wurde Corund, nachdem er im Stahlmörser zum feinsten Pulver gebracht worden war, im Agatmörser längere Zeit mit Wasser gerieben, darauf getrocknet und mit zweifach schwefel- saurem Kali geschmolzen, so wurde eine geschmolzene Masse erhalten, welche sich nur mit Hinterlassung von Kieselerde im Wasser auflöste. 197 Wurde auf gleiche Weise Spinell von Äker in Schweden, der oft innig gemengt mit Silicaten, namentlich mit Glimmer gemengt vorkommt, und Gahnit von Fahlun im Stahlmörser sehr fein ge- pulvert, und mit saurem schwefelsauren Kali behandelt, so lösten sich die geschmolzenen Massen vollständig im Wasser auf. Alle diese Mineralien enthalten daher keine Kieselerde, ob- wohl dieselbe als Bestandtheil in allen Analysen derselben angege- ben wird. So vortheilhaft das saure schwefelsaure Kali zur Untersuchung der auf andere Weise so schwer zu zersetzenden Aluminate ange- wandt werden kann, so wenig kann dasselbe zur Zersetzung von Silicaten benutzt werden. Feldspath, mit saurem schwefelsauren Kali zusammengeschmolzen, wird nur zu einem geringen Theile zersetzt. Es zeigt sich hierdurch, welch eine ungleich stärkere Säure die Kieselerde als die Thonerde ist, wenn letztere als Säure auftritt. Denn nur dadurch, dafs die Thonerde gegen Schwefel- säure sich immer als Base verhält, wird die Zerlegung der Alumi- nate durch saures schwefelsaures Kali so leicht bedingt. Die Kie- selerde hingegen ist gegen Schwefelsäure nie Base, und’ gegen starke Basen eine starke Säure, und deshalb werden die Silicate, besonders die, welche viel Kieselerde enthalten, so schwer durch saures schwefelsaures Kali zersetzt. Hr. Ehrenberg legte hierauf 274 Blätter von ilm- selbst ‚ausgeführter Zeichnungen von eben so vielen Arten in dem 1838 erschienenen grölseren Infusorienwerke noch nicht ab- gebildeter Infusorien vor, und sprach über die auffallend rasche Entwicklung dieser Kenntnisse. Durch Hrn. Hoffmann Bang’s Güte erhielt derselbe aus Fühnen die meisten der ihm noch unbekannt oder unsicher gebliebenen von dem verdienstvol- len Lyngbye in dem Zentamen hydrophytologiae danicae als Algen beschriebenen Arten in den Original-Exemplaren. Er selbst beobachtete mehrere von O. F. Müller beschriebene, bis- her unsichere Formen lebend in der Ostsee, und beobachtete einige, aber nur wenige neue Formen bei Berlin. Die grofse Masse des Neuen lieferten die fossilen Infusorienlager bei ihrer 198 erneuten Untersuchung und ganz besonders ergiebig war das Meer bei Cuxhaven, Kiel und Wismar, wo er die lebenden Formen durch neue Untersuchungsmethoden zahlreich zur Ansicht erhielt. Erbetene und freiwillig ihm dargebotene Sendungen von Meeres- Absatz und Meerwasser aus Christiania, Tjörn und Helgoland brachten immer neue zahlreiche Formen, so dals ihm die süfsen Gewässer des Festlandes, ungeachtet vielfacher eigener Reisen, doch weit seltener als das Meer wichtige Beiträge für diese Forschungen gaben und erwarten lassen. Die 553 Arten von polygastrischen Formen des gröfseren Infusorienwerkes, die Frucht 42jähriger Untersuchungen, bekommen hiermit binnen 2 Jahren einen Zuwachs von 265 Arten oft sehr ausgezeichneter und viel- fach geologisch interessanter Formen. Die Räderthiere haben sich nur um $ Arten vermehrt. Ganz besonders auffallend ist die Ver- mehrung dieser Kenntnisse bei der Familie der Bacillarien, deren 168 1838 bekannte Arten um 213 vermehrt worden sind. Gegen 100 dieser neuen Formen sind bereits in den Vorträgen seit 1838 bezeichnet, einige auch abgebildet worden, der Übersicht der Ge- sammtkenntnifs halber schien es aber dem Verf. zweckmälsig, alle diese Formen vereint als ein Material für künftige Zeiten vorzu- legen und das ganz Neue mit kurzen Diagnosen festzuhalten. In dem folgenden Verzeichnils ist auf die früher schon mit- getheilten Diagnosen der Arten so hingewiesen, dals Kr. B. die Abhandlung über die Kreidebildung von 1838-1839, Infus. das grölsere Infusorienwerk, Lebende Kr. den Vortrag über die jetzt lebenden Kreidethiere von 1840 bezeichnet. 1. Polygastrica exclusis Bacillariıis. 4. AcInETA Ferrum equinum: A. corpusculo ovato albo, fronte tentaculis sparsis insigni pedicello parvo crasso, glandula in- terna media ferri equini formam referente. Magn. z," Berolini. 2. ACTINOPHRYS Eichhornii — Der Stern Eichh.: A. corpore globoso albo magno, radiis expansis diametro corporis bre- vioribus, conicis. Magn. --". Berolini. 3 m 5 7. 8. 9 199 AM@BA Zongipes: Ä. minima, processibus tenuibus longissimis, singulis corpore saepe quater longioribus, acutis, colore hyalino. Corpus z;". E Mari boreali ad Cuxhaven. AsTAsıA Acus: A. corpore expanso fusiformi hyalino, utrinque acuto, proboscide corporis fere longitudine. Magn. 24 Berolini. CARCHESIUM pygmaeum: ©. corpore minimo ovato, albo, fronte parum dilatata, stipitis fruticulis parvis saepe bifidis raro quin- quefidis. Corpus „-". Berolini in Cyclope quadricorni. spectabile — Vorticella spectabilis Bory.: C.corpore conico-campanulato fronte dilatata, stipitis fruticulo specta- bili oblique conico, 2 lineas alto. Berolini. CHATOGLENA caudata: Ch. corpore hispido, ovato, cauda brevi, ovulis viridibus, ocello laete rubro, oris margine ur- m ceolato dentato. Magn. -4”. Berolini. CH£TOTYPHLA Pyritae. Infus. 1838. CORNUTELLA clathrata. Kr. B. 1838. 10. DENDROSOMA radians; D. corpusculis conicis, crassis, molli- bus laevibusque, alterne ramosis, ramis apice incrassatis et tentaculatis. Magn. 4”. Berolini. 11. DIFFLUGIA Ampulla (Nov. Gen. Werneck in litteris): D. 12. 13. lorica oblonga clavata, punctorum seriebus obliquis eleganter notata, hyalina, ostiolo ovato. Magn. „;”. Dr. Werneck Salisburgi detexit. spiralis: D.lorica subglobosa spirali, superficie in- 1m 26 ° aequali, pseudopodiis numero variis hyalinis. Magn. Berolini. | DinoBRYoN gracile: D. fruticulosum minus, loricae singulae medio leviter constrictae ostio truncato, Singulum u 80 Kefvingae prope Holmiam. 44. DIiNoPHxsIs acuta. Lebende Kr. 18/0. 15. 16. 17. Michaelis. Lebende Kr. 1840. EPpıIsTYLIs Barba — Vorticella acinosa Schrank.: E, corpore ovato-oblongo albo, stipite dichotomo crasso longitudina- liter striolato aequabili. Barba larvae Stratiomyiae Chamae- leontis. Berolini. berberiformis —= Brachionus berberiformis Pallas: 200 E. corpore oblongo subcylindrico albo, stipitis dichotomi articulati striatique ramulis apice dilatatis. In Cybistere Roeselii Berolini. 18. EpisTyLis euchlora: E. corpore oblongo, fronte parum dilatata, ovulis viridibus, stipite — 2” alto dichotomo fastigiato laevi. In Planorbe corneo Berolini. 49. ———— pavonina, an Brachionus medius Meyeri?: E. corpore maximo galeato, ore producto, stipite altissimo dichotomo striato, hine Iridis colore fulgente. Arbuscula saepe 4 lineas alta. Berolini. 20. EUGLENA Ovum: E.corpore oyato viridi, apiculo caudali hya- lioo brevissimo, glandula circulari duplici magna. Magn. 170 co” 21. EUPLOTES viridis: E. testula ampla oblonga, fronte truncata denticulo medio obtuso, dorso plano, ovulis viridibus. Magn. 1 m Ar» or Berolini. 22. GLENODINIUM zriquetrum: G. parvum ovatum laeve trique- m trum flavoviride. Magn. 5; . In mari baltico. 23. HALIOMMA crenatum. Kr. B. 1838. 24. ——— Lagena: H. testa elongata simpliciter clavata aut utroque fine incrassata, spongiacea. Magn. 5. E marga Graeciae. 25. ———— Medusa. Kr. B. 1840. 26. ————— oatum: H.testa ovata cellulosa laevi. Magn. — 3 „ Emarga Graeciae. 297. ——— radians. Lebende Kr. 1840. 28. ——— 8ol: H. testae aequaliter semiglobosae et cellulosae, maximae margine spinis validis (24) radiato. Magn. am, Berolini. E marga Graeciae. 29. LiTHOCAMPE Hirundo: L. loricae longe bicaudatae cellulis in seriebus longitudinalibus aut ordine nullo. Magn. sine cau- dis _— E marga Graeciae. 30. ——— lineata. Kr.B. 1333. 31. ——— ARadicula. Kr. B. 1833. 32. —— solitaria. Kr. B. 1833. 33. Monas Okeniü. Infus. 1838. 34. OPERCULARIA arziculata. Infus. 1838. u iu ee Eee ii Bo 35. 36. 37. 38. 39 40. 4. 42. 43. 44. 45. 201 OPHIDOMONAS jenensis. Infus. 1838. - sanguinea: O. corpore tenuiore, inter cellulas ven- triculorum rubro colore repleto. Magn. z”. Prope Cilo- nium in aqua subdulci sanguinea. PERIDINIUM pyrophorum. Infus. 1838. delitiense. Infus. 1838. divergens: P. flavum, lorica cordato-ovata laevi, frontis aculeis duobus acutis basi dentatis divergentibus, po- stica parte attenuata, tanquam breviter cornuta. Magn, 5”. Cilonit in baltico marı. macroceros: P. flavum, habitu Peridinii Tripodis, sed gracilius, cornubus longioribus, corpus quater antecel- lentibus. Magn. 5. In mari baltico Dr. Michaclis detexit, in boreali ipse legi. Monas: P. minimum oblongum obtusum, ecorne, valde sociale. Magn. —..", In mari baltico ad Cilonium. 14% Tridens: P. flavum, P. divergentis et P. Michaelis habitu, superficie granulosa, frontis aeuleis tribus acutis, po- stica parte attenuata. Magn. -;”. E mari baltico ad Cilon. PHACELOMONAS Pulvisculus. Infus. 1840. PROROCENTRUM viride: P: corpore minore ovato suborbicu- lari turgido, postico fine rotundato, aculeo frontis breviore, 1m interno colore viridi. Magn. 5; . In mari baltico. PRORODON viridis: P. corpore amplo elliptico compresso vi- ridi, dentium corona fere cylindrica. Magn.-;”. Berolini. 46. STENTOR igneus: Infus. 1838. A. 48. 49. 50. multiformis — Vorticella maltiformis Mülleri: St. caerulescente viridis, caeruleo minor, glandula interna ovali unica. Magn. = In mari baltico. Tıntıssus Cothurnia: T. corpore hyalino, lorica cylindrica hyalina obsolete annulata, postico fine parumper attenuata et truncata. Magn. -”. In mari baltico.. Campanula: T. corpore hyalino,, lorica late campa- nulata, fronte dilatata, postica parte acuminata. Magn. 1”. In mari baltico et boreali. denticulatus: 'T. lorica cylindrica, hyalina, puncto- rum seriebus obliquis eleganter sculpta, margine frontali 202 acute denticulato, et aculeo postico terminata. Magn. 4”. In mari boreali ad insulam Tjörn. 51. TRACHELIUS? Zaticeps: T. corpore plano elliptico, capitulo membranaceo lato variabili, strietura discreto, proboscide flagelliformi fere bis corpore longiore. Magn. „+. E mari ad insulam Helgoland. 52. TRACHELOCERCA Sagitta — Vibrio Sagitta Mülleri: T. cor- pore fusiformi albo, collo longissimo, capitulo terminalı ni- veo opaco, hinc pro nigro venditato. Magn. extensi corporis 5. Emari boreali et baltico. 53. TRICHODINA? Acarus: T. corpore oblongo compresso laevi, hyalino, ciliis frontalibus 8 validis. Magn. 5". E mari bo- reali. 54. VIBRIO synxanthus: V. minimus flavus, bacillis tenuissimis brevissimisque parumper flexuosis, Bu ultra 5 articulos ge- rentibus. Magn. singuli animalculi „5 — 7505 In lacte Vaccarum putrescente, teste Fuchsio; colorem /aureum efficit. 55. VIBRIO syneyanus: V. minimus., caeruleus, bacillis tenuissimis parumper flexuosis brevissimisgque, raro ultra 5 articulos ge- rentibus. Magn. 55 — 5505 + In lacte Vaccarum colo- rem caeruleum austerum effick. if. Polygastrica Bacillaria. 56. ACHNANTHES pachypus Montagne. Lebende Kr. 1538. 57. — — inaequalis Infus. 1838. 58. ACTINOCYCLUS ternarius. Kr. B. 1838. 59. ————— quaternarius. Kr. B. 1838. 60. —- quinarius. Kr. B. 1838. 61. ——— dizernarius. Lebende Kr. 1840. 62. ——— septenarius. Kr. B. 1338. 63. ——— nonarius. Lebende Kr. 1840. 64. ———— denarius. Kr. B. 1838. 65. ———— undenarius. Lebende Kr. 1840. 66. — —— bisenarius. Lebende Kr. 1840. 67. ——— diuodenarius. Lebende Kr. 1840. 203 68. ACTINOCYCLUS tredenarius: A. sepimentis carens, radiis disci tredecim. Diam. ;;". E gothlandico mari ad insulam Tjörn dietam vivus. 69. —— Dbiseptenarius: A. sepimentis nullis, radiis disci quatuordecim. Diam. 5”. Fossilis e marga Graeciae. 70. —— quatuordenarius: A. sepimentis 14, in totidem lo- culos divisus, radiis disci quatuordecim. Diam. 5". Vivus e mari boreali ad ostium Albis (Guxhaven). quindenarius. Lebende Kr. 1840. bioctonarius: A. sepimentis carens, radiis disci se- decim. Diam. — ;”. Vivus ad insulam Tjörn dictam Goth- Tl« 72. landiae. 73» ————— sedenarius. Lebende Kr. 1840. 74. ———— octodenarius. Lebende Kr. 1540. 75. —— viceenarius: A. sepimentis destitutus, radiis disci viginti. Diam. ;',”. Vivus ad insulam Tjörn dictam. Luna ('!): A. sepimentis nullis, disci radiis uno et viginti. Diam. /;". Ad insulam Tjörn dictam vivus. 77. —— Ceres: A. sepimentis nullis, disci radiis viginti duobus. Diam. -z". Emari boreali, ad Tjörn et Cuxhaven dietas oras. 78. —— Jupiter: A. major sepimentis carens, disci radiis =7 . E mari boreali ad ostium Al- viginti quatuor. Diam. bis (Cuxhaven). (*) Da es bei der grofsen Menge von sternartigen Formen dieser Gattung, welche nun schon beobachtet sind, nicht ganz leicht ist, gefällige und zweckmäfsige Namen zu geben, es auch wahrscheinlich ist, dafs die bisher fehlenden Zwischenzahlen in der Strahlenmenge (welche der gleichen Gröfse dieser verschieden gestrahlten Körperchen und des Durchgehens der Strahlen bis zum Mittelpunkte halber nicht mit dem Wachsthum zunehmen kann und sogar sich in 2 parallele Reihen, mit und ohne Scheidewände, theilt), sich noch vorfinden und neue Zwischen- Arten bezeichnen werden, so sind zur beqgnemeren und wissenschaftlich übersichtlichern Benen- mung, die Namen der Planeten und 15 Fixsterne erster Gröfse in alphabetischer*Reihe als Namen verwendet worden und zugleich darauf Rücksicht genommen, dafs für die fehlenden Zahlen die entsprechenden Sterne der alphabetischen Reihe für künftige neue Arten reservirt blieben. Die- ses Namen-System ist daher folgendes. Bis 20 zählt die Zahl einfach oder doppelt, 21. Luna. 22. Ceres, 23. Juno (noch zu entdecken), 24.. Jupiter, 25. Mars, 26. Mercurius, 27. Pällas, 28. Saturnus, 29. Terra, 30. Venus, 31. Vesta, 32. Uranus, 33. Acharnär, 34. Aldebaröo, 35. Antares, 36. Aguila, 37. Areturus, 33. Betegöse, 39. Canopus, 40. Capella, 41. Fomahot, 42. Lyra, 43. Procyon, 44. Regulus, 45. Rigl, 46; Sirius, 47. Sol, 48. Spica, 49. Stella polaris. Von 50 an liefsen sich Bezeichnungen des Reichthums und Über- flusses anwenden. 9* | | 19. 30. 83. 85. 86. 87. 58. s9. 9. 204 ACTINOCYCLUS Mercurius: A. major, sepimentis nullis, disci .. ... . . 1m . . .. radiis viginti sex. Diam. = . Vivus ad insulam Tjörn vo- catam. Saturnus: A. major, sepimentis carens, disci radiis viginti octo. Diam. „;. E mari boreali ad ostium Albis (Cuxhaven). Uranus: A. major, sepimentis nullis, disci radiis iriginta duobus. Diam. ;5". E mari boreali cum priore. Antares: A. major, sepimentis destitutus, disci ra- diis triginta quinque. Diam. „;". E mari boreali ad ostium Albis (Cuxhaven). - Aquila: A. major, sepimentis nullis, radiis disci triginta sex. Diam. „5 . Vivus ad Cuxhaven et Tjörn dictas maritimas oras. Betegose: A. major, sepimentis nullis, radiis disci triginta octo. Diam. 5. E mari ad ostium Albis (Cux- haven). Gapella: A. major, sepimentis carens, disci radiis quadraginta. Diam. ;';”. Vivus ad Albis ostium (Cux- haven). dives: A. major, sepimentis carens (?), radüs disci quinquaginta duobus. Diam. -; . Fossilis in marga Grae- ciae. Panhelios: A. maximus, sepimentis destitutus, disci 2 BERNIE net teile = m . radiis centum et viginti subtilissimis. Diam. = Vivus e . mari boreali ad ostium Albis. AMPHIDISCUS armatus: A. bacillis in medio dentatis, disco ra- 1/N1 diato utrumque finem coronante. Long. -; . Fossilis in America borealı. Marti: A. bacillis mediis dentatis, radiis longioribus Zr Fossilis in argilla eduli Amazonum fluvii a Martio allata et in "America boreali. Rotula: A.bacillis in medio laevibus, utroque fine in discum obscure radıatum integrum dilatatis. Long. PR Fossilis in America boreali. Dictyochis affınes formae, an Spongiae? uncinatis liberis utrumque finem coronantibus. Long. 205 91. AMPHIPENTAS? Pentacrinus Nov. Gen.: A. testulae penta- gonae annulo dorsuali striato. Diam. 5”. Fossilis in Grae- ciae marga. Ampbitetradi affınia fragmenta, 92. AMPHITETRAS antediluviana. Lebende Kr. 1840. 93. —— ? parallela: A.testulae quadratae lateribus rectis, an- gulis obtusis, laterum punctis in lineas rectas parallelas dis- positis, aperturis angulorum obscuris. Diam. u marga Graeciae. | 94. AMPHORA? carinata: A. major, testulae navicularis, utroque latere planae, finibus acutis, fasciis lateralibus striatis quater-- nis. Long. 5". Viva ad oram Gothlandiae prope Tjörn dictam insulam. 95. ——— erystallina: A. laevis, testula dorso convexo, ventre concavo, utroque fine late truncato, crystallina. Long. 4". Viva cum priore. 96. —— fasciata: A. testula dorso medio convexo, ventre plano, striarum seriebus longitudinalibus tenuibusque cre- bris (12?) utrinque notata, utroque fine late truncato. Long. 35 . Viva cum prioribus. 97. —— libyca: A. testula dorso toto convexo, ventre con- cavo, lateribus striatis margine interno punctatis. Long. ı m 24° 98. ARTHRODESMUS octocornis. Infus. 1838. 99. ——— striatulus —Fragilaria striatula Lyngbye, Nema- E limo Siyanae Oaseos. toplata caudata Bory. A. catenis longis mollibus viridibus (nec siliceis) Fragilariam rhabdosoma referens. Latit. fa- 11 scae —; . E Fionia Hoffmann Bang misit. 100. ——— zruncatus. Infus. 1838. 101. BIDDULPHIA pulchella. Lebende Kr. 1840. 102. — — Tridens — Denticella tridens. Kr. B. 1838. 103. CAMPYLODISCUS Clypeus — Cocconäis? Clypeus. Infus. 1838. C. testulae suborbicularis tortuosae radiis interruptis, his et disco medio linea laevi diviso reticulatoque punctatis. Diam. E75 . Fossilis ad Franzensbad. 104. ———- noricus Werneck: C. testulae suborbicularis tortuo- sae radiis continuis et disco medio laevibus. Diam. „z". 6 Vivus ad Salisburgum. 206 105, GAMPYLODISCUS Remore: C.testulae-suborbicularis:tortuosae radiis. interruptis et disco medio laevibus. Diam., — „;". Vivus in portn: Vismariensi baltico. 106. ——— (Coronia) Echeneis:. C. testulae suborbicularis tor- tuosae cribrosae seriebus continuis foraminosis, disco medio laevi solido. Diam. — -”. E portu Vismariensi vivus. 107. CERATONEIS Closterium. Lebende Kr. 13/0. 108, ———— Fasciola. Lebende Kr. 1840. 109. CoccoNEIS Amphiceros: ©. testula striata aspera, a.latere na- viculari, utroque- fine subito valde attenuato et;rostrato, a dorso, angusta lineari. Long. 5". Ad ostium Albis ma- ritima. 140. ————— /inniea. Infus. 1838. 111, —— Zimbata:, C. testula suborbiculari elliptica, margine lato foraminoso, disco medio longitudinaliter 12 lineis no- tato. Long. „5 . Exaquisad Salisburgum. 442. ————? Navicula: C.testula striata a latere naviculari ovata, a dorso angusta lineari, sulco longitudinali medio obscuro. Long. — -'5". Ad ostia Albis maritima, et Parasita Bacil- lariae paradoxae in baltico mari. 113. ————— oceanica. Lebende Kr. 1540. 14. —————— Placentula. Inlus. 1838. 115, ———- ARhombus: C. testula striata aspera, a latere navi- culari, utroque fine subito acuto. Long. — 5”. Ad ostium Albis cum C. Amphicerote, cui valde similis est. 116. CoccoNEMA asperum: C. habitu et magnitudine C. lanceo- lati, sed striis testae denticulatis s. punctatim interruptis. Long. 7 . Fossilis ad Galliae vicum. Ceypam (Puy de Dome). 417: —— Cretae., Kr: B..1338. 118. ————— graecum: C. habitu C. Cistulae, striis: validioribus paueioribus, in 48“ lineae parte 12—13.. Long. „5 . Ex Insula Santorin dicta, illic. vivam, Carolus Ritter attulit. 419. COSCINODISCUS Argus. Kr. B. 1838. 120. ——— ceniralis. Kr. B. 1838. 421. —— eceentricus. Lebende Kr. 1840. 122. ——— limbatus: C. testulae cellulis mediis sensim’ majo- | | | | | | 123. 124. 125. 126. 127. 4128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. 1306. 137. 207 ribus nec radiatis, margine radiatim lineäto, fimbum striatum formante. Diam. 4”. In Graeciae marga fossilis. CoSCINODISCUS Zineatus. Kr. B. 1838. minor. Kr. B. 1838. Oculus Iridis. Lebende Kr. 1840. Patina. Kr.B. 1835. ex parte — Lebende Kr. 1840. radiatus. Lebende Kr. 1840. DENTICELLA aurita. Infus. 1838. pag. 210. Fragilaria. Kr. B. 183s. gracilis: D.testula subtiliter transverse striata, la- tiore quam longa, parte laterali prope cingulum medium constricta. Catenae —.”’ latae. Inter Diatoma auritum Agardhi ab Höffchhnnio € Fionia missum. D. auritae longi- tudo latitudinemsuperat, ütraquespeciescompressa etlateribus tridentatis, aculeo laterum medio dorsuali et ventrali, aper- turis duabus ad angulos laterum, media nulla convenit. turgida: D. testulae subtiliter punctatae turgidae processibus duobus lateralibus tubulosis apertis, aculeis la- teralibus mediis elongatis. Diam. -;”. Ad Gothlandiae oram prope insulam Tjörn dictam. DESMIDIUM apiculosum. Infus. 1838. divergens: D. laterum angulis aculeatis, ad latus unum recurvis, in corpusculis geminatis divergentibus, a dorso semilunare, superficie laevi. Diam. „;". Berolini. An novum Genus? ramosum: D.laterum angulis acutis apice spinulo- sis, a dorso lanceolatum, tota superficie spinulis ramoso-fur- catis obsita et dense hirta. Diam. „';”. Berolini. D. acu- leato affıne. tridens: D. laterum ängulis acutis longe rostratis, apice tridentatis, a dorso fusiforme, tota testae mediae su- perficie spinulis furcätis hirta. Diam. ;”. Berolini. D. hexaceroti affıne. DICTYOocHA aculeata. Lebende Kr. 1840. Crux: D. cellulis quinque in formam quadratam 208 ocello medio instructam conjunctis, angulis spinescentibus. Diam. „5. In marga cretacea Caltanisettae fossilis. 138. DICTYOocHA Fidula. Kr. B. 1838. 139. 140. MM. 442. 143. ud. 145. 146. 447. 148. 149, 150. 151. 152. 153. 154. heptacanthus: D. cellulis tredecim in formam he- plagonam conjunctis, septem marginalibus, spinis totidem in septem angulis radiatim positis. Diam. ,;”. Fossilis in marga Graeciae. Navicula. Kr. B. 1833. polyactis. Kr. B. 1838. Speculum. Kr. B. 1838. (Actiniscus) Pentasterias. Lebende Kr. 1840. (Actiniscus) Sirius. Lebende Kr. 1840. (Actiniscus) Stella. Kr. B. 1838. (Mesocena) Circulus: D. cellula unica circulari 1m 48 margine dentata. Diam. — . Fossilis in marga Grae- ciae. (Mesocena) elliptica: D. cellula unica elliptica ob- scure quadrangula, spinis quatuor in formam quadratam dispositis, marginalibus. Diam. —;5". Fossilis in marga insulae Zacyntbi (Zante). (Mesocena) zriangula — Dictyocha triangula Kr. B. 1838. DiscoPLEA? graeca: D. testula disciformi in lateribus planis interrupte radiatim striata. Diam. —-5”". E marga Gıae- ciae. Kützingü: D. minor testula disciformi in lateribus 1 1/Nn planis margine solum radiatim striata. Diam. 555 — 55 - Berolini. In Gelatina nidulatur socialis. Gallionellam va- riantem juvenilem refert, sed in catenas non abit. ECHINELLA fulgens. Infus. 1838. paradoxa. Infus. 1838. EUASTRUM crenulatum — E. crenulatum, Analyse des Meteor- papiers 1839.: E. minor, corpore gemino elliptico, granu- 1,/n crenato. Magn. —;; . Inter lato, margine s— 12'“ Confervarum telas Fribergenses. binale — Heterocarpella binalis Turpin: E. cor- pore gemino suborbiculari utrinque distincte trilobo, lobis 209 terminalibus singulis truncatis, mediis contiguis rotundatis. Diam. 5”. Berolini. 155. EUASTRUM ociolobum: ‚E. corpore gemino oblongo, plano utrinque quadrilobo, lobis intermediis contiguis apice bi- dentatis. Diam. „5. Berolini. 156. ——? pygmaeum — Frustulia coffeaeformis Agardhi ad specimen Hoffmanni: E. corpore gemino minimo elliptico laevi integerrimo, in gelatina sociale. Diam. —;”. E mari Fioniam alluente. 157. EUnoTIA Dianae: E. striata, testula lineari parum latiore quam alta, dorso convexo ventre concavo, apicibus leviter reflexis arcuata, in centesima lineae parte 13 strias conti- nente. Long. -;. Ad Brandenburgum. 158. ——— heptodon: E. striata, testula semilunari brevi, ven- tre concavo, dorsi convexi dentibus obtusis septem. Long. 5 + E farina fossili Sueciae ad Lillhaggsjön.. 159: — octodon: E. striata, testula semilunari brevi, ventre concavo, dorsi convexi dentibus obtusis octo, Long. z". E Farina fossili Sueciae ad Lillhaggsjön et es Di realis. 160, ——— enneodon: E. striata, testula recta aut semilunari, ventre plano aut concavo, dorsi dentibus obtusis novem. Long. 55. E Farina fossili Sueciae et Finnlandiae. Be — RR E. striata, testula semilunari, ventre con- cavo, dorsi convexi dentibus obtusis decem. Long. —-;" 40 E Farina fossili Finnlandiae et Americae borealıs. 162. ——— endecaodon: E. striata, testula curva, ventre con- cavo, dorsi convexi dentibus obtusis undecim. Long. - En Fossilis in Suecia et Finnlandia. 163. ——— serrulata: E.striata, testula curya lineari, ventre concavo, dorsi convexi dentibus obtusis tredecim. Long. > . Fossilis in America boreali. 164. — —— prionotus: E. striata, testula fere recta lineari, dorsi dentibus quatuordecim. Long. „;". E Farina fossili Sue- giae. 165. ———— bisoctonaria: E. striata, testula lineari parum cur- 210 vata, dorsi dentibus sedecim. Long. z„”. Fossilis in Finn- landia. 166. EUNOTIA icosodon: E. striata, testula lineari curva, dorsi den- 167. 168. 169. 1743 172. 1 73. 474. 175. tibus ultra viginti. Long. Fr Fossilis in Finnlandia. In fragmento 21 dentes dorsi numerabantur. nodosa: E. striata, testula leviter arcuata, media parte utrinque inflata, apicibus reflexis, obtusis. Long. „5. Fossilis in Insula Burbonica. comta: E. striata, testula curva parva, utrinque ro- tundata, dorso aequaliter convexo, striis validis granulatis. Pe E marga Graeciae. hellenica: E. striata, testula elongata leviter curva, apicibus rotundis dorso aequaliter convexo, striis tenuissimis inter costas internas validas pauciores. Long. _." E Graeciae marga. Centesima lineae pars 4 costas offert. ocellaia: E. striata, testula parva oblonga curva api- cibus rotundis, dorso aequaliter convexo, striis validis cre- brioribus. Long. ;'7". E margaGraeciae. Centesima lineae pars 7 strias continet. Hae tres species forma ad E. Fabam Long. accedunt. EUCAMPIA Zodiacus. Lebende Kr. 18/0. FLUSTRELLA coneentrica. Kr. B. 1338. spiralis = Flustrella concentrica Kr. B. 1838. p. 76. ex parte spirali. Has formas non calcareas sed siliceas esse, hinc non ad Polythalamia, sed ad Infusoria spectare nuper elicui. FRAGILARIA acuza (Analyse des Meteorpapiers 1839): F. te- stulis singulis laevibus sexies longioribus quam latis, a latere apicibus cuneatis acutis. Long. En E Confervarum telis Fribergensibus. Catena: F. testulis singulis laevibus bis longioribus . ® am > . quam latis, a latere ovalis. Long. 5; . Ex aquis mexi- canis. Glans — Navicula? Glans Infus. 1838 hyemalis Lyngbye (an Bacillaria hungarica?): F. testulis singulis striatis, bis quaterque longioribus quam latis, a latere lanceolatis et lineari - lanceolatis, centesima lineae 178. 179. 180. 181. 182. 183. 184. 185. 136. 187. 188. 189. 190. 214 parte 9 strias amplectente. Long — 4”. E Fionia misit Hoffmann Bang. FRAGILARIA mesodon (Analyse des Meteorpapiers 1839): F. testulis singulis parum longioribus quam latis, a latere mediüis paululum turgidis apieibus constrietis obtusis, striis dentibus- que solum in medio utroque latere (quaternis). Long. — 7”. Inter Confervarum telam Fribergensem et e Fionia missa. syriaca: F. testulis singulis octies longioribus quam latis striatis, striis in quavis centesima lineae parte decem. Long. —;' . Ad oram Syriae maritima. striolata (Analyse des Meteorpapiers): F. testulis singulis ter aut sexies longioribus quam laiis, a latere prope utrumque apicem obtusum capitatumque constrictis, in —, lineae ferce 18 strias gerens. Long. ——”". E Conferva- rum Fribergensium tela e: e lacu Helvetiae. | FRUSTULIA appendiculata. Infus. 1838. maritima. Infus. 1838. salina. Infus. 1838. GALLIONELLA undulata —= G. varians Hassiae: G. articulis amplis saepe latioribus quam altis, superficie laevi, testula- rum pariete sub cute flexuoso, disco laterali subtilissime ra- diato. Diam. 4”. Fossilis ad Cassellam. GLOEONEMA paradoxum. Infus. 1838. GOMPHONEMA coronatum —= G. capitatum Hetruriae: G. te- stula alatere lineari cuneata a dorso quater constrieta, binc media turgida, capitulo cordato valde dilatato et apiculato 1/1 ornata et pede lanceolato insignis. Long. — , . Fossilis in farina silicea prope vicum Santafıoram. —— americanum: G. testula lineari a dorso in tres par- tes oblongas decrescentes quater constricta, capitulo ovalo subacuto. Long. -5”. Fossilis in America boreali. Augur: G. testula a latere lineari cuneata, a dorso apice brevius basi longius acuminata, rhomboide. Long. — 45 . Inter Confervas mexicanas vivum et fossile ad Ceypam Galliae (Puy de Dome). GRAMMATOPHORA afrıcana. Lebende Kr. 1840. angulosa. Lebende Kr. 1840. 191. 192. 193: 194. 195. 196. 197. 198. 199. 200. 201. 202. 203. 204. 212 GRAMMATOPHORA mexicana. Lebende Kr. 1840. oceanica. Lebende Ks. 1840. undulata. Lebende Kr. 1840. GYMNOZYGA moniliformis: G. corpusculis ovatis in fila con- catenatis, Gallionellae instar sulco medio instructis, cute non silicea molli, certo vitae tempore ad Gonjugatarum modum, binis coalescentibus et zygosi foetum communem edentibus. Diameter singuli corporis 57 . Unica generis species Berolini in paludosis frequens. HımANTIDIUM Arcus = Eunotia Arcus Infus. 1835. Viva Berolini observata catenas, Fragilariae similes, dorso conve- xas ventre planas efformat, divisione spontanea imperfecta ab Eunotüis recedens. HYALOTHECA cylindrica = Desmidium cylindricum Grevillü et Brebissonis 1835. mucosa — Desmidium mucosum Brebisson. 1835. Actinocyclus variabilis Gordae 1840. LITHODESMIUM undulatum. Lebende Kr. 1840. MICROMEGA corniculatum. Infus. 1838. Naviculae non striatae. NAVICULA Agellus: N. testula a dorso lanceolata sigmatoide magna longitudinaliter subtilissime lineata, agellum sulcatum referente, a latere recta fere lineari, apicibus subacutis. Long. 4". Ex aquis Salisburgensibus a Werneckio Bero- linum missis. N. Hippocampo gracilior, longior. alata: N. testula a latere naviculari obtusa, a dorso media constricta, quatuor cristis hyalinis utrinque ad apices positis dilatata et alata, apicibus hinc late truncatis. Long. 55 . AdAlbis ostium et prope Vismariam maritima. Valde mobilis. binodis: Navicula Librile juvenilis? Infus. 1838. Fossilis ad Santafıoram Italiae nuper reperta. Cari. Infus. 1838. earinata: N.lanceolata major a latere linearis, ca- rina dorsuali longitudinali lata. Long. 5. Ad Geistin- gam rhenanam fossilis, schisti silicei et carbonis papyracei 213 genus cum aliis formans. Nucleos Navicularum siliceos fere refert. 205. NAvIcuLA Follis. Infus. 1838. Fossilis ad Santafıoram Ita- 206. 207. 208. 209. 210. 211. 212. 213. 214. 215. liae et e regione Degernfors Sueciae, viva, ut videtur, ad Steinbachum Pomeraniae. eurysoma. Kr. B. 1838. inversa: N. brevis, a dorso sigmatoides angusta api- cibus subacutis, a latere (insolito sigmatoidibus more) latis- sima quadrangula, media constricta, apicibus late truncatis, glandulis marginalibus. Long. ;”. Ad insulam Helgo- landiam in mari boreali, Vismariae in baltico oblata, celeriter repit. N. alatae affınis, alis carens. rostrata: N. lanceolata fere rhomboide magna, api- cibus acutis rostrata. Long. 5". Fossilis in Hetruria ad Santafıoram. Nwviculae striatae s. pinnatae. ostiolis mediis instructae: Pinnulariae. ostiolis mediis carentes: Surirellae. (Pinnularia) aspera: N. testula sexangula, a la- tere quadrangula, a dorso naviculari carinata, striis puncta- tis aspera, spatio medio transverso ad latera ampliore laevi. Long. -5". Inlimo portus Christianiae viva. (Pinnularia) cardinalis: N. testula bacillari quadran- gula magna, apicibus simpliciter rotundatis nec attenuatis, lateribus striatis, taenia longitudinali et fascia transversa media ad formam Crucis laevibus. Long. ad ;” latitu- dine saepe sexies major. Fossilis ad Santafıoram. (Surirella) C/ypeus: N. testula ovata ampla obtusa, pinnis latissimis in vicesima tertia lineae partenonis. Long. 35 . Ad ostium Albis maritima. (Surirella) Craticula: N. testula lanceolata, apici- bus a dorso acutis, a latere truncatis, pinnulis in centesima lineae parte septem. Long. —;;”. Berolini viva, in In- sula Isle de France fossilis (= Nav. bifrons 1837). (Pinnularia) Crux. Infus. 1838. an Tabellaria? (Pinnularia) dicephala. Infus. 1838. (Pinnularia) Didymus. Lebende Kr. 18/10. 214 216. NAavıcuLA (Pinnularia) Enzomon. Lebende Kr. 1840. 217. —— (Surirella) fastuosa: N. testula elliptica majore pinnulis passim dilatatis ornata, tanquam flosculosa. Long. pinnulis utrinque 18. Ad insulam nomine Tjörn in 30 mari boreali. 218. ——— (Surirella) Folium. Lebende Kr. 1840. 219. ——— (Pinnularia) gernina: N. minor,, testula ab utra- que facie media constricta hine tanquam lentibus duabus magna parte coalitis constans, a latere visa apiculo medio . . . 1 ı Mn . . .. insignis. Long. 75 — ;z Ad ostium Albis maritima. 54 220. ————— (Surirella) Gernmma. Lebende Kr. 1840. 221. ——— (Surirella) Zamella: N. testula lamellari magna ovato-lanceolata leviter carinata, extremo margine solum striata, media tota area granulosa, a latere angusto lineari, 1 ı m . . . truncata. Long. 4 — ;z - In portu Vismariae viva. 222. ——— (Pinnularia) /armprocampa: N. testula maxima sigmatoide anguste lanceolata, a dorso subtilissime striata, .. . 171 apicibus subacutis. Long. ad — - In portu Vismariae baltico viva. Pinnulae in sicca testa conspicuae, in humida frustra quaeruntur. Valde mobilis. 223. ——— (Pinnularia) Zidyca: N. parva, testula a dorso na- viculari ovato-lanceolata acuta, a latere quadrangula trun- cata, pinnulis in quavis centesima lineae parte quatuor- decim. Long. 5". Habitus Nav. fulvae, lanceolata latior, nec rostrata. Sivae. 224. ———— (Pinnularia) Monile: N. minima testula a dorso in quinque articulos aequales subglobosos constricta, a latere lineari, truncata. Long. -z”. Berolini. N. nodosae forma affinis. 225. ———— (Pinnularia) noBilis (— Nav. viridis varietas 1836): N. maxima, testulae quadrangulae bacillaris parte media aperte turgida et apieibus leviter turgidis a dorso rotunda- tis. Long. ad—- lineae accedit. Fossilis ad Santafioram et in America boreali frequens. Gentesima lineae pars 16 — 18 pinnulas gerit. 226. —— (Pinnularia) norwegica. Lebende Kr. 1840. 227. —— (Pinnularia) praetexta: N. testula elliptica magna, 228. 229. 231. 232. 233. 234. 235. 236. 237. 238. 215 margine lateris dorsualis latissimi pinnulis late praetexto, area media ampla granulosa. Long. ;;” ciae. +55 17 strias: offert. NAvIcULA (Pinnularia) guadrifasciata. Lebende Kr. 1840. (Surirella) rodusta (olim N. bifronti associata): N. elliptica elongata magna, testulae pinnulis validis in quavis centesima lineae parte duabus. Long. 4 — ;',””. Fossilis in Finnlandiae farinis edulibus siliceis. (Pinnularia) Kefeingensis: N. testula parva a dorso lanceolata naviculari, pinnulis in medio convergentibus in centesima lineae parte 17. Long. z;”. Ad Kefvingam prope Holmiam H. Rose vivam legit. N.viridula gracilior est, sed valde affınis (Pinnularia) sinuosa: N. testula parva sigmatoide lanceolata lineari angusta, pinnulis in centesima lineae parte 15. Long. — 5". In Albis ostio maritima. Habitus N. Sigmatis, gracilior. (Surirella) Teszudo: N. testula ovata ampla obtusa, pinnis gracilibus in vicesima quarta lineae parte 12. Long. 5% . In portu Vismariae baltico viva. (Pinnularia)? zRermalis: N. testula parva lineari, a dorso utringue cuneata acuta, a latere truncata. Long. 5", 6— 5" Iatitudine major. In thermis Aquisgranensibus. Habitus Fragilariaeacutae. Ostiola ignota. (Pinnularia) zuseula: N. testula parva, dorsi el- liptici oblongi et lateris linearis utroque apice constricto umbonata, pinnulis in medio conniventibus. Long. ; — 72 aM .ı. 30 Fossilis ad Santafıoram, E marga Grae- NAUNEMA micans. Infus. 1838. Hoffmanni., Infus, 1838. ODONTELLA? zetraodon: O. lorica membranacea a latere quadrangula integra, a dorso in utroquelatere quadridentata, oyario viridi. Long. singuli corpusculi Z;”” Kefvingae prope Holmiam viva. Specimina duo:solitaria vidi. PENTASTERIAS odzusa: P. ecorpusculis solitariis suborbicula- ribus pentagonis viridibus, a latere ovato-oblongis, laevibus. Diam. 5-”. Berolini. 239. 240. 241. 242. 243. 244. 245. 246. 247. 248. 216 PENTASTERIAS radiata: P. corpusculorum binorum radiis elongatis asperis, corporis diametrum aequantibus, conniven- tibus, ovario viridi quinquefido. Diam. totius 74”. Be- rolini. PoDosIRA moniliformis. Lebende Kr. 1840. PODOoSsPHENIA nana. Infus. 1838. POLYSOLENIA Closterium (= Polys. Closterium Gesellsch. naturf. Freunde 18. Juni 1839): P. corpusculis maximis ob- tuse fusiformibus rectis aut leviter lunatis crassis viridibus glabris, majore aetate hyalinis et undique cirrosis. Long. 2”. Berolini. Habitus C/osterü acerosi, cujus totam structuram aemu- latur. Certa vero aetate in tota superficie plurimi (ad 50) eirri e totidem aperturis antea non conspicuis prodeunt et massam internam viridem effundere videntur. Dleurosycios myriopodus Gordae secundum nomen et affınitatem huc spe- ctaret, sed ex icone ejus magna differentia redit. PyxıiDicULA hellenica: P. testula ovato- oblonga, valvis ur- ceolatis, superficie cellularum seriebus longitudinalibus in- signi. Long. „5. Fossilis in marga Graeciae et insulae Zacynthi (Zante). Hae formae Pyxidiculas aut Gallionellas dissolutas su- perficie cellulosa referunt. SPHAERASTRUM piezum. Infus. 1838. quadrijugum. Infus. 1838. SYNCYCLIA quaternaria: $. corpusculis binis aut quaternis laevibus, ovario aureo aut rufescente--flavo, gelatina hyalina involuta. Long. corpusculorum -5”. E mari boreali ad ostium Albis. Habitus CoccoONEMATIS Cistulae strüis et pedicello de- stituti. SYNEDRA? gigantea: $. testula lineari striata maxima, laterum utroque apice subito rotundato, apicibus a dorso attenuatis subacutis, superficie in pinnularum spatiis subtilissime striata. Long. 4”. Elimo Sivae in Oasi Jovis Hammonis libycae. P australis: S.testula lineari striata ab omni latere apice attenuata obtusa. Long. —;”. Ex insulae philip- 2149. 250. 251. 252. 253. 217 pensis Lussoniae schisto siliceo. Genus e fragmentis non certo constitit. SYNEDRA Hemicyclus: S. testula parva lineari semicirculari obtusa transversim striata. Diamet. longit. 7, — 5". Fos- silis ad Degernfors Sueciae. An fragmenta corpusculorum aliorum? ? paleacea: S. testula augustissima laevi, apicibus subacutis. Long. „; . In terra silicea philippensis insulae Tussoniae copiosissima. An Podosphenia? Fragilaria? STAURASTRUM aculeatum: St. corpusculis geminatis, angulis in cornua crassa obtusa productis, superficie ubique apiculis 1m acutis armata, ovario viridi quadrifido medio. Diam. —— . Berolini. TABELLARIA? amphicephala: T. testula minima, media parte valde inflata, apicibus capitatis. Long. —.". Fossilis ad Santafıoram Hetruriae. Habitus NAVICULAE Foilis, apicibus incrassatis. trinodis = Navicula? trinodis Infus. 1838.. Fossilis in territoriis Sueciae, Degernfors, Lillhagysjön, Loka, Finn- landiae Savitaipal et Italiae Santafıora, viva in portu Chri- stianiae. Bacillum. Kr. B. 1838. . TESSELLA arcuata. Infus. 1838. interrupta. Infus. 1838. TRICERATIUM Faous. Lebende Kr. 1840. Pileus: T. testulae triquetrae lateribus concavis, angulis acutioribus, cellularum minorum seriebus radiatis. Diam. —z;". Fossilis in marga Graeciae. striolatum. Lebende Kr. 1840. TRIPODISCUS germanicus. Lebende Kr. 1840. XANTHIDIUM 2ulbosum — X. bulbosum 1838. Die fossilen Infusorien. X. corpusculis globosis singulis binisque, acu- leatis, aculeis apice attenuatis furcatis, basi bulbosis. Diam. = + In pyritis Delitiensibus et anglicis. Zubiferum —= X. tubiferum 1837. Die fossilen In- fusorien. X, corpusculis globosis, singulis binisqüe, acu- 215 leatis, aculeis apice in tubae formam dilatatis et dentatis. A. Diam. 5 . In pyritis Delitiensibus. 263. KANTHIDIUM ramosum. Infus. 1838. 264. ZXGOCEROS Rhombus. Lebende Kr. 1840. 265. —— ‚Surirella. Lebende Kr. 1840. 266. ZYGOXANTHIUM Echinus —= Xanthidium Echinus Berl. naturf. Gesellsch. 18. Juni 1839: Z. corpusculis globosis, singulis binisque aculeatis, aculeis. crassis brevibus apice furcatis aut trifidis, tubulis duobus lateralibus mediis, ore stellato instru- ctis, ovario viridi. Diam. corpusculi unius >. Granula interna saepe mobilia. Corpusculorum paria duo zygosi foe- tum communem globosum laevem edunt. Berolini. II. Rotatoria. 267. CALLIDINA redivwa: C. corpore fusiformi dilute lateritio s. carneo, oculis distinctius rubris, organis rotatorüis valıdis. Longitudo corporis expansi -——."; 0vizz . Berolini in tectorum sedimine terreo. 268. LARELLA Piscis Nov. Gen. =L. Piscis, berl. naturf. Ge- sellsch. 17. März 1840: L. corporis setis aequalibus, mysta- cis pilis elongatis utrinque tribus ad os positis, ocellis fron- talibus duobus. Long. -;— 57 Berolini et Salisburgi. Hic eandem speciem Werneckius observavit. 269. NoTOMMATA Pleurotrocha: N. corpore gracili cylindrico nec auriculato, pedis digitis brevissimis, oculi appendice (sacculo) obscura ovata magna, maxillarum dente uno. Long. 4. Berolini. Forma Pleurotrochae. 270. —— Werneckii. Infus. 1838. 271. OTOGLENA papillosa. Infus. 1838. 272. PHILoDINA Airsuza: Ph. dilute flavicans hirsulie brevi in- signis, ocellis oblongis, pedis eorniculis dorsualibus prae- longis. Long. —", ovi -—", Vivipara. Berolini. 273. PLEUROTROCHA renalis: Pl. corpore elongato, antica parte leviter constricta, digitis brevioribus, fronte parum obli- | | | 219 qua, truncata, glandulis pancreaticis renis forma. Longitudo 55 . Berolini. 274. TETRASIPHON Hydrocora Nov. Gen. — Tetr. Hydroe. berl. naturf. Gesellsch. 18. Juni 1839: 'T. maximus, hyalinus, or- ganis duobus prominulis tubulosis occipitalibus, duobus aliis prope finem dorsi positis, glandulis pancreatieis quatuor glo- bosis, maxillis bidentatis, organo rotatoria Pleurotrochae obliquo. Pedis digitis gracilibus acutis longis, ocello occi- pitali.. Long. —- lineae superat. Berolini. Hr. Poggendorff sprach über die Mittel, dem Strom der galvanischen Ketten mit Einer Flüssigkeit eine grölsere Stärke und Beständigkeit zu verleihen, Unstreitig liegt das bedeutendste Hiudernils für die weitere Ausbildung der Theorie des Galvanismus in der grolsen Wandel- barkeit des Stroms der hydro-elektrischen Ketten, und diefs Hin- dernils wird durch die in neuerer Zeit angewandten Gombinatio- nen mit zwei Flüssigkeiten nur zum Theil entfernt, da bei einer solchen Anordnung verschiedene, interessante Punkte nicht mehr zu untersuchen sind. Diels ist namentlich der Fall, bei der Frage über die elektromotorischen Kräfte verschiedener Metall- Combi- ‚nationen in einer gleichen Flüssigkeit. Der Verf., beschäftigt mit einer vergleichenden Untersuchung der Zink- Kupfer- und Zink- Eisen-Kette, sah sich aus diesem Grunde genöthigt, auf Mittel zu denken, dem so ungemein veränderlichen Strom dieser Ketten eine . grölsere Beständigkeit zu geben. Im Laufe der deshalb angestell- ten Versuche machte er mehrfach die Erfahrung, dafs, unter an- scheinend völlig gleichen Umständen, sowohl der anfängliche Werth der Stromstärke als die späteren Veränderungen desselben sehr verschieden sind, und dafs namentlich die Abnahme der Strom- Stärke keinesweges in einem geraden Verhältnils zu dieser Stärke steht, wie es doch scheint der Fall sein zu müssen, wenn diese Ab- nahme hauptsächlich oder alleinig von einer Ablagerung materiel- ler Theile auf die negative Platte herrührte. Aus dieser Erfahrung schöpfte er die Hoffnung, dafs es Mittel zur längeren Bewahrung der elektromotorischen Kraft auch für die Ketten mit Einer Flüs- 9 *% 220 sigkeit geben müsse, und diese Hoffnnng sah er denn auch, nach vielen vergeblichen Versuchen (die nur. die Schädlichkeit des Scheuerns mit Sand und Säure als positives Resultat ergaben), in der That verwirklicht. Für das Kupfer (zum Theil auch für das Eisen) fand er solcher Mittel bis jetzt vier auf, nämlich 1) Erhitzen desselben bis zum Ver- schwinden der anfangs erscheinenden Farben; 2) Eintauchen in Salpetersäure; 3) Bekleiden mit einem Überzug von gefälltem, pulverförmigem Kupfer, wie man solchen Überzug, von braun- rother Farhe, mittelst der Daniellschen Kette bekommt, sobald die Lösung des Kupfervitriols verdünnt ist und freie Säure enthält; 4) Bekleiden mit dem ähnlichen Überzug der sich bildet, wenn man Kupferplatten, in Schwefelsänre stehend, der Wirkung des hin- und hergehenden Stromes der Saxtonschen Maschine aussetzt. — Diese Mittel richtig angewandt, geben dem Strom nicht nur eine gröfsere Beständigkeit, sondern auch eine höhere Stärke, als er in derselben Flüssigkeit mit einer Kupferplatte besitzt, die nicht einer dieser Operationen unterworfen ward; ja was merkwürdig ist, bei allen nimmt die Stromstärke eine geraume Zeit zu (meistens eine halbe, nicht selten eine ganze Stunde und darüber), ehe sie ihr Maximum erreicht, auf welchem sie dann mehr oder weniger lang verweilt, und darauf sehr allmälig abnimmt, so dafs die Schwä- chung, für die Praxis, oft nach mehreren Stunden von gar keiner Bedeutung ist, und immer so langsam erfolgt, um eine Messung der elektromotorischen Kraft und des Widerstandes mit ziemlicher Genauigkeit vornehmen zu können. — Es mufs jedoch bemerkt werden, dafs es bis jetzt dem Verfasser nicht geglückt ist, Platten, von übrigens gleicher Beschaffenheit, immer den nämlichen Grad von Wirksamkeit zu geben, — und dafs eben so die höhere Beständigkeit, welche die Stromstärke auf diese Weise erlangt, nur so lange sich erhält, als man an der Kette nichts ändert. Sobald man den Widerstand beträchtlich ändert, z.B. den Schliefsungsdraht bedeutend verlängert (verstehtsich ohne dabei die Kette zu öffnen), findet sich, nachdem man zu dem frü- heren Widerstand zurückgegangen ist, die Stromstärke ganz in der Regel verändert und zwar geschwächt, ein Umstand, der sich bei Ketten mit zwei Flüssigkeiten, z.B. der Daniellschen Kette, nich 221 zeigt. — Das Weitere der Resultate dieser Versuche, mit deren Verfolg der Verfasser noch beschäftigt ist, behält er einer künfti- gen Mittheilung vor. 12. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Crelle theilte in der Form von Sätzen mit ihren Be- weisen einige Ergebnisse von Untersuchungeu über den Werth und die Eigenschaften derjenigen Brüche mit, deren Zähler und Nenner die verschiedenen zusammengehörigen Wurzeln einer Gleichung vom ersten Grade zwischen zwei ganzen Zahlen sind; welche Wurzeln sich in dem Falle der Gleichung ay=bx-+1, auf die sich alle andern ähnlichen reduciren lassen und in wel- cher @ und 5 gröfser als 1 und ohne gemeinschaftlichen Theiler > 1 vorausgesetzt werden, bekanntlich durch, © ,,=#na+x und en eh, ausdrücken lassen, wo x, und yo die zusammengehörigen klein- sten positiven Wurzeln der obigen Gleichung bezeichnen, die im- mer kleiner als @ und 5 sind und wo R=0%1,2, 3, 4....0% sein kann; so dals sich also die Untersuchungen auf die Eigen- schaften der allgemein durch iR a Eu5s+ Yo x Epa-ao ausgedrückten Brüche und insbesondere auf ihr Verhalten zu ein- ander und zu dem Bruche a beziehen. Die ersten sechs Sätze sind ganz einfach und enthalten nur die Vorbereitungen zu den darauf folgenden zwei Sätzen. ‚0 4.Der erste Satz sagt aus, dafs für alle positiven Werthe von x und y, Z gröfser und für alle negativen Werthe von x und 7, z kleiner ist als y- 222 Der zweite Satz bemerkt, dafs x,, blofs den Fall wenn a=2 ist ausgenommen, immer entweder grölser oder kleiner ist als 4a, nie gleich a; und eben so, dals yo, blofs den Fall 5 = 2 ausgenommen, immer entweder grölser oder kleiner als 42, nie gleich —2 ist. Der dritte Satz sagt aus, dals immer, je nachdem y, grö- fser oder kleiner als + ist, auch x, grölser oder kleiner als +a ist; mit Rücksicht auf die besondern Fälle a=2 und =2. Der vierte Satz bemerkt, dals, wenn yo <+2, also auch x <+a ist, die Zähler und Nenner der Brüche 1. Jo EU I+1 I-2 +2 I-3 Y+3 N) Ser 9 u, u, To 00009 9 > xo — x%ra x_2 xız xX_3 Xı3Z und wenn yo >+b, also auch x, > ist, die Zähler und Nen- ner der Brüche p) J-ı Yo . Jar Jar 3-3 Jı2 I 943 J er. a. mid EIER ErIERR FUN x 0 %o 8a 1 %_3 %2 I rs immerfort zunehmen, und drückt den Betrag der Zunahme aus. Der fünfte Satz sagt aus, dals die Werthe der Brüche To lan se, 03 u Fa’ &g 2 X" x, Se b immerfort abnehmen und sich der Grenze 7 unendlich nähern, und dafs ähnlicherweise die Werthe der Brüche IA I—2 I-3 I-4 Y-5 = D) = p) re! 35 e) .... x_q X_2 X_z X_4 X_5 immerfort zunehmen und sich ebenfalls der Grenze s ohne Ende nähern. Der sechste Satz besagt, dals für alle Werthe von « in der Reihe (1) b z E A [ö 3 2 _ /zw+N kleiner ist als 7% —- und für a=2 a X_(u+1) N J b gleich | Xu [77 5 3 b 14 J+04+0 _ für alle Werthe von a kleiner als SE PENBENN DH (e+1) e = Knut) dagegen dals in der Reihe. (2) 223 b y ‚ & 5 b Z_ _7%+2) für alle Werthe von a kleiner ist als + — und = &_(u+1) Zu b „ [2 ” } Yu _ I kleiner als —_— +2 und für o=2, Turi 4 = X (u+2) gleich 1% en - X_ (n+2) Die beiden folgenden Sätze beziehen sich nun auf die Ver- gleichung willkührlicher Brüche = die von denen der bei- den Reihen (1 und 2) verschieden sind, mit diesen Brüchen selbst und mit dem Bruche 2. Der siebente Satz sagt aus, dals wenn man b y ae Ki . J#_-_ = setzt, wo z immer positiv ist, desgleichen Ku a v b oe —— — =A, woA positiv und u a vr ist; desgleichen dafs, wenn man b vr n a —— — =z, setzt, wo z, immer positiv ist und a X b v —— — =?%, wo A, positiv und abgesehen vom Zeichen a u Vi, ist. Der achte Satz endlich ist folgender. Von den Brüchen der beiden Reihen (1 und 2), die zufolge des ersten Satzes ab- ‚wechselnd gröfser und kleiner sind als der Bruch 2, kommt jeder, den ersten allein ausgenommen, dem Bruche 2 näher, als jeder andere von 2 verschiedene Bruch —, dessen Zähler und Nenner, abgesehen vom Zeichen, kleiner ist als Zäh- ler und Nenner des in der Reihe auf jenen folgenden Bruches; gleichviel übrigens, ob = grölser oder kleiner ist als = 224 Prrischönilden erstehlumde wierteh Bine xo x_1 der Reihe (1) liegen jedoch noch in dem Falle « a und = 2 den einen Bruch 35 —2yo Ba ax dessen Zähler und Nenner zwar nicht kleiner als y_, und x_,, aber kleiner als Zähler und Nenner des dritten Bruches der Reihe 7*1 sind und der dem Bruche = näher kommt als der 41 erste Bruch . y— und Yo x_4 Xo der Reihe (2) liegen noch in dem Falle x,>$a, wenn in a=r(a—x,)-+k, wo k positiv gesetzt wird, xo Zwischen dem ersten und zweiten Bruche . . . 2yo—5 3Yyo— 2b 40 —35 erade ist, die Brüche — — ., -———, -—— .... 5 ıh 220 —a’ 3x9 —2a’ 4x, —3a ZYyo— (zr—1)b Arm (4r—1)a E ? N 2yo—b 3Yyo— 2b und wenn c ungerade ist, die Brüche RUETD, IT, 2x, —a 3x, —2a 4yo— 35 ze —-Ny—zle HM 4x9 —3a I — 1) Hr — 3a’ 225 deren Zähler und Nenner kleiner als Zähler und Nenner des auf den ersten folgenden nächsten Bruches 2 sind und folglich auch kleiner als Zäbler und Nenner des Beucbe = selbst, und die gleichwohl dem Bruche E näher kommen als der erste Bruch I=t, Desgleichen giebt es noch in dem Falle x <4a und x_ı >-+a den einen Bruch 5-+2yo a--2x) h dessen Zähler und Nenner zwar nicht kleiner als y, und x,, aber kleiner als Zähler und Nenner des dritten Bruchs der Reihe I-2 = sind und der dem Bruche - näher kommt, als der erste Bruch = Wenn es also gleich weiter keine, dem Bruche En mit klei- neren Zählern und Nennern als y, und x, oder y_, und x_, näher kommenden Brüche u giebt, als ben Bruch = ”. selbst, = selbst, für den für den Fall x,<-+a, und als den Bruch —1 Fall 2,>+a, welche Brüche 72 und I=1 ie andern sind als 0 die letzten ee: Brüche, die sich finden, wenn man den Bruch ?. in einen Kettenbruch auflöset: so sind doch, dem achten Satze zufolge, die Brüche 7% und ZU nicht die %o 2 einzigen mit kleineren Zählern uud Mengen als > und a, die die Eigenschaft haben, dem Bruche - näher zu kommen als alle andern in kleinern Zahlen, sondern auch die im achten Satze angegebenen Brüche haben unter den dabei bemerkten Bedin- gungen diese Eigenschaft ebenfalls. Die Untersuchungen über die Brüche Z aus der Gleichung ay=bx-+-1 sind theils wegen der Resultate des achten Satzes, theils wegen einer gewissen Eigenthümlichkeit der Beweise, be- sonders desjenigen des achten Satzes, welches Beides in der Theo- rie der Zahlen weiter vielleicht nicht ganz ohne Interesse sein dürfte, mitgetheilt worden. Es wäre nun weiter zu untersuchen, wie sich die Brüche, die unter den oben angegebenen Umständen und Bedingungen 2206 in kleinern Zahlen als 5 und « dem Bruche ee näher kommen als die Brüche /% und = ———, zu diesen Brüchen selbst, des- = = 0 —1 b gleichen wie Er ns ie Brüche, die ähnlicherweise wie zu 7 wei- Yo ter zu —— und und zu den ferner convergirenden Brü- Xxo X_ chen, welche die Kettenbrüche geben, Statt finden können, unter einander und zu den aus den Kettenbrüchen hervorgehenden con- vergirenden Brüchen verhalten. Diese weitere Untersuchung ist aber, um den Vortrag nicht zu sehr zu verlängern, ausgesetzt worden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Corpus Scriptorum historiae Byzantinae. Editio emendatior etc. con- silio B. G. Niebuhrii instituta: Constantinus Porphyrogenitus. Vol.3. Bonn. 1840. 8. 5 Expl. Codinus Curopalates. ib. 1839. 8. 5 Expl. Theophanes. Vol.1. ib. eod. 8. 5 Expl. Georgius Cedrenus. Tom. 2. ib. eod. 8. 5 Expl. Anna Comnena. YVol.1. ib. eod. 8. 5 Expl. Epkraemius. ib. 1840. 8. 5 Expl. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1840. No. 84. 85. Stuttg. u. Tüb. 4. Jos. Moris et Jos. de Notaris. Florula Caprariae. Taurini 1839. 4. 19. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Karsten las: Darlegung des sehr merkwürdigen Verhaltens, welches die Salze beiihrer gemeinschaft- lichen Auflösung im Wasser befolgen. Wenn zwei neutrale Salze mit einerlei Base, oder mit einerlei Säure, welche sich nach unseren Begriffen über die Wirkungen der chemischen Verwandtschaft nicht zersetzen, oder überhaupt wenn zwei Salze, deren Auflösungen im Wasser keinen schwer- oder unauflöslichen Niederschlag durch den Umtausch ihrer Be- standttheile bewirken, gemeinschaftlich der Einwirkung des Was- sers ausgesetzt werden, so finden sich beide Salze in der gesättigten wässerigen Auflösung, bei einer bestimmten Temperatur, stets in demselben Verhältnifs. Es ist dabei ganz einerlei, ob das eine 227 Salz mit dem andern innig gemengt ist, ob dieses die unterste, jenes die oberste Schicht in dem Auflösungsgefäls bildet, ob das eine Salz leichtauflöslich und das andere schwerauflöslich ist, und ob das eine im möglichst fein zerpulverten Zustande und das andere in groben Stücken angewendet wird. Nur die Bedingung ist zu er- füllen, dafs das Wasser in der gegebenen Temperatur vollständig gesättigt und dafs nach vollendeter Auflösung ein unaufgelöster Rückstand von beiden Salzen vorhanden sei. Alle Erscheinungen, welche bei der Auflösung der Salze: in den gesättigten wässerigen Auflösungen anderer Salze sich dar- bieten, lassen sich auf folgende fünf Fälle zurückführen. 1. Das Salz A sondert einen Theil des Salzes 3 aus der ge- sättigten wässrigen Auflösung des letztern, dagegen aber auch das Salz B einen Theil des Salzes 4 aus dessen gesättigter Auflösung ab, um das für eine bestimmte Temperatur stets gleich bleibende Verhältnifs der Salze 4 und 2 in der gemeinschaftlichen wässrigen Auflösung herzustellen. Dies ist die Auflösung mit wechsel- seitiger Absonderung. Es mag das Salz 4 in die gesättigte Auflösung des Salzes ZB, oder das Salz B in die gesättigte Auflö- sung des Salzes 4 gebracht, oder es mögen die Salze 4 und 2 gemeinschaftlich in reinem Wasser aufgelöst werden, so wird die Auflösung, bei gleich bleibender Temperatur, stets dieselbe Zu- sammensetzung behalten; es wird also unter allen Umständen nicht allein das Verhältnils 4:2, sondern auch das Verhältnis 4+B zum Auflösungswasser, in jeder bestimmten Temperatur, fest und unabänderlich sein. 2. Das Salz A wird von der gesättigten Auflösung des Salzes Bin derselben Quantität aufgenommen, welche das zur Auflösung von B angewendete Wasser aufgelöst haben würde, wobei zu- gleich ein Theil des Salzes B ausgesondert wird. Dagegen löst ‚die gesättigte wässrige Auflösung des Salzes 4 weniger von B auf, als es durch das zur Auflösung von A angewendete Wasser 'ge- schehen sein würde, und es bleibt die ganze Quantität von 4 in der Auflösung, ohne durch B theilweise ausgesondert zu werden. Dies ist die Auflösung mit einseitiger Absonderung. Auch in diesem Falle wird man, für jede bestimmte Temperatur, stets eine ganz gleich zusammengesetzte Auflösung erhalten, man 228 mag A in die gesättigte Auflösung von B, ‘oder 2 in die gesättigte Auflösung von 4 bringen, oder die Salze 4 und ZB gemeinschaft- lich in reinem Wasser auflösen. 3. Das Salz 4 löst sich in der gesättigten Auflösung des Salzes B eben sowohl, als das Salz 3 in der gesättigten Auflösung des Salzes A auf, ohne dals dort eine theilweise Aussonderung von B und hier eine theilweise Aussonderung von 4 statt findet. Dies ist die Auflösung ohne Absonderung. Bei den Salzen, welche zu dieser Abtheilung gehören, lassen sich Auflösungen von gleicher Zusammensetzung für jede bestimmte Temperatur, nicht auf die Weise hervorbringen, dafs das Salz B in einer gesättigten Auflösung von 4, oder das Salz 4 in einer gesättigten Auflösung von B aufgelöst wird, sondern nur dadurch, dafs ein Übermaafs von beiden Salzen nach der erfolgten Auflösung im Wasser unaufgelöst zurückbleibt. Wird nämlich das Salz 4 in die gesättigte Auflösung des Salzes 2 gebracht, so erhält man zwar, wie sich von selbst versteht, für jede bestimmte Temperatur ein bestimmtes Auflö- sungsverhältnils der Salze 4 und Z, — und eben so auch wenn das Salz # von der gesättigten Auflösung des Salzes 4 aufgenom- men wird: allein die beiden Auflösungen sind unter sich verschie- den, weil die Auflösungsfähigkeit von 4 durch 2, und die von Z durch 4 in einem solchen Grade erhöhet wird, dafs die Auflösnng nicht mehr gesättigt bleibt, folglich auch nur alsdann eine ganz gleich zusammengesetzte Auflösung erhalten werden kann, wenn die gesättigte Auflösung von A, nicht allein das Salz B, sondern auch noch eine neue Quantität von A, — und die gesättigte Auf- lösung von 2, nicht allein das Salz A, sondern auch noch eine neue (Quantität von B aufzunehmen Gelegenheit findet. Wird dieser Bedingung Genüge geleistet, so bleibt auch für die Salzauf- lösungen ohne Absonderung das Verhältnils der Salze 4:B, und das der Salzmenge A-+-B zum Auflösungswasser, für jede be- stimmte Temperatur, fest und unverändert. 4. Die beiden Salze werden gemeinschaftlich als ein schwer auflösliches Doppelsalz aus der Auflösung abgesondert. Die Zu- sammensetzung der zurückbleibenden wässrigen Auflösung, wird sich nach den Umständen richten, unter welchen die Salze auf ein- ander einwirken, ganz besonders aber nach den (uantitäten, in welchen die Salze vorhanden sind. 229 5. Die beiden Salze sind in der gemeinschaftlichen wässrigen Auflösung mit einander nicht verträglich, indem durch den Um- tausch ihrer Bestandtheile, durch Umbildung, ein schwer auflös- liches Salz abgesondert wird. Dies ist.der Erfolg, den man aus der sogenannten doppelten Wahlverwandtschaft zu erklären pflegt. Die Fälle 4. und 5. scheiden aus dem Kreise der vorliegenden Betrachtung aus, weil das Resultat durch die angewendeten Ver- hältnisse beider Salze bestimmt wird, und die Flüssigkeit daher keine gleich bleibende Zusammensetzung behalten kann, wogegen es bei den ersten 3 Fällen für die gleichartige Zusammensetzung der Flüssigkeit ganz gleichgültig ist, in welchem Verhältnils die unaufgelöst bleibenden Salze angewendet werden, und nur die Be- dingung zu erfüllen bleibt, dafs jedes von den aufzulösenden Salzen zur vollständigen Sättigung des Wassers in der gegebenen Tem- peratur in hinreichender Menge vorhanden sei. Dieunabänderlichen Mischungsgewichte, oder die Verbindungen nach festen Verhältnissen, welche bei allen starren Körpern aufgefunden worden sind, die eine bestimmte Artbilden, werden also bei den flüs- sigen Verbindungen der Salze mit Wasser ebenfalls angetroffen, nur mit dem Unterschiede, dafs das Verbindungs- verhältnifs nicht ein bei jeder Temperatur beständiges, sondern ein davon abhängiges ist. Die für die Chemie so überaus wichtige Lehre von den bestimmten Mischungsverbältnissen, hat durch dies Verhalten der Auflösungen starrer Körper in Flüssigkeiten, einen neuen Zuwachs erhalten. Auch dürften diese flüssigen Verbin- dungen vorläufig schon einiges Licht auf die Absorbtionsphäno- mene werfen, nämlich auf die Verbindungen der elastisch- flüssigen mit den tropfbar- flüssigen und mit einigen starren Körpern, bei welchen Verbindungen Erscheinungen vorkommen, die denen nicht unähnlich sind, welche sich bei der Auflösung der Salze im Was- ser zur Hervorbringung flüssiger Verbindungen nach bestimmten Mischungsverbältnissen zeigen. Auch für die noch unhekännten Gesetze, nach welchen sich die Gasarten durch einander verbrei- ten, dürfte jetzt vielleicht früher der Schlüssel gefunden werden, und es wird sogar begreiflich, dafs auch das constante Verhältnifs, in welchem das Sauerstoffgas und das Stickgas in unserer Atmo- 230 sphäre angetroffen werden, keinen mechanischen, sondern einen wirklich chemischen Grund haben könne und haben müsse. Aber nicht blofs bei zwei, sondern auch bei drei und mehr Salzen finden dieselben Gesetze Anwendung, und es wird einleuch- tend, dafs es bei den zur dritten Klasse gehörenden Salzen eine grofse Menge von Sättigungsverhältnissen geben wird, wenn die Auflösungen des einen Salzes in den gesättigten Auflösungen der anderen erfolgen, dafs aber das wahre Sättigungsverhältnils nur ge- funden werden kann, wenn dem Auflösungswasser von allen Salzen so viel dargeboten wird, dals von jedem derselben, nach erfolgter Sättigung, noch ein unaufgelöster Rückstand verbleibt. Hierauf gab Hr. Encke folgenden Bericht über die Elemente des jetzt sichtbaren Cometen. Der von Hrn. Dr. Bremiker entdeckte Comet ward auf der Sternwarte mit dem grolsen Refractor, so oft die Witterung es erlaubte, beobachtet. Hr. Galle, Gehülfe der Sternwarte, hat aus den Beobachtungen vom 27. October, 3. November und 12. November seine ersten genäherten Elemente verbessert, so dafs dieses System schon als nahe richtig angesehen werden kann. Durchgang durch den Perihel Noy. 14,02994 Mittl. Berl. Zt. Länge des Perihels 22° 24 5558 ittl. Aeq. 184 Aufst. Knoten ... 248 39 A; Mitt]. Aeq. 1841 Neigung. ......» 58 19 24,9 log. klst. Abstd.. . 0,172843 Rechtläufig. Die sämmtlichen Beobachtungen sind 1840 M. Berl. Zt. | AR, E | Dedl. E — 1 nn Oct. 27 10.47 46 280 16 33,4 E= 60 55. 33,4 28 8:25 11 | 281 21 38,1 60 56 4.4 29 8 25 41 | 282 35 21,9 60 56 17,1 30 6 54 24 | 283 45 38,6 | 60 56 12,4 1840 | M. Berl. Zt. | BAR Oct. 30 s 10 40 he81 8.8426 Nov. 1 749 8 2 9:22 31 3 7 34 59 gu 42026135 41 Tel 12 8 34 55 231 mE | 283 49 Ad, 2 2R5r: Bandat 286.27. 37,9 287 56'25,3 289 16 0,4 299 4 30,1 302 11 11,0 304 320,3 | Decl. E o ’ ” + 60 56 8,5 60 55 32,0 60 54 28,4 60 52 37,3 60 50 34,6 60 17 38,4 60 0447 59 48 52,6 Die Vergleichung mit den berechneten Orten, wenn man auf alle kleineren Correctionen Rücksicht nimmt, hat Hrn. Gallen folgende Fehler gegeben, dem Zeichen nach so zu verstehen, dafs überall Rechnung weniger Beobachtung angesetzt ist. Unterschied der Elemente. 1340 A AR. | AAR cosd | A Decl. Oct. 27 Ba ask el 2383| + 98 | +48 | +07 29 | — 10,7 | —5,2 | + 0,5 30 | +130 | +63 | — 3,0 >» I + 96 | +47 | —1,3 a1 — 12 | —06 | — 21 Nov. 1 | + 37 | +18 | — 44 2 | + 36 | #18 | — 3,3 3I+ 4 +20 | — 83 9I + 76 +35 | + v 1 + 82 I +) — 04 12:| — 0,8 | — 0,4.) — 2,6 Die benutzten Sterne wurden aus den Beobachtungen von Lalande in den Pariser Memoiren genommen. Einige konnten am hiesigen Meridiankreise noch beobachtet werden. -— Eine ähnliche Bahn findet sich unter den bisher berechneten Bahnen nicht. 252 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Becquerel et Breschet, Recherches sur la 'Chaleur animale, au moyen des appareils thermo-electriques. Extrait des Archi- ves du Museum d’hist. nat. Paris 1839. 4. Annuaire magnetique et meleorologique du Corps des. Ingenieurs des Mines de Russie, ou Receuil d’observations magnetiques et meleorologiques etc. par A. T. Kupffer. Annee 1838. St.- Petersb. 1840. 4. W. Whewell, additional note to the 11. Series of researches on the Tides. London 1840. 4. researches on the Tides. 12.Series. ib.eod. 4. Gay-Lussac, Arago etc., Annales de Chimie et de Physique 1840. Juillet. Paris. 8. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1840. No.86. 87. Stuttg. u. Tüb. 4. Proceedings of\the American philosophical Society. Vol.I. No. 12. May, June et July 1840. 8. v.Schlechtendal, Zinnaea. Bd.14. Heft1.3.4. Halle 1840. 8. 23. November. Sitzung der philosophisch-hi- storischen Klasse. Hr. Meineke hielt einen Vortrag über die Zexica rhe- torica des Pausanias und Aelius Dionysius 26. Novemher. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Dove las über das Gesetz der Stürme. Über die mit starkem Fallen des Barometers verbundenen stürmischen Bewegungen des Luftkreises haben sich die Natur- forscher vorzugsweise zwei Ansichten gebildet. Nach der einen, welche Brandes im Jahr 1820 in seiner Witterungsgeschichte des Jahres 1783 zuerst aussprach und in seiner Schrift de repentinis variationibus in pressione atmosphaerae observatis. 1326. 4. näher erörterte,: wird durch irgend eine Ursache an einer bestimmten Stelle der Druck der Atmosphäre auffallend vermindert. Diese Verminderung des Druckes nimmt von jener Stelle an nach allen Richtungen hin ab in der Weise, dafs, wenn man die Punkte der Erdoberfläche, an welchen der Barometerstand um gleichviel er- niedrigt sich zeigt, durch Linien verbindet, diese concentrisch jene 233 Stelle als ihren gemeinsamen Mittelpunkt umgeben. : Nach dieser hin strömt die Luft von allen Seiten, um das gestörte Gleichge- wicht wiederherzustellen. Der entstehende Sturm ist daher cen- tripetal, aber seine Richtung an einem bestimmten Orte.nicht be- ständig, sondern in einer bestimmten stetigen Aufeinanderfolge veränderlich, da jene Stelle des absoluten barometrischen' Mini- mum geradlinig fortrückt. Nach der zweiten Ansicht, welche Hr. Dove im Jahr 1828 in Poggendorff’s Annalen 13 p.596 an den von Brandes gewählten Beispielen zu beweisen: suchte, ist der Sturm hingegen ein grofser fortschreitender Wirbel, welcher das starke Fallen des Barometers erzeugt, nicht aber dadurch her- vorgebracht wird. Die Bewegung in diesem Wirbel ist auf der nördlichen Erdhälfte entgegengesetzt der Bewegung, des Zeigers einer Uhr, d.h, im Sinne S. OÖ. N. W., auf der südlichen Erdhälfte die entgegengesetzte. Nach beiden Ansichten wird auf der Süd- ostseite des von SW. nach NO. gerichteten Hauptzuges des Stur- mes die Drehung der an einem bestimmten Orte beobachteten Windfahne mit der Sonne, auf der Nordwestseite hingegen gegen die Sonne erfolgen, die aus der ersten Ansicht folgende Richtung wird aber rechtwinklich auf der aus der zweiten folgenden sein. Dasselbe gilt von allen Orten, über welche das Centrum des Stur- mes selbst hinweggeht. Die Windfahne wird sich hier nicht all- mählig drehen, sondern nach einer Windstille plötzlich in die ent- gegengesetzte Richtung umschlagen; im Sinne der ersten Ansicht aus NO. in SW., im Sinne der zweiten aus SO. in NW. Ohne Hrn. Dove’s Arbeit zu kennen, ist Hr. Redfield in New York im Jahr 1831 durch eine sorgfältige Untersuchung der an den Nordamerikanischen Küsten sehr häufigen Stürme genau zu demselben Resultate gelangt, und neuerdings Colonel Reid, der in seinem prachtvollen Werke „Law of Storms” dem reichen, von Redfield gesammelten Beobachtungsmaterial noch sehr wichtige empirische Data hinzugefügt hat. Endlich ist Hr. Redfield durch die Einwürfe des Hrn. Espy, welcher Brandes Ansicht in Ame- rika vertritt, veranlafst worden, seinen früberen Arbeiten einige neue werthvolle Untersuchungen hinzuzufügen. Aus diesen Ar- beiten folgen einige Thatsachen, welche in der der Akademie vor- gelegten Abhandlung mit drr früher ermittelten wirbeloden Be- 234 wegung auf dasselbe gemeinsame Princip theoretisch zurückge- führt werden, aus welchem das Drehungsgesetz eben so wie die Erscheinung der Passate folgt. Diese von Hrn. Redfield und Reid ermittelten Thatsachen sind: +) Die an der innern Grenze des NO.Passat entstehenden Stürme bewegen sich zuerst, während der Wirbel wenig an Breite zunimmt, von SO. nach NW. geradlinig fort, so wie sie aber, die äulsere Grenze der Passate überschreitend, in die gemälsigte Zone eindringen, ändert sich ihre Richtung so um, dals sienun von SW. nach NO. fortschreiten. Da- bei vergröfsert sich der Wirbel aufserordentlich, indem er plötzlich sehr an Breite zunimmt und dadurch an Intensität verliert. k 2) Auf der siidlichen Erdhälfte gehen die entgegengesetzt wir- belnden Stürme zuerst von NO. nach SW., bei ihrem Ein- tritt in die gemäfsigte Zone von NW. nach SO., während die Ausbreitung des Wirbels analog erfolgt. Der Grund dieser Erscheinungen ist nun folgender: ee RAN ER RN! Bezeichnet ad eine Reihe materieller Punkte, welche dem Äquator parallel durch irgend einen Impuls in der Richtung ae nach Nord hin in Bewegung versetzt werden, so würden diese Punkte nach g% hin sich bewegen, wenn der Raum döh leer wäre, weil sie von gröfseren Parallelkreisen zu kleineren gelangen. Be- findet sich aber in diesem Raume unbewegte Luft, so werden die Theile in # bei ibrer Bewegung nach @ hin im Raume döR immer mit Lufttheilchen von geringerer Rotationsgeschwindigkeit in Be- rührung kommen, also ihre Geschwindigkeit nach Ost hin ver- mindert werden. Der Punkt 5 wird also statt nach % nach f hin 235 sich bewegen. Die Theile in a hingegen haben neben sich auf der Seite nach 3 hin Theile ursprünglich gleicher Rotationsge- schwindigkeit, sie bewegen sich also wie im leeren Raume, d. b. nach g hin. Ist demnach ab eine von Süd nach Nord getriebene Luftmasse, so wird die Richtung des Sturmes auf der Ostseite des- selben vielmehr Süd sein als auf der Westseite, wo sie mehr West ist, und es wird daher eine Tendenz zu einem Wirbel im Sinne S.0.N.W. entstehen. Diese Tendenz zu wirbeln würde nicht da sein, wenn in dem Raume 457 keine widerstehende Masse sich befände, sie wird also zunehmen im Verhältnils, dals dieser Wi- _ derstand die westliche Ablenkung des Sturmes hemmt. Der Sturm wird daher desto heftiger wirbeln, je unveränderter er die ur- sprüngliche Richtung seines Laufes beibehält. In der Passatzone aber ist der Raum d5% mit Luft erfüllt, welche von NO. nach SW.fliefst. Der Widerstand wird also hier am gröfsten sein, die Luft in 2 also so in ihrer Tendenz nach Westen gehemmt werden können, dals sie ihre Richtung nach d hin unverändert beibehält, während « nach g strebt. Der Sturm wird daher innerhalb der Passatzone am heftigsten wirbeln und daher die furchtbarsten Zer- störungen ‚hervorbringen, aber geradlinig mit unveränderter Breite fortgehen. So wie aber derselbe in die gemälsigte Zone gelangt, findet sich im Raume 45% Luft, welche sich bereits von SW. nach NO. ‚bewegt. Der Widerstand, welchen die Theilchen in fan- den, wird also plötzlich bedeutend vermindert, oder ganz aufge- hoben, d.h. die Richtung 54 verändert sich nun schnell in die Richtung 3%, der Sturm biegt also plötzlich fast rechtwinklich um, während er an Breite schnell zunimmt, da der bisher zwischen der Bewegung der Punkte in @ und der Punkte in 5 vorhandene Unter- schied plötzlich aufhört. Die Erscheinungen der südlichen Halb- kugel ergeben sich auf ganz entsprechende Weise, der Wirbel muls hier im entgegengesetzten Sinne rotiren, die Richtungsän- derung an der äulsern Grenze der Tropen der oben betrachteten ) analog sein, d.h. aus NO. in NW. geschehen. Da die Windesrichtung in der gemälsigten Zone keine .con- " stante, sondern eine veränderliche ist, so werden die hier betrach- "teten Erscheinungen nur eintreten können, wenn in derselben Ipinde vorwalten. Solche Stürme können daher in der Regel gERK \ 236 nur eintreten, wenn jene Winde bereits vorher vorgeherrscht ha- ben. Diefs zeigte sich sehr entschieden bei dem Sturm vom 24. December 1821, dessen Centrum von Brest nach Cap Lindenäs in Norwegen fortrückte. In der Gegend der Moussons würden solche vom Aquator nach Norden wehenden Stürme vorzugsweise während des NO. Mousson und am Ende desselben zu wirbelnden Bewegungen Ver- anlassung geben, nicht aber während des SW. Mousson. Bei die- sen geschieht das Südlichwerden der Ostseite des Stromes aus an- dern Gründen. Warum in der Passatzone der erste Impuls in der Regel von SO. nach NW. gerichtet ist, möchte darin eine Erklärung finden, dafs diese Richtung als senkrecht auf der des Passates zur Entste- hung einer wirbelnden Bewegung nach dem geltend gemachten Principe grade am geeignetsten ist, anders gerichtete Impulse, wenn sie auch statt finden, daher keine Wirbelstürme erzeugen. Da diese Stürme an den innern Grenzen der Passate entste- j hen, da wo in der sogenannten Gegend der Windstillen die Luft aufsteigt, welche dann über dem Passat nach entgegengesetzter Richtung abfliefst, so sind es wahrscheinlich Theile dieses obern N Stromes, welche in den untern eindringend, die erste Veranlassung dieser Stürme werden. Die hohen gebirgigen Inseln dieser Ge- genden mögen einen mechanischen Grund solcher Hemmungen abgeben, da die Luft zwischen zwei Höhen mit verdoppelter Ge- walt hindurch strömt. Wenn die in Bewegung gesetzte Luftmasse so hoch ist, dafs sie aus dem untern Passat in den obern eingreift, so wird auf den obern Theil das Raisonnement sogleich eine Anwendung finden, welches für den untern erst dann eintritt, wenn derselbe die. äulsere Grenze der Passate überschreitet. Der obere Theil des Wirbels wird sich daher sogleich stärker ausbreiten, als der untere und dadurch ein Saugen entstehen. Die starke Verminderung des atmosphärischen Druckes im Centrum des Sturmes, selbst so lange | derselbe in der Passatzone fortschreitet, kann als eine mechanische Folge dieses Saugens betrachtet werden. In der Geschwindigkeit, mit welcher der Sturm in höhere Breiten dringt, liegt aulserdem ein Grund der hohen Temperatur, mit welcher er hier ankommt. 237 Da aber das Barometer als ein Differentialthermometer betrachtet werden kann der Orte, von welchen die Luft ausgeht und zu wel- chen sie gelangt, so schlielst sich das barometrische Verhalten die- ser Stürme in höhern Breiten als Extrem dem mittleren Verhalten südlicher Winde überhaupt an. Wegen der Reibung des fortschreitenden rotirenden Luft- cylinders am Boden, wird dieser eine vorgeneigte Lage erhalten, der wirbelnde Sturm in der Höhe der Atmosphäre daher früher eintreten als in der Tiefe. Das Barometer wird daher vor dem Ausbruche des Sturmes bereits fallen, und daher ein Warnungs- zeichen für den Seemann werden. Bei der schiefen Neigung der Rotationsachse des Cylinders mischen sich untere wärmere Luftschichten mit oberen kälteren fortwährend. Der Orkan wird daher mit heftigem Niederschlag verbunden sein, aus der Wolke an bestimmten Stellen herabzu- stürzen scheinen und daher die Form annehmen, welche die Grie- chen Eknephias nannten. Die aus jener Vermischung entstehende, plötzlich an dem vor- her ungetrübten Himmel sich zeigende Wolke in sichtbar heftiger Drehung begriffen und stets aus sich selbst herauswachsend, mag der Vorbote des Sturmes sein, welcher den die Gewässer der Windstillen befahrenden Seeleuten unter dem Namen des Ochsen- auges bekannt ist. Warum jener furchtbaren Aufregung der Elemente in den tropischen Gegenden die ungetrübte Heiterkeit des Passates un- mittelbar folgt, warum der am heftigsten wüthende Sturm nach einander aus grade entgegengesetzten Richtungen weht (den gegenüberstehenden Tangenten eines Kreises) und warum eine Todtenstille jene entsetzlichen Momente trennt, leuchtet aus der angestellten Betrachtung unmittelbar ein. Für die Stürme der nördlichen Erdhälfte gelten folgende praktische Regeln: 1) Setzt in der gemälsigten Zone der Sturm mit SO. ein und dreht sich nach SW., so muls das Schiff, um: dem Bereiche des Sturmes zu entgehen, nach SO. steuern, setzt er hinge- gen mit NO. ein und dreht sich nach NW,, so muls das Schiff nach NW. steuern. Im ersten Falle befindet sich 238 nämlich das Schiff auf der Südostseite, im letztern auf der Nordwestseite des Sturmes. 2) Setzt in dem nördlichen Theile der heilsen Zone der Sturm mit NO. ein und wendet sich nach SO., so mufs das Schiff, um ihm zu entrinnen, nach NO. steuern, setzt er hingegen mit NW, ein und wendet sich nach SW., so muls es nach SW. steuern. Im ersten Falle befindet sich nämlich das Schiff auf der Nordwestseite, im letztern auf der Südwest- seite des Sturmes. Für die Stürme der südlichen Erdhälfte hingegen sind die Regeln: 1) Setzt in der gemälsigten Zone der Sturm mit NO. ein und dreht sich nach NW., so mufs das Schiff nach NO. steuern, beginnt er hingegen mit SO. und dreht sich nach SW,, so muls es nach SW. steuern. Im ersten Falle befindet sich das Schiff auf der Nordostseite, im letzten auf der Südwest- seite des Sturmes. 2) Setzt im südlichen Theile der heilsen Zone der Sturm mit SO. ein und dreht sich nach SW., so muls das Schiff nach NW. steuern, beginnt er hingegen mit NO. und endigt mit NW., so mufs es nach SO. steuern. Im ersten Falle ist das Schiff auf der Nordwestseite, im letzten auf der Südostseite des Sturmes. Die gegebene mechanische Erklärung findet natürlich nur auf gröfßsere Wirbelstürme eine Anwendung, nicht auf kleinere Wir- bel, Wässerhosen u.s.w., deren Rotation daher im entgegenge- setzten Sinne geschehen kann. Auch sind hier nur die allgemei- nen Bedingungen betrachtet, nicht Modificationen, welche dann eintreten müssen, wenn der Sturm nach einander mit Winden ver- schiedener Richtung in Berührung kommt. Auch soll keinesweges behauptet werden, dals alle Wirbelstürme auf diese Weise ent- stehen, da das Zusammentreffen entgegengesetzter Ströme an der Berührungsgrenze derselben sie ebenfalls erzeugen kann, welches in einzelnen Fällen die bedingende Ursache zu sein scheint. So wie aber einerseits unmittelbar aus dem Verhalten der Windfahne auf der Nordwestseite eines Südweststurmes folgt, dals solche Abweichungen vom Drehungsgesetze in der Natur der Sache be- 239 gründet sind und also Anzeichen eines bedeutend gestörten Gleich- gewichtes der Atmosphäre sind, so kann andrerseits die Zurück- führung der Passate, des Drehungsgesetzes und der wirbelnden Bewegung der Stürme auf die Rotation der Erde als bedingende Ursachen, als empirische Beweise derselben angesehen werden. Wie aber das gestörte Gleichgewicht sich wieder herstelle, ob durch Zuströmen nach dem Centrum des verminderten Druckes, ist eine andre Frage. Das sind secundäre Erscheinungen, welche mit den primären nicht in eine Kategorie zu bringen sind, sondern eine gesonderte Betrachtung erfordern. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Philosophical Transactions of tke Royal Society of London for ihe year 1839, Part2. for the year 1840, Part1. London 1839. 40. 4. Proceedings of the Royal Society 1840, No.42-44. ib. 8. Royal Society. Report of the committee of Physics, including Meteorology, on the objects of scientific inquiry in those sciences. ib. 1840. 8. The Royal Society (List). 30. Nov. 1839. ib. 4. Proceedings ofthezoological Society of London. Part 7. 1839. ib. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1840. 2. Semestre No. 16-19. 190ct. -9Nov. Paris. 4. ee _ Tables. 1. Semestre 1840. Tome 10. ib. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.411. Altona 1840. Nov.12. 4. _ Alcide d’Orbigny, Paleontologie francaise. Livrais. 5. et 6. Pa- ris 1840. S$. Graf Münster zu London sendet ein das Verzeichnifs seiner ge- sammelten Arabischen Werke über Kriegs- Kunst, aınd ersucht in einem lateinischen Circular um Miitheilung der etwa ander- weitig bekannten Werke dieser Art, wenigstens ihrer Titel. ——HI>— r r r\ 4 ; ” 17 a ar | h; m . . en 9} a A & ‘ i h3 ? re Z en, a r ven > h B Paar naec DRE i ü ‘ sis F istı6%9g Kinlusbad kadts Ayılissnd leben beit ding h 2 fi Jain Wsibietisersabe nat 08 2 »iduron and ten er IA ab eg whalsdiw ah wu, u . f - TR 2 1 u. loen sah damage Fa #10} elite rer do stietmen hair late ara gi rn 3 \ b) _ e ® ER ö A 7 RTIUL ORT EHE Auisasor ah nnd we (set ns Narr f 7 Y - 4 . « »- - scdalawr asked del nähe? bs i rd der D - nf - - pr - . z r mebnoasibuiäindgerd 03 srrogsin A 9nı9 mi India nSTRaNFg sh Ir Tr o 3 n 13175 Taud lie „hno:s2 9 . In EI R ja larro 7 nayhhurvr 4s)lıın9G 18 (br. ob 1a: Na ar N Hm Hr As, anoaharen ki RENFLRSET ES 2: hs > - N 17 f Tat c \ fi N nobaol.. ‚tun. ObZE Ann, aM Mal KERR I N Im y : fi N i .X f Bd N \ \n zunsasss on 3 E E « = wma RI AN 17799) mo3 holneLsie T2 oA f So Fr ARE KonszAH ‚UEBErSo ARWELTTSSERR EINE 5 7) 2 ya L \ E > 5 x r k 20.008, TÜRE Yun kayood AfgkiBk 8 Ku EERVUNENT)) 20 2077,° sl sobre) 4 NR & -,Obsl waanurad a ee. 2 ONE oh! EEG Amosiiich 775 emule” ar IRRE Yina armer: Ob slaslıa j Or we BERSTIUTIUYMERNG ESETSE 2) Hio.lshrne: nwbuod us zul sai MI) > * 5 Dr tdonats. be Aush dp nat amd Al sa lazihgeiie ED Arsmed, Sr io eb zuylıa. A um. 1slanık) Mad: ginn! gt „ıabas surler 2 e ar X yılı aaalagaayı.„Y1E oasıl 9 ia sr dud yesw; ; u Sa N) ‘ Ah T ArRUME ie er De . ’ . vw Br » Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat December 1840. Vorsitzender Sekretar: Hr. Erman. 3. December. Gesammitsitzung der Akademie. Hr. L. v. Buch las über die südwestlichen Gebirge Deutschlands. Die Akademie beschliefst ihre Theilnahme an die Doctor- ubel-Feier ihres auswärtigen Mitgliedes, Hrn. Gottfr. Her- ann in Leipzig durch ein officielles Schreiben auszusprechen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt ulletin de ’Academie Royale des Sciences et belles-lettres de Bruxelles (Tome 7.) 1840. No.3-8. Bruxell. 8. uetelet, 2. Memoire sur le Magnetisme terrestre en Italie. ib. 1840. 4. 2. Memoire sur les variations annuelles de la tempera- ture de la terre a differentes profondeurs. ib. eod. 4. Resume des observalions meleorologiques faites en 1839 a l’observatoire de Bruxelles. ib. eod. 4. Des Moyens de soustraire l’Exploitation des Mines de Houille aux chances d’explosion. Recueil de Memoires etc. publie par Acad. Roy. des Scienc. et bell.-lettr. de Bruxelles. ib. eod. 8. enzenberg, die Sternschnuppen. Hamburg 1839. 8. ay-Lussac, Arago etc., Annales de Chimie et de Physique 1840. Mars. Aout et Sept. Paris. 8. [1840.] 10 242 Göltingische gelehrte Anzeigen. Stück 190. 191. d. 26. Nov. 1840. 8. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1840. No. 88-91. Stuttg. u. Tüb. 4. E’Institut. A. Section. Sciences malh., phys. et nat. 8. Annee. No. 356-360. 22. Oct. -19. Nov. 1840. Paris 4. ‚2.Section. Scienc. hist., archeol. et philos. 5. Annee. No. 57. Sept. 1840. ib. 4. 7. December. Sitzung der physikalisch -ma- thematischen Klasse. Hr. Karsten setzte die in der Sitzung vom 19. November angefangenen Untersuchungen über das Verhalten der Salze bei ihrer gemeinschaftlichen Auflösung im Wasser fort, und belegte die von ihm nach dem Verhalten der Salze gemachte Eintheilung derjenigen Salze, welche sich beim Auflösen im Wasser nicht zersetzen, in Salze, bei welchen eine Auflösung mit wechselseitiger Ab- sonderung statt findet, in Salze, bei denen die Auflösung mit einseitiger Absonderung erfolgt, und in Salze, deren gemeinschaftliche Auflösung ohne alle Abson- derung bewerkstelligt wird, durch Beispiele, aus welchen zugleich das constante Verhältnils der Salze in der gesättigten Auflösung, bei einer bestimmten Tem- peratur, überzeugend hervorgeht. Zu den Salzen mit wechselseitiger Absonderung gehören: Kochsalz und Salmiak; — Kochsalz und Natronsalpeter; — Kochsalz und Digestivsalz; — Kochsalz und salzsaure Baryterde; — Digestivsalz und Salmiak; — Salzsaure Baryterde und Sal- miak; — Salzsaure Baryterde und Digestivsalz; — Salmiak und Ammoniaksalpeter. | Zu den Salzen mit einseitiger Absonderung gehören: Natron- salpeter und Barytsalpeter; — Natronsalpeter und Bleisalpeter; — Kalisalpeter und Polychrestsalz; — Digestivsalz und Poly- chrestsalz; — Digestivsalz und Kalisalpeter; — Barytsalpeter und Bleisalpeter; — Kalisalpeter und Ammoniaksalpeter; — Natron: salpeter und Ammoniaksalpeter; — Kochsalz und Glaubersalz; 243 Kochsalz und Bittersalz; — Natronsalpeter und Glaubersalz; — Natronsalpeter und Bittersalz; — Natronsalpeter und Zinkvitriol. | In den Salzen, bei deren gemeinschaftlicher Auflösung im Wasser keine Absonderung statt findet, sind zu zählen: Kalisal- | peter und Bleisalpeter; — Kalisalpeter und Kochsalz; — Kalisal- peter und Natronsalpeter; — Kalisalpeter und Salmiak; — Sal- miak und Barytsalpeter; — Salmiak und Polychrestsalz; — Koch- salz und Barytsalpeter; — Kochsalz und Polychrestsalz; — Koch- salz und Kupfervitriol; — Salmiak und Glaubersalz; — Bittersalz und Glaubersalz; — Glaubersalz und Kupfervitriol; — Glauber- salz und Polychrestsalz; — Bittersalz und Polychrestsalz; — Salz- saure Baryterde und Barytsalpeter; — Barytsalpeter und Digestiv- salz; — Glaubersalz und Kalisalpeter; — Bleisalpeter und Am- moniaksalpeter, und viele andere Salze. Anhangsweise erwähnte Hr. Karsten derjenigen Salze, die sich nicht gemeinschaftlich bis zur Sättigung im Wasser auflösen lassen, ohne dafs eine Absonderung durch schwerauflösliche Dop- pelsalze entsteht. Dahin gehören besonders: Kalisalpeter und Ba- rytsalpeter; — Polychrestsalz und Zinkvitriol; — Polychrestsalz und Kupfervitriol; — Kupfervitriol und Zinkvitriol, und verschie- dene andere Salze. Hr. H. Rose las: Bemerkungen über das Arsenik- wasserstoffgas. Man bedient sich, nicht nur um die Gegenwart des Arsenik- wasserstoffgases zu erkennen, sondern auch um jede Spur dessel- ben zu zerstören, einer Quecksilberchloridauflösung, in welcher dieses Gas einen gelben Niederschlag hervorbringt, der einen Stich ins Bräunliche hat, und sich dadurch von der Fällung unter- scheidet, welche durch Einwirkung von Phosphorwasserstoffgas auf Quecksilberchloridauflösungen entsteht. Die Zusammensetzung dieses Niederschlages ist ganz unbe- kannt: Stromeyer scheint der einzige gewesen zu sein, welcher ihn untersucht hat. Nach ihm bildet das Arsenikwasserstoffgas mit einer Quecksilberchloridauflösung arsenichte Säure und Queck- silberchlorür, und endlicb ein Amalgam yon Quecksilber und Ar- senik. 244 Der Niederschlag zersetzt sich durch Aufbewahrung unter vielem Wasser; er wird schwarz, und besteht endlich aus blofsen Quecksilberkügelchen. Die über denselben stehende Flüssigkeit enthält Chlorwasserstoffsäure und arsenichte Säure. Diese Zersetzung ist vollkommen der ähnlich, welche durch Wasser in dem Niederschlage bewirkt wird, der in Quecksilber- chloridauflösungen durch Phosphorwasserstoffgas erzeugt wird, und der dadurch in Queksilber, in phosphorichte Säure und in Chlorwasserstoffsäure zerfällt. Es geschieht jedoch diese Zer- setzung schneller, als es bei der durch Arsenikwasserstoffgas ge- bildeten Fällung der Fall ist. Auch gegen verdünnte Salpetersäure verhalten sich beide Niederschläge ähnlich. Sie werden durch dieselbe bei sehr ge- linder Erwärmung in Quecksilberchlorür verwandelt, während das Arsenik oder der Phosphor in derselben durch die Säure oxydirt wird. Die durch Wasser und verdünnte Salpetersäure ähnliche Zer- setzung beider Niederschläge setzt auch eine Ähnlichkeit in der Zusammensetzung voraus, eine Vermuthung, welche sich durch die quantitative Analyse bestätigte, nach welcher der durch Arsenik- wasserstoffgas in Quecksilberchloridauflösung erzeugte Niederschlag nach der Formel As” Hg’-+3Hg El zusammengesetzt sich er- wies. Diese Fällung unterscheidet sich in seiner Zusammensetzung von der durch Phosphorwasserstoffgas in Quecksilberchloridauf- lösung erzeugten dadurch, dafs jene wasserfrei ist, diese aber 3 Atome Wasser enthält. Dies ist der Grund, warum beide Nie- derschläge sich bei erhöhter Temperatur ganz verschieden ver- halten. Der aus Phosphor- und Chlorquecksilber bestehende ent- hält so viel Wasser, dafs dadurch die ganze Menge des Chlors in Chlorwasserstoff, das bei der Erhitzung gasförmig entweicht, und der Phosphorgehalt in phosphorichte Säure, welche durch die erhöhte Temperatur in Phosphorsäure sich zersetzt, verwandelt wird. Die durch Arsenikwasserstoffgas in Quecksilberchloridauflösung gebildete Fällung giebt hingegen durchs Erhitzen nichts Gasför- miges, wohl aber sublimirt sie vollständig, wobei sie in Quecksil- 245 berchlorür und in metallisches Arsenik zersetzt wird. Es sublimirt dabei eine kleine Menge einer gelbröthlichen Substanz, welche aus Quecksilber, Chlor und Arsenik besteht, und vielleicht unzer- setzte Substanz sein kann. Bisweilen zeigt sich im Sublimat eine - geringe Menge von Quecksilber. Durch die Zusammensetzung des Niederschlages, welcher in Quecksilberchloridauflösungen durch Arsenikwasserstoffgas entsteht, so wie durch das Verhalten desselben gegen Wasser wird die Zu- - sammensetzung jenes Gases, wie sie von Dumas und Soubeiran angegeben ist, vollkommen bestätigt. Der Niederschlag, welcher durch Antimonwasserstoff- gas in Quecksilberchloridauflösung hervorgebracht wird, hat eine andere Zusammensetzung als der welcher durch Phosphor- und Arsenikwasserstoffgas in jener Auflösung sich erzeugt, woraus man auf eine Zusammensetzung des Antimonwasserstoffgases schlielsen kann, welche von der des Phosphor- und Arsenikwasserstoffgases _ abweicht. a —— Hr. Rammelsberg hat von der Akademie eine Geldunter- stützung für seine wissenschaftlichen Arbeiten, namentlich für eine Arbeit über die bromsauren Salze erhalten. Er übersandte der Akademie diese Arbeit, aus welcher das Folgende der kurze Aus- zug ist. Über die Bromsäure und ihre Salze. Seitdem das Brom im Jahre 1826 von Balard entdeckt wurde, ist es oftmals Gegenstand der Untersuchung gewesen. Balard selbst hat, Gay-Lussac’s vortreffliche Arbeit über das Jod sich zum Muster nehmend, die wichtigsten Verhältnisse des neuen Ele- mentarstoffs mit Klarheit und Genauigkeit erörtert. Auch nach ihm sind einzelne Beiträge zur Vervollständigung unserer Kennt- nisse des Broms erschienen, und insbesöndere bat Löwig, begün- stigt durch die Gelegenheit, welche die Salzquellen zu Kreuznach darbieten, mit gröfseren Quantitäten der Substanz zu arbeiten, seine Aufmerksamkeit auf einzelne Verhältnisse derselben ge- richtet. u 246 Dennoch läfst sich nicht läugnen, dafs mehrere Punkte in der Geschichte dieses interessanten Körpers bisher noch ziemlich un- vollständig bekannt waren, und unter diesen insbesondere seine Verbindungen mit dem Sauerstoff. Denn während man deren beim Chlor und Jod bereits seit längerer Zeit mehrere kennt, war vom Brom, welches doch durch seine Eigenschaften in vieler Be- ziehung zwischen jenen beiden in der Mitte steht, durch Balard’s Untersuchungen nur eine einzige Oxydationsstufe, die Bromsäure, bekannt, und von dieser selbst, so wie von ihren Verbindungen mit Basen, oder den bromsauren Salzen, existirten bisher nur ver- einzelte Angaben, ja viele dieser Salze sind, wie die chemischen Lehrbücher zeigen, bis jetzt noch nicht einmal hervorgebracht worden. Unter diesen Umständen schien es von mehrfachem Interesse zu sein, die Lücken, welche Balard’s Arbeit gelassen hat, durch neue Versuche auszufüllen, und sowohl auszumitteln, ob es beim Brom nicht gleichfalls noch eine höhere Oxydationsstufe, eine Überbromsäure, gebe, als auch wo möglich alle Verbindungen der Bromsäure mit Basen darzustellen, ihre Eigenschaften, ihre Zu- sammensetzung und ihr Verhalten in höherer Temperatur zu be- stimmen. In der gegenwärtigen Arbeit, welche ich die Ehre habe, der Akademie vorzulegen, suchte ich den ersten Theil der Untersu- chung, nämlich die Frage über die Existenz einer Überbromsäure, möglichst vollständig zu erörtern, habe den zweiten Theil jedoch, ? die Untersuchung der bromsauren Salze, bis jetzt nur auf einen | Theil derselben ausgedehnt. Spätere Versuche von Balard, welche die Auffindung einer | unterbromigen Säure zum Zweck hatten, haben gezeigt, dals die Neigung des Broms, sich mit Sauerstoff zu verbinden, im Allge- | meinen äulserst schwach ist. Bromsäure zersetzt sich unter allen | Umständen fast noch leichter als Chlorsäure, und ist in dieser Be- | ziehung mit der Jodsäure gar nicht zu vergleichen. Wiewohl also | die Aussichten, das Brom auf einen höheren Oxydationsgrad erhal- | ten zu können, nicht sehr günstig waren, so durfte man doch glau- " ben, dals, wie beim Chlor, dieser höhere Oxydationsgrad vielleicht ! eine festere Verbindung sein würde als der niedere. Es wurden 7 247 daher Methoden versucht, denen ähnlich, durch welche es gelingt, Überchlor- und Überjodsäure zu erhalten. Bromsaures Kali verwandelte sich aber beim Erhitzen unter zuletzt eintretender lebhafter Feuererscheinung sogleich in Brom- ' kalium. Auch durch Chlorgas wird in der Auflösung, bei keiner Temperatur, und auch bei einem Überschuls an Basis nicht eine Zersetzung herbeigeführt. Bromsäure selbst zerfällt bei der Temperatur von 120° Brom und Sauerstoffgas. Während jodsaure Baryt-, Strontian- und Kalkerde, wie ich _ früher gezeigt habe, beim Erhitzen sich in basisch überjodsaure - Salze verwandeln, werden die entsprechenden bromsauren Ver- bindungen ohne weiteres zu Brommetallen reduzirt. Weder unterchlorige Säure noch Übermangansäure sind im - Stande, Bromsäure höher zu oxydiren. Durch diese verschiedenen Mittel, denen schon Balard viele andere hinzugefügt hatte, ist esalso nicht möglich, eine Überbrom- säure hervorzubringen. Von den bromsauren Salzen babe ich die untersucht, deren Basen Kali, Natron, Ammoniak, Baryt- Strontian-Kalkerde, Talk- erde, Zinkoxyd, Kupferoxyd, Bleioxyd, Silberoxyd und Mangan- 2 oxydul sind. Unter ihnen zeichnet sich das bromsaure Ammoniak durch die Eigenschaft aus, dals es sich nicht nur beim Erhitzen, sondern schon nach kurzer Zeit ganz ohne äufseren Anlafs mit einer heftigen Detonation in Brom, Stickgas und Wasser zersetzt, während wahrscheinlich auch Sauerstoffgas gleichzeitig frei wird, oder ein Oxyd des Stickstoffs bildet. Das bromsaure Kali, Natron und Silberoxyd sind wasserfrei. ‚Die beiden ersten krystallisiren in Formen des regulären Systems; das letztere ist ein sehr schwerlöslicher pulverförmiger Körper; ‚die bromsauren Salze von Baryt-, Strontian- und Kalkerde, und von Bleioxyd enthalten 1 At. Wasser; das Barytsalz ist wegen ge- "zinger, das Kalksalz wegen grofser Löslichkeit nicht gut krystalli- ‚sirt zu erhalten; die beiden anderen sind aber isomorph. Das- ‚selbe gilt vom Ziok- und Talkerdesalz, welche beide 6 At. Wasser ‚enthalten, und in regulären Oktaödern anschielsen. Das Kupfer- ‚salz enthält 5 At. Wasser. Bromsaures Manganoxydul zerlegt sich 248 in wenig Augenblicken nach seiner Bildung, indem Brom frei wird, und Manganoxyd sich abscheidet. Mehrere dieser bromsauren Salze verbinden sich auf nassem Wege mit dem Ammoniak, was bisher noch nicht bekannt war. Das Kupfer- und Silbersalz nebmen jedes 2 Aequivalente, das Zinksalz 1 Aequivalent Ammoniak und auflserdem 3 Atome Wasser auf. An diese Versuche schlielst sich noch die Auffindung eines Doppelsalzes von Quecksilberjodid- und bromid, welches auf di- rektem Wege gebildet wird, und aus gleich viel Atomen beider Salze besteht. | 10. December. Gesammitsitzung der Akademie. Hr. Bopp las über die Übereinstimmung der Pro- nomina der malayisch-polynesischen und indisch- europäischen Sprachen. Das Sanskrit und die mit ihm zunächst verwandten Sprachen- Asiens und Europa’s stimmen alle darin mit einander überein, dafs sie im Singular des Pronomens der ersten Person zwei Stämme zeigen, wovon der eine, durch einen Guttural sich auszeichnend, auf den Nomin. beschränkt ist, der andere, welcher mit einem m anfängt, in den obliquen Casus seinen Platz hat. Nun ist es höchst wichtig für den Beweis der ursprünglichen Identität der malayisch- polynesichen Sprachklasse mit der indisch-europäischen, dals er- stere die beiden Ausdrücke für den Begriff der ersten Person be- wahrt hat. An das sanskritische #59, aham, griechisch - lateini- sche eyu, ego, goth. ik, reiht sich das neuseeländische ahau, das malayische öku, das tagalische aco, javanische haku (gesprochen aku), sowie das madagassische aku, zaho. zao. Derjenige Stamm des Pronomens erster Person, der im San- skrit und seinen nächsten Schwester-Idiomen in den obliquen Casus sich zeigt, und im Sanskrit und Zend ma lautet, erscheint in den Südseesprachen im Dual und Plural, und zwar in ersterem mit der Zahl zwei, in letzterem mit der Zahl drei verbunden. Wir beide heifst im Neuseeländischen: md-ua (für md-dua, vergl. ko-dua, ihr beide), im Tahitischen und Hawaiischen: ma- 249 ua, im Tongischen: gi-mau-ua. Wir heilst im Neuseeländischen: mä-tu, im Tahitischen: ma-zou, im Hawaiischen: ma-kou, im Tongischen: gi-mau-tolu. Die westlichen Dialekte, oder die malayischen Sprachen im engeren Sinne, besitzen keine, die Zahlen zwei und drei enthal- tenden Formen der Mehrheit; es liegt aber am Tage, dals die Sylbe mi des malayisch-tagalischen k4 -mi, ca-mi mit dem indisch - poly- nesischen Stamme a zusammenhänge, und davon eine Schwä- chung sei, in welcher Beziehung sie mit dem Schottisch- Gaelischen mi, ich, und der indisch-griechisch -litthauischen Personal- En- dung mi, yı übereinstimmt. Den Vorschlag kä, ca hält der Verf. für einen Artikel, und erinnert an sanskritische Ausdrücke wie sö’ham, sa tvam, wörtlich: dieser ich, dieser du. Dakin dieser Sprachklasse innig mit 2 verwandt ist, und im Hawaiischen sogar regelmälsig k für das ihm ganz fehlende z erscheint, so könnte jenes kd, ca seinem Ursprunge nach identisch sein mit dem sanskri- tischen Stamme A, za, er, dieser, jener, der im Griechischen und Gothischen in der Gestalt von TO, THA zum Artikel gewor- den ist. } Die Sylbe wa, die im Sanskrit dem Pronomen der zweiten Person als Thema zum Grunde liegt, hat sich, nach der Ansicht des Verf., in den malayisch-polynesischen Sprachen in zwei For- men gespalten, wovon die eine den ersten, die andere den zweiten «der verbundenen Consonanten gerettet hat, ungefähr wie dem Zahl- Adverbium f&4 , deis, zweimal, im griechischen dis nur das d, und im römisch-zendischen 2is nur das v, erhärtet zu 2, verblieben ist. Doch haben die in Rede stehenden Pronominal- formen der malayisch-polynesischen Sprachen ihren Ursprung da- durch mehr verdeckt, als die eben genannten Zahl- Adverbia, dals sie von der vollständigen Form zoa weder das z noch das v in sei- ‚ner ursprünglichen Lage gelassen, sondern ersteres zu & und leizte- res zu m verschoben haben; wodurch sowohl die X- wie die M- "Formen scheinbar in das Gebiet der ersten Person versetzt worden ‚sind. Von der phonetischen Verwandtschaft des z mit %k ist bereits ‚geredet worden. Sie bewährt sich auch im Griechischen, wo is, ‚wer? dem lateinischen guis und vedischen kis gegenübersteht, wie 250 TETTagES, mevre dem lateinischen quatuor, quinque, und litthaui- schen kezuri, penki; ferner im Semitischen, wo der Guttural des Suffixes der zweiten Person, aller Wahrscheinlichkeit nach, aus dem 7-Laut des isolirten Pronomens hervorgegangen ist. Das Äthiopische ist in der Ersetzung des 2 durch k noch weiter gegan- gen als die übrigen Dialekte, und zeigt dasselbe auch in den En- dungen des Präteritums, wo in der ersten Person ku, in der zwei- ten ka dem arabischen zw, za gegenübersteht. Diejenigen malayisch-polynesischen Formen, welche von dem sanskritischen Stamme zo den zweiten Consonanten bewahrt ha- ben, und somit in einer ähnlichen Verstümmelung sich zeigen, wie im Sanskrit selbst die plurale Nebenform vas (für zvas) euch, euer, oder wie die slavischen Pluralformen vy, va-m, va-mi, va-s, und das lateinische vos, haben durch die Vertauschung des v mit m sich ein originelles Ansehen erworben. Hinsichtlich die- ser Lautverwechslung erinnert der Verf. unter andern an das Ver- hältnifs des lateinischen mare (Thema: mari)) zum sanskritischen väri, Wasser, des griechischen edoayov zum sanskritischen adra- vam, ich lief, und des tongischen hema, links, zum madagassi- schen Ahavia und sanskritischen I, savya. So mag nun auch das Verhältnifs des tongischen mo von gi-mo-tolu, ihr, gi-mo-ua, ihr beide, zum sanskritischen vas oder lateinischen vos aufgefalst werden. Die übrigen Südsee-Dialekte enthalten sich des m als Radical- Consonranten der zweiten Person; es findet sich aber im Malayischen, Javanischen und Tagalischen; in letzterem, z. B., heilst an loob-mo voluntas tui, wobei der Artikel an dem sanskrit. Demonstrativstamme ana entspricht, woran auch der gaälische Ar- tikel an sich anschlielst, und 2008, Wille, mit der sanskritischen Wurzel 1, Zub’, wünschen, dem lateinischen Zudez und un- serem lieben, althochd. Ziudian übereinstimmt. Bei den Pronominen der dritten Person, Demonstrativen, In- terrogativen und Relativen sind die Analogieen zwischen den ma- layisch - polynesischen und indisch - europäischen Sprachen sehr zahlreich, und zum Theil sehr sichtbar hervortretend. Das taga- lische sıya, er, erinnert sogleich an das sanskritische 7, sya, er, dieser, jener, an dessen Fem. at, sy@ unser sie, althochd. siw, Accus. sia, sich anschlielst. Das Mal. iya, er, ist wahrscheinlich 251 derselben Quelle entflossen und hat den Anlaut eingebüfst. Wäre aber die Form unverstümmelt, so würde sie mit dem sanskr. #79 , ayam, dieser, zu vermitteln sein. Von ’ya gelangt man zu dem, allen Südsee-Dialekten gemeinschaftlichen ia, er, welches auch das i, oder vom sanskr. sya das s aufgegeben, und den Halbvocal vocalisirt hat. Hätte aber dieses polynesische ia keine Verstüm- melung erfahren, so würde es mit dem sanskr. Relativ a, ya, über- einstimmen, welches auch im litthauischen z-s, Accus. ja-n, die Stelle des Pronomens der dritten Person übernommen hat. Das madagassische isi, er, dieser, stimmt schön zum sanskr. 77, esa (euphon. für &sa), er, dieser, jener, dessen Zischlaut in den obliquen Casus, und beim Neutrum auch im Nomin., durch : ersetzt wird, so dafs da das allgemeinere Thema ist, wozu das tagalische. ito, dieser, vortrefflich stimmt, dessen letzte Sylbe, wenn es wirk- lich mit get, &ta (nach bengalischer Aussprache &2o) verwandt ist, mit dem griech. Stamme TO, und dem spanischen zo von eszo iden- tisch ist, denn das sanskritische £ia ist ein zusammengesetztes Pro- nomen, und begegnet in seinem letzten Bestandtheil dem griechi- schen 00-705, @ü- os, dem lateinischen is-te, und somit auch dem spanischen es-:o. Der sanskritische Interrogativstamm ka hat bei den Malayen entweder seinen Guttural bewahrt, doch mit Verschiebung des k zu h, wie im gothischen Ava-s und althochdeutschen Auer, oder denselben mit einem Labial vertauscht, wie im altlateinischen pid- pid für quidquid, im griechischen Ws, oics, möTEDos (= sanskr. kataras) etc. Das Tongische zeigt beide Formen, die gutturale, wie die labiale; die erstere lautet, in Verbindung mit dem sonst abgesondert geschriebenen Artikel he. der auf das sanskritisch - go- thische sa und zendisch -griechische 76, ö sich stützt: he-ha, was? Es steht hier also das eine AR für s, das andere für X, wie unter an- dern in kamo, Wunsch, gegenüber dem sanskr. kdma. Labiale Formen sind fe, wo? fefe, wie? welches durch seine Verdoppelung ‚an das lateinische pidpid erinnert, me&-fe, woher? Im neuseelän- dischen wai, wer? ist das w die Entartung eines ursprünglichen p, wie unter andern in wd, vier, gegenüber dem tongischen fa und javanischen pa. Die westlichen Dialekte zeigen den uralten In- terrogativstamm ka, sofern sie ihn überhaupt gerettet haben, in 252 labialer Gestalt, und zwar in Verbindung mit einem Artikel, wel- cher mehr oder weniger dem sanskritischen Pronominalstamm sya oder sa gleicht: Kawi sia-pa, mal. sid-pa, ä-pa, javan. sa-pa, ha-pa (sprich @-pa). An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Programma destinato a promuovere e comparare i metodi per l'in- venzione geometrica presentato a’ Matematici del regno delle due Sicilie nell’ Aprile del 1839. — Considerazioni su tre dif- fieili problemi e sul modo di risolverli, letie alla R. A. delle Scienze di Napoli in Agosto 1839. 4. Annali del’ Instituto di corrispondenza archeologica. Vol. 11, fasc. 2. 1839. 8. Monumenti inediti pubblicati dall’ Instituto di corrispondenza ar- cheologica per l’anno 1839. Fasc.2. Fol. Bullettino dell Instituto di corrispondenza archeologica per V’anno 1839. No. 10. 11. 12, a. b. ÖOttobre-Dec. Roma 8. per lanno 1840. No. 1-6. Gennaro -Giugno. ib. 8. eingesandt durch die Buchhandlung der Herren Brockhaus nnd Avenarius in Leipzig mittelst Schreibens v. 25. Nov. d.J. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 180. 2. Semestre No. 20. 16. Nov. Paris. 4. Graff, althochdeutscher Sprachschatz. 20. Lieferung. Th. 4. (Bo- gen 74-83), Th. 5. (Bogen 1-5). 4. G. d’Eichthal, recherches sur Uhistoire et Porigine des Foulahs ou Fellans. Extr. du Bulletin de la Societ€ de Geographie. (Nov. 1840) 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Paris d. 27. Nov. d. J. 417. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Encke legte den ersten Band der Beobachtungen der Berliner Sternwarte vor, welcher die Beobachtungen bis zum 31. August 1839 umfafst. In der Vorrede ist eine Beschreibung der Sternwarte und Instrumente gegeben und durch fünf Kupfertafeln erläutert. Sie enthält auch die in der Abhandlung über den Me- ridiankreis von Pistor und dieUhr von Tiede mitgetheilten Prü- 253 fungen der Instrumente, und giebt eine kurze historische Über- sicht des früheren Zustandes der Sternwarten in Berlin. Die Beob- achtungen theilen sich 1) in die Meridianbeobachtungen Pag. 1 bis 71, angestellt von Encke; 2) Beobachtungen am Durchgangsin- strumente von Ost nach West Pag. 73-93, von Encke anfangs, dem bei weitem grölseren Theile nach aber von Prof. Mädler gemacht; 3) Meteorologische Beobachtungen von Pag. 95- 127, an- gestellt von Hrn. Galle. Sie fangen von Januar 1836 an und sind an den drei Zeit-Epochen des Tages angestellt, aus welchen nach den Gaufsischen Formeln für mechanische Quadratur die mittlere Temperatur des Tages sich am genauesten ableiten läfst; 4) Magne- tische Beobachtungen Pag. 129-139, von Encke und Galle, De- clinations- und Inclinationsbestimmungen, die ersteren zweimal des Tages; 5) Beobachtungen mit dem Refractor Pag. 140-158, von Encke und Galle. Sie umfassen Doppelstern-Messungen, Be- stimmungen von Planeten-Durchmessern, Stern-Bedeckungen und andere parallattische Erscheinungen, bei welcher Gelegenheit auch die auf der alten Sternwarte beobachteten aufgeführt sind, zuletzt die Beobachtungen der Pallas zur Zeit ihrer Opposition 1836, und des Pons’schen Cometen bei seiner letzten Wiederkehr im Jahr 1538. Hierauf las Hr. Encke über die Störungen der Vesta in der Länge in der Bahn und im Radius vector, durch Jupiter, Saturn und Mars, in Bezug auf die erste Potenz der Masse, nach den Be- rechnungen des Hrn. Dr. Wolfers und Hrn. Galle. Die ge- nannten Herrn, obwohl ihre Zeit theils durch die Rechnungen für das Jahrbuch, theils durch die Beobachtungen auf der Sternwarte, sehr in Anspruch genommen ist, fanden sich doch durch die ihnen inwohnende Liebe zur Wissenschaft bewogen, auch diesem Theile der Astronomie ihre Thätigkeit zu widmen, ein Eifer, der um so mehr Anerkennung verdient, als sie nur ihre Nebenstunden für diese Arbeit verwenden konnten. Die Rechnung wurde nach der von Hrn. Director Hansen eingeführten Form der Störungen angelegt. Die hierzu nöthigen mittleren Elemente wurden von Encke aus seinen (Abhandlungen der Akademie für 1825) osculirenden Elementen durch eine vorläufige Berechnung abge- leitet, so wie auch aus den am angegebenen Orte aufgeführten 254 Bedingungsgleichungen die für Vesta am nächsten den Beobach- tungen sich anschlielsende Jupitersmasse genommen wurde. Die Reihen-Entwickelungen bei Jupiter wurden aus 24 Örtern von 15 zu 15° für Jupiter und Vesta gefunden. Bei Saturn und Mars reichten 12 Örter von 30 zu 30 Graden hin. Die Störungen wur- den in Länge bis zu 0,01, bei dem Logarithmus des Radius vectors bis zu 0,5 Einheiten der siebenten Decimale bestimmt. Die grofse Anzahl der Argumente, deren Co£fficienten bis zu dieser Grenze herabgehen, bei Jupiter allein über 100, erlaubt hier nur die auf- zuführen, deren Coeficient > 0,5 ist. Die bei den Störungsrechnungen zum Grunde liegenden mitt- leren Elemente der Vesta sind: Epoche: 1810 Jan. 0 0" M. Par. Zt. Mittl. Länge ... 106° 2’ 2/0 Perihel, „UI 2491 217- 15,2 Aufst. Knoten... 103 11 20,7 ET ER Eccentricität... 0,0887795 tgl. m. sid. Bew. 977,64079 lg. halb. gr. Axe 0,3732181. Die Massen der störenden Planeten wurden angenommen Bezeichnet g die mittlere Anomalie der Vesta, 8’, g’, g" die des Jupiter, Saturn und Mars, so fügt man zu der aus den obigen mittleren Elementen der Vesta abgeleiteten mittleren Anomalie hinzu, wenn bei z (Zeit, welche seit 1810 Jan. 0 verflossen ist) die Einheit des mittleren Tages zum Grunde liegt .... 4x, wo 4z aus den folgenden Gleichungen besteht. 255 wz 1) Störungen durch 2. Argum. | c05 g | — 002041: I 0,00362 £ 25 | — 0,00045t | + 0,00008 38 | — 0,00002 gl E18 | |9 GB - 8- g + 0,89 + 057 — g | + 10,69 + 20,61 +8- gg | + 96,12 + 63,39 +2g—- g| + 13 + 2,08 -2g | — 03 + 0,52 + g-2g' | +139,77 — „45,37 +2g—2g | +-120,98 — 57,78 +3g —2g | + 403 — 232 — 3g — 122 + 025 + 8—3g' | -+323,09 — 307,75 +28 —3g | +171,25 — 234,51 +3g —3g + 2,65 + 7,64 +48 —-3g | + 021 + 0,63 + g-4g + 29 — 779 +2g—-4g5| — 413 + 38,82 +3g—4g | + 375 + 10,14 +45 —Ag | — 19 — 13 +28 —5g | + 313 + 6,2 +35 —5g | + 489 + 3,84 +4g—-5g | — 19 | — 0,3 +55 —-5g| + 032 — 0,3 +25 —6g | + 48 + 2,30 +38 —6g | + 5,39 + 0,68 +48 —6g | — 088 + 0,37 +35 — 7g — 177 + 0,6 256 2) Störungen durch Argum, | cos sin g | — 0.000762 | — 0,00005 £ 28 | — 0,00002 1 = .g"| 080 + 1,94 +8-g| -ı2 + 4,19 + 8-2g| — 237 + 3,58 +2g — 2g" — 135 + 1,62 + 8-38" — 0,65 + 0,75 +2g —3g’ | — 0,58 | + 0,55 3) Störungen durch J. Argum. cos sin g | — 0,00004: | -+ 0,0005 £ Fang g” ar) 121 _ 0,04 +20 — g” + 1,22 — 9,70 +3g — 2g” + 0,83 | + 0,68 +4g — 2g"” | 7:33 | — 0,16 Die mit dieser verbesserten mittleren Anomalie und den mitt- leren Elementen berechnete Länge in der Bahn ist dann die wahre, und begreift alle Störungen in sich. Man berechnet mit derselben verbesserten mittleren Anomalie den Logarithmus des Radius vectors und fügt dem briggischen Logarithmus desselben hinzu e Modul. des brigg. Syst. lg x 206265 wo Ig (r) aus folgenden Gleichungen gefunden wird, bei welchen alle Coöfficienten < 1” weggelassen sind. 257 Is (7) 1) Störungen durch 2}. Argum. 0 5 25 38 5 pemen g Ems +28 —- g 8 mE +2g — 2g +3g — 2g TH +2g — 3g +3g —3g nt +2g — Ag +3g —4g +4g —4g +2g —5g +3g —5g +Aig—5g +3g — 6g | cos | — 3,91 — 0,00181£ | — 0,01021 — 0,000082 | — 0,00045 £ — 0,000012 | — 0,00003 — 120 + 0,32 + 242 — 053 —_ 233,43 + 35,45 ir + 1,39 + 13,07 + 37,26 + 35,54 + 74,42 + 2,38 27136 + 22,56 —+- 21,50 +122,72 + 90,19 RN: + 312 — . 1,70 gran — 16,70 — 153 — 7,08 + 242 + 088 an BERN + 104 im AR + 289 + 0,18 Ana ae) + 291 2) wg durch $.- Anh Wok. ie Boıe 8 — 25 28 = 2g" — 0,0000 32 | — 0,00038 2 — 0,000022 — 1,89 — 0,64 a A = 114. Le 3 258 3) Störungen durch Z. Argum, | cos | "sin — g | — 0,00002 | — 0.000021 Hr. Dr. Wolfers und Hr. Galle haben zur Prüfung zwei der in der Abhandlung über die Bahn der Vesta (Abhdigg. der Akad. 1825) aufgeführten beobachteten Örter, nach den neuen Störungsformeln berechnet und mit Benutzung der angegebenen mittleren Elemente erhalten Oppos. 1810. Rechng. — Beobachtg. -+ 4,8 Oppos. 1825. » » +74 für die Länge in der Bahn, so wie bei dem log. des Rad. vect. Oppos. 1810. Rechng. — Beobachtg. —+- 0,0000023. Diese sehr kleinen Fehler für beide Epochen würden fast ganz verschwunden sein, wenn statt der Epoche der mittleren Länge bei den mittleren Elementen der Werth genommen wäre, welchen eine besondere Entwickelung der Störungsformeln für die Störung der Elemente selbst gegeben hat, welche die genannten Herrn ebenfalls nach ihren genaueren Daten gemacht haben. Es würde damit die Epoche der mittleren Länge 1810 geworden sein 106° 1’ 57,0, und diese kann unstreitig als die genauere angesehen werden. Alle Rechnungen wurden von jedem der beiden Herrn be- sonders geführt und von Zeit zu Zeit bei der Beendigung eines kleineren oder gröfseren Abschnitts verglichen. Ihre Richtigkeit ist sonach verbürgt. Sobald die vielfachen anderweitigen Berufsgeschäfte der ge- nannten Herrn es erlauben, werden sie die Breitenstörungen und die höheren Potenzen der Malse ebenfalls bearbeiten, wozu das Material schon zum grofsen Theile in den früheren Entwickelun- gen vorhanden ist. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Jahresbericht der Königl. Schwedischen Akademie der Wissen- schaften über die Fortschritte der Botanik im Jahre 1836. 259 Der Akademie übergeben am 31. März 1837 von J. E. Wik- ström. Übersetzt und mit Zusätzen und Registern versehen von C. T. Beilschmied. Breslau 1840. 8. Der Akademie übersandt von dem Herrn Dr. Beilschmied in Ohlau mittelst Schreibens vom 8. Dec. d.J. F. W. Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern. Th. 2. Hamburg 1840. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Greifswald d. 4. Dec. d. J. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1840. No.92-95. Stuttg. u. Tüb. 4. E. Gerhard, Etruskische Spiegel. Heft 6. Berlin 1840. 4. 20 Expl. Ph. Le Bas, Inscriptions Grecques et Latines, recueillies en Grece par la Commission de Morde. Cahier 1. 2.3.5. Paris 1836 -39. 8. Monuments d’antiquite fiıguree, recueillis en Grece par la Commission de Moree. Cahier 1. 2. ib. 1837. 8. Restitution et explication des Inscriptions Grecques de la Grotte de la Vipere, de Gagliari. ib. 1840. 8. ——ekI>— on 1 Re Ri day year zum nu sun N SER x bin $ nie Ya naehizs® Ya hans Aatpuandll aöre Ei Bi ‚ober nel ‚ba Yimtelindl re Des len boimiballall inet umsH. mob nor Thuaradu Skhabaslik EL RR. y“ 1 A RB 52 1 or zii ta Eee unldl) =. EN ea S. HT wooiod Nana Bar SuOir alaauızad ‚bladıen LENAN, r, vYr errang ar Bir ober E 2% ad I 6 Blair. Ira sb vdihgermiong a er in: wi PERa ae > oT „in. ya ER 20.0. 08BR, nal PR Iquä ot „D0bER mild Do Saga en bresıl nad °F rd yaillisınan ‚aanimd I9 PazıE waohiaqpwnenk- ‚ende aeät rc ei eier Store a5 void Sy Ang at es aD, Br ati may , opel » Sigmuih y RT. TENTESr de “Easided ‚Haan sb sul sb donpbr, wuommank oh eitneiit ss IRANEIITT; 9 .& „olar! di Zune, sr rät a Hb ae Maar A NWrRlR e 2 (r a E Sem EN DT 2 Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1841. asien. u 5 ACER uch Br. F, A, Fe ei! ne Er 97 a Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenchaften. le eh N A NUWET:R) EN, ER ; AN Be £ A . Ye Es ‚ x Y E - I v0. \ 4 “n5390nglady Bmuuissmilıund er Be \ E x € r- AU HI RL TER a | 1 DE 7 KrAA ku ” . ” r Er Ä . y.'. a eu { i 219221 W 9b SD H Arzlusı Istso4 9D: N & a R „et 48 AN v Fur WAR, er r j j I 1 I d nn Fu = M “x Pr ‘ Dr 4 x r r ı , > arsch asia Tr er art { EG 53 . * ‘ ar Ki. 3 en 2 Ki nn g ” j N 4, 5 & " x ER data. u rin In Lu. AN 7 E Be Be nn sed sido ve ja To unbe: ı 2 ßlailouorai ti 7 x ni. | Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Januar 1841. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 4. Januar. Sitzung der philosophisch -histo- rischen Klasse. Hr. Lachmann las über den lateinischen Homerus desohne Grund so genannten Pindarus Thebanus. Dieses Gedicht wird mit Unrecht dem Mittelalter zugeschrie- ben, da das Abendland nur den Auszug aus Homer in der Gramma- tik des Dositheus kannte. Aber auch kein Dichter selbst nur aus dem Ende des ersten Jahrhunderts konnte, wie dieser, in Versbau Silbenmals und Stil Ähnlichkeiten mit andern Dichtern als Virgil und Ovid vermeiden. Die wenigen Anstölse sind theils vulgäre Formen der besten Zeit, theils Fehler die auch dem schlechtesten Dichter nicht begegneten. , Diese werden sich heben lassen, wenn erst die echte Überlieferung, in Handschriften die vor dem Schul- rauch d.h. vor dem 13. Jahrhundert geschrieben sind, nachge- wiesen sein wird. Die Verse vom Äneas, er sei erhalten worden IE ut profugus Latiüs Troiam repararet in arvis a auguslumque genus claris submitteret astris, waren nicht mehr wahr und schicklich nachdem Tiberius gestor- ben und nicht vergöltert war. Die Arbeiten der ovidischen Zeit- ossen Macer und Tuticanus konnten einen jüngeren wohl zu diesem schwachen Versuch in Homericis reizen. Neben Manilius immt er sich allerdings sonderbar aus. Streng an den Bildern und edeweisen des Virgil und Ovid haftend, und wo er sie nicht gra- [1841.] N 4 dezu abschreibt noch einfacher als sie, aber durchaus ohne Eigen- thümlichkeit, stoppelt er seinen dürren Auszug der Ilias aus Re- densarten zusammen, und beschränkt sich zumahl in der zweiten Hälfte so ganz auf Beschreibungen der Kämpfe, dafs er den Dichter des Titurels (25,99.10) zu der Meinung gebracht hat, es sei vor Troja zehn Jahre lang Tag für Tag gekämpft worden. 7. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. ee 5. a ee et A wer Hr. Dirksen las: Von den Integralen und deren An- wendung auf Funktionen imaginärer Veränderlichen. Hr. D. hat schon bei einer frühern Gelegenheit (Bericht über , die Verhandl. der Königl. Ak. d. Wissens. zu Berlin, 1839, p.7) be- merkt, dals die Ansicht Laplace’s (Zheorie d. Probab. 2’. ed. Introd, p-XxxxII und No.25), nach welcher diejenigen Beziehungen für die bestimmten Integrale, welche durch den Übergang vom Reellen ° zum Imaginären (Passage du reel & Pimaginaire) gefunden werden, \ stets eines anderweitigen Beweises bedürfen, nicht begründet sei, und zugleich die beiden Lehrsätze näher bezeichnet, Kraft welcher 7 hauptsächlich bier die, in dem angeführten Werke zur Sprache ge- brachten Fälle jener Übergang selbst eine vollkommen strenge Demonstration bildet. Diese Ansicht Laplace’s mag allerdings aus dem Umstande entsprungen sein, dafs die Lehre von dem Ima- ginären, zu der Zeit, noch zu begriffslos in der Wissenschaft da-” stand, als dafs sich mit dem Übergange zu diesem vom Reellen stets ein sicheres Urtheil über das Fortbestehen vorhandener Be- ziehungen hätte verbinden lassen. Nicht etwa, als wenn dieser Lehre nicht schon damals ein fester Begriff zu Grunde gelegen hätte: der Begriff derselben waltete schon zu der Zeit, wie er noch jetzt besteht, aber nur dunkel und ohne gehörig vermittelt zu sein.” Wenigstens liefern uns die Laplaceschen Betrachtungen über das’ +9 I he ei. er , dx, die in dem achten Bande des Journal de Integral u 0 Pecole polytechnigue gefunden werden, ein Beispiel von den Fehld schlüssen, welche diese Theorie damals (1809) noch gestattete, Der Verfasser begeht hierbei zwei Übereilungen, die aber in einer a 5 solchen Beziehung zu einander stehen, dals, für den vorliegenden Fall, die eine durch die andere aufgehoben wird. Die Theorie.des Imaginären bildet nicht den einzigen Fall, wo die Wissenschaft mittelst eines Begriffs Erkenntnisse zu Stande gebracht hat, ohne ‚den Begriff selbst genau erkannt zu haben. Die Geschichte der bereits 157 Jabre bekannten Infinitesimal-Rechnung bietet uns ebenfalls eine höchst merkwürdige Tbatsache dieser Art dar. In eben jener mangelhaften Erkenntnils des betreffenden Grundbe- griffs mag auch die Art von Abneigung gegründet sein, welche sich zuweilen gegen den Gebrauch des Imaginären überhaupt kund gegeben hat: denn, wäre der Begriff in seiner wissenschaftlichen Beziehung vollständig erkannt gewesen, so würde man keinen Grund gefunden haben, demselben weniger, als irgend einer an- dern, vom Verstande selbst gebildeten, Bestimmung zu vertrauen. — Hr. Dirksen hat es deshalb bei der oben erwähnten Gelegen- heit versucht, den, der Theorie des Imaginären zu Grunde liegen- den Begriff zu einer, dem Zwecke der Wissenschaft entsprechen- den, ursprünglichen Bestimmung zu bringen. Die hierbei in An- spruch genommene Methode ist derjenigen vollkommen analog, deren sich Euclid bei der Begründung der Lehre von den Verhält- nissen bedient hat. Da namentlich die Verhältnisse nirgends an und für sich, sondern allenthalben nur in ihrer Beziehung zu ein- ander zur Sprache kommen, so kann die Definition dessen, was un- ter einem Verbältnils, an und für sich betrachtet, zu verstehen sei, völlig umgangen, und der Act der Grundbestimmungen lediglich auf die Feststellung der unterschiedenen Beziehungen selbst be- schränkt werden. Um bierzu zu gelangen, werden, nach der P ey- rardschen Ausgabe (Zes oeuores d’Euclide, par F. Peyrard), in der 5‘ Definition die ein Verhältnifs vollständig bestimmenden Mo- ‚mente — und dann ferner, in der 6'° und der 8'“ die Beziehun- ‚gen zwischen den Verhältnissen mittelst bereits bekannter Bezie- hungen zwischen jenen Momenten selbst zur Bestimmung gebracht. Euclid bedient sich blols zweierlei Beziehungen zwischen den Ver- hältnissen, der Beziehung der Gleichheit und der Beziebung des Grölserseins. Hätte er derer mehre in Anspruch genommen, so würde er auch mehrer Definitionen bedurft haben. — Dies ist, in kurzen Worten angedeutet, der Geist der Grundlage von der EX 6 Euclideschen Verhältnifslehre, welche abwechselnd eben so unbe- rufene Gegner, als eifrige Veriheidiger gefunden hat, und, ohne Zweifel, stets ein schönes Denkmal Griechischer Genialität bilden wird, ungeachtet die 6'* Definition, wegen einer darin enthaltenen überflüssigen Bestimmung, gegen die Regel der Präcision verstöfst, ° Der Euclidesche Begriff eines Verhältnisses ist gerade mit demjenigen einerlei, was jetzt unter einer angebbaren Zahl ver- standen werden muls, in so fern die Anwendung, welche man von der Zahlenlehre auf die Geometrie und die Mechanik zu machen pflegt, als wissenschaftlich begründet dastehen soll; und wir finden bei Euclid das Muster, nach welchem, zu eben diesem Zwecke, un- sere Arithmetik umzubilden und zu erweitern sein dürfte. Hr. Dirksen hat in Ansehung dieses Gegenstandes mehrseitige Ver- suche angestellt und gefunden, dals sich auf diesem Wege eine wis- senschaftliche Strenge gewinnen lälst, welche der unserer jetzigen Arithmetik in keinerlei Weise nachstehe. Nur darf nicht geläug- net werden, dals eine solche Zahlenlehre, des höheren Grades der - Abstraction und der gröfsern Weitläuftigkeit wegen, sich schwer- lich des Beifalls derjenigen zu erfreuen haben würde, welche, un- bekümmert um den wahren wissenschaftlichen Zusammenhang, ihre Absichten nur auf die Ergebnisse gerichtet haben. — So wie nun, bei Euclid, für die, ein Verhältnifs vollständig be- stimmenden Momente zwei einander gleichartige Gröfsen (Quanza) angenommen werden, nimmt Hr. Dirksen für das, eine imaginäre Gröfse vollständig bestimmende Moment einen ganzen reellen Aus- druck des ersten Grades von Einer Unbestimmten an; und so wie dort die verschiedenen Beziehungen zwischen den Verhältnissen” durch bereits bekannte Beziehungen zwischen den Quantis be- | stimmt werden, werden hier die Beziehungen zwischen den imagi- nären Gröfsen mittelst schon bekannter Beziehungen zwischen den ganzen reellen Ausdrücken des ersten Grades von Einer Unbe- stimmten zur Feststellung gebracht. Der Gang dieser Bestimmun- gen ist so einfach, dafs er, sowohl an und für sich, als in seiner Eigenthümlichkeit rücksichtlich der bisherigen Methode, einem jeden, der in den Elementen der wissenschaftlichen Betrachtungs- weise nur einigermalsen erfahren ist, vollkommen klar werden muls. Und dies vorausgesetzt, hat es keine Schwierigkeit, den fer- 7 nern Definitionen der Analysis, vom Hause aus, eine ausgedehntere Sphäre und zugleich den Grad der Allgemeinheit zu geben, des- sen sie, dem Vorhergehenden gegenüber, nur fähig sind. Nichts hindert uns namentlich, die beiden Gattungen algebraischer Grö- Ssen, die der reellen und die der imaginären, unter Einen Haupt- begriff, den einer algebraischen Grölse, zu stellen und jede wei- tere Bestimmung für eben diesen Hauptbegriff zu treffen. Es ist leicht zu übersehen, dafs auf diese Weise nicht nur die Vorstellung eines Übergangs vom Reellen zum Imaginären, als eine dem Zu- 'stande einer mangelhaften Begriffsbestimmung angehörende, son- dern auch zugleich die jetzt noch übliche Methode überhaupt, nach welcher jene Bestimmungen zunächst nur für die reellen Gröfsen gemacht und dann nachher auf die imaginären übertragen werden, völlig wegfallen wird. Nur verdienen dabei die betref- fenden Bestimmungen selbst, insonderheit wo sie das Gebiet der Infinitesimal-Rechnung berühren, mit gröfserer Schärfe gefalst zu werden, als es in der Regel zu geschehen pflegt. Der Begriff, welcher uns hier in dieser Ansehung zunächst entgegen tritt, ist der des Grenzwerthes einer Funktion. Sowohl um die, für eine Definition erforderliche Ursprünglichkeit, als auch um die, für den wissenschaftlichen Zweck unerläßsliche Be- stimmtheit zu erlangen, verdient die Erklärung dieses ah fol- genderweise gestellt zu werden. Es bezeichne x eine ursprüngliche Veränderliche, (4) das Sy- stem von besondern Werthen, deren sie fähig gedacht wird, x, einen besondern Werth und /(x) eine Funktion von x; ferner be- zeichne «, das allgemeine Glied einer unendlichen Gröflsenreihe RE 29.2, @yy @,, a, ininf., beschaffen, 1) dafs jedes Glied derselben ein besonderer Werth on x, verschieden von x, und zwischen a, und x, enthalten sei; )dals Gra, —=x, und 3) dals f(x) für jeden besondern Werth on x, der einem Gliede der Reihe (1) gleich ist, vollständig be- timmt sei. Dies vorausgesetzt, wird die Grenze von einer jeden er unendlichen Grölsenreihen (2) ... S(a,) J(a,) f(a,); f(a;), /(a,) in inf., ON 8 men eh welche, nach Mafsgabe der möglichen Verschiedenheit der Reihe (1), aus der Funktion f(x) gebildet werden können, indem man bier für x nach und nach die Glieder von (1) als besondere Werthe setzt, der Grenzwerth von f(x) für das System (4) und für die Grenze x, von x genannt, Den Begriff des Grenzwerthes einer Funktion als bekannt vorausgesetzt, ist auch die Bestimmung des Begriffs eines Differen- zials mit keiner Schwierigkeit verbunden. Nur fordert auch hier die wissenschaftliche Strenge einen, sich von dem gewöhnlichen einigermalsen unterscheidenden Gang. Der Grenzwerth von u: für das System (4) und - 0 für die Grenze x, von x heilst Differenzial- Coefficient der ersten Ordnung von f(x) für das System (4) und für den be- sondern Werth x, von x. | Eine Funktion F(x) wird der Differenzial-Coefficient der ersten Ordnung von f(x) für das System (4) genannt, insofern sie, streng allgemein, für den besondern Werth x, des Systems (A) von x übergeht in den Differenzial- Coefficienten der ersten Ordnung von f(x) für das System (4) und für den besondern Werth x, von x. Das Product des Differenzial- Coefficienten der ersten Ord- nung von f(x) für das System (4) von & in eine beliebige angeb- bare Constante dx heifst das Differenzial der ersten Ordnung von f(x) für das System (4) von x. Hiernach ist es leicht zu übersehen, dafs die primitive Basis dieser Bestimmungen in dem Begriff der Grenze von einer unend- lichen Gröfsenreihe besteht. In der That ist es auch eben dieser N Begriff, welcher die allgemeine Grundlage der gesammten trans- cendenten Analysis oder der Analysis des Unendlichen bildet. Die Bestimmungen einer Grölse mittelst der Summe einer unendlichen Reihe, mittelst eines Productes aus einer unendlichen Anzahl Fac- toren, mittelst eines unendlichen Kettenbruchs, mittelst eines Dif- ferenzials, eines Integrals, einer Variation sind, wie Hr. Dirksen gefunden hat, eben so viele besondere und von einander unabhän- gige Formen jener allgemeinen, welche sich lediglich, theils in Ansehung der Elemente, durch welche, theils in Ansehung der 9 Gesetze, nach welchen die unendlichen Reihen bestimmt gedacht werden, von einander unterscheiden. Wenn auch für eine Wis- senschaft, welche sich, wie die Analysis, gröfstentheils nur in ge- machten Begriffen bewegt, der Name vollkommen gleichgültig ist, so mufs doch anerkannt werden, dals die Benennungen „‚transcen- dente Analysis, Analysis des Unendlichen, Infinitesimal-Rechnung” für jene Zweige der Wissenschaft nicht obne besondern Grund geltend sind. Dieselben können füglich transcendente Analysis heilsen, weil die Grundbestimmungsform, auf welcher sie beruhen, die Sphäre der algebraischen Bestimmungen überschreitet, — und Analysis des Unendlichen oder Infinitesimal-Rechnung, weil der Nerv jener Grundbestimmungsform wesentlich in dem progressus in infinitum besteht. Die Anwendung concreter Formen von eben dieser Bestimmungsweise ist keinesweges neu in der Wissenschaft. Die älteste, welche wir kennen, ist die von Archimed auf die Qua- dratur der Parabel. Archimed denkt sich namentlich eine parabo- lische Fläche geometrisch gegeben, hierin, nach einem vollständig bestimmten Gesetze, der Reihe nach, ein 3Eck, 5Eck, 9Eck, 17Eck, 33 Eck, 65Eck in inf. beschrieben und beweist darauf: 4. dals die gegebene parabolische Fläche derjenigen gleich ist, deren Inhalt die Grenze der unendlichen Reihe von Areal- gröfsen jener Vielecke ist; 2. dafs der Inhalt eben dieser Fläche dem —- des Inhalts vom er- sten Dreieck gleich ist. Es ist einleuchtend, dafs hier die, die garainähiseled Fläche bestim- menden Stücke die Elemente, und die Regel, nach welcher die Vielecke beschrieben gedacht werden, das Gesetz der unendlichen Reihe von Areal-Gröfsen bildet. Es ist das grolse Verdienst der neuern Zeit, mehre concretere Formen dieser allgemeinen Bestimmungsweise, von dem geometri- schen Inhalte befreit, in die Wissenschaft eingeführt und zur An- wendung gebracht zu haben. Allein, die Auffassung des Allge- meinen dieser Concreteren, die Erkenntnils der Einheit dieser Mannigfaltigkeiten ist es, womit die Wissenschaft bisher nicht zu Stande gekommen ist; und eben hierin liegt der Grund, weshalb man, einer Seits, die Übereinstimmung der Methoden der Infinite- 10 simal-Rechnung mit der Methode der Alten zwar behaupten und durch Beispiele erläutern, aber keinesweges näher bestimmen, viel weniger streng wissenschaftlich beweisen, — und, anderer Seits, zu der verfehlten Ansicht verleitet werden konnte, „dafs das Diffe- renzial eine ganz andere, viel höhere und ergiebigere Art, die Re- lationen der Grölsen zu bestimmen, sei, als jene ältere Summirung durch Grenzender Reihen” (Klügels mathem. Wörterbuch. Th. 2, $.170). Hierin liegt auch der Grund der Verstümmelung, welche der Differenzial- Rechnung, in späterer Zeit, dadurch widerfahren ist, dafs man derselben das sogenannte Taylorsche Theorem zu Grunde gelegt hat. Höchst zeitgemäls erscheint in dieser Bezie- hung die Preisfrage, welche von Seiten der Königl. Akademie der Wissenschaften im Jahre 1786 gestellt wurde, und eben so gemes- sen die Ansicht, welche dieselbe in Ansehung dieses Gegenstandes zu erkennen gab. Der Verfasser der gekrönten Preisschrift, L’Huiller, hält sich an den Begriff der Grenze von einer Verän- derlichen, wie derselbe schon damals geltend war und jetzt noch gilt, und welcher daher, der grölsern Beschränktheit wegen, mit dem Begriff der Grenze von einer unendlichen Reihe nicht ver- wechselt werden darf. Zahlreich sind übrigens, wie bekannt, die Bestrebungen, wel- che angewandt worden sind, um die Dunkelheit, die den Begriff des Differenzials, insonderheit nach der Bestimmung mittelst des Unendlichkleinen, umhüllte, zu zerstreuen; und die Geschichte derselben dürfte schwerlich geeignet sein, dem logischen Bewulst- sein der Periode, welcher sie angehören, ein besonders rühmliches Denkmal zu stiften. Merkwürdig ist es aber, dals man niemals Schwierigkeiten in der Theorie der unendlichen Reihen gefunden zu haben scheint, indem es sich doch herausstellt, dafs hier allein die Schwierigkeiten der Infinitesimal- Rechnung liegen können, in- sofern solche überhaupt vorhanden sind. Dals die folgerechte Ent- wickelung der Wissenschaft an diesem Punkte auf Schwierigkeiten stolse, darf in so fern nicht in Abrede gestellt werden, als es nicht möglich ist, den Begriff der Grenze einer unendlichen Reihe durch die algebraischen Bestimmungsformen zu einer wissenschaft- lichen Feststellung zu führen, und in eben dieser Unmöglichkeit das grolse wissenschaftliche Gewicht dieses Begriffs selbst gelegen ee 11 ist. Um diesen Begriff zu einer ursprünglichen und ausführlichen Bestimmung,- wie auch die Anwendung desselben zu einer streng wissenschaftlichen Vermittelung zu bringen, ist nicht nur eine Rückkehr zu der unmittelbaren Denkthätigkeit, sondern auch ein neuer Abschnitt in der Analysis selbst erforderlich. Die Klarheit und die Strenge, welche sich auf diesem Wege für die gesammte Analysis gewinnen lassen, sind, wie Hr. Dirksen gefunden hat, von der Art, dafs sie, für einen logisch Gebildeten, denen der Ge- ometrie des Alterthums in keiner Beziehung nachstehen. Hr. Dirksen hat oben den Begriff des Differenzials deshalb ausdrücklich und so ausführlich zur Sprache gebracht, weil derselbe dies seinem vorliegenden Zwecke für förderlich erachtete. Dieser besteht namentlich darin, von dem oben bezeichneten allgemeinen Standpunkte aus, die Theorie der Integrale von einer Funktion von einer Veränderlichen bis zu denjenigen beiden Lehrsätzen streng wissenschaftlich durchzuführen, welche vorhin als die Hauptsätze von denjenigen bezeichnet worden sind, vermöge wel- cher jener Laplacesche Übergang, wenigstens für die oben be- sprochenen Fälle, eine vollkommen strenge Demonstration bildet. Der zweite dieser Lehrsätze bat, von dem Standpunkt aus betrach- tet, von welchem hier der Ausgang genommen weıden wird, das Besondere, dals er, aufser dem Begriff eines bestimmten Integrals, noch eine andere Bestimmung in Anspruch nimmt, die füglich ein besonderes Integral genannt werden könnte. Und dies ist der Grund, weshall diese Abhandlung in zwei Abschnitte zerfällt, von denen sich der erste mit den bestimmten und der zweite mit den besondern Integralen beschäftigt. Die Grundbestimmungen, von denen hierbei der Ausgang ge- nommen wird, stehen, was den Inhalt betrifft, mit den gangbaren inEinklang und unterscheiden sich von diesen lediglich in Ansehung ‚der Form. Nur erfordern die Beweisführungen, an denen die Elemente der Integral- Rechnung überhaupt nur dürftig sind, um die wissenschaftliche Strenge und Allgemeinheit zu gewinnen, oft eine bedeutende Modification. Die LT welche hier zunächst auftritt, betrifft den Begriff eines bestimmten Inte- grals, in dessen Beziehung zur Zeit noch zwei verschiedene Defi- nitionen gelten. Die älteste ist die von Leibnitz, und nach die- 12 ser ist das bestimmte Integral, wie man sich auszudrücken pflegt, die Summe der unendlich kleinen Werthe des Differenzials, zwi- schen den Grenzen des Integrals enthalten. Nach der spätern De- finition dagegen wird das bestimmte Integral als die Differenz zwi- schen den, den Grenzen des Integrals entsprechenden, besondern Werthen einer primitiven Funktion von der betreffenden Diffe- renzial- Funktion betrachtet. Die Frage, welche von diesen bei- den Definitionen den Vorzug verdiene, darf hier nicht unerörtert bleiben. Dem Vorhergehenden gegenüber ist jede Definition in der Analysis als ein rein willkürlicher Satz — und daher, in so fern sie nur auf eine ursprüngliche Weise zur Feststellung gebracht werden können, die eine als eben so gut, wie die andere zu be- trachten. Nur vermöge des Zweckes, den die Wissenschaft mit denselben verbindet, kann der einen Begriffsbestimmung ein Vor- zug vor der andern eingeräumt werden. Der Zweck nun, den die Analysis mit ihren Definitionen verknüpft, ist kein anderer, als die Anwendung derselben zum anderweitigen und fernern Bestimmen. Daher wird von mehren Begriffsbestimmungen derjenigen der Vorzug vor den andern zuerkannt werden müssen, welche, cezeris paribus, die grölste Sphäre der Anwendbarkeit auf fernere Bestim- mungen bildet. Vergleichen wir daher in dieser Beziehung die zwei in Rede stehenden Definitionen mit einander. Es ist längst bekannt, dafs, wenn &(x) continuirlich ist von & 3 zı.a bis & ib, das Integral f (x)dx, nach der Leibnitzi- schen Definition aufgefafst, stets eine vollständig bestimmte alge- braische Gröfse sein wird. Allein, es läfst sich mehr beweisen. Bei einer genauen Untersuchung ergibt sich namentlich, was auch in der Abhandlung selbst ausführlich dargethan wird, dafs jenes In- tegral, nach derselben Bestimmung genommen, stets eine vollstän- dig bestimmte algebraische Grölse bildet, insofern nur & (x) voll- h : L NTENAR ständig bestimmt ist von x = a bis x =, und Gr =0ıß n wo Sn die Summe der Sprünge bezeichnet, welche $(x) von x» —abis x = für die besondern Werthe 13 a,a-+ „at n n n b—a 2(b—a) u; re ee bildet. Die zweite Definition beruht auf dem Begriff einer primitiven Funktion, und ist daher, wie leicht zu übersehen, nur in so fern anwendbar, als dieser Begriff selbst der Anwendung fähig ist. Was nun diesen Begriff betrifft, so kommt die Definition desselben auf folgendes zurück. Eine Funktion F(x) wird, innerhalb der Grenzen z und 3 eines Systems besonderer Werthe (4) von x, eine primitive Funk- tion von der Differenzial- Funktion $(x)dx genannt, in so fern man, unter denselben Bedingungen, hat 4F(x) = $(x)dx. Dies vorausgesetzt, lälst sich, mittelst der oben gegebenen Bestimmung eines Differenzials, leicht zeigen, dafs einer, von x — a bis x —5 vollständig bestimmten Differenzial- Funktion $ (x)dx nur in so fern eine primitive Funktion entsprechen kann, als die Funktion ® (x) keinen Sprung zwischen den Grenzen a und 3 bildet. Ferner ist es hinreichend bekannt, dafs selbst in den Fällen, wo eine primitive Funktion möglich ist, eben diese, die beliebige Constante als gegeben vorausgesetzt, mehrförmig sein kann, unge- achtet der Coefficient des Differenzials vollständig bestimmt ist. Dies ist, unter andern, der Fall mit der primitiven Funktion von d 2 — welcher sowohl durch log x, als durch — Ig x” entsprochen wird, welche Funktionen aber einander nicht unbedingt gleich sind. ‚In Verbindung mit dem Vorigen folgt hieraus, dafs selbst nicht einmal in allen denjenigen Fällen, wo (x) vollständig bestimmt ist und keinen Sprung bildet, folglich continuirlich ist, das be- 5 stimmte Integral f P(x)dx, nach der zweiten Bestimmung auf- gelaßst, eine vollständig bestimmte algebraische Größe bildet. Demnach ist es die Leibnitzische Definition, welcher hier der un- bedingte Vorzug einzuräumen ist. Zur Begründung des Vorzugs dieser Definition vor der zwei- ten ist sonst angeführt worden, dafs dieselbe für alle Fälle und selbst für diejenigen passe, in denen man keinen Übergang von der 14 Differenzial-Funktion zu deren primitiver Funktion zu finden weils. Allein, dieser Grund dürfte hier deshalb wenig entschei- den, weil es bei einer Definition lediglich auf die Möglichkeit des Begriffs und keinesweges auf die Zufälligkeit unseres anderweiti- gen. Wissens von demselben ankommt, und auch dieser Unter- schied durch einen eben nicht schr entfernt liegenden Lehrsatz ausgeglichen werden kann. Ferner ist zu jenem Zwecke angeführt worden, dafs die in Rede stehende Definition stets reelle Grölsen bestimme, wenn die Differenzial- Funktion und die Grenzen des Integrals beziehungsweise reell sind. Auch dieser Grund dürfte schwerlich haltbar sein, weil wir, nachdem die imaginären Grölsen neben den reellen in die Wissenschaft aufgenommen worden, kei- nen hinreichenden Grund finden, der einen Gatiung einen Vorzug vor der andern einzuräumen. Endlich ist zu eben jenem Zwecke noch angeführt worden, dals die mehr erwähnte Definition ge- statte, jede imaginäre Gleichung in zwei reelle Gleichungen zu zerlegen. Allein, auch dieses würde sich durch einen Lehrsatz leicht vermitteln lassen. Vielleicht ist das Unzureichende der Ar- gumente, durch welche man bis jetzt den wissenschaftlichen Vor- zug der ersten jener Definitionen vor der zweiten geltend zu ma- chen versucht hat, der Grund, dafs die letztere noch ihre Anhän- ger findet. Das, was hier noch zur Empfehlung der ersten Erklä- rung vor der zweiten angeführt werden mag, ist, dafs in allen den Fällen, wo, in der Darstellung der geometrischen und der mecha- nischen Beziehungen, das bestimmte Integral als Bestimmung dient, dasselbe zunächst stets in dem Sinne der ersten Definition auftritt. Der vorsitzende Sekretar machte die amtliche Anzeige von dem am 24. Debr. v.J. erfolgten Hingange unsers vieljährigen ge- ehrten Collegen, des Sekretars der philosophisch - historischen Klasse, Herrn Wilken. Diese Klasse wird in der nächsten Klas- sensitzung zu der Wahl eines neuen Sekretars aus ihrer Mitte schreiten. Hr. Crelle legte in 3 Grols Folio Bänden, das vollständige Manuscript für die Theiler aller Zahlen der 4, 5' und 6' Million, oder der Zahlen zwischen 3,000000 und 6,000000 vor, welches er 15 seinem früheren Antrage an die Akademie gemäls hatte ausarbei- ten lassen. Die unter dem 14. Dec. v.J. erfolgte Allerhöchste Bestätigung der Wahl des Herrn Guizot zum auswärtigen Mitgliede der philo- sophisch- historischen Klasse und des Herrn Duc de Zuynes zum Ehrenmitgliede der Akademie ward der Akademie durch ein Re- script des hohen vorgeordneten Ministeriums vom 24. Debr. 1840 bekannt gemacht. Ein zweites Rescript desselben hohen Ministeriums vom 29. Decbr. 1840 betraf eine Allerhöchste Bestimmung über die Heraus- gabe der Schriften Friedrichs II., welche der für diesen Ge- genstand erwählten Commission zugefertigt wurde. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Physici et Medici Graeci minores. Congessit etc. commentarüis erit. etc. instruxit Lul. Ludov. Ideler. Vol.I. Berol. 1841. 8. 5 Exempl. Collection orientale, Manuscrits inedits de la Bibliotheque royale, traduits et publ. par ordre du Roi. — Le Bhägavata Puräna ou histoire poelique de Krichna, trad. et publ. par M. Eu- gene Burnouf. Tome I. Paris 1840. fol. mit einem Begleitungsschreiben des Pair de France und Directeur de I’Imprimerie royale, Hrn. Lebrun in Paris vom 20. Noy. v.J. Alcide d’Orbigny, Histoire naturelle gen. et partic. des_Cri- noides vivans et fossiles. Livrais. 2. Paris 1840. 4. i , Paleontologie francaise. Livr.7.8. ib. eod. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Scances de l’Academie des Sciences 1840. 2. Semestre No.21,22. 23. et30. Nov. Paris. 4. Dlnstitut. A. Section. Sciences math., phys. et nat. 8. Annee. No. 361-365. 26. Nov. -24. Dec. 1840. Paris 4. 2, 2. Section. Science. hist., archeol. et philos. 5. Annde. No.58. Oct. 1840. ib. 4. Proceedings of the geological Society 1840. Vol. III. No.68-71. London. 8. IX. Lettre cosmologique. Equation du temps. 2. Partie. (Tours) 4. 2 Expll. Le Magnetophile. 2. Annde 1840. Bruxell. 4. Crelle, Journal für die reine u. angew. Mathematik. Bd. 21, Heft 4. Berlin 1840. 4. 3 Expll. 16 Kops en Miquel, Flora Batava. Aflev. 121. Amst. 4. Gay-Lussac, Arago etc., Annales de Chimie et de Physique 1840. Octobre. Paris. 8. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1840. No.96-101. Stuttg. u. Tüb. 4. W. Mahlmann, Mittlere Vertheilung der Wärme auf der Erd- oberfläche, nebst Bemerkungen über die Bestimmung der miti- leren Temperatur. Berlin 1840. 8. 14. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. | j | | Hr. v. Raumer las über König Karl XI. von Schwe- | den und die Staatsveränderung von 1680. Eine schlechte Verwaltung und vieljährige, grolsentheils leicht zu vermeidende Kriege, hatten Schweden an den Rand des Ver- 'derbens gebracht, und veranlalsten die Rücknahme der vergeude- ten Krongüter; woran sich die Beseitigung des Reichsraths und der Stände, sowie die völlige Unumschränktheit des Königs an- reihte. Auf die Geschichte der späteren Regierung Karls konnte Hr. v. Raumer der beschränkten Zeit halber nicht eingehen; son- dern erwähnte nur eines Antrags der theologischen Fakultät zu Upsala, die philosophische in ihrer Lehrfreiheit, besonders hin- sichtlich der cartesischen Philosophie zu beschränken, welchen Antrag der König indessen durchaus zurückwies. Das hohe vorgeordnete Ministerium genehmigte durch ein Rescript vom 7. Jan. 1841 die von der Akademie beantragte Be- willigung von 400 Thlen. an Hrn. Panofka gegen Ablieferung‘ von 20 Exemplaren seines Werkes über die vorzüglicheteg Terra- kotten der hiesigen Königlichen Museen. Das Antwortschreiben des Hrn. Hermann in Leipzig auf den Glückwunsch der Akademie wurde vorgelegt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memoires de UInstitut Royal de France. Academie des Inscrip- tions et belles-lettres. Tome 12, part. 1. Tome 14, part. 2, Paris 1839.40. 4. Institut Royal de France. Seance publique annuelle de l’Acadı 17 mie Royale des Inscriptions et belles-lettres du Vendredi 25. Sept.1840, presidee par M. Raoul-Rochette. Paris 1840. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Secretaire provisoire de l’Aca- demie Royale des Inscript. et bell.-lettr., Herrn Felix La- jard d.d. Paris 8. Dec. 1840. Gabr. Lafond (de Lurcy) Quinze ans de Voyages autour du Monde. Tome 1.2. Paris 1840. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Paris 1. Nov. 1840. Recueil de Voyages et de Memoires publid par la Societe de Geo- graphie. Tome 6. Paris 1840. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1840. 2.Semestre. No. 23. 7.Dec. ib. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1840. No. 102.103. Stutig. u. Tüb. 4. "Gelehrte Denkschriften der Kaiserlichen Universität zu Kasan. Jahrg. 1840. Buch 2. Kasan 1840. 8. (In Russischer Sprache.) mit einem Begleitungsschreiben derselben Universität vom 6. Dec. v. J. 18. Januar. Sitzung der physikalisch - ma- thematischen Klasse. Hr. Encke trug einige Bemerkungen vor, welche er über die astronomischen Anstalten Englands, auf seiner letzten Reise dahin, gemacht hatte. Die überaus zuvorkommende Aufnahme die er überall gefun- ‚den, würde bei den vielfachen Gelegenbeiten die er hatte, seine ungeheuchelte' Freude und Bewunderung über den Ernst mit wel- ‚chem diese Wissenschaft betrieben wird auszusprechen, den Ver- ‚dacht einer Partheylichkeit leicht erwecken können, so wie die sel- ‚tenen Fälle in welchen er nicht ganz der Ansicht der englischen "Astronomen beipflichten zu können glaubte, wenn sie öffentlich erörtert werden sollten, eine weit strengere Untersuchung erfor- ‚dern würden, als sein kurzer Aufenthalt ihm gestattete. Es mögen "deshalb nur einige Bemerkungen, über das was er zu sehen Gele- ‚genheit hatte, hier Platz finden. Er besuchte die Sternwarten von Greenwich, Cambridge, Kensington, Oxford und Edinburg, welche in voller Thätigkeit ‘sind, so wie die von Glasgow, deren Neubau fast vollendet ist. Auf den englischen Sternwarten sind mit Ausnahme eines 4* 18 grolsen 12zolligen Objektivglases in Cambridge, was von französi- scher Arbeit ist, alle Instrumente von englischen Künstlern. Auf den schottischen ist in Edinburg ein grolses Passageinstrument von Repsold, und die Glasgower Sternwarte scheint ganz mit Münche- ner Instrumenten ausgerüstet werden zu sollen. Der Vorsteher derselben Prof. Nicchol der durch zwei sehr geistreiche, und namentlich auch besondere Rücksicht auf ältere ausländische Lite- ratur nehmende Werke (Views of the Architecture of ihe heavens, und the phenomenu and order of the solar System) sich bekannt ge- macht hat, war selbst vor einiger Zeit in München, und erwartete die Instrumente in dem Frühjahr dieses Jahres. Auch nach Ox- ford, wo der Vorsteher der Sternwarte Dr. Johnson (bekannt durch seinen vortrefllichen Sternkatalog der südlichen Hemisphäre, der in St. Helena beobachtet wurde) ebenfalls Deutschland besucht hatte, wird wahrscheinlich ein Münchener Instrument noch kom- men. Diese Aussicht, dals in England, dem eigentlichen Vater- lande der genaueren astronomischen Instrumente, unmittelbare Ver- gleichungen mit den Ausführungen der besten Werkstätten des Continents angestellt werden könren, muls für die Wissenschaft als eine höchst erfreuliche angesehen werden, da die Eigenthüm- lichkeiten beider Gattungen der englischen und deutschen Instru- mente, auf diese Weise am strengsten geprüft werden können. Von den sogenannten Meridiankreisen, mit welchenzugleich AR und Declin. beobachtet wird, existirt in England nur einer, früher im Besitze von Groombridge, jetzt von Sir James South in Kensington, bei welchem auch ein sehr vollkommner Apparat zur Beobachtung der Pendelschwingungen im vacuo auf- gestellt ist, so wie mehrere Apparate zur Prüfung der besten Gat- tungen von Pendeluhren vorbereitet werden. Sonst sind überall für die Declinationen Mauerkreise, sowohl der Anlage als der sehr imposanten Grölse von 6 und $ Fuls nach auf dem Continente un- bekannt, und Mittags- Fernröhre von sehr grofsen Dimensionen 8 bis 10 Fufs in Gebrauch. Am vollständigsten für alle Gattungen von Beobachtungen ist Cambridge ausgerüstet, durch einen Mauer- kreis, Mittagsfernrohr, und ein grofses 19fülsiges nach Hrn. Airy’s Angabe aufgestelltes Fernrohr, bei welchem das Objektiv von französischer Arbeit ist. Leider hinderte ein ernstliches Unwohl- 19 sein des hochverdienten Astronomen Prof. Challis, (der bei nicht allzugrofser Hülfe die jährlichen Beobachtungen, wie Herr Airy sie angefangen hatte, auf das consequenteste durchführt) mehr Be- obachtungen zu machen, als die eines einzigen, nicht sehr schwie- rigen wenngleich immer feinen Doppelsterns, der ein sehr schönes ruhiges Bild zeigte. Das grolsartige, vielleicht für die neueren Bedürfnisse zu weitläuftige, und nicht in allen Räumen hinlänglich mit solidem isolirten Fundament versehene Gebäude in Oxford, enthält neben den neueren Instrumenten einen kostbaren Schatz von älteren Ramsdenschen Mauerquadranten und Zenithsectoren. Die ungewöhnlich schön gelegene Sternwarte in Edinburg macht einen sehr ansprechenden Eindruck, da sie für den dabei angestell- ten Direktor und Gehülfen, nicht mehr, aber auch gerade Alles enthält, womit von ihnen Beobachtungen des ersten Ranges ange- stellt werden können. Hr. Prof. Henderson der zeitige Vorste- her, früher auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung, der den Be- obachtungen seine Zeit ungetbeilt widmet, erwähnte der schr in- teressanten Entdeckung einer starken Parallaxe von « Centauri, über welche eine besondere Abhandlung nächstens erscheinen würde. Wenn man bei den älteren englischen Beobachtungsjournalen die Reduktion der Beobachtungen gänzlich vermilste, so ist dage- gen jetzt überall der Grundsatz festgehalten, wo möglich alle Be- ‚obachtungen so zu publiciren, dals die Resultate unmittelbar vor- liegen, und die consequente Durchführung dieses Grundsatzes ist unstreitig ein sehr wesentlicher und von jedem Astronomen dank- bar anzuerkennender Fortschritt. Am grolsartigsten wird er auf der National- Sternwarte von Greenwich durchgeführt, welche wenn sie auch eines grolsen Fernrohrs entbehrt, doch in Hinsicht ‚der andern Instrumente sehr vollständig ausgerüstet ist, und in Be- zug auf die Hülfsarbeiter, mit einer Liberalität, wie sie nur in England stattfinden kann. Es waren daselbst aufser dem Direktor Herrn Biddle-Airy, 6 Gehülfen zum Beobachten beschäftigt, 5 ‚ zum Reduciren der älteren Greenwicher Beobachtungen, und 3 | meue sollten für die magnetischen Beobachtungen angestellt wer- den. Es gehört die durch viele Schriften bethätigte Übersicht | über das ganze Gebiet der Astronomie, die durch mehrjährige | | 20 eigene Beobachtungen in Cambridge bewährte Erfahrung, und das den Engländern eigenthümliche Talent für eine bestimmte Ge- schäftsordnung, wie sie sich bei Herrn Airy vereinigt befinden dazu, um dieser grofsen Anzahl von Kräften die richtige Leitung zu geben. An jedem der beiden Meridianinstrumente ist für alle 24 Stunden des Tages, während der ganzen Woche, mit Ausnahme des Sonntags, immer ein Gehülfe beauftragt, die festen currenten Beobachtungen an Sternen, Planeten und dem Monde zu machen. An jedem Tage wird von dem ersten Gehülfen, Hrn. Main, ein ausführlicher Bericht nach einem bestimmten Schema’ gemacht, über das an dem vorigen Tage Beobachtete, mit allen den Einzeln- heiten, welche auf einen Blick übersehen lassen, was daraus zu | ziehen, und dabei noch zu vermissen ist. Ähnlich wird es mit den Reduktionen gehalten, so dafs in ganz strenger Ordnung gleichmä- {sig die Beobachtungen und die Publikationen fortschreiten. Übrigens ist die Reduktion der älteren Greenwecher Beob- achtungen ein Geschenk für die Wissenschaft, was der British As- sociation, die damals in Glasgow versammelt war, zu verdanken ist, Diese für das Band das alle Wissenschaft und alle Nationen um- schlingen sollte, und für England namentlich sehr wichtige Gesell- schaft, hat theils selbst ansehnliche Geldmittel aus den Beiträgen der Mitglieder verwilligt, theils durch ihre einflufsreiche Verwen- dung bei der für wahrhaft nützliche Zwecke stets freigebigen Re- gierung dazugewirkt, dals diese Reduktion in dem grölsten Maals- stabe ausgeführt werden konnte, so wie sie auch vielleicht haupt- sächlich auf Anregung von Sir John Herschel und Major Sa- bine, zu der in ihrer Art einzigen magnetischen Expedition nach dem Südpole vielfach beigetragen hat. Die Reise fiel in eine Zeit wo die gelehrten Gesellschaften Englands keine Sitzungen halten, so dafs eine Gelegenheit fehlte, die Mitglieder der Astronomical Society kennen zu lernen, der na- mentlich die deutschen Astronomen so grolse Verbindlichkeit schuldig sind, weil diese Gesellschaft hauptsächlich in den letzten Jahrzehnten, die Verbindung zwischen England und dem Continent in dieser Wissenschaft, so eng und erfolgreich gemacht hat. Indes-; sen war es doch gestattet die persönliche Bekanntschaft zweier ihrer angesehensten Mitglieder zu machen, des Hrn. Lubbock der ganz Ze + en 21 besonders mit Untersuchungen aus dem Gebiet der physischen Astronomie sich beschäftigt, und Francis Baily. Bei dem letz- teren war ein sehr schöner und zweckmälsiger Apparat zur Wie- derholung der Cavendishschen Versuche über die Dichtigkeit der Erde aufgestellt, an welchem längerdauernde fortgesetzte Be- obachtungen vielleicht noch Erfahrungen machen lassen, welche nur bei der genaueren Ausführung aller Theile erhalten werden können. Unser geehrtes auswärtiges Mitglied, Sir John Herschel, war in ländlicher Zurückgezogenheit beschäftigt, sein grolses\Werk über die Beobachtungen der Nebelflecke in der südlichen Hemi- sphäre zu redigiren, wozu eine sehr grolse Anzahl der schönsten und detaillirtesten Zeichnungen vorbereitet waren. Kann es auch bedauert werden, dafs eine übergrofse Anzahl numerischer Rech- nungen, die nicht wohl andern Händen anvertraut werden können, bei dieser Reduktion seine Zeit so sehr in Anspruch nehmen, so haben wir dadurch zugleich die Versicherung, das Werk in der würdigsten Vollendung aller Theile erscheinen zu sehen. Ein höchst interessanter Punkt, die Ermittelung der Lichtstärke der Sterne und ihres Maalses, die ihn schon früher beschäftigt hatte, war noch fortwährend Gegenstand seiner Aufmerksamkeit. Ein grölseres Spiegeltelescop war bei ihm nicht aufgestellt, so dafs die Vergleichung mit den grölsern Refraktoren fehlte. Hr. Poggendorff las über die Wirklichkeit des Über- gangswiderstands bei hydro-elektrischen Ketten. Unter den verschiedenen Elementen, welche bisher als Be- dingnisse für die Stärke galvanischer Ströme aufgestellt worden sind, hat keins im Allgemeinen weniger Beachtung gefunden als der Übergangswiderstand. Die meisten Physiker scheinen ihn nicht einmal zu kennen, und von denen, welchen er dem Namen nach bekannt ist, wird er zum grofsen Theil entweder bezweifelt oder geradezu für eine Hypothese erklärt. Nur wenige sehen ibn als eine Thatsache an. Zu letzteren gehört Hr. A. de la Rive, dem auclı das Ver- dienst gebührt, den Begriff vom Übergangswiderstande zuerst auf- 22 gestellt zu haben. Man muls indefs gestehen, dafs der berübmte Genfer Physiker hiebei mehr voraussetzte als bewies; denn die Er- scheinungen, welche ihn zur Annahme eines solchen Widerstandes bewogen, sind verwickelter Natur, mindestens eben so sehr das Resultat einer Ladung oder Polarisation als die Wirkung der von ihm bezeichneten Ursache. Überdiefs hat De la Rive neuerdings Versuche anderer Art bekannt gemacht, die, wären sie richtig, das Dasein des von ihm vorausgesetzten Übergangswiderstands in ho- bem Grade zweifelhaft machen würden. Erst Fechner verdankt man eine bestimmtere Nachweisung dieses Widerstandes. In seinem eben so gründlichen als inhalts- reichen Werke: Maalsbestimmungen über die galvani- " sche Kette (Leipzig 1832) hat er durch eine grolse Zahl von | Messungen dargethan, dafs die Schwächung, welche die Ströme | der bydro- elektrischen Ketten theils mit der Zeit von selbst, theils durch Einschaltung von Zwischenplalten erleiden, nicht blofs her- rührt von dem Auftreten eines Gegenstroms und dadurch erfolg- ter Verringerung der ursprünglichen elektro-motorischen Kraft, sondern auch und in eben so grolsem Maafse von einem passiven Hindernils, einem an den Grenzflächen der starren und flüssigen Leiter sich bildenden Widerstande, der dem von, der Masse dieser Leiter geleisteten Widerstande hinzutritt und häufig beträchtlicher ist als dieser. Auch hat er gezeigt, dafs dieser Widerstand im um- gekehrten Verhältnifs des Querschnitts der Flüssigkeit steht, ver- schieden ist nach der Natur dieser Flüssigkeit und wächst mit Ab- nahme der Stromstärke. Fechner muls daher als der wahre Entdecker des Übergangswiderstands angesehen werden. Wie zahlreich und sorgfältig die Messungen dieses Physikers auch sind, so haben doch die daraus abgeleiteten Schlüsse nur we- nig Glauben gefunden, hauptsächlich wohl deshalb, weil der ge- nannte Widerstand’nicht experimentell von der Ladung geschie- den, sondern aus ziemlich verwickelten Erscheinungen mit Hülfe der Ohm’schen Formel durch Rechnung nachgewiesen wurde. Al- len, welche die Ohm’sche Theorie nicht kannten, mulste schon deshalb diese Art der Beweisführung nicht recht einleuchtend er- scheinen; allein auch die Kundigen dieser Theorie hielten sich nicht für überzeugt, und Ohm selbst war der Erste, welcher sich 23 gegen den Übergangswiderstand aussprach. Er hat darüber im J. 4832 in Schweigger’s Journal (Bd.64) eine ausführliche Abhand- lung veröffentlicht. Wenn man sich die Mühe nicht verdriefsen lälst, diese Ab- handlung durchzulesen, so findet man zunächst, dals sie, obwohl den Übergangswiderstand überhaupt bestreitend, doch gegen das blofse Dasein desselben nichts Thatsächliches vorbringt, sondern nur die Veränderlichkeit desselben, die Abhängigkeit von der Stromstärke, zu widerlegen sucht. Allein auch hierin möchten die angeführten Resultate, so weit sie sich ohne das Detail der Mes- sungen aus dem angewandten Verfahren beurtheilen lassen, nicht die Beweiskraft haben, die ihnen beigelegt wird. Ohm sucht Alles auf die Ladung oder Polarisation zurückzu- führen. Es zunächst als eine von ihm beobachtete Thatsache bin stellend, dafs die Polarisation proportional sei der Intensität des Stroms, macht er darauf aufmerksam, dafs wenn man die Polarisa- tion gleich wi setzt und unter » den Übergangswiderstand ver- steht, der von Fechner abgeänderte Ausdruck für die Strom- stärke i auf die gewöhnliche Form zurückkommt, da es einerlei sei ob man von der elektromotorischen Kraft a im Zähler den Factor wi abziehe oder dem Leitungswiderstande v im Nenner die Grölse # hinzufüge, d.h. ob man schreibe a— wi a : kn (wie Fechner) oder = vw u Hienach würde also die Formel nicht darüber entscheiden können, ob die Schwächung, welche der Strom entweder mit der Zeit von selbst oder bei Durchlaufung einer Reihe abwechselnd starrer und flülsiger Leiter erfährt, von einer Polarisation der Plat- ten oder von einem Übergangswiderstande herrühre. = Gewils ist diese Bemerkung richtig und wenn wirklich die Po- _ larisation immer — wi wäre, würde man nie durch Anwendung der Ohm’schen Formel auf die Erscheinungen der galvanischen Kette beurtheilen können, welche der beiden Ansichten die rich- dige sei. Allein die Erscheinungen erweisen sich anders. Schon Fech- ner hat auf die Bemerkungen Ohm’s erwidert (Schweiggers Journal J.1833. Bd. 67), dafs wenn in eine galvanische Kette, wäh- 24 rend sie in ihrer gewöhnlichen Wirkungsabnahme begriffen ist, von Zeit zu Zeit ein und derselbe Widerstand z.B. ein Metalldraht von constanter Länge, eingeschalten wird, die dadurch erfolgende Schwächung desto geringer ausfällt, je später die Einschaltung ge- schah; und dies beweist, mag die elektromotorische Kraft constant bleiben oder nicht, dafs der in der Kette vorhandene Widerstand sich mit der Zeit verändert, fortwährend wächst in dem Maalse als die Intensität des Stromes abnimmt. Trotz dieser judiciösen Rechtfertigung und aller früheren Messungen hat dennoch der Fechner’sche Übergangswiderstand, selbst in Deutschland, keine allgemeine Anerkennung gefunden, und höchstens ist eingeräumt worden, dals in späteren Wirkungs- perioden der Kette ein solcher Widerstand als secundäres Resultat, als Folge von Ablagerungen mehr oder minder dicker Schichten schlechtleitender Stoffe auf die Platten, hervorgehen könne. Ganz kürzlich hat der Übergangswiderstand einen neuen Geg- ner gefunden, und seine Einwürfe verdienen um so mehr Beach- tung, als er zu der sehr geringen Zahl von ausländischen Physikern gebört, die Kenntnils sowohl von der Ohm’schen Theorie als von ‚dem Fechner’schen Werke besitzen. Es ist der durch mehre Ar- beiten vortheilhaft bekannte Professor Vorsselman de Heerin Deventer. In einer klar und lichtvoll geschriebenen Abhandlung, betitelt: Recherches sur quelgues points de Pelectricite voltaique, die derselbe vor Kurzem in dem Bulletin des sciences physiques et naturelles en Neerlaunde veröffentlicht hat, findet sich am Schlufs auch ein Para- graph, der vom Übergangswiderstande handelt. Dieser Paragraph mufste für den Verf. des gegenwärtigen Be- richts ein besonderes Interesse haben, da er bekanntlich in einer früheren Mittheilung an die Akademie das anomale Verbalten der Zink -Eisen-Kette durch die Kleinheit ihres Übergangswiderstands erklärte und dabei gelegentlich auch eines eigends von ihm zum Beweise der Wirklichkeit des Übergangswiderstands angestellten Versuches anführte (*). Er hat daher diesen Paragraphen mit ge- spannter Aufmerksamkeit gelesen und unpartheiisch geprüft, muls (*) S. Monatsberichte d. Akademie von 1840. Aprilstück. 25 aber schon vorweg bekennen, an Thatsachen nichts darin gefun- den zu haben, was seine Ansicht hätte ändern können. Die von Hrn. V. selbst angestellten Versuche zeigen nur, dafs die Abnahme des Stroms einer mit Zwischenplatten versehenen Voltaschen Kette von einer Polarisation dieser Platten begleitet und bedingt wird — (was man übrigens längst gewulst hat) — aber sie beweisen nicht, dals diese Polarisation die alleinige Ur- sache der Abnahme sei, und dafs nicht schon vor dieser Abnahme ein vom Leitungswiderstand verschiedenes Hemmnifs in der Kette befindlich sei. Defsungeachtet hält Hr. V. sich berechtigt, den Übergangswi- derstand für eine Hypothese erklären zu dürfen. Er meint mit blofser Annahme der Polarisation überall ausreichen zu können, und macht, wahrscheinlich olıne die vorhin erwähnte Abhandlung Ohm’s zu kennen, rücksichtlich der Fechner’schen Abänderung der Intensitätsformel, ganz dieselbe Auslegung wie der verdienst- volle Urheber der Theorie des Voltaismus. Den letzten und hauptsächlichsten Einwurf gegen den Über- gangswiderstand entnimmt Hr, V. jedoch von einem Versuche De la Rive’s, den er die mächtigste Waffe zur Bekämpfung seiner eignen (d. H. De la Rive’s) Hypothese nennt. Dieser Versuch ist beschrieben in einer Abhandlung über die Eigenschaften der magneto-elektrischen Ströme, welche Hr. De la Rive im J. 1837 veröffentlicht hat, und haupt- sächlich zeigen soll, dafs die Magneto - Elektricität eine Elekricität sui generis sei, verschieden von den Elektricitäten anderen Ur- sprungs etwa so wie rothes Licht von gelbem oder blauem. Der Versuch besteht darin, dafs man den Strom einer Sax- ton’schen Maschine, der bekanntlich, wenn man keine besondere Vorkehrungen trifft, mit jedem halben Umlauf des Ankers seine Richtung umkehrt, durch eine Flüssigkeit leitet, in diese Flüssig- keit abwechselnd eine Zwischenplatte einschiebt oder nicht (ohne sonst etwas an der Kette zu ändern), und nun beobachtet, ob der Strom durch Einschaltung dieser Platte in seiner Intensität geän- dert worden sei. Letzteres geschieht durch Beobachtung der Tem- peratur an irgend einer Stelle der Verbindungsleiter, da wegen 26 der fortdauernd abwechselnden Richtung des Stroms die Anwen- dung der Magnetnadel nicht zulälsig ist. Begreiflich kann bei einem solchen Strom keine namhafte Po- larisation zu Stande kommen. Denn jeder Stromtheil hat entge- gengesetzte Richtung wie der unmittelbar vorhergehende, und er muls also (nach anderweitig gemachten Erfahrungen) die von die- sem bewirkte Polarisation vollständig zerstören. Selbst wenn eine ungerade Anzahl solcher Stromtheile von abwechselnd entgegen- gesetzter Richtung angewandt würde — (was bei dem Versuch leicht möglich wäre) — könnte doch dadurch nur eine sehr unbe- deutende Polarisation erzeugt werden, da jeder Stromtheil eine äufserst kurze Dauer hat. Bei De la Rive’s Versuch kehrte der Strom seine Richtung 27 Mal in einer Sekunde um. Setzte er also jeden Versuch nur eine Viertelminute fort, so betrug die Dauer Eines Stromtheils nur etwa „55 von dieser Zeit. Die polarisirende Wirkung des 400 Stroms könnte also nur —- von der anderweitigen Wirkung des- 400 selben betragen, — und sie muls jedenfalls noch unbedeutender sein, als man weils, .dals erstere eine gewisse Zeit zu ihrer Ent- N wicklung bedarf, und sie hier in der aulserordentlich kurzen Zeit von = Sekunde zu Stande kommen soll. fi Dagegen kann die Wirkung eines passiven Widerstands — so weit wir einzusehen vermögen — durch einen solchen raschen Wechsel der Stromesrichtung nicht abgeändert werden. — Für N ihn ist es offenbar gleichgültig, ob der Strom von der Rechten nach der Linken, oder von der Linken nach der Rechten läuft, und daher muls der beschriebene Versuch darüber entscheiden können, ob ein Widerstand der Art existire oder nicht. Zeigt sich nach Einschaltung der Zwischenplatte — (vorausge- setzt, dafs sonst nichts an der Kette geändert werde) — eine Ver- ringerung der Stromstärke, so ist dies ein Beweis vom Da- sein des Übergangswiderstands; — bleibt dagegen die Stromstärke ungeändert, so hat man darin ein sicheres Zeichen, entweder, dals der Übergangswiderstand gar nicht exi- stirt, oder wenigstens, dals er ohne gleichzeitige Pola- risation nicht existiren kann. 21 Hr. De la Rive’s Resultate sprechen für die letztere Alterna- tive, wiewohl er selbst nicht diesen Schlufs aus seinen Versuchen zieht, sondern die Erscheinung auf Rechnung der vermeintlichen Eigenthümlichkeit der Magneto - Elektricität setzt. — In der That, sagt er, die Erfahrung beweist, dafs die magne- to-elektrischen Ströme (worunter er stets die hin- und her- gehenden versteht) — durchaus keinen Verlust in diesem Fall (d.h. durch Einschaltung von Zwischenplatten) erleiden. Dies ist der Satz, auf welchen Hr. V. seinen Haupteinwurf ge- gen den Übergangswiderstand begründet hat, und wohl mag er, bei dem grolsen Ansehen, welches Hr. De la Rive, namentlich im Auslande, als Physiker besitzt, zu entschuldigen sein, dafs er demselben, ohne alle Prüfung, eine so entscheidende Stimme in dieser Angelegenheit beimilst. Was den Verf. der vorliegenden Notiz betrifft, so hatte er schon seit langer Zeit specielle Gründe an der Richtigkeit der An- gabe De la Rive’s grofse Zweifel zu hegen. So hatte er schon im J. 1838, vor dem Erscheinen der Abhandlung, in welcher Lenz die vermeintliche Eigenthümlichkeit der Magneto-Elektrieität so gründlich widerlegt, bei Prüfung einer anderen Behauptung des berühmten Genfer Physikers, der Behauptung nämlich von einer undulatorischen Fortpflanzung der Elektricität in 20 Fuls langen ‘Wellen und deren Interferenz, auch nicht das Mindeste bestätigt finden können, sondern Alles im vollen Einklang mit dem Ohm’- schen Fundamentalgesetz angetroffen. Er hatte ferner bei dieser Gelegenheit gesehen, dafs die eigenthümliche Wirkung der hin- und hergehenden magneto - elektrischen Ströme auf die Magnetna- del von demselben Physiker ganz verkannt worden war. Und end- lich hatte er kurz nachher durch ein Verfahren, verschieden von dem des Hrn. Dela Rive, auch bei diesen oscillatorischen Strö- men eine so unverkennbare Anzeige vom Dasein des Übergangs- widerstands erhalten, dafs für ihn kein Zweifel in dieser Hinsicht übrig blieb. Der Versuch, dessen anmerkungsweise schon im Aprilstück der Monatsberichte vom vorigen Jahre erwähnt wurde, besteht darin, dals man in die ursprünglich ganz metallische magneto - elektrische Kette folgweise eine, zwei, drei, vier u.s. w. gleich- 28 lange Strecken einer Flüssigkeit einschaltet und den dadurch er- zeugten Widerstand milst, d.h. die Längen milst, um die man den Verbindungsdraht verkürzen muls, um, für eine bestimmte Dauer des Stroms immer die nämliche Angabe von einem in der Kette be- findlichen und einen Platindraht einschlielsenden Luftthermometer zu erhalten. Es ergab sich dabei, dafs die Widerstände der zwei- ten, dritten, vierten u.s.w. gleichlangen Flüssigkeitssäulen unter sich gleich waren, dagegen aber 4 bis 5 Mal geringer als der Wi- derstand der ersten, doch eben so langen Säule, — zum deutlichen Beweise, dafs mit der Einschaltung des Widerstandes dieser ersten Säule, noch ein anderer Widerstand eingeführt wurde. Alle diese Erfahrungen zusammen machten es ihm schon längst wünschenswerth die Probe über den Übergangswiderstand genau in der von Hrn. R. gewählten Form zu unternehmen; aber an- derweitige Beschäftigungen und auch der Mangel an den geeigne- ten Apparaten liefsen den Vorsatz nicht zur Ausführung kommen, bis ihm endlich vor wenig Wochen die Abhandlung des Hrn. V. eine neue Anregung gab. Der Versuch wurde in der Hauptsache ganz, wie ihn Hr. De la Rive beschrieben, angestellt, doch mit einigen Abänderungen, welche nöthig schienen, um sichere Resultate zu erzielen. Der angewandte Apparat bestand wesentlich aus fünf Theilen: 1) einer Saxton’schen Maschine, zur Hervorbringung eines magneto-elek- trischen Stroms von abwechselnd entgegengesetzter Richtung; 2) einem Luftthermometer, mit darin ausgespanntem spiralförmi- gen Platindraht, durch welchen der Strom seinen Weg nahm; 3) dem Plattenhalter, einer kleinen Vorrichtung, um die Platten, welche den Strom in die Flüssigkeit leiten sollten (die Leitplatten), stets in einem und demselben Abstand zu halten; 4) einem paral- lelopipedischen Kasten von Holz, auf allen Seiten mit Siegellack überzogen und, der Quere nach, aus zwei Hälften bestehend, die durch Schrauben zusammen gezwängt werden konnten; dieser Kasten diente zur Aufnahme der Flüssigkeit und zwischen seine Hälften wurde die auf ihren Übergangswiderstand zu prüfende Me- tallwand eingesetzt und fest geschraubt; die beiden, auf solche Weise vollkommen geschiedenen Zellen, wurden erst nach der Einsetzung der Wand bis zu gleicher Höhe mit Flüssigkeit gefüllt. 29 5) endlich dem Widerstandsmesser, einer vertikalen oder horizon- talen Holzleiste, versehen mit einer Theilung und darüber ausge- spannten Neusilberdrähten von 0,166 Lin. Durchmesser; diese, un- ter sich parallelen Drähte gemeinschafteten nicht miteinander, konnten aber, zu zwei, durch dicke Klammer von Messing an jedem beliebigen Punkt der Theilung miteinander in Verbindung gesetzt werden. Kupferdrähte schlossen den Kreis und gewöhnlich stand einer der Neusilberdrähte in Verbindung, mit der Saxtonschen Ma- schine, während ein zweiter mit dem Plattenhalter und durch die- sen mit dem Lufithermometer und dem andern Pol der Maschine verbunden war. Tauchte man nun den Plattenhalter in die Flüs- sigkeit des Kastens, verband die Drähte des Widerstandsmessers durch eine Klammer und setzte die Maschine in Rotation, so wurde das System von einem magneto elektrischen Strom durchlaufen. Das Beobachtungsverfahren war nun folgendes. Während die Klammer des Widerstandsmessers auf dem Nullpunkt der Thei- lung stand und die Maschine mit einer bestimmten Geschwindigkeit eine bestimmte Zeitlang (gewöhnlich 15 Sekunden, mit 15 Umkeh- rungen des Stroms in einer Sekunde) gedreht wurde, stellte man die Leitplatten in die Flüssigkeit, einmal so, dafs sie beide neben der auf ihren Übergangswiderstand zu prüfenden Metallwand stan- den, und das andere Mal in der Weise, dals sie dieselbe zwischen sich falsten, der Strom also durch diese Wand gehen mufste. Die Beobachtung des Luftthermometers in beiden Fällen mulste nun entscheiden, ob ein Übergangswiderstand existire oder nicht. Und diese entschied aufs aller Bestimmteste für die erste Alternative. Ohne Ausnahme, von welcher Natur die _ Flüssigkeit oder Metallwand auch sein mochte, war, wenn diese Wand in der Bahn des Stromes stand, das Steigen des Luftthermometers, also die Intensität des Stromes, geringer, und meistens sehr bedeutend ge- zinger, als im Fall die Wand fehlte und der Strom ‚blofs die Flüssigkeit zu durchlaufen hatte. Da der Ab- stand der Leitplatten immer derselbe war, folglich auch die vom Strom zu durchlaufende Flüssigkeitsstrecke (ja noch verringert war um die Dicke der Metallwand, die indels bei keinem Versuche -, des Abstandes der Leitplatten überstieg) so ist die durch die Schei- 30 dewand bewirkte Schwächung des Stroms ein unzweifelhaftes Zei- chen vom Dasein des Übergangswiderstands. Das angezeigte Verfahren erlaubt nicht nur eine sichere Be- obachtung des Übergangswiderstands, sondern auch eine angenä- herte Messung desselben. (*) Zu dem Ende werden die Leitplatten wieder neben die Scheidewand gestellt und die Klammer des Wi- derstandsmesser so weit vom Nullpunkt abgerückt bisman, bei vor- hin angegebener Dauer und Geschwindigkeit der Rotation der Ma- schine, die nämliche Angabe vom Luftthermometer bekommt als früher in dem Fall, wo die Scheidewand zwischen den Leitplatten und die Klammer auf dem Nullpunkt der Theilung stand. Die Strecke, um welche die Neusilberdrähte zur Erlangung dieser Gleichheit durch Fortrückung der Klammer verlängert werden müssen, ist das Maals des Übergangswiderstandes unter den statt- findenden Umständen. Eine grolse Reihe solcher Messungen ergab für die Grölse dieses Widerstandes sehr beträchtliche Werthe. Zum Belege des eben Gesagten mögen folgende specielle Re- sultate hier eine Stelle finden. Die Flüssigkeit bestand aus einem Gemisch von 1 Gewichts- theil concentrirter Schwefelsäure und 12 Gewichtstheilen Wasser, bei einem der hier angeführten Versuche aus gesättigter Kochsalz- lösung. Der Abstand der Leitplatten — 13/25; der Querschnitt der Flüssigkeit, der von den Platten so wie von der Scheidewand ganz eingenommen wurde, betrug 3 Quadratzoll; die Rotation der Maschine dauerte 15 Sekunden mit 15 Umkehrungen des Stroms in einer Sekunde. Die neben einander stehenden Zahlen sind die Resultate einzelner Versuche: (*) Die Messung würde keiner im Gebiete des Galvanismus an Genauigkeit nachstehen, wenn man die Maschine durch ein Uhrwerk drehen liefse. Selbst das Drehen mit Liofser Hand nach einer Sekunden- Uhr läfst sich, sobald die Maschine erst im Gange ist, mit grofser Re- gelmäfsigkeit ausführen, und es erfordert nur, um den höchst möglichen Grad von Genauigkeit zu erreichen, dafs ein zweiter Beobachter, nachdem die Maschine in Rotation gesetzt ist, die Kette zu den festgesetzten Zeitpunkten schliefse und öffne. Sehr viel kommt dabei auch auf die zweckmäfsige Construction des Luftthermometers an. ; « cc 31 «c « 93 85 61 gE 110Z.8€ 7.0 Pıp ‘unerq :uneig BEN 1 Er ER EM zuoA :u0A uayjepdjrar] "sajyeap -SJO sap uadur] ur Jy9napaßsne spuejsapımsdurdusg.] sap asjoux) . u ee "usdozuagn IgaıyosıjJduy wauunp JO0T Jrur Mas alle puraussıy arg (u) COM MT 70,0 2ıp “aajydny ‘078 !978 aajday “Zunsgjzjesgy>oy JImesaxr) NoySıssnyg 66 486 1486 55.0 21p *uasıq (088 !o£8 !o18 55 „0 Jıp “uasız "089 '50.19 :009 419 70,0 PP “saydny "89 !089 !089 SYuu0 J91P “rajdny “or ‘ar !ocr oh }.0 Pıp “uneq "007 Fo6E ol !oSE puemaptayag IN N — U "sI079WOWIONNgNT sap uageduy . ‘ oh OFF !oElF -u9sıy . ‘ fi ‘ OT 090% "507 :s3Jdny "oPOF !oEOL *0905 !orOr :ı9Jday .c+ 7 SoN0F :o50L .oNOT :29Jjdny "oFOR !920V *oT0F 008 :a97Jdny "046 !o46 086 096 puemaprayag uyO Te — / PA BE ; Wenn 32 Schon diese wenigen Resultate, die einer grofsen Anzahl an verschiedenen Tagen erhaltener, übereinstimmender Messungen entnommen sind, werden, was das Dasein des Übergangswi- derstands betrifft, sicher jeden Zweifel heben. An Beobach- tungsfehlern ist, hinsichtlich dieses Punktes, nicht zu denken, da die Abnahme der Erwärmung durch Einschaltung der Scheidewand in einigen Fällen 40 bis 60 Grade beträgt, und jeder Grad der, übri- gens willkührlichen, Theilung des Thermometers eine halbe Linie grols ist. Um blols das Dasein des Übergangswiderstands nachzu- weisen, brauchte daher das Thermometer nicht einmal mit einer Theilung versehen zu sein, da der Unterschied der Erwärmung in den beiden Fällen, wo mit und ohne Scheidewand experimentirt wird, schon an der Schnelligkeit des Fortschreitens der thermome- trischen Flüssigkeit merkbar ist. Anders verhält es sich mit der Gröfse des Übergangswider- standes. In dieser Beziehung sieht der Verf. seine Untersuchung noch nicht für geschlossen an; doch glaubt er folgende Resultate schon jetzt verbürgen zu können. Aufser der Natur der Metalle und der Flüssigkeit, deren Einfluls aus obiger Tafel schon genugsam hervorleuchtet, kommt hiebei zunächst in Betracht: die Oberflä- chenbeschaffenheit der Metalle. Zu den angeführten Messungen waren die Metalle durch Scheuren mit verdünnter Schwefelsäure und Sand oder Smirgel gereinigt, in Wasser abgespült und ohne Abwischen noch feucht in die Flüssigkeit gestellt. Trocknen durch Abwischen mit Leinewand oder Fliefspapier (nach welcher Ope- ration die Platten nicht mehr gleichförmig von der Flüssigkeit be- netzt werden) verstärkt den Übergangswiderstand; dasselbe ge- schieht beim Platin, merkwürdig genug, durch Glühen über der Weingeistflamme. Dagegen nimmt der Übergangswiderstand mit der Dauer des Saxtonschen Stromes ab, besonders beim Kupfer und Eisen, wahrscheinlich in Folge der eigenthümlichen Verände- rungen, welche diese Metalle (Platin auch, nur langsamer) durch den hin und her gehenden Strom erleiden. Erst nach mehrmalige Wiederholung der Versuche kommen die Metalle, in dieser Bezie hung, auf einen constanten Zustand; die angeführten Resultate gel ten so ziemlich für diesen Zustand. 33 Ein zweiter, auf die Gröfse des Übergangswiderstands einwir- kender Umstand, dessen Nachweis zugleich für die Theorie der Voltaschen Säule grofse Wichtigkeit hat, ist die Stärke des Stroms. Der Verf. hat über diesen Punkt viele Messungen angestellt, und obwohl sie ihn selbst noch nicht ganz befriedigen, hält er sich doch für überzeugt, dals durch sie eine Zunahme des Widerstands mit Abnahme der Stromstärke dargethan ist. (*) Folgende Resultate werden dies näher belegen. Alle Um- stände waren den vorherigen gleich, ausgenommen dafs quer über die Pole des Hufeisenmagneten der Saxtonschen Maschine ein Paar kleiner Eisenstäbe gelegt, und somit die elektromotorische Kraft geschwächt worden. Die Geschwindigkeit der Rotation war die frühere, nur mit der Dauer wurde gewechselt. Dauer der Rotation —= 15 Sekunden. l Größe des Übergangs- Erwärmung Erwärmung widerstands, ohne Scheidewand mit Scheidewand | ausgedrückt in Leitplatten von: von: Längen des Melfsdrahts. Kupfer Kupfer, dick 0%)” 45 28°. 23°; 25°. 15°; 15°; 15°, 24 Zoll Kupfer Kupfer, dick. 0%” 04 98°, 28°, 28,95. 13°, 14°, 13; 14°. | 30 Zoll N > h Dauer der Rotation — 10 Sekunden. Platin Platin, dick 07” 1 246°; 17°; 16°. Se, so Zoll, etwa ’ Wie zu ersehen sind jetzt die Widerstände gröfser als vorhin bei dem stärkeren Strom. Die für sie gefundenen numerischen Werthe sind zwar nicht so sicher als die früheren, damit Vergrößse- (*) Es kann bier natürlich nur von der mittleren Stromstärke die Rede sein, da bekannt- lich die Intensität des Saxtonschen Stroms, gleich der Richtung desselben, oscillatorischer Na- tur ist. *t* 34 { rung des in die Kette tretenden Widerstandes der Einfluls, den eine Änderung desselben auf die Angaben des Luftthermometers ausübt, verringert wird; indefs wird das Hauptresultat dadurch nicht beeinträchtigt. Folgender Versuch dient zur Bestätigung desselben und be- weist zugleich, dafs Übergangswiderstand und Querschnitt in um- gekehrtem Verhältnils stehen. Er wurde mit Platinplatten und Pla- tinwand angestellt; Flüssigkeit, Abstand der Leitplatten und Rota- tionsgeschwindigkeit waren dieselben wie bei den Versuchen mit demselben Metalle in der ersten Tafel. Nur war die Rotations- dauer auf 10 Sekunden verkürzt und der Querschnitt der Flüssig- keit einmal — 1, und das andere Mal = 3 Quadratzoll. Querschnitt = 1. Erwärmung ohne Scheidewand — 35°; 38°, 35°, 36°, mit Scheidewand —= 10°; 10°; 11°; Gröfse des Über- gangswiderstands — 80 Zoll Neusilberdraht. Querschnitt —= 3. Erwärmung ohne Scheidewand = 75°; 73,05; 74°, ebenfalls ohne dieselbe, aber mit Einschaltung von 30 Zoll Neusilberdraht — 36,°5; mit diesem 30 Zoll Neusilber und der Scheidewand — 16,05; 16°; 16°. Gröfse des durch die Schei- dewand eingeführten Übergangswiderstand — 50 Zoll Neusilber- draht. Die Einschaltung des 30 Zoll langen Neusilberdrahts hatte hier den Zweck, den Strom bei Anwendung eines Querschnitts der Flüs- sigkeit — 3 auf dieselbe Stärke zurückzuführen, welche er beim Querschnitt —= 1 besals. Dies wurde, wie zu ersehen, nahezu er- reicht, und während also die Stromstärke des gesammten Quer- schnitts in beiden Fällen gleich war, mulste die Intensität in den einzelnen Punkten sich in beiden Fällen umgekehrt verhalten wie die Gröfse der Querschnitte. Hätte diese Intensität keinen Ein- flufs, so wäre zu erwarten.gewesen, dals der Übergangswiderstand beim gröfseren Querschnitt sich zu dem beim kleineren wie 1:3 verhalten, bei ersterem also etwa 27 Zoll des Melsdrahts betragen haben würde. Statt dessen betrug er aber 50 Zoll, war also be- deutend gröfser, was beweist, dals, mit Abnahme der Stromstärke in den einzelnen Punkten des Querschnitis einer Flüssigkeit, der Übergangswiderstand wächst. Daraus, dafs dieser Widerstand, bei Gleichheit der Gesamt-Intensität, für den grölseren Quer- 2 Eee ua 0 ME Er ’ 35 schnitt schwächer war als für den kleineren, geht zugleich hervor, dals er in einem umgekehrten Verhältnils zu der Grölse dieses Querschnitts steht. Die Abhängigkeit des Übergangswiderstands von der Strom- stärke in den einzelnen Punkten des Querschnitts der Flüssigkeit oder der in diese eingetauchten Metallwand macht die Erscheinun- gen verwickelt, und namentlich geht daraus hervor, dals die vor- hin angegebenen Werthe des Übergangswiderstandes keine ver- gleichbaren Grölsen sind, da sie nicht für gleiche Werthe jener Stromstärken gelten. So wie übrigens der Übergangswiderstand mit sinkender Stromstärke zunimmt, muls er offenbar mit steigen- der abnehmen. Es wäre sogar möglich, dals er bei sehr grolser Stromstärke ganz verschwindend würde. Dem Verf. ist es indels nicht gelungen, bei denjenigen Stromstärken, die noch eine sichere Bestimmung der Rotationsgeschwindigkeit der Maschine und eine zuverlälsige Beobachtung des Luftthermometers erlaubten, diesen Widerstand verschwinden zu sehen. Bei 22- Rotationen des An- kers in einer Sekunde, 15 Sekunden lang unterhalten, bekam er, unter den übrigen in Tafel I angeführten Umständen, mit Eisen- platten für sich 141° und 142°, nach Einschaltung einer Eisenwand dagegen 130° und 131°. Aus der Gesammtheit seiner Versuche, mit deren weiterer Verfolgung der Verf. noch beschäftigt ist, zieht er folgende Schlüsse: 1) Es giebt unzweifelhaft einen von der Leitung im Innern der Malse verschredenen Übergangswiderstand an der Gränzflä- che starrer und flüssiger Leiter, und dieser tritt nicht erst im Laufe der Wirkung des Stroms auf, sondern zeigt sich schon in den ersten Sekunden der Dauer des Stroms. 2) Dieser Widerstand ist verschieden nach der Natur der Flüs- sigkeit und der dieselbe berührenden Metalle; auch verschie- den nach der Oberflächenbeschaffenheit dieser letzten. 3) Er steht in umgekehrtem Verhältnils des Querschnitts der Flüssigkeit. 4) Ist er eine Funktion der Stromstärke in den einzelnen Punk- ten des Querschnitts der Gränzfläche; er ist desto stärker, je schwächer diese ist. 36 Diese Resultate, deren Bestimmtheit bei vielfacher Wieder- holung und Abänderung der Versuche nicht anstehen lassen, die Angabe des Hrn. De la Rive als durchaus unrichtig zu bezeich- nen, sind andrerseits nur Bestätigung der von Fechner aufgestell- ten Sätze. Aber sie haben vor diesen den wesentlichen Vortheil voraus, dals sie nicht aus verwickelten Erscheinungen durch Rech- nung abgeleitet, sondern unmittelbar beobachtet sind, frei von den störenden Einflüssen der Polarisation. Durch den sonach über allen Zweifel festgestellten Übergangs- widerstand wird denn auch zum Theil die Erklärung gerechtfertigt, welche der Verf. vor längerer Zeit von dem anomalen Verhalten der Zinkeisen-Kette gegeben habe. Er will hier indefs beiläufig bemerken, dafs er seitdem durch Messungen mittelst der Sinus- Bussole gefunden hat, dafs die Erscheinungen bei dieser Kette nicht ganz so einfach sind, wie er sie, in seiner früberen Mitthei- lung, nach Analogie und nach einigen rohen galvanometrischen Schätzungen, darstellte. — Es spielt dabei die Polarisation eine wichtige Rolle, und sie bringt die merkwürdige Erscheinung her- vor, dals die active elekiromotorische Kraft in der That bei der Zink-Eisen-Kette grölser ist als bei der Zink-Kupfer-Kette. — Allein defsungeachtet bleibt das, was er über den Übergangswi- derstand der Eisenkette gesagt hat, vollkommen richtig. Er hat sich ihm, durch vielfache Messungen mittelst der Sinusbussole, be- ständig kleiner als bei der Kupferkeite ergeben. Hr. Dove berichtete über einen von Professor Kaemtz in Halle an Hrn. v. Humboldt übersendetes Memoir „über die täg- lichen Schwankungen des Barometers”. Die Arbeit des Hrn. Kaemtz zerfällt in 5 Abschnitte: 4) Einflußs, welchen die Weite der Barometerröhren auf dieses Phbaenomen hat, 2) Einfluls der Jahreszeiten auf die täglichen Variationen, 3) Oscillationen an der Meeresküste, . 4) Einfluls der Höhe über dem Meere, 5) Einfluls der geographischen Breite. Die Hauptergebnisse der Untersuchung sind folgende: 37 4) Die Weite der Barometerröhren hat weder auf die Wendestun- den noch auf die Grölse der täglichen Veränderung den gering- sten Einfluls, wenn die Adhäsion des Quecksilbers durch Er- schüttern überwunden wird. Möglichst constante Temperatur des Beobachtungsraumes ist wesentlich, weil, wenn bei schnellen Wärmeänderungen das Thermometer dem Barometer 1°R. vorauseilt, der dadurch ent- stehende Fehler in unsern Breiten -— der ganzen Oscillation be- trägt. 2) Nennt man mittlere Oscillation den Unterschied des Mittels der beiden Maxima und der beiden Minima, so erhält man nach dem - von Hällström befolgten Berechnungsverfahren für Mailand, - Kremsmünster, Dresden, Berlin und Halle folgende Größe der - Öseillation in Pariser Linien und folgende Zeit der Wende- stunden. Tafel I. a) Mittlere Oscillation. (Par. Lin.) Mailand Kremsm.| Halle Dresden! Berlin | Mittel Januar 0.305 | 0.229 | 0.188 | 0.175 | 0.172 | 0.214 Februar 0.319 | 0.251 | 0.208 | 0.192 | 0.178 | 0.230 März 0.334 | 0.287 | 0.230 | 0.225 | 0.192 | 0.254 - April 0.351 | 0.304 | 0.243 | 0.252 | 0.209 | 0.272 Mai 0.372 | 0.293 | 0.247 | 0.259 | 0.220 | 0.278 Juni 0.392 | 0.273 | 0.249 | 0.253 | 0.220 | 0.277 Juli 0.401 | 0.271 | 0.252 | 0.251 | 0.211 | 0.277 - August 0.392 | 0.294 | 0.252 | 0.259 | 0.203 | 0.280 Septemb. | 0.365 | 0.318 | 0.243 |, 0.267 | 0.196 | 0.278 - October | 0.331 | 0.316 | 0.222 | 0.256 | 0.190 | 0.263 - Novemb. | 0.305 | 0.282 | 0.197 | 0.225 | 0.183 | 0.238 Decemb. | 0.297 | 0.242 | 0.183 | 0.190 | 0.176 | 0.218 | 38 d) Zeit des 1. Minimum. Mailand |Kremsm.| Halle | Dresden Derke | Mittel h h h h b bi Januar 3.40 3.33 2.79 2.81 2.71 3.01 Februar 3.69 3.834 3.09 3.53 3.24 3.48 März 4.15 4.29 3.69 4.28 4.00 4.08 April 4.66 | 456 | 437 | 488 | 4.70 | 4.63 Mai 5.19 4.77 4.90 5.27 5.13 5.05 Juni 5.58 5.06 5.18 5.49 5.27 5.32 Juli 5.73 5.33 5.20 5.48 5.17 5.38 August 5.47 5.34 4.99 5.11 4.86 5.15 Septemb. | 4.92 4.89 4.58 4.35 4.34 4.62 October | 4.20 4.10 4.00 3.41 3.67 3.88 Novemb. | 3.64 3.37 337 2.67 3.00 321 | Decemb. | 334 | 3.10 2.90 2.44 | 2.62 288 | c) Zeit des 1. Maximum. Mailand [Kremsm.| Halle | Dresden Berlin | Mittel h h h h h h Januar 10.20 9.17 9.78 9.22 9.62 9.60 Februar 9.95 | 10.08 9.71 9.83 9.62 9.84 März 10.16 | 10.64 9.87 | 10.14 9.83 | 10.13 April 10.75 | 10.62 | 10.25 | 1038 | 10.25 | 10.45 Mai 11.34 | 10.37 | 10.70 | 10.61 | 10.70 | 10.74 Juni 1153 | 10.41 | 10.97 | 10.95 | 10.96 | 10.96 Juli 11.26 | 10.80 | 10.94 | 11.15 | 10.91 | 11.01 August 10.86 | 11.11 | 10.68 | 10.87 | 10.62 | 10.83 Septemb. | 10.66 | 10.79 | 10.38 | 10.13 | 10.27 | 10.45 October | 10.72 9.85 | 10.18 9.14 9.92 9.96 Novemb. | 10.78 8.89 | 10.06 8.57 9.84 9.63 Decemb. | 10.59 8.61 9.93 8.66 9.72 9.50 Januar Februar März April Mai Juni Juli August Septemb. October Novemb. Decemb. Januar Februar März April Mai Juni Juli August Septemb. October Novemb. 39 d) Zeit des 2. Minimum. Mailand IKremsm. h h 16.32 | 16.57 16.72 | 16.19 16.38 | 15.37 16.01 | 14.51 15.46 | 13.98 14.97 | 13.85 | 14.84 | 13.99 15.08 | 14.22 15.68 |; 14.54 16.17 | 15.05 16.60 | 15.73 16.84 | 16.76 Halle h 16.93 16.36 15.75 15.30 15.10 14.99 14.95 15.10 15.54 16.23 16.88 17.16 Dresden h 16.91 16.35 15.54 14.89 14.65 14.77 15.04 15.30 15.59 16.03 16.57 16.96 e) Zeit des 2. Maximum. Mailand |Kremsm| h 21.94 21.14 22.05 21.59 20.99 20.75 20.96 21.44 21.82 21.88 21.79 Decemb. | 21.74 h 21.99 21.72 21.25 20.30 20.57 20.65 20.92 21.22 21.45 21.64 21.84 22.00 Halle | Dresden h 21.82 21.88 21.97 21.73 21.17 20.63 20.56 21.04 21.76 22.22 "22.23 21.97 h 21.92 21.86 21.64 21.18 20.63 20.29 20.40 20.90 21.50 21.90 22.01 21.96 Bern | Mittel 1654 15.86 15.28 14.99 14.92 14.89 14.90 15.09 15.58 16.29 16.86 16.97 Beılin h 21.63 21.34 21.02 20.68 20.43 20.41 20.67 21.16 21.66 21.97 22.03 21.88 h 16.75 16.30 15.66 15.14 14.82 14.69 14.74 14.96 15.39 15.95 16.53 16.94 Mittel h 21.86 21.79 21.59 21.20 20.76 20.55 20.70 21.15 21.64 21.92 21.98 21.91 40 Da das Morgenmaximum und Nachmittagsminimum im Sommer weiter von einander abstehn, als im Winter, so erhält man an jenen fünf Orten für die Zeit des geringsten Abstandes respective den 22 Januar, 18, 25, 7, 14 December, für die Zeit der gröfsten Entfernung den 16 Juni, 5, 1 Juli, 21, 16 Juni, für die Gröfse der Verschiebung in Stunden die Zahlen 1.85 2.25 1.93 2.46 1.96, und bezeichnet d,, diese Veränderung unter der Breite ® (A) d, = 3.293 — 2.722 cos” & also 0.57 für den Äquator. 3) An der See tritt im Allgemeinen das Maximum des Morgens spä- ter ein als im Innern des Kontinents. 4) Nennt man A, die barometrische Oscillation eines Ortes, der so hoch über dem Meere liegt, dafs der mittlere Barometerstand nicht p, sondern » — 2, A, die Oscillation des Ortes am Meere und setzt: A,=A,—ab wo a eine durch Beobachtungen zu bestimmende Constante, so erhält man aus den Beobachtungen von Saussure, Horner, Trechsel, Buchwalder, Eschmann, Kämtz, Gautier in Genf, Bern, Basel, Chamouni, auf dem Col du G£ant, Rigi, Säntis und Faulhorn a — 0.0034752 die Beobachtungen in Sachsen geben a — 0.0037425 die am Aquator a == 0.002441 das Mittel also a 0.0341 Zur Reduction der in irgend einer Höhe beobachteten Oscil- lation auf das Meeresniveau also: (B) A,=A, + 0.0031 $3375 — d} Unter den Tropen kann also bei einer Verminderung des Baro- meterstandes um 200” noch keine Umkehrung der täglichen Schwankung stattfinden, da die tägliche Oscillation unten grö- [ser als 07'682 ist. 5) Nimmt man wie vorher den mittleren Druck des Barometers am Meeresspiegel 337”’5 an, und bestimmt danach, wenn p den mitt- leren atmosphärischen Druck des Beobachtungsortes bezeichnet 41 = 337"5 —p so wird, wenn A, die tägliche Veränderung unter der Breite & A,=A-+m cos’d-+ab A, m, a, unabhängig von der vorigen Untersuchung bestimmt werden können. Man erhält dann aus 58 bestimmten Punkten zwischen 53° 38’ südlicher und 60° 27’ nördlicher Breite (6) A,= — 2451 + 1.2126 cos” d — 0.002874 6 6) Bestimmt man hingegen nach der vorigen Methode a = 0.00341 und setzt: A,=A,-Hm, cos’b + 0.003415 so erhält man: (D) A,—=— 02762 + 1”’2377 cos?’ $ und daraus folgende Breiten für die um 005 sich vermindernde tägliche Veränderung: Tafel II. (berechnet nach Formel C.) 0.80 | 21 49 0.20 | 52 42 42 Tafel II. (berechnet nach Formel D.) a, | 9 100 | 5326| 03 |4°47 05 \a3ss| osla ı 090 |ı752| 02 | 50 ı6 0oss [2045| 020 | 52 33 oso |2355| 01|5453 05 |2647| 010|57 17 00 |2»28| 0.05 | 59 47 05 |20|l o | 060 \38 26 | — 0.05 | 65 13 055 |36 46 | — 0.10 | 68 ı7 050 |» al -os | 1% 045 |4120| — 020 | 75 55 040 |43 341 | — 025 | sı 48 Hr. H. Rose übergab: Über die Sulfantimoniate und Sulfarseniate; von €. Rammelsberg. Es ist schon seit längerer Zeit bekannt, dafs das Antimonsulfid oder die der Antimonsäure proportional zusammengesetzte Schwe- felungsstufe des Antimons sich mit basischen Schwefelmetallen ver- bindet, und eine Reihe von Salzen bildet, welche durch manche ihrer Eigenschaften sehr interessant sind. Doch kannte man fast nur das Kalium- und Natriumsalz näher, weil besonders das letztere zur Darstellung des offizinellen Goldschwefels in Anwendung ge- kommen ist. Alle sind so zusammengesetzt, dals der Schwefel der Basis und der Säure in dem Verhältnifs von 3:5 stehen. Alle Ver- suche, welche angestellt wurden, um Salze von anderen Sättigungs- graden hervorzubringen, blieben fruchtlos. Zersetzt man z.B. neu- trales antimonsaures Kali durch Schwefelwasserstoffgas, so werden —- des sich bildenden Antimonsulfids abgeschieden, und ein Kalium- sulfantimoniat von der erwähnten Zusammensetzung bleibt aufge- löst. Kocht man die Auflösung eines alkalischen Sulfantimoniats 43 mit Antimonsulfid, so wird dasselbe nicht aufgenommen, ein sehr bemerkenswerther Umstand, welcher die Sulfantimoniate durch- aus von den Hyposulfantimoniten unterscheidet, welche diese Ei- genschaft in hohem Grade besitzen, so dals die Bereitung des Ker- mes sich darauf gründet. Die Sulfantimoniate der Alkali- und Erdenbildenden Metalle sind ohne Ausnahme in Wasser löslich; krystallisirt erhält man das Kalium- Natrium- und Baryumsalz; das erstere nimmt dabei 9 At. Krystallwasser auf, das Natriumsalz enthält deren 18, und das Ba- ryumsalz 6 Atome. Die übrigen Verbindungen dieser Reihe konn- ten nicht in krystallinischer Form erhalten werden; durch Alkohol aus ihren concentrirten Auflösungen niedergeschlagen, bilden sie zum Theil schwere, ölartige Flüssigkeiten. Bei weitem interessanter sind aber die Produkte der wechsel- seitigen Zerlegung eines metallischen Sauerstoffsalzes durch ein al- kalisches Sulfantimoniat, denn sie geben ein bisher noch nicht ge- kanntes Beispiel von Zersetzungen zwischen Sauerstoffsalzen und Schwefelsalzen, wie man sie a priori nicht hätte vermuthen sollen. Vermischt man nämlich die Auflösung eines metallischen Sauer- stoffsalzes mit der von einem alkalischen Sulfantimoniate, wozu man sich am besten des Natriumsalzes bedient, so ist der Erfolg verschieden, je nachdem das eine oder das andere dieser Salze vorherrscht. Tröpfelt man das metallische Sauerstoffsalz in das Sulfantimo- niat mit der Vorsicht, dals von letzterem ein Überschuls bleibt, so entspricht der Niederschlag in seiner Zusammensetzung dem alkali- schen Sulfantimoniat; er ist bei den verschiedenen Metallen ver- schieden gefärbt, z.B. beim Zink- und Quecksilberoxyd orange, bei den meisten der übrigen Metalloxyde dunkelbraun oder schwarz. Beim Ausschlufs der Luft zum Glühen erhitzt, verlieren diese Ver- bindungen Schwefel, und verwandeln sich in Hyposulfantimonite, in denen die Schwefelmengen der Säure und Basis einander gleich sind. Es entwickelt sich dabei nur eine geringe Menge schwelli- ger Säure, durch den Sauerstoff der in den Gefälsen befindlichen Luft gebildet. Wenn man bingegen umgekehrt das alkalische Sulfantimoniat tropfenweise zu dem Metallsalze setzt, und letzteres im Überschuls A4 lälst, so erhält man einen Niederschlag, der häufig dasselbe Anse- hen wie der auf entgegengesetztem Wege erhaltene zeigt, zuwei- len jedoch nicht, so z.B. beim Quecksilberoxyd, wo er weils ist. Bei dieser Fällung beobachtet man, dafs die Auflösung des Metall- salzes sauer wird, in dem Grade, dals wenn man mit dem Zusatz des Sulfantimoniats fortfährt, bald ein Zeitpunkt eintritt, in wel- chem reines Antimonsulüid sich niederschlägt, und Schwefelwas- serstoffgas sich entwickelt. Die auf diese Art gebildeten Substanzen, welche man, um sie rein zu erhalten, mit der Flüssigkeit längere Zeit digeriren oder kochen mufs, sind von den normalen Salzen darin verschieden, dals sie Sauerstoff enthalten, und daher bei ihrer Zersetzung sauer- stoffhaltige Produkte liefern. So gaben sie beim Erhitzen in De- stillationsgefälsen einen starken und anhaltenden Strom von schwefliger Säure, ohne dals Schwefel frei wird, und ferner ein Sublimat von Antimonoxyd, in den beiden bekannten Krystall- formen dieses Körpers. Werden sie mit Kalilauge erhitzt, so er- leiden sie eine vollständige Zersetzung: man erhält ein Schwefel- metall, welches sich abscheidet, und eine farblose Auflösung, aus welcher Säuren Antimonsäurehydrat fällen, während im Gegen- theil bei den normalen Salzen die Flüssigkeit gelb gefärbt ist, und von Säuren unter Entwickelung von Schwefelwasserstoffgas und Fällung von Antimonsulfid zerlegt wird. Da in den meisten Fäl- len das abgeschiedene Schwefelmetall rein ist, und die Flüssigkeit kein Schwefelantimon enthält, so läfst sich daraus die Zusammen- setzung dieser Substanzen vorherbestimmen, wie sie auch vielfäl- tige Analysen bestätigt haben. Es müssen nämlich 8 At. Metall (Silber, Kupfer, Blei) gegen 2 At. Antimon, 8 At. Schwefel und 5 At. Sauerstoff vorhanden sein. Was nun aber die innere Constitution dieser Verbindungen betrifft, so ist es nicht ganz leicht, darüber zu entscheiden, und man kann in dieser Beziehung zwei Vorstellungen haben. Entweder sind es Verbiodungen von 1 At. normalem Schwefelsalz, welches 3At. Schwefelmetall und 1 At. Antimonsulfid enthält, mit 5 At. Metalloxyd, und bei ihrer Bildung ist das Sauerstoffsalz, welches im Überschufs hinzukam, so zersetzt worden, dals dessen Basis sich mit dem gebildeten Schwefelsalze verband; oder: es sind Ge- 45 menge aus 8 At. Schwefelmetall und 1 At. Antimonsäure, indem bei ihrer Bildung das Sauerstoffsalz durch das Sulfantimoniat so zersetzt wurde, dals der Schwefel des Schwefelnatriums und des Antimonsulfids sich mit 8 At. Metall verband, während 5 At. Sauer- stoff an das Antimon, 3 an das Natrium traten. Zur Entscheidung dieser Frage wurden mehrfache Versuche angestellt, welche indessen theils für die eine, theils für die andere Ansicht sprachen. Für die erste scheint die Bildung von Antimonoxyd beim Glü- hen zu sprechen; allein wenn man ein Schwefelmetall, z.B. Schwe- felsilber, Schwefeiblei, Schwefelkupfer (Cu), oder selbst, wenn man Schwefel allein mit Antimonsäure erhitzt, so entwickelt sich schwellige Säure, und es bildet sich Antimonoxyd. Eine Gemenge von normalem metallischem Sulfantimoniat und Metalloxyd verhält sich beim Erhitzen und gegen Kaliauflö- sung ganz wie die fraglichen Substanzen. Unter dem Mikroskop erblickt man in ihnen nichts heteroge- nes. Mit Weinstein und Wasser digerirt, löst sich nichts von der beim Eintrocknen gummiartigen Verbindung von Weinsteinsäure und Antimonsäure auf. Diese beiden zuletzt angeführten Gründe sind indels von geringerem Gewicht. Für die zweite Ansicht, dals es nämlich Gemenge von Schwe- felmetallen mit Antimonsäure seien, sprechen besonders folgende Gründe: Es ist unwahrscheinlich, dafs sich ein basisches Schwefelsalz mit noch mehr Basis in dem Verhältnils verbinden sollte, dafs, wenn man sich den Sauerstoff durch Schwefel ersetzt denkt, die Sfache Menge von derjenigen vorhanden sein würde, welche in den neutralen Sulfantimoniaten oder denjenigen enthalten ist, wel- che den neutralen antimonsauren Salzen correspondiren. Reines Antimonsulfid ist an und für sich schon fähig, metalli- sche Sauerstoffsalze zu zersetzen, so dals sich Schwefelmetall ab- ‚scheidet, gemengt mit Antimonsäure, welche sich aus der sauren Flüssigkeit zuweilen erst später niederschlägt. Der vorzüglichste Grund für diese Ansicht ist aber das ana- loge Verhalten derjenigen basischen Sulfarseniate, deren Zu- sammensetzung dieselbe wie die der Sulfantimoniate ist. Fällt 46 man mit einem solchen, z.B. mit dem sehr schön krystallisirenden Natriumsulfarseniat ein im Überschufs vorhandenes metallisches _ Sauerstoffsalz, so enthält der Niederschlag, besonders wenn man das Ganze einige Zeit gekocht hat, nur Spuren von Arsenik; er ist reines Schwefelmetall, und die saure metallische Flüssigkeit ent- hält sämmtliches Arsenik als Arseniksäure. Die Auflöslichkeit dieses Körpers ändert, wie es scheint, allein der Vorgang, welcher beim Antimon der nämliche sein dürfte. Diese Gründe machen mithin die zuletzt erwähnte Ansicht über die Constitution jener Antimonverbindungen am wahrschein- lichsten. Wenn nicht alle Metalle diese Verbindungen von gleicher Zusammensetzung liefern, z.B. Zink, Nickel, u.s.w. weniger Sau- erstoff enthaltende, so können dies Gemenge sein, welche das nor- male Schwefelsalz enthalten, weil die entsprechenden Oxyde nicht so leicht und vollständig vom Antimonsulfid zersetzt werden, wie Silber- Kupfer- oder Bleioxyd. "Ganz allein steht aber das Quecksilberoxyd da; fällt man Quecksilberchlorid durch ein alkalisches Sulfantimoniat, so enthält der Niederschlag 3 At. Schwefelquecksilber, 3 At. Quecksilber- chlorid, 3 At. Oxyd gegen 1 At. Antimonsulfid. Doch steht dieses Verhalten andererseits wieder ganz im Einklang mit dem, was wir von der Zersetzung jener Salze durch andere Schwefelverbindun- gen, durch Schwefel- und Phosphorwasserstoffgas wissen. * * * Es giebt aber auch Verbindungen von Sauerstoffsalzen mit Schwefelsalzen. Eine solche entsteht beim Auflösen von Anti- monsulfid in kaustischem Kali. Diese Verbindung von Kaliumsulf- antimoniat und antimonsaurem Kali, worin jenes Salz seinen ge- wöhnlichen Wassergehalt mit aufnimmt, und worin beide Salze nicht auf gleicher Sättigungsstufe stehen, bildet sich ferner bei der Darstellung von Kaliumsulfantimoniat aus gewöhnlichem Schwe- felantimon, Schwefel, kohlensaurem Kali und Ätzkalk. Sie kry- stallisirt in langen Nadeln und wird von kaltem Wasser theilweise zersetzt, beim Erhitzen jedoch ohne allen Rückstand aufgelöst. 47 21. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Heinr. Rose las über die Verbindungen der flüchtigen Chloride mit Ammoniak und über ihre Zusammensetzungsweise. Die Verbindungen des Ammoniaks mit vielen Sauerstoffsalzen und mit den nicht flüchtigen Chlormetallen, welche in den meisten ihrer Eigenschaften so viele Ähnlichkeit mit den Sauerstoffsalzen haben, können analog den Verbindungen derselben mit Wasser betrachtet werden. Aber auch die Verbindungen der flüchtigen Chloride mit Ammoniak, von welchen mehrere Hr. Rose früher mit denen zu vergleichen suchte, welche diese Chloride mit Phos- phorwasserstoff hervorbringen, können eben so gut mit den Ver- bindungen verglichen werden, welche sie mit Wasser bilden. Die Hydrate der flüchtigen Chloride sind zwar noch nicht hinlänglich bekannt, aber sie haben mit jenen ammoniakalischen Verbindungen das gemein, dals von beiden das Wasser und das Ammoniak nicht durchs Erhitzen getrennt, und dafs das flüchtige Chlorid nicht leicht wieder aus ihnen dargestellt werden kann. Die flüchtigen Chloride nehmen verschiedene Mengen von Ammoniak auf, aber eben so wenig, wie man die Menge des Kry- stallwassers oder des Ammoniaks in den Verbindungen derselben mit Sauerstofisalzen und mit nicht flüchtigen Chlormetallen im Voraus nach einem Gesetze bestimmen kann, ergiebt sich a priori die Menge des Ammoniaks, welche die flüchtigen Chlo- ride aufzunehmen im Stande sind. Nur das scheint sich als ein empirisches Gesetz zu ergeben, dals die Chloride, deren‘ Ra- dical mit Sauerstoff eine stärkere Säure bildet, mehr Ammoniak aufnehmen, als die, deren Radical mit Sauerstoff eine so schwache Säure erzeugt, dafs sie mit Ammoniak keine entschiedene salzartige Verbindung eingeht. Zu den erstern Chloriden, deren Verbindungen mit Ammo- niak untersucht worden sind, gehören die flüchtigen Chlo- ride des Titans, des Zinns, des Aluminiums, des Ei- sens, des Schwefels und des Antimons (letzteres dem Oxyde entsprechend). Von diesen nehmen das Titanchlorid, das Aluminiumchlorid, und der Chlorschwefel so viel Ammoniak auf, 48 dafs die Menge desselben grade hinreicht, um mit dem Chlor des Chlorids Chlorammonium zu bilden, wenn das Chlorid die Be- standtheile des Wassers aufnimmt; die übrigen Chloride nehmen weniger Ammoniak auf. Man mufs indessen jene Verbindungen nach der Behandlung mit Wasser nicht als Verbindungen von Chlorammonium mit Oxyden betrachten, sondern als ammoniakali- sche Verbindungen eigner Art, vergleichbar und ähnlich den Ver- . bindungen mancher wasserfreier Säuren, namentlich der Schwe- felsäure mit Ammoniak (Sulphat-Ammon). Schon die Auflöslich- keit der meisten dieser Verbindungen in Wasser, wenn auch das Oxyd, welches sie enthalten könnten, für sich im Wasser und in. Auflösungen ammoniakalischer Salze unlöslich ist, macht dies wahrscheinlich, noch mehr aber der Umstand, dafs in den Auflö- sungen dieser Verbindungen der Ammoniakgehalt nur zum Theil und lange nicht vollständig durch Platinchloridauflösung abgeschie- den werden kann, wie dies auch bei den Auflösungen des Sulphat- Ammons und des Parasulphat- Ammons der Fall ist. Von den Chloriden, deren entsprechende Oxyde stärkere Säu- ren bilden, verbinden sich nur das Phosphor- und Arsenik- chlorür mit Ammoniak. Grade die Radicale, welche mit Sauer- stoff die stärksten Säuren erzeugen, bilden keine entsprechende Verbindungen mit Chlor; wir kennen wenigstens keine Chloride, welche der Schwefelsäure, der Selensäure, der Chromsäure, der Salpetersäure, der Molybdänsäure, der Wolframsäure und der Ar- seniksäure entsprechen, und mehrere Chloride, welche zwar ziem- lich starken Säuren entsprechen, scheinen sich nicht mit Ammoniak zu verbinden. Der flüssige Chlorphosphor, P€1’, nimmt 5 Doppelatome Ammoniak auf. Die Verbindung PEI’ + 5NH? enthält so viel Ammoniak, dafs sie, mit Wasser behandelt, Chlorammonium und neutrales phosphorichtsaures Ammoniumoxyd geben könnte. Das Arsenikchlorür, AsC1l’, verbindet sich nur mit 7 einfachen Ato- men Ammoniak; die Verbindung 24s€l’ + 70H” würde bei der Auflösung im Wasser aulser Chlorammonium ein saures arse- nichtsaures Ammoniumoxyd bilden können. Die phosphorichte Säure ist offenbar eine weit stärkere Säure als die arsenichte Säure. Wir sehen hier, dafs ein flüchtiges Chlo- 49 rid, welches einer stärkeren Säure entspricht, mehr Ammoniak aufnimmt, als ein Chlorid, das einer schwächeren Säure analog zusammengesetzt ist. Wir können daher mit Wahrscheinlichkeit schlielsen, dafs wenn uns die Chloride des Schwefels, des Selens, und des Arseniks, welche der Schwefelsäure, der Selensäure und der Arseniksäure entsprechen, im isolirten Zustande bekannt wä- ren, ihre Verbindungen mit Ammoniak, wenn dieselben hervor- gebracht werden könnten, bei der Behandlung mit Wasser, aufser Chlorammonium, schwefelsaures, selensaures und arseniksaures Ammoniumoxyd geben würden. Übrigens mufs man auch die Verbindungen des Phosphor- chlorürs und des Arsenikchlorürs mit Ammoniak nicht nach der Behandlung mit Wasser als Gemische von Chlorammonium mit Ammoniumoxydsalzen betrachten, sondern als eigenthümliche am- moniakalische Verbindungen, den Ammonen ähnlich. Es läfst sich aus den Auflösungen derselben in Wasser der Ammoniak- gehalt lange nicht vollständig, sondern nur zum Theil vermittelst Platinchloridauflösung fällen. Die Verbindung des schwefelsauren Schwefel- chorids (SEl’+5$) mit Ammoniak. Diese Verbindung ist schwer zu bereiten, denn obgleich das schwefelsaure Schwefelchlorid unter starker Wärmeentwickelung und mit grolser Begierde Ammoniak aufnimmt, so erschwert die entstandene feste Verbindung die vollständige Sättigung. Vorsich- tig bereitet ist sie vollkommen weils, löst sich vollständig im Was- ser, und giebt eine Auflösung, die nicht im Mindesten das Lack- muspapier röthet. Durch salpetersaure Silberoxydauflösung muls in derselben ein vollkommen weilser Niederschlag hervorgebracht werden, und die ganze Menge des Chlors wird als Chlorsilber ge- fällt. Ist der Niederschlag gelblich, so enthält er etwas Schwefel- silber, und dann ist bei der Bereitung der Verbindung nicht die Erwärmung durch künstliche Erkältung vollständig vermieden worden. Gegen die Auflösung eines Baryterdesalzes verhält sich die Auflösung der Verbindung vollkommen wie die Auflösung des ‚ Sulphat-Ammons (wasserfreies schwefelsaures Ammoniak). Mit \ Chlorstrontiumauflösung entsteht keine Fällung, wohl aber beim Kochen, wenn zugleich freie Chlorwasserstoffsäure hinzugefügt ARFRK 50 wird. Durch Platinchloridauflösung wird nur ein Theil des Am- moniaks der Verbindung gefällt. Die Analysen von zu verschiedenen Zeiten bereiteten Men- gen zeigten sehr übereinstimmend, dafs die Verbindung auf einen Atom des schwefelsauren Schwefelchlorids 9 Doppelatome Am- moniak enthält. Die Verbindung ist gerade so zusammengesetzt, wie man es nach dem Vorhergehenden im Voraus vermuthen mußs. Denn wenn die Verbindung (SEl’+55)-++-9NH? Wasser auf- nimmt, so könnte daraus Chlorammonium und schwefelsaures Am- moniumoxyd oder vielmehr Sulphat- Ammon entstehen. Regnault hat die Verbindung des Ammoniaks mit einem von ihm zuerst dargestellten schwefelsauren Schwefelchlorid un- tersucht, welches, analog dem chromsauren Chromchlorid, aus 2 Atomen Schwefelsäure mit einem Atom Schwefelchlorid, SCI? +25, besteht. Er hat gefunden, dafs diese Verbindung 6 Doppel- atome Ammoniak aufnimmt, was ebenfalls grade die Menge ist, welche man im Voraus in der ammoniakalischen Verbindung an- nehmen könnte. — Sie unterscheidet sich übrigens wesentlich von der von mir dargestellten schon in so fern, als sie an der Luft zerflielst, was bei der andern nicht der Fall ist. Aber Regnault betrachtet sowohl das schwefelsaure Schwe- felchlorid als auch die Verbindung desselben mit Ammoniak auf eine andere Weise. Zufolge der von Dumas aufgestellten Sub- stitutionstheorie, und den Ansichten, welche Persoz und Wal- ter über die Zusammensetzung des chromsauren Chromchlorids, und der demselben äknlichen Verbindungen aufgestellt haben, be- trachtet er die Verbindung SEl’+25 als eine Schwefelsäure, in welcher ein Drittel des Sauerstoffs durch Chlor ersetzt worden ist, also als SEl. Die Verbindung desselben mit Ammoniak ist nach ihm eine Mengung von einem Sulphamid SNH° (analog dem Oxamid) und von Chlorammonium. Was die erstere Ansicht betrifft, so habe ich schon früher zu zeigen gesucht, dafs die von mir dargestellte Verbindung Sc? +58 nicht gut als S + 240 +-Cl betrachtet werden könne, und die Gründe, welche ich dafür anführte, machen es auch wahr- scheinlich, dafs Regnault’s Chlorschwefelsäure als ein schwefel- saures Schwefelchlorid betrachtet werden müsse. 