ah a 4 | u j 3 Den Sins Hi are HEHE Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen _ der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1847, Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenchaften. fr aaa Er: rer Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin | im Monat Januar 1847. Vorsitzender Sekretar: Hr. v. Raumer. 4. Januar. Sitzung der physikalisch - mathe- matischen Klasse. Hr. H. Rose las über das Verhalten des metallischen Zinks gegen Queksilberauflösungen. Das Zink fällt vollständig das Queksilber aus den Auflösun- gen des salpetersauren und schwefelsauren Queksilberoxyds, nach- dem in diesen durch Salpetersäure und Schwefelsäure die Fäl- “lung der basischen Salze verhindert worden ist. Das Queksilber scheidet sich als graue Kügelchen aus, ohne sich mit dem Zinke zu verbinden. Gegen eine Queksilberchloridauflösung verhält sich zwar Zink eben so; hat man aber zu derselben Chlorwasserstoffsäure gesetzt, so wird die in die Auflösung gelegte Zinkstange blank und glänzend. Es findet dabei keine Gasentwicklung statt, nur einige Gasblasen adhäriren beständig an der blanken Oberfläche des amalgamirten Metalls. Das Queksilber wird nur unvollstän- dig aus der Auflösung gefällt, aber nicht als ein Niederschlag von grauen Kügelchen, sondern es verbindet sich mit dem Zinke; und selbst nach mehreren Tagen kann in der Auflösung durch Reagentien die Gegenwart des Queksilbers nachgewiesen wer- den. — Der Erfolg erscheint noch sonderbarer, wenn man eine Zinkstange in Chlorwasserstoffsäure legt und eine Queksilber- chloridauflösung hinzugiefst, wenn die Gasentwicklung sehr stark im Gange ist. Dieselbe hört dadurch plötzlich auf; das Zink E nz 4 wird blank und glänzend, und das Queksilber ist nach mehreren Tagen nur unvollständig aus der Auflösung ausgeschieden. Es ist nothwendig, dafs wenn das amalgamirte Zink sein merkwürdiges Verhalten gegen Queksilberchloridauflösung behal- ten soll, freie Säure zugegen sein muls. Es ist hierbei gleich- gültig, ob diese freie Säure Chlorwasserstoffsäure, Schwefelsäure oder Salpetersäure sei, welche letztere beide bekanntlich das Queksilberchlorid nicht zersetzen können. Hat man Zink mit diesen Säuren übergossen, so hört die stürmische Entwicklung von Wasserstoffgas und Stickstoffoxydgas sogleich auf, wenn Queksilberchloridauflöfung hinzugefügt wird. Das Eisen fällt das Queksilber aus den Auflösungen seiner Oxydsalze so vollständig wie das Zink, und auch aus einer Quek- silberchloridauflösung wird das Metall vollständig durch Eisen ausgeschieden, und ein Zusatz von Chlorwasserstoffsäure hemmt weder die Gasentwicklung, noch die Ausscheidung des Queksil- ber. Da das Eisen sich nicht amalgamirt, so erfolgt die Aus- scheidung des Queksilbers als ein Niederschlag von Kügelchen. Während das Zink aus einer salpetersauren Queksilberoxy- dulauflösung das Queksilber vollständig ausscheidet, ist es nicht im Stande, das Queksilberchlorür, selbst im frisch gefällten Zu- stande bei Gegenwart von Wasser zu zerlegen. Die Unlöslich- keit des Salzes kann in so fern wohl nicht die Ursach dieser Erscheinung sein, da bekanntlich das Chlorsilber sehr leicht durch Zink bei Gegenwart von Wasser zersetzt wird. — Auch das un- lösliche schwefelsaure Queksilberoxydul wird bei Berührung mit Wasser durch Zink nicht reducirt; nach mehreren Tagen amal- gamirt sich indessen das Zink ein wenig, besonders bei Gegen- wart von etwas freier Schwefelsäure. Hierauf las Hr. Poggendorff über ein Mittel zur Be- förderung der galvanischen Wasserzersetzung. In einer der K. Akademie im November vorigen Jahres ge- machten Mittheilung hat der Verf. gezeigt, dafs die galvanische Wasserzersetzung zwischen Platinplatten bedeutend erleichtert wird, wenn man diese Platten im platinirten Zustande anwendet. Als er kürzlich eine seiner älteren Abhandlungen durchblätterte, wurde er gewahr, dafs die Möglichkeit gegeben sei, denselben u 5 Zweck noch durch ein anderes, und sogar wirksameres Mittel zu erreichen, welches, wenn es auch gerade keine praktischen Vortheile gewährt, doch in theoretischer Hinsicht Interesse ge- nug besitzt, um einmal der experimentellen Prüfung unterworfen zu werden. Das Mittel gründet sich auf die elektromotorische Kraft, die entwickelt wird, wenn von zwei Platinplatten die eine in einer sauren, die andere in einer alkalischen Flüssigkeit steht, und die nöthigen Verbindungen gemacht sind. In der Abhandlung, wel- che hier gemeint ist, und von welcher sich in den Monatsbe- richten vom November 1841 ein Auszug befindet, hat der Verf. mehre Ketten der Art untersucht, unter anderen zwei, in wel- chen die saure Flüssigkeit aus verdünnter Schwefelsäure bestand, und die in der Kalilösung stehende Platte entweder von Platin oder von Eisen war. Die elektromotorische Kraft ergab sich, wenn die gefundenen Zahlen auf die jetzt vom Verf. gewählte Einheit reducirt werden, für die Platin - Platin - Kette etwa = 10,0 und für die Eisen - Platin - Kette anfangs etwa = 23, 0, spä- ter = 18, 0. Offenbar kann man diese Kräfte benutzen, um die Kraft einer anderen Kette, die man mit einer der oben genannten ver- bunden hat, zu verstärken, und voraussichtlich mufs dann, bei zweckmälsiger Wahl der zweiten Kette, eine Wasserzersetzung mit Ausscheidung beider Gase erfolgen. Combinirt man z. B. eine Grove’sche Kette, deren Kraft unter gewöhnlichen Umstän- den meistens = 31 ist, mit jener Platin-Platin-Kette, so hat man eine disponible Kraft = 41, die mehr als hinreicht die Polarisa- tion zu überwältigen. Ein noch stärkeres Übergewicht gewährt die Eisen-Platin-Kette, und selbst mit dieser muls man beide Gase des Wassers erhalten, da das Eisen, wenn man nur ge- schmiedetes oder gewalztes nimmt, auch unter der Wirkung des Stromes keinen oder einen sehr unbedeutenden Angriff von der Kalilösung erleidet. Diese Erwartungen haben sich vollkommen bewährt. Als der Verf. eine einfache Grove’sche Kette mit einer der genann- ten Ketten gleichsinnig verknüpfte, d. h. so, dafs die Zinkplatte der ersteren, mit der in Schwefelsäure stehenden Platinplatte der letzteren verbunden war, trat sogleich lebhafte Wasserzersetzung 6 ein, bei welcher der Sauerstoff an der in der Kalilösung befind- lichen Platte entwich. Besonders lebhaft war dieser Prozels bei Anwendung der Eisen-Platin-Kette, wie sich dies wegen ihrer bedeutenden elektromotorischen Kraft schon voraussehen liefs. Unter eben nicht günstigen Verhältnissen des Widerstands entwickelten sich ungefähr 5 C. C. Knallgas pro Minute, d. b. mehr als doppelt so viel als früher ein Voltameler mit platinirten Platten, die beide in verdünnter Schwefelsäure stehen, geliefert hatte. Noch mehr zeigte sich das Übergewicht dieses Verfahrens über die Anwendung blofs platinirter Platten dadurch, dals sogar eine einfache Daniell’che Kette, die bekanntlich sonst unter keinen Umständen eine sichtbare Wasserzersetzung zwischen Platinplat- ten bewirkt, mit Hülfe desselben diesen Prozefs zu Stande brachte, obwohl immer in geringerem Grade. Verknüpft mit der Eisen- Platin-Kette gab sie etwa 0,8 C.C. Knallgas, d. h. etwa so- viel als eine Grove’sche Kette von ähnlichen Dimensionen im Voltameter mit blanken Platinplatten geliefert hatte. Der Verf. hat sich zu diesen Versuchen eines Apparats bedient, der eine Abänderung und Vervollkommnung desjenigen ist, welchen Daniell in den Philosoph. Transact. f. 1844 be- schrieben hat. In diesem, für quantitative elektrolytische Unter- suchungen unentbehrlichen Apparat bekommt man die beiden Gase der Wasserzersetzung gesondert, wenigstens wenn man es will, und man hat dadurch Gelegenheit zu prüfen, ob sie in dem richtigen Verhältnisse stehen. Bei der Platin-Platin-Kette ist wohl vorweg nicht daran zu zweifeln; allein bei der Eisen-Platin-Kette liefs sich fürchten, dafs durch Bildung von etwas eisensaurem Kali ein kleiner Ver- lust am Sauerstoffgase entstehe. Und wirklich ist diefs der Fall oder war es wenigstens bei der Eisenplatte, die der Verf. zu diesen Untersuchungen anwandte. Die Kalilösung blieb nicht hell, sondern färbte sich roth, ob- wohl sehr schwach, was bei der ungemein tingirenden Kraft des eisensauren Kalis schon vorweg auf eine nur geringe Absorption des Sauerstoffs schliefsen liels. Diels bestätigte sich auch bei wiederholten Versuchen. So erhielt er bei einem derselben [9 1) 3,4 22,75 C.C. Sauerstoffgas gegen 47,5 C. € » Wasserstoflgasg nach EBERLE WEBER 7 7 letzterem gerechnet hätten 23,75 C. C. Sauerstoffgas erhalten werden müssen, also war 1 C.C. dieses Gases zur Bildung von eisensaurem Kali verwandt worden. Für die meisten Zwecke möchte dieser geringe Verlust wohl zu vernachläfsigen sein, zu- mal man seinen Betrag aus dem entwickelten Wasserstoffgas be- stimmen kann. Ein erheblicherer Nachtheil dieser Methode der Wasserzer- setzung besteht dagegen darin, dals die poröse Thonwand, die man nothwendig zur Trennung der beiden Flüssigkeiten anwen- den mufs, sich nach und nach durch das darin krystallisirende schwefelsaure Kali mehr oder weniger verstopft, ja bei längerem Gebrauch wohl gar aufblättert und berstet. Diesem Übelstand läfst sich nur durch Anwendung eines nicht zu hohen Concen- trationsgrades der Flüssigkeiten entgegenwirken, wobei wenig- stens keine Zerstörung. der Thonwand eintritt. Der Verf. glaubte daher, die Anwendung einer Säure, die mit Kali ein leichtlösliches Salz bildet, würde gradmälsiger sein. Zu dem Ende wandte er Essigsäure an, sah sich aber in seiner Erwartung getäuscht; denn die Wirkung war ungleich schwächer als bei Anwendung von Schwefelsäure, zum Theil offenbar we- gen geringer Leitungsfähigkeit der ersten Säure. Es gab ihm diels Veranlassung die Essigsäure zwischen Platinplatten allein dem Strom einer Grove’schen Kette zu unterwerfen. Die Wir- kung der geringen Leitungsfähigkeit war auch hier nicht zu ver- kennen, und überdiels schien die Säure eine Zersetzung zu er- leiden. Zum Schlufs noch eine Bemerkung! — Es könnte scheinen, als sei die beschriebene Wasserzersetzung niemals blos das Werk einer einfachen Kette, da man zu derselben mindestens immer zwei Ketten in gleichem Sinne mit einander verbinden muls. — Im ersten Augenblick hat man auch wirklich immer den Strom einer Batterie von mindestens zwei Ketten. Allein man muls erwägen, dals die Kette, welche als Voltameter funktionirt, der Polarisation unterliegt, und dals diese Polarisation eine Gegen- kraft erzeugt, die grölser ist als die ursprüngliche Kraft. Die resultirende Kraft der zweiten Kette ist also während der Was- serzersetzung von entgegengesetztem Zeichen wie die Kraft der polarisirenden Kette, und somit sind dann die Bedingungen ganz 8 dieselben wie bei Anwendung eines gewöhnlichen Voltameters, nur dafs hier die aus der Polarisation entspringende Gegenkraft bedeutend geschwächt ist. Übrigens sind die erwähnten, mit Kali und Säure gebilde- ten Ketten für sich nicht im Stande, eine sichtbare Wasserzer- setzung zu bewirken, und eben so wenig vermag es eine aus irgend einer Anzahl derselben zusammengesetzte Batterie. 7. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ritter las über die geographische Verbreitung von Kameel und Dattelpalme, in ihren Beziehungen zum primitiven Völkerleben des Nomadisirens wie der Festsiedlung; doch kam nur die erste Hälfte der Abhandlung zum Vortrag, welcher eine Karte, zur Erläuterung der Hauptre- sultate beigefügt war, auf welcher die einheimischen Benennun- gen des Kameels bei den verschiedensten Völkerstäimmen, von China bis zum Atlas und vom Nigerstrom bis zum Baikal-See, zu einer Übersicht der Verbreitung und der Züge von beiden die- nen konnten. Hier nur die Schlulsworte, um das aus den Nach- weisungen hervorgehende Ergebnils im allgemeinen zu be- zeichnen. Da wir hier nicht die Naturgeschichte, sondern die geo- graphische Verbreitung des Kameeles in seinen Beziehungen zur Natur- und Völkergeschichte im Auge hatten: so sind wir nun zum Schluls eines Hauptumrisses seiner Verbreitungssphäre nach primitiver, wilder und Cultur-Heimat, wie der Hauptwanderun- gen dieses dem Menschen so geselligen Heerdenthiers seit den patriarchalischen Zeiten, mit den mannichfaltigsten Völkerzügen gelangt, und in den verschiedenen Jahrhunderten bis zu den äufsersten Extremen ihrer Cultur- und Lebenszone fortgeschrit- ten, wo die Natur- und Culturverhältnisse selbst ihrem Orga- nismus oder ihrer nützlichen Anwendung für die Industrie und den Haushalt der Völker eine Grenze setzten. Diese Natur- grenze wurde dem Organismus dieses continentalen Thieres der trocknen Wüstenlandschaft gesetzt: gegen Ost- und Südost- Asien durch das tropischschwüle, maritime, indische und hinter- indische Clima des Elephantenlandes, und der Regenzone der 9 Kokoswaldung; gegen Norden, am obern Jenisei, Baikal, der Angara und Lena durch die Rennthierzone des dort beginnenden Sub-Polar-Clima’s mit dem 54° bis 56° NBr. Gegen NW,, jenseit der flachen, holzreichen Steppenländer der Nomadenvöl- ker am Telezkoi und Irtysch, durch das Bergwerksleben am erz- gebirgigen Altai, wie am Ural, der Wolga und der Taurischen Steppe, durch die Agricultur auf dem europäischen Fruchtboden ‚mit der Festsiedlung seiner Bewohner. Im Maghreb, oder der Nordhälfte des afrikanischen Erdtheils zeigte sich die Kameelzone, die Libysche, gegen den Norden, wie vom erythräischen Osten bis zum atlantischen Westen, so weit Berberstämme, wie Beduinen und Mauren die Sahara und ihre Oasen durchstreifen, unbegrenzt; wol aber südwärts der- selben limitirt durch die Zone des tropischen Regenniederschlags, oder der nassen Jahreszeit, entlang den Stromthälern des Sene- gal, Nigersystems und des Bahr el Abiad, mit denen die Sand- und Kies-Strecken der Länder sich in üppigen, waldreichen Frucht- und Überschwemmungs-Boden umwandeln, vor dem die Organisation des Wüstenthiers zurückweicht. Eben da ist es, wo der Gürtel der centralen Negerstaaten des Sudan beginnt, oder das Land der Schwarzen, bei denen Esel und Rinder als allgemeine Transportthiere, dem Clima angemessener, gedeihen, oder, wo der Neger sein eigner Lastträger geworden ist. Innerhalb dieser extremen so mannichfaltigen Umgrenzung der Kameelsphäre der alten Welt, die nur sparsame Colonisa- tion in die südlichste Spitze der drei Halbinseln Südeuropa’s und über die Canarischen Inseln in die neue Welt zu übersie- deln vermochte, zeigten sich nur zwei historisch ermittelte Lo- kalitäten der Urheimat des Kameels in seinem primitiven, wilden Zustande: zu Agatharchides und Artenidors Zeiten, im nördli- chen Hedschas, an der Ostseite des Golfs von Aila, bei dem antiken Araber-Tribus der Barizomen, den spätern Beni Djou- dhäm, und im hohen Thian-Schan, dem Himmelsgebirge am Bogdo Oola, bei Turktatarischen Völkern im hohen Turkestan; der chinesischen unverfänglichen Sage nach (wo das windfülsige Kameel, Fung kiotnö) auch in der östlichen Gobi am Lop-See, gegen die Grenze von Schensi am obern Hoangho, im antiken Lande der Hiongnu; dagegen im westlichen Maghreb, vielleicht 10 noch eine dritte Lokalität, nach Gründen einheimischen primiti- ven Sprachgebrauchs, nämlich bei Oasenvölkern des Berberstam- mes in Libyen. Das Zuchtkameel findet sich in ältesten unvordenklichen Zei- ten so weit die Geschichte zurückreicht bei Semitischen und Arischen Völkern, in Bactrien (Zarath-Ushtra i. e. fulvos came- los habens, nach Burnouf, im Zend, schon der Name Zoro- asters), Persien, Arabien, Canaan. Es lälst sich die Zeit seiner wahrscheinlichen Einführung noch nachweisen, bei Nordchinesen, bei Buräten, bei den Nordhindus; dann in Lydien im Asia-Mi- nor durch Perser, an dem Pontus in das untere Donauland durch Gothen, in Macedonien durch Perser; bei den Ägyptern in den Zeiten der Pharaonen durch Hebräer in das untere, in das obere Nilthal über Berenike zur Thebais durch Ptolemäer, vielleicht mit ihnen durch Cyrene zu Maurusiern, oder Westafrikanern; später durch Saracenen, und endlich durch die Muhamedanische Eroberung der Araber mit ihren Beduinenstämmen durch alle Gebiete der Libyer bis zur Grenze der Negervölker im Sudan. Den primitiven, semitischen Völkerstäimmen der Hebräer und Araber, war es als ein unentbehrliches Glied des nomadi- schen Haushaltes vom Anfang an mitgegeben, den Zend und den Ismaälitischen Volkszweigen wurde es ein geheiligtes Thier, den letztern, den Centralarabern blieb es dieses, aus der ältesten Patriarchenzeit bis in die Gegenwart. Die indische, brahmanische Welt wurde niemals mit dem Kameele vertraut, die Kriegerkaste der Rajputen im Nordwesten (bei einigen Stämmen, den Rhatore und Mewar, wo Pabu, der Kameelgott) ausgenommen, weil ihr das Hirtenleben verächtlich, und der geistig begabtere Elephant, der Mittelpunkt ihrer durch Metempsychose erhöhteren Thierwelt geworden war. Das Cul- turvolk der Ägypter unter den Pharaonen mochte das Kameel wol kennen, aber es war ihnen in ihrem überschwemmungsrei- chen Nilthale, voll Schiffer und Barken zum Transport in ihrer Kornkammer unnütz; sie nahmen es durchaus nicht in ihren Ideenkreis auf, während es diesen ganz bei den Arabern aus- füllte, und durch seine Begabungen und Tugenden zu dessen Humanisirung nicht wenig beitragen mufste. In dessen poeti- schen, bürgerlichen, politischen Welt spielte es die wichtigste BEER LEERE, 11 Rolle. Ohne das Kameel hätte der Araber, und mit ihm der Koran keine Herrschaft vom Indus bis zum Atlas und vom Oxus und Kaukasus bis zum Senegal und Nigerstrom erlangen können. Dem Hebräer, von höherm Schwung und tiefern religiösen An- schauungen, konnte es nicht zum Ideale veredelteren Menschen- lebens dienen, da ihm, seit Abraham, der Jehovadienst eine rei- nere Sphäre des Strebens vorhielt; es sank bei ihm, seiner ho- hen primitiven Bedeutung ungeachtet, seit der Rückkehr aus der Wanderung durch die Wüste, bei festgesiedelter Lebensweise in Canaan, zu seiner wahren, untergeordneten Bestimmung als häuslicher Heerdenbestand zurück, ohne, wie bei dem Araber, der einzige Lenker seines Schicksales, sein Abgott, sein Alles zu werden. Dem Libyer scheinen die fördernden Gaben dieses vielleicht eben so ursprünglichen, afrikanischen Heerdenthieres, zum Nach- theil seiner sehr zurückgebliebenen Civilisation, wenigstens lange Zeit verborgen geblieben zu sein, ehe er es als Hausthier sich anzueignen vermochte. Dem Culturvolk der Karthager war es durch alle Jahrhunderte seiner blühendsten Existenz bis zum Un- tergange völlig unbekannt geblieben. Erst bei Maurusiern (Mauri) tritt es im Heeresgebrauch, doch nur sehr sparsam, mit den Zei- ten der Caesaren im westlichen Libyen auf: vielleicht doch nur erst in Folge commercieller Verwendung der Ptolomäer im obern Nilthale, und von da zur Cyrenais. Vor Hirtius Pansa’s Commentaren de Bell. Afric. c.68, welcher der ersten Kameele des Königs Juba erwähnt, ist bei Herodot, Strabo, Plinius, wie bei keinem der alten Autoren, nie, die Rede von ihrem Vorkommen auf afrikanischem Boden. Der Berberstamm verdankt wol nur dem wahrscheinlich erst später eingeführten Kameelgebrauche durch das ganze wüste Libyen mit seinen Oasen nicht nur den gegenseitigen Verkehr, wie dies die überall durch alle Berberzweige die ganz gleichar- tig in den Berbersprachen aufbewahrten eigenthümlichen Ka- meelnamen beweisen, sondern auch seine Rettung vor völligem Untergange, wie seine volksthümliche Erhaltung bis auf den heu- tigen Tag: denn Berberstämme, die Tuarik und Tibboos, sind die besten Kameelzüchter in Afrika. 12 Dem Negerstamm und seinem Völkerleben ist der Kameel- gebrauch fremd geblieben: nur mit den Eroberungszügen der arabischen Beduinen durch den ganzen Norden Afrika’s, und mit den religiösen Missionen ihrer Weltbekehrer drang, wie überall, so auch bis zu ihnen, hie und da, dieser Liebling der Araber, selbst, oder auch nur dessen Kunde, wie dies alle Ne- gersprachen beweisen. Von den Völkern Irans und Turans rückte die Kameel- sphäre am weitesten und allgemeinsten gegen den Norden hin- aus; schon ehe sie dem Islam huldigten. Mit den Hiongnu nach Schensi, mit den östlichen Turkue, zur Zeit der Han-Dynastie, nach Nord-China; mit den Mongolen durch ganz Kitaja, die Dauurischen und Baikalischen Länder, bis zu den Rennthier - Tungusen; mit den Turkzweigen, den Hakas, oder nördlichen Kirghisen, bis zu ihren nördlichsten Verzweigungen zu den Rennthier - Samojeden am Vorsprung des Ergik Targak - Tagai. Mit den westlichen Stämmen der nomadischen Kirghisenvölker, und Kalmückenhorden, nach dem Süden Sibiriens und dem Ural, zu Baschkiren, die es in ihre Heerden aufnahmen, indels die Finnischen Völkerstämme im Norden, wie die Negerstäimme im Süden, sich nicht mit denselben vertraut machen konnten. Mit Turkomanen, Osmanen und Tataren rückte es, wie einst mit Gothen und Mongolen aus Aralischen in Caspische und Pon- tische Steppen, wie in Kleinasien, Rumilien, die Krim, an den Bosporus und in das Donaudelta ein. Nedschd, das centrale hohe Arabien war, von jeher, und blieb, Om el Bel, das Mutterland der Kameele; Syrien, wie einst der Aramäer Land, und Mesopotamien, der Ort des Aus- und Umtausches, der grolse Kameelmarkt für Vorderasien. Nubien wurde erst in späteren Zeiten, mit Dar Fur und Kordofan, das Om el Bel für das Nilthal und seine mameluckischen wie türki- schen Beherrscher, bei denen Kameelzucht nun in grolsem Styl angewendet wurde für Karavanenzüge, Mekkawallfahrt und Krieg- führung, wie dies im gröfsten Styl zur Zeit der Grols-Mogule seit Kaiser Akbar, für Transport-, Post- und Kriegs-Wesen durchgeführt ward am obern Indus und Ganges und noch be- trieben wird, im colossalsten Style aber von der Mandschu-Dy- nastie in Kotai oder Nordchina, am Hoangho wie bei den Kal- 13 kas und Tsakar am Südrande der Gobi, wodurch allein eine Transportvermittlung zwischen Peking und Kiachta, über den Hochrücken Centralasiens möglich ward. Das Kameel-Land wendet sich ab von den Gestadezonen der Erde; es gehört bis jetzt dem äulsern Gestadegürtel, wel- cher die oceanische Aulsenwelt des Planeten umgiebt, noch gar nicht an, und nähert sich ihm nur an der äquatorialen Nord- küste des östlichen, mittleren Afrikas. Das Thier steigt aber nirgend auf die Südseite des Äquators hinüber, wo vielleicht nur die Länder der Südhemisphäre, in Chile, Patagonien und Neuholland, auch wol das Plateau des Caplands, seinen Organis- mus fördernd anzunehmen im Stande sein möchten. Die gröfste Wolthat könnte es für das, aller Transportthiere ursprünglich entbehrende Australland werden. Die Verbreitung des Kameels ist also, ihrer Weite unge- achtet, doch noch sehr beschränkt gegen die seines mehr poeti- schen Gefährten, des Pferdes, dessen cosmopolitische Natur seine Sphäre durch alle Zonen des Erdballs verbreitet hat, weil seine Bildungsfähigkeit, sich auch dessen extremen Verhältnissen anzu- bequemen, ihm zur Mitgift geworden war. Das Kameel flieht das Elephanten- und Tiger-Land; es bleibt vor dem Rennthier- Lande zurück; es breitet sich durch den grölsern Theil des ihm homogenen Löwenlandes, nur nicht wo dieses in den afrikani- schen Süden übergeht, aus. Es flieht die Zone des Kokoswal- des; es schliefst sich auf das innigste der Zone der Dattelpalme an, reicht aber noch weit über diese gegen den Norden hinaus, und steigt aus dem heilsen Tieflande des Tehama, Gedrosiens, Karamaniens und des Pendschab, weit über dieselbe in das ab- solut hochgelegene Plateauland hinauf, die eigentlichen Hochge- birgs- und Alpenländer vermeidend. Es ist das Thier des salz- reichen, sandigen Kies- und Steppenbodens, mit den Salzkräu- tern, holzigen, stachlichen Pflanzen und der dornigen Mimosen- und Acacien-Vegelation. Es ist die Hauptbedingung des nomadischen Völkerlebens auf der Stufe patriarchalischer Völkerentwicklung in den heilsen, fast tropischen, vorzüglich aber subtropischen, fast regenlosen, wie in den temperirten regenärmeren Länderstrichen des Plane- ten, bis zur Grenze des temporären leicht wieder verschwin- 14 denden winterlichen Schneeniederschlags. Sein Wolsein ist an das Continental-Clima gebunden. Den transatlantischen neuen Welten, Amerika und Neuhol- land blieb die Gabe dieses Thiers vom Anfange an versagt, und darum entbehrten sie auch die Stufe der patriarchalischen Völ- kerentwicklung nomadisirender Hirtenvölker, die in der Ge- schichte der Menschheit der Alten Welt eine so eigenthümliche Bedeutung, auf einer Vorstufe höherer Ausbildung gewonnen haben. Darauf las Hr. Karsten über: die Steinsalzablagerung bei Stafsfurth und über das Vorkommen des Boracit als Gebirgsart im dortigen Steinsalzgebirge. Die Reichhaltigkeit der Salzsoole aus dem Soolbrunnen der Saline zu Stafsfurth, — sie enthält 17,16 Procent Rohsalz, — und das Gebirgsverhalten in der Umgebung der Saline, liefsen es nicht bezweifeln, dafs die Steinsalzablagerung, aus welcher der Soolbrunnen genährt wird, ganz in der Nähe desselben an- zutreffen sein werde. Der Hauptbrunnen ist 171,5 Fuls tief; er steht 34,5 Fuls in Alluvialschichten und im Schuttgebirge, wel- ches die Bode aufgehäuft haben mag, denn der Brunnen liegt ganz nahe am rechten Ufer des Flusses. Die folgenden 137’ sind in milden, thonigen, rothgefärbten Sandsteinschichten des bunten Sandsteins niedergebracht. In einer Entfernung von nur 470 Fufs von diesem Soolbrunnen ward im Jahr 1839 zur Nie- derbringung eines Bohrlochs geschritten, um die Steinsalzabla- gerung aufzusuchen. Der zu diesem Zweck abgeteufte Bohr- schacht erreichte eine Tiefe von 62 Fuls, worauf das weitere Abteufen eingestellt und zur Bohrarbeit geschritten ward, weil man feste, zum Bohren geeignete Gebirgsschichten in jener Tiefe angetroffen hatte. Die Alluvialschichten haben im Bohrschacht eine Mächtigkeit von 26 Fuls; die folgenden 36 Fufs stehen schon in einem roth gefärbten, glimmerreichen Thon, welcher unbezweifelt zum bunten Sandstein gehört. Die Hängebank des Bohrschachts liegt 221 Fufs über dem Meer. In dem Bohrloch wurden die Schichten des bunten Sandsteins in einer Mächtig- keit von 520’ 2” durchbohrt, dann folgte, 67’ 54” mächtiger, milder Gips, worauf der Anhydrit angetroffen und in einer Ge- ee ie 15 sammtmächtigkeit von 147’ 95” durchbohrt ward. Das Bohr- loch hatte jetzt eine absolute Tiefe von 797 Fuls 5 Zoll oder eine Tiefe unter dem Meeresspiegel von 576’ 5” erreicht und stand 26 Fuls - Zoll in Alluvialschichten, 556 - 2 - im bunten Sandstein, 67 - 55 - im Gips, 447 - 95 - im Anhydrit. 797 Fuls 5 Zoll. Schon in einer Tiefe von. 790’ und 794’ zeigten sich die ersten Spuren von Steinsalz in dem Anhydrit. Als dieser aber in der angegebenen Tiefe von 797’ 5” durchbohrt worden war, traf man auf 28° 105” mächtige Schichten, deren Beschaffenheit nur nach dem Bohrschmand und nach einzelnen von dem Boh- rer abgetrennten und erst bei dem Reinigen des Bohrlochs her- aufgebrachten derberen Stücken beurtheilt werden konnte. Dem Anschein nach bestanden sie aus blaugrauen Mergeln, aus weils und röthlich gefärbtem Gips und aus grauem Kalkstein, welche in ganz unbestimmter und rascher Folge wechselten. Aus die- ser 28’ 105 mächtigen Schicht, deren nähere Untersuchung un- gemein wünschenswerth gewesen wäre, welche aber leider nun nicht eher geschehen kann, als bis man sie in der Folge mit einem neuen Bohrloch, oder, noch besser, mit einem Schacht durchörtern wird, rührt unbezweifelt auch ein Fossil her, auf welches erst später, beim Aufräumen des schon im Steinsalz ste- henden Bohrlochs, die Aufmerksamkeit gerichtet ward. Dals jene Schichten dem Steinsalzgebirge angehören ist nicht zwei- felhaft; man würde auch wahrscheinlich das Steinsalz in dem Bohrschmand gefunden haben, wenn es nicht durch das Wasser im Bohrloch ausgelaugt worden wäre. Nachdem die Schichten in der Mächtigkeit von 28’ 105” durchbohrt waren, traf man das Steinsalzlager in der Bohrlochstiefe von 826’ 34”, also 605’ 34” unter dem Meeresspiegel. In dem Steinsalz ist das Bohr- loch bis zur Mitte des Monats December 1846 154’ 54” nie- dergebracht und das Bohrloch hatte bis dahin die Tiefe von 980’ 9” erreicht. Schon bei dem Abteufen des Bohrschachtes zeigte sich eine Soole von 7,9 Procent Rohsalzgehalt, welche nach beendigter Niederbringung des Schachtes bis 18 Fuls unter der Hängebank 16 aufstieg und sich dabei ganz unabhängig von dem Soolenstande im Soolbrunnen verhielt. Als das Bohrloch in den Schichten des bunten Sandsteins eine Tiefe von 550 Fufs erreicht hatte, war der Rohsalzgehalt bis 12,7 Procent gestiegen; er nahm schnell bis 18,3 Procent zu, als der weilse, milde Gips ange- bohrt worden war, und erhöhete sich in den Anhydritschichten bis 21,8 Procent. Leider ist die chemische Untersuchung und die Vergleichung der Bestandtheile dieser Soole mit derjenigen der Soole in dem nahen Soolbrunnen, deren Rohsalz nur 5,507 Procent fremde Salze und 94,493 Procent Kochsalz enthält, ver- säumt worden. Dies ist besonders, deshalb zu bedauern, weil der Rohsalzgehalt der Bohrlochssoole sogar in den festen und geschlossenen Anhydritschichten, in der Bohrlochstiefe von 776’ 9” fast plötzlich bis 27,401 Proc., also bis zur Sättigung zu- nahm. Die Freude über die erbohrte reiche Soole, deren spe- cifisches Gewicht, folglich auch deren Rohsalzgehalt noch zu- nahm, als man das Steinsalz erbohrt hatte, ward jedoch durch die bei der Untersuchung derselben gefundenen Resultate ge- trübt, indem sich unter den 31,1 Procent Rohsalz, welche sie enthielt, nur 15,815 Kochsalz befanden, also die grölsere Hälfte aus anderen Salzen bestand, unter denen das Chlormagnium mit 12,99 Procent vorwaltete. Die Soole enthielt also weniger Kochsalz als die aus dem nahen Soolbrunnen von nur 1,13 spe- cifischem Gewicht. Die nicht erwartete und für die Benutzung . der Soole sehr ungünstige Beschaffenheit derselben, führte zur Untersuchung des eben erst erbohrten Steinsalzes, wobei sich ergab, dafs dasselbe aus Kochsalz und Bittersalz bestehe und dafs die Verhältnisse beider Salze zu einander sehr veränderlich wa- ren, weil sie ohne Zweifel durch die Bohrlochssole selbst ver- ändert und theilweise aufgelöst wurden, ehe sie mit dem Bohr- löffel zu Tage gebracht werden konnten. Nur einmal gelang es, einige Stücken Steinsalz in einem anscheinend unveränderten Zustande zu erhalten. Die Analyse ergab die eigenthümliche Zusammensetzung des Salzes zu 10 Mischungsgewichten Koch- salz und 1 Mischungsgewicht wasserfreiem Bittersalz, so dafs der Martinsit aus 90,73 Kochsalz und 9,27 Bittersalz besteht. Gefunden wurden, nach drei übereinstimmenden Analysen, 90,98 Kochsalz und 9,02 Bittersalz, ohne Rücksicht auf den 0,3 Proc, 17 betragenden, im Wasser unauflöslichen Rückstand, welcher als Gips angesehen ward, bis eine spätere Veranlassung eine ge- nauere Prüfung nothwendig machte, aus welcher sich ergab, dafs der unauflösliche Rückstand nur zum geringsten Theil aus Gips und gröfstentheils aus Boracit bestehe. Der Martinsit giebt beim Reiben einen bituminösen Geruch und löst sich mit sehr schwa- chem Knistern, ähnlich dem Knistersalz von Wieliczka, im Was- ser auf. In der Hoffnung, dafs sich die Beschaffenheit des Steinsal- zes, also auch die der Soole ändern werde, ward die Bohrar- beit fortgesetzt; obgleich aber das Bohrloch in der Mitte des December 1846 schon 154’ 54” im Steinsalz stand, so ist die erwartete Änderung bis jetzt nicht allein noch nicht erfolgt, sondern das Steinsalz ist sogar ungleich unreiner geworden, als in den oberen Teufen, sowohl hinsichtlich des Gehaltes an Bit- tersalz, als vorzüglich hinsichtlich der im Wasser unauflöslichen erdigen Beimengungen, welche im Martinsit nur die Höhe von 0,3 Procent erreichten. Die Einwirkung der Soole im Bohr- loch auf das Salz, wodurch dasselbe so mürbe wird, dafs es sich zwischen den Fingern zerdrücken läfst, macht es unmöglich, die Zusammensetzung mit Zuverlässigkeit zu ermitteln, um zu erfah- ren, ob das Salz die Zusammensetzung des Martinsit behalten hat, oder ob ein anderes Verhältnifs beider Salze zu einander, durch den vergrölserten Bittersalzgehalt im Steinsalz, eingetreten ist, sich also etwa ein Gemenge von Martinsit mit Bittersalz ge- bildet haben möge. Nur so viel hat sich ermitteln lassen, dafs der im Wasser unauflösliche Rückstand des bitteren Salzes aus den grölseren Bohrlochstiefen so beträchtlich zugenommen hat, dafs er bei dem Steinsalz aus 939 Fuls Tiefe 4,37 Procent be- trug. Aus der Tiefe von 959 Fufs fanden sich nur noch 3,85 Procent erdige Beimengungen bei dem Steinsalz und es hatte den Anschein, als ob dasselbe in grölseren Tiefen wieder reiner werde angetroffen werden. Dieser Rückstand besteht aus Gips, aus Kieselthon (Salzthon, jedoch ohne Spuren von Dolomit) und aus etwas Eisenoxydhydrat. Durch diese Beimengung von Kie- selthon und oxydirtem Eisen, erhält das Steinsalz das Ansehen eines salzhaltigen Mergelgebirges, welches sich durch die Ein- wirkung der unreinen Bohrlochssoole in einem fast aufgeweich- I x 18 ten Zustande befindet. Ein Boracitgehalt ist in dem unauflös- lichen Rückstand von diesem Salz nicht mehr aufzufinden. — Ferner hat sich ergeben, dafs der Gehalt der Bohrlochssoole an Bittersalz und an Chlormagnium sehr bedeutend zugenommen hat. Die Bildung des letzteren in der Bohrlochssoole ist sehr problematisch; ohne Zweifel wird sie durch hinzutretendes Chlor- calcium veranlalst, worauf die Menge von frisch entstandenen Gipsflimmern hindeutet, welche ununterbrochen mit der Soole aus dem Bohrloch hervorkommen. Das zur Zersetzung des Bit- tersalzes erforderliche chemische Äquivalent an Chlorcalcium muls also in der grölseren Tiefe der Steinsalzablagerung nicht mehr in demselben Verhältnifs, in welchem der Gehalt an Bit- tersalz zugenommen hat, hinzutreten können. Die Bohrlochs- soole aus der Tiefe von 963 Fuls geschöpft, enthielt 33,28 Pro- cent Rohsalz, in welchem aber nur 7,15 Procent Kochsalz ent- halten sind. Die wesentlichen Gemengtheile des Rohsalzes sind Bittersalz und Chlormagnium. Die Soole war mit Gips und Kieselthon sehr stark verunreinigt und klärte sich erst nach mehr- tägiger Ruhe. Der Gehalt des beim Abdampfen der Soole er- haltenen Rohsalzes an Eisenoxydhydrat ist in der Soole nicht als Eisenoxydul an Kohlensäure gebunden, vorhanden, sondern als ein salzsaures Eisenoxydul, indem sich durch langes Stehen _ der geklärten Soole an der Luft basisches salzsaures Eisenoxyd aus derselben absetzte. — Unerklärbar bleibt die grofse Verschie- denartigkeit der Bohrlochssoole von der Soole aus dem nur 170 Fuls davon entfernten Soolschacht, eine Verschiedenartigkeit, welche die Hoffnung rechtfertigt, dafs man bei tieferem Nieder- gehen mit dem Bohrloch endlich das reine Steinsalz antreffen werde. Die Niederbringung des Bohrlochs in der Steinsalzablage- rung hat jedoch nicht ohne Unterbrechung bewerkstelligt wer- den können. Es zeigte sich nämlich eine so grofse Menge von nachfallendem Gebirge aus den Gebirgsschichten, dals das Bohr- loch in Gefahr kam, verschüttet oder verschlämmt zu werden. Deshalb ward es nöthig, zu einer gründlichen Aufsäuberung "zu schreiten und die Verröhrung mit Eisenblech vorzunehmen, wel- che bei der Niederbringung des Bohrlochs vom Tage nieder nur bis zu der Tiefe stattgefunden hatte, wo der Anhydrit an- 19 gebohrt worden war. Bei dieser Arbeit ergab sich, dafs der Nachfall von den Gebirgsschichten herrühren müsse, die unter dem festen Anhydrit in einer Mächtigkeit von 28’ 104” durchbohrt worden waren und welche oben als zum Steinsalzgebirge gehö- rend bezeichnet worden sind. Bei dieser Aufsäuberarbeit, wel- che, wegen des ununterbrochen fortdauernden Nachfallens der zum Steinsalzgebirge gehörenden Bildungen, nicht ohne grofse Sorgfalt und Zeitaufwand vollbracht werden konnte, bemerkte man unter dem Nachfall ein derbes Fossil, welches sich durch seine schöne reine weilse — fast schneeweilse — Farbe aus- zeichnete. Ob es früher, beim Durchbohren der zum Salzge- birge gehörenden Schichten schon in dem Bohrmehl — wie wahrscheinlich — vorgekommen ist, hat sich nicht mehr ermit- teln lassen. Dies Fossil ward in gröfseren und kleineren Stücken zu Tage gebracht. Es veränderte seine schneeweilse Farbe sehr bald in eine schmutzigweilse, oder vielmehr in eine lichte gelb- lichweilse Farbe. Das specifische Gewicht ergab sich zu 2,9134 (bei 12°C.) Härte zwischen 4 und 5. Das äufsere Ansehen des - Fossils stimmt fast mit dem des weilsen Kalksteins überein. Qua- _ hitative Untersuchungen ergaben, dafs es Boraxsäure, Bittererde, kein Wasser und etwas kohlensaures Eisenoxydul nebst einer nicht bestimmbaren Menge von Eisenoxydhydrat enthalte. Bei der quantitativen Analyse, welche zur Bestimmung der Menge der Boraxsäure nicht anders als durch Verflüchtigung derselben mittelst concentrirter Flufssäure und Schwefelsäure ausgeführt werden konnte, ward folgende Zusammensetzung des Fossils er- mittelt: 29,48 Bittererde, 69,49 Boraxsäure, 1,03 Kohlensaures Eisenoxydul, mit Spuren von kohlensau- rem Mangan-Oxydul und von Eisenoxydhydrat. 100. Das Fossil hat also genau die Zusammensetzung des Bora- eit, der bis jetzt nur krystallisirt im Gips bei Luneburg und zu Segeberg in Holstein gefunden worden ist. Dieser derbe Bo- racit löst sich in verdünnter Salz- und Salpetersäure, auch in verdünnter Schwefelsäure leicht auf; die Auflösung in concen- 20 trirter Flufssäure erfolgt ebenfalls ohne Anwendung äufserer Wärme. Mit kohlensaurem Natron geschmolzen, bleibt beim Auflösen des geschmolzenen Gemenges in Wasser, noch ein Theil der Boraxsäure an der Bittererde gebunden zurück. Der Rück- halt ist um so gröfser, je geringer das Verhältnifs des kohlen- sauren Natron zum Boracit genommen wird. Ob den basischen Salzen eine bestimmte Zusammensetzung zukommt, ist nicht un- tersucht worden. Der derbe Boracit hat häufig ein zerfressenes Ansehen auf der Oberfläche. Die Bruchfläche ist dicht und eben, zuweilen sogar von erdigem Ansehen, letzteres jedoch nur auf der nicht frisch geschlagenen Bruchfläche, wenn dieselbe längere Zeit der Einwirkung der Luft ausgesetzt gewesen ist. Unter den zu Tage geförderten Stücken befinden sich einige, deren Oberflächen mit kleinen Steinsalzwürfeln bekleidet sind. Ein ganz besonders merkwürdiges Verhalten ward bei einem Stück dieses derben Boracites bemerkt, indem sich beim Aufschlagen desselben ein breitgedrückter Abdruck von einer grolsen trichterförmig-trep- penartigen Kochsalzkrystallgruppe zeigte, deren Wände zum Theil noch mit den Steinsalzwürfelchen besetzt waren, zum Theil aber durch später erfolgtes Wiederauflösen der Salzwürfel in Wasser nur noch die Räume und Eindrücke zeigten, welche früher von . den Salzkrystallen erfüllt gewesen sein mulsten. Die beträchtliche Menge von derbem Boracit, welche aus dem geringen räumlichen Inhalt des nur 4 Zoll weiten Bohr- lochs zu Tage gebracht worden ist, berechtigt zu der Voraus- setzung, dafs der Boracit, wenigstens in der Stalsfurther Salzab- lagerung, wesentlich an der Zusammensetzung des Steinsalzge- birges Theil nimmt. Die mechanische Beimengung von Boraeit in dem Martinsit wird daraus erklärbar. Ist schon das Vorkom- men des Boracit als Gebirgsart, in gewils nicht beschränkter Aus- dehnung, an sich schon eine interessante Thatsache, so gewinnt dasselbe noch dadurch an Interesse, dafs die enge Verbindung der Boraxsäure-Exhalationen in Italien und aus den Boraxseen in Tibet dadurch eine sehr Schöne Erläuterung erhält. Es ist zu erwar- ten, dafs man den derben Boracit auch auf anderen Steinsalzla- gerstätten auffinden wird, indem er, bei seiner äufseren Ähnlich- keit mit Kalkstein, leicht verkannt oder übersehen worden sein ; ‘ I } je i 2 mag. Die das Vorkommen des Boracits in der Steinsalzablage- rung zu Stafsfurth begleitenden Erscheinungen geben übrigens Zeugnils von einem grofsen Umbildungsprozels, der nach der bereits erfolgten Bildung des Steinsalzgebirges, dort stattgefunden E haben mufs. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Atti della Reale Accademia delle Scienze, Sezione della Sociela Reale Borbonica. Vol.V. Parte 2. Napoli 1844, 4. Rendiconto della adunanze e de’ lavori della Reale Accademia delle Scienze. No. 27. Maggio e Giugno 1846. (ib.) 4. 2 Expl. Discorso del Segretario perpetuo della Reale Accademia delle Scienze su’ lavori di questa, che hanno avuto luogo nel pe- riodo annuale dal\. Luglio 1845 al 30. Giugno 1846. Letto nella pubblica adunanza della Sociela Reale Borbonica in quest’ ultimo giorno. (ib.) 4. mit einem Begleitungsschreiben dieser Akademie vom 1. Oct. 1846. Sebast. Venzo, delle Sorgenti del calorico Memoria. Belluno 1846. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Cadore den 28. Nov. 1846. J. M. Gilliss, aszronomical Observations made at the Naval Ob- servalory, Washington. Washington 1846. 8. Im Namen des Verf. durch den Consul der vereinigten Staaten in Leipzig, Herrn Dr. Flügel mittelst Schreibens vom Decbr. 1846 übersandt. Neues Jahrbuch der Berlinischen Gesellschaft für Deutsche Sprache und Alterthumskunde. Herausgg. von Friedr. Heinr. vonder Hagen. Bd.7. Berlin 1846. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Herausgebers d. d. Berlin den 27. Debr. 1846. Memoirs and proceedings of the chemical Society, Part 19. (Lon- don). 8. de Caumont, Bulletin monumental, ou collection de memoires sur les monuments historiques de France. \ol.12. No.7. Pa- ris 1846. 8. Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesell- schaft der Wissenschaften zu Göttingen 1846. No.18. 8. 22 J. Lamont, Resultate des magnetischen Observaloriums in Mün- chen während der dreijährigen Periode A843-1844-1845. — Beigefügt sind: Magnetische Messungen auf einer Reise nach Deutschland und Frankreich im Jahre 1844 von J. A.Äng- ström. München 1846. 4. Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique 1846 De- cembre. Paris. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.584.585. Altona 1846. 4. C.E.Hammerschmidt, allg. Österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 18. Jahrg. 1846. No. 48.49. Wien. 4. Kunstblatt 1846. No. 60.61. Stuttg. u. Tüb. 4. 14. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Encke las über die Entdeckung und die ersten Bahnbestimmungen der Astraea. In der Einleitung stellte er die verschiedenen Wege zu- sammen, auf welchen die neueren 7 Planeten gefunden sind, deren -Zahl schon die von den Alten uns überlieferten 6 übertrifft. Die verschiedenen Theile der praktischen Astronomie haben jeder zu der Entdeckung eines Planeten geführt. Die Vervollkommnung der optischen Instrumente liefs den Uranus entdecken; die Ge- nauigkeit der Meridianbeobachtungen und die Zweckmäfsigkeit ihrer Anordnung führten die Entdeckung der Ceres herbei; die _ spezielle Bekanntschaft mit dem gestirnten Himmel, durch viel- jährige Beschäftigung mit ihm erworben, die der Pallas; die Ver- vollkommnung der graphischen Hülfsmittel durch die vortreflli- chen Hardingschen Sternkarten die der Juno; eine kühne aber geistreiche Hypothese, welche längere Zeit consequent verfolgt wurde, leitete auf eine Durchmusterung bestimmter Gegenden am Himmel, wodurch die Vesta gefunden wurde; und die noch mehr gesteigerte Vervollkommnung der Himmelskarten, welche durch die akademischen Sternkarten vorbereitet war und durch den rühmlichsten Privatfleils fortgeführt wurde, liels die Astraea als Planet erkennen. Die Verbindung der Beobachtung mit der Theorie war bisher noch im Rückstande geblieben und hatte, wenn sie auch die kleineren Verbesserungen unserer Tafeln be- wirkt hatte und das Vertrauen auf die Sicherheit der Gesetze über allen Zweifel erhoben, doch zur Entdeckung eines neuen 23 Planeten nicht geführt. Durch die Vorausverkündigung des Nep- tun und seine Auffindung hat auch dieser wichtige Theil der astronomischen Wissenschaft seinen Antheil an der vermehrten Kenntnils der Körper unsers Sonnensystems gewonnen, so dafs die verschiedenen Wege, auf denen man künftige Entdeckungen hoffen kann, so gut wie völlig erschöpfend angedeutet und be- treten zu sein scheinen. So wichtig diese Verbindung der The- orie und der Praxis von jeher in der Astronomie gewesen ist und so sehr jeder wahre Verehrer derselben auf ihre Aufrecht- haltung zu sehen sich beeifern wird, so sehr wäre es doch zu bedauern, wenn durch den Glanz dieser Entdeckung eine har- monische Verbindung der verschiedenen Theile beeinträchtigt wer- den sollte und die praktische Thätigkeit, mit einer nicht zu bil- ligenden Partheilichkeit, in den Schatten gestellt würde gegen die theoretischen Untersuchungen. Nur durch die langjährige consequente Fortbildung der praktischen Hülfsmittel ist die The- orie in den Stand gesetzt worden mit Theil zu nehmen an der Entdeckung neuer Planeten, während sie fast ohne Antheil an der Entdeckung der übrigen war, und es läfst sich voraussehen, dals die künftige Erweiterung unserer Kenninils in Bezug auf die Anzahl der Planeten, so gut wie allein von der Praxis aus- gehen wird, da die günstigen Umstände, welche bei dem Nep- tun die Mitwirkung der Theorie erlaubten, wenigstens in den nächsten Jahrhunderten nicht wieder eintreten dürften. Astraea ward am 8. Dechr. 1845 von Herrn Hencke in Driesen daran als Planet erkannt, dals er von der Gegend, in welcher er sie fand, eine so spezielle Karte sich entworfen, wie sie nur der energische Eifer einer ächten Liebe zu diesem Theile der Astronomie hervorrufen konnte und dals er durch vieljährige Vergleichungen mit dem Himmel die völlige Sicher- heit hatte, es sei ihm kein Fixstern in dieser Gegend unbekannt geblieben. Die Auffindung auf der Berliner Sternwarte am 14. Dezbr. 1845 hatte, bei der Hülfe, welche die akademische Stern- karte Hora IV, gezeichnet von Hrn. Prof. Knorre in Nicolajew, gewährte, keine grolse Schwierigkeit mehr. Dagegen kann man es mit Recht als einen Triumph der praktischen Astronomie be- trachten, dafs von dem Augenblicke der Auffindung an, durch die Vollkommenheit der Instrumente, die vorbereitete genaue 24 Kenntnils der Sternpositionen und die Schärfe der Beobachtun- gen, so wie durch die weitverbreitete Kenntnifs der Lösung des Problems der Bahnbestimmung, fast jede Sternwarte Europa’s für sich die Bahn des Planeten hätte bestimmen können, und die Verbindung aller Beobachtungen zusammen eine Prüfung unserer jetzigen Hülfsmittel gewährte, die, wenn man sie mit denen vor 40 Jahren vergleicht, ungemein befriedigend ist. Bei 161 Be- obachtungen, die während der ersten Periode der Sichtbarkeit der Asträa angestellt wurden, ergab sich bei Berücksichtigung aller einzelnen Fehler, dafs der mittlere Fehler einer einzelnen Ortsbestimmung dieses Planeten noch nicht 5 Bogensekunden betrug und zwar bei Zusammennehmung sowohl der mit kleine- ren als mit grölseren Instrumenten bestimmten Positionen. Da- her fand sich auch, dafs bei dieser Genauigkeit der Erfahrungs- data, die ersten Bahnbestimmungen schon sehr nahe der Wahr- heit waren und bei grölseren Zwischenzeiten immer mehr und mehr zur Übereinstimmung gebracht wurden, ohne dafs irgend eine stark abweichende Angabe von irgend einem Berechner ge- macht wäre. Nachdem die Asträa sechs Monate lang von den Sonnenstrahlen verdeckt war, ward sie mit Hülfe einer von Hrn. d’Arrest hieselbst berechneten Ephemeride, bei welcher die Störungen berücksichtigt waren, ohne Mühe wieder aufgefunden. Der Fehler betrug nur etwa 1% Minuten und die neue, an die letzte Beobachtung angeschlossene und aus einer Zwischenzeit von 11 Monaten geschlossene Bahn, näherte sich wieder sehr einer früheren Bestimmung von Hrn. Dr. Galle, bei der die Zwischenzeit nur einen Monat betrug. Folgendes sind die 4 Bahnbestimmungen, welche auf der hiesigen Sternwarte gemacht wurden. Die erste ist aus einer Zwischenzeit von 14 Tagen hergeleitet. Die zweite von Hrn. Dr. Galle aus einem Monat, die dritte von Hrn. d’Arrest aus der ersten Periode der Sichtbarkeit von Decbr. 14. — Mai 13. oder 5 Monaten. Die vierte ebenfalls von Hrn. d’Arrest aus den früheren Beobachtungen und der Beobachtung im Novhr. nach der Wieder-Auffindung, also aus 11 Monaten. Bei den letzteren beiden sind die Störungen berücksichtigt. Asträa ward am frühsten in Pulkowa am 4. Novbr. 1846 von Hrn. Otto Struve wieder aufgefunden. Hier fanden wir sie IE ii EEE EINE EEE 25 erst am 17. Novbr., ohne dafs irgend eine vergebliche Anstren- gung an den früheren Tagen gemacht wäre. In der folgenden Tafel bezeichnet Z die Mittlere Länge zur Zeit der Epoche, M die mittlere Anomalie, = die Länge des Perihels, &% die des aufsteigenden Knotens, i die Neigung, & den Eccentricitätswinkel, # die mittlere tägliche Bewegung, a die halbe grolse Axe, U die Umlaufszeit in mittleren Tagen. Das Äquinoctium ist das mittlere zur Zeit der Epoche 1846 Jan. O0 Mittl. Berliner Zeit. | Epoche. | 1846. Jan. 0 | Mitt]. Berl. Zeit. I. I. II. IV. L 9£ 48 11,8 | 94 7154| 9 5 6,0) 94° 928,0 m |319 254,8 |318 51 25,1 |318 40 43,7 | 318 51 49,0 = |135 45 17,0 |135 15 50,3 | 135 24 22,3 | 135 17 39,0 2 [141 10 6,7 |141 25 47,7 |141 26 16,6 |141 25 4,7 i 520 72| 519178| 51917,8| 51925,3 ® | 11 1630,4| 105113,3| 10 4913,6| 10 53 31,9 u 850”473 | 857,410 | 858,426 | 856,135 Ige | 0,413564 | 0,4112122 | 0,4108692 | 0,4116430 U 1523,86 1511,53 | 1509,76 | 1513,78 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft. Heft1. Leipzig 1846. 8. Jahresbericht der deutschen morgenländischen Gesellschaft für das Jahr 1845. ib. eod. 8. Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesell. schaft der Wissenschaften zu Göttingen. 1847. No.1, 8. Manuel J. Johnson, astronomical observations made at the Radcliffe Observatory, in the year 1844. Vol.5. Oxford 1846. 8. Francesco Zantedeschi, Ricerche fisico - chimico - fisiologiche sulla Luce. Venezia 1846. 4. ‚ Osservazioni ed esperienze sulla Pirosselina di Schoenbein etc., Memoria. (ib. eod.) 8. Arnold Adolph Berthold, über verschiedene neue oder seltene 26 Reptilien aus Neu-Granada und Crustaceen aus China. Göt- tingen 1846. 4. Kunstblatt. 1846. No. 62.63. Stutig. u. Tüb. 4. 18. Januar. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Bekker gab einige Conjecturen zum Dio Cassius. Er liest z.B. fr. 165: mag öriyov YAIov dmorreivan. duyn d° oiv ai- TuV E42 TU "AxpozogivSov, tv m Aoa, MEOLTOY,wENTaEVTuV Emgen- ’ \ 3 ET 4 e \ “% \ ’ Pevsavro nv Es ryv “Puuyv. 36 23: ol orgaryyor mavres re Ö- zu 209° & Özasew EueAAov auroı auyygchovrss EEeriterav‘ oÜ ao rw mavre Te Ömmmmare Ta megi ra ounBoruıe dertrazro. BER 69 Y Fr \ \ UT RE D) Emsı ouv oure. 37 56: Iloumyios ev yap our’ wuros owov yAmızEv 3 ’ 4 > ’ rl S On ve 3n\ , iryyw. 39 A: zu Exeiwvous meos Tupydiav om Em via Feroau- ’ 7 > \ m \ ’ E) ’ „ nzvous. 52 17: av ve Es ToV Öhjhovr FE monynare amwey, av TE Ne X,43 ’ zo ETEDW zıvı Emıroeibys. 241. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. E. H. Dirksen las einige Bemerkungen über das In- tegral. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: L’Institut. 1.Section. Scienc. math., pbysiq. et naturell. 14. Annee No. 673— 678. 25. Nov. — 30. Dec. 1846 et Tables alphabetiques du 13.Vol. Paris 4. Annde 1845. 2. Sect. Scienc. hist., ar- cheol. et philos. 11. Annde No.130. Octobre 1846. ib. 4. de Caumont, Bulletin monumental ou collection de memoires sur les monuments historiques de France. Vol. 12. No.8. Paris 1846. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.586. Altona 1847. 4. Giacomo Rivelli di Bologna, breve saggio del trattato sullo svol- gimento anatomico-organico delle speciali parti embrionali e fetali. (Estratto etc.) 8. _— _, Osservazioni posilive analomico-organiche etc. 8. Revue archeologique. 3. Annde. Livr.9. 15.Dec. 1846. Paris. 8. Kunstblatt 1846. No. 64. Stuttg. u. Tüb. 4. C. E. Hammerschmidt, allg. österr. Zeitschrift für den Land- wirth etc. 48. Jahrgg. 1846. No.50. 51. Wien. 4. Neue Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg. Bdch. 12. Innsbruck 1846. 8. 27 mit einem Begleitungsschreiben des Verwaltungs- Ausschusses des Ferdinandeums zu Innsbruck v. 4. Nov. 46. Aufserdem sind von dem Ferdinandeum zu Innsbruck eingesandt worden: 430 getrocknete Pflanzen, No.1150 — 1580 des Piroli- schen Tausch - Herbars. 28. Januar. Öffentliche Sitzung der Akademie zur Gedächtnifsfeier König Frie- drichs II., welcher S. Maj. der König und der Prinz Wilhelm von Preu- [sen beizuwohnen geruhte. Der vorsitzende Sekretar v. Raumer vertheidigte in seiner Einleitungsrede König Friedrich II. gegen neuere Angriffe und theilte folgende Nachrichten mit über die im abgelaufenen Jahre bei der Akademie eingetretenen Personalveränderungen. Gestorben sind: Herr Horkel, ordentl. Mitglied der physik.-mathem. Klasse. Herr Ideler, “ "> » Philosophisch - historischen Klasse. Herr Bessel in Königsberg, auswärtiges Mitgl. der physik.-ma- them. Klasse. Se. Excellenz der Herr Gen.-Lieutenant von Minutoli, Eh- renmitglied der Akad. Herr Freiesleben in Freiberg, - von Krusenstern in St. Petersburg, der physikal.-'math. Klasse. Herr J. Pickering in Boston, Correspondent der philosoph.- histor. Klasse. Berlin hat verlassen: Hr. Eichhorn, Mitglied der philos.- historischen Klasse. } Correspondenten Zum ordentlichen Mitgliede der philosophisch-histori- schen Klasse ward erwählt: Herr Professor Trendelenburg. Zu auswärtigen Mitgliedern wurden gewählt: a) der physikalisch- mathematischen Klasse: Sir David Brewster in Edinburg, früher Correspondent der- selben Klasse seit 1827. 28 d) der philosophisch -historischen Klasse: Herr Welcker in Bonn, - Creuzer in Heidelberg. Zum Ehrenmitgliede: Se. Exc. der Herr Gen.-Lieut. Rühle von Lilienstern. Zu Correspondenten: a) der physikalisch- mathematischen Klasse: Herr Bunsen in Marburg, - Naumann in Leipzig. - Le Verrier in Paris. b) der philosophisch historischen Klasse: Herr Bernhardy in Halle, - Chmel in Wien, - Haupt in Leipzig, - Kopp in Luzern, - Secchi in Rom, - Wilh. Dindorf in Leipzig, - Lajard in Paris, - Lassen in Bonn, - Löbell in Bonn, - Stälin in Stuttgart, Voigt in Königsberg. Sen trug Hr. Encke die Einleitung zu seiner Abhand- lung über die Entdeckung und erste Bahnbestimmung der Asträa vor. Diese Einleitung enkreäkeltes nach dem geschichtlichen Gange, den Antheil, den fast jeder Theil der praktischen Astro- nomie an der Entdeckung der sechs Planeten, Uranus, Ceres, Pallas, Juno, Vesta und Asträa gehabt hat. Die Vervollkomm- nung der optischen Instrumente führte die Entdeckung des Ura- nus herbei, die Genauigkeit und methodische Anordnung der Meridianbeobachtungen die der Ceres, die genaueste Bekannt- schaft mit dem gestirnten Himmel die der Pallas, die Vervoll- kommnung der graphischen Hülfsmittel die der Juno, und eine noch mehr gesteigerte Vervollkommnung derselben Karten die der Asträa, während vorher eine kühne, aber einsichtsvoll ver- folgte Hypothese zu der Auffindung der Vesta geführt hatte. Die für die Astronomie so wichtige Verbindung der Theorie mit der Praxis hat durch die Entdeckung des Neptun fast den Da U az ae 29 Kreis der Möglichkeiten abgeschlossen. Es läfst sich indessen vermuthen, dafs dieser letzte Weg auch in Zukunft seltner zu der Entdeckung eines neuen Planeten führen wird, da die gün- stigen Umstände, welche bei dem Neptun, auch für eine weni- ger sorgfältige Untersuchung als die des Hrn. le Verrier war, denselben Erfolg zu erreichen möglich machten, in den nächsten Zeitperioden schwerlich wieder eintreten werden. Am Schlusse bemerkte Hr. Encke noch, dafs die von Hrn. d’Arrest mit Rücksicht auf die Störungen berechnete Ephemeride die Wie- derauffindung der Asträa ungemein leicht gemacht und die Rich- tigkeit seiner Bahnbestimmung bestätigt hat. Am frühesten ward sie in Pulkowa am 4. November aufgefunden, nachdem sie sechs Monate von den Sonnenstrahlen verdeckt gewesen war. mie Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Februar 1847. Vorsitzender Sekretar: Hr. v. Raumer. *) 1. Februar. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Dove las über die Bewegung der Wärme in Erdschichten von verschiedener geognostischer Be- schaffenheit. In einer im Jahrgang 1844 der Abhandlungen der Akademie veröffentlichten Abhandlung „über den Zusammenhang der Wärme- veränderungen der Atmosphäre mit der Entwickelung der Pflan- zen” hat der Verfasser festzustellen gesucht, welchen Tempera- turveränderungen eine Pflanze in den einzelnen Abschnitten des Jahres ausgesetzt ist. Diese Untersuchung zerfiel nothwendig zu- nächst in zwei Theile, nämlich in die Beantwortung der Frage, welche Wärmeveränderungen erfahren die in die Luft frei hin- einragenden Theile der Pflanze und in die Untersuchung der Temperaturen, denen die in verschiedene Tiefen eindringenden Wurzeln ausgesetzt sind. Der erste Theil konnte mit ziemlicher Vollständigkeit durchgeführt werden, da die viele Jahre hin- durch angestellten Beobachtungen im Pflanzengarten von Chis- wick gestatteten, die Wärmeerscheinungen im Schatten wach- sender Pflanzen mit den Temperaturen zu vergleichen, welche die in einer nach allen Richtungen hin freien Örtlichkeit der vollen Wirkung des Sonnenscheins und der nächtlichen Aus- strahlung ausgesetzten Pflanzen erfahren. In Beziehung auf den *) In den Gesammitsitzungen vom 4. und 11. Febr. wurde Hr. v. Raumer durch Hrn. Böckh als Vorsitzender vertreten; in denen vom 18. und 25, Febr. führte Hr, v. Raumer den Vorsitz wieder selbst. [1847.] 2 33 zweiten Abschnitt, bot zwar die zehnjährige Reihe der Beob- achtungen der Bodenwärme in Brüssel ein werthyolles Material, da aber der Boden gleichartig war, so konnte nur der Unter- schied der Beschattung und Bestrahlung untersucht werden, nicht aber die Modificationen, welche die bei den verschiedenen Bo- denarten verschiedene Leitungsfähigkeit, Ausstrahlungsvermögen und spezifische Wärme in die Bewegung der Wärme innerhalb der veränderlichen Schicht hervorbringen. Dafs diese Unter- schiede nicht unerheblich sind, ging aus der Vergleichung der Heidelberger Beobachtungen mit den Schwetzinger hervor, von denen die erstern in schwerem Thonboden, die letztern in leich- tem Sandboden angestellt sind, sich aber nur bis 5 Fufs Tiefe erstrecken und erhebliche Unregelmäfsigkeiten zeigen. Diese Lücke kann durch Berechnung der Beobachtungen ergänzt werden, welche in 3, 6, 12, 24 fr. Fuls Tiefe seit 1837 in Edinburgh im Dolerit von Calton Hill, im Kohlensandstein von Craigleith ‚und dem Sande des Experimentalgarden angestellt worden sind. Aus diesen Berechnungen geht hervor, dals die Gröfse der periodischen *) sowohl als der nicht periodischen Veränderungen im Diorit am unerheblichsten ist, im Sande gröfser wird, end- lich im Sandstein am gröfsten ist. So wie nun einerseits eine Pflanze, je tiefer ihre Wurzeln eindringen, desto mehr in dem Seeklima ähnlichen Verhältnissen lebt, so wird bei gleichblei- bender Tiefe der Wurzeln dies bei den Pflanzen stattfinden, welche in einem schlechter leitenden Boden mit ihren Wurzeln fulsen. Es ist daraus unmittelbar klar, dals die geognostische Beschaffenheit des Bodens nicht nur vom chemischen Gesichts- punkt aus für die Entwicklung der Pflanzen von Bedeutung ist, sondern auch vom physikalischen. Darauf las derselbe über die Veränderungen der mitt- leren Windesrichtung in der jährlichen Periode in Nordamerika. Da an keiner Stelle der Erdoberfläche der: atmosphärische Druck ununterbrochen zu- oder abnimmt, so darf man anneh- men, dafs, so wie zwischen den Wendekreisen die Luftmenge, welche unten nach dem Äquator flielst, compensirt wird durch ”) u diese hat Hr. Forbes es bereits nachgewiesen. Edinb. Trans. vol. 16. uw 33 einen enigegengesetzten Strom in der Höhe, so die neben ein- ander flielsenden Ströme in der gemäfsigten Zone einander das Gleichgewicht halten und zwar in der Weise, dafs, was inner- halb eines Jahres über gewisse Stellen eines Parallels dem Pole zuflielst, über andern Stellen desselben Parallels zum Äquator zurückkehrt. Da aber die Luft, welche vom Äquator her den Parallel überschreitet, bei diesem mit einer hohen Temperatur ankommt, welche sie bei ihrem weitern Fortschreiten nach dem Pole immer mehr an den Boden, über welchen sie strömt, ab- giebt, welche sie also bei ihrer Rückkehr vom Pol nach dem Äquator nicht wieder zum Parallel mitbringt, so werden, weil kältere Luft einen geringern Raum einnimmt als wärmere, die Polarströme schmäler sein als die Äquatorialströme. Findet das Hin- und Herströmen in veränderlichen Betten statt, so wird also die Wahrscheinlichkeit, dals ein Ort im Polarstrome liege, geringer sein als die, dals er sich im Aquatorialstrome befinde, die mittlere Windesrichtung schon aus diesem Grunde allein in ‚der ganzen gemälsigten Zone eine äquatoriale sein. Da aulser- dem aber die Menge des zum Äquator zurückkehrenden gerin- ger ist, weil der elastische Begleiter der Luft, der Wasserdampf, sich auf seinem Wege nach dem Pol hin, immer mehr conden- sirt, der zurückkehrenden Luft also ein elastischer Bestandtheil fehlt, welcher als tropfbares Wasser unter der Windfahne und unter dem Barometer zu seinem Ursprung dem Äquator zurück- kehrt, so ist aus einem doppelten Grunde die mittlere Windes- richtung in der gemälsigten nördlichen Zone SW., in der südli- chen NW. Es ist aber von selbst klar, dafs das für die mittlere Win- desrichtung Gesagte nicht für die einzelnen Componenten -der- selben eine Anwendung findet, d. h. zu einer bestimmten Zeit im Jahre mufs notlıwendig derselbe Parallel von Winden ent- gegengesetzter Richtung überschritten werden. Aber es ist eben so einleuchtend, dals es äulserst schwierig sein wird, bei der Mannigfaltigkeit beobachteter Richtungen die jedesmal stattfin- dende Compensation nachzuweisen. Ist diese nun auch indirect nach dem Witterungsgegensatz neben einander liegender Orte wahrscheinlich, welcher in den Untersuchungen des Verfassers, über die nicht periodischen Veränderungen der Temperaturver- 34 theilung auf der Oberfläche der Erde bereits für mehr als ein Jahrhundert, besonders zwischen amerikanischen und europäischen Stationen, nachgewiesen ist, so schien es doch wünschenswerth, auch auf eine directere Weise diese Compensation zu erhärten. Es ist durch eine grofse Zahl von Schübler, Kämtz, Wenckeback, Kupfer, Hällström und dem Verfasser berech- neter monatlicher Windesrichtungen erwiesen, dafs in Europa die im Winter südwestliche Windesrichtung nach dem Sommer hin sich in eine nordwestliche verwandelt und im Herbst wie- der nach Süden zurückgeht. Aus den früher erörterten Grün- den kann nun in der ganzen gemälsigten Zone eine nordwest- liche Windesrichtung nicht gleichzeitig an allen Orten dessel- ben Parallels stattfinden, da zu jeder Zeit die südlichen Winde über die nördlichen das Übergewicht haben müssen. Es mufs also irgendwo anders nolhwendig, wenn eine Compensation statt- findet, die periodische Anderung eine entgegengesetzte sein als in Europa. Diefs ist nun in Nordamerika der Fall, wo die süd- westliche Windesrichtung im Sommer vorwaltet, die nordwest- liche im Winter. 