6 Was Regnault’s Ansicht über die Natur der ammoniakali- schen Verbindung betrifft, so gesteht er selbst, dals es ihm nicht möglich gewesen sei, das Chlorammonium von dem ihm beige- mengten Sulphamid zu trennen, denn beide Körper, meint er, hät- ‚ten eine beinahe gleiche Auflöslichkeit im Wasser und im Alcohol und liefsen sich nur höchst unvollkommen durch Krystallisation trennen. Ich habe viele Versuche angestellt, um zu sehen, ob in der Verbindung des von mir dargestellten schwefelsauren Schwefel- chlorids mit Ammoniak, Chlorammonium, gemengt mit einem Sul- phamid, enthalten, oder ob es eine eigenthümliche Verbindung sei. Die Resultate aller Versuche sprechen entschieden für die letzte Ansicht. Das Sulphamid selbst, welches man darin annehmen woll- te, mülste als eine Verbindung von einem eigentlichen Sulphamid 5NH° mit Sulphat- Ammon $SNH’ angesehen werden, und die ganze ammoniakalische Verbindung wäre dann ein Gemenge von Chlorammonium, von Sulphat-Ammon und von Sulphamid. Denn nimmt man nach der Substitutionstheorie das schwefelsaure Schwe- felchlorid statt S+240 -+Cl zu S’O’£l an, so wäre die ammo- niakalische Verbindung S’O’El+3NH?, und dies kann zerfallen in INH'+SNH’+SNH”. Ich habe beträchtliche Mengen der ammoniakalischen Verbin- dung in Wasser aufgelöst, und die Auflösung unter der Luftpumpe über Schwefelsäure abgedampft. Es bildeten sich beim Abdampfen Krystallrinden, aber es war nicht möglich, in denselben verschie- dene Krystallformen zu entdecken. Sie erschienen als homogen, obgleich ihre Form nicht bestimmt werden konnte. Ich erwartete Krystalle vom Parasulphat-Ammon zu erhalten, aber auch diese zeigten sich nicht bei irgend einer Periode des Abdampfens. Die zur Trocknils abgedampfte Masse hat ganz dieselbe Zusammen- setzung, wie die ursprünglich bereitete, Bei der Auflösung im Wasser hat sie nichts davon aufgnommen. Wenn man nach Walter und Persoz die Verbindungen von mehreren flüchtigen Chloriden mit den ihnen entsprechend zusammengesetzten Säuren, als Säuren betrachtet, in denen ein Theil des Sauerstoffs durch Chlor ersetzt worden ist, so mußs letz- teres Element keine Veränderung in der Sättigungscapacität der als 52 Säure betrachteten Verbindung hervorbringen. Denn wenn zwei isomorphe Säuren mit einer Base zu neutralen Verbindungen ver- burden werden, so sind es immer gleiche Atome von Base, welche von den isomorphen Säuren aufgenommen werden. Und wenn man auch die beiden isomorphen Säuren in irgend einem Verhält- nils mischen wollte, so würde die Menge der Base, die mit dem Gemisch verbunden würde, immer in einem ähnlichen Verhältnis stehen, wie die Mengen, die mit den einzelnen Säuren verbunden worden wären. Wenn zwei Säuren, welche mit Basen isomorphe Verbindun- gen geben, sich im wasserfreien Zustand mit Ammoniak zu Ammo- nen verbinden, so müssen beide gleiche Atome Ammoniak aufneh- men. Auch wenn beide Säuren in verschiedenen Verhältnissen zusammengemischt würden, so mülste das Ammoniak, das von die- sem Gemisch aufgenommen würde, zu demselben in demselben Verhältnifs stehen, wie zu den einzelnen Säuren. Wenn in der wasserfreien Schwefelsäure ein Theil des Schwe- fels durch Selen oder auch durch Chrom ersetzt würde, so mülste die neue Säure, welche man als eine Verbindung von Selensäure oder von Chromsäure mit Schwefelsäure ansehen könnte, eben so viel Atome Ammoniak aufnehmen, wie letztere allein. Dasselbe aber mülste auch der Fall sein, wenn in der Schwefelsäure das aun- dere Element, der Sauerstoff, durch Chlor auf ähnliche Weise er- setzt werden könnte, wie der Schwefel durch Selen oder durch Chlor. Aber die Resultate der angeführten Versuche zeigen, dafs dies nicht der Fall ist. Sowohl Regnault’s Verbindung, als auch das von mir dargestellte schwefelsaure Schwefelchlorid nehmen mehr Ammoniak auf, als wenn sie Schwefelsäuren wären, in denen ein Theil des Sauerstoffs durch Chlor ersetzt ist. Regnault’s Verbindung ist SEl’+25, oder nach seiner Ansicht S€l. Wollte man sie als eine Schwefelsäure betrachten, in welcher ein Theil des Sauerstoffs durch Chlor ersetzt sei, so mülste, da ein Atom Schwefelsäure nur ein Atom Ammoniak auf- nimmt, um Sulphat-Ammon zu bilden, SCI’+25 drei Doppel- atome, und SEI ein Doppelatom Ammoniak aufnehmen. Aber nach Regnault’s eignen Untersuchungen, werden im ersten Falle 53 sechs, im zweiten Falle zwei Doppelatome Ammoniak von der Ver- bindung gebunden, also doppelt soviel, als man nach der Substitu- tionstheorie erwarten sollte. Die Verbindung des Schwefelchlorids mit der Schwefelsäure, welche ich dargestellt habe, ist SEl’+5S. Nach der Substitu- tionstheorie würde man diese Verbindung als S+2-0+-Cl, oder vielmehr als S’O°El ansehen. Im ersten Falle mülsten nach die- ser Theorie sechs, im zweiten ein, und im dritten zwei Doppel- atome Ammoniak von derselben gebunden werden. Aber die Ver- suche haben gezeigt, dafs im ersten Falle neun, im zweiten andert- halb, und im dritten drei Doppelatome Ammoniak aufgenommen werden. Ich glaube hieraus folgern zu können, dafs man alle die flüch- tigen Chlorverbindungen, welche ich als Verbindungen von Säu- ren mit Chloriden angesehen habe, auch ferner noch auf diese Weise betrachten muls, und nicht für Säuren halten kann, in denen ein Theil des Sauerstoffs durch Chlor ersetzt ist. Dieselben Schlüsse, welche man aus der Verbindung des schwefelsauren Schwefelchlorids mit Ammoniak entnehmen kann, folgen auch aus der Verbindung des kohlensauren Kohlenchlorids (Phosgengas) mit Ammoniak. Das kohlensaure Kohlenchlorid, CEI?+Ö, wird nach der Substitutionstheorie als eine Kohlen- säure betrachtet, in welcher die Hälfte des Sauerstoffs durch ein Äquivalent von Chlor ersetzt worden ist, C£l. Nun aber nimmt ein Atom C El zwei Doppelatome, CEl’+C vier Doppelatome Ammoniak auf. Die wasserfreie Kohlensäure kann sich aber nur mit einem Doppelatom Ammoniak zu Carbonat-Ammon, Ö+NH’, verbinden, wenn auch das Kohlensäuregas mit dem grölsten Über- schuls von Ammoniakgas gemengt wird. Da aber die Verbindung noch einmal so viel Ammoniak enthält, als sie nach der Substitu- tionstheorie enthalten kann, so folgt auch aus der Zusammensetzung _ derselben, dafs im kohlensauren Kohlenchlorid das Chlor nicht er- setzend für Sauerstoff angesehen werden kann. — Das kohlen- saure Kohlenchlorid bindet eine ganz analoge Menge von Ammo- niak, wie das schwefelsaure Schwefelchlorid. Würde die Verbin- dung mit Wasser behandelt, so könnte man dieselbe sich als aus Chlorammonium und Carbonat-Ammon bestehend zusammenge- 54 setzt denken. Regnault sieht sie an, als eine Mengung von Chlorammonium mit einem Carbamid, CNH?, ohne indessen die Trennung der Gemengtheile bewirkt zu haben. Das hohe vorgeordnete Ministerium genehmigte durch ein Rescript vom 9. Januar 1841 die von der Akademie beantragte Be- willigung. von 200 Thlrn. an Hrn. Böckh als Haupt-Redacteur des Corpus Inscriptionum Graecarum und von 400 Thlrn. an Hrn. Prof. Franz für seine Mühwaltung bei der Ausarbeitung dieses Werkes. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de !’Academie des Sciences 1840. 2. Semestre No.24, 25. 14. et21.Dec. Paris. 4. Göttingische gelehrte Anzeigen 1841, Stück 5-7. (enthaltend: F. Wöhler über die Metamorphose des mellithsauren Ammo- niaks in höherer Temperatur). 8. Die Königl. Gesellschaft für nordische Alterthumskunde. Jahres- versammlung 1840. Copenhagen 1840. 8. L’Institut. 4. Section. Sciences math., phys. et nat. 8. Annee. No. 366. 31. Dec. 1840. Paris 4. 7. Annce. 1839. Tables alphabetiques. ib. 4. ‚ 2. Section. Science. hist., archeol. et philos. 3me Vol. Annce 1838. Tables alphabetiques. ib. 4. "Ebnuefs dpxmoroyınr, ddopıca Täs kvros Ths "EAAddas Aveupirnouiyas dpxauory- as. 1837. "Oxtwßp., Nosußp., Asreußp. ’Abyuıcı. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. N.413. Altona 1841. Jan. 16. 4. Adolphe Brongniart, observations sur la structure interieure du Sigillaria elegans comparee ä celle des Lepipodendron et des Stigmaria et a celle des vegetaux vivants. Extrait des Ar- chives du Museum d’hist. nat. Paris 1839. 4. 28. Jan. Öffentliche Sitzung zur Feier des. Geburtstages König Friedrichs des Zweiten. Se. Majestät der König, begleitet von Sr. Königl. Ho- heit dem Prinzen von Preufsen, geruhten diese Sitzung 55 mit Allerhöchstdero Gegenwart zu beehren. In der Einleitungs- rede untersuchte der vorsitzende Secretar der physikalisch- mathe- matischen Klasse Hr. Encke die Frage, ob eine gröfsere Öffent- lichkeit als bisher bei der eingeführten Form der Sitzungen, der monatlichen Herausgabe des Berichts und der jährlichen Bekannt- machung der Abhandlungen statt gefunden, für die Akademie wün- schenswerth sei. Er knüpfte daran- einige Betrachtungen über die Folgen, welche die von dem hochseligen Könige der Akademie verliehene Befugnifs, ihre Mitglieder selbst zu wählen, für die letz- teren gehabt hat. Am Schlusse erinnerte er an die denkwürdige Feier des vergangenen Jahres zum Gedächtnifs Friedrichs des Zweiten. — Hierauf las Hr. v. Raumer über Karl XI. von Schweden (s. Bericht vom 14. Jan.). Die folgende Nachricht, welche der Akademie in der ersten Sitzung des Februars mitgetheilt ward, wird hier nach dem Be- schlusse der Akademie dem Monatsbericht für den Januar bei- gefügt. Hr. v. Humboldt giebt der Akademie Nachricht von der : |; merkwürdigen Untersuchung des Thieres im NAUTILUS Pompilius, des dritten von Naturforschern gesehenen Thieres dieser Art, wel- che durch Hrn. Valenciennes in Paris angestellt und ihm von diesem in einem Briefe mitgetheilt worden ist. „Hr. Meder, Kaufmann auf Java — sagt Hr. Valenciennes — hat mir das schon von Owen beschriebene Thier des Nautilus Pompilius ge- sandt, welches zwischen Timor und Neu-Guinea aufgefischt wor- den war. Ich glaube, dals die Abbildungen, welche ich von die- sem Thiere entworfen habe, noch etwas deutlicher, als die Owen- schen sein werden. Ich habe ein Organ aufgefunden, welches dem ausgezeichneten englischen Anatomen entgangen war, nehmlich eine mit Papillen besetzte conische hohle Röhre, die in ihrem In- nern eine gefaltete Membran enthält, welche die gröfste Ähnlich- keit mit der in den Narinen der Fische besitzt; daher ich nicht zweifle, dieses sei ein Geruchsorgan. Hr. Owen hatte dieses Or- gan an einer anderen Stelle vermuthet, an der Basis der inneren Tentakeln; doch mufs es eine ganz andere Bestimmung haben, da 56 sich noch zwei andere ganz gleiche Organe an der Basis der äu- (seren Tentakeln vorfinden, welche Hr. Owen nicht gesehen bat. Ich möchte sie für Membrane halten, welche noch dem Ge- schmacksorgan angehören. Ich habe kein inneres Ohr auffınden können; auch habe ich keinen Kopfknorpel zu entdecken ver- mocht. Das Pericardium hat eine höchst merkwürdige Einrich- tung. Es ist auf solche Art gefaltet, dals es sechs Taschen oder Säcke um das Herz bildet, drei auf jeder Seite, welche sich jeder an der Basis der Kiemen öffnet, zwei an den hinteren Kiemen. Durch diese Öffnungen hat das Pericardium eine freie Verbindung mit der grolsen Athmungshöhlung des Thieres. Auf diesen Säcken sitzen die schwammigen Erhöhungen, denen ähnlich, wie sie Gu- vier an dem Octopus entdeckt hat. Auch Owen hat sie gezeich- net, wiewohl nicht deutlich genug. Endlich hat die Untersuchung des Kopfes mich belehrt, dafs dieser Kopf von acht Armen um- geben sei, wie beim Octopus. Die zwei oberen Arme sind breit und flach und einer Ausdehnung fähig. Sie umgeben die Schale E auf der Seite des erhabenen Theils des spiralförmig gewundenen Kegels (die Convexität der vorletzien Windung), so dals der schwarze Theil auf dem Munde unweit der Spira die Basis der breiteren Arme entbält; wenn sie sich über die Schale verbreiten, setzen sie darauf die mit gelben Flammen durchzogene äufsere 3 Schicht ab, so ungefähr, wie die Ränder des Fulses der Cypraeen, eine Schicht bilden, welche anders gefärbt ist, als die, welche der Halsgürtel des Thieres absetzt. — Ich halte die Scheiden, welche sich auf den Armen erheben, für Organe, den Saugnäpfchen des 1 Octopus gleich. Die äulseren Arme haben siebzehn Scheiden (gaines), aus welchen eben so viele Fühlfäden (eirrhes) hervor-. gehen. Die zwei grolsen und breiten Arme haben jeder nur zwei Scheiden. Die beiden Arme dem Munde zunächst, besitzen, der eine dreizehn, der andere zwölf Saugnäpfchen (venzouses) oder. Scheiden. Das Thier ist an der Schale durch zwei starke Muskeln. befestigt, die nach dem Innern sich fortsetzen, um den Trichter‘ zu unterstützen, der von der zurückgeschlagenen Falte gebildet‘ wird, welche im Innern das zungenförange Organ enthält, durch. welche das Eindringen des Wassers in die Athmungshöhle ver-. hindert wird, wenn das Thier sich schnell im Wasser bewegt, Der 57 Octopus bedurfte einer solchen Vorsorge nicht, da er rückwärts schwimmt; die Sepia, welche in schiefer Richtung sich bewegt, besitzt davon ein Rudiment. — Hiernach hätte der Nautilus eben so viele Arme, als ein Octopus; allein sie sind anders geformt, sehr kurz, und mit einziehbaren Fühlfäden besetzt, welche aus Scheiden hervorkommen, die an die Stelle der Saugnäpfchen tre- ten, und die man selbst für Arme gehalten hat. — Die Röhre, welche sich im Sypho hinabsenkt, setzt fort durch alle Windun- gen bis zur innersten. Sie ist fleischig und mit einer kalkig-gela- tinösen Membran umgeben, die aus der Röhre selbst ausgeschieden wird. Diese Röhre kann daher mit dem Innern der Kammer- höhlungen nicht in Verbindung treten; diese Höhlungen, welche leer sein müssen, können daher gar nicht mit einander verbunden sein. Der Zweck dieses Sypho, in dem sich, wie es Rumph und Owen gesehen haben, Gefälse vertheilen, bleibt mir gänzlich verborgen. Das von mir und das von Owen untersuchte Thier können, nach meiner Ansicht, nicht zu derselben Species gehören. Owen sagt, der Schnabel seines Thieres sei kalkartig an der Spitze und ausgezackt; das meinige hat einen hornartigen Schnabel bis zur Spitze und ist durchaus glatt am Rande. Owen’s Nautilus war bei Erromanga, eine der Hebridischen Inseln, aufgefischt worden; das meinige im Meere von Neu-Guinea, daher 1000 oder 1200 See- meilen vom vorigen entfernt. — Ich sehe jetzt ein, wie ein Nau- tilus sich bewegt; es geschieht dieses durch die langen und dicken Arme, die zu einer Art von Fuls verbunden sind; daher können sie unter der Oberfläche des Meeres sich fortschieben, wie un- sere Lymneen und Planorben in Sümpfen, doch mit dem Unter- schiede, dals diese sich dann in umgewendeter Lage befinden, so dals das Gehirn unter dem Oesophagus liegt, wenn sie auf dem Wasser sich bewegen, statt dafs der Nautilus in natürlicher Stel- lung auf dem Wasser bleibt, das Gehirn über dem Oesophagus. Kann er auf dem Meeresgrunde fortkriechen, wie Rumph be- hauptet, so mülste dieses freilich in umgewendeter Stellung ge- ‚schehen. — Der Nautilus ist daher ganz nach dem Bau der Ce- halopoden geformt, und hat mit den Gastropoden nichts gemein; ber auch nichts mit der Spirula. Von dieser besitze ich Frag- tie 58 mente, welche durch die Form des Mantels und durch nur zwei Branchien genugsam ihre Ähnlichkeit mit Sepia oder Loligo er- weisen. Belemniten sind nichts anders, als gerade, nicht gewun- dene Spirulen. — Der Anblick des Nautilus erweist noch, dals er kein Operculum besitzen kann, und dafs der Aptychus, wie Hr. Voltz meint, nicht als ein Operculum angesehen werden kann. Ist der Aptychus ein Theil eines Ammoniten, wie das ganz wahr- scheinlich ist, so muls man diesen Theil am Munde suchen oder am Pharynx.” Bemerkungen des Hrn. Prof. J. Müller. Wesentliche Unterschiede kommen in der Zahl der Tentakeln bei Owen und Valenciennes nicht vor, sondern nur in der Deutung derselben in Beziehung auf die Organe an den Sepien. Owen nimmt seine Digitationen oder Tentakelröhren für die Arme, und zwar nur die 19 Digitationen jeder Seite, während er die um den Mund sitzenden Haufen von Tentakeln als 4 appendices labiales tentaculiferae bezeichnet. — Valenciennes nimmt die Lappen, welche die Tentakelröhren abschicken, als Arme. Was er die beiden oberen Arme nennt, heilst bei Owen Aood, Hut. Da dieser, nach Owen, zwei Tentakeln ausschickt, so betrachtet er ihn als zwei in der Mitte vereinigte Digitationen von ähnlicher Art, wie die übrigen. — Der Lappen jeder Seite, worauf die 17 Röhren mit Tentakeln sitzen, heilst bei Valenciennes zweiter oder äulserer Arm; die Tentakeln sind ihm die Analoge der Saug- näpfe der Sepien. Owen nennt die einzelnen Tentakelröhren Arme, deren er 19 auf jeder Seite zählt. Rumph hat 20. — Den dritten (oberen inneren) und: vierten (unteren inneren) Arm jeder’ Seite bekommt Valenciennes aus den vorderen und: hinteren appendices labiales tentaculiferae von Owen, von denen jeder bei ihm 12, bei Valenciennes der eine 13, der andere 12, bei Rumph jeder ı6 Tentakeln hat. Owen vergleicht die unteren appendices labiales den überzähligen Armen des Calmars, die obe- ren als eine weitere Entwickelung der äufseren Lippe derselben. Die Ansicht von Valenciennes bat vieles für sich, auch das, dafs die Cepbalopoden - Gattung Cirrotheuthis von Eschricht Arme hat, die nicht mit Saugnäpfchen, sondern mit zarten, faden- 59 artigen Tentakeln besetzt sind. — Valenciennes erwähnt zwei Tentakeln an jedem der oberen Arme, also zusammen 4, Owen hat an seinem hood nur zwei Tentakeln im Ganzen. — Die beson- dere Tentakel vor und hinter dem Auge ist auch von Valen- ciennes angezeichnet. Ihre Gegenwart bietet einen Einwurf gegen seine Ansicht; indessen haben sie eine andere Structur, als die übrigen Tentakeln. Die blättrigen Organe, welche Owen für Geruchsorgane hielt, kommen bei Valenciennes gedoppelt vor; dann hat er ein bei Owen fehlendes Organ in der Nähe des Auges, eine Röhre, mit einer gefalteten Haut im Innern, welches er für das Geruchsorgan nimmt, weil es, wie bei den Fischen gebaut ist. Sehr wahrscheinlich. — Dafs der Kopfknorpel fehlen sollte, den Owen beschrieben, scheint mir bedenklich. Interessant ist, was vom Herzbeutel mitgetheilt wird und ab- weichend von Owen durch die Zahl der Öffnungen. Wichtig endlich ist das über den Sypho Mitgetheilte und die Bestätigung der Muskelanheftung des Thieres an die Schale. Das von Valen- ciennes beobachtete Thier mag wohl eine andere Species sein, wie auch der nicht gezackte Rand des Schnabels und der überall völlig hornige Zustand desselben glauben machen. ———ZaÜa D— N ia en ” er nid Annie nut er LAITH . as als (nuannie ee sie waded narsshai sadyrien A in 4 dh ? y j NER FIT Y N agin Ai or i i Basgsorchu1aD), si, a: htia ws dnhgıld asglaäk 12.361, nuchb ;ıow Haggaboy zanualsaslaV jadı unsmod ) nie ‚eoyuh ab di ah ai ne aobasinsl, nam udn ach Er! Er) andalew anal ı ve a osjarlatey nie. dan. ei. Yusdog het nab, iad.sär. ;.23; Jam Aralın eg uab ‚sılloa ala) IORET Tre a 19 OLE 1111 Dr lailsiadeendene, daR I E| Br a daildashbatl in tatadlaa, nodoinlnegd,nnpel 1 N er ham hnise.sliadteg Tas JauadxraH or aswn (ke usingaaileE at Mn? zinda WU, naghun PieR 9b. he, ib dawnb) 19 mon: 'bandeiow- ] 2% aarguerred sb,hup sliasyulf o dor nab,asdü sah vi doilbun mals ar. el, lead sib on. ai auudladnsiads ei ir Boing arabne ania Iloyegen, id. storledoi ski anfı ‚bau ndendad zubchngfl AEBR. Ada e aaa asıdushe endmab: basku - 77 { y ne vr 43 ö > he Jr :& en bes P % “5 + , ’ u { f Lu n RD, Be ee. hl, ne IE Be Bericht über die zur RE geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Februar 1841. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 1. Februar. Sitzung der philosophisch - histo- rischen Klasse. e Hr. Lachmann las einen Aufsatz des Hrn. Hoffmann, wel- ‚cher eine Übersicht des neuesten Zustandes des Lotte- riespiels für Rechnung der Regierung im Preulsi- schen Staate enthält. Nach einer Darstellung des Zustandes, worin sich die für Rechnung des Staats gespielten Lotterien vor der Erschütterung _ befanden, welche die Staatsverwaltung durch den Krieg zu Ende des Jahres 1806 erlitt, folgt eine ausführlichere Würdigung der "Versuche, die Neigung zu Glücksspielen als Einkommenquelle für die Preufsische Regierung seit 1810 und besonders während der dreiundzwanzig Jahre von 1817 bis 1839 zu benutzen. Aus den beim statistischen Büreau amtlich eingegangenen Nachrichten ist hier übersichtlich zusammengestellt, welches Einkommen die Lot- i ien während dieses Zeitraumes den Staatskassen gewährt, und’ wieviel planmälsig die Spieler an Einsätzen gezahlt und an Ge- den Einnehmern planmäfsig zugellossen sind. In wiefern die Preu- che Regierung sich bewogen finden könnte, nach dem Bei- spiele Grofsbritanniens und Frankreichs das Lotteriespiel für ihre Rechnung gänzlich aufzugeben, bleibt schließslich in Frage ge- stellt. 2841] he 62 4. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Mitscherlich las zwei Abtheilungen von einer Abhand- lung über die chemische Verwandtschaftskraft; in der ersten suchte er zu zeigen, dals die Annahme von zusammen- gesetzten Atomen, die durch Ausscheidung von Wasser oder von Verbindungen des Wasserstoffs mit electronegativen Substanzen gebildet werden, und deren Existenz er in einer früheren Abhand- lung (gel. im Febr. 1834 u. gedr. in den Schriften d. k. Akad. f. d.J. 1833. $.497.) nachgewiesen habe, auch die Thatsachen, worauf die Substitutions-Theorie und die der Typen gegründet ist, vollstän- dig erkläre; in der zweiten suchte er zu beweisen, dals bei vielen organischen Verbindungen aulser der chemischen Verwandtschafts- kraft noch eine andere die Zersetzung derselben hindernde Ur- sache vorhanden sei. Bei den organischen Verbindungen hat man keine beobachtet, welche nicht nach dem Gesetz der bestimmten Proportionen zu- sammengesetzt ist, und deren Zusammensetzung sich nicht nach der atomistischen Theorie erklären läfst; auch hat man bei diesen keine Thatsache mit Bestimmtheit ermittelt, welche auf eine Aus- nahme von den Regeln führt, welche, was die chemische Verwandt- schaft anbetrifft, für die unorganischen Verbindungen insbesondere von Berzelius aufgestellt worden sind, so dals also auch bei die- sen die Verbindungen aus electronegativen und electropositiven Substanzen bestehen, und dals, wenn eine Substanz in den unorga- nischen electronegativ oder electropositiv ist, sie es auch in den or- ganischen ist. Da aber die organischen Verbindungen viel zusammen- gesetzter sind, als die unorganischen, und die Elemente, woraus sie bestehen, unter einander andere und sehr verschiedenartige Ver- bindungen eingehen können, so ist es natürlich, dafs man dabei so- wohl Verbindungen anderer Art wie die unorganischen, als Verbin- dungen gewisser Art vorherrschend findet, die bei den unorgani- schen selten beobachtet werden, und unberücksichtigt geblieben sind, und manchmal auch unrichtig erklärt werden. Die meisten organischen Verbindungen enthalten Wasserstoff; es ist vorauszu- sehen, dafs, wenn Sauerstoffverbindungen sich mit diesen vereini- gen, bei dergrolsen Verwandtschaft des Sauerstoffs zum Wasserstoff sehr häufig besondere Erscheinungen eintreten müssen; verbindet 63 sich nämlich Chlorwasserstoffsäure oder eine andere Wasserstoff- säure mit einem Metalloxyd, so findet sogleich eine Ausscheidung von Wasser statt, und ein Chlormetall bildet sich, welches man mit denselben Eigenschaften und derselben Zusammensetzung durch die directe Verbindung von Chlor mit dem Metall erhalten kann; man kann sogar kaum mit Bestimmtheit irgend eine Verbindung einer Wasserstoffsäure, das Wasser natürlich ausgenommen, mit einem Metalloxyd nachweisen; dieses beweist, wie leicht die Aus- scheidung von Wasser erfolgt, doch kann man daraus keine wei- tere Aufklärung über organische Verbindungen erhalten. Wichti- ger sind jedoch schon in dieser Hinsicht die Verbindungen, welche durch die Einwirkung des Ammoniaks auf Metalloxyde und Chlor- metalle entstehen; die Stickstoffverbindungen, welche man da- durch erhält, bestehen aus 2 Atomen Stickstoff und 3 Atomen Me- tall, und unstreitig ist die Zusammensetzung des Ammoniaks, des- sen Wasserstoff sich mit dem Sauerstoff des Metalloxyds verbindet, die Ursache dieses complicirten Verhältnisses; ähnliche Fälle kom- men häufig und auf sehr verschiedene Weise bei den organischen Verbindungen vor, und die Gesetze dafür können deswegen bei die- sen erst vollständig studirt werden. — Bei den unorganischen Ver- bindungen bildet die Phosphorsäure, je nachdem man ein Atom der- selben mit einem, zwei oder drei Atomen Basis bei einer erhöhten Temperatur verbindet, drei verschiedene Säuren, welche gleich zusammengesetzt, aber in ihrem chemischen Verhalten sehr ver- schieden sind; die wenigen Elemente, woraus diese Säure besteht, - können sich, obgleich ihre Verwandtschaft zu einander sehr grols ist, auf drei verschiedene Weisen mit einander verbinden, und bei den Salzen, welche man mit diesen Säuren, indem man sie von einer Basis an die andere überträgt, darstellt, bleiben die Säuren unverändert; nur in wenig Fällen findet bei der gewöhnlichen Tem- peratur eine Umänderung der einen Säure in die andere statt: die Metaphosphorsäure ändert sich, in Wasser aufgelöst, nur sehr lang- sam in Paraphosphorsäure und Phosphorsäure um; ebenso muls man eine Auflösung von metaphosphorsaurem Natron sehr lange stehen lassen, bis es sich in das saure phosphorsaure Natron umgeändert hat; zerlegt man paraphosphorsaures Bleioxyd mit Schwefelwasser- stoff und sättigt die Säure mit kohlensaurem Natron, so erhält man phosphorsaures Natron. Erhitzt man die violette Auflösung der 64 Doppelsalze des schwefelsauren Chromoxyds bis über 80°, so wird sie schön und intensiv grün; beim Erkalten bleibt diese grüne Farbe, und aus der Auflösung kann man das Doppelsalz nicht mehr krystal- lisirt erhalten, es sondert sich nur schwefelsaures Kali daraus aus, das Chromoxyd ist in eine andere Modification übergegangen, in welcher es keine Doppelsalze bildet, eine Entdeckung, die man Fi- scher verdankt. Das Chromoxyd der oxalsauren Doppelsalze geht, wenn man die Auflösung derselben bis zum Kochen erhitzt, gleich- falls in die grüne Modification über, beim Erkalten der Flüssigkeit jedoch wieder in die violette, so dafs man aus der Auflösung das Doppelsalz unverändert wieder krystallisirt erhalten kann. Bei den organischen Verbindungen mufs eine solche Umsetzung durch Basen und durch eine erhöhte Temperatur bei ihren complicirten Zusam- mensetzungen und der Verwandtschaft der Elemente, woraus sie be- stehen, zu einander, und die sich mannigfaltig vereinigen können, sehr häufig vorkommen, theils werden die neuen Verbindungen, wenn die Basen und die Temperatur nicht mehr einwirken, sich erhalten, theils werden die Elemente wieder in ihren vorigen Zu- stand zurückkehren. So wie ein Atom Schwefelsäure sich mit einem Atom einer Basis zu einem Salz verbindet, und beide Atome sich an einander legen, so verbindet sich ein Atom Schwefelsäure, S30, mit einem Atom Benzin, 12C 12H; untersucht man aber die erhaltene Ver- bindung, so besteht sie aus S20 ı0H 12C; ebenso verbindet sich ein Atom Salpetersäure, 2N 50, mit einem Atom Benzin, 12C 12H, zu aN4O 10H 12C. Diese Zusammensetzung läfst nur eine Erklä- rung zu, welche auch zugleich der Ausdruck des Vorgangs selbst ist, nämlich dafs ein Atom Schwefelsäure oder ein Atom Sal- petersäure sich an ein Atom Benzin legen, und dafs da, wo ein Atom Sauerstoff der Säure und zwei Atome Wasserstoff des Benzin sich berühren, sie sich mit einander verbinden und als Wasser ausscheiden, indem die übrigen Atome ihre frühere Lage gegen einander behalten, wodurch die anderen Atome Sauer- stoff der Schwefelsäure oder die der Salpetersäure verhindert werden, sich gleichfalls mit dem Wasserstoff des Benzins zu ver- binden. Die Salpetersäure verbindet sich in zwei verschiedenen Verhältnissen mit dem Naphthalin; die erste Verbindung, ZN 40 65 44H 20C, entsteht, wenn ein Atom Salpetersäure, 2N 50, sich neben ein Atom Naphthalin, 20C 16H, legt und ein Atom Wasser sich aus- scheidet; sie bildet sich also auf dieselbe Weise wie das Nitro- benzid, 2N 40 10H 12C. Die zweite, 4N sO 12H 20C, entsteht durch die Verbindung von zwei Atomen Salpetersäure mit einem Atom Naphthalin, indem zwei Atome Wasser sich ausscheiden, das zweite Atom Salpetersäure sich also an eine andere Seite des Naphthalin- atoms anlegt. Das Nitrobenzid kann man nicht als eine Verbin- dung von einem Kohlenwasserstoff, 10H 12C, und einer Säure, die aus 2N /4O besteht, ansehen; denn weder ein solcher Kohlen- wasserstoff noch eine solche Säure existirt für sich, und eine solche Gruppe nur in diesen und diesen ähnlichen Verbindungen; auch kann man darin eine Basis, welche aus 10H 12C 10 besteht, nicht annehmen; denn diese mufs man alsdann auch im Sulfobenzid an- nehmen, worin dann eine Säure enthalten ist, welche aus einem Atom Schwefel und einem Atom Sauerstoff besteht, und deren Sauerstoff sich zu dem der Basis wie 1:1 verhält; eine solche Säure existirt nicht. Bei der Bildung des Oxamid, 2C20 4H 2N, verbindet sich ein Atom Oxalsäure, 2C30, mit einem Atom Ammoniak, 6H2N, ein Atom Wasser hat sich also bei der Verbindung ausgeschieden; das Oxamid kann man aus Oxalsäure und Ammoniak darstellen und durch Kali in Oxalsäure und Ammoniak zerlegen. Da der Harn- stoff, 1C1O4H2N, durch Gährung, durch Schwefelsäure und durch Kali in Kohlensäure und Ammoniak zerlegt wird, so ist er sehr wahrscheinlich dem Oxamid analog zusammengesetzt, und be- steht demnach aus einem Atom Kohlensäure und einem Atom Am- moniak weniger ein Atom Wasser. In dem Oxamid ist die Ato- _ mengruppe 2620, im Harnstoff die Atomengruppe 1C 10, nicht als eine besondere Säure anzusehen, denn eine solche Säure kennt man weder isolirt noch mit Oxyden verbunden, noch weniger kann man darin ein Oxyd, wie man es bei den Amidverbindungen ver- sucht hat, annehmen, welches aus 2N4H 10 besteht, denn im Harn- stoff wäre damit als electronegativer Körper ein Atom Kohlen- stoff verbunden. Eben so wenig darf man annehmen, dafs die Amide aus einem electronegativen Körper, AH2N, der sich wie Chlor verhält, und einem electropositiven, welcher sich wie ein 66 Metall verhält, und der im Oxamid und Harnstoff Kohlenoxyd sein würde, bestehen; durch keinen Versuch läfst sich die Anwesen- heit von Kohlenoxyd nachweisen, noch weniger ist 2N4H dem Chlor ähnlich, denn dann müfste das Ammoniak eine Wasserstoff- säure sein; beim Sulfamid, beim Succinamid und anderen Ami- den läfst sich diese Ansicht noch weniger durchführen; für jedes Amid mülste man ein eigenes Radical annehmen, welches, ob- gleich es sich gegen 4H2N positiv verhält, wenn es sich mit Sauerstoff verbindet, zu den stärksten Säuren gehört. Mit den Kohlenwasserstoffarten, die sich mit Säuren verbin- den, also electropositiv sich verhalten, verbinden sich gleichfalls Chlor und Brom; seltener und weniger studirt sind die Verbin- dungen derselben mit Jod und Schwefel. Ein Atom Benzin, 12C 12H, verbindet sich mit 12 Atomen Chlor zu Chlorbenzin, durch Erhitzen oder durch Einwirkung von einer Basis, tritt die Hälfte des Chlors und des Wasserstoffs mit einander verbunden aus; und das Chlorbenzid wird gebildet, welches statt 6 Atome Wasserstoff, welche ausgeschieden sind, 6 Atome Chlor enthält. Mit einem Atom Naphthalin verbinden sich vier Atome Chlor zu Naphthalin- chlorür, und beim Überschufs von Chlor acht Atome Chlor zu Naphthalinchlorid; aus der ersten Verbindung scheiden sich, wenn sie mit Kalı destillirt wird, zwei Atome Chlor und zwei Atome Wasserstoff, aus der zweiten vier Atome Chlor und vier Atome Wasserstoff als Chlorwasserstoff aus. Hier findet offenbar: das- selbe statt, wie bei der Verbindung der Salpetersäure mit dem Naphthalin;; bei der ersten Verbindung legen sich an eine Stelle eines Atoms Naphthalin zwei Doppelatome Chlor, und bei der Destillation mit Kali verbindet sich das Doppelatom Chlor, wel- ches neben einem Doppelatom Wasserstoff liegt, mit diesem, scheidet sich als Chlorwasserstoff aus, und in die Stelle des Was- serstoffs legt sich das andere Doppelatom Chlor; in der zweiten legen sich die beiden hinzukommenden Doppelatome Chlor an eine andere Stelle des Naphthalinatom und bei der Destillation mit Kali findet dasselbe statt, was bei der ersten Verbindung vorging. Aus der Zusammensetzung der Essigsäure, Ameisensäure, Bal- driansäure, der Äthalsäure, verschiedener fettigen Säuren und aus der des Alkohols, des Holzalkohols, des Fuselalkohols und des 67 Äthals, durch deren Oxydation die vier ersten Säuren entstehen, ist es sehr wahrscheinlich, dafs sie durch die Verbindung von einem Atom eines Kohlenwasserstoffs mit vier Atomen Sauerstoff gebil- det werden. Die Essigsäure würde sich also bilden, indem ein Atom Ätherin, ACsH, sich mit vier Atomen Sauerstoff verbindet. Werden die Säuren an Basen gebunden, so enthalten sie stets ein Atom Wasser weniger; das sich also wie bei der Verbindung der Schwefelsäure mit dem Benzin zu Sulfobenzid ausgeschieden bat, welches in den Salzen um so eher statt finden kann, da die Wirkung der Basis auf die Säure noch hinzukömmt, welche, wie die phosphorsauren Salze es zeigen, sehr grols sein kann. Wer- den diese Säuren von der Basis getrennt, so nehmen sie ein Atom Wasser wieder auf; dieses Atom kann sich entweder in die Ver- bindung wieder einschieben, so dals in der Säure wieder ein Atom des Kohlenwasserstoffs neben vier Atome Sauerstoff liegt, oder sich auch als Basis verhalten, so dals es sich an die Atomengruppe, welche durch das Austreten eines Atoms Wasser gebildet worden ist, wie die anderen Basen anlegen würde, auf dieselbe Weise, wie Chlorwasserstoffsäure mit einem Metalloxyd, Wasser und einem Chlormetall bildet, welcher sich mit mehreren Atomen Wasser verbindet. Diese einfache Ansicht der Zusammensetzung lälst sich “auf viele andere Säuren anwenden, die krystallisirte Margarinsäure z.B. hat sich sehr wahrscheinlich durch die Verbindung eines Atoms Kohlenwasserstoff, 32C 64H, mit vier Atomen Sauerstoff gebildet, ist der Essigsäure also ganz analog zusammengesetzt; und es ist nicht unwahrscheinlich, dafs je nachdem die vier Atome Sauerstoff ‚sich an der einen oder anderen Stelle des Atoms Kohlenwasser- - stoff anlegen, verschiedene isomerische Säuren, wie die Äthalsäure, _ Margarinsäure und andere mehr, gebildet werden. Die Umände- zung der Äpfelsäure in Fumar- und Equisetsäure, der Citronen- säure in Aconitsäure, der Weinsteinsäure, wenn ihre Verbindung mit Antimonoxyd und Kali, bis kein Wasser mehr entweicht, er- hitzt wird, in eine andere Säure, zeigt, dals durch erhöhte Tem- peratur und durch Einwirkung von Basen noch mehrere Atome Wasser ausgeschieden werden können. Verbindet sich eine wasserstoffhaltige Säure mit einer unorga- nischen, so scheidet sich gleichfalls ein Atom Wasser aus; ein Atom 68 Zimmtsäure oder ein Atom Benzo&säure verbindet sich mit einem Atom Salpetersäure, und an den Berührungspunkt verbindet sich ein Doppelatom Wasserstoff der organischen Säure mit einem Atom Sauerstoff der Salpetersäure zu Wasser. Da die Salpetersäure und das Chlor mit dem Benzin und Naphthalin sich auf äbnliche Weise zersetzen, so läfst es sich vor- aussetzen, dafs Chlor gegen organische Säure sich ähnlich wie die Salpetersäure zur Benzo@säure verhalte; das klarste Beispiel ist die Chloressigsäure, welche gebildet wird, indem ein Atom Es- sigsäure sich mit zwölf Atomen Chlor verbindet, und aus der Verbindung sechs Atome \Vasserstoff und sechs Atome Chlor als Chlorwasserstoffsäure austreten; es ist sehr wahrscheinlich, dafs die Lage der Kohlenstoff- und Sauerstoffatome in der Chloressig- säure dieselbe ist, wie in der Essigsäure; auf dieselbe Weise wie in der Benzo&salpetersäure die nach dem Austreten der beiden Atome Wasserstoff in der Benzo@säure übrig bleibenden Atome dieselbe Lage wie in der Benzo&@säure haben; es ist nicht unwahr- scheinlich, dafs die vier Atome Sauerstoff sich an die eine Seite des Kohlenwasserstoffatoms der Essigsäure legen, und die zwölf Chloratome an die andere. Bei vielen zusammengesetzten Ätherarten verbindet sich nur der darin enthaltene electropositive Körper mit dem Chlor, und zwar ein Atom desselben mit acht Atomen Chlor, und aus der Ver- bindung scheiden sich vier Atome Chlor und vier Atome Wasser- stoff als Chlorwasserstoff aus, so dafs der mit der Säure verbun- dene Körper aus AC$H 10 besteht; dieser verhält sich, was die Lage seiner Bestandtheile betrifft, zur Säure auf ähnliche Weise, wie die Benzo&salpetersäure oder Chloressigsäure in ihren Salzen zur Basis. Die zahlreichsten Verbindungen bildet der Chlorwasser- stoffäther, der Chlorwasserstoffholzäther und der Äther, indem Chlor darauf einwirkt; ohne Zersetzung hat man diese Substanzen mit Chlor noch nicht verbinden können, wie das Benzin und Naph- thalin, sondern stets wirken zwei Doppelatome Chlor ein, wovon ein Doppelatom sich, mit einem Doppelatom Wasserstoff verbun- den, ausscheidet, in dessen Stelle das andere Doppelatom tritt; in diesen Substanzen ist der Wasserstoff theils loser gebunden, als im Benzin, theils findet bei der Einwirkung des Chlors eine starke 69 Wärmeentwickelung statt, theils findet die Einwirkung nur bei einer erhöhten Temperatur und unter Umständen statt, wodurch die Ausscheidung von Chlorwasserstoff bewirkt wird. Alle diese Verbindungen bilden sich jedoch durch die Verwandtschaft des Chlors zu der Substanz, womit es sich verbindet, und gegen wel- che es sich electronegativ verhält; dafs aber für jedes ausgeschie- dene Atom Wasserstoff ein Atom Chlor in die Verbinduug ein- tritt, rührt unstreitig von der Gruppirung der Atome her. Nimmt das Chlor denselben Raum ein wie der Wasserstoff, so müssen die Verbindungen, sie mögen Wasserstoff oder Chlor enthalten, gleiche Krystallform haben; sehr wenige derselben kann man kry- stallisirt erhalten; und nur von zweien, vom Ätheroxamid und Chlorätheroxamid, ist die Form bis jetzt bestimmt; die Winkel der Endflächen stimmen bei diesen beiden Verbindungen überein, die der Seitenflächen jedoch nicht; lassen sich aber auf einander zurückführen. Da bei isomorphen Körpern eine vollständige Über- einstimmung statt finden muls, so ist es noch nicht ausgemacht, ob sie wirklich isomorph sind; sollte die Form verschieden sein, so führt die Übereinstimmung der Winkel der Endflächen darauf, an welcher Stelle des Krystalls das Chlor liegt, so dafs die Unter- suchung der Krystallform von Verbindungen dieser Klasse für solche Bestimmungen von grofser Wichtigkeit werden kann. Dumas hat durch die Annahme von chemischen Typen und die Aufstellung der Substitutionstheorie das Interesse der Chemi- ker besonders auf das Verhalten des Chlors zu den wasserstoff- haltigen Verbindungen geleitet, und dadurch die Entdeckung einer grolsen Anzahl neuer Verbindungen veranlafst, die durch ihre - Zusammensetzung, und die Art, wie sie sich bilden, zu allgemeinen "und wichtigen Resultaten geführt haben, wie die Untersuchungen von Dumas selbst, von Regnault, Laurent, Malaguti, Per- soz und anderen dieses hinreichend gezeigt haben. Unter einer chemischen Type versteht Dumas eine Anzahl mit einander ver- bundenener Elemente, wovon jedes einzelne Element durch ein anderes Element, von welcher Natur es sein mag, ersetzt werden kann, und zwar nach einander das eine nach dem anderen, bis von den ursprünglichen keins mehr vorhanden ist; die relative Stellung der Elemente gegen einander bleibt jedoch dieselbe, und diese ist 70 das Wesen der Type; so wird im Äther, im Chlorwasserstoffäther und im Chlorwasserstoffholzäther ein Doppelatom Wasserstoff nach dem andern durch ein Doppelatom. Chlor bei fortgesetzter Einwirkung des Chlors ersetzt. Wird, nach Dumas, ein Atom aus einer Verbindung weggenommen, ohne ersetzt zu werden, so werden die übrigbleibenden Atome in ihrer früheren Lage nicht bleiben können, und es wird eine neue Type entstehen; eine Type bestehe z. B. aus vier Atomen, 89, wovon das eine, ©, Kohlen- stoff, die anderen drei Wasserstoff sind, der Wasserstoff kann durch ein Atom Chlor, Brom, Jod u. s. w. ersetzt werden, die re- lative Lage der Theile wird dieselbe bleiben; wird ein Atom Wasserstoff, ohne ersetzt zu werden, weggenommen, so entsteht eine Lücke, die die Atome, vermöge ihrer Anziehungskraft zu ein- ander, ausfüllen werden, eine neue Type, ®, wird sich bilden, und in dieser werden auf dieselbe Weise, wie bei der ersten, die WVasserstoffatome durch Atome von Chlor, Brom u.s. w. ersetzt werden. Dals Chlor und Wasserstoff sich Atom für Atom er- setzen, ist eine Thatsache, und dafs die relative Lage der Atome einer Verbindung auf die Zersetzungen, ‘welche sie erleidet, und auf die Art der Verbindungen, welche dadurch gebildet werden, einen wesentlichen Einfluls habe, ist sehr wahrscheinlich, und bei den organischen Verbindungen, die wir nicht durch directe Ver- einigung der Elemente erhalten, sondern durch Umsetzungen und Zersetzungen, und Verbindungen schon mit einander yereinigter Elemente, muß dieser Einfluls weit bemerkbarer werden, als bei den organischen, obgleich auch bei diesen die Phosphorsäure in ihren drei Modificationen einen klaren Beweis davon giebt. Wür- den alle Atome einer Verbindung durch andere, von welcher che- mischen Natur sie sein mögen, ersetzt werden, so würde dieses ganz dem, was bei den unorganischen Verbindungen für die che- mische Verwandtschaft als erstes Grundgesetz angesehen wird, widersprechen; doch ist dieses auch noch durch keine einzige Thatsache bewiesen, die Kohle hat man noch nicht durch Chlor und Körper ähnlicher Art ersetzen können; auch würde man dann auch am Ende für jede Type eine Verbindung erhalten können, die nur aus gleichartigen Atomen bestände: Typen z. B. aus Chloratomen, die duch ihre Stellung zusammen gehalten würden. 71 In die Stelle von Chlor tritt bei den organischen, wie bei den un- organischen, Brom, Jod, Cyan u.s. w.; auch ist ein Salz oder - Doppelsalz gewisser Massen als eine Type zu betrachten; das Kupfer im schwefelsauren Kupferoxyd kann man durch Zink, Eisen u. s. w. ersetzen, den Schwefel durch Selen, Chrom und Mangan, _ im arseniksauren Natron, Na’ As, kann man vermittelst Schwefel- wasserstoff die Sauerstoffatome durch eben so viel Schwefelatome ersetzen, wodurch man das bekannte Schwefelsalz, 3NaS-+AsS?, erbält. Auf welche Weise aber Chlor den Wasserstoff ersetzt, ‚geht aus den vorher zusammengestellten Reihen von Verbindungen hervor. Benzin ist ein electropositiver Körper und verbindet sich mit Säuren und mit Chlor und Brom; ebenso verhält sich das Naphthalin; treten bei der Veränderung des Naphthalinchlorür in Naphthalidchlorür ein Doppelatom Wasserstoff und ein Doppel- atom Chlor aus, und in die Stelle des ersteren ein Doppelatom Chlor, so kann, wenn Chlor- und Wasserstoffatome gleich grols sind, das Naphthalidchlorür dieselbe Form wie Naphthalin haben; aber dessenungeachtet ist darin Chlor electronegativ, und mit den den übrigen Atomen, die eine electropositive Gruppe bilden, ver- bunden; bei Nitronaphthalid liegen an der Stelle des ausgetrete- nen Doppelatoms Wasserstoff, 2N4O, die unstreitig einen grölse- ren Raum einnehmen, als jenes, aber doch durch ihre Lage die anderen Atome, in ihrer früheren Stellung gegen einander, er- balten können. - Schwefelsäure und Salpetersäure können zu anderen Säuren, wie zur Benzo@säure und zur Zimmtsäure, nur sehr geringe Ver- wandtschaft haben, wie dieses im Allgemeinen zwischen electro- negativen Körpern der Fall sein mufs. Ferner kann man die Wärme, welche bei einer chemischen V erbindung, in so fern sie durch diese blos hervorgebracht ist, als das Maas der chemischen Verwandt- schaft annehmen; Salpetersäure verbindet sich mit Zimmtsäure unter einer geringen Wärmeentwickelung, so dals, wenn man auf ein Theil Zimmtsäure acht Theile Salpetersäure nimmt, die Tem- peratur der Masse, obgleich die Zimmtsalpetersäure sich als fester Körper ausscheidet, wodurch viel Wärme frei wird, nur um 40° steigt; und wenn wasserfreie Schwefelsäure mit Benzo&säure sich verbindet, so ist die Wärme, welche frei wird, viel geringer, als 72 wenn dieselbe Menge Schwefelsäure sich mit Wasser zum ersten Hydrat vereinigt. Obgleich also in der Benzo@schwefelsäure die beiden Säuren sehr schwache Verwandtschaft zu einander haben, kann man sie doch mit einer Kaliauflösung oder jeder anderen star- ken Basis im Überschu[s kochen, ohne dals eine Zersetzung statt findet; eben so verhält sich die Zimmt- und Benzo&salpetersäure. Auch wenn man Benzin zu wasserfreier Schwefelsäure hinzusetzt, ist die Wärmeentwicklung, welche bei der Verbindung desselben zu Benzinschwefelsäure, statt findet, bei weitem nicht so hoch, als wenn sich das erste Hydrat der Schwefelsäure gebildet hätte; aber auch die Benzinschwefelsäure, in welcher nur die eine Hälfte der Schwefelsäure so frei ist, dals sie eine Basis sättigt, die andere aber mit dem Benzin zu einem indifferenten Körper verbunden ist, wird nicht durch die stärksten Basen, wenn man die Auf- lösung ihrer Salze damit kocht, zerlegt. Da diese Säuren oder ihre Salze im aufgelösten Zustand mit starken Basen in Berüh- rung kommen, so sind alle Bedingungen erfüllt, unter welchen bei unorganischen Verbindungen, bei den Salzen z. B., sogleich eine Zersetzung, wenn zu einer Verbindung eine Substanz hin- zugeseizt wird, welche eine gröfsere Verwandtschaft zu einem der Bestandtheile derselben hat, erfolgen mülste. Die Gründe, warum sie nicht statt findet, ist höchst wahrscheinlich das Aus- treten des einen Atoms Wasser an der Berührungsstelle, wo- durch die beiden Atomengruppen sich näher an einander haben legen können; dieses Atom müfste wieder zwischen die beiden Gruppen treten; das Hineintreten des Atoms kann aber durch das Zusammenliegen der übrigen Atome der beiden Verbindun- gen verhindert werden; erhitzt man daher die Benzo&schwefel- säure mit Kali so stark, bis sie sich zersetzt, so wird man kein benzo&saures und schwefelsaures Kali erhalten, sondern Zerset- zungsproducte, unter anderen schweflichtsaures Kali. Auch bei den unorganischen Erscheinungen kann man ähnliche Verhältnisse nachweisen: das chlorsaure Kali kann man schmelzen, ohne dals es sich zersetzt; mengt man es aber mit Kupferoxyd oder einem anderen Körper dieser Art (Doebereiner beobachtete diese Er- scheinung zuerst bei einem Gemenge von chlorsaurem Kali und Mangansuperoxyd) und erhitzt es bis zu einem bestimmten Punkt, 13 so beginnt eine heftige Zersetzung, wobei das Gemenge ins Glü- hen geräth, obgleich Sauerstoff gasförmig entweicht, wodurch also viel Wärme gebunden wird und auch das Kupferoxyd noch so _ viel Wärme erhält, dafs es bis zum Glühen erhitzt wird; das Roth- | glühen dauert fort, bis das chlorsaure Kali sich vollständig in Sauerstoff und Chlorkalium zerlegt hat; das Kupferoxyd erleidet dabei keine Veränderung und überchlorsaures Kali bildet sich nicht dabei. Im chlorsauren Kali sind die Elementaratome, da sie das zusammengesetzte Atom selbst bilden, in noch innigerer Be- rührung, als die eines benzo@schwefelsauren Salzes und die des Kali, wenn beide Substanzen in Wasser aufgelöst sind, und es ist hier noch auffallender, dals die überwiegende Verwandtschaft des Chlors zum Kalium nur unter gewissen Umständen wirksam werden kann; dafs sie aber grölser als die Summe der anderen Verwandtschaften, des Sauerstoffs nämlich zum Chlor, des Sauer- stoffs zum Kalium, und der Chlorsäure zum Kali ist, ist nothwen- dig, weil die Verbindung des Chlors mit Kalium, wenn sie einmal begonnen hat, ohne weitere Unterstützung von äulserer Wärme vor sich geht, so dals der chemische Procefs nicht durch die hinzu geführte Wärme bewirkt wird, welche die Kraft, womit Sauerstoff luftförmigen Zustand annimmt, so vermehrt, dafs die chemische Verwandtschaftskraft, wodurch er gebunden ist, da- durch aufgehoben wird. Dals die Zerlegung des chlorsauren Kalis nur unter gewissen Umständen erfolgt, scheint von der Anordnung der Atome herzurühren. Die Atome Sauerstoff können das Chlor und das Kalium so von einander trennen, dafs die Verbindung des- ‚selben erst statt finden kann, wenn durch eine Contactsubstanz die Lage derselben verändert wird; die verglimmenden, die abbren- nenden und detonirenden Verbindungen, z.B. der Gadolinit, die knallsauren, picrinsalpetersauren Salze verhalten sich den zimmt- und benzo&salpetersauren Salzen ähnlich; obgleich in diesen Ver- bindungen die Elemente in einem und demselben Atom enthalten ‚ sind und daher einander sehr nahe liegen müssen, so vereinigen sie sich bei der gewöhnlichen Temperatur dennoch nicht zu den- jenigen Verbindungen, welche sie bilden müfsten, wenn blos die chemische Verwandtschaft wirksam wäre; das Hindernils, warum es nicht geschieht, und bei einer erhöhten Temperatur mit solcher | | u 74 Heftigkeit, liegt am wahrscheinlichsten in der Stellung der Atome gegen einander. Die sauren und neutralen Ätherarten bieten dieselben Erschei- nungen dar, wie die Benzo@schwelelsäure, Zimmtsalpetersäure und die Verbindungen dieser Klasse. Bei der Bildung der Ätherschwe- felsäure findet nur eine sehr geringe Wärmeentwickelung statt. Setzt man zu zwei Theilen Alkohol ein Theil Schwefelsäure und ein Theil Wasser, so beträgt die Temperatur der Mischung 70°; setzt man zu einem Theil Schwefelsäure ein Theil Wasser, und dann zwei Theile Alkohol, so beträgt die Temperatur der Mi- schung 68°; bei dem ersten Versuch hat sich ungefähr die Hälfte der Schwefelsäure mit dem Alkohol zu Ätherschwefelsäure ver- bunden, in dem zweiten ist keine gebildet worden; bei der Bil- dung der Ätherschwefelsäure ist also nur unbedeutend mehr Wärme frei geworden, als bei der Verbindung des Hydrats der Schwefelsäure, HS, mit dem Wasser. Die Wärme also, welche frei wird, wenn das erste Hydrat der Schwefelsäure in Äetherschwefel- säure sich umändert, und diese mit Wasser sich verbindet, beträgt nur unbedeutend mehr, als wenn die Schwefelsäure mit einer so schwachen Basis, als Wasser ist, eine zweite Verbindung eingeht. Die Ätherschwefelsäure, mit vielem Wasser verdünnt, zerlegt sich allmälig in Schwefelsäure und Alkohol, und sehr rasch, wenn man die Flüssigkeit kocht. Mehrere ätherschwefelsaure Salze, z. B. ätherschwefelsaurer Baryt, Strontian und Kalk zerlegen sich, wenn sie blofs bis zur Trockne abgedampft werden, so dals freie Schwefelsäure und ein schwefelsaures Salz zurückbleiben. Meh- rere Ätherarten, z. B. Oxaläther, zerlegt sich allmälig mit Was- ser. Aus diesem Verhalten mufs man schliefsen, dafs in den Äther- arten die Säure nur durch sehr schwache Verwandtschaft gebun- den ist. Das ätherschwefelsaure Kali, die Verbindung also von Schwefeläther mit schwefelsaurem Kali, kann man jedoch mit ei- nem Überschuls von Kali, also mit der stärksten Basis versetzen, ja damit kochen, ohne dafs der Äther im Mindesten zersetzt wird. Die meisten Ätherarten kann man in einer alkoholischen Ammo- niakflüssigkeit auflösen und damit kochen, ohne dals sie zersetzt werden; durch Wasser werden sie wieder unverändert daraus ab- geschieden, wie der Benzo@äther, der Benzo&salpeteräther u. s. w. ı 75 Bei diesen Versuchen sind, da die Substanzen in flüssigem Zustande auf einander einwirken, die Bedingungen erfüllt, unter denen bei gewöhnlichen Salzen sogleich eine Zersetzung erfolgen würde. Hier muls, wie bei der Benzoöschwefelsäure, ein Hindernifs in der ‚Lage der Theile statt finden, weswegen die Zerlegung nicht statt - findet, und um sich irgend eine Vorstellung davon zu machen, kann _ man z.B. annehmen, dafs in der Alkoholgruppe in die Stelle, da wo vorher ein Atom Wasser oder zwei Atome Wasser- und ein Atom Sauerstoff lagen, die Säuren hinein getreten, und zum Theil von den anderen Atomen des Alkohol umgeben sind; bei den ein- fachen Zusammensetzungen der gewöhnlichen Salze liegen hin- gegen Säure und Basis neben einander liegen. So wie die Ätherarten unter gewissen Bedingungen sich nur zersetzen, so bilden sie sich auch nur unter gewissen Bedingungen. "Bringt man eine Basis im aufgelösten Zustand mit einer Säure zu- sammen, so findet die Verbindung sogleich statt, und wenn von der einen oder der andern hinreichend vorhanden ist, so verbinden sie sich vollständig miteinander. Bei der Bildung der Ätherarten bleibt bei einem Überschufs von Alkohol entweder ein Theil der Säure des Äthers oder eine andere frei in der Flüssigkeit zurück, wie viel Alkohol man auch zur Schwefelsäure hinzu setzt, nie wird sie vollständig in Ätherschwefelsäure umgeändert; selten bilden sich die Ätherarten bei der gewöhnlichen Temperatur, wie die Ätherschwefelsäure, gewöhnlich ist eine höhere Temperatur und eine längere Einwirkung der Säure auf den Alkohol erforderlich, (wie beim Oxaläther; andere, wie der Essigäther, bilden sich nur langsam und in geringer Menge, in welchem Verhältnils und un- ter welchen Umständen man auch den Alkohol auf die Säure ein- wirken lassen mag; dagegen rasch und in grofser Menge, wenn eine andere Säure gegenwärtig ist; andere bilden sich, wie lange ünd unter welchen Umständen man auch die Säure auf den Al- kohol wirken lassen mag, gar nicht, wie Benzo@äther, Benzo&- sälpeteräther, die Ätherarten der fettigen Säuren; dagegen rasch, wenn eine andere Säure gegenwärtig ist. Zu 100 Theilen einer solchen Säure braucht man nur 10 Theile Schwefelsäure zuzu- setzen; nimmt man weniger, so geht die Ätherbildung um so langsamer von Statten. Destillirt man Essigsäure und Ätherschwe- | | 76 felsäure, so geht Essigäther ungefähr beim Kochpunkt desselben über, und Schwefelsäure bleibt zurück. Es kann bei der Essig- ätherbildung aus Schwefelsäure, Alkohol und Essigsäure, die Schwefelsäure zuerst mit dem Alkohol Ätherschwefelsäure bilden, und diese kann, indem sie das Äthyloxyd an die Essigsäure ab- giebt, sich wiederum in Schwefelsäure umwandeln und auf eine neue Menge Alkohol einwirken, und so das Äthyloxyd an die Essigsäure übertragen; doch scheint die Ätherschwefelsäurebil- dung nicht nothwendig bei diesem Procels vorhergehen zu müs- sen; mengt man nemlich einen Theil Schwefelsäure mit 10 Thei- len Essigsäure, und setzt dann 10 Theile Alkohol hinzu, so ist in der Flüssigkeit keine Ätherschwefelsäure enthalten, ja selbst wenn man einen Theil Essigäther überdestillirtt hat, kann man in der zurückgebliebenen Flüssigkeit noch keine Ätherschwefelsäure ent- decken. In diesem Falle könnte man allerdings noch annehmen, dafs in dem Augenblick, wenn sich Ätherschwefelsäure bilde, sie auch schon wieder zersetzt werde. Bei der Anwendung von anderer Säure kann man solchen Einwurf jedoch nicht machen: durch Salzsäure, und leichter als die Salzätherbildung erfolgt, wird Essigäther gebildet; aulserdem wird der Salzäther, wenn man ihn mit Essigsäure, worin er sich leicht auflöst, destillirt, nicht zer- legt, ja im Gegentheil bildet sich, nach Duflos, durch Einwir- kung von Chlorwasserstoffsäure auf Essigäther Salzäther, wenn auch nur in geringer Menge. Eine Chlorzinkauflösung, welche bei 140° kocht, und die mit Alkohol versetzt, damit gar keinen oder nur sehr wenig Äther giebt, bewirkt, wie die Schwefelsäure, die Essigätherbildung. Oxalsäure, Alkohol und Essigsäure geben Essigäther; Oxaläther mit Essigsäure, worin er sich leicht aulöst, zu wiederholten Malen destillirt, giebt dagegen keinen Essigäther. Ganz ähnliche Resultate erhält man mit mehreren anderen Säuren. Destillirt man zu wiederholten Malen Salzäther über Benzo&säure, so bildet sich keine Spur von Benzo@äther. Es ist demnach blos die Gegenwart einer dieser Säuren zur Bildung der zusammen- gesetzten Ätherarten nothwendig, wodurch der Alkohol, welcher mit ihnen in Berührung kommt, in einen solchen Zustand ver- setzt wird, dafs er mit der Essigsäure, Benzotsäure u. s. w. die Ätherarten bilden kann. 77 Läfst man eine wasserhaltige Basis, z. B. Kali auf eine Äther- art einwirken, so verbindet sich die Säure mit der Basis und in- dem ein Atom Wasser aufgenommen wird, bildet sich Alkohol; erhitzt man eine wasserfrei Basis, z. B. Kalkerde, mit ätherschwe- felsaurem Kali (Schriften der k. Akad. f. d. J. 1833. $.522.), so er- hält man Alkohol und schweres Weinöl, aber keinen Äther. . Man kann Kalkerde, wasserfreies Kali, geschmolzenes Chlorcalcium auf Alkohol einwirken lassen, der Alkohol zerlegt sich, obgleich die Verwandtschaft dieser Substanz zum Wasser sehr grols ist, nicht in Äther und Wasser. Aus diesen Gründen, und besonders aus dem ersteren, kann man nicht annehmen, dafs die Ätherarten Salze sind, in denen der Äther die Basis ist und sich nach Art der ge- wöhnlichen Basen verhalten. Wäre der Äther die Basis, so müls- ten sich vorzugsweise bei der Auflösung der Säuren in Äther die Ätherarten bilden, welches nicht der Fall ist; mit den meisten Säuren erhält man gar keine Verbindungen, und selbst, wenn man Äther von Schwefelsäure absorbiren, und nachher die Flüssigkeit langsam Wasser einziehen läfst, so dals jede Temperaturerhöhuug vermieden wird, erhält man keine Ätherschwefelsäure; nur wenn 'man das Gemenge erhitzt, etwa bis 140°, und es bei dieser Tem- peratur längere Zeit erhält, bildet sich Ätherschwefelsäure. Hier- aus ist es schr wahrscheinlich, dafs der Äther von der Substanz, ‘welche mit der Säure in den zusammengesetzten Ätherarten ver- bunden enthalten ist, durch die Art der Verbindung der Bestand- theile verschieden ist, dals also die Atomengruppe des Äthyloxyds, 4C 10H 10, welche mit den Säuren in den zusammengesetzten Äther- arten oder mit dem Wasser in Alkohol verbunden ist, indem die äure oder das Wasser ausgeschieden wird, durch eine Umsetzung der Elemente oder durch .eine innigere Verbindung derselben sich in Äther umändert. Für eine Umsetzung dieser Art bei chemi- schen Verbindungen sprechen so viele Thatsachen, dafs Dumas \ sie, wenn ein Bestandtheil aus einer Type herausgenommen wird, Ohne durch einen anderen ersetzt zu werden, als ein Gesetz in seiner Lehre von den Typen aufstellt. Hieraus erklärt sich auch, weswegen der Äther, in Wasser gelöst, nicht wieder Wasser er- fordert, und sich in Alkohol umändert. Für den Körper, der in den Ätherarten enthalten ist, ist der Name Äthyloxyd sehr pas- send, für den Äther kann man den Namen Äther beibehalten. 2r 78 Die Bildung des Äthers würde demnach darauf beruhen, dafs die Säure aus einer zusammengesetzten Ätherart oder das Wasser aus dem Alkohol ausgeschieden wird, ohne dafs in ihrer Stelle ein anderer Körper tritt; den Alkohol kann man als eine zusam- mengesetzte Ätherart ansehen, welche statt der Säure Wasser ent- hält, und in welcher also das Wasser nur durch sehr geringe Verwandtschaft gebunden ist, aber bei dem, wie bei den Äther- arten, durch eine mechanische Ursache die Ausscheidung nur un- ter einer gewissen Bedingung erfolgt. Diese Bedingung wird bei den Ätherarten und beim Alkohol durch verschiedene Contact- substanzen erfüllt, welche electronegativer Natur sind. Diese Aus- scheidung kann durch Fluorbor, durch verschiedene Chlormetalle, besonders Chlorzink, und verschiedene Säuren, Schwefelsäure, Phosphorsäure u. a. m. erfolgen. Wenn Fluorborgas in Alkohol geleitet wird, so bildet sich Äther, indem dem Alkohol ein Atom Wasser entzogen wird, und durch die Säuren, die vorher keine weitere Verbindungen ein- | gehen, die Umsetzung des Äthyloxyd in Äther erfolgt. Löst man geschmolzenes Chlorzink in Alkohol auf, und unterwirft die Auf- lösung der Destillation, so geht zuerst Alkohol über, bei einer Temperatur von 200° fängt erst die Ätherbildung an, zwischen 210— 220° ist sie am reichlichsten; jenseits dieser Temperatur geht wasserhaltiger Äther und dann Wasser mit den beiden von Masson, dem man diese Methode der Atherdarstellung verdankt, untersuchten Kohlenwasserstoffarten, über; es hat sich also offenbar hier eine Verbindung von Chlorzink und Alkohol gebildet, wie man sie von anderen Chlormetallen kennt, und diese Verbindung zerlegt sich bei 210— 220° in Wasser, welches beim Chlorzink bleibt, indem das Chlorzink das Umsetzen des AÄthyloxyds in Äther bewirkt. ‘A Die Annahme, dafs durch Einwirkung der Schwefelsäure a den Alkohol, bei einer Temperatur, wo die Ätherbildung noch nicht begiont, Ätherschwefelsäure, und diese bei einer erhöhten Temperatur in Schwefelsäure, die sich mit Wasser verbindet und in Äther zerlegt werde, kann man dadurch widerlegen, dals man Alkoholdämpfe von 100° in Schwefelsäure, welche mit so viel Wasser versetzt ist, dals sie bei 145° kocht, einströmen läfst (s. Mitscherlich’s Lehrbuch der Chemie 4: Aufl. Art. Darstellung 79 des Äthers); wenn die Operation eine Zeitlang gedauert hat, so destillirt fortdauernd Wasser, Alkohol und Äther über, ungefähr ein Fünftel des Alkohols geht unzersetzt über, welches, da die Dämpfe rasch in die Flüssigkeit einströmen, nicht damit in Be- ‚rührung gekommen ist; die übrigen vier Fünftel zerlegen sich in Äther und Wasser; die Flüssigkeit bleibt dabei ungefärbt. Da der Alkohol dampfförmig in die Flüssigkeit geleitet wird, so nehmen, wenn er davon absorbirt wird, die Theile derselben, welche da- mit in Berührung kommen, seine latente Wärme auf, so dafs an dieser Stelle die Temperatur höher als 145° sein mußs; überhaupt darf man während der Operation nur so stark heitzen, als nöthig ist, um den Apparat, wenn sie nicht statt findet, bei ungefähr 130° zu erhalten; theils wird nämlich Wärme frei, dadurch dafs die latente Wärme der übergehenden Wasser- und Ätherdämpfe geringer als die des einströmenden Alkoholdampfs, theils ohne Zweifel auch bei der Zerlegung des Alkohol in Ather und Was- ser. In der Flüssigkeit ist stets Ätherschwefelsäure enthalten, da es aber nicht wahrscheinlich ist, dafs sie bei derselben EN ratur, bei welcher sie sich bildet, sich auch zerlege, so scheint sie ein Nebenproduct zu sein, und für die Ätherbildung keine nothwendige Bedingung; übrigens destillirt, wie H. Rose zuerst gezeigt hat, schon Äther über, wenn man die Äthermischung bis 100° erhitzt; der Äther ist in derselben, besonders, wenn man sie bis 140° erhitzt, jedoch ohne dafs sie ins Kochen geräth, manchmal in so grolser Menge schon enthalten, dals er bei einen Zusatz von Wasser unter Aufbrausen entweicht; stets aber, nachdem man viel Wasser zugesetzt hat, durch Destilliren gewonnen werden kann. Übrigens ist sehr wahrscheinlich, dafs wenn die Äther- schwefelsäure sich, in Berührung mit Schwefelsäure, zersetzt, das darin enthaltene Äthyloxyd sogleich in Äther umgeändert wird. Auf welche Weise aber der Äther dargestellt werden mag, so ist stets ein electronegativer Körper als Contactsubstanz die wesent- liche Bedingung für die Bildung desselben; er kann nur durch Katalysis gebildet werden. Noch mehr wird dieses durch die Zer- legung des Alkohol in Ätheringas und Wassergas bestätigt. Leitet man in Schwefelsäure, welche man mit soviel Wasser versetzt, dals sie bei 160° kocht, Dämpfe von Alkohol, welcher 20 p.C. Wasser enthält, und hält die saure Flüssigkeit bei der Tem- 80 peratur von 160— 165° im Kochen, so entwickelt sich, nachdem zuerst ein Theil Wasser durch den Alkohol ausgetrieben worden ist, aus allen Theilen der Flüssigkeit das Ätheringas in Blasen; mit dem Ätheringas geht sehr wenig Äther und fast gar kein saurer Körper über, auch bleibt die Flüssigkeit, selbst wenn ein Cubic- fuls Ätheringas dargestellt hat, farblos, ein Absatz von Kohle fin- det durchaus nicht statt: so dals die Substanzen, welche man bei der gewöhnlichen Darstellung des Ätheringases erhält, Neben- producte sind, welche bei der Bildung des Ätheringases unwe- sentlich sind, und die, wenn man Alkohol von 80 p. C. nimmt, bei einer Temperatur von 170° und darüber erst anfangen sich zu bilden. Hierauf berichtete Hr. v. Buch über die am Schlusse des Monatsberichts vom Jannar gegebene Nachricht des Hrn. Valen- ciennes von der Untersuchung des Thieres im Nautilus Pompi- lius. Die Akademie genehmigte, dafs diese Nachricht dem gerade im Drucke befindlichen Monatsberichte für den Januar beigegeben werde. Hr. Böckh legte im Namen der für die Herausgabe der Werke Friedrichs II. ernannten Commission den ersten Bericht derselben vor, welchen, nachdem er vorgelesen war, die Akade- mie genehmigte. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Neue Denkschriften der allg. Schweizerischen Gesellschaft für die gesammien Naturwissenschaften. Bd. 4. Neuchatel 1840. 4. Dan. Paret, Cosmologie physique, ou essai sur la Cohesion. Gre- noble 1840. 8. 2 Expll. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Grenoble, 18. Jan. d.J.' Nicolai Damasceni de plantis libri II. Aristoteli vulgo adscripti. Ex Icaaci Ben Honain versione arabica laline vertit Alfre- dus. Ad Codd. mss. fid. addito apparatu crit. recens. E.H.F. Meyer. Lips. 1841. 8. j L.J.F. Janssen, de Germaansche en Noordsche Monumenten van) het Museum te Leyden. Leyden 1840. 8. van der Hoeven en de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Ge- schiedenis en Physiologie. Deel 7, Stuk 3. 4. Leiden 1840. 8. 81 5 Gay-Lussac, Arago ete., Annales de Chimie et de Physique. 1840 Novembre. Paris. 8. L’Institut. 2. Section. Scienc. hist., archeol. et philos. 4me An- nce 1839. Tables alphabetiques. ib. 4. Göttingische gelehrte Anzeigen 1841, Stück 9. enthaltend: Gaufs, dioptrische Untersuchungen. 8. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1840. No. 104. 105. 1841. N.1-4. Stutig. u. Tüb. 4. C.L. Gerling, die Pothenotsche Aufgabe in practischer Bezie- hung dargestellt. Marburg 1840. 8. _ 11. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. - Hr. Horkel las historische Bemerkungen über den Mangababaum. Der zur Familie der Apocyneen gehörende Mangababaum — Hancornia speciosa — erregte schon bei den ersten portugiesischen Ansiedlern an den Küsten von Brasilien, von Bahia bis Olinda, durch seine überaus wohlschmeckende Frucht Aufmerksamkeit. Die älteste Nachricht, die sich bisher davon auffinden liefs, war in der Noticia do Brazil Lisb. 1825. p.160., welches, von Gabriel Soa- res 1587 nach einem 17jährigen Aufenthalt in Bahia geschrie- nes Werk lange blofs durch Abschriften fortgepflanzt wurde. Die zweite Nachricht darüber kommt vor in einem Werke eines un- genannten Portugiesen, welches 1600 nach einem 30jähri- gen Aufenthalte eben daselbst geschrieben wurde, und bisher blos englisch in Purchas Pigrimes. IV Part. Lond. 1625. er- ‚schienen ist, wo die hierher gehörige Stelle p.1307 vorkommt. "Beide nennen den Baum, nach dem Tupinamen seiner Frucht Man- gaba, in-derselben Sprache Mangabeira. y Einige genauere Kenntnisse darüber wurden in den bekannte- ren älteren Werken über die Naturgeschichte von Brasilien von "Georg Marggraff(') und Wilhelm Piso (?) geliefert; beide aus der Zeit, als die Holländer sich dort unter der Anführung des Grafen Johann Moritz von Nassau-Siegenjin den Jah- ren 1637 bis 1644 von Recife aus auszubreiten suchten. Den (1) Historia rerum natur. Brasiliae. Lugd. Bat. 1648. p. 121. (2) De medicina brasiliensi. Lugd, Bat. 1648, p.76. und 1658. p. 156, ® 82 Baum, welchen sie besonders in der Gegend von Olinda kennen lernten, nennen sie ebenso wie die Frucht Mangabiba. An diese in Marggraff und Piso von der Hancornia spe- ciosa Gomes vorkommenden Nachrichten reihen sich ergänzend zwei bisher noch unbekannt gebliebene Abbildungen von dem Baum und seiner Frucht aus derselben Zeit an, welche in der hiesigen Königl. Bibliothek aufbewahrt werden. Die erste davon, die Ab- bildung eines blühenden Mangabeira-Zweiges, kömmt in der gro- fsen, mit Ölfarben auf Papier gemalten Sammlung der zur Fauna und Flora Pernambucensis gehörenden Abbildungen vor, welche von Moritz von Nassau, als er 1652 in brandenburgische Dienste tratgedem Churfürsten Friedrich Wilhelm zum Geschenk gemacht wurde, und befindet sich darin im 4'e® Bande S.203. Die Abbil- dung von der Frucht hingegen befindet sich in der kleinen, mit Wasser- und Deckfarben gemalten, meistens nur brasilianische zoologische Gegenstände vorstellenden Sammlung, die auf dieselbe Art in die Hände des grofsen Churfürsten kam, worin in einer kleinen darin eingeschobenen, blos mit Wasserfarben gemalten, sehr schönen Sammlung von brasilianischen Früchten die Man- gaba in dem nachgereiften elsbaren Zustand (Bd. II. S.51.), vor- gestellt ist. Beide Abbildungen, durch welche nicht unwichtige Zusätze zur Kenntnils unsers Baums und seiner Frucht geliefert wurden, die aber damals unbenutzt blieben, sind von dem später- hin durch die schönen Radirungen brasilianischer und afrikanischer Ansichten in Plante (') und Barlaeus (?), so wie in einer noch späteren Zeit seines Lebens, durch sehr viele mit Ölfarben auf Leinwand ausgeführte brasilianische Landschaften sich aus- zeichnenden holländischen Künstler Frans Post (geb. 1614, gest. 1680), welchen der Graf Moritz von Nassau gleich bei seiner Abreise von Holland, Ende Octobers 1636, mit nach Brasilien nahm, und der sich dort vom Januar 1637 bis Mai 1644 fast ununterbrochen, zuweilen auf kurze Zeit, wie im Juni 1637 und vom Juni bis October 1640, an der Westküste von Afrika, mit seiner Kunst beschäftigte. Neben dieser seiner Hauptbeschäf- tigung mit der damals noch ganz neuen tropischen Landschafts- (1) Mauritiados. Lib. XII. Lugd. Bat. 1647. (2) Res gestae in Brasilia sub Comite Mauritio Nass. Amstelod. 1647. 83 * malerei fing: dieser junge talentvolle haarlemer Künstler, als er den Georg Marggraff im Jahr 1638 in Recife mit der bildli- chen Darstellung der wunderbaren Pflanzen und. Thiere jenes Lan- des sich beschäftigen sah, an, sich gleichfalls zu einem natur- historischen Maler auszubilden; daher ihn auch Piso, nachdem er gänzlich mit Marggraff zerfallen war, bei seinen Reisen land- einwärts zum Pflanzenmalen mitzunehmen pflegte, wobei er aber sonderbarerweise Post nie bei Namen, sondern immer nur „den Maler” genannt hat. Nächst Piso muls man Christian Mentzel, der sich in den Jahren 1661 bis 1664 mit dem Ord- nen der Post’schen Abbildungen, um dieselben zur Aufstellung in der Churfürstlichen Bibliothek vorzubereiten, beschäftigte, tadeln, dals er so wenig bemüht war, den Namen des Malers, der doch damals noch gesund und wohl neben ihm in Haarlem lebte, zu erforschen, was um so mehr auffallen muls, da Men- tzel über 20 Jahre lang mit der Idee umging, den nach Piso und Marggraff die Botanik noch interessirenden Theil der Post’schen brasilianischen Pflanzenabbildungen, und dieser war allerdings nicht geringe, in Kupfer stechen zu lassen; besonders da es Mentzel, der nicht blos genau mit Piso bekannt war, sondern auch mit ihm in einem lebhaften Briefwechsel stand, sehr leicht hätte fallen müssen, den Namen des von ihm mit Recht bewunderten Künst- lers zu erfahren, wodurch denn Frans Post’s Name schon fast zwei Jahrhunderte denselben ehrenvollen Platz unter den natur- historischen Malern, wie unter den Landschaftsmalern und Kupfer- stechern, würde eingenommen haben. 9 . . Hr. Müller las aufserdem eine Mittheilung des Hrn. C. Th. Esiebold: über die Dotterkugeln der Planarien. Während ich im vorigen Frühjahre (1840) mit der Anatomie und der Entwicklungs-Geschichte der Planarien beschäftigt war, wobei mir die bei Danzig häufig vorkommende Planaria Inc Zentaculata und fusca zu Gebote standen, stiels ich auf ein höchst merkwürdiges Phänomen, womit i&h Sie hiemit in. Kürze bekannt machen will, da mir der Gegenstand zu interessant erscheint. Bekanntlich setzen die Planarien zur Brunstzeit mehrere un- verhältnilsmäfsig grolse Eier in einem Zwischenraume von einigen 84 Tagen ab. Aus jedem einzelnen Eie entwickeln sich mehrere Junge, deren Zahl und Gröfse sehr variirt. Die Gröfse der Jun- gen richtet sich nach der Zahl der Geschwister, mit denen sie das Ei zugleich verlassen; je mehr Junge sich in der gemeinschaft- lichen Eihülle entwickeln, um so kleiner sind die einzelnen In- dividuen einer solchen Brut, und umgekehrt. Man sollte nun glau- ben, dafs die braunen Eihüllen der Planarien bald mehr bald we- niger Eierkeime enthielten, welche die ihnen beigegebene Dotter- masse zur Entwicklung der Brut verbrauchten, wie man es z.B. bei den abgestreiften Eierbälgen von Hirudo vulgaris beobachten kann, denn hier läfst sich die Zahl der künftigen Jungen aus der Menge der vorhandenen Keimbläschen voraussehen. Ganz anders verhält sich dies bei Planaria. Zerreilst man die Schale eines vor kurzem gelegten Eies, so flielst der Inhalt derselben als eine milch- weilse Masse aus. Diese besteht aus einer zahllosen Menge kleiner von einer farblosen Feuchtigkeit umgebener Dotterkugeln; nir- gends konnte ich bis jetzt eine deutliche Spur von Eierkeimen oder Keimbläschen auffinden, erst nach längerer Zeit, nach einigen Wochen, lassen sich in den Eiern verschiedene Centralpunkte er- kennen, um welche sich zur Ernährung und Bildung des Embryo Dotterkugeln gruppiren. Sehr auffallend war es mir, dafs die einzelnen Körperchen, welche ich als Dotterkugeln ansehen mulste, sich nicht, wie bei anderen Thier-Eiern, als Öl- oder Fett-Kugeln zu erkennen ga- ben, sondern dafs jede einzelne Dotterkugel aus drei verschie- denen Elementartheilen zusammengesetzt war. Die Gestalt der Dotterkugeln ist rundlich, oft auch etwas oval, sie erscheinen bei durchfallendem Lichte farblos, und sind scharf umgränzt. Eine jede Dotterkugel besteht aus einer eiweilsartigen Masse, zwischen welcher eine von dieser verschiedene, äufserst feinkörnige Masse und ein eigenthümliches grölseres rundes Körperchen eingesenkt liegt. Das ebenerwähnte gröfsere Körperchen nimmt sich wie eine runde einen Kern einschliefsende Zelle aus und erinnert auf den ersten Anblick an das Purkinjesche Keimbläschen. Dafs diese Zelle, welche einen Stich ins Gelbe besitzt, die Bedeutung des Keimbläschens nicht hat, kann ich bestimmt behaupten, denn es streitet nicht allein die zahllose Menge dieser Zellen gegen diese 85 Annahme (jede Dotterkugel enthielte ja demnach ein Keimbläs- chen), sondern auch der Umstand, dals bei der Entwicklung der Jungen die gelblichen Zellen in den Embryonen wieder zu er- kennen sind. Man kann sich bei genauerer Betrachtung der Em- bryonen deutlich überzeugen, dafs dieselben aus dem Zusammen- schmelzen mehrerer Dotterkugeln hervorgehen, denn sie bestehen in ihrer frühsten Zeit aus einer gröfseren Kugel, in welcher die eiweilsartige Masse, die feinkörnige Masse und die gelblichen Zel- len wieder zu erkennen sind. Erst wenn eine solche Kugel grö- fser geworden ist, und noch mehr Dotterkugeln in sich aufgenom- men hat (was man besonders an der vermehrten Anzahl der gelb- -lichen Zellen wahrnimmt), dann läfst sich eine in der Kugel durch eigenthümliche Organisation von der übrigen Masse abgegränzte Stelle unterscheiden und als contractiler Schlundkopf erkennen. Zu gleicher Zeit nimmt die ganze Oberfläche der Kugel das An- sehen einer Epidermis an, auf welcher sich leise Flimmerbewe- gungen entdecken lassen. Von jetzt ab kann das Wachsen und die weitere Ausbildung des Embryo gewils nicht anders vor sich ge- hen, als durch directes von dem Schlundkopfe bewirktes Ver- schlucken der noch übrigen in der gemeinschaftlichen Eihülle be- findlichen Dotterkugeln. Was nun mein Erstaunen noch ganz besonders erregte, wa- ren die eigenthümlichen Lebensäufserungen, welche jede einzelne Dotterkugel der frisch gelegten Planarien-Eier von sich gab. Be- trachtete ich nämlich diese Dotterkugeln, kurz nachdem ich sie ‚aus dem Eie genommen hatte, unter dem Mikroskope, so konnte iek eine Art ziemlich lebhafter peristaltischer und antiperistalti- ‚scher Bewegung an ihnen wahrnehmen, wodurch die Bestand- theile einer jeden Dotterkugel unaufhörlich hin und her gescho- ben wurden. Es dauern diese wechselnden Zusammenziehungen und Ausdehnungen der Dotterkugeln viele Stunden lang fort (es versteht sich von selbst, dafs ich die Verdunstung der Feuchtigkeit, welche die Dotterkugeln auf dem Objectträger umgab, verhindern mulste, was ich durch ein mittelst Kautschuck-Kügelchen lose dar- über gedecktes Glasscheibchen bewirkte). Verdünntman dieausdem: Eie der Planarien erhaltene Feuchtigkeit mit Wasser, so hören die vorhin erwähnten Bewegungen der Dotterkugeln sogleich auf, in- S6 dem letztere Wasser aufsaugen, sich blähen, und dann mit einem Male, nach Art einer Seifenblase, platzen, wobei die eiweilsartige Masse sich schnell in der sie umgebenden Feuchtigkeit auflöst und unter dem Auge des Beobachters verschwindet, während die fein- körnige Masse und die gelbliche Zelle frei wird. Bei einem sol- chen Platzen der Dotterkugeln habe ich niemals eine Hülle oder Haut, welche die Dotterkugeln umschlofs, zurückbleiben sehen. Was soll man nun zu jenen Bewegungen der Dotterkugeln sagen? Von Muskelfasern kann hier natürlich nicht die Rede sein. Wir werden diese Erscheinung, wie die Bewegungen der Flim- merorgane, als ein Urphänomen betrachten müssen, und es dürfte sich wohl der Mühe verlohnen, zu untersuchen, ob sich in der übrigen Thierwelt Analoga zu diesem Urphänomen auffınden lassen. Dann las Hr. Müller einen Nachtrag zu seiner Abhandlung über die Nebenkiemen. Seit der ersten Mittheilung über die Pseudobranchien hat sich die Zahl der untersuchten Knochenfische bis zu 282 Gattungen vermehrt, worunter 39 ohne Pseudobranchien, und 43, bei denen die Pseudobranchien drüsig und verdeckt sind. Am seltensten feh- len die Pseudobranchien den Acanthopterygiern. Der Verf. hatte sie zur Zeit der ersten Mittheilung über diesen Gegenstand unter 98 Gattungen von Stachelflossern bei 10 vermilst, nämlich bei Po2y- nemus, Agonus, Mastacemblus, Notacanthus, Ophicephalus, Colisa, Gerres, Chromis, Trypauchen, Platax, wovon jedoch der grölste Theil, wie aus erneuerten Untersuchungen folgt, Pseudobran- chien hat. Polynemus hat freie kiemenartige Nebenkiemen, P/a- tax ebenfalls. Platax sealaris C.V., Zeus scalaris Bl., der früher vom Verf. untersucht worden, besitzt allerdings keine sichtbaren Nebenkiemen, aber dieser Fisch gehört, wie Hr. Heckel ge- zeigt hat, nicht zu den Platax, sondern, als Genus Prerophyllum Heck., zu den Chromiden. Alle vom Verf. untersuchten Laby- rinthfische oder Fische mit jenen merkwürdigen dem Athmen auf dem Lande bestimmten labyrinthförmigen Nebenkiemen, Anabas, Trichopus, Spirobranchus, Opkicephalus haben tief verborgene Pseudobranchien am Gaumen, wahrscheinlich daher auch Colisa, 87 welche wegen Kleinheit des Thiers nicht weiter nachgeseben ist. Gerres unter den Maeniden bat dicke, drüsige Pseudobranchien unter der Haut der Kiemenhöble, und Chromis hat sie auch; sie liegen aber sehr tief am Gaumen verdeckt. Zrypauchen wird, wie andere Gobioiden, Amdblyopus, Apocryptes, wahrscheinlich eine Spur von freien Nebenkiemen in abortiver Form haben. Agonus und Notacanthus waren nur in schlecht conservirten Exemplaren untersucht und bedürfen einer Revision. Bei Maszacernblus hat sich auch bei wiederholter Untersuchung keine Spur von Neben- kiemen finden lassen. Die Zahl der untersuchten Gattungen der Acanthopterygier ist bis jetzt zu 173 angewachsen, und es haben sich weiter keine Beispiele von fehlenden Nebenkiemen gezeigt. Desto häufiger fehlen sie ganz unter den Weichflossern, unter 97 untersuchten Gattungen derselben bei 34, aulser den schon ange- zeigten, z. B. bei Poecilia, Lebias, Polypterus, Osteoglossum, Mo- nopterus U.a. An den Pseudobranchien kommt, wie an den wahren Kiemen, ein doppeltes Gefälssystem vor; an den Kiemen sind es das respi- ratorische und das ernährende oder Bronchialgefälssystem, an den Pseudobranchien sind es das Gefälssystem des Wundernetzes und das ernährende Gefälssystem, gleichsam vasa vasorum. Hier mö- gen einige Bemerkungen über dies ernährende Gefälssystem der wahren Kiemen an ihrer Stelle sein. Nach aulsen von der Kie- menarterie und Kiemenvene am Kiemenbogen verlaufen jederseits noch andere Gefälse, welche sich in die untere Kehlvene ergie- sen. Duverney sah zuerst diese in das Körpervenensystem füh- renden Adern, und glaubte, dafs aus demselben Capillargefäfs- ‚system der Kiemen Blut in die Aorta und in die Körpervenen ge- lange. Diese Gefälse mit ihren Zweigen zu den Kiemenblättern sind von Fohmann und Treviranus für Lymphgefälse gebal- ten worden. Hr. Hyrtl hat die genannten Stämme bei gelegent- licher Erwähnung richtig als Bronchialvenen gedeutet. Sie ge- hen übrigens nicht blofs nach unten in die Kehlvene, sondern auch nach oben aus den Kiemenbogen in die oberen vorderen ı Körpervenen über, und sie enthalten nach Hrn. Müller Blut, Nach Entleerung der grofsen Kiemengefälse von ihrem Blute sieht man auf den blafls gewordenen Kiemenblättern am äufseren Rande 88 der Blätter die mit Blut gefüllten zarten Bronchialvenen der Kie- menblätter herabsteigen, welche die Kiemenvene des Kiemenblatts begleiten, und eben solche liegen auch am inneren Rande der Kiemenblätter. Die ihnen entsprechenden Bronchialarterien der Kiemenblätter kommen nicht von der am Kiemenbogen verlaufen- den Kiemenvene, die sonst, wie Hr. Hyrtl sah, arterielle Zweige an die umher liegenden Theile, besonders die Schleimhaut und Knochen des Kiemenbogens giebt, sondern aus der Kiemenvene des, Kiemenblättchens. Löst man an einem gut injieirten Kiemenblätt- chen das respiratoriche Netz mit der Schleimhaut auf einer Seite des Blättchens ab, so sieht man in der Tiefe des Kiemenblatts das nutritive Netz und seine baumartigen arteriellen Zweige, welche mehrere an Zahl in verschiedener Höhe aus der Kiemenvene des Kiemenblatts entspringen. Das nutritive Netz der Pseudobranchien gleicht dem letzten Gefälssystem und ist aufserordentlich viel zarter als das grolse Ge- fälssystem der Pseudobranchien, welches sich von der Arterie der Nebenkieme durch die Federn in die arzeria ophthalmica magna fortsetzt. Am leichtesten bringt man das’ nutritive Gefäfsnetz der Pseudobranchien durch eine feine Injection der Körpervenen beim Hecht zur Anschauung. Man wird dann bemerken, dafs das fiede- rige Hauptgefälssystem der drüsigen Pseudobranchie unangefüllt bleibt; dagegen wird man die Pseudobranchie von einem Capillar- gefälsnetz mit netzartigen Maschen und baumartiger Vertheilung der Zweige überzogen finden, welches durch einige auf der Pseudo- branchie liegende Stämmchen gefüllt wird, die sich auch in den angrenzenden Theilen der Haut der Kiemenhöhle verbreiten. Die- ses Netz hängt mit den Venen der angrenzenden Muskeln zusam- men, zwischen den Läppchen der Pseudobranchie setzt es sich in die Tiefe fort, in dem Zellgewebe, welches die Lappen oder Fe- dern zu einem Haufen verbindet, als ein reze interlobulare. Auch die Federn selbst bekommen feine Zweigelchen. Aus diesem nu- tritiven Netz wird das Blut in die vorderen subvertebralen Kör- pervenen geführt. Die arteriösen Zweige des nutritiven Netzes sind wahrscheinlich Zweige der Arterien, welche sich in dem die Pseudobranchie verhüllenden Zellgewebe und in der sie bedecken- den Schleimhautfalte verbreiten. 89 Auch: an den Pseudobranchien mit freier kiemenartiger Form kann man das nutritive Netz durch feine Injection der Körper- venen darstellen. Nach einer solchen feinen Injection durch den gemeinschaftlichen Stamm der Körpervenen einer Seite bein Zan- der wird die Schleimhaut der Kiemenhöhle roth und auf der Ne- benkieme kommen sehr zarte Gefälschen zum Vorschein, welche Ästchen der venösen Gefälse der Schleimhaut sind, und sich ganz so verhalten, wie die Bronchialvenen an den wahren Kiemen. Diese sehr zarten Äderchen, welche an der Basis der Nebenkiemen durch Arkaden, wie auch an den Kiemen, zusammen hängen, gehen von der Basis auf die Blättchen der Nebenkiemen und liegen bei den grolsen Venenzweigen der Blätter, welche dem Wundernetze derselben angehören. Beim Zander sah der Verf. mit der Loupe an dem freien gegen die Kiemenhöble sehenden oder unteren Rande der Federn auf jeder Seite der Wundernetzvene der Feder, eine dicht neben ihr laufende verula nutritia, welche sich mit sehr feinen Zweigen, viel feiner als die gefiederten Äste des Wunder- netzes auf den Federn verzweigten. Die Zweigelchen verlaufen von dem Rande der Federn ab nach den Seiten in die Zwischen- räumchen zwischen den dem Wundernetze angehörenden gröfse- ren queren Venen, ohne regelmälsig an diese Zwischenräume ge- bunden zu sein, indem sie sich sehr fein zerästeln. Auf der an- gewachsenen Seite der Nebenkieme treten von dem unterliegen- den Zellgewebe noch kleine Venenzweigelchen zur Nebenkieme. Die hier beschriebenen venulae nutritiae der Nebenkiemen sind wohl diejenigen, welche Hr. Hyrtl sah und für die einzigen Ve- nen der Nebenkiemen hielt, indem er sagte, dafs die Venen der Nebenkieme zur Hohlader gehen. Das nutritive Netz der Pseudobranchie, verglichen mit dem federigen Gefälssystem derselben, so zeigt sich ein auffallender Unterschied; jenes ist verhältnilsmäfsig ungemein zart, und daher wenig blutreich; die Gefälse entsprechen dem Umfange des Or- ganes. Das federige Gefälssystem ist dagegen aulserordentlich grols, blutreich und seine grofsen ein- und ausführenden Canäle stehen in keinem Verhältnils zu dem kleinen Organ, sind daher für einen Zweck berechnet, der über das Organ hinausreicht. 90 Schon in der ersten Mittheilung wurde die Spritzloch-Neben- kieme der Störe für die Pseudobranchie erklärt, während die Kie- mendeckelkieme in der That eine respiratorische Kieme ist. Die Identität der ersteren mit der Pseudobranchie geht nun aus des Verf. Beobachtungen über das Gefälssystem derselben hervor. Der Ast der Kiemenarterie zum ersten Kiemeubogen giebt auch die Arterie der Kiemendeckeikieme. Die Kiemenvene des ersten Kiemenbogens setzt sich nach un- ten und vorn fort, folgt dem Zungenbein an dessen unterer Seite bis zur Verbindung des Zungenbeins mit dem Suspensorium des Unterkiefers, dann schlägt sie sich um das unterste Glied dieses Suspensoriums nach aulsen und oben und theilt sich da, wo das zweite und dritte Stück des Suspensoriums knieförmig verbunden sind, an der äufseren Seite dieses Kniees in zwei Äste. Der eine begleitet das unterste Stück vom Suspensorium des Unterkiefers zu den Kiefern und verbreitet sich in den Mundtheilen und ihren Muskeln. Der andere schlägt sich nach einwärts an der unteren Seite eines dicken Muskels, der vom Cranium zu der oberen Por- tion des Suspensoriums vom Unterkiefer geht, gelangt über dem oberen Kieferapparat rückwärts gegen das Spritzloch und die Spritzloch-Nebenkieme und verzweigt sich ganz darin. Die Vene der Spritzloch-Nebenkieme geht vorwärts entlang dem Seitenrand der Basis eraniüi und theilt sich in zwei Äste von gleicher Stärke; der eine ist die Arteria ophthalmica, welche das Auge von hinten durchbohrt, wo sie abgeht, aber noch einige kleine Orbitalzweige abgiebt. Der andere durchbohrt den Knor- pel der Basis eranii von unten nach oben, hängt aulser der Schä- delhöhle mit dem der andern Seite nicht zusammen und versorgt das Gehirn. Zweige dieser Arterie durchbohren die Kopfknorpel, dringen in die Orbita und hängen mit den Orbitalzweigen der Carotis posterior zusammen. Letztere kommt von dem Zusammen- flufs der Kiemenvenen an der Wirbelsäule. Folglich ist die Spritz- loch-Nebenkieme der Störe einem rete mirabile caroticum der Säugethiere zu vergleichen. Man konnte bei dem Mangel der: Choroidaldrüse bei den Stören und bei der Gegenwart einer Pseudobranchie irgend eine wesentliche Verschiedenheit in dem Gefälssystem der Pseudobranchie erwarten, und der Verf. ging 91 daher mit grofser Spannung an die Untersuchung dieses Systems bei den Stören. Die Pseudobranchie der Störe hat ein näheres Verhältnils zum Auge und Gehirn, die Pseudobranchie der Kno- chenfische blofs zum Auge; erstere ist ein reze mirabile caroticum, die letztere ein reie mirabile opthalmicum der Ciliararterien. In Betreff der Vergleichung der Knochenfische, Sturionen und übrigen Knorpelfische, zeigt sich jetzt als unstatibaft, die Pseudo- branchie der Knochenfische als Analogon der ersten halben Kieme der Plagiostomen anzusehen, wie es bisher allgemein geschehen ist. Dieser Kieme ist vielmehr nur die Kiemendeckel-Kieme der Sturionen zu vergleichen. Dieser Umstand ist für die Stellung der Störe im System wichtig, zeigt ihre Verwandtschaft mit den Plagiostomen und ihre Entfernung von den Knochenfischen an, von denen kein einziger eine wahre respiratorische Kiemendeckel- Kieme hat. Durch den Besitz der Pseudobranchie am Spritzloch participiren die Störe nicht allein an den Eigenschaften der Kno- chenfische. Denn wie gezeigt werden soll, haben auch die Plagio- stomen die Pseudobranchie der Störe, ja die Vertheilung der Blut- gefälse an der Pseudobranchie stimmt bei den Stören und Plagio- stomen ganz überein und unterscheidet sich in gleicher Weise von der bei den Knochenfischen gewöhnlichen Anordnung (*). Die zu den Sturionen gehörige Gattung Scaphirhynchus Heck. hat nur ein Rudiment von Kiemendeckel-Kieme mit 20 Falten. Die Spritzlöcher fehlen und mit ihnen die Pseudobran- chien. Vor der oberen Insertion des ersten Kiemenbogens befin- det sich zwar eine tiefe Grube, wo bei den Stören das Spritzloch abgeht. Die vordere Wand dieser Grube ist aber ohne kiemen- artige Falten. ‚= Die Pseudobranchien der Plagiostomen liegen an derselben Stelle wie bei den Stören, nämlich am vorderen Umfange des Spritzlochs oder an der daselbst befindlichen Klappe. Die Schleimhaut der Spritzlochhöhle bildet hier eine Reihe senk- rechter kiemenartiger Falten, von ähnlicher Beschaffenheit, wie bei den Stören. Ob dieses Organ bei erwachsenen Haien und N (*) Die Störe und Plagiostomen theilen auch die Communication des Herzbeutels mit der Bauchhöble und die mehrfachen Klappenreihen im Bulbus der arzeria branchialis, wovon nichis äbnliches bei Knochenfischen vorkömnt, 92 Rochen von älteren Beobachtern bemerkt ist, ist zweifelhaft. Bei Monro tab. var. ist eine Andeutung davon als Zacken der Spritz- lochklappe in einer Abbildung von einem Rochen zu sehen. Bei den Embryonen von Acanthias vulgaris hat es Hr. Leuckart als einen Kamm von Zacken beschrieben und abgebildet; von ihnen gehen die von den Herren Rathke und Leuckart beobachteten embryonischen äufseren Kiemenfäden der Spritzlöcher aus. Bei den erwachsenen Scillium, Pristiurus, Mustelus, Galeus, Hexanchus, Heptanchus, Acanthias, Spinax, Centrophorus, Centring, Squatina, Torpedo, Raja, sind diese kammartigen Fältchen immer sehr deut- lich, und wenn man sie wegen Enge des Spritzlochs nicht sogleich sieht, so erkennt man sie bald nach dem Aufschneiden desselben, wie bei Mustelus, Galeus, Hexanchus, Heptanchus. Zuweilen lie- gen sie sehr oberflächlich, wie bei Squatina, wo sie Franzen vor- stellen, oft tiefer in der Spritzlochhöhle. Man darf die Pseudo- branchie der Torpedo nicht mit dem Kranz von Papillen des Spritz- lochs verwechseln. An den ausgebildeten Pseudobranchien der meisten Haien, der Rochen und Zitterrochen, haben die kiemen- artigen Falten auch feine Querfältchen. Bei Squatina fehlen letz- tere und die Franzen sind nur am Rande eingeschnitten. In eini- gen Fällen ist die Pseudobranchie ganz ungemein grols, sowohl was die Länge der Falten als die Zahl derselben betrifft, wie bei der Gattung Hexanchus, obgleich hier die äulseren Löcher der Spritzlochhöhle klein sind. Aus Hrn. Müller’s Untersuchung über das Gefälssystem die- ses Organes ergiebt sich mit völliger Sicherheit, dals es eine Pseudobranchie ist und sich in allen Beziehungen der Pseudo- branchie der Störe gleich verhält. Die sehr starke Arterie des kleinen Organes entspringt aus dem mittleren Theil der vorderen halben Kieme, wendet sich von der Kieme ab vorwärts aufwärts über das Unterkiefergelenk zum Spritzloch, und liegt in der Nähe des Spritzlochs oberflächlich, so gelangt sie zur äulseren Seite des Spritzlochs und vertheilt sich dann an die Blätter des Kammes auf die gewöhnliche Weise. Die Vene entspringt aus den Falten und ist die Fortsetzung der Arterie, eine vena arteriosa, Sie steigt gegen den Gaumen herab und vertheilt sich von hier am Kopf, Gehirn und Auge, so dals Zweige in die Augenmuskeln und vorderen 93 Theile des Kopfes, eine grölsere Arterie ins Auge selbst, ein an- derer grölserer Zweig in den Schädel eindringt. So wurden diese Gefälse bei den Dornhaien (Centrophorus granulosus) gefunden. Nach Injection des Arterienstammes zur Spritzloch - Nebenkieme mit Quecksilber füllten sich die Äste zu dieser und zugleich die rückführenden Zweige, der aus ihnen entstehende Stamm der carotis anterior, das ganze System der Hirnarterien, und durch diese wieder das Gefälssystem der Pseudobranchie auf der anderen Körperseite bis zur ersten Kiemenvene, ja sogar wegen des Zu- sammenhanges der Kiemenvenen die Körperarterien bis zum Darm. Das Hirn der Haien erhält zwei vordere und zwei hintere Caro- tiden; die vorderen kommen von den eben erwähnten Stämmen, welche durch die Pseudobranchie durchgehen und sich theils au- fser der Schädelhöhle, theils im Schädel selbst verzweigen. Der Hirnast dringt durch das foramen opticum in die Schädelhöhle und verbindet sich darin mit der hinteren Hirnarterie. Die beiden hinteren Hirnarterien kommen von den venae branchiales communes, nahe dem ersten inneren Kiemenloch, ge- hen convergirend vorwärts und vereinigen sich gerade in der Mittellinie der basis cranii, wo sich die Öffnung für ihren Ein- tritt in dem Schädel befindet. Durch ihren Zusammenfluls ent- steht ein unpaarer in einem Knorpelcanal verlaufender Stamm, der sich, in der Schädelhöhle angelangt, wieder theilt, jeder Ast ver- bindet sich mit der carotis interna anterior vom Gefälssystem der Pseudobranchie. Aus diesen Arterien enstehen dann die Zweige für das Hirn und Rückenmark. Daher füllt sich nach Injection des Gefälssystems der Pseudobranchie durch den Schädel hindurch auch jede carotis posterior oder die vorderen Schenkel des circu- lus cephalicus. Man kann sich die durch das foramen opticum ge- hende Arterie auch aus den Hirnarterien abgehend und nach au- fsen tretend vorstellen, um sich nach der Verbindung mit der vena arteriosa der Pseudobranchie am Kopf und Auge zu verzweigen. Bei den Rochen verhält sich das Gefälssystem der Pseudo- branchie ganz so wie bei den Haien: der fragliche Gefälsstamm kommt wieder von der ersten wahren Kiemenvene, und zwar aus ihrem mittleren Theil, verläfst sogleich diese Halbkieme, um sich zur Pseudobranchie am Spritzloch zu begeben, geht verzweigt Dr 94 durch sie hindurch, sammelt sich wieder zum Stamm und ver- zweigt sich in das Hirn, das Auge und die umherliegenden Theile. Die carotis cerebralis posterior schliefst aber keinen circulus cepha- licus, sondern dringt jederseits allein ein, und zwar nicht durch die Schädelbasis selbst (wie bei den Haien), sondern durch die Basis des vorderen breiten Theils des Rückgraths, in geringer Entfernung vom Hinterhauptsgelenk, so dals sie einer Wirbelarterie gleicht. Monro hat diels Gefäfs auf seiner ersten Tafel abgebildet, so wie auch eine aus dem Kiemenvenenzirkel am ersten inneren Kiemen- loch oder aus dem Anfang der vena branchialis communis abge- hende carotis externa, die an der Seitenwand des Schädels vor- wärts geht und sich an der unteren Seite der Schnautze und in die Nase verzweigt. Das Hirn der Rochen bekömmt sein Blut, wie bei den Haien, von vier Stellen durch das foramen opticum aus den beiden vorderen Carotiden, welche dem Gefälssystem der Pseudo- branchie angehören, und durch die beiden hinteren Carotiden. Beiderlei Gefälse verbinden sich an den Seiten des Gehirnes und in der Mitte seiner Basis, und nach hinten geht die Spinalarterie ab. Das Gefäfssystem der Pseudobranchien der Störe, Haien und Rochen, und seine mit dem Auge und Hirn zusammenbängenden Zweige sind bisher unbekannt geblieben. Die Familie der Carchariae unter den Haien hat keine Spritz- löcher. Der Verf. kam deswegen auf die Vermuthung, dafs diese Thiere bedeckte Pseudobranchien besitzen, und hat sie auf fol- gende Weise gefunden. Bei diesen Haien findet sich im Munde nach aufsen vom oberen Ende des ersten Kiemenbogens eine blinde Vertiefung, welche den Canal zum Spritzloch der übrigen Haien vorstellt. Wenn man diesem blinden Gange bis an sein Ende folgt und ihn von aufsen durch Wegnahme des Fleisches blofslegt, so findet sich die Pseudobranchie, die in diesem Fall sehr einfach ist. Sie liegt beim Carcharias glaucus vor und auf dem Quadratbein über dem Ende jenes Ganges, aber nicht in der Höhle selbst, und also freivorragend, sondern abseits völlig verdeckt im Zellgewebe. Die Arterie der kleinen Pseudobranchie ist ungemein grols, kömmt vom mittleren Theil der vordersten halben Kieme, geht über dem Unterkiefergelenk gegen die vordere Seite des Quadratbeins, ver- wandelt sich dann in einen Kamm von 6 bis 7 starken neben ein- 95 ander liegenden Arterien, welche sich am Ende umbiegen und sich in eine darunter liegende ähnliche zweite Reihe von Canälen ver- wandeln, aus deren Vereinigung der Stamm der Arterie sich von neuem zusammensetzt. In diesem Fall bildet die Pseudobranchie ein höchst einfaches Wundernetz, so einfach, dafs man von dem eintretenden Arterienstamm das ganze rete und den austretenden Stamm aufblasen oder mit Quecksilber füllen kann. Hier liegt die Bedeutung des Organes als reze mirabile durch seine Einfachheit zu Tage. Die Fortsetzung des Gefälses durch das Organ ist so augenscheinlich und grols, dals man den austretenden Stamm hier nicht einmal vera arzeriosa nennen kann, es ist dieselbe forige- setzte Arterie nämlich die carotis anterior. Diese geht über dem Gaumenfortsatz des Schädels vorwärts und bildet hier ein zweites Wundernetz durch viele Windungen; aus dem letzteren entspringt die arzeria ophthalmica ciliaris, Zweige für die Augenmuskeln und den Kopf und die vordere Hirnarterie. Bei den Hammerfischen ohne Spritzlöcher kommen ebenfalls verdeckte Pseudobranchien im Fleisch an derselben Stelle vor und sie haben auch das gewundene WVundernetz jederseits der basis craniüi. Das letztgenannte Gewinde kommt auch bei einem Hai vor, der gar keine Pseudobranchien hat, Zamna cornubica, wo es der Verf. schon früher angezeigt. Dafs die Pseudobranchie der Plagiostomen in keinem engen Zusammenhange mit dem Spritzloch stehe, war schon an den ver- deckten Pseudobranchien der Garcharias und Hammerfische sicht- bar; wird aber noch deutlicher durch die entgegengesetzte That- sache, dafs die Pseudobranchie bei einigen Plagiostomen völlig fehlt, obgleich sie ein grofses Spritzloch haben. Dies sind die Scymnen. Bei Scymnus lichia findet sich an der gewöhnlichen Stelle im Spritzloch, nämlich an der vorderen Wand desselben, keine Spur von kiemenartigen Blättchen, Löst man die Haut an der vorderen "Wand des Spritzlochs vorsichtig ab, so kommt man auf den ge- wöhnlichen Gefäfsstamm, die aus der Kiemenvene der vorderen halben Kieme entspringende grolse Arterie; sie nimmt ihren Weg über das Quadratbein zum Spritzloch, als wenn sie zu einer Pseudo- branchie gehen wollte, macht aber an der Stelle, wo diese liegen 96 sollte, nämlich an der vorderen Wand des Spritzlochs, nur eine Doppelschlinge, und geht aus dieser wieder abwärts zum Gaumen, wo sie sich als carotis anterior vertheilt, so dafs Auge und Gehirn von ihr versehen werden. Auch bei den Lamnen fehlen die Pseudobranchien ganz. Bei diesen Haien sind die oberen Öffnungen der Spritzlöcher aufser- ordentlich klein; in der Spritzlochhöhle zeigt sich keine Spur ei- ner Nebenkieme; die carotis anterior geht aber von der ersten Halbkieme über das Unterkiefergelenk direct und ohne Schlingen und Pseudobranchie zur Augenhöhle, wo sie ein gewundenes Wundernetz bildet. Dies Gewinde haben auch die Aiopias. Es entspricht dem gewundenen Wundernetz, welches bei den Car- charias noch aulser der im Fleisch liegenden Pseudobranchie vor- handen ist. Auch bei den Mylibatis, Trygon und Taeniura wurden keine Pseudobranchien vorgefunden; die Rhinobaius haben nur eine Spur davon an der vorderen Wand des Spritzlochs, und bei den ‚Syrrhina und Pristis kann man als letzten Rest derselben die sehr kleinen und selbst schwer wahrzunehmenden Zacken am Rande der Spritzlochklappe ansehen. Bei einigen Haien verlängern sich die Pseudobranchien im Foetuszustande in Fäden, wie die wahren Kiemen. Solche Spritz- lochfäden sind bisjetzt bei den Gattungen Muszelus von Hrn. Rathke und Acanthias (A. vulgaris) vonHrn.Leuckart beobachtet worden. Der Verf. hat sie auch bei der Gattung Spinax Bonap (Sp. niger) gesehen. Hr. Leuckart bemerkt mit Recht, dafs sie viel früher als die äuferen Kiemen der Kiemenspalten verschwinden, und leicht sieht man bei Embryonen, welche noch sehr lange fadenartige Kiemenfäden besitzen, nur einige Falten der Pseudobranchie in Fäden verlängert. Diese Kiemenfäden des Spritzlochs fehlen bei den Embryonen derjenigen Gattungen, die keine Pseudobranchie haben, bei den Scymnen, wie der Verf. bei Embryonen von Scymnus lichia von 3 Zoll Länge mit sehr langen Kiemenfäden der Kiemenspalten‘ sahe. Dagegen kann man nicht umgekehrt behaupten, dals die Pla-' giostomen mit Pseudobranchien constant fadenartige Verlängerun- gen derselben, nach aufsen, oder Spitzlochfäden besitzen. Solche’ 97 sind bis jetzt noch bei keinem Rochenfoetus beobachtet und sie fehlten bei einem Embryo von Torpedo von 24ZollLänge, mit gro- fsen Kiemenfäden der Kiemenspalten, den Hr.Leuckart beschrieb und abbildete. Die Wiederholung der Verlängerung in Fäden bei den wahren und falschen Foetuskiemen ist eine Parallele zu der Wiederholung der blätterigen Form bei den wahren und falschen permanenten Kiemen. So wenig die blätterige Bildung und die Berührung des Wassers ein Beweis für die Athemfunction der Pseudobranchien ist, so wenig kann man die fadenartigen Verlän- gerungen der Pseudobranchien bei den Haien als einen Beweis ihrer Athemfunction ansehen. Haben wir doch gesehen, dafs auch die Pseudobranchien einer ganzen Familie der Carchariae, umfas- send die Carcharias und Hammerfische, ganz im Fleisch verborgen liegen. Ein anderes ist es mit den fadenartigen Verlängerungen der eigentlichen Kiemen der Embryonen. Indessen ist auch hier die Athemfunction nicht erwiesen. Die eierlegenden Scyllien und Rochen (Raja) haben im Foetuszustande auch Kiemenfäden, ob- gleich die Embryonen in hornigen Schalen eingeschlossen sind. Home behauptet zwar, dals das Seewasser durch Schlitze Zugang habe. Cuvier bemerkt indels, dafs diese Schlitze durch ein Häut- chen geschlossen sind. Unter diesen Umständen ist die Ansicht von Hrn.J.Davy nicht unwahrscheinlich, dafs diese Fäden zugleich zur Absorption von Nahrungsstoffen dienen. Dazu können natürlich die Fäden der Pseudobranchien eben so gut wie die der wahren Kiemen dienen. Die Embryonen der Plagiostomen, welche im Uterus ausgebrütet werden, saugen, mag es nun durch den Dotter- sack oder die Kiemenfäden geschehen, einen grofsen Theil Nah- rungsstoffe von aufsen ein. Denn vor dem Erscheinen des Embryo wog das Ei eines Torpedo nach Hrn. Davy’s Versuchen 182 Gran, nach dem Erscheinen des Embryo 177 Gran; das Gewicht eines reifen Foetus beträgt beinahe das Dreifache, nämlich 479 Gran. Die Spritzlöcher der Plagiostomen besitzen bei mehreren Gattungen einen eigenthümlichen, bisher noch nicht gesehenen Seitencanal, welcher von der inneren Wand des Spritzlochcanals mit einer kleinen Öffnung abgeht und quer gegen die Seitenwand des Schädels gerichtet ist. Sein Ende ist blind, erweitert und liegt hart auf der Seitenwand des Schädels auf, oberhalb des Gelenks 98 für das Quadratbein und an der Stelle, wo in der Substanz des Schädelknorpels das Labyrinth gelegen ist. Diesen von der Schleim- haut ausgekleideten Canal sah der Verf. in den Gattungen Scyllium, Pristiurus, Mustelus, Galeus, Rhinobatus und Syrrhina; bei vie- len anderen Gattungen von Haien und Rochen nicht. Der Canal muls die Schallwellen des Wassers direct auf die Schädelknorpel leiten. Die Chimaeren haben keine Spritzlöcher und keine Pseudo- branchien. Die vorderste halbe Kieme giebt eine Kiemenvene, welche jederseits weit von derjenigen der anderen Seite in die Schädelhöhle eindringt, so dals kein cirewlus cephalicus aulserhalb des Schädels geschlossen wird. Die folgende Vene des ersten Kie- menbogens schliefst sich den weiter folgenden an, welche für den Zusammenfluls zur Aorta bestimmt sind, und von ihr geht eine Ar- terie in umgekehrter Richtung nach vorn ab, welche von unten durch eine Öffnung in der Seitenleiste des Kopfknorpels direct in die Augenhöhle eindringt. Die Nerven der Pseudobranchien sind bei den Knochenfischen und Knorpelfischen von den Nerven der wahren Kiemen verschie- den. Die letzteren kommen vom nervus glossopharyngens und va- gus, die Nerven der Pseudobranchien aber vom nervus trigeminus. Bei den Plagiostomen sind sie am leichtesten zu untersuchen, z.B. bei grolsen Rochen. Ein feiner Zweig vom Trigeminus, welcher auch der Schleimhaut des Spritzlochs Äste abgiebt, vertheilt sich sehr regelmälsig in die Federn der Pseudobranchie, so dafs jede Feder einen Ast erhält. Auch bei den Knochenfischen kommen die Nervenzweige zur Pseudobranchie vom Kiemendeckelast des nervus trigeminus. Dagegen erhält die wahre respiratorische Ne- benkieme oder erste Halbkieme der Plagiostomen ihre Nerven vom nervus ‚glossopharyngens. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: H.R. Göppert, die Galtungen der fossilen Pflanzen verglichen mit denen der Jetztwelt und durch Abbildungen erläutert. Lief. 1.2. Bonn 1841. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Breslau, 3. Febr. d.J. 99 Philosophical Transactions of the Royal Society of London for 1840. Part 2. London 1840. 4. Proceedings of ihe Royal Society 1840. No.45. (London) 8. 2 Expl. The Royal Society. 30. Nov. 1840. (List of the Members.) (London) 4. 2 Expl. Address of ihe Marquis of Northampton, the President, read at the anniversary meeting of the Royal Society, on Monday Nov. 30, 1840. London 1840. 8. J.W.Lubbock, Note on the calculation of the distance of a Co- met from ihe Earth. London 1840. 8. W.Bowman, on the minute structure and movements of volun- tary Muscle. London 1840. 4. M. Barry, Researches in Embryology. (33 Series:) a contribution to ihe physiology of Cells. London 1840. 4. The historical Society of Science. (Laws and Members. London) 8. 17 Expl. Schumacher, astronomische Nachrichten. N.414. Altona 1841. Febr. 4. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1841. No.5.6. Stuttg. u. Tüb. 4. Annales des Mines. 3=e Serie. Tome 17. (3 me Livraison de 1840.) Paris, Mai - Juin. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1840. 2. Semestre. No. 26. 28. Dec. 1841. 1. Semestre. Tome 12. N.1.2. 4.et 11. Janv. Paris. 4. E. J. Schmidt, Beiträge zur Statistik der Markgrafschaft Mähren und des damit verbundenen K.K. Antheiles des Herzogthumes Schlesien. Brünn 1840. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Brünn, 15. Sept. v.J. Alcide d’Orbigny, Paleontologie franeaise. Livr.9. 10. Paris 1840. 8. C.F. Gaufs, dioptrische Untersuchungen. Götting. 1841. 4. Brennecke, Memoire relatif a la iheorie des nombres. Loi reci- proque. Paris 1840, 4. 15. Februar. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Heinr. Rose las über die Gährungsfähigkeit der Zuckerarten. Zwischen der Gährungsfähigkeit des Rohrzuckers und des Traubenzuckers findet ein bedeutender Unterschied statt, den man 100 bis jetzt ganz übersehen zu haben scheint; wenigstens wird in keinem chemischen und technischen Lehrbuche desselben Erwäh- ‚ nung gethan. Die Auflösung des Traubenzuckers gebraucht näm- lich, um in die geistige Gährung übergehen zu können, nur eine sehr geringe Menge von Ferment, die des. Rohrzuckers hingegen eine sehr bedeutende. Hat man gleiche Mengen von Rohrzucker und von Traubenzucker in gleichen Mengen von destillirtem Was- ser aufgelöst, so gehört wenigstens eine achtmal grölsere Menge von demselben Ferment dazu, um die Auflösung des Rohrzuckers in die geistige Gährung zu versetzen, als nöthig ist, um in der des Traubenzuckers dieselbe Veränderung hervorzubringen. Durch die Einwirkung der grölseren Menge von Ferment wird der Rohrzucker in Traubenzucker verwandelt, und dieser scheint daher von allen Substanzen allein nur die Fähigkeit zu haben, durch Ferment in Kohlensäure und in Alkohol zu zer- fallen. Setzt man die Auflösung von Rohrzucker in Gährung, und unterbricht dieselbe lange bevor sie vollendet ist durch Hinzu- fügung einer bedeutenden Menge von starkem Alkohol, so findet man, dafs der durch die Gährung noch unzersetzte Theil des Zuckers in Traubenzucker verwandelt ist. Die Gährungsfähigkeit des Rohrzuckers beruht also auf den- selben Gründen, aus welchen Stärkmehl, viele Gummiarten und Milchzucker unter gewissen Umständen der geistigen Gährung unterworfen werden können. Sie verwandeln sich erst durch den EinHufs verschiedener Stoffe in Traubenzucker. Aber von allen Pflanzenstoffen, welche in Traubenzucker verwandelt werden können, ist unstreitig wohl der Rohrzucker der, bei dem diese Umwandlung am leichtesten und schnellsten geschieht. Deshalb wird die geistige Gährung durch ihn so leicht bedingt, dals man ihn zu den gährungsfähigen Zuckerarten gerechnet hat. Er kann indessen auf den Namen einer Substanz, die in die geistige Gäh- rung übergehen kann, nicht mehr Anspruch machen, wie Stärk- mehl, mehrere Gummiarten und Milchzucker. 101 18. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Böckh legte im Namen der für die Herausgabe der Werke Friedrichs II. ernannten Commission den zweiten Bericht derselben vor, welchen, nachdem er vorgelesen war, die Akade- demie genehmigte. Hr. Zumpt las den zweiten Theil seiner Abhandlung über den Stand der Bevölkerung und die Volksvermehrung im Alterthum, der sich mit Italien, bis einschliefslich August, beschäftigte. Italien hatte die stärkste eingeborne Bevölkerung um das Jahr vor Chr. 366, zur Zeit, als Rom nach Beilegung seiner ständi schen Spaltung zur Einheit gelangt war und zu erobern begann. Die Volksvermehrung in Rom und Latium während der hundert Jahre, in denen das übrige Italien Rom unterworfen wurde, war ungemein stark, wie sich aus der Stiftung der Colonien ergiebt. Der erste Punische Krieg, der längste und blutigste der alten Geschichte, schadete der Bevölkerung Italien sehr, aber die Ein- bufse konnte noch verwunden werden. Vierzehn Jahre nach der Beendigung desselben, im Jahre vor Chr. 228, bestand die Kriegs- macht des römischen Italiens aus 800,000 wehrhbaften Männern, was, mit Berücksichtigung der Schwierigkeit einer solchen Ab- schätzung, für diesen Theil Italiens auf eine Gesammtbevölkerung schlielsen läfst, die der heutigen an Kopfzahl wenigstens nicht nachstand, ihr aber an Wehrhaftigkeit bei weitem überlegen war. Dieser Stand der Bevölkerung dient den Autoren späterer Zeit zum schmerzlichen Maalsstabe verlorner Blüthe, indem sie dabei weniger auf Kopfzahl, als auf Kraft der freien, ansässigen und eingebornen Bevölkerung Rücksicht nehmen. Hr. Zumpt beweist, dafs eine Verminderung in dieser Hinsicht eintrat; der Grund ist zunächst der verderbliche zweite Punische Krieg, durch den der mittlere Bürgerstand tief angegriffen wurde, alsdann der Griechische Luxus. Rom hielt seine Bürgerliste nur durch Auf- nahme von Latinen und noch mehr durch Freilassung von Skla- ven aufrecht. Patriotische Männer nach der Mitte des zweiten Jahrhunderts vor Chr. erkannten die Gründe des Übels. Die 102 Ackergesetze der Gracchen und des älteren Drusus waren sehr wirksam und regenerirten, so viel möglich, den Römischen Mit- telstand. Abermals störten zwei heftige und blutige Kriege, der Marsische und der Marianische, die Volksvermehrung des Mutter- landes Italien. Die Erhöhung der Bürgerliste, die im Jahre 70 vor Chr. durch die Aufnahme der Italiker bis über 900,000 stieg, verhüllt nur scheinbar den inneren Schaden. Cäsar entdeckte Menschenmangel und wirkte ihm, nach dem Grundsatz der Vor- fahren, durch Ansiedelung der ausgedienten Soldaten und der Pro- letarier eifrig entgegen. Der Erfolg seiner Bemühungen wurde wieder durch die Bürgerkriege der Triumvirn vereitelt, während zugleich die Bürgerliste durch Fremde und Freilassungen ohne Maals und Ziel vermehrt wurde. Augustus fand im Jahr 28 vor Chr. über 4 Millionen Römische Bürger, d. h. aber im ganzen Imperium zerstreut. Ungeachtet dieser blendenden Erhöhung der Zahl bemerkten er und die Autoren seiner Zeit Menschenmangel und Abnahme der constanten Volksvermehrung, wobei die Sklayen- zufuhr ein noch nicht genugsam erwogener Factor der Bevölke- rung ist. Augustus nahm mit dem beharrlichsten Eifer die Be- mühungen Cäsars wieder auf. Kein Regent ist mit solchen Geld- opfern für Ansiedelungen tbätig gewesen; aber die Art, wie er es that, beweist klärlich das Vorhandensein eines verbreiteten Übels. Augustus that noch mehr. Um der Ehescheu und dem Kinder- mangel entgegegenzuwirken, ersann er gesetzliche Bestimmungen, wodurch Ehelosigkeit und Kinderlosigkeit bei Römischen Bürgern mit Entziehung pecuniärer Vortheile gestraft wurden. Aber das Leben der Neugebornen durch Beschränkung der väterlichen Ge- walt zu sichern fiel ihm nicht bei, weil die Religion ihn nicht unterstützte. Augustus bewirkte viel, er binderte den raschen Fortschritt des Übels, aber er starb nicht ohne die Ahnung, dafs seine Bemühungen doch keinen bleibenden Erfolg haben würden. Hr. Ehrenberg berichtete der Akademie über sehr aus- gedehnte und wichtige Arbeiten des Hrn. Dr. Wer- neck, eines vielbeschäftigten und schon höher bejahrten prakti- üschen Arztes in Salzburg, die mikroskopischen Organismen 103 der dortigen Umgegend betreffend, und legte sieben grofse Foliotafeln voll zahlreicher, sehr sauberer Zeichnungen desselben, sammt deren schriftlichen Erläuterungen, vor. Die ähnlichen Untersuchungen des Referenten, welche seit 1830 der Akademie übergeben worden und’seit zwei Jahren in einem übersichtlichen Werke zusammengefalst sind, blieben, so mannigfacher Tbeilnahme sie sich auch erfreuten und so scharf sie auch in allen Hauptsachen durch vielfache Wiederholung der Beobachtungen und durch die Präparate der Objecte selbst wissen- schaftlich belegt und befestigt waren, doch bei mehreren, nur durch vereinzelte Untersuchungen und zu einseitig mit solchen Gegen- ständen bekannten, Beobachtern nicht ohne Widerspruch in sehr wesentlichen Dingen, so dals, ganz abgesehen von der fort und fort behaupteten Urzeugung, sogar die grübsten Structurver- hältnisse, z. B. die ersten Wege der Stoffaufnahme und Ernäh- rung, zu ganz entgegengesetzten Meinungen Veranlassung gaben, wie denn die Herren Dujardin und Peltier in Paris, Meyen in Berlio, Rymer Jones in London und andere, indem sie die Anwesenheit eines Darmes läugneten, sich andere sonderbare, zum Theil mystische Vorstellungen über den Bau dieser Körperchen machten, welche wieder in die früheren chaotischen Ansichten zurückgingen, aus denen der Gegenstand eben emporzutreten schien. Die holländische Gesellschaft der Wissenschaften zu Haarlem fand sich denn auch bierdurch 1840 veranlalst, eine Preisaufgabe für 1841 auszustellen, worin die Bestätigung jener Beobachtungen des Referenten verlangt wurde. Es erscheint daher wohl im wissenschaftlichen Interesse, öf- fentlich darzulegen, wie ein neuer gründlicher Beobachter darüber urtheilt, welcher im bedächtigeren Lebensalter, ohne sichtliche Nebenabsicht, auch keinen Preis suchend, durch überaus saubere und offenbar sehr mühsame, zahlreiche Zeichnungen, von denen die vielen hier vorliegenden, wie er meldet, nur ein Theil sind, sein mehrjähriges hingebendes und tiefes Studium dieser Gegen- stände aufser Zweifel stellt. Hr. Dr. Werneck hat, den vorliegenden schönen Zeichnun- gen und Erläuterungen zufolge, nicht blofs bei den Räderthieren (Rotatoria), sondern auch bei den viel feineren Magentbieren 104 (Polygastrica), die organischen Systeme des grölseren Thierkör- pers mit gleicher Vollständigkeit, wie es dem Referenten gelun- gen war, erkannt und detaillirt gezeichnet und beschrieben. Viele seiner Darstellungen betreffen dieselben vom Ref. früher der Aka- demie vorgelegten Körperchen, und sind so übereinstimmend, dafs, da sie, was sehr zweckmälsig eingerichtet ist, der Vergleichung halber bei derselben Vergrölserung wie jene früheren gezeichnet sind, man sie geradehin für Copieen halten könnte. Dennoch be- merkt die aufmerksame Vergleichung bald, dafs es nur treue Nach- bildungen der gleichen Natur sind und dafs im Detail gar man- cherlei vorhanden ist, was die früheren Darstellungen theils er- gänzt, theils auch, nur diels in weniger wesentlichen Punkten, mit scharfer Bestimmtheit abändert. Indem Ref. noch im Voraus bemerkt, dafs ihm Hr. Dr. Wer- neck als mikroskopischer Beobachter schon seit 1835 durch brief- liche Mittheilungen bekannt ist, und dafs er seit jener Zeit schon öfter Notizen über diese gehaltreichen Mittheilungen in der hie- sigen Gesellschaft Naturforschender Freunde aus eigenem An- triebe von ihm veröffentlicht hat, so mögen nun einige der phy- siologisch wichtigen, specielleren Resultate der jetzt vorliegenden Arbeiten folgen. > Es lassen sich die Beobachtungen des Hrn. Dr. Werneck zu wissenschaftlicher Übersicht ihres Werthes und Einflusses in zwei Theile theilen: 1) in solche, welche den der Akademie seit zehn Jahren vor- getragenen entweder ganz gleich sind, oder dieselben so abändern, dals sie nur als Ergänzungen und Zusätze für dieselbe Ansicht der gleichen Erscheinungen im Allgemeinen gelten. Referent hält diese für die jetzt noch wissenschaftlich wichtigere Reihe, wie sie denn auch die zahlreichere ist. 2) in solche, welche ganz neue organische Verhältnisse der mi- kroskopischen Organismen oder abweichende Ansichten über schon bekannte Verhältnisse mittheilen, wobei denn eine nicht unbedeu- tende Anzahl neuer Arten und sogar eine Mehrzahl neuer Genera gegeben werden. Diese Reihe ist die kleinere, aber die beloh- nendste für den Beobachter, und sie konnte nicht fehlen, wo eine Wahrheit suchende Forschung nach der ersteren strebte. 105 Zwar sind einige Ansichten der letzteren Reihe im Wider- streit mit denen des Referenten, ohne durch die eingesandte Dar- stellung zu einer Entscheidung zu führen; allein es dürfte wissen- schaftlich nur nützlich sein, diese individuellen Ansichten des so tüchtigen Forschers zu ehren, der seit jenen der Akademie ge- gemachten Mittheilungen allein mehr Neues und Ansprechendes gefunden, als alle übrigen Beobachter in den zehn Jahren zu- sammengenommen, so tüchtig auch Männer, wie Rudolph Wag- ner, Czermac und neuerlich Dr. Ries in Wien, das bereits Gefundene bestätigten. Leicht ist es durch das Mikroskop zu sehen, aber grofs und mannigfaltig scheinen doch ohne vieljährige Übung die Schwierigkeiten einer richtigen Auffassung zu sein. Die mit den bisherigen Darstellungen übereinstimmende erste Reihe specieller Beobachtungen enthält z.B. Hydatina senta mit dem reichsten Detail. Man hatte zwar den Darm, die Zähne, die Wirbelorgane sammt einigen Muskeln, und das Ovarium mit dem Auskriechen des Jungen aus der Eischale von Neuem bestätigt; allein aulser diesen leichter zu beobachtenden Dingen findet man in den Zeichnungen eine nicht blofs übereinstimmende, sondern auch hie und da detaillirtere Darstellung der Gefäfse, der Nerven mit ihren Ganglien, der Kiemen, der männlichen Sexualdrüsen u.s.w., als sie bisher bekannt gemacht war, und welche zum Theil genau mit späteren eigenen Beobachtungen des Referenten übereinstimmen. Besonders das den Kiemen zur Anheftung die- nende Gefäls an den Sexualdrüsen, dessen Existenz wegen Ana- logie des Baues anderer grolser Räderthiere, die es frei neben den Drüsen besitzen, vom Ref. ausdrücklich vermuthet worden, aber nicht beobachtet war, ist gerade so gesehen und gezeichnet, wie es der Vorstellung @ priori nach dem Ref. vorschwebte. Da bei all diesen Gegenständen die Erkenntnils der Existenz der verschiedenen Theile das Wichstigste ist, ihre Lage, An- heftung und selbst ihre Zahl aber (wegen Schwierigkeit der Be- urtheilung) leicht von verschiedenen Beobachtern noch wird ver- schieden angegeben werden, wie es selbst bei den grofsen Orga- nismen oft genug der Fall ist, so sind auch dergleichen Diffe- renzen im Urtheil nicht von erheblicher Bedeutung für die phy- siologische Forschung. 106 Abgesehen von den Räderthbieren hat nun aber Hr. Wer- neck seine Aufmerksamkeit ganz besonders auch auf die weit schwierigeren Magenthierchen gelenkt. Über den Ernährungsorganismus ist derselbe im Allgemeinen mit der früheren Darstellung völlig einverstanden. Es existirt ein Darmkanal auch für seine Erfahrung bei sehr vielen, wahrschein- lich bei allen Polygastricis. Ja was Ref. aus Vorsicht nur als Ver- thung hingestellt, dafs selbst wohl bei den Monaden (Bodo so- cialis) eine besondere Auswurfsstelle, mithin ein Darm vorhanden wäre, wodurch denn die Abtheilung der Anentera einzuziehen wäre, wird von Hrn. Werneck als entschieden bezeichnet. Er sah nämlich noch die besondere Ausleerungsstelle auch bei Bodo grandis, bei Prorocentrum micans und bei Cyclidium Glaucoma, wodurch denn nur die Familie der Pseudopoden als darmlos übrig bliebe. Aber er hat auch bei einer Navicula (undulata) der Ba- cillarien-Gruppe einen gewundenen mit erkennbaren Infusorien erfüllten Schlauch gesehen, den er für den Darm hält. Zwar bliebe noch die Möglichkeit, dals nur diese Formen den anderen Gruppen einzureiben wären, allein die Wahrscheinlichkeit spricht. jetzt für Allgemeinheit des darmartigen Ernährungsorgans. Sehr interessant sind die Darstellungen vieler Darmformen mit ihren zackigen oder beerenartigen Taschen und Buchten, wel- che gerade dieselbe Vorstellung klar aussprechen, die der Akade- mie 1830 vorgetragen, neuerlich aber durch Rymer Jones in England und Meyen in Berlin, nach weniger genauen Unter- suchungen, geläugnet worden war. Die Zähne der Nassula, welche Dujardin nicht gelten lassen wollte, sind sehr umständlich als Zähne wieder erkannt und bezeichnet worden. Den violetten, gefärbten, verdauenden Darmsaft der Magen- thiere hat Hr. Werneck sammt den besonderen Organen dafür ebenfalls deutlich vielfach erkannt, hält ihn aber für ursprünglich weils und die Färbung für chemisch bedingt durch die zersetzten Oscillatorien. Übrigens schlielst sich seine detaillirt vorgetragene Vorstellung vom Hergange der Assimilation der mikroskopischen Wesen ganz an die der Akademie früher vorgetragene an. Was den Fortpflanzungsorganismus anlangt, so erklärt Hr. Werneck es für eine sicher ausgemachte Thatsache auch seiner. 107 Erfahrung, dafs alle Thiere der 22 Familien der polygästrischen Infusorien männliche Samendrüsen haben, wie es schon mitgetheilt war und dafs sie auch von ihm nur bei den so kleinen Vibrionen _ unbeobachtet sei. Die männlichen contractilen Samenblasen hat er ebenfalls durch alle Familien der Infusorien wiedergefunden. Sper- _ matozoen hat er nicht erkannt. Für Eier hält auch Hr. Werneck die unter der Oberfläche zahlreich liegenden Körnchen der Magenthiere. In diesen Eierchen sah er bei Spirostomum virens einen mittleren hellen Fleck, wie ihn schon Dr. Ries im vorigen Jahre von Wien aus auch be- kannt gemacht und den ich selbst seit einiger Zeit bei Szentor polymorphus, dem Spirostomum virens, der Bursaria vernalis und _ noch anderen mit grölseren grünen Eierchen versehenen Formen erkannt hatte. Beide Beobachter halten denselben für das Keim- bläschen des Eies, welches bei den Räderthieren schon völlig deut- lich hervortritt. Seine Existenz ist sonach jedenfalls unzweifel- haft, wenn auch die Deutung so lange gewagt und hypothetisch bleibt, bis das Ausschlüpfen eines Jungen aus einem solchen Kör- _ perchen beobachtet sein wird. Auch das Lebendiggebähren wird bei Peridinium und Gleno- dinium auf eigenthümliche Weise angezeigt; dagegen das vom Referenten beobachtete bei Monas vivipara bezweifelt, wozu aber _ der Grund unzureichend ist, da die Molecularbewegungen dem _ Ref. sehr bekannt sind. Vom Gefälssystem hat Hr. Werneck zwar nirgends eine deutliche Anschauung erhalten, allein er hält es bei der Anwe- _ senheit der übrigen Organisation für undenkbar, dals es fehlen könne. Das feine, netzartige Gewebe unter der Oberhaut, . wel- ches Ref. für ein Gefälsnetz erkannte, scheint Hr. Werneck als Keimunterlage der Eierchen anzusehen, und somit wäre denn auch dieses organische Verhältnils in seiner Existenz bestätigt, _ wenn auch anders gedeutet. Rücksichtlich des Bewegungsorganismus erkennt Hr. Wer- neck bei Sientor, Spirostomum ambiguum, Euglena Pleuronectes, _ dongicauda, und selbst bei Monaden, die den Wimperreihen oder gewissen Streifungen zum Grunde liegenden trüben Linien eben- falls als Muskelstreifen an, und macht auf ihren häufig spiralförmi- 108 gen Lauf aufmerksam, den Referent bei Euglena Spirogyra, dem Spirostomum und ähnlichen für mehr zufällig, für ein Product bestimmter Contractionsverhältnisse hielt. An den Öffnungen der Canäle glaubt er Ringmuskeln beobachtet zu haben und er sah auch den Muskel im Vorticellen - Stiele. Das Empfindungssystem endlich scheint auch ‘diesem Beob- achter durch die rothen Pigmentflecke am vorderen Körper re- präsentirt, die er nur als wahre Augen anzuerkennen Beden- ken trägt, wogegen er sie etwas poetisch als „höhere Offen- barung der sensibeln Sphäre”, also doch als Nervenmasse be- zeichnet, wie es die gewichtigeren Physiologen schon angenom- men haben. Von dem durch seine Beziehung zum Einschachtelungs- system der Generationstheorien wichtigen Yolox Globator hat Hr. Werneck die völlig gleiche Ansicht durch schöne Zeich- nungen erläutert, welche der Akademie 1833 vorgetragen wor- den ist, dafs es nämlich nicht Einzelthiere, sondern Polypenstöcke von überaus vielen sehr kleinen Monaden sind. Rücksichtlich der grolsen Reihe der Beobachtungen, welche ganz neue organische Verhältnisse und Ansichten darlegt, so las- sen sich folgende hervorheben: Unter dem Namen Pulinar ovulorum hat der Verfasser be- sonders bei Nassula und Holophrya, wie es scheint, ein zartes inneres Gewebe wahrgenommen, auf welchem die Eier, die con- tractile Blase und die Samendrüsen ruhen. Dieses Organ würde ganz neu sein, wenn es nicht etwa dasselbe unter der Haut lie- gende feine Netz ist, welches Ref. bei Paramecium Aurelia zu- erst erkannte, das er später eine Zeitlang für einerlei mit dem netzförmigen Eierstocke hielt und dann doch wieder für ein be- sonderes feines Gefäfsgeflecht zwischen diesem angesprochen hat. Beim Trompetenthierchen hat er eine bisher unbekannte zweite Mündung am Ende des verticalen Wimperbandes beob- achtet, die er für die Ausleerungsstelle hält und wo er den Darm münden sah. Da Ref. das Auswerfen sehr häufig durch den Mund gesehen hat, so könnte diese zweite Öffnung vielleicht eine be- sondere Sexualöffnung sein. 109 Über den Act des Eierlegens der Monaden sogar sind mehr- fache Beobachtungen niedergelegt, wogegen die vom Verf. beob- achteten Eierbeutel der Infusorien an Conferven vielleicht rich- tiger als ein besonderes durch seinen Gallertpanzer nach Art des Ophrydium angeheftetes Monaden -Genus zu betrachten scheint, als eine angeheftete, daher unregelmälsiger gepanzerte Pandorinu, Eudorina: u. dergl. Das beobachtete Verschlingen grolser Infusorien von einer Navicula (Surirella) undulata, welches Hr. Werneck abgebildet hat, ist ein neuer und wichtiger Beweis, dafs die Naviculae und die ihnen so nahe verwandten Bacillarien nichts weniger als Pflan- zen sind. Zwar ist Hr. W. selbst geneigt, an ein Zwischenreich zu denken, allein seine eigenen Erfahrungen bestätigen die wahre Thierheit solcher Formen. : Was den Darmcanal der Navicula an- langt, so erlauben die eigenen Erfahrungen des Ref. zwar nicht, diese Vorstellung aufzunehmen, weil sich ihm durch Indigo-Nah- rung bei vielen Arten von Navicula, Cocconema, Closterium u. 5. w. ein polygastrischer Darm hat aulser Zweifel stellen lassen; allein der braune, von Hrn. W. gezeichnete Schlauch, worin das Gle- nodinium liegt, mag wohl der den polygastrischen Darm umhül- lende Eierschlauch sein, da der einfache Darm gegen die Natur der ganzen Reihe der polygastrischen Tbiere ist und daher nicht bei einzelnen Arten, während er bei anderen fehlt, vorkommen ‚kann. Übrigens sind Öffnungen zum Verschlingen so grolser Thiere hei den kieselschaligen Surirellen bisher nicht bekannt. Überaus auffallend ist Hrn. Dr. Wernecks Beobachtung und sehr deutliche Zeichnung mehrerer Thierchen der Ostsee aus dem sülsen Wasser bei Salzburg. Tintinnus subulatus, Microtheca octoceros, Prorocentrum micans, Chlamidodon Mnemosyne sind ‚dort vorkommende Seethiere, deren Zeichnungen genau passen. Noch auffallender ist die durch denselben gemachte Entdeckung, dafs es dort im sülsen Wasser auch leuchtende Infusorien giebt, und der Umstand, dafs diese Leucht-Infusorien zum Theil neue, zum Theil dieselben Species sind, welche das Leuchten der Ost- see bei Kiel und der Nordsee bei Cuxbaven bedingen, erklärt einigermalsen dieses Verhältnifs. Peridinium Furca und P. Mi- chaelis leben und leuchten im Meere und bei Salzburg, P. Zu- DIr* 110 cina bei Salzburg allein. Prorocentrum micans leuchtete aber nicht. Auf den sieben Tafeln sind 112 Thierarten abgebildet, dar- unter sind 46 neue, dem Referenten unbekannte Formen; die übrigen sind mit den von ihm schon publicirten identisch. Un- ter den neuen befinden sich 6 Formen, welche wirklich haltbare neue Genera bilden, und der Verf. beabsichtigt, auch einige äl- tere Formen als besondere Genera abzuzweigen. Ref. schliefst diesen Bericht mit dem Wunsche, dals der grolse Reichthum der vorliegenden, mit seltener Klarheit, Schön- heit der Zeichnung und Treue der Auffassung, ausgeführten Be- obachtungen in seinem ganzen Detail der Wissenschaft und einer grölseren Öffentlichkeit möge übergeben werden können. Hier- mit sollte nur die Aufmerksamkeit auf dieselben gelenkt und ihnen an der zu erwartenden freundlichen Aufnahme bei der Akademie eine öffentliche Stütze gesichert werden. Vorgelegt wurde das Programm der zerza riunione degli scienziati italiani, welche zu Florenz am 15. Sept. 1841 stattfinden wird. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: G.F. Hermanni disputatio de distributione personarum inter hi- striones in tragoedis graecis. Marburgi 1840. 8. ‚ Lehrbuch der griechischen Antiquitäten. Th.1. die Staats- alterthümer (3! verm. Aufl.) enthaltend. Heidelb. 1841. 8. L’Institut. 2. Section. Sciences hist., archeol. et philos. 5. Annee. No. 59. Nov. 1840. Paris. 4. Kunstblait (zum Morgenblatt) 1841. No.7. 8. Stuttg. u. Tüb. 4. Rudolph Freih. von Stillfried, Alterthümer und Kunstdenkmale des Erlauchten Hauses Hohenzollern. Stuttg. u. Tüb. 1838. Fol. 25. Februar. Gesammitsitzung der Akademie. Hr. Kunth las über die Gattungen der Eriocauleen, und knüpfte daran einige Bemerkungen über Mayaca Aubl. 111 Die Familie der Eriocauleen bestand ursprünglich aus den Gattungen Eriocaulon L. und 7onina Aubl., von denen sich diese auf eine einzige Art beschränkt, während jene gleich an- fänglich mehrere Species in sich falstee Linn führt in der zweiten Auflage seiner Species plantarum blols 5 auf; seitdem ist ihre Zahl bedeutend gewachsen, so dals es nöthig wurde, die Gattung weiter abzutheilen. Der erste Schritt hierzu geschah durch Brown, indem er die tetrandrischen von den hexandri- schen Arten schied, und sie in zwei verschiedene Sectionen stellte; ihm folgte Kunth, welcher für die triandrischen der Hum- boldtschen Reise eine dritte Abtheilung bildete Beauvois und Desvaux trennten hierauf einige bekannte Arten, um sie zu zwei besonderen Gattungen, Randalia und Sphaerochloa, zu erheben, und bildeten mit einer ihnen neu scheinenden Pflanze die räthselhaft gebliebene Gattung Symphachne. In der Bon- gardschen Bearbeitung der brasilianischen Eriocaula wird die Gattung ungetrennt beibehalten, was nicht zu milsbilligen ist, da die aufgeführten Arten, mit wenigen Ausnahmen, wirklich nur einer, nämlich der Gattung Paepalanthus angehören. v. Martius, der sich zuletzt mit dieser Pflanzengruppe speciell beschäftigt hat, verwirft mit Recht Randalia und Sphaerochloa, fügt aber zu Eriocaulon und Tonina eine neue Gattung hinzu, welche er Phi- lodice nennt, und theilt Eriocaulon in die drei Subgenera Nasmy- thia, Eriocaulon und Paepalanthus, von denen die erstere im All- gemeinen die tetrandrischen, die zweite die hexandrischen und die dritte die triandrischen Arten in sich begreift. Hierin ist Kunth mit ihm nicht überall einverstanden, glaubt vielmehr, dafs Nasmy- thia mit Eriocaulon verbunden bleiben mufs, indem beide Gat- tungen im Habitus, Blüthen - und Fruchtbau vollkommen überein- stimmen, sich blofs durch die Zahl der Blüthentheile unterscheiden, welche jedoch zuweilen an einem und demselben Individuum va- riiren kann. Nach der vorgeschlagenen Vereinigung gehören die meisten Eriocaula der östlichen Hemisphäre an, während nur we- nige in Amerika vorkommen. Aufser der Zahl der Staubgefälse (6, seltener 4) zeichnen sie sich durch gänzliche Abwesenheit ste- ‚ziler Carpidien an der Spitze des. Ovariums, durch ungetheilte Staubwege, durch olivenfarbig -schwärzliche Antheren, und vor- 112 züglich durch schwarze drüsenartige Organe aus, welche sich an den inneren Kelchen der männlichen und weiblichen Blüthen vor- finden, und von Kunth, da er sie in Eriocaulon decangulare zuweilen in Antheren umgewandelt sah, für unvollkommene Staub- gefälse gehalten werden. In der grölseren Zahl der bekannten Arten sind aulserdem die äufseren Sepalen der männlichen Blü- then nach innen scheidenartig verwachsen, was bisher gleichfalls übersehen worden war. Die Oberfläche der Samen zeigt grolse Verschiedenheiten; am häufigsten sind sie aber mit zarten häuti- gen Längsrippen versehen, welche sich später in kleine Spitz- chen zertheilen. Kunth erklärt die Rippen für einfache Zellen- reihen, und die Spitzchen für die festeren Scheidewände, welche nach der Zerstörung des zarten Theils der Zellen in Gestalt von Haaren zurückbleiben. Paepalanthus unterscheidet sich von Eriocaulon hinlänglich, nicht allein durch die Zahl der Staubgefälse (3, selten 2), son- dern hauptsächlich durch drei sterile Carpidien, welche in den weiblichen Blüthen die Spitze des Ovariums einnehmen. Diese Gattung wird blols in Amerika angetroffen, und begreift bereits eine grolse Anzahl von Arten in sich. Die drüsenartigen Kör- per fehlen hier gänzlich, und die Antheren sind jederzeit zwei- fächrig und von blasser Färbung, werden nur zuweilen im Alter braun. Der Habitus zeigt sich bei’ den verschiedenen Species sehr verschieden; auch beobachtet man in der Blüthenbildung Unter- schiede, auf welche hier näher aufmerksam gemacht wird, und die vielleicht in der Folge eine weitere Theilung der Gattung nöthig machen dürften. Als den Anfang hierzu kann man die Aufstellung der Gattungen Philodice und Lachnocaulon betrach- ten. Die erstere unterscheidet sich nach Martius durch die nach oben statt findende Verwachsung der inneren Sepalen in den weiblichen Blüthen, und die Verkümmerung des dritten vorderen Staubgefälses, und würde hiernach schwerlich bestehen können, wenn nicht ein drittes Merkmal hinzukäme, was aber von Nar- tius übersehen worden ist, und darin besteht, dafs die Antheren einfächrig sind. Dies letztere gilt auch von Zacknocaulon, einer von Kunth mit Eriocaulon villosum gebildeten Gattung, welche sich aulserdem dadurch von Paepalanthus unterscheidet, dafs in 1135 den männlichen Blüthen der innere Kelch gänzlich feblt, in den weiblichen dagegen auf einen Kreis von Haaren beschränkt ist. Tonina zeichnet sich durch einen eigenthümlichen Habitus und den Umstand aus, dals die männlichen und weiblichen Blü- then paarweise vereinigt sind; in allen übrigen Merkmalen stimmt sie dagegen vollkommen mit Paepalanthus überein. Man muls sich nämlich hierbei wicht durch die Martius’sche Abbildung und Beschreibung täuschen lassen, in welchen die sterilen Car- pidien gänzlich übersehen worden sind, und die inneren Sepalen der weiblichen Blüthen als auf Haarbüschel reducirt angegeben werden, da diese hier doch vorhanden, obgleich sehr klein sind. Aufserdem erscheinen die Narben zweitheilig, was bisher gleich- falls übersehen worden ist. Guillemin glaubt, dafs die Arten mit proliferirenden Köpf- chen, wegen der abweichenden Blütbenbildung und des eigen- thümlichen Habitus, eine besondere Gattung zu bilden verdienen, welche er Stephanophyllum nennt. Da hierbei nicht angegeben wird, worin der abweichende Blüthenbau eigentlich besteht, die- ser vielmehr mit Paepalantkus übereinstimmt, so dürfte diese Gattung vor der Hand noch nicht anzunelmen sein. Von den drei Pflanzen, mit welchen Vellozo seine Gat- tung Dupatya bildet, scheinen zwei ächte Eriocaula zu sein, die dritte aber der Gattung Paepalanthus anzugehören. * * * Die erste genauere Kenntnils der Gattung Mayaca verdan- ken wir Schott und Endlicher, welche sie in ihren Melete- mata monographisch bearbeitet haben, und zu den Commelyneen ‚zählen. Dies war auch die frühere Ansicht Jussieu’s, und wird von Lindley gleichfalls gebilligt. Endlicher führt Mayaca ‚später als ein Genus Xyrideis affine auf. Obgleich die nahe Ver- wandtschaft dieser Gattung mit jenen beiden Familien hiernach ‚keinen Zweifel mebr unterliegt, so dürfte dennoch die den äu- Iseren Sepalen entsprechende Stellung der Staubgefälse, vorzüg- lich aber die vierfächrigen, nach aulsen gekehrten, an der Spitze sich öffuenden Antheren, ihrer definitiven Vereinigung mit einer oder der anderen derselben entgegenstehen, vielmehr zur Auf- 114 stellung einer besonderen kleinen Familie berechtigen. Hierzu kommt noch ein eigenthümlicher Habitus, wobei zu bemerken, dafs sich die Blätter jederzeit in zwei Spitzen endigen. Wenn Coletia madida (Flor. Jlum.) nicht als zweite Gattung beibehal- ten wird, so bildet sie auf jeden Fall eine sehr distincte Art; die Antheren nämlich, welche in Mayaca mit einer Spalte aufsprin- gen, münden hier an der Spitze mit einer kurzen offnen Röhre. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: C. C. Rafn, Supplement to the Antiquitates Americanae edited un- der the auspices of the Royal Society of Northern Antiquaries. Copenhagen 1841. 8. ’I. Boüpos, men pay ixbiay ray dpxaluv auyypapeuv durpın, avayıwadeise eis av dv ’Almıais Erapeiay As bucinns iaropias. "Ev ’Adıvaıs 1840. 8. 3 Expl. Crelle, Journal für die reine und angew. Mathematik. Bd. 22, Heft 1. Berlin 1841. 4. 3 Expll. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1841. No. 9. 10. Stuttg. u. Tüb. 4. 15? annual report, laws and transactions of the Botanical Society of Edinburgh. Session 1836 - 7. Edinb. 1837. 8. 24 3d annual report and proceedings of the Botanical Society. Ses- sion 1837-8 and Session 1838 -9. ib. 1838. 40. 8. —— u Dr Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat März 1841. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 1. März. Sitzung der er, histori- schen Klasse. Hr. Zumpt handelte über die Textesverbesserung der Ciceronischen Rede pro Murena in Folge der von ihm in Rom excerpirten Lagomarsinischen Collationen von zwölf Hand- schriften und einer Pariser Handschrift Nr. 6369, die er jüngst verglichen. Es giebt von dieser Rede keine doppelte Recension in der Art, wie sie von einigen Schriften, die zur scholastischen Erklä- - rung dienten, in den Handschriften vorliegt. Die Verschiedenheit der besseren und schlechteren Handschriften besteht nur darin, _ dals in den ersteren die alte, mitunter unleserliche, auch fehler- hafte, Unzialschrift treuer copirt, und nicht durch versuchte, wei- ter abgehende Deutung entstellt ist. Einige wenige, sich leicht verrathende Glossen sind vom Rande in den Text gekommen. Von allen bisher verglichenen Handschriften sind allein die Lagomar- sinischen Nr.9 und 24 treu, jedoch 9 in höherem Grade als 24. Die danach an ungefähr 100 Stellen vorzunehmenden Verbesse- zungen des Textes bestehen 1) aus Wiederherstellung der Lesart sämmtlicher Handschriften, welche von den ältesten Herausgebern und von Naugerius, dem sonst der Text das meiste verdankt, und selbst noch von Lambinus stillschweigend ohne genügenden Grund ‚verändert ist, ohne dafs die nachfolgenden Herausgeber die täu- [1841] 3 116 schende Willkühr entdeckt haben; 2) in einer mehr durchgrei- fenden Befolgung der besseren Handschriften im Gegensatz zu den schlechteren, deren Lesart dem gewöhnlichen Text zu Grunde liegt; 3) in Conjecturen an Stellen, wo sämmtliche Handschriften fehlerhaft sind, die Fehlerhaftigkeit aber aus der besseren Classe meist einfacher und deutlicher erkannt werden kann. Von diesen drei Arten der anzuwendenden Verbesserung wurden eine Anzahl Beispiele gegeben. 4. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Zumpt las den dritten Theil seiner Abhandlung über die Bevölkerungsverhältnisse im Alterthum, der sich -mit den Zeiten des gemeinsamen Römischen Kaiserreichs beschäf- tigte. Hr. Zumpt untersuchte zuerst den Stand der Bevölkerung in den Provinzen des lateinischen Westens und des hellenisirten Ostens, zur Zeit, als diese Länder Theile des Römischen Reiches wurden. Der Europäische Westen hatte bei seiner Einverleibung in das Römische Imperium eine starke Bevölkerung, welche sich ungemein rasch Römische Industrie, Kunst und Litteratur aneig- nete, den kräftigsten Theil des Reiches ausmachte, aber schon am Schlufs des ersten christlichen Jahrhunderts Spuren abnehmender Kraft, d.h. beschränkte Volksvermehrung, bei verbreitetem Luxus, verrieth. Dagegen war der hellenisirte Osten nicht nur ebenfalls stark bevölkert, obgleich das Volk an individueller Tüchtigkeit weit hinter dem lateinischen Westen zurückstand, sondern erhielt sich auch unter Römischer Herrschaft lange Zeit auf gleicher Höhe der Bevölkerung, weil Religion und Sitte den Verführungen des Luxus gewachsen waren. Die Kaiserregierung liefs sich die Ener für die Volksvermeh- rung, wenigstens in Bezug auf die Römischen Bürger, sehr an- gelegen sein, namentlich wurden in Italien viele Stiftungen für arme Kinder gemacht. Bei der im Allgemeinen ungestörten Ruhe der beiden ersten Jahrhunderte müfste man also eine bedeutende Volksvermehrung erwarten. Aber es fand das Gegentheil Statt. Alt-Griechenland blieb schwach bevölkert, in Italien, abgesehen DL ea I 0 Ed u ” Pos ne nr 117 von dem Colofs der Stadt Rom, schritt die Bevölkerung zurück, ungeachtet die Kaiser durch Unterstützungen und Ansiedelungen der Abnahme entgegen arbeiteten. Der Grund dieser Erscheinung ist in der herrschenden Üppigkeit und Bequemlichkeitsliebe zu suchen, während dabei das willkührliche Recht des Vaters über das Leben der Neugebornen bestehen blieb. Auch die westlichen Provinzen nahmen im Frieden allmählig an Bevölkerung ab. Wenn uns also unter der Regierung Marc Aurels die unzweideutige Klage über Menschenmangel überkommt, so ist das nur die bei dem er- sten Unfall sichtbar werdende Folge allmählig zurückgeschrittener Volksvermehrung. Von nun an mit Gibbon einverstanden, ver- folgte Hr. Zumpt die Ursachen, welche die fernere Abnahme der Bevölkerung in den Römischen Welt bis auf das Minimum, wel- ches um das Jahr 400 vorhanden ist, erklären. Er betrachtete von Seiten der Staatsverhältnisse die eintretende Verarmung als eine Folge der beständigen Verluste im Handel mit Arabien, Indien und China; nachher auch der Forderungen, welche die Barbaren als Föderaten und als Feinde geltend machten; ferner die Zusammen- ziehung der Güter in Latifundien, die Verwandlung der kleinen Eigenthümer in Colonen und bald ihre Herabwürdigung zu Hö- rigen ohne Freiheit. Von einer anderen Seite zeigte sich die Na- tur in der Kaiserzeit, und besonders in der Periode von 170 bis 270 nach Chr., wie nie sonst, zerstörend durch Erdbeben, vulkanische Ausbrüche und Seuchen, denen die vom Luxus nicht angegriffene Bevölkerung des Ostens endlich auch erlag. Durch diese Übel im Staat und in der Natur wurde eine melancholische Betrachtung aller Verhältnisse und eine Trübseligkeit der Ansicht herrschend, von der selbst die Auffassung des Christenthums abhängig war, so dafs die neue Religion, trotz dem, dafs ihre Grundiehren dem weiblichen Geschlecht und der Familie einen hohen Werth gaben, nichts zur Erhaltung der alten Welt beitrug, vielmehr zu ihrer Auflösung mitwirkte. Der Europäische Westen hatte sich schon vielfach durch Germanische Stämme regenerirt, ehe er seinen Rö- mischen Charakter äufserlich ablegte. Hr. Goeppert, Correspondent der Akademie, sandte aus Breslau Proben einer papierartigen Substanz ein, welche nach 118 einer grolsen Oderüberschwemmung im Jahre 1736 zurückgeblie- ben war. Sie wurden Hrn. Ehrenberg zur Untersuchung über- geben, Das Programma dell’ Accademia delle Scienze dell’ istituto di Bologna del premio Aldini sul Galanismo per l’ anno 1842 wurde vorgelegt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Alcide d’Orbigny, Faleontologie francaise. Livr. 11.12. Paris 8. Gay-Lussac, Arago etc., Annales de Chimie et de Physique. 1840 Decembre. Paris. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. N. 415. 416. Altona 1841. Febr. 25. 4. Göttingische gelehrte Anzeigen 1841, Stück 29. enthaltend: Über den Anthosiderit, eine neue Mineral-Species.aus Brasilien, von Hausmann und Wöhler. 8. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1841. No. 11. 12. Stutig. u. Tüb. 4. Christliches Denkmal von Autun erklärt von Joh. Franz. Berlin 1841. 8. Graphische Darstellung des täglichen mittleren Barometer- und Thermometerstandes zu Frankfurt a.M. im Jahre 1840 nach den Beobachtungen des physikalischen Vereins. Fol. 2 Expl. mit einem Begleitungsschreiben des Vorstandes des physikalischen Vereins d.d. Frankfurt a. M. 16. Febr. d.J. 11. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lachmann trug fernere Betrachtungen über die Ilias vor. Ein Schreiben des Hrn. Guizot an Hrn. Böckh, so wie ein anderes des Hrn. Duc de Luynes, welche die Antworten der genannten Herren auf die Anzeigen von der Ernennung des er- steren zum auswärtigen, des zweiten zum Ehrenmitgliede enthal- ten, wurden vorgelegt. Hr. Lichtenstein überreichte ein Exemplar der Abhand- lung des Hrn. Eschricht „über die Bothryocephalen”, zu wel- cher die Akademie die Kosten für die Kupfer beigetragen hatte, zugleich mit einem Schreiben des Herausgebers Hrn. Nees von 119 Esenbeck in Bezug auf diese Unterstützung zur angemessenen Ausstattung. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: C.G. Nees ab Esenbeck, Lepidagathidis, generis ex Acantha- cearum ordine, illustratio monographica. \ratislav. ad Viadr. 1841. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. N.417. Altona 1841. März 4. 4. Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1841. No.13. 14. Stuttg. u. Tüb. 4. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. 14, Heft 2.u.5. Halle 1840. 8. D. F. Eschricht, anatomisch-physiologische Untersuchungen über die Bothryocephalen. Mit 3 Kupf. (Aus den Act. Caes. Leop. Carol. Nat. Cur. Vol. XIX. Suppl. II.) 4. 45.März. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Poggendorff las einen Nachtrag zu seinen Beob- achtungen über den Übergangswiderstand. Zuvörderst schickte er die Bemerkung voraus, dals er die in seiner letzten Mittheilung beschriebenen Versuche seitdem mit einem Luftthermometer von gröfseren Dimensionen und besserer Einrichtung wiederholt, und dabei alle früher angegebenen Re- sultate, nur noch deutlicher ausgeprägt, bestätigt gefunden habe. Namentlich gelte diefs von der Beziehung des Übergangswider- standes zur Stromstärke, diesem für die Theorie der Voltaschen Säule so wichtigen Punkt. Die fernere Untersuchung betraf zunächst die Frage: In wie kurzer Zeit der Übergangswiderstand schon auftrete? Der Verf. selbst hatte ihn bereits innerhalb fünf Sekunden entschieden wirksam gesehen; weiter konnte er aber bei den Ver- suchen, die er ohne Hülfe eines Anderen unternahm, die Dauer des Stroms nicht abkürzen. Er benutzte daher die Anwesenheit _ seines Freundes Wilhelm Weber zur gemeinschaftlichen An- stellung einiger Versuche, wobei der Verf. die Saxtonsche Ma- schine in Rotation versetzte, und Letzterer, nachdem diefs gesche- hen war, die Kette zu festgesetzten Zeitpunkten schlofs und öff- 120 nete, zugleich auch die Beobachtung des Luftthermometers über- nahm. Das Ergebnils war, dafs sich der Übergangswiderstand schon nach zwei Sekunden mit Bestimmtheit nachweisen liefs. Drei Versuche, mit verdünnter Schwefelsäure und Kupferplatten angestellt, gaben nämlich, als der Strom in diesen zwei Sekunden 30 Mal seine Richtung änderte, für das Steigen des Thermometers ° o o ohne Kupferwand...22,0; 23,7; 22,3 mit Kupferwand.... 16,0; 16,0; 17,5. Hiernach kann es keinem Zweifel unterliegen, dafs nicht der Übergangswiderstand schon vom ersten Anbeginn des Stromes vorhanden ist; derselbe also nicht, wie man wohl angenommen hat, erst nach längerer Dauer des Stroms aus einer Anhäufung schlechtleitender Substanzen auf den Platten entpringt. Eine Anhäufung solcher Substanzen findet übrigens bei An- wendung der hin- und hergehenden Ströme der magneto-elektri- schen Maschine gar nicht statt. Allerdings bleiben Platten und Scheidewand nicht blank, vielmehr bekleiden sie sich mit einem Überzug von fein zertheiltem Metall (in einigen Fällen vielleicht auch von Oxydul); allein dieser Überzug, geschweige dafs er den Übergangswiderstand vergröfserte, hat im Gegentheile die Wir- kung, dals er denselben vermindert. Je länger man die Versuche mit irgend einem Systeme von starren und flüssigen Leitern fort- setzt, desto durchgänglicher für den Strom wird es. Die Verrin- gerung des Widerstandes, die in Folge dieser Veränderung der Oberflächenbeschaffenheit der Metalle eintritt, ist so bedeutend, dals sie in vielen Fällen den Unterschied, der anfangs zwischen verschiedenen Systemen von Metallen und einerlei Flüssigkeit, vielleicht in bedeutendem Grade, vorhanden ist, bei längerer Dauer der Versuche immer mehr und mehr verwischt, ja wohl ganz auf- hebt oder negativ macht. So können Kupferplatten, wenn man sie, in Schwefelsäure stehend, sehr häufig der Wirkung des hin- und hergehenden Stromes aussetzt, ohne sie inzwischen abzuscheu- ren, einen eben so geringen und selbst geringeren Widerstand darbieten, als, unter gleichen Umständen, Platten von Eisen, wäh- rend man zu Anfange der Versuche gerade das Gegentheil beob- achtet. 121 Der zweite Gegenstand der fortgesetzten Untersuchungen war der: Welchen Einfluls die Temperatur auf den Übergangswiderstand ausübe? Zur Beantwortung dieser Frage leitete der Verf;, ohne von einer Scheidewand Gebrauch zu machen, den Strom mittels Plat- ten, bald von Kupfer, bald von Eisen, durch verdünnte Schwefel- säure, der abwechselnd eine Temperatur von 13 bis 14° und eine von 60 bis 70° R. gegeben worden. In beiden Fällen wurde der Strom, mit 15 Umkehrungen in der Sekunde, 15 Sekunden lang unterhalten, und die Erwärmung des Luftthermometers beobachtet. So ergab sich, mit Platinplatten, für diese Erwärmung o [e} o bei der kalten Schwefelsäure ı.. 7448; 743; 73,5 » » heilsen » ... 10955 110,0; 110,0. Der Widerstand des Systems nahm also mit steigender Tem- peratur sehr bedeutend ab. Diese Aburahme kann nun freilich nicht allein auf Rechnung einer Verringerung des Übergangswiderstan- des gesetzt werden, indem auch der Widerstand der Flüssigkeit eine Schwächung erlitten haben könnte; dafs sie dennoch aber zum gröfsten Theil aus der ersteren Ursache entspringt, mag aus Folgendem erhellen: Nach zahlreichen Messungen hat nämlich der Verf. für die von ihm angewandte Saxton’sche Maschine eine Tafel entworfen, welche, für die angegebene Dauer und Geschwindigkeit der Ro- tation dieser Maschine, die zusammengehörigen Werthe der Er- wärmung des Luftthermometers und der Länge von eingeschalte- tem Neusilberdraht angiebt. Zufolge dieser Tafel entspricht der Unterschied von 109°,8 und 74°,2, wie er, im Mittel, mit Platin- platten bei der heilsen und kalten Schwefelsäure beobachtet wurde, dem Widerstand von beinahe 17 Zoll des neusilbernen Melsdrahts. Andrerseits hat er, bei gewöhnlicher Temperatur, den Wider- stand der angewandten Schwefelsäure ermittelt, indem er das Stei- gen des Thermometers, bei Anwendung sowohl von Platin-, als von Kupferplatten, einmal für deren gewöhnlichen Abstand von 13+ par. Lin., und das andere Mal für ein Drittel dieses Abstandes beobachtete, und dann, im letzteren Fall, die Verkürzung der Flüs- sigkeit durch eine Verlängerung des Melsdrahtes ersetzte, bis wie- 122 der dieselbe Angabe erhalten wurde. Hiedurch ergab sich, dafs die angewandte Schwefelsäure, bei 4,; Lin. Länge und 3 Quadrat- zoll Querschnitt, d.h. den Dimensionen, die sie bei den vorhin angeführten Versuchen besafs, in gewöhnlicher Temperatur einen Widerstand leistete, der dem von 3 Zoll des neusilbernen Mels- drahtes gleichkam. Die vorhin, bei einer Temperaturerhöhung von 46 bis 56°R., beobachtete Abnahme des Widerstandes betrug 17 Zoll. Wenn nun also auch der Widerstand der Flüssigkeit dabei gänzlich Null geworden wäre, — eine Annahme, die gegen alle Wahrscheinlich- keit ist, — so würden dennoch für die Verringerung des Über- gangswiderstandes 14 Zoll Neusilberdraht übrig bleiben. In Wahrheit war aber diese Verringerung weit bedeutender. Denn eine, obwohl nur angenäherte, Messung des Widerstandes der Schwefelsäure bei 60 bis 70°R., nach dem angedeuteten Ver- fahren unternommen, ergab bei dieser Temperatur für denselben den Werth = 2 Zoll Neusilberdraht. Der Widerstand der Flüs- sigkeit hatte sich also durch die angeführte Temperaturerhöhung nur um 3 Zoll verringert, und folglich kommen 164 Zoll auf die Verminderung des Übergangswiderstandes. Wenn folglich das vorhin beobachtete Resultat auch nur ein zusammengesetztes war, nicht allein wegen gleichzeitiger Ände- rung des Widerstandes der Flüssigkeit, sondern auch wegen Er- höhung der Intensität des Stroms (*), so ist doch durch dasselbe die Abnahme des Übergangswiderstandes mit steigen- der Temperatur unzweifelhaft festgestellt. Der eben erörterte Gegenstand forderte gewissermalsen auf, den Widerstand der Flüssigkeiten in seiner Beziehung zur Tem- peratur und Stromstärke näher zu untersuchen, da hierüber nur (*) Um die Beziehung des Übergangswiderstandes zu der Temperatur ganz rein zu erhalten, ist klar, dafs die für eine gleiche Intensität des Stromes aufgesucht werden mufs, da eine Er- höhung dieser Intensität schon bei unveränderter Temperatur eine Verringerung des Übergangs- widerstandes zur Folge hat. Das von dem Verf. in seiner früheren Mittheilung beschriebene Verfahren hätte nun allerdings eine Messung dieser Beziehung bei Gleichheit der Stromstärke erlaubt; allein da es ihm hier nur um Feststellung des Hauptsatzes zu thun war, so hat er eine solche Messung unterlassen, zumal ihm anderweitige Versuche gezeigt hatten, dafs die be- obachtete Verringerung des UÜbergangswiderstandes jedenfalls nur zu sehr kleinem Theil der mit Steigerung der Temperatur eintretenden Erhöhung der Stromstärke zugeschrieben werden könne. 123 lauter unzuverlässige Angaben vorhanden sind. Die Betrachtung jedoch, dafs eine solche Untersuchung mit Hülfe der Magnetnadel ungleich genauer durchzuführen sei, bewog den Verfasser, davon abzustehen, und sie einer künftigen Arbeit vorzubehalten. Dagegen schien es ihm von Interesse, nachzusehen, inwiefern der Übergangswiderstand mit einer anderen Erscheinung im Zu- sammenhang stehe. Wenn Wasser oder eine andere verdampfbare Flüssigkeit auf eine stark erhitzte oder gar glühende, saubere Metallfläche getröpfelt wird, so breitet sich dieselbe bekanntlich nicht aus, sondern ballt sich zu einem Kügelchen zusammen, das, langsam verdunstend, eine geraume Zeit auf der heilsen Metall- fläche herumtanzt, Dies ist der bekannte, nach Leidenfrost be- nannte Versuch. Man hat viel darüber gestritten, ob dabei eine wirkliche Be- rührung zwischen der Flüssigkeit und dem Metall stattfinde, und mancherlei Gründe dafür und dagegen angeführt. Es schien dem Verf. schon vor einigen Jahren, als möchte sich diese Frage wohl auf galvanischem Wege zur Entscheidung bringen lassen, dadurch, dafs untersucht würde, ob ein elektrischer Strom aus dem Kügel- chen in das Metall oder aus diesem in jenes überzugehen im Stande sei. Er stellte demnach den Leidenfrost’schen Versuch mit ver- dünnter Schwefelsäure in einem Platintiegel an, verband den Tie- gel mit dem einen Ende eines Galvanometerdrahts und einen schmalen Zinkstreif mit dem anderen. Er konnte dann den Zink- streif auf einige Zeit in den rotirenden Tropfen der Säure brin- gen, ohne das Phänomen zu stören. Es wurde dabei eine beträcht- liche Menge Zink brausend aufgelöst; aber nie sah er während- dels auch nur die geringste Bewegung an der Magnetnadel. Das Resultat dieses Versuchs war dem Verf. schon damals nicht zweifelhaft; allein das Verfahren liefs doch Manches zu wünschen übrig. Er benutzte daber jetzt eine kürzlich von Marchand angegebene Abänderung des Leidenfrost’schen Ver- suchs, die eine bequemere Beobachtung gewährt. Er brachte nämlich in einem Porzellangefäls eine gröfsere Menge verdünnter Schwefelsäure zum Kochen, stellte in sie eine amalgamirte Zinkplatte, die mit dem einen Ende des Galvanometer- 124 drahts verbunden worden, und tauchte nun rasch auch eine glü- hende Platinplatte hinein, die an dem anderen Ende desselben Drahts befestigt war. Sorgt man dafür, die Platte nur so lange eingetaucht zu halten, als sie nicht aus dem Glühen kommt, so hat diels keine hör- oder sichtbare Wirkung auf die Flüssigkeit. Und ebenso negativ ist die galvanische Wirkung: niemals kommt dabei die Galvanometernadel in die leiseste Schwankung. Es ist also gewils, dafs, unter diesen Umständen, die Kette nicht geschlossen ist. — Indels wird bei diesem Versuche immer nur das negative Metall in den Zustand des Glühens versetzt, und es wäre nicht unmöglich, dafs hier eine solche einseitige Leitungsfähigkeit stattfände, wie sie vor langer Zeit von Erman und neuerdings von Andrews an Flammen beobachtet worden ist. Daher änderte der Verf. den Versuch folgendermalsen ab. Er versah die Saxton’sche Maschine mit einem der früher von ihm beschriebenen Inversoren, so dafs ihr Strom eine stete Rich- tung bekam, verband nun den einen ihrer Pole geradezu mit dem Galvanometer und den anderen mit einer Platinplatte, die, inner- halb des Porzellangefälses, in verdünnter Schwefelsäure stand, während eine zweite Platinplatte mit dem anderen Ende des Gal- vanometerdrahts verbunden war. Jetzt wurde die Säure zum Sieden, und die zweite Platin- platte über einer Weingeistlampe zum Glühen gebracht, ünd, wenn beides erreicht war, die Maschine bald in in diesem, bald in jenem Sinne gedreht. Bei Eintauchung der glühenden Platte mulste es sich nun ausweisen, ob das System überhaupt einen elek- trischen Strom zu leiten vermöge. Wiewohl nun die Maschine mit bedeutender Schnelligkeit gedreht wurde, und die glühende Platte bald als positiver, bald als negativer Pol wirken konnte, so zeigte sie sich doch gänzlich wirkungslos. In beiden Fällen kam nicht die geringste Spur von einem Strom zu Stande. Der Verf. hat diesen Versuch mehrmals in Gemeinschaft mit seinem Freunde W. Weber wiederholt, aber immer mit demselben negativen Erfolg. Alle diese Versuche nöthigen also zu dem Schlufs, dafs unter den Umständen, die das Leidenfrost’sche Phänomen bedingen, eine wirkliche Isolation zwischen der Flüssigkeit und dem heilsen Me- 125 tall besteht. Und diese Isolation möchte wohl am naturgemäfsesten auf den Mangel einer unmittelbaren Berührung zurückzuführen sein, keinesweges aber auf eine besondere Stärke des Übergangs- widerstandes, da dieser, wenigstens zwischen Körpern von gleicher Temperatur, mit Steigerung dieser Temperatur, verringert wird. Die dritte und letzte Frage, die dem Verf. im weiteren Ver- folg seiner Untersuchung beschäftigte, war die; Ob zwischen Metallen, also zwischen starren Leitern, ein ähnli- cher Übergangswiderstand stattfinde, wie er zwischen starren und flüssigen Leitern vorhanden ist. De la Rive, in seiner Abhandlung über die magneto- elek- trischen Ströme von abwechselnd entgegengesetzter Richtung, be- hauptet, dafs diese Ströme eine Reihe abwechselnder Metalle desto leichter durchlaufen, je grölser, bei gleicher Gesammtlänge eines jeden Metalls, die Zahl der Abwechslungen ist. Ein halbes Meter Kupferdraht, gelöthet an ein halbes Meter Eisendraht, in die magneto -elektrische Kette eingeschaltet, gab ihm eine Erwärmung von 75° am Breguet’schen Thermometer. Zwei Viertelmeter Kupferdraht, abwechselnd gelöthet an zwei Viertelmeter Eisen- draht, gaben 76°; vier Achtelmeter Kupferdraht, abwechselnd gelöthet an vier Achtelmeter Eisendraht, gaben 77°. Nach De la Rive würde also der magneto-elektrische Strom, wenn er aus einem Metall in ein anderes übergeht, gleichsam einen negativen Widerstand erfahren. Er betrachtet diels als eine der specifischen Verschiedenheiten der magneto- elektrischen Strö- me, wenigstens der hin- und hergehenden, von den Volta’schen. Das Sonderbare, allen Analogien Widersprechende dieses Re- sultats hat den Verfasser veranlalst, dasselbe einer Prüfung zu un- terwerfen, und zwar mittelst folgender Vorrichtung. Man denke sich zwei cylindrische Stäbe, jeden zwei Fuls lang und eine par. Lin. dick. Beide sind aus gleichen Längen von Neu- silber und Eisen zusammengesetzt, jedoch mit der Verschieden- heit, dals bei dem einen 12 Zoll Neusilber in einem Stück gelöthet sind an 12 Zoll Eisen in einem Stück, während bei dem andern 42 Stücke Neusilber von einem Zoll mit 12 Stücken Eisen von einem Zoll durch Löthung in abwechselnder Verbindung 'stehen. Der erstere Stab enthält also nur eine Abwechslung, der letztere 126 dagegen 23, während in beiden die Gesammtlänge eines jeden Me- talls dieselbe ist. Diese Stäbe brachte der Verf. abwechselnd in die magneto- elektrische Kette, und beobachtete nun, nachdem noch zur Mäfsi- gung des Stromes 30 Zoll des neusilbernen Mefsdrahts eingeschal- tet worden, für die gewöhnliche Dauer und Geschwindigkeit der Rotation der Maschine die Erwärmung des Luftihermometers. Das Resultat war folgendes. Der Stab mit einer Abwechslung gab, im Mittel aus 10 Versuchen, . .. = 8435 2, ee 23 » »» IE ER, » BE 5:79) Unterschied ... 0,11. Bei einer geringeren Intensität des Stroms, durch Einschal- tung von 50 Zoll des Melsdrahts hervorgebracht, gab der Stab mit einer Abwechslung, im Mittel aus 3 Versuchen, ... = 55.31 » » » 23 > » » »» » em 54,93 Unterschied ... 0,38. In beiden Fällen gab also der Stab mit einer Abwechslung eine etwas stärkere Erwärmung, als der mit 23, und daraus würde folgen, dafs der letztere einen etwas gröfseren Widerstand darbot. Diefs Resultat wäre ganz dem analog, was bei Flüssigkeiten beob- achtet wurde. Der Verf. will es auch nicht entschieden verwerfen; in Betracht jedoch, dafs die einzelnen Messungen um + 1°,0 von dem Mittel abwichen, und dafs letzteres bei einer so bedeutenden Zahl von Abwechslungen der Metalle nur höchstens um 0°,4 für beide Stäbe verschieden war, hält er den Schluls für noch begrün- deter, dals beide Stäbe einen gleichen Widerstand dar- boten, also ein Übergangswiderstand zwischen Me- tallen nicht existirt. Jedenfalls hält er sich aber für über- zeugt, dals das Dasein eines negativen Widerstandes dieser Art durch obige Versuche genügend widerlegt sei. Zu diesen Versuchen wurden Neusilber und Eisen in abwech- selnder Verbindung angewandt, weil diese Substanzen an ihren Berührungspunkten eine bedeutende thermo - elektromotorische Kraft zu entwickeln vermögen. Zwar kann hier diese Kraft, we- gen der stets wechselnden Richtung des magneto - elektrischen 127 Stroms, nicht zur Wirksamkeit kommen und thermo- elektrische Gegenströme erregen, wie sie Peltier durch galvanische Ströme zuerst hervorgebracht hat; allein es war doch zu vermuthen, dals, wenn überhaupt zwischen Metallen ein Übergangswiderstand statt- finde, dieser dort am ersten auftreten werde, wo auch die Möglich- keit einer beträchtlichen thermo - elektromotorischen Kraft ge- geben ist. Die mitgetheilten Resultate beweisen, dafs, wenigstens solange diese Kraft nicht in Wirksamkeit tritt, auch kein Über- gangswiderstand vorhanden ist. Hierauf las Hr. Ehrenberg: Beobachtungen über ei- nen wesentlichen Antheil mikroskopischer Organis- men, am Verschlämmen der Seehäfen in Wismar und Pillau, so wie am Schlick des Flufsbettes der Elbe bei Cuxhaven, und über die Mitwirkung ähnlicher Erscheinungen an der Bildung des Nilbodens in Dongala, Nubien und im Delta von Ägypten. Der Verfasser spricht zuerst von der uralten Betrachtung, dals alle, und besonders die schwellenden Flüsse, Schlamm und Sand aus dem oberen Flufsgebiete in das untere führen und dort ab- setzen, und stellt die vorhandenen directen Messungen dieser me- chanischen Flufsthätigkeiten übersichtlich zusammen, wobei er der neuesten Theilnahme der deutschen Wasserbau - Administra- toren sowohl als der englischen Geologen an diesen Untersuchun- gen gedenkt. Besonders erinnert er an die 1834 von Leonhard Horner am Rhein bei Bonn angestellten Untersuchungen, wonach der Rhein täglich 145,981 englische Cubikfuls fester Substanz bei Bonn vorbeiführt, was irgendwo beisammen abgesezt, in den letz- ten offenbar gleichförmig verlaufenen 1000 Jahren eine Schicht bilden müsse, die eine Fläche von 36 Quadratmeilen Länge 3 Fuls hoch bedecken würde. Dann wird die Mittheilung hinzugefügt, dafs 1838 die geo- logische Section der englischen Naturforscher bei der Versamm- lung in New-Castle Hrn. Yates zur Untersuchung der Quan- tität des Schlammes in den Flüssen eine Geldsumme aussetzte, 128 über deren Verwendung und Resultate noch keine Anzeige be- kannt sei. Hierauf werden neuere Meinungen über die Bildung des Schlammes aus Mischung verschiedenartiger Gewässer als che- mische Niederschläge und aus primitiver spontaner Bildung, nach Bory de St. Vincent und Anderen, zusammengestellt, worauf dann der Verf. zu den eigenen Untersuchungen übergeht. Der Verf. machte zuerst 1839 directe speciellere Untersu- chungen über die Form des Verschlämmens im Hafen zu Wismar an der Ostsee, und fand das schon am 18. Febr. 1840 (Berliner Zeitungen vom 26. Febr.) in der hiesigen GereIEheE Naturfor- schender Freunde vorläufig mitgetheilte Resultat, dafs „, bis 4 der Masse des ausgebaggerten Schlammes theils aus Ihnen theils aus leeren Schaalen der todten kieselschaligen Infusorien bestehe. Im folgenden Jahre hat der Verf. diese Untersuchungen dort spe- ciell wiederholt und dieselben Resultate ziemlich gleichartig wie- - dergefunden. 2, Im Hafen von Wismar werden, den von Hrn. Dr. Rose da- selbst mitgetheilten officiellen Nachrichten zufolge, wöchentlich ° 36 Last Modde (Schlamm), die Last zu 6000 Pfund (nicht 4000 Pf.), ausgebaggert, das macht bei 7 und balbmonatlicher Thätigkeit regel- mäfsig jährlich 1080 Last oder 64800 Centner zu 100 Pfund, und, den Centner zu 1 Cubikfuls gerechnet, 64800 Cubikfuls. Seit hun- dert, vielleicht zweihundert Jahren ist diefs ununterbrochen fort- gesetzt worden, mithin sind seit hundert Jahren in Wismar 108000 Last = 6,480000 Centner oder ebensoviel Cubikfuls Schlamm aus dem Fahrwasser entfernt werden. Nimmt man, wie es wohl an- nähernd richtig scheint, im Mittel 70 des Volumens als sichtlich organisch an, so hatten in Wismar in den letzten hundert Jahren die mikroskopischen kieselschaligen Organismen ganz allein doch 648000 Cubikfufs, oder jährlich 6840 Cubikfußs, d. i. 45 Schacht- ruthen, zu jener Masse en was im er Zustande dem Gewicht nach jedoch nicht ;;, sondern etwa ;; Rn und weniger betragen mag. Jene 1840 schon mitgetheilten Resultate von Wismar hatten den Hrn. Geh. Oberbaurath Hagen bewogen, auch etwas von) dem Schlamm aus Pillau selbst zu entnehmen und mitzubringen, 129 zu dessen Wegschaffung daselbst eine Pferde-Baggermaschine im Gange ist, welche, ehemals unter seiner Inspection, jährlich etwa 2000 Schachtruthen Schlamm entfernt. Die dem Verf, zur Unter- suchung übersandte Probe des Schlammes war noch reicher an organischen Wesen, als der von Wismar. Sie eg bei vierzig Untersuchungen verschiedener Theile offenbar oft 1, zuweilen die Hälfte des vorliegenden Volumens, wonach also in Pillau jähr- lich 500 bis 1000 Schachtruthen (= 72000 bis 144000 Cubikfuls) reine mikroskopische Organismen entfernt worden sind, was in hundert Jahren durchschnittlich eine Production dieses kleinen Punktes von circa 7,200000 bis 14,400000 Cubikfuls, d.i. 50000 bis 400009 Schachtruthen Infusorien-Erde oder Tripel giebt. In Wismar sowohl als in Pillau fanden sich viele, zum Theil auch ganz neue, Seewasser-Formen unter den organischen Be- standtheilen, was für den letzteren Hafen, welcher im Haffe liegt, auffallend und wohl Folge der oft das Seewasser in den Flufs drängenden Nordwinde ist. Ferner wiederholte der Verf. seine Untersuchung des Schlickes aus der Elbe bei Cuxhaven, die er 1839 der Akademie vorgetragen, indem er im November vorigen Jahres durch die Vermittelung des Hrn, Kaufmann Sommer in Altona wiederum eine Weinflasche mit dergleichen gefüllt, erhielt. Auch hier zeigte sich der Schlick des Flusses wieder als in fast der Hälfte seines Volumens aus klei- men, theils kieselschaligen Infusorien, theils kalkschaligen Poly- thalamien gebildet. An diese Beobachtungen reiht nun der Verf. die Resultate seiner neueren Untersuchungen des Nilschlammes, dessen Ablage- rung schon in den ältesten Zeiten die Aufmerksamkeit der Gelehr- ten so sehr beschäftigt hat. Er hat, theils absichtlich, theils neben- bei dergleichen Schlamm aus Afrika mitgebracht, von Daebbe und Ambukohl in Dongala, von Tangur in Nubien, von Theben und Gyzeh in Oberägypten, von Bulak bei Cahira und von Damiatte in Unterägypten, Er hat überdiels Fragmente alter bemalter Nil- schlammwände, welche Hr. Dr. Parthey und Hr. General-Lieu- tenant v. Minutoli nach Berlin mitgebracht haben, ebenfalls re- 'vidirt, Es fand sich, dafs in allen diesen Proben, theils Spongien, theils kieselschalige Infusorien, theils auch, namentlich bei Da- 150 miatte, kalkschalige Polythalamien im Ackerlande am Nil, zwar nicht vorherrschend, aber doch in solcher Zahl vorhanden sind, dals man nicht leicht ein Theilchen der Erde von halber Nadel- knopfgröfse untersucht, ohne deren — alleszum Unkenntlichen che- misch Veränderte abgerechnet — einige, zuweilen sogar viele, wohl erhalten zu finden. Ein wichtiges Moment ist die oft stattgehabte sichtliche theilweise und mithin wohl noch öfter ganze Auflösung und Umformung der organischen Gestalt in schaumartig rauhe und unförmliche Körnchen (Sand) von zum Theil krystallinischem Bruche, welche Erscheinung erlaubt, dem organischen Bereiche ein noch sehr viel ausgedehnteres Wirken zuzugestehen, als die an sich schon reiche directe Anschauung der Formen gebietet. So wäre denn also das Verschlämmen von Häfen, so wie Zunahme und Fruchtbarkeit des Nillandes, und vielleicht aller Flulsgebiete, völlig sicher nicht blofs ein Act der Zerstörung und mechanischer passiver Ortsveränderung der festen Theile, auch nicht des Pflanzenwuchses allein, sondern intensiv und auffal- lend auch ein bisher unerkanntes Wirken und Bauen des unsichtbaren thierisch-organischen Lebens, des- 1 sen weitere quantitative Abgrenzung späterer Unter- suchung: vorbehalten werden muls, dessen schon er- mittelter Einfluls aber zu den grolsen Thätigkeiten der Natur gehört. 18. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. Rose las über die Lichterscheinungen bei der Krystallbildung. Vor längerer Zeit fand ich, dals das Krystallisiren der glas- artigen arsenichten Säure durchs Erkalten ihrer heifsen ge- sättigten Auflösung in Chlorwasserstoffsäure mit einer starken Lichterscheinung begleitet sei. Ich fand, dafs weder die porcellan- artige Modification der arsenichten Säure, welche durch längeres Liegen sich bildet, noch die Krystalle, welche man durchs Er- kalten einer gesättigten chlorwasserstoffsauren Auflösung der glas- 131 artigen oder porcellanartigen Säure in ihrer Auflösung in Chlor- wasserstoffsäure unter ähnlichen Umständen eine Lichterscheinung hervorbringen können. Ich schlofs hieraus, dafs das Leuchten beim Anschiefsen der Krystalle der arsenichten Säure dadurch entstehe, dafs aus der Auf- lösung der glasartigen Säure dieselbe sich beim Krystallisiren in porcellanartige verwandle. Die erhaltenen Krystalle gehören der porcellanartigen Modification am, und das Porcellanartigwerden der glasartigen Säure besteht in nichts anderem, als darin, dafs die Säure aus einem vollkommen unkrystallinischer in einen krystal- linischen Zustand übergeht. Man hatte schon früher beim Anschiefsen von Krystallen meh- rerer Salze ein Leuchten bemerkt, aber immer war diese Erschei- nung nur eine zufällige gewesen; nie konnte man sie willkührlich hervorrufen. Das Leuchten beim Krystallisiren der arsenichten Säure unterschied sich daher wesentlich von dem anderer Sub- stanzen, als man es willkührlich und zu jeder Zeit hervorzubringen im Stande ist. Das Leuehten beim Krystallisiren der arsenichten Säure ist vielleicht einer der einfachsten Fälle unter den Lichterscheinungen, welche gewisse Krystalle bei ihrer Bildung zeigen. Man hat schon früher bisweilen Lichtentwicklung beim Anschiefsen des schwe- felsauren Kalis beobachtet. Ich habe meine Untersuchungen besonders mit diesem Salze angestellt; aber erst nach vielen ver- geblichen Bemühungen ist es mir gelungen, die Lichterscheinung beim Krystallisiren des schwefelsauren Kalis willkührlich hervor- zubringen. Die Ursach dieser Erscheinung ist verwickelter, und man hat auch mehr Vorsichtsmaafsregeln zu beobachten, wenn man sie erzeugen will, als dies bei der Hervorbringung der Liehtentwicklung beim Krystallisiren der arsenichten Säure der Fall ist. Schwefelsaures Kali. — Weder wenn Krystalle des schwefelsauren Kalis, noch wenn geschmolzenes schwefelsaures Kali in heifsem Wasser aufgelöst werden, konnten Lichterschei- mungen beobachtet werden, obgleich die Versuche mannigfaltig modifieirt wurden. Aber sie konnten nicht füglich erwartet wer- den, auch nicht beim geschmolzenen Salze, da dasselbe vollkom- | 3* 132 men krystallinisch ist, und dieselben Blätterdurchgänge, wie das aus wässerigen Auflösungen krystallisirte Salz zeigt. Man erhält das schwefelsaure Kali in einem geschmolzenen amorphen, glasartigen Zustand, wenn man es mit schwefelsaurem Natron mengt, und das Gemenge schmilzt. Das Gemenge ist auf- fallend leichter schmelzbar, als jedes der einzelnen Salze, aus de- nen es besteht. Gleiche Atomgewichte beider Salze gaben, im Platintiegel geschmolzen, eine glasartige Masse, die aber beim Erkalten unzäh- lige Risse bekommt, zerspringt und bröcklich wird. Man könnte sie für krystallinisch halten, aber sie ist es nicht; nur durch un- gleiche Zusammenziehung beim Erkalten entsteht die grolse Menge von Sprüngen, welche beim ersten Anblick für Blätterdurchgänge gehalten werden können. Wird das geschmolzene Salzgemenge mit Wasser gekocht, die gesättigte Auflösung möglichst heifs filtrirt, und läfst man die- selbe sehr langsam erkalten, so finden im Dunklen bei der Kry- stallisation dieselben Lichterscheinungen statt, wie bei der Krystal- lisation der glasartigen arsenichten Säure. Die Bildung von jedem Krystalle ist mit einem Lichtfunken begleitet. Werden die erhaltenen Krystalle noch einmal aufgelöst, und auf dieselbe Weise behandelt, so bemerkt man bei der Krystall- bildung nie eine Lichterscheinung. Die unter Lichtentwicklung ausgeschiedenen Krystalle des Salzes phosphoresciren, wenn man sie aus der Flüssigkeit nimmt, und reibt, oder auch nur stark berührt. Das Licht, welches durchs Reiben entsteht, ist aber bedeutend schwächer, als das, welches sich bei der Krystallisation gezeigt hat. Nach einigen Stunden zei- gen aber auch durchs Reiben die Krystalle kein phosphoresciren- des Licht mehr. Die Krystalle der arsenichten Säure, welche sich aus der chlorwasserstoffsauren Auflösung der glasartigen Modi- fication unter Lichterscheinung abgeschieden haben, behalten die Eigenschaft, durchs Reiben ein phosphorescirendes Licht hervor- zubringen, weit länger. Die erhaltenen Krystalle haben vollständig die Form des ge- wöhnlichen schwefelsauren Kalis. Die Lichterscheinung. scheint hier durch dieselben Umstände bedingt zu sein, wie die sind, 133 welche bei der Krystallisation der glasartigen arsenichten Säure statt‘finden. Durch das Schmelzen mit schwefelsaurem Natron ist das schwefelsaure Kali in den glasartigen Zustand versetzt worden; * wird das geschmolzene Salz in Wasser aufgelöst, so scheidet es sich beim Erkalten im krystallisirten Zustand aus. Die Lichterscheinung bei der Krystallisation des ‚schwefel- sauren Kalis kann aber in vielen Fällen nicht mit der Bestimmt- heit hervorgebracht werden, wie die bei der Krystallisation der arsenichten Säure. Es erforderte eine grolse Reihe von Ver- suchen, um die verschiedenen Ursachen des Nichtgelingens dieser Erscheinung unter scheinbar gleichen Umständen aufzufinden. + Das geschmolzene Salzgemenge muls bald, einige Stunden nach dem Erkalten, mit Wasser behandelt werden, wenn die Licht- erscheinung bei der Krystallisation statt finden soll. Läfst man es 24 Stunden liegen, so zeigt sich bei der Krystallisation nur bei der Bildung weniger Krystalle ein Leuchten, und läfst man sie noch längere Zeit, einige Tage, liegen, so ist bei der Krystallisation gar keine Lichterscheinung zu bemerken. Durchs Liegen scheint die geschmolzene Masse aus dem glasartigen Zustand in den krystal- linischen überzugehen. Wenn die Lichterscheinung beim Krystalliren der geschmol- zenen Masse sich nicht zeigte, so konnte man deutlich sehen, dals die Krystallisation des Salzes eine andere war, als die, wenn die Lichterscheinung statt gefunden hatte. Im letzteren Falle war kein wasserhaltiges schwefelsaures Natron mit seiner bekannten Form herauskrystallisirt, oder nur wenig davon und dies erst spät. War aber. die Lichterscheinung nicht bemerkt worden, so hatte neben den Krystallen des schwefelsauren Kalis sich eine grofse Menge von wasserhaltigem schwefelsauren Natron durchs Erkalten ab- geschieden. ' Vielfältige Untersuchungen zeigten, dals die unter Licht- erscheinung ausgeschiedenen Krystalle nicht aus schwefelsaurem Kali bestehen, sondern ein Doppelsalz aus schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem Natron, letzteres im wasserfreien Zustande, sind, das nicht nur vollkommen die Krystallform des reinen schwe- felsauren Kalis hat, sondern auch das äulsere Ansehn und viele seiner Eigenschaften mit ihm theilt. 134 Bei mehreren Analysen wurde das Doppelsalz aus 2! Atomen schwefelsaurem Kali' und) einem: Atom: schwefelsaurem Natron be- stehend gefunden. Es scheinen: indessen die beiden: näheren Be- standtheile sich in verschiedenen: Verhältnissen: zu: verbinden, denn nach anderen Analysen: schien das Doppelsalz aus: 3 Atomen von schwefelsaurem: Kali und, 2 des schwefelsauren Natrons zu be- stehen. Ich lasse es unentschieden, ob: das: Salz, welches unter Lichterscheinung krystallisirt,. nach einem bestimmten Verhältails zusammengesetzt sei, und: dals die verschiedenen: Resultate der Analysen: davon herrühren;, dafs dasselbe, mit freiem schwefel- sauren Kali gemengt, sich abgeschieden hat, oder ob in dem Dop- pelsalz die näheren: Bestandtheile, als isomorph, sich in mannig- faltigen Verhältnissen verbinden können. | Die Lichtentwicklung: bei der’Krystallisation wird: also in die- sem Falle dadurch bedingt, dals ein Doppelsalz aus schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem Natron, nicht reines schwefelsaures: Kali, in einem geschmolzenen glasartigen: Zustand, aufgelöst wird, und aus diesem Zustand in den krystallisirten übergeht. Die Licht- entwicklung findet also unter gleichen Umständen statt, wie die bei der Krystallisation der arsenichten Säure. Aber da die näheren Bestandtheile des Doppelsalzes nicht durch starke Verwandtschaft gebunden sind, so scheiden sich: oft in der Auflösung dieselben von einander, und die Salze, aus denen jenes Doppelsalz: besteht, krystallisiren: dann: einzeln, das eine als wasserfreies, das andere als wasserhaltiges Salz. Wenn: dies aber der Fall ist, so findet bei der Kırystallisation der einzelnen Salze keine Lichtentwicklung statt. Dies ist der Grund, weshalb: diese Eichterscheinung: bisweilen, wenn man sie willkührlich hervor- rufen: will, nicht statt findet, was bei der, die bei der arsenich- ten Säure sich zeigt, nicht der Fall ist. In früheren Zeiten wurde: bei vielen technisch- chemischen Processen schwefelsaures Kali in so grolsen: Massen als Neben- product gewonnen, dafs die Fabrikanten wegen: der zweckmälsigen Anwendung dieses: Salzes: in Verlegenheit kamen. Nach der all» gemeinen Anwendung des: in. Chili vorkommenden salpetersauren Natrons ist indessen dası schwefelsaure Kali: so bedeutend im Preise gestiegen, dafs dieser Umstand, namentlich: bei der'Alaunfabrica- 135 tion, von grolser Wichtigkeit geworden ist. Nach dieser Zeit habe ich beständig das am Handel vorkommende Salz sehr natron- haltig gefunden. Das käufliche Salz hatte dann vollkommen die Form des schwefelsauren Kalis, und enthielt das Natron als wasser- freies schwefelsaures Natron. Das käufliche Salz enthielt also das beschriebene Doppelsalz. In diesem Doppelsalze ist das Kali mit dem Natron isomorph, was sonst nicht der Fall ist, denn auch das in der Natur vorkom- mende wasserfreie schwefelsaure Natron (Thenardit) hat ‚nicht die Form des schwefelsauren Kalıs. Es scheint, dafs wenn ein Kali- salz mit einem entsprechenden Natronsalze verbunden ist, die Ver- bindung in den Fällen die Form (des Kalisalzes annimmt, wenn in demselben mehr Atome des Kalisalzes, als Atome des Natronsalzes enthalten sind. Durch neuere Untersuchungen wissen wir, dals in den ge- ‚meinen Feldspathen, auch selbst im Adular, Natron enthalten ist, dafs also diese Feldspathe eigentlich Verbindungen von Kalifeld- spath und von Natronfeldspath (Albit) sind. Aber da in allen mehr Atome des erstern, als des letztern, enthalten sind, so haben sie die Form des Kalifeldspaths, und nicht die des Albits. Das Doppelsalz aus schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem Natron entsteht, aufser durch unmittelbares Zusammenschmelzen ‘beider näherer Bestandtheile, noch auf mannigfaltige andere Weise, ‚und immer wird (die Krystallisation aus einer heilsen Auflösung des geschmolzenen Doppelsalzes mit einer Lichterscheinung begleitet. Es entsteht besonders, wenn schwefelsaures Kali mit Chlor- natrium zusammengeschmolzen wird. Es scheint sogar, als wenn das Doppelsalz aus diesem geschmolzenen Gemenge besser ent- steht, als aus dem aus schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem Natron erhaltenen. Die Lichterscheinung bei der Krystallisation erfolgt wenigstens regelmälsiger, und es scheiden sich nicht Kry- stalle von wasserhaltigem schwefelsauren Natron ab. Auch durchs Zusammenschmelzen von schwefelsaurem Kali mit kohlensaurem Natron, so wie von Chlorkalium mit schwefel- saurem Natron, und Auflösung der geschmolzenen Massen, erhält man bei der Krystallisation das Doppelsalz unter starker Licht- erscheinung. 136 ' Durch vielfältige Versuche habe ich mich überzeugt, dafs das schwefelsaure Kali bei der Krystallisation nie eine Lichterschei- nung giebt, wenn es mit Salzen, welche nicht Natron enthalten, zusammengeschmolzen wird. Chromsaures Kali. — Gleiche Atomgewichte von neu- tralem chromsauren Kali und wasserfreiem schwefelsauren Natron gaben beim Zusammenschmelzen eine Masse, welche der durch Schmelzen von schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem Natron erhaltenen ähnlich war. Mit Wasser gekocht, erhielt ich beim Er- kalten, unter starker Lichterscheinung, Krystalle von gelber Farbe, und von der Form des chromsauren Kalis, welche bekanntlich der des schwefelsauren Kalis gleich ist. Bei der Analyse zeigte es sich, dals sie aus Schwefelsäure, Chromsäure, Kali und Natron bestan- den. Die Basen enthielten ein Drittel von dem Sauerstoffe der Säuren. Indessen auch das reine Doppelsalz aus chromsaurem Kalı und chromsaurem Natron zeigt, auch wenn es nichts von schwefel- sauren Salzen enthält, bei der Krystallisation, unter denselben Be- dingungen, wie das schwefelsaure Doppelsalz, eine starke Licht- erscheinung. Man erhält jenes Salz am besten durchs Zusammen- schmelzen von doppelt chromsaurem Kali mit kohlensaurem Na- tron. Das unter Lichtentwicklung krystallisirte Doppelsalz zeigte ganz die Form des schwefelsauren Kalis, und fand sich durch eine Analyse aus einem Atom chromsaurem Natron und 3 Atomen chromsaurem Kali bestehend. Selensaures Kali. — Der hohe Preis des Selens verhin- derte, die Versuche mit diesem Salze auf so mannigfaltige Weise zu wiederholen, wie es bei den schwefelsauren und chromsauren Salzen geschehen ist. Reines selensaures Kali, dessen Krystalle vollkommen die Form des schwefelsauren Kalis hatte, gab bei der Krystallisation eben so wenig eine Lichterscheinung, wie reines schwefelsau- res Kalı. Es wurden gleiche Atomgewichte von selensaurem Kali und schwefelsaurem Natron zusammengeschmolzen. Die geschmolzene Masse gab, mit Wasser gekocht, unter starker Lichterscheinung, 137 Krystalle von der Form des schwefelsauren Kalis. Sie bestanden aus Schwefelsäure, Selensäure, Kali und Natron. Mangel an Selen verhinderte, selensaures Kali mit selensaurem Natron zusammenzuschmelzen, um das selensaure Doppelsalz, frei von schwefelsaurem Salze zu erhalten. Unstreitig aber würde es unter denselben Bedingungen, wie das schwefelsaure und chrom- saure Doppelsalz, bei der Krystallisation eine Lichterscheinung gezeigt haben. Die Lichterscheinungen, welche sich beim Krystallisiren ge- wisser Körper zeigen, werden, wie sich aus dem Vorhergehenden ergiebt, dadurch bedingt, dafs das Salz aus einem Zustand in einen andern, isomeren, übergeht. Ein solcher Übergang ist häufig mit Erscheinungen begleitet, welche von ähnlicher Natur zu sein scheinen, wie das Leuchten bei der Krystallisation einiger Salze. Die bekannteste Erscheinung dieser Art ist das plötzliche Er- glühen gewisser Oxyde, wie das des Chromoxyds, der Titansäure u. 5. w., so wie auch einiger Mineralien, wie das des Gadolinits. Vor dem Erglühen sind dieselben leicht in Säuren löslich oder durch dieselben zersetzbar; nach demselben sind sie entweder in denselben unlöslich, oder doch wenigstens sehr schwer löslich und zersetzbar. Bei den beiden isomerischen Zuständen der arsenichten Säure zeigen sich Verschiedenheiten im specifischen Gewichte und in der Auflöslichkeit im Wasser. Auch bei den erwähnten Mineralien findet ein Unterschied im specifischen Gewichte derselben vor und nach dem Erglühen statt. Dasselbe ist nach der Feuererscheinung aber nicht immer, wie man vermuthen sollte, grölser, als vor der- selben, sondern bisweilen auch leichter. Dieser Umstand gab mir Veranlassung, zu untersuchen, ob sowohl bei der Lichtentwick- lung bei der Krystallisation, als auch bei der Feuerscheinung, welche gewisse Oxyde und Mineralien zeigen, Wärme frei wird. "Durch mannigfaltige Versuche konnte weder bei der Lichterschei- nung beim Krystallisiren der glasartigen arsenichten Säure, noch bei der Feuererscheinung, welche das Chromoxyd beim Erhitzen zeigt, eine bemerkbare Wärmeentwicklung wahrgenommen wer- 138 den. Beide Lichtentwicklungen, welche vielleicht identisch zu sein scheinen, scheinen nicht in einem Verhältnisse zu der Veränderung zu stehen, welche jene Substanzen vor und nach der Krystallisa- tion und dem Erhitzen zeigen. Gemäls den früheren Anträgen der Akademie genehmigt das hohe vorgesetzte Ministerium der geistlichen-, Unterrichts - und Medicinal - Angelegenheiten die Verwendung folgender Summen aus dem Fonds der Akademie zu den nachbenannten Zwecken, worüber die Verfügungen heute vorgelegt wurden: Unter dem 11. März für das laufende Jahr 200 Thlr. dem Hrn. Dr. Bremiker hieselbst zu der Vollendung der drei im vorigen Jahre von ihm angefangenen Blätter der akademi- schen Sternkarten. Unter dem 13. März die Wiedererstattung der von Hrn. Crelle aufgewandten Kosten bei der Aufsuchung der Theiler aller Zahlen zwischen 3 und 6 Millionen und der Anfertigung des der Akademie als Eigenthum verbleibenden Manuscripts. Unter dem 15. März die Summe von 100 Thlrn. dem Hrn. Dr. Rammelsberg zur Fortsetzung seiner Untersuchungen über das Brom. Die Societ€E Royale des Sciences de l’Agriculture et des Arts de Lille hatte den Austausch ihrer Schriften gegen die Abhand- lungen der Akademie gewünscht, womit die Akademie, vom lau- fenden Jahre an, sich einverstanden erklärte. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: de Chambray, de l’influence et de l’utilitE des Temmenmadeles. Paris. 8. 2 Expll. ‚„ Culture dans le Canton de Damville (Eure), avant et apres l’introduction des Luzernes. ib. 1. Nov. 1840. 8. 2 Expll. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. ohne Datum. Collection des Documents inedits sur l’histoire de France publies par Ordre du Roi et par les soins du Ministre de U’Instruc- tion publique: Rapporis au Ministre. Paris 1839. 4. 139 4re Serie. Histoire politique: Les Olim ou Registres des Arreis rendus par la Cour du Roi, publ. par le Comte Beugnot. Tome I. 1254 -1273. Paris 1839. 4. Lettres de Rois, Reines et autres Personnages des Cours de France et d’ Angleterre depuis Louis VII jusqu’a Henri IV, tirdes des Archives de Londres par Br&equigny et publ. par Champollion-Figeac. Tome I. de l’annee 1162 & l’ann. 1300. ib. eod. 4. Chronique du Religieux de Saint-Denys, iwad. par L. Bel- laguet. Tome 2. ib. 1840. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie .des Sciences. 1841. 1. Semestre. Tome 12. N.3-8. 18. Janv.- 22. Fevr. Paris. 4. L’Institut. Are Section. Sciences math., phys. et nat. Yme Annde N. 367-375. 7. Janv.-4. Mars 1841. Paris. 4. . Zme Section. Scienc. hist., archeol, et pkilos. 5me Annde N.60. Decembre 1840. ib. 4. 22. März. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Ranke las über das Emporkommen der Medi- ceer in Florenz. In dieser aulserordentlichen Sitzung wurde die am Gedächt- nifstage von Leibnitz zu stellende Preisaufgabe ausgewählt. - 25. März. Gesammtsitzung der Akademie. ’ Hr. Ehrenberg las: Über Verbreitung und Einflufs desmikroskopischen Lebens in Süd- undNordamerika. L Die nordamerikanischen Professoren Silliman, Vater und Sohn, in New-Haven (Connecticut), Hitchcock in Massachusetts, _ und Bailey, an der Militairschule in West-Point (New-York), haben, angeregt durch vom Verf. dorthin gesandte Proben der _ europäischen fossilen Infusorien- Ablagerungen, die nordamerika- nischen Staaten nach dergleichen Erscheinungen untersucht und die wichtigen Resultate ihrer und Anderer Bemühungen gemein- sam Hrn. Ehrenberg in Proben der Lager selbst zu speciellerer 140 Untersuchung und Vergleichung zugesendet, welche Sendung im Octoker 1540 in Berlin eingetroffen ist. Nachdem zuerst Hr. Bailey 1533 in New- York bei West- Point ein gleiches Lager fossiler Infusorien aufgefunden hatte, sind in Connecticut, Rhodes-Island, Massachusetts und Maine all- mählig nicht weniger als dreizehn Localitäten mit kieselschaligen Infusorien-Lagern von zum Theil 15 Fufs Mächtigkeit und sehr beträchtlicher Ausdehnung entdeckt worden. Überdiefs hat aus dem mexikanischen Amerika Hr. Carl Eh- renberg von sieben Punkten, sowohl unmittelbar an der Küste bei Vera-Cruz, als auch in mehr als s000 Fuls Erhebung bei Real del monte, San Miguel bei Regla, bei Atotonilco el Grande und noch anderen Orten, sowohl aus stagnirendem Wasser, als aus dem Moctezuma-Flusse und dem Meere zahlreiche Proben der jetzt dort lebenden mikroskopischen Organismen mit nach Berlin gebracht. Von Hrn. Bailey’s erstem Infusorien-Lager aus New-York, dessen Proben der Verf. durch Hrn. A. v. Humboldt von Hrn. R. Brown erhalten hatte, sind schon früher der Akademie, jedoch weniger detaillirte, Mittheilungen gemacht. Auch in dem, Moya genannten, Schlamm-Auswurfe der Vulkane von Quito, den Hrn. v. Humboldts wichtige Nachrichten so berübmt gemacht haben, und dessen Proben von ihm in Berlin niedergelegt sind, hatten sich, neben vorherrschenden iz, Spuren von Infuso- rien erkennen lassen. Hr. v. Martius hatte dem Verf. den von seinen Reisen in Brasilien mitgebrachten elsbaren Leiten des Amazonas freundlich zugesendet, dessen Infusorien-Gehalt der Akademie ebenfalls schon vorläufig angezeigt wurde. Hr. Dr. Montagne in Paris hatte dem Verf. einige mit In- fusorien des Oceans besetzte Algen aus Callao in Peru und von der Insel Cuba mittgetheilt. Diese sämmtlichen Materialien, aus 24 Localitäten, haben die bisherigen allmählig sparsam entwickelten Kenntnisse der mikro- skopischen Organismen in Amerika zu einem solchen Reichtbum erhoben, dals es nun schon möglich ist, allgemeinere Vergleichun- gen und Schlüsse, besonders im Betreff der climatischen, geogra- phischen und geologischen Erscheinungen bei denselben, mit ei- 141 niger wissenschaftlicher Gründlichkeit und Sicherheit daran anzu- knüpfen. Folgendes sind einige Resultate der Untersuchung und ge- naueren Vergleichung. 1. Sowohl in Süd- als Nordamerika giebt es nicht blofs lebende, sondern auch fossile mikroskopische Organismen in einer Mächtig- keit und Verbreitung, welche auch geologisch interessant und den europäischen Verhältnissen sehr ähnlich ist. 2. Die amerikanischen Formen sind häufig dieselben europäi- schen Arten; doch giebt es auch viele eigenthümliche Species und ‚selbst Genera. 3. Die Zahl der bis jetzt hiermit bekannten amerikanischen For- men beiträgt 214 Arten (Species), davon sind 143 mit Europa ge- mein, 71, also 45 sind eigenthümlich. 4. Die Hauptmasse dieser Formen sind kieselschalige Bacillarien, doch fehlt es auch nicht an weichschaligen Arcellis, Micrasterüs ‚und Euastris. Auch ein panzerloses Räderthier, Callidina rediviva, fand sich zahllreich, getrocknet, im Sande des Moctezuma-Flusses; ist deutlich aufgeweicht, aber nicht wieder aufgelebt. Im Meere bei Vera Cruz sind kalkschalige Polythalamien häufig. 5. Von den dreizehn $ Zoll bis 15 Fuls mächtigen Lagern fossi- ler kieselschaliger Infusorien, welche Tripel und Kieselguhre bil- ‚den und schon mannigfach benutzt werden, sind zwölf aus Nord- amerika, eins aus Brasilien. 6. Keines der amerikanischen Infusorien-Lager ist in seinen - Form-Bestandtheilen den im Meere gebildeten Kreidemergeln des "südlichen Europas vergleichbar; doch findet sich in dem Lager „bei Spencer in Massachusetts die Rozalia globulosa, ein entschiede- nes See- und Kalkthierchen der Schreibkreide, einzeln vor. 7. Die Mehrzahl der fossilen Lager in Nordamerika finden sich unter Torfbänken, und gehören, auch ihren Form-Bestandtheilen mach, anscheinend zu den brakischen Sülswasserbildungen der "Meeresküste, obschon einige sehr fern von der Küste liegen. Auch der efsbare Letten des Amazonas bei Coari ist Sülswasserbildung. Alle Lager enthalten einzelne oder viele unter den ‚jetzt lebenden noch nicht aufgefundene Arten. 8. Auffallend ist, dafs, soweit bis jetzt diese Beobachtungen über ‘ 142 die Erde reichen, die sehr eigenthümlich gebildeten vielzahni- gen, diadem- und sägeförmigen Eunotien nur in den Vereinigten Nordamerikanischen Staaten und in Schweden und Finnland ganz gleichartig und häufig, nirgends aber lebend vorgekommen sind. Dagegen ist Spongia philippensis nur in Lugon und im östlichen Nordamerika, beides in fossilen Lagern, beobachtet, was in glei- chem Grade climatisch widersprechend, wie jenes näher über- einstimmend ist. 9. Bemerkenswerth ist ferner, dafs in den höheren Punkten von Mexico und in den Ebenen der nördlichen Vereinigten Staaten die Formen sich näher an die europäischen anschliefsen, als an der Küste bei Vera Cruz und Peru. Endlich 10. erinnert die Erscheinung des Infusorien-Lettens, im Flufs- gebiete des Amazonas, nicht als niederer Sumpf, sondern als aus weiter Ebene hervortretendes, erhabenes und bewaldetes geogno- stisches Lager, an jene auffallenden Verhältnisse, welche das Ver- schlämmen der Häfen und Flufsgebiete in das Bereich des unsicht- bar, aber überschwänklich wirkenden, organischen Lebens ziehen. Der Verfasser legte alle 214 Formen, sowohl namentlich in einer tabellarischen, das Eigenthümliche auszeichnenden Übersicht, als in Abbildungen, vor, und schlofs den Vortrag mit Bemerkungen über die Möglichkeit streng kritischer Untersu- chungen der mikroskopischen Erscheinungen durch zweckmälsige Präparate nach den von ihm schon mitgetheilten Methoden. Er legte hierbei die für alle oder doch wahrscheinlich über- flüssig lange Zeiten erhaltenen einzelnen Originale zu den Zeich- nungen in einer Sammlung von mehr als 800, nach einer beque- men Methode angeordneten, nur diese amerikanischen Ver- hältnisse betreffenden mikroskopischen Präparaten, als einen Theil seiner grölseren Sammlung, vor, welche jede beliebig zu wiederholende Vergleichung aller Einzelheiten völlig eben so mög- lich machen, wie es die Sammlungen der grolsen Naturkörper irgend gestatten. In der Einleitung zum Vortrage wurde hervorgehoben, dals” die, sonderbarerweise, selbst 1841 noch von Wenigen mit wissen-" 143 schaftlichem Ernste, aufgenommene Beschäftigung mit den mikro- skopischen Organismen von einem anderen Gesichtspunkte aus aufzufassen: sei, als die systematische oder anatomische Beschrei- bung der übrigen Naturkörper. Es handele sich dabei zwar neben- bei auch um Physiologie des Individuums sowohl als der Gruppen der Organismen, um Systematik und Faunen; aber der wichtigere Gesichtspunkt sei jetzt das immer tiefer greifende Wirken des or- ganisehen Lebens, nicht blols als Beihülfe für geologische Unter- suchungen, sondern als immer mehr offenbar werdender Grund- kraft für die Entwicklung vieler und wichtiger planetarischer Ver- hältnisse, und es gebe das Übergehen des feinsten, gedrängtesten und massenhaftesten Lebens in die Geologie diesen Beschäftigun- gen einen Charakter, welcher sie dem Beobachten und Experimen- tiren mit den magnetischen und elektrischen Grundkräften. an die Seite: stelle, und: jede zweckmälsig darauf zu. wendende Zeit und Kraft um so’ mehr rechtfertige, je sichtbarer und grölser das fort- dauernde Wachsthum ihres Einflusses sei. Namentliches Verzeichnifs der 71 für jetzt eharakteristischen mikroskopischen Organismen Amerika’s. A. Nur fossile: 4. ÄMPHIPRORA navicularis 15. Gomphonema lanceolatum 2. Cocconema Arcus 46. Frnasutum Be _ _ - . Zunula 17. ——___ undulatum 4. Eunotia amphioxys 18. Himantidium gracile Bacon: 2 Diseps 419. Navicula americana 2. bidens 20. ——— amphigomphus dt. ——- Monodon. 21. ——_ amphioays B _____ praerupta 22. ——___ Bacterium ‚% — ____ uncinata 93, 2 Balafe 10. ______ zebrina 24. —ı———_. oostata tt. Fragilaria constricta 25 —————— decora 12. — ___ pinnata 26. ————— dilatata 13. -puradoxa WM. lu Göstrum 14. Gomphonema americanum 28. ——__ grammatostoma 144 29. Navicula Hitchcockü 38. STAUROSIRA pinnala 30. Legumen 39. Tabellaria amphilepta 31: —_ı__ oblonga 40. —_——— nodosa 32. porrecta Anpandlurten ERBE 33. ‚Pumilio 412. Spongia ramosa 34. Silicula 13. ———— serpentina 35. —— Sillimanorum Ab. ———— selosa 36. zumidula 45. Tarıacıum Ossiculum 37. STAUROSINA construens 46. —____. semiorbiculare. B. Jetzt lebende: 1. Achnanthes pachypus 13. Navicula crucigera@ 2. Actinoeyclus hexapterus E/RREIDBEIIT AR GE) > 3. Cocconeis oceanica 45. ——— reticulata 4. Dictyocha panduriformis 16. PoDosirA moniliformis 5. splendens 47. Spongia capitata 6. Echinella moniligera 18. Clava 7. Fragilaria Catena 49, „Zi Nepiumi 8. pinnata 20. obtusa 9. Gomphonema subtile 21. uncinata 10. Grammatophora mexicana 22. GLOBULUS porosus 11. Navicula Campylodiscus 23. SPIRULINA vivipara 12. bicarinata 24. Biloculina tenella 25. Textilaria plicata. Die physikalisch - mathematische Klasse hatte zu Correspon- denten der Akademie die Herren Fechner in Leipzig, Kämtz in Halle, Sefström in Schweden, v. Siebold in Erlangen, Wag- ner in Göttingen vorgeschlagen, welche heute statutenmälsig ge- wählt wurden. Vorgelegt wurde das Schreiben des hohen vorgeordneten Mi- nisteriums vom 22. März, in welchem die Allerhöchste Bestätigung der Wahl des Hrn. v. Raumer zum Sekretar der philosophisch- historischen Klasse der Akademie bekannt gemacht wird. \ 145 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Kunstblatt (zum Morgenblatt) 1841. No. 15-18. Stuttg. u. Tüb. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. N.448. Altona 1841. März 18. 4. Le Magnetophile. 3me Annee, 14. Mars 1841. Bruxelles. 4. Otto Jahn, Telephos und Troilos. Ein Brief an Hrn. Prof. F. G. Welcker in Bonn. Kiel 1841. 8. Charl. Matteucci, sur l’action chimique du courant voltaique. 5me Memoire. Tir& de la Bibl. univ. de Geneve (Avril 1840). 8. ‚„ de l’induction du courant electrique de la Bouteille de Leyde. Tire de la Bibl. univ. de Geneve. 8. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. 14, Heft 6. Halle 1840. 8. F. E. Guerin-Meneville, Insectes du Voyage de la Favorite. (Paris 1838.) 8. ——— DI ED rc SEES TEE ZN EEE 3» * — DE Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat April 1841. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 4. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Bekker berichtete über den Fortgang der nach Nie- buhr’s Tode von der Akademie übernommenen neuen Ausgabe des Corpus scriptorum historiae Byzantinae, und gab von den dahin einschlagenden Ineditis der St. Marcus-Bibliothek Proben und Auszüge. Eine am 31. März eingegangene Beantwortung der im J. 1839 gegebenen Preisfrage: über die Wirkung der minerali- schen Bestandtheile des Bodens auf die Pflanzen mit dem Motto: „Nunguam aliud natura, aliud sapientia dixit” wurde - der von der physikalischen Klasse bestimmten Commission zur Prü- fung der Beantwortung übergeben. Herr Geheime Medicinalrath Otto aus Breslau, der mit Herrn Professor Moser aus Königsberg der heutigen Sitzung beiwohnte, hatte der Akademie sein grolses Werk: Monsirorum sexcentorum descriptio analomica. Accedunt 150 imagines 30 tabulis inscriptae, ‚Vratislav. 1841. fol. zugesandt, welches heute vorgelegt wurde. Ferner wurde ein Schreiben des vorgeordneten hohen Mini- - steriums vom 23. März vorgelegt, in welchem der Akademie ange- zeigt wird, dafs des Königs Majestät unter dem 9. März die von der - Gesammt-Akademie statutenmälsig vollzogenen Wahlen der Herrn von der Hagen, Wilhelm Grimm, Schott und Dirksen [1841] 4 148 zu ordentlichen Mitgliedern der philosophisch - historischen Klasse allergnädigst zu bestätigen geruht haben. Die genannten Herren sollen zur nächsten Sitzung eingeladen werden. Ihre Antritts- reden werden bei der öffentlichen Sitzung zur Gedächtnifsfeier von Leibnitz gehalten werden, Herr Lichtenstein machte die mündliche Mittheilung, dafs des Königs Majestät die Einrichtung eines zoologischen Gartens in der Nähe von Berlin allergnädigst zu genehmigen geruht haben. Die von Herrn Lichtenstein noch zu machenden Vorschläge in Betreff einer Theilnahme der Akademie an der Oberaufsicht über die Leitung dieses Unternehmens sollen der physikalisch- mathematischen Klasse demnächst zur Begutachtung übergeben werden. ; An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: H. Duc de Luynes et F. I. Debacq, Metaponte. Paris 1833. fol. , Etudes numismatiques sur quelques types relatifs au Culie d’Hecate. ib. 1835. 4. ‚ Commentaire historique et chronologique sur les Ephemerides, intitulees Diurnali di Messer Matteo di Gio- venaz2o. ib. 1839. 4. ‚ Description de quelques Vases peints etrusques, ita- liotes, siciliens et grecs. ib. 1840. fol. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1841. 1. Semestre. Tome 12. No.9. 1 Mars. Paris. 4. Alcide d’Orbigny, Faleontologie francaise. Livrais. 13. 14. Paris. 8. Gay-Lussac, Arago etc., Annales de Chimie et de Physique. 1841. Janvier. Paris. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. N. 419. Altona 1841. März. 25. 4. Kunstblatt 1841. No. 19. 20. Stutig. u. Tüb. 4. H. R. Göppert über den Bau der Balanophoren so wie über das Vorkommen von Wachs in ihnen u. in andern Pflanzen. (Acta Acad. Caes. Leop. Carol. Nat. Cur. Vol. 18. Suppl.) 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Breslau d. 26 März d.J. Vittorio de la Casa, un facil metodo por determinare le rela- zioni differenziali in termini finiti. Estratte dagli Annali 149 delle Scienze del Regno Lombardo-Veneto. Tomo 7. Pa- dova 1837. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Padua d. 24 Nybr. 1840. 19. April. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Poggendorff sprach zuvörderst über die Electri- eitätsleitung in Metallen. Bekanntlich ist der Widerstand, welchen ein metallischer Kör- per von parallelopipedischer oder cylindrischer Gestalt der strö- menden Electricität entgegensetzt, proportional geradezu der Länge und umgekehrt dem Querschnitt desselben. Beide Sätze sind wie- derholt durch sorgfältige Beobachtungen dargethan und werden jetzt allgemein als Thatsachen anerkannt; es scheint indels nicht, als habe man sich bisher über den Grund derselben mit Bestimmt- heit ausgesprochen, und doch stehen sie in einem nothwendigen Zusammenhang, der leicht nachzuweisen ist. Beide sind nämlich eine Folge davon, dals der Widerstand der Metalle unab- hängig ist von der Stärke des Stroms. Für den ersteren Satz, für die Proportionalität des Wider- standes mit der Länge des Leiters, leuchtet diefs wohl von selbst ein; für den zweiten geht es aus folgender Betrachtung hervor. Gesetzt man habe zwei parallelopipedische Leiter von gleicher _ Länge, aber ungleichem Querschnitt zugleich in einen und den- BE FEERE selben Strom eingeschaltet. Dann wird die Gesammtstärke des Stroms in den Querschnitien beider Leiter gleich sein, die Stärke in den einzelnen Punkten der Querschnitte sich aber umgekehrt verhalten wie die Gröfse dieser Schnitte. Seien nun s,s' die _ Querschnitte der beiden Leiter, #9, VF’ die Gesammtwiderstände in denselben, und », »’ die Widerstände an deren Punkten. Wenn die beiden Leiter in Bezug auf den Verbindungsdraht keine zu übermälsig grolse Dicke besitzen, so werden offenbar bei jedem die Widerstände an allen Punkten eines und desselben Querschnitts _ unter sich gleich sein. Man hat also v»=Ws; W=W'’s. 150 Da nun auch erfahrungsmäfsig Ws=W's' so ist zw d.h. die Widerstände an den einzelnen Punkten der Querschnitte beider Leiter, gleich viel welche Grölse diese Querschnitte haben, sind einander gleich, folglich unabhängig von den Stromstärken in diesen Punkten. 3 Der Verfasser ist auf diese Betrachtung durch seine Unter- suchung über den Übergangswiderstand geführt worden. Für diesen Widerstand ergaben seine Messungen folgende zwei Re- sultate: 1) dafs er, bei gleichem Querschnitt der Flüssigkeit (oder gleicher Gröfse der in dieselbe getauchten Metall- flächen) aber ungleicher Gesammtstärkedes Stroms in demselben, in einem umgekehrten Verhältnifs zu dieser Stärke steht; 2) dals er, bei ungleichem Querschnitt der Flüssig- keit, aber gleicher Gesammtstärke des Stroms in demselben, in einem umgekehrten Verhältnils der Grölse dieses Querschnitts steht, jedoch bei wei- tem nicht in dem einfach umgekehrten Verhält- nils, sondern in einem der Einheit näher kom- menden. So war der Übergangswiderstand an einer Platinwand in ver- dünnter Schwefelsäure für den Querschnitt eins (ein Quadrat- zoll) gleich dem Widerstand von 75 Zoll eines Neusilberdrahts - von + Linie Durchmesser, für den Querschnitt drei gleich dem von 50 Zoll, zwar geringer als 75 aber grölser als — x 75 oder 25 Zoll, wie er hätte sein müssen, wenn er genau im einfach umge- kehrten Verhältnils der Querschnitte stände. Der Zusammenhang dieser beiden Resultate ist nach dem Obi- gen klar; eins kann nicht ohne das andere bestehen; beide unter- stützen sich gegenseitig und entspringen aus einer gemeinschaft- lichen Ursache, daraus nämlich: dals der Übergangswider- stand an den einzelnen Punkten des Querschnitts der 151 Flüssigkeit oder der benäfsten Metallfläche in einem umgekehrten Verhältnils steht zur Stromstärke in die- sen Punkten. Hierauf las Derselbe über die Voltaschen Ketten mit zwei einander berührenden Flüssigkeiten. Die Veranlassung zu dieser Untersuchung, mit deren Verfolg der Verfasser noch beschäftigt ist, gab zunächst die merkwürdige Anomalie des Eisens, dals es, obwohl positiv gegen Kupfer, den- noch bei Combination mit Zink und verdünnten Säuren im Allge- meinen einen bei weitem stärkeren Strom liefert, als jenes Metall unter gleichen Umständen. Bereits im vorigen Jahre theilte der Verfasser einige in Be- treff dieser sonderbaren Erscheinung gemachten Erfahrungen mit, und seitdem hat er noch mehrere derselben gesammelt, die, wenn sie auch den Gegenstand noch nicht erledigen, doch neues Licht über denselben verbreiten und daher einer vorläufigen Anzeige nicht unwerth sein dürften. So hat er unter anderm gefunden, dafs die Überlegenheit des Eisens, als negatives Glied der Kette, über das Kupfer sich auch noch geltend macht, wenn man zwei durch thierische Blase oder ein poröses Thongefäfs getrennte Flüssigkeiten, z. B. Salzsäure oder eine Lösung von Zinkvitriol, Eisenvitriol, Kochsalz u. s. w. einerseits, und verdünnte Schwefelsäure andrerseits anwendet, und in erstere das Zink, in letztere das Eisen oder Kupfer taucht. Im- mer giebt das Eisen einen bedeutend stärkeren Strom als das Kupfer, obwohl keinen so starken als das Platin. Die Combination Zink-Eisen ist nicht die einzige, welche eine solche Anomalie zeigt. Schon in seiner früheren Mittheilung hat der Verfasser ein paar analoge Fälle angeführt, und ein noch. auffallenderer hat sich ihm seitdem in der Combination Kadmium- Eisen, verglichen mit der von Kupfer - Platin, dargeboten. Verbindet man beide im entgegengesetzten Sinn zu Einem System und zwar mit verdünnter Schwefelsäure als Flüssigkeit, so hat die letztere das Übergewicht. Die elektromotorische Kraft von Kupfer-Platin ist demnach gröfser als die von Kadmium- 152 Eisen(*). Mifst man indels die Stromstärken dieser beiden Com- binationen, einzeln genommen, so findet man sie, für dieselbe Säure, beim Kadmium-Eisen über 400 Mal so stark als beim Kupfer-Platin. Letztere gab nämlich unter den Umständen des Versuchs an der Sinusbussole eine Ablenkung von 6 Minuten, erstere dagegen eine von 45 Grad. Was die Ursache dieser Anomalie betrifft, so glaubte der Ver- fasser früher sie alleinig in einer Verschiedenheit des Übergangs- widerstandes suchen zu müssen, und er führte einige rohe galva- nometrische Messungen an, die diese Ansicht zu unterstützen schie- nen. Er zeigte nämlich, dals der Strom der Zink-Eisen-Kette durch Einschaltung eines fremden Widerstandes bei weitem mehr geschwächt werde als der der Zink-Kupfer-Kette, und schlols dar- aus, dafs der Übergangswiderstand bei der ersteren Kette kleiner seials bei letzterer. Als eine Folge dieser Ansicht stellte er den Satz auf, dals bei fortgesetzter Vergrölserung jenes eingeschalteten Widerstandes zuletzt ein Punkt eintreten müsse, wo der Strom der Zink-Kupfer- Kette nicht nur eben so stark, sondern sogar stärker Sei als der der Zink-Eisen-Kette, Seitdem hat er Gelegenheit gehabt, die Richtigkeit dieser Voraussage zu bewähren. Er hat sich 5000 Fuls eines Kupfer- drahts verschafft, so dünn als er sich noch überspinnen läfst. Der- selbe leistet einen gleichen Widerstand wie ein Kupferdraht von der gewöhnlich zu Galvanometern angewandten Dicke von 4 Milli- meter und 125000 Fuis Länge. Schon wenn 2000 Fuls dieses dün- nen Drahts (entsprechend 50000 Fuls vom gewöhnlichen Draht) successiv in beiden Ketten eingeschaltet werden, hat der Strom vom Zink-Kupfer entschieden das Übergewicht über den vom Zink-Eisen. Es betrug nämlich an der Sinusbussole die Ab- lenkung bei 5 Fufs Draht und bei 50000 Fufs Draht. einem anderen Maltiplicator. A — Zink-Kupfer = 6° 45’ 15° 18’ Zink-Eisen = 4 1 68 10 (*) Diese Combination ist auch in sofern merkwürdig, als sie den einfachsten Fall dar- bietet, wo das positive Metall weniger angegriffen wird als das negative. Kadmium und Eisen sind beide in verdünnter Schwefelsäure löslich, das Eisen aber ungleich stärker als das Kadmium. 153 so dafs also das Verhältnifs der Stromstärken sein würde bei 50000 Fufs Draht. bei 5 Fufs Draht, DE en. —_— Zink - Kupfer 1678 284 Zink- Eisen 1000 1000. Wahrscheinlich ist die(s der erste beobachtete Fall einer so entschiedenen Umkehrung des Verhältnisses der Stromstärken zweier Ketten. Trotz dieser so auffallenden Bestätigung des aus obiger An- sicht gezogenen Schlusses hat der Verfasser dennoch bei weiterer Untersuchung gefunden, dafs die Ansicht selbst nur zum Theil be- gründet ist. Als er nämlich, so weit es bei den veränderlichen Strömen von Ketten mit Einer Flüssigkeit möglich ist, die elektromoto- rische Kraft und den Widerstand beider Combinationen nach dem bekannten, von Ohm angegebenen Verfahren mittelst der Sinus- bussole zu bestimmen suchte, fand er zwar den Widerstand in der Zink-Eisen-Kette merklich kleiner als in einer ganz glei- chen Zink-Kupfer-Kette, wieer es vorausgesetzt hatte, allein die elektromotorische Kraft ergab sich ihm zu seiner nicht geringen Verwunderung bei ersterer beständig gröfser als bei letzterer. So erhielt er bei einer Messung für Zink - Eisen, Zink - Kupfer. —— un. u — mn die elektromotor. Kraft 21,51 11,86 den Widerstand 14,85 36,27. Die Werthe dieser Grölsen waren, je nach der Beschaffen- heit der Platten und dem Zustande der Ketten, von einer Messung zur anderen nicht unbedeutend verschieden, allein in der Haupt- sache behielten sie immer dieselbe Beziehung zu einander, d.h. Widerstand und elektromotorische Kraft zeigten in beiden Ketten steis ein umgekehrtes Verhältnifs. Diese unerwartete Thatsache dürfte wohl nicht anders zu erklären sein, als durch die Annahme, dafs hier die sogenannte Polarisation eine bedeutende Rolle spiele, dals sie beim Zink-Kupfer stärker sei als beim Zink-Eisen und 154 demgemäls die elektromotorische Kraft der ersteren Kette mehr schwäche als die der letzteren. In dieser Ansicht suchte der Verfasser nun nach Mitteln, sich eine Kenntnifs von der ursprünglichen, ungeschwächten elektro- motorischen Kraft beider Ketten zu verschaffen, um darnach die durch die Polarisation bewirkte Schwächung beurtheilen zu können. Der sicherste Weg dazu schien ihm und scheint ihm noch jetzt der zu sein: den Strom einer solchen Kette gar nicht zur Wirk- samkeit kommen zu lassen, ihn nämlich durch einen magneto- elektrischen Strom genau zu compensiren, und dann die elektro- motorische Kraft des letzteren zu messen. Die Ausführung dieser Idee setzt indels voraus, dals man einen magneto - elektrischen Strom von constanter und beliebig abzuändernder Stärke habe, und ein solcher Strom, wie man ihn nur durch einen um seine Axe rotirenden Magnetstab hervorzubringen vermag, stand dem Verf. nicht zu Gebote. Er versuchte nun verschiedene andere Mittel, zunächst das in der Idee so hübsche Verfahren, wo man zwei Ketten einmal in gleichem und das andere Mal in entgegengesetztem Sinne mit ein- ander verbindet, die Stromstärken in beiden Fällen milst, und aus ihrer Summe und Differenz die elektromotorischen Kräfte beider Ketten berechnet. Bei den so wandelbaren Strömen der Ketten mit Einer Flüssigkeit hat er indels diels Verfahren ganz untaug- lich gefunden; es lieferte ihm nicht blols abweichende, sondern ganz widersprechende Resultate. So erhielt er, wenn Z’—Z, Z'—E, Z —K, respective die elektromotorischen Kräfte von Zink, Eisen, Kupfer in Bezug auf amalgamirtes Zink bezeichnen, für die Verhältnisse dieser Kräfte folgende Werthe: , , , a = 0,17; TE = 0,20; en = 1,12. Werthe, die offenbar ganz unrichtig sind, da der zweite klei- ner als der erste sein, und bei Division in denselben den dritten liefern mülste, was beides, wie man sieht, nicht der Fall ist. Hierauf hemühte er sich, die oben angedeutete Compensation auf galvanischem Wege zu Stande zu bringen, so weit es geht, indem er eine gewisse Anzahl einfacher Zink - Kupfer - Ketten 155 mit so viel einfachen Zink - Eisen - Ketten in entgegengesetzter Richtung verband, dafs Gleichgewicht eintreten mufste. Wenn die elektromotorischen Kräfte zweier Ketten in einem rationalen Verhältnifs zu einander stehen, so mufs offenbar auf diese Weise ein strenges Gleichgewicht herzustellen sein, im entgegengesetzten Fall wenigstens ein angenähertes. Der Verfasser fand nun, dafs in verdünnter Schwefelsäure 9E<6K und WE>6K die elektromotorische Kraft vom Zink - Eisen also zwischen & und £& von der der Zink-Kupfer-Kette liege. Auf diese Weise lassen sich für das gesuchte Verhältnifs we- nigstens Grenzwerthe feststellen, die, wenn man recht sorgfältig verfährt, vom Einflufs der Polarisation vielleicht ziemlich frei sind. Allein das Verfahren ist mühsam, da man nur nach mehrmaligem Herumtappen zum Resultat gelangt, und dieses ist schwerlich ge- nau, da es voraussetzt, dafs alle dabei angewandten Ketten jeder Art in völlig gleichem Zustand befindlich seien, was doch selten oder nie der Fall sein dürfte. Endlich benutzte der Verfasser noch das von Fechner em- pfohlene Verfahren der Einschaltung eines sehr grolsen Wider- standes. Wenn man successiv in zwei verschiedenen Ketten einen sehr grolsen Widerstand einschaltet, so ist klar, dals alle Unter- schiede, die bei ihnen aus einer Verschiedenheit des Übergangs- widerstandes entspringen können, aufgehoben werden müssen, und dafs man dann in dem beobachteten Verhältnisse der Stromstärken unmittelbar das Verhältnifs der elektromotorischen Kräfte haben wird, sobald keine anderen Ursachen störend einwirken. " Demgemäls schaltete er die 5000 Fufs des dünnen Drahts suc- cessiv in die Zink-Eisen- und die Zink-Kupfer-Kette und beob- achtete für beide Fälle die Ablenkung der Magnetnadel. Auf diese Weise erhielt er denn auch ein Verhältnifs, dals sich dem oben ‚angegebenen ziemlich näherte; allein dennoch hatte er Ursache, der Richtigkeit desselben nicht ganz zu trauen; denn wenn er 1000 des Drahts successiv aus beiden Ketten fort liels, so erhielt er, trotz des aulserordentlichen Widerstandes, der noch darin blieb, ein merklich anderes Verhältnils. — Er will es indefs nicht bestrei- 156 ten, dafs diefs in der Anwendung so bequeme Verfahren, bei noch gröfserer Länge des Drahts, auch zuverlässige Resultate geben könne. Nach allen diesen Erfahrungen wandte sich der Verfasser nun zu den Ketten mit zwei Flüssigkeiten, in der Hoffnung, hier eine befriedigende Lösung des Problems zu finden. Er ist dadurch zu einer sehr ausgedehnten Arbeit über Ketten dieser Art veranlafst worden, aus welcher er für jetzt nur einige Resultate hervor- heben will. Das Problem, für eine bestimmte Flüssigkeit, die elektromo- torischen Kräfte des Eisens und Kupfers in Bezug auf die des Zinks zu finden, schien ihm müsse gelöst werden können, wenn man successiv das Zink, das Eisen und das Kupfer als positives Glied einer Kette anwende, deren negatives aus Platin bestehe, welches sich, wie in der Grove’schen Säule, in starker Salpetersäure be- finde, während die gegebene Flüssigkeit, z.B. verdünnte Schwe- felsäure, das positive Metall aufnehme. Auf diese Weise würde man zunächst die elektromotorischen Kräfte von Zink - Platin, Eisen-Platin und Kupfer-Platin erhalten, vermehrt oder vermin- dert um das, was vielleicht der Contact der zweierlei Säuren her- vorbringt. Die zweite und dritte dieser Kräfte, abgezogen von der ersten, gäbe rein die elektromotorischen Kräfte von Zink- Eisen und Zink-Kupfer in verdünnter Schwefelsäure, von denen dann nur die letztere Kraft in die erstere dividirt zu werden brauchte, um das gesuchte Verhältnifs zu bekommen. Dieser Idee gemäls setzte er aus verdünnter Schwefelsäure (1 Thl. concentrirter und 12 Thl. Wasser) und chemisch reiner Salpetersäure von 1,19 spec. Gewicht, die durch ein poröses Thon- gefäls geschieden waren, Ketten mit den genannten Metallen zu- sammen und bestimmte die elektromotorischen Kräfte derselben auf die bekannte Weise mit Hülfe der von ihm verbesserten Sinus- bussole. Er erwartete die Kraft von Zink - Platin grölser zu finden, als die vom Eisen-Platin, und diese wiederum grölser als die vom Kupfer-Platin. Zu seinem nicht geringen Erstaunen fand er aber die Kraft vom Kupfer -Platin sogar etwas grölser als die vom Zink - Platin, und beide sehr bedeutend grölser als die E 157 vom Eisen-Platin. Er erhielt nämlich für diese Kräfte, denen die Stromstärken beiläufig proportional gingen, folgende Zahlen: Zink-Platin; Eisen-Platin; Kupfer-Platin 9,9 1,5 10,3. Der Verfasser kann nicht läugnen, dals diese Resultate, bei denen er sich keines Beobachtungsfehlers bewulst war, seinen Glauben an die Contacttheorie in den ersten Tagen höchst schwan- kend machten. Der Nerv, das Fundament der ganzen Contacttheorie, liegt in der Voraussetzung einer Proportionalität der elektromotorischen Kräfte mit den Spannungs-Unterschieden, wie man sie mittelst des Elektrometers beim blofsen Contact der Metalle beobachtet. Wenn diese Proportionalität nicht besteht oder sich für die Ab- weichungen von derselben keine genügenden Gründe angeben lassen, dann muls offenbar die Contacttheorie verlassen und für die Ursache der Volta’schen Elektricität eine andere Ursache aufge- sucht werden. Glücklicherweise haben seine ferneren Untersuchungen ihn gelehrt, dafs diefs bis jetzt noch nicht nöthig ist, und jene Resul- tate, durch welche übrigens die chemische Theorie auch nicht im entferntesten unterstützt wird, in einer Erscheinung ihren Grund hat, die eben so unerwartet als merkwürdig ist. Jene geringen Werthe der elektromotorischen Kräfte vom Zink-Platin und Eisen-Platin ergaben sich, wie erwähnt, mit einer Salpetersäure von 1,19 spec. Gewicht, also von mälsiger Stärke, einer Säure, die namentlich frei war von Salzsäure und von Salpetergas. Bei einer Wiederholung des Versuchs mit Zink- Platin und derselben Säure wurde ganz das nämliche Resultat erhalten wie zuvor. Die Stromstärke war beträchtlich geringer als die, welche früher unter anscheinend gleichen Umständen beim Kupfer-Platin beobachtet wurde. Die Nadel der Sinusbus- sole zeigte bei der angewandten Drahtlänge eine Ablenkung von etwas über 25° 20’ und änderte diesen ihren Stand während fast einer Viertelstunde so wenig, dafs der Verf. schon im Begriff war, eine Messung der elektromotorischen Kraft vorzunehmen, als plötz- lich, ohne dals irgend etwas an der Kette geändert wurde, die 158 Stromstärke in dem Maafse wuchs, dafs der Limbus des Instrumen- tes bis s4° 37’ gedreht werden mulste, um die Nadel wieder den Drahtwindungen parallel zu machen. Diese plötzliche Steigerung der Stromstärke war von einer Änderung in dem chemischen Pro- cefs der Kette begleitet. Bis dahin wurden nämlich an der Platin- platte offenbar Salpetersäure und Wasser zugleich zersetzt, denn _ es entwickelte sich, in solcher Fülle, dafs die Flüssigkeit ganz ge- trübt wurde, ein Gas, das entweder Wasserstoff- oder Stickstoff- oxydul war. Nach jenem Anwuchs der Stromstärke entwich da- gegen höchst wenig Gas, wahrscheinlich weil jetzt blofs Salpeter- säure zersetzt wurde und das abgeschiedene Salpetergas in der Säure gelöst blieb. Eine Messung der elektromotorischen Kraft, nach dieser Änderung unternommen, gab für dieselbe die Zahl = 21,732, einen Werth fast drittehalb Mal so grols als der früher erhaltene. Diese Erfahrung scheint nun die beobachtete Anomalie zu erklären. Offenbar wird man, bei Anwendung einer Salpetersäure von der angegebenen Beschaffenheit, für die elektromotorische Kraft einer Combination von Platin und einem positiven Metalle, immer zwei Werthe erhalten können, je nachdem die Kette in dem Zustand ist, dals sie entweder Wasser und Salpetersäure zu- gleich, oder blofs die letztere zersetzt. Die vorhin gefundenen Werthe für Zink - Platin und Eisen - Platin waren die klei- neren, der für Kupfer-Platin dagegen der gröfsere. Letzteres ist keine blofse Vermuthung; denn wirklich hatte der. Verf. bei dem Versuch mit Kupfer-Platin, den er nach denen mit jenen beiden Combinationen und zwar mit der schon zu denselben gebrauchten Salpetersäure anstellte, einen ähnlichen Sprung in der Ablenkung der Nadel von von 0° 10’ auf 36° 17’ beobachtet, allein noch unbekannt mit der Erscheinung und da sie in den ersten Mi- nuten des Versuches eintrat, glaubte er sie dem Kupfer zuschreiben und nicht weiter beachten zu dürfen. Erst später, nachdem er die vorhin beschriebene Erfahrung gemacht, erkannte er aus seinem Tagebuch den wahren Zusammenhang der Sache. Bekanntlich hat schon Fechner bei Keiten mit Einer Flüs- sigkeit, mehrfache Werthe der elektromotorischen Kraft einer und derselben Metall- Combination nachgewiesen, doch nur indi- 159 rect mit Hülfe der Rechnung. Der eben beschriebene Fall dürfte wohl der erste wirklich beobachtete sein, und um so mehr Beach- tung verdienen, als er zeigt, von welcher Änderung in dem che- mischen Procefs der Sprung von dem einen auf den andern Werth begleitet oder bedingt wird. Es ist wohl schwer zu sagen, ob diese Änderung Ursache oder Wirkung des Sprunges sei, aber so viel ist einleuchtend, dafs die Anhänger der chemischen Theorie aus diesem Vorgange keine Stütze ihrer Ansicht entnehmen kön- nen, denn der erwähnte Procels ist in seinen beiden Stufen kein rein chemischer Procels, sondern ein von dem elektrischen Strom selbst bewirkter Procels, bei dem noch dazu, da er am Platin vor- geht, kein Metall gelöst wird. Gewils ist er sehr geeignet, zu zei- gen, welche wichtige Rolle das negative Metall der Kette spielt, denn bei jenem Vorgange wird in der Wirkung der verdünnten Schwefelsäure auf das positive Metall (Zink, Eisen, Kupfer, wel- ches letztere nicht einmal unmittelbar von der Schwefelsäure an- gegriffen wird) nichts geändert. Von dem Augenblick an, wo übrigens bei jener mäfsig-starken Salpetersäure blols die Säure zersetzt wird, erhält man für die elektromotorischen Kräfte der genannten drei Metall- Combinatio- nen Werthe, die sehr wohl mit der Contacttheorie vereinbar und in ihrem Verhältnifs zu einander fast dieselben sind, wie bei einer Säure von grölserer Concentration und grölserem Gehalt an Sal- petergas, so dals zu glauben steht, man komme auf diese Weise der Lösung des aufgestellten Problems wirklich sehr nahe. Der Verfasser behält sich vor, die Resultate seiner Messungen nächstens vorzulegen, sobald er seine Arbeit über die Ketten mit zwei Flüssigkeiten, von denen er bereits über funfzig auf ihre elek- tromotorische Kraft und ihren Widerstand untersucht hat, voll- endet haben wird. Hr. H. Rose las über die Quecksilberoxydulsalze. Man hat von jeher, und mit Recht, die feuerbeständigen Al- kalien für die stärksten aller Basen gehalten. Sie zeigen neben ihrer Eigenschaft, als starke Basen aufzutreten, noch andere Eigen- schaften, welche mit dieser in keinem Zusammenhange stehen, aber lange glaubte man, dafs sie nothwendig allen stärkeren Basen eigen- 160 thümlich sein müfsten, und zwar aus keinem andern Grunde als aus dem, dafs man sie bei den Alkalien wahrgenommen hatte. In den Alkalien ist der Sauerstoff mit grofser Verwandtschaft an das Metall gebunden. Lange hielt man es für eine wesentliche Eigenschaft der stärkeren Basen, dals das Metall in ihnen schwer reducirt werden könne. Nur spät und nach langem Widerstreben konnten sich die Chemiker entschlielsen, das Silberoxyd für eine starke Base zu halten, und nur deshalb, weil Silber und Sauerstoff im Oxyde nicht mit starker Verwandtschaft verbunden sind. Die Eigenschaften der Oxyde aber, starke und schwache Basen zu bil- den und den Sauerstoff stark oder schwach gebunden zu enthalten, scheinen in keinem Zusammenhange zu stehen. ‚In einer grolsen Anzahl von Oxyden wie in vielen Erden kann der Sauerstoff nur mit der gröfsten Schwierigkeit und bisweilen nur unvollkom- ınen vom Metall getrennt werden, und doch gehören diese Oxyde oft zu den schwächsten aller Basen. Die Eigenschaft der Oxyde, starke oder schwache Basen zu bilden, hängt am meisten von der Zahl der Sauerstoffatome ab, mit denen sich ein Atom des Metalls verbindet, Die basischen Eigenschaften eines Oxyds sind um so stärker, je geringer die Zahl der Atome Sauerstoff gegen die des Metalls ist, das mit ihm ver- bunden ist. Von dieser Regel scheinen nur das Kupferoxydul und das Quecksilberoxydul Ausnahmen zu machen, die man ziemlich allgemein zu den schwächern Basen zu rechnen scheint. Diese Ausnahmen sind indessen nur scheinbare, denn diese beiden Oxyde besitzen eigenthümliche Eigenschaften, welche mit ihrer Eigen- schaft als Basen nichts gemein haben, welche aber Ursach sind, dafs man sie für schwächere Basen hält, als sie in der That sind. Schon vor sehr langer Zeit suchte ich zu zeigen, dals das Sil- beroxyd als aus einem Atom Sauerstoff, verbunden mit 2 Atomen Metall, angesehen werden müsse. In neuerer Zeit hat Regnault bei seinen Untersuchungen über die specifische Wärme einfacher und zusammengesetzter Körper diese Annahme bestätigt, und zu- gleich gefunden, dals auch die feuerbeständigen Alkalien, aus den- selben Gründen wie das Silberoxyd, aus 2 Atomen Metall und 4 Atom Sauerstoff zusammengesetzt sein müssen, etwas das auch aus der von Mitscherlich gefundenen Thatsache folgerte, dafs meh- 161 rere Silberoxydsalze mit den entsprechenden Natronsalzen iso- morph sind. In den Alkalien und dem Silberoxyd müssen wir also dieselbe Zusammensetzung annehmen wie im (Juecksilberoxydul und im Kupferoxydul, welche letztere daher zu den stärksten Basen ge- hören mülsten, obgleich man sie bisher für schwache gehalten hat. Es wird allgemein in den Lehrbüchern der Chemie angege- ben, dafs das salpetersaure Quecksilberoxydul durch Wasser in ein basisches Salz zersetzt werde. Wäre dies wirklich der Fall, so müfste unbedenklich das Quecksilberoxydul zu den schwachen Ba- sen gerechnet werden, denn das Wasser kann nur schwache Basen aus den Salzen ausscheiden, indem es dann selbst als Base auftritt, und schwächere Basen, als es selbst ist, als Oxyd oder als basisches Salz fällt. Nur besonders Basen, die aus einem Doppelatom Metall verbunden mit 3 Atomen Sauerstoff bestehen, werden aus ihren Salzen durch Wasser abgeschieden, und von der grolsen Reihe von Oxyden, welche aus einem Atom Metall verbunden mit einem Atom Sauersto[f bestehen, zeigt nur das Quecksilberoxyd, das offenbar unter diesen Oxyden die schwächste Base ist, die Eigen- schaft durch Wasser zersetzt zu werden. Dem Quecksilberoxydul ist diese Eigenschaft nur scheinbar eigen. Man weils schon seit langer Zeit, dals das Kupferoxydul und das Quecksilberoxydul die Eigenschaft haben, durch Einfluls von mehreren Reagentien in Metall und in ein höheres Oxyd zu zer- fallen. Diese Eigenschaft, so wie die, durch den Sauerstoff der Luft höher oxydirt werden zu können, Eigenschaften, welche mit der, als Base aufzutreten, in gar keinem Zusammenhange zu ‚stehen scheinen, sind es, da diese Oxydule dieselben auch in ihren "Salzen behalten, durch welche Erscheinungen hervorgebracht wer- den, die zu dem Irrthum geführt haben, dafs die Quecksilber- oxydulsalze durch Wasser wie die Salze schwacher Basen zersetzt werden. Es ist eine schon alte Bemerkung, dals bei der Bereitung des _ Kupfervitriols vermittelst Röstung des Kupfers mit Schwefel und | Auslaugung der calcinirten Masse mit Wasser neben schwefel- | saurem Kupferoxyd auch schwefelsaures Kupferoxydul aufgelöst | werde, welches letztere sich langsam in der Auflösung in schwefel- | | | 162 saures Kupferoxyd und in metallisches Kupfer zersetzt, von wel- chem in den Kupfervitriolwerken sehr bedeutende zusammenhän- gende Massen erhalten werden können. Eine ähnliche Zersetzung wie beim schwefelsauren Kupfer- oxydul findet bei allen Quecksilberoxydulsalzen, nur in einem ver- schiedenen Grade statt. Man erhält, wenn man sie mit Wasser be- handelt, metallisches Quecksilber, welches sich mit dem unzersetzten Salze, das in den meisten Fällen schwer - oder unlöslich ist, mengt und ein Oxydsalz. Aber letzteres wird wiederum durchs Wasser zersetzt, und erzeugt oft ein basisches Salz. Wird salpetersaures Quecksilberoxydul mit vielem warmen Wasser gekocht, so scheidet sich aufser metallischem Quecksilber ein schwerlösliches krystalli- nisches Salz von eitronengelber Farbe ab, das durch Kochen mit mehr Wasser wiederum zersetzt wird, und das theils für salpe- trichtsaures, theils für basisch salpetersaures Quecksilberoxydul ge- halten worden ist; es ist indessen ein Doppelsalz aus salpetersaurem Quecksilberoxyd mit salpetersaurem Quecksilberoxydul. Dafs das Quecksilberoxydul zu den starken Basen gehört, er- giebt sich daraus, dafs es mit Kohlensäure ein wasserfreies neu- trales, freilich dabei sehr leicht zersetzbares Salz bildet, eine Eigen- schaft, die nur sehr starken Basen gemein ist, dafs es überhaupt mit Säuren, auch mit sehr schwachen, bestimmtere Verbindungen bil- det, als sonst Basen, die man zu den stärkeren rechnet. Die Ver- bindungen des Quecksilberoxyduls mit den meisten organischen Säuren haben viel Ähnlichkeit mit denen, welche das Silberoxyd mit denselben bildet; sie gehören bisweilen zu den schwerlöslich- sten Salzen, doch sind die des Quecksilberoxyduls noch schwer- löslicher als die des Silberoxyds. 22. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Crelle theilte einige Resultate einer analytischen Unter- suchung der verschiedenen Fälle der Apollonius’schen Aufgabe mit: die Lage und Gröfse eines Kreises zu finden, der drei andere Kreise, oder gerade Linien berührt, oder durch gegebene Puncte geht, oder theils das Eine theils das Andere; und besonders Einiges über die Discussion der Resultate der Auflösung. w 163 Es sind für die Aufgabe zehn verschiedene Fälle möglich, von welchen aber nur die vier: wenn der gesuchte Kreis drei andere Kreise, oder zwei andere Kreise und eine gerade Linie, oder einen anderen Kreis und zwei gerade Linien, oder drei ge- rade Linien berühren soll, jede eine besondere Auflösung erfor- dern, indem die übrigen sechs nur besondere Fälle jener vier sind, die sich daraus ergeben, wenn man von den Halbmessern der ge- gebenen Kreise einen, oder zwei, oder alle drei gleich Null setzt. Die allgemeinen Ausdrücke des Halbmessers des gesuchten Kreises, der durch = bezeichnet werden mag, sind in jenen vier Fällen folgende. Im ersten Falle, wenn der gesuchte Kreis drei andere Kreise berühren soll, ist, wenn man die Halbmesser der gegebe- nen Kreise durch «, @ und 5, die Seiten des Dreiecks, in dessen Ecken die Mittelpuncte der gegebenen Kreise liegen, den Mittel- puncten dieser Kreise gegenüber, durch a, 5 und c, und den Inhalt dieses Dreiecks durch A bezeichnet, (a’—b’—.c’)(a’a+Byß+Y)+(b’—c’—a?)(b’R+Yyaly+a)) +(c?—a?—b’)(c?y+aß(a+ß)) 4A Va’ BY’) (b’-y— a?) (c?—(a—PR)?)] er +2a’a°’+2b?Bß’+2c’y? h 1A?’—s[a’a’+b’R’+c’y’+(a?—b’—c?)By+(b’—-c?—a”)ya +(c?—a?—b?)aß] Der Ausdruck ist, wie er sein muls, ganz symmetrisch. Im zweiten Falle, wenn der gesuchte Kreis zwei andere Kreise und eine gerade Linie berühren soll, ist, wenn man | die Halbmesser der beiden gegebenen Kreise durch £ und 9, die ' Abstände ihrer Mittelpuncte von der gegebenen geraden Linie durch 5 und c, und die Projection des Abstandes dieser Mittel- | puncte von einander auf die gegebene grade Linie, durch @ be- zeichnet, b-c-B-Y (Ye? bY)+at(b+c+Rß-+Y) Bo, +t2ay[(d+P) (c+Y) (a? +b—c)’— (B—Y?)] 5 | er 2(c—b+y—ß)’? "Im dritten Falle, wenn der gesuchte Kreis einen gege- | benen Kreis und zwei gerade Linien berühren soll, ist, ‚ wenn man den Halbmesser des gegebenen Kreises durch «, die | 164 Abstände seines Mittelpunetes von den beiden gegebenen geraden Linien durch d und c, und die Projectionen des Abstandes des Kreis-Mittelpunctes vom Durchschnitte der gegebenen Linien auf diese selbst, durch n und n bezeichnet, 3.2= es: [me —nb +(m—n)a +V(c+a)V((m-n)’(c+a)+ an(c-b)(m—n)—(c—-b)” (c—2)) } Im vierten Falle, wenn der gesuchte Kreis drei gege- bene gerade Linien berübren soll, hat sein Halbmesser, wenn man die Seiten des Dreiecks, welche die geraden Linien bilden, durch a, 5 und c, und seinen Inhalt durch A bezeichnet, den be- kannten Ausdruck 2A +4V lenbrr) aha derarr \ 1% 1 — a+b+c a+rb+c Die Discussion dieser allgemeiuen Ausdrücke giebt nun An- lafs zu mancherlei Bemerkungen. So z.B. giebt es in dem ersten der vier Fälle, wenn drei gegebene Kreise von dem gesuchten Kreise zu berühren sind, 8, und nur $ verschiedene Kreise, die mit ihrer convexen, oder mit ihrer concaven Krümmung, oder theils das Eine, theils das An- dere, die gegebenen Kreise berühren. Man findet ihre Halbmesser, wenn man in dem allgemeinen Ausdrucke die Halbmesser, ent- weder keines, oder eines, oder zweier, oder aller drei gegebenen Kreise negativ setzt. Dieses giebt dann 8 Ausdrücke, aber we- gen des doppelten Zeichens der Wurzelgrölse, 16 Werthe von =, von welchen 8 negativ sind, während doch nur 8 verschiedene Werthe von Statt finden können. Es fragt sich also, was, be- sonders die S negativen Werthe, bedeuten. Dieses erklärt sich aus den Grundformeln, deren Entwickelung den Ausdruck von # zum Resultat hat, und es findet sich, dafs, z. B. wenn der Halb- messer des Kreises gesucht wird, der die gegebenen drei Kreise alle drei mit seiner convexen Krümmung berührt, der positive Werth von x dieser Halbmesser ist, während der andere nega- tive Werth, den die Formel zugleich liefert, den Halbmesser des Kreises, und zwar negativ ausdrückt, der alle drei gegebenen Kreise mit seiner concayen Krümmung berührt. Sucht man dagegen, umgekehrt, den Kreis, welcher die drei gegebenen Kreise 165 mit seiner concaven Krümmung berührt, so giebt: die Formel seinen Halbmesser positiv, während ‚der andere Werth von'z den Halbmesser des Kreises, der die drei gegebenen Kreise mit seiner convexen Krümmung berührt, unter dem Minuszeichen ausdrückt. So sind denn je zwei und zwei von den 46 Werthen von = identisch dieselben, erscheinen nur. mit entgegengesetzten Zeichen, und es giebt nur $ verschiedene Werthe von z für die möglichen 8 Kreise. Es wird nachgewiesen, dals sich alles Dieses nothwendig so verhalten müsse, nicht blols als Resultat der For- meln' sich ergebe. Ähnliches findet Statt bei den Kreisen, die die gegebenen theils mit ihrer convexen, theils mit ihrer c concaven Krümmung berühren. Ferner ergiebt sich aus der Formel, dals es, wie es der Wirk- lichkeit gemäls ist, auch weniger als 8 berührende Kreise geben kann: in den Fällen nämlich, wenn die Gröfse unter dem Wurzel- zeichen negativ und folglich die Wurzelgröfse unmöglich ist. Hier findet sich, dals es aulser S, nur 4, oder keinen berühren- den Kreis geben kann, niemals 6 oder 2; je nach der Lage der Mittelpuncte der gegebenen Kreise, u. s. w. Bei den anderen Aufgaben ergeben sich ebenfalls mancherlei Bemerkungen. So z.B. haben in der vierten, der einfachsten der vier Auf- gaben, auch die negativen Werthe, welche die Formel giebt, ihre bestimmte Bedeutung. Der negative Werth bedeutet z. B. in dem Falle, wenn man den Kreis sucht, der die Seiten des Dreiecks von innen berührt, den Halbmesser des Kreises, der die nemlichen Seiten negativ genommen berührt, in welcher Lage sie auch bestimmte Dreiecke einschliefsen, deren Inhalt nothwendig eben- falls negativ ist. Die Halbmesser der Kreise, welche von den ge- " gebenen geraden Linien je eine an der entgegengesetzten Seite herühren, finden sich aus der Formel, wenn man darin diese eine Seite negativ setzt. Da aber alsdann die drei Linien gar kein Dreieck mehr einschlielsen, so bedeutet auch A in diesem Falle nicht mehr den Inhalt eines Dreiecks, sondern nur die Zahlen- größe, die ihn ausdrückt, und die unverändert dieselbe bleibt. Dals aber das entgegengesetzte Zeichen der einen Seite nothwen- dig die Halbmesser der aufserhalb des Dreiecks liegenden berüh- 166 renden Kreise geben müsse, und dafs auch hier das doppelte Zei- chen der Wurzelgröfse eine bestimmte Bedeutung habe, wird aus der Figur nachgewiesen. Am Schlusse wird noch zusätzlich erinnert, dafs es auch bei der Malfattischen Aufgabe, von drei Kreisen, deren jeder die beiden anderen und zugleich von den drei Seiten eines Drei- ecks je zwei berührt, nicht blofs eine Gruppe solcher Kreise, sondern deren vier giebt, deren Halbmesser aber alle eine und dieselbe Formel ausdrückt. Hr. Kammerherr Baron von Stillfried zu Leipe bei Jauer hatte von der Akademie einige ältere in ihrem Besitz befindliche Manuscripte geliehen zu erhalten gewünscht, die auf die ältere Geschichte des regierenden Hauses Bezug haben. Sie wurden ihm übersandt. Vorgelegt wurde ein Schreiben des Hrn. Temple Cheval- lier, Professor der Mathematik an der Universität von Durham, in welchem derselbe Theil zu nehmen wünscht an der Entwerfung der akademischen Sternkarten. Es wurde der Commission für die- sen Gegenstand überwiesen. Aufserdem waren die Empfangsschreiben der Sociere de Geo- graphie, der Reyal geographical Society of London, und der Uni- versität zu Athen eingegangen über die diesen Instituten über- sandten Schriften der Akademie. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gelehrte Denkschriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg. 1840, Heft 3. Kasan 4840. 8. (In Russisch. Sprache.) mit einem Begleitungsschreiben derselben vom 10 Febr. d. J. Memoires de la Societd geologique de France. Tome 4, Partie 4. Paris 1840. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences A844. 1. Semestre. Tome 12. No. 10. 11. Mars 8 et 15. Paris. 4. L’Institut. 1 Section. Sciences math., phys. et nat. 9. Annee. No. 376-380. 1841. Mars 11-Avril8. Paris. 4. ‚2. Seclion. Sciences hist., archeol. el philos. 6. Annee. No. 61. 62. 18/41. Janvier. Fevrier. ib. 4. 167 Giac. Rivelli, Osservazioni sopra allo svolgimento de’ corpi or- ganici. Partei. Fano 1839. 8. ‚ Memoria ovological la quale serve d’appendice alla prima parte etc. ib. 1340. 8. ‚sopra ad una wescichelta del Graaf estrovarica e intorno alla di lei trasmutazione in organo giallo estrova- rico. (Cont. in: il Raccoglitore medico anno IV No. 10) ib. 1841. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Bologna .d. 5 April d.J. | Constitution and By-Laws of the National Institution for the promotion of Science, established at Washington, May 1840. Washingt. 1840. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Secretars der National Insti- tution, Herrn Francis Markoe d. d. Washington d. 1 Febr. d. J. I. R. Poinsett, Discourse, on the objects and importance of the National Institution for the promotion of Science, esta- blished at Washington, 1840, delivered at the 1. anniver- sary. Washingt. 1841. 8. C. W. Wall, an examination of Ihe ancient Orthography of the Jews Part II, on the propagation of Alphabets and on idea- graphic writing. Vol.3. London 1841. 8. Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique 1841. Fevrier. Paris. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 420. 421. Al- tona 1841. Apr. 1u.8. 4. Kunstblatt 1841. No.21-26. Stuttg. u. Tüb. 4. Übersicht der Arbeiten und Veränderungen der schlesischen Ge- sellschaft für vaterländische Kultur im Jahre 1840. Bres- lau. 1841. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Secretars der physikalischen Sektion der Gesellschaft, Herrn Goeppert d. d. Breslau d. 9April d.J. 29. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Olfers, welcher die Vorlesung übernommen hatte, war durch ein amtliches Geschäft verhindert. An seiner Stelle machte Hr. Poggendorf eine Mittheilung über eine Volta- 168 sche Kette von nahe eben so starker Wirkung als die Grove’sche. Die von dem Engländer Grove angegebene Voltasche Kette hat wegen der aufserordentlichen Stärke und Beständigkeit ihres Stromes mit Recht viel Aufsehen erregt, und sicher lälst sie nichts zu wünschen übrig als eine grölsere Einfachheit der Construction und geringere Kostspieligkeit. An eine gänzliche Beseitigung die- ser Übelstände darf wohl nicht gedacht werden; allein der letz- tere lälst sich bis zu einem gewissen Grade mindern, da man statt des theueren Platins ein wohlfeileres Material anwenden kann, ohne die Wirkung erheblich zu beeinträchtigen. Ein solches Ma- terial ist das Eisen, welches bekanntlich die merkwürdige Eigen- schaft besitzt, von concentrirter Salpetersäure nicht aufgelöst zu werden und darin sehr elektro-negativ zu sein; nur bedingt es die Anwendung einer sehr starken Säure, da es von einer etwas schwächeren mit stürmischer Heftigkeit aufgelöst werden würde. Folgende Messungen werden zeigen, welche Wirkung man auf diese Weise erreichen kann (*). Das positive Metall, amalga- mirtes Zink, stand in verdünnter Schwefelsäure (1 Gewichtsth. con- centrirter mit 4 Gewichtsth. Wasser), das negative in rauchender Salpetersäure (acid. nitric. fumans), welche von ersterer durch ein poröses Thongefäls getrennt war. Die Platten standen 9 par. Lin. auseinander und der eingetauchte Theil betrug bei jeder 2 Qua- dratzoll. Widerstand. | Elektromotorische Kraft. | Stromstärke. Platin } 13,12 | 28,76 | 100,00 | 100,00 Gufkeisen } 12,91 25,78 89,62 | 91,06 Stahlblech 12,93 | 2502 | 86,99 | 8829 ee 2328 22,01 78,62 91,49 (*) Die starke Wirkung des Eisens war nach Analogie mit ziemlicher Gewifsheit vorher- zusagen, nnd ist auch wirklich schon von Hawkins in Brighton dargethan. Indefs bat der- selbe seine Versuche mit blofsen Drähten angestellt, und keine Messungen beigefügt, aus wel- chen man die Stärke der Wirkung zu beurtheilen vermöchte. Fast dasselbe gilt von der Wir- kung der Kohle, die von Cooper und, nach ibm, von Schönbein angewandt wor- den ist. 169 Der Widerstand ist in Zollen' eines Neusilberdrahts' von 0,4 Millimeter Dicke ausgedrückt; 4,36 Zoll davon kommen auf den Widerstand der die Kette schlielsenden Drähte des Mefswerkzeugs; der Rest giebt den Widerstand zwischen den Platten in den Flüs- sigkeiten. Die Stromstärken sind die Quotienten aus der Division der Zahlen der zweiten Spalte in die der dritten, bezogen auf den beim Zink-Platin gleich 100. Natürlich fallen diese Intensitäts- verhältnisse verschieden aus, je nach den Widerständen, welche man den Ketten zu überwinden giebt; für sehr grolse Wider- stände werden sie mit den Zahlen der vierten Spalte identisch. Für mäfsige Widerstände kann man indels, wie zu ersehen, mit gewalztem oder gegossenem Eisen etwas über neun Zehntel der Wirkung des Platins erlangen und das fehlende Zehntel läfst sich offenbar leicht durch eine Vergröfserung der Flächen nach- holen. In so fern steht also das Eisen ‚nicht gegen das Platin zu- rück, ja es hat noch darin einen Vorzug, dals seine Wohlfeilheit erlaubt, die Kasten zur Aufnahme der Salpetersäure aus demselben gielsen zu lassen, wodurch denn die Construction des Apparats etwas einfacher wird. Nur das bleibt ein Übelstand, dafs man, bei Anwendung von Eisen, genöthigt ist, eine sehr concentrirte Salpetersäure zu nehmen. Der Preis der rothen rauchenden Säure verhält sich zu der minder starken von 1,33 spec. Gew. (acid.nitrie. crud.), die sogar mit Platin einen um eiwa 4 Proc. stärkeren Strom liefert als die rauchende, wie 18 zu 4. Das Füllungsmittel ist also beim Eisen etwas kostspielig; inde[s kann man noch ohne Schaden ein Gemisch aus gleichen Theilen beider Säuren anwenden, wo- ‚durch sich denn das Preisyerhältnifs auf das von 11 zu 4 reducirt. Die Akademie genehmigte folgende von der Commission für die Herausgabe der Werke Friedrichs II. entworfene und in der heutigen Sitzung vorgetragene öffentliche Bekanntmachung: Aufforderung an die Besitzer von Handschriften des. hoch- ge seligen Königs Friedrich des Zweiten. Auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Königs wird unter . der Leitung und Aufsicht der unterzeichneten Königlichen Akademie der Wissenschaften eine neue Ausgabe der sämmtlichen Werke des Königs Friedrich des Zweiten besorgt werden. Da bei derselben 170° möglichste eg ei und Authenticität beabsichtigt wird, so ist die erforderliche Benutzung der Handschriften des grofsen Kö- nigs, welche in dem Königlichen Geheimen Cabinets-Archiv aufbe- wahrt werden, den Beauftragten der Akademie verstattet worden, und die Herausgeber werden daher im Stande seyn, aus diesen ‚air den bei weitem gröfsten Theil jener Werke in ihrer ächten Gestalt erscheinen zu lassen. Mehrere ungedruckte Original-Handschriften Friedrichs des Zweiten sind jedoch in den Besitz von Privatpersonen übergegangen, oder werden in auswärtigen Bibliotheken bewahrt; die Vollständigkeit der beabsichtigten Ausgabe läfst sich also nicht erreichen, wenn die Akademie nıcht von den Besitzern dieser noch nicht bekannt gemachten Schriften unterstützt wird. Alle Diejenigen, in deren Besitz solche Handschriften sich gegenwärtig befinden, mö- gen darin Abhandlungen, Gedichte oder Briefe Friedrichs des Zweiten enthalten seyn, werden daher ergebenst ersucht, zur Förderung des dem unsterblichen Fürsten geweihten vaterländischen Unternehmens, von diesen ihren Schätzen Mittheilung machen zu wollen. Die Aka- demie verbürgt sich dafür, dafs die ihr anvertrauten Originalien unbeschädigt werden zurückgegeben werden; auch wird sie, falls die Übersendung an besondere Bedingungen geknüpft wird, diesen nach Möglichkeit entsprechen. Alle diese Angelegenheit betreffenden Zusendungen bitten wir entweder an die unterzeichnete Akademie oder an den unterzeichneten Sekretar derselben zu adressiren. Berlin, den 1. Mai 1841. Die Königliche Akademie der Wissenschaften. Böckh. Die Akademie genehmigte gleichfalls den von derselben Com- mission gemachten Antrag, Hrn. v. Schlegel in Bonn, als aus- wärtiges Mitglied der Akademie, zur Theilnahme an den Arbeiten der Commission einzuladen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Bulletin de la Societe de Geographie 2.Serie. Tome'14. Paris 1840, 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1841. 1. Semestre. Tome12. No. 12. 13. Mars 22. 29. ib. 4. Transactions of the American philosophical Society at Phila- delphia. Vol.7. New Series Part1. Philad. 1840. 4. The American Almanac and Repository of useful knowledge for ihe year 1841. Boston. 8. Alcide d’Orbigny, Paleontologie francaise. Livrais. 15. 16. Paris 8. Annales des Mines. 3. Serie. Tome 18. (4. Livraison de 1840.) Juill.-Aoüt. ib. 8. —äum dd Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin | im Monat Mai 1841. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 3. Mai. Sitzung der philosophisch - histori- schen Klasse. . Hr. Graff las über die althochdeutschen Partikeln za,zö,zar, zur, Za (zi, ci, ze, ce, zu) und das daraus durch die Verlängerung des a entstandene =ö (zuo, zua, zoa, zü, zü, zou, z8) scheinen, wıe der Verf. in dieser Abhandlung darlegt, von zar (zer, cer, zir, za, - zi, ci, zhi, ze, ce, zu, zo) und zur (zuri, zuru, zuur, zuir, zaor, zuor), so wie zar von zur abgesondert werden zu müssen, da zar dem a goth. dis, lat. dis, und zur dem goth. zus, griech. düs, sanskr. dus, atspricht. Der Zusammenhang des ahd. zar mit dem goth. dis läfst auch zar nicht als za ar, worauf die vereinzelt stehenden For- men zear, zeir, zeer führen könnten, ansehen. — Za geht fol- ende Verbindungen mit andern Präpositionen ein: üf za, unz za, untaz za, uf unz za, hina za, unz hina za, hina in za, hina üf za, z6 za. Zö gilt in den ältesten Denkmälern nur als Adverb, erst seit dem 11. Jahrhundert wird es auch als Präposition gebraucht. Die Klasse erwählte an des zum Sekretar ernannten Hrn. von Raumer’s Stelle Hrn. Jacob Grimm zum Mitgliede des Aus- Ei) thusses für die Herausgabe der Werke Friedrichs des Zweiten, r [1841] 5 172 und Hrn. Zumpt zum Stellvertreter des Hrn. Eichhorn in dem- selben Ausschusse. 6.Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Graff las den Schlufs seiner vorjährigen Abhandlung über das hochdeutsche Z und seine zwiefache Aussprache, in wel- chem der Einflufs des Suffixes J (Ja) auf die Aussprache des hinter den Vocalen stehenden z nachgewiesen wird. (S. den Bericht vom J. 1840. S.72 f.) An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memoirs of the royal astronomical Society. \Vol.11. London 1840. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. N. 422. Altona 1841. April 29. 4. Graffs altkochdeutscher Sprachschatz. Lief. 21. Th. V. (Bogen 6-20) 4. Die Gesammt- Akademie erwählte Hrn. v. Olfers zum Stell- vertreter des Hrn. v. Humboldt in dem Ausschusse für die Her- ausgabe der Werke Friedrichs des Zweiten. Sodann wurde ein Bericht des Hrn. Prof. Preufs vom 5. Mai über die von ihm in dem Königl. Geh. Kabinetsarchiv vorgefun- denen Handschriften Friedrichs des Zweiten verlesen; die Aka- demie nahm diese inhaltreiche Mittheilung mit Anerkennung auf, und beschlofs die Abgabe derselben an den Ausschuls zur weitern Verhandlung. 13. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Müller las über die Anatomie des Szeatornis ca- ripensis v. Humb. Eine Sendung, welche Herr Lherminier, Arzt und Natur- forscher auf Guadeloupe, vor einiger Zeit an Herrn v. Humboldt gemacht hat, enthält schätzbare Materialien zur Kenntnifs einiger seltenen Vögel; unter andern ein ausgestopftes Exemplar und meh- rere in Weingeist bewahrte Exemplare von alten und jungen In- 173 dividuen des Quacharo, Steatornis caripensis v. Humb,, desglei- chen zur Anatomie bestimmte Exemplare von Opisthocomus crista- tus und Tinamus Sou. Am wenigsten gekannt in anatomischer | Hinsicht ist der durch von Humboldt im Jahre 1799 in der - Höhle von Caripe entdeckte, durch seine Lebensart und äulseren Charaktere merkwürdige, von Vegetabilien lebende Nachtvogel Quacharo. Er kommt nach Hrn. Roulin auch in der Provinz Bo- gota an mehreren Orten in Schluchten vor und Hr. Lherminier giebt in dem Briefe, welcher seine Sendung an Hrn. v. Humboldt begleitet, die Nachricht, dafs Hr. St. Cyr Hotessier den Qua- charo kürzlich in Höhlen auf Trinidad gefunden hat. Nach einem historischen Bericht über diesen Vogel gab der Verf. die bei der Zergliederung desselben erhaltenen Resultate. Die Conformation des Schädels weicht von derjenigen der Caprimulgus und Cypselus bedeutend ab und bietet eine grolse Annäherung zu den Raubvögeln dar. Dahin gehört namentlich - der hohe und starke Oberkieferapparat oder Oberschnabel, wel- cher in seiner ganzen Länge bis zur Stirn, aufser dem vor der Mitte seiner Länge gelegenen Nasloch, nirgends eine Lücke zeigt, wäh- rend er bei den Caprimulgus schwach, platt und niedrig, von der Gegend des weit nach vorn liegenden Nasloches bis weit nach hinten eine Lücke besitzt. In einigen Punkten dagegen nähert sich der Schädel der Szeatornis wieder den Caprimulgus mehr als irgend _ einem andern Vogel an. Nitzsch hat auf das eigenthümliche - Verhalten der Thränenbeine bei den Ziegenmelkern aufmerksam gemacht. Sie sind bei den Cypselus wie bei vielen Vögeln fest mit dem Orbitalfortsatz des Os ethmoideum vereinigt und bleiben dem Jochbogen fern. Bei den Caprimulgus bleibt das Thränenbein "vom ethmoideum getrennt. Dagegen vereinigt es sich fest mit dem Zygoma, sowohl Jochbein als Oberkieferbein; am Stirnbein ein- gelenkt bewegt es sich mit dem Oberkieferapparat, während es bei andern Vögeln bei der Bewegung des letztern an der Hirnschale bleibt. Das Thränenbein des Steatornis verhält sich ebenso, ist aber viel kleiner. Bei Caprimulgus bleibt noch eine Lücke vorn zwischen Oberkiefer und Thränenbein, bei Steatornis fehlt sie durch gänzliche Verwachsung des Oberkiefers und Thränenbeins, wodurch ‚auch der Oberkieferapparat viel fester wird. Der Stirnfortsatz des - / nA ee | | | | 174 Zwischenkiefers, den Zwischenraum beider Naslöcher bildend, ist bei Caprimulgus sehr schmal und zart, bei Steatornis viel breiter, sehr stark und fest. Das Septum ethmoideum der Augenhöhlen ist bei den Caprimulgus durch Pneumaticität aufserordentlich dick, und wie aufgeblasen, bei Szeazornis eine dünne feste Scheidewand wie bei Cypselus. Auch das Schädelgewölbe ist bei Szeazornis viel fester und viel weniger pneumatisch als bei den Caprimulgus und Eulen. Zwischen dem grolsen Orbitalfortsatz des Os eihmoideum und dem Thränenbein bleibt bei Caprimulgus nur ein sehr kleiner, bei Sieatornis ein sehr grolser Zwischenraum. Endlich ist von der S förmigen Biegung des Zygoma der Caprimulgus bei unserm Vo- gel nichts vorhanden. Der sehr eigenthümliche Mangel des Pro- cessus anterior des (Juadratbeins bei den Caprimulgus wiederholt sich nicht bei Szeatornis. Beide Gattungen kommen unter sich und mit den Eulen überein, dafs ihre pzerygoidea eine Gelenkfläche für einen Processus pierygoideus des Keilbeins besitzen; das Os ptery- goideum hat bei Steatornis einen eigenen Fortsatz zu dieser Ver- bindung, der nach eben über den Processus pterygoideus des Keil- beins übergreift, und unten vom Os pterygoideum umfalst wird. Die Gaumenbeine sind bei den Caprimulgus und Steatornis sehr unähnlich, bei den Caprimulgus sehr breit, flügelförmig, bei den ‚Steatornis schmal und sie berühren sich in der Mitte vor der hin- tern Nasenöffnung, welche bei Caprimulgus am Schädel lang und schmal, bei Szeatornis viel kürzer und breiter ist. ‚Szeatornis hat sehr starke Schläfengruben, Caprimulgus gar keine am Schädel, bei ersteren ist auch die Zinea semicircularis occipitalis stark ausge- prägt. Das Siphonium von Nitzsch scheint bei Caprimulgus und Steatornis ohne Ossification zu sein, während es bei Cypselus nach Nitzsch ossificirt ist. Einen sehr auffälligen Unterschied bei- der Gattungen bietet der Unterkiefer dar. Er ist nach einer Beobachtung von Nitzsch bei den Caprimulgus wie bei keinem andern Vogel in 3 Theile zerfällt und der vordere an dem hinteren jeder Seite beweglich, indem sich hier eine Art falschen Gelenkes befindet. Bei Szeatornis ist der Unterkiefer überall sehr fest und von jener Bildung findet sich auch nicht die leiseste Andeutung. Seine Seiten sind in ihrem hintern Theile weit von einander abstehend. Das Brustbein hat nur einen äulserst schwachen Ausschnitt, noch N: 175 schwächer als bei Caprimulgus. Die Gabel berührt das Brustbein nicht, bei Caprimulgus ist sie damit selbst ein wenig verwachsen. 8 Rippen und Rückenwinkel, 13 Halswirbel. Die Hand ist kürzer als bei den Ziegenmelkern. Nitzsch hat auf eine Anomalie in der Zahl der Zehenglieder bei den Gypselus und Caprimulgus auf- . merksam gemacht. Bei den letzteren hat die äulsere Zehe nur 4 Glieder, vom Daumen nach aufsen ist die Zahl der Glieder 2, 3, 4,4. Bei den Mauerschwalben selbst 2, 3, 3, 3. Diese Eigenthüm- lichkeit verliert jedoch von ihrer Bestimmtheit, da die den Cypselus durchaus verwandte Gattung Hemiprocnes Nitzsch die gewöhn- liche Zahl der Zehenglieder und Caprimulgus grandis, Typus des Genus Nyczornis Nitzsch auch 5 Glieder am vierten Zehen hat. So verhält sich auch Steazornis, dessen Zehen 2, 3, 4, 5 Glieder haben. Eine Eigenthümlichkeit, wovon sich bis jetzt unter den Vö- - geln kein Beispiel darbietet, welche bei weiterer Entwickelung der Anatomie der Vogelgattungen, vor allem geeignet sein dürfte, die wahren Verwandtschaften der Szeatornis aufzufinden, hat der Ver- fasser in der Bildung des untern Kehlkopfes oder Stimmorganes des Steatornis caripensis gefunden. Die Luftröhre ist sehr weit und hat den gewöhnlichen Bau. Am unteren Ende befindet sich kein unterer Kehlkopf, sondern sie theilt sich in 2 Bronchen, welche denselben Bau haben wie die Luftröhre selbst, indem die Ringe vollständig sind. Diese Ringe unterscheiden sich von denen der - Luftröhre nur darin, dafs erstere sich nicht übereinander verschie- ben können und daher im ganzen Umfang gleichförmig sind. Der R linke längere Bronchus hat 16, der rechte 11 vollständige Ringe bis zum Stimmorgan, welches ein Bronchus-Kehlkopf ist und also 4 doppelt vorkommt. An der Stelle des Kehlkopfes ist der auf die a Bronchial-Ringe folgende nächste Ring dicker und nicht mehr ganz, er biegt sich blofs zur innern Seite um und schlielst sich hier an den letzten ganzen Bronchial-Ring an. Darauf kommt noch ein dickerer Halbring mit unterem concavem Rande. Auf diesen Ring wirkt der Stimmmuskel. Zwischen ihm und dem fol- genden Halbring, mit oberem concavem Rande, ist die äulsere Wand "häutig. Indem die Concavitäten jener beiden Ringe entgegengesetzt sind, füllt sie den Raum zwischen ihnen aus. Die Enden dieser 176 Ringe sind an einander befestigt. Die folgenden Halbringe sind dem letzten analog: Die Muskeln sind: 1) der Seitenmuskel der Luftröhre, welcher bis zum Ende der Luftröhre geht; 2) der Rumpf-Luftröhrenmuskel, welcher vom untern Ende der Luft- 'röhre abgeht; 3) der eigentliche Stimmmuskel; er liegt auf der Pars antilaryngea des Bronchus auf, von dem Ende der Luftröhre bis zum Bronchus -Kehlkopf und entspringt gerade, wo der Seiten- muskel der Luftröhre aufhört. Seine Sehne setzt sich an den halb- mondförmigen oberen, der zwei entgegengesetzten Ringe. Der Kehlkopf der Caprimulgus liegt an der gewöhnlichen Stelle und die Bronchen sind daher gleich anfangs innen häutig, daher der gewöhnliche Bügel am untern Ende der Luftröhre. Dieser Kehl- kopf hat einen Muskel. Der Schlund ist bei Szeazornis wie Caprimulgus ohne Kropf. Im Schlund des Sieatornis fand sich eine Menge einer grützartigen Masse, welche bei mikroskopischer Untersuchung überall Pflanzen- zellen erkennen liefs. Der Drüsenmagen ist sehr weit, viel weiter als bei Caprimuigus, mit sehr zerstreuten grolsen Drüsenmündun- gen. Der Muskelmagen ist in beiden gleich, schwach muskulös. Die innere Darmhaut bei beiden zottig. Die Blinddärme des Siea- tornis sind walzenförmig, über 1” lang. Die Milz der Caprimulgus ist länglich rund, aufserordentlich klein. Bei Steatornis war die Milz 1 Zoll grofs, überall gleich (14 Linien) breit, mit abgerunde- ten Enden. Der duczus cysticus, hepaticus und 3 ductus pancreatici öffnen sich an derselben Stelle des Dünndarmes, jeder für sich. Bursa Fabricii wie gewöhnlich. Hr. Allis hat die Bemerkung gemacht, dafs der Knochenring der Sclerotica beim grolsen Podargus ohne alle Spur von beson- deren Knochenplatten sei, und dadurch von allen übrigen Vögeln abweiche. Bei Steazornis sind die Knochenplatten des sehr schma- len Ringes getrennt, und da der Verf. es ebenso bei Caprimulgus findet, wo der Knochenring verhältnifsmäfsig breiter ist, so ist es wahrscheinlich, dafs es sich ebenso bei den, Caprimulgus so durch- aus verwandten Podargus verhalte.. Von den Drüsen in der Nähe des Auges wurden sowohl die Nasaldrüse als Hardersche Drüse bei Steatornis vermilst. Ebenso scheint es bei den Ziegenmelkern zu’ sein. Die Zunge der Steatornis ist breiter, freier, die Unterseite \ 177 weniger angeheftet. Die Zähnelung des Seitenrandes der Capri- mulgus fehlt und auch ihre Oberfläche ist völlig glatt, dagegen ist der hintere Rand wie dort gezähnelt. Bekanntlich bieten die Vögel grofse Verschiedenheiten in dem Vorkommen und Verlauf der Carotiden dar. Bei den eigentlichen Singvögeln mit zusammengesetztem Singmuskelapparat fehlt nach Bauer’s und Nitzsch’s Beobachtungen die rechte carotis com- munis durchgängig. Die Caprimulgus und Steatornis stimmen mit mehreren von Nitzsch von den Singvögeln abgesonderten Gat- tungen mit unvollständigem Singmuskelapparat durch die Gegen- wart der beiden Carotiden. Ein auffallender Unterschied der Caprimulgus und Steatornis ist, dals die queren Schienen am Lauf der Caprimulgus bei Stea- tornis ganz fehlen, wie auch Hr. Lherminier angiebt. Bei letzteren ist der Lauf überall von einer ungetheilten Haut beklei- det. Endlich macht der Verfasser auf die ansehnliche papillen- förmige oder röhrige frei über die Haut nach hinten sich erhe- bende Verlängerung der Bürzeldrüse aufmerksam, was an Upupa erinnert, wo die Bürzeldrüse ebenfalls in eine Röhre verlängert ist. Die Anatomie bestätigt, was Hr. v. Humboldt gleich anfangs über die nur theilweisen Beziehungen der Steatornis zu den Capri- mulgus mitgetheilt und Hr. Müller glaubt, dals Szeatornis zwar auffallend genug von den Caprimulgus, Aegotheles, Nyctornis, Po- dargus verschieden sei, jedoch mit ihnen und der Gattung Cypselus zu derselben Familie der Caprimulginen zu rechnen sei. Diese Familie gehört dann mit mehreren andern ohne zusammengesetzten Singmuskelapparat, den Zodidae, Cuculinae, zu einer gröfsern, von den Singvögeln getrennten Abtheilung, wie sie Nitzsch ehemals ordnete, der jedoch nicht die Cypselus zu den Caprimulginen brachte. Was den Opisthocomus cristatus betrifft, so hat Hr. Lher- minier die höchst merkwürdigen Abweichungen im Verdauungs- system beschrieben, welche diesen Vogel vor allen andern auszeich- nen und beweisen, dafs er in keine der bis jetzt angenommenen grofsen Abtheilungen der Vögel pafst. Der Verf. beschränkt sich auf einige, von Hrn. Lherminier nicht angegebene Thatsachen. Opisthocomus hat eine grolse Hardersche Drüse, keine Nasaldrüse, 178 2 Carotiden, gar keine Singmuskeln am Kehlkopf (der Kehlkopf ist sehr hoch und knöchern), die Bronchen kurz, die Blinddärme weit, keulenförmig, 4-6 mal so lang als breit, kein knöchernes Sipho- nium, keinen Penis. Zinamus Soui hat keine Muskeln am untern Kehlkopf, und auch 2 Carotiden. Eine natürliche Classification der Vögel dürfte noch weit von ihrem Ziele entfernt sein. Zahlreiche anatomische Untersuchun- gen der Gattungen müssen die Grundlage bilden. Sind hiernach die Gattungen in natürliche Gruppen gebracht, so läfst sich erwar- ten, dafs dann auch die Übereinstimmungen der äufsern Charaktere gefunden werden, nach welchen sich formell die Eintheilung er- kennen lassen muls. Nitzsch ging bei seinen verdienstvollen Arbeiten von diesem Gesichtspunkte aus. Sehr glücklich war, dafs er von den Passerinen alle, diejenigen trennte, die keinen Sing- vogelkehlkopf haben, wie seine Macrochires (Cypselus und Zro- chilus) seine Lipoglossae (Buceros, Upupa, Epimachus, Alcedo, Da- celo), dals er die Scansores Guvier’s zerfällte, woraus er seine Familien der Picinae, Psittacinae und Cuculinae (letztere mit eini- gen Passerinen Cuvier’s) theils bildet, theils ergänzt. Es ist je- doch hier im Einzelnen manches zweifelhaft, die Trennung der Cypselus von den Caprimulgus scheint nicht sicher, und ihre Vereinigung mit den Trochilus eben so wenig. Die Verwandt- schaft der letzteren zu den Spechten ist schon Cuvier auffallend gewesen, namentlich durch den Zrochilus, Yunx, Picus gemeinsa- samen höchst eigenthümlichen Zungenbeinapparat. Bei der Ver- schiedenheit der Fülse und des Brustbeins müssen die Zrochili in- defs eine eigene Familie bilden. Neuerlich hat Nitzsch in seinem System der Pterylographie den Passerinen die Familie der Picariae gegenübergestellt, zu wel- cher er die Macrochires, Caprimulginae, Todidae, Cuculinae, Picinae, Psittacinae, Lipoglossae, Amphibolae, rechnet. Hierbei wird ein wesentlicher Unterschied der meisten derselben von den Passeri- nen wieder aufgegeben, da die Psittacinen mehrere Muskeln am Kehlkopf haben. Die frühere gesonderte Aufstellung mehrerer Familien und so auch der Psittacinen neben den Passerinen ver- mied diese Inconsequenz. 179 Mislungen hält der Verf. unter den Gruppen der Luftvögel Nitzsch’s diejenige, welche er Amphibolae nennt, und zu welcher er Corythaix, Musophaga, Colius und Opisthocomus zählte. Colius hat einen sehr dicken Singmuskel, wie sich der Verf. überzeugte, bei einem doppelten Ausschnitt am Brustbein, und wie die eigentlichen Singvögel, nur eine einzige (linke) Carotis. Corythaix (2 Caro- tiden, einfache Speiseröhre, keine Blinddärme und schwach musku- löser Magen) hat keinen Muskel am Kehlkopf und Opistrocomus, ohne die Wendezehe der Corythaix, palst zu keinem von beiden. Aufserdem las Hr. Müller als Fortsetzung seiner Abhandlung über den Penzacrinus caput medusae, über die Gattungen und Arten der Comatulen, nach den Prinzipien für die Unter- scheidung dieser Thiere, welche in der früheren Abhandlung aus- einandergesetzt sind. Die ungestielten Crinoiden mit Armen theilte der Verfasser schon früher in 3 Familien: 1) Articulata gen. Comatula Lam. und Comaster Agass., 2) Costata mit schaligem geripptem Kelch und entgegengesetzten Pinnulae, verschieden von den Pin- nulae aller übrigen Crinoiden, gen. Saccocoma Ag., 3) Tessel- lata, gen. Marsupites. Die fadenartigen Hülfsarme an den Rip- pen der Gattung Saccocoma hält der Verf. für zweifelhaft, er hat - sie an den in der Sammlung des Grafen Münster und den im hiesigen mineralogischen Museum befindlichen Exemplaren nicht - wahrnehmen können; aber der schalige Kelch zeigt von den Rippen ablaufend parallele Linien von feinen Furchen. Die in der Fa- milie der Comatulinen enthaltenen Gattungen Comazula und Co- master wiederholen sich in der Vorwelt so genau, dafs die vor- _ weltlichen nicht von den jetzt lebenden Gattungen zu unterschei- _ den sind. Reste von Thieren der eigentlichen Gattung Comatula finden sich im lithographischen Schiefer und in der Kreide. Da- hin gehört Comatula pinnata Goldf., ebenso Hertha mystica v. _ Hagenow. Letztere ist der Knopfeiner wahren Comazula mit dem H ersten Glied der Radien, das, wenn mit den übrigen verlorenen Radiengliedern verbunden, wie bei der lebenden Comatula Esch- 180 richtüi, aulsen nicht sichtbar sein konnte. -Die Gestalt der Basis des Kelches oder des Knopfes mit den ersten Gliedern des Kelches vou innen oder oben ist in den verschiedenen Arten der Coma- tulen sehr verschieden; die bei den lebenden Arten vorkom- menden Unterschiede dieser Art sind keine anderen als die der fossilen. Die indische Cornatula multiradiata Goldfuls unterscheidet sich von den eigentlichen Comatulen durch den Besitz der soge- nannten Beckenstücke oder Basalstücke am Grund der Kelchradien zwischen diesen. Hr. Agassiz hat sie mit Recht zur besondern Gattung erhoben, Comaster Ag. Hr. Müller hält jedoch diese Gattung und die fossile Gattung So/anocrinus Goldf. nicht für verschieden. Die Form des Knopfes kann nicht in Betracht kommen; denn unter den lebenden eigentlichen Comatulen giebt es auch Arten mit sehr hohem Knopf wie €. Eschrichti Müll. und C. phalangium Müll. Der Knopf der letzteren ist kaum so breit als hoch. Comatula multiradiata Goldf. (welche von C. multiradiata Lam. zu unterscheiden ist), hat 50-60 Arme, 25 und mehr Ranken mit 25 Gliedern, 2 Radienglieder des Kelches, wo- von das zweite radiale axillare. Alle axillaria haben Syzygien, auf ein axillare radiale folgen 3 Glieder, wovon das dritte wieder axillar und sofort bei der weitern Theilung. Auf das letzte ax.l- lare folgen 2 Glieder, dann ein Syzygium, dann 5-9 Glieder bis zum nächsten Syzygium, weiterhin liegen 3-5 Glieder zwischen den Syzygien der Arme. In der früheren Abhandlung wurde wahrscheinlich gemacht, dafs der bei den Asterien entdeckte Unterschied der afterlosen und der mit einem After und einer Darmhöhle verschenen, sich bei den Crinoiden wiederhole, so dals die gestielten Articulata oder die dem Pentacrinus ähnlichen Formen den Comatulen gleichen, die gestielten Tessellata, wie Platycrinus, Actinocrinus u.a. afterlos sind. Dieser Unterschied in Hinsicht der Verdauungsorgane findet sich, wie es scheint, noch in der Jetztwelt unter den ungestielten Crinoiden vor. Der Verf. hat eine den Comatulen ganz ähnliche Form im K. Naturalien - Kabinet zu Wien beobachtet, welche der Typus eines neuen Genus Actinometra Müll. unter den lebenden Crinoiden werden zu müssen scheint. Die Comatulen haben auf 1 181 der Bauchseite der Scheibe Fortsetzungen der Furchen der Arme, welche nach dem Munde gehen, so dafs die Afterröhre in einem der 5 Interpalmarfelder zwischen zweien der 5 den Mund errei- chenden Tentakelfurchen liegt. Das fragliche Thier Comatula so- laris mus. Vienn., eine der colossalen Formen unter den jetzt le- benden Crinoiden hat keine Spur von Furchen, die nach dem Cen- trum der Scheibe gehen. Auch ist dort nichts vom Munde zu sehen. Die Mitte der Bauchseite der Scheibe nimmt eine Röhre ein. Die Arme sind von Furchen besetzt, die Furchen der 10 Arme münden aber in gleichen Abständen in eine die Scheibe am Rande umziehende Cirkelfurche. Alles übrige ist wie bei den eigentlichen Comatulen. Actinometra imperialis Mäll, Centralknopf ganz flach, eine pentagonale Scheibe, in der Mitte sogar ausgehöhlt. Ranken blofs am äulsersten Rande, nur in einer Reihe, im Ganzen 14, mit 20 Gliedern, die so breit als lang sind. Die mittleren Glieder an den jüngern Ranken sind länger als breit. Die Basis der Ranken ist dicker, dann verschmälern sie sich und behalten weiterhin ihren Durchmesser. 3 sehr niedrige Radialia, wovon das dritte radiale axillare, es scheint dem zweiten durch Nath verbunden. Das erste Armglied scheint ein Syzygium zu haben. Die erste Pinnula am Epizygale, das folgende Glied ist wieder ein Syzygium. Wei- terhin 2-5 Glieder zwischen den Syzygien der Arme; die Glieder der 10 Arme sind am Rücken flach, sie bilden von einer Seite zur andern abwechselnde Keile und greifen im Zickzack in einander, so dafs die dünneren Enden der Keile an den Seiten nur als Rand zwischen den dicken zum Vorschein kommen. Die Anfänge der Arme sind dünner als der nächstfolgende Theil ihrer Fortsetzung. Die erste Pinnula ist die gröfste, die folgende derselben Seite ist auch grols, aber schon kleiner. Die dritte ist sehr klein und nun nehmen die folgenden an Länge zu. An der zweiten Pinnula zeichnen sich die untersten Glieder durch ihre Erweiterung aus. Die Glieder der Pinnulae sind sonst seitlich comprimirt, breiter als hoch und haben einen scharfen bintern Rand. Die Oberseite der Scheibe ist mit Kalkplättchen bedeckt, auf denen blumenartige kurze kalkige Knötchen aufsitzen, mit 3-5 blattartigen Fortsätzen. Farbe im trockenen Zustande orange. Grölse 2 Fuls. 182 Unter den eigentlichen Comatulen der Jetztwelt unterscheidet der Verf. 24 Arten, worunter 12 Arten mit 10 Armen, die übrigen vielarmig. 15 Arten sind neu, darunter 9 vielarmige. Mehrere von Linck, Seba, Leach, Risso, Say, Sars, u. A. unkenntlich beschriebene oder abgebildete, bei denen keine Recognition durch Untersuchung von Originalexemplaren stattfinden konnte, gehören zur zweifelhaften Synonymie. Genus ALECTO Leach, COMATULA Lam. * Arten mit 10 Armen oder einfacher Theilung der Radien. Unter den schon früher beobachteten, aber meist unvollkom- men beschriebenen, jetzt revidirten Arten mit 10 Armen sind als sichere Species zu erwähnen: 4. ALECTO CARINATA Leach (Comatula carinata Lam. Grif- fith anim. kingd. Zoophytes pl. S.) 2. ALECTO EUROPAEA Leach (Comatula mediterranea Lam. Heusinger Zeitschr. f. Physik III. Tab. 10. 11.) 3. ALECTO ADEONAE Müll. (Comatula Adeonae Lam. Blainv. Aectinol. Tab. XX VI.) 4. ALECTO SOLARIS Müll. (Comatula solaris Lam.) 5. ALECTO BRACHIOLATA Müll. (Comatula drachiolata Lam.) 6. Auecro Mırreri Müll. (Comazula fimbriata Mill.) Noch nicht wieder gesehen. Neue Arten mit 10 Armen sind: 7. AÄLECTO PHALANGIUM M. Der Centralknopf ist sehr hoch und schmal, fast höher als breit, das Ende abgerundet. 25-30 Ranken an den Seiten, diese sind zur Grölse des Thiers ganz aufserordentlich lang mit 45 langen dünnen Gliedern und geradem Endgliede ohne Dörnchen der Innenseite; die Glieder, mit Ausnahme der ersten (an der Basis) sind 2-2 mal so lang als breit. 3 Ra- dialia, wovon das erste wenig sichtbar, das dritte axillar. Arm- 183 glieder abwechselnd seitlich verschoben, wie bei A. europaea. 2-5 Glieder zwischen denSyzygien der Arme. Die ersten Pinnulae sind sehr lang,dünn, zuletzt fadenförmig. Ihre un- tersten Glieder sind kurz, nicht breiter als lang, weiterhin und gegen das Ende der Pinnulae sind die Glieder schr lang und dünn, zuletzt 5-6 mal so lang als breit. Haut der Scheibe nackt. Gröfse 5 Zoll. Von Nizza durch Peters. 9. ALecro EschricHtri M. Centralknopf halbkugelförmig, überall mit Ranken besetzt, 100 Ranken von 24 Gliedern, welche am mittleren Theil der Ranken gegen 2 mal so lang als breit, gegen das Ende nicht länger als breit. Radienglieder des Kelchs sehr niedrig, mehr- mal breiter als hoch, nur 2 Glieder sind aulsen sichtbar, wo- von das zweite axillar. — 2-3, selten 4 Glieder zwischen den Syzygien der Arme. Glieder der Arme keilförmig in einan- der greifend, gegen Ende der Arme sehr niedrig. Die Pin- nulae am dicken Theil der Arme.mit breiten comprimirten Gliedern und hinterm scharfem Rande. Weiterhin haben die Pinnulae nur ihre beiden untersten Glieder so breit, die übri- gen rundlich, die ersten Pinnulae kleiner, nehmen allmählig an Länge zu. Haut der Scheibe nackt. Grölse 2 Fuls. Von Grönland, durch Eschricht mitgetheilt. 9. ÄLECTO ECHINOPTERA M. Centralknopf flach, 20 Ranken mit 11 seitlich comprimirten Gliedern; der grölsere mittlere Theil des Knopfes von Ran- ken frei. Armglieder am Anfang der Arme schwach dachzie- gelförmig. 2-5 Glieder zwischen den Syzygien der Arme. Die erste Pinnula etwas grölser. Die 7 letzten Glieder der Pinnulae des Anfangs der Arme mit langem hohem Kiel an der Rückseite, eine Art Säge bildend. Der hintere Rand des dritten Gliedes der ersten Pinnula mit starkem Vorsprung. Die Scheibe ist mit einzelnen zerstreuten, kleinen, harten, walzenförmigen Papillen besetzt. Gröfse 3 Zoll. Fundort? Im zoologischen Museum zu Berlin durch Cap. Wendt. 40. ALECTO ROSEA M. (Comatula rosea mus. Vienn.) Centralknopf ganz flach, am Rande eine Reihe von 18 Ran- 184 ken mit 32 niedrigen Gliedern, die breiter als lang sind, die ersten doppelt so breit als lang. Die Basis der Ranken ist conisch und viel breiter als weiterhin, wo der Durchmesser gleich bleibt. Die Radien haben aulsen nur 2 Glieder. Der Anfang der Arme ist dünner als weiterhin, wo sie spindelför- mig sind und rasch abnehmen. 4-6 Glieder zwischen den Syzygien der Arme, Das erste Armglied scheint ein Syzy- gium zu haben, wie das folgende. Die erste Pinnula befindet sich dann am Epizygalglied. Die ersten Pinnulae sind nicht ausgezeichnet. Die grölste ist die fünfte ihrer Seite, wo die Arme am dicksten. Von da an nehmen die Pinnulae all- mählig ab. Ihre Glieder sind breiter als hoch. Grölse 5 Zoll. Fundort unbekannt. 11. ALECTO TESSELLATA M. 20-25 Ranken mit 45 Gliedern, die kaum so lang als breit, die letzten 24 mit Dörnchen. Das unterste der 3 Radialglie- der des Kelches sehr niedrig. Zwischen den Syzygien der Arme 7-10, seltener -14 Glieder, die Glieder sehr niedrig, schüsselförmig, dachziegelförmig, ohne Kiel. Die zweite, dritte, auch wohl vierte äufsere Pinnula sind die gröfsten. Haut der Scheibe mit kleinen Knochenplättchen bedeckt. Farbe überall violett. Grölse 1-1$Fuls. Indien. Im Mu- seum zu Bamberg durch Schönlein. 12. ALECTO POLYARTHRA M. Die Glieder der Arme in einer Flucht, nirgend vorstehend, mit straffen Gelenken. 10-14 Glieder zwischen den Syzy- gien der Arme. (Nur die Arme sind beobachtet.) Anatom. Museum. %*%* Arten mit mehrfacher Theilung der Radien. Unter den schon früher beobachteten und abgebildeten, meist unvollkommen beschriebenen, jetzt revidirten vielarmigen Arten sind zu erwähnen: 13. ALECTO ROTALARIA M. (Comatula rotalaria Lam.) mit 20 -22 Armen. 14. 15. 16. 17. 18. 185 ÄLECTO FIMBRIATA M. (Comatula fimbriata Lam.) mit 20 Armen. ÄLECTO MULTIFIDA M. (Comatula multiradiata Lam.) mit 44 Armen. ALECTO SavıGnIı M. (Deseription de VEgypte. Echinodermes pl. 1. fig. 1) mit 20 Armen. Neue vielarmige Arten sind: ÄALECTO PALMATA M. (? Caput medusae cinereum Linck tab. XXII. No. 33.) Gegen 35 Arme. Centralknopf flach, 25 mal so breit als hoch, in der Mitte flach ausgehöhlt. 25-30 Ranken im Um- fang, in mehreren Reihen mit 20-24 Gliedern, die wenig län- ger als breit sind. Die letzten 10 Glieder mit einem Dörn- chen. Das erste der 3 Radialia ist wenig sichtbar. Die 10 Primärarme bestehen aus 2 Gliedern, das zweite axillar. Nach der Theilung wieder 2 Glieder, das zweite axillar. Entweder bleibt es dabei oder die Arme theilen sich wieder. Alle Axillaria ohne Syzygium. An den letzten Armen’5-11 Glie- der zwischen den Syzygien. Die Pinnulae fehlen, so lange zwischen den Theilungen nur 2 Glieder liegen. Die ersten Pinnulae sind größer, von diesen ist die zweite derselben Seite viel gröfser, dieser folgt die dritte, dann nehmen sie rasch ab. Farbe schwarzbraun. Indien. Durch Eschricht mitgetheilt. ÄLECTO PARVICIRRA M. 27 Arme, 20 und mehr Ranken, sehr dünn und kurz, mit 12 Gliedern, das dritte Radiale des Kelches ist axillar, ohne Syzygium, dann ist jedes dritte Glied ein Syzygium und zu- gleich axillar, dann wieder jedes dritte Glied ein Syzygium und zuweilen axillar. Nun ist das sechste oder siebente Glied ein Syzygium. Weiterhin 2-4 Glieder zwischen den Syzy- gien der Arme. Pinnulae ziemlich gleichförmig. Gröfse 6 Zoll. Farbe gelb. Fundort? Im Museum zu Paris. 19. 20. 22. 186 ÄALECTO TIMORENSIS M. (Comatula timorensis Mus. Leyd.) 36-40 Arme. Centralknopf sehr klein, wenig über eine Linie im Durchmesser. Ranken 16 mit 14 Gliedern, von die- sen sind einige, gegen den Grund, zu länger als die übrigen, an ihren beiden Enden dicker. Das dritte Radiale des Kelchs ist axillar ohne Syzygium. Ferner ist jedes dritte Glied, so lange die Theilung dauert, ein axillare und hat ein Syzygium. weiterhin liegen meist 3 Glieder zwischen den Syzygien der Arme. Die erste Pinnula unter dem ersten axillare bra- chiale, ist dreimal so lang als die zweite derselben Seite, von da sind sie ziemlich gleich. Farbe braun. Gröfse 8 Zoll. Von Timor durch Boie und Salomon Müller. ALECTO JAPONICA M. (Comatula japonica Mus. Leyd.) 27 Arme. Centralknopf höchstens 2”” breit. 50 Ranken mit 20 Gliedern, sie sind gegen das Ende etwas comprimirt und werden dort breiter. Das radiale axillare liegt ganz tief unter den Ranken, wie wenn es das einzige Glied des Radius wäre. Dann ist, so lange die Theilung dauert, jedes dritte Glied ein axillare und hat ein Syzygium. Die ersten Glieder zweier Arme sind auch noch quer verwachsen. An den Ar- men 8-9 Glieder zwischen den Syzygien. Die zwei ersten Pinnulae sind gröfser, dann nehmen sie ab. Farbe braun. Aus Japan, durch v.Siebold. . ÄLECTO FLAGELLATA M. (Comatula flagellata Mus. Leyd.) 38 Arme, 35 lange dicke Ranken mit 30 niedrigen Glie- dern, wovon das letzte aulser der Kralle nach innen noch einen krallenartigen Fortsatz hat. Die Axillaria sind sehr niedrig, ohne Syzygium. Zwischen den Syzygien der Arme 10-11 Glieder, abwechselnd von rechts und links keilförmig. Die Pinnulae nehmen von der ersten zur dritten derselben Seite an Grölfse zu, und diese drei ersten sind schr lang, die übrigen nehmen allmählig ab. Gröfse 1 Fufs. Fundort un- bekannt. Im Museum zu Leyden aus der Sammlung von Brugmans. ALECTO NOVAE GUINEAE M. (Comatula novae Guineae Mus. Leyd.) 187 56 Arme, 15 Ranken und mehr an dem kleinen Central- knopf. Das dritte Radiale ist axillar, die ersten 10 Arme ha- . ben 3 Glieder bis zum nächsten Axillare.: Zwischen den folgenden Axillaria der Arme, die sich 4-5 mal theilen, immer nur ein Glied. Kein Axillare hat ein Syzygium. : An den Armen 2 Glieder zwischen den Syzygien. Die ersten beiden Pinnulae sehr lang, die übrigen werden kürzer, an jedem Gliede der Pinnulae befinden sich einige Stachelchen. Farbe braun. Gröfse 8”. Durch Salomon Müller. 23. ÄLECTO ELONGATA M. (Comatula elongata Mus. Leyd.) 24. # "u Au LU 220 de 20 Arme, 15-20 Ranken mit 23-25 Gliedern; die letzten 15-17 Glieder tragen nach innen einen spornarligen spitzen Hacken, auch das letzte Glied noch aufser der Kralle. Die Axillaria ohne Syzygium. Zwischen 2 Axillaria liegt immer nur ein Glied. Über dem letzten Axillare hat das dritte Glied ein Syzygium, weiterhin zwischen den Syzygien 5-11 Glie- der. Die Pinnulae nehmen zuerst an Länge zu, so dafs die . dritte die längste ist. Dann nehmen sie allmählig wieder ab. Ihre Glieder sind rund und glatt. Farbe dunkel. Grölse s Zoll. Aus Neuguinea. Durch Salomon Müller. ÄLECTO BENNETTI M. Über 70 Arme, gegen 50 Ranken mit 23 Gliedern, ‚etwas platt gedrückt. Die Arme bis zur dritten Theilung durch die Haut der Scheibe verbunden. Jedes vierte Glied ist ein Axil- lare ohne Syzygium. Jedes Gliedes äufserer Rand springt vor und ist mit ganz kleinen Stachelchen gewimpert. 3-4 Glieder zwischen den Syzygien der Arme; die erste Pinnula ist 14” lang, die zweite wenig kürzer, die dritte und die fol- genden höchstens +’. Die Glieder am Ende der Pinnulae springen nach innen kammartig vor und tragen kleine Krallen. Farbe braun, oben heller. Gröfse 1 Fuls. Fundort unbe- kannt. Im Museum zu Leyden durch Bennett. Schon vorher wurde bemerkt, dafs Comazula multiradiata Boldt und €. multiradiata Lam. verschiedene Thiere sind. 5r 188 Diefs ergiebt sich aus der Untersuchung des Lamarckschen Origi- nalexemplares, welches sonst nur unerkennbar beschrieben war. Da die Comatula multiradiata Goldf. als die zuerst genau be- schriebene den Speciesnamen multiradiata behalten muls, so be- zeichnet der Verfasser die Lamarcksche durch Alecto multifida, welche folgende Charaktere hat. ÄLECTO MULTIFIDA M. (Comatula multiradiata Lam.) 44 Arme, 20 Ranken und mehr, von 14 Gliedern mit ganz kleinem Vorsprung am Rücken der letzten Glieder. 3 Radialia, wovon das dritte axillar, ohne Syzygium; dann ist wieder das dritte Glied axillar, es bildet ein Syzygium, nun ist jedesmal das zweite Glied, so lange die Theilung dauert, axillar, aber ohne Syzygium; weiterhin 3 Glieder zwischen den Syzygien. Die Armglieder springen in eine scharfe Kante vor. Pinnulae alle lang. Zwischen den 5 Kelcharmen liegen viele Plattenstücke, welche die Arme noch bis zur zweiten Theilung verbinden. _ Es mufs noch erwähnt werden, dafs von allen vorher angeführ- ten Comatulen nur die in den deutschen Museen befindlichen vom Verfasser selbst untersucht sind. Hr. Troschel hatte die Güte, Hrn. Müller’s handschriftliche Beschreibung der von ihm beob- achteten Comatulen mit den Materialien des Pariser und Leydener Museums zu vergleichen und die Beschreibung nach diesen Prin- zipien fortzusetzen. Die Madreporenplatte fehlt bei den Comatulen und scheint den Crinoiden überhaupt zu fehlen. Die von Delle Chiaje be- schriebene und abgebildete Madreporenplalte auf der Scheibe der Comatula Adeonae hält der Verf. für das von Thompson zuerst beobachtete Epizoon der Gomatulen, ein scheibenförmiges Thierchen mit gefranztem Rande, welches durch Zeichnungen erläutert wird. Es hat einen vorn von der Bauchseite ausgehenden Rüssel, einen verzweigten Darm, und 10 mit 3 langen Hacken versehene Fuls- stummeln an der Bauchseite. Cyelocirra Thompsonü Müll. Man trifft es häufig auf der Scheibe und an den Armen der Alecto eu- ropaea festsitzend an. Von den parasitischen Würmern unter- 189 scheidet es sich sehr auffallend durch seinen schnellen Lauf ohne Contraction des Körpers, und schliefst sich dadurch mehr den Crustaceen an, unter denen es jedoch keine ihm ähnliche Form giebt. Einigermafsen verwandt scheinen die Arctiscon, die jeden- falls mit den Räderthieren keine Verwandtschaft haben. Der Verfasser hat seit der früheren Abhandlung reiche Gele- genheit gehabt, die Comatulen lebend zu beobachten. Es hat sich bestätigt, was schon aus der Anatomie hervorging, dals die Cirren des Centralknopfes ohne alle Bewegung sind. Die Arme bewegen sich beim Schwimmen sehr lebhaft. Bei 10 Armen bewegen sich meist 5 gleichzeitig, so dals zwischen je zweien der 10 Arme einer ruht, und im nächsten Moment die 5 anderen eintreten. Die Tren- nung der Geschlechter bewährte sich durch die Gegenwart der Spermatozoen in den männlichen, der Eier in den weiblichen In- dividuen in den Anschwellungen der Pinnulae. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Acta Socielatis Scienliarum Fennicae. Tomil fasc.1. Helsing- fors. 1840. 4. Liber As-Sojutii de nominibus relativis, inscriptus ur arabice editus cum annotat. crit.; quod etc. praeside Henr. Engelino Weijers etc. proponit Petr. Joh. Veth. Lugd. Batay. 1840. 4. Van der Hoeven en de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physiologie. Deel 8, Stuk1. Leiden 1841. 8. Gay-Lussac et Arago, Annales de Chimie et de Physique. Table des Tomes 60 a 75. Paris 1841. 8. | Durch ein Schreiben Sr. Exc. des Hrn. Ministers der geistl., _Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten vom 6. Mai und ein "Schreiben desselben Ministeriums von demselben Tage, welche heute vorgelegt wurden, erhielten die Anträge der Akademie über die Verwendung des früher von dem Kriegsrath Sotzmann bezo- genen akademischen Gehaltes die Genehmigung. 190 ‘Hr. G. Th. Fechner’ zu'.Leipzig bezeigte der Akademie durch ein heute vorgelegtes Schreiben vom 7. Mai seine Erkennt- lichkeit für seine Ernennung zum correspondirenden Mitglied. 47.Mai. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Horkellas über dieim Anfange des 17. Jahrhun- derts gemachten mikroskopischen Beobachtungen des Francesco Stelluti. Der dirigirende Sekretar legte einen Bericht des Hrn. Mar- chand vor über seine mit Hrn. Erdmann gemachten Untersu- chungen über das Atomengewicht des Kohlenstoffes. 27.Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lejeune-Dirichlet las eine Abhandlung, Untersu- chungen über die Theorie der complexen Zahlen ent- haltend. Da sich diese Untersuchungen sowohl hinsichtlich der darin befolgten Methode als durch ihre Resultate, an frühere Arbeiten des Verfassers anschlielsen, so wird eszur leichtern Verständlichkeit der hier zu gebenden Andeutungen zweckmälsig sein, wenn wir diesen eine kurze Erwähnung einiger der früher behandelten Fragen vor- ausschicken. In einer Abhandlung, welche unter denen des Jahres 1837 gedruckt ist, hat man sich die Aufgabe gestellt,.den längst be- kannten und oft als Lemma benutzten Satz, nach welchem jede arithmetische Reihe, deren erstes Glied und deren Differenz kei- nen gemeinschaftlichen Faktor haben, eine unendliche Anzahl von Primzahlen enthält, in aller Strenge zu beweisen. Der dort ent- wickelte Beweis bietet das Merkwürdige dar, dals er ungeachtet der rein arithmetischen Natur des zu begründenden Satzes we- sentlich auf der Betrachtung stetig veränderlicher Grölsen beruht, indem derselbe von der Bildung unendlicher Reihen ausgeht, die wie die schon von Euler in der Inzrod. in Analy inf. behandelten 191 ‚durch Multiplication einer unendlichen Anzahl von Faktoren ent- stehen. Diese neuen Reihen unterscheiden sich jedoch darin von den Eulerschen, dafs in die Faktoren, von denen jeder ein Glied der Reihe der Primzahlen enthält, noch Potenzen von Wurzeln der Einheit eingehen, deren Exponenten mit den sogenannten Indices der Primzahl zusammenfallen, wenn diese mit allen übrigen auf ein System primitiver Wurzeln bezogen wird. Sobald man den Weg, worüber wir so eben einige Andeutungen gegeben haben, betre- ten hat, scheint sich der Beweis mit der grölsten Leichtigkeit, und so zu sagen, ganz von selbst zu gestalten, allein bei aufmerksamer Betrachtung bemerkt man eine Schwierigkeit, ohne deren Beseiti- gung das Verfahren ganz illusorisch ‘werden, oder doch nur auf besondere Fälle anwendbar sein würde. Diese Schwierigkeit be- steht in der für den Erfolg unerläfßslichen Nachweisung, dafs die Summen gewisser Reihen, deren Convergenz leicht einzusehen ist, von der Null verschieden sind, und hat nicht etwa, wie man es zunächst vermuthen sollte, ihren Grund in der Unmöglichkeit die Summation auszuführen. Diese Operation ist vielmehr in allen Fällen leicht zu bewerkstelligen, allein der endliche Ausdruck, welchen man dadurch erhält, gewährt keine Erleichterung für die geforderte Nachweisung und es ist im Allgemeinen eben so schwer aus der Summe in endlicher Form zu erkennen, dafs sie von Null verschieden ist, als dies bei der ursprünglichen Reihe der Fall war. Nach mancherlei fruchtlosen Versuchen war es zwär gelun- gen, die erwähnte Schwierigkeit vollständig zu überwinden; doch wären die Betrachtungen, zu welchen man seine Zuflucht zu neh- men genöthigt war, so complicirt und indirekt, dafs sie nur wenig befriedigen konnten und die Auffindung eines kürzern und der Natur der Sache mehr entsprechenden Verfahrens sehr wünschens- werth machen mufsten. Wiederholte auf diesen Gegenstand ge- richtete Bemühungen hatten denn auch endlich den beabsichtigten Erfolg, und führten zu dem unerwarteten Resultate, dals die er- wähnten Reihen mit einer Aufgabe zusammenhängen, deren Lösung in einem der wichtigsten Theile der Zahlenlehre eine längst ge- fühlte Lücke ausfüllt. Die Theorie, wovon wir reden, ist die der quadratischen Formen, welche zuerst von Lagrange begründet, 192 später ‘durch Legendre und besonders durch Gauls zu einem hohen Grade der Ausbildung gelangt ist. Bekanntlich sind die Eigenschaften solcher Formen hauptsächlich von einer durch ihre Coeffhicienten bestimmten ganzen Zahl, welche die Determinante der Form heifst, abhängig, und Lagrange hat gezeigt, dals jeder Determinante, sie sei positiv oder negativ, nur eine endliche An- zahl wesentlich verschiedener Formen entspricht, so wie derselbe grolse Geometer auch das Verfahren angegeben hat, nach welchem sich für jede numerisch gegebene Determinante diese wesentlich verschiedenen Formen darstellen lassen. Die Frage nach dem all- gemeinen Zusammenhange zwischen der Anzahl der Formen und der Determinante wird jedoch durch die Kenntnils dieses nur in be- stimmten Fällen auszuführenden Verfahrens nicht erledigt und diese Frage ist es nun, welche in den oben erwähnten Untersu- chungen ihre Lösung erhält. Von den daraus hervorgehenden Resultaten, welche an einem andern Orte ausführlich entwickelt worden sind (*), ist für unsern Zweck nur zu erwähnen, dafs die Abhängigkeit der Anzahl der Formen von der Determinante sich in einer ganz verschiedenen Weise darstellt, je nachdem die Determinante negativ oder positiv ist. Im ersteren Falle ist die Abhängigkeit rein arithmetischer Natur, während der Ausdruck für die Anzahl der Formen im zwei- ten Falle gewisse Verbindungen der Coefficienten der Hülfsglei- chungen enthält, welche bei der Kreistheilung vorkommen. Was nun die neuen Untersuchungen betrifft, deren ersten Theil die der Akademie vorgelegte Abhandlung enthält, so haben diese den Zweck, die eben angeführten Resultate auf die Theorie der complexen Zahlen auszudehnen. Den Gedanken, complexe ganze Zahlen, d.h. Ausdrücke von der Form z+uy—1, in die höhere Arithmetik einzuführen, verdankt man dem berühmten Verfasser der Disg. arith., welcher auf diese Erweiterung durch seine Untersuchungen über die Theorie der biquadratischen Reste geführt worden ist, deren Fundamentaltheoreme nur dann in ihrer höchsten Einfachheit und ganzen Schönheit erscheinen, wenn man (*) Crelle’s Journal für die reine und angewandte Mathematik Bd. XIX. und XXI. u ZELLE WURLEERLETET | 193 sie auf complexe Primzahlen bezieht. Die Wichtigkeit des so er- weiterten Begriffs der ganzen Zahl ist jedoch nicht auf die eben erwähnte Anwendung beschränkt; es wird vielmehr durch dessen Einführung den Untersuchungen der höhern Arithmetik ein neues Gebiet aufgeschlossen, auf welchem fast jede Eigenschaft reeller Zahlen ihr Analogon findet, welches nicht selten’ der erstern hin- sichtlich der Einfachheit und Eleganz gleichkommt oder sie gar übertrifft. So gilt z.B. der angeführte Satz über die arithmetische Reihe auch noch für complexe Zahlen, d.h. der Ausdruck an +5 enthält unendlich viele complexe Primzahlen, wenn man darin a und 5 als gegebene complexe Zahlen ohne gemeinschaftlichen Faktor, n dagegen als eine unbestimmte complexe Zahl betrachtet. Der Beweis bleibt dem für reelle Zahlen sehr ähnlich, und diese Ähnlichkeit erstreckt sich auch auf den hier gleichfalls vorkom- menden Umstand, dafs man zu zeigen hat, dafs gewisse conver- girende Reihen von der Null verschiedene Summen haben. Die Analogie machte es im höchsten Grade wahrscheinlich, dals zwi- schen diesen Reihen und der Anzahl der quadratischen Formen für die entsprechende complexe Determinante ein ähnlicher Zu- sammenhang Statt finden müsse, wie er früher für reelle Determi- nanten nachgewiesen worden war. Doch war dieser Zusammen- hang in der Theorie der complexen Zahlen weit schwerer aufzu- finden, nicht nur wegen der grölsern Complication des Gegen- standes, sondern hauptsächlich deshalb, weil die Theorie der qua- dratischen Formen auf dem Gebiete der complexen Zahlen noch ganz unausgebildet war und es also erforderlich wurde, die be- kannten Sätze der Theorie der quadratischen Formen im gewöhn- lichen Sinne des Wortes der Reihe nach durchzugehen, um zu erkennen, mit welchen Modificationen sie für complexe Zahlen gelten. Nach dieser vorläufigen Untersuchung gelangt man in der That dahin, den vermutheten Zusammenhang nachzuweisen und es bleibt alsdann nur noch übrig, die erwähnten Reihen zu summiren, um den Ausdruck zu erhalten, welcher die Anzahl der Formen für eine complexe Determinante als Funktion dieser Determinante be- stimmt. Als schliefsliches Resultat der Untersuchung stellt sich 194 . heraus, dafs die Abhängigkeit der Anzahl der Formen vön.der Determinante derjenigen ganz ähnlich ist, welche in dem zweiten der oben angeführten Fälle Statt findet, nur mit dem Unterschiede, dafs die Rolle, welche dort die Hülfsgleichungen für die Kreis- theilung spielen, hier von den Gleichungen übernommen wird, welche sich auf die Theilung der Lemniscate, oder was dasselbe ist, auf die Theilung der elliptischen Funktionen beziehen, welche dem Modul y+ entsprechen. Merkwürdiger noch als dieses allgemeine Resultat ist ein be- sonderer Fall, wo die Anzahl der Formen unabhängig von der Theilung ‚der Lemniscate bestimmt werden kann. Es ist dies der Fall einer reellen Determinante D; für eine solche ist nämlich, wenn man sie in der Theorie der complexen Zahlen betrachtet, die Anzahl der Formen ein Produkt von drei Faktoren, wovon der erste eine einfache algebraische Funktion der Determinante darstellt, während der zweite und dritte mit den Zahlen zusam- menfallen, welche in der gewöhnlichen Theorie der quadratischen Formen bezeichnen, wie viel Formen für die Determinanten —+D und — D Statt findeu. Dieses Resultat enthält, wenn wir uns nicht sehr täuschen, einen der schönsten Sätze der Theorie der complexen Zahlen, und mufs um so mehr überraschen, als in der Theorie der ‚reellen Zahlen zwischen den Formen, welche zwei entgegengesetzten Determinanten entsprechen, gar kein Zusammenhang zu bestehen scheint. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Emid. Cesarini, Principii della Giurisprudenza commerciale 2da Ediz. Macerata 1840. 4. J. P. Vaucher, Histoire physiologique des Plantes d’Europe. Tome 1-4. Paris 1841. 8. Alcide d’Orbigny, Paleontologie frangaise. Livrais. 17. 18. Paris. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1841. 1.Semestre. Tome12. No.14. 3 Avr. Paris. 4. ; 195 ‘The Journal of the royal geographical Society ‘of London. ' Vol. 40, part3.' London (1841) 8. L’Institut. Are Section. Sciences math., phys. et nat. Jwe Annde N.381-383. Avril 15-29. 1841. Paris. 4 . 2me Section. Scienc. hist., archeol. et philos. 6we Annee N.63. Mars 1841. ib. 4. Alcide d’Orbigny, Memoire sur les Foraminiferes de la Craie blanche du Bassin de Paris, lu a la Societe geologique le 2 Dec. 1839. (Paris) 4. Adrian van den Ende, Verhandelingen over den Waterram (Belier hydraulique. Stossheber.) 1841. 4. 2 Expl. mit einem Begleitungsschreiben ‚des: Verf. vom 15. Mai d.J. Gay-Lussac etc., Annales de-Chimie et de Physique 1841, Mars. Paris. 8. Der vorsitzende Sekretar legte ein Schreiben Sr. Exc. des Hrn. Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal - Ange- legenheiten vom 13. Mai vor, wodurch die Akademie in Kenntnils gesetzt wird, dafs die zweite Sendung der Chinesischen Matrizen von Paris angekommen sei und demnächst der Akademie werde übergeben werden, und dafs die von der Akademie übernommene Hälfte der Kosten im Betrage von 1291 Rithlr. 16 Sgr. 11 Pf. aus den Fonds der Akademie vom J. 1840 gedeckt worden. Der correspondirende Sekretar des Zyceum of Natural Hi- story zu Newyork zeigte mittelst heute vorgelegten Schreibens v. 20. April d.J. den Empfang der Schriften der Akademie vom Jahre 1832 und 1838 und der Monatsberichte vom Juli 1839 bis Juni 1840 an, und gab Nachricht darüber, dafs die Ziterary and Philosophical Society zu Newyork, für welche jene Schriften bestimmt waren, eingegangen und an ihre Stelle das genannte Lyceum getreten sei. Der vorsitzende Sekretar der Akademie gab eine Übersicht dessen, was in Folge der von der Akademie erlassenen Bekannt- machung vom 1. Mai d.J., wodurch die Besitzer von Original- andschriften Friedrichs des Zweiten zur Mittheilung derselben die Akademie aufgefordert werden, .an beabsichtigten Beiträgen ur Herausgabe der Werke des grofsen Königs eingegangen sei. n Folge des hierauf genommenen Beschlusses wird bemerkt, dafs 5*x 196 bis zu Ende des Monates Mai (theilweise also nach der Gesammt- sitzung vom 27. d.M.) folgende von der Akademie mit besonderem Dank empfangene Mittheilungen eingegangen sind: Von Hrn. C. Bünger zu Magdeburg d. d. Magdeburg d. 7. Mai 1841. - Hrn. v. Gontard zu Potsdam d. 10. Mai. - Hrn. Archivrath Kestner zu Hannover d. d. Hannover d. 9. Mai. - Hrn. Stud. Carl Schneider hierselbst d. 41. Mai. - Hohn. Rittmeister v. Gansauge hierselbst d. 13. Mai. - Hrn. G. A. Oenike hierselbst d. 15. Mai. - Hrn. Buchhändler Bädeker zu Coblenz d.d. Coblenz d. 10. Maı. - Hrn. Kunsthändler Jacoby hierselbst d. 17. Mai. - Horn. Hauptmann v. Bosse zu Erfurt d. d. Erfurt d. 15. Mai. - Hrn. Kaufmann Cubasch in Breslau, d.d. Breslau d. 12. Mai. _ Hrn. Censor Dr. Hoffmann in Hamburg, d.d. Hamburg d. 18. Mai. - dem hochedlen Magistrat der Stadt Landeshut in Schlesien d. d. 10. Maı. - Hrn. Professor Obbarius in Rudolstadt d.d. Rudolstadt 18. Mai. - Hrn.Geh.Reg. Rath Koc h in Breslau d.d. Breslau d. 22. Mai. - Hrn. Loffhagen zu Mühlhausen in Thüringen d. d. Mühl- hausen d. 21. Mai. - Hrn. Justizrath Lorenz zu Grünberg in Schlesien d. d. Grünberg d. 14. Mai. - Hrn. Registrator Pedrazzi in Anspach d.d. Anspach den 14. Mai, eingesandt mittelst Schreibens der Königl. Ge- sandtschaft zu München vom 18. Mai. - Hrn. Carl v. Rassumowski in Petrikau, Gouv. Kalisch» d.d. Petrikau d. 19. Mai. - Hrn. Oberamtmann Rötger auf dem Amt Tangermünde d.d. 21. Mai. LEERE LEE ZERLEEOBRLERLBBEERELRU U 197 Von des Königl. wirkl. Geh. Staatsministers Hrn. v. Laden- berg Excellenz d. d. Berlin d. 27. Mai. - Hrn. Major v. Meyerinck hierselbst d. 30. Mai. - Hrn. Dr. Arendt zu Dielingen im Regierungsbezirk Min- den d. d. 25. Mai. - Hrn. Regierungspräsidenten Wilsmann zu Frankfurt a. d. ©. d.d. 23. Mai. - der verwittweten Frau Gräfin v. Itzenplitz d. d. Cuners- dorf d. 25. Mai. —— u DD — Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juni 1841. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 7. Juni. Sitzung der philosophisch -histori- schen Klasse. Hr. Böckh trug einige Bemerkungen über die tragische Tri- logie und Tetralogie der Griechen, und vorzüglich darüber vor, ob aufser den Tetralogien auch einzelne Stücke aufgeführt wor- den seien. 10. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Eine ordentliche Lesung fand nicht Statt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1841. 1. Semestre. Tome 12. No. 15-19. Avril 12- Mai 10. Paris. 4. L. Cibrario dei Governatori, dei Maestri e delle Biblioteche de’ Principi di Savoia fino ad Emanuele Filiberto. Torino 1839. 4. Opuscoli. ib. 1841. 8. " eingesandt durch das Königl. Ministerium der auswärtigen Ange- legenheiten mittelst Schreibens d. d. Berlin d. 28. Mai d.J. A.F. Mauduit, Decouvertes dans la Troade. Paris 1840. 4. Reponse & Mr. Raoul-Rochette. Ecrite pour faire suite au livre intitule: Decowvertes dans la Troade. ib. Be agaı. 2: "mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Paris d. 30. April d.J, [1841] i 6 i Bahr r 200 J. Binet, Memoire sur les integrales definies Euleriennes. Pa- ris 1840. 4. Mem. sur les integrales seculaires des elements des Planetes. (Extr. du Journ. de Math, etc. Tome V. Paris 1840) 4. Proceedings of the Royal Society 1840-41. No. 45-47. (Lon- don) 8. Ths. Weawer on the composition of chalk rocks and chalk marl by invisible organic bodies, from the observations of Dr. Ehrenberg. London 1841. 8. v. Schlechtendal, Linnaea, Bd. 15, Heft 1. Halle 1841. 8. Crelle, Journal für die reine und angewandte Mathematik, Bd. 22, Heft2, Berlin 1841. 4. Göltingische gelehrte Anzeigen 1841. Stück 81. (Enthält eine Anzeige der Herren Wöhler und Weber von Poggen- dorff’s Entdeckung in der Zusammensetzung galvanischer Säulen.) 8. Sehumacher, astronomische Nachrichten. N. 423-426. Altona 1844. 4. Achille de Zigno, Sopra aleuni corpi organici che si osservano nelle infusioni cenni ete. Padova 1839. 8. The Silurian System. From the Edinburgh Review. Edinburgh 1841. 8. Aleide d’Orbigny, Paleontologie frangaise. Livrais. 19. 20. Paris 8. Encke, Berliner astronomisches Jahrbuch für 1843. Berlin 1844. 8. Aufserdem wurden vorgelegt: Ein Schreiben des Sekretars der Royal Society of Litterature zu London vom 29. April d. J., wodurch der Empfang der Monats- berichte der Akademie aus den Jabren 1838-1840 und: der akade- mischen Abhandlungen vom J. 1832 (Bd. III. uud IV.) und vom J. 1838 angezeigt wird. Ein Schreiben des Rectors der Universität zu Athen v. 12. Mai d.J., welches den Dank der Universität für die derselben von der Akademie übersandten Schriften enthält. Eine durch die Königl. Gesandtschaft zu London an das Königl. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten beförderte und von Sr. Exc. dem Hro. Minister der geistl., Unterrichts- und Medicinal 201 Angelegenheiten mittelst Schreibens v. 3. Juni d. J. der Akademie zugefertigte handschriftliche Abhandlung des Hrn. Murphy, Esq. betitelt: On the existence of a Barometer of the Seasons, welche der physikalisch -mathematischen Klasse zugeschrieben wurde. Der vorsitzende Sekretar las hierauf einen zweiten Bericht des Hrn. Prof. Preufs über seine Arbeiten im Archiv in Betreff der Werke Friedrichs des Zweiten, Die Akademie widmete dieser sehr erheblichen Berichterstattung ihre volle Aufmerksamkeit, und beschlofs die Abgabe des Berichtes an ihren Ausschuls für die Her- ausgabe der gedachten Werke. Hr. Ehrenberg theilte der Akademie einige Zusätze zu sei- nen zwei letzten Vorträgen im März dieses Jahres mit. 1) Nachtrag über das Verschlämmen der Flufsbetten und Häfen durch mikroskopische Organismen. Durch Hrn. Geheimen Oberbaurath Hagen erhielt der Verf. auch die Proben der Massen, welche im Oder- Hafen von Swine- münde, und die, welche im Weichsel- Hafen von Danzig ausge- baggert werden. In Swinemünde betrug die fortgeschaffte Masse 1839 amtlich 18000 Schachtruthen = 2,592000 Cubikfuls und 1840 12000 Schachtruthen = 1,723000 Cubikfuls. Der mikroskopischen - Analyse der übersandten Proben zufolge enthielt der eigentliche _ Hafenschlamm wieder + bis 5 des Volumens an organischen er- kennbaren Körpern. Der aus dem äufseren Fahrwasser entnom- mene Sand schien vorherrschend Flugsand aus: Granittrümmern zu sein. Ebenso waren die Massen, welche die Weichsel bei Danzig "absetzt, und wovon Proben in verschiedenen Abständen von der See, aus dem Flufsbette nebst Situations- Plan eingesendet waren, zwar nicht so reich an mikroskopischen Organismen als die von Pillau, Cuxhaven und Swinemünde, aber doch wie die von Wis- mar, indem, vielen beigemischten Flufssandes halber, sich nur etwa 76 bis 4 des Volumens für organisch erkennen liefs. Seeformen fanden sich noeh in dem mit Nr. ıv bezeichneten am höchsten im Flusse liegenden Punkte und aus dieser Gegend’ war auch die am 202 wenigsten mit Flugsand gemischte Masse, welche am reichsten an Infusorien war. Ferner hatte das im März vorgetragene Resultat der Unter- suchung der ägyptischen und nubischen Dammerde des Nil-Landes, zum Theil nach kleinen, den mit Dr. Hemprich vom Verfasser dort gesammelten Pflanzen anhängenden Erdtheilchen und die ge- stellte Aussicht, dafs man auf diese Weise auch aus anderen sehr fernen Erdgegenden wohl leicht würde diese Formen zur Ansicht erlangen können, Hrn. Prof. Kunth angeregt, aus seinem reichen Herbario einige den ausländischen Pflanzen anhängende Erdtheile zur mikroskopischen Untersuchung gefälligst zu übergeben. Es waren ein Theilchen einer Seeconferve von den Falklands- Inseln, die Hr. Lesson mitgebracht, 2 Proben brasilianischer Sumpferden von Sellowschen Gräsern, eine dergleichen aus Peru, ein Theil- chen einer Conferve von den Sandwich-Inseln und ein ähnliches von den Marianen-Inseln, beide durch Hrn. Gaudichaud von dort mitgebracht. Alle diese Materialien waren offenbar rück- sichtlich ihres Stammortes so sicher, als die Pflanzen, denen sie noch anhingen. Endlich erhielt der Verfasser durch die Güte des verdienten Reisenden in Island, des Herrn Bibliothekars Dr. Thienemann in Dresden auf sein Ersuchen Erdproben von Island, Labrador und Spitzbergen. Da die Mehrzahl dieser Materialien sich auf die amerikanische Erdhälfte beziehen, so hat mithin die vorgenommene ÜUntersu- chung hauptsächlich 2) einen Nachtrag zu dem Vortrage über Verbreitung und Einfluls des mikroskopischen Lebensin Süd- und Nord-Amerika vom 25. März geliefert. Aus den genannten oft unscheinbar kleinen, zuweilen kaum eine Linse grolsen Theilchen jener fernen Länder hat sich durch die angewendete Methode für die Verbreitung des unsichtbar klei- nen Lebens folgendes ergeben. Auf den Maluinen - oder Falklands- Inseln leben jetzt folgende 30 Arten mikroskopischer Organismen: q 203 1. Achnanthes pachypus 17. Grammatophora oceanica 2. Actinocyclus senarius #8. ———— ssrieta %*3, Amphora navicularis 19. Navicula amphioxys *1. Arthrodesmus Taenia ZONE rer 5. Cocconeis Placentula 21. ——— Didymus? 6. —— Scutellum u, N u 1 7. Cocconema Lunula? #23. ————- peregrina 8. Eunotia Faba 24. — —— viridis 9. —— amphioays #25. Surirella? australis 10. ————— biceps 11. Fragilaria constricta 26. Spongia acicularis 12. —— rhabdosoma a7. ah capitata #13. ——— Trachea 28. ———— Clavus 44. ————— Pentrieulus Ph EAITEN Fustis 15. Gomphonema clavatum 30. —— aspera. 16. ——————- minutissimum Unter der ganzen Zahl dieser Formen sind nur 7 neue Ar- ten (*), welche nicht schon anderwärts vorgekommen. Sämtliche Formen gehören zu schon bekannten Gattungen. Mehrere der- selben sind bisher nur aus dem Meere bekannt und daher kann man mit grolser Wahrscheinlichkeit schliefsen, dafs die ganze Reihe dem Meere entnommen ist. Mehrere Arten gehören zu denen, welche die Kreidemergel des südlichen Europa’s bilden helfen. Für Brasilien sind zu den schon mitgetheilten 9 fossilen Orga- nismen-Arten des vom Hofrath v. Martius mitgebrachten els- baren Lettens des Amazonas noch 12 jetzt lebende Arten des Sumpf- bodens hinzugekommen, nämlich | *1. Arcella ecornis 8. Synedra Ulna 2. Gallionella distans? 3. Himantidium Arcus 9. Lithodontium Bursa 4. Navicula viridis 10. Lithostylidium Serra 5. —— amphioays #4. —— articulatum %. — — microstauron *12. Lilhodermatium macrodon. 7. Surirella oblonga? (*) Die neuen Arten, welche bis jetzt zugleich die für die Länder charakteristischen sind, sind durch Sternchen bezeichnet. 204 Es sind darunter 2 neue Infusorienformen, aber besonders be- merkenswerth sind dabei vorkommende kieselerdige Theile von phanerogamischen Pflanzen, wahrscheinlich Gräsern und von Equi- setaceen. Es hat zweckmälsig geschienen solche Fragmente, welche nicht unberücksichtigt bleiben dürfen, in besonderen Rubriken mit eigenen generischen Namen zu bezeichnen, da es nicht leicht auszu- mitteln ist, welchen Pflanzen sie angehören mögen. Die kiesel- erdigen Randzähne der Gräser findet man häufig unter den Kiesel- schalen der Infusorien, Diese werden Lirhodontium (Thylacium) . genannt. Die gezahnten Kieselstäbchen der langen Graszellen, die nicht unmittelbar Epidermis sind, werden Lithostylidium und die kieselerdige Epidermis der Equisetaceen Zithodermatium genannt. Auf diese Weise lassen sich dergleichen oft sehr ausgezeichnete und charakteristische, bisher ganz unbeachtete botanische Formen des Mikroskops als Fragmente festhalten und vergleichen, ohne der systematischen Botanik durch haltloses Errathen der Grundformen unbequeme Namen aufzudrängen. Aus Peru sind aufser den angezeigten 5 Arten von mikrosko- pischen Seethieren nur noch 4 des innern Landes bekannt gewor- den, nämlich: Eunozia Zebra, Fragilaria?......, Navicula viridis, ‚Spongilla lacustris, von welchen keine Form mit Sicherheit als neu bezeichnet werden kann. Sehr interessant ist besonders wieder der Beitrag zur Fauna Islands, welcher sich aus den Materialien des Hrn. Dr. Thiene- mann ergeben hat. Er hat Seeconferven von der Küste und Torf von Husayic mitgebracht. Der Torf ist sehr reich an kieselscha- ligen Infusorien, obwohl er ein gutes und das beste Brennmaterial der Isländer ist. Er hat nicht weniger als folgende 36 Arten er- kennen lassen: 1. Amphiprora navicularis 3. Eunotia amphioxys 2. Amphora libyca N TerBs 3. ——— hyalina 10. ——— Diodon 4. Arcella hyalina 141. —- granulata *5, Cocconeis borealis 42. — en glbba #6, one 43. ———— praerupla 7. Cocconema asperum 14. ——— zebrina 205 15. Fragilaria striolata? %*27. Navieula kostauron 16. Gallionella distans 28. ———— microstauron 17. ———— crrenulata 29. ———— mobilis 18. Gomphonema acuminatum 30. —— phoenicenteron 19. —— - americanum 31. viridis 20. ———— longiceps 32. Synedra Ulna 21. ——— Zruncatum 33. Tabellaria trinodis 22. Navicula amphioays #33. ——— aequalis 34. Thylacium semiorbiculare 24. ——— amphisbaena #35. Lithostylidium polyedrum 25. ——— Gastrum 36. Pupula, 26. — —— Legumen Von isländischen Seethierchen haben sich an von Hrn. Dr. Thienemann mitgebrachten Algen folgende 12 jetzt dort lebende gefunden: 1. Cocconeis Scutellum 7. Navicula aspera 2. Denticella? aurita 8. ——— gracilis? 3. Echinella? Podosphenia? 9. Podosira moniliformis 4. Gomphonema clavatum *10. Striatella Thienemanni 5. ——— minutissimum 41. ——— arcuata *6. Grammatophora islandica 12. Synedra fasciculata?. Unter den fossilen Formen des Torfes sind 5 neue und eigen- tbümliche und 2 neue sind unter den Seethierchen. Unter der ganzen Summe von 48 isländischen Körperchen ist kein neues Ge- mus, aber bemerkenswerth ist das den Norden charakterisirende "Vorkommen der schwedischen, finnländischen und nordämerikani- schen gezahnten Eunotien und das mit Peru allein gemeinschaft- liche Beherbergen der Podosira moniliformis. Eben so interessant ist die mikroskopische Fauna von Labrador, "welche sich aus einiger zwischen Mooswurzeln erhaltener Erde in 51 dort lebenden Arten hat entwickeln lassen. Folgende Formen leben bei Okok in Labrador: 4. Amphora libyca ‘ 4. Cocconema asperum #2, Arcella disphaera 5. —— — gracille .» hyalıina *#. —— Lunula ” 206 7. Cocconema tenue *30, Navicula ceratostigma 8. Closterium striolatum ? 31. ———— crucigera * 9, Difflugia Lagena 32. —— dicephala 410. ———— oblonga? 33. ——— dilalata 11. Eunotia amphioxys 34. ——— gibba 422 —— ——DebpS 35. —— gracilis 13. ———— didens 36, —— inaequalis ah en Camelus #37. ——— isostauron 15. —— Diodon 38. ———— Zegumen 16. ———— Diadema #39, ——— leptogonsyla 11. — Faba 40. ———— microstauron 418. ———— Hexaodon #11. ——- pachyptera 419. ——— Monodon #12. ———— scalaris 20. ———- praerupta #13. ——— Semen #24. ——— septena Ah. ——— Silicula 22. — —— Tetraodon 45. ——— viridis 0 9, 46. Striatella arcuata 24. Fragilaria binodis AT. Synedra Ulna 25. Himantidium Arcus 48. Tabellaria trinodis ee rare 49. ——— Gastrum 27. Navicula amphioxys 50. ——— bieeps 28. ——— aspera — 29. ——— ceratogramma 51. Zithostylidium rude. Es sind 11 eigne Arten in Labrador aber keine neue Gattung darunter. Besonders wichtig ist das hierbei sich ergebende Re- sultat, dafs die dort, wie in allen hoch nordischen Ländern zahl- reich einheimischen gezahnten Eunotien, daselbst mit den leben- den Closterien und solchen Difflugien vorkommen, die im fossilen Zustande nicht erhalten würden. , Bisher waren sie nur im fossilen Verhältnils bekannt und nur 1 bei Salzburg als noch jetzt lebend anschaulich geworden. Sie erscheinen somit nur als dem nordi- schen Klima angehörige Formen und werden sich auf Alpen bei uns vielleicht hie und da weiter finden lassen. Mit grofser Sorgfalt und Spannung ist dann besonders eine kleine Probe von Seeschlamm untersucht worden, welche als vom Meeresgrunde bei Spitzbergen stammend, von Hrn. Dr. Thiene- BEER LEERE RBEEELEENUN 207 mann mitgetheilt wurde. Es fanden sich darin 9 Arten kleinster Organismen, zwischen vorherrschenden unorganischen Thon (?)- Partikeln, 3 Infusorien mit Kieselschalen, eine Spongia oder Spon- gilla und 4-5 Arten von kalkschaligen Polythalamien. 4. Coscinodiscus Patina? 5. Triloculina trigonula 2. Navicula aspera *6. Nonionina arctica 3. Synedra Ulna *7. Rotalia borealis Hm erkererr *g, Doigerina? borealis 4. Spongia acicularis *9, Serpula? Discus. Unbekannt ‘und eigenthümlich sind nur bis jetzt 4 von den Poly- thalamien. Aus der Untersuchung der früheren 24 zu Amerika gehörigen Lokalitäten, welche der Akademie im März vorgetragen wurde, ergab sich die Summe von 214 Arten kleinster Organismen, von denen 71 Amerika eigenthümlich, 94 lebend 120 fossil waren. Die hier theils neu hinzukommenden, den halben Erdkreis umfassenden 6 Localitäten enthalten wieder 154 Formen, von denen 116 lebend, 38 fossil, 31 neu sind, so dafs mithin die Zahl der eigenthümlichen amerikanischen Arten auf 102 steigt, der sämtlichen aus Amerika und den Inseln bekannten aber auf 245 und der als jetzt dort le- bend bekannten auf 210. Überdiefs nun baben sich aus dem von den Sandwich- Inseln stammenden Materiale folgende 39 Arten ermitteln lassen: 1. Amphiprora navicularis 12. Fragilaria Trachea 2. Cocconeis Placentula 13. ———— diophthalma 3. Cocconema Fusidium 14. Gallionella distans 4. Difflugia hyalina 15. Gomphonerna Augur 5. Eunotia amphioxys 16. ——— clavatum 6. — —— bicornis 17. —— longiceps 7. ————- Üoceonema 48. ——— rotundatum 8. — — — gibba 19. Hirantidium Arcus 9. ———- praerupta 20. Navicula amphisbaena 10. Fragilaria striolata 21. ———— ceratostigma #11. ——— Lamella 22. ———— curoula 208 #23. Navicula Distauridium *33. Tabellaria platysoma 24. ———— gibba 34. ——— rhabdosoma 25. —— gracilis *%6, ——— insularis 35. Lithodontium bicorne 27. —— pusilla 36. Lithostylidium rude 28. ——— Sigma 37. Spongilla acieularis ou — ——wunidis _— 30. Podosphenia cuneata? *38. Rotalia punctata 31. Staurosira construens *39. Nodosaria punctata, 32. Synedra scalaris ‘ Von diesen gehören 34 zu den kieselschaligen Infusorien, 3 zu den kieselerdigen Pflanzentheilen, 2 zu den kalkschaligen Poly- thalamien. Durch letztere beide Formen wird die untersuchte Masse sehr bestimmt als dem Meerwasser angehörig, bezeichnet. Eigenthümlich sind sechs Arten, alle gehören bekannten Gattun- gen an. Endlich ist eine kleine Fauna der Marianen -Inseln in 13 Spe- ciebus zu verzeichnen: 4. Cocconema Fusidium 9, Navicula viridis 2. Fragilaria diophthalma *10. Teiragramma libycum 3. ——— rhabdosoma — 4. Gomphonema Augur 11. Spongia acicularis 5, clavatum #12, ———— Amphidiscus 6. ———— longiceps 7. Himantidium Arcus 13. Rotalia globulosa. 8. Navicula pusilla Die kleine Zahl dieser Formen enthält 2 neue und ergiebt sich als aus brakischem oder Seewasser stammend, zu erkennen, da die Rotalia der Kreide, freilich nur als leere Schaale, dabei ist, Be- sonders merkwürdig ist dabei das Vorkommen des Teiragramma libycum, einer Form, die vor Kurzem sich zuerst in der aus der Oase des Jupiter Ammon bei Siwa mitgebrachten salzigen Erde hatte erkennen lassen und sonst nirgends vorgekommen ist. Als allgemeine Resultate dieser Untersuchungen lassen sich folgende hervorheben: 209 4) Es giebt nutzbare gute Torfärten in Island, wie in Nord- amerika, welche zu einem grofsen Theile, bis zu + ihrer Masse, neben Pflanzenresten, aus todten mikroskopischen Thierchen be- stehen, während die gewöhnlichen europäischen guten Torf- arten, obschon die Infusorien, wo man sie gesucht, nirgends in ihnen fehlen, bisher sich nicht so reich daran haben erkennen lassen. 2) Es ist ein feinstes organisches unsichtbares Leben, durch die humusreichen und oft auch durch die sandigen Gegenden der Erd-Oberfläche von der Nähe des Südpols bis zur Nähe des Nord- pols verbreitet und der Meeresgrund ist mit solchen organischen Formen auch in der Nähe des Nordpols erfüllt. 3) Es ist nach der Untersuchungs-Methode des Verfassers möglich, aus den kleinsten, an Pflanzen der Herbarien und Körpern aller Art anhängenden Erdtheilchen, dieses Leben in seinen For- men anschaulich zu erhalten und eine mehr oder weniger zahl- reiche Fauna der mikroskopischen Organismen aus allen Erdge- genden mit Leichtigkeit und wissenschaftlicher Sicherheit immer weiter zu ermitteln. Sämtliche 206 nachträglich hier aufgezählte Formen wurden wieder der Akademie sowohl in genauen Zeichnungen bei 300 ma- liger Vergröfserung im Durchmesser, als auch in den Original- Exemplaren der Körperchen selbst, welche abgezeichnet waren, vorgelegt. 17. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Klug gab, bei der Unzulänglichkeit der bestehenden Mac- Leayschen Eintheilung, eine neue Zusammenstellung der Arten der Insectengattung Phanaeus Mac-Lea y, zunächst nach den in der Königlichen Sammlang vorhandenen Exemplaren und auf Grund der beobachteten sehr mannigfachen Bildung wichtiger Körpertheile. Er stellte statt der früheren Mac-Leayschen fünf, überhaupt dreizehn Gruppen auf, die vier ersten übereinstimmend in dem vorn tief und weit ausgerandeten zweigezahnten Kopfschild und viergezahnten Vorderschienen. Bei den Arten der ersten und 210 zweiten Abtheilung haben die Weibchen an den vordersten Bei- nen Fufsglieder, welche denen der dritten und vierten fehlen. In der ersten sind beide Geschlechter in allen Stücken, mit Ausnahme der Fulsglieder gleich gestellt (Pr. Zancifer), welches bei der zwei- ten nicht der Fall ist (deilicosus Ol.); die Arten der dritten Ab- theilung (Jasius Ol.) haben am hintern Rande des Halsschildes zwei, denen der vierten (saphirinus Sturm) fehlende Gruben. Bei allen folgenden Abtheilungen ist der Kopfschild vorn nicht ausgerandet, wenn gleich mehr oder weniger deutliche Zähnchen in der Mitte nicht selten sich finden. Nur in der letzten drei- zehnten Abtheilung (Mimas) fehlen an den vordersten Beinen der Weibchen die Fulsglieder, sonst sind sie überall vorhanden. Der Brusthöcker ist nur bei den Arten der eilften und zwölften Gruppe als Dorn verlängert, tritt aulserdem nur stumpfspitzig vor. Ge- nannte zwei Gruppen unterscheiden sich allein durch die vorder- sten Schienen, welche bei den Arten der eilften (nur eine neue Art) mit vier, bei denen der zwölften (conspieillatus und festivus) mit nur drei Zähnen versehen sind. Die Weibchen sind, wenn auch mit den Männchen nicht ganz übereinstimmend gebildet, doch wie diese gehörnt, bei den Arten der fünften, sechsten und siebenten Gruppe. Die der fünften (Pr. Faunus) haben an den vordersten Schienen noch vier, die der sechsten und siebenten nur drei Zähne. Bei denen der sechsten (Belzedu7?) hat aber der Hals- schild am hintern Rande noch Gruben, die denen der siebenten (hastifer, dessen Weibchen Pr. Columbi Mac-Leay ist) fehlen. Die Arten der achten, neunten und zehnten Gruppe kommen darin überein, dals wie bei Copris, die Weibchen an Kopf und Halsschild unbewaffnet sind. Die der achten und neunten haben noch vier Zähne an den vordersten Schienen, jene (PR. Kiröyi Vigors) am Kopfschilde zwei Zähnchen, wogegen bei diesen (Menalcas Dej. und Neptunus Chevr.) derselbe unbewaffnet ist. Die Arten der zehnten Gruppe (carniter, splendidulus u. s.w.) haben nur drei Schienenzähne. — Der Gattung Pranaeus schlielen sich dann noch zwei aus nur wenigen Arten bestehende Gattungen an, wo nicht allein die vordersten Beine keine Fulsglieder haben, sondern auch an den übrigen die Zahl derselben vermindert ist. Die eine dieser Gattungen steht Copris näher, hat statt fünf Fulsglieder nur 211 vier, die zusammengedrückt und herzförmig sind, die andere, Eni- cotarsus Laporte, Dendropaemon Perty, Onthaecus D ej., wel- che Onitis nahe verwandt, hat deren nur drei, fast linienförmige, von denen selbst das dritte gewöhnlich verkümmert ist. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Luigi Canina, Descrizione dell’ antico Tusculo. Roma 184. fol. Transactions of ihe American philosophical Society at Phila- delphia. Vol. VII. New Series Part3. Philadelph. 1841. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Herrn Vaughan in Phila- delphia vom 29. April d. J., wodurch zugleich der Empfang der Schriften der Akademie v. J. 1837 und der Monatsbe- richte v. J. 1838 angezeigt wird. L.J. F. Janssen over de vaticaansche Groep van Laocoon. Te Leyde 1840. 8. L. Rofs, Reisen auf den griechischen Inseln des ägäischen Meeres. Bd.1. Stuttg. u. Tübing. 1840. 8. L’Institut. 1.Section. Sciences math., phys. et nat. 9. Annee. No. 384-388. 1841. 8.Mai-3. Juin. Paris. 4. ‚1. Section. 8. Annee 1840. Tables alphabetiques. ib. 4. - ‚2. Section. Sciences hist., archeol. et philos. 6. Annee. No. 64. Avril 1841. ib. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 427. Altona 1841. 4. In der heutigen Sitzung wurden zwei neue jetzt fertig gewor- dene Blätter der akademischen Sternkarten vorgelegt, nebst den - dazu gehörigen Sternkatalogen. Das eine, Zone XIX Uhr, ist von - Hrn. Dr. Wolfers in Berlin gezeichnet. Es enthält die Stelle N des Himmels, welche von unserm auswärtigen Mitgliede, Hrn. Pro- fessor Bessel in Königsberg der ersten Bekanntmachung des Pla- nes dieses Unternehmens als Probekärtchen beigefügt war. Diese Stelle wurde, ohne jenen früheren Entwurf zu vergleichen, von ‚ Hrn. Dr. Wolfers ebenfalls graphisch niedergelegt, und kann so- "nach als Prüfung der Genauigkeit dienen, mit welcher verschiedene Beobachter den zum Grunde liegenden Plan verfolgen, wenn sie 212 unabhängig von einander die Zeichnung ausführen. Dieses Blatt gehört zu den sternreichsten. Es sind darauf 4154 Sterne ver- zeichnet, von denen 1970 in den Beobachtungsjournalen angegeben waren. Neu eingetragen sind demmach 2154 Sterne. Das zweite Blatt, Zone XVII Uhr, ist von Hrn. Dr. Bremiker ebenfalls in Berlin gezeichnet, und hat die Veranlassung gegeben, dals-die Aka- demie dem genannten, sehr sorgfältigen und geschickten Beobach- ter, die Ausführung dreier neuer Blätter übertragen hat. So wie ebenfalls Hr. Dr. Wolfers, neben seinen andern astronomischen Arbeiten, bereits ein neues Blatt in Arbeit genommen hat. Beiden Blättern sind von der Commission die dafür ausgesetzten Preise, der Genauigkeit der Ausführung sowohl in der Zeichnung als in der numerischen Berechnung wegen, zuerkannt worden. Hrn, Prof. Göppert in Breslau und Hrn. Prof. Wagner in Göttingen wurden die Monats-Berichte der Akademie bewilligt. 21. Juni. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Müller las über einen krankhaften Hautaus- schlag mitspecifisch organisirten Samenkörperchen. Seit einiger Zeit: verfolgte der Verfasser eine neue und eigen- 'thümliche Art sehr kleiner, mittelst des Mikroskops zu beobach- tender organischer Bildungen in pathologischen. Produkten, welche sich durch eine specifische Organisation, durch Keimbildung und Mangel aller Bewegung auszeichnen. Sie zeigen sich theils und zwar selten in kleinen Bläschen im Innern des Körpers, theils und zwar am häufigsten in einem bläschenartigen Hautausschlag bei den Fischen. Bei einer Präparation in der Augenhöhle eines jungen leben- den Hechtes stiels der Verfasser auf kleine runde Eysten im Zell- gewebe der Augenmuskeln, in der Substanz der Selerotica und zwischen dieser und der Choroidea. Sie variirten in Gröfse von #bis+ Linie. Diejenigen, welche in der Sclerotica salsen, hatten gleichsam die Substanz dieser Haut durchbohrt. Diese Bläschen Baben von ihrem Inhalte ein weilses Aussehen. Ihre Membran ist zart, der Inhalt ist eine weilsliche Materie, die unter dem Mikro- u “7 213 skop einen sehr überraschenden Anblick darbietet. Er. besteht theils aus sehr kleinen, der Molecularbewegung fähigen Körnchen, theils aus Körperchen, die eine grofse Ähnlichkeit mit Spermato- zoen haben, aber völlig bewegungslos sind. Diese Körperchen haben einen ovalen Körper und einen Sehwanz. Der Körper gleicht im Allgemeinen einem elliptischen Blutkörperchen und ist auch ohngefähr so grofs als ein Blutkör- perchen des Hechtes; er hat wie diese zwei Flächen und einen dünnern Rand. Die Flächen sind convex, der Längsdurchmesser des Ovals ist doppelt so grols als der Breitendurchmesser, der Durchmesser von der obern zur untern convexen Fläche ohnge- fähr halb so grols als der Breitendurchmesser. Der Rand ist rund um abgeplattet und erscheint, wenn die Körperchen auf dem Rande stehen, als eine schmale Leiste, welche über das Körperchen weg- geht, zu beiden Seiten die Convexitäten der beiden Flächen stark hervorragen lälst und an den Enden vorspringend nur die geringe Breite der Leiste frei erblicken läfst. Im Innern dieser Körperchen bemerkt man immer in der dem Schwanze entgegengesetzten Hälfte des Ovals zwei längliche Bläschen, deren dünnere Enden conver- girend an das Vorderende des Körperchens anstolsen und hier wie es scheint, an einem kleinen Knöpfchen angeheftet sind, die hintern Enden sind abgerundet, immer divergiren diese Bläschen von vorn nach hinten, sie sind vollkommen symmetrisch. Das ovale Kör- perchen, worin diese Bläschen enthalten sind, ist übrigens deutlich hobl, der ganze Raum ist aulser den beiden divergirenden Bläs- chen mit einer durchsichtigen Materie angefülli, welche sich durch ihre Lichtbrechung von den Wänden des Körperchens unterschei- det; selten bemerkt man darin hie und da noch ein sehr kleines. Körnchen. Immer sieht man am Rande dieser Körperchen dop- pelte Conturen, an welchen jedoch, wenn: die Körperchen platt liegen, nicht allein die innere und äufsere-Oberfläche, sondern auch ‚die Abplattung des Randes Antheil hat. Der Schwanz befindet sich: immer an dem den beiden innern Bläschen entgegengesetzten Ende des Körperchens. Er besteht in: einem Faden, ähnlich dem Schwanz der Spermatozoen, ist bei seinem Ursprung dieker und nimmt allmählig an Dicke ab, er ist 3-4 mal so: lang als das Oval, von dem er ausgeht. Die Höhle des Körperchens setzt sich nicht 214 in den Schwanz fort und endet scharf abgerundet vor dem Ur- sprung des Schwanzes, welcher als eine unmittelbare Fortsetzung der Wand des Körperchens erscheint und nicht articulirt ist. Sehr häufig ist der Schwanzfaden am Ende oder in ganzer Länge gabelig getheilt, diese Theilung wird so oft gesehen, dafs sie vielleicht Re- gel ist, so dals der Schwanzfaden nur einfach erscheint, wenn die beiden Fäden dicht aneinander liegen. : Der Längsdurchmesser des ovalen Körpers beträgt 0,0054, der Breitendurchmesser 0,0026 Linie. Diese geschwänzten Körperchen liegen in zahlloser Menge in den beschriebenen Cysten zusammen mit einer feinkörnigen Materie, die weiter keine Structur zeigt. Die geschwänzten Kör- perchen sind völlig bewegungslos, Wasser hat auf sie keinen Ein- flufs. Zur deutlichen Unterscheidung der beschriebenen Structur gehört eine Vergrölserung von 400-500 mal im Durchmesser, bei der scharfen Bestimmtheit der Form und Structur ist auch eine noch viel stärkere Vergrölserung bis zu 1000 und 1400 anwendbar, ohne dafs jedoch eine weitere Zusammensetzung der Structur er- kennbar würde. Bei der Untersuchung der uneröffneten Cysten unter dem Compressorium lälst sich ebenfalls keine Spur irgend einer Bewegung wahrnehmen. In dem erwähnten Hechte zeigten sich viele solche Cysten innerhalb der Augenhöhle und am Auge selbst; hin und wieder kamen an den Augenmuskeln und an den Wänden der Augenhöhle noch andere kleine Cysten von + bis +” Durchmesser vor, von dicken und unter Knacken zerbrechenden Wänden. In ihrem In- nern enthielten diese ein Entozoon. Diese letztern Cysten sehen äufserlich dem blofsen Auge auch weils aus, unter dem Mikroskop erkennt man sogleich das sich bewegende Entozoon, beim Zer- quetschen der Cysten und ihres Entozoons zeigt sich nie eine Spur der geschwänzten Körperchen; die Körnchen, welche bierbei frei werden, sind auch durch ihre stärkere Grölse von jenen kleinen Granula verschieden, welche neben den geschwänzten Körperchen in den Cysten derselben vorkommen. Die immer sehr zarthäutigen Cysten mit geschwänzten Körperchen zeigen hingegen niemals in ihrem Innern etwas von einem Entozoon. 215 Der Verfasser hat darauf eine grofse Anzahl junger Hechte untersucht, um die räthselhaften Bläschen mit geschwänzten Kör- perchen wieder zu finden. Die kleinen Cysten mit dem Entozoon fanden sich zwar sehr häufig in der Augenhöhle wieder, die Cysten mit geschwänzten Körperchen aber selten. Unter 10 Stück junger Hechte findet sich aber meist eines, welches sie besitzt. Ihre Auf- suchung erfordert hiernach- eine grolse Geduld. Man darf sich durch das viele vergebliche Prüfen der Cysten unter dem Mikro- skop nicht ermüden und abschrecken lassen. Zuletzt findet man sich durch die Anschauung der merkwürdigen Gebilde belohnt. Es wurden gegen 50 junger Hechte in den Monaten Mai und Juni untersucht, wobei die Übung in dieser Untersuchung zunahm und recht oft die fraglichen Bläschen mit ihren immer gleichen Bildun- gen sich zur Beobachtung stellten. Einmal fand sich unter vielen ovalen geschwänzten Körperchen, ein rundes mit den beiden in- nern divergirenden Bläschen und einem Schwanzfaden, und zu- gleich ein ganz gleiches schwanzloses rundes Körperchen mit den beiden divergirenden innern Bläschen. Niemals fanden sich bei den Hechten die fraglichen Cysten an andern Orten als in der Augenhöhle, niemals an der äufsern Haut, bei einem in Weingeist aufbewahrten Synodonzis Schal aus dem Nil fand sich eine solche über eine Linie grolse Cyste in der Haut der Kehlgegend. Der Inhalt dieses Bläschens hatte eine grolse Ähnlichkeit mit dem der Cysten des Hechtes, war aber doch in einem Punkte eigenthümlich. Die Körperchen waren von der- selben Gröfse wie beim Hecht und auch geschwänzt, aber ihr vor- _ deres Ende war viel stumpfer und daher die beiden innern mit - dem Vorderende verbundenen Bläschen regelmälsiger oval, weni- ger divergirend. Sehr eigenthümlich war aber der Schwanzfaden, er war immer einfach und in allen Fällen schief gestellt, nach hin- "ten und rechts oder nach hinten und links, diese durchaus allge- meine Biegung findet in derselben Ebene statt, welcher die Ab- plaitung des Körperchens angehört und ist nicht etwa eine blofs optische Erscheinung, herrührend von einer Biegung des Fadens nach oben oder unten bei schiefer Lage des Körperchens. Denn wenn diese Körperchen auf ihrem Rande standen, so erschien der Schwanzfaden immer als gerade Fortsetzung des Randes, d.h. er 6* 216 stand in derselben Ebene mit dem auf dem Rande stehenden Körperchen. Der Längsdurehmesser des Körperchens ohne den Schwanzfaden beträgt 0,0040 Linie. Einigemal zeigten diese Körperchen an ihren Seitenrändern ein dunkleres feines Pünktchen, gegenüber dem hintern Ende der innern Bläschen oder gleich dahinter, und zuweilen erschien dieses Pünktchen am Rande als eine ganz leichte Hervorragung. Diese Punkte wurden auch mehrmahls an den geschwänzten Körperchen des Hechtes bemerkt. Bei den hiesigen Flufsfischen fanden sich aufser dem Hechte niemals Cysten mit geschwänzten Körperchen, weder in der Augen- höhle, noch in der äufsern Haut, dagegen kommt bei mehreren Flufsischen ein Hautausschlag mit ganz ähnlichen aber unge- schwänzten Körperchen vor, so unter den hiesigen Flufsfischensehr häufig beim Zander, Zueioperca sandra, und beim Cyprinus rutilus, selten beim Barsch Perca fluviatilis. In denselben Monaten, Mai und Juni, wo die Bläschen des Hechtes geschwänzte Körperchen enthielten, enthielten die Bläschen des Hautausschlags der letztge- nannten Fische, ungeschwänzte Körperchen. Bei der Entdeckung der geschwänzten Körpercben des Hech- tes erinnerte sich der Verfasser sogleich einer vor mehreren Jah- ren von ihm am Zander gemachten Beobachtung aus der ersten Hälfte des Winters. An diesem Zander fiel ihm eine Art Aus- schlag der Haut des Kopfes auf, bestehend in 4.1” breiten platten weilsen Bläschen oder Pusteln, welche hin und wieder vereinzelt standen. Der Inhalt dieser Pusteln bestand in lauter runden plat- ten Körperchen von gleicher Grölse, und von der Grölse der Blut- körperchen des Zanders, jedes dieser Körperchen enthielt zwei ovale kleine divergirende Bläschen, deren convergirende Enden gegen eine Stelle der innern Wand des Körperchens gerichtet waren. Die Beobachtung wurde schon damals wegen der Bestän- digkeit und Eigenthümlichkeit der Bildungen als wichtig erkannt und mit einer Abbildung aufgezeichnet, es fehlte indefs damals an Zeit und Gelegenheit zur weitern Verfolgung. In den Monaten Mai und Juni dieses Jahres wurde dieser Gegenstand weiter ent- wickelt und eine grofse Anzahl Zander und anderer Flufsfische in Bezug auf den Hautausschlag untersucht. Beim Zander findet sich f 217 dieser Hautausschlag sehr häufig, unter 4-5 jungen Zandern in der Regel einmal, die weilsen Pustelchen sind meist sehr selten und einzeln, sie fiuden sich am leichtesten an dem häutigen Theil des 'Kiemendeckels, auswendig oder inwendig, zwischen oder auf den 'Kiemenhautstrahlen, zuweilen an der Oberfläche des Kopfes, oder 'an den Flossen, seltener sind sie in grölserer Anzahl vorhanden. 'DerInhalt der Pustelchen besteht zum kleineren Theil aus sehr klei- nen Granula mit Molecularbewegung, zum gröfsern aus den rund- lichen platten Körperchen mit den beiden divergirenden innern Bläschen. Die Körperchen sind fast runde und nur äufserst schwach ovale Scheiben mit doppelten Rand-Conturen und einer innern Höhlung, welche die obere und untere Fläche über den ‚ganz abgeplatteten schmalen Rand convex erhebt, so dafs die Dicke, wo sie am stärksten ist, der Hälfte der Breite entspricht. Die bei- ‘den divergirenden innern Bläschen sind wieder länglich mit ihren ‚convergirenden etwas spitzen Vorderenden an die innere Wand des Körpers durch ein oft recht deutliches Knötchen festgeheftet. Diese Stelle entspricht immer dem einen Ende des Ovales. Der platte Rand läuft wie ein Reifen um die ganze Peripherie des Kör- perchens und erscheint sehr deutlich, wenn die Körperchen auf dem Rande stehen, sowohl als Hervorragung an den Enden als über die ‘ganze Länge. Je nachdem die Körperchen zufällig auf dem Sei- tenrande oder vordern und hintern Rande stehen, erscheinen dann die beiden innern Bläschen entweder als eines oder zwei; z.B. wenn die Körperchen auf dem Vorderrande stehen, so sieht man bei einer gewissen Einstellung die runden hintern Enden der innern Bläschen als zwei nebeneinander liegende Kreise in der Mitte. Die beiden divergirenden Bläschen sind immer gleich grofs in demsel- ben Bläschen und in der Regel auch in verschiedenen Körperchen von gleicher Gröfse, so dafs sie vom Vorderende blofs bis in die Hälfte der Höhle des Körperchens reichen. Häufig zeigten auch diese Körperchen ein dunkeles Pünktchen am Rand auf jeder Seite, gegenüber dem hintern Ende der innern Bläschen oder gleich dahinter, zuweilen und bei einer gewissen Einstellung erschien dieses Pünktchen als eine schiefe Linie, welche vom Rande gegen das hintere Ende der Bläschen gerichtet 218 war, und zuweilen erschien das Pünktchen als ein am Rande vor- ragendes Knötchen. Fast immer sind alle Körperchen ohne Schwanzfaden. Unter sehr vielen Fällen ereignete es sich aber einigemal, dafs in den Körperchen einer Cyste unter vielen Hunderten oder Tausenden der Körperchen eines gesehen wurde, welches bei einer von allen übrigen abweichenden ovalen Gestalt, an dem den divergirenden innern Bläschen entgegengesetzten Ende in einen sehr kurzen ga- beligen oder einfachen Schwanzfaden auslief, welcher sich von dem Schwanzfaden der Körperchen des Hechtes nur dadurch un- terschied, dafs er nicht oder nicht viel länger war als der Durch- messer des Körperchens, von dem er ausging. Diese Körperchen waren dann etwas schmaler als die übrigen schwanzlosen rundlichen, so wie auch die rundlichen Körperchen des Zanders breiter sind als die ovalen geschwänzten des Hechtes. Einmal fand sich unter allen übrigen regelmälsigen eines, welches ohne innere Bläschen, oval, vorn und hinten ın einen kurzen Faden auslief. Unter der grofsen Mehrzahl der runden Körperchen mit zwei divergirenden angehefteten innern Bläschen fanden sich in einigen Fällen sehr selten ein oder das andere, welches statt 2 innere Bläs- chen 3 enthielt, das dritte lag dann zwischen den beiden divergi- renden und ragte, indem es grölser war, hinten weit über seine Nachbaren hinaus, vorn nach derselben Stelle mit seinem dünnen Ende gerichtet. Es kam auch selten vor, dals dieses dritte Bläschen unangeheftet hinter den andern, als ein queres Oval gelagert war. Es ist in Beziehung auf die folgende Entwicklungsgeschichte der Körperchen von Interesse, diese Fälle im Auge zu behalten. Die Entwickelungsgeschichte der Körperchen liels sich beim Zander in vielen Fällen beobachten, indem unter der grolsen Menge der entwickelten Formen einzelne Körperchen vorkamen, welche in der Entwickelung der Keime begriffen waren. Dahin gehören erstens Körperchen, bei denen die beiden divergirenden in- nern Bläschen von ihrer Anheftung abgelöst und vergröfsert als ovale Bläschen frei nebeneinander ohne Divergenz im Innern des Mutterkörperchens liegen. Ihre Längsaxen pflegen dann noch pa- rallel zu sein. Diese Erscheinung, verbunden mit der folgenden, macht es wahrscheinlich, dafs die divergirenden Bläschen Keime 219 neuer Körperchen sind. Die zweite auf die Entwickelungsge- schichte bezügliche Thatsache ist, dafs es auch ausgebildete Kör- perchen giebt, welche 2 nebeneinander in einer sehr blassen sie umfassenden Zelle liegen. Die darin eingeschlossenen beiden Kör- perchen liegen parallel, ihre convexen Flächen gegeneinander ge- kehrt, niemals kehren sie ihre Ränder einander zu. Ihre Ränder sind vielmehr überall gegen die Wand der Mutterzelle gerichtet und berühren sie beinah. In solchen Zellen mit 2 ausgebildeten Scheiben erkennt man alle Structurverhältnisse, welche man an den freien Körperchen wahrnimmt. Da die Mutterzellen meist kürzer sind in der Richtung der Ebenen der darin liegenden Schei- ben und breiter in der Richtung des Querdurchmessers der neben- einander liegenden Scheiben, so legen sie sich meist auf ihre brei- teren Flächen und man sieht daher die darin liegenden Körperchen in der Regel auf dem Rande stehend. Der Rand ist schon voll- kommen ausgebildet, und erscheint sowohl als Hervorragung vorn und hinten als über die ganze Länge des Körperchens hin. Man erkennt auch in der Regel schon die in den Körperchen enthaltnen neuen Keime oder divergirenden Bläschen an ihrer gewöhnlichen Stelle, je nach der zufälligen Lage der Mutterzelle erscheinen die innern Bläschen der darin enthaltnen Körperchen, wie.auch an den freien auf dem Rande stehenden Körperchen, entweder (bei der Stellung der Körperchen auf dem Seitenrande) hintereinander als eines gegen das eine Ende des Körperchens, oder als zwei, wenn die Körperchen auf dem Vorderrande stehen. Die Entwickelungs- geschichte der Körperchen ist also aller Wahrscheinlichkeit nach diese. Die divergirenden Bläschen sind die Keime zu neuen Kör- - perchen. Indem diese Keime zur Entwickelung kommen, schwellen sie an, lösen sich von ihrer Befestigung ab und liegen nun paar- weise im Innern der Höhle des Körperchens, welches sich in eine dünnhäutige Zelle verwandelt. Dann bildet sich die Gestalt des neuen Körperchens im Innern der Mutterzelle aus. Indem letztere sich auflöst, so werden die neuen Körperchen frei. In sehr seltenen Fällen finden sich in einer Mutterzelle drei ausgebildete Körperchen parallel nebeneinander. Dieser Fall er- klärt sich aus der schon berichteten Erscheinung, dals in den freien Körperchen sehr selten statt 2 vielmehr 3 innere Bläschen vor- 220. kamen. Einmal wurden auch 3 ausgebildete Körperchen ohne einschlielsende Zelle so aneinander gelagert gesehen, dafs das dritte mit seiner einen convexen Fläche zwischen die beiden andern di- vergirenden eingeschoben war. Wenn sie friiher in einer Mutter- zelle eingeschlossen waren, so erläutert sich dieser Fall aus der schon berichteten Beobachtung, dafs einmal in einem freien Kör- perchen zwei divergirende und ein drittes querliegendes inneres Bläschen gesehen worden. Innerhalb der Mutterzelle liegen die ausgebildeten Körperchen von der Grölse der freien Körperchen meist so, dals ihre divergi- renden Bläschen an übereinstimmenden Stellen liegen, es kommt aber auch das Gegentheil vor, dals das eine Körperchen seine in- nern Bläschen vorn, das andere hinten hat. Bei Cyprinus rutilus kommen die Cysten mit den fraglichen Körperchen sehr häufig vor, meistens an der innern Seite des Kie- mendeckels, und besonders an der Nebenkieme. Die Körperchen gleichen denen des Zanders, waren aber zuweilen auch längliche Oyale. Einmal fand sich an der Nebenkieme ein ganzer Haufen von kleinen mehr gelben Bläschen, dieser Haufen hatte eine Gröfse von 4 Linien, alle Bläschen enthielten diesmal lauter längliche Kör- perchen mit-spitzem Vorderende und stumpf rundem Hinterende. Der platte Rand, die convexen Flächen waren ganz gleich, die 2 divergirenden Bläschen waren inwendig an der Spitze befestigt. Die Länge der Körperchen ist in beiden Formen gleich und be- trägt 0,0054 Linie. Seltener wurden die Pusteln bei Cyprinus erythrophthalmus und Cyprinus leuciscus beobachtet. Beim erstern waren die Körperchen oval wie die gewöhnlichen Formen beim Zander und Cyprinus rutilus, bei C. leuciscus glichen sie ganz den spitzen Körperchen des C. ruzilus, ihr Längsdurchmesser betrug 0,0051, ihr Breitendurchmesser 0,0634 Linie. Die beschriebene. Pustelkrankheit scheint eine sehr grofse Verbreitung unter den Flufsfischen verschiedener Länder zu haben. Der Verfasser hat bis jetzt nur eine Anzahl Flufsfische Ägyptens, Südamericas und Ostindiens in Weingeist untersucht undin einigen Fällen die Hautbläschen mit den Körperchen gefunden. Die Sa- menkörperchen im Innern der Cysten bieten aber bei der Bestän- digkeit der allgemeinen Charaktere gewisse sehr merkwürdige Ver- 221 schiedenheiten dar. Die Eigenthümlichkeit der geschwänzten Sa- menkörperchen bei Synodontis Schal wurde schon angeführt. Ungeschwänzte Samenkörperchen fand der Verfasser in kleinen Hautpusteln eines Pimelodus Blochü Valenc. (Silurus elarias Bloch) aus Guiana und Surinam, und bei einem Nilfisch, Zabeo niloticus. In beiden Fällen salsen die sehr feinen Pustelchen in der Haut des Kopfes. Bei Zabeo niloticus waren die Körperchen in der Form na Gröfse den spitzen des Cuprinus rutilus ähnlich, mit convexen Flächen und plattem Rand wie gewöhnlich versehen, aber am spitzen Ende lag statt 2 divergirender Bläschen immer nur eines und zwar schief an die eine Seite sich anlegend. Der übrige Raum des ganzen Körperchens glich einer grolsen zweiten Blase. Einmal lag eine deutliche grölsere Blase im hintern gröfsern Raum des Körperchens und in einem andern ähnlichen Körperchen be- sals diese hintere grofse Blase noch eine kleinere in ihrem Innern. ‚Bei Pimelodus Blochii war die Form der Körperchen ganz ebenso, die convexen Flächen, der platte Rand wie gewöhnlich, aber innerhalb des vordern spitzen Endes lagen immer 2 ungleiche Bläschen, was bei den hiesigen Flufsfischen nie gesehen wurde, das eine war grols, das andere sehr klein, so dafs die Keimbildung hier ungleich fortschreitet. Diefs Verhalten war durchaus gleich in allen Körperchen. Längsdurchmesser 0,0052, Breitendurchmes- ser 0,0033 Linie. Die theoretische Entwickelung dieses Gegenstandes behält ‚sich der Verfasser für die Fortsetzung dieser Untersuchung vor, und beschränkt sich für jetzt auf die Bemerkung, dals hier eine speci- fische Krankheitsbildung in der Haut und in innern Theilen durch ein belebtes serminium morbi, durch eine Art Samenkörperchen (Psorospermien) bedingt wird, welche weder mit den Spermato- 'zoen und Eikeimen weiter sich entwickelnder Thiere, noch mit den geschwänzten Entozoen oder Cercarien übereinkommen, wel- "che sich durch ihre Structur ebenso von den bekannten parasiti- schen pilzartigen Bildungen an thierischen Organismen unterschei- den, und endlich durch ihre specifischen Unterschiede von allen bekannten gesunden und kranken Zellenbildungen abweichen. 222 Diese Gebilde sind von dem Verfasser bis jetzt blos an Flufs- fischen beobachtet. Die vorgelegten Beobachtungen beweisen, dals ihre Verbreitung sich über die Flulsfische der verschiedensten und entlegensten Länder ausdehnt. Hierauf zeigte Hr. Mitscherlich die von Hrn. Trommer angestellten Versuche um Gummi, Dextrin, Traubenzucker und Rohrzucker von einander zu unterscheiden, und besonders den Tranbenzucker in sehr geringer Menge zu entdecken. Hr. Trom- mer versetzt die Auflösung dieser Substanzen mit einer Kaliauf- lösung und setzt dann eine verdünnte Auflösung von schwefelsau- rem Kupferoxyd hinzu. Die Gummiauflösung giebt einen blauen Niederschlag, welcher in alkalischem Wasser unlöslich, in reinem Wasser löslich ist und gekocht werden kann, ohne dafs er schwarz wird, ein Beweis, dafs der Niederschlag nicht Kupferoxydhydrat ist, welcher schon bei 100°C. sein Wasser abgiebt und schwarz wird, sondern dafs er eine Verbindung von Gummi mit Kupfer- oxyd ist. Ebenso verhalten sich Amylum und Gummi-Traganth, wenn man sie in wässrigem Kali auflöst und dann eine Auflösung von schwefelsaurem Kupferoxyd hinzusetzt; eine Dextrinauflösung dagegen giebt, ohne eine Spur eines Niederschlags, eine tief blau gefärbte Flüssigkeit, welche, wenn man sie eine Zeit lang stehen läfst, sich nicht verändert, woraus aber, wenn sie bis 85°C. erbitzt wird, sich bald Kupferoxydul, als rother krystallinischer Niederschlag ausscheidet, welcher in Salzsäure sich vollständig auf-_ löst. Versetzt man eine Gummiauflösung mit etwas Dextrin, so erhält man stets neben dem Niederschlage eine blau gefärbte Flüs- sigkeit und versetzt man Dextrin mit etwas Gummi, eine tiefblau gefärbte Flüssigkeit und einen Niederschlag. Dextrin ist demnach eine von Gummi durchaus verschiedene Substanz; durch dieses Verhalten kann man sich auch leicht überzeugen, dals im Arabi- schen Gummi und anderen Gummiarten kein Dextrin vorhanden ist; ferner, dafs wenn Amylum, sei es vermittelst Salzsäure oder Salpetersäure nach der jetzigen gebräuchlichen Methode in Dextrin oder vermittelst Schwefelsäure, vermittelst des Malzextracts oder 223 einer thierischen Schleimhaut, zuerst in Dextrin und dann in Trau- benzucker umgeändert wird, sich dabei kein Gummi als Zwischen- product bildet; erhält man einen Niederschlag, so rührt dieser von noch unzersetztem Amylum her, welches man leicht durch einen Zusatz von einer wässerigen Jodauflösung erkennen kann. Versetzt man eine Auflösung von Traubenzucker und von Kali so lange mit einer Auflösung von schwefelsaurem Kupferoxyd, als das ausge- schiedene Kupferoxydhydrat sich noch wieder auflöst, so findet bei der gewöhnlichen Temperatur nach sehr kurzer Zeit ein Ausschei- den von Kupferoxydul statt, erwärmt man die Auflösung, so schei- det sich, selbst wenn man auch wenig schwefelsaures Kupferoxyd hinzugethan hat, sogleich Kupferoxydul aus, und die Flüssigkeit wird sehr bald farblos; eine Flüssigkeit, welche 00000 Trauben- zucker enthält, giebt, wenn sie gekocht wird, noch einen sichtbaren Niederschlag, und wenn sie „0507 enthält, so sieht man, wenn man das Licht darauf fallen läfst, noch deutlich eine röthliche Fär- bung. Eine Auflösung von Rohrzucker mit Kali und schwefelsau- rem Kupferoxyd versetzt, färbt sich intensiv blau; sie kann, wenn man Kali im Überschuls anwendet, aufgekocht werden, ohne dafs sich Kupferoxydul ausscheidet, ‚welches nur erst nach längerem Kochen stattfindet, und wenn man den Versuch ohne Temperatur- erhöhung angestellt hat, so bleibt die Auflösung mehrere Tage hindurch unverändert und nur nach langem Kochen scheidet sich Kupferoxydul aus; eine geringe Ausscheidung von Kupferoxydul findet gleichfalls statt, wenn man sie lange stehen läfst, nach meh- reren Wochen jedoch ist die Reduction des Kupferoxyds noch nicht vollständig erfolgt. Man kann durch dieses Mittel sehr leicht zeigen, dals Rohrzucker, welchen man mit Hefe versetzt, sich zuerst und zwar sehr schnell, in Traubenzucker umändert, welcher als- dann in Gährung übergeht; Milchzucker verhält sich wie Trau- benzucker, er bewirkt jedoch die Reduction des Kupferoxyds zu Kupferoxydul noch rascher. Am wichtigsten ist diese Methode, die kleinsten Mengen Traubenzucker zu entdecken, für die Auf- suchung desselben im Chymus, Chylus und im Blute; im Blute hat Traubenzucker sich auf diese Weise noch nicht auffinden lassen, obgleich —5555 Traubenzucker dem Blute zugesetzt, deutlich wie- 224 der nachgewiesen werden konnte; die Untersuchung dieses Gegen- standes wird von Hrn. Trommer weiter fortgesetzt. Hr. Müller gab Nachricht von einem zum Verkauf gestellten lebenden Exemplar der Echidna. 24. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Steffens hielt einen Vortrag über das Leben des Jor- danus Brunus als Einleitung zu einer Reihe von Betrachtungen über die speculative Bedeutung dieses Philosophen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe der Kö- nigl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften Bd. 1l., Abth. 2, 3. (der Denkschriften 15. Bd.) Bd. III., Abth. 1. (der Denkschr. 18. Bd.) München 1838. 40. 4. Abhandlungen der mathematisch-physikalischen Classe der Kö- nigl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften Bd.IlI., Abth. 1. (der Denkschr. 16. Bd.) ib. 1840. 4. Abhandlungen der historiscken Classe der Königl. Bayerischen Akademie der Wissensch. Bd. II. Abth. 2, 3. (der Denkschr. 44. Bd.) ib. 1839. 40. 4. Gelehrte Anzeigen. Herausgegeben von Mitgliedern der Königl. Bayer. Akademie der Wisschsch. Bd. 6-11. München 1838 - 40. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences. 1841. 1. Semestre. Tome 12. No. 20-22. 17-31. Mai: Paris. 4. Göltingische gelehrte Anzeigen. 1841, Stück 90-93. Götting. 8, Annales des Mines. 3. Serie. Tome 18. (5. et 6. Livraison de 1840.) Paris. Sept.-Dec. 1840 8. Giov. Santini, Descrizione del circolo meridiano dell J. R. Osservatorio di Padova seguita da un Catalogo di Stelle ‚fisse per Vanno 1840. Parte 1. Padova 1840. 4. Rud. Wagner über den Bau der Pelagia noctiluca und die Organisation der Medusen, zugleich als Prodromus seines zootomischen Atlasses. Leipzig 1841. 4. 225 Hr. Ehrenberg legte einen Bericht über die von Hrn. Prof. Göppert ausBreslau eingesandte natürliche pa- . pierartige Masse aus Schlesien von 1736 vor. Die Akademie hatte dem Verf. am 4. März aufgetragen, über eine von Hrn. Prof. Göppert in Breslau an dieselbe zur Unter- suchung eingesandte papierartige Substanz aus Schlesien zu be- richten. Bei der mikroskopischen Analyse des Meteorpapiers, welches 1686 in Curland mit Schneegestöber aus der Atmosphäre herabge- fallen war und das sich erst jetzt als ein papierartiger Filz von terrestrischen Conferven und Infusorien erkennen liels, hatte es zur Erläuterung dieser vielbesprochenen und auffallendeu Natur- erscheinung dem Referenten zweckmälsig geschienen, auf andere ähnliche, rein terrestrische Erscheinungen, welche geschichtlich beglaubigt sind, vergleichend aufmerksam zu machen. Eine solche Erscheinung war besonders die Bildung einer Papier und Watte ähnlichen Substanz, welche im August und September 1736 in Schlesien nach einer grofsen Oder-Überschwemmung, die durch den ganzen Sommer dauerte, und an mehr als 16 Orten die Deiche zerrils, auf den tiefen Wiesen und Feldern zurückgeblieben war. Dieselbe hatte bei dem allgemeinen Unglück des Ländes, da sie wohl auch den späten Graswuchs behinderte, so viele Aufmerk- samkeit erregt, ,„‚dals der Kaiserliche Ober-Amts- Director die „weilse seidenartige Masse nach Wien an Ihre Kaiserliche Majestät „zu übersenden für werth geachtet, da der Hof diese nicht genug- - „sam bewundern können,” wie der damals in Breslau lebende Dr. Kundmann in seinem deutschen Folio- Werke: Rariora Naturae et Artis oder Seltenheiten der Natur und Kunst pag. 556 berichtet. Die neuerlich bei Sabor vorgekommene Watte der Felder und das Wiesenleder von Freiberg haben im vorigen Jahre der- gleichen Dinge in auffallenden Formen zur Anschauung gebracht und sind der Akademie vorgelegt worden. Um zu entscheiden wie weit jenes offenbar durch irgend einen Orkan in die Luft geführte Meteorpapier von Curland in derselben getragen worden sei, ob es vielleicht aus einer sehr fernen Erdge- gend weggeführt und dort erst niedergefallen sei, hatte Ref. in sei- 226 nem Vortrage darüber gewünscht, dafs man in den Breslauer alten Sammlungen nachsehen möge, ob sich nicht gröfsere Massen der Substanz noch vorfänden, als die untersuchten waren, und ob nicht an diesen Blätter, Blüthen oder Saamen erkennbarer Pflan- zen angeheftet wären, wie es ursprünglich historisch der Fall gewesen war, aus denen der Entstehungsort der Substanz noch wissenschaftlich sicher festzustellen wäre. Hr. Prof. Göppert, Correspondent der Akademie, hat sich dieser wissenschaftlichen Angelegenheit angenommen und hat zwar bis jetzt nichts weiter vor der Substanz von 1686 in Breslau auf- finden können, allein er hat in der Bibliothek zu St. Bernhardin zwei grolse Stücke einer natürlichen Papiermasse aufgefunden, von der er vermuthet, dafs sie wohl aus der Unglückszeit von 1736 her- stamme. Diese aus Conferven und Grasblättern zusammengewebte Masse ist von 34 Fuls Länge und 2-3 Fuls Breite, auf einer Seite glatt und bräunlich aschgrau, auf der andern grünlich rothbraun. Die grünlich rothbraune Seite ist locker mit Grasblättern durch- webt und enthält angeheftete kleine Muscheln der Gattung Pla- norbis und andere Überreste kleiner Wasserthiere. Die graue Seite ist dichter, wie graues Löschpapier und enthält keine Gras- blätter. Die graue glatte Seite ist offenbar die obere von der Sonne beschienene und etwas, aber nicht vollkommen ausgebleicht, die lockere grünliche ist die untere, mit dem Wiesengrase zunächst in Berührung gekommene, gewesen. Allerdings pafst die Nachricht, welche Dr. Kundmann von der 1736 unheilbringend gewordenen Substanz giebt, fast ganz, indem es aufser der seidenartig anzufühlenden ganz weilsen, auch eine gelbliche oder rothbraune Form derselben gab, die wahr- scheinlich die häufigere war, da sie die am wenigsten von der Sonne gebleichte sein mulste. » Obwohl nun dieses Wiesenpapier aufser dem historischen kein besonderes gröfseres Interesse hat, so lassen sich doch einige kleinere Nutzanwendungen mit ihm machen, die Ref. denn, einmal in die Untersuchung eingegangen, der Akademie vortragen will. Die mikroskopische Analyse hat ergeben, dafs die Hauptmasse des Gewebes der Substanz aus einer Species der Gattung Conferva | 227 besteht, welche wohl, wie auch Hr. Göppert meint, Conferva fracta ist. Zwischen dem Gewebe der Conferven finden sich, theils frei, theils angeheftet, viele Infusorien. Referent hat bis jetzt 19 Arten unterschieden: 1. Synedra Ulna 11. Eunotia granulata 2. Cocconema lanceolatum 12. ———— Westermanni 3. Gallionella crenulata a3 Fehr 4. Gomphonema gracile 14. ——— amphioays 5. -——— acuminatum 45. Cocconeis undulata 6. ——— /runcatum 16. Trachelomonas volvocina. 7. Himantidium Arcus 17. ? Thylacium semiorbiculare 8. Navicula viridula 9 ridıs 18. Arcella vulgaris? 10. —— aomphioxys 19. Volvox Globator ? Die Zusammensetzung dieser papierartigen Masse ist daher wieder verschieden von allen früheren. 17 der genannten mikro- skopischen Thierchen haben einen Kieselpanzer, 2 sind weiche Formen. Es sind mithin die Infusorien wohl 105 Jahre alte, historisch beglaubigte Mumien und sie bilden zugleich einen Beitrag zur Fauna Schlesiens. Neue Arten fanden sich nicht dabei. Für die Herausgabe der Werke Friedrichs des Zweiten sind im Monat Juni folgende Mittheilungen bei der Akademie ein- gegangen: Von Hrn. Kaufmann Sasse hierselbst ein Schreiben vy. 1. Juni. - Hrn. Titel hierselbst zwei Papiere (ein Schreiben Fried- richs des Zweiten und eine Originalzeichnung). - Hrn. Ober-Landesgerichtsrath Culemann in Posen ein Schreiben d. d. 6. Juni. - Hrn. Oberamtmann Rötger in Tangermünde eigenhän- dige Schriften des grolsen Königs (eingesandt am 5. Juni). 228 Von Hrn. Major v. Sydow in Sondershausen Mittheilungen d. d. 8. Juni. - der verwiltweten Frau Gräfin v. Itzenplitz sämmtliche in ihrem Besitze befindliche sehr werthvolle Schriften Friedrichs des Zweiten, welche mit grolser, von der Aka- demie sehr dankbar anerkannter Bereitwilligkeit zur Be- nutzung gestellt worden sind (18-20. Juni). - Hrn. Geh. Reg. Rath Tölken hierselbst eine Mittheilung vom 20. Juni. - Hrn. General-Major und Divisions-Commandeur v. Hüser ein Beitrag d. d. Trier d. 19. Juni. ——) DD Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juli 1841. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 1. Juli. Gesammisitzung der Akademie. Hr. Gerhard las über die Dämonen und Genien. Im Allgemeinen sind die griechischen Dämonen sowohl als die italischen Genien, die einen wie die andern als Mittelwesen zwischen Göttern und Menschen, zur Genüge bekannt. Die geistige Persönlichkeit der Personen so wie der Orte, nach Servius auch der leblosen Gegenstände, ist in ihnen vertreten; und namentlich sind in Bezug auf den Genius oder Dämon des Menschen so viel Andeutungen italischer Religion und griechischer Philosophie vor- "handen, dals die Begriffsbedeutung der gedachten halbgöttlichen "Wesen zunächst keine neue Prüfung erheischt. Um so mehr scheint jedoch die Frage vernachlässigt worden zu sein, ob die italischen Genien von den griechischen Dämonen, denen sie durchgängig gleichgesetzt werden, historisch abzuleiten oder ihnen durch zufällige Übereinstimmung ähnlich sind. Die übliche Ansicht, die in der Genienlehre den weitesten Spielraum tuskischer Weisheit sucht, kann sich nur zu der letztgedachten Ansicht bekennen; dagegen Hr. G. in den italischen Genien nur eine sehr frühe Entwickelung des griechischen Dämonenbegriffs zu finden glaubt. Zum Beweis dieser Ansicht dient eine neue Vergleichung der einander mehr oder weniger entsprechenden Dämonen - und Ge- nienbegriffe. [1841] 7 230 1. Die persönlichen Genien sind theils Gottheiten theils Menschen angehörig. Was nun die ersteren betrifft, so ist der Begriff des Jovialgenius, d.h. der von Juppiter ausgeflossenen und Menschen erzeugenden Götterkraft, zwar sehr eigenthümlich auf italischem Boden entwickelt; doch ist die Anzahl griechischer Götterdämonen allzu ansehnlich, die Idee vom Ausflufs und Rück- flufs der menschlichen Geister in den Weltgeist allzu alt und be- gründet, als dafs sich behaupten lielse, die Idee des Jovialgenius sei, von dem Zusammenhang griechischer Dämonologie unabhän- gig, erst auf dem Gebiet etruskischer Weisheit entstanden. Eben so wenig ist für den persönlichen Genius des einzelnen Menschen einzuräumen, dafs diese in Italien sehr ausgebildete Idee nicht auch in Griechenland heimisch war. Die griechische Philo- sophie ist mit dieser Idee von früher Zeit her vertraut gewesen; Spuren derselben finden sich schon bei Homer. Ein wesentlicher Unterschied scheint nur darin zu liegen, dafs griechische Ge- bräuche, dem durchgreifenden italischen Kultus des Genius ent- sprechend, nicht bekannt sind; der Geburtsdämon der attischen Amphidromien bietet jedoch auch dafür eine schickliche Verglei- chung dar. 2. Schlangengestalte Ortsgenien sind aus Italien so sehr, aus griechischem Boden so wenig bekannt, dafs man geneigt sein darf, ihren Begriff für rein italisch zu nehmen. Analog aber ist ihnen der schlangengestalte Ortsgenius, der auf Grabdenkmälern häufig den Heros des ihm gewidmeten Grabmals bezeichnet, und auch ein schlangengestalter Hausdämon griechischen Glaubens ist anzunehmen, sofern man zugiebt, dafs der räthselhafte daiuwv dya$os, dem die erste Weinspende bei Trinkgelagen galt, eben so gut in Schlangengestalt gemeint war, wie der Agathodämon rö- mischer Zeit diese Gestalt ohne Zweifel hatte. Eben so wenig ist die Burgschlange Athens von dieser Untersuchung auszu- schliefsen. 3. Von Genien lebloser Gegenstände ist aus griechischem Glauben vielleicht gar nichts, aus römischem ziemlich viel zu be- merken; dieser Unterschied kann aber nichts anders bezeugen, als die früh erfolgte Trennung des griechischen und des italischen Entwickelungsganges. Die für persönliche und Ortsgenien gege- 231 benen Analogieen werden dadurch nicht aufgehoben; sie dürften fürs erste genügen, eine durchgängige Verwandtschaft zwischen dem griechischen Dämonen- und dem römischen Genienbegriff dergestalt nachzuweisen, dals bei aller freieren Entwickelung dieses letzteren, bei aller Ausbildung desselben durch tuskische Disciplin, die Wurzel auch dieses wie andrer italischer Elemente in ver- wandten Erscheinungen der frühesten griechischen Vorzeit zu suchen wären. Hr. Ehrenberg gab eine vorläufige Nachricht über ein Lager fossiler mikroskopischer Organismen in Berlin. Nachdem im Jahre 1836 der Akademie Nachricht von grofsen fossilen Massen unsichtbar kleiner Infusorien -Schalen als geogno- stischer Lager gegeben worden war, war es zur ersten physiologi- schen Erläuterung der Bildungsweise derselben 1837 gelungen, im Thiergarten Berlins selbst eine aus solchen lebenden Infusorien, zum Theil sogar aus denselben Arten, sich noch fortwährend bil- dende oberflächliche Dammerde zu beobachten. Seitdem haben sich die Beobachtungen fossiler Lager unsicht- bar kleiner Organismen in vielen Ländern Europa’s und in Afrika, Asien und Amerika in ganz ähnlichen Verhältnissen erkennen las- sen und sie sind aus oberflächlichen Erscheinungen zu tief in das Erd-Feste eingreifenden Bildungsmomenten geworden. Die Schalen dieser kleinen Organismen waren theils rein kalk- erdige, theils rein kieselerdige Formen. Im direet zu erkennenden gröfsten Mafsstabe hatte sich ihr Einfluls als Meeresbildungen in den Gebirgsmassen der Kreide er- geben und in den sicilianischen Kreide- und Mergel-Lagern wa- ren beide Formenreihen im offen liegenden klarsten Wechselver- hältnifs als mächtige Felsmassen beobachtet. Die Spuren ähnlicher Verhältnisse hatten sich unter Mitwirkung des Hrn. Prof. Zeusch- ner bis in den Oolith-Kalk von Krakau und unter Mitwirkung des Hrn. v. Helmersen sogar bis in den Bergkalk Rufslands verfol- gen lassen. Alle bisher erkannte Süfswasserbildungen hatten nur kiesel- \ schalige, keine kalkschaligen kleinsten Organismen dargeboten und | alle unter der Oberfläche gefundenen fossilen Lager waren todte 232 Reste und Anzeigen ehemaliger lebender Oberflächen -Verhältnisse, die von der Oberfläche (der Atmosphäre) verdrängt, abgestorben, oder nach dem gesetzmälsigen Absterben von anderen Generatio- nen und Bildungen überwuchert waren. Die neuesten der Akademie vorgetragenen Resultate dieser Untersuchungen hatten die Aufmerksamkeit von den im Berliner Thiergarten erkannten lokaleren und beschränkteren, jetzt immer- fort thätigen Verhältnissen stagnirender Gräben, Teiche und Seen einerseits auf das Meerwasser gelenkt, dessen periodische lebendige Erfüllung mit solchen Organismen erkannt wurde, die ehemals der Kreidebildung wirklich gedient haben und andrerseits auf das ganze Humus-Land der Flulsgebiete, dessen Reichihum an organischen Formen sowohl im Culturboden des Nil-Landes, als im Hafen- schlamme der deutschen Küsten an der Ost- und Nordsee und auch im Humus-Beden vieler sehr verschiedener ferner Erdgegenden zu klarer Anschauung geworden war. Bei dieser fortschreitenden Entwicklung der Erscheinung eines grolsen Einwirkens des kleinsten Lebens auf die feste Masse der bekannten Erdrinde in allen Zonen und allen dem Organischen überhaupt zugänglichen Tiefen, ist es von einem besonderen Inter- esse und besonderer wissenschaftlicher Wichtigkeit, dals gerade wieder in Berlin sich ein der intensivesten Untersuchung zugäng- liches Verhalten solcher unsichtbar kleiner Organismen vor Augen gelegt hat, welches einen neuen Gesichtskreis zu eröffnen scheint, der auf den ferneren Ideengang bei diesen Untersuchungen und auf manche Entwicklungs-Vorstellungen wohl von wesentlichem Einflufs werden kann. Bei der, mit dem Wunsche die Veröffentlichung noch einige Zeit zu verschieben, der Akademie zur Kenntnils gebrachten auffal- lenden Erscheinung, dals sich bei dem Grundlegen zu einem Hin- tergebäude in der Luisenstrafse, 15 Fuls unter der Oberfläche ein 5 Fuls mächtiges meist aus kieselschaligen Infusorien gebildetes La- ger oft noch lebendiger |Thierchen gefunden habe, hat bis jetzt die weitere Nachforschung zu folgenden Resultaten geführt, wel- che schon hinreichend erscheinen, die Verhältnisse selbst als mehr- fach interessant und wichtig zu bezeichnen. 233 4) Nicht blofs unter einem einzelnen Hause der Luisenstrafse nahe der Marschallsbrücke, sondern auch unter einem Hause der- selben Stralse nahe der Carlsstralse und in der gegenüberstehen- den Häuserreihe wurde beim Einsenken bis auf guten Baugrund in 12 bis 15 Fuls Tiefe ein 5 Fuls mächtiges sogenanntes Torflager aufgefunden, welches vom Lichte der Atmosphäre völlig abge- schlossen zu 1 bis 2 seiner Masse aus kieselschaligen Infusorien besteht, von denen ein sehr grolser Theil offenbar noch lebend und fortpflanzungsfähig ist. Dieselben Thierchen in einem wie es scheint gleich mächtigen Lager und in sehr ähnlicher Tiefe, auch in demselben oft noch le- benden Zustande haben sich bei der Untersuchung des Grundes auf der Insel hinter dem Neuen Museum gefunden. In diesen bei- den von einander sehr entfernten Punkten liegt das Infusorien - La- ger 4 bis 8 Fuls tiefer als der Boden der Spree. Eine dritte der directen Untersuchung bereits zugänglich ge- wesene Lokalität derselben Thierchen ist in der Kochstrafse, je- doch ist daselbst die Mächtigkeit noch nicht ermittelt. Aufser diesen 3 ein grolses Areal umfassenden der directen Untersuchung zugänglich gewesenen Punkten Berlins findet sich den Aussagen der Baumeister und Brunnenmacher nach, dieselbe thonige Torfmasse unter den Häusern nahe der Friedrichsbrücke in der neuen Friedrichsstrafse; ebenso zwischen der Kochstralse und dem Halleschen Thor, ferner in der Carlsstralse zwischen der Panke und der Friedrichsstrafse und auch unter dem Boden, wor: auf die neue Charit& gebaut worden ist. Ja es sollen noch viele andere Gegenden der Stadt in dieser Bodenbildung übereinstim- men, so dafs diesesLager fossiler Infusorien unter al- len bisherim Detailbekannten das ausgedehnteste der Sülswasserbildung ist. 2) Ganz besonders ausgezeichnet ist diese Ablagerung von In- fusorien durch die ungleiche Mächtigkeit des Lagers und durch die Einsicht welche es in die Grundbildung des Bodens in Berlin ge- währt, deren weitere Erforschung durch Veröffentlichung des Verhältnisses am meisten gefördert werden dürfte. Den bisherigen Nachforschungen bei kundigen Technikern zufolge ist die ganz gleichartige, oberhalb torfige, unterhalb tho- 234 nige oder moorartige Masse in 4 verschiedenen Gegenden der Stadt an beschränkteren Stellen so tief, dals es bisher gar nicht möglich gewesen ist bis auf einen Baugrund hinabzureichen. So soll am Unterbaum auf einer als Holzplatz benutzten Stelle zufolge der Mittheilung eines bei der Untersuchung beschäftigt gewesenen Brunnenmachers bei 70 Fufs Tiefe noch kein fester Boden erreicht worden sein. In der Carlsstrafse nahe der Panke soll sich die Tiefe des schwammigen torfartigen Lagers auf nahe an 100 Fuls berech- nen lassen. Eben so soll die Gegend des Teiches im Ransleben- schen Garten in der Kochstralse bis zu grolser Tiefe morastig sein und ein Theil der Friedrichsstrafse in der Nähe der Kochstralse sich in gleicher Art verhalten. Dabei ist eine trichterartige Form solcher Stellen meist sehr deutlich bezeichnet worden. Ähnliche sehr tiefe und noch tiefere, keinen Baugrund ge- bende Stellen sind in Potsdam mitten in der Stadt angezeigt und auch dort wird die daselbst befindliche Masse so beschrieben, dals sie dem Berliner Infusorien - Lager ganz gleich erscheint. Hiernach wäre denn das Berliner Infusorien-La- ger die mächtigste aller bisher bekannt gewordenen Sülswasserbildungen dieser Art und das bisher sich durch seine Mächtigkeit von 28 Fuls auszeichnende Lager in der Lüne- burger Haide wäre nur etwa 1 so stark. Zur weiteren Untersuchung und Begründung dieses merkwür- digen Verhältnisses bedarf es einiger Bohrversuche in der Mitte der angezeigten Gegenden, die vielleicht im lokalen bürgerlichen Interesse so sehr als im Interesse der Wissenschaft sind. 3) Es ist bervorzuheben, dafs wenn wirklich die trichterför- migen mit Infusorien-Massen erfüllten Einsenkungen im Spree- und Havel- Thale sich bis zur Nähe von 100 Fuls Tiefe verfolgen lassen, diese Tiefe dem Niveau der Ostsee gleich ist. 4) Das Interesse an dem in Berlin selbst vorkommenden mäch- tigen Infusorien-Lager wird noch dadurch sehr erhöht, dafs das- selbe nicht ein abgestorbenes ist, sondern vielmehr sich in einem Zustande befindet, welcher die Fortpflanzungsfähigkeit grolser Massen der Individuen anzeigt. Viele der kleineren Schalen sind zerbrochen, viele andere aber sind unversehrt und haben im Innern ganz denselben Bau wie die an der Oberfläche bei Berlin kräftig - 235 lebenden Thierchen. Sie sind erfüllt mit frisch und lebhaft grü- nen geordneten Kügelchen d. i. mit von grünen Eierchen erfüllten Zellen. Nur der Zahl solcher Zellen nach stehen sie gegen die an der Oberfläche lebenden zurück. Die meisten der massebildenden Thierchen gehören zu den unter allen Umständen bewegungslosen Gallionellen, den Austern und Schildläusen der Bäume gleich. Ei- nigemal sah der Verfasser spontane Bewegung bei kleineren Navi- culis, allein eine so starke Ortsveränderung wie die Naviculae sonst haben, fehlt den meisten. Dennoch glaubt der Verfasser es durch- aus und bestimmt aussprechen zu dürfen und zu müssen, dals die vorhandenen Organisationsyerhältnisse nicht erlauben die Massen für leblos zu erklären, so wenig auch dem Ungeübteren in solchen Beobachtungen das Leben derselben einleuchten möchte. So findet denn also Leben, grüne Färbung und Fortpflanzung der kleinsten Organismen in lichilosen fossilen Lagern statt, bei denen das Wasser allein die Atmosphäre zu vermitteln scheint. 5) Zu den sehr auffallenden Eigenthümlichkeiten des Berliner Infusorien-Lagers gehört auch die Sonderbarkeit, dals die Haupt- masse der Formen sonst bisher noch gar nicht bei Berlin lebend beobachtet worden ist, dafs aber dieselben Species das mit Braun- kohle und Sandstein abwechselnde Lager von Infusorien - Mehl bei Kliecken bilden. Besonders auffallend sind viele beigemischte sehr zackige und strahlige Kiesel-Nadeln wie sie bei Seeschwämmen häufig vorkommen, nie aber bei Flufsschwämmen und nie lebend bei Berlin gefunden sind. 6) Eine Untersuchung der Absätze des Berliner Gesundbrun- nens, dessen Quelle eine sehr beständige Temperatur zeigt, mithin nicht ganz oberflächlichen Ursprungs sein kann, zeigte die gewöhn- lichen meist eisenhaltige Formen der Umgegend Berlins, nicht die gesuchten der unterirdischen Lager. 7) Die Anwendung des Schlammes in der Luisenstralse zu Schlammbädern gehört dem Lager der Infusorien an und hat sei- nes Gleichen bei Loka in Schweden. 236 An eingegangenen Schriften und dazu gehörigen Schreiben wurden vorgelegt: Transactions of the American philosophical Society. Vol. VI. New Series Part 2. Philadelphia 1840. 4. Proceedings of the American philosophical Society. Vol.I. No.14. Noy. Dec. 1840. Vol. II. No.15.16. Jan. Febr. 1841. ib. 8. Girolamo Badano, nuove ricerche sulla risoluzione generale delle Equazioni algebriche. Genova 1840. 4. 4 Expll. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Genua d. 31. Dec. 1840. Jahresbericht der Königl. Schwedischen Akademie der Wissen- schaften über die Fortschritte der Botanik im Jahre 1837 von J.E. Wikström. Übersetzt u. mit Zusätz. u. Regist. versehen von C. T. Beilschmied. Breslau 1841. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Herrn Beilschmied in Oh- lau vom 24. Juni d.J. C.T. de Siebold, observationes guaedam entomologicae de Oxy- belo uniglume atque Miltogramma conica. Erlang. 1841. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Erlangen d. 15. Juni d. J. worin er zugleich seinen Dank für seine Ernen- nung zum correspondirenden Mitgliede der Akademie aus- spricht. Ph. Vandermaelen et Meisser, Zpistemonomie, ou tables ge- nerales d’indications des connaissances humaines. Prospe- etus. Bruxell. 1840. 8. mit einem gedruckten Begleitungsschreiben der Verf. aus Brüssel ohne Datum. Etablissement geographique de Bruxelles. Catalogues du Comp- toir des Sciences naturelles de Henri Galeotti. 8. mit einem gedruckten Begleitungsschreiben des Herrn Galeotti in Brüssel ohne Datum. Schumacher, asironomische Nachrichten. No. 428. Altona 1841. 4. Th. Panofka, Terracotten des Königl. Museums zu Berlin. Heft 1.2. Berlin 1841. 4. Aufserdem wurden zwei Schreiben des Sekretars der Academie des sciences des Instituts von Frankreich vom 31. Mai und 14. Juni d. J. vorgetragen, womit der Empfang unseres Monatsberichtes vom Febr. d.J. und der Schriften unserer Akademie vom J. 1832 237 Bd. III. und IV. und vom J. 1838 gemeldet wird; 'desgleichen ein Schreiben des Hrn. Prof. L. Vaucher zu Genf vom 3, April d.J., womit derselbe die Zusendung des bereits früher eingegangenen Werkes seines verstorbenen Vaters J. P. Vaucher, „2’Histoire phy- siologique des Plantes d’Europe” ankündigt. 5. Juli. Sitzung der philosophisch - histori- schen Klasse. Hr. Gerhard las über König Atlas im Hesperiden- mythos. In einer früheren Abhandlung (*) war von Atlas dem Erd- ° und Himmelsträger gehandelt worden. Dieser bekannteste, durch Homer begründete und dem Hesiodischen Mythos von den Titanen verflochtene, Begriff hat alle andre Gestalten jener. mythischen Person dermalsen verdunkelt, dafs auch die königliche Würde des Atlas, ohne neue und gründliche Untersuchung, für ein eu- hemeristisches Produkt historischer Deutelei, gleich Atlas dem Berg und Atlas dem Astrologen, gelten durfte. Dagegen ergiebt sich bei näherer Untersuchung, dals Atlas nicht blols in so un- lautrem Zeugnils, sondern auch im Zusammenhang ältester Sage den Königen mythischer Vorzeit sich anschlielst, dals der örtliche Ursprung seiner Sagen sich ermitteln, ja dals aus seiner heroischen Geltung jede andre erst abzuleiten ist. Dieser Beweis geht aus der Sage noch nicht hervor, dafs Atlas auf dem kyllenischen Gebirg die Plejaden erzeugte; denn die astronomische Geltung dieses Mythos ist im Vergleich mit den geschichtlichen Sagen des dabei betheiligten Landes vielleicht allzu ursprünglich und überwiegend. Wohl aber wird jene Sage wich- tiger, wenn sie mit dem Hesperidenmythos in Verbindung gesetzt wird, in dessen ältester Gestalt Atlas eben so wenig zu fehlen pflegte als Herakles, der die hesperischen Äpfel gewann, selbst hätte fehlen dürfen. Nun hat zwar die gefällige Beziehung jenes Mythos, bald auf allgemeine Begriffe und menschliche Zustände, bald, wenn dennoch an örtlichen Anlals zu denken sei, auf Hespe- (*) Archemoros und die Hesperiden: Abh, d. Akad. von 1836. 238 rien, die Entstehung und Abkunft desselben bisher uns verdunkelt; erwägen wir aber, dafs mehr denn die Hälfte herkulischer Thaten im nördlichen Peloponnes, in Nemea und Lerna, Stymphalos und Erymanthos, Kerynea und Elis ihren Wohnsitz hat, so bleibt es weniger gleichgültig, dafs Atlas, dessen Figur dem Hesperiden- mythos ursprünglich ist, eben auch in Mitten jener Orte und Ge- genden, auf dem kyllenischen Gebirg, seinen Wohnsitz hat. Dazu kommt, dafs ein dritter, dem Hesperidenmythos gleich wesentlicher Name, der Name des Drachen Ladon, ebenfalls unverkennbar auf Arkadien hinweist; seine Schlangengestalt darf für ein Bild des Natursegens gelten, durch welchen das befeuchtete Ladonthal zu- gleich zum gefeiertsten cerealischen Heiligthum jener Landschaft ge- worden war. Die Übereinstimmung jener Benennungen, des Flusses sowohl als der Schlange, darf um so weniger für zufällig gelten, als der Name Ladon auf griechischem Boden nicht weiter ’ bekannt ist, und als nächst Ladon dem Hesperidendrachen auch Ladon der Flufs in der Erzählung der Herkulesthaten bedeutsam erscheint; nämlich als Ziel derselben, nachdem er ein Jahr lang die kerynitische Hirschkuh verfolgt hat. Demnach ist wol anzu- nehmen, dafs der Mythos vom Hesperidenbaum in derjenigen Land- schaft einheimisch war, wo nächst der Mehrzahl der Herkules- thaten auch Atlas und Ladon einheimisch waren; ja es steht frei, des Mythos Ableitung bis ins Einzelne zu verfolgen, wenn man erwägt, dafs Herakles als obst-opfernder Tempeldiener cerealischer Kultur auch anderweitig bekannt, dafs er mithin in ähnlicher Gel- tung wol auch bei der eleusinischen Göttin von Thelpusa und in ihrem fruchterfüllten Gehege zu verkehren hatte. Der Hesperiden- baum war demnach ursprünglich ein Bild cerealischen Natursegens, wie es die Göttin in ihrem Heiligthum am Ufer des Ladon spen- dete; Ladon galt für den Wächter, Herakles der die Früchte zum Tempel brachte für den Räuber des Gartens, Atlas aber als hoch- waltender Berggeist für den Gebieter sowohl des Stroms als der Nymphen des 'Thales. Solchergestalt, als Geist und Gebieter des über Arkadien wal- tenden Gebirges, war Atlas denn allerdings einem König der my-- thischen Vorzeit vergleichbar, und diese Deutung war denn auch alten Erklärern vom besten Schlage nicht fremd. Die bildende 239 Kunst sowohl als die Poesie der Griechen sind von der Willkür historischer Deutelei stets frei geblieben; daher ist es ein wichtiger Beweis der oben erörterten Ansicht, im Hesperidenbild eines gro- fsen apulischen Gefälses den Atlas, durch Inschrift unzweifelhaft, thronend vor Herakles zu erblicken, und überdies ihn mit Luna (Z:Aave) vertraut zu finden, welche als altarkadische Gottheit mit den Heroen sowohl als den Göttern des Landes befreundet zu sein pflegt. Zum Schlufs ward noch einiger anderen ueuentdeckten Vasen- bilder gedacht, welche dem in der früheren Abhandlung gegebenen Verzeichnils antiker Hesperidenbilder zur Vervollständigung die- nen. Das erwähnte, bei aller Verstümmelung umfangreiche und deutliche Gefäfsbild befindet sich im Besitz des Professor Zahn; der es im Jahr 1839 aus Ruvo erhielt. 8. Juli. Öffentliche Sitzung zur Feier des Leibnitzischen Jahrestages. Der Sekretar der physikalisch-mathematischen Klasse, Hr. Er- man, eröffnete die Sitzung mit einer Einleitungsrede.. Hierauf hielten die Herren von der Hagen, Wilhelm Grimm, Schott und H.E. Dirksen, als neu erwählte Mitglie- der, ihre Antrittsreden, welche von dem Sekretar der philoso- phisch -historischen Klasse, Hrn. Böckh, beantwortet wurden. Nach diesen Vorträgen verkündete Hr. Erman das Ergebnils der von der physikalisch-mathematischen Klasse veranlalsten Preis- Bewerbung. Im Jahre 1839 hatte diese Klasse zu dem Jahre 1841 aus dem Cotheniusschen Legate einen Preis von 100 Dukaten auf die Lösung der von ihr gestellten Aufgabe „über die Wirkung der mineralischen Substanzen und Salze, welche die Pflanzen aus dem Boden aufnehmen”, gesetzt. Hierauf ist nur eine Bewerbungsschrift eingegangen, welche sich durch eine klare Auseinandersetzung der wichtigsten Punkte, auf welche es bei dieser Untersuchung ankommt, durch eine richtige Beurthei- lung der früheren Versuche, durch zweckmäfsig angestellte-eigene Versuche, durch eigenthümliche Ideen, durch viele bisher unbe- kannte Thatsachen und viele landwirthschaftliche Erfahrungen aus- 240 zeichnet. Die analytischen Untersuchungen des Verfassers sind mit Umsicht angestellt und mit Sorgfalt ausgeführt und verdienen Zutrauen; von besonderer Wichtigkeit ist die Untersuchung der Körner und des Strohs vom Weizen, welchen er auf verschiede- nen Boden-Arten kultivirte. Die Klasse hatte einen Gegenstand gewählt, welcher von verschiedenen Seiten bearbeitet werden konnte, und von dem einzelne Theile selbst seit der Aufstellung der Preisfrage einer näheren Untersuchung unterworfen worden sind: sie konnte es nicht voraussetzen, dafs in so kurzer Zeit die Frage vollständig beantwortet werde, und im Sinne des Legats war es daher ihre Absicht, durch diese Preisfrage Untersuchungen, wo- durch die landwirthschaftlichen Erfahrungen und Kenntnisse ver- mehrt werden, zu veranlassen. Da die eingesandte Abhandlung in dieser Beziehung allen Anforderungen entspricht, so ertheilt sie ihr den Preis und hofft, dafs der Verfasser durch diese öffentliche An- erkennung veranlalst und aufgemuntert werde, auf dem eingeschla- genen Wege theils seine Untersuchungen fortzusetzen und weiter auszudehnen, theils auch fremde einer gründlicheren Prüfung zu unterwerfen, als es ihm in der kurzen Zeit möglich war. Die Er- öffnung des beigefügten Zettels ergab als Verfasser den Hrn. Dr. Franz Schulze, Lehrer an der Königl. Staats- und landwirth- schaftlichen Akademie zu Eldena. Nächstdem trug Hr. Böckh dasjenige vor, was sich auf die Preisaufgaben der philosophisch - historischen Klasse bezog. Die- selbe hatte auf das Jahr 1841 in der öffentlichen Sitzung am Leib- nitzischen Jahrestage, den 5. Juli 1835, folgende Preisaufgabe be- kannt gemacht: „Die Formen der Kirchen- und Staats-Verfassungen stehen in gegenseitiger Verbindung und Wechselwirkung; sie haben gleichzeitig oder abwechselnd die Thätigkeit der ausgezeichnet- sten Geister in Anspruch genommen und das allgemeinste Inter- esse erregt. Im 1sten Jahrhundert ward vorzugsweise eine Er- neuerung und Umgestaltung der Staats-Verfassungen, im 15ten der Kirchen-Verfassung versucht. Zwischen beiden Versuchen finden sowohl Ähnlichkeiten als Unähnlichkeiten statt; jeden- falls dürfte eine geschichtliche und kritische Darstellung und Vergleichung so anziehend als lehrreich sein. Die Königl. Aka- 241 demie hat es deshalb für angemessen gehalten, die Thätigkeit der Sachverständigen durch Aufstellung einer Preisaufgabe die- sen Gegenständen zuzuwenden. Sie wünscht also: „„’ erstens, eine geschichtliche Darstellung jener Versuche, die Kirchen -Verfassung im 15ten Jahrhundert zu befestigen, zu erneuen oder umzugestalten. Mit Weglassung alles Theo- logischen und Dogmatischen würde also von den Gründen und der Art der Berufung der grofsen Kirchen -Versammlun- gen, ihren Ansprüchen und Rechten, ihrem Verhältnisse zu Pabst, Geistlichkeit und Laienwelt, ihrer Geschäftsführung, dem Abstimmen und Beschliefsen, kurz von Allem zu han- deln sein, was die zum Theil gleichartigen, zum Theil unter einander abweichenden Formen und Zwecke der Konzilien von Pisa, Kostnitz und Basel betrifft. Rückblicke auf die früheren und Hinblicke auf die späteren Zeiten dürften zur gründlichen Erörterung des Gegenstandes beitragen. Mit dieser geschichtlichen Entwickelung ist zweitens eine Unter- suchung der leitenden Grundsätze und eine Beurtheilung ih- rer praktischen Anwendbarkeit zu verbinden. Von hier aus bietet sich drittens Gelegenheit dar zu einer Vergleichung jener Bestrebungen des 15ten Jahrhunderts mit den staats- rechtlichen der folgenden Jahrhunderte, damit sich zuletzt ergebe, ob und was im Allgemeinen oder Besonderen für eine oder für alle Zeiten als Wahrheit und Fortschritt, oder als Irrthum und Rückschritt zu bezeichnen, und welcher echte Gewinn der Wissenschaft und der Menschheit- über- haupt daraus erwachsen sei.”” Zur Lösung dieser Aufgabe, für welche der gewöhnliche Preis von 100 Dukaten ausgesetzt war, ist keine Abhandlung eingegangen. Die Klasse hat daher beschlossen, da diese Aufgabe nicht minder wissenschaftlich bedeutend als zeitgemäfs ist, dieselbe unabhängig von der Reihefolge der von der Akademie zu stellenden Preisfra- gen unter Aussetzung desselben Preises noch ein'Mal zu stellen. Die Frist für die Einsendung der Beantwortungen, welche in Deut- scher, Lateinischer oder Französischer Sprache geschrieben sein können, ist der 1.März 1844. Jede Bewerbungsschrift ist mit einem Wahlspruche zu versehen, und derselbe auf der äufsersten Seite 242 des versiegelten Zettels, welcher den Namen des Verfassers ent- hält, zu wiederholen. Die Ertheilung des Preises geschieht in der öffentlichen Sitzung am Leibnitzischen Jahrestage im Monat Julius des gedachten Jahres. Aus dem von Hrn. v. Miloszewski gestifteten Legate für Preis- fragen zur Untersuchung philosophischer Wahrheiten stellt die philosophisch - historische Klasse aulserdem als Aufgabe: „Die genetische Entwickelung der Gegensätze des Nominalismus und Realismus nach ihren verschie- denen Stadien.” Sie fordert die Bewerber insbesondere auf, die Bedeutung dieses Gegensatzes für die Geschichte der Philosophie im Mittelalter ge- nau zu erforschen; den Zusammenhang, in welchem diese Rich- tungen mit der Geistes-Eigenthümlichkeit und den Systemen der Stifter und Repräsentanten der verschiedenen Schulen stehen, mit sorgfältiger Benutzung der Quellen darzustellen; diesen Gegensatz mit dem des Idealismus und Realismus, des Rationalismus und Em- pirismus zu vergleichen; die wahren und scheinbaren, die inner- lichen und äufseren Ursachen davon zu erforschen, woher gerade diese Form des Gegensatzes die Geister des Mittelalters so viel be- schäftigte; den Einflufs dieses Gegensatzes auf die philosophischen und theologischen Streitigkeiten und die grolsen Geistesbewe- gungen des Mittelalters mit Unterscheidung des Nothwendigen und Zufälligen aus einander zu setzen. Die Frist für die Einsen- dung der Beantwortungen dieser Preisfrage, welche ebenfalls in Deutscher, Lateinischer oder Französischer Sprache geschrieben sein können, und für welche in Rücksicht der Bezeichnung und des beizufügenden versiegelten Zettels dasselbe wie für die vor- hergehende Aufgabe gilt, ist der 1. März 1844. Die Ertheilung des Preises von 100 Dukaten erfolgt in der öffentlichen Sitzung am Leibnitzischen Jahrestage im Monat Julius des gedachten Jahres. Über beide Preisaufgaben ist nächstdem ein besonderes Pro- gramm in Deutscher und Lateinischer Sprache erschienen. 15. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Panofka las: Vor dem Einflufs der Gottheiten auf die Ortsnamen, Zweiter Theil. 243 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gasp. Mainardi, Memoria sulle superficie generabili dal movi- mento di una linea piana. Modena 1830. 4. , Memoria sulla teoria dell’ azione capillare. ib. 1837. 4. ‚ Ricerche su la dottrina delle equazioni. Parte 1. Pa- via 1833. 8. ‚ Trasformazioni di alcune funzioni algebraiche. ib. 1832. 8. , Saggio di Geometria analitica a due es ib. 1839. 8. „ Estensione del metodo immaginato da Dan. Bernulli per risolvere le equazioni algebraiche, Memoria estratta dagli Annali del Regno Lombardo Ven. per il 1839. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Pavia d. 26. Aug. 1840. H. Haeser, historisch-pathologische Als Bei- träge zur Gesch. der Volkskrankheiten. 'Th.2. Dresden u. Leipzig 1841. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Jena d. 19. Juni d. J. John Jos. Griffin, a system of Crystallography, with üs ap= plicatior to Mineralogy. Glasgow 1841. 8. GC. F. Hermanni antiquitatum Laconicarum libelli 4. Marburgi et Lips. 1844. 4. (der Akademie zugeeignet) 17 Expll. Bulletin de la Societe geologique de France. Tome 11. 1839 & 1840. Paris 1840. 8. L’Institut. 1.Section. Sciences math., phys. et nat. 9. Annee. No. 389-391. 1841. 10-24. Juin. Paris. 4. „ 2. Section. Sciences hist., archeol. et philos. 5. Vol. Annee. 1840. Tables alphabetiques. ib. 4. Crelle, Journal für die reine und angewandte Mathematik, Bd. 22, Heft3, Berlin 1841. 4. 3 Expll. Schumacher, astronomische Nachrichten. N.429. Altona 1841. 4. Alcide d’Orbigny, Paleontologie francaise. Livrais. 21. 22. Paris 8. Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique 1841. Avril. ib. 8. Ferd. Elice, Istruzione sui Parafulmini, Leitera indirizzata al Pittore Costantino Dentone. 2.Ediz. Genova 1841. 8. G. W. Münter, Allgemeine Zoologie oder Physik der organi- schen Körper. Halle 1840. 8. 244 Sodann wurde der dritte Bericht des Hrn. Prof. Preufs über seine Arbeiten im Archiv in Beziehung auf die Herausgabe der Werke Friedrichs II. vom 30. Juni d. J. vorgetragen. Da derselbe dem Ausschuls zur Herausgabe dieser Werke bereits vorgelegen hatte, so hatte der heutige Vortrag nur den Zweck, die Akademie “ von dem weitern Erfolge der Arbeiten in Kenntnils zu setzen. Auf Antrag des Hrn. Mitscherlich wurde der Faculte des sciences zu Rennes der Monatsbericht der Akademie bewilligt. 19. Juli. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Kunth unterwarf die Familie der Commelyneen einer genauern Revision, wobei sich ergab, dafs die meh- rern hieher gehörigen Gattungen beigelegten Merkmale einer Be- richtigung und Vervollständigung bedürfen. Folgendes sind die Hauptresultate der mitgetheilten Beobachtungen. Die Gattung Tradescantia ist auf diejenigen Arten zu beschränken, in welchen die Kelche regelmälsig, die Staubgefälse, sechs an der Zahl, haa- rig, die Antheren mit einem breiten Connexif versehen und gleich- gestaltet, und die Fächer sowohl des Ovariums als der Frucht zwei- samig erscheinen. Hiernach würden Z. multiflora S w., procumbens Willd., parvifora Ruiz. et Pav., diurezica Mart. u.m.a., in welchen die drei den innern Sepalen entsprechenden Staubge- fälse kürzer, bartlos und mit grölsern Antheren versehen sind, aus der Gattung zu entfernen sein, wenn sie nicht in allen übrigen Merkmalen mit Z. rosea Vent. und andern ächten Tradescantien die gröfste Übereinstimmung zeigten. Hr. Kunth betrachtet sie daher blofs als eine Abtheilung der Gattung, zu der er noch Com- melyna floribunda H. et Kth., Callisia ciliata H. et Kth. und Com- melyna mexicana Presl. rechnet, ungeachtet hier jene drei Staub- gefälse verkümmern oder gänzlich fehlschlagen. 7. erecza L. und undata Willd. dagegen dürften wegen des traubigen Blüthen- standes und der mehrsamigen Fächer der Kapsel in der Folge eine eigene Gattung bilden, zu der wahrscheinlich 7. Zatifolia Ruiz. et Pav. und fuscata Lodd. zu zählen sind. Auch Tradescantia dis- color Sm. lielse sich vielleicht wegen der einsamigen Fächer gene- 245 risch unterscheiden. ‘Mit Zradescantia paniculata Roxb., glome- rata W illd., rufa Presl. und vier neuen Arten wird unter dem Namen Dithyrocarpus eine neue Gattung errichtet, welche Trades- cantia und vorzüglich Anilema verwandt ist, sich aber von diesem durch die Zahl der Staubgefälse, von jener durch den Habitus, und von beiden durch die zweiklappige, zweisamige Frucht unterschei- det. In Cyanozis fand Hr. Kunth die Samen superposita und die Antherenfächer unmittelbar mit einander verbunden, während Hr. Endlicher diese als dwaricati, connexivum marginantes, und Hr. - Brown jene als collateralia beschreibt. Die Fächer des Ovariums von Campelia enthalten blols zwei Eichen, wonach der von Hrn. Endlicher gegebene Karakter dieser Gattung zu berichtigen ist. In sämmtlichen Dichorisandra- Arten öffnen sich die Antheren an der Spitze mit einem Loch. Diese Eigenthümlichkeit war früher allein von Hrn, Hooker in D. oxypezala beobachtet, von allen an- dern Botanikern aber, welche über diese Gattung geschrieben ha- ben, gänzlich übersehen worden. Ein ähnliches unvollkommnes Aufspringen, nämlich mit einer blofsen Spalte, findet auch in der verwandten Gattung Cartonema statt, die Fächer des Ovariums enthalten hier aber nur zwei Eichen. Hr. Brown beschreibt die innern Sepalen als die kürzern, während Hr. Kunth das Gegen- theil beobachtete. Die Gattung Callisia begreift blols drei ächte Arten in sich, von denen die eine (C.repens L.) 6 Sepalen, 3 Staub- gefälse und zweifächrige Kapseln, die zweite (C. monandra Roem. et Schult.) 4-6 Sepalen, 1-2 Staubgefälse und 2-3fächrige Kap- seln, die dritte (C. delicatula K.) endlich 4 Sepalen, 1 Staubgefäls und zweifächrige Kapseln enthält. In sämmtlichen Arten stehen die Staubgefälse den äulsern Sepalen gegenüber. Ungeachtet die Gattung CommelynaL. in zahlreichen Arten 'eultivirt wird, so ist daran dennoch manches Wichtige unbeachtet geblieben. Diese Bemerkung bezieht sich zunächst auf die relative ‘Stellung der sterilen Staubgefälse, die innere Beschaffenheit des ‘Oyariums und der Frucht. Hr. Kunth fand nämlich, dafs jene dem äulsern ungepaarten und den beiden innern gepaarten Sepalen ent- sprechen, also nicht blofs einem, sondern beiden Kreisen der Staub- gefälse angehören, was die grolse Unregelmälsigkeit des Kelches erklärt. Aufserdem sind von den fertilen Staubgefälsen zwei unter 7* 246 sich gleich, das dritte mittlere, dem innern ungepaarten Sepalum gegenüberstehende dagegen länger und mit einer gröfsern, haken- förmig gekrümmten Anthere versehen. Das Ovarium hat drei Fä- cher, wovon die beiden seitlichen zwei Eichen enthalten, das dritte dem ungepaarten, äufsern Sepalum entsprechende aber blols ein einziges. Diese Eichen bilden sich in der Kapsel gewöhnlich sämmtlich zu Samen aus, das einzelne verwächst aber später mit der innern Wand des Faches, und verhindert auf diese Weise das Auf- springen desselben. Die beiden, jenes Fach bildenden Klappen ‘bleiben daher verbunden, während das dritte, den seitlichen Fä- chern angehörige, sich vollkommen trennt. Anilema ist nicht allein als Gattung wieder herzustellen, son- dern vielleicht noch einer weitern Theilung fähig. Zur Unter- stützung dieser Meinung wird auf einige an verschiedenen Arten bemerkte Unterschiede aufmerksam gemacht. So sind z.B. in 4. spiratum, nanum und herbaceum (Commelynae species Roxb.) die Blüthen triandrisch, die Fächer des Ovariums dreieiig, während 4. nudiflorum, vaginatum und medicum diandrische Blüthen und blofs zwei Eichen in jedem Fache zeigen. Aufserdem las Hr. Müller die Fortsetzung seiner Beobach- tungen über die Psorospermien. Seit der ersten Mittheilung hat der Verfasser seine Untersu- chungen über eine grofse Zahl von europäischen und ausländischen Fischen ausgedehnt; die am Hecht, Zander, Barsch und den er- wähnten Arten der Cyprinen beobachteten Vorkommnisse der ge- schwänzten und ungeschwänzten Psorospermien haben sich immer in gleicher Weise wiedergefunden. Unter den europäischen Flufsfischen wurde die beschriebene Krankheit bisher vermilst bei den Arten der Gattungen Cobitis, As- pro, Lota, Anguilla, Gasterosteus, Acerina, Silurus, Salmo, Cottus, Chela, Abramis, Tinca, Barbus und Cyprinus im engern Sinne (carpio und carassius). Von brasilischen Flufsfischen wurden vergeblich auf Psoro- spermien untersucht Fische der Gattungen Hypophthalmus, Doras, Arius, Callichthys, Ageneiosus, Bagrus, Platystacus, Loricaria, Hy- 247 postoma, Gymnotus, Carapus, Myletes, Hydrocyon, Erythrinus, Chromis, Cychla, Geophagus, Poecilia, Anableps, dagegen fanden sie sich aufser dem schon angezeigten Fall bei einer zweiten Pime- lodus- Art, P. Sedae und bei Platystoma fasciatum, welcher letz- tere Fisch sich durch seine zellige Schwimmblase, ihre zelligen Säume und zelligen Flügel auszeichnet. Bei nordamerikanischen Hechten wurden keine gefunden, wohl aber bei Cazoszomus tuber- culatus. Von Capschen Flufsfischen wurde nur Spirodranchus un- tersucht, der nicht daran leidet. Unter den Nilfischen fanden sie sich nicht bei den untersuchten Exemplaren: von Heterodranchus, Arius, Mormyrus, Polypterus, unter den ostindischern Flufsfischen nicht bei den untersuchten’ Exemplaren der Gattungen Plotosus, ‚Heteropneustes, Notopterus, Anabas, Trichopus, Ophicephalus, Rhyn- chobdella, Mastacemblus. Die geschwänzten Psorospermien, die der Verfasser bis jetzt nur beim Hecht und bei dem Nilfisch Synodontis schal beobachtet hatte, wurden bei zweien südamerikanischen Flufsfischen wieder- gefunden, dem Pimelodus Sebae und Platystoma fasciatum. Die Bläschen, welche sie enthielten, befanden sich im erstern Falle an der Haut der Kiemenhöhle, im letztern an Kiemenblättern. Die Psorospermien waren in beiden Fällen gleich, sie glichen im All- gemeinen denen des Hechtes durch die beiden Bläschen im Innern, den zugeschärften Rand, die convexen Flächen, den Schwanzfa- den, der zuweilen deutlich doppelt war, aber der Körper dersel- ben war sehr viel schmäler als beim Hecht und gegen 3-4 mal so lang als breit, so dafs die Gebilde auffallend gewissen Spermato- zoenähnlich waren. Bei dieser Enge der Körperhöhle berührten sich die beiden innern Bläschen in ganzer Länge, und waren selbst sehr schmal. Die ungeschwänzten Psorospermien wurden in meh- reren Fällen an ausländischen Fischen ganz so wie beim Zander wiedergesehen, nämlich als ovale Körperchen mit convexen Flä- chen, zugeschärftem platten Rande und zweien innern Bläschen, ganz. von der Grölse wie beim Zander, so bei einem zweiten Exem- plar von Platystoma fasciatum und beim Catostomus tuberculatus. Bei dem erstern waren die Bläschen, welche die Psorospermien entbielten, an den Kiemenbogen und zwar an den Winkeln dersel- ben, wo die Haut weicher ist, bei dem letztern an den Kiemen- 248 blättern, an der Haut der Kiemenhöhle und an der Haut desKopfes. Platystoma fasciatum ist bis jetzt die einzige Fischart, bei der in verschiedenen Exemplaren zweierlei Psorospermien, in dem einen geschwänzte in dem andern ungeschwänzte bemerkt wurden. Übri- gens waren die Körper der geschwänzten den ungeschwänzten des andern Exemplars völlig unähnlich, nämlich sehr schmal, ein Drit- theil so breit als lang, während die ungeschwänzten fast so breit als lang waren. Die Länge der Körperchen war in beiden Fällen gleich. Bei dem Cazostomus tuberculatus von Nordamerika zeigte sich die Krankheit in einer Ausbildung, wie sie der Verf. noch bei kei- . nem Fische gesehen hat. Sie befällt hier hauptsächlich die Kie- men, an deren Blättern sich ansehnliche 1-2 Linien lange längliche Blasen unter der Schleimhaut der Kiemenblätter bilden, welche Tausende von Psorospermien enthalten. Es wurden 3 Exemplare von Catostomus tuberculalus untersucht, sie waren sämmtlich von dieser Krankheit ergriffen und bei dem einen waren die Kiemen sehr zahlreich mit jenen Blasen besetzt. Die Fische, welche in den hiesigen Flüssen der Krankheit un- terworfen sind, sind es auch in den Flüssen von uns weit entfern- ten Gegenden, wo sie noch vorkommen, so in Flüssen, welche dem schwarzen Meere und dem nördlichen Eismeere zugehen, wie sich an den auf der Reise der Hrn. v. Humboldt, Ehrenberg, Rose gesammelten Fischen wahrnehmen läfst, so an dem Zander, Lucioperca sandra aus dem Don und an dem Barsch, Perca flwiati- lis aus dem Irtisch. Die Beobachtungen über Psorospermien erstrecken sich jetzt über Fische aus Flüssen Europas, Asiens, Afrikas, Amerikas und zeigen sich in ihren beiden Hauptformen, der geschwänzten und ungeschwänzten, völlig gleich in den verschiedensten Gegenden der Erde. Jene Körperchen sind offenbar selbstständig belebte und be- wegungslos oder pflanzlich vegetirende organische Wesen von eigenthümlicher, und von den gesunden und kranken Zellen der Thiere völlig verschiedener Structur. Dagegen sind die in patho- logischen Cysten, Pusteln, Geschwülsten vorkommenden mikro- skopischen freien Zellen mit oder ohne Nucleus, die keine specifi- 249 sche, d.h. von den Zellen verschiedene Structur besitzen, von den hier beschriebenen Bildungen verschieden. Cysten mit bläschenartigen Granula ohne weitere Organisation kommen auch bei Fischen vor; sie sind wenigstens von den Gaste- rosieus bekannt, bei denen sie ven Gluge beschrieben sind. Die Cysten sind ziemlich grols und entwickeln sich an verschiedenen Stellen der äufsern Haut. Die darin enthaltenen Körnchen sind regelmälsig oval, selten langgezogene Ovale, bedeutend kleiner als die Psorospermien, nämlich 0,0020 Linie im Durchmesser und zei- gen keine Spur einer innern Structur. In Folge der vorgelegten Beobachtungen konnte man vermuthen, dafs die beim Stichling vorkommende Krankheit in irgend einer Beziehung zu den Psoro- spermien stehe und dafs bei Beobachtung der kleinen Granula viel- leicht eine feinere Structur übersehen worden. Indessen hat sich die Beschreibung und Abbildung von Gluge nur bestätigt und es hat sich platterdings nichts von feinerer Structur erkennen lassen. Es wurde eine grofse Anzahl Stichlinge darauf untersucht, unter 20 bis 30 Stück des Gasterosteus aculeatus fanden sich die Cysten einmal. Die weilse Masse dieser Cysten läfst beim Trocknen auch einige mikroskopische Crystalle zurück, was bei den Psorospermien nie beobachtet wurde. Wegen ihrer Kleinheit zeigen die Körper- chen aus den Cysten der Gaszeroszeus schon Molecularbewegung, auch wenn sie von in Weingeist aufbewahrten Fischen entnommen sind. Sie sind jedenfalls weiterer Beobachtung zu empfehlen. Bei einigen Fischen kommen in der Haut krankhafter Weise Warzen, sogenannte Pocken vor, welche mit den Psorospermien- bläschen nicht verwechselt werden dürfen; man kennt sie bis jetzt vom Brachsen, Abramis brama, und von Catostomus tuberculatus, welcher letztere Fisch davon seinen Namen erhalten hat. Dieser hat nach Lesueur’s Beschreibung und Abbildung 3 flache Tuber- keln jederseits auf der Backe, im Triangel stehend, und so war es auch in einem vom Verf. beobachteten Falle und zwar ganz sym- melrisch auf beiden Seiten. Zweiandere Exemplare hatten keine ‚Spur von diesen Tuberkeln. Auch Lesueur sagt, dafs sie zuwei- len fehlen, es möchte aber wohl Regel sein. Die 3 Tuberkeln sind untereinander völlig gleich, sie bilden runde Scheiben, die sich ein wenig gegen die Mitte erheben und hier eine kleine Hervorragung, 250 einen Umbo haben. Sie haben gegen 2 Linien im Querdurchmes- ser. Mit der Haut haben sie keinen innigen Zusammenhang und lassen sich sehr leicht ablösen, worauf die Haut außser einem Ein- druck unverändert erscheint. Die Substanz der Warzen ist beim Catosiomus weich, läfst sich leicht zerbröckeln und besteht unter dem Mikroskop grölstentheils aus lauter spindelartigen Körperchen, zum Theil auch aus kleineren runden Körperchen mit einem Kern, letztere sind auf der Oberfläche wie bestäubt von kurzen radienar- tigen Fortsätzen. Bei Adramis drama sind die Tuberkeln in der Form ganz gleich, haben auch den mittlern Umbo, sind aber sehr fest und bestehen ganz aus runden und polyädrischen Zellen, wie Hornzellen mit Nucleus. | Bei den Vögeln kommen zuweilen parasitisch an inneren Or- ganen scheibenförmige, in der Mitte vertiefte Körperchen von + - 4 Linie und mehr Durchmesser vor, aus einer consistenten Masse bestehend, deren Natur noch räthselbaft ist. 22. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Panofka las die Fortsetzung seiner Abhandlung Von dem Einflufs der Gottheiten auf die Ortsnamen, 2* Thl. An eingegangenen Schriiten wurden vorgelegt: Charl. Gaudichaud, Recherches generales sur ’Organographie, la Physiologie et !’Organogenie des Vegetaux. Paris 1841. 4. Dan. Cooper, tke microscopie Journal. VWol.I. Part. 1. London 1841. 8. The seventh annual Report of the Royal Cornwall polytechnic Society. 1839. Falmouth. 8. Documents statistiques oficiels sur ’empire de la Chine, trad. du chinois par G. Pauthier. Paris 1841. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1841. 1. Semestre. Tome 12. No.23-26. 7-28. Juin. ib. 4. Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique. 1841. Mai. ib. 8. Voyage autour du Monde execute pendant les annees 1836 et 1837 sur la Corvette de Sa Majeste la Bonite, commandee par M. Vaillant. — Histoire naturelle. Botanique par M. Charl. Gaudichaud. Livr. 1. Paris. fol. 251 Mädler, tabellarisch - graphische Darstellung der Witterung Berlins. 13. Jahrg. vom Juli 1840 bis Juni 1841. Berlin. 4. 6 Expll. 29, Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Dove las über die Combination der Eindrücke beider Ohren und beider Augen zu einem Eindruck. Da der glockenartige Ton einer ohne Resonanz tönenden Stimmgabel in geringerer Entfernung als der Abstand beider Oh- ren von einander verschwindet, Schallwellen der Luft sich aber den Kopfknochen nur sehr schwierig mittheilen, so darf man an- nehmen, dafs die z. B. an das rechte Ohr gehaltene Stimmgabel von dem linken nicht gehört werde. Da nun die Schwebungen zweier Stölse gebenden Stimmgabeln sehr deutlich gehört werden, wenn man die eine derselben an das rechte, die andre an das linke Ohr hält, so kann das Bewulstwerden derselben nicht durch coin- ceidirende Schwingungen desselben Trommelfells erklärt werden, ist also nicht objectiver Art. Die auf diese Weise hörbaren Tarti- nischen Töne sind daher subjectiv. Da in der Lehre vom Licht die Farbe der Tonhöhe entspricht, so verhält sich ein Tartinischer Ton zu den beiden einfachen Tönen, aus deren Combination er entsteht wie in der Chromatik eine gemischte Farbe zu ihren Com- ponenten. Bei vollständigem Parallelismus zwischen Auge und Ohr mülste demnach die mit dem einen Auge gesehene Farbe mit der - vom andern wahrgenommenen eine Mischungsfarbe hervorbringen. Da, wenn der Versuch mit farbigen Gläsern angestellt wird, die meisten Individuen die beiden Farben theils abwechselnd nach ein- ander theils neben einander sehen, bei stereoskopischen Versuchen aber dem Verfasser wenigstens für einzelne Momente eine Combi- nation stattzufinden scheint, wenn man gesättigte Pigmente anwen- det, so schien ein Versuch mit wirklich complementaren Farben der Entscheidung der Frage förderlich. Diese können auf folgende Art erhalten werden. In die Seitenwände eines Stereoskopes gewöhnlicher Con- struction werden zwei gleich grolse Löcher geschnitten, welche ein- ander bei dem Hineinsehen in die Spiegel decken. Um diese Öffnun- gen durch volles Licht gleichförmig zu beleuchten, sind aufserhalb 252 dieser Öffnungen drehbare Reflektoren wie bei dem Sonnenmikro- skop angebracht. Die Spiegel des Stereoskopes selbst sind unbelegte Polarisationsspiegel. Vor denselben befindet sich eine Vorrichtung nach Art einer Brille, in deren Öffnungen (deren Abstand für ver- schiedene Individuen verändert werden kann) zwei Nicolsche um ihre parallelen Achsen drehbare Prismen eingeschraubt werden. Ein in eine Ebene ausgespanntes Glimmerblatt wird nun zwischen die Prismen und die Polarisationsspiegel eingeschaltet und: wenn die Polarisationsebenen beider Prismen auf einander lothrecht, sind die einander deckenden Farben complementar. Das Ergebnils des Versuches war dem bei Pigmenten erhaltenen analog. Bei der von Wheatstone bestimmten, den Millionten: Theil einer Secunde nicht erreichenden Dauer eines electrischen Funkens finden die stereoskopischen Erscheinungen statt. Diels be- weist, dafs, obgleich die beiden Augen desselben Beobachters in der Regel verschieden geübt sind, weil man sich bei vielfachem Sehen durch optische Instrumente in der Regel des einen Auges bedient, wir uns dennoch der von ihnen wahrgenommenen Ein- drücke gleichzeitig bewulst werden. Für die Augen desselben In- dividuums findet daher nicht der Unterschied statt, welchen ver- schiedene Astronomen zwischen ihren Augen dadurch erkannt ha- ben, dals sie eine an demselben Ort gesehene Sternbedeckung auf einen bis 1 Secunde verschiedenen Zeitpunkt versetzen. Die Er- klärung der stereoskopischen Erscheinungen aus der Annahme, dals man sich abwechselnd der Ansichten beider Augen bewulst werde, oder dals wir aus der Veränderung des Convergenzpunktes der Augenachsen auf einen Körper schlielsen, in dem wir abwechselnd die näheren und die entfernteren Theile desselben ins Auge fassen, wird bei der Kürze der Lichtdauer nicht wahrscheinlich, da es vielmehr schon eine für die Schärfe unserer Sinne zeugende über- raschende Erfahrung bleibt, dafs wir den concreten Begriff einer Körperlichkeit durch Combination zweier Abstractionen erhalten, gegründet auf Eindrücke, die nicht den Millionten Theil einer Se- cunde andauern. Darauf las derselbe über den geringen Einflufs des Einschaltens eiserner Drahtbündel bei den physiolo- 253 gischen Wirkungen inducirter Ströme der Reibungs- electricität. Darauf las derselbe über dietäglichen Veränderungen des Barometersim Innern der Gontinente. Durch Berechnung einjähriger Beobachtungen in Apenrade zeigte der Verfasser in einer vor 10 Jahren erschienenen Abhand- lung, dafs, wenn man aus den Angaben des Hygrometers die Elas- ticität des Dampfes ableitet, und von dem Gesammtdruck der At- mosphäre abzieht, die nun übrig bleibenden Veränderungen des Druckes der trockenen Luft ebenso wie die der Elasticität des Dampfes eine 24 stündige Periode befolgen und zwar in der Weise, dafs die Spannkraft der Dämpfe um dieselbe Zeit ihr Ma- ximum erreicht, wo der Druck der Luft am kleinsten wird. Bezie- hen wir daher beide Curven auf eine geradlinige Abscissenachse, so erscheinen beide ohne Wendungspunkte, nur kehren sie ihren convexen Scheitel nach entgegengesetzten Seiten. Am Barometer aber beobachten wir die Curve der Elasticität des Wasserdampfes bezogen auf die Curve des Druckes der Luft als Abscissenachse und wir erhalten daher eine Curve, welche gegen eine geradlinige Abscissenachse in der einen Hälfte des Tages ihren convexen, in der andern ihren concaven Scheitel zukehrt. Aus dieser Ansicht erklärte sich unmittelbar, warum die Grö- [se der täglichen Öscillationen sich in der jährlichen Periode nicht so stark ändert, als man nach der Änderung der thermischen Oscil- lation erwarten sollte. Diese Änderung der Gröfse ist nämlich für die einzelnen Atmosphären sehr bedeutend, da sie aber für beide, wie natürlich, fast in demselben Maafse zunimmt, so bleibt der Un- terschied nahe derselbe. Auch erläuterte sie unmittelbar die Ab- nahme der Oscillation nach dem Meere hin. Da nämlich durch die Verdampfung des Wassers der Atmosphäre das ersetzt wird, was sie in den wärmeren Tagesstunden durch Auflockerung und Ab- fliefsen in den obern Schichten verliert, so wird die Nähe eines grolsen Wasserreservoirs den Spielraum der Oscillationen noth- wendig vermindern. Weiter folgt daraus, dals wenn zu einer gewissen Zeit des Jahres die Feuchtigkeit der Atmosphäre plötzlich zunimmt, auch 254 dann eine plötzliche Abnahme der Oscillationen eintreten muls. Einen sehr schönen Beleg dafür geben die neuerdings bekannt ge- wordenen Beobachtungen von Hindostan. In Calcutta nämlich ist die tägliche Oseillation von Mai bis September entschieden gerin- ger als in den Wintermonaten und zwar am kleinsten im Juli, während die im Winter 4 Linien betragende Elasticität des Dam- pfes in den Sommermonaten während des Südwestmousson auf 10 Linien steigt. In Madras hingegen, wo wie auf der ganzen Coro- mandelküste die heftigsten Regen in den Wendemonaten des NO Mousson im October und November eintreten, ist nm diese Zeit die Oscillation des Barometers am kleinsten, hingegen wie in Eu- ropa im August am grölsten, während Bombay, Poonah und Maha- buleshwur nach Colonel Sykes Beobachtungen sich an Calcutta anschlielsen. Stellen daher die für Appenrade durch die Beobachtungen von Petersburg und Plymouth bestätigten Ergebnisse die täglichen Oscillationen des Barometers als ein Interferenzphänomen analog den Quadraturfluthen des Meeres dar, so sind die Oscillationen im Innern der Continente hingegen ein Coincidenzphänomen analog den Fluthen der Syzygien.- An Orten nämlich, welche fern vom Meere liegen, an welchen also kein bei Tage eintretender Seewind das ergänzen kann, was der -Courant ascendant den untern Schich- ten an Feuchtigkeit entführt, wird die Curve der Elastieität des Wasserdampfes sich an die Curve des Druckes der trocknen Luft anschliefsen, indem beide nach der wärmeren Tageszeit hin sich senken, da sowohl trockne Luft als Wasserdampf durch den auf- steigenden Luftstrom: in die Höhe geführt werden und seitlich ab- fliefsen. Man hat für einen Ort des Continentalklimas daher zu er-. warten, dals das Maximum des Morgens für den ganzen Druck der Atmosphäre wegfalle, wie es bei Orten in der Nähe der See nur für den von der Elastieität des Wasserdampfes gesonderten Druck der Luft stattfindet. Diese auffallende Erscheinung tritt auch wirk- lich in den neuerdings veröffentlichten Beobachtungen von Catha- rinenburg, Slatust und Barnaul hervor. Es ist nun zu erwarten, | wie lange sich einige Naturforscher noch die unnöthige Mühe ge- ben werden für eine Erscheinung dieselben Gesetze zu suchen, wenn diese ein Phänomen der Interferenz und der Coincidenz ist. — 255 Zuletzt las derselbe über das Drehungsgesetz des Win- des auf der südlichen Halbkugel. In einer der Akademie am 26. November 1840 vorgelegten Ar- beit über das Gesetz der Stürme wurde die von dem Verfasser im Jahre 1328 im 13" Bande der Poggendorffschen Annalen an dem Sturme vom 24. December 1821 erwiesene Wirbelbewegung der Stürme vermittelst der wichtigen von den Herrn Redfield in New York und Lieut. Golonel Reid gesammelten neuen Thatsa- chen aus denselben mechanischen Principien abgeleitet, auf welche derselbe das Drehungsgesetz früher gegründet hatte. Es wurde nämlich gezeigt, dafs diese Wirbelbewegung dann entsteht, wenn der fortschreitende Wind durch ein seitliches Hindernils an der Ablenkung verhindert wird, welche er durch die Rotation der Erde erhält, und welche, wenn sie wirklich statifinden kann, an einem, bestimmten Orte beobachtet eben als Drehungsgesetz erscheint. Da nun aber ein Beobachtungsort, über welchen ein solcher Wir- bel fortschreitet, eine Sehne dieses Wirbels durchläuft, die an ihm wahrgenommene Windesrichtung also den Tangenten der Durch- schnittspunkte dieser Sehne mit den verschiedenen concentrischen Kreisen dieses Wirbels entspricht, so wird ein Wirbelsturm (a hur- ricane) eine ähnliche Drehung der Windfahne am Beobachtungs- orte erzeugen als ein stetiger Wind (a gale) durch sein blofses Fortschreiten, aber mit dem Unterschiede, dafs die Drehungen des letzteren, welches seine anfängliche Richtung in dem Moment, wo er sich in Bewegung setzt, auch sein mag, immer in demselben Sinne (mit der Sonne) geschehen, während zu beiden Seiten der Mittellinie des fortschreitenden Wirbels hingegen die Drehungen in entgegengesetztem Sinne erfolgen. Sind nun Stürme nicht an eine bestimmte Localität gebunden, so ist die Wahrscheinlichkeit, dals ein Ort sich auf der Ostseite des Sturmes befinde, eben so grols als die, dals er auf der Westseite sich befinde. Aber auch selbst dann wenn die Stürme lokal sind, also in ihrem Laufe eine grolse Beständigkeit zeigen, kann für eine ganze Erdhälfte bei glei- cher Vertheilung der Beobachtungsorte keine vorwaltende Dre- hung folgen, da sich immer so viele Beobachtungsorte auf der einen Seite des gewöhnlichen Curses der Stürme finden werden, als auf der andern. Das Vorwalten der Drehung des Windes in 256 einem bestimmten Sinne auf einer Erdhälfte ist daher eine Erschei- nung, die nicht mit der Wirbelbewegung der Stürme zusammen- hängt, sondern allein mit dem Drehungsgesetz. Zur Beseitigung solcher Verwechselungen, wie sie neuerdings mehrfach geschehen sind, mögen daher hier die Nachrichten berühmter Seeleute über das Vorwalten der Drehung im Sinne S.O.N. W. auf der südli- chen Halbkugel eine Stelle finden, die zu gleicher Zeit eine genaue Bestätigung der Pogg. Ann. 36. p. 340. gegebenen Regeln für die Bewegungen des Barometers, Thermometers und Hygrometers geben: Don Ulloa, Meer von Chile, (Relacion Historica del viage a la America Meridional para medir algunos grados de Meridiano Terrestro. Secunda Parte, Tomo Terceiro p. 279. Madrid 1748). Sı del Norte passa el Viento al NE en aquel Mar, es sennal, que ha de ventar mucho, porque nunca se entabla por el Nordeste, ni de allı va al Este: su buelta regular es al Oeste, y Sudoeste contrario de lo que se experimenta en el Emispherio Boreal, y en uno, y otro es la vuelta ordinaria del Viento como el camino del Sol: que es la razon, porque asssi como en el un Emispherio da su vuelta del Este al Sür, y Oeste siguendo & aquel Astro; del mismo modo en el otro va del Este al Norte y Oeste. Le Gentil, Aethiopisches Meer, (Voyage dans les Mers de I!’Inde I. p. 701, lettre & Mr. de la Nun) le 25. et 26. nous essuyames une espece de coup de vent du Nord au Sud- Ouest par !’Ouest; et j’ai remarqu@ un fait, que Vous avez eu occasion d’observer plus souvent que moi, c’est que les vents ne suivent pas la m&me regle dans cet hömisphere, que dans l’hemisphere bore&al; dans celui-ci ils font le tour du compas du N. au NE., a l’Est, au SE., au Sud etc.; dans l’h&misphere australe, au contraire, ils tournent en sens contraire; les ouragans, les tempetes et les coups de vents, me paraissent assujettis ä cette m&me loi dans l’un et dans l’autre hemisphere: les physiciens n’ont pas encore donne la raison de ce phenomene. Georg Forster, Südmeer (Bemerkungen p. 111). Zwischen 410° und 60° S.B. im Südmeere fanden wir 1773 ganz unvermuthet Ostwinde. Es war dabei merkwürdig dafs, so oft der Wind sich änderte, welches zwischen dem 5. Juni und 5. Juli viermal ge- 257 schah, er allmählig um den halben Compafs und zwar unfehlbar in der dem Laufe der Sonne entgegengesetzten Progression fortrückte. Don Cosme Ghurruca, Magellanische Meerenge (mitgetheilt von Hrn. v. Humboldt aus Apendice a la Relacion del Viage al Magelhanes. Madrid 1793 p.15). En el emisferio austral el curso de los vientos se hace por lo comun en un order inverso del que siguen en el otro emisferio. Si sabe que en nuestras mares giron los vientos del NalE, delEalS, delSalO ydelOal N, y en el parte austral el contrario dal N al O, dal O al S, dal SalE,ydelEalN. Horsburgh, südlicher atlantischer Ocean 38° Br. (East India Sai- ling Directory vol. 1. p.67). Although here the westerly winds prevail during most months of the year, they are often very un- settled, completing a revolution round the horizon, coincident with the course of the sun, every two, three or four days, with intervening calms, particulary when the wind is in the south west quarter. When cloudy weather accompanies these nor- therly or north west winds, there is a risk of a sudden shift to SW orS. Meer südlich von der Agulhas Bank, I, p. 91. Around the Cape Bank, as in the open Sea far to the SW, SE and southward of the Cape the winds in changing, follow the course of the sun, seldom veering from N to Eastward etc. but mostly from N\WV to W. SW and Southward. After blowing strong from NW or W, if the wind veers to SW and Southward, it becomes light, or is succeded by a calm.- If a light breeze continue, it veers to $.Eastward, where it may keep fixed for a considerable time, but not above a day most probably, if it be the winter season; from SE it veers to E and NE, then to NNE and N. When the wind at SE or ESE shiftet to NE, the Dutch com- manders were directed by the company to take in the mainsail, - for in this case they expected a hard gale at NW, and if light- ning was seen in that direction, they thought the gale would commence in the sudden shift or whirlwind. Meer südlich von Australien (ib. I, p.97). Off the south coast of Terra Australis the progress of the gales is usually this: the 258 barometer falls to 29”5 or lower, and the wind rises from the NW, with thick weather, commonly with rain; it veers to the West, increasing in strength, and when it veers to the south- ward of that point, the weather beginns to clear up, at SW the gale blows hardest and the barometer rises; and by the time the wind gets to S or SES, it becomes moderate with fine weather and:the barometer about 30 inches. Basil Hall (briefliche Mittheilung). I shall state in general terms that I have often remarked that in the Southern hemisphere the wind shifts more frequently from S to E, N, W, S than the contrary, just as it does more frequently from Sto W,N,E, S in the northern hemisphere. Capitain Wendt (brieflliche Mittheilung). Der Wind in der südlichen Hemisphäre wendet sich gewöhnlich von Norden durch Osten nach Süden und Westen. Er nimmt daher die ent- gegengesetzte Wendung als der Wind auf der nördlichen Halb- kugel. Die Sache verhält sich nach meinem besten Wissen un- gefähr auf folgende Weise: In der Nähe des Caps der guten Hoffnung ist. im Sommer grölstentheils SO Wind, Wenn der Wind sich aber nördlich wendet dann immer sehr starker Wind. Wenn die besten Sommermonate vorbei sind, so hat man nach einer Windstille von kurzer Dauer gewöhnlich sehr mäfsigen SO Wind bei aufserordentlich heiterem Himmel. Der Wind ist im steten Zunehmen, sobald er sich östlich wendet, und ist derselbe gar schon.bis Nord gekommen, so sieht man ge- wils im Westen schon Wolken am Horizont mit Blitzen empor- steigen, und dann ist fast immer in weniger als einer halben Stunde ein Sturm aus WNWV da, der erst abnimmt, wenn er sich nach 24 oder 48 Stunden mehr nach Süden wendet. In der Nähe des Cap Horn, östlich und westlich davon, bei Nordwind gutes Wetter gewöhnlich, nach NW sich wendend an. Stärke schnell wachsend. WNW bis SW gewöhnlich Sturm (auch häufig noch Sturm aus WNW und NW folgend). Süd- lich abnehmender Wind. SW schönes Wetter und häufig dar- auf folgende Windstille. Dumont d’Urville (Extrait du Jourual du voyage de l’Astrolabe relativement aux principales variations du vent dans l’hemi- 259 sphere Australe durant les ann&es 1826-1827. Briefliche Mit- theilung Toulon 3. Aoüt 1837.). 1826. 1826. 1826. Du 10. au 13. Aoüt par 3001. s. et 23° long. O le vent d’a- bord faible a 1’OSO passe au S et SSE, ou il souffle avec violence, puis il s’amortit A l’ESE et au NE. Du 14. au 16. Aoüt par 31° S et 16° O d’abord faible au NE et NO, le vent souffle tres fort a 1’ONO et au SSO, pour aller s’eteindre au S«et SSE. Du 19. au 30. Aoüt. Du 33° au 3708 et de 13°0 3 29°E le vent ne cesse.de souffler avec une violence extreme du NO a l’O etau SO. Cest un furieux ouragan du NO, qui s’ap- paise en tournant le jour suivant au SO, SSO, S, SSE et NE. Du 6. au 11. Sept. entre 37° et 38°S et 50°E vents de NE et de NNE forts avec beau temps, ils varient le 12. au N, puis au NO, puis a 1’O en ramenant le mauyais tems et re- deviennent d’une violence extreme. 1826. Du 8. au 24. Octobre entre 39°S et 115°E le vent souffle 1826. babituellement avec force du NO ou SO. Une seule fois du 16. au 19. il suit le tour du compas en allant graduelle- ment du NO au SO, S, SE, SSE, NE, NNO, NO. (oppose) Par 38° S et 122°E le 29. Octobre un vent tres fort du NE saute subitement au SSE, puis varie le jour sui- vant au SSO et O, ou il s’eteint. 1826. Le 5. Novembre par 39°S et 135°E vent du NNE, qui 1826. tourne au NNO, puis va s’eteindre le jour suivant au SSO, SSE et E. Du 19. au 23. Novembre entre 39° et de 142° a 148°E il n’y eut pas de vents forts mais ils firent trois fois le tour du compas toujours en allant de droite & gauche, c’est & dire du N au S par l’O et du Sau N par l’E. 1826. Du 29. Nov. au 2.D£c. par 39°S et 148°E le vent tourna encore deux fois dans le m&me sens. 1827. Du 5. au 9. Janv. entre 40° et 43°S et par 160°E le vent 1827. d’abord fort au NE soufle ensuite avec violence au NO et ONO, devient tempete au S et SSE et s’appaise ensuite. Du 12. au 16. Fvrier par 35° et 176°E vent d’ONO et O, qui passa auS et & l’E puis au NE, oüı il souffle oura- 260 gan. Le 16. il repasse au NO puis varie 3 1’O et va „’etein- dre au SO. 1827. Le 13. Mars & la baie des Isles par 35°S et ı7ı° Ele vent assez fort au NNO et NO varie ensuite au OSO et SO puis ’öteint au S, SE et SSE. 1827. (Oppose) Le 31.Mars par 33°$ et 177°E le vent soufflle avec fureur au N, varie successivement au NE, E, SE, SSO et SO toujours assez fort mais „eteint au SO. Voila sur dix huit cas bien prononces deux seulement, qui pa- raissent en opposition avec la loi de transition du N au S par l’O, etdu Sau N par PE. Ma m&moire me rappelle aussi ires bien, que toutes les fois, que nous avions des vents violens du NO au SO, nous attendions & les voir tomber, quand une fois ils !approchaient du S. King and Fitzroy, Südküste von Chile (Narrative of the survey- ing voyages of Adventure and Beagle. App- to vol. I). With nortiherly and NW-Winds the sky is overcast, the weather un- settled, damp and disagreable. These winds are always accom- panied by clouds and usually by thick rainy weather. From the NW the wind in general shifts to the South-West and thence to the Southward. Sometimes it flies round in a violent squall, accompanied by rain, thunder and lightning. At other times it draws gradually round. Directly the wind is southward of west, ihe clouds begin to disperse, and as a steady southerly wind ap- | proaches, the sky becomes clear and the weather healthily plea- | sant. This is the general order of change. When the wind shifts against this order or baills round, bad weather with strong wind may be expected. King (Sailing directions fer Terra del Fuego). From the north the wind always begins to blow moderately, but with thicker } weather and more clouds then from the eastward; and it is ge- nerally accompanied by small rain. Increasing in strength, it draws to the westward gradually, and blows hardest between N and NW with heavy clouds, thick weather and much rain. When the fury of the north-wester is expended, which varies from 42 to 50 hours, or even while it is blowing hard, the wind 261 sometimes shifts suddenly into the south- west quarter, blowing harder than before. This wind soon drives away the clouds, and in a few hours you have clear weather, but with heavy squalls passing occasionally. All manner of shifts and changes are experienced from north to south by the west during the sommer months. The mercury stands lowest with north- west winds and highest with south east. With the wind at North- west or noriherly the mercury is low, if it falls to 29” or to 28”8 a southwest gale may be expected; but it does not com- mence until the column has ceased to descend. Dupetit Thouars (Plan de la baie de Valparaiso). Pendant !’hi- ver les vents sont variables, lorsq’ils sont du NE au N ils sont accompagnes de pluie et de brume, s’ils fraichissent au N ils passent au NO dans les grains puis a 1’O et de lä vers le Sud, ce qui ramene le beau tems. Les observations faites sur la rade de Valparaiso, a bord de la fregatte la Clorinde, donnent les m&mes r£sultats que celles fai- tes par Mr. Dupetit Thouars; c’est & dire qu’ä la suite des calmes la brise s’eleve du N auNNE, varie au NO ensuite au SO au S et au SE. Heywood (instructions and obseryations for navigating the Rio de la Plata). Prior to a SW gale or Pampero, the weather is usually very unsettled with unsteady and variable winds in the north and northwest quarters proceeded by a considerable fall of the mercury, though it usually rises a little again before the wind shifts to the SW, and often continue to rise, ever though the wind may increase from that quarter., ‚Depot g&n£ral de la marine, Meer zwischen Cap Horn und 40°S (Instructions sur les cötes du P£rou en 1824, p-7). Sile temps se couyre pendant les calmes, qui sont ordinairement de peu de durde, la premiere brise qui s’Eleve vient la plus part du temps du N au NNE; elle fraichit progressivement; la pluie commence ä tomber et le temps devient brumeux, principale- ment pres de terre. Lorsque le vent est venu au NO, il ne tarde pas ordinairement A sauter a 1’OSO dans des grains quelquefois tres violents; d’autres grains succedent ensuite rapidement et d’est alors que le vent a le plus de force. Toutes les fois que ces 7. 