4 Um von den lokalen Einflüssen frei zu sein, wurden aus den sämmtlichen Stationen des Staates New-York in den 10 Jahren 1833, 1834, 1837 - 1844 die Tage gleicher Windes- richtung summirt und daraus nach der Lambertschen Formel - die monatlichen mittleren Richtungen für die einzelnen Jahre und das zehnjährige Mittel berechnet. Es wird, da diese Zah- len hier mitzutheilen zu weitläufig sein würde, genügen, für die zwölf Monate des zehnjährigen Mittels die 8 Hauptrichtun- gen zu bestimmen, wo man sehr deutlich sieht, wie das auf NW, im Winter fallende Maximum im Sommer auf SW. über- geht. Dafs die nach der Lambertschen Formel berechnete mitt- lere Richtung dennoch in mehr Monaten auf die Südseite fällt als auf die Nordseite, findet in den früher erörterten Gründen seine unmittelbare Erklärung. Diese mittleren für den Zeitraum von 10 Jahren berechneten Windesrichtungen sind p.36 den monatlichen Regenmengen beigefügt. 35 | N. | NO. 0. | so. | S. | SW. | Ww. |nw. Jan. |2.9624/2.2687J1.1032,2.1943 5.1632 5.2390)5.0570]7.0180 Febr. |2.7948 2.2027 1.03631.9124 4.510414.6390 4.9186/6.1861 März 13.4258 2.6829 1.4017 2.2362|4.7778,4.6986/4.9809 6.7722 April [3.2182|2.784311.498112.3435/4.8213)4.3079 4.6201/6.2789 “ Mai 12.7945 2.3203 11.3521/2.6216 5.5866|5.4645 5.1840 5.6085 Juni [2.6111|1.7565 1.0156 2.219815.641715.9829 5.3823|5.2745 Juli 12.6546 1.5011/0.6751[1.7390 5.5115|6.9334 6.0188 5.8452 Aug. 2.9278/2.4527 1.2025 2.3526 5.4492 5.9602 5.0795 5.5822 Sept. |3.0650,2.379711.2343[2.3122|5.1072|5.29274.9048 5.6288 Oct. [3.2450'2.2133 1.0105 sea ame smr 6.3282 Nov. aaa 032 0.9946|1.7854.4.2133)5.8896 5.7247 6.8614 Dec. 4.7308|5.716716.8676 3.8386 2.924111.3096 1.8375 3.7434 Darauf las derselbe über die Regenverhältnisse in Nordamerika. Bekanntlich hat Hr. v. Buch zuerst nachgewiesen, dals die an den Grenzen der tropischen Zone im Winter herabfallenden Regen und die im südlichen Europa regelmäfsig eintretenden Herbstregen ihre Entstehung einer gemeinsamen Ursache ver- danken, nämlich den an der äufsern Grenze der Passate herab- kommenden Äquatorialströmen. Verbindet man damit die Som- merregen Mittel- und Nordeuropa’s, so lassen sich die Regen- verhältnisse Europa’s in folgendem vom Verfasser vor 12 Jahren in Pogg. Ann. 35 p. 375 ausgesprochenem Satze zusammenfassen. „Die Winterregenzeit an den Grenzen der Tropen tritt, je wei- ‚ter wir uns von diesen entfernen, immer mehr in zwei durch ‚schwächere Niederschläge verbundene Maxima auseinander, welche "in Deutschland in einem Sommermaximum wieder zusammenfal- len, wo also temporäre Regenlosigkeit vollkommen aufhört.” Dieser von Hrn. Schouw bestätigte und von Hrn. Fournet wörtlich wiederholte Satz würde sich auf die ganze gemälsigte Zone ausdehnen lassen, wenn die Erscheinung des Passates in ‘der jährlichen Periode parallel mit sich herauf und herunter rückte. Da sie sich aber, wie an einem Orte gezeigt worden ist, wie um einen im tropisehen Amerika liegenden festen Punkt in der jährlichen Periode pendelartig dreht, so mülste sich in Ame- rika in entsprechender Breite in keiner Zeit des Jahres eine ei- gentlich regenlose Zeit finden, sondern Niederschläge die bei höch- 36 stem Sonnenstäande ihr Maximum erreichen. Bei der wirklich stattfindenden geringen Verschiebung wird die bei absolutem Still- stehen der Grenze der Passate convexe Krümmung der Regen- curye hingegen eine geringe Einbiegung zeigen. Diels zeigen nun auch die Berechnungen der zehnjährigen Regenmenge des Staates New - York. Staat New- York. mittlere Win- Regen desrichtung Jan. 1.922 | 84038 Febr. 1.540 87 12 März 2.167 „30 Apr. 2.191 90 50 Mai 3.203 70 26 Juni. 3.371 67 55 Juli 3.262 72 34 Aug. 2.832 72 32 Sept. 2.825 77 44 Oct. 3.137 82 59 Nov. 2.239 97 Dec. 2.177 | 107 10 Darauf legte Hr. Müller eine zoologische Mittheilung des Hrn. Peters aus Mozambique vom 19. Juni vorigen Jahres vor, betreffend eine neue Säugethiergattung aus der Ordnung der In- sektenfresser. u Gattung: Rhynchocyon Pet.n. g. Mncis. °=°, canin. I! 3—31 1—1? molares "=", Summa 36 Zähne. Die Schnauze in einen langen A) Rüssel dikkezaßen: Augen grols. Ohren mittelmälsig. Vorder- und Hinterfülse vierzehig. Die viel kürzere vordere Extremität trägt 3 lange Finger, von denen der mittlere der am meisten hervorragende ist und einen vierten kurzen Aufsenfinger, so dafs vom Daumen keine Spur vorhanden ist. Der Hinterfuls trägt 4 gleich hoch beginnende Zehen, von denen die zweite am längsten ist, dann folgt die erste, dritte und zuletzt die kürzeste vierte Zehe. Fufssohle nackt. Schwanz kurz behaart, geringelt, Steilsgegend nackt, und am Unterleib liegen 2 Paar Saugwar- 37 zen. Nägel lang, comprimirt, unten vertieft. Körperhaare steif wie bei mehreren Herpestes. Was das Gebils anbelangt, so fan- den sich in beiden Hrn. Peters vorgekommenen Exemplaren keine Intermaxillarzähne und der Rand des Knochens war mit ei- ner scharfen Knorpelleiste versehen, die sich den unteren zwei- lappigen Schneidezähnen entgegenstellt. Die Naht des Ober- und Zwischenkiefers trifft einen ganz kleinen nach hinten gerichteten Zahn, dem ein einfacher nach vorn gerichteter des Unterkiefers entspricht. Dann folgt ein langer scharfer hervorragender Spitz- zahn und auf diesen kommen noch 2 einhöckerige und 1 zwei- höckeriger falscher Backzahn, dann 2 vierhöckerige Backzähne mit sehr spitzem Höcker vorn und aufsen und zuletzt ein dreihöcke- riger Höckerzahn. Der Magen ist tief blindsackförmig, einfach, pylorus nahe der Cardia stehend, Darm mit langem Coecum. Leber mehrlap- pig, in ihrer Mitte eine wohl entwickelte Gallenblase. Die Me- tatarsalknochen sind wenig länger als der Tarsus, während bei Macroscelides und Petrodromus die Metatarsalknochen durchaus überwiegend sind. Übrigens hat das Thier im Habitus gar nichts mit den mäuseartigen Macroscelides und Petrodromus gemein. Art. Rhynchocyon Cirnei Pet. n. Sp- Rostbraun oder rehfarben und schwarz melirt. Ohren nebst Hinterhauptsgegend glänzend rostfarben, längs des Rückens 2 Reihen schön castanienbrauner grofser Flecken und jederseits unter denselben noch 2 kleinere dergleichen. Die obere dieser Reihen besteht aus 4, die untere nur aus 2-3 Flecken. Ganze Länge des Thiers 1’ 7” 6”. Hr. Peters hat die Art nach Hrn. Cirne genannt, der ihn während eines zweimonatlichen Auf- enthaltes im Distrikt Bororo (Quellimane), im Familienbesitz des- selben, auf einer mühsamen Elephantenjagd unermüdlich beglei- _ tete und höchst gastfreundlich behandelte. Das Thier ist mit der letzten grofsen Sendung des Herrn Peters hier angelangt und wurde wie auch ein Exemplar des Petrodromus der Klasse vorgelegt. Unser Reisende hat auch Gelegenheit gebabt, die Frucht eines Nilpferdes zu untersuchen, das Chorion ist zottig wie beim Schwein und Pferd, ohne besondere Placenta. Die Nabel- schnur ist mit kleinen runden oder eiförmigen Platten, soliden ” 38 eiweilsartigen Körperchen, zum Theil nur lose anliegend, be- seizt. | „Hierauf berichtete Hr. H. Rose über eine Arbeit des Hrn. Whitney aus Boston, betreffend die chemische Untersuchung einiger Silicate, welche Chlor, Schwefelsäure und Kohlensäure enthalten. Vor längerer Zeit hatte Arfvedson bei der Untersuchung des Sodalits bemerkt, dafs derselbe sich vollständig in Salpeter- säure auflöse, obgleich er mit Chlorwasserstoffsäure eine Gela- tine bilde. Hr. G. Rose hatte eine ähnliche Beobachtung beim Cancrinit vom Ilmengebirge gemacht, der sich auch in concen- trirter Chlorwasserstoffsäure zu einer klaren Flüssigkeit auflösen kann, die beim Kochen plötzlich gelatinirt. Hr. Whitney fand, dals eine ganze Reihe von Silicaten, die hinsichtlich der Zu- sammensetzung Ähnlichkeit mit den genannten Mineralien haben, die Eigenschaft besitzen, sich in allen verdünnten Säuren zu einer klaren Flüssigkeit aufzulösen. Mit concentrirten Säuren gelati- niren alle diese Mineralien, mit Ausnahme des Cancrinits, der auch in concentrirten Säuren auflöslich ist. Zu diesen Mineralien gehört aufser Sodalit, und Can- erinit vom Ilmengebirge, der Eleolith vom Litchfield (Maine), . der Nosean vom Laacher-See, der Hauijn vom Albanergebirge und von Niedermendig, und der Cancrinit, der mit jenem Eleo- lith zu Litchfield vom Dr. Jackson in Boston entdeckt wor- den ist. Hr. Whitney hat alle diese Mineralien mit grolser Sorg- falt untersucht. Folgende sind die interessanten Resultate seiner Arbeit. Der Sodalit, der Nosean, und der Hauijn lassen sich betrachten als Verbindungen von einem Thonerde - Natronsilicat, welches die Zusammensetzung Na Si + 341 Si hat, mit Chlornatrium, mit schwefelsaurem Natron und mit schwefelsaurer Kalkerde. Die- ses Silicat ist bis jetzt noch nicht für sich allein vorgekommen; es hat die Zusammensetzung, die man früher dem Eleolith zuschrieb. Die Zusammensetzung der genannten Mineralien ist fol- gende: h 39 Na Si + 3Äl Si + Na EI, Sodalit. Na Si + 3Ä1l Si + Na S$, Nosean. Na Si + 3Ä1 $i + 2 Ca $, Hauijn vom Albanergebirge. Na Si +3Ä1 Si + NaS$ } Hauijn vom Nieder- 2(NaS + 3Äl Si + 2 Ca S) mendig. Der Cancrinit vom Ilmengebirge, und der Cancrinit von Litchfield sind Verbindungen von wirklichen Eleolith, Na? Si + 2Ä1 Si, mit kohlensaurer Kalkerde, und mit kohlensaurem - Natron Na? Si + 2Ä1 Si + Ca Ö, Cancrinit vom Ilmengebirge. Be. ee +Na } cıH Cancrinit von Litch- Na? Si + 2Ä1 Si +1Ca I field. 4=Februar. Gesammtsitzung der Kkadenke Anderweiter Geschäfte der Akademie halber, ward die Vor- _ lesung bis zum nächsten Male verschoben. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gelehrte Denkschriften der Kaiserlichen Universität zu Kasan. Jahrg. 1844. Heft 4. Jahrg. 1846. Heft 1. 2. Kasan 1846. 8. (In russischer Sprache.) Mitgetheilt von der Kaiserl. Russischen Gesandtschaft hierselbst unterm 9. Januar d. J. Berichte über die Verhandlungen der Königl. Sächsischen Gesell- schaft der Wissenschaften zu Leipzig. (Heft) III. IV. s. Preisschriften, gekrönt und herausgegeben von der Fürstich Ja- blonowski’schen Gesellschaft zu Leipzig. 1. H. Grafsmann’s geometrische Analyse, geknüpft an die von Leibniz erfundene geometrische Charakteristik. Mit einer erläuternd. Abhandl. von A. F. Möbius. Leipzig 1847. 4. Mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars der Königl. Säch- sischen Gesellschaft der Wissensch. zu Leipzig, Herrn Dr. Moritz Haupt vom 25. Januar d. J. * P. H. Boutigny (d’Evreux), rouvelle branche de Physique ou etudes sur les corps a l’etat spheroidal. 2: Ed. Paris 1847. 8. 2 Exempl. Mit einem Begleitungsschreiben des Verfassers d. d. Paris d. 9. Dec. v. J. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’Academie des Sciences 1846. 2° Semestre. Tome 23. No. 17 - 23. 25. 26. 40 26. Oct. -28. Dec. 1847. Ar Semestre. Tome 24. No. 1. 4. Janv. Paris. 4. Bulletin de la Societ& geologique de France. 2*Serie. Tome 4. Feuilles 1-7. Paris, Janvier 1847. 8. aäte und A5te Publication des literarischen Vereins in Slultgart. — Bibliothek des lit. Vereins in Stuttg. XIV.XV. Stuttg. 1846. 8. J. Kops en J. E. van der Trappen, Flora Batava. Allev. aA4- 146. Amsterd. 4. Demonville, Examen des ouvrages physico-philosophiques de M. Azais, servant d’introduction a la physique de la crea- tion, 2 Vol. de la Philosophie primitive. Paris 1846. 8. 2 Exempl. ‚ Philosophie primitive. 3e Volume. Vrai Systeme du monde, Chapitres 1. 2. Planetes-Cometes. ib. 8. 2 Expl. J. U. Ewertz, Darstellung des Mechanismus der von Nicolaus Copernicus entdeckten Welikörperbewegung. Mitau 1846. #8. Ordnungen der Wedekindschen Preisstiftung für deutsche Ge- schichte. Göttingen 1847. 8. D. F. L. von Schlechtendal, Linnaea. Bd. 19. Heft A. Halle 1846. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 587. Altona 1847. 4. C.E. Hammerschmidt, allgem. österreich. Zeitschrift für den Landwirth ete. 18. Jahrg. 1846. No. 52. nebst Titel u. Regi- ster. Wien. 4. Kunstblait 1847. No. 1.2. Stuttg. u. Tüb. 4. Nieuwe Verhandelingen der eerste Klasse van het Koninklyk- Nederlandsche Instituut van Wetenschappen, Letterkunde en schoone Kunsten te Amsterdam. Deel 12. St.3. Te Amster- dam 1846. 4. Mit einem Begleitschreiben des Sekretars des Königl. Niederlän- dischen Instituts zu Amsterdam Herrn Dr. W. Vrolik vom 2. Januar d.J. 41. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ehrenberg las über die mikroskopischen kie- selschaligen Polyeystinen als mächtige Gebirgsmasse von Barbados und über das Verhältnifs der aus mehr als 300 neuen Arten bestehenden ganz eigenthümlichen Formengruppe jener Felsmasse zu den jetzt lebenden Thieren und zur Kreidebildung. Eine neue Anregung zur Erforschung des’ Erdlebens. al Die Einleitung giebt eine Zusammenstellung der verschie- denen Fernsichten, welche die anatomisch - physiologischen Un- tersuchungen über das kleinste selbstständige unabsehbar zerspal- tene und unabsehbar mächtige Leben seit nun 17 Jahren allmä- lig ergeben haben und über die immer wachsende und immer tiefer greifende Wichtigkeit dieser Lebensäulserungen für die ° Kenntnifs der Erdbildung. Hierauf werden die Mittheilungen und Materialien des aus- gezeichnet thätigen und umsichtigen Reisenden, Herrn Robert Schomburgk, in Übersicht gebracht, welche derselbe über die Gebirgsarten in Barbados an den Verfasser und an das Königl. Mineralien-Cabinet eingesandt hat. Herr Schomburgk hatte selbst beobachtet, dals in einer eben nicht sehr mächtigen Lage des erdigen Mergels von Bar- bados Infusorien-Schalen vorkommen und diese Bemerkung sammt Proben an den Verfasser mit dem Zusatz gesandt, dafs es Süls- wasserbildung zu sein scheine*). Jedenfalls hatte diese specielle Beobachtung Herrn Schomburgk veranlafst, die Verhältnisse aufmerksamer zu betrachten und viele Proben zu sammeln. Erst bei einer weiteren sehr speciellen Untersuchung der verschiedenen Sandsteine und Kalksteine, so wie noch anderer scheinbar sehr heterogener, auch kohlenartig bituminöser Ge- birgsmassen hat sich herausgestellt, dafs die dortige Haupt- Gebirgsmasse eine halibiolithische ist, d. h. dem organischen Leben im Meere mit aller Wahrscheinlichkeit ihren ganzen Ur- sprung verdankt, und dafs die Formen überraschend eigenthüm- liche sind. Dies doppelte Resultat, besonders die ganz neue eigenthüm- liche Formenmasse, welche das Gestein zusammensetzt, haben den Verf. zu einer vorläufigen Nachricht darüber schon im De- cember 1846 angeregt, welche im Monatsbericht abgedruckt ist. Es waren schon damals über 100 ganz unbekannte Arten ver- *) Diese Mittheilung deshalb, weil sie einer Berichtigung ausgesetzt ist, zu verheimlichen, scheint mir, da es Hrn. Schomburgk um eine fol- genreiche Beobachtung brächte, nicht angemessen, und da derselbe auf mi- kroskopische Studien keine Ansprüche macht, so treffen die Berichtigun- gen nur die Sache, der Dank bleibt Ihm, dem geistvollen Reisenden, ganz. 42 zeichnet und 80 davon in Abbildung vorgelegt worden. Im Mo- natsberichte wurden 140 neue Arten in 26 neuen und 5 alten Generibus verzeichnet in kurze Übersicht gebracht. Dals ein solcher bisher in der Naturgeschichte ganz uner- hörter Formenreichthum an Bildungen die keine Verwandtschaft mit dem Bekannten haben, sich nicht in wenig Wochen aus einigen Bruchstücken grolser Gebirgsmassen werde erschöpfen lassen und dals gewils das Doppelte an Formenzahl noch zu er- warten sei, wurde bemerkt und auch auf die Unwahrscheinlichkeit hingewiesen, dals nur die Insel Barbados solche Gebirgsmassen führe, womit denn ein ansehnliches Feld der Forschung aufge- schlossen erschien. Dafs schon heut (am 11. Febr. 1847) jene beiläufig erwähnte Verdoppelung der Zahl neuer Formen nicht blols erreicht, son- dern (300) weit überschritten sein werde, liefs sich nicht erwarten, aber wohl liegt in dieser Thatsache eine Hinweisung auf noch verborgenen grolsen Reichthum der Erde an selbstständigen un- geahneten Lebensformen. In einem Abschnitte über die bisherigen Kenntnisse von den Polycystinen bemerkt der Verf., dafs von den hiermit der Aka- demie vorgelegten 282 Arten zuvor nur 39 bekannt waren und dals allesammt, die früheren wie die jetzigen, nur von ihm selbst beobachtet sind. Jene 39 Arten sind seit 1838 mit dem Namen Polycystina in besonderer Familie der polygastrischen Infusorien verzeichnet worden. Sie waren in 5 Genera vertheilt, sind aber den jetzt gewonnenen Eintheilungs-Principien dieser Formen ge- mäfs nun in 15 Genera zu vertheilen, welche sämmtlich in den Barbados Felsmassen, mehrere sehr viele, Arten zeigen. Jene 39 früher verzeichneten Arten waren theils fossile, aus verschie- denen geologischen Epochen, theils jetzt lebende der Nordsee und des Weltmeeres, einige waren vom Meeresgrunde am Südpol. an die neuere schärfere Systematik: Cornutella Cassis —= Cornutella Cassis clathrata = clathrata Lithocampe = Eucyrtidium Lithocampe obtusa —= Lophophaena? obtusa Die früheren Namen erhalten nun folgende Anschliefsung u u ee u See Flustrella bilobata (Lagena) concentrica limbata praetexta spiralis Lithobotrys cribrosa denticulata Galea quadriloba £triloba Lithocampe antarctica aculeata acuminalta aurita Auricula australis Hirundo lineata punctata Radicula solitäria stiligera Haliomma Amphisiphon Aequorea (cornutum crenatum didymum dixiphos (Lagena[ Flustrella] Medusa nobile oblongum ovalturn radians (radiatum) radicatum Sol. Rhopalastrum lagenosum Flustrella concentrica Perichlamydium limbatum praetextum Flustrella spiralis Lithobotrys cribrosa et triloba Lithopera denticulata Lithocorythium Galea Lithobotrys quadriloba Lithobotrys triloba Eucyrtidium antarcticum Pterocanium aculeatum Eucyrtidium acuminatum auritum auritum? australe Lithornithium? Hirundo Eucyrtidium lineatum punctaltum Lithocampe Radicula Carpocanium solitarium Eucyrtidium? stiligerum Astromma? Entomocora Haliomma Aequorea Caryolithis crenata) Haliomma crenatum Astromma Entomocora? Haliomma dixiphos Rhopalastrum lagenosum) Haliomma Medusa nobile oblongum ovalum radians Ceratospyris radicata Haliomma Sol. 44 Hierauf werden die Principien für die Systematik der neuen Formenmasse entwickelt. So lange nur wenige Formen dieser besonderen Gruppe bekannt waren, war die Schwierigkeit für ihre Einreihung in die vorhandenen Abtheilungen weniger grols, als jetzt, wo es nahe an 300, mithin mehr sind, als manche ganze Thierklasse enthält. Auch sind 280 verschiedene oder unter- scheidbare Formen gar nicht in Übersicht zu bringen, wenn nicht eine physiologische Systematik dazu benutzt wird. Mit Salzsäure übergossen und gekocht verändern die klei- nen zierlichen Schalen ihre Form nicht nur nicht, sondern wer- den reiner von anhängendem Fremden und crystallbell, während alles Kalkschalige aufgelöst wird. Im Jahre 1838 war es noch möglich, die wenigen fossilen Formen, ihrer Kieselschalen halber, fraglich zu den kieselschaligen Polygastricis zu stellen und ihnen etwa, wie der Verfasser es ge- than, eine besondere Familie darin anzuweisen, mit der Voraus- setzung, dals sich ein polygastrischer Bau an Lebenden allmälig werde nachweisen lassen. Die mehrere hundert neuer grolser und scharf entwickelter Formen, welche nun bekannt sind, er- “ Jauben einen Anschlufs an die Polygastrica nicht mehr, denn so- wohl die äufseren Formen sind ganz eigenthümlich und abwei- chend von den Bacillarien, als auch die erkennbaren inneren Ver- hältnisse der Entwicklung sind unvereinbar. Die bei dieser Be- urtheilung in Betracht kommenden Hauptverbhältnisse sind fol- gende. Wenn es auch philosophisch d.h. a priori ganz leicht wäre, kieselschalige Muscheln unter den kalkschaligen zu denken, also sehr nah verwandten Thieren einmal eine Kiesel- Ausscheidung, einmal eine Kalk-Ausscheidung zuzuschreiben, so ist dies natur- historisch nicht nur sehr bedenklich, sondern im höchsten Grade anstölsig. Tiefgreifende Gesetze des Lebens bedingen die Aus- scheidung des phosphorsauren Kalks in den Knochen der Men- schen und Wirbelthiere und des kohlensauren Kalks in den Ge- häusen der Mollusken wie Skeletten der Polypen. Ein Mensch oder ein Wirbelthier mit kieselerdigen Knochen erscheint beim er- sten Anblick logisch denkbar, naturbistorisch ist der Gedanke wider- strebend, vielleicht ist er unlogisch. Eben so ist es mit kieselschali- gen Mollusken, eben so mit kieselschaligen Polythalamien, das ist 45 . ‚scharf genommen gleich einem kranken oder sehr auffallend ab- weichenden Thiere jener Abtheilungen, wahrscheinlich sogar gleich einem ledernen Steine, einem hölzernen Metalle. Dieser physiologische Malsstab scheidet die kieselschaligen Polycystinen schon von allen bekannten Schal- und Knochen- thieren, mit Ausnahme der Polygastrica, ab, denn zu den kranken Organismen kann Niemand diese völlig constanten und scharfen Form- und Massenverhältnisse zählen, da es ja keine an- deren ähnlichen giebt, die für gesunde gelten können. Es bleibt nun die Frage zu erörtern, sind diese kleinen normalen Naturkörper für selbstständige Organismen oder für Theile von Organismen, für pflanzlich oder für thierisch oder für Crystallisationen zu halten? Da schon lebende Formen mit Eingeweiden, wenn auch un- vollkommen beobachtet, mehrfach bekannt sind, so wird der Ge- danke an jede Crystallisation so vollständig scharf abgewiesen, wie bei fossilen Muscheln und Säugthierknochen, wenn auch in dem durch die Sonderbarkeit überwältigten Urtheil dergleichen Gedanken durch die Kreuzformen ihren Ausdruck finden könnten. Was die pflanzliche Natur anlangt, so hat dieselbe ein An- halten in den Phytholitbarien, besonders der Schwämme und Tetbyen. Auch diese Analogie wiels der Verfasser schon im Jahre 1838 deshalb zurück, weil seine vielfachen Untersuchun- gen der Schwämme aus allen Meeren und allen geologischen Perioden, wo sie erschienen, ihm zwar sehr regelmäfsige, be- stimmte, leicht wieder erkennbare und in hunderten von For- men von ihm bereits verzeichnete, aber nie solche Theilchen als Organisations - Verhältnisse gezeigt haben. Die grofse Zahl der Polycystinen ergiebt nun aber auch positive Gegengründe in der Structur der Schalen und da es jetzt lebende giebt, welche isolirt im Schlamme des Meeresgrundes mit Organisations - Ver- hältnissen versehen, bereits beobachtet sind, so fällt auch die Ansicht weg, dals die übrigen unselbstständige Theile von Or- ‚ganismen wären. Die regelmälsigen Öffnungen und Gliederun- gen der kleinen Schalen sprechen deutlich für selbstständige thie- rische Formbildung und Entwicklung, indem die oft grofsen Öff- nungen an den Körperenden gar keine Analogie bei Pflanzen - und allgemeinste Analogie bei den Thieren haben. 0 ini u An o ZZ te Ze 46 Was nun die Verwandtschaft dieser kleinen Thierformen mit den schon bekannten Thier-Abtheilungen anlangt, so hat der Verfasser, die im Jahre 1835 *) von ihm der Akademie über- gebene Übersicht des Thierreiches nach dem ihm eigenen Princip überall gleich vollendeter Entwicklung, seinem Urtheile wieder zum Grunde gelegt. Zwar sind seitdem mehrere dort berührte Umstände im Detail näher bestimmt worden, aber die Hauptgruppen und Charaktere sind unverändert dieselben geblie- ben. Hiernach zeigt sich in dem kieselschaligen zarten organi- schen Gebirgs- Material von Barbados ein von den polygastri- schen und polythalamischen Thierformen gleich stark abweichen- der Character, aber auch eine grolse Verwandtschaft zu diesen beiden Gruppen, welche, nicht muthmalslich, sondern, genauen Untersuchungen des Verfassers zufolge, erfahrungsmälsig einen sehr verschiedenen Bildungstypus haben. Die Kieselschale bindet sie an die Polygastrica, welche den strahligen Darmbau haben, aber die Quergliederung sammt der ganzen zelligen Anordnung des Gerüstes bindet dieselben an die nicht strahligen, einen schlauchartigen Darmbau habenden an, welche stets kalkschalig, “nie kieselschalig sind. Da der Darmbau bei keiner lebenden Form bisher hat beobachtet werden können, so tritt erst aus der physiologischen Formbildung der ganzen höchst zahlreichen For- mengruppe eine nähere Verwandtschaft zu den Moosthierchen (Bryozoen) und namentlich den Polythalamien (Schnörkelkorallen) hervor, welche in ihren Nodosarinen sehr ähnliche Formbildun- gen wie die Polyeystina solitaria, in ihren vielleibigen Soriten, Pavoninen, Melonien aber durchaus ähnliche Bildungen wie die Polycystina camposita, die Haliommatina und Lithoeyclidina zei- gen. Auch ist die Kreuzform und das Strahlige in den Side- rolinen und Siderospiren, sogar der jetzt lebenden Meeresbil- dungen (s. d. Monatsber. 1845. p. 376.) vorhanden. Dessen un- geachtet finden sich an den kleinen Kieselschalen der Polycysti- nen physiologische Charaktere, welche dieselben, auch abgesehen von dem Kiesel-Panzer, den Polythalamien ganz entfremden, das ist der Mangel wirklicher Kammern, deren Existenz den Kör- *) Die Akalephen des rothen Meeres und der Organismus der Me- dusen der Ostsee. 47 per der Polythalamien ganz anders gliedert und auch den Namen bedingt. Ferner ist bei der Mehrzahl der Einzelformen deutlich, dals ihre Körpergliederungen nicht, wie bei den Nodosarien und Rotalien, mit dem Alter an Zahl zunehmen, sondern individuell abgeschlossen sind, ein wichtiger Charakter. Andererseits ist die nicht abschliefsende leichtere Quergliederung der Polycystinen ein den Bacillarien, welche stets Längstheile in ihrem Skelete und in ihrer Entwicklung zeigen, ganz fremder Charakter. Mit diesen und noch anderen Gründen hält der Verf. die Polycystinen nicht weiter für vermuthliche Polygastrica, nicht mehr für zusammengesetzte Arcellinen, sondern vielmehr für der Abtheilung der Schlauchthiere, Tudulata, den Bryozoen gleich, an- gehörige, aber kieselschalige und besonders organisirte Formen. So würden denn im Systeme diese Naturkörper als den Poly- thalamien zunächst stehend, den herz- und puls-losen Gefäfsthie- ren mit einfachem schlauchartigen Darme in besonderer Gruppe anheim fallen. Die individuell am gröfsten entwickelten For- men ihrer Abtheilung würden die Holothurien und Seeigel, Echinoidea, sein. Hierauf entwickelt der Verf. die Verhältnisse dieser fossilen Thierformen von Barbados zu den jetzt lebenden und den fossi- len ähnlichen Formen anderer Gegenden. Von jetzt lebenden Polycystinen hat der Verfasser in sei- nen früheren Vorträgen allmälig 5 Arten verzeichnet, deren 2 dem Genus Haliomma zugeschriebene bei Cuxhaven schon in der Nordsee leben und sonst im Ocean sehr verbreitet sind, 3 Ar- ten, deren 2 dem Genus Eucyrtidium, 1 dem Genus Lithopera angehörig, sind im Meeresgrunde des Südpols beobachtet wor- den. Das sind Haliomma ovatum Eucyrtidium antarcticum radians australe. Lithopera denticulata Die von ihm selbst lebend beobachteten beiden ersteren - Formen gehören zu den zusammengesetzten Polycystinen und sind in der Structur des weichen Körpers unklar geblieben. Sie zeigen eine oliven-bräunliche Erfüllung der Zellen. Die übrigen 3 Formen sind zwar als leere Schalen, aber zwischen lebenden Infusorien des Südpols zahlreich vorgekommen, wodurch sie als 2%* 48 selbsständige und jetzt lebende Organismen aufser Zweifel zu treten scheinen. Die fossilen Arten sind zum Theil in den sicilischen Krei- demergeln, zum Theil in den Tripeln von Oran, von. Aegina, von Zante, von verschiedenen Puncten Virginiens in Nord-Ame- rika und von den Bermuda-Inseln vorgekommen. , Da diese ver- schiedenen Puncte, den herrschenden Ansichten der darüber han- delnden Geognosten zufolge, zu zwei sehr verschiedenen Bil- dungs-Epochen der Erde gehören, so ist es wichtig, danach die in ihnen aufgefundenen Polycystinen zu scheiden. In dem entschiedenen Kreidemergel von Caltanisetta in Si- cilien sind 18 Arten von Polycystinen beobachtet, welche 1844 in den Monatsberichten p. 63 sq. verzeichnet sind. Die übrigen von 39 früher verzeichneten Arten würden ıninus 5 der sogenann- f ten Tertiärbildung angehören. Mit diesen Materialien und einigen neueren Beobachtungen, welche die fossilen Arten der Tertiärzeit vermehren, hat der Verfasser nun die neu gewonnenen reichen Materialien der Ge- birgsmasse von Barbados zu vergleichen und ihr Verhältnifs zu den jetzt lebendenden Formen sowohl, als zu den sogenannten Tertiär- und Kreide- oder Sekundär - Zeiten der Erdbildung in Übersicht zu bringen und festzustellen gesucht. Das Resultat der Vergleichung ist, dafs von den 282 minus 15 in Barbados die Gebirgsmassen bildenden Arten von Poly- cystinen nur ein sicheres, Haliomma ovatum, unter den 5 als jetzt lebend bekannten Arten ist. Von den 18 früheren Arten, welche sicher der Kreidezeit angehören, sind 8 unter den 282 fossilen Arten von Barbados und bei einer neueren Revision des sicilischen Mergels haben sich noch überdies 6, zusammen 14 auffinden lassen, welche mit denen von Barbados wohl als Species oder als leichte Varietäten der Species übereinstimmen. Es sind: Cornutella clathrata Haliomma Medusa Lithobotrys acuta nobile Lophophaena obtusa Entactinia Eucyrtidium Eruca Diet 'yospyris tristoma lineatum ? Ceratospyris radicata Cycladophora spatiosa Flustrella concentrica Haliomma Dixiphos Astromma Entomocora? 49 Zehn der früher in Siciliens Kreide beobachteten Formen fanden sich nicht in Barbados und die in Sicilien häufigste Form, Eucyrtidium lineatum, welche auch in den sogenannten Tertiär- Gebilden häufig ist, findet sich nur selten und sogar nur zwei- felhaft in Barbados, während mehrere verwandte Formen dort sehr zahlreich massebildend erscheinen. Die sogenannten Tertiär-Tripel und -Mergel als Halibiolithe von Oran, Aegina, Zante, Virginien, Bermuda, enthalten nur ‚wenige Polycystinen eingestreut, ihre Massen sind aus polyga- strischen Schalen gebildet. Zusammen enthielten sie, den frühe- ren Mittheilungen nach, 21, häufig unter sich übereinstimmende, Formen. Neuerlich sind dieselben um einige, aber nicht viele, vom Verfasser vermehrt worden. Von jenen 21 haben sich nur 10 in Barbados fossil wieder gefunden, mithin die kleinere Hälfte und auch die neuerdings hinzugefügten Tertiär-Formen sind nicht immer, nur zum Theil, in jenen Formenmassen von Barbados. Hieraus ergiebt sich, dafs die Formenmassen der Polycey- stinen von Barbados in den jetzt lebenden Formen, so weit sie beobachtet sind, nur wenig und in der Sekundärzeit mehr Über- ‚einstimmendes haben als in der Tertiärzeit. | Der Verf. geht dann zu den Beimischungen über, welche sammt den Polycystinen die Gesteinmassen in Barbados bilden. Zuerst spricht er von den kieselerdigen Theilen. Diese gehören, aufser den Polycystinen, noch 3 anderen Formengruppen des Organischen an. r X 1) Polygastrische Infusorienschalen sind in einigen Proben der Gebirgsmasse vorhanden, in anderen fehlen sie ganz. Da ‚wo Kiesel-Infusorienschalen vorkommen, sind von 18 Arten nur 4 mit der Kreidebildung von Sicilien und uur 2 mit den soge- nannten Tertiärbildungen von Oran, Aegina, Zante, Virginien ınd Bermuda übereinstimmend. Sehr auffallend ist es, dafs viele ormen dieser Lokalität ganz eigenthümlich und nirgends - auf er Erde weiter bisher vorgekommen sind. Eine Anzahl dieser uen und eigenthümlichen Formen bilden sogar 3-4 neue Ge- nera, welche der Verfasser Actinogonium, Dictyolampra und Liostephania nennt. 50 Besonders häufig ist Biddulphia Cirrhus, eine neue Art, und besonders auffallend ist die neue Gattung Liostephania, deren vielgestaltige Formen 3 Arten zu bilden scheinen. 2) Die geformten Pflanzen -Kieseltheile, Phytolitharien, be- schränken sich auf Spongillen- und Tethyen-Theile, von denen nur wenige, aber doch einige, eigenthümlich sind. Verzeichnet wurden 27 Formen. Die merkwürdigste Form ist wohl Spon- gophyllium Cribrum, welches auch in der Kreide von Caltani- setta, aber viel zahlreicher in dem Mergel von Zante vorkommt, wo es fast massebildend erscheint. Besonders ausgezeichnet sind noch Amphidiscus annulatus und Spongolithis annulata. Die Spongophyllia sind so merkwürdig, dafs der Verfasser sie für den Anfang einer neuen noch unbestimmten Formen- Reihe anzuse- hen geneigt ist, die nicht Tethyen und nicht Schwämme sind. Phytolitharia von Sülswasser oder Landpflanzen sind gar nicht dabei. 3) Die dritte Gruppe der unselbstständigen geformten Kie- seltheile des Barbados-Mergels ist eine ganz neue, bisher nicht beachtete. Der Verfasser nennt sie Geolithia. Es sind regelmä- fsig geformte, daher leicht wieder erkennbare und für geologi- sche Zwecke ganz nutzbare Kieseltheile von Thieren, wie es die Phytolitharia von Pflanzen sind und wie die Zoolitharia Kalk- theile von Thieren sind. Es sind weder Spongien- noch Te- thyen-Theile und zuweilen nachweisliche Polycystinen - Theile. So finden ‘sich zuweilen sehr häufig nur Schnäbel und Köpfe von Eucyrtidien oder Kerne von Haliommatinen, auch die hin- teren Öffnungen der Schalen vieler Formen finden sich als frei abgelöste zierlich gezahnte Ringe, oder die Seitenstrahlen, Sta- chela und Fülse vieler Formen erscheinen zahlreich als freie Na- deln, so wie die zerbrochenen Gitterwände der Leiber als Kie- selnetze vorkommen. In Gesteinarten, wo ‘die Formen wohl er- halten sind, erkennt man den Ursprung der Fragmente, wo das aber, und es pflegen dies gerade die schwierigsten und wich- tigsten Fälle zu sein, nicht der Fall ist, da gilt es, Anhalten aus den erkennbaren Fragmenten zu nehmen, so wie man selten ganze Haifische, häufig aber Haifischzähne, in geologischen Ver- hältnissen zu beurtheilen hat und zu grofsem Vortheil benutzt. Darum hat denn der Verfasser die Geolitkia in folgende Grup- ' ı * > Sl pen, die er, beiläufig, nur der Analogie wegen, Genera nennt, abgetheilt: Strahlige Kieseltheile dieser Art Actinolithis Netzartige Dictyolithis Ringartige Stephanolithis Plattenartige Placolithis Stabartige Rhabdolithis Nufsartige zellige Theile (Polycystinen-Kerne) Carpolithis Kopf- und schnabelartige (Polyceystinen-Schnäbel) Cephalolithis. Manche ganze Gesteinproben von Barbados sind aus solchen Fragmenten zusammengesetzt, so dals man nur unsicher die wah- ren Species bestimmen kann, während doch die Genera ‚oft scharf hervortreten. In atmosphärischen Staubarten der Stürme und Vulkane wird man künftig weit leichter Geolithien als ganze Kieselthier-Formen mit Sicherheit nennen und vergleichen kön- nen, wie man Seeigelstacheln, Fischzähne, Schuppen und Kno- chen mancherlei Art gar oft in der Geologie als alleiviges An- halten für das Urtheil mit grolsem Nutzen verwendet. Solcher Geolithien, kieselerdigen vermuthlichen oder wirk- lichen Thiertheile, sind nun bisher 27 verzeichnet, von denen nicht wenige zu keiner der 282 Polycystinen- Arten gezogen werden können, aber doch höchst charakteristische Formen haben. Sie wurden in Zeichnung und in den Präparaten in natura vor- gelegt. Jedes einzeln, in atmosphärischem Staube beobachtet, würde für jetzt Barbados als Quelle des Staubes sogleich be- zeichnen. Die ausgezeichneten Genera Aczinolithis und Placo- Zithis sind rücksichtlich ihres organischen Ursprunges noch ganz _ unbekannt. Nennt man ein fragliches netzartiges Kieseltheilchen einen Dictyolithen von der oder jener Form und Grölse, so wird man es mit Kürze und Schärfe weniger fehlerhaft bezeichnen, als wenn man es Podocyrtidis oder Spongiae oder Eucyrtidii fragmen- - zum oder sonst wie nennen wollte. Da, wo es nicht nöthig ist, Fragmente zu berücksichtigen, wird verständigerweise Niemand die Fragmente aufzählen. Der Verfasser geht nun zu den beigemengten, theils orga- nischen, theils morpholithischen Kalktheilen über, welche den Mergel von Barbados bilden helfen. Die organischen Theile sind 52 eine nicht grolse Anzahl von Polythalamien, die morpholithi- schen Theile, welche wahrscheinlich und wohl sicher secundäre Bildungen sind, sind von den Kreide-Morpholithen etwas ver- schieden, oft sternartig, oft elliptisch mit Kerne. Die Gebirgsmasse im Allgemeinen, welche diese Bestand- theile mehr oder weniger verändert, zuweilen fast unkenntlich, zuweilen überraschend schön erhalten zeigt, ist theils tripelartig, sehr mürbe und weilslich, theils fester Sandstein und kalkstein- artig und wird oft durch ansehnlichen Kalkerde-Gehalt mer- gelartig. Zwischen den Mergelschichten finden sich Lagen und Nester von Halb-Opal und auch Lagen von kohlenartigem An- sehen. Der Berg Burnthill, welcher im vulkanischen Rufe steht, ist | offenbar nicht gebranntes, sondern nur ein tief schwarzes bitu- minöses Gestein, dessen Polycystinen oft ganz gut erhalten sind und der durch Glühen seine schwarze Färbung verliert. Der Halb-Opal ist ein auffallender Character der dortigen Gebirgs- masse, weil dergleichen bisher in Kreidemergeln nicht vorge- kommen ist, wogegen aber Feuersteine in Barbados fehlen, welche in den europäischen Kreiden sehr auffallend sind. Die Halb- Opale erscheinen in Europa öfter in tertiären biolithischen Tri- peln. Ein wichtiger Character des Gesteins von Barbados ist noch eine reichliche Beimischung von Bimsteinstaub in sehr vielen der Mergel-Proben, so dals man den Mergel von Barbados ei-' nen vulkanischen Tuff nennen könnte. Ja eine der von Herrn Schomburgk eingesandten Gebirgs-Proben (58) ist ein reiner vul- kanischer Tuff aus Bimstein-Staub. Dieser vulkanische Staub als Gemengtheil von kreideartigem Kalk und Mergel, ist dem Ver- fasser noch nirgends vorgekommen und so scheint wohl jene Gebirgsmasse ein durch Aschenregen und organisches Leben ge- bildeter und dann gehobener uralter Meeresboden zu sein, wel- cher dem jetzigen Leben sehr viel ferner liegt, als die ihn über- lagernden Corallen-Tuffe. Die ganze Gebirgsmasse scheint al- lerdings bis zu 1148 Fufs Erhebung vom Meere einen gleich- artigen Character durch verschiedene Mischungs-, Änderungs- und Umwandlungs-Verhältnisse hindurch constant zu bewahren. Der Verfasser überreicht hierbei eine tabellarische Über- sicht von den 53 282 Polycystinen 18 Polygastrieis 27 Phytolitharien 27 Gebolithien 7 Polythalamien im Ganzen von 361 Arten des Gesteins von Barbados, von denen über 300 ganz neue For- men sind. Diese sämmtlichen Formen wurden in mehr als 100 Blät- tern, Zeichnungen und in Präparaten, zum Theil unter Mikro- ‚skopen vorgelegt. Als Auszug des systematischen Theiles des Vortrages wer- den hier noch die Übersichten der neuen grolsen Thiergruppe der Polyeystinen mitgetheilt, in welcher seit dem December noch eine neue Familie und zu den 31 Generibus noch 13 hin- zugekommen, so dals die ganze Thiergruppe von 282 Arten nun in 7 Familien und 44 Genera abgetheilt worden ist, deren Ge- halt an Arten dabei angezeigt wird. Das Verhältnifs der Abschliefsung der Einzeltbiere und bei den Einzelthieren die Öffnungen im Panzer, von denen die vor- dere meist gitterartig oder fensterartig, die hintere offen ist, sind als physiologisch wichtige und nothwendige Charactere des Organismus zu den grölseren Abtheilungen, Gliederung und An- hänge zu generischen Abtheilungen benutzt. Kurze systematische Übersicht der Familien bei den Zellenthierchen. Polycystinorum Familiae. I. POLYCYSTINA SOLITARIA. Teste siliceae spatio interno ample pervio aut passim levius transverse constrieto. Spatium internumliberum i 1 i 1 Gen. Spec, Testae apertura unica (articuli, | dissepimenta, Ss strieturae nulla) . . . I. HaLscALYPTRINA, (simplex aut cancel- . . . IR Spatium internum stri- _Seehauben 117,43 eturis articulatim con- traetum . . . 2.0. IE LITHoOcHYTRINA, Steinfläscheher VII 31 94 Testae apertura duplex, anterior saepius can- Gen. Speu cellata, posterior tota apetta . . . . . . IH. Eucvarimına, Walzenkörbchen XV 149 I. POLYCYSTINA COMPOSITA. Testae siliceae spatio interno celluloso aut strietura longitudinali con- stricto. Cellulae binae clathratae nucis forma amplae, stri- ctura longitudinali levius discretae . . . . „IV. Spyrıpına, Cellulae numerosae par- Gitternüfschn \V 36 vae, ordine concentrico, spirali aut nullo (spon- giose) in orbes conso- ciatae, interdum radia- taen #hılar Ei. IE IV MCALEDIEIN, SchmuchnetzchenVI 15 Testae nucleo desti- tutae (associatae et coalitae). Simplices subglobosae autlenticulares, interdum margine simpliciter ele- gantissime radiatae . . VI. HALıommATınA Parte media nucleata (o- Meeraugen Iv 30 Testae nucleatae (in-< cellata) margine subcon- volutae) centrice celluloso aut spongioso (forma com- planata orbieulari inter- dum eleganter lobata et stellata aut margine ra- diata)” .,. 000..,., VIE LITHOcyezanına Ringelaugen. IV 8° XLIV 282 I (Hier folgt die Tabelle der Genera.) Kurze Diagnostik der 3 neuen polygastrischen Genera. 1. Actinogonium, Strahlenkant. Animalculum e Polygastricorum Bacillariis Naviculaceis pris- maticis non concatenatis, testae suborbicularis angulis 7 (aut pluribus?). A. septenarium. 2. Dictyolampra, Prachtscheibe. Animalculum e Polygastricorum Bacillariis Naviculaceis or- bicularibus non concatenatis, testae bivalvis disco aperturis Zu Seite 54, Kurze systematische Übersicht der Gattungen bei den Zellenthierchen. Polyeystinorum Genera. I. POLYCYSTINA SOLITARIA. 4. HALICALYPTRINA, Seehauben. 'Anerturd Daten anela an amplior (forma conica) ......2ceru2n... 6 ano d ano ame T. pertura pP P subito ampla (forma ETERIEI) Dana I. Aperlura constricta aut cancellata (forma subglobosa)..........222202 200: 08.060 Ina an AO 0 IIT. B. LITHOCHYTRINA, Steinfläschchen. f appendicibus laterum nullis ...-- er rec nsneueeeeeeen IV. Testae strictura unica neutro fine lobato Jateralspınistalala®. . zen. ae lalech-üntefeten teten nleekefeteh eher onen toner“ V. capıLulo2(2) Dlobatomeer nr. Eon onong asretes VI. 2 j AprendiehBe aedtin nulis(3Perura SITODÜICLEN Er Dane her Leere: VII. Testae stwicturae plures postremo articulo integro apertura cancellata .......... VII apendicibus mediis alata .. ......-..0.0. IUORDSU ELEIKS postremo articulo lobato aut aculeorum corona ormato ... un. rununer 5 X. c. EUCYRTIDINA, Walzenkörbchen. Testa simplex continua, non constrieta, (postremo fine lobato aut fimbriato) ......- are Te ee Re XI. articuli postremi a-(costae a capitulo oriundae in spinas terminales productae ...... XII. pertura ampla.. Costae,.eninesberiteg capitulo extus non discrelo ... 2. c.con.. XI. alle capitulo strietura (eeenuieristato)gspimerunigco- Testa semel constricta 5,0 2 N a dern rona postrema nulla RR KVE spinarum aut laminarum c0- rona terminali ........ XV. articuli postremi apertura constricta (saepe appendicibus stiliformibus, pedicellisve ornata) X VI. frontis aculeo nullo aut W appendicibus postremis mediisque nullis° simplici ........ XVI. corporis utroque fine fvontis aculeo spinuloso X VIII. Testa duabus "pluri- aretalo . ....... appendicibus postremis spinosis, medüs nullis............ XIX. busve stricturis ar- a secundo inde arlicu- tieulata ce oaese appendicibus mediis, postremis nullis Re XX. a tertio inde articulo . XXI. Ben fi A . fpostremo margine inlegto . ven c. XXI. corporıs postremo fine |appendicibus nullis he en xxın non arctato zu. I pos remo By Elae acınıalo . m DRCErELETECECHR, AR s appendicibus a postremo margine productis cellulosis ...... . . XXIV. appendicibus a secundo articulo, alarum instar, productis , ERRNV, I. POLYCYSTINA COMPOSITA. >. SPYRIDINA, Gilternü/schen appendicibus nullis es Clalhyalapmaed ia Weg age ten nee XXVI. Testarum binae cla- apertura clathrata laterali ............. HAHN WAR XXVII thratae cellulae. . . appendicibus spinosis en 00 ORAL HAT END OUEDDO HH END DDR XXYlll. TATOSIS WEDER RER Teens -hene 0, Suetenefe ge nensu a tegehe fe nie lea Flag ee XXIX. laminarum corona aperturam vinciente „use ceseee 0000 RO FOHADaTIL XXX. °, CALODICTYA, Schmucknetzchen. Testarum intus sPOn- (on yadiati an Ann) disci limbo Hllmo.o 1000 0.9 On naar XXXI giosarum et nucleo disco limbato . . . . XXXI. destitutarum orbes simplieiter stiliformibus . XXXIU. radiis liberis liberis turgidis . 2.2...» XXXIV. lobati aut radiati (Stellarum instar); spongiosis. membrana cellulosa basi coniunclis....... .. XXXV. radiis vinculo celluloso, serti instar, apice coniunctis XXX VI. HALIOMMATINA, Meeraugen. , vadii duo spinescentes producli a centro Destae subglobosae, RE) Tee onen ano. De externae cellulae in superficie sola . XXXVII cleus radiatus . testae ext. cell. in serie multiplici spongiosae . XXX VIII radii plures e centro exeuntes (exserti aut non exseni) [mare testae nullo aut radiato XXXIX. margine integerrimo circulari .. XL . LITHOCYCLIDINA, Ringelaugen. estarudisermlmes IntegrovonDichlanıneriechrac AR ee ee XLI. eier ont enalrh Ih j „froa lobato radiis simplieiter spinescentibus ........... XLII. margine celluloso obato aut radiato (stellari)) Jobato radiis cellulosis liberis (apice saepe spinescentibus) . XLIIL. lobato radiis cellulosis membrana cellulosa a basi coniunctis XLIV. Species Sn CornuteLıA, Meerhörnchen 5 HauıcaLypraa, Seehaube 2 3 Harırnonms, Korbkugel Lıtuorera, Steinbeutel 6 LitHoMmELiss\, Steinbiene 4 LiTHonorsvs, Steintraube 7 LıTHocaNmpE, Sleinraupe 3 LiTHocoRYTHIUM, Steinhelmchen 4 Liruonsitaium, Steinvögelchen 3 Lituocayrass, Steinflaschchen 4 CArPocAnIUm, Fruchtkörbchen 0) Dictvopnımus, Bechernetzchen 2 Caverorrona, Hüllkopf 1 LoruorHAEnA, Strahlenhelm 10 AnTHocoYRTIs, Blumenkörbchen ) Lyonnxocanıum, Ampelkörbehen 13 Eucyarınıum, Walzenkörbcehen 56 Tavasocvarıs, Schmuckkörbchen AU Ponocyarıs, Stelskörbchen 5 Prerocanium, Flügelkörbchen & RuorArocanıum, Keulenflügel 1 Cxoranornona, Reifröckchen 5 Carocvcras, Prachtröckchen 2 Dicrvoropıum, Netzfu/s 2 Prenoconon, Flügelglöckchen 3 193 Dicorvospyaıs, Netznüfschen 9 Preunospyris, Seitennüfschen 1 CerArospyaıs, See-Stachelnüfschen 14 Cıanoseynis, Zweignü/schen 2 Prrarospynis, Kranznü/schen 10 Frustaeuıa, Ringelscheibe 2 Perscnramypıum, Mantelscheibe 2 StyronıoryA, Griffelscheibe 7 RuopaLastaum, Keulenstern 1 Hıstıastaum, Segelstern 2 STEPHANASTRUM, Guirlandenstern A STYLoSPHAERA, Griffelauge 6 SPonGoSPuUAERA, Griffelschwanım A Hauromma, Meerauge 22 CHiLomnA, Saumauge 1 Liruocrcıra, Ringelauge 2 Styrocveuia, Bingelstern 1 ASTROMNA, Sternauge 4 Hynentstaun, Doppelstern 1 89 193 282 35 non perforato, dissepimentis internis nullis, valvulis paribus in solo medio disco cellulosis, in laevi margine radiatis. D. Stella. 3. Liostephania, Glattkranz. Animalculum e Polygastricorum Bacillariis Naviculaceis or- bicularibus non concatenatis, testae bivalvis disco aperturis non perforato, dissepimentis internis nullis valvulis paribus (?) in medio disco et in margine laevibus, radiorum, saepe validorum, corona centrum laeve cingente. L. Rotula, radiis (6 - 14) simplicibus. L. comta, radiis (6-13) supra punctorum corona conjun- ctis. L. magnifica, radiis (12), infra radiolis binis, supra punctis interpositis. Erläuterung der Kupfertafel. Auf der beigegebenen Tafel ist eine kleine Anzahl der so zahlreichen zierlichen Formen der Zellenthierchen von Barbados bei gegen 200 und 100maliger Vergrölserung des Durchmessers abgebildet. Diese Abbildungen sind, des Raumes halber, etwa um 4% weniger vergrölsert als die vom Verf. bisher stets gleich- artig 300mal vergröfserten Polygastrica. Die Formen 1 bis 5 und 7 und 9 sind Einzelthiere, mit- hin aus der ersten Abtheilung der Zellenthierchen. Die Formen 6, 8, 10 und 11 sind Polypenstöcke aus Zel- lenthierchen der zweiten Abtheilung, welche sich wie die Pe- neroplis und Pavoninen der Polythalamien verhalten. 1. Podocyrtis Schomburgkii Schomburgks-Krone, 2. papalis Papst-Krönchen, 3. Rhopalocanium ornatum Keulenkörbchen, 4. Pterocodon Campana Flügelglöckchen, 5. Lychnocanium Lucerna Ampelkörbchen, 6. Petalospyris Diaboliscus Teufelchen, 7. Lithocorythium oxylophos Steinhelmchen, 8. Haliomma Humboldtii Humboldts-Stern, 9. Anthocyrtis Mespilus Steinmispel, 10. Astromma Aristotelis Aristotelös-Stern, 411. Stephanastrum Rhombus Guirlandenstern. 510) Die Formen 8, 10 und 11 sind die etwas weniger im Durchmesser vergrölsert dargestellten, weil sie an sich gröfser sind. Diese Objecte gehören zu den zierlichsten des Mikroskops. Übersicht einiger Resultate dieser Untersuchungen. 1. Die Gebirgsarten der Insel Barbados scheiden sich nach den schätzbaren Materialien des Sir R. Schomburgk in 2-3 wesentlich verschiedene Gruppen. Dafs die obere Schicht, ein Corallenkalk von etwa 150 Fufs Mächtigkeit, welcher die Ober- fläche zumeist bildet, eine sehr neue Bildung ist, erkannte der Reisende sogleich. Seinen weiteren Forschungen nach fand sich diese Decke in dem Scotland- und Below-Cliff genannten Theile, dem Gebirgsstocke der Insel, gehoben, geborsten und zertrüm- mert, so dafs die höheren Theile des Landes frei davon waren. Dieser über 1100 Fuls hohe, den Corallenkalk durchragende Gebirgstheil, welcher aus oft eisenschüssigen Sandsteinen, sandi- gen Kalksteinen und erdigen Mergeln besteht, hat gar keinen _ geologisch ansprechenden Character für das blofse Auge, unter-_ scheidet sich aber bei der mikroskopischen Betrachtung von al- “ len bekannten Gebirgsarten der Erde auf die merkwürdigste Weise. Diese im Mount Hillaby bis zu einer Höhe von 1148 Fuls über die Meeresfläche sich erhebende ganz eigenthümliche Gebirgsmasse ist hie und da vom Meere an, wie keine bekannte - andere Gebirgsart, zum Theil wesentlich gemischt, zum Theil ganz vorherrschend gebildet aus kieselschaligen Polycystinen des Oceans. Da wo die sandsteinartigen Gebirgsmassen kalkhaltig, also wirkliche Mergel und dann öfter weils und mürbe wie Kreide sind (Chalky mount), fanden sich in der Mischung kalk- schalige mikroskopische Schnörkelkorallen (Polythalamien), die meist weniger gut erhalten sind als die kieselschaligen Zellen- thierchen, und oft mit solchen Kalkmorpholithen umgeben und eingehüllt sind, welche die feinsten Kreidetheilchen der Schreib- kreide, aber in etwas abweichender Form bilden. Nicht selten finden sich auch mikroskopische Kalkspathkrystalle als kurze, we- nig scharfe, in Säure mit Brausen auflösliche Säulchen. Diese unorganischen Verhältnisse erscheinen nicht als primär, sondern als secundär dabei. Die nicht kalkhaltigen, mergelartig weilsen, 97 ' mehr oder weniger mürben Gebirgsarten jener Gegenden sind ein zuweilen in Halb-Opal übergehender Tripel, welcher mit Aus- schluls einer gewissen, selten die Hälfte des Volumens errei- chenden Menge von kieselschaligen Polygastricis (Infusorien,) - Spongolithen und Geolithien, ganz aus Polycystinen (Nicht-In- fusorien) und deren Fragmenten gebildet ist. Die festeren sand- steinartigen Gebirgsarten lassen zuweilen ganz deutlich ihre Um- wandlung aus Polycystinen erkennen. Da aber, wo, wie es häu- fig, vorkommt, Eisen- beigemischt ist, hat sich das organische Element am meisten verändert. Nur der glimmerhaltige graue Sandstein könnte einer anderen, älteren Unterlage, einem dritten geologischen Verhältnils der Insel, angehören, weil nirgends in ihm das organische Element deutlich genug wurde. Einige der eisenschüssigen Sandsteine haben an vulkanischen Tuff gränzende Beimischungen oder Elemente. 2. Viele Proben der kreideartigen, erdigen Mergel von Barbados zeigen mikroskopische Bimstein-Trümmer (Tuff) als Einschluls und Mischungstheile, auch giebt es bei Skeets Bay _ eine ganz aus solchen Trümmern (vulkanischem Staube) beste- k hende, etwa 2 Fufs mächtige Gebirgsart. Einige der eisenschüs- sigen massenhaften Sandsteine gehören vielleicht in diese Reihe. | 3. Die schwarze Gebirgsart des Burnthill (Brandberges), _ welcher 5 Jahre lang fortgebrannt haben soll, ist nicht vulka- nisch geschwärzt, sondern bituminös und ist als ein tief schwar- zer kohlenartiger Polycystinen-Mergel, mit oft wohl erhaltenen | Formen erkannt worden. Die schwarze Schicht ist nie, so we- nig als die darauf gelagerte graue, nicht bituminöse, vom Feuer berührt worden, wohl aber zeigen rothgebrannte Proben und Schlacken aus der Nähe, dals ein Erdbrand das bituminöse La- ger theilweis zerstört haben muls. Auch diese gebrannten Mas- sen zeigen Polycystinen. 4. Die Polycystinen oder Zellenthierchen von Barbados bil- den eine selbstständige, grofse kieselschalige Thiergruppe, deren wenige vorher, ebenfalls nur durch den Verf., bekannt gewor- dene Formen früher wohl zweckmäfsig in besonderer Familie bei den kieselschaligen Polygastrieis (Infusorien) untergebracht werden konnten, deren jetziger ganz überraschender Formen- reichthum aber, sammt seinen nun erst hervortretenden constan- 58 ten und sehr eigenthümlichen Structurverhältnissen auch vor dem Bekanntwerden der speciellen Structur der Weichtheile eine sy- stematische Selbstständigkeit gewinnt. 5. Die neue vom Verf. detaillirt entwickelte, nun aus 7 Fa- milien, 44 Generibus und 282 Arten bestehende Klasse mikro- skopischer fast sämmtlich zierlicher Thiere verläfst, den bisher zu ermittelnden Characteren zufolge, die ganze grölsere Thier- Abtheilung, in welcher sie bei den Polygaszricis 1838 vom Verf. untergebracht worden war und stellt sich, sammt den Räder- thieren und den Schnörkel-Corallen (Polythalamien) in die Ab- theilung der pulslosen Schlauchthiere (Animalia asphycta) mit den Holothurien und Seesternen. Die Gesetze des Schalenbaues dieser Thiere haben zu obiger Anordnung geführt, welche ihre volle Bestätigung durch die detaillirte Beobachtung lebender Formen freilich erst erwartet und bis dahin eine vorläufige ist, die zur Orientirung in der grolsen Formenmasse dient. 6. Aus der Vergleichung der jetztlebenden Formen der Po- lycystinen mit denen der so merkwürdigen Gebirgsmasse von Barbados und andererseits aus einer Vergleichung der sogenann- ten Tertiär-Gebilde aus halibiolithischen (ganz aus See-Orga- nismen gebildeten) Tripel und Polirschiefer von Oran in Afrika, Aegina und Zante, so wie von verschiedenen Gegenden Virgi- niens in Nord-Amerika und von den Bermuda-Inseln, endlich aus einer Vergleichung der Kreide-Polycystinen der Mergel von Caltanisetta und Castrogiovannı in Sicilien ergiebt sich bei der grolsen Menge schon vom Verf. geprüfter Bodenverhältnisse der jetzigen Meere bis zu Tiefen von 1620 Fuls, dals die For- menmasse, welche das Gestein von Barbados bildet der jetzt lebenden Organismen-Welt, so wie der Ter- tiärzeit fremdartiger ist als der Kreidebildung in Si- cilien. *) *) Sollte die feuersteinlose Kreide von Caltanisetta mit ihren herrli- chen Infusorien-Mergeln der Sekundärzeit nicht zuzuschreiben sein, so würden die halibiolithischen Tripel von Oran, Griechenland, Virginien u. s. w- sich natürlich ohne Anstols an sie anschlielsen. Diese sicilianische Kreide ist auch hier vom Verfasser, wie früher, als Haupt-Basis für die Be- urtheilung der Verhältnisse festgehalten worden. Mit ihr steht und fällt 59 7. Die jetzt lebenden mikroskopischen Organismen auf der Insel Barbados und im dortigen Meere sind zufolge sehr zahl- reicher Materialien, welche ebenfalls Hr. Schomburgk an den Verf. gesandt hat, ganz verschieden von den fossilen und ent- halten keine Polycystinen. 8. Es ist nun allerdings sehr wünschenswerth, die sämmtli- chen Kalk- und Sandsteine oder Mergelgebilde des mittleren Amerika’s genauer auf Polycystinen zu untersuchen, weil es ganz unwahrscheinlich ist, dafs die Verbreitung derselben mit Bar- bados abgeschlossen sei. 9. Spuren von kieselerdigen Gramineen, Palmen- oder Equisetaceen- Theilen finden sich gar nicht in diesen Gebirgs- massen von Barbados. Die nicht seltnen Phytolitharien beschrän- ken sich auf Spongien- und Tethyen-Fragmente. Festland scheint diesem alten Meeresgrunde mithin wenigstens sehr fern gewesen zu sein. 10. Endlich macht der Verf. bemerklich, dafs wenn es mög- lich ist in wenig Monaten, wenn auch mit ungewöhnlicher An- strengung, ein so reiches ungeahnetes organisches Leben zu ent- wickeln, darin wohl Anregung liegt, zu vielseitiger Theilnahme an diesen Forschungen aufzumuntern und er schliefst mit der Frage: ob es denn wohl wahrscheinlich sei, dafs dies die letzte biolithische Gebirgsart und die letzte neue Thier-Klasse sein möge, welche sich aus neuen Elementen ergiebt? Dals die zahlreichen Geolitkia sammt dem Spongophyllium Cribrum des Kreidemergels schon jetzt mannigfache Formen als Nebelgestalten ganz unbekannter Formen-Reihen enthalten, scheint das Verhältnifs zur Kreide -Periode, wie die Geologie diese jetzt begrenzt. Der glimmerhaltige Sandstein von Barbados tritt hierdurch jedenfalls in ein bestimmteres älteres Verhältnifs. Ein neues Glied von InfusorienMergeln (halibiolithischem Mergel) im halibiolithischen Kalke (Polythalamien-Kalke) giebt das Hydrarchus-Ge- stein von Alabama, welches auf einem Infusorien-Sandsteine, scheinba- rem Grünsand, lagert, aber keine Feuersteine enthält, sich daher so ver- hält wie die Kreide von Sieilien, nicht wie die von England, Deutschland und Frankreich. Der Verf. wird hierüber specieller später sich aussprechen, bemerkt nur, das der PolythalamienKalk von Alabama in seinen zahlreichen Formen von der Kreide am oberen Missouri und von Sicilien sehr abweicht. 60 dem Verf. eine Bürgschaft zu sein, dals die regsamen wissen- schaftlichen Kräfte der Gegenwart eine immer gröfsere Zukunft des organischen Lebens für die Kenntnils der Erdbildung mit vollem Vertrauen erwarten können. Nach brieflichen Mittheilungen des Sir Rob. Schomburgk, welche später an den Verfasser eingetroffen sind, findet sich glücklicherweise in den Schichten seines mit No. 74 bezeichne- ten Sandsteins von Bissex hill auf Barbados eine Scalaria, welche Prof. Forbes der Miocaen-Periode zuschreibt, auch fanden sich anderwärts in diesen Verhältnissen einige Haifischzähne und eine Nucula. Die so bezeichnete Probe ist sehr deutlich ein aus Poly- cystinen und Polythalamien gebildeter sandiger Kalkstein (Mer- gel), dessen Formen in dem Aufsatze verzeichnet sind. Den hier vorgelegten gesammten Untersuchungen nach würde die mittlere Tertiär-Periode dafür zu neu erscheinen. Da aber, des Verf. früheren Mittheilungen nach, selbst die sogenannte Eocaen-Periode - auf einem nicht durchaus haltbaren Character beruht und andere abschliefsende Charactere nicht zeigt, da auch diese jetzigen Mittheilungen wieder nicht wenige neue Formen als identisch mit der Kreide von Caltanisetta ergeben, so bleibt der Verf. einem Abschlusse über das geologische Alter lieber fern, so grols auch die von ihm zur Vergleichung gebrachte Formenzahl ist und so ansprechend auch die Erhebung von 1000 Fuls auf Bar- | bados die dortige Bildung an die gerade eben so mächtige Kreide in England und bei Paris erinnert. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Nouveaux Memoires de l’ Academie royale des sciences et belles- lettres de Bruxelles. Tome19. Bruxell. 1845. 4. Bulletins de ’ Academie royale des sciences et belles-lettres de Bruxelles. Tome XII. Partie 2. 1845. Tome XII. Partie 1. 1846. ib. 1845. 46. 8. Annuaire de l’Academie royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique. 12e Annee. ib. 1846. 12. Programme des questions proposees par la Classe des lettres de l’Academie royale etc. de Belgique pour le concours de 1847. 4. 61 - Programme des questions proposees par la Classe des beaux-arts f de l’Academie royule etc. de Belgique pour le concours de 1847. 4. A. Quetelet, Annales de l’Observatoire royal de Bruxelles. Tome5. ib. 1846. 4. ‚ Annuaire de l’Observatoire royal de Bruaelles. 1846. 13° Anne. ib. 1845. 12. ‚ Rapport sur l’etat et les travaux de l’Observatoire royal de Bruxelles (Annde 1845.) 8. ‚sur le Climat de la Belgique. Phenomenes perio- diques des plantes. Bruxell. 1846. 4. , sur les anciens recensements de la Population Belge. E: (Bulletin de la commiss. centr. de statistig. de Belgique. Extr. du 2 Tome III.) 4. De, Note sur les proportions de M. Cantfield, !’hercule des Etats-Unis. (Extr. du Tome XIII. No. 10. des Bullet. de l’Acad. roy. de Belg.) 8. ‚ Observations de planete Leverrier, faites a l’Ob- servatoire royal de Bruxelles. (Extr. du Tome XIII. No. 11. des Bullet. de l’Acad. roy. de Belg.) 8. E. Gerhard, archäologische Zeitung. Lief. 16. No. 46-48. Oct. bis Dec. 1846. Berlin. 4. Barnaba Tortolini, Nota sopra la quadratura della superficie. (Roma 1846.) 2. Sopra la rettificazione dell’ Ellissi sferica etc. Roma 1846. 8. Robert Remak, über ein selbständiges Darmnervensystem. Berlin 1847. Fol. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Berlin den 2. $ Febr. d. J. } Kunstblatt 1847. No. 3. Stuttg. u. Tüb. 4. Ä 15. Februar. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Panofka erläuterte ein im Abgufs vorgestelltes reben- und efeubekränztes Bacchusköpfchen von Rosso antico im Kgl. useum, dessen am Hinterkopf in den Kranz eingeschlossener einer Stierkopf bisher aus der unzweifelhaften Stierform her- leitet ward, die Dionysos häufig annahm. Da aber der Gott dieser Thiergestalt von dem Gott als kleines heiteres Kind sich der Idee nach wesentlich unterscheidet und das kleine Ver- 62 y hältnils des Stierkopfes zu dem angelehnten Kopf gebietet dem i ersteren nur eine untergeordnete Rolle hier angewiesen zu glau- f ben, so vermuthet Hr. P., es sei hier Jackchos oder Liknites in Hermenform dargestellt, dem man an die Stelle ursprüngli- chen Kinderopfers zur Sühne für den von Titanen zerrissenen ) Zagreus, später junge Stiere opferte, so dafs hier der junge | Stierkopf am Hinterkopf des Bacchuskindes das Opfer bezeich- net, womit auch in Präneste der gleichbedeutende Jupiter puer | bedacht ward. Bei solcher Auffassung würde sich das Bildwerk an die Vorstellungen des bärtigen Hermeskopfes auf Gemmen anschliefsen, der statt der beiden Ohren 2 Widderköpfe zeigt. Hieran knüpfte Hr. P. Bemerkungen und Erläuterungen ei- ner lückenhaften, aber merkwürdigen auf den Cultus des Palae- mon mit Kalbsopfer zu beziehenden Stelle des Aelian de Nat. Anim. lib. XII, c.34 und einer andern bei Aelian de Nat. Anim. lib. XI, c. 16., wo die Rücksicht auf den durch schriftliche und bildliche Zeugnisse gesicherten Cultus der Juno Caprotina von Lanuvium für ’Agyerıdos AiywAıdos zu lesen einladet, als Sy- nonym der Hera Aigophagos von Sparta die auf gleiche Weise | mit Ziegenopfern bedacht ward. 18. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lepsius machte der Akademie eine Mittheilung über‘ die von ihm auf der Insel Philae entdeckte Republikation des durch den Stein von Rosette bekannten Priesterdekretes.. Er hatte über diese hieroglyphisch-demotische Inschrift am 20. Nov. 14843 die erste Nachricht an Hrn. von Humboldt in einem Briefe gegeben, welcher am 9. Febr. 1844 in der A. Preuls. Zeitung abgedruckt wurde. Dieser Brief berichtigte einen scharf- sinnigen Artikel Letronne’s, welcher auf die grofse Bedeutung dieses Fundes für die Ägyptische Philologie im Journal des de- bats aufmerksam gemacht hatte, aber von einer fast gleichzei-' tigen unauthentischen und vielfach unrichtigen Nachricht in. der Londner Litterary Gazette ausgegangen war. Letronne theilte dann auch die Berichtigung aus dem Briefe an Hrn. von Humboldt mit, so wie später eine direkte Erklärung über das- selbe Milsverständnils aus einem Briefe des Hrn. Lepsius an 63 _ Letronne vom 1. Dec. 1844. In demselben Jahre und zum Theil in Folge dieser brieflichen Nachrichten war Hr. Ampere, Mitglied der Pariser Akademie, nach Philae gereist und hatte Papierabdrücke dieser interessanten Inschriften genommen, die er nach Paris zurückbrachte. Nach diesen Abdrücken hatte Hr. de Saulcy, ein anderes Mitglied der Pariser Akademie, den demotischen Theil der Inschrift publicirt und den Anfang der- selben übersetzt und erläutert. In diesem, der Revue Arch£olo- gique einverleibten Aufsatze, hatte Hr. de Saulcy behauptet, dafs die Inschrift nichts mit der von Rosette zu thun habe, und sogar unter einem anderen Könige abgefalst sei. Hr. Lepsius ging in seinem Vortrage auf die einzelnen Behauptungen des Hrn. de Saulcy ein und zeigte ihre Unhalt- barkeit, legte auch die Inschriften selbst und ein Exemplar der Inschrift von Rosette vor, welcher er die beiden Texte von Philae, bis auf wenige Gruppen, vollständig untergeschrieben hatte, wodurch die Übereinstimmung vor Augen lag. Er wies ferner nach, dafs Hr. de Saulcy das Datum im Anfange des demotischen Textes nicht gelesen oder in seinem Abdrucke nicht vorgefunden hatte, und kam endlich zu dem Resultate, dafs die bilingue Inschrift von Philae, ganz seiner ursprüngjichen von de Saulcy bestrittenen Angabe gemäls, keine Petition, sondern ein Dekret sei, nicht unter Ptolemaeus Philometor, sondern unter Ptolemaeus Epiphanes abgefalst, dem Dekrete von Ro- ‚sette nicht gänzlich fremd, sondern eine Wiederholung desselben bei einer späteren Gelegenheit mit Anwendung der- selben Beschlüsse in derselben Ordnung auf seine Frau Cleopatra sei und also nicht vor der Verheirathung pu- blieirt worden sei, sondern, nach dem im Eingange erhalte- nen Datum, im 21. Jahre des Epiphanes im 8. seit seiner g Verheirathung. Endlich fügte Hr. L. noch zu, dafs die Inschrift zwar, wie er selbst zuerst mitgetheilt habe, von Salt gesehen, aber ihrem "Inhalte nach gänzlich verkannt worden sei, und dafs Champol- lion sie gleichfalls gesehen, aber nach einer Note in seinen ? _ Reisetagebüchern nicht beachtet habe. j Hr. L. behielt sich die Mittheilung einer Fortsetzung die- ses Aufsatzes vor, in welcher er auf die übrigen Schriften des gar 64 Hrn. de Saulcy, so weit sie Ägypten betreffen, eingegangen ist und die von diesem Gelehrten vielfach verkannten Grundprin- zipe der demotischen Forschungen überhaupt dargelegt hat. Hierauf sprach Hr. H. Rose über die Auffindung des Krea- | tins im Harne durch Hrn. Heintz. Vor mehr-als zwei Jahren fand Hr. Heintz eine eigen- thümliche Substanz im menschlichen Harn, welche er an Zink gebunden aus demselben abschied, und die er damals für eine Säure hielt. Wegen Mangel an Material konnte er die Natur jener Zinkverbindung so wie der organischen Substanz selbst nicht hinreichend ermitteln. Deshalb hat sich derselbe seit der Zeit unausgesetzt mit der Wiedergewinnung derselben beschäf- | tigt, welche ihm jedoch erst nach vieler vergeblichen Mühe in so weit gelungen ist, dafs er die Identität dieses Stoffs mit dem, dessen Entdeckung mehrere Monate nach ihm Pettenkofer be- kannt machte, nachweisen konnte. Dieser hatte nämlich durch Zusatz von Chlorzink zu der alkoholischen Lösung des mit kohlensaurem Natron gesättigten Harnextracts Krystalle erhalten, die aus einer Verbindung eines eigenthümlichen stickstoffreichen Körpers mit Chlorzink bestan- den. Herr Heintz weist jetzt nach, dals die Eigenschaften, der ' von ihm aufgefundenen Substanz ganz mit denen übereinstimmen, | welche die von ihm nach Pettenkofer’s Methode dargestellte besitzt, dafs namentlich sein vermeintliches Zinksalz Chlor in be- deutender Menge enthält, worauf er es früher nicht untersucht hatte, weil er alles Chlor aus dem Harn durch Bleioxyd und Alkohol vor Abscheidung desselben entfernt zu haben glaubte. Herr Heintz hat neuerdings eine grölsere Quantität dieser Substanz aus dem Harn dargestellt, um ihre Zusammensetzung und ihr Atomgewicht zu ermitteln. Er fand, dafs die Krystalle der reinen Substanz in trockner Luft verwittern und bei 100° C. zwei Atome Krystallwasser verlieren. Die Zusammensetzung der bei dieser Temperatur getrockneten Substanz lälst sich durch die Formel C® H?’ N’ O* ausdrücken, und die Krystalle selbst haben die Formel C® H’ N? 0° + 2H. Um das Atomgewicht dieses Körpers zu bestimmen, wurde die Chlorzinkverbindung desselben analysirt und ihre Zusammen- U 65 setzung gleich C® H’ N? O0? + EtZn gefunden. Danach besteht dieser Körper im hypothetischen wasserfreien Zustande aus C?H#’ N? 0° und sein Atomgewicht ist gleich 1412,5. (C=75; #4=125; N= Schon im verflossenen Sommer stellte Herr Heintz Ver- suche an, um die von ihm vermuthete Identität dieser merkwür- digen Substanz mit dem Kreatin nachzuweisen, welches bekannt- lich von Chevreul in der Fleischbrühe aufgefunden worden ist. Am einfachsten war dies dadurch zu ermitteln, dafs er sich bemühte, eine ähnliche Chlorzinkverbindung dieses Körpers dar- zustellen, wie diejenige ist, welche jener liefert. Nach einigen vergeblichen Versuchen, gelang es ihm wirklich, diese Verbin- dung mit allen Eigenschaften der aus dem Harn dargestellten, aus reinem Kreatin des Fleisches zu erhalten. Es ist daher durch seine Versuche die Identität des von ihm im Harn ent- deckten Stoffs und des Kreatins erwiesen. Allein Herr Heintz wollte, um alle noch etwa möglichen Zweifel zu beseitigen, auch die Elementaranalyse des Kreatins aus dem Fleische an- stellen, eine Arbeit, die jetzt durch Untersuchungen von Liebig unnöthig geworden ist. In No. 3 der diesjährigen Comptes ren- dus de Pacademie des sciences Seite 69 macht dieser seine Un- tersuchungen über das Kreatin aus den verschiedenen Fleisch- sorten vorläufig im Auszuge bekannt. Er stellt für die Zusam- mensetzung desselben die Formel C? #’N?0° + 2H auf, und giebt an, dafs dieser Körper bei 100° C. zwei Atome Wasser verliert. Genau dieselbe Zusammensetzung fand Herr Heintz für das aus dem Harn dargestellte Kreatin. Es ist daher die Identität beider Stoffe hiedurch aulser allem Zweifel gesetzt. Zum Überflufs bestimmte Herr Heintz noch den Chlor- und Zinkgehalt der aus dem Kreatin des Fleisches a a ; Chlorzinkverbindung. Diese Untersuchung gab ganz dieselben Resultate, wie die, - welche er mit den aus dem Harn mittelst Chlorzink erhaltenen Kry- ‚stallen angestellt hatte. Es ist daher mit Bestimmtheit erwiesen, dafs das Kreatin nicht allein im Fleisch, sondern auch im Harn vorkommt. Da das Kreatin im Pflanzenreiche, namentlich in der Nah- ‚rung der Pflanzenfresser nicht hat aufgefunden werden können, 66 so ist klar, dafs es im thierischen Organismus erzeugt wird, denn es ist namentlich in dem Fleisch von Pflanzenfressern von Lie- big aufgefunden worden, wie auch Herr Heintz es im Harn von Pferden nachgewiesen hat. Da Liebig es nur in solchen Theilen des thierischen Kör- pers gefunden hat, welche aus Muskelfasern bestehen, also aufser in dem gewöhnlichen Muskelfleisch auch in dem Herzen, da es aber nach ihm in der Lunge, der Leber, dem Gehirn, den Nie- ren nicht enthalten ist, so ist höchst wahrscheinlich, dals es aus der Muskelsubstanz gebildet wird. Ob es aber ein Product der chemischen Veränderung ist, welche bei der Muskelbewegung Statt findet, diese wichtige Frage bedarf, wenn es gleich wahr- scheinlich ist, noch der directen Bestätigung, welche sich Herr Heintz vorbehält. Ist aber das Kreatin wirklich ein Zersez- zungsproduct der Muskelsubstanz und nur in dieser gebildet, so ist es klar, dafs dasjenige Kreatin, welches sich im Harn der pflanzenfressenden Thiere findet, seinen Ursprung in den Mus- keln nimmt, als für den Organismus unbrauchbarer Stoff, von den Gefälsen resorbirt und durch die Nieren aus dem Blute wieder secernirt wird. Es ist also nicht einer der Stoffe, welche zur Ernährung dienen, sondern es darf nur als excrementieller Stoff betrachtet werden. Obgleich es daher in der Fleischbrühe stets enthalten und sogar zuerst grade darin von Chevreul auf- gefunden worden ist, so ist es dennoch in so fern nicht als ein“ wesentlicher Bestandtheil derselben anzusehen, als es nicht zur Nahrhaftigkeit derselben beiträgt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Archiv des historischen Vereins von Unterfranken und Aschaf- Jenburg. Bd. 9. Heft 1. Würzburg 1846. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Vorstandes des historischen Vereins in Würzburg ohne Datum. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.588. Altona 1847. 4. C. E. Hammerschmidt, allgem. österreich. Zeitschrift für den Landwirth ete. 19. Jahrg. 4847. No.1.2. Wien. 4. Kunstblatt 1847. No.4.5. Stutig. u. Tüb. 4. j 67 4 £ 25. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Dieterici ward als neugewähltes und bestätigtes or- - dentliches Mitglied eingeführt. 4 Hr. H. Rose las über die Untersuchung der Asche organischer Körper. Wenn organische Substanzen beim Zutritt der Luft oder in einer Atmosphäre von Sauerstoffgas vollständig zu Asche ver- - brannt werden, so können bei dieser Verbrennung viele Stoffe sich zersetzen und verflüchligen, so dafs man durch die Analyse der erhaltenen Asche nicht richtige Schlüsse auf die anorgani- - schen Bestandtheile machen kann, die im organischen Körper sich finden. Es können namentlich die kohlensauren Alkalien durch phos- phorsaure Verbindungen gänzlich zerstört werden, indem sich basisch phosphorsaures Alkali bildet. Es erschien daher dem Verfasser zweckmälsiger das Ver- fahren der Einäscherung der organischen Substanzen auf folgende Weise zu modificiren. Man setzt die organische Substanz in einem bedeckten Pla- tintiegel oder in einem hessischen Tiegel einer sehr gelinden Rothglühhitze aus, und behandelt die erkaltete Masse mit Wasser. In dem wälsrigen Auszuge der verkohlten Masse befinden sich die alkalischen Salze. Die alkalischen Chlormetalle sind als solche in der organischen Substanz vor der Verkohlung enthal- ten gewesen. Schwefelsäure und phosphorsaure Alkalien sind ge- wöhnlich nur in sehr kleiner Menge in dem Auszug enthalten, wohl aber in den häufigsten Fällen sehr viel kohlensaures Alkali. Dasselbe präexistirte entweder in der organischen Substanz, oder das Alkali war in derselben an eine organische Säure gebunden. Die mit Wasser erschöpfte verkohlte Masse wird darauf längere Zeit mit Chlorwasserstoffsäure digerirt, wodurch die pbosphorsauren Erdsalze, so wie auch Eisenoxyd aufgelöst werden. Die mit Wasser und Chlorwasserstoffsäure erschöpfte ver- kohlte Masse wird endlich in einer Atmosphäre von Sauerstoff- ‚gas verbrannt, wodurch gewöhnlich eine grolse Menge von Asche erhalten wird. Bud ut a 68 Wenn in derselben keine Kieselsäure enthalten ist, so kann man verschiedene Ansichten über den Ursprung dieser Asche aufstellen. Man kann sie von einer unvollkommnen Ausziehung der bei- den Auflösungsmittel, des Wassers und der Chlorwasserstoff- säure herleiten, oder auch annehmen, dafs die Salze, welche in dieser Asche gefunden werden, nicht als solche in der organi- schen Substanz präexistirten, sondern erst durch die Verbren- nung der Kohle durch Oxydation sich bilden. Hierauf theilte Hr. Crelle die Beschreibung und Zeich- nung eines einfachen Mittels mit, das Ausweichen der Wa- genräder aus den Schienen auf den Eisenbahnen zu verhindern. Dieses Ausweichen der Wagenräder verursacht, wie es die Erfahrung gelehrt hat, die schwersten, und auch wohl die häu- figsten Unfälle. Achsen- und Radbrüche, Schäden durch das Feuer und durch das Springen von Kesseln und Dampfröhren sind weniger gefährlich und weniger häufig. Gerade gegen die gröfste Gefahr, des Ausweichens der Räder aus den Schienen, ist aber jetzt auf Eisenbahnen der Schutz so gering und so unzu- reichend, dafs es Fälle giebt, wo der Unfall nothwendig entste- hen mufs, und dafs zu verwundern ist, dals er nicht noch öfter. vorkommt. Der einzige Schutz gegen das Übel besteht jetzt al- lein in den 1, höchstens 14 Zoll hohen Spurkränzen der Wa- _ genräder, und wenn irgendwo bei dem Stofs zweier Schienen- stücke das eine über, oder auch nebem das andere vorspringt, oder eine Schiene stark abhängig sich gesenkt hat, so kann es, da die Wagen, auch auf schnurgerader Bahn, niemals gerade- linig, sondern immer in einer langgestreckten Schlangenlinie fortrollen, sehr wohl kommen, dafs der Spurkranz eines Rades auf“ den Kopf der Schiene hinaufgesprengt wird; wo er dann auch unfehlbar an der äulsern Seite der Schiene von ihr hin- unterrollt. Die Abhandlung des Vortragenden wies dieses aus- führlich nach. Nun giebt es, diesen Unfall zu verhindern, ein sehr einfa- ches, vollkommen sicheres und verhältnilsmälsig wenig kostba- res Mittel, was auch schon, z. B. bei Dublin, angewendet wor- 69 den ist. Es besteht in hölzernen Schutzschienen, die man längs- aus, parallel mit den eisernen Schienen und zwischen denselben, auf das Grundwerk der Bahn befestigt. Der Aufsatz und die Zeichnung wiesen im Einzeln nach, auf welche Weise die Schutzschienen angebracht werden mülsten, damit sie die ver- schiedenen Bedingungen für ihre Leistungen erfüllen. Sie dürfen nämlich den Lauf der Räder, so lange dieselben in den eisernen Schienen bleiben, durchaus nicht hindern oder hemmen, sondern mülsen nur dann erst von den Rädern berührt werden, wenn ein Spurkranz auf die eisernen Schienen hinaufgelangt ist, und dann die Räder in die Bahn zurücktreiben. Dabei mülsen sie so stark und fest sein, dafs kein, jemals hier vorkommender Seitendruck sie wegschieben kann. Die Schutzschienen beste- hen in 6 Zoll breiten und 8 Zoll hohen Hölzern, die auf die Enden von Querhölzern aufgekämmt werden, welche ihrerseits in die Quer-Unterlagen der Bahn eingekämmt und in dieser Einkämmung durch Schraubenbolzen festgehalten werden, auf welche Weise keine Gewalt vermag, sie aus ihrer Stelle zu rücken, während sie so hoch über die eisernen Schienen emporra- gen, dafs die Räder niemals über sie hinwegspringen können, so dafs sie also, so angeordnet, in der That einen vollkom- men sichern Schutz gewähren. Der Aufsatz berechnet, dafs die Kosten dieser Schutzschienen, die sich auch sehr wohl an schon vorhandene Eisenbahnen anbringen lassen, die durchschnittlichen Kosten einer Eisen- bahn um etwa 5 pro cent erhöhen, dafs ihre Erhaltungskosten etwa 2 pro mille der Baukosten der Eisenbahn wegnehmen würden und dafs, wenn z.B. der Rein-Ertrag einer Eisenbahn 5 pro cent des Anlage- Capitals beträgt, dieser Ertrag entweder um 4+pro mille vermindert werden würde, oder dafs, wenn die Verminderung nicht Statt finden soll, die Fahrpreise um 9 pro cent erköht werden müssen. Das letztere ist aber auch ohne alles Bedenken vollkommen zuläfslich, und es ist gewils nicht zu fürchten, dafs deshalb die Benutzung der Eisenbahn ab- nehmen würde. Sie würde eher zunehmen. Denn wenn z. B. Jemand jetzt für eine 20 Meilen lange Fahrt 1% Thlr. bezahlt, wird er auch gewils mit Freuden noch 4 Sgr. mehr zahlen, wenn er nun versichert ist, nicht mehr verstümmelt oder gar 70 getödtet zu werden. Die Eigenthümer der Eisenbahnen aber wür- den, während ihre Einnahme sich nicht vermindert, noch den Gewinn haben, dafs ihnen dann weniger Wagen durch Unfälle zerbrochen werden, während die Verstümmelung und Tödtung von Menschen, die sich abwenden lälst, nicht mehr ihr Gewissen belastet. Auch noch die Unfälle von Achsen- und Rad- brüchen würden die hölzernen Schutzschienen mildern. Der Auf- satz ermahnt daher dringend an die Benutzung dieses sichern Schutzmittels. Der Aufsatz wird gedruckt und nebst der Zeich- nung Öffentlich bekannt gemacht werden. Darauf las Hr. Dove über die Erscheinungen, welche polarisirtes Licht zeigt, dessen Polarisationsebene schnell gedreht wird. Da unpolarisirtes Licht in allen durch den Strahl gelegten Ebenen gleiche physikalische Eigenschaften zeigt, geradlinig po- larisirtes hingegen in den verschiedenen Ebenen verschiedene, welche in zwei auf einander senkrechten Ebenen ihre Maxima ‚und Minima erreichen, und in den dazwischen liegenden durch Mittelstufen allmälig in einander übergehn, so entsteht die Frage, wie wird sich polarisirtes Licht verhalten dessen Polarisations- ebene in schnelle Drehung versetzt wird. Die empirische Be- antwortung dieser Frage giebt zu sehr mannigfaltigen Erschei- nungen Veranlassung, welche viele bisher nur theoretisch erör- terte Sätze der Lichtlehre auf eine überraschende Weise ver- anschauligen. e Auf dem dreiseitigen Prisma des vom Verfasser in Pogg. Ann. 35. p.596 und den Scientific Memoirs I p. 86 beschriebe- nen Polarisationsapparates wurden zwei mit den übrigen Stän- _ dern gleichhohe Ständer aufgesetzt, in deren feststehenden Rin- gen hohle Rollen vermittelst des Schnurlaufes eines Schwung- rades mit zwei Rinnen in eine schnell drehende Bewegung ver- setzt werden können. Beide Rollen können sich in gleichem Sinne drehen, aber auch durch Kreuzung der einen Schnur in entgegengeselztem. In die hohlen Rollen können auf beiden Sei- ten derselben Nicolsche Prismen, circularpolarisirende Glimmer- blättchen oder geschliffene Krystallplatten eingeschraubt werden. Die Collectivlinse des Apparates wird so gestellt, dafs sie in der 71 polarisirenden Vorrichtung, sie mag nun feststehen oder rotiren, das Licht einer Argand’schen oder monochromatischen Lampe concentrirt. Die Ergebnisse der Versuche waren folgende. 1. Das bei dem Stillstehen des polarisirenden Nicols voll- ständig geradlinig polarisirte Licht verhält sich, so wie derselbe in gleichförmig schnelle Drehung versetzt wird, ganz wie natürliches, wenn die analysirende Vorrichtung nicht rotirt. Durch ein doppelt brechendes Prisma untersucht giebt es bei langsamer Drehung desselben stets Bilder von gleicher Helligkeit. Die intensive eomplementare Färbung der übergreifenden Ränder derselben bei Einschaltung eines Gypsblättchen, eines Glimmers oder einer dünnen Bergkrystallscheibe verschwindet vollständig. Die com- plementaren Ringsysteme eines senkrecht auf die Achse geschlif- fenen Kalkspaths und Apophyllits, die prachtvollen isochromatischen -Curven des auf die Halbirungslinie der Achsen senkrecht geschlif- fenen Salpeters neutralisiren sich vollständig zu Weils. Dasselbe gilt von den Farben gekühlter und geprefster Gläser. Die bei langsamer Drehung der polarisirenden Vorrichtung die Farben des Spectrums durchlaufende Mitte des Ringsystems des Bergkry- stalls erscheint bei schneller Drehung vollkommen farblos. So haben wir denn in der rotirenden Polarisationsvorrich- tung einen Farbenkreisel für die Complementarfarben und nicht nur für die, welche in den Neuton’schen Ringen vorkommen, sondern auch für die complicirten Ringsysteme der Krystalle, deren Achsenpaare entweder in einer Ebene um verschiedene Hal- birungslinien liegen, oder in verschiedene Ebenen um dieselbe Halbirungslinie. (Gyps, Borax.) $ Von dem wirklichen Vorhandensein des Zustandes der Po- arisation einerseits und der Farbencurven andrerseits, kann man sich, wie schnell auch die Drehung sein mag, leicht überzeugen. an braucht nur an die Stelle der Lampe eine sich selbst: ent- dende Kleistische Flasche zu setzen, um den im Dunkel roti- enden Nicol für einen Augenblick zu beleuchten und die Ro- tion in scheinbare Ruhe zu verwandeln. *) *) Läfst man das durch Reflexion an einem Spiegel vollständig pola- irte Licht zuerst durch ein gekühltes Glas und dann durch zwei Glas- ätze hindurchgehn, von denen die Brechungsebene des einen in der Spie- . - 72 Bei monochromatischer Beleuchtung verschwinden die dun- keln Interferenzlinien in einer gleichförmigen Beleuchtung. Son- dert man bei einem zweiachsigen Krystall vermittelst eines durch Kobalt gefärbten Glases das rothe Ringsystem von dem violetten, so verschwinden beide während der Beleuchtung in einer unge- sonderten Mischungsfarbe, wobei es gleichgültig ist, ob wie bei dem Salpeter die rothen Achsen den kleinern Winkel bilden, oder wie bei dem kohlensaurem Blei die violetten. | 2. Dreht man die polarisirende und analysirende Vorrich- | tung mit gleicher Geschwindigkeit nach entgegengesetzter Rich- tung, so sieht man die Erscheinung der Ringsysteme, welche man erhält, wenn beide im Zustand der Ruhe im Azimuth 45° gegen einander aufgestellt sind. Besonders deutlich zeigt sich | dies bei monochromatischer Beleuchtung einer durch Kochsalz gelb gefärbten Weingeistflamme. Der Grund dieser im ersten Augenblick auffallenden Erscheinung erhellt sogleich, wenn man bedenkt, dals, wenn nur eine Vorrichtung rotirt, die analysi- rende oder die polarisirende, bei einer ganzen Umdrehung zwei- mal die Arme des weilsen Kreuzes an dieselbe Stelle fallen als die des schwarzen und ebenso die dunkeln Interferenzlinien mit den hellen Coincidenzlinien nach einander genau an denselben Stellen wechseln. Rotiren hingegen beide Vorrichtungen nach entgegengesetzten Richtungen, so fällt das Ringsystem mit dem weilsen Kreuz auf die Punkte 0°, 90°, 180°, 270°, während das“ Ringsystem mit dem schwarzen Kreuz den Punkten 45°, 135°, gelungsebene des polarisirenden Spiegels liegt, die Brechungsebene des andern senkrecht darauf, so heben sich die Farben des gekühlten Glases vollkommen auf und dasselbe erscheint farblos, wenn jede der beiden ana- lysirenden Vorrichtungen so gegen den einfallenden Strahl geneigt ist, dafs sie einen unpolarisirt einfallenden Strahl gleich stark polarisiren würde. Bei der geringsten Veränderung der einen oder der andern Vorrichtung treten sogleich die complementaren Bilder hervor, wenn vorher das’ Bild farblos erschien. Diels giebt ein sehr einfaches Mittel an die Hand | zwei auf einfache Brechung gegründete Polarisationsvorrichtungen in Beziehung auf ihre Wirksamkeit mit einander zu vergleichen und die von Brewster aufgestellten Sätze über Abhängigkeit der Polarisation von An- zahl der Scheiben, Brechkraft derselben und Incidenz des Lichtes darzu- | legen. et cs en nt un \ E | 1 ) 73 225°, 315° entspricht. Da die hellen Arme des weilsen Kreu- zes mit den farbigen Zwischenräumen des dunkeln zusammen- fallen, so addiren sich die Eindrücke beider und man erhält die angegebene Erscheinung. Ist die Umdrehungsgeschwindigkeit beider Rollen genau dieselbe, so erscheint die Figur feststehend, ist hingegen die Umdrehungsgeschwindigkeit beider etwas ver- schieden, so dreht sich dieselbe langsam, weil die Coincidenz- punkte allmälig sich ändern. 3. Dreht man die polarisirende und analysirende Vorrich- tung schnell mit gleicher Geschwindigkeit nach derselben Rich- tung, so verwandelt sich das lineare Ringsystem in das, welches man erhält, wenn circular-polarisirtes Licht circular-analysirt wird. Steben die Nicols vor der Drehung so, dals man im Kalkspath das schwarze Kreuz sieht, so erhält man bei der Drehung die Neuton’schen reflectirten Ringe mit schwarzem Mittelpunkt ohne Kreuz, sieht man hingegen bei dem Zustande der Ruhe das weilse Kreuz, so erhält man bei der Rotation die Neutonschen durchgelassenen Ringe mit weilsem Mittelpunkt. Drehen sich die polarisirende und analysirende Vorrichtung nicht mit gleicher Geschwindigkeit, so sieht man die sonderbare Erscheinung, dafs die reflectirten Neutonschen Ringe mit schwarzem Mittelpunkt und die durchgelassenen mit weilsem Mittelpunkt fortwährend in bestimmten Zeitinterwallen mit einander an derselben Stelle des Gesichtsfeldes abwechseln. 4. Dreht man eine circular-polarisirende Vorrichtung in enigegengesetztem Sinne als die linear-analysirende, so erhält man schwächer dieselbe Erscheinung, als wenn man eine linear- polarisirende und eine linear-analysirende in entgegengesetzter Richtung dreht. (2.) 5. Drebt man die circular-polarisirende Vorrichtung und läfst die linear-analysirende stehn, so erhält man die in den _ Quadranten absetzenden Ringsysteme genau so bei der Drehung ‚als bei der Ruhe. 6. Läfst man die circular-polarisirende Vorrichtung stehn _ und dreht die linear-analysirende, so erhält man ein schwaches Ringsystem ohne Kreuz mit einem grauen von einem schwarzen - Kreise umgebnen Mittelpunkt. Der Sinn der Rotation ist dabei gleichgültig. 74 7. Dreht man die circular-polarisirende Vorrichtung in demselben Sinne wie die linear-analysirende so erhält man die- selbe Erscheinung schwächer, welche man sieht, wenn man eine linear-polarisirende und eine linear-analysirende Vorrichtung in demselben Sinne dreht, bei nicht gleicher Rotationsgeschwindig- keit daher die älternirenden Ringsysteme. (3) 8. Dreht man hingegen eine circular-polarisirende und eine circular-analysirende Vorrichtung in gleicher oder in ent- gegengesetzter Richtung, so hat dies keinen Einfluls auf die Erscheinung, welche vollkommen identisch ist mit der, welche gesehen wird, wenn beide Vorrichtungen still stehen. 9. Schaltet man zwischen den Nicols ein im Azimuth 45° cireular-polarisirendes Glimmerblätichen ein, so neutralisiren sich, wenn dies stehen bleibt, während der polarisirende Nicol ro- tirt, die Ringsysteme bei linearer und circularer Analyse zu Weils für ein- und zweiachsige Krystalle und Bergkrystall. 40. Dreht man zwischen den stehen bleibenden Nicols das . die circulare Polarisation im Azimuth 45° gebende Glimmer- blättchen der polarisirenden Vorrichtung, so erhält man als Re- sultante aller Erscheinungen des elliptischen, circularen und in einer Ebene polarisirten geradlinigen Lichtes, bei linearer Analyse die Erscheinungen des theilweise geradlinig polarisirten Lichtes, bei circularer Analyse, die einer Mischung natürlichen und cir- cularen Lichtes, d. h. im ersten Falle das Ringsystem mit einem dunkeln Kreuz, im letzten die in den Quadranten verschobenen Ringsysteme aber matt. Bei allen vorhergehenden Versuchen waren die Nicols ge- kreuzt, ehe die Rotation begann. 41. Es ist so schwierig vermittelst eines Schnurlaufes zwei Glimmerblättchen oder zwei Nicels entweder in eine genau gleiche oder genau entgegengesetzte Drehungsgeschwindigkeit zu versetzen, dals bei den Versuchen, wo bei stehenbleibenden Glimmerblättchen die Nicols gleich oder entgegengesetzt rotirten, oder bei stehenbleibenden Nicols die Glimmerblättchen, immer die Stellung der Blättchen oder der Nicols gegen einander sich etwas verändert und daher die Phänomene des elliptischen Lichtes sich mit denen des circularen vermischen. Für diese Erscheinungen müfste daher die Bewegung durch Räderwerke geschehen. 75 42. Ursprünglich geradlinig polarisirtes Licht durch einen rotirenden Nicol hindurchgehend und dann analysirt giebt theil- weise in der ursprünglichen Ebene geradlinig polarisirtes Licht. 43. Eine während einer ganzen Umdrehung stetig ab- und zunehmende Rotationsgeschwindigkeit giebt bei 1 und 9. statt natürlichen theilweise polarisirtes Licht. 44. Gekühlte Gläser zwischen feststehenden Nicols roti- rend, neutralisiren sich nicht zu Weils. 45. Licht aus einem rotirenden Nicol auf einen Metall- spiegel fallend verhält sich wie natürliches. 16. Die Zwillingsverwachsungen der Krystalle geben zu - sehr verwickelten Farbenphänomenen Veranlassung. Besonders schön sieht man dies an Kalkspathplatten, welche senkrecht ge- schliffen sind auf die Achse des einschliefsenden Individuums. Der Verfasser hat einige derselben künstlich nachgebildet, indem er zwischen zwei genau centrirte Platten ein Glimmerblättchen von bestimmter Dicke einschaltete. (Pogg. Ann. 35. p. 594.) Dreht man eine Platte eines natürlichen Zwillings, nachdem sie ge- nau centrirt in Beziehung auf die Rotationsachse ist, so neutra- lisiren sich die Farben zu Weils, während eine einfache Platte um ihre Achse gedreht, ihr Ringsystem unverändert behält. Darauf las derselbe über Depolarisation des Lichtes. Läfst man senkrecht auf eine rauhe Fläche, z. B. eine weilse Wand geradlinig polarisirtes Licht fallen, so zeigt es sich voll- ständig depolarisirtt. Am einfachsten sieht man diese Erschei- i Pros: wenn man die senkrecht auf einander polarisirten Spectra eines Bergkrystallprisma auf eine solche Fläche fallen läfst und Ei; aus dem Übergreifen des violetten Endes über das rothe A resultirende Purpurroth mit einem Nicolsches Prisma analysirt. Bei dem Drehen desselben zeigt sich nicht die geringste Far- - benänderung. Diese Depolarisation, von der der Verfasser in einer vor 8 Jahren in einer der Gesellschaft naturhistorischer Freunde vorgelegten Arbeit gezeigt hat, dafs sie auch auf der rau- hen Innenfläche mit spiegelnden Überzug bekleideter Körper stattfindet, nimmt mit der Schiefe der Incidenz fortwährend ab, so dafs auch die matteste Fläche unter sehr schiefer Inci- denz nicht mehr depolarisirt. Sie erstreckt sich bei senkrechter Incidenz aber auch auf das circulare und elliptische Licht, welches 76 ebenfalls von einer rauhen Fläche zurückgeschickt depolarisirt ist, d. h., sich wie natürliches Licht verhält. Wenn die depo- larisirende Eigenschaft rauher Flächen in der Annahme eine Er- klärung findet, dafs eine solche Fläche nach allen Richtungen spiegelt, so kann umgekehrt die Vereinigung eines in allen mög- lichen Ebenen polarisirten Lichtes durch Spiegelung natürliches geben. In eine 4” dicke Glasplatte von 3” Durchmesser wurde ein abgekürzter Hobhlkegel eingeschliffen, dessen kleinerer Kreisschnitt etwa 14” Durchmesser hatte, der grölsere 17”. Die Grund- flächen des Glases wurden um den Rand der Kreisschnitte matt geschliffen und geschwärzt, und der grölsere Kreisschnitt mit ei- ner Glasfläche bedeckt, auf welcher ein kreisförmiges Staniol- blatt von 14”’ Durchmesser so aufgeklebt war, dafs sein Mittel- punkt in die Achse des abgekürzten Kegels fiel. Der Winkel des Kegels an der Spitze betrug 70° 50’. Kehrt man diese Vor- richtung der Sonne zu, so dals die Strahlen lothrecht auf die “ Grundfläche des Kegels fallen, so werden sie in dem ringför- migen Zwischenraume zwischen dem Staniolblatt und der dun- keln Bekleidung der Scheibe eindringen und auf die 'spiegelnde Fläche des Hohlkegels unter 35° 25’ geneigt treffen, daher in allen die Kegelfläche tangirenden Reflexionsebenen polarisirt wer- den und sich nach der Reflexion in einem Punkte der Achse | kreuzen. Dieser Punkt fiel bei der angewendeten, von Herrn Örtling ausgeführten, Vorrichtung gerade in die Ebene der kleinen Kegelöffnung und wurde sichtbar, wenn man ihn hier mit einer weilsen Papierfläche aufing. Da wegen der depola- risirenden Wirkung dieser rauhen Fläche das polarisirte Licht depolarisirt werden würde, so konnte nur untersucht werden, dafs es unpolarisirt auffiel. Dies geschah dadurch, dafs vermittelst eines Satzes Glasscheiben das auf den Kegel auffallende Licht polarisirt wurde, und zwischen dem Glassatze und dem Kegel | ein Glimmerblatt eingeschaltet wurde. Der Punkt blieb farblos. Darauf beschrieb derselbe ein Stephanoskop. Bei der grofsen Schwierigkeit concentrische Kreislinien mit dem Diamant in hinlänglicher Schärfe und Gleichförmigkeit auf Glas zu ziehen, werden auf diese Weise construirte Stephano- skope immer mangelhaft. Man erhält die Höfe hingegen in gröfs- ° 77 ter Reinheit, wenn man ein aus parallelen kurzen geraden Li- nien (1200 auf den Zoll) bestehendes stark irisirendes Gitter rasch in seiner Ebene dreht, und durch das rotirende Gitter nach einer kleinen hell beleuchteten Öffnung sieht. Zuletzt las derselbe über ein optisches Verfahren, die Umdrehungsgeschwindigkeit einer rotirenden Scheibe zu messen. | Auf einem schnell rotirenden Kreisel wurde eine mit 3 gel- ben und 3 blauen Sektoren bemalte Scheibe gelegt, deren Bo- gen im Verhältnils an 1:4 standen und daher ein in der Mitte stehendes Grün als Mittelfarbe gaben. Bewegt man über diese Scheibe, parallel mit sich selbst, einen dünnen Stab, etwa von der Dicke eines gewöhnlichen Bleistifts, so sieht man denselben als paralleles Stabgitter mit abwechselnd blauen und gelben Spei- chen. Aus der grölsern Breite der gelben folgt unmittelbar, dafs der Stab stets mit der Farbe erscheint, die er nicht ver- deckt. Mit der Geschwindigkeit der Fortbewegung des Stabes treten die Speichen weiter aus einander, welches ebenfalls eintritt, wenn bei gleichbleibendem Fortrücken des Stabes die Drehungs- geschwindigkeit des Kreisels abnimmt. Es ist nicht schwer die Anzahl der Speichen zu zählen und da diese so oft sich verviel- fältigen, als der Stab von einer Farbe zur andern übergeht, so giebt die Anzahl der blauen Speichen, wenn nur ein gelber Sek- tor vorhanden ist, unmittelbar die Anzahl der Umdrehungen des Kreisels in einer gegebnen Zeit. Umgekehrt kann man aus der bekannten Rotationsgeschwindigkeit des Kreisels einen Rück- schluls machen auf die Geschwindigkeit eines gradlinig fortrük- kenden Körpers. Endlich legte Hr. Pertz ein Bruchstück, wahrscheinlich des 98. Buches des Livius vor, welches auf einem kürzlich der Kgl. Bibliothek als Geschenk zugekommenen Pergamentblatte aufge- funden worden ist. —— DD IN han) ot DR TREE ED ee Ferm ne SAD biater det: roh Tal Ka Reihe 2a ET} EN ER TE RESTE reed Pe Pe =} Re al usb asian a Ze Ba ek iegehn ‚ne in ain us uk Br | But ie Atin PN re ee ae HE en ag) rede ei ie ur erw [03 Anehrih Amt sie: Kpet ed A er enden‘ nie Hair Kan Kh Brei REIN Er iin ideas ort SHIrEER se WEHREN, amltah, Bw seeld: hulsadasnd iin: valiiiaidh wei gloh umdlae write A Rn Er} ' sh ish, A Fra ln da EA HePL BERN ER Seen nd Grslıminis Suno} es dt er eie endeili ach: e Hoiritro Wihrehic . lien il Eurterinfe: ” e Sr BB PLUTEETY, Are oe: eh. bite lg METZ Zrr a Me.‘ Prager: see rere BR TERET re rule nude) nad: ee. nad er % Menue ich! alle 1a Here ee » ERS a dr: Kae N race aa „ : Ne er Böse) VEra2ı E79 ger Pt st he "$ za) ah 4 a7 hans ; Ein: ar lt Par‘ a 1. FR er a f ee N ar 2. $ x 2b LEN DIET EIER Fr BET EP) wg Rn. H Bi he abs hlenätmänte Ton anlalser Kur date x Serge: Susi sg three define zen. Be, %4 Lj ar nt wi wer, Wi 44 ) Bahn . BE RR. AR wen ve ARE. Re, FH 4 Fan. BEINE Sr T E aa hr H u rt P \ Bericht über die ‚zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen ‚der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat März 1847. 1. März. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Magnus las über Diffraction desLichts im lee- ren Raume. Seit Fresnels bewunderungswürdigen Arbeiten kann wohl "kein Zweifel mehr obwalten, dals die Verbreitung des Lichts eine undulatorische ist. Abgesehen von der Erklärung der Dop- "pelbrechung und der gradlinigen Polarisation, so liefert die Cir- eularpolarisation, und namentlich die sogenannte conische Re- fraction, so ‚schlagende Beweise für die Richtigkeit der Undula- lations - Theorie, dafs dieselbe als wohlbegründete Thatsache angesehn werden muls. Dennoch ist nicht zu übersehen, dafs die Existenz eines "Äthers sich nur defshalb als nothwendig ergeben hat, weil man die undulatorische Fortpflanzung des Lichtes ohne einen solchen nicht erklären konnte; dafs ferner die Annahme eines solchen (Mediums, das keine Schwere hat, wohl aber den Gesetzen der Trägheit folgt, den bisherigen Vorstellungen von Materie direkt widerspricht, und wenn man auch zugeben kann, dafs alle Kör- ‚per von dem Äther durchdrungen werden, es doch schwer ist ich vorzustellen, wie diese Durchdringung von der Art sein könne, dals die Bewegungen der Himmelskörper durch diesen Äther entweder kein Hindernis erfahren, oder wenigstens ein so ge- ringes, dals der Einfluls desselben unmerklich ist. Solche Schwierigkeiten in den Grundprincipien einer Theo- rie machen es wohl begreiflich, dafs die Anhänger der Emissions- 11847. 3 ED 2 5 en 2, - ; 30 Hypothese, trotz der ungeheuren Vorzüge der Undulations-Theo- rie, sich nur langsam zur Annahme derselben entschlossen ha- ben, und dafs noch jetzt der Äther von vielen nur mit Wi- derstreben angenommen wird. So hat noch vor Kurzem Herr Faraday*) die Ansicht ausgesprochen, dafs die Fortpflanzung des Lichts nicht durch einen Äther stattfinde, sondern in den von ihm sogenannten Kraftlinien,-und in einer gegenseitigen Einwirkung der ebenfalls von ihm angenommenen Atomen-Centra bestehe. Herr Airy hebt in Erwiederung dieser Ansicht hervor, dafs die Erscheinungen der Diffraction sich nur durch eine wel- lenförmige von einem Punkte ausgehende Bewegung erklären lassen. Man könnte, sagt derselbe, da die Diffraction in der Luft stattfindet, diese als das vibrirende Medium annehmen. In- dessen sucht er diese Annahme durch folgende Betrachtung zu # widerlegen. So weit als wir die Verdünnung der Luft treiben können, bringe dieselbe immer noch eine Brechung hervor; die Brechung erfordere aber für ihre Erklärung unabweislich eine Veränderung in der Geschwindigkeit der Wellen und zugleich eine Kraft, welche die Richtung genau entsprechend der Verän- derung der Geschwindigkeit ändert. Diese Veränderungen seien auf die einfachste „und natürlichstee Weise durch die Annahme von wirklichen Wellen erklärt. Defshalb fährt Herr Airy fort, - betrachte er es als erwiesen, dafs die Fortpflanzung wirklicher ° Wellen bis zu den äufsersten Gränzen unserer Luft stattfinde. Jenseits dieser Gränzen könne man keine Versuche machen, auch sei er geneigt zuzugeben, dals, wenn die Luft und der sie be- gleitende Äther (wenn beide überhaupt verschieden sind) an einer bestimmten Stelle aufhören, und man voraussetzt, dals transversale Erschütterungen strahlenförmig durch das Weltall zu dieser Stelle fortgepflanzt werden, und man ferner voraus- setzt, dafs jede Erschütterung, wie sie sich darbietet, das Cen- trum einer Welle werde, dafs dann die Phänomene des Lichts erklärt wären. Aber es dränge sich uns dabei ein merkwürdiger Umstand auf. An dieser Stelle mülste das Licht der Refraction *) Phil. Mag. Ser. IT. Vol. XXVIII. p. 345. *) Ebendaselbst p. 532. 81 unterworfen sein, genau auf dieselbe Weise, als wenn das an- kommende Licht auch aus Wellen bestanden hätte. Nun sei es aber hinreichend festgestellt, dafs an der Gränze unserer Luft keine wahrnehmbare Refraction stattfinde, man müsse also an- " nehmen, dafs jene radiale Fortpflanzung aufserhalb der Luft das - Licht mit gleicher Geschwindigkeit fortpflanze als es innerhalb derselben von wirklichen Wellen fortgepflanzt werde. Eine - solche Gleichheit der Geschwindigkeit für zwei so verschiedene _ Arten der Fortpflanzung könne man aber unmöglich zugeben. _ Er, Herr Airy, müsse dieselbe Theorie haben für die Fortpflan- | zung des Lichts durch den Weltraum, wie durch die Luft in der die Versuche der Diffraction angestellt sind, und diese ‚Theorie mülste die von wirklichen Wellen sein. Diese Art des Beweises, dals die Diffractionserscheinungen nicht durch Schwingungen der Lufitheilchen selbst hervorge- bracht werden, veranlafst den Verf. einen Versuch hier mitzu- theilen, der für diese Art der Betrachtungen vielleicht nicht ohne Interesse ist; weil er zugleich Gelegenheit bietet, noch an- dere Schwierigkeiten anzudeuten, die entstehen wenn man an- - nimmt, dafs die Verbreitung des Lichts statt finde ohne dafs ein Äther vorhanden ist. , Schon früher hat Flaugergues*) Versuche über Diffrac- tion im leeren Raume angestellt. Er kittete auf den Boden einer gläsernen Flasche, die plane und parallele Wände hatte, eine viereckige messingene Platte, ‚und befestigte in den Hals derselben eine etwa 30 Zoll lange Röhre. Diesen Apparat setzte er der Sonne aus und beobach- tete den Schatten der Platte in verschiedenen Entfernungen. "Darauf füllte er die Flasche und ihre Röhre mit Quecksilber, chte alle Luft fortzuschaffen und drehte alsdann den Apparat ‚indem er das offene Ende der Röhre mit dem Finger ver- hlofs und unter Quecksilber brachte. Beobachtete er -dann wiederum den Schatten von der in der Torricellischen Leere befindlichen Messingplatte, so zeigten sich dieselben Erscheinun- gen als früher, wo die Flasche mit Luft gefüllt war. *) Journal de Physique par Delametherie 1812. Tom. LXXV. 16. 82 Abgesehn davon, dafs bei diesem Versuche die Torricelli- sche Leere wohl nicht ganz luftfrei gewesen sein möchte, so schien derselbe auch in so fern nicht genügend, als dabei die Interferenzerscheinungen gar nicht im luftleeren Raume, sondern in der hinter der angewandten Flasche befindlichen Luft stattfanden, und die Messungen des Schattens keineswegs genau genug waren um zu entscheiden, ob die Fortpflanzung des Lichts durch die Flasche eine wellenförmige gewesen oder nicht. Wir besitzen leider kein Mittel, um einen vollkommen lee- ren Raum hervorzubringen, denn wiewohl die Torricellische Leere luftleer ist, so enthält sie immer noch Dämpfe von Queck- silber. Wenn diese bei der Temperatur von etwa 15° C., bei welcher die folgenden Versuche angestellt wurden, auch nur sehr unbedeutend sind, so sind sie doch offenbar vorhanden, und man könnte defshalb wohl hehaupten, dals diese Dämpfe statt der Luft das Licht durch ihre Vibrationen fortpflanzen. Diesem Ein- wande könnte man nur durch Anwendung eines vollkommen lee- ren Raumes begegnen. In Ermangelung eines solchen mulste sich der Verf. mit der Torricellischen Leere begnügen. Um sicher zu sein, dafs die Diffractions-Erscheinungen auch wirklich, in dem leeren Raume statt haben, durfte das Diaphragma, durch welches sie sich bilden sollten, nicht aufserhalb desselben angebracht werden. Denn es wäre denkbar gewesen, dafs die Streifen in der vorderen Glaswand oder in der Luft zwischen dieser Wand und dem Diaphragma sich bildeten, und dafs die jenseit des leeren Raumes beobachteten Streifen nur die Schat- ten von jenen wären, und also erzeugt wären, ohne dafs eine Interferenz in dem leeren Raume selbst stattgefunden hätte. 7) Es war defshalb nöthig, dasselbe innerhalb des leeren Raumes anzubringen. Aber auch dies genügte noch nicht. Die Betrachtung, aus welcher Fresnel die dunklen und hellen Streifen bei der Dif- fraction herleitet, indem er sämmtliche Punkte von der bis zum Schirme oder Diaphragma gelangenden Welle als neue Wellen- Centra ansieht, bleibt unverändert gültig, wenn statt dieser Welle irgend eine andere zwischen dem leuchtenden Punkte und dem Diaghragma befindliche als der Ort der neuen Wellen-Cen- tra betrachtet wird. So lange daher der leuchtende Punkt 83 auferhalb des leeren Raumes lag, konnte man immer noch ein- ‘wenden, dafs das Licht sich nur bis zur Gränze dieses Raumes undulatorisch fortpflanze, dann aber durch denselben hindurch gehe, ohne dafs ein Äther vorhanden sei. Denn es mülsten, wenn es sich so verbielte, die dunkleln und hellen Streifen sich jen- seits des leeren Raumes gleichfalls zeigen. Es war deshalb nöthig, den leuchtenden Punkt mit in den leeren Raum zu verlegen. Dies wurde auf die Weise erreicht, dals zwei ganz schmale Diaphragmen in einer Entfernung von 4 Linien hintereinander angebracht wurden, das erste bildete dann gleichsam eine leuchtende Linie, welche ihr Licht auf das zweite sandte. Um die Diaphragmen in den leeren Raum einführen zu können, waren sie beide an einem dünnen eisernen Stabe befe- stigt. Da die dunkeln und hellen Streifen sich noch innerhalb des leeren Raumes bilden, und einige Breite erlangen sollten, so mulste dieser von ziemlicher Ausdehnung angewendet wer- den, was die Ausführung des Versuchs erschwerte. Eisen in Verbindung mit Glas für denselben zu benutzen, war unthun- lich, weil das Gefäls einer hohen Temperatur ausgesetzt wer- den mufste, wobei das in Eisen luftdicht eingesetzte Glas leicht springt. Aulserdem sind bei dergleichen Verbindungen von Glas und Metall, Fugen unvermeidlich und die Luft aus denselben fortzuschaffen kaum möglich. Es ist deshalb ein Apparat ganz aus Glas benutzt worden. Wurde der Versuch mit aller Vorsicht ausgeführt, so zeig- ten sich doch in dem leeren Raume sowohl bei einfarbigem als auch bei weilsem Lichte die Streifen, und zwar mit derselben Schärfe und Intensität, wie in dem mit Luft erfüllten Raume. Und was noch mehr ist, wenn man dieselben mittelst einer Loupe betrachtete, und diese dicht an dem Glase, wodurch der leere Raum begränzt war, hielt, so sah man die Streifen ganz deutlich in dem Brennpunkte derselben, der offenbar innerhalb des leeren Raumes lag. Es geht hieraus hervor, dafs die Fortpflanzung des Lichts in der Luft nicht auf Schwingungen von Theilchen der Luft selbst beruhe, denn der Einwand, dals die Quecksilberdämpfe 84 die Stelle der schwingenden Lufttheilchen vertreten, möchte wohl | schwerlich als halthar betrachtet werden können. h | Allein man thäte Unrecht, diesem Versuche eine grölsere | Bedeutung beizulegen, als er in der That hat, und etwa aus dem Umstande, dals die Streifen in dem noch innerhalb des leeren I Raumes liegenden Brennpunkte der Loupe sich zeigen, zu fol- gern, dafs dort etwas Materielles vorhanden sei, durch dessen | Schwingungen sie entständen. Es verhält sich mit diesen Strei- fen gerade ebenso, wie bei jedem andern Bilde, das wir in dem Brennpunkte einer Loupe erblicken. Denkt man sich z. B., wie dies bei den Diffractionserscheinungen der Fall ist, zwei leuch- tende Punkte, welche ihr Licht auf eine Loupe senden und de- 7 ren Entfernungen bis zu dem ihnen zugewandten Brennpunkte der Loupe gerade um eine halbe Undulation von einander ver- | schieden sind, so ist der Weg von diesem Brennpunkte bis zur Retina des hinter der Loupe befindlichen Auges für die von beiden leuchtenden Punkten kommenden Lichtbündel derselbe. Denn dieselben sind fast parallel, und durchwandern daher die- selbe Stelle der Loupe. Defshalb entsteht die Wirkung, welche der Gangunterschied in dem Brennpunkte der Loupe hervor- bringt auch ebenso auf der Retina des Auges, und wir ver- setzen diese letztere Wirkung in jenen Brennpunkt. Das Erscheinen der Streifen innerhalb des leeren Raumes, würde daher immer noch mit einer Hypothese verträglich sein, nach welcher die Fortpflanzung des Lichts durch den leeren Raum | stattfindet, ohne dafs derselbe mit einem Äther erfüllt ist; indem man z. B. voraussetzt, dafs die Bewegungen der Theile des | leuchtenden Körpers entsprechende Bewegungen der Theile des beleuchteten, ohne ein zwischen befindliches Medium hervor- 'f rufen. Allein in anderer Beziehung ist dieser Versuch wohl ge- '] eignet das Unhaltbare einer solchen Hypothese zu zeigen. Denn wollte man mittelst derselben die Fortpflanzung des Lichtes '} erklären, so würde man jedenfalls annehmen müssen, dals eine fr Zeit für die Erregung der Bewegung in der Entfernung noth- 'f wendig sei, und dafs dieselbe verschieden sei nach der Entfer- 'f nung des leuchtenden von dem beleuchteten Körper. Eine An- | nahme, welche den Gesetzen der allgemeinen Anziehung oder f 85 Gravitation keinesweges analog ist, von welcher La Place *) gezeigt hat, dals sie keine Zeit für ihre Fortpflanzung bedarf. Machte man dennoch solche Annahme, so lielsen sich wohl die Gesetze der Reflexion und Refraction aus derselben herlei- ten, und ebenso die Erscheinungen des polarisirten Lichts und der Interferenz erklären, und die letzteren sogar, wie so eben gezeigt worden, selbst in dem Falle, wo wir sie im leeren Raume erblicken. Anders verhält es sich aber mit der Aus- breitung des Lichts welche bei der Diffraction statt findet, wenn, wie es bei dem obigen Versuche der Fall war, sowohl der leuchtende Punkt als auch das Diaphragma sich in dem leeren Raume befinden. Diese Ausbreitung des Lichtes hinter dem "Diaphragma erklärt Fresnel mit Hülfe des sogenannten Huy- genschen Princips, nach welchem jeder Punkt der bis zum Schirme gelangenden Welle _selbst wieder ein neues Wellen- centrum bildet. Diese Erklärung ist aber nicht mehr möglich, wenn kein Äther vorhanden ist, Man würde, um dennoch die Streifen zu erklären, genöthigt sein anzunehmen, dafs die Wir- kung, welche ein schwingendes Theilchen des leuchtenden Kör- pers auf ein Theilchen des beleuchteten ausübt, nicht allein auf dem kürzesten Wege, in gerader Linie, sondern auch auf jedem andern Wege hervorgebracht wird, so, dafs wenn diese Wir- kung durch das Dazwischenliegen eines undurchsichtigen Kör- pers gehindert wird, dieselbe um diesen Körper herum stattfin- det; versteht sich mit einer um so geringeren Intensität, je schie- fer die Richtung ist, in der sie ausgeübt wird, und nach einer um so grölseren Zeit, je grölser der Weg ist, durch den sie dorthin gelangt. Es möchte in der That möglich sein, mit diesen Annahmen den Äther für die Erklärung der Fortpflanzung des Lichts zu entbehren; da dieselben im wesentlichen mit dem übereinstim- men, was der Äther zu versinnlichen bestimmt ‘ist. Allein- man sieht auch zu gleicher Zeit, dafs solche Annahmen jedenfalls -grölsere Schwierigkeiten in sich schlielsen, als die eines Äthers. *) Mecanique celeste Livre X. Chap. VII. p. 350. 86 Hierauf las Hr. H. Rose über die Säure im Colum- bit von Nordamerika. Der Columbit von Nordamerika, der dieselbe Krystallform wie der von Bodenmais in Baiern hat, zeichnet sich durch ein niedrigeres specifisches Gewicht von letzterem aus. Aber eben so wie die verschiedenen Krystalle des Bodenmaiser Columbits unter sich eine grolse Verschiedenheit im spec. Gewicht zeigen, so findet eine ähnliche Verschiedenheit auch bei dem amerikani- schen Minerale statt. Die leichtesten Krystalle des Bodenmaiser Columbits haben dasselbe spec. Gewicht wie die schwersten Kry- stalle des Nordamerikanischen. Der Verf. hat früher gezeigt, dafs das verschiedene spec. Gewicht der Krystalle des Baierschen Columbits von dem ver- schiedenen Verhältnifs der Niobsäure und Pelopsäure herrühre. Denn das spec. Gewicht dieser beiden Säuren ist sehr verschie- den, aber ungleich nach den Temperaturen, denen sie vor der Wägung ausgesetzt worden waren. Durch die Güte des Hrn. Silliman in New-Hauen erhielt . der Verf. eine sehr bedeutende Menge des jetzt sehr seltenen nordamerikanischen Columbits, so dals er die Säure desselben in hinreichender Menge darstellen konnte. Dieselbe besteht vor- züglich aus Niobsäure mit sehr kleinen Mengen von Pelopsäure. Letztere ist in ungleich geringerer Menge darin enthalten, als in dem Baierschen Columbit und da sie ein bedeutend höheres spec. Gewicht hat, als die Niobsäure, so erklärt sich hierdurch genügend das höhere spec. Gewicht des baierschen Minerals. Übrigens hat der Verf. auch in den Säuren des amerikani- schen Columbits sehr kleine Mengen von Wolframsäure gefun- den, wie in dem aus dem baierschen Fossile. Hr. Ehrenberg legte neue von Hrn. Dr. Herm. Kar- sten aus Venezuela unter dem 23. December 1846 eingesandte schriftliche Arbeiten und Zeichnungen über botanische und zoo- logische Gegenstände der tropischen Natur vor; es wurde be- schlossen, dieselben im Archiv der Akademie aufzubewahren. BE 77 4 =. a 87 4. März. Gesammtsitzung der Akademie. (Vor- sitzender Sekretar: Hr. v. Raumer.) Hr. Kunth las kritische Bemerkungen über die Gattnng Ficus. Hierauf legte Hr. Dove ein an ihn übersandtes Schreiben des Hrn. Caldcott vor, mittelst dessen der Rajah von Tra- vancore einen handschriftlichen Folianten meteorologischer Beob- achtungen an die Akademie übersendet. Hr. Dove wurde beauf- tragt, durch ein Schreiben an Hrn. Caldcott, dem Sohne des unterdessen verstorbenen Rajah im Namen ‘der Akademie zu danken. Ferner wurden vorgelegt: Schreiben der Hrn. Schmeller und v. Martius zu Mün- chen über den Empfang der Leibnitzischen Denkmünze. Ein Schreiben des Hrn. Le Verrier zu Paris als Erwie- derung auf seine Ernennung zum corresp. Mitgliede der Aka- demie. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Eb. Fr. Mauz, Erörterungen über die Kartoffel- Krankheit im Jahre 1846 und Rathschläge zu deren Verhütung im Jahre 1847. Stuttg. 1847. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Efslingen d. 18. Febr. d.J. P.Bleeker, Siluroideorum Bataviensium conspectus diagnosticus. Batavia 1846. 8. Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Batavia d. 20. Oct. 1846. Journal of the royal geographical Society of London. Vol. 16. 1846. Part 2. London. 8. Transactions of Ihe geological Society of London. 2. Series. Vol. 7. Part. 3. London 1846. 4. Comptes rendus hebdomadaires des seances de l’Academie des sciences. 1847. 1. Semestre. Tom. 24. No. 2-5. 11.Janv.- 1.Feyr. Paris. 4. Christian Bartholmess, Jordano Bruno. Tome 1.2. Paris 1847. 8. de Caumont, Bulletin monumental ou collection de m&moires sur les monuments historiques de France. Vol. 13. No. 1. Paris 1847. 8. 88 Revue archeologique. 3. Annee. Livr.10. 15. Janv. 1847. Paris. 8. Rapport fait d l Academie royale du Gard sur le congres scien- tifigue de Genes. Alais, 15. Oct. 1846. 8. Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesell- schaft der Wissenschaften zu Göttingen. 1847. No. 2. 8. C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 19. Jahrg. 1847. No. 3.4. Wien. 4. Kunstblatt 1847. No. 6. 7. Stuttg. u. Tüb. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.589. Altona 1847. 4. Nyt Magazin for Naturvidenskaberne. Udgives af den physio- graphiske Forening i Christiania. Bind 5, Hefte 2. Christia- nia 1846. 8. C. A. Holmboe, Sanskrit og Oldnorsk, en sprogsammenlignende Afhandling. ib. eod. 4. Norges gamle Love indtil 1387. Udgivne ved R. Keyser og P. A.Munch. Bind 1. ib. eod. 4. M. Sars, Fauna littoralis Norvegiae. Mit 10 Kupfertaf. Lief. 1. ib. eod. fol. Die 4 letztern Schriften sind von der Königl. Norwegischen Uni- versilät zu Christiania mit einem Begleilungsschreiben vom 2/4. Nov. 1846 eingesandt worden. 11. März. Gesammtsitzung der Akademie. (Vor- sitzender Sekretar: Hr. Ehrenberg.) Hr. Bekker legte den altfranzösischen Roman von As- pramonte druckfertig vor. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Moyen de diriger un Ballon par une machine appliqude a la nacelle; systeme van Esschen. Bruxelles 1847. fol. Etablissement horticole. Leon Lille et Cie, Horticulleurs_ete. Graines pour etude ou pour Ecole botanique. Annde 1847. Lyon 1847. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.590. Altona 1847. 4. 15. März. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. v. Schelling las über Kant’s Lehre von dem tran- scendentalen Ideal der Vernunft. tg ee ihn SEN u u 89 18. März. Gesammtsitzung der Akademie. (Vor- sitzender Sekretar: Hr. Böckh.) Wegen anderweitiger Geschäfte fand heute keine Vorle- sung statt. Zum Vortrag kamen: Ein Schreiben des Hrn. Ministers der geistl., Unt.- und Med.-Angel. vom 5. März d. J., wodurch der Akademie ange- zeigt wird, dafs Se. Maj. der König in Folge der Nachforschun- gen des Custos der musikalischen Abtheilung der Königl. Biblio- thek hierselbst, Hrn. Dehn, durch Vermittelung des Königl. Consuls zu Venedig, Hrn. Treves de Bonfili, aus dem Nach- lasse des Grafen Corniani d’Algarotti die Correspondenz Friedrichs des Grolsen mit dem Kammerherrn Grafen Algarotti habe ankaufen lassen, und diese demnächst auf Verlangen der Akademie zur Benutzung bei der Herausgabe der Werke des grofsen Königs gegeben werden könne. Ein Schreiben der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Turin v. 25. Februar d. J. über den Empfang der letzten Sendung unserer Schriften, nebst einer Anweisung zum Empfange der Memorie der Turiner Akademie, 2. Serie, Bd. 4 - 8. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: H.deLuynes, Essai sur la Numismatique des Satrapies et de la Phenicie sous les Rois Achaemenides. Paris 1846. 4. Thomas Latter, a Grammar of the language of Burmah. Cal- ceutta 1845. 4 Mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. London d. 23. Febr. d. J. The quarterly Journal of the geological Society. (Vol. II). No. 9. Febr. 1. 1847. London. 8. Filippo Parlatore, Giornale botanico italiano. Anno 2. Fasc. 3. 4. Firenze 1846. 8. Kunstblatt. 1847. No. S-10. Stutig. u. Tüb. 4. Bericht über die 25jährige Wirksamkeit des calligraphischen Instituts von A. F. Schütze sen. und Ernst Schütze jun. in Berlin. Berlin 1847. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.591. Altona 1847. 4. Sir Roderik Impey Murchison on the silurian Rocks and their associales in parts of Sweden. London 1847. 8. 