262 vents d’OSO et & grains ont acquis une certaine dur£e ils finis- sent par venir au SO et le temps s’embellit; ils passent ensuite, mais rarement au SSO et au SSE. Ces dernieres variations ex- tr&mes ont lieu particulierement pres de terre et dans le SO du cap Horn. Der Aristotelische Satz: «i dz megorassis TÜV Ave HOrFORmORVojErLMV sis ToUs Eyomevous Yiwovraı zar& AV ToU Nov nereoresw gilt also für die südliche Halbkugel in derselben Strenge als für die nördliche. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: C. F. Lessing, über die Fehler und den Mysticismus der mo- dernen Philosophien. Breslau 1839. 8. ‚ vollständiger Beweis, 1. dafs wir bis jetzt noch kein verständiges System der Philosopkie gehabt haben, und 2. die modernen Philosophien von Kant bis Hegel Phantasien, nicht aber Wissenschaften sind. Bd.1. ib. 1841. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Pohln. Wartenberg d.11. Juli d.J. Panofka, Terracotten des Königl. Museums zu Berlin. Heft 1.2. Berlin 1841. 4. 19 Expll. van der Hoeven en de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Ge- schiedenis en Physiologie. Deel 8, St.2. Leiden 1841. 8. Proceedings of the Royal Society 1840-41. No. 45-48. (Lon- don) 8. v. Schorn, Kunstblatt 1841. No. 53.54. und Titel nebst Register zum 21.Jahrg. 1840. Stuttg. u. Tüb. 4: Bullettino dell’ Instituto di Corrispondenza archeologica 1840, No. 7-12. Lugl.-Dec. 3. Morumenti inediti pubbl. dall’ Instituto di Corrispondenza ar- cheologica per l’anno 1840. (Tav. 13-24.) Roma e Parigi. fol. eingesandt durch die Buchhandlung der Herrn Brockhaus und Avenarius in Leipzig mittelst Nota v. 5. Juli d.J. Guil. Schott, de lingua Tschuwaschorum diss. Berol. (1841) 8. Nova Acta Regiae Societatis Scientiarum Upsaliensis. Vol. 11. Upsal. 1839. 4. i Ferd. Wolf, über die Lais, Sequenzen und Leiche. Heidelberg 1841. 8. u DI Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin in den Monaten August, September, Oktober 1841. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 2. August. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Steffens las über die Litteratur des Jordanus Brunus. 5. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Poggendorff las über eine Methode zur quanti- tativen Bestimmung der elektromotorischen Kraft in- constanter galvanischer Ketten. Die Methoden, welche man bisher angewandt, um die elek- ‘tromotorische Kraft eines galvanischen oder überhaupt elektri- schen Stroms zu bestimmen, sind gleichsam unmittelbare F olge- zungen aus dem von Ohm entdeckten F undamental-Gesetz. Nach ‚diesem wichtigen Gesetz wird bekanntlich die Intensität eines sol- chen Stromes vorgestellt durch einen Bruch, welcher die elektro- motorische Kraft zum Zähler und den Widerstand zum Nenner hat, so dafs, wenn man das erstere Element mit % und das letz- tere mit r+/ (wo Z den Widerstand des Schliefsdrahts der Kette) bezeichnet, die Intensität gegeben ist durch den Ausdruck bar k rl Um hiernach die beiden Elemente der Stromstärke zu be- stimmen, läfst man 7 in 7’ übergehen; man erhält dann eine an- [1841] 8 i= 264 dere Intensität :’ und für sie den analogen Ausdruck k rer" welcher, verknüpft mit dem erstern, die Werthe von k und r kennen lehrt, wenn die Grölsen :, ?’, 4 7, bekannt sind. Dies Verfahren verdankt man Ohm. Ein zweites Verfahren, welches jedoch nur das Verhältnils der elektromotorischen Kräfte %, &' zweier Ketten zu bestimmen erlaubt, auch nicht deren Widerstände r, r’ finden lälst, besteht darin, dals man diese beiden Ketten ein Mal in gleicher und ein anderes Mal in entgegengesetzter Richtung zu Einem System ver- bindet, und die in beiden Fällen entstehenden Ströme s und d, der Summe und Differenz, mifst. Man hat dann, wenn r+r’ den Widerstand des Systems bezeichnet: k+R k—k' M a ea = r+r' und daraus k std wie ed Ein drittes Verfahren, von gleicher Beschränkung wie das zweite, beruht darauf, dafs die Ungleichheit in den Widerständen verschiedener Ketten so gut wie aufgehoben wird, wenn man jeder derselben einen sehr grofsen Widerstand hinzufügt. Dann verhalten sich die elektromotorischen Kräfte geradezu wie die zu messenden Intensitäten der Ströme. Diese beiden letzten Verfah- ren stammen von Fechner. Diese drei Methoden, die einzigen, welche bisher angewandt oder vorgeschlagen wurden, gewähren in der Ausführung eine grolse Leichtigkeit; und für Ketten von constanter Beschaffenheit, d. h. für thermo- und magneto-elektrische Ketten, so wie auch für galvanische mit zwei zweckmälsig gewählten Flüssigkeiten leistet namentlich die erste in der That alles, was man nur ver- langen kann, so dafs sie hier schwerlich durch irgend eine neue verdrängt werden möchte. Anders verhält es sich mit der Anwendung dieser Methoden fl auf die zahlreiche Klasse der gewöhnlichen, mit Einer Flüssigkeit construirten galvanischen Ketten. Die Ströme dieser Ketten sind, | 265 in Folge der bei ihnen eintretenden Polarisation, von so wandel- barer Beschaffenheit, dals sie die Anwendung der genannten Me- thoden, wenn nicht ganz verbieten, doch wenigstens ungemein beeinträchtigen und beschränken. Um hier nur eins zu erwähnen, so zeigt sich, wenn man bei einer Kette dieser Art dem Schlielsdraht successive verschie- dene Längen giebt, um gemäls der Ohm’schen Methode, mittelst der Widerstände Z, 7’, 2”, ... und der entsprechenden Intensitä- tens, 7, i”, ... die Grölsen k und r zu bestimmen, ganz in der | Regel, dafs die für beide gefundenen Werthe desto grölser aus- fallen, je gröfser die Werthe von z 7’, 2” genommen wurden. Die Grölsen k und r sind demnach nicht constant, sondern Funk- tionen von /, und dies macht offenbar das ganze Verfahren illu- sorisch. ‘ Zwar kann man die Veränderlichkeit von & und r verrin- gern oder unmerklich machen, wenn man den Widerständen LV,t',... bedeutend grofse und .unter sich wenig verschiedene Werthe giebt, oder anders gesagt, wenn man, wie es Fechner gethan, mit sehr schwachen Strömen experimentirt; man erhält dann wirklich, aus verschiedenen Bestimmungen, beinahe gleiche Werthe für k und r, allein immer sind diese nicht rein, sondern mehr oder weniger verändert durch die Polarisation, die nur un- ter diesen Umständen nahezu constant geworden ist. Durch das genannte Verfahren, ebenso wie durch die beiden andern, kann man demnach keinen Aufschluls darüber erhalten, wie grols die elektromotorische Kraft ist, welche eine galvanische Combination Ider bezeichneten Art unter gegebenen Umständen zu entwickeln ‚vermag. © Dies zu wissen, ist aber im Allgemeinen von vielem Inter- ‚lesse und war gerade dem Verf. für einen speciellen Fall sehr ‚jwünschenswerth. Beschäftigt mit einer Untersuchung des merk- würdigen Verhaltens der Zink-Eisen-Kette, hatte er nicht nur estätigt gefunden, dals die Stromstärke dieser Kette unter ge- öhnlichen Umständen beträchtlich gröfser ist als die einer Zink- upfer-Kette, sondern auch beobachtet, dals dasselbe von der welektromotorischen Kraft gilt, wenn sie nach der Ohm’schen Me- jthode bestimmt wird. Da dies Resultat offenbar nur aus einer 266 Polarisationswirkung hervorgegangen sein kann, so wurde er dadurch veranlafst, sich die Bestimmung der unveränderten Kräfte beider Metall-Combinationen zur Aufgabe zu machen. Er versuchte demnach die drei bereits erwähnten Methoden, fand sie aber für diesen Zweck ganz untauglich. Ebenso wenig zum Ziele führend erwiesen sich andere Methoden, die sich dem Verf. darboten und zum Theil schon früher der Akademie mit- getheilt worden *). Nur eine, in dieser Mittheilung ebenfalls schon erwähnte, die der Verf. seitdem näher zu prüfen Gelegen- heit hatte, gab einigermalsen befriedigende Resultate, so dals er glaubt, sie bier anführen zu dürfen, zumal die Methode an sich bemerkenswerth sein möchte. Diese Methode geht von dem, wenigstens allgemein ange- nommenen Satze aus, dafs sich die Polarisation hauptsächlich oder ausschliefslich auf das negative Metall der Kette werfe, dafs sich demnach, was zur Lösung der in Rede stehenden Aufgabe noth- wendig ist, diese Polarisation werde entfernen lassen, wenn man die Metalle, deren Combinationen auf ihre elektromotorischen Kräfte untersucht werden sollen, nach einander zum positiven Gliede einer Kette mache, deren negatives anderweitig gegen die Polarisation geschützt ist. Dem gemäfs combinirte er die fraglichen Metalle, z. B. Zink, Eisen, Kupfer, successive mit Platin, indem er dieses, wie es in der Grove’schen Kette geschieht, in starke Salpetersäure stellte, und das Metall der erstern Art in Schwefelsäure oder eine an- dere Flüssigkeit, die von der Salpetersäure durch ein porösesf Thongefäls getrennt war. Er bestimmte nun, nach der Ohm’- schen Methode, die elektromotorischen Kräfte dieser fast aus- schliefslich einen constanten Strom liefernden Combinationen, und erhielt sie somit für Zink-Platin, Eisen-Platin und Ku- pfer-Platin, entweder rein oder abgeändert durch die Wir- kung, welche etwa aus dem Contacte oder der chemischen Actionf beider Flüssigkeiten entspringen mochte. *) S. den Monatsbericht der Akademie vom April d. J. 267 den Unterschieden verschwinden, und diese Unterschiede selbst mulsten, falls das Volta’sche Gesetz der Spannungen hier seine Anwendung findet, die elektromotorischen Kräfte der Combina- tionen Zink-Eisen und Zink-Kupfer rein darstellen, für die- jenige Flüssigkeit, in welche diese Metalle eingetaucht waren. Endlich mulste der Unterschied der beiden letzten Kräfte, unter gleicher Voraussetzung, die von der Polarisation freie elektromo- torische Kraft der Combination Eisen-Kupfer für dieselbe Flüs- sigkeit geben. Dies Verfahren hat der Verf. auf mehr als dreifsig Ketten ausgedehnt, und dabei folgende Resultate erhalten: Elektromotorische Kraft von: Zink- Platin Eisen- Platin Kupfer- Platin 1. Schwefels.+4W. u. Salpeters. 4 *) | 28,760 | 19,208 | 12,510 2 dito +4W.u. Salpeters. B 26,614 | 18,288 | 11,778 3 dito +12W.u. Salpeters. 2 | 25,439 | 17,571 | 10,968 4 dito + 4W. u. Salpeters. C | 24,732 | 17,010 | 10,366 5 dito +12 W. u. Salpeters. C | 23.994 | 16,841 | 10,219 6. Salpeters. C +2 W.u. Salpeters. B | 26,230 | 17,527 | 10,154 7. Salzsäure + 2W. u. Salpeters. 2 26,994 | 17,598 3) 8 9 . Kochsalzlösung u. Salpeters. Z 28,010 | 17,492 | 14,305 . Zinkvitriollösung u. Salpeters. 3 24,597 | 18,246 | 9.761 Zink- Eisen- Kupfer- Eisen Eisen Eisen 10. Schwefels. +4W. u. Salpeters. 4 | 22,611 | 14,307 | 8,184 Zink- Eisen- Kupfer- Antimon Antimon Antimon 14. Schwefels. + 4W. u. Salpeters. 4 | 18,866 | 11,066 | 3,287 *) Die Salpetersäure 4 war rauchende, die B hatte ein specif. Gewicht von 1,33 und die C ‚eins von 1,19. Wenn in letzterer das Platin stand, wurden immer die späteren Wertbe beob- achtet, um die im April-Berichte besprochene Erscheinung auszuschliefsen. W. bedeutet die E Gewichtsmenge Wasser, mit welchem ein Gewichtstheil concentrirter Schwefelsäure verdünnt war. Unter Zink ist immer amalgamirtes zu verstehen. **) Diese Kette war die einzige, welche keinen constanten Strom gab. Im Gegentbeil nahm der Strom ungemein rasch ab, offenbar deshalb, weil die Kupferplatte mit Kupferchlorür überzogen ward. In Kochsalzlösung gab dagegen die Combination Kupfer-Platin einen sehr con- Stanten Strom, gewifs deshalb, weil das gebildete Chlorür aufgelöst blieb. 268 Hieraus ergiebt sich aus dem Obigen: Elektromotorische Kraft von Ri | Zah | Re, vet | Knete a dl A 1. Schwefelsäure + 4 W. . 9,552 | 16,250 | 1,701 | 6,70 2. dito +4W.. 8,326 | 14,836 | 1,782 | 6,51 $. dito + 12 W. 7,868 | 14,471 | 1,839 | 6,60 4 dito +4W.. 7,722 | 14,366 | 1,860 | 6,65 5, dito +12 W.. 7,153 | 13,703 | 1,915 | 6,55 6. Salpetersäure C + 2 W. 8,703 | 16,076 | 1,847 | 7,36 Tesalzsaure Wr, N, 9,396 8. Kochsalzlösung . - - 10,518 | 13,075 | 1,303 | 3,19 9. Zinkvitriollösung . » - 6,351 | 14,836 | 2,336 | 8,48 10. Schwefelsäure + 4W. . 8,304 | 14,427 | 1,738 | 6,13 11. dito +4W. . 7,800 | 13,579 | 1,740 | 5,78 Aus diesen Messungen geht, als specielles Resultat, zunächst hervor, dafs, bei Ausschlufs der Polarisation, die elektromoto- rische Kraft von Zink-Eisen in allen angewandten Flüssigkeiten immer kleiner ist als die von Zink-Kupfer, dafs demnach das entgegengesetzfe Resultat, welches man erhält, wenn man die Ströme dieser Combinationen untersucht, nur die Folge einer Polarisation sein kann, welcher das Kupfer, wenigstens bei kräf- f tigeren Strömen, in höherem Grade unterliegt als das Eisen. Die Tafel bietet überdiels noch Anlafls zu mannigfaltigen Betrachtungen, zu welchen hier indefs nicht der Ort sein würde. Es mag daher nur bemerkt sein, dals, wenn auch die absolu- ten Werthe der Kräfte zwar von einer Flüssigkeit zur andern f bedeutend schwanken, sie doch bei einer und derselben Flüssig- keit, auf verschiedene Weise bestimmt, schon geringere Abwei- chungen zeigen, dals die Verhältnisse dieser Kräfte in noch engere Grenzen eingeschlossen bleiben, und dafs sich die klein- sten Variationen, für eine und dieselbe Flüssigkeit (mit Ausnahme des Falls No. 11.) bei den Werthen der elektromotorischen Kraft von Eisen-Kupfer finden, vermutblich deshalb, weil hierbei das Zink ausgeschlossen ist, das bei der Amalgamation schwerlich im-f mer in einen ganz gleichen Zustand versetzt werden kann. Wenn indefs die Abweichungen auch noch geringer wären, so ergiebt sich doch bei näherer Betrachtung, dals die so gefun- 269 denen Werthe, obwohl frei von dem Einflufs der Polarisation, doch schwerlich diejenigen elektromotorischen Kräfte vorstellen können, welche eigentlich gesucht wurden. Jene Werthe gelten nämlich nicht für die Metalle im unveränderten, sondern im oxy- dirten Zustande, da diese bei dem beschriebenen Verfahren immer stark oxydirt werden, und bekannt ist, dafs Metalle mit oxydirter Oberfläche sich immer negativ gegen die mit blanker Oberfläche verhalten. Aus diesem Grunde sind die gefundenen Werthe auch sämmtlich etwas zu grols. | Diese Betrachtungen und Erfahrungen bewogen den Verf.‘ das oben beschriebene Verfahren zu verlassen und zu demjenigen überzugehen, welches er ebenfalls in seiner früheren Mittheilung schon angedeutet hatte, ohne damals im Stande zu sein, dasselbe auszuführen. Die Idee dieses Verfahrens ist die: den Strom der wandel- baren Kette gar nicht in Wirksamkeit treten zu lassen, sondern ihn, sogleich bei seiner'Entstehung, durch einen Strom von con- stanter Beschaffenheit genau zu compensiren und alsdann die elek- tromotorische Kraft des letzteren zu messen. Einleuchtend ist, dals bei einem solchen Verfahren nicht nur die Polarisation aus- geschlossen, sondern auch der anderweitige ursprüngliche Zustand der Metalle aufrecht gehalten werden wird. Lange glaubte der Verf. diese Compensation sei nur durch einen magneto-elektrischen Strom zu erreichen und zwar durch einen solchen, wie man durch Axendrehung eines Magnetstabes erhält. Er fing daher schon an, die Möglichkeit einer baldigen Ausführung seiner Idee zu bezweifeln, als ihn unverhofft eine anderweitige Betrachtung lehrte, dafs dieselbe auf einem weit einfacheren und minder kostspieligen Wege durch galvanische Kräfte vollständig zu verwirklichen sei. Es ergab sich ihm näm- | lich, dafs, obwohl die elektromotorischen Kräfte der hydro-elek- | irischen Ketten, als durch die Natur der in Contact gesetzten | Stoffe bedingt, sich nicht geradezu von jeder erforderlichen | Gröfse erhalten lassen, es dennoch möglich ist, sobald man ein- | mal Eine solche Kraft von constanter Beschaffenheit besitzt, jeden beliebigen aliquoten Theil davon abzweigen und zur Compensa- ‚tion eines wandelbaren Stromes verwenden zu können. Auf die- ‚ses Mittel gerieth der Verf. durch die Theorie der zusammen- 270 gesetzten Kette, d. h. derjenigen galvanischen Combination, wo mehre einfache Ketten wiederum zur einfachen Kette ver- bunden sind. Die Theorie dieser Kette haben Ohm und Fechner nur für den Fall in Erwägung gezogen, dals die elektromotorischen Kräfte der partiellen Ketten gleich sind, einen Fall, wo sie sich auf die Betrachtung des Einflusses der Plattengröfse reducirt. Erst in neuerer Zeit ist sie von Pouillet, Vorsselman de ‚Heer und Henrici aus allgemeinerem Gesichtspunkte aufgefalst ‘worden; allein diese Physiker haben nicht alle Folgerungen ent- wickelt, welche in der Theorie verborgen liegen, und somit ist ihnen die Anwendung entgangen, die sich von ihr auf das in Rede stehende Problem machen lälst. In ihrem Grundprincip kommt die Theorie der zusammen- gesetzten Kette mit der der Säule überein. Beide nämlich gehen davon aus, dafs die von den einzelnen Ketten erregten Ströme, je nach ihrer Richtung, sich addiren oder subtrahiren, ohne ein- ander zu stören, so dals, in Bezug auf irgend eine dieser Ketten, alle übrigen sich als blolse Leiter verhalten. Für die Säule, wo dem Gesammtstrome und seinen par- tiellen Strömen nur ein und derselbe Weg offen steht, führt die- ser Grundsatz zu einer sehr einfachen Entwicklung. Bezeichnet man nämlich mit X, &”, X”, ... die elektromotorischen Kräfte der die Säule bildenden Ketten mit r', r”,r””, ... ihre Widerstände und mit r den Widerstand des gemeinschaftlichen Schliefsdrahtes, also mit r+r’+r”-+-r”—+ .. den Gesammtwiderstand der Säule, so sind die partiellen Ströme k' K'" r+Hr Hr" +r”" +...’ r+r+r’ Hr”... ’ LK" r+r ur" +r” +... und die Summe derselben oder K+k"+Kk".. r+r +r"+r"+... ist der Ausdruck für die Intensität des Stroms der Säule. Die Richtigkeit dieser Theorie ist durch die Versuche von Fechner und von Pouillet erfahrungsmäfsig dargethan. Auch der Verf. hat sie bestätigt, zwar nur an einer Säule aus zwei „u S. w. in a Fr 271 Ketten, aber aus Ketten von sehr verschiedener Kraft, einen Fall, welchen man bisher noch nicht untersucht hat. Er fand nämlich für: elektromot. Kraft Widerstand eine Grove’sche Kette 25,79 5,08 eine Daniell’sche Kette 15,87 13,73 41,66 18,81 Die Säule aus beiden gab 41,62 18,91. Die Uebereinstimmung der Theorie mit der Erfahrung läfst also für diesen Fall nichts zu wünschen übrig *). Die Theorie der zusammengesetzten Kette, obwohl von demselben Grundsatz ausgehend, ist nothwendig verwickelter, weil bei ihr den Strömen mehre Wege darge- boten sind. Die nebenstehende Figur wird dies veranschaulichen. Gesetzt, es seien die gleichgerichteten Ketten 1, 2, 3, ... in P und N miteinander verknüpft, und diese Punkte, die sogenannten Pole, noch durch den Schliefs- draht 0 verbunden. Dann hat man zuvörderst folgende Gröfsen zu unterscheiden: In: 0; 1: 2; 35 elektr. Kraft Z: RK" KR” Widerstand r Fr 2 DE Stromstärke ; r % ””, wenn No.1 wirkt dito Fre 2% re ee dito DER LI NR 3 dito J JS J' J”, wenn alle wirken. Dem obigen Grundsatze gemäfs und die Richtung der par- tellen Ströme berücksichtigend, hat man nun zuvörderst: J =i+,+,;-+... Venice, J=h-l'—-%—..)(D 0222 m __ m 07) "= -"—%—... I I „............e.e2emeueee — *) Bei diesem Versuche waren die Ketten, wie man sieht, in gleichem Sinne zur Säule ver- bunden. Bei entgegengesetzter Verknüpfung der Ketten findet keine so vollkommene Ueber- einstimmung zwischen Theorie und Erfahrung statt, indem alsdann die stärkere Kette die schwä- chere schwächt, desto mehr, je länger sie auf dieselbe eiowirkt, Es ist dies wohl offenbar als 272 Es bleibt nun noch übrig, die Intensitäten der partiellen Ströme zu berechnen. Dies geschieht mit Hülfe der drei ander- weit als richtig anerkannten Sätze: 1) dals die elektromotorischen Kräfte in den Zweigen eines Stromes gleich sind; 2) dafs die Summe der Intensitäten der Zweigströme gleich ist der Intensität des ungetheilten Stroms; und 3) dals die elektromotorische Kraft des unverzweigten Stromtheils addirt zu der des verzweigten gleich ist der gesammten elektromotorischen der Kette. Hiernach hat man, wenn blols z.B. die Kette No. 1 strom- erregend wirkt: ir = ir" = i"r"...=W..(l) EN ee 112) Fa ae Ba a a ek BE Pre A 8)..% woraus sich, in diesem Fall, für die Intensitäten der partiellen Ströme die Ausdrücke ergeben: 2 5 K(r’s—1) vr DU ; k' ’ i= ns a r'sr"” riszn wenn, Kürze halber, gesetzt wird: 1 1 1 1 er nA ec =sS Auf ähnliche Weise ergeben sich die übrigen partiellen Stromstärken, und wenn man sie dann sämmitlich in den Glei- chungen (I) substituirt, bekommt man für die totalen oder wirk- lichen Stromstärken in den Wegen 0, 1, 2, 3, ... die Werthe: ı [f# RK” A al Mer + mE 3 ; SRG... Kr,” ’= Br = — Zar 2 EEE 5 1 RK" (s r”’ 0 1) KR y Al (II) a 2 ee n 4 Tale (st — 1) I K” eh 5 ee ar eine secundäre Wirkung zu betrachten, die den Grundsatz der Theorie, dafs die Ströme selbst ohne Einflufs auf einander sind, nicht aufhebt. *) Es ist nämlich 7%’ nicht blofs die elektromotorische Kraft jedes der Zweigströme, sondern auch die des aus ihnen gebildeten Systens, 273 Von diesen Intensitäten hat man bisher nur die erstere, J, die im Schliefsdraht der zusammengesetzten Kette, in Betracht gezogen. Zur Anwendung der Theorie auf das angedeutete Com- pensationsverfahren müssen aber auch die übrigen Intensitäten berücksichtigt werden. Es sind jedoch zu diesem Verfahren nur zwei Ketten, z.B. No.1 und No. 2, erforderlich; dadurch redu- eiren sich die Gleichungen (II) auf folgende: sr ’ 72 r r IE RENIDERIE REAL: } (IT) sr l gE pabtisgib Mr Terme Die beiden letzten Gleichungen drücken einen Unterschied aus. Da nun über den Werth der darin enthaltenen Gröfsen nichts Besonderes festgesetzt ist, so kann man sie offenbar so wählen, dafs der Unterschied Null wird. Setzt man demgemäls z.B. J” = 0, substituirt für s seinen Werth und macht die nö- thigen Reductionen, so ergiebt sich: r K' = Be u DENT . (v) und wenn man diesen Werth von %” in den beiden ersten Glei- chungen (III) substituirt, erhält man: Lk r-+r' V=-J= woraus mittelst Gleichung (IV): N IR Die Gleichungen (IV) und (V) geben nun zwei Wege an die Hand, die elektromotorische Kraft einer inconstanten Kette durch Compensation ihres Stroms mittelst des einer constanten Kette numerisch zu bestimmen. Erstes Verfahren. Man nehme irgend eine constante Kette von grolser Kraft, am besten eine Grove’sche, und bestimme nach der Ohm’schen Me- thode ihre elektromotorische Kraft X und ihren Widerstand. Hier- auf verbinde man sie mit der inconstanten Kette, deren elektro- 274 motorische Kraft ermittelt werden soll, z. B. mit einer gewöhn- lichen Zink-Kupfer-Kette, auf folgende Weise. Man verknüpfe durch ein Draht a die Zinkplatten beider Ketten, und durch einen Draht 5 die Platinplatte der con- stanten Kette mit der Zinkplatte der in- constanten. Endlich führe man noch einen Draht c, der irgendwo einen em- pfindlichen Multiplicator m einschliefst, von jener Platinplatte zu der Kupferplatte oder KZ zZ» constanten Kette, chne ihn jedoch in dauernder Verbindung mit überhaupt der negativen Platte der in- derselben zu halten. Der Draht a nebst den Flüssigkeiten » der constanten Kette liefern zusammen den Widerstand r’, der Draht 5 gewährt den Widerstand . Wenn diese beiden Widerstände in das gehörige Verhältnifs zu einander gesetzt sind, wird in dem Draht c der Strom Null sein, oder die Nadel des Multiplicators m, wenn man momentan mit dem Drahte c die inconstante Kette schliefst, durch- aus keine Bewegung machen. Die Aufgabe ist nun, dies Verhältnifs zwischen r und r’ aufzusuchen. Sie kann nur durch Probiren gelöst werden, und natürlich wird dies nicht auf den ersten Wurf gelingen. Ganz in der Regel wird, bei der momentanen Schliefsung mit dem Draht c, die Galvanometernadel noch eine Bewegung machen, und zwar zu Gunsten der inconstanten Kette, wenn der Draht 2 zu kurz, und zu Gunsten der constanten Kette, wenn er zu lang ist. Durch ein Paar Proben, wobei man den Draht 5 zweck- mälsig verlängert oder verkürzt (was am sichersten und bequem- sten geschieht, wenn man das vom Verf. unter dem Namen Wi- derstandsmesser beschriebene Instrument in diesen Draht ein- schaltet), findet man indels bald die Länge, welche in dem Draht e, wenn mit ihm momentan geschlossen wird, entweder keinen oder einen nur höchst unbedeutenden Strom aufkommen läfst. Dies ist als eine erste Annäherung zum richtigen Verhält- nils von r und r’ zu betrachten. Man läfst nun die inconstante Kette eine Zeitlang ungeschlossen stehen, damit die Polarisation, welche sie bei den successiven, wenn auch nur momentanen / 275 Schliefsungen erlitten hat, vollständig verschwinde; oder, noch besser, man nimmt die negative Platte derselben oder auch beide Platten aus der Flüssigkeit, reinigt sie, falls man sie angegriffen findet, und stellt sie wieder hinein. Eine Wiederholung des angezeigten Verfahrens wird nun, bei der schon angenähert bestimmten Länge von 5, leicht den Punkt finden lassen, wo ein so vollkommenes Gleichgewicht zwi- schen beiden Ketten statthat, dafs die Nadel auch eines sehr em- pfindlichen Galvanometers, bei der momentanen Schliefsung mit e, vollkommen in Ruhe bleibt. Hat man nun für diesen Gleichgewichtspunkt die Draht- länge 2, d. h. den Widerstand r gemessen, und sind auch die beiden Gröfsen r’, &' bekannt, so ergiebt sich die elektromoto- rische Kraft %” der inconstanten Kette durch dıe Gleichung (IV): K' = A RE; r+r worin, wie man sieht, der Widerstand der inconstanten Kette, also auch der des Drahts c, nicht eingeht. Zweites Verfahren. Dasselbe ist in seiner Handhabung genau dem ersten ähnlich und weicht nur insofern von diesem ab, als es keine gesonderte Bestimmung der elektromotorischen Kraft # und des Widerstan- des r’ der constanten Kette verlangt, sondern nur erfordert, dafs man die Intensität J des Stromes in dem Drahte 2, so wie den Widerstand r desselben kenne, für den Fall, dafs dieser Draht diejenige Länge hat, welche in dem Draht c den Strom ver- nichtet. Man schaltet daher in den Draht 2 ein Mefswerkzeug ein, bestimmt mittelst seiner die Intensität und erhält dann A” durch die Gleichung (V): nr d, Dies Verfahren ist besonders empfehlenswerth, wenn man die constante Kette zu einer ganzen Reihe von Compensationen benutzen wollte, da es möglich wäre, dafs ihre elektromotorische "Kraft X während der dazu erforderlichen Zeit nicht in aller Strenge constant bliebe. Bei dem letztern Verfahren ist nur er- forderlich, dafs diese Kraft während jeder einzelnen Compensa- tion constant bleibe, und das ist eine Bedingung, die jede wohl 276 construirte Groye’sche Kette, sobald sie einmal zur Constanz ge- langt ist, mehr als hinlänglich erfüllt. Die Richtigkeit der so eben beschriebenen Methoden kann wohl wenig Zweifel unterliegen; um sich jedoch vollends von derselben zu überzeugen, hat der Verf. sie beide einer experi- mentellen Prüfung unterworfen. Für die erstere Methode geschah dies dadurch, dafs er sie auf eine constante Kette anwandte, nämlich auf eine Daniell’sche, deren elektromotorische Kraft gleich der der compensirenden Grove’schen Kette nach dem Ohm’schen Verfahren bestimmt wor- den war. Das auf diese Weise gefundene Verhältnils der elek- tromotorischen Kräfte beider Ketten, verglichen mit dem, welches die Compensationsmethode lieferte, mufste über die Anwendbar- keit der letztern entscheiden. Zwei Vergleiche dieser Art gaben folgende Resultate: Erster Vergleich. Nach der Ohm’schen Methode: Grove ..%k = 25,886 Bear 5 Daniel...” = ee . Nach der Compensationsmethode No. 1: r' =' 35,03 u RE AS a folglich aa 1,668. Zweiter Vergleich, (Zu einer andern Zeit.) Nach der Ohm’schen Methode: Grove ..%X = 24,438 Daniell .. %” = 15,006 } folglich Er 1,628. Nach der Compensationsmethode No. 1: er | folglich Fuge r =99,01 r Die Prüfung der zweiten Methode geschah durch den Ver- gleich ihres Resultats mit dem der ersten, an einer Kadmium- Kupfer-Kette, die mit einem Gemisch von 1 Th. conc. Schwe- felsäure und 16 Th. Wasser geladen war. Die Messung der In- tensität J geschah mittelst der Sinusbussole, so dals also, wenn « den Ablenkungswinkel der Nadel. des Instruments bezeichnet, die Intensität proportional war sin «. 277 Erster Vergleich, % = 17,995 r ='23,52 ei 2er also _# = 73483; rsina = 7,430. r+r Zweiter Vergleich. (Eine Stunde darauf.) kK' —= 18,201 r = 23.27 r' = 34,39 « = 18° 40’ also r > = 7,346; rsine = 7,447. ars Die geringe Abweichung zwischen diesen Resultaten dürfte wohl die Zuverlässigkeit beider Compensationsmethoden hinläng- lich verbürgen. . Auch anderweitige experimentelle Prüfungen der aus der Theorie der zusammengesetzten Kette hervorgehenden Folgerun- gen, so wie vorläufige Anwendungen der Compensationsmethoden auf die Bestimmung der elektromotorischen Kräfte einiger incon- stanten Ketten fielen zur vollen Zufriedenheit aus. ' An eingegangenen Schriften und dazu gehörigen Schreiben wurden vorgelegt: Abhandlungen der Königl. Böhmischen Gesellschaft der Wissen- schaften. 5. Folge. 1. Bd. von den Jahren 1837-1840. Prag 1841. 4. mit einem Begleitungsschreiben des beständigen Sekretars dieser Gesellschaft, Herrn Franz Palacky, d.d.Prag den 19. Juli d.J. — worin zugleich um Ergänzung mehrerer dort fehlen- den Jahrgänge unserer Abhandlungen, gegen Austausch der ihrigen, gebeten wird. Nova Acta Academiae Caesareae Leopoldino-Carolinae Naturae Curiosorum. Vol.18, Supplem.4. Vratislav. et Bonn. 1841. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Präsidenten dieser Akademie, Herrn Nees von Esenbeck, d.d. Breslau den 19. Juli d.J. H.R. Goeppert,,de Coniferarum structura anatomica. \ra- tislav. 1841. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verfassers d. d. Breslau den 28. Juli d.J. 278 Statistigue de la France publiee par le Ministre de. l’Agricul- ture et du Commerce. — Agriculture Tom. 1.2. Paris 1840. 4. W. Gesenius, über die Himjaritische Sprache und Schrift. Aus der allgem. Literatur-Zeitung, Juli 1841, besonders ab- gedruckt. 8. L’Institut. - 1. Section. Scienc. math,, phys. et nat. 9. Annee. No. 392-395. 1-22.Juill. 1841. Paris. 4. ‚2. Section. ‚Science. hist., archeol. et philos. 6. An- nee. No.65. Mai 1841. ıb. 4. v. Schorn, Kunstblatt 1841. No. 55. 56. Stuttg. u. Tüb. 4. Alcide d’Orbigny, Histoire naturelle des Crinoides. Livr. 3. Paris 1840. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1841. 2. Semestre. Tom. 13. No. 1-3. 5-19. Juill. Paris. 4. Nuovo Diploma militare dell’ Imperatore Trajano Decio ilu- strato da Bartolom. Borghesi. Roma 1840. 4. Franc. M. Avellino, Descrizione di una Casa disotterrata in Pompei negli anni 1832, 1833 e 1834. Napoli 1840. 4. Ferner ward: 14) ein Austausch von Abhandlungen mit der Königl. Böhmi- schen Gesellschaft der Wissenschaften eingeleitet. 2) Eine Einladung zur Gelehrtenversammlung in Florenz vor- getragen. 3) Desgl. ein Schreiben des Kaiserl. russischen Geschäftsträgers, wonach Se. Maj. der Kaiser die Gnade hat, der Akademie das Ver- zeichnils der in Petersburg vorhandenen eigenhändigen Schriften König Friedrich’s II. vorlegen zu lassen, um anzuzeigen, ob sie davon für die neue Ausgabe der Werke Friedrich’s IL. Gebrauch machen kann. Katalog und Schreiben ward dem Ausschusse zur Herausgabe der Werke Friedrich’s II. zugefertigt. 12. August. Gesammitsitzung der Akademie. Hr. Neander las über den Charakter des Eusta- thius von Thessalonich, besonders hinsichtlich seiner reformatorischen Wirksamkeit. 279 An eingegangenen Schriften und dazu gehörigen Schreiben wurden vorgelegt: Atti della Reale Accademia delle Scienze, Sezione della Societä Reale Borbonica. Vol. 3.4. Napoli 1832. 39. 4. 2Expl. Fortunato Padula, su i solidi caricati verticalmente e sui solidi di ugual resistenza. ib. 1837. 4. , Raccolta di problemi di Geometria risoluti con l’ana- lisi algebrica. ib. 1838. 4. ‚„ Risposta al Programma destinato a promuovere e comparare imetodi per l’invenzione geometrica. ib. 1839. 4. Ant. Niccolini, Tavola metrica-cronologica delle varie al- tezze tracciate della superficie del Mare fra la Costa di Amalfi ed il Promontorio di Gaela. ib. 1839. 4. Macedonio Melloni, Relazione intorno al Dagherrotipo. ib. 1839. 4. , Esperienze sull’ azion chimica dello spettro solare, e loro conseguenze relativamente alla Dagherrotipia. ib. 1840. 4. Vorstehende Schriften sind von dem beständigen Sekretar der Accademia delle Scienze, Sezione della Societä Borbonica, Herrn Ferd. Monticelli, mittelst Schreibens d. d. Nea- pel den 30. Juli 1840 übersandt worden. Göttingische gelehrte Anzeigen 1841. Stück 121. Enthaltend eine Vorlesung des Herrn v. Siebold: ‚zur Lehre von der künst- lichen Frühgeburt‘‘. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.430.-Altona 1841. 4. v. Schorn, Kunstblatt 1841. No. 57. 58. Stuttg. u. Tüb. 4. Ferner ward: 4) Ein Antwortschreiben an den Kaiserl. Russischen Geschäfts- träger über die Werke Friedrich’s II. vorgetragen und ange- nommen. 2) Ein Tausch der Abhandlungen der päpstlichen und hiesigen Akademie genehmigt. 3) Eine Aktie des literarischen Vereins in Stuttgart genommen, 4) Kam eine Allerhöchste Kabinetsordre vom 19. Juli über die Herausgabe der Werke Friedrich’s II. zum Vortrag und wurde ‚dem dazu ernannten Ausschusse überwiesen. Sommerferien der Akademie. 8* 280 Vorsitzender Sekretar: Hr. v. Raumer: 41. Oktober. Sitzung der physikalisch-ma- thematischen Klasse. Hr. Lejeune Dirichlet theilte einige Resultate sei- ner Untersuchungen über eine Klasse homogener Funktionen des dritten und der höheren Grade mit. Die homogenen Funktionen mit ganzzahligen Coefficienten, worauf sich diese Untersuchungen beziehen, sind diejenigen be- sonderen Funktionen jedes Grades, welche eine ihrem Grade gleiche Anzahl von unbestimmten ganzen Zahlen enthalten und zugleich in lineare Faktoren mit irrationälen Coefhcienten zer- legt werden können. Für den zweiten Grad fallen dieselben mit den so vielfach behandelten binären quadratischen For- men zusammen, und wie die Theorie dieser Formen einen der fruchtbarsten "Theile der Arithmetik bildet, so kommen auch den analogen Ausdrücken von hüherem Grade eine Menge der in- teressäntesten Eigenschaften zu, deren Erforschung nicht nur der Theorie der Zahlen, sondern auch änderen damit zusam- menhangenden Disciplinen bedeutende Erweiterungen zu verspre- chen scheint. Von den zahlreichen Untersuchungen, wozu dieser Gegenstand Veranlassung giebt, betrifft die der Klasse gemachte Mittheilung nur die Aufgabe: „Alle Darstellungen einer gegebe- „nen Zahl durch eine gegebene Funktion der genannten Art auf- „zufinden, oder sich doch zu überzeugen, dafs die gegebene Zahl „einer Solchen Daärstelläng nicht fähig ist”. Um die Betrachtungen, worauf die Lösung der eben ausge- sprochenen Frage beruht, in das gehörige Licht zu setzen, wird & zweckmälsig sein, dieselben zunächst auf den zweiten Grad anzuwenden, obgleich die Aufgabe für diesen Fall längst durch andere Methoden ihre vollständige Erledigung gefunden hat. Für diesen Fall verlangt die Aufgabe, dals man alle Auflö- sungen der ünbestimmten Gleichung ax’ +2bxy+ ey? =m (1) darstelle, in welcher Gleichung #°=ac =D als positiv und kei- nem Quadrate gleich vorausgesetzt werden kann, da sonst die Frage gar keine Schwierigkeit darbietet. Die Methode, welche 281 wir 'anzudeuten versuchen wollen, macht die Lösung ‚dieses Pro= blems von der Kenntnils irgend zweier Werthe abhängig, welche der bekanntlich immer ‚möglichen Gleichung e?—-D# =1 (2) genügen. Sind 7, U zwei solche Wierthe, (die wir !beide positiv voraussetzen können) und hätte man andrerseits irgend eine Auf- lösung (X, Y) von (1), so'würde man nach einer von Euler 'ge- machten Bemerkung ‘unzählige neue Auflösungen daraus ableiten können, 'welche ‚durch die Formel ax+(b++-VD)y = *(aX+[54-VD]Y)(T-+-UVD) (3) bestimmt werden, worin n irgend eine positive oder negative ganze Zahl bezeichnet.und nach geschehener Entwickelung die ver- tionalen Theile und die 'Coefhicienten von VD auf 'beiden Seiten besonders ‚gleich zu setzen sind. Wie wichtig die von Euler ge- machte Bemerkung auch sei, so begründet-dieselbe doch noch kei- neswegs eine vollständige Zurückführung der ‘Gleichung (1) auf die (2), da dieselbe kein Mittel an die Hand giebt, eine erste Auflösung (X, Y) zu finden, und andrerseits, wie Lagrange ge- zeigt hat, der Ausdruck ‘(3) nicht 'nothwendig alle Auflösungen von (1) zu enthälten braucht, selbst wenn man für 7, U die klein- sten :der ‘Gleichung (2) genügenden Werthe wählt. ‘Um nun ‚die ‘oben verlangte vollständige Zurückführung zu bewerkstelligen, 'bemerke man, dafs die in (3): enthaltenen Auflösun- gen .eine’Gruppe bilden, welche dieselben Auflösungen zu enthalten fortfahren wird, wenn man statt der Auflösung (X, Y') irgend eine der daraus ableitbaren einführt. Es folgt hieraus, dafs die Gesammtheit aller Auflösungen von (1) in Gruppen dieser Art wertheilt werden ‘kann, und dafs es zur vollständigen Lösung unserer Aufgabe nur darauf ankommen, wird, aus jeder Gruppe eine Auflösung zu kennen, .da alsdann ‚die ganze Gruppe selbst durch (3) gegeben sein wird. Nun ist aber aus (3) klar, dafs ia jeder Gruppe der Ausdruck ax + (&-+V D)y nothwendigeinmalund nur einmal einen Werth annimmt, der zwischen die beiden Grenzen sundo(Z-+UVD) mit Ausschluls von einer derselben fällt, wenn co einen beliebigen positiven oder negativen Werth bezeichnet. Nimmt man z.B. positiv, so giebt es also in jeder Gruppe eine und nur eine Auflösung von solcher Beschaffenheit dafs s2bxy-+-cy? derselben Determinante verhält. Ist s®+as®+bs+c=0 (5) eine cubische Gleichung, deren Coefhicienten ganze Zahlen sind, und welche durch keinen rationalen Faktor theilbar ist, und be- zeichnen % B, % die Wurzeln derselben, so ist der zu betrachtende Ausdruck F (x, 7; z) das Produkt von &-+-ay-+«°z und zwei ähnlichen aus ß, y ge- 283 bildeten linearen Funktionen. Die zu lösende Gleichung wird alsdann F(x,y,2) = m, (6) während die der obigen (2) entsprechende mit der folgenden zusammenfällt F( wv) = 1 (7) Was diese letztere betrifft, so lälst sich durch Betrachtungen, die bier nicht ausgeführt werden können, nachweisen, dals sie wie jene (2) immer auflösbar ist, und es wird nun zu zeigen sein, wie man aus einer oder zwei Auflösungen von (7) alle Werthe x, y, z ableiten kann, welche der (6) genügen oder sich doch überzeugen kann, dafs keine solche existiren. Hierbei treten nun zwei wesentlich verschiedene Fälle ein, je nachdem nämlich. die Gleichung (5) nur eine oder drei reelle Wurzeln hat. Im erstern dieser Fälle, den wir allein hier ausführlich be- sprechen werden, hat die Gleichung (7) mit (2) die Eigenschaft gemein, dals alle ihre Auflösungen aus einer Fundamental-Auflö- sung durch Potenziren abgeleitet werden können, allein es ist für unsern Zweck nicht erforderlich, diese einfachste Auflösung zu kennen, sondern das Verfahren bleibt bis auf die grölsere Länge der Rechnung ganz dasselbe, wenn man von einer der abgeleite- ten Auflösungen ausgeht. Ist nämlich 7, U,7*) eine solche und bezeichnet man andrerseits mit X, Y, Z irgend welche ganze Zah- len, die der Gleichung (6) genügen, so lassen sich daraus unend- lich viele neue ableiten, wenn man in der Gleichung x-tayta°’z = (X-+0Y+0a°Z)(T+aU+a?P)" (8) nach geschehener Entwicklung die rationalen Theile, so wie die Coefficienten von « und &? besonders gleich setzt. Die durch diese Formel mit einander verbundenen Aullösungen bilden offen- bar wieder eine Gruppe, welche von der Wahl des Anfangsglie- des (X, Y, Z) unabhängig ist, d. h. welche dieselbe bleibt, wenn man dieses mit irgend einem andern Gliede derselben Gruppe vertauscht. Es folgt daraus, wie.oben, dafs sich die Gesammt- heit aller Auflösungen von (6) in solche Gruppen vertheilen las- sen muls, und dafs man sich im Besitze aller dieser Auflösungen *) Es versteht sich von selbst, dafs die ganz illusorische Auflösung 1, 0, 0 ausgeschlossen wer- ‚den mufs. 284 befinden wird, sobald man aus jeder Gruppe ein Glied anzugeben im Stande ist. Nun ist aus (6) und (8) sogleich klar, wenm man unter « diejenige der Wurzeln von (5) versteht, welche reell ist, dals x-Fay-#a*z dasselbe Zeichen wie m hat und in jeder Gruppe einmal und nur einmal einen Werth erhält, der zwischen den Grenzen ce und s(T+aU+u?F) mit beliebigem Ausschluls vom einer derselben liegt, wo die Gröfse « ganz willkührlich und der einzigen Beschränkung un- terworfen ist, ein dem: Zeichen von m: gleiches Zeichen: zu ha- ben. Die Auffindung aller Auflösungen, welche diese doppelte Bedingung; erfüllen und die Repräsentanten vom eben so vielen Gruppen sind, läfst sich aber sogleich durch Versuche im endlicher Anzahl bewerkstelligen oder es lälst sich erkennen, dals keine solche und also überhaupt keine Auflösungen für (6) existiren. In der That betrachtet man in (6), »,y,= als rechtwinklige Co- ordinaten, so stellt diese Gleichung eine krumme Fläche von un- endlicher Ausdehnung dar, welche in unserm Falle, wo nur eine der Wurzeln «, ß, y reell ist, eine Ebene und eine Gerade zu Asymptoten hat. Die oben erhaltenen Ungleichheitsbedingungen haben dann die geometrische Bedeutung, dals man nur das Stück der Fläche zu betrachten hat, welches zwischen‘ den durch die Gleichungen + yHaz—=o, z-+ay+uarz = c(T+aU-+ru?V) bestimmten Ebenen liegt, welche mit der vorher erwähnten Asymptoten-Ebene parallel sind. Dieses Stück aber hat, wie man leicht sieht, nur eine endliche Ausdehnung, so dafs man also durch Versuche in beschränkter Anzahl immer wird entscheiden können, welche Punkte desselben ganzzahlige Coordinaten haben, wenn überhaupt Punkte dieser Art vorhanden sind. Wir bemerken nur noch, dals in dem zweiten der früher unterschiedenen Fälle die Gleichung (7), wie in dem eben be- sprochenen, unendlich viele Auflösungen zuläfst, die aber nicht alle aus einer durch Potenziren abgeleitet werden können. Es existi- ren vielmehr in diesem Falle zwei Grundauflösungen, welche durch Multiplikation und Potenzirung alle übrigen erzeugen. Obne diese zu kennen, wird es hinlänglich sein, von den deriyirten zwei von 285 solcher Beschaffenheit zu haben, dafs nicht beide durch Potenzi- rung in eine und dieselbe dritte übergehen können, um daraus nach einem dem oben angegebenen ähnlichen Verfahren die Ge- sammtheit aller Auflösungen von (6) ableiten zu können, Hr. Dove las über die durch Magnetisiren des Ei- sens vermittelst Reibungs-Elektricität inducirien elektrischen Ströme. 14, Oktober. Gesammisitzung der Akademie. Hr. v. Raumer las über den jetzigen Zustand des Schulwesens in England. Er zeigte, welche Fortschritte in den letzten Jahren stattgefunden haben, und welche Mängel noch zu beseitigen sein dürften. Insbesondere machte er darauf auf- merksam, dafs man in England über die Mitwirkung und den Einfluls des Staats und der Behörden auf die Erziehung, meist andere Ansichten habe als in Deutschland. Hierauf wurden an eingegangenen Schriften nebst dazu ge- hörigen Begleitungsschreiben vorgelegt: J. F. Mafsmann, Libellus aurarius sive tabulae ceratae et an- tiquissimae et unicae Romanae in fodina auraria apud Abrudbanyam nuper repertae. Lipsiae (1841). 4. Gelehrte Anzeigen, herausgegeben von Mitgliedern der Königl. Bayer. Akademie d. Wissenschaften. Jahrg. 1841. No.99-105. (enthaltend eine Abhandlung des Herrn H. F. Mafsmann, rüber die einzigen bisher bekannt gewordenen, ächt römischen Wachstafeln vom Jahre 167 n. C.«) München. 4. nebst einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. München den 12. Aug. d.J. Gius. Giulj, Storia naturale di tutte Pacque minerali di Tos- eana. Tomo 6. Siena 1835. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Siena den 14. Mai d.J. Gelehrte Denkschriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg. 1840, Heft 4. Kasan 1840. 8. (In Russisch. Sprache.) nebst einem Begleitungsschreiben derselben. H. E. Dirksen, Vermischte Schriften. 'Th. 4. Berlin 1841. 8. 286 nebst einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Berlin den 11. August d.J. Natuurkundige Verhandelingen van de Hollandsche Maatschappij der Wetenschappen te Haarlem. 2. Verzameling. Deel 1. Haarlem 1841. 4. mit einem Begleitungsschreiben des beständigen Sekretars der Holländischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Haarlem, Herın van Breda, vom 28. Juli d. J. Abhandlungen einer Privatgesellschaft in Böhmen, zur Aufnahme der Mathematik, der vaterländischen Geschichte und der Naturgeschichte. Zum Druck befördert von Ignatz Edlen von Born. Bd. 1-6. Prag 1775-84. 8. Abhandlungen der Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften auf die Jahre 1785, 1786 und 1788. (oder Th. 1.2.4.) ib. 1785. 86. 89. 4. Neuere Abhandlungen der Königl. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Bd. 1-3. ib. 1791. 95. 98. 4. Abhandlungen der Königl. Böhmischen Gesellschaft der Wis- senschaften. Bd. 1. Von den Jahren 1802-1804. Bd. 2. 1805-1809. Bd. 3. 1806-1811. Bd.4. 1809-13. Bd.5. 1814-17. Bd. 6. 1818. 19. Bd.7. 1820. 21. Bd.8. 1822. 23. ib. 1804-1824. 8. Die vorstehenden Schriften der Königl. Böhmischen Gesellschaft in Prag sind von dem beständigen Sekretar derselben, Herrn Palacky, mittelst Schreibens vom 4. Sept. d. J. als Tausch gegen mehrere Bände unserer Abhandlungen eingesandt worden. Studien des Göttingischen Vereins bergmännischer Freunde. Her- ausgegeben von J. F. L. Hausmann. Bd. 3. 4. Götting. 1833-41. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Herausgebers d. d. Göttingen den 6. Aug. d. J. Commentationes Societalis Regiae Scientiarum Goltingensis re- centiores. Vol. 8. ad ann. 1832-37. Gotting. 1841. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars der Königl. Socie- tät, Herrn Hausmann, d. d. Göttingen den 6. Aug. d.J. Friedr. v. Drieberg, Beweisführung, dafs die Lehre der neue- ren Physiker vom Drucke des Wassers und der Luft falsch ist. Berlin 18441. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Protzen bei Fehr- bellin den 30. Sept. d. J. Staluten für den Verein des tirolischen Nazionalmuseums. Inns- bruck 1827. 4. 287 Ferdinandeum. 46. u. 17. Jahresbericht von dem Verwaltungs- ausschusse 1839 u. 1840. ib. 1840. 41. 8. Bericht über den tirolischen Pflanzengarten des Ferdinandeums, erstattet von Ludw. Ritter von Heufler. ib. 1840. 8. Joh. Vinc. Hofmann, über die tirolischen Arten der Gattung Verbascum. ib. 184. 8. Kurze Übersicht der tirolischen Literatur des Jahres 1840. Her- ausgegeben von der Redakzion der neuen Zeitschrift des tirolischen Nazionalmuseums. ib. eod. 8. Die erste Centurie der getrockneten Pflanzen der Flora Tirols. Die letzten 6 Piecen sind von dem Verwaltungsausschusse des Ferdinandeums zu Innsbruck mittelst Schreibens vom 15. Mai d. J. (gez. v. Künigl und v. Heufler) mit dem Wunsche übersandt worden, die Schriften unserer Akademie dagegen zu erhalten. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1841. 2. Semestre. Tome 13. No. 4-11. 26. Juill.- 13. Sept. Paris. 4. Nouveaux Memoires de !’ Academie Royale des sciences et belles- lettres de Bruxelles. Tome 13. Bruxell. 1841. 4. Memoires couronnes par l’ Academie Royale des sciences et belles- lettres de Bruxelles. Tome 14, Partie2. 1839-40. ib. eod. 4. Bulletin de !’Academie Royale des sciences et belles-lettres de Bruxelles. Tome 7, No. 9-12. ib. 1840. Tome 8, Partie 1. ib. 1841. 8. Annuaire de l’Academie Royale des sciences et belles-lettres de Bruxelles. 7. Annee. ib. 1841. 12. Des Moyens des soustraire !’Exploitation des Mines de Houille aux. chances d’explosion. Recueil de Memoires et de Rap- ports publi& par l’Acad. Roy. des sciences et belles-leitres de Bruxelles. ib. 1840. 8.. A. Quetelet, Annuaire de l’Observatoire Royal de Bruxelles pour lan 1841. ib. 1840. 12. , Resume des observations surla Meteorologie etc. faites. a l’Observatoire Royal de Bruxelles en 1840. ib. 1841. 4. P. F. Verhulst, Zraite elementaire des Fonctions elliptiques. ib. eod. 8. Philosophical Transactions of the Royal Society of London. For the year 4841, Part 1. London 1841. 4. Supplemental Instructions for the use of the magnetical obser- vatories. Printed by order of the Committee of Physics and Meteorology of the Royal Society. London 1841. 8. 288 Il Laberinto di Porsenna comparato coi sepolcri di Poggio-Ga- Jella ultimamente dissotterrati nell’ agro Clusino pubblicati e dichiarati dall’ Instituto di Corrispondenza archeologica. Roma (1840). fol. durch Herrn Gerhard im Namen des archeol. Instituts überreicht. Alcide d’Orbigny, Paleontologie francaise. Livrais, 23-28. Paris. 8. Gay-Lussac ete., Annales de Chimie et de Physique. 3. Serie. Tome II. Juin et Juillet 184. ib. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 431. 432. Al- tona 41841. 4. W. Bowman, additional note of Ihe contraclion of voluntary muscle in the living body. London 184. 4. The Athenaeum, Journal of English and Foreign Literature etc. No. 724. London, Sept. 11. 1841. 4. v. Schorn, Kunstblatt. 1841. No. 59-76. Stuttgart und Tü- bingen. 4. Handbuch über den Königl. Preufs. Hof u. Staat für das Jahr 1841. Berlin. 8. (Jomard) Rapport fait a l’Academie Royale des Inscriptions et belles-lettres (Institut de France) au sujet du pied Romain (Juin 1835). (Paris.) 4. F. J. Pictet, Histoire naturelle gen. et partic. des Insectes ne- vropteres. Premiere Monographie. Famille des Perlides. Livrais. I. Geneve 1841. 8. LInstitut. A. Section. Sciences math., phys. et nat. 9. Annee. No. 396-399. 401-405. 29. Juill. bis 30. Sept. 1841. Paris. 4. , 2. Seclion. Sciences hist., archeol. et philos. 6. An- nee. No. 66. 67. 68. Juin, Juill., Aout 1841. ib. 4. J. Kops en F. A. W. Miquel, Flora Batava, Aflev.122. Amster- dam. 4. A.L. Crelle, Journal f.d. reine u. angew. Mathematik. Bd. 22, Heft 4. Bd. 23, Heft 1. Berlin 1841. 4. 3 Expl. Th. Panofka, Terracotten des Königl. Museums zu Berlin. Heft 3.4. Berlin 1841. 4. 20 Expl. P. Flourens, Analyse raisonnde des travaux de Georges Cu- vier, precedee de son Eloge historique. Paris 184. 8. Bulletin de la Societ€E Imperiale des Naturalistes de Moscou. Annee 1840, No.1-4. Annede 1841, No. 1. Moscow. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars der Kaiserl. Gesell- . schaft der Naturforscher, Herrn Dr. Renard, d. d. Moskau d. % Juni d.J. 289 Ferner kam zum: Vortrag: 4) ein Schreiben des Hrn. de Candolle in Genf über den Tod seines Vaters, korrespondirenden Mitgliedes unserer Akademie. 2) Ein Reskript des Königl. Ministeriums, wodurch dem Ober- lehrer Dr. Kützing in Nordhausen, 200 Thaler zur Herausgabe seines Werks über die Algen bewilligt worden. 3) Hr. Geh. Regierungsrath Böckh trug vor, welche weitere Vorbereitungen zur Herausgabe der Werke Friedrich Il. getrof- fen wären. 21. Oktober. Öffentliche Sitzung der Ge- sammt-Akademie zur Nachfeier des Geburtstags Sr. Majestät des Königs. In der Einleitungsrede erzählte der vorsitzende Sekretar Hr. v. Raumer in wie mannigfacher Weise Se. Majestät der Akade- mie bereits Ihre Huld und Theilnahme zu erkennen gegeben: so durch persönliche Anwesenheit, ehrenvolle Aufträge, Berufung ausgezeichneter Männer u. s. w. Ferner machte Hr. v. Raumer aufmerksam auf die Stellung und Bedeutung der Akademie als einer Korporation und auf ihr Verhältnils zu andern Ständen und Körperschaften. Hierauf las Hr. Steffens seine Abhandlung über Jorda- nus Brunus. 25. Oktober. Sitzung der philosophisch-hi- storischen Klasse. Hr. Panofka las über einige, noch nicht herausge- gebene Kunstdenkmale des Königl. Museums. 28. Oktober. Gesammt-Sitzung der Akademie. Hr, v. Buch las über Productus oder Leptäna. Propductus oder LEPTÄNEN sind Muscheln aus der Klasse der Brachiopoden, daher symmetrisch in allen ihren Theilen, und im Innern mit zwei Spiral-Armen versehen, die am Rande mit Fränzen oder Wimpern besetzt sind. 290 Dem Geschlecht eigenthümlich ist: ein, in seiner ganzen Länge fort, gerader Schlofsrand; horizontal, wenn die Schalen in ihrer Länge senkrecht stehen. Beide Schalen stofsen am Schlofsrande eng zusammen, und sind ohne Spur von Area. In der Mitte des Schlosses treten zwei Zähne der Ober- schale divergirend hervor, und umfassen zwei, eng mit einander, zu einem Knöpfchen vereinigte Zähne der unteren Ventralschale, Zähne, die durch eine dreieckige Oeffnung in den Buckel oder Schnabel der oberen Schale eindringen, und diese Oeffnung völlig verschlielsen. Es geht durchaus kein Heftband aus dieser Oeffnung hervor. Dagegen stehen hohle Röhren an der ganzen Länge des Schlosses hin und häufig auch auf der Fläche der Oberschale. Im Innern sind beide Schalen mit einer Menge über die ganze Fläche des Innern zerstreue- ten Branchien-Spitzen bedeckt. Die Producten unterscheiden sich daher von Spirifer und Orthis vorzüglich durch den Mangel eines Heftbandes und durch fehlende Area. Aufserdem fehlen ihnen auch die beiden inneren Lamellen oder auseinanderlaufende Scheidewände, durch welche die Spiral-Arme der Spirifer genöthigt sind, nach entgegenge- setzten Seiten sich zu verbreiten. — Auf der Oberfläche sind sie jederzeit gestreift, und stets sind diese Streifen gespalten oder dichotomirend; nie sieht man sie scharf und dachförmig, wie am Spirifer. Der untere Theil hängt sehr oft, wie eine Schleppe, herab und kann vom Thiere selbst nichts mehr als Respirations- organe umschliefsen. Im Innern sind die Organe nach ganz ähnlichen Gesetzen, wie in anderen Brachiopoden, symmetrisch vertheilt. Die zu einem Knötchen eng zusammengehefteten unteren Zähne tragen auch hier das ganze Knochengerüst, schwebend im Freien. Eine Scheidewand aus der Mitte entlälst zu beiden Seiten das Gerüst, welches die Spiral-Arme unterstützt. Diese Spiralen wenden sich von Aufsen nach Innen und steigen mit ihrer Spitze ge- gen die Dorsalschale herauf, beide parallel mit einander; sehr verschieden von Spirifer, aber ganz dem ähnlich, wie man es in Orbicula sieht. Auf den Kernen erscheinen sie als zwei hoch- stehende Buckel, durch welche diese oft wunderbare Formen erhalten. Sowerby hat sie oft als eigene Arten aufgeführt (Pro- 291 ductus humerosus, calvus, personatus). Durch die Schalen aber, welche zu solchen Kernen gehören, werden die Vertiefungen ganz wieder ausgeglichen, und sie werden dann zu bekannten Ar- ten zurückgeführt. Zwischen den mächtigen, tief in die Ober- schale eindringenden, senkrecht gestreiften Muskeleindrücken sieht man auf der Unterschale eine blatiförmige Erhöhung zu beiden Seiten des Dissepiments, den Eindruck der inneren (Leber) Or- gane. Diese ganze innere Einrichtung hat Hr. Höninghaufs in: Crefeld 1828 auf einem besonderen Blatte schön abbilden lassen. Die ganze innere‘ Fläche der Schalen ist vom Schnabel bis zum äulsersten Rande mit einer, unglaublichen Menge Spitzen besetzt, welche oft, wie Thränen, hinter einander fort liegen, oder auch an die Spitzen eines Hermelinmantels er- innern. Sie sind bei allen Productusarten so auffallend, dafs sie schon allein hinreichen, einen Productus von ähnlichen Formen zu unterscheiden, und sie sind es, welche Phillips, wie auch So- werby verleitet haben, eine Menge Arten zu bilden, welche von anderen vorher bestimmten und. mit ihrer Schale noch versehenen Arten gar nicht abweichen. Dennoch ist es Nichts, für die Pro- ducten Ausschliefsliches. Es sind die verhärteten Wimpern oder Branchien-Ansätze auf der innern Seite, am Rande des Mantels, welche das Thier benutzt, aufserhalb des Mantels das Wasser in Bewegung zu setzen und es zu den Branchial-Ge- fälsen zu führen. Werden die Wimpern zu hart, so bleiben sie auf der inneren Seite des Mantels zurück, und neue Wimpern dringen hervor. Diese Einrichtung ist allen Brachiopoden ge- mein. Auf Terebrateln, vorzüglich den glatten, sind diese Wim- perneindrücke als unzählige Poren ganz deutlich; Terebrazula punctata Sow. hat darin nichts Eigenthümliches. In der lebenden _ Terebratula dorsata erscheint im Innern jede Spitze als der Mit- telpunkt, von dem feinere Wimpern nach dem Rande auslaufen; und in Terebratula spinosa treten diese Wimperspitzen sogar über die äufsere Oberfläche hervor. Die sonderbaren Röhren an den Schlofsrändern der Pro- ducten und zuweilen auch auf ihrer Oberfläche sind ihnen ganz allein eigen; sie wachsen fort mit der Muschel, und dies unter- scheidet sie wesentlich von den Hermelinspitzen des Mantels. 292 Diese vergrölsern sich nicht, und wenn sie auch seinen Theil der Schale durchdringen, so bleiben sie doch in der Schale versenkt mit der Länge dieser Schale gleichlaufend und mit der Spitze nach unten. Die Röhren dagegen steigen auf, von den un- teren Rändern abgewandt; und sind sie abgebrochen und verlo- ren, wie in den meisten Fällen, so zeigen doch ihre Narben eine völlig zirkelförmige Oeffnung senkrecht auf die Fläche der Schale, wie das die Spitzen nie thun. Phillips und Sowerby haben überall Röhren und Branchienspitzen mit einander verwechselt; allein Röhren stehen, aufser am äulsersten Schlofsrande, niemals auf der Fläche der Unterschale, dagegen bedecken Spitzen das Innere der ‚Unterschale in derselben Menge und mit derselben Vertbeilung, als das Innere der Oberschale. Die Producten werden der Gebirgslehre dadurch so vorzüg- lich wichüg, dafs sie auf 'eine gar schmale und enge Zone iin die Reihe, der Gebirgsanten eingeschränkt 'sind. ‘Wo sie in Menge erscheinen, da ist man gewils von der grolsen Steinkohlen-For- mation wicht sehr weit entfernt. In früheren silurischen Schich- ten, selbst in den oberen, sind sie mur selten (Produetus spinu- losus, sareinulatus) und können in ihnen fast nur ‘als Fremdlinge angesehen werden, auch sind es keine von denen, :die der schlep- penartige Fortsatz der Schalen so auffallend macht. In neueren Schichten aber, über dem Kohlengebirge wird ıdas ganze Vor- kommen der Producten ‚mit dem Productus aculeatus Schlotth. (horridus, calvus, humerosus) des Zechsteins scharf und schnei- dend beendigt, uud von der ganzen Form findet sich seitdem, und noch weniger in ‚der lebenden Schöpfung nirgends etwas . Aehnliches wieder. Man könnte daher die (ganze Formation (des Koblenkalksteins bezeichnender Productus- oder Leptänen- kalk nennen, um so ‚mehr da er sich über grolse Räume 'aus- dehnen kann, ‚ohne das Steinkohlen darauf folgen, und wiederum, da es nicht ‚eben nothwendig ist, dafs er jederzeit als Trennungs- glied zwischen silurischen und ‚Kohlenschichten wirklich vorkom- men müsse. So ist er in der That in Deutschland recht selten. Es ist bekannt, welchen grolsen Raum die Transitionsgebirge in der Mitte von Deutschland :einnehmen; ‘der 'gröfste Theil der Ardennen, .der Eifel, des Hundsrücks, des Westerwal- des, des Taunus, (des Harzes, des Fichtelgebirges, des 293 Voigtlandes sind daraus gebildet. Allein alles gehört den äl- teren Bildungen. Es finden sich keine Producten darin, und nur an den Rändern erscheinen sie ganz vereinzelt und ohne Zusam- menhaäng. So sieht man sie in der Nähe von Hoff bei Trogenau und bei Planschwitz, so bei Ratingen an der Ruhr, wo ihnen die Kohlenschichten in weniger Entfernung darauf folgen. Einen zusammenhängenden Productenkalk, Bergkalk oder Kohlenkalk würde man auf einer Karte von Deutschland gar nicht angeben können. Anders ist es, sobald man die Maas überschreitet. Vis& bei Mastricht, Choquier, Namur, Dinant, Tournay und viele andere Orte sind schon lauge als reiche Fundgruben von Producten bekannt. Diese Produetenschichten begleiten das Koh- lengebirge ununterbrochen fort und selbst am westlichen Ende, bei Boulogne, erscheinen sie wieder. Sie bilden die östliche Be- grenzung der grofsen Mulde, die sich über Belgien und den grö- fsern Theil von England und Schottland verbreitet, und die in ihrem tiefsten Punkte vom Kanal, wie von einer Axe, durch- schnitten wird. — Eine ähnliche Mulde findet sich im Innern von Nordamerika wieder, und in Südamerika haben die Herren Pentland und Alcide d’Orbigny die Producten des Kohlen- gebirges auf der Höhe der Anden, an der Ostseite des Sees von Titicaca in groflser Menge gefunden (Produetus antiquatus). Eine andere Mulde, der Westeuropäischen ähnlich, verbreitet sich in kolossalem Malfsstabe zwischen Finnland, dem südlichen Theile von Rufsland und dem Ural, und eben, wie in dieser, erscheint auch nun der Productenkalk in ungeheurer Ausdehnung fort, welches auf die anschaulichste Art auf den Karten hervortritt, die man dem Baron v. Meyendorff, dem Hrn. v. Helmersen und vorzüglich der umsichtigen und kritischen Arbeit des Hrn. Adolph Erman verdankt. Deutschland und die skandinavische Halbinsel bilden einen Damm zwischen diesen beiden europäi- schen Mulden, welche der Productenkalk in Deutschland kaum erreicht, in Schweden und Norwegen aber gar nicht; denn in _ diesen Ländern, welche doch silurische Schichten bis weit über den Polarkreis aufweisen können, ist doch von Producten des Bergkalks keine Spur entdeckt worden. — In Schlesien hat man vor wenigen Jahren bei Altwasser unweit Waldenburg auf einem kleinen Raum fast alles dieser Formation Eigenthümliche gefun- 294 den, was in Rufsland über einen so grofsen Landstrich verbreitet vorkommt; unter ihnen auch Producten in gewaltiger Gröfse, dann wieder bei Neudorf in der Grafschaft Glatz und bei Fal- kenberg; dies sind die einzigen Orte ihres Vorkommens in Schle- sien. In der Schweiz und Italien hat man sie bisher noch nir- gends gesehen, in den Alpen überhaupt nur ganz unerwartet zwischen Juraschichten, am Fulse des Bleiberges in Kärnthen. Nach vielen Versuchen scheint es am zweckmälsigsten, die Producten in solche einzutheilen, welche auf ihrem Rücken hoch- gewölbt sind, ohne alle Einsenkung der Mitte: DorsATı, und solche, welche in der Mitte durch eine grölstentheils Sache und breite Furche, durch einen Sinus in zwei Hälften getheilt sind: LosATı; die Furche entsteht durch die Entfernung der beiden aufsteigenden Kegel der Spiral-Arme, zwischen welchen der Man- tel und somit auch die Schale einsinkt. Andere Kennzeichen er- geben die Streifung der Oberfläche, die Lage der Röhren, die | Production der Schalen, seltener die Branchienspitzen im Innern, und sehr selten die fast immer ungemein veränderliche Form. 1 n ‘2. 6 295 CLAVIS. PRODUCTEN oder LEPTÄNEN erscheinen: 1. Mit gewölbtem Rücken. DORSATI. 2. Mit flachem oder eingesenktem Rücken. LOBATI. 11. DORSATI. Die Oberschale schleppenartig herabhan- gend. Producirt, 3. Die Oberschale obne schleppenartigen Fort- satz, Nicht producirt. 5. Die Production unsymmetrisch, vom höchst schmalen Schlofs aus, sehr lang und weit verbreitet. Productus limaeformis. (Nowgorod. Vise. Anglesea. Lima wal- daica.) Die Production wenig breiter, als das Schlofs, oder schmaler. 4. Mit flachen, dünn anfeinanderliegenden Ohren am Schlofs. Productus comoides. (Vise: Bolland, Ratingen. Altwasser. Pu- gilis Ph.) Mit dick aufgebläbeten Ohren am Schlofs. Productus giganteus. Personatus, auritus Ph. Edilburghensis, (Nowgorod. Derby- shire.) Mit Längsstreifen, welche über die An- wachsrunzeln hervortreten. 6. Mit Anwachsringen oder Runzeln, welche die Längsstreifen verdecken, 9, Schlofs um vieles breiter, als die Mitte der Schale, Productuslatissimus. (Ale- xin und Tarousa an der Okka, Krakau. Yorkshire.) Schlofs kürzer, als dieMitte der Schale. 7. Ohne bemerkbare Anwachsringe. Querob- long. Productus sarcinulatus. Schlotth.: Leptäna lata, (Silurisch. Gothland, Eyfel. Wales, auch Ratingen.) i Mit Anwachsrunzeln oder Ringen. 8. Czerna bei 8, Mit feinen flachen Streifen. Queroval. Pro- "duetus, Scoticus. Mit groben runden Streifen. Productus margaritaceus. (Vise.) Mit dachförmigen entfernten Anwachsrin- gen. Productus. fimLriatus.(Sow.459, 1.) (Refrath bei Bensberg, silurisch. Pafrath.) Mit runden naheliegenden Anwachsrunzeln oder Streifen. 10. 10. Schlofs gröfser als die Breite der Mitte der Schale. Productus spinulosus. (Sow. 63, 3.) (Altwasser. Vise. Geroldstein.)' Schlofs schmaler als die Breite der Mitte. Productus aculeatus. (Martin: 1808. Sow. 68, 4.) 11. LOBATI. Die Oberschale schleppenartig herabhan- gend. Producirt. 12. Die Oberschale obne schleppenartigen Fort- satz. Nicht Producirt. Rücken breit; am Schnabel nicht einge- senkt. 13. Rücken bis in den Schnabel eingesenkt. 14, Seiten mit dem Schnabel in gleicher Ebene, Productus plicatilis, (Sow. 459, 2.) (Ra- tingen. Vise. Donetz. Podolsk bei Moskau.) Seiten herabhangend. Productus Mar- tini. Glatt. Productus horridus (aculeatus Schlottheim.). (Zechstein Gera. Lauban, Büdingen. Durham.) Quer- oder längsgestreift. 15. Mit Längsstreifen, welche über die An- wachsrunzeln hervortreten. 16. Mit Anwachsringen oder Runzeln, welche die Längsstreifen verdecken. Productus Punctatus. (Sow. 823.) (Derbyshire, Vise. Alexin an der Okka. Cork.) Längsstreifen rund, mit den Intervallen gleich breit. 17. Längsstreifen breiter als die Intervalle, Productus costutus (Sulcatus Sow. 560, 1: 319, 2.) Stark gestreift, am Schnabel gegittert. 18. Seidenartig gestreift. Productus concin- nus. Ohne bemerkbare Röhren auf dem Rücken, Grofs. Productus antiguatus (Sow. 317, 1-6.). (Ratingen. Vise. Kirilow.) Vier Röhren im Halbkreis auf der unteren Hälfte des Rückens. Productus lobatus. (Sow. 318, 2-5.) (Altwasser. Norden von England.) gm 296 Darauf las Hr. Dove über eine Umkehrung der durch elektro-magnetisirtes Eisen hervorgebrachten Induc- tions-Erscheinungen vermittelst der in ihm bei der magnetischen Polarisirung erregten elektrischen Ströme als Beweis der Nicht-Identität beider Na- turthätigkeiten. Eisen, welches durch die Entladung einer Flaschenbatterie in einen vorübergehenden und daher ohne Verlangsamung des Stromes bisher nicht nachweisbaren magnetischen Zustand versetzt wird, inducirt in einem in seiner Nähe befindlichen Drahte elek- trische Ströme. Diese unterscheiden sich in mehreren wesentli- chen Merkmalen von den Strömen, welche von Eisen inducirt werden, welches vermittelst galvanischer oder Thermo-Elektricität magnetisirt wurde. Die nachfolgenden Versuche bezwecken zu- nächst, diese Unterschiede empirisch festzustellen. Ihre Ergeb- nisse zeigen, dafs bei dem Elektro-magnetisiren des Eisens in dem- selben zwei einander entgegenwirkende Erscheinungen bedingt werden, nämlich Erregen elektrischer Ströme und Hervorrufen magnetischer Polarität. Bei den bisher in diesem Gebiete ange- stellten Untersuchungen überwog der Effekt der magnetischen Polarisirung stets den hemmenden der zugleich erregten elektri- schen Ströme, man erhielt daher, indem man diese letztern mehr oder minder sich zu bilden hinderte, nur eine Schwächung der durch die magnetische Polarisirtung hervorgebrachten Wirkung. Die nachfolgenden Versuche zeigen unter denselben Bedingungen eine vollkommene Umkehrung dieser Wirkung in die entgegen- gesetzte. Diese Umkehrung tritt aber für die physiologischen Wirkungen der inducirten Ströme, für ihre magnetisirenden Eigen- schaften und für ihre thermischen Wirkungen nicht zugleich ein, so dals dieselbe experimentelle Vorrichtung, welche die eine die- ser Wirkungen noch verstärkt, für die andere bereits einen schwä- chenden Einfluls äufsert. Dadurch werden alle Erklärungen be- seitigt, welche aufgestellt worden sind, um eine dieser Wirkun- gen in ihren verschiedenen Modificationen allein zu erläutern. Ein elektrischer Strom erzeugt aber in einem neben ihm befind- lichen Leiter einen andern schnell vorübergehenden elektrischen Strom, nur wenn er beginnt und wenn er aufhört, nicht aber so lange er fortdauert. Er erzeugt hingegen während seines ganzen 297 Bestehens in einem neben ihm befindlichen Eisen Magnetismus, der sich in einer merkbaren Zeit zu seinem Maximum steigert. . Die von Ampere zur Erläuterung dieses Magnetismus hypothe- tisch angenommenen die Eisentheilchen unkreisenden elektrischen ‚Ströme unterscheiden sich also von allen bekannten elektrischen Strömen dadurch, dafs sie während der Dauer eines elektrischen Stromes sich bilden, d. h. unter Umständen eintreten, wo sich nie andere elektrische Ströme bilden. Die nachfolgenden Versuche zeigen, dals die im Eisen bei dem Magnetisiren desselben wirk- lich nachweisbaren elektrischen Ströme entgegengesetzt wirken dem zugleich hervortretenden Magnetismus, ja dafs sie dessen Wirkung nicht nur vollkommen neutralisiren, sondern sogar ihre entgegengesetzte Wirkung überwiegend gelten machen können. Da es nun nicht passend scheint, zwei Naturthätigkeiten, von de- nen die eine unter Umständen zu wirken beginnt, bei welchen die andere nie hervortritt, und welche, wenn sie zugleich in dem- selben Körper thätig sind, einander so entgegenwirken, dafs bald die eine, bald die andere überwiegt, als identische durch densel- ben Namen zu bezeichnen, so scheint es zweckmälsig Magnetis- mus und Elektricität als zwei unterschiedene Naturkräfte anzuer- kennen. Der bei den nachfolgenden Versuchen angewendete, von Hrn. Kleiner mit gewohnter Sorgfalt construirte Apparat be- stand aus zwei auf starke Glasröhren von 1 Fuls Länge und 1 Zoll Weite gewickelten und in Schellack eingelassenen Spira- len von $Linien dicken Kupferdraht, welche mit einander (näm- lich eine als Verlängerung der andern) verbunden den dann aus 4160 Windungen bestehenden und 64 Fuls langen Schliefsungsdraht der Batterie bildeten. Jeder derselben wurde eine gleich gewik- kelte ebenfalls 80 Windungen bildende und 43 Fuls lange Neben- spirale von demselben Kupferdraht aufgeschoben, welche auf eine Pappröhre in Schellack eingelassen war. Die Schliefsungsspiralen lagen mit ihren aufgeschobenen Nebenspiralen neben einander auf vier gut überfirnifsten, oben gabelförmig sich öffnenden Glasfülsen. Bei gleichartiger Verbindung der Nebenspiralen erhielt man den von Henry und Riess unabhängig von einander nachgewiesenen von der Schlielsungsspirale inducirten Strom, und man kann in diesem Falle beide Spiralenpaare füglich als ein einziges betrach- 298 ten. Bei kreuzweiser Verbindung der Nebenspiralen heben sich die in ihnen inducirten Ströme hingegen auf, da sie entgegenge- setzt fliefsen, und man erhält für alle Prüfungsmittel Stromgleich- gewicht. Dieses Stromgleichgewicht wird aufgehoben, sowie man inTeine der Schlielsungsspiralen einen metallenen Stab hineinlegt. Wirkt dieser Stab verstärkend, so mufs der Strom in der Neben- spirale so gerichtet sein, als der, welchen die Schlielsungsspirale, in der er liegt, induciren würde, wenn sie allein wirkte, wirkt er hingegen schwächend, so mufs er umgekehrt gerichtet sein, nämlich hervorgebracht sein durch die leere Spirale. Die auf diese Weise hervortretenden Ströme wirken aber nicht ablenkend auf die Galvanometernadel, da auch bei der sorgfältigsten Isoli- rung der Windungen von einander durch Ueberfirnissen des mit Seide übersponnenen auf einen Glasrahmen gewickelten Drahtes Funken zwischen den Windungen überspringen, sie zeigen auf Jodkalium geprüft, keine chemische Zersetzung und magnetisiren weiches Eisen nicht. Es blieb also zur Prüfung der Ströme nur das von Hrn. Riess angegebene Verfahren mittelst Harzfiguren und mittelst des Condensators übrig *), ferner das Magnetisiren der Stahlnadeln,”wobei, um Anomalien zu vermeiden, starke Nadeln gewählt wurden, die Drahtlänge stets unverändert blieb und die isolirte Batterie stets durch eine selbst entladende Flasche eine constante Ladung erhielt, endlich eine physiologische Prüfung, auf welche die Versuche selbst führten. Die Erwärmung durch den inducirten Strom ist unabhängig von der Richtung desselben. Ihre Messung geschah daher an einer einzigen Spirale, welche leer angewendet wurde, und in welche dann die zu untersuchen- den Substanzen gelegt wurden. Eine Steigerung der Erwärmung läfst dabei unmittelbar auf eine Verstärkung, eine verminderte Er- wärmung auf eine Schwächung durch die eingeführte Substanz schlielsen. Zur Messung der Temperatur wurde sowohl ein elek- trisches Luftthermometer als auch ein Breguet’sches Metallthermo- meter angewendet. ‚Dieses Verfahren läfst sich zwar auch auf die physiologische Wirkung ausdehnen und ist bei grolsen Unterschie- den anwendbar, nicht aber bei geringen, da das Urtheil, ob ein *) Bei Anstellung dieser Versuche wurde der Verf. von Hrn, Riess auf das zuvorkommenste unterstützt, der demselben die Benntzung seines Apparats dabei gestaltete und viele der Ver-’ suche in Gemeinschaft mit ihm anstellte. 299 empfangener Schlag etwas schwächer oder stärker als ein vorher erhaltener sei, unsicher ist. Liegt in der einen der kreuzweise verbundenen Spiralen eine verstärkende Vorrichtung, in der an- dern eine schwächende, so addiren sich beide Wirkungen, liegen hingegen in beiden Spiralen entweder verstärkende Vorrichtungen, oder in beiden schwächende, so ist die erhaltene Erschütterung _ der Unterschied beider Wirkungen. Die in die Spiralen gelegten Metallstangen waren theils Cy- linder, theils prismatische Stangen von quadratischem Querschnitt. Die Cylinder hatten gleiche Dimensionen, nämlich 11 Zoll 7 Li- nien Länge und 11% Linien Durchmesser. Es waren deren drei- zehn, nämlich von Messing, Zinn, Zink, Blei, gehärtetem Stahl, grauem Roheisen aus dem Tiegelofen, grauem Roheisen aus dem Cupoloofen mit warmem und mit kaltem Wind, weilsem Roh- eisen aus dem Cupoloofen mit kaltem Wind geblasen, weilsem Roheisen Tiegelgufs und zwei Cylinder von sehr weichem Schmiede- eisen, aufserdem der Länge nach aufgeschnittene und unauf- geschnittene Flintenläufe, eine aufgeschnittene und eine unaufge- schnittene Messingröhre, eine Röhre von Blei, Zinn, Neusilber, Nickel, von vernietetem und der Länge nach aufgeschnittenem Eisenblech, sämmtlich von denselben Dimensionen, als die Cy- linder. Die Drähte der Bündel hatten dieselbe Länge als die Röh- ren. Es waren deren vier Sorten von weichem Eisen von 0,70, 1,02, 1,46, 2,67 Linien Durchmesser, die erste Sorte mit Schel- lack gut überfirnilst. Auch wurden Bündel von weichem Stahl- draht von 0,57, von hartem Stahldraht von 0,87 und von über- firnifstem Messingdraht von 0,70 Linien Durchmesser gebildet, ‘ aulserdem Cylinder construirt von feinen eisernen Bohrspänen in Glasröhren eingeschlossen, und Cylinder von Scheiben aus Stahl- blech, verzinntem Eisenblech, und Eisenplatten, die einzelne Schei- ben von einander durch Papierscheiben isolirt, endlich ein Cylinder von verzinnten Eisenblechscheiben mit zwischengelegten Silber- münzen. Der Durchmesser dieser aus einigen hundert Lagen be- stehenden Scheibensäulen betrug 9 Linien. Die prismatischen Stangen waren von Nickel, Antimon, Wismutb, Zink, Zinn, Blei, Kupfer, Eisen, Messing, 18 Zoll lang und von 5 Linien Seite. Gold, Silber, Platin und Iridium wurden in zusammengelegten Streifen angewendet. Die Ergebnisse der Versuche waren folgende: 300 4) Die physiologische Wirkung des durch den Schlielsungs- draht der Batterie im Nebendraht inducirten Stromes wird ge- schwächt durch alle unmagnetischen Metalle und zwar desto stär- ker, je besser leitend das Metall ist. Diese Schwächung ist daher bei Antimon, Wismuth und Blei viel unbedeutender als bei Kupfer und Messing. Bei vorher compensirten Spiralen erhält man daher eine desto stärkere Erschütterung, je besser leitend das in eine derselben hineingelegte Metall ist. Der am Condensator und durch Harzfiguren geprüfte Strom geht dabei von der leeren Spi- rale aus, die hervortretende Erschütterung ist also eine Folge des schwächenden Einflusses des eingeführten Metalls auf die Spirale, in der es liegt. 2) Legt man in eine der Schliefsungsspiralen statt eines mas- siven metallischen Cylinders oder einer metallischen Röhre eine auf eine Pappröhre gewickelte Spirale von mit Seide übersponne- nen Kupferdraht, so bleibt das Stromgleichgewicht in den Neben- spiralen bestehen, wenn ihre Enden unverbunden sind, wird hin- gegen aufgehoben bei verbundenen Enden. Eine aus einem einmal zusammengelegten Drahte gewickelte Spirale, welche aus zwei gleichen, widersinnig verbundenen Spiralen bestehend angesehen werden kann, hebt auch bei verbundenen Enden das Stromgleich- gewicht in den Nebenspiralen nicht auf. Die Wirksamkeit der ersten Spirale entsteht also durch einen in derselben erzeugten elektrischen Strom, die Wirkungslosigkeit der zweiten dadurch, dafs zwei gleiche elektrische Ströme ihren hemmenden Einfuls gegenseitig neutralisiren. 3) Solche elektrische Ströme müssen auch in massiven Cy- lindern und in geschlossenen Röhren entstehen, denn die Wirk- samkeit der erstern vermindert sich durch Trennen im Sinne der Längenrichtung, d. h. durch Verwandeln des messingenen Cylin- ders in ein Bündel gut isolirter Messingdrähte, die Wirksamkeit der letzteren wird ebenso geschwächt durch einen Längenschnitt. Bündel von Messingdrähten wirken schwächer hemmend als eine geschlossene Röhre von viel geringerer Masse bei gleichem äufsern Umfang der Röhren und des Bündels. Ein einfaches Prüfungs- mittel, ob ein in eine der Röhren gelegter Metallstab das physio- logisch ermittelte Stromgleichgewicht der Nebenspirale dadurch aufhebt, dals er die Wirkung seiner Spirale schwächt, ist daher 301 das Hineinlegen von Messingdrähten in die andere leere Röhre, von denen eine gewisse Anzahl zuletzt das gestörte Stromgleich- gewicht wieder herstellen mufs. 4) Schmiedeeisen, weicher und harter Stahl, weilses und graues Roheisen in Form massiver Cylinder und prismatischer Stangen, ferner in Form geschlossener Röhren, als Flintenläufe und vernietete Blechröhren, schwächt ebenfalls die physiologische Wirkung des inducirten Stromes. Dasselbe gilt von Cylindern aus Scheiben von Stahl, Schmiedeeisen und verzinntem Eisenblech sowohl mit isolirenden als mit leitenden Zwischenscheiben. Der am Condensator und durch Harzfiguren für Schmiedeeisen und Stahl geprüfte Strom ging von der leeren Spirale aus. Der schwä- chende Einflufs der verschiedenen Sorten von Schmiedeeisen, Stahl und Roheisen ist aber verschieden, denn bei zwei einander ent- gegenwirkenden Cylindern in den compensirten Spiralen erhält man an einem isolirten Froschpräparat stets Zuckungen. 5) Die physiologische Wirkung wird hingegen verstärkt durch der Länge nach aufgeschnittene Flintenläufe, durch Cylinder von Bohrspänen, und besonders durch gut isolirte Drahtbündel von Eisen. Ein in den Handgelenken fühlbarer Schlag der gleichartig verbundenen Nebenspiralen ging bei Einführung eines solchen Drahtbündels bis in die Hälfte des Oberarms. Der am Conden- sator und durch Harzfıguren geprüfte Strom ging bei compensir- ien Spiralen von der Spirale aus, in welcher das Drahtbündel lag. 6) Ein von einer geschlossenen Messingröhre umgebenes Bün- del isolirter Eisendrähte verhält sich hingegen wie ein massiver ' Eisencylinder, d. h. es schwächt den Schlag seiner Spirale und giebt einen von der leeren Spirale ausgehenden Strom. Dasselbe gilt, wenn es von einer stets in demselben Sinne gewickelten Spirale von Kupferdraht mit verbundenen Enden umgeben ist. Auch zeigt es eine freilich sehr geringe schwächende Wirkung, wenn diese Spirale von dem schlecht leitenden Neusilber gewickelt ist und es wäre nicht unmöglich, dafs bei einer gröfsern Drahtmenge im In- nern derselben die Wirkung umgekehrt ausfiele. Eine aus einem zusammengelegten Drahte gewickelte Spirale mit verbundenen Enden hat auch hier keinen Einflufs, denn ein Drahtbündel in eine solche eingehüllt hält einem frei liegenden Drahtbündel in der andern Röhre genau das Gleichgewicht. 302 7) Eine massive Nickelstange giebt bei compensirten Spira- len eine kaum merkbare physiologische Wirkung. Der von ihr erzeugte Strom geht hingegen von der Spirale aus, in welcher sie liegt. Massiver Nickel verstärkt also die inducirende Wirkung, während massives Eisen sie schwächt. Auch hat die vorher vor- handene magnetische Polarität des Nickels darauf keinen Einflufs, denn die Richtung des Stromes bleibt dieselbe, wenn man der Nickelstange in ibrer Spirale die umgekehrte Lage giebt. Bei überfirnifsten Nickeldrähten ist daher eine bedeutendere Verstär- kung zu erwarten. ; 8) Alle hier gefundenen Ergebnisse sind. unabhängig von der relativen Lage der Schliefsungsspirale, der Nebenspirale und des Cylinders zu einander, denn sie wurden in gleicher Weise erhal- ten, wenn die Batterie durch die äufseren Spiralen entladen, die Induction hingegen an den inneren Spiralen geprüft wurde. Ob eine in einer der Röhren liegende Stange verstärke, kann dadurch geprüft werden, dals man durch Eisendrähte in der an- dern Röhre zuletzt das Gleichgewicht wiederherstellt. Zu solchen Prüfungen mufs man aber dünne Drähte wählen, denn da ein ein- zelner Draht als Cylinder betrachtet werden kann, welehe dem- nach besonders bei einer gewissen Dicke schwächt, so wird es für eine gegebene Dicke der Drähte eine Anzahl geben, welche unwirksam ist. Eine solche unwirksame Verbindung von Drähten wurde bei der stärksten Sorte für eine bestimmte Batterieladung wirklich nahe erhalten. Diese Anzahl muls, wenn Drähte zur Prüfung der Verstärkung einer andern Substanz gewählt werden, daher stets überschritten sein, ist also durch einen vorläufigen Ver- such zu bestimmen. 9) Der spiralförmige Schlielsungsdraht der Batterie wirkt in- ducirend auf seine eigene Windungen und zwar stärker, wenn sich ein eiserner Dralitbündel in diesen Windungen befindet. Der dies zeigende in der Julisitzung (Bericht p. 252) bereits mitgetheilte Versuch ist folgender. Bezeichnet adcd den Schlie- fsungsdraht der Batterie und zwar dc den spiralförmig gekrümm- ten Theil, hingegen a5 und cd den geradlinig fortlaufenden Theil desselben, %% die Stellen, wo die zu den Handhaben führenden Drähte angebracht sind, so erhält man eine Erschütterung bei der Anordnung: 303 h h und zwar eine verstärkte, wenn in der Spirale ein Bündel Eisen- drähte, hingegen erhält man keine Erschütterung bei der An- ordnung: a b ce d Bitwda auch wenn die zwischen ? und % enthaltene Drahtlänge in bei- den Fällen genau dieselbe ist. Im erstern Falle ist der spiralför- mige Theil des Schlielsungsdrahtes durch den % und % verbinden- den Körper geschlossen, im letztern aber nicht. Rührte die Er- schütterung von einer Theilung des Stromes her, so mülste sie in beiden Fällen eintreten. Da dies nicht der Fall ist, so ist sie die Wirkung einer wahrhaften Induction. Die Verstärkung des Schlages durch ein Drahtbündel ist sehr deutlich. Es wurde nun ein Cylinder von Nickel 4 Zoll lang und 1%, Zoll dick eingeführt, ohne dafs bestimmt werden konnte, in welchem Sinne die Ver- änderung sei, da sie bei der Stärke des Schlages unbedeutend war. Bei Einführung eines massiven Eisencylinders wird hingegen die Erschütterung sehr merklich geschwächt, ebenso durch einen Cy- linder unmagnetischen Metalles. Eine geschlossene den spiralför- migen Theil des Schlielsungsdrahtes umhüllende Nebenspirale schwächt den Schlag des Schlielsungsdrahtes bedeutend, sehr we- nig aber, wenn sie aus zwei widersinnig verbundenen Theilen be- steht. Die thermische Prüfung zeigt bei Einführung des Eisens in beliebiger Form eine Schwächung, die an der Magnetnadel hin- gegen eine Verstärkung. Die hier betrachtete Induction ist also vollkommen identisch mit der in getrennten Drähten. (13. 14.) Um die Unterschiede zwischen den bisher erhaltenen Resul- taten, bei welchen das Magnetisiren durch die Entladung einer Batterie geschieht und denen, welche bei dem Magnetisiren durch eine galvanische Kette oder Thermosäule eintreten, schärfer her- vortreten zu lassen, mögen aus der im Oktober 1839 (Bericht p- 163 und Pogg. Ann. 49, p. 72) der Akademie vorgelegten aus- an 304 > führlichen Arbeit die hierher gehörigen Ergebnisse angeführt werden. 10) Die am Galvanometer bestimmte Richtung des bei dem Oeffnen der Kette inducirten Stromes geht bei vorher einander compensirenden Nebenspiralen stets von der aus, in welcher eine Eisenmasse beliebiger Form sich befindet, d. b. Drahtbündel freilie- gend, in geschlossenen und in ungeschlossenen Röhren geben der Richtung nach denselben Strom als massive Cylinder von Schmiede- eisen, weichem und hartem Stahl, weilsem und grauem Gufseisen und Nickel. Auch hat die Trennung des Cylinders in Drähte auf die am Galvanometer bestimmte Stärke dieses Stroms einen un- erheblichen Einfluls. (Cylinder von unmagnetischen Metallen zeigen sich unwirksam.) Die am Galvanometer erhaltenen Resultate ge- hen parallel dem Magnetisiren von weichem Eisen durch den in- ducirten Strom. 11) Der physiologische Effekt des Schlielsungsdrahtes der Kette auf den Nebendraht wird verstärkt durch alle eingeführte Eisensorten, aber die mechanische Trennung der Masse in Draht- bündel steigert ihn aufserordentlich, so dafs von zwei am Gal- vanometer einander das Gleichgewicht haltenden Strömen, von denen der eine durch einen massiven Eisencylinder, der andere durch ein freiliegendes Drahtbündel inducirt wird, eine heftige Erschütterung, vom Drahtbündel ausgehend, erhalten wird, wäh- rend bei physiologischem Gleichgewicht der durch das Galvano- meter angezeigte Strom vom massiven Cylinder ausgeht. Das Ein- schlielsen des vorher freiliegenden Drahtbündels in eine geschlossene Röhre nähert die Wirkung desselben dem eines Eisencylinders, d.h. es schwächt seine physiologische Wirkung ausnehmend, ohne auf seine galvanometrische Wirkung wesentlich Einflufs zu haben. Ge- schlossene das Drahtbündel einhüllende Drahtspiralen mit verbunde- nen Enden zeigen denselben Effekt als metallische Hüllen, und zwar desto stärker, je leitender die Substanz derselben ist. Daher wirken geschlossene Drahtspiralen von Neusilber schwächer als von Kupfer. Widersinnig verbundene aus zwei Theilen zusammengesetzte Spira- len und solche, welche halb rechts, halb links gewickelt sind, zeigen sich mit verbundenen Enden ebenso unwirksam als einfach gewik- kelte mit unverbundenen Enden. Cylinder von nichtmagnetischen Substanzen schwächen die physiologische Wirkung ihrer Spirale, 305 Aus diesen und andern in der Abhandlung mitgetheilten Er- scheinungen geht hervor, dals die metallische Hülle, welche das Drahtbündel einschliefst, ebenso das Verbinden derselben zu einer ununterbrochenen Masse den inducirten Strom verzögert *). 12) Wirkt daher bei Induction durch galvanisches und thermo- elektrisches Magnetisiren ein Drahtbündel in der einen der com- pensirten Nebenspiralen einem massiven Eisencylinder in der an-, dern Spirale entgegen, so erhält man den Unterschied zweier Wirkungen, bei Magnetisiren durch Reibungs-Elektricität hinge- gen die Summe. Im erstern Falle kann man daher die Wirkung eines eisernen Cylinders durch Eisendrähte neutralisiren, im leiz- tern durch Messingdrähte. Wir wenden uns nun zu den thermischen Wirkungen des indueirten Stromes und zu seiner Eigenschaft, Stahl zu magneti- siren. 13) Hebt man bei compensirten Spiralen das Stromgleichge- wicht durch Einschalten einer leitenden Substanz in die eine der Spiralen auf, so zeigt die Polarität einer durch den überwiegen- den Strom magnetisirten Stahlnadel an, dals der Strom von der leeren Spirale ausgeht, wenn die eingeführte Substanz ein Blech von Iridium, Platin, Gold, Silber ist, oder eine Stange von Ku- pfer, Messing, Zion, Zink, Blei, oder eine Legirung von 1 Kupfer und 1 Wismutb, von 3 Kupfer und 1 Wismuth, von 3 Kupfer und 1 Antimon, 1 Zink und 1 Wismuth, von Kupfer, Zion, Blei, Zink, Antimon, von Blei und Eisen, von Messing und Eisen, von Glockenmetall, endlich der Quere nach zusammengschmolzene Strei- fen von Kupfer und Antimon, Glockengut und Antimon, Antimon und Wismuth, Das Stromgleichgewicht blieb bestehen, wenn diese Stange von Antimon oder Wismuth war oder eine Legirung von 4 Wismuth und 1 Antimon, oder von 3 Wismuth und 1 Antimon. Hingegen zeigte die Polarität einen von der gefüllten Spirale aus- gehenden Strom, wenn die eingeführte Substanz ein freiliegendes eisernes Drahtbündel war (bei starken Entladungen auch, wenn dies Drahtbündel in einer geschlossenen Röhre), oder eine Säule *) Zu ganz ühnlichen Schlüssen ist später Hr. Henry in Nordamerika in seiner zweiten Ab- handlung gelangt, Der schnelle Strom wird bei ihm nicht durch ein Drabtbündel, sondern durch eine flache Bandspirale erzeugt, der verzögernde Schirm hat daher bei ibm nicht die Form einer eylindrischen Hülle, sondern die einer ebenen Scheibe. 306 aus Scheiben von Stahl, Eisen oder WVeilsblech, ein massiver Cy- linder von Schmiedeeisen, weichem oder hartem Stahl, weilsem und grauem Roheisen, endlich auch eine Stange und Röhre von Nickel. Eine Trennung der Eisenmassen in Drähte steigert den magnetisiren den Effekt aulserordentlich, denn Drahtbündel, einem Cylinder von Schmiedeeisen, Stabl und Roheisen in der andern Spirale entge- genwirkend, überwiegen auch dann, wenn die Masse derselben ein bedeutendes Vielfaches ihrer Masse ist. Sind hingegen kräftig über- wiegende Drahtbündel in eine geschlossene Messingröhre einge- schlossen, so werden sie in ihrer magnetisirenden Wirkung von demselben massiven Cylinder überboten. In Beziehung auf das Magnetisiren der Stahlnadeln sind also die Erscheinungen ganz dieselben, das Magnetisiren mag durch galvanische oder Reibungs- elektricität hervorgebracht werden, und es findet hier nicht der Unterschied statt, welcher in Beziehung auf die physiologischen Effekte sich zeigt, d. h. Eisen in jeder beliebigen Form verstärkt die Stahl magnetisirende Wirkung des von dem Schliefsungsdraht im Nebendraht inducirten Stroms. 14) Hingegen schwächen beim Magnetisiren durch Reibungs- elektrieität sowohl eiserne Drahtbündel als eiserne Stäbe und Nickel den thermisch gemessenen Effekt des von dem Schlielsungs- drahtes im Nebendraht inducirten Stroms und verhalten sich also wie unmagnetische Metalle, von denen Hr. Riess dies bereits er- wiesen hatte. Ist hingegen der primäre magnetisirende Strom ein galvanischer, so verstärken Eisenmassen und Bündel von Drähten den thermischen Effekt des inducirten Stroms. 15) Falst man also die für die verschiedenen Prüfungsmittel erhaltenen Resultate zusammen, so erhält man folgendes Ergebnifs für die durch Reibungs-Elektricität bedingten Erscheinungen: Legt man in zwei einander compensirende Spiralen eine massive Eisen- stange, so erhält man keine Wirkung am Galvanometer, keine chemische Zersetzung und kein Magnetisiren von weichem Eisen; der durch das Magnetisiren einer Stahlnadel bestimmte Strom ist dabei seiner Richtung nach entgegengesetzt dem Strom, welchen die physiologische Wirkung, der Condensator, die Harzfıguren andeuten, d.h. die Einführung einer Eisenmasse schwächt den phy- siologischen, elektroskopischen und thermischen Effekt dieser Spi- rale, verstärkt hingegen ihre Eigenschaft Stahl zu magnetisiren. v 307 Geschieht hingegen das MagnetisirenZdes Eisens auf galyanischem Wege, so werden die physiologischen, “thermischen, "galvanome- irischen Wirkungen und die, weiches Eiseu und Stahl zu magne- " tisiren, gesteigert. Bei Einführung eines Drahtbündels steigern sich hingegen für Reibungs-Elektrieität die physiologischen, elektroskopischen und magnetisirenden Wirkungen der Spirale und nur ihre thermischen werden geschwächt, d. h. alle Prüfungsmittel geben bei compen- sirten Spiralen einen gleichgerichteten Strom, der aber, wenn seine Richtung auf thermischem Wege sich bestimmen lielse, entgegen- gesetzt ausfallen würde. Bei galvanischem Magnetisiren zeigen die Prüfungsmittel der Richtung des Stroms und auch der ther- Effekt eine verstärkte Wirkung durch Einführung des Drahtbün- dels an. Die Gesammtheit der hier betrachteten Erscheinungen zeigt, dafs der Unterschied zwischen der inducirenden Wirkung einer Eisenmasse und eines Drahtbündels nicht durch die Annahme er- klärt werden kann, dafs die elektrischen Ströme, welche den Mag- netismus im Eisen erzeugen, anders beschaffen sind, als die, welche während der Dauer des primären Stroms diesen Magnetismus er- ‘ halten. Denn diese Annahme führt wohl zu einer Schwächung, aber nie zu einer Umkehrung der Erscheinung, höchstens zu einer Wirkungslosigkeit, selbst unter der äulsersten Voraussetzung, dals man sich die entstehenden Ströme anfangs parallel der Oberfläche des Eisens, später normal auf derselben denke. Auch erläutert sie nicht, dals eine inducirende Wirkung geschwächt werde, die andere verstärkt. Man muls vielmehr einen Schritt weiter gehen, und die magnetische Polarisirung als ein von den im Eisen erreg- ten elektrischen Strömen nicht nur unabhängiges, sondern entge- gengesetzt wirkendes Agens anerkennen. Die Erklärung der hier zu betrachtenden Phänomen wird dann folgende: Der in einem das Eisen spiralföürmig umgebenden Drahte wirk- same elektrische primäre Strom erzeugt in dem Momente, wo er entsteht, in dem Eisen elektrische Ströme, während seiner Dauer magnetische Polarität, die sich langsamer steigert als jener Strom, im Moment seines Aufhörens wieder einen elektrischen Strom. Der bei dem Aufhören des primären Stroms erzeugte zweite elek- trische mit dem primären gleichgerichtete Strom wirkt dem durch 308 den verschwindenden Magnetismus erzeugten entgegen. Hatte, | wie es bei galvanischem Magnetisiren der Fall ist, der Magnetis- mus während der längern Dauer des Stroms Zeit sich zu ent- wickeln, so überwiegt die Wirkung desselben die entgegengesetzte _ des bei dem Aufhören des primären Stroms erzeugten elektrischen. Alle gegen die Bildung elektrischer Ströme angewendeten Mittel steigern daher nur eine von massivem Eisen bereits auch ausge- übte Wirkung. Ist hingegen der primäre Strom so schnell vor- übergehend, wie der einer sich entladenden elektrischen Batterie, hatte also der Magnetismus nicht Zeit, sich vollständig zu ent- wickeln, so überwiegt der bei dem Aufhören des primären Stroms erzeugte elektrische die Wirkung des verschwindenden Magnetis- mus. Das Zerstören dieser elekirischen Ströme durch Auflösen der Masse in Drähte, oder die Hemmung ihrer Bildung in einer schlecht leitenden Masse, wie bei dem Nickel, kehrt daher hier , die Wirkung vollständig um, indem es den Ausschlag auf Seiten des verschwindenden Magnetismus bringt. Die Gleichgewichts- grenze beider ist aber für die thermischen, physiologischen und magnetisirenden Wirkungen nicht dieselbe, weil nämlich die Ab- hängigkeit derselben von der Intensität des verschwindenden Mag- netismus eine andere sein wird, als ihre Veränderung durch den entgegenwirkenden elektrischen Strom; für die magnetisirenden Wirkungen waltet daher noch die Wirkung des verschwindenden Magnetismus vor, wenn für die thermischen der erzeugte elek- trische Strom hingegen überwiegt, und die physiologischen Er- scheinungen auf beide Seiten dieser Grenze fallen. Bei einem Elektro-Magnet wirkt das Innere physiologisch indu- cirend nach Aulsen durch die leitende Hülle hindurch, welche diese Wirkung hemmen, ja vollkommen vernichten kann, und es bei der thermischen Wirkung hier thut, was aber bei galvanischem Magne- tisiren nicht der Fall ist. Ein elektro-magnetisirtes Drahtbündel ist die annähernde Realisation eines Ampereschen Solenoids. Dieses repräsentirt aber nicht einen Magneten, denn ihm fehlt die leitende Hülle, ohne welche das Drahtbündel sich eben nicht wie ein Magnet verhält. Das Wegfallen dieser Hülle kann aber im Sinne der Am- pereschen Theorie die Wirkung des Drahtbündels nicht umkehren, da die Elementarströme immer ihre conyexen Seiten nach Aulsen keh- ren, die Anzahl derselben mag eine begrenzte oder unbegrenzte sein. ‘ 309 Zuletzt theilte Hr. Dove ein Verfahren mit, den Magne- tismus der sogenannten unmagnetischen Metalle nach- zuweisen. Geht aus den vorhergehenden Untersuchungen hervor, dafs ein elektrischer Strom in neben ihm befindlichen Eisen zwei ein- ander entgegenwirkende Thätigkeiten bedingt, nämlich magnetische Polarisirung und elektrische Ströme, die einander wechselseitig überbieten können, so kann das Nichtmagnetischwerden anderer Me- talle dadurch entstehen, dafs in ihnen die elektrischen Ströme die magnetische Polarisirung verdecken. Ein Vernichten dieser Ströme durch Auflösen der Masse in isolirte Drähte kann dann die magne- tische Polarisirung hervortreten lassen. Diels zeigte sich am Mes- sing *). Ein massiver Cylinder von Messing in einer der compen- sirten Spiralen zeigte durch die Magnetisirung der Stahlnadel einen _ von der leeren Spirale ausgehenden Strom. Dicke Drähte magne- tisirten sie gar nicht. Dünne gutgefirnifste Drahtbündel gaben hin- gegen einen von der Spirale, in der sie lagen, ausgehenden Strom, d. h. sie verhielten sich wie Eisen und Nickel **), An eingegangenen Schriften und dazu gehörigen Schreiben wurden vorgelegt: Arthur Morin, Notice sur divers appareils dynamometriques. 2. Ed. Paris 1841. 8. ‚ H. Cotta, Principes fondamentaux de la Science forestiere. 2. Edit. corrigee, publ. par ses fils. Traduit par Jules Nou- guier. Paris et Nancy 1841. 8. Le Baron Walckenaer, Notice historique sur la vie et les ouvrages de Mr. Daunou. 1841. (Paris). 4. Castera, Des Moyens de Salut & preparer aux marins naufra- A ges sur les cöles de France. Memoire lu a l’Acad. des Scienc. le 25. Fevr. 1833. (Extrait des Annales maritimes, % Tome I, 1834.) 8. 2 Expl. ‚ 4. Memoire relatif aux moyens de sauver les Nau- Jrages. (Extrait des Ann. marit. Sept. 1838.) 8. 2 Expl. (———), Bulletin de la Societe centrale et locale des Nau- Jrages a Paris. Juin. 1841. 8. 2 Expl. u *) Später mit gleichem Erfolge bei Antimon, Wismuth, Blei, Zinn, Zink und Kupfer. **) Die grofse Menge der bei der ganzen hier dargelegten Untersuchung nothvrendigen Ver- suche und Vorrichtungen hat dem Verf. noch nicht erlaubt, ibr die gehörige Vollständigkeit zu ‚I geben. 310 The Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and, Ireland. No. 12. London, May 1841. 8. L ‘Annales des Mines. 3. Serie. Tome 19. (1. Livraison de 1841.) Paris, Janv.-Fevr. 8. : Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique. 14841. Aout. (3. Serie, Tome II.) Paris. 8. N v.Schorn, Kunstblatt 1841. No. 77-80. Stuttg. u. Tüb. A. The Transactions, and the Proceedings of the London electrical | Society, from 1837 to 1840. London 1841. 4. “ Proceedings of Ihe London electrical Society, Session 1841-42, Part 4. 2. London, Juli 1. and Oct. 1.1841. 8. nebst zwei Begleitungsschreiben des Sekretars dieser Gesellschaft, Herrn Charles V. Walker, d.d. London den 7. Juli und 9. Okt. d. J. 'Eingesandt durch den Königl. General-Consul und Geh. Commerzienrath, Herrn B. Hebeler, in London mittelst Schreibens vom 11. Okt. d. J. Ferner kamen zum Vortrag: 1) zwei Reskripte des Königl. Minist. d. geistl. etc. Angel. vom 8.# und eins vom 414. Oktober d. J., wodurch angewiesen werden 400 Thlr. für Sternkarten, 400 Thilr. für physikalische Apparate an Hrn. Poggendorff, und Subskriptionsgelder für 20 Expl. des Werks des Hrn. Dr. Lepsius: „Sammlung Umbrischer und Oski-f scher Inschriften“. 2) Preis- und Bewerbungsschrift zu beiden Preisfragen der phi- los.-histor. Klasse, mit der Inschrift: „Wer aber ausdauert bis zum Ende, der wird gerettet“, ward der Klasse übergeben. 3) Empfangsschreiben der Pariser und Stockholmer Akademie. 4) Legte Hr. Poggendorff einen ihm vom Hrn. Prof. Böt- tiger eingesandten galvano-plastischen Abdruck eines Kupferstichsf} vor, der vorzüglich gelungen war. 5) Ein von Hrn. Böckh entworfenes Schreiben an das Königl. Ministerium über die Herausgabe der Werke Friedrich’s II. war vorgelesen und genehmigt. ——ekI>— Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen ‚der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat November 1841. Vorsitzender Sekretar: Hr. v. Raumer. Ar hrochen en Streitigkeiten. & is Wr An eingegangenen Schriften und dazu gehörigen Schreiben wurden vorgelegt: J. C. Enslen, Versuch, die Natur des Lichtes aus seinen Er- scheinungen zu erklären. Dresden u. Leipzig 1841. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Dresden, den 22. y Okt. d.J. Die Königl. Gesellschaft für Nordische Alterthumskunde. Jah- “ resversammlung 1840. 1841. Kopenhagen 1841. 8. “C. C.Rafn, Americas Opdagelse i det tiende Aarhundrede ef- ter de nordiske Oldskrifter. Kjöbenhavn 1841. 8. _„, mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars der Königl. Gesell- schaft für Nordische Alterthumskunde, Hrn. Rafn, in Ko- penhagen vom 1. Aug. d.J. a ER des Seances de la Commission Royale d’Histoire, ou Recueil de ses Bulletins. Tom. 5. Seance du 3 Juill. 1841. 4. Bulletin. Bruxelles 1841. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Hın. Baron v. Reiffenberg “s “4° in Brüssel vom 10. Sept. d. J. Aktstykker, for storste Delen hidtil utrykte, til Oplysning isaer af Danmarks indre Forhold i aeldre Tid. Samlede og ud- e$ givne af Fyens Stifts literaire Selskab. Odense 1841. 4. I" Comptes rendus hebdomadaires des Seances de !’Academie des [1841.] 9 Be‘ * bo 312 Sciences 1841. 2.Semestre. Tome13. No. 12-14. 20 Sept.- 40Oct. Paris. 4. Bulletin de la Soeiete de Geographie. 2.Serie. Tome15, Pa- ris 1841. 8. Extrait du Rapport fait a la Societe de Geographie de Paris etc. par M.Sabin Berthelot. Paris 1840. 8. De lutilitE qu’on peut tirer de l’&tude comparative des Cartes geographiques. (Extrait du Bulletin de la Societ€ de Geogr. Mars 1841.) 8. | Relation de l’Expedition scientifigue des Francais en Egypte en 1798. (Extrait de l’Eneycl. des Gens du Monde, Tome 14.) 8. Jomard, Notation hypsometrique ou nouvelle maniere de noter les Altitudes. (Extrait du Bullet. de la Societe de Geographie. Juill. 1840.) 8. Annales des Mines. 3.Serie. Tome19. (2. Livr. de 4841.) Paris Mars-Avril. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. Titel u. Inhalts-Ver- zeichnifs zum 18. Bande. Altona 1841. 4. v. Schorn, Kunstblatt 1841. No. 81. 82. Stuttg. u. Tüb. 4. Andr. Zambelli, delle differenze politiche fra i popoli antichi edimoderni. PanteI. la Guerra. Vol. 4.2. Milano 1839. 8. überreicht im Namen des Verf. von Herrn Dr. Panofka. Becquerel et Breschet, Recherches sur da Chaleur animale, au moyen des appareils dhermo-electriques. (Extrait des Ar- chives du Museum d’hist. nat. Tome 1.) Paris 1839. 4, Graff’s althochdeutscher Sprachschatz. Lief. 22. Th. V. (Bo- gen 21-35.) Berlin. 4. J. F. W. Herschel, on the advantages to be attained by a Re- vision and Re-arrangement of the Constellations ete. (Roy. Astron. Soc. Vol. 12.) 4. | Otto Jahn, Pentheus und die Mainaden. Kiel 1841. 4. e Am Schlusse der Sitzung theilte Hr. Dove die Fort- setzung seiner Versuche über den Magnetismus der sogenannten unmagnetischen Metalle mit, nämlich des Antimon, Wismuth, Blei, Zinn, Zink und Kupfer. 8. November. Sitzung der physikalisch -ma-f thematischen Klasse. Hr. Poggendorff las über die Frage, ob es galva-f nische Ketten ohne primitive chemischeAction gebe 313 und über die Bildung der Eisensäure auf galvani- schem Wege. Unter den verschiedenen Einwürfen, welche man gegen die sogenannte chemische Theorie des Galvanismus erhoben hat, ist unstreitig der wichtigste der, dals die elektromotorische Kraft einer Volta’schen Kette, oder anders gesagt, die von einer solchen Kette, bei gleichem Widerstand, in bestimmter Zeit entwickelte Elektrieitätsmenge im Allgemeinen niemals der vor dem Schlusse der Kette ' stattfindenden chemischen Action proportional geht, weder deren Intensität, noch deren Quantität. Aus dieser unbestreitbaren und ganz allgemeinen Thatsache haben die Anhänger der Contaettheorie den einfachen Schlufs ge- zogen, dals die chemische Action, als solche, nicht die erste Ur- sache der Erregung Volta’scher Ströme sein könne. Darauf ist von den Gegnern dieser Theorie, welche sich hier nur durch sehr unhaltbare Hypothesen zu helfen wissen (z. B. Annahme einer theilweis unmittelbaren Wiedervereinigung der getrennten Elek- tricitäten, oder Unterscheidung zweierlei chemischen Actionen, von denen blols eine stromerregend wirke), erwidert worden, dals wenngleich im Allgemeinen eine Proportionalität zwischen der primitiven chemischen Action und der elektromotorischen Kraft nicht vorhanden sei, dennoch auch kein Strom erregt werde, wo diese Action fehlt. De la Rive und Faraday haben dies als allgemeinen Satz hingestellt oder namentlich der Letztere sagt noch in seiner neue- sten Abhandlung, er habe ängstlich nach einem Fall vom Gegen- theil gesucht, aber keinen finden können. So allgemein aufgestellt, kann aber diese Behauptung wohl nicht als Ausdruck der Erfahrung angesehen werden. Gewils unterliegt es keinem Zweifel, dals amalgamirtes Zink, frisch be- reitet, in der Lösung eines neutralen Salzes, wie Kochsalz, Glau- bersalz, Salpeter u. s. w., besonders wenn sie vorher luftfrei ge- macht worden, keine chemische Einwirkung erleidet, und doch entsteht, bei Verbindung mit einem anderen Metall, augenblicklich ein kräftiger Strom, der an elektromotorischer Kraft sogar slär- ker ist, als der von nichtamalgamirtem Zink, das brausend in Säu- zen aufgelöst wird. Selbst das nichtamalgamirte Zink zeigt, wenn 314 man ihm eine frisch abgefeilte Oberfläche giebt, in solchen neu- tralen und luftleeren Salzlösungen so wenig Neigung zur Oxy- dation, dafs es noch nach Tagen seinen vollen Metallglanz besitzt. Vom Kadmium, Eisen u. s. w. gilt dasselbe; und dennoch stellt sich auch in diesen Fällen, bei Verbindung mit einem negativeren Metall, sogleich ein lebhafter Strom ein. Andrerseits ist aber nicht zu leugnen, dafs es Fälle giebt, wo Mangel an Angriff der Flüssigkeit auf die Metalle der Kette mit gänzlicher oder fast gänzlicher Abwesenheit eines Stroms zusam- menfällt. Ein solcher Fall ist z. B. der, wo Eisen und Platin in Ätzkalilauge verknüpft werden; der Strom ist zwar nicht völlig Null (selbst nach Faraday’s eigener Erfahrung), aber doch ungemein schwach. Auf diesen Fall haben daher De la Rive und Faraday besonderes Gewicht gelegt und namentlich ist der letzte Physiker noch neuerlich bemüht gewesen, Beispiele ähn- licher Art in gröfserer Zahl zu sammeln. Beide Physiker betrachten derlei Fälle als unübersteigliche Hindernisse für die Contacttheorie, indem sie voraussetzen, diese verlange, dafs irgend zwei Metalle, die in der Spannungsreihe weit auseinanderstehen, auch in jeglicher Flüssigkeit eine diesem Abstande entsprechende Kraft entwickeln müssen. Solch eine Einflußslosigkeit der Flüssigkeit ist aber in neuerer Zeit von den einsichtsvolle- ren Anhängern der Contacitheorie niemals behauptet worden; im Gegentheil nehmen diese, gestützt auf Thatsachen, noch Einwir- kungen der Flüssigkeiten an, welche die Widersacher dieser Theorie aufser Acht lassen, und die, im gewöhnlichen Sinne, nicht den chemischen Actionen beizuzählen sind, da sie nachweisbar nicht vom Act einer Vereinigung oder Trennung der Körpertheilchen be- gleitet werden. Wir erinnern nur an die von Fechner sowohl galvanometrisch als elektroskopisch nachgewiesenen Veränderungen des Platins in einer Lösung von salpetersaurem Silberoxyd. Durch solche Veränderungen der Metalle lassen sich unge- zwungen alle die Fälle erklären, wo, bei mangelnder chemiseher Action, auch der Strom ausbleibt; ja, es ist mehr als wahrscheinlich, wie Fechner meint, dafs der directe chemische Angriff der Flüs- sigkeit auf das positive Metall der Kette nur insofern den Strom nicht erregt, sondern gestattet, als er durch Weglösen, d.h. ste- tes Erneuen, der metallischen Oberfläche jene räthselhaften Ver- 315 änderungen, welche das Auftreten des Stromes unterdrücken, hin- dert oder vernichtet, gleichwie in der Zink-Eisen-Kette der Angriff der Säure auf das negative Metall, d. h. das Eisen, verhütet, dafs an diesem die sogenannte Polarisation sich so stark wie am Ku- pfer ausbilden kann, und somit (wenigstens im Verein mit der ebenfalls dadurch herbeigeführten Schwächung des Übergangswi- derstandes) zur Ursache wird, dafs der Strom dieser Kette unter den gewöhnlichen Umständen den einer aus Zink und Kupfer mit derselben Säure gebildeten bedeutend übertrifft *#). Der Anhänger der Contacttheorie braucht also den Einfluls der chemischen Ac- tion auf das Erscheinen des Stromes nicht zu leugnen, aber er wird ihr immer nur einen secundären Antheil daran zugestehen; er wird das Ausbleiben des Stromes in Fällen der bezeichneten Art nicht der Wirkungslosigkeit, sondern einer eigenthümlichen hemmenden Wirkung der Flüssigkeit zuschreiben. Jene Veränderungen unbekannter Art, welche in Aetzkali- lauge die elektrische Differenz zwischen Eisen und Platin so gut wie völlig aufheben, sind zum Theil schon von Fechner nach- gewiesen. Einen ferneren Beweis für das Dasein derselben sieht der Verf. dieses Berichts in dem Umstand, dafs, wenn man durch eine solche Kette den Strom einer andern Kette, z. B. einer Grove- schen, leitet, und’ zwar so, dals der Sauerstoff des zersetzten Wassers zum Eisen geführt wird, dieser sich (abgerechnet in dem weiterhin beschriebenen, eigenthümlichen Fall) nicht mit dem Eisen verbindet, sondern gasförmig entweicht. Dasselbe ist der Fall bei einer aus Eisen, Silber und starker Lösung von salpetersaurem Sil- beroxyd gebildeten Kette, einer Kette, die gleichfalls keine primi- tive chemische Action und keinen Strom darbietet. Auch hier bewirkt ein durchgeleiteter elektrischer Strom keine Oxydation oder Auflösung des Eisens; vielmehr wird an diesem der Sauerstoff gasförmig entwickelt und zugleich, wenn der Strom hinlänglich stark ist, Silberhyperoxyd ausgeschieden; während eine Silberplatte, statt dieses Eisens genommen, unter denselben Umständen sich oxydirt und auflöst. Das sonst so leicht oxydirbare Eisen ist es hier also *) Auf ähnliche Weise erklärt De la Rive die gröfsere Stromstärke der Zink - Eisen - Kette, Wenn indefs der Act der Auflösung eines Metalls eine so maafslose Quelle von Elektrieität wäre, wie dieser Physiker anderweitig annimmt, so müfste doch, sollte man meinen, das Eisen einen schwächern Strom geben als das Kupfer, welches nicht angegriffen wird, also, im Sinne der chemischen Theorie gesprochen, der am Zink entwickelten Elektrieität nicht entgegenwirkt. 316 weniger als das Silber; es befindet sich demnach in einem der Zu- stände, die man neuerdings mit dem Namen passiv belegt hat. Obgleich nach diesen Erfahrungen die Wirkungslosigkeit einer Kette aus Eisen, Platin und Ätzlauge nicht mehr auffallend sein kann, so schien es doch dem Verf. möglich, dals die eigen- thümliche Wirkung des Ätzkalis, welche nach der Contacttheorie die Abwesenheit oder richtiger die grolse Schwäche des Stromes zugeschrieben werden mufs *), mehr das Platin, ‚als das Eisen treffe, mithin ein kräftigerer Strom entstehen werde, wenn man diese Wirkung vom Platin abhalte. Demgemäfs füllte er ein poröses Thongefäls mit Salpeter- säure von 1,33 spec. Gew. und stellte es in Kalilauge (1 Theil Kali mit 4 Theilen Wasser), tauchte darauf das'Platin in die Säure und das Eisen in das Alkali. Als er nun die Metalle mit der Si- nusbussole verhand, erhielt er einen Strom, der mindestens 50 Mal stärker war, als im Fall die beiden Metalle in der Kalilauge. stan- den, und doch erlitt das Eisen, so wenig wie im früheren Fall, einen chemischen Angriff von der Flüssigkeit. Die Gegner der Contacttheorie pflegen dergleichen Fälle von Strom-Erregung durch eine chemische Wirkung der Flüssigkeiten auf einander zu erklären. Diese Erklärung ist indels rein hypo- thetisch, denn wiewohl es nicht geleugnet werden kann, und noch aus den neueren Versuchen von Fechner hervorgeht, dals Flüssigkeiten elektromotorisch auf einander wirken, so ist doch gar nicht bewiesen, dals diese Wirkung aus dem Act der chemi- schen Verbindung entspringt; sie kann ebensowohl eine Folge des blofsen Contactes sein. Es sprechen dafür dieselben Gründe, welche schon bei der Wirkung zwischen Metallen und Flüssig- keiten angeführt wurden: die elektromotorische Kraft, welche zum Vorschein kommt, ist ganz unabhängig von der Grölse der Be- rührungsfläche, d. h. von der Menge der sich vereinigenden Flüs- sigkeiten, und ebenso wenig steht sie in einem directen Zusam- menhange mit der Intensität der chemischen Verwandtschaft beider Flüssigkeiten, so weit wir diese Verwandtschafts-Intensität beur- theilen können. Man wird gezwungen, auch hier gerade so viel *) In der That erhält man mit Platin und Eisen in Ätzkalilauge immer einen Strom, besonders wenn das Platin zuvor ausgeglüht worden, nur ist er sehr schwach, und verliert selbst diese geringe Stärke schon nach kurzer Zeit. 317 der erregten Elektrieität unmittelbar wieder verschwinden zu las- sen, oder so viel locale Action zu creiren, als nöthig ist, um. die Erfahrung mit der Theorie in Einklang zu bringen. Indefs ist es Thatsache, dafs Flüssigkeiten. elektromotorisch: auf einander wirken, und so kann denn auch: in dem. erwähnten Fall, wo Eisen in Kalilauge, und Platin ia Salpeter- säure mit einander in Berührung; stehen, ein: Theil des; Stromes: aus dieser Quelle entspringen. Es kommt nur darauf an, zu zeigen, dals nicht das Ganze, sondern blols ein Theil des Stromes diesen Ursprung haben könne. Einen directen und recht entscheidenden Beweis davon zw geben, ist für jetzt unmöglich, da man keine Methoden besitzt, die elektromotorische Kraft, die sich in Berührung zweier Flüs- sigkeiten entwickelt, numerisch zu bestimmen. Das von Fechner angewandte Verfahren kann nur dazu dienen, das Dasein einer solchen Kraft nachzuweisen, nicht aber die Grölse derselben zu messen. Es werden nämlich dazu immer drei Flüssigkeiten. a, 2, c er- fordert, die in der Ordnung a, 5, c, a einander berühren. Der: Strom, den man durch Eintauchung zweier Platioplatten in die beiden äufseren, mit-a gefüllten Gefäfse erhält, ist. demnach. das Resultat dreier elektromotorischen Kräfte, nämlich zwischen a und 5, 5 und c, und e und a. Daher machen es denn Feehner’s Versuche auch blofs, wahr- scheinlicb, nicht gewils, dals Kalilauge und Salpetersäure bei ge- genseitiger Berührung nur eine geringe elektromotorische Kraft. entwickeln. Ein besserer Beweis, dafs bei der erwähnten Eisen-Platin-. Kette wenigstens nicht das Ganze. der Kraft aus der wechselseiti- gen: Berührung der Flüssigkeiten entspringe, schien dem Verf., müsse hervorgehen, wenn das Eisen in der Kalilauge gegen eine zweite Platinplaite vertauscht werde. Eisen und Platin werden beide nicht direet van Kalilauge angegriffen. Wenn also in den erwähnten Fällen, der Strom, oder, genauer genommen, die elektromotorische Kraft blefs aus der gegenseitigen Berührung der Kalilauge und Salpetersäure entsteht, so scheint es, müsse es keinen Unterschied machen, ob man Eisen oder Platin in die Lauge tauche. 318 Allein die Erfahrung lehrt das Gegentheil. — Bei Anwen- dung von Eisen ist der Strom, wie die elektromotorische Kraft, bedeutend stärker als bei Anwendung von Platin, zu Folge einer gemachten ‘Messung mehr als doppelt so stark. Der Verf. würde diese Thatsache für einen ganz entscheiden- den Beweis zu Gunsten der Contacitheorie halten, wenn nicht hier ein Umstand störend einträte, der schon in so vielen Fällen die Beweisführung erschwert, schon zu so manchen irrigen Fol- gerungen geführt hat. Der Strom der erwähnten Ketten, ungeachtet die negative Platte derselben in Salpetersäure steht, ist nämlich kein constan- ter, sondern ein abnehmender; und er nimmt bei der Becque- rel’schen oder Platin-Platin-Kette bei weitem rascher ab, als bei der Eisen-Platin-Kette. Die Anhänger der chemischen Theerie erklären die Strom- abnabme in dergleichen Fällen aus der eintretenden Vermischung der Flüssigkeiten. Die Erklärung mag, wenn man die Flüssigkei- ten durch eine sehr dünne, leicht durchdringliche Scheidewand trennt, richtig sein; allein, wenn man zu dieser Trennung ein poröses Thongefäls von gehöriger Beschaffenheit anwendet, ist sie bestimmt unrichtig. Als der Verf. bei denselben Flüssigkeiten, die ihm mit zwei Platinplatten einen sehr rasch abnehmenden Strom gegeben hat- ten, das Platin in dem Kali durch Eisen ersetzte, erhielt er sogleich einen weit beständigeren Strom, dessen langsame Ab- nahme innerhalb einer Stunde keinen rascheren Gang erlangte. Es ist also klar, dafs bei zweckmälsiger Einrichtung des Appa- rats die Abnahme des Stromes dieser Ketten, wenigstens in der ersten Stunde, nicht aus einer eintretenden Vermischung der Flüssigkeiten erfolgt, sondern aus einer Polarisation oder sonstigen Veränderung der positiven Platte, die stärker ist und schneller eintritt, wenn diese Platte aus Platin, als wenn sie aus Eisen besteht. Diese Polarisation oder anderweitige Veränderung hindert nun aus dem Vergleich des Stromes der Eisen-Platin-Kette mit dem der Platin-Platin-Kette einen ganz so strengen Schlufs zu Gunsten der Contacttheorie zu ziehen als sonst möglich wäre *). *) Der Verf, hat bisher noch nicht Gelegenheit gehabt, hier die Compensationsmethode anzu- wenden; er hofft es aber nächstens nachholen zu können, 319 Allein dennoch: scheint dieser Vergleich einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit für die Contacttheorie zu liefern; denn selbst im ersten Moment der Eintauchung, wo doch die Polarisa- tion nur noch schwach sein könnte, giebt das Platin, als positives Metall in Kalilauge gestellt, einen kaum halb so starken Strom, als das Eisen. ’ Immer wird diese Erscheinung ein schwer zu lösendes Räth- sel bleiben für eine Theorie, ‘welche die verschiedenartige Natur der Metalle ganz unberücksichtigt läfst, für welche alle Metalle gleich sind und gleich sein müssen, sobald sie nur von der Flüs- sigkeit entweder keinen oder einen gleichen chemischen Angriff erfahren. Zum Schlufs dieser Betrachtung theilt der Verf. noch eine Thatsache mit, die recht ins Klare setzt, wie wenig die elektro- motorische Kraft einer Volta’schen Kette dem chemischen Angriff auf das positive Metall derselben proportional geht. Eine Eisen-Platin-Kette, bei welcher das Eisen in ver- . dünnter Schwefelsäure (1 Gewthl. concentrirter und 4 Gewthl. Wasser) und das Platin in Salpetersäure von 1,33 stand, gab eine elektromotorische Kraft = 18,3*). Ersetzte man in dieser Kette die Schwefelsäure durch Ätzkalilauge (1 Gewthl. Kali und 4 Gewthl. Wasser), so sank die Kraft auf 6,9, weil, wie die Anhänger der chemischen Theorie sagen werden, das Eisen nunmehr keinen che- mischen Angriff erfuhr. ' Betrachte man nun aber das Verhältnils zweier analogen Zink-Platin-Ketten. Die mit der Schwefelsäure construirte zeigte eine elektromotorische Kraft = 26,6, die mit der Kalilauge eine = 34,9, eine Kraft, die fast ein Viertel stärker ist, als die stärkste der bisher dargestellten Ketten (d.h. einer mit rother, rauchender Salpetersäure construirten Grove- schen), so dals diese Combination sogar in practischer Hinsicht Beachtung finden könnte, zumal man das Zink dabei nicht zu amalgamiren braucht, wenn nicht andrerseits die Kalilauge zu kost- *) Zum Verständnifs dieser Zahlen mufs man wissen, dafs wenn die Widerstände, gemessen in Zollen Neusilberdraht von 1], Lin. Durchmesser, einen gleichen Werth wie die elektromotorischen Kräfte erhalten, die Stromstärken also — 1 werden, diese eine solche Gröfse haben, dafs sie durch Wasserzersetzung nabe 14,5 Kubikcentimeter Knallgas bei 0° und 076 in einer Minute liefern. 320 bar wäre, und die Thongefäfse durch den entstehenden und in ihren Poren krystallisirenden Salpeter zu schnell zertrümmert würden. Hier hat man also gerade das umgekehrte Verhältnils; und doch wird das Zink von Kalilauge ungleich weniger angegriffen als von Schwefelsäure. Woher nun die grolse Stärke der Kraft im ersten Fall? Von der chemischen Action der Kalilauge auf die Salpetersäure nicht! denn dann mülste diese Action mindestens eine Kraft von 34,9 — 26,6 = 8,3 entwickeln, d.h. eine Kraft, die mehr als doppelt so grols wäre wie die der Becquerel’schen Kette, deren Kraft doch gerade aus dieser Action entspringen soll. Um den Beweis zu vollenden, mag endlich noch gesagt sein, dals Zinn in Kalilauge, combinirt mit Platin im Salpetersäure, einen Strom giebt, der mindestens 5 Mal schwächer ist, als der der Becquerel’schen Kette. Und doch erleidet das Zinn, wenn auch nur einen schwachen, doch sicher einen stärkeren chemi- schen Angriff von der Kalilauge als das Platin. Bildung der Eisensäure auf galvanischem Wege. Die eben beschriebenen Versuche haben dem Verf. Gelegen- heit gegeben, eine Thatsache zu beobachten, die in physikalischer und chemischer Hinsicht von gleichem Interesse ist. Das zu diesen Versuchen angewandte Eisen war Schmied- eisen, Eisenblech von der besten Qualität. Ein solches Eisen, in Kalilauge gestellt und mit dem in Salpetersäure stehenden Pla- tin verknüpft, giebt Sauerstoffgas, ohne dals, wie schon bemerkt, eine Oxydation an demselben stattfindet. Dasselbe ist der Fall mit Graphit, Platin, Palladium, Gold, Nickel, Kobalt und Zinn, wenn sie statt des Eisens genommen werden. Auch Silber, Kupfer, Antimon, Wismuth, Blei, Kadmium, und was gewils merkwürdig ist, selbst Zink, liefern _ Sauerstoffgas; aber neben dieser Gasentwicklung findet noch eine sichtbare Oxydation, ein Anlaufen der Metalle statt. Besonders auffallend ist diese Erscheinung beim Silber und Blei. Beide Metalle bekleiden sich rasch mit einem schwarzen Überzug (beim Silber wahrscheinlich aus Hyperoxyd bestehend), z 321 und erst nachdem dieser Überzug sich gebildet hat, tritt die Sauer- stoffentwicklung ein. Ganz anders, wie alle die eben genannten Metalle, verhält sich aber das Gulseisen, welches der Verf. zufällig gerade zuerst zu seinen Versuchen nahm, Das Gulseisen hüllt sich sogleich in eine schön weinrothe Atmosphäre ein, die sich in dunklen Wolken durch die ganze Flüssigkeit verbreitet, und diese nach kurzer Zeit so tief färbt, dals sie fast schwarz erscheint, und die schöne Medocfarbe nur noch an den Rändern beim Durchsehen nach einem hellen Ge- genstand erblicken läfst. Wenn man die Kalilauge absondert und genau betrachtet, so bemerkt man ein schwaches Petilliren in sehr kleinen Bläschen und zugleich verändert die Flüssigkeit ihre Farbe. Sie wird braun- roth, trübe, und nach einiger Zeit, manchmal nach einer halben Stunde, hat sie sich ganz entfärbt, während auf den Boden ein brauner Niederschlag abgesetzt ist. Diese Veränderung wird nicht durch den elektrischen Strom verhütet, denn sie tritt schon ein, während noch das Eisen mit dem Platin zur Kette geschlossen ist. Sehr rasch, sogar augen- _ blicklich, erfolgt sie dagegen, sowie man die Kalilauge bis zum Sieden erhitzt. Anfänglich war der Verf. geneigt, diese Erscheinung auf Rechnung eines Mangangehalts des Eisens zu setzen; allein eine nähere Betrachtung der Umstände und besonders eine chemische Untersuchung des mit der Zeit sich absetzenden braunen Nieder- schlags, die nichts als Eisenoxyd darin erkennen liels, gab. die Überzeugung, dafs die Färbung der Flüssigkeit nur von Eisen- säure oder vielmehr von eisensaurem Kali herrühren "konnte *). Die Bildung der Eisensäure unter diesen Umständen ist wohl leicht zu erklären; man muls sie auf Rechnung der sogenannten prädisponirenden Verwandtschaft setzen, die hier, unter Einflufs des elektrischen Stromes, den Sauerstoff entweder unmittelbar mit dem Eisen verbindet, da hier der Säure sogleich Kali dargeboten *) Manganbyperoxyd (Graubrannsteinerz), statt des Eisens genommen, entwickelt in der Haupt- sache anch nichts als Sauerstoffgas. Erst nach längerer Zeit bemerkt man in der Kalilauge ver- €inzelt einen schwach gefärbten Faden, aber nicht von rother, sondern von grüner Farbe. 322 wird, oder zuvörderst Kaliumhyperoxyd bildet‘, und durch dieses die Entstehung des eisensauren Kalis vermittelt. Dennoch aber bleibt der Prozels in doppelter Rücksicht recht interessant, einmal weil sich hier auf galvanischem Wege eine ' Säure mit so grolser Leichtigkeit bildet, die Fremy, ibr Ent- decker, und andere Chemiker durch rein chemische Mittel bisher nur höchst schwierig haben darstellen können, — und dann, weil sie nur mit Gufseisen, nicht mit Schmiedeisen entsteht. Dieser letzte Umstand ist gewils sehr räthselhaft. Der Verf. hat mannigfaltige Versuche gemacht, um auf den Grund der Er- scheinung zu kommen, aber bisher sind sie alle fruchtlos gewesen. Niemals ist es ihm gelungen aus Schmiedeisen Eisen- säure darzustellen, eben so wenig aus Stahl *). Ja, nicht einmal jedes Gulseisen lieferte die Säure. Von viererlei Eisen, aus dem der Verf. sich in der Königl. Eisengiefserei bierselbst hatte Platten verfertigen lassen, zeigten nur zwei die Er- scheinung, nämlich das Wiesenerzeisen, und das englische Roheisen. Dagegen gab schlesisches Coak-Eisen gar keine Eisensäure, und schlesisches Holzkohlen-Eisen nur eine höchst unbedeutende Spur. Der Verf. glaubte anfangs die Stärke des elektrischen Stro- mes bedinge die Verschiedenheit, und er mals daher dieselbe bei einer aus Schmiedeisen und einer aus Gufseisen gebilde- ten Kette. Allein die Messung ergab für die Guflseisen-Kette, also für den Fall der Bildung von Eisensäure, nur eine sehr un- bedeutend gröfsere Stromstärke und elektromotorische Kraft als für eine Schmiedeisen-Kette von gleichen Dimensionen. Er konnte auch den Strom der Guflseisen-Kette, durch Verlängerung des Schlielsdrahtes, bedeutend schwächer machen als den der Schmiedeisen-Kette, und dennoch fuhr die er- stere fort, Eisensäure zu bilden, während die letztere keine gab. Die nahe Gleichheit der Stromstärke beider Eisenketten, bei Gleichheit ihrer Dimensionen, scheint ihm in theoretischer Hin- sicht von Interesse zu sein; denn sie beweist, dals es für die *) Beim Stahl sah der Verf. zuvwreilen einen vereinzelten rothen Faden, und beim Schmied- eisen zeigte die Flüssigkeit erst nach langer Unterhaltung der Operation eine so geringe Spur von Färbung, dafs sie nur durch den Vergleich mit nicht gebrauchter Kalilauge merkbar war. ’ 323 Stromstärke (und auch für die elektromotorische Kraft) gleichgültig ist, ob die abgeschiedenen Stoffe (hier der Sauerstoff) frei entwei- chen oder sich mit den Metallen verbinden. Sie widerlegt die von Grove und Anderen aufgestellte Ansicht, als werde das Wasser leichter durch den elektrischen Strom zersetzt, wenn der Sauer- stoff Gelegenheit findet, sich mit dem positiven Metall der Kette zu vereinigen. Auch möchte sie überhaupt wohl nicht die An- sicht unterstützen, dals bei der chemischen Verbindung zweier Körper viel Elektricität erregt oder verschluckt werde. Übrigens ist eine gewisse Intensität des Stromes zur Bildung der Eisensäure nöthig. Als der Verf. zwei gulseiserne Platten in Kalilauge tauchte und darauf mit den Metallen einer einfachen Grove’schen Kette verband, war der Strom, vermöge der Dimen- sionen des Systems, nur schwach. In diesem Fall bildete sich _ auch nur wenig Eisensäure. Dagegen entstand Oxyd auf der posi- tiven Platte, was dem Verf. beim Schmiedeisen nicht vorgekom- men ist, und beweist, dals, unter diesen Umständen, das Gufseisen überhaupt eine gröfsere Neigung zur Oxydation besitzt als das Schmiedeisen. Andrerseits ist eine erhöhte Intensität des Stromes, wenig- stens bis zu einem gewissen Grade, der Bildung der Eisensäure nicht schädlich. Wenn man zwei Grove’sche Ketten zur Säule verbindet und den Strom dieser Säule mittelst gufseiserner Plat- ten in Kalilauge leitet, so erhält man die Eisensäure sehr leicht und reichlich. Der Verf. hält sogar diese Darstellungsweise für viel besser als die anfänglich angewandte, da man dabei die Kalilauge nicht mit einem Thongefäls in Berührung zu setzen braucht, also die erstere nicht verunreinigt, und das letztere nicht zertrümmert, was unfehlbar immer nach einiger Zeit geschicht. Ein geringer Nachtheil dieser Darstellungsweise besteht darin, dals ein Theil der gebildeten Eisensäure wieder verloren geht, nämlich durch Reduction derselben an der negativen Platte. : Die- ser kleine Verlust wird aber reichlich aufgewogen, durch die grölsere Menge von Säure, die sich an der posisiven Platte bildet. Dals hier gesagt wird: „Kleiner Verlust” kann auffallend ‚klingen, denn man könnte meinen, es mülste an der negativen ‚Platte gerade so viel Eisensäure zersetzt werden, als an der po- 324 sitiven gebildet wird. Das ist aber nicht der Fall (vermuth- lich deshalb weil die Eisensäure kein Elektrolyt ist) Immer wird an der negativen Platte mehr Wasserstoff entwik- kelt als Eisen abgeschieden, also wird mehr Wasser als Eisen- säure zersetzt. Andrerseits wird an der positiven Platte, unter allen Umständen, man mag eine einfache Ketie oder eine Säule an- wenden, immer, neben der Eisensäure, auch Sauerstoff gasför- mig entwickelt, und zwar bei der Säule mehr als bei der Kette, Es wäre demnach wohl möglich, dafs man bei hinlängli- cher Steigerung der Intensität des Stromes, selbst mit Guls- eisen, zuletzt nur Sauerstoffgas und keine Eisensäure be- käme. Diese nebenhergehende Sauerstoffentwicklung ist ein Übel- stand, insofern sie verhindert, die Zusammensetzung der Eisen- säure auf galvanischem Wege zu bestimmen. Klar ist nämlich, dafs die zum positiven Pol geführte Sauer- stoffmenge das Äquivalent von der am negativen Pole entwickel- ten Wasserstoffmenge ist. Würde nun die erstere gänzlich mit dem Eisen verbunden, gleichviel ob vorübergehend oder blei- bend, so würde man aus letzterer den Sauerstoffgehalt der Eisen- säure berechnen können, während deren Eisengehalt sich aus dem abgeschiedenen Eisenoxyd ergäbe. Das freie Entweichen von Sauerstoff, und auch die Unge- wifsheit, ob blofs eine Eisensäure gebildet werde, erlauben aber nicht die Anwendung dieser Methode. Die außerordentlich leichte Zersetzbarkeit der Säure hat den Verf. abgehalten, irgend einen Versuch zu ilırer oder ihres Sal- zes "Abscheidung zu machen. Wenn eine solche Abscheidung überhaupt möglich ist, so wird sie sich nur in sehr niedriger Temperatur bewerkstelligen lassen. Schliefslich erlaubt sich der Verf. noch die Vermuthung aus- zusprechen, dals die Eisensäure, welche bekanntlich auch, wenn gleich in geringer Menge, in hoher Temperatur entsteht, in der Natur gebildet vorkommen möge, z.B. als das Färbende im Ame- thyste, worin, freilich ältere, Analysen, aufser Kieselerde, auch Eisen, neben einer Spur von Mangan aufgefunden haben. 325 Hierauf las Hr. Poggendorff noch eine Notiz vom Prof. Wöhler in Göttingen, Korrespondenten der Klasse, „Über den Schmelzpunkt mancher Körper im krystallisirten und amorphen Zustand. Man kennt jetzt eine ziemlich grofse Anzahl Körper der ver- sebiedensten Natur, die unter gewissen Umständen krystallisirt, unter andern amorph sind. Bei dem Übergang aus dem einen in den andern Zustand ändern sie, wie es scheint, alle ihre physika- lischen Eigenschaften, ihre Farbe, ihre Dichtigkeit, ihr Lichtbre- chungsvermögen, ihre specifische Wärme, ihre Löslichkeit, ohne wesentliche Änderung ihres chemischen Verhaltens. Man kann sogar vermuthen, dals sich die zweierlei Zustände selbst in che- mischen Verbindungen erhalten, worauf unter Andern die von Berzelius beobachteten krystallisirien und amorphen brenztrau- bensauren Salze zu deuten scheinen. Die ungleichen Schmelz- punkte, die ich bei der Lithofellinsäure im krystallisirten und im amorphen Zustande gefunden habe *), veranlalsten mich, in dieser Hinsicht noch einige andere Körper zu untersuchen. Ich glaube daraus als allgemeinen Satz folgern zu können, dals jeder di- morphe Körper auch zweierlei Schmelzpunkte babe. Ich habe dies wenigstens bei den folgenden Substanzen bestätigt gefunden: Zuk- ker, Amygdalin, Pinus-Betaharz (Sylvinsäure), und Lithofellinsäure. Alle wohlkrystallisirende Körper erstarren nach dem Schmelzen zu durchsichtigen, glasigen Massen, ohne dadurch ihre Krystallisations- Fähigkeit verloren zu haben. In diesem amorphen Zustande ha- ben diese Körper ungleich niedrigere Schmelzpunkte, als im kry- stallisirten. Krystallisirt. Amorph, schmilzt bei schmilzt zwischen Zücken .W.een one 160° C. .... 90° und 100° Amygdalin ..... ZI u UDO Ne 130 Sylvinsäure..... DO 0 7200 Lithofellinsäure . 205 - ....105 - 110 Es ist schwer mit Schärfe den Schmelzpunkt der amorphen Körper zu bestimmen, da dem wirklich liquiden Zustand stets eine Erweichung vorangeht, die ihnen gerade eigenthümlich ist. *) Aunalen der Chemie u, Pharm. B. 41, 326 Bei den obigen Temperaturgraden waren die Substanzen so er- weicht, dafs sie sich in Fäden ausziehen liefsen. Eine ähnliche Verschiedenheit im Schmelzpunkt wird ohne Zweifel bei dem Glase im gewöhnlichen und im krystallinischen Zustande (dem sogenannten Reaumur’schen Porzellan) stattfinden, und offenbar gehört auch der durch plötzliche Abkühlung erhaltene durchsich- tige, braune und weiche Schwefel hierher. Schon bei einer Tempe- ratur zwischen 90° und 100° nimmt sein Zustand von Erweichung so zu, dafs mehrere zusammenliegende Kugeln in eine Masse zusam- mengehen. Der krystallisirte Schwefel schmilzt bekanntlich, ohne vorher zu erweichen, bei 111°. Es ist zu vermuthen, dafs auch die beiden dimorphen Arten des krystallisirten Schwefels ungleiche Schmelzpunkte haben. Der Schmelzpunkt der durchsichtigen, gla- sigen, arsenigen Säure ist wahrscheinlich niedriger, als der Ver- flüchtigungspunkt der krystallisirten, und die Schmelzbarkeit der ersteren beruht wahrscheinlich darauf, dals sie bei einer gewissen Temperatur vorher amorph wird. Hr. Rammelsberg übersandte der Akademie die Fortsetzung seiner Arbeit über die bromsauren Salze, so wie auch eine Abhandlung über die Verbindungen der Brommetalle ‚ mit Ammoniak. Über die bromsauren Salze. In einer früheren Arbeit, deren Resultate ich die Ehre hatte, der Königl. Akademie am Schlusse des verflossenen Jahres vorzu- legen, habe ich eine Reihe von Versuchen beschrieben, welche theils die Darstellung einer höheren Oxydationsstufe des Broms, theils die Untersuchung der bisher fast noch gar nicht beschrie- benen bromsauren Salze zum Gegenstand hatten. Ich erlaube mir jetzt, eine Fortsetzung dieses zweiten: Theils jener Arbeit mitzu- theilen. Bromsaures Lithion und bromsaure Thonerde sind sehr zerfliefsliche Salze, von denen jedoch das erste über Schwe- felsäure krystallisirt. Bromsaures CGeroxydul und bromsaures Lanthan- oxyd unterscheiden sich im äufserem Ansehen wesentlich, wie- wohl sich die Form ihrer Krystalle nicht näher bestimmen liels. 327 Das Lanthansalz ist ziemlich stark amethystroth gefärbt. Beide enthalten 6 Atome Wasser, und während das Ceriumsalz sich in der Hitze ziemlich ruhig zersetzt, und Ceroxyd hinterläfst, ge- schieht dies beim Lanthansalze mit einiger Heftigkeit, wobei ein höchst‘ voluminöses‘ weilses Pulver, ein Gemenge von Lanthan- oxyd und Bromid, zurückbleibt. Bei dieser Gelegenheit fand ich durch eine Analyse des schwefelsauren Lanthanoxyds das Atom- gewicht des Metalls = 554,88, unter der Voraussetzung nämlich, dals sein Oxyd 1 At. Sauerstoff enthält. Das bei der schon früher beschriebenen freiwilligen Zersez- zung\der bromsauren Manganoxyduls sich abscheidende schwarze Oxyd ist ein Hydrat des Superoxyds, worin: das letztere 6 mal’ so viel Sauerstoff enthält als das Wasser. Das von Ber- thier beschriebene Hydrat besteht, ‘wie ich übereinstimmend mit seiner Angabe gefunden habe, aus 4 At. Superoxyd und: 1 At. Wasser, so dals wir jetzt 4 Hydrate des Mangansuperoxyds ken- nen, in denen 1 At. Wasser mit 1, 2, 3 und 4 At. des Super- oxyds verbunden ist. Bromsaures Eisenoxydul existirt nur einen Augenblick; es zerlegt sich analog dem Mangansalze, wobei ein basisches Eisen- oxydsalz entsteht. Bromsaures Eisenoxyd ist im neutralen Zustande un- krystallisirbar. Dampft man es längere Zeit im Wasserbade ab, so bleibt beim Übergielsen mit Wasser ein basisches Salz unge- löst, worin sich die Sauerstoffmengen von Säure, Basis und Was- ser = 1:3:6 verhalten. Bromsaures Nickeloxyd und bromsaures Kobalt- oxydul sind isomorph unter sich, so wie mit dem Talkerde- und Zinksalze, und krystallisiren in regulären Oktaedern mit 6 At. Wasser. Beim Erhitzen hinterlassen sie reine Oxyde. Bromsau- res Nickeloxyd-Ammoniak ist ein blaugrünes krystallinisches Pul- ‚ver, welches aus 1 At. des wasserfreien Salzes und 1 Doppelat. Ammoniak besteht, und vom Wasser zersetzt wird. Bromsaures Kobaltoxydul löst sich in Ammoniak mit rother Farbe auf, allein diese Auflösung wird an der Luft schnell dunkelbraun, und liefert ) nach dem Verdampfen über Schwefelsäure ein fast schwarzes, zer- Hiefsliches Salz, dessen Reaktionen zeigen, dals es eine Verbin- dung von Ammoniak mit bromsaurem Kobaltoxyd ist, wiewohl g* 328 es sich von beigemengtem bromsaurem Ammoniak nicht gut tren- nen lälst. Bromsaures Kadmiumoxyd schiefst: in gut ausgebildeten Krystallen an, welche 1 At. Wasser enthalten und beim Erlitzen ein Gemenge von Oxyd und Bromid hinterlassen. Es verbindet sich mit Ammoniak zu einem weilsen krystallinischen ‚Pulver, worin 2 At. des Salzes mit 3 Doppelat. Ammoniak verbunden sind. Digerirt man Wismuthoxydhydrat mit einem Über- schufs von Bromsäure, so verwandelt es sich dessenungeachtet in ein basisches Salz, welches sich bei der Analyse als bestehend aus 4 At. zweidrittelbromsauren Wismuthoxyds und 6 At. Wismuth- oxydhydrat erwies. 1 Bromsaures Uranoxyd bildet eine gelbe, nicht krystalli- sirende Auflösung, welche schon im Wasserbade Brom und Sauer- stoffgas entwickelt, und zu einem auflöslichen basischen Salze: er- starrt, welches sich als eine Verbindung von gleichviel Atomen von neutralem und‘ zweidrittelbromsaurem Uranoxyd betrachten läfst. Ein basisches bromsaures Kupferoxyd erhält man durch partielle Zersetzung des schon früher beschriebenen neutra= len Salzes mit Ammoniak. Es ist als eine Verbindung des: letzte- ren mit 5 At. Kupferoxydhydrat anzusehen. Bromsaures Quecksilberoxydul' bildet einen weilsen Niederschlag, und detonirt schwach beim Erhitzen. Durch Ko- chen mit Wasser verwandelt es sich in ein gelbes krystallinisches Pulver, welches ein basisches Salz mit 2 At. Basis ist, am Lichte grau wird, und dem durch eine geringe Menge Salpetersäure die Hälfte der Basis wieder entzogen werden kann. Bei der Darstel-. lung. dieses Salzes löst die freigewordene Bromsäure eine gewisse) Menge des neutralen auf, welches man auf diese Weise beim Ver- dunsten in glänzenden blätterigen Krystallen erhält. Diese That- sache bestätigt die neuerlich aufgestellte Behauptung, dals bei dem Zersetzung von Metallsalzen durch Wasser neben den basischen keine sauren Salze entstehen, wie man früher annahm, sondern dafs die Säure nur von dem neutralen Salze einen Theil: auflöst,, Bromsaures Quecksilberoxyd krystallisirt mit 2 At« Wasser, und zersetzt sich bei gelindem Erhitzen so, dals Queck- silber zurückbleibt, Quecksilberbromür und Bromid neben Metall 329 sublimiren, und Brom und Sauerstoffgas entweichen. Versetzt man seine Auflösung mit Ammoniak, so bildet sich eine Verbin dung, welche nicht mit Kali, wohl aber mit Schwefelkalium Am- moniak entwickelt, also, den Ansichten von Kane gemäls, eine Amidverbindung ist, Sie enthält 4 At, Quecksilber Segen 1 Dop- pelat. Ammoniak, wie dies nach Kane auch in den schwefelsauren und salpetersauren Verbindungen dieser Art der Fall ist. Sie be- steht also aus 4 At. bromsaurem Quecksilberoxyd, 1 At. Quecksil- beramid und 2 At. Quecksilberoxyd. Selbst kleine Mengen dieses Körpers detoniren beim Erhitzen so heftig, dals auch offene Ge- fälse dadurch zertrümmert werden. Bromsaures Platinoxyd existirt nur in der Auflösung, und verwandelt sich beim Abdampfen in Platinbromid, Auch das bromsaure Chromoxyd zersetzt sich unter gleichen Umständen, und während das Brom ebenfalls entweicht, bleibt reine Chromsäure zurück, Über die Verbindungen von Brommetallen mit Ammoniak. Um- die Kemtnifs der Bromverbindungen zu vervollständigen, habe ich das Verhalten der wichtigsten Brommetälle zum Ammo- niak untersucht, und dabei theils flüssiges Ammoniak angewendet, theils die wasserfreien Salze mit trockenem Ammoniakgas in Be- führung gebracht, überhaupt dabei ein ganz ähnliches Verfahren beobachtet, wie bei der Untersuchung über das Verhalten der Jod- metalle zum Ammoniak, deren Resultate im 4Ssten Bande von Pog- gendorff’s Annalen enthalten sind. i "Bei dieser Gelegenheit liefsen sich auch die Eigenschaften mancher Brommetalle an und für sich genauer bestimmen, als dies bisher geschehen war. Die Ähnlichkeit des Broms mit dem Chlor, welche viel grö- Sser ist als die beider Körper mit dem Jod, zeigt sich recht auf- ällen dieselbe Atomenzahl von Krystallwasser, sondern die Ähn- keit beider Körperklassen erstreckt sich auch Auf ibre Verbin- üngen mit Ammoniak, insofern sich die Bromüre mit dem letz- 330 teren, wie ich gefunden, fast immer in demselben Verbältnifs verbinden, wie dies bei den Chlorüren (durch die Untersuchungen von H. Rose) hinlänglich bekannt ist, und diese Ammoniakverbin- dungen zeigen auch in allen Fällen ein ganz ähnliches Verhalten, in ihren äufseren, wie in ihren chemischen Eigenschaften. So krystallisiren Brombaryum und Chlorbaryum mit’ 2 At. Krystallwasser, und sind vollkommen isomorph. Bromstrontium und Chlorstrontium nebmen jedes 6 At. Wasser auf, und wiewohl sich ihre Krystalle nicht gut genauer untersuchen lassen, so be- steht wahrscheinlich zwischen ihnen gleichfalls eine Isomorpbie. Brommagnesium krystallisirt mit 6 At., Chlormagnesium, den vor- handenen Angaben zufolge, mit 5 At. Wasser. Bromnickel kry- stallisirt mit 3 At, Bromkadmium mit 4 At. Wasser. Kupferbro- mid und Quecksilberbromid erhält: man wasserfrei in Krystallen. 9 At. Bromstrontium verbinden sich mit 1 einfachen At. Ammoniak; 1 At. Bromzink auf nassem Wege mit 1 Doppelat. Ammoniak; Bromkadmium nimmt auf nassem Wege 1 Dop- pelatom, auf trocknem 2 Doppelatome auf. Bromnickel in bei- den Fällen 3 Doppelatome, genau so viel wie Chlornickel. Brom- kobalt absorbirt im wasserfreien Zustande 3 Doppelat. Ammo- niak, während Kupferbromid auf nassem Wege 3 At., auf trocknem 5 At. aufnimmt. Quecksilberbromür absorbirt 1 At. Ammoniakgas, d. h. eben so viel: als das Chlorür, und Quecksil- berchlorid und Bromid nehmen beide gleichfalls dieselbe Menge, i Atom, nämlich, auf. j Brombaryum verbindet sich so wenig wie Chlorbaryum mit Ammoniak, und ebenso liefsen. sich keine Verbindungen des letzteren mit Bromblei und Bromsilber hervorbringen, denn obgleich sich das Letzigenannte in flüssigem Ammoniak ‚auflös so krystallisirt es doch unverbunden heraus. Auch die basische Verbindung .des Quecksilberbromids ent hält 3 At. Oxyd, wie die entsprechende des Chlorids. ı Darauf legte der vorsitzende Sekretar den nachfolgenden, vo Hrn. Prof. Neumann in Königsberg, Korrespondenten der Aka demie, eingesandten Auszug einer von ihm verfalsten Abbandlun; vor, betitelt: Die Gesetze der Doppelbrechung des Lichtes 331 in comprimirten oder ungleichförmig erwärmten unkry- stallinischen Körpern. Die vorliegende Abhandlung zerfällt in drei Abschnitte. In dem ersten Abschnitt *($. 1 bis $.5) beschäftige ich mich mit dem Gesetz der Doppelbrechung des Lichts in gleichförmig dila- tirten oder comprimirten unkrystallinischen Körpern. Gleichför- mig nenne ich die Dilatation (oder Contraktion) eines Körpers, wenn dieselbe an jeder Stelle desselben sowohl in Beziehung auf Richtung als Gröfse gleich ist, wiewohl sie in den verschiedsnen Richtungen verschieden ist. Wenn ein rechtwinkliches Parallele- pipedon, welches mit einer seiner Seiten- Ebenen auf einer festen ebenen Unterlage ruht, durch einen gleichmäfsig über die gegen- überstehende Seiten- Ebene vertheilten, senkrecht gegen dieselbe gerichteten Druck comprimirt wird, so ist dieser Körper gleich- , förmig comprimirt; er ist dies auch noch, wenn ein zweiter und ein dritter Druck auf die zwei andern Flächenpaare ebenso wirkt, wie der erste Druck auf das erste Flächenpaar. Die Werthe dieser drei Druckkräfte können in einem beliebigen Verhältnils stehn, in demselben Verhältnils stehn die Werthe der linearen Contraktionen in den drei Kanten des Parallelepipedons. Ich nenne a, d, c diese drei Kanten vor dem Druck, während des Drucks bezeichne ich sie durch a(t—a), bU—P), ct—y); die drei Gröfsen a, £&, y heilsen die lineären Dilatationen respektive der Kanten a, 2, c. Mittelst dieser drei Gröfsen kann man die lineäre Dilatation einer jeden andern Richtung in dem Körper bestimmen. Es bilde eine begrenzte Linie von der Länge e in dem Körper vor dem Druck mit den drei Kanten a, d, c die Winkel m, n, p, und Pi Aline w . [2 während des Drucks verwandele sich ihre Länge in: e(-=#) wo also AR. die lineäre Dilatation von e ist, dann ist p | (1-22) = (1 a)?cos’m + (1—P)?cos:n+(1—Y)?cos®p (1) Betrachtet man diese Gleichung als die Gleichung einer Ober- fläche, ‚deren Radiusrektor 1— 2%. mit den Coordinaten-Axen a, b, c die Winkel m, n, p bildet, so ist sie, nach Fresnels Benennung eine Elastizitätsfläche. Ich nenne sie die Ela- Stizitätsfläche des Drucks; ihre Axen sind: 1-0, 1—ß, 332 41—y, ich nenne sie die Hauptdruckaxen. Die Werthe von &, 2, y sind überall innerhalb der Grenze der Elastizität so klein, dafs ihre Quadrate und höhere Potenzen gegen die erste vernach- lässigt werden können. — In jedem gleichförmig dilatirten Kör- per giebt es immer, welches auch die Ursache der Verrückung seiner Theilchen sei, drei auf einander rechtwinklich stehende Hauptdruckaxen, welche die Eigenschaft haben, dafs das ganze System der Dilatationen symmetrisch ist. in Beziehung auf Ebe- nen welche durch dieselben gelegt sind, und dals durch die Di- latationen in den Hauptdruckaxen die Dilatation in jeder andern Richtung, deren Neigung gegen sie gegeben ist, mittelst der Glei- chung (1) bestimmt wird. In jedem ungleichförmig dila- tirten Körper lassen sich durch jeden seiner Punkte drei recht- winkliche Hauptdruckaxen legen, die sich aber nur auf diejenigen Theile des Körpers beziehn, von welchen dieser Punkt unmittel- bar umgeben ist, sie variiren ia Richtung und Gröfse von einer Stelle des Körpers zur andern. Die doppelte Strahlenbrechung welche ein gleichförmig di- latirter unkrystallinischer Körper besitzt, kann ihren Grund haben entweder in einer veränderten Anordnung der Theilchen des schwingenden Lichtäthers oder in einer veränderten Einwirkung der festen Theile des Körpers auf dieselben, oder in der gleich- zeitigen Wirkung dieser beiden Ursachen. Ich weise nach, dals der vorzüglichste Theil der Doppelbrechung des Lichts durch eine veränderte Anordnung der Äther-Theile hervorgebracht wird, und dafs, wenn eine Veränderung der Einwirkung der fe- sten Theile des Körpers auf die Bewegung der Äthertheile auch stattfindet, diese nur von der Ordnung der Veränderung der Di- spersion des Lichts, welche durch die Dilatation hervorgebracht ist, sein kann. Die neue Anordnung der Lichtäther-Theile, wie sie auch sonst beschaffen ist, muls dieselbe Symmetrie als die der festen Theile des Körpers besitzen. Hieraus wird geschlossen, dals die Doppelbrechung des gleichförmig dilatirten unkrystallini- schen Körpers dieselben Gesetze befolgen mufs, welche Fresnel für die Doppelbrechung in krystallinischen Medien entdeckt hat. Der einfachste Ausdruck für diese Gesetze ist in ihrer geometri- schen Construktion mittelst der Elastizitätsfläche enthalten, welche ich die optische Elastizitätsfläche nenne. Die Axen der 333 optischen Elastizitätsfläche und der Elastizitätsfläche des Drucks müssen in dem dilatirten Körper dieselben Richtungen haben, und die erstern müssen Funktionen der letztern sein. Ich weise nach, dals, wenn mit A, B, C die drei optischen Elastizitätsaxen be- zeichnet werden, und mit «, £, y die Dilatationen in den drei Hauptdruckaxen, welche parallel respective mit 4, B, € sind, die Relationen zwischen diesen Grölsen folgende Form haben müssen: A= E+ga-HpB+pY B=G+pata+ry (2) C= E-+pe+pß+gy _ worinnen.p und qg zwei von der Natur des dilatirten Mediums abhängige Constanten sind, und G’ entweder gleich ist der Fort- pflanzungsgeschwindigkeit des Lichts in diesem Medium in seinem _ natürlichen Zustande, oder von dieser doch nur um eine kleine Grölse verschieden ist, welche von den Quadraten und höhern Potenzen von «, £, y abhängt. Aus diesen Relationen zwischen den Axen der beiden Elastizitätsflächen ergeben sich einige merk- würdige geometrische Folgerungen, welche eine physikalische Be- deutung haben. Beide Flächen haben :die Kreisschnitte gemein- schaftlich; in beiden Flächen haben in demselben Schnitt die grölsten und kleinsten Radiivektoren dieselben Richtungen, so aber dals der grölste Radius der einen Fläche die Richtung des _ kleinsten der andern hat; die Unterschiede des grölsten und klein- sten Radiusvektor haben in jedem gemeinschaftlichen Schnitt in beiden Oberflächen ein konstantes Verhältnils.. Aus diesen - Sätzen folgt, dafs wenn eine ebene Lichtwelle durch einen gleich- förmig dilatirten Körper geht, diese polarisirt ist, entweder pa- rallel mit der grölsten oder der kleinsten Dilatation aller der Richtungen, die mit ihr parallel sind. Je nachdem die Welle nach der einen oder der andern dieser beiden Richtungen pola- risirt ist, pflanzt sie sich mit einer andern Geschwindigkeit fort, der Unterschied dieser beiden Geschwindigkeiten ist proportional mit dem Unterschied der gröfsten und kleinsten der mit ihrer Ebene parallelen Dilatationen des Körpers. "In der Abhandlung werden die numerischen Werthe von p und 4 für gewöhnliches Spiegelglas bestimnt. Es werden dazu zwei Verfahrungsarten angewandt, die einander ergänzen. Das 334 erste Verfahren besteht in der Beobachtung der Lage der Farben- Curven, welche ein gekrümmter Glasstreifen im polarisirten Lichte zeigt. Diese Beobachtung giebt den Werth für die Differenz Ba wo g die Fortpflanzungs- Geschwindigkeit des Lichts im Glase in seinem natürlichen Zustande bezeichnet. Ich fand ve =0.1 8 =1%61 wobei die Geschwindigkeit des Lichts in atmosphärischer Luft als Einheit genommen ist. Das zweite Verfahren besteht in der Beobachtung eines te- leskopischen Diffraktions- Bildes, welches durch zwei gleiche Öff- nungen in dem Schirme vor dem Fernrohr hervorgebracht ist. "Wird vor diese Öffnungen ein gekrümmter Glasstreifen gestellt, so verdoppelt sich das Bild, es entstehn zwei Bilder, das eine ist parallel mit dem Streifen, das andere senkrecht darauf polarisirt, beide erleiden eine Verrückung nach derselben Richtung in Be- ziehung auf das ursprüngliche Bild, das Verhältnils dieser Ver- rückungen ist unabhängig von der Gröfse der Krümmung und hängt allein durch eine einfache Relation von den Werthen von 2 und r ab. Ich fand dieses Verhältnils gleich (2). Hieraus und aus dem schon gefundenen Werthe von P a ergab sich: PRE — 0,131 — 0,213 & Das Resultat dieser experimentellen Bestimmung ist nun dies. Wenn in einem gleichförmig dilatirten Glaskörper in den Haupt- druckaxen a, 2, c die Dilatationen «, £, y stattfinden, so haben die Axen der optischen Elastizitätsflächen A, B, C, respektive pa- rallel mit a, d, ce folgende Werthe A= Gj1— 0.2130 — 0-11 ß — 00-131 y$ B= Gf1 — 0.1318 — 0.2138 — 0- 131% C= Gt — 0.1318 — 0.131 — 0213 yR worin a, £, y positive Gröfsen sind, wenn sie wirkliche Dilata- tionen bezeichnen, negative aber, wenn sie Contraktionen bedeu- ten. Wenn ein rechtwinkliges Glas-Parallellepipedon z. B. durch einen auf zwei gegenüberstehende Seiten-Ebenen ausgeübten Druck gleichförmig und zwar um die Grölse y’ comprimirt wird, 335 so ist in den vorstehenden Ausdrücken zu setzen: y=—y, B=«=+4y, woraus sich ergiebt: A=B= GH 0,Usy} C= gli + 0143 y'} Dieser Körper verhält sich also wie ein Kalkspath-Krystall, in- dem in ihm der gewöhnliche Strahl die langsamere Fortpflan- zungs- Geschwindigkeit besitzt. Sehr merkwürdig ist das Resultat, welches man aus"den all- gemeinen Werthen für A, B, C erhält, wenn darin «= ß = y gesetzt wird, d.h. wenn man dieselben auf einen Glaskörper an- _ wendet, welcher nach allen Richtungen hin gleich stark dilatirt ist. In diesem Falle erhält man di=B=(C= Gi — 0,45cR also eine Verminderung der Lichtgeschwiudigkeit, obgleich die Dichtigkeit des Körpers in dem Verhältnils von 1—3« geringer geworden ist. Hiernach war es. wahrscheinlich, dafs auch eine gleichförmige Temperatur-Erhöhung des Glases die Geschwin- digkeit des Lichts in ihm vermindern müsse. Ich habe bei direk- ten Refraktions-Beobachtungen in gewöhnlicher und in erhöhter Temperatur wirklich eine solche Verminderung gefunden, aber diese betrug nur etwas mehr als die Hälfte derjenigen, die aus den Beobachtungen der mechanischen Dilation hier abgeleitet ist. In dem zweiten Abschnitt ($.5 bis. 10) werden die allge- meinen Formeln für die Farben - Erscheinungen entwickelt, welche ein ungleichförmig dilatirter Körper unter den bekannten Bedingungen im polarisirten Lichte zeigt. Ein gleichförmig di- latirter Körper verhält sich für das Licht wie ein Krystallindivi- duum, ein ungleichförmig dilatirter Körper ist einem Aggregat von unendlich vielen sehr kleinen Krystallindividuen zu vergleichen, deren optische Elastizitäts- Axen eine stetige Funktion des Orts sind, sowohl in Beziehung auf ihre Richtung als ihre Gröfse. ‚Wenn ein polarisirter Strahl auf ein solches Aggregat trift, so theilt er sich nicht allein bei seinem Eintritt in zwei rechtwink- lich polarisirte Strahlen, sondern auf jeder Stelle der Bahn theilt sich jeder Strahl, so wie er in ein neues Krystallindividuum tritt, wieder in zwei Theile, so dafs der eintretende Strahl sich in eine Unzahl von Strahlen im Innern des Aggregats zerspaltet. Müfste 336 man alle diese Theilungeu verfolgen, so würde die Untersuchung über die Interferenz des austretenden Lichts in der "That sehr schwierig sein. Die Untersuchung wird aber sehr einfach, wenn die Unterschiede der optischen Elastizitäts- Axen so klein sind, dals ihre Quadrate als verschwindend gegen ihre ersten Potenzen behandelt werden können. Unter dieser Voraussetzung beweise ich folgende zwei Theoreme: 1) Die Bahnen der Lichtstrahlen im Innetn des Körpers können bei der Berechnung der Interfe- renz als gradlinig betrachtet werden. 2) die nach dem Austritt mit einander interferirenden Strahlen können angesehn werden, als hätten sie den Körper in derselben Richtung durchlaufen. Mit Hülfe dieser Sätze entwickele ich den allgemeinen Ausdruck für die Differenz der Verzögerung mit welcher die mit einander interferirenden Strahlen aus dem Körper heraustreten. Diese Differenz der Verzögerung hängt ab von dem Gesetz der Dre- hungen, welchen die Polarisations-Ebene des Strahls im Innern des Körpers unterworfen ist, und von dem Gesetz seiner Fort- pflanzungsgeschwindigkeiten. Beide müssen als Funktionen des Orts gegeben sein. Mittelst der Resultate, welche im ersten Ab- schnitt der Abhandlung erhalten sind,‘ lassen sich diese Funktio- nen leicht ableiten aus dem System der Dilatationen des Körpers, oder, was darauf binauskömmt, aus dem System der Verrückun- gew seiner Theilchen. Das System von Verrückungen muls ent- weder gegehen sein, oder durch eine unabhängige Untersuchung ermittelt werden. Zur Erläuterung der Formeln werden dieselben angewandt zur Erklärung der Farben, welche ein tordirter Zylinder im po- larisirten Lichte zeigt in Richtungen, welche seine Axe schnei- den. Er zeigt Farbenringe, deren Durchmesser sich nahe wie natürlicbe Zablen und umgekehrt wie die Torsions-Winkel ver- halten. Diese beiden Abschnitte bilden die Grundlage des dritten Abschnitts, in welchem ich die Theorie der Farben entwickele welche im durchsichtigen unkrystallinischen Körpern im polarisir- ten Lichte aus der ungleichen Temperatur-Vertkeilung entstehn. Wenn die Temperatur in einem Körper ungleich vertheilt ist, so können die einzelnen Theile desselben sich nieht so ausdeh- nen, als sie sich zufolge ihrer Temperatur ausdehnen würden, 337 wenn sie mit den umgebenden Theilen nicht cohärirten. Die aus diesem Zusammenhang entstehenden, nach den verschiedenen Rich- tungen ungleichen Dilatationen des Theilchen sind der Grund für die Doppelbrechung, welche dasselbe auf das Licht ausübt, und für die daraus entstehenden Farbenerscheinungen. Ich entwickele die allgemeinen Differentialgleichungen von welchen das System der Dilatationen des Körpers abhängt, welches durch eine belie- bige Temperatur-Vertheilung in ihm hervorgebracht wird. Man erhält diese Gleichungen, wenn man in die Poisson’schen Glei- “chungen für das Gleichgewicht elastischer Körper (Mem. de 1’4e. de Par. T.VIH.) die Repulsiv-Kraft einführt, welche aus der Erhöhung der Temperatur entsteht. Diese Repulsiv-Kraft wirkt wie der Druck einer Flüssigkeit an jeder Stelle nach allen Sei- ten gleich, und ist eine Funktion der erhöhten Temperatur. Ich habe diese Funktion lineär angenommen, was nur innerhalb mä- fsiger Temperaturgrenzen richtig ist, man kann aber jede andere Funktion substituiren, ohne dafs dadurch die Form der Gleichun- gen geändert wird. Übrigens, obgleich ich seit vielen Jahren im Besitz dieser Gleichungen bin, hat Duhamel, der seinerseits zu denselben Gleichungen gekommen ist, die Priorität ihrer Pu- blikation (Mem. present. T.V. 1838). Diese Gleichungen, welche wie aus dem Folgenden erhellen wird, bei mir nur einen beson- dern Fall von viel allgemeineren Gleichungen bilden, können un- mittelbar auf krystallinische Medien angewandt werden, nur müs- sen dann für die Molekular-Kräfte die auf krystallinische Medien sich beziehenden Ausdrücke derselben gesetzt werden. Dabei entsteht aber die physikalisch wichtige Frage ob auch in krystal- _linischen Medien die aus der Temperatur-Erhöhung entstehende Repulsion nach allen Richtungen hin dieselbe ist, oder ob sie von der Lage der krystatlinischen Axen abhängt, eine Frage die sich durch Beobachtungen entscheiden läfet. Durch Integration der in Rede stehenden Gleichungen er- hält man das System von Dilatationen, welche in dem Körper durch die gegebene Temperaturvertheilung hervorgebracht wer- den. Substituirt man dieselben in die Formeln des vorhergehen- den Abschnitts, so erhält man die allgemeinen Ausdrücke für die Farben, welche ein ungleichföürmig erwärmter, durchsichtiger, aunkrystallinischer Körper im polarisirten Lichte zeigt. 338 - Ich wende diese Gleichungen zuerst auf eine Kugel an, in welcher die Temperatur concentrisch um ihren Mittelpunkt ver- theilt ist. Dieser Fall ist z.B. realisirt, wenn eine Kugel gleich- förmig erwärmt in eine Flüssigkeit getaucht wird von höherer oder niedrigerer Temperatur. Eine solche Kugel zeigt im pola- risirten Licht unter den bekannten Bedingungen concentrische Farbenringe, deren Gesetz ich angebe. Für den Charakter die- ser Farben, ob sie positiv sind wie im Bergkrystall, oder nega- tiv wie im Kalkspath, finde ich die einfache Bestimmung: je nach- dem die mittlere Temperatur vom Mittelpunkt bis zur Oberfläche beständig wächst oder abnimmt, sind die Farben positiv oder ne- gativ. Bei der Erwärmung zeigt die Kugel also Ringe die glei- chen Charakter mit denen des Bergkrystalls haben, bei der Ab- kühlung aber solche die gleichen Charakter mit denen des Kalk- spaths besitzen. Wenn die Erwärmung oder Abkühlung so weit fortgeschritten ist, dals die Temperatur der Kugel sich durch das ' erste Glied der Reihe darstellen läfst, welche Fourier für die concentrische Wärme-Vertheilung in einer Kugel gegeben hat, so’ giebt es einen Ring der höchsten Farbe, welcher seinen Ort nicht weiter verändert, wiewohl seine Farbe stets fällt. Dieser Ring der höchsten Färbung wird von Strahlen gebildet, welche durch die Kugel in einer Entfernung von ihrem Mittelpunkt ge- gangen sind, deren erste Annäherung etwa $ des Halbmessers der Kugel beträgt. Eine hohle Kugel, gegen deren innere und äufsere Ober- fläche ein verschiedener Druck wirkt, zeigt Farbenringe, deren Gesetz ich angebe; sie sind positiv, wenn der innere Druck der gröfsere ist, und negativ, wenn der äulsere Druck der überwie- gende ist. Die allgemeinen Gleichungen, von welchen die innern Tem- peratur-Spannungen in festen Körpern abhängen, und die daraus hervorgehenden Farben, sind partielle Differentialgleichungen zwi- schen drei abhängigen und drei unabhängigen Variabeln. Nach den vorhandenen analytischen Methoden kann man nur hoffen, Resultate aus ihnen zu ziehn, welche sich mit den Beobachtun- gen vergleichen lassen, in den Fällen in welchen sich die Anzahl dieser Variabeln auf eine geringere zurückführt. Ein sehr allge- meiner Fall der Art ist der, wo der Körper eine so dünne Platte 339 ist, dals man Alles, was von dem Quadrate und den höhern: Po- tenzen der Dicke abhängt, vernachlässigen kann. In diesem Falle ‘ reduziren sich die Variabeln auf zwei abhängige und zwei unab- hängige. Dieser Fall ist auch für die Beobachtung besonders geeignet, weil es leichter ist die Körper in der Form dünner Platten frei von permanenten innern Spannungen, welche. ‚bei der Solidifikation so leicht enstehn, zu erhalten, Es ist, wahr, dafs, der Einfluls solcher dünnen Platten auf das Licht, wegen der Kürze des Weges desselben in'ihnen, nur gering ist, dieser kann aber bis auf eine. beliebige Höhe gesteigert werden, wenn man den: Lichtstrahl nicht durch’ ‚eine‘ einzelne Platte, sondern durch eine 'grölsere Anzahl derselben gehn lälst, die. so gestellt sind, dals jede dieselbe Wirkung auf den, Strahl ausübt. Nächdem . die ‚ allgemeinen Gleichungen, auf. den Fall einer dünnen, von parallelen Ebenen. begrenzten, Platte transformirt sind, ;wende ich dieselben zuerst auf eine. kreisförmige Scheibe an, in‘ welcher die, Temperatur concentrisch um ‚den Mittelpunkt vertbeilt ist. Ich. finde das einfache Resultat, dafs der Unterschied der ‚Zeit, in welcher der gewöhnliche und ungewöhnliche Strahl sich senkrecht‘ durch ‚die Platte in der Entfernung r. von ihrem Mittelpunkt bewegen, proportional mit nö ist, wo u die mitt- lere Temperatur des Theils der Platte bezeichnet, welcher inner- halb des mit r um ihre Axe beschriebenen Cylinders liegt. Der Charakter der Farben fällt zusammen mit dem Vorzeichen von on Wenn also die Platte gleichförmig erwärmt sich in der 7 Atmosphäre ‚abkühlt, zeigt sie Farbenringe von demselben, Cha- rakter, wie der Kalkspath. Wenn die ‚Durchmesser dieser Ringe klein‘ sind, ‚was. durch eine hinlängliche Anzahl von Platten immer erreicht werden kann, ‚so verhalten, sich. dieselben wie die Qua- drat-Wurzela der Glieder der natürlichen Zahlenreihe, also wie die Durchmesser der Neutonschen Ringe. Der Fall, wo. die Platte in einen Kreisring verwandelt‘ wird, erhält. dadurch ein besonderes Interesse, dals sich hier bei statio- närer Temperatur-Vertheilung eine neutrale Zone'einsetzt.: Nennt man 2’ und 2” den innern und äufsern Halbmesser des Ringes, M seine mittlere Temperatur, s die Temperatur in der: Entfer- nung r vom Mittelpunkt, und nimmt 4 in der obigen Bedeutung, 340 so ist der Unterschied der Durchgangszeit des gewöhnlichen und ungewöhnlichen Strahls, welche senkrecht durch die Ringscheibe in der Entfernung r vom Mittelpunkt gegangen sind, proportio- nal mit: eg EEE Wenn s vom innern Rande zum äufsern beständig wächst, oder abnimmt, so giebt es immer einen Werth von r ziwschen ’ und eg”, für welche der vorstehende Ausdruck verschwindet, und dies ist der Halbmesser der neutralen Zone. Innerhalb dieser neutra- len Zone haben die Farben einen negativen Charakter wenn s von g’ bis g” abnimmt, aufserhalb derselben einen positiven. Um- gekehrt verhält es sich, wenn die Temperatur vom innern nach dem äulsern Rande zu wächst: Eine zweite Anwendung, welche ich von den Gleichungen für‘ dünne Platten mache,‘ bezieht sich auf die Verzerrungen, welche in einem schmalen und dünnen Kreisringe, oder inveinem Stücke eines solchen, durch ungleiche Erwärmung hervorgebracht werden. ‘Die Breite des Ringes, d.'h. der Unterschied seines in- nern und äufsern Halbmessers wird so gering angenommen, dafs die Termperätur innerhalb 'eines jeden Queerschnitts als konstant angesehen werden‘ kann,: und diese; ‚also ‘nur ‚eine Funktion des Bogens ist. Die ‚Untersuchung dieser Verzerrungen bat mir au- (ser; ihrem ‚theoretischen Interesse noch einiges praktische Inter- esse zu haben geschienen, wegen ihrer Anwendung auf die Be- stimmung der Fehler, welche beim Winkelmessen aus der un- gleichen Erwärmung des zum Messen dienenden Kreises entstehn. Poissön hat sich in einer Abhandlung in der GConnaissance'd. 2 p. A. 1826 mit diesem Gegenstande beschäftigt, nach dem’ da- mäligen Standpunkt nimmt er aber die Ausdehnung; welche’ jeder Theil des Kreises erfährt, proportional‘ mit seiner Temperatur, ohne die Modifikationen, welche atis seinem Zusammenhang mit den umgebenden Theilen entstehn, ‘zu berücksichtigen. Für den Fall,‘dals der Kreis: frei ist, d.h. nicht von Speichen, die in sei- ner Axe zusammenstofsen, getragen wird, gebe ich inveiner ein- fachen Formel den Fehler an, welcher hei der Winkel- Messung aus der ungleichen Temperäturvertheilung im Kreise entsteht. Ein solcher Ring hat auch ein einfaches Verhalten im polarisir- ten Licht. Er theilt sich durch einen neutralen Durchmesser in 341 zwei Hälften, die in Hinsicht ihrer Farben einen entgegenge- setzten Charakter haben. In der einen Hälfte liegen auf der con- caven Seite des Ringes positive Farben, auf der convexen nega- tive, in der andern Hälfte verhält es sich umgekehrt. Die posi- tiven und die negativen Farben sind in jeder Hälfte durch den neutralen mittlern Bogen getrennt. Wenn der Kreis von Speichen getragen wird, wie dies bei den zum Winkelmessen dienenden gewöhnlich der Fall ist, so üben dessen Speichen und der Kreisring eine gegenseitige Defor- mation aus, welche die Verzerrungen des Ringes aufser von sei- ner Temperaturvertheilung noch abhängig macht von der Anzahl, den Dimensionen, der Substanz der Speichen und der Tempera- turvertheilung in ihnen. Meine Formeln können ’auf jeden ge- gebenen Fall angewandt werden. Wenn heterogene feste Substanzen, d. h.’solehe, welchen ihrem Elastizitäts-Modul oder thermischen ' Ausdehnungs 'Coefhi- cienten verschieden sind, auf eine feste Weise miteinander ver- bunden sind, so 'entstehn bei Veränderung der "Temperatur, auch bei gleichförmiger Vertheilung derselben, ‚Spannungen, ‚welche bei schicklich gewählten Dimensionen der an einander befestigten Stücke, sehr merkbare Formveränderungen hervorbringen ‘können. Hierauf beruhn die Metall- Thermometer, welche aus zusammen- gelötheten Streifen zweier differenter Metalle bestehn. Ein sol- ches System heterogener fester Substanzen, die in einer höhern Temperatur fest mit einander verbunden worden sind, zeigt in der gewöhnlichen, Temperatur die Farben .der..döppeltbrechenden Körper, und zwar permanent, während: dieselben in, vorherge- henden. Fällen. nur. vorübergehend waren, ähnlich‘ wie die R a (rasch abgekühlten) Gläser. tel; Ich beschäftige mich in der Abhandlung mit dem öinfachert Falle, wo: zwei’ rechtwinkliche, ‚gerade Streifen. von: differenten ‚Stoffen in ihren ‚längern Randebenen bei einer bestimmten Tem- Peratur aneinander gelöthet sind. So wie diese Temperatur: sich ändert, krümmen sich die Streifen, die aneinander gelötheten Randebenen verwandeln sich in gerade Cylinderflächen, für deren Durchmesser D ich folgenden Ausdruck finde: 2 a 342 „WEHEN N REFRESH F)HRRT EN worin A und.,% die Höhen der Streifen, d.h. derjenigen Dimen- sionen. bezeichnen, welche senkrecht auf der gemeinschaftlichen Grenze stehn, k und #, f und f’ihre respektiven Elastizitätsmo- duln. und. thermische Ausdehnungs-Coefhicienten, und s den Un- terschied ‘der vorhandenen Temperatur von derjenigen, bei wel- cber die .'Zusammenlöthung, statt fand. Die concave Seite der Cylinderfläche ‚liegt auf der ‚Seite des Streifen mit dem kleinern Ausdehnungs -Coefhcienten. — Die isochromatischen Curven die- ser ‚Streifen ‚sind parallel mit der gemeinschaftlichen Grenze; je- der der Streifen. hat eine neutrale, schwarze Linie bei rechtwink- licher Stellung der beiden Turmaline. Auf der einen Seite die- ser.neutralen. Linie liegen positive, auf der andern negative Far- ben, in ..der.. gemeinschaftlichen ‚Grenze beider Streifen stolsen ' Farben 'entgegengesetzten ‚Charakters zusammen. Die Lage der schwarzen. Linie ist unabhängig vom Ausdehnungs- Coeffhicienten, sie. hängt allein. von den Dicken der Streifen und. ‚vom Verhält- nils. ihrer 'Elastizitätsmoduln ‚ab. . Ibre Entfernung vonder. ge- meinschaftlichen ‚Grenze. in. dem 'Streifen yon der. Dicke % und dem ‚Elastizitätsmodul .% ist: Dr 4 {ah Hohn + Eh} h(b+h) Das letzte Problem, mit welchem ich mich in der Abhandlung beschäftige, 'hat seit der Entdeckung der durch Temperatur -Ver- theilung hervorgebrachten Farben, wohl am meisten das Interesse der Physiker auf sich gezogen, sowohl wegen der Schönheit der Farben als wegen der unerwarteten Symmetrie in ihrer Verthei- lung. Ich meine die Farben, welche eine rechtwinkliche Platte zeigt, wenn sie mit einem ihrer Ränder auf eine'erhitzte Metall- platte gestellt wird, oder selbst erhitzt mit diesem Rande auf eine kalte Unterlage gelegt wird. Die Erklärung der Farben einer solchen Platte, und ihrer Vertheilung habe ich, seitdem ich in Besitz der Principien der Theorie dieser Phaenomene bin, für ihren vorzüglichsten Prüfstein gehalten. Indels bin ich dabei auf analytische Schwierigkeiten gestolsen, welche die Publikation die- 343 ser Arbeit so lange verzögert haben, deren Beseitigung jedoch mir auch jetzt nicht gelungen ist, und auf welche ich nur wün- schen kann die Aufmerksamkeit eines Geometers zu lenken. Rei- hen, deren Glieder nach den Wurzeln einer transcendenten Glei- chung fortschreiten, haben sich in mathematisch -physikalischen Untersuchungen häufig dargeboten, aber diese Gleichungen hat- ten immer lauter reelle Wurzeln. Hier hat sich, ich glaube zum erstenmal, der Fall dargeboten, wo diese Gleichung lauter ima- ginäre Wurzeln besitzt. Das zu lösende Problem besteht darin, die konstanten Coefficienten der Glieder einer solchen nach den imaginären Wurzeln einer transcendenten Gleichung fortschrei- tenden Reihe zu bestimmen. Das Interesse dieses Problems ist um so grölser, da,auf Reihen der Art viele andere Untersuchun- gen führen, welche von den Gleichungen des Gleichgewichts ela- stischer Körper abhängen. Meine Resultate über die Farben, welche in rechtwinklichen Platten unter den bezeichneten Bedingungen auftreten, beschrän- ken sich auf die Fälle, für welche sich nachweisen läfst, dafs der Werth der in Rede stehenden Reihen unmerklich ist, und sie also vernachlässigt werden dürfen. Meine Formeln setzen Plat- ten voraus, bei denen die Höhe die Breite mehreremal übertrifft oder umgekehrt, die Breite mehreremal gröfser ist als die Höhe, und in denen die Temperaturen nur Funktionen der Entfernung vom untern Rande sind, oder doch als solche angesehen werden können. Diese Formeln dürfen im erstern Falle nicht auf Stel- len angewandt werden, welche in der Nähe des uniern oder obern Randes liegen, im zweiten Falle nicht auf Stellen, welche sich in der Nähe der Seitenränder befinden. Eine Platte, deren Höhe die Breite mehreremal übertrifft, zeigt im polarisirten Lichte, wenn ihre Temperatur stationär geworden ist, vier Farbenfelder, nemlich ein neutrales, zwei Seitenfelder und ein unteres Farben- feld. Diese Felder sind durch schwarze Zonen von einander ge- trennt, wenn die Polarisations-Ebenen des einfallenden Lichts und des analysirenden Turmalins rechtwinklich stehn, und die Ränder der Platte 45° mit ihnen bilden. Meine Formeln erklä- ren die Seitenfelder und das neutrale Feld vollständig, können aber auf das untere Feld nicht angewandt werden. Sie zeigen ı =. B., dals die Seitenfelder immer negativ sind, dafs der Charak- | grr 344 ter des neutralen Feldes aber von der Breite der Platte abhängt; für geringe Breiten bis zu einer bestimmten Grenze sind die cen- tralen Farben positiv, zwischen dieser Grenze und einer zweiten werden sie negativ, jenseits diser zweiten Grenze wiederum po- sitiv u.s. w. Diese merkwürdige Umkehrung des Charakters der Farben bei wachsender Breite, habe ich durch Beobachtungen bestätigt gefunden. — Die schwarzen Zonen, durch welche das centrale Feld von den Seitenfeldern getrennt wird, sind zufolge meinen Formeln keine neutrale Zonen, wie z.B. die Mittellinie in einem gekrümmten Streifen, sondern entstehn daraus, dals in ‚ihnen die Polarisations-Ebenen des gewöhnlicheu und ungewöhn- lichen Strahls mit den Rändern der Platte 45° bilden. Die Ent- fernung dieser schwarzen Zonen von der Mitte der Platte finde ich annähernd gleich der halben Breite derselben, dividirt durch y3. Platten, bei welchen die Breite mehreremal die Höhe über- _ trifft, zeigen sich im polarisirten Lichte in fünf Felder getheilt, ein centrales, ein oberes und unteres Randfeld, und zwei Seiten- felder. Meine Formeln erklären das Verhalten der Platte in den drei ersten Feldern vollständig, dürfen aber auf die Seitenfelder nicht angewandt werden. Ich wende die Formeln auf eine be- stimmte Platte an, deren Dicke, Höhe und Breite beiläufig 1, 10 und 40 Linien beirug, und berechne für den Fall einer stationä- ren Temperatur die höchsten Farben im centralen Felde und in den beiden Randfeldern, so wie die Lage der Grenzen dieser drei Felder. Die numerischen Resultate, welche ich erhalte, stimmten mit den Beobachtungen so gut als die ungenau gekann- ten Coefhcienten der innern und äufsern Wärme- Leitungsfähig- keit es ‚erwarten lielsen. Die Formeln wie die Beobachtungen geben die Farbevertheilung und die Lage der schwarzen Zonen, welche das centrale Feld von den Randfeldern trennen, symmetrisch in Beziehung auf den untern und obern Rand, wiewohl die Wärme vom untern Rande nach dem obern Rande zu stetig abnimmt. Die Entfernung dieser schwarzen Zonen von der Mitte der Platte "finde ich annähernd gleich der halben Höhe derselben dividirt durch Y3. — Die stationäre Temperatur in der Platte wurde dadurch hervorgebracht, dafs ihr unterer Rand in einer festen Temperatur, welche ich mit A bezeichnen will, erhalten wurde. Ich berechne die Dilatationen, welche die Theile in der Mitte 345 des untern und obern Randes bei dieser stationären Temperatur erfahren. Ich finde die Theile in der Mitte des untern und obern Randes gleich stark in der Richtung der Breite contrahirt und in der Richtung der Höhe dilatirt, in Beziehung auf die ihren Temperaturen entsprechenden Dilatationen, nemlich contra- hirt um so viel, als wäre ihre Temperatur um 7; 4 geringer als sie ist, und dilatirt um so viel als wäre ihre Temperatur um 4 gröfser. In der Mitte der Platte hingegen finde ich die Theile in der Richtung der Breite dilatirt, und senkrecht darauf eontrabirt in Beziehung auf die Ausdehnungen, die sie nach der hier vorhandenen Temperatur haben sollten; ee Dilatation ist so grols als die freie Wärme- Ausdehnung von 5; re und die Con- traktion so grols als die freie Ausdehnung von „I; A beträgt. Aus meinen Formeln leitet sich eine einfache geometrische Construktion ab für den Unterschied der Verzögerung der bei- derlei aus der Platte austretenden mit einander interferirenden Strahlen. Man konstruire über einer Linie, welche durch die Mitte der Platte senkrecht auf ihren untern Rand gezogen ist, als über einer Abscissen-Linie eine Curve, deren Ordinaten die Temperaturen der Platte darstellen, und ziehe eine gerade Linie, die so liegt, dals die Summe der (uadrate der Differenzen ihrer Ordinaten und der Ordinaten der Temperatur-Curve ein Mini- mum ist. Die Unterschiede dieser Ordinaten sind an jeder Stelle ‚proportional mit dem Unterschied der Verzögerung des gewöhn- lichen und ungewöhnlichen Strabls, welche an dieser Stelle senk- recht durch die Platte gegangen sind. In den Durchschnittspunk- ten der graden Linie mit der Temperatur- Curve ist dieser Un- ‚terschied der Verzögerung gleich Null, ihre Abscissen bestimmen die Lage der schwarzen neutralen Zonen, welche Farbenfelder entgegengesetzten Charakters trennen. Je nachdem nemlich der "Unterschied der Ordinaten an einer Stelle positiv oder negativ ist, ist auch die Farbe an dieser Stelle positiv oder negativ. Diese Construktion ist gültig, nach welchem Gesetz die Temperatur in der Platte auch vertheilt sei, vorausgesetzt dals sie allein eine Funktion der Entfernung vom untern oder obern Rande ist, oder doch als solche angesehen werden kann. Die Construktion zeigt unter Anderem sogleich, dafs bei der Erwärmung und bei der Abkühlung der Platte der Charakter der Farben ein entgegenge- 346 setzter ist; dies folgt in der That unmittelbar daraus, weil im erstern Falle die Temperatur- Curve ihre convexe Seite der Ab- scissen-Linie zukehrt, im zweiten Falle aber die concave Seite. Die Übereinstimmung der Theorie mit den Beobachtungen überall, wo ich den Calcul bis zu dem einzelnen Fall habe durch- führen können, läfst über die Richtigkeit ihrer Principien keinen Zweifel. Was in Hinsicht der Erklärung und Berechnung der Farben, welche durch ungleiche Temperaturvertheilung hervor- | gebracht werden, zu wünschen übrig bleibt, ist die Vervollkomm- nung der analytischen Methoden, und die Verificirung der Glei- chungen, von welchen die Bewegung der Wärme abhängt, na- mentlich in Beziehung auf schlecht leitende Körper. Dann erst wird es auch von Interesse sein, in den Gleichungen für die durch Temperaturdifferenzen hervorgebrachten Spannungen die Wärme-Repulsion nicht, wie es hier geschehn ist, proportional mit der Temperatur zu nehmen, sondern die vollständigere Funk- tion, wodurch diese Repulsion dargestellt wird, in die Gleichun- gen einzuführen, wodurch übrigens ihre Form keine Veränderung erleidet. Diese Theorie bezieht sich auf die vorübergehenden Farben, welche mit den Temperatur-Differenzen zugleich ver- schwinden. Ich bin aber auch im Besitz der Principien, mittelst deren die bleibenden Farben, welche durch Härtung der fe- sten durchsichtigen Körper, durch rasche Abkühlung, entstanden sind, auf den Calcul zurückgeführt werden. Ich will. mir noch erlauben, diese Principien hier in aller Kürze näher zu bezeich- nen, die weitere Entwickulng einer spätern Abhandlung vorbe- haltend. Die Theorie der bleibenden Farben, welche durch rasche Abkühlung, oder überhaupt durch schnelle Solidifikation in durch- sichtigen Körpern entstehn, ist nur eine specielle Anwendung einer allgemeinern Theorie, deren Gegenstand die Veränderun- gen sind, welche in der relativen Lage der Theile eines festen Körpers hervorgebracht werden, wenn einige derselben oder sämmtliche bleibende Dilatationen erlitten haben. Diese bleibende Dilatationen entstehn, wenn, sei es bei einer mechani- schen Formveränderung des Körpers oder bei einem physikali- schen Procels, die Grenze der Elastizität überschritten wird. 347 Wenn z.B. ein gradliniger Stab über eine gewisse Grenze hin- aus gekrümmt wird, so kehrt er nach Aufhebung der krümmen- den Kraft nicht vollständig zur gradlinigen Gestalt zurück; er hat eine bleibende Krümmung erlitten. Einige seiner Theile "haben in der vorübergehenden Krümmung die Grenze der Elastizität überschritten, die Wirkung dieser Theile iheils auf einander iheils auf diejenigen, welche ihre Grenze der Elastizität nicht überschritten haben, bestimmt die Gröfse der’ bleibenden Krümmung. Könnte man die ersten Theile, welche permanente 'Dilatationen erlitten haben, von den letztern, welche solche nicht erlitten haben, trennen, so würden diese letztern zu der ursprüng- ‚lichen gradlinigen Lage wieder zurückkehren. Im polarisirten Licht würde ein permanent gekrümmter Stab ein System blei- bender Farben zeigen, welches sehr verschieden ist von demjeni- gen, welches aus der vorübergehenden Krümmung entsteht. Auf ‚jeder Seite der Mittel-Ebene des Stabes würde man ein doppel- tes System Farben beobachten, ein positives und ein negatives, die durch eine neutrale Zone getrennt sind. Hier würden also drei neutrale Zonen vorhanden sein, während bei der vorüber- gehenden Krümmung nur eine solche Zone da ist. — Ähnlich wie bei der permanenten Krümmung verhält es sich bei der per- manenten Torsion. Der Winkel der permanenten Torsion hängt nur auf eine indirekte Weise von dem Winkel der vorüberge- henden Torsion ab, aus welcher sie entstanden ist, direkt hängt ‚die permanente Torsion wieder ab von der Wirkung der Theile, ‚deren Elastizitäts- Grenze überschritten ist, auf einander und auf die Theile, deren Verschiebung innerhalb ihrer Elastizitäts-Grenze geblieben ist. | Ich werde das Princip angeben, welches zu den Gleichun- ‚gen führt, welcbe die relative Lage der Theilchen in einem durch ‚bleibende Dilatationen gespannten Körper bestimmen, wor- aus sich dann sowohl seine Formveränderung als die Farben, ‚welche er im polarisirten Lichte zeigt, ergeben. Man denke sich ‚in dem Körper in seinem natürlichen Zustand ein kleines recht- "winkliges Prisma, befreit von seinem Zusammenhang mit den ‚umgebenden Theilen, so dafs es, nachdem die bleibende Dilatation ‚eingetreten ist, diese hat vollständig annehmen können. Das ‚Prisma ist so klein, dafs diese Dilatation als gleichförmig betrach- in 348 tet werden kann. Durch äulsere gegen seine Oberfläche wir- kende Druckkräfte denke man sich dieses bleibend dilatirte Prisma auf sein ursprüngliches Volumen zurückgeführt. Theilt man die- ses reducirte Prisma durch eine Ebene, so stolsen sich die bei- den Theile von einander ab und sie werden nur durch die auf die Oberfläche des Prisma wirkenden Druckkräfte in ihrer rela- tiven Lage erhalten. Die Grölse dieser Abstolsung nenne ich | den bleibenden molekularen Druck gegen die theilende Ebene, im Gegensatz gegen den vorübergehenden moleku- laren Druck, welcher durch eine vorübergehende Dilatation hervorgerufen wird. — Der bleibende molekulare Druck ist der Richtung und Gröfse nach durch die Lage der Ebene, gegen welche er gerichtet ist, gegeben, wenn die. bleibende Dilatation des Prisma gegebeh ist. — Wenn also das System der bleibenden Dilatationen im gan- | zen Körper bekannt ist, so kann man für jeden Punkt desselben den bleibenden molekularen Druck angeben, welcher in demsel- ben gegen eine durch ihn gelegte Ebene stattfindet. — Die Gleich- gewichis-Gleichungen für den durch bleibende Dilatationen ge- spannten Körper erhält man, wenn man ausdrückt, dals in jedem Element desselben die auf die Oberfläche desselben wirkenden Druckkräfte mit einander im Gleichgewicht stehn, nemlich die bleibenden molekularen Druckkräfte und die vorübergehenden, welche durch die Verrückungen der Theilchen aus ihrer ursprüng- # lichen natürlichen Lage erregt werden. Mit andern Worten, man hat um die in Rede stehenden Gleichungen zu bilden, nur die bleibenden molekularen Druckkräfte des Körpers in die Na- vier’schen Gleichungen des Gleichgewichts elastischer Körper einzuführen. Die auf diesem Wege erhaltenen Gleichunger gelten für je- den Punkt im Innern des Körpers, zu ihnen treten noch die Be- dingungsgleichungen, welchen die Integrale jener Gleichungen für jeden Punkt der Oberfläche des Körpers genügen müssen. Diese Bedingungsgleichungen drücken aus, dals die Summe des bleibenden und vorübergehenden molekularen Drucks in jeder Stelle der Oberfläche gleich Null ist, wenn dieselbe frei ist, oder, wenn auf die Oberfläche noch äulsere Druckkräfte wirken, mit diesen im Gleichgewicht stehn. Diese Bedingungsgleichungen $ «* 349 machen die Integrale der allgemeinen Gleichungen unabhängig von der Form der Oberfläche des Körpers, und dies ist der Grund, warum dasselbe System bleibender Dilatationen ein anders System von innern Spannungen hervorbriugt, wenn die Oberfläche des Körpers eine andere wird. Dies erklärt die merkwürdige That- sache, welche ich immer für die schönste Entdeckung Brew- sters im Kreise der hierber gehörigen Phaenomene gehalten habe, dafs mit der Form eines innerlich gespannten, gehärteten Körpers zugleich die relative Lage seiner sämmtlichen Theile eine Änderung erfährt, und’ man kennt jetzt den Weg, diese Ände- rung durch den Calcul im Voraus zu bstimmen. — Übrigens findet dieselbe Abhängigkeit von der Oberfläche des Körpers statt in Beziehung auf die vorübergehenden Spannungen, welche durch Temperaturdifferenzen hervorgenracht werden, nur dals hier in der Regel die Temperaturvertheilung mit der Oberfläche ‚sich verändert. — Die Gleichungen, von welchen die durch Temperaturdifferenzen hervorgebrachten Spannungen abhängen, ‚sind nur ein besonderer Fall der hier in Rede stehenden Glei- ‚chungen, welcher dadurch charakterisirt ist, dafs der bleibende molekulare Druck für jede Stelle des Körpers nach allen Rich- tungen hin derselbe ist. Man kann in der That die thermische Ausdehnung eines Elements des Körpers, welche der Temperatur des Körpers angehört, betrachten als eine nach allen Richtungen "hin gleich grofse bleibende Dilatation dieses Elements, und erhält ‚ dann dieselben Gleichungen, welche ich in der Abhandlung für die durch Temperaturvertheilung bewirkten innern Spannungen entwickelt habe. In der Theorie der bleibenden innern Spannungen der fe- ‚sten Körper, müssen dreierlei Arten von Dilatationen unterschie- den werden, nemlich zuerst: die in dem Körper wirklich vor- _handenen Dilatationen, und die bleibenden Dilatationen, welche _ in seinen Theilen erregt worden sind; diese beiden Dilatationen beziehn sich auf die natürliche ursprüngliche Entfernung der 'Theilchen des Körpers von einander, und ich nenne die erstere die absolute Dilatation. Aufser dieser absoluten und der bleibenden Dilatation mufs drittens die relative Dilatation in den Körpern unterschieden werden; dies ist die vorhandene Dilatation bezogen nicht auf die ursprüngliche Entfernung der 350 A Theilchen, sondern auf die bleibend dilatirte Entfernung dersel- ben. Wenn, wie in allen diesen Untersuchungen vorausgesetzt wird, die Dilatationen kleine Gröfse sind, so ist die relative Di- latation die Differenz der absoluten und der bleibenden Dilatation. Die relativen Dilatationen sind es, welche sowohl die innern Spannungen des Körpers hervorbringen, als die Farben, welche derselbe, wenn er durchsichtig ist, im polarisirten Lichte zeigt. Um diese Farben durch den Calcul zu bestimmen, dürfen nur in die allgemeinen Formeln für diese Farben, welche ich in der vorliegenden Abhandlung entwickelt habe, die Ausdrücke für die relativen Dilatationen substituirt werden. Die Anwendung der in Rede stehenden Gleichungen auf einen bestimmten Fall, setzt die Kenntnils des Systems bleibender Dilatationen, welches in. diesem Fall stattfindet, voraus. Dies muls gegeben sein, oder durch eine besondere Untersuchung aus dem Procels, welcher die bleibenden Dilatationen hervorgebracht hat, abgeleitet werden, ebenso wie bei den Gleichungen für die vorübergehenden Spannungen, welche durch Temperaturdifferenz hervorgebracht werden, die Vertheilung der Temperatur gegeben sein muls, oder durch eine besondere Untersuchung aus den Um- ständen, durch welche sie hervorgebracht ist, ermittelt werden muls. Unter den verschiedenen Fällen, auf welche man diese Glei- chungen anwenden kann, hat mir der des rasch abgekühlten Gla- ses der wichtigste geschienen, weil man hier die innern Span- nungen durch Beobachtungen mittelst des polarisirten Lichts ver- folgen kann, und weil diese Anwendung zur Erklärung und Be- rechnung eines der schönsten Farbenphaenomene führt. Die Vor- stellungen, welche ich zum Grunde gelegt habe, um den Procels der Härtung des rasch abgekühlten Glases dem Calcul zu unter- werfen, sind folgende. Inmitten dieses Processes, der eine Zeit hindurch dauert, fixiren wir einen Moment. Der Körper besteht jetzt aus zwei Theilen, der eine glüht noch und ist weich, der andere ist schon erstarrt und fest. Die Grenze beider Theile bildet die Schicht, welche grade die Erstarrungs- Temperatur besitzt, d.h. die Temperatur, bei welcher die Theile nur gegen die Verdichtung und Verdünnung einen Widerstand leisten, aber eben anfangen wollen auch ihrer Verschiebung zu widerstehn. 351 Beide Theile adhäriren fest mit einander. Der feste Theil nun übt einen gewissen Druck oder Zug gegen den weichen, weil er bestrebt ist, diejenige Form anzunehmen, welche ibm zufolge seiner Temperatur und zufolge der bleibenden Dilatationen, die er erlitten hat, zukömmt. Der weiche Theil, der wie ein Flüssi- ges angesehn werden darf, widersteht diesem Druck oder Zug nur mit einer Kraft, die senkrecht gegen seine Oberfläche ist, und erleidet dabei eine Contraktion oder Dilatation. Unter die- ser bestimmten Contraktion oder Dilatation erhärtet die Schicht, welche die Erstarrungstemperatur besitzt, wegen des fortgehen- den Temperaturverlustes. Die Differenz dieser Contraktion oder Dilatation und derjenigen Dilatation, welche diese Schicht zufolge ihrer Erstarrungsiemperatur haben sollte, ist ihre bleibende Dila- tation. Das Problem der bleibenden Dilatationen, welche bei der raschen Abkühlueg eines Glaskörpers entstehn, führt also zu- nächst zu der Aufgabe: die Form zu bestimmen, welche der schon fest gewordene Theil des Körpers annimmt, in Folge der Temperaturvertheilung in ihm und der bleibenden Dilatationen, welche er erlitten hat, und unter dem Druck, welchen der weiche glühende Theil gegen seine innere Oberfläche ausübt. Dieser Druck, welchen der weiche Theil ausübt, ist senkrecht gegen seine Oberfläche und proportional mit dem Unterschied der Ver- grölserung, welche sein Volumen in Folge seiner Temperatur ‚haben sollte und derjenigen Vergrölserung, welche es wirklich besitzt. Das Volumen welches der weiche Theil aber wirklich einnimmt, ist dasjenige, welches die innere Oberfläche des festen Theils des Körpers einschlielst. — Das Problem ist hiemit voll- ständig bestimmt, und es ist leicht, das System Differentialglei- chungen, von denen es abhängt, anzugeben. Die Integrirung dieser Gleichungen giebt unmittelbar die Dilatation des noch glü- tenden Theils des Körpers, und somit die bleibende Dilatation der eben erhärtenden Schicht, aber diese ausgedrückt durch die ‚noch unbekannte Funktion, welche die bleibenden Dilatationen ‚darstellt, die der feste Theil des Körpers schon erlitten hatte. ‚Geht man nun aber zur nächstfolgenden erhärtenden Schicht über, so erhält man eine Differentialgleichung für diese Funktion, ‚deren Integral die bleibenden Dilatationen, welche aus dem Pro- ‚eis der Härtung hervorgehn, für den ganzen Körper darstellt. 352 Diese Principien der Theorie der Härtung glasartiger Kör- per umfassen nur die wesentlichsten Umstände, von denen ihre bleibenden Dilatationen abhängen, einige andere Umstände, welche von untergeordneterm Einfluls sind, wird man später berücksich- tigen können, und so diese Theorie vervollständigen. Dahin ge- hört namentlich der Umstand, dafs die relativen Dilatationen in dem schon fest gewordenen Theile des Körpers die Grenze der Elastizität überschritten haben können, und dadurch von Neuem bleibende Dilatationen erzeugt sind. Dies wird besonders gelten für die Theile, welche noch eine sehr hohe Temperatur besitzen, weil sie in dieser eine viel engere Elastizitätsgrenze ha- ben, verbunden mit einer weitern Grenze der Verschiebbarkeit, als in einer niedrigen Temperatur. Die Berücksichtigung dieses Umstandes erfordert aber noch eine gröfsere Ausdehnung der experimentellen Untersuchungen über die Elastizitätsgrenzen, na- mentlich auf welche Weise sie von der Temperatur abhängen, und welche Veränderungen in der relativen Lage der Theilchen hervorgebracht werden, wenn diese Grenze nur in einer Rich- tung überschritten wird. Übrigens ist die Vernachlässigung die- ses Umstandes ohne Zweifel von geringerm Nachtheil für die Resultate der Theorie als die mangelhafte Kenntnils von der Be- wegung der Wärme in den hohen Temperäturen, unter welchen die Härtung vor sich geht. Ein allgemeines Resultat, zu welchem die Principien der Theorie der Härtung glasartiger Körper, welche ich auseinander geselzt habe, unmittelbar führen, ist, dals, wie verschieden die bleibenden Dilatationen in den verschiedenen Theilen des Körpers auch sein mögen, sie doch in jedem Theilchen nach allen Rich- tungen hin gleich sind. Dieses Resultat läfst wichtige Folgerur- gen zu. Es ergiebt sich hieraus, dals das System von Spannur- gen und Dilatationen, welches in einem Körper durch seine Här- tung hervorgebracht wird, immer auch durch eine bestimmte Temperaäturvertheilung in ihm hervorgebracht werden kann. Diese Temperaturvertheilung und die aus der Härtung hervorgegange- nen bleibenden Dilatationen werden durch dieselbe Funktion der Ordinaten ausgedrückt. Hierin liegt der Grund der merkwürdi- gen Übereinstimmung der Farben, welche ein gehärteter Körper im polarisirten Lichte zeigt mit denjenigen Farben, welche ir 353 ihm durch Temperaturdifferenzen können hervorgebrecht werden. -In der That können von den Resultaten, zu welchen ich in der ‚vorliegenden Abhandlung in Beziehung auf die vorübergehenden Farben, die durch Temperaturvertheilung erzeugt werden, ge- kommen bin, alle diejenigen, welche unabhängig sind von dem speciellen Gesetze der Temperaturvertheilung, unmittelbar ange- wandt werden auf die Farben, welche derselbe Körper zeigt, wenn er gehärtet wird, wenn die dabei entstehenden bleibenden Dilatationen nur im Allgemeinen dieselbe Symmetrie als die Tem- peraturvertheilung befolgen. Ich finde z. B., dafs in einer gehär- teten Kugel oder einem graden Cylinder die bleibenden Dilata- tionen von dem Centrum oder der Axe aus nach der Peripherie zu wachsen; daraus folgt sogleich, dafs eine solche Kugel oder solcher Cylinder im polarisirten Licht sich verhalten müssen als wären sie nicht gehärtet und bätten eine vom Mittelpunkt oder ‚von der Axe aus steigende Temperatur, und dals daher z.B. die Farbenringe welche sie zeigen, einen positiven Charakter wie die (des Bergkrystalls haben müssen, wie es auch die Beobachtung gezeigt hat. Ebenso kann in Folge dieses Princips umgekehrt aus der Farbenvertheilung in dem gehärteten Körper auf die Vertheilung seiner bleibenden Dilatationen geschlossen werden. Lange Glasstreifen, die gehärtet sind, besitzen eine Farbenver- theilung von demselben Charakter als diejenige, die sie ungehär- tet gezeigt haben würden, wenn sie mit einem Längenrande auf eine heilse Unterlage gestellt worden wären; daraus folgt so- gleich, dafs die bleibenden Dilatationen von den Längenrändern aus nach der Mitte der Platte zu abnehmen, und dals die Entfer- nung der schwarzen neutralen Zonen, welche das centrale Far- benfeld von den Randfeldern trennen, von der Mitte der Platte nahe gleich sein muls der halben Breite der Platte dividirt ‚durch V3. 2 © Hr. Mitscherlich legte hierauf einige ihm von Hrn Göp- pert eingesandte Präparate vor, an welchen das Überwachsen "(Überwallen) abgehauener Weilstannenstämme sehr deutlich wahr- ‚zunehmen ist; Hr. Göppert hat dieses Überwallen auf eine "ausgezeichnete Weise in dem Hochwald von Sprottau beobach- ‚tet, Wird ein Weilstannenstamm (Pinus Picea L.), der sich in 354 der Nähe anderer Bäume dieser Art ‚befindet, abgehauen, so stirbt der Stock in der Regel nicht ab, wie dieses unter ähnlichen Um- ständen bei den übrigen Coniferen geschieht, sondern er wächst weiter, aber ohne Zweig- und Blatt-Entwickelung, indem sich um den Stock neue Holzlagen bilden, die sich wel- lenförmig über einander legen, bis sie die Höhe des abgeliauenen Stumpfes erreichen, auf welchem sie sich alsdann vereinigen und allmählig eine rundliche kopfförmige Knolle bilden. Als Hr Göppert der Ursache dieser sonderbaren Erscheinung, die die Forstmänner mit dem nicht ganz unzweckmälsigen Namen „das Überwallen’”” bezeichnen, nachforschte, fand er, dafs die Wurzeln des abgehauenen Stockes mit den Wurzeln benachbarter Weils- tannenstämme verwachsen waren, und durch diese also die Er- nährung und das Weiterwachsen jenes Stumpfes bewirkt ward; welches nicht selten 60-80 Jahre währen kann. Wenn ein Weilstannenstock isolirt stand oder die gesellig bei einander ste- henden, mit ihren Wurzeln unter einander verwachsenen Stämme gleichzeitig abgehauen wurden, fand kein Weiterwachsen, also auch keine Überwallung statt. KUHN UNNA UN Drei dieser Präparate zeigen die Überwallung in ihren ver- schiedenen Stadien; € das alte Holz oder das des abgehauenen Stumpfes, a das neu erzeugte Holz, e die neue und alte Rinde. Bei dem ersten sieht man den Anfang der Überwallung, beim zweiten das weitere Fortschreiten derselben, das dritte ist die Hälfte eines völlig überwallten Stumpfs, welcher vertical durch- schnitten worden ist. Man sieht daran deutlich, dafs die ersten Jahresringe sich nicht vereinigt haben und dals erst die späteren, 355 als die Überwallung sich bis an die Spitze des Stumpfes er- streckte, zusammenhangend sich bildeten. 41. November. Gesammt-Sitzung der Akademie. Hr. Weifs sprach über das Krystallsystem des Eu- klases. Er zeigte, dals die ganze Eigenthümlichkeit desselben ge- funden werden könne in der Bildung zweier Zonen (Kantenzo- nen), von den gewöhnlichen Seitenflächen (der Säule von nahe 115°) nach zwei Schief-Endflächen entgegengesetzter Seite des Endes, von welcher die eine die zweifach schärfere Neigung gegen die Axe (der Säule) hat, als die andere, oder umgekehrt; beide gemeinschaftlich bestimmen dann auf der Seite der schär- fer geneigten, d.i. des Levy’schen als primitiv angenommenen p, eine dritte Schief-Endfläche mit der Afach stumpferen Neigung (gegen die Axe), als der schärfer geneigten von jenen zweien zukommt, folglich mit der 2 fach stumpferen der anderen. In der Diagonalzone dieser (dritten) Schief-Endfläche liegen die beiden gewöhnlichen Paare schieflaufender Endigungsflächen n und o, nebst einer dritten g; die ersteren, n, sind eben die, welche den zuerst erwähnten beiden Kantenzonen gemein sind. Von dieser (dritten) Schief-Endfläche ist die Haüy’sche, ihres deut- lichen blättrigen Bruchs wegen als primitiv angenommene, P, die 5fach schärfer geneigte entgegengesetzter Seite. In ihrer Diagonalzone liegen bekanntlich die Flächen @ und f, jene der einen, diese der anderen der beiden zuerst erwähnten Kan- tenzonen angehörig, und zwar d der der stumpfer geneigten End- fläche correspondirenden, f der schärfer geneigten, d.i. der Kan- tenzone des Levy’schen p. Das übrige folgt, auch den früheren, von Hrn. G. Rose in Paris gemachten Messungen vollkommen gemäß. Die Schief-Endfläche, in deren Diagonalzone die Paare schieflaufender Endigungsflächen r, z und i gehören, wird die "mit 7 fach schärferer Neigung, als die oben (dritte) genannte, ‚auf gleicher Seite des Endes. Die endlich, in deren Diagonal- ‚zone c liegt, ist die mit 11 fach schärferer Neigung auf ent- gegengesetzter Seite. Die Fläche r gehört abermals in die Kan- ‚tenzone des Levy’schen p, die Fläche u sowohl in die Kanten- ‚zone des Haüy’schen P, als der obigen (dritten) Schief- Endfläche. 356 In den Diagonalzonen der beiden zuerst als die Kantenzo- nen bestimmend erwähnten Schief-Endflächen ist keine Kry- stallfläche bekannt, sie selbst als Krystallflächen eben so wenig, es mülste denn Levy sein » als Krystallfläche, oder vielleicht als blättrigen Bruch, was er nicht sagt, beobach- tet haben, und dadurch mit veranlafst worden sein, von ihr als Schief-Endfläche auszugehen, nicht blofs durch die Einfachheit ihrer Beziehungen gegen die gegebenen Krystallflächen, welche Einfachbeit sie mit mehreren theilt. In mathematischer Rücksicht ist es ganz gleichgültig, ob man, statt von jenen beiden Kantenzonen (d. i. den ihnen angehörigen Schief-Endflächen) auszugehen, von einer von ihnen und der durch sie beide bestimmten (dritten) Schief-Endfläche ausgehe; die Ausdrücke der Flächen vereinfachen sich, wenn man letztere als zum Grunde liegende Einheit nimmt, am meisten. H. Weis legte eine graphische Darstellung des Euklassystems vor, und zeigte, mit welcher Leichtigkeit und einfachen Gonsequenz die Lage aller Krystallflächen des Euklases richtig projieirt wird, wenn man auf zwei einander (unter 115°) schneidenden Li- nien (deren Winkel durch die unter einander senkrechten « und 5 halbirt werden) auf der einen Seite die doppelten Entfernun- gen vom Schneidungspunct nimmt, als auf der anderen (— diese 4 Puncte sind dann die Zonenpuncte der ersterwähnten Kanten- zonen —), dann die nicht auf Einer Diagonale liegenden durch gerade Linien verbindet, die Durchschnitte dieser Linien mit paarweise wiedı-um mit je 2 gegenüberliegenden der ersten 4 Puncte verbindet u. s. w. Der Verf. entwickelte nunmehr die allgemeinen Formeln der Euklasflächen, die relative Lage der 4 Puncte in den beiden Diagonalen sei jede beliebige, d.i. sie werde paarweise ausge- ‚drückt durch —(a-+2) und —(@’-+ 5). Eben so entwickelte er ihre allgemeinen Formeln, wenn man, statt von beiden Kanten- zonen (oder den ihnen zugehörigen Schief-Endflächen) auszuge- hen, von der durch beide bestimmten (dritten) Schief-Endfläche als [$a@:0:002| und der Kantenzone — (+ 6) ausgeht; er verglich sie mit den allgemeinen Formeln der Epidotflä- 357 chen, welche sich, daraus ergeben, wenn beim Epidot T= [Ze:e :002] ud M = [=e': e:002] gesetzt wird, und eben so mit den allgemeinen, für Feldspath, Hornblende, Au- git u.s.w. gültigen Formeln, welche daraus hervorgehn, dals m=n=1 wird, der Zonenverband übrigens jener bekannte der genannten Krystallsysteme ist. Sonach läflst das Euklassystem sich als ein Fall ansehen, wo m — 1, undn=2, Zuletzt ent- wickelte der Verf. noch die allgemeinen Formeln der Über- tragung Haüy-Levy’scher Decrescenzausdrücke an hendyoädri- schen Primitivformen (schiefen rhombischen Säulen) in die Aus- drücke der Krystallflächen durch die 3 rechtwinklichen Coordi- naten a, b, c. Hr. Ehrenberg verlas: hierauf einen Bericht über die mikroskopische Analyse des Ivaner Meteorstein-Re- gensvom 10. August 1841 und dessen nachweislichen terrestrischen Ursprung. Der Freiherr von Reiche nbach, der bekannte verdienstvolle Chemiker in Böhmen, und 1833 der unermüdliche und glück- liche Sammler der Meteorsteine von Blansko, hat in No. 276 der Wiener Zeitung einen umständlichen Aufsatz über einen sehr merkwürdigen Fall eines neuen Meteorstein - Regens bekannt ge- macht, der in der Umgegend des Dorfes Iyan- in Ungarn am 10. Aug. 1841 statt gefunden hatte. Dieser Aufsatz ist in an- dere, wahrscheinlich sehr viele Zeitungen übergegangen und hat eine sehr allgemeine Theilnahme erregen müssen. In der allge- meinen Augsburger Zeitung steht er in den Beilagen zum 20. "und 21. October d. J. No.293 und 294. ’ Es war nämlich bei Ivan Abends gegen 10 Uhr bei ruhiger Luft, bedecktem dunkeln Himmel und tiefer Finsternils plötzlich ein kurzer aber starker Platzregen gefallen, mit welchen sehr heftig schlagende dem Hagel ähnliche Körner vom Himmel her- elen. Diese Körner sind zum Tbeil von einem Feldhüter di- rect im Haute aufgefangen worden, und zeigten sich beim Anfüh- len des Nachts ganz verschieden vom Hagel, am Morgen aber als schwarzbraune Steinchen, die der Mann einem Waldmeister, 1 358 seinem Vorgesetzten wie es scheint, überbrachte, was dieser be- stätigt hat. Hr. v. Reichenbach hat zur sichern Ermittlung des That- bestandes eine Reise in jene Gegend gemacht. Die Geistlichen und Beamteten der Umgegend bekräftigten, zum Theil aus eigner directer Erfahrung die Sache, und obwohl bei den in grofsen Massen herabgefallenen Steinkügelchen eine sehr grolse Ähnlich- keit mit gekörntem Raseneisenerz oder Bohnenerz nicht zu verken- nen war und in die Augen fiel, so war doch der Boden, auf dem sie zum grolsen Theil noch lagen, keineswegs ihr ursprüng- licher Mutterboden und das Fallen aus der Luft war erwiesen. Hr. v. Reichenbach weist in diesem Falle die sich etwa aufdrängende Meinung, dafs das Phänomen von einer Wasserhose ausgegangen sei, selbst zurück und berechnet, dafs da er auf je + Quadratzoll der Oberfläche jener betroffnen sehr ausgedehn- ten Gegend 1 Körnchen annehmbar beobachtet habe und in ' 1 Pfund der Masse 4000 Körnchen zählte, der gefallene Steinre- gen seiner ganzen Ausdehnung nach 350000 Millionen Steinchen enthalten haben möge, die etwa 350000 Centner wiegen. Fer- ner hat Hr. v. R. berechnet, dafs in der Luft wahrscheinlich die einzelnen Kügelchen je 11 Fufs von einander entfernt geschwebt haben mögen und findet daher diese schwebende gekörnte feste Masse gar sehr einer Kometensubstanz ähnlich, welche, obwohl fest, doch durchsichtig sei, wegen des Abstehens der Theilchen- von einander. „Was liegt uns also nach allem dem im Wege, fährt er fort, diese Heerde von Hunderttausenden von Millionen kleiner Weltkörper wie einen wahren Mikrokosmus aufzufassen, der ge- wils seine innern Bewegungsgesetze so genau wie seine äulseren befolgte, seit Jahrtausenden den ursprünglich empfangenen Ge- boten gehorchte fort und fort, bis die ganze kleine Welt endlich an eine andere unermelslich viel grölsere anrannte und zerschellte. Ist es ein Kartenhaus das der Wind zusammenweht? Oder ist es die Vorbedeutung unsrer eigenen späteren Zukunft; ist uns unsres eigenen Nebelfleckes Schicksal, des Sonnensystems und der Milchstralse Endgeschick damit in Ahnung gestellt?” Hierauf spricht Hr. v. R. die Meinung aus, dafs alle Boh- nenerze vom Himmel gefallene Weltkörper sein mögen und dals 359 wir neben den vulkanischen, plutonischen und neptunischen nun auch jovische Gebirgsformationen einzureihen haben möchten. So hält denn der wissenschaftliche Enthusiasmus des Beob- achters das Ereignils von Ivan ausdrücklich für den Eingangs- punkt einer neuen Reihe von Erscheinungen in der Astronomie, Geologie und Physik. Durch den Director der Kaiserlichen Naturalien- Sammlun- gen in Wien, den auch durch seine früheren Mittheilungen über die Meteorsteine sehr bekannten und verdienten Herrn von Schreibers erhielt ich vor einigen Tagen eine Probe jener Meteorsteinchen von Ivan mit dem Wunsche, dals ich dieselben doch einer mikroskopischen Analyse unterwerfen möchte. Die in Wien vorgenommene sei in Rücksicht auf mikroskopische Orga- nismen erfolglos gewesen. Ich entledige mich dieses ehrenvollen Auftrages vor der Akademie der Wissenschaften, indem ich zugleich die mir über- sandte Masse, von der ich nur 4 Körner der Untersuchung ge- opfert habe, hierbei zur Ansicht vorlege und in einigen Tagen dem Königlichen Mineralien-Cabinet zu fernerer Aufbewahrung übergeben werde. Diese Masse aus 30 und einigen Körnern bestehend, deren grölste einer Haselnufs gleichen, deren kleinste einer Linse etwa im Durchmesser ähnlich sind, ist in ihren Theilen unregelmä- [sig gerundet und zeigt eine concentrisch schalige Bildung wie das Bohnenerz, ist aber leichter als dieses zu sein pflegt. Ich habe die mikroskopische Untersuchung auf verschiedene Weise vorsichtig vorgenommen. Sogleich der erste Anblick der Masse nach dem Abschaben kleiner Theilchen ergab das auffal- lende Resultat sehr vieler beigemischter fragmentarischer hetero- gener (Juarzkörner, eingehüllt in ein eisenockerartiges Cäment. Durch Glühen wurde die Masse nicht roth. Hierauf habe ich durch Kochen mit Salzsäure das Eisen und übrige darin Auf- isliche zu entfernen gesucht, um die andern festen mechanisch chah leicht. Die Salzsäure färbte sich dunkelgelb und die festen Theile, früher schwarzbraun, wurden gelblich weils. Unter dem roskop erschien dieser Rückstand einem gewöhnlichen feinen grrr 360 Quarzsande sehr gleich, besonders: einem solchen wie er sich in plastischem: Thone zeigt. Ferner kabe ich ein Steinchen unter destillintem Wasser ganz allmälig zerdrückt, wobei es sich wie erhärteter Thon verhielt. Vorher hatte ich dasselbe mit destillirtem Wasser abgewaschen. Durch diese verschiedenen Methoden und die im: Innern und Äufsern der Substanz vorgenommenen Untersuchungen erhielt ich _ dasselbe Resultat, dafs nämlich die Masse nicht homogen, nieht blofs eine chemische Verbindung von Eisen mit anderen Stoffen, sondern, dafs sie aus schr heterogenen Theilen mechanisch zu- sammengesetzt war, deren Haupthestandtheil dem Volumen nach nicht das Eisen, sondern ein feiner, durch Eisenoxyd und vielleicht andere Metalle, besonders aber auch durch. einen feinen thonarti- gen Kieselmulm cämentirter, Quarzsand ist. Von der schon vom Hrn. v. R. vorgenommenen: chemischen Analyse übergehe ich das Speciellere und: bezeichne nur die Substanz in ihrer mechanischen Zusammensetzung als: dem Eisen-Bohnenerze ganz ähnlich. Es gelang mir so wenig. als‘ es den Beobachtera in Wien gelungen war, Infusorien in der Masse aufzufinden, die etwa den ierrestrischen Ursprung derselben erwiesen hätten, allein der Quarzsand: in dieser Form: schien mir schon ganz: ungeeignet, der Substanz einen kosmischen Ursprung zuzuerkennen. Eine: intensiv fortgesetzte Untersuchung brachte mich auf den Gedanken, die in Säure und: Wasser unlöslieben festen Theil- chen nach ilirer Schwere von einander zu sondern und: besonder 1 die grofse Masse des: Quarzsandes,. welche: die mikroskopische Be- trachtung des Übrigen sehr erschwerte, mechanisch: zu entfernen. So. wendete ich denn eine feine Methode des Schlemmens: a Unter den so: in ein geringeres Volumen: gebrachten: leichter Theilchen bekam: ich. dann: ein: offenbares feines schwarzes Frag- ment eines: Pflanzenkörpers zur Ansicht und aus seinen Sreihen- weis gestellten Augenpunkten liels sich auch mit einiger Sicher: beit auf Fichtenholz schliefsen. Es ist mir geglückt, das Stäub chen: zu isoliren: und zw weiterer Vergleichung aufzubewahren. Das Steinchen, woraus dieses Fragment kam, war nicht mi destillittem Wasser abgewaschen worden. Ich: wendete nun: beff, sondere Aufmerksamkeit: auf das: im: destillirten: Wasser gereinigt und zerdrückte Steinchen. 361 Auch hier fand ich durch dieselbe Methode mehrere feine Pflanzenreste. Unter diesen ein Theilchen einer so entschieden , dicotylischen Pflanze, dafs die Spiralfasern völlig deutlich vor Augen lagen. Zwei andere Theilchen zeigten zwar auch Röh- rengefälse und den Charakter dicotylischer Pflanzenbildung, allein nicht so entschieden in einer in die Augen fallenden Form. Ich habe sie sämtlich aufbewahrt und mitgebracht. Nun habe ich die mühsamen Untersuchungen nicht weiter als dahin ausgedehnt, mir selbst ein für meine Überzeugung und Urtheil genügendes Material von Anschauungen über die mecha- nische Zusammensetzung der Steinchen zu verschaffen. Dafs die von dem im destillirten Wasser abgewaschenen und mit solchem weiter behandelten Steinchen herstammenden Pflanzenfragmente doch nur der äufsern Rinde angehören und zufällig daran gekom- men sein könnten, ist mir selbst nicht wahrscheinlich und mir ist in andern Sumpferzen des Eisens dasselbe vielfach vorgekommen. Auch habe ich, wie es sich von selbst versteht, alle etwa in der Luft um mich oder im Staube der Geräthschaften vorkommen- den vegetabilischen Stäubchen zu eliminiren mich sorgsam bemüht, ein Umstand, der bei dergleichen feinen Untersuchungen gar sehr zu beachten ist, obschon er den Geübten nur einzeln und selten irren kann. ' Da Pflanzentheile dieser Art sich weder im Weltraume bil- den noch aufhalten können, auch der Quarzsand dieser Art, als heterogene Fragmente, nicht wohl den kosmischen Verhältnissen angepalst werden kann, so scheint mir der terrestrische Ursprung jener ungarischen Meteormasse mit Hülfe der mikroskopischen nalyse ebenso gründlich entschieden, wie der des Meteorpapiers ron 1686, worüber ich früher der Akademie berichtet habe. Was das Eisen anlangt, so ist dieses in jenen Gebilden of- fenbar in einem sekundären Zustande und der feine damit mecha- 'h innig gemengte Kieselmulm könnte leicht samt dem Eisen % kleinen Schalen der Gallionella ferruginea angehört haben. Gerade so ist es aber auch beim Bohnenerz und es ist mit- das Resultat der Untersuchung, dafs die ungarische, wahr- inlich, wie es auch Hr. von Schreibers ausdrücklich ver- uthet, durch irgend einen starken eleetrischen Wirbel oder zu hoch in die Luft und mehr oder weniger weit wegge- 362 - tragene Masse ein in irgend einem sumpfigen Boden oder See gebildetes Eisenbohnenerz wirklich ist, welches sich von andern Formen dieser Art durch seinen gröfsern Sandgehalt auszeichnet und dadurch an Gewicht um soviel leichter ist, als solches Eisen und Quarz differiren. Das Niederfallen von reinem Bohnenerze ohne Beimischung anderer Substanzen erklärt sich wohl durch die Erscheinung des Wurfens beim Reinigen des Getreides und die beim Schlemmen, wo sich oft auf überraschende Weise das Gleichartige in gleichen Raum zusammenlegt, das Ungleichartige in andere Räume verbreitet. Denkbar ist es auch, dafs eine Wasserhose den ganzen Bo- den eines Sees aufwühlen und eine gewaltige Masse Schlamm auf eine wirbelnde Wolke übertragen könne, die ohne selbst mit dem Rande des Sees in weitere Berührung zu kommen, diese Masse spurlos durch den Luftraum weiter führt, und zuletzt, mit dem Aufhören des Wirbels, allmälig sichtend, fallen lälst. Bei den bekannten Fischregen scheint dies sogar der gewöhnliche Verlauf zu sein, denn von Verwüstungen ist dabei wohl nie die Rede gewesen, See und Umgegend verrathen zuweilen keine Spur der Gewalt. Da dessenungeachtet das Herabfallen einer bis zu approxima- tiv so hohem Gewicht ansteigenden Masse aus der Luft ein sehr . seltnes und sehr merkwürdiges Phänomen verbleibt, für dessen genaue Erörterung die Wissenschaft dem Hrn. v. Reichenbach dankbar verpflichtet ist, so ist eine Aufbewahrung dieser und ähnlicher Substanzen bei den eigentlichen Meteormassen, um sie im Gedächtnils zu erhalten, doch allerdings zu empfehlen und zu wünschen, dafs jede ähnliche Erscheinung sich einer eben so auf- opfernd sorgsamen Nachforschung erfreuen möge. Alsdann theilte derselbe weitere Resultate seiner Un- tersuchungen über die in Berlin lebenden mikrosko- pischen unterirdischen Organismen mit. Es war bisher der sehr auffallende Umstand bei dem Vor- kommen des fossilen theilweis noch lebenden Infusorien - Lagers in Berlin hervorzuheben gewesen, dafs die als noch fortpflan- zungsfähig erscheinenden mit grünen Körnchen erfüllten Formen | 363 zum nicht selten überwiegenden Theile gar nicht bei Berlin an der Oberfläche lebend wahrgenommen waren, ungeachtet gerade bier die intensivesten Nachforschungen angestellt worden sind. Diese Thierarten waren namentlich Gallionella decussata und granulata, ‚zwei durch ihre regelmälsig chagrinirte Oberfläche von allen übrigen Gallionellen sich sehr auszeichnende und über- aus zahlreich vorkommende Formen. Nur in dem, vermuthlich tertiären, Bergmehl-Lager bei Kliecken und in einem ähnlichen in Griechenland, so wie aus einem unter Torf liegenden Lager aus Nordamerica waren beide bisher und nur als todte Schalen dem Verf. bekannt. Mit ihnen waren viele zackige Kieselnadeln, wie sie nur bei Seeschwämmen früher beobachtet sind. Neuerlich haben sich nun von 2 Seiten her Erläuterungen über diese räthselhaften Verhältnisse auffinden lassen. Der Verf. hoffte in diesem Sommer auf einer Reise an die Ostsee in Mecklenburg jene Erscheinung durch Auffinden dieser Formen im dortigen Seewasser oder im brakischen Flufs- und Sumpfwasser aufhellen zu können, allein es fand sich, alles Nach- forschungen ungeachtet, nichts Ähnliches vor. Dagegen erhielt derselbe, durch die 'Theilnahme des Hrn. Professor Homeyer in Berlin, welcher von Wolgast in Pommern ihm etwas von dem in der Peene ausgebaggerten Schlamme mitgebracht hatte, unerwartet den bis dahin umsonst gesuchten Aufschlufs. In der Peene bei Wolgast, unfern der Ostsee (also im Flufsgebieth der Oder!), finden sich, wie eine spätere Sendung frischen, ebenfalls an kleinen Organismen überreichen, Hafen- schlammes zur völligen Entscheidung gebracht hat, mehrere der bei Berlin unterirdisch lebenden Arten an der Oberfläche des Flufsbettes, besonders jene charakteristischen Gallionellen, vereint mit vielen entschiedenen Seewasserthierchen lebend vor, wodurch denn festgestellt ist, dafs sie dem brakischen oder mit Seewasser gemischten Flufswasser angehören. Im Flufsgebiethe der Elbe bei Cuxhaven waren sie nicht vorgekommen. Überdiels hat der Verf. aus einer Zeichnung des Hrn. Tur- pin in dessen Rapport sur une note de Ms. Dujardin sur l’ani- malitE des Spongilles in den Comptes rendus der Pariser Akade- mie d. W. 1838 pag.556 erkannt, dals es bei Paris eine bisher mit der Spongilla lacustris verwechselte Form des Sülswassers 364 mit stachlichen Kieselnadeln giebt, während bei den nordischen For- men nur glatte Nadeln vorkommen. Daher könnten denn einige jener, den Seewasser-Schwämmen zugeschriebenen, Kieselnadeln auch zu Flufsschwämmen gehören, deren Existenz nur bisher noch unbekannt blieb. Jene Pariser Spongilla, in welcher Herr Dujardin tbierisches Leben beobachtet haben will, ist also nicht Spongilla lacustris, sondern muls einen andern Namen erhalten, wozu der Verf. den Namen Spongilla (Badiaga) Erinaceus vor- schlägt. Übrigens sind in dem Berliner Infusorien-Lager 3 ver- schiedene Arten stachlicher Nadeln, deren keine auf die Abbil- dung des Hrn. Turpin ganz palst, die also doch vielleicht sämt- lich Seekörper sind. Hieran schliefst sich die Mittheilung, dals sich in der Stadt, im Grunde zum neuen ägyptischen Museum, wo das ununter- brochene Infusorien-Lager nun auf 370 Fufs Länge und halb soviel Breite abgeräumt worden ist und. zum Theil unter einer 5 bis 6 Fufs starken Lehmschicht liegt, in seiner 5-9 Fuls mäch- tigen Lagerung im nördlichen Theile eine gegen 2 Fuls mäch- tige, ausgedehnte und sehr reiche Schicht von blauer phosphor- saurer Eisenerde mitten im Lager und ganz von Infusorien- Schalen durchwirkt vorgefunden hat. Diese doch wohl secundär unorganische blaue Eisenerde ist oft grobkörnig, krystalloidisch, oft auch in erdiger Form uud letztere besteht zuweilen aus dendri- tischen, erst weilsen, dann an der Luft blau werdenden mikro- skopischen Krystallisationen. | Hierbei hat sich die geognostische Ansicht des Infusorien- Lagers sehr deutlich so festgestellt, dafs dasselbe unmittelbar auf Braunkohlensand aufliegt und über sich Lehm, auf diesem den mär- kischen Sand und über beiden Dammerde oder Schutt trägt. Diese Verhältnisse wurden in Proben in natura vorgelegt und der Verf. glaubte sich besonders verpflichtet, die fördernde wissenschaftliche Theilnahme des dortigen Baumeisters Herrn Hoffmann dankend anzuerkennen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Transactions of the zoological Society of London. Vol.Il, Part 5 and Index. London 1841. 4. 365 Reports of the Council and Auditors ‘of the zoological Society of London, read at ihe annual general meeting, April 29, 1841. London 1841. 8. v. Schorn, Kunstblatt 1841. No. 83.,84. Stuttg. u. Tüb. 4. “ Schumacher, astronomischeNachrichten. No.433. Altona 1841. 4, Dlnstitut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 9. Anne. No. 406. 407. 7 et 14 Oct. 1841. Paris. 4. J. L. Ideler, Hermapion sive rudimenta hieroglyphicae wete- rum Aegyptiorum literaturae. Pars 1. 2. Lips. 1841. 4. 18. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Link las über den Bau der Farrnkräuter. Der Verf. hatte in den vorigen Abhandlungen fast ausschliels- lich von den Polypodıaceen gehandelt; jetzt kommt er zu den übrigen Epiphyllospermen. Zu den früher gegebenen Beweisen, dals bei den Polypodiaceen Schaft und Blatt in eins, in einen Wedel, verwachsen sind, fügt er jetzt noch einen hinzu, von der kleinen Familie der Gleicheniaceen hergenommen, an deren Wedel sich eine wahre Knospe zeigt, welches nie an einem blo- fsen Blattstiele der Fall ist. Die natürlichen Ordnungen, welche nun betrachtet werden, sind 1) Marattiaceae, im Bau des Wedel- stieles den Polypodiaceen ganz ähnlich, durch die Früchte aber, wie bekanst, sehr verschieden. 2) Anemiaceae. Das Sporan- gium hat einen Ring, welcher nur den Scheitel umschliefst. Der innere Bau kommt mit dem Baue der Polypodiaceen überein; den Blattstiel kann man als den allgemeinen Wedelstiel, die Frucht- stiele als die besondern Theile desselben ansehn. Die Gattung Lygodium hat dieselbe Fruchtbildung, der Bau des Wedekstiels ist verschieden; ein dreikantig ausgehöhltes Holzbündel in der Mitte, gleichsam aus drei mit dem Rücken zusammengestellten Holzbündeln, nach Ähnlichkeit der Polypodiaceen. 3) Osmunda- - eeae, dem Sporangium fehlt der Ring; der Höcker auf der Spitze, wird durch eine Rose von Zellen gebildet, und ist nicht der Anfang von einem Ringe, denn er findet sich, mit dem Ringe zugleich, an manchen Arten der vorigen Ordnung, Im Wedel- stiel ein gebogenes fast kreisförmiges Holzbündel. Also ganz verschieden von den Anemiaceae. 4) Ophioglosseae. Kein Ring 366 um das Sporangium. Der innere Bau des Stammes sehr sonder- bar, dem Stamme von Equisetum sehr ähnlich, auch mit einer Höhlung in der Mitte, aber nur mit drei Buchten derselben und drei Holzbündeln, statt fünf. 5) Boirychiaceae. Das Sporangium hat zwar auch keinen Ring, aber durch den Bau des Stammes von der vorigen Ordnung verschieden. Die Höhlung in der Mitte des Stammes ist unregelmälsig und zu beiden Seiten der- selben stehen zwei nach innen gekrümmte Holzbündel, so dals man den Stamm einen Wedelstiel nennen könnte. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: F. I. Pictet, Histoire naturelle gen. et partic. des Insectes ne- vropteres. Premiere Monographie: Famille des Perlides. Livrais. 2. Gen&ve et Paris 1841. 8. L’Institut. 41. Section. Sciences math., phys. et nat. 9. Annde. No. 400. 408-410. 26. Aout, 21. Oct.-4. Nov. 1841. Paris. 4. ‚2. Section. Sciences hist., archeol. et philos. 6. Annee No. 69. Sept. 1841. ib. 4. Gay-Lussac ete., Annales de Chimie et de Physique. 1841. Sept. ib. 8. v. Schorn, Kunstblatt. 1841. No. 85. 86. Stuttgart und Tü- bingen. 4. Göttingische gelehrte Anzeigen 1841. Stück 170. 171. 178.179. 8. Kongl. Vetenskaps- Academiens Handlingar for Är 1839. Stock- holm 1841. 8. Ärsberättelse om Framstegen i Fysik och Kemi afgifven d. 31. Mars 1839 af Jac. Berzelius. ib. 1840. 8. Ärsberättelse om Technologiens Framsteg. Till Kgl. Vetens- kaps- Academien afgifv. d. 31. Mars 1839 af G. E. Pasch. ib. eod. 8. Tal af Academiens Praeses Grefve M. Rosenblad. ib. eod. 8. Bessel, astronomische Beobachtungen auf der Königl. Univer- sitäts-Sternwarte in Königsberg. Abth. 20. vom 1. Jan. bis 31. Dec. 1834. Königsberg 1840. Fol. Ferner ward ein vierter Bericht des Hrn. Preufs über die Werke Friedrichs II verlesen. 367 22. November. Sitzung der philosophisch-hi-., storischen Klasse. Hr. Neander las über Theobald Thamer, einem Vor- gänger moderner Geistesrichtung in dem Reforma- tionszeitalter. 25. November. Gesammt-Sitzung der Akademie. Hr. Magnus las über die Ausdehnung der Gase durch die Wärme. Seitdem man überhaupt weils, dafs die Luft durch die Wärme sich ausdehnt, oder vielmehr seit 200 Jaheen, wo Drebbel zu- erst diese Ausdehnung benutzte um Unterschiede in der Wärme zu bestimmen, ist man zu allen Zeiten bemüht gewesen die- selbe zu messen. Nachdem während des ganzen vorigen Jahr- hunderts die widersprechendsten Resultate von den bedeutend- sten Physikern erhalten worden waren, hat Hr. Gay-Lussac zu Anfang dieses Jahrhunderts in einer sehr umfassenden Arbeit die Ausdehnung der trocknen Luft zwischen 0° und 100° zu 0,375 ihres Volumens bei 0° gefunden, und zugleich gezeigt, dals alle Gase und Dämpfe sich um denselben Werth innerhalb dieser Temperatur ausdehnen. Ein ähnliches Resultat erhielt auch Hr. Dalton in Manchester, fast zu derselben Zeit. Es ist kaum eine andere Zahl in der Physik als so fest begründet be- trachtet worden, wie dieser Coeffhicient, denn Hr. Gay-Lussac, dessen wissenschaftlicher Ruf schon für die Genauigkeit seiner Arbeit bürgte, hat denselben durch eine zweite in Biot’s Traite de Physique mitgetheilten Untersuchung bestätigt, und die Her- ren Dulong und Petit, Physiker, die in Betreff ihrer Zuver- - lässigkeit und Genauigkeit das höchste Vertrauen genielsen, ha- ben sich durch wiederholte Versuche, wie sie sagen, von der Richtigkeit desselben überzeugt, und ihn in ihrer classischen Ar- beit über die Wärme als Maals für die Vergleichung der Aus- dehnung aller andern Körper zu Grunde gelegt. Aber wiewohl Niemand an der Richtigkeit dieser Zahl zweifelte, erschien vor einigen Jahren eine sehr genaue Untersuchung zur Bestimmung der Ausdehnung der atmosphärischen Luft von Hrn. Rudberg in Upsala, welche jedoch die Gay-Lussacsche Zahl nicht bestä- 368 tigte, sondern statt derselben als Mittel aus den Beobachtungen 0,3646 lieferte. Hr. Rudberg hat sich indefs nur mit der Ausdehnung der atmosphärischen Luft beschäftigt und seine Arbeit weder auf an- dere Gase ausgedehnt, noch sich auf eine Kritik der Gay-Lus- sacschen Untersuchung eingelassen. Leider ist derselbe zu früh für die Wissenschaft verstorben und da weder Hr. Gay-Lus- sac noch sonst jemand etwas zur Bestätigung oder Widerlegung der Rudbergschen Untersuchung bekannt gemacht hat, so ist man seit jener Zeit zweifelhaft, welchen von beiden Werthen man als den richtigen annehmen soll, noch mehr aber, ob eins der allgemeinsten Gesetze der Physik, dafs alle Gase sich um gleich- viel ausdehnen, richtig ist oder nicht. Der Verf. hat deshalb eine neue Untersuchung in dieser Beziehung unternommen. Da Hr. Rudberg die von ihm ge- fundene Zahl durch zwei verschiedene Methoden bestätigt hat, welche, wie aus der detaillirten Bekanntmachung derselben her- vorgeht, durchaus keinen Irrthum vermuthen lassen; es anderer- seits aber kaum denkbar ist, dafs die Herren Dulong und Pe- tit genau dasselbe Resultat gefunden haben sollten, als Hr. Gay- Lussac und dennoch der von beiden erhaltene Zahlenwerth falsch sein sollte, so lag der Gedanke nicht fern, dafs möglicher Weise beide Zahlen, die Gay-Lussacsche und die Rudbergsche richtig sein könnten; indem nämlich Hr. Gay-Lussac die Ausdehnung unter constantem Drucke, Hr. Rudberg hingegen unter con- stantem Volumen und veränderlichem Drucke untersucht hatten. Es schien deshalb wünschenswerth, bei der neuen Untersuchung die Methode des Hrn. Gay-Lussac anzuwenden, um so mehr als zu hoffen war, dafs dadurch am leichtesten die Ursache der Verschiedenheit beider Resultate aufgefunden werden könnte, Offenbar hat Hr. Gay-Lussac die erste Methode, die er zu Anfang dieses Jahrhunderts benutzt hat, nicht für hinreichend genau gehalten, und defshalb die zweite ausgeführt, es wurde da- her diese zweite Methode fast ganz so, wie sie Hr. Biot in sei- nem Traite de Physique, ‘Tom. I, 182 beschreibt, angewandt. Die einzige Abweichung bestand darin, dals Hr. Gay-Lussac die Röhren, welche er benutzte, calibrirt und in gleiche Volumen- theile getheilt hatte, so dafs er auf dieser Theilung das Verhält- 369 nils der Volumina der Luft bei 0° und bei der Temperatur des kochenden Wassers unmittelbar ablesen konnte; der Verf. hinge- gen die Stelle, welchen der Quecksilbertropfen bei’ diesen Tem- peraturen einnahm oder die Volumina der Luft bei diesen Tem- peraturen mittelst eines Diamants auf der Röhre bezeichnete. Nach Beendigung des Versuches wurden die Röhren leer gewogen, sodann mit trocknem Quecksilber bis zu der Stelle gefüllt, wel- che das Volumen der Luft bei 0°. bezeichnete uud wiederum gewogen, und endlich bis zu der Stelle mit Quecksilber gefüllt, welche die Luft bei der Temperatur des kochenden Wassers ein- genommen hatte und gleichfalls gewogen. Damit das Quecksil- ber bei beiden Füllungen von derselben Temperatur war, wurden die Röhren bei jeder Füllung in ein grofses Gefäls mit Wasser gelegt und dies unverändert auf derselben Temperatur erhalten. Um zu prüfen bis zu welchem Grade diese Methode zuverlässig sei, wurden stets gleichzeitig zwei Röhren neben einander in schmelzendes Eis und in die Dämpfe von kochendem Wasser ge- bracht, allein die Resultate welche mit beiden erhalten wurden, stimmten fast niemals unter einander. Der Verf. hat sich be- müht, soviel in seinen Kräften stand, jeden schädlichen Einfluls bei diesen Veysuchen entfernt zu halten und zu dem Ende den Kasten, in welchem die Röhren den Dämpfen des kochenden Wassers ausgesetzt wurden, mannnigfaltig abgeändert, um jede zufällige oder lokale Abkühlung zu vermeiden; ebenso auf den Einfluls, den die Art der Feuerung und das Auflegen frischer Kohlen, sowie das Schlielsen der Öffnungen im Deckel des Ka- stens hat, stets Rücksicht genommen; endlich das Caliber der Röhren mehrfach abgeändert und Sorge getragen, dals dieselben vollständig trocken waren, aber dennoch stimmten die Resultate von zwei gleichzeitigen Beobachtungen fast niemals mit einander. Der Grund hiervon scheint darin zu liegen, dals ein Queck- silbertropfen eine Röhre fast niemals vollkommen verschliefst und namentlich nicht in die feinen, fast unsichtbaren Vertiefungen eindringt, die oft-auf der innern Wand einer Glasröhre vorhan- den sind. Denn wenn die Kugeln erst in schmelzendes Eis ge- bracht, dann den Dämpfen des kochenden Wassers ausgesetzt, und nachher wieder mit schmelzendem Eise umgeben wurden, so zeigte die Luft fast niemals wieder genau dasselbe Volumen, das sie * 370 bei dem ersten Umgeben mit schmelzendem Eise einnahm. Oft war dasselbe kleiner, oft auch grölser, offenbar je nachdem die Luft bei der Abkühlung oder bei der Erwärmung der Kugel ne- ben dem Quecksilbertropfen entwichen war. Die folgenden Zahlen sind die Resultate, welche der Verf. nach dieser Methode erhalten hat, berechnet für einen Druck von 28 Zoll Par. bei 0°; die durch eine Klammer mit einander ver- bundenen Zahlen sind die Resultate von zwei gleichzeitig ange- stellten Versuchen. Wenn man aber überhaupt ein Mittel aus diesen Zahlen nehmen darf, so fällt dies immer schon bedeutend geringer als 0,375 aus. 1.(0,37386 9.[0,36972 17.10,36569 25.]0,38769 Sinnen a re ee en 3.[0,36912 11. 0,37062 19.|0,36673 27.J 0,37885 .. an Anne ri 5.(0,36607 ae 21. 0,36774 29.f0,37302 e.. 14.1.0,36926 22. Ka 7.|0,36431 15.| 0,36663 23.1] 0,37254 31.f0,36815 ker Eon ne m ie Mittel 0,36930. Da diese Methode keine hinreichende Sicherheit gewährte, so schien keine andere genauer zur Untersuchung der Gasarten als die, welche Hr. Rudberg zuletzt angewandt hat, weshalb nach dieser Methode, fast ganz so, wie sie in Poggendorff’s An- nalen XLIV. 119 beschrieben ist, die Ausdehnung von atmosphä- rischer Luft, Wasserstoff, Kohlensäure und schwefli- ger Säure untersucht wurde. Für die Berechnung der Resul- tate war es nothwendig, die Ausdehnung des angewandten Glases zu kennen, diese wurde deshalb mittelst eines Ausfluls- Thermo- meters bestimmt, auf ähnliche Weise wie es schon die Herren Dulong und Petit und auch Hr. Rudberg gethan haben. Als Mittel aus achtzehn Versuchen ergab sich dieselbe = 0,002547. Die Herren Dulong und Petit hatten bei den verschie- denen Glasarten, welche sie untersucht haben, diese Ausdehnung = 0,0025839 gefunden und Hr. Rudberg = 0,002286. Hr. * Rudberg meint, dafs die Verschiedenheit seines Resultates von 371 dem der Herren Dulong und Petit davon herrühre, dafs jene Herren nur Natrongläser, er hingegen Kaliglas angewandt habe. Eine Analyse des Glases, welches der Verf. benutzt hat, ergab dafs dasselbe besteht aus: Kieselsäure 67,305 proc. Thonerde 4,2538» Kalkerde 11,892 » Kali 12,404 » Natron Tall,» 100,000 .» Das Glas war also halb Kali, halb Natronglas. Um die Temperatur der Wasserdämpfe bei dem jedesmal stattfindenden Barometerstande zu bestimmen, wurde die von Hrn. Egen in Poggendorff’s Annalen XXVI. 9. gegebene Formel oder vielmehr die daselbst mitgetheilten Correctionswerthe be- nutzt, und dabei die Temperatur welche die Wasserdämpfe un- ter einem Drucke von 28 Zoll Par. bei 0° haben = 100° ge- setzt. Es darf nicht unerwähnt bleiben, dafs bei den acht Versu- chen mit atmosphärischer Luft vier verschiedene Röhren und also auch eben so viel verschiedene Füllungen angewendet wur- den; bei den vier Versuchen mit Kohlensäure drei. Für alle drei Füllunger war die Kohlensäure aus doppelt kohlensaurem Natron mittelst Schwefelsäure entwickelt, und durch eine Auf- lösung desselben Salzes geleitet, um die etwa mit übergerissenen Dämpfe von Schwefelsäure zurückzuhalten. Für die beiden er- sten Füllungen war das Gas durch eine drei Fufs lange Chlor- ealeium-Röhre geleitet, für die letzte war es während 48 Stun- den mit geschmolzenem Chlorcalcium in Berührung gewesen. Bei den drei Versuchen mit schwefliger Säure haben drei ver- schiedene Füllungen stattgefunden, für alle drei war das Gas aus Schwefelsäure und Quecksilber entwickelt, für die erste war. es durch eine Anflösung von schwefelsaurem Kali geleitet, um die mit übergerissene Schwefelsäure zurückzuhalten, und dann durch eine vier Fuls lange Röhre mit Chlorcalcium getrocknet. Die gröfsere Ausdehnung dieser Gasart, als der übrigen, liels befürch- ten, dals sie nicht hinreichend getrocknet worden. Für die zweite 372 Füllung wurde deshalb das Gas nicht durch die Auflösung von schwefelsaurem Kali, sondern statt dessen durch eine 6 Fuls lange enge Glasröhre geleitet, die beständig kalt erhalten wurde, und dann durch die Chlorcalcium-Röbhre getrocknet. Endlich für die dritte Füllung war das Gas 48 Stunden über Chlorcalcium auf- bewahrt worden. Die nachfolgenden Zahlen sind die ‘Resultate, welche auf diese Weise erhalten wurden: Atm, Luft | Wasserstoff | Kohlensäure | Schweilige Säure 0,367241 | 0,365530 | 05368319 | 0,389761 0,365032 | 0,365701 | 0,369078 | 0,383384 0,366033 | 0,365829 | 0,368404 | 0,383209 0,366164 | 0,365577 | 0,370547 | 0,367899 0,365948 0,366596 0,367154 Mittel | 0,366508 | 0,365659 | 0,369087 | 0,385618. Die verschiedene Art der Füllung scheint obne allen Ein- flufs zu sein. Aber ganz entschieden zeigt es sich, dals die Aus- dehnung der Köhlensäure etwas gröfser, als die der atmosphäri- schen Luft und dafs die der schwefligen Säure noch gröfser als die der Kohlensäure ist. Auch scheint die des Wasserstoff- gases geringer als die der atmosphärischen Luft zu sein. Die Unterschiede sind zwar gering, aber sie zeigen sich doch bei je- dem einzelnen Versuche. Es ist also das allgemeine Gesetz der vollkommenen Gleich- heit der Ausdehnung der Gasarten in aller Strenge nicht rich- tig. Der Verf. vermuthet, dafs die kleinen Verschiedenheiten darin ihren Grund haben, dafs die leicht compressibeln Gasarten dem Mariotteschen Gesetze nicht vollständig folgen, denn die Abweichungen von diesem Gesetze zeigen sich, wie derselbe bei der Wiederholung der Versuche der Herren Oerstedt und Despretz gefunden hat, nicht nur im der nächsten Nähe ihres Condensations-Punktes, sondern erstrecken sich auch noch bis zu einem Drucke, der um einige Aimosphären niedriger ist, als 373 der, bei welchem diese Gasarten tropfbar flüssig werden. Mög- lich wäre es indessem auch, dals die verschiedenen Gasarten sich wirklich: verschieden ausdehnen, wofür besonders die Unterschiede zwisehen Wasserstoff und atmosphärischer Luft sprechen, denn bei diesen Gasarten, deren Condensations- Punkt so weit entfernt liegt, kann man keine Abweichung vom Mariotteschen Gesetze annehmen. Die Bestimmung der Ausdehnung von Dämpfen tropf- barer Flüssigkeiten würde hierüber am. ersten Aufschlufs gewäh- ren und der Verf. beabsichtigt diese zunächst zu untersuchen. Aber abgesehn von den kleinen Verschiedenheiten der Aus- dehnungs-Coefieienten der verschiedenen Gase, liegen dieselben alle sehr nahe bei 0,366 und zeigen also, dals der Coefheient 0,375 in keinem Falle richtig ist. Hr. Rudberg hat bei seinen Versuchen für die Ausdehnung der atmosphärischen Luft im Mittel bei seiner ersten Arbeit 0,3647 und bei der zweiten 0,36457 oder im Mittel vom beiden 0,36463, erhalten, der Verf. hingegen 0,3665, wobei. bemerkens- werth ist, dals der kleinste Werth desselben noch immer 0,3650 ist. Die Versebiedenheit zwischen beiden Resultaten wird aber noch grölser, wenn man bedenkt, dafs die von Hrn. Rudberg gefundene Zahl die Ausdehnung bezeichnet von 0° bis zur Tem- peratur des kochenden Wassers unter 0%76 Druck, und die, welche der Verf. erhalten hat, die Ausdehnung bis zur Tempe- ratur des kochenden Wassers unter dem Druck von 28 Zoll Par. Diese beiden Temperaturen sind aber verschieden und redueirt man den Ausdehnungs- Eoefhicienten 0,3665 für den Druck von 07,76, so ergiebt sich derselbe = 0,366782. Den Grund der Verschiedenheiten zwischen diesem und dem Rudbergschen Resultate, die, so gering sie auch ist, sieh in je- dem einzelnen: Versuche ganz bestimmt ausspricht, hat der Verf. bis jetzt. noch: nicht auffinden können, er hofft indessen, dafs ihm dies bei der Fortsetzung dieser Arbeit gelingen werde, Hr. Ehrenberg legte der Akademie nach dem Wunsche des Hrn. Dr. Werneck in Salzburg eine neue grolse Reihe von dessen Zeichnungen mikroskopischer Organismen und deren Beschreibungen vor. % 374 An die schon am 18. Febr. dieses Jahres der Akademie (s. d. Monatsbericht) vorgetragenen Beobachtungen des Hrn. Dr. Werneck über die Organisation der Infusorien, welche beson- ders die polygastrischen Formen betraf, schliefst sich die neuer- dings übersandte Reihe von Beobachtungen und Zeichnungen der Räderthierchen. Seit dem Jahre 1830, also seit jetzt 11 Jahren, sind die Beobachtungen der Infusorien-Organisation, welche damals pu- blicirt wurden, so sehr sie auch mannichfach besprochen und in Anwendung gezogen worden sind, doch so wenig weiter von Andern entwickelt und ausgedehnt worden, dals es nur 3 andere Beobachter giebt, welche neue Zeichnungen dieser Verhältnisse und nur von 4 Thierchen geliefert haben. Hr. Rudolph Wag- ner hat die gröberen organischen Verhältnisse der Hydatina senta 1832 nachgesehen und bestätigt, aber später die feineren in Zweifel gestell. Hr. Dujardin hat die Diglena grandis 1835 als eine unbekannte neue Thiergattang der Räderthiere ab- gebildet ohne Klarheit der Organisation und Hr. Corda hat 1536 bei einem von ihm Cystophthalmus genannten, wahrschein- lich der Gattung Notommata zugehörigen Räderthierchen zwar sehr viel Organisation abgebildet und beschrieben, ist aber dabei offenbar auf Abwege gerathen. Derselbe hat dann 1838 wieder ein Räderthierchen unter dem Namen Zycocephalus als neue Thiergattung aufgestellt und gezeichnet, welches wohl nur Mo- nura dulcis war, deren doppelter Augenpunkt durch die Sei- tenlage sich deckte und für einfach gehalten wurde. Auch bier scheint der Beobachter den rechten Weg verfehlt zu haben, in- dem derselbe unter Anderem sehr detaillirt ein pulsirendes Herz und Rückengefälse beschreibt und abbildet, welches nie bei ir- gend einem der Hunderte von nun genau untersuchten übrigen Räderthieren vorgekommen ist, und also allen übrigen doch zu fehlen scheint, während er die allen übrigen Räderthieren, wie es scheint, zukommenden pankreatischen Drüsen, die contractile Blase und die Kiemen nicht erkannt, die Aralmündnng aber auf der Bauchseite gezeichnet hat. Unter diesen Umständen ist es allerdings von einem grolsen wissenschaftlichen Interesse; dals die bisher einfach erschollene Stimme über die tiefe und gleichförmige Organisation der klei- 375 nen Wesen sich verdoppelt und auf eine Weise verdoppelt, welche den wissenschaftlichen Bedürfnissen entsprechend erscheint. Hr. Dr. Werneck übergiebt der Akademie aufser den be- reits im Februar vorgelegten 7 Folio-Tafeln, welche 112, dar- unter 46 neue, Thierarten von polygastrischeu Infusorien und deren Organisation enthielten, noch 12 Folio- Tafeln mit 113 Ar- ten von Räderthieren, zusammen also 220 in ihren organischen Verhältnissen detaillirt untersuchte und gezeichnete Arten. Diese sämtlichen Zeichnungen sind so scharf, sauber und schön, dafs ihr blofser Anblick schon das Vertrauen gewinnt. Unter den 113 Arten von Räderthieren sind nach des Verf. Mei- nung 37 mit den schon vom Referenten publicirten identisch und eine Vergleichung dieser von 2 entfernt von einander lebenden und persönlich einander nie bekannt gewordenen Beobachtern ‚hat allerdings wohl kein geringeres Interesse als die Betrachtung neuer Formen. Solche neue Formen glaubt aber der Verf. 76 bei Salzburg entdeckt zu haben, von denen 11 ihm zu 5 neuen Gattungen zu gehören scheinen. Die Verschiedenheit der Principien, nach denen verschiedene Beobachter die in der Natur vorkommenden Individuen in Arten und Gattungen zusammenstellen, erlaubt in der Naturgeschichte nie eine (ganz) sichere Vergleichung systematischer Resultate, allein das Schwanken der Meinung hat bei den nüchternen Beobachtern doch sich nahe liegende Grenzen. So würde mancher und auch Referent von den 76 neuen Arten- von Räderthieren, den Zeich- nungen zufolge, eine gewisse, nicht ganz geringe Anzahl doch nicht von den bekannten absondern, wie auch vielleicht nicht alle 5 neuen Genera festen Halt gewinnen. Dennoch ist auch der sy- stematische Theil des Materials jedenfalls ein sehr reicher zu nennen. Viel wichtiger als dieses Material für die Systematik ist das von Hrn. Werneck auch hier durchgeführte reiche Studium des Anatomischen aller einzeluen Formen. Dieser Theil der Ar- beit ist um so verdienstlicher, da er in doppelter Beziehung der Wissenschaft nützlich ist. Einmal ist es nämlich die das Indivi- duum durchdringende Beobachtung, welche die einzelnen Theile des Organismus klar und scharf sondert und hervorhebt und dann ist es die Consequenz und Gleichförmigkeit der Organisation bei grrrx 376 sehr vielen Gattungen, Arten und Individuen. Freilich ist: es wissenschaftlich wichtig, ob ein Beobachter ein einziges Indivi- duum einer Art oder ob er 113 Arten in noch weit mehr Indi- viduen gesucht, betrachtet und gezeichnet hat. Es ist nun das hervorzuhebende Resultat dieser vielen scharfen Untersuchungen des Hrn. Dr. Werneck: 1) Dafs er weder die polygastrischen Infusorien noch die Rä- derthiere als einfach organisirte oder organisch skizzirte Schleimbläschen ansieht, sondern tief davon durchdrungen ist, dafs es hochorganisirte Wesen sind, deren organische Details, so reich er sie auch schon aufgefunden, er doch noch nicht bis an ihre Grenzen verfolgen konnte, 2) Dals die Organisation dieser mikroskopischen Thierformen nicht ein veränderliches, unstetes Bildungsstreben der pla- stischen Naturkräfte ist, sondern dafs sie eine consequente und gleichförmige Entwicklung nach nicht minder festen Regeln und Gesetzen ist, wie wir sie bei den gröfseren Organismen schon seit Jahrhunderten nun für die Erkenut- nils festgestellt sehen. 3) Dafls die Organisation der mikroskopischen Thierkörper in ihren Einzelheiten genau vergleichbar ist den organischen Systemen des grölseren Thierkörpers und des Menschen. Wenn nun in diesen 3 Hauptpunkten die der Akademie schon vor nun 11 Jahren gemachten Mitiheilungen des Referen- ten bestanden, so ist, bei Anderer Widerspruch, diese. Überein- stimmung des reichsten aller späteren übrigen Beobachter wohl doch von einem wissenschaftlichen wicht geringen: Interesse. - Somit glaubte denn Referent dem Wunsche des Hrn. Dr. Werneck genügen zu dürfen, auch diesen zweiten Theil seiner mühsamen Arbeit der ein neues so schätzbares wissenschaftliches Document aus’ unserm Vaterlande bildet, der Akademie zu geneig- ter Kenntnilsnahme vorzulegen. Folgende von Hrn. Dr. Werneck bezeichnete neue Gat- tungen von Infusorien beider Klassen scheinen sich wissenschaft- lich fest begründen zu lassen. 377 TI. Polygastrica. I. Calia, Nestermonade. = Monades gelatina inclusae (Pando- rinae) plantis aquaticis affixae, nec libere natantes. Duae species. II. Eretes W., Rudermonade. = Phacelomonades loricatae, Una species. III. Ancyrium W., Ankerfuls. = Bodones enterodeli, pede se- taceo mobili (Bodo grandis eique affines (6?) species). IV. Stephanoma W., Kranzkugel. = Pandorina, animalculo- rum serie circulari unica, corpusculis singulis ud Goni mo- dum dividuis. Una species. Eximiae formae genus. V. Dicella W., Do ppelbart. = Bursaria setis duabus immobi- libus appendiculata. Una species. II. Rotatoria. I. Malacostomum W., Weichmund. = Notommatae_ edentulae. Tres species. II. Brochocerca W., Schlingenfuls. = Monocercae pede seta- ceo basi fisso. Sed hae formae a Monocercis satis gravibus notis vix differunt. Quinque species. II. Rhynchopogon W., Rüsselbart. = Diglenae rostro bilobo insignes. Duae species. An eingegargenen Schriften wurden vorgelegt: Proceedings of the Royal Society 1840-41. No. 44-48. Lon- don. 8. Proceedings of the American philosophical Society. Vol. II. March and April 1841. No.17. 8. Die Akademie genehmigte ferner, dafs in Leyden fehlende arabische Typen aus ihren Vorräthen abgegossen werden könnten. Ein Schreiben des Hrn. Prof. Tydemann in Leyden vom 26. Dec. 1840 nebst einer dazu gehörigen Handschrift des Mirk- hond, soll zu weiterer Einleitung an die Königl. Bibliothek ab- gegeben werden. —cH>>— a vichete n sea dire BR 4 ee ! ih a 7 VER h r 2 ng BT, SEN Ka ai ae heat Ka na | und, ae Kap RC Ar ES er Rot a A ® r. ann ee m sch er ee er BER zo 9% ku bean "ihumugw> » al en & ws Bor Re nr X BR EN sudo, A RER ee ri b we re a meh tor BaUHn li. sache ee ei er ie bon; Nacer rain u side a ie r A nl je: et = Er) AN f a ABrnasmo\d ne. a n . £ Pen 23 “ “. wi ds de wa » ET : a »7- ’ Ars ] Kr see er N j Ft RR = ee x ee | ARE „hg N wu ” ‚aan. Msn ” sunrich, und md u ul ws ‘ en 2 aa anna ud, re hy AR R re AUT” vorher S Ku a rl: ET Zee a 1 Sf il N Tenen Dia Aei e De ae a Burfench, RETTEN KR m! ' RE ET. des d “ Ber toqorlahh Rx N, ORTE FW; „me ahnt wor Pa, alone “ BD ‘ fr“ I ER on IE “at a „air Eher of rege sap res RR Ro Fre nz We: NR Be Bi Dhrb; RR? Er u aanatannk ehren an uadsiano‘ ‚m Kane rt: RR Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen * der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat December 1841. Vorsitzender Sekretar: Hr. v. Raumer. 2.December. Gesammt-Sitzung der Akademie. Hr. Mitscherlich las über die chemische Zersetzung und Verbindung vermittelst Gontactsubstanzen, als Fortsetzung seiner Abhandlung über die chemische Ver- wandtschaftskraft. Wie lange man auch ein Gemenge von Sauerstoff- und und Wasserstoffgas stehen lassen mag, man bemerkt keine Ver- bindung beider Substanzen, auch wenn man eine Säure oder Ba- sis, die grolse Verwandtschaft zum Wasser hat, z. B. Schwefel- säure oder Kali oder Kalkerde in das Gemenge hineinbringt, so bewirkt die prädisponirende Verwandtschaft derselben keine Ver- bindung. Bringt man dagegen Platin mit reiner metallischer Oberfläche hinein, so findet die Verbindung an der Oberfläche desselben sogleich statt. Da man beide Gasarten in dem Ver- hältnifs mengen kann, in welchem sie sich zu Wasser verbinden und sie sich, wie alle Gasarten, nach kurzer Zeit innig gemengt haben, so dals die einzelnen Atome von Wasserstoff und Sauer- stoff neben einander liegen, da, wie es bei gasförmigen Körpern der Fall ist, die einzelnen Atome den höchsten Grad der Beweg- lichkeit gegen einander haben, also nicht durch Cohäsionskraft, wie es bei den flüssigen und festen Körpern der Fall ist, verhindert werden, sich zu vereinigen und da im Wasser Wasserstoff und Sauerstoff durch eine Verwandtschaft, die dem Druck von vielen tausend Atmosphären gleich zu setzen ist, verbunden ist; so muls [1841.] 10 380 aulser den Ursachen, denen man es zuschreibt, dafs eine che- mische Verbindung nicht stattfindet, noch eine andere vorhanden sein, welche bewirkt, dals die chemische Verwandtschaftskraft, welche zwischen Wasserstoff und Sauerstoff stattfindet, nicht in 'Thätigkeit kommen, also nicht wirksam werden kann. Auch aufgelöste Körper zeigen ein ähnliches Verhalten zu einander, wie Wasserstoff und Sauerstoff zum Platin; eine Auf- lösung von Rohrzucker kann man lange Zeit stehen lassen, ohne dafs er sich verändert, setzt man ein wenig verdünnte Schwefel- säure hinzu, so ändert er sich sehr schnell, ohne dals er eine Ver- bindung mit der Schwefelsäure eingeht, indem er Wasser auf- nimmt, in eine andere Zuckerart um. Die Zersetzung des Am- moniakgases vermittelst glübenden Kupfers ist eins von den we- nigen Beispielen, dafs luftförmige Körper durch Berührung mit festen zersetzt werden, viele Beispiele kommen dagegen bei den flüssige Verbindungen vor, z.B. beidem Wasserstoffsuperoxyd, dem schmelzenden chlorsauren Kali durch Kupferoxyd und andere feste Basen dieser Art, die bei diesem Zersetzungsprocesse keine Ver- bindungen eingehen und sich nicht verändern. Um die Ursache, welswegen durch blolse Berührung mit andern Körpern, die che- misch indifferent bleiben, Verbindungen und Trennungen bewirkt werden, zu studiren, muls man zuerst untersuchen, wie die Kör- per, wenn sie in unmittelbare Berührung mit einander kommen, aber sich nicht chemisch mit einander verbinden, sich gegen ein- ander verhalten. Die Anziehung, welche ein fester Körper auf einen gasför- migen ausübt, kann man leicht nachweisen, wenn man jenen so anwendet, dals er in einem kleinen Räum eine grofse Oberfläche darbietet, entweder als eine zusammenhängende von vielen Zwi- schenwänden durchschnittene Masse oder im pulverförmigen Zu- stand. Die Kohle und mehrere andere schwer schmelzbare Sub- stanzen, z. B. Platin, welche man in einem höchst porösen oder fein vertheilten Zustand erhalten kann, eignen sich besonders zu diesen Versachen. Der Verf. hat in der ersten Auflage seines Lehrbuchs eine Berechnung angestellt, wie grols die Oberfläche der Zellen eines Kubikzolls ist, den man mit so vielen perpen- dieulär gegen einander gerichteten Wänden durchzogen hat, dals 381 jede Seite einer Zelle ;„;, Zoll lang ist. Sie beträgt, wenn man die Dicke der Zellwände nicht berücksichtigt, 100 Quadratfufs. Stellt man eine Substanz so dar, dafs das Pulver derselben aus den Atomen der Substanz selbst besteht oder aus solchen Theilen, von denen wir angeben können, wie klein sie we- nigstens sein müssen, so kann man die Gröfse der Oberfläche, die diese Theile wenigstens haben müssen, gleichfalls angeben. Der grölste Durchmesser, welchen 1 Atom einer chemischen Verbindung haben kann, läfst sich, wenn ınan sie in dünne Blättchen zerspalten oder zu dünnen Blasen ausblasen kann, aus den Farben, die diese zeigen, bestimmen; so z. B. kann der Durchmesser eines Atoms Wasser höchstens ‚go Zoll betragen, wie dieses aus der Farbe des dünnsten Theils der Wand einer Seifenblase folgt. Reducirt man Platinchlorid aus einer verdünn- ten wässerigen Auflösung mit kohlensaurem Natron und Ameisen- säure, oder Weinsteinsäure, oder schwefelsaures Platinoxyd aus einer verdünnten wässerigen Lösung mit sehr verdünnteım Wein- geist, so nimmt man von jedem Theilchen (Atom) Platinchlorid das Chlor oder von jedem Theilchen Platinoxyd den Sauerstoff weg, und das Theilchen Platin kann sich mit dem nächst liegen- den, wovon es durch Wasser getrennt ist, nicht zu einer zusam- ‚menhängenden Masse verbinden; in dem ausgeschiedenen Pulver liegt daher ein Atom neben dem andern. Denkt man sich einen Raum von 1 Kubikzoll der einfachen Rechnung wegen mit Ku- geln von ‚sooooon Zoll Durchmesser so ausgefüllt, dals die Linien, welche durch die Mittelpunkte der Kugeln gehen, eisander paral- lel oder perpendiculär sind, so wird die Oberfläche dieser Kugeln 218166 Quadratfuls betragen; in jeder andern Lage, wenn sie sich berühren, würde die Oberfläche noch grölser sein; eine so grolse Oberfläche mag das Platinschwarz darbieten. Die Holzkohle ist das beste Mittel, um das Verhalten eines luftförmigen Körpers zu einer grolsen Fläche kennen zu lernen, und die Versuche von Saussure sind m dieser Hinsicht von grolser Wichtigkeit. Die Holzfaser besitzt die Eigenschaft, dafs sie, wenn sie vorsichtig erhitzt wird, nicht schmilzt, so dafs die Koble ganz in der Form der Holzfaser zurückbleibt; wovon man sich leicht überzeugen kann, wenn man einen (uerschnitt eines 382 verkohlten Astes, welcher.nur die Dicke einer Zelle hat *), unter dem Mikroskop untersucht; man erkennt jede Zelle der Pflanze wieder, und man sieht ganz deutlich, dafs die Gestalt der Wände der Zellen unverändert geblieben ist. Die Zellen einer Buxbaum- koble mögen im Durchschnitt einen Durchmesser von 54, Zoll haben, ihre Oberfläche würde, wenn die Kohle selbst keinen Raum einnähme, also ungefähr 100 Quadratfuls betragen. Eine Buxbaumkohle, die der Verf. sich bereitete, wog 0,9565 Grammen, im Wasser eiue Zeit lang gekocht und auf der Oberfläche abge- trocknet 2,2585 und im Wasser 0,110 Gramm; der Raum, in wel- chen das Wasser eingedrungen war, und in welchen, wenn das Wasser ausgetreten war, Gasarten eindringen konnten, betrug demnach 2 vom Volumen der Holzkohle, bringt man die Masse der Kohle bei der Bestimmung der Grölse der Oberfläche noch in Rechnung, so beträgt die Oberfläche alsdann nur 73 Qua- dratfuls.. Saussure fand nun, dafs bei 12° und 26,895 Zoll Barometerstand die Buxbaumkohle 35 Maafs Kohlensäuregas ab- sorbirt; diese befinden sich demnach in einem Raum, der 2 von dem Raum der Kohle beträgt, also 56 mal kleiner ist, als der, den die Kohlensäure vorher einnahm. Nach dem Versuche von Addami wird die Kohlensäure bei 12° durch einen Druck von 36,7 Atmosphären tropfbar flüssig; von der Kohlensäure, welche von der Kohle absorbirt worden ist, ist demnach mehr | als ein Drittel an den Wänden der Zellen durch ihre Anziehungs- | kraft im tropfbar flüssigen Zustand. Werden 35 Kubikzoll Koh- lensäure von einem Kubikzoll Kohle vermittelst einer Fläche von 73 Quadratfuls oder 10512 Quadratzoll verdichtet, so kann die Dicke der Schicht von Hüssiger Kohlensäure, womit die Oberfläche der Zellen bedeckt ist, 0,000002 Zoll betragen. Beim gasförmigen Ammoniak, bei der gasförmigen Chlorwasserstoffsäure und der schwefeligen Säure, welche zu ihrer Condensation einen weit gerin- gern Druck bedürfen, und die in viel grölsern Mengen absorbirt wer- f den, ist diese Schicht viel dicker. Alle poröse Körper zeigen, weil *) Diese Querschnitte verfertigt man, indem man zuerst ein gröfseres Stück mit der Säge absägt, dann es so weit als möglich mit der Feile abfeilt, darauf es zuerst mit der Hand $ und dann vermittelst eines Pinsels auf Bimstein abschleift, oder indem man dünne Schnitte von frischem Holz beim Abschlufs der Luft verkoblt. 383 sie eine grölsere Oberfläche darbieten, dasselbe Verhalten wie die Kohle, und aus diesem Verhalten folgt, dafs die Gasarten, wo sie feste Körper berühren, sich in einem ganz andern Zustand befinden, als in einiger Entfernung von denselben; ferner dafs, da die Schicht von einer bestimmten Dicke ist, die Anziehung sich nicht unmittelbar auf die Theile erstreckt, womit der feste Körper in Berührung ist, sondern auch auf einen grölsern oder geringern Abstand. Bei den porösen Körpern ist jedoch nicht allein die Oberfläche wirksam, denn dann mülste die Absorption verschiedener Gasarten von den verschiedenen Substanzen nach einem und demselben Verhältnils stattfinden, welches jedoch nicht der Fall ist, denn nach Saussure absorbirt Holz ver- hältnifsmäfsig von den verschiedenen Gasarten weit mehr Koh- lensäure als Kohle; ebenso verdichten Asbest, Meerschaum, wol- lene und seidene Zeuge die Gasarten in einem andern Verhältnils, als die Buxbaumkohle. Das Absorptionsvermögen der pulverför- migen Körper ist noch wenig studirt; das Platinschwarz, nach Davy’s Methode bereitet, übertrifft bei weitem alle übrige; 10 Gran verdichten 0,550 Kubikzoll, oder 1 Kubikzoll 253,440 Kubikzoll Sauerstoffgas (Döbereiner: Zur Chemie des Platins p:64); welchen Raum das Platin aber mit dem verdichteten Sauer- stoff einnimmt, kann man, da es pulverförmig ist, nicht genau be- stimmen. Auch bei andern Körpern, z. B. bei der Kieselsäure, können wir aus der Kraft, womit sie Wasser aus der Luft auf- nehmen, auf ihre Fähigkeit, Gasarten zu condensiren, schliefsen. Auf dieselbe Weise, wie Luftarten von der Oberfläche fester Körper angezogen werden, ist dieses auch mit den festen und flüssigen Körpern der Fall: Fuselöl, welches in Alkohol aufgelöst ist, kann man ihm, wie bekannt, durch Kohle entziehen, und wenn man die Kohle mit Wasser destillirt, so geht es unverändert mit dem Wasser über; färbende feste Substanzen, welche in Flüssig- keit aufgelöst sind, werden durch die Kohle durch diese Kraft der Flüssigkeit entzogen. Bei einigen Niederschlägen wird ein Theil eines in der Flüssigkeit gelösten Salzes so angezogen, dafs er sich mit dem Niederschlag ausscheidet, durch vieles Wasser aber wieder aufgelöst und getrennt werden kann. Der Verf. löste (Lehrbuch der Chemie 1. Aufl. 1. Bd., p.383) salpetersaure Baryterde in 10 Thei- len Wasser auf, fällte ungefähr die Hälfte mit Schwefelsäure und 384 liefs die schwefelsaure Baryterde sich absetzen, die klare Flüssig- keit wurde abgegossen eingedampft, und die darin enthaltene sal- petersaure Baryterde bestimmt. Dann wurde der Niederschlag und die dabei gebliebene Flüssigkeit gewogen und nun das Gewicht des Niederschlags, welcher filtrirt, ausgewaschen und geglüht wurde und aus reiner schwefelsaurer Baryterde bestand, bestimmt. Die Flüssigkeit, welche durch Filtriren und Auswaschen des Nie- derschlags erhalten worden war, wurde abgedampft, und die da- durch erhaltene salpetersaure Baryterde gewogen. Wird das Ge- wicht dieser salpetersauren Baryterde und der schwefelsauren Baryterde von dem Gewicht des Niederschlags und der dabei ge- bliebenen Flüssigkeit abgezogen, so erhält man das Gewicht des Wassers, welches in der Flüssigkeit vorhanden war. Berechnet man aus diesen Versuchen, wieviel salpetersaure Baryterde in dem Wasser der Flüssigkeit, welche über dem Niederschlag stand, und daraus, wieviel in dem Wasser der Flüssigkeit, die dem Nieder- schlag beigemengt war, enthalten war; so findet man, dals dieses nur % von der salpetersauren Baryterde aufgelöst enthielt, die man durch Abdampfen des Auswaschwassers erhielt, so dals also + davon durch die Flächenanziehung der schwefelsauren Baryt- erde zur salpetersauren Baryterde an der schwefelsauren Baryterde baftete. Fällt man auf dieselbe Weise Chlorbarium mit Schwefel- säure, so fällt mit der schwefelsauren Baryterde kein Chlorba- rium nieder. Fällt man dagegen eine Auflösung von salpetersau- rem und schwefelsaurem Natron mit salpetersaurer Baryterde und wäscht den Niederschlag so lange aus, bis ein Tropfen auf Pla- tinblech beim Verdampfen keinen Rückstand hinterläfst, so enthält die schwefelsaure Baryterde bis zu 2 Proc. salpetersaures Natron; glübt man sie, so wird das salpetersaure Natron zersetzt, und man kann es alsdann mit Wasser ausziehen. Zum Chlorbarium hat demnach die schwefelsaure Baryterde eine so schwache Anzie- hung, dals sie der wässerigen Auflösung desselben es nicht zu entziehen vermag, zur salpetersauren Baryterde schon eine so grolse, dafs es viel Wasser bedarf, um sie wegzunehmen, zum salpeter- sauren Natron jedoch eine so grolse, dals das Wasser durch sein Auflösungsvermögen, welches gegen das salpetersaure Natron sehr grols ist, es nicht davon trennen kann. Wie grols die Adhä- sion fester Körper gegen einander ist, davon kann man aus dem 385 Verhalten des Leims gegen Holz und Glas am besten sich über- zeugen; beklebt man ein Glas mit Blase, lälst sie trocknen und reilst®sie nachher wiederum ab, so reiflst man Stücke Glas mit ab, so dals die Anziehung des Glases zur Blase gröfser ist, als die vom Glase zum Glase; lälst man jedoch das mit Blase beklebte Glas eine Zeit lang in kochendem Wasser liegen, so kann man die Blase leicht vom Glase trennen, indem der Leim sich auflöst; obgleich diese Anziehung sehr grols ist, so ist sie doch noch kleiner als die des salpetersauren Natrons zur schwefelsauren Ba- ryterde. Die Anziehung fester Körper auf flüssige und feste Körper findet wie die auf luftförmige nicht allein bei der unmittelbareu Berührung, sondern auf bestimmbare Entfernungen statt. Man kann zwei Glas- oder Quarzplatten mit vollkommen ebenen Flä- chen, um dieses zu beweisen, anwenden; die eine hängt man auf, und die andere versieht man mit einer Vorrichtung zum Anhängen von Gewichten. Der Verf. hat die Platten zuerst vollkommen von Feuch- tigkeit befreit; eine dünne Schicht würde sich sogleich durch die Newton’schen Farbenringe haben er- kennen lassen; dann hat er die Platten an einander gedrückt, bis die Farben der Newton’schen Ringe erschienen, wodurch die Entfernung der beiden Flächen von einander bestimmt werden konnte; schon beim zweiten Ringe trug die eine Platte die an- dere, welche 14 Gramm wog, und bei einer Berührungsfläche von einem Quadratzoll, wenn sie einander so nahe gebracht wurden, dafs der grölste Theil der Berührungsfläche das Schwarz des er- sten Ringes zeigte, so konnte man mehrere Pfund anhängen, ohne dafs ein Abreilsen stattfand. Der Apparat wurde unter die Glocke der Luftpumpe gebracht und lange Zeit darunter gelassen, die Platte rifs nicht ab; der Druck der Luft ist also nicht die Ur- sache, dafs die Platten an einander haften. Diese Anziehung fester Körper gegen andere ist, wie be- kannt, besonders bei der Krystallisation thätig, an einen Bindfaden oder einen Stab setzt sich der in einer Flüssigkeit aufgelöste Körper früber an, ehe er sich aus der freien Flüssigkeit ausson- dert; an einen schon gebildeten Krystall setzt sich, wenn die Lös- 386 lichkeit einer Flüssigkeit, z. B. durch Erkalten, vermindert wird, was sich aussondern muls, vollständig ab, wenn alle einzelnen Theile der Flüssigkeit mit dem Krystall in hinreichend danger Zeit in Berübrung kommen können; das Lösungsvermögen des Wassers ist also in der Nähe des Krystalls geringer, als etwas davon entfernt. Wie diese Kraft, womit feste Körper auf luftförmige und flüssige wirken, chemische Zersetzungen und Verbindungen be- wirken kann, läfst sich in einigen Fällen leicht einsehen, in andern ist die Erklärung schwieriger. Bei gasförmigen Substan- zen mag in einigen Fällen blofs die Verdichtung die Ursache sein. So kann die Detonation, welche Th&nard beobachtete, wenn er in ein Gemenge von Schwefelwasserstoff- und Sauer- stoffgas Kohle hineinbrachte, durch die chemische Einwirkung der beiden Gasarten auf einander, welche durch die Verdichtung in den Zellen der Kohle stattfand, bewirkt: worden sein; und wenn Platinmohr, der Sauerstoffgas verdichtet hat, mit Salzsäure, wie Döbereiner es gefunden hat, Platinchlorür und Platinchlo- rid giebt, so kann sich der Sauerstoff, weil er im verdichteten Zustande mit dem Chlorwasserstoff in Berührung kommt, sich mit dem Wasserstoff desselben verbinden, obgleich hierbei auch noch die Verwandtschaft des Platins zum Chlor hinzukommt, so wie die Verwandtschaft des Goldes zum Chlor bewirkt, dals der Chlorwasserstoff die Salpetersäure zersetzt, wenn man Blattgold in kaltes Königswasser, welches erst, wenn es erwärmt wird oder längere Zeit steht, freies Chlor enthält, einträgt. Aus derselben Ursache mögen sich viele Verbindungen bilden, wenn eine Sub- stanz mit einer andern im Ausscheidungsmoment in Berührung kommt, welche sonst gasförmig entweichen würde. Sind also schwache chemische Verwandtschaftskräfte nur wirksam, so kann die Verdichtung von gasförmigen Körpern die Kraft, womit sie gasförmigen Zustand anzunehmen streben, so aufheben, dafs sie chemische Verbindungen eingehen können. Doch muls es zwei- selhaft erscheinen, ob bei zwei Substauzen, die so grolse Ver- wandtschaft zu einander haben, wie Wasserstoff und Sauerstoff, die Ursache, weswegen sie sich verbinden, blols einer solchen Condensation zuzuschreiben sei, obgleich wir berechtigt sind, an- zunehmen, dafs, in welchem Zustande wir das Platin anwenden, 387 auf seiner Oberfläche eine Verdichtung stattfinden kann. Be- kanntlich wirkt Platin sowohl als Mohr, wie Schwamm, wie in Blechen und Drähten, wenn es nur eine reine metallische Ober- fläche hat; die Verbindung findet aber auch um so langsamer statt, je kleiner die Oberfläche ist, womit das Gemenge in Be- rührung kommt; Platinschwamm und Platinblech verdichten zwar keine bemerkbare Menge Sauerstoff; vergleicht man jedoch die Oberfläche eines Platinblechs mit der des Platinmohrs, so kann die Verdichtung nicht bedeutend sein, und der Platinschwamm, der bei einer Temperatur dargestellt wird, wobei schon ein Zu- sammensintern stattfindet, und wobei das Platin aus Chlorplatin- natrium reducirt wird, wenn es sich durch Mitwirkung von schmelzendem Chlornatrium in metallischen Blättchen aussondert, bietet unstreitig auch keine so grolse Oberfläche dar, dafs eine Verdichtung bemerkbar werden könnte. Ein Versuch, der zuerst von Fusinieri angestellt worden ist, und den man leicht wieder- holen kann, zeigt, dals an der Oberfläche von Glas Luft und Wasser verdichtet sind. Gielst man nämlich in ein leeres Glas- rohr ausgekochtes Quecksilber, das man unter der Glocke der Luftpumpe hat erkalten lassen, damit es keine Luft hat aufneh- men können, so bemerkt man, dafs, wenn man auch jede mit dem Mikroskop zu entdeckende Blase weggeschafft hat, dennoch vom Glase beim Auskochen Luftblasen sich entwickeln. Hat man da- gegen ein solches mit Quecksilber gefülltes Rohr ausgekocht und gielst durch einen Trichter, dessen Spitze so lang ist, dals sie auf den Boden des Rohrs geht, Quecksilber hinein, welches mit Wasser und Luft geschüttelt und nur an der Luft getrocknet war, so findet, wenn man den untern Theil des Rohrs, worin das hineingegossene Quecksilber befindlich ist, erhitzt, keine Ent- wickelung von Luftblasen statt; die Entwickelung von Luftblasen beim ersten Kochen rührte demnach von Wasser und Luft her, welche an den Wänden des Glases sich verdichtet haben. Diese Menge Luft und Wasser ist aber so gering, dals man. sie nur durch einen Versuch von solcher Art nachweisen kann. Beim Platinblech würde man eine solche Menge, ja nicht einmal, wenn sich so viel einer Gasart an der Oberfläche desselben verdichtete, wie an der Oberfläche der Zellen der Kohle an Kohlensäure, nicht nachweisen können. 388 Gegen Alkohol und Sauerstoff verhält sich das Platin wie gegen Wasserstoff und Sauerstoff. Alkohol, concentrirt oder sehr mit Wasser verdünnt, verbindet sich nicht mit Sauerstoff, Platin- mohr bewirkt diese Verbindung auf ähnliche Weise wie die des Wasserstoffs und Sauerstoffs; aber auch andere Substanzen be- wirken sie. Man bat lange geglaubt, dals dazu sogenannte Fer- mente nöthig sind, bis Duflos gefunden hat, dals Holzspäne, mit Essig getränkt, auf dieselbe Weise, wie das Platin, diese Ver- bindung bewirken; man könnte glauben, dals mit dem Essig sich von dem Ferment in die Späne hineingezogen habe, allein diese Fermente werden nach einiger Zeit durch den Sauerstoff der Luft zersetzt und Duflos hat durch blofse Hobelspäne mehrere Mo- nate hindurch Essigbildung bewirken können. Stellt man Essig dar, indem man Bier oder gegohrne Flüssigkeiten dieser Art der Luft aussetzt, so trüben sich diese Flüssigkeiten, und die ausge- schiedenen festen Substanzen, die grölstentheils organischer Natur sind, bewirken die Verbindung des Sauerstoffs mit dem Alkohol, so dals also solche Körper die Stelle des Platins vertreten kön- zen. Auch von diesen schwammigen Gebilden kann Sauerstoff- gas condensirt werden und dieser sich dann mit dem Alkohol verbinden. Mehr Aufklärung erhält man über die Wirkung der Contact- substanzen, wenn sie zersetzend wirken. Leitet man Ammoniakgas über glühende Kupfer- oder Eisenspäne, so zersetzt es sich vollstän- dig in Stickstoff und Wasserstoff, während es sich nur unbedeutend zerlegt, wenn man es bei derselben Temperatur über Platinaspäne oder Glasstückchen leitet. Sehr wichtig ist die Zersetzung des Was- serstoffsuperoxyds; auch bei dieser findet nach der Gröfse der Ober- fläche der festen Körper und nur an derselben die Zersetzung statt, aber Basen und Säuren wirken verschieden, diese bewirken, dafs die Verbindung fester wird, jene, dals sie sich zersetzen. Eben so wich- tig ist die Zerlegung des chlorsauren Kalis vermittelst Kupferoxyds, Mangansuperoxyd und anderer Oxyde dieser Art (s.den ersten Theil dieser Abhandlung); erhitzt man chlorsaures Kali, so entwickelt sich etwas über dem Schmelzpunkt desselben Sauerstoffgas, indem Chlorkalium und überchlorsaures Kali sich bilden, welches bei gesteigerter Temperatur sich gleichfalls in Chlorkalium und Sauer- stoff zerlegt; mengt man aber die eben genannten Oxyde mit 389 dem chlorsauren Kali und erhitzt sie bis zum Schmelzen, so fin- det eine rasche Entwickelung von Sauerstoffgas statt, Chlorkalium bleibt zurück und überchlorsaures Kali wird dabei nicht gebildet. Um die Wirkung der Oxyde recht deutlich zu beobachten; kann man ein Rohr mit chlorsaurem Kali und Kupferoxyd und ein Robr mit blofsem chlorsauren Kali, beide mit einem Entbindungsrohr versehen, in ein Metallbad stellen; bei einer gewissen Temperatur wird das chlorsaure Kali vermittelst Kupferoxyd vollständig zer- setzt, während das blofse chlorsaure Kali keine Spur Sauerstoff- gas entwickelt. Mengt man das chlorsaure Kali mit Kieselsäure, so verhält es sich beim Erhitzen ebenso wie blofses chlorsaures Kali. Bei der Zerlegung des chlorsauren Kali wird Wärme frei; bei der Zerlegung des Wasserstoffsuperoxyds findet dieses gleich- falls statt und diese Wärme oder ihre Ursache ist es, weswegen Silberoxyd und andere Metalloxyde den Sauerstoff, der auch durch eine erhöhte Temperatur ausgetrieben wird, abgeben; wes- - wegen sie sich also zugleich mit dem oxydirten Wasser zerlegen. Bei der Umänderung der Holzfaser und der Stärke in Dex- trin, des Dextrins, des Gummis und des Rohrzuckers in Trauben- zucker ist es ein flüssiger Körper, wodurch sie bewirkt wird. Es ist bekannt, dals, wenn man Stärke mit verdünnter Schwefelsäure kocht, sie sich schnell in Dextrin und Zucker umändert, zu wel- cher Zeit man die Flüssigkeit untersuchen mag, so findet man stets die zugesetzte Schwefelsäure im freien Zustande. darin, und zwar stets dieselbe Menge; je mehr Schwefelsäure man zusetzt, desto schneller geschieht die Umänderung, wobei ein Aufnehmen von Wasser stattfindet. Diese Umänderung bewirkt man auch mit Salpetersäure, bei dieser erhält man noch ein interessantes Zwischenprodukt; rührt man nämlich 40 Theile trockner Stärke mit 14 Theilen Wasser an, setzt 2 Proc. vom Gewicht der'Stärke Salpetersäure hinzu, und läfst die Masse zuerst an der Luft trock- nen und dann in einem Wasserbade, so dals die Temperatur nicht über 100° steigt, so löst die so erhaltene Verbindung sich leicht in kochendem Wasser auf, wenn man aber nicht mehr als 5 Theile Wasser dazu genommen hat, so gelatinirt die Auflösung beim Er- kalten, sie verhält sich ganz so wie die Moosstärke, die allgemein verbreitet in den Flechten und Algen vorkommt. Kocht man diese Aufllösung längere Zeit und besonders mit. einem Zusatz 390 von Säure, so verliert sie die Eigenschaft zu gelatiniren. Die Bildung von Dextrin und Traubenzucker geschieht hier nur, in- dem die Schwefelsäure oder die anderen Säuren die Verbindung des Wassers bewirken. Die Umänderung der Stärke in Dextrin wird gleichfalls durch eine Temperatur von 150° bewirkt, so dals also die Säure oder die Wärme hier eben so wirken, wie Platin oder Wärme bei der Verbindung von Wasserstoff- und Sauerstoffgas. Wie die Säuren sich zur Stärke verhalten, so verhält sich auch der Körper, welcher im Malzauszug ent- halten ist, zur Stärke bei einer Temperatur von ungefähr 70°; da man diesen, welchen man mit dem Namen Diastase bezeichnet hat, noch nicht rein hat darstellen können, so kann man nicht so bestimmt, als bei den Säuren nachweisen, dafs er sich bei der Anwendung der Stärke nicht verändere, die geringe Menge, welche man jedoch von dieser Substanz selbst im unreinen Zustande be- darf, zeigt offenbar, dals sie nur durch Berührung wirksam ist. Am auffallendsten ist die Umänderung des Rohrzuckers in Traubenzucker; nur wenige Prozente Schwefelsäure braucht man zu einer Rohrzuckerauflösung hinzuzusetzen, und ohne dafs man sie erwärmt, kann man mit schwefelsaurem Kupferoxyd und Kali schon Traubenzucker darin nachweisen; andere Säuren ändern ihn ohne Erwärmung gleichfalls leicht in Traubenzucker um, auch durch Essigsäure geschieht diese Umänderung, wenn er damit ge- kocht wird; dieses ist der Grund, weswegen bei der Rohrzucker- darstellung sogleich zu dem ausgeprefsten Saft Kalkerde hinzuge- setzt werden muls; der Saft der Runkelrüben, den der Verf. hat untersuchen können, reagirte vollkommen neutral, so dals in der Wurzel diese Umänderung nicht stattfinden kann; bei jeder Ver- letzung derselben kann sich aber Säure bilden, und dann wird der Zucker dadurch zersetzt. Den Zucker, welcher sich durch Einwirkung von Schwefelsäure auf Rohrzucker bildet, hat der Verf. krystallisirt erhalten. Der Zucker, in welchen der Rohr- zucker sich umändert, wenn man Hefe zu einer Auflösung des- selben hinzusetzt, scheint vom Traubenzucker verschieden zu sein; der Verf. hat ihn nicht krystallisirt erbalten können, auch polari- sirt er das Licht viel weniger als dieselbe Menge Traubenzucker; seine Bildung ist sehr merkwürdig; es ist nämlich eine den Hefe- kügelchen beigemengte Substanz, die man mit Wasser ausziehen 391 kann, und deren klare Auflösung die Umänderung des: Rohrzu- ckers in diese Zuckerart bewirkt. Dieses ist auch der Grund, welswegen, wenn man Rohrzucker mit ausgewaschener Hefe ver- setzt, die Gährung viel langsamer erfolgt, als wenn man sie nicht auswäscht, denn in der ausgewaschenen Hefe muls diese Substanz sich erst bilden; gewöhnliche Hefe bringt in einer Rohrzucker- auflösung die Gährung eben so rasch hervor, und sie”geht darin eben so schnell von statten, als in einer Traubenzuckerauflösung: Von diesem Zucker ist wieder der Zucker verschieden, den man durch Schmelzen des Rohrzuckers erhält; bei einer Temperatur von 160° kann man den Kohrzucker, wenn man ihn vorsichtig erhitzt, schmelzen; er zerflielst alsdann vollständig an der Luft und löst sich in absolutem Alkohol: auf, geht mit Ferment in Gährung über und polarisirt das Licht weit weniger als. der Rohrzucker. Geschmolzener Rohrzucker krystallisirt nicht wie- der nach dem Schmelzen *); schmilzt man dagegen den Rohrzu- cker mit Wasser, wie es bei der Verfertigung der Bonbons ge- schieht, und steigert die Temperatur nicht höher als 154°, so er- starrt die Flüssigkeit beim Erkalten, und man erhält eine glasige Masse, die grölstentheils aus Rohrzucker besteht und mechanisch eingeschlossenes Wasser enthält; dieses löst ein Theilchen Rohr- zucker nach dem andern auf und sondert es wieder krystallinisch aus, (denn ein nicht krystallisirter sogenannter amorpher Körper ist leichter in Wasser löslich als ein krystallisirter) bis zuletzt die ganze Masse krystallinisch geworden ist (abgestorben ist). Zerbricht man eine solche Masse, so kann man ganz deutlich in der Mitte und zwischen den Krystallen das Wasser erkennen. Vielleicht ist mit diesem Zucker der Zucker identisch, welchen man erhält, wenn man Rohrzucker lange Zeit bei einer Tempe- ratur von 110° kocht und der nach Fensky das Licht gar nicht polarisirt; auch vielleicht der Zucker, den Peligot und Mulder erhielten, wenn sie Rohrzucker sehr lange Zeit mit verdünnten Säuren ‚kochten, und von dem sie angeben, dafs er nicht krystal- lisirbar sei. *) Berzelius ist es einmal gelungen, durch Einwirkung des Sonnenlichts diesen Zucker in ge. wöhnlichen Rohrzucker umzuändern. (Ärsberättelse 1840, p. 440.) 392 Über die Zersetzung, die Traubenzucker und andere Zucker- arten bei der Gährung erleiden, herrscht keine verschiedene Meinung, so dafs ‘es allgemein anerkannt ist, was sich auch leicht nachweisen lälst, dafs sich dabei Kohlensäure und Alkohol bildet, indem ein Drittel des Kohlenstoffs des Zuckers sich mit Sauerstoff zu Kohlensäure, und zwei Drittel mit Wasserstoff und Sauerstoff zu Alkohol verbinden, auf ein Maafs Kohlensäuregas bildet sich demnach ein Maafs Alkohol, je nach der Zuckerart, welche gährt, giebt sie Wasser ab, wie der Traubenzucker, oder nimmt Wasser auf, wie der in Alkohol lösliche Zucker. Der Körper aber, der diesen Prozefs bewirkt, und durch den wir ihn bisher haben bewirken können, ist organischer Natur; aber selbst die Entstehung dieser Körper ist auch bei den organischen eine ungewöhnliche. Ohne dafs man weiter auf die verschiedenen Meinungen über diesen Prozels einzugehen nöthig hat, kann man die Thatsachen, worauf es wesentlich hier ankommt, durch be- stimmte Versuche sicher ermitteln. Die Hefe besteht aus runden und ovalen Kügelchen, welche so grols sind, dafs sie durch feines Filtrirpapier nicht hindurchgehen; bringt man etwas von dieser Hefe in ein Glasrohr, welches unten mit einer Pa- pierscheibe verschlossen ist, und stellt dieses Glas- rohr in eine Zuckerauflösung, so findet während mehrerer Tage nur in dem Glasrohr die Gährung statt, der Zucker tritt durch das Papier hinein, wird dort zersetzt, und der Alkohol tritt heraus und verbreitet sich in der Flüssigkeit, die Flüssigkeit sät- tigt sich mit Kohlensäure, gasförmige Kohlensäure entweicht jedoch nur aus dem Rohr, aber in grolser Menge; erst wenn nach längerer Zeit das Papier, indem es weich wird, Hefekügelchen durchläfst, beginnt an der Oberfläche derselben der Gährungsprozels. Dieser Versuch beweist genügend, dafs nur an der Oberfläche der Kügelchen die Gährung vor sich geht. Schwann und auch der Verf. haben noch andere Versuche an- gestellt, die zu demselben Resultat führen, aber nicht so klar sind. Nie hat der Verf. eine Gährung ohne Hefekügelchen, und nie an einer andern Stelle als an der Oberfläche derselben beobachtet. Man bedarf von diesen Kügelchen nur 1 Proz. von der Masse des Zuckers; während der Gährung, wenn man ausgebildete Kügel- 393 chen nimmt, verändern sie sich nur wenig; sie hören auf, die Gährung zu bewirken, wenn sie zerstört werden; bringt man gährungszerstörende Substanzen, z. B. schwefelsaures Kupferoxyd oder Sublimat unter dem Mikroskop zu diesen Kügelchen, so sieht man, wie sie sogleich zusammenschrumpfen. Die Hefekü- gelchen verhalten sich demnach zum Zucker oder zum Zucker und Wasser, die die Bestandtheile entbalten, woraus sich Alkohol und Koblensäure bilden, wie das Platin zum oxydirten Wasser. Diejenigen Naturforscher, die sich mit dem Studium der ein- fachsten organischen Wesen beschäftigt baben, erklären die Hefe- kügelchen für organische Wesen, und in der That lälst sich auch aus der Art, wie sie sich bilden und wie sie erscheinen, keine andere Folgerung machen; sie bilden sich, ehe dafs eine bemerk- bare Gährung stattfindet, in den bekannten in Gährung überge- henden Pflanzensäften; zuerst bemerkt man in diesen, etwa nach 3 Tagen, Pünktchen von der kleinsten Dimension, einzeln oder wie zu Perlschnüren an einander ‚gereiht, diese vergröfsern sich, indem man deutlich sieht, dals diese Vergröfserung von Innen aus stattfindet; zuletzt bemerkt man inwendig eine granulöse Masse, umgeben mit einer hellen Hülle; manchmal sind sie läng- lich und man bemerkt zwei und drei granulöse Kerne. Bei der Zuckergährung hat der Verf., wenn er schon gebildete Hefe an- wandte, keine weitere Entwickelung bemerkt, wenn man aber die Hefe eine Zeit lang stehen lälst, so beobachtet man dieselben Verästelungen, wie bei den Conferven; eine wirtelförmige Ver- ästelung bildet sich bei den organischen Wesen, die sich in den Molken bilden; der reichliche feste Absatz, der sich in den kla- ren Molken innerhalb einiger Wochen bildet, so wie die ganze Hefe sind von organischer Natur und meist mit einer unorgani- ‚schen Substanz gemengt. Nach den Versuchen mehrerer Natur- forscher, nach denen von Schulze, Schwann und anderen bilden sich diese Wesen nicht, wenn man keine Luft oder nur geglühte Luft zuläfst; welches gegen eine Generatio aequivoca sprechen würde, während dagegen der Beginn eines organischen Wesens aus einem der Beobachtung sich entziehenden Pünktchen in einer Flüssigkeit wieder dafür spricht. Eine wichtige Frage ist, was aus diesen Wesen wird, wenn sie, statt im Wasser, au der Luft sich entwickeln, ob der gewöhnliche Mucor daraus 394 entsteht, wie Hr. Kützing behauptet; Mucor, zu einer gährungs- fähigen Flüssigkeit hinzugesetzt, bringt diese nicht schneller zur Gährung, als es ohne denselben der Fall ist, und die Hefe lange Zeit auf feuchter Leinewand der Luft ausgesetzt, entwickelte sich nicht zu Mucor. Das Vorkommen ähnlicher organischer Wesen im Darmkanal der Pflanzenfresser ist interessant; nach der vom Herrn Trom- mer angegebenen Methode, Traubenzucker aufzufinden, kann man sich leicht überzeugen, dafs bei vegetabilischer Nahrung Zucker sich im Magen und im Darmkanal bis zum Dickdarm fin- det; im diesem Theil des Darmkanals finden sich auch diese or- ganischen Wesen in sehr grolser Menge, im Dickdarm dagegen verschwinden sie und in den Faeces sind sie nicht enthalten; durch Herrn Remack ist der Verf. auf ihre Anwesenheit zu- erst aufmerksam gemacht worden; von Herrn Purkinje, Herrn Böhm und des Verf. Bruder sind sie gleichfalls oft beobachtet worden. Es ist im hohen Grade wahrscheinlich, dafs bei vege- tabilischer Nahrung im Darmkanal neben der Verdauung ein Gäh- rungsprozels stattfindet, durch welchen Alkohol und Kohlensäure gebildet werden; diese ist gewöhnlich die Ursache der Blähungen; vom Blut, welches den Darmkanal umspült, kann die Kohlensäure aufgelöst und durch die Lungen exhalirt werden; es ist daher nicht nöthig, dafs sie auf einem andern Wege ausgeleert werde. Die organischen Wesen im Darmkanal sind gewöhnlich Ellipsoide mit zwei hellen Kernen, zuweilen enthalten sie auch eine granulöse | Masse wie die der gährenden Flüssigkeiten. Boutron und Fremy haben neulich gezeigt, dafs der Milchzucker der Milch sich in Berührung mit Käsestoff in Milch- säure umändere, welche sich mit dem Käsestoff verbindet und | dafs, wenn man letzteren von der Milchsäure durch einen Zusatz] von saurem kohlensauren Natron abscheide und frei mache, manf im Stande ist, eine neue Menge Zucker in Milchsäure umzu- ändern; die Milchsäure ist bekanntlich so zusammengesetzt, dafs} sie durch Ausscheidung von Wasser und eine Umsetzung der} Atome aus dem Milchzucker gebildet werden kann. Der Verf. hat auf diese Weise eine grofse Menge Milchzucker in Milchsäure umgeändert, denn der Versuch gelingt sehr leicht. Da bierbei einef Verbindung von Käsestoff mit der Milchsäure sich bildet, so kan 395 der Käsestoff bei dieser Veränderung auch durch seine „chemische Verwandtschaft zur Milchsäure einwirken. Das Coaguliren der Milch für die Käsebereitung scheint aber auf einem andern Grunde zu beruhen; man wendet dazu den sogenannten Lab an; gewöhn- lich ist man der Meinung, es sei die innere Haut des Kälber- magens, welche das Coaguliren bewirkt. Dieses ist jedoch nicht der Fall; aller Lab, den der Verf. erhalten konnte, war berei- tet worden, indem man den Magen umkehrte, und nicht al- lein die Schleimhaut, sondern auch die Muskelhaut abschabte, so dals nur das Peritoneum übrig blieb, auch ist es ihm gelun- gen, mit anderen Theilen des Peritoneums, z. B. mit dem Theil, welcher den Blinddarm überzieht, eben so gut die Coagulirung des Käsestoffs zu bewirken. Diese Coagulirung erfolgt, wenn man die Milch ein wenig erwärmt, in einigen Stunden, man mag die Haut hineinlegen oder einen warmen wässerigen Auszug der Haut hineingielsen; weder die Haut, noch der Auszug reagirte sauer; auch fand in der Milch selbst beim Coaguliren keine Säure- bildung statt. Wird eine chemische Verbindung dadurch bewirkt, dafs eine Substanz sich mit einer andern verbindet und diese dann an eine dritte überträgt, so findet dabei etwas Ähnliches statt, wie bei der Verbindung durch eine Contaktsubstanz; schwefe- lichte Säure hat eine gröfsere Verwandtschaft zum Sauerstoff als Stickstoffoxyd, dessen ungeachtet verbindet sich die schwefelichte Säure wenn man sie mit Sauerstoffgas mengt und lange damit stehen lälst, nicht damit, während Stickstoffoxyd mit Sauerstoff sogleich salpetrichte Säure bildet, welche an die schwefelichte Säure den aufgenommenen Sauerstoff sogleich abgiebt; dieser Sauerstoff ist also, indem er sich mit dem Stickstoffoxyd ver- band, in einen solchen Zustand versetzt worden, dafs er sich mit der schwefelichten Säure verbinden kann; in denselben Zustand wird er versetzt, wenn man ihn mit porösem Platin in Berüh- rung bringt, welches die Verbindung der schwefelichten Säure mit dem Sauerstoff ebenso bewirkt, wie die des Wasserstoffs und Sauerstoffs. Alle diese Prozesse und unter diesen am meisten die Bildung der Ätherarten und des Äthers führen darauf, dafs Zersetzung und Verbindung durch die Lage der Theile gegen einander und 10* 396 ihre Stellung gehindert werden können, dafs diese jedoch durch die Kraft, wodurch die Theile (Atome) von Substanzen, mit de- nen sie in Berührung kommen, angezogen werden, so verändert werden können, dals die Zersetzung oder die Verbindung erfolgt; dafs diese Anziehung aber sehr stark und gegen Substanzen ver- schiedener Natur verschieden ist, zeigt das Verhalten der Gas- arten gegen die Kohle, und insbesondere gegen den Platinmohr. Berzelius nennt diese Kraft katalytische Kraft, mit demselben Rechte, wie man Adhäsionskraft, Verdunstungskraft u. s. w. sagt, und bezeichnet damit eine Kraft, deren Wirkung darin bestebt, chemische Verbindungen zu zersetzen, und die ver- schiedenen Substanzen, welche bei dieser Zersetzung chemisch sich nicht verändern, eigenthümlich ist; um nur den Vorgang zu be- zeichnen, hat der Verf. diese Substanzen Contaktsubstanzen und den Prozels selbst eine chemische Zersetzung oder Verbindung durch Contakt genannt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: G. Fischer de Waldheim, Zettre & Mr. R. I. Murchison sur le ' Rhopalodon, genre de Saurien fossile du versant occiden- tal de l’Oural. (Moscou) 1841. 8. v. Schorn, Kunstblatt, 1841. No. 87. 88. Stuttgart und Tü- bingen. 4. Ferner ward vorgetragen: Eine Allerhöchste Kabinetsordre vom 29.November 1841 über den Empfang der Sr. Majestät dem Könige allerunterthänigst überreichten Abhandlungen der Akade- mie vom Jahre 1839 und des Monatsberichts vom Juli 1840 bis Juni 1841. Desgleichen ein Danksagungsschreiben Sr. Excell. des Herrn Geh. Staats-Ministerss Eichhorn vom 27. November d.J. für dieselben mitgetheilten Schriften. 6. December. Sitzung der physikalisch-ma- [ thematischen Klasse. Hr. Müller las mikroskopische Untersuchungenf über den Bau und die Lebenserscheinungen des Bran- 397 chiostoma lubricum Costa, Amphioxus lanceolatus Yarrell. Dies Tbier, welches Hr. Yarrell im Jahre 1836 als Fisch aus der Familie der Cyelostomen erkannte, und welchem er den Namen Amphioxus lanceolatus beilegte, ist schon einige Jahre früher von dem Neapolitanischen Naturforscher Hrn. Costa (An- nuario zoologico per Panno 1834, p.49) als Typus einer neuen Fischgattung, Branchiostoma, beschrieben und später in seiner Fauna del Regno di Napoli unter dem Namen Branchiostoma lu- brieum ausfübrlich beschrieben und abgebildet, auch seine Ver- wandtschaft mit den Cyclostomen richtig aufgefalst, so dafs der von Costa gegebene Name erhalten werden mufs. Die Schwe- dischen Naturforscher Herren Sundewall und Lowen fanden das Thierchen in Bohuslän im Sommer 1834. Die gesammelten Exemplare waren indels in Folge der Cholerakrankheit lange stehen geblieben, bis der verstorbene Fries das Thier, ohne von dem Funde Sundewall’s und Lowen’s zu wissen, 1838 wie- derfand. S. Forhandlinger ved de Skandinaviske Naturforskere andet möde. Kjövenhavn 1841. p. 280. Einige anatomische Be- merkungen über den Bau dieses merkwürdigsten aller Wirbel- thiere von Hrn. Retzius wurden aus brieflicher Mittheilung am 11. November 1839 in der Akademie der Wissenschaften gelesen, sie sind mit den Ergebnissen von Hrn. Müller’s Untersuchung im Monatsbericht der Akademie abgedruckt. Seit dieser Zeit hat Hr. Rathke eine ausführliche anatomische Untersuchung über diesen Gegenstand veröffentlicht: Bemerkungen über den Bau des Amphioxus lanceolatus von H. Rathke, Königsberg 1841, und kürzlich (Mai 1841) hat Hr. Goodsir über seine Untersuchung dieses Thiers in der Royal Society of Edinburgh (Annals of na- tural history, Vok VII, p. 346) Kenntnifs gegeben. Obgleich alle diese Beobachtungen die Kenntnifs einer unter den Wirbelthieren und Fischen so ganz eigenthümlichen und ab- weichenden Organisation gefördert haben, so waren doch einige der wichtigsten Punkte im Bau des Thiers zweifelhaft und andere ebenso wichtige völlig unbekannt geblieben, und man durfte nicht hoffen, ohne Untersuchung lebender Exemplare hierüber ins Klare zu kommen. Im Herbste dieses Jahrs bot sich dazu eine eben so willkommene als belohnende Gelegenheit dar, und es dürfte jetzt 398 erlaubt sein, zu behaupten, dals die Organisation dieses Thiers jeizt fast so gut als die irgend eines Cyclostomen erkannt sei. Hr. Retzius durfte es bei dem reizbaren Zustande seiner Augen, welcher eine längere und anhaltende mikroskopische Be- schäftigung schon seit geraumer Zeit verbietet, nicht wagen, die mikroskopische Analyse des Thiers im frischen Zustande auszu- führen. Bei dem Antheil, welchen er an den Arbeiten über die . vergleichende Anatomie der Myxinoiden genommen, zu welcher er selbst einst durch seine Untersuchungen über die Myxine glu- tinosa den Grund gelegt, wünschte er, dafs Hr. Müller die fei- nere Anatomie des Tbiers ausführe, und lud denselben ein, ihm | zu diesem Zweck nach Bohuslän zu folgen. Über den Fortgang und Erfolg dieser Untersuchung berichtet Hr. Müller, mit Be- zug auf die in den frühern Mittheilungen bereits erörterten Punkte, folgendermalsen: | Durch Hrn. Lowen’s Fürsorge waren wir so glücklich, sogleich einige lebende Exemplare anzutreffen, was um so will- kommner war, als der Fang des Tbiers in sehr bedeutender Entfernung mit aulserordentlichen Schwierigkeiten verknüpft ist. Gleich nach unserer Ankunft gingen die mit dem Fange des Thierchens vertrauten Fischer abermals in die See, und es wurden nach einer fünftägigen Excursion noch 12 lebende Exemplare eingebracht. Am wichtigsten wurden unter diesen einige sehr junge durchsichtige Individuen, die kleinsten von 6 Linien Länge. Unsere mikroskopischen Hülfsmittel waren ein Schiek’sches Instrument, das wir mitbrachten, und ein anderes von Oberhäuser, zu dessen Benutzung uns die Güte des Hrn. Areskough aus Gothenburg Gelegenheit gab. Alle neuen That- sachen wurden durch eine während 12 Tagen anhaltend fortgesetzte mikroskopische Beobachtung der 'Thierchen gewonnen. Die meinem Freunde nothwendige Vorsicht in dem Gebrauche des Mikroskops hinderte ihn nicht, sich bei den gemachten Entdeckungen wesent- lich zu betheiligen. Nur durch diese Gemeinschaft war es mög- lich, in einer sparsam zugemessenen Zeit über die wichtigsten bisher dunkel oder völlig unbekannt gebliebenen Punkte in der: Anatomie des Thiers und über seine neu sich darbietenden phy- siologischen Erscheinungen ins Klare zu kommen. 399 Das Branchiostoma lubricum lebt in einer Tiefe von 36 EI- len auf Sandboden. Seine Bewegungen beim Schwimmen sind ganz lebhaft, man sieht es jedoch nur selten schwimmen, meist und stundenlang liegt es in dem Gefäls mit Seewasser, in wel- chem man es aufbewahrt, auf dem mit Sand bedeckten Boden platt auf der einen Seite, völlig ruhig und wie todt, zuweilen auch hüpft oder rutscht es auf einer Seite liegend eine Weile über Strecken des Bodens hin. Sehr gern verkriecht es sich durch rasche Bewegungen im Sande so, dals nur die Schnauze und der Mund aus dem Sande hervorsehen. In täglich mehrmals erneuertem Meerwasser kann man die Thierchen mehrere Wochen lebend erhalten. Wir erhielten meh- rere, die wir nicht im lebenden Zustande zu Zergliederungen verwandten, während der ganzen Zeit des dortigen Aufenthalts, und als wir die Untersuchung schlossen, nahmen wir die noch übrigen Exemplare lebend auf einer Reise durch Bohuslän in einem Gefäfse mit. Diese blieben trotz der Erschütterungen des Fahrens auf dem Lande noch zwei Tage, so lange wir ihnen frisches Meerwasser verschaffen konnten, am Leben. Zu dem Skelet des Thiers gehören die bis in die Schnauze auslaufende Chorda dorsalis, die häutige Kapsel des Rückenmarks und Gehirns, der Knorpelring des Mundes mit den von ihm aus- gehenden Knorpelfäden der Mundtentakeln, die Knorpelfäden im Kiemenapparat und eine von der Gegend des Rückgrats jeder- seits zwischen Mundhöhle und Kiemenhöhle herabsteigende Leiste, welche knorpelig zu sein scheint, obschon sie weder Knorpelzel- len, noch Knorpelfasern zeigt. An dieser Leiste, deren Ränder zu unregelmälsig sind, um ein Band zu sein, und welche mit einem Zungenbeinbogen verglichen werden kann, sitzen die Fran- zen, die den Eingang in die Kiemenhöhle umgeben. Die Flossen enthalten noch inwendig eine regelmäfsige Eintheilung in häutige senkrecht stehende Kapseln, in den obern liegen jedesmal eine, in den untern zwei scheinbar knorpelige Stücke, die untern ne- ben einander. Diese Stücke, von gelber Farbe, sind auch bei äl- teren Individuen ganz weich, so dafs sie sich wie jede weiche tbierische Substanz zusammendrücken lassen, doch gehören sie zu den eigentlichen Knorpeln, eine bestimmte Struktur konnte nicht ‚nachgewiesen werden. 400 Die ringförmigen Streifungen der Chorda gehören sicher nur der fibrösen Scheide der Chorda an. Das Innere der Röhre ist mit einer ganz eigenthümlichen faserigen Masse angefüllt, welche bis jetzt noch nie als Inhalt einer Chorda dorsalis gese- hen wurde. Der Inhalt der Scheide besteht nämlich aus lauter parallelen quer von einer Seite zur andern gehenden weichen Fasern. Diese faserige Masse läfst sich leicht in Form von fase- | rigen Blättchen ablösen. Der knorpelige Reifen um den Mund besteht aus vielen ein- zelnen verbundenen Gliedern, an dem Abgang eines jeden der den Mund umgebenden Fäden ist der Knorpelreifen abgetheilt, und jedes Glied verlängert sich in einen Knorpelfaden der Mund- tentakel. Die Knorpelfäden der letztern werden durch kleine Mus- keln gegen den Knorpelring angezogen und so die Fäden beider Seiten vor der Mundhöhle zu einer Art Seihewerkzeug gekreuzt. Der feinern Struktur nach gleicht dieser Knorpel den Kiemen- strablen der Fische, er ist zellig, aber diese Zellen sind wie dort so platt, dafs die markige Substanz des Knorpels innerhalb des durchsichtigen Perichondriums ein geringeltes Ansehen bekommt. Der Knorpeireifen um den Mund entspricht weder dem Kiefer-, noch dem Zungenbeinapparat der übrigen Tbiere, sondern gehört in jene merkwürdige bei den Knorpelfischen ausgebildete Kategorie der Mundknorpel, welche in der vergleichenden Osteologie der Myxinoiden als eigenthümliches System nachgewiesen ist. Er ist ganz verwandt mit dem Knorpelring des Mundes der Petro- myzon, wo aulser diesem Ring das Zungenbein vorhanden ist. Die Knorpelfäden des Kiemenapparats sind sehr, eigenthüm- lich gebildet, sie bestehen aus lauter verklebten Längsfasern und gehören zusammen mit den ähnlich gebildeten Knorpelfäden am f Ende der Flossen der übrigen Fische und in den sogenannten Fettflossen derselben zu einer eigenen Formation von Faserknorpel. Das Gehirn ist allerdings vom Rückenmark in keiner Weise # abgesondert. Der vordere Theil des centralen Nervensystems ist nicht dicker und zeigt keine Spur von Anschwellungen oder Ab- theilungen. Durch den untern Theil des ganzen centralen Ner- vensystems zieht sich eine Reihe von Pigmentzellen, vom vor- dern Theil bis zum Ende des Rückenmarkes. Am vordern stum- pfen Hirnende sitzt jederseits ein kleiner schwarzer Pigmentfleck A401 welcher offenbar das Auge ist, in dem rudimentären Zustande, wie es bei den Würmern vorkommt, wie es scheint, ohne alle optische Apparate. Es ist dies der von Retzius bereits beobach- tete schwarze Punkt; von einem Geruchs- und Gebörorgan zeigte sich keine Spur. Die Nerven sind sämmtlich sehr uniform an- gelegt, nach dem Typus der spinalartigen Nerven. Der erste aller Nerven tritt in geringer Entfernung hinter dem Vorderende des centralen Nervensystems über dem vordern spitzen Ende der Sei- tenmuskeln hervor und breitet sich mit 3 Ästen an der Schnauze aus, von welcher der erste grade über dem vordersten Ende der Chorda fortgeht, die beiden andern schief an den Seiten der Schnauze vor dem Munde -hinabsteigen. Dieser Nerve ist etwas dicker als alle folgenden Nerven, er gleicht nicht ganz dem N. zrigeminus, sondern nur einem Theil desselben, da die Seiten des Mundes und der gröfsere‘ Theil des Kopfes nicht melir von ihm, sondern be- reits von den fünf folgenden Spinalnerven versehen werden. Jeder Spinalnerve am ganzen Körper theilt sich bei dem Hervortreten in einen obern dünnern und untern stärkern Ast, welcher schief nach vorn und so, fort nach unten hinabsteigt, bis zur Bauchseite sich verzweigend.- Die Zahl der Nerven stimmt genau mit der Zahl der Abtheilungen in den Seitenmuskeln, zwischen welchen sie 'hervorkommen. Der erste stärkere Kopfnerve hinter dem Auge kommt am obern Rande des ersten Segments der Seiten- muskeln hervor, der nächste zwischen dem ersten und zweiten Segmente u. s.w. Die Nerven der Kiemen sind wahrscheinlich Zweige der Spinalnerven. Am Übergang der Mundhöhle in die Kiemenhöhle befindet sich ein Kranz von häutigen Franzen, welche nach einwärts und rückwärts gewandt sind, sie sind an der innerhalb der Leibes- wände liegenden, senkrecht herablaufenden Leiste, die im Aus- sehen einem Knorpel gleicht, befestigt. Von diesen Franzen zwi- schen Mund und Kiemenhöhle muls man gewisse an den innern Flächen des Mundes liegende, nach vorn gerichtete fingerför- ‘| mige Figuren unterscheiden, welche von hinten nach vorn ge- ‘| richtet, jederseits eine Reihe bilden. Sie bilden ein diesem Thier- ‘J chen 'zukommendes in der Mundhöhle selbst liegendes Räderor- ‘gan. Die’ das Phänomen der Räderorgane darbietenden Figuren h treten nicht frei über die Mundschleimhaut hervor, sondern sind 402 blofs in der verschiedenen Struktur der Mundschleimhaut an die- sen Stellen begründet. Die fingerförmigen Figuren sind näm- lich der Anfang des wimpernden Theils der Schleimhaut. Die ganze übrige Mundhöhle wimpert nicht, und auch zwischen den fingerförmigen Fortsätzen bis da, wo sie nicht weiter ge- trennt, fehlt diese Bewegung. Die Wimperbewegung bringt am Rande der fingerförmigen Figuren dasselbe optische Phäno- men wie am Räderorgan der Räderthiere hervor, die Erschei- nung von in einer Richtung fortlaufenden regelmälsig auf. ein- ander folgenden Wellen. Die Bewegung folgt genau dem Rande aller Lappen und setzt in den Einschnitten zwischen denselben von einem zum andern über, sie geht am obern Rande der fin- gerförmigen Figuren vorwärts, biegt am Ende derselben um und geht am untern Rande derselben , rückwärts. Diese Bewegung drückt nicht die Richtung aus, nach welcher die Wimpern schla- gen, sondern nur die Weise, in welcher sich die Wimpern in ihrer Bewegung auf einander folgen und gleicht einer, Wellen- bewegung. Die Richtung der Bewegung der Wimpern und da- her der Strom der Flüssigkeiten entlang den Wänden der wim- pernden Oberfläche ist, wie auch am Räderorgan der Räder- thiere, eine ganz andere. Man erkennt sie bei unsern Thierchen, wenn man dem Wasser, worin es sich befindet, Indigo zusetzt. Dieser bewegt sich dann uniform an allen Lappen gerade nach rückwärts, d. h. aus der Mundhöhle in die Kiemenhöhle. Das Gerüste der Wände der Kiemenhöhle besteht aus; sehr vielen schief von oben nach unten und hinten verlaufenden pa- rallelen, dünnen, faserigen Knorpelstäbchen. Sie hängen oben über jeder der zahlreichen Kiemenspalten bogenförmig zusammen unten hingegen nicht, sondern hier endigen alle frei, und zwar das eine gerade auslaufend, das nächstfolgende aber theilt sich ga- belig, jeder Ast der Gabel geht einem Ast einer nächsten Gabel entgegen, um einen Spitzbogen zu bilden, der von dem gerade auslaufenden Knorpelstreifen in der Mitte wie ein Spitzbogenfen- ster ‘getheilt wird. Drei auf diese Weise zusammengehörenden Knorpelstäbchen sind auch noch in der Quere durch Stäbchen vereinigt, wie die Querbalken eines Fensters. Bei den jüngsten Individuen von nur 6”’ Länge waren gegen 25 solcher Spitzbo- genfenster auf jeder Seite der Kiemenwand, oder doppelt so viel 403 Längsabtheilungen und nicht mehr als 4 Querbalken an jedem Doppelfenster. Bei Individuen von 1 Zoll Länge war die Zahl der Abtheilungeu viel gröfser, ganzer Spitzbogen 40-50 und mit dem weitern Wachsthum wird sie noch mehr zunehmen. Es waren auch gegen 9 Querabtheilungen an jedem Spitzbogenfen- ster. Vorn und hinten sind die Spitzbogen niedriger und. neh- men allmälig bis zum Kleinsten ab, hier entstehen offenbar die neuen Abtheilungen. Das Gerüst ist jederseits sowohl oben als unten durch einen der Länge nach verlaufenden gelben, bandarti- gen oder vielleicht contraktilen Streifen verbunden. Dieses Band geht am vordern und hintern Ende von dem untern zum obern Rande über. Die Schleimhaut bekleidet die Knorpelstäbchen von der innern Seite, ohne von einem Stäbchen quer auf das andere überzugehen, also ohne die dazwischen befindlichen ‚Spalten aus- zufüllen. Es sind daher eben so viele Spalten an den Wänden der Kiemen, als Zwischenräume zwischen den Knorpelstäben, d.h. auf jede der 40-50 Abtheilungen, die unten Spitzbogen bilden, kommen 2 lange Spalten, so lang als die Höhe der Kiemenwand, so dafs bei erwachsenen Individuen gegen 100 und mehr Kie- menspalten in der Seitenwand des Kiemengerüstes liegen, welche blofs durch die Querleistchen unterbrochen werden. Die Zahl der Spalten nimmt mit der Zahl der Abtheilungen mit dem Alter zu.. Da die Schleimhaut sowohl an den Seitenrändern der Spalten, wie an der innern Fläche der Stäbchen dicht mit Wimpern be- setzt ist, und die Spalten an sich schon sehr enge sind, so wer- den sie hierdurch noch enger, so dals zwischen den Wimpern der einen und andern Seite nur eine sehr feine Spalte übrig bleibt. Diese Thatsache ist bisher übersehen worden. Die neue- ren Beschreiber hielten den Kiementhorax für ganz geschlossen, nur in die Speiseröhre führend und betrachteten den Amphioxus als ein Thier ohne Kiemenspalten. Die Querbalken sind ohne Wimpern. Die von der Schleimhaut gebildeten Abtheilungen der Kiemenwände entsprechen überall genau den Spitzbogenfen- stern der Knorpelstäbchen, nur am vordersten "Theil der Kieme entfernen sie sich etwas davon, und die Spitzbogen des Konorpel- gerüstes sind höher als die der Schleimhaut. Die Kiemenleisten enthalten auch einen doppelten contraktilen Strang. Denn wurde bei einem lebenden Thierchen das Kiemen- 404 gerüst zergliedert und Stücke abgeschnitten, so zeigte sich unter der unverrückten Schleimhaut bald darauf ein wellenförmig hin- und hergebögener doppelter Strang an dem straffen Knorpelstäbchen. Entweder sind diese an quer durchschnittenen Kiemen sich wellig biegenden, dicht neben einander liegenden Stränge Muskeln oder auch die, Kiemengefälse. Zuweilen wurden unter dem Mikroskop sehr heftige Bewegungen des ganzen Kiementhorax gesehen. Die Kiemenwände beider Seiten kommen sich mit ihren Spitz- bogen sowohl oben als unten ziemlich nahe. Unten wie oben sind beide Wände durch die Schleimhaut verbunden, das Kiemen- gerüst ist nur oben unter der Chorda angebeftet. Die Befestigung geschieht theils dadurch, dafs der mittlere Theil der Schleimhaut zwischen beiden Kiemenwänden an die Chorda angewachsen ist. Aber die Kiemenwände selbst sind nach aulsen von der Chorda durch eine von den Leibeswänden abgehende häutige Leiste be- festigt, deren unterer Rand in Spitzen ausläuft, wie da Zigamen- zum denticulatum des Rückenmarks. “Diese Spitzen befestigen sich an jede dritte Kiemenleiste. Zwischen den Spitzen bildet dieses Band freie Arkaden, unter welchen der oberste Theil der Kie- menspalten liegt. An allen übrigen Seiten liegt der Kiemen- apparat ganz frei in der Bauchhöhle und seine zahlreichen Kie- menspalten führen aus der Kiemenhöhle direkt in die Bauchhöhle. Nur an einer Stelle giebt es an der rechten Seite des Kiemen- gerüstes noch eine Verbindung durch mehrere bandartige Fäden, dürch welche der Blindsack des Darms oder die Leber an eini- gen der Knorpelleisten angeheftet ist. Auch an den Kiemen sieht man unter dem Mikroskop eine doppelte durch die Wimpern verursachte Bewegung. Die eine folgt den Rändern der Kiemenspalte und besteht in einer sehr re- gelmäfsigen Folge von kleinen Wellen, sie gehen am vordern Rande der Kiemenleisten aufwärts, am hintern abwärts.‘ Diese Bewe- gung, die Erscheinung der Räderorgane, ist wieder nur der op- tische Ausdruck von der Aufeinanderfolge in der Aktion der Wim- pern und die Richtung der Wimpern ist eine ganz verschiedene, sie ist bei allen Wimpern von vorn nach hinten, wie man an dem durch die Kiemenhöhle strömenden Indigo sieht. Der Indigo wird durch die Wimperbewegung theils durch die Kiemenhöhle bis in die Speiseröhre und den Darm geführt, 405 besonders an der Rückenwand der Kiemenböble, theils gelangen die Indigotheilchen durch die zahlreichen ‚Kiemenspalten in die Bauchhöhle, wie man unter dem Mikroskop sehr schön beobach- ten kann. In der Bauchhöhle, die selbst keine Wimperbewegung besitzt, flielsen die Indigotheilchen mit dem sie begleitenden Was- ser, was zum Athmen beständig in die Kiemenhöhle und durch die Kiemenspalten ausgeht, in der erhaltenen Bewegung rasch fort, und es dringt unaufhörlich ein Strom von Wasser und In- digotheilchen aus dem Porus abdominalis hervor, Der Bauchhöh- lenraum ist. bei lebenden Thieren immer weit von dem Wasser ausgedehnt. Der Porus abdominalis wird von zweien seitlichen sehr contraktilen Lippen eingefalst, welche wie zwei Klappen be- ständig abwechselnd die Öffnung erweitern und verengen. Hinter dem Porus abdorminalis hört der dem Wasser zugängliche Bauch- höhlenraum ganz auf, und die muskulösen Leibeswände umfassen sehr enge das, Endstück des Darms. Aus dem Vorhergehenden erhellt, dals die von Retzius aufgestellte Ansicht über die Be- _ deutung des Porus. abdominalis als Respirationsöffnung zur Aus- führung des Wassers, welche sich‘ auf den von ihm beobachteten Übergang von Quecksilber aus den Kiemen durch den: Porus ab- dominalis gründete, auf das Vollkommenste bestätigt worden. Die Höhle, worin die Kiemen und der vordere Theil des Darms mit dem Blindsack oder der Leber liegen, ist also jeden- falls Athemhöhle und der Kiemenhöble der Fische zu vergleichen, _ besonders derjenigen, die nur einen einzigen unpaaren Porus: re- spiratorius besitzen, ‚wie die Symbranchus. Aber sie ist auch zu- gleich Bauchhöhle, da in dieser Höble zugleich ein grofser Theil des Tractus intestinalis, Geschlechtstheile und Nieren, gelegen sind. Eigentlich liegt auch das an der untern Wand des Kiemen- gerüstes verlaufende Herz darin, Die Wimperbewegung findet nicht blofs an den Kiemen stait, sie setzt sich durch den ganzen Traczus intestinalis fort und scheint hier die Muskelbewegung zu ersetzen, die wir niemals an dem Darmkanai wahrnehmen konnten. Der Darn zerfällt in mehrere Regionen. Die innere Kie- menhöhle setzt sich in einen engen Kanal fort, die Speiseröhre, welche sich in den viel weitern Darm öffnet, Dieser weitere Theil des Darms ist immer grün gefärbt, die Speiseröhre nicht, 406 auch der von dem weitern Theil des Darms abgehende Blindsack ist in seinen Wänden immer grün gefärbt. Die Färbung ge- hört der innern Schicht des Schlauchs an und rührt von einer drüsigen Beschaffenheit her, die man auf Durchrchnitten als eine senkrecht stehende Faserschicht bemerkt. Der grün ge- färbte Theil des Darms hört mit einer ganz scharfen Grenze auf, von da ab hat der Darm eine helle Färbung. Übrigens sind die Wände des grünen Theils des Darms und des Blinddarms nicht dicker als an andern Stellen des Darms. Offenbar ist die ganze grüne Region des Darms mit dem Blinddarm als Leber zu betrachten, welche bisher bei diesem Thiere vermilst wurde. Sie ist noch mit den Wänden des Darms identisch und zum Theil Ausstülpung desselben wie bei dem Fötus der höhern Thiere. Der ganze Darmschlauch ohne Ausnahme wimpert im In- nern, auch der Blindsack. Am stärksten ist aber die Wimper- bewegung in einer Strecke des Darms, welche unmittelbar auf die grüne Region folgt. In diesem Stück des Darms beginnt schon die Exkrementbildung, immer findet man hier auch bei Individuen, die nicht mit Indigo gefüttert sind, einen Strang | brauner, also von Galle gefärbter Materie, der sich durch die sehr lebhafte Wimperbewegung sehr schnell um seine Achse dreht. Das Thierchen lebt übrigens blols von Infusorien uud mikroskopischen Thierchen, die es nicht verschlingt, die vielmehr durch die blofse Wimperbewegung in einem fort ihm zuströ- men. Nur selten sieht man die an der Grenze zwischen Mund und Kiemenhöhle befindlichen Franzen nach Innen bewegt wer- den, die einzige Bewegung, die man einer Schlingbewegung ver- gleichen könnte. Aber unter dem Mikroskop sieht man völlig unabhängig davon einen beständigen Strom in seinen Mund ein- gehen, wovon ein Theil am Ende der Kiemen in die Speiseröhre eintritt und den Darmkanal passirt. Die Passage durch den Darm ist sehr schnell. 'Tbierchen, die wochenlang in blolsem Meer- wasser aufbewahrt werden, bilden doch immerfort im hintern Theil des Darms dunkelgefärbte Exkremente und oft sieht man sie in langen braunen Schnüren abgehen. Branchiostoma ist das einzige Wirbelthier, welches Wimper- bewegung in seinem Darm hat, unter den Fischen ist es auch 407 das einzige, dessen Kiemen wimpern, selbst den Kiemen der My- xioniden fehlt diese Bewegung. Am wichtigsten sind die neuen Aufschlüsse über das Ge- fälssystem geworden. Das Gefäfssystem unseres Thierchens theilt zwar die allgemeine Anordnung mit den Fischen, unterscheidet sich aber in Hinsicht des Herzens von ihnen und allen Wirbelthieren und zeigt eine auffallende Übereinstimmung mit den Würmern, indem sowohl die Herzen mehrfach sind, als auch ganz die Ge- stalt und Verbreitung der Blutgefälse besitzen und sich über weite Strecken hin ausdehnen. Dieser Theil der Anatomie war mit den meisten Schwierigkeiten verbunden und wurde am spä- testen aufgeklärt. Nach unserer Vermuthung mulste das Herz schlauchartig sein, und es war nicht ganz unrecht, wenn ich in meinem Nachtrag zu Prof. Retzius erster Mittheilung sagte, dafs das Herz in der Verlängerung der Kiemenmaterie nach hin- ten schlauchartig zu liegen scheine, wo wir in der That auch ein röhriges Gebilde wahrnahmen. Nachdem wir lange verge- bens an dieser Stelle nach Pulsation gesucht, wurde diese zuerst von Retzius in dem Oberhäuser’schen Mikroskop, die Pulsation der übrigen Herzen dann von mir gesehen. 1. Das Arterienherz. Es liegt als eine gleichförmig dicke Röhre unter der ganzen Länge des Kiementhorax in der Mittel- linie, wo sonst die Kiemenaterie liegt, zwischen und unter den bogenförmigen Enden des Kiemengerüstes beider Seiten, welche sich alternirend gegenüberliegen, so dals die Herzröhre unter den Spitzen dieser Bogen leicht wellenförmig hin und her gewunden ist. Es ist keine Spur eines Herzbeutels vorhanden. Nach hin- ten, wo der Kiementhorax aufhört, setzt es sich noch eine kurze Strecke, nämlich bis ans Ende der Speiseröhre, fort. Hier hängt es durch Umbiegung mit dem ebenfalls röhrenförmigen Hohlve- nmenherzen zusammen. Man sieht das Herz bei der Profilansicht _ von der letztgenannten Stelle an schnell fortschreitend sich in ganzer Länge bis zum vordersten Ende der Kiemen oder bis ge- gen die Mundhöhle zusammenziehen. Die Contraktionen begin- nen zwar am Hintertheil, aber sie vollenden sich schnell in der ‚ganzen Länge des Herzens. Vor der Contraktion ist das Herz mit einem völlig farblosen Blute vollgefüllt und ragt in der Pro- 408 filansicht des 'Thierchens am untern Rande der ganzen Länge des Kiemengerüstes vor, im Maximum der Contraktion zieht es sich so stark zusammen, dafs man nur noch eine Spur von einem Saume sieht, der jetzt in gleichem Niveau mit den Enden der Spitzbogen der Kiemen liegt, über welche das Herz im erwei- terten Zustande stark sich erhebt. Die Pausen zwischen den Con- traktionen des Herzens sind grols und dauern wohl gegen eine Minute, unterdels sich die Röhre allmälig wieder vollgefüllt. 2. Bulbillen der Kiemenarterien. Vom Herzen gehen seitlich sehr regelmälsig abwechselnd kleine Bulbillen in die Zwi- schenräume zwischen je zwei Spitzbogen der Kiemen, die An- fänge der eigentlichen Kiemenarterien. Man sieht in der Profi- ansicht die Bulbillen sich ebenfalls zusammenziehen, und zwar unmittelbar auf die Contraktion des Mittelberzens. Aufser dem Mittelherzen, welches, wie wir sehen werden, mehr als blofses Kiemenherz ist, sind also noch ebenso viele kleine Kiemenherzen vorhanden, als Balken zwischen den ganzen Spitzbogenfenstern der Kiemen, d. h. beim jungen Thierchen 25, bei ältern 50 und mehr auf jeder Seite. So gelangt das Blut in die Kiemen, wo es nicht weiter zu verfolgen ist. Die nicht sichtbaren Kiemen- venen werden es wahrscheinlich, wie bei den übrigen Fischen, in die Aorta unter der Wirbelsäule bringen, welche der Beob- achtung im lebenden Zustande entzogen ist. 3. Herzartige Aortenbogen. Das Blut gelangt indels nicht allein auf diesem Wege in die Aorta, sondern zugleich jeder- seits durch einen grolsen Aortenbogen oder Ductus Botalli direkt aus dem Mittelberzen zur Rückseite, völlig unabhängig von den Kiemen. Dieser Ducius Botalli ist selbst wieder Herz oder die Fortsetzung des Mittelherzens und ist fast eben so stark als das Mittelberz. Man sieht den Gefälsbogen bei sehr jungen Indivi- duen im Moment der Zusammenziehung, die von unten nach auf- wärts und am Ende der Contraktion des Mittelherzens erfolgt. Dieser herzartige Aortenbogen liegt jederseits am Ende des Mundes, dicht vor dem ganz ähnlich verlaufenden, knorpel- artigen Streifen, an welchem die den Eingang der Kiemenhöhle einfassenden Franzen befestigt sind. Man sieht an dieser Stelle zweierlei Contraktionen. Von Zeit zu Zeit wird der knorpelige 409 Streifen durch einen vom Knorpelreifen des Mundes abgehenden Muskel so bewegt, dafs die rückwärts gewandten Franzen schnell nach innen schlagen und dann wieder zurückgehen. Diese Be- wegung ist selten. Die Bewegung der Aortenbogen ist völlig davon unabhängig und besteht in einer Contraktion ganz gleich der des Mittelherzens. Erst durch diese Contraktion wird man auf den hier liegenden Gefälsbogen aufmerksam, den man sonst ‚schwer erkennen würde. Unser Thierchen ist nicht der einzige Fisch, welcher direkte Aortenbogen hat, aber der einzige, bei dem diese Bogen Herzen sind. Bei Monopterus geht 4 des Blu- tes durch Aortenbogen an den Kiemen vorbei, auch die Myxinoi- ° den haben constant eine obliterirte Spur früherer Ductus Botalli. Bei Monopterus liegt der Aortenbogen am vierten kiemenlosen Kiemenbogen, bei den Myxinoiden liegt er vor der vordersten Kieme, was an unser Thierchen erinnert. 4. Pfortaderherz. Venöse Herzen wurden zwei entdeckt, das Herz der Pfortader und das Herz der Körpervenen, beide sind wieder röhrenförmig und so lang als die Gefälsstämme selbst. Das Pfortaderherz ist eine lange, an der Bauchseite des ganzen Darms verlaufende Röhre, welche am Blinddarm sich auf diesen begiebt und an der Bauchseite des Blinddarms allmählich sich ver- dünnend bis an dessen Ende läuft. Sie beginnt dünn am End- theil des Darms und endigt wieder dünn gegen das Ende des Blinddarms. Wegen seiner Lage an der Bauchseite des Tractus intestinalis kann man dieses röhrige Herz in ganzer Länge bei der Profilansicht des Thierchens sich zusammenziehen sehen. Die Contraktion beginnt am Endtheil des Darms und läuft schnell bis zum Ende des Blinddarms, so dafs nun von der ganzen vorher voll angefüllten Röhre nichts mehr zu sehen ist. Die Pausen sind grols wie beim arteriellen System. Die Organisation der Pfortader zum Herzen ist kein isolirtes Factum. Denn bei Vivi- section der Myxine zeigte sich das prachtvolle Phänomen einer heftigen völlig herzartigen rhythmischen Zusammenziehung des Pfortadersackes. '. Das Hohlvenenherz liegt an der entgegengesetzten Seite oder Rückseite des Blinddarms, es beginnt dünn am Ende Blinddarms und wird allmählig immer stärker bis zu der Stelle, 410 wo der Blinddarm vom Darm abgeht, da endigt es stumpf oder geht vielmehr hier durch knieförmige Umbiegung in das Arte- rienherz über. Die Contraktionen der beiden Herzen an den ent- gegengesetzten Seiten des Blinddarms alterniren, die Bewegung des Hohlvenenherzens beginnt in umgekehrter Richtung wie die des Pfortaderherzens, also vom Ende des Blinddarms und schrei- tet bis zum arteriellen Herzen fort, dessen Bewegung beginnt, | sobald die Bewegung des Hohlvenenherzens bis zu ihm fortge- schritten ist. Aus dem eben beschriebenen Verhalten ergiebt sich noch deutlicher, dafs der grüne Blinddarm nichts anders, als die Leber ist. Was vorher Hohlvenenherz genannt wurde, ist eigent- lich ein Lebervenenherz. Der übrige Theil des Hohlvenensystems ist dem Blick entzogen. Eine Anschauung von der Zusammensetzung des Blutes zu erhalten, ist uns nicht geglückt, und wir können blofs angeben, dafs es bei diesem einzigen Wirbelthiere völlig farblos ist. Wir glaubten bei queren Durchschnitten ganzer lebender Thiere aus den Durchschnitten eine hinreichende Menge von Flüssigkeit zu, erhalten, um die Blutkörperchen wahrnehmen zu können. Aus solchen Durchschnitten Aofs aber beinahe gar nichts aus. Die bis jetzt unbekannten Nieren wurden ebenfalls gefunden. Am hintern Theile der respiratorischen Bauchhöhle sieht man bei allen lebenden Individuen unter dem Mikroskop mehrere von ein- ander getrennte drüsige Körper, ganz in der Nähe des Porus ab- dominalıs. Die Geschlechtstheile sind äufserlich in beiden Geschlechtern | gleich. Bei den Weibchen enthielten die an den Leibeswänden} liegenden Blasen Dotter von verschiedener Grölse, jeder Dotter ent-| hielt aufser sehr kleinen Dotterkörnchen sein Keimbläschen mit] einem einzigen immer sehr deutlichen Keimfleck, der selbst bläs- chenartig aussah. In den gleich grolsen Männchen enthielten dief ganz gleichen Blasen nur kleine bläschenartige Körnchen ohn Bewegung. Die Samenthierchen bilden sich wabrscheinlich er im reifern Alter aus. Denn die Thiere erreichen eine Gröfsel von 2 Zoll. Beide Geschlechter lassen sich übrigens bei glei-f cher Gröfse der Individuen unter dem Mikroskop und schonf mit einer starken Loupe erkennen, weil man sogleich bei den] Weibchen die Dotter im Innern der Blasen wahrnimmt. Bei junf' 411 gen Individuen sieht man am Rande der Seitenmuskeln entspre- chend einen fadenartigen Streifen herablaufen, in dessen Verlauf kleine Anschwellungen wie an einem knotigen Nervenstrange vor- kommen. Diese Knötchen sind die ersten Spuren der Genital- blasen. Bei erwachsenen Individuen haben die Eierstöcke sowohl als Hoden ein braunes Pigment an ihrer Bauchhöblenseite. Der Kanal in den beiden Hautfalten, welche den Bauch be- setzen, zeigt im Innern keine Strömungen. Zuweilen sah man darin Infusorien ihr Wesen treiben, welche durch den Eingang des Kanals von der Mundhöhle eingedrungen sein mögen. Die vorgelegten Zeichnungen erläutern die vorgetragenen sowohl, als andere schon früher berichtete Thatsachen. Hierauf berichtete Hr. Encke über eine neue vom Hrn. Bremiker entworfene Sternkarte. 9. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Karsten las über die Intensität der chemischen Verbindungen. (Siebente Fortsetzung seiner Abhandlung über die chemische Verbindung der Körper.) Wenn die bei einer bestimmten Temperatur gesättigten Auf- lösungen eines willkürlich zusammengesetzten Gemenges von neu- tralen Salzen im Wasser, — insofern sich nicht schwerauflösliche Verbindungen absondern, — unter allen Umständen flüssige Mi- schungen von völlig gleicher chemischer Zusammensetzung dar- stellen; so sollte der Erfolg nothwendig zu dem Urtheil führen, dals jene Flüssigkeit eine wahre chemische Verbindung ist, weil ihre Mischungsverhältnisse eben so bestimmt und unveränderlich bleiben, wie die irgend eines starren Körpers, welcher eine beson- dere Art bildet. Dies Urtheil, ganz verträglich mit derjenigen Be- trachtungsweise, nach welcher bei den chemischen Verbindungen der Körper eine vollständige wechselseitige Durchdringung des aufgelöseten Körpers und des Auflösungsmittels vorausgesetzt wird, läfst sich mit der mechanischen Ansicht über die Zusammensetzung der Körper aus den Theilchen ihrer Bestandtheile nicht vereinigen. Die Auflösungen der Salze im Wasser sind nach dieser Voraus- | setzung, eben so wie die Auflösung eines jeden starren Körpers von 40 x 412 bestimmter Art in dem im Überflufs vorhandenen Auflösungsmittel, eine Vereinigung des schon in der Flüssigkeit gebildet vorhande- nen starren Körpers mit seinem Auflösurgsmittel. Aber die Auflö- sung des Chlorgoldes im Äther ist eine völlig homogene Flüssig- keit, aus welcher sich das Chlorgold, ungeachtet seines aulseror- dentlich überwiegenden specifischen Gewichtes, nicht absondert; sie ist so wenig ein mechanisches Gemenge von Chlorgold mit dem Auflösungsmittel, dafs ihr vielmehr, wegen ihrer vollkomme- nen Gleichartigkeit, der Charakter einer wahren chemischen Ver- bindung nicht abgesprochen werden kann. Dafs durch Entfernung des Auflösungsmittels, sei es durch Verflüchtigung oder auf andere Weise, hier das Chlorgold und dort die Salze, in denselben Ver- hältnissen und in derselben Zusamwensetzung, die sie vor ihrer Auflösung hatten, wieder dargestellt werden, kann das Urtheil über die Beschaffenheit der flüssigen Mischungen nicht bestimmen. Es ist indels überbaupt nicht das bestimmte oder unbestimmte Verbindungsverhältnifs, in welchem sich ein im Überschufs seines Auflösungsmittels von der Flüssigkeit aufgenommener starrer Körper in einer flüssigen Mischung befindet, — denn bei jeder in einer bestimmten Temperatur gesättigten Auflösung eines Salzes in Was- ser zeigt sich ja ein festes und unveränderliches Verbältnils des Salzes zum Wasser, — sondern es sind Verhältnisse anderer Art, welche Veranlassung gegeben haben, zwischen einer chemischen Verbindung (combinaison) und einer einfachen Auflösung (dissolu- tion) einen Unterschied zu machen. Für die dynamische Ansicht findet dieser Unterschied insofern nicht statt, als die wechselseitige Durchdringung der Materien, die sich durch die vollkommene Gleichartigkeit der Mischung zu erkennen giebt, unter allen Ver- hältnissen des aufgelöseten Körpers zu seinem Auflösungsmittel in der homogenen flüssigen Mischung vollbracht wird. Nach der An- sicht über die mechanische Zusammensetzung der Körper aus Theil- chen, ist die stetige Erfüllung des endlichen Raumes durch keine Mischung irgend einer Art zu gestatten, dagegen wird es sehr wohl zulässig sein, durch die verschiedene Stelluug und Lage der Kör- pertheilchen gegen einander, über dies verschiedenartige Verbalten flüssiger Mischungen, die sich im Zustande der Neutralität befin- den, oder bei denen der eine Bestandtheil im Übermafs vorhanden 413 ist, eine passende Erklärung zu geben. Sind Gründe vorhanden, Auflösung und chemische Verbindung von einander zu unterschei- den, so würde der dynamischen Hypothese der Vorwurf zu machen sein, dafs sie über das verschiedenartige Verhalten der flüssigen Mi- schungen, welches durch die verschiedene Gruppirung der Körper- theilchen so leicht und einfach construirt werden kann, keinen Aufschlufßs giebt. Lassen sich auch die Gränzen zwischen Auflösungen und chemischen Verbindungen nicht feststellen, so bleibt es wenigstens gewils, dals ganze Klassen von flüssigen Mischungen ein anderes Verhalten zeigen als andere, und dals der empirische Unterschied zwischen Auflösung und chemischer Verbindung nicht weggeleug- net werden kann. Diese Verschiedenheit des Verhaltens der flüssi- gen Mischungen der einen und der andern Art, während ihrer Bil- dung und während ihres Bestehens, giebt sich auf mehrfache Weise zu erkennen. 4. Durch die Wärmephänomene während des Auflösungsprozes- ses. Bei allen chemischen Verbindungen wird Wärme ent- wickelt, bei den Auflösungen wird Wärme absorbirt oder gebunden. 2. Durch den Einfluls der Temperatur auf die Quantitätsver- hältnisse der flüssigen Mischungen. 3. Durch das Verhalten der flüssigen Mischungen zu einem hin- zugefügten dritten Körper, nach erreichter Sättigungsstufe der erstern. 4. Durch den Einfluls der Wärme auf die schon gebildeten flüssigen Mischungen. Diese Verschiedenartigkeit des Verhaltens der eigentlichen chemischen Verbindungen und der Auflösungen wird weiter aus- geführt und daraus der Schlufs gezogen, dals die Mischungen, so- wohl bei ihrem Entstehen, als bei ihrem Bestehen und bei ihrer Zerstörung, ein so abweichendes Verhalten zeigen, dals der Zu- stand der Verbindung als ein wesentlich verschiedener betrachtet werden muls. Das Verhalten der flüssigen Mischungen, von denen sich nicht erweisen läfst, dafs sie sich im Zustande eines blolsen Gemenges befinden, führt einfach zu der Ansicht, dafs es nicht ge- nügt, die Beschaffenheit der Mischung nach dem Verbindungsver- 414 hältnifs allein zu beurtheilen, sondern dafs nothwendig auch die Intensität der Verbindung, nämlich der Grad der Verdich- tung, den die Körper bei ihrer Verbindung wechselseitig erfah- ren, berücksichtigt werden mufs. Bei jeder chemischen Verbin- dung werden das Verbindungsverhältnifs und der Verdichtungszu- stand der Mischung für deren Natur und Beschaffenheit entschei- dend sein. Man könnte daher lockerere und innigere Verbindungen unterscheiden, um durch den Namen schon den Grad der Verdich- tung der Materie in der Mischung anzudeuten. Je lockerer die Vereinigung, desto leichter wird sie auch wieder aufgehoben werden. Die lockersten Verbindungen sind die der Gasarten, die sich nicht, oder nur wenig, verdichten, wovon die atmosphärische Luft ein Beispiel giebt. Dann folgen die Absorptionen der Gas- arten durch Flüssigkeiten oder auch durch poröse Körper. Sodann die sogenannten Auflösungen, und endlich diejenigen flüssigen Mi- schungen, welche man nur allein als chemische Verbindungen hat anerkennen wollen. Diese letzteren sind es, welche nur eine be- stimmte Art bilden und daher — mit Recht — die Aufmerksam- keit der Chemiker vorzugsweise beschäftigt haben. Weder die Verbindungsverhältnisse der flüssigen Mischung, noch der Verdichtungszustand der Materie in derselben, entscheiden über den Begriff einer chemischen Verbindung überhaupt, denn | jede homogene flüssige Mischung muls als eine wirkliche chemische Verbindung angesehen werden. Über den Zustand der Körper in der Mischung läfst sich durch Erfahrung, oder durch einen Ver- such, kein Urtheil abgeben. Keine Erfahrung berechtigt, in der Flüssigkeit das Vorbandensein einer schon gebildeten Art voraus- zusetzen, aber die Erfahrung kann auch nicht die Überzeugung ver- schaffen, dals bei einer jeden homogenen flüssigen Mischung eine vollständige Durchdringung aller ihrer Bestandtheile dergestalt stattgefunden habe, dafs jeder derselben ganz, einen und denselben Raum erfüllt. Nur der Verstand, — so scheint es, — ist genö- thigt, bei einer vollkommen gleichartigen flüssigen Mischung, die einen endlichen Raum einnimmt, diese Gleichartigkeit in jedem unendlich kleinen Theil dieses Raumes als vorhanden anzuerken- nen. Es wird weiter ausgeführt und durch Beispiele belegt, dals das Vorhandensein schon gebildeter Arten in flüssigen Mischungen 415 sehr unwahrscheinlich ist, auch wird gezeigt, dafs sich die chemi- schen Verbindungen durch die Bildung der sogenannten basischen Salze in der Siedhitze den Auflösungen nahe anschlielsen. Das Ver- halten der flüssigen Mischungen setzt es aufser Zweifel, dals sich der neu gebildete flüssige Körper, nach den Umständen, unter wel- chen er entstanden ist, in einem sehr verschiedenen Grade der Verdichtung befinden kann, eine Verschiedenheit, die sich vorzugs- weise durch Wärmeerscheinungen im Akt seiner Bildung, durch die Wärmecapacität und durch das specifische Gewicht während seines Bestehens, so wie durch die leichtere und schwierigere Zer- setzbarkeit bei der Einwirkung der Wärme oder einer fremden Materie, in dem Augenblick seiner Vernichtung, zu erkennen giebt. Nur diejenigen flüssigen Mischungen, welche eine für sich beste- hende eigenthümliche Art bilden und denen der flüssige Cohä- sionszustand in der gewöhnlichen Temperatur eigenthüwlich ist, zeigen stets und nothwendig eine Zusammensetzung nach bestimm- ten Verhältnissen, welche sich bei ihrer Zerstörung nach Mals und Gewicht nachweisen lassen. Diese Zusammensetzung, als das Re- sultat- der Analyse, wird für Flüssigkeiten die ganz verschiedene Wärmecapacitäten und verschiedene specifische Gewiche besitzen, und welche ganz verschiedenen Zerstörungsformen in der erhöhe- ten Temperatur, oder durch die Einwirkung fremder Stoffe unter- liegen, also für Flüssigkeiten, die in ibrer Natur und in ihrem Ver- ‘halten durchaus verschieden sind, möglicherweise ganz gleich ge- funden werden können, ein Erfolg, welcher als eine nothwendige Folge der verschiedenartigen Verdichtung der Materie: erscheint, ‚worauf die Verbindungsverhältnisse an: sich ohne Einflafs sind. Bei den nicht. einfachen festen und. starren Körpern ist, mit ‚wenigen Ausnahmen, stets eine ‚Zusammensetzung nach. bestimm- \ ten: Verhältnissen: der Mischung vorauszusetzen, weil sie sich schon als eine bestimmte Art aus einer früber flüssig gewesenien Mischung abgesondert haben. Bei ihnen wird fast noch mehr als bei den flüssigen. Mischungen der ‚Einflufs ‚der .gröfseren und geringeren Verdichtung.der Materie auf das physikalische und.chemische ‚Ver- halten des Körpers erkennbar. ‚Diese Verschiedenheit zeigt: sich so- ‚wohl bei den einfachen Körpern: selbst, als auch: bei.den',einfach- ‚sten (und bei.den, zusammengesetztesten‘Verbindungsverhältnissen 416 derselben. Beispiele von diesem verschiedenartigen Verhalten, bei gleicher chemischer Zusammensetzung, als Folge der Intensität der Verbindung oder des Verdichtungsgrades der Materie, werden an- geführt und erläutert, und daraus geschlossen, dafs das physikalische und chemische Verhalten der Körper von ihrer chemischen Zusam- mensetzung und von den Verbindungsverhältnissen der Stoffe, aus denen sie hervorgegangen sind, allein, nicht abhängig ist, sondern dafs der Grad der Verdichtung der Materie nicht minder das Be- stimmende für ihr Verhalten und ihre Eigenschaft-ist. Die wich- tige und einflulsreiche Lehre von der Isomorphie der Körper, de- ren Begründung und scharfsinnige Ausführung die Wissenschaft dem Herrn Mitscherlich verdankt, findet ihren letzten Grund in der Verschiedenheit des Verdichtungsgrades der Materie, wel- cher für einzelne Reihen von Körpern einem gemeinschaftlichen und übereinstimmenden Gesetz unterworfen zu sein scheint, wäh- rend für andere Reihen von Körpern ein abweichender Verdich- tungszustand derselben Materie stattfinden kann. Die Gränzen zwischen organischen und: unorganischen Ver- bindungen läfst sich schwer bestimmen. Allenfalls könnte man die- jenigen Verbindungeu organische nennen, bei denen ein solcher Grad der Verdichtung ihrer Grundbestandtheile stattfindet, dafs sie aus diesen ihren Grundbestandtheilen durch die jetzt bekannten chemischen Reactionen nicht dargestellt werden können. Die Vor- stellung, dals organische Körper Verbindungen von wenigstens drei Elementen sind, hat längst wieder aufgegeben werden müssen. Überhaupt ist die Vorstellungsart von der Zusammensetzung der Körper nach binären, ternären u.s.f. Verbindungen mit eingestreu- ten leeren Räumen, wobei’ die Stellung und durch eine beliebige Vervielfachung sogar die Grölse der Atome und der leeren Räume, dem jedesmaligen . Bedürfnifs gemäls verändert werden kann, eine ganz hypothetische und völlig unerweisbare. Schon vor | einem halben Jahrhundert urtheilte Kant über diese Vorstel- lungsart© „,Alles was uns des Bedürfnisses überhebt, zu leeren „, Räumen unsere Zuflucht"zu nehmen, ist wirklicher Gewinn für „die Naturwissenschaft. Denn diese geben gar zu viel Freiheit der „‚ Einbildungskraft, den Mangel der innern Naturkenntnils durch Er- „ dichtung zu ersetzen. Das absolut Leere und das absolut‘Dichte 417 „sind in der Naturlehre ungefähr das, was der blinde Zufall und „das blinde Schicksal in der metapbysischen Wissenschaft sind, „nämlich ein Schlagbaum für die herrschende Vernunft, damit ent- „weder Erdichtung ihre Stelle einnehme oder sie auf dem Polster „dunkler Qualitäten zur Ruhe gebracht werde.” Man wird hinzu- setzen müssen, dafs auch der Begriff von dem Wesen der Körper- theilchen, welche durch die leeren Räume unterbrochen werden, nicht geeignet ist, die inneren Widersprüche zu heben, zu welchen die Atomenlehre führen mufs. Alles was ausgedehnt ist, muls theil- bar sein; man gesteht daher den Atomen die geometrische Theilbar- keit zu, spricht ihnen aber die physische ab. Will man sich auch über diese Vorstellung, mit welcher der Mathematiker am wenigsten einverstanden sein kann, hinwegsetzen, und gelingt es dem wider- strebenden Verstande, sich die Atome der Körper als mathematisch theilbare und physisch untheilbare, feste und starre Theilchen zu denken; so bleibt ihm noch die zweite Schwierigkeit zu überwin- den, sich nicht allein die starren, sondern auch die tropfbar füssi- gen und die luftförmigen Körper als Aggregate von solchen festen, starren, absolut dichten und widerstehenden Körpertheilchen vor- zustellen. Die stetige Erfüllung eines endlichen Raumes durch die Materie, welche die Atomenlehre verwirft, mufs sie also für einen unendlich kleinen Theil dieses Raumes nothwendig voraussetzen, mit welcher Voraussetzung aber die physische Untheilbarkeit der Atome im Widerspruch stebt. Wollte man, um diesem Wider- spruch zu entgehen, die physische, eben so wie die mathematische Tbeilbarkeit der Atome einräumen, so würde dadurch der Begriff von Atomen aufgehoben werden und die Atomenlehre wird genö- thigt sein, die stetige Erfüllung eines endlichen Raumes durch die Materie gleichzeitig zu leugnen und zu behaupten. Die organischen Verbindungen sind es, bei welchen die Ver- vielfachung und die Veränderung in der Lage der Atome besonders in Anspruch genommen werden. Der Grund liegt dariu, dafs bei den organischen Verbindungnn noch häufiger als bei den unorgani- schen, der Fall eintritt, dafs die verschiedenartige Verdichtung der Materie, bei übrigens gleicher chemischer Zusammensetzung, eine grolse Verschiedenartigkeit im pbysichen und chemischen Verhal- ten der Körper veranlalst. 418 Während man den Begriff von chemischer Verbindung zu sehr zu beschränken und nur auf Verbindungen von bestimmten Verhältnissen anzuwenden bemüht gewesen ist, hat man dem Be- griff von chemischer Trennung eine ungebührliche Ausdehnung ge- geben. Erhöhete Temperatur macht die unorganischen Verbindun- gen bald lockerer, bald verdichtet sie dieselben mehr. Die organi- schen Verbindungen werden, wohl obne Ausnahme, lockerer und schon in mälsig gesteigerten Temperaturen vernichtet und zu neuen Arten umgebildet. Dieser Vernichtung liegt keine chemische Ein- wirkung auf den Körper zum Grunde; sie ist ganz allein eine Folge der Auflockerung oder der geringern Verdichtung der Materie. Auch die unorganischen Verbindungen werden in erhöheten Tem- peraturen nicht in Folge eines chemischen Prozesses entmischt, sondern bald mehr aufgelockert, bald stärker verdichtet, in beiden Fällen aber neue Arten gebildet. Die Entmischung organischer Verbindungen und die damit - / verbundene Bildung neuer Arten, durch die blofse Anwesenheit eines andern Körpers, welcher an den Veränderungen oder an den inneren Bewegungen der Materie keinen Antheil nimmt, so wie die Verdichtungen der Gasarten durch Metalle, sind ohne Zweifel Wir- kungen der Contakt-Elektricität, und so wenig die Erfolge eines chemischen Prozesses, dals sie’vielmehr aufhören oder mindestens geschwächt oder modificirt werden würden, wenn eine chemische Einwirkung zwischen dem zu berührenden Körper und der zu zer- setzenden Mischung, oder auch zwischen dem starren Elektricitäts- leiter und der Flüssigkeit in den Zellen der Säule einträte. Die Kraft, durch welche eine chemische Verbindung zweier Körper hervorgebracht wird, ist eine die Materie durchdringende Kraft, durch welche sich ein Körper in den Raum des qualitativ anderen, so wie dieser in den Raum des ersten fortsetzt, so dals beide gemeinschaftlich einen und denselben Raum erfüllen und keine mathematische Gränze zwischen beiden mehr angegeben werden kann. Die elektrische Kraft ist eine Flächenkraft, welche die Gränze der Körper nicht überschreitet und daher nur so lange wirksam sein kann, als bei der Berührung die Gränze zwi- schen beiden Körpern aufrecht erhalten wird. Diese fortdauernde Trennung der Gränzen bei der Berührung, ist also die nothwen- 419 dige Bedingung für die Erregung des elektrischen Zustandes der Materie, welcher in’demselben Augenblick aufhören mufs, wo sich ein wirklicher chemischer Prozefs einleitet, d.h. wo die Gränzen der Körper zusammenfallen ‘und vollständig aufgehoben werden. Die Entmischung des flüssigen Körpers durch Elektricität in der galvanischen Kette, wird nicht durch einen chemischen Prozels, sondern durch das polare Auseinandertreten des in ihm selbst er- regten elektrischen Zustandes in der Art hervorgebracht, dafs durch die Elektricitäten der verbundenen starren Leiter die entgegenge- - setzten Elektricitäten der Flüssigkeit angezogen werden und die Ma- terie, als Träger der Kraft, den Polen zugeführt wird. Wie bei der chemischen Durchdringung, so auch bei der elektrischen Erregung durch Berührung, ist die Wirkung der Körper wechselseitig und die starren Elektromotore wirken nicht blofs durch die Berührung mit einander, sondern auch zugleich durch die mit der Flüssigkeit, so wie diese wieder durch die Berührung mit den starren Leitern, in den entgegengesetzten elektrischen Zustand versetzt wird. Der R elektrische Strom, welcher sich durch die galvanische Kette bewegt, leitet daher seine Quelle aus der Füssigkeit ab, welche dabei ver- ändert wird, und die Annahme, dafs ein elektrischer Strom durch die Flüssigkeit gehe, ist eine unerwiesene, sehr unwahrscheinliche * Hypothese. Anders verhält es sich mit der Reibungselektricität, wenn sie in eine Flüssigkeit geleitet wird. Diese bewegt sich in der That von einem Pol zum andern durch die Flüssigkeit; aber eben deshalb sind die sogenannten chemischen Wirkungen dieser freien Elektricität auf die Flüssigkeit auch so schwach und so unbe- deutend, dafs sie mit den Erfolgen durch die Contakt-Elektricität nicht zu vergleichen sind und fast bis zum Unkenntlichwerden ver- schwinden. Die Trennung der Bestandtheile einer Mischung durch chemi- schen Prozels kann nur durch die chemische Einwirkung einer Ma- terie auf die andere bewirkt werden und dann müssen nothwendig beide Körper an dieser Mischungsveränderung Theil nehmen. Das Wesen des chemischen Prozesses ist aber nicht Trennung, sondern Vereinigung qualitativ verschiedener Materien und was sich als eine besondere Art aus einer flüssigen Mischung absondert, das trennt sich nicht durch chemische Kräfte, sondern durch eine 420 denselben widerstrebende Kraft, Nähere und entferntere, oder grölsere und geringere chemische Verwandtschaft sind folglich nur bildliche Bezeichnungen für diese Kraft, welche man in der organi- . schen Welt schon längst mit dem unbestimmten Namen der Bil- dungskraft bezeichnet hat und welche auch bei den unorganischen Verbindungen ihr Recht übt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Royal Asiatic Society. Proceedings of Ihe Committee of Com- merce and Agriculture. (London 1836-39). 8. K. Kreil, magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag. 1. Jahrg. vom 1. Juli 1839 bis 31: Juli 1840, Prag 1841. 4 L’Institut. A. Section. Sciences malh., phys. et nat. 9. Annee. No. 411-413. 41-25.Nov. 1841. Paris. 4. ‚2. Section. Sciences hist., archeol. et philos. 6. An- nee. No.70. Oct. 1841. ib. 4. Schumacher, ‘astronomische Nachrichten. No. 438. Altona 1841. 4. v., Schorn, Kunstblatt. 1841. No. 89. 90. Stutig. und Tüb. 4. Göttingische gelehrte, Anzeigen 1841; _No. 190-192. 8. Ph. Fr. de Siebold, Isagoge in Bibliothecam Japonicam et Studium literarum Japonicarum. Lugd.-Batav. 1841. fol. F. Kaiser, het Observatorium te Leiden. Leiden 1838. 8. ‚ eerste Metingen met de Mikrometer. ib. 1840. 8. Bartolomeo Borghesi, Osservazioni numismatiche. Roma 1840, 8. James Millingen, Sylloge of’ ancient uniled Coins of Greek Ci- lies and Kings. London 1837. 4. Ferner kam zum; Vortrag: Ein Danksagungsschreiben der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Paris vom 29. Novem- ber d. J. für den empfangenen Jahrgang 1839 der Abhandlungen unserer Akademie. Hr, Lichtenstein legte der Akademie zur Ansicht das für Se. Majestät den König bestimmte Exemplar von Siebold’s Bi- bliotheca iaponica vor, welches aus 270 Platten japanischer Schrift bestehende Werk dem Andenken W. v. Humboldt’s gewidmet ist. Die von Hrn. Dr. Hofmann in Leyden herrührende latei- nische Einleitung unter dem Titel: Isagoge in Bibliothecam iaponi- cam wurde der Akademie als Geschenk des Herausgebers überreicht. 421 16. December. Gesammt-Sitzung der Akademie. Hr. Encke las über die Masse des Merkur. Unter den Hauptplaneten unseres Sonnensystems ist Mer- kur der einzige, dessen Masse auf keiner einzigen astronomischen Bestimmung "beruht. Die in unseren Tafeln dafür aufgeführte Zahl stammt von Lagrange (Mem. de l’Acad. de Berlin 1782, pag. 190) her, der eine ursprünglich von Euler aufgestellte Hy- potbese benutzte, um die Massen der Planeten, welche nicht durch wirkliche Bestimmungen, aus den Trabanten-Elongationen oder sonst, erhalten werden konnten, ‚wenigstens zu schätzen. "Euler suchte die Dichtigkeiten der bekannten: Planetenmassen, mit ibren Entfernungen von der Sonne, durch einen mathematischen Aus- druck in Verbindung zu setzen, bestimmte dann vermittelst die- ses Ausdrucks die muthmalsliche Dichtigkeit der Planeten, deren Masse noch ‘nicht bekannt war, und schlols damit aus dem ge- messenen Volumen auf die Masse. Auf diesem Wege fand La- grange für die Masse des Merkur = fo "Dieser Werth ging in die Mecanique 'celeste über, wo La- place, ohne Lagrange zu erwähnen, ihn annahm. "Das hypothetische Gesetz, was Euler und Lagrange für die Dichtigkeiten annahmen, bedingt eine sehr starke Zunahme der Dichtigkeit nach der Sonne zu. Es hat sich bei Venus und Mars nicht bewährt, da die späteren wirklichen a EN gen dieser Planeten beträchtlich kleinere (etwa um + des Ganzen) Werthe gaben, als Lagrange nach der Hypothese Bokgpiismantek Eine kleinere Merkurmasse, und zwar eine beträchtlich kleinere, ist deshalb wahrscheinlich. Unser Planetensystem bietet keine Erscheinung dar, aus wel- cher man hoffen könnte, eine Bestimmung der Merkurmasse zu erhalten. ‘Die einzige Seculargleichung des Perihels der Venus kann, vielleicht nach einer langen’ Reihe von Jahren, eine Annä- herung erlauben. "' Dagegen bietet der Komet von kurzer Umlaufszeit eine Ge- legenheit dazu‘ dar. Die beiden Bahnen des Kometen und des Merkur kommen sich: so nahe, dals, im günstigsten Falle, Merkur nur etwa siebenmal so weit vom Kometen entfernt bleibt, als der 422 Mond von der Erde. Findet dieser Fall statt, so wird, wie Dr. Olbers gleich bei der Entdeckung der Periodicität des Kometen angab, die Merkurmasse sich aus, den. Störungen des Kometen finden lassen. ; Nicht ganz die gröfste, aber doch eine sehr grofse Annähe- rung, fand zwischen dem Kometen und Merkur im Jahre 1835 statt, bis. auf etwa 0,12. Ihre Wirkung mufste sich bei der Wie- derkehr des Kometen im Jahr 1838 zeigen, und in der That wi- chen die, Vorausberechnungen in diesem Jahr ungewöbnlich stark ab. Es waren nämlich die im Jahre 1829 abgeleiteten Elemente unverändert beibehalten worden, und sie gaben folgende Fehler in der Zeit des Durchgangs durch das Perihel: 1832 + 14 in Zeit 1835 — 23’ - - 1838 +67’ - - Obgleich, um hieraus auf die Ursache schliefsen zu können, welche diese Fehler hervorgebracht, sämmtliche Beobachtungen bis 1838 hätten vollständig reducirt sein müssen, was bis jetzt noch nicht möglich war zu bewirken, so war es doch von gro- [sem Interesse, und selbst für die spätere Bearbeitung nothwen- dig, eine vorläufige Untersuchung anzustellen. - Es ergab ‚sich daraus, dafs wenn 'man die kleineren Fehler von 1832 und 1835 nicht beachtete, oder die Elemente dafür als richtig annahm, eine Merkurmasse = mim angenommen werden mulste. Nahm man alle Durchgänge ‚zusam- men, so ging aus der Rechnung eine. Merkurmasse = om hervor. Die genauesten Werthe der anderen. Massen, namentlich der Jupitersmasse nach. Airy und Bessel, waren vorber in die Störungswerthe eingeführt worden. Den letzteren kleinsten Werth halte ich für den wahrschein- lichsten, ‘und werde ihn bei der strengeren Behandlung weiter prüfen. Er beruht freilich auf der Genauigkeit der Störungs- rechnungen. Indessen sind diese für 1832-1833 von ‚Hrn. Dr. Bremiker mit so vorzüglicher Sorgfalt ausgeführt worden, dals ich keinen Zweifel an ihrer Richtigkeit im Ganzen habe, Zu- 423 gleich ist bemerkenswertb, dafs die Constante des Widerstandes durchaus unverändert bleibt. Bei der Anwendung dieser Masse stellt sich für die Dich- tigkeit der Hauptplaneten (nach Hansen, Schumacher Asr. Jahrb. 1837) das merkwürdige Resultat heraus, dals unser Pla- netensystem sich, in Bezug auf die Dichtißkeit, in zwei Grup- pen theilt. Es ist nämlich Dichtigkeit der Sonne... 0,25 des Jupiter .. 0,24 des Saturn... 0,14 des Uranus .. 0,24 und also bei den grofsen Planeten die Dichtigkeit nahe gleich der der Sonne, wo die Ausnahme bei Saturn an seine ungewöhn- liche Gestalt erinnern könnte. Dagegen ist die Dichtigkeit des Mars ... 0,95 der Erde... 1,00 der Venus.. 0,92 des Merkur . 1,12 letzteres mit der neuen Masse, die Lagrange’sche würde 2,94 geben. — Die Grenze zwischen den Planeten von grölserer, und denen von kleinerer Dichtigkeit, fällt in den schon früher so auffallend gewesenen grofsen Zwischenraum zwischen Mars und Jupiter, der jetzt durch die kleinen Planeten ausgefüllt ist. An eingegangenen Schriften und dazu gehörigen Schreiben wurden vorgelegt: Novorum Actorum Academiae Caesareae Leopoldino-Carolinae naturae curiosorum Vol. 19, Supplementum alterum. Y\Vra- tislav. et Bonn. 1841. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Präsidenten dieser Akademie, Herrn Nees von Esenbeck d. d. Breslau d. 27. Nov. 1841. Bulletin de la Socidt€ Imperiale des Naturalistes de Moscou. Annee 1841. No.2.3. Moscou 1841. 8. mit zwei Begleitungsschreiben des zweiten Secretars dieser Ge- sellschaft, Herrn Dr. Renard d. d. Moskau d. {} Aug. und 4 Sept. 1841. F. X. Hlubeck, Ernährung der Pflanzen und die Statik des Landbaues. Eine von der dritten Versammlung deutscher ! 424 Land- und Forstwirthe zu Potsdam 1839 gekrönte Preisschrift. Prag 1841. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d, d. Grätz d. 28. Oct. 1841. ; Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1841. 2 Semestre Tom 13. No 15-18. 11 Oct.-2.Nov. Paris. 4. Tables. A. Semestre 1841. Tome 12. ib. 4. The Transactions of the Linnean Society of London. Vol. 18. Parı4. London 1841. 4. List of the Linnean Society of London 1841. 4. Proceedings of Ihe Linnean Society of London. No. 8-12. 1840-1841, 8. Voyage autour du monde pendant les anndes 1836 et 1837 sur la Corvette la Bonite. Histoire naturelle. Botanique par M. Charl. Gaudichaud. Livrais. 2. Paris. fol. Resultate aus den Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1840. Herausgg. von GC. F. Gaufs und W. Weber. Leipzig 1841. 8: 30 Exempl. Annales des Mines. 3.Serie. Tome 19. (3. Livrais. de 1841). Pa- ris, Mai-Juin. 8. v. Schorn, Kunstblatt 1841. No. 91-94. Stuttg. und Tüb. 4. John Walsh a memoir on the invention of parlial equations, and their application to Ihe quadrature and rectificalion of curves etc. Ein Quartblatt. Ferner kam zum Vortrag: Ein Schreiben der Royal Society of Literature in London vom 27. November .d. J. und des Britischen Museums in London vom 15. November d.J., worin sie den Em- pfang der Abhandlungen unserer Akademie vom Jahre 1839 und der Monatsberichte für das Jahr 1840-41 anzeigen. Hr. Enslin übersendet eine Abhandlung über Anfertigung von Lichtbildern. Für die Herausgabe .der Werke Friedrich’s II. sind seit der letzten Verzeichnung solcher Beiträge im Monatsberichte vom Juni d.J. folgende Mittheilungen bei der Akademie eingegangen: Von Hrn. Justizrath Geyer in Oels, d. d. 29. Juni d. J. - Hrn. Dr. Arendt in Dielingen, Regierungsbezirk Min- den, d. d. 6. Juli. - den Erben des verstorbenen Dr. Wurzer hierselbst, un- ter dem 9. Juli. 425 Von Hrn. Kaufmann Troschel in Liegnitz, d. d. 10. Juli. Hrn. J. G. J. B. Friedländer hierselbst, unter dem 21. August. Hrn. Seminar-Director Hientzsch in Potsdam, d.d. 2. August, eingegangen am 26. August. der Fr. Fürstin von Schönburg Durchlaucht, d. d. Gu- sow den 27. Juni, eingegangen am 27. August. dem Königlichen Oberst-Lieutenant a. D. Hrn. Freiherrn von Haxthausen-Carnitz, d.d. Paderborn, den 26. August. Hrn. Geheimen Rath Reusch in Königsberg i. Pr., durch Hrn. Geheimen Justizrath Dirksen hierselbst, unter dem 25. September. Hrn. Hofrath Dorow hierselbst, unter dem 7. October. Hrn. Kaufmann Muhr hierselbst, unter dem 20. October. Hrn. Schulvorsteher Leberecht Hartung hierselbst, unter dem 20. October. dem Königlichen Obersten a. D. Hrn. Löwenberger von Schönholtz, d.d. Wriezen a. d.O. 5. November. Hrn. Dr. Arendt in Dielingen, d. d. 9. November. Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm, Oheim Sr. Majestät des Königs, d.d. Fischbach, den 23. No- vember. der Kaiserlich-Russischen Gesandtschaft hierselbst, auf Al- lerhöchstem Befehl Sr. Majestät des Kaisers, genaue Abschriften der in der Kaiserlichen Bibliothek der Ere- mitage befindlichen Handschriften des Königs Fried- rich’s II., unter dem 9. December. dem Königlichen Kammerherrn, Hrn. Freiherrn v. Vely- Jüngkenn auf Hütte bei Minden, d.d. 23. December. ——HD>— Namen - Register. v. Buch: Über Productus od. Leptaena, 289. Crelle: Resultate einer Untersuchung der Apollonius’schen Aufgabe: Lage u. Gröfse eines Kreises. zu finden, der drei andere Kreise od. Linien berührt, oder durch gegebene Punkte geht, 162. Dirksen, E.H.: Von den Integralen u. deren Anwendung auf Funk- tionen imaginärer Veränderlichen, 4. Dirksen, H.E., gewählt, 147. Dove: Combination der Eindrücke beider Ohren u. Augen zu einem Eindruck, 251. — Tägl. Veränderungen des Barometers im Innern d. Continente, 253. — Umkehrung der durch elektro-magnesirtes Eisen hervorgebrachte Inductionserscheinungen vermittelst der in ihm bei d. magnetischen Polarisirung erregten elektr. Ströme, 296. Ehrenberg: Bericht über Werneck’s Arbeiten u. Würdigung der- selben, 102. 373. — Antheil mikroskopischer Organismen am Ver- schlämmen der Seehäfen ‘in Wismar u. Pillau, so wie am Schlick des Flufsbettes der Elbe u.-des Nilbodens, 127.201. — Verbrei- tung u. Einflufs d. mikroskop. Lebens in Süd- u. Nord-Amerika, 139. 202. — Über die papierartige Substanz aus Schlesien, 225. — Lager fossiler mikroskop. Organismen in Berlin, 231. 362.— Mikroskop. Analyse des Ivaner Meteorsteinregens, 357. Encke: Die astronomischen Anstalten Englands, 17. — Über d. Masse des Merkurs, 421. Fechner gewählt, 144. Friedrich II., Herausgabe der Werke dess. betreffend, 169.195. 227. Gerhard: Über die Dämonen u. Genien, 229. — Über König Atlas im Hesperidenmythos, 237. [1841.] 1 428 Göppert, Beschreibung von Präparaten, die das Überwachsen abge- hauener Fichtenstämme gut wahrnehmen lassen, 353. Graff: Die althochdeutschen Partikeln za, zo, zar, zur, 171. Grimm, W., gewählt, 147. Guizot, Wahl bestätigt, 15. v.d. Hagen gewählt, 147. Hoffmann: Übersicht des neusten Zustandes des Lotteriespiels in Preufsen, 61. Horkel: Histor. Bemerkungen über den Mangababaum, 81. v. Humboldt: Nachrichten von der Untersuchung des Thiers im Nautilus Pompilius durch Valenciennes, 55. Kaemptz: Über die täglichen Schwankungen des Barometers, 36. Karsten: Intensität der chem. Verbindungen, 411. Klug: Neue Zusammenstellung der Insektengattung Phanaeus Mac- Leay, 209. Kunth: Über die Gattungen der Eriocauleen u. über Mayaca Aubl. 110. — Revision der Familie der Commelyneen, 244. Lachmann: Über den lat. Homerus des so genannten Pindarus The- banus, 13. Lejeune-Dirichlet: Untersuchungen über die Theorie d. complex. Zahlen, 190. — Untersuchungen über eine Klasse homogener Funktionen des 3ten und der höheren Grade, 280. Link: Bau der Farrnkräuter, 365. Duc de Luynes, Bestätigung der Wahl, 15. Magnus: Ausdehnung der Gase durch die Wärme, 367. Mitscherlich: Über die chem. Verwandtschaftskraft, 62. — Chem. Zersetz. u. Verbind.'vermittelst Contactsubstanzen, 379. Müller: Bemerkungen die Anatomie des Thiers im Nautilus Pompi- lius betreffend, 58. — Nachtrag über die Nebenkiemen, ‚86. — Anatomie der Steatornis\ caripensis, 172. — Über die Gattungen und Arten der Gomatulen, 179. —ıKrankhafter Hautausschlag mit spec. organisirten Samenkörperchen, 212, 246..— Mikroskop. Untersuchungen über den Bau’ des Branchiostoma-lubricum, 396. Poggendorff: Wirklichkeit des Übergangswiderstandes bei hydro- elektr. Ketten, 21.419. — Elektricitätsleitung in Metallen, 149. — Über die Volt: Ketten ‘mit: zwei ‚einander 'berührenden Flüssig- keiten, 151. — Volt. Kette von nahe ebenso starker Wirkung als die Grovesche, 167. — Methode zur quantitativen Bestimmung der elektromotorischen Kraft inconstanter galvan. Ketten, 263..— Giebt es’ galvan. Ketten»ohne primitive chem. Action? Bildung der Fisensäure auf galvan. Wege,. 312. 429 Rammelsberg: Über die Sulfarseniate u. Sulfantimoniate, 42. — Über die bromsauren Salze und die Verbindung der Brommetalle mit Ammoniak, 326. v. Raumer: Über Karl XI., König von Schweden, und die Staats- veränderung v. 1680, 16. — Jetziger Zustand des Schulwesens in England, 285. Rose, H.: Verbindungen der flüchtigen Chloride mit Ammoniak u. Zusammenselzungsweise derselben, 47. — Gährungsfähigkeit der Zuckerarten, 99. — Lichterscheinung bei den Krystallbildungen, 130. — Über die Quecksilberoxydulsalze, 159. Schott gewählt 147. Sefström gewählt 144. v. Siebold: Über die Dotterkugeln der Planarien, 83. — gewählt 144. Trommer: Versuche um Gummi, Dextrin, Traubenzucker u. Rohr- zucker zu unterscheiden, 222. Valenciennes: Anatomie des Nautilus Pompilius, 55. Wagner gewählt, 144. Weifs: Krystallform. des Euklas, 355. Werneck: Mikroskop. Organismen der Gegend v. Salzburg, 102.373. Wöhler:‘Schmelzpunkt mancher Körper im krystallisirten u. amor- phen Zustande, 325. Zumpt: Bevölkerung u. Volksvermehrung im Alterthum, 101.116. — Über die Textverbesserung der Rede pro Murena v. Cicero, 115. Sach - Register. Alterthum, Bevölkerung u. Volksvermehrung im 'A:;, 101.116. Ammoniak, Verbindung desselben mit den flüchtigen Chloriden des Titan, Aluminium, Eisen, Antimon u. Schwefel, 47. mit Chlor- phosphor, 48. — mit schwefels. Schwefelchlorid, 49. — mit Brom- metallen, 329. Amphionus lanceolatus, anatom. Bau u. Lebensweise, 396. Amygdalin, Schmelzpunkt im krystallisirten u. amorphen Zust., 325. Analyse,mikroskopische, s. Infusorien, — chemische, s. Dextrin. Antimonsulfid, Verhältnifs des Schwefels im Antimon.u. den damit verbundenen Schwefelbasen wie 5:3, 42.— Das Kaliumsalz ver- bindet sich mit Sauerstoffsalzen, 44. Arseniksulfid, Zusammensetzung seiner Verbindung mit Schwefel- basen, 45. Astronomie, Bemerkungen über die astronom. Anstalten Englands, 17. — s. Merkur. Atlas, König, Ursprung und Sagen von ihm, 237. Auflösung, Unterschied von chem. Verbindung, 412. Augen, Combination der Eindrücke beider A. zu einem Eindruck, 251. Barometer, tägl. Schwankungen dess., 36. — Tägl. Veränderungen im Innern der Continente, 253. Bevölkerung u. Volksvermehrung im Alterthum, 101. 116. Branchiostoma lubricum, Untersuchung über Bau u. Lebensweise dess., 396. Brommetalle, Verbindung ders. mit Ammoniak, 329. Bromsaure Salze, Darstellung u. Beschreibung, 326. Chemie, die Annahme von zusammengesetzen Atomen erklärt auch 431 die Substitutionstheorie u. die der‘ Typen, 62. — Intensität (der chem. Verbindungen, 411. s. Verwandtschaft. Chlorkohlenstoff, Ansichten über d. Zusammensetzung d. kobhlens. Kobhlenchlorid: (Phosgengas) u. Verbind. dess. mit Ammoniak, 53. Chlormetalle, Verbind. der flüchtigen ‚Chloride des Titan, Zinn, Aluminium, Eisen,‘ Arsenik ‘u. Antimon mit. Ammoniak, :47..— Wie die Verbind. der flüchtigen Chloride mit den entsprechenden Säuren zu betrachten, 51: Chlorschwefel wieSchwefelchlorid + Schwefelsäure u seine Yerbindi mit: Ammoniak 'anzusehen, 50. Cicero's Rede pro Murena, Textverbesserung ders, 115. Comaätulen, Systematik der Gattungen u. Arten, 179. Commelyneen, Revision der dazu gehörigen Gattungen, 244. Contactsubstanzen;: Beschaffenheit ders:::so wie Verbind. u. Zer- setz. durch sie, 379. Dämonen, ob von den griech. die ital. Genien abzuleiten: oder zu- fällig damit übereinstimmend sind, 229. Dextrin von Gummi-, Rohr- u. Traubenzucker 'zu unterscheiden), 222. Eisensäure, Bildung auf galvan. Wege, 320. Elektricität, Geschichtliches über d. Überganswiderstand bei kydro- elektr. Ketten, 21. — Beweis seines: Daseins, 29. — Gröfse. dess., 32. — Zeigt sich schon nach zwei Secunden, 119. — Nimmt bei steigender Temp. ab, 121. — Beim ‚Leidenfrost'schen Versuch ist zwischen dem ‚Metall'und der: Flüssigkeit eine Isolation, 123. — Der Übergangswiderstand existirt nicht zwischen Metallen, 125. — Der Widerstand der Metalle unabhängig von der Stärke des Stroms, 149. — Anomalien, ähnlich der Zink — Eisenkette, 151. — Volt. Ketten mit zwei berührenden Flüssigkeiten, 156. — Eisen u. conc. Schwefels. ersetzen nahe das Platin in der Grove’schen Kette, 168. — Methode zur quantitat. Bestimmung dei elektromotorischen Kraft inconstanter galvan. Ketten, 263. — Eisen, von einer Flaschen- batterie magnetisirt, inducirt Ströme, verschieden von denen, die ein durch galvan. od. Thermo-Elektricität magnetisirtes Eisen in- ducirt, 296. — Ob es galvan. Ketten ohne chem. Action giebt, 312. — Bildung der Eisensäure auf galvan. Wege, 320. Eriocauleen, Systematik ders., 110. _ Euklas, Krystallsystem dess., 355. Farrnkräuter, Bau ders., 365. Ferment, s. Hefe. Friedrich'’s II: Werke, Herausgabe ders. Betreflendes, 169. 195. 227. 432 Gährung, die Gährungsfähigkeit des Rohrzuckers und’ anderer Sub- stanzen beruht auf ihrer Umwandlung in Traubenzucker, 100. — Die Gährung’ geht ‘nur an der Oberfläche der Hefenkügelchen vor sich, 392. — Findet wahrscheinlich auch im Darmkanal statt, 394. Gase, Ausdehnung ders. durch die Wärme, 367. Genien, die ital. eine schr frühe Entwickelung des griech. Dämonen- begriffs, 229. Gummi, von Dextrin, Rohr- u. Traubenzucker zu unterscheiden, 222. Hancornia speciosa od. Mangababaum, hist. Bemerk. darüber, 81. Hautausschlag, krankhafter, mit spec. organisirten IROREIMEDEN chen (Psorospermien), 212. Hefe, Natur’ derselben, 392:— Dasein einer'ähnl. Substanz i im Danui> kanal, 394. | Homerus des so genannten Pindarus T'hebanus: mit ‚Unrecht: dem Mittelalter süss Infusorien, Werneck’s Arbeiten über die Inf. bei Salzburg, 102. 373.— Kieselschalen von Inf. in. dem Schlamm: der Seehäfen u.'Schlick der Flufsbetten, 127. 201. — Verbreitung u. Einflufs der Inf. ‚nm Nord- u. Südamerika, 139. — Verzeichnifs der; charakteristischen Formen ‘Amerikas, 443. 202. — Untersuchung der in ‚Schlesien gefundenen natürl. papierartigen Massen, 225. — Die Lager fos- siler Inf. in Berlin die mächtigsten bis jetzt bekannten, 231. 362. Kohlenchlorid, s. Chlorkohlenstoff. Krystallisation, Lichterscheinungen bei ders., :130..— FR system des Euklas, 355. Lab, die innere Haut dess; bewirkt das Coaguliren nicht, 395. Leidenfrost’s Versuch. Zwischen dem glühenden Metall ‚und der Flüssigkeit geht der elektr. Strom nicht durch, :123, Leptaenen, s. Produetus. Licht bei der Krystallbildung, 130. — Doppelbrechung dess. in’ com- primirten od. ungleichförmig erwärmten unkrystall.' Körpern, 330. Lithofellinsäure, Schmelzpunkt im krystallisirten und amorphen Zustand, 325. Lotterie, neuester Zustand des Lotteriespiels für REN der Re- gierung in Preufsen, 61. Magnetismus, Verfahren den Magnetismus der ee unmagn. Metalle nachzuweisen, 309. s. Elektricität. Mangababaum, histor. Bemerkungen darüber, 81. Mathematik, Anwendung der Integrale auf die Funclionen: imagi- närer Veränderlichen, 4.— Begriff des Integrals, 11. — Untersuch. 433 der verschiedenen Fälle der Aufgabe: Lage’u. Gröfse eines Kreises zu finden, der drei andere Kreise od. grade Linien od. Punkte berührt, 162. — Untersuch. über die Theorie der complex. Zahlen, 490. — Über‘ eine Klasse homogener Funktionen des dritten u. der höheren Grade, 280. ö Mayaca, systemat. Stellung dieser Gattung, 113. Mercur, Dichtigkeit seiner Masse, 421. Meteorologie, s. Barometer. Meteorpapier, mikroskop. Untersuchung dess., 225. Meteorsteine von Ivan terrestrischen Ursprungs, 357. Mikroskopische Organismen, s. Infusorien. Nautilus Pompilius, Beschreibung des Thiers, 55. Nebenkiemen, Vorkommen u. Bau ders., 86. Ohren, Combination der Eindrücke beider zu einem Eindruck, 251. Papierartige Massen, natürliche, mikroskop. Untersuch. ders., 225. Partikeln, über die althochdeutschen P. za, zo, zar, zur, 171. Phanaeus Mac-Leay, neue Anordnung dieser Gattung, 209. Phosgengas, s. Chlorkohlenstoff. Pindarus Thebanus, s. Homerus. Pinus picea, Beschreibung von abgehauenen Stämmen, woran das Überwachsen (Überwallen) sehr deutlich, 353. Planarien, merkwürdiger Bau und Lebensäufserungen der Dotter- kugeln, 83. r Preisfragen, 239. Productus od. Leptänen, Beschreibung u. Systematik, 289. Pseudobranchien, s. Nebenkiemen. Psorospermien, s. Hautauschlag. Quecksilberoxydul, zu den starken Basen gehörig, 159. Rede Cicero’s pro Murena, Textverbesserung ders., 115. Rohrzucker wird durch Ferment in Traubenzucker verwandelt u. dadurch der geistigen Gährung fähig, 100. — Wie von Gummi, Dextrin u. Traubenzucker zu unterscheiden, 222. — Hefe ver- wandelt den Rohrzucker in eine von Traubenzucker wahrscheinl. verschiedene Zuckerart, 390. — Davon verschieden auch die vom Schmelzen des Rohrzuckers erhaltene Art, 391. Schmelzpunkt mehrerer Körper im krystallisirten und amorphen | Zustand, 325. Schwefelchlorid, s. Chlorschwefel. Schwefelsalze verbinden sich auch mit Sauerstoflsalzen, 46. Steatornis caripensis, Anatomie, 172. — Gehört zu den Caprimul- ginen, 177. 434 Sulfantimoniate, Zusammensetzung u. Darstellung, 42. Sulfarseniate, Zusammensetzung, 45. Sylvinsäure, Schmelzpunkt im krystallisirten u. amorphen Zust., 325. Traubenzucker, bedarf nur sehr wenig Ferment, um in Gährung überzugehen, 100. — Geringe Mengen desselben zu entdecken, 222. s. Rohrzucker. Überwachsen (Überwallen) an Stämmen von Weifstannen, 353. Verbindung, chemische, Unterschied von Auflösung, 412. Verwandtschaft, chemische, nicht die einzige Ursache der; Zer- setzung bei vielen organ. Körpern, 71. — Wesen ders.,; 420. Weifstanne, s. Pinus Picea. Zucker, Schmelzpunkt im amerphen u. kr era Zustand, 325. s. Rohrzucker, Traubenzucker. ke ei Sa “ \ ET 5 Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen _ der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1842. Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenchaften. j i er y a, a TE ee 0 äbendici By sw) B y we FE A Far IE ET EL ty Erye Sich D = ahamt: a cz .- dont a En a) Seiser ‚acht ws. P A er nt y » 1 \ ‘ PASTE e; ss ar Ft \ RR BRRENN werde PR u. si so | en. , Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Januar 1842. Vorsitzender Sekretar: Hr. Enck e. 3. Januar. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. v.d. Hagen eröffnete eine Reihe Vorlesungen über die Nordische Mythologie mit allgemeinen mythologischen und etymologischen Grundsätzen. Das Verbältnils der Mythologie zur Offenbarung, so wie der Nordischen Mythologie zur eigentlich Deutschen, die Quellen, Alter und Echtheit der Nordischen My- thologie wurden erörtert; dann wurden die Grundzüge der Nordischen Mythologie, zunächst in Hinsicht auf Anfang und Ende der Dinge, und das damit verbundene gemeinsame Schicksal der Götter- und Menschenwelt dargestellt, und hierauf die Schö- pfungsgeschichte näher erläutert. 6. Januar. Gesammt-Sitzung der Akademie. Hr. Lachmann las eine Abhandlung des Hrn. Hoffmann über das Verhältnils der Staatsgewalt zu den sittli- chen Vorstellungen ihrer Untergebenen. Vorschriften und Anordnungen der Staatsgewalt bewirken nur sehr unvollständig, was richtige Vorstellungen von sittlichen Verhältnissen obne gesetzlichen Zwang hervorbringen sollen. Was in irgend einem Zeitalter für rechtmälsig und vortheilbaft gilt, das kann von der Regierung nicht geradehin verboten, sondern nur durch erläuternde Bestimmungen behutsam zum Bessern ge- [1842.] 4 4 leitet werden. So konnte die Gesetzgebung nur schwer und un- vollkommen die Meinung besiegen, dafs ebensowohl über Men- schen als über Sachen Eigenthumsrechte erlangt werden könnten. So bleibt der Erfolg von Anordnungen sehr unvollkommen, wo- durch dem Milsbrauche der elterlichen Gewalt vorgebeugt wer- den soll. So veranlassen irrige Vorstellungen vom Erbrechte ganz unleidliche Zustände, indem sie einerseits zur Entwerthung des Grundeigenthums durch gänzliche Zersplitterung desselben führen, und andrerseits die Stiftung von Privat-Fideicommissen erzeugen, welche wahrhafte Prodigalitäts-Erklärungen für eine unabsehbare Reihe von Generationen sind. Die Regierungen verfallen in einen sehr gefährlichen Irrthum, wenn sie verkennen, dals ihre Vorschriften und Anordnungen nur Nothbehelfe sind, und durch immer schärfere Bestimmungen und immer strengere Aufsicht den Mangel richtiger Vorstellungen von sittlichen Verhältnissen er- setzen zu können vermeinen. Zur Erreichung verständig aufge- falster Staatszwecke gelangen sie nur, indem sie zur Verbesserung solcher irrigen Vorstellungen dadurch Raum geben, dals sie durch Mäfsigung und Milde die Neigung zum Widerstande entkräften, und Anstalten vermeiden, deren Bestehen die Fortdauer falscher Vorstellungen voraussetzt. Als warnende Beispiele sind angeführt in ersterer Beziehung die geschärften Vorschriften wider Umge- hen der Steuern, und in letzterer die Lotterien und die Findel- häuser. Es wırde darauf der von heiden Klassen erstattete Bericht über die Erfindung des Buchdruckers Hrn. Uckermann in Er- furt, über welche das vorgeordnete Ministerium von der Akade- mie ein Gutachten verlangt hatte, von der Gesammt-Akademie genehmigt. Er wird an das vorgeordnete Ministerium eingesandt werden. Hr. Böckh trug das im Namen der Akademie zu übersen- dende Danksagungsschreiben an des Kaisers von Rufsland Majestät, für die vollständige Mittheilung der in Petersburg vorhandenen Handschriften Friedrich’s II. vor, so wie einen ferneren Bericht über den Fortschritt der Herausgabe der Werke von Friedrich II, 5 An eingegangenen Schriften ud dazu gehörigen Schreiben wurden vorgelegt: Neue Denkschriften der allg. Schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften. Bd.5. Neuchätel 1841. 4. Actes de la Societe helvetique des Sciences naturelles, assemblee a Fribourg les 24, 25 et 26 Aouüt 1840. 25. Session. Fri- bourg en Suisse 1841. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Archivars der Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft, Hrn. St. Wolf in Bern, vom 20. Nov. 1844. Philosophical Transactions of Ihe Royal Society of London Jor the year 1841. Part 2. London 1841. 4. Proceedings of Ihe Royal Society 1841. No. 49. 50. (London) 8. Transactions of the Cambridge philosophical Society. Vol. 7, Part 2. Cambridge 1841. 4. Proceedings af the American philosophical Society. Vol. 2, No. 18. May and June 1841. 8. Annali dell Instituto di Corrispondenza archeologica. Vol. 12. Roma 1841. 8. Nouveaux Memoires de l’Academie royale des seiences et belles- lettres de Bruxelles. TomeA44. Bruxelles is4i. A. Memoires couronnes par U’Academie royale des Sciences et belles-lettres de Bruxelles. Tome 15, Partie 1. 1840-41, ib. eod. 4. Bulletin de l’Academie royale des Sciences et belles-lettres de Bruxelles. Tome 8, No. 7-9, 4841. Bruxell. 1841. 8. Transactions of the Royal Society of Edinburgh. Vol. 15, Part 1. Edinb. 1841. 4. L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 9. Annde No. 414-417. 2-23 Dec. 1841. Paris. 4. Gay-Lüussac ete., Annales de Chimie ei de Physique. 3. Serie . Tome 3. Octobre 1841. Paris. 8. v. Schorn, Kunstblatt 1841. No. 95-98. Stuttg. u. Tüb. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 434-437. Al- tona 1841. 4. van der Hoeven en de Vriese; Tijdschrift voor natuurijlke Geschiedenis en Physiologie. Deel 8, Stuk 3. Leiden 1841. 8. F. J. Pictet, Histoire naturelle gen. el partie. des Insectes ne- vropteres., Premiere Monographie. Famille des Perlides. Livrais.3. Geneye et Paris 1841. 8. F. M. Avellino, Conghielture sopra un’ Iscrizione Sannitica. Napoli 1841. 4. 6 Alcide d’Orbigny, Paleontologie frangaise. Livrais. 31. 32. Paris. 8. Th. Panofka, Terracotten des Königl. Museums zu Berlin. Heft 5.6. Berlin 1842. 4. ‘20 Exempl. 13. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ritter las einen Beitrag zur geographischen Kenntnifs von Neuseeland. Vorgelegt wurden folgende eingegangene Schriften und dazu gehörige Schreiben: Le Livre de la Voie et de la Vertu compose dans le 6. Siecle avant l’Ere chretienne par le Philosophe Lao-Tseu. T'rad. en franc. avec le texte chinois et un commentaire par Sta- nislas Julien. Paris 4842. 8. Göttingische gelehrte Anzeigen 1841. Stück 208. 8. v. Schorn, Kunstblatt 1841. No.99. 100. Stuttg. u. Tüb. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 4841. 2. Semestre Tome 13. No.19-25. 8 Nov.- 20.Dec. Paris. 4. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd.15, Heft2. 4. Halle 1841. 8. Franz Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte. Stuttg. 1842. 8. nebst einem Begleitungsschreiben des Verf. an Hrn. v. Olfers, d. d. Berlin, den 28. Dec. v. J. Otto Jahn, Specimen epigraphicum in memoriam Olai Keller- manni. Kiliae 1841. 8. nebst einem Begleitungsschreiben des Verf., d. d. Kiel, den 30. Decbr. v. J. Inscriptiones Umbricae et Oscae, ed. Carol. Ricard. Lepsius. Commentationes. Lips. 1841. 8. 20 Exempl. — {m . Tabulae. ib. eod. fol. 20 Exempl. nebst einem Begleitungsschreiben des Herausgebers, d. d. Berlin, den 13. Jan. d. J. 47. Januar. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Poggendorff sprach über eine Methode, die re- lativen Maxima der Stromstärken zweier Volta’schen Ketten zu bestimmen. 7 Der Widerstand, den der Strom einer geschlossenen V.olta- schen Kette zu überwinden hat, ist aus zwei Theilen zusammen- gesetzt, von welchen der eine als wesentlich, der andere als aulserwesentlich betrachtet werden kann. Für wesentlich kann der Widerstand in der Flüssigkeit gelten, für aufserwesentlich der in dem Schliefsdraht. Diese Unterscheidung, obgleich nicht ein- wurfsfrei, ‚rechtfertigt sich, aufser ihrem Nutzen für manche Be- trachtung, durch den Umstand, dafs man den Widerstand in der Flüssigkeit wohl beliebig verringern kann, nicht aber völlig auf- heben darf, wenn nicht zugleich der Strom verschwinden soll, während sich der Widerstand in dem Schliefsdraht, durch hin- längliche Kürze und Dicke. desselben, so gut wie vollständig ver- nichten läfst, ohne dafs damit der Strom beeinträchtigt wird. Bei einer gegebenen ungeschlossenen Kette ist auch der we- sentliche „Widerstand eine gegebene Gröfse, und die Stärke des Stroms, den diese Kette bei Schlielsung darbietet, hängt davon ab, wie grols der aufserwesentliche Widerstand zum Behufe des Schlielsens genommen wird. Je grölser er ist, desto kleiner wird die Stromstärke und so umgekehrt. Bei einem unendlich grofsen Werth dieses Widerstands sinkt die Stromstärke auf Null herab; bei einem unendlich kleinen Werth desselben steigt sie auf eine Grölse, welche durch die elektromotorische Kraft und den we- sentlichen Theil des Widerstands der Kette bedingt ist. Bezeichnet % die elektromotorische Kraft der Kette, r den wesentlichen oder constanten Theil ihres Widerstands, » den aulserwesentlichen oder. variabeln Theil desselben, so ist die Stromstärke ; bekanntlich: k r+w i= und das Maximum M derselben k M=— r. Diesem Maximum kann man sich auf zweierlei Weisen be- liebig nähern, entweder dadurch, dafs man bei der einfachen Kette den Schliefsdraht sehr kurz und dick nimmt, also w» ge- zadezu, wenigstens annähernd, Null macht, oder dadurch, dals man aus einer sehr grolsen Zahl solcher Ketten eine Batterie er- baut. In letzterem Fall ist, wenn n die Anzahl dieser Ketten be- 8 zeichnet, der Ausdruck für die Stromstärke: nk nrw welcher mit M zusämmenfällt, wenn n sehr grofs ist. Das Verhältnils der Strömstärken zweier Ketten vön ver- schiedener Beschaffenheit wird durch die Elemente dieser Ketten bedingt. Haben &', r’, w, i' dieselbe Bedeutung bei der zweiten Kette, wie k, r, w, i bei der ersten, so ist das Verhältnis ihrer Stromstärken im Allgemeinen: i k r+w rt+uw. Dies Verhältnils ist also verschieden näch den Werthen von w’ und w, selbst, was oft übersehen ist, in dem Fall, dafs w’ und w einander gleich sind. Beschränkt man sich auf den einfachen Fall, dafs = w, und läfst w von 0 bis 00 värliren, so wird ersichtlich, dafs das er- wähnte Verhältnils zwischen zwei Gränzen eingeschlossen ist, de- ren Werthe sind: J= P Der erste Gränzwerth ist das Verhältnils der Strom-Maxima, der letztere das der elektromotorischen Kräfte. Das Verhältnifs der beiden Werthe stellt das umgekehrte der wesentlichen Wi- derstände der Ketten dar. Die Kenntnils dieser Gränzwerthe des Verhältnisses der Stromstärken zweier Volta’schen Ketten ist in mancher Beziehung wichtig und interessant. Namentlich gilt dies von dem ersteren Werth, dem Verhältnifs der Strom-Maxima. Dasselbe ist nämlich zugleich das Verhältnils derjenigen Stromstärken zweier Volta- schen Ketten, bei welcher mit ihnen die gröfste Nutzwirkung er- zielt wird. Ein Beispiel mag dies erläutern. Die magnetische Wirkung eines Drahts, welcher von einem elektrischen Strom durchlaufen wird, ist proportional dem Produkt aus der Stärke des Stroms in die Länge des Drahts*). In den meisten Fällen z. B. bei Mul- tiplicatoren, bei elektromagnetischen Maschinen, u. dergl., ist der *) Abstand und Winkel bei seiner Wirkung als constant gesetzt. 9 Raum gegeben, der mit Draht ausgefüllt werden soll. Dies kann fun sowohl durch einen kurzen und dicken, als dureh einen lan- gen und dünnen Draht geschehen. Es fragt sich'also, bei wel- cher Länge und Dicke des Drahts mit einer gegebenen Volta- schen Batterie das Maximum der Wirkung erreicht werde. Mit Beibehaltung der früheren Bezeichnungen, tind wenn n die Zahl der Glieder (einfachen Ketten) der Batterie bedeutet, ist ‘der Ausdruck für die Stromstärke der Batterie 2 nk M_ MT r—r nrw. Bezeichnet nun ferner 2 die Länge und s den Querschnitt des Drahts, der den Widerstand w leistet, sowie v das gegebene Volumen, welches er ausfüllen soll, so hat man 2 I 2 sS=evwdwe-alowvwe — Ay Vs Substituirt, man diesen Werth von win obiger Gleichung, so erhält man. für die Intensität nvk,, Er nvr+i? and für den Nutz-Effekt iz, der mit N bezeichnet sein mag; N= nukl N nvr—l/”, Differenzirt man letztere Gleichung in Bezug auf N und z, um die Bedingung für das Maximum von N zu finden, so ergiebt sich, dals dasselbe statt hat, wenn P=nrdho=nr, oder, mit Worten, wenn der Widerstand des in die Batterie ein- eschalteten Drahts dem wesentlichen Widerstande derselben gleich ist *). 2 Substituirt man nun diesen Werth von » in dem Ausdruck | für die Stromstärke der Batterie, so erhält man nk k u, Ve —— = E — nr-+nr 2r, Pr #) Dies Resultat ist schön mehrmals gegeben worden, ohne dafs jedoch daraus der folgende ein- fsche Schlufs gezögen wäre, Der Verf. verdankt diese Benierkung seinem Freunde W. Weber, der in den „‚Resultaten des magnetischen Vereins’? für 1838, S.112, die obige Aufgabe auch ge- legentlich behandelt hat, 10 d. h. die Stromstärke der Batterie für den Fall des Maximums_der Nutzwirkung, ist ‘gleich ‚dem halben Maximum der Stromstärke einer der einfachen Ketten, aus welchen die Batterie zusammen- gesetzt ist. Wenn ‚also nach dem, Verhältnils der gröfsten Nutzbarkeit zweier verschiedenen Batterien gefragt wird, so braucht man nur bei einem .Gliede von jeder das Maximum der Stromstärke zu be- stimmen. Das Verhältnils dieser Maxima ist mit jenem Verhält- nils identisch. Das Maximum der Stromstärke einer einfachen Kette, vor- ausgesetzt, dals sie.eine constante sei, lälst sich ohne Schwierig- keit bestimmen. Hat man nämlich, mit Hülfe der für zweierlei Widerstände gemessenen Stromstärken, die Werthe der Gröfsen k und r nach.der Ohm’schen Methode vermittelt, so braucht man nur den ersteren durch den letzteren zu: dividiren. Der Quotient ist das gesuchte Maximum. ' Diese Methode ist untadelhaft. ‘Wenn indels % sehr grols, und r sehr klein ist, wie es bei einigen Ketten, z.B. der Bun- sen’schen oder der Grove”schen, wirklich der Fall ist, so übt ein geringer Fehler in der‘ Bestimmung von r einen sehr be- trächtlichen Einfluls auf den Werth des Maximums aus. Die Messung muls also sehr genau sein, wenn das Resultat Zutrauen verdienen soll. Auf diese Weise ist übrigens eine absolute Bestimmung der Strom -Maxima verschiedener: Volta’schen Ketten möglich. In der Regel wird aber schon die Kenntnils des Verhältnisses der- selben genügen, und in manchen Fällen möchte nicht mehr er- forderlich sein, als zu wissen, welches von zwei oder mehren Maximis das grölsere ist. In solchen Fällen kann man sich einer Methode bedienen, die zwar nur ein annäherndes Resultat gewährt, allein den Vor- zug bat, dies Resultat augenfällig zu. machen. _ Diese Methode besteht darin, dals man die beiden zu prüfenden Ketten in ent- gegengesetztem Sinne mit einem Doppel-Galvanometer verbindet, dessen Drähte einen möglichst kleinen Widerstand darbieten. Der Ausschlag der Magnetnadel zeigt dann sogleich, welche der Ket- ten bei diesem sehr kleinen Widerstande die grölsere Stromstärke entfaltet. 11 Um den Widerstand in dem Galvanometer vernachlässigen zu können, müssen die Drähte desselben, aufser von einer gut leitenden Substanz, auch möglichst kurz und dick sein. Zu kurz und dick ‘dürfen sie aber nicht genommen werden; denn sind sie kurz, so bleibt man mit den Ketten, deren Körper so gut wie deren Schliefsdraht auf die Magnetnadel wirkt, nicht hinlänglich von dieser entfernt; und sind sie zu dick, so verlieren sie an der erforderlichen Biegsamkeit. Selbst bei derjenigen Länge und Dicke der Drähte, bei wel- chen diese Nachtheile ‘nur in mäfsigem Grade hervortreten, stellt sich noch ein Übelstand ein, der’ den’ Vergleich sehr erschwert. Die Drähte erhitzen sich nämlich, leicht so stark, 'dafs man sie nur mit der Zange anfassen kann, wenn die Ketten kräftiger Art sind.‘ Dabei. oxydiren dieselben sich stark (es sei denn, man nehme sie aus Silber oder Gold, was wohl selten der Fall sein möchte), und man ist daher genöthigt, bei jeder Schlie- [sung der Kette, das Ende der Drähte blank zu feilen, um einen sicheren‘ Contact ‚zu (haben. _ Überdies. ist. es sehr schwierig, kurze und dicke Drähte so an die Platten zu befestigen, dals die ursprüngliche und nothwendige Gleichheit ihrer Länge nicht ge- stört wird. Alle diese Nachtheile, welche der Verf. bei. dem Ver- gleich einer Grove’schen Kette mit einer Bunsen"schen in hinreichendem Maalse erfahren hat, machen die eben: erwähnte Methode, abgesehen davon, dals sie so wenig leistet, nicht. sehr empfehlenswerth. Unter diesen Umständen scheint ‘es dem Verf. nützlich, ein Verfahren zu beschreiben, welches frei ist von den eben gerüg- ten Mängeln, und schon aus dem Grunde Beachtung. verdient, als es einen abermaligen Beweis davon ablegt, wie genau die aus ‚dem Ohm’schen Gesetz hergeleiteten Folgerungen von der Er- fahrung bestätigt werden, wenn keine fremde Einflüsse ihm ent- gegenwirken. Das Verfahren gründet sich auf die in einer früheren Ab- handlung des Verf. Auietee Na sh *), namentlich auf die ee) *) Monatsbericht der Akademie, August 1841. 12 welche die Stromstärke J in dem Schliefsdraht eines Systems von zwei, nach dem Princip der einfachen Kette, verbundenen Ketten ausdrückt. Diese Formel enthält, wie ersichtlich, die Ausdrücke für die N 2 k' Rn & En ER Strom-Maxima —; und m der beiden mit einander verbundenen Ketten, ‚und zwär für den Fall, dafs sie, das System als zusam- mengesetzte Kette betrachtet, gleiche Richtung. haben. Diesen Fall versinnlicht die Figur auf 8.274 der Mönätsberichte von | 1841, ‚wenn der Draht c; wie die beiden änderen Drähte, fest mit den: Platten verbunden wird, Denkt man sich die Ketten in umigekehrter Riehtung ver- bunden, so mufs man einer der elektromotorischen Kräfte, z.B. k",. das Minus-Zeichen geben, und geschieht dieses, so wird die Formel: 1. KR" BE nathec.n Fu Wenn man die obenstehenden Formeln erstlich addirt, dann die zweite von der ersten subtrahirt, ünd nut die Summe durch die Differenz dividirt, so verschwinden aus dem Qüotienten die Gröfsen r (der Widerstand des Drahtes 5) und s (die Summe aller reciproken Widerstände) und nian erhält, wenn Kürze hal- ber die Maxima der Stromstärke mit M’ und M” bezeichtet wer- den: € | J+J, mM’ VEIT, Diese Formel begründet nun das neue Verfähren, das Ver- hältnifs der Strom-Maxima zweier Volta’schen Ketten zu bestim- men. Es erfordert, wie zu ersehen, von experimenteller Seite weiter nichts, als dals man die Stromstärke in dem Drahte 3 (in der erwähnten Figur) für die beiden angegebenen Verbindungs- weisen der Ketten messe. Däs Verfahren ist also sehr einfach: man hat nur zwei Mes- sungen zu machen, während man, wenn man jenes Verkältnifs aus den Eleraenten beider Ketten berechnen will, deren. vier zu machen hat. Sorgfältig ausgeführt, gewährt es auch ein zuver- lässiges Resultat, doch müssen dabei verschiedene Bedingungen wohl berücksichtigt werden. 13 So ist zuvörderst einzusehen, dals in den Widerständen r? und r” die der Drähte « und ce mitenthalten sind. Soll also das gefundene Verhältnils der Maxima das wahre sein, so müssen diese Drähte einen möglichst kleinen, ganz verschwindenden Wi- derstand leisten. Es ist daher erforderlich, dals man statt dieser Drähte, kurze und dicke Stäbe oder besser dicke, breite und kurze Bügel nehme *), Dies läfst sich jedoch leicht ausführen, da man die Angriffspunkte der Platten oder Cylinder der Ketten in Wirklichkeit nicht hinter einander zu stellen braucht, wie in der Figur angedeutet ist, sondern neben einander stellen kann, in der Form eines Quadrats, und so dicht zusammen, wie es die Dimensionen der Ketten nur gestatten, Der Widerstand des Drahts 5 ist dann gleichgültig; man _ kann daher diesen Draht beliebig lang und dick nehmen, und sich somit vollständig vor jeder Erhitzung desselben und vor jeder Einwirkung des Körpers der Ketten auf die Magnetnadel sicher stellen. Vorzüglich beachtenswerth bei Anwendung der eben be- schriebenen Methode ist eine Erscheinung deren der Verf. schon in seiner früheren Abhandlung gelegentlich erwähnt, und die er jetzt näher untersucht hat, jedoch noch nicht so vollständig, als sie es verdient. Die Methode ist natürlich nur auf constante Ketten anwend- bar, bei denen überhaupt nur messende Versuche mit Genauigkeit anzustellen sind. Hat man zwei solche Ketten von gehöriger Beschaffenheit, aber ungleicher elektromotorischer Kraft, und verbindet sie nach dem Prinzip der Säule in gleicher Richtung mit einander, so liefern sie einen sehr constanten Strom, dessen elektromotorische *) Bemerkenswerth ist, dafs in diesen Bügeln @ und c die Ströme nicht das Maximum ihrer Intensität besitzen, wie aus den Formeln ETAIHT Se fe) a” „fees ” =} sr r r welche die Stärke dieser Ströme vorstellen (Monatsbericht d, Akad, August 1841, S. 273) hervorr geht, dennoch aber durch das angegebene Verfahren die Masima gefunden werden. Nur wenn r=6,ist J'= Mund J’= M”, so wie J= M'+M", je nach der Richtung der Ströme in @ und, 14 Kraft gleich ist der Summe der elektromotorischen Kräfte beider Ketten. Die Erfahrung stimmt hier wirklich bewundernswerth mit der Theorie, wie der Verf. dies in seiner früheren Abhand- lung an einem Beispiele gezeigt, und auch in vielen anderen nicht angeführten bestätigt gefunden hat. Anders verhält es sich aber, wenn man die Ketten in ent- gegengesetzter Richtung mit einander verknüpft. Wenn sie auch einzeln oder in der eben genannten Combination einen sehr constanten Strom lieferten, so geben sie doch nun einen verän- derlichen, mehr oder weniger stark abnehmenden; und wenn man jetzt, nachdem die Abnahme nicht mehr beträchtlich ist, die elek- tromotorische Kraft dieser Combination nach der Ohm’schen Methode bestimmt, so findet man sie stets kleiner als die Diffe- renz der elektromotorischen Kräfte beider Ketten, also kleiner, als sie nach der Theorie sein sollte. Wesentl. Elektromotor. So ergab Widerstand Kraft eine Grove’sche Kette „2... 02.0... 5,274 24,194 eine -Daniell’sche Kette...» ...... 15,260 14,025 also Unterschied der elektromot. Kräfte . . 10,149 Dagegen lieferte das System Grove-Daniell, anfangs ......... 29,907. _8,336 Grove-Daniell, nach 5 Minuten... .. 25,208 . 7,416 Ein zweites Beispiel ist dieses: Es gab eine Grove’sche Kette... ce. 0.0... . 24,830 eine gewöhnliche Zink-Kupfer- Kette, u 2 Compensationsmethode bestimmt, ... .. 13,556 also Unterschied der elektromot. Kräfte ...... . 11,274 Dagegen gab das System: Grove-(Zink-Kupfer), anfangs ......... 7,652 Grove-(Zink-Kupfer), nach 16 Minuten .... 9,355 In beiden Fällen besals also das aus den Ketten gebildete System eine elektromotorische Kraft, die geringer war als der Unterschied der Kräfte dieser Ketten; nur war die Kraft'im er- sten Fall eine mit der Zeit abnehmende, im zweiten eine zuneh- mende. Vorausgesetzt, die Kraft der stärkeren Kette habe sich in der Combination nicht geändert, — und davon glaubt der Verf. di- V 15 rekte Beweise zu besitzen — so geht aus obigen Messungen das in gewisser Beziehung recht merkwürdige Resultat hervor, dafs, wenn zwei Volta’sche Ketten von ungleicher Kraft in entgegen- gesetzter Richtung verknüpft werden, die schwächere von ihnen, diejenige, deren Strom von der anderen überwältigt wird, in die- ser Verknüpfung, also während sie unterliegt, eine grölsere Kraft entwickelt als für sich oder bei Verknüpfung mit der an- der anderen Kette in gleichem Sinne *). Sehr wahrscheinlich ist dieses Resultat die Folge einer so- genannten Polarisation der schwächeren Kette oder eines von der stärkeren Kette erzeugten Gegenstroms, welcher also in gleichem Sinne mit dem Strom der schwächeren Kette wirkt. Wenigstens ist einzusehen, dafs eine solche Polarisation stattfinden kann, selbst im Fall die schwächere Kette, für sich wirkend, eine constante ist. Ist diese z.B. eine Daniell’sche, wie im ersten der vor- hergehenden Beispiele, so muls sich, wenn ihr Strom, von dem der stärkeren Kette überwältigt, umgekehrt wird, das Kupfer der- selben oxydiren **) und an ihrem Zinke Wasserstoff entwickeln. Die Bedingungen zu der ursprürglichen Constanz ihres Stroms sind also aufgehoben und dafür andere eingetreten, die denen bei in- constanten Ketten stattfindenden ganz analog sind ***), Eine Bestätigung dieser Ansicht, die übrigens der Erschei- nung noch manches Räthselhafte läfst, sieht der Verf. in dem Um- stand, dafs, wenn man als schwächere Kette der Combination eine _ solche nimmt, die, wenn auch für sich einen constanten Strom N liefernd, doch, nach der Umkehrung ihres Stroms, zufolge der Natur ihrer Bestandtheile weit empfänglicher für die Polarisation *) In seiner früheren Abhandlung (Monatsbericht vom August v.J.) batte der Verf. die Sache ‚umgekehrt dargestellt, Das war ein Irrthum, *%*) Dem am Kupfer sich bildenden und in der Kupfervitriollösung sich nicht lösenden Oxyd hat man, wenn auch nicht ganz, doch gewifs zu bedeutendem Theil, die Zunahme des Widerstandes bei dem aus der Grove’schen und Daniell’schen Kette gebildeten System: zuzuschreiben. Der wesentliche Widerstand des Systems hätte nur 20,534 betragen sollen; er betrug aber, wie man sieht, 29,907 und später 25,208. R *%*) Es istkeine neue Erfahrung, dafs die Stromstärke einer Kette sich erhöht zeigt, wenn man ‚einen kräftigeren Strom eine Zeit lang in umgekehrter Richtung durch sie hingetrieben hat. Man hat es indefs bisher nur an Strömen beobachtet, die durch die Polarisation bereits mehr oder we- niger geschwächt waren. Hier aber besafsen die Ströme, welcbe überwäligt wurden, ihre nor- male Stärke und wurden darüber hinaus verstärkt. 16 sein muls, als die beiden vorhin angewandten, alsdann auch die erwähnte Erscheinung im verstärktem Mafse hervortritt, Dies war z. B. der Fall, als eine Kette aus Eisen, in Schwe- felsäure, und Platin, in Salpetersäure, genommen und sie in ent- gegengesetzter Richtung mit einer gewöhnlichen Grove’schen verbunden ward. Diese Eisen-Platin-Kette lieferte für sich einen eben so constanten Strom, als die (Groye’sche) Zink-Platio- Kette; das aus beiden gebildete System aber zeigte in seiner Stromstärke eine so wunderliche Anomalie, dafs sich aus den Messungen gar kein Resultat hinsichtlich der elektromotorischen Kraft herleiten liels. Die eben beschriebene Erscheinung, die hier als eine Stö- rung des Obm’schen Gesetzes etwas näher auseinandergesetzt zu werden verdiente, findet nun auch statt bei denjenigen Combina- tionen, die man mit zwei Ketten zum Behufe der Bestimmung des Verhältnisses ihrer Strom-Maxima vornehmen muls, Sie scheint hier zwar durch die Gegenwart des Drahtes 5 etwas ab- geändert zu werden, macht aber doch gewisse Vorsicht und Be- schränkung nothwendig *). So zunächst ist wohl einleuchtend, dafs die Methode nicht anwendbar ist, wenn die schwächere der beiden verglichenen Ket- ten, nach der Umkehrung ihres Stroms, der Polarisation in be- deutendem Grade unterliegt, Es muls also die schwächere Kette aus Metallen gebildet sein, die relativ leicht oxydirbar sind, damit sie, nach Umkehrung des Stroms, von den Flüssigkeiten der Kette angegriffen werden können; namentlich möchte es gut sein, dals das positive Metall der Kette, an welchem sich, nach Umkehrung des Stroms, der Wasserstoff entwickelt, kein anderes als Zink sei und in einer sauren Flüssigkeit stehe, damit durch den chemischen Angriff dieser auf das Metall die Oberfläche desselben stets er- neut und somit vor der Polarisation, wenn auch nieht ganz, doch wenigstens grölstentheils, geschützt werde. Dann stellt es sich zweitens als eine nothwendige Vorsichts- malsregel heraus, dals man die beiden zu prüfenden Ketten nicht länger in der angegebenen Combination erhalte, als eben zu den Messungen erforderlich ist. *) Der Verf, hofft, sie noch später zum Gegenstande einer besonderen Untersuchung zu machen, 17 Wenn man diese beiden Punkte beachtet, kann man durch die beschriebenen Methoden recht befriedigende Resultate erlan- gen. Zum Belege dessen will der Verf. hier drei Vergleiche zwi- schen einer Grove’schen und einer Daniell’schen Kette im Detail mittheilen. Zuvörderst bestimmte der Verf., nach der Ohm’schen Methode, die Elemente dieser beiden Ketten und be- rechnete daraus das Verhältnifs der Maxima ihrer Stromstärken ; dann bestimmte der Verf. dies Verhältnils direct nach der ange- gebenen Methode und verglich das Resultat mit dem berechneten. Welcher Grad von Übereinstimmung erreicht wurde, wird aus Folgendem erhellen. Erster Vergleich. Grove’sche Kette: = 26,27; i= sin 50° 4 = 5,274; De 24,194. w = 36,27; 1 = sın 35° 37’ Daniell’sche Kette: w= 26,27; i= sin 19° u r" = 15,260; %” = 14,045. ao = 36,27; i= sin 15° 49’ 10133 also: ei es nr = 4,984. Direkte Messung. 0 = 26,27; M’+M” = sin 46° Y hr kr Pi wu = 26,27; M’— M” = sin 28° 53’ Zweiter Vergleich (Fünf Tage darauf an frisch construirten Ketten.) Grove’sche Kette: = 26,27; i= sin 47? 29’ EPEZ TS, 448; = 23.379. w = 36,27; i = sin 34° 5’) h ? Daniell’sche Kette: = 26,27; i= sin 18° 45’ = 16,972; W— 13,900. = 36,27; i= sin 15° 8’ Mm’ Ks r” also: Gr Dirckte Messung. = 26,27; M+-M’=sn4ßt| ,,,,.... My oog. w= 26,27; WM" = sin 30°7’ Ma‘ 4* 18 Dritter Vergleich. (An denselben Ketten, nachdem sie eine Viertelstunde in der zar Bestimmung yon M'—M" a- forderlichen Combination erhalten worden waren.) u 26,27; M'— M" = sin 28° = Kal trkrenge Sl un, 1.845 w = 26,27; M’4+M”" = sin 45° 36’ ERAERaT 77 PBr or Daniell’sche Kette: w= 26,27; ’= sın 20° ni = 14,330; gr =& 14,075. w= 36,27; i=sin 16° % Grove’sche Kette: w= 26,27; i=sin 46° ae ne 5,503; u 23,218. w = 36,27; i= sin 33° 46’ ? Mm’ Kor” also: - mn IE =4, Das erste Resultat gewährte eine grölsere Übereinstimmung, als man im Allgemeinen erwarten darf. Das letzte. lälst dage- gen Einiges zu wünschen übrig; dennoch glaubte der Verf., es anführen zu müssen, um zugleich zu zeigen, in welchem Grade die längere Unterhaltung; der zur Bestimmung des Maxima-Ver- hältnisses erforderlichen Combinationen abändernd auf die Ketten einwirkt. Es leidet keinen Zweifel, dals das zuletzt gefundene Verbältnifs nicht das der ursprünglichen Maxima war; allein man sieht doch, dals man nach beiden Methoden ungefähr denselben Zahlenwerth erhält, und insofern giebt selbst dieses Resultat noch eine Bestätigung der Richtigkeit der Principien, welche der be- schriebenen Methode zum Grunde gelegt sind. Es ist übrigens sehr wahrscheinlich, dafs die erwähnte Polarisationswirkung, die hier störend auftritt, vermindert wird, wenn: man bei der directen Bestimmung von M’+M” den Werth von w grölser‘ nimmt, als es in den angeführten Beispielen geschehen. Einen solchen Grad von Übereinstimmung gewähren, übrigens nur Ketten von der Art wie die Daniell’sche. Als der Verf..die erwähnte Eisen -Platin-Kette combinirt mit: einer Grove’schen, zur Bestimmung des ‘Verhältnisses der Maxima anwenden wollte, zeigte der Strom, beim Versuch die Differenz M’— M” zu mes- sen, eine solche Anomalie,, dafs. an keine-Messung zu denken war. Die Nadel der Sinusbussole bekam ‘fortwährend 'starke: Stöfse, bald von der Rechten, bald von der Linken, und. unter diesen Stölsen. und Sprüngen wuchs die mittlere Ablenkung so, dals sie am Ende 19 fast dreimal so grols war, als anfangs. Um das Sonderbare die- ser Erscheinung noch zu erhöhen, zeigte sie sich nur das erste Mal bei der Combination zur Bestimmung von M’— M”; bei der nachfolgenden von M’+- M” und einer zweiten von M’— M” war die Nadel ruhig; aber jetzt erreichte die Ablenkung nur etwa ein Drittel von der Grölse, welche sie beim früheren Versuche zu- letzt erlangt hatte. Bei der Daniell’schen Kette war nichts Ähnliches zu beobachten. Zwar zeigte der Strom bei der Com- bination M’— M” einen abnehmenden, und bei der M’-# M” einen zunehmenden Gang; aber Ab- und Zunabme: geschahen ruhig und langsam genug, um eine sichere Ablösung machen zu können. Schliefslich mag hier noch erwähnt sein, dafs, wenn es sich blofs darum handelt, zu erfahren, welches der Strom-Maxima zweier Ketten das grölsere sei, man nur diese Ketten umgekehrt, wie es durch. die Figur im Auguststück des Monatsberichts vor- gestellt ist, zu. combiniren und in den Draht 5 ein gewöhnliches Galvanometer einzuschalten braucht. Wenn die beiden Strom- Maxima. nicht gerade einander gleich sind, was wohl: höchst sel- ten der Fall sein dürfte, wird die Nadel eine Ablenkung erleiden, und‘ um nun zu wissen, von welchem Maximum diese Ablenkung herrühre, ist nur nöthig, einen der beiden anderen Drähte, z. B. a, abzulösen. Bleibt dann noch die Ablenkung von gleicher Art, so hält. die Kette links das Übergewicht; im entgegengesetzten Fall gilt dies von: der Kette rechts. Hierauf gab Hr. Poggendoff noch die Andeutung‘ eines Verfahrens zur Lösung des Problems der galvanischen Polarisation. — Das angedeutete Verfahren liefert, vom theo- retischen Standpunkte aus betrachtet, eine vollständige und strenge Lösung, dieses schwierigen, und bisher ganz ungenügend behandel- ten Problems. Es ist auch, wenn gerade nicht leicht, doch! ohne grolse Schwierigkeiten, ausführbar; da es indels möglich wäre, dals die demselben zum Grunde liegenden Prinzipien, obwohl allgemein als; richtig anerkannt, durch secundäre Einflüsse Abän- ‚derungen erleiden, so glaubt der Verf., dasselbe nicht eher. im _ Detail entwickeln zu dürfen, als; bis er es von allen Seiten. expe- rimentell geprüft hat. 20 20. Januar. Gesammt-Sitzung der Akademie. Hr. Dirksen las über die Summation unendlicher Reihen, welche nach den Sinussen und den Cosinus- sen von Winkeln fortschreiten, die Produkte von einer Veränderlichen in die Wurzeln einer trans- cendenten Gleichung, und deren Coefficienten be- stimmte Integrale bilden. Die unendliche Reihe, deren Summation der Gegenstand dieser Abhandlung ist, bildet einen allgemeinern Fall von derjenigen, zu welcher Fourier bei der Bestimmung der Bewegung der Wärme in einer Kugel gelangte, indem er deren primitiven Tem- peratur-Zustand lediglich als eine Funktion der Entfernung vom Mittelpunkte voraussetzte. Die Summe dieser Reihe wurde von Fourier nicht auf eine direkte Weise, d. h. aus der unmittelba- ren Betrachtung der Reihe selbst, gefunden, sondern nur aus der, für jenes Problem, gewonnenen Lösung hergeleitet. Die Lösung dieses Problems namentlich war auf die Integration einer partiel-: len Differenzialgleichung, unter Berücksichtigung der für die Grenze und den primitiven Temperatur-Zustand der Kugel be- stehenden Bedingungen, zurückgeführt worden. Fourier be- werkstelligte diese Integration, indem er zunächst den einfachsten Werth suchte, durch welche den beiden ersten Bedingungen, für jeden Zeitpunkt z und jeden Punkt der Kugel x, entsprochen wird, und dann ferner die Summe der unendlichen Reihe der so ermit- telten besonderen Werthe als die streng allgemeine Lösungsform der in Rede stehenden Aufgabe betrachtete. Die auf diesem Wege erhaltene Gleichung führte ihn alsdann endlich, für den Zeitpunkt = o, zu der erwähnten unendlichen Reihe und deren Summe. Dieser Gedankengang selbst würde bereits, wenigstens für den, durch die vorliegenden Bedingungen, näher bestimmten Fall einer beliebigen Funktion, eine vollkommen strenge Demonstra- tion des gewonnenen Satzes gebildet haben, wenn nur zugleich erwiesen worden wäre, dals die Summe jener unendlichen Reihe besonderer Werthe wirklich die allgemeinste Form darstelle, de- ren die Lösung fähig ist. In dieser Beziehung begnügt sich Fourier lediglich mit der Bemerkung, man werde mit Leichtig- keit erkennen, dafs die Lösung vollständig sei und keine andere 21 gefunden werden könne (Theorie de la chaleur, 8.283). Poisson -hat diesen Punkt nicht übersehen, und daher, um die Fourier- schen Betrachtungen zu ergänzen, zunächst die allgemeine Gültig- keit jener unendlichen Reihe darzuthun gesucht. Und diese als begründet vorausgesetzt, hat hiermit der Beweis auch denjenigen Grad der Strenge und Allgemeinheit vollständig erreicht, dessen er, von dem hier bezeichneten Ausgangspunkte aufgenommen, fä- hig ist. Nur darf hierbei nicht übersehen werden, dals die Gül- tigkeit desselben lediglich auf solche Funktionen beschränkt bleibt, welche mit jener partiellen Differenzial-Gleichung vereinbar sind, und dals die Allgemeinheit, nach welcher Poisson (Theorie ma- thematique de la chaleur, $. 139), durch fernere Reflexionen, zu streben scheint, auf diesem Wege nicht erreicht werden kann. Überhaupt ist es wohl, insofern wir die Wörter in ihrer wahren Bedeutung gelten lassen, eine Täuschung, wie es mit Poisson der Fall zu sein scheint, zu glauben, dals die Lösung des Problems der Wärme-Bewegung, für jeden an sich denkbaren primiti- ven Temperatur-Zustand des Körpers, durch das allgemeine Inte- gral einer partiellen Differenzial-Gleichung darstellbar, — oder, was auf dasselbe hinausgeht, auf die Integration einer eben solchen Gleichung zurückführbar sei. Von dem ersten Gesichtspunkte aus betrachtet, leuchtet dies ein, sobald man nur erwägt, dals eine Funktion, an die Bedingung geknüpft: dafs sie einer partiellen Differenzial-Gleichung zu entsprechen habe, eben dadurch weit entfernt ist, eine beliebige Funktion, in der strengen Bedeutung des Worts, zu sein; — und, von dem zweiten Standpunkte aus angesehen, rechtfertigt sich jene Bemerkung unmittelbar dadurch, dals man sich die nähern Voraussetzungen zum klaren Bewufst- sein bringt, deren man, aulser dem Gesetz für die Mittheilung der Wärme, zum Behuf der Zurückführung der in Rede stehen- den Lösung auf die einer partiellen Differenzialgleichung, bedarf. Obgleich nun das Fourier’sche Resultat durch Poisson» sowohl auf dem oben angedeuteten, als auch noch auf anderem Wege, vollständig bestätigt worden, und überdies mit einem Er- gebnils Laplace’s (Mecanique celeste, livr. XI, chap. IV) in dem vollkommensten Einklange steht, — dergestalt, dafs es in Anse- hung der Richtigkeit keinem Zweifel unterliegt: so kann doch nicht geläugnet werden, dafs die Gültigkeit desselben, jener De- 22 monstration nach, an. Beschränkungen gebunden bleibt, an die man, insofern die Wörter in ihrer strengen Bedeutung genom- men werden, nicht gedacht zu haben scheint, und dafs der Beweis selbst von Betrachtungen den Ausgang nimmt, die dem Gegen- stande zu entfernt liegen, als dals es, was auch Poisson mehr- fach bemerkt hat, nicht höchst wünschenswerth sein. sollte, auf eine direktere Weise zu der betreffenden Gleichung zu gelangen. Der Verf. hat sich an der Summation unendlicher Reihen von der in Rede stehenden Form wiederholentlich versucht, und, unter.andern, ein Resultat gefunden, dessen Vermittelung: den Ge- genstand der gegenwärtigen Abhandlung bildet, und dessen Inhalt folgender Weise dargestellt werden kann. Es sei F(z) irgend eine vollständig ‚bestimmte Funktion von der unbedingten Veränderlichen z, jedoch so, dals, wenn u eine Wurzel der Gleichung (69) F(e) = ist, alsdann (2) Te anal a zu. sei, wo Ah irgend eine, durch u vollständig bestimmte angeb- bare algebraische Gröfse bezeichnet. Ferner sei (Y—1=i ge- setzt) i « —ß &) Fi) Vo" HE" wo « und @ zwei positive Constanten bezeichnen, und (ge), Yı(e) so beschaffen seien, dals, für jede angebbare positive Gröfse sg, = a Sa t=ue),, Yo), —_£2 np 5 Ara sei. Auch sei, der Kürze wegen, nn. +ay(e) = &(e), (5) x aan A) re Ko x) = 2 3), wo &(2), Pilz) und $(z) drei beziehungsweise vollständig be- 23 stimmte Funktionen von z bezeichnen, continuirlich für jeden be- sondern Werth von z, welcher eine Wurzel der Gleichung (1) bildet, und überdies so ae dals die Funktion (m ee EIOM Plmie), Yan oe he PCR der Entwickelung fähig sei nach steigenden Potenzen von g—g, für jeden besondern Werth z, von g, der Gleichung Ye) =(0, — von g—oz für jeden besondern Werth 5, von 5, der Gleichung‘ N) =0,— von g—9; für jeden besondern Werth >; von z, der Gleichung dı(-%) = 0 entsprechend. Weiter denke man sich die Wurzeln, welcher die Glei- chung (1) fähig ist, zunächst gruppenweise von einander unter- schieden, und zwar so, dals alle diejenigen, deren -Zahlwerthe einander gleich sind [v.n. (a+2i) =Va?-+5? gesetzt] Eine Gruppe bilden. Es seien, nach der Gröfse ihrer Werthe geordnet gedacht, (8) N We die Zahlwerthe der Wurzeln dieser verschiedenen Gruppen und, streng allgemein, die sämmtlichen Wurzeln des Zahlwerths r,„: auch werde (10) KA) FREU) NE )=EYG,) gesetzt, — darauf 3%,(z,) als das allgemeine Glied einer unend- lichen Reihe (1)3XE0) FRE) IX) IR 3X). ininf. betrachtet, und das allgemeine Glied ihrer Summenreihe (12) ZZEIHISKE)HZXEIH3XlE)+-... H3XC,) an gesetzt. Endlich seien: (13) 2. A ‚drei reelle algebraische Größen, <>x,, X>x, — und f() eine 24 von ax, bis a—=X, continuirliche Funktion von #: auch werde, nach Hro. Cauchy, streng allgemein, für (14) eg = r(cosp-H-isinp) die Summa sämmtlicher Residuen von BEE: Werthen von nı(p)®2(p) g entsprechend, für welche der Werth von r zwischen 0 und r„, und die von p zwischen —r und + enthalten sind, mit r.n+ 2(e) OL und den Theil dieser Summe, welcher lediglich aus den Wurzeln der Gleichung r,(g) = 0 entspringt, mit Im ger 2(e) zur (Fı(d)))r2 (2) bezeichnet, — wie auch 1. B@8@-heral-n NTONAOLMEEN) gesetzt. 25 y=x ın Hr = 0x =x ın Cafe — ‘y> pun P9x< ‘x uoA aaa aA Pe An) K(a)f— = ge) r+ ROLEION Lu ‚(G)' $)) _(d-)} $, KO) A) Au vd EN ER +») (RE npinfZ fr er or San) a ae un wu Be (H—2)d X (+2) ar) '0A9) Or, ON «a9 _ ar.) ]-- Br hard 5 7 f er oa ar a (el Ss ısı Or y£ In Er Po, __ sen eo m: f: ee, IT et (),vonx=x, bs = X einschl, wenn a+ß>2X ist; dagegen =(,vonx=x, einschl. bis x = X ausschl. 4 Gr Ye). Ro) EIS} frx—= X 27 Es ist leicht zu übersehen, dafs die Gleichungen (17) und (19), welche zunächst nur eine Transformation der Grenze von der Reihe (12) enthalten, die vollständige Summation der Reihe (11), für jene näher bestimmten Formen von ®(z) und besondern Werthe von x, in allen denjenigen Fällen darstellen wird, wo die Anzahl der Wurzeln der Gleichungen Yd)=0, Yl)=0I, HH) 0 begrenzt, also eine jede dieser Funktionen selbst, wie sich aus den obigen Voraussetzungen mit Leichtigkeit ergibt, ganz ist. Und dies vorausgesetzt, folgt weiter, dals die Convergenz der Reihe (17) von der durch (15) bestimmten Gröfse g abhängig ist: die- ‚selbe ist convergirend, wenn g angebbar, oder Null ist, — di- vergirend in allen. übrigen Fällen. : Die in (19) enthaltene unendliche Reihe ist unendlich klein - werdend, wofern nur er+2>2X ist. Ist aber «+ß= 2X, so bildet hiervon ledig- lich der besondere Werth X von x eine Ausnahme; und für die- sen Fall ist es die Gröfse r=z40 ltd, Yo EN nr0707, welche über die Convergenz der betreffenden Reihe entscheidet. Ferner folgt noch, dafs durch die obigen Reiben nur insofern die, den in ihnen enthaltenen bestimmten Integralen gemeinschaft- liche Funktion f(4), innerhalb des Intervalls von zwei reellen be- sondern Werthen x, und X von u, dargestellt wird, als f(n), ‚innerhalb desselben Intervalls, continuirlich ist, die Residuen- "Summe, auf der linken Seite der Gleichheitszeichen von den be- ‚treffenden Gleichungen befindlich, Null und 3=—1 wird. Aus ‚der Verbindung der Gleichungen (5) und (15), mit der Annahme: dals Y (2) und Y;(e) beziehungsweise ‘ganze Funktionen von p ‚seien, ergibt sich „a _ erde Pı(l-ie) Kolglich, damit g=—1 sei, | & a a TE, 1°: ae Bl) ar Insofern auch die Reihe von (19) für «+ß=2X und x = X convergiren soll, folgt endlich noch hinsichtlich der Bezie- 28 hung zwischen Y(g) und ,(e), dafs beide von einerlei Grad sein müssen. Allen diesen Bedingungen wird durch den Fall Fourier’s vollständig entsprochen. _Denn bezeichnet man den Radius der Kugel mit. 2, so ist (Z’heorie de la chaleur, $.291) 41 (@M’+l-hl)? %(z) = ae - A u. ren): SKu)au, wo f(0)= 0 und F(z) = 21c0s 22— (1—hl) sin 22. Setzt man hier z?= 9, so kommt el, Bl Bear Y)=gd—1H, Y()=a+1—h, Pi) = PA, pi) = AP +hi-M)); er, le) =), void) = — Up ?+Hl-n); daher ROTOR AOEN ee. 5 EOLueE ern Fe 27 ferner u _E) HCiR) z-,; TORTEN REEL raptT P’(h+e) ph? , Be = ER U 9 I'm = _8:(P) , dlip) EIER: ee Dh ” 1(h-2) Sp PU-hl)% o\, — 0 r((pert—h))) 2 +hll-hl)) weiter «D(—i2) 8 nn en dl-ip) _WlP$ ad (p)&(p) 3-5) REN a et ="E” p?—-(—hl)? u TIER CHE TACAN))) (aan sllethn)Erprıh 2(—;) = = 29 5 (e-+B)? Er 2 ntio—kolkill ii —ı (+ WEN) ale ae endlich hi), Vo) + pHt=Al) L) fe du(e) PIERGEER Aal pl-(A—hl) Substituirt man diese besondern Wertbe in die Gleichungen (17) und (19), & o=0, X=[/ setzend, so kommt: A. für ®(z) = cos2z (x—4) =; = 2. "Gr S, = fl), für <>0 und x<7; = ;/(0), für 2=0; =;/(), füra=ı,; B. für ®(z) = cosz(<+1) Gr. S,= 0, von x=0 einschl. bis « = 1 ausschl.; = —f(l), füx=ı Demnach hat man für ®(z) = 0082 (x— 1) — cos z (x-H4), weil f(0) = 0 (Vorausges.), Di, S,=f(x), von «= 0 einschl. bis <=7 einschl., insofern f(#) continuirlich ist von = 0 bis x =/ einschl. Was schliefslich die, zur Ermittelung des oben ausgesproche- nen Satzes führenden Methoden betrifft, so entspringt, nach dem gegenwärtigen Zustande der Analysis, die einfachste derselben aus der Theorie der Residuen, deren Erfindung die Wissen- schaft Hrn. Cauchy verdankt. Vermöge dieser Theorie na- mentlich kann jedes Glied der in Rede stehenden unendlichen Reihe durch ein Residuum, also die Summe derselben durch die Summe einer unendlichen Reihe von Residuen, — und diese wie- derum durch den Grenzwerth eines bestimmten Integrals darge- stellt werden, mittelst dessen näherer Ermittelung alsdann die fragliche Bestimmung selbst ihre Erledigung erhält. + - Vorgelegt wurde die unter dem 17. Jan. 1842 ertheilte Ge- nehmigung des vorgeordneten Hohen Ministeriums zu der von 30 der Akademie beantragten Verwendung: einer Summe von 60 Thlrn. zur Fortsetzung des Corpus Inscriptionum Graecarum. Ein Schreiben der Herren Austin aus Bristol vom 30. De cember v. J., in welchem der Wunsch enthalten war, Beiträg zu ihrem Werke über Crinoideen von den Gelehrten des Eon- tinents zu erhalten, soll den Mitgliedern der physikalisch -mathe- matischen Klasse, welche sich mit diesem Gegenstande. beschäfti- gen, zugleich mit den beigelegten Steindrücken mitgetheilt werden. Ein Schreiben des Hrn. Jobard in Brüssel vom 18. De- cember 1841 begleitet von einer Note: sur /a cause des princi- pales explosions des chaudieres ä. vapeur, wird an. dieselbe Klasse verwiesen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Annales de la SocietlE entomologique de France. Tome 8. 9. 40, Trimestre 1. 2. Paris 1839-41. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1841. 2. Semestre, Tome 13. No. 26. 28 Dec. Paris. 4. Annales des Mines. 3. Serie, Tome 20. (4. Livraison de 1841) Paris, Juill.-Aoüt. 8. Henry Moseley, Researches in the Theorie of Machines. Lon= don 1841. 4. v. Schorn, Kunstblatt. 1841. No.101-104. Stuttg. u. Tüb. 4. L’Institut. 1. Section. Seiences math., phys. et nat. 9.-Aunde, No,.418. 30. Dec. 1841. Paris. 4. 2T. Januar. Öffentliche Sitzung zur Feier des Jahrestags Friedrich’s II. Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preufsen, so wie Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Carl und der Prinz Albrecht, Brü- der Sr. Majestät .des Königs, ehrten die Akademie durch Höchst- ihre Gegenwart und verliehen der Feierlichkeit einen besonderm Glanz. Der vorsitzende Sekretar, Hr. Bökh, eröffnete die Sitzung mit einer Rede, welche sich ausschliefslich an den‘ erha- benen Gegenstand hielt, dem die Gedächtnilsfeier gewidmet ist. Der Redner ‚ging nach einigem Bemerkungen. über den Unter- 31 schied‘ der: Klugheit und der Weisheit, und über die Verbindung der letztern mit ‘der Begeisterung der Liebe davon aus, dals Friedrich der Grofse eine jener unendlich seltenen, am höchsten begabten Naturen gewesen sei, in welchen sich die Liebe zur Erkenntnils und die Begeisterung mit der gröfsten Klarheit des Gedankens und der gröfsten Besomenheit verbunden habe: aus jener begeisterten Liebe des Wissens, nicht aus kleinlicher Be- rechnung oder Sucht zu glänzen, sei auch seine Wiederherstel- lung dieser Akademie hervorgegangen, und jene Liebe habe ihn niemals, selbst nicht in den Feldlagern verlassen; namentlich habe er selbst im Kriege nicht der Poesie entsagt. Der Redner ging ‚hierauf besonders auf den Charakter der dichterischen Versuche des grofsen Königs ein, und stellte die allgemeinsten Lebensan- “sichten desselben, vorzüglich über die Nichtigkeit der menschli- chen Bestrebungen gegenüber einer höhern Gewalt, über Vorse- hung und Zufall und über die Unzulänglichkeit der menschlichen Klugheit, durch gedrängte Auszüge aus den Werken Friedrich’sII. und zwar vorzüglich der poetischen dar, zugleich um mit der Darlegung der erhabenen Gesinnung jenes grolsen Fürsten auch Proben seiner echt poetischen Gedanken zu geben, deren Werth ‚häufig zu gering angeschlagen worden. Der Redner unterbrach n den Zusammenhang dieser Betrachtungen an einer gelegenen Stelle "durch eine Episode, in welcher er über einige der Hauptgrund- } sätze sprach, die von der Akademie für die von Sr. Majestät dem König ihr aufgetragene Herausgabe der Werke Friedrich’s II. an- genommen worden. Nachdem der Vorsitzende hierauf noch den Statuten gemäls eine Übersicht der Veränderungen gegeben hatte, welche die Akademie während des abgelaufenen Jahres in Rück- Bicht ihrer Mitglieder erfahren hat, las Hr. Encke über die B- des Merkur. ($. Bericht vom 16. Dechr. v. J.) et 31. Januar. Sitzung der philosophisch- histo- rischen Klasse. B Hr. Jakob Grimm las über die Eintheilung der deutschen starken) Declination. Es wurden drei Kennzeichen nach den "Vocalen A, I, U und deren Ablauten, so wie weiter angenom- 32 men, dafs die erste Declination drei Genera scheide, die zweite und dritte dagegen Masculinum und Femininum zusammenflielsen lasse. So sehr der Organismus des Verhältnisses zwischen sub- stantivischer und adjectivischer Flexion in den deutschen Sprachen beeinträchtigt scheint, ergaben sich dennoch Bestätigungen für jene Theorie aus den Adjectiven und vorzüglich aus der Bildung der Adverbien. —— >> use ee ee ne rs Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Februar 1842. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 3. Februar. Gesammt-Sitzung der Akademie. Hr. Jacob Grimm hielt eine Vorlesung über neuentdeckte Gedichte aus dem deutschen Heidenthum, deren Inhalt die deutsche Mythologie: überraschend erweitert und ihr Verhältnis zu der nordischen ins Licht setzt. Nicht weniger als sieben, zum Theil völlig unbekannte Namen von Gottbeiten kommen darin vor: Phol, Wodan, Balder, Sindgund, Sunna, Frua und Folla. Diese Ge- dichte ‚wurden ausführlich erläutert, so wie Zeit und Gegend erörtert, in welcher sie entsprungen zu sein scheinen. Die Er- klärung; des zweiten Gedichts beruht grolsentheils auf einem Asyn- deton, das der Zusammenhang des Ganzen gebot und rechtfertigt. _ Die physikalisch-mathematische Klasse hatte in der letzten Klassensitzung sich für die Wahl des Herrn Francis Baily in London und des Herrn von Dechen in Bonn zu Correspon- .denten der Klasse entschieden und diesen Antrag an die Gesammt- Akademie gebracht. Die heutige Sitzung war zur Ballotirung üher diese Vorschläge bestimmt, und beide genannte Herrn wur- den mit der statutenmäfsigen Mehrheit der Stimmen gewählt. E Pr ‚An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Denkschriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg. 1841. Hefti. Kasan 1841. 8. (In Russischer Sprache). nebst einem Begleitungsschreiben derselben v. 27. Nov. v.J. [1842.] 2 34 The Journalof theroyal geographical Society of London. Vol.XI, Part1. London 1841. 8. Proceedings of the EnalaniEar Society of London. Part $. 1840. (London) 8. Proceedings of the geological Society of az Vol. III, Part 2. 1841. No. 74-77. (London) 8. Alcide d’Orbigny, Paleontologie francaise. all, 33. 34. Paris 8. Crelle, Journal für‘ die reine und ‚angewandte Mathematik. Bd. 23, Heft2. Berlin 1842. 4. 3 Expl. Gay-Lussac, Annales de Chimie et de Physique. 1841. Nov. Paris 8. v. Schorn, Kunstblatt 1842. No.1-4. Stuttg. u. Tüb. 4. 10. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Olfers las über den Entkrist und die XV Zeichen. Die Gründe, welche dafür sprechen, dafs beide vom Diät an als zusammenhängende Werke: betrachtet und behandelt: wur- den, erhielten aus der Ansicht verschiedener Exemplare: neue Be- stätigung. Die noch in den Bibliotheken‘ und Kunstsammlungen vorhandenen wenigen, meistens mangelhaften Exemplare der älte- sten Ausgaben (Reiberdrucke) dieser mit'Holzschnitten’verzier- ien, einst sehr verbreiteten und viel benutzten‘ Tractate. wurden aufgezählt. Es wurde gezeigt, dals sie‘ nicht ein ‚so: hohes: Alter haben, als einige ihnen beilegen wollen, dafs: sie: neben: dem: Ty- pendrucke hergehen, und dals die älteste Ausgabe wenigstens nur um ein geringes älter als derselbe sein könne; dafs aber den- noch diese Werke ein ungleich höheres Interesse für die Kunst- geschichte haben, als es auf den ersten Anblick der roh illumi- | nirten Exemplare scheinen möchte. Die Behandlung desselben Stoffes in andern Sprachen wurde berührt. Ferner wurden die Quellen nachgewiesen, und die Darstellungen, welche denselben entnommen sind, in ihrer Entwicklung verfolgt; es ergab sich hierbei, dals das im Entkrist angeführte „Buch der Tugend” nicht das Werk sein kann, welches Hans Vindler i im J, 1411 schrieb, und welches 1486 von Johannes Plaubirer in Augsburg gedruckt wurde, und dafs als Hauptquelle des Inhalts das Com- vendium theologicae veritalis des Cardinals BonayEnhügas anzu- 35 sehen ist; dals der Inhalt der XV Zeichen, welcher durch die Werke des Hieronymus hindurch aus hebräischen Quellen abgeleitet wird, zwar ebenso in Gedichten und in Sammelwerken des Mit- telalters mit mehr oder weniger Umständlichkeit angeführt wird, dals aber in dieser geordneten Weise und geschlossenen Zahl sich in den auf uns gekommenen Schriften des Hieronymus keine Spur davon findet. Endlich wurde ihre Wichtigkeit für die kirchliche und politische Geschichte unsers Landes berührt, und nachgewie- sen, dafs ohne ein näheres Eingehen in diese anscheinend unbe- deutenden und jetzt nur noch als Seltenheiten aufbewahrten Bücher, welche sich einem besondern Literatur-Zweige ihrer Zeit. ein- reihen, viele sonst fast ganz unyermittelt dastehende Erscheinungen dieser Zeit und der darauf zunächst folgenden kaum gehörig zu erklären sind. Auf folgende früher von der Akademie gemachte Anträge zu Geldbewilligungen waren die, Genehmigungen des vorgeord- neten hohen Ministeriums eingegangen und wurden. vorgelegt: ı Vom 3. Febr. auf: die Bewilligung von 300 Rihlr. zur. An- schaffung eines Saxtonschen Apparates und anderer elektromagne- tischen Instrumente. Vom 2. Febr. auf die Bewilligung von 300 Rthlr. zur Un- terstützung der Herausgabe von T’heophrasti historia plantarum durch Herrn Prof. Wimmer in Breslau. Vom''3. Febr. auf‘ die Bewilligung. von 250 Rthlr. zum An- kauf einer Echidna für das hiesige anatomische Museum. Fa An eingegangenen Schriften. wurden vorgelegt: "Gust.;d’Eichthal, Histoire ei origine des Foulahs ou Fellans. A) Paris 1841. 8 \, mit ‚einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Paris 7. Jan. d.J: Comptes rendus hebdomadaires des ıSeances de l’Academie des ‚ .Seiences 1842. 1. Semestre. Tome 14. No.1-3. 3-17 Janv. _, Paris 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 439-441, Al- " ona 1842. A. ‚Collection de Chroniques Belges inedites, publice par Ördre du Gouvernementi' = Recueil'des Chronigues de Flandre, pu- blie par JsJ. de Smet:'" Tome'2. Bruxelles) 1841. 4. 36 Compte-rendu des Seances de la Commission röyale d’histoire, ou Recueil de ses Bulletins. Tome V. Seance du 3. Juill. 4841. 4. Bulletin, Bruxell. 1841. 8. Baron de Reiffenberg, Notice d’un manuserit Extern Möche de Vancienne Abbaye de Villers. 8. VII. No.8-10 —, Notice d’un manuscr. de la Biblioth. des Bulletins de ne u l’Acad. Roy. de ‚ Notice et extraüs d’un manuscr. de’ Bruxelles. la Biblioth. roy. etc. 8: v.'Schorn,, Kunstblatt 1842. ‘No. 5.6. Stuttg. u. Tüb. 4. 14. Februar. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Steiner las über einige stereometrische Sätze.’ Die vorgetragenen Sätze haben die Berechnung verschie- dener Körper zum Gegenstande; und zwar insbesondere solcher Körper, welche von zwei parallelen Grundflächen und von Sei- tenflächen die Dreiecke, Paralleltrapeze, windschiefe oder über- haupt’ geradlinige krumme Flächen sind, begrenzt werden. Für die Berechnung werden einfache Formeln an "und dieselben möglichst elementar BEWIESEN. j 17. Februar. Gesammtsitzung der, Akademie, , Hr.:Crelle trug den bis jetzt vollendeten ersten Theil’einer ausführlichen’ -Abhandlung:"jÜber die Mittel und die’ nö- thigen Bauwerke zur Reinigung der Städte und zur Versorgung derselben ‘mit Wasser, mit‘ besönderer Rücksicht auf die Stadt Berlin, als'Beispiel;” vor. ‘Der erste Theil dieser Abhandlung betrifft die Reinigung der Städte; der künftige zweite "Theil wird die VERHEER, dersetben mit Wasser zum Gegenstande haben. Die Abhandlung bezieht sich im "Allgemeinen "insbesondere auf Städte in gemälsigtem Clima, die, wie Berlin, auf sehr ‚ebe- nem Boden und wenig über dem sie durch- oder none Flusse erhöht liegen, weil in einer, solchen Lage; sowohl die, ‚Reini- gung der Städte, als die Versorgung derselben mit: Wasser) insbe- sondere schwierig ist... Der Aufsatz'nimmt,‘der Deutlichkeit wegen, 37 Berlin selbst, als diejenige Stadt, deren Örtlichkeit dem Verfasser aus eigener Anschauung am genauesten bekannt ist, zum Beispiel. Die Reinigung einer Stadt besteht in Wegschaffung derje- nigen Dinge und Unreinigkeiten, die an dem Orte, wo sie sich ‘gerade befinden, hinderlich und schädlich sind, während sie am gehörigen Orte noch nützlich sein können. Diese Unreinigkeiten sind mehr oder weniger trocken, oder nals. Sie bestehen in den Abgängen aller Art: in Müll, Bauschutt, Rauch, Staub, in den Auswürfen der Menschen und Thiere, in dem Moder der Stra- (sen, Plätze und Höfe, in Schnee, Eis und in Nässe aller Art, vom Regen, vom geschmolzenen Schnee und Eise und von den verschiedenen Verrichtungen und Gewerben, welche Wasser ge- brauchen, es aber nicht ganz verbrauchen. Nur möglichst gereinigte Nässe darf in den Flu[s gelangen, weil alle festen Bestandtheile der Unreinigkeiten sein Wasser ver- derben. Alle transportabeln trockenen Theile der Unreinig- keiten müssen aus der Stadt hinausgeschafft werden, wo sie als Dünger auf den Feldern, und der Bauschutt zur Befestigung der Wege, nützlich sind. Die Nässe also allein mufs in den Flufs geschafft werden, und sie kann dorthin, nachdem man ihr ange- messene Rinnsäle bereitet hat, allein durch die Wirkung der Schwerkraft getrieben werden. Da der Moder und Schlamm insbesondere und, in seiner lästig- sten Gestalt erst durch Vereinigung der Nässe mit den trockenen Theilen entsteht, so kommt es darauf an, diese Vereinigung möglichst zu verhindern und zu dem Ende die Nässe möglichst schnell abflielsen zu machen. Die Wegschaffung der Nässe ist, ihrem Um- fange nach, bei weitem der bedeutendste Gegenstand der Aufgabe. Die Masse der allein auf die Stralsen, Plätze, Höfe und Dächer der Gebäude von Berlin aus der Luft herunterfallenden Nässe, die nothwendig in den Fluls geschafft werden muls, berechnet die Abhandlung auf etwa 127000 Ch. F. im Durchschnitt täglich; doch können starke Platzregen wohl bis 4 Millionen Cb. F. Was- ser selbst in wenigen Stunden liefern. Zur Wegschaffung der Nässe sind angemessene und ausgedehnte Bauwerke nöthig; zur Wegschaffung der mehr trockenen Unreinigkeiten nur Menschen- kräfte und Fuhrwerke. 