90 25. März. Gesammtsitzungder Akademie. (Vor- sitzender Sekretar: Hr. Böckh.) Hr. Crelle theilte einige Ergebnisse mit von den Uuter- suchungen zur weitern Entwicklung der Theorie der Dampfma- schinen, mit welchen er jetzt beschäftigt ist, und erläuterte sie. Die verschiedenen, mannichfachen Theile einer Dampfma- schine lassen sich füglich in zwei Classen oder Gruppen sondern. Zur ersten Gruppe würden die Theile gehören, welche zur Er- zeugung des Dampfs aus dem Wasser mittels des Feuers, also zur Erzeugung der bewegenden Kraft der Maschine dienen. Sie sind Esse, Kessel und Schornstein; nebst den Heifs- und Kaltwasserpumpen. Die zweite Gruppe würde die Theile um- fassen, deren Bestimmung es ist, die erzeugte Kraft zu benut- zen, oder sie so zu lenken, dals sie den Zweck der Maschine erfüllt. Sie sind: der Dampfstiefel; der Wagebalken; die Steue- rung der Klappen, nebst dem sogenannten Wassersturz (Cata- ract) bei den einfach wirkenden Maschinen, welche Wasser ‚aus verschiedenen Tiefen heben sollen; die Regulatoren und das Niederschlaggefäls (Condensator). Alle Theile in beiden Gruppen werden natürlich nicht eher mit Sicherheit im Voraus auf das Vortheilhafteste angeordnet werden können, als bis die Vorausschätzung ihrer Wirkungen auf unbestrittene Grundsätze der Physik und der Mathematik ge- bracht sein wird; das heifst, bis man die zuverlässige Theorie ihrer Wirkungen kennen wird; aber daran fehlt noch Manches. Die Theile in der ersten Gruppe fallen mehr der Physik, die in der zweiten mehr der Mathematik anheim. Für die ersten giebt es bis jetzt noch keine eigentliche Theorie, und die Erbauer der Dampfmaschinen sind gezwungen, die Theile der ersten Gruppe nur lediglich nach Beispielen, oder nach den empy- _ | rischen Regeln zu ordnen, die sie sich, mehr oder weniger an- gemessen, aus der Erfahrung abgeleitet haben. Auch wird hier eine Theorie wohl nicht eher möglich sein, als bis erst näher die Prineipien, auf welche sie zu gründen wäre, entdeckt sein werden. Bis jetzt weils man von der Wirkung des Feuers und von der vortheilhaftesten Benutzung desselben, sei es zur Er- wärmung der Luft, oder zur Verdampfung von Wasser, noch 9 zu wenig, und der Feuerbau hat kaum irgend einen sichern ra- tionellen Anhalt. Daher geht denn auch noch immer bei der Benutzung schwerlich irgend einer andern Naturgabe ein so gro- fser Theil ungenutzt verloren, als beim Brennstoff. Bei der Erwärmung der Luft in den Zimmern z. B. geht, unmittel- baren Messungen zufolge, eben so viel und vielleicht noch mehr Wärmestoff durch den Schornstein in die freie Luft verloren, als in die Zimmer gelangt, weil die zum Verbrennen nöthige Luft nur dadurch der Esse zugeführt wird, dals man die Luft im Schornstein von dem Feuer selbst erwärmen läfst, damit der Rauch und die verbrannte Luft aufsteigen und weggeschafft werden mögen. Aus demselben Grunde geht auch bei jeder andern Feue- rung ein nicht minder beträchtlicher Theil ungenutzt verloren. Über die zweckmälsigste Construction der Essen giebt es fast nur empyrische Regeln, die sich von Zeit zu Zeit ändern. Bei der Verdampfung des Wassers ist die vortheilhafteste Gestalt der Kessel noch zu finden. Bald bringt man das zu verdampfende Wasser in einzelnen Kochröhren in das Feuer und läfst die Röhren möglichst vom Feuer umspielen, bald leitet man, umgekehrt, das Feuer in Röhren durch das Wasser, wie bei den Dampfwagenmaschinen, und läfst es zugleich indirect als Gebläse wirken. Dann läfst man wieder das Feuer blofs den Boden des Kessels berühren: in welcher Höhe über dem Heerde, blofs nach Gewohnheit u.sw. Wo eine Theorie zu beginnen scheint, z. B. bei den Schornsteinen, welche sie recht hoch haben will, ist ihre Art, feste Grundsätze anzuwenden, Einwendungen unterworfen. Für die der Physik anheimfallenden Theile einer Dampfmaschine giebt es also noch wenig sichere Regeln, und es wird sich, wie ge- sagt, dafür auch schwerlich eher etwas thun lassen, ehe nicht die Wissenschaft die Gesetze der Wirkungen des Feuers näher % “ r A ü ef wird erforscht haben. Bei den Dampfmaschinentheilen der zweiten Gruppe, über welche insbesondere die Mathematik zu urtheilen hat, ist es an- ders. Die physicalischen Gesetze, auf welche sich hier die Untersuchungen zu gründen haben, nemlich die der Spannkraft des Dampfs, im Verhältnils zu seiner Wärme und zu dem Raum, welchen er ausfüllt, so wie die Gesetze der Ausdehnung des Dampfs, sind mit hinreichender Sicherheit erforscht, und 92 die mathematischen Grundsätze für die Untersuchungen sind die der Statik und Dynamik, also unbedingt gewils. Gleich- wohl gab es auch hier, bis auf die neuste Zeit, eigentlich noch gar keine Theorie; denn was sich dafür ausgab, war nicht blofs unsicher, sondern sogar unrichtig. Die Mathematik, obgleich sie sonst so gern an der Wirklichkeit sich übt, wenn auch nur durch Hypothesen, weil sie dabei Gelegenheit findet, sich selbst zu erweitern, wie es z. B. bei der Theorie der Wärme geschah, und die auch von der Technik nur fast allzugern zu Hülfe gerufen wird, hatte sich mit den Dampfmaschinen fast noch gar nicht beschäftigt. Obgleich seit der Erfindung der Benutzung der Dampfkraft an 200 Jahre verflossen sind und, wenn man auch die ersten Versuche nicht für eigentliche Dampfmaschinen gel- ten lassen will und kann, doch seit Watt, der durch das Hin- zuthun des Niederschlaggefälses, durch die Schliefsung und Um- kleidung des Stiefels, durch die Benutzung der Doppelwirkung und der Absperrung, durch das Vierseitgelenk und den Regulator, wohl als der eigentliche Erfinder der wirklich nutzbaren Dampfmaschi- nen anzuerkennen sein dürfte, an 70 Jahre vergangen und seit- dem viele Hunderte, ja Tausende von Dampfmaschinen erbaut worden sind, hatte man doch durchaus immer noch kein Mittel, die Wirkung der zu erbauenden Maschinen mit einiger Sicher- heit im Voraus zu schätzen, das heifst, zu sagen, namentlich wieviel Pferdekraft durch eine bestimmte Masse zu verdam- pfenden Wassers, zu welcher der Aufwand an Brennstoff im Verhältnifs steht, die Maschine bekommen werde. Eine Berech- nung der Kraft vorhandener Maschinen gab man zwar, aber sie war nicht angemessen. Man multiplicirte die Kraft der Dampfspannung im Kessel mit der Kolbenfläche, und dies Pro- duct mit der Geschwindigkeit des Kolbens; und da nun dies nicht zutreffen wollte und konnte, weil in der That die Span- nung des Dampfs im Stiefel, unmittelbaren Messungen mit dem Wattschen Spannungsmesser zufolge, von der im Kessel bei weitem verschieden sein kann, so half man sich mit con- stanten Multiplicatoren, die aber keineswegs constant sind, son- dern vielmehr eigentlich bei jeder Maschine andere Werthe ha- ben; von 4 und noch weniger an, bis zu beinahe 1. Die Ge- 2 schwindigkeit der Bewegung konnte man im Voraus gar 93 nicht finden, sondern mufste sie nach vorhandenen Maschinen schätzen. So war es bis auf die neueste Zeit, und bis vor etwa kaum 10 Jahren, wo Herr von Pambour zuerst die Grundzüge einer der Natur des Gegenstandes angemessenen Theorie des mathematischen Theil der Dampfmaschinen (wie man in der Kürze die zweite Gruppe der Maschinentheile nennen könnte) fand und aufstellte. Hätte die Mathematik sich eher mit den Dampfmaschinen beschäftigen wollen, so würden diese Grund- züge vielleicht eher gefunden worden sein; denn die Pambour- sche Theorie beruht auf der einzigen, so höchst einfachen und na- türlichen Berücksichtigung der Thatsache, dals nothwendig al- ler Dampf, der im Kessel erzeugt wird, durch den Stiefel ge- hen muls; vorausgesetzt, dafs die Maschine in gutem Stande und in angemessener Bewegung sich befindet und nicht Dampf durch die Sicherheitsklappe oder sonst verloren geht. Diese einfache Erwägung giebt, wie leicht zu ermessen, auf der Stelle den Ausdruck der Geschwindigkeit der Bewegung, und so die Grundzüge der Theorie vollständig; die denn auch Herr von Pambour auf alle Arten von Dampfmaschinen einfach und klar angewendet hat. Fast nicht minder auffallend, wie die Spätheit dieses Fundes, sind auch wieder die vielen Widersprüche, wel- che der neuen Theorie bei der Vertheidigung des Alten, Ge- wohnten, offenbar Unrichtigen, begegneten und die, obgleich das Richtige durch seine gleichsam mathematische Gewilsheit nachgerade wohl die Anerkennung sich erkämpft hat, doch noch immer nicht ganz vergessen sind; denn selbst neuere Schriften über Dampfmaschinen geben, wo sie von der Theorie sprechen, mit unter noch das alte Verfahren und stellen wenigstens das - Richtige nicht an die Spitze. - Nachdem nun so Herr von Pambour die Hauptzüge der Theorie des mathematischen Theils der Dampfmaschinen, auf _ Thatsachen gegründet, gegeben hat, was, im Vorbeigehen be- merkt, ein sehr grolses Verdienst ist, da die Dampfmaschinen "jetzt einen unermelslichen Einfluls auf das ganze Völkerleben _ erlangt haben, bleibt doch immer noch, auch für den mathema- tischen Theil der Aufgabe, manches Wesentliche zu thun übrig; ' denn Herr von Pambour hat bis jetzt nicht mehr geben wol- len, als die Theorie im Ganzen und im Allgemeinen. Es blei- 94 ben noch manche Fragen weiter zu untersuchen und zu beant- worten. So ist zunächst, insbesondere für alle Dampfmaschinen, wel- che eine drehende Bewegung hervorbringen, oder einen gegebe- nen Widerstand im Kreise forttreiben sollen, also für Maschi- nen, welche Mühlen, Walzwerke, Bohrwerke, Spinnmaschinen etc. in Bewegung zu setzen bestimmt sind, das Schwungrad nicht blofs ein willkührlicher Nebentheil, sondern vielmehr ein so un- enibehrlicher und wesentlicher Theil, dafs, wenn das Schwung- rad entweder nicht da, oder zu leicht wäre, die Maschine gar nicht gehen könnte, sondern still stehen würde, wie stark auch die Dampfkraft sein möchte. Selbst wenn das Schwungrad schwer genug wäre, um die Maschine in Gang zu erhalten, würde doch die Bewegung noch gar zu unregelmälsig sein, wenn sein Ge- wicht nicht hinreichend wäre. Das Schwungrad muls ein ganz bestimmtes, öfters sehr ansehnliches Gewicht haben, wenn man will, dafs die Geschwindigkeit der Bewegung nicht über ein gegebenes Maals hinaus ab- und zunehmen soll. Und nicht blofs für die Maschinen mit drehender Bewegung und mit Räderwerk, sondern auch für die andere Art von Maschinen, welche eine hin- und her- oder auf- und niedergehende Bewegung hervor- zubringen haben, z. B. Wasserpumpen, oder Luftpumpen, oder Gebläse treiben sollen, ist das Schwungrad noch ganz wesent- lich nothwendig, und es ist nöthig, zu wissen, welches das ge- ringste, ihm nötbige Gewicht sei. Eine erschöpfende Theorie des Schwungrades für die verschiedenen genannten Fälle ist also schon gleich ganz nothwendig, uud sie fehlt noch, so weit mir bekannt; ja es finden sich sogar Verschiedenheiten der Ansicht der Mathematiker bei der Aufgabe. Die Theorie beruht aber gänzlich auf vollkommen sichern dynamischen Grundsätzen, und mufs sich also auch mit voller Sicherheit geben lassen. Sodann ist die Frage, wie das zur vortheilhaften Wirksam- machung der erzeugten Dampfkraft so sehr wirksame Mittel, den Zutritt des Dampfs in den Stiefel eher, und viel eher abzusper- ren, ehe der Kolben seinen Lauf vollendet hat, die soge- nannte Absperrung (deiente), am vortheilhaftesten und prac- tisch am angemessensten zu benutzen sei. Das beste Maals der 95 Absperrung, welches die Theorie giebt, ist nicht immer auf die gewöhnliche Weise practisch ausführbar. Ferner ist die Frage, wie es sich bei den einfach wirken- den, besonders zum Wasserheben bestimmten Maschinen mit dem Wassersturz (cataracte) verhalte, der, sammt der dazu gehöri- gen Vertheilungsklappe, offenbar eine gar zu künstliche, gebrech- liche und folglich unsichere Vorrichtung, gleichsam nur ein Noth- behelf ist. Es fragt sich, ob sich nicht in den Fällen, wo eine und dieselbe Maschine das Wasser aus sehr verschiedenen Tie- fen der Gruben zu heben hat und wo man dann gewöhnlich den Wassersturz zu Hülfe nimmt, eine einfachere und sicherere Vorrichtung, die zugleich die Zeit erspart, welche durch den Wassersturz verloren geht und worauf es wohl oft gar sehr an- kommt, an seine Stelle setzen lasse. Auch bei dem Wattschen Vierseitgelenk wäre wohl noch zu untersuchen, ob nicht, so sinnreich auch die Vor- richtung ist, dennoch einfache Reibungsrollen besser wären; in- dem die Wattsche Vorrichtung Das, wozu sie bestimmt ist, nemlich die Kolbenstange gegen Biegung zu bewahren, zwar sehr nahe, aber doch nicht vollkommen leistet; was gegentheils die Reibungsrollen thun. Endlich, und hauptsächlich, ist nun jetzt, wo man die Wir- kung einer Dampfmaschine unter allen Umständen mit Sicher- heit zu schätzen vermag, die Frage: welche von den verschie- denen Arten von Maschinen nach den Umständen die beste sei: ob eine Maschine mit doppelter, oder mit einfacher Wir- kung, mit hohem, oder mit niedrigem, oder mit Luftdruck, mit oder ohne Absperrung, mit oder ohne Niederschlag u. s. w.: das heifst, durch welche Anordnung der Maschine, mit dem glei- chen Aufwande von Brennstoff und dadurch erzeugter Dampf- _ kraft, unter den verschiedenen Umständen die gröfste Nutz- _ wirkung sich erzielen lasse. Wie sehr viel auf die Art der H Anordnung der Maschine ankomme, beweiset die Erfahrung im - Grofsen. Die neuesten Gornwallisschen Maschinen haben, mit _ dem gleichen Aufwande von Brennstoff, wohl 30mal so viel Nutzwirkung, als die ältern Maschinen, und 4- bis 5mal so viel, . als selbst neuere Hochdruckmaschinen. Aber auch selbst die Corn- _ wallisschen Maschinen haben schwerlich schon das Erreichbare 5* 96 erreicht; denn sie sind einfach-wirkende Maschinen, mit dem Wassersturz, also schon mit Zeitverlust verbunden; und wenn man erwägt, dafs in grolsen Corn wallisschen Maschinen, wie sie dienen, das Wasser aus mebr als 1000 Fufs tiefen Gruben em- porzuheben, die fast urplötzliche Wirkung des Dampfs auf den Kolben an 3000 Ctr. beträgt, was denn mehr ein Stofs als ein Druck ist und fast einer Pulver-Explosion gleicht, so erregt dies Schrecken und die Befürchtung von Gefahren. Mit einem Versuch, die verschiedenen bier genannten, noch zu wünschenden Untersuchungen anzustellen, hat sich der Vor- tragende seit einiger Zeit beschäftigt, ist aber damit noch nicht: zu Ende gekommen. Vielleicht wird er auch, nachdem der ma- thematische Theil durchgearbeitet sein wird, noch über die, ins- besondere der Physik anheimfallenden, oben im Eingange genann- ten Theile der Dampfmaschinen, einige Bemerkungen beifügen. Der Umfang. der Arbeit wird, der vielen Gegenstände wegen und da die Untersuchungen zum Theil ziemlich verwickelt sind, den Raum einer Abhandlung weit übersteigen. Da indessen die Ergebnisse für die Akademie Interesse haben dürften, so wird er sie für die Berichte mitzutheilen und sie in den Versammlun- lungen mündlich zu erörtern sich erlauben, Heute erläuterte er die Resultate, welche das Schwungrad betreffen; und zwar zunächst für den Fall, wenn die Maschine in der Kreisbahn der Kurbelwarze einen unveränderlich starken Widerstand forzutreiben hat. ! Dafs in diesem Falle ein Schwungrad für die Maschine un- entbehrlich sei, ist klar; denn so wie die Kurbel in die Rich- tung. der Bläuelstange gekommen ist, würde eine unendlich grofse Kraft nöthig sein, sie weiter zu treiben. Dann also kann allein das Beharrungsvermögen der in Bewegung gesetzten. Masse des Schwungrades die Kurbel weiter führen. Was die Masse dadurch an Wirksamkeit verliert, muls ihr in den andern Stel- lungen der Kurbel gegen die Bläuelstange durch die Dampfkraft wieder. ersetzt werden, und die bewegende Kraft mufs nothwen- dig. stärker sein, als der Widerstand, wenn die Kurbel auf der Bläuelstange senkrecht steht. Die Aufgabe ist nun: zu. sagen, welches Gewicht das Schwungrad haben müsse, damit die Geschwindigkeit, welche die Kurbelwarze am Anfange eines hal- 97 ben Umlaüfs hat ünd welcher diejenige am Ende des halben Umlaufs im Beharrungsstande gleich sein muls, nirgends, in keiner Lage der Kurbel, weiter als bis auf einen bestimmten Theil der Anfangs- und Endgeschwindigkeit hinabsinke. Auch ist dann die Frage: welches mit diesem Gewicht des Schwung- rades die gröfste Geschwindigkeit sei, za welcher die Kur- belwarze gelangt. = ne >o Die allgemeinen Ergebnisse dieser Untersuchung sind folgende. Bezeichnet die Kraft des Dampfkolbens in Pfunden; den Kolbenhub in Fulsen; die Länge des Kurbelbugs, ebenso; den Widerstand gegen die Kurbelwarze in der Richtung der Tangente ihrer Kreisbahn, in Pfunden; den Winkel, welchen die Kurbel von da an, wo sie, nach oben gerichtet, die Richtung der Bläuelstange hatte, durch- laufen hat; vy die Geschwindigkeit der Kurbelwarze nach durchlaufenem Winkel /, also die Anfangs- und v„ die Endgeschwindigkeit im halben Umlauf; M, das Gewicht des Schwungrades; ö seinen Durchmesser; M die auf die Kurbelwarze nach dem dynamischen Gesetz des Beharrungsvermögen reducirte Masse M,, so dals 2 M=M 7 ist; die auf die Entfernung der Bläuelstange vom Drehpunct des Wagebalkens reducirte Masse des Wagebalkens, der Steuerung und der Kolben und Kolbenstangen, des Dampf- stiefels und der Heils- und Kaltwasserpumpen; den Lauf des Dampfkolbens von Null ab, so das x=4+r (1— cos) ist; Zy das Integral von ZQ% sin Lay) = Qdx, also Z, und Z, seinen Werth frV=0OundY=r; au, die Geschwindigkeit, unter welche die Anfangs- uud End- geschwindigkeit der Kurbelwarze für kein / hinabsinken soll; 98 g=15#%F. den Weg, welchen ein im luftleeren Raume frei herabfallender Körper in der ersten Secunde durchläuft; und nimmt man an, dafs die Richtung der Bläuelstange stets mit sich selbst parallel bleibe, was, wenn die Stange nur lang genug ist, füglich ohne erheblichen Irrthum geschehen kann, aber auch geschehen mufs, wenn nicht die Rechnung, ohne besondern Zweck, unüberwindlich verwickelt werden soll: so ist der allgemeine Ausdruck der Geschwindigkeit der Kurbelwarze für ein beliebi- ges U folgender: 1 Dig 48 (Zy— Zu — Ro) + Mi} ET” M+ Nsinl® Hieraus ergiebt sich zunächst, weil, wegen des nöthigen Be- harrungsstandes der Bewegung, für) =, v,—=v, sein muls, 2. Z,— Zo = Ror; und da nun einerseits Z— Z, nichts anders ist, als das Inte- gral von Odx für =, mit Rücksicht auf seine Constante, dieses Integral aber das Moment der Wirkung des Dampfs auf den Dampfkolben ausdrückt, andrerseits Ro das Moment ‚des Widerstandes 7? bezeichnet: so folgt, dafs im Beharrungs- stande, unter allen Umständen, diese beiden Momente gleich sind, und dafs also durch die Kurbel keine Kraft verloren geht. Dafs Kraft verloren gehe, fürchten Diejenigen, welche sich abmühen, Dampfmaschinen zu erfinden, die unmittelbar und ohne Kurbel eine drehende Bewegung hervorbringen. Ihre Bemühungen sind demnach völlig unnütz. Dieser Umstand ist zwar längst bekannt, aber es durfte wohl bemerkt werden, dals er auch bei dieser Gelegenheit sich bewährt. Ferner findet man (was die Aufgabe war) aus der Formel | fie 49° y E 3. M= mrRRRErRT Lis (Zr — Zo) „24 -20)) + kav?NsinW?], für die Bedingung, vy, solle für kein / kleiner als wu, sein, das nöthige Gewicht des Schwungrades, wenn man daraus den gröfsten Werth sucht, den M, haben kann. Setzt man N=0, was bei dieser Art von Maschinen füg- lich geschehen kann, so ergeben sich bei der Berechnung des grölsten Werths von M, zugleich diejenigen /, für welche die N. 99 Geschwindigkeit der Kurbelwarze am kleinsten und am gröfs- ten ist. Es ist für dieselben 2Z, 4. Bl, Von den beiden hierdurch ausgedrückten Werthen von % entspricht der im ersten Quadranten der kleinsten, der im zwei- ten Quadranten der grölsten Geschwindigkeit. Wenn der Dampf im Stiefel nicht abgesperrt wird, in wel- chem Fall also @ constant ist, sind die Rechnung und die Resultate einfach. Es ist dann in (4) 5. sint=2 und der grölste Werth von M, (3) ist 16,364 8% 0? Q 6. N — je, 2018 ty Wird dagegen der Dampf abgesperrt, ehe der Kolben sei- nen Lauf vollendet hat, so sind die, Rechnungen und. die Resul- tate viel verwickelter. Bezeichnet nemlich ?, den Kolbenlauf bis zur Absperrung; P,die Kraft des Dampfs auf den Quadratfuls Kolbenfläche; a die Kolbenfläche in Quadratfufsen; ac den Raum-Inhalt des Spielraums zwischen den Böden des Stiefels und dem Kolben, wenn er am Ende seines Laufs angelangt ist; n eine gewisse, aus dem physicalischen Gesetze der Ausdeh- nung des Dampfs durch Versuche gefundene unverän- derliche Zahl, die für Maschinen mit Niederschlag, die Maaflse in Fufsen, die Gewichte in Pfunden ausgedrückt, 257 ist, und setzt man der Kürze wegen Atec A A, te Aı te so ist, jedoch nach einer gewissen, aber zuläfslichen Näherungs- rechnung: 7. log. nat. ma 40?ıP, sin 88 M= na 2ag (V—tang. + \) rn? vo? N sin “ KT TIOCETTE , Sun 100 worin aus BrEREp (n+#P,) A, +0) k derselben. Das Gehirn des Thieres war durch verhältnilsmälsig - kleine Hemisphären und durch die ungeheure Grölse des kleinen Gehirns, namentlich seiner Seiten, Ausgezeichnet. . Der Unterkiefer verhält sich wie bei den Säugethieren,, inso- - fern jede Hälfte ohne alle Näthe und Abtheilungen in besondere Stücke ist; insbesondere gleicht er ganz dem der Delphine durch seine Gestalt und seine Hohlheit, und durch den aufserordentlich grolsen Eingang dieser Höhle, welcher hier aus dem Gesteine aufge- k deckt wurde. Nur der vorderste Theil des Unterkiefers, wo die co- _ nischen Zähne ihren Sitz ‚hatten, war ganz solid. Vom mittleren Theil des Unterkiefers sind nur Fragmente vorhanden, auch der - hinterste fehlt, so dafs sich die Länge des Kiefertheils des Kopfes im Verhältnils zum Ganzen, welche wie bei den Delphinen mit län- gerer Schnautze gewesen sein mag, nicht genau angeben läfst. Aus _ einem Fragment lälst sich erkennen, dafs die Äste des Unterkiefers ‚mit ihrem vordern Theil dicht an einander lagen. Der hintere Theil des Unterkiefers auf der rechten Seite des Kochschen Skelets ist Steinkern der Unterkieferhöhle von einem etwas kleinern Indi- viduum. Die Zähne, welche in der Form sehr denjenigen der Seehunde gleichen, waren in viel grölserer Anzahl als bei diesen vorhanden. Sie sind theils einwurzelig, theils zweiwurzelig. Den vordern Theil er spitzgeendigten Kiefer besetzten in einer Längsreihe mehrere einwurzelige conische zusammengedrückte Zähne mit sehr langen Wurzeln und gekrümmter Spitze. Sie sind theils einzeln vorhan- den, theils sind ihre Alveolen an einem Fragment des vordersten Theils des Unterkiefers sichtbar. Der vorderste war nicht der grölste und beträchtlich kleiner als der zweite. Wie viel conische 110 Zähne noch folgen, ist ungewils. Alle übrigen Zähne waren von schneidender am vordern und hintern Rande gezackter Krone wie die Seehundsbackzähne. Der erste dieser zackigen Zähne war ohne Zweifel einwurzelig, wie bei den Seehunden; denn ein solcher Zahn findet sich einzeln vor. Von den zweiwurzeligen Backzähnen waren viel mehr als bei den Seehunden und leicht doppelt so viel vorhanden. Der viertletzte war noch so grofs wie die übrigen, die drei letzten aber bedeutend kleiner. In den zweiwurzeligen Back- zähnen sind die Keimhöhlen der beiden Wurzeln durch eine enge bogenförmige Commissur im mittleren Theil der Krone verbunden. Die Keimhöhle der conischen Zähne ist wie diese selbst comprimirt, aber breit und verschmälert sich gegen den obern Theil. Das un- tere Ende der Wurzeln aller Zähne wird dünner, wie die Wurzeln der Säugethierzähne meistens sind. Die vier hintersten Back- zähne des Unterkiefers standen dicht hinter einander, am übrigen Theil des Kiefers waren die Zähne durch einen Zwischenraum ge- ringer als die Breite des Zahns getrennt. Die Zähne des Ober- und Unterkiefers alternirten, die Zwischenstellen sind meist eingedrückt, . was von den entgegenstehenden Zähnen abzuleiten ist. Die mikro- skopische Structur der Zähne ist so wie sie Owen dargestellt. Blutgefäfse, welche man in Dresden in den Knochen und Zähnen gesehen hat, giebt es in den Zähnen nicht, sondern nur in den Kno- chen, wo ihr Verlauf durch die verzweigten Markkanäle, in denen sie ihren Sitz hatten, angegeben ist. Der Durchmesser der feinsten . dieser Kanäle ist nicht gröfser als bei andern Säugethieren ; sie sind übrigens stellenweise durch ihre bräunliche oder rothbräunliche Färbung auffallend deutlich, Dals das Thier ein Säugethier ist, darüber kann nach den Re- sultaten der gegenwärtigen Untersuchung nicht der geringste Zweifel sein. In der Zusammensetzung des Kopfes ist auch nicht die entfernteste Andeutung von einem Reptil, völlig entscheidend sind der Mangel der Näthe am Unterkiefer, die Zusammensetzung des Schläfenapparats, die Gegenwart einer Bulla ossea in derselben gerollten Form wie bei den Cetaceen, die Schnecke mit dritthalb Windungen und Spiralplatte, ganz von derselben Form wie bei dem Menschen und den Säugethieren, die beiden Conayli occipita- les, die doppelt wurzeligen eingekeilten Zähne, die Epiphysen der Wirbelkörper, die platten Endflächen derselben. Die beschuppten 111 _ Amphibien haben immer nur einen Condylus occipitalis, und wenn derselbe bei den nackten Amphibien wie bei den Säugethieren dop- pelt ist, so sind gegen diese die hier entdeckten übrigen Charaktere - völlig entscheidend, wie Schnecke, Paukenmuschel, Mangel der Nä- the am Unterkiefer u. a. Die Osteologie des Kopfes vereinigt Cha- raktere der ächten Cetaceen und der Seehunde, die Zähne erinnern durch ihre grölsere Zahl an jene, durch ihre Form ganz und gar an diese. Weder im Bau des Schädels, noch in derForm der Zähne sind - Affinitäten mit den grasfressenden Cetaceen oder Manatis vorhan- den. Während der Schädel eine zwischen den Seehunden und äch- ten Cetaceen in der Mitte stehende Form andeutet, treten in der Wirbelsäule ganz eigenthümliche Charaktere auf, wovon sich we- der bei jenen Säugethieren, noch in irgend einer andern Classe hin- reichende Analogien finden, daher wir es ohne Zweifel mit dem Repräsentanten einer eigenthümlichen ausgestorbenen Familie von See - Säugethieren zu thun haben. Die Körper aller Wirbel ohne Ausnahme sind von 2 (nahe bei einander liegenden) Emissaria senkrecht durchbohrt, wie bei Ple- siosaurus und auch bei Säugethieren (MyZodon) vorkömmt. Alle "Wirbel sind nur durch die platten Endflächen der Wirbelkörper verbunden und hatten also Zigamenta intervertebralia zwischen sich. Gelenkfortsätze an den Bogen waren in keiner Gegend der Wirbelsäule vorhanden, was sonst nur bei den Cetaceen am hintern Theil des Körpers der Fall ist. Dagegen besitzen die Wirbel und schon die Halswirbel wie am ganzen Rumpfe grofse Muskel -Fort- sätze an der vordern Seite des Bogens, Processus accessorü. Die _ Querfortsätze aller Wirbel befinden sich nicht am Bogen, sondern am Körper des Wirbels und an den mehrsten Wirbeln am untern Theil der Seiten des Wirbelkörpers. { Die Wirbel des Halses, die ersten Rückenwirbel und die ‚Schwanzwirbel sind ganz ossifieirt; dagegen haben die auffallend langen Wirbel vom mittlern und hintern Theil des Rumpfes das ausgezeichnete, dafs nur der mittlere Theil des Wirbelkörpers und die platten Endflächen durch die ganze Dicke ossificirt sind. Was dazwischen ist, das vordere und hintere Drittheil des Wirbelkör- pers ist auf der Oberfläche nur dünn (und stellenweise bei der _ Kategorie B sogar gar nicht) ossifieirt, besonders am hintern Theil _ des Rumpfes; diese langen Wırbel enthalten im Innern im vordern er 112 und hintern Drittheil einen grofsen Steinkern und müssen im Leben hier Knorpelmasse enthalten haben. Der Hals war lang und ohne Löcher in den Querfortsätzen. Wenn solche Löcher vorhanden waren, so müssen sie in dem abge- brochenen Ende der Querförtsätze enthalten gewesen sein; aber es ist ein Halswirbel von einem ganz jungen Thier vorhanden, dessen Querfortsatz ganz vollständig und ohne Öffnung ist. Die Halswir- bel sind viel kürzer als die Rumpfwirbel und in der Gestalt des Wirbelkörpers den Schwanzwirbeln ähnlich, übrigens keineswegs kurz, nämlich die untern Halswirbel sind 75 Zoll lang und ihr Körper 7 Zoll breit; sie sind den Halswirbeln der Getaceen nicht im geringsten ähnlich, solche Halswirbel giebt es überhaupt bei kei- nem andern Säugethier. Die Querfortsätze gehen nahe der Basis des Wirbelkörpers aus, nur an den obern Halswirbeln rücken sie an die Seiten desselben. Die Zahl der Halswirbel war grölser als bei der grofsen Mehrzahl anderer Säugethiere. Atlas und Epi- stropheus sind nicht mehr vorhanden; wie viel Wirbel am Halse waren, läfst sich nicht genau angeben. 11 von den 13 Halswirbeln . am Kochschen Skelet bilden eine gute Folge, die untersten 5 stim- men sogar in der Farbe und in den kleinsten Details auf das genau- este überein, unter den übrigen sind mindestens 2 von schon ab- weichender Gestalt von einer andern (vordern) Gegend des Halses. Wenn man daher auch annehmen wollte, dafs unter den 11 Hals- wirbeln der Kategorie 4, deren W irbelkörper nach vorn allmählig kleiner und niedriger wird, auch noch nicht alle einem Individuum angehören, so kömmt jedenfalls ein Thier mit mehr als 7 Halswir- beln heraus. Die ersten Rückenwirbel waren den untern Halswirbeln noch ziemlich ähnlich und nicht wie die doppelt so langen hintern Rumpf- wirbel gestaltet. An dem Kochschen Skelet fehlen sie. Es sind aber zwei der ersten Rückenwirbel von einem andern sehr grolsen Individuum und einer von einem ganz jungen Individaum vorhan- den. Bei ihnen geht der Querfortsatz von der Seite des Wirbel- körpers unter der Mitte ab; er ist an einem dieser Wirbel vollstän- dig erhalten und ich habe daran die Facette für die Rippe auf- gefunden und aus dem Gesteine aufgedeckt. Die Processus spi- nosi sind platt und tafelförmig mit vorderm und hinterm senkrech- tem und horizontalem Endrande wie bei den Wallfıschen. An den u N SETZE NG 113 folgenden Rückenwirbeln entfernt sich der Querfortsatz immer mehr gegen die Basis des Wirbelkörpers. Der Wirbelkörper wird länger, indem sich der mittlere Theil, worauf der Bogen steht, nicht verändert, aber der vordere und hintere Theil lang aus- ziehen und die Länge des Körpers (15-16) fast doppelt so grols als die Breite (s--9”) wird. Die Querfortsätze werden nach und nach schiefer, nämlich schief abwärts gerichtet. Die Folge derWir- bel läfst sich aus der abnehmenden Stärke des Canalis spinalis im Verhältnils zum Querdurchmesser des Wirbelkörpers überall sehr si- cher bestimmen. ' Am vordersten Theil des Rückens waren Wirbel mit wenig verlängertem Wirbelkörper, dann allmählig längere, und alle Wirbel am vordern Theil des Rückens waren auf der Unter- seite des Wirbelkörpers, zwischen den Querfortsätzen erhaben und abgerundet, weiterhin wird diese Stelle zwischen den @uerfortsä- tzen ausgehöhlt, noch weiter zurück in der Lenden - und Kreuzge- gend wird sie wieder erhaben und die 2 Emissarien des Wirbelkör- pers liegen zwischen 2 erhabenen Längsriffen, was für die Lenden - und Kreuzgegend charakteristisch ist. An den Halswirbeln und „Rückenwirbeln waren hohe und lange Processus spinosi, gestaltet, wie sie bei Cetaceen am grölsten Theil der Wirbelsäule sind. An den hintern Rumpfwirbeln nimmt die Spina auf dem Bogen bis zum ganz Unscheinbaren ab. Von der Kategorie B sind 3 Kreuzwinkel, von der Kategorie 4 nur einer vorhanden. Diese Wirbel haben sehr kurze Querfortsätze an den Wirbelkörpern, welche durch ein senkrechtes Loch durchbohrt sind. Die Querfortsätze sind so kurz im Verhältnils der langen Querfortsätze der Schwanzwirbel und Lenden- wirbel, dals man die Gegenwart eines Beckens in der Kreuzgegend und also hintere Extremitäten vermuthen muls; doch können. die vorhandenen Kreuzwirbel nur hintere Kreuzwirbel gewesen sein, und derjenige der Querfortsätze, welcher das Becken trug, fehlt. Für die Gegenwart eines Beckens und einer hintern Extremität ‚spricht auch der unvermittelte Übergang von den langen Kreuz- wirbeln in die kurzen Schwanzwirbel. Die Rippen waren nur an den Querfortsätzen der Wirbelkör- ‚per befestigt, wie bei den Wallfischen; die Verbindungsstelle liegt bei einem der besondern Wirbel ausgezeichnet schön vor. Die Rippen waren im Verhältnils der ungeheuren Stärke der Wirbel ‚schwach. Die mehrsten, mit Ausnahme der vordersten, sind durch 114 die keulenförmigen Anschwellungen am untern Ende ausge- zeichnet. Von den Extremitäten sind nur Bruchstücke vorhanden, näm- lich Fingerglieder, aus dem platt endigenden Endglied ersieht man, dafs eine Kralle nicht vorhanden war, aber die Fingerglieder waren durch vollständige Gelenke frei beweglich. Man sieht, dafs die Bildung des Skelets am Rumpfe von den Cetaceen sich gänzlich entfernt und ganz eigenthümlich wird. Weder die Halswirbel noch die Rückenwirbel gleichen denen der Cetaceen, und der Hals ist gänzlich abweichend. Aus der grolsen Länge der mehrsten Wirbel des Rumpfes kann man sich besser als aus der von Hrn. Koch aufgestellten Wirbelreihe einen Begriff von der Grölse des Thieres machen, welche ohne Gefahr der Über- | treibung 60-70 Fuls geschätzt werden kann (bei 2 andern von Buckley erwähnten Wirbelsäulen war die eine vom Anfange des Halses bis zum Schwanz 50, die andere 60 Fuls lang). Der Kopf des Thieres war verhältnilsmäßsig klein, nämlich gegen 5 Fuls lang bei einer Breite von gegen 20-24 Zoll, das Thier war also gegen 12 mal so lang als der Kopf, ein Verhältnifs, wovon sich unter den verwandten Säugethieren sonst kein Beispiel findet; denn bei den Wallfischen verhält sich der Kopf zum ganzen Thier wie 1 :45, bei den Delphinen wie ı:6 bis 7, bei Seehunden wie !:8. Unter den Reptilien wird jenes Verhältnils leichter gefunden, wie bei Plesio- I» saurus, wo esi1 2I5 ıst. Eine andere Eigenthümlichkeit der Gestalt liegt in der verhält- nilsmäfßsig beträchtlichen Länge des Rumpfes zwischen Hals und Schwanz, oder zwischen den Vorder- und Hinterbeinen. Diese Verlängerung wird durch die ungewöhnliche Länge der Wirbel bewirkt, wodurch bei einer voraussetzlich nicht ungewöhnlichen Zahl der Rumpfwirbel die Länge dieser Gegend auf mehr als die Hälfte des gewöhnlichen Verhältnisses vergrölsert und nahe verdop- pelt wird. Bei andern Thieren, die sich durch eine grofse Distanz der vordern und hintern Extremitäten auszeichnen, geschieht diese Verlängerung nicht durch die Längsdimension der Wirbel, sondern durch die vergröfserte Anzahl der Wirbel, wodurch sich z.B die Cyclodus von andern Reptilien auszeichnen. 115 e Hr. Heinr. Rose berichtete über eine Arbeit des Herrn €. Rammelsberg, betreffend die Produkte, welche die Cya- nüre und Doppeleyanüre beim Erhitzen liefern. Bisher scheint man ziemlich allgemein angenommen zu ha- ‚ben, dafs die Verbindungen des Cyans mit den sogenannten edlen Metallen sich in höherer Temperatur einfach in ihre Be- standtheile zerlegen, die Cyanüre der unedlen Metalle hinge- gen Stickgas entwickeln, und Kohlenmetalle oder Carburete bilden. Schon Gay-Lussac indels bemerkte beim Erhitzen von Cyanquecksilber die Bildung einer besonderen braunen Sub- stanz, welche man Paracyan genannt hat, und neuere Beob- achtungen am Cyansilber haben gelehrt, dafs auch hier die Zersetzung keine so einfache sei, wie man früher glaubte. Diese Umstände bewogen den Verfasser zur Anstellung einer Reihe von ' Versuchen mit den wichtigsten Cyanüren und den Doppelcyanü- ren des Eisens, von denen das Folgende ein kurzer Auszug ist. _ Die Substanz wurde theils in kleinen Glasretorten über der Wein- . geistlampe, theils in verschlossenen Tiegeln zwischen Kohlen ge- glüht. Die Resultate beschränken sich vorerst auf die bei dieser Destillation gebildeten flüchtigen Stoffe, auf die Menge und die empirische Zusammensetzung der Rückstände, deren rationelle Deutung aber erst von dem besonderen Studium der Paracyan- verbindungen erwartet werden darf, womit der Verf. sich dem- nächst beschäftigen wird. 'Cyansilber. Nach Angaben von Liebig und Redtenbacher sollte das Cyansilber beim Erhitzen Cyangas entwickeln und Halbeyansilber zurücklassen, welches in höherer Temperatur in Kohlensilber und "Stickgas zerfiele. Harald Thaulow bestätigte zwar das Entwei- chen der Hälfte des Cyans, allein er glaubte, das entwickelte as, obwohl wie das Cyan zusammengesetzt, besitze wesentlich dere Eigenschaften, weshalb er ihm den Namen Carbazot b. Aufserdem fand er, dafs der Rückstand Paracyansilber t, aus welchem durch gesteigerte Hitze kein Stickstoff ausge- trieben wird. » Der Verf. findet als Resultat seiner Versuche, dafs das Cyan- ‚silber sich in der Hitze unter einer lebhaften Feuererscheinung 8 116 | in der That in Paracyansilber verwandelt, indem es gerade die Hälfte des Cyans entwickelt. Das Gas ist ganz rein, zeigt alle | Eigenschaften des Cyans, und ein Carbazot existirt hier nicht. Das Paracyansilber verträgt sehr hohe Temperaturen ohne Zer- setzung, sobald die Luft ausgeschlossen bleibt. Berlinerblau. Aus Versuchen, welche Berzelius vor mehr als 25 Jahren über die Destillationsprodukte des Berlinerblau’s angestellt hat, glaubte er schliefsen zu müssen, dals der schwarze pyrophorische Zersetzungsrückstand ein Kohleneisen, aus 2 At. Eisen und 3 At. Kohlenstoff bestehend, sei. Der Verf. untersuchte zunächst das aus Eisenoxydauflösungen und Kaliumeisencyanür bereitete Berlinerblau, welches bekannt- lich stets eine kleine Menge Kalium enthält. Lufttrocken scheint es 18 At, bei 160-170° getrocknet, aber 9 At. Wasser zu ent- halten, so dals es im letzteren Fall als blausaures Eisenoxyd- oxydul betrachtet werden kann. Bei 250° wird es wasserfrei, , ist aber dann immer schon etwas zersetzt. Seine Destillationsprodukte variiren je nach dem Trocken- heitszustande, weil die Gegenwart des Wassers die Bildung von # Kohlensäure, Blausäure und Ammoniak bedingt, wodurch die Menge des Kohlenstoffs und Stickstoffs im Rückstande verändert i wird. Dieser Rückstand, dessen Quantität etwa 60 pC. des bei 250° getrockneten Berlinerblaus beträgt, ist aber keinesweges” Kohlenstoffeisen, sondern er enthält ungefähr 15 pC. Stickstoff. Seine empirische Zusammensetzung ist 7 At. Eisen, '# 7 At. Kohlenstoff, 6 At. Stickstoff, und man kann ihn als ein Gemenge von Eisenparacyanür und Eisencarburet (6Fe, NC+FeC), | betrachten. 4 Es ist nicht unwahrscheinlich, dals das Berlinerblau, wenn man es absolut wasserfrei der Destillation unterwerfen könnte, sich unter Entwickelung von Cyan in reines Eisenparacyanür verwandeln würde. Die Menge des Stickstoffs würde dann in dem Rückstande + mehr betragen, als die Versuche ergeben; 6 und die relative Atomenzahl der Elemente gleich grols sein. Das kaliumfreie Berlinerblau, mittelst ee dargestellt, liefert nur etwa 46 pC. jenes Rückstandes, welcher £ $ [ a 7 447 zwar Kohlenstoff und Stickstoff in denselben relativen Verhält- nissen enthält, aber beträchtlich reicher an Eisen ist. Bei der Unmöglichkeit, das Berlinerblau ohne Zersetzung wasserfrei darzustellen, und mit Rücksicht darauf, dafs es eine - Verbindung zweier Cyanüre ist, welche gleichzeitig eine Zer- - setzung erleiden, erscheint dieser Körper wenig geeignet, ein einfaches Bild von dem Verhalten des reinen Cyaneisens in der Hitze zu liefern. Wasserstoffeisencyanür liefert anfangs Wasser, Blau- säure und graugelbes Eisencyanür, welches letztere sodann, oft "mit einer Feuererscheinung, sich in eine schwarze Substanz ver- wandelt, die 6 At. Eisen, 10 At. Kohlenstoff und 5 At. Stickstoff enthält, und demzufolge als Paracyanür und Carburet (3Fe, NC —+FeC?) betrachtet werden kann. Kaliumeisencyanür, das wasserfreie Blutlaugensalz, zer- setzt sich erst in viel höherer Temperatur in Cyankalium und Eisenbicarburet, welche man durch verdünnten Alkohol trennen kann, während sich natürlich nur Stickgas entwickelt. Caleiumeisencyanür, welches bei 250° noch 1 At. Was- ser zurückhält, zersetzt sich viel leichter, und liefert ein Gemenge von Cyancalcium und Eisenbicarburet. Zinkeisencyanür, lufttrocken 7 At. Wasser enthaltend, wovon die Hälfte bei 100° entweicht, giebt gleichfalls ein Ge- menge von Cyanzink und Eisenbicarburet. Bleieiseneyanür entwickelt Cyan und Stickgas, indem 4 \ des Kohlenstoffs und die Hälfte des Stickstoffs fortgehen. Der Rückstand kann als Blei- und Eisenparacyanür, gemengt mit Kohle (2Pb, NC + Fe, NC + C), betrachtet werden. Kupfereisencyanür enthält 7 At. Wasser, fängt aber schon bei 150° an, sich unter Cyanentwicklung zu zersetzen. Die Zu- ‚sammensetzung des bräunlichschwarzen Rückstandes ist von der "Art, dals man ihn als Kupfer - und Eisenparacyanür, mit Kohle gemengt, ansehen kann. Die Anwesenheit des Wassers bei der Ei jedoch, so wie das Verhalten des wasserfreien Kupfer- yanürs für sich, berechtigen zu der Annahme, dafs er eigentlich ‚aus Kupfercyanür und Eisenparacyanür bestehen dürfte, wenn die Begenwart des Wassers vermieden werden könnte. &% r 118 Cyanzink. Cyanzink erfährt erst in sehr starker Glühhitze eine Ver- änderung. Es verliert, indem ein Theil davon sich verflüchtigt, bis 25 pC. am Gewicht, und der schwarze Rückstand, welcher noch die Zusammensetzung das Cyanzinks hat, ist reines Para- eyanzink. Cyankupfer. Kupfereyanür läfst sich ohne Zersetzung schmelzen. In ho- her Temperatur verwandelt sich ein Theil in Paracyanür, ein schwarzes Pulver, welches Säuren unter Abscheidung von Para- cyan zerlegen. Cyannickel und Cyankobalt. Die Cyanüre von Nickel und Kobalt liefern unter einer glän- } zenden Feuererscheinung eine schwarze Masse, welche 6 At. Me- tall, 12 At. Kohlenstoff und 2 At. Stickstoff enthält, und als Para- cyanür und CGarburet (vielleicht mit Kohle vermengt) anzusehen ist. Das Verhalten der untersuchten Verbindungen drückt folgende Übersicht aus: A. Einfache Cyanüre. I. Nur Paracyanüre liefern: Cyansilber Cyankupfer Cyanzink. II. Paracyanüre und Carburete (oder Gemenge der letzteren mit Kohle) liefern: Cyannickel Cyankobalt Cyaneisen (aus Wasserstoffeisencyanür). B. Eisen-Doppelcyanüre. I. Das elektropositive Cyanür bleibt unzersetzt, das Eisen- eyanür bildet Bicarburet: Kaliumeisencyanür Caleiumeisencyanür Zinkeisencyanür; und höchst wahrscheinlich auch die Natrium -, Baryum-, Stron- tium- und Magnesiumverbindung. 119 II. Das Eisencyanür bildet nur Paracyanür: Kupfereisencyanür (wo das Cu&£y natürlich zu Cu€y wird). III. Beide Cyanüre bilden Paracyanüre, oder Gemenge der- selben mit Carbureten: Bleieisencyanür Berlinerblau. Der smalteblaue Niederschlag, welchen salpetersaures Queck- silberoxydul in Kaliumplatincyanür bildet, ist eine Verbin- - dung von ersterem mit Quecksilberplatineyanür (HK + (SHgEy +Pıi£y) + 10H), und wird durch Wasser in diese beiden Be- standtheile zersetzt. Bei der Einwirkung von Kali auf geschmolzenes Kupfer- eyanür bildet sich ein neues krystallisirtes Doppelsalz = 2K€y - +3£u£y, welches sich zu Wasser wie die aus gleichviel At. beider bestehende Verbindung verhält. FEEp Zen 22 Hr. Poggendorff las über elektro-thermische Zer- setzungen und ein Paar neue eudiometrische Me- thoden. Vor einiger Zeit hatte der Verf. Veranlassung sich ein Elek- tro-Thermometer zu verfertigen, bestehend, wie das von Lenz gebrauchte, aus einem mit Alkohol gefüllten Fläschchen, in wel- _ chem ein Quecksilberthermometer von einem hindurch geleiteten - Platindraht schraubenförmig umgeben war. Der Zufall wollte, dals ein Paar der etwas dicht liegenden Drahtwindungen sich berührte, und als nun ein galvanischer Strom durch sie hin- geleitet ward, entstand ein zischendes Geräusch, dem ähnlich, welches man hört, wenn bei der Wasserzersetzung im Volta- meter die Platten mit einander in Berührung kommen. Zugleich stiegen von den Berührungspunkten Bläschen auf, welche die Flüssigkeit frei durchstrichen, also kein Alkoholdampf sein konn- ten, sondern sich als ein permanentes Gas verrieihen. Dieser Umstand bewog die Erscheinung weiter zu verfolgen. Zu dem Ende liefs der Verf. eine kleine Flasche im Boden durchbohren und verschlofs die Öffnung mit einem Pfropfen, 4* 120 durch welchen zwei beinahe 1,5 Millimeter dicke Platindrähte gesteckt waren, ein gerader und ein etwa einen halben Zoll von seinem Ende rechtwinklich umgebogener. Dann füllte er die Flasche mit absolutem Alkohol, und verband die herausragenden Enden der Drähte mit einer Batterie von zwei seiner kleinen Grove’schen Ketten. So lange die Drähte einen merklichen Abstand von einander hatten, kam natürlich gar kein Strom zu Stande. Wenn aber der gebogene Draht gedreht wurde, so dafs sein horizontales Ende den aufrechten Drabt zu berühren schien, entstand die oben er- wähnte Erscheinung sogleich und viel ausgeprägter als vorhin. Nicht nur an der Berübrungsstelle, sondern auch auf einer ge- wissen Strecke davon, dies- und jenseits, entwickelte sich ein permanentes Gas, und zugleich zeigle sich an der ersteren Stelle ein Lichtschein, der ganz das Ansehen eines continuirlichen elek- trischen Funkens besals. Die Stärke des Phänomens hing von dem Grade der schein- baren Berührung der Drähte ab. Berührten sie einander zu in- nig, so verschwand es gänzlich, wie im Fall wo sie einen merk- lichen Abstand von einander besalsen. Zwischen beiden Fällen 7 gab es eine Stellung der Drähte, bei welcher die Lichterschei- ” nung ein Maximum war. Gleich dem Alkohol verhalten sich Äther, Terpentinäl und Mandelöl. Alle diese Flüssigkeiten und wahrscheinlich noch viele andere von ähnlicher Zusammensetzung, schlechter Wärmelei- 7 tung, und gerioger WVärmecapacität zeigen auf solche Weise die artige Erscheinung einer mit Lichtschein verknüpften Zersetzung, nieht nur beim Strome der erwähnten Batterie, sondern gar, ©] wiewohl in viel schwächerem Grade, bei Anwendung einer ein- fachen Grove’schen Kette, besonders wenn sie zuvor durch eine Weingeistflamme etwas erwärmt worden sind. Wasser dagegen und wässrige Flüssigkeiten scheinen einen intensiveren Strom zu verlangen; wenigstens war es dem Verf. mit der Batterie aus‘ zwei Grove’s nicht möglich mehr als ein starkes Zischen unter sehr schwacher Entwicklung feiner fast mikroskopischer Bläschen ” zu erreichen. Erst nachdem der Verf. diese Beobachtungen gemacht, wurde er gewahr dafs Humphry Davy bereits im J. 1802 ganz ähn- er 121 liche Erscheinungen unter Händen hatte. Derselbe beobachtete sie mit Hülfe einer Batterie aus 20 Paaren viereckiger Zink- und Kupferplatten von 13 Zoll Seite. Er schlofs diese Batterie durch Kohlenspitzen unter Wasser, concentrirter Schwefelsäure, con- centrirter Salpetersäure, Alkohol, Äther, ätherischen und fetten Ölen, und sah in allen diesen Fällen unter Erscheinen lebhafter Funken, wie er sagt, eine mehr oder weniger starke Gasentwick- lung eintreten. Es sind nur wenige Seiten, auf welchen Davy Nachricht von dieser Erscheinung giebt *), und später ist er nicht auf sie zurückgekommen; auch scheint nicht, dafs seitdem irgend ein An- derer sich in dieser Weise mit ihr befalst habe. Davy’s Beob- achtungen werden, namentlich von Fechner in seinem als Re- pertorium des Früheren noch jetzt so schätzbaren Lehrbuche des Galvanismus ($.308) nur als Beleg angeführt, dafs sich galvanische Funken selbst unter Flüssigkeiten hervorbringen las- sen; sonst wird nichts hinsichtlich ihrer bemerkt. Auch der Verf. war anfänglich der Meinung, dafs man es bei dem in Rede stehenden Versuch mit Funken zu thun habe, da solche, wenigstens beim Unterbrechen einer metallischen Strom- leitung unter Flüssigkeiten, z. B. beim Ausheben des Schliefs- drahtes aus Quecksilber, ganz unzweifelhaft zum Vorschein kom- men. Bei näherer Erwägung däuchte es ihm aber sehr unwahr- scheinlich, dals der Strom einer so kleinen Batterie, wie er ge- braucht hatte, ja sogar der einer einfachen Kette, Spannung ge- nug gehabt haben sollte, um unausgesetizt ein Überspringen von Funken zu veranlassen. Es würde dies in isolirenden Flüssig- keiten eine Schlagweite voraussetzen, die auflserordentlich viel grölser wäre als die in der Luft. > Um sich darüber aufzuklären, untersuchte er zuvörderst, ob an der Stelle wo das Lichtphänomen erschien, irgend ein merk- licher Abstand zwischen den Drähten vorhanden wäre; allein selbst mit der Lupe konnte er nichts von einem solchen entdecken. Die Drähte schienen einander durchaus zu berühren. Indefs war diese Beobachtung immer doch etwas zweifel- haft, als dals sie nicht einer Bestätigung bedurft hätte. Er schlug *) Siehe Gilbert’s Annalen (1803) Bd. XII $. 353. 122 daher einen andern Weg ein. Wenn bei dem erwähnten Ver- suche isolirte Funken, auch in noch so rascher Folge, übersprän- gen, würde der Strom nicht mehr ein stetiger, sondern ein un- terbrochener sein, und er mülste dann, nach wohlbekannter Er- fahrung, in einem neben ihm befindlichen Drabt, einen Inductions- strom hervorrufen. Käme dieser letztere Strom nicht zu Stande, so würde folgen, entweder dals der Lichtschein aus einem blo- fsen Glühen der aneinander liegenden Drahttheile hervorginge oder dafs er aus einem continuirlichen Lichtbogen bestände. So argumentirend schaltete der Verf. demnach eine Induc- tionsrolle in die vorhin gebrauchte Batterie ein und wiederholte den Versuch. Die Rolle enthält ein etwa 9 Lin. dickes und 4 Zoll langes Eisendraht-Bündel, umgeben in zwei Lagen von 4 Pfund - eines 0/75 dicken Kupferdrahts, auf welchen ungefähr 750 Fuls eines Kupferdrahts von 0'125 Durchmesser aufgewickelt sind. Die Vorrichtung ist so kräftig, dafs sie schon ohne Eisenkern und blofs mittelst einer einfachen Grove’schen Kette, sebr fühl- bare Schläge beim Unterbrechen des Stroms ertheilt; um so mehr war zu erwarten, dafs sie mit Hülfe des Eisenkerns und einer Batterie von zwei Grove’s ihre Dienste thun werde. Als indels, nach Einschaltung derselben in die Batterie, der erwähnte Ver- such mit Alkohol wiederholt wurde, lielsen sich, ungeachtet Licht- und Gasentwicklung im besten Gange waren, nicht die gering- sten Schläge von ihr in den Händen verspüren; selbst als die Zunge zwischen die Enden des Inductionsdrahtes geschoben wurde, blieben alle Commotionen aus. Hienach scheint denn also wirklich der Strom unter den ob- waltenden Umstäuden ein stetiger zu sein, und das Lichtphäno- men nicht durch isolirt überspringende Funken, sondern entwe- der durch glühende Drahtibeile oder durch einen zusammen- hängenden Lichtbogen erzeugt zu werden. In Betracht indels, dafs das Licht schon bei der einfachen Kette zum Vorschein kommt, bei welcher man schwerlich das Dasein eines continuir- lichen Bogens von leuchtendem Gase oder Dampfe einräumen kann, hat ohne Zweifel die erstere Ansicht, also die von einem Glühen der festen aneinander liegenden Drahttheile die gröfsere Wahrscheinlichkeit. Ob diese Ansicht sich auch auf die Davy’schen Ver- 123 suche übertragen lasse, mag dahin gestellt.bleiben. Batterien aus sehr vielen Elementen, wie z.B. die von: Gassiot aus 3520 Plattenpaaren, sollen schon ungeschlossen, blofs wenn die Pole einander hinreichend genähert sind, eine ununterbrochene Reihe von Funken überschlagen lassen. Bei Batterien von geringerer Plattenzahl ist dies nicht mehr der Fall, und selbst wenn sie Spannung genug besitzen, um den Lichtbogen zu erzeugen, ge- ben sie diesen doch nur, wie noch neuerlich von Van Breda bestätigt worden ist, nachdem man die Pole auf kurze Zeit mit einander in Berührung gesetzt oder eine elektrische Entladung zwischen ihnen übergeleitet hat. Wie Davy eigentlich verfuhr, ist nicht angegeben. Eine sehr hohe Spannung konnte seine Bat- terie nicht besitzen, wohl aber mulste der Strom derselben, we- gen Grölse der Platten, von bedeutender Stärke sein. Wenn er also nicht gerade Öffnungsfunken beobachtet hat, ist es viel wahrscheinlicher, dafs die Kohlenspitzen, welche die Pole der - Batterie bildeten, einander berührien, also solide glühten, oder einander berührt hatten und einen Lichtbogen lieferten, als dals sie in Distanz fortwährend isolirte Funken überspringen lielsen. Wie dem auch sein mochte: dem Verf. war es nach dem erwähnten Inductionsversuch nicht länger zweifelhaft, dafs man mit einem ununterbrochenen, durch den Strom zum Glühen ge- brachten Draht ganz dieselben Erscheinungen erhalten würde, wie mit zwei aneinander gelegten Drähten. Und dies bestätigte sich denn auch in vollem Maafse. Denn als er einen dünnen Platindrabt innerhalb einer der genannten Flüssigkeiten durch den Strom ins Glühen versetzte, wurde dieselbe mit solcher Leich- tigkeit zersetzt, dals es möglich wäre, jede zu wissenschaftlichen Untersuchungen erforderliche Menge Gas aus ihnen darzustellen. ‘ Zum Gelingen des Versuchs ist nur erforderlich, dafs der durch die Flüssigkeit geleitete Draht, was seine Dimensionen be- trifft, im richtigen Verhältnis zur Stromstärke stehe, damit er nicht entweder abschmelze oder aufser Glühen bleibe, in wel- chem letzteren Falle zwar auch noch eine Gasentwicklung ein- treten kann, aber doch immer nur eine schwache *). Der Verf. r) ‘ *) Davy leitete auch ein Stück des Schliefsdrahts durch Alkohol, P Äther und Öle, konnte es aber aus angegebenem Grunde nur bis zum Sie- den der Flüssigkeit bringen. & 124 hat es zweckmälsig gefunden, statt eines Platindraths mehre sehr dünne zu nehmen, und deren so viele nebeneinander zu legen, als gerade erforderlich und hinreichend sind. Er steckt dieselben mit ihren Enden in die Löcher zweier dicker Kupferdrähte, in welchen sie mittelst Schraubenmütter festgehalten werden. Die Zersetzungen, die man hiedurch erhält, sind offenbar blofse Wirkungen der Wärme und wesentlich nicht verschieden von denen, die durch dieses Agens auch auf gewöhnliche Weise bewerkstelligt werden können. Wenn er sie dennoch elektro- thermische zu nennen vorschlägt, so geschieht es nur, um kurz ihren Ursprung, so wie ihre Verschiedenheit von den elektrolytischen zu bezeichnen *). Sie fallen ohne Zweifel ganz in eine Klasse mit der merkwürdigen Wasserzersetzung, die neuerlich von Hrn. Grove entdeckt worden ist. Da dieser ta- lentvolle Physiker aber selbst in seiner ausführlichen Abhandlung über den Gegenstand, die der Verf. erst vor wenigen Tagen er- hielt, nicht speciell von den Erscheinungen bei kohlenwasserstoff- haltigen Flüssigkeiten spricht, so scheint es nicht überflüssig, auf sie wiederum aufmerksaın gemacht zu haben, nicht sowohl weil sie dem Auge ein ganz gefälliges Schauspiel darbieten, als viel- mehr, weil sich wahrscheinlich noch nützliche Anwendungen von ihnen werden machen lassen. In einer Beziehung scheint der Prozefs schon gegenwärtig nicht ohne Belehrung zu sein. Allgemein wird nämlich angenommen, dafs wenn einmal zwischen einem Gefäfs und der darin enthal- tenen Flüssigkeit Berührung stattfindet, diese letztere nicht über *) Die zu Anfange dieses Aufsatzes erwähnte Erschemung, dafs der galvanische Strom einen spiralförmig durch Alkohol geleiteten Draht ruhig durchlief, und nur dann erst zersetzend auf die Flüssigkeit einwirkte, als die Drahtwindungen einander irgendwo berührten, hat nichts Paradoxes und widerspricht dem Obigen nicht. Der Draht war nämlich zu lang und zu dick, um durch den Strom hinreichend erhitzt zu werden; an der Stelle aber, wo zwei Windungen einander berührten, war dem Strom, wegen Kleinheit der Berührungsfläche, gleichsam ein kurzer dünner Draht darge- boten, und hier konnte demnach, gemäfs dem bekannten Gesetz, dals die Wärmewirkung des Stroms proportional ist dem Produet aus dem Quadrat der Intensität in den Widerstand, die Temperatur des Metalls sich hinläng- lich steigern, um eine Zersetzung der Flüssigkeit zu bewirken. 125 ihren Siedpunkt hinaus erhitzt werden könne, weil die Ver- dampfung jeden hinzugefügten Wärmeüberschufs sogleich ab- leite. Bei obigem Prozefs verhält es sich anders. Man kann mit einem mälsig erhitzten Draht beginnen; dann siedet die Flüssig- keit blofs an ihm. Verstärkt man nun den Strom, so wird dem Draht mehr Wärme zugeführt, als ihm die Flüssigkeit mitsammt ihren Dampf entziehen kann. Der Draht kommt also ins Glühen, und in demselben Augenblick löst sich die Flüssigkeit unter ei- nem platzenden Geräusche von ihm ab, sodals er blofs von ei- ner Dampfatmosphäre umgeben ist. Da hieran die Elektricität als solche offenbar keinen Antheil hat, so scheint es gar nicht zweifelhaft zu sein, dals man das Leidenfrost’sche Phänomen auch mit gewöhnlichen Mitteln in einer bereits siedenden Flüs- sigkeit würde hervorbringen können, wenn man dabei im Stande wäre, dem Boden des Gefälses mehr Wärme zuzuführen als ihm durch die Verdampfung entzogen wird. Neue eudiometrische Methoden. Die Leichtigkeit, mit welcher kohlenwasserstoffhaltige Flüs- sigkeiten der elektro-thermischen Zersetzung unterliegen, könnte wohl zu der Untersuchung auffordern, in wiefern die dabei ent- de 4 ’ stehenden Produkte denen gleich seien, welche man mittelst elek- irischer Funken oder der blofsen Glühhitze bekommt. Was den Verf. betrifft, so glaubte er indels davon abstehen zu müssen, um so mehr als es gewils grofse Schwierigkeiten hat, ein gege- benes Quantum der Flüssigkeit durch dieses Verfahren bis auf das letzte Tröpfchen zu zersetzen, was doch andrerseits zu einem numerischen Vergleiche nothwendig erscheint. Er hat sich nur mit dem Alkoholgase etwas näher beschäftigt, bei dessen Bildung übrigens Kohle abgeschieden wird, wie man dies deutlich an den Berührungspunkten zweier aneinander gelegten Drähte, und an der Schwärzung eines ununterbrochenen Drahtes sieht. Davy giebt an, dies Gas bestehe aus 2 Vol. Sauerstoff und 41 Vol. eines brennbaren Gases, das zum Theil leichter Koblen- _ wasserstoff zu sein scheine. Der Verf. hat in dem Gase, wenig- e 7 ii * stens wenn der Alkohol ein sehr entwässerter war und zuvor ausgekocht worden, keinen freien Sauerstoff finden können, so wenig wie Kohlensäure; denn es wurde weder durch Phosphor 126 — oder Salpetergas, noch durch Ätzkali in seinem Volume ver- ringert. Um näher die Natur desselben kennen zu lernen, verpuffte er es, nach Zusatz der nöthigen Sauerstoffmenge, durch den elektrischen Funken im Eudiometer, unter Anwendung von con- centrirter Kochsalzlösung als Sperrflüssigkeit, um, vor der Ein- bringung von Ätzkali, die Absorption der gebildeten Kohlensäure wenigstens zu verringern. Der bestgelungene von mehren Ver- suchen ergab auf 10 C. C. Gas, an verzehrten Sauerstoff 15 C. C. und an erzeugter Kohlensäure 4 C. C. Dieses, so wie die übrigen Resultate, die zwar keinen An- ‚spruch auf grofse Genauigkeit machen dürfen, da sie, wegen Ge- fährlichkeit der Operation, nur an sehr kleinen Gasmengen er- halten werden konnten, palsten doch zu wenig mit der Zusam- mensetzung der beiden bier zu vermuthenden Kohlenwasserstoffe (des Sumpf- und ölbildenden Gases), als dafs nicht das Vorhan- densein eines Gasgemenges wahrscheinlich geworden wäre. In solchem Falle aber kann, wie der Verf. schon vor mehren Jah- ren an einem andern Orte näher auseinander gesetzt hat, aus dem Resultate einer eudiometrischen Verpuffung (selbst wenn man zu dem verzehrten Sauerstoff und der erzeugten Kohlen- säure, auch noch das gebildete Wasser bestimmt hätte) nichts gefolgert werden, so lange man nicht schon anderweitig weils, mit was für Gasen man es zu thun habe. Aus dem Alkohol können möglicherweise entstehen: ölbil- dendes Gas, leichtes Kohlenwasserstoffgas (Sumpfgas), Kohlen- oxydgas, Wasserstoffgas und Sauerstoffgas, ja selbst Kohlensäure. Die vier ersteren Gase zu trennen, oder auch nur mit Sicher- heit in dem Gemenge zu erkennen, ist der Chemie bisher ent- weder gar nicht oder nur sehr unvollkommen möglich gewesen. Allenfalls kann das ölbildende Gas durch Chlor abgeschieden werden; für die drei übrigen Gase, namentlich wenn noch Stickgas vorhanden ist, sind die Proceduren umständlich und sehr mifslich. Einen kleinen Beitrag zur Lösung der Aufgabe glaubt der Verf. zu liefern, wenn er eine Methode angiebt, mittelst welcher, wenigstens bei Abwesenheit von Kohlenoxyd, der Wasserstoff in einem solchen Gemenge aufgefunden und mit Leichtigkeit quan- - titativ bestimmt werden kann. 127 Das Mittel biezu liefert das zarte schwarze Platinpulver, velches man elektrolytisch aus einer verdünnten Platinlösung auf eine Platinplatte niederschlagen kann. Wenn man von zwei mit solchen Platten versehenen Glasröhren nach Art der Grove’schen Gaskette die eine mit Sauerstoff und die andere mit dem ge- nannten Gasgemenge füllt, darauf die Platten metallisch mit ein- ander verknüpft und die Vorrichtung 36 bis 48 Stunden stehen läfst, so zeigt das Gemenge eine Volumsverringerung, die, bei Abwesenheit von. Kohlenoxyd, alleinig vom absorbirten Wasser- stoff herrührt; denn die Kohlenwasserstoffe werden nicht an- gegriffen. Kohlenoxyd, wenn es zugegen wäre, würde bei diesem Pro- zels freilich ebenfalls obwohl viel langsamer als der Wasserstoff afficirt; allein da es ein ihm gleiches Volum an Kohlensäure bil- det, so wird es nur dann die Bestimmung des Wasserstoffs be- einträchtigen, wenn die Absorption der Kohlensäure nicht ver- hindert ist. Die Wahl einer schicklichen Sperrflüssigkeit würde diese Absorption, wenn auch nicht ganz verhüten, doch viel- leicht auf ein Minimum berabsetzen. a Indels ist dies Verfahren noch etwas umständlich, denn man bedarf des Sauerstolfgases und zweier getheilten Glasröhren, wel- che noch dazu, wenn sie bequem mit den Gasen zu füllen sein - sollen, die Plattinplatten oben durchlassen müssen, damit man sie _ in Verbindung setzen könne. Es erlaubt jedoch eine Vereinfa- F chung, die auch in theoretischer Hinsicht von Interesse ist. Schon vor einigen Jahren hat der Verf. durch Messungen ‚der elektromotorischen Kraft der Gasbatterie überzeugt, wovon er die Details noch künftig der K. Akademie mitzutheilen ge- denkt, dafs das, was hier von Grove und Andern eine ein- fache Kette genannt wird, es in der That nicht ist, dafs vielmehr jede der beiden Röhren, aus welchen ein Element dieser Batte- ie besteht, schon für sich eine geschlossene einfache Kette dar- stellt, indem nämlich der in das Gas hineinragende Theil der latte, je nachdem es Wasserstoff- oder Sauerstoffgas ist, sich egen den in der Flüssigkeit stehenden Theil positiv oder ne- gativ verhält. ° Diesem gemäls wird also, wenn eine platinirte Platinplatte oben von Wasserstoff und unten von Schwefelsäure umgeben ist, 128 sich durch galvanische Wasserzersetzung an dem oberen Theil ; Sauerstoff, und an dem unteren Theil Wasserstoff ausscheiden, und die Platte in dünner unsichtbarer Schicht bekleiden. Ver- möge der bekannten katalytischen Wirkung des fein zertheilten Platins wird nun oben der Sauerstoff sogleich mit dem gasför- migen Wasserstoff zu Wasser vereinigt. Unten, in der Flüssig- r keit, findet keine entsprechende Fortnahme des ausgeschiedenen Wasserstoffs statt, und es wird alsobald ein Stillstand des Stro- mes eintreten, wenn nicht die Flüssigkeit von der Art ist, dals sie den erforderlichen Sauerstoff hergeben kann, oder vielmehr, nach der gewils richtigen Ansicht von Daniell, dals sie statt h des Wassers oder ehe als dasselbe zersetzt wird. Schwefelsäure 'erfüllt diese Bedingung nicht; es mufs statt ihrer eine leicht reducirbare Flüssigkeit genommen werden. Als sehr zweckmälsig hat sich Chromsäure erwiesen, oder vielmehr das Gemisch von E 3 Thl. sauren chromsauren Kalis, 4 Thl. concentrirter Schwefel- h säure und 18 Thl. Wasser, ein Gemisch, welches vor einigen Jahren von Warrington stalt der Salpetersäure zur Construc- tion von Voltaschen Batterien vorgeschlagen worden ist. Diese Flüssigkeit wirkt direct auf Wasserstoffgas nicht ein, wenigstens bei Ausschluls von ungeschwächtem Sonnenlicht. Sperrt sie aber das Gas in einer Röhre, in welche man bis oben hinauf eine platinirte Platinplatte eingeschoben hat, so wird, dem eben auseinander gesetzten Prozesse gemäfs, innerhalb einiger Stunden Alles vollständig absorbirt:. Hat man die Platte nicht bis zur Wölbung der Röhre binaufgeschoben, so geht die Ab- sorption auch nur genau so weit als die Platte reicht. Dafs ölbildendes Gas, auf ähnliche Weise behandelt, keine Absorption erleidet, läfst sich wohl aus Grove’s Angabe über dessen Unwirksamkeit in der gewöhnlichen Gaskette mit Gewils- heit annehmen. Vom leichten Kohlenwasserstoff (vom Sumpfgase) kann der Verf. dasselbe aus eigner Erfahrung bestätigen. 