38 Der Verfasser geht zunächst die verschiedenen, bei der Zu- sammenbringung, bei der Ansammlung, in so fern sie unvermeid- lich ist, und bei der Wegschaffung, zunächst der trockenen Unreinigkeiten, vorkommenden Umstände und die dazu bestimmten Veranstaltungen, so wie das, was dabei noch zu wünschen sein dürfte, einzeln durch. Er macht z.B. insbesondere darauf auf- merksam, wie noch vorzüglich für die Wegschaffung der Aus- würfe der Menschen vervollkommnete Veranstaltungen zu wün- schen sein dürften; nemlich strenge und unbedingte Abhaltung dieser Unreinigkeiten von dem Flusse und, statt vertiefter Gruben auf den Höfen; transportable Karren. Er setzt ferner auseinan- der, was für die Aufsammlung und Wegschaffung des Mülls und Spülichts, für die bessere Abführung des Rauches, für die Dämpfung des Staubes und für die Wegschaffung des Stralsen- moders zu wünschen sein dürfte, Sodann folgt der schwierigere und kostbarere Theil der Rei- nigung der Stadt, nemlich die Wegschaffung der Nässe. Die jetzt dazu bestimmten unbedeckten Strafsenrinnen sind auf keine Weise geeignet, ihren Zweck zu erfüllen, indem sie wegen des sehr ebenen Bodens der Stadt und seiner geringen Höhe über dem Fluls nur ein sehr geringes Gefälle bekommen können, und aulserdem die vielen kleinen Brücken über die Rinnen, sowohl in den Stralsen selbst, als nach den Häusern hin, den Abfluls des Wassers noch beständig hemmen. Bei starkem Regen ver- mögen die offenen Rinnen die Fluth nicht zu fassen; das Wasser hebt dann die Rinnsteinbrücken auf und überschwemmt die Stra- [sen,; in trockener Zeit bleibt die Nässe in den Rinnen stehen, fault und erzeugt widerliche und schädliche Dünste und Ge- rüche. Von den Höfen der Häuser vermögen die offenen Rinnen das Wasser nicht anders abzuführen, als durch kleine, bedeckte Rinnen quer durch die Häuser, insbesondere durch die Einfahrten derselben; welche Rinnen aber nur zu oft, wenn sie nicht be- ständig gereinigt werden, die Luft in den Häusern selbst ver- pesten. Aus den Kellern vermögen die Stralsenrinnen das Was- ser gar nicht abzuführen, weil die Rinnen dazu zu hoch liegen. Das Wasser aus den Kellern muls ausgepumpt werden. Das einzige jetzige Mittel, den Abflufs der Nässe zu fördern, nemlich das stete Ausräumen der festen Stoffe aus den offenen Rin- 39 hen, ist nut, der Erfahrung zufolge, besonders wenn es den Ein- wohnern obliegt, bei weiten nicht hinreichend und wird aufserdem durch die vielen Brücken über die Rinnen ungemein erschwert. Etwas würde gewonnen werden, werin man den offenen Rinnen glattere Boden und Wände gäbe, und sie etwa aus behiauenen Steinen oder aus Eisen mächte. Aber diese Abhülfe wäre kostbar und würde doch nur wenig wirksam sein, da das geringe Gefälle und die hem- menden Brücken bleiben würden. Bedeckte kleine Canäle würden, während sie bedeutende Summen kosten würden, ebenfalls wenig helfen, da auch sie kein viel anderes Gefälle als die offenen Rinnen bekommen könnten, ihre Reinigung aber noch viel schwieriger sein und, wenn dieselbe nicht oft genug statt findet, die Ausdün- stungen der bedeckten Rinnen sogar noch übler sein würden, als bei den offenen. Das Ausspülen der offenen oder bedeckten Rin- nen mit Wasser, welches man durch Maschinen heben und durch eine Leitung herbeischaffen mülste, würde gleichfalls nicht ganz helfen, da selbst ein mit starkem Druck auf Schlamm geleiteter Wasserstrahl bekanntlich wenig wirksam ist. Schon zur Stelle selbst findet sich davon der Beweis, indem sogar der stärkste Platzregen, welcher Millionen von Cubik-Fulsen Wasser auf die Stadt ausschüttet, nur wenig zur Reinigung der Stralsen und Plätze beiträgt. Da überdem die Absicht einer Spülung gar nicht die sein kann, den Schlamm in den Flufs bineinzutreiben, so würde sie nicht anders, als mit der völlständigsten Reinigung der Rinnen ‘verbunden, Statt finden können; wenn man aber für die letztere sorgt, so dürfte die Wirkung der Spülung nicht mit ihren bedeu- tenden Kosten im Verhältnils stehen. Auch würden noch alle sonstigen Übelstände, nemlich die Überschwemmung der Stralsen bei starkem Regen und die Rinnen selbst, wenn man nicht sehr kostbare bedeckte Canäle macht, nebst den Rinnsteinbrücken, übrig bleiben. Die hinreichend schnelle Abführung der Nässe aus einer Stadt, deren Boden so eben ist, wie der von Berlin, und der, wie hier, hür eine so geringe Erhebung über den Flufs hat, dafs einzelne Tbeile der Stadt von hohem Wasser überschwemmt werden, ist in der That ungemein schwierig. Ableitungs-Canäle, welcher Art sie auch sein mögen, können niemals anders hinreichend wirksam sein, als wenn sie hinreichendes Gefälle haben, das Was- 40 ser, nicht zerstreut und vereinzelt, sondern möglichst in Masse abführen und möglichst gegen hineingeschwemmte feste Stoffe gesichert sind. Da es nun aber hier einmal nicht möglich ist, Ableitungs-Canälen, die ihr Wasser unmittelbar in den Fluls aus- schütten, einen hinreichenden Abhang zu verschaffen, indem man weder den Boden der Stadt heben, noch den Wasserspiegel des Flusses senken kann, so frägt es sich, wie es denn überhaupt mög- lich sei, dem Übel abzuhelfen. Es ist offenbar auf keine andere Weise möglich, als dals man bedeckte Canäle macht, die, ohne Rücksicht auf die Höhe des Wasserstandes im Flusse, das ihnen nothwendige Gefälle haben, dafs man sie also um so viel als nöthig bis unter den Wasserstand des Flusses hinunter in Gru- ben ausmünden läfst und aus diesen Gruben dann das Wasser, möglichst von den festen Stoffen gesondert, durch Maschinen‘ in den Flufs hebt. Jene Canäle, nebst den Gruben, müssen natürlich, so weit sie unter Wasser kommen, wasserdicht sein; ‘wozu sich zunächst Mauerwerk in wasserdichtem Mörtel und, auf alle Fälle, Eisen darbietet. Damit die Canäle gereinigt werden kön- nen, müssen sie inwendig so breit und hoch sein, dals ein Mensch darin, aufrecht gehend, sich bewegen kann. Durch solche Canäle kann dann aber der Zweck auch auf das allervollkoınmenste erreicht werden. Ihr innerer ‘Raum ist grols genug, um alles Wasser, welches der stärkste Platzregen bringen kann, im Augenblick zu verschlingen, und sie kommen tief genug zu liegen, um zugleich auch alles Wasser von den Höfen und aus der Kellern, ebenfalls durch bedeckte kleine Ca- näle, aufzunehmen, während alle offenen Rinnen und Rinnstein- brücken, also alle daraus entstehenden Übelstände in den Stralsen, und alle Anlässe der Hemmung des Wasser - Abflusses gänzlich wegfallen. Die technische Anordnung und Construction dieser Ablei- tungs- Canäle, insbesondere aus Ziegel-Mauerwerk, und der dazu gehörigen einzelnen Bauwerke, an Schlünden, Kreuzungen und Schöpfgruben, geht nun die Abhandlung näher durch und weiset nach, dals diese Entwässerungsmittel, weder in Rücksicht der Masse des durch Maschinen zu hebenden Wassers, noch in Rücksicht der Anlagekosten unausführbar sind. Die Kosten sind in keinem Milsverhältnifs zu denen, welche das eine oder das andere der 41 vorhin gedachten unzureichenden Mittel verursachen würde, und noch weniger sind sie im Mifsverhältnils zu dem dadurch zu er- reichenden Zweck. Man kann den Canälen entweder senkrechte Wände geben und sie oben halbkreisförmig überwölben, oder sie können einen elliptischen Querschnitt bekommen. In beiden Fällen würden sie inwendig 6 Fuls hoch und im ersten Falle 3 F., im zweiten, in der halben Höhe, 35 F. breit nöthig sein.. In ihren höchsten Puncten oder Anfängen würden: sie immer mit ihrem Gipfel 3 F., also mit ihrem Boden 9 F. unter den Stralsenboden zu vertiefen sein. Das geringste ihnen zu gebende Gefälle würde 1 auf 500 sein. Die Zahl der nöthigen Schöpfgruben würde für Berlin 11 sein, und zwar eine für jede der drei Inseln, welche die Stadt bedeckt, und noch A für jeden der beiden Stadttheile an den Ufern des Flusses. Auf diese Weise werden die Canäle ‚nicht über 500 Ruthen lang werden und das Wasser ist dann von den Maschinen (am besten eisernen Pumpen, von Dampfkraft bewegt) im ungünstig- sten Falle, nemlich bei hohen Wasserständen des Flusses, nicht leicht über 20 F. hoch zu heben nöthig; wozu hier im Durch- schnitt etwa 20 Pferdekräfte hinreichen würden. Um das Wasser in die Canäle zu leiten, kann der Quer- schnitt der Stralsen zweierlei Formen bekommen; nemlich: man kann entweder die Tiefe in die Mitte des Fahrdammes legen, grade über die unterirdischen Ableitungs-Canäle, deren in jeder Stralse immer nur einer nöthig ist; oder man kann auch den Fahrdamm, wie er es jetzt ist, in der Mitte erhöhen und in der Gegend der jetzigen offenen Rinnen die Vertiefungen machen, aus welchen dann das Wasser nach den Abzugs-Canälen zurück durch eiserne Röhren zu leiten wäre. Die Vertiefungen werden 1 F. breit mit behauenen Steintafeln bepflastert und haben das nöthige Gefälle, um das Wasser nach den in ihnen befindlichen vergitterten Schlünden zu leiten, die einander nahe genug ge- bracht werden, um jeden Aufenthalt des Wassers zu vermeiden und keine merkliche Wellenförmigkeit des Pflasters nöthig zu ha- ben, oder sonst die Passage durch vertiefte Rinnen zu behindern. Jede der beiden Arten des Stralsen- Querschnitts hat gegen die andere ihre Vortheile; doch dürften die des Querschnitts mit der Tiefe in der Mitte überwiegend sein. 42 Die gesammte Länge der für 'Berlin erforderlichen Ablei- tungs- Canäle würde etwa 23000 Ruthen betragen. Die Canäle mit elliptischen Querschnitten und der Stralsen-Querschnitt mit der Tiefe in der Mitte, sind die wohlfeilsten, sowohl in den Anlage- als Erhaltungskosten. Die gesammten Anlagekosten der Canäle auf diese Weise, sammt denen der nöthigen Schlünde und Einsteige- Öffnungen, der Schöpfgruben und der Umlegung des Pflasters, würden sich für Berlin’ auf etwa 2 Millionen und 900 Tausend Thaler belaufen, und, legt man die Tiefe, statt in die Mitte der Stralsen, an die Seiten, auf etwa 120 Tausend Thaler höher. Canäle mit senkrechten Wänden würden bei der einen und der andern Art des Stralsen-Querschnittes noch an 700 bis 800 Tau- send Thaler mehr kosten. Für etwa 3 Millionen Thaler sind also die wirklich wirksamen Bauwerke zur Entwässerung von Berlin jedenfalls herzustellen. Die Abhandlung berechnet nun ferner die gesammten jähr- lichen Kosten, welche zur Reinigung der Stadt nöthig sein wür- den. Zuvörderst würden zur fortwährenden Zusammenscharrung des Moders und zum Fegen und Reinigen der Strafsen und Plätze eigens Leute bestellt und zum Wegfahren der trockenen Unrei- nigkeiten Fuhrwerke theils gehalten, theils gemiethet werden müs- sen; denn die Wirksamkeit. der Einwohner reicht, der Erfahrung nach, nicht hin. In der That ist wohl kein Zweifel, dafs eine wirkliche Reinigung der Stadt nur auf jene Weise zu erreichen ist. Bekanntermafsen sind auf allen chaussirten oder gepflasterten Landstralsen Wärter zur Besorgung der Erhaltung, Entwäs- ' serung und Reinigung der Strafsen nothwendig und es sind derglei- chen Wärter auch auf den Strafsen überall wirklich angestellt. Noch viel nothwendiger, als auf den Landstralsen, sind aber solche Arbeiter offenbar in den Städten, wo die Passage viel stärker und die Reinigung noch in vollkommnerem Maafse nothwendig ist. Die angestellten Stralsenwärter würden dann hier zugleich die Pflicht haben, in trockener Zeit die Stralsen mit Wasser zu be- sprengen, was, wenn die Stadt eine Wasserleitung bekommt, nur sehr wenig Mühe erfordert; im Winter den Schnee wegzuschau- fela und glattes Eis mit Sand oder Asche zu bestreuen; neben ihrem Hauptgeschäft, den Moder zusammenzuscharren und zu fe- gen und die Entwässerungs-Bauwerke stets in voller Wirksam- 43 keit zu erhalten. Die Fuhrwerke würden bestimmt sein, die fe- sten Theile der Unreinigkeiten zur Stadt hinauszuschaffen. Was von diesen Arbeiten jetzt den Einwohnern zu besorgen obliegt, würde ihnen abgenommen werden und es würde ihnen nur das bleiben, was das Innere ihrer Höfe und Häuser angeht, wohin die Stralsenwärter ohne Übelstand nicht gelangen können und dürfen. Aufser den Kosten dieser Stralsenwärter und Fulntmeilie ge- hören zu den jährlichen Ausgaben für die Reinigung der Stadt die Kosten der Hebung des Wasers aus den Schöpfgruben und die Kosten der baulichen Erhaltung der Entwässerungswerke; des- gleichen, im Fall etwa das Anlage-Kapital geliehen wird, die Zinsen für dasselbe, und ein Amortisations - Fonds. Die Berechnung ergiebt, dals die gesammten jährlichen Kosten der Reinigung der Stadt, wenn elliptische Canäle gemacht werden und der Strafsen-Querschnitt die Tiefe in der Mitte be- kommt, sich auf etwa 196 Tausend Thaler belaufen dürften, wo- von 129 Tausend Thaler Zinsen und Amortisations-Fonds sind, und, wenn der Stralsen- Querschnitt die Vertiefungen an den Seiten bekommt, auf etwa 211 Tausend Thaler, wovon 134 Tau- send Thaler auf die Zinsen und den Amortisations- Fonds kom- men. Von diesen Kosten geht aber zunächst gegenseits das ab, was jetzt, theils die öffentlichen Fonds, theils die Einwohner, an Kosten für die Reinigung der Stadt und die Erhaltung der jetzi- gen Bauwerke zu verwenden haben, also das, was jetzt das Weg- "schaffen des Moders, das Fegen der Stralsen und die Erhaltung der über 140 Tausend Fuls langen Rinnsteinbrücken kostet. Diese Kosten sind zusammen, gering berechnet, sehr bedeutend und be- tragen etwa 65 Tausend Thaler, so dafs also, so lange das An- lage-Capital noch nicht getilgt ist, an jährlichen Ausgaben, bei der einen oder der andern Art des Strafsen-Querschnitts, nur resp. etwa 131 und 146 Tausend Thaler jährliche Ausgaben bleiben, die sich aber dereinst, wenn das Anlage-Capital durch den Amorti- sations-Fonds getilgt sein wird, bis auf resp. etwa 2 und 12 Tausend Thaler jährlich reduciren. Die Abhandlung zählt jetzt näher die Erfolge und die Vor- theile auf, welche der Stadt in Rücksieht der Wöhnlichkeit, Sau- berkeit und Salubrität aus der vervollkommneten Reinigung er- 44 wachsen würden. Man würde stets reine Strafsen haben; die Gefahr der offenen Rinnen für Fulsgänger und Fuhrwerke würde wegfallen; im Sommer würde der Staub gedämpft, im Winter der Schnee entfernt werden, und das glatte Eis würde nicht mehr zu fürchten sein; Höfe und Keller würden vom Wasser befreit werden;können,;und vor allem würden die Stralsen, Plätze und Häuser von den ihnen jetzt so lästigen und schädlichen Gerüchen und Dünsten der in den offenen oder kleinen bedeckten Rinnen faulenden Nässe und der anderen Unreinigkeiten befreit werden. Auch ‚würden den Einwohnern noch manche nicht ganz unbe- deutende Erleichterungen in ihren Ausgaben zu Theil werden. Das Fuhrwerk in Droschken und Kutschen kostet nemlich jetzt in Berlin jährlich etwa 1 Million Thaler, und viele dieser Fahrten werden durch die Unzulässigkeit der Reinlichkeit der Stralsen er- zwungen. Ist es nun auch nur der zwanzigste Theil des Fuhr- werks, der durch die vervollkommnete Reinigung der Stadt er- spart wird, so erwächst daraus den Einwohnern ‚schon eine nicht unbedeutende Ersparung an ihren Ausgaben. Auch an den Kosten der Fufsbekleidung, die für 300 Tausend Einwohner auf eine sehr ansehnliche Summe zu berechnen sind, würde, besonders der ärmern Classe, Manches erübrigt werden. Die Abhandlung schliefst mit der Bemerkung, ihr künftiger zweiter Theil, welcher die Versorgung der Stadt mit Wasser zum Gegenstande haben wird, werde nachweisen, dals auch noch die etwanige Schwierigkeit der Aufbringung des Anlage -Capitals, zu der Reinigung der Stadt sowohl, als zu der Wasserleitung, durch diese letztere gehoben werde, und dals weder zu dem einen noch zu dem andern Werke der Staat oder die Stadt das Ge- ringste berzugeben haben dürfte, sondern dafs vielmehr Alles zu- sammen eine sehr gute, sich hinreichend verzinsende Actien- Unternehmung sein dürfte, zu welcher es niemals an Capi- talien fehlt; so dafs also, wenn dereinst die Anlage-Kosten durch den Amortisations-Fonds getilgt sein werden, die Wasserleitung sogar noch, wenn man will, der Stadt ein ansehnliches Ein- kommen zu verschaffen im Stande sein würde. Ein weiter detaillirter Auszug läfst sich von den Aufstellun- gen der Abhandlung und ihren Begründungen hier nicht geben. 45 Der Verfasser ist aber im Begriff, die Abhandlung 'selbst, unver- züglich zum Druck zu befördern. — . An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Encke, Berliner astronomisches Jahrbuch für 1844, Berlin 1841..8. Catalogue of miscellaneous literature in the library'of the royal .. Society, London 1841. 8. v; Schorn, Kunstblatt'\1842..,No.7..8., Stuttg. u: Tüb.. 4. 24. Februar. Gesammitsitzung der Akademie. Hr: Crelle las den Schlufs seiner Abhandlung: „Über die Mittel und die nöthigen Bauwerke zur Reinigung der Städte, mitibesonderer Rücksicht aufdie Stadt Berlin, als Beispiel”. ($. Gesammtsitzung vom 17. Febr.) Hierauf trug Hr. Böckh zwei Schreiben an das hohe vor- geordaete Ministerium’ vor, welche von dem Ausschusse zur Her- ausgabe der Werke Friedrichs II. im Namen ‘der Akademie ent- worfen waren in Bezug auf diese Unternehmung. ' Die’ Akademie genehmigte sie vollständig. Das hohe vorgeordnete Ministerium genehmigte die von der Akademie beantragte Verwendung von 60 Rthirn. zur Anschaffung von 30 Exemplaren der von Hrn. Hofrath Gau[s und Professor Weber in Göttingen herausgegebenen Resultate aus den Beob- achtungen des magnetischen Vereins, auf welche die Akademie subscribirt hatte. Wegen eines Schreibens des Presidente del Ateneo di Tre- viso, Ag. Dot. Japanni, vom 10. Febr., in welchem die Akade- mie ersucht wird Auskunft zu geben über den Codice rurale von Preufsen, sollen die nöthigen Erkundigungen eingezogen werden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: U. J. Le Verrier, Memoire sur les variations seculaires des elements des Orbites, pour le sept Planetes principales, Mercure, Venus etc. (Extr. de la Connaissance des Temps pour 1843) 8. 46 U. J. Le Verrier, Mem. sur la determination. des. inegalites seculaires des Planetes. (Extw. des Additions A la Connaissance des Temps pour 1844) 8. L’Institut. 1. Section. Sciences math., Phys. et nat. 10. Anne No. 420-424, 43.Janv.-10. Feyr. 1842. Paris, 4. ‚2.Sect. Scienc. hist., archeol. et philos. 6. Annee. No. 71. 72. Nov. Dec. 1841. ib. 4. The Royal Society. 30. Nov. 18441. (List of the Members) zw don) 4. v. Schorn. Kunstblatt 1842. No.9. 10. Stutig. u. Tüb. 4. Kops en Miquel, Flora Batava. Aflev. 123. 124. Amst. 4 van der Hoeven en de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Geschiedenis en Physiologie. Deel 8, Stuk 4. ie Leiden 1841. 8. v. Schlechtendal, Zinnaea.' Bd. 15, Heft3. 5. Halle 1841. 8. , 28. Februar. Sitzung der philosophisch -hi- storischen Klasse. Hr. Schott las über die Sprache der Betjuana. Aufserdem kamen. noch einige Gegenstände zum Vortrag, welche sich auf den Druck: einiger Werke der eye der Klasse beziehen. ——#I>— Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen ‚der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat März 1822. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 3. März. Gesammitsitzung der Akademie. Hr. Müller las einen Bericht über einige auf einer Reise in Schweden in Gemeinschaft mit Hrn. Retzius angestellte pathologisch-anatomische Beobachtungen über parasitische Bildungen. Als die Herren Retzius und Müller im August v. J. in Bohuslän sich mit Zergliederung verschiedener Meeresthiere beschäftigten, untersuchten sie einen Dorsch mit magerem Schwanz, _ der sich, nach der Aussage der Fischer, wegen Krankheit nicht zum Essen eignen sollte. Der Sitz der Krankheit war die Schwimm- blase, in der sich eine ansehnliche Menge einer gelblichen, schmie- rigen, geruchlosen Materie fand. Unter dem Mikroskop zeigte 'sich diese Materie sehr eigenthümlich, sie enthält nämlich Kör- perchen von 0,00058 - 0,00068” Länge, welche in der Gestalt einer rippenlosen Navicula oder Agardh’s Frusztulia coffeaefor- mis gleichen. Sie bestanden aus zwei Schälchen, welche in der Mitte durch eine körnige Substanz verbunden waren. Die Kör- perchen sind anfangs ungespalten, spalten sich dann der Länge nach und sind nun von einander abstehend, und durch die gra- nulöse Substanz zusammengebalten, zuletzt scheinen sie sich ganz zu trennen. Sie bilden sich in Zellen, in denen mehrere zugleich angetroffen werden. Dadurch und durch den Mangel an Kiesel- erde in den Schälchen unterscheiden sie sich vollends von den Näviculae und ähnlichen Infusorien. Sie scheinen mit den Psoro- [1842.] 3 48 spermien der Fische in eine eigene Abtheilung parasitischer, blols vegetirender, organischer Bildungen von specifischer Struktur zu gehören. Die Verfasser haben ferner Beobachtungen über Entwicke- lung von Pilzen in den Lungen und Lufthöhlen der Vögel ‚au- gestellt. Es sind nicht die in den Lungen kurz verstorbener Vö- gel gefundenen Schimmel, welche die Herren C. Mayer, Jäger, Heusinger, Theile und.noch neulich ‚Hr. Deslongehamp beschrieben, sondern pilzartige platte Körperchen von einer festen und ungemein zähen Substanz. Hr. Deslongehamp hatte sie offenbar auch vor sich gehabt, sie bildeten das Substrat der Schim- melfäden, welche sich in den Lungen und Lufthöhlen einer kran- ken und schwerathmigen Eidergans entwickelt hatten, aber die Hauptsache ist von ihm, wie es scheint, verkannt worden, indem er diese Plagues für albunıinöse Exsudate hielt. Die pilzartigen Körper sind einmal im Stockholm, einmal in Berlin in ganz glei- cher Weise beobachtet. Der erstere Fall betrifft eine aus Lappland gekommene Siryx nyctea, welche. in Stockholm einen Theil ‚des Winters lebend war, aber krank und kurzathmig wurde und dann starb. Sie wurde von Hrn. Retzius zergliedert. Das Präparat befindet sich seit längerer Zeit im anatomischen Museum zu Stock- holm. Die Lungen und Lufthöhlen sind überall mit pilzartigen, platten, runden, weilsgelben, auf der Oberfläche concentrisch ge- ringelten, in der Mitte meist etwas vertieften, zuweilen: an der Ober- fläche napfförmigen Körperchen besetzt, von sehr kleiner Grölse bis 1 und 2 Linien Durchmesser und mehr. Sie sitzen zwar fest; aber man kann sie ohne Verletzung der Schleimhaut ablösen. Meh- rere benachbarte flielsen auch zusammen und haben dann die äulser- sten Ringe gemeinschaftlich. An zwei Stellen sind die Lufthöh- len von confluirten Körperchen überall bis zu 1 bis 1% Linien Dicke bedeckt, so dals eine zusammenhängende, fast knorpelig feste Lage entsteht. Der zweite in Berlin beobachtete Fall be- trifft eine alte Rohrweihe, Falco rufus, die, nachdem sie hier vor zwei Jahren geschossen worden, auf das zoologische Museum gekommen war. Der Studirende Hr. Dubois fand dort frisch in den Lufthöhlen die weilsen, napfartigen, platten Körperchen und brachte ein Stück vom Bauchtheil des Rumpfes mit den Nie- ren, die mit einigen derselben besetzt waren, auf die Anatomie, 49 frageud, was das sei? Hr. Müller konnte keine Structur darin währnehmen. Als im vorigen Herbst in Stockholm: sich wieder die Gelegenheit ‘darbot, die Struetuar zu erforschen, gelang dies auch nicht. Die feste zähe Masse erschien unter dem Mikroskop wie gerounen. Indels gab Hr. Retzius die eine Hälfte des Prä- parates an das hiesige Museum ab. Hr. Müller erhielt. dadurch Gelegenheit, längere Zeit auf das mikroskopische Stadium. der räthselhaften Körperchen zu verwenden. Die Körperchen besitzen allerdings Structar, aber sie läfst sich nicht überall wahrnehmen; an’ manchen’ Stellen in sehr glücklichen Durchseknitten sieht man ganz 'klare, sehr feine, verzweigte Fäden im einer 'amorphen’Sub- stanz, die\einen so' deutlichen vegetäbilischen Habitas haben, dafs, wer'sie'sieht, sie'sogleich für pflanzlich‘erklärt, wie solches auch ' von’ den’ Herren Linck und Klotz sch ‘geschehen ist. Rätksel- hafter sind andere uünregelmälsigere und viel dickere Fäden, welche sich auch hin und wieder theilen und sich’ durch ihre bauchigen Ränder: auszeichnen, sie sind hin und wieder auch in einzelne ge- ballte Körperchen getrennt. ' Die pflanzliche Natur der Plagues ist demzufolge nicht zu bezweifeln. Die an zwei Stellen auf confluir- ten Plagues stehenden Schimmelfäden, welche sonst überall auf der harten Oberfläche der Plagues fehlen, sind offenbar etwas Se- eundäres, wie so oft auf Pilzen Vorkommendes.. Diese Schimmel- fäden haben keine Ähnlichkeit mit den Fäden im Innern der Plagues, ‚sind dicker und deutlich‘ gegliedert, was Hr. Deslongchamp übersehen, an einzelnen Stellen: sieht man geköpfte Sporenträger, deren kolbige Enden rundum mit grünen Sporen besetzt sind, wie fan sie Auch zwischen den Fäden findet. Dieser Schimmel ist offenbar ein Aspergillus. + Fruetificationsorgane wurden nicht in den pilzartigen Kör- perchen wahrgenommen, letztere erinnern daher’ an die 'rätlisel- Kaften Sclerotien, directe Beobachtungen an letzteren, z.B. Sciero- Hium \semen, complanatum, zeigten aber keine rechte Übereinstim- mung. Noch weniger Ähnlichkeit in der Structur zeigte’ Daeryo- myces stillatus. 0" Hierauf trug Hr. v. Buch die folgende Mittheilung' vor: Hr. Bronn in’ Heidelberg hat der Akademie zwei Zeichnungen über- 'sandt und einen‘ Berieht, dafs er in Gemeinschaft mit Hrn. Kaup 50 die fossilen Gaviale der Liasformation einer Prüfung un- terworfen habe, welche in Kurzem (Stuttgard bei Schweizerbart in Fol. mit 4 lith. Tafeln) veröffentlicht werden soll. Die vor- weltlichen Gaviale: des Lias unterscheiden sich von den lebenden durch verhältnifsmäfsig 'kleine Augenhöhlen ohne vortretende, Um- randung, viel gröfsere, etwas längliche Scheitellöcher, welche fast die ganze obere Schädelfläche hinter den Augen einnehmen, durch kleine Flügelbeine, ein eigenthümliches Relief der Mittellinie der- selben um und vor der hintern Nasenöffnung, durch das Eindrin- gen der Kieferbeine in die Incisivbeine auf der untern Seite. des Rüssels, durch.die gewöhnlich zahlreicheren Backenzähne, und die eigenthünliche, schon (von der Gattung Mystriosaurüs) ‚bekannte Stellung ‚der Schneidezähne auf dem löffelförmig ausgebreiteten Ende des Rüssels, durch die Zahl von funfzehn Brust-\ und, zwei Lendenwirbel, durch‘ die von vorn nach hinten längeren und .da- her näher .an einander gränzenden Dornfortsätze aller Wirbel, durch das Hinaufrücken ‚beider Anlenkungsflächen der Rippen an die Querfortsätze schon’ am zehnten und elften Wirbel, durch die Biconcavität aller Wirbelkörper, durch weiteres Zurückstehen der Vorder-Extremitäten gegen die hinteren an Gröfse und. oft auch der unteren Theile der Extremitäten gegen die oberen, durch einen | ganz aus grolsen, viereckigen und von aulsen porösen Schildern zusammengesetzten Panzer. In den übrigen Charakteren kommen sie mit den’ lebenden Gavialen überein. Von den Gavialen der Oolithe entfernen sich Gnuthosaurus, Metriorhynchus und Lepto- cranius etwas sowohl von den lebenden, als denen des Lias, Ade- lodon und Teleosaurus dagegen verbinden sich mit denen des Lias zu einer eigenen Gruppe. Teleosaurus ‚weicht nach Guvier (Ossemens fossiles N. I. pl.vır..£.4) durch die Lage der hinteren Nasenöffnung angeblich -von den lebenden Crocodilen ab, und Geoffroy St. Hilaire, eine ähnliche Bildung bei allen Gavialen der Oolithe voraussetzend, errichtete für diese eine eigene Familie der Teleosaurier. Da aber alle von Hrn. Bronn untersuchten fossilen Gaviale die hintere Öff- nung des Nasencanals an derselben Stelle haben als die lebenden, und da sich auch bei Teleosaurus eine (in der angeführten Abbildung | mit z bezeichnete, als Arterienloch gedeutete) Öffnung an der nämli- chen Stelle befindet, vermuthete Hr.Bronn, dafs das von den Herren 51 Cuvier und St.Hilaire als hintere Nasenöffnung gedeutete Loch eine blofse Bruchspalte, das angebliche Arterienloch aber die wahre hintere Nasenöffnung sein möchte. Er ersuchte Hrn. v.Blain- ville, den in der Pariser Sammlung befindlichen Teleosaurus- schädel in diesem Punkte noch einmal zu prüfen, und erhielt bald den Aufschlufs, dafs jene spaltförmige, von Cuvier als hintere Mündung des Nasencanals gedeutete Öffnung aus einer wegge- brochenen Knochenblase, welche mit dem Nasencanal in Verbin- dung gewesen, entstanden, und dals die Meinung des Hrn. Bronn binsichts des angeblichen Arterienloches vollkommen gegründet sei. Dadurch ist die Familie der Teleosaurier von Geoffroy St. Hilaire ganz beseitigt. Vorgelegt wurde das Programma di Concorso al premio pro- einciale per l’Anno 1842 von der Accademia Chirurgica di Ferrara. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: A. F. Mauduit, AReponse & Mr. Raoul-Rochette. (Decouvertes dans la Troade 2.Partie). Paris 1841. 4. ‚ Erreurs tres graves signaldes comme existant dans toutes les Traductions d’Homere. Pour faire partie du livre: Decouvertes dans la Troade. ibid.eod. 4. 6 Exempl. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Paris 5. Febr. d. J. v. Wiebeking, Memoire sur une nouvelle et tres avantageuse | construction des Chemins en Fer. Munich 1842. 4. , Übersicht der Länge und Kosten der merkwürdigsten Schiffahrts-Canäle in Frankreich. — 2. Übersicht betreffend einige der merkwürdigsten Canäle Grofsbrittaniens. ib.1842. 4 fol. num, Proposition pour un Congres scientifique compose d’Ingenieurs et Architectes Europeens. ibid.1841. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. München 5. Febr. d. J. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’ Academie des Sciences 1842. 1.Semestre. Tome 14. No.4-6. 24. Janv.- 7. Fevr. Paris. 4. "Aug. Comte, Cours de Philosophie positive. Tome 5. Paris 1841. 8. 52 10. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Kunth las die erste Hälfte einer Abhandung über die natürliche Gruppe der Liliaceen im weitesten Sinne des Wortes, in welcher er zu beweisen beabsichtigt, dafs, so- bald die Jussieu’schen Liliaceen, Asphodeleen und Asparageen als blofse Abtheilungen einer gröfsern Pflanzenfamilie betrachtet wer- den, auch kein Grund vorhanden ist, die Melanthaceen und Smi- laceen als besondere Familien beizubehalten. In dieser Absicht werden zuerst diese genannten fünf Gruppen näher beleuchtet und genauer begrenzt. Folgendes sind die Resultate der mitgetheilten Beobachtungen. Die Melanthaceen, durch die antherae extrorsae, die getrenn- ten Staubwege und die Kapselfrucht ausgezeichnet, haben anatro- pische Eichen, mit Ausnahme von Colchicum und Bulbocodium, in welchen sie hemianatropisch erscheinen; ihr Embryo ist sehr klein und liegt unmittelbar über dem Nabel im Albumen verbor- gen; in Colchicum, Baeometra und Ornithoglossum dagegen befin- det er sich ungefähr um ein Drittel der Peripherie vom Nabel entfernt. Diese Familie zerfällt nach der verschiedenen Beschaf- fenheit der Antheren, Narben und Früchte in fünf Abtheilungen, in die Colchiceen (Colchicum, Bulbocodium, Merendera, Monoca- ryum und als zweifelhaft eldenia und Leucocrinum), in die Me- lanthieen (Androcymbium, Erythrostictus, Melanthium, Anguilla- ria, VFurmbia, Baeometra und Burchardia), in die Tofieldieen (Tofieldia und ?.Pleea), in- die Helonieen (Helonias, Chamaeli- rium, Xerophyllum) und in die Veratreen (Arnianthium, Schoeno- eaulon, Asagraea, Feratrum, Zygadenus, Stenanthium und An- ticlea, eine neue mit Zygadenus glaucus und Melanthium sibiricum gebildete Gattung). Die Uvularieen des Hrn. A. Gray unter- scheiden sich von den Melanthaceen blofs durch die verwachsenen Staubwege, und dürften vielleicht passender als eine Section der- selben zu betrachten sein. Aulser den bereits von Hrn. A. Gray angegebenen Gattungen gehören hierher noch Kreysigia Reichenb. (Tripladenia Don.), Melanthium indicum, welches eine besondere Gattung bildet, Streptopus, Hekorima und Prosartes, ferner, unge- achtet der antherae introrsae, Drymophila. Tricyrtis Wall. aber wird ausgeschlossen und den Liliaceen genähert. 53 n Die nach Innen aufspringenden Antheren, die verwachsenen Staubwege und die plattgedrückten, mit einem flügelartigen Rande versehenen Samen unterscheiden die Jussieu’schen Liliaceen von den Melanthaceen, mit denen sie übrigens sehr nahe verwandt sind. Die beiden Bernhardi’schen Abtheilungen werden beibehal- ten, aber Fritillaria, wegen der nach Innen angehefteten Anthe- ren, neben Zilium gestellt. Orithyia ist mit Tulipa, Rhinopetalum dagegen mit Fritillaria am nächsten verwandt. Medeola hat An- theren wie Zilium und ist, ungeachtet der Beerenfrucht, mit ihm zu derselben Familie zu zählen. Methonica ist aber eine zweifel- 'hafte -Liliacea, und nähert sich in vielen Merkmalen den Melan- thaceen. Die Bildung des Samens ist hier dieselbe, wie in Colchi- cum, wobei zu bemerken ist, dals Gaertner den Embryo von Methonica ganz unrichtig abgebildet und beschrieben hat. Die Samen sind von Geschmack scharf. N Die Jussieu’schen Asphodeleen sind seinen ee sehr ähn- lich, aber leicht an der schwarzen Testa zu erkennen. Hr. Brown verbindet mit ihnen diejenigen Gattungen der Jussieu’schen Aspa- rageen, welche eine Testa atra crustacea haben, und erhebt die übrigen, wegen der dünnen, häutigen Beschaffenheit dieses Organs, unter dem Namen der Smilaceen zu einer besondern. Familie. Hr. Kunth glaubt dagegen, dals die erstern, denen der Name der Asparageen erhalten werden muls, in einer natürlichen Anordnung den Smilaceen gleichgestellt werden müssen. In den Asphodeleen „werden drei Sectionen gebildet, die Hyacintheen, Allieen und An- 'thericeen. Diese haben büschelige Wurzeln, jene beiden dagegen ‚Zwiebeln. Die Hyaeintheen blühen in Trauben, die Allieen in Dolden. Zu den 'erstern gehören ‚aufser den von Hrn. Endli- ‚cher aufgeführten Gattungen noch: Zededouria, der indische Re- - präsentant von Seilla, und Coelanthus W illd., von Zachenalia durch „die 'spornartige Verlängerung des Kelches verschieden. In den meisten Hyacintheen sind die Sepalen einnervig, blofs -in Oyanotris, Ornithogalum, Myogalum, Albuca und Uropetalum “mit drei oder mehreren Nerven ‚versehen. Bellevalia wird mit meuen Arten bereichert, dgraphis 'wieder mit Scilla verbunden. ‚In. Bezug auf: die letztere Gattung macht Hr. Kunth auf die -grolse Verschiedenheit in der Zahl der ‚Eichen bei den einzelnen Arten aufmerksam» und berichtigt aufserdem den Gattungscharakter 54 von Drimia dahin, dafs die Fächer des Ovariums jeder Zeit blols zwei neben einander aufsteigende Eichen enthalten. Die Allieen begreifen, aulser Ailium, die Gattungen Hespero- scordium, Triteleja, Brodiaea, Calliproa, Tristagma, Leucocoryne, Milla und Bessera in sich und bilden bei Hrn. Endlicher den gröfsten Theil seiner Agapantheen, während Aiium zu den Hya- eintheen gerechnet wird. Vielleicht dürfte Tuldaghia gleichfalls hierher gehören. In Bessera, Triteleja und Calliproa sind die Se- palen am Rücken dreinervig, während sie in allen andern Allieen einnervig erscheinen. Die ächten Aliia haben zwei im Grunde des Faches neben einander befestigte, aufrechte, campylotropische Eichen; in 4Allium Pictorialis dagegen zeigen sie sich einzeln. A. fragrans, euosmium, striatum, striatellum und canadense besitzen A-12, zweireihige, bemianatropische Eichen, und bilden eine -be- sondere Gattung, welche vielleicht mit Hesperoscordium zusam- menfällt, Die Anthericeen haben einen wirklichen Stengel, einen trau- bigen oder rispigen Blüthenstand und zahlreiche, mehr oder we- niger knollig verdickte Wurzelfasern. Eremurus, Asphodelus, Asphodeline und Bulbine bilden darin wieder eine besondere kleine Gruppe, welche sich durch die Lage der Eichen auszeichnet. Diese sind nämlich, zwei bis sechs an der Zahl, mit der Öffnung nach unten gekehrt, an dem innern Winkel des Faches fast ihrer ganzen Länge nach angewachsen, und von einer fleischigen, aril- lusartigen Wulst mehr oder weniger umgeben. Die Sepalen er- scheinen einnervig. An jene Gattungen reihen sich sehr natürlich Kniphofia, Aloe und Lomatophyllum an. In den beiden erstern, und wahrscheinlich auch in Zomatophyllum, bildet sich die arillus- artige Unterlage des Eichens später zu einer schlaffen Haut aus, welche den Samen gänzlich umhüllt, sich an den Kanten flügel- artig ausbreitet, und fälschlich für die Testa gehalten worden ist. Hiernach dürften die Endlicher’schen Aloeineen wieder eingehen müssen, da von den beiden noch aulserdem dazu gerechneten Gat- tungen ‚Sanseviera und Yucca, die erstere sich von .Dracaena blofs durch einzelne Eichen unterscheidet, und zu den Asparageen gehört, die zweite dagegen sich mehr den Liliaceen nähert. He- merocallis, Czackia, Phalangium und alle übrige von Hrn. End- 55 licher zu seinen Anthericeen gerechnete Gattungen haben sämmt- lich anatropische Eichen und ihre Kelchblätter sind mit drei oder mehreren Nerven durchzogen. Zu den Conanthereen, welche wegen des Ovarium semiinfe- rum kaum eine besondere Abtheilung der Anthericeen zu bilden verdienen, gehören, aulser Zephyra, Conanthera, Cummingia und Pasithea, noch Cyanella; Echeandia aber mufs daraus entfernt und in die Nähe von Phalangium gestellt werden. Das letztere gilt auch von Anemarrhena; Sowerbaea aber gehört nicht hier- her, sondern zu den Endlicher’schen Aphyllantheen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Verhandelingen van het Bataviaasch Genootschap van Kunsten enWetenschappen. Deel3.4. 2. Druk. te Batavia 1824. Deel 13. ib. 1832. Deel 14. 15. ib. 1833. Deel16. ib. 1836. Deel 17. ib. 1839, 8. mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars dieser Gesellschaft Hrn. C. Visscher d. d. Batavia 17. Dec. 1840. Graphische Darstellung des mittlern Barometer- und Thermo- meterstandes zu Frankfurt a.M. im Jahre 1841 nach den Be- obachtungen des physikalischen Vereins. fol. 2 Exempl. mit einem Begleitungsschreiben des Vorstandes des physikalischen Vereins, Hrn. Rommel, Kurf. Hess. Ober-Finanz-Rath, d.d. Frankfurt a. M. 24. Febr. c. Alcide d’Orbigny, Paleontologie frangaise. Livrais. 35. 36. Paris. 8. Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physiquei841. De- cembre. 3.Serie. Tome3. Paris. 8. Schumacher, Astronomische Nachrichten. No. 442. Altona 1842. 4. v. Schorn, Kunstblatt 1842. No. 11-14. Stuttg. u. Tüb. 4. M. Ch. Matteucci, Essai sur les Phenomenes electriques des Animaux. Paris 1840. 8. V. Ivänchich, Kritische Beleuchtung der Blasensteinzertrüm- merung, wie sie heute dasteht. Wien 1842. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Wien 3. Febr. d.J. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd.15, Heft6. Halle1841. 8. 56 14. März. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Poggendorff las über verbesserte Einrichtun- gen des Voltameters zur getrennten Auffangung bei- der Bestandtheile des Wassers und einige dadurch an- geregte Untersuchungen. Die Instrumente, deren man sich für gewöhnlich bedient, um die beiden Bestandtheile des zwischen den Polen einer V olta’schen Batterie zersetzten Wassers gesondert aufzufangen, haben aner- kanntermafsen keine zweckmäfsige Einrichtung. Als Pole zur Ent- wickelung der Gase dienen nämlich in der Regel blofse Drähte von Platin, ‘die entweder oberhalb des Niveaus der Sperrflüssig- keit, in ‚horizontale Seitenarme der Melfsröhren eingefügt sind, oder durch den Boden des diese Flüssigkeit enthaltenden Gefälses gehen und so von unten in die Röhren treten. In beiden Fällen ist die Communication zwischen den beiden Polen zum grolsen , Theil durch die Glaswände der Röhren unterbrochen, die Bahn des Stroms in der Flüssigkeit also sehr verlängert, und da über- dies die Pole nur eine kleine Oberfläche darbieten, so erleidet der Strom, wenn man nicht gerade eine Batterie von sehr vielen Plat- tenpaaren anwendet, eine aufserordentliche Schwächung, in Folge welcher dann auch nur eine sehr unbedeutende Menge Gas ent- wickelt wird. Besser ist unstreitig eine Vorrichtung, die der Verf. in Lon- don zu sehen Gelegenheit hatte. Bei dieser sind die Pole, die als breite Platten einander in geringer Entfernung gegenüberste- hen, nur getrennt durch eine Wand von thierischer Blase, welche einen allseitig geschlossenen, mit der Flüssigkeit gefüllten Glas- kasten. in zwei Zellen theilt, aus denen einerseits die Anknü- pfungsdräbte der Pole herausreichen, und andrerseits die entwik- kelten Gase durch gekrümmte Röhren in eine pneumatische Wanne -hinabgehen, um daselbst in graduirten Gefälsen aufgefangen zu werden. Dieses auf mächtige Batterien berechnete Instrument lie- fert allerdings eine bedeutende Menge von beiden Gasen; allein es ist von schwieriger und deshalb kostspieliger Construction, kann auch nicht bei alkalischen Flüssigkeiten angewandt werden, da diese die Blase auflösen würden. 67 Diese Übelstände, vereint mit dem im Laufe seiner Untersu- ehungen' sich einstelleoden Bedürfnils, die beiden Educte der elek- trolytischen Wasserzersetzung gesondert aufzufangen, haben den Verf. an die Verbesserung der genannten Instrumente denken las- sen, und in Folge dels dahin geführt, ihnen verschiedene Einrich- tungen zu geben, welche besser zum Ziele führen und keine über- mälsigen Ausgaben verursachen. Es bieten sich hierzu zwei Hülfsmittel dar: einmal die Po- rosität des unglasurten Steinguts, welche in den letzten Jahren zur Construction de Volta’schen Batterien mit zwei Flüssigkei- ten eine so häufige Anwendung gefunden hat; und dann die, so viel der Verf. weils, noch nicht beachtete oder benutzte Eigen- schaft der Drahtnetze und anderer Gewebe, unter‘ Flüssigkeiten für Gase in bedeutendem Grade undurchdringlich zu sein. Beide Stoffe, das poröse Steingut und die Geflechte, in die zu zer- setzende Flüssigkeit getaucht, bieten dem Strom keinen erheb- lichen Widerstand dar; man kann also ganz ohne Nachtheile die Pole der Batterie mit Hüllen aus ihnen umgeben; sie dabei ein- ander bis auf einen sehr geringen Abstand nähern ‚und doch jedes der entwickelten Gase unvermischt mit dem andern für sich auf- fangen. Die Anwendungsweise dieser Hülfsmittel ist etwas verschie- den, je nachdem man blols einige Hunderte Kubikcentimeter der Gase zu genaueren messenden Untersuchungen aufzufangen beab- ‚sichtigt, oder zu anderen Zwecken vielleicht eben so viele Kubik- zolle oder Kubikfulse sammeln will. Zum erstern Behufe hält der Verf. die nachfolgenden beiden ‘Vorrichtungen für die zweckmäflsigsten. Man denke sich zwei graduirte Glasröhren, die eine, zur Auf- fangung des Wasserstoffgases bestimmte, von doppelt so grolsem ‘Querschnitt als die andere, beide unten verlängert durch 3 Zoll lange poröse Thoncylinder, die mit Gyps auf dem Glase festge- kittet sind. In diesen Cylindern befinden sich S-förmig gekrümmte Platinplatten von 2 Zoll Länge und 1 Zoll Breite, versehen eine jede mit einem angelötheten Platindraht, der durch eine verkorkte Seitenöffaung der Röhre heraustritt, um daran mittelst der bekann- ten Klemmen die Batterie anknüpfen zu können. 58 Die Füllung dieser Voltameter geschieht auf die gewöhnliche Weise, indem man das geschlossene Ende nach unten kehrt, die Röhren bis zum obern Rande des Thoncylinders mit der Flüssig- keit vollgielst, ein Scheibchen von Tafelkautschuk oder angefeuch- teter Pappe darauf legt (welches bei der Dünnheit des Thonrandes besser schliefst als eine matte Glastafel), umkehrt, und unter der Flüssigkeit den Verschluls entfernt. Bei dem Versuch werden die Röhren durch ein Holzgestell mit doppelter Zwinge gehalten, bis zur Berührung der Thoncylinder an einander gebracht (wenn dies nicht schon die Form der Doppelzwinge bedingt, wie bei dem Instrument des Verf.) und so gedreht, dafs die Platten ihre breite Seiten ein- ander zuwenden. Ein so eingerichtetes Voltameier giebt eine ansehnliche Gas- menge mehr, als eins von gewöhnlicher Construction (bei einem Versuch mit einer Batterie aus drei kleinen Grove’schen Ketten erhielt der Verf. über das Zehnfache, — ein Verhältnils, dafs na- türlich aber, nach Beschaffenheit der Batterie, sehr verschieden ausfallen kann), indels nicht so viel als cezeris paribus ein solches Instrument, worin beide Gase gemeinschaftlich aufgefangen wer- den, weil darin die Platten einander gewöhnlich weit näher ste- hen. Man kann übrigens auch bei dem beschriebenen Instrument eine gröfsere Nähe der Platten erreichen, wenn man, statt der Thoncylinder, platte Thonkasten nimmt, wobei sich zugleich, wie leicht zu erachten, den Platten jede beliebige Gröfse geben lälst. Für Versuche im Kleinen zieht der Verf. jedoch die cylindrische Form der Thongefälse vor, da sie zu manchen Versuchen anwend- bar ist, wo die parallelopipedische nicht so zweckmälsig wäre. Bei dem obigen Voltameter falst übrigens die eine Röhre 75 und die andere 150 Cubikcentimeter. Statt der Thongefälse kann man mit gleichem Vortheile Fut- terale von Drahtnetz, Haartuch oder Leinwand nehmen, da alle dergleichen Gewebe die Gase unter einer Flüssigkeit vollständig zurückhalten. Indefs kann die Füllung der Röhren dann nicht mehr auf die gewöhnliche Weise geschehen; vielmehr müssen nun die Röhren oben mit einem Hahn versehen sein, und nachdem sie mit jenen futteralartigen Fortsätzen in die Flüssigkeit getaucht sind, durch Aufsaugen mit dieser gefüllt werden. Damit man dabei 59 nichts in den Mund bekomme, mufs oberhalb des Hahns eine ku- gelförmige Erweiterung angebracht sein. Diese Construction ist allerdings etwas zusammengesetzter als die eben beschriebene, al- lein dafür ‚geschieht auch die Füllung mit gröfserer Bequemlich- keit, Man hat bei einem zweiten Versuch nichts von den. bei dem ersten aufgefangenen Gasen zu besorgen, da man sie vor der neuen Füllung herausblasen kann. Zur getrennten Auffangung, sehr grofser Mengen 'der Gase des Wassers empfiehlt der Verf. einen Apparat, welcher, der Haupt- sache nach, aus einen porösen Thonkasten von parallelopipedi- scher Gestalt besteht. Dieser Kasten ist 6 par. Zoll lang, eben so hoch und 2 Zoll breit, seiner Länge nach senkrecht durch eine dünne Thonwand in zwei Zellen getheilt, unten ganz offen, oben aber geschlossen und für jede Zelle mit zwei Durchbohrungen versehen, die eine um den Stiel der Polplatte durchzulassen, die andere um ein gekrümmtes Entbindungsrohr aufzunehmen. Die Polplatten haben ganz die Grölse, welche die Zellen zulassen, und ihre Stiele sind von Glasröhren umschlossen, die, mittelst Kork- stöpsel, in den einen der erwähnten Durchbohrungen befestigt sind. Dieser Kasten wird als Gasometer in eine parallelopipe- dische Wanne von glasurtem Steingut gestellt, die solche Höhe hat, dals man ersteren einige Zoll hoch mit der Flüssigkeit be- decken kann. Die gekrümmten Entbindungsröhren, die in den zweiten Durchbohrungen der Thonzellen ebenfalls durch Kork be- festigt sind, führen in eine pneumatische Wanne, wo die Auffan- gung der entwickelten Gase in gewöhnlicher Weise geschieht. Der Gebrauch dieses Voltameters bedarf keiner Erläuterung. Die Construction der eben beschriebenen Instrumente hat dem Verf. Gelegenheit gegeben, die Vortheilhaftigkeit verschiede- ner Metalle und Flüssigkeiten zu voltametrischem Behufe zu prü- fen, und dabei verschiedene Resultate zu erhalten, von denen er hier einige, ihres praktischen Nutzens wegen, mitzutheilen für gut hält. Er wählt dazu eine Reihe von Messungen, die er, durch die Güte des Hrn. Prof. Bunsen in Marburg, auch auf die von die- sem neuerlich dargestellte Kohle auszudehnen im Stande gewesen 60 ist*). 'Zu diesen Messungen diente eine Batterie aus zwei kleinen Grove’schen Ketten, in deren Kreis eine Zersetzungszelle, be- stehend aus zwei homogenen Metallplatten und einer oder der andern Flüssigkeit, eingeschaltet wurde. Diese Platten hatten sämmtlich gleiche Gröfse, gleichen Abstand und gleiche Tiefe in der Flüssigkeit! Die Werthe dieser Elemente, so wie die Ele: mente der angewandten Batterie kommen nicht in Betracht, da es sich hier nur um vergleichbare Resultate handelt; es mag nur bemerkt’ sein, dafs’ aufser den Zersetzungszellen immer noch 30 und 'einige Zelle Neusilberdraht von *; Lin. Durchmesser in den Kreis der‘ Batterie "eingeschaltet waren. Unter solchen Umständen ergaben sich, mittelst der Sinus- bussole, folgende Werthe für die Stromstärke: Ohne Einschaltung ‚einer Zersetzungszelle „9520 sın 69° 11”, = 0,93472. Nachı Einschaltung einer Zelle von zwei Platimplatten in Schwefelsäure (14-9) **) 9623’ sin. 18°.39’ = .0,31979 33 403076; zwei Kohlenplatten in Schwefelsäure (1#+9) 9638’ sin 20° 52’ = 0,35619 39-16 12 = 0,27899 42 -.14:51 = 0,25029 48 = 14.17 = 0,24672 58. - 14 26 = 0,24925 106.8’ 11-144 :39 0,25291. Ohne Einschaltung einer Zersetzungszelle 10510’ sin 72°37’ = 0,95433 15 - 72 13 = 0,95222. I *) Diese Kohlen werden bereitet, indem man etwa 2 Tbl. Coaks mit { Thl, Steinkoblen, beide fein gepulvert, zusammen stark erhitzt, dann die Mässe mit Zuckerlösung tränkt, trocknet und abermals glüht. Die dadurch erhaltene Masse ist wenig poröse und von einem solchen Grade der Festigkeit, dafs sie einerseits nicht leicht zerbricht und andrerseits mit Leichtigkeit in belie- bige Formen gebracht werden kann, Der Verf. verdankt dem Hrn. Prof. Bunsen Platten und hohle Cylinder von dieser Kohlenmasse, die in der That alle Anforderungen befriedigen, die man zu galvanischem Behufe an.ein solches Material stellen kann. **#) D. b. 1 Gewichtsthl. conc. Säure und 9 Gewichtstbl. Wasser; ähnlich sind die übrigen An= gaben zu verstehen. 61 Nach Einschaltung einer Zelle von zwei Schmiedeeisenplatten i in Ätzkalilauge‘ (9) | 10:17” sin21°43’ = 0,37002 22 - 21 54=:0,37299 35 1=122 40. — .0,37730. ‘Nach Einschaltung zweier Zellen von zwei Schmiedeeisenplatten in Ätzkalilauge (19) 10:38’ sin 0°27° = 0,00785 43° "0027 =" 0,00785: Nach Einschaltung‘ einer Zelle. von ‘zwei Kohlenplatten in Ätzkalilauge (1-F9) 10552’ sin 22° 0’ = 0,37461 57-20 13 ='0,34557 17.20 9 — '0,34448; zwei Platinplatten in Ätzkalilauge (1-49) 110’ sin 17° 7 —='0,29432 413° =°79'57 = 0,27480 20° 1517 0,26339. Ohne Einschaltung einer Zersetzungszelle 11522’ sin 74° 7” = 0,96152 25°" - 73 40 = 0,99964. Die Resultate dieser Versuchsreihe ‚bestätigen, was der Verf. früher schon bei grölserer Concentration der Flüssigkeiten gefun- den hatte, dafs der Strom einer constanten Elektricitätsquelle *) durch Platin in Schwefelsäure weniger geschwächt wird, als durch dasselbe Metall in Ätzlauge, dals bei der Kohle die beiden Flüs- sigkeiten das umgekehrte Verhältnils zeigen, und endlich, dafs sich auch bei der gröfsern Verdünnung der. Ätzlauge die Combination von dieser mit Eisenblech als die vortheilhafteste erweist, da mit derselben der Strom nicht nur die relatıv grölste, sondern auch unveränderlichste Stärke behält. Mit der Ätzlauge gab zwar auch die Kohle einen nahezu constanten Strom, aber derselbe war in 7 *) Zwar war der Strom der Batterie, yvie die dreimalige Prüfung, ohne Einschaltung einer Zelle, vor, inmitten und nach den Versuchen ergab, noch nicht auf einen constanten Zustand ge- Nangt,‘ ungeachtet der Verf, die Batterie schon vor der ersten Messung eine halbe Stunde läng in ‚Sehliefsung gehalten hatte; allein die Zunahme desselben wär doch, besonders ih der zweiten Hälfte der Versuche, so. gering, dafs eine desfallsige Berichtigung für den vorliegenden Fall als unnöthig „ erscheinen mufs, 62 den letzten zehn Minuten, -da er sich eben constant erwies, um fast drei Procent schwächer, als der mit Eisen. Noch schwächer und veränderlicher war der Strom, wenn er mittelst Kohlen durch Schwefelsäure geleitet wurde. Eisenplatten in Ätzkali-Lösung anzuwenden, ist also die vor- theilhafteste voltametrische Combination zur Auffangung und quan- titativen Bestimmung beider Gase des Wassers, sei es im vermisch- ten oder getrennten Zustande. Man braucht nicht zu besorgen, dafs durch die Wirkung des elektrischen Stroms Kaliumhyperoxyd gebildet und somit die Menge des entweichenden Sauerstoffgases verringert werde, denn als der Verf. das :S.57 beschriebene mit Platinplatten versehene Voltameter mit, Ätzkalilauge von der angegebenen Concentration füllte und den Strom einer kleinen Grove’schen Batterie durch- leitete, bekam er 66°, Cubem. Sauerstoffgas und 137, d.h. 2x 68!, Cubcem. Wasserstoffgas, ein Verhältnifs, welches zwar nicht genau das der Zusammensetzung des Wassers ist, aber doch nur wenig von demselben abweicht, und- sich gar nicht von dem entfernt, "welches man in der, Regel auch mit Anwendung saurer Flüssig- keiten erhält. Der Verf. glaubt demnach zu dem Schlufs berech- tigt zu sein, dals der elektrische Strom, wenigstens bei nicht übergrofser Stärke, in einer Lösung von 1 Gewichtsth. Ätzkali und 9 Gewichtsth. Wasser zu keiner erheblichen Bildung von Ka- liumhyperoxyd Anlals giebt. B Da nun Eisenblech in einer Atzlauge von solcher Concen- tration keine Eisensäure bildet und überhaupt sich nicht oxydirt, so eignet sich dasselbe, mit dieser Flüssigkeit combinirt, ganz vor- züglich zur Construction sehr grolser Voltameter, wie das $.59 beschriebene. Man hat dabei nur die Vorsicht zu befolgen, vorn in die Entbindungsröhren etwas Werg zu stopfen, da die Ätzkali- lauge die Eigenschaft des Blasenwerfens oder Schäumens in nicht unbedeutendem Grade besitzt, sie also ohne ein solches Hemmnils theilweise in die pneumatische Wanne übergeführt werden könnte. Übrigens ist nicht zu befürchten, dals das Thongefäls leide. Wenn es zweckmälsig gebrannt ist, widersteht es in den gewöhnlichen Temperaturen einer Ätzlauge von der angegebenen Concentration wenigstens Tage lang vollkommen. Nur dann unterliegen diese Gefälse sehr bald, wenn sie als Scheidewand concentrirter Lösun- 63 gen von Kali und Säuren dienen, welche durch ihre Verbindung ein relativ schwerlösliches und leicht krystallisirendes Salz bilden. Die Krystallisation dieses Salzes in den Poren der Gefälse ist es, was diese so rasch zerstört. Rathsam wird es natürlich immer sein, die Gefäfse nicht länger als nöthig mit der Kalilösung stehen zu lassen, und sie nach jedesmaligem Gebrauche wohl mit Was- ser auszulaugen. Kürzlich hat Hr. Prof. Bunsen die Kohle als Material zu den Platten der Zersetzungszelle vorgeschlagen, und ein darauf berechnetes Voltameter von beträchtlichen Dimensionen beschrie- ben. Die oben mitgetheilten Messungen zeigen, dafs dieser Vor- schlag allerdings beachtenswerth ist, denn wenn auch die Kohle in der Schwefelsäure nicht dem Platin, und in der Ätzlauge nicht dem Eisen an Stärke der Wirkung (oder vielmehr Geringheit der Schwächung des Stroms) gleichkommt, so ist sie doch ein wohl- feiles Material und liefert nach einiger Zeit, wenn sonst nur die Elektricitätsquelle unverändert wirkt, einen nahezu constanten Strom. Indels möchte sie doch nicht unbedingt zu empfehlen, und auf keinen Fall dem Eisen in Ätzlauge vorzuziehen sein, so- bald es sich nämlich darum handelt, die Gase des zersetzten Was-- sers auffangen und messen zu sollen. Abgesehen von der Frage, ob die entwickelten Gase auch ganz rein seien, was noch durch eine besondere Untersuchung zu entscheiden wäre, hat nämlich der Verf. die Beobachtung ge- macht, dafs das Volum der von der Koble entwickelten Gase um ein Beträchtliches kleiner ist, als das, welches cezeris paridus die Metalle entbinden. Schon der blofse Augenschein liefs dies bei _ den oben angeführten Messungen mit ziemlicher Deutlichkeit er- kennen; indefs da man sich hierbei leicht täuschen kann, man in der Regel eine in vielen feinen Bläschen sich entwickelnde Gas- menge für beträchtlicher hält, als eine, die in sparsamer aufstei- genden grölseren Blasen entbunden wird, und da gerade am Eisen in Ätzlauge die Bläschen sehr klein sind, so hielt er für nöthig, sich‘ durch eine direkte Messung von der Richtigkeit der Sache zu überzeugen. Der Verf. construirte sich aus Streifen von der Kohle des Prof. Bunsen und einer graduirten Röhre ein Voltameter und schaltete dieses hinter einem zweiten mit Platinplatten versehenen 3*+ 64 Instrumente der Art, beide gefüllt mit verdünnter Schwefelsäure (1-9), in den Kreis einer Batterie aus drei kleinen Grove’schen ‚Ketten ein. Gemäls dem Faraday’schen Gesetze oder vielmehr gemäfs dem allgemeinen Gesetz, dals der Strom einer geschlosse- nen Kette in jedem seiner (Querschnitte gleiche Stärke besitzt, hätte sich nun in beiden Voltametern ein gleiches Volum des Gas- gemenges entwickeln sollen; allein das war nicht der Fall. Das Platin entwickelte 32°; Cubem., die Kohle in derselben Zeit aber | nur 23, also etwa ein Viertel weniger. Offenbar konnte dieser Unterschied nur daraus entsprungen sein, dals die Kohle, vermöge ihrer Porosität und ihrer bekann- ten Begierde zur Einsaugung gasförmiger Substanzen, einen Theil der aus der Wasserzersetzung hervorgegangenen Gase absorbirte. Und darnach mufs: es als sehr wahrscheinlich erscheinen, dafs die Menge des Absorbirten sowohl verschieden ist nach der Gröfse der mit der Flüssigkeit in Berührung gesetzten Kohlenfläche, als auch ungleich für die beiden Gase des Wassers. In dem erwähnten Voltameter waren die Kohlenstreifen nur klein, nämlich 12” lang, 374”’ breit, 1°;”diek; bei gröfserem Vo- lum derselben würde die Absorption wahrscheinlich noch beträcht- licher gewesen sein, als sie schon war, wie sich andrerseits wohl erwarten lälst, dafs sie bei längerer Unterhaltung des Stroms zu- letzt ganz aufhören werde. Ob das eine Gas mehr als das andere absorbirt werde, war bei der angeführten Messung nicht zu ermitteln, da sich beide Kohlenstreifen in einer und derselben Röhre befanden, die Gase also nur gemengt mit einander aufgefangen wurden. Der Verf. behält die nähere Untersuchung dieser Frage einer künftigen Ar- beit vor; einstweilen bemerkt er nur, dafs sowohl diese Kohlen- streifen, als auch die gröfseren Koblenplatten, welche zu den S.60. u. 62 erwähnten Messungen benutzt wurden, nach dem Ge- brauch ein ungleiches Ansehen besafsen. Die Platte, an welcher der Sauerstoff entwickelt worden, war matter und schwärzer, als die andere; dies war noch nach mehrtägigem Liegen an der Luft der Fall, obwohl es schien, als habe eine stärkere Zurückhaltung der Feuchtigkeit seitens der ersteren Platten einigen Einflufs darauf. Übrigens hat schon Brugnatelli Ähnliches beobachtet. 65 Noch einen Gegenstand glaubt der Verf. hier berühren zu müssen, da er mit dem eben behandelten, so wie mit dem Inhalt - des frühern Aufsatzes über die relativen Maxima der Stromstärke galvanischer Ketten in naher Beziehung steht *). Bei Gelegenbeit der letztern Untersuchung entwickelte er die früher schon von Vorsselman de Heer und Jacobi gegebene Formel, gemäfs welcher der Strom einer Volta’schen Batterie von constanter Oberfläche der Platten das Maximum seiner che- mischen Wirkung ausübt, wenn der Widerstand in der Zersetzungs- zelle gleich ist dem übrigen Widerstand in der Batterie. Es ist wohl bemerkenswerth, dafs, so wie diese Formel nur für den Fall einer unverändert bleibenden Summe der Platten- Oberfläche gültig ist, sie auch nothwendig die Bedingung ein- schliefst, dafs die chemische Wirkung in einer festgesetzten Anzahl von Zersetzungszellen geschehe. Erlaubte man sich, die Anzahl _ der in den Kreis der Batterie eingeschalteten Zersetzungszellen zu vergrölsern, so würde die Summe der in allen ausgeübten chemi- schen Wirkungen, im Allgemeinen kein Maximum haben, sondern bei ungeänderter Batterie fortwährend wachsen mit der Anzahl dieser Zellen. Es ist gesagt: „im Allgemeinen”, es wird nämlich der Fall sein, wenn die Schwächung, welche die Zellen bewirken, sei es einzeln oder in Summa, sich streng oder annähernd durch einen constanten Widerstand vorstellen läfst. Nachstehende Entwicklung mag den ersten Fall verdeutlichen. ‚ Bezeichnet % die elektromotorische Kraft und r den Wider- stand einer Zersetzungszelle einer aktiven Zelle der Batterie, r die Anzahl dieser Zellen, » den Widerstand einer Zersetzungszelle und » die Anzahl derselben, so hat man für die Stromstärke, falls eine oder m Zersetzungszellen. eingeschaltet sind, die Aus- drücke: TION tr. nk ’ Im = nrw nr mo ’ woraus mi, _ m(nr+w) . 2; nr + ınw *) 5. Monatsbericht der Akademie, Januar 1842. 66 Da in jeder Zelle die chemische Wirkung proportional ist der Stärke des Stroms, die Summe der in m Zersetzungszellen ausgeübten Wirkungen also auch proportional dem Produkte mi, die obige Formel aber zeigt, dals ni,, immer gröfser ist als i,, so leuchtet ein, dafs die Einschaltung von m Zersetzungszellen in die Batterie beständig vortheilhafter ist, als die von einer einzigen, vorausgesetzt jedoch, die von jeder Zersetzungszelle bewirkte Schwächung des Stroms lasse sich durch einen constanten Wider- stand vorstellen. Unter dieser Voraussetzung bleibt der Satz immer wahr, was für ein Verhältnils auch zwischen » und nr bestehen mag. Ist nr=w, wie im Fall des Maximums der Wirkung bei Einschaltung einer einzigen Zersetzungszelle, so wird Ist dagegen allgemein nr = pw, so wird mi, _ m(1+-p) mp" Für m=0o0o werden diese Ausdrücke, respective: Bee m een Er 34 2; Der Gränzwerth, welchem die Summe der chemischen Wirkungen einer Volta’schen Batterie durch fortgesetzte Vermehrung der Zersetzungszellen beliebig genähert werden kann, ist also im er- sten Fall das Doppelte, und im andern das (1-+-p)fache derje- nigen Wirkung, die man bei Einschaltung einer einzigen Zelle erhält. Es schien dem Verf. von Interesse, diese Folgerungen aus der Theorie durch ein Experiment zu prüfen. Er wählte dazu vier, in allen Stücke einander gleiche Zersetzungszellen, bestehend aus gesättigter Kupfervitriollösung und Kupferplatten, und schal- tete deren successiv eine, zwei, drei, vier in den Kreis einer aus zwei Grove’schen Ketten gebildeten Batterie ein. Die Messung der diesen vier Fällen entsprechenden Stromstärken i;, ig, #3, 24 ergab folgende Werthe: i, = sin 34°47’ = 0,57047 i, = sin 25°46’ = 0,43471 67 i, = sin 19°19’ = 0,33079 i, = sin 16°12’ = 0,27899, woraus: y=l; ER 1,524; dis ‚739; Ei 1,956. 1 Obwohl die Schwächung, welche eine aus Kupfervitriollösung und Kupferplatten gebildete Zersetzungszelle in dem Strom einer _ Volta’schen Batterie hervorbringt, sicher nur zum Theil auf einem Widerstand, und nicht einmal auf einem ganz constanten "Widerstand beruht, so sieht man doch, dafs der Totaleffekt mit der Voraussetzung eines solchen Widerstandes in der Hauptsache übereinkam. Man sieht, dals die Summe der chemischen Wirkun- gen mit der Zahl der Zersetzungszellen stieg, und schon bei vier Zellen fast das Doppelte von derjenigen Wirkung war, welche bei Einschaltung einer einzigen Zelle stattfand. Die Erscheinung hat noch ein besonderes Interesse in Bezug auf die Lehre, nach welcher der galvanische Strom aus der Auf- lösung des Zinks entsteht, und die Wirkung desselben „abhängt von dem Kampf der Kräfte an den Orten der Elektri- citätserregung und der Elektrozersetzung” *). Nach dieser Lehre, sollte man meinen, müfste der Totaleffekt, den eine Elektricitätsquelle bervorzubringen vermag, desto kleiner sein, je gröfser oder zahlreicher die an den Orten der Elektro- zersetzung zu überwindenden Kräfte sind. Die vorstehenden Mes- sungen aber zeigen, dals dieser Effekt zunimmt mit der Gröfse oder Anzahl dieser Kräfte. Es bestand nämlich die angewandte Batterie aus zwei Plattenpaaren; es wurden daher, als eine Zer- setzungszelle eingeschaltet war, von zwei Atomen Zink in den Erregerzellen so viel Elektricität entwickelt als zur Fällung von einem Atom Kupfer nöthig war. Bei Einschaltung von zwei, drei und vier Zersetzungszellen fällten dagegen die zwei Atome Zink respective zwei, drei und vier Atome Kupfer auf die ne- gativen Platten und zugleich oxydirten sie eben so viele an den positiven. Der Versuch hätte leicht noch weiter ausgedehnt wer- den können, allein schon so, wie er ist, liefert er den Beweis, *) Faraday, Experimental-Untersuchung. Reihe VIII, $. 1011. 68 dafs ein Atom Zink durch die angeblich bei seiner Auflösung entwickelte Elektricität eine ganz unbegränzte Anzahl von Kupfer- atomen reduciren und oxydiren kann. Wie dies aber mit jener Lehre zu vereinbaren sei, ist nicht wohl einzusehen. Die Zunahme des chemischen Totaleffekts mit der Zahl der Zersetzungszellen ist, wie schon erwähnt, an kein besonderes Ver- hältnils des Widerstands in der Batterie zu dem in diesen Zellen gebunden; allein es wird erfordert, dafs der Widerstand in den letzteren ganz oder beinahe constant sei und keine zu bedeutende oder zu veränderliche Polarisation der Platten stattinde. Wo diese Bedingung nicht erfüllt ist, bleibt auch jene Zunahme aus, oder es tritt statt deren eine Abnahme auf. Dies ist in der Regel bei der Wasserzersetzung der Fall. Wie stark bei ihr die erwähnte Abnahme werden könne, davon giebt noch die auf S.60 u. 61 mitgetheilte Reihe von Messungen ein deutliches Beispiel. Man sieht, dals die Einschaltung der zwei- ten Zersetzungszelle mit Eisenplatten und Ätzlauge, den Strom weit unter die Hälfte, nämlich auf 5 derjenigen Stärke herab- brachte, welche er bei Einschaltung einer einzigen Zelle dieser Art besals. Gemeinschaftlich zersetzten die beiden Zellen also nur ;; von derjenigen Wassermenge, welche eine derselben für sich in der nämlichen Zeit zerlegte. | Man darf indels nieht glauben, dals diese Abnahme des To- | ‚taleffekts eine Nothwendigkeit bei der Wasserzersetzung sei. Wenn man die Flüssigkeit und die Platten in den Zersetzungszellen von solcher Natur nimmt, dals keine bedeutende Polarisation auftreten kann, so zeigt sich auch bei der Wasserzersetzung ni, mit der- selben Bestimmtheit grölser als i,, wie vorhin bei der Zersetzung der Kupfervitriollösung zwischen Kupferplatten. Zum Belege dessen stehe hier folgender Versuch, der auch beweist, dafs man mit einem Atom Zink sehr viele Atome Was- ser elektrolytisch zersetzen kann. Er diente dazu, eine Batterie aus zwei kleinen Grove’schen Ketten, in deren Kreis successive eine gewisse Anzahl (fünf, vier, drei, zwei, eine) Zersetzungszel- len, bestehend aus Zinkplatten und verdünnter Schwefelsäure ein- geschaltet wurde. Die Schwefelsäure enthielt / ihres Gewichts an concentrirter Säure. Die Zinkplatten, 1 Zoll breit, $ Zoll aus einander und 2’; Zoll eingetaucht, waren nicht amalgamirt, wur- 69 ‚den also von der Flüssigkeit, und zwar ziemlich lebhaft, angegrif- fen. Dieser Angriff, der gerade in Absicht lag, um die an Plat- ten von Platin oder anderen gar nicht oder wenig löslichen Me- tallen stattfindende und den Strom so aufserordentlich schwächende Polarisation zu entfernen, erlaubte natürlich nicht (wenigstens nicht ohne Umständlichkeit), die Menge des an den Zersetzungszellen, bei verschiedener Anzahl derselben, sich elektrolytisch entbinden- den Wasserstoffgases zu bestimmen. Allein man bedurfte auch dessen nicht, da diese Mengen den Stromstärken, welche gemes- sen wurden, proportional sind. Nachstehendes waren die Resultate dieser Messungen: . Länge des Ms Zeit Schliefsdrahts *) Stromstärke Ohne Zersetzungszelle. 922° 46527-- sin 68°34 = 0,93084 24 56,27 sindi 48 = 0,78586 Mit fünf Zersetzungszellen. 940° 46427 sin27°35’ = 0,46304 = i, Mit vier Zersetzungszellen. 942’ 465327 sin31? 9 = 0,51728 =i, Mit drei Zersetzungszellen. 9:45’ 46527 sin 35°27 = 0,57999 = ii, Mit zwei Zersetzungszellen. 947 46727 sin 42°15’ = 0,67237 = ii, Mit einer Zersetzungszelle. 9:49’ 46527 sin 52°24 = 0,79229 = i, woraus: nei; z — 1,697; = — 2,196; a = 2,612; — — 2,922. Man ver also, = a bei ” een, wenn nur die Polarisation der Zwischenplatten entfernt oder bedeutend geschwächt worden ist, das Produkt z;,, mit m wächst, d.h. der chemische Totaleffekt mit der Anzahl der Zersetzungszellen steigt. Überdies lehren die obigen Messungen, dafs im untersuchten Falle die durch die Zersetzungszellen bewirkten Schwächungen *) Zolle Neusilberdrabt von $ |& Lin, Durchmesser, 70 des Stroms in der That durch einen constanten Widerstand vor- gestellt werden können. Aus den beiden ersten Messungen findet man nämlich für die elektromotorische Kraft « und den wesentlichen Widerstand r der Batterie: k = 50,455 r = 7,93 und daraus mittelst der Formel i„(r+ 46,27+#,) = k für den vorausgesetzten Widerstand »,, der verschiedenen Systeme von Zersetzungszellen o;, = 54,76 also » = 10,95 o,—= 4334 - w = 10,53 ws; = 32,79 - » = 10,93 o,= 20,84 - » = 10,42 „= 948 - w= 9,8. Nur im letztern Fall wich also der Werth von » merklich von den übrigen ab, vielleicht wegen einer zufälligen Verschie- denheit der dabei angewandten Zelle, wahrscheinlicher indels, weil selbst mit Zink in Säure die Polarisation nicht vollständig ent- fernt wird. ' Ganz anders verhält es sich, wenn Platten und Flüssigkeit von der Art sind, dafs jene von dieser keinen Angriff oder keine stete Erneuerung ihrer Oberfläche erfahren. Dann treten Pola- risation und Übergangswiderstand in bedeutendem Grade auf und die Schwächung des Stroms ist aulserordentlich. Dann ist auch nicht mehr mi,>i,, und dies eben liefert einen Beweis, dals die Stromschwächung nicht mehr als Wirkung eines constanten Wi- derstandes betrachtet werden kann, wiewohl umgekehrt, wenn mi„>i,, damit allein das Dasein eines solchen constanten Wider- standes und die Abwesenheit der Polarisation noch nicht bewiesen ist. Faraday hat einen Fall der Zunahme von mi, mit m be- obachtet, wo sicher die Polarisation nicht ausgeschlossen war, da Voltameter mit Platinplatten angewandt wurden *); allein es war dabei offenbar das p der Formel $.66 grols und das ist immer der günstigste Fall für eine solche Zunahme. *) Exper. Unters, Reihe X, $. 1156. 71 In dem Bisherigen wurde der Fall betrachtet, dafs jedes der mVoltameter einen gleichen und constanten Widerstand » darbot, die Summe derselben. also den Widerstand m». Man kann .die Sache aber auch so einrichten, und dies ist der zweite hier mög- liche Fall, dafs die mVoltameter in Summe den constanten Wi- derstand » gewähren, und jedes einzelne von ihnen den m!“ Theil davon. In diesem Falle hat man, wenn successive ein oder mVolta- meter in die Batterie eingeschaltet werden, für die Stromstärke die beiden einander gleichen Ausdrücke: L nk ’ nk nk st nr’ em nr+meZ T nrw folglich: mi, _—- mm. Es wird also in diesem Fall, wo die Stromstärke sich mit steigender Anzahl der Voltameter nicht ändert, der chemische To- taleffekt geradezu wachsen, wie diese Anzahl. Natürlich gilt der Satz nur unter der Bedingung, dafs der gesammte Widerstand der Voltameter ungeändert bleibe, und je- des derselben einen gleichen Antheil daran habe; allein eben hier- durch erlangt der Satz ein besonderes Interesse, indem er nämlich ein Mittel liefert, auf sehr bestimmte Weise zu entscheiden, ob die Schwächung, welche Zersetzungszellen oder Zwischenplatten in dem Strom einer Batterie hervorbringen, blofs herrühre von ' einem constanten Widerstande oder von der vereinten Wirkung einer Polarisation und eines (constanten oder veränderlichen) Wi- derstandes. Im ersten Fall mu[s nämlich der Übergang von einer Zersetzungszelle mit einfacher Plattengrölse zu m solchen Zellen mit mfacher Plattengröfse keine‘ Schwächung des Stroms bewir- ken, im letztern dagegen eine mehr oder weniger beträchtliche. Folgender Versuch wird diesem Satze zur Stütze dienen. Der Verf. construirte aus Zinkplatten und verdünnter Schwe- felsäure vier Zersetzungszellen von gleichen Dimensionen wie die auf S. 68 erwähnten und blofs darin von ihnen abweichend, dafs die Flüssigkeit nur z, an concentrirter Schwefelsäure enthielt. Diese wurden in eine aus zwei Grove’schen Ketten gebildete 72 Batterie eingeschaltet, und zwar entweder einzeln oder so com- binirt, dals sie zwei Zellen von doppelter Plattengröfse darstell- ten. Für die Stromstärke ohne und mit diesen Zellen ergaben sich dann nachstehende Resultate. { Länge des Zeit Schliefsdrahts Ohne Zersetzungszelle. g:46’ 46,27 sin 60°48’ = 0,87292 48 56,27 sın47 23 = 0,73590 Mit zwei Zellen von doppelter Gröfse. 956° 46,27 sin 44017 = 0,69821 10 4. 46,27 sin44 34 = 0,70174 Mit einer Zelle von einfacher Grölse; No.1. 10° 7’ 46527 sin 47°22’= 0,73570 Mit zwei Zellen von doppelter Grölse. 10° 9° 46,27 sin 44°25’= 0,69987 Mit einer Zelle von einfacher Grölse; No.2. 10°11’ 46%27 sin 46°57’—= 0,73076° Mit zwei Zellen von doppelter Grölse. 10°14° 46,27 sin 44°13’—= 0,69737 Mit einer Zelle von einfacher Grölse; No.3. 10:17’ 46,26 sin 45°58’= 0,71894 Mit einer Zelle von einfacher Gröflse; No.4. 1019’ 465,27 sin 44043’ — 0,70360 Ohne Zersetzungszelle. 10:37’ 46,27 sin 60°40’—= 0,87178 Wie man sieht, war die Schwächung, welche der Strom der Batterie in den verschiedenen Fällen erlitt, allerdings nicht gleich; sie war bei Einschaltung jeder der Zellen von einfacher Gröfse etwas geringer als bei Einschaltung der zwei Zellen von doppelter Gröfse, doch aber im Maximo nicht mehr als um etwa 3,5 Procent der ursprünglichen Stärke des Stroms. Die Klein- heit dieses Unterschiedes kann als Beweis angesehen werden, dafs Zellen, aus Zinkplatten und verdünnter Schwefelsäure gebildet, den Strom im Wesentlichen nur durch einen constanten Widerstand schwächen, und die Polarisation dabei nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Stromstärke 73 Ganz anders macht sich die Sache, wenn man, statt der Zink- platten, Platinplatten in verdünnter Schwefelsäure .als Zer- setzungszellen verwendet. Ein Versuch, unmittelbar nach dem eben beschriebenen ange- stellt, mit vier Zersetzungszellen, die in allen Stücken, bis auf die Platinplatten, den zuvor angewandten gleich waren, lieferte fol- gende Resultate. R Länge des n Zeit Schliefsdrabts Stromstärke Mit zwei Zellen von doppelter Gröfse. 10°45’ 46,27 sin 0°19 = 0,00553 Mit einer Zelle von einfacher Gröfse. 10:47’ 46,27 sin 16°53’—= 0,29042 Mit zwei Zellen von doppelter Gröfse, 10'50’° 46,27 sin 0°18’— 0,00524. Endlich bemerkt noch der Verf., dals, wenn man mit dem Voltameter blofs das Wasserstoffgas aufzufangen beabsichtigt, keine Combination vortheilhafter ist, als die von verdünnter Ätzlauge (1 Kali -+ 9 Wasser) und (unamalgamirtem) Zink. Die direkte Ein- wirkung einer so verdünnten Lauge auf das Ziok ist höchst un- — bedeutend (eine Zinkfläche von drei Quadratzoll entwickelte darin noch nicht 0,5 Cubikcentim. Wasserstoffgas in anderthalb Stunden) und dabei wird der Strom der Batterie verhältnilsmäßsig nur we- nig geschwächt, wie folgende Messungen zeigen werden. Länge des u Schliefsdrahts Stromstärke Ohne Zersetzungszelle. 10* 5° 36727 sin 68°4% = 0,93190 7:46,27 ‘- 51 0 = 0,7775 Mit einer Zelle von Zink in Ätzlauge *). 1015’ 36,27 sin48? 9’ = 0,74489 25. 36,27 - 50 46 = 0,77458 Mit einer Zelle von Eisen in Ätzlauge. 10'32’ 36727 sin 22°31’= 0,38295. Mit Hülfe der beiden ersten Messungen, welche die elektro- motorische Kraft der Batterie = 46,80 und deren wesentlichen Zeit *) Jede dieser Zellen von denselben Dimensionen wie die S. 63. 74 Widerstand = 13,95 ergeben, findet sich, dafs die durch die Zink- platten bewirkte Stromschwächung einem Widerstande = 10,2 und die durch die Eisenplatten einem = 71,98 (Zolle Neusilber- draht von ‘;Lin. Durchmesser) entspricht. 17. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Heinrich Rose las über die Einwirkung des Wassers auf die Schwefelverbindungen der alkali- schen Erden. Durch Berzelius wichtige Abhandlung über die alkalischen Schwefelmetalle, und durch die von Berthier über die Schwe- felverbindungen, welche vermittelst der Reduction der schwefel- sauren Salze durch Kohle entstehen, ist unsere Kenntnils über die Natur und Zusammensetzung derselben so vollständig aufgeklärt worden, dafs es scheinen muls, als ob dieser Gegenstand gänz- lich erschöpft worden wäre. Es zeigen indessen die Schwefel- verbindungen der Metalle der alkalischen Erden gegen Wasser Erscheinungen, die bis jetzt der Aufmerksamkeit der Chemiker entgangen zu sein scheinen. Schwefelbaryum. Ich habe die meisten Untersuchungen mit diesem Schwefel- metall angestellt, theils weil die Versuche mit demselben wegen der vollkommnen Abscheidung der Baryterde als schwefelsaures Salz besonders leicht entscheidende Resultate geben, theils auch weil grade das Schwefelbaryum mannigfaltigere Produkte bei sei- ner Behandlung mit Wasser bildet, als die Schwefelverbindungen der Metalle der andern alkalischen Erden. Das Schwefelbaryum, auf die bekannte Weise aus schwefel- saurer Baryterde durch Kohle bei Weilsglühhitze erhalten, wurde mit kaltem Wasser übergossen, damit während 24 Stunden gegen den Zutritt der Luft sorgfältig geschützt stehen gelassen, und oft während dieser Zeit stark umgeschüttelt. Die Menge des ange- wandten Wassers war lange nicht hinreichend, um alles Schwefel- baryum aufzulösen. Nach 24 Stunden wurde die Flüssigkeit von dem Ungelösten abgegossen, auf dasselbe von Neuem eine gleiche Menge von kaltem ‚Wasser gegossen, und eben so verfahren wie 75 vorher. Nachdem dies neunmal wiederholt worden war, wär ziemlich das ausgezogen, was im Wasser aufgelöst war, und nur die überschüssige Koble war ungelöst zurückgeblieben. Es wur- den auf diese Weise neun Flüssigkeiten erhalten, wovon jede so- gleich untersucht wurde. Die erste Flüssigkeit war von schwach gelblicher Farbe, gab auch mit Chlorwasserstoffsäure versetzt, eine Trübung von wei- fsem Schwefel. Mit einer gesättigten neutralen Auflösung von schwefelsaurem Manganoxydul vermischt, entwickelte sich aus ihr sogleich unter Brausen viel Schwefelwasserstoffgas. Sie wurde vollständig auf die Weise oxydirt, dals vermittelst Chlorwasser- stoffsäure das Schwefelwasserstoffgas aus ihr entwickelt und die- ses in eine Mengung von rauchender Salpeter- und Chlorwasser- stoffsäure geleitet wurde, wodurch es sich in Schwefelsäure ohne Absatz von Schwefel verwandelte. Vermittelst eines anhaltenden Stromes von atmosphärischer Luft wurde möglichst viel aufge- - löstes Schwefelwasserstoff in das Königswasser aus der Flüssig- keit getrieben, und sodann durch letztere so lange Chlorgas ge- leitet, bis in ihr aller noch befindliche Schwefelwasserstoff in Schwefelsäure verwandelt worden war. Dieses weitläuftige Ver- fahren war zur vollständigen Oxydation nöthwendig; denn wurde unmittelbar in die Auflösung des Schwefelbaryums Chlorgas ge- leitet, so war es nicht möglich, durch dasselbe vollständig allen Schwefel zu oxydiren, da er mit zu vieler schwefelsaurer Baryt- erde umbüllt wurde. — Die erhaltenen oxydirten Flüssigkeiten f wurden zusammengegossen; in der von der sich abgesetzten schwe- - felsauren Baryterde abgesonderten Flüssigkeit gab eine Auflösung 2 von. Chlorbaryum sogleich einen sehr starken Niederschlag. Die zweite erhaltene Flüssigkeit auf dieselbe Weise behandelt, verhielt sich wie die erste Flüssigkeit. Die dritte Flüssigkeit zeigte mit schwefelsaurer Manganoxy- dulauflösung vermischt nur einen sehr schwachen Geruch nach Schwefelwasserstoff, gab indessen eine reichliche Entwicklung von _ diesem Gase durch Vermischung mit Chlorwasserstoffsäure.. Nach der Oxydation gab in der von der schwefelsauren Baryterde ge- trennten Auflösung Chlorbaryum nur eine sehr schwache Fällung. "Aus der vierten Flüssigkeit wurde zwar durch Chlorwasser- stoffsäure reichlich Schwefelwasserstoffgas entwickelt, aber durch 76 Manganoxydulauflösung kein Geruch von diesem Gase erzeugt, In der oxydirten Flüssigkeit gab nach Absonderung der schwefel- sauren Baryterde Chlorbaryumauflösung keinen Niederschlag, wohl aber Schwefelsäure. In der fünften Flüssigkeit zeigte sich durch Manganoxydul- auflösung kein Geruch nach Schwefelwasserstoff, wohl aber wurde dadurch noch eine fleischrothe Fällung von Schwefelmangan be- wirkt, obgleich Säuren nur eine sehr schwache Entwicklung von Schwefelwasserstoffgas veranlafsten. In der oxydirten Auflösung wurde nach Absonderung der schwefelsauren Baryterde ein sehr starker Niederschlag durch Schwefelsäure erzeugt. Die sechste Flüssigkeit zeigte fast keinen Geruch nach Schwe- felwasserstoff durch Übersättigung mit Säuren. Schwefelsäure brachte aber in ihr einen sehr starken Niederschlag von schwefel- saurer Baryterde hervor. In der oxydirten Flüssigkeit erzeugte nach Absonderung der schwefelsauren Baryterde Schwefelsäure eine sehr starke -Fällung. Die siebente Flüssigkeit zeigte keinen Geruch nach Schwefel- wasserstoff durch Übersättigung mit Säuren; indessen gab eine neutrale Eisenoxydulauflösung mit ihr eine schwärzliche Farbe, obgleich die Auflösung des schwefelsauren Manganoxyduls keine deutliche fleischrothe, sondern nur eine weilse Fällung hervor- brachte, die an der Luft braun wurde. Durch Oxydation wurde in ihr nur eine sehr geringe Menge von schwefelsaurer Baryt- erde erzeugt, aber in der davon abfıltrirten Flüssigkeit gab Schwe- felsäure einen sehr starken Niederschlag. Die achte Flüssigkeit gab keine schwärzliche Färbung mit Eisenoxydulauflösung, mit Manganoxydulauflösung nur einen wei- fsen, an der Luft braun werdenden Niederschlag. Durch Oxyda- tion wurde in ihr keine schwefelsaure Baryterde, aber vermittelst Schwefelsäure in ihr eine bedeutende Fällung erzeugt. Die neunte Flüssigkeit verhielt sich ebenso. Es ergiebt sich aus diesen Versuchen, dals das Schwefelba- ryum bei seiner Behandlung mit Wasser sich nicht unzersetzt darin auflöst. Wird es nach und nach mit Wasser behandelt, so löst dies zuerst eine Verbindung von Schwefelbaryum mit Schwe- felwasserstoff auf, dann ziemlich reines Schwefelbaryum, darauf Schwefelbaryum mit Baryterde, und endlich reine Baryterde. 77 Die ‘ersten beiden erhaltenen Flüssigkeiten enthielten, wie aus dem Verhalten gegen Reagentien hervorgeht, Baryumsulphhy- - drür (Baryumsulphbydrat #); die dritte Flüssigkeit Schwefelbaryum mit einer sehr geringen Menge von Baryumsulphhydrür, die vierte Schwefelbaryum mit etwas Baryterde, die fünfte wenig Schwefel- baryum mit viel Baryterde, und die folgenden nur Baryterde mit Spuren von Schwefelbaryum, die noch in der sechsten und sie- benten ‘Flüssigkeit entdeckt‘ werden konnten. Wenn 'man grölsere Mengen von Schwefelbaryum mit Was- ser auskocht, so erhält man dieselben Produkte. Die Krystalle, welche sich aus den erkalteten Flüssigkeiten absetzen, sind theils Baryterdehydrat, theils unter gewissen Umständen Schwefelbaryum, theils chemische Verbindungen von Baryterdehydrat mit Schwefel- baryum. Aufgelöst bleibt das Baryumsulphhydrür; da dies von _ allen Substanzen, welche sich durch Behandlung des Schwefelba- | ryums mit Wasser bilden, das auflöslichste ist. — Ich will über alle diese sich bildende Produkte mir einige Bemerkungen erlauben. Baryterdehydrat. — Werden die Krystalle, welche sich auf die eben angeführte Weise aus den erkalteten Flüssigkeiten absetzen, noch einmal oder einige Male in kochendem Wasser i aufgelöst, so sind die durchs Erkalten wieder erzeugten Kry- stalle reines Baryterdehydrat. Man kann sie so frei von Schwe- j - felbaryum erhalten, dals sie mit Säuren übersättigt nicht den ge- _ ringsten Geruch nach Schwefelwasserstoff zeigen. Nach schnel- lem und vollkommnem Pressen zwischen Löschpapier enthalten sie so viel Wasser, wie man in dem auf andere Weise erhalte- R- Hydrate annimmt, nämlich 10 Atome auf einen Atom der Baryterde. Dals bei der Auflösung des Schwefelbaryums in kochendem Wasser Krystalle von Baryterdehydrat sich bilden können, hat sehon Liebig bemerkt. Er schreibt indessen die Erzeugung der ni *) Der Name Sulphhydrat für die Verbindungen des Schwefelwasserstoffs mit basischen Schwefelmetallen ist für die deutsche chemische Nomenclatur kein glücklich gewählter, da man } durch ihn an eine Verbindung des Wassers erinnert wird. Zweckmäfsiger aber länger ist für Ba- Tyumsulpbhydrat der ältere Name: wasserstoffschwefliges Schwefelbaryum, Ich habe den Namen Sulphbydrat bier nicht beibehalten können, obgleich er in chemische Lehrbücher übergegan- ‚gen ist, weil zu gleicher Zeit oft von dem Baryterdehydrat die Rede ist, das in seiner Zusam- mensetzung keine Ähnlichkeit mit dem Baryumsulphbydrat bat. Ich babe dafür den Namen Sulphbydrür gebraucht, obgleich er auch kein recht glücklich gewählter ist, 78 Baryterde neben der des Schwefelbaryums dem Umstande zu, dafs in diesem Falle das Gemenge der schwefelsauren Baryterde mit Kohle nicht bis zur Weilsglüh-, sondern nur bis zur Rotbglüh- hitze gebracht worden wäre, in welchem letztern Falle nur die Hälfte der Baryterde reducirt, und sich Doppel-Schwefelbaryum gebildet hätte. Dafs sich letzteres in der Auflösung beim Zutritt der Luft bilden kann, werde ich weiter unten zeigen. Es ist in- dessen kein unmittelbares Produkt, das sich bei der Behandlung des Schwefelbaryums mit Wasser bildet. Baryterdehydrat mit Schwefelbaryum. — Wenn Schwefelbaryum, durch Glühen der schwefelsauren Baryterde mit Kohle erzeugt, mit einer nicht zu grolsen Menge Wassers ausge- kocht wird, so setzen sich aus der erkalteten filtrirten Flüssigkeit, wenn sie sehr lange beim Ausschluls der Luft aufbewahrt wird, später als das Baryterdehydrat Krystalle ab, die aus Baryterdehy- drat mit Schwefelbaryum bestehen. Es ist bisweilen schwer zu entscheiden, ob man eine Mengung von Schwefelbaryum mit Ba- ryterdehydrat erhalten hat, oder eine chemische Verbindung bei- | der. Dies ist besonders der Fall, wenn die Auflösung des Schwe- felbaryums nicht sehr lange aufbewahrt worden ist. Denn dann bilden die Krystalle, wenn man sie aus der Flüssigkeit genom- men und durch schnelles Pressen zwischen Löschpapier von aller Mutterlauge befreit hat, nur ein grobes krystallinisches Pulver von weilser Farbe, in welchem es unmöglich ist, zu unterscheiden, ob es eine homogene Substanz oder ein Gemenge sei. Ich habe indessen eine Flüssigkeit, welche ich durch Ausko- chen von Schwefelbaryum mit nicht zu vielem Wasser erhalten hatte, gegen den Zutritt der Luft geschützt, mehrere Jahre an einem kühlen Orte aufbewahrt. Die sich zuerst ausgeschiedenen Krystalle waren schuppig, aber mehrere Monate später bildeten sich über diesen sehr grolse Krystalle von % bis % Zoll Länge. Von diesen konnten mehrere Individuen, von welchen man sich mit Bestimmtheit überzeugen konnte, dals sie alle dieselbe Kry- stallform hatten, zur Untersuchung angewandt werden. Sie wa- ren von einer weilsen Farbe, wurden aber später gelblich. Die Krystalle hatten ein tafelartiges Ansehn und erschienen wie Hexa- gondodekaeder mit stark abgestumpften Endecken. Durch die 79 Analyse zeigten sie sich zusammengesetzt aus 1 At. Baryterde, 3 At. einfach Schwefelbaryum und 28 At. Wasser. Nimmt man im‘ Baryterdehydrat 10 At. Wasser an, so verbindet sich das Schwefelbaryum mit 6 At, Wasser, und die chemische Verbindung würde durch die Formel BaH' 0+-3BaHs ausgedrückt werden kön- nen. In der That verbindet sich auch das Schwefelbaryum, wenn es im isolirten Zustand dargestellt wird, gewöhnlich mit 6 At, Wasser. "Auch die sich zuerst gebildeten schuppenförmigen Krystalle, von denen nicht mit Bestimmtheit behauptet werden kann, dafs sie keine Mengung seien, wurden untersucht. Ich fand sie annä- “ hernd nach der Formel 4BaH'°+3BaH° zusammengesetzt. Ich habe noch eine dritte Analyse einer Verbindung von - Schwefelbaryum mit Baryterdebydrat angestellt, die zwar auch nach dem Pressen zwischen Löschpapier nur ein weilses krystal- _ linisches Pulver darstellte, dessen Zusammensetzung sich indessen - bemerkenswerth zeigte. Die Verbindung wurde erhalten, in- _ dem eine Auflösung von Schwefelbaryum in einer Retorte erst “ mehrere Stunden gekocht wurde, während man das abdestillirte _ Wasser, mit welchem sich Schwefelwasserstoffgas entwickelte, | sorgfältig durch neues kochendes Wasser ersetzte, und darauf durch Abdampfen concentrirte, wobei sie durch Erkalten anschofs, { Sie zeigte sich bei der Untersuchung nach der Formel BaH! : Bao zusammengesetzt. Das Schwefelbaryum ist in dieser Verbindung nicht wie in den andern mit 6 At. Wasser, sondern _ mit eben so vielen Atomen Wasser verbunden, wie die Baryterde im Baryterdebydrat. Ich habe schon oben angeführt, dafs von den untersuchten _ Verbindungen des Baryterdehydrats mit dem Schwefelbaryum ich _ nur von der ersten mit grofser Bestimmtheit behaupten kann, dafs sie kein Gemenge sei. Aber gerade die Zusammensetzung der zuletzt angeführten macht es wegen ihrer Einfachheit wahrsehein- lich, dafs auch sie wohl eine selbstständige ist. Nimmt man aber dies an, so kann Baryterdehydrat mit Schwefelbaryum sich in mehreren Verhältnissen verbinden. Werden die Verbindungen des Baryterdehydrats mit dem 3+r 80 Schwefelbaryum in heilsem Wasser aufgelöst, so krystallisirt aus der erkalteten Auflösung reines Baryterdehydrat. Schwefelbaryum. — Ich erhielt das Schwefelbaryum, freilich nie völlig rein vom Baryterdehydrat, wenn ich das durch Glühen des Gemenges von schwefelsaurer Baryterde mit Kohle erhaltene Schwefelbaryum mit kochendem Wasser behandelte, aus der Auflösung möglichst alles Baryterdehydrat und die chemischen Verbindungen desselben mit Schwefelbaryum ausschied, wozu ein Concentriren der Auflösung in einer Retorte nöthig war, aus der Flüssigkeit, die von den ausgeschiedenen krystallinischen Substanzen abgesondert worden war. Dieselbe enthielt neben Sulphhydrür Schwefelbaryum, welches letztere erhalten wurde, wenn ich die Flüssigkeit noch ferner in einer Retorte abdampfte. Beim Erkal- ten schied sich Schwefelbaryum aus, und das Sulphhydrür blieb aufgelöst. Während des Abdampfens entwickelt sich mit den Wasserdämpfen Schwefelwasserstoffgas. Das erhaltene Schwefelbaryum ist, wenn es vollständig zwi- schen Löschpapier getrocknet worden ist, ein krystallinisches Pul- ver von vollständig weilser Farbe. Es wird nicht nur gelblich durch Liegen an der Luft, sondern auch selbst, wenn es beim Ausschlufs derselben aufbewahrt wird. Die Auflösung des Schwefelbaryums in Wasser bleibt geruch- los, wenn sie mit neutraler schwefelsaurer Manganoxydulauflösung versetzt wird. Wird indessen das Schwefelbaryum vollständig oxy- dirt, so giebt die von der schwefelsauren Baryterde abgesonderte Flüssigkeit eine Fällung mit Schwefelsäure, ein Beweis, dals das er- haltene Schwefelbaryum nie rein vom Baryterdehydrat war. Biswei- len war indessen die Fällung so unbedeutend, dafs man deutlich aus der geringen Menge schliefsen konnte, dals das Baryterdehydrat, als eine Verbindung von Schwefelbaryum mit Baryterdehydrat, nur ge- mengt, nicht chemisch mit dem Schwefelbaryum verbunden gewe- sen ist. Ich habe Analysen vom Schwefelbaryum angestellt, das zu verschiedenen Zeiten erhalten worden war. Ich erhielt dabei 7,02; 4,46 und 0,92 Proc. Baryterde, welche als Hydrat mit dem Schwefelbaryum verbunden war. Das Schwefelbaryum enthielt nach der ersten und zweiten Analyse 6 At.Wasser, nach der drit- ten aber etwas mehr als 6 At. si ‘Das Schwefelbaryum entwickelt, wie ich schon oben bemerkt habe, kein Schwefelwasserstoffgas, wenn es mit der Auflösung eines Manganoxydulsalzes vermischt wird. Dies ist indessen nur der Fall, wenn man eine Quantität davon gleich mit so’ vielem Wasser behandelt, dals sie davon aufgelöst wird. Bebandelt man indessen eine gröfsere Menge von Schwefelbaryum, und selbst solches, das 'noch Baryterdehydrat enthalten kann, nach und nach ‚mit bei weitem ‚weniger Wasser, “als zur vollständigen Auflösung _ erforderlich ist, so verhält es sich ganz so, wie das Schwefelba- ryuam, welches unmittelbar von schwefelsaurer Baryterde vermit- telst Kohle erhalten worden ist. Die ersten Mengen der Auflö- sung entwickeln viel Schwefelwasserstoffgas mit Auflösungen von Manganoxydulsalzen und enthalten Baryumsulphbydrür; die letz- tern Mengen enthalten Schwefelbaryum mit Baryterdebydrat, und zuletzt nur Baryterdehydrat. Schwefelbaryum mit Schwefelwasserstoff. — Die Flüssigkeiten, aus denen sich das Schwefelbaryum durch Krystallisa- tion abgeschieden hat, entwickeln einen starken Geruch nach Schwe- felwässerstoff, wenn sie mit neutraler Manganoxydulauflösung ver- mischt werden. Ist die Flüssigkeit nur einigermaalsen concentrirt, so entweicht dabei das Schwefelwasserstoff gasförmig unter starkem Brausen. Sie enthalten daher das Sulphhydrür des Schwefelbaryums. Die Flüssigkeiten sind mehr oder weniger gelblich gefärbt. Aber die gelbe Farbe ist ihnen nicht eigenthümlich. Dieselbe rührt von einer höhern Schwefelungsstufe des Baryums her, die sehr leicht entsteht, wenn auch nur die geringste Menge von - atmosphärischer Luft mit der Auflösung des Sulphbydrürs in Be- rührung kommt. ' Allen Chemikern ist 'hinlänglich bekannt, wie schwer es ist, das Sulphhydrür des Schwefelammoniums farblos zu erhalten. ‘Wenn der Wasserstoff des Sulphhydrürs sich zu Wasser oxydirt, so verbindet sich‘ der ausgeschiedene Schwefel - zu ‘einer höhern Schwefelungsstufe des Metalls. Concentrirt man die Auflösung des Baryumsulphhydrürs durch Abdampfen in einer Retorte, so entweicht mit den Wasserdäm- pfen Schwefelwasserstoffgas. Endlich erstarrt bei gehöriger Con- centration die Flüssigkeit durchs Erkalten zu einer krystallinischen Masse, die mit Manganoxydulauflösung behandelt eine äulserst starke gasförmige Entwicklung von Schwefelwasserstoff veranlalst. 82 Ich ‚habe dieses feste Baryumsulphhydrür nicht quantitativ untersucht, da es wohl schwer, einerseits von einer höhern Schwe+ felungsstufe,; andrerseits vom Schwefelbaryum und selbst wohl von etwas Baryterdehydrat erhalten werden ‚kann. Es ist nicht auflöslich in Alkohol, weshalb derselbe zur Abscheidung der ver- schiedenen Substanzen ‚untauglich. ists Die höhern Schwefelungsstufen des Baryums verbinden sich nicht mit Schwefelwässerstoff und in dem Maalse, dals das Sulph- hydrür Schwefel aufnimmt, verliert es Schwefelwasserstoff. Wird die Auflösung des Baryumsulphbydrürs. mit: ‚gepulvertem Schwe- fel gekocht, so entwickelt sich der Schwefelwasserstoff gasförmig unter starken Brausen. Sie hat dann. die Eigenschaft, ‚mit neu- traler Manganoxydulauflösung versetzt, Sphw eilshnchiintniigen zu entwickeln, vollständig verloren. Das Schwefelwasserstoffgas, welches dus der Auflösung des Sulphhydrürs vermittelst Kochen mit. gepulvertem Schwefel ent- wickelt wird, zeigt einen besonders unangenehmen Geruch, zumal das, welches gegen das’ Ende entweicht. Wahrscheinlich entbält es eine höhere Schwefelungsstufe des :Wasserstoffs aufgelöst. Wird die Auflösung, des Baryumsulphbydrürs mit-Jod nach und nach ‚versetzt, so. entwickelt sich beim Zusatz von wenig. Jod Schwefelwasserstoffgas unter Absatz. von Schwefel; sowie indes- sen mehr Jöd hinzugefügt wird, zersetzt dasselbe den Schwefel- wässerstoff und die Auflösung wird durch freie Jodwasserstoff- säure ‚sehr sauer, — Versetzt man hingegen das Gemenge von . Schwefelbaryum mit Kohle, welches man durch Zersetzung der schwefelsauren Bäryterde erhalten hat, mit Wasser und dann mit Jod, so ‚erhält man unter Absatz von Schwefel eine neutrale Auf- lösung von Jodbaryum. Die Bemerkung, dals unter gewissen Umständen eine Asıllö sung. von Schwefelbaryum ‚mit Jod eine sehr saure Auflösung geben kann, theilte mir vor längerer Zeit Hr. Wittstock mit, der bedeutende Quantitäten von Jodbaryum bereitet, um aus den- selben durch Zersetzung mit schwefelsaurem Kali ‚ein sehe ‚reines Jodkalium darzustellen. Diese Bemerkung ist die Veranlassung zu dieser Arbeit geworden. Das Schwefelbaryum zerfällt also, wie aus den angeführten Thatsachen ‚folgt, durch Behandlung mit Wasser, indem. es die 83 Bestandtheile desselben aufnimmt, in Schwefelwasserstöff und in Baryterde. Die Neigung indessen des Schwefelwasserstoffs, mit ‚Schwefelbaryum ein Schwefelsalz zu bilden, bewirkt, dals sich Baryterde als Hydrat abscheidet, und jenes Schwefelsalz ‚aufgelöst bleibt, da der Unterschied der Auflöslichkeit beider in Wasser grols ist. Das Baryterdehydrat scheidet sich theils rein ab, theils verbindet es sich mit Schwefelbaryum zu eigenthümlichen Verbin- ‚dungen, die löslicher ‚sind, als das reine Baryterdehydrat, in wel- ‚chen Doppelverbindungen indessen die Beständtheile mit so wenig Verwandtschaft verbunden sind, dafs durch Umkrystallisation das ‚schwerlöslichere Baryterdehydrat ‚sich‘ rein ausscheidet, während das Schwefelbaryum von Neuem durch Wasser auf die erwähnte Weise zersetzt wird. — Durch einmaliges Kochen mit Wasser scheint das Schwefelbaryum gewöhnlich in Sulphhydrür und in Verbindungen von Schwefelbaryum mit Baryterdehydrat zu zer- fallen, welche letztere durch nochmälige Behandlung mit Wasser Pe perdähyeatktystalle absetzen, während das Schwefelbaryum zerlegt wird. Man könnte es auffallend Säden;; dals unter den ‚Produkten ‚der Zersetzung des Schwefelbaryums vermittelst des Wassers auch ziemlich reines Schwefelbaryum im wasserhaltigen Zustand erbal- ten; werden kann. Aber sowie einerseits das Baryterdehydrat sich (mit Schwefelbaryum verbindet, kann auch wohl das Baryumsulph- bydtür,Schwefelbaryum aufnehmen. ‘Wenn aber die Auflösung dieser Verbindung abgedampft wird, so'wird Schwefelbaryum frei, | ‚tbeils indem 'Schwefelwasserstoffgas mit den Wasserdämpfen gas- Hörmig entweicht, 'theils indem durch Concentrirung und Erkal- tung der Auflösung: das: Schwefelbaryum sich vom Sulphhydrür “trennt, sich krystallinisch ausscheidet‘ und durch 'eine zu geringe Menge Wasser ‚und durch die Gegenwart der Auflösung des Sulph- hydrürs der Zersetzung entgeht, die’ es bei Abwesenheit desselben durch mehr Wasser erleiden kann. u Man könnte gegen diese Ansicht einwenden, due reines -Schwefelbaryum sich auch durch kaltes Wasser aus der Masse ‚darstellen läfst, die durch Zersetzung der sschwefelsauren Baryt- erde vermittelst Koble erhalten wird. Denn die Versuche, welche mit dieser Masse angestellt, und die im Anfange dieser Abhand- ‚lung erwähnt worden, “en dafs nachdem Duange nach und 54 nach durch kaltes Wasser erschöpft wurde, die dritte und vierte erhaltene Flüssigkeit Schwefelbaryum enthielten, von denen''die eine mit einer nur geringen Menge von Baryumsulphbydrür, die andere mit etwas Baryterdehydrat verbunden war. Man kann indessen dagegen einwenden, dafs in beiden’ Auf- lösungen eben so gut Baryumsulphhydrür und Baryterdehydrat in dem Verbältnils zugegen sein konnten, dafs durch die Oxydation derselben’ nur schwefelsaure Baryterde, in einem Falle mit etwas überschüssiger Schwefelsäure, im andern Falle mit etwas über- schüssiger Baryterde entstehen mulste. Bei gehöriger Concentra- tion treten dann Umstände ein, unter denen Baryumsulphhydrür und Baryterdehydrat sich zu krystallisirten Schwefelbaryum ver- ‘binden können. Schwefelstrontium. Schwefelstrontium wird:vom Wasser auf eine noch auffal- lendere Weise als Schwefelbaryum zersetzt. Es wurde zu den Versuchen Schwefelstrontium angewandt, das durch Behandlung ‚von schwefelsaurer Strontianerde mit einem Überschufs von Kohle in der Weifsglühhitze erhalten worden war. ‘Die durch Kohle schwarzgefärbte Masse, mit’ Wasser ausgekocht, setzte beim Er- kalten eine bedeutende Menge von Strontianerdehydrat ab, wel- ches, nachdem es durch Pressen zwischen’ Löschpapier von 'der Mutterlauge so viel wie möglich gereinigt worden war, vollkom- men: weifs erschien, und‘ bei der Auflösung in Säuren "einen höchst unbedeutenden Geruch von Schwefelwasserstoff entwickelte. Die von den Krystallen getrennte Flüssigkeit entwickelte mit “einer Auflösung‘ von schwefelsaurem Manganoxydul versetzt, un- ter Brausen Schwefelwasserstoffgas. Als das Auskochen der kohligen Masse fortgesetzt wurde, so zeigten die erhaltenen filtrirten Flüssigkeiten endlich fast gar kei- nen Geruch nach Schwefelwasserstoffgas durch Säuren, ‘und sie enthielten fast reine Strontianerde aufgelöst. Wurden die vom Strontianerdehydrat getrennten Flüssigkei- ten in einer Retorte abgedampft, so entwich mit den Wasser- dämpfen mehr Schwefelwasserstoffgas als dies bei den Auflösun- gen des Baryumsulphhydrürs der Fall ist. Beim Erkalten setzte sich aber aus den concentrirten Flüssigkeiten wiederum nur reines 85 Ströntianerdehydrat. ab, während Strontiumsulphhydrür aufgelöst blieb; es mufste die Concentration bis zu einem ziemlich geringen Volumen fortgesetzt werden, um die Krystalle des erhaltenen Hy- drats mit etwas Schwefelstrontium oder vielmehr mit Sulphhydrür gemengt zu erhalten. Es glückte mir nicht, aus den Auflösungen weder Schwefel- strontium, noch Verbindungen desselben mit Strontianerdebydrat darzustellen. Ich habe das Strontianerdehydrat, ‘das aus ziemlich durch Ab- dampfung concentrirten Auflösungen erhalten worden war, unter- sucht, und es bei verschiedenen Bereitungen von derselben Be- schaffenheit gefunden. Es enthielt 10 At. Wasser auf 1 At. der Strontianerde. Wurden die Mutterlaugen immer mehr durch Abdampfen concentrirt, wobei Schwefelwasserstoffgas sich in um so reichli- cher Menge entwickelte, als das Volumen der Auflösung geringer wurde, so wurden sie durch Bildung einer höhern Schwefelungs- stufe gelber, und endlich krystallisirte aus der sehr eingedampften Flüssigkeit Strontiumsulphhydrür. Nach diesen Versuchen zerlegt sich also das Schwefelstron- tium durch Bebandlung mit Wasser vollständig in Strontium- - sulphhydrür und in Strontianerdehydrat. | Schwefelcalcium. Das Schwefelcalcium war durch Behandlung. von schwefel- saurer Kalkerde mit einem Überschufs von Kohle. in der Weils- glühhitze erhalten worden. Wurde die erhaltene Masse mit kaltem oder mit kochendem Wasser behandelt, so wurden Flüssigkeiten erhalten, die einen starken Geruch von Schwefelwasserstolf durch Zusatz einer Auf- lösung von schwefelsaurem Manganoxydul entwickelten. Wenn die Masse darauf so lange mit Wasser gekocht wurde, ‚als noch in den Auflösungen Sulphhydrür entdeckt werden konnte, wozu bedeutende Mengen davon erforderlich waren, so löste ferner Wasser aus denselben vorzüglich nur Kalkerde auf. Der Rück- stand bestand meistentheils aus Kalkerdehydrat. Aus keiner der erhaltenen Flüssigkeiten setzte sich durchs Erkalten ein krystallinischer Absatz ab, wohl schon aus dem 86 Grunde, weil das Kalkerdehydrat im heilsen Wasser schwerlösli- cher als im kalten ist. Die grofse Schwerlöslichkeit des Kalkerdehydrats im Wasser bewirkt, dafs das Schwefelcalcium durch dasselbe in Sulphhydrür, das sich auflöst und in Kalkerdehydrat, das meistentheils unaufgelöst zurückbleibt, zerfällt, Dies enthält indessen immer noch Schwe- felcaleium. Werden die Auflösungen des Sulphbydrürs in einer Retorte durch Abdampfen concentrirt, so entweicht mit den Wasserdäm- pfen eine sehr grolse Menge von Schwefelwasserstoffgas, weit mehr als dies unter ähnlichen Umständen bei den Auflösungen des Baryum- und des Strontiumsulphhydrürs der Fall ist. Diese Ent- wicklung ist um so reichhaltiger, je geringer das Volumen der Flüs- sigkeit wird. Aus den erkalteten concentrirten Flüssigkeiten setzen sich kleine Krystalle von schwefelsaurer Kalkerde, die in dem ange- wandten Schwefelealctum wohl schon enthalten und der Zer- setzung durch Kohle entgangen waren, und von Kalkerdehydrat, das etwas Schwefelcalcium enthält, ab. Wurden die Flüssigkeiten noch mehr eingeengt, so wurden sie gelber, und es schlägt sich aus ihnen oft ein weifses Pulver nieder, das schweflichtsaure Kalkerde ist, und sich durch Kochen aus der in der Flüssigkeit sich gebildeten unterschweflichtsauren Kalkerde erzeugt hat. In den sehr concentrirten Flüssigkeiten bilden sich endlich durchs Erkalten lange spielsartige Krystalle von goldgelber Farbe, deren Menge indessen nur gering ist, obgleich das Volum derselben bedeutend erscheint, so lange sie noch nicht von der Flüssigkeit ge- trennt sind, aus welcher sie sich abgeschieden haben, Dieselben Krystalle erschienen auch beim fernern Abdampfen, wobei endlich die Entwicklung des Schwefelwasserstoffgases so be- deutend wird, dals die Flüssigkeit beim Concentriren in der Retorte bedeutend schäumt. Wenn endlich das Abdampfen so weit fort- gesetzt wird, dals die Flüssigkeit beim Erkalten zu einer krystallini- schen Masse erstarrt, so besteht diese wesentlich aus denselben gold- gelben Krystallen wie die, welche sich schon durchs Erkalten der sehr eingeengten Auflösungen abgesetzt haben. Sie enthalten nur 87 etwas Mutterlauge eingeschlossen, in welcher Spuren von Sulphhy- drür aufgelöst sind. — Dals das Caleiumsulphhydrür in fester Form nicht existiren kann, hat schon Berzelius gezeigt. Diese Krystalle entwickeln keinen Geruch nach Schwefelwas- serstoffgas, wenn sie mit neutraler Manganoxydulauflösung behan- delt werden, wohl aber, wenn man sie mit einer Säure übergiefst. Werden sie in Chlorwasserstoffsäure aufgelöst, so ist die Auflösung stark milchicht von ausgeschiedenem Schwefel; in der filtrirten Auf- lösung bringt eine Auflösung von Chlorbaryum einen Niederschlag hervor. Mit verdünnter Schwefelsäure übergossen zeigen die Kry- stalle nur einen Geruch nach Schwefelwasserstoff, nicht nach . schweflichter Säure. Mit sehr vielem Wasser nach und nach be- handelt, werden sie weils, und hinterlassen einen weilsen Rückstand, der Kalkerde ist. Erhitzt geben sie Wasser und Schwefel; es bleibt ein weilser Rückstand, der mit Chlorwasserstoffsäure behandelt, Schwefelwasserstoffgas entwickelt, während die Auflösung mil- chicht durch ausgeschiedenen Schwefel wird; in der filtrirten Auf- lösung bringt Chlorbaryum einen Niederschlag hervor. Es folgt aus diesen Versuchen, dafs diese Krystalle keine schwe- felsaure, schweflichtsaure und unterschweflichtsaure Kalkerde, noch Calciumsulphhydrür enthalten, wohl aber ein höheres Schwefel- calcium, verbunden mit Kalkerdehydrat. Ich habe mehrere Analysen dieses merkwürdigen Salzes ange- stellt, zu denen freilich nur sehr geringe Quantitäten verwendet werden konnten, die aber übereinstimmendere Resultate gaben, als man eserwarten konnte. Sie zeigten wenigstens, dafs die Krystalle, die sich aus den sehr concentrirten Auflösungen durch Erkalten ab- setzten, wesentlich von derselben Zusammensetzung sind. Die Krystalle wurden, nachdem sie aus der Flüssigkeit genom- men worden waren, durch Pressen zwischen Löschpapier von der Mutterlauge gereinigt. | = Die erhaltenen Resultate entsprechen einer Zusammensetzung, bestehend aus 1 Atom fünffach Schwefelcalecium, mit 5 Atomen Kalkerde und 20 Atomen Wasser, CaS5+5Ca-+20H. Sie haben sich erzeugt, indem durchs Kochen der Auflösungen Schwefelwas- serstoff gasförmig entwichen ist, und das Calciumsulphbydrür sich in Schwefelcalcium verwandelt hat. Durch Kochen ist ferner aus der zer 88 unterschweflichtsauren Kalkerde, die sich nach und nach in den vielen Auflösungen erzeugt hat, schweflichtsaure Kalkerde gebildet worden, die sich vor Erzeugung des untersuchten Salzes abgesetzt hat, während der Schwefel sich mit dem Schwefelcaleium zu einem höhern Schwefelcalcium verband, das mit der aufgelösten Kalk- erde die untersuchten Krystalle gebildet hat. Am Schlusse des vorigen Jahres hatte der bisherige Sekretar der physikalisch-mathematischen Klasse, Herr Erman, der Akade- mie seinen Wunsch angezeigt, zur Gewinnung grölserer Mufse für einige angefangene Untersuchungen, das viele Jahre hindurch rühmlichst geführte Sekretariat niederzulegen. Bei der engen col- legialischen Verbindung sämmilicher Mitglieder mit Herrn Erman, konnte dieser unerwartete Entschlufs von der Akademie nur mit dem gerechtesten Schmerze vernommen werden, und die Mitglie- der der Gesammt-Akademie sowohl, als der physikalisch-mathema- tischen Klasse insbesondere, liefsen kein Mittel unversucht, diesen tiefgefühlten Verlust abzuwenden. Da indessen Herr Erman von seinem Entschlusse abzustehen nicht bewogen werden konnte, so schritt die Klasse, nachdem sämmtliche Mitglieder ihren wärmsten Dank für seine bisherige Führung der Geschäfte und ihren lebhaf- ten Wunsch einer künftigen nicht minder erfolgreichen Theilnahme an denselben schriftlich gegen ihn ausgesprochen hatten, am 17. Ja- nuar zu der Wahl eines neuen Sekretars, welche auf Herrn Ehren- berg fiel. In der heutigen Sitzung wurde durch ein Reskript des hohen vorgeordneten Ministeriums vom 5. März der Akademie an- gezeigt, dafs des Königs Majestät die Wahl des Herrn Ehrenberg zum Sekretar der physikalisch-mathematischen Klasse mittelst Aller- höchster Cabinetsordre vom 16. Febr. zu bestätigen geruht haben. Hr. Böckh trug darauf einen im Namen der Gesammt - Aka- .. demie von dem Ausschusse für die Herausgabe der Werke Fried- rich’s II. entworfenen Bericht an das hohe vorgeordnete Ministe- rium vor, welcher genehmigt wurde. 89 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Annals of the Lyceum of natural history of New-York. Vol. 1-3. New-York 1824-36. 8. Transactions of the geological Society of London. 2. Series. Vol. 6, Part1. London 1841. 4. L’Institut. 1.Section. Sciences math., phys. et nat. 10. Annde, No. 425-427. 17 Fevr.-3 Mars 1842. Paris. 4. J. Decaisne, Memoire sur le developpement du Pollen, de l’Ovule et sur la structure des Tiges de Gui (Viscum album). Bruxell. 1840. 4. F. Zantedeschi, Memoria sulle leggi fondamentali che gover- nano l’Elettro-Magnetismo. Verona 1839. 8. ‚„ Relazione storico-critica sperimentale sull’ Elettro- Magnetismo. Venezia 1840. 8. ‚ Della Elettrotipia Memorie. ib. 1841. 4. Ch. Morren, Experiences et observations sur la) Extr. d. Bul- Gomme des Cycadees. 8. let. de ! Acad. , Notes sur l’excitabilitE et le mowe-{ roy. de Bru- ment des feuilles chez les Oxalis. 8. xelles. v. Schorn, Kunstblatt. 1842. No.15.16. Stuttg. u. Tüb. 4. Franz Xav. Czykanek, gedrängte Skizze der durch Übertragung des Rotzgiftes auf den menschlichen Organismus sich bil- denden Krankheit. Wien 1841. 8. — > Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat April 1842. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 4 h E- April. Sitzung der philosophisch - histori- schen Klasse. Hr. H. E. Dirksen behandelte in einer Vorlesung: die Herculanische Inschrift, über das Verbot des römi- schen Senates, Privatgebäude in Italien zum Behuf des Abbruches zu veräulsern. }; Das in Frage stehende epigraphische Denkmal wurde, auf dem Gebiet der verschütteten Stadt Herculanum, im Anfange des siebenzehnten Jahrhunderts n. Chr. entdeckt und zuerst von Ca- Ppacius, später mit grölserer Genauigkeit von Reinesius und & onius bekannt gemacht. Man hat diese Tafel gewöhnlich als die Urkunde zweier Senatusconsulte bezeichnet, welche über die u r nstatthaftigkeit der, auf den Abbruch gerichteten, Veräufserung ‚ständigen Text eines Senatsbeschlusses v. J. 801 d. St. (unter des K. Claudius Regierung), so wie eines zweiten v. J. 809 (aus der Zeit von Nero’s Herrschaft). In dem gegenwärtigen Vortrage t ausgeführt worden, dafs der Text unserer Inschrift nur als ie Aufzeichnung des zuletzt genannten Senatusconsults zu be- trachten ist, und dafs diese Urkunde die gesetzliche Declaration er älteren Claudianischen Verfügung bildet, nicht aber als eine in sich darstellt. Zugleich ist nachgewiesen, wie der Ort der Auffindung unserer Tafel keineswegs in Wider- spruch steht mit der, in dem Text derselben bezeichneten, Lage [1842.] 4 92 jener Grundstücke, welche die Veranlassung gegeben hatten zu der Beschlufsnahme des röm. Senates, über die in der vorstehen- den Inschrift Bericht erstattet ist. 7. April. Gesammtsitzung der Akademie. - Hr. Bekker, der verhindert war in die Sitzung zu kommen, zeigte an, dals er vorgelegt haben würde und zum Abdruck fer- tig halte: Provenzalische Lieder geistlichen Inhalts aus einer Sammlung vom Jahre 1254, aufbehalten in der Wolfenbüttler Handschrift Extrav. 268 (Ebers Überlief. 1. S. 181). Die Akademie erfreute sich der Anwesenheit ihres auswär- tigen Mitgliedes Hrn. Prof. Ritter aus Göttingen. Es wurde zur Ballotage über die von der physikalisch -ma- thematischen Klasse vorgeschlagenen Correspondenten, Herren Eschricht in Kopenhagen und Haidinger in Wien geschrit- ten. Beide Herren wurden gewählt. Vorgelegt wurden zwei Rescripte des hohen vorgeordneten Ministeriums. Das eine vom 31. März betraf die Genehmigung der von der Akademie beantragten Summe von 522 Thlr. 20 Sgr. zur Anschaffung der zweiten Hälfte der chinesischen Typen. In dem andern vom 19. März theilt das Ministerium den Wunsch des katholischen Gymnasiums in Cöln mit, die in der Bibliothek des Gymnasiums vorhandene Sammlung der Abhandlungen der Akademie, in welcher sich beträchtliche Lücken befinden, wo möglich vervollständigt zu erhalten. Die Akademie beschlols auf! die Verwendung des Ministeriums, in Betracht, dafs diese Biblio- thek eine der bedeutendsten der Provinz ist und vielfach benutzt wird, diese Vervollständigung in dem weitesten Umfange der ihr zu Gebote steht, zu bewirken, und die fehlenden 61 Bände als Geschenk der Akademie an das Gymnasium zu übersenden, so wie auch künftig die neu erscheinenden hinzuzufügen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: F.A.v. Ammon, die angeborenen chirurgischen Krankheiten des Menschen in Abbildungen mit erläuterndem Text. Mit 34 Kupf. Berlin 1842. Fol. 2 Voll. * E. Gerhard, Ztruskische Spiegel. Heft 7. Berlin 1842, 4. 20 Expl. 93 . Gallery of Antiquities selected from the British Museum by F. Arundale ei J. Bonomi, with descriptions by S. Birch. PartI, No.1.2. London. 4. Fournet, Recherches sur la distribulion des Vents dominants en France. s.].eta. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1842. 1. Semestre. Tome 14. No.7-11. 14. Ferr.- E14, Mars: Paris. A: Proceedings of the Royal Society 1841-42. No.51. (London.) 8. 3Expl. The Royal Society. 30h. November 14841. (London) 4. Schumacher, Astronomische Nachrichten. No. 443-445. Al- tona 1842. 4. v. Schorn, Kunstblatt 1842. No.17-22. Stuttg. u. Tüb. 4. L’Institut. ‘1. Section. Sciences math., phys. et nat. 10. Annee. No. 419. 428-431. 6.Janv. 10-31. Mars 1842. Paris. 4. ‚ 2.Sect. Scienc. hist., archeol. et philos. 7. Anne. No. 73. Janvier 1842. ib. 4. 44. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lejeune-Dirichlet las eine Abhandlung, welche den Titel führt „Verallgemeinerung eines Satzes aus der Lehre von den Kettenbrüchen nebst einigen Anwen- “ dungen auf die Theorie der Zahlen. Ist « ein irrationaler Werth, so giebt es immer unendlich viele zusammengehörige ganze Zahlen x und y, für welche der “lineare Ausdruck x&— «y numerisch kleiner als — ist, wie dies _ aus der Theorie der Kettenbrüche längst bekannt ist. Die .eben ausgesprochene Eigenschaft läfst sich wie folgt verallgemeinern. \ „Sind &;,&2,... 0%, gegebene positive oder negative Werthe von solcher Beschaffenheit, dafs der lineare Ausdruck j zo ta, X Herz +... 0% (1) WON %0y %yy...% (2) unbestimmte positive oder negative ganze _ Zahlen bezeichnen, nur in dem Falle verschwinden kann, wenn z=,=..=a,=0, und also auch x,=0 ist, so giebt es immer unendlich viele Systeme (2), worin nicht =, =..= „=, und für welche der Ausdruck (1) numerisch kleiner als Ber, su 7 = ist, wo unter s der grölste der Zahlenwertbe von x,,&32.+» %„ verstanden wird.” 94 Um diesen eben so einfachen als fruchtbaren Satz zu bewei- sen, wird es genügen nachzuweisen, dals ein System von der verlangten Beschaffenheit gefunden werden kann, für welches au- [serdem der numerische Werth von (1) kleiner als eine vorher bestimmte Gröfse ö ist. Um ein solches zu erhalten, nehme man eine positive ganze Zahl n, welche die Bedingung ap=? er- füllt, und lege in dem Ausdrucke (1) jeder der Zahlen x,,2z... x. alle in der Reihe _n,- (nn)... —14l..,r-ln enthaltenen Werthe bei. Bestimmt man nun für jede dieser (27 +1)” Verbindungen x, so dals (1) einen nicht negativen un- ter der Einheit liegenden Werth erhält, so hat man (2n + 1)” ächte Brüche, von denen noihwendig wenigstens zwei in dem- selben der durch die Werthe 1 2 (en)” —ı 0, [© n)” 9 nr? .. 0.0. (en) n)” E} 1, begrenzten (2n)” Intervalle liegen müssen. Zieht man zwei Aus- drücke, denen solche Werthe entsprechen, von einander ab, so erhält man einen neuen Ausdruck von der Form (1), in welchem offenbar 1° die Zahlen &,,&%3,...x,„ nicht alle zugleich ver- schwinden, 2° keine dieser Zahlen abgesehen vom Zeichen 2r übertrifft, und dessen numerischer Werth endlich 3° kleiner als amp = und also auch kleiner als — ist. Hieraus folgt dann sogleich die Existenz von unendlich vie- len Systemen (2), welche der Aussage des Satzes entsprechen. In der That, wie viele solcher Systeme man auch als schon be- kannt voraussetzen möge, so wird es, da für keines derselben der Ausdruck (1) verschwindet, nach dem eben Gesagten möglich sein, ein neues von den gegebenen verschiedenes zu finden, indem man zu diesem Zwecke nur für ö den kleinsten Zahlenwerth des Aus- drucks (1) zu wählen braucht, welcher einem der schon bekann- ten Systeme entspricht. Es giebt analoge Sätze für zwei oder mehr simultane Ausdrücke der Form (1), welche durch dieselben einfachen Be- trachtungen erwiesen werden können und von welchem der auf zwei bezügliche so lautet: 95 „Sind 4, &gy +... und B;, Bay »..L„ (wo m>2) zwei Reihen gegebener Werthe von solcher Beschaffenheit, dals die Summen BL TE Dun uU. DE Pen ige, „ZE (3), Bızı +Raxz +... Hmm (4), nur in dem Falle gleichzeitig verschwinden können, wenn x, —= 2,=...=a2,=0, so giebt es immer unendlich viele Systeme x,, %27 +++ % nicht gleichzeitig verschwindender Zahlen, für welche (3) und (4) resp. numerisch kleiner sind .als 2 und = sm—2—a E) in welchen Ausdrücken A und B bestimmte von «&,y&ay +++ Amy Bir@gr:..R, abhangende und a eine beliebige zwischen 0 und m —2 liegende Constante bezeichnen.” Ein für die Anwendungen auf die Zahlentheorie beson- ders wichtiger Fall ist der, wo die Exponenten a und m —2—a einander gleich genommen werden und die Ausdrücke in 1 und 23 übergeben. s? Wir fügen noch hinzu, dals diese Sätze und ihre Beweise mit geringen Modifikationen auf complexe Zahlen ausgedehnt werden können. Vermittelst der eben erhaltenen Resultate läfst sich das "Lemma, worauf die Verallgemeinerung der Fermatschen Glei- chung 2° — Du?=1 beruht, ganz elementar beweisen (*), und man sieht zugleich dals das Lemma, so wie der darauf gegrün- dete Satz noch richtig bleibt, wenn die algebraische Gleichung tas"'+...+g5s+h=0, nur imaginäre Wurzeln hat, vorausgesetzt dals alsdann n grölser als 2 sei. Die in Rede ste- hende Erweiterung fordert den Nachweis, dafs es immer wenig- stens eine ganze Zahl m giebt, für welche die unbestimmte Glei- chung F(x,y,2,...)= m unendlich viele Auflösungen zuläfst, und dies folgt mit der grölsten Leichtigkeit aus dem ersten oder ‚dem erwähnten besondern Falle des zweiten der obigen Sätze, je nachdem sich unter den Wurzeln der Gleichung wenigstens eine reelle befindet oder diese alle imaginär sind. -(*) Compte rendu des seauces de ]’Academie des sciences de Paris, Premier semest. 1840, pag- 286. 96 Es wurde zur Ballotage über die von der philosophisch -hi- storischen Klasse vorgeschlagenen Correspondenten Hr. Waitz in Kiel und Hr. Stanisl. Julien in Paris geschritten. Beide Herren wurden gewählt. Zu der diesjährigen Preisfrage der a schen Klasse war am 31. März eine Bewerbungsschrift mit dem Motto aus Arist. Polit. Lib. I. Cap. I. ’Ev &n 2Eagyis ra@ moay- Aare etc. eingegangen. Sie wurde der Klasse überwiesen und der versiegelte Zettel mit dem Namen des Verfassers im Archiv niedergelegt. Hr. Böckh berichtete über ein von dem hohen vorgeord- neten Ministerium in Betreff der Herausgabe der Werke Frie- drich’s II eingegangenes Rescript. Ferner über einen an ihn durch Hrn. Prof. Vater zu Kasan gebrachten Wunsch des Cura- tors der Universität daselbst, Sanskritlettern von hier zu erhalten. Die Akademie erklärte sich damit einverstanden, dafs die Decker- sche Officin aus den der Akademie gehörigen Matrizen Lettern zu diesem Zwecke gielsen möge. Vorgelegt wurden die eingegangenen Schreiben 1) des Mu- seum d’histoire naturelle zu Paris, in welchem die gegenseitige Mittheilung der herausgegebenen Abhandlungen gewünscht ward, womit die Akademie sich einverstanden erklärt. 2) der British Association mit der Anzeige und Einladung zur nächsten Zusam- menkunft am 23. Juni 1842 zu Manchester. 3) des Hrn. Tal- bot in Betreff einer neuen photographischen Methode, die den Namen Calotype hat, nebst beigelegten Proben. 4) Ein italieni- scher gedruckter Brief von Ferd. Elice über die Entdeckung einer Scintilla elettrica ottenuta dal Caffe e da altri semi. 5) des Hrn. Laurentius Blanco als Begleitungsschreiben zu dem ein- gesandten Epitome de’ Volumi Ercolanesi, Aufserdem enthielt ein Schreiben des Königl. Preuls. Gene- ralkonsuls Hrn. Hebeler in London das vollständige Verzeich- nils der nachher aufgeführten kostbaren Sammlung der Oriental Publications als Geschenk des Akonourable Court of Directors of the East India Company an die Akademie, welche Sammlung durch den Bibliothekar der Ostindischen Compagnie Hrn. Prof. Wilson übermacht war und heute vorgelegt ward. 97 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Bulletin de l’Academie Royale des Sciences et Belles-Lettres de Bruxelles. TomeVIIl. No. 10-12. Tome IX. No. 1: 2, Bruxell. 1841. 42. 8. "Annuaire de l’Academie Roy. des Scienc. et Belles-Lettr. de Bruxell. 8. Annee. ib. 1842. 12. A. Quetelet, Annuaire de l’Observatoire Royal de Bruxelles. 1842. 9. Annee. ib. 1841. 12. ‚ nouveau Catalogue des principales Apparitions d’Etoi- les filantes. (Extr. du Tome 15 des Mem. de l’Acad. Roy. de Bruxell.) ib. 1841. 4. 3 Tusänkelians paur l’observalion A N des Phenomenes periodiques. 8. al ellAcnı, , Phenomenes periodiques du Regne vegelal. 8. mit einem Begleitungsschreiben des beständigen Sckretars der Königl. Akademie zu Brüssel, Hın. A. Quetelet vom 21. Febr. d.J Lorenzo Blanco, Epitome de’ Volumi Ercolanesi. Napoli 1841. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1842. 1.Semestre. Tome 14. No.12. 21.Mars. Paris. 4. Crelle, Journal f. d. reine u. angewandte Mathematik. Bd. 23, Heft3. Berlin 1842. 4. 3 Expl. Bulletin monumental, ou collection de Memoires sur les Monu- ments historiques de France, publ. sous les auspices de la Socidtd pour ‘la conservation etc. des Monuments hist. de France et dirige par M. de Gaumont. Vol.VIII. No. 1. Caen. 1842. °8. v. Schorn, Kunstblatt 1842, No, 23.24. Stuttg. u. Tüb. 4. Gay-Lussac, Annales de Chimie et de Physique 1842, Janvier. Paris. 8. " Arthur Morin, Experiences sur le Tirage des Voitures et sur les effets destructeurs quelles ezeercent sur les Routes. a Paris 1842. 4. "Ferner sind von’ der Ostindischen "Compagnie in London durch „3 "ihren Bibliothekar, Hrn.: Professor Wilson, der Akademie folgende orientalische Werke als Geschenk übermaeht worden: ' Amara Kosa. — Frikanda Sesha. — Härävali. — Medini Kosa. 8. Amarü Sataka et Ghata Karparam. 8. “U. H. Wilson, Ariana antigua. ‘A descriptive account of Ihe 'anliquilies and coins of Afghanistan. London’1841..4 Roy. de Bruxelles. x 98 J. R. Ballantyne, Zlements' of Hindi and Braj Bhäakhä Gram- mar. London 1839. 4. ‚ Grammar of the Mahratta language. Edinb. 1839. 4. J. Baretto, Dictionary of the Persian and Arabic languages. Vol.1.2. Calcutta 1804.06. 8. W.Carey, Grammar ofthe Sungskrit language. Serampore 1806, 4. Kamus (Persian). Vol.1-4. Fol. Ferishta. Vol.1.2. Fol. Gita Govinda. 8. A Code of Gentoo laws, from a Persian transl. London 1776. 4. J. Gilchrist, Grammar of ihe Hindoostanee language. Cal- cutta 1796. 4. a Hema Chandra Kosa. 8. Rob. Hopper, tke Anatomist’s Vade-mecum, transl. into Arab. by John Tytler. Calcutta 1830. 4. Hutton’s Course of Mathematics, transl. into Arab. by J. Tytler. PartI. ib. 1835. 4. Kala Sankalita. A Collection of Memoirs on the various Mo- des according to which the nations of the Southern parts of India divide time, by John Warren. Madras 1825. 4. Khazänat ul Ilm, or the treasury of Science by Dewan Känh li of Patna. Calcutta 1837. 4. Leach, Grammar of ihe Pashtoo or Afghanee language. ib. 1839. 8. Meerza Mohammad Ibraheem, Grammar of Ihe Persian lan- guage. London 1841. 8. The Naishadha: or Nala and Damayanti, a Sanscrit Poem. Part1. Calcutta 1836., 8. The Räja Tarangini; a history of Cashmir. Calcutta 1835. 4. Ramayan by Tulası Däs. 4, Dhanwantari, the Süsrula, or System of Medicine. \Vol.1.2. Calcutta 1835. 36. 8. Sadee, Persian and Arabick Works in 2Voll. Vol.1.2. GCal- cutta 1791. 95. Fol. Institutes political and military in the Mogul language by Timour. Transl. into Persian by Abu Taulib Alhusseini, and into English by Davy, publ. by Jos. White. Oxford 1783. 4. H.H. Wilson, Introduction to the Grammar of the Sanskrit language. London 1841. 8. W. Yates, Grammar of the Sunscrit language. Calcutta 1820. 8. J.L. Taberd, Dietionarium Latino- Anamiticum. Seramp. 1838. 4. 99 18. April. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Dove las über den Gegenstrom (Extracurrent) zu Anfang und zu Ende eines primären. Da ein elektrischer Strom, dessen Intensität zunimmt, in je- dem Augenblicke als aus zwei Theilen bestehend gedacht werden kann, einem unverändert bleibenden Antheil und einem dazu neu hinzukommenden, in einem Strome, dessen Intensität abnimmt also der verschwindende Antheil ‘gesondert werden kann von dem unverändert bleibenden, so wird das Inductionsgesetz, dals ein _ primärer Strom bei seinem Beginn einen entgegengesetzt fliefsen- den inducirt, bei seinem Aufhören einen ihm. gleichgerichteten, dals derselbe während seiner Dauer hingegen gar keinen Strom inducirt, allgemeiner so ausgedrückt ‘werden können: ein primä- rer Strom inducirt, so lange sich: seine Intensität steigert, einen entgegengesetzten, so lange sie abnimmt einen gleicbgerichteten secundären Strom. »Nennt man“ nun’ Nebenstrom einen von einem primären Strome in einem’ ihm parallelen aber von ihm .ge- trennten Drathe inducirten Strom, Gegenstrom (Extracurrent) hingegen den in einem spiralförmigen Schliefsungsdrahte mit oder ohne Eisenkern durch Wirkung; jeder einzelnen Windung auf die zunächst liegenden hervortretenden secundären, sieht man also die- sen Gegenstrom als einen speciellen Fall des Nebenstromes an, bei welchem nämlich ein und derselbe Drath den Weg abgiebt für den primären Strom und den inducirten, so werden die für den Nebenstrom gefundenen Erscheinungen auch in Beziehung auf den Gegenstrom als wahrscheinlich vorausgesetzt werden können. Nun ist aber der bei dem Öffnen einer geschlossenen galvanischen Kette erscheinende Funke stärker, wenn die Kette durch einen spiralförmigen langen Drath geschlossen ist, als durch einen ge- rade ausgestreckten, auch treten, besonders, wenn. dieser spiral- förmige Drath Eisen umgiebt, kräftige physiologische Wirkungen ein, welche bei kurzen geraden Schlielsungsdräthen nicht bemerkt werden. Faraday, welcher aus diesen Erscheinungen auf die Existenz des Gegenstromes schliefst, vermuthet daher ($. 1101), dals entsprechende Effecte durch eine Spirale und einen Elektro- magneten jedesmal entstehen, wenn der Electromotor geschlos- 100 sen wird. Diese Effecte müssen im ersten Moment einen Wi- derstand erzeugen, also etwas dem Schlage und Funken ent- gegengesetztes bewirken. Es sei aber schwer Mittel anzugeben für die Nachweisung solcher negativer Effecte. Faraday sucht sie daher indirect durch positive nachzuweisen, welche gleichzei- tig in einer Nebenschlielsung entsteben. Da nun bei späteren Versuchen in diesem Gebiete die eigentliche experimentelle Schwie- rigkeit, nämlich zu verhindern, 'dals der bei dem Öffnen entste- hende Gegenstrom sich bilde, nicht beseitigt ist, da aulserdem keine der Steigerung der Funken und physiologischen Wirkung des Extracurrent am Ende entsprechende Schwächung für den zu Anfang supponirten Gegenstrom überhaupt nachgewiesen ist, so werden die folgenden: Untersuchungen als eine Ergänzung. die- ser Lücke angesehen werden können, in so fern durch sie das Verlangte in: so augenfälliger ‚Weise gelöst: wird, dals diese Ver- suche unmittelbar in den Kreis gewöhnlicher experimenteller Dar- stellungen eintreten können. Der primäre Strom wurde .;durch ‘eine Saxtonsche von Hrn. Oertling construirte Maschine hervorgebracht, bei wel- cher die Unterbrechung durch Messingfedern geschieht, welche auf zwei mit hölzernen Einsatzstücken versehenen eisernen Walzen _ schleifen. ‘Die erste dieser Walzen ist isolirt auf die Achse: des Ankers aufgesetzt und nimmt das eine Drathende der Umwicke- lung des Ankers auf, die zweite ist unmittelbar auf dieser Achse befestigt und dadurch mit dem andern Ende der Umwickelung in leitender Verbindung. Eine der Federn schleift continuirlich auf der ersten Walze, die zweite entweder ebenfalls ununterbro- chen oder gelangt einmal im Azimuth 90° (d.h. bei senkrechter Stellung des Ankers lothrecht auf die Verbindungslinie der Pole des Magneten) oder zweimal im Azimuth 90° und 270° auf den isolirenden Holzeinsatz. Im ersten Falle wird der stets metal- lisch geschlossene Drath von alternirenden Strömen durchlaufen, die im Azimuth 0° und 180° in einander übergehn und wegen der symmetrischen Vertheilung des Ganzen im Azimuth 90° und 270° ihre Maxima haben werden. Geschieht die Unterbrechung der intermittirenden Feder einmal bei 90°, so erhält die nun al- lein’ den Zusammenhang vermittelst des Körpers oder eines andern Prüfungsmittels des Stromes herstellende Nebenschliefsung den posi- 101 tiven Strom in voller Intensität, geschieht sie zweimal während jeder ganzen Umdrehung des Ankers, hingegen zwei entgegenge- setzt flielsende Ströme in alternirender Folge. Dieses Alterniren kann aufgehoben werden durch zwei in Form eines Y gespaltene Federn, welche mit ihren beiden Armen gleichzeitig auf beide Wal- zen fassen, auf der einen Holz berühren, wenn sie auf der an- dern Metall berühren und nach dem Princip des Commutators die alternirenden Ströme in gleichgerichtete verwandeln. Die Berührungsstellen der einen Feder liegen denen der andern dia- metral gegenüber, die eine nach unten gehende schleift nämlich auf der obern Fläche der Walze, die andere nach oben gehende auf der untern. Aulserdem können die beiden die Schenkel des Ankers umgebenden Drathrollen auf doppelte Weise verbunden werden, entweder so, dals die‘ eine die Fortsetzung der andern bildet, wo die Drathlänge 880’ beträgt (*), oder so, dals beide mit ihren Anfängen und, mit; ihren Enden verbunden sind, wo sie wie ein 440’ langer Drath von doppelter Dicke. wirken. ‚Im ersten Falle sind die physiologischen Wirkungen stärker, ‚im letz- tern die physikalischen (Magnetisiren ‚des; Eisens, Glühen etc.). Diese Vorrichtung, welche Pachytrop heifsen. mag, ist im Fol- genden abgebildet, und zwar in der ersten Stellung des drehba- ren Zeigers auf der rechten Seite für physiologische Wirkungen, in der zweiten für physikalische (*) Das Gewicht des umsponnenen Drathes ist 1220 Grammen, die Dicke des unbewickel- ten Dratles etwa 4 Linie. 102 n, p bedeuten hier die nach der ersten und zweiten Eisenwalze führenden Dräthe, 22, « ® die Enden der Drathrolle des Ankers, von denen « direct mit n verbunden ist, a,2, ® aber unter die Kupferplatten eingeklemmt sind, unter welchen sich die vermit- telst eines Schnittes in zwei gleiche Hälften getheilte Kupfer- platte dreht; das aus der Peripherie derselben ausgeschnittene Stück ist durch Elfenbein ergänzt. Bei der Stellung des Zeigers in der ersten Figur ist die Verbindung p (Ba) (®«)n, hier bildet also ein Drath die Fortsetzung des andern, in der zweiten Zeichnung hingegen ist, wenn der Zeiger auf links steht die Verbindung p$hayn, also sind die Ströme beider Rollen so wohl bei ihrem Eintritt in dieselben, als bei ihrem Austritt aus denselben mit ein- ander vereinigt. Der Drath wirkt also als einer von halber Länge aber doppelter Dicke. Diesen von Hrn. Oertling der Saxton- schen Maschine bereits gegebenen wesentlichen Verbesserungen wurden zum Behufe der folgenden Versuche vom Verfasser noch einige Einrichtungen hinzugefügt, welche aus zwei Walzen und drei Ständern zur Aufnahme schleifender Federn bestehn. In die- ser Form kann dann der Apparat als ein zur Demonstration der Wirkungen des Extracurrent zu Anfang und zu Ende eines pri- mären Stromes sehr bequemer empfohlen werden. Die 4 Wal- zen befinden sich auf der gemeinsamen Drehungsachse des An- kers, von den 5 mit 15 Drathklemmen versehenen Ständern einer auf der linken, 4 auf der rechten Seite dieser Achse. Einer der den beiden gewöhnlichen hinzugefügten Ständer dient um die Spirale zur Hervorbringung des Extracurrent zwischen beide schlei- fende Federn einzuschalten (*). Diese Spirale, welche Extraspi- (*) Die beiden andern Ständer IV und V haben nur den Zweck den Funken des Nebenstromes nachzuweisen und werden erst unter 9) zur Sprache kommen, 103 rale heifsen mag, bestand aus zwei Rollen gut befirnifsten um- sponnenen Drathes von 400’ Drathlänge jede. Die Dicke des Drathes ist % Linie, die Weite der Rolle im Lichten 2” bei 42” Länge. Diese beiden Spiralen können gleichartig und kreuzweise verbunden werden. Da dies bekanntlich auf die Erscheinungen des Extracurrent keinen Einfluls hat, so erhält man durch diese Einrichtung ein einfaches Prüfungsmittel, ob man es mit diesem zu thun habe oder nicht. In die 3 Ständer sind Dräthe I, II, IIL eingeschraubt, von denen je zwei durch den Körper vermittelst Handhaben, oder durch einen Galvanometer, Voltameter ete. ge- schlossen werden können. Der Apparat ist also nach folgendem Schema angeordnet: N in welchem @ der umwickelte rotirende Anker, s die Extraspi- rale, w die Unterbrechung vermittelst der intermittirenden Feder, LI, III die Zuleitungsdräthe zum Strommesser bezeichnen. Diese letztern gestatten drei verschiedene Verbindungen nämlich I und U, I und III, II und III. Bei der ersten ist Anker und Extra- spirale in der Verbindung, bei der zweiten nur der Anker, bei der letzten nur die Spirale. Während der Rotation des Ankers von 0° bis 90° ist der umhüllende Drath desselben vollkommen metallisch geschlossen. Die sich in ihm steigernde Intensität (*) des primären Stromes entwickelt in der Spirale s einen entgegengesetzt flielsenden Ge- genstrom, der die Wirkung des primären demnach schwächt. Im Moment der Unterbrechung bei u hört der primäre Strom in @ auf und es entwickelt sich dann, wenn nämlich die Spirale s ein in sich zurücklaufendes Ganze bildet, in derselben ein mit dem primären gleichgerichteter Gegenstrom, der die Wirkungen (*) Um eine Anschaunng dieser Steigerung zu erhalten, wurde eine nach Art eines Blitzra- des oder Mutators construirte Walze von 18 Unterbrechungen für die intermittirende Feder angewendet. Man fühlt daun schr deutlich das Steigen und Fallen der physiologischen Wirkung. 104 des primären verstärkt, Soll die Bildung dieses zweiten mit dem primären gleichgerichteten Gegenstromes vermieden werden, so mufs im Moment der Öffnung bei u die Extraspirale aus der schliefsenden Verbindung heraustreten. -Dies geschieht wenn I mit III verbunden wird. Schlielst man hingegen I mit II, so erhält man den primären Strom vermindert ‚durch den Einfluls des entgegengesetzt llielsenden während der Rotation von 0° bis 90° sich bildenden Anfangsgegenstrom und vermehrt durch die Wirkung des bei der Öffnung bei w sich bildenden mit dem pri- mären gleichgerichteten Endgegenstromes. In welchem Sinne hier nun die Endwirkung geschebe, kann beurtheilt werden, wenn man statt der Spirale s eine gleichen Leitungswiderstand darbie- tende aber keine Spirale bildende Drathlänge einschaltet. Die Schlie- fsung durch I und II giebt dann die Wirkung des primären Stromes allein. Schliefst man endlich II und III, so erhält man wenn s geradlinig ausgespannt, gar keine Wirkung, hingegen wenn s eine Spirale, einen mit dem primären gleichgerichteten Strom, d.h. die Wirkung des Endgegenstromes allein. Bezeich- net man daher mit p den primären Strom, mit A den Anfangs- gegenstrom, mit E den Endgegenstrom, so erhält man bei I und I: a—A-+E, bei I und HI: »y— A, bei II und III: Z. 1) Physiologische Wirkung. Obne Einschaltung der Spirale erhält man stärkere Erschütterungen sowohl bei einmali- ger als zweimaliger Öffnung (90° und 270°) wenn der Zeiger auf physiologisch gestellt ist als auf physikalisch. Schleift die Feder continuirlich, so fühlt man (selbst mit nassen Händen) keine Wirkung, die Wirkung auf den Körper, so lange er eine Ne- benschlielsung bildet (0° bis 90° und 180° bis 170°) kann also ganz vernachlässigt werden. 2) Schliefst man I und II(»— 4#) vermittelst Handhaben durch den Körper, so sind die Erschütterungen schwächer bei eingeschaltenen Spiralen als ohne dieselben, nämlich p gröfser als p— A. Die physiologische Wirkung wird bedeutend geschwächt durch Hineinlegen von offnen eisernen Drathbündeln und Röhren von Eisenblech in die Spiralen, weniger geschwächt durch Hin- einlegen eiserner Drathbündel in geschlossenen Röhren, mas- siver Stangen von weichem Eisen, weichem und harten Stahl, Gulseisen und Nickel, bleibt nahe wie bei eingeschaltenen leeren 105 Spiralen, wenn die hineingelegten Stangen von Kupfer, Zink, ‘ Zinn, Messing, Wismuth, Antimon, überhaupt von sogenannten unmagnetischen Metallen. Alle diese Erscheinungen bleiben die- selben wenn die beiden die Extraspirale bildenden Rollen gleich- artig oder .kreuzweise verbunden sind. Auch zeigen sie sich viel deutlicher, wenn der Zeiger auf physikalisch steht als auf phy- siologisch. Im ersten Falle hat aber der primäre Strom die Ei- genschaft, weiches Eisen kräftiger zu magnetisiren (*). Alle hier angeführten Thatsachen deuten also auf einen Extracurrent, wel- cher entgegengesetzt gerichtet ist dem primären. Auf diese Wir- kung hat es aufserdem keinen Einfluls ob der primäre Strom ein stets gleichgerichteter oder alternirender ist. 3) Schliefst man II und III (E), in welchem Falle die leere Extraspirale bei dem Öffnen allein in der Schliefsung bleibt, so erhält man kräftigere Schläge, wenn der Zeiger auf physikalisch steht als auf physiologisch. Hineinlegen von offnen Drathbün- deln und Eisenblechröhren verstärkt den Schlag aufserordent- lich. Diese Verstärkung ist geringer durch eiserne Drathbündel in geschlossenen Röhren, massives Eisen, Stahl, Gulseisen und Nickel. Bei unmagnetischen Metallen war die Veränderung zu unbedeutend, um zu sagen, in welchem Sinne sie stattfände. Aus der Verbindung der unter 1) und 2) angeführten Resultate folgt, dals der Extracurrent zu Anfang in seinen negativen Wirkun- gen durch dieselben Mittel gesteigert wird als der Extracurrent am Ende in seinen positiven und dafs in beiden Fällen Drath- bündel stärker physiologisch wirken als massive Eisenmassen. ' 4) Schliefst man I und II — A-+E), in welchem: Falle der Anker und die Spirale in der Schlielsung bleiben, so erhält man fast so kräftige Schläge, als wenn gar keine Extraspirale ein- geschaltet ist. Auch zeigt sich nur bei dem Hineinlegen von massi- ven Eisen mit einiger Sicherheit eine Schwächung, bei andern Eisensorten ist die Intensität der Erschütterung unverändert. ‘ (*)} Entfernt man den Magneten der Saxtonschen Maschine und schaltet man statt der Ex- traspirale eine galvanische Kette ein, so erhält man von den Handbaben I und II und I und II bei der Rotation des Ankers den Öffnungsschlag der galvanischen Kette, indem der Anker sich num in einen die galvanische Kette schliefsenden Elektromagnet verwandelt. Im ersten Falle geht der indueirte Strom durch die Kette und den Körper, im zweiten nur durch den Korper. Il und III giebt, weil der Elektromagnet ausgeschlossen ist, keinen Schlag. Diese Erschütterung ist ebenfalls stärker wenn der Zeiger auf pbysikalisch steht als wenn er auf physiologisch zeigt. 106 Da nun in diesem Falle drei Ströme vorkommen, nämlich der primäre und beide Gegenströme, so geht daraus hervor, dafs diese beiden einander fast vollkommen das Gleichgewicht halten und dals nur ein schwacher Überschuls auf Seiten des Anfangsgegen- stromes bleibt. Hineinlegen von Eisen ist also die beinahe gleiche Verstärkung zweier eine Differenz bildender Gröfsen 4 und E. 5) Ganz mit den bisher angeführten übereinstimmende Re- sultate wurden erhalten als die Öffnung durch die intermittirende Feder im Azimuth 45° oder bei alternirenden Strömen in Azi- muth 45° und 135° geschah (*). Doch zeigt sich mit der Com- bination I und III, und II und III, in welchen beiden Fällen der Extracurrent mitwirkt und bei einmal im Azimuth 45° sich öffnender Feder die eigenthümliche Erscheinung, dals die beim Hineinlegen von Eisen verstärkten Stöfse bei schnellem Drehen des Ankers verschwinden und bei noch schnellerem Dreben wie- der eine physiologische Wirkung hervortritt. Dies möchte in der Annahme eine Erklärung finden, dals bei langsamen Drehen der aus den Wirkungen der Drathwindungen auf einander in der Extraspirale entstehende Strom gleichzeitig sich bildet mit dem durch Verschwinden des Magnetismus des hineingelegten Ei- sens in diesen Windungen inducirten Strome, so dals also dann die Intensitätsmaxima beider Ströme zusammenfällen. Bei schnel- lerem Drehen bleibt hingegen dieser letztere Strom hinter jenem zurück, so dals bei einer gewissen Drehungsgeschwindigkeit die Maxima desselben auf die Minima des ersten fallen. In diesem Falle wird dann ein Strom von unveränderter Intensität durch den Körper gehen, welcher als vollkommen gleichbleibender Reiz nicht empfunden wird, wofür sich bei Froschversuchen entspre- chende Erfahrungen finden. Bei noch schnellerem Drehen wer- den dann wieder durch Zusammenfallen der Maxima Ungleich- heiten der Intensität entstehen, welche empfunden werden. Da- durch würde sich auch erklären, dals diese physiologischen Inter- ferenzerscheinungen nur bei einer bestimmten Eisenmasse sich in voller Reinheit nämlich bis zum vollkommenen Verschwinden zeigen und dals man durch Eisendräthe, deren Menge sich dem- gemäls reguliren läfst, sie am leichtesten zu erhalten vermag. (*) Die Walze, auf welcher die intermittirende Feder schleift, kann nämlich gedreht werden, so dafs diese in jedem beliebigen Azimuth sich öffnen kann, 107 6) Funken. Da während des vollständigen metallischen Schlusses die Extraspirale und der Anker in den Kreis des Stro- mes aufgenommen sind, so erhält man hier unmittelbar den Fall, der bei den physiologischen Versuchen durch Schlielsung von I und II bestimmt wird, also a — A-+E. Weil aber während der Rota- tion des Ankers von 0° bis 90° das in der Extraspirale befind- liche Eisen magnetisirt wird, welcher Magnetismus im Moment der Öffnung nicht sogleich ganz verschwinden kann, so wird die Anwesenheit des Eisens A mehr verstärken als E, also den Fun- ken überhaupt schwächen. Dies ist nun in so auffallendem Grade der Fall, dafs bei dem Hineinlegen von Eisencylindern in die Spirale der vorher glänzende Funke fast vollkommen verschwindet. Das diese Schwächung des Funkens aber durch einen von der Spirale erzeugten Gegenstrom bewirkt werde, geht daraus her- vor, dals so wie man II und III 'metallisch schlielst, der Öff- nungsfunke bei zu wiederum seinen vollen Glanz erhält, während die Schlielsungen I und II oder I und III natürlich jeden Fun- ken bei x verhindern. 7) Wie unter 4) bereits angeführt wurde, dafs nur bei massiven Eisenstangen eine deutliche Verminderung der Schläge gespürt wird, nicht aber bei Drathbündeln und andern Eisensor- ten, so ist auch die Schwächung des Funkens durch Hineinlegen von massiven Eisenstangen bedeutender als durch Hineinlegen derselben Eisenmasse in Form isolirter Drathbündel, und stärker wenn das Drathbündel in einer leitenden Hülle (eine Messing- röhre) als ohne dieselbe. Alles nämlich was eine Verzögerung der Gegenströme bewirkt (*), wird die Maxima ihrer Intensität der Zeit nach weiter hinausrücken. Dadurch wird also die Wir- kung des Anfangsgegenstromes vermehrt, die des Endgegenstro- ‚mes hingegen vermindert werden. , 8) Aus diesen Thatsachen erklärt sich daher wohl auch, dals bei einer im Azimuth 135° sich erst öffnenden Feder bei Hineinlegen von Eisen in die Spirale noch eine freilich sehr schwache Verminderung der Helligkeit des Funkens erfolgt und dals die physiologische Wirkung bei dem Schliefsen von I und R (*) In Beziehung auf das Verhältnils massiver Eisenmassen und Drabtbündel bei galvanischer "und elektrischer Induction sıehe Bericht 1939 p. 163 und 1841 p. 296. 4* 108 IE durch‘ den Körper ebenfalls etwas vermindert erscheint, ob- gleich ohne Einschalten der Spirale bei dieser Stellung des An- kers der primäre Strom sein Maximum bereits; überschritten hat und sich im Zustande abnehmender Intentität befinden wird. Im Allgemeinen nämlich wird, an welcher Stelle auch immer die Unterbrechung im zweiten Quadranten erfolgt, der erste Gegen- strom immer längere Zeit durch das eingeführte Eisen verstärkt worden sein als der zweite, der primäre Strom also mehr an Intensität im ersten Quadranten durch den. ersten Gegenstrom verloren haben als er im zweiten bis zur Unterbrechung, durch Hineinlegen des Eisens gewinnt. 9). Will man den physiologischen Versuchen, bei welchen der Körper entweder I und III oder II und III schlofs, entspre- chende für den Funken anstellen, so muls eine Vorrichtung vor- handen sein, die metallischen Schliefsungen I und UI oder IH und: III in dem Moment zu öffnen, wo die Feder bei « geöff- net wird. Dies geschah durch Aufsetzen einer mit der zweiten Walze, an welche z federt, identischen und zwar von der Achse isolirten dritten, auf welcher je zwei der Federn I ILIII schlei- fen, eine continuirlich, die andere intermittirend, welche von den Ständern IV und V getragen werden. Hier mufs aber berücksichtigt werden, dals dieser Fall so wie der sogleich zu betrachtende der chemischen, Zersetzungen doch nicht vollkommen der experimentellen Anordnung bei den physiologischen Versuchen, sich "vergleichen läfs, Da nämlich der Körper einen bedeutenden Leitungswiderstaud darbietet, so konnte sein Einfluls auf den Hauptstrom, so lange, er bei ge- schlossenem u eine Nebenschlielsung bildet, vernachlässigt wer- den. Dies. ist aber keinesweges der Fall, wenn, wie hier bei geschlossenem w I und II oder I und III eine ganz metallische Nebenschlielsung bildet, bei welcher das Galvanometer anzeigt, dals ein grolser Theil des Hauptstroms diesen Weg. nimmt. Nun wird man sich immer. den in der Extraspirale entstehenden Gegen- strom 4 unter dem Bilde eines grölsern Widerstandes denken kön- nen, welchen diese Spirale dem durch den Anker erzeugten, primä- | ren Strom p entgegensetzt. Hineinlegen von Eisen vermehrt diesen Widerstand, und es wird in diesem Falle also ein grölserer Theil von p den Weg durch die Nebenschlielsung III nehmen, als 109 wenn kein Eisen in der Extraspirale vorhanden ist. Und in der That wird dann auch der Funke hier viel lebhafter während der bei u fast verschwindet. Für die Schliefsung II und III ist die Ver- stärkung des Funkens nichts unerwartetes in. so fern da E ge- steigert wird. Da bei der getroffenen Einrichtung des Aparates der Öffnungsfunke bei zw und der zwischen I und HI oder II und III unmittelbar neben einander entstehen, so bildet, wenn Eisen in die Extraspirale gelegt wird, die wachsende Intensität des einen entsprechend der abnehmenden des andern ein sehr belehrendes Schauspiel. 10) Galvanometer. Da bei continuirlich schleifenden Fe- dern alternirende Ströme mit einander abwechseln, so erhält man in diesem Falle, selbst wenn das Galvanometer eine Nebenschlie- fsung bildet, die Erscheinungen der sogenannten doppelsinnigen Ablenkung, bei welcher die Nadel in dem Sinne bewegt wird, in’ welchem sie bereits gegen die Windungen des Galvanometers ‚ohne von einem Strome bewegt zu sein, gerichtet ist (*). Et- was ähnliches findet natürlich statt, wenn bei zweimal unterbre- ehender Feder (Azimuth 90° und 270°) der Drath des Galvano- meters während der Rotation des Ankers durch den zweiten und: vierten Quadranten keine Nebenschlielsung, sondern die Haupt- schliefsung bildet. In diesem letztern Falle tritt die Erscheinung kräftiger hervor. Wird die Feder hingegen nur einmal während jeder ganzen Umdrehung des Ankers im Azimutlı 90° unterbro- ‚chen, so wird das Galvanometer während es bei der Drehung 90° bis 270° eine Nebenschlielsung bildet, allerdings von alter- 'nirenden Strömen durchflossen, so wie er aber dnrch Öffnung der Feder Hauptschlielsung wird, nur von einem stets gleich ge- richteten Strome bewegt. Da dieser letztere kräftiger ist als der alternirende, so wird die normale Ablenkung überwiegen über die doppelsinnige. Auf diese Weise findet man, wenn das Gal- vanometer zwischen I und IH (Pr — 4-+-E), zwischen I und II (*) Umwickelt man einen geschlossenen eisernen Ring ganz mit übersponnenem Kupferdrath, so dafs wenn man ihn sich aufgeschnitten und gerade ausgestreckt vorstellt, er einen ganz um- wickelten geraden Elektromagneten darstellen würde, so erhält man durch unipolare Induction eines Magneten, von welchem ein Pol sich neben dem auf einer Rotätionsmaschine befestigten Ringe befindet, bei langsamen Drehen des Ringes in seiner Ebene um seinen Mittelpunkt einen Strom, dessen Richtung von dem Siane der Drehung abhängt. Bei schneller Drehung aber wird die Nadel des Galvanometers nicht afficirt. 110 (p— A) und zwischen II und III (E) eingeschaltet ist, eine in Beziehung auf den Anker stets unverändert gerichteten Strom, nämlich den Strom, welcher in dem Drathe desselben auch vor dem Einschalten der Extraspirale circulirt, d.h. (>). Fliefst die- ser letztere nämlich in dem Schema wie der Zeiger einer Uhr, so erfolgt er in dem zwischen I und IH eingeschalteten Galva- nometer von III nach I, in dem zwischen II und III eingeschal- teten von II nach III, in dem zwischen I und II eingeschalteten von II nach I. Diese drei Ablenkungen der Galvanometernadel erfolgen aber, wie früher gezeigt wurde, durch die Ströme p— A, E undp—A-+E und da sie stets mit » gleichgerichtet sind, so folgt unmittelbar, dals p stets gröfser als A, d.h. dals der Anfangsstrom den primären nie umzukehren vermag. Übrigens erhält man die Galvanometrischen Resultate einfa- cher, wenn man den Anker bei im Azimuth 90° abreilsender Feder _ nur einmal von 0° bis 180° dreht ihn aber nicht in continuir- liche Rotation versetzt. In dieser Weise kann die Intensität der verschiedenen Ströme bei Anwesenheit von Eisen in der Spirale oder ohne dasselbe gemessen werden, wobei die Intensität von A durch Elimination aus den durch die andern Beobachtungen gegebenen Gleichungen unmittelbar folgt. 11) Chemische Zersetzung. Das Voltameter wurde unmittelbar in den Kreis des elektrischen Stromes aufgenommen, welcher vermittelst der gespaltenen Feder Y in stets gleicher Richtung circulirte. Der Leitungswiderstand besteht also in die- sem Falle aus dem Widerstande des den Anker umhüllenden Drah- tes und dem der Flüssigkeit zwischen den Electroden des Volta- meters. Bei dem Einschalten der Spirale wird Jer erste Theil des Leitungswiderstandes noch nicht ganz verdoppelt. Die ge- wonnene Gasmenge war aber nur + der ohne Spirale erhaltenen und wurde bei Einschalten des Eisens noch bedeutend vermindert. Ganz ähnliche Ergebnisse wurden bei alternirenden Strömen er- halten, welche obne Unterbrechung einander folgten, da die Fe- dern ohne Unterbrechung angewendet wurden. Sieht man daher die erhaltene Gasmenge als Maals der innerhalb einer gegebenen Zeit durch den Drath hindurchgegangenen Elektricitätsmenge an, so wird diese in der That vermindert durch die Wirkung der 411 Windungen der Spirale auf einander und durch den im Eisen, welches sie umgiebt, hervortretenden Magnetismus. Schliefst man I und III oder II und III durch das Volta- meter ohne bei z die metallische Verbindung aufzuheben, bildet also in diesem Falle das Voltameter eine Nebenschlielsung, ein- mal des Ankers und dann der FExtraspirale, so wird in beiden Fällen durch Hineinlegen von Eisen die Wasserzersetzung bedeu- tend gesteigert. In beiden Fällen sind die Ströme alternirend. Schliefst man w metallisch und I und II durch das Voltameter, so folgt keine Zersetzung. Ganz ähnliche Verhältnisse für I und III oder II und III zeigen sich, wenn bei z im Azimuth 90° oder 90° und 270° geöffnet wird. Dann giebt aber auch I und II bei einmaliger Öffaung im Azimuth 90°, also stets gleich- gerichtetem Strome, Gas, und zwar bedeutend mehr bei leeren Spiralen, als wenn Eisen darin liegt. Die chemischen Wirkungen gehen also parallel den bei den Funken beobachteten Erfahrungen. Auch hier sind die von dem Gegenstrom abhängigen Erscheinungen auffallender, wenn der Zeiger auf physikalisch steht als auf physiologisch. 12) Obgleich es von Vorn herein wahrscheinlich ist, dals primäre Ströme, welche durch Magnetisiren von weichem Eisen erregt werden, sich identisch verhalten mit Strömen, welche von - einem bewegten Magneten inducirt werden, so schien es doch wünschenswerth, auch dies empirisch nachzuweisen. Statt des mit Drath umwickelten eisernen Ankers wurden daher an der "Achse desselben 2 leere Drathrollen befestigt, übereinstimmend mit den die Schenkel des Ankers umhüllenden Rollen. Das Ein- schalten der Spirale, selbst ohne Eisenkern, bewirkte für diesen hohlen Drathanker genau dieselben Modificationen der physiolo- ‚gischen Wirkungen als die 1) bis 4) für den eisernen Anker be- "schriebenen. Das Ergebnils ist deswegen wichtig, weil es die Ansicht beseitigt, dals um A über E überwiegend zu erhalten, "Anwesenheit von Eisen erfordert werde. Auch hat die Form ‘des Eisens, welches inducirend wirkt, keinen Einfluls, denn die- selben Resultate werden erhalten, wenn der Anker der Maschine aus eisernen Drathbündeln besteht. Der Zweck der vorhergehenden Arbeit überhaupt war die Wirkung von p— 4 empirisch kennen zu lernen und dadurch 112 den Weg zu bahnen zur Erläuterung der complicirten Erschei- nungen, in welchen ay— A+E wirkt. Zu diesem Gebiete gehören wahrscheinlich die Phänomene der Induction durch Maschinen- elektricität, bei welchen wegen der kurzen Dauer des Stromes p man anfangs glaubte, dals 4 und E sich vollständig aufheben müsse, gegen welche Annahme die Erfahrung aber entschieden hat. Darauf las derselbe über die durch Annäherung von massiven Eisen und von eisernen Drathbündeln an einen Stahlmagneten inducirten elektrischen Ströme. Der bei den folgenden Versuchen angewendete ebenfalls von Hrn. Oertling angefertigte Apparat war nach dem Principe des Differential-Inductors construirt, dessen sich der Verf. bei galvanischer Induction (Bericht 1838 p.27, 1839 p.72 und 163 und bei elektrischer Induction (1841 p. 296) bediente, und wel- cher in Pogg. Ann. 54 Taf. II abgebildet ist. Die merkwürdigen Unterschiede, welche sich in Beziehung auf das Verhalten der Dratbbündel in geschlossenen und ungeschlossenen Hüllen und der massiven Eisenstangen zeigten, je nachdem sie auf galvanischem und thermoelektrischem Wege oder vermittelst Maschinenelektri- eität magnetisirt wurden und nun inducirend auf einen sie um- hüllenden Drath wirkten, machte es wünschenswerth, eine ähn- liche Untersuchung in Beziehung auf dieselben Substanzen anzu- stellen, wenn diese durch Annähern an oder durch Entfernen von einen Stahlmagnet magnetisirt werden, weil in diesem Falle in dem Eisen nicht gleichzeitig mit dem Magnetisiren elektrische Ströme erregt werden. Der Apparat unterscheidet sich von der im Vorigen beschrie- benen Saxtonschen Maschine nur durch den Anker der hier von Holz ist mit leeren Ansatzrollen von Kupferdrath rr und g9 in welche bier massive Eisencylinder D und Drathbündel D’ ge- steckt und durch eine Schraube ss in der Querholzplatte des An- kers festgeschraubt werden. Die massiven Eisencylinder hatten 136 Durchmesser bei 225 Höhe. Die Drathbündel hatten gleiche Dimensionen, doch fällt in Beziehung auf die Länge die messingne- Bodenplatte der Seitenhülle weg, von welcher die Dräthe durch eine Papierschicht getrennt sind, in Beziehung auf den Durch- messer die Dicke der umfassenden Hülle von Papier, Holz oder EN An 113 Messing. Da nämlich das Abreilsen der schleifenden Feder in Beziehung auf die Mitte der Rolle stets in gleicher Weise ge- schehen muls, so müssen die Eisendräthe in Beziehung auf die Achse der hohlen Drathrolle symmetrisch liegen, also ein für äl- lemal befestigt werden. Dies geschieht in hohlen Holzfassungen und in Messingfassungen, von. denen bei zwei gleichen eine der, Länge nach aufgeschnilten und eine geschlossen war. Solche mit Dräthen gefüllten Einsatzstücke waren 9 von 44 Dräthen bis 310, die letztren mit einer Papierhülle, deren Dräthe durch Lack zusammengehalten waren. Alle Eisendrähte sind zu besserer Iso- lation ‚stark gefirnilst. Um die beiden ‚Rollen gleichartig und alternirend zu verbin- den, müssen die Enden der beiden Rollen nicht unmittelbar mit der ersten und.zweiten Eisenwalze der Achse des Ankers, auf welcher .die Federn schleifen, verbunden werden, sondern frei bleiben. ‘Eine Verbindung: dieser freien, Enden durch ‚Drathklem: men ist aber milslich, da bei nicht ganz festem Anklemmen und schnell rotirendem Anker diese Klemmen leicht abgeschleudert werden: können, ‘Es wurde daher vom Verf. eine Vorrichtung am Anker angebracht, die, da sie zum compensiren bestimmt ist, CGompensator heilsen mag und welche durch 2 bewegliche Zei- ger «x, erlaubt, beide Rollen gleichartig, beide alternirend zu verbinden ‚und,auch nur eine Rolle wirken zu lassen. Im_er- sten. Falle stehen in der folgenden, Zeichnung die ‚Zeiger ‚auf +, im zweiten auf —— und im dritten auf + —. + und — + sind 2 untereinander befindliche Kupferplättchen, unter dem obern ist 2 unter dem untern « eingeklemmt. Der Drebpunkt des Zeigers x’ führt vermittelst » zu der einen Ei- 114 senwalze, auf welcher die Federn schleifen, der Drehpunkt des Zeigers x hingegen vermittelst der ganzen Rolle 32 durch n zum andern. Bei der Stellung der Zeiger + + ist also die Verbindung pßaban, bei der Stellung — — hingegen paßban, bei der Stellung -+— endlich pdan, wobei gleichgültig ist ob die Verbindung an dem obern oder untern Plättchen geschieht. Bei der Stellung des Compensators —— findet für die leeren Spiralen für physische, chemische und physiologische Prü- fungen Stromgleichgewicht statt. Aufhebung dieses Stromgleich- gewichts durch Hineinlegen verschiedener Substanzen in die Rol-- len zeigt, dals die hineingelegten Substanzen verschieden wirken und aus der Richtung des hervortretenden Stromes läfst sich be- stimmen, welche überwiegt. Da aber diese Substanzen im All- gemeinen ungleiches Gewicht haben, so muls die Achse des An- kers mit konischen Zapfen ohne Schlottern in konisch versenkten Löchern sich drehen, weil nun bei der Rotation die bewegten Massen nicht mehr symmetrisch in Beziehung auf die Rotations- achse vertheilt sind. Das Endergebnils der mit diesem Apparat angestellten sehr weitläuftigen Versuchsreibe war, dafs in Beziehung auf physiolo- gische Wirkung, Erwärmung des elektrischen Thermometers, Ablenkung der Galvanometernadel, Magnetisiren des weichen Ei- sens, chemische Zersetzung und Funken der massiven Cylinder überwiegt über isolirte eiserne Drathbündel. Das Experimentum erucis in diesem Gebiete ist das, dals zwei gleiche eiserne Drath- bündel, eins in einer geschlossenen das andre in einer der Länge nach aufgeschnittenen Röhre einander vollkommen das Gleich- gewicht halten. Die durch directes Magnetisiren des Eisens in- ducirten Ströme unterscheiden sich demnach von den durch Elek- tromagnetisiren des Eisens erregten dadurch, dals jenen die cha- rakteristischen Kennzeichen fehlen, welche -bei diesen durch gleichzeitig im Eisen erregte elektrische Ströme erklärt werden können. Zuletzt theilte Hr. Dove Versuche mit zur Beantwor- tung der Frage, ob der Funke, welcher bei Unter- brechung eines einen elektrischen Strom leitenden Drahtes wahrgenommen wird, im Moment der Unter- 115 brechung erscheint oder eine melsbare Zeit nach die- ser Unterbrechung. Bei der Saxtonschen Maschine wird der Strom unterbrochen, wenn die schleifende Feder von Metall auf Holz gelangt. Dies findet statt bei einer bestimmten Stellung des Ankers. Erscheint der Funke im Moment der Unterbrechung, so mufs der Anker diese Stellung haben, erscheint er später, so muls seine Stellung einem spätern Stadium der Rotation entsprechen. Der Unter- schied beider Stellungen wird desto grölser werden, je schneller die Rotation. Nun scheint aber der Anker, wenn die Maschine im Finstern langsam oder schnell gedreht wird, von dem entste- henden Funken beleuchtet, vollkommen in jener ersten Stellung still zu stehen, selbst wenn man ein mit einem Fadenkreuz ver- sehenes Fernrohr auf eine Marke des Ankers einstellt... Es ver- geht also keine durch diese Mittel (obgleich sie geringere Grö- ssen als „ds Secunde messen lassen) mefsbare Zeit zwischen Unterbrechung der Leitung und Entstehung der Funken. ‚21. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. Rose las über die Einwirkung des Wassers auf die alkalischen Schwefelmetalle und auf die Ha- loidsalze. Ob die alkalischen Schwefelmetalle bei ihrer Auflösung im Wasser dasselbe zersetzen, läfst sich schwerer entscheiden, als bei ‚den Schwefelverbindungen der alkalischen Erden. Wenn indes- sen jene sich nicht unzersetzt im Wasser auflösen, so geschieht die Zersetzung auf eine andere Weise, als man sie bisher ange- nommen hat; es bilden sich hierbei nicht schwefelwasserstoffsaure Alkalien, sondern Salphhydrür und freies Kali. Dafs dies wirk- lich der Fall ist, läfst sich in sofern nicht unmittelbar durch Ver- ‚suche beweisen, als beide eine ähnliche Auflösbarkeit im Wasser und Alcohol besitzen. » Nur aus einigen Eigenschaften der Auflösung des einfachen } Schwefelkaliums kann geschlossen werden, dafs dasselbe bei der Behandlung mit Wasser zersetzt werde. Es spricht dafür die al- kalische Reaction der Auflösung gegen Lackmuspapier, welche bei ‘der Auflösung der Chlor-, Brom- und Jodkaliums nicht statt fin- det; so wie ferner die Thatsache, dals einfach Schwefelkalium 116 nach der Angabe von Berthier bei seiner ‘Auflösung im Was- ser eine bedeutende Wärmeentwicklung zeigt. Was die Fluorverbindungen betrifft, so ist es nicht zu läug- nen, dals Fluor fast eben so gut Verbindungen bildet, welche man Fluorsalze nennen könnte, wie sie der Schwefel in den Schwe- felsalzen zeigt. Fluorkiesel, Fluorbor und andere stark electrone- gative Fluorverbindungen bilden mit basischen Fluormetallen so viele und so ausgezeichnete Reiben von krystallisirbaren Salzen, dals man in der That bei diesen dieselbe Mannigfaltigkeit wieder finden kann, wie wir sie bei den Verbindungen stark electrone- gativer Schwefelverbindungen mit basischen Schwefelmetallen an- treffen. Die Darstellung der wichtigsten Verbindungen dieser bei- den grolsen Klassen von Salzen, der Schwefelsalze, und der, welche man Fluorsalze nennen könnte, so wie die genaue Untersuchung derselben, verdanken wir bekanntlich Berzelius. Es ist wohl nur die grofse Ähnlichkeit, die in andrer Hinsicht zwischen den Fluor-, und den Chlorverbindungen statt findet, welche. ihn :be- stimmt hat, die Salze, welche man Fluorsalze nennen könnte, für Doppelhaloidsalze zu halten. So wie die alkalischen Schwefelmetalle Sulphhydrüre mit Schwefelwasserstoff bilden, so verbinden sich die alkalischen Flu- ormetalle mit Fluorwasserstoff. Ob aber bei der Auflösung der alkalischen Fluormetalle in Wasser dieselben 'in solche Verbindun- gen und in Alkali zerfallen, läfst sich gewils in sofern schwer entscheiden, als wenn dies wirklich statt finden sollte, diese sehr leicht wieder alkalisches Fluormetall bilden. Alle Versuche, welche ich angestellt habe, sprechen entscheidend dafür, dafs aus Fluor- kalium bei seiner Auflösung im Wasser nicht jene Verbindungen dargestellt werden können. Nur einige Eigenschaften, welche Berzelius von den alkalischen Fluormetallen angiebt, können uns auf die, aber immer nur sehr entfernte Vermuthung bringen, dals dieselben dennoch unter gewissen Umständen die oben er- wähnte Zersetzung erleiden können. Dahin gehört aulser der auffallenden alkalischen Reaction der Auflösung des Fluorkaliums gegen Lackmuspapier auch die Eigenschaft derselben, das Gla stark anzugreifen; so wie auch, dals das Fluorammonium in sei ner Auflösung leicht *durch Abdampfen in Ammoniak, das sic 117 verflüchtigt, und in die Verbindung von Fluorammonium und Fluarwasserstoff zerfällt. Man kann indessen jetzt die Annahme, dafs die alkalischen Fluormetalle bei ihrer Auflösung das Wasser zersetzen, nur als eine sehr entfernte und gewagte Hypothese aufstellen. Sollte sie sich indessen bestätigen, so zersetzen dieselben dasselbe auf ähn- liche Weise wie es die Schwefelverbindungen der Metalle der alkalischen Erden thun, eine Zersetzung, die auf eine ganz an- dere Weise vor sich geht, als man bisher angenommen hat, und die durch die Neigung dieser Verbindungen, Schwefelsalze und Fluorsalze zu bilden, bedingt wird. Eine ähnliche Neigung finden wir bei den Chlormetallen nicht. Bei der Einwirkung des Wassers auf dieselben werden daber ähnliche Verbindungen nicht erzeugt, wie sie bei den auf- löslichen Schwefelmetallen gebildet werden und vielleicht auch ‚bei den auflöslichen Fluormetallen gebildet werden könnten. Es kann bei der Einwirkung des Wassers auf Chlormetalle nur da- von die Rede sein, ob dieselben sich unzersetzt in demselben auf- lösen, oder durch dasselbe chlorwasserstoffsaure Oxyde bilden. Der Streit hierüber ist so alt, wie die von Davy, Gay- Lussac und Th&nard aufgestellte Ansicht von der Einfachheit des Chlors. Aber er ist für keine Ansicht vollkommen entschie- den worden. In neuern Zeiten hat er die Chemiker nur ‘wenig beschäftigt, weil er nicht geschlichtet werden konnte. Er wurde ‚auch in so fern von geringerem Interesse, als man immer mehr zu der Überzeugung: kam, dafs unsere Kenntnisse über die Art ‚und Weise, wie salzartige Verbindungen überhaupt in wälsrigen Auflösungen enthalten sein können, sehr mangelhaft sind. Selbst die eifrigsten Anhänger von der Ansicht, dafs die ‚Chlorverbindungen sich unzersetzt im Wasser auflösen können, ‚müssen zugeben, dals dies nicht bei allen statt findet. Jeder Che- miker ist gewils der Meinung, dafs namentlich die stark flüchti- ‚gen Chloride, wie die des Phosphors, des Bors, des Kiesels das "Wasser zersetzen, und eine Sauerstoffsäure und Chlorwasserstoff- säure bilden. Überhaupt nimmt man an, ohne es allgemein bestimmt aus- ‚gesprochen zu haben, und ohne eine scharfe Gränze zu ziehen, 118 dafs alle Chloride, die starken, Säure bildenden Oxyden entspre- chen bei ihrer Auflösung im Wasser dasselbe zersetzen. Der Streit betrifft daher nur die Chlormetalle, welche basischen Oxy- den entsprechen. Die genannten flüchtigen Chloride, auch wenn sie von einem festen Aggregatzustand sind, wie das der Phosphorsäure entspre- chende feste Phorphorchlorid, erzeugen bei ihrer Zersetzung durch Wasser eine sehr bedeutende Temperaturerhöhung. In einigen, aber seltenen, Fällen könnte die Temperaturerhöhung, aber nur - zum Theil, dem Umstande zugeschrieben werden, dals einige we- nige dieser Chloride vom flüssigen Aggregatzustande mit wenig Wasser ein festes Hydrat bilden. Dies ist bei dem Zinnchloride der Fall, aber von den meisten der übrigen flüchtigen und flüs- sigen Chloride ist ein solches festes Hydrat nicht bekannt, und. existirt wohl nicht. Diese Temperaturerhöhung kann daher nur der Ursache zu- geschrieben werden, dafs die Bestandtheile der erwähnten Chlo- ride mit den Bestandtheilen des Wassers Verbindungen bilden. Bei jeder chemischen Verbindung entsteht Wärme, und die Er- höhung der Temperatur ist dabei um so gröfser, je energischer die chemische Verbindung vor sich geht. Die Temperaturerhöhung ist, wie ich erwähnt habe, so stark, dafs bei der Zersetzung des festen Phosphorchlorids durch Was- ser die Erniedrigung der Temperatur nicht bemerkt werden kann, die nothwendig durch den Übergang des festen Körpers in den flüssigen Aggregatzustand entstehen muls. Bemerken wir daher eine Temperaturerhöhung bei der Auf- lösung eines Chlormetalls im Wasser, so können wir daraus schlie- fsen, dafs es durch die Bestandtheile des letztern zersetzt worden ist und neue chemische Verbindungen gebildet hat.. Dies ist um so mehr der Fall, wenn das Chlormetall von einem festen Ag- gregatzustand ist. Bemerken wir hingegen bei der Auflösung eines festen Chlormetalls im Wasser eine Erniedrigung der Temperatur, so haben sich hierbei keine chemische Verbindungen gebildet, we- nigstens ist das Wasser hierbei nicht zersetzt worden. Die Ver- bindung, welche durch die blofse Auflösung erfolgt, ist in jedem Falle so schwach, dals wenn wirklich dadurch eine Erhöhung 119 der Temperatur bewirkt werden sollte, diese so unbedeutend ist, dals ‚sie durch die Erniedrigung der Temperatur, welche durch den Übergang des festen Körpers in den flüssigen Aggregatzu- stand entsteht, nicht bemerkt werden kann. Chlorkalium, Chlornatrium, Chlorammonium lösen sich un- ter Entstehung von Kälte im Wasser auf; wir können daraus mit Recht schliefsen, dafs diese Chlormetalle das Wasser zu zer- setzen, nicht im Stande sind. Es tritt indessen hierbei noch ein Umstand ein, der in vie- len Fällen die Anwendung dieser Methode, wenn auch nicht unmöglich, doch schwierig macht. Sehr viele feste Chlorme- talle, welche gewils nicht das Wasser zu zersetzen im Stande sind, entwickeln oft eine sehr bedeutende Wärme bei ihrer Auf- lösung, wie z.B. Chlorcalcium, auf welche Eigenschaft Th&nard und Gay-Lussac in so fern Gewicht legten, als sie dadurch die Zersetzung dieses Salzes durch Wasser als bewiesen anneh- men. — Aber dies sind nur solche Chlormetalle, welche sich mit Krystallisationswasser verbinden, und die Temperaturerhöhung rührt von der Aufnahme desselben her, das aus dem flüssigen in den fe- sten Zustand übergeht, also aus demselben Grunde, weshalb auch wasserfreie Sauerstoffsalze sich erhitzen, wenn sie Krystallisations- wasser aufnehmen. Die wasserfreien Chlormetalle, welche bei der Auflösung eine Temperaturerniedrigung zeigen, haben diese Eigenschaft mit denjenigen Sauerstoflsalzen gemein, die wie jene, Krystallisations- wasser aufzunehmen, nicht im Stande sind. Ich fand, dafs Er- zeugung von Kälte statt findet bei der Auflösung von schwefel- saurem Kali, schwefelsaurem Ammoniumoxyde, chlorsaurem Kali, einfach und zweifach chromsaurem Kali, salpetersaurem Bleioxyd, salpetersaurem Natron und salpetersaurem Kali. Bei der Auflösung dieser Salze findet indessen ein bemer- kenswertber Unterschied statt. Die erst genannten bewirken hier- bei eine Temperaturerniedrigung von nur wenigen Graden, wäh- rend dieselbe bei der Auflösung des salpetersauren Natrons und des salpetersauren Kalis sehr beträchtlich ist. Die gröfsere und geringere Löslichkeit im Wasser kann zum Theil Ursach von dieser Verschiedenheit sein, aber sie ist nicht die alleinige, da grade chlorsaures Kali eine stärkere Erniedrigung der Tempera- 120 tur bei der Auflösung im Wasser hervorbringt, als schwefelsau- res Ammoniumoxyd und chromsaures Kali, obgleich letztere Salze bei der gewöhnlichen Temperatur leicht löslicher sind als ersteres. Bei den wasserfreien Chlormetallen findet ein ähnlicher aber noch stärkerer Unterschied statt; wir können vielleicht aber grade eine Erklärung der erwähnten Anomalie aus dem Verhalten die- ser Chlorverbindungen bei der Auflösung im Wasser erhalten. Von allen Salzen, welche ich zu prüfen Gelegenheit hatte, er- zeugt Chlorammonium bei der Auflösung im Wasser die stärkste Kälte. Auch Ehlorkalium erzeugt eine starke Temperaturernie- drigung, jedoch eine weit geringere als Chlorammonium. Dahin- gegen ist die Temperaturerniedrigung bei der Auflösung des Chlornatriums sehr gering. Der Grund dieser Erscheinung ist offenbar der, dafs Chlor- natrium allerdings unter gewissen Umständen Krystallwasser auf- zunehmen im Stande ist. Wir wissen, dals es mit 4 Atomen Wasser bei niedriger Temperatur anschielst, dals aber die Ver- wandtschaft zum Krystallwasser beim Chlornatrium so gering ist, dafs das wasserhaltige Salz nur bei niedriger Temperatur be- stehen kann. Aber diese, wiewohl geringe Verwandtschaft zum Krystallwasser ist Ursach, dals statt einer bedeutenden Erniedrigung der Temperatur, welche die Auflösung des Chlornatriums erzeugen würde, wenn es wie Chlorammonium unter keinen Umständen Krystallwasser aufnehmen könnte, nur eine geringe erfolgt. Ähnliche Ursachen finden wahrscheinlich auch bei der Auf- lösung der Sauerstoffsalze statt. Wenn daher bei einem Salze, das wir nur im wasserfreien Zustand kennen, bei der Auflösung im Wasser, besonders wenn es leicht auflöslich ist, eine nur un- bedeutende Temperaturerniedrigung statt findet, so haben wir’ Grund zu vermuthen, dals es dennoch eine gewisse Verwandt- schaft zu einer bestimmten Menge Wasser hat, und dafs es unter Umständen, welche wir bisher hervorzubringen nicht im Stande waren, im wasserhaltigen Zustand anschielsen könnte. Die wasserfreien Sauerstoffsalze verhalten sich vollkommen eben so gegen Wasser, wie andere Salze, welche die ganze Menge’ von Krystallisationswasser, mit welcher sie sich verbinden können, aufgenommen haben. Sie zeigen eine Erniedrigung der Tempe- ratur, während, wenn man sie im wasserfreien Zustand mit Was- 121 ser behandelt, eine Temperaturerböhung dadurch statt findet. So löst sich krystallisirtes kohlensaures Natron unter Erniedrigung, wasserfreies unter Erhöhung der Temperatur im Wasser auf. Die Chlormetalle, welche das Wasser nicht zersetzen, haben die grölste Ähnlichkeit mit den ihnen entsprechend zusammenge- setzten Sauerstoffsalzen, in so fern auch sie, wenn sie sich mit Krystallwasser verbunden haben, eine Erniedrigung der Tempe- ratur bei der Auflösung im: Wasser zeigen. Krystallisirtes Chlor- ealcium entwickelt Kälte bei der Auflösung, während: wasserfreies dabei eine bedeutende Wärme zeigt. Diese grofse Analogie zwischen den Sauerstoffsalzen und den ihnen entsprechenden Chlormetallen, sowohl im wasserfreien, als auch im wasserhaltigen Zustand ist bemerkenswerth. Auch durch sie. könnte man bewogen werden, der bekannten Ansicht von Davy und Dulong über die Zusammensetzung der Sauerstoff- salze vor der bisherigen den Vorzug zu geben, eine Ansicht, welche auch noch durch die Versuche von Daniell an Wahr- scheinlichkeit: gewonnen hat, Unter denjenigen Chlorverbindungen, welche bei: ihrer Auf- lösung in Wasser dasselbe zersetzen, giebt es einige, welche, wie ich schon oben angeführt habe, sich mit Wasser zu einem festen Hydrate verbinden können, wie z.B. Zinnchlorid. Wenn das Hydrat desselben in Wasser aufgelöst wird, so entsteht dadurch eine Temperaturerniedrigung, während bekanntlich eine bedeu- tende Wärme durch Behandlung des wasserfreien Zinnchlorids mit Wasser erzeugt wird. Es ist dies ein Beweis, Hab: das Hy- drat aus chlorwasserstoffsaurem. Oxyde besteht. Dafs zwischen den: Chlormetallen, welche das Wasser zer- setzen, und denen, welchen: diese Eigenschaft abgeht, eine ziem- lich scharfe Gränze gezogen werden kann, ergiebt sich: aus fol- genden Betrachtungen. Die Salze gewisser Oxyde, wie die des Antimon- und des Wismuthoxyds, so wie auch die des Quecksilberoxyds werden bekanntlich durch Wasser zersetzt, indem dasselbe aus ihnen ent- weder ein basisches Salz oder selbst bisweilen reines Oxyd ab- scheiden kann. Diese Eigenschaft rührt offenbar davon her, dafs, wie ich vor einiger Zeit gezeigt habe, das Wasser in diesen Fäl- len als Base auftritt und jene Oxyde aus dem Grunde abscheidet, 122 weil sie als Basen schwächer sind, als das Wasser, wenigstens gegen gewisse Säuren. Die dem Antimon- und dem Wismuthoxyde analog zusam- mengesetzten Chlorverbindungen des Antimons und des Wismuths verhalten sich gegen Wasser wie die ihnen entsprecbenden Sau- erstoffsalze. Es ist dies eine natürliche Folge davon, dafs das Wasser sie erst in Chlorwasserstoffsäure und in Oxyd verwan- delt, welches letzteres durch mehr Wasser abgeschieden wird. Und in der That, es gehören auch jene Chloride zu denen, welche bei der Behandlung mit Wasser ungeachtet ihres festen Aggre- gatzustandes, eine gar nicht unbedeutende Wärmeentwicklung zeigen. Die Quecksilberoxydsalze werden wie die Salze des Anti- mon- und des Wismuthoxyds durch Wasser zersetzt; aber aus dem dem Quecksilberoxyde analog zusammengesetzten Chloride wird selbst bei erhöhter Temperatur kein Oxyd gefällt oder ein basisches Salz gebildet. Aber das Quecksilberchlorid wird auch nicht durch Wasser zersetzt; es erzeugt bei Behandlung mit Was- ser, da es zugleich auch nicht Krystallisationswasser aufzunehmen im Stande ist, eine Erniedrigung der Temperatur, obgleich we- gen der Schwerlöslichkeit des Chlorids im kalten Wasser, die- selbe nicht sehr bedeutend ist. Ähnliche Betrachtungen, wie ich sie bei dem Verhalten der Chlormetalle gegen Wasser angestellt habe, lassen sich bei den Brom- und Jodmetallen, ja auch bei den Cyan- und selbst bei den Schwefelcyanmetallen anstellen, wenn sie mit Wasser behan- . delt werden. Diejenigen dieser Verbindungen, welche basischen Oxyden entsprechend zusammengesetzt sind, lösen sich ohne Zer- setzung im Wasser auf; auch erzeugen dieselben, wenn sie kein Krystallwasser aufzunehmen im Stande sind, bei der Auflösung eine Erniedrigung der Temperatur, wie die entsprechenden Chlor- verbindungen. Ich habe dieselbe beobachtet bei der Auflösung des Brom- und des Jodkaliums; auch bei der des Schwefeleyan- kaliums und selbst bei der des Cyankaliums, das sich also unzer- legt im Wasser auflöst. Dafs dasselbe in dieser Auflösung spä- ter so leicht zersetzt wird, hängt mit den Betrachtungen, die uns jetzt hier beschäftigen, nicht zusammen. 123 Dahingegen wird geschmolzenes Fluorkalium in Wasser un- ter Erhöhung der Temperätur aufgelöst. Als ich indessen den Grund dieser Erscheinung aufsuchte, fand ich, dafs dasselbe Kry- stallwasser aufaimmt, und mit 4 Atomen davon anschielsen kann. Dals einfach Schwefelkalium, nach der Angabe von Berthier, bei der Auflösung in Wasser eine bedeutende Wärmeentwick- lung, zeigt, ist mir, wie ich dies schon oben erwähnt habe, ein Beweis, dals es durch das Wasser zersetzt werde, da wir keine Verbindung des Schwefelkaliums mit Krystallwasser kennen, wie sie nach Berzelius beim Schwefelnatrium existiren kann. Auch Schwefelbaryum zeigt eine bedeutende Temperaturerhöhung, wenn _ man es mit wenig Wasser übergielst. Es bildet sich aber da- durch wasserhältiges Schwefelbaryum, das durch mehr Wässer auf die Weise zerlegt wird, wie ich es früher gezeigt habe. Am 17. April war eine zweite Bewerbungsschrift um die diesjährige Preisfrage der physikälisch-mathematischen Klasse mit dem: Motto: Diffeillimum aggredior laborem etc. (Haller Elem. Phys. T.VII. p-1) eingegangen. Obgleich der Schlulstermin, der 31.März, bereits verflossen war bei der Einlieferung, so beschlofs die Akademie doch, wie es die Klasse beantragt hatte, dafs; die Abbandlung um den Preis coneurriren' solle, da der “ Postschein auswies, dafs das Packet bereits am 24. März in Berlin gewesen war, und die Übergabe zur rechten Zeit nur durch Um- stände versäumt worden war, welche ganz aufser der Schuld des Einsenders lagen: Der versiegelte Zettel mit dem Namen: des - Verfassers wurde im Archiv niedergelegt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: A.Moreau deJonne&s, Recherches statistiques sur l’Esclavage I colonial et sur les moyens de le supprimer. Paris. 1842. 8. j mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Paris 5. März d.J. BE J.A. Duran, Code des Creations universelles et de la vie des ö Eires. Bordeaux 1841. 8. h ‚ Esquisse d’une theorie sur la Lumiere. ib. eod. 8. - _ mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Paris 1. April d. J. Memoires de la Societe geologique de France. Tome IV, part. 2. Paris 1841. 4. 4r* 124 G. Pauthier, Aeponse & l’Examen critique de M. Stanislas Julien inserE dans le Numero de Mai 1841 du Journal asia- tique. Paris 1842. 8. Alcide d’Orbigny, Paleontologie francaise. Livrais. 37. 38. Paris. 8. Proceedings of the Royal Society 1842. No.52. (London) 8, 2 Expl. Gallery of Antiquities selected from the British Museum by F. Arundale et J. Bonomi, with descript. by S. Birch. PartI, No.4. London. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 446. Altona 1842. 4. h 28. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lachmann las eine Abhandlung des Hrn. Hoffmann, welche die bei dem statistischen Bureau zu Berlin vorhandenen Nachrichten über die Vermehrung und Verbreitung der Juden im Preufsischen Staate enthält. Die jetzt in öffentlichen Blättern oft besprochenen Versuche, den Zustand der Juden im Preufsischen Staate durch allgemeine Gesetze übereinstimmend zu ordnen, haben die besondere Ver- anlassung hierzu ergeben. Nach der Zählung zu Ende des Jah- res 1822 befanden sich in runder Summe 145,000 Juden im Preufsischen Staat; die Zählung zu Ende des Jahres 1840 ergab deren beinahe 195,000, also in diesen 18 Jahren eine Vermeh- rung von 50,000, das ist von 35 auf 100, während die Chri- sten in demselben Zeitraume sich nur um 28 auf 100 vermehrt hatten. Diese schnellere Vermehrung der Juden entsteht nicht durch Einwanderung; denn der Überschufs der von Aufsen Zu- gegangenen gegen die Ausgewanderten betrug beinahe gleichför- mig bei Juden und Christen nur ungefähr 6% auf 100. Auch ist derselbe nicht darin zu finden, dals von der gleichen Anzahl Lebender bei den Juden mehr Kinder erzeugt würden, als bei den Christen; denn auf 100,000 Lebende wurden während dieser 18 Jahre jährlich im Durchschnitt geboren bei den Christen 4001, bei den Juden aber nur 3546 Kinder. Aber die Sterblichkeit war bei den Juden sehr viel geringer als bei den Christen. Dies zeigte sich zunächst im frühesten Lebensalter. Hundert Tausendf Lebende hatten jährlich im Durchschnitte bei den Christen 143 125 Todtgeborne und 697 im ersten Lebensjahre Gestorbene; sie ver- loren also bis dahin von ihren Neugebornen schon wieder 840; — die Juden hatten dagegen nur 89 Todtgeborne und 459 vor Vollendung des ersten Lebensjahres Gestorbene, sie verloren also bis dahin von ihren Neugebornen nur 548. — Auch in allen folgenden Lebensaltern bis zum siebenzigsten Jahre hin hatten unter der gleichen Anzahl Lebender die Juden weniger Gestorb- nen als die Christen, und es zeichnet sich hierin besonders der Zeitraum zwischen dem Adsten und 70° Lebensjahre aus, in wel- chem Alter unter den Christen 614, unter den Juden dagegen nur 392 — also 222 weniger von Hundert Tausend überhaupt gleichzeitig Lebenden starben. Dieser wichtige Unterschied scheint dadurch erklärbar, dals die Judenfrauen fast nie schwere Arbei- ten aulser ihren Wohnungen verrichten, sich folglich als Schwan- gere und Säugende mehr schonen, und ihre Kinder sorgfältiger in Acht nehmen können, und dafs die Juden sich im höhern Al- ter dem Trunke nicht ergeben, wie dieses unter den niedern Volksklassen der Christen dagegen oft geschieht. In Folge die- ser Verhältnisse hatten die Juden auf Hundert Tausend Lebende 1385, die Christen jedoch nur 1040 jährlichen Zuwachs durch den Überschufls der Gebornen über die Gestorbnen. Die Juden sind sehr ungleich im Preulsischen Staate ver- tbeilt. Fast zwei Fünftheile derselben wohnten allein im ‚Grofsberzogthume Posen; andere zwei Fünftheile befanden sich beinahe zu gleichen Theilen in ‘den Provinzen Preufsen, ‘Schlesien und den Rheinlanden; das letzte Fünftheil lebte in den Provinzen Westfalen, Brandenburg, Pommern und Sachsen, und ‘zwar waren drei Viertheile dieses Fünftheils fast gleich unter Westfalen und Brandenburg: getheilt, von dem vier- ten Viertheile hatte Pommern nicht ganz doppelt so viel als ‘Sachsen, worin überhaupt nur ungefähr 5 aller im Preufsischen ‚Staate lebenden Juden wohnte. Auch’in den einzelnen Provin- ‚zen waren die Juden wiederum sehr ungleich vertheilt, nament- lich bewohnten sie in überwiegender Mehrzahl in Preufsen die ‚ehemalige Woiwodschaft Pommerellen und die Lande Culm‘ und ‘Michelau, in Schlesien ’aber denjenigen‘ "Theil des Regierungs- Bezirks’ Oppeln, der’ zwischen der Oder und dem Königreiche Polen liegt. Neu-Vorpommern hatte dagegen noch 'am Ende 126 des Jahres 1840 nur 171, und (der Regierungs-Bezirk Merseburg in derselben Zeit nur 442 Juden, Folgenreich wird besonders die Vertheilung der Juden in Ortsgemeinden dadurch, dafs sie eigene Unterrichts-, Kranken - und Armenanstalten nur unterhalten können, wo sie zahlreiche und wohlhabende Ortsgemeinden bil- den. Inu dieser Beziehung ist ihr Zustand sehr viel besser in den östlichen Provinzen des Staats als in den westlichen. In den ansehnlichen und gewerbreichen Städten der Rheinprovinz befand sich nirgend eine Judengemeinde, welche 600 Mitglieder enthielt; selbst in Cöln lebten nur 585 Juden, und aulserdem hatten nur noch vier rheinische Städte Judengemeinden von mehr als 300 Mitgliedern. In der Provinz Westfalen erreichte sogar keine Judengemeinde in irgend einer Stadt diese Zahl. Die drei gröfs- ten. Judengemeinden in den östlichen Provinzen befanden sich in . den Städten Posen mit 6748, Berlin 6458 und Breslau mit 5714 Mitgliedern. Danzig enthielt 2467, und Königsberg 1522 Juden. Aufserdem befanden sich sehr ansehnliche Judengemeinden - in Mittelstädten, und selbst so zahlreiche in kleinen Städten, dafs in einigen derselben ein Drittheil und sogar fast die Hälfte der Ein- wohner aus Juden bestand. In diesem Verhältnisse befand sich besonders die Judenschaft in der Provinz Posen, in Westpreulsen und in Oberschlesien. In 'ersterer ‚hatten zwei kleinere Mittel- städte sogar über 3000, drei andere nahe zwischen 1800 und 2200, sodann vierzehn theils sogar nur kleine Städte über 1000, sechszehn zwischen 600 und 1000, und dreilsig zwischen 300 und 600 Juden. Ina Westpreufsen hatten aulser Danzig noch eine Stadt über 1600, zwei über 600, und siebzehn aulserdem noch über 300 jüdische Einwohner. Unter den letztern befanden sich auch Elbing und "Thorn, der Überrest gehörte gröfstentheils nur kleinen Städten an. Oberschlesien hatte nur vier Judengemein- | den von mehr als 600, und aufserdem sechs von mehr als 300 Mitgliedern. Der ‚gröfste Theil davon, befand sich in kleinen Städten, und nur drei derselben gehörten zu kleinern Mittelstädten. Wie geneigt auch die Regierungen sein möchten, die Juden än Bezug’ auf bürgerliche und politische Rechte den Christen völ- lig gleich zu stellen; so, werden, sie.'doch durch das Bedenken davon abgehalten, dals die Juden durch ihre Ritualgesetze in der Wahl ihrer Lebensyerhältnisse fortwährend sehr beschränkt blei- 127 ‘ben. In Folge dieser Beschränkung werden sie auch bei voll- ständiger Freiheit, jeden Erwerbszweig zu wählen, sich nur sel- ten den landwirthschaftlichen Arbeiten, den Handwerken, und überhaupt allen den Beschäftigungen widmen, bei welchen sie in Gemeinschaft mit den untern Volksklassen der Christen zu leben genöthigt sind. Dagegen wird sich auch ferner wie bisher eine verhältnifsmälsig grolse Mehrzahl einzelnen Nahrungszweigen wid- men, worin sie weniger, Schwierigkeiten. finden, nach ihren ‚Religionsgebräuchen zu leben. Schon jetzt wird hierdurch in den untern Volksklassen ein Unwillen gegen die Juden aufgeregt, welcher sich noch in sehr verstärktem Maalse zeigen würde, wenn auch ein solches Übergewicht bei der Theilnahme an Staats- ämtern entstehen sollte. Dieses zu verhüten, liegt selbst im In- teresse der Judenschaft, welches die Regierungen wesentlich för- dern, indem sie Anordnungen versuchen, wodurch sie die unter der Judenschaft befindlichen Kenntnisse und Geistesgaben für das öffentliche Leben fruchtbar machen wollen, ohne dieselben jenem Nachtheile auszusetzen. Das hohe vorgeordnete Ministerium genehmigte durch zwei Rescripte vom 17. April die von der Akademie beantragten Be- willigungen von 100 Tklrn. an Hrn. Dr. Rammelsberg zur Untersuchung der Lithionsalze und von 200 Thirn. an Hrn. Dr. Ad. Schmidt zur Herausgabe eines Werkes über Papyrusurkun- den und einige andere das Alterthum betreffende Gegenstände. Dem Wunsche der Brüsseler Akademie zufolge wird die Akademie 4 Bände ihrer Abhandlungen aus den früheren Jahren, welche, obgleich regelmäfsig übersandt, doch jetzt sich dort nicht mehr vorfanden, nachliefern. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Bd. III, Heft4. Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Physiologie von H. Rathke. Danzig 1842. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Directors und Secretars dieser Gesellschaft vom 16. März d.J. v. Schorn, Kunstblatt. 1842. No.25-28, Stuttg. u. Tüb. 4. 128 Memoires de la SocietE de Physique et d’Histoire naturelle de Geneve. Tome 9, Partie1. Geneve 1841. 4. C.L.Gerling, Deiträge zur Geographie Kurhessens und der umliegenden Gegend. Heft2. Cassel 1839. 8. Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique 1842, Fe- vrier. _ Paris. 8. Martens, Note sur la passivitd du Fer. 8. „ Recherches sur la passivitE des Metaux et sur la theorie de la Pile vol- taique. 8. Extr. d. Tom. 7.8. des Bull. del’Acad. Roy. de Bruxelles. cc HD>— Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Mai 1842. Vorsitzender Sekretar: Hr. Ehrenberg. 2. Mai. Sitzung der philosophisch - histori- schen Klasse. Hr. Bekker las über Homerische Homonymie. In einer früheren Vorlesung hatte er die Ähnlichkeit oder vielmehr Einerleiheit der Namen Mentes und Mentor berührt. Er setzt hinzu dafs beide schon in der Ilias vorkommen, geführt von andern Personen. Dergleichen Homonymie ist nicht selten, und scheint leichter zu begreifen von einem Gedicht ins andere als innerhalb Eines Gedichtes, bleibt aber immer auffallend, weil sie fast nie historische Namen trifft und also von einem und dem- selben Dichter in einer reichen und biegsamen Sprache leicht konnte vermieden werden: Bojardo und Ariost haben sie ver- ‚ mieden in einer weniger als das Griechische begabten. Am viel- fachsten verwendet finden sich die Namen Antifos und Polybos. Antifos ist dreifach in der Ilias und zwiefach in der Odyssee; Polybos heilst in der Ilias ein Sohn des Antenor (A 59), in der Odyssee der Vater des Eurymachos («399 und öfter), der Ägy- ptische Thebaner der Helene beschenkt (8 126), der Verfertiger des Balles der Phäakischen Tänzer (S 373) und endlich in der Moesterophonie (x,243) ein Freier, Personen also, die allesammt auf ein eigenes und festbegrenztes Dasein in der Sage geringen Anspruch machen, auch so vertheilt sind über das Gedicht dafs frei steht anzunehmen, die ohnehin deutlich gesonderten Theile, denen sie angehören, seien ursprünglich gar keine Theile gewe- [1842.] 130 sen, sondern haben für sich bestanden, unbekümmert um einan- der. Dagegen ist Reminiscenz oder Nachbildung nicht zu ver- kennen, wo der Name Mentes in die Odyssee eingeführt wird gerade auf dieselbe Weise, in denselben grammatischen und me- trischen Formen, wie er eingeführt ist in die Ilias: dort (« 105) erscheint Athene eidonevn Esivw Teısw Yyyrogı Mevrn, hier ist (73) Apollon erschienen aivzgt siramevos Kızovwv Äynrogı M&vry. Auch für den Vater des Mentes ist der Name Anchialos aus der Ilias 'genommen (e 609), wo er gepaart stebt mit einem nicht unähnlichen: MeverSyv ’Ayyiadov Te. In ihren eigenen Grenzen hat die Odyssee schon darum wenig Homonymie, weil sie, im Vergleich mit der Ilias, über- haupt wenig Namen hat, kaum anderthalbhundert, wenn wir, wie billig, die in der allgemein Griechischen Sage begriffenen der Götter und Heroen abrechnen. Während die Ilias im Schiffs- verzeichnis mit 73 Anführern nah an 350 Verse anfüllt, wird die Odyssee (# 247) mit den 108 Freiern in fünftehalb Versen fertig, indem sie dieselben zählt wie Proteus seine Robben: nen- nen mag sie nur die Häupter und von den übrigen einige we- nige da wo sie erschlagen worden, im Ganzen nicht mehr als 15, wovon wieder das volle Drittel seine Namen aus der Ilias entlehnt, zwei auch die Namen ihrer Väter. Von des Odysseus Leuten, die doch Anfangs ganze zwölf Schiffe bemannen, werden eigentlich nur zwei genannt, Eurylochos und Elpenor: zwei an- dere, Polites und Perimedes, beide homonym mit der Ilias, tau- chen blofs augenblicklich auf (z 224, ? 23), um ein Paar Worte zu sprechen oder unbedeutende Handreichungen zu leisten: nicht genannt werden die Herolde, die Kundschafter, die vom Kyklopen und von der Skylla gefresseneh, mit einer einzigen Ausnahme, ganz aufser der Reihe (#19). Ebenso bleiben namenlos die Be- gleiter des Menelaos in seinem Abentheuer mit dem Proteus, und die Dienerinnen der Kalypso, der Kirke, der Nausikaa, der Arete, selbst die Tochter des Dymas, die doch eine 15 Verse lange Rede hält (222); ferner die Söhne und Töchter des Aeolos, der a 131 Phönike mit dem sich Odysseus ein Jahr lang herumtreibt, der König von Ägypten bei dem er sieben Jahre zubringt. Von der öamdızin des Telemachos, die ihn nach Pylos bringt, wird nur Einer nahmhaft, Heio«ıos KAvriöys oder, wie er seltsamer Weise auch zu heilsen scheint, Kiurios (# 327). Einige Personen be- helfen sich in den frühern Gesängen ohne Namen, gelangen aber dazu in den späteren. So begleiten schon « 335 zwei Zofen Penelope vor die Freier: erst 182 erfahren wir ihre Namen, deren einen wieder zwei Frauen der Ilias theilen. Und die ehr- bare Schaffnerin ist thätig von Anfang an, heilst aber nur eben die Schaffnerin; ja sie scheint aufzugehn in die Amme Eurykleia: wenigstens rüstet diese den Telemachos geradeso zu seiner Reise aus, wie die Schaffnerin im Hause des Nestor den Peisistratos ausrüstet (y 479): doch von s 168 ab nimmt sie den Namen Eurynome an, der in der Ilias einer Okeanine zusteht, spaltet auch vielleicht noch eine Sarauyroros Eurynome von sich ab (L 293. vgl. 8). Wünschen möchte man Homonymie in die Familie des Do- lios. Der Ziegenhirt, der seinen noch unerkannten Herrn mit Schmähungen und Fufstritten angreift, der den erkannten durch Zutragen von Waffen an die Freier in augenscheinliche Lebens- gefahr bringt, und der am Ende gräfslich verstümmelt und um- gebracht wird, heilst Melanthios oder Melantheus und ist des Dolios Sohn (2 212, % 159). Die Magd, die auferzogen von ih- rer Frau dennoch mit den Freiern buhlt, die ihrem bettelnden Herrn mit dem Feuerbrand droht, die hingerichtet wird mit dem Strange, weil das Eisen für sie zu ehrenhaft, heilst Melantho und ist des Dolios Tochter (s 321). Dolios aber ist der fromme und getreue Knecht, den Penelope sich aus ihres Vaters Hause mitgebracht und der nunmehr (*) alt geworden, mit seiner alten - Sikelerin, den greisen Laertes pflegt. In diesen Namen und die- ser Verwandtschaft liegen Motive von ungemeiner Stärke und Ri. Ergiebigkeit. Wie sind sie ausgebeutet? Nicht zu dem kürzesten Epiphonem des Dichters, nicht zu dem flüchtigsten Wink Seitens der Handelnden von irgend einem Bewulstsein ihrer eigenen Ver- hältnisse. Melanthios und Melantho sind Tage lang beisammen, (*) noch nicht & 735. 132 unter demselben Dache: aber sie wissen nicht von einander, be- rühren sich nicht, wechseln weder Wort noch Blick. Sie sind Kinder desselben Vaters, aber nirgend heilsen sie Geschwister. Sie werden gescholten, aber niemals hingewiesen auf ihren Vater; und ebenso wenig denken sie selber an ihn. Sie werden gestraft auf das grausamste; und doch sollte ein solcher Vater auch schul- digen Kindern einige Schonung verdienen. Ja, als Odysseus, nachdem er die Freier erlegt, vor deren Angehörigen aus der Stadt entweicht, wo sucht, wo findet er Schutz? Bei den Eltern, bei den Brüdern, denen er eine Tochter, eine Schwester schmäh- lich wie die Drossel in der Schlinge hat verzappeln lassen, deren Sohne und Bruder er Nase und Ohren und Schaam und Hände und Fülse abgehackt. 12.Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Raumer las über die Geschichte Polens vom Frieden zu Oliva bis zum Anfange des achtzehnten Jahrhunderts. Benutzt waren hierbei die Archive von Paris und Dresden. Hr. Ehrenberg las aulserdem über die wie Kork auf Wasser schwimmenden Mauersteine der alten Grie- chen und Römer, deren Nutzen, leichte Nachbildung und reichlich vorhandenes Material in Deutschland und Berlin. Es hat seit alten Zeiten als eine Wunderbarkeit Interesse erregt, dals es Steine giebt, welche schwimmen. Den Griechen und Römern waren die schwimmenden Steine schon sehr be- kannt, da in ihren Ländern sich vulkanische Gegenden fanden, welche Bimstein in Menge lieferten und die Kinder schon spiel- ten wahrscheinlich mit den schwimmenden Steinen, wie man denn in den Bädern die feineren Sorten, besonders die von der Insel Sciros, zum Abreiben und Zartmachen der Oberhaut wohl sehr allgemein verwendete. Aufser diesem Interesse der Sonderbarkeit, welches etwa dem der fliegenden Fische gleich kommt, erhielten aber schon frühzeitig die schwimmenden Steine noch ein besonderes weit gröfseres Interesse. 135 Der Historiker Posidonius und nach ihm Strabo, berichten, dals es in Spanien eine thonartige Erde gebe, die man zum Po- liren des Silbers brauche und aus der man dort Bausteine forme, welche auf dem Wasser schwimmen. Ähnliches geschehe auf einer Insel des tyrrhenischen Meeres und in Pitane Asiens. Vitruvius Pollio, der römische Baumeister, hat sich über diese Steine als ein wegen seiner Leichtigkeit zum Bauen ganz besonders zu empfehlendes Material geäufsert, und auch Plinius hat diese bimsteinartige aber formbare Erde als eine Sache von grölster Nützlichkeit angepriesen. Diese alten Nachrichten sind Jahrtausende lang ohne andere als die sehr lokale Auwendung geblieben, weil das Material sonst nicht zu haben war. Im Jahre 1791, also nach 1700 Jahren erst, hat ein Italie- ner, Giovane Fabroni, eine Erneuerung und Erweiterung der Kenntnisse dieser Art dadurch herbeigeführt, dafs er Ver- suche zum Formen von Bausteinen mit einer als Bergmehl be- zeichneten Kieselerde machte, die sich bei Santafıora in Toscana findet, und es gelang ihm wirklich, so leichte Ziegelsteine daraus zu bereiten, dafs sie auf Wasser schwammen. Sie verbanden sich dabei gut mit Mörtel, und widerstanden der Erweichung durch Wasser vollständig. Diese Steine waren so schlechte Wärme- Leiter, dafs man ein Ende derselben in der Hand halten konnte, während das andere roth glübend war. Er machte ferner auf einem alten Fahrzeuge das Experiment, eine viereckige Kammer aus solchen Steinen zu wölben und mit Schiefspulver anzufüllen. Das mit Holz bedeckte Schiff brannte ganz ab, und als der Bo- den der Pulverkammer weggebrannt war, versank es ohne Ent- zündung des Pulvers. Seine Abhandlung: Di una singolarissima specie di mattoni wurde in der Akademie zu Florenz vorgetra- gen und dann in mehrere technische Journale und Einzelwerke in Italien aufgenommen. In jener Zeit hatte auch Herr Faujas bei Coiron in Frank- reich unfern der Rhone eine eigenthümliche Erdart bemerkt und Fabroni fand bei seiner Anwesenheit in Paris, dafs sie ganz die gleichen Charactere des von ihm in Italien zu den leichten Steinen benutzten Bergmehls habe. Deshalb veranlafste der Kriegs- minister Herrn Faujas zu einer wiederholten speciellen Unter- 134 y suchung jener Erde und ihrer Lokalität. Die damaligen anderen Kriegsoperationen oder die geringe Ergiebigkeit an Material, haben aber, wie es scheint, die weitere Benutzung unterbrochen. Im Jahre 1832 machte der Comte Frangais de Nantes, Pair von Frankreich, durch das Journal des connaissances utiles seine Landsleute mit jener Entdeckung des Fabroni von Neuem bekannt und forderte sie zu deren Bestätigung und Benutzung ın Frankreich auf: 72 est fort a souhaiter que l’on cherche et que Pon decouvre en France cette substance blanche et pulerulente : commune en Toscane et connue sous le nom de Farine fossile. Avec cette poussiere on fabrique des tuiles inalterables et Eternelles qui surnagent sur leau et je puis en montrer quelques unes, qui furent faites il y a deux mille ans. Hierauf bat der sehr rühmlich bekannte Director der Berg- werksangelegenheiten von Pond-Gibaud, Herr Fournet in Lyon 1832 einen Aufsatz drucken lassen: Notice sur la silice gelati- neuse de Ceyssat, pres de Pond Gibaud departement de Puy de Dome et sur son emploi dans les arts, worin derselbe die Gleich- heit auch dieser Erde mit der italienischen anzeigt und die von Herrn Fabroni angegebenen Eigenschaften so wie ihre tech- nische Nützlichkeit und Wichtigkeit bestätigt. Herr Fournet fand, dals aus dieser Erde bereitete ge- brannte Steine sich mit dem Messer leicht schneiden lassen, leicht Sculptur aufnehmen zu Abgüssen von Metall und den Abgufs leicht loslassen, weshalb er sie für viel vortheilbafter hält als Sepien Schulpen, indem man sie beliebig grofs formen könne. Ferner empfiehlt er diese Kieselerde für Glashütten als Holz spa- rend gegen den Sand, so wie zu porösen Abkühlungsgefälsen für heilse Länder, da man sie durch Ausglühen leicht reinigen könne. Mit Talg oder Wachs überzogen schwammen diese Steine auf Wasser. Ferner sagt er: man sieht leicht den Nutzen ein, welchen eine so leichte Substanz für die Marine haben muls. Die Pulverkammer, die Küche, die Heerde der Dampfmaschinen, die Orte wo Spirituosen aufbewahrt und die, wo leicht glühende Kugeln eingeschossen werden, lassen sich dadurch sicher machen. Eben so ist sie wichtig für die Gewölbe der Schmelzöfen und alle Öfen, wo man die Hitze zu hohen Temperaturen concen- triren will, weil sie nicht schmilzt und sich wenig zusammenzieht. 135 Später hat der Graf Montlosier auch auf seiner Domaine von Randamme dergleichen Erde gefunden und Herr Leopoldo Pelli-Fabroni in Florenz hat 1838 von Neuem die Auf- merksamkeit auf die Anwendung solcher Steine gegen Feuers- gefahr hingelenkt. Übrigens ist die Anwendung desselben Ma- terials in Griechenland wohl auch schon lange in Gebrauch, da ein solches Bergmehl aus Zante in des verstorbenen Chemikers Klaproths dem Königlichen Mineralien - Cabinete einverleibter Sammlung mit der Etikette Ihoxayevpvo liegt, welches griechische Wort offenbar „Ofen - Mörtel” bezeichnet. Man hielt diese Erdarten allgemein für unorganisch und ihr Auffinden für ein zufälliges Glück, weshalb denn ihre technische Benutzung sich wenig verbreiten konnte. Die am meisten gerühmten jener verschiedenen Erdarten Italiens, Frankreichs und Griechenlands hat nun Hr. Ehrenberg seit einer Reihe von Jahren untersucht, und er hat der Akademie auch seit 1836 schon mitgetheilt, dafs die Erden von Santafiora, Ceyssat (nicht Ceypah) und Zante ihre Eigenthümlichkeit dem Umstande verdanken, dals sie Zusammenhäufungen unsichtbar kleiner Kieselschalen von Infusorien sind. Die neueren Fortschritte in der Kenntnils des Einflusses der unsichtbaren kleinen Thiere haben seine Aufmerksamkeit nun auch auf die technische Anwendbarkeit derselben gelenkt und da von vielen Seiten und auch von ganz practischen Männern, wozu man doch den Vitruvius Pollio, römischen Baumeister des Kaiser Augustus, sowohl als den Bergwerksdirektor Herrn Fournet in Lyon, zählen muls, die Nützlichkeit des Infusorien-Thones (y# dgyıuöns) für vielerlei technische Zwecke hervorgehoben wor- den ist, so scheint es dem Verfasser zweckmälsig, in wissen- schaftlicher Form auf die nahe Gelegenheit aufmerksam zu ma- chen, welche man in der hiesigen Hauptstadt sowohl als wahr- scheinlich im ganzen Spree- und Havelthale, ja wohl in allen untern Flulsgebieten und Küstenniederungen Deutschlands, wie aller Länder hat, diese Nützlichkeit zu prüfen und anzuwenden. Das unter den Häusern Berlins am Spreeufer liegende, zu- weilen sehr mächtige Infusorienlager ist da wo es frisch ge- graben silbergrau, trocken pfeifenthonartig weils aussieht, von ganz derselben Beschaffenheit wie das italienische und das fran- 136 zösische, aber bedeutend mächtiger und ausgedehnter als jene. Durch die Gefälligkeit des Herrn Geh. Bergrathes Frick, Di- rectors der Königlichen Porzellanfabrik, hat der Verfasser einige Mauersteine anfertigen zu lassen Gelegenheit gehabt, von denen er der Akademie einige Proben vorlegte.e Ein gewöhnlicher Mauerstein wiegt 7 bis 8 Pfund und darüber. Ein fast eben so grolser von dem Berliner Infusorien-Thon wiegt weniger als 2 Pfund. Mit Wachs überzogene Stücke schwimmen wie Kork auf dem Wasser. Das stärkste Porzellanofenfeuer schmilzt diese Steine nicht und verkürzt sie wenig. Durch Zusatz von etwas Thon oder Lehm wird die Festigkeit den gewöhnlichen Mauer- steinen gleich, wohl sogar besser, aber die Schwere nicht bis zur Hälfte erhöht. Die übrigen Benutzungen zum Poliren, zum Formen, zum Ausfüttern aller Feuerstellen, besonders derer, welche starke Hitze- grade zu erleiden haben, zu Brandmauern der Häuser, zum Bauen von steinernen Behältern oder Unterlagen auf Schiffen reihen sich an jene des Wölbens und der gewichtloser zu haltenden inneren Bedeckungen an und werden, wie der Verfasser glaubt, in neuer Zeit wie in der alten, mannichfachen Nutzen auch in Deutsch- land, Schweden, Finnland, Nordamerika, gewähren, sobald die An- wendung mit der gehörigen Umsicht vorgenommen wird. Mögen diese wissenschaftlichen Studien, so schliefst er, auch aufser ihrem nächsten Kreise einige Früchte tragen. \ An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1842, A. Semestre. Tome 44. No, 13-15. 28. Mars- 11. Avril. Paris 4. L’Institut. A. Section. Sciences math., phys. et nat. 10. Annee. Nr. 432-435. 7-28. Avril 1842. Paris. 4. ‚„2.Sect. Scienc. hist., archeol. et pkilos. 7. Annee. Nr. 74. 75. Fevr., Mars 1842. ib. 4. FT.J.Pictet, Histoire naturelle des Insectes nevropt 1. Mono- graphie, Famille des Perlides. Livr. 4-6. Geneve et Paris. 1841. 8. A. W. de Schlegel, EZssais litteraires et historiques. Bonn 1842. 8. 137 Bulletin monumental, ou Collection de Memoires sur les Mo- numents historiques de France publ. par M. de Caumont. Vol.8, Nr.2. Caen et Paris 1842. 8. Elie Wartmann sur les travaux recents qui ont eu pour objet l’etude de la vitesse de propagation de l’Electricite. (Extr. etc.) 8. Bulletin des Seances de la SocietE Vaudoise des Sciences na- turelles. Nr.1. (Lausanne) 8. L. Rofs, ’Eyxeipidiov zus "Apxaokoyplag Tüv rexvov. Atavoun mpurn. ’ASruncı 1841. 8. Le Courier Belge. Nr.110. 20. Avril 1842. Fol. Schumacher, astronomische Nachrichten. Nr.447. Altona 1842. 4. Göttingische gelehrte Anzeigen 1842. Stück 66. 8. Kunstblatt 1842. Nr. 29-32. Stutig. u. Tüb. 4. Abhandlungen der mathematisch-physikalischen Classe der Kö- nigl. Bayerisch. Akademie der Wissensch. Bd.III, Abth.2. der Denkschriften Bd. 16. München 1841. 4. Abhandlungen der historischen Classe der Kgl. Bayerisch. Akad. der Wissensch. Bd. III, Abth.1. der Denkschr. Bd.17. ib. eod. 4. Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe der Kgl. Bayerisch. Akad. der Wiss. Bd. III, Abth. 2. der Denkschr. Bd.18. ib. eod. 4. Gelehrte Anzeigen. Herausgegeben von Mitgliedern der K. bayer. Akademie d. Wiss. Jahrg. 1841. oder Bd.12. 13. ib. eod. 4. Ph. Fr. v. Walther, Rede zum Andenken an Ignaz Döllinger in der zur Feier des Namens- und Geburtstages Sr. Majest. des Königs am 25. Aug. 1841 gehaltenen öffentlichen Sitzung der Königl. bayerisch. Akad. d. Wissensch. vorgetragen. ib. eod. 4. J. Lamont, über das magnetische Observatorium der Königl. Sternwarte bei München. Eine öffentliche Vorlesung, gehal- ten in der festlich. Sitzung der Königl. Akad. d. Wiss. am 25. Aug. 1840. ib. eod. 4. Annals of the Lyceum of natural history of New-York. Vol.IV. Nr.1-4. Nov. 1837. New-York 1837. 8. Aufserdem war ein Schreiben des Königlichen Garten-Di- rectors Herrn Lenn& eingegangen, welches einige zu remitti- rende Cabinetsordres Friedrichs II. aus den Jahren 1780-86 an - den Planteur Sello und an das Baucomptoir begleitete. 138 Die Akademie bewilligte für Herrn Jacob Grimm ein Exemplar der Inscriptionum graecarum und Herr Encke theilte den Dank des Herrn Francis Bailey zu London für seine Ernennung zum Correspondenten der Akademie mit. 23. Mai. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. H. Rose berichtete über eine Arbeit des Hrn. Afdejew aus Katharinenburg, Hauptmanns im Russ. Berg- und Ingenieur- Corps, die Zusammensetzung der Beryllerde betreffend. Herr Afdejew beschäftigte sich im vergangenen Winter in meinem Laboratorium mit der Bereitung mehrerer Beryllerde- salze. Er stellte auf die Weise, wie es Berzelius beschreibt, eine krystallisirte schwefelsaure Beryllerde dar; es gelang ihm bei Anwendung von nicht unbedeutenden Mengen von Beryll- erde, sehr grolse Krystalle derselben zu erhalten. Bei der Un- tersuchung derselben fand er sie von einer gleichen Zusammen- setzung, wie sie von Berzelius angegeben worden ist, der in- dessen die krystallisirte schwefelsaure Beryllerde für ein saures Salz hielt. Da es indessen durch Weingeist nicht zersetzt wird, der von‘ demselben nur anhängende freie Schwefelsäure fortnimmt, und überhaupt ähnliche Eigenschaften besitzt, wie die neutralen schwefelsauren Verbindungen der 'Thonerde, der Yittererde, der Thorerde, und anderer schwachen Basen, so konnte es auch für eine neutrale Verbindung gehalten werden. Um darüber Gewilsheit zu erlangen, untersuchte Herr Af- dejew das Chlorberyllium, das auf die bekannte Weise durch Behandlung eines Gemenges von Beryllierde und Koble mit Chlor- gas erhalten wird, das aber zu der Zeit als Berzelius sich mit der Untersuchung der Beryllerde beschäftigte, noch nicht ent- deckt worden war. Das Chlorberyllium giebt bei der Auflösung in Wasser nur Chlorwasserstoffsäure und Beryllerde, ohne freies Chlor. Es entspricht daher hinsichtlich seiner Zusammensetzung der Beryllerde. Es könnte freilich noch Sauerstoff auf eine ähn- liche Weise enthalten, wie derselbe in dem chromsauren Chrom- chlorid und ähnlichen Verbindungen enthalten ist; es war dies indessen nicht nur sehr unwahrscheinlich, sondern wurde auch 139 durch die quantitative Bestimmung der aus dem Chlorberyllium erhaltenen Beryllerde widerlegt. Der Chlorgehalt im Chlorberyllium betrug nach drei Ana- Iysen zwischen 86,7 bis 88,2 Procent. Er konnte wegen der Beschaffenheit des Chlorberylliums mit grölserer Genauigkeit nicht bestimmt werden. Es ergab sich indessen aus diesen Untersu- chungen, dafs das Atomgewicht der Beryllerde bedeutend leichter sein mulste als man es bisher angenommen hatte und dals, wenn man‘ die erhaltenen Resultate mit denen der Analysen des kry- stallisirten schwefelsauren Salzes verglich, dasselbe das neutrale schwefelsaure Salz sein mulste. Da letzteres durch Umkrystalli- sation bedeutender Mengen von der grölsten Reinheit dargestellt werden konnte, so war die Untersuchung desselben geeigneter, um die Zusammensetzung der Beryllerde genau zu bestimmen, als die des Chlorberylliums. Aus vier Versuchen ergab sich, dals sich ein Atom Schwe- felsäure oder 501,165 verbindet mit 158,097; 157,063; 159,018 und 158,158, also im Mittel mit 158,084 Beryllerde. Hiernach besteht die Beryllerde im Hundert aus Beryllium 36,742 Sauerstoff 63,258 Bisher hatte man in derselben 68,85 Beryllium und 31,15 Sauer- stoff angenommen. Es ist schwer zu bestimmen, wie viel Atome Sauerstoff die Berylierde enthält, Offenbar gehört dieselbe zu den Oxyden, die entweder nach den Formeln R oder K zusammengesetzt sind. Für die erste Ansicht spricht die weiter unten anzuführende Zusammensetzung des Chrysoberylis, in welchem die Thonerde die Stelle der Säure, die Beryllerde die der Base vertritt. Da aber die Thonerde eine nur sehr schwache Säure ist, so ist es nach unsern jetzigen Ansichten nicht sehr wahrscheinlich, dafs _ eine andere ebenfalls sehr schwache Säure die Stelle der Base vertritt. Es spricht ferner für die erste Ansicht das Vorkommen der Beryllerde in den Gadoliniten. Für die zweite Ansicht hingegen, dafs die Beryllerde zu den Oxyden & gehört, sprechen folgende Tbhatsachen: 1) Aus den schwefelsauren Salzen läfst sich bei erhöhter Temperatur die Schwefelsäure gänzlich verflüchtigen, eine Eigenschaft, die be- 140 sonders nur den schwachen Basen eigenthümlich ist; zur Ver- flüchtigung der Schwefelsäure von andern Basen, in denen man nur einen Atom Sauerstoff annimmt, gehört eine noch höhere Temperatur; 2) die Beryllerde bildet mit der Schwefelsäure eine bedeutende Anzahl von basischen Salzen, von denen einige im Wasser löslich sind, eine besonders für Thonerde und Eisenoxyd charakteristische Eigenschaft; 3) die Beryllerde kann nach der Beobachtung des Grafen v. Schafgotsch bei erhöhter Tempe- ratur Kohlensäure aus dem kohlensauren Natron austreiben; 4) - die Beryllerde wird aus ihren Auflösungen durchs Kochen mit kohlensaurer Baryterde gefällt; 5) die Beryllerde ist nach dem Glühen in Säuren schwer auflöslich, eine Eigenschaft, welche nur schwache Basen besitzen; 6) das der Beryllerde entsprechend zusammengesetzte Chlorid ist im wasserfreien Zustand leicht flüch- tig, was im Allgemeinen nur bei den Chlorverbindungen der Fall ist, die schwachen Basen entsprechen. Fast alle diese Eigenschaften finden wir indessen bei der Thorerde und Yttererde. Obgleich daher mehr Thatsachen dafür zu sprechen scheinen, in der Beryllerde mehr als 1 Atom Sauer- stoff anzunehmen, so könnte uns doch diese Analogie bestimmen, sie für eine Base mit nur einem Atom Sauerstoff zu halten, da Berzelius in der Yttererde und in der Thorerde nur 1 Atom Sauerstoff annimmt. Um darüber mehr Gewifsheit zu erhalten, untersuchte Herr Afdejew einige Doppelsalze. Er stellte ein Doppelsalz aus schwe- felsaurer Beryllerde mit schwefelsaurem Kali dar. Dasselbe ist schwerlöslich, wie die analogen Doppelsalze der Yitererde und der Thorerde. In welchem Verhältnis Herr Afdejew aber schwefelsaure Beryllerde mit schwefelsaurem Kali zu verbinden suchte, so gelang dies nur in dem, in welchem Kali und Beryll- erde eine gleiche Menge von Sauerstoff enthielten. Das Doppel- salz ist also ganz anders zusammengesetzt wie der Alaun, und die Beryllerde scheint daher eine andere Klasse von Doppelsalzen zu bilden, wie die Thonerde. Ähnlich diesem Doppelsalze ist das Beryllium - Kalium -Fluo- rür zusammengesetzt, das zuerst von Berzelius dargestellt worden ist. Das Beryllium und das Kalium enthalten in dem- selben gleiche Mengen von Fluor. 141 Hiernach wird es wahrscheinlicher, in der Beryllerde einen Atom von Sauerstoff anzunehmen. Das Atomgewicht derselben bei dieser Annahme ist, wie wir gesehen haben 158,084, und das des Berylliums 58,084. Unter den bekannten einfachen Kör- _ pern hat hiernach das Beryllium nach dem Wasserstoff das leich- teste Atomgewicht, und sein Oxyd enthält unter den Metalloxyden die gröfste Menge Sauerstoff. Die neutrale schwefelsaure Beryllerde, welche Berzelius für ein saures Salz hielt, fand derselbe fast eben so zusammen- gesetzt wie Herr Afdejew. Die Krystalle können von bedeu- tender Grölse dargestellt werden; sie erscheinen als Quadrat- octaeder. Es enthält 4 Atome Wasser. Berzelius hat mehrere basische Verbindungen der Schwe- felsäure mit der Beryllerde dargestellt, von denen einige im Wasser auflöslich sind, und von welchem er das eine für das neutrale Salz gehalten und aus ihm die Zusammensetzung der Beryllerde berechnet hat. Die Formeln für die in der Natur vorkommenden Verbin- dungen der Beryllerde werden, wenn das neue Atomgewicht derselben zum Grunde gelegt wird, höchst einfach.. Für die vier wichtigsten Beryllerde haltenden Mineralien können, man mag die Berylierde als G oder als & betrachten, folgende chemische Formeln aufgestellt werden, Phenakit.... G?Si 68i Smaragd..... GSi+älSi &5i+415i ‚Euklas...... Sr 26rles Chrysoberyli GÄlI 6Äl Einige dieser Verbindungen hatten nach dem alten Atomen- gewicht der Beryllerde minder einfache und minder wahrschein- liche Formeln. Die des Smaragds war ui laei E yrn whnlaeert re ueireen.ı Iaıps wuplann = von denen die erstere ein ungewöhnliches Silicat enthielt, und die letztere nicht gut mit der gefundenen Zusammensetzung übereinstimmte. 142 Hierauf las Hr. Poggendorff über einen Versuch des Hrn. Daniell und die daraus gezogene Folgerung. Der hier betrachtete Versuch ist von Hrn. Daniell im Laufe seiner schönen Untersuchung über die Elektrolyse secundärer Verbindungen angestellt worden, hat übrigens weiter keinen Zu- sammenhang mit derselben. Zum Behufe dieser Untersuchung hatte Hr. D. eine nach seinem Prinzip erbaute Batterie von zehn Bechern benutzt. Da kam er auf den Gedanken, aus drei der- selben die Zinkstäbe fortzunehmen und sie durch Zinnstäbe zu ersetzen. Er maals die Stromstärke der Batterie durch ein ein- geschaltetes Voltameter und erhielt 25 Proc. Knallgas in einer Stunde. Hierauf entfernte er die mit Zinnstäben versehenen Becher und verband das Voltameter blofs mit den rückständigen sieben Zink-Kupfer-Bechern. Zu seiner Verwunderung war nun der Strom über sieben Mal stärker als zuvor, denn jetzt bekam er die genannte Gasmenge innerhalb acht Minuten. Dann setzt er hinzu: „Ich kann nicht umhin zu bemerken, dafs diels ein Resultat ist, welches die Anhänger der Contact- Theorie schwerlich mit ihren Grundsätzen zu vereinigen wissen werden. Nach ihren Ansichten ist die elektromotorische Kraft von Zinn-Kupfer sehr wenig, wenn überhaupt, kleiner als die von Zink-Kupfer; überdiefs ist der Widerstand aller Theile der Batterie derselbe und dennoch hatte der Zusatz einiger Zinn- Kupfer-Zellen keine Verstärkung, sondern eine fast gänzliche Vernichtung des Stroms zur Folge.” Hr. D. sagt nicht, woher er wisse, dafs die elektromoto- rische Kraft von Zinn-Kupfer fast eben so grols sei als die von Zink-Kupfer; er giebt keinen Beweis darüber. Auch ist nicht einzusehen, warum, wenn diefs der Fall wäre, daraus blols ein Einwand gegen die Contact- Theorie hervorginge; man sollte meinen, die chemische Theorie hätte dabei mit gleicher, wenn nicht gröfserer Schwierigkeit zu ‚kämpfen, denn Zinn ist doch in verdünnter Schwefelsäure minder leicht oxydirbar als Zink, und mülste also auch nach dieser Theorie unter gleichen Um- ständen weniger Electricität liefern als letzteres Metall. Über- diels hat Hr. D. keine Erklärung seines Versuchs im Sinne der von ihm vertheidigten Theorie gegeben; dieser steht also noch als Paradoxon da. 145 Nach des Verf. Ansicht bat der Versuch des Hrn. D. für die Frage oder den Ursprung der Voltaschen Electricität gar keine Bedeutung; aber er ist in anderer Hinsicht interessant, ein- mal, weil er zu denen gehört, die eine wirkliche Messung erlau- ben, und zweitens, weil es dadurch möglich ist, die Überein- stimmung desselben mit der wahren Theorie des Voltaismus, d.h. mit derjenigen, welche, nicht die Herkunft der elektrischen Ströme, sondern die Gesetze ihrer Wirkungen zum Gegenstande hat. Eine Wiederholung und Prüfung des D.’schen Versuchs in diesem Sinne schien dem Verf. nicht ohne Nutzen zu sein. Demgemäfs construirte der Verfasser Ketten, die einen aus Kupfer und amalgamirtem Zink, die anderen aus Kupfer und amalgamirtem Zinn, beide mit ihrem Kupfer in gesättigter Kupfervitriol-Lösung stehend, mit ihrem positiven Metall aber in verdünnter Schwefelsäure, die 0,1 ihres Gewichts concentrir- ter Säure enthielt, und von der anderen Flüssigkeit durch ein poröses 'Thongefäls getrennt war. Diese Ketten, deren Platten beiläufig gesagt 1 Zoll breit, 24-Zoll tief eingetaucht und Zoll aus einander waren, wurden einzeln und zur Säule combinirt auch ihre Elemente untersucht, um zu sehen, 1) welchen Werth die elektromotorische Kraft einer jeden habe, und 2) ob das Ge- setz der Säule, demgemäfs die elektromotorische Kraft und der wesentliche Widerstand dieser respective gleich sein mufs der - Summe der elektromotorischen Kräfte, und der der Widerstände der sie zusammensetzenden Ketten, sich auch für den vorliegen- den Fall bewähren werde. Von den solchergestalt erlangten Resultaten mögen drei hier eine specielle Mittheilung finden. 144 Aufserwesentlicher Wesentlicher Elektromotor. Widerstand. Stromstärke. Widerstand, Kraft. un un, — nn, Fee sn u \nzme, Erster Versuch. Eine Zinn-Kupfer -Keite 26,27 sin 8° 51 36,27 TR ER 21,80 7,40 Eine Zink-Kupfer-Kette 26,27 sin 18° 58’ 36,27 BE RE a Säule daraus, nach Theorie... .....- 35,05 20,24 a » nach Erfahrung 26,27 sin 19° 50’ 36,27 TR OR. 33,97 20,30 Zweiter Versuch. Eine Zinn-Kupfer -Kette 26,27 sin 9° 19’ 36.27 ln ah 16,81 6,97 Eine Zink-Kupfer -Kette N 26,27 sin 18° 1’ 36,27 BRETT SE 17,78 13,62 Säule daraus, nach Theorie...» .. . -.» 34,59 20,59 n » nach Erfahrung 26,27 sin 20° 9 Se ee, } 2. , 31,65 19,95 ’ Dritter Versuch. Eine Zinn -Kupfer -Kette Sun mE, es ; H 2. 14,08 6,77 I Zwei Zink - Kupfer - Ketten = 0 ’ ne Pr = % 22.297,69 25,91 7 Säule daraus, nach Theorie... ..- ». - 41,77 32,68 n n nach Erfahrung en 26,27 sin 29° 15 .. 40,52 32,63 36,27 „2 90, 145 Wie man sieht sind diese Resultate nicht ganz frei von Ano- malien; die Werthe der Kräfte und Widerstände schwanken merk- lich von einem Versuch zum andern und eben so ist die Summe dieser Elemente meistens etwas grölser als sie sein sollte; allein dennoch sind die Anomalien, die, wie der Verf. näher auseinan- dersetzt, hauptsächlich in dem Zinn ihre Ursache haben*), nicht so bedeutend, um nicht mit vollem Recht zu den beiden Schlüs- sen befugt zu sein: 1) dafs die elektromotorische Kraft von Zinn-Kupfer in den angegebenen Flüssigkeiten keineswegs der vom Zink- Kupfer gleich ist, sondern nur etwa halb so grols; 2) dals das Gesetz der Säule auch bei diesen Ketten mit sol- cher Annäherung erfüllt wird, dals die Abweichungen davon nur Nebenumständen zugeschrieben werden können. Es fragt sich nun wohl, inwiefern aus den obigen Resulta- ten eine Erklärung der von Hrn. Daniell beobachteten Erschei- nung hervorgehe. Bei keinem der angeführten Versuche hatte die, Hinzufügung der Zinn-Keite eine Schwächung des Stroms zur Folge, selbst nicht bei dem letzten, wo doch das Verhältnils der Anzahl von Zink- und Zinnketten das von 2:1 war, also dem beim Daniell’schen Versuch von 7 : 3 sehr nahe kam. Diese Erscheinung kann indels nicht befremden; sie hat lediglich ihren "Grund in der Gröfse des zum Behufe der Messung eingeschalte- ten Widerstands, der im Minimo immer der eines 26,27 Zoll lan- gen Neusilber-Drahts von % Lin. Durchmesser war. Bei kleine- ren Werthen dieses Widerstandes würden die angeführten Versu- che unfehlbar eine Stromschwächung dargeboten haben. Diefs erhellt namentlich aus dem letzten Versuch. Angenommen der hinzugefügte aulserwesentliche Widerstand "wäre Null gewesen; dann würde die Stromstärke betragen haben BR. ohne Zinn -Kette = — = 0,9357 1 $) mit derselben = 2 — 0,8053 40,52 X *) Es giebt dadurch zu Erscheinungen, die denen der sogenannten Polarisation ähnlich sind, Veranlassung, dafs es sich im Laufe des Versuchs mit einer Oxydschicht überzieht. 5*+ 146 also würde eine Schwächung des Stroms im Verhältnils 100 : 86 eingetreten sein. Aber dies Verhältnis bleibt weiter unter dem von 15:2, welches Hr. D. beobachtete, obwobl, wie gesagt, die Anzahl der Ketten beiderlei Art bei seinem Versuch so ziemlich in demsel- ben Verhältnifs wie bei obigem Versuch. Woher nun dieser aufser- ordentliche Unterschied? Das ist zu schwer sagen, zumal schon ein ganz roher Überschlag lehrt, dafs eine gewöhnliche Eklirung nicht ausreicht. Angenommen nämlich, was auch Hr. D. annimmt, und über- diels aus dem letzten der obigen Versuche annähernd hervorgeht, dafs, bei Gleichheit der Dimensionen, der wesentliche Widerstand in den Ketten beider Art gleich sei. Dann würde, wenn man einmal eine Säule aus sieben Zink-Kupfer-Ketten und das an- : dere Mal eine aus sieben Zink- und drei Zinn-Ketten hätte, und die elektromotorischen Kräfte beider Ketten respective mit a und 2, den wesentlichen Widerstand mit x bezeichnete, das Ver- hältnifs der Stromstärken in beiden Fällen sein 7a 10x 102 7x 7a + 35 7a + 3b Selbst wenn man 3 = 0 setzte, würde diels Verhältnils nur », also noch lange nicht = 74, wie Hr. D. beobachtete. Man könnte 5 sogar negativ nehmen, d.h. die Zinnketten als wider- sinnig verbunden mit den Zinkketten voraussetzen, und doch würde man nicht auf diesen Werth gelangen. Es müssen daher bei dem Versuch des Hrn. D. ganz unge- wöhnliche Umstände stattgefunden haben, Umstände, über die nur er allein genügende Auskunft zu geben vermag. Sehr zu wün- schen wäre somit, dals der verdienstvolle Urheber der constanten Säulen sich zu einer Wiederholung seines — nur einmal ange- stellten — Versuchs entschlielsen, und dabei die Messung der Stromstärke mit einem zu solchem Behufe weniger untauglichen Instrumente als das Voltameter ist vornehmen wollte. Die zu- vor mitgetheilten Messungen, die kein der Theorie widersprechen- des Resultat geliefert haben, lassen glauben, dafs auch er alsdann die beobachtete Anomalie verschwinden sehen würde. 147 Hr. Encke legte die Zeichnung eines neuen Blattes der akademischen Sternkarten vor (Zone XVI. Blatt XVII.), welche von Hrn. Dr. Wolfers hieselbst ausgefübrt und mit dem dazu gehörigen Cataloge versehen worden ist. Die für dieses Unter- nehmen niedergesetzte Commission hatte dieser Zeichnung in Be- tracht der genauen Übereinstimmung mit dem Himmel und der Vollständigkeit mit welcher die Sterne dieser Gegend darauf ein- getragen sind, den für jedes Blatt festgesetzten Preis von 25 Du- katen zuerkannt, und der Stich desselben wird sogleich vorge- nommen werden. Endlich theilte Hr. Mitscherlich einige Zusätze zu seiner Abhandlung über die Contactsubstanzen mit. Berzelius hat gefunden, dals dem Gewicht nach 1 Theil Labmagen 1800 Theile Milch zum Gerinnen bringt und dabei nur 6 p.C. verliert; diese können sich nicht mit dem Käsestoff zu einer unlöslichen Verbindung vereinigt haben, denn dazu ist ihre Menge zu gering; auch kann der Labmagen selbst nicht, wie poröses Platina, als Gontactsubstanz gewirkt haben, denn ein wäs- seriger Auszug desselben wirkt noch schneller als der Magen selbst. Steht ein Labmagen eine Zeitlang mit lauwarmem Was- ser und setzt man die filirirte Auflösung zu lauwarmer Milch hinzu, so findet das Gerinnen derselben sogleich statt. Eine Menge dieser Flüssigkeit, welche, verdunstet, 0,002 Grmm Rückstand läfst, bringt 1000 Grmm Milch zum Gerinnen, nimmt man je- doch so wenig, so findet das Gerinnen erst vollständig nach + Stunde statt. Die Umänderung des löslichen Käsestoffs in den unlöslichen vermittelst der aus dem Labmagen durch Wasser aus- gezogenen Substanz ist der Umänderung der Stärke in Dextrin und Traubenzucker vermittelst Schwefelsäure oder Diastase am "äbnlichsten; rein läfst sich die wirksame Substanz eben so wenig wie Diastase darstellen. Sie ist im Wasser löslich, reagirt neu- tral, ihre Lösung läfst sich unter der Luftpumpe zur Trockne ab- dampfen, sie verliert aber ihre Wirkung, wenn sie bis zu 70° ‚erwärmt wird. ‚Die Angabe, dals vermittelst dieser Substanz der Milchzucker in Milchsäure umgeändert werde und diese sich mit dem Käsestoff verbinde, scheint sich nicht zu bestätigen; in der- 148 selben Zeit, in welcher eine bestimmte Menge von dem wässerigen Auszug des Labmagens viel Milch zum Gerinnen brachte, änderte dieselbe Menge nicht so viel Milchzucker, welcher in Wasser in demselben Verhältnils, wie er in,der Milch enthalten ist, aufge- löst war, in Milchsäure um, dafs dadurch das blaue Lackmuspa- pier geröthet worden wäre. Durch getrockneten Labmagen, wel- chen d. Vf. hier käuflich erhielt, und dessen innerer Theil stark ab- geschabt worden war, wurde er darauf geführt, auch andere Theile des thierischen Körpers, als die Schleimhaut des Labmagen, zu un- tersuchen. Von einem frisch geschlachteten Kalbe bewirkten die innere Haut des Magens, das Epithelium nemlich und das Binde- gewebe, das Bindegewebe für sich, das Peritonäum, welches vom Magen getrennt wurde, und das Peritonäum, welches die Harn- blase umkleidet, in warme Milch gelegt, die Gerinnung derselben fast gleich schnell, während die innere Haut der Blase unwirk- sam war. Milch gerann mit der Haube und dem Labmagen eines andern Kalbes fast in derselben Zeit, mit dem Duodenum, dem Blinddarm und dem Rectum desselben etwas langsamer, aber eben so vollständig, mit den Theilen des Peritonäums, welche den Magen, Blionddarm und die Blase überziehen und das Netz bilden, wenn nicht so schnell, doch eben so vollständig und auf dieselbe Weise wie vermittelst des Labmagens; blofse Milch hatte sich in derselben Zeit und unter denselben Umständen nicht verändert. Milch, mit einer Falte des Labmagens eines frisch geschlachteten alten Och- sen warm gestellt, gerann nach einer Stunde, mit dem Netzma- gen, dem Dünndarm, dem Dickdarm, Blättermagen, Panzen, dem Oesophagus und dem Peritonäum des Magens erst nach 8 Stunden. In einer Flüssigkeit, in welcher sich Hefe (Gährungspilze) bildet, war stets Zucker vorhanden, und ein Zusatz von Zucker zu verschiedenen Flüssigkeiten bewirkte die Bildung derselben. Stellt man einen Theil eines Mehlauszuges für sich hin und ver- setzt einen andern Theil mit Traubenzucker, so bemerkt man in diesem nach einigen Tagen die reichlichste Hefebildung, in jenem entweder gar keine, oder nur eine sehr geringe, nach dem Zucker- gehalt desselben. Stellt man reine Molken hin und Molken mit Zucker versetzt, so bilden sich in jener eine eigenthümliche Art von Pilz, der Milchpilz, von dem die Wirkung, weiche er etwa auf die Flüssigkeit ausüben kann, unbekannt ist; in dieser der 149 Gährungspilz in grofser Menge, so dafs die Gährung sehr bald beginnt. Sind die günstigen Bedingungen für eine rasche Entwicke- lung des Pilzes, nämlich eine gewisse Zusammensetzung der Flüssig- keit und eine bestimmte Temperatur, vorhanden, so entwickelt er sich leicht (Oberhefe) und unterm Mikroskop erkennt man deutlich eine dünne Haut, einen körnigen Inhalt und in der Mitte oder an einzelnen Stellen eine farblose Flüssigkeit; unter dem Mikroskop ge- quetscht, wird die Haut zersprengt, und der körnige Inhalt tritt heraus. ‘Bei einer langsamen Entwickelung (Bildung von Unter- hefe) sind die Wände des Pilzes dicker und der ganze Inhalt kör- nig, wie man dieses am besten mit Jod nachweisen kann. Stellt man Oberhefe mit Würze bei der Temperatur, die für die Ent- wickelung der Unterhefe die günstigste ist, und die Hefe, welche man dadurch erhält, wieder mit Würze hin und wiederholt die- ses 10-12 Mal, so erhält man zuletzt Unterhefe. Ober- und Unterhefe werden sowohl in Berlin als Baiern nach den Anga- ben der Brauer zum Brodbacken verwendet. In einigen Flüssigkeiten z.B. im wässerigen Auszug von aus- geprelsten Ölsaamen, von den meisten grünen Pflanzentheilen, von gekochten animalischen Substanzen, bildet sich nach einigen Tagen ein bedeutender Bodensatz, den man für ein Zersetzungs- product der in der Flüssigkeit aufgelösten Substanzen vermittelst der Luft halten könnte; unter dem Mikroskop sieht man jedoch leicht, dafs er aus lebenden und abgestorbenen organischen We- sen besteht, aus Vibrionen. Diese kommen im Darmkanal sowohl “des Menschen, als der Thiere sehr häufig vor und finden sich in grolser Menge in den Excrementen, so dafs sie sich im Darmka- mal bilden und vermehren. Dasselbe war der Fall mit den Gäh- zungspilzen bei Kaninchen. Der Vf. hat lange Zeit Kaninchen mit Kohl gefüttert, in welchem sich, wenn er der Luft überlassen "wurde, nur Vibrionen bildeten, im Darmkanal fand er jedoch stets 'Gährungspilze und zwar nicht allein im Dünn- sondern auch im Dickdarm und in den Faeces. Dafs neben dem Verdauungsprocels Bildungen organischer Wesen und chemische Processe im Darm- kanal auf dieselbe Weise statt finden, wie unter denselben Um- ständen aulserhalb, scheint ganz nothwendig zu sein, so dafs, wenn wir im Darmkanal Gährungspilze (Hefe), Zucker und Koblen- säure finden, wir auch berechtigt sind, anzunehmen, dafs darin ein 150 Gährungsprocels statt finde, so wie, wenn Chevreul darin Gru- bengas findet, wir mit Recht annehmen, dals dann derselbe Pro- cels vor sich gegangen sei, als wenn vegetabilische Substanzen unter Wasser sich zerlegen. Diese Processe kommen nicht stets vor, sondern nur wenn die nöthigen Bedingungen erfüllt sind, so konnte d.Vf. im Darmkanal eines Kalbes weder Vibrionen noch Pilze entdecken. Dafs man Alkohol werde nachweisen können, ist bei der geringen Quantität, die sich davon bilden mag, und bei der Ge- schwindigkeit, womit er aufgesogen wird, nicht zu erwarten. Einen Alkoholgehalt nachzuweisen, gelingt dagegen stets, wenn man faulende zuckerhaltige Substanzen der Destillation unter- wirft, z.B. faulende Äpfel; so weit wie die Fäulnifs aber in diese eingedrungen ist, kann man auch den Thallus von Pilzen verfolgen, während man bei der Trockenfäule der Kartoffeln, die keinen oder nur wenigen Zucker enthalten, obgleich der Thallus des Pilzes auch überall zwischen die Zellen der faulenden Theile eindringt, keinen Alkohol nachweisen kann. Dafs der Zucker, in welchen der Rohrzucker sich vermittelst der Flüssigkeit, die bei der Hefe ist, umändert, kein Trauben- zucker ist, sondern eine besondere Zuckerart hat sich auch aus den Untersuchungen von Ventzke ergeben. Er ist identisch | mit dem unkrystallisirbaren Zucker, der sich im ausgeprelsten Trau-} bensaft findet, und dreht die Ebene des polarisirten Lichts links, undf zwar verhält sich sein Drehungsvermögen zu dem des Rohrzuk- kers nach rechts wie 1:3. Kocht man eine Auflösung von Rohr- zucker mit Weinsteinsäure, und zwar nur mit 5 p. C. vom Ge-f wicht des Rohrzuckers einige Stunden, so ändert er sich in die-f sen Zucker um. Dieser Zucker selbst aber verändert sich durch} Kochen mit Weinsteinsäure nicht weiter, so dafs man ihn reinf erhält, wenn man die Weinsteinsäure durch eine Base weg- nimmt. In diese Zuckerart ändert sich der Rohrzucker schon um, wenn man eine Auflösung desselben mit einer geringen Menge Weinsteinsäure, Oxalsäure oder Schwefelsäure eine Zeitlang beif gewöhnlicher Temperatur stehen läfst. Die Schwefelsäure muls man verdünnt zusetzen, denn wenn eine 'Temperaturerhöhung stattfindet oder wenn man die Flüssigkeit kocht, so geht diese Zuckerart schnell in Traubenzucker über. 1 26. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Poggendorff las über Hrn. De la Rive’s Hypo- these vom Rückstrom in der Voltaschen Säule. In seinen Recherches sur l’lectricit@ voltaique hat Hr. De la Rive vor einigen Jahren eine Ansicht über den Vorgang in der Voltaschen Säule aufgestellt, und soviel bekannt seitdem nicht zurückgenommen, die wesentlich von der aller übrigen Physiker abweicht. Statt nämlich diese, sie mögen sonst in Betreff des Ursprungs der Voltaschen Elektricität widersprechender Meinung sein, wenigstens darin übereinstimmen, dals sie den Strom der einfach geschlossenen Säule als einen einzigen, unverzweigten an-, sahen, hält der berühmte Genfer Physiker sich zu der Annahme berechtigt, es finde von den Polen der Säule aus eine doppelte Entladung statt, einmal durch den Schliefsdraht, und dann durch die Säule selbst. Dieser Ansicht gemäfs ist zwischen einer geschlofsenen und ungeschlolsenen Säule kein wesentlicher Unterschied da. Beide sind geschlossen; nur läuft bei der, deren Pole nicht metallisch verknüpft sind, der Strom gänzlich in der Säule zurück, und da dieser Rückstrom dem rechtläufgen an Stärke gleich ist, so he- ben sie oder ihre Wirkungen einander auf, und damit sind denn alle sichtbaren Anzeigen einer elektrischen Strömung vernichtet. Verbindet man die Pole einer solchen Säule durch einen Metall- _ draht, so wird nicht erst ein Strom erzeugt, sondern nur dem Rückstrom ein neuer Abzugskanal eröffnet, und dieser, auf solche Weise abgeleitete Theil des Rückstroms, nicht der volle Strom, ist es, den wir bei allen unseren Versuchen beobachten. Hr. DelaRive, der besonders durch das Studium der elek- trosköpischen Erscheinungen der Säule auf diese Hypothese ge- leitet worden ist, hält dieselbe für eine unumgänglich nothwen- dige Ergänzung der Lehre vom chemischen Ursprung der Volta- schen Elektricität, während Faraday, — sonst doch auch ein guter Anhänger dieser Lehre, — die genannte Hypothese nicht zu Hülfe zieht, sei es nun, dafs er sie nicht kennt, oder dals er sie für überflüssig hält. Überhaupt scheint es nicht, dafs diese - Hypothese bis jetzt viel Anerkennung oder Beifall gefunden habe. 152 Vielleicht ist Hr. Lame& der einzige, der sie adoptirt hat; die meisten Physiker erwähnen ihrer nicht, und einige derselben ha- ben sich sogar tadelnd über sie ausgesprochen. Von letzteren liefse sich zuvörderst Fechner nennen; in- defs, um nicht wieder bei Hrn. De la Rive in den Verdacht eines Hyperpatriotismus zu fallen, wie es nach den Archives de l’electr. No. 3. p.534. zu urtheilen, der Fall gewesen ist, zieht der Verf. es vor, lieber einen ausländischen Physiker reden zu lassen, nämlich Hrn. Vorsselman de Heer, zu Deventer. Der- . selbe äufsert sich im Bulletin des Sciences physiques etc. en Neer- lande 1839 p.341. folgendermalsen: „Quant au principe, qui sert de base a la theorie de M. de la Rive, je veux dire la neutralisation des deux £lectricites & tra- vers la pile elle-m&me, il est d’abord tout ä fait gratuit, et me parait d’ailleurs peu probable. En effet comment se faire une idde d’une recomposition, s’operant en m&me temps et par les m&mes moyens, qui ont produits la d&composition des Auides? Ce serait un mouvement, detruit par la cause m&me qui l’a fait naitre. La nature, ce me semble, aurait pu s’©pargner cette peine; elle ne produit pas uniquement pour detruire; un tel mode d’ac- tion est contraire & tous ce que nous savons sur la nature des forces, qui regissent les ph@nomenes materiels, et tant que la theorie chimique aura besoin d’une pareille hypothese pour se soutenir, les partisans de la theorie de Volta ne manqueront pas d’une arme puissante pour la combattre.” Sicher kann man nicht anders als diesem Urtheile beipflich- ten. Selbst die Wahrscheinlichkeit der Hypothese ganz bei Seite gelassen, sind schon die Schlüsse, welche Hr. De la Rive aus ihr ableitet von der Art, dafs sie derselben eben nicht zur Stütze gereichen. So z.B. sagt derselbe: „Sobald die Säule auch nur ein wenig besserer Leiter ist als der die Pole verbindende Körper, geht durch diesen nichts oder sehr wenig von dem Strom, — eine Behauptung, die offen- bar, wie auch Hr. Vorsselman bemerkt, aller Erfahrung wider- spricht. Nicht viel besser verhält es sich mit einer anderen Fol- gerung des berühmten Physikers, mit der nämlich: es müsse, bei gegebener Plattenfläche einer Säule, die Zahl der 153 Plattenpaare immer so gewählt werden, dals die Säule an sich weniger gut leite als der die Pole verbindende Körper.*) Dieser Satz hat zwar keine Thatsachen gegen. sich, allein sehr zweifelhaft mufs er jedenfalls erscheinen, da, wir aus der Ohm’schen, Theorie, die sie doch sonst so vielseitig bewährt hat, wissen, dafs, in einem solchen Falle, der Strom das ..Maxi- mum seiner Stärke erreicht, weon die Säule eben so gut lei- tet als jener Körper. Freilich bliebe noch die Richtigkeit der genannten Folgerun- gen zu erörtern, indels, wie dem auch sei: bewiesen ist das Da- sein eines Rückstroms in der Säule nicht, und wahrscheinlich eben so wenig; aber es schliefst auch nicht gerade eine Unmög- lichkeit ein und widerlegt ist dasselbe gleichfalls nicht. Da es nun, ganz abgesehen von der leidigen Frage über den Ursprung der Voltaschen Elektricität, für die Theorie der Säule von Wich- tigkeit ist, mit Bestimmtheit' zu wissen, ob ein Rückstrom in der Flüssigkeit existire oder nicht, und ob demgemäls der im Schliefs- draht beobachtete Strom ein blofs partieller oder der volle der Säule sei, so schien es mir nicht überflüssig, die Hypothese des Hrn. De la Rive einer strengeren Prüfung zu unterwerfen, als sie bisher bestanden hat. Zu einer solchen Prüfung bietet die Ohm’sche Theorie das sicherste Mittel dar. Diese Theorie ist an sich nicht unverträg- lich mit der De la Rive’schen Hypothese; aber indem wir sie mit dieser verknüpfen und die dann sich consequent ergebenden Folgerungen mit der Erfahrung vergleichen, können wir mit Be- stimmtheit entscheiden, ob die erwähnte Hypothese zulässig sei oder nicht. Zuvörderst ist wohl klar, dafs das, was Hr. De la Rive *) Recherches sur l’elect. p. 149. — Vielleicht hat man diesen Ausspruch nur für eine Über- eilung zu nehmen; denn einige Seiten weiterhin (p. 153.) Aufsert der Verfasser ganz richtig: „Esist nicht einmal nöthig, was Hr. Marianini voraussetzt, dafs der (die “Pole verbindende) Leiter so gut leite als die Säule, damit ein Antheil des Stroms durch ihn gehe; denn es ist eine wohl bekannte Eigenschaft des elektrischen Stroms sich immer in mehr oder weniger starkem Verbält- nifs in alle auf seiner Bahn liegende Leiter zu verbreiten, wie verschie- den sie übrigens in der Leitungsfäbigkeit auch sein mögen.” Es ist indefs zu bemerken, dafs, genau genommen, der eine wie der andere Ausspruch bei Hrn. De la Rive nur eine blofse Muthmafsung ist, da derselbe nicht die Mittel kannte, die Leitungsfähigkeit einer Säule scharf zu bestimmen. 154 von der Säule annimmt, auch von der einfachen Kette angenom- men werden mufs, und zweitens, dals wenn in der Flüssigkeit dieser Kette ein Rückstrom vorhanden ist, auf diesen dieselben Grundsätze anwendbar sein müssen, welche man, ohne das Dasein eines solchen Rückstroms, auf einen Draht anzuwenden hätte, der in der Flüssigkeit die Platten verbände. Unter diesen Voraus- seszungen, durch welche in Bezug auf die Wirkungen des Schliels- drahts die De la Rive’schen Hypothese keine Veränderung er- leidet, haben wir also drei Ströme zu betrachten, den Hauptstrom in der Flüssigkeit und die beiden Zweigströme in den die Platten verbindenden Drähten, dem Draht in der Flüssigkeit und dem aufserhalb derselben, dem gewöhnlichen Schliefsdraht. Bezeich- net man die Intensität des ersteren mit 7’, die des zweiten mit IT” und die des dritten mit Z, so hat man für dieselben die Aus- drücke: Ik (r-++r”) rt #rr" +rr” kr rt »rr” 2» rr" kr” rt »rr" +rr" !’= I. = worin %’ die elektromotorische Kraft der Kette und r, r’, r” die den drei Intensitäten 7, 7’, T” entsprechenden Widerstände, ge- zählt von den Platten der Kette an. Diese Formeln schliefsen an sich nichts Hypothetisches ein, *) und was ihre Anwendbarkeit auf den vorliegenden Fall betrifft, so kann auch diese nach der gemachten Bemerkung keinem Zwei- fel unterworfen sein. Sie erleiden jedoch noch eine Vereinfa- chung, da man offenbar nicht annehmen kann, dafs die Flüssig- keit in der einen Richtung eine andere Leitungsfähigkeit besitze als in der entgegengesetzten. Man mufs also dem zur Erläute- rung in der Flüssigkeit vorausgesetzten Draht gleiche Leitungs- fähigkeit oder gleichen Widerstand wie die Flüssigkeit beilegen d.h. ”=r' setzen, und geschieht dies, so werden die Formeln: *) Sie ergeben sich aus den Formeln im Monatsbericht 1841 S.273, wenn man darin X’ =0 setzt, lassen sich auch leicht nach den allgemein bekannten Grundsätzen der Vertheilung elektri- scher Ströme unmittelbar entwickeln. 155 K(r+r) (@r-+r)r kr a (!r+r')r' kr! Ic 14 irrt (er -Fr')r er !’= Aus diesen ‚Ausdrücken ergeben sich nun folgende Schlüsse. Gemäls der De la Riveschen ‘Hypothese ist ‘der wirkliche Strom in der Flüssigkeit = I’ — I” und, wie. man sieht, ist diese Intensitätsdifferenz gleich, der Intensität 7 im Schliefsdraht. Dies stimmt mit dem allgemein bewährten Gesetz, dals der Strom einer elektrischen Kette in jedem seiner Querschnitte: gleiche In- tensität besitzt. Auch kommt die dritte Formel in so fern mit der Erfahrung überein, als nach ihr die Intensität 7 im Schliels- draht zu- oder abnimmt, so wie der Widerstand r’ der Flüssig- keit kleiner oder grölser wird. In diesen beiden Folgerungen. führt also die De la Rive- sche Hypothese zu keinem Widerspruch mit den Thatsachen. Al- lein anders verhält es sich, wenn man den von ihr angezeigten Werth der Intensität des Stroms im Schliefsdraht näher in Be- tracht zieht. Nach der gewöhnlichen Ansicht, nach welcher in der Flüs- sigkeit der Kette nur ein einfacher Strom vorhanden ist, besitzt dieser, gleich wie der im Schlielsdraht, die Intensität: Lk’ Selm rasbind or Nach Hrn. De la Rive wäre dagegen die letztere Intensität: X re also merklich kleiner. Diese Verschiedenheit bietet nun ein Mit- tel dar, über die Richtigkeit der De la Rive’schen Hypothese zu entscheiden. Im ersten Augenblick könnte es scheinen, als brauchte man dazu nur die Intensität im Schliefsdraht einer Voltaschen Kette zu messen, und die gemessene Intensität mit der aus der einen 156 oder anderen Formel berechneten zu vergleichen. Allein ein ge- ringes Nachdenken zeigt, dals ein solcher Vergleich nur dann möglich wäre, wenn man die Grölsen X, r’, r auf eine unabhän- gige Weise finden könnte. Da dies nun nicht der Fall ist, man vielmehr die Gröfsen X, r’ d.h. die elektromotorische Kraft der Kette und den Widerstand in deren Flüssigkeit, nur in Function des Widerstandes r des Schliefsdrahts zu bestimmen vermag, so ist dies Mittel unanwendbar. 'Versuchte man, mit Hülfe der Ohm- schen Methode, die Gröfsen A 'und r’ nach den beiden Formeln (1) und (2) zu bestimmen, so würde dies weiter keinen Erfolg haben als dafs man beide nach der zweiten Formel, also nach der De la Rive’schen Hypothese, doppelt so grofs fände als nach der ersten. *) Das einzige Mittel, auf diesem Wege zum Ziele zu gelan- gen, wäre: dals man den Strom einer Voltaschen Kette durch den einer magneto-elektrischen genau compensirte, und dann die elektromotorische Kraft eines jeden Stroms für sich nach der Ohmschen Methode bestimmte, nämlich: die Kraft des Voltaschen Stroms mit Hülfe der Formel (2) und die des magneto- elektri- schen Stroms, in dessen Kette offenbar kein Rückstrom angenom- men werden kann, mit Hülfe der Formel (1). Elektrische Ströme, die einander aufheben, besitzen bekanntlich gleiche elektromoto- rische Kräfte; man mülste also, wäre die De la Rive’sche Hy- pothese richtig, durch das angezeigte Verfahren einen gleichen Werth für beide Kräfte erhalten, im entgegengesetzten Fall aber die Voltasche Kraft doppelt so grols finden als die magneto- elektrische. Leider hat der Verf. wegen Mangels einer mag- *) Aus demselben Grunde kann hier das Problem vom Maximum der Stromstärke zu keiner Entscheidung führen; obwohl die Auflösung desselben, theoretisch betrachtet, verschieden ist, je nachdem man die eine oder andere Ansicht zum Grunde legt. Gemäfs der Formel (1) würde nämlich, wie noch neuerdiogs vom Verf. entwickelt wor- den, um mit einer gegebenen Plattenoberfläche und für einen gegebenen Widerstand 7 des Schliefsleiters, das Maximum der Stromstärke zu erlangen, die Plattenzahl 27 der zu erbauen- den Säule so zu wählen sein, dafs \ ru rs nach Formel (2) erhielte man dagegen das Resultat: nr = 2r. Es ‚müfste also die Säule, damit ihr Strom das Maximum der Stärke erreichte, nach der zweiten Ansicht den doppelten Widerstand des Schliefsdrahts gewähren, während nach der er- sten nur der einfache erforderlich und hinreichend ist. Aber wie gesagt: ob dieser Schlufs rich- tig sei, ist nicht durch Messungen zu ermitteln. 157 neto-elektrischen Maschine wie sie hiezu erforderlich ist, nämlich einen solchen, die einen Strom von constanter und beliebig ab- zuändernder Intensität liefert, diesen interessanten Versuch nicht anstellen können. Indels ist dieser Versuch auch nicht nothwendig. Man kann auf einem andern Wege eben so sicher, und dazu viel einfacher zum Ziele gelangen. Dieser Weg wird ebenfalls von den For- meln (1) und (2) an die Hand gegeben. Klar ist nämlich, dafs, wenn man r, den Widerstand des Schliefsdrahts, um eine gewisse Grölse o vermehrt, und r’, den Widerstand in der Flüssigkeit, um dieselbe Gröfse 9 vermindert, oder, umgekehrt, den ersten Widerstand um 9 verringert und letzternn um 9 vergrößsert, diese Operation gemäfs der Formel (1), also gemäfs der gewöhnlichen Ansicht, keine Änderung in der Intensität des Stromes hervorbringen darf, dagegen aber, nach der Formel (2), also nach der De la Rive’schen Hypothese, im ersten Falle eine Schwächung im letzteren eine Verstärkung, der Intensität des Stroms zur Folge haben mufs. Man ersieht dies leicht, wenn man die angezeigte Veränderung mit der For- mel (2) vornimmt; sie wird alsdann: k' k' Il ll 22 NL m DI I (ro) +(r zo) 2r+r'to während J der Formel (1) dadurch unverändert bleibt. Die Anwendung dieses Verfahrens erfordert nur, dafs man die Widerstände r, r’ um eine wirklich gleiche Gröfse ö ver- grölsere oder verringere. Dies kann nun offenbar nicht anders als durch eine Flüssigkeit geschehen, und zwar durch eine Strecke von derselben Flüssigkeit, welche bereits zwischen den Platten der Kette befindlich ist. Man hat also mittelst ein Paar homo- gener Platten eine Strecke dieser Flüssigkeit, von gleichem Quer- schnitt mit der zwischen den Erregerplatten, in den Schliefsdraht einzuschalten, und dann abwechselnd diese Strecke um ein Ge- wisses zu verlängern und zu verkürzen, während man zugleich die Flüssigkeit zwischen den Erregerplatten um eben so viel ver- kürzt oder verlängert. In der Flüssigkeit zwischen den homoge- nen Platten kann offenbar nur ein einfacher Strom vorhanden sein, wie in dem Schliefsdraht selbst; mithin wird durch deren 158 Einschaltung nichts in den obigen Schlüssen geändert. Bleibt nun bei eben erwähnter Verlängerung und Verkürzung die Intensität des Stroms ungeändert, so ist also die gewöhnliche Ansicht rich- tig, erleidet dagegen die Stromstärke eine Änderung in dem an- gezeigten Sinne, so gilt dasselbe von der Dela Rive’schen Hy- pothese und es findet dann also wirklich ein Rückstrom in der Säule statt. Der Verf. hat mehre Reihen solcher Versuche mit aller Sorgfalt und Unpartheilichkeit angestellt und zwar auf folgende Weise. Er nahm zwei parallelepipodische Glaskasten, beiläufig von 64 Zoll Länge, 14 Z. Breite und 4 Z. Höhe, deren obere abgeschliffene Ränder durch aufgeklebte Papierskalen in pariser Linien eingetheilt waren. Der eine Kasten diente zur Aufnahme der Erregerplatten, der andere zu der der homogenen Zwischen- platten. In den ersteren, an einem Ende, wurde ein mit Salpe- tersäure gefüllter Thoncylinder gestellt, und in diese Säure eine Platinplatte getaucht; der Rest des Kasiens wurde mit verdünnter Schwefelsäure gefüllt und in diese eine Platte von unamalgamir- ten Zink gesteckt. Der zweite Kasten enthielt blofs verdünnte Schwefelsäure und zwei unamalgamirte Zinkplatten. Ein dünner Kupferdraht verband die positive Erregerplatte mit einer der Zwi- schenplatten, während die zweite und die Platinplatte mit der Si- nusbussole verknüpft waren. Der Verf. hat diese Vorrichtung gewählt, um, was hier nö- thig ist, sowohl die Polarisation der Zwischenplatten möglichst zu vermeiden, als auch einen Strom von genügender Beständigkeit zu erhalten. Beide Zwecke wurden dadurch, wenn auch nicht ganz scharf, doch wenigstens mit solcher Annäherung erreicht, dafs die Resultate der Messungen nicht zweifelhaft bleiben konnten. Übrigens waren die Platten sämtlich einen Zoll breit und deittehalb Zoll tief in die Säuren eingetaucht. Sie befanden sich einzeln eingespannt in die kleinen, früher vom Verf. beschriebe- nen Plattenhalter *), und konnten mittelst dieser und mittelst der Skale auf dem Rand der Kasten mit Bequemlichkeit und min- destens bis auf eine Achtel Linie genau in jeden erforderlichen Abstand gestellt werden. Die Salpetersäure war von 1,35 spec. *) Monatsbericht von 1941 S. 28. 159 Gew. Die verdünnte Schwefelsäure enthielt %, manchmal auch nur 4 ihres Gewichts an concentrirter Säure. Die Methode des Experimentirens war kurz die, dafs die Pla- tioplatte und die negative Zwischenplatte (d.h. die, an welcher der Strom Wasserstoff entband) stets ihre Stelle unverrückt be- hielten, die beiden positiven Zinkplatten äber dem Zwecke gemäls verschoben wurden. In nachstehender Tafel sind die Resultate einiger auf diese Weise ausgeführten Versuche zusammengestellt. Der ursprüng- liche Abstand der Platten von einander ist darin respective durch x und % bezeichnet. Dieser Abstand ward nicht gemessen, war auch nicht gleich von einer Versuchsreihe zur andern, da es dar- auf nicht ankam; wohl aber sah der Verf. sorgsam darauf, dals er bei jeder Reihe unverändert blieb, oder seine Veränderungen genau gemessen wurden. Diese Veränderungen, welche in der zweiten und dritten Spalte der Tafel respective für die Erreger- und die Zwischenplatten in pariser Linien angegeben sind, dür- fen wohl als bis auf 4 Linie richtig bestimmt angesehen werden. Welchen Einfluls sie auf die Stromstärke des Systems ausübten, ersieht man aus der letzten Spalte der Tafel. Nro. Gegenseitiger Abstand des der Stromstärke. Versuchs. Erregerplatten. Zwischenplatten. ee Eu ER ee VE ENGE. Reihe L. Schwefelsäure mit 4 conc. Säure. 1 x F sin 49° 8’ = 0,75623 2 z—6" 7+6" » 48°26' = 0,74818 3 x y » 48220’ = 0,74705 4 z+6" y— 6” n 48° 18’ = 0,74664 Reihe H. Schwefelsäure mit Z; conc. Säure. 5 x Y sin 53° 35’ = 0,80472 6 xz— 30” 1+30”. » 53°42’ = 0,80593 7 x Y » 53°55’ = 0,80816 8 72380” y n. 35° 25’ = 0,57952 160 Reihe IH. Schwefelsäure mit 7 conc. Säure. 9 x Y sin 49° 0’ = 0,75471 10 x— 830” +30” » 47055’ = 0,74217 11 x Y »„ 499 5 = 0,75566 12 x— 80” +30” » 47°50’ = 0,74120 13 x y+30” » 33°159 = 0,54829 Reihe IV. Schwefelsäure mit /; conc. Säure. 14 be Y sin 38° 0’ = 0,61566 15 x +36" y—36” m 38°43' = 0,62547 16 x Y n 37°35’ = 0,60991 1177 = +36” y n 26° 40’ = 0,44880 Reihe V. Schwefelsäure mit Z conc. Säure. 15 x Y sin 45° 5’ = 0,70813 19 x+42”" y—12” ».44°38 = 0,70257 20 x Y n. 44° 30’ = 0,70091 21 zx+42" y—12” » 45°13’ = 0,70978 bp) = y » 43° 54’ — 0,69340 23 z +42” y n.28° 24’ — 0,47562 Die Strecke, um welche die Flüssigkeit zwischen den Plat- ten beider Zellen respective verlängert und verkürzt wurde, be- trug, wie man sieht, bei der ersten Reihe 6 par. Linien, bei der zweiten und dritten 30, bei der vierten 36 und bei der fünften 42 Lin. Die den Widerständen r und r’ respective hinzugefügte und entzogene Grölse og war also, besonders in den vier letzten Versuchsreihen, eine ganz bedeutende; aber dennoch schwankte in allen Versuchen, in denen bei diesen Verschiebungen die Summe der Abstände zwischen den Platten unverändert blieb, die Strom- stärke so wenig, dals man die Unterschiede nur Beobachtungsfeh- lern oder zufälligen Umständen zuschreiben kann. Es legen demnach diese Messungen einen, wie der Verf. glaubt, vollgültigen Beweis dafür ab, dafs in der Voltaschen Säule kein solcher Rückstrom existirt, wie Hr. De la Rive voraussetzt. Die kleinen Schwankungen, welche man in den Intensitäten erblickt, haben ihren Grund zuvörderst darin, dafs es unter den angegebenen Umständen nicht gelang, einen ganz constanten 161 Strom zu erhalten. Immer zeigte derselbe, auch wenn die Stel- lung der Platten nicht verändert wurde, eine Neigung zur Ab- nahme, sei es nun, dafs ungeachtet des ziemlich lebhaften Angriffs der Säure auf die Zwischenplatten, diese dennoch einen gewissen Grad von Polarisation annahmen oder dals sie durch das an ihrer Oberfläche sich bildende Oxyd den Widerstand vermehrten. Die- ses Umstandes wegen, beschränkte der Verf. sich bei jeder Reihe, die übrigens immer mit frisch gescheuerten Zinkplatten und ge- wöhnlich auch mit frischer Säure angefangen wurde, auf die Messungen, die in den ersten 10 oder 15 Minuten ausgeführt werden konnten. Der Verf. hatte indels dazu noch einen zweiten Grund. Je länger er nämlich eine Reihe von Messungen fortsetzte, desto deutlicher stellte sich eine regelmälsige, zwar nicht bedeutende, aber doch ganz merkbare Ungleichheit in der Stromstärke her- aus, in der Weise, dals sie in den Fällen, wo das o für r’ ad- ditiv war, d.h. der Abstand der Erregerplatten eine Vergröfse- rung, und der der Zwischenplatten eine gleiche Verringerung erlitten hatte sich beständig etwas gröfser erwies als in den um- gekehrten Fällen. Man sieht dies in der Tafel besonders aus den Versuchen 9 und 11, verglichen mit denen 10 und 12, fer- ner aus dem Versuche 15 verglichen mit 14 und 16; und solcher Beispiele hätte Verf. noch mehre mittheilen können. Diese Unterschiede schlagen allerdings nach einer für die De la Rivesche Hypothese günstigen Seite hin, denn zufolge dieser Hypothese muls die Stromstärke wachsen, wenn man statt rund r’ setzt: r —o und r+g. Es ist indels bald einzuschen, dafs‘ erwähnte Unterschiede in diesem Bezuge keine Beachtung verdienen, denn erstlich sind sie viel zu klein, als dals sie.der Hypothese des Genfer Physikers eine wahrhafte Stütze gewähren könnten, und zweitens haben sie auch, wie gleich gezeigt wer- den soll, einen andern, sehr natürlichen Grund. Wie wenig nämlich auch das Thongefäls, für sich, von der darin. enthaltenen Säure durchsickern lassen mag, so tritt doch, sobald es von einer zweiten Flüssigkeit umgeben ist, eine Diffu- sion, ein gegenseitiger Austausch derselben ein, vermöge welcher dann, in den vorliegenden Fällen, die Schwefelsäure in kurzer Zeit mit einem ganz beträchtlichen Antheil Salpetersäure ange- 5rr 162 schwängert wird. Man kann dies in den obigen Versuchen schon an den Zinkplatten erkennen, da die in der Erregerzelle sichtlich unter einer geringeren oder ruhigeren Gasentwickelung ange- griffen wird als die beiden in der Zwischenzelle. Durch diese Beimengung von Salpetersäure wird nun die Schwefelsäure in der ersten Zelle etwas leitender als die in der zweiten, und folg- lich werden beide in Strecken von gleicher Länge und gleichem Querschnitt nicht mehr einen ganz gleichen Widerstand gewäh- ren, was sie, den Bedingungen des Versuchs gemäfs, thun sollen, - und zu Anfange desselben auch wirklich mit grolser Annäherung thun. So wie aber die Schwefelsäure zwischen den Erreger- platten die zwischen den homogenen Platten an Leitungsfähigkeit übertrifft, mufs schon nach der Formel (1), also nach der ge- wöhnlichen Ansicht, die Stromstärke in dem Falle (r— 2) + (r’+ e) grölser sein als in dem (r +2) + (r'— 2). Dafs diese Erklärung richtig sei, ergiebt sich zur Genüge aus der fünften Versuchsreihe, verglichen mit der vierten. Diese vierte Reihe zeigte die erwähnten Unterschiede in beträchtlichem Maafse, besonders in ihrem späteren Verlaufe, welcher nicht mit- getheilt wurde. Der Verf: unterbrach sie daher, nahm die Platten heraus, mischte die Schwefelsäure der einen Zelle wohl mit der der andern, damit beide wieder eine vollkommen gleiche Zusammen- setzung bekämen, und stellte darauf die Platten wieder hinein. Von den nun gemachten Messungen, welche in der Tafel als fünfte Reihe aufgeführt sind, zeigten, besonders die erstern, die erwähnten Unterschiede in der Stromstärke nicht mehr, oder in weit geringerem Grade. Ein letzter Beweis, dals diese Unterschiede nur dem ange- gebenen Umstande ihre Entstehung verdanken, geht aus den Ver- suchen 8, 13, 17, 23 hervor. Bei diesen wurde der Abstand der einen Platten (der Erregerplatten, aulser bei No.8.) um respective 30, 36, 42 Linien vergröfsert, ohne dals in dem Abstand der anderen Platten eine entsprechende Verringerung stattfand. Welch bedeutenden Einfluls diese Veränderung, die nach beiden Ansich- ten eine Vergröfserung des Gesammt-Widerstandes bewirken mulste, wirklich auf die Stromstärke ausübte, ist zur Genüge aus der Tafel ersichtlich; eine nahezu eben so grolse, nur entgegen- gesetzte Veränderung d.h. Zunahme, hätte aber die Stromstärke 163 in den Versuchen 5, 7, 9, 11, 15, 17, 19, 21 zeigen müssen, wenn die De la Rive’sche Hypothese begründet wäre. So überzeugend die bisher angeführten Versuche gegen diese Hypothese sprechen, so thun sie doch solches nur indirect. Ge- radezu beweisen sie nur die Richtigkeit der gewöhnlichen Ansicht von der Constitution des Voltaschen Stroms, indem sie darthun, dafs, wenn man die Widerstände r und r’ in r&2 und ’ 2 übergehen läfst, die Stromstärke ungeändert bleibt. Es ist indefs sehr leicht, die Versuche so einzurichten, dals sie einen directen Beweis von der Unrichtigkeit der De la Ri- ve’schen Hypothese gewähren. Dazu bedarf es weiter nichts, als dafs man die Widerstände r und ” nr #%o und’ ze verwandelt. Dann mufs nach eben genannter Hypothese die Stromstärke ungeändert bleiben, da e 14 ei‘ 14 Fe ırt4e)+ (re) “ 2rHr während die gewöhnliche Ansicht eine bedeutende Änderung in dieser Stärke verlangt. Die folgenden, dem Zwecke gemäls eingerichteten, sonst aber ganz wie früher angestellten Versuche werden zeigen, wel- che der beiden Ansichten die Erfahrung für sich hat Nro, Gegenseitiger Abstand des der Stromstärke. Versuchs. Erregerplatten, Zwischenplatten, ee te en 5 NE 1 & y sin 37° 58’ = 0,61520 2 al" +2” m 55° 8 — 0,82048 3 B Y » 39° 4’ = 0,63022 4 48” y-p20" m 56°27 = 0,83340 u 4 » 40° 2’ = 0,64323 6 x" y2” n 57035 = 0,84417 7 x Y » 40° 24 = 0,64812 8 zx—48" y+2W”" » 5755’ = 0,84728 Man sieht, eine Verschiebung der positiven Erregerplatte um 48 Linien, combinirt mit einer halb so grolsen Verschiebung der positiven Zwischenplatte in entgegengesetzter Richtung, liels kei- neswegs die Stromstärke ungeändert, wie es die Hypothese des 164 Hrn. De la Rive verlangt, sondern war von einem so überwie- genden Einfluls auf dieselbe, dals dagegen die kleinen Unsicher- heiten, die aus nicht völliger Gonstanz des Stroms (der, wie zu ersehen, hier ein etwas steigender war) oder aus der Vermischung der Säuren in der Erregerplatte entspringen, gar nicht in Be- tracht kommen. Diese Versuche liefern demnach den directesten und unzweifelhaftesten Beweis gegen das Dasein eines Rückstroms in der Voltaschen Säule. * * > Aufser der so eben, sicher genügend, widerlegten Hypothese macht Hr. De la Rive noch eine zweite verwandter Art, die man leicht mit der ersten verwechseln kann, und wohl auch manchmal verwechselt hat. Es ist die: dafs immer ein mehr oder weniger grofser Theil der angeblich durch Auflösung des positiven Metalls entwickelten oder getrennten Elektricitäten sich an der Oberfläche dieses Metalls unmittelbar wieder vereinige, also nichts zum Strome beitrage. Mit dieser, im Grunde mit der .Faraday’schen von localer chemischer Action zusammenfal- lenden Hypothese hat der Verf. indefs nicht die Absicht, sich in gegenwärtigem Aufsatz zu befassen. Er erlaubt sich nur noch zu bemerken, dafs beide Hypothe- sen, angenommen sie wären gegründet, weder für noch wider die Lehre vom chemischen Ursprung der Voltaschen Elektricität etwas zu beweisen vermögen, da kein Grund vorhanden ist, wa- rum man sie nicht auch, wenn es nötbig sein sollte, mit der Lehre vom Contacte verbinden könnte. Glücklicherweise bedarf aber diese Lehre weder der einen noch der andern. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Übersicht der Arbeiten und Veränderungen der schlesischen Ge- sellschaft für vaterländische Cultur im Jahre 1841. Bres- lau 1842. 4. Mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars der naturwissen- schaftlichen Section dieser Gesellschaft, Hrn. Göppert d. d. Breslau 20. Mai d. J. 165 Bericht über die Verhandlungen der naturforschenden Gesell- schaft in Basel vom Aug. 1838 bis Juli 1840. IV. Basel 1840. 8. Report of the 11! meeting of the British Associalion for the advancement of Science; held at Plymouth in July 1841. London 1842. 8. Thomas Henderson, asironomical Observalions made at the Royal Observatory, Edinburgh. Vol. 4 for the year 1838. Edinb. 1841. 4. Aleide d’Orbigny, Paleontologie frangaise. Livrais. 39. 40. Paris. 8. , Paleontologie franc., — Terrains jurassiques. av. 1. ıb.;'8. Th. Panofka, Terracotten des Königl. Museums zu Berlin. Heft 7.8. Berlin 1842. 4. 20 Expl. E. Gerhard, Etruskische Spiegel. Hefi 8. ib. eod. 4. 20 Expl. Annali delle Scienze del Regno Lombardo-Veneto. Bimestre\. 1841. — Difesa del D. Ambr. Fusinieri dei suoi principj di Meccanica molecolare. Vicenza 1842. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 448. Altona 1842. 4. v. Schorn, Kunstblatt. 1842. No.33-36. Stuttg. u. Tüb. 4. Aufserdem waren eingegangen: Ein aus Berlin datirtes Danksagungsschreiben des Hrn. Waitz in Kiel für seine Ernennung zum Correspondenten der Akademie. Ferner ein Schreiben des Verwaltungs-Ausschusses des Fer- dinandeums zu Innsbruck, welches, des Gegenstandes halber, dem Director des Königlichen Mineralien- Cabinets zur Berücksichti- gung übergeben wurde. Ferner ein Danksagungs- Schreiben des Präsidenten des Athe- näums zu Treviso Herrn Japanni für die auf sein Ansuchen mitgetheilten Nachrichten über die Preufsischen Landwirthschafts- gesetze; so wie ein ähnliches der Philosophical Society von Phi- ladelphia für Übersendung der Abhandlungen der Akademie aus dem Jahre 1839 und die Monatsberichte vom Juli bis December 1840 so wie vom Januar bis Juni 1841. Ferner ein Schreiben des Geh. Hofraths Hrn. Kahle, Bür- germeisters in Schwerin, nebst Beilagen, seine handschriftlichen philosophischen Werke betreffend. —— Do Bericht | über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juni 1842. Vorsitzender Sekretar: Hr. Ehrenberg. 2. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Schott las über die naturgeschichtlichen Lei- _ stungen der Chinesen, als Einleitung zu seiner To- pograpbie der Producte des chinesischen Reiches. Die ‚Chinesen deren litterarische Bestrebungen von jeber ‚hauptsächlich auf Geschichte, Erd- und Naturbeschreibung ge- richtet waren, haben in diesen Fächern an Vollständigkeit, Ge- nauigkeit und objectiver Auffassung alle übrigen Asiaten über- flügelt. Die einfache und klare Vertheilung des von ihnen zu- sammengetragenen reichen Materials macht ‚die Benutzung ihrer Leistungen, wenn man die sprachlichen Schwierigkeiten über- ‚wunden hat, viel leichter, als die sonst fühlbare Abwesenheit ‚einer ächt systematischen Behandlung erwarten liefse. Ihre vor- nehmsten Werke, in. denen. wir über Naturproducte Aufschlufs erhalten, sind: 1) die eigentlichen Naturgeschichten, 2) Encyklo- pädieen und Wörterbücher, 3) Berichte über Reisen ins Ausland, 4) Erdbeschreibungen. 0 Eigentliche Naturgeschichten (oder besser, Naturbeschreibun- gen) werden in den Annalen der Dynastie Han zum ersten Male erwähnt; die ältesten, welche bis auf uns gekommen sind, gehö- ren aber in das 5te und 6te Jahrhundert n.C. Im Ganzen wird ihre Zahl auf einige vierzig berechnet. Die neueste, welche auf Vollständigkeit und Kritik den meisten Anspruch macht, das Pen- ts’ao-kang-mu des Li-schi-tschin, stammt aus dem '16ten Jahr- [1842.] 6 168 hundert und ist häufig aber unverändert wieder aufgelegt worden. Der Verf. benutzte alle seine Vorgänger, excerpirte eine fast unglaubliche Anzahl anderer Werke, und vollendete das seinige in 26 Jahren. Das Pen-ts’ao-kang-mu zerfällt in 52 Bücher. Jeder Artikel des Mineral-, Pflanzen- und Thierreichs enthält folgende Paragraphen: 1) die verschiedenen Namen des Natur- wesens, die es in China führt, häufig mit Angabe des Grundes, warum es so benannt worden, und, wenn es exotisch ist, mit Beifügung seines indischen, türkischen u. s.w. Namens. 2) Die. eigentliche Beschreibung, worin von der besonderen Heimat des Productes, seinen äufseren Merkmalen und übrigen nicht-medici- nischen Eigenschaften die Rede ist. Diese beiden Paragraphen sind gleichsam die uninteressirten Theile des Artikels, und zu Befriedigung reiner Wilsbegierde geschrieben. 3) Die medicini- schen Eigenschaften des Ganzen, auch wohl einzelner Theile. 4) Ein Elenchus aller Krankheiten oder körperlichen Zufälle, bei denen das Product mit Nutzen angewendet wird, nebst Anwei- sungen zum Gebrauche (Recepten). Diese populair -medieinischen Anhänge sind oft von weit grölserem Umfang als die beschrei- benden Paragraphen; man bemerkt hier, wie in anderen Gebieten, ein ungeduldiges Forteilen zum praktisch Nützlichen. Jeder be- schreibende Paragraph ist eine Art von Zeugenverhör: alle Auto- ritäten folgen einander in chronologischer Ordnung und die eigne Ansicht oder Erfahrung des Li-schi-tschin kommt gewöhnlich zuletzt. Falsche Angaben seiner Vorgänger werden entweder beiläufig oder in einer besonderen Zugabe mit der Überschrift: „Verbesserter Irrthum’”’ berichtig. Wo man von irgend einem Producte historisch nachweisen kann, dafs China seine Heimat nicht ist, bemerken dies die Naturforscher gewissenhaft, selbst wenn zwischen ihrer Zeit und der Epoche der Einführung ein ungeheurer Zeitraum liegt. Als Probe wurden einige Artikel aus dem Tbier- und Pflan- zenreiche, ganz oder auszugsweise übersetzt, mitgetheilt. Die encyklopädischen Werke der Chinesen sind äulserst zabl- reich und an Styl und Umfang aufserordentlich verschieden. Die Königl. Bibliothek zu Berlin besitzt eine der geschätzteren En- cyklopädieen, das San-ts’ai-t’u-hoei, dessen naturbeschreiben- der Abschnitt eine Auswahl von Producten der Naturreiche in 169 sauberen Abbildungen mittheilt. Die Beschreibungen selbst sind im Ganzen nur abgekürzte Artikel des Pen-ts’ao, doch bisweilen mit Modificationen und selbständigen Zusätzen. Unter den ency- klopädisch eingerichteten Wörterbüchern verdient besonders das Buleku-bitche, oder der Spiegel der Mandju-Sprache, Erwähnung, dessen Definitionen bei Namen von Naturwesen oft zu wahren. Beschreibungen gesteigert sind. Die Königl. Bibliothek zu Berlin besitzt zwei geographische Werke, zwischen deren Abfassung ein Zeitraum von 700 Jahren liegt. Die Vergleichung derselben bietet in ethnologischer und naturbistorischer Hinsicht viel Lehrreiches, weil der Boden Chinas in der Zeit als das erstere erschien (vor ungefähr 900 Jahren) noch lange nicht so allgemein angebaut, so stark bevölkert war und die Bevölkerung keinen so einförmigen Typus hatte, wie in ihrer heutigen Abrundung und Concentration. Die Producte sind in Beiden nach der politischen Eintheilung Chinas, wie sie in ihrer respectiven Epoche bestand, topographisch verzeichnet; bei der Zusammenstellung muls man aber die alten Districte auf heu- tige oder Theile ‚von heutigen zurückführen. Diese Arbeit wird dadurch sehr erleichtert, dafs die local-bistorischen Abschnitte der Erdbeschreibungen immer bemerken, wie der betreffende District unter den verschiednen Dynastieen geheilsen oder zu was für einem grölseren Ganzen er gehört hat. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Bulletin de la Societ€ de Geographie, 2.Serie. Tome16. Paris N 184. 8. „Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’ Academie des ‚,. Sciences 1842.. 4. Semestre. Nr. 16-18... 18. Avril-3. Mai. . Paris. 4. Proceedings of the London electrical Society, Session 1841-2. Part4. London, Aprili. 1842. 8. Mit einem Begleitungsschreiben dieser Gesellschaft vom 1. März . d.J. J. Lamont, über das magnetische Observatorium der Königl. Sternwarte bei München. München 1841. 4. 170 Alcide d’Orbigny, Paleontologie Jrangaise. Livrais. 41. 42, Paris. 8. Alex. Brongniart et Malaguti, second ‚Memoire sur les: Kao- lins ou Argiles a Porcelaine., Paris 1841. 4. (Extr. des Ar- chives du Museum d’hist. nat.) Gay-Lussac ete., Annales de Chimie et, de Physique. 1842, Mars. Paris. 8. Annales des Mines. 3.Serie. Tome 20. (5. Livr. de 1841) Paris, Sept.-Oct. 8. Kart Kunstblatt A842. Nr. 37. 38. Stutig. ‘u. Tüb.) A P. Flourens, Recherches experimentales' sur les, Proprietes et les Fonctions du Systeme nerveux dans les ‚Animaux, wer- tebres. 2.Ed. Paris 1842. 8, rauhen Bullelin monumental, ou Collection de, Memoires sur les Mo- numents historiques de France publ. par M. de Caumont. Vol.8, Nr.9. Caen 1842. 8. A. de Quatrefages, Memoire sur la Bye de Duvernoy (Sy- napta Duvernaea A. de Q.) (Lu & l’Acad. des Scienc. le 12. Nov. 1841.) 8. wi Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. ohne Datum. H. E. Dirksen, Die Scriptores Historiae dugustae. ' Andeutun- gen zur Textes-Kritik und Auslegung ‚derselben. wu 1842. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf, d. d. 16. Mai c.:,; A.L. Crelle, über die Mittel und die nöthigen Bauwerke zur Reinigung der Städte und zur Versorgung derselben mit Wasser, mit besonderer Rücksicht auf die Stadt Berlin, als Beispiel. Theili. Von der Reinigung der Städte. Berlin 1842. 4, Aufserdem waren eingegangen: Ein Danksagungsschreiben der SocietE de Geographie zu Pa- ris für die empfangenen Abhandlungen der Akademie aus dem J. 1839 und die Monatsberichte vom Juli 1840 bis Juni 1841. Eine Einladung zur ungarischen Versammlung der Natur- forscher und Ärzte in Neusobl am 4. bis 9. August d.J. Ein Schreiben des vorgesetzten Hohen Ministerii v. 30..Mai, die antiquarische Reise des Hrn. Prof. Lepsius nach dem Orient betreffend und die zu gebenden Instructionen zur Begutachtung überweisend. 171 6. Juni. Sitzung der philosophisch -histori- schen Klasse. Hr. Ritter las über die Quellen des Tigris und den kartographischen Fortschritt der Kenntnils Vorder- asiens. 9. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Gerhard las: über die Minervenidole Athens. Bei einer grolsentheils sehr genauen Kenntnils über den Mi- nervendienst Attikas sind die Kultusbilder dieser Göttin bis jetzt nur unzureichend bekannt. Zwar liegt es nahe, aus den Gebäu- den der Akropolis wenigstens zwei, richtiger drei, Idole der pänathenäischen Göttin zu unterscheiden, denen Festgebräuche ge- widmet waren, nämlich die Polias, die Partbenos und die Athena- Nike. Überdiefs aber sind im unteren Theile Athens noch die lanzenwerfende Pallas des angeblich aus Troja stammenden Palla- dions und die Athene Skiras bemerkenswerth, welche von The- seus bei der Heimkehr aus Kreta gegründet wurde. Begriff und Bildung dieser verschiedenen Minervenidole las- sen sich aus schriftlichen Spuren und Kunstdenkmälern mit ziem- - licher Gewilsheit bestimmen. Das erechtheische oder vom Him- mel gefallene Schutzbild der Athena Polias wird wiedererkannt in gewissen thronenden Göttinnen, die sich häufig in attischen Gräbern finden; die Bedeutung des Himmelsgewölbes durch den Polos auf ihrem Haupt und das Medusenhaupt, welches dann und wann ibre Brust schmückt (*), berechtigt uns, diese Idole tbeils als Gäa Olympia zu benennen (**); theils aber auch der Athena Polias beizumessen. Während in diesem Idol Minervens Schöpfungs- kraft vorzugsweise gemeint und durch den Peplos versinnlicht ward, wie andremal durch die Spindel, war im benachbarten Tem- _ pel und Standbild der Parthenos der wahrhafte Charakter der Göttin hervorgehoben. Diese Parthenos war gerüstet und ste- hend, aber in ruhiger Stellung gebildet; ihr zur Seite hatte Phi- dias die Burgschlange abgebildet; wie sie auch in der Giustiniani- schen Statue zu sehen ist. Eine frühere Statue der Parthenos (*) Stackelberg, Gräber d. Hell. LVII, 1). (**) Prodromus S.29. 31. Hyperb. Stud. S. 63. 172 war im Perserbrand untergegangen; sie mulste im Ganzen der von Phidias wiederholten Bildung ähnlich sein und läfst vielleicht sich wiedererkennen in gewissen Votivreliefs (*), deren stehendes Minervenbild ohnerachtet der nebenher gefütterten Schlange un- möglich dem Sitzbild der Polias gelten kann. Der gemeinsame Götterbegriff, den jene beiden Idole in zwei verschiedenen Tempeln und Bildungen zur Anschauung brachten, fand sich vereinigt im dritten Minervenbild einer verbältnilsmälsig spätern Abkunft. Athena Nike hielt als streitbare Göttin einen Helm, als friedliche Mysteriengöttin einen Granatapfel in der Hand; dieser Göttin mochte der sogenannte Tempel der unge- flügelten Nike gewidmet sein, in dessen vorderstem Friese Mi- nerva als oberste Göttin prangte (**). Das attische Palladion läfst, wie jedes andre Minervenidol dieses Namens, nur lanzenschwingend sich denken. ‘Es befand sich auf der südöstlichen Seite der Burg, dem Delphinion und dem Tempel’ des olympischen Zeus benachbart. Wenn eine Ab- bildung desselben nachweislich ist, so ist sie es in sehr häufigen Exemplaren; im Idol der panathenäischen Preisgefälse (***), in welchem man irrig die Polias, wahrscheinlicher die Parthenos zu erkennen glaubte, ist seiner Bewegung zufolge vermuthlich das Palladion zu erkennen, zumal auch die Lokalität der panathenäi- schen Spiele dieser Ansicht zu Gunsten kommt. In Betreff der Athena Skiras hat die von O. Müller (}) geltend gemachte Sonderung zweier Heiligthümer und zweier Feste dieser Göttin Hrn. G. auf eine Ansicht geführt, laut wel- cher jene zwei Sommerfeste den Übergang bildeten vom Ernste der Panathenäen zum ausgelassenen Scherze der Thesmophorien. Dieses geschah erstens, vor der Sommerglut sich zu wahren, im Schirmungsfeste der Skirophorien; gewisse verhüllte Minervenbil- der (}}) scheinen die Göttin dieses Festes und des dabei bethei- ligten Tempels uns darzustellen. Ein zweites Fest, dem reichen "Segen des Jahres gewidmet, durch bacchischen Wettlauf, Frauen- (*) Müller Handb. d. Arch. 8.96, 13. (**) Über die zwölf Götter (Abh. d. Kgl. Akad, 1340) Taf. 1V, 2. (***) Monnm. d. Inst. I, 2. Müller Handb. 99, 3, 1. (}) Allg. Eneyklopädie III, 10. 8.12. (tt) Statue der Villa Albani. 173 scherze und Würfelspieler gefeiert, waren die Skira; diesem Feste und dem ihr gehörigen Heiligthum entsprechen bewaffnete Pallas- bilder, wie sie auf Gefälsbildern würfelspielender Krieger (*) oder im Arm von Mänaden auf Gemmenbildern bemerklich sind, deren Idol dann und wann auch, zur Andeutung orgiastischen Übermuths, die Flöte bläst (**). Bemerkenswerth ist der Umstand, dafs diese beiden Idole der Skiras die Gesammtbeit des Minervenbegriffs in ähnlicher Weise getheilt zur Anschauung bringen, wie solches auf der Akropolis durch die beiden Idole der Polias und der Parthenos geschah. Dieser Umstand wird noch erheblicher, wenn wir erwägen, dafs solchergestalt der Kultus Minervens sowohl in ältester Zeit auf der kekropischen Burg, als auch durch spätere Ansiedlung, wie sie Theseus bezeichnet, im untern Theile der Stadt einen gleich- artigen Ausdruck gefunden hatte. Zwischen beiden Zeiträumen verschiedener Gründung eines und desselben Minervendienstes liegt die Einsetzung des Palladions, welches dem troischen Mythos zu Liebe zwar von Demophon, dem Sohne des Theseus, abgeleitet wird, wahrscheinlich jedoch zugleich mit dem Delphinion, das Theseus abbrach, einer ungleich früheren Zeit des ältesten Jonis- mus beizumessen ist. Sehr möglich, dafs diese älteste Zeit das Palladion im untern Theile Athens dem Sitzbilde auf der Burg gegenübergestellt, ganz wie es zu Rom der Fall war und wie auch zu Troja das berühmteste aller Palladien aufserhalb der Akro- polis gelegen zu haben scheint. Spätere Zeugnisse sind zwar da- gegen; doch zeigen Gemmenbilder vom Raub des Palladiums ne- ben Minervens Tempel ein Idol (***), welches wol nur auf den tbymbräischen Apoll, mithin auf ein aulserhalb Troja gelegenes Heiligtbum, sich deuten läfst. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Placido Portal, Storia di due casi d’allacciatura d’ar- terie. Napoli 1839. 8. ‚ intorno un ascesso al fegato guarito colla ineisione. ib. 1840. 8. 1.Vol. (*) Rapporto volcente not, 139. Vgl. Panofka in Bulletin d’Inst. 1832 p. 70 #. (**) Vgl. Müller Handb. $. 388,3. (***) Unerklärt gelassen bei Levezow: Ranb des Palladiums $. 21. 174 Ant. Nanula, Zettera al Ab. Aless. Casano. Palermo 1839. 8. Carmelo Pugliatti, Cenno critico sulle opere medico- chirurgiche di Placido Portal. ib. 1838. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Hrn. Dr. Placido Portal in Palermo vom 20. Febr. 1841. Kunstblatt 1842. No.39.40. Stuttg. 4. Käroly Sasku, Törpenyek alapludomänya. Pesten 1841. 8. (Theorie der Politik und der besten Constitution.) „ Boldog sagtudomany. Budan 1842. 8. (Theorie der Gesetze.) 1.Vol. Aufserdem waren eingegangen: Ein Schreiben des Herrn Ministers v. Bülow, Excellenz, in welchem der Akademie angezeigt wird, dals durch Verwendung des Herrn Grafen von Galen, Königlichen Geschäftsträgers in Stockholm, baldigst eine Mittheilung von Abschriften der neuer- lich in den Papieren König Gustavs des III. vorgefundenen Briefe Friedrichs II. erfolgen werde, und dafs der Königl. Schwedische Staatsrath Herr Ihre bereitwilligst auch die Mittheilung noch anderer ähnlicher Briefe aus dem Archive des Schlosses Drott- ningholm zugesagt habe. Herr Böckh übergab der Akademie einen Bericht des Hrn, Prof. Preufs über die ferneren Redactions- Arbeiten für die Herausgabe der Werke Friedrichs II. 16. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Müller las über die Eingeweide der Fische, zunächst über die Geschlechtsorgane der Knorpel- fische und über die Schwimmblase, mit Bezug auf einige neue Fischgattungen. Zur Beendigung der vergleichenden Anatomie der Myxinoi- den wurden Untersuchungen über die Eingeweide der Fische in weiterem Umfange angestellt, wovon der Verf. aulser den die Eingeweide der Myxinoiden erläuternden Abbildungen die auf die Geschlechtsorgane und Schwimmblase bezüglichen Beobachtungen vorlegte. I. Über die Geschlechtsorgane der Plagiosto- men. Die merkwürdige Äufserung von Aristoteles über die 175 Zeugung der Haifische, Naturgeschichte VI, 10, welche schon ein- mal der Gegenstand einer Untersuchung gewesen, liefert auch den Ausgangspunkt für die gegenwärtigen Untersuchungen. Es heifst nämlich an jener Stelle: Einigen (Haien) sind die Eier mitten zwischen den Eileitern angeheftet, so bei den Scyllien; weiterhin: der Dornhai hat die Eier unter dem Zwergfell über den Brüsten; und endlich: die aber unter den Haien glatte genannt werden, tragen die Eier mitten zwischen den Eileitern, gleichwie die Seyllien. Rondelet wiederholt die Angabe von den Scyllien. Bekanntlich ist der Eierstock der Acanthias wie gewöhnlich, und auch bei vielen anderen Haien und allen Rochen, doppelt, ein rechter und linker, aber es ist eine von Niemand bisher beob- achtete T'hatsache, dafs die Scyllien und der glatte Hai des Ari- stoteles, nämlich Mustelus und noch viele andere Haifische nur einen. einzigen und zwar rechten oder linken Eierstock besitzen, in ähnlicher Weise wie die meisten Vögel. Dieses ist es, was Aristoteles vor sich hatte, wenn er sagte, dals die Eier bei den Scyllien und glatten Haien mitten zwischen den Eileitern angeheftet seien, wenn es gleich gewils ist, dals Aristoteles die Hauptursache des Unterschiedes, nämlich die unsymmetrische Einfachheit des Eierstockes nicht wahrgenommen hat, und wenn er auch bei den Acanzhias nicht sagt, dafs die Eier, deren Lage er richtig angiebt, zwei getrennte Stöcke bilden. Der Unterschied ist ein durchgreifender nach den Familien der Haifische. Der Eierstock ist doppelt bei zwei Familien der Haien, den Haifischen ohne Afterflosse, Spinaces, Scymni und Squatinae und bei den Haien mit nur einer Rückenflosse und mehr als 5 Kiemenspalten Notidani. Einfach aber ist der Eierstock bei der Familie der Sceyllien oder bei den eierlegenden Haifischen und bei der ganzen Familie von Haien, die mit einer Nickhaut versehen sind, also den Carcharias, den Hammerfischen (Sphyrna), den Mustelus und Galeus und zwar ist der Eierstock in allen diesen Fällen unsymme- trisch. Er liegt zwar bei diesen Haien, wenn sie erwachsen sind und die Eier sich vergröfsern, ohngefähr in der Mitte, oder wie Aristoteles sagt, mitten zwischen den Eileitern, aber es ist nur das Ovarium der einen Seite, verschieden nach den Gattungen, so wie es auch bei den Myxinoiden einseitig ist, wo es in seinem 176 Gekröse an der rechten Seite des Darmgekröses hängt. Bei jun- gen Scyllien, Galeus, Mustelus, Carcharias,, Sphyrna lälst sich se- hen, dafs das Ovarium das rechte ist, und dals sein Gekröse mit der rechten Platte des Darmgekröses zusammenhängt. Bei den Scoliodon (Carcharias ohne Säge an den Zähnen) ist es hingegen der linke Eierstock. Abweichende ältere Angaben von doppelten Eierstöcken beruhen auf den auf diesem Felde so häufigen Ver- wechselungen der Gattungen. Bei den mit einer Nickhaut versehenen Haifischen hat der Verf. ein eigenthümliches 'epigonales Organ der weiblichen Ge- schlechtstheile gefunden, welches leicht mit den Eierstöcken ver- wechselt werden kann, es ist immer symmetrisch doppelt. Von der Wirbelsäule ziehen sich nämlich nach innen von den Eileitern zwei Bauchfellfalten herab, welche oben mit dem Darmgekröse zusammenhängen, so dals jede Falte an ihrer Seite des Gekröses fortläuft bis unter die Leber. Diese Falten enthalten eine kör- nige weilsröthliche Substanz, von jungen Eichen ist darin keine Spur, sie bestehen auch nicht aus Fett, die Substanz wird von kochendem Alkohol nicht aufgelöst. Die Organe reichen durch den gröfsern Theil der Bauchhöhle und zwar an der Seite, wo der Eierstock liegt, von unten bis an diesen heran, auf der an- deren Seite wo kein Eierstock, hört die Falte viel früher auf. Diese Organe sind bisher noch nicht bei weiblichen Haien beob- achtet worden, der Verf. hält sie aber für identisch mit einer bei männlichen Haien und Rochen seit Monro bekannten Substanz, welche vom Hoden und Nebenhoden sehr verschieden ist. Die inneren männlichen Geschlechtsorgane der Haien und Rochben be- stehen aus 3 verschiedenen Theilen, dem Hoden, dem aus gewun- denen Canälen bestehenden Nebenhoden und der am Hoden befind- lichen weilslichen secundären Substanz. Den Zusammenhang des Hodens und Nebenhodens hat der Verf. zuerst schon im Jahre 1836 nachgewiesen, so dafs der Nebenhoden nicht ferner als be- sondere Drüse angesehen worden. In neuerer Zeit ist dies durch die Beobachtung der Samentbierchen im Hoden und Nebenhoden bestätigt worden. Der Verf. beschreibt zuletzt die Verschieden- heiten im Bau der Eileiterdrüsen (Brüste von Aristoteles) in den verschiedenen Familien der Haien und Rochen (in der Fa- 177 milie der Haien mit Nickhaut sind sie schneckenförmig gebogen) und im Bau des Uterus. II. Über dieSchwimmblase. Die älteren Angaben über lungenartige Organe oder zellige Schwimmblasen bei Fischen von Severinus, Schoepf, Broussonet, Brodbelt hatten sich nicht bestätigt, aber Cuvier entdeckte eine wirkliche zellige Schwimmblase gleich der Lunge eines Reptils bei Zepisosteus und Amia. Hr. Müller bat diese Structur auch in einigen anderen Fischen gefunden. So bei der Gattung Erythrinus Gronov, wo er sie schon vor einiger Zeit anzeigte. Die Schwimmblase hat eine vordere und hintere Abtheilung, die Zellen befinden sich in der hinteren Abtheilung. Diese Beobachtungen waren an E. uni- taeniatus Ag. angestellt. Hr. Agassiz hatte bei Herausgabe der Pisces brasilienses von Spix die Schwimmblase eines Erythrinus, nämlich des E. macrodon Ag. untersucht, aber sie nur als grols angegeben, ohne eines zelligen Baues zu erwähnen. Hr. Valen- tin hat nun in Folge der diesseitigen Beobachtungen eine andere der von Hrn. Agassiz beschriebenen neuen Arten von Erythri- nen, die er von Hrn. Agassiz selbst erhalten, E. brasiliensis, untersucht, und bei dieser Art fanden sich keine Zellen der Schwimmblase, so dafs die von Hra. Müller beobachtete Bil- dung nicht bei allen Arten der Gattung vorzukommen schien. Will man den Begriff der Gattung wörtlich nach der Cuvier- schen Definition, d.h. mit hechelförmigen Gaumenzähnen neh- men, so bleibt die Zellenbildung der Schwimmblase in der That ein Gattungscharakter. Der dahin gehörende E. sawus Ag. ver- hält sich nämlich im zelligen Bau der Schwimmblase ganz so wie E. unitaeniatus. Hr. Agassiz hat aber den Begriff der Gattung insofern weiter gefalst, dafs er zur selbigen Gattung auch dieje- nigen seiner Erythrinen zählt, welche vor den. hechelförmigen Zähnen am Gaumen noch eine Reihe stärkerer kegelförmiger Gaumenzähne besitzen, wie sie Hr. Agassiz bei seinem E. ma- erodon und E. brasiliensis beschreibt. Hr. Müller hat beide Ar- ten untersucht, beide haben nichts von Zellen. Diese Erythrinen haben viel grölsere Hundszähne. Hiernach kann man die Erythri- nen in 2 Untergattungen zerfällen. ErYTHRInUsS Guy. Müll. Einfach hechelförmige Gaumenzähne. Die grölseren Hunds- 178 - zähne ‘unter den Kieferzähnen sind verhältnifsmälsig kurz, die Schwimmblase zellig. Arten 1. Erythrinus unitaeniatus Ag. Synon. Synodus erythrinus Bl. Schn., zufolge Un- tersuchung des Blochschen Originalexemplares. Die Exemplare mit der Längsbinde haben immer auch den dunkeln Fleck am Kiemendeckel, welcher bei Synodus erythrinus angegeben ist. 2. Erythrinus salvus Ag. MaAcrovon M. Vor den hechelförmigen Gaumenzähnen eine Reihe gröfserer kegelförmiger Gaumenzähne, unter den Kieferzähnen ein- zelne sehr grofse Hundszähne. Die Schwimmblase ohne Zellen. Arten 1. Macrodon Trahira M. Synon. Erythrinus Macrodon Ag. Synodus mala- baricus Bl. Schn. zufolge Untersuchung des Bloch- schen Originalexemplares. Dafs er aus Malabar kom- men soll, beruht offenbar auf einem Irrthum. 2. Macrodon brasiliensis M. Synon. Erythrinus brasiliensis Ag. In der Familie der Siluroiden kommen mehrere Fälle von zelligen Schwimmblasen vor, abgesehen von den kammerigen Schwimmblasen der Gattungen Bagrus und Arius Val. Hier ist die Schwimmblase durch unvollkommene Scheidewände inwendig nur in einige wenige grolse Abtheilungen gebracht, so dals 2 Reihen jederseits communicirender, in der Mitte getrennter Kammern entstehen, während eine unpaare vordere, aus wel- cher der Luftgang entspringt, beide Reihen verbindet. Dahin gehört auch was Cuvier (Lec. d’anat. comp.) die zellige Schwimmblase des Silurus felis L. nennt und abbildet. Aber beim Platystoma fasciatum fand der Verf. eine Verbindung des kammerigen Baues mit einem eigenthümlichen platten zelligen Saum an den Seiten und am hintern Umfang der Schwimmblase. In diesem verzweigen sich feine Luftcanäle, nach vorn bin ver- wandelt sich der zellige Saum jederseits in einen platten freien zelligen Flügel. Platystoma lima und coruscans haben nichts davon, sondern nur Kammern. | | | 179 Bei einer neuen Gattung von Welsen sind die zelligen Säume durch einen Kranz von kleinen Blinddärmchen ersetzt. Pimelodus macropterus Lichtenst. (Wiedem. Zool. Mag. I. 1819, p. 59) hat eine sehr kleine herzförmige platte Schwimmblase, an den Seiten und am hintern Umfang mit einem Kranze kleiner Blind- därmehen zierlich umgeben, vorn wo bei Platystoma fasciatum die zelligen Flügel abgehen, befindet sich jederseits ein sehr lan- ger weiterer Blinddarm. Dieser schon vor langer Zeit beschrie- bene Fisch, welcher in Hrn. Valenciennes Arbeit über die Welse fehlt, ‚bildet 'mit dem Pimelodus etenodus Ag. eine neue Gattung unter’ den‘ Siluroiden mit weiten Kiemenspalten, deren Charaktere folgende sind: Genus CALopnysus Müller et Troschel (Msc. über neue | Gattungen und Arten der Welse). Keine Zähne am Gaumen. Eine Reihe stärkerer Zähne am ‚ Oberkiefer und Unterkiefer, hinter welchen in dem einen oder andern noch eine Reihe kleinerer Zähne. Der erste ‚Strahl der "Bauchllosse, und Rückenflosse am Ende einfach ‚ gegliedert, ohne Zähne. Zugleich eine ‚lange Fettflosse. ‚6 Bartfäden. 7 Strahlen der Kiemenbaut, a Arten 1. Calophysus macropterus M.T. ‚„Synon,, Pimelodus macropterus Lichtenst.a.a. O. Am Oberkiefer eine Reihe (20). platter schmaler Zähne, hinter dieser eine zweite, Reihe‘ niedrigerer Zähne; im Unterkiefer nur eine einzige Reihe Zähne (30). ı 2.1 Calophysus ctenodus M, T. Pimelodus. ctenodus Ag. Eine der merkwürdigsten' Schwimmblasen "beobachtete der - Verf. bei einem 1819 von Hrn. Lichtenstein beschriebenen, seither vergessenen Fische, ' Pimelodus filamentosus Lichtenst. (Bagrus filamentosus Müll. Trosch.) Dieser Fisch, mit Bart- fäden dreimal länger als sein Körper, ‘hat zwei hinter einander liegende, ganz getrennte platte Schwimmblasen, beide durch und durch zellig, aus der vorderen geht der Luftgang, die hintere enthält nichts von einer gemeinsamen mittleren Höhle. Das ganze Innere besteht aus kleinen lufthaltigen Zellen. 180 Die zelligen Schwimmblasen schienen die Analogie der Lungen und der Schwimmblase zu bestätigen und besonders wurde ‚diese Analogie durch den mit Lungen und Kiemen zugleich versebenen Lepidosiren unterstützt, welcher von Hrn. Owen für einen Fisch erklärt wurde, indem er sich zugleich auf die zellige Schwimm- blase des Zepisosteus berief. Dies machte ‚es nothwendig, den Begriff beider Organe anatomisch und physiologisch festzustellen. Es lag am nächsten zum Begriff der Lunge ‚anzunehmen, dals sie von der ventralen Wand des Schlundes aus sich. 'entwickele, zum Begriff der. Schwimmblase, dafs sie von der.dorsalen: Wand: des Schlundes ausgehe. ‚ Aber ‚diese Ansicht .läfst‘ sich zufolge. ‚der vom Verf. angestellten Beobachtungen nicht mehr festhalten. ‚Bei den Erythrinen mündet der Lufigang der Schwimmblase in die Seite des Schlundes ein und bei Polypterus sogar in die, ventrale Wand. Hr. Geoffroy St. Hilaire, der die zellenlosen sackför- migen doppelten Schwimmblasen mit gemeinsam grolsem Schlitz im Schlunde beschrieben und abgebildet, hat diese merkwürdige That- sache übersehen und geradezu das Gegentheil angegeben, dafs die Öffnung sich im oberen Theil des Schlundes befindet, und die späteren Beobachter sind ihm auf diesem Irrthum’ gefolgt. Die- ses Organ öffnet sich also ganz wie eine Lunge in den Schlund. Die wesentliche Eigenschaft einer Lunge ist aber, dafs sich die Blutgefäfse darin wie in einem Athemorgan’vertheilen, dafs die Arterien, umgekehrt wie im übrigen Körper, dunkelrothes Blut zuführen, die Venen hellrothes Blut abführen. Dies ist bei Po- ypterus nicht der Fall. ' Die Arterien der Säcke entspringen aus der Kiemenvene der letzten Kieme, welche nur eine halbe Kieme ist; ihre Venen ergielsen sich in die Lebervenen. Die Lage der Mündung entscheidet also auch nicht, sie kann bei einer wahren Schwimmblase rund um den Schlund wandern. Aber auch die zelligen Schwimmblasen sind keine Lungen, denn. der ‘Verf. fand bei den Erythrinus, dafs. ihre Gefälse sich ganz verschieden von denen eines Athemorganes verhalten, dafs ihre. Arterien aus den Arterien des Körpers entspringen, ihre Venen in die des Körpers zurückgehen. Ebenso ist es an der zelligen Schwimmblase von: ‚Platystoma fasciatum und an dem aufser der Schwimmblase vorhandenen ventralen Luftkropf der Tetrodon. 181 Hierdurch ist bewiesen, dals die Schwimmblase in allen Fäl- len, mag sie zellig sein wie eine Reptilienlunge, oder nicht, mag sie ventral, lateral oder dorsal vom Schlund ausgehen, * Schwimmblase bleibt und dals Lungen und Schwimmblasen ana- tomisch und physiologisch völlig verschieden sind. Beiderlei Organe kommen darin überein, dals sie sich als Ausstülpungen aus dem Schlunde entwickeln, dies theilen sie noch mit anderen Bildungen mit den Tuben und Luftsäcken der Kehl- kopfgegend. Es giebt indels noch ein anderes gemeinsames Fun- dament ihrer Formation und in diesem muls man einen gewissen Grad von Analogie anerkennen, während man jede Ähnlichkeit in Bezug auf die physiologische Bedeutung der Lungen zur Re- spiration läugnen muls. Es giebt nämlich auch an den Lungen einen nicht respiratorischen Theil, die Luftröhre und ihre Äste. Dieser besitzt seine besonderen Blutgefälse, die vasa bronchialia, sie verhalten sich wie alle ernährenden Gefälse des Körpers und gerade entgegengesetzt den Lungengefälsen, es ist bekannt, dafs sich dieses nutritive System bis in die Substanz der Lungen ver- zweigt. Die Schwimmblase und ihr Gefälssystem kann daher dem nicht respiratorischen Theil der Athemwerkzeuge verglichen wer- . den. Stellt man sich vor, dafs bei einem Thier mit einem Lun- gensack das respiratorische Blutgefälssystem sich verkleinere bis es Null wird, so bleibt ein Sack übrig, der sich ferner nicht mehr von der Schwimmblase unterscheidet. In der vergleichenden Anatomie der Myxinoiden wurden die beiden entgegengesetzten Gefälssysteme auch an den Kiemen nach- gewiesen. Bei einigen Fischen mit weniger als 4 Kiemen wird ferner das respiratorische Gefälssystem an den kiemenlosen Kie- menbogen völlig auf Null reducirt d.h. an dessen Stelle ist ein Aortenbogen, und es bleibt nur das nutritive übrig. Bei Am- phipnous Cuchia Müll. (Archiv 1840) geschieht diese Reduction bis auf den Verlust der mehrsten Kiemen, so dafs nur am zwei- ten Kiemenbogen eine eigentliche Kieme bleibt, auch bei den nackten Amphibien geht zur Zeit der Verwandlung das respira- torische Gefälsystem der Kiemen, nämlich Kiemenarterie und Kie- menvene derselben völlig verloren und verwandelt sich in einen Aortenbogen. 182 So gewifs die Schwimmblase der Fische keine Lunge ist, eben so wenig kann die Entwickelung ‘einer wabren Lunge bei Fischen als unmöglich geläugnet werden. ‘Dem Wesen nach be- steht die Lunge aus einem Sack mit einem respiratorischen Ge- fälssystem. Dieser Sack kann an verschiedenen ‚Stellen gelegen sein, er kann von der ventralen Seite des Schlundes; ‚ausgehen, er kann aber auch auf jeder Seite des Schlundes ‘oder aus der Kiemenhöhle sich entwickeln, er kann innerhalb der Rumpfhöhle, er kann auch aufserhalb derselben liegen. Letzteres ereignet sich. in der That bei zweien Fischen. Taylor hat sie zergliedert: und gezeigt, dals sich die Blutgefälse auf den Säcken wie auf einem Athemorgan verbreiten, d.'h. dunkelrothes Blut zuführen und hell- rothes abführen. Die ‘Organe kommen bei einem Wels und einem Aal vor, die auf dem Lande zu athmen dadurch befähigt werden, gleichwie die Labyrinthfische ‚durch ihre Labyrinthkiemen ‚befä- higt werden auf das Land zu gehen. Der erste ist Silurus fos- silis Bloch, Silurus singio Buch., Heteropneustes fossilis Müll. Saccobranchus singio Val. Seine Athemsäcke gehen von der Kie- menhöble aus und liegen in den Rückenmuskeln. ‘Der zweite ist Unibranchiapertura Cuchia Buch., Amphipnous :Cuchia Müll. Hier sind der erste und vierte Kiemenbogen völlig kiemenlos, der dritte Bogen hat nur eine glatte Hautleiste ohne Kiemenblättchen, der zweite eine kleine Kieme. Der Luftsack geht jederseits von der Kiemenhöhle aus und reicht nicht weit über den Kopf hinaus. Taylor stelite dieses Thier zwischen die Fische und Amphibien, aber es ist ganz entschieden ein Fisch und steht Symdranchus (mit 4 Kiemen) am nächsten. Bei dem verwandten Monopterus ist schon der vierte Kiemenbogen kiemenlos und trägt statt des Kiemengefälssystems einen einfachen Aortenbogen. Hr. Walker hat den Cuchia in Bengalen neuerdings auch im lebenden Zu- stande untersucht, die Beobachtungen von Taylor bestätigt und hat bemerkt, dafs das Tbier Schleimporen am Kopfe wie andere Fische und kleine in der Haut versteckte Schuppen wie der Aal hat. Hr. Müller hat das Thier kürzlich trocken selbst untersucht. Die Gelenke der Wirbel sind wie bei Symdranchus, die Wirbel- körper haben conisch ausgehöhlte Facetten, wovon die vorderen sehr flach, die hinteren sehr tief sind. Der Schädel articulirt mit dem 183 ersten Wirbel, welcher letztere einen mittleren Gelenkkopf hat wie bei Symdranchus, aulserdem articuliren Kopf und Wir- bel wie auch sonst durch Seitenfortsätze. Die unpaare Kie- menöffnung soll nach Taylor in der Mitte durch eine Scheide- wand getheilt sein, was von Symdranchus abweichen und sich Monopterus nähern würde, es wurde aber keine solche Scheide- wand gesehen. Lepidosiren von Natterer entdeckt, hat keine Kiemenhöh- lenlungen, wie die vorgenannten, sondern eine eigentliche zellige Lunge mit einer unpaaren ventralen Stimmritze, wie aus den Un- tersuchungen der Herren Owen und Bischoff hervorgeht. Die Lungen erhalten dunkelrothes Blut aus der Kiemenarterie und die Lungenvenen geben das oxygenirte Blut in den Vorhof des Herzens ab, was für einen Fisch höchst eigenthümlich ist, da das oxygenirte Blut der Kiemenhöhlenlungen der beiden vorher erwähn- ten Fische nicht erst zum Herzen gelangt, sondern sich mit dem Blut der Kiemenvenen zum Arteriensystem des Körpers vereinigt. Lepidosiren paradoxa soll nach Hrn. Bischoff 2 Vorhöfe haben, wovon der eine das dunkelrothe Körpervenenblut, der andere das hellrothe Lungenvenenblut aufpimmt wie bei einem Amphibium. ‚Lepidosiren annectens hingegen soll nach Hrn. Owen nur einen gemeinschaftlichen Vorhof haben, der beiderlei Venen aufnimmt. Nach der ersten Angabe wurde das Thier für ein Amphibium, nach der zweiten für einen Fisch erklärt. Die von Bischoff beobachtete, von Owen geläugnete Perforation der Naslöcher kann nicht entscheiden, da einige Fische, die Myxinoiden wirklich einen durchbohrenden Nasengang besitzen. Einige waren geneigt, beide Thiere für ganz verschiedenen Klassen angehörend zu be- trachten. Ihr Äufseres und Inneres ist aber so völlig überein- stimmend, dals sie ohne Zweifel Arten einer und derselben Gat- tung sind. Der Verf. löset die Verwickelungen, in welche die verglei- chende Anatomie durch diese scheinbar anomalen Facta versetzt worden, durch die folgenden Combinationen, Consequenzen tie- ferer anatomischer und physiologischer Studien. Man konnte es bisher als einen durchgreifenden und funda- mentalen Unterschied der Amphibien und Fische ansehen, dafs bei jenen die Urinblase vor dem Mastdarm, bei diesen hinter ihm 6* 184 gelegen ist, dafs bei den Fischen die Urogenitalöffnung, wenn vom After geschieden, hinter demselben liegt. In beider Hinsicht ver- hält sich Zepidosiren als Fisch. Von jener Anordnung findet sich in der That unter den Amphibien keine Ausnahme. Aber das Branchiostoma lubricum (Amphioxus lanceolatus) stört diesen Plan unter den Fischen, da bei ihm die sonst vor dem Bauch ge- legene Kiemenöffnung in der Mitte des Bauches mit dem Porus zusammenfällt, durch welchen Samen und Eier abgehen, weit vor dem After. Da bei den Knorpelfischen regelmäfsig Öffnungen. der Bauchhöhle in der Nähe des Afters vorkommen, so kann, um jene Anomalie bei Branchiostoma zu erklären, der Porus abdo- minalis in der Mitte des Bauches als eine Fusion der Kiemen- spalte und jener Bauchspalten angesehen werden. Einen viel wichtigeren Unterschied der Amphibien und der Fische hat der Verf. in der Östeogenesis der Wirbelsäule gefun- den. Bei den Fischen entsteht die Wirbelsäule nach seinen Be- obachtungen aus 5 Theilen, einem centralen ringförmigen, der Ossification der Scheide der Chorda, zwei oberen und zwei un- teren sich damit verbindenden Stücken, wovon das obere Paar das Rückenmark umwächst und den oberen Dorn bildet, die un- teren am Schwanz um die Art. caudalis sich zum unteren Dorn verbinden, am Rumpfe aber in die den Fischen eigenen unteren Querfortsätze oder Querfortsätze der Wirbelkörper auslaufen und die Rippen tragen, wenn sie vorhanden sind. Andere Wirbel- thiere haben diese unteren Stücke nie am Rumpf, und (zuweilen) nur am Schwanze. Dieser fundamentale Unterschied ist für die Stellung der Zepidosiren entscheidend, denn sie verhält sich darin entschieden als Fisch. Was nun die Streitfrage über die Einfachheit oder Doppelt- heit des Vorhofes bei Zepidosiren betrifft, so glaubt der Verf., dafs die Stellung derselben von der Entscheidung dieses Punktes gar nicht abhängig gemacht werden kann, wie sich aus den folgenden Combinationen ergiebt: 1) Ein Thier, das 2 verschiedene Venenstämme, der Körperve- nen und Lungenvenen, in einen einfachen Vorhof des Herzens aufnimmt, hat dem Wesen nach eben so viele Theilungen des einfachen Vorhofes, da die Muskelsubstanz des Herzens sich bei allen Thieren auf einen Theil sowohl der Körper- 2) 3) 4) 5) 6) 185 wenen als der Lungenvenen fortsetzt und die Venenstämme bis an eine bestimmte Grenze sich selbstständig zusammenzie- hen, also in jeder Beziehung die Eigenschaften des Herzens theilen. Sobald also in einen einfachen Vorhof ein 'Körper- venenstamm und ein Lungenvenenstamm eingehen, so ist es durchaus eben so viel als wenn zwei Vorhöfe vorhanden sind, die eine gemeinschaftliche Basis haben, d.'h. deren Schei- dewand keine vollkommene Trennung bewirkt, und ‘umge- kehrt wenn letzteres, so ist es dem Wesen nach ganz das- selbe als wenn in einen Vorhof sich die Körpervenen und Lungenvenen ergielsen. Das Wesentliche im letztern Falle liegt weniger in der Einfachheit oder Doppeltheit des Vor- hofes, ‘als darin, dafs sich der Lungenvenenstamm zum Kör- 'pervenenstamm gesellt, was aber für alle Lungen charakteri- stisch ist, während es bei den Kiemen nie vorkommt. - Daher ist es ein Charakter der Kiemen bei Amphibien und Fischen, dafs die Kiemenvenen unmittelbar in die Körperar- 'terie sich ‘fortsetzen ‘und kein Herz dazwischen liegt, oder mit anderen Worten, dafs die Kiemenvenen nicht zum 'Her- zen wie die Körpervenen gehen. So verhalten sich auch die von den Kiemenhöhlen ausgehenden Luftsäcke des Hezero- pneustes und Amphipnous. Es ist ein Charakter der Lungen, aber deswegen nicht :allein der Amphibien, dals die Lungenvenen zu den Körpervenen ‘oder zum venösen Theil des Herzens gehen. Kiemenarterienast und Kiemenvenenast 'einer Kieme sind zu- sammen (nicht 'functionell sondern in der Metamorphose iden- tischer Theile) Äquivalent eines kiemenlosen Aortenbogens, sowohl bei Fischen als 'bei Amphibien, denn sie ‚werden in einander verwandelt. Dieser Fall ereignet ‘sich in der Ver- wandlung ‘der Amphibien und in gleicher Weise an einzel- nen Kiemenbogen des Monopterus, des Cuchia und der Le- pidosiren. Daher können in diesen Combinationen die Kiemengefäfse eines Kiemenbogens einem Aortenbogen und ein Aortenbogen den Kiemengefälsen eines Kiemenbogens substituirt "werden. Arterielle Äste von Kiemenvenen sind daher Aequivalente 7) 8) 9) 10) 11) 186 von Ästen eines Aortenbogens und beide können einander substituirt werden. Betrachtet man die Kiemenarterie und die Kiemenvene des letzten Kiemenbogens von Polypterus als einen Aortenbo- gen, so wird der Ast der Kiemenvene zur Schwimmblase Lungenarterie und die zur Leberhohlvene gehenden ‚Venen der Schwimmblase werden Lungenvenen. Es fehlt daher, damit die lungenartige Schwimmblase des Polypterus Lunge werde, nichts als dals das Capillarnetz des vierten Kiemenbogens eingehe und die Stämme der Kiemen- gefälse in einen Aortenbogen verwandelt werden, wie es bei Monopterus wirklich geschieht, dann hätte Polypterus eine Lunge, und dieser Schritt ist bei Zepidosiren geschehen. Die Kiemenhöhlenlungen sind Verlängerungen der respirato- rischen Kiemenblutbahn in die Kiemenhöhle, die sonst nichts davon aufnimmt und sonst nur eine nutritive Blutbahn hat, oder es sind Verlängerungen der respiratorischen Kiemen- blutbahn in sackförmige Verlängerungen der Kiemenhöhle. Das ist ihr Unterschied von den eigentlichen Lungen. Die Lungen im engern Sinne, wie sie unter den Fischen nur Lepidosiren hat, haben ihre Arterien aus der arteriösen Herz- kammer oder aus den Körperarterien, nämlich den Aorten- bogen und geben ihre Venen immer zum Herzen gleich den Körpervenen. Wenn die Lungen und Kiemen zugleich vorhanden sind, so entspringt die Lungenarterie nie aus den Kiemenvenen selbst, sondern es ist immer zugleich ein an den Kiemen vorbeigehender Aortenbogen vorhanden, der ehe er sich mit dem Zusammenfluls der Kiemenvenen zur Aorte verbindet, die Lungenarterie abgiebt, so ist es bei allen Proteiden, Hr. Owen hat zwar bei Siren lacertina das erstere abweichende Verhältnils gesehen, indels hat Hr. Müller bei Untersuchung der Siren lacertina den zur Lungenarterie gehörigen aus dem truncus arteriosus kommenden und wieder mit dem Zusam- menfluls der Kiemenvenen verbundenen Aortenbogen ge- funden. 187 Hr. Ehrenberg machte hierauf mündliche Mittheilungen über eine bisher unbekannte sehr grolse Verbreitung des mikroskopischen Lebens als Felsmassen im cen- tralen Nordamerika und im westlichen Asien. Durch Sendungen geognostischer Proben des Herrn Berg- raths Rulsegger in Wien an das Königliche Mineralien - Cabinet hatte Hr. Ehrenberg vor einiger Zeit Gelegenheit, die Gebirgs- massen des Antilibanon in characteristischen Stücken zwei Lo- kalitäten zu prüfen. Hieraus ergab sich, dafs diese Gebirgsmasse ein Kalkstein ist, welcher ganz und gar dem von Oberägypten darin gleicht, dals er wie dieser aus dicht gedrängten unsichtbar kleinen Polythalamien zusammengesetzt ist, die auch aus densel- ben Gattungen und Arten bestehen und fast immer sehr schön erhalten sind. Dazwischen sieht man die eigenthümlichen ellipti- schen gekörnten Blättchen und Ringe der Schreibkreide. Noch andere Proben des Antilibanon erhielt Hr. E. später durch Hrn. Bailey aus Nordamerika, wohin sie von Missionaren gebracht worden waren, die ganz in denselben Characteren über- einstimmten. Auf demselben Umwege erhielt er auch Proben des Gesteins vom Ölberge bei Jerusalem, worin schon Hr. Bai- ley auch dergleichen Polythalamien beobachtet zu haben ange- zeigt, und die sich an jene afrikanischen Formen ebenfalls an- reihen. In den von ihm selbst vom Libanon mitgebrachten Kalkstei- nen hatte Hr. E. hie und da auch Spuren von Polythalamien er- kannt, jedoch sind diese Felsmassen viel dichter und härter und der Untersuchung weniger günstig. Dagegen sind die Felsmassen von Hamam Faraun in Arabien von ihm schon früher als der ägyptischen gleiche Bildungen bezeichnet ‘worden und diese ge- ben sonach das Verbindungsglied zwischen dem Antilibanon und Ägypten ab, oder die ägyptischen Polythalamien - Kalksteine setzen sich über Hamam Faraun im sinaitischen Arabien bis zum Anti- _ Äibanon und bis Jerusalem in ganz gleicher Art und sehr auffal- lend starker Mächtigkeit fort. Noch auffallender und ausgedehnter aber sind die Erschei- . hungen und Wirkungen des unsichtbaren kleinen Lebens im cen- tralen Nordamerika. - 188 Hr. Prof. Bailey. von der Militair-Schule zu. West-Point in: New-York hat beobachtet, dafs die: Felsen, die am oberen Missisippi, am Siouw-Flusse und amı oberen Missouri bis gegen die Rocky -Mountains, welche das Missouri- Gebiet: vom: Oregan- Gebiete bei Neu- Californien trennen, die Oberfläche bilden;; zahl- reiche ähnliche mikroskopische Polythalamien: enthalten, wie die sind, welche Hr. Ehrenberg in der europäischen Kreide: gefun- den hat, hält diese Felsbildung für eine sehr ausgedehnte Kreide, und. hat, Proben. davon zur näheren Special - Bestimmung der For- men und Verhältnisse an: Hrn. E. eingesandt, welche dieser der Akademie vorlegte. Die sogleich von ihm vorgenommene Untersuchung hat er- geben, dals die eingesandten Proben der Kalkfelsen. des centralen Nordamerikas, die. einer Ausdehnung von mehr als 100 geogra- phischen Meilen angehören,, nicht nur darin: der europäischen Kreide gleichen,, dafs sie aus: mikroskopischen .Polyihalamien zu + bis $ ihres Volumens zusammengesetzt sind, sondern auch darin, dals sie in mehreren Arten derselben ganz übereinstimmen und dals sie besonders auch in dem Vorhandensein der kleinen elliptischen Blättchen und. Ringe samt deren Fragmenten als ausschliefsliche Zwischenmasse sich an diese nordeuropäische Kreide anschliefsen; Nur darin. bat Hr. E. einen Unterschied gefunden, dals in der Zwischenmasse sich stets kleine nadelartige Theilchen eingemengt finden. Dals es in New-Jersey und anderwärts in Nordamerika an- sehnliche Kreidelager gebe, war bisher durch die ersten Geolo- gen schon fest begründet, jedoch: waren es keine Schreibkreiden, sondern mehr‘ sandsteinartige Gebilde mit Resten von gröfseren in der Kreide sonst vorkommenden Organismen. Durch diese neuen Beobachtungen erweitert sich das Gebiet des Einflusses des. mikroskopischen: Lebens auf einen so grolsen Theil der festen. Oberfläche von Nordamerika, dals die dortige Bildung. des Festlandes der des nördlichen Afrika’s vergleichbar wird. Aufserdem zeigte. Hr. E. von Hrn. Bailey zugleich einge- sandte nordamerikanische. Bacillarien. vor, welche lebend in Berlin angekommen waren. _ 189 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: '"Comptes rendus hebdomad. des Seances de l’Acaddmie des Scien- ces 1842. 1.Semestre. Tome. 14. No. 19. 20. 9. et 16. Mai. Paris. 4. Theoph. Luc. Frid. Tafel, de via militari Romanorum Egne- tia, qua Illyricum, Macedonia et Thracia jungebantur. Tubing. 1842. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. Nr.449. Altona 1842. 4. I.W. Bailey, American Bacillaria Part1.2. 8. (From the Ame- rican Journal of Science and Arts Vol.41.42.) Aulserdem waren eingegangen: Ein Danksagungsschreiben des Hrn. Prof. Eschricht in Ko- penhagen für seine Ernennung zum Correspondenten der Aka- demie. Ein Schreiben der Akademie der Wissenschaften zu Paris, welches den Empfang des Monatsberichtes vom Februar dieses Jahres anzeigt. Ein Schreiben des vorgesetzten hohen Ministerii, die Reise des Hrn. Dr. Peters nach der Ostküste von Süd-Afrika und die zu gebenden Instruktionen betreffend. 20. Juni. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Magnus theilte die Resultate der Fortsetzung seiner Untersuchung über die Ausdehnung der Gase mit. Seitdem derselbe seine erste Abhandlung über die Ausdeh- nung der Gase der Akademie vorgelegt hat, ist eine Arbeit über denselben. Gegenstand von Hrn. Regnault in Paris bekannt ge- worden. Der Ausdehnungs -Coäfficient, welchen dieser für Atm. Luft zwischen 0° und: 100° erhalten hat, stimmt mit dem des Verf. bis auf 0,0002 überein. Beide haben nämlich 0,3665 für denselben gefunden, allein Hr. Regnault hat bei seinen Versu- chen die Temperatur des kochenden Wassers unter einem Druck von 0,76 Meter, der Verf. hingegen unter einem Druck von 28 Zoll Par. zu Grunde gelegt, und wenn man die Zahl des Verf: für den Druck von 0,76 Meter berechnet, so erhält man 0,36678. 190 Die Ausdehnungs-Co£fhcienten der übrigen Gasarten stimmen auf ähnliche Weise überein, mit Ausnahme der ‚schwefligen Säure; für diese hat Hr. Regnault 0,3669, der Verf. hingegen 0,3856 erhalten. Die grofse Abweichung dieser letzteren Zahl’ von den Ausdehnungs- Coäfficienten der übrigen Gasarten, liels befürchten, dafs die angewandte schweflige Säure vielleicht nicht hinreichend getrocknet war, um so mehr als dies durch geschmolzenes Chlor- calcium geschehen war, während Hr. Regnault sich hierzu mit Schwefelsäure befeuchteter Bimstein-Stücke bedient hat. Es wurde delsbalb der Ausdehnungs - Co@fficient der schwelligen Säure von neuem besimmt, indem diese wie es Hr. Regnault angiebt, durch concentrirte Schwefelsäure getrocknet wurde. Das Resultat war dasselbe als früher. Da Hr. Regnault bei seinen Versuchen eine grolse Glas- kugel angewandt hatte, der Verf. hingegen eine Glasröhre von viel geringerem Inhalte, so ‚schien es möglich, dals eine Verdich- tung an der Wand des Gefälses, die Verschiedenheit in den Re- sultaten hervorgebracht haben könnte. Es wurden delshalb einige Versuche mit einer Glaskugel von 996 Cub. Cent. Inhalt ange- stellt, aber auch diese lieferten denselben Ausdehnungs - Coefhicien- ten, so dals über die Richtigkeit desselben wohl kein Zweifel obwalten kann (*). In den vier hier folgenden Versuchen sind I. und II. mit einer Röhre von 80 Cub. Cent. Inhalt; IH. und IV. mit der oben erwähnten Kugel angestellt. I. 0,3847 II. 0,3839 II. 0,3849 IV. 0,3842 Mittel 0,3844. De Verf. hat ferner die absolute Ausdehnung der Amt. Luft verglichen mit der anscheinenden Ausdehnung des Quecksilbers, für Temperaturen die höher sind als 100°. (*) Bald nachdem diese Resultate der Physikalischen Klasse der Akademie mitgetheilt waren, ist hier die zweite Abhandlung des Hrn. Regnault über diesen Gegenstand eingetroffen, in welcher derselbe sein früheres Resultat zurücknimmt, indem er den Ausdehnungs - Coeflicienten der schwefligen Säure nunmehr auch gleich 0,3845 gefunden bat (Ann. de Chim. et de Phys. Ser. IH. T. V. 97). In derselben Abhandlung bestätigt auch HrRegnault die frühere An. gebe des Verf., dafs der Ausdehnungs - Coöficient des Wasserstoffgases, etwas geringer sei als der der atmosphärischen Luft. | 191 Die Herren Dulong und Petit haben bei ihrer Untersu- chung über diesen Gegenstand 0,375 als Ausdehnungs- Co@fficien- ten für die Luft zwischen 0° und 100° angenommen. Die von ihnen für die Vergleichung der Ausdehnung der Luft und des Quecksilbers mitgetheilten Werthe können daher nicht als richtig betrachtet werden; und da die Originalzahlen ihrer Versuche nicht bekannt gemacht sind und deshalb eine Correction derselben un- möglich ist, so 'schien eine neue Untersuchung dieses Gegenstan- des nothwendig. ? Es ist überraschend genug, dals die Zahlen, welche diese geliefert hat, dennoch sehr genau mit denen überein stimmen, welche die Herren Dulong und Petit erhalten haben, wie die folgende Tafel zeigt. | Anscheinende Ausdehnung Absolute Ausdehnung der Luft des nach: Quecksilbers. Dulong und Petit dem Verf. 100° 100° 100° 150° 148,7 148,5 200° 197,05 197,23 250° 245,05 245,33 300° 292,70 293,15 330° 319,67 360° 350,00 Es ist diese Übereinstimmung nur dadurch zu erklären, dafs diese Herren bei der Berechnung ihrer Versuche sich des Aus- dehnungs-Coefficienten von 0° bis 100° nicht bedienten, was _ mach der Beschreibung ihrer Versuche auch ganz wahrschein- lich ist, da sie die mit Luft gefüllte Röhre, nachdem sie sie er- wärmt hatten, jedesmal bis zur Temperatur der umgebenden Luft und nicht bis 0° abkühlten. Annales de Chim. et de Phys. 1. 245 und VII. 119. Vor Kurzem hat Hr. Regnault eine Vergleichung der Aus- dehnung der Luft und des Quecksilbers bekannt gemacht, bei welcher er jedoch zu anderen Resultaten gelangt ist. Es ist in- dels zu vermuthen, dafs die Verschiedenheit dieser Resultate von denen der Herren Dulong und Petit und des Verfassers in 192 der Art und Weise zu suchen ist, wie Hr. Regnault seine Tem- peraturen bestimmt. hat. Hr. Poggendorff sprach aulserdem über den Gebrauch der Galvanometer als Meflswerkzeuge. Wie bekannt erfüllen die Galvanometer, ungeachtet der man- nigfaltigen. Verbesserungen, die sie, seit ihrer Erfindung durch. den Verf. im .J. 1820, erfahren ‚haben, die Zwecke eines Melswerk- zeuges immer noch sehr unvollkommen, indem sie, wenigstens. geradezu, für die Stärke elektrischer Ströme nur ein sehr un- sicheres und beschränktes Maals gewähren. Selbst innerhalb der ersten zehn oder zwanzig Graden, für welche man in der Regel glaubt die Ablenkungen der Magnetnadel als proportional. den Stromstärken ansehen zu dürfen, ist die Beziehung zwischen diesen beiden Elementen streng genommen nicht so einfach oder leicht bestimmbar, und darüber hinaus wird sie vollends so ver- wickelt, dals man sie kaum noch theoretisch festzusetzen vermag. Ganz unmöglich wäre diels freilich nicht: hätte man alle erforderlichen Data (Länge und Gestalt der Drahtwindungen, Lage und Abstand derselben rücksichtlich der Magnetnadel, Gröfse, Ge- stalt und magnetische Vertheilung der letzteren), so liefse sich allerdings nach den zuerst von Ampere gegebenen Formeln eine solche Bestimmung ausführen, allein die Rechnung wäre aulser- ordenlich weitläufg und mühsam. Kaum würde sie auch der Mühe lohnen, denn immer bliebe das Resultat, wegen möglicher Fehler in den schwierig auszumittelnden Daten, ziemlich unsicher; und selbst wenn es richtig wäre, würde es nur einen ganz par- ticulären Werth besitzen, da es für jedes individuelle Instrument, ja sogar, bei einem und. demselben Instrument, für jede Höhe der Nadel zwischen den Windungen, für jede Änderung in der Vertheilung des. Magnetismus in der Nadel, von Neuem aufge- sucht [werden mülste. Daher hat man denn auch bisher keinen Versuch gemacht, die Intensitätsskale der Galvanometer theore- tisch zu bestimmen, sondern sich begnügt: mit experimentellen Methoden, die, wenngleich auch nur particuläre Resultate liefernd, doch darin wesentliche Vorzüge haben, dals sie weniger mühsam, also leichter wiederholbar sind, und zugleich grölsere Zuverlässig- keit gewähren. 193 Solcher Methoden besitzen wir mehre, namentlich von Bec- querel, Nobili und Melloni; von Becquerel haben, wir zwei, von Nobili gar drei. Alle diese Methoden haben das gemeinsam, dals sie zu ihrer Ausübung eine ganze Reihe von Strömen erfordern, die auf ver- schiedene Weise combinirt werden. Schon .diefs ist ein erheb- lieher Mangel derselben, denn dadurch werden sie so mühsam und langweilig, dals man sich schwerlich so oft zu einer Wieder- hohıng derselben verstehen wird als es nöthig sein kann. Über- diels liegen ihnen Bedingungen zum Grunde, die in der Praxis schwer oder gar nicht zu erfüllen sind, oder von deren Erfüllung man sich nicht vergewissern kann. Endlich gewähren auch die meisten, selbst wenn diese Bedingungen erfüllt sind, nur ‚ein ap- proximatives Resultat. Unter diesen Umständen hält der. Verfasser es für nützlich, eime Methode zu beschreiben, die wesentliche Vorzüge vor allen bisher angewandten besitzt und vielleicht allein rationell genannt werden kann. Sie erfordert zu ihrer Ausübung nur einen ein- zigen Strom von constanter Stärke (®), und ist eben so bequem und sicher als allgemein anwendbar. Das Princip dieser Methode läfst sich in wenig Worten aus- sprechen. Sie beruht darauf, dals man die Ablenkungen, welche die Drahtwindungen, im magnetischen Meri- dian liegend, bei verschiedener Stärke des durchge- leiteten Stroms, der Magnetnadel mittheilen, strenge herleiten kann aus denjenigen, welche sie, von einem und demselben Strom durchflossen, aber unter ver- schiedene Winkel gegen den magnetischen Meridian Bertelt, auf dieselbe Nadel ausüben. IN Die Anwendung dieser Methode erfordert also zunächst, dafs das Drahtgewinde des Galvanometers in horizontaler Ebene dreh- bar sei, und neben sich einen festen. Zeiger habe, mittelst wel- ches man den Betrag der Drehungen ablesen kann (**), Ist das 'o) Neuerdings hat Prof. Petrina in Linz eine Methode angegeben ($. v. Holger’s Zeit- schrift für Physik Bd. I. S. 171), die zwar auch diesen Vorzug besitzt, aber nicht allgemein ‚empfohlen werden kann, da das zum Grunde liegende Princip nur eine Annäherung gewährt. (**) Bei dem Galvanometer des Verf. dreht sich der Teller, welcher das Drabtgewinde trägt, in einem metallenen Centrum um eine metallene Axe, die durch ein Getriebe und eine Schraube 194 Instrument mit dieser Vorrichtung versehen und gehörig aufge- stellt, so hat man nur noch einen constanten Strom von zweck- mälsiger Stärke, am besten einen thermo-elektrischen, durch das- selbe zu leiten, das Drahtgewinde successiv unter verschiedene Winkel gegen den magnetischen Meridian zu stellen und die ent- sprechenden Winkel zwischen dem Drahtgewinde und der Magnet- nadel abzulesen. Gesetzt nun, es seien, für eine und dieselbe Intensität J des Stroms, die successiven Winkel zwischen dem magnetischen Me- ridian und dem Drahtgewinde: «+++ m”, + m’, 0, —m, —m,,7***, und die entsprechenden Winkel zwischen der Magnetnadel und dem Drahtgewinde: -»-« n", n’, n,n,, n,,***, so werden zuvör- derst die Winkel zwischen der Magnetnadel und dem magneti- schen Meridian respective sein: ««« n"-+ m”, n'’+- m’, n, n— m, n,—m,, *** Das Gleichgewicht zwischen den Wirkungen des elektrischen Stroms und des Erdmagnetismus auf die Magnetnadel bedingt nun, dafs J, multiplicirt mit einer unbekannten Function F eines der zweiten Winkel, gleich sei einer dem Erdmagnetismus proportionalen Gröfse M, multiplicirt mit dem Sinus des entspre- chenden der dritten Winkel. Man wird also haben: JF(n”) = M sin (n’-+m”) JF(n’) = M sin (n' +-m!) JF(n) = Msinn JF(n) = Msin (n, —m,) JF(n,) = Msin (n,— m, . 02 0 002 — ee oe. 0» Liegt dagegen das Drahtgewinde im magnetischen Meridian, und leitet es successive Ströme von der Intensität: +++ J”, J’, J, I, J,,***, welche die Ablenkungen: +++ n", n’, n, n,, n,, *** hervorbringen, so hat man: ohne Ende in Bewegung gesetzt wird. Eine solche Vorrichtung ist nothwendig, damit man eine sanfte, nicht wackelnde Bewegung bervorbringen könne. Genau genommen ist auch erforderlich: 4) dafs der Ständer, welcher die Nadel trägt, auf dem Teller stebe, damit er sich mit dem Drahtgewinde drehe und somit die Torsion des Fadens eliminirt werde, und 2) dafs die Draht- enden, welche sich nicht drehen können, durch Zusammenflechten aufser Wirkung auf die Nadel gesetzt, und durch die durchbohrte Drehaxe nach unten geführt werden, wie es bei der Sinus- bussole geschiebt. 195 J”F(n”) = Msinn” J’F(n) = Msinn’ JF(n) =Msinn JF(n) = Msinn, J,FR)= M sinn, Es bedarf also nur der Elimination der unbekannten Winkel- Funktionen, um aus diesen beiden Reihen von Gleichungen die den Ablenkungen: ++» n”, n’ u.s.w. entsprechenden Intensitäten ne. 7’, J’, u. s. w. in Function der Normal-Intensität J auszu- drücken. . Zur näheren Erläuterung der Methode theilt der Verf. fol- gende beispielshalber an seinem Galvanometer gemachte Messun- gen mit: beobachtet | beobachtet n--m n--m m | n m | n o [) [) o ° o + 19% 0 49% — 8 40 32 + 464 5 | sı+ |—19 45 |.26 432 | 10 1534 | 284 | 50214 | en u 55 | 18 a oe —_ ae oT due | a | u +13 30 | 43 61 70 9 +3 35 | 38 — 69 75 6 0 36 | 36 a, 80 4 Aus dieser Tafel ergeben sich nun, gemäls dem eben Gesag- ten, für den Fall, dals m = o oder das Drahtgewinde im magne- tischen Meridian liegt, folgende zusammengehörige Werthe von Ablenkungen und Stromstärken: 196 Ablenkung. ee Ablenkung. u 0 0,0000 10° 1,2130 5 0,1114 45 1,6130 10 ‚0,2160 50 2,0901 15 0,3220 55 2,6508 20 0,4370 60 3,5182 25 0,5643 65 4,7499 30 0,7331 70 | 6,0071 35 0,9316 75 9,2408 36 1,0000 80 14,1180 Diese Messungen werden sicher hinreichend sein, das Princip und die Vorzüglichkeit der neuen Methode ins Klare zu seizen, zumal wenn noch hinzugefügt wird, dafs die 18 Messungen, welche der vorstehenden Tafel zum Grunde liegen, ganz bequem inner- halb einer halben Stunde auszuführen sind (*). Was die zur Einheit angenommene Stromstärke betrifft, die im obigen Beispiele einer Ablenkung von 36° entspricht, so ist sie, innerhalb gewisser Grenzen, ganz willkührlic. Man kann dazu jede Stromstärke nehmen, die noch erlaubt, das n der ersten Tafel Null zu machen, d.h. die Drathwindungen in Parallelismus mit der Nadel zu bringen. Natürlich wird diels bei einem zu starken Strom nicht mehr möglich sein. Im obigen Beispiele war (*) Wie sehr diese Methode, in Bezug auf Bequemlichkeit, den bisher angewandten z.B. einer der besten von ihnen, der von Melloni, überlegen ist, mag daraus erhellen, dafs letztere, um das Galvanometer von 20° bis 44° für jeden vierten Grad zu graduiren, nicht ‘weniger als 7 Ströme von abgemessener Intensität und 13 Messungen erfordert, während erstere densel- ben Zweck mit Einem Strom und 7 Messungen erreicht. Dazu kommt noch, dafs die Methode des berühmten italiänischen Physikers nur eine Annäherung gewährt, streng genommen auf einem falschen Prineip beruht. Wenn er (Ann. de Chim, et Phys. TL.III. p.29) z.B. schliefst, dafs der‘Strom, welcher für sich eine Ablenkung von 24° giebt, weil er, dem Strome von 20° eutgegenwirkend, eine Ablenkung von 5°,1 liefert, um 5,1 Einheiten gröfser sei als letzterer oder sich zu diesem wie 20 + 5,1 zu 20 verhalte, so ist diefs nur eine Approximation, die stillschweigend eine Proportionalität zwischen den Ablenkungen und Stromstärken voraussetzt. Sind a,5 und 5—a die Kräfte, die respective die Ablenkungen «, ß,%y hervorbringen, so kann genau genommen a:5 nur dann @:@-+y sein, wenn auch @:5= «:ß. Es erfordert also diese Methode, dafs der Unterschied von B und «, so wie der Werth von % innerhalb der Gränzen von Kleinheit bleibe, zwischen denen diese Proportionalität noch annäherud ge- stattet ist. 197 zum erwähnten Parallelismus eine Drehung des Gewindes von 494° erforderlich; das Maximum dieser Drehung würde begreif- lich 90° sein. Bei Entwerfung der ersten Tafel, welche der zweiten zur Grundlage dient, ist es daher nöthig, sich zuvor durch den Ver- such zu überzeugen, dafs der angewandte Strom keine zu grofßse Stärke haben, um das Gewinde noch der Nadel parallel stellen zu können; sonst würde man die Intensitätsskale der zweiten - Tafel nicht mit 0° Ablenkung anfangen können. Es ist auch zweckmälsig die Messungen ‘von m und n mit diesem Parallelis- mus d.h, mit dem Nullwerthe von n zu beginnen, und die Dre- ‚hungen von dort an fortzusetzen, bis n den Werth von 80° oder den Werth, bei welchem man stehen bleiben will, erreicht hat. In dem obigen Beispiele wurden die Werthe von n oder von 5 zu 5 Grad bestimmt, und man hätte also die dazwischen- liegenden durch eine Interpolation auszufüllen. Besser ist es je- doch, diese Werthe von Grad zu Grad zu bestimmen, da die In- terpolation zwischen etwas weiten Gränzen immer einige Unsi- cherheit hat. Man sieht diefs deutlich, wenn man die Wirkung, welche das Drahtgewinde eines Galvanometers unter verschiede- nen Winkeln gegen die Nadel auf diese ausübt, durch eine Curve ausdrückt. Diese Curve ist gegeben durch die Werthe von n als Ab- seissen und die von sin (n-+m) als Ordinaten. Für den obigen "Fall hat man folgende Coordinaten: Abseissen. Ordinaten, Abseissen. | Ordinaten. n sin (2 + m) n sin (n + m) # 0 76,04 40° 52,99 } ö 78,26 45 43,54 # 10 80,39 50 36,65 6. 15 80,39 55 30,90 "zz 20 78,26 60 24,62 i? 25 74,90 65 19,08 ’ 30 68,20 70 15.64 35 61,57 75 10,45 36 58,78 80 6,98 198 Aus dieser Tafel erhellt, dals die Curve ihren Scheitel nicht über dem Nullpunkt zu liegen hat, sondern über einem Punkte zwischen den Abscissen 10 und 15, und dafs sie von da ab nach 0 hin eine Biegung herunter macht. Vollständig gezeichnet, d.h. auf der anderen Seite des Meridians bis zur Abscisse 90 fort- gesetzt, würde also die Curve zwei Maxima darbieten. Dieser, so viel der Verf. weils, bisher noch nicht bemerkte Umstand .ist nicht Folge von Beobachtungsfehlern; er. hat sich von seiner Wirklichkeit durch mehrmals wiederholte Versuche genügend überzeugt; er kann auch nicht blols seinem Galvano- meter eigen sein, denn offenbar entspringt er aus der Lücke, die man zwischen den Drahtwindungen läfst, um die Nadel in das Innere derselben zu bringen. Alle Galvanometer, die mit einer solchen Lücke versehen sind, und es möchte wohl wenige ohne dieselben geben (*), müssen auf die Nadel eine Wirkung ‚ausüben, die durch eine Curve mit zwei Maximis vorgestellt wird. Übri- gens entspringt daraus kein Nachtheil, sobald wenigstens die Ein- biegung nicht zu tief ist (**); nur wird es die Folge haben, dafs die Ablenkungen, selbst innerhalb der ersten zehn Grade, nicht, wie man gewöhnlich annimmt, der Stromstärke proportional sind, sondern in eine ziemlich verwickelte Beziehung zu diesen gera- then. Diefs ist jedoch für die eben beschriebene Methode ein gleichgültiger Umstand, da man durch sie, wie verwickelt diese (*) Die schon von mehren Physikern gemachte Beobachtung, dafs jeder Kupferdraht, selbst der eisenfreiste, im schwachen Grade magnetisch ist, und es deshalb unmöglich ist, eine recht astatische Nadel den Drahtwindungen parallel zu stellen, wenn diese eine Lücke haben und so- mit zwei Anziebungscentra darbieten, hat neuerlich Peelet veranlafst (Ann, de Chim. et de Phys. Ser. III. S.1I. p. 103), die Lücke fortzulassen und die Nadel an einem die Windungen um- fassenden Bügel aufzuhängen. Diese Vorrichtung würde die erwähnte Einbiegung der Curve nicht zeigen, aber sie hat anderweitige Nachtheile (beschränkt z.B. die Amplitude der Nadel sehr, wenn man sie nicht blofs einseitig machen will) so dafs kaum zu glauben steht, dafs sie allgemein in Gebrauch kommen werde. (**) Wäre /die Einbiegung zu tief, so könnte es geschehen, dafs an einer Stelle derselben die Tangente der Curve einen gröfseren Winkel mit der Abscissenlinie bildete als die Tangente der magnetischen Curve am Orte des gemeinschaftlichen Dunchschnittspunkts beider. Diefs würde die Folge haben, dafs dieser Punkt einem labilen Gleichgewicht zwischen der elektrischen. und magnetischen Kraft entspräche, und dafs sowohl auf der einen als auf der andern Seite desselben noch ein Durchschnittspunkt, entsprechend einem stabilen Gleichgewicht, vorhanden wäre. Das Dasein dieser drei Durchschnittspunkte zwischen beiden Curven würde die experi- mentelle Bestimmung der zusammengehörigen Werthe von m und z sehr compliciren. Bei der Gröfse, die man für gewöhnlich der Lücke zwischen den Drahtwindungen des Galvanometers giebt, ist indels eine so tiefe Einbiegung des Curve nicht zu besorgen. 199 Beziehung auch sein mag, immer die entsprechenden Werthe bei- der Elemente findet, so genau als es die Ablesungen auf dem Lim- bus erlauben, und so. dicht liegend als man es für nöthig hält, so > dafs man. sich jeder. unsichern Interpolation überheben kann. In dem Bisherigen zog der Verf., wie alle Physiker, die sich ‚mit diesem Gegenstand beschäftigten, immer nur die eine Hälfte der ‚Effect-Curve in Betracht. Es ist indels leicht zu er- achten, dals man die zweite, auf der anderen Seite des Meridians liegende Hälfte der Curve, wegen möglicher Unsymmetrie in der Gestalt der Windungen und in der Lage der Nadel, der ersten nicht unbedingt als gleich setzen kann. Will man also Ablen- kungen an der Nadel auf der anderen Seite des Meridians zu ver- gleichenden Messungen von Stromstärken benutzen, so erheischt die Vorsicht auch eine zweite Hälfte der Curve um die davon abhängige Intensitätskale nach der beschriebenen Methode genau zu. ‚bestimmen. Eben so ist nicht zu übersehen, dafs die Wirkung der Draht- 'windungen auf die Nadeln für jede Höhe derselben innerhalb der Windungen ‚eine andere ist, obwohl in der Mitte, wo das Maxi- mum liegt, eine kleine Änderung i in der Höhe keinen sehr erheb- lichen Einfluls auf jene Wirkung ausübt. Zur vollen Sicherheit ist es jedenfalls rathsam, nach bestimmter Intensitätsskale die Höhe der Nadel nicht zu ändern (der feste Zeiger kann dabei als Marke für die ungeänderte Höhe dienen), oder, wenn sie zufällig geän- dert sein sollte, die Bestimmung der Skale aufs Neue. vorzu- nehmen. Dasselbe mufs geschehen, so bald aus irgend einer. Ursache zu fürchten steht, dafs der Magnetismus der Nadel sich merklich geändert habe. Ist diese Nadel eine einfache, so kann sie frei- lich im Ganzen stärker oder schwächer magnetisch werden, ohne s diels, einen Einfluls auf die Messungen ausübt, da die Ein- wirkung des Stromes auf sie alsdann in demselben Maafse steigt und fällt als die des Erdmagnetismus. Aber es muls dabei die gnetische Vertheilung in der Nadel ungeändert bleiben, d.h. die magnetische Kraft eines jeden Punktes derselben in gleichem ‚Verhältnils zu- oder abnehmen, und dieser Fall läfst sich nicht so ohne Weiteres mit Gewilsheit voraussetzen. Ist ferner, wie gewöhnlich, das Galyanometer mit zwei, entgegengesetzt gerich- 6** 200 teten Nadeln versehen, so werden die Angaben desselben schon verändert, ohne dafs sich die magnetische Vertheilung in diesen Nadeln zu ändern braucht, sobald nur in der einen der Magnetis- mus im Ganzen in einem andern Verhältnils zu- oder abnimmt, als in der andern. Dieser Umstände wegen ist es durchaus nothwendig, die In- tensitätsskale des Galvanometers von Zeit zu Zeit zu prüfen, be- sonders nach Durchleitung starker Ströme, und eben deshalb muls die Methode der Prüfung und Berichtigung eine leicht ausführ- bare sein. Gerade in dieser Beziehung aber läfst die hier be- schriebene Methode nichts zu wünschen übrig. Wie weitläuftig sie auch in der Beschreibung aussehen mag: in der Ausführung ist sie eben so einfach als bequem. Eine halbe Stunde reicht vollkommen hin, um die zu einer Tafel wie die S. 195 erforder- lichen Messungen auszuführen, Messungen, die, wenn, was man wohl voraussetzen darf, das Instrument einen festen Standpunkt hat und der Strom constant ist, an Sauberkeit nichts zu wünschen übrig lassen. | Neben dieser Bequemlichkeit, die der beschriebenen Methode schon einen grofsen Vorzug vor den bisher angewandten verleiht, besitzt sie den noch gröfseren, dafs sie nichts voraussetzt, dessen Richtigkeit nicht sogleich vollkommen einleuchtete. Die Methode bleibt zwar immer eine experimentelle, indem sie von Erfahrungs- daten verwickelter Art ausgeht; aber in der Benutzung dieser Daten verfährt sie streng und rationell. Ihre Resultate können daher auch nur in sofern fehlerhaft sein, als es etwa die zum Grunde gelegten Messungen sind (*). Schliefslich will d. Verf. noch bemerken, wenn man es nicht schon bemerkt haben wird, dafs diese Methode in ihrem Princip eine grolse Verwandtschaft mit der besitzt, welche dem Gebrauch der Sinusbussole zum Grunde liegt. Indels ist doch eine Ver- schiedenheit zwischen beiden Methoden da. Bei den Messungen mit der Sinusbussole wird die Nadel stets unter einem und dem- selben Winkel gegen die Drahtwindungen gehalten, und da zu- gleich der Aufhängepunkt der Nadel sich mit den Windungen (*) Vorausgesetzt, dafs die Torsionskraft des Fadens und der Einflufs der letzten Drabtenden auf die in der Anmerkung $. 194 angedeutete Weise entfernt worden sind. PER, 201 dreht, so erreicht man dadurch die beiden grofsen Vortheile, dafs erstlich die Torsionskraft des Fadens eliminirt wird, und zweitens dals, ganz unbeschadet der Genauigkeit der Resultate, die Nadel jede beliebige excentrische Lage gegen den Mittelpunkt des ge- theilten Kreises haben kann. Bei der galvanometrischen Methode, die in diesem Aufsatze beschrieben wurde, macht dagegen die Nadel, nur während sie von den zu vergleichenden Strömen abgelenkt wird, gleiche Win- kel mit den Drahtwindungen; vor und nach der Einwirkung die- ser Ströme macht sie keinen oder einen anderen Winkel mit den Windungen. Daher ist erforderlich, dafs ihre Drehungsaxe, die _ Verlängerung des Aufbängefadens, durch den Mittelpunkt der "Theilung gehe, damit die an der Nadel abgelesenen Winkel wirk- lich die seien, welche sie mit den Drahtwindungen oder dem mag- ‚netischen Meridian macht. Eine solche Coincidenz der Drehungs- axe mit dem Mittelpunkt der Theilung ist aber, bei der Kleinheit, ‚welche der Limbus für gewöhnlich bei den Galvanometern be- - sitzt, sehr schwer in aller Strenge zu erreichen, und daher steht D | diese Messungsmethode der bei der Sinusbussole gebräuchlichen an Genauigkeit nach. Man könnte daher meinen, da man doch einmal zu Drehun- ‚gen des Drahtgewindes seine Zuflucht nimmt, es sei besser, das Galvanometer geradezu wie die Sinusbussole zu gebrauchen. "Wäre das erstere Instrument nach gleichem Princip und in glei- cher Vollkommenheit wie letzteres gearbeitet, so würde diels ‚Verfahren allerdings Vorzüge besitzen; allein die Galvanometer, auch die besten, bleiben immer nur mittelmäfsige Melswerk- ‚zeuge (*) und der kleine Gewinn an Genauigkeit, den man vielleicht durch diels Verfahren erreicht, leistet keinen Ersatz für die Umständlichkeit des Drehens der Windungen bei jeder " Messung. Überdiefs giebt es manche Untersuchung, die keine gar grolse Genauigkeit in der Messung verlangt, es aber wün- -schenswerth macht, dafs man von Moment zu Moment den Gang (*) Schwerlich wird bei einem Galvanometer die Genauigkeit weiter getrieben werden kön- men als bis zu einem halben oder höchstens Viertel-Grad. Wo eine gröfsere Genauigkeit ver- langt wird, läfst sie sich nur mit vollkommneren Instrumenten erreichen, entweder der Sinus- bussole, der Tangentenbussole oder dem vom Verf, im J. 1826 angegebenen und später von Gaufs und Weber vervollkommneten Spiegel - Apparat. 202 der Stromstärke verfolgen könne. Und das eben läfst sich nicht bequemer und sicherer erreichen als durch eine nach der beschrie- benen Methode im Voraus entworfene Intensitätsskale. 23. Juni. Gesammitsitzung der Akademie. Hr. Müller las die Fortsetzung der Untersuchungen über die Schwimmblase der Fische mit Bezug auf einige neue Fischgattungen. In der vorigen Sitzung war von den zelligen Schwimmbla- sen gehandelt worden. Der Verf. theilte nun Beobachtungen mit über einen Springfederapparat zur Verdünnung und Verdichtung der Luft der Schwimmblase bei einigen Siluroiden und ähnliche Structuren bei anderen Fischen. Die mehrsten Fische sind nicht im Stande willkührlich die Luft der Schwimmblase zu verdünnen. Die Muskeln der Schwimmblase sind der Verdichtung der Luft bestimmt, eine bei mehreren Gattungen von Flufsfischen vom Verf. entdeckte Einrichtung, wo die Verdichtung und Verdünnung un- ter die Action zweier im Fische selbst wirksamer und entgegen- strebender Kräfte gesetzt sind, so zwar, dals die Verdichtung beständig wirksam ist und von der Elastieität einer Feder her- rührt, die Verdünnung aber von der Action und Ausdauer vi- taler Muskelkräfte abhängt, welche die Feder aufser Erfolg set- zen. Diese Fische werden ohne Intension dieser Kräfte in der Tiefe schweben, welche ihrem specifischen Gewicht bei dem Zu- stande der Verdichtung der Luft in der Schwimmblase entspricht, durch die Wirkung der Muskela aber nach der Oberfläche stei- gen, umgekehrt von dem Verhalten der mehrsten Fische. Die Si- luroiden, bei denen er diesen Apparat beobachtet hat, besitzen enge Kiemenspalten. Es sind die Gattungen Auchenipterus, Sy- nodontis, Doras, Malapterurus und Euanemus n.gen. Diese Fische haben am ersten Wirbel jederseits einen grolsen Fort- satz, der mit einer schmalen dünnen Platte am Wirbel ent- spriougend zuletzt sich zu einer grolsen runden Platte ausdehnt. Der Fortsatz ist die elastische Feder, welche mit ihrem platten- förmigen Ende die Schwimmblase jederseits der vorderen Fläche tief eindrückt. Ein dicker Muskel entspringt von der inneren Fläche des Helms des Schädels und heftet sich an die Platte, 203 wenn er wirkt, so hebt er sie von der Schwimmblase ab, setzt die Feder aufser Thätigkeit und verdünnt die Luft der Schwimm- blase. Zieht man den Muskel an und läfst dann vom Zuge nach, so springt die Knochenfeder von selbst zurück durch ihre Elasti- cität und verdichtet wieder die Luft des Behälters. Die neue Gattung und Art von Siluroiden, welche auch den Springfeder- apparat besitzt, hat folgende Kennzeichen: Gattung EuAnemus Müll. Trosch. (Msc. über neue Welse.) Enge Kiemenspalten, Körper seitlich zusammengedrückt. Der Helm ist von der Haut bedeckt. Die Zähne am Ober- kiefer und Unterkiefer hechelförmig in einer Binde, keine an Vomer und Gaumenbeinen, ‘der erste Strahl der Rük- j ken- und Brustflosse ist ein Dorn. Die Rückenflosse steht | ganz vorn und ist klein. Aufserdem eine sehr kleine Fett- flosse. Afterflosse sehr lang. Strahlen der Bauchflossen viel zahlreicher als bei anderen Siluroiden. Augen von der Haut bedeckt. 6 Bartfäden. Art Euanemus colymbetes M.T. aus Surinam. 9.7. P.1,11. D, 1,6: As4d. (Vi1A. Diese Structur erinnert an die sonderbare von Broussonet entdeckte Einrichtung an der Schwimmblase der Ophidien, wel- che immer noch der Aufklärung bedarf, die sie blols durch Un- _ tersuchung mehrerer Arten von Ophidien erhalten kann. Bei | Ophidium barbatum sind am ersten Wirbel 2 Knochenstücke ein- - gelenkt, welche durch Muskeln vorwärts gezogen werden können, _ von ihren Spitzen ist ein Faden quer zu dem halbmondförmigen - Knochen gespannt, der in das vordere Ende der Schwimmblase ragt und zwischen zwei dicken Knochenfortsätzen vom vierten ‚ Wirbel liegt. Durch eigene Muskeln wird der halbmondförmige Knochen von der Schwimmblase entfernt. Broussonet hat > zweierlei Individuen von Ophidium barbatum (mit schwarzem Saum der verticalen Flossen) von ganz abweichender Structur der Schwimmblase gesehen. De la Roche hat die eine von - beiden, nämlich die oben bezeichnete, beschrieben, aber noch eine andere ganz abweichende Varietät, kennen gelehrt, welche letz- tere seitdem wieder von Rathke beobachtet ist. Bei der zwei- ten Varietät ist der Stopfen der Schwimmblase ein keilförmiger ra DEE EBEN 204 Knochen, die Knochenfortsätze zu den Seiten des vordern Theils der Schwimmblase sind hier sehr dünn, die Schwimmblase hat einen vordern und hintern Hals und in letzterem eine eigene röh- rige Einstülpung, die in der Mitte durchbrochen, nur von Schleim- haut geschlossen und sonst von Gallerte gefüllt ist. Die dritte Varietät von O. dardatum hat nichts von einem knöchernen Sto- pfen, die Schwimmblase ist lang, ohne Hals. Die Muskeln, welche sonst die Knochen ziehen und die Bändchen setzen sich hier an die Schwimmblase selbst. Hr. Müller hat von der ersten von Broussonet und De la Roche gesehenen Form 3 Individuen, von der zweiten von De la Roche und Rathke gesehenen 2, von der letzten nur von Broussonet gesehenen Form 1 Indi- viduum untersucht. Die Erklärung der Verschiedenheiten durch Geschlecht wird widerlegt durch die dreifache Abweichung, vom Alter rühren sie eben so wenig her, denn es wurden junge und alte Thiere mit gleicher Formation vom Verf. gesehen. Es sind daher 3 Arten unter Ophidium barbatum verborgen. Dafür spricht, dafs andere Arten auch andere Modifikationen des Appa- rates zeigen. Die Ophidien jener 3 Kategorien haben denselben schwarzen Saum der verticalen Flossen, dieselbe Zahl der Flos- senstrahlen und Kiemenbautstrahlen, dieselbe Länge der Bartfäden. Die Individuen der ersten Form mit halbmondförmigem Knochen werden aber grölser und kräftiger, sie haben 5-6 gezähnelte Sta- chelchen am ersten Kiemenbogen, die Fische der zweiten und dritten Kategorie nur 4 solche Stachelchen. Die Spitze des Eth- moideum ist bei der ersten Form hakenförmig gekrümmt. Die ersten mögen O. barbatum ferner heilsen, die zweiten können o- Rochii, die dritten O. Broussoneti heiflsen; äulserlich lassen sich beide letztere jetzt noch nicht unterscheiden. Ophidium Vasalli, breviberbe, imberbe sind bis jetzt noch nicht untersucht worden. O. Yasalli bietet eine Variation des, Appa- rates dar, die sich an die zuletzt beschriebene anschliefst aber doch wieder deutlich davon verschieden ist. Die Schwimmblase ist äulserst kurz, kuglig, hat hinten eine Öffnung von der innern Haut und Gallerte geschlossen. Es ist kein knöcherner Stopfen vorhanden, die Muskeln ziehen an 2 dünnen Knochenplatten, die vorn in der Haut der Schwimmblase liegen. Diese Platten sind jederseits durch eine an der Wirbelsäule eingelenkte Knochenplatte EN u } REN 205 ‚wie durch eine Feder zurückgehalten. Die Muskeln wirken den Federn entgegen und erweitern die Schwimmblase nach vorn. Diese Muskeln sind anlserordentlich viel länger und dicker als bei den vorhergehenden Arten, ihr Ursprung ist nicht hinten am Cra- nium, sondern vom Vomer. , 3 Exemplare. Bei O. breviberbe aus Brasilien befindet sich im vordern Um- fang der länglichen Schwimmblase, die keine hintere Öffnung bat, eine quere dicke Schwiele mit einem henkelförmigem Fortsatz aulsen am vordern Ende der Blase. Durch diesen Handgriff ist quer eine Chorda gespannt, die jederseits an einer knopfförmig endigenden an der Wirbelsäule eingelenkten Knochenplatte befe- stigt ist: Diese Knochen sind auch durch Bändchen an den Grund der Schwimmblase geheftet. Indem die Knochen durch Muskeln vorwärts gezogen werden, wird der Grund der Schwimmblase mittelst der Chorda und den Bändchen von dem Körper der Blase entfernt und diese erweitert. O. imberbe s. Fierasfer imberbis hat eine längliche Blase vorn mit einem Halse. Vor dem Halse ist sie wieder weiter, hier ist sie seitlich von zwei Knochenplatten festgehalten. Lange Muskeln zieben am vordern Umfang der Blase, der keine Knochen enthält und der sich leicht von der obern Wand der Schwimmblase ab- bewegt. 10 Exemplare wurden untersucht. Übereinstimmend mit den Fierasfern ist der Bau der Schwimm- blase bei einem Fisch von unbekanntem Fundort, welcher der Ty- "pus eines neuen Genus unter den Ophidien ist, das sich von den -Fierasfern durch den Mangel der Brustflossen auszeichnet. ENcHELIOPHIs Müll. Keine Brusiflossen. Die Kiemenspalten beider Seiten sind durch Vereinigung der Kiemenhäute in der Mitte verbunden. Der After liegt viel weiter nach vorn als bei den Ophidien sogleich binter den Kiemen. Strahlen der Kiemenhaut 6. Art Encheliophis vermicularisM. 4 Zoll lang. Der Kör- per läuft nach binten ganz spitz aus. Die Verbindung der Schwimmblase mit dem Gehörorgan durch ‘&ehörknöchelchen, wie sie von Hrn. Weber bei den Cyprinus, Cobitis und Silurus entdeckt wurde, kommt allen Gattungen der 206 wahren Cyprinoiden (nach Abzug der Cyprinodonten), auch‘ der schuppenlosen A4ulopyge Heck. und ebenso allen mit einer Schwimmblase versehenen Gattungen der Siluroiden zu. Die Gat- tungen Hypophthalmus, Cetopsis und Pygidium Meyen Wiegm. Arch. 1835 2.269 (Eremobius Val.) sind ohne Schwimmblase. Die Familie der Loricarien ist von den Siluroiden durch den Besitz der Nebenkiemen verschieden, ist auch ohne Schwimmblase. “Der Verf. hat die den Cyprinoiden und Siluroiden eigene Verbindung der Schwimmblase mit den Gehörknöchelchen auch bei den Ery- thrinen und einer Abtheilung der Salmonen gefunden, unter wel- chen letzteren schon Hr. Heusinger die Gegenwart der Ge- hörknöchelchen bei Gasteropelecus anzeigte. Die Gattungen unter Cuvier’s Salmoniden, welche die Gehörknöchelchen besitzen, sind Gasteropelecus, Myletes, Tetragonopterus, Chalceus, Citharinus, Ser- rasalmo, Piabuca, Hydrocyon, Anodus, kurz alle Gattungen, wel- che aus Artedi’s Gattung Characinus enstanden sind. Hierher gehört auch die neue Gattung Hemıopvs Müll. Im Zwischenkiefer eine Reihe Zähne, wie runde Blätt- chen, am Rande gezähnelt, im Unterkiefer keine Zähne. Fett- flosse. Art Hemiodus erenidens M. B.5. D.11. A. 11. V.II. Bra- silien. Die Verbindung der Schwimmblase ohne Gehörknöchelchen mit dem Labyrinth durch lufthaltige Canäle, wie bei Glupea, fin- det sich noch bei anderen Gattungen unter Cuvier’s Clupeiden, so bei Engraulis und Notopterus. Beim Kapirat gehen vom vor- dern Umfang der Schwimmblase zwei weite Canäle durch ansehn- liche Öffnungen zum Labyrinth, bei Engraulis verhält es sich ganz so wie bei C/upea. Butirinus hat dieVerbindung nicht, die Schwimm- blase schickt vorn zwei blind endigende Blinddärmchen ab. Die Stelle, welche Cuvier den Erythrinen angewiesen, näm- lich unter den Clupeen, ist unpassend. Sie weichen von allen Clupeen durch die Gehörknöchelchen der Schwimmblase und durch die Gestalt der letzteren ab, welche ganz wie bei den Cy- prinen in 'eine vordere und hintere zerfällt. Genau: dieselben Verhältnisse finden sich bei den oben erwähnten Characinen, die 207 Gasteropelecus, Myletes, Tetragonopterus, Chalceus, Citharinus, Ser- rasalmo, Piabuca, Hydrocyon, Anodus, Hemiodus haben nicht blofs die Gehörknöchelehen sondern auch die getheilte Schwimmblase der Cyprinen, sie unterscheiden sich auch von allen übrigen Sal- monen Cuvier’s, dals sie keine sichtbaren Nebenkiemen besitzen, ‘worin ihnen wieder die Erythrinen gleich kommen, welche gleich- sam Hydrocyon ohne Fettflossen sind. Die Fettflosse, auf deren Gegenwart Cuvier seine bunt zusammengesetzte Familie der ‘Salmonen gründete, kann nicht zur Bildung natürlicher Familien benutzt werden, sie kommt vor und fehlt in verschiedenen Gat- tungen einer und derselben sicher begründeten Familie, der Silu- roiden. Der Verf. vereinigt alle mit-einer getheilten Schwimm- blase und mit Gehörknöchelchen versehenen beschuppten Fische ohne die grofsen Schlundzähne der Cyprinen, ohne sichtbare Ne- benkiemen, mögen sie eine Fettflosse haben oder nicht, mö- gen sie bezahnt, halbbezahnt (Hemiodus) oder zahnlos (Anodus) sein, in eine neue Familie, welche er Characini nennt und welche zu den sichersten und schärfsten Familien der Fische ge- hört. ‘Die Gegenwart oder der Mangel der Zähne ist in einer und derselben natürlichen Familie völlig untergeordnet. In vie- len Familien giebt es bezahnte und zahnlose Gattungen, so sind unter den Clupeen die Chaetoessus, unter den Salmonen die Co- regonus, unter den Siluroiden die Hypophthalmus zahnlos. Die Characinen haben sackförmige Eierstöcke, welche die Eier selbst ausführen, diese fallen nicht in die Bauchhöhle wie es bei den Salmen der Fall ist. Gleich den Characinen mit Fettflosse ver- halten sich auch in dieser Hinsicht die Erythrinen. Nach Abzug der Characinen von den Salmonen Cuvier’s bleibt noch ein Gemisch von Fremdartigen übrig, vereint durch ‚die Fettflosse. Alle diese haben kiemenartige Nebenkiemen. Der Verf. theilt sie nochmals in 2 Familien, die eigentlichen Salmo- "nes oder Salme und die Scopelini. Unter den Salmones vesteht er blols die eigentlichen Salmo | "mit ihren Untergattungen, bei welcher die von Rathke entdeckte ei Eigenthümlichkeit vorkommt, dafs die Eier in die Bauchhöhle fal- 2 } len und durch eine Öffnung derselben ausgeführt werden, wäh- “rend der Samen der Männchen durch einen eigentlichen Samen- gang abgeht. Ihr Oberkiefer ist bei den meisten, gleichwie bei 208 den Häringen, zusammengesetzt. Sie haben eine einfache Schwimm- blase, ohne Gehörknöchelchen. Hierher gehören die Gattungen Salmo, Osmerus, Coregonus, Thymallus, Mallotus, Argentina, wahr- scheinlich auch Microstoma. Die Scopelinen sind Fische mit einer Fettflosse, ohne Schwimmblase, ihre Zähne sind nur im Zwischen- kiefer wie bei den Esoces, und der Oberkiefer begleitet oft nur wie eine Leiste den Zwischenkiefer. Ihre Eierstöcke verhalten sich nicht wie bei den Salmones, sondern sind wie bei andern Fischen Eiersäcke, in welche die Eier fallen und aus welchen sie ausgeführt werden, wie man bei Aulopus Saurus sehen kann. Hierher gehören die Gattungen Aulopus, Scopelus, Saurus, Odon- tostomus. Es sind gleichsam Esoces, mit einer Fettflosse. Sie sind sämmtlich vom Verf. untersucht. Zur Gattung Odontostomus Cocco gehört aufser ©. hyalinus auch O. Balbo Nob., Scopelus Balbo Risso. Dieser Fisch erinnert durch sein merkwürdiges Gebils ganz auffallend an Chauliodus und wurde auch in der Ar- beit über die Nebenkiemen als ein Chauliodus angesehen, so dals das von Chauliodus bemerkte auf ihn zu beziehen ist. Die Zähne in dem sehr langen Zwischenkiefer sind klein, sehr grofs die Gaumenzähne, und die des Unterkiefers, die am Ende einen Widerhaken besitzen. Alle die grofsen Zähne lassen sich an ihrer Wurzel nach hinten umlegen, ohne dieses kann das Maul nicht geschlossen werden. Nach dem Umlegen richten sie sich von selbst wieder auf. Cuvier’s Esoces sind eiae gute Familie, wenn man die frem- den Einschiebsel entfernt, so Chauliodus, Stomias, Microstoma. Stomias gehört dem Bau des Mauls nach nicht dahin, denn er hat aulser den grolsen Zähnen am Zwischenkiefer und Gaumen auch sehr kleine am Oberkiefer. Den Stomias wird Chauliodus folgen müssen. Microstoma besitzt nach Risso und Reinhardt eine Fettflosse und der Zwischenkiefer ist ohne Zähne, vielmehr stehen die Zähne nach Reinhardt wie bei Argentina am Rande des Vomer. Alle Esoces haben hedeckte unsichtbare Nebenkie- men; aber die Schwimmblase ist nicht allgemein, wie sie nach Cuvier sein sollte. Die Sairis haben keine. Cuvier’s Clupeen sind ein Gemeng der verschiedensten Fa- milien. Der Verf, unterscheidet eine Gruppe mit kiemenartigen Nebenkiemen, die Zäbne sind meist im Oberkiefer und Zwi- 209 schenkiefer oder sie fehlen auch ganz. Gattungen: Clupea, Alosa, Chatoessus, Engraulis, Thryssa, Elops, Butirinus. Alepocephalus scheint auch hierher zu gehören, er wurde von CGuvier zu den Hechten gebracht wegen seiner Zähne, die blols im Zwischenkie- fer stehen, nachdem ihn Risso unter den Clupeen aufgestellt. Allein er ist unter den Hechten fremd wegen seiner kiemenarti- gen freien Nebenkiemen. Eine andere Gruppe bilden die Gattungen ohne Nebenkie- men, die auch im Oberkiefer und Zwischenkiefer Zähne haben, Notopterus, Chirocentrus, Stomias (ohne Schwimmblase), wahr- scheinlich auch Chauliodus. Die vorgenannten sind vom Verf. _ untersucht, sie haben keine Nebenkiemen, Chauliodus ist noch zu untersuchen. Noch eine Familie bilden die Sudini durch den Bau ihres Kopfes und ihre mosaikartig zusammengesetzten Schuppen. Die Gattungen sind Sudis, Heterotis und Osteoglossum. Heterotis Ehrenb. und Sudis Spix (non Cuv.) verschiedene Gattungen. Osteoglossum formosum ist auch der Typus einer besondern Gattung. Endlich müssen die Zepisosteus und Polypterus eine beson- dere Familie, Zepisostini hilden durch die eigenthümliche Struc- tur ihrer Schuppen. (Die Terragonurus und die Macrurus haben im Bau der Schuppen keine Ähnlichkeit mit ihnen.) Die Cyprinoiden umfassen die Weichflosser mit Gehörknö- chelchen der Schwimmblase, grofsen Schlundzähnen meist auch Nebenkiemen, d.h. die in den meisten Gattuugen sichtbar und unbedeckt sind. Die Coditis gehören dazu, ihre von Knochen eingeschlossene Schwimmblase ist dasselbe was sich in mehreren Gattungen der Siluroiden ereignet, Clarias, Heterobranchus, He- teropneustes Müll. (Saccobranchus Val.) und Ageniosus. Bei den letzteren liegt die Schwimmblase . in einer kleinen knöchernen Blase, die von dem ersten Wirbel gebildet wird, an den Seiten offen und in der Mitte durch eine knöcherne Scheidewand ge- theilt ist. Bei Ageniosus militaris schickt sie durch 2 kleine Öff- foungen nach hinten 2 freie Blinddärmchen ab. Die Cyprinodonten von Agassiz, umfassend die von Ca- vier zu den Cyprinoiden gezählten Gattungen, welche Zähne besitzen, wovon mehrere Gattungen lebendiggebärende sind, sind eine gute Familie, doch ist zu erwarten, dals sich auch hier noch 210 zahnlose finden werden. Ihre Charaktere bestehen nach Hrn. Müller darin, dafs sie bei dem Habitus und den Schuppen der Cyprinen, keine grolsen Schlundzähne, eine einfache Schwimm- blase ohne Gehörknöchelchen und keine Nebenkiemen besitzen. Die Mormyren bilden eine besondere Familie. Unter den Aalen Cuviers sind die Ophidien fremd gegen die eigentlichen Aale. Bei den ersteren gehen Eier und Samen in die Bauchhöhle und von dort aus. Ammodytes ist ganz von den Aalen auszuschliefsen, die Abwesenbeit der Bauchflossen ent- scheidet nicht über die Stellung der Fische. Diese Gattung hat aber nicht einmal die Form der Aale. Die Sturionen, die einzigen mit Schwimmblase unter den Knorpelfischen, hönnen mit keiner Familie von Knochenfischen zusammengebracht werden. Sie stimmen durch die mehrfachen Reihen der Aortenklappen, durch die Öffnung des Herzbeutels in die Bauchhöhle, durch die respiratorische vorderste halbe Kieme (wie bei Plagiostomen), welche kein Knochenfisch besitzt, durch ihre Pseudobranchie am Spritzloch, durch ihre Wirbelsäule mit den Knorpelfischen und weichen dadurch von allen Knochenfischen ab, von denen sie die Zusammensetzung des Kiemendeckels haben. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Bulletin de U Academie des Sciences et Belles-Lettres de Bru- xzelles. Tome9, No.3.4. Bruxelles 1842. 8. Quetelet, Rapport sur Vetat et les travaux de l’Observaloire royal de Bruxelles pendant lannee 1841. ib. 8. (———), Observaltions des Phenomenes periodiques (Extr. du Tome 15. des Mem. de P’Acad. roy. de Bruxelles). ib. 4. Programme des Questions proposees pour les concours de 1843 par V’Acad. roy. des Scienc. et bell.-lettr. de Bruxelles. ib. 4. Ippol. Rosellini, @ Monumenti dell’ Egitto e della Nubia, Parte I. Monumenti storiei. Tomo4 et Atl. Dispensa 38,a. Pisa 1841. 8 et Fol. Physici et Medici graeci ed. Jul. Ludoy. Ideler. Vol.2. Berol. 1842. 8. 8 Expl. Franz v. Kobell, die Galvanographie, eine Methode, gemalte Tuschbilder durch galvanische Kupferplatten im Drucke zu vervielfältigen. M. Abbild. München 1842. 4. 211 van der Hoeven en de Vriese, Tijdschrift voor natuurlijke Ge- schiedenis en Physiologie. Deel9, St.1. te Leiden 1842. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. , No. 450.451. Al- tona 1842. 4. Kunstblatt. 1842. No. 41-44. Stuttg. u. Tüb. 4. Max. Desaive, les Animaux domestiques consideres sous le rap- port de leur conservation, de leur amelioration et de la gue- rison de leurs maladies. A Liege 1842. 8. „ Coup d’oeil sur la Monarchie Prussienne (ib. eod.). 8. Joh. Gotih. Schmidt, System elliptischer Bogen zur Erleichte- rung der Integralrechnung und zur Bestimmung astronomi- scher Gröfsen. Berlin 1842, 4. - =. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Berlin d. 19. Juni c. Aufserdem waren eingegangen: Ein Danksagungsschreiben des Herrn Stanislas Julien zu Paris, für dessen Ernennung zum Correspondenten der Akademie. | Ein Danksagungsschreiben des Herrn Haidinger in Wien für dessen Ernennung zum Correspondenten der Akademie. Ein Danksagungsschreiben des griechischen Minister - Staats- sekretärs Herrn Suzo aus Athen für die von der Akademie an die dortige neue Universität übersandten Abhandlungen. 30. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Zumpt las über die. Athenischen Philosophen- schulen und die Succession der Scholarchen daselbst. Er ging von der Betrachtung aus, dafs Athen der Mittel- punkt der philosophischen Thätigkeit im Alterthum gewesen, un- bestreitbar in den drei Jahrhunderten von Alexander bis Augustus, aber auch nachher vorzugsweise, und zum Schluls des Alterthums wiederum allein. | Dieser Vorzug hatte seine Begründung in dem äufsern Be- _ stand der vier philosopbischen Schulen, welche eben so viele - eigenthümliche und unabhängige Vereine, gleichsam Corporatio- _ men, unter der Leitung ihrer Scholarchen ausmachten. Die phi- losophische Litteratur der genannten Jahrhunderte knüpft sich wesentlich an die Lebrthätigkeit der Scholarchen: die Bücher sind ‘Vorträge oder aus Vorträgen entstanden. Hr. Zumpt stellte die zerstreuten Nachrichten der Autoren zusammen, aus denen her- vorgeht, dals der Scholarch entweder vom Vorgänger bei der en 212 Annäherung seines Todes ernannt, oder nach seiner Bestimmung von und aus einer gewissen Zahl von Schülern erwählt wurde, dafs er zugleich Inhaber und Nutznielser eines allmählig ansehn- licben Schulvermögens war, dals jüngere Freunde sich ihm als Hülfslehrer unterordneten, dals die Schulen ein Bindungsmittel an gemeinschaftlichen Festmahlzeiten hatten, welche zum Theil auch auf Stiftungen der Schulverwandten beruhten. Der Scholarch wurde nicht von der Staatsregierung ernannt, von der er auch kein Emolument genols, aufser der Benutzung eines öffentlichen Lokals für seinen Unterricht, wobei es doch noch Statt findet, dals in der Aristotelischen und Epikurischen Schule dieses Lokal Privateigenthum der Schule war. Übrigens ermangelte die Athe- nische Staatsregierung nicht, den Vortheil, welchen die Stadt von den Schulen hatte, durch ehrenvolle Theilnahme anderer Art an- zuerkennen. Gegen die Zeit von Christi Geburt verlor Athen sein Vorrecht die nach höherer Bildung strebende Jugend der ganzen Welt zu versammeln, weil an vielen Orten im Römischen Reiche, nahmentlich in Rom selbst, Lehrer der Rhetorik und Philosophie auftraten und zahlreiche Schüler an sich zogen. Dazu kam noch, dals die Kaiser seit Vespasian, zuerst einigen Profes- soren in Rom, dann seit Antoninus Pius auch in den Römischen Provinzen, ansehnliche Gehalte und andere Emolumente ertheilten. Athen mulste sich dieser Einrichtung anschliefsen. Die Stadt be- soldete zuerst einen Rhetor mit einem Talent, erreichte es aber nachher als freie Gnade Marc Aurels (weil Athen nicht unmit- telbar zum Römischen Imperium gehörte) dals einem zweiten Rhetor, und zuletzt dafs vier Philosophen der vier Secten kai- serliche Gehalte (von beinah zwei Talenten) angewiesen wurden. Athen wurde hierdurch abermahls der Mittelpunkt für die rheto- rische und philosopbische Bildung. Der philosophische Unter- richt nahmentlich konnte nirgends in den Provinzen zur Kraft kommen: nur Rom und Alexandria concurrirten mit Athen. Jedoch die kaiserlichen Gehalte hörten in der bedrängten Zeit der sogenannten dreilsig 'Tyrannen auf. Die Stadt Athen besoldete noch fortan einige Grammatiker und zwei Rhetoren aus eignen Mitteln; aber die Philosophenschulen wurden wiederum auf ihre ursprüngliche Privatexistenz beschränkt. Sie gingen all- mählig aus, weil sie nur das Hergebrachte wiederholten, und weil ak 1 2 19 b 2 z ' 213 das Christentbum die stoische Philosophie in sich aufnahm und die Epikurische durch Verachtung unterdrückte. Die peripateti- sche und Platonische Schule verschmolzen mit einander: es blieb zuletzt nur die von aulsen her regenerirte Platonische übrig; sie hatte in den letzten 150 Jahren einen mit der Behauptung des Hellenismus (d.h. des Heidenthums) eng verbundenen Bestand in Athen, und erhielt sich unter vielen Anfechtungen mit ihrem Pri- vatvermögen, bis Justinian im Jahre 529 allen philosophischen Unterricht in Athen verbot und die Stiftungscapitalien einzog. Da wanderten sieben Platonische Philosophen unter Anführung des Damascius nach Persien aus, wo sie eine Platonische Verbin- dung von Monarchie und Philosophie zu finden hofften. Sie fan- den sich schmerzlich getäuscht und sehnten sich zurück. Chosroes, da er sie nicht halten konnte, sorgte in so weit für sie, dafs er bei dem Frieden 533 ihre gesicherte Rückkehr und die Erlaub- nils, dals sie ihrer Religionsüberzeugung treu bleiben dürften, zur Bedingung machte. Aber die Schule blieb geschlossen. Der Vortrag des anderen Theiles der Abhandlung, der die Sucecessionen der Scholarchen kritisch zusammenstellt, bleibt einer anderen Sitzung aufbewahrt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Giacomo Rivelli, Zlementi generali e positivi della primordiale ‚Jformazione de’ Visceri abdominali. Fano 1841. 8, Scheikundige Onderzoekingen, gedaan in het Laboratorium der Utrechtsche Hoogeschool. Stuk1.2. Rotterdam 1842. 8. Kunstblait 1842. No.45.46. Stuttg. u. Tüb. 4. Aufserdem waren eingegangen: Ein Schreiben des Herrn Dr. Cesarini in Pisa, ein von L ihm eingesandtes Werk Principii della Giurisprudenza commerciale [4 betreffend. Eine Einladung zur Versammlung der Naturforscher in Frank- reich bei ihrer 10ten Sitzung am 28. September ne in Strals- & burg. —— a Du >», „ “ ’ 4 ae FE asetsteehenehei Kid FRRRORRE silargiange Alstnopdninbingne gran ih dstld.as unsbaneis lim. molomdaenmi lydod.odorinasel EIr® ayırdit, sılaainatsll. aininnagen 1 ‚ua, ma ieh i »obi guiqonilainahidim..o>nio, anal Di nait: ei rm gi brcpadl. uanabandnst gua- (eb ob Ach ah sin ud hin gie a nadabilqusäliigu wollen Rsanieh.u, ara sgösaiär ebilalise rg bi np " Banikilacı olınsı Sg re crdva) AdarinoielK Hain, aia „om RER | ni ih ug Peter pn Bowie daie adtadachnu Aroıre BEE da, alüb). gie, Kir tin mi 02 ok gron m land. aid Aldi «duelnöloih babe zulodibi il, oinadakesy nadi; RER mahoindke aus ‚t3lüb aochald.ma purguardärneigilsd-nondi Si sine Witenalıdgang: deildnotuin nih,sadd mann | sib.nah. vginlkuscilt sb Nslindf:tmnsinenanb- werte an add lnanswmnnenn eitind. ‚aılmuslodot ob, kim > It er Kris Ba, Y Aalen 6 ' u 20 dp ah Altar ya ing au im da} Brörmien, „galayınv malamw ade IE N Sr Wr yuhrtaseg 6 Morirag irusnhll ee er rer era or ah ee re nalsraofernin.k Ayla mehoyı snasogsahnO, sn sh SR, ara... 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Encke eröffnete die Feier als vorsitzender Sekretar mit einer Einleitungsrede, worin ‚derselbe aus den Lebensnachrichten von Leibnitz und dem Verzeichnisse seiner Schriften die Ge- Ss der Ansprüche nachwies, welche Leibnitz auf den "Ruhm eines der vielseitigsten und doch dabei gründlichsten Ge- ‚lehrten nicht blofs Deutschlands, sondern der ganzen europäischen "Welt hat. Er knüpfte daran einige Betrachtungen über den nie "endenden Kampf zwischen Vielseitigkeit und Einseitigkeit, beides im besseren Sinne genommen. Hierauf machte derselbe die mittelst Allerhöchster Cabinets- "ordre vom 28. Juni d. J. erfolgte Königliche Bestätigung der von der Akademie getroffenen Wahlen zweier ordentlichen Mitglieder der pbysikalisch-mathematischen Klasse bekannt. Die erwählten Mitglieder. sind der Herr Geheime Oberbaurath Hagen und Herr Dr. Riels. [1842.] 7 | 216 Hr. Dr. Riefs allein hielt sodann, da Hr. Hagen durch eine Berufsreise behindert war anwesend zu sein, seine Antrittsrede, welche vom Sekretar der physikalisch-mathematischen Klasse Hrn. Ehrenberg beantwortet ward. Hr. Ehrenberg trug hierauf das Urtheil der physikalisch- mathematischen Klasse über die Bewerbungsschriften um den im Jahre 1840 ausgestellten physiologischen Preis vor. Die bis zum 31. März 1842 zu lösende Preisfrage war in folgenden Worten gefalst: „Ungeachtet der Fortschritte, welche die Entwickelungsge- „schichte des Embryo der Säugethiere in neuerer Zeit ge- „macht, sind doch noch mehrere wichtige dieselbe betreffende „Fragen ungelöst. geblieben. Die neueren Beobachtungen „über die primitive Entwickelung der Gewebe aus pflanzen- „artigen Zellen und über die Analogie der pflanzlichen und „thierischen Structur haben aber ganz neue Aufgaben für die „Entwickelungsgeschichte überhaupt gestellt. Die Akademie „verlangt in dieser doppelten Rücksicht eine zusammenhän- „gende Reihe genauer mikroskopischer Beobachtungen über „die ersten Entwickelungs - Vorgänge im Ei irgend eines „Säugethieres bis zur Bildung des Darmkanals und bis zur „Einpflanzung der embryonalen Blutgefälse in das Chorion. „Der Ursprung des Chorions entweder als neuer Bildung „oder als Umbildung einer schon am Eierstocksei vorbandenen „Schicht, das Verhältnils der keimenden Schicht des Dotters „zu den spätern organischen Systemen, die Entstehung der „Rumpfwände, des Amnions, der Allantois und der sogenann- „ten serösen Hülle im Säugethierei werden hiebei vorzüglich „aufzuklären sein. Beobachtungen über die spätern Vorgänge „der Entwickelung nach der Formation der ersten Anlagen „der wesentlichsten Eibildungen und über die relativen Ver- „schiedenheiten der Säugethiergruppen liegen nicht in der „Absicht dieser Preisaufgabe.” Es sind zur Beantwortung dieser Preisfrage zwei Schriften eingegangen. Beide sind zu rechter Zeit eingeliefert worden und haben den Gegenstand nach der Vorschrift der Akademie aufge- falst und abgehandelt. Eine derselben mit der lateinischen In- 217 schrift: „Diffeillimum aggredior laborem et exitum vix promitto qui lectori satisfaciat” ist zwar erst am 17. April, also lange nach Ablauf des Termins bei der Akademie abgegeben worden, allein sie war zufolge des beigelegten Postscheines schon vor Ablauf des Termins am 24. März in Berlin gewesen, und nur durch die Post an eine irrige Adresse abgegeben worden ‘während der Empfänger verreist war, weshalb denn die Verspätigung als ein - Hindernils zur Concurrenz nicht angesehen worden ist. Die andere Concurrenzschrift hat die griechische Inschrift: Ei 8% is ZE apyis ra Tec yuare uouevn relesıev, usmeg ev Tors @ARcıS, zal tv Foiros zaAdıs Av oUrw Sewgnzev.” Beide Verfasser haben das Object der Preisfrage mit grofser Anstrengung verfolgt und beide geben sich als schon durch man- - nichfache Arbeiten in derselben Richtung geübte physiologische - Anatomen und auch als mit dem Gebrauche des Mikroskops ver- - traut, zu erkennen. Ganz besonders günstig ist der Zufall, dafs beide Beobachter gerade das Kaninchen zu ihren Untersuchungen gewählt haben, wodurch eine das Verständnils der Resultate und Meinungen sehr erleichternde Vergleichung möglich wird. Beide Verfasser haben ihren schriftlichen sehr ausführlichen Aufsätzen saubere Zeichnungen beigefügt, welche die allmäligen Entwickelungs-Verhältnisse anschaulich zu machen bestimmt und geeignet sind. Die des Verfassers mit griechischem Motto sind auf 5 Tafeln enthalten, wovon 4 in Kupfer gestochen, samt eini- gen schematischen Umrissen und derselbe hat überdiels 17 Gläser _ mit Eierchen aus den ersten Entwickelungs - Stadien in natura beigefügt. Die des Verfassers mit lateinischem Motto sind auf 28 Blätter sehr sauber gezeichnet, wovon eins ideale Umrisse, 27 _ aber Abzeichnungen enthalten. Was die ats den Schriften abzunehmenden Charaktere der _ Verfasser anlangt, so zeigt sich der mit lateinischem Motto als ruhiger, stets allseitig mit Gründen das pro und contra streng _ abwägender Forscher. Seine Darstellung ist klar und leicht über- sichtlich, man folgt ibm leicht und gern. Wo er auf unsicherem Boden ist erkennt man es sogleich und ist von ihm unbehindert, ibm nach Belieben zu folgen oder ihn zu verlassen. Gern weilt er selbst nie auf solchem Boden und will ausdrücklich lieber sicher Den u 7 Zn u u * 218 als geistreich erscheinen. Er ist wohl bewandert in den Arbeiten der früheren Beobachter und giebt bei jedem Abschnitt eine kurze Übersicht des schon vor ihm Geleisteten, es vergleichend mit dem von ihm Gefundenen. Das Vertrauen begleitet demnach offen seinen Vortrag. Die Hauptresultate seiner Untersuchungen sind folgende: Der Verfasser bestätigt das Vordringen der Spermatozoen bis zum Eierstock. Er sah nur ein einziges Mal an dem Eichen in. der Tuba Rotationsbewegung des Dotters. In der Tuba erhält das Eichen eine Eiweisschicht. Der Furchungsprocels des Dot- ters wird bestätigt, aber die Kugeln sind keine Zellen, sondern Gruppirungen der Dotterkörnchen um einen hellen centralen Kern. Aus den Dotterkugeln entwickeln sich poly&drische Zel- len mit Kern, welche an der Innenfläche der Zona eine Haut, Blastoderma, erzeugen. Im Uterus vereinigen sich Zona pellucida und Eiweis zu einer structurlosen Haut, auf welcher sich die Zotten bilden sollen. Eine Decidua wurde nicht beobachtet, das Ei ist vom Epithelium des Uterus eingehüllt. An der Keimblase unterscheidet der Verfasser zwei Zellenschichten, das animale und das vegetative Blatt, die ersten Spuren des Embryon gehören dem animalen Blatte an. Der Verfasser bestätigt, dals der soge- nannte primitive Streifen eine blolse Rinne sei, aber diese Rinne schliefst sich zu einem Canale, in welchem dann erst das centrale Nervensystem sich ablagern soll. Was ursprünglich die Rinne begrenzte, war nicht das centrale Nervensystem, sondern Em- bryon. Wenn auch letzteres wahrscheinlich gemacht wird, so scheint es doch für eine solche Ablagerung des Nervensystems wie früher an einem hinreichenden Beweise zu fehlen. Hierzu wäre jetzt jedenfalls eine Revision der Beobachtungen am Frosch nothwendig gewesen, wo sich wegen der schwarzen Farbe der äulsersten Dotterschicht allein mit einiger Sicherheit das Verhält- nils dieser Schicht zu den darunter liegenden Gebilden aufklären läfst. Wenn diese schwarze Membran über die Leisten weggeht, welche die Rinne begrenzen, wenn es richtig ist, dafs der die Rinne bedeckende Theil der schwarzen Haut beim Schliefsen der Rinne zom Canal mit abgeschnürt wird und wenn dieser Rest hernach in dem Innern des hohlen Rückenmarkes gefunden wird, so ist damit die Ansicht der Ablagerung nicht wohl zu vereini- 219 gen. Die Bildung des Amnions erfolgt nach dem Verfasser aus dem animalen Blatte der Keimhaut wie beim Vogel, indem es sich über dem Rücken schliefst, so werden die Amnionsfalten in eine innere und äufsere Platte zerlegt, welche letztere seröse Hülle ist. Das Chorion ist entweder eine Verbindung der aus Eiweis und Zona hervorgegangenen äulsern Eihaut und der serö- sen Hülle, oder besteht aus letzterer allein, wenn die äulsere Ei- haut vielleicht ganz vergeht. Zwischen dem animalen und vege- " tativen Blatt bildet sich das Gefäflsblatt, auch bildet sich der Darm ganz wie nach v. Baer beim Vogel. Hierdurch verwandelt sich das vegetative und Gefälsblatt in die Nabelblase, welche beim Kaninchen persistent ist, in späterer Zeit aber als Blase verschwin- det. Die Allantois war vorhanden, als der Darm noch in ganzer Länge ungeschlossen war, sie entstand also nicht durch Ausstül- pung des Darms, sie ist auch vor den Wolffschen Körpern vor- handen. Die Allantois ist anfangs eine Zellenmasse und noch nicht hohl. Die ersten Bildungsvorgänge des Embryon entwik- keln sich sehr rasch, indem vom Erscheinen seiner ersten Spur bis zur Ausscheidung aller wesentlichen Organe 2 mal 24 Stun- den (9'* und 10!* Tag) verstreichen. Der Verfasser der Preisschrift mit dem griechischen Motto zeigt in seiner Darstellung ebenfalls sehr viel und vielseitige Beob- achtung, aber dabei weniger Ruhe im Urtheil. Der reichhaltigen | Darstellung fehlt es auch nicht selten an ansprechender Klarheit, indem die eigenen Ansichten und Erklärungsweisen, welche we- niger historisch erläutert werden, mit zuviel Vertrauen auf den eigenen Ideenkreis und das eigene Urtheil ausgesprochen und mit den schon bekannten nicht schnell und deutlich vergleichbar sind. Auch erlaubt sich der Verfasser zuweilen Schlüsse und Hypothe- sen, welche gewagt und unstatthaft sind. So breitet sich der- selbe mit grolser Zuversicht über die Zellentheorie der neuesten Zeit als eine sichere Basis aus, welche im Sinne der Akademie nur zu beachten, aber keineswegs als so sichre Basis aufzuneh- men war, und wenn er da, wo er auch den Dotter als eine Zelle in der Eizelle vorzustellen bemüht ist, sagt: „Die Hülle des - Dotters ist, wenn gleich nicht nachweisbar, auch im Eierstocke vorhanden,” so ist diese Darstellungsweise, da ein ruhiger Beur- theiler das nicht Nachweisbare auch nicht als vorhanden anneh- 220 men, sondern höchstens in Frage stellen kann, nicht angenehm berührend. Mit Ausnahme solchen hier und da heryortretenden zu gro- fsen Vertrauens auf vorschwebende Ideen und Erklärungsweisen, die im Sinne eines Systematikers zu sein pflegen, aber stets und überall der wissenschaftlichen Forschung und dem wissenschaft- lichen Vertrauen Eintrag thun, ist dennoch die Schrift erfüllt mit einem sehr reichen nur mit grofsem Lobe zu erwähnenden Ma- teriale weniger zweifelhaft erscheinender Beobachtungen und die eingesandten Gläschen mit Säugethier-Eiern der frühesten Pe- rioden in natura, so wie die Übereinstimmung mit den Resulta- ten des ersten Beobachters,. erlauben keinen Zweifel über statt- gefundene sehr mühsame Untersuchung und Beobachtung. Die Hauptresultate seiner Untersuchungen sind folgende: Der Verfasser bestätigt, dals das Eichen in der Tuba eine Schicht von Eiweis bekommt, ferner die Furchung des Dotters kurze Zeit nach dem Eintritte des Eichens in die Tuba, er be- trachtet die durch Furchung entstandenen Kugeln als Zellen, ohne dals es hinreichend erwiesen wird, so wie auch die Ansicht, dafs der Dotter aus in einander geschachtelten Zellen bestehe, welche bei der Furchung nach einander frei werden, nur theoretisch ist. So erklärt der Verfasser die Thatsache, dafs nach dem Furchungs- procels der Dotter aus Zellen mit Kern besteht. Die oberfläch- liche Schicht von polyädrischen Dotterzellen nennt der Verfasser die Umhüllungshaut. Der Embryonalfleck entsteht als ein Hau- fen von Zellen unter der Umbüllungshaut an der spätern Keim- stelle, während der übrige Raum von Flüssigkeit eingenommen wird. Der Embryonalfleck verbreitet sich unter Bildung neuer Dotterzellen allmählig über die ganze innere Fläche der Umhül- lungshaut. In dieser Schicht, nicht in der Umhüllungshaut, ent- stehen die ersten Anlagen des Embryon innerhalb des Frucht- hofes. Das Eichen liegt mit der Keimstelle innig an der Gebär- mutter an. Der primitive Streifen ist nur eine Rinne. Der Ver- fasser betrachtet als erste Anlage des Nervensystems die Wülste zu den Seiten dieser Rinne. Dafs sie dieses allein sind, dürfte jedoch leicht gewagt und unerwiesen sein. Das Stratum inter- medium verhält sich wie bei den Vögeln. Die dritte Schicht bildet das Schleimblatt, welches am Ende der Entwickelung als 221 sogenanntes Epithelium des Darms übrig bleibt. Die äufsere Ei- haut, Zona pellucida, geht ganz verloren, die Umhüllungshaut selbst, schickt durch Zellenproductionen hohle Zotten ab, das Cho- rion entsteht daber aus der Umhüllungshaut, nicht aus einer aus dem Eierstock herübergekommenen ‚Eihaut. Die Zotien. wachsen in die Drüsen der Decidua. Die Identität des Chorions mit der Umbüllungshaut der eierlegenden Thiere erkennt der ‚Verfasser daraus, dals beim Schluls des centralen Nervensystems ein Theil dieser Membran mit abgeschnürt wird. Die Ausbildung des gan- zen 'animalen Systems erfolgt übrigens wie beim Vogel mit An- theil des Stratum intermedium, in gleicher Weise bildet sich das Blutgefälssystem. Durch die Erhebung der Amnionsfalten wird die, Umhüllungsbaut vom Embryon abgehoben und beim Schluls des Amnions ganz abgeschnürt, wodurch sie wieder geschlossener Säck wird, ‚dieser ist nun zugleich die seröse. Hülle des Vogel- embryons. Die Allantois entsteht bei den Säugethieren schon vor den Wolffschen Körpern, zuerst als zwei platte Hügel, aus dem Stratum intermedium, welche zusammenwachsen. Die Allantois verwandelt sich beim Kaninchen und Meerschweinchen in die Pla- centa,:ohne dals sie'zu einem Bläschen ‚geformt wird. Ihre Zot- ten wachsen in die ‚bohlen Zotten der Umhüllungshaut ‚hinein, - Bei: den Nagern erhält. sich der peripheriscbe Theil des Stratum intermedium durch. die ganze Entwickelungszeit ohne ‚ sich. ‚zu einer Nabelblase abzuschlielsen, welche vielmehr durch die Umhül- _ Iunigshaut vervollständigt wird. Die Deecidua ist Schleimbautge- bilde und ist noch vom Epithelium üherzogen, , Bis zum ‚sieben- tem Tage ist das Ei noch ein. einfacher aus Zellen zusammenge- u ._— setzter ‚blasiger Organismus, dann erfolgt die Grundlegung des _ thierischen Embryoe bis zur Unterscheidung der allgemeinen Cha- raktere einer thierisehen aber. noch nicht speeificirten Organisa- tion in 24-30 Stunden. Alle. wesentlichen Organe sind bis zum - Ye und 101 Tage gebildet. + Diese. beiden Arbeiten ergänzen sich wechselseitig. auf eine sehr erfreuliche Weise, so dals bald der eine Beobachter bald.der andere auf: wichtige Entwickelungsmomente ‚aulmerksam gewesen ist, welche den anderen weniger beschäftigt haben. So hat, sich der Beobachter mit griechischem Motto sehr Nleilsig- und ausführ- lieh ‚mit Untersuchung der wikroskopischen Structur des Uterus 222 zu der Zeitperiode beschäftigt, wo er das Ei zu ernähren’ hat, dagegen ist das Verhältnils der Spermatozoen zur Befruchtung ausführlicher von dem Beobachter mit lateinischem Motto beach- tet worden, und derselbe ist der Ansicht zugeneigt, dafs ‘die Spermatozoen weder Thiere noch der befruchtende Theil, son- dern nur der bewegende Theil des Sperma sind. Ferner geben bei den geringen und vereinzelten Structur- Angaben, welche bisher über die Eibildung der Säugethiere mit den geschärften Sehmitteln vorhanden waren, unter denen die'des Engländers Hr. Barry sich durch Reichhaltigkeit auszeichneten, die beiden eingegangenen Arbeiten zusammengenommen, beson- ders durch die beigefügten Zeichnungen, eine so breite Basis, dafs sie jeder künftigen Forschung zum Anhalt und Vergleichungs- punkte dienen können. Dafs hiermit die Entwickelung, des Säugethier-Eies ganz auf- geklärt sei, ist nicht zu erwarten gewesen. Auch ist nicht anzu- nehmen, dafs die einzelnen von den beiden Beobachtern ausge- sprochenen Urtheile über die von ihnen vorzugsweise beobach- teten Entwickelungsmomente die richtigen wären. Ferner, wo beide Beobachter differiren, ist auch nicht immer zu entscheiden, wer von beiden die richtige Ansicht gewonnen habe. "Soviel ist 'gewils, dafs die von der Akademie gestellte Preis- frage‘ zwei) tüchtige Kräfte in Deutschland erweckt hat, welche dem so sehr schwierigen Gegenstande sich mehrere Jahre lang mit allem Eifer und mit Treue gewidmet haben, und die alle Hauptfragen der ersten Entwickelung von Neuem in den Kreis ihrer 'Nachforschung und ihres Urtheils gezogen haben, 'unter- stützt von den bisher noch nicht in dieser Ausdehnung dafür benutzten besten ‘optischen Hülfsmitteln. ' In den zahlreichen Fäl- len, ‘wo beide übereinstimmen, darf man wohl‘ Sicherheit und wissenschaftliche Begründung des Gegenstandes annehmen. Abgesehen von gewissen Vorzügen der einen vor der anderen Arbeit, welche die physikalisch- mathematische Klasse der mit la- teinischem' Motto rücksichtlich der Darstellung 'zuzugestehen nicht unterlassen ‘kann, ‘scheint es derselben dennoch gerecht, der so grofsen Menge mühsamer und kostspieliger Beobachtungen halber, welche. die andere Arbeit mit griechischem Motto oft eigen- thümlich ziert, beiden Preisschriften eine gleiche Anerkennung 223 zu gewähren. Beide vereint geben der Wissenschaft ein wich- tiges Actenstück, beiden ist ein gleicher Antheil am Preise zu- erkannt. Um aber den einzelnen Bewerbern für ihre tüchtigen und kostspieligen Bemühungen die verdiente Anerkennung nicht .dels- halb zu schmälern, weil anstatt Eines, Zwei tüchtig gewesen sind, hat die Akademie auf Antrag der Klasse und mit Genehmigung des Königlichen Hohen Ministerii dem ’zu ertheilenden Preise noch eine gleich grofse Summe als anerkennende und auszeich- nende Entschädigung hinzugelegt, so dafs jedem ‘der Goncurren- ten die volle Summe des ausgesetzten Preises zuerkannt ‘werden konnte. Die nun erfolgte Eröffnung der versiegelten Zettel ergab, des mit lateinischem Motto, als den Verfasser: der gleichbezeich- neten Preisschrift: Herrn Th. Ldw. Wilh. Bischoff, Dr. Philos. et Med., aufser- ‚ordentlichen Professor der Medicin zu Heidelberg, des mit griechischem Motto, als den Verfasser der 'gleichbe- zeichneten Preisschrift: Herrn Dr. K. L. Reichert, Prosector und Privatdocent an der Universität zu Berlin. Der vorsitzende Sekretar Hr. Encke trug. darauf folgende neue Preisfrage vor, welche von, der philosophisch -historischen Klasse aufgegeben wird: „Die Quellen zur Geschichte der indischen Philosophie‘ wa- „ren früher so unvollständig und unzugänglich, dafs die dar- „aus abgeleiteten Ergebnisse ebenfalls nur lückenhaft sein „konnten, und sich in vielen Punkten widersprachen, Seit- „dem aber die Kenntnils des Sanskrit sich verbreitet hat, „und die grölseren Bibliotheken in den Besitz ‘der hierher „gehörigen gedruckten Werke gekommen sind (wie denn "auch vor Kurzem Seine Majestät der König eine reiche „Sammlung indischer Handschriften für die hiesige König- „liche Bibliothek gekauft hat), wird eine neue Bearbeitung „des bezeichneten Gegenstandes möglich und nothwendig. „Die Königliche Akademie setzt defsbalb einen Preis von „100 Ducaten aus, für die beste Darstellung, Ver- 224 „gleichung und Beurtheilung der verschiedenen „philosophischen Systeme der Inder.” „Die Frist für die Einsendung der Beantwortungen, „welche in deutscher, lateinischer oder französischer Sprache „geschrieben sein können, ist der erste März 1845. Jede „Bewerbungsschrift ist mit einem Wablspruche zu versehen, „und derselbe. auf der äulseren Seite des versiegelten Zettels, „welcher den Namen. des Verfassers enthält, zu wiederholen. „Die 'Ertheilung ‘des Preises geschieht in der öffentlichen „Sitzung ‚am -Leibnitzischen Jahrestage im Monat Julius des „gedachten Jahres,’ Nach Verkündigung dieser neuen Preisaufgabe las Hr. Schott über die naturgeschichtlichen Leistungen der Chine- sen auf den Grund einheimischer, den Naturreichen und der Erd- beschreibung gewidmeter Werke, die im Besitze der Königlichen Bibliothek zu Berlin sind, und verband damit ethnographische Be- merkungen über die Bewohner des chinesischen Reiches im Mittel- alter nach denselben: Quellen. 14. Juli. Gesammtsitzung der Akademie, Hr. Crelle las eine Abhandlung vor, unter dem Titel: „Einiges von noch zu wünschenden und, wie es scheint, möglichen Vervollkommnungen des Eisenbahn wesens.” Der Verfasser ist zur Abfassung dieser Schrift insbesondere durch den neulichen Unfall auf, der Eisenbahn zwischen Paris und Ver- sailles angeregt worden, Die älteste durch Dampfkraft befahrene Eisenbahn, nemlich diejenige zwischen Liverpool und Manchester, ist noch nicht über 12 Jahr alt. Es ist also die jetzige, schon so bedeutende Aus- dehnung der Eisenbahnen, so wie der Grad der Vervollkomm- nung, zu welcher dieser complicirte und schwierige technische Gegenstand in der kurzen Zeit gelangt ist, in der That sehr erfreulich. So viel aber auch dafür schon geschehen ist: so bleibt doch unstreitig für die weitere Vervollkommnung des Gegenstandes noch gar Vieles zu wünschen übrig. Die sich wiederholenden Unfälle, unter welchen vielleicht der schrecklichste von allen der 225 neuliche Unfall auf der Eisenbahn zwischen Paris und Versailles ist, beweisen es. Nicht minder dürften auch noch Vervollkommnun- gen der Principien für die Anlage der Eisenbahnen selbst und für die Art der Herbeischaffung und Benutzung der Mittel zu ihrer weitern Verbreitung zu wünschen sein. Das Letztere beweisen so manche Mifsgriffe, die schon in diesem Puncte gemacht wurden. Wegen der Unfälle darf man indels nicht zu viel fürchten und die Eisenbahnen defshalb nicht etwa ganz verdammen.. Denn selbst _ jetzt schon sind der Unfälle auf den Eisenbahnen verhältnilsmä- [sig weniger, als bei der Fortbewegung in gewöhnlichen Fuhr- werken, Diese Bemerkung ist oft gemacht worden. Aber, selbst wenn man die Unfälle, welche den Fulsgängern und Reitern be- gegnen, zählen könnte und sie, so wie diejenigen auf Segel- und Dampfschiffen, mit denen auf Eisenbahnen vergleichen wollte, würde sich wahrscheinlich finden, dals die Eisenbahnen sogar -un- ter allen bekannten verhältnifsmälsig die sicherste Fortbewe- gungs-Art gewähren. ' Eben darin liegt denn der augenscheinlichste und unwidersprechlichste Beweis, dals in der Eigenthümlich- keit der Eisenbahnen selbst Etwas sein müsse, was diese Sicher- heit gewährt. In der That entstehen die meisten Unfälle, welche den gewöhnlichen Fuhrwerken begegnen, aus der Unebenbheit der Stralsen, aus ihren starken Gefällen, und daraus, dafs die Zug- kräfte öfters nieht mehr zu lenken sein können. Alles das ist auf Eisenbahnen weniger der Fall. Die Babnen sind glatter, ha- - ben geringere Abhänge, und Maschinen ‚sind leichter und sicherer zu zügeln, als organische Kräfte. Es muls daher wegen dieser Eigenthümlichkeit der Eisenbahnen auch nothwendig möglich sein, ihre Sicherheit noch mehr zu vervollkommnen, und man darf, wenn man nur unverdrossen danach strebt, mit Zuversicht - hoffen, dafs solches gelingen werde. Der Verfasser will hier aus seinem Nachdenken über den Gegenstand und aus den practischen Erfahrungen, die er bei Eisen- bahnen zu machen Gelegenheit gebabt hat, einige Bemerkungen und Vorschläge zu Mitteln mittheilen, durch welche die Unfälle _ auf den Eisenbahnen zu vermindern sein dürften. Die. Bemer- kungen über den andera Theil des Gegenstandes, nemlich über die Vervollkommnung der Disposition der Eisenbahnen selbst und die Herbeischaffung und Benutzung der Mittel zu ihrer wei- 226 tern Verbreitung, behält er einer künftigen Gelegenheit vor. Es können die in der Abhandlung mitgetheilten Vorschläge und Be- merkungen hier nur summarisch angedeutet werden. Ihre nähere Beschreibung, besonders die ausführliche Begründung derselben, welche die Abhandlung giebt, leidet keinen Auszug. Die Vor- schläge sind etwa folgende. } Bei dem Bruch einzelner "Theile der Eisenbahnfuhrwerke, besonders der Achsen und Räder, können, zumal wenn der Dampf- wagen selbst es ist, der zusammenbricht, die Fahrenden durch den heftigen Zusammenstols der Wagen schwer beschädigt wer- den. Mittel dagegen würden sein: zunächst eine‘mehrere Ver- stärkung, insbesondere der Achsen, als der gefährlichsten Theile, sowohl durch die Art ihrer Verfertigung, als durch eine zweck- mälsige Veränderung ihrer‘ Form. Besonders sind an’ den Dampf- wagen Triebachsen, welche zwischen den Rädern die Kurbeln haben, gefährlich, weil sie so weniger fest’sich verfertigen lassen, und vorzüglich noch, weil sie durch die Kurbeln um ein: Ansehn- liches länger werden. Die Kurbel-Arme sollten daher durchaus nur’aulserhalb der Ränder sich befinden. Ein anderes Mittel, die Gefahren eines Bruchs der Fuhrwerke zu vermindern, ‘würde sein, wo möglich allen Eisenbahnwagen, jedenfalls aber den Dampf- wagen, mehr als zwei Paar Räder zu 'geben. ‘Die Dampfwagen mülsten vier Paar Räder bekommen: zwei Paar vor und ein Paar hinter den Triebrädern. Sodann würde ein Mittel, die Wirkung eines dennoch erfolgenden Bruchs eines Wagens zu vermindern, sein, dafs man ‘die Wagen nicht durch Ketten und Haken, sondern so’ aneinanderhängte, dafs, sobald ein Wagen bricht, die ihm vor- auflaufenden Wagen von selbst sich ablösen, ohne dals die Ket- ten zerreilsen dürfen. Die Abhandlung beschreibt eine 'zu diesem Zweck dienende einfache und wenig kostbare Vorrichtung. Um den heftigen Stols der 'einem brechenden folgenden Wagen zu schwächen, werden Spiralfedern vorgeschlagen ‘und beschrieben, welche geeignet sein würden, den Stols viel wirksamer zu min- dern,’ als die jetzt üblichen, ‚den gewöhnlichen Druckfedern gleiche Stofsfedern; desgleichen besondere gröfsere Polster vor und hin- ter jedem Wagen. Wie gefährlich es für die Fahrenden sei, einen Wagen im vollen Lauf, etwa im Falle eines drohenden Unfalls, zu verlassen, ist zwar so ziemlich Jedem bekannt: weni- 227 ger bekannt, oder doch weniger anerkannt, ist,es dagegen, dals es schlechterdings unmöglich ‚sei, den Folgen dieser Gefahr zu, entgehen; keinesweges etwa durch eine besöndere Geschick- lichkeit beim Sprunge. Die Abhandlung weiset solches nach. Um die Fahrenden von der Wagnils dieser Gefahr zurückzuhalten, pflegt man wohl die Thüren der Wagen so zu verschlielsen, dafs sie nur von aulsen geöffnet werden können. Obgleich es aber offen- bar ganz recht und nothwendig ist, dals man die Fahrenden von dem Hinausspringen aus den Wagen abzuhalten sucht, so dürfte doch das Verschliefsen der Thüren nicht das rechte Mittel dazu sein. Die Abhaltung muls von der Art sein, dafs der Fahrende bewogen wird, die Thür nicht auf jeden Anlafs hin, sondern nur im äufsersten Nothfall zu öffnen; doch darf es ihm nicht absolut unmöglich sein. Die Abhandlung beschreibt eine hierauf berechnete, einfache Anordnung. Es können weiter die Wagen und die Fahrenden durch die Funken vom Dampfwagen her, oder auch durch Feuer im Innern der Wagen in Gefahr gerathen. Das sicherste Mittel gegen Ent- zündung durch Funken vom Dampfwagen her würde sein, alle Wagen, blofs etwa mit Ausnahme derjenigen, welche nicht brenn- bare Güter zu laden bestimmt sind, zu bedecken. Dafs der Einwand, welcher sich gegen die Bedeckung der Wagen machen läfst, sie erforderten zuviel Zugkraft einem starken Winde ent- gegen, nicht erheblich genug sei, weiset die Abhandlung ausführ- ‚lich und durch nähere Berechnungen nach. Ein anderes Mittel zur Verminderung der Gefahr des Brandes der Wagen dürfte eine _ Einrichtung sein, durch welche die Führer von der Decke der - Wagen herab, wo ihr Platz ist, im Stande sind, die Wagen von einander abzulösen, um sie alsdann leichter und schneller zum Stillstand bringen zu können. Eine solche Einrichtung wäre, wenn man die Wagen, statt durch Ketten, auf die oben erwähnte _ Weise aneinander hängte, nicht schwer ausführbar. Um die schreckliche Gefahr abzuwenden, welche entsteht, wenn, wie auf der Versailler Eisenbahn, der Dampfwagen zusammenbricht, und nun die ihm folgenden Wagen auf ihn rennen, würde es nöthig sein, dem Dampfwagen nicht unmittelbar Personenwagen, sondern erst einen oder einige andre Lastwagen folgen zu lassen. Auf Eisen- ‚bahnen, welche keine Güter transportiren, aber auch eben sowohl 228 auf den andern, würde es gut sein, dem Tender erst noch einen zweiten Wagen, theils mit Erde oder Sand beladen, theils noch mit Wasser, Kohlen oder Holz, mit Geräthschaften zum Feuer- löschen, und selbst mit Theilen der Wagen und der Bahn, die allenfalls auf der Stelle erneuert werden können, folgen zu lassen. Weit gröfser, als die Gefahr der Entzündung durch Funken und Kohlen vom Dampfwagen her, ist aber die Feuersgefahr, die im Innern der Wagen selbst, insbesondere durch das Tabakrauchen, und vorzüglich durch noch brennende, vom Winde abgerissene Cigarrenblätter oder durch den Zündschwamm entstehen kann; und diese Gefahr ist gerade in den wohlfeileren und den offnen Wa- gen, wo das Tabakrauchen gestattet zu sein pflegt, am gröfsten, und grölser als in den theurern Wagen, wo es in der Regel nicht erlaubt wird. Das Tabakrauchen sollte also auf Eisenbahnen unbedingt nicht gestattet werden. Sollte indessen das Verbot für nicht ausführbar erachtet werden, so müfste wenigstens in jedem Wagen und in jedem abgesonderten Theile desselben eine Vorrichtung sein, um dem Führer auf der Decke eine etwa ent- standene Gefahr anzeigen zu können, damit er den Wagenzug anhalten lasse. Die Abhandlung beschreibt eine solche Vorrich- tung. Auch sollte jedes Wagencoupe unter einer Sitzbank ein bedecktes Gefäls voll Wasser mit sich führen, damit wenigstens einige Löschmittel unmittelbar zar Hand seien. Sodann können die Wagen durch heftige Stölse aus ‚den Schienen geworfen werden; woraus wieder grolse Gefahren für die Fahrenden entstehen. Ein Mittel, diese Gefahr zu vermin- dern, würde sein, dafs man die Spurkränze der Wagenräder höher machte, als jetzt gewöhnlich. Die Abhandlung weiset nach, dafs dies ohne Schwierigkeit und Nachtheil möglich ist. Der Anlafs dazu, dals die Wagenräder aus den Schienen springen, kann aber auch schon in der Anordnung der Eisenbahn liegen. Zunächst in den Krümmen derselben, wegen des grofsen Andranges der Spurkränze an die Schienen in kurzen Krümmen und bei grolser Geschwin- digkeit. Deshalb sollten die Krümmen, zwar nicht allzu lang, aber auch nie zu kurz sein; sie sollten immer nur ganz hori- zontal liegen; sie sollten nie unmittelbar an den Fuls eines star- ken Abhanges gelegt werden, und, wenn dies unvermeidlich ist, sollte einer Krümme immer erst ein, wenn auch nur kurzer 229 Gegen-Abhang vorhergehen. Sodann sollten die Krümmen immer nur mit gemälsigter Geschwindigkeit durchfahren werden. Nütz- lich ist es, neben die Bahn Tafeln zu setzen, welche den‘ Füh- rern die Krümmen und die Abhänge der Bahn anzeigen. Ferner kann die Gefahr, dafs die Räder die Schienen verlassen, aus der Construction der Eisenbahn entstehen, nemlich: wenn die Schie- nen von Längshölzern getragen werden: wenn die Schienenstühle blofs durch Nägel auf die Traghölzer befestigt sind; und wenn die schwachen Stellen der Babn, die bei allen Zusammenstöfsen der Schienen Statt finden, nicht sorgfältig genug überwacht wer- den. Es sollten daber die Schienen nur auf eine Weise funda- mentirt werden, dals ihr Parallelismus auf keine Weise gestört werden kann; die Schienenstühle sollten, wenn die Fundamentirung aus (uerhölzern besteht, nur vermittelst Schraubenbolzen, die dureh die Hölzer hindurch gehen, befestigt werden; die schwa- chen Stellen sollten auf das sorgfältigste beobachtet und es sollte keine Unebenheit der Bahn gestattet werden, weil eine solche nicht blofs für die Fahrenden unangenehm, sondern auch zerstörend und immer wesentlich gefährlich ist. Eine grolse Verstärkung - und Sicherung einer auf Querhölzern liegenden Eisenbahn würde es sein, wenn man noch unter, nicht über die Querhölzer, { Längshölzer streckte, die unter der Mitte der Schienen zusam- _ menstolsen. Die Kosten dieser wesemtlichen Verstärkung würden verhältnilsmäfsig nicht eben bedeutend sein, sondern auf die Meile noch nicht 3000 Rthlr. betragen. Auch aus der Art der An- bringung der Zugkraft kann die Gefahr entstehen, dafs die Räder aus den Schienen springen. Schon das Vorspannen von mehr als einem Dampfwagen vor einen und denselben Wagenzug ist _ micht ohne Gefahr, besonders wenn die Dampfwagen ungleich stark sind; auch ist damit in allen Fällen Kraftverlust verbun- den. Von der alleräufsersten Gefahr aber ist das Vorsichher- schieben oder Nachschieben eines Wagenzuges. Die Abhandlung weiset alles dies ausführlich nach. Das Schieben statt Ziehen a der Wagenzüge sollte unbedingt nie und nirgends gestattet sein. 0 5Die Vorschläge bis hierher beziehen sich insbesondere nur auf ‘schon vorhandene Eisenbahnen und auf nieht eben grofse Abänderungen. Es dürfte aber noch andere zu wünschende Ver- vollkommnungen geben, welche tiefer greifen, die aber theils an 230 den vorhandenen Eisenbahnen nur allmälig, theils nur an noch nicht vorhandenen Bahnen ausführbar sind. Es gehören dazu folgende. Eine grofse Vervollkommnung würde es sein, wenn man alle Eisenbahn - Fuhrwerke, bei welchen es angeht, so baute, dafs ihr Schwerpunct, wenn sie beladen sind, möglichst tief läge. Bei allen Personen- und Güterwagen geht solches, wie es die Abhandlung nachweiset, unbedenklich an, und der Schwer- punct der Wagen läfst sich noch um wenigstens 2 Fuls 9 Zoll senken. Das Ein- und Aussteigen würde durch diese Senkung bei den Personenwagen und das Beladen und Entladen bei .den Güterwagen erleichtert werden; die Gefahr beim Aussteigen aus den Personenwagen würde vermindert werden; der Sturz eines brechenden Wagens würde weniger hoch und gefährlich sein; an Zugkraft würde gespart werden; die Gefahr des Umwerfens, etwa in Folge eines Bruches der Schienen und dergleichen, würde geringer ‚sein, und die Wagen würden im Laufe, einem starken Winde entgegen, weniger Widerstand finden, in dem Maalse, dals das davon hergenommene Bedenken gegen die Bedeckung der Wagen vollends wegfällt. Eine andere Vervollkommnung würde es sein, wenn man die Eisenbahnfuhrwerke, an welchen jetzt schon Achsen und Räder von Eisen sind, ganz aus unentzündlichen Stoffen baute; bis etwa auf die Überzüge der Sitze und Lebnen, deren Elastieität selbst noch, ‚statt durch Polsterung, durch Springfedern sich hervor- bringen läfst. Die Feuersgefahr würde dadurch wesentlich ver- mindert werden; diejenige der Entzündung von aulsen her würde ganz wegfallen, und im Innern könnte sich das Feuer wenigstens nicht von einem Coupe in das andere verbreiten. Eine bedeutende Vervollkommnung würde erzielt werden, wenn es practisch gelingen sollte, statt der jetzigen bewegenden Kraft des Dampfes, die Zugkraft der Thiere zu benutzen, auf die Weise, dafs man sie an einen Göpel spannt, der auf dem vor- dersten Wagen steht und mit dem Wagenzuge sich fortbewegt. Die Gefahr des Feuers vom Dampfwagen her und des Zersprin- gens der Dampfkessel würde dann ganz gehoben sein; die Zug- maschinen würden wobhlfeiler sein und überall gebaut werden können; sie würden sich sicherer leiten und zügeln lassen, als 231 Dampfwagen, und es würden die Steinkohlen zur Feuerung, die sich nicht wieder erneuern,, zu anderen Bedürfnissen gespart werden. Endlich scheint noch eine Vervollkommnung, die vielleicht wichtiger ist, als alle vorigen, aus folgender Erwägung hervor- zugehen. Es ist nemlich durchaus kein zureichender Grund vorhanden, weshalb man die Fuhrwerke auf Eisenbahnen so co- lossal und schwer machen mülste, als es bis jetzt geschieht. Grofse und schwere Wagen sind keinesweges im Verhälnifs ihres grölseren Gewichts stärker und haltbarer, als kleinere und leich- tere, sondern, umgekehrt, diese sind verhältnilsmäfsig sicherer “und stärker, als jene. Die Abhandlung weiset dies mit mathema- tischen Gründen nach. Man mache also alle Eisenbahnfuhrwerke kleiner und leichter, etwa halb so schwer, als jetzt. Die -Vortheile werden sehr grols sein. Die Fuhrwerke werden stär- ker und haltbarer, also weniger dem Zerbrechen ausgesetzt und folglich werden die Gefahren auf Eisenbahnen geringer sein. Die Nothwendigkeit, alsdann öftere und kleinere Züge abzu- senden, wird für das Publicum wesentliche Vortheile, also eine ‚bedeutende Erhöhung des Nutzens der Eisenbahnen zur Folge baben. Die Eisenbahnen selbst aber werden dann bedeutend wohl- ‚feiler und leichter zu bauen sein. Eine zweispurige Bahn wird ‚nicht mehr kosten, als jetzt eine einspurige, und eine einspurige wenigstens 40 Tausend Thaler auf die Meile weniger, als jetzt. p Die Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth, welche nur eichte und kleine Fuhrwerke bat, und deshalb selbst leichter ge- "baut ist, giebt durch ihren vorzüglichen Geld-Ertrag, der nicht der Frequenz allein liegen kann, da dieselbe auf andern, we- iger rentirenden Bahnen eben so grols und gröfser ist, den sicher- en Erfahrungs-Beweis, dafs leichte und kleine Fuhrwerke und ichter und wohlfeiler gebaute Eisenbahnen besser und zweck- mälsiger sein würden, als die jetzt gewöhnlichen. Der Verfasser schlielst hier die Abbandlung, um sie nicht zu sehr zu verlängern, obgleich der Gegenstand noch keines- Be erschöpft ist und selbst blofs über die Vervollkommnung der technischen Anordnung der Eisenbahnen und der Fuhrwerke noch Vieles zu sagen übrig bleibt. Einen näher darlegenden Aus- zug gestattet die Abhandlung, wie schon bemerkt, hier nicht. 7 * 232 Der Verfasser ist aber im Begriff, die kleine Schrift durch den: Druck bekannt zu machen; aus ibr selbst wird: das Nähere, be- sonders die Begründung der aufgestellten Bemerkungen: und. Vorschläge, zu entnehmen sein, Man wolle über den: Inhalt der Schrift nicht nach der gegenwärtigen kurzen Andeutung, welche die Begründung der Vorschläge, nicht‘ mittheilen kannte,, son- dern nur nach der Schrift, selbst: untheilen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Henry Denny, Monographia: Pselaphidarum. et Scydmaenidarum Britanniae. Norwich 1825. 8. — , Monographia Anoplurorum Britanniae. London, 1842. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Leeds, 5. Juni zchbe I Arnold, Adolph Berthold, über verschiedene neue oder seltene Amphibienarten. Göttingen 1842. 4. ‚ über den Bau des W'asserkalbes (Gordius aqua- ticus) ib. eod! 4; mit. einem: Begleitungsschreiben des Verf, d: d. Göttingen, 25. Juni d.d. H. Kühnholtz, Considerations generales sur la regeneration des parties molles. du corps humain. Montpellier 1841. 8; mit einem. Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Montpellier, 3. April d.J. Aug. v. Oldekop, Geographie des Russischen Reichs. St. Pe- tersburg 1842: 8. A. L. Crelle, Journal für die. reine und angew. Mathematik. Bd: 23, Heft4. Berlin 1842. 4. 3‘Expl. Supplement & la Bibliotheque universelle de Geneve. — Archives de l’ElectricitE par Mr. A. de la Rive. No.3. publiee le 25. Janvy. 1842. Paris 1842, 8. L’Institut. 1.Section. Sciences math., phys. et nat. 10. Annee. No. 436-444. 7. Mai-30. Juin 1842. Paris 4. 2.Sect. Scienc. hist., archeol. et philos. 7. Annee. No. 76. 77. Avril, Mai 1842. ib. 4: . Tables alphabetiques de la 1. et 2. Sectiom de 1844, ou Sec: I: Tome’9. Sect: II: Tome 6: ib.4. Gay-Lussac ete., Annales de'Chimie et: de Physique. 1842, Avril. Paris: 8; 233 Kunstblatt 1842: No.47-50. Stuttg. u. Tüb. 4. Transactions of the American philosophical Society, held ät Phila- delphia. New Series. Vol. 8, part 41. Philad. 1841. 4. Proceedings of the American philosophical Sotiety. Vol. II. No. 20. 21. Noy. Dec. 1841. Jan.-April 1842. ib. 8. Proceedings of Ihe London electrical Society. Part 5. Session 4842-3. London, Juli 1. 1842. 8. Bulletin des Seances de la SocietE Vaudoise des Sciences natu- relles. No.2. 8. Göttingische gelehrte Anzeigen 1842, Stück 102. 106. 8. Schumacher, «stronomische Nachrichten. No. 452.453. Al- tona 1842. 4. E.G.Graff, althochdeutscher Sprachschatz Th. 6. und letzter, Bo- gen 1-15. Berlin 1842. 4. Neues Jahrbuch der Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache j und Alterthumskunde. Herausgeg. von F. H. von der Hagen. Bd. 1-4. Berlin 1836-41. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Herausgebers d.d. Berlin d. 14. Juli e. Ferner waren eingegangen: N Ein: Schreiben des vorgeordneten Hohen Ministerii v. 2. Juli, re die durch Allerhöchste Ordre vom 28. v.M. erfolgte Be- stätigung des Geh. Oberbauraths Hrn. Hagen und des Hrn. Dr. Riels zu ordentlichen Mitgliedern, so wie der Hrn. Gay-Lüssae in Paris und Faraday in London zu auswärtigen Mitgliedern der _ physikalisch - -mathematischen Klasse der Akademie mittheilt. R Ein Danksagungsschreiben: der Pariser Akademie der Wissen- schaften für den von. der Akademie übersandten Monatsbericht _ vom: März dieses Jahres. 18, Juli. Sitzung der physikalisch-mathemä- tischen Klasse. Hr. Alexander vom Humboldt verlas eine Abhandlung unter dem Titel: Versuch die mittlere Höhe der Eonti- nente zu bestimmen. „Unter den’ numerischen Elementen, von deren genäuer Er- ‚örterung die Fortschritte der physischen Erdbeschreibüng abhan- gen, giebt es eines, dessen Bestimmung bisher fast gar nicht ver- an u Suite" BI 234 sucht worden ist. Der Unglaube an die Möglichkeit einer solchen Bestimmung ist vielleicht die Hauptursach dieser Vernachlässi- gung gewesen. Die Erweiterung aber unseres orographischen Wissens, wie die Vervollkommnung der Karten grolser Länder- strecken hat (sagt der Verfasser der Abhandlung) mir den Muth gegeben, mich seit Jahren einer mühevollen, sehr steril scheinen- den Arbeit zu unterzieben, deren Zweck die genäherte Kennt- nils der mittleren Höhe der Continente, die Bestimmung der. Höhe des Schwerpunkts ihres Volums ist. Bei diesem Ge- genstande, wie bei vielen anderen der Dimensionen des Welt- baues, der wahrscheinlichen Entfernung der Fixsterne, der mitt- leren.. Temperatur der Erdpole oder des ganzen Luftkreises im Meeres-Niveau, der Schätzung der allgemeinen Bevölkerung der Erde, kommt es darauf an die Grenz-Zahlen (nomöres limites) zu erlangen, zwischen welche die Resultate fallen müssen, von dem Bekannten aus einem einzigen Lande, z.B. von der genau geometrisch und auch hypsometrisch dargestellten Oberfläche von Frankreich, allmählich zu gröfseren Theilen von Europa und Ame- rika, durch Analogien geleitet, überzugehen, zugleich aber allen numerischen Angaben nachzuspüren, die in neueren Zeiten, be- sonders für Inner- und West-Asien, uns in so erfreulicher Fülle zugekommen sind. Astronomische Ortsbestimmungen, um die Grenzen zwischen den Gebirgs-Abfällen und den Rändern der Ebenen bis zu drei- oder vierhundert Meter absoluter Höhe aus- zumitteln, sind am sorgfältigsten zu sammeln. Die Möglichkeit einer solchen Ergründung der Grenzen und der davon abhängi- gen Vergleichung des Flächeninhalts der Ebenen und der Ge- birgs-Grundflächen habe ich früher in geognostischen Un- tersuchungen über Süd- Amerika gezeigt, wo die lange, auf einer ungeheueren Gangspalte mauerartig erhobene Cordillere der Andes und die Massen-Erhebungen der Parime und Brasiliens in allen älteren Karten so unrichtig umgrenzt waren. Es ist eine allge- meine Tendenz der graphischen Darstellungen, den Gebirgen mehr Breite zu geben, als sie in der Wirklichkeit haben, ja in den Ebenen die Plateaux verschiedener Ordnung mit einander zu vermengen.” Herr von Humboldt hat zuerst im Jahr 1825 in zwei Abhandlungen, die er in der Akad. der Wiss. zu Paris ver- lesen, die mittlere Höhe der Continente berührt, „evaluation du 235 volume des aretes ou soulevemens des montagnes compared a Peten- due de la surface des basses regions.’ Eine denkwürdige Be- 'hauptung von Laplace in der Mecanique celeste (T. V. livre XI. chap. 1. p. 3.) hatte Veranlassung zu dieser Untersuchung gegeben. Der grofse Geometer hatte den Satz aufgestellt, dals der Ein- klang, welcher sich findet zwischen den Resultaten der Pendel- Versuche und der Erd-Abplattung, aus trigonometrischen Grad- "Messungen und den Monds-Ungleichheiten hergeleitet, den Be- "weis davon liefert: ‚„gue la surface du spheroide terrestre seroit ä peu pres celle de Pequilibre, si cette surface devenoit fluide. De la et de ce que la mer laisse & decowert de vastes continens, on conclut quelle doit &ire peu profonde et que sa profondeur _ moyenne est du m&me ordre que la hauteur moyenne des conti- N nens et des iles au-dessus de son niveau, hauteur qui ne sur- passe pas mille metres (3078 pariser Fuls, nur 463 F. we- niger als der Brocken-Gipfel nach Gauls, oder mehr als die höchsten Bergspitzen in Thüringen). Cette hauteur, heilst es weiter, est donc une petite fraction de V’exces du rayon de Pequa- teur sur celui du pöle, exces qui surpasse 20000 metres. De me&me _ que les hautes monlagnes recouorent quelques parties des conti- "nens, de m&me il peut y avoir de grandes cavites dans le bassin des mers, mais ıl est naturel de penser que leur profondeur Vest plus petite que l’Elevation des hautes montagnes, les depöts des fleuves et les depouilles des animaux rnurins devant ‘s.” Bei der Vielseitigkeit des gründlichstens Wissens, welches den Gründer der Mecanique ‚celeste in so hohem Grade auszeichnete, war eine solche Behaup- B- um so auffallender, als es ihm nicht entging, dafs das höchste ca von Frankreich, das, auf welchem die ausgebrannten Vulkane von Auvergne ausgebrochen sind, nach Ramond nur 044 Fuls, die grofse iberische Hochebene, nach meinen Messun- Ben, nur 2100 Fuls über dem Meeresspiegel liegen. Laplace hat die obere Grenze auf tausend Meter nur deshalb gesetzt, weil er den Umfang und die Masse der Gebirgs-Erhebungen für be- Serie hielt als sie ist, die Höhe einzelner Pics (culmini- render Punkte) mit der mittleren Höhe der Gebirgs- Rücken verwechselte, die mittlere Meerestiefe zu gering anzunehmen besorgte, und zu seiner Zeit keine Data aufgeführt fand, aus de- E.: a la longue ces grandes cavites ar 236 nen sich das Verhältnifs des Flächeninhalts (in Quadrat -Meilen) der ganzen Continente zu dem Flächeninhalte der Gebirgs - Grund- flächen schlielsen liefs. Eine sorgfältige Rechnung ergab, dafs die Masse der Andes-Kette von Süd-Amerika, auf den ganzen ebenen Theil der östlichen Gras- und Waldfluren pulverartig, aber gleichförmig zerstreut, diese Ebenen, deren Flächeninhalt genau + gröfser ist als die Oberfläche von Europa, nur um 486° Fuls erhöhen würde. Herr von Humboldt schlofs schon damals daraus: „que la hauteur moyenne des terres continentales depend bien moins de ces chainons ou aretes longitudinales de peu de largeur, qui traversent les continens, de ces points culminans ou dömes qui attirent la curiositE du vulgaire, que de la configura- tion generale des plateaux de differens ordres et de leur serie ascendante, de ces plaines doucement ondulees et a pentes alter- nantes qui influent par leur etendue et leur masse sur la position d’une surface moyenne, c’est-A-dire sur la hauteur d’un plan plac€E de maniere que la somme des ordonnees positives soit egale ü la somme des ordonnees negatives.” Die Vergleichung, welche Laplace in der oben angeführten Stelle der Mecanique celeste zwischen der Tiefe des Meeres und der Höhe der Continente macht, erinnert an eine Stelle des Plutarch im 15! Capitel sei- ner Lebensbeschreibung des Aemilius Paulus (ed. Reiskii T. I. p- 276.). Sie ist um so merkwürdiger, als sie uns eine unter den Physikern von Alexandrien allgemein herrschende Meinung kennen lehrt. Nachdem Plutarch den Inhalt einer Inschrift mitgetheilt hat, welche am Olympus gesetzt worden war und das Resultat der sorgfältigen Höhenmessung des Xenagoras angab, fügt er hinzu: „aber die Geometer (wahrscheinlich die alexandrinischen) glauben, man finde keinen Berg, der höher, kein Meer, das tiefer sei als 10 Stadien.” Man setzte keinen Zweifel in die Richtigkeit der Messung des Xenagoras, aber man drückte aus, es müsse durch den Bau der Erde eine völlige Gleichheit geben zwischen den positiven und negativen Höhen. Hier ist freilich nur von dem Maximum der Höhe und Tiefe die Rede, nicht von einem mittleren Zustande, eine Betrachtung, welche überhaupt sich den alten Physikern wenig darbot und welche erst bei veränderlichen Grölsen auf eine der Astronomie heil- bringende Weise von den Arabern eingeführt ward. Auch in 237 den Meteorologicis des Kleomedes (I. 10.) ist eine Meinung 'ge- äufsert, die mit der des Plutarchus gleich lautet, während in den Meteorologicis des Stagiriten (Aristot. met. II. 2.) nur der Ein- Aufs der Inclination des Meeresbodens von "Osten nach Westen auf die Strömung betrachtet wird. Wenn man versucht die mittlere Höhe der Continental- Erhebungen über dem jetzigen Niveau der Meere zu bestim- “ men, so heilst das, den Schwerpunkt des Volums der Con- tinente über dem jetzigen Meeresspiegel aufzufinden, eine Unter- suchung, die ganz von der verschieden ist, statt des centre de - gravitd du volume den Schwerpunkt der Continental- Masse, centre de gravitE des masses, aufzufinden, da der sich über dem Meere erhebende Theil der festen Erdrinde keinesweges von homogener - Dichtigkeit ist, wie die Geognosie und die Pendel-Versuche leh- ren. Der Gang der einfachen Rechnung ist der: man betrachtet jede Gebirgskette als ein dreiseitiges horizontal liegendes Prisma. Die mittlere Höhe der Gebirgspässe, welche die mittlere Höhe des Gebirgsrückens bestimmt, ist die Höke der Seitenkante des - liegenden dreiseitigen Prisma’s, senkrecht auf die Fläche gefällt, _ welche die Basis der Gebirgskette ausmacht. Die Hochebenen (Plateaux) sind als stehende Prismen ihrem Inhalte nach berech- - net worden. Um ein europäisches Beispiel za geben, , erinnere ich, dafs die Oberfläche von Frankreich 10,087 geogr. Meilen enthält. Nach Charpentier beträgt die Grundfläche der Pyrenäen - 430 dieser Q Meilen. Obgleich die mittlere Höhe des Kammes der Pyrenäen 7500 F. beträgt, so habe ich doch eine kleinere - Höhe angenommen, wegen der Erosionen des liegenden Prisma’s, welche die häufigen tiefen Querthäler als volum -vermindernd bilden. Der Effeet der Pyrenäen auf ganz Frankreich ist nur - 35 Meter oder 108 Fuls. Um diese Quantität nämlich würde die - Normal-Oberfläche der Ebenen von ganz Frankreich, die sich durch Vergleichung vieler genau gemessener, wohlgelegener, d.h. dem Centrum angehöriger, Orte (Bourges, Chartres, Ne- vers, Tours ete.) ergiebt und 480 Fuls beträgt, erhöht werden. - Die Rechnung, die ich mit Herrn Elie de Beanmont gemein- _ sehaftlich angestellt, ergiebt nun folgendes allgemeine Resultat: 1). Effect der ‚Pytenäen %,. ini ah usshl 18 Toisen 2) Die franz. Alpen, der Jura und die Vogesen einige Toisen mehr als die Pyrenäen; ihr gemeinsamer Effect .. -1. “4 ce. een 20. - 3) Es bleiben übrig die Plateaux des Limousin, der Auvergne, der Cevennen, des Aveyron, des Forez, Morvant und der Cöte d’or. Ihr gemeinsamer Effect, sehr nahe dem der Py- renäen, gleich. see se eo wre lale ot 13 -- Da nun die Normal-Höhe der Ebenen von Frankreich in der weitesten Erstreckung. . 80 - so ist die mittlere Höhe von Frankreich höchstens ars a ah PR Te. 136 Toisen oder 816 Fuls. Die baltischen, sarmatischen und russischen Ebenen sind nur durch die Meridian-Kette des Ural von den Ebenen von Nord- Asien getrennt; daher denn Herodot, dem der Zusammenhang um die südliche Extremität des Urals im Lande der Issidonen be- kannt war, ganz Asien nördlich vom Altai Europa hiefs. In dem eisuralischen Theile unserer baltischen Ebenen sind, dem Littoral der Ostsee nahe, partielle Massen -Erhebungen, die eine besondere Rücksicht verdienen. Westlich von Danzig, zwischen dieser Stadt und Bütow, wo das Seeufer weit gegen Norden vortritt, liegen viele Dörfer 400 Fuls hoch; ja der Thurmberg, dessen Messun- gen zu vielen hypsometrischen Streitigkeiten Anlafs gegeben haben, erhebt sich nach Major Baeyer’s trigon. Operation zu 1024 Fuls, — vielleicht die grölste Berghöhe zwischen dem Harz und Ural. Sonderbar, dals nach Struve’s Messung der culminirende Punkt von Livland, der Munamaggi, bis auf 4 t. die Höhe des pom- merschen Thurmberges erreicht, ja dafs eben so übereinstimmend nach Schiffscap. Albrecht’s neuer Seekarte die grülste Tiefe der Ostsee zwischen Gothland und Windau 167 t. beträgt, wenn der Thurmberg 170 t. hat. Das Loch hat 4 TMeilen. Das aus- schliefslich europäische Flachland, dessen Normal-Höhe man nicht über 60 t. anschlagen kann, hat, genau gemessen, 9 mal den Flächeninhalt von Frankreich. Die ungeheure Ausdehnung dieser niederen Region ist die Ursach, warum die mittlere Continental- Höhe von ganz Europa mit seinen 170,000 geogr. QJ Meilen um 239 volle 30 t. kleiner ausfällt als das Resultat für Frankreich. Ohne länger durch Zahlen ermüden zu wollen, füge ich nur die, für eine allgemeine geognostische Ansicht nicht ganz unwichtige Be- trachtung hinzu, dals Massen-Erhebungen von ganzen Ländern als Hochebenen einen ganz anderen Effect auf Erhöhung der Schwerpunkte des Volums hervorbringen als Bergketten, wenn sie auch noch so beträchtlich an Länge und Höhe sind. Wäh- rend die Pyrenäen auf ganz Europa kaum den Effect von 1 Toise, das Alpensystem, dessen Grundfläche die der Pyrenäen fast vier- mal übertrifft, den Effect von 3% t. hervorbringen, bewirkt die iberische Halbinsel mit ihrer compacten Plateau- Masse von 300 t. Höhe einen Effect von 12 t. Das iberische Plateau wirkt dem- nach auf ganz Europa viermal so viel als das Alpensystem. Das Resultat der Rechnungen ist meist so befremdend, dafs es sich aller Vorausbestimmung zu entziehen scheint. - Über die Gestaltung von Asien ist in den neuesten Zeiten viel Licht verbreitet worden. Der Effect der südlichen colossalen - Erhebungs-Massen wird dadurch vermindert, dals — des ganzen Continents von Asien, ein Theil Sibiriens, der selbst um + den _ Flächeninhalt von Europa übertrifft, nicht 40 t. Normal- Höhe hat. Das ist selbst noch die Höhe von Orenburg an dem nörd- lichen Rande der caspischen und turanischen Senkung. Tobolsk hat nicht die Hälfte dieser Höhe; und Kasan, das 5mal entfernter von dem Littoral des Eismeeres liegt als Berlin von der Ostsee, hat kaum die Hälfte der Höhe unserer Stadt. Am oberen Irtysch zwischen Buktormensy und dem Saysan-See, an einem Punkte, _ wo man dem indischen Meere näher als dem Eismeere ist, fan- _ den wir die Ebene noch nicht 800 Fufs hoch, ein sogenanntes Central-Plateau Inner-Asiens, das noch nicht die Hälfte der Er- - hebung des Stralsenpflasters von München über dem Niveau des _ Meeres hat. Das einst so berühmte Plateau zwischen dem Baikal- See und der chinesischen Mauer (die steinige Wüste Gobi oder Cha-mo), das die russischen Akademiker Bunge und Fuls baro- _ metrisch gemessen, hat nur die mittlere Höhe von 660 t. (3960 F.), als setze man die Müggelsberge auf den Gipfel des Brocken; ja das Plateau hat in seiner Mitte, wo Ergi liegt (Br. 45° 31’), eine muldenartige Vertiefung, wo der Boden bis 400 t. (2400 F.), fast bis zur Höhe von Madrid, herabsinkt. „Diese Senkung,” sagt 240 Herr Bunge in einem noch ungedruckten Aufsatze, den ich be- sitze, „ist mit Halophyten und Arundo-Arten bedeckt; und nach der Tradition der Mongolen, die uns begleiteten, war sie einst ein grofses Binnenmeer.”” Beide Extremitäten dieses alten Bin- nenmeeres sind durch flache Felsränder, ganz einem Seeufer gleich, bei Olonbaischan und Zukeldakan begrenzt. Das Areal des Gobi in seiner einförmigen Massen-Erhebung von SW. gegen NO. ist zweimal so grols als ganz Deutschland, und würde den Schwer- punkt von Asien um 20 t. erhöhen, während der Himalaya und das den Hindou Kho fortsetzende Kouen-lun sammt der tü- betanischen Hochebene, die Himalaya und Kouen-lun verbindet, einen Effect von 56 t. hervorbringen würden. Bei der Berech- nung des ungeheuren Reliefs zwischen den indischen Ebenen und dem niedrigen, von dem milden Kaschgar gegen den Lop-See östlich abfallenden Plateau des Tarım war der Punkt zu beachten nabe dem Meridian des Kaylasa und der zwei heiligen Seen Ma- nasa und Ravana-brada, von wo an der Himalaya nicht mehr von Osten gen Westen dem Kouen-lun parallel läuft, sondern sich, von SO.-NW. gerichtet, dem Bergyurten des Tsun-ling anschaart. Die Höhen der zablreichen Bergpässe von Bamian bis zu dem Meridian des Tschamaları (24,400 F.), bei welchem Tur- ner auf das tübetanische Plateau von H’Lassa gelangte, also in einer Ausdehnung von 21 Längegraden, sind bekannt. Der grö- fsere Theil derselben hat sehr einförmig 14,000 engl. Fuls (2200 t.), eine in den Pässen der Andes-Kette gar nicht unge- wöhnliche Höhe. Die grolse Landstrafse, der ich von Quito nach Cuenca gefolgt bin, hat z.B. am Assuay (Ladera de Cadlud) schneefrei die Höhe von 2428 t., das ist fast 1400 F. mehr als jene Himalaya-Übergänge. Die Pässe, wie ich bereits früher bemerkt, bestimmen die mittlere Höhe der Gebirgskämme. In einer Abhandlung über das Verhältnils der höchsten Gipfel (eul- minirenden Punkte) zu der Höhe der Gebirgsrücken habe ich gezeigt, dals der Gebirgsrücken der Pyrenäen, aus 23 Pässen (cols, hourgues) berechnet, 50 t. höher als der mittlere Gebirgs- rücken der Alpen ist, obgleich die Culminationspunkte der Pyre- näen und Alpen sich wie 1 zu 1-% verhalten. Da einzelne Hi- malaya-Pässe, z.B. Niti Gate, durch das man in die Ebene der Schaal-Ziegen aufsteigt, 2629 t. hoch sind, so habe ich die mitt- 241 lere Höbe des Himalaya-Rückens nicht zu 14,000 engl. Fuls, sondern, wenn gleich überschätzt, zu 15,500 F. (2432 t.) ange- schlagen, Das Plateau der drei Tübets von Iscardo, Ladak und H’Lassa ist eine Intumescenz zwischen zwei anschaarenden Ketten (Himalaya und Kouen-lun). Vigne’s eben erschienene Reise nach Baltistan oder Klein-Tübet, die von Lloyd besorgte Ausgabe der ‚Journale der Brüder Gerard, so wie neue in Indien selbst angeregte Streitigkeiten über die relative Höhe der ewigen Schneegrenze an dem indischen und tübetanischen Abhange des Himalaya baben immer mehr gezeigt, dals die mittlere Höhe der tübetanischen Hochebene bisher ansehnlich überschätzt worden ist. In seinem Werke Asie centrale, von dessen drittem Bande nur noch wenige Bogen ungedruckt sind und welches von einer byp- sometrischen Karte von Asien vom Phasis bis zum Golf Petcheli, vom Zusammenfluls des Ob und Irtysch bis zum Parallel von Delhi begleitet ist, glaubt Herr von Humboldt durch Zusammen- stellung vieler Thatsachen zu beweisen, dals die Intumescenz zwi- schen Himalaya und Kouen-lun (der südlichen und nördlichen Grenzkette von Tübet) nicht 1800 t. mittlerer Höhe übersteigt, also selbst 200 t. niedriger als die Hochebene des Sees Titi- caca ist. Die hypsometrische Configuration des asiatischen Festlandes, in der die Ebenen und Senkungen vielleicht noch auffallender als die colossalen Hebungen sind, zeichnet sich durch zwei cha- rakteristische Grundzüge aus: 1) durch die lange Reihe von Meridian-Ketten, die mit parallelen Axen, aber unter sich al- ternirend (vielleicht gangartig verworfen), vom Cap Como- rin (Ceylon gegenüber) bis an die Küste des Eismeers, in gleich- mälsiger Ricbtung, SSO.-NNW., unter dem Namen der Gha- tes, der Soliman-Kette, des Paralasa, des Bolor und des Ural hinstreichen. Diese alternirende Lage der goldrei- chen Meridian-Ketten (Vigne hat neuerdings am östlichen Bolor-Abfall, im Basha- Thale des Baltistan, die vom tübetischen Murmelthiere, Herodots grolsen Ameisen, durchwühlten Gold- sandschichten besucht) offenbart das Gesetz, dals keine der eben genannten fünf Meridian-Ketten, zwischen 64° und 75° Länge, neben der nächsten gegen Osten und Westen vorbeistreicht, auch dafs jede neue longitudinale Erhebung erst in der geogr. 242 Breite beginnt, welche die vorhergehende noch nicht erreicht hat. 2) Ein anderer, ebenfalls nicht genug beachteter, charakte- ristischer Zug der Configuration von Asien ist die Continuität einer ungeheuren ost-westlichen Hebung, zwischen Br. 35° und 36°%, vom Takhialou-dagh an im alten Lycien bis zur | chinesischen Provinz Houpih, eine Hebung, die dreimal von Me- ridian-Ketten (Zagros in West-Persien, Bolor in Afghanistan, Assam - Kette im Dzangbo - Thale) durchschnitten wird. Von Westen gegen Osten heilst diese Kette, auf dem Parallel des Dicäarchus, welcher zugleich der Parallel von Rhodus ist: Taurus, Elbruz, Hindou Kbo, und Kouen-Ilun oder A-neoutha. In dem dritten Buche der Geographie des Erato- sthenes findet sich der erste Keim des Gedankens einer ununter- brochen fortlaufenden, ganz Asien theilenden Bergkette (Strabo XV. p. 689. Cas.). Dicäarchus sah den Zusammenhang ein zwi- schen dem kleinasiatischen Taurus und den indischen Schneeber- gen, denen die Erzählungen und Lügen der Begleiter des Mace- doniers bei den Griechen so viel Ruf verschafft hatten. Man legte Wichtigkeit auf den Parallel von Rhodus und auf die Richtung dieser unermelslichen Bergkette. Die „Chlamyde’” von Asien sollte unter diesem Parallel am breitesten sein (Strabo XI. p-519.); ja weiter gegen Osten könnte (wie Strabo sagt) ein anderer Continent liegen. Sonderbare geognostische Träume über eine Zone, einen Breitengrad, eine Spaltung der Erdober- fläche, in der vorzugsweise Continental- und Bergerhebungen statt gefunden haben, ja in der auch die Stralse und die Säulen des Hercules bei Gades (lat. 36°) liegen. Der Taurus und die Hochebenen von Kleinasien hatten den Einfluls der Höhe auf die Temperatur den griechischen Physikern zuerst recht merklich gemacht. „Auch in südlichen Erdstrichen,” sagt der grolse Geo- graph von Amaseia /(Strabo II. p.73.), indem er das Klima der nördlichen Küsten von Kappadocien mit der 3000 Stadien süd- licheren Ebene um den Argaios vergleicht, „sind die Berge und jeder hohe Boden kalt, wenn er auch eine Ebene ist.” Strabo allein unter allen griechischen Schriftstellern gebraucht das schön bezeichnende Wort ögortöıe, Berg- Ebenen. Nach dem Schlufsresultat der ganzen Arbeit des Herrn von Humboldt ist das von Laplace angegebene Maximum der mittleren 243 Continental-Höhe um 5 zu grols. Der Verf. der Abhandlung findet für die drei Welttheile, die er berechnet (an Afrika würde zu früh sein sich zu wagen!), folgende numerische Elemente: Europa . ... 105. (205 met.) Nord-Amerika 117 t. (228 met.) Süd-Amerika. 177 t. (345 met.) Asien sl Inns 180 t. (351 met.). Für den ganzen Neuen Continent ergeben sich 146 t. (285 m.), und für die Höhe des Schwerpunkts des Volums aller Continental-Massen (Afrika nicht eingerechnet) über dem heutigen Meeresspiegel 157t,8 oder 307 Meter. Herr von Hoff hat auf einer Landstrecke von 224 geogr. [Meilen die Hö- hen von 1076 Punkten mit seltener Genauigkeit gemessen, und zwar in einem meist gebirgigen Theile Thüringens. Er bestimmte dem- "nach fast 5 Höhen auf jeder Meile; aber diese Höhen waren un- gleich vertheilt. Herr von Humboldt forderte, wegen der Laplaci- schen Behauptung über die Continental- Massen, Herrn von Hoff auf, die mittlere Höhe seines hypsometrisch vermessenen Land- strichs zu berechnen. Dieser findet sie zu 166 t. (Höhen-Mes- sungen in und um Thüringen 1833. p.118.), also nur 8 t. mehr als das Resultat des Herrn von Humboldt. Man darf dar- aus schlielsen, dafs, da eine sehr gebirgige Gegend Thüringens gemessen wurde, das Resultat von 157 t. oder 942 Fuls als Grenz- werth (nomdre limite) noch eher zu grofs als zu klein ist. Bei _ der Gewilsheit eines progressiven, aber partiellen Aufsteigens von - Schweden (eine für die- physische Erdbeschreibung so wichtige - Gewilsheit, die wir Leop. von Buch verdanken) kann man glau- ben, dafs diese Lage des Schwerpunkts nicht immer dieselbe blei- N ben wird; aber bei einzelnen herabsteigenden Massen und bei der Kleinheit der Räume, auf welche die unterirdischen Kräfte zu } wirken scheinen, wird die, sich grofsentheils selbst compensirende Variation im Ganzen wenig störend auf den Schwerpunkt des _ Über - Oceanischen einwirken. In den numerischen Resultaten jener hypsometrischen Arbeit offenbart sich auf’s neue: dafs die h geringsten Höhen in unserer Hemisphäre den Continental- Massen des Nordens zugehören. Europa giebt 105 t., Nord- Amerika 117 t. Die Intumescenz Asiens, zwischen 28° und 40° Breite, eompensirt die mindernde Wirkung des sibirischen Tieflandes. 244 Asien‘ und Süd-Amerika geben 180 und 177 Toisen. Man liest gewissermalsen in jenen Zahlen, in welchen Theilen unserer Erd- oberfläche der Vulkanismus (die Reaction‘ des Inneren gegen das Äufsere) durch uralte Hebungen am kräftigsten gewirkt hat. Hr. Mitscherlich theilte darauf die Untersuchung einer neuen Verbindung von Schwefel und Wismuth, welche von Hrn. Werther dargestellt worden war, eine Reihe von Doppelsalzen, welche das essigsaure Uranoxyd mit andern essigsauren Salzen bildet, von Hrn. Wertheim, und eigne Beobachtungen über die Krystallform des traubensauren Natron- Ammoniaks und der oxal- sauren Doppelsalze mit: Hr. ‚Werther hat schöne und gut ausgebildete Krystalle von Schwefelwismuth, welche aus unreinem käuflicken Wismuth sich ausgesondert hatten, untersucht. Das Wismuth löst bekannt- lich Schwefelwismuth in jedem Verhältnisse auf. Läfst man eine Auflösung, die etwa aus gleichen Theilen von beiden besteht, erkalten, so krystallisirt zuerst das Schwefelwismuth' heraus und das metallische Wismuth kann man abgielsen: Diese Krystalle enthielten aufser Wismuth etwas Nickel und Kupfer, aber nur so‘ viel Schwefel, dals die Menge desselben: sich zu der, welche im: Schwefelwismuth, das dem Oxyd entspricht, enthalten ist, bei gleicher Menge Wismuth wie 2:3 verhält. Um diese Verbin- dung rein zu. erhalten, irug er in kochenden Schwefel reines gepulvertes Wismuth ein. Obgleich der Schwefel im Überschufs angewandt war, sonderte sich dennoch etwas metallisches Wismuth’ aus» Das gepulverte Schwefelwismuth' schmolz er noch einmal mit Schwefel, und steigerte die Hitze, bis die Verbindung voll- ständig flüssig wurde, welches über einer Spirituslampe aber nicht zu erreichen war. Die Verbindung war krystallinisch, hin und wieder hatten sich einzelne isolirte Krystalle ausgesondert, deren Form: ein’ Prisma’ von ungefähr 90° war, die Kanten desselben‘ waren durch Flächen ersetzt, die sich auch untereinander unge- fähr unter. 