38 G. C. dieses Gases, nach Dumas’s Vorschrift aus essigsaurem Natron und ätzendem Baryt bereitet, verloren durch 30stündige Behandlung mit Platin und Chromsäure, nicht mehr als ein Kubikcentimeter, das sehr wahrscheinlich kein Sumpfgas gewesen war. Als darauf 8 C. €. Wasserstoffgas hinzugefügt wurden, trat sogleich eine 129 merkbare Absorption ein, die, nach etwa 24 Stunden, das Volüm ‚ genau wieder auf 37 C. C. zurückgeführt hatte. Kohlenoxyd wird unter ähnlichen Umständen in Kohlensäure verwandelt, kann aber natürlich nur dann eine Volumsverringe- rung zeigen, wenn der Absorption dieser letzteren nicht vor- ‚gebeugt ist. Die Umwandlung in Kohlensäure geschieht auch langsam 50,5 C. G. Kohlenoxyd, aus ameisensaurem Natron und _ concentrirter Schwefelsäure dargestellt, 24 Stunden lang mit Pla- tin und Chromflüssigkeit behandelt, redueirten sich auf 45 C. C., und zwar weil die Flüssigkeit noch Kohlensäure absorbirte, was auch ein directer Versuch bestätigte. Diese Absorption zu ver- "bindern ist dem Verf. leider bisjetzt nicht möglich gewesen, aber verringern kann man sie, wenn man die Chromsäure vorher mit Kohlensäure sättigt. Aus diesem Allem geht hervor, dafs auf angegebene Weise der Wasserstoff, welcher Koblenwasserstoffen beigemengt ist, bestimmt werden kann, bei Abwesenheit des Kohlenoxyds, voll- ständig, bei Gegenwart desselben angenähert und zwar desto besser, je vollständiger es gelingt die Absorption der Kobhlen- säure zu verhüten. Wasserstoff und Kohlenoxyd können durch den obigen galvanischen Prozels nicht von einander getrennt werden, wohl aber lassen sich beide zusammen dadurch von von Köhlenwasserstoffen trennen, obwohl dazu ein Zeitraum von mehren Tagen erforderlich sein wird. Der Verf. hatte versucht, von diesen Erfahrungen eine An- wendung zu machen auf das durch galvanische Hitze aus dem "Alkohol abgeschiedene Gas. 45 C. C. desselben, mit Chromsäure und Platin behandelt, kamen innerhalb drei Tagen auf 18 C. C. zurück, also 100 auf 40. Angenommen, es sei in dem Gase kein F ohlenoxyd vorhanden, würde es also 60 Procent Wasserstoff enthalten. Fünf Kubikcentimeter des Rückstands in ein Eudio- dendes Gas zu sein, und also das Alkoholgas zu bestehen aus D Volumenprocente ölbildendes Gas und 60 Wasserstoffgas. Eine solche Zusammensetzung stimmt auch mit dem vorhin angeführten Resultat der Verpuffung des unzerlegten Alkoholgases, wornach 130 dasselbe das Anderthalbfache seines Volums an Sauerstoff ver- braucht, um in Kohlensäure und Wasser verwandelt zu werden. Diese rohen Bestimmungen mögen übrigens nur als Beispiele des Gebrauchs der Methode dienen; hoffentlich ist sie noch so zu vervollkommnen, dafs sie anderer Anwendungen fähig werde, z.B. zur Analyse des Leuchtgases aus Steinkohlen angewendet werden könne. Schliefslich erlaubt sich der Verf. noch, einen galvanischen Procels anzugeben, der gleichsam der umgekehrte von dem vori- gen ist, indem er gestattet, Sauerstoff von anderen Gasen zu ent- fernen, und somit z. B. die atmosphärische Luft zu analysiren. Schon Grove hat die Gaskette als Eudiometer anzuwenden versucht und sie zu diesem Behufe ganz brauchbar gefunden. | Sein Verfahren besteht darin, dafs er die eine Röhre dieser Kette statt des Sauerstoffs mit atmosphärischer Luft füllt, wäh- rend die andere Wasserstoff enthält. Die Absorption, die nach etwa zwei Tagen sicher beendet ist, giebt den Sauerstoffgehalt, der bei seinem Versuche genau 21 Proc. betrug. Einfacher ist folgendes Verfahren. Man nimmt einen plati- nirten Platinstreif, bindet daran, mittelst eines Platin- oder Kupfer- drahts, einen Kupferstreifen, und schiebt ihn in eine getheilte Glasröhre, die man nun über verdünnter Schwefelsäure mit einer abgemessenen Menge von atmosphärischer Luft versieht. Das Kupfer mufls in der Säure stehen, und das Platin hinreichend weit in die Luft hineinreichen. Man hat hiedurch eine schwache galvanische Kette, welche nicht im Stande ist, das Wasser sichtbar zu zersetzen, welche aber das Platin, so weit es benetzt ist, mit einer dünnen un- sichtbaren Schicht von Wasserstoff bekleidet. Durch die kata- lytische Wirkung des Platins wird diese Wasserstoffschicht mit dem Sauerstoff der Luft verbunden, und, da sie sich nach ihrer Fortnahme sogleich wieder erneut, wird die Luft ihres Sauer- stoffs zuletzt gänzlich beraubt. Bei einem Versuche, bei welchen 40 C. C. Luft etwa 30 Stunden mit erwähnten Kupfer-Platin - Kette stehen blieben, wur- den 8,4 C. C. Sauerstoff absorbirt, also genau 21 Procent. Dies Verfahren steht, was Genauigkeit betrifft, gewils keiner der bis- 1 131 her angewandten eudiometrischen Methoden nach, übertrifft sie aber alle an Einfachheit, Bequemlichkeit und Sauberkeit. 15. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. Rose las über die Zusammensetzung des Ura- otantals und des Columbits vom Ilmengebirge in Si- irien. Der Uranotantal ist zuerst von Hrn. G. Rose als ein neues ineral beschrieben worden. Der Name wurde ihm ertheilt, weil nach einigen qualitativen Untersuchungen sich ergeben hatte, dals er vorzugsweise Tantal und Uran enthält. Nachdem vor einigen Jahren der Verf. gefunden hatte, dafs die Tantalsäure aus den finnischen Tantaliten sich wesentlich von den metallischen Säuren unterscheidet, welche in dem Columbit Tantalit) von Bodenmais in Baiern enthalten sind, war es seine bsicht, die chemische Natur aller der Säuren zu untersuchen, welche man als Tantalsäure aus mehreren Mineralien geschieden hatte. \ Bei der Untersuchung der metallischen Säuren aus dem Ura- notantal fand sich, dafs dieselben aus Niobsäure und etwas Wolf- _ ramsäure bestanden. Es zeigte sich hierbei keine Spur von Pe- lopsäure, welche die Niobsäure in den Columbiten von Boden- mais und Amerika begleitet. Im vergangenen Jahre machte Herr R. Hermann in Mos- cau bekannt, das er ein neues Metall, Ilmenium, in einem Minerale des Ilmengebirges entdeckt habe, das er Yitroilmenit ‚nannte, und von welchem er angiebt, dals es von den sibirischen _ Mineralogen für Uranotantal des Hrn. G. Rose gehalten worden wäre, mit welchem übrigens die äulsere Beschaffenheit und das 2 öthrohrverhalten übereinstimmen. Durch Überschickung einiger Stücke des Yitroilmenits überzeugte sich auch G. Rose, dafs es mit dem von ihm beschriebenen Uranotantal ganz identisch wäre, Bei Wiederholung der Versuche über die Natur der me- Aallischen Säure aus dem Yittroilmenit oder Uranotantal erhielt ‚der Verf. dieselben Resultate wie früher; es war ihm nicht mög- j ich das Oxyd des neuen Metalls, die Ilmensäure, darzustellen. Die Eigenschaften, welche Hr. Hermann von derselben angiebt, & 132, kommen vollkommen einer Niobsäure zu, welche mit einer ge- wissen Menge von Wolframsäure verunreinigt ist. j Da das Mineral nicht Tantal enthält, so palst einerseits für ihn jetzt nicht mehr der von G. Rose gegebene Name, und da andrerseits das Ilmenium kein neues Metall ist, auch nicht der 2 von Herrn Hermann demselben beigelegte. Der Verfasse hat das Mineral Samarskit genannt, dem Hrn. v. Samarski, dem Vorgesetzten der Russischen Bergbehörde in Petersburg zu Ehren, der sich um den sibirischen Bergbau die wesentlichsten Verdienste erworben hat. k Der Samarskit ist in dem Laboratorium des Verf. in frühe- ren Zeiten vom Hrn. Wornum, später vom Hrn. Hauptmann v. Peretz untersucht worden. Er enthält aufser wolframsäure- | haltiger Niobsäure, Uranoxyd, Eisenoxydul, etwas Yttererde und Manganoxydul. Das Uranoxyd scheint in dem Samarskit die Stelle der Pelopsäure zu ersetzen, welche in den Columbiten von Baiern und Bodenmais die Niobsäure begleiten, und welche im Samarskit fehlt. Manche Stücke des Samarskit kommen gemeinschaftlich mit Columbit vor, mit welchem, wie schon Hr. Hermann bemerkt hat, der Samarskit dieselbe Krystallform tbeilt. Beide Mineralien, die oft mit einander verwachsen vorkommen, unterscheiden sich. aber sehr von einander, da der Bruch des Samarskits muschlig‘ und stark glänzend von unvollkommenen Metallglanz, der Bruch des Columbits hingegen uneben, wenig glänzend von Metallglanz ist.-— Der sibirische Columbit ist von Hrn. Th.Bromeis unter- sucht worden. Die darin enthaltene Säure ist fast ganz reine Niobsäure, mit äufserst geringen Spuren von Pelop-, und Wolf- ramsäure verunreinigt. Hr. Lejeune Dirichlet theilte folgenden Auszug aus einem an ihn gerichteten Briefe des Hrn. Kummer in Breslau, Correspondenten der Akademie, mit. Es ist mir neulich gelungen, den Fermatschen Satz der Un- möglichkeit von xz* —y*= z* für eine unendliche Anzahl von Primzahlen % zu beweisen, ich weils nur noch nicht recht, für welche; denn der Beweis gründet sich auf zwei Voraussetzun- gen über die Primzahl ?, zu deren allgemeiner Ergründung eine 133 genauere Erkenntnils der complexen Einheiten und der Formen- anzahlen für die aus A" Wurzeln der Einheit gebildeten com- plexen Zahlen gehört, welche mir jetzt noch nicht zu Gebote steht, Dir aber vielleicht leicht sein wird, weshalb ich mir eben die Freiheit nehme, Dir die Sache mitzutheilen *). Wenn A eine Primzahl ist, so haben die aus A! Wurzeln - der Einheit gebildeten complexen Zahlen, wie ich in einer Ab- bandlung, die jetzt im Crelleschen Journal gedruckt wird, voll- kommen streng bewiesen habe, die Eigenschaft, dafs eine jede nur auf eine einzige Weise in ein Product von Primfactoren (wirklichen oder idealen) zerlegt werden kann. Hieraus folgt unmittelbar der Satz: Wenn eine complexe Zahl eine Potenz ist und man kann sie in Factoren zerlegen, welche keinen gemeinschaftlichen Theiler haben, so sind diese Factoren für sich ebenfalls solche Potenzen, welche aulserdem nur noch mit complexen Einheiten multiplicirt sein können. Ich mache nun über die Primzahl A noch folgende zwei Vor- aussetzungen: (4.) Es soll ?. eine solche Primzahl sein, dafs die Anzahl der nicht äquivalenten Formen, welche zu derselben gehören, nicht durch A selbst theilbar sei, oder nach meiner An- schauungsweise: dals die Anzahl aller nicht äquivalenten idealen complexen Zahlen nicht durch % theilbar sei, oder noch anders ausgesprochen: dafs niemals die A! Potenz einer idealen complexen Zahl zu einer wirklichen werde. Ferner: (B.) Es soll A eine solche Primzahl sein, dafs jede complexe Einheit, welche für den Modul ?% einer realen ganzen Zahl congruent wird, nur eine A Potenz einer anderen Einheit sei, oder: wenn «’—=1 ist und E(«), e(«) com- plexe Einheiten bezeichnen, dals die Congruenz E(«e) Ze, mod. ? (c ganze reale Zahl) nothwendig die Gleichung E(«) = (e(«))* nach sich zieht. *) Man sehe hierüber die Bemerkung am Ende dieser Mittheilung. 134 Der umgekehrte Satz dieses letzteren findet, wie sich von selbst versteht, ganz allgemein Statt. Für die Zahlen 3, 5 und 7 fin- den die gemachten Voraussetzungen wirklich Statt, wie ich streng bewiesen habe. Es ist auch nach meinen bisherigen Arbeiten in dieser Sache höchst wahrscheinlich, dafs sie, wenn nicht für alle Primzahlen, so doch für eine unendliche Anzahl derselben gelten. i Ich beweise zuerst, dals die Gleichung &°— y’ = :* nicht bestehen kann, ohne dafs eine der drei Zahlen x, y, z durch 2 tbeilbar ist. Angenommen, es wäre keine dieser drei Zahlen durch X theilbar, so würde die Gleichung «&” — y*’= z” folgende nach sich ziehen: z—.ery= E(a*)f(«*)" h denn die Factoren von x&°— y”, nämlich x—y, 2 —ay, x — « "ya i etc. haben keinen gemeinschaftlichen Theiler. Ich mache aus die- ser Gleichung eine Congruenz für den Modul %, wobei ich be- merke, dafs far)” eine wirkliche complexe Zahl ist, also ‚nach der Voraussetzung (A.) auch f(«*) wirklich, und darum f(«*)” =c 4 mod. A, wo c eine ganze reale Zahl bedeutet. Man erhält so die” Congruenz x — «’y = E(a*).c, mod. ?, und wenn = +1 j und z=—1 gesetzt wird, ! x — ay=E(e)., x» — ar'y= E(a7')c, mod.‘. Es ist aber nach einer bekannten Eigenschaft der Einheiten E(a”') = @E(«) darum erhält man durch Elimination von E(«) und E(«”') die, Congruenz xz(@« —1)+ y(a!— at!) = 0, mod. A. BE nn ee A ar Da nun nach der Annahme keine der drei Zahlen x, y, z durch ? theilbar sein soll, so kann diese Congruenz (mit Ausnahme des besonderen Falles wo A = 3) nicht anders befriedigt werden, als wenn r=— 1 genommen wird, wodurch man erhält x +yZ=0, mod.?. Setzt man die ursprüngliche Gleichung in die Form «*— :’=y* und behandelt ebenso die Factoren von x” — z”, so erhält man ganz auf dieselbe Weise ? x + 2=0, mod.‘, # \ 135 gi diese beiden Congruenzen, verbunden mit der Gleichung x’=z*+y”, oder mit der aus ihr unmittelbar rl Con- gruenz = 2 + y, mod. ?, geben 32 = 0, 3,=0, 32 = (0, mod. %, welches zeigt, da die gemachte Mer eine sich selbst widersprechende ist, dafs also eine dieser drei Zahlen _ wirklich durch % theilbar sein mufs. Nachdem so dieser Nebenfall abgemacht ist, gehe ich zum Beweise des Hauptfalles über. Anstatt nun hier die Gleichung x°— y*= z” zu nehmen, in welcher z durch A theilbar sein soll, nehme ich die allgemeinere Gleichung u” — v*= Ela) 1—«)"*.w*, (1) in welcher w, 0, » complexe Zahlen sind, ohne gemeinschaft- lichen Factor, und E(«) eine complexe Einheit. Ich unterwerfe jedoch die beiden complexen Zahlen z und o der einschränken- den Bedingung, dals sie folgende Form haben sollen: u=c+ (G—ayr-NDr+ .d, v=c+ (—ayr Dart, .D, (2) wo c eine reale ganze Zahl ist, ® und \ beliebige complexe Zahlen. Aufserdem setze ich noch fest, dals n > 1 sein soll. Die Factoren des u“ — o*, nämlich u—o, u— ao, u— a®o, etc. haben nun alle den gemeinschaftlichen Factor 1—«, für 7 °, etc. genommen werden kann, aufser diesem aber haben sie keinen, weil sonst z und o densel- ben haben mülsten. Nach Absonderung der Factoren 1 — « müs- sen diese also selbst A! Potenzen sein, mit irgend welchen Ein- heiten multiplicirt. Es ist darum u-o= e(&) (1 — a)" la (3) u— av e,(a)(1—ar)t}, (4) wo e(«), e,(«) Einheiten sind, ®»,, #, complexe Zahlen, ohne einen gemeinschaftlichen Factor, und zwar wirkliche nach der Voraussetzung (4). Werden für v und o ihre Werthe aus (2) entnommen und in (4) substituirt, so erhält man e+ Ma)", 6%) (p—ar))=e,(a)t}. (5) a ch mache hieraus eine Congruenz mod. ?%, und bemerke, dafs 1— «@)*-', also um so mehr (1 — a)? (da m > 1 ist), durch theilbar ist. Es wird daher c= e,(«)t}, mod.‘, welchen auch 1— a’, 1— « 2 136 und weil die 2 Potenz der wirklichen complexen Zahl z, einer realen ganzen Zahl 5 congruent ist, so ist c=e,(«).b, mod.}, also e,(«) selbst ist einer realen ganzen Zahl congruent für den Modul ?, darum muls nach der Voraussetzung (B) e,(«) sich als ze Potenz einer anderen Einheit darstellen lassen, und es wird e,(«) = u. Hiernach nimmt die Gleichung (4) folgende Gestalt an: (6) u—av=(1—a)u, und wenn für r ein anderer Werth s gesetzt wird, ist ebenso (7) uv—- ab =(1—ar)o. Aus (6) und (7) hat man “ mes ur ee , a TE lee (1— a) (1 — «)’ also, wenn für u— vo sein Werth aus (3) gesetzt wird: a EZ e(e) («a — a) (1— «) ((— a) (1 —.«°) durch E,(«) bezeichnet wird, so ist: (8) a E,(@) (— a)P-I%, und wenn „ welches wieder eine Einheit ist, Diefs ist eine Gleichung der.Iben Form als die Gleichung (1), nur mit dem Unterschiede, dals m um eine Einheit kleiner ist. Damit nun dieselbe Schlufsfolge ebenso wieder für diese Glei- chung Statt habe, und diese ebenso eine neue Gleichung der- selben Form gewähre, müssen wir nur noch beweisen, dafs auch für sie die beiden Bedingungen w=o+(l- ed’, 9 =, + (aD rH.),, welche den Bedingungen (2) entsprechen, mit erfüllt sind. Zu diesem Zwecke nehme ich die Gleichung (5), in welcher e,(«)t? = u," zu setzen ist, und verwandle sie in eine Congruenz für den Modul (1 — «)"=")*, so wird: (9) e = u", mod. (1 — «)T")?, 1 137 Ich setze nun w, in die Form „=a-+ (1—a)d (wo a real und ö complex ist), welche jede complexe Zahl annehmen kann, hierdurch wird nach dem binomischen Lehrsatze: u, =a"+r(1—u) a* "847 (=) (—a)? a? 9’... +(1-a)”6*, und wenn man bedenkt, dafs die Binomial- Coefhcienten den Factor A enthalten, welcher selbst durch (1— «)’-"' theilbar ist, so hat man sogleich u” = a*, mod. (i— «)*. (10) Diese Congruenz verbunden mit (9) giebt c=a*, mod. (1 —«)*, oder was dasselbe ist: N c= a”, mod.A(1— a), oder Die reale ganze Zahl kann aber nicht durch 1 — « theilbar sein haza = — durch 2 theilbar, ohne durch A theilbar zu sein, darum ist oder e=.a*, mod. ??°. Wenn nun c die Eigenschaft hat, einer At" Potenz congruent zu sein für den Modul A?, so ist es auch, wenn eine beliebig hohe Potenz von A, z.B. ?*, als Modul genommen wird, einer z'e® Potenz congruent, darum hat man c = c,* mod. ?*, für jeden Werth des 4, also auch ce= c,*, mod. (1 — a)" ')?, Die Congruenz (9) verwandelt sich daher in folgende u — ec” =0, mod. (1 — e)"")*, Von den Factoren des z,*— c,* (nämlich — c,, «u, — c,, a’u— c, etc.) muls nun wieder jeder den Factor 1 — « einmal enthalten, einer aber muls ihn (nm —1)A —% —+ 1 mal enthalten, und weil u, insofern unbestimmt ist, dals man dafür auch «*u, setzen kann, so kann man als diesen Factor offenbar den ersten z,— c, wäh- len. Man hat also „—c, = 0 mod. (i— a)”-°?*+', oder wc + (a) D’Ht, b,. (11) Dasselbe gilt nun offenbar auch für o,, so dals ebenso ,=o+l-— BET NERT W.. (12) 138 Es bleiben also auch diese beiden Bedingungen für die neue Gleichung (8) erfüllt. Man kann darum ebenso aus dieser wie- der eine neue Gleichung derselben Form, mit den entsprechen- den beiden Bedingungen ableiten und so fort, bis man endlich, weil bei jeder solchen Operation m um eine Einheit abnimmt, dahin gelangt, dals m = 1 ist, wo diese Operation nicht weiter fortgesetzt werden kann. Es bleibt also folgende Gleichung übrig, auf deren Erfüllung die Gleichung (1) immer beruht: (15) ur — vo? = E(a) 1— u)”. w*. Die Unmöglichkeit dieser Gleichung läfst sich aber sehr einfach dadurch darthun, dafs gezeigt wird: dals die Form u” — o*, wenn sie überhaupt den Factor 1— x enthält, densel- ben immer wenigstens A-+1 mal enthalten mufls. Ich beweise diels auf folgende Weise: Zunächst muls jeder der A Factoren u—o, u— ae, u-— a” den Factor 1 — « überhaupt enthalten, also namentlich auch « — v. Entwickelt man nun die complexen Zahlen z und o nach Potenzen von 1 — «, wobei nur die ersten beiden Glieder in Betracht kommen, so erhält man u=a+blt—a)+lM—o)d, v=mateli—a)+l—o)?\, ferner wird = (i = 1—o))' =1—r(1—0o)+(—o)?. f, also u—-_aov=(b—-c-.ar) ((—0)-+ (—o)?F für alle Werthe r = 0, 1,2....2—1. Für einen dieser Werthe ist aber offenbar auch 3»— c+ar=0 mod. ?, ao —c-+ar durch 1— « theilbar, also z — wo durch (1 — a)? theilbar. Da nun die übrigen A — 1 Factoren jeder einmal den Factor 1 — « enthalten, so folgt, dals u* — vo” diesen Factor stets wenigstens % + imal enthält, oder dafs es durch (1 — »)”*! theilbar sein muls. Die Gleichung (13) (in welcher » keinen Factor 1 — a enthält) ist also unmöglich und darum ist auch die Gleichung (1) mit ihren beiden Bedingungen (2) unmöglich zu befriedigen. Die Gleichung &° — y*= z*, wo z durch X theilbar, ist in der Gleichung (1) enthalten, auch finden für dieselbe die beiden Bedingungen (2) mit Statt, darum ist die Gleichung x«°— y*=z* überhaupt unmöglich für alle die Primzahlen A, welche den oben aufgestellten Voraussetzungen (4.) und (B.) genügen. 139 Der Fermatsche Satz ist zwar mehr ein Curiosum als ein Hauptpunkt der Wissenschaft, dessen ungeachtet halte ich diese meine Beweisart für bemerkenswerth, da sich dieselbe von den bisher gebrauchten Methoden darin wesentlich unterscheidet, dafs hier nur eine endliche Reihe von Gleichungen abgeleitet wird, "welche damit schliefst, dafs die letzte derselben wegen einer einfachen Congruenz - Bedingung unmöglich ist. Die beiden Vor- aussetzungen (A) und (B) aber scheinen mir viel wissenswerther zu sein, als-der Fermatsche Satz selbst, und wenn ich mich nicht ‚sehr täusche, oder vielmehr, wenn die Formenanzahl der com- plexen Zahlen in ihrem Zusammenhange mit den complexen Ein- heiten die Analogie der quadratischen Formen befolgt, so bilden diese beiden Voraussetzungen wesentlich nur eine, oder es ist stets eine mit der andern zugleich erfüllt. Sollte sich dies be- stätigen, so würde also der hier gegebene Beweis des Fermat- > schen Satzes nur die eine Voraussetzung (A.) zu seiner Richtig- keit nöthig haben. Ich neige mich zu der Ansicht hin, dafs es "wirklich solche Primzahlen A giebt, deren Formenanzahl durch AR theilbar ist, und ich habe Gründe zu der Vermuthung, dals © 2.B. die Zahl A= 37 zu denselben gehört. Jedenfalls wäre die Ergründung der beiden Voraussetzungen (4) und (B) und ihres etwaigen Zusammenhanges als Vervollständigung meines Beweises für mich von grolsem Werth, weshalb ich diese Untersuchung Deiner Aufmerksamkeit dringend empfehle. Breslau, 11. April 1847. Bemerkung von Hrn. Lejeune Dirichlet zu vorstehender u ittheilung: . Was die zweite der beiden Voraussetzungen betrifft, welche dem scharfsinnigen Beweise des Hrn. Kummer zu Grunde lie- gen, so läfst sich deren Richtigkeit für jeden besondern Werth von % mit Hülfe der allgemeinen Theorie der complexen Ein- heiten prüfen, über welche im Märzbericht von 1846 einige An- deutungen gegeben worden sind und welche in einem der näch- en Hefte des Crelleschen Journals bekannt gemacht werden wird. Nach der erwähnten Theorie läfst sich nämlich für jedes A der allgemeine Ausdruck aller aus A! Wurzeln der Einheit zusam- mengesetzten complexen Einheiten aufstellen, und die Bildung 140 dieses Ausdrucks bietet keine andere Schwierigkeit dar, als die einer mit wachsendem ?. rasch an Complication zunehmenden numerischen Rechnung. Ist dieser Ausdruck, der > zu unbe- stimmten Potenzen erhobene Fundamentaleinheiten enthält, be- kannt, so lälst sich ohne grofse Mühe bald entscheiden, ob die in der Voraussetzung (3) ausgesprochene Bedingung erfüllt ist, d.h. ob der Ausdruck nur dann nach dem Modul A einer reel- len Zahl congruent werden kann, wenn alle Exponenten durch ? aufgehen. . Die Voraussetzung (4) bezieht sich auf eine Theorie, wel- che mit der der quadratischen Formen die gröfste Analogie hat. Wie nämlich nicht jede Zahl m, für welche die Congruenz &°= D(mod. m) möglich ist, immer in der Form x? — Dy? enthalten ist, sondern im Allgemeinen eine beschränkte Anzahl wesentlich verschiedener quadratischer Formen existirt, durch welche sämmtliche Zahlen n dargestellt werden können, so fin- den ähnliche Beziehungen zwischen höheren Congruenzen und ihnen entsprechenden höheren Formen Statt. Betrachtet man Fir 2. B. die Congruenz 5 - = 0 (mod. m), hinsichtlich welcher schon Euler die Moduln z, für welche sie möglich ist, voll- ständig bestimmt hat, so sind auch diese Zahlen » nicht immer von derForm $(a) p(a@?).....p(a”"'"), wo g@)=x, tax, +a’2, +... +a’"”x,_g, und 0, X ....X%;_a unbestimmte ganze Zahlen bezeichnen, aber es existiren immer Formen in endlicher Anzahl, welche wie die vorige in lineare Factoren zerlegt werden können, und mit dieser vereinigt alle Zah- len zn ausdrücken, für welche die Eulersche Congruenz auf- lösbar ist. Nachdem die Darstellbarkeit aller Einheiten durch LER Fundamentaleinheiten erkannt worden war, was hier das Analogon von der allgemeinen Lösung der Fermatschen Gleichung x? — Dy?’= 1 ist, lag der Versuch nahe, die Analogie zwischen den quadratischen und diesen höheren Formen weiter zu verfol- gen und namentlich die Anzahl der letztern durch ähnliche Mit- tel zu bestimmen, durch welche dieselbe Frage in der Theorie der. quadratischen Formen früher erledigt worden war. Diese Untersuchung, auf welche sich Hr. Kummer im Eingange sei- ner Mittheilung bezieht, ist denn auch vor etwa drei Jahren mit Hülfe eines neuen Princips, dessen es bei der Ermittelung der ET ;# 141 Formenzahl für den 2ten Grad nicht bedurft hatte, glücklich zu Ende und zu einem Resultate geführt worden, welches durch - seine Form merkwürdig scheint und so einfach ist, als man es bei einer Frage, die Formen äller Grade umfalst, nur immer er- _ warten konnte. Der von mir für die Anzahl der Formen 7 — tea Grades gefundene Ausdruck, welcher, wie die Analogie mit den quadratischen Formen vorbersehen liels, die oben erwähnten pr Fundamentaleinheiten enthält, giebt, sobald diese bekannt sind, das Mittel, durch eine ziemlich einfache numerische Rech- “nung die Voraussetzung (4) zu prüfen. Ob es aber möglich sein werde, aus der Art, wie die Fundamentaleinheiten in den Aus- _ druck für die Formenzahl eingehn, etwas Allgemeines über den Zusammenhang der beiden Voraussetzungen abzuleiten und die von Hrn. Kummer am Ende seines Briefes ausgesprochene Vermu- thung zu prüfen, dafs die erste Voraussetzung die zweite immer involvire, darüber wage ich für jetzt nicht zu entscheiden. Eine solche Entscheidung wird nur das Ergebnifs einer sorgfältigen aus dem eben besprochenen Gesichtspunkt vorzunehmenden Dis- cussion des Ausdrucks für die Formenzahl sein können. Es wurde zu der Ballotirung über die von beiden Klassen vorgeschlagenen Ernennungen geschritten. Die philosophisch- historische Klasse hatte darauf angetragen, dafs das bisherige or- dentliche Mitglied Hr. Eichhorn, welches wegen der Ver- _ änderung seines Wohnorts als solches ausscheidet, zum auswär- ‚tigen Mitgliede der Akademie gewählt werde. Von der physi- kalisch- mathematischen Klasse waren 5 Correspondenten vorge- schlagen, nämlich die Herren Regnault in Paris, v. Mohl in Tübingen, Duhamel in Paris, Milne Edwards in Paris, Murchison in London, und von der philosophisch- historischen drei, nämlich die Herren Grotefend in Hannover, Sarti in Rom, Dureau de la Malle in Paris. 142 Sämmtliche neun Vorschläge der beiden Klassen erhielten die statutenmäfsige Zustimmung der (sesammtakademie und es sind folglich ‚alle genannte Herren gewählt. Vorgelegt “wurden: die Anzeige der Society for the advan- cement of Science in England, dafs die nächste Versammlung am 23. Juni in Oxford gehalten wird; ein Empfangschreiben über erhaltene akademische Schriften vom 20. Nov. 1846 von der Royal Society in London, und das Programm der Preisfragen der Akademie der Wissenschaften zu Modena für den nächsten Bewerbungstermin nebst der Entscheidung über die Beantwor- tung der Preisfragen von 1845. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Philosophical Transactions of he Royal Society of London. For ihe Year 1846. Part. 2-4. London 1846. A. Proceedings of Ihe Royal Society. No.62-66. 1845. 46. (Lon- don) 8. The Royal Society, 30.Nov. 1846. (List) (ib) 4. Address of the p. p. Marquis of Northampton, the President, read at Ihe anniversary meeting of the Royal Society, on Monday, Nov.30, 1846. ib. 1847. 8. W.R. Grove, on certain Phenomena of Voltaic Ignition and Ihe decomposition of Water into its constituent Gases by Heat. (Erom the philos. Transact. Part.1. for 1847). London 1847. 4. ‚on the Correlation of physical Forces. ib. 1846. 8. George Biddell Airy, astronomical Observations made at ihe Royal Observatory, Greenwich, in the Year 1844. ib. eod. 4. Alfred Smee, the Potatoe Plant, its uses and properties; together with the cause of the present malady. ib. eod. 8. Transactions of Ihe Royal Society of Edinburgh. Vol. 16. Part 2. Vol. 17. Part2 containing Ihe Makerstoun magnetical and meteorological observalions for1843. Edinb. 1846. 47. 4. Proceedings of the Royal Society of Edinburgh. Vol.1I. 1845-6. No.27. 28. 8. James D. Forbes, Account of some experiments on the Tempe- rature of the Earth etc. From the Transact. of Ihe Roy. Soc. of Edinb. Vol.16. Part2. Edinb. 1846. 4. Thomas Henderson, astronomical Observations made at the Royal Observatory, Edinburgh, reduced and edited by his | successor Charles Piazzi Smyth. Vol.6. For the Year 1840. 8 Edinb. 1847. 4. 143 Sir William Rowan Hamilton, Abstracts of additional communi- cations on Qualernions, or on a new system of Imagina- ries in Algebra. From the Proceedings of the Roy. Irish Acad. Vol.lII. P.1. 2.3. Dublin 1846. 8. William Whewell, Zistory of the inductlive sciences. New Edi- tion in 3 Voll. Vol.1-3. London 1847. 8. J.C. Adams, an explanation of the observed irregularities in the motion of Uranus. London 1846. 8. A1 Exempl. Journal of the Royal Asiatic Society. Vol.X. Part1.2. The Per- sian Cuneiform Inscription at Behistun, decyphered and transl. by H. C. Rawlinson. London 1846. 47. 8. Proceedings of Ihe Academy of natural sciences of Philadelphia. Vol. III. Sept. Oct. 1846. No.5. 8. Oeuvres de Frederic le Grand. Vol.A.5. (Oeuvres hist. Vol. 4. 5.) Berlin 1847. 8. de Caumont, Bulletin monumental ou collection de memoires sur les monuments historiques de France. Vol.13. No. 2. Paris 1847. 8. L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 15. Annee 1847. No.679-691. Janv.-Mars. Paris. 4. 2. Section. Scienc. hist., archeol. et philos. 11. Annee 1846. No.131. 132. Noy. Dec. 12. Annee 1847. No.133.134. Janv. Feyr. ib. 4. Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesell- schaft der Wissensch. zu Göttingen 1847. No.3.4. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.594. Altona 1847. 4. C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 19. Jahrg. 1847. No.8-10. Wien. 4. Kunstblatt 1847. No. 12-15. Stuttg. u. Tüb. 4. Joseph Lovering, on Account of Ihe Magnetic Observations made at the Observatory of Harvard University, Cambridge. (From the Memoirs of the American Academy). 4. 22. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ranke las zur Kritik der historischen Memoi- - ren von Pöllnitz. Vorgelegt wurde ein Rescript des hohen vorgeordneten Ministeriums vom 20. April, nach welchem die käuflich erwor- bene Correspondenz des Grafen Algarotti mit Friedrich II. auf vier Monate an- den Ausschuls zur Herausgabe der Werke Lil Ita; 144 dieses Monarchen zur erforderlichen Benutzung verabfolgt wer- den wird. , An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Visc. de Santarem, Quadro elementar das Relacoes politicas e diplomaticas de Portugal. Tomo5. Pariz 1845. 8. — _, Corpo diplomatico Portuguez. Tomo4. Por- tugal e Hespanha. ib. 1846. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Parisd. 5. Aprild.J. Aug. Cauchy, Exercices d'Analyse et de Physique mathemati- que. Tome4. 1847. Livr. 37. Paris 1847. A4. A.L. Crelle, Journal für die reine u. angew. Mathematik. Bd. 33, Heft4. Bd. 34, Heft1. Berlin 1846. 47. 4. 3 Exempl. Die Fortschritte der Physik im Jahre 1845. Dargestellt von der physikalischen Gesellschaft zu Berlin. 1. Jahrg. Redigirt von G. Karsten. Abth. 2. Berlin 1847. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Herausgebers d. d. Berlin d. 21. April c. 26. April. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Gerhard las über die Etruskischen Götter- namen. Die Verhandlungen über eine zu stellende Preisfrage und innere Angelegenheiten fanden dann Statt. 29. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Schelling las über Kants Ideal der Vernunft, eine Fortsetzung einer in der philosophisch-historischen Klasse gelesenen Abhandlung. Hr. Encke trug folgendes über eine ältere Beobachtung des Neptuns vor: Es ist nun gegründete Hoffnung vorbanden, dafs der Neptun schon früher beobachtet ist. Hr. Petersen in Altona und Hr. Walker in Nordamerika hatten auf einen Stern aufmerksam ge- macht, der 1795 Mai 10. von Lalande beobachtet war und in der histoire celeste angegeben, der dabei in der Gegend stand, wo der Planet vermuthet werden konnte und jetzt am Himmel Basen I er ur seh ne ea 145 4 fehlt. Merkwürdigerweise steht er indessen auf den Karten von - Harding, die etwa 1840 gezeichnet sind, und auf der akade- _ mischen Karte von Hussey vom Jahre 1832, so dafs man hier- nach zweifeln konnte, ob es der Planet oder ein veränderlicher Stern sei. Nach einem Briefe des Hrn. Conferenzrath Schu- macher hat aber Hr. Mauvais das Original- Manuscript der Beobachtungen nachgesehen und gefunden, dafs der Stern von - Lalande an zwei Abenden, Mai 8. und Mai 10., beobachtet worden, aber da er seiner Planetenbewegung nach nicht über- einstimmende Angaben am Instrumente erhalten liels, das erste- mal weggelassen. Der Auszug aus den Original-Beobachtungen steht so: Mittel Fad. 3. Fad. ZD. 1795. Mai 8. St. 7-8. 1411’ 24° _ 59° 54’ 40” Planet 11 36,5 e= 60 817 10. Planet 11 23,5 _ 60 7149 Ss. 7-8. _ 1411’ 50,55 59 54 40 Diese Ortsveränderung, welche der Nähe der Opposition entspricht, läfst nicht bezweifeln, dafs es der Planet sei. Hr. Dr. T Galle berechnete auf meinen Wunsch den beobachteten Ort scheinbar für den Tag und fand: AR. Deel. 2 Mai 8. 212°59’ 4174 —11°20’ 37.3 10. 56 34,3 19 38,0. Wenn man aus le Verrier’s und Adams Elementen den Ort für diese Zeit berechnet, so ist der geocentrische Ort etwa 4 221°36’ in Länge nach le Verrier, h 2 By) ge en „ Adams für Mai 10. Die obige Beobachtung giebt aber 214° 35’ in Länge und 1° 50,5 nördl. Br., ‚so dals er um 7° und 134° von le Verrier und Adams ab- weicht in Länge, die Breite haben Beide vernachläfsigt. _ Diese 52jährige Beobachtung wird wesentlich beitragen, viel früher Elemente des Neptun zu erhalten, welche die mitt- lere Bewegung genau angeben. Nach dem vorgelegten Beschlusse der philosophisch - histo- rischen Klasse vom 26. April wird die Abhandlung des Herrn 146 Welcker über die Gemälde des Polygnot in der Lesche zu Delphi in die Abhandlungen der Akademie aufgenommen werden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Andrea Zambelli, delle differenze politiche fra i Popoli antichi ed i moderni. Parte2. Vol.1. Milano 1846. 8. Revue archeologique. 3. Annee. Livr.12. 15.Mars 1847. Paris. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.596. Altona 1847. 4. Kunstblatt 1847. No. 16.17. Stuttg. u. Tüb. 4. — De Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Mai 1847. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 6.Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. J. Grimm las über das Pedantische in der deut- schen Sprache. Eingegangen waren ein Schreiben des Hrn. Felix Lajard in Bezug auf seine Erwählung zum Correspondenten der Aka- demie und zwei Empfangschreiben des Institut de France für _ den übersandten Monatsbericht. Die Akademie genehmigte den Guls von Sanskrittypen nach _ ihren Matrizen für die Breslauer Universität. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Archiv des historischen Vereines von Unterfranken u. Aschaf- ‚Fenburg. Bd.9. Heft2. Würzburg 1847. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Ausschusses dieses Vereins d. d. Würzburg d. 26. März d.J. The Transactions of the Royal Irish Academy. \Vol. 21. Part 1. Dublin 1846. 4. Proceedings of Ihe Royal Irish Academy for Ihe year 1844-1846. Vol.III. Part1.2. ib. eod. 8. Comptes rendus hebdomadaires des seances de l’Academie des sciences A847. 1. Semestre. Tome 24. No.6-15. 8. Fevr. - 12.Avril. Paris. 4. Bulletin de la SccielE de Geographie. 3. Serie. Tome 6. Paris 1846. 8. - Het Instituut, of Verslagen en Mededeelingen, uitgegeven door de 4 Klassen van het Koninkl. Nederlandsche Instituut van 1847.] 5 148 Wetenschappen, Letterkunde en schoone Kunsten over den Jare 1846. No.1-4. Amsterdam 1846. 8. S. Karsten, Verhandeling over Palingenesie en Metempsycho- sis. ib. eod. 4. I. Kops en J. E.vander Trappen, Flora Batava. Aflev. 143.147. und Titel mit Register zum 9. Deel. ib. 4. C. A. den Tex, Oratio de iis, quae, proximis hisce viginti quin- que annis, in Iurisprudentia tractanda tradendaque, prae- serlim in patria nostra, nova acciderunt. ib. 1845. 8. Asa Gray, Chloris Boreali-Americana. Illustrations of new etc. North American Plants. Decadei. Cambridge 1846. 4. William S. Sullivant, Contributions to the Bryology and He- paticology of North America. Parti. ib. eod. 4. Charles Mayor, quelques mots sur un proceddeE pour l’admini- stration de lEther dans les operations chirurgicales. Mars 1847. Lausanne 1847. 8. 2Expl. C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth ete. 19.Jahrg. 1847. No. 11-13. Wien 4. Kunstblatt 1847. No.18. Stuttg. u. Tüb. A4. Schumacher, astronomischeNachrichten. No. 597. Altona 1847. 4. Nachrichten von der G. A. Universität und der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 1847. No.5.6. 8. 10. Mai. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Riefs las über die Bestimmung elektrischer Dichtigkeiten in der Torsionswage. — Die Abhandlung hat den Zweck, das unter den Physikern herrschende Vorurtheil gegen die von Coulomb erfundene und vielfach benutzte elek- trische Torsionswage zu beseitigen und zu genauen elektrischen Messungen anzuregen, die seit Coulombs Tode erst wieder von dem Verfasser aufgenommen worden sind. Gegen die Meinung, dafs zur Behandlung jener Wage ein angebornes Talent erfor- derlich sei, sucht der Verf. zu zeigen, dafs bei sorgfältiger Ein- richtung des Apparats und zweckmälsiger Bestimmungsweise, die Torsionswage als allgemein brauchbares Mefswerkzeug dienen kann. Der erste Abschnitt behandelt die Methoden zur Bestim- mung elektrischer Dichtigkeiten in der Wage. Die von Cou- lomb fast ausschliefslich gebrauchte Methode, unter dem Namen der alternirenden Bestimmung bekannt, wird durch eine kritische 149 Untersuchung auf specielle Fälle beschränkt, in welchen die zu messenden Dichtigkeiten sich auf einem und demselben, mit run- der Oberfläche versehenen, Leiter befinden und die Zerstreuung der Elektricität in die Luft sehr gering ist. In allen andern Fällen wird die Methode beschwerlich und ungenau, bei einer grolsen Klasse von Untersuchungen sogar völlig unbrauchbar. Der Verf. schlägt daher eine andere, auf alle vorkommenden Fälle mit gleicher Genauigkeit anwendbare Bestimmungsmethode vor. Hierbei dienen zwei Prüfungskörper, welche die zu be- stimmenden Dichtigkeiten gleichzeitig aufnehmen und zur Mes- sung ihrer Elektricitätsmenge successiv in die Torsionswage ge- bracht werden. Die beiden Messungen müssen zur Herleitung des gesuchten Dichtigkeitsverhältnisses auf Einen Zeitpunkt re- ducirt werden. Zu diesem Zwecke rückt man, nachdem die Mes- sung am zweiten Prüfungskörper vollendet und deren Zeitpunkt bemerkt ist, den Torsionskreis um einige Grade zurück und be- obachtet den Zeitpunkt, an dem der Wagebalken seinen norma- len Stand wieder eingenommnn hat. Mit diesen Daten ist die Messung am zweiten Körper durch Rechnung auf den Zeitpunkt der ersten Messung zurückzuführen. Man kann sich hierbei der von Coulomb entwickelten Formel über die elektrische Zerstreu- ung bedienen; da diese aber beschwerlich anzuwenden ist, so wurde daraus folgende, hinlänglich genaue, Näherungsformel ab- geleitet. Es sei £, die beobachtete Torsion, die für den zweiten Prüfungskörper, z Minuten nach der Messung am ersten Prüfungs- körper gefunden ist; der Torsionskreis sei darauf um d@ Grade zurückgerückt und der Wagebalken habe nach z’ Minuten seinen normalen Stand wieder erreicht, so hat man für die Torsion Lo; _ die mit der Messung am ersten Prüfungskörper gleichzeitig ist un i bel In dem speciellen Falle der alternirenden Bestimmung von Cou- lomb sucht man aus zwei nacheinander gefundenen Torsionen z, und 2x eine von beiden in der Zeit gleichweit abstehende "Torsion i9. Es ist daber = — — und d=:.— rt. zu setzen, wonach der Ausdruck übergeht in Bei Anwendung der ersten Formel findet man, in kurzen Zeitintervallen, eine grofse Veränderlichkeit der Grölse p, aus deren Untersuchung, die in dem zweiten Abschnitte ausführlich mitgetheilt wird, Vorsichtsmalsregeln bei Einrichtung und Aus- führung der Messungen in der Torsionswage zu entnehmen sind, Werden die Messungen in einem gut verschlossenen Zimmer an- gestellt, so hat die Witterung nur bei längerer Dauer Einflufs aufp. Die Nähe der Kugel des Wagebalkens und der Glaswand der Wage bewirkt bei Anwendung grölserer Elektrieitätsmengen Änderungen der Gröfse p, die vermieden werden müssen. Un- ’ & N bedingten Einflufs auf p» hat der Stoff der isolirenden Stützen der Prüfungskörper und die Beschaffenheit der Oberfläche derselben. Es wurden in dieser Hinsicht mehrere Schellacksorten geprüft und einer Sorte von heller Orangefarbe der Vorzug vor den übrigen gegeben. Aber ein, allen Bedingungen genügender, Schellackstiel wird bei fortgesetztem Gebrauche in der Wage nach längerer - oder kürzerer Zeit schlechter und zuletzt unbrauchbar. Der Stiel muls nämlich vor jeder Messung unelektrisch gemacht und dazu durch eine Spiritusflamme gezogen werden. Hierbei bewirken die Produkte der Verbrennung des Alkohols eine Änderung der ° Schellackoberfläche, wodurch dieselbe leitend wird und einen immer kleineren Werth für » finden läfst. Diese Änderung, welche übrigens in längerer Zeit auch durch alleinige Einwir- kung der Atmosphäre erzeugt wird, ist dadurch zu beseitigen, dafs man den Stiel mit starkem Alkohol wäscht und sorgsam trocknet. Endlich ist die Gröfse p abhängig von der Elektriei- tätsmenge, welche in der Wage befindlich ist, und zwar wird bei gröfserer Menge ein grölserer Werth von p gefunden. Der Grund dieser auffallenden Abhängigkeit des p liegt darin, dals die Wage einen besckränkten Luftraum darstellt, und dafs dieser Raum durch die der Zerstreuung ausgesetzten elektrisirten Kör- per fortwährend elektrisirt wird. Diese Elektrisirung, nach einem — sehr kleinen Zeittheilchen betrachtet, muls um so grölser sein, eine je gröfsere Elektrieitätsmenge sich in der Wage befindet, | | | 151 _ und die in dem folgenden Zeittheilchen stattfindende Zerstreu- ung um so mehr verringern, Die bisher übersehene Veränderlichkeit der Gröfse » kann bei gehöriger Vorsicht die Messungen in der Torsionswage nicht beeinträchtigen. Die beiden Prüfungskörper haben gleiche Stiele, eine gleiche Stellung in der Wage und werden, während der Zerstreuung ihrer Elektricität, gleichen Einwirkungen ausgesetzt. Die Gröfse p, an dem zuletzt in die Wage gebrachten Prüfungs- körper bestimmt, wird nur für denselben angewandt und zwar für eine Elektricitätsmenge, die nur wenig grölser ist, als die auf demselben vorhandene. Der einzige Fehler der Messung kann aus der Zerstreuung entspringen während der Zeit, die - zwischen dem Einbringen des ersten Prüfungskörpers in die Wage und der vollendeten ersten Messung verflielst, weil alsdann die Prüfungskörper sich in abgesperrten Lufträumen mit ungleichen Elektrieitätsmengen befinden. Diese Zeit mufs daher möglichst kurz, die Wage geräumig sein und die Messung grolser Elektri- eitätsmengen überhaupt vermieden werden. Dies kann immer geschehen, da das Verhältnils von Dichtigkeiten, das man sucht, unabhängig bleibt von der absoluten Gröfse der angewandten Elektricitätsmengen, nur kommt man dann oft in den Fall, kleine Dichtigkeiten in der Wage mit Genauigkeit bestimmen zu müs- sen, zu welchem Zwecke der Verf. eine Bewegung durch Schraube ohne Ende an den Torsionskreis anzubringen für nöthig fand. Der dritte Abschnitt der Abhandlung giebt eine genaue, durch Zeichnungen erläuterte, Beschreibung der einzelnen Theile des betrachteten Messapparats, und der Anfertigung und Einrich- tung derselben. Hr. H. Rose las über die Trennung des Zinns vom _ Antimon. Der Verf. bedient sich hierzu folgender Methode. Die Me- talle werden mit starker Salpetersäure übergossen. Nachdem die heftige Oxydation statt gefunden, wird bei gelinder Hitze das Ganze abgedampft, und das trockne Pulver der Oxyde in einem Silbertiegel mit einem Übermafse von Natronhydrat geschmolzen. Die geschmolzene Masse wird mit vielem Wasser aufgeweicht, » erwärmt, und nach dem vollständigen Erkalten wird das 3 ee Ger f % 152 antimonsaure Natron mit grofser Vorsicht filtrirt, und mit einer verdünnten Auflösung von koblensaurem Natron ausgesülst. Im noch feuchten Zustande löst man es in einer Mischung von Chlor- wasserstoffsäure uud Weinsteinsäure auf, und fällt aus der Auf- lösung das Antimon vermittelst Schwefelwasserstoffgas. — Die Auflösung des zinnsauren Natrons wird ebenfalls mit Chlorwas- serstoffsäure sauer gemacht, und aus der Auflösung durch Schwe- felwasserstoffgas Schwefelzinn niedergeschlagen. Hr. Ehrenberg las hierauf eine Mittheilung: über durch das Mikroscop erkennbare organische Beimischungen der am 1. Mai 1812 gefallenen meteorischen Asche, welche auf der Insel Barbados den Tag in Nacht ver- wandelte. Die Beimischung organischer Theile und ganzer, zwar sehr kleiner, aber deutlich erkennbarer organischer Körper in meteo- rischen und vulkanischen Staubfällen hat nach den die Akademie von mir schon mehrfach gemachten Mittheilungen bereits eine ansehnliche Breite gewonnen und es ist offenbar ein Gegenstand ‚von mannigfachem und grolsem wissenschaftlichen Interesse. Der historisch sehr bekannte Staubfall in Barbados, welcher 1812 gleichzeitig mit der furchtbaren Eruption des Vulkans auf der Insel St. Vincent und kurz nach dem schrecklichen Erdbeben von Caraccas sich ereignete, gehört zu den grolsen viel genannten vulkanischen Begebenheiten und jede neue Seite einer so bedeu- tenden, der gewöhnlichen Ordnung der irdischen Verhältnisse in grolsen Räumen widerstrebenden und sie abändernden Er- scheinung ist wohl werth, der Aufmerksamkeit der Akademie be- sonders empfohlen zu werden. Zur Würdigung der neuen Beobachtungen ist folgende kurze Übersicht der Verhältnisse nöthig, unter denen jener Staub er- schienen ist *). °) Für die Verhältnisse von Barbados findet sich die Quelle in dem Edinburgh Monthly Magazine woraus die Nachricht in die Annales de Chimie et de Physique 1818 T.IX p.216 und ausführlich übersetzt in Fried. Hoff- manns Geschichte der Geognosie 1838 p.505 übergegangen. Für die Ver- hältnisse von St. Vincent soll sich die erste Nachricht im New England Jour- 153 „Am Abend des 30. April 1812 hörte man einige Augen- blicke lang auf der Insel Barbados ein starken Kanonenschüssen so ähnliches Geräusch, dafs die Besatzung des St. Annen Schlos- ses die ganze Nacht unter Waffen blieb. Am Morgen des 4!” Mai war der östliche Horizont des Meeres klar und scharf be- grenzt, unmittelbar darüber aber sah man eine schwarze Wolke, welche schon den übrigen Theil des Hinımels bedeckte und bald darauf sich auch über die Gegend verbreitete, wo die Morgen- dämmerung einzutreten anfıng. Die Dunkelheit wurde darauf so grols, dals es unmöglich war in der Stube die Gegend der Fen- ster zu erkennen und dals mehrere Personen, die im Freien waren, weder die nahen Bäume, noch die Umrisse der nahen Häuser sehen konnten. Selbst weilse Taschentücher liefsen sich in 5 Zoll Entfernung vom Auge nicht mehr erkennen. Diese Erscheinung wurde durch das Herabfallen einer grolsen Menge vulkanischer Asche bedingt, welche vom Ausbruche des Vulkans der Insel St. Vincent herstammte. Dieser eigenthümliche Regen und die durch ihn veranlafste tiefe Dunkelheit liefsen erst zwi- schen 12 und 1 Uhr Mittags ganz nach; allein öfter seit dem Morgen hatte man mit Hülfe einer Laterne gewisse Güsse be- merkt, wo der Staub in grölserer Menge fiel. Biegsame Bäume bogen sich unter der Last, andere brachen und dies Geräusch war in auffallendem Gegensatze gegen die vollkommene Ruhe der Luft. Das Zuckerrohr wurde ganz niedergedrückt, zuletzt war die ganze Insel mit einer grünlichen Aschenlage zolldick bedeckt.” „Die gegenseitige Lage der Insel Barbados und St. Vincent macht die so eben berichtete Erscheinung sehr interessant. Die letztere Insel liegt bekanntlich 20 Stunden (20 Lieues) östlicher als die andere. Der Passatwind bläfst in jenen Gegenden und besonders im April und Mai einförmig und ohne Unterbrechung nal of Medecine and Surgery Vol.II. No.1. Jan. 1813 Boston befinden, Dar- aus ist sie in die Transact. of New York Philos. society 1815. I. 318 über- gegangen und ausführlich übersetzt in den Schriften der Dresdner minera- logischen Gesellschaft Bd.]. 1818 p.125-135. Mir sind als Quelle die An- _ nales de Chimie und die Transact. of New York Philos. soc. zugänglich ge- En daneben die Übersetzungen. 154 von Ost mit einer geringen Abweichung nach Nord. (Schiffe, welche von St. Vincent nach Barbados segeln wollen, müssen anderen Nachrichten zufolge, stets einen Umweg von einigen 100 Meilen machen. Wittich Curiosities of pbysic. Geography Lon- don 1845). Man muls daher annehmen, dafs der Vulkan von St. Vincent die ungeheure Staubmasse, welche auf Barbados und das umgebende Meer fiel, bis zu einer solchen Höhe empor ge- schleudert hatte, in welcher nicht nur der Passatwind nicht mehr sich äufserte, sondern in der sogar ein entgegengesetzter Wind herrschte. Übrigens ist es für die bei den Physikern herrschende Erklärung der Passatwinde, wonach es unter den Tropen einen beständigen oberen von Westen nach Osten gerichtete Rückstrom geben muls, sehr willkommen, da es gerade der ist, welcher am 4. Mai 1812 den vulkanischen Staub von St. Vincent nach Bar- bados brachte und so können die Beweise der Existenz eines solchen Stromes zur Erklärung der Erscheinung benutzt werden. Die chemische Analyse dieser Asche, welche Dr. Thom- son im Jahre 1814 im IV Bande seines Journals nach einer nach England gebrachten Probe ganz kurz bekannt gemacht hat, er- gab in 100 Theilen Eisenoxyd 1 Kalkerde 8 Kieselerde und Thonerde 90.” Die Verhältnisse und Erscheinungen auf der Insel St. Vin- cent waren damals kurz folgende. „Das Souffrier, Mountain oder der Morne Garou, der nörd- lichste und höchste stets rauchende Berg der hohen von Nord nach Süd die 64 Meile im Umfange haltenden Insel durchlau- fenden Gebirgskette, hatte seit 1718 bis 1812 keine Eruption. Etwa 2000 Fuls über dem Meere, kaum über dem 2ter Drittheile seiner ganzen Höhe, war eine kreisförmige Schlucht, etwa über 4 Meile im Durchmesser und 4-500 Fuls tief. In der Mitte dieses weiten Kessels stieg ein kegelförmiger Hügel von c. 200 Fuls Durchmesser, 260 - 300 Fuls hoch empor, dessen untere Hälfte mit Stauden, Buschholz und Weinreben reich und mannig- fach bewachsen war, dessen oberer Theil aber bis zum Gipfel kahl und mit natürlichem Schwefel bestreut war. Aus den Spalten des Kegels und den Zwischenräumen des Gesteins drang unaus- 155 gesetzt ein dünner weilser Rauch, der zuweilen von bläulichen Flämmchen gefärbt wurde. — Am südlichen und nördlichen Fufse des Kegels fanden sich 2 Wasserbehälter, wovon der eine vollkommen reines, der andere stark mit Schwefel und Alaun geschwängertes Wasser führte. —” „Am 27. April 1812, Montags, setzte, gerade um 12 Uhr, ein entsetzliches Krachen des Berges mit heftigen Erderschütterungen alle Umgebungen in Unruhe. Es zeigte sich eine unermelsliche Säule eines dicken zähen schwarzen Rauches, die gen Himmel stieg und einen mit kleinen gebrannten Erdbrocken und Asche gemischten Sand auf alle Umgebungen hherabgofs. Dieser Sand- und Aschregen vom Winde nach Wallibon und Morne Ronde getrieben verfinsterte die Luft gleich einem Wolkenbruche und bedeckte alles mit hellgrau gefärbter Asche, die schmutzigem Schnee glich. Dieser Aschenregen vernichtete bald jede Spur von Vegetation. Am 28er nahm alles, auch der Aschenfall zu. Die dichte pechschwarze Säule stieg senkrecht aus dem Krater mit ununterbrochenem Getöse wie starker Donner. Am 29sr schien die Sonne ganz verfinstert, so dals auch zu Mittag nur Zwielicht war. Am 30s'en April war alles noch vermehrt. Vögel und Vieh starben durch die Asche und aus Mangel an Futter. Bald nach 7 Uhr Abends, nachdem electrische Flammen und Blitze die Wolke über dem Krater unbeschreiblich durchzuckt batten, sah ‘man die glühende Lava überwallen. Etwa 4 Stunden darauf er- reichte sie das Meer. Um 14 brach ein grofser Lavastrom ost- wärts nach Rabocca zu hervor. Um 2 Uhr kam ein Platzregen von kleinen gebrannten Steinen (cinders), um 3 Uhr fielen grös- E sere Steine mit Feuer gemengt. — Manche Steine hatten die Gröfse eines Menschenkopfes, waren aber leicht. Das dauerte eine Stunde, dann regnete es wieder cinders. Der Boden war in steter Öseillation.”’* „Am 1' Mai bis 8 Uhr war Finsternifs. Ein undurchdring- licher Nebel und schweres schwarzes Gewölk umhüllte den Berg und schwebte auf dem Meere. Erst Nachmittags verlief sich das Getöse des Berges.” Von dem unter diesen Umständen in Barbados gefallenen sogenannten Mai-Staube, oder der Asche, hat mir Hr. Robert Schomburgk mit den Proben der Gebirgsmasse von Barbados, u. 156 deren Analyse, als halibiolithischen Polycystinen-Gesleinen, der Akademie bereits vorgelegt ist, mehrere Päckchen zugesendet und dabei den Wunsch ausgesprochen, dals ich dieselben einer mikroskopischen Prüfung unterwerfen möchte. Es sind mir 4 gesonderte Päckchen dieses Staubes zuge- kommen, deren Ursprung aber nicht weiter erläutert ist, als dals er am 4!" Mai 1812 in Barbados eingesammelt worden. Ein beiliegender Zettel sagt: May Dust. Different kinds of ashes, wbich fell in Barbados on the 1 of May 1812 after the erup- tion of the Souffrier in the Island of St. Vincent. Sämmtliche Staubarten sind mehlartig, aber schwer an Ge- wicht. No.1-3 graubraun, No.3 von diesen etwas dunkler mit olivengrünlichen Schimmer, No. 4 blässer als die übrigen ins Gelbliche ziehend und merklich etwas gröber an Korn. Alle 4 Staubarten sind zwar homogen und fein, aber nicht so fein, wie der gelbe atlantische Staub von den Capverden. Zwischen den Zähnen knirschen sie ohne Härte, als reiche leichter Druck hin, die feinen Theilchen noch mehr zu zertheilen. Dem äulse- ren Ansehen nach sind diese Aschenproben seit 1812 vor frem- den Beimischungen geschützt gewesen und noch in ihrer ur- sprünglichen Reinheit, worüber vielleicht Hr. Schomburgk noch specielle Nachricht geben kann. Die mikroscopische Analyse zeigt, dafs der Staub meist aus glasigen durchscheinenden, aber öfter abgerundeten (angeschmol- zenen) Theilchen besteht, die beim durchgehenden Lichte oft bräunliche und gelbe, zuweilen rothbraune auch schwarze Farben haben. Dazwischen finden sich zellige, dem zerriebenen Bim- stein ganz ähnliche Theilchen und öfter kleine Krystalle, die den Pyroxen-Krystallen ähnlich sehen und grünliche Färbung zeigen, manche Krystalle sind farblos. In der Form sind sie stets säulenförmig mit stumpfen Zuspitzungen. Es schienen also geschmolzene, gefrittete und blofs mechanisch zerrissene Kiesel- Theilchen mit Krystallen zumeist die Masse zu bilden, welche sehr vorherrschend glasartig ist. Aufser diesen unorganischen Verhältnissen findet sich in fast jedem nadelknopf grolsen Theilchen (-- Linie) eine Spur deutlich organischer Beimischung in der Form von kieselerdigen nr EEE VEEREETEEED EIER TE EBENEN 157 kleinen Thierschalen oder Pflanzentheilen (Phytolitbarien), auch von verkohlten weichen Pflanzentheilen. Bei 50 genauen Analysen solcher kleinen Mengen haben sich allmälig 19 dergleichen verschiedene organische Körper- eben, manche in vielen Exemplaren, erkennen lassen, nach fol- gendem Schema. A. POLXGASTRICA: A 1 Achnanthes exilis ? — ee 2 Arcella hyalina ee 2, IE 3 vulgaris ? ei Tr a Ayla 4 Difflugia areolata et 5 Eunotia ee ae B. PHYTOLITHARIA: 6 Lithasteriscus tuberculatus — + + — 7 Lithodontium furcatum —- +- — — 8 nasutum — + — —_— 9 platyodon + 10 rostratum erg 11 ZLithostyüidium amphidn — + — — 12 rude — + =- — 13 Serra Re Be a Air 14 unidentatum — — + — 15 Treceula — — + — C. Zweifelhafte organische Kieseltheile: 16 ? —- + —- — 17 ? - —- —_- + D. Weiche Pflanzentheile verkohlt: 18 Pflanzen-Haare a 19 Pflanzen -Zellgewebe - —- + + Von diesen 50 Analysen betrafen 2 die Probe No.I; 13 die Probe No. II; 23 die Probe No. II; 12 die Probe No.IV, Alle Proben haben ähnliche organische Beimischungen gezeigt, am wenigstens No. IV, welche die weniger feine ist. 158 Beim Schlemmen eines kleinen Theiles von No.II fand ich, dals die feineren Theile reicher an organischen Beimischungen waren. Überhaupt hat kein Substanztheilchen von Nadelknopf- gröfse aus dem Päckchen No.II sich ohne Organisches gefunden. Bei No. III sind unter 20 solcher Mengen 7 steril geblieben. Was das Wiederkehren der gleichen Formen anlangt, so sind Lithostylidium rude 10 mal Arcella hyalina 8 mal Difflugia areolata 6 mal Arcella vulgaris ; £ \ 3 mal Lithasteriscus tuberculatus Lithodontium rostratum Lithostylidium amphiodon‘) 2 mal Pflanzen - Zellgewebe vorgekommen, die übrigen Formen sind nur 1 mal so erhalten beobachtet, da sie bestimmbar waren. Es lassen sich hieraus folgende Schlüsse ziehen: 1. Der bisher nur vermuthungsweise aus der Insel St. Vincent abgeleitete Mai-Staub von Barbados im Jahre 1812, wel- cher auch durch Thomson’s chemische Analyse als vulka- nisch nicht characterisirt worden war, hat sich durch die von mir angezeigte Methode, einer scharfen mikroscopischen Analyse, als eine mit Bimstein-Staub und (sehr wahrschein- lichen Pyroxen-)Krystallen gemischte Masse wissenschaftlich feststellen lassen, wodurch der bisher nur wahrscheinliche und vermuthete Zusammenhang mit der Eruption von St. Vincent zuerst aus der Substanz erwiesen ist. Auch einer der gröfsten und naturwissenschaftlich anregend- sten vulkanischen Staubfälle, welche die Beobachtung bis zu dem Ursprunge verfolgen konnte, hat nun organische Bei- w mischungen erkennen lassen. | 3. Die organischen Beimischungen im vulkanischen Staubregen sind nicht blofs stets am Anfange der Eruptionen vorhan- den, sondern erscheinen bei diesem grofsartigen Auswurfe sogar am Ende der Eruption, sie sind also nicht wahr- scheinlich von der äufsersten Oberfläche. Sie sind auch, obschon der meist geschmolzene und gefrittete Zustand des Auswurfsstoffes der Beobachtung seines ursprünglichen Zu- REIT TEE > 159 standes höchst ungünstig sind, doch innig und reich damit gemischt. » Die organischen Beimischungen des Mai-Staubes von Bar- bados sind keine so eigenthümlichen Formen, dafs ihre Ge- stalt sie von den mittleren und neueren Erdbildungen ab- zöge und sie anderen Gesetzen einer Vorzeit anheimgäbe. Es sind die meist seit der Tertiärzeit schon sicher bekann- ten noch jetzt sich entwickelnden Formen. . Die deutlichen organischen Beimischungen sind sämmtlich und nur als Sülswasser- und Continentalbildungen schon bekannt. Es findet sich unter ihnen keine einzige Meeres- form. . Da die Insel St. Vincent keine Schneeberge und keine Seen, auch keine grofsen Flüsse und Sümpfe hat, welche ein rei- ches Schlammmaterial an der Oberfläche bieten könnten, so scheint in diesem Falle die in den Vulkan möglicher- weise von der Oberfläche eingeschlürfte Masse, in gar kei- nem Verhältnils zu diesen Auswurfsstoffen zu stehen und eine solche Erklärung nicht anwendbar. Der Zutritt von Meerwasser zur Erweckung einer chemi- schen Thätigkeit in dem Vulkane ist auf St. Vincent, wegen Mangels aller Seeorganismen bei Anwesenheit vieler Süfs- wasserorganismen in den Auswürflingen, negativ entschieden. Ebenso fehlt aber die Wahrscheinlichkeit für eingedrunge- nes meteorisches Wasser aus der Nähe des wasserlosen Vulkans. Wie weit gehen solche Wurzeln? Ist nicht wirk- lich an einen unterirdischen directen Zusammenhang mit dem entfernten Quito oder wenigstens mit Venezuela zu denken? Der Geognost jener Länder Hr. Alexander v. Humboldt hatte aus allgemeineren Gründen diese Ver- muthung längst ausgesprochen. Relation histor. II.15. Vergl. L. v. Buch Canar. Inseln p.313. 399. 400. Liegen feuchte Steinkohlen, oder Torfe oder bituminöse Tripel unter Morne Garou, welche die aus dem Innern emporstrebende Lava vom Anfange bis zum Ende der Erup- tion ausschleuderte? *) *) Es sind zu dieser Mittheilung später einige Zusätze gemacht worden. 160 20. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Müller las über den Bau des Schädels des Zeuglodon cetoides Ow. und legte die hierüber sprechenden fossilen Reste vor. Vom eigentlichen Hirnschädel konnte er das ganze Schä- delgewölbe und die ganze basis cranii, auch das Hinterhaupt mit den zwei condyli occipitales in den vorhandenen Fragmenten er- läutern. Vom Gehörorgan wurden die bulla ossea und die Schnecke des Labyrinths mit 25 Windungen und Spiralplatte in der treff- lichsten Erhaltung vorgelegt. Ebenso wurde das Zahnsystem des Thiers an Stücken der Koch’schen Sammlung erläutert, welche auf Befehl Sr. Majestät des Königs für die hiesigen Sammlungen angekauft worden ist. Hr. .G. Rose berichtete über eine Abhandlung des Herrn Beyrich, betreffend die Auffindung von alttertiären Fossilien in den Thonlagern bei Berlin. Von einer Exkursion, welche Hr. Leopold v. Buch in Gesellschaft des Hrn. Girard gemacht hatte, kamen die ersten Muscheln nach Berlin, welche die früher ganz unbekannt geblie- bene und nicht allein für die geognostische Kenntnils des Bodens unserer Umgebungen, sondern des ganzen norddeutschen Flach- landes wichtige Thatsache kennen lehrten, dals schon in geringer Entfernung von den Thoren unserer Stadt, bei Hermsdorf und Lübars in der Richtung nach Oranienburg, eine marine Tertiär- bildung zu Tage liegt, deren geologische Stellung durch zahlreiche und wohl erhaltene Conchylien scharf bestimmbar ist. Diese lie- gen in einem sehr fetten zur Ziegelfabrikation angewendeten Thon von dunkler Farbe, welcher in seiner äufseren Erscheinung sehr abweicht von allen anderen in der Gegend von Berlin vorkom- menden Thon- oder Lehmlagern. Gerölle krystallinischer Gesteine, Kreide- oder Feuersteinstücke, überhaupt Einschlüsse von Gesteinen, wie sie in Diluvialablagerungen vorkommen, sind ihm ganz fremd; dagegen ist er ausgezeichnet durch ihm eigenthümliche sphäroi- dische, im Innern zerklüftete Ausscheidungen kalkiger Massen, sogenannte Septarien, und durch Eisenkies-Ausscheidungen, deren Zersetzung die Veranlassung zur Entstehung frei ausgebildeter Gipskrystalle giebt. Es hat sich herausgestellt, dafs ein vollkom- AS 161 men gleicher Thon mit denselben organischen Einschlüssen das Material für die grofsen Ziegeleien am Werbellin-See bei Joa- chimsthal liefert, und die Vergleichung der Conchylien hat ge- zeigt, dafs diese 'Thone auch übereinstimmen mit einem südlich von Köthen in der Umgebung des Dorfes Görzig gekannten Thonlager, welches dort die Decke der Braunkohlenformation bildet. Zu Görzig und zu Joachimsthal liegen, wie bei Berlin, in dem Thone Septarien und Eisenkiesausscheidungen, und die Ähnlichkeit eines Septarien-Bruchstückes von Hermsdorf mit Stük- ken von Görzig, welche früher schon von Hrn. Beyrich in der Königl. Mineralien-Sammlung niedergelegt waren, lenkte zuerst die Aufmerksamkeit auf das hiesige Vorkommen. Demnach un- terliegt es keinem Zweifel, dals man es bier mit einer unterhalb des bedeckenden Diluviums weit verbreiteten Bildung zu thun hat, welche man, einmal aufmerksam geworden, gewils bald auch noch an anderen Orten wiedererkennen wird. Früher schon vor- genommene Unterscheidungen von Thonen mit und ohne Ge- schiebe in unserer Gegend dürfen nicht in Beziehung gebracht werden zu der Bestimmung dieses Thones, indem es in der Mark Brandenburg noch andere Thonlager giebt, welche frei sind von Geschieben des Diluviums, ohne mit dem Thone von Hermsdorf oder Joachimsthal vergleichbar zu sein. Die Untersuchung der Conchylien unseres Thones, von wel- chen die bei Görzig gefundenen auch schon durch Philippi bestimmt wurden, hat das wichtige Resultat gegeben, dals dieser Thon vollkommen ident ist den 'Thonen von Boom und Baesele in Belgien, welche dem mächtigeren und conchylienreicheren London-clay Englands gleichgestellt werden. Wie bei uns sind auch die gleich alten belgischen und englischen Thone charak- terisirt durch Ausscheidungen von Septarien und Eisenkies, so dals auch äulserlich die Massen einander gleichen. Bei der gros- sen Verschiedenartigkeit der Entwickelung. tertiärer Ablagerungen - in verschiedenen Ablagerungsräumen wird es fast eine auffallende _ Erscheinung, eine Schicht so ganz gleich in so grofsen Entfer- - nungen wiedererscheinen zu sehen. Man kann hiernach unsern Thon ohne Bedenken London- Thon nennen; der Name Septa- rien- Thon würde gut sein, wenn schon in der Benennung ein Merkmal hervorgehoben werden sollte, durch welches man bei 162 uns in den Stand gesetzt wird, diesen Thon von anderen ähn- lichen zu unterscheiden. Folgendes ist die Liste der bis jetzt zu Hermsdof, Joachims- thal und Görzig gefundeneu Muscheln: 4; 2. Nucula Chastelii Nyst. Hermsdorf, Görzig. - Deshayesiana Nyst. Hermsdorf, Görzig, Joachims- thal. Arca decussata Nyst. Görzig, nach Philippi’s Angabe. Astarte Kicksü Nyst. Hermsdorf, Görzig. Axinus unicarinatus Nyst, Philippi. Hermsdorf, Görzig, Joachimsthal. - obtusus n. sp. Hermsdorf. Pecten pectoralis Münst. Goldf. Görzig nach Philippi. Ein kleiner bei Hermsdorf vorkommender Peeten ist ähnlich, aber verschieden von P. pectoralis. Conus diversiformis Desh. var. a. Hermsdorf. Murex (Typhis) fistulatus Schlotth. Hermsdorf. Rostellaria Sowerbyi Sow. Görzig. Fusus multisulcatus Nyst. Hermsdorf, Joachimsthal, Görzig. - Konincki Nyst. Görzig. - DeshayesiiDe Kon. Hermsdorf, Joachimsthal, Görzig. Pleurotoma crenata Nyst. Hermsdorf, Joachimsthal, Görzig. = laticlavia n. sp. Hermsdorf, Joachimsthal. _ Selysii De Kon. Hermsdorf, Joachimsthal, Gör- zig. - flexuosa Münst. Hermsdorf, Joachimsthal, Gör- zig. B Re Nyst. Hermsdorf. e regularis De Kon. Hermsdorf, Görzig. - scabra Phil. Hermsdorf, Görzig. a Volgeri Phil. Hermsdorf. - trochiformis n. sp. Hermsdorf, Joachimsthal. Borsonia plicata n. sp. Hermsdorf. - decussata n. sp. Hermsdorf. Cassidaria depressa L. v. Buch. Görzig. Cassis Rondeletii Bast.? Hermsdorf, Joachimsthal. Cancellaria evulsa Soland. Hermsdorf. = Berolinensis n. sp. Hermsdorf. 