90° .neigten. Über der Spirituslampe erhitzt, gab: diese Verbindung keinen Schwefel mehr ab: Nach: einer Analyse enthielt sie 86,203 Wismuth und 13,813 Schwefel, nach der an- dern. 86,340 Wismuth und 13,502 Schwefel. Wenn’ sich der 245 Schwefel: dieser Verbindung zu dem der Schwefelungsstufe, welche dem Oxyd entspricht, wie 2:3 verhält, so hätte die Analyse 86,865 Wismuth und. 13,135 Schwefel geben: müssen. Es folgt aus der Zusammensetzung dieser Schwefelungsstufe, dals die ältere Annahme von Berzelius, das Wismuthoxyd bestehe aus 2 Ato- ‚men Wismuth und 3 Atomen Sauerstoff, die: richtige sei. Das von Duflos untersuchte Doppelsalz, von essigsaurem Uranoxyd und essigsaurem Natron und ein: anderes Doppelsalz von essigsaurem. Uranoxyd und essigsaurem Kali, welche schon früher dargestellt worden,. veranlafsten Hrn. Wertheim zur Auf- suchung ähnlicher Verbindungen, und es gelang ihm, mit sehr vielen essigsauren. Salzen, ähnliche Doppelsalze zu: erhalten. Diese Salze wurden bereitet, indem zuerst krystallisirtes salpetersaures Uranoxyd durch: Hitze so: weit zersetzt wurde, dals eine geringe Menge: des Uranoxyds sich zu Uranoxydoxydul; reducirte, und darauf wurde der Rückstand: in: Essigsäure aufgelöst,, die filtrirte Auflösung wurde: mit der andern Basis) versetzt, bis sich' etwas Uranoxyd: ausschied und. dieses wieder: in. Essigsäure aufgelöst. ‚Es: ist zweckmälsig und nicht schädlich, ‚wenn: von dem andern 'essigsauren Salze. ein- kleiner Überschufs vorhanden ist: Am be- sten krystallisiren, diese Doppelsalze. aus. einer etwas sauren Auf- lösung. Die. meisten. derselben, schiefsen aus. einer heilsen: con- eentrinten Auflösung‘ beim Erkalten in gut bestimmbaren Krystal- len: an. Die Essigsäure wurde nach der bekannten. Methode mit; " Baryterde ermittelt, das Uranoxyd mit Ammoniak: gefällt, und das Uranoxyd-Ammoniak geglüht,, wodurch Uranoxydoxydul erhalten wurde; die Basen wurden nach gewöhnlicher Methode. bestimmt ) und das Wasser durch, Erwärmen. des Salzes bis zu: einer Tem- _ peratur, wobei: die Essigsäure nicht zersetzt: wurde,. welches beim. - Natron. z. B. 250° betrug. Aufserdem wurden die, Salze geglüht "und: den Rückstand! gewogen, welcher. bei den. fixen Basen, aus der Basis, verbunden mit, Uranoxyd;, besteht;. der Sauerstoff den Basis verhält sich zum: Sauerstoff, des Uranoxyds wie 1:6. Was- ser zieht aus der. Kali--und- Natronverbindung,, selbst durch Ko- ; chen;. kein: Kali und Natron aus, und’ wenn. man, das Silberoxyd - verbrennt, so: bleibt: Silberoxyd'| mit: Uranoxyd. verbunden, zurück. Aus. den: Zusammensetzung. des essigsauren Uranoxyd.- Natrons, welches wasserfrei ist und aulserdem gepulvert noch. bis; 200° 246 erhitzt und darauf geglüht wurde, läfst sich das Atomgewicht des Uranmetalls mit ziemlicher Sicherheit bestimmen. Nach dem Mittel von 3 Versuchen beträgt es 740,512. Folgende Doppel- salze sind untersucht worden: das Kalisalz...... KA+r2JArzE das Natronsalz ... Nn A-H2UA das Ammoniaksalz. NH>HA-+2J A -+sH das Magnesiasalz .. Mg A+2QA+sH das Zinksalz ..... Zn A+2QHA+353H das Silbersalz .... Äg A+2HA+2H das Barytsalz .... Ba A+2UA-+.2H. Die Krystallform des Kali- und Silbersalzes ist ein Quadrat- octaöder mit quadratischen Prismen, die Winkel der Krystalle, die etwas von einander verschieden sind, machen es nicht unwahr- scheinlich, dafs Silberoxyd und Kali in diesen Salzen isomorph sind. In einer frübern Abhandlung bat Hr. Mitscherlich schon angeführt, dals das weinsteinsaure Kali- Natron, KT+NaT-+sH, das weinsteinsaure Ammoniak-Natron, NPHT+NaT-+sH, und das traubensaure Ammoniak - Natron, NH’HU-++-NaU-+sH, dieselbe Krystallform haben. Das specifische Gewicht des ersten Salzes beträgt 1,74, das des zweiten 1,58, das des dritten gleich- falls 1,58, so dals also nicht allein bei diesen beiden letzten isome- rischen Verbindungen die relative Lage der Atome, sondern auch die Entfernung dieselbe ist. Aus einer concentrirten Auflösung von traubensaurem Natron und traubensaurem Kali, und zwar wenn er letzteres im Überschufs anwandte, erhielt er gleichfalls ein Doppelsalz, welches aus gleichen Atomen beider Substanzen besteht, aber eine verschiedene Krystallform von dem entspre- chenden weinsteinsauren Salze hat. In einer frühern Abhandlung und in seinem Lehrbuche hat er schon erwähnt, dals die sechs Doppelsalze, welche die oxalsaure Thonerde, das oxalsaure Eisen- oxyd und Chromoxyd mit dem oxalsauren Kali und Ammoniak bilden, dieselbe Krystallform haben, so wie die drei, die sie mit oxalsaurem Natron bilden, unter einander isomorph sind. Läfst man eine Auflösung von oxalsaurem Chromoxyd-Kali, und Chrom- oxyd-Natron krystallisiren, so erhält man eine Verbindung, die in Octaedern krystallisirt. Dasselbe findet Statt, wenn man statt der Chromsalze die Eisenoxydsalze anwendet. 247 21.Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. G. Rose las über den Granit des Riesenge- birges. Der herrschende Granit des Riesengebirges, den v. Raumer ‚in seinem bekannten Werke über Schlesien Central-Granit nennt, besteht aus einem Gemenge von Feldspath, Oligoclas, Quarz und -Glimmer. } Der Feldspath ist gewöhnlich fleischroth bis bräunlichroth, ‚an den Kanten durchscheinerd und auf den Spaltungsflächen stark "glänzend von Perlmutterglanz. Er findet sich in einzelnen mehr oder weniger ausgebildeten einfachen oder Zwillingskrystallen ‚zwischen den übrigen Gemengtheilen; die Krystalle sind gewöhn- lich äufserlich unregelmälsig begrenzt, zuweilen aber, wenn das ‚Gemenge der andern Gemengtheile klein und fein ist, sehr regel- mälsig und glattflächig, wie z.B. am Scholzenberg bei Warm- brunn und am Cavalierherge bei Hirschberg. Die Größe der Krystalle ist wohl im Allgemeinen verschieden, am häufigsten be- irägt sie etwa einen Zoll, doch finden sich auch Krystalle von 2 bis 3 Zoll Gröfse (Schreibershau, Agnetendorf, Seydorf), ebenso "kommen sie auch kleiner vor. h Körner und Krystalle sind in der Regel viel kleiner als die des "Feldspaths; fast stets sind sie aber regelmälsige Verwachsungen von mehr als 2 Individuen, erscheinen daher immer auf der deut- lichsten Spaltungsfläche auf die bekannte Weise gestreift. Nicht elten ist auch der Oligoclas mit dem Feldspath regelmäfsig ver- wachsen, und umgiebt dann stets denselben in einer mehr oder weniger dicken Hülle (*). (*) Dafs der bier angeführte Gemengtheil Oligoclas sei, hat der Verf. zwar noch durch keine Analyse bewiesen, doch ergiebt sich diefs schon hinreichend aus den von ibm angestellten Ver- ben, indem er fand, dals dieser Gemengtheil iu Vergleich mit dem Albit, mit welchem man ihn allein verwechseln könnte, eine gröfsere Schmelzbarkeit und ein gröfseres specifisches Ge- icht, nämlich 2,682 habe. und eine bedeutend gröfsere Menge Kalkerde enthalte, er 248 Der Quarz ist graulichweils bis rauchgrau, mehr oder we- niger durchscheinend, und findet sich in Körnern von verschie- dener Gröfse, seltener in kleinen, an den Kanten etwas abgerun- deten Krystallen. Der Glimmer findet sich in rundlichen Blättchen oder re- gelmäfsigen sechsseitigen Tafeln von einer halben bis 2 Linien Gröfse, und ist von dunkel grünlichschwarzer, in dünne Blätt- chen gespalten von lauchgrüner Farbe. Er liegt am häufigsten einzeln zwischen dem Gemenge der übrigen Gemengtheile, sel- tener in kleinen zusammengehäuften Parthien; er ist sehr wahr- scheinlich einaxig. An zufälligen Gemengtheilen ist dieser Granit sehr arm, nur zuweilen finden sich kleine schwarze Krystalle von Hornblende (Schreibershau, Seydorf), noch seltener kleine braune Krystalle von Titanit (Warmbrunn) und kleine fasrige Parthien von Pi- stazit (Warmbrunn). Dadurch dafs der Feldspath an Gröfse fast stets die andern Gemengtheile übertrifft, und einzeln zwischen diesen liegt, erhält der Granit des Riesengebirges eine porphyrartige Structur, worin er mit den Graniten von Elnbogen und Carlsbad, vom Fichtelgebirge und von Meblis im Thüringer Walde überein- stimmt (#). Die Feldspathkrystalle liegen auf diese Weise in einem mehr oder weniger körnigen Gemenge der übrigen Gemengtheile, welches nun die Grundmasse bildet, und zuweilen selbst noch ausgezeichnet grobkörnig ist, wie in den Graniten von Warm- brunn, Fischbach und Alt-Paulsdorf bei Reichenberg, in welchem Fall aber in der Regel noch der Feldspath den einzelnen Körnern der Grundmasse an Grölse überlegen ist. Seltener ist der Unter- schied in der Grölse der einzelnen Gemengtheile weniger auf- fallend, so dals die Structur sich mebr der gemein-körnigen nä- hert, wie am Zackelfall, den Schneegruben u.s.w., aber auch bei diesen ist der Unterschied nur weniger grols, genau genommen, findet er, wenn auch in geringem Maalse, immer Statt. Wo die Grundmasse feinkörniger wird, was jedoch nur so weit geht, dafs die Körner dem Auge ganz unkenntlich werden, (*) Die ebenfalls wie der Granit des Riesengebirges Oligoclas enthalten. 249 sind es in diesem Fall gewöhnlich auch nur die 3 Gemengtheile, die sich in der Grundmasse finden, doch scheint zuweilen auch schon wirklich Feldspath darin vorzukommen, was aus der röth- lichen Farbe, die die feinkörnige Grundmasse öfters hat (Hampel- baude), anzunehmen ist, und ebenso finden sich in dieser Grund- masse nicht blofs Feldspathkrystalle eingewachsen, sondern es kommen auch einzelne Oligoclas - und Quarz-Krystalle, und selbst Glimmertafeln darin vor, die aber, auch die erstern, doch immer an Grölse den eingewachsenen Feldspathkrystallen nachstehen. Granitabänderungen mit feinkörniger Grundmasse kommen sehr ausgezeichnet auf der östlichen Seite des Granitgebietes vor (am Scholzenberg bei Herischdorf, am Cavalierberge, besonders aber an der Hampelbaude und im Mälzergrunde). Je feinkörniger die Grundmasse ist, je glatter ist die Oberfläche der eingewachsenen Krystalle. Was die relative Menge der Gemengtheile anbelangt, so übertrifft darin der Feldspath gewöhnlich bei weitem die übri- gen Gemengtheile. Oligoclas und Quarz finden sich in gerin- gerer und beide ungefähr in gleicher, Glimmer gewöhnlich in der geringsten Menge. Ein starkes Vorherrschen des Feldspaths findet besonders in den grobkörnigen Abänderungen Statt, in de- nen die grolsen Feldspathkrystalle oft so gedrängt liegen, dals sie sichtlich mehr Raum einnehmen, als die übrigen Gemeng- theile; in den Abänderungen mit feinkörniger Grundmasse findet diels meistens auch noch Statt, doch kommen die Feldspathkry- stalle hier auch schon sparsamer vor, und zuweilen scheinen wirk- lich die neben den Feldspathkrystallen vorkommenden Albitkry- stalle die ersteren an Menge, wenigstens stellenweise zu über- treffen, wie z.B. an der Lomnitz bei Arnsdorf. Da in diesen feinkörnigen Abänderungen neben dem Feldspath auch Albit-, _ Quarz- und Glimmerkrystalle in der Grundmasse eingewachsen erscheinen, so tritt oft die letztere sehr zurück, so dals man sie leicht übersehen, und wegen der vielen eingewachsenen Gemeng- theile und ihrer meistens stattfindenden bedeutenden Gröfse diese Abänderungen mit den grolskörnigen Abänderungen von Warm- brunn und Alt-Paulsdorf verwechseln kann. Die genannten Ab- änderungen kommen indessen sehr häufig vor, und die Granite 250 von Schreibershau, Agnetendorf, Seydorf und der Iserwiese sind alle von der Art. Die Gemengtheile dieses Granites schlielsen fest aneinander ohne Drusen oder Hohlungen zu bilden, was eine sehr bemer-, kenswerthe Eigenthümlichkeit dieses Granites ist. Nur in einem | Falle ist dem Verf. eine Ausnahme vorgekommen, nämlich bei dem Granite vom Leopoldsbade bei Warmbrunn, welcher äufserst sparsam ganz kleine Drusen enthält, in welchen (Quarz und Pistazit. sich findet. Der letztere kommt nur in diesen Drusen vor, und ist daher wie diese sehr selten. Der beschriebene Granit (*) findet sich in einzelnen grolsen sphäroidischen Massen, die eher Klüfte sind, und durch andere sehr zerklüftete und bröckliche, ihrer Zusammensetzung nach sonst ganz ähnliche Massen verbunden werden. Diese verwittern leicht, und die verwitterte Masse wird von den Tagewassern zwischen den festern Massen ausgewaschen, daher diese an der Oberfläche übereinander stürzen, und die Gipfel grölserer oder kleinerer Berge gewöhnlich aus lose übereinander liegenden Blöcken be- stehen. . Öfters sieht man aber auch, besonders bei freistehenden Felsen, eine parallelepipedische Absonderung. Aufser dem beschriebenen Granite findet sich noch eine an- dere Abänderung, die sich von dem vorigen dadurch unterschei- det, dafs Feldspath und Oligoclas schneeweils und der Glimmer wohl in dicken Blättchen schwarz, in dünnen schneeweils er- scheint. Der Verf. läfst es dahin gestellt sein, ob diese Umstände eine wesentliche Verschiedenheit begründen, die angegebene Ab- änderung hält sich indessen bestimmt geschieden von der andern und findet sich zwar viel seltener, aber sehr ausgezeichnet grob- körnig - porphyrartig, wie unter andern am Prudelberge bei Stonsdorf. Betrachtet man aber auch diesen zuletzt heschriebenen Gra- nit als keine besondere Abänderung, so findet sich aufser ihm am Riesengebirge doch noch ein anderer Granit, der sowohl (*) Hier und da, und stellenweise selbst ziemlich häufig, finden sich in diesem Granite, wie auch in andern Granit- Abänderungen, mehr oder weniger grofse, sehr glimmerreiche Ein- schlüsse, die nach einer von dem Verfasser schon anderwärts geäufserten Meinung veränderte Bruchstücke der Gebirgsart sind, den der Granit bei seinem Emporsteigen durchbrochen hat. 251 durch mineralogische Beschaffenheit als auch durch Structur- und Lagerungsverhältnisse ausgezeichnet ist. Dieser Granit enthält nämlich aufser Feldspath, Quarz und Glimmer wahrscheinlich gar keinen Oligoclas, sondern statt dessen Albit; er ist ferner ge- wöhnlich klein- und fein- und immer gemein körnig und durch- setzt gangförmig den herrschenden porphyrartigen Granit, ist also neuer als dieser. Der Feldspath ist häufig ganz weils und wie der Albit gefärbt und bei der Feinkörnigkeit des Gemenges daher schwer zu unterscheiden, in andern Fällen ist aber auch hier der Feldspath fleischroth und der Albit dann gewöhnlich gelblichweils; der Quarz gewöhnlich graulichweils, der Glimmer schwarz und in dünnen Blättchen gegen das Licht gehalten, oli- vengrün. Glimmer ist bei diesem Granit immer nur in geringer Menge enthalten und fehlt oft ganz, Albit scheint auch nicht sel- ten zu fehlen, in welchem Fall dann Feldspath und Quarz die einzigen Gemengtheile bilden; diels scheint besonders da der Fall zu sein, wo dieser Granit nur in kleinen Gängen in die beiden ersten Arten hineinsetzt, da aber der Feldspath in diesem Fall stets weils ünd das Gemenge fein ist, kann diels oft schwer aus- gemacht und erst durch eine chemische Analyse unterschieden werden. 1 Dieser feinkörnige Granit bildet in einigen Fällen Gänge von nur geringer Mächtigkeit, in andern Fällen von bedeutender, wohl 2 bis 300 Fufs Mächtigkeit. Manche Kuppen und Rücken ziemlich hoher und langer Berge, wie die Kuppen des Schelzen- berges bei Warmbrunn, des Hopfenberges zwischen Warmbrunn und Stonsdorf, des Popelberges bei Maiwaldau, so wie die lang- gezogenen Rücken des Stangenberges bei Stonsdorf und des Amei- senberges bei Erdmannsdorf bestehen daraus, jene findet sich auch in grolser Masse auf dem Kamm des Gebirges, doch hier meist in einzelnen Blöcken und ist in diesem Fall oft schwer von dem _ porphyrartigen Oligoclasgranit zu unterscheiden, wo derselbe klei- ner körnig geworden ist und die Gemengtheile mehr von glei- cher Grölse vorkommen, wie diels namentlich am Kamm öfter " Statt findet. Eine Übereinstimmung im Streichen hat der Verf. bei diesen Gängen nicht wahrgenommen, wiewohl hierbei die St. 1-15 sehr häufig vorkommt, in welcher Richtung auch die 252 Rücken des Stangenberges und Ameisenberges fortlaufen. Die Gänge stehen, wo sie mächtig sind, (meistens ganz seiger, und wie die Gänge streichen und fallen auch die Klüfte, die in mehr oder weniger grolsen Abständen das Gestein durchsetzen, doch # kommen auch Gänge vor, die in ganz anderen Richtungen streichen. Dieser feinkörnige Granit zeichnet sich von dem porphyr- artigen auch dadurch aus, dals er nach der Mitte der Gänge zu häufig drusig und oft überaus grofskörnig wird. Er enthält in diesem Fall alle Gemengtheile, besonders Feldspath und Quarz, in grolsen Parthien ausgeschieden, und da diese Ausscheidungen für die Benutzung in den Porzellan- und Glasfabriken eifrig auf- gesucht werden, so sind auch Gänge mit solchen Ausscheidungen in vielen mehr oder weniger grolsen Steinbrüchen aufgeschlossen. Die grobkörnigen Ausscheidungen halten mehr oder weniger lange an, sie hören oft bald auf und finden sich in manchen mächtigen Gängen auf grofse Erstreckungen gar nicht; in andern halten sie aber auch mehr an, wie z.B. in dem grolsen Gang bei Lomnitz, der schon seit sehr langer Zeit in Betrieb steht, und immer noch bearbeitet wird. Zu den Gängen, in welchen bei dem jetzigen Zustande des Abbaus alle diese Verhältnisse am deutlichsten zu sehen sind, gehören die Gänge an dem Falkenberge bei Fisch- bach und auf dem Landshuter Kamm. Man sieht hier deutlich das Streichen, Fallen und die Mächtigkeit der Gänge und den Übergang aus dem Feinkörnigen ins Grolskörnige, von den Sael- bändern nach der Mitte zu, aber man kann diese Verhältnisse auch sehr gut bei kleinern Gängen sehen, in welchen keine Brüche angelegt sind, wie besonders bei dem sehr hohlen Steine in der Nähe des Zackelfalles. In den Drusen dieses grobkörnigen Granites finden sich die verschiedenen Gemengtheile des Granits oft überaus schön kry- stallisirt, besonders der Feldspath und Quarz, aber auch Albit (Schreibershau) (*), seltener Glimmer. Nicht selten findet sich ‚auch hier Eisenglanz in sehr feinen metallisch -glänzenden Täfel- (*) Das spec. Gew. eines solchen Albits fand der Verf. 2,629. Er enthält nur eine äufserst geringe Menge Kalkerde und Kali. 253 ‚chen, oder auch als Überzug viel seltener Magneteisenstein, aber dann in grölsern Krystallen oder kleinen derben Parthien, zuwei- len auch Pistazit in feinen Nadeln. Andere Mineralien, die sonst wobl in den Drusenräumen des Granits vorkommen, wie Tur- malin, Beryll, Topas oder Flufsspath, finden sich hier nicht. Die Feldspath- und Quarzkrystalle kommen aber hier sehr regelmälsig und oft bedeutend grofs vor. Man findet Fuls grofse Feldspath- und 3-4 Fufs grofse Quarzkrystalle. Die Feldspathkrystalle sind den schönsten ihrer Art an die Seite zu stellen, besonders ausge- zeichnet sind die vom Krötenloche bei Schwarzbach; sie sind in der Regel mit Albit bedeckt, der mit ihnen regelmälsig verwach- sen ist, wie diefs auch an andern Orten vorkommt, aber der Albit auf dem Feldspath ist wohl kaum anderswo so grofs, durchsichtig und die Verwachsung so regelmälsig zu finden, wie bier. Regel- mälsige Verwachsungen von Feldspath und Quarz, sog. Schrift- granit kommt auch häufig vor. Dieser Granit zeigt noch die hemerkenswerthe Eigenschaft, dals er nämlich öfter eine kuglige Structur annimmt. Man findet dergleichen Kugelgranit zu Schwarzbach und am Kynast, auch ‚soll er in der Gegend von Schmiedeberg vorkommen. Beson- ders ausgezeichnet ist der Kugelgranit von Schwarzbach. Die Kugeln haben einige Zoll bis einen halben Fuls im Durchmesser, und enthalten stets im Innern als Kern einen einzelnen Feldspath- zwilling oder eine Gruppe von Zwillingskrystallen; dieser Kern ist zuerst von einer dünnen Hülle von Albit und Glimmer,- und dann von einer 1 bis 2 Zoll dicken Hülle von grobkörnigen stark verwachsenen Feldspath umgeben, der mit kleinen graulichweilsen “ Quarzkörnern und gegen den Rand zu auch mit Glimmerschüpp- chen durchwachsen ist. Der Feldspath des Kerns ist fleischroth, der der Hülle aber gelblichgrau. Die Kugeln liegen dicht neben einander, sich gegenseitig in der Ausbildung störend, und bilden einen etwa 20 Fuls mächtigen Gang nicht weit von dem sogen. Krötenloche (*). Der gewöhnlich feinkörnig vorkommende Albit- Granit durch- setzt nicht nur den porphyrartigen Oligoclas- Granit, sondern er | (*) Der Verf. verdankt die Kenntnifs dieses interessanten Kugelgranits dem Hrn. Manger in Warmbrunn. 254 setzt auch noch in den diesen Granit umgebenden Glimmerschie- fer und Hornblendeschiefer hinein, wie man diefs sehr schön am schwarzen Berge (dem östlichen Ausläufer des Iserkamms) bei Schreibershau, am Krkonosch auf der Südseite des Riesengebirges und bei Kupferberg sehen kann. Aufser diesem Albit- Granit durchsetzen noch andere Ge- steine den porphyrartigen Oligoclas-Granit, nämlich zweierlei Arten Porphyr und Basalt. Die eine Art Porphyr findet. sich viel häufiger, sie enthält in einer dichten, bald grünlich- grauen, bald röthlichbraunen Grundmasse Oligoclas, Glimmer, Quarz und Feldspath, und kommt in grolsen untereinander paral- lelen Gängen vor, die von NNO. nach SW. streichen, sich mei- lenweit verfolgen lassen, und auf die grofsen Abstürze in dem Kamme, den Teichen und die Schneegruben zustreichen. Der andere Porphyr hat eine kleinkörnige, aus licht-fleischrothen Albit und chloritartigen Glimmer bestehende Grundmasse, worin grolse ziegelrothe Feldspathkrystalle eingewachsen sind, und fin- det sich unter andern ausgezeichnet bei dem Dorfe Unter -Polaun in Böhmen. — Basalt ist bis jetzt an 4 Orten bekannt, in der kleinen Schneegrube, am keulichten Buchberge, bei Maiwaldau und bei Berbisdorf. Hierauf trug Hr. Crelle den Schlufs seiner Abhandlung „über die Vervollkommnung des Eisenbahnwesens” vor. S. Gesammtsitzung vom 14. Juli. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Philosophical Transactions of the Royal Society of London for the year 1842, Part1. London 1842. 4. Proceedings of the Royal Society 1841-42. No.51-354. (ib.) 8. Royal Society. Proceedings of the Committee of Physics, in- cluding Meteorology. No.1-3. (ib.) 1842. 8. Letter addressed to the Fellows of the Royal Society by the Marquis of Northampton, President, togelher wilh bio- graphical notices of deceased Fellows etc. ib. 1841. 8. J. Power, Mode of preventing the disastrous effects of colli- Ed 255 sion; preceded by an enquiry into the causes of Ihe Brighton railway accident. Cambridge 1842. 4. A. Valenciennes, nowvelles recherches sur le Nautile flamlee (Nautilus Pompilius Lam.). Extrait des Archives du Mu- seum d’hist. nat. Paris 1839. 4. Göttingiscke gelehrte Anzeigen 1842, Stück 110. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.454. Altona 1842. 4. Kunstblatt 1842. No.51.52. Stuttg. u. Tüb. 4. Jul. Budge, Untersuchungen über das Nervensystem. Heft1. 2. Frankf. a.M. 1841. 42. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Bonn d. 5. Juli d.J. Aulserdem wurde ein Schreiben des vorgeordneten König- - lichen Ministerii vom 18. Juli vorgelegt, welches die Mittheilung enthält, dafs Se. Majestät der König die zur Herausgabe der Prachtausgabe der Werke Friedrichs II. veranschlagte Summe zu bewilligen, geruht haben.’ 23. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Er. Steffens las „über den Einfluls des Christen- thums auf die Ausbildung nordischer Mythen.” An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Kunstblatt 1842. Nr.53. 54. Stutig. u. Tüb. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.455. Altona 1842. 4. Aufserdem wurde ein Schreiben des vorgeordneten Königl. Ministerii vom 23. Juli vorgelegt, welches die von der Akademie beschlossene Wiedererstattung der Unkosten genehmigt, welche der von Hrn. Crelle veranlafste Auszug der Primzahlen aus den Factorentafeln der ersten 6 Millionen hervorgebracht hat. Da dieser Auszug der Primzahlen somit im Manuscript in den Besitz der Akademie übergegangen ist, so ist beschlossen worden, das Vorhandensein dieses Manuscripts in der Bibliothek 7 rr 256 der Akademie besonders öffentlich anzuzeigen. Es wird daher Jedermann künftig gestattet sein, von dem Auszug der Primzah- len aus den Factorentafeln der ersten 6 Millionen, welcher sich im Manuscript in der Bibliothek der Königlichen Akademie der Wissenschaften befindet, unter den bestehenden Formen, jede be- liebige wissenschaftliche Anwendung zu machen. Ferner wurde von dem Archivar der Akademie ein Exemplar des jetzt fertig gewordenen Jahrganges der akademischen Abhand- _ lungen von 1840 eingebunden vorgelegt. — DD Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin in den Monaten August, September, October 1842. Vorsitzender Sekretar: Hr. Ehrenberg. 4. August. Sitzung der philosophisch -histo- rischen Klasse. Hr. v. Raumer las über die Geschichte Schwedens "nach dem Tode Carls XI. 4. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Steffens las die Fortsetzung seiner Abhandlung „über Be Einflufs.des: Christenthunis. auf die Ausbildung - der nordischen Mythen.” An eingegangenen Schriften und dazu gehörigen Schreiben wurden vorgelegt: A4tti dell’ Accademia delle Scienze di Siena detta de’ Fisiocri- tici. Tomo 10. Siena 1841. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars dieser ea: Herrn Prof. Carresi, d.d. Siena 30. Jan. d.J. F. Biese, die Philosophie des Aristoteles in ihrem Zusammen- hange, mit besonderer Berücksichtigung des philos. Sprach- gebrauchs aus dessen Schriften entwickelt. Bd. 2. Berlin 1842. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Putbus 27. Juni d. J. [1842.] 8 L 258 C. A. L. Koch, neue Untersuchungen zur Ermittlung des Kin- dermordes, mit besond. Beachtuug aller gewaltsamen To- desarten. Freiburg im Breisg. 1841. 8. ‚ allgemeinfafsliche Belehrung über die Hundswuth. ib. 1842. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Laichingen 26. April d. J. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1842. 1. Semestre Tom. 14. No. 21-26. 2. Se- mestre Tom. 15. No. 4. Paris. 4. ‚ Table du Tome 13. ou 2. Semestre 1841. ib. 4. The Journal of Ihe royal geographical BRRNERN of London. Vol. 41, Part. 2. 1841. London. 8. Will. Rich. Hamilton, Addrefs to the anniversary meeting of ihe royal geographical Society 23. Mai 1842. ib. 1842. 8. Fr. M. Riccardi del Vernaccia, Memoire sur la necessite en Toscane d’un Institut d’Agriculture et d’Economie rurale. Trad. de l’Italien (par I. Gräberg de Hemsö.) Paris (1839.) 8. Jacq. Gräberg de Hemsö, Observations authentiques sur la Peste du Levant et sur la vertu specifique de !’Huile d’Olive contre cette maladie. Florenz 1841. 8. ‚ degli ultimi progressi della Geografia. Milano 1841. 8. Annales des Mines. 3. Serie. Tome 20. (6. Livr. de 1841.) Pa- ris. Nov.-Dec. 8. Supplement & la Bibliotheque universelle de Geneve. Archives de l’Electricite par A. dela Rive. No. 4. Paris 1842. 8. Gallery of Antiquities selected from the British Museum by. F. Arundale etI. Bonomi. Part.1. No. 5.6. London. 4. A. Cauchy, Exercices d’Analyse et de Physique malhematique. Livr. 5-18. Paris 1839-41. 4. U. I. Le Verrier, Developpements sur pi®siers points de la theo- rie des perturbations des Planetes. No. 1-3. Paris 1841. 4. Alcide d’Orbigny, Paleontologie frangaise. Livr.43.44. ib. 8. Kunstblatt 1842. No. 55. 56. Stuttg. u. Tüb. 4. Gay-Lussac, Annales de En et de Physique 1842, Mai. Paris. 8. - Aufserdem wurden vorgelegt: 4) Ein Schreiben des Herrn Demonville d.d. Paris 5. Juli 4842, womit eine Anzahl gedruckter Anzeigen über ein von ihm beabsichtigtes Werk „Physique de la creation” übersandt wigd. 4 259 2) Ein Schreiben der K. Akademie der Künste hierselbst v. : 29. Juli d. J., welches unserer Akademie eine Mittheilung des Uhrmachers Herrn Oltramare zu Genf über eine Verbesserung der Chronometer zur Kenntnils bringt. 41. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Dove las „über Induction durch elektromagne- ‚tisirtes Eisen, wenn der dasselbe magnetisirende Strom ein magnetoelektrischer ist. Aus früher der Akademie mitgetheilten Untersuchungen hatte sich ergeben, dals die von elektromagnetisirten Drathbündeln und Eisenstangen inducirten Ströme sich in wesentlichen Punkten von einander unterscheiden, je nachdem der primäre sie magnetisirende ‘Strom der einer galvanischen oder 'Thermokette, oder der einer Leidner Flasche ist, und dals direktes Magnetisiren derselben durch 'Annähern an einem Stahlmagneten wiederum andere Resultate ‘giebt. Es”blieb nun noch zu untersuchen, welche Erscheinungen ‚dann eintreten, wenn der primäre Strom ein magnetoelektrischer. Der Drath des Ankers der (Bericht 1842 p. 100) beschrie- 'benen Saxtonschen Maschine wurde mit einem Differentialinduc- tor verbunden, dessen innere Spiralen sowohl als die äufseren eine Drathlänge von 400’ hatten. Dieser Apparat war so em- pfindlich, dals eine Röhre von dünnem Nickelblech noch eine deutliche positive physiologische Wirkung gab, auch konnte das negativ gestörte Gleichgewicht des Differentialinduktors durch eine in eine der Spiralen gelegte Messingröhre bemerkt werden, wenn der Schluls im Munde erfolgte. Die Versuche gaben fol- ' ? ‚gendes: ° x Ein offenes Drathbündel und eins in einer aufgeschnittenen Röhre halten einander physiologisch nahe das Gleichgewicht, wirkt hingegen das offene einem geschlossenen entgegen, so er- hält man starke Erschütterungen. Am Galvanometer hat ein mas- siver Eisencylinder noch über 140 dünne Eisendräthe das Über- gewicht, wenn 36 derselben ihm bereits physiologisch das Gleich- gewicht halten. Mit der stärksten beginnend wurde die physio- logische Reihenfolge der nachbenannten Substanzen wie folgt er- mittelt: 260 Offenes eisernes Drathbündel, dasselbe Bündel in aufgeschnittener Röhre, offene Eisenblechröhre, geschlossene Eisenblechröhre, offener Flintenlauf, geschlossener Flintenlauf, weicher Eisencylinder, Cylinder von weilsem und von grauem Gulseisen, weicher Stahl, harter Stahl, Nickelröbre und quadratische Nickelstange, eisernes Drathbündel in geschlossener Messingröhre. Diese Reihenfolge sowohl als die Gesammtheit der beobach- teten Erscheinungen ist denen analog, welche erhalten wurden, wenn das Eisen mittelst einer galvanischen Kette magnetisirt wird. Die beiden Erregungsarten des Stromes, vermittelst eines leeren Drathankers und gleichartig verbundenen Drathrollen einer- seits und mit compensirten Rollen, in deren einer sich eine Eisen- stange befindet, anderseits (Bericht 1842 p. 112) geben analoge Resultate, nämlich eine Erschütterung, wenn ein offenes Drath- bündel einem geschlossenen entgegenwirkt, welches es galvano- metrisch compensirt. Früher wurde gezeigt, dals es auf die durch Annähern des Eisens an einen Stahlmagneten inducirten Ströme keinen Einfluls hat, ob dieses Eisen eine massive Stange oder ein Drathbündel, und dafs daher zwei Drathbündel, eins in einer geschlossenen, das andere in einer aufgeschnittenen Röhre, abgesehen von der geringen direkten Wirkung dieser Hüllen auf die Drathumwicke- lung einander auch physiologisch das Gleichgewicht halten, wenn sie es galvanometrisch ihun. Es ist daher interessant, dafs die von diesen Strömen inducirten Nebenströme sich nicht so verhalten, dafs nämlich ihre physiologische Wirkung, wenn der inducirende Leiter ein Drathbündel umgiebt, stärker ist, als wenn er eine Eisenstange umschlielst. Welche Elektricitätsquellen daher auch angewendet werden, Eisen zu magnetisiren, immer findet ein Un- terschied statt zwischen der inducirenden Wirkung elektromagne- tisirter Stangen und Drathbündel, ein Unterschied, welcher aber weg- fällt, wenn dieselben durch einen Stahlmagneten magnetisirt werden. 261 Durch Rückwirkung der hier untersuchten Nebenströme auf den primären Strom der Saxtonschen Maschine gelang es noch, auf magnetoelektrischem Wege einen Strom zu erhalten, dessen physiologische Wirkung durch massives Eisen geschwächt, hin- gegen durch Drathbündel verstärkt wird. Diese (Bericht 1841, p- 301) nur durch Reibungselektricität erhaltene Erscheinung steht also nicht mehr isolirt. Schliefst man nämlich die Handhaben II. und III, in wel- chem Falle nur die Extraspirale in der Verbindung bleibt, so er- hält man die Erschütterungen des Endgegenstromes und eine Ver- stärkung derselben durch eingeführtes massives Eisen, eine noch grölsere durch eiserne Drathbündel. Umgiebt man die Extraspi- rale aber mit einer Nebenspirale, so wird die physiologische - Wirkung der erstern bei dem Schlielsen der letzteren vermindert, Ey 73 weil sich nun in dieser ein Nebenstrom bildet. Die Oberfläche eines massiven Eisencylinders wirkt wie eine solche Nebenspirale. Durch Verlängerung des Drathes der Extraspirale wird der pri- märe Strom geschwächt, denn da die Intensität desselben bei der Unterbrechung vorzugsweise abhängt von dem Wege, welchen er zu durchlaufen hatte, während er ein in sich geschlossenes me- tallisches Ganze war, so sieht man leicht, dals sie in dem Ver- hältnifs abnimmt, in welchem die Länge der Extraspirale bei un- veränderter Länge der Drathumwickelung des Ankers zunimmt. Vervielfältigt man daher die Zahl der hintereinander verbundenen Extraspiralen und legt in jede derselben einen massiven Eisen- eylinder, so wird der durch die Verlängerung des Drathes ge- schwächte primäre Strom in diesen Eisencylindern nur einen ge- ringen Magnetismus zu erzeugen vermögen. Nimmt nun die In- tensität der von den Windungen der Extraspirale in der Ober- fläche des Eisencylinders erregten elektrischen Ströme nicht in demselben, sondern in geringerem Grade ab, als der durch diese - Ströme in der Eisenmasse gleichzeitig erregte Magnetismus, so muls man bei einer gewissen Anzahl Spiralen eine Schwächung statt einer Verstärkung erhalten. Dies geschah, wenn 5 Spiralen mit Eisenstangen im Innern, von 400’ Drathlänge jede, einge- schaltet wurden, während eiserne Dratbbündel in denselben, welche die Bildung peripherischer elektrischer Ströme verhindern, dann noch die physiologische Wirkung derselben verstärkten. Ähnlıche 262 Übergänge von einer Verstärkung durch ein Stadium der Wir- kungslosigkeit zu einer Schwächung vermittelst eingeführten Eisens erhält man bei der Schlielsung I. und II, wo der Anker und die Extraspirale in der Verbindung bleibt. In Beziehung auf die früher (Bericht 1842, 109) mitgetheil- ten galvanometrischen Resultate mag noch bemerkt werden, dafs da bei der Oeffnung der intermittirenden Feder das Galyanometer die Schlielsung fortsetzt, die Bildung des Endgegenstromes wei-. ter auf das Azimuth 180° hin verlegt wird, die dabei erhaltenen Erscheinungen also keine direkte Vergleichung mit den durch andere Strommesser gestatten, welche, wie der menschliche Kör- per einen viel gröfseren Leitungswiderstand darbieten. Die dort gegebene Erklärung bedarf daher einer dem entsprechenden Be- richtigung. Darauf las derselbe über den Einfluls der Anwe- senheit des Eisens auf inducirte Ströme höherer Ord- nungen. Der primäre Strom war der einer galvanischen’ Kette, einer Kleistischen Flasche oder einer Saxtonschen Maschine. Spiralen a, Qu Ay ay... waren jede umschlossen von einer von ihr iso- lirten Spirale 2, d, d,, buy... Ina, cireulirt der primäre Strom; d, mit a, verbunden, 2, mit a,,, d,„, mit a,, 5, mit.a, gaben die inducirten Ströme höherer Ordnungen. Die verstärkende Wirkung eingeführter eiserner Drathbündel tritt bier mit der gröfsten Energie hervor, denn es werden durch dieselben Ströme äufserst fühlbar, wo bei elektrodynamischer Induction keine Spur von Wirkung sich zeigt. Der schwächende Einfluls der die Drathbündel einschlielsenden Röhren und geschlossenen Umhül- lungsspiralen ist daber hier ausnehmend merklich. Die Nadel des Galvanometers zuckt bei höheren Ordnungen galvanischer Induction und bei der Saxtonschen Maschine zuletzt wie vom allerkürzesten Stofse getrieben und wird zuletzt nicht mehr affi- cirt, wo die physiologische Wirkung noch fortdauert. Bei der Reibungselektricität schwächt eingeführtes massives Eisen, wäh- rend Drathbündel verstärken. Bei anderen Elektricitätsquellen verstärken beide, aber diese stärker als jene. Überhaupt ver- 263 halten sich die inducirten Ströme höherer Ordnung grade wie die der zweiten Ordnung, welche sie hervorrufen. Hierauf las Hr. Ehrenberg: über einen plastischen Kreidemergel von Ägina aus mikroskopischen Orga- nismen und über die Möglichkeit, durch mikroskopi- sche Untersuchung des Materials den Ursprung gewis- ser alter ächtgriechischer Kunstdenkmäler aus ge- brannter Erde (Terracotten) mit bisher unbekannter Sicherheit zu bestimmen. Der verdiente Mineralog und Berg- Commissär Herr Fiedler in Dresden hatte Herrn Ehrenberg viele Proben griechischer Stein- und Erd-Arten, jedoch ohne Lokal- Angabe, zur Unter- suchung übergeben. Schon im Jahre 1839 theilte Hr. E. einige Resultate dieser Untersuchungen in seinem Vortrage über die Bildung der Kreidefelsen aus mikroskopischen Organismen (p. 37 und in der Tabelle am Ende, sammt einer Abbildung auf Taf. IV. Fig. XII.) der Akademie mit, indem er einige dieser griechischen Erden für Kreide-Mergel erklärte und die sie constituirenden Tbierchen aufzählte. Seitdem hat nun Herr Fiedler in seiner im Jahre 1840 gedruckten Reisebeschreibung 1. Th. p. 274. fol- gendes bekannt gemacht: „In Ägina ist viel Kreide-Mergel, be- sonders im Thale nördlich von der Stadt. Ein kleiner spitzer Berg mitten im Thale, auf dem eine kleine Kapelle des heiligen Demitrios steht, ist oben ein paar Lachter mächtig mit blalsro- them Trachyt bedeckt. Unter dem Trachyt bis zum False be- steht er aus gelblich weilsem und graulichem Kalkmergel, der sich formen lälst. Der obere gelblich weilse enthält Muscheln der Gattung Venus, der untere blalsgelbe mit grünlichem Stri- che enthält Pecten-Arten und Eisenrostpunkte und lälst sich dabei nur eben mit dem Nagel schaben. Diese untere Varietät - besonders bildet einen plastischen Thon, der verarbeitet wird.” Da nun die Thon-Arbeiten aus der alten Zeit griechi- scher Kunst einen besonderen Ruf erlangt haben, so hat Hr. E. viele Sorgfalt und Mühe auf eine möglichst: genaue _ mikroskopische Analyse dieses plastischen Infusorien-Thons _ von Neuem in der Absicht verwendet, um jenes alte Material in den Kunstdenkmälern selbst irgendwo wieder zu erkennen. 264 Als Resultat legte derselbe der Akademie die bereits fertig gestochenen 17te und 18te Kupfertafel seinerbald vollendeten Über- sicht über den Einfluls des unsichtbar kleinen Lebens auf das Feste der Erde vor, welche diesen Punkt Griechenlands betrifft und auf deren ersterer 96 verschiedene Arten jenen plastischen Mergel bildender organischer Körperchen und auf der 2ten 30, von denen des unplastischen dargestellt sind, die er auch nament- lich verzeichnet übergab. Ferner hatte derselbe direkte Versuche gemacht, aus derin Ber- lin vorkommenden etwas plastischen Infusorien-Erde Gefälse und Bildwerke der Art zu bereiten, wie sie als Terracotten aus der alten Zeit abstammen, um, nach dem Brennen derselben in jener gleichen Weise, mikroskopisch zu prüfen, wie weit sich die Cha- raktere des Materials nach Beimischung einer geringen Menge Thons noch wieder erkennen liefsen. Durch gültige Theilnahme des Direktors der Königlichen Porzellanfabrik Herrn Geheimen Berg- raths Frick wurden eine 5 Zoll hohe Büste der Hochseligen Königin Louise, eine ebenso grolse von Göthe und 2 ähnli- che Vasen, letztere in antiker Art gefertigt und gebrannt. Es ergab sich hieraus das Resultat, dafs erstlich die Berliner Infuso- rien-Erde allerdings zu solchen Gebilden anwendbar sei und zwei- tens auch, dafs sehr viele der mikroskopischen Körperchen nach dem Brennen noch in ihrer natürlichen Form erhalten erkenn- . bar waren, und dafs mithin auch jene alten ächtgriechischen Kunstwerke, die etwa aus äginetischem Thone geformt worden sind, heut noch am Material sogleich erkennbar sein und sich von etruskischen oder anderweitigen Gebilden alsbald unterscheiden lassen müssen. Da der äginetische plastische Thon, welcher nach Herrn Fiedler jetzt nöch benutzt wird, kalkhaltig, mithin ein Mergel ist, so kann der Kalkgehalt in demselben aus besonderem Grunde nicht so schädlich für das Brennen der Bildwerke sein, als er es sonst wohl ist, und dieser besondere Grund mag wohl die sehr feine Zertheilung der Kalktheilchen sein. Wie sehr ausgedehnt die Benutzung des organischen er- kennbaren Thones bei den alten Griechen gewesen ist, muls eine direkte Nachforschung allmälig feststellen. Spuren sind gefunden. 265 Der griechische Thon, sowie die einzeln herauspräparirten Thier- körperchen in vollständiger Sammlung sammt den Abbildungen derselben bei 300 maliger Vergröfserung, ferner die angeführten ganz zierlich gelungenen Büsten und Vasen aus Berliner Infu- sorien-Erde wurden der Akademie vorgelegt. Das folgende Verzeichnils enthält die Namen der. den pla- stischen Kreidemergel von Ägina constituirenden kleinen Orga- nismen. (Vergl. Monatsber. d. Akad. Nov. 1840.) I. PARTICULAE SILICEAE. A. E PoLycAstrıcıs BACILLARIIS ET POLYCYSTINIS. . Coscinodiscus radiatus. 1 2. _ Oculus Iridis. 3. —_ “ minor. h. _ Jimbriatus. 5. Actinocyclus quinarius. 6. —_ nonarius. = us) bisenarius. 8. —_ biseptenarius. 9. u quindenarius. 10.* _ Binonarius. 11. Actinoptychus senarius. 12. _ 13. Pyzxidicula hellenica, 14.* - 15.* Discoplea ? cingulata. 16.* _ 17. Triceratium Favus. 18. _ Pileus. 19. Amphitetras antediluviana. 20. —_ parallela. '21. Biddulphia pulchella. 22.* Zygoceros Navicula. 23.* Fragilaria ? Stylus. y 1% See ? Stylidium. 25.* Navicula (Pinnularia) Se- minulum. dives. decussata. ? radiata. 26. _ aspera. 27. Navicula quadrifasciata. 28. — _praelexta, 29. —. Entomon. 30# — coarttata. 3% Didymus. 32# 0° — contracta. 33.# Cocconeis gemmata. 34, Grammatophora africana. 35. —_— angulosa. 36. — oceanica. 37. _ undulata. 38.* Dictyocha tripyla. 39. _ heptacanthus. 40. — aculeata. 41. _ Speculum. 42.* —_ Binoculus. 43. _ Fibula. 44. — (Mesocena) Circulus. 45. — (Actiniscus) Pent- asterias. 46.* =. quinaria. 47. = 00 Stella. 48. Haliomma ovatum, 49.* _ oblongum. 50. _ radians. 81. _ Medusa. 82; _ Sol. 266 53. Lithocampe Hirundo. 59. Amphipentas Pentacrinus. 54. _ lineata. 60. Flustrella bilobata. 55.* Lithobotrys cribrosa. (= Haliomma Lagena) 56.* Cornutella Lithocampe.. 61. _ concentrica. 57. Cocconema lanceolatum. 62. _ spiralis. 58. _ Cistula, 63.* ? Campylodiscus. ? B. E PLANTARUM FRAGMENTIS: . 64. Spongia? (Tethya?) acicu- 72.* Spongia? (Tethya?) T: ri- larıs. ceros. 65. _ Fustis. 73.* 2 triseta. 66. _ Acus. 74.* _ Cornu cervi. 67. _ dentata. 75.+ _ cancellata, 68.* _ biuncinata, 76. _ Cribrurm. 69.* _ Crux Su. 77. Asteriscus (Tethyae) Stella. Andreae. 78.* _ Tribulus. 70.* _ Clava. 79.* _ Hystrix. 71.* —_ dnchora. 80.* — _ ‚Staurasirum. U. PARTICULAE CALCAREAE. (E POLYTHALAMIIS OMNES.) 81. Nodosaria laevis. 90. Rotalia globulosa ß. 82. Textilaria globulosa. 91.# — senaria. 30 lateralis. 92. Globigerina Cretae. 1 Eee polystigma. 93.* Rosalina elegans. 85.* Polymorphina aculeata. 94. — perlusa. 86.* _ porosa. 95.* _ Helix. 87.* Rotalia Cornu Copiae. 96. Planulina turgida. 88,8 — P?omphalodes. 97.* Spiroloculina angusta, 89. — globulosa «a. Es sind hierunter 39 bisher noch nicht beschriebene Arten, welche in dem Verzeichnils mit Sternchen ausgezeichnet sind. Die2gesperrtgedruckten Namen bezeichnen solche Formen, welche als noch jetzt in der Nordsee lebend neuerlich aufgefunden sind und die mithin die Anzahl der jetzt lebenden Arten derKreide- thierchen wieder vermehren. Auch sämmtliche 17 Spongien- Fragmente kommen theils in Tertiärgebilden, theils in der Jetzt- welt vor. 267 In der unmittelbar über der plastischen Schicht liegenden weniger plastischen Thonschicht desselben Berges von Ägina fand der Verf. 30 verschiedene Organismen auf, und aus der kleinen Probe war erkennbar, dals darin besonders ein wesentlicher Un- terschied beider Ablagerungen sei, dals in dieser oberen die Kie- selerde vorherrschend durch unförmliche feine Tbeilchen, viel- leicht zerstörte Infusorien-Schalen, vielleicht auch andere, unor- ganische, Quarztheilchen, gebildet ist, während die Kalktheilchen recht wohl erkennbare Polythalamien sind. Nur 4 Formen von polygastrischen Thierchen sind ziemlich erhalten anschaulich ge- worden und nur eine Form von Spongien-Nadeln. Folgendes ist das namentliche Verzeichnils: I. PARTICULAE CALCAREAE. (E POLYTHALAMIIS OMNES.) 1. Nodosaria laevis. 14.* Rotalia senaria. 2.* Polymorphina Auricula «. 15. Rosalina foveolata. 3. ‚- - 2 10. — perforata. 4.%* — gibba. ı VA opaca. 5.* _ Oliva. 18* — __denticulata. 6.* Spiroloculina nana. 198 — Helix. 7.#* Textilaria ornata. 20.* Planulina cribrosa. 8.* _ Argus. 21.* _ Planorbis. 9.%* _ sulcata. 22. — Zurgida. 10. — aciculata. ar Stella. 11.* Rotalia Cornu Copiae.? 24.* Robulina crystallina. 12. — globulosa, 25.* Cristellaria vitrea. 13.#% — omphalodes. II. PARTICULAE SILICEAE. A. E PouLycastaıcıs. 26. Fragilaria rhabdosoma. 28. Gallionella aurichalcea. "27. Gallionella sulcata. 29. Navicula? B. E PLANTARUM FRAGMENTIS. 30. Spongia (Tethya ?) acicularis. Auffallend ist die so grolse Verschiedenheit dieser beiden dicht aufeinander liegenden Ablagerungen, welche von 30 nur 8 Bestand- theile gemein haben, mithin wohl unter ansehnlich verschiedenen 268 Verhältnissen dort angehäuft wurden. Die grofse Mehrzahl der constituirenden Formen-Atome des untern plastischen Lagers stimmt mit denen des Kreide-Mergels von Sizilien und Oran überein, aber die Bestandtheile des obern Lagers weichen sehr ab und können neueren Ursprungs, vielleicht eine aufgelagerte sogenannte tertiäre Bildung sein. Ein gröfserer Kalkgehalt mag die technische Unbrauchbarkeit der obern Schicht besonders bedingen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Bulletin de la SocietE Imperiale des Naturalistes de Moscou Annee 1842. No. 2. Moscou 1842. 8. Liste des Membres de la SocietE Imp. des Naturalist. de Mos- cou jusqu’au 22. Mai 1842. ib. eod. 8. 2 Expl. G. Fischer de Waldheim, Catalogus Coleopterorum in Sibiria orientali a Cel. Greg. Silide Karelin collectorum. (ib.) 8. Acid Index Plantarum AnnoA840 aCell. Karelin et Kirilow in re- gionibus Altaicis et confinibus collectarum, quos Societas Imperialis naturae curiosorum Mosquensis pro mulua com- mutalione offert. ib. 1842. 4. Index Animalium Annis 1840 et 1841 a Cell. Karelin in regio- nibus Altaicis et confinibus collectorum, quae Societas Cae- sarea nalurae scrulalorum Mosquensis pro mulua commu- tatione offert. (ib.) 4. Mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars der Sociele Imp. des Naturalistes de Moscou Herrn Dr. Renard vom 1° ? 30. Juni d. J. Memorie della Reale Accademia delle Scienze di Torino. Serie II. Tomo 2. 3. Torino 1840. 41. 4. Amedeo Avogadro, Fisica de’ Corpi ponderabili ossia Trattato della costituzione generale de’ Corpi. Tomo 3. 4. ib. 1840. 41. 8. Louis Frederic Menabrea, Discours sur la vie et les ouvrages du Chevalier Georges Bidone. (Extr. des M&m. de l’Acad. des Scienc, des Turin. Tome IV. Serie II. ib. 1842.) 4. Mädler, tabellarisch-graphische Darstellung der Witterung Berlins. 44. Jahrg. vom 1. Juli 1841 bis 30. Juni 1842. Berlin 4. 6 Expl. A. L. Crelle, Journal für die reine und angew. Mathematik. Bd. 24. Heft 1. Berlin 1842. 4 3 Expl. 269 Schumacher, astronomische Nachrichten No. 456. Altona 1842. 4. Kunstblatt 1842. No. 57. 58. Stuttg. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1842. 2. Semestre. Tome 15. No. 2.3. Paris. 4. D. F. L. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. 16. Heft 1-3. Halle 1842. 8. ‚ Hortus Halensis, tam vivus quam siccus iconibus et descriptionibus illustratus. Fasc. 1. Halis Sax. (1841.) 4. Aufserdem wurde ein Schreiben des Herrn Ministers der geistl.-, Unterr.- und Medicinalangelegenheiten vom 1. Aug. d. J. "vorgelegt, wodurch die Akademie davon in Kenntnils gesetzt wird, dafs die zum Druck und zu der übrigen Herstellung der Prachtausgabe der Werke Friedrichs des Zweiten zunächst erfor- derlichen Gelder angewiesen werden. 15. August. Sitzung der philosophisch -ma- s thematischen Klasse. Hr. Ehrenberg sprach zuerst über die Verbreitung der mikroskopischen Organismen in Asien und Au- stralien. Der Verfasser gab einige vorläufige Mittheilungen über seine bisherigen Forschungen. Durch Benutzung der an den ausländi- schen Pflanzen in den Herbarien anhängenden, ihrer Lokalität nach völlig sicheren, Erdklümpchen, hat derselbe eine Fauna von nahe an 200 Arten aus allen Theilen Asiens und mehreren Au- straliens zusammengebracht, die er in zu jeder Zeit wieder ver- gleichbaren Präparaten nach der schon mitgetheilten Methode aufbewahrt bat. Da derselbe nach allen übrigen Erdgegenden hin mit gleichem glücklichen Erfolge diese Untersuchungen ge- richtet hat, so zeigte er nur vorläufig, unter Vorlegung eines Theiles des reichen Materiales, an, dals er bald im Stande sein werde, eine umfassende Übersicht auch des jetzigen mikroskopi- ‚ - schen Lebens über die ganze Erdfläche in der Art zu geben, wie die fossilen Verhältnisse von ihm bereits bearbeitet sind und der _ nahen Publikation entgegengehen. 270 Hierauf theilte derselbe einen Bericht über 3 neue Lager fossiler Infusorien in Frankreich mit. Dem bekannten französischen Gelehrten und Bergwerks-Di- rektor Herrn Fournet in Lyon, dem man schon die Kenntnils des Infusorien-Lagers von Ceyssat verdankt, ist es gelungen, einige besonders merkwürdige neue Lager fossiler Infusorien-Er- den in Frankreich zu entdecken und er hat ebenfalls Proben der- selben im Anfang Aprils an Hrn. E. gesandt. Diese Lag.r be-. finden sich sämmtlich in der Umgegend von Privas im Departe- ment de l’Ard&che. Eins derselben ist von Bartras, ein anderes von Creysseilles und ein drittes vom Mont Charray (auszuspre- chen Scharrai). Die letztere Lokalität hat Herr Fournet selbst genau untersucht und die geognostische Beschaffenheit derselben in einer seinem Schreiben beigefügten Skizze deutlich bezeichnet. Es ist nämlich daselbst offenbar zuerst der Jura-Kalk vulka- nisch gehoben worden, dann haben sich Sand, Conglomerate ver- schiedener Art, Polirschiefer, Tripel-Erden und Thone daran schichtenweis horizontal abgelagert, und über diese weg ist aus dem obern Theile des Jurakalk-Gebirgs ein Basaltstrom geflos- sen, welcher jetzt die Decke dieser horizontalen Schichtungen bildet, deren Mächtigkeit über dem Boden 40 Fuls etwa beträgt, die aber in der Tiefe noch nicht aufgeschlossen sind. Zu unterst liegen die Tripel mit dünnen Eisen-Ocker- und vulkanischen Conglomerat - Schichten (Basalttuff?) abwechselnd. Es scheint hbiernach das Verhältnifs dem bei Cassel sehr ähnlich zu sein. Das Tripellagger von unbekannter, über 6 bis 8 Fuls, Mächtigkeit liegt zu unterst, und unmittelbar darüber eine 6 Zoll starke Schicht versteinertes Holz, über welcher Thon und Sand geschichtet sind. Herr Fournet hat, wie der Verf. aus den Comptes rendus der Pariser Akademie vom Mai dieses Jahres ersehen, seine Beob- achtungen bald darauf auch an die Pariser Akademie eingesendet, wo hinzugefügt ist, dafs nach den Untersuchungen des Herrn Seringe die in dem Tripel vorkommenden Pflanzenspuren be- sonders Baumblätter sind, deren 6 von hekannten Bäumen der. Jetztwelt abstammen und 2 undeutlich erhaltene wohl ebenfalls der Jetztwelt angehören. Es sind: 1. Corylus avellana. 3. Carpinus Betulus. 2. Sorbus aucuparia, 4. Persica vulgaris. 271 5. Acer Pseudoplatanus? 7. Alnus. 6. Rhamnus catharticus. 8. Ulmus. | Aus jenen Mittheilungen, bei denen sich Herr Fournet be- sonders auch über die grolsen Schwierigkeiten der Annahme einer Eiszeit nach diesen sehr klar vorliegenden Erscheinungen aus- spricht, geht hervor, dafs der gelehrte Entdecker der Tripel- Lager dieselben entschieden für chemische Niederschläge aus Mi- neralquellen hält. Die mikroskopische Untersuchung hat jedoch wieder völlig deutlich darüber entschieden, dafs es Infusorienschalen sind. Folgendes ist das Verzeichnifs der bis jetzt von Hrn. E. darin beobachteten Arten: I. MONT CHARRAY. A. E PoLYGastaıcıs: . Discoplea gallica n. sp. Eunotia granulata. —_ nodosa? _ semilunaris n. sp.? — comta? _ Zurgida. . Cocconeis undulata. . Navicula? . Fragilaria rhabdosoma, ovomuaamrwvr [N = _ diophthalma. „> ._ Gomphonema gracile. ws PLANTARUM FRAGMENTA: . Pollen Pini. N . Spongilla lacustris? er > wm . Spongilla Erinaceus? 15. Lithestylidium Serra. ı 16. =. rude. A 17. Lithodontium Bursa. & I. BARTRAS. { A. E PoLYGasTRıcıs: © 1. Gallionella granulata. € 2. _ procera n. sp. 272 . Gallionella tenerrima n. sp. — undulata. — nodosa. Gomphonema gracile. 3 bh. 5. Eunotia_granulata. 6 g: 8 N _ Palea n. sp.? 9. Cocconema (jwenile). B. PLANTARUM FRAGMENTA: 10. Spongüla lacustris? 11. — _ Erinaceus? 12. — __ comosa. 13. Zithostylidium undulatum. 14. — rude. II. CREYSSEILLES. A. E POLYGASTRICIS: . Gallionella granulata. _ procera n. sp. 5 _ Zenerrima n. SP« — undulata. Eunotia granulata. Gomphonema gracile. —— clavatum. Cocconema lanceolatum. oeosnaoapove . —_ cymbiforme? 10. Navicula viridis. B. PLANTARUM FRAGMENTA: A; Spongilla lacustris. 12. — _ Erinaceus. 13. Spongia philippensis? Sämmtliche 3 Tripel-Lager sind vorherrschend von den Gallionellen und der Discoplea gebildet, gerade so wie der Po- lirschiefer von Bilin vorherrschend aus G. distans besteht. Eine ähnliche Masse aus einer anderen Art von Discoplea (D. graeca) findet sich in Acarnanien in Griechenland. Die grolse Gallionella undulata ist ein Hauptbestandtheil des Casseler Polirschiefers, - 273 der’ ebenfalls zwischen Basalttuff liegt. Der Polirschiefer von Riom oder ‘Menat in der Auvergne ist ebenfalls aus einer Galliönella vorherrschend gebildet, doch ist der Verf, neuerlich’ der'Meinung ‚geworden, dafs ‘es’ vielmehr auch eine .Discoplea, vielleicht ‚die- ‚selbe’des Mont Charray sei. Sie ist meist ins Kubanmkche ver- "ändert. t Auffallend ist, dafs die Bestandtheile des Tripels‘ vom Mont ‚Charray von’ denen .der benachbarten 'anderen ann Lager‘so nd sind. - Endlich’ scheint dem Verf. kahl dafs die meisten ? dieser Formen in schön erhaltenen ' Exemplaren vorkommen id ‘ganz’ besonders 'sei hervorzuheben, dals durchaus kein 'unor- gahischer Kieselniederschlag, selbst nicht als Beimischung;"in''den drei>Erden sei, dafs vielmehr ‘nach'Hrn. E: Überzeugung auch die feinsten Theilchen als Fragmente der ar Gallionellen erkennbar, ‘mithin FREE wären. 2} ba mmol fi Nah ; a Parier! rt Hr. E:' der’ Klasse die Mittheilung, dafs auch der unz weifelhafte Bergkalk’am Onega-Seein.Russ- Aamd' zum Theil ganz aus’ sehr Mn Dan erhaltenen kleinen Polythalamien bestehe. 1. 0 { "Hr. E. bat aus wissenschaftlichster Hand Proben dieses 'geo- logisch’ sehr alten Gesteins zur Untersuchung bekommen, ‘welche ‚der Graf Kayserling und Prof. Blasius'' gesammelt häben- und hat auch aus derselben ‘geologischen Bildungsepoche Hörnsteine von Herrn v. Helmersen in Petersburg erbalten, aus denen allen auf das Deutlichste "hervorgeht, 'däls jetzt lebende Genera "von Polythalamien-Thieren auch zu"jener Zeit'mit Bellerophon- ten gelebt haben. Leider haben der unabsehbar weit von unsrer Zeit entfernten Periode jener 'Bildungen die feinsten mikroskopi- schen Kalk-Schalen meist nicht ‘widerstehen können und'es ist daher die Erndte der wissenschaftlichen angestrengten Nachfor- \ schung an Arten noch nicht bedeutend grofs, dennoch scheint dem Werf. das Resultat der bisherigen Untersuchungen so wichtig, dafs derselbe es vorläufig vor der Klasse auszusprechen’ sich’ an- geregt fühlt, um theils Andere zu diesen Untersuchungen mit’ zu - veranlassen, theils auch, um zu der eigenen Untersuchung ferneres - Material zu erlangen. fi [1842.] 3* 274 Es: giebt im Rufsland am Onega-See Bildungen des; Berg- kalkes als: kreideartigen, mürben, weilsen Milioliten-Kalk, in dem völlig deutliche Arten der Gattung Bellerophon liegen, die, ganz eingehüllt sind in solche Milioliten. Diese Hirsekorn-arligen sehr kleinen ‚Kugeln: sind: entschiedene Speeies der’ Gattung . Melonia der Polythalamien. Andere ebenfalls zahlreiche, die Kalkmasse bildende Formen sind Arten der Gattung Alveolina, , Diese beiden Gattungen: der Polythalamien gehören aber, allen, bisherigen Er- fahrungen nach, der Tertiärperiode an und einige. Arten sollen sogär..noch jetzt im: Meere leben und daher in’.den neuesten See- sand- Ablagerungen vorkommen. Die. vom: Verfasser untersuchten, Stücke. bestanden: grolsen- theils' aus..einer. der: Mel/onia (Borelis) sphaeroidea, (Nautilus Melo Fiehtel. und Moll, die in.'sehr neuen ‚Sand- Anhäufungen. in Siebenbürgen: ‚und Italien vorkommen soll), ‚überaus ähnlichen Form und die Anerkennung .der Identität scheint ‚ihm, allerdings nicht fehlerhafter zu sein, als die Behauptung der Verschieden- heit, da Form, ‚Grölse’uad, Structur,, soweit \diese bisher ermittelt ‚wurde, „übereinstimmen, ‚Zwischen. den: kugelförmigen (5 Linie gsolsen). Körperchen.‚der so eben genannten Form! finden sich auch viele, die in der Mitte eingeschnürt, übrigens ‘von gleicher Gröfse (Doppelkügeln) sind... Diese hält. der ‚Verf. für, eine besondere ‚Art. und,.nennt sie Borelis constricta, Eine dritte, weit. grölsere Art,,. welche, 2. Linien im . Durchmesser, hat, ‘enthielten die von Herra, v, Hellmersen | übersandten. Hornsteine des Bergkalks, aber verkieselt. Diese Art, wird. als; Borelis, Princeps: bezeichnet; Beide letztere sind nicht: aus andern. Gegenden bekannt, Überdiels‘ ist: im diesem, Bergkalk, noch eine etwa‘ ft Linie lange. spindelförmige Art der, Gattung; Alveolina, in dem: vom. Verf. 1839. ‚mitgetheilten, Sinne, häufig und. deutlich erhalten. ‚Sie; ist als Art ganz, verschieden von den (offenbar. derselben Gattung zuge- hörigen) Fusulinen, Rulslands, ' Sie. wird mit dem. Namen Alveo- lina prisca festgehalten. ‚ Nach d’Orbigny’s Mittheilungen giebt es auch won. dieser Galtung noch lebende Arten im südlichen Ocean,. oder es werden dergleichen doch. im frisch ausgeworfenen Sande. des. Meeres, gefanden. .. Der, Verfasser. hat. noch 3 bis 4 Spuren anderer kleinerer Polythalamien in denselben‘ Kalk-Proben entdeckt, die er jedoch 275 mit Namen zu belegen unterläfst, bis die fortgesetzten Untersu- thungen den Bau derselben schärfer aufgehellt haben. Er schlofs die Mittheilung mit der Bemerkung, dafs, obwohl der organische Bestandtheil des unteren Jura-Kalkes und des Bergkalkes meist durch Zersetzung so stark verändert sei, dals man nur noch. hie und da äulsere Formverhältnisse, sehr selten aber Structurverhältnisse constituirender kleiner Organismen mit Schärfe ‚wahrnehmen könne, so lehre doch das angezeigte Vor- kommen ganz. deutlich erhaltener kleiner Formen-Massen im Bergkalke Rulslands, dals es wohl nur der Nachforschung bedürfe, m auch diese Schwierigkeit ganz zu heben. Zuverlälsig gebe es e wahrscheinlich in Rulsland) Lokalitäten, wo die kleinen For- imen äuchder Urgebirge den zerstörenden Einflüssen allmäliger Zer- tzung und Crystallisation ihres Kalk- oder Kieselgehaltessehr glück- ich-widerstanden haben, so dalsdie Verkieselungen und Einschlüsse in den Hornsteinen: nicht die alleinigen Zufluchtsorte der ergiebigen Nachforschung bleiben werden. Mögen diese Mitiheilungen zu leben- diger Theilnahme an den Untersuchungen anregen, welche ein allgemeines und hohes Interesse darbieten, so winzig auch ihr Ge- enstand erscheine. Hr. Poggendorff sprach zuvörderst über die Einwir- ng des galvanischen Stroms auf den in seiner Kette vorhandenen rein chemischen Prozels. "Obwohl der Gegenstand dieser Mittbeilung ziemlich allge- meiner Natur ist,. so behandelte der Verf. doch jetzt nur einen speciellen Fall, nämlich die Frage: Ob die Wasserstoff- Entwik- kelung, welche am Zink, bei Eintauchung in verdünnte Säure, 2. B. Schwefelsäure, durch rein chemische Action erfolgt, eine f bänderung erleide, wenn man dies Zink in derselben Säure mit einem negativen Metalle zur Kette verbindet. Die Angaben hier- über sind verschieden. Nach einer älteren Beobachtung von Wollaston findet bei Schliefsung der Kette wirklich eine Ab- halime jener Wasserstoff-Entwicklung statt, und, wie es scheint, hat diese Beobachtung zu der Faraday’schen Lehre von der Verwandlung der sogenannten localen Action in circulirende An- lals gegeben. Dagegen hat Pfaff in neuerer Zeit einen Versuch veröffentlicht, demzufolge jene Gasentwickelung nicht verringert 276 wird, weshalb er denn auch den Schlufs zieht, dafs der galva- nische und der reinchemische Prozels in der Kette ohne Störung durcheinandergehen. Dieser Widerspruch und das Interesse, welches die Erledi-J} gung. desselben für die Theorie des Galvanismus besitzt, veran- lalsten den Verf:, eine Reihe früherer Versuche wieder aufzu- nehmen, die ihm nur zweifelhafte Resultate gegeben hatten. An- fänglich konnte er auch jetzt zu keiner Entscheidung gelangen, bis er die Bedingung auffand, von welcher der Erfolg des Ver- suches ahhängt. Diese Bedingung liegt darin, die Intensität beider Kotioneäl in das richtige Verhältnils zu setzen. Die rein chemische Action, die Fläche mag klein oder grols genommen sein. Anders verhält es sich mit der galvanisch-chemischen Wir-| kung. Die Intensität dieser (d. h. die eigentliche Intensität, die Intensität an den einzelnen Punkten einer Metallfläche) wird we-li sentlich von der Gröfse der Metalllläche bedingt. . Sie wächst im Allgemeinen, so wie man die Metallfläche, an welcher sie aus- | geübt wird, verkleinert. Diefs gilt zunächst von den Polflächen einer Säule, besonders einer vielplattigen, da mit der Verkleine-Ji rung dieser Flächen die Gesammt -Intensität des Stroms (die In- tensität eines ganzen (Juerschnitts seiner Bahn) keine oder einef! höchst geringe Schwächung erleidet. Es gilt aber auch von derl einfachen Kette. Zwar nimmt bei dieser die Gesammt-Intensität}) des Stromes ab, so wie man beide Platten derselben weiter aus der Säure zieht; aber die Intensität an den einzelnen Punktenf' des noch eingetauchten Theils der Platten wächst, ‘sobald nur der Schliefsdraht der Kette einen Widerstand von etwas beträchtli-] cher Gröfse darbietet. Sie wächst sogar noch, selbst im Fallf] dieser Widerstand so gut wie Null ist, sobald man sich darauf beschränkt, blofs eine der Platten durch Herausziehen zu verklei- nern, wiewohl alsdann das Wachsen nur an der verkleinerten Platte stattfindet. 277 Diesen, von der Theorie des Galvanısmus an die Hand ge- ebenen Betrachtungen folgend, ist es dem Verf. geglückt, den iderspruch zwischen Wollaston und Pfaff vollständig zu eben, und, ganz nach Willkühr, bald das von diesem, bald das on jenem Physiker beobachtete Resultat hervorzubringen. In- dem er einen Zinkdraht mit einer Platinplatte von mehren Qua- dratzollen Fläche in verdünnter Schwefelsäure combinirte, hatte er den Erfolg des Versuches ganz in seiner Gewalt. Tauchte er den Draht tief ein (oder nahm er statt dessen einen Zinkstreif), so entwickelte derselbe reichlich Wasserstoffgas; so wie er ihn aber weiter herauszog, nahm diese Gasentwickelung nicht nur ab, wie Wollaston beobachtete, sondern hörte zuletzt voll- ständig auf. Die Auflösung des Zinks, so wie die Wasser- stoff-Entwickelung am Platin, war dadurch natürlich nicht auf- gehoben. Der Verf. schreitet nun zur Erklärung dieser Thatsache. Einige Chemiker, z.B. L. Gmelin scheinen der Meinung zu sein, ‚dals der durch die Säure amı Zink entwickelte Wasserstoff durch Wirkung des Stroms zum negativen Metall geführt werde, und eine gleiche Vorstellung scheint der Faraday’schen Lehre von der Verwandlung der localen Action in circulirende zum Grunde zu liegen. Der Verf. zeigt indefs, dafs diese Ansicht aller thatsächlichen Stütze entbehre, niemals in der Kette eine solche Umwandlung der rein chemischen Action in galvanische stattfinde, dafs vielmehr das Verschwinden des WVasserstoffs am Zink ganz einfach aus einer Reaction der letzteren Wirkung auf die erstere hervorgehe. Durch den Strom wird Sauerstoff zum Zink geführt, und wenn das Zink schon von einer Säure gelöst wird, so sind die- sem Sauerstoff zwei oxydirbare Körper dargeboten: Zink und Wasserstoff. ‘Mit welchem derselbe sich verbinde, hängt von der Intensität (der eigentlichen) des Stroms ab. Ist diese Inten- sität gering, so verbindet er sich vorzugsweise oder ausschliefs- lich mit dem Zink; ist sie grols, so wirft er sich auch auf den Wasserstoff und :wandelt diesen, unmittelbar nach seiner Entwik- kelung, wieder in \WVasser, um. ">. 0Man kann auch sagen, der Sauerstoff werde immer dem Zink zugeführt, und, wenn diese Zuführung sehr intensiv sei, werde das 278 Zink verhindert, sich direet in der Säure zu lösen. In diesem Falle würde also, wenn kein Wasserstoff am Zink erscheint, auch keine Entwickelung desselben stattgefunden haben. Welche dieser Ansichten den Vorzug‘ verdiene, hat der Verf. bisher noch nicht ermitteln gekonnt, da nach beiden die am negativen Metall galvanisch entwickelte Wasserstoffmenge ein } genaues Äquivalent des gelösten Zinks ist. Er glaubt indels, der zweiten, trotz ihrer Ungewöbnlichkeit, eine grölsere Wahrschein= # lichkeit beilegen zu müssen, da er gefunden, dals das Zink, mit dem Verschwinden des Wasserstoffs an ihm, eine merkwürdige | Veränderung erleidet. Es bekommt nämlich eine weilse, eigen- | thümlich glänzende Oberfläche, so dals man versucht sein möchte, | es für amalgamirt zu halten. Zugleich ist es schwerer löslich in der Säure als zuvor; denn nachdem man es von dem negati- } ven Metall abgetrennt hat, widersteht es dem Angriff der Säure. eine geraume Zeit. Wenn es aber schon für sich der Säure zu widerstehen vermag, ist zu glauben, dals es. dazu. um so mehr im f Stande sei, während es noch ein Glied der Kette ausmacht. Wie man sich übrigens auch die Wirkuug des Sauerstoffs denken möge, so ist doch gewils, dals das Verschwinden des Wasserstoffs am Zink im Nichts anderem seinen Grund hat, # als in einer Reaction des galvanisch-chemischen Prozesses auf f den: rein chemischen. R | Ähnliche Reactionen können in der galvanischen Kette auch # am negativen. Metall stattfinden, wenn dieses einem rein chemi- schen: Oxydationsprozels ausgesetzt ist. Die dadurch hervorgeru- # fenen Erscheinungen sind sogar bekannter als die ebem bespro-# ehene, dennoch aber bisher nicht richtig aufgefalst worden. -Diels gilt namentlich von der Beschützung des Kupfers im Meerwasser dureh Combination mit Zink, Zinm oder Eisen. H. Davy erklärt diese Besehützung, indem er # sagt, das Kupfer werde durch die Combination mit einem posi- # tiven Metall negativer, als es für sich sei, gleichsam ein edleres Metall. Der Verf. zeigt indels, dafs diese Erklärung nicht balt- bar sei (schon delshalb, weil das Kupfer durch eine solche Com- # bination wirklich nicht an Negativität gewinnt, sondern verliert) # und gegen die vertauscht werden müsse, welche aus dem oben aufgestellten Satze vom der Reaction des galvanisch-chemischen 279 Prozesses auf den rein chemischen so ungezwungen und mit allen Thatsachen übereinstimmend hervorgeht. Hierauf sprach derselbe über die mit Chromsäure construirten galvanischen Ketten. In neuerer Zeit ist von mehren Seiten her (von Bunsen in Marburg, von Leeson und Warington in London) die Chromsäure oder vielmehr ein Gemisch von saurem chromsaurem Kali und Schwefelsäure als Ersatzmittel für die Salpetersäure in der Grove’schen Kette benutzt und empfohlen worden, haupt- sächlich aus dem Grunde, weil dabei die mit der Anwendung _ der letzten Säure verbundenen unangenehmen Dünste wegfallen. Man bat indels noch keine Messungen, aus welchen die Wirk- h samkeit der Chromsäure zu galvanischem Behufe gehörig zu be- urtheilen wäre. Diels hat den Verf. veranlalst, sowohl mit dieser Säure, als mit Salpetersäure und mit Kupfervitriollösung einige Ketten zu construiren und deren Constanten durch Mes- sungen mittelst der Sinusbussole numerisch zu bestimmen. Alle diese Ketten hatten gleiche Dimensionen, die Platten waren 1 Zoll breit, 2% Zoll tief eingetaucht und 9,5 Lin. aus- einander. Die positive Platte, aus amalgamirtem Zink bestehend, war in verdünnte Schwefelsäure (1 Gwihl. concentrirter Säure und 9 Gwtbl. Wasser) eingetaucht. Die negalive, successiv aus Kohle, Platin und Kupfer bestehend, wurde entweder von Sal- petersäure oder Chromsäure oder Kupfervitriollösung aufgenom- men, die von der Schwefelsäure durch ein poröses 'Thongefäls ge- trennt war, Die Salpetersäure hatte ein spec. Gewicht = 1,30. Die Chromflüssigkeit bestand aus 3 Gwihl. saurem chromsauren Kali 4 Thl. concentrirter Schwefelsäure und 18 Gwthl. Wasser, Sie enthieltalso, nach Warington’s Vorschrift, die beiden ersten Kör- per in einem solchen Verhältnils, dals, nach Reduction der Chrom- säure auf Chromoxyd, die Flüssigkeit schwefelsaures Chromoxyd-. - Kali enthalten mufste, mithin die Fällung von Chromoxyd ver- - hindert wurde. Die Kupferlösung endlich bestand aus 1 Thl. Kupfervitriol und 4 'Thl. Wasser. Nachfolgendes waren die Resultate der Messungen: (Wesentl, (Elektromot. Widerstand.) Kraft.) Schwefelsäure — Salpetersäure Zink, amalg. — Koble........ EEE 11) 21,06 Zink, amalg. — Platin ....... a 5,04 21,29 Schwefelsäure — Chromflüssigkeit Zink, amalg. — Koble...... Pa EP: 12,28 21,61 AinklNiale PR 8,30 13,42 Zink, amalg. — Kupfer .. 2... .2.22.2. 6,34 13,20 Schwefelsäure — Kupfervitriollösung Zink, amalg.'— Kupfer ! 2.2.2.2. 14,72 18,63 Aus diesen Zahlen geht hervor, dafs die Chromsäure, in Be- | treff der Wirksamkeit, in keiner Combination den Vorzug vor | der Salpetersäure besitzt (zumal die Combination mit Kohle kei- nen ganz constanten Strom liefert), wohl aber stärker wirkt, als die Kupferlösung. Wo man also eine stärkere Wirkung zu ha- ben wünscht, als die Daniell’sche Kette gewährt, und zugleich die Ausdünstungen der Salpetersäure fürchtet, kann die Chrom- säure mit Nutzen angewandt werden. In theoretischer Hinsicht ist der Umstand merkwürdig, dals 7 das Platin mit der Chromsäure keine gröfsere Kraft entwickelt, als das Kupfer, und nur etwa zwei Drittheil von der Kraft, welche es mit der Salpetersäure liefert. Es zeigt diels augenscheinlich, dafs die Wirkung solcher leicht desoxydirbaren Säuren nicht blofs # darin besteht, den vom Strom zum negativen Metall geführten Wasserstoff zu oxydiren, sondern noch zum Theil unbekannter Art ist. Endlich erhellt aus dem Obigen, dafs man bei Anwendung von Chromsäure besser thut, Kupfer als Platin zum negativen Me- # tall zu nehmen. | Hierauf kam die der Akademie, und von dieser der physika- lisch-mathematischen Klasse überwiesene Begutachtung des von | Herrn Gloger beabsichtigten wissenschaftlichen Unternehmens 7 eines Systems des Thierreiches zum Vortrag, und es wurde der darüber ‘zu erstattende Bericht an das hohe Ministerium der ) geistlichen-, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten be- schlossen. 281 48. August. Gesammtsitzung der Akademie. Herr Magnus las „über die Ausdehnung der Luft bei höheren Temperaturen.” Wenn man die Vergleichung der Ausdehnung zweier Kör- per vornehmen will, kömmt es besonders darauf an, dafs! man beide ‚genau derselben Temperatur aussetzt, und dafür ‚sorgt, dafs auch beide diese Temperatur wirklich angenommen häben, bevor die Beobachtung vorgenommen wird. Die Herren Dulong und Petit haben dies dadurch zu erreichen gesucht, dafs sie ein Ölbad anwandten, dasselbe durch Kohlenfeuer bis zu einer be- ‚stimmten Temperatur erwärmten, darauf alle Züge des Ofens verschlossen, und so das Ölbad langsam erkalten lielsen. Es tritt dann eine Constanz der Temperatur dadurch ein, dafs das Ölbad während einer gewissen Zeit ebensoviel Wärme abgiebt, als es von dem Kohlenfeuer erhält. Während dieser Constanz der Tem- peratur stellten sie die Beobachtung an. Allein‘ dieselbe kann nur annähernd stattfinden, denn das Ölbad kühlt sich fortwährend ab, und das Kohlenfeuer ändert seine Temperatur, selbst bei ab- geschlossenem Luftzuge, fortwährend. Der Verfasser hat deshalb eine andere Methode angewendet. Da es ihm aus früheren Versuchen bekannt ist, dals eine Lampe mit doppeltem Luftzuge, während einer ziemlich bedeutenden Zeit, oft Stunden lang, dieselbe Wärme liefert, so ‘wandte er dergleichen zum Heitzen an, und es ist ihm gelungen, mittelst derselben selbst die Temperaturen, welche bis zum Kochpunkt des Quecksilbers hinaufgehen, während längerer Zeit constant zu erhalten. Der Apparat, dessen er sich hierzu bediente, besteht aus einem Kasten von schwarzem Eisenblech, der von drei anderen Kasten, von ganz ähnlicher Beschaffenheit, so umschlossen ist, dals: jeder derselben von dem anderen $ Zoll entfernt ist, und daher zwischen je zwei Kasten eine Luftschicht von dieser Stärke sowohl oben, als unten, als auf jeder Seite vorhanden ist. Die Kasten hängen ineinander auf eisernen Lappen, so: dafs “in dem untern Theile derselben jeder metallische Zusammenhang vermie- den bleibt: Unter dem äufseren Kasten befinden sich 10 'Spiri- tuslampen mit doppeltem Luftzuge. In dem inneren sind die zu erwärmenden Gegenstände angebracht. 252 Die Bestimmung der Ausdehnung der Luft geschah ganz so wie in der früheren Abhandlung des Verfassers über die Aus- dehnung der Gase zwischen 0° und 100°. Es wurde auch bei diesen Versuchen nicht eigentlich die Ausdehnung, sondern die Elasticität der Luft gemessen. Hierzu wurde derselbe Apparat benutzt, wie'in der früheren Abhandlung. Ebenso geschah das Trocknen der Luft und das Einbringen derselben in die für ihre Aufnahme bestimmte Röhre ganz wie bei den früheren Versuchen. Die, Ausdehnung des Quecksilbers wurde mittelst sogenann- ter Ausfluls- Thermometer bestimmt, von denen entweder zwei oder vier gleichzeitig derselben Temperatur ausgesetzt wurden als die Luft. Gewöhnliche Thermometer anzuwenden, schien. weniger zweckmälsig. Denn da sie bis zur Temperatur des ko« chenden Quecksilbers hinaufreichen müssen, so fällt ihre ‚Scale, wenn sie noch die Unterabtheilung eines Grades zu beobachten gestatten soll, aulserordentlich lang aus, und es wird dadurch sehr schwierig, stets ihre ganze Länge derselben Temperatur auszu- setzen als die angewandte Luft. Dieser Übelstand findet bei den Ausfluls- Thermometern nicht statt, aufserdem kann man diesel- ben von jeder beliebigen Grölse anwenden, und dadurch die Schärfe der Anzeigen vermehren. Aber sie bieten eine andere Schwierigkeit dar, indem es sehr mühsam ist, sie vollkommen auszukochen; das Auskochen selbst ist zwar leicht, aber die Ge- wilsheit zu erlangen, dafs jede Spur von Luft oder Feuchtigkeit entfernt sei, ist nicht eben so leicht, und oft findet man derglei- chen, selbst nachdem man die Thermometer vier- oder fünfmal hintereinander ausgekocht hat. Der Verfasser hat drei Reihen von Versuchen angestellt, bei der zweiten und dritten Reihe waren die Ausflulsthermome= ter aus derselben Glasröhre gefertigt, als die Röhre welche die . Luft enthielt. Es schien dies nothwendig, weil Herr Regnault in seiner Abhandlung *) über denselben Gegenstand einen besonde- ren Werth hierauf legt. Die Resultate dieser beiden Reihen stimmen aber vollkommen mit denen der ersten Reihe. In der folgenden Tafel sind die durch Interpolation aus Werthen sämmtlicher Reihen gefundenen Ausdehnnngen enthal- (*) Annales de Chim. et de Phys, Ser. Ill. Tom. V, p: 100. 283 ten und mit den durch die Herren Dulong und Petit gefun- denen Zahlen zusammengestellt. Diese Herren haben nur eine Vergleichung zwischen der anscheinenden Ausdehnung des Queck- silbers und der absoluten Ausdehnung der Luft geliefert, und da sie die Ausdehnung der von ihnen benutzten Glassorte nicht mitgetheilt haben, so ist es nicht möglich, aus ihren Angaben die anscheinende Ausdehnung der Luft mit der des Quecksilbers zu vergleichen, der Verfasser bat auch diese Vergleichung hin- zugefügt. Anscheinende Ausdehnung Absolute Ausdehnung des der der Luft, nach: Quecksilbers Luft dem Verf, Dulonz u. Petit 100° 100° 100° 100° 150 148,07 148,74 148,70 200 196,34 197,49 197,05 250 242,97 245,39 245,05 300 291,16 294,51 292,70 330 316,94 320,92 360 350,00 An eingegangenen Schriften und' dazu gehörigen Schreiben wurden vorgelegt: Transactions of ihe Royal Society of Edinburgh. YVol.44, part 2, j Vol. 15, part 2. Edinb. 1840. 42.. 4. Proceedings of Ihe Royal Society of Edinburgh 1810-42. No. 18-20. 8. Transactions of the Cambridge philosophical Society Vol. 7, part 1. Cambridge 1839. 4. Transaclions of ihe Royal Irish Academy Vol. 19, part 1. Du- blin 1841. 4. Report of the 9. and 10. meeting of the British Association for Ihe advancement of Science held at Birmingham in Aug. 1839 and ‚at Glasgow in Aug. 1840. London 1840/41. 8, Ths. George Western, Commentaries on Ihe Constitulion and Laws of England 2. Ed. London 1841. 8. ‚mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. London d.. 20, März 1840. George Biddell Airy, astronomical Observations made at the "Royal Observatory, Greenwich in the year 1838, 1839, 1840. London 1840-42. 4. 284 Proceedings of the Royal Society of London 1839-42. No. 40- 54.8 The medical Times, a Journal of English and Foreign Medi- cine 4S42. No, 146. July 9. London. 4. K. Kreil, magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag. 2. Jahrg. vom 1. Aug. 1840 bis 31. Juli 1841. Prag 4842. A. C. Negri, quadro politico d’antica Istoria. Milano 1842. 8. Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Gesell- schaft bei ihrer Versammlung zu Zürich d. 2.-4. Aug. 1841. 26. Versammlung. Zürich. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Archivars der Schweizerischen naturforsch. Gesellschaft Herrn Wolf d. d. Bern d. 12. Mai d..J. Aufserdem wurden vorgelegt: 14) Ein Schreiben der Royal Society zu Edinburg v. 16. Fe- bruar 1841, wodurch der Empfang der Abhandlungen der Aka- demie vom J. 1832 (Bd. III. IV.) und vom J. 1833 gemeldet wird. 2) Ein Schreiben der Schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften in Bern v. 12. Mai d. J., wodurch 1 der Empfang der Abhandlungen der Akademie v. J. 1824 und 1826 gemeldet wird. 3) Der von der physikalisch-mathematischen Klasse in ihrer Sitzung vom 15. August beschlossene Bericht über das wissen- schaftliche Unternehmen des Herrn Gloger. Sommerferien der Akademie. October. Vorsitzender Secretar: Hr. Böckh. 17.. October. Sitzung der historisch -philo- sophischen Klasse. Herr Meineke las über die neueste Bereicherung der Grie- chischen Anthologie. 285 20. October. Öffentliche: Sitzung der »Aka- demie zur Feier des Geburts- tages Sr. Majestät des Königs. Die Sitzung wurde durch den vorsitzenden Secretar, Herrn Ehrenberg, eröffnet, welcher in der Einleitungsrede über die naturwissenschaftlich und medicinisch völlig unbe- gründete‘ Furcht vor körperlicher Entkräftung»der Völker durch die fortschreitende Geistesentwicke- lung sprach. Es wurde zuerst darauf :hingewiesen, dals. solche Klagen schon 'vor aller 'Volksbildung 'stättgefunden haben 'und die Erscheinung derselben wurde als reine Gefühlstäuschung bezeich- net, wie gewöhnlich Dinge, welche dem kleinen Knaben grofs erscheinen, ‘dem’ Erwachsenen als klein entgegentreten, obschon sie an sich (unverändert geblieben. » Nur genaue: Bestimmung, nach Zahl, Maals und Gewicht 'könne»leitend für ein‘ richtiges -Urtheil sein. Hierauf: wurde bemerkt, 'dals es' durchaus keinen Überrest von‘ Riesen’ irgend »einer ‘Zeit im wissenschaftlichen ‚Sammlungen gebe -und dals die zahlreichen » ägyptischen Mumien alle ‚solche Ideen von’ späterer Verkümmerung, der Menschen schlagend wi- derlegen. Zu. gleichem "Resultate: führe‘ die Anschauung und Vergleichung aller jetzt gleichzeitig lebenden ı Völker, die: durch- schnittlich von fast gleicher (Gröfse und Körperentwickelung sind und deren Differenz keineswegs ‘zum Nachtheil der: gebildeten ausschlage. Was‘ die gerügte geschlechtliche Frühreife und Krankheitsdisposition "der jetzigen gebildeten Völker anlangt, so wurden auch diese im grolsen Überblick der Völker als völlig unbegründet dargestellt, und scharf nachgewiesen, dafs unsere Schulbildung immer noch mehr 'zügelnd als frühreifend wirke, dieselben Krankheiten aber auch in Afrika, ohne Einfluls der Bil- dung, beobachtet werden. Endlich wurde auseinandergeseizt, dals der Untergang vieler berühmten Völker und Städte früherer Zeit durch Handelsconcurrenz und ‚Krieg entständen sei und in kei- nem erkennbaren Caussal- Zusammenhange mit wahrer Volksbil- dung stehe. Wahre Volksbildung sei allen alten. vorchristlichen Völkern ganz unbekannt gewesen. Sie sei ein Product und Segen der christlichen Religion und von ihr vorgeschrieben. Aus der rein 286 sittlichen ‘Volksbildung ‘sei. allmälig eine gelehrte entstanden und diejenigen, Völker, wo die letztere tiefe und breite Wurzelfalste, seien jetzt dieangesehensten der Erde. So gebe es denn für den Naturforscher keine physische Ver- schlechterung ‘des: Menschengeschlechts durch .die Geistesbildung. Der seit 5000 Jahren nachweislich völlig gleich gebliebene Körper sei neuerlich mit Riesenfortschritten seiner geistigen Entwickelung entgegengegangen' und man erkenne dabei einen nur ‚segensrei- eben, nur mit Begeisterung ‘zu: überschauenden, Aufschwung aller» menschlichen edlern Thätigkeiten. So dürfe denn: auch sein Volk, dessen König den vorwärts strebenden Geist der Mensch- heit weder‘ mifsachte 'noch fürchte, und in: der geistigen Ent- wickelung seines ı Volkes weder Pedanterei noch ' Krankbeit er- kenne, der aus eignem Bedürfnils die Elemente..der ‚geistigsten Anregung und Entwickelung um sich sammle, ‚ünbesorgt über die verschiedenen Meinungen der einflulsreichen Männer der Zeit, sich’ mit freudigerRuhe um seinen' König schaaren, dessen Muth und Segen dem Volke und der:über das ‚Volk binausreichenden Wissenschaft ein dauernder und unvergänglicher sein müge. ‚ Hiernlichst‘ gab‘ derselbe, den: Statuten gemäls,. eine Über- sicht ‚der Thätigkeit der Akademie in dem verflossenen: ‚Jahre. Es: wurden die Themata der einzelnen Arbeiten der Mitglieder. in den Plenar-: und Klassensitzungen: mitgetheilt 'und.auch die‘ lau- fenden wissenschaftlichen Unternehmungen und wissenschaftlich fördernden Beziehungen der ‚Gesammt- Akademie (wie sie. in. den Monatsberichten ausführlicher vorliegen) ‚namhaft gemacht, Hierauf wurde eine Abhandlung des,Herrn Gerhard. über die. Minerven-Idole Athens in Abwesenheit ‘des Verfassers durch Herrn W., Grimm vorgelesen. 27. October. Gesammtsitzung der Akademie, Herr Böckh gab eine Herstellung und Erklärung einer von Herrn Pashley in seinen „Zravels in-Crete” 'bekannt gemachten Steinschrift, welche das Erkenntnils eines von Paros niederge- setzten Gerichtes über die Grenzstreitigkeiten zwischen Itanos und Hierapytna enthält, die in Folge eines Beschlusses des Römischen Senates an die Parier zur Aburtheilung verwiesen 287 worden waren. Das Wesentliche dieses Vortrages wird im Kur- zem in den Zusätzen zum zweiten Bande des Corpus |Inscriptio- num Graecarum bekannt gemacht werden. An eingegangenen Schriften und dazu gehörigen Schreiben wurden vorgelegt: Bulletin de la Societe Imperiale des Naturalistes de Moscou. Annde 1841, :No. 4. Ann. 1842, No. 1. Moscou, 8. . ‚mit einem ARE des Sekretars dieser ‚Gesellschaft, Herrn Dr. Bene d. d. Moskau et di Gelehrte Denkschriften‘ der Kaiserl.. Universität zw Kasan. Jahrg. 1841, Heft 4. ‚Kasan: 8. ‚(In russischer Sprache.) mit einem Begleitungsschreiben derselben vom: 43. Juni.‘1842. . Benedict Pillwein, chorographische Karte des Mühlkreises. in Oesterreich ob der Enns. Linz. fol. mit. einem IRRE FREE des. Verf. d..dı Linz d.\26, Juni g ld ann Lorenzo Blanco, Saggio della Benlaghä ia dei Volumi Ercola- nesi.. Napoli 1842...8.\.2\.Expl. mit/ einem ‚Begleitungsschreiben ., des Verf. d..d. Neapel d. 8. Juli d. J. Nova Acta Academiae Caesareae Ksapaldiro: Gerekälen nalurae curiosorum Vol. 18, Supplementum, alterum.‘ Nratislav. et Bonn. 1841. 4 mit einem Begleitungsschreiben des Präsidenten dieser Akademie, Berrn.Nees von Esenbeck d. d. Breslau. .d. 5. Sept. d. J. Catalogue des Manuscrits de la Bibliotheque Royale..des Ducs de Bourgogne, publie par Ordre dw Ministre,de U’ Interieur. Tom. .1. ‚ Resume historique, Inventaire No, 1-18,000. Tom. 2. Repertoire methodique Part. 1. . Bruxelles et Leip- zig 1842, \ fol. Mitgetbeilt durch das Königl. Ministerium der geistl. etc. Ange- legenheiten mittelst Schreibens vom 25. Sept. d. J. Theophrasti Eresii historia plantarum. Emendavit, cum ad- nolatione crit. ed. Frid. Wimmer. Vratislav. 4842. 8. 20 Expl. auch mit dem Titel: Theophrasti Eresü opera quae supersunt Omnia emendata ed. c. apparalu crit. Frid. Wimmer. Tom. 1, ib; eod. mit einem. Begleitungsschreiben des Herausgebers d. d. Breslau d. 10. Oct. d. J. 288 E. Gerhart, a Spiegel. Heft 9. Berlin 1842. Zr. 20. Expl. The ninth annual Report .of' the, Royal Comwall PN RE Society 1841. Falmouth. 8. The Transactions of the. Linnean Society of London, Nol. 19, Part 1. London 1842. 4. Proceedings of the Linnean Society 07 LnBloR. No, 13. 14. gar. "8 List of Ihe Linnean PN of London. 1842. 4. Bulletin 1.2. of Ihe proceedings of the National Institution for Ihe promolion of Science, established at Washington in 4840 - 1812: Washington 1841. 42: 8, Transactions of the 'zoologieal Society‘ of London. Vol. II., Part't. ‘London 1842. 4: . Proceedings of the zoological Society Reg ' Part’9. 1841. ib. 8. 4A List.'of the Bellows, and honorary, foreign aid: N. Members of the zoological Dr of London, wg 1842. Absys42.\ 185 © ‚69 Rapons of the Council Ind Urditärs. of the zoological se of London, "read at the‘annual general Peg April 29, 1842. ib. eod. 8. 2 Exempl. Proceedings of Ihe London electrical Society Part 6. ‘Session 1842-3." London’ Vet. 4.1842. 8. The Journal of Ihe Royal Asiatic Society of Great: Britain and Ireland No.43. London,"May 1842. 8. T. I. Newbold, on some ancient mounds of scorious Ashes in Southern India. s. 1. eta. 8. ‚on Ihe Processes prevailing among. the Hindus, and formerly among the Egyptians, K Eig S and polishing Granite. 's..l. eta. 8, ‚ Mineral Resources of Southern IAdie s-l.ieta. 8. F. Arundale et I. Bonomi, Gallery of Antiquities selected from the British Museum Part I: No. 6. 7. London. 4. Comptes rendus hebdomaduires des Seances de ’Academie des Sciences 1842.:2. Semestre. Tom. 15, No. 4-10. Paris. 4. Bulletin monumental, ou collection de Memoires sur les Monu- ments historiques de France publie etc. par M. de Cau- mont. Vol. 8, No. 4. 5. Caen 1842. 8. Ben Walckenaer, Memoire sur la Chronologie de l’Histoire des Javanais, et sur PEpoque de la Fondation de Madja- pahit. ib. 1842. 4. 289 ° Alcide d’Orbigny, Paleontologie francaise. Livrais. 45-50. Paris 8. 12.3 SERTENE ‚ Terrains Jurassıques Livr. 2-6. ib. 8. Gay-Lussac etc., Annales de chimie et de Physique 1842. Juin-Aoüt ib. 8. . Aug. Comte, Cours de Philosophie positive. Tome 6 et der- nier. ib. 1842. 8. Bon Walckenaer, Notice historique sur la vie et les ouvrages de M. le Major Rennell. Lu ä la Seance publig. du 12. Aoüt 1842. Paris 4. Bes d’Hombres, Suite des Memoires et Observations de Phy- sique et d’Histoire naturelle. s. l. eta. 8. P. Lacroix (Bibliophile Jacob) Catalogue des livres, manuscrits et autographes de Numismatique et d’Archeologie provenant de la Bibliotheque de feu M. T-E. Mionnet. Paris 1842. 8. E. Plantamour, Observations astronomiques faites & l’Obser- vatoire de Geneve dans l’annde 1841. 1. Serie. Geneve 1842. 4 Joh. Henr. Schröder, Incunabula artis typographicae in Sue- cia. Upsal. 1842. 4. Gust. Lundahl, Specimen acad. de numeris nutationis et aber- rationis constantibus alque de parallaxi annua stellae po- laris quales deducuntur ex declinationibus stellae polaris Dorpati ahnis 1822-1838 observatis. Helsingforsiae 1842. 4. ©. Struve, Rapport sur le Memoire de M. C. A. F. Peters; Numerus constans nulationis ex ascenlionibus rectis stellae polaris in specula Dorpatensi ab anno 1822 ad 1838 obser- vatis deductus. 4. (Tire du Bullet. de l’Acad. de St. Pe- tersb. Tom. X. No. 10.) ‚ Memoire sur l’evaluation numerique de la constante de la precession des equinoxes etc. 1841. 8. (Tire du Bul- let. de l’Acad. d. St. Petersb. Tom. X. No. 9.) ‚ Notice sur UInstrument des passages de Repsold, elabli d l’observatoire de Poulkova dans le premier verti- cal. 4. (Tir& du Bullet. d. l’Acad. d. St. Petersb. Tom. X. No. 14.) Rendiconto delle adunanze e de’ lavori dell’ Accademia delle Scienze, Sezione della Societa Reale Borbonica di Napoli. Tomo I. No. 4. Napoli 1842. 4. Tommas. Ant. Gatullo, Zrattato sopra la coslituzione geogno- stico-Fisica dei terreni allwiali o postdiluviani delle Pro- vincie Venete. Padova 1838. 8. 2 Expl. [1842.] a 290 Tommas. Ant. Catullo, Osservazioni geognostico - zoologiehe sopra due Scritti pubblicati nel Tomo 3. delle Memorie della Societa geologica di Parigi per l’anno 1838. Padova 1840. 4. 3 Expl. ‚ intorno ad alcune Rocce del Bellunese, Nota in ris- posta ad aleune osservazioni del Sig. Pasini. Extr. dal 3. Vol. del Politecnico di Milano. 1840. 8. I. Lamont, Annalen für Meteorologie, Erdmagnetismus undver- wandle Gegenstände. Jahrg. 1842, Heft41. München 1842. 8. A. L. Crelle, Journal für die reine u. angew. Mathematik. Bd. 24, Heft 2. Berlin 1842. 4. 3 Expl. Graf Georg v. Buquoy, Prodromus zu einer neuen A h 5 us den verbesserten Darstellungsweise der höhern ana- Whhandi:- Iytischen Dynamik. Lief.41. Prag 1842. 4. ’ : A A der K. Bernard Bolzano, Versuch einer objectiven Begrün- er dung der Lehre von der Zusammensetzung der Kräfte. ib. eod. 4. Christian Doppler, über das farbige Licht der Dop- en pelsterne und einiger anderer Gestirne des ok Himmels. ib. eod. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 457-459 nebst Titel und Register zum 19. Bde. Altona 1842. 4. Einladungsschrift zu der öffentlichen Prüfung der Schüler des katholischen Gymnas. zu Köln am 31. Aug. u. 1. Septbr. 4842. Inhalt: De Appio Claudio Caeco scrips. Dr. N. Saal. Schulnachrichten vom Direktor Prof. E.I. Birnbaum. Köln a. Rh. 4. | Göttingische gelehrte Anzeigen 1842, Stück 137. 138. 8. Alfred Vigneron, Beobachtungen über den geistigen Magnetis- mus, gemacht in der kathol. Kirche zu Berlin im Jahre 1842. (Berlin) 8. 5 Expl. Alfred Smee, new definition of the voltaic circuit. London 4842. 8. Ern. Ed. Kummer, de residuis cubieis disquisitiones nonnullae analyticae. Wratislav. 1842. 4 3 Expl. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Breslau d. 18. Oct. d.J. Frid. Guil. Aug. Argelander, de fide Uranometriae Bayeri. Diss. acad. Bonn. 1842, 4. Albo offerto agli Sposi eccelsi Francesco Ferdinando d’Austria d’Este e Andelgonda Augusta di Baviera dalla Reale Acca- demia di Scienze, Lettere ed Arti inModena. Modena 1842. 4. zuPrag. schen Ge- ., 291 H. R. Göppert, Beobachtungen über das sogenannie Ueber- wallen der Tannenstöcke. Bonn 1842. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Breslau d. 10. Oct. a; A. L. Crelle, Einiges von noch zu wünschenden etc. Vervoll- kommnungen des Eisenbahnwesens. Berlin1842. 4. 10 Ex. Aufserdem wurden vorgetragen: 1) Ein Schreiben des Secretars der Royal Asiatic Society zu London vom 6. Nov. 1841, wodurch der Empfang der Ab- bandlungen unserer Akademie aus dem Jahre 1839 und etlicher Monatsberichte vom Jahre 1841 gemeldet wird, 2) Ein Schreiben des Präsidenten der Kais. Leopoldinisch- Carolinischen Akademie der Naturforscher vom 4. Septbr. d. J., welches den Empfang der Abhandlungen der Akademie vom 4 1840 und der Monatsberichte vom Juli 1841 bis Juni 1842 betrifft. 3) Ein Schreiben des Oberbibliothekars der Universität zu Halle vom 20. August d. J., und 4) Ein solches des Directors des philologischen Seminars da- selbst, vom 31. August d. J., so wie 5) Eines der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig vom 15. Sepibr. d. J. über den Empfang derselbigen Schriften. 6) Ein Schreiben des Secretars der Königl. Societät der Wissenschaften zu Göttingen vom 11. Septbr. d. J., wodurch der Empfang unserer Abhandlungen vom J. 1840 angezeigt wird. 7) Zwei Schreiben des Herrn Francois Pastori von Parma d.d. Brüssel d. 12. Juli und 6. Septbr. d. J, womit der- selbe einen „Plan pour detruire et empecher ü jamais la contre- Jacon litteraire” versiegelt deponirt, um sich den Beweis der Priorität zu sichern. 8) Ein Schreiben des Herzogl. Braunschweig-Lüneburgischen hohen Staatsministeriums vom 23. August d. J., womit dasselbe auf das Ansuchen der Akademie vom 21. Juli d. J. die Hand- schriften Friedrichs des Zweiten, welche sich in dem dortigen Archive befinden, übersendet; so wie ein Schreiben desselbigen Ministeriums v. 4. October d. J., wodurch dasselbe sein Einver- ständnils zu dem beabsichtigten Druck derjenigen Stücke erklärt, deren Bekanntmachung bezweckt wird. 292 9) Ein Schreiben des Herrn Ministers der geistlichen-, Un- terrichts- und Medicinal- Angelegenheiten vom 7. October d. J., 7 betreffend die Benutzung des Geh. Kabinetsarchivs für die Her- } ausgabe der Werke Friedrichs des Zweiten. 10) Ein Schreiben des Hrn. Geh. Legationsrathes und Ge- neralconsuls Niederstetter zu Warschau vom 15. August d. J., und ein dadurch übersandtes des Herrn Oberconsistorial- Präsidenten v. Linde daselbst, womit der Akademie ein silber- nes und ein bronzenes Exemplar der zum funfzigjährigen Doctor- jubiläium des Hrn. v. Linde geprägten Denkmünze übersandt worden. 11) Ein Schreiben des Hrn. Dr. Budge zu Bonn vom 1. October d. J., mittelst dessen der Akademie ein Vorschlag zu Untersuchungen über die Funktionen der Nerven empfohlen wird. Dieser Gegenstand wurde an die physikalisch- mathematische Klasse verwiesen. 12) Ein Schreiben des Directors des katholischen Gymna- siums zu Köln vom 8. October d. J., wodurch für die der Bi- J bliothek dieser Anstalt geschenkten Schriften der Akademie ge- dankt wird. a 31.October. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Herr Ehrenberg trug die ferneren Resultate der ‚neuesten und seiner eigenen Untersuchungen des gro- | [sen Infusorien-Lagers der Lüneburger Haide vor. Seitdem der Verf. 1837 die rein organische Natur des schnee- weilsen, merkwürdigen Lüneburger Kieselerde-Lagers festgestellt hatte, sind von dem K. Hannöverschen Berg-Departement wis- senschaftlich höchst dankenswerthe Untersuchungen der Mächtig- keit und Ausdehnung desselben angeordnet und ausgeführt wor- den. Um sich von der Natur dieser auffallend mächtigen Abla- ° gerung und ihrem Zusammenhange mit der Bodenbildung eine | klare Vorstellung zu machen, reiste der Verfasser in diesem Som- 7 mer selbst dahin. Das Resultat der Untersuchung ist folgendes: 7 Das Lager liegt unmittelbar unter den Häusern des einsamen | Bauerhofes Oberohe, einige Stunden westlich von Ebsdorf in der recht eigentlichen Lüneburger Haide. Der Verfasser erwartete 293 eine Bodenbildung daselbst zu finden, welche einen begrenzten organischen Niederschlag von 40 Fufs Mächtigkeit irgendwie be- günstigen konnte, daher entweder eine flache oder kesselartige Gestaltung des Landes in der sich in langer Ruhe in einem Sumpfe oder unter einem Wasserspiegel dergleichen erstaunens- werthe Massen von Wasserthierchen entwickeln konnten. Er fand es ganz anders. Die Gegend bei Oberohe ist hüglich, aber nicht geschlossen. Das Gut selbst liegt in einem Thale, dessen sanfte Hügelwände sich allmälig wohl an 80 Fuls im Süden und Norden erheben, während Ost und West völlig breit geöffnet sind. Dicht an den Häusern flielst ein kleiner Bach (die Ohe oder Sootrieth) in der Längsrichtung des Thales, den ein schmaler, sumpfiger Wie- sensaum begleitet. Nicht im Grunde des Thales hat man zuerst das Lager ent- deckt, sondern auf der Höhe eines im Süden gelegenen Hügels, und später hat es der Hofbesitzer (von der Ohe) auch unter seinem Gehöfe wiedergefunden. Aus 70 Bohrversuchen, welche theils durch den Lüneburger landwirthsehaftlichen Verein unter der Direction des Herrn Ober- sten von Hammerstein, grolsentheils aber durch Beauftragte des Berg-Departements von Hannover ausgeführt wurden, hat sich festgestellt, dals die Ausdehnung des Infusorien - Lagers etwa 450 Ruthen in der Länge von Südwest nach Nordost und etwa 200 Ruthen in der Breite, die Mächtigkeit aber bis 40 Fuls be- trägt, wovon oberhalb 14 bis 18 Fufs schneeweils, und darunter 22 Fuls graufarbig sind. Es liegt 1 bis 16 Fufs unter der san- digen Haidefläche. Die Sohle bildet ein grober Sand. Reiche und wichtige officielle Nachrichten verdankt der Verf., durch Vermittlung des Herrn Regierungsraths von Hammer- stein in Lüneburg, dem Herrn Oberbergrath Jugler in Hanno- ver, welcher die Güte gehabt, ihm den aufgenommenen Situa- - tionsplan der Gegend mit den Bohrungsstellen copiren zu lassen und zu wissenschaftlicher Benutzung zu übersenden. Der Verf. legte diese Nachrichten und Copie der Akademie vor. Hr. E. hat durch eigne Anschauung besonders 4 bisher un- bekannte, sehr merkwürdige Eigenthümlichkeiten dieses Iafusorien- Lagers festgestellt. 294 41. Das Lüneburger Infusorien-Lager ist kein orga- nischer Absatz eines Wasserbeckens. Die verdienstlichen Bohrversuche haben ergeben, dafs das Infusorien-Lager sich auf dem südlichen und nördlichen Thal- rande des Ohebaches hinauf zieht, und diese Erhebung beträgt jederseits wohl nahe an 50 Fuls von der Thalsohle. Diese mul- denförmige Bildung des Lagers ist aber nicht dadurch entstanden, dafs der Bach den mittlern Theil allmälig ausgewaschen und fort- geschwemmt hat, dazu ist es auch viel zu breit, sondern es ist eine ursprüngliche Bildung; unter dem Bette des Baches selbst ist es ebenfalls noch ansehnlich, fast eben so wie an den Abhängen, mächtig. Wäre das Lager unter einer Wasserfläche gebildet, so würde es sich nicht muldenförmig, sondern horizon- tal abgesetzt haben, auch als Sumpfbildung würde es mehr das Thal als die beiden Hügel-Abhänge bedeckt haben. | 2. Das Lüneburger Infusorien-Lager ist hie und da noch mit lebenden Tbierchen erfüllt, und kann mithin ganzohne Wasserbedeckung entstanden sein. Die einer Wasserbildung völlig ungünstige Form des La- gers regte den Verfasser an, irgend eine andere Erklärung der Bildung aufzusuchen. Er dachte zuerst an passive Anschwemmung, allein auch für diese Erklärung fand sich die Umgebung und Na- tur des Lagers nicht geeignet, und an einen vulkanischen Ein- fluls auf die Form des Lagers ist dort nicht zu denken. Beim Nachforschen über die beiden Zustände, den oberen schneewei- [sen und den unteren grauen, machte der Gutsbesitzer ihn darauf aufmerksam, dafs die graue Schicht nicht ganz allein unten, son- dern hie und da auch oben unmittelbar unter der Haidedecke vorkomme, und er holte ihm aus der Nähe seines Hauses eine Probe dieser oberen grauen nassen Schicht. Der Verfasser er- kannte sogleich an der hie und da selbst dem blofsen Auge leb- haft grünen Farbe, dafs dies offenbar lebende Thierchen sein mulsten, und eine spätere Untersuchung mit dem Mikroskop be- stätigte alsbald die Beobachtung im Detail. Auch in den schrift- lichen Nachrichten des Herrn Oberbergraths Jugler findet sich bemerkt: „Ganz besonders interessant war es, die grüne Kieselerde in einigen Bohrlöchern gleich oben liegend anzutreffen. Anfangs 295 hegte man die Vermuthung, dals dieses, da die grüne Erde das Liegende der weilsen ist, die Grenzen der Ausdehnung sein könn- ten, doch bestätigte sich diels keineswegs, da in dahinter liegen- den Bohrlöchern wieder die weilse Erde über der grünen lie- gend angetroffen wurde.” Durch die in Berlin selbst unter den Häusern vorkommende Erscheinung von strichweis in der zwar feuchten, aber eigentlich wasserlosen Tiefe noch lebenden, wenn auch selten bewegten Kieselschalen-Tbierchen erhält jenes Vorkommen in Oberohe ein Anbalten, und die gleichartige Erscheinung gewinnt also nur eine gröfsere Ausdehnung. Dafs sämmtliche Formen des Lüneburger Lagers jetztlebende sind, wurde schon 1837 vom Verf. ausgesprochen. 3. Die schneeweilse Farbe des Lüneburger Infuso- _ rien-Lagers und die Reinheit dieser zarten Kiesel- erde wird bedingt durch eine stete Circulation von Wasser in der oberen Schicht. Es war eine der Aufgaben, welche sich der Verfasser ge- stellt hatte, wo möglich doch einen Grund zu finden, der die überaus grolse, fast chemische Reinheit des Lüneburger Kiesel- mehles und die dadurch bedingte weilse Farbe erklären liefse. Die eigne Ansicht der Verhältnisse ergab sehr bald eine solche Möglichkeit. Von der Ohe selbst grub im Beisein des Verf, unmittelbar unter der dürren Haidedecke, welche etwa 1 Fuls mächtig darüber lag, auf der Spitze des südlichen Hügels (Thal- randes) im August dieses so dürren und heilsen Jahres etwas von der weilsen Kieselerde aus. Auch diese Probe war, aller Dürre und Höhe der Lagerung ungeachtet, so feucht, dals sie sich wie ein Schwamm ausdrücken liefs. Von diesem Punkte aus ging das Lager, seiner Aussage nach, 40 Fuls mächtig in die ‚ Tiefe. In etwa 40 bis 50 Fuls Tiefe Niefst im Thalgrunde der Ohe-Bach, unter dem sich das Lager wegsenkt, um nördlich wie- der anzusteigen. Es lag sehr nahe, an eine Capillaritäts- Wir- kung zu denken, welche zunächst das Wasser des Ohe- Baches in dem obern Theile des Lagers auf die Anhöhen zieht. Ver- dunstung und Temperatur-Differenzen müssen nothwendig in diesem durch Capillarität von Wasser erfüllten grofsen Lager 296 innere Strömungen herbeiführen, und diese Strömungen mögen vollkommen hinreichend sein, die kleinen Kieselschalen, nach dem Absterben der Thierchen, von allem im Wasser auflösbaren Schleime zu reinigen und auch alle beigemischten Pflanzenstoffe durch Auf- lösen zu entfernen. Vulkanische Hitze hat hier offenbar nie gewirkt. Herr Ehrenberg bemerkt hierbei, dafs auch in Toscana das durch Fabroni berühmt gewordene, fast eben so weilse Bergmehl von Santafiora, zufolge der Nachricht, welche der um- sichtsvolle Naturbeobachter Prof. Santi in seinem Piaggio al Montamiata 1795 gegeben hat, dort als eine nasse, thonartige Masse unter der Humusdecke liegt. Dals das Infusorien-Lager das Wasser der Oberfläche nicht | durchlasse, scheint nur bedingungsweise begründet. 4. Als bisher wenigerbeachtete Eigenthümlichkeit des Lünebur- “ ger Infusorien - Lagers ist endlich eine, wie es sehr deutlich scheint, durch dasselbe bedingte Quellbildung auf einer dürren Anhöhe zu betrachten. Man ist schon darauf aufmerksam gewesen, dafs dicht unter der Spitze des südlichen Hügels in einer Höhe von etwa 30 Fuls über der Thalsohle mehrere Einsenkungen sind, und die of- ficiellen Berichte nennen dieselben Erdfälle. Diese Erscheinung "hat Hrn. Ehrenberg’s Interesse besonders auch in Anspruch genommen. Er fand nämlich auf der Höhe des südlichen Thal- randes, wenige Fuls unter der höchsten Grube, 9 kesselartige flache Vertiefungen, mehrere voll Wasser, von etwa 20 bis 30 Schritt im Durchmesser und in etagirter Folge. Dals diese fla- chen sehr auffallenden Vertiefungen oder kleinen Teiche keine einfachen Erdfälle, veranlalst durch das Zusammensiuken des In- fusorienlagers sind, beweist ihre Anfüllung mit Wasser mitten in dem dürren Haidelande auf der Höhe des Thalrandes. Nie, sagte der Besitzer des Grundes, von der Ohe, habe er diese Tei- che so ohne Wasser gesehen, wie dieses Jahr, wo nämlich einige durchschritten werden konnten und nur sumpfig waren, während andere dennoch Wasser enthielten. Einer dieser Teiche sei aber eine beständig rinnende Quelle. Da das Infusorienlager über den Teichen dicht unter der dürren Haidedecke durch eine Grube entblöfst vor Augen lag und 297 nass war, da es ferner keinem Zweifel unterlag, dafs den Boh- rungen zufolge die ganze Boden - Unterlage aller: dieser Teiche bis auf grolse Tiefe eben das Infusorienlager selbst ‘war, so war augenscheinlich, dafs die Quellen, welche diese 9 Teiche erfüllen, aus dem Infusorien-Lager ihre Nahrung nehmen. Wäre nun die Capillarität des Bergmehls allein nicht hinreichend, unter irgend einem mitwirkenden saugenden Ober- Hächen - Verhältnisse das Wasser des Ohe-Baches durch das La- ger sich oberhalb ergielsen zu lassen, so bliebe, der Lokalität nach, nur übrig, eine Druckwirkung von dem nördlichen höheren Thal- rande so anzunehmen, dals diese unter dem Ohe-Bache weg, ohne Einwirkung desselben, in dem südlichen Thalrande das Wasser in dem Bergmehle empordränge, denn auf der Höhe des nördli- chen Thalrandes sind in etwa halbstündiger Entfernung flache Sümpfe, welche, der seltenen Dürre dieses Jahres ungeachtet, noch Wasserflächen zeigten. Dieser Prozels würde denn die Reinigung des in Tbätigkeit befindlichen Theils des Infusorien- Lagers als Nebenproduct herbeiführen. Übrigens bedingt. das Infusorienlager keineswegs die Cultur- losigkeit jenes Bodens, so wenig als der Sand. Es stehen auf dem Infusorien-Lager schöne starke Laub - und Nadelholz - Bäume als ganze Wäldchen, während ein anderer Theil mit dürrer Haide bedeckt ist, und zwar ist der quellenreiche Theil öde und der dürre bewaldet. Offenbar wirken ganz andere Verhältnisse auf jenen Haideboden ein. Der grolse Grundbesitz mit seiner Bequemlich- keit für Schaafzucht mag nicht der letzte derselben sein, und die Furcht vor verbältnilsmälsig zu grofsen Abgaben mag die müh- samere überall mögliche Cultur wohl bisher verdrängt haben. Eine Beschlagnahme der weilsen Kieselerde von Seiten des Fis- cus würde ebenfalls dessen Anwendung und der Kenntnils seiner Verbreitung, wie der Verfasser glaubt, weniger günstig werden, da die Grundbesitzer sie dann verheimlichen und der Fiscus dieselbe unvörtheilhaft oder nicht verwendet. Hierauf theilte derselbe noch mit, dafs er auch aus dem Baggerschlamme des Hafens von Wismar gebrannte schwimmende Ziegelsteine gewonnen habe, und zeigte Proben davon vor. 298 Derselbe legte noch der Klasse einige Gläschen voll Kalkerde vor, die er aus jetztlebenden Ento- mostraceen bereitet hatte. Es kommen besonders in England geognostische Verhältnisse vor, wo man ganze ausgedehnte Felsmassen verschiedener Epo- chen aus kleinen Schalen von KEntomostraceen gebildet sieht. Diese Erscheinung hat, dem ersten Anblick nach, etwas Fremdar- tiges für unsere jetzigen Entwickelungsverhältnisse dieser kleinen Tbiere. Daher hat der Verfasser im verltlossenen Sommer bei seinem Aufenthalt in Wismar an der Ostsee eine Gelegenheit zur Aufsammlung grolser Mengen fast einer und derselben Art sol- cher Thierchen, meist Cypris conchacea und Gytherina gibbera, nicht unbenutzt gelassen. Er hätte leicht pfundweis solche kleine Scha- len aus dem brakischen Hafen- Schlamme isoliren können. ‘Die vorgelegte Quantität schien ihm aber hinreichend, die Ähnlich- keit der jetzigen und früheren Verbältnisse in Rücksicht auch auf diese Thierformen erkennen zu lassen. 760 wogen 1 Gran. ‘ Hierauf las Herr Poggendorff eine von Hrn. Prof. Moser zu: Königsberg eingesandte Notiz, enthaltend neue Thatsa- chen zur Erweiterung der von diesem Physiker ge- machten und in den Annalen der Physik und Chemie No. 6, 8 und 9 ausführlich beschriebenen Entdeckun- gen der Wirkung des Lichts auf alle Körper, des la- tenten Lichts und der unsichtbaren Lichtstrahlen. Specieller Gegenstand dieser Notiz ist zuvörderst die Frage, in wiefern die merkwürdigen Wirkungen, welche benachbarte Körper selbst in vollständiger Dunkelheit auf einander ausüben, etwa von Wärmestrahlen herzuleiten seien. .Hr. Prof. M. spricht sich hierüber folgendermalsen aus: „Wenn auch die Existenz von Lichtstrahlen, die jeder Kör- per aussendet, wie er Wärme strahlt; wenn ferner der Antheil, den das Licht an der Anderung des Aggregatzustandes der Kör+ per in ähnlicher Weise wie die Wärme nimmt, die. beiden Kräfte nahe bringt, so scheint mir doch das Detail der Beob- achtungen eine Identität beider entschieden zurückzuweisen; denn 1) gehört es zu der bekannten Eigenthümlichkeit der Wärme, sich nach allen Seiten hin zu verbreiten, sowohl nach Aulsen, 299 äls innerhalb der Substanz selbst, in der sie erregt worden. Nichts von dieser Verbreitung zeigt die andere Kraft. Es geht diels schon aus den scharfen Umrissen der Daguerre’schen Bilder hervor; fast entscheidender jedoch noch aus Versuchen, die ich in dieser Beziehung angestellt. Es ist bekannt, dals die Silberplatten, wie sie zu den gewöhnlichen Versuchen angewandt werden, eine sehr dünne Schicht Jodids an ihrer Oberfläche er- halten, deren Dicke Dumas zu noch nicht einem Milliontheil eines Millimeters anschlägt. Eine solche Platte wurde seit dem 1sten Februar beständig im Tageslicht erhalten, und so oft es anging, in die Sonne gelegt. Als hierauf am 30. Juni die ‚Platte leicht abgerieben wurde, zeigte sie sich noch gegen das Licht empfindlich, und somit hatte die anhaltende Wirkung der Sonne im verflössenen Sommer die geringe Schicht Jodids nicht einmal durchdringen können. Andere Platten sind 7 bis 8 Male so behandelt worden, und haben immer noch empfindliches Jod- silber gezeigt. 2) Wenn man die Vertheilung der Wärme im Spectrum der Sonne betrachtet, so ist an eine Identität von Licht und Wärme nicht wohl zu denken; denn gerade in demjenigen Theile des Spectrums, wo die Wärme am gröfsten ist, in der Nähe des Roth, ‚ist die Wirkung der Lichtstrahlen auf das Silberjodid, so wie _ wahrscheinlich auf den grölsten Theil der übrigen Körper, am schwächsten. Ich habe zwar beweisen können, dafs die rothen Strahlen wie alle übrigen wirken, und also z.B. das Jodid zu schwärzen vermögen; allein sie verlangen dazu eine verbältnils- _ mälsig sehr grolse Zeit. Hierüber wird folgender Versuch Auf- schluls geben. Eine Silberplatte wurde jodirt und noch aulser- dem den Chlorjoddämpfen ausgesetzt, so dals ihre Ober- Räche gegen das Licht sehr empfindlich wurde; hinter einem "lebhaft rothen Glase brachte ich sie hierauf in eine camera ob- scura, welche auf Häuser in der Sonne gerichtet war. Nach drei Tagen zeigte die Platte ein (negatives) Bild; allein es War ‚schwach entwickelt, so schwach als es ohne rothes Glas, also durch die blauen und die violetten Strahlen, in drei Minuten zu ‚erlangen gewesen wäre. Dafs die rothen Strahlen eine eben so ‚geringe Wirksamkeit auf reines Silber u. s. w. äufsern, habe ich ‚schon früher gezeigt. 300 3) Eine kleine camera obscura mit einer Linse von nur 7 Linien Öffnung wurde auf den Mond gerichtet, und eine jodirte und dem Chlorjod ausgesetzte Platte in den Brennpunkt gebracht. Nachdem der Mond hindurchgegangen, wurde die Platte, wie ge- wöhnlich geschieht, in die Quecksilberdämpfe gehalten, und zeigte ein starkes, gutes Bild der Mondsbahn. Der Versuch ist zu ver- schiedenen Zeiten mit dem Vollmond, mit dem Mond in seinen Vierteln angestellt worden und mit demselben Erfolg. An Wärme ist jedoch bei diesen Versuchen nicht zu denken. 4) Die Wirkung des Lichts auf alle Körper bietet eine Eigenthümlichkeit dar, von der bei der Wärme nichts vorkommt. Diese letztere wirkt in einer und derselben Art und steigert bei fortgesetzter Einwirkung blofs den Effect (der Ausdehnung), den sie gleich anfangs hervorbrachte. Das Licht aber wirkt nicht einförmig, sondern durchläuft Phasen, welche man am leichtesten bei dem Silberjodid studirt. In der camera obscura empfängt dasselbe zuerst das längst bekannte negative Bild; bei fortgesetz- ter Wirkung des Lichts geht das Bild nach meinen Beobachtun- gen in ein zweites, positives über. Allein auch hiermit hat die Wirkung des Lichts ihr Ende nicht erreicht. Ich babe es wahr- scheinlich gemacht, dals es Bilder noch höherer Ordnung geben müsse, und in neuester Zeit habe ich in der That schon einige Male das dritte Bild erhalten, welches negativ ist, und hoffe auch das vierte zu sehen, welches dann wiederum positiv sein wird. Eine Folge dieser fortgesetzten Wirkung des Lichts ist die merkwürdige Thatsache, welche Herr Professor Rauch an einem Glase beobachtet hat, das ohne zu berühren, 14 Jahre über einem Kupferstich sich befunden hatte. Man sah darauf ein weilsliches Abbild des Kupferstichs. Dergleichen für sich schon ohne Anwendung eines Dampfes oder anderer Hülfsmittel, wahr- nehmbare Bilder sieht man auch häufig auf den innern Kapseln von Taschenuhren. Solche Bilder habe ich auf vielen Metallen, Silber, Kupfer, Messing, Neusilber, Zink, Zinn und sogar. auf Gold, ferner auf Glas und Porzellan durch die unsichtbaren Strablen in einigen Tagen entstehen lassen. Auch die gewöhn- lichen Lichtstrahlen bringen sie hervor, wenn man dieselben nur in grolser Intensität wirken lälst. 301 # Diese Bilder auf Körpern, welche chemisch sich so schwer verändern, wie Gold, deuten darauf, dafs die Wirkung des Lichts eigenthümlicher Art ist und mit der Wirkung der Wärme nicht zusammenfällt. Anzuführen ist noch, dafs die Bilder der eben beschriebenen Art immer leicht abgerieben werden können. 5) Gegen die Identität von Licht und Wärme spricht fer- ner eine Reihe sehr unerwarteter Thatsachen, welche ich vor einiger Zeit beobachtete. Es fand sich zufällig, dals eine Silber- platte sich gleichmälsig jodiren lasse, obgleich sie mit einer Schicht Olivenöls überzogen war. Diels führte zu der Frage, ob auch der Quecksilberdampf eine solche Schicht zu durchdrin- gen vermöchte? Eine Platte, welche die nöthige Zeit in der Camera obscura gewesen, wurde also mit Olivenöl befeuchtet und hierauf den Quecksilberdämpfen ausgesetzt; das Resultat war ein sehr gutes Bild der gewöhnlichen Art. Wenn diels schon ‚auffallend erscheinen muls, so ist folgendes hierbei doch in hö- herem Maafse beachtenswerth: das Bild war durch das Oel wei- ter entwickelt worden und zeigte mehr Detail, als das Bild sonst gehabt haben würde. Der Versuch wurde wiederholt, aber nur die halbe Platte mit Oel befeuchtet. Als sie nunmehr in die Quecksilberdämpfe kam, zeigte die freie Seite ein gutes Bild, die mit Oel überzogene aber schon ein negatives. Das Bild war also in der That weiter vorgeschritten und ich kann hinzufügen, ‚dals wenn man Öl auf die angegebene Weise anwendet, die Zeit, welche eine Platte in der Camera obscura zu verweilen hat, auf 4 bis 3 verringert wird. Es ist mir nichts bekannt, mit dem diese Wirkung des Öls sich vergleichen liefse, z. B. nicht mit der Wirkung gelber oder ‚zother Gläser, an welche man hierbei wohl denken könnte. _ Denn wenn man die Ölschicht unmittelbar nach dem Jo- ' diren anbringt, dann wird die Zeit in der Camera obscura so- gar auf — bis 4 redueirt, was durch Strahlen keiner Farbe er- reicht werden kann. Ich habe ähnliche Versuche mit Rüböl, Fischthran, Terpenthin, Klauenfett, Steinöl angestellt, und ähn- ‚liche Erfolge erhalten. Auch habe ich mich überzeugt, dals die beiden Wirkungen des Lichts auf Silberjodid, die Schwärzung und nachherige Entfärbung, durch Anwendung dieser Flüssigkei- ‚ten beschleunigt werden. 302 Nachdem auf diese Weise der Einfluls ölartiger Substanzen. gefunden worden, wiederholte ich den schon beschriebenen Ver“ such mit dem Monde. Nunmehr erbielt ich das Bild der Monde bahn negativ, daher rührend, dals die Strahlen des Mondes jetzt | zu kräftig gewirkt hatten. 4 Wenn man hierzu erwägt, dafs: die Öle, nach Melloni’s’ Versuchen, die Wärme in geringem Grade durchlassen, so über<_ zeugen die angeführten Thatsachen, dals die Einwirkung des Lichts auf eine jodirte Silberplatte nicht von der Wärme ab- hänge, welche mit dem Licht gewöhnlich verbunden ist. 6) Endlich möchte ich bemerklich machen, dafs es keine‘ Wirkung der Wärme auf das Silberjodid giebt, welche mit der des Lichts einerlei sei, oder auch nur verglichen werden könntei, Das Licht schwärzt das gelbe Jodid, verwandelt das geschwärzte wieder in farbiges u.s. f£ Die Wärme aber giebt dem Jodid ein milchweilses Ansehen, mag dasselbe farbiges oder geschwärz- tes gewesen sein. Das Silber ist in diesem Zustande gegen das Licht nur wenig empfindlich, und zeigt diels, indem es in der Sonne langsam eine etwas grauere Farbe annimmt. Es wäre nicht unwahrscheinlich, dals die Wärme auf das Jodid hierbei in der Art wirkte, dals Jod fortgetrieben würde und Sauerstoff an dessen Stelle träte. Wenn das der Fall ist, so setzen Versuche dieser Art in den Stand, die latente Faıbe des Sauerstolfs zu bestimmen, worüber ich mir einige Bemer- kungen zum Schlufs erlaube, obgleich sie dem eigentlichen Ge- genstand dieser Mittheilung fremd sind. Wenn man eine jodirte Silberplatte, wie sie aus der Camera obscura kommt, erwärmt, so wird die Platte gleichmäfsig weils, und das Bild, welches sie trug, ist also nivellirt. Ganz dasselbe tritt ein, wenn das Bild auf der Plattesein sichtbares ist, ein ne- gatives sogar in den höhern Stadien; es verschwindet beim Er- wärmen vollkommen. Daraus folgt, dafs wenn hierbei der Sauer- stoff gewirkt hat, die Farbe seines latenten Lichts keine der prismatischen ist. Wenn dagegen unsichtbare Strahlen ein Bild auf dem Silberjodid hervorbrachten, so tritt dasselbe bei der Er- wärmung der Platte hervor, obgleich es vorher nicht sichtbar ge- wesen. Nun bedarf man zu diesen Versuchen des Silberjodids nicht. Man lasse die unsichtbaren Strahlen auf Kupfer, Messing 303 irken, und erwärme dann bis zum Anlaufen: so wird das Bild ebenfalls zum Vorschein kommen. Dieser Methode bediene ich ich seit einigen Tagen mit Erfolg. Wenn die - Veränderung der Farbe eines Metalls beim Anlaufen, wie es gewöhnlich an- genommen wird, von einer Oxydation herrührt, so beweisen diese Versuche, dafs das latente Licht des Sauerstoffs von einer so grolsen Brechbarkeit sei, als das unsichtbare Licht sie zeigt.” "Nach Lesung dieser Notiz wurden folgende von Hrn. Prof. Moser zugleich übersandte sehr gelungene Proben hauptsächlich der Wirkung unsichtbarer Lichtstrahlen vorgezeigt. 1) Eine Mondsbahn, deren unter No. 3 Erwähnung ge- schah, aufgenommen mit einer Linse von 15 Millm. ganzer Apertur und 99 Millm. Brennweite. Bei genauer Betrachtung zeigte sich das Innere der Bahn, wo das Mondslicht gewirkt hatte, schon schwärzlich. 2) Ein englisches Wappen, abgebildetin der Dunkelheit von einem in Holz geschnittenen Stempel auf eine etwa + Lin. entfernte jodirte Silberplatte, die darauf gequecksilbert wurde. 3) Dasselbe Object, auf Neusilber übertragen, eben- falls in der Dunkelheit, aber ohne Anwendung von Jod und Quecksilber. Das Bild erscheint beim Behauchen der Platte und ist ein sehr gelungenes. 4) Ein Bild auf Silber, von einer in Holz geschnitte- nen Leyer, auch im Finstern erzeugt und durch Quecksilber fixirt. Object und Platte batten etwa solche Entfernung, dafs man von allen Seiten durchsehen konnte, 5) Ein Bild auf Silber, ebenso dargestellt, Object eine gravirte Zinkplatte. Beide Platten lagen nahe aneinander, ohne sich zu berühren. Aulserdem ein mittelst eines Kalkspaths, sonst aber nach _ Daguerre’scher Weise, dargestelltes Doppelbild einer Büste. Beide Bilder waren von gleicher Schärfe. Herr Dove las über die Vertheilung des atmosphä- rischen Druckes in der jährlichen Periode. Wenn Saussure und Deluc in den meteorologischen Er- ‚scheinungen dem courant ascendant einen überwiegenden Ein- Aufs zuschrieben, Hutton und Dalton hingegen die Luftströme ” 304 als die eigentlichen Hebel der Erscheinungen betrachteten, so er- klärt sich dies dadurch, dafs jene im Gebirge, diese in der Ebene beobachteten. Dals beide Ansichten nach einander innerhalb der. Wissenschaft ihre volle Geltung erfahren haben, ist von wesent- lichem Einfluls für ibren Fortschritt gewesen. Ein ähnlicher Fortschritt scheint sich jetzt dadurch vorzubereiten, dals die Me- teorologie, so wie sie früher aus den Gebirgsthälern in die Ebenen | berabstieg, nun aus dem Seeklima in das continentale vordringt. Dafs ihr dort eine Stätte bereitet, verdankt man dem Finanzmi- nister Grafen Cancrin, der die entlegensten Provinzen des rus- sischen Reiches durch ein Beobachtungsnetz mit den Stationen verknüpft hat, auf welchen einst mit Instrumenten der Mannhei- mer Societät beobachtet wurde. Die umsichtige Redaction die- ser Beobachtungen und ihre schnelle Veröffentlichung durch Hrn. Kupffer macht das so Gewonnene zum Gemeingut und erlaubt Fragen anzuregen, deren Beantwortung nun wohl bald ihre Er- ledigung finden wird. Zu diesen Fragen gehört die über die Vertheilung des at- mosphärischen Druckes in der jährlichen Periode. Sie stellt sich in Europa in einer so verwickelten Form dar, dafs man ihre Lösung fast aufgegeben bat. Da mit zunehmender Wärme die Luft ihr Volumen vergrölsert, deswegen aufsteigt und in der. Höbe seitlich abfliefst, so sollte man erwarten, dals vom Winter zum Sommer hin der atmospbärische Druck eben so regelmäfsig abnehmen werde, als die Temperatur sich steigert. Jene Ab- | nahme findet aber im mittlern Europa nur bis zum April statt, } dann nimmt der Druck zu bis zum Herbst und erreicht ein zweites Minimum im November, von welchem er sich dann | schnell wieder erhebt. Belege dafür sind die Zahlen der Tafel I, f gegründet auf neuere Beobachtungen mit zuverläfsigen Instru- | menten und wie alle übrigen für die thermische Ausdehnung des f Quecksilbers corrigirt. Der den Ortsnamen beigefügte Exponent zeigt die Anzahl der Jabre an, aus welcher die Mittel bestimmt wurden. Gehen wir aus den einen Übergang darstellenden Zahlen der Tafel II. zu denen der Tafel III. über, so sehen wir die Gestalt der barometrischen Curven vollständig geändert. Der bisher in den Sommermonaten wieder gesteigerte Druck macht einer ununterbrochenen Verminderung bis zum Wärme- 305 maximum des Jahres hin Platz. Abgesehen von der an einigen Orten noch etwas sichtbaren Erhebung im October, zeigt sich ein der Zunahme und Abnahme der Wärme entsprechender gleich- 'mälsig verminderter und gesteigerter asmosphärischer Druck. So ‚stark und so regelmälsig gekrümmte Curven kannte man bisher nur aus der Gegend der Moussons (Taf. IV.), denn Niemand ‚wulste, dals ‚die barometrischen Verhältnisse von Bombay sich in Nicolajef genau wiederholen. Das Hochland Asiens bildet daher. für diese-Erscheinung keine Grenze, denn sie zeigt sich in Barnaul und: Nertchinsk ‚mit derselben Energie als im Tief- lande des Ganges, und viel bedeutender als an der Mündung des Missisippi, wie die schwache Krümmung von Natchez zeigt. Dafs die Oseillation in Seringapatam, Bangalore, Ootaca- mund, Katmandu, Mussuree, Kotgurh, Simla, Darjiling, überhaupt auf der Höhe kleiner ist, als in der Ebene (Repertorium IV, p: 236), folgt eben so einfach aus der Erhebung der Luftmasse, als. die convexe Krümmung der St. Bernhard Curve (Taf. I.), da hier zwei Ursachen sich addiren, die dort einander entgegen- «wirken. ; Bestimmt man die Temperaturunterschiede des kältesten und wärmsten. Monats in Reaumurschen Graden, so findet man für Nertchinsk 38°.3, Barnaul 34.3, Bogoslowsk 33.1, Slatust 35.8, Catherinenburg 28.2, Kasan 27.3, Moscau 22.9, Peters- burg 21.8, Wilna 18.21, Krakau 19.5, Berlin 17.5, Prag 18.0, Regensburg 17.3, Stuttgard 17.9, Carlsruhe 15.8, Mastrich 15.3, London 12.5. Wäre die besprochene Erscheinung also eine di- rekte Wirkung der thermischen Veränderung, so mülsten die flacheren Curven in Europa doch eine den asiatischen Curven entsprechende Gestalt haben. Da aber bei sich erhöhender ‚Wärme die Elasticität der in der Luft enthaltenen Dämpfe sich steigert, so wird dadurch der Luft entweder überwiegend, wie in. Europa, oder theilweise wie im Innern der Continente das ersetzt, was sie durch Auflockerung an Druck verliert. Die Tafel IX. enthält, so weit es die geringe Anzahl hygrometri- scher Beobachtungen erlaubte, die Bestimmung dieser Elasticität, und daraus die Tafel X. den Druck der trockenen Luft allein‘ Hier sind die Curven überall gleichgestaltet geworden, die com- plicirte Erscheinung daher, abgesehen von dem Einfluls der in [1842.] Br 306 der jährlichen Periode veränderten Windesrichtung, auf Fe ein- fachsten Momente zurückgeführt. Der Einfluls der mittleren Windesrichtung läfst sich dadurch bestimmen, dals man die wahren Mittel vergleicht mit‘ den unter der Voraussetzung berechneten, dals ‚alle Winde: gleich oft 'ge- weht baben. Für Petersburg, Reikiavig und. Carlsruhe‘ ‚ist in Taf. VIII. dieser Einflufs der mittlern Windesrichtung‘ eliminirt, der Gang aber nahe derselbe geblieben, ‘als ohne diese Elimina- tion. Dieser Einfluls ist also ein untergeordnetes Moment. Eine’von den europäischen und asiatischen: Curven durch- aus abweichende Gestalt zeigt sich An Reikiavig' in Island (Taf. VI.). Hier erhebt sich der Druck: vom: Februar bis zum Mai und sinkt dann fast ununterbrochen bis zum December. Die- ses Maximum im Mai findet sich in den Beobachtungsstafionen der Polarexpeditionen wieder, von denen aber die Beobachtungen der Winterinsel, Melville Insel und Igloolik‘ noch eine wegen der constanten Temperatur der Schiffe nicht erhebliche Correc- tion für Temperatur erfordern, die bei den übrigen angebracht ist. Wie sich diese Verhältnisse weiter südlich modificiren, konnte nicht untersucht werden, da nur für Cambridge in Massachusets eorrigirte Beobachtungen zugänglich waren (Taf. VIL). Diese schlielsen sich an die europäischen Stationen London, Paris und Mastrich, wenn auch nicht vollständig, an. Der absolute Gegensatz der barometrischen Verhältnisse des extremen Seeklimas (Island) und der des continentalen Klimas (Nordasien) deutet darauf, dafs die Vertheilung des Festen und Flüssigen, wie auf die periodischen Änderungen der Temperatur, so auf die des atmospbärischen Druckes einen wesentlichen‘ Ein- fluls äufsert. Im Sommer bildet sich über der compacten con- tinentalen Masse von Asien ein grolsartiger Courant ascendant und der Druck vermindert sich, wie in der Gegend der Wind- stillen. Der atlantische Ocean nimmt an dieser Temperaturer- höhung nicht Theil und daher auch nicht an dieser Verminde- rung des Druckes. Der im Sommer in Europa vorherrschende Westwind mag eine Folge dieser Verhältnisse sein, nicht: ihre Ursache. Das mit Wasserspiegeln bedeckte Nordamerika und die arktischen Länder unterscheiden sich von Asien in ihren 'Tem- peraturverhältnissen eben dadurch, dals ihnen jene hohe Sommer- 307 temperatur fehlt. Die Juliwärme von Jakutzk 17° R. sucht man vergeblich am Sklavensee, in Ustjansk ist sie 12°, in Boothia nur 4°. Daher die barometrischen Verhältnisse in Amerika de- nen des Seeklimas viel näher. Im Winter hingegen erniedrigt sich der Druck über dem atlantischen Ocean, weil die Tempera- tur erhöht bleibt, während er über dem sich abkühlenden Con- tinente sich steigert. Europa bildet den Übergang aus dem einen Extrem in das andere. Käme es darauf an, eine Grenze zu zie- hen zwischen dem continentalen und dem Seeklima, so möchte es da sein, wo der im Sommer sich vermindernde Druck in einen ge- steigerten übergeht. Petersburg, Moskau, Nicolajef liegen schon jenseits dieser Scheidelinie; Wilna, Krakau, Ofen bereits diesseits. Barometrische Nivellements der Ebenen können auf monatliche Mittel nur gegründet werden, nachdem jene periodische Ände- rung als Correction angebracht ist. Ehen so kann der mittlere Druck am Meeresspiegel nur aus jährlichen Mitteln bestimmt werden. Hierauf kam das von dem Pleno in der Sitzung vom 27. October d. J. an die physikalisch-mathematische Klasse verwie- sene Schreiben des Hrn. Dr. Budge vom 1. October d. J. zum Vortrag; desgleichen ein Schreiben des Hrn. Dr. Jos. Hand- mann d. d. Grofstapolesan in Ungarn vom 29. August d. J., betreffend zwei von seinem verst. Schwiegervater Dr. Wilh. Werneck, dem durch seine ausgezeichneten mikroskopischen Forschungen und Zeichnungen bekannten Naturforscher, hinter- lassene grofse Foliobände schöner Abbildungen und dazu gehöri- ger Beschreibungen von Infusorien: worüber späterhin Beschlufs zu fassen. Im u . | No vgl RE eg irosd hi Rt EAN) ai ‚ssensveliß uns daild e ‚ob Adi 117. 7,8 ni sel harter WHsitio nnd EErUt: 0 gnbariis ang aa rarkän” Bakr erh ae sg Si ET re a re ers ee wab Keith Are ae ee A habio hs zu ns et region er "bl rar Unis „ub‘ Yıstib, x“ mei. sro ee u le ee vslssaanid605 uno er g agno Ai Sind BP In De ale ee 45brow nige Hidden akdotr ‚gıadaıssd "adsyuda inasinpionk atarnsib er av : ls ee ion re 4a errineesnie Shak SA 3iaj mob ee eu BOOT BELLE TER PERLE GERT Aseidsges" org mis ar Barılat. ws ri Blank ae ern us us FR Pomlanten Ten Rem AN RENTEN Dos j j aan era Brlh ir ek TS mor gabs. asb - mi ont mh. nor ar mei. 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' 34.18 | 33.88 | 34.20 Stuttgard '? 28.42 | 28.21 | 28.95 München Kr 17.93 | 17.15 | 17.32 Regensburg’ ® 24.43 | 24.03 | 23.61 Hof ® 19.36 | 18.16 | 19.27 Brag;t? 29.67 | 29.66 | 29.49 Zittau f? 28.87 | 27.78 | 28.31 Freiberg ? 22:76 | 21.61 | 21.84 Dresden '° 34.07 | 33.27 | 33.56 Halle 34.93 | 33.92 | 34.29 Berlin 35.94 ı 35.47 |, 35.39 (St „Bernhard ' °) 200. 49,74 | 49.04 48.68 | Ofen ® 29.62 |] 27.83 | 29.94 Krakau ?! 30.18 | 29.46 | 29.38° Wilna ° 33.91 | 33.26 | 31.66 Petersburg ' 37.27 | 36.44 | 36.91 Zunh- ° 38.19 | 37.27 | 37.88 Nicolajef ” ' 37.05 | 37.03 | 37.83 | 2.96 Taganrog ' 39.51 | 39.51 | 40.61 | 5.15 Moscau * 30.85 | 30.25 | 32.79 | 5.49 Kasan '° 35:75 | 34.46 | 35.25 | 4.52 Siatust * 25.04 | 24.97 | 24.08 | 3.39 Bogoslowsk *% 3122| 2953 | 31.02! 3,77 Catherinenburg ° 28.51 | 28.55 | 27.84 | 3.41 Barnaul ® 35.35 | 31.64 | 35.72 | 8.50 Nertchinsk *? 12.00 | 12.76 | 13.36 | 5.32 " ins. ; E ERUNE N 9 og u Kofe 58a Enid uk rehe I er IE BEER N re Da 0A a oi ‚wendvihle si sb ad ee re gm Balits" aagsgiil ar ya =shogte RN Sie BE DR a 209 Aöboätdihde dh Bi Abi dab ei Gfngnsd wahr ren Mu ohdsöh 62 ih ‚sets u 29 ans Ai Yaordl Yöra shansbaddisv ılöik & ha gsi Takes wenn MER Ba (tdi rer‘ AUT EF GE ‚nl? arts ab See aa rs, uatbnder ut ae irn hr nr "air Si! MARS ; eonstanten. Vemieraiiie die u bite ; Mana. Güte, Vormonat ee Mn hate ubel Be AR mo. gonalld ob nk ionnlX ‚unsh.nayı mad, Imblhetnauicaanalaf ısnloahsnmanksee uber vlg aibıne u ms lerb Bd morogbud luck auhrn: „biügHnzobi.nE iaEl,.sobinadiondoR, ‚nie wonialg eleibirtgugudn. RR. morcmsgnlk eh nrnlogundund. L AR WWiCrapoedof, Saar. non einlesen eine du sb De Wirüdag asabi.bau‘ nsguubhihde vn A bruäd FENG adidas. =usitv.lol nor, er Tr 2 En: er # als Arne a ee ei sch Rh pi en Zung u 3 \ Arm } 1, m Al { AN furl ae Ihruck Ba 4 Ä Der Grund | . } 2 ru- rehafhag Ze ala Far RE ditser Ve N ae steh Sarah ine nie An Bi ae fait ern a. Deneigen First ish Pa ut "Art Eniopi jahr : ne" \ are ae Folge ar Page en, Se BE | i Dan. mit WW einge ua ek.) Nerdeisrik re | bein gs Lied nuchioz lt CE“ Er Asien u he RB; v “M Weisse tus vos. Ak v. ash aa yet ui j i ı Tafel zu Dove über die Änderungen des atmosphärischen Druckes in der jährlichen Periode p. 307. Druck der Atmosphaere 300”+ (par.). I. (Seeklima.) | Jan, | Febr, März, | Apr. | Mai. Jun, | Jul, Ang. | Sept. Oct, | Noy. | Dec, | Osc. Palermo ?° 34.69 | 34.96 | 34.17 | 33.99 | 34.46 | 34.89 | 34.59 | 34.81 | 34.95 | 34.68 | 34.84 | 35.02 Mailand ?° 33.44 | 33.46 | 32.67 | 31.94 | 32.68 | 32.93 | 33.06 | 33.15 | 33.28 | 83.75 | 33.35 | 33.61 Strasburg '? 33.13 | 33.45 | 32.91 | 32.45 | 32.52 | 33.41 | 33.17 | 33.35 | 33.63 | 32,98 | 32.87 | 32,70 Carlsruhe °° 31,55 | 34.61 | 33.96 | 33.30 | 33.56 | 34.08 | 34.10 | 34.14 | 34.18 | 34.18 | 33.88 | 34.20 Stuttgard '° 29.35 | 29.06 | 28.33 | 28.00 | 28.19 | 28.82 | 28.95 | 28.74 | 29.68 | 28.42 | 2s.2ı | 98.95 München '? 17.71 | 17.66 | 16.66 | 16.41 | 16.95 | 17.59 | 17.95 | 17.56 | 17.70 | 17.93 | 17.15 | 17.32 Regensburg ? * 24.27 | 24.18 | 23.69 | 23.35 | 23.78 | 24.14 | 24.24 | 24.44 | 24.60 | 24.43 | 24.03 | 23.61 Hof 19.22 | 18.59 | 18.35 | 18.24 | 18.87 | 19.32 | 19.48 | 19.16 | 19.06 | 19.36 | 18.16 | 19.27 Prag '° 30.25 | 30.47 | 28.92 | 28.97 | 29.75 | 29.41 | 29.44 | 29.67 | 30.16 | 29.67 | 29.66 | 29.49 Zittau !? 28.27 | 27.97 | 27.24 | 26.70 | 27.60 | 27.73 | 27.82 | 27.62 | 27.94 | 28.87 | 27.78 | 28.31 Freiberg ? 22.17 | 22.05 | 21.49 | 20.82 | 22.06 | 21.99 | 22.31 | 21.91 | 21.96 | 22:76 | 21.61 | 21.84 Dresden !° 33.87 | 33.47 | 32.68 | 31.92 | 32.95 | 32.91 | 32.92 | 32.72 | 33.07 | 34.07 | 33.27 | 33.56 Halle 34.53 | 34.00 | 33.19 | 32.90 | 33.61 | 33.67 | 33.92 | 33.44 | 33.99 | 34.93 | 33.92 | 34.29 Berlin 36.22 | 36.45 | 35.11 | 34,94 | 35.61 | 35.81 | 35.50 | 35.82 | 35.87 | 35.94 | 35.47 | 35.39 (St „Bernhard ' °) 200.-+ | 48.30 | 48.68 | 48.14 | 48.89 | 49.54 | 50.26 | 51.53 | 51.79 | 51.16 | 49.74 | 49.04 | 48.68 II. (Übergang des Seeklima in das Continentale.) Ofen * 29.34 | 28.94 | 28.24 | 27.41 | 27.53 | 28.62 | 28.51 | 28.75 | 28.97 | 29.62 | 27.83 | 29.94 Krakau ?! 30.19 \ 30.02 | 28.85 | 28.44 | 28.95 | 29.18 | 29.16 | 28.86 |, 29.64 | 30.18 | 29.46 | 29.38 Wilna ° 33.01 | 33.41 | 32.71 | 33.11 | 33.26 | 33.63 | 33.06 | 33.10 | 34.28 | 33.91 | 33.26 | 31.66 Petersburg '° 37.83 | 36.22 137.24 | 37.43 | 37.32 | 36.83 | 36.13 | 36.61 | 37.43 | 37.27! 36.44 | 36.91 5 - - - 36.56 | 37.59 | 37.36 | 38.70 | 37.76 | 36.07 | 36.27 | 36.29 | 38.12 33.19 | 37.27 | 37.58 III. (Continentales Klima.) Nicolajef ” 33.09 | 37.54 | 36.95 | 35.87 35.61 | 35.43 | 35.13 | 35.77 | 36.86 | 37.05 | 37.03 | 37.83 | 2.96 Taganrog ' 38.87 | 37.58 | 37.77 | 36:20 | 36.61 | 35.46 | 35.80 | 36.50 | 37.20 | 39.51 | 39.51 | 40.61 | 5.15 Moscau * 30.11 | 30.10 | 29.84 | 29.80 | 29.02 | 27.30 | 28.97 | 29.19 | 31.53 | 30.85 | 30.25 | 32.79 | 5.49 Kasan !° 35.46 | 36.86 | 35.72 | 35.39 | 33.88 | 32.98 | 32.31 | 33.06 | 34.44 | 35.75 | 34.46 | 35.25 | 4.52 Siatust * 21.83 | 24.71 | 21.38 | 24.18 23.14 | 21.65 ! 21.87 | 22,75 | 23.49 | 25.04 | 24.97 | 24.08 | 3.39 Bogoslowsk *% 29.36 | 30.74 | 30.32 | 28.51 | 29.14 | 27.45 | 28.38 | 28.61 | 28.90 | 31.22 | 29.53 | 31.02 | 3.77 Catherinenburg ° 28.40 | 28.43 | 27.95 | 28.51 | 26.46 | 25.15 | 25.14 | 26.17 | 26.82 | 28.51 | 28.55 | 27.84 | 3.41 Barnaul ° 37.39 | 35.95 | 35.31 | 33.64 | 31.56 | 29.69 | 28.89 | 30.01 | 30.85 | 35.35 | 31.64 | 35.72 | 8.50 Nertchinsk * 14.91 | 13.86 | 12.77 | 14.43 | 10.14 | 10.29 | 9.59 | 10.97 | 11.54 | 12.00 | 12.76 | 13.36 | 5.32 I era Jan, | Febr. | März, Chusan 42.42 | 42.58 Macao ' 40.41 | 40.01 | 39.60 Canton !° 39.76 | 38.90 | 37.99 Caleutta ® 38.93 | 36.92 | 35.12 Benares ° 31.87 | 33.76 | 33.00 Mozufferpur ° 31.29 | 33.61 | 32.32 Madras *' 37.34 | 37.18 | 36.70 Seringapatam ' 11.01 | 10.45 | 9.56 Punah ’ 16.25 | 15.29 | 14.73 Bombay ' 37.97 | 37.66 | 37.16 Nasirabad * 20.61 | 19.62 | 18.83 V. Funchal ° 38.44 | 37.71 | 37.66 Natchez ? 35.66 | 34.53 | 33.98 Port Bowen ! 34.59 | 36.50 | 38.99 Boothia felix ? 35.79 | 37.59 | 37.36 Melville Insel 35.56 Winterinsel 34.27 Igloolik ; 38.11 Reikiavig a. 31.78 | 29.98 | 31.58 Eyafiord ? 8314 | 29.3 | 33,3 Grönländ. Meer 70°B. VI. Cambridge N. A. 37.70 | 37.66 | 37.78 London ?° 36.42 | 36.03 | 36.21 Paris Mastrich '° 36.47 | 36.18 | 35.40 V. (Gegend der Monsoons.) Apr, | Mai. | Jun, | Jul. | Aug. | feel li. 37.76 | 37.63 | 35.71 ! 35.98 ! 35.98 36.09 | 35.09 | 34.75 | 33.91 | 33.94 33.99 | 32.99 | 31.71 | 31.14 | 31.97 31.29 | 30.26 | 28.54 | 28.33 | 29.51 31.40 | 29.74 | 29.17 | 29.84 | 29.40 34.37 | 34.44 | 34.59 | 34.75 834 | 8.11 8.29 | 8.50 12.56 | 12.45 | 12.87 | 13.49 | | 35.68 | 35.07 | 34.17 | 34.41 16.49 | 15.23 | 14.97 | 15.54 35.67 8.65 14.23 36.20 17.79 (Äufsere Grenze des Passat.) 38.07 33.37 | 33.23 | 33.64 | 33.51 37.03 33.64 38.21 | 37.91 | 37.97 VI. (Polarländer.) (*) 38.54 | 38.36 | 36.52 | 35.72 | 34.21 37.71 | 39.37 | 38.04 | 36.55 | 36.18 37.54 | 39.01 | 35.7 34.05 | 34.70 34.82 | 35.90 | 34.60 | 32.56 | 32.16 37.44 | 36.82 | 37.01 | 32.56 ! 35.01 33.99 | 34.68 | 34.60 | 34.26 | 33.96 36.7 | 37.2 | 34.6 | 35.0 | 34.4 35.10 | 36.93 | 36.23 | 36.05 (Küsten des atlantischen Oceans.) 38.02 36.36 37.58 35.94 1 37.52 36.53 37.77 36.48 37.57 36.39 | 34.84 | 35.55 | 35.89 | 35.87 | 35.60 (*) Unter Oscillation ist hier der Unterschied zwischen Januar und Mai verstanden. Sept. Oct. | Nor. | ser | | 38.09 | 39,77 | 39.94 37.89 | 38.40 | 39.64 34.23 | 36.78 | 38.59 33.38 | 34.63 | 36.11 30,69 | 32.63 | 33.83 30.25 | 32.13 | 34.13 35.10 | 35.54 | 35.79 852 | 931 | 955 14.35 | 14.69 | 15.76 35.34 | 36.71 | 37.12 | 1681 | 18.70 | 20.12 37.84 | 38.03 | 37.58 33.79 | 34.57 | 35.53 34.28 | 37.36 | 36.64 35.82 | 37.30 | 37.17 32.31 | 31.67 | 31.96 32.9 | 31.8 | 33.5 38.51 | 38.34 35.79 | 36.54 37.54 35.35 .. 35.66 | 35.48 in 39.17 37.77 34.90 34.22 37.11 9.69 29.61 39.5 37.01 36.41 35.45 3.77 3.58 2.90 5.8 VIII. (Einflufs der Windesrichtung eliminirt.) | Jan, | Febr. | März, | Apr. | Mai. | Jun. | Jul, | Ang. | Sept, | Oct, Nov, | Dec, | Osc, Reikiavig 37.43 | 35.47 | 36.86 | 38.43 | 34.24 34.14 | 33.81 | 32.67 | 32.07 | 31.30 | 31.25 | 30.34 Petersburg 37.73 | 38.15 | 36.98 | 37.28 | 37.00 ! 36.66 | 35.96 | 36.51 | 37.19 | 37,30 | 36.28 | 37.03 Carlsruhe 34.07 | 34.18 | 33.67 | 33.07 | 33.43 | 33.90 | 33.80 | 34.01 | 34.15 | 34.02 | 33.66 | 33.53 IX. Elastieität des Wasserdampfes (par. Linien). London ' 2.42 | 2.59 | 2.89 | 3.31 | 4.06 | 4.76 | 5.43 | 5.46 | 4.85 | 4.01 | 3.18 | 2.84 | 3.04 Brüssel ? 2.24 | 2.15 | 2.63 | 3.19 | 4.32 | 4.44 | 4.81 | 4.92 | 4.92 | 3.72 | 2.97 | 2.70 | 2.77 Breda ? 1.838 | 2.23 | 2.47 | 2.62 | 3.46 | 4.59 | 5.06 | 4.71 | 4.67 | 3.86 | 2.99 | 257 | 3.18 Mailand ! 2.19 | 2.29 | 2.08 | 3.32 | 4.46 | 5.58 | 5.42 | 6.22 | 4.73 | 359 | 328 | 2.17 | aıa Carlsruhe 1.78 | 1.94 | 2.13 | 2.44 | 3.48 | 4.74 | 4.84 | 5.12 | 4.38 | 3.44 | 2.58 | 1.97 | 334 Stuttgard ° 1.77 | 2.00 | 2.17 | 2.27 | 3.40 | 4.37 | 4.67 | 4.77 | 4.08 | 3.23 | 2.49 | 2.05 } 3.00 München 2.67 | 3.89 | 4.05 | 4.32 | 4.54 | 4.37 | 334 | 223 | 2.11 Hof ° 1.39 | 1.50 | 1.65 | 1.97 | 3.07 | 4.06 | 4.20 | 4.29 | 3.78 | 2.80 | 2.25 | 1.78 | 2.90 Prag ? 1.39 | 1.55 | 1.98 | 2.97 | 3.98 | 4.57 | 4.99 | 4.70 | 4.43 | 3.31 | 2.94 | 1.67 | 3.60 Jena ° 1.96 | 2.11 | 2.72 | 2.45 | 370 | 4.13 | 4.91 | 4.42 | 4.09 | 2.95 | 2.28 | 2.18 | 2.95 Halle 2.00 | 2.11 | 2.26 | 2,77 | 347 | 454 | 5.15 | 4.74 | 4.24 | 3.49 | 2.50 | 2.48 | 3.15 Apenrade * 2.34 | 2.24 | 257 | 3.50 | 4.28 | 5.44 | 6.13 | 5.97 | 5.53 | 4.54 | 2.90 | 2.79. | 3,89 Krakau ° 116 | 1.46 | 157 | 2.23 | 2.90 | 3.69 | 4.25 | 4.19 | 355 | 2.78 | 1.75 | 1.50 | 3.09 Petersburg ? 123 | 1.23 | 1.41 | 1.95 | 2.74 | 354 | 4.59 | 4.67 | 3.80 | 251 | 2.04 | 1.20 | 3.47 Lugan ° 1.19 | 1.26 | 1.56 | 2.08 | 3.338 | 4.79 | 5.07 | 4.35 | 3.10 | 2,56 | 1.21 | 1.36 } 3.88 Kasan 0.68 | 1.02 | 1.52-| 2.29 | 2.49 | 3.41 | 4.34 | 4.12 | 2.95 | 2.27 | 113 | 0.37 | 3:75 Slatust 0.77 | 053 | 1.00 | 1.96 | 2.95 | 4.72 | 4.35 | 4.37 | 3.05 | 1.72 | 1.22 | 0.83 | 4.19 Bogoslowsk ? 0.70 | 0.54 | 0.91 | 1.88 | 3.25 | 4.18 | 4.97 | 410 | 2.62 | 1.71 | 0.88 | 0.42 | 4,55 Catherinenburg ? 0.80 | 0.77 | 1.05 | 1.39 | 1.94 | 3.72 | 4.40 | 3.98 | 2.72 | 1.80 | 1.17 | 0.70 | 3.70 Barnaul 1,94 | 3.37 | 4.66 | 5.27 | 4.92 | 2.79 Nertchinsk ? 0.09 | 0.14 | 056 | 1.61 | 3.13 | 4.64 | 5.52 | 5.16 | 2.78 | 0.99 | 034 | 025 | 5.43 Chusan 3.26 | 3.03 | | 11.03 | 8.67 4.95 2.93 Calcutta ? 453 | 558 | 7.25 | 8.35 | 10.59 | 10.69 | 10.64 | 10.74 | 10.15 | 9.38 | 6.45 | 5.62 | 6.21 Benares ° 4.64 | 4.69 | 4.94 | 5.37 | 6.91 | 10.69 | 11.69 | 11.66 | 10.66 | 8.99. | 6.19 | 4.42 | 7.27 Nasirabad * 2.22 | 2.48 | 2.48 | 2.70 | 2.97 | 658 | 857 | 852 | 7.24 | 3.77 | 3.23 2.78 6.35 Seringapatam ' 5.18 | 5.92 ! 611 |! 7.63 | 7.63 | 7.40 | 7.16 | 6.69 |! 6.69 | 7.16 | 6.62 | 5.85 os Punah ° 4.72 | 3.85 | 3.91 | 5.66 | 7.08 | 861 | 8.76 | 8.41 | 7.98 | 6.90 | 5.46 | 3.63 . X. Druck der trocknen Luft 300”+ (par.) (#). | Jan, | Febr. | März, | Apr, | Mai. | Jun. | Jul, | Aug. | Sept. | Oct, | Nov, | Dec, I Togas | ex | she ""ole "a kefene BSH NERTBE NETTE BG BAAR FE DA AA DET 2 EEE a BEE Ose, H London 34.00 | 33. hear 200% | Old [as] TE lo ee ee ee 33. 3 32.63 | 32.47 | 31.63 | 31.05 | 30.89 | 30.94 | 32.52 | 32.18 | 3357 | 3.11 Brüssel 33.40 | 32.69 | 32. 31.36 | 31.02 | 30.88 | 30.56 | 29.37 | 29.57 | 31.19 | 30.95 | 33.04 4.03 Mailand 31.25 | 31.17 | 30. er 23.62 | 28.22 | 27.34 | 27.64 | 26.94 | 28.55 | 30.16 | 30.07 | 31.45 | A.ıı Carlsruhe 32.77 | 32.67 | 31.83 | 30.86 | 30.08 | 29.34 | 29.26 | 29.02 | 29.80 | 30.74 | 31.30 | 32.23 | 3.75 Stuttgard 27.59 | 27.06 | 26.16 | 25.73 | 24.79 | 24.45 | 24.28 | 23.97 | 25.60 | 25.19 | 25.72 | 26.90 | 3.61 Hof 17.73 | 17.09 | 16.70 | 16.27 | 15.80 | 15.26 | 15.28 | 14.85 | 15.28 | 16.56 | 15.91 | 17.49 | 2.98 | Prag 28.86 | 28.92 | 26.94 | 26.00 | 25.77 | 24.84 | 24.45 | 24.97 | 25.73 | 26.36 | 26.72 | 27.82 | 447 Halle 32.68 | 31.98 | 30.91 | 30.20 | 30.09 | 29.14 | 28.81 | 28.68 | 29.59 | 31.54 | 31.39 | 31.85 | 4.00 Apenrade ” 35.23 | 34.27 | 33.76 | 33.01 | 32.16 | 31.00 | 30.41 | 30.47 | 31.33 | 31.73 | 32.37 | 32.48 | 4.82 Krakau 29.03 | 28.55 | 27.27 | 26.21 | 26.05 | 25.49 | 34.91 | 24.67 | 26.09 | 27,40 | 27.89 | 27.96 | 4.36 Petersburg 35.33 | 36.37 | 35.95 | 36.75 | 35.03 | 32.53 | 31,67 | 31.62 | 34.32 | 35.69 | 35.23 | 36.67 | 5.13 Taganrog | 37.67 | 36.32 | 36.21 | 34.12 | 33.23 | 30.67 | 30.74 | 32.15 | 34.10 | 36.99 | 38.30 | 39.25 | 8.51 Kasan 34.78 | 35.84 | 34.20 | 33.19 | 31.39 | 29.57 | 28.00 | 28.94 | 31.49 | 33.48 | 33.33 | 34.89 | 7.84 Slatust 24.06 | 24.18 | 23.37 | 22.23 | 20.19 | 16.93 | 17.53 | 18.38 | 20.44 | 23.32 | 23.75 | 23.24 | 7.25 Bogoslowsk 28.67 | 30.20 | 29.41 | 26.63 | 25.88 | 23.27 | 23.42 | 24.50 | 26.28 | 30.51 | 28.66 | 30.60 | 6.33 Catherinenburg 37.60 | 37.66 | 36.90 | 37.11 | 34.52 | 31.43 | 30.74 | 32.19 | 34.09 | 36.71 | 37.38 | 37.1a | 6.92 Barnaul 37.30 | 35.82 | 34.75 | 31.71 | 28.19 | 25.03 | 23.62 | 25.08 | 28.06 | 34.36 | 34.31 | 35.47 | 13.68 Nertchinsk 14.82 | 13.72 | 12.21 | 9.82 | 7.01 | 5.65 | 4.08 | 5.81 | 8.76 | 11.01 | 11.42 | 13.12 | 10.74 Chusan 39.16 | 39.55 27.06 | 31.10 | 34.99 = 73 | 121 Calecutta 32.80 | 31.12 | 28.69 | 26.93 | 22.15 | 21.52 | 21.32 | 21.78 | 23.57 | 35.93 | 31.06 | 3%01 | 11.48 Benares 30.19 | 29.20 | 28.11 | 26.08 | 23.35 | 17.92 | 16.35 | 17.94 | 20.16 | 23.56 | 27.73 “ 36 | 14.01 Nasirabad 15.39 | 17.14 | 16.35 | 15.09 | 13.52 | 8.65 | 6.40 | 7.02 | 9.57 | 14.93 | 16.89 | 17.56 | 11.99 Seringapatam 5.33 | 483 | 3.45 | 1.02 I 0.71 ı 071| 113 | 161 | 1.83 | 215 | 293 | 3.84 | 5.12 Punah 11.53 11.44 | 10.83 8:6 | 5.4) 384 | 4.11 | 5.08 36 | 88 | 100 | 12.0 | 8.56 (*) Da die Elasticität des Wasserdampfes in einzelnen Jahrgängen weniger verschieden ist als der Gesammtdruck der Atmosphäre, so sind die Zahlen dieser Tafel so berechnet worden, dafs die vorhandenen Beobachtungen der Elastieität des Wasserdampfes combi- nirt wurden mit der längsten überhaupt vorhandenen Reihe barometrischer Beobachtungen, auch wenn für die ganze Dauer derselben keine hygrometrischen Bestipamungen vorhanden waren. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat November 1842. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 3. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ranke las über dieErwerbung der Preulsischen Krone, aus archivalischen Nachrichten. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: A.L.Crelle, Journal für die reine u. angewandte Mathema- tik. Bd. 24, Heft 3. Berlin 1842. 4. 3 Expll. Demonville, Philosophie primitive extraite du VII Chapitre de la Physique de la Creation. Paris 1842. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Paris 3. Oct. d.J. Proceedings of ike American philosophical Society. Vol. II, .. No. 19. July-Oct. 1841. (Philadelphia) 8. Aufserdem wurde ein Schreiben des Sekretars der Cambridge philosophical Society v. 30. Nov. 1840 vorgelegt, wodurch der Em- pfang der Schriften der Akademie vom J. 1832 (Theil III und IV.), 1837 und 1838 und der Monatsberichte vom Juli 1838 bis Juni 1840 bescheinigt wird. 10. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. d. Hagen las über die Gemälde in den Samm- lungen der altdeutschen Iyrischen Dichter, vorzüg- lich in der Manessischen Handschrift, und über an- dere auf dieselben bezügliche Bildwerke; und zwar den ersten Theil dieser Abhandlung. [1842.] SS 310 Es wurde die Bedeutung und der Zusammenhang dieser Bil- der mit der gesammten Bildkunst und Baukunst ihrer Zeit erör- tert. Eine Reihe von geistlichen und ritterlichen Elfenbeinbildern der Königlichen Kunstkammer machte den Übergang zu den Hand- scbriftengemälden, zunächst des Mariengedichtes von Wernher und der Aeneis von Veldeke, beide des 12. Jahrh. (in der Kö- nigl. Bibliothek); dann zu den Bildnissen, Wappen und Darstel- lungen der Iyrischen Sammlungen, namentlich, der Weingarter Handschrift in Stuttgart, der von Naglerschen in Berlin und der Manessischen in Paris. Die nahe Verwandtschaft dieser drei Bil- derhandschriften, aus älteren gemeinsamen Quellen, wurde nach- gewiesen; die beabsichtigte Wahrheit der Bilder wurde durch Vergleichung mit anderweitigen Denkmälern bestätigt, ihr Kunst- werth bestimmt, und ein Überblick der bedeutendsten mannigfal- tigen Darstellungen im Bezug auf die dargestellten Dichter und Gedichte gegeben. Daran reihte sich die nähere Betrachtung der fürstlichen Gemälde in der Manessischen Sammlung, namentlich: Kaiser Heinrich VL; König Konradin; König Dirol von Schott- land; König Wenzel II. von Böhmen; Markgraf Otto IV. von Brandenburg, benannt mit dem Pfeile; Markgraf Heinrich von Meissen, benannt der Erlauchte; Herzog Heinrich IV. von Breslau; Herzog (Heinrich) von Anhalt; und Herzog Johann. von Brabant. Die Beschreibung und Erklärung aller genannten Bildwerke wurde durch Vorlegung der alten Denkmäler selbst, oder getreuer Ab- bildungen derselben, zum Theil in Farben, veranschaulicht. Hierauf legte Hr. Encke die von dem Gehülfen der hiesigen Sternwarte Hrn. Galle berechneten Elemente des am 28. Oct. in Paris entdeckten Cometen: vor. Der Comet war, nach den Zeitungsangaben über seinen Stand bei der Entdeckung, bereits am 5. November ohne grolse Mühe von Hrn. Galle aufgefunden worden, da er im Cometensucher ziemlich bell erschien. Aus den folgenden drei auf der hiesigen Sternwarte angestellten Beobachtungen: M. Berl. Zt. ARE Dec, £ 1842 Nov. 5. 74:49’ 33” 268° 12° 22/4. + 52° 14. 53/1 7.8 49 48 271 3734,35 +46 3 57,2 8 8 53 56 273 945,1 +42 43 27,2 311 bestimmte Herr Galle die Elemente: Durchgäng durch die Sonnennähe 1842 Dcbr. 15,9726 M. Berl. Zt. Länge des Perihels 827° 307 4” „ » aufst. Knotens 208 1 36 Neigung 73..,9. 2 ig kleinst. Abstand 9,70356 Bewegung rückläufig. Diese Elemente stellen die freilich beiläufigen Angaben über den Ort des Cometen am 28. Oct. befriedigend dar, und verdie- nen sonach hinreichendes Zutrauen, um im Allgemeinen über die Bahn des Cometen urtheilen zu können. Unter den bekannten Cometen, deren Elemente mit einiger Sicherheit bestimmt wor- den sind, findet sich keiner der ähnliche Elemente hätte, Der ‚Comet ist folglich früher noch nicht beobachtet worden. Über seine Wiederkehr und Umlaufszeit läfst sich deshalb nichts fest- setzen. Höchstens läfst sieh hoffem etwas darüber vermuthen' zu können, wenn es gelingen sollte ihn nach seiner Rückkehr von der Sonne im Februar oder März noch zu beobachten, wozu die Elemente einige obwohl schwache Hoffnung geben. Hr. Poggendorff berichtete über eine von Hrn. Karsten dem Jüngern gemachte Beobachtung, welche ergiebt, dafs mit- telst elektrischer Entladungen sich deutliche, den Moserschen ganz ähnliche Abbildungen von Münzen auf Glas und Metall übertra- gen, und belegte diese Thatsache durch Vorzeigung einiger ge- lungenen Proben. Im Auftrage des Hrn. Staatsrathes v. Frähn zu Petersburg legte Hr. Schott eine Abbildung einer silbernen im Besitze des Grafen Stroganoff befindlichen Schaale vor, welche zu Kertsch gefunden worden, und wie es scheint, eine Skythische Hochzeit vorstellt, bei welcher ein Eber geschlachtet wird. Die dabei be- ‚findliche Inschrift ist in Schriftzügen geschrieben, welche noch ‚nicht entziffert sind. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Annuaire magnelique et meteorologique du Corps des Ingeni- eurs des Mines de Russie, publ. par A. T. Kupffer. Annde 1840. St. Petersbourg 1842. 4. (5. Band.) Eingesandt im 312 Auftrage des Kaiserl. Russischen Finanz-Ministers ete. Herrn Grafen von Cancrin von dem General und Chef des Inge- nieu-Corps Herrn C. Tscheffkine mittelst Schreibens d.d. St. Petersburg im August d.J. Karl Aug. Neumann, Chemie als natürliche Grundlage wissen- schaftlicher Natur- und Gewerbkunde etc. Mit Antworten auf drei Preisfragen: die Eigenwärme, den Isomerismus und den Dimorphismus der Körper betreffend. Prag und Frankfurt a.M. 1842. Fol. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Prag. 10. Oct. d.J. Agatine Longo, Elementi di Filosofia naturale. Napoli 1841. 8. Annali dell’ Instituto di Corrispondenza archeologica. \ol. 13, Fasc. 1. Roma 1842. 8. Bullettino dell’ Instituto di Corrispondenza archeologica per U’anno 1841. No. 1-12. Gennaro-Dec. Roma 1841. 8. Monumenti inediti pubblicati dall’ Instituto di Corrispondenza archeologica per l’anno A841. Fasc. 1. Roma. und In- halts-Verzeichnifs zu Tom. II. Tab. 33-38. Fol. Jos. Heine, physio-pathologische Studien aus dem ärztlichen Leben von Vater und Sohn. Stuttg. u. Tüb. 1842. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten No. 460. Altona 1842. 4. W. Adolph Schmidt, Forschungen auf dem Gebiete des Alter- thums Th.1.' Die Griechischen Papyrusurkunden der Kö- nigl. Bibliothek zu Berlin. Berlin 1842. 8. 12 Expl. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Berlin 31. Octo- ber d. J. Carl Fried. Ant. Schmidt, Leben und Wissenschaft in ihren Elementen und Gesetzen. Würzburg 1842. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Würzburg 29. Sept. d.J. Aufserdem wurden vorgelegt: 1) Ein allerhöchstes Kabinetsschreiben v. 2. Nov. 1842, wo- durch Se. Maj. der König der Akademie allergnädigst zu erken- nen geben, dafs Allerhöchstdieselben den unter dem 15. Oct. d. J. überreichten neuesten Band der Schriften der Akademie nebst den Monatsberichten huldreichst entgegengenommen haben. 2) Ein Schreiben des Hrn. Ministers der geistlichen, Unter- richts- und Medicinalangelegenheiten v. 4. Noy. 1842 betr. den Empfang der Abhandlungen der Akademie vom J. 1840 und der Monatsberichte von Juli 1841 bis Juni 1842. 313 3) Ein Schreiben des Sekretars der K. Akademie der Wis- senschaften zu Turin vom 29. Oct. d. J., wodurch der Empfang der Abhandlungen unserer Akademie vom Jahre 1839 und der Monatsberichte vom Juli 1840 bis Juni 1841 gemeldet wird. 4) Ein Schreiben des Hrn. Ministers der geistlichen, Unter- richts- und Medicinalangelegenheiten v. 2. Nov. d. J. betreffend die Verzierungen der Prachtausgabe der Werke Friedrichs des Zweiten. Die Akademie beschlofs, der Universität zu Athen ein Exem- plar des Werkes des Hrn. Panofka über die Terracotten des K. Museums hierselbst zukommen zu lassen. 44. November. Sitzung der philosophisch -hi- storischen Klasse. Hr. Lachmann legte einige schwierige Stellen aus Varro de lingua Latina zur Besprechung vor. 47. November. Gesammitsitzung der Akademie. Hr. Dirksen hielt eine Vorlesung über Cicero’s unterge- gangene Schrift „De iure civili in artem redigendo”. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gay-Lussac, Annales de Chimie et de Physique 1842, Sept. Paris. 8. Göttingische gelehrte Anzeigen 1842. Stück 179. 180. 8. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1842. 2.Semestre Tome15. No. 11-14. Paris. 4. L’Institut. 4. Section. Sciences malhematiques, physiques et naturelles. 10. Annde No. 458-461. 6-27. Oct. 1842. Pa- ris. 4. J. F. Encke, astronomisches Jahrbuch für 1845. Berlin 1842. 8. Jul. Minervinii in quatuor graeca diplomata nunc primum edita adnotationes. Ed. 2. correctior. Neapoli 1840. 8. Aufserdem kam ein an Hrn. Encke gerichtetes Schreiben des Nordamerikanischen Gesandten hierselbst Hrn. Wheaton vom 41. Nov. d. J. zum Vortrag, durch welches die Akademie aufge- fordert wird, eine Denkschrift des Hrn. Fonvive, betitelt „Dw calcul differentiel appliqu€ ü la determination des proprietes des 314 polygones reguliers” zu beurtbeilen. Dieser Gegenstand wurde an ° die physikalisch-mathematische Klasse verwiesen. 24.November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Schott las über den Doppelsinn des Wortes Schamane und über das Fortbestehen eines tungusi- sehen Schamanen-Cultus am Hofe der Mandju-Kaiser. Das Wort Schamane (genauer S aman) findet sich, so- fern es die Geisterbeschwörer Nordasiens bezeichnet, von allen mittelasiatischen Völkern nur bei denen vom tungusischen Stamme und auch dort hat es einen isolirten Charakter, welcher die Ver- muthung begünstigt, dals es einer anderen Sprachenclasse erborgt sein könne. Die formelle Übereinstimmung des Wortes mit dem indischen sramana oder samana ist sehr auffallend; dafs aber : diese Übereinstimmung auf ursprüngliche Identität beider Wörter sich gründen sollte — sehr zweifelhaft, da keine directe oder in- directe Verbindung tungusischer Stämme mit Indien nachgewie- sen werden kann und das Wort gerade nur in Regionen sich vorfindet, die von Indien am weitesten entlegen sind. — Die Chi- nesen verstehen unter scha-men niemals Schamanen im tungu- sisch-sibirischen Sinne, immer nur budd'istische Geistliche, und dieses scha-men kann aus unabweisbaren Gründen kein anderes sein, als das indische sramana (von Y zıq, sich casteien), womit schon die ältesten nach China gekommenen buddistischen Missionare sich bezeichneten. In China selbst scheint man aber einer Verwechslung von scha-men mit dem tungus. saman vorbeugen zu wollen, wie aus Vergleichung verschiedener Arti- kel des grofsen National-Wörterbuches der Mandju hervorgeht. Der tungusische Schamanen -Cultus hat sich, wie wir aus des russischen Mönches Hyacinth Bitschurinskji Werke über China (*) ersehen, am Hofe der Mandju-Kaiser in Pe-king fortgepflanzt, zwar in civilisirter, veredelter Form, aber doch so dals er zur Bewahrung der Nationalität des herrschenden Volkes (*) Rumait, ero skumeJAs, upaBbl, 0Ö0blyail, UPO- eBbıuenie (d.h. China, seine Bewohner, Sitten, Gewohnheiten und QCultur). St. Petersburg 1840. 315 nicht unbedeutend mitwirkt. Am merkwürdigsten ist die hier versuchte Assimilation desselben an die Reichsreligion und beson- ders an den Budd’ismus, bewerkstelligt durch Aufnahme dreier heilig geachteter Wesen dieser Culte unter die Zahl der mon- golisch-tungusischen Geister oder Genien, der Ongot, welcher Name vermuthlich in dem türkischen ong, ang, an (vgl. die Verba GT und REN) seine Wurzel wiederfindet. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Archives du Musdum d’histoire naturelle. Tome I, Livr. 3. 4. TomeII, Livr. 1. 2. Paris 1839. 41. 4. Proceedings of ihe American philosophical Society Vol.II. No. 22. May, June et July 1842. 8, Alcide d’Orbigny, Paleontologie frangaise. Livr. 51. 52. Paris. 8. ‚ Terrains juras- siques. Livr. 7. ib. 8. - Sehumacher, astronomische Nachrichten. No. 461. Altona 1842. 4. t Annales des Mines 4. Serie. TomeI, Livr.1. 2. Paris 1842. 8. De la Rive, Archives de l’Electricite. Supplement & la Biblio- theque univ. de Geneve. No. 2. publ. le 28. Sept. 1841. Geneve et Paris 1841. 8. 2 Jobn Taylor, Poems and translations; including the first four books of Ovid’s Fasti etc. Liverpool 1839. 8. Aufserdem kamen zum Vortrag: 4) Ein Schreiben des Sekretars des brittischen Museums v. 14. November d.J. 2) des Ferdinandeums zu Inspruck v. 7. Nov. d.J. ‚ 3) der K. Akademie der Wissenschaften in Stockholm vom 10. November d.J. sämmtlich über den Empfang der von unserer Akademie diesen wissenschaftlichen Instituten vor Kurzem übersandten Schriften. 4) Ein Gesuch des Buchhändlers Hrn. König zu Bonn vom 14. Nov. d. J. wegen Überlassung von Stempeln und Matrizen unserer Sanskrit-Schrift. Dasselbe wurde zwei Mitgliedern zur Begutachtung überwiesen. 5) Ein Schreiben des Hrn. Ministers der auswärtigen An- gelegenheiten Freih. v. Bülow vom 22. Nov. d. J. womit derselbe 316 die durch Vermittelung des Königl. Geschäftsträgers zu Stock- holm Hrn. Grafen v. Galen ihm übermachten und von letzterem mit einem Schreiben an den vors. Sekretar der Akademie vom 9. Nov. begleiteten wichtigen Beiträge zu den Werken Friedrichs des Zweiten hochgeneigtest übersendet. Die Akademie überwies - diese Sendung an ihren Ausschuls zur Herausgabe der Werke Friedrichs des Zweiten zur weitern Veranlassung und Berichter- stattung. 28. November. Sitzung der physikalisch-ma- thematischen Klasse. Hr. Link las Bemerkungen über die eigenen Ge- fälse, oder Milchgefälse (vasa propria, lactea, latici- fera) der Pflanzen. Der Verf. behauptet, dafs diese Gefälse, wenigstens in sehr vielen Fällen, nichts anders als die Zwischenräume der Zelien sind, in welchen sich der gefärbte Stoff abgesondert hat. Es ist } bekannt, dals diese Zwischenräume nicht immer leer sind, son- ‚dern mancherlei Stoffe, gewöhnlich aber nicht flüssige, enthalten, daher es schon an und für sich nicht sonderbar sein würde, diese Stoffe auch flüssig zu finden. Der Verf. legte zur Bestätigung seiner Meinung mikroskopische Zeichnungen von solchen Gefä- fsen aus der Wurzel von Trachelium coeruleum vor, aus denen sich deutlich ergab, dals der Milchsaft in den Zwischenräumen der Zellen sich ungleich verbreitet hatte. Die Bewegung des Saftes findet nun um die Zellen Statt, wie zuweilen in den Zel- len, und es ist nun leicht erklärlich, warum alte Theile weniger gefärbte Säfte enthalten, indem nämlich jene Zwischenräume sich im Alter zusammen ziehen. Hierauf hielt Hr. Hagen einen Vortrag über die Elasti- cität des Holzes. Die Beobachtungen wurden an prismatischen Stäben von quadratischem oder oblongem Queerschnitt angestellt, welche aus trocknem, gesundem und möglichst geradfaserigem Holze in der Stärke von + bis 14 Zoll mit einer Kreissäge sorgfältig ausge- schaitten waren. Gewöhnlich wurden die Stäbe in senkrechter 317 Stellung mit dem untern Ende fest eingespannt, und am obern Ende abwechselnd nach einer und der andern Seite durch 'ver- schiedene Gewichte herüber gezogen. Die Ausweichungen mar- kirte ein Zeiger in der Verlängerung des Stabes. Die letzte Anordnung beruht auf der Eigenthünilichkeit der elastischen Li- nien, dals bei geringen Abweichungen von der geraden Linie, die Tangente, welche an ihr freies Ende gezogen wird, immer in demselben Punkte die ursprüngliche Richtung der Feder schnei- det. Wird das freie Ende der Feder von einer Kraft afheirt, welch senkrecht gegen sie gerichtet ist, so liegt dieser Durch- schnittspunkt auf 4 der Länge: der Abstand verwandelt sich aber in’ 4, wenn die Kraft bei gleicher Richtung nicht nur auf das Ende, sondern gleichmäfsig auf die ganze Länge der Feder wirkt und in — wenn die Feder in ihrer Längenrichtung gedrückt wird. Will man aus den Dimensionen des Stabes, aus seiner Aus- weichung und dem entsprechenden Zuge‘ die Stärke seiner Ela- - stieität berechnen, so ist es nüthig zu wissen, ob der Widerstand der einzelnen Längenfaser gegen Ausdehnung eben so grols ist, wie gegen Compression. Geht man von der Ansicht aus, dals die Form eines Körpers im natürlichen Zustande schon aus dem Gleichgewichte gewisser anziehender und abstolsender Kräfte entspringt; so folgt hieraus unmittelbar, dals beide Kräfte auch gleiche Veränderungeu hervorbringen müssen, wenn sie um gleiche Quantitäten zunehmen. In diesem Falle würden in einem prisma- tischen Stabe, dessen Queerschnitt ein Rechteck ist, diejenigen Fasern, welche bei der Krümmung ihre Länge nicht verändern, oder die neutrale Axe in der Mitte liegen, wie Poisson die- ses ohne weitern Beweis annimmt. Die in England angestellten directen Messungen der Krümmung, welche starke Stäbe an ein- zelnen Stellen annehmen, haben indessen ergeben, dals sowol im Holze, wie im Eisen die neutrale Axe näher an der concaven Seite liegt, das heilst, dafs bei gleichem Zuge und Drucke die Faser sich stärker ausdehnt, als comprimirt. Diese Messungen sind indessen an sich schon sehr unsicher, und es wurde dabei auch die Grenze der eigentlichen Elasticität weit überschritten. Unter der vorläufigen Annahme, dafs der Widerstand gegen Verlängerung und Verkürzung gleich ist, berechnete ich aus den beobachteten Ausweichungen der Stäbe ihren Elasticitäts-Mo- 318 dulus, .d.'i. dasjenige Gewicht, welches unter Voraussetzung einer unveränderten Elastieität einen Stab von 1 Quadratzoll Queerschnitt auf seine doppelte Länge ausziehen würde. Für gesundes, ganz geradfaseriges‘ und stark harziges Kiefernholz fand ich durch Beobachtung der Biegung an zwei Stäben den Elasti- eitäts- Modulus gleich 2025000 und 2088000 Pfund. Der directe Versuch über die Ausdehnung eines andern sehr dünnen Stabes, der mit jenen beiden aus derselben Bohle geschnitten war, ergab diesen Elasticitäts-Modulus gleich 2035000 Pfund, also sehr nahe übereinstimmend, Eben so ergaben zwei Stäbe desselben Molzes, die senkrecht gegen die Richtung der Fasern geschnitten waren, den Elastieitäts-Modulus ‚aus der Biegung 39500 und: aus der direeten Messung der Ausdehnung 37600 Pfund. Mit Rücksicht auf die unvermeidlichen Beobachtungsfehler hat sich also für die . untersuchte Holzart die Richtigkeit der obigen Voraussetzung be- stätigt. — Barlow hat aus seinen Beobachtungen über die Bie- gung des gewalzten Eisens in Verbindung mit den directen Mes- sungen ‚über die Verlängerung eben derselben Stangen unter star- kem Zuge ein verschiedenes Resultat gefunden; wenn diese Be- obachtungen indessen richtig berechnet werden, und man die stärk- sten Biegungen ausschliefst, so ergiebt sich auch bier ein gleicher Werth für den Elasticitäts-Modulus, und man darf daher wohl den Widerstand jeder Faser 'gegen Verlängerung und Verkürzung im Allgemeinen als gleich ansehn. Aus meinen Beobachtungen folgen für verschiedene Holzar- ten die nachstehenden mittleren Werthe des Elasticitäts- Modulus und derjenigen relativen Ausdehnung, wobei das Zerreilsen eintritt. L In der Längenrichtung der Holzfaser. Anzahıl der Elasticitäts- Grenzen der Werzuche. Modulus, Ausdehnung. 1) Kiefer (pinus sylestris) N) 1760000 0,0115 2) Fichte (pinus abies) 1 1945000 0,0107 3) Eiche 5 1537000 0,0139 4) Rotbbuche 2 2168000 0,0118 5) Weilsbuche 2 2145000 0,0124 319 IL In der Richtung queer gegen die Holzfaser. 1) Kiefer 37000 0,0268 2) Fichte 23000 0,0303 3) Eiche 105000 0,0190 4) Rothbuche 5) Weilsbuche 97000 0,0500 94500 0,0250 »DDmV Der wahrscheinliche Fehler der einzelnen Bestimmung des Elastieitäts-Modulus stellt sich etwa auf + seines Werthes, er wird aber sehr viel geringer und reducirt sich auf 4, wenn die untersuchten Stäbe aus demselben Stücke geschnitten sind, Die Grenze der Ausdebnung ist nicbt so sicher. Wenn die Axe des Stabes einen gewissen Winkel ($) mit der Holzfaser macht, so läfst sich der Elastieitäts-Modulus (e) aus demjenigen für die Längenrichtung der Faser (e') und dem- jenigen für die darauf senkrechte Richtung (e”) herleiten, nämlich ed. e” FE FR Mehrere Beobachtungen an Kiefern und Eichenholz bestätigten die Richtigkeit der Formel. - Zwischen dem Splinte und Kernholz habe ich keine wesent- liche Verschiedenheit gefunden. Der Elastieitäts- Modulus ver- minderte sich aber, sobald der Stab stark benetzt wurde, und zwar bei Kiefernholz in der Längenrichtung der Faser im Ver- hältnifs von 12 zu 11 und in der Queerrichtung sogar im Ver- hältnils von 8 zu 3. - Ferner las Hr. Poggendorff über das allgemeine gal- vanometrische Gesetz folgende Notiz. „Aus dem, was ich in einer früher der Klasse gemachten Mittheilung gezeigt habe (*), geht hervor, dals für alle galvano- metrischen Instrumente, bei denen das Drabtgewinde oder, allge- mein gesprochen, der vom Strom zu durchlaufende Leiter un- verrückt im magnetischen Meridian gehalten wird, wie übrigens dieser Leiter auch gestaltet sein möge, die Beziehung zwischen (*) Monatsbericht, Junistück d, J. 320 der Stromstärke und der Ablenkung n der Magnetnadel ganz allgemein und streng zum Ausdruck hat: sinn sin (n + m) i= worin m eine Function von n ist, zwar von unbekannter Form, aber solcher Beschaffenheit, dals sich die zusammen gehörigen Werthe von m und n für jedes individuelle Instrument experi- mentell bestimmen lassen, sobald das Drahtgewinde oder der Strom- leiter um eine senkrechte Axe drehbar ist.” „Es ist klar, dals, wenn diels Gesetz ein allgemeines ist, es auch noch für den Fall gültig sein mufs, wo, vermöge der Ge- stalt des Drahtgewindes u.s. w., die Stromstärke auch blofs durch eine einfache Function der Ablenkung ausgedrückt werden kann. - In einem solchen Falle nun läfst sich die Form der m und n verknüpfenden Function theoretisch angeben, und dadurch ist man zugleich im Stande zu prüfen, ob das Instrument der Function zwischen i und n, für welche es construirt worden ist, wirklich in aller Strenge und für den ganzen Umfang des Quadranten Genüge leiste.” „Soll z. B. die Stromstärke proportional sein der Tangente des Ablenkungswinkels, so muls man nach dem eben Gesagten offenbar setzen können: sinn ———— a, tang.n. sin (n + m) 5 Daraus fliefst die Relation: a . a —sinm tang.n = 5 cos m. und diese mus vom Instrument erfüllt werden, wenn es wirklich eine Tangentenbussole sein soll.” „Ob dem so sei, läfst sich nur ermitteln, wenn der Stromlei- ter oder das Drabtgewinde um eine senkrechte Axe drehbar ist, und beobachtet wird, ob bei einer und derselben Stromstärke die entsprechenden Werthe von m und n, d.h. der Winkel des magne- tischen Meridians und der Nadel gegen das Gewinde, für alle Stellungen dieses letzteren, der zweiten Gleichung Genüge leisten. Hieraus wird die Zweckmäfsigkeit, ja Nothwendigkeit, heyorleuch- 321 ten, allen dergleichen Instrumenten, z.B. der gewöhnlichen Tan- gentenbussole, dem von W.WVeber zur Messung absoluter Strom- stärken angegebenen Instrument u.s.w., eine Drehbarkeit um eine senkrechte Axe zu verleihen, zumal damit der Vortheil verknüpft ist, sie auch als Sinusbussole gebrauchen zu können, wodurch ihre directen Angaben zwar an Umfang verlieren, dafür aber auch an Genauigkeit und Zuverläfsigkeit gewinnen.” Derselbe berichtete über den weitern Fortgang der Ver- suche des Hrn. Karsten des Jüngern, durch Elektrieität Abbil- dungen von Münzen auf glattem Metall und Spiegelflächen her- vorzubringen und sie den Lichtbildern gleich zu fixiren. Hieran schlols sich die Betrachtung, dafs das Licht die durch Elektricität erlangten Figuren weiter fortbilde. Endlich theilte Hr. Ehrenberg mit, dals er nun auch aus England Proben fossiler Infusorien-Erden erhalten habe, welche bisher dort ganz zu fehlen schienen; die Countess of Caledon habe dergleichen von zwei Localitäten aus der Mourne Mountains der Country of Dawn in Irland eingesandt. Die Mitglieder der Klasse, welche mit der Begutachtung des von Hrn. Dr. Budge in Bonn gemachten Vorschlages über Un- tersuchungen beauftragt worden, die zur nähern Kenntnils der Functionen der Nerven angestellt werden sollten, erstatteten ihre Berichte, und es wurde beschlossen, diesen gemäls der Gesammt- akademie die erforderliche Mittheilung zu machen. [ee 75 72>72 02255 TEE Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Parel. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat December 1842. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 1. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. W. Grimm las den ersten Theil einer Abhandlung »Über den Ursprung der Christusbilder.” Nach einigen allgemeinen Bemerkungen über das Wesen der bildenden Kunst, die in ihrem Beginn allezeit typisch erscheint, und sich hernach entweder einer idealen Auffassung oder dem Ausdruck der Wirklichkeit zuwendet, ward die Behauptung auf- gestellt, dafs von den ersten christlichen Jahrhunderten an zwei typische Bildnisse durch das ganze Mittelalter fortdauerten, deren Hauptunterschied darin bestand, dals das eine die göttliche Natur in einem jugendlichen und heiteren, das andere die menschliche in einem leidenden schmerzvollen Antlitz darstellte. Beiden legte man einen zwar verschiedenen, immer aber übernatürlichen Ur- sprung bei. Dies ward in einer Reihe abweichender Gestaltun- gen der Sage von der heiligen Veronica, die mit einem angel- sächsischen Denkmal beginnen und mit einem Gedicht Regenbo- gens endigen, nachgewiesen. Was sich von Kunstwerken. dieser Zeit erhalten hat, ward mit in die Untersuchung gezogen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: . Gelehrte Denkschriften der Kaiserl. Universität zu Kasan. Jahrg. 1841, Heft2.3. Kasan. 8. (In russischer Sprache.) mit einem Begleitungsschreiben des Rectors derselben Universität vom 12. Aug. d.J. [1842.] 10 324 Memoires de la SocietE de Physique et d’Histoire naturelle de Geneve. Tome 9. Geneve et Paris 1841-42. 4. Bulletin de la SocielE de Geographie. 2.Serie. Tome17. Paris 1842. 8. Journal de l’Ecole Royale polytechnique. Cahier 27. 28. Tome 16. 17. Paris 1839. 41. 4. i L’Institut. A.Section. Sciences math., phys. et nat. 10. Annee, No. 462. 463. 3. und 10. Nov. 1842. Paris 4. ‚ 2. Section. Scienc, hist., archeol. et philos. 7. An- nee. No.83. Noy. 1842. ib. 4. Compte-rendu des Seances de la Commission Royale d’Histoire, ou Recueil de ses Bulletins. TomeV, Bulletin 2. 3. Bru- xell. 1842. 8. P. Lassens, alouden Staet van Vlaenderen, voor — en gedu- rende het leenroerig Bestier. Brugge 1841. 8. Die beiden letzten mit einem Begleitungsschreiben des Herrm Baron von Reiffenberg in Brüssel vom 10. Nov. d.J. Graff’s althochdeutscher Sprachschatz. Lief.25. 'Th.VI. (Bo- gen 16-30.) 4. J.$S. Schweigger, Praesidi et Adjunctis Praesidii Academiae naturae curiosorum Leopoldino-Carolinae. Halae Sax. Aug. ' 1842. 4. Aufserdem wurde vorgetragen: 1) Ein Schreiben des Sekretars der Geological Society zu London vom 3. Nov. d. J., wodurch der Empfang der Schriften der Akademie vom Jahre 1840 und der Monatsberichte vom Juli 1841 bis Juni 1842 gemeldet wird. 2) Ein Schreiben des Sekretars der Academie des Sciences zu Paris vom 31. Oct. d. J. über den Empfang der Abhandlun- gen unsrer Akademie vom Jahre 1840. 3) Ein Schreiben des Hrn. Adolph Sinner d. d. Wien den 19. Nov. d. J. mit einer schriftlichen Abhandlung „über das Pulsiren der sprachorganischen Punkte.” Dasselbe wurde an die beiden Klassen überwiesen. 4) Der Bericht der physikalisch-mathematischen Klasse über den Antrag des Hrn. Dr. Budge zu Bonn vom 1. Oct. d.J. (vergl. oben S.292 und S. 321), worauf diesem Berichte gemäls Beschlufs gefalst wurde. 325 5) Der Bericht über das Gesuch des Buchhändlers König zu Bonn vom 14. Nov. d. J. (vergl. oben S. 315), worüber gleich- falls Beschluls gefalst wurde. 6) Ein Antrag des Hrn. Zumpt, dem Duca di Serra di Falco zu Palermo, Ehrenmitglied der Akademie, unsere Abhand- lungen vom Jahre 1840 zukommen zu lassen. Dieser Antrag wurde genehmigt, 8. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ranke las die Fortsetzung seiner Abhandlung „über die Erwerbung der Preufsischen Krone aus archivischen Nachrichten.” An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Notice of Ihe Academy of natural sciences of Philadelphia. 3. Ed, Philadelphia ‚1836. 8, det of incorporation and by-laws of Ihe Academy of natural sciences of Philadelphia. ib. 1840. 8. List of Membres and Correspondents of Ihe Academy of natu- ! ral sciences of Philadelphia. Fıom 1812-1841. ib. 1841. 8. Proceedings of the Academy of natural sciences of Philadel- phia. Vol.I. No.1-16. März 1841-Juli 1842. ib. 8. Walter R. Johnson, a Memoir of the late Lewis David von Schweinitz. Philadelphia 1835. 8, ‚ Address delivered on laying the corner stone of the Academy of natural sciences of Philadelphia. May 25, 1839. ib. 1839. 8. Benjamin H. Coates, a biographical sketch of Ihe late Thomas Say, Esqg. ib. 1835. 8. Sam. George Morton, a Memoir of William Maclure, Esq., late President of Ihe Academy of nat. science. of Philadel- phia. ib. 1841. 8. Die vorstehenden Schriften sind von der Academy of natural sciences of Philadelphia eingesandt worden. Proceedings of ihe Royal Society (of London). 1842. No. 53. 8. 2 Expl. | Bulletin scienlifique publie par l’Academie Imperiale des Scien- ces de Saint- Petersbourg. No.239. TomeX. N. 23. 1842. 4. Bulletin de la Classe physico-mathematique de l’Academie Imp. des Sciences de Saint -Petersbourg. No.1-5. Tomel. No.1- 5. 41842, 4. 326 Bulletin de la Classe des Sciences historiques, philologiques et politiques de l’Academie Imp. des Sciences de Saint-Pe- tersbourg.. No.1. 2. Tomel. No.1.2. 1842. 4. Humphrey Lloyd, Account of the magnelical Observatory of Dublin. Dublin 1842. 4. J. J. Virey, Essai physiologique sur l’origine des formes or- ganisdes (Especes animales et vegetales). Lu & l’Academie des sciences morales et politiques le 5. Nov. 1842. Extr. de la Gazette medicale de Paris. 8. Erste Publication des literarischen Vereins in Stuttgart. Glo- sener's Stralsburgische Chronik. Stutig. 1842. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 462. Altona 1842. 4. Preisprogramm der Akademie der Wissenschaften zu Bologna betreff. das Premio Aldini sugli inerudi für das Jahr 1843. Sodann wurde vorgetragen: 1) Die von dem Vorsitzenden unter dem 3. d. M. notirte statutenmäfsige Erklärung des Hrn. v. Schelling, als ehemali- gen auswärtigen Mitgliedes der Akademie, dals er nunmehr sei- nen Platz als ordentliches Mitglied derselben einnehmen wolle, nachdem er seinen Wohnsitz hierselbst genommen habe. 2) Ein Schreiben des Hrn. Prof. Koch zu Jena vom 28. Nov. d. J. nebst einem damit übersandten Entwurf einer wissen- schaftlichen Expedition nach dem Westen des kaukasischen Isth- mus. Dieser Gegenstand wurde an die beiden Klassen verwiesen. 3) Ein Schreiben des Hrn. Ministers der geistlichen, Unter- richts- und Medicinal- Angelegenheiten vom 2. December d. J., betreffend die Allerhöchste Entscheidung über mehrere den Druck der Werke Friedrichs des Zweiten anlangende Punkte. Endlich wurden in der heutigen Sitzung Hr. Richelot in Königsberg und Hr. Retzius in Stockholm zu correspondiren- den Mitgliedern der Akademie für die physikalisch -mathematische Klasse erwählt. 42. December. Sitzung der philosophisch-hi- storischen Klasse. In dieser Sitzung, in welcher kein wissenschaftlicher Vor- trag gehalten wurde, verhandelte die Klasse über die von der Gesammtakademie an beide Klassen verwiesenen Gegenstände (s. > 327 oben die Bemerkungen über die Sitzungen vom 1.Dec. (N. 3) und vom 8.Dec. (N. 2), und erwählte für deren Begutachtung Commissarien. Aufserdem wurden verschiedene Geschäftssachen abgehandelt. 15. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Buch las über Granit und Gneuls in Hinsicht der Formen, mit denen sie auf der Erdfläche erscheinen. Fast überall, wo Granit sich verbreitet, läfst sich nicht ver- kennen, wie das hervortretende Stück einen Theil einer Elypsoide bilde, mit gewölbter Oberfläche. Das ist gar schön am Brok- ken zu sehen, wenn man von Elbingerode über Schierke her- aufsteigt. Diese Elypsoiden sind mehr oder weniger grols, von vielen Meilen Erstreckung, wie am Riesengebirge, im böhmisch- mährer Gebirge, im Odenwald, im Schwarzwald, in Cornwall, oder auch nur wie Hügel grofs, aber dann in grofser Zahl an- einandergereiht, wie im südlichen Theile von Hindostan, oder in Schweden und Finland. Ist der Granit von Gneuls bedeckt, so folgt auch dieser der Form, welche ihm vom Granit vorge- schrieben wird. — Im Innern sind diese Gewölbe aus Schaalen gebildet, welche concentrisch über einander hinliegen, in immer kleineren Bogen, bis zu einer Art von Cylinder, von nur gerin- ger Breite. Die Lage der daraufliegenden Gebirgsarten, und die Veränderung, welche durch den Granit an ihren Grenzen her- vorgebracht wird, läfst sehr wahrscheinlich vermuthen, dafs der Granit selbst als eine Art von Blase sich aus dem Innern: erho- ben und die ihn bedeckenden Gebirgsarten auf die Seite gescho- ben, oder ganz zu neuen Gebirgsarten verändert hat. Die Schaa- lenzertbeilung würde eine Folge der Erkältung des, mit hober Temperatur hervorsteigenden Granits sein, da Versuche von Gregory Watt und Gustav Bischoff in Bonn eine solche schaalenartige Zertheilung erkältender Massen unmittelbar erwei- sen. -Die Oberfläche dieser Granitgewölbe ist gar häufig mit einer unglaublichen Menge von Blöcken. bedeckt, welche von ih- rer Lagerstätte nicht entfernt sind, die sich aber oft zu wunder- baren Felsen erheben. So am Brocken, an der Achtermanshöhe, auf dem Riesengebirg, an vielen Stellen im Schwarzwald und ‚ ziemlich überall, wo der Granit etwas ausgedehnt vorkommt. 328 Diese Verwüstung auf der Oberfläche hat zu der Legende von Teufels-Mühlen Veranlassung gegeben, man nennt sie auch Felsen-Meere, in Griechenland Teufels- Tenne (Ulrich Reise I. 121). Auch sie sind Folge der Zusammenziehung, daher Zertheilung der sich erkältenden Oberfläche; und da- her ist es begreiflich, dals Granit, mehr als andre Gebirgsarten mit solchen Blöcken bedeckt wird. Die Schaalen sind auf ihrer Oberfläche glatt, oft wie polirt. Dals sie es durch Reibung der einen auf der andern sind, wahre Rutsch-Flächen, erweist sich durch eine Beobachtung, welche in der Mitte der Stadt Stock- holm angestellt werden kann. Von Södermalms Schleuse durch „Stora Glasbruksgata” herauf, nach Catharinakirche, erreicht man gewölbartig gebogene Schichten von Gneufs mit vielen durch- setzenden kleinen Granitgängen. Diese Gänge aber sind ganz regelmäfsig von einer Schaale zur andern verworfen, so dals es offenbar ist, wie eine Schaale über die untere sich vorgedrängt hat; und gewils nicht ohne sich auf der Reibungsfläche zu glät- ten und zu poliren. Auch sind die unteren, bedeckten Schaalen eben so glatt und polirt, als die äulserste, an der Oberfläche, wodurch jede äulsere Ursache der Glättung, Bewegung von Eismassen oder von schleifenden Blöcken über die Fläche, auf das Bestimmteste ausgeschlossen und zurückgewiesen wird. Ganz Finnland und der gröfste Theil von Schweden wer- den von solchen kleinen Granit- und Gneufs-Systemen aus ge- glätteten Schaalen bedeckt, und wie sie hinter einander fortliegen, zeigt gar deutlich und schön der ideale Durchschnitt von Finn- land, der Engelhardts Umrisse begleitet. Mit Finnlands Süd- küste endigt sich diese Erscheinung, und es zeigt sich jetzt in dem jenseits des Meerbusens wieder sich erhebenden festen Lande, in Esthland und Liefland eine bewunderungswürdige Ruhe in den Gebirgsarten, eine Ruhe und Stetigkeit, die sich nun über den grölsten Theil des europäischen Rulslands verbreitet und im gan- zen übrigen Europa ihres Gleichen nicht wieder findet. Die si- lurischen Schichten in Esthland liegen nicht nur höchst regelmä- fsig und ganz söhlig über einander; sie sind auch so wenig ver- ändert, dafs die organische Reste, die sie umschliefsen, fast über- all leicht erkannt, und leicht aus dem Gestein hervor gesammelt werden können. In grofsen Bogen folgen nun die späteren 329 Gebirgsarten bis zum Ural und bis zum Granitelypsoid der Tkraine. j Dals der Gneuls, der in Schweden und Finnland die Gra- nit-Elypsoiden bedeckt, wie aller Gneufs überhaupt, seine Ent- stehung einem Metamorphismus verdanke, der ihn, bei der Erhebung des Granits aus vorhandenen Schiefern (durch Eindrin- gen des Feldspaths zwischen den Schiefern, durch Veränderung der Schiefermasse zu Glimmer) gebildet habe, ist eine Ansicht, welche sich schon seit vielen Jahren bei den vorzüglichsten Geo- guosten festgesetzt hat, und welche zuletzt durch viele scharfsin- nige Ausführungen und Betrachtungen, in der Erläuterung der geognostischen Karte von Frankreich durch die Hrn. Du Fres- noy und Elie de Beaumont, nicht wenig befestigt worden ist. Dieser Ansicht gemäls würde aller Gneuls in Schweden und Finnland ehemalige silurische Schichten über den ganzen Norden von Europa voraussetzen; denn wo unveränderte Schichten in diesem Erdstriche hervortreten, gehören sie zu den ältesten Schich- ten der Transitionsformation. — Mit dem Finnischen Meerbusen endigt sich die Wirkung dieses gewaltigen Metamorphismus und er erscheint nun in Rufsland nicht wieder. Eine jede Charte der nordischen Länder läfst es nun gar deutlich hervortreten, wie der Finnische Meerbusen eine Fort- setzung, in gleicher Richtung und Breite, der Meerenge sei, welche zwischen Norwegen und Jütland sich eindrängt; und eben auch genau in dieser Richtung und Breite wird Schweden von einer Vertiefung durchschnilten, in welcher eine grolse Reihe von Seen hinter einander fortliegen, eine Vertiefung, die es möglich gemacht hat, Kriegsschiffe durch das feste Land von der Nord- see bis Stockholm zu bringen ohne die Ostsee zu berühren. Und eben nur in dieser Vertiefung erscheinen die unveränderten Transi- tionsschichten, an der Motalaelv hinauf und in den Westgoth- ländischen Ebenen, welche dieselben organischen Reste umschlie- fsen als bei Petersburg und bei Reval, und daher auch offenbar zu derselben silurischen Reihe gehören, — Es wäre nicht unmöglich, dals noch einst die merkwürdigen Westgothländischen Berge, der Billingen mit seinen Fortset- zungen, die Kinnekulle, der Hall- und Hunneberg bei Wenersborg, den Schlüssel zur Erkenntnils liefern, warum 330 denn diese Meerbusen die Grenze der Einwirkung des Granits und des Metamorphismus der Schiefer zu Gneuls bilden. Diese Berge, die wie Festungen über die Fläche aufsteigen, sind die einzigen, welche an ihren steilen Abhängen aus unverän- derten, versteinerungsreichen Schichten der Transitionsformation bestehen. Nur wenig von ihnen entfernt, in der Fläche am Fulse, findet man diese Schichten nicht mehr. Jeder Berg wird aber auch aufserdem von einer, zuweilen sehr bedeutenden Masse eines, wahrscheinlich augithischen Gesteins bedeckt, eine Masse, schwarz und körnig, wie die Basalte von Staffa und von den Hebriden. — Da nun Beobachtungen in Deutschland und Schott- land hinreichend erwiesen haben, dafs solche augithische Gesteine aus dem Innern hervortreten, in Stöcken und Gängen und sich auf der Oberfläche der durchbrochenen Schichten verbreiten, so läfst sich nicht zweifeln, dafs auch ein jeder der Westgothländi- schen Berge im Innern einen basaltischen Cylinder, Stock oder Gang umschliefse, der die obere Schicht mit einer, sich weit unter dem Granit verbreitenden basaltischen oder augithischen Masse verbindet. Der Billingen gleicht hierinnen vollkommen dem Meisner in Hessen, an welchem viele, vom äufseren Um- fang gegen die Mitte geführte Stöllen den innern basaltischen Kern an das Tageslicht gebracht haben. — Der Gneuls umgiebt überall, wie ein hervortretender Wall diese Berge, berührt sie aber nirgends unmittelbar, und es ist in der That sehr zu be- zweifeln, dals man in ganz Skaraborgslän irgend einen Punkt an- geben könne, wo Gneuls oder Granit die Unterlage der, zu Ber- gen aufsteigenden Transitionsschichten bilde. Es ist also die grolse, im Innern versteckte basaltische Masse, welche die, durch sie gehobenen und durchbrochenen silurischen Schichten beschützt und sie der metamorphosirenden Einwirkung des Granits und der, seine Erhebung beglei- tenden Stoffe entzogen hat. In einiger Entfernung (am Hun- neberg bei Floh-Kyrcka, eine Meile entfernt) endigt sich das ba- saltische Gestein in der Tiefe und der Granit kann wieder an die Oberfläche hervortreten; wenigstens in Smäland bis Schonen hin, nicht aber wieder in Esthland und Liefland. Mit einiger Überraschung findet man die gewölbartigen und geglätteten Schalen des Granits auch in der Schweiz wieder. 331 Man hätte sie in einer so zerrütteten, zu so kühnen Formen, Spitzen und Graten aufsteigenden Gebirgskette so leicht nicht erwartet. Auch mögen sie oben an den Gipfeln nicht mehr ge- sehen werden. Wohl aber wunderschön grols und ausgedehnt in den Thälern. Dahin gehört die bekannte Höllenplatte ober Handeck an der Grimsel, welche in Agassiz Werk von Glet- schern als Erläuterung einer, durch Gletscher bewirkten Glättung abgebildet ist. Saussure dagegen (III. 459) sah hier Schichten übereinander, convexes, posdes en retraite les unes sur les autres, comme d’immenses gradins, und diese Ansicht scheint sich auch am ganzen Grimselpals herauf zu bestätigen. Neben der hölzernen Brücke, welche über Handeck von der linken zur rechten Aarseite führt, sieht man ganz nahe, glatte Schichten, sich unter daraufliegenden verbergen, und mit gleicher Glätte unter sie hinlaufen. Schöne Gewölbe in Schaalen über- einander erscheinen wieder am Sidelhornabhang des Grimselthales und auf dem Grimselpals selbst. Saussure würde schwerlich in den „Zochers 'moutonnes,” welche durch diese Schaalen ge- bildet werden, eine Glättung durch Gletscher erkannt haben; die Erscheinung scheint in der That eine viel umfassendere, grö- fsere, allgemeinere Ursache vorauszusetzen und zu erweisen, als Gletscherwirkungen sein können. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Archiv des historischen Vereins für den Untermainkreis (vom Aten Bande an unter dem veränderten Titel: A. d. h. Y. für Unterfranken und Aschaffenburg) Bd. 1-7, Heft1. 2. Würz- burg 1832-1842. 8. Statuten des historischen Vereins für den Unter- Mainkreis, ib. 1831. 8. Alphabetisches Verzeichnifs der ordentlichen und Ehren-Mit- glieder des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg. ib. d 24. Aug. 1841. 8. Verzeichnifs der vom historischen Vereine für den Untermain- kreis gesammelten Druckschriften. No. 1-3. ib. 1834- SUB: Neunter Jahresbericht des historischen Vereins von Unterfran- ken und Aschaffenburg. Erstattet den 26. Aug. 1839 vom Director des Vereines Dr. Karl Gottfr. Scharold. ib. 1839. 8. 332 Festgedicht zur fünfzigjährigen Geburts- und‘ Namensfeier Sr. Majestät des Königs Ludwig I. am 25. Aug. 1836. Verfafst von J. B. Golsmann, ib. 1836. 4. Preisaufgabe des hist. Vereins für Unterfranken und Aschaf- Fenb. zur Vermählung Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen Maximilian von Bayern: Geschichte des Zustandes etc. der Literatur im Fürstbisth. Würzburg etc. von 1402 bis 1582. Würzburg d. 12. Oct. 1842. 4. Walafridi Strabi Hortulus. Carmen ad Cod. Ms. veterumg. editionum fidem recensitum, lectionis varietate nolisq. in- struclum. Acced. Analecta ad antiquitates Florae Germa- nicae etc. Auctore F.A. Reufs. Wirceburgi 1834. 8. F. A. Reufs de libris physicis $. Hildegardis Comm. hist. = med. ib. 1835. 8. Eingesandt von dem Ausschusse des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg mittelst Schreibens d. d. Würzburg d. 29. Oct. d.J. Annales des Sciences physiques et naturelles, d’Agriculiure et d’Industrie, publiees par la SocietE royale d’Agrieulture etc. de Lyon. Tome4. 1841. Lyon et Paris. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Secretaire- Archiviste dieser Gesellschaft, Hrn E. Mulsant d. d. Lyon d. 2. Juli d.J. Kongl. Vetenskaps- Academiens Handlingar for Ar 1840. Stock- holm 1842. 8. Jac. Berzelius, Arsberättelse om framstegen i Fysik och Kemi, ajgifven d. 31.Mars 1540. Delen 1.2. ib. 1841. 40. 8. C.J. Sundewall, Ärsberättelser om nyare zoologiska Arbeten och Upptäckter, till K. Vetenskaps-Academien afgifne för Ären 1837-40. ib. 1841. 8. G.E. Pasch, Ärsberättelse om Technologiens framsteg. Till K. Vetensk.- Acad. afgifv. d. 31. Mars 1840. ib. eod. 8. Aug. Anckarswärd, Tal om Jordbrukets närvarande tillstand inom füderneslandet, hindren för dess förkofran och utsig- terna för dess framlid hället i Kgl. Vetensk.- Acad. d. 6. Apr. 1842. ib. 1842. 8. Die Königl. Gesellschaft für nordische Alterthumskunde. Jah- resversammlung 1842. Copenhagen. 8. Supplement @.la Bibliotheque universelle de Geneve. Archives de l’ElectricitE par M. A. de la Rive. No.5. Publie le 3.Noy. 1842. Geneve et Paris. 8. 333 Bulletin monumental, ou collection de Memoires sur les Monu- menis historiques de France, publie etc. par M. de Cau- mont. WVol.$8, No.6. Caen 1842. 8. Andr. Zambelli, alcune considerazioni sul libro del Principe di Macchiavelli. Milano 1841. 8. Aufserdem kam ein Schreiben des Hrn. Placido Portal zu Palermo vom 26. Nov. d. J. zum Vortrag. Hr. Böckh trug biernächst vier Schreiben vor, welche die Herausgabe der Werke Friedrichs des Zweiten betreffen, näm- lich ein Danksagungsschreiben an den Chef des Königl. Schwe- dischen Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten Hrn. Staats- rath Ihre für die der Akademie gemachten Mittheilungen, ein Danksagungsschreiben an den Hrn. Minister der auswärtigen An- gelegenheiten Freih. v. Bülow für seine Verwendung in densel- ben Angelegenheiten, und zwei Berichte an den Hrn. Minister der geistlichen, Unt. und Med.-Angelegenheiten. Sämmtliche Schreiben wurden genehmigt. 22. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. W. Grimm las den Schluls seiner Abhandlung „über den Ursprung der Christusbilder.” Hier ward die Sage von Abgarus, dem Fürsten von Edessa, die schon im 4'e" Jahrhundert hervortritt und bis ins 10! Jahr- hundert sich ausbildet und erweitert, untersucht, und gezeigt, dals die übernatürliche Entstehung des Bildes von der Rettung eines unheilbar Kranken ursprünglich getrennt war. Die Vero- nicasage ist nichts als die in andere Verhältnisse übergetragene Abgarussage: der Grundgedanke, wie alle einzelnen Züge, selbst in den verschiedenen Abweichungen, sind beiden gemeinschaft- lich. Die Abgarussage gehört der griechischen, die Veronica- sage der römischen Kirche an, und wie jene die ältere, so. ist ‚sie auch zusammenhängender, und zeigt sich frei von chronologi- schen und historischen Verstölsen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Bulletin de l’Academie Royale des Sciences et Belles-Lettres de Bruxelles. TomeIX, No.5-8. Bruxell. 1842. 8. 334 Quetelet, Rapport sur deux Memoires presentes ä Extr. du l’Academie en reponse a la question suivante: " On demande un examen approfondi de l’elat Mn de nos connaissances sur l’Electrieite de P’Air \® Sa, 5 de l’Acad. Schwann, Instructions pour l’observation des Phe.- ET er ruxell. nomenes periodiques de !’homme. 8. 3 Expl. A.L. Crelle, Journal für die reine u. angewandte Mathema- tik. Bd.24, Heft4. Berlin 1842. 4. 3 Expl. Göttingische gelehrle Anzeigen. 1842. Stück 199. 200. 8. Nouveaux Memoires de l’Academie Royale des Sciences et Bel. les- Lettres de Bruxelles. Tome15. Bruxell. 1842. 4. mit einem Begleitungsschreiben derselben vom 30, Sept. d. J. A. Quetelet, Annales de l’Observaloire royal de Bruxelles. Tome2. Bruxelles 1842. 4. Memoires de la SocielE d’histoire naturelle de Strasbourg. Tome III, Livrais. 2. Strasb. et Paris 1842. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 463. Altona 1842. 4. L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et naturell. 10. An- nee. No. 464-467. 417. Nov. — 8. Dec. 1842. Paris. 4. Aufserdem kam ein Schreiben des Sekretars der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Brüssel vom 30. Sept. d. J. zum Vortrag, wodurch der Empfang der von uns übersandten Ab- handlungen der Akademie vom Jahre 1828, 1829, 1832, 1833, 4840, und der Monatsberichte vom Juli 1841 bis Juni 1842 ge- meldet wird; desgleichen ein Schreiben von Löwen d. d. 7. Sept. d. J., womit der Tod des Hrn. J. B. van Mons, correspondi- renden Mitgliedes der Akademie, angezeigt wird. In der heutigen Sitzung wurden Hr. Spengel zu Heidel- berg und Hr. Orti-Manara zu Verona zu correspondirenden Mitgliedern der Akademie für die philosophisch - historische Klasse erwählt. Für die Herausgabe der Werke Friedrichs des Zweiten sind m Laufe des Jahres 1842 folgende Mittheilungen bei der Aka- demie eingegangen: Von Hrn. Geh. Reg. und Medic. Rath Augustin in Pots- dam d. 5. Febr. und 11. Apr. 335 Aus dem Grofsherzogthum Posen, durch Hrn. Prof. Ranke d. 7. Febr.‘ ? Von Hrn. Major a. D. v. Bülow zu Charlottenburg d. 10. Febr. Von Hrn. Dr. Parthey bierselbst d. 11. Febr. Von dem Herzogl. Nassauischen Staatsministerium d. d. 20. Januar 1842 (eingegangen d. 11. Febr.). Von dem Kais. Russ. Minister Hrn. Grafen v. Ouwaroff durch den Königl. Herrn Minister der geistl., Unterr, und Med.- Angelegenheiten: d. 7. April. Von Hrn. Geb. Justizrath Neigebauer in Bromberg d. 24. März, 11. April und 24. Juni. Von Hrn. Gartendirector Lenn& in Potsdam d. 9. Mai. Von Hrn. Amtmann Achard in Birkwerder, durch Hrn. Geh. Med. Rath Mitscherlich, d. 6. Aug. Von dem Herzogl. Braunschweig-Lüneburgischen Staats- ministerium, d. 23. August. Von Hrao. Landrath v..d. Horst zu Hollwinkel im Regie- rungsbezirk Minden, d. 30. August. Von dem Chef des K. Schwedischen Ministeriums. der aus- wärtigen Angelegenheiten Hrn. Staatsrath Ihre, durch Vermittelung des Hrn. Ministers der auswärtigen Angele- genheiten Freiberrn v. Bülow, und des K. Geschäfts- trägers zu Stockholm Hrn. Grafen v. Galen, unter dem 8. Nov. (eingegangen d. 22. Nov.). ‘ Von Hrn. Regimentsarzt Dr. Puhlmann in Potsdam d. 13. Nov. Von Hrn. Hofrath Benda bhierselbst d. 7. Dec. Hr. Ehrenberg hat der physikalisch-mathematischen Klasse am 28. November, aufser der Nachricht von zwei durch die Coun- tess of Caledon in Irland beobachteten Lagern fossiler Infusorien, auch die von ihn gefertigten Zeichnungen derselben und die von ihm bereits angestellte Vergleichung und deren Resultate mitge- theilt, welche folgende sind: 336 Beide irländische Erdarten, deren geognostisches Verhältnils erst näher zu untersuchen ist, unterscheiden sich von allen bis- her bekannt gewordenen. Das mit dem Buchstaben 4 zu bezeichnende, zuerst zu nen- nende, hat 99 verschiedene mikroskopische Organismen erkennen lassen. Von diesen sind 80 kieselschalige Infusorien, die übrigen sind kieselerdige regelmälsige Fragmente von Pflanzen, welche ebenfalls geeignet sind, Charactere solcher Lager in verschiede- nen Erdgegenden abzugeben. Die Hauptmasse der Erde bilden die Gallionellen und diese sind dieselben, welche den Tripel von Bartras und Creyseilles in Frankreich zusammensetzen, nämlich Gallionella granulata, pro- cera und zenerrima. Die grolse Mehrzahl der Formen sind die auf dem Festlande Europas verbreiteten Arten, doch sind meh- rere sehr eigenthümliche und sogar häufig solche darunter, aus denen sich ein Character für Irland, bis jetzt wenigstens, fest- stellen lälst. Besonders Eunotia Luna und Surirella caledonica und plicata sind grolse, sehr ausgezeichnete Formen, welche bis- her noch aus keiner andern Erdgegend bekannt sind. Am aus- gezeichnetsten ist aber Diomphala Clava Herculis, eine grolse Form, welche sich nah an die Gattung Gomphonema anschlielst, aber unter allen den zahlreichen Arten dieser Gattung wie ein Riese sich auszeichnet. Da sie, anstatt wie Gomphonema eine, zwei seitliche Öffnungen ‘hat, so bildet sie auch mit gutem Rechte eine besondere Gattung. Die zweite Erdart B, welche aus derselben Gegend des nörd- lichen Irlands ist, zeigt einen in der Mischung der Formen sehr verschiedenen Character. Hr. E. hat bis jetzt 43 verschiedene Körper darin beobachtet. Die ganze Masse ist in ihren fei- nen Theilen mehr zerbrochen und obwohl dieselben Gallionella- Arten in ihr auch vorkommen, so sind sie doch nur selten. Die Hauptmasse bilden vielmehr einige sehr kleine Fragilarien und Tabellarien samt der Navicula punctulata. Beide Erdarten haben für den bisherigen Zustand der Kennt- nisse dieser mikroskopischen Verhältnisse eine sehr auffallende Eigenthümlichkeit vor Augen gelegt. Während nämlich einer- seits sich Formen in derselben als Hauptbestandtheile zeigen, die seither als characteristisch für Frankreich galten, so sind andrer- + 337 seits auch solche darin (Navicula punctulata), welche gerade für Schweden bisher .characteristisch waren und auch darin treten beide Bergmehle den schwedischen näher als den übrigen des europäischen nördlichen .und westlichen Festlandes, dals die gezahnten Eunotien, namentlich E. Diodon nebst der ganz eigen- thümlichen E. tridentula, darin häufig sind. Übrigens ‚sind beide (hellbräunliche) Erdarten des Mourne- Gebirgs in Down offenbar Süfswasserbildungen, obschon, nebst Spongien, Surirella Lamella bisher nur aus dein brakischen Hafen- wasser der Ostsee bei Wismar bekannt war. Vergl. Nov. 1840. Die Erdart B hat in der viel geringeren Formenzahl ihrer Bestandtheile 7 Infusorien-Arten, welche in 4 nicht vorgekom- men sind und auch Amphidiscus Martü aus Brasilien ist merk- würdig. Die Zahl der hierdurch zuerst bekannt gewordenen Jufuso- rien-Arten Englands beträgt 82. Verzeichnis der Arten in A. IL INFUSORIA. 4. Gallionella granulata, 49. Navicula angustata. 2: — procera. 20. — phoenicenteron, ' a: — tenerrima. 21. — Birostrisn. sp. 4. — biseriata n. Sp. 22 — Agellus. 5. — undulata, 23. — Stylusn.sp. 6. Campylodiscus hibernicus. 24. — ampliata n. sp. 7. Navicula viridis. 25. —.. dilatata, 8... ınobilis. 26. — punctulata, 9, leptostylus n. Sp- le — dicephala, 10. — gibba. 25. —.... Silicula. 41. — . Legumen, 29. — _ Baeillum, 12. — Cocconeis n. Sp. 30. — mesopachya.n. sp. 413. — ‚amphisys. 31. — Platalca. 44. lanceolata, 32. Surirella robusta. 15. — amphirrhinan.sp. 33. — splendida. 16. — osculatan. sp. 34. oblonga. 17. — Placentula, . 35. — Lamella, 13. — inaequalis. 36. — caledonica.n. sp 338 37. Surirella plicata n. sp. 59. Fragilaria rhabdosoma. 3% — bifrons. 60. — diophthalma. 39. — Cratieula. 61. Synedra Ulna, 40. Amphora libyca. 62. — acuta,. 41. Coceoneis undulata, 63. — capitata. 42. — striala. 6&E 0 — spectabilis. 2 6 Fe Scutellum. 65. Gomphonema gracile. 44. Eunotia Luna n. sp. 66. sa clavatum. 45.0 — Textrieula n. Sp. 67. — americanum. 46. — granulata, 68. wi ÄAusur. 4. — Westermanni, 69. — capitatum. 48. — monodon, 70. _ subtile. 49. '— zebrina. 71. — laticeps. 50. — Zebra, 12. — anglicum n. $. 51. — gibba. 73. Diormphala Clava Herculis. 52. — amphioxys, 74. Cocconema cornutum. 53. — Diodon. 19: — gracile. 54. Himantidium Arcus. 76. — lanceolatum,. 55. — gracile,, IT. _ Fusidium. 56. Tabellaria trinodis. 78. — Dianae,. 57. — biceps n. Sp. 79. — Cistula, 58. — . nodosa, 80. — cymbiforme. II. PLANTARUM FRACMENTA. 81. Spongilla lacustris. 91. Zithostylidium rude. 82. — Erinaceus, 98, — obliguum. 83. Spongia mesogongyla. 93. _— Serra. 84. — herculeana, 94. —_ dentatum. 35. —. Palus. 95. — serpenlinum, 86. 07 eruciala, 96. Lithodontium furcatum... 87. — oo aspera. 97. me obtusum. 88. Lithodermatium articulatum, 98. —_— znacrodon. sg. — dentalum. 99. — Zruncalum. 90. — biconcavum,. 339 Verzeichnils der Arten in 2. I. INFUSORIA. 4. Gallionella granulata, 49. Eunotia zebrina. 2. — procera. 20. — uncinala, 3. — undulata. 21. — gibba. 4. — _ Liseriala?n. sp. 22. — ventralis? 5 — punctligeran.sp. 23. — Diodon. 6. Navicula viridis. 24. — tridentula n. sp. Te — nobilis. 25. Himantidium Arcus. 8. — amphioxys. 26. Fragilaria rhabdosoma. 9. — phoenicenteron., 27. Tabellaria nodosa, ' 10. — punctulata, 28. —_ biceps. 11. — dilatata? 29. Gomphonema coronatum, 12. — Silicula. 30. — acuminaltum. 13. — dicephala, 31. —_ anglicum n. S. 14. Cocconeis striata. 32. — grancile. 15. Surirella bifrons. 33. Cocconema Fusidium. 16. .— _ caledonica n. sp. 34. — Cistula. 417. Eunotia granulata. 35. Euastrum margaritaceum. 18. — depressa.n. Sp. I. PLANTARUM FRAGMENTA. 36. Spongia aspera. 40. Lithostylidium denticulatum. 37. Armmphidiscus Martii. 4. — serpentinum, 38. Lithodermatium biconcavum. 112. —_ Serra. 39. Lithostylidium rude. " 43. Lithodontium furcatum. ka [1842.] 10* EN PR Verbesserungen. Seite 246 Zeile 3 von oben lies 746,36 statt 740,512 - 249 - 41 von unten lies Oligoklaskrystalle statt Albitkrystalle SA DHIE TRATEN = - lies Oligoklas- statt Albit- FEBAg rn - lies tombakbraun statt schneeweils Nachträgliche Verbesserungen zu d. Monatsberichten der Akadmie für 1841. Seite 74 Zeile 7 von unten lies schwefelsaurem Äther statt Schwe- feläther - 235% 1. A408 - lies 4 Th. Stärke statt 40 Th. - 314 - 4 - —- lies Ventzke statt Fensky er 0 a ar Namen -Register. Afdejew: Zusammensetz, d. Beryllerde, 138. Baily gewählt, 33. Bekker: Üb. Homerische Homonymie, 129. Bischoff: Preisschrift über d. Entwickel. des Embryo der Säuge- thiere, 218. 223. Böckh: Rede zur Feier des Jahrestags Friedrich’s II., 30. — Über eine Kretische Inschrift betr, die Grenzstreitigkeiten zwischen Itanos und Hierapytna, 286, Bronn u. Kaup: Üb. d. fossilen Gaviale d. Liasformation, 49. v. Buch: Üb, Granit u. Gneuls, 327. Crelle: Mittel u, Bauwerke zur Reinigung d, Städte u. Versorgung derselben mit Wasser, mit besonderer Rücksicht auf Berlin, 36. — Wünschenswerthe u. anscheinend mögliche Vervollkommnungen d. Eisenbahnwesens, 224. 254. Dechen gewählt, 33. Dirksen, E. H.: Summation unendl. Reihen, welche nach d. Sin, u. Cosin. v. Winkeln fortschreiten, die Produkte v. einer Ver- änderlichen in d. Wurzeln einer transcendenten Gleichung, u. deren Coefficienten bestimmte Integrale bilden, 20. Dirksen, H. E.: Herkulanische Inschrift über d. Verbot d. röm. Senats Privatgebäude in Italien zum Behuf d. Abbruchs zu ver- äufsern, 91. Dove: Üb. d, Gegenstrom zu Anfang u. zu Ende eines primären, 99. — Üb. die durch Annäherung v. massiv, Eisen u. v. eisernen Drathbündeln an einen Stahlmagneten inducirten elektr. Ströme, 342 442. — Ob der Funke, welcher bei Unterbrech. eines einen elektr. Strom leitenden Drathes wahrgenommen wird, im Moment d. Unterbr. od. in einer mefsbaren Zeit nach derselben erscheint? 414. — Üb. Induction durch electromagnetisirtes Eisen, wenn d. magnetisirende Strom ein magnetoelektr. ist, 259. — Einflufs d. Anwesenheit d. Eisens auf inducirte Ströme höherer Ordnung, 262. — Vertheilung d. atmosph. Drucks in d. jährl. Periode, 303. Ehrenberg: Über d. schwimmenden Mauersteine d. Alten u: das reichlich dazu vorhandene Material in Deutschland und Berlin, - 432. — Grofse u. bisher unbekannte Verbreit. d. mikroskop, Lebens als Felsmassen in Nord- Amerika’ u. West- Asien, 187. — Plastische Kreidemergel v. Aegina aus mikroskop. Organismen, u. Möglichkeit den Ursprung gewisser altgriechischer Kunstdenk- mäler aus gebrannter Erde durch mikroskop. Untersuch. zu be- stimmen, 263. — Verbreit. mikrosk. Organismen in Asien u. Australien, 269. — Neue Lagen fossiler Infusorien in Frankreich, 270. — D. Bergkalk am Onega-See aus Polythalamien beste- | hend, 273. — Unbegründete Furcht vor körperl. Entkräftung d. Völker durch die fortschreitende Geistesentwickelung,'285. — Fortgesetzte Untersuch. d: Infusorierlagers in der Lüneburger Haide, 292. — Schwimmende Ziegelsteine aus d: Baggerschlamme d. Hafens v. Wismar, 297. — Kalkerde aus lebenden Entomo- straceen bereitet, 298. — Fossile Infusorien aus England, 321. 335. Erman, Niederlegung d. Sekretariats, 88. Eschricht gewählt, 92. Faraday bestätigt, 233. Galle: Elemente d. am 28. Octbr. in Paris entdeckt. Cometen, 310. Gay-Lussac bestätigt, 233. Gerhard: D. Minervenidole Athens, 171. Grimm, J.: Eintheil. d. deutsch. starken Declination, 31. — Neu- entdeckte Gedichte aus d. deutsch. Heidenthum, 33. Grimm, W.: Üb. d. Ursprung d. Christusbilder, 323. 333. v.d. Hagen: Üb. d. Gemälde in d. Sammlungen d. altdeutschen Iyrischen Dichter, 309. 343 Hagen bestätigt, 215. 233. — Üb. die Elasticität‘d. Holzes, 316. Haidinger gewählt, 92. Hoffmann: Verhältnifs d. Staatsgewalt zu d. sittl. Vorstellungen ihrer Untergebenen, 3. — Vermehr. u. Verbreit. d. Juden im preufs. Staat, 124. | v.Humpboldt: Versuch-d. mittlere Höhe d. Continente zu 'bestim- men, 233. Julien gewählt, 96. Karsten d. Jüngere: Darstellung d. Moser’'schen Figuren BEIeEE elektr. Entladungen, 311. .321. Kaup s. Bronn. Kunth: Üb. d. Liliaceen im weitesten Sinn, 52. | Lejeune-Dirichlet:' Verallgemeinerung eines Satzes aus d. Lehre v. d. Kettenbrüchen nebst Anwendungen auf d. ‚Zahlentheorie, «exls93: | - Link: Bemerk. üb. d. Milchgefäfse d. Pflanzen, 316. Magnus: Üb. d. Ausdehn. d.'Gase, 189. — Ausdehn. d.: Luft in ‘höherer Temperatur, 281. Manava gewählt; 334. Mitscherlich: Zusätze, d. Contactsubstanzen betreffend, 147. — Krystallform d. traubens. Natron- Ammoniaks u. d. oxals. Dop- pelsalze, 246. v:Mons Anzeige seines Todes, 334. Moser: Neue Thatsachen betreffend d. Wirk. d. Drake Lichts u. d. unsichtbaren Lichtstrahlen, 298. Müller: Üb. d. Geschlechtsorgane d. Knorpelfische,. und üb, die Schwimmblase in Bezug auf einige neue Fischgattungen, 174.202. Müller u. Retzius: Pathologisch-anatom. Beobacht, üb. parasit. Bildungen, 47. v.Olfers: Üb. d. Entkrist u. d. XV Zeichen, 34. Poggendorff: Methode d. relativen Maxima d. Stromstärken zweier volt. Ketten zu bestimmen, 6. — Andeut. eines Verfahrens das Problem d. galvan. Polarisation zu lösen, 19. — Verbesserte Ein- richt. d. Voltameters zur getrennten Auffangung d. Bestand- theile d. Wassers, u. einige dadurch angeregte Untersuch., 56. — 344 Üb. einen Versuch v. Daniell u. die daraus gezogene Folge- rung, 142. — Üb. dela Rive’s Hypothese v. Rückstrom in der Volt. Säule, 451. — Gebrauch d. Galvanometer als Mefswerk- zeuge, 192. — Einwirk. d. galvan. Stroms auf den in seiner Kette vorhandenen chem. Procefs, 275. — Üb..d. mit Chrom- säure construirt. galvan. Ketten, 279. — Notiz üb. d. galvano- melr. Gesetz, 319. Reichert: Preisschrift üb. d. oiirkelkng d. Säugethier- Embryo, 219. 223. Retzius gewählt, 326. — s. Müller. Richelot gewählt, 326. Riefs bestätigt, 215. 233. Rose, G.: Üb. d. Granit d. Riesengebirges, 247. Rose, H.: Einwirk. d. Wassers auf d. Schwefelverbindungen d. al- kal. Erden, 74. — auf d. alkal. Schwefelmetalle u. Haloidsalze, 445% Schott: Üb. d. naturgeschichtl. Leistungen d. Chinesen, 167.224. — Üb. d. Doppelsinn d. Wortes Schamane, und Fortbestehen eines tungusischen Schamanen-Cultus am Hofe der Mandju-Kaiser, . 314. Spengel gewählt, 334. Waitz gewählt, 96. Werther: Untersuch. einer neuen Verbind. v. Schwefel u. Wis- muth, »244. Werthheim: Verbind. v. essigs. Uranoxyd mit anderen essigs. Sal- zen, 245. ‚ Zumpt: D. athenischen Philosophen-Schulen u. d. Succession d. Scholarchen das., 211. Sach -Register. Berlin s. Städte. Beryllerde, Zusammensetz. ders., 139. — enthält wahrscheinl. nur 1 Atom Sauerstoff, 141. Bildwerke s. Christusbilder u. Gemälde. Calophysus, eine Fischgatt. Charakt. ders., 179. Chinesen, naturgeschichtl. Leistungen ders., 167. Chlorberyllium, Darstell. u. Eigenschaften, 138. Christusbilder, Ursprung ders., 323. 333. Chrysoberyll, chemische Formel dess., 141. Comet, Elemente d. am 28. Oct. zu Paris entdeckten, 310. Contactsubstaänzen, Erörterungen üb.-Lab u. Gährungspilze, 147. Continente, Versuch ihre mittlere Höhe zu bestimmen, 233. Declination, Kennzeichen d. deutschen starken Decl., 31. Eisenbahnen, wünschenswerthe u. mögliche Vervollkommn. ders., 224. Elasticität des Holzes, 316. Elektricität, Methode d. relativen Maxima d. Stromstärken zweier volt. Ketten zu bestimmen, 6. — Discuss. d. Formel nach wel- cher d. Strom einer volt. Batterie von constant. Oberfläche d. Platten d. Maximum seiner chem. Wirk. ausübt, wenn d. Wi- derstand in d. Zersetzungszelle dem übrigen Widerstand gleich ist, 65. — Untersuch. üb. d. Gegenstrom zu Anfang u. zu Ende eines primären, 99. — D. Funke, welcher bei Unterbrech. eines 346 einen elektr. Strom leitenden Drathes bemerkt wird, erscheint in einer unmefsbar kleinen Zeit nach der Unterbrech., 414. — Wiederhol. eines Versuchs v. Daniell mit anderen Resultaten, 142. — Beweis gegen d. Dasein eines Rückstroms in d. a Säule, 151. — Induction durch elektromagnetisirtes Eisen, wenn d. magnetisirende Strom ein magnetoelektr. ist, 259. — Wel- chen Einflufs d. Anwesenheit d. Eisens auf inducirte Ströme höherer Ordnungen hat, 262. — Einwirk. d. galvan. Stroms auf den in seiner Kette vorhandenen chem. Procefs, 275. — Üb. d. mit Chromsäure construirte galvan. Kette, 279. — Notiz d. all- gemeine galvanometr. Gesetz betreff., 319. — S. Galvanome- ter u. Voltameter. Encheliophis, Neues Genus v. Fischen, Beschreib., 205. Entkrist u. d. XV Zeichen, zusammenhängende Werke, 34. Erythrinus, Charakter dieser Fischgatt., 177. Euanemus, eine Fischgatt. Charakt. derselb., 203. Euklas, Ehen. Formel dess., 141. } Fische mit lungenart. Athmungsorganen, 182. — Unterschied v. d. Amphibien, 154. — $. Schwimmblase. Gährungspilze, Bild. ders., 148. Galvanometer, Verbess. Methode beim Gebrauch dess. als Mefs- werkzeug, 192. Gase, Ausdehn. zw. 0-100°, 489. — Ausdehn. d. Luft in höheren Temperat., 281. Gaviale, fossile d. Liasformat., Unterschiede v. d. lebenden, 50. Gedichte, neuentdeckte aus d. deutsch. Heidenthum mit noch un- bekannten Götternamen, 33. Geistesentwicklung d. Völker führt nicht körperl. Entkräftung herbei, 285. Gemälde in d. Sammlungen altdeutsch. Iyrischer Dichter, u. an- dere darauf bezügliche Bildwerke, 309. Gneufs verdankt seine Entstehung einem Metamorphismus, 329. Gottheiten aus d. deutsch. Heidenthum mit unbekannt. Namen, 33. Granit v. Riesengebirge, Beschreib., 247. — Schalenartige Structur dess., 327. 347 Haifische, Geschlechtsorgane ders., 174. Haloidsalze, Wirk. d. Wassers auf dies., 115. Hemiodus, Neue Fischgatt., Charakt., 206. Höhe s. Continente. Holz, Untersuch. üb. seine Elasticität, 316. Homer, Homonymie bei dems,, 129. Homonymie’s. Homer. Infusorien, fossile aus d. centralen Nordamerika u. westl. Asien, 187. — D. Kreidemergel v. Aegina u. d. Thongefäfßse altgriech. Abkunft (Terracotten) aus mikroskop. Organismen, 263. — Ver- breit. äbnl. Organismen in Asien u. Australien, 269. — D. Berg- kalk am Onega-See besteht aus Polythalamien, 273. — Unter- such. üb. d. grofse Infusorienlager d. Lüneburger Haide, 292. — Fossile Inf. aus England, 321. 335. — S. Mauersteine. Inschrift, Herkulanische, betreff. d. Verbot d. röm. Senats Privat- ‘gebäude in Italien behufs d. Abbruchs zu veräufsern, 91. — In- schrift v. Kreta über die Grenzstreitigkeiten zwischen Itanos u. Hierapytna, 286. Juden, Vermehr. u. Verbreit. ders. im Preufs. Staat, 124. Kalk aus lebenden Entomostraceen bereitet, 298. Kettenbrüche, 93. Knorpelfische s. Haifische. Lepidosiren, Athmungsorgane ders., 183. Licht, Wirk. des latenten u. d. unsichtbaren Lichtstrahlen, 238. — Versuche Abbildungen auf glatten Metall- und Spiegelflächen durch Elektricität hervorzubringen, 321. Liliaceen im weitesten Sinne umfassen 5 Gruppen, 52. Luft s. Gase. Macrodon eine Fischgatt., Charakt. ders., 178. -Mauersteine schwimmende, Geschichtl. darüber, 132. — Vorkomm. d. Materials dazu in Berlin u. anderen Gegenden, 135. — Im Baggerschlamm d. Hafens v. Wismar, 297. Meteorologie, Vertheil. d. atmosph. Drucks in d. jährl. Periode, 303. Mikroskopische Organismen s. Infusorien. [1842.] 10** 348 Milch gerinnt auch durch andere Thierstoffe als Lab, 147. — Ent- steh. d. Milchpilze, 148. Milchgefäfse d. Pflanzen meist leere Zwischenräume d. Zellen, 316. Minerven-Idole Athens, 171. Natron, traubens. Natr. — Ammoniak, Kıstllform) :246. Oxalsaure Doppelsalze Krsulllorm, 246. Parasiten in d. Schwimmblase eines Dorsches, 47.:s. Pilze. Phenakit, chem. Formel dess., 141. Philosophenschulen zu Athen, u. Succession ihrer Vorsteher, 211. Pilze in Lungen u. Lufthöhlen d. Vögel, 48. — Gährungs- u. Milch- pilze, 148. | Plagiostomen s. Haifische. Preisfrage d. philos.-'histor. Klasse d. Akademie, 223. Preisschriften, Inhalt zweier üb. d. Entwickl. d. Säugethierem- bryo, 216. Rohrzucker wird durch Hefe in eine v. Traubenzucker verschie- dene Zuckerart verwandelt, 150, Säugethiere, Entwickelung d. Embryo bei ihnen, 246. Schamane, Doppelsinn ‘dieses Worts, u. üb. .d. Fortbestehen: des Schamanencultus am Hofe .d. Mandju-Kaiser, 344, Schwefelbarium wird bei Behandl. mit Wasser zersetzt, 74. — Eigenschaften, 80. — Verbind. mit Baryterdehydrat, 78. — mit Schwefelwasserstoff, 81. Schwefelcalecium wird durch Wasser zersetzt, 85. — Verbind. eines fünffach Schwefelc. mit Kalkerdehydrat, 87. Schwefelmetalle, alkalische, Einwirk. d. Wassers auf dieselben, 115. Schwefelstrontium, Zersetz. dess. bei Behandl. mit Wasser, 84. Schwefelwismuth, Beschreib. einer neuen Verbindungsstufe, 244. Schwimmblase der Fische, Fälle wo sie zellig ist, 177. — Analo- gie mit d. nicht respirator. Theil d. Lunge, 181. — Apparat zur Verdicht. u. Verdünn. d. Lufi darin, 202. ‚Smaragd, chem. Formel .dess., 141. Staatsgewalt, Verhältn. ders. zu d. sittl. Vorstell. ihrer Unter- gebenen, 3. 349 Städte, Mittel sie zu reinigen u. mit Wasser zu versorgen, beson- ders in Rücksicht auf Berlin, 36. Strontianerdehydrat enthält 10 Atome: Wasser, 85. Summation unendl. Reihen, 20. Uranoxyd essigsaures, Verbind. mit anderen essigs. Salzen, 245. Vibrionen, Vorkommen ders. im Darmkanal d. Thiere u. anderen Stoffen, 149. Voltameter, Beschreib. verbesserter Einrichtungen, 56. — Prüf. verschied. Metalle u. Flüssigkeiten zu voltametr. Behuf, 59. — Warum Kohle hierbei weniger Gas als Metalle giebt, 63. Zeichen die XV u. d. Entkrist zusammenhängende Werke, 34. Zucker bewirkt d. Hefenbildung, 148. N ‚08 ‚sd ‚Ihuonv aolıan ‚28, TR AGER ash rien ‚Brlunagiein by at 7 E* chen ‚u STD. Tau ahraratähm eiröb usınmoakoV ‚asno RR E Bikwiemblaie neh Dinsching MER A - ding, — En ET a9ywarndıar : .divsdoastk- E 1.02 Ausdod, „uamailor ‚us ‚antisdiyiesiild „wollutoMd r 3. +69 Jdaig, ollasol als zo) 10giosw iodhoid ollolmm Wi | BB ln RER jeruhtad .b u VX Re ER CH Dias each rei ‚guublidustsH «bh yıılersd voalan En Er. Seal frag I? oriboes- tor. Klasse a‘ Ar Rense, BA Abe MET Rn " " UT ee “ NP A, yo B2 2 ca OR seht rwrier Bi Brei di, Sörangen . u ua on AR Nu we. E ‚ * " Bin äckt x . wr Var vr en xx BOTEN, ' = A ri N PEN ee Eon Pe vor 2 eb mahon«n ERRRST [ yYı ury . To [73 Ei vr. r = | Yelım . gb u ie & Rt 5 ; Ber ErerLrS “urn Hes-lriel EERFRRITTFLEIFRFN era lrgere