1 { 163 29. Scalaria sp. indic. Hermsdorf. 30. Natica glaucinoides Sow. Hermsdorf, Joachimsthal, Görzig. 31. Dentalium, gleich der von Philippi als D. fossite Gm. aufgeführten bei Magdeburg vorkommenden Art, zu Hermsdorf, Joachimsthal und Görzig. 32. Dentalium sp- indie. Von den oben aufgeführten Arten, unter welchen sich keine einzige noch jetzt lebende befindet, sind 17 aus Belgien bekannt geworden, und diese sämmtlich solche, welche dort in den Tho- nen von Boom und Baesele, zum Theil ausschliefslich, gefunden wurden. Nur 5 Arten sind auch in den tertiären Ablagerungen über der Braunkohle südlich von Magdeburg gekannt und 8 Arten stimmen überein mit solchen, welche sich in Mecklenburg in dem Gestein von Sternberg finden. Eine einzige Art, der von Phi- lippi angegebene Pecten pectoralis, stammt aus den jüngeren westphälischen Tertiärablagerungen; nur eine, zweifelhaft be- stimmte, Dentalium fossile Gm., ist subapennin, und eine gleich- falls zweifelhafte, Cassis Rondeletü Bast.? ist von Bordeaux be- schrieben. Stellt man dieses Resultat mit demjenigen zusammen, zu welchem Philippi durch seine Untersuchung der bei Mag- deburg vorkommenden Conchylien geführt wurde, so ergiebt sich, dals man den Septarien- Thon unserer Gegenden als ein Glied einer grolsen in mannigfaltigen Formen entwickelten ma- rinen, alttertiären oder eocänen Bildung anzusehen hat, welche von der Elbe ostwärts wahrscheinlich bis Königsberg in der in- nigsten Verbindung mit der norddeutschen Braunkohlenformation steht. Die conchylienführenden Gesteine von Westeregeln und anderen benachbarten Ortschaften südlich von Magdeburg, die von Dömitz an der Elbe, die der Sternberger Gegend in Meck- lenburg, und endlich die an der nordwestlichen Spitze des Sam- landes an der preufsischen Ostseeküste, durch des Dr. Thomas Bemühungen neuerlich bekannter geworden, sind nur verschie- dene Glieder einer und derselben Bildung. Man wird bei Be- urtheilung der Verbindung, in welcher diese marinen Tertiär- schichten mit den die Braunkohlen einschlielsenden Ablagerungen stehen, das Verhalten zu beachten haben, dafs von der Elbe bis nach Ostpreulsen und von den Küsten der Ostsee bis tief nach Ober-Schlesien hinein, so weit in diesem grolsen Raume 5* er 164 das Vorkommen von Braunkohlen bekannt ist, noch an keinem Ort ein tertiäres Gestein mit Sülswasserconchylien in der Nähe von Braunkohlen angetroffen wurde. Eingegangen waren zwei Schreiben des Hrn. Regnault in Paris und des Hrn. Grotefend in Hannover in Bezug auf ihre Ernennung zu Gorrespondenten der Akademie. Die Akademie genehmigte auf den Antrag des Hrn. Pertz, dafs der Königl. Bibliothek zu Hannover die ihr fehlenden Jahr- gänge 1812-1821 der Denkschriften der Akademie übersandt würden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Collection de documents inedits sur U’histoire de France publies par Ordre du Roi et par les soins du Ministre de linstruc- tion publique: 1.Serie. Histoire, politique: Memoires militaires relatifs a la succession d’Espagne sous LouisXIV. par le Lieut. Gen. de Vault, revus etc. par le Lieut. Gen. Pelet. Tome 6. avec un Atlas. Paris 1845. et fol. Negociations diplomatiques entre la France et l’Autriche durant les trente premieres annees du XV]. Siecle, publ. par M. LeGlay. Tome1.2. ib. eod. 4. “ Recueil des lettres missives de Henri IV., publ. par M. Berger deXivrey. Tome3. 1589-1593. ib. 1846. 4. Papiers d’etat du Cardinal de Granvelle, publ. parM. Ch. Weiss. Tome6. ib. eod. 4. mitgetheilt durch das vorgeordnete K. Ministerium mittelst Ver- fügung vom 14. Mai d. J. Memorie della Reale Accademia delle scienze di Torino. Serie I. Tomo4-8. Torino 1842-46. 4. Astronomical observations made under Ihe direction of M. F. Maury during the year 1845 at the U. $S. Naval Observa- tory, Washington. Vol.1. Washington 1846. 4. B. Silliman and J. D. Dana, the American Journal of science and arts. 2.Series. No.6. Nov.1846. New Haven. 8. James D. Dana on the Volcanoes of the Moon. ib. 1846. 8. J. H. Hainebach, de graecae linguae reduplicatione praeter perfectum. Diss. scholast. Gissae 1847. 4. Schumacher ‚astronomische Nachrichten. No. 598. Altona 1847. 4. 165 C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 19. Jahrg. 1847. No.14. Wien 4. Kunstblatt 1847. No.19-21. Stuttg. u. Tüb. 4. The quarterly Journal of the geological Society. No.10. May 1. 1847. London. 8. Leonard Horner, Address delivered at the anniversary meeting of the geological Sociely of London, on Ihe 19. of Febr. 1847. ib. 8. Mitiheilungen der Geschichts- und Alterthumforschenden Gesell- schaft des Osterlandes zu Altenburg. Band Il, Heft 3. Al- tenburg 1847. 8. (Loebe) Beschreibung der Residenzstadt Altenburg und ihrer Umgebung. ib. 1841. 8. Karl Back, Epheuranken, eine Sammlung von Dichtungen etc. 2. Aufl. Eisenberg 1832. 8. ‚ die Erbauung der evangelischen Gottesacker- u. Fried- hofs-Kirche ‚zur Auferstehung Christi” in Altenburg etc., in den Jahren 1634 bis mit 1651. Altenb. 1845. 8. ‚ über heidnische Opferplätze u. Ringwälle etc. im Um- kreise der Stadt Altenburg. ib. (1846). 8. Die 5 letzten Schriften mit einem Begleitungsschreiben des Vor- standes der Geschichts- u. Alterthumforsch. Gesellsch. des Osterlandes d. d. Altenburg d. 7. Mai d. J. A. Daubree, Memoire sur le gisement, la constitution et l’ori- gine des amas de minerai d’Etain. Paris 1841. 8. ‚ Memoire sur les depots metalliferes de la Suede et de la Norvege. ib. 1844. 8. ‚ Recherches sur la formation journaliere du mine- rai et des lacs. ib. 1846. 8. ‚ Memoire sur la distribution de l’or dans la plaine du Rhin et sur l’extraction de ce metal. ib. eod. 8. ‚ Note sur le phenomene erratique du Nord de l’Eu- rope, et sur les mouvements recents du sol scandinave. (ib) 8. Alexandri Aphrodisiensis commentarius in libros metaphy- sicos Aristotelis recensuit Hermannus Bonitz. Berolini- 1847. 8. 8Expl. mit einem Begleitungsschreiben des Herausgebers d. d. Stettin d. 11. Mai d.J. 166 31. Mai. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Zumpt las eine Berichtigung gegen die Verwechselung der beiden Q. Servilius Caepio, dessen der Consul vor Chr. 106 war, und dessen, der als Quästor im Jahre 100 eine Un- gesetzlichkeit in der Volksversammlung beging. —HI DD o— Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juni 1847. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 3. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. G. Rose las über die Fehler in der Bestim- mung des specifischen Gewichtes. Hr. Jacobi las über die Resultate einer Abzählung der Primzahlen, welche um 2 oder 4 verschieden sind. Durch mehrere Rescripte des hohen vorgeordneten Ministe- riums, welche heute vorgelegt wurden, sind folgende Anträge der Akademie auf Geldbewilligungen aus ibren Mitteln geneh- migt worden: 4) Rescr. vom 22. Mai 1847. Eine Summe von 300 Rthlrn. zur Anfertigung und Erwerbung von Zeichnungen des Hy- drarchus unter der Leitung des Hrn. Müller. 2) Rescr. vom 31. Mai 1847. Eine Summe von 100 Rthlrn. zur Unterstützung der von Hrn. Dr. Gerhardt in Salzwedel unternommenen Herausgabe der mathematischen Abhandlun- gen von Leibnitz. 3) Rescr. vom 31. Mai 1847. Eine Summe von 100 Rthlrn. an Hrn. Dr. Rammelsberg zur Untersuchung der Lithion- Verbindungen. 4) Rescr. vom 31. Mai 1847. Eine Summe von 150 Rthlrn. zur Verwendung für die kleineren Ausgaben, welche bei der Commission zur Herausgabe des Corpus Inseriptionum latinarum vorkommen können. [1847.] 6 168 Eine schriftliche Abhandlung des Hrn. Dr. Burdach (Luckau 49. Mai 1847), betitelt: der wahre Grund der weilsen Farbe, wurde vorgelegt und der physikalisch -- mathematischen Klasse zur Begutachtung überwiesen. Es ward nach dem Gutachten der philosophisch -historischen Klasse beschlossen, das Anerbieten des Hrn. Grotefend zu Han- nover, einen babylonischen Backstein zu schenken, mit Dank anzu- nehmen und Hrn. Grotefend um die Übersendung zu ersuchen. Dieselbe Klasse trug darauf an, dafs die Akademie dem Hrn. Dr. Dieterici von hier, welcher sich vor seiner bevorstehen- den Reise nach dem Orient brieflich an die Akademie gewandt hatte, auf sein Ansuchen zu erwiedern: die Akademie erkenne die Wichtigkeit der von Hrn. Dr. Lane in Cairo beabsichtigten Herausgabe eines arabischen Lexicons vollkommen an. Bevor sie indessen einen definitiven Beschluls üher ihre Theilnahme daran, wozu sie, sofern ihre Mittel es erlaubten, allerdings geneigt sei, fassen könne, sei es noihwendig, dafs ihr genauere Mittheilungen, besonders über den Umfang des Werkes, zukämen. Die Akade- mie trat diesem Antrage bei und es wird die Antwort an Hrn. Dr. Dieterici im Namen der Akademie hienach zu geben sein. Empfangschreiben von erhaltenen und Anmeldungen von Bü- chersendungen an die Akademie von Seiten der Socieze Roy. des Sciences de Lille, der Münchener Akademie und des Physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. wurden vorgelegt. An Schriften waren eingegangen: Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern. No. 70-93. 18. Mai 1846 - 16. März 1847, nebst Titel und Register zum Jahrg. 1846, No. 57-86. Bern. 8. Rud. Wolf, Conrad Gyger. Ein Beitrag zur Zürcherischen Cul- turgeschichte. ib. 1846. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Archivars der Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft in Bern, Herrn Rud. Wolf, vom 30. März d.J. Bulletin des seances de la Societe Vaudoise des sciences natu- relles. Tome I. (No. 1-9) Annees 1842-1845. Tome II. (No. 10-13) 1846. Lausanne 1846. 8. Elie Wartmann, Memoire sur le Daltonisme ou la Dyschro- matopsie, 2. Ed. Tire de la Biblioth. univ. de Geneve (Juin et Juill.) 1845. 8. 169 Elie Wartmann, 2. et 3. Memoire sur l’induction. (Extr. des Archives de l’Electr. No. 19. et des Archiv. des sciences phys. et nat. No. 13). 8. _— , sur les noweaux rapports entre la chaleur, V’electricite et le magnetisme. Tire de la Bibl. univ. de Ge- neve (Avril 1845). 8. —— , de la methode dans le calorique, a propos du Trattato del Calorico e della Luce etc. par l’abbe Frang. Zantedeschi; A. partie: Calorique. Venise 1846, Tire de la Bibl. univ. de Genere (Mai 1846). 8. L. R. de Fellenberg, Fragmens de recherches comparees sur la nature constitulive de differentes sorles de Fibrine du Cheval dans l’£tat normal et .pathologique. Berne 1841. 8. er ‚ Analyse de l’eau minerale de Weissen- burg (Canton de Berne). Lausanne 1846. 8. Abhandlungen der math.-physik. Klasse der Königl. Baierisch. Akademie der Wissenschaften. Bd. 4. Abth. 3. München 1846. 4. — der historischen Klasse der Kgl. Baierisch. Aka- demie der Wissensch. Bd. 4. Abth. 3. ib. eod. 4. der philos.-philolog. Klasse der Kgl. Baierisch. Akademie der Wissensch. Bd. 4. Abth. 3. ib. 1847. 4. Bulletin der Königl. Akademie der Wissensch. 1846. No. 43-77, nebst Titel zum Jahrg. 1846. 1847. No. 1-7. ib. 4. Gelehrte Anzeigen. Herausgegeben von Mitgliedern der Königl. Baier. Akademie der Wissensch. Bd. 16-23. vom Jan. 1843 bis Dec. 1846. ib. 4. Almanach der Königl. Baier. Akademie der Wissenschaften für das Jahr 1847. ib. 8. Ernst von Lasaulx, über das Studium der griechischen und rö- mischen Alterthümer. Vorgetragen am 87. Jahrestage der Kgl. Akademie der Wissensch. ib. 1846. 4. Frz. Pruner, die Überbleibsel der altägyptischen Menschenrace. Eine Abhandl., gelesen in der öffentl. Sitz. der Königl. Akade- mie der Wissensch. zu München am 24. Aug. 1846. ib. eod. 4. Georg Phillips, über die Ordalien bei den Germanen in ihrem Zusammenhang mit der Religion. Festrede für die Feier des 88. Stifiungstages der Akademie am 29. März 1847. München 1847. 4. Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. für das Rechnungsjahr 1845-1846. 8. 2 Expl. Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesell- 170 schaft der Wissenschaften zu Göttingen 1847. No. 7. und Titel zum Jahrg. 1846. 8. de Caumont, Bulletin monumental ou collection de me&moires sur les monuments historiques de France. Vol. 13. No. 4. Paris 1847. 8. E. Gerhard, archäologische Zeitung. Neue Folge. Lief. 4. No. 1-3. Jan. - März 1847. und Beilage No. 11. Dec. 1846. Denk- mäler- Verzeichnifs u. alphabetisches Register zu den 4 ersten Jahrgängen der archäolog. Zeitung. Berlin. 4. Giov. Santini, Descrizione del circolo meridiano dell’ I. R. Osservatorio di Padova seguita da un catalogo di stelle ‚fisse per l’anno 1840 dai Parte 1., cont. le stelle dell’ equa- tore fino al 10. di declinazione boreale. Padova 1840. 4. ‚ Posizioni medie delle stelle fisse ridotte al prin- cipio dell’ anno 1840 disposte in zone di 2. in 2. gradi etc. (Continuazione) ib. 4. Karl Kreil, magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag. Jahrg. 7. 1846. Prag 1847. 4. Karl Fritsch, über die periodischen Erscheinungen am Wolken- himmel. ib. 1846. 4. (H. de Luynes), Supplement a l’essai sur la numismatique des Satrapies et de la Phenicie sous les Rois Archaemenides. Planches. (Paris) 4. Schumacher , astronomische Nachrichten. No. 599. Altona 1847. 4. C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 49.Jahrg. 1847. No.15. Wien 4. Kunstblatt 1847. No. 22. Stuttg. u. Tüb. 4. O. F. Mossotti, sulle proprietäa degli spettri di Fraunhofer Fformati dai reticoli ed analisi della luce che somministrano Memoria.; Pisa 1845. 8. ,‚ considerazioni sulle force di capillarita e coe- sione dei liquidi relative alle recerti esperienze dei Sgg. Henry, Donny ed Hager. ib. 1846. 8. Maxim. Weisse, Positiones mediae stellarum ficarum in zonis Regiomontanis a Besselio inter — 15° et + 15° declinationes observatarum ad annum 1825 reductae et in Catalogum or- dinatae. Jussu Academiae Imp. Petropolitanae edi curav. etc. F.G. W. Struve. Petropoli 1846. 4. Memoirs and proceedings of the chemical Society. Part. 20. - (London) 8. 171 10. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Von Hrn. Steiner wurde eine Abhandlung vorgelegt über elementare Lösung einer geometrischen Aufgabe und über einige zum Theil damit in Beziehung stehende Eigenschaften der Kegelschnitte. Die Aufgabe verlangt: „Wenn die Grundlinie eines Dreiecks der Gröfse und Lage nach gegeben, und wenn aus der Spitze nach irgend einem Punkte der Grundlinie eine Gerade gezogen werden soll, deren Quadrat zu dem Rechteck unter den Abschnit- ten der Grundlinie ein gegebenes Verhältnifs hat: so soll die Grenz- lage für die Spitze gefunden werden, über welche hinaus die For- derung unmöglich wird.” Es wird gezeigt, dals die gesuchte Grenze aus zwei Kegel- schnitten besteht, nämlich aus einer Ellipse und aus einer Hy- perbel, welche beide die Endpunkte der gegebenen Grundlinie zu Brennpnnkten haben. Von den dabei angewandten zwei Auf- lösungsarten führt die eine auf bestimmte Systeme Kreise, als deren Enveloppen jene Kegelschnitte sich einstellen. Hiervon wird Anlafs genommen, die gesammten Kreise, welche einen ge- gebenen Kegelschnitt doppelt berühren, für sich zu betrachten. ‚Sie bestehen aus zwei Schaaren. Aus jeder Schaar wird gleich- mälsig ein System Kegelschnitte entwickelt, welche jenen ersten Kegelschnitt doppelt berühren und sonstige Eigenschaften haben; etc. Unter den bierbei sich ergebenden Resultaten befindet sich namentlich der folgende Satz: „Unter allen einer Ellipse einge- schriebenen PVierecken hat dasjenige den gröfsten Umfang, dessen Ecken in den Berührungspunkten eines der Ellipse umgeschriebe- nen Rechtecks liegen, so dafs also jeder Punkt der Ellipse Ecke eines solchen eingeschriebenen Fierecks von gröfstem Umfange ist. Dieser gröfste Umfang ist für alle Wierecke der nämliche, und zwar ist er der doppelten Diagonale des genannten Rechtecks, oder der vierfachen Sehne gleich, welche zwei Axen- Scheitel ver- rae, also =4AyYa’+b’, wenn a, b die Halbaxen der Ellipse a Und ferner: „Alle diese Vierecke, die sämmtlich Paraliel- ogramme, sind zugleich einer bestimmten andern Ellipse umge- | hrieben, und haben unter allen derselben umschriebenen Vier- ecken den kleinsten Umfang. In Bezug auf diese Ellipse haben u „ . 172 sie das Merkmal, dafs die Normalen der letztern in den Berüh- rungspunkten der Seiten eine Raute (gleichseitiges Viereck) bilden. Der constante Umfang der genannten Pierecke ist auch gleich der doppelten Summe der Axen der zweiten Ellipse. Der Inhalt dieser Vierecke ist nicht constant, vielmehr wird er ein Maximum oder ein Minimum, je nachdem die Seiten den gleichen conjugir- teren Durchmessern oder den Axen der ersten Ellipse parallel sind. Die beiden Ellipsen sind confacal, und die Axen der zwei- ten verhalten sich zu einander wie die Quadrate der Axen der ersten, oder «:ß = a? : b?.” Die weitern Betrachtungen haben die gegenseitige Berüh- rung der Kegelschnitte zum Gegenstande. Dabei wird unter an- dern erörtert, dals die Aufgabe: „einen Kegelschnitt zu finden, welcher jeden von drei gegebenen Kegelschnitten doppelt berührt,” im Allgemeinen mehr als bestimmt, und nur unter gewissen be- schränkenden Bedingungen möglich sei. Diese Bedingungen wer- den näher angegeben. Die bekannten, sogenannten Pascal’schen und Brianchon’schen Sätze sind besondere Fälle hiervon, je nachdem man jeden der drei gegebenen Kegelschnitte beziehlich in zwei Punkte oder in zwei Gerade übergehen läfst. In Rücksicht auf blos einfache Berührung der Kegelschnitte unter einander wird bemerkt, dafs man sich in älterer und selbst bis in die neueste Zeit fast ausschlieflslich nur mit dem ganz spe- ciellen Falle, mit der Berührung der Kreise beschäftigt habe. Die entsprechenden Probleme bei den allgemeinen Kegelschnit- ten seien aber auch in der That ungleich schwieriger. Von den mannigfaltigen Aufgaben, die dabei aufzustellen sind, wird die folgende hervorgehoben: „einen Kegelschnitt zu finden, welcher irgend fünf gegebene Ke- gelschnitte berührt.” ‚ Die Schwierigkeit dieser Aufgabe lälst sich aus der sehr grofsen Anzahl ihrer Auflösungen ermessen, welche im Allge- meinen nicht weniger als 7776 = 6° beträgt. Nachträglich theilt der Verfasser, in Bezug auf den obigen Satz über die der Ellipse eingeschriebenen Vierecke von gröls- tem Umfange, (aus seinen anderweitigen Untersuchungen über Maximum und Minimum) noch nachstehende umfassendere Sätze mit: 173 „Einer gegebenen Ellipse lassen sich unendlich viele convexe Vielecke von gleicher Seitenzahl n, also n Ecke, einschreiben, de- ren Umfang ein Maximum ist, nämlich jeder Punkt der Ellipse ist Ecke eines solchen n Ecks. Alle diese n Ecke sind zugleich einer bestimmten anderen Ellipse umgeschrieben, und in Rücksicht auf alle andern, dieser Ellipse umschriebenen n Ecke, ist ihr Um- fang ein Minimum.” Oder umgekehrt: „Einer gegebenen Ellipse lassen sich unendlich wiele solche convexe n Ecke umschreiben, deren Umfang ein Minimum ist, jede Tangente derselben ist Seite eines solchen n Ecks; und alle diese n Ecke sind zugleich einer bestimmten andern Ellipse eingeschrieben und haben unter allen ihr eingeschriebenen n Ecken den gröfsten Umfang, und zwar ha- ben alle denselben Umfang.” Dieser Satz gilt nicht allein für die gewöhnlichen rn Ecke von nur einem Umlaufe, sondern auch für diejenigen von 2, 3, 4...'u Umläufen. Nämlich, etwas allgemeiner gefalst, kann man den Satz wie folgt aussprechen. „Von irgend einem Punkte A eines gegebenen Kegelschnitts K gehe ein Lichtstrahl unter beliebigem Winkel « aus und treffe - den Kegelschnitt in einem zweiten Punkte B, werde hier von dem- selben reflectirt, oder (falls der reflectirte Strahl den Kegelschnitt nicht trifft) so gebrochen, dafs der gebrochene Strahl gerade die entgegengesetzte Richtung des reflectirten hat, ebenso geschehe es in allen folgenden Punkten C, D, E...., in welchen der Licht- strahl den Kegelschnitt K trifft: so berührt der Lichtstrahl fort- während einen bestimmten andern Kegelschnitt K,; und läfst man nun ferner von einem beliebigen andern Punkte Ä, des ersten Kegelschnitts K einen neuen Lichtstrahl A,B, so ausgehen, dafs _ er den zweiten Kegelschnitt K, berührt, sodann aber von dem _ ersten, eben so wie der vorige Lichtstrahl, wiederholt reflectirt oder £ gebrochen wird, so berührt er gleicherweise auch fortwährend den _ nümlichen zweiten Kegelschnitt K,.” Bei diesem Satze findet je einer von zwei verschiedenen Fällen statt, nämlich der Lichtstrahl kehrt entweder a) nach einem oder nach mehreren, etwa nach z, Umläufen in den Aufangspunkt 4 zurück, oder 6) er kehrt nie (oder nur nach unendlich vielen Umläufen) - dahin zurück. u 174 Im ersten Falle («) durchläuft der Lichtstrahl die Seiten eines geschlossenen Vielecks N, etwa von n Seiten und u Um- läufen, welches dem Kegelschnitte X ein- und zugleich dem Ke- gelschnitte X, umgeschrieben ist; und der Lichtstrahl kehrt unter gleichem Winkel « nach dem Anfangspunkt A zurück, wie er von da ausgegangen ist, so dals er bei fortgesetzter Bewegung das nämliche n Eck N wiederholt beschreibt. Und in diesem Falle beschreibt dann ferner auch jener genannte zweite Licht- strahl, der von einem. beliebigen andern Anfangspunkte A, aus- geht, allemal ebenfalls ein geschlossenes, mit dem vorigen gleich- namiges, Vieleck N,, d. h. von gleicher Seitenzahl r und gleicher Umlaufszahl u. Ist der erste Kegelschnitt X eine Ellipse und soll das Po- Iygon N convex sein, so ist auch der zweite Kegelschnitt X, eine Ellipse, und alsdann haben die verschiedenen n Ecke N,N,,... die oben genannte Eigenschaft, dals sie unter allen der Ellipse X eingeschriebenen oder der Ellipse X, umgeschriebenen gleich- namigen Vielecken beziehlich den grölsten oder kleinsten Um- fang haben, und dafs sie unter sich gleichen Umfang haben. Der Leitstrahl aus einem Brennpunkt der Ellipse X nach jeder Ecke des n Ecks N (oder N,,...) theilt den zugehörigen Polygonwinkel in irgend zwei Theile x und y: wird die Summe der Cosinusse aller dieser Winkeltheile x, y mit der halben gro- (sen Axe der Ellipse X multiplizirt, so erhält man den Umfang U des n Ecks N; oder in Zeichen U=a.%(cosx + cosy) = 2a. [cos4(x +y).cos+(x—y)]. Einigen, vom Verf. schon früher publicirten, Sätzen werden folgende Sätze zur Seite gestellt: „Unter allen einem gegebenen n Eck N umgeschriebenen n Ecken kann der Umfang nur bei demjenigen N, ein Minimum sein, welches die Eigenschaft hat, dafs in Betracht jeder Seite desselben das aus der in ihr liegenden Ecke des n Ecks N auf sie errichtete Perpendikel mit den beiden Strahlen, welche die an dieser Seite liegenden ÄAufsenwinkel des n Ecks N, hälften, in einem Punkte zusammentrifft. „Unter allen einem gegebenen Curven- Polygon P, oder einer einzelnen gegebenen Curve P umgeschriebenen geradlinigen Poly- 175 gonen P, von gleicher Seitenzahl, kann nur bei demjenigen der Umfang ein Minimum sein, welches die Eigenschaft hat, dafs in Betracht jeder Seite desselben die Normale in ihrem Berührungs- punkte mit den beiden Geraden, welche die der Seite anliegenden Aufsenwinkel des Polygons P, hälften, in irgend einem und dem- selben Punkte zusammentrifft.” Hr. J. Grimm las über finnische Wörter. In meiner am 13 merz 1845 gehaltnen vorlesung über das finnische epos, welche durch eine 1845 zu Helsingfors erschie- nene schwedische, sowie eine zu Petersburg 1846 gedruckte russische übersetzung weiter verbreitet worden ist, konnte ich nur beiläufig auf die vergleichung finnischer wörter mit andern sprachen eingehn. Hier mögen einige beispiele nachgetragen werden. aika ajan tempus ist das goth. aiv aivis. ainoa unicus das goth. ainaha, umsomehr entlehnt, als den Finnen die einzahl yksi lautet. airo remus das altn. är. airus legatus, nuntius genau das goth. airus. ansas trabs genau das goth. ans. armo gratia, favor, misericordia das goth. armaiö. hartio scapula humerus lapp. hardo das ahd. harti scapula, altn. herdar, mhd. herte. liha caro goth. leik. luonto natura, indoles das altn. lund indoles. pelto ager cultus das altn. fold terra, ungr. föld. napa umbilicus das ahd. napalo. mesi meden honig das ags. meodo, ahd. metu mul- sum. vesi veden aqua das goth. vat6, gr. Üöwg. veto vedon das goth. vadi pignus. tarvet tarpeen opus, necessitas, tarvitsen egeo, lapp. tarbatet indigere goth. paurban egere parba mendicus, ahd. durfan darf. muurainen formica das altn. maur, nl. miere, gr. uvgunE. vahto spuma das altn. hvapö. nikuli merges das dän. neg, provinzialschwedische nek, ein wahrscheinlich von den Finnen entlehntes wort. merkwürdig sind einzelne einstimmungen zur keltischen sprache, z. b. neiti filia vergleicht sich dem irischen naoidhe kind. noch merkwürdiger, dafs die ungrische sprache ihre stummen consonanten gegenüber der finnischen ebenso ver- schiebt, wie die gothische oder deutsche überhaupt gegenüber den urverwandten, wie z. b. das angeführte pelto föld oder das finn. kala piscis ungr. hal beweisen. 176 Hr. Dove las über die Entladungserscheinungen elektrischer Batterien, welche par cascade mit ein- ander verbunden sind. Es ist grade ein Jahrhundert verllossen, seitdem Franklin vorschlug, die bei dem Laden der Innenfläche einer Batterie aus der äufsern Belegung ausströmende Elektricität zum Laden einer zweiten Batterie zu benutzen. Diese Ladung par cascade em- pfiehlt er als ein Mittel, eine grofse Anzahl Flaschen vermittelst einer geringen Anzahl Umdrehungen zu laden; man habe diesel- ben zuerst par cascade aufzubauen, dann gleichartig aufzubauen, d. h. alle Innenflächen untereinander, und ebenso alle Aufsenflä- chen zu verbinden. Dieser Vorschlag findet sich unverändert bis in die neuesten Lehrbücher wiederholt, nur mit dem von Biot gegebenen Zusatz, man müsse, um Verluste der Elektricität und empfindliche Entladungen zu vermeiden, die Verbindungs- drähte nicht auf die Batterie legen, sondern werfen. Es ist klar, dafs wenn man ohne Veränderung des Arrangements dieselben Wirkungen erhält als nach Vornahme desselben, man sich die Mühe desselben gewils ersparen wird. Wenn diels nun wirklich der Fall ist, so geht unmittelbar hervor, dals man sich das, was eine Entladung par cascade von einer gewöhnlichen unterschei- det, weder experimental noch theoretisch klar gemacht hat. Aus den folgenden Untersuchungen ist ersichtlich, dafs dadurch. eine Reihe merkwürdiger elektrischer Erscheinungen bisher unbeach- tet geblieben ist. Alle elektrischen Verstärkungsapparate bestehen im Wesent- lichen aus zwei gleichen Oberflächen ‚8, welche durch eine iso- lirende Schicht von der Dicke d von einander getrennt sind. Auf der einen Oberfläche befindet sich eine Elektricitätsmenge E durch Mittheilung, auf der andern eine Menge mE durch Ver- theilung hervorgerufen, wo m den von der Entfernung d und der Leitungsfähigkeit der zwischenliegenden Schicht abhängigen Bindungscoefhcienten bezeichnet, welcher stets ein ächter Bruch ist. Bei dem Akt der Entladung, welcher die entgegengesetzten Elektricitäten vereinigt, können also drei Grölsen verschieden sein: die Elektricitätsmenge E, die Oberfläche $S, auf welcher sie sich befindet, und das Verhältnifs 1: n. Alle bisherigen Unter- suchungen über Schlagweite, Erwärmung, Magnetisirungs- Er- 177 scheinungen, Induction und physiologische Wirkungen haben sich, abgesehen von der Veränderung des Schlielsungsbogens, darauf beschränkt, bei gleichbleibender Oberfläche die Elektricitätsmenge zu vermindern, oder dieselbe Elektricitätsmenge auf verschiedene Oberfläche zu bringen. Die Frage, ob das Verhältnifs 1: m einen Einflufs auf die Entladungs-Erscheinungen habe, ist noch nicht aufgeworfen und daher auch nicht beantwortet worden. Bezeichnen ;,, i,, 73, ... die Innenflächen, a,, az, az,... die Aufsenflächen einer Reihe par cascade mit einander verbun- denen Batterien Z,, B,, B;,...., so ist nach Biot’s Versuchen (Traite II. ch. 10 p. 407), wenn E die Elektricitätsmenge auf ;, und mE die auf a, dann m°?E die auf a,, m,E die auf a; u. s. f. Verbindet man demnach die Innenfläche z, wenn sie stets die- selbe Elektricitätsmenge E erhalten hat, nach einander bei der Entladung mit den Aufsenflächen a,, a3, a3,..., so erhält man ein nach einem bekannten Gesetz sich änderndes Verhältnifs 1 : m, dessen Einfluls auf die Entladung durch beliebige strommessende Vorrichtungen geprüft werden kann. Vier Batterien, jede von 1000 Quadratzoll innerer Belegung und bestehend aus 5 Flaschen, wurden auf besondern Isolirsche- meln aufgestellt, darauf die innere Belegung :, der ersten mit dem Conductor, die äufsere Belegung a, der vierten mit einer Lane- schen Entladungsflasche verbunden, deren überschlagende Funken- zahl bei jeder Versuchsreihe unverändert blieb, die Batterien selbst aber unter einander durch Verbindungsdrähte zwischen a, und ig, ag und i,, a, und i,. Geschah nun vermittelst des Ausla- ders die Entladung zwischen der äufsern Belegung az, der vier- ten Batterie und der innern ;, der ersten, so entstanden gleich- zeitig in den getrennten Drähten vier Entladungsströme, nämlich einer im Schlielsungsbogen i,, @,, in welchem die strommessende Vorrichtung eingeschaltet war, durch einen Funken vermittelt und drei ohne Funkenbildung in den Verbindungsdrähten a, :,, ag iz, az i,. Bei dem darauf folgenden Versuch wurde, nach- dem aus a, dieselbe Funkenzahl von der Entladungsflasche er- halten worden, die Verbindung der dritten und vierten Batterie zwischen a; und i, aufgehoben und nun a; durch den die strom- messende Vorrichtung enthaltenden Schlielsungsbogen mit ;, ver- bunden, in welchem Falle drei Entladungsströme in i, a3, a, t,, 178 a, iz entstanden. In gleicher Weise erfolgte darauf die Entla- dung zwischen :, und a,, zuletzt zwischen :, und a,. Es wurde also die Elektricitätsmenge E nach einander abgeglichen mit den Elektricitätsmengen mE, m;E, m,E, m,E. Mehrere gut unter einander übereinstimmende Versuchsreihen ergaben an einem in den Schliefsungsbogen eingeschalteten elek- trischen Luftthermometer, wenn £ die bei der Entladung der er- sten Batterie erregte Wärme bezeichnet, folgende einfache Be- ziehung: Verhältnifs der Z BON IeNE. ee auf beiden Flächen erregte VVärme i,a, 1:m t Üj @g 1: m? 22 du:G3 1: m? 32 in az Aa 4t also eine im graden Verhältnifs der Anzahl der augewendeten Batterien zunehmende Wärme. Verbindet man nach der Ladung par cascade sämmtliche innere Belegungen unter einander, ebenso sämmtliche äufsere, so wird auf der innern Belegung i, +13, + i; +i, die Elektrici- tätsmenge E(i+ m -+- m? + m’), auf der vereinigten äulseren a; +a, + a; + a, hingegen mE (1 + m -+ m? + m?) sich fin- den, das Verhältnifs beider also dasselbe sein als auf der ersten Batterie, nämlich 1: m. Da nun m ein Bruch ist, der sich we- nig von der Einheit unterscheidet, indem der Überschuls der freien Elektricität über die gebundene stets ein geringer Theil der Gesammtelektricität ist, so wird jetzt nahe die vierfache Elek- tricitätsmenge auf der vierfachen Oberfläche sich befinden. Da aber für diese Anordnung, nach den Versuchen des Hrn. Riess, sich die Erwärmung wie das Quadrat der Elektricitätsmenge, di- vidirt durch die Oberfläche, verhält, so wird sie 42 sein, also dieselbe als bei der Entladung zwischen ’, und a,. Daraus folgt: Verbindet man die erste innere mit der letzten äulsern Be- legung einer Reihe par cascade mit einander verbundener Bat- terien, so wird bei dieser Entladung dieselbe Wärme entwickelt, als wenn, nachdem alle innern und alle äufsern Belegungen mit einander verbunden worden sind, die Entladung erfolgt. Da bei der Entladung einer auf einer gegebenen Oberfläche 179 gegebenen Electricitätsmenge durch Verlängerung des Schlie- fsungsbogens, Verdünnung desselben und Einschalten schlechterer Leiter der physiologische und thermische Effect vermindert wird, und diese Verminderung durch eine wenigstens in bestimmten Fällen nachweisbare Verlängerung der Entladungsdauer sich er- klären läfst, so wird es gerechtfertigt erscheinen, einen gestei- gerten Effect einer Verkürzung der Entladungsdauer zuzuschrei- ben. Wenn nun diese Steigerung ohne Veränderung des Schlie- fsungsbogens der Elektricitätsmenge und der Oberfläche, auf der sie sich befindet, erfolgt, so liegt es nahe, dieselbe der einzig bei den Versuchen sich ändernden Gröfse, nämlich dem Verhält- nils 1: m beizumessen. Es ist bekannt, dafs wenn man von der innern Belegung einer isolirt aufgestellten Batterie den Überschufs freier positiver Elektrieität durch Berührung entfernt, ein entsprechender Antheil entgegengesetzter negativer frei wird, der, wenn er wiederum entfernt wird, inwendig einen neuen positiven Überschufs her- vortreten läfst, wodurch endlich auf diese Weise durch eine grolse Anzahl alternirender Funken die Batterie entladen wird. ‘Wenn nun, wie Volta annimmt, bei der momentanen Entladung durch gleichzeitige Berührung beider Flächen dasselbe stattfindet, nur in unmittelbar sich an einander anschlielsenden Zeitinterval- len, so sieht man ein, dafs die Summe der einzelnen Entladun- gen einen desto kürzeren Zeitraum ausfüllen wird, je mehr Elek- tricität in jeder einzelnen Entladung verschwindet. Diefs hängt also ab von dem Überschuls (1 — m)E der freien Elektricität über die gebundene; je grölser also der Unterschied der Elek- trieitätsmengen auf beiden Oberflächen ist, desto kürzer wird die Entladungsdauer werden. Die mit Zunahme der Differenz 1 — m gesteigerte Wärme würde auf diese Weise in der dadurch ver- minderten Entladungsdauer ihre Erklärung finden. Die Annahme, dafs die verschiedene Entladungsdauer allein durch das Verhältnils 1: m bestimmt werde, setzt voraus, dals dieselben Erscheinungen bei von einander getrennten Batterien sich zeigen würden, welche bei gleicher Oberfläche und gleicher Elektricitätsmenge auf der innern Belegung sich durch ihre Glas- dicke oder das Isolationsvermögen ihrer Zwischenschicht in der Weise von einander unterschieden, dafs auf ihren respective f 180 äulsern Oberflächen sich die Elektricitätsmengen mE, m?’E, m’E, m*E befinden. Eine solche directe Vergleichung konnte nicht angestellt werden, da die dazu erforderlichen Apparate nicht zu Gebote standen. Dennoch hat die Frage, ob die in den Verbin- dungsdrähten entstehenden Zwischenströme auf einander und auf den durch einen Funken vermittelten Entladungsstrom einen ge- genseitigen Einfluls äufsern, ein solches Interesse, dals es wün- schenswerth erscheint, sie anderweitig zu erledigen. Schaltet man einen Neusilberdraht in den Schlielsungsbogen ein, so wird die Erwärmung mit zunehmender Länge desselben immer mehr vermindert. Dasselbe erfolgt, wenn die Einschal- tung des Drahtes nicht unmittelbar in den Schlielsungsbogen, sondern in einen Verbindungsdraht erfolgt. Ein nasser Faden von hinreichender Länge im Schliefsungs- bogen hebt alle Wirkung auf das elektrische Luftthermometer auf. Dasselbe geschieht bei Einschaltung des nassen Fadens in einen Verbindungsdraht. Im ersten Falle verliert der Funke seine weilse glänzende Farbe und wird orange, auch verschwindet das knallende Ge- räusch der Entladung. Dieselben Veränderungen, aber scheinbar in geringerem Grade, zeigten sich, wenn der nasse Faden in einen Verbindungsdraht aufgenommen war. Bei starken Ladun- gen wurde dann im Schliefsungsbogen nicht Pulver entzündet, auch wurde der Funke nicht orange, sondern löste sich in eine Reihe glänzender Funken auf. Die physiologische Wirkung scheint, so weit sich diels beur- theilen läfst, dieselbe zu sein, wenn der Faden mit dem Entla- denden sich im Schliefsungsbogen befindet, oder der Entladende allein in demselben, die Enden hingegen im Verbindungsdraht. Aus allen diesen Erscheinungen folgt, dals die Entladung des ganzen Systems von Strömen in der Weise erfolgt, dafs eine Veränderung der Entladungsdauer des einen Stromes zugleich die der andern verändert. Schaltet man das elektrische Thermometer in den Verbin- dungsdraht der ersten und zweiten Batterie ein, zwischen a, und i5,, und entladet dann nach einander durch Verbindung von ;, mit @,, mit a, und mit a,, so erhält man eine stets abnehmende Wärmeerzeugung, obgleich in diesem Falle in Beziehung auf die 181 Flächen, deren Elektrieität abgeglichen wird, nichts geändert wird, weder E, noch $, noch 1: m. Auch hier schien die Er- wärmung im geraden Verhältnifs der Anzabl der mit einander verbundenen Batterien zu steigen, bei der eingetretenen sehr feuchten und heilsen Witterung aber konnten keine entschei- denden Zahlenwerthe erhalten werden. Die Ermittelung der- selben bleibt daher einer spätern Untersuchung vorbehalten. Bei diesen Versuchen, so wie bei denen, wo das Thermo- meter im Schlielsungsbogen eingeschaltet war, zeigte sich aber die entwickelte Wärme dem Quadrate der Elektricitätsmenge proportional, wie diels für die Entladung gewöhnlicher Batterien bekannt ist. Verbindet man die Innenfläche der ersten Batterie durch einen Metallstreifen mit der Erde, nachdem das ganze System durch eine bestimmte Anzahl Funken der Entladungsflasche gela- den worden ist, so bildet die Erde einen schlechter leitenden Schlielsungsbogen mit der äufsern Belegung der Entladungsflasche. Man sieht dann zwischen den Knöpfen der Entladungsflasche in kurzen, aber stets zunehmenden Zeitintervallen die Funken zu- rückschlagen, welche vorher bei dem Laden als Maafs dienten. Die Untersuchung der Flasche zeigt, dals sie dabei entgegenge- setzt geladen worden ist. Verbindet man, nachdem die Ladung des ganzen Systems erfolgt ist, die äufsere Belegung der Entla- dungsflasche aber durch eine ununterbrochene metallische Schlie- fsung mit der Innenfläche ;, der ersten Batterie, so erscheint die frühere Funkenreihe als ein einziger starker Funke zwischen den Köpfen der Flasche. Verbindet man endlich, nachdem die Ent- ladungsflasche durch den letzten Maafsfunken entladen ist, ihre äulsere Fläche mit der äufsern Fläche einer ungeladenen, nicht isolirten Batterie, und dann deren innere Fläche mit der Innen- fläche i, der ersten Batterie, so wird diese geladen. Diese Er- scheinungen versinnlichen, was bei der Entladung des Systems in den Zwischendrähten erfolgt. Stellt man auf den Isolirschemel der ersten Batterie ein Funkenmikrometer, dessen eine Kugel mit der Innenfläche der- selben, die andere mit der Aufsenfläche a, verbunden ist, so _ wird nach einer bestimmten Anzahl Funken der Entladungsflasche die erste Batterie sich durch einen zwischen den Knöpfen des 182 Funkenmikrometers überspringenden Funken selbst entladen. Bei einer geringeren Anzahl Funken der Entladungsflasche erfolgt die Selbstentladung der ersten und zweiten Batterie, wenn bei gleich- bleibendem Abstand der Knöpfe das auf dem zweiten Isolirsche- mel aufgestellte Funkenmikrometer die Flächen ’, und a, ver- bindet, bei einer noch geringern Anzahl, wenn es i, a5, bei der geringsten, wenn es i, a, verbindet, wobei alle vier Batterien zugleich entladen werden; daraus geht hervor, dafs so wie die Wärme, so auch die Schlagweite mit der Anzahl der Batterien zunimmt. Diese Zunahme erfolgt aber im quadratischen Verhält- nils der angewendeten Batterien. Man erhält diefs auf folgende Weise unmittelbar. : Nachdem für die erste Batterie die Funkenzahl der Entla- dungsflasche bestimmt ist, welche für einen gegebenen Abstand x der Knöpfe des Funkenmikrometers die Selbstentladung der ersten Batterie vermittelt, giebt man dem Mikrometer die Ab- stände nacheinander 4x, 9x, 16x, indem der eine Knopf stets mit i,, der andere nacheinander mit az, @3, a, verbunden wird. Die Selbstentladung erfolgt dann stets bei derselben Anzahl Funken der Maalsflasche. Es ist also: Schliefsungsbogen | Ladungscoefäcient | Schlagweite FREE FE i,aı m x Üı @z m? a? . 3 “og 2; Ga m. x ia m* x Die physiologische Wirkung, wenn der Körper zwischen vi, @ıylı @g, 1, @a,i, a, eigeschaltet wird, konnte nur untersucht werden, wenn sie durch einen nassen Faden geschwächt war. Sie nimmt zu mit der Anzahl der par cascade entladenen Batterien. Die Magnetisirungs- und Inductionserscheinungen werden in einer folgenden Abhandlung erörtert werden. Hr. Jacobi las über einen elementaren Beweis einer Fun- damentalformel der Theorie der elliptischen Funktionen. Das Prachtwerk zur Feier des Jubiläums des Hrn. Fischer von Waldheim in Moskau wurde im Auftrage des Präsidenten 183 des entomologischen Vereins zu Stettin, Hrn. Dohrn, der Aka- demie übergeben. n Eingegangen waren und wurden vorgelegt die Danksagungs- schreiben der Herren Hugo Mohl (vom 17. Mai) und Milne Edwards (vom 28. Mai) für ihre Ernennung zu Gorresponden- ten der physikalisch-mathematischen Klasse. Hierauf wurde zur Ballotirung über die von der philoso- phisch-historischen Klasse beantragten Ernennungen geschritten und sämmtliche Vorgeschlagene gewählt, nämlich zu Correspon- denten der Akademie in der philos.-histor. Klasse die Herren Vicomte de Santarem in Paris, Munch in Christiania, Bartholmess in Paris, Ravaisson in Paris. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Franz Ritter von Hauer, die Cephalopoden des Salzkammergutes aus der Sammlung Sr. Durchl. des Fürsten von Metternich. Ein Beitrag zur Paläontologie der Alpen. Mit einem Vorworte von Wilh. Haidinger. Wien 1846. 4. Im Auftrage Sr. Durchl. des Fürsten von Metternich von Hrn. W. Haidinger in Wien, mittelst Schreibens vom 10. Februar d. J., der Akademie übersandt. Saggi scientifici e lelterari dell’ Accademia di Padova. Tomo III. Parte 1.2. Padova 1794. 4. Memorie della Accademia di scienze, lettere ed arti di Padova. ib. 1809. 4. Nuovi Saggi della Imperiale Regia Accademia di scienze, lettere „ ed arti in Padova. Vol. 1-4. ib. 1818-1828. 4. The 14: annual Report of Ihe Royal Cornwall polytechnic So- ciety 1846. Falmouth. 8. Giambattista Amici sulla fecondazione delle Orchidee. s.]l.e.a. 8. 'Abdu-R-Razzäq's Dictionary of the technical terms of the Sufies, edited in the arabic original by Aloys Sprenger. Calcutta 1845. 8. A. L. Crelle, Journal für die reine und angew. Mathematik. Bd. 34, Heft 2. 3. Berlin 1847. 4. 3 Expl. C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 19. Jahrg. 1847. No.16. 17. Wien 4. Kunstblatt 1847. No. 23. 24. Stuttg. u. Tüb. 4. Dre: 154 James D. Dana, geological results of the earth's contraction in consequence of cooling. New Haven 1847. 8. Jubilaeum semisaecularem Doctoris Medicinae et Philosophiae Gotthelf Fischer de Waldheim celebrant Sodales Socie- tatis Caesareae Naturae Scrutatorum Mosquensis die zn Februarii ann. 1847. Mosquae 1847. fol. Juni 14. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. H. Rose las über die Trennung des Nickels vom Kobalt. Von den vielen Methoden, welche man schon seit langer Zeit zur Trennung des Nickels vom Kobalt vorgeschlagen hat, giebt nur die von Liebig genaue Resultate. Sie ist indessen mit einigen Unannehmlichkeiten verknüpft, und erfordert viele Vossichtsmafsregeln. Die Scheidung, welche der Verf. vorschlägt, beruht darauf, dafs in einer Auflösung von Kobaltoxyd, welche freie Chlor- wasserstoffsäure enthält, die ganze Menge des Metalls sich vermit- telst Chlorgases in Superchlorid verwandelt, während das Chlor- 'nickel sich dadurch in einer sauren Auflösung nicht verändert. Die Methode ist folgende: Man löst beide Metalle in Chlor- wasserstoffsäure auf; die Auflösung muls eine hinreichende Menge von freier Säure enthalten. Man verdünnt sie darauf mit vielem Wasser und leitet durch die Auflösung mehrere Stunden hin- durch einen Strom von Chlorgas, damit die Flüssigkeit ganz da- "mit gesättigt ist. Man setzi darauf kohlensaure Baryterde im Überschuls hinzu, und unter öfterem Umschütteln und Umrühren läfst man das Ganze in der Kälte 12 bis 18 Stunden stehen. Das gefällte Kobaltsuperoxyd mit der überschüssigen kohlen- sauren Baryterde werden mit kaltem Wasser ausgesüfst, in hei- (ser Chlorwasserstoffsäure aufgelöst, nach Entfernung der Ba- ryterde vermittelst Schwefelsäure wird aus der Auflösung das Ko- baltoxyd durch Kalihydratauflösung gefällt, und nach dem Aus- sülsen und Trocknen in einem Platin - oder Porcellantiegel mit Wasserstoffgas redueirt. Die vom Kobaltsuperoxyd abfiltrirte Flüssigkeit ist rein grün. Sie ist vollkommen frei von jeder Spur von Kobaltoxyd. Nach 185 Wegschaffung der Baryterde vermittelst Schwefelsäure wird das Nickeloxyd durch Kalihydrat gefällt. Diese oder eine ähnliche Methode kann auch mit Vortheil benutzt werden, um Nickel und Kobalt vom reinsten Zustand darzustellen. Darauf las Hr. Müller über die Wirbelsäule des Zeu- gloden cetoides, unter Vorlegung von Beispielen von den in Betracht kommenden fossilen Resten. Bei der Untersuchung der Wirbelsäule während der hier statt- gefundenen Ausstellung von Kochs Hydrarchus war es aufgefallen, dafs die am Halse angebrachten Wirbel nur den Schwanzwirbeln glichen, sich aber von der so grolsen Zahl der langen Wirbel, welche den mittleren und grölsten Theil des Hydrarchus ausmach- ten, unterschieden. Schwanzwirbel und Halswirbel unterschieden sich nur in der Gröfse überhaupt und dann in der Stärke des Canalis spinalis. Aber sie glichen sich, dals sie ungefähr so lang als breit waren, dals der Querfortsatz von der Basis des Wirbelkörpers und wie vom Rande der Basis abging, und dals dieser Fortsatz schief nach abwärts gerichtet war. Die langen Wirbel des Rum- pfes waren aber doppelt so lang als breit. Man konnte sogar einen Augenblick daran denken, dafs die Schwanzwirbel und die Halswirbel des Hydrarchus dasselbe seien, aber von dieser Ansicht mulste man sogleich zurückkommen, weil der Canalis spinalis in den Halswirbeln viel größser war, als in den Schwanz- wirbeln. In den Halswirbeln des Kochschen Skelets mals er z.B. 3” 4” auf 7” 6” grölster Breite des Wirbels, in den ’ ersten Schwanzwirbeln dagegen 2” 4” - 2” 7” auf 7”. Die Bo- gen dieser Schwanzwirbel waren übrigens abgebrochen. Das zweite was aufhel, war dafs der Übergang von den 13 kurzen Halswirbeln in die langen Wirbel nicht vermittelt war, und dafs auch der Übergang von den langen hintersten Wirbeln zu den kurzen Schwanzwirbeln nicht vermittelt und plötzlich stattfand. Die langen Wirbel liefsen sich sehr gut in zwei Ka- tegorien ordnen, so als wenn sie von zwei Individuen 4 und B herrührten, deren Wirbel sich in allen Dimensionen wie 8:7 verhielten. Man konnte jede Kategorie nach der abnehmenden Stärke des Canalis spinalis ordnen, wobei die Wirbel ihre 186 auffallende Länge beibehielten. So z. B. hatte der Canalis spi- nalis in einem Wirbel der Kategorie 2 (N.33 Koch) 3” 4” Breite auf 7” 6” Breite des Wirbelkörpers und 14” Länge des- selben. Derselbe in der Kategorie 4 (N.23 Koch) 4” Breite bei 8” 8” Breite des Wirbelkörpers und 16” Länge. Bei den letzten langen Wirbeln der Kategorie B von 13” Länge und 7-8” Breite war dagegen die Breite des Canalis spinalis nur mehr 1” 8” und der Bogen war so reducirt, dafs er nicht blols sehr niedrig geworden, sondern auch die Spina bis auf eine ge- ringe Firste ganz eingebülst hatte. Auf diese langen Wirbel folgten also plötzlich die kurzen Schwanzwirbel, die eine Breite von 7” hatten, welche in .den folgenden nach und nach bis auf 5” abnahm. Die Wirbel des Hydrarchus glichen sich übrigens in den beiden sie senkrecht durchbohrenden Emissaria und in dem die- sem Thier so charakteristisch eigenthümlichen geschichteten Bau der Rinde, so dafs in Hinsicht der Identität kein Zweifel ob- walten kann. Auch hatte bereits Harlan einen der langen und zwei der kurzen Wirbel, als seinem Basilosaurus angehörend, abgebildet. Wenn aber diese Wirbel zu dem Basilosaurus Harlans gehörten, so schien es in der Ordnung, dals Kochs Halswirbel vor den langen und dessen Schwanzwirbel hinter den lan- gen Wirbeln ihre Stellen hatten. Das Unbegreifliche war nur der Übergang von den kurzen Wirbeln zu den langen und dann wieder von den langen zu den kurzen. Da kein einziger der Wirbel von Kochs Hydrarchus eine deutliche Facette für eine Rippe hatte, so war es vor der Hand nicht möglich zu sagen, welche Gegend die Brust bezeichnete, und es fehlte damit ein zerminus a quo für die ganze Wirbelreihe, deren Wirbel man sich übrigens in die Kategorieen 4 und B geordnet denken muls, wodurch die Zahl der langen Wirbel von 47 auf ungefähr die Hälfte reducirt wird. Hernach schaffte Hr. Koch noch viele einzelne Hydrarchus- Knochen auf meine Veranlassung von Dresden herbei. Darunter waren zwei überaus schöne und ganz vollständige Wirbel von einem sehr grolsen Individuum. Diese Wirbel standen gewisser- malsen in der Mitte zwischen den langen und kurzen Wirbeln ; 187 denn ihr Querdurchmesser betrug 8”, der Längsdurchmesser aber +”. Das wichtigste aber waren die Querfortsätze; diese waren so gestaltet, dafs man sogleich vermuthen konnte, dafs sie einer Rippe zum Ansatz gedient und durch Bearbeitung des Gesteins legte ich die Facette für die Rippe blols. Der Querfortsatz geht unter der Mitte der Seite des Wirbelkörpers ab, der Canalis spinalis hat 4” 6” im Querdurchmesser. Da diese Wirbel den Übergang machten von den kurzen zu den langen und da sie entschieden Rückenwirbel waren, so schien es erwiesen zu sein, dals die kurzen sogenannten Hals- wirbel an Kochs Hydrarchus nur vor diese Rückenwirbel und also an den Hals gehören konnten, und ich mulste den Versuch | aufgeben, diese Wirbel anders zu deuten. Auf diesem Grunde beruhte die Annahme in meiner früheren Abhandlung vom 12. April, dafs der Hals des Hydrärchus nicht wie bei den Ceta- _ ceen gebaut und länger gewesen sei, und dals er mehr Wirbel enthalten habe als die gewöhnliche Zahl der Säugethiere; dafs aber solche Halswirbel wie die des Hydrarchus bei keinem an- dern Säugethiere vorkommen. Denn wenn einmal feststand, dals die Rippen tragenden Wirbel ihren Längsdurchmesser gegen den der Breite verlängerten, so mufste ich auch diejenigen von Kochs Halswirbeln für Halswirbel nehmen, welche durch ihren "Canalis spinalis dazu palsten und welche sich durch ihre Farbe und Übereinstimmung als zusammengehörend zu erkennen gaben. Die 5 untersten Wirbel vom Hals des Kochschen Skeletes ge- hörten wegen ihrer Übereinstimmung in den geringsten Details jedenfalls zusammen; von den andern mindestens 2 noch zu ih- nen, und damit kamen, da Atlas und Epistropheus fehlten, jeden- falls mehr als 7 Halswirbel heraus. In dieser Ansicht vom Hals des Hydrarchus war es mir nicht gelungen, das Richtige zu tref- fen, und die Ursache, dafs ich es nicht traf, war, dafs ich eben ‚jene den Übergang machenden Rückenwirbel, die bis jetzt nie- (mand sonst gesehen und benutzt hat, kennen lernte, wie sich bald ergeben wird. ü Hr. Burmeister hat Bemerkungen über Zeuglodon cetoides Ow. aus dem Juniheft d. allg. Lit. Zeit., besonders abgedruckt Halle 1847, mitgetheilt. Er hat sich darin auf eine Analyse des Schädels nicht eingelassen. Die Bemerkungen über das Zahn- Ber 185 system führen zu derselben Ansicht wie die meinigen. Dagegen enthalten die Bemerkungen über die Wirbel einen den Hals des Hydrarchus Kochs zersetzenden Fortschritt; und wenn wir auch nicht erfahren, wie der Hals des Zeuglodon cetoides gebildet war, so hat doch Burmeister richtig bewiesen, dals er so nicht gebildet war, wie ihn Koch aufgestellt hat. Die Schrift von Burmeister enthält also einen werthvollen Beitrag zur Entwirrung des an Schwierigkeiten so reichen Gegenstandes. Hr. Burmeister geht von der Ansicht aus, dals Zeuglo- don ein cetaceumartiges Säugethier sei, und hält die Eigen- schaften der Rückenwirbel und Lendenwirbel der Wallfische dem Kochschen Skelet entgegen. Hierdurch gelangt er zu der An- sicht, dafs der erste Halswirbel Kochs ein hinterer Rücken- wirbel sei; sollte er ein Halswirbel sein, so könnte es nur der siebente gewesen sein, in welchem Fall der Hals des Zeuglodon durchaus anders gebildet wäre, als bei den Cetaceen. Dazu liege aber kein Grund vor als nur die Form des zweiten Wirbels, dessen Gestalt auf einen vordern Wirbel, vielleicht selbst auf einen Halswirbel zeige. Aber diese Annahme sei waglich und - der Wirbel könne auch ein vorderer Rückenwirbel sein. Wenn er das, so könnte der Hals von Zeuglodon dem der Cetaceen gleichkommen, und wahre Halswirbel fehlten dem Skelet; ist aber der zweite Wirbel des Skelets wirklich ein Halswirbel, so mulste der Hals von Zeuglodon länger sein als der von Balaena, die einzelnen Wirbel mülsten isolirt bleiben, nicht unbeweglich 4 verwachsen sein und einen durchaus andern Bau haben. Der dritte Wirbel ist nach Burmeister ein mittlerer Rückenwirbel; 4, 5 und 6 wahrscheinlich vordere Lendenwirbel; die nächsten 7 Wirbel von einem andern Individuum auch vor- dere Lendenwirbel. Die langen Wirbel hält er für hintere Len- denwirbel oder vordere Schwanzwirbel, und erinnert bei den- jenigen, die ein Loch im Querfortsatz haben, an die Löcher in einigen Schwanzwirbeln der Cetaceen. In Hinsicht der kur- zen Schwanzwirbel des Kochschen Hydrarchus spricht Bur- meister keine bestimmte Meinung aus: ob sie alle wirklich Schwanzwirbel sind, will er dahingestellt sein lassen. Hätte Burmeister die schon genannten Rückenwirbel von 8” Breite und 9%” Länge gekannt, welche ich schon als 189 vordere Rückenwirbel bezeichnete, die ich aber jetzt richtiger als mittlere ansehe, so würde er vielleicht ebenso wie ich auf- gehalten worden sein, die unteren Halswirbel des Kochschen Hydrarchus auszuscheiden und er würde gehindert gewesen sein sie an die Lenden zu versetzen: da es schwer ist, sich vorzu- stellen, dafs auf Rippen tragende Rückenwirbel, deren Längs- durchmesser auffallend länger als der Querdurchmesser ist (94 :8), Lendenwirbel gefolgt sein können, deren Längs- und Quer- durchmesser gleich wären, und hierauf wieder andere sehr lange Lenden- und Schwanzwirbel, deren Längsdurchmesser den Quer- durchmesser um das Doppelte übertraf. Es giebt zwar unter den Cetaceen gegen die allgemeine Regel einzelne Beispiele, dafs die Lendenwirbel kürzer als die Rücken - und Schwanzwirbel sind, wie abweichend von allen an- dern Delphinen bei Deiphinus delphis und D. coeruleoalbus Mey., z.B. bei D. deiphis haben die Rückenwirbel 15” Länge, die Len- denwirbel 10”, die vordern Schwanzwirbel 14” Länge. Aber es handelt sich bei der Kochschen Reihe der langen Wirbel um mehr als eine Art solcher langen Wirbel. Ich habe 4 Arten langer Wirbel namhaft gemacht, die sich in Hinsicht der ab- nehmenden Stärke des Canalis spinalis und der abnehmenden Breite des Bogentheils des Wirbels aufeinander folgen und von welchen 4 Arten jede durch eine gewisse Anzahl Wirbel ver- treten ist, die zum guten Theil nach allem äufseren Ansehen der Knochen sicher zusammengehören. Das sind 1) die langen Wirbel mit abgerundeter Unterseite zwischen den wenig schief gestellten rundlichen Querfortsätzen; 2) die langen Wirbel mit unten in der Mitte zwischen den Querfortsätzen eingebogener und wie eingeknickter Fläche und sehr schief abwärts gerichte- ten platten Querfortsätzen; 3) die langen Wirbel mit unten zwi- schen den Querfortsätzen erhabener Fläche, und zwei Längs- kanten auf dieser Fläche, zwischen welchen die Emissarien, bei welchen Wirbeln die Querfortsätze nicht mehr am Rande der Basis stehen; und 4) die ähnlichen Wirbel, deren noch etwas höher stehender Querfortsatz sehr kurz, quer abstehend und senk- recht durchbohrt ist, und bei denen der Canalis spinalis auf ein -_ Minimum reducirt ist. 190 Obgleich ich daher der Ansicht Burmeister’s, dals die mehrsten von Koch’s Halswirbeln nur die Charactere von Len- denwirbeln eines Säugethiers und Cetaceums besitzen und dals sie ganz erstaunlich gewissen unter den langen Wirbeln gleichen, nur mit Ausnahme der Länge, vollkommen beistimme, so habe ich mich doch bei sorgfältiger Prüfung des Gegenstandes im anatomischen Museum, wo die ganze Koch’sche Sammlung sich jetzt befindet, nicht überzeugen können, dals zwischen den von mir nachgewiesenen schon verlängerten rippentragenden Rücken- wirbeln einerseits und der jedenfalls grofsen Reihe der langen Wirbel anderseits ein kleiner oder grolser Zug von kurzen Wir- beln sich befunden hat, und ich bin vielmehr überzeugt, dafs die Lenden-, Kreuz- und Schwanzgegend nur lange Wirbel besessen hat. Ich komme auf diesen Gegenstand zurück. Das wichtigste ist jetzt zu wissen, ob man die fraglichen Wirbel am Halse des Koch’schen Hydrarchus nicht auf eine andere und directe Weise ausscheiden kann, wenn es gelingen ‚sollte, eine andere und sichere Art Halswirbel dieses Thieres nachzuweisen. Ich bin kürzlich dazu in den Stand gesetzt worden. Hr. Koch hat mir kürzlich einen zu seiner Sammlung ge- hörenden Atlas geschickt, an welchem der vordere Bogen voll- ständig und die Gelenkflächen für das Hinterhaupt fast-ganz er- halten sind. Er vermuthete, dals er zu dem kleinen Schädel gehöre, der sich zu dem grolsen ausgestellten, wie 1 zu 2 ver- hält, und das ist wirklich der Fall. Ich habe schon in der er- _ sten Abhandlung bemerkt, dafs das zu diesem Schädel gehörende Hinterhaupt, was mit den Bruchflächen ganz genau dazu palst, hier aus dem Gestein aufgedeckt worden. Dieses Bruchstück macht mit dem anderen Bruchstück einen fast vollständigen Hirnschädel aus, und dieser Schädel ist in den entsprechenden Dimensionen halb so grofs, als der viel unvollständigere grolse Schädel, den Koch zu seinem Hydrarchus benutzte. Auf die beiden Condyli occipitales dieses Schädels palst der genannte Atlas ganz genau mit seinen Gelenkflächen, so dals je- der, der sie zusammensieht, daraus die Überzeugung gewinnt, dafs dieses der Atlas des Zeuglodon ist, obgleich er nicht ge- schichtet zu sein scheint. Dieser Atlas ist sehr übereinstimmend mit dem Atlas einer Balaenoptera. Vom Gestein sitzt nichts an Ua Su Bl u 191 diesem Halswirbel, er ist selbst petrifieirt, auf den Oberflächen glatt und bei Clarksville mit andern oberflächlich liegenden Hy- drarchus- Knochen gefunden, von welchem Fundort auch der kleine Schädel ist. In der Kochschen Sammlung befindet sich noch ein ande- rer Halswirbel eines Cetaceums, nicht der Epistropheus, sondern einer der folgenden. Ich habe ihn früher wenig beachtet, und weil ich keine deutliche Schichtung der Rinde daran wahrnahm, ihn nicht zu den Hydrarchus-Knochen gezählt; aber die Schich- tung der Rindensubstanz ist freilich an Knochen von grölseren Individuen deutlicher ausgeprägt als an jüngeren. Dieser Hals- - wirbel ist noch zum Theil von der Gesteinsmasse umgeben, in welcher gewöhnlich die Hydrarchus-Knochen eingebettet sind: - ist also mit den Hydrarchus-Knochen zusammen gefunden, je- doch wie Koch versichert, nicht zusammen mit dem kleinen Kopf bei Clarksville, sondern zusammen mit den vielen Kno- chen in Washington County. Der Wirbel war durch das Ge- stein mit zwei grolsen Zeuglodon -Zähnen verbunden. Es ist nicht nöthig diesen Wirbel zu beschreiben, wenn ich sage, dals er ganz und gar wie ein Halswirbel von einem Wallfisch gebildet ist. Er ist nur viel weniger breit im Verhältnifs zur Dicke, wie der Halswirbel der Wallfsche: nämlich der Körper ist 3” 4”’ breit und eben so hoch, aber 1” 8” lang, und er war noch etwas dicker, denn die eine der terminalen Flächen des Wirbelkörpers ist zerstört und hier nichts mehr von der Gelenk- fläche desselben zu sehen; die andere Fläche ist vollständig und glatt und ein wenig flach ausgehöhlt. Dieser Wirbel hat zwei Querfortsätze wie die unteren Halswirbel der Cetaceen, einen an der flachen Basis des Wirbelkörpers, den andern am Bogen, von derselben Gestalt wie bei den grofsen Delphinen D. Zeucas, D. globiceps, Monodon. Ich lege, um die Übereinstimmung zu zei- gen, der Klasse zugleich die Halswirbel eines Narvals vor. Hier- aus wird es mehr als wahrscheinlich, dafs der Hals des Zeuglo- don cetoides wie bei den Cetaceen gebildet war. Er war wegen des abweichenden Verhältnisses der Länge der Wirbelkörper zur Breite etwas länger und freier als bei den Wallfischen und Del- phinen, und in dieser Hinsicht mehr dem Hals der Manatis zu vergleichen. Dafs der Hals des Zeuglodon im Cetaceen-Charakter 192 war, damit stimmt übrigens auch die Form der Condyli occipi- tales, welche nahe wie bei den Delphinen gestaltet ist. Zu dem Individuum des kleinen Schädels gehört vielleicht auch ein hier aus dem Gestein ausgearbeiteter Rückenwirbel, dessen Bogen breiter als der Körper und an dem ein Querfortsatz des Bogens abgebrochen ist, während die Basis des Körpers ganz ab- gerundet und ohne Querfortsatz ist. Die Epiphysen des Wirbel- körpers sind abgebrochen. In der Gestalt gleicht dieser Wirbel sehr den ersten Rückenwirbeln der Wallfische. Er ist kürzer als breit und hat in der Länge 2” 6”, in der Breite 4”. Ich kehre jetzt zu der Deutung der langen und kurzen Wir- bel des Kochschen Hydrarchus zurück. Da der Hals des Zeuglodon nachgewiesen ist, so sind die Halswirbel des Kochschen Hydrarchus anderweitig zu verthei- len. Die Wirbel 1-5 sind vordere Rückenwirbel, die andern sind Lendenwirbel, sei es nun von einem oder mehreren Indi- viduen, die 5 unteren gehören gewils zusammen. Aus den schon angeführten Gründen kann ich sie zwischen die hinteren länge- ren Rückenwirbel und die sehr langen Wirbel nicht einordnen. Es frägt sich, kann es so grofse Verschiedenheiten des Al- ters oder individuelle Verschiedenbeiten geben, dafs diese Wirbel Aequivalente in einer und derselben Species sein können? Was das Alter betrifft, so läfst sich leicht beweisen, dals aus einem kurzen Lendenwirbel kein langer werden kann. Denn die kurzen Lendenwirbel Burmeisters sind gerade so breit wie die langen Lendenwirbel der Kategorie Z, nämlich des zweiten etwas klei- neren Individuums mit langen Wirbeln, der Querfortsatz ist der- selbe, der Canalis spinalis verhält sich gleich, und doch sind die einen Wirbel doppelt so lang als die andern. Durch das Wachs- thum sind also die langen Wirbel nicht unverhältnilsmäfsig ge- worden. 3 Es ist eine Reihe Rückenwirkel und kurzer Lendenwirbel von einem ganz jungen Zeuglodon vorhanden. Die Körper der Rückenwirbel mit theils über der Mitte, theils von der Mitte, iheils unter der Mitte abgehendem fast horizontalen Querfortsatz (mittlere Rückenwirbel), sind kürzer als breit, niedriger als die Lendenwirbel, sie sind: 2” 9’ breit, 2” 4” hoch, 2” 2” lang, Canalis spinalis 1” 9” breit. Die Lendenwirbel gleichen ganz 193 und gar in der Gestalt den von Burmeister aus dem Hals des Hydrarchus ausgeschiedenen Leudenwirbeln; sie sind 2” 8”- 3" breit, 2”. 6” - 3” hoch, 2” 3”’- 2” 6’ lang, der Canalis spinalis ist in ihnen sehr verschieden breit; von diesen Wirbeln sind 8 Stück vorhanden. In dem Wirbel, wo der Canal am breitesten ist, hat er 1” 8”; in dem Wirbel, wo er am schmälsten, 1” 2’”, Der Lenden - oder hintere Rückenwirbel von 1” 8” Breite des Canalis spinalis ist am Körper 2” 8” breit, 2” 6” hoch, 2” 3” lang. Der Lendenwirbel von 1” 2” Breite des Canalis spinalis ist am Körper 3” breit, 3” hoch, 2” 8” lang. Diese Wirbel ver- mehren also ihre Stärke von vorn nach hinten wohl, während der Canalis spinalis abnimmt, aber lang werden sie dabei nicht. Sie sind bei Clarksville gefunden und gehören einem Individuum viel geringerer Gröfse, vielleicht einer andern Art an, die sich aber der kurzwirbeligen näbert; sie sind wie die aus dem Hals des Hydrarchus ausgeschiedenen Wirbel: sie unterscheiden sich von ihnen nur, dafs ihre Rinde noch nicht geschichtet ist. Auch fällt es auf, dafs an diesen ganz kleinen Wirbeln, obgleich sie so jung scheinen, doch eine Trennung der Epiphysen vom Wirbel- körper durch Nath nicht zu bemerken ist und dals die Bogen- theile mit dem Körper völlig verwachsen sind. So wie nun die kurzen Wirbel von der Qualification der Lendenwirbel in ihrer Weise forllaufen, ohne ihre Länge zu vermehren, während sie doch den Canalis spinalis vermindern, so bilden auch die langen Wirbel des Kochschen Hydrarchus, wie wenn sie einer besondern Species der Gattung Zeuglodon angehörten, eine unter sich zusammenhängende Reihe vom brei- testen Canalis spinalis bis zum schmalsten, und müssen sich an die längern hintersten Rückenwirbel angeschlossen haben und zum Theil selbst noch solche sein. Das Nähere wird sich aus der späteren Mittheilung der Mafsverhältnisse aller Wirbel ergeben. Ich bin daher geneigt, zwei Arten von Zeuglodon in der Kochschen Sammlung anzunehmen, eine mit langen und eine mit kurzen Wirbeln (Z. macrospondylus und Z. brachyspondylus). Zu dieser Ansicht führt nicht blofs der Unterschied der langen und kurzen Wirbel am vordern Theil des Kochschen Hydrarchus, sondern eben derselbe unlösliche Widerspruch am hinteren Theil desselben. 194 Auf die hintersten langen Wirbel sollen wieder kurze Wir- bel folgen. Ich habe schon darauf aufmerksam gemacht, dafs an den hintersten der langen Wirbel, in denen der Canalis spinalis am engesten geworden und bis auf 1” 8” Breite reducirt und die Spina gänzlich verschwunden ist, der (uerfortsatz äu- [serst kurz wird, es sind eben dieselben, in welchen der Quer- fortsatz durchbohrt ist. Und auf diese Wirbel soll nun wieder eine Reihe kurzer folgen, mit Querfortsätzen, die obgleich gröfs- sentheils abgebrochen, doch jedenfalls lang waren; auch war die Stellung dieser Querfortsätze verschieden. An den letzten lan- gen Wirbeln waren die Querfortsätze horizontal, an diesen sind sie wieder schief und stehen auch viel tiefer. Wenn ich diese Wirbel in eine Reihe mit den andern kur- zen Wirbeln lege, welche am vordern Theil des Hydrarchus angebracht waren, so scheinen sie die Fortsetzung jener zu bil- den; sie haben eine gleiche Form, ihre Seiten sind nur etwas eingedrückt, wie auch an den hintersten langen Wirbeln, und ihr Canalis spinalis ist enger geworden. Was die Verminderung dieses Canals betrifft, so zeigen sie also dasselbe Verhalten wie ‘bei den vorher beschriebenen ganz jungen Wirbeln. Die hintern 5 Wirbel am Hals des Kochschen Hydrarchus hatten auf das Mittel von 7” 6” Breite und 7” 6” Länge eine Breite des Canalis spinalis von 3” 4”. Die ersten von den kur- zen hinteren Wirbeln am Schwanz des Kochschen Hydrarchus haben auf 7” Breite und 5” 6” Länge (die Epiphysen sind un- vollständig) eine Breite des Canalis spinalis von 2” 4” - 2” 7”, Es ist daher eine ähnliche Verminderung des Canals, wie in den grofsen Wirbeln zu erkennen. Ich erklärte mir in der er- sten Abhandlung den Übergang von den langen Schwanzwirbeln zu den kurzen durch die etwaige Gegenwart eines Beckens; jetzt aber glaube ich, dafs die langen Wirbel in ihrer Weise sich bis gegen das Ende der Wirbelsäule fortgesetzt haben müssen, und scheide die kürzeren ganz aus. Denn ich finde, dafs der Canalis spinalis in den letzten langen Wirbeln schon viel enger ist, als in mehreren von den kurzen. So z. B. ist der Canalis spinalis in einem der Wirbel mit durchbohrtem kurzen (Querfortsatz bei 13” Länge und 7” Breite des Wirbels schon auf 1” 8” reducirt; 195 in einem der kürzern Kochschen Schwanzwirbel beträgt dieser Canal aber 2” 4” auf 5” 6” Länge und 6” 6” Breite des Wirbels. Die vorhandenen kurzen Schwanzwirbel liefern geradezu eine Parallele zu den langen Schwanzwirbeln. Man kann beide ordnen nach dem abnehmenden Canalis spinalis, der z. B. in ei- nem der kurzen Schwanzwirbel bei 6” 6” Breite des Wirbels 2” 4”, an einem andern bei 6” 6” Breite des Wirbels nur 1” 6” Breite besitzt. Dafs ein Becken vorhanden sei, ist ua unwahrscheinlich geworden, obgleich Buckley ein Femur anführt. Wenn Koch die Knochen zweier sehr verwandter Thiere vermengt hat, so war dies nicht etwas neues, sondern der von Harlan angebahnte Weg. Indem ich jetzt mehrere Arten Zeu- glodon annehme, die im Basilosaurus gleich anfangs versteckt waren, so bleiben diese fossilen Reste auch ferner Basilosaurus- Knochen, und es war vollkommen richtig, wenn ich gleich an- fangs nach Anleitung der Abbildungen von Harlan und zufolge Untersuchung der Structur erklärte, dafs alle diese Knochen sich auf den Basilosaurus Harlan oder Zeuglodon cetoides Owen beziehen. Nun läfst sich der Speciesname Zeuglodon cetoides nicht länger beibehalten. Dals die beiden Arten, die kurzwirbelige und die langwir- belige, zu demselben Genus gehören, ist wohl nicht zu bezwei- feln, da diese Wirbel aufser der Länge in jeder Hinsicht auf das vollkommenste übereinstimmen und Charaktere einer Gat- tung an sich tragen, wie sie trotz des Cetaceum - Charakters bei keinem andern Cetaceum vorkommen. Diese Charaktere be- stehen in der Stellung der Querfortsätze der hintern Rumpfwir- bel am Rande der Basis des Wirbels, in den vordern grofsen Fortsätzen am Wirbelbogen, welche bei den Wallfischen und Delphinen vertical aufgerichtete Blätter sind und den Processus spinosus des vorhergehenden Wirbels zwischen sich nehmen, ohne - dals hinten ihnen entsprechende gleiche Fortsätze vorhanden wä- "ren. Bei Zeuglodon ist das breite Blatt dieser Fortsätze nicht senkrecht aufgestellt, sondern liegt Aach, und beide Fortsätze stehen weit auseinander, so dals sie den Processus spinosus des vorhergehenden Wirbels nicht zwischen sich nehmen, den sie ohnehin nicht erreichen. Ein anderer Charakter der Gattung 196 Zeuglodon liegt in der Schichtung der Rinde der Knochen, we- nigstens beim erwachsenen Thier; man bewundert die Structur dieser Rinde an jedem abgebrochenen Querfortsatz oder Bogen, dessen Wurzel ganz aus Schichten besteht. Aber bei den Ceta- ceen ist davon nichts zu sehen. Ein dritter merkwürdiger Cha- rakter der Gattung besteht, wie ich jetzt erst einsehe, darin, dafs die Epiphysen der Wirbel weder im ganz erwachsenen Zu- stande, noch selbst bei Brust- und Lendenwirbeln von 3” Breite besondere Knochen sind, wie sie sich bis zum erwachsenen Zu- stande bei den Cetaceen erhalten. Ich bemerkte dies zuerst an diesen kleinen Wirbeln, fand es hernach aber auch an den gro- fsen Wirbeln sowohl des Z. macrospondylus als brachyspondylus. Wohl glaubte ich früher die Epiphysen gesondert zu sehen und Owen spricht auch davon; die weitere Untersuchung zeigt aber, dafs sie an allen Wirbeln wirklich angewachsen sind. Unter der Gelenkfläche ist zunächst eine Lage feiner Diploe, diese Diploe setzt sich aber in die Lücken zwischen den Blättern der faserigen Knochensubstanz fort. Die Trennung ist daher nur scheinbar. Sehr auffällig war auch, dafs an den kleinen Brust- und Lenden- wirbeln von 3” Breite der Bogen mit dem Körper ohne Spur einer Nath schon verbunden war. Überhaupt befindet sich in der ganzen Kochschen Sammlung kein Wirbel, wo das Bogenstück noch vom Körper getrennt wäre. Wenn der Bogentheil eines Wirbels vom Wirbelkörper sich trennt, so geschieht es nur durch Bruch der Wurzeln des Bogens. Entweder tritt also in der Gattung Zeuglodon die Verwachsung äulserst frühzeitig ein, oder‘ es mülsten die kleinen Wirbel zu einer besondern winzigen Art gehören, wofür aber bisjetzt keine hinreichenden Gründe vor- liegen. Die Wirbel der Gattung Zeuglodon in beiden Arten ver- halten sich in diesen Charakteren der Gattung, in den zwei Emis- sarien (nur ein paar der ersten Rückenwirbel und die wahren Halswirbel enthalten keine Emissaria), in der Lage der Quer- fortsätze, in der Stellung der vordern schiefen oder vielmehr Muskelfortsätze, in der Schichtung der Rinde und in der Bildung der Epiphysen völlig gleich. Alles zusammengenommen, so ist in der Kochschen Samm- lung Material genug vorhanden, um zwei theilweise unvollständige 197 Skelete, nämlich eines von jeder Art, aufzustellen, wobei noch ein Theil überzähliger Wirbel auszuscheiden ist. Durch Ausscheidung des vordersten und hintersten Theils des Kochschen Hydrarchus verliert die Reihe der ächten Wir- bel nur 134 Fuls; und es bleibt, alle langen Wirbel zusammen- gerechnet, noch eine 63 Fuls lange Strecke langer Wirbel. Un- ter der Zahl der langen Wirbel, 51 (incl. 4 noch besonders vor- handene lange Wirbel), sind solche von zwei verschiedenen in- dividuellen Grölsen; sie sind aber doch zum grölsten Theil zur Aufstellung eines noch sehr ansehnlichen grofswirbeligen Skelets zu benutzen, da was in der einen Reihe fehlt, zum Theil in der andern vorbanden ist. Was ganz doppelt ist, ist auszuschei- den. Hierdurch wird ein Skelet entstehen, worin nur der Hals und das Ende des Schwanzes gar nicht repräsentirt sind. Es fehlt das von dem stärksten Theil der Wirbelsäule schnell dünn wer- dende Ende, das in einem andern Skelet nach einer Länge von 60 Fufs 10 Fufs betrug (Buckley). Die kurzen Wirbel sind be- sonders, nach den Verhältnissen des Canalis spinalis, aufzustellen. Mit Hinzufügung zweier noch besonders vorhandenen Wirbel übereinstimmender Dimensionen erhält man eine Reihe von 28 kurzen Wirbeln, welche theils dem Rücken, theils den Lenden und dem Schwanz angehören. Rippen sind genug vorhanden. ‘um das Hauptskelet sowohl als die Abzweigung damit zu ver- sehen. Aber die Fragmente sind grölstentheils so zusammen- gefügt, dals die Herstellung ihrer richtigen Form und Gröfse eine sehr schwierige und wohl eigentlich unlösliche Aufgabe sein wird. Es kann leicht sein, dafs die beiderlei Wirbel auch in Eu- ropa, wo der Squalodon gefunden worden, zusammen vorkom- men. Mir ist aufgefallen, dafs v. Meyer bei Berührung der . Knochen von Squalodon Grateloupi von Linz auch ein anderes weit grölseres Cetaceum, von dem noch keine Schädeltheile ge- funden worden, erwähnt (Journ. f. Mineral. 1847. S.189): Die vorhandenen Schädel stimmen im Allgemeinen in der Form überein. Jedoch unterscheidet sich ein unvollständiger grölsester von den übrigen, dals er verhäluilsmäfsig länger und schmäler als die andern ist, bei welchen auch die Hinter- hauptleisten eine viel breitere Grube einschliefsen. Die gro- 198 [sen zweiwurzeligen Zähne, von der Grölse wie der grö- (sere in dem gröfsten Unterkieferstück des Kochschen Hy- drarchus, kommen mit Wirbeln des Zeuglodon brachyspondylus vor, und einer davon ist vom Gestein mit einem dieser Wirbel verbunden. Die grofsen Eckzähne des Zeuglodon lagen auch in dem Gestein, welches die innere Seite des grölsten prächtigen Unterkieferstücks (mit dem Eingang der Höhle des Unterkiefers) bedeckte. Desgleichen befand sich ein solcher grofser Eckzahn in dem Gestein, welches den Schädel des Kochschen Hydrar- chus mit fehlender Basis inwendig ausfüllte. Die beiden Bullae osseae sind mit der Kalkmasse ausgefüllt, und mit dieser, welche sie zum Theil verhüllte, waren Fragmente grolser Zeuglodon-Zähne verbunden. Diese Bullae osseae sind zwar beide im Cetaceum-Charakter, bieten jedoch unter sich in ihrer Form Unterschiede dar und mögen sich auf die beiden Arten beziehen; sie sind übrigens gleich grofs. Es entsteht noch die Frage, ob die zweierlei Zähne, die einwurzeligen konischen und die zweiwurzeligen gezackten, nicht von zweierlei Thieren herrühren. Abgesehen davon, dafs beider- lei Zähne dicht beisammen im Gestein vorkommen, so sind auch Kieferfragmente vorhanden, welche es an den Alveolen sicher feststellen, dafs sie zusammengehören. Eines der Kieferstücke des Unterkiefers besitzt den Ausguls der Alveolen mehrerer zwei- wurzeliger Zähne und an dem einen Ende dieses Stückes befindet sich die bogenförmig abwärts rückwärts verlaufende lange Al- veole eines Eckzahns, welche sich noch unter der Alveole des nächsten zweiwurzeligen Zahnes hinzieht. Da zwischen der Al- veole des zweiwurzeligen Zahnes und der Alveole des Eckzahnes in diesem Unterkieferstück sich keine Alveole für einen geraden . einwurzeligen gezackten Zahn befindet, so ist zu vermuthen, dals der einzeln vorhandene einwurzelige gezackte Zahn, derselbige, von dem ich in der ersten Abhandlung gesprochen und der auch von Burmeister abgebildet ist, dem Oberkiefer angehört haben müsse. Bei dieser Gelegenheit mag noch erwähnt werden, dafs Fragmente des Oberkiefers vorhanden sind, wo einwärts von den Alveolen der Zahnreihe noch andere Vertiefungen am Gau- men sind, die wie theilweise durch Wachsthum ausgefüllte Al- veolen aussehen. ce ee | | 199 Was die Berechnung der Dimensionen der Thiere betrifft, so haben wir jetzt einen Anhaltspunkt in dem kleinen Kopf, wozu der Atlas, vielleicht auch ein Rückenwirbel vorhanden sind. Der darauf bezügliche Rückenwirbel ist halb so breit als die Lenden- wirbel des Zeuglodon brachyspondylus, die sich am Halse des Hydrarchus von Koch befanden. Wir können uns also den zu diesen Wirbeln gehörigen Kopf doppelt so grofs als den klei- nen denken;' das ist der Schädel, der zur Ausstellung gedient hat. Wenn wir auf ‘diese Wirbel und den Kopf die Verhält- nisse eines der grolsen Delphine globiceps, leucas übertragen, so erhalten wir eine Gestalt, wo sich der Kopf zum ganzen Tbier ungefähr wie 1:6-7 verhält. Da aber Zeuglodon ma- erospondylus die mehrsten Wirbel doppelt so lang als breit hatte, so mag dieser wohl nahe doppelt so grols gewesen sein, Indessen konnte durch grofse Verlängerung der Kiefer das Gleich- gewicht zwischen Kopf und Leib wieder hergestellt werden. Dieser Art wäre eine Länge von 60-70 Fuls zuzuschreiben. Ich halte die Familie, wozu die Zeuglodon gehören, für ebenso eigenthümlich als die der Manazis neben den ächten Ce- taceen, und wird die Ordnung der Cetaceen im weiteren Sinne nunmehr 1) aus den Manatis, 2) den Zeuglodonten und 3) den Ce- taceen im engeren Sinne bestehen. Die Familie der Zeuglodonten steht mitten zwischen den Seehunden und ächten Cetaceen, aber innerhalb der Ordnung der Cetaceen im weiteren Sinne, und ist eine Combination, die wohl die Phantasie sich erlauben konnte, wenn sie hin und wieder die Seehunde als den Cetaceen ver- wandt hinstellte, deren Wirklichkeit aber die Umwälzungen der Erdrinde bis jetzt verborgen gehalten haben. Am Schlusse dieser Mittheilung ist noch zu erwähnen, in wie weit Thatsachen vorliegen, welche Aufschlufs geben, ob die von Koch zusammengebrachten Knochen verschiedener Indivi- duen und von Individuen verschiedener Gröfse an einer Fund- - stelle zusammen vorgekommen sind oder nicht. | L In Hinsicht der langen Wirbel von verschiedenen Indivi- duen, die unter zwei Kategorien 4 und B gehören, welche sich zu einander in den Dimensionen wie 8:7 verhalten, sind mir keine Thatsachen bekannt, welche beweisen, dals sie an dem- selben Fundort gefunden wären, und obgleich es lange Reihen 6** 200 darunter giebt, deren Glieder in der Farbe gänzlich überein- stimmen, so giebt es dagegen verschiedene Glieder in der Kate- gorie A sowohl als 2, welche in den Farben bedeutend abweichen. Dagegen kommen anderweitige Theile von Individuen, die an Grölse um das Mehrfache sich unterscheiden, in demselben Felsstück zusammen vor. So z.B. enthielt das Felsstück, worin der andere Halswirbel (nicht der Atlas) enthalten war, auch zwei herrliche Zähne von einem grolsen Exemplar, von der Grölse der Zähne, wie sie dem grolsen Unterkiefer eigen sind. Dieses Felsstück war schon in Dresden durchsägt worden, um die schö- nen Zähne von dem anderen Knochen zu isoliren, der sich jetzt hier nach der Ausarbeitung aus dem Gestein als Halswirbel eines kleineren Exemplares ausgewiesen hat. Ein Felsstück, worin Reste und Eindrücke zweier Wirbel des allerkleinsten Individuums, von nur 3” Breite der Wirbel, zugleich mit Fragmenten der Rippen desselben, enthält einen grosfen zweiwurzeligen Zeuglodon - Zahn. Es ist also offenbar, dafs diese Knochen unter Umständen im Gestein vorkommen, wo Theile von verschiedenen Individuen und solchen der verschiedensten Altersstufen zerstreut und durch- einander gemengt sind. Ihre Knochen sind zum Theil vor der Einhüllung in die Versteinerungsmasse gänzlich zerschlagen wor- den und sind mit den Bruchstellen in die Gesteinsmasse einge- bettet. Hr. Magnus theilte die Resultate einer neueren Untersu- chung von Hrn. Clausius mit, über die Lichtmenge, wel- che die Erde durch Reflexion des Sonnenlichts in der Atmosphäre erhält. Hr. Clausius hat vor einiger Zeit eine Arbeit über die Lichtzerstreuung in der Atmosphäre (in Crelle’s Journal für Ma- them. xxxıv. Heft 2.) veröffentlicht. Seitdem hat derselbe die- ) sen Gegenstand weiter geführt. Indem nämlich die erste Arbeit die Sonderung des nur einmal reflectirten Lichts von den erst nach mehrfacher Reflexion zu uns gelangenden enthält, hat sich ] der Verf. jetzt, 1) mit der Bestimmung der Lichtmenge, welche ) ein Stück der Erdoberfläche vom Himmel im Ganzen empfängt, 201 und 2) mit der Helle des Himmels an seinen verschiedenen Punkten beschäftigt. Wiewohl die entwickelten Gleichungen nur in so weit gel- ten, als die Sonne 10° oder mehr über dem Horizont steht, so haben sie doch zu manchen interessanten Resultaten geführt. Der Verf. giebt nämlich neben der allgemeinen Entwickelung auch beispielsweise eine numerische Berechnung. Um für diese die in den Formeln vorkommenden unbestimmten Gröfsen fest- zustellen, geht derselbe von folgenden Voraussetzungen aus. Was zunächst die Menge desjenigen Lichts betrifft, welches von der Atmosphäre dem directen Sonnenlichte entzogen, aber nicht reflectirt wird, sondern als absorbirt und für die Wahr- nehmung überhaupt verschwunden zu betrachten ist, so ist diese in der numerischen Berechnung gleich Null gesetzt, da ihr Vor- handensein noch nirgend bestimmt nachgewiesen ist, aulser von Bouguer an einer Stelle, die jedoch grofsen Einwendungen un- terliegt. Ferner kam es auf die Bestimmung einer Funktion an, um darzustellen in welcher Weise das in der Atmosphäre rellectirte Licht nach den verschiedenen Richtungen zerstreut wird. Dazu mufste eine Annahme über die Natur der lichtzerstreuenden Kör- perchen in der Atmosphäre gemacht werden, und es ist hier eine Hypothese gewählt, welche schon von mehreren Physikern ausgesprochen, und besonders zur Erklärung der blauen Farbe des Himmels und der Morgen- und Abendröthe sehr bequem ist: dals nämlich die Reflexion nicht von der Luft selbst bewirkt werde, sondern von den in ihr schwebenden Dampfbläschen, welche bei klarem Wetter, wo sie ihrer Auflösung nahe sind, nur aulserordentlich dünn sein könneu. Nach dieser Voraus- setzung brauchte nur untersucht zu werden, wie ein von der Sonne beschienenes Dampfbläschen das empfangene Licht zer- streut, was freilich durch die vielfachen Reflexionen, welche in dem Bläschen vorgehen, etwas weitläufig wird. Auf Grund einer solchen ausführlichen Betrachtung hat der Verf. für jene Function eine bestimmte Form aufgestellt. Aufserdem mufste man noch zwei in den Formeln enthal- tene Constanten kennen. Für die erstere, welche das Verhält- nils angeben soll, nach welchem die Intensität eines Lichtstrables 202 bei Durchlaufung eines bestimmten Weges in der Atmosphäre abnimmt, ist vom Verf. schon früher ein Mittelwerth aus ver- schiedenen Beobachtungen gewählt, demzufolge ein im Zenith stehendes Gestirn nach Durchstrahlung der Atmosphäre nur noch mit — seiner ursprünglichen Helle erscheinen würde. Die zweite soll angeben, welcher Bruchtheil des auf den Erdboden fallenden Lichtes von diesem wieder ausgestrahlt wird, und hiefür ist ein von Lambert in seiner Photometria angegebener Mittelwerth, nämlich 5 beibehalten. Die Resultate der unter diesen Voraussetzungen angestellten Berechnung sind in den folgenden Tabellen enthalten. Es ward ein Schreiben des Hrn. Dr. Gerhardt (Salzwedel den 7. Juni) nebst mehreren Abschriften von Leibnitzischen Manuscripten vorgelegt. Die Klasse hörte darauf die Berichte der CGommissionen, welchen die Prüfung der eingegangenen Bewerbungsschriften um den am 8. Juli zu ertheilenden Preis aus dem Cothenius’schen Legate übertragen war, und bestimmte die Entscheidung. 17. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Zumpt las über römische Colonisirung des westlichen Europas, insbesondere die Verbreitung der lateinischen Sprache. - Ein Nachtrag des Hrn. Dr. Burdach (Luckau den 8. Juni) zu seiner am 3. Juni vorgelegten Abhandlung wurde an die phy- sikalisch- mathematische Klasse verwiesen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Arthur Morin, Lecons de Mecanique pratique. Partie 1-3. Paris 1846. 8. B. Silliman and J. D. Dana, the American Journal of science and arts. 2.Series. No.7.8. Jan. March 1847. New Haven. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 600-602. Altona ° 1847. 4. C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 19. Jahrg. 1847. No. 18. Wien. A4. Kunstblatt 1847. No. 25. 26. Stuttg. u. Tüb. 4. Tabelle I. Über die Lichimengen, welche ein Stück der Erdoberfläche von der Sonne und vom Himmel im Ganzen (d. h. wenn es der Beleuchtung des ganzen Himmelsgewölbes ausgesetzt ist) empfängt. Menge des directen A Sonnenlicht, | yarkaia san | Menge des Ein | Menge des Mehr- | Ye sueetengen | weiche dasFläcene | weiche dasFliche abstand der re an ns der Schwächung auauleefentieien HalchpreHEelicen Zei Een wieder anrüeken| fatch vera Himmel stück überhaupt Sonne x Re a durch die Atm. Sannenlichhas Sonnenljphies geschickten Lichtes empfängt empfängt ee 0,75 0,14013 0,03375 0,01211 0,18599 0,93599 10° 0,98481 | 07353 | 013932 | 003376 | oo | O1 | 092081 enger 093969 | o,sıs8 | 013691 | "003376 | 0,1132 | o,s1ı99 | 0,87387 30° 0,866063 | 0,2124 | 0132419 | 003377 | 0,1033 017659 | 079783 40° | 0766004 | 0,2620 | 0,12547 0,0376 | 000899 | 016822 | 0,69442 50° 0,64279° | 0A | o1106 | 00300 | 000734 | 015599 | 050086 De: 05 028125 | 0,0003 | 0,0397 | 0002 | 013832 | 0a GE 012262 | 021395 | 0,0893 | 00321 | 0,000 | o1264 | 0309 2 703 0342202 | 01419 | 00781 | 00367 | 000336 | 0,1184 | 0,25933 Ban 025552 | 0,8517 | 0,5909 | 0,0351 | 000231 | 0,0901 | oo 7803 017365 | 0,03313 | 0.037399 | 0,2867 | 0.001380 | 0,06736 | 0,10049 Als Einheit ist diejenige Lichtmenge genommen, welche das Flächenstück von der Sonne empfangen würde, wenn diese im Zenith stände und ihre Strahlen durch keine Atmosphäre geschwächt würden. Von wird, strahl x die Sı Tabelle 1. Über die Lichtstärke der Sonne nach Durchstrahlung der Atmosphäre, und die Helle des Himmels an seinen verschiedenen Punkten. Zenith- Helle des Himmels Helle ns u | meer abstand der in unmittel- in einem Horizontalkreise 60° vom Zenith im Horizonte der 2% : : oje Sonne Sau Bares DRe im Zenith Horizontalabst.*) | Horizontalabst. Horizontalabst. Horizontalabst. Horizontalabst. Horizontalabst. der Sonne —n — 90° — 180° = — 90° — 180° Ne | rn | 6,185 6,185 2,355 = 2,492 750000 6,825 a 6,825 y 3,475 : 5,051 0,640 0,640 1,120 2,559 6,462 m 3,907 4,143 _ 2,223 1,460 3,593 2,446 736300 u 7,125 i 4,536 e 5,243 "3,323 i 2,560 2 6,108 4,961 0,663 0,629 1,100 1,100 1,100 2,515 ‚515 71,395 R 8,142 0,747 0,596 1,044 1,044 1,044 2,385 2,385 686900 562500 © 10,227 431200 190800 Die Lichtstärke, mit welcher die Sonne aulserhalb der Atmosphäre erscheinen würde, ist gleich 1000000 gesetzt. Neben jeder Zahl für die Helle des Himmels befinden sich links noch zwei andere mit kleineren Ziffern gedruckte. Von diesen bedeutet die obere den Antheil der Helle, welcher durch das nur Einmal reflectirte Sonnenlicht hervorgebracht wird, die untere dagegen den Antheil, welcher von dem Mehrfach rellectirten Sonnenlichte und dem von der Erde ausge- strahlten Lichte stammt. *%) Unter „Horizontalabstand” ıst der Abstand von dem Punkte verstanden, wo der betrachtete Horizontalkreis von dem durch die Sonne gehenden Vertikalkreise geschnitten wird. 203 24. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Gerhard las über Agathodämon und Bona Dea, Erdmutter und Erdgeist. Das Verständnils der Religionen des Alterthums wird in de- ren bisheriger Behandlung oft durch Unkenntnils oder Verken- nung derjenigen göttlichen Personen erschwert, welche zu my- thischer Ausschmückung wenig oder gar nicht gelangten. Der religiöse Glaube der klassischen Welt ermängelt auch solcher Personen nicht. Mythologische Wörterbücher dürfen vielleicht solche Gottheiten, deren Einmischung ins Weltgetümmel fast jeder Sage entbehrt, übergehen; um so mehr aber fällt es plan- mälsigen Darstellungen des griechischen und italischen Götter- wesens zur Last, wenn uralten Glaubenssätzen und Kultusbildern nur wegen der religiösen Scheu, mit der ihr Name gemieden oder umschrieben, ihr Bild versteckt, die vorwitzige Sage von ihnen entfernt ward, neben dem sonstigen Göttergedränge kein Platz vergönnt ward. Diese Betrachtungen finden für zwei von einander kaum zu trennende Götterwesen ihre Anwendung, welche zum Theil mit schwankenden Eigennamen, häufiger aber nur durch eine allver- ständliche Umschreibung bezeichnet wurden. Begriff und Dar- stellung dieser Wesen sind umfassend und einfach genug, um sie dem frühesten Alterthum beizumessen und ihre bis in spä- teste Zeit nie aufgegebene Verehrung vielleicht allen andern Kultusgestalten der klassischen Welt voranzustellen. In der gangbarsten Umschreibung des alten Sprachgebrauchs heilsen sie Agathodämon und Bona Dea, zwei Appellative, denen für unsre Verständigung am füglichsten die Benennung „guter Erdgeist” und „gute Göttin” gleichgesetzt wird. Agathodämon pflegt nur als ägyptische Wunderschlange (Kneph) genannt, der Grund seiner griechischen Benennung aber verschwiegen zu werden. Diese ist jedoch unschwer zu finden, sofern der ihm entsprechende dainwv a@yaSös aus griechischer Symposiensitte nachgewiesen, dem ’Eriöwrys („Spender”) gleich- gesetzt und zugleich mit anderen wahrhaften oder euphemistisch trüglichen Gebern des Guten im schlangengestalten Dämon er- kannt wird, dessen Bild als cizcvges Ss und Genius locı, als 204 Burg-, Tempel- und Orts-, Heil- und Weissagungs-, Saat- und Grabesschlange allen heiligen und profanen Sagen des klassischen Alterthums, einfach oder doppelt, zur Seite geht. Derselbe Erd- geist ward auch in silenesker Naturfülle (Panofka Terra - Cotten Taf. I.) und als cerealischer Jüngling Bonus Eventus (dem Heros Eleusis identisch) dargestellt; vollständig lernen wir ihn jedoch erst aus seiner Verbindung mit Bona Fortuna oder ’AyaSy Ty%n kennen. Diese ebenfalls, trotz ihrer jetzt geringen Be- rühmtheit, reichlich bezeugte Göttin (Panofka a. a. O.) war im Göitervereine des Trophonios, aber auch in einer Gruppe des Praxiteles mit dem mehrgedachten Erdgeist (Bonus Eventus. Plin. XXXVI, 5, 4) vereint. Zahlreiche Verbindungen von Tyche und Ilithyia, aber auch von andern grofsen Naturgöttinnen — Pallas, Demeter, Juno, später erst als abstrakter Begriff Hygiea —, wer- den in ihrer Obhut einer Tempelschlange oder eines dämonischen Knaben (Plutos, Eros u. dgl.) erst durch jene Verbindung ver- ständlich, in welcher die ursprünglichen Wohlfahrtsgottheiten alter Städte — die Inhaber des städtischen Hortes und Gründer aller swrngie — allen sonstigen Stadtgottheiten vorangestellt sind. Zu näherer Bestimmung dieses von dem Verf. schon früher (Prodromus m. K. S. 103) nachgewiesenen Verhältnisses gereicht es zu wissen, dafs Hermes, als Trophonios, £gouvios, %,Sovos gleichfalls ein Erdgeist, dem dan ayaSos nah verwandt ist, ohne ihm doch gleichgestellt werden zu können. Im Übrigen weist die bisher besprochene Götterverbindung auf sonstige Göt- tervereine einer Göttin mit einem Liebling zurück, dessen schön menschliche Gestalt vielleicht erst allmählich aus Phallus- oder Schlangensymbol erwachsen war, wie umgekehrt das Rettungs- knäblein Sosipolis von Elis im Angesicht feindlicher Krieges- schaaren zur Schlange verwandelt worden war (Paus. VI, 20, 3). Diese Kultusform mag den dardanischen Religionen erwachsen sein; sie scheint einen Unterschied derselben von demjenigen pelasgischen Kultuszweig zu bilden, dem das dodonische Götter- paar angehört. Auch für das Verständnils des samothrakischen Göttersystems scheint in diesem, Zusammenhang neues Licht ge- wonnen zu werden; der künstliche Aufbau der von Mnaseas bezeugten vier Gottheiten hat weniger Anspruch auf frühestes Alterthum als die auf den Münzen von Sestos dargestellte, durch u u ie EZ 205 Herodots Hochstellung des Mythos von Hermes und Brimo be- stätigte, Verbindung einer Erdgöttin mit dem hermenförmigen Kadmilos. Nicht minder wird aber auch das italische Götterwe- sen der Bona Dea, der Fortuna als Säugamme Juppiters, des Genius urbis siwe mas sive femina, wie auch mancher männ- licher Gottheiten klar, welche vom Schlangensymbol begleitet erscheinen und einer künftigen ähnlichen Ausführung aufbehal- ten bleiben. Eingegangen war und wurde vorgelegt ein Brief von Hrn. Dr. Weber (London, 15. Juni 1847), in welchem derselbe von dem Erfolge seiner von der Akademie unterstützten Reise Be- richt abstattet. Ferner ein Schreiben des Hrn. Bartolom. Zanon (Belluno den 11. Juni) mit einem Manuscript über die Möglichkeit, ani- malische Körper durch Anwendung des hydraulischen Kalkes un- ter‘der Erde zu conserviren. Es wurde an die physik.- math. Klasse zur Kenntnifsnahme überwiesen. Endlich wurde für die nächste öffentliche Sitzung am Ge- dächtnilstage von Leibnitz die Abhandlung des Hrn, Müller über den Hydrarchus zur Vorlesung ausgewählt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memoires de la Societ€ Royale des Antiquaires du Nord. 1840- 1843 u. 1844. Copenhague 1844. 8. Antiquarisk Tidsskrift, udgivet af det Kongelige Nordiske Old. skrift-Selskab. Bullgtin de la SocieiE Royale des Anti- quaires du Nord. 1843-1845. Hefte1.2. Kjöbenhavn 1845. 8. Americas arctiske Landes gamle Geographie efter de Nordiske Oldskrifter ved Carl Christian Rafn. Saerskilt aftryk af Grönlands historiske Mindesmärker, udgivne af det Kong. Nordiske Oldskrift-Selskab. ib. eod. 8. Aktstykker, for forste Delen hidtil utrykte, til Oplysning isaer af Danmarks indre Forhold i aeldre Tid. Samlede og ud. givne af Fyens Stifis literaire Selskab. Samling 2. .Odense 1845. 4. George Biddell Airy, magnetical and meteorological observations made at the Royal Observatory, Greenwich, in the year 1844. London 1847. 4. - Nachrichten von der G. A. Universität und der Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 1847. No.8. 8. 206 C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 19. Jahrg. 1847. No. 19. Wien. 4. Kunstblatt 1847. No. 27. Stuttg. u. Tüb. 4. 28. Juni. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. J. Grimm sprach über Marcellus Empiricus oder Burdigalensis. Hr. Schott las über das in einem finnischen Runo erwähnte Tbier Tarwas oder Tarwaba. Im 30str der epischen Gesänge (runot) aus Finnlands Vor- zeit, die Lönnrot unter dem Titel Kalewala herausgegeben, wird dieses Thier als ein solches erwähnt, dessen man irgendwo sich bediene, um das Land zu bauen. Der junge Prahler Jou- kahainen, welcher dem finnischen Orpheus Wäinämöinen mit der Fülle seines Wissens imponiren will, beginnt (V. 29-31) also: Pohjola porolla kynti, Nordland pflüget mit dem Rennthier, Etelä emähewolla, Südland mit dem Mutterpferde, Takalappi tarwahalla. Takalappı mit dem Tarwas. Das Land Takalappi, wörtlich Hinter-Lappland, ist eben so unbekannt, als das Thier zarwas oder tarwaha, welche letz- tere Form, wie jeder Kenner des Finnischen einsieht, die ur- sprüngliche sein muss. Ich finde beide Namen an keiner ande- ren Stelle mehr. Renvall’s Wörterbuch erklärt zarwas durch Elephant, jedoch mit beigefügtem Fragezeichen; eben so Ca- stren in seiner schwedischen Übersetzung. Wir ersehen hieraus, dafs dieses Thier bei den Finnen schon längst nur noch in der Sage lebt und dafs man ihm eine nicht näher bestimmbare Ge- gend des hohen Nordens als Heimat anweist*). Merkwürdig ist nun, dafs die Mongolen und die Mandschu nicht blofs im Besitze desselben Wortes sind, sondern auch ein *) Wer hinter Lappland Elephanten suchen will, der könnte sich auf die Autorität des neugriechischen Professors Dionysios Pyrrhos berufen, welcher in seiner Praktischen Astronomie (Athen 1836), da wo die Namen der Sternbilder erklärt werden, einen Landsmann des afrikanischen Ele- phanten, die Giraffe (xaunAonapdadıs, S. 224), nach dem „nördlichen Lappland” versetzt: adrn CM xal zp&derau eis ra dpxrua uipn zug Aamuvlag ! 207 wirklich vorhandenes Säugethier damit bezeichnen. Erstere schrei- ben zarbagha und sprechen genau wie die Finnen, zarwaha; bei den Mandschu lautet der Name mit geringer Veränderung tarbachi. Fa Die Chinesen sagen ARE ER rä-m, geben also wenigstens die erste Silbe wieder. Von dem Elephanten ist dieses Geschöpf nun allerdings nicht weniger verschieden als die Maus; es ist der sonst sogenannte Bobak oder Boibak, das Murmelthier Nord- asiens, die grolse Wühlratte, von welcher auch eine Gegend der westlichsten Mongolei den Namen Tarbaghatai (d. i. Mur- melthier-begabt) empfangen. Die Stämme Sibiriens, und, wie ich von Herrn A. Erman erfahre, selbst die Eingebornen Kam- tschatka’s, sind nun der Meinung, dafs Bergstürze und Verschüt- tungen durch das unterirdische Wühlen des gewöhnlichen Mur- melthiers, oder auch wohl einer riesenhaften Gattung desselben, als deren Knochen man hin und wieder die Überreste des Mamont betrachtet, veranlalst werden. Der Glaube an den mächtigen Wühler des Nordens hat sich in Ostasien bis zu den Chinesen verbreitet, welche das Thier unter ewigem Eise sein Wesen treiben lassen *). Den Uryätern unserer europäischen Finnen, deren Abkunft vom Norden des Altai auch aus anderen Gründen so wahrschein- lich ist**), war der Tarwaha gewiss ein sehr bekanntes Tbier; nach ihrer Übersiedelung in die Polargegenden Europa’s konnte sich aber nur sein Name mit den daran geknüpften Sagen auf die späten Enkel vererben. Von dem Glauben an die grofsarti- gen Schanzgräber-Leistungen des Tarwaha war dann kein gro- [ser Schritt mehr bis zu der Fiction, dafs besagte Ratte, oder das schon in Nordasien erdachte Ungeheuer gleiches Namens, in irgend einem sehr fernen Nordlande dazu gebraucht werde, um den Boden aufwühlend urbar zu machen. *) Vgl. von Olfers: vorweltliche Riesenthiere u. s. w., in den Abhandl. der Akademie, Jahrg. 1839. *) Eine recht anziehende Abhandlung über dieses Thema, in der aber auch allzu kühne Hypothesen vorkommen, findet man in der neuen finni- schen Zeitschrift Suometar (1847, No. 1-4) unter dem Titel: Tutkis- telemuksia Suomalaisien esi-isistä ja niiden asumapaikoista, d. i. - Untersuchungen über die Vorältern der Finnen und ihre Wohnsitze. ANAND DANN Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juli 1847. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 1. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H.E. Dirksen las über die durch die griechischen und lateinischen Rhbetoren angewendete Methode der Auswabl und Benutzung von Beispielen römisch-rechtlichen Inhalts. Mit einem Briefe vom 16. Juni v. J. empfing die Akademie von ihrem Correspondenten Hrn. G. F. Grotefend in Hannover das schöne Geschenk eines mit Keilschrift bezeichneten babyloni- schen Backsteins, der nach dem Schreiben ursprünglich aus der vormaligen Sammlung des englischen Residenten Rich zu Bagdad stammt. Nach dem beigelegten Briefe des Pfarrers Simon la Roche bei St. Peter zu Basel vom 25. Jan. 1822 erhielt Herr Grotefend diesen Stein mit zwei andern, wovon er den einen an das Göttinger Museum, den andern an den Bischof Münter zu Kopenhagen abgab, durch die Verfügung des verstorbenen Missionars Benedict la Roche, der durch den Capitain Wa- termann, einen Freund Bellinos in Bagdad, in den Besitz des- selben gekommen war. Zugleich hatte Hr. Grotefend den Gyps- abdruck dreier anderer Backsteine beigefügt, welche er einst über Constantinopel durch Herrn von Hammer Purgstall .erhielt. Diese vier Denkmäler beschlofs die Akademie zu geeigneterer Aufstellung und Benutzung der hiesigen Königl. Bibliothek zu übergeben. Die Akademie wird dem Hrn. Dr. Grotefend nach sei- nem geäufserten Wunsche eine Abschrift von der, für das hie- [1847.] 7 210 sige Museum angekauften Inschrift des Denkmals aus Cypern über- senden, sobald der Stein angekommen sein wird, wozu das Mit- glied der Akademie, Hr. v. Olfers, als Generaldirektor der Mu- seen, sich gefälligst erboten hat. Ein. Schreiben des Herrn P. v. Wolanski, Bromberg, den 28. Juni, enthält die Erklärung einer im Königl. Museum hefind- lichen Gemme und ward an die philos. hist. Klasse verwiesen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissen- schaften in Wien, gesammelt und herausgg. von Wilh. Hai- dinger. Bd. 1. No. 4-6. Mai- Oct. 1846. Bd. 2. No. 7.8. Nov. Dec. 1846. Wien 1847. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Herrn Wilh. Haidinger in Wien vom 19. Febr. d. J. K. Fr. Hermann, über die Studien der griechischen Künstler. Abgedruckt aus den Göttinger Studien. Göttingen 1847. 8. The Journal of the royal geographical Society of London. Vol. 17. Part 1. London 1847. 8. de Caumont, Bulletin monumental ou collection de memoires sur les monuments historiques de France. Vol. 13. No. 5. Paris 1847. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. Titel und Register zum 25. Bande. Altona 1847. 4. C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 19.Jahrg. 1847. No. 20. 21. Wien. 4. Kunstblatt 1847. No. 28. Stuttg. u. Tüb. 4. Leibnizens gesammelte Werke, aus den Handschriften der Königl. Bibliothek zu Hannover herausgg. von G. H. Pertz. Erste Folge. Geschichte Bd. 4. Hannover 1847. 8. Isidore Löwenstern, Expose des elements constitutifs du sy- steme de la troisieme Ecriture cuneiforme de Persepolis. Paris ei Leipzig 1847. 8. 8. Juli. Öffentliche Sitzung zur Feier des Leibnitzischen Jahrestages. Hr. Böckh eröffnete als vorsitzender Sekretar die Sitzung mit einem einleitenden Vortrage; hierauf hielt Hr. Dieterici als neu erwähltes Mitglied seine Antrittsrede, welche den Statuten gemäls von Hrn. Böckh beantwortet wurde. Diese drei Vor- kl 211 träge sind am Schlusse dieses Berichtes unter 4, B und € als Beilagen gegeben. Hierauf berichtete der Sekretar der phys.-math. Klasse, Hr. Encke, über die Preisfragen, welche an diesem Tage zur Ent- scheidung kamen. Im Jahre 1844 hatte die Klasse eine sorgfältige Discussion der sämmtlichen Beobachtungen des am 22. Novbr. 1843 von Hrn. Faye in Paris entdeckten Cometen verlangt, um daraus die wahren Elemente der Bahn mit Berücksichtigung der Stö- rungen herzuleiten. Hierauf ist keine Beantwortung eingegangen, und da die Untersuchungen über diesen merkwürdigen Himmels- körper inzwischen von mehreren Seiten aufgenommen, zum Theil auch schon bekannt gemacht worden sind, so hatte die physik.- math. Klasse keine Veranlassung, die Aufgabe zu wiederholen, welche folglich zurückgenommen wird. Im Jahre 1845 hatte die Klasse für das Jahr 1847 aus dem Cotheniusschen Legate einen Preis von 300 Thlrn. auf die Lösung folgender Aufgabe ausgesetzt: »Anatomische Untersuchung »des Flachses, besonders der Bastfaser desselben zu verschiedenen »Zeiten seiner Entwickelung in Bezug auf seine Güte, verbunden »mit einer Untersuchung der chemischen und mechanischen Ver- »änderungen, welche er während des Röstens und welche die »Bastfaser desselben bei der Verarbeitung zu Leinwand und der »Leinwand zu Papier erleidet. « Es sind zur Beantwortung dieser Preisaufgabe zwei Schrif- ten eingegangen. Die erste mit dem Motto: »adspectione propria« enthält in Bezug auf die anatomische Untersuchung des Flachses nur eine kurze Aufzählung der Theile desselben ohne gehörige Rücksicht auf ihre Entwickelungsgeschichte, und was die chemi- sche Untersuchung betrifft, weder hinreichende einzelne Beob- achtungen noch eine klare Darstellung der Untersuchungsmetho- den. Es konnte dieser Schrift der Preis daher nicht zuerkannt werden. Die zweite Abhandlung mit dem Motto: »Wohin der Blick des Naturforschers dringt, ist Leben oder Keim zum Leben ver- breitet« ist eine gründliche Untersuchung der Struktur und eine umfassende Entwickelungsgeschichte des Flachses. Der Verf. hat hierbei die besten Instrumente benutzt, und, mit den Untersu- 212 chungen der neueren Zeit bekannt, diese Arbeit mit eben so viel Geschicklichkeit, als Ausdauer und Fleifs durchgeführt. Die Beob- achtungen sind genau und ausführlich beschrieben und durch eine sehr grolse Anzahl von Zeichnungen erläutert. Diese Zeichnun- gen erfüllen zwar den von dem Verf. beabsichtigten Zweck, sind aber nicht mit der Genauigkeit ausgeführt, die man jetzt bei bo- tanischen Abhandlungen verlangen kann und an welche man ge- wöhnt ist. Es ist zu bedauern, dals nach seiner eigenen Äufse- rung besondere Umstände den Verf. gehindert haben, über die botanische Untersuchung hinauszugehen, und selbst in dieser hat er Einiges unausgeführt lassen müssen, z. B. was die Krankheiten des Flachses betrifft. Da er indessen die Entwickelungsverhält- nisse der Bastfasern des Flachses für technische Zwecke, den An- forderungen gemäls, gründlich nachgewiesen und mühsam darge- stellt, er also durch diese Arbeit in ökonomischer Beziehung etwas Förderndes geleistet hat, so beschlols die Akademie, ihm den Preis aus dem Legate, welches für wissenschaftliche Unter- suchungen über ökonomische Gegenstände im Allgemeinen ge- stiftet worden ist, zu ertheilen, und hofft, dals der Verf. durch ‘diese öffentliche Anerkennung veranlalst werde, seine Untersu- chungen fortzusetzen und sie besonders auf die speciellen For- derungen der Preisfrage, nämlich auf die chemischen und me- chanischen Veränderungen des Flachses und der Leinewand aus- zudehnen; aufserdem hält sie es für nothwendig, dafs er für den Druck aus der grolsen Anzahl von Zeichnungen die wichtigsten _ wähle, sie noch einmal mit dem Gegenstande selbst vergleiche, und ihnen eine gröfsere Vollendung gebe. Als Verfasser der gekrönten Preisschrift fand sich bei Er- öffnung des versiegelten Zettels Hr. Aloys Pollender, Doc- tor der Medicin und Chirurgie, pract. Arzt, Operateur und Ge- burtshelfer in Wipperfürth. Hierauf verkündete Hr. Böckh eine neue Preisfrage der philos.-hist. Klasse, aus dem von Hrn. v. Miloszewski gestifteten Legat. Diese lautet wie folgt: Die letzte Schule der griechischen Philosophie, die neuplato- nische, verschmelzt mit ihrer platonischen Richtung und ihrer orientalischen Anschauung Elemente von Systemen, welche sonst in ihrem Ursprunge gegen dieselben einen Gegensatz bilden, 213 namentlich peripatetische und stoische Elemente. Schon der erste Neuplatoniker, Ammonius Sakkas, suchte recht eigentlich den Plato und Aristoteles in Übereinstimmung zu setzen, und einer der letzten, Simplicius, schrieb gelehrte Commentare zum Aristoteles. Das Verhältnils des Neuplatonismus zum Aristote- les ist einer genauern Untersuchung werth, da eine solche die Mischung der Elemente in dieser Lehre aufklären, das Verständ- nils derselben fördern und zugleich einen wichtigen Beitrag zur Geschichte des Aristotelismus geben wird. Indessen beschränkt die Akademie diese Aufgabe zunächst auf den Plotin, und wünscht dadurch zu veranlassen, dals jene allgemeine Untersu- chung eine specielle Grundlage empfange. Plotin hat den Ari- stoteles studirt. Bald nimmt er stillschweigend Elemente von ihm auf, bald führt er seine Lehren prüfend an. Bis in seine Terminologie und seine Sprache hinein erkennt man diese ari- stotelischen Spuren. Daher wird zur schärferen Auffassung des Plotin und selbst zur Kritik seiner Schriften eine Untersuchung wichtig sein, welche darauf ausgeht, das Verhältnils des Plotin zum Aristoteles nach allen Seiten hin aufzufinden und möglichst zu erschöpfen. Anfänge dieser Untersuchung finden sich in den letzten Arbeiten auf diesem Gebiete. Die Akademie stellt hier- nach folgende Preisfrage: „Wie falst und beurtheilt Plotin den Aristoteles? und welche „aristotelische oder peripatetische Elemente lassen sich in „seiner Lehre und seiner Darstellung erkennen? Diese Fra- „gen sind so zu beantworten, dafs Plotin in diesen Bezie- „hungen zugleich einer Kritik unterworfen wird.” Die ausschliefsende Frist für die Einsendung der Beant- wortungen dieser Aufgabe, welche nach der Wahl der Bewerber in deutscher, lateinischer oder französischer Sprache geschrie- ben sein können, ist der 1. März 1850. Jede Bewerbungs- schrift ist mit einem Motto zu versehen und dieses auf dem Äufsern des versiegelten Zettels, welcher den Namen des Ver-. fassers enthält, zu wiederholen. Die Ertheilung des Preises von 100 Ducaten geschieht in der öffentlichen Sitzung am Leibnizischen Jahrestage im Monat Juli des gedachten Jahres. Endlich hielt Hr. Müller einen ausführlichen wissenschaft- lichen Vortrag über den fossilen Hydrarchos des Hrn. Koch, 214 mit Vorzeigung mehrerer Stücke des versteinerten Skeletts; wo- rüber das Genauere theils in dem Monatsbericht der Akademie, theils in den später erscheinenden Abhandlungen derselben ent- halten ist. Juli 12. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. v. Buch las über Ceratiten, besonders von denen, die in Kreidebildungen sich finden. Nicht selten ist es geschehen, dafs Ergebnisse zur Bestim- mung der Gebirgsbildungen, die man aus der Betrachtung der eingeschlossenen organischen Formen gezogen hatte, und die fest begründet zu sein schienen, durch spätere Beobachtungen, wenn auch nicht gänzlich erschüttert, doch sehr eingeschränkt worden sind. Diese Erscheinung ist mehr erfreulich, als betrübend; denn sie belehrt uns, dafs die organischen Formen, welche jetzt auf der Erdfläche nicht mehr gefunden werden, nicht plötzlich und auf einmal verschwinden, sondern nach und nach in andere Bil- dungen übertreten, wo sie zwar nicht als dieselben Arten er- kannt werden können, doch aber als solche, welche zu einer gleichen Abtheilung von Thierformen gehören. Wir lernen hieraus, dafs dies Verschwinden, das Erscheinen neuer Formen, keine Folge einer gänzlichen Zerstörung der verschwundenen, einer neuen Schöpfung der neu hervortretenden ist, sondern dals die Arten wahrscheinlich aus sehr veränderten Lebensbedingun- gen hervorgehen. Wenn ganze Gebirgsketten über die Erdfläche neu aufsteigen, Continente sich erheben, andere sich versenken, wie läfst es sich denken, dafs dann Temperatur der Oberfläche oder Zusammensetzung der Atmosphäre, oder andere der so man- nigfaltigen Lebensbedingungen, sich gleich erhalten habe! Allein wenn die Atmosphäre statt 21 p. C. Sauerstoff nur 8 oder 10 p- €. Sauerstoff enthalten hätte, so würde schon dadurch allein das Leben des Menschen auf der Erde unmöglich geworden sein. Doch Wasserthiere, Reptilien, Insecten würden in solcher Zu- sammensetzung sich noch ganz wohl und zufrieden befinden, je- doch wahrscheinlich sogleich neue, wenn auch den vorigen ähn- liche Formen annehmen, sobald der Sauerstoff der Atmosphäre 215 von {0 p. €. zu 21 p. €. sich steigert. Die Naturforscher, wel- che behaupten, dafs niemals in verschiedenen Gebirgsschichten gleiche Formen vorkommen (Agassiz, d’Orbigny), glauben dage- gen an eine stets wieder erneuerte Schöpfung bei jeder Gebirgs- veränderung: das ist jedoch eine sehr widerstrebende Ansicht, die nach dem erfahrnen Bronn und den unterrichteten Englän- dern, Edward Forbes, Owen, Morris sich durchaus nicht bestä- tigt. Auch die Ceratiten geben ein neues, noch wenig beachte- tes Beispiel einer, bisher ganz ausschliefslich der Muschelkalk- formation zugerechneten Form, welche in der That auch in spä- tere Gebirgsbildungen, wenn auch nur in schwachen Resten, übergreift. Ich werde einige dieser Formen zusammenstellen und ihnen eine kurze Beschreibung zufügen: 1) AMMONITES SYRIACUS. Der amerikanische Naturforscher Shepard in New - York sandte vor zwei Jahren (1845) zwei Ammoniten vom Libanon an den Mineralienhändler Cranz, um zu erfahren, ob sie in Europa schon bekannt wären. Sie wurden mir überliefert, und ich er- staunte, vom Libanon Ceratiten zu sehen, von einem Berge, an welchem man so alte Formationen, als der Muschelkalk ist, gar nicht erwarten konnte, Auf, Befragen, ob denn dies auch wirk- lich der Syrische Libanon sei, antwortete Hr. Shepard, dafs der amerikanische Missionair Smith, der Begleiter von Robinson, der noch gegenwärtig in Beyrut lebt, sie zu Bhamdun in Menge ge- sammelt habe, und zugleich sandte Hr. Shepard so viele Ammo- niten dieser Art, dals sie in viele Sammlungen vertheilt werden konnten. Es ward nun nach dieser neuen Sendung sehr wahr- scheinlich, dals sie der unteren Kreideformation angehören müs- sen. Denn sehr viele Stücke waren in Exogyra eingehüllt, wel- che sich von der Exogyra flabellata Glfs. t. 87. f. 6, die der Kreide ganz eigenthümlich ist, gar nicht unterscheidet. Als ich mich am 14. October 1845 zu Turin befand, zeigte mir Hr. An- gelo Sismonda eine Sammlung eben auch von Bhamdun am Li- banon, die der noch in Beyrut wohnende Dr. Crotta nach Turin gesandt hatte. Aulser der Exogyra sah ich hier noch die kleine Abänderung der Teredratula biplicata var. angusta, die bei Neu- chatel so häufig ist; aulserdem eine Pleurotomaria, eine Natica, 216 eine Nerinea, die die Kreidenatur verriethen; auch Exogyra se- cunda. So liefs sich denn nicht mehr bezweifeln, dafs der Am- monites Syriacus der untern Kreideschichten den sogenannten Neocomien zugezählt werden müsse. Die Ähnlichkeit dieses Ammoniten mit dem gewöhnlichen Ammonites nodosus des Muschelkalks ist aber so auffallend, dafs erst eine genaue Untersuchung belehrt, wie man beide nicht als blofse Abänderung derselben Gestalt ansehen dürfe. Denn beide gehören zur Abtheilung der gezähnten Ammoniten (Dentati); solche, die am Rücken mit einer doppelten Reihe von Zähnen besetzt sind, wie ohngefähr an der lebenden Argonauta Argo. Dafs dies Zähne sind, nicht Anschwellungen von Rippen in der Nähe des Sipho, wie an so vielen anderen Ammoniten, (Amm. Bucklandi, Parkinsoni), erweist ihre Lage. Anschwellungen ge- schehen stets in der Richtung der angeschwollenen Rippe; Zähne jedoch stehen schief im Winkel auf der Rippe selbst. Beide Ammoniten sind dann noch weiter gegen die Sutur mit einer Knotenreihe verziert, und mit dicken, kaum gegabelten Rippen versehen. Und auf beiden treten sogleich, an den eng zusam- menstehenden Kammerrändern, die zahnlosen, abgerundeten Loben hervor, welche die Ceratiten vor anderen Ammoniten auszeichnen. Die Einzelheiten dieser Loben sind es jedoch, welche beide Arten von einander entfernen und sie als selbstständig erkennen lassen. Acht bis zehn, ziemlich hochstehende Knoten erheben sich auf dem Syrischen Ammoniten, auf der Suturkante selbst. Sie setzen fort auf der wenig gewölbten, fast ebenen Seite, als dicke Rippe, die aber stets an Höhe abnimmt, je mehr sie dem Rücken sich nähert, bis der schief darauf stehende Zahn sie beendet. Zwischen ihnen gehen vom Rücken noch andere Rippen herab, welche jedoch die Suturkante nicht erreichen, jede ebenfalls am Rücken von einem daraufstehenden Zahn beendet. Es sind daher am Rücken doppelt so viel Zähne, zwanzig im Durchschnitt, als Rippen an der Sutur, bei Stücken von 1 bis 15 Zoll Durch- messer, wie sie gewöhnlich sind. Der Rücken zwischen den bei- den Zahnreihen ist ganz flach und steht senkrecht auf den Seiten. Auch die Suturfläche senkt sich senkrecht herab auf vorige Win- dungen, wodurch ein tiefer Nabel gebildet wird. 217 Drei Viertel der Windungen werden von späteren Windun- gen eingehüllt (involut) und nur ein Viertel, die untere Knoten- reihe, bleibt unbedeckt. Die letzte Windung bildet die Hälfte der Höhe des ganzen Durchmessers. Das Verhältnils ist wie 100 :55. Auch die vorletzte Windung würde von der letzten nur die Hälfte abschneiden (57 : 100), welches ein schnelles An- wachsen ist. Die Breite ist an der unteren Knotenreihe der Höhe der Seite fast gleich, am Rücken jedoch erreicht sie nicht die Hälfte der Seite. Die Form der Loben und ihrer Sättel ist jedoch das vor- züglich auszeichnende dieser Gestalt. Da der Ammonit bis über drei Viertbeile involut ist, so treten zu den sechs Hauptloben noch drei kleinere Hülfsloben und sogar der Anfang eines vier- ten. Jeder dieser Loben ist eng, mehr als doppelt so lang als breit, ganz zahnlos an den Seiten, allein am Boden mit einem Hauptzahn, und zwei Seitenzähnen versehen. Die Sättel werden ebenfalls von Secundärloben zertheilt, wenn auch nur von sehr wenig tief herabgehenden von geringer Breite, wodurch die Einschneidung dieses Sattels wenig auffällt. Indessen ist es doch eine wesentliche Unterscheidung vom gewöhnlichen Character der Ceratiten, vorzüglich vom AJmm. nodosus des Muschelkalks, an welchem die Sättel durchaus ohne alle Einschneidung erschei- nen. Diese Sättel sind sehr breit, der Dorsalsattel übertrifft an Breite mehr als viermal die Breite des oberen Laterals. Der Dorsallobus in zwei Arme durch den Sipho zertheilt, bleibt un- ter der Tiefe des oberen Laterals zurück, wenn auch nur wenig. Die zahnlosen Seiten dieser Loben sind alle, fast im Halb- kreis gebogen, mit der Convexität nach innen, und dieses ist ein Character, der sich durchaus in allen Ceratiten und Goniatiten der Kreide wieder auffindet und der für sie ein ge- meinschaftliches Band wird. Die Grenzen dieser beiden Abthei- lungen von Ammoniten gehen dadurch so unmerklich in einander über, dafs man sie mit Bestimmtheit nicht mehr zu ziehen ver- mag. Bei dem Amm. nodosus des Muschelkalks ist diese aus- zeichnende Bildung der Seitenwände der Loben nicht hervor- tretend. Bhamdoun, der Geburtsort dieser Ammoniten, ist ein auf dem Gebirge, unweit der Strafse. von Beyrut nach Damascus lie- 218 gendes Dorf, welches durch die Menge und Trefflichkeit der dort wachsenden und gepflegten Weinreben berühmt ist. Es liegt, nach dem schönen Profil, welches wir den Arbeiten des Hrn. von Wildenbruch verdanken, 3200 Fufs über dem Meere. Die wohlhabenden Einwohner von Beyrut besuchen im Sommer die- ses Dorf auf mehrere Wochen, um dort die Trauben zu essen. Dies mag der Grund sein, warum gerade diese Ammoniten in solcher Menge aufgefunden und gesammelt worden sind. 2) AMMONITES SENEQUIERI. (D’Orbigny Terrain cretace. T. 86. p. 292.) In unteren Schichten der Kreidebildungen (gres vert, von Escargnolles im Dep. du Var). Ohnerachtet d’Orbigny’s Be- schreibung, weitläuftig genug ist, so hat er doch die merkwür- digen Loben dieses Ammoniten nur von einem unvollkommenen Stücke und daher nicht richtig gezeichnet, was er selbst zugiebt. Nach besseren Stücken in der schönen Sammlung des Dr. Ewald habe ich die Zeichnung der Loben entworfen. Dieser Ammonit ist nur wenig involut. Mehr als Dreivier- theile der vorigen Windungen bleiben unbedeckt, daher bemerkt man auch nur einen einzigen Hülfslobus nahe der Sutur. Starke Rippen erheben sich von der Suturkante, schwellen stark auf nahe dem Rücken und biegen sich auf dem Rücken selbst stark nach vorn. Andere Rippen setzen sich zwischen die grölseren, er- reichen jedoch die Suturkante nicht, welches eine auszeichnende Erscheinung für die meisten Ammoniten der Kreide ist, und sie sehr von Jura Ammoniten unterscheidet. 26 Rippen stehen am Rande auf einer Windung in Stücken von 2 Zoll Durchmesser, 18 Rippen bei 5 Zoll. Die Suturfläche ist abgerundet; die Sei- tenfläche wenig gewölbt. Die letzte Windung ist ein Drittheil des ganzen Durchmessers, 35: 100. Die vorletzte Windung ver- hält sich zur letzten wie 60 : 100. Auch hier sind die Sättel viel breiter, als die Loben; und diese letztern haben eben so zahnlose, ausgeschweifte Seitenwände, als der Amm. Syriacus. Unten am Boden des Lobus senkt sich eine Spitze herab, mit symmetrischen Zähnen zur Seite. Ein tiefer und ganz zahnloser Secundärlobus setzt sich im Dorsalsat- tel ein. Der Lateral- und der Ventralsattel dagegen bleiben ohne 219 alle Einschneidung, steigen aber schief in die Höhe, so dafs sie ihre gröfste Höhe unmittelbar über der Einsenkung des folgen- den Lobus erreichen. D’Orbigay hat auch in den inneren Sät- telo, dem Lateral- und Ventralsattel, Einsenkungen benıerkt, die aber auf Hrn. Ewald’s Stücken nicht erscheinen, auch durch das Aufsteigen des Sattels gegen das Innere einen Irrthum vermuthen lassen. Das bogenförmige Entgegenstehen der zahnlosen Wände der Loben bleibt auch auf den Ewald’schen Stücken höchst auf- fallend. 3) AMMONITES JACQUEMONTI. Der geistreiche, lebendige, aufmerksame und kenntnifsreiche Pariser Naturforscher Jacquemont, der in Bombay verstorben ist, ehe er Europa wieder erreichen konnte, hat diesen Ammo- niten von der Höhe des Himalayagebirges der Sammlung des Jardin des plantes in Paris geschickt, und dort hat man ihm mit Recht den Namen des Entdeckers gegeben. Jacquemont fand ihn auf dem Houkio Pafs, schon völlig im Gebiet von Thibet und in 17000 Fufs Höhe, also fast 3000 Fufs höher, als der Gipfel des Montblanc. Er war zu diesem Pals von Bekhud gekommen, einem Ort am obern Setledge und schon selbst fast in der Höhe des Montblanc. Im ganzen Zwischenraume lag die Oberfläche ganz mit Ammoniten bedeckt, ein Versteinerungsfeld, sagt Jacquemont, welches sich völlig über eine Quadratmeile Raum ausdehnt. Mit ihnen finden sich Belemnites semisulcatus, eine der oberen Juraschichte so eigenthümliche Gestalt, Belem- nites aalensis, Ammonites Davoisü, Amm. fimbriatus und gar viele Ammoniten aus der Planulatenfamilie, Amm. biplex, triplicatus, polygyratus, auch Amm. tumidus der Macrocephalen. Das Alles läfst die Juraformation gar nicht bezweifeln (Jacquemont Voy. IL. 314) und ist sehr auffallend und höchst bemerkenswerth, denn, wie ich schon häufig erwähnt habe, bis zu diesem hohen Tafel- lande hinauf findet sich auf der ganzen ungeheuren Indischen Halbinsel auch nicht eine Spur von den neueren Gebirgsbildun- gen, ‚die einen so grolsen Theil von Europa und vom nördlichen Asien bedecken. Nur erst seit wenigen Jahren hat man in den Umgebungen von Tinewelly und von Pondichery einige Hügel- reihen von Kreidebildungen entdeckt; allein nur in dieser Süd- spitze, und weder diese noch Juraschichten in irgend einem Theile 220 von Deckan, von Bengalen, noch im basaltischen Tafellande zwi- schen Bejapoor und Bombay, und eben so wenig auf dem aus- gedehnten südwestlichen Abhange des Himalayagebirges in Ne- paul oder Kumaon. Allein sobald die höchste Kette dieses Ge- birges überstiegen ist, so betritt man überall die, wie es scheint, sich über die ganze Hochfläche von Thibet bis in grofser Ferne sich verbreitenden Kalkstein- und Mergelschichten, deren unend- liche Menge von Versteinerungen sogleich an die Jurafauna von Europa erinnern. Die an Juraschichten so reiche Halbinsel “von Cutch scheint hierin eine Ausnahme zu bilden; indessen kann sie kaum mehr, physikalisch betrachtet, zur grolsen indischen Halbinsel gezogen werden; sie ist eine Fortsetzung der Gebirgs- schichten im südlichen Persien und in Mecran. Da wirklich einige Zuflüsse des Ganges, der Dauli, der Jahni Gangra auf der hin- teren, nordöstlichen Seite des Gebirges in Ammonitenfeldern entspringen und mit dem Ganges die hohe Centralkette durch- brechen, so geschieht es hierdurch, dafs Ammoniten durch den mächtigen Flufs bis zu seinem Austritt in die Ebene bei Hurdwar fortgeführt werden. Dort sammelt man sie und verbreitet sie als Salagram’s über ganz Indien. Es ist vorzüglich Ammonites coronatus, welcher zu diesem Zwecke vor anderen gesucht und geschätzt wird. Es ist aber nicht richtig, wenn man diese Am- moniten dem südwestlichen Abhange des Himalaya zuschreibt. Sie kommen alle durch die Flüsse, von der hintern Seite hervor. Die unterscheidenden Merkmale des Ammonites Jacquemontii liegen in Form und in Menge der Loben, und dann in sei- nem sehr geringen Anwachsen. Ob Knoten oder Rippen auf der Seitenfläche sich erhoben haben, bleibt unbestimmt; denn das von Jacquemont gesammelte Stück ist ein Steinkern. Da der Ammo- nit nur ganz wenig involut ist, so bedarf er der Hülfsloben nicht; und in der That erscheinen auch keine andern als die gesetz- mäfsigen, nämlich der Dorsal, der obere und der untere Lateral. Diese Loben aber haben ganz wieder den Character der vorher beschriebenen. Ihre Seiten sind zahnlos und im Bogen ausge- schweift; ihr Boden hingegen senkt sich mit einem Mittelzahn ab, den zwei Zähne zur Seite begleiten. Die Sättel sind ganz zahnlos, dem Character der Ceratiten gemäls, abgerundet, aber so, dals ihr oberer Rand schief aufsteigt und seine gröfste Höhe 221 unmittelbar über dem folgenden Lobus erreicht, gerade wie bei Amm. Senequieri. Die Sättel haben ohngefähr die doppelte Breite der Loben. Die letzte Windung verhält sich zum ganzen Durch- messer, wie 38:100, welches nur ein geringes Anwachsen ist. Man würde daher auch, wäre das Stück vollständig, viele Win- dungen unbedeckt sehen. 4) AMMONITES EWALDL Wieder ein Ammonit mit zahnlosen Sätteln, und fast ohne Secundärloben; allein auch die Hauptloben sind selbst am Boden zahnlos, und hierdurch erhalten sie ganz den Character der Go- niatiten. Dennoch sind auch hier die Seiten der Loben ausge- schweift, mit der Convexität der Bogen nach innen, gegeneinan- der; wodurch die nahe Verwandtschaft dieser Ammoniten sich hinreichend erweist. Es geht aber auch hieraus hervor, auf wel- chen schwachen Gründen die Trennung von Goniatiten und Ce- ratiten von den übrigen Ammoniten, als eigene Geschlechter, be- ruhen, und wie man sie in der That nur als Abtheilungen der Ammoniten ansehen dürfe. Die Loben dieses Ammoniten haben nur wenig Tiefe; sie sind eben so breit als tief und endigen sich mit einem stumpfen Winkel. Ein ziemlich bedeutender Hülfslobus tritt zu den Nor- malen und läfst bis zur Sutur noch einen breiten Ventralsattel bemerken; es ist die natürliche Folge des Eingewickelten der Windungen, denn dieser Ammonit ist fast ganz involut. Im breiten, schief aufsteigenden Dorsalsattel senkt sich in der Mitte noch ein kleiner Secundärlobus, wie am Amm. Senequieri. Auf der Seitenfläche, die nur wenig gewölbt ist, erscheinen nahe dem Rande Zähne, wie am 4. Syriacus, sie sind jedoch wenig deutlich. Zwischen den Zähnen erhebt sich der Rücken zur scharfen Kante, er ist daher ausgezeichnet gekielt. Die Win- dungen wachsen schnell, die letzte Windung ist höher, als der ganze Durchmesser, im Verhältnis von 60: 100. Diese letzte Windung ist daher auch mehr als doppelt so hoch, als die vo- rige, die unmittelbar von ihr bedeckt wird, im Verhältnifs von 43: 100. Dieser Ammonit ist von Dr. Ewald in dem oberen Grünsand der Kreideformation bei Dieu le Fit, Dept. de la Dröme,. ent- deckt worden. D’Orbigny hat ihn nicht gekannt. 222 5) AMMONITES VIBRAYEANUS. (D’Orbigny Terrain cretace, I. 322. pl. 96.) Wenn A. Ewaldi an Goniatiten erinnert, so ist noch weit mehr in diesem, freilich bisher nur von d’Orbigny gekannten und beschriebenen Ammoniten, die Natur der Goniatiten gar nicht zu verkennen. Die Loben sind auch in ihren unteren Enden völlig zahnlos, dabei aber, wie bei Goniatiten gewöhnlich, breiter in ihren unteren, sehen aber in ihrem oberen Theile einer Sohle ähnlich; es ist aber auch wieder das Ausgeschweifte der Loben- wände nach aufsen hin, wie bei allen vorigen Gestalten. Da der Ammonit sehr schnell wächst und fast völlig involut ist, so er- scheinen im umwickelnden Theile noch drei kleinere, allein ganz gleich gestaltete Hülfsloben. Die Sättel sind abgerundet und nur wenig breiter, als die Loben, aufser dem Dorsalsattel, in dessen Rand sich noch ein bedeutender Secundärlobus einsetzt. Eine grolse Menge von Zähnen umgeben den Rand, der flach ist, wenn auch nur sehr schmal. Gegen zwanzig $förmig gekrümmte flache Falten bedecken die Seiten und verlieren sich gegen den Rand, der gewöhnlichen Eigenthümlichkeit der Kreideammoniten entgegen. Auch die Suturfläche ist nicht abgerundet, sondern flach. Auch dieser Ammonit wächst sehr schnell. Die letzte Win- dung ist höher, als die Hälfte des ganzen Durchmessers, im Ver- hältnifs von 53 : 100. Er ist im oberen Grünsand der Kreide- formation gefunden worden, bei dem Dorfe Lamennais, im Can- ton von Vibraye im Sarthe Departement. D’Orbigny versichert, dals die Loben sehr genau gezeichnet sind und von den Loben anderer Kreideammoniten gänzlich ab- weichen. Dafs es die Loben der Goniatiten wären, war ihm nicht aufgefallen, ohnerachtet er sie selbst und sehr richtig mit den Loben des Ammonites Henslowü vergleicht, ein Goniatit aus dem Kohlenkalk, den er aber fälschlich den Juraschichten zurechnet. Wenn man diese Kreide- Ammoniten unter sich vergleicht, wenn man das allmählige Verschwinden der Zähne im Grunde der Loben betrachtet, und wie auf solche Weise Ceratiten und Goniatiten allmählig in einander übergehen, so wird man sich leicht überzeugen, dafs diese Unterschiede nicht bedeutend genug sind, eigene Geschlechter zu bilden, und dafs sie nur als Unter- 223 abtheilungen der Ammoniten angesehen werden können. Wenn man ferner bemerkt, wie der Secundärlobus im Amm. Syriacus (fig. I.) sich im Amm. Senequieri (fig. II.) so bedeutend vergrö- fsert, wie er noch deutlich im Amm. Ewaldi (fig. IV.) seine wahre Natur verräth, so wird man nicht bezweifeln, dafs er im Amm. Pibrayeanus (fig. V.) keinesweges der obere Lateral sein könne; man wird sich überzeugen, dafs dieser obere Lateral stets der gröfsere und tiefere der Seitenloben sein müsse, und falst man diesen Gesichtspunkt ins Auge, so werden auch so wunder- bar erscheinende Ammoniten, wie unter andern der so höchst ausgezeichnete Amm. Metternichi ist, sich obne Schwierigkeit den gewöhnlichen Gesetzen der Ammonitenbildung einfügen lassen. Hr. Magnus theilte die Resultate der Untersuchung eines neuen Zersetzungsproductes des Harnstoffs mit, welches in sei- nem Laboratorium durch Hrn. Wiedemann erhalten worden ist. In einer kurzen Notiz (Annales de Chimie, Ser. III.T. FI.) be- merkt Pelouze, dafs salpetersaurer Harnstoff bei etwa 140° unter Entweichen von Kohlensäure und Stickoxydul in salpetersaures Ammoniak und Harnstoff zerfalle; dafs ferner bei höherer Tem- peratur das aus dem salpetersauren Ammoniak entwickelte Stick- oxydul die aus dem Harnstoff entstehende Cyanürsäure zersetze, und dafs an ihrer Stelle eine geringe Menge einer neuen in Wasser schwer löslichen, durch Bleiessig fällbaren Säure auf- trete. Dem Verf. gelang die Darstellung einer solchen Säure nicht; vielmehr fand er unter den Zersetzungsproducten des sal- petersauren Harnstoffs stets grüfsere oder geriugere Mengen von Gyanursäure. Dagegen erhielt derselbe beim Erhitzen sowohl des salpetersauren Harnstoffs, als auch des Harnstoffs allein, einen neuen eigenthümlichen Körper, für den er mit Rücksicht auf seine Zusammensetzung den Namen Biuret vorschlägt. Derselbe ist leicht in Wasser und Alkohol löslich; aus ersterem erystalli- sirt er mit 2 Ag. Wasser, welche er bei 100° verliert, aus Al- kohol wasserfrei. Seine Zusammensetzung entspricht der Formel C,H,N,O,. Das Biuret löst sich in kalter Schwefelsäure un- verändert auf, und nur anhaltendes Kochen mit derselben zerstört es. Es wird weder von Basen, noch Säuren, noch Metallsalzen aus seinen Lösungen gefällt, und ist, so viel der Verf. aus sei- 224 nen Versuchen schlielsen kann, ein indifferenter Körper. Be- sonders zeichnet sich dasselbe dadurch aus, dafs seine Lösung, mit Kalilauge und Kupfervitriollösung versetzt, sich intensiv roth färbt. Beim Erhitzen schmilzt es, und verwandelt sich unter Verlust von Ammoniak in Cynaursäure (3C,#H,N,0,—3H,N =2(0,H,N,0,). Da sich nun aus der Zusammensetzung und der Darstellung des Biurets leicht ersehen läfst, dafs zu seiner Bildung der Harnstoff nur Ammoniak zu verlieren braucht (2C, H#H,N,0, -— 4, 0N=(C,H,N,0,), so scheint der Harnstoff beim Erhitzen zuerst in Biuret, und dieses dann in Harnsäure überzugehen. Betrachtet man den Harnstoff als cyansaures Am- moniak (C;,HNO, + H;,N), so kann man das Biuret als zwei- fach cyansaures Ammoniak (2?C;,HNO, +H;,N) betrachten. Oder nimmt man mit Berzelius statt der Cyansäure in dem Harn- stoff Urenoxyd an und bezeichnet dies mit Ür= C,HNO,, so ist Harnstoff Ür Ar, und Biuret Ür, Ar. Hr. H. Rose sprach über die Zusammensetzung des Yitrotantals von Ytterby in Schweden, und über die Natur derin demselben enthaltenen metallischen Säure. Bei den früheren Untersuchungen über die Natur der metal- lischen Säuren, welche man früher für Tantalsäure hielt, hatte der Verf. dieselbe in keinem andern Minerale angetroffen, als in den Tantaliten von Finnland. Der Columbit von Bodenmais in Baiern, von Nordamerika und vom Ilmengebirge, so wie der Samarskit (Uranotantal) von demselben Fundorte, enthalten entweder Men- - gungen von Niob- und Pelopsäure, oder Niobsäure allein, immer mit mehr oder weniger Wolframsäure verunreinigt, aber keine Tantalsäure. Dieselbe Säure indessen, welche sich in den finnischen Tan- taliten findet, ist auch in dem Yitrotantal von Ytterby in Schwe- den enthalten. Hinsichtlich des Verhaltens gegen Reagentien, und vor dem Löthrohr, so wie auch hinsichtlich des specifischen Gewichts verhält sich die metallische Säure vollkommen so, wie die aus den Tantaliten von Finnland. Ebenso hat das aus der Säure dargestellte Chlorid ganz dieselben Eigenschaften wie das Tantalchlorid. Hr. Hauptmann von Peretz hat den Yttrotantal von Ytterby 225 analysirt, und bei der Analyse wesentlich dieselben Resultate er- halten, wie Berzelius vor länger als dreilsig Jahren. 15. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Jacobi las über die Geschichte des Princips der kleinsten Action. Hr. H. Rose berichtete über eine Arbeit des Hrn. Heintz, die quantitative Bestimmung der feuerbeständigen Bestandtheile in den organischen Körpern und na- mentlich die Bestimmung der Phosphorsäure in den- selben betreffend. Hr. Heintz ist bei seinen Versuchen in Betreff der Aschen- analysen zu derselben Methode der Verkohlung der organischen Substanzen geführt worden, welche Hr. H. Rose in einer der früheren Sitzungen der Akademie als eine rationellere bezeich- net hat. Schon seit längerer Zeit hat er dieselbe in seinem La- boratorium angewendet und anwenden lassen, und es haben sich bei diesen Versuchen alle die Vorzüge deutlich herausgestellt, welche in jenem Vortrage zur Sprache gekommen sind. - Nur hat sich gefunden, dafs in den Fällen, in welchen die Asche kohlensaures und phosphorsaures Alkali enthält, etwas Kohlen- säure selbst bei der zum Verkohlen angewendeten niedrigen Tem- peratur verloren geht, indem sich nämlich ein phosphorsaures Salz mit drei "Atomen alkalischer Basis bilde. Es mufs daher die aus der Menge Kohlensäure erschlossene Menge kohlensauren oder organisch sauren Alkalis nach dieser Methode zu gering ausfallen, wenn nicht Sorge getragen wird, dafs dieser Fehler eliminirt werde. Ihn dadurch auszuschlielsen, dafs man durch Kohlensäure jenes phosphorsaure Salz wieder in das gewöhnliche und in kohlensaures Natron zurückzuführen suchte, gelang nicht, da bei den Versuchen sich herausstellte, dafs das pyrophosphor- saure Natron, welches in verkohlten Substanzen vorkommen kann, _ durch Einwirkung von Kohlensäure in saures pyrophosphorsaures und in kohlensaures Natron zersetzt wird. Da nun anzunehmen ist, dafs die phosphorsauren Alkalisalze, ' welche in soleben organischen Körpern vorkommen, die organi- sche oder gar kohlensaure Salze enthalten, nicht von saurer Be- 7% 226 schaffenheit sind, da sie aber andererseits wegen der in organi- schen Körpern stets vorhandenen Kohlensäure darin nicht in Form derer mit drei Atomen fixer Basis bestehen können, so schlägt Hr. Heintz vor, die Menge der Kohlensäure auf die Weise zu bestimmen, dals man die verkohlte Masse der organischen Sub- stanz mit Salzsäure digerirt, die Flüssigkeit abfıltrirt und die rückständige Kohle mit Wasser auswäscht. Die Flüssigkeit wird dann zur Trockne abgedampft und der Rückstand schwach ge- glüht. Darauf bestimmt man die Menge Chlor, welche in der rückständigen Salzmasse enthalten ist. Die Differenz dieser Chlor- menge und der aus einer anderen Portion der organischen Sub- stanz erhaltenen ist die der ausgetriebenen Menge Kohlensäure äquivalente Menge Chlor. Hr. Heintz hat sich überzeugt, dafs durch Salzsäure das phosphorsaure Natron von der Form Bra’ auf die Weise ganz in das nach der Formel PNa? + H zusam- mengeseizte und in Chlornatrium zersetzt wird, und dafs beim Abdampfen der sauren Flüssigkeit und anhaltendem schwachen Glühen des Rückstandes fast alle überschüssige Salzsäure verjagt werden kann. Allein bei seinen Versuchen erhielt er dennoch stets einen kleinen Überschufs davon. Da indessen einerseits die Menge des phosphorsauren Alkalis, die in organischen Substanzen vorkommen kann, sehr gering ist, andererseits aber aus den Ver- suchen des Hrn. Heintz hervorgeht, dafs die nach seiner Me- thode erhaltenen Resultate der Wahrheit am nächsten kommen, so hielt er sich für berechtigt, dieselben allen bisher angegebe- nen vorzuziehen. Die beim Glühen gebildete Pyrophosphorsäure kann keinen Fehler veranlassen, da dieselbe beim Eindampfen der sauren Flüssigkeit in die gewöhnliche Phosphorsäure umgewan- delt wird. Um aber die ganze Menge der feuerbeständigen Bestand- theile einer organischen Substanz zu bestimmen, schlägt derselbe vor, den salzsauren Auszug der Kohle mit der beim Verbrennen derselben zurückbleibenden Asche vereinigt zur Trockne zu brin- gen, schwach zu glühen und zu wägen. Man erhält so viel an Gewicht zu viel, als die der gefundenen Menge Kohlensäure äquivalente Menge Chlor mehr wiegt, als die Summe jener Quan- tität Kohlensäure und einer ihr äquivalenten Menge Sauerstoff. 227 Es ist daher von der so gefundenen Menge feuerbeständiger Be- standtheile eine Grölse a. 0,216 (wenn a die gefundene Menge . Kohlensäure bezeichnet) abzuziehen, wenn man die wahre Menge der in der organischen Substanz enthaltenen feuerbeständigen Stoffe finden will. Die im Übrigen von Hrn. Heintz zur Trennung der ein- zelnen Bestandtheile der Asche vorgeschlagene Methode bietet nur in sofern Neues dar, als sie eine derartige Combination be- kannter Scheidungs- Methoden ist, dals dadurch möglichst Zeit und Arbeit gespart wird, ohne dafs doch die Genauigkeit der Analyse darunter leidet. Nur die Methode der Trennung der Phosphorsäure von den alkalischen Erden und Alkalien, welche er vorschlägt, verdient einer besonderen Erwähnung. Da nach ‚ Mitscherlichs Versuchen das phosphorsaure Bleioxyd in Essigsäure unlöslich ist, andererseits aber Hr, Heintz die Angabe von Brett, dals es in Salmiaklösungen auflöslich sei, nur in so weit bestätigt ‚fand, dafs eine kaum nachweisbare Spur sich darin löst, so schlägt derselbe vor, die Phosphorsäure aus der Lösung jener Salze in Essigsäure mittelst salpetersauren Bleioxyds zu fällen. Allein da der Niederschlag nicht reines phosphorsaures Bleioxyd ist, son- ‘dern stets Chlorblei enthält, wenn Chlor in der Lösung enthal- ten war, so kann die Menge jener Säure nicht unmittelbar durch Wägung dieses Niederschlages ermittelt werden. Man muls ihn mit Schwefelsäure und Alkohol zersetzen, und in der vom schwe- felsauren Bleioxyd abfiltrirten Flüssigkeit die Phosphorsäure mit- - telst Ammoniak und schwefelsaurer Magnesia niederschlagen. Bei den Versuchen, welche Hr. Heintz anzustellen veranlafst war, um die Güte dieser Methode zu prüfen, fand er, wie schon _ erwähnt, dafs das phosphorsaure Bleioxyd, wenn es aus einer Lösung niederfällt, die Chlor enthält, stets etwas Chlor an sich - reifst, welches durch das anhaltendste Waschen mit heilsem Was- _ ser nicht entfernt werden kann. Dies veranlafste ihn, namentlich da Berzelius angiebt, das reinste phosphorsaure Bleioxyd ‘würde _ durch Fällung des Chlorblei’s mittelst_ phosphorsauren Natrons _ erhalten, die Zusammensetzung der phosphorsauren Salze des _ Bleioxydes einer neuen Prüfung zu unterwerfen. Er stellte vier _ verschiedene Verbindungen desselben mit der gewöhnlichen drei- basischen Phosphorsäure dar. g ’ 228 4) 3PPb’ + EIPb + H entsteht, wenn eine kochende Lö- sung von Chlorblei durch einen Überschufs von gewöhnlichem phosphorsauren Natron gefällt und der entstandene weilse amor- phe Niederschlag mit kochendem Wasser ausgewaschen wird. Diese Verbindung löst sich in verdünnter Salpetersäure leicht auf, verändert, wenn sie geglüht wird, vor dem Schmelzen nicht ihre Farbe, giebt aber dabei Wasser und zuweilen auch Spuren von Chlorblei aus. Vor dem Löthrohr schmilzt sie zu einer Perle, welche beim Erkalten die bekannten Erscheinungen des Krystallisirens und Erglühens zeigt. Diese Verbindung ist im geglühten Zustande ebenso zusammengesetzt, wie das in der Na- tur vorkommende Bunibleierz. 2) 2PPb* + ElPb entsteht, wenn eine kochende Lösung von Chlorblei unvollständig durch phosphorsaures Natron nieder- geschlagen wird. Diese Verbindung gleicht vollkommen der vo- rigen. Nur dadurch unterscheidet sie sich von derselben, dafs sie beim Erhitzen wenig oder gar kein Wasser abgiebt und da- bei gelb wird, welche Farbe jedoch beim Erkalten wieder ver- schwindet. Durch starkes und anhaltendes Glühen kann diese Ver- bindung unter Verflüchtigung von Chlorblei ganz in diejenige ver- „wandelt werden, welche in der Natur als Buntbleierz sich vorfindet. 3) PPb? + H erhält man, wenn eine kochende Lösung von salpetersaurem Bleioxyd durch reine Phosphorsäure niedergeschla- gen wird. Es entsteht ein schöner, krystallinischer, glänzend wei- fser Niederschlag, welcher sehr leicht mit Wasser ausgewaschen werden kann. Diese Verbindung färbt sich nicht gelb, wenn sie erhitzt wird, verliert aber dabei ihr Wasser und wird in pyro- phosphorsaures Bleioxyd verwandelt. Vor dem Löthrohr schmilzt sie leicht zu einer Perle, welche jedoch beim Erkalten nicht krystallisirt, und auch nicht die bekannte Feuerscheinung zeigt. 4) PPb? erhält man nach den von Berzelius und Mitscher- lich dafür angegebenen Methoden, nämlich durch Digestion des zuletzt angeführten Salzes mit Ammoniak, und durch unvollstän- dige Fällung des essigsauren Bleioxyds mittelst phosphorsauren Nätrons. Es fällt ein weilser amorpher Niederschlag zu Boden, der den beiden zuerst erwähnten Verbindungen ganz ähnlich ist. Er enthält jedoch kein Chlorblei. Beim Erhitzen verhält er sich 229 ganz wie die Verbindung von der Formel 2PPb’ + EIPh, mit dem Unterschiede, dafs er dabei natürlich kein Chlorblei ausgiebt. Schlägt man eine Bang des salpetersauren Bleioxyds mit gewöhnlichem phosphorsauren Natron nieder, so fällt ein Ge- menge von den beiden zuletzt erwähnten Salzen zu Boden. Fällt man dagegen eine Lösung des Chlorblei’s mit saurem phorphor- sauren Natron, so fällt ein Gemenge der unter 2) und 3) erwähn- ten Salze nieder. Endlich giebt Hr. Heintz eine sehr bequeme Methode zur Scheidung der Magnesia von den Alkalien an, die er auch bei seinen Aschenanalysen anwendet. Danach fällt man die Magnesia durch phosphorsaures Ammoniak und freies Ammoniak. Der Nie- derschlag wird mit ammoniakhaltigem Wasser ausgewaschen, ge- glüht und gewogen. Das Filtrat wird eingedampft, um das freie Ammoniak möglichst zu verjagen, und die noch heilse Flüssigkeit die etwas Chlor enthalten mufs, mit salpetersaurem oder mit essigsaurem Bleioxyd gefällt. Man setzt sogleich eine Mengung von Ammoniak und kohlensaurem Ammoniak hinzu und filtrirt die Flüssigkeit ab, in welcher nun weder Blei noch Phosphor- _ säure in solcher Menge enthalten ist, dafs dadurch irgend ein merklicher Fehler entstehen könnte. Die Alkalien können nun nach bekannten Methoden bestimmt werden. Bei Gegenwart von Lithion ist diese Methode natürlich nicht anwendbar. Aus dem Begleitungsschreiben des hiesigen Gesandten der nordamerikanischen vereinigten Staaten Hrn. J. Donelson zu den heute vorgelegten von Hrn. Graham in Washington ein- _ gesandten Schriften ersah die Akademie mit grofser Anerkennung das Anerbieten des Hrn. Gesandten, die wissenschaftlichen Verbin- dungen Preulsens mit Nordamerika bereitwillig befördern zu wollen. Hrn. Dureau de la Malle’s Danksagungsschreiben für seine Erwählung zum Correspondenten ward vorgelegt. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memoires de la Societe royale des sciences, de l’agriculture et des arts de Lille. Annee 1845. Lille 1846. 8. de Caumont, Bulletin monumental, ou collection de memoires sur les monuments historiques de France. Vol. 13. No. 6. Paris 1847. 8. rn Dr se > ee ine > we} 230 Gianalessandro Majocchi, nuove sperienze e considerazioni sull’ origine della corrente elettrica nella pila. Memoria 3. Mi- lano 1846. 8. O0. F. Mossotti, Discussione analitica sull’influenza che l’azione di un mezso dielettrico ha sulla distribuzione dell’ elettri- cita alla superficie di piü corpi elettrici disseminati in esso. Modena 1846. 4. C. L. Schüller tot Peursum, ÄAet Utrechtsche Handschrift der Snorra Edda. s.1. 1846. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.603. Altona 1847.4. C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 19. Jahrg. 1847. No. 22-24. Wien. 4. Kunstblatt 1847. No.29. Stuttg. u. Tüb. 4. Thomas Austin and Thom. Austin jun., « Monograph on re- cent of fossil Crinoidea. No. 6. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Bristol d. 7. Junid.J. Francesco Zantedeschi, Memoria I. Della termocromia. TI. Della atermocrosi del sal gemma etc. III. Del potere dia- termico e atermico dei corpi etc. s.l.etu. 8. de Haldat, deux memoires sur le Magnetisme. Nancy 1846. 8. — —_, sur l’universalitE du Magnetisme. (ib.) 8. Mit einem Begleitungsschreiben. Nancy d. 4. Juni 1847. Bond, Graham and Peirce on the latitude of Cambridge Ob- servalory, in Massachusets, U. S.of America. 1845. 4. James D. Graham, observations of the magnetic dip and decli- nation, made in 1840, 1841, 1843, 1844 and 1845. Philadel- , phia 1846. 4. —— , Tables P and Q, showing the flow of the tides at Provincetown Harbor, and at race point, Cape Cod. 8. ‚ Map of the boundary lines between the United States and the adjacent British Provinces from the mouth of ihe River St. Croix to the interseclion of Ihe pa- rallel of 45 degrees of North latitude with the River St. Lawrence near St. Regis. Maux 1843. fol. ‚ Profile with the spirit level, of the due North line from the monument at the source of the River St. Croix to the River St. John. 1841. fol. I. N. Nicollet, Ahydrographical Basin of the Upper Missisippi River. 1843. fol. ENDETE ern een Er nr en 231 22. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Lachmann las einen Theil der für die Denkschriften der Akademie bestimmten Abhandlung des auswärtigen Mitgliedes Hrn. Welcker, über die Gemälde des Polygnot in der Lesche zu Delphi vor. Hr. Encke machte die Anzeige von der Entdeckung eines neuen Planeten durch den Entdecker der Asträa, Hrn. Hencke in Driesen, und legte die bis dahin erhaltenen Beobachtungen vor. Da indessen der Druck des Monatsberichts erst am Schlusse des Monats beginnt, so ersuchte er um die Erlaubnils, mit die- ser ersten Anzeige später gleich die erste Bahnbestimmung, wel- che hier erhalten werden möchte, verbinden zu dürfen. Das folgende enthält deshalb einige Angaben, welche erst in der Si- tzung vom 22. Juli mitgetheilt wurden. Folgendes ist der hieher gehörige Inhalt des Briefes, durch welchen Hr. Hencke seine Entdeckung der hiesigen Sternwarte mittheilte. Driesen, den 4. Juli 1847. »Am 1. Juli gegen 105 Uhr »Abends erblickte ich ein Sternchen, etwas unter 9ter Grölse »in 257° 6,7 gerader Aufsteigung und 3° 42/5 südlicher Abwei- »chung auf einer Stelle, welche ich bei früheren Nachsuchungen »stets leer gefunden hatte. Gestern am 3. Juli gegen 112 Uhr »fand ich diese Stelle wiederum leer, dagegen um 26,7 westlich »davon entfernt, in 256° 40’ 4R. und — 3° 5155 südl. Deel. ein »Sternchen gleicher Grölse mit jenem vermilsten, auf welcher »letzteren Stelle ich früher ebenfalls nie einen Stern gesehen habe. »Die bekannten 5 Asteroiden stehen nach den Ephemeriden »sämmtlich auf anderen Stellen. Da übrigens obige Angaben »sich alle auf das Äquinoctium von 1800 beziehen, so wie es »auf der akademischen Karte Hora XVII. gezeichnet, von Dr. »Bremiker angenommen ist, so wird das Auffinden des Fremd- »lings eben nicht schwer werden.« In der That bedurfte es gar keiner Mühe, da die Bewegung vom 1. bis 3. Juli mit beträchtlicher Genauigkeit angegeben war, den neuen Planeten zu finden. Sowohl im Refractor als im Me- ridianinstrument ward er am 5. Juli, dem Abend des Tages, an welchem der Brief erhalten war, beobachtet. 232 Seitdem sind eine hinreichende Anzahl Beobachtungen ge- macht worden, um eine Babnbestimmung versuchen zu können, welche, wenn sie auch als eine nur höchst beiläufig richtige be- trachtet werden kann, doch eine Vorstellung von der Natur sei- ner Bahn giebt. Der Planet ward nämlich beobachtet: | M. Berl. zu | AR. | Declination br,” ” D „ 2 ” Juli 5 | 10 12 7ı | 256 51 354 | — 4 8 29.2 | Refr. » | 10 14 27,8 | 256 51 345 | — 4 8 27,8 | Merid. 10 | 951 52 | 255 55 36,3 | — 4 40 15,2 | Merid. » | 10 14 13,9 | 255 55 17,9 | — 4 40 25,0 | Refr. 12 | 10 41 392 | 255 35 3,0 | — 4 54 20,8 | Ref. 14 | 9 32 a7,6 | 255 ı7 30 | — 5 8172| Merid. n | 12 27 50,8 | 255 15 529 | — 5 9 12,0 | Refr. 16 | 9 23 46,0 | 254 59 554 | — 5 23 1,3 | Merid. » | 10 18 30,9 | 254 59 34,9 | — 5 23 35,7 | Refr. Für das Meridianinstrument war der Planet fast zu schwach, weshalb namentlich am 16. Juli die Übereinstimmung der bei- derseitigen Beobachtungen weniger befriedigend ist. Indessen wenn man auch in der Meridianbeobachtung des 16ten wahr- scheinlich einen Fehler voraussetzen muls, so hat sie doch dazu gedient, die Beobachtung am Refractor wesentlich zu verbessern, da es durch sie möglich ward, einen Reductionsfehler von 10” in den gedruckten Zonen von Bessel bei dem Vergleichungsstern nachzuweisen. Da der seltene Fall hier eintraf, dafs der neue Planet gleich anfangs im Meridian beobachtet werden konnte, und die Herren Dr. Galle und d’Arrest gemeinschaftlich die erste Bahnbestim- mung aus dem Mittel der Beobachtung am öten, 11ten und 16ten ausgeführt hatten, die anderswo publicirt ist, so liels der Direc- tor der Sternwarte sich die nöthige Zeit, um völlig strenge bis zur äulsersten Schärfe die drei Meridianbeobachtungen vom Öten, 41ten und 16ten durch eine Bahn zu verbinden. Die Elemente derselben sind folgende: Epoche der mittl. Länge 1847. Juli 10. M. Berl. Zt. Mittl. Länge . . . . 288° 24° 39/18 Länge des Perihels 18 31 57,69% M. Äg. Juli 10. Länge des & .... 138 36 15,15 Neigung ...,.Juhdu 14 46 43,40 EEE 233 Eecentricität. . . . . 0,1893320 Halbe gr. Axe .. . 2,3991393 Mittl. tägl. sid. Bew. 954/8239 Umlaufszeit ..... 1357,32 Tage. Diese Elemente geben auf das entschiedenste zu erkennen, dafs der Planet sich unter den Asteroiden in der Umlaufszeit am meisten der Vesta nähern wird, so dals die sechs jetzt bekann- ten Asteroiden paarweise zusammengeordnet werden können, näm- lich Pallas und Ceres, Juno und Asträa, Vesta und der neue Planet. Hr. Magnus legte ein Stück des zu Braunau am 14. Juli gefallenen Meteoreisens vor, welches ihm von Hrn. Dr. Grofs- mann aus Tannhausen eingesandt worden war. Vorgelegt wurde ein Schreiben des hohen vorgeordneten Ministeriums vom 21. Juli, durch welches die Akademie benach- richtigt wird, dafs des Königs Majestät mittelst Allerhöchster Ordre vom 12. d. M. die von der Akademie geschehene Wahl des Professors Dr. Trendelenburg zum Sekretar der philos. histor. Klasse an die Stelle des Hrn. v. Raumer zu bestätigen geruht habe. Die Akademie beschlofs, das Anerbieten des Hrn. Haldat in seinem Briefe (Nancy, Juni 4.), ihr die Memoires de la societe de Nancy zukommen zu lassen, mit Dank anzunehmen. Ferner wurde eine erst am 14. Juli, folglich nach der Ver- theilung des Preises, eingegangene Bewerbungsschrift um die Preisfrage über den Flachs vorgelegt. Da in einem beigefügten Schreiben der ungenannte Verfasser sie, auch ungeachtet der. späten Einsendung, der Beurtheilung der Akademie unterwirft, so wird die Abhandlung der phys. math. Klasse überwiesen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Transactions of the American philosophical Society, held at Philadelphia. Vol. 9. New Series. Part3. Philadelphia 1846. 4. Proceedings of the American philosophical Society. Vol. 4. No. 35-37. 1846. Jan. - Dec. 1847. Jan.-March. 8. R. Freiherr von Stillfried und T. Märcker, Hohenzollerische Forschungen. Th. 1. Schwäbische Forschung. Berlin 1847. 8. Isidore Geoffroy Saint-Hilaire, Vie, travaux et doctrine scientifique d’Etienne Geoffroy Saint- Hilaire. Paris 1847. 8. 234 Memoirs and proceedings of the chemical Sociely. Part 21. London. 8. F.C. R. Huydecoper, de l’abolition des boissons fortes. Tra- duit du Hollandais par Bouquid-Lefebvre. Bruxelles 1847. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Übersetzers d. d. Brüssel d. 12. Juli d. J. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.604. Altona 1847. 4. C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth ete. 19. Jahrg. 1847. No. 25. Wien. 4. Kunstblatt 1847. No. 32. Stuttg. u. Tüb. 4. 1. C. Freiesleben, Magazin für die Oryktographie von Sach- sen. Aus dessen Nachlasse herausgg. von Carl Herm. Mül- ler. Heft 13. Yom Vorkommen der Silbererze in Sachsen. Abth. 1. Freiberg 1847. 8. 26. Juli. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Die Klasse beschäftigte sich mit einer grolsen Anzahl von Verhandlungen über die wissenschaftlichen Unternehmungen der Klasse. 29. Juli. Gesammitsitzung der Akademie. Hr. Dove las über die Zurückführung der nicht pe- riodischen Wärmeänderungen auf Luftströme als be- dingende Ursache. In vier, in den Jahrgängen 1838, 1839, 1842, 1845 der Abhandlungen der Akademie erschienenen Abhandlungen, welche die thermische Witterungsgeschichte des Zeitraumes 1729-1844 enthalten, ist für jeden Monat numerisch nachgewiesen worden, dafs nie dieselbe Witterungseigenthümlichkeit sich gleichzeitig auf der ganzen Oberfläche der Erde findet, dafs vielmehr jedes Extrem, welches an irgend einer Stelle hervortritt, an näher oder entfernter gelegenen Orten seine Compensation findet durch ein Extrem, welches in entgegengesetztem Sinne ausfällt. Die Ursachen dieser Extreme können daher nicht kosmischer Art sein, wie sie sonst wohl Kometen, Sonnenflecken etc. zugeschrieben worden sind, denn es ist nicht denkbar, dafs dieselbe äufsere Ursache an einer bestimmten Stelle die gleichförmig rotirende REN Win a ET 235 Erde unter ihre normale Temperatur bringen werde, welche an einer anderen Stelle ihre Temperatur steigert. Sind es aber tellurische Ursachen, so können sie nicht localen Bedingungen ihre Entstehung verdanken, da die Extreme veränderlich sind, nämlich bald hier bald dort hin fallen. Zu gleicher Zeit müssen sie aber auch allgemeiner Art sein, weil gleichartige Witterungs- verhältnisse grolse Strecken der Oberfläche der Erde unıfassen und in gleichem Sinne oft Monate lang anhalten. Als Erklä- rungsursache bleibt daher nur das seitliche Verdrängen ungleich temperirter Luftmassen übrig, welche in veränderlichen Betten bald dem Beobachtungsorte die erhöhte Wärme niederer Brei- ten zuführen, bald aus Polargegenden mit intensiver Kälte vor- kommen. Da nun der Witterungsgegensatz häufiger in Ost und West, als in Süd und Nord sich findet, so geht daraus hervor, dafs unsre Atmosphäre von Meridianströmen entgegengeseszter Richtung (einem Polar- und Äquatorialstrome) durchflossen wird, die in ihrem gegenseitigen Verdrängen an jedem Orte die cha- racterischen Erscheinungen des Drehungsgesetzes hervorrufen, in ihrem gleichzeitigen Bestehen neben einander aber die Compen- sationsphänomene thermischer Extreme. So wie das Drehungsgesetz evidenter hervortritt in den da- von abhängigen barometrischen, thermischen und hygrometrischen Veränderungen, als durch Zählung aller Schwankungen der von localen Zugwinden in gleicher Weise wie von allgemeinen Luft- strömen bewegten Windfahne, so lälst sich das Vorhandensein der Parallelströme in der temporären WVärmeverbreitung und in der Fortpflanzung sogenannter atmospheric wares am Barometer bestimmter erkennen, als in der Vergleichung der zu derselben Zeit verschieden gerichteter Windfahnen entlegener Beobach- tungsörter. Dennoch ist es wünschenswerth, auch diese directe Prüfung vorzunehmen. Um in einem breiten mächtigen Luftstrome die mittlere Richtung der Gesammtmasse aus allen localen Ablenkungen her- auszufinden, darf nicht eine Station als Repräsentant aller übri- gen willkührlich herausgerissen, vielmehr das Mittel aus den Be- obachtungen vieler Stationen berechnet werden. Bei dem häu- figen Witterungsgegensatz zwischen Europa und Amerika würde eine solche direete Prüfung erhellen durch Vergleichung zweier 236 gleichzeitigen Beobachtungsnetze, eines europäischen und eines amerikanischen. In Ermangelung eines vollständigen europäischen Systems konnte die Aufgabe nicht ganz so direct gelöst werden. Aus 58 Stationen des Staates New York wurden die 10jährigen halbmonatlichen Wärmemittel des ganzen Staates, so wie die monatlichen Regenmengen, endlich nach der Lambertschen For- mel die monatlichen mittleren Windesrichtungen berechnet und dann die Abweichung jedes Monats in jedem einzelnen Jahre von seinem zehnjährigen Mittel (1833, 1834, 1837-1844) be- stimmt. Ist nun aber für ein System von Orten der gemälsigten Zone einmal erwiesen, dafs die annomalen Temperaturverhält- nisse einzelner Jahre. ihren Grund in den Veränderungen der Windesrichtung haben, so müssen die früher nachgewiesenen neben- einander liegenden Witterungsgegensätze ihre Entstehung neben- einander flielsenden entgegengesetzt gerichteten Strömen verdanken. Die beifolgende Tafel enthält diese Vergleichung der halbmo- natlichen thermischen Abweichungen mit den Abweichungen der monatlichen Windesrichtungen. Halbmonatliche thermische Mit- tel werden gewählt, weil der Effect der veränderten Windes- richtung häufig ein nachwirkender ist, d. h. in den Zeitraum über- greift, in welchem bereits ein anderer Strom eingetreten ist. Bei der Ansicht der beifolgenden Tafel zeigt sich keine durch- aus gleichförmige Übereinstimmung der Zeichen, von denen ne- gativ bei der Windesrichtung ein nördliches Wehen bezeich- net. Da nämlich die Windfahne die Tangente von einem Punkt der wegen der Rotation der Erde doppelt gekrümmten Bahn des Windes ist, da NO Winde Nordwinde sind, welche weiter nörd- lich herkommen, SW Winde hingegen Südwinde, die aus südli- chern Gegenden zu uns gelangen, als die, von denen die Süd- winde wehen, so sieht man leicht ein, dals mitunter ein Kälter- werden durch eine scheinbar südlichere mittlere Windesrichtung entstehen muls, ein Wärmerwerden durch eine scheinbar nörd- licher werdende Richtung. Auch ist an einem andern Orte ge- zeigt worden, dals besonders im Frühling erkältende Winde oft localen Ursprungs sind, nämlich nichts anderes sind, als von Ge- birgen herkommende Ströme, welche in die bereits erwärmte Ebene die rückhaltige Winterkälte jener Gegenden bringen. _ [e +] er jun 1,084) 32 21 5,586 3458| 057 —0,152 —3,010| —29 22 0,208 —7,000| —23 17 — 2,367 —5,994 | — 16 18 2,926 6,179| 1035 3,635 —0,953| —10 56 0,535 2134| 917 2,150 4,049| 16 36 2,614 —3,349| —26 30 — 1,738 1,130 | —22 24 — 1,028 6522| 459 — 1,522 | 1843 | 1844 | 0,183) 0,087 0,292) — 0,608 0,751) 0,084 0,387| — 0,936 — 1471| 1,004 0,168| —0,796 —0,625| 0,994 1,163 | — 0,078 0,458 | — 0,981 1216| 0,12 0,291 | — 0,663 — 0,436 | — 0,186 vom zehnjährigen Mitte 1842 —0,593 7,438 11,184 0,663 8,265 4,542 1,276 2,143 an — 3,113 — 4,057 — 0,416 — 0,627 0,647 — 1,262 2,523 1,095 — 5,116 1,537 1,145 0,889 — 4,357 — 1,869 — 0,036 Temp. | Wind Mittel ° ’ 25,069 | 84 38 23,591 23,121 | 87 14 27,123 30,425 | 93 0 35,246 43,439 | 90 50 47,750 51,488 | 70 26 58,523 61,597 | 67 55 65,718 68,456 | 72 34 69,948 67,629 | 72 32 66,726 62,289 | 77 44 57,454 | 49,954 | 82 59 43,643 32,257 | 9 7 29,755 | 24,360 |104 25 | | Jan. Febr. Mrz. Apr. Mai Juni Juli Abweichung der mittleren Temperatur, Regenmenge und mittleren Windesrichtung vom zehnjährigen Mittel derselben. 1833 Temp. | Wind o° ’ 7108| 2431 2,381 il 9 — 2,590 —6,864| 18 29 4,650 3,430| 32 50 5,173 7,5l4| 42 24 3,317 21897045137 — 2,598 — 0,105 212 — 1,820 —1,090| — 7 18 — 2,106 — Aral) > 3,250 0,787 915 — 1,160 2741| 25 0,162 Fe —54 59 5,301 1) Temperatur und mittlere Windesrichtung. 1834 1837 1838 1839 1840 1841 1842 Temp. Wind Temp. | Wind Temp. | Wind Temp. | Winde Temp. "Temp. | W Wind Temp. | Wind Temp. | Wind _3720|— 8’ o|—ssool—ar” 0o| sızsl 2ı 9| 39021 — ı’37| 8823| —ı7"| 1084| 3221 | 0503| 27° E — 1,155 — 2,785 2,067 —5,157 — 4,805 5,586 7,438 6,3s8|l 20 32 | —o,118| — 5 17 | — 4,648| —27 51 | —3,265| 16 22 3,078| 30 3| 3,458 057 | ı1ısa| 21 3 9,603 — 1,376 | — 14,661 6,816 9,847 — 0,152 0,663 4,562) 24 28 | —3,997| 12 36 1,356 | —36 26 | — 0,658 031 3,958 257] _3010) —29 22| 8265| 1611 0,070 — 0,938 | 1,252 1,359 0,854 0,208 4,542 4,779| —ı8 12 | —3195| —ı1 7 | — 7654| —ı7 33| 4946| —3s1 37 |—0,312| 30 53 | —7,000| —23 17 1,276| —35 11 — 3,430 —4,829 | — 9,475 0,665 5,929 2,307 2,143 — 3,743 9 27 0,682| 24 27 | — 3,816 116 0,415 | —14 56 | —1,727| —15 10 | -5,994 | —ı6 18 | —1,774| — 4 0 4,285 — 3,406 | — 4,575 — 0,541 4,630 2,926 — 3113 0,370\— 7 8| 4,418 248 3,326 5 46 | —3,091| —21 58 0,351) —14156| 6179| 1035 | —4057| 25 44 —1,140 — 2,374 1,521 — 3,766 1,180 3,635 — 0,416 2,974 8 32 | —1,990| — 4124 3334| — 034 |—ı1419| 15 0 1,602] — 0 34 | —0,953| —10 56 | — 0,627 210 2,569 —241l — 0,834 2,831 1,954 0,535 0,647 5,688 | —10 14 | — 0,288 456 |— 0,114| —ı15 4 | — 2356 | —28 34 | —3,336| 23 2838| 2,134 9 17 | —1,262| 26 39 — 2,570 — a — 1,160 — 0,130 3,776 2,150 2,523 0838| 2548| —ı685| 3135 | — 1,847| —27 30 | —0,319 916 | —1534) — 841| 4,049) 1636| 1,095) —28 16 1,896 —0,055 0,464 — 1,825 1152 2,614 —5,116 1,257 732 | —3,628| —24 55 | — 0,308 1283| 3127| 2614 2,7077| 1051|-—3,349| —26 30 | 1,537 0 49 — 1,260 3,065 — 4,540 7,436 0,373 — 1,738 1,145 0,115 | —17 26 | — 0,032 6 30 | — 1,180 5 11 | — 1,917 0 46 3,483| —20 19| 1,130| —22 24 | 0,889 8 30 2,278 6,818 — 6,169 — 1,593 1,765 — 1,028 —4,357 a 9 42 rn 2 34 ‚| — 5561| 2441 | —39 54 | — 0,714 6 a 6,522 4 59 Ei — 250 — 1,591 —0,051 — 5,882 — 3,679 —p) au — 1,522 —.0,036 2) Menge des gefallenen Regens. | 1833 | 1834 | 1837 | 1838 | 1839 | 1840 | 1841 | 1842 | 1843 | 1844 Jan. | —0,016| -0,311) —0,231 | —0,137| 0,433] —0,086| 0,926 | —0,481| —0,183| 0,087 Febr. | 0,303| -0,140 | 0,160 | —0,370| —0,177| 0,425 | —0,820| 1,237, 0,292] — 0,608 Mrz. | —0,596| -0,448 1,037) —0,629| —0,753| 0,119| 0200| 0236| 0,751| 0,084 Apr. |—0,969| | 0,330| —0,457| —0,8855| 0,011] 1,208| 0,7841 0527| 0,387| —0,936 Mai 1,841| -0,109| 0943| 0,548] 0,231) —0,393| —1,515 | — 1,078) —1,471| 1,004 Juni |—0,272| 0,723) 0,801] 0397| 0,396] —0,513| —0,939| 0,035) 0,168| —0,796 Juli 0,871! 0,034 0,313| — 1,151 0,329 | — 0,440 | — 0,955 0,634 | — 0,625 0,994 Aug. 0236| -1211| 0045| 0245| —o581| 0374| — 0588| 0,394] 1,163| —0,078 Sept. 0,078 0,088| — 0,9231 0,264! —0,360| 0,0042| 0,043l 1,2881 0,458! —0,981 Oct. 1,836 | 0,117 | — 0,195 0,075 Zion 0,392 aan 1216| 0,412 Nov. | —0,296| -0,150| —0,298| 0,512] —0,022| 0,042) 0,106] 0,474) 0,291 | — 0,663 Dee. 0,252| -0,167| —0,417| —1,187| 0,6931 0,154| 0,880| 0,114| —0,436 | — 0,186 (Zu Pag. 236,) 1844 Temp. | Wind St , 730 | — 3,111| —47 36 1843 Temp. | Wind 4,826 7,087 —5,858| —16 10 — 9,377 — 9,392 | —12 22 — 9,192 4520| 828 1,498 2,489) —14 46 — 4,917 —3,870| —18 28 1,097 — 2459| —12 5 — 2,593 —0,252| —14 31 1,148 — 1,273 73 2,339 — 1,137 1 14 — 3,989 — 7,388 0 33 2,385 — 3,461 29 15 7,031 — 10,656 — 0,379| —ı1 233 1,726 5,753| —16 21 — 3,307 8,248 4,691 5,958 1,359 — 1226 2,865 — 0,359 — 0,874 0,905 — 0,424 3,439| —13 21 — 1,820 — 0,991 0,665 2161| 92 — 0,262 0,600 2,655 45 18 755 2 24 32 16 45 —57 — 23 TREE Darauf berichtete derselbe über eine Fortsetzung seiner Ver- suche über die Entladungserscheinungen par cascade mit einander verbundener Batterien. Aus den am 10. Juni der Akademie mitgetheilten Untersu- chungen hatte sich ergeben, dals wenn :, i, i, i, die Innenflä- chen, a, @, a, a, die Aufsenflächen von vier gleichen par cas- cade mit einander verbundenen Batterien Z, B, B, B, bezeich- nen, dann folgende Relationen stattfinden: Werhältnifs derEl. | Erwärmung im Sehliefsungsbogen Schlagwei auf beiden Flächen | Schliefsungsbogen galsewrejte i,a, 1:m e I, @a 1: n? 2: 4x i, a3 1:m? 32 Ser 3.06 1: m‘ 4t 16% Die nähere Untersuchung der Zwischenströme in den Verbin- dungsdrähten des ganzen par cascade verbundenen Systems führt zu dem Resultat, dafs jede Steigerung einer Wirkung im Schlie- fsungsbogen durch Vermehrung der Anzahl der gleichzeitig sich entladenden Batterien von einer entsprechenden Steigerung dessel- ben Effectes in den einzelnen Verbindungsdrähten begleitet ist. Schaltet man das Thermometer in den Verbindungsdraht a,i, ein, so nimmt die Temperatur um nahe gleiche Gröfsen zu, wenn man nach einander durch die Schliefsungsbogen i, a, i,a; i,a, die Batterie ZB, B,, dann BZ, B, B,, endlich 2, B, B, B, entladet. Ebenso ist die Erwärmung in a, iz grölser bei den Schlielsungsbogen i, @a,, wo vier Batterien entladen werden, als bei i, a;, wo nur drei entladen werden. Endlich ist die Erwärmung im Verbindungsdrahte a; i, sehr erheblich, weil hier nur vier Batterien entladen werden können. Die am elektrischen Thermometer erhaltenen Resultate be- stätigen sich durch die stets zunehmende Drahtlänge, welche ge- schmolzen werden kann, wenn der zu schmelzende Draht nach einander in die Schlielsungsbogen z,a, i,az i,az i,a, eingeschal- tet wird. Die gleichzeitige Zunahme der Erwärmung in den Verbindungsdrähten folgt aber einfach daraus, dafs man durch eine von der Entladungsflasche als gleich bestimmte Elektricitäts- menge 4 grölsere Längen in den vier Drähten a, iz az i;, azi, 238 a, i, schmelzen kann, als eine kleinere im Schliefsungsbogen i, a,, bei welchem nur eine Batterie entladen wird, Die Zunahme der Schlagweite in den Verbindungsdrähten läfst sich auf folgende Art bestimmen. Es wird in den Verbin- dungsdraht a, i, ein Funkenmikrometer eingeschaltet, beide Be- legungen a, i, aber gleichzeitig durch eine volle Schliefsung verbunden. Es wird, nachdem die Ladung erfolgt, nun mittelst eines isolirenden Griffes die metallische Verbindung aufgehoben und nun nach einander die Entladung durch die Schliefsungs- bogen i,a,;, i, a3, i,ay bewirkt, wo die Zunahme der Schlag- weite sich durch die immer grölsere Entfernung des Funkenmikro- meters ergiebt. Unterbricht man hingegen durch zwei Funken- mikrometer zwischen je zwei Batterien die schlielsende Verbin- dung an zwei Stellen, nachdem die Ladung erfolgt ist, so ist die Summe beider Abstände kleiner als die Schlagweite einer einzigen Unterbrechung. Die Zunahme des Magnetisirungsvermögens wurde auf fol- gende Art erhalten. In eine Magnetisirungsspirale wurde ein unmagnetisirtes Stahlstäbchen gelegt und dieselbe in den Schlie- (sungsbogen i, a, eingeschaltet. Darauf wurde dies bereits ma- gnetisirte Stäbchen umgekehrt in dieselbe Spirale gelegt, die nun in den Schliefsungsbogen ’, a, eingeschaltet wurde. Eine neue Umkehrung der Lage erfolgte im Schliefsungsbogen i, a3, eine letzte im Schliefsungsbogen i, a,. Die Nadel wurde jedesmal in ihrer Polarität umgekehrt gefunden, ein Beweis, dals der fol- gende Strom stärker magnetisirte, als der zunächst vorherge- hende. Dasselbe erfolgte, wenn die Magnetisirungsspirale stets im Verbindungsdraht a, i, blieb und die Entladung nach einan- der durch die Schliefsungsbogen i, a, i, az i, az i, a, erfolgte. Bei Anwendung stärkerer Nadeln konnten die Savaryschen anomalen Magnetisirungen im Schliefsungsbogen ;, a, nicht er- halten werden, welches ebenfalls für die Verkürzung der Entla- dungsdauer zu sprechen scheint. Dies gelang aber beim Magne- tisiren derselben Nadel in derselben Spirale durch verschiedene Intensität der Ladung. Die Gesammtheit aller hier besprochenen Erscheinungen führt zu dem Schlufs, dafs bei der Entladung einer beliebigen Anzahl par cascade mit einander verbundener Batterien jeder 239 einzelne Strom zur Verstärkung der übrigen mitwirkt, indem die Dauer der Abgleichung der erregten elektrischen Gegensätze sich im Verhältnifs der mit einander verbundenen Batterien verkürzt. Die Ursache dieser Verkürzung der Entladungsdauer liegt ent- weder in dem Einfluls der Anzahl auf das Verhältnils 1: n, oder ist darin zu suchen, dafs jedes + E, welches mit einem — E sich verbindet, dadurch ein — E, frei macht, welches sogleich ein eben frei werdendes + E, findet, mit dem es sich verbin- den kann. Die Analogie der hier erörterten Phänomene mit denen einer galvanischen Säule bietet sich von selbst dar. So wie wir bei dieser jedes Element als Erreger eines Stromes ansehn, de- ren Summe in den Wirkungen der Säule hervortritt, so erregen hier jede zwei mit einander metallisch verbundene Belegungen im Moment der Gesammtentladung einen Strom. Von der gal- vanischen Säule nehmen wir an, dals jedes Element aufser dem Strome, den es erzeugt, zugleich den Weg abgiebt für den Durchgang der Ströme aller übrigen Elemente. Um so interes- santer ist es, dals wir hier dieselben Verstärkungen erhalten, ohne dafs wir annehmen können, dafs verschiedene Ströme sich in demselben Draht übereinanderlegen. Der Leitungswiderstand in dem Wege eines partiellen Stromes reagirt auf alle andere Ströme grade so als wenn diese selbst diesen Widerstand auch zu überwinden hätten. Man sieht daraus, dafs die jetzige An- sicht über Leitungsverhältnisse der Ströme nicht die einzig mög- liche ist, ja man kann hinzusetzen, wenn man die Wirkungen der Erde bei telegraphischen Leitungen berücksichtigt, nicht ein- mal die wahrscheinliche. Hr. H. Rose legte eine Abhandlung des Hrn. R. Weber vor, über die Bestimmung der Magnesia durch phos- phorsaures Natron, und die der Phosphorsäure durch Magnesia. Bei der Bestimmung der Magnesia durch phosphorsaures Natron oder der der Phosphorsäure durch Magnesia zeigen sich Erscheinungen, die bisher unbeachtet geblieben sind, die aber bei Analysen phosphorsaurer Salze das Resultat sehr beeinträch- tigen können. Wird nämlich geglühte phosphorsaure Magnesia oder auch phosphorsaure Ammoniak - Magnesia in Säuren aufge- löst, so kann dieselbe nicht wieder durch Ammoniak vollständig | gefällt werden. In der vom Niederschlag abfiltrirten Flüssigkeit | ist noch Magnesia enthalten, und phosphorsaures Natron bringt | daher einen Niederschlag hervor. Der dabei stattfindende Ver- ' lust beträgt je nach den verschiedenen Umständen 2—8 p.C. Sind viele ammoniakalische Salze in der Flüssigkeit enthalten, | so wird die Fällung vollständiger bewirkt, und der Verlust dabei | ist geringer, als wenn dies nicht der Fall ist. Aus mehreren darüber angestellten Versuchen geht hervor, | dafs die Ursache dieser nicht vollständigen Fällbarkeit der in | Säuren aufgelösten phosphorsauren Magnesia durch Ammoniak die ist, dafs in der Auflösung der geglühten phosphorsauren | Magnesia sowohl, wie in der der phosphorsauren Ammoniak- | Magnesia nicht die dreibasische Phosphorsäure, sondern die zwei- | basische, die Pyrophosphorsäure enthalten ist, die aber mit der | Magnesia keine so unlösliche Verbindung bildet, als die zuerst | genannte. . Wird ein pyrophosphorsaures Salz mit einer Säure behan- delt, so wird zwar hierbei die Pyrophosphorsäure durch Auf- nahme eines Atoms Wasser in die dreibasische Verbindung über- geführt, doch findet diese Umwandlung selbst bei sehr langer Einwirkung der Säure nur unvollständig statt. Am vollständig- sten von allen Säuren wird dies durch die concentrirte Schwe- felsäure bewirkt, wie dies die hierüber angestellten Versuche beim pyrophosphorsauren Natron und der Magnesia bewiesen haben. Bei zwei Versuchen, in der Auflösung des pyrophosphor- sauren Natrons die Phosphorsäure durch Magnesia zu bestimmen, wurden anstatt 100 p. C. das einemal 95,26 p. C. und das zweite- mung der Phosphorsäure in der Auflösung des krystallisirten phosphorsauren Natrons oder überhaupt der dreibasisch phos- phorsauren Salze genau die entsprechende Menge der pyrophos- phorsauren Magnesia erhält. Bei der Behandlung des geglühten phosphorsauren Natrons mit Chlorwasserstoffsäure, in der Absicht, dasselbe in die drei- basische Verbindung überzuführen, wurden 98,22 p. ©. Mg? P, 241 mit Salpetersäure 98,17 p- C., mit concentrirter Schwefelsäure | Da in der Auflösung der geglühten pyrophosphorsauren Ma- j gnesia in Säuren dieselben Umstände stattfinden, so ist es leicht begreiflich, warum dieselbe durch Ammoniak nicht vollständig wieder gefällt werden kann, und dafs in der vom Niederschlage _ abfiltrirten Flüssigkeit phosphorsaures Natron wiederum einen Niederschlag erzeugt. Wird phosphorsaure Ammoniak-Magnesia in einer Säure aufgelöst, so wird ebenfalls Pyrophosphorsäure abgeschieden, in- dem die zur Auflösung angewendete Säure das dritte Atom Base, das Ammoniak fortnimmt. In der Auflösung ist dann pyrophos- phorsaure Magnesia oder freie Phosphorsäure mit 2 Atomen Wasser enthalten. Diese auf nassem Wege abgeschiedene Py- rophosphorsäure wird aber leichter, obgleich auch nicht vollstän- dig, durch Einwirkung der zur Auflösung angewendeten Säure in die dreibasische Verbindung übergeführt, als die geglühte Py- rophosphorsäure. Daher kommt es, dafs wenn phosphorsaure Ammoniak-Magnesia in einer Säure aufgelöst wird, diese durch - Ammoniak vollständiger wieder gefällt werden kann, als dies unter gleichen Umständen bei der geglühten pyrophosphorsauren Magnesia der Fall ist. Die Auflösung des salpetersauren Silberoxydes giebt bekannt- lich ein sicheres Mittel an die Hand, zu prüfen, mit welcher von den beiden Verbindungen der Phosphorsäure man es zu thun hat. Löst man pyrophosphorsaure Magnesia oder phosphorsaure Am- moniak-Magnesia in Salpetersäure auf, und setzt zu dieser Auf- lösung salpetersaures Silberoxyd, so erhält man bei sehr vorsich- tiger Neutralisation der Flüssigkeit mit Ammoniak, den gelben Niederschlag von phosphorsaurem Silberoxyd. Stellt man aber _ den Versuch in anderer Weise an, so wird man sich überzeu- gen, dafs bei der Auflösung des Magnesiasalzes in einer Säure - Pyrophosphorsäure abgeschieden worden ist, die aber grölsten- theils durch den Einfluls der freien Säure in die dreibasische Verbindung wieder übergeführt worden ist. Derjenige Theil aber, der diese Umwandlung noch nicht erfahren hat, kann durch das charakteristische weilse Silbersalz erkannt werden. Wird zu diesem Zwecke phosphorsaure Ammoniak - Magnesia ar 242 in Salpetersäure aufgelöst, durch Ammoniak wieder gefällt, nach längerem Stehen der Niederschlag abfiltrirt, zur abfiltrirten Flüs- sigkeit salpetersaures Silberoxyd gesetzt, und hierauf die ammo- niakalische Flüssigkeit sehr vorsichtig mit Salpetersäure neutrali- sirt, so entsteht bei dem in dieser Flüssigkeit nur geringen Ge- halte an Pyrophosphorsäure eine weilse Trübung, die aber nach einiger Zeit deutlich erkennbare weilse Flocken abgesetzt hat. Wird zu diesem Versuche geglühte pyrophosphorsaure Magnesia angewendet, so ist die Abscheidung des weilsen pyrophosphor- sauren Silberoxydes besser erkennbar, da hierbei ein gröfserer Theil Pyrophosphorsäure unverändert geblieben ist. Die Pyrophosphorsäure zeigt keine grofse Neigung, Verbin- dungen mit 3 Atomen Base einzugehen, wenigstens ist das dritte Atom Base mit sehr loser Verwandtschaft gebunden. Nur in dem einen Falle, wo man Phosphorsäure oder ein phosphorsau- res Salz mit einem Überschusse von kohlensaurem Natron ge- schmolzen hat, behält sie das dritte Atom Base, das auf keine Weise abgeschieden werden kann. Man kann hingegen eine Auflösung von pyrophosphorsaurem Natron sehr lange mit Was- ser stehen lassen, es damit kochen, ja selbst mit einer Auflösung ‘ von kohlensaurem Natron kochen und damit bis zur Trockne eindampfen, ohne die dreibasische Verbindung hervorzubringen. Soll daher in einem phosphorsauren Salze die Phosphor- säure durch Magnesia abgeschieden und bestimmt werden, und sie ist nicht als dreibasische Verbindung darin enthalten, so mufs das phosphorsaure Salz mit einem Überschufs von kohlensaurem ° Natron geschmolzen werden. Es kann dies in allen Fällen aus- geführt werden, wenn die Phosphorsäure mit den Alkalien oder denjenigen Metalloxyden verbunden ist, die durch Schmelzen mit kohblensaurem Natron vollständig zerlegt werden, es gelingt aber nicht, die Phosphorsäure in ihren Verbindungen mit den alkali- schen Erden in die dreibasische Verbindung überzuführen, da diese dadurch nicht vollständig zerlegt werden. Der einzige Weg also, die pyrophosphorsaure Magnesia in ihrer Auflösung durch Ammoniak wieder vollständig fällen zu können, ist der, sie einige Zeit mit concentrirter Schwefelsäure zu erhitzen, wo- durch sie nach ihrer Auflösung durch Ammoniak beinahe ganz wieder gefällt werden kann. 243 Die Niederschläge, welche die dreibasische und die zwei- - basische Phosphorsäure mit der Magnesia erzeugt, unterscheiden c sich in ihren äufseren Eigenschaften wesentlich von einander. Erstere sind körnig-krystallinisch, senken sich, besonders beim Erwärmen sehr bald zu Boden, letztere sind flockig- voluminös, und bleiben lange Zeit in der Flüssigkeit suspendirt. Kleine Quantitäten Pyrophosphorsäure können in ihren Auflösungen gar nicht durch Magnesia erkannt und abgeschieden werden. Hr. Poggendorff zeigte zwei Zeichnungen des bei Brau- nau am 14. Juli gefallenen Meteoreisens vor, welche ihm von Hrn. Reinert in Charlottenbrunn eingesandt worden waren. WIR re An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des seances de l’Academie des i sciences 1847. 1. Semestre. Tome 24. No. 16-26. 2. Semestre, Tome 25. No. 1.2. 19. Ayrıl - 12. Juillet. Paris. 4. — — -— Toables. 2. Semestre 1846. Tome 23. ib. 4. Annales de la Societe sericicole, fondee en 1837, pour la pro- pagation et l’amelioration de l’industrie de la soie en France. Vol. 10. Annde 1846. Paris 1847. 8. 2 Expl. mit einem Begleitungsschreiben des Secretars dieser Gesellschaft, & Herrn Fred. de Boullenois in Paris vom 5. Juni d. J. L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 15. Annee 1847. No. 692-705. 7. Avril - 7. Juillet. Paris. 4. 2. Section. Scienc. hist., archeol. et philos. 12. Annde 1847. No. 135. 136. Mars, Avril. ib. 4. F. G. W. Struve, Etudes d’Astronomie stellaire. Sur la voie lactee et sur la distance des etoiles fixes. St. Petersbourg 1847. 8. et OÖ. W. Struve, Expedition chronometri- que execulee en 1844 entre Altona et Greenwich, pour la determination de la longitude geographique de l’observa- | toire central de Russie. ib. 1846. 4. : Manuel Garcia, Memoire sur la voix humaine, presente a l’Aca- demie des sciences en 1840. Paris Mai 1847. 8. — ., de l’articulation dans le chant. ib. eod. 8. Annotazioni al corpus inscriptionum graecarum che si pubblica dalla R. Accademia di Berlino. s.l.etc. 8. Kunstblatt 1847. No. 33. Stuttg. u. Tüb. 4. 244 Nicola d’Apuzzo, Investigazioni preliminari per la scienza dell’ Architettura civile. Napoli 1844. 8. Im Namen des Verfassers überreicht durch Herrn Alfr. v. Reu- mont, mittelst Schreibens vom 24. Juli d. J. Beilagen. A. Einleitungsrede zu der öffentlichen Sitzung am 8. Juli, gehalten von dem vorsitzenden Sekretar Hrn. Böckh. Obwohl die Menschen zur Bezeichnung ihrer ursprünglichen Vorstellungen, welche in weiterer Entwickelung zu Begriffen bestimmt wurden, sich eben so wenig willkürliche und vertrags- mälsige Laute erfanden, als der ursprüngliche Staatsverband auf einem Gesellschaftsvertrage beruhte, so ist doch nichts willkür- licher und zufälliger als die Eigennamen oder diesen nahe ste- hende Benennungen; und wenn man aus den ursprünglichen Wörtern, falls sie bis auf den letzten Grund verstanden würden, wo nicht das Wesen der Sache, doch sicherlich die Ansicht er- kennen mülste, aus welcher die Sache von den Sprachbildnern betrachtet worden, so würde man sich sehr täuschen, wenn man aus jener andern Art von Benennungen irgend einen Schlufs auf das Wesen dessen ziehen wollte, was damit bezeichnet wird. Auf diesem Gebiete waltet, wenigstens sehr oft, der Zufall so, dafs man das herrliche Werkzeug, mittelst dessen wir unsere Gedanken nicht etwa nur bezeichnen, sondern handhaben, fast geringschätzen möchte, wenn man sich nicht erinnerte, dafs die Namengebung, wie Platon bemerkt, eine Kunst sei, und dals es wahre und falsche Kunst, also auch eine gute und wahre Na- mensetzung und ebenso eine schlechte und ungeschickte gebe. Nirgends vielleicht ist diese Zufälligkeit der Benennungen auf- fallender als in der Wissenschaft und zumeist in der Philosophie, welcher man doch zutrauen möchte, dafs sie ihre Benennungen aus ihren eigenen Begriffsbestimmungen entnehmen könne: den- noch hat die alte Philosophie sich zu grolsem Theile mit sol- chen Namen ihrer Hauptrichtungen und Sekten begnügt, welche von den allerzufälligsten Umständen entlehnt sind, wie akade- mische, peripatetische, kynische, stoische Philosophie. Auch er- = ? 2 2, i e & ? an EEE r Pirae = N Fr SE RE 1 u 245 leben die Wörter, in der Umbildung der Dinge und Verhält- nisse, weitere Umwandelungen der Bedeutung, wodurch sie ganz von dem ursprünglichen Sinn abgelenkt werden; dies gilt beson- ders von sehr gangbar gewordenen Benennungen, namentlich von den Bezeichnungen öffentlicher Einrichtungen, die von einem Gebiete auf ein anderes übertragen ganz verschiedenes aussagen. Wer fände es glaublich, wenn es nicht gewils wäre, dafs die edelste Frucht des dichterischen Geistes, das erhabenste Sprach- kunstwerk, welches die höchsten Spannungen unserer Willens- kräfte und den ganzen Schmerz des Lebens, die innersten Tie- fen des menschlichen Herzens und den dunklen Gang der Welt- schicksale enthüllt, einen Namen trägt, welcher ursprünglich nichts als einen Bocksgesang bedeutet? Was ist doch eine Liturgie im Sinne des alten Hellenischen Staates, die im Frieden die Blüthe der Künste, in der verderblichen Seeschlacht die rolsgleiche Schnelligkeit der Kriegsgaleeren entfaltete, ein ganz Anderes als die kirchliche, die am Ende dennoch in jener die Wurzel ihrer Benennung hat? Und wie verschieden ist die politische, sich selbst bestimmende, vollkommen freie Ekklesia von der später so benannten, deren Bestand, obwohl sie als eine Gemeinschaft des Geistes eine gemeinsame innere Überzeugung voraussetzt, that- sächlich viele Jahrhunderte hindurch nur auf der Unterwerfung unter Meinung und Willen, nicht etwa blofs unter die überra- gende Vernunft, eines einzigen geistlichen Oberhauptes beruhte! Unter einer Universität verstehen wir jetzt die höchste Spitze der gelehrten Unterrichtsanstalten, und die Franzosen unter der Universität schlechthin den Inbegriff beinahe aller öffentlichen Schulen, weil nur im Gelehrtenwesen, in welchem die Lateini- sche Sprache sich geltend gemacht hat, dieses Wort Eingang und fortdauernde Anwendung fand, während seiner Grundbedeu- tung gemäls jede andere gewerbliche Zunft oder gesetzliche Ge- nossenschaft von Künstlern oder Handwerkern gleichen Anspruch auf diese vornehm scheinende Benennung hat. Das Wachs läfst sich in jede Form kneten; gleich gefügig läfst sich das Wort, die Form unserer Gedanken, mit wunderbarer Elasticität der gröfsten Ausdehnung und Zusammenpressung fähig, jeden, auch den entgegengesetzten Inhalt, welchen man hineinlegen will, ge- duldig gefallen, solange nur noch das geringste Gemeinschaftli- 216 che, die kleinste Spur der ursprünglichen Bedeutung, der entfern- teste Anknüpfungspunkt an das Frühere vorhanden ist; ja wer es, wie manche heutzutage, wohl versteht, im rechten Augenblicke ein tüchtiges Schlagwort in Umlauf zu setzen, welches unter dem Schein einer bestimmten Bedeutung so unbestimmt ist, dafs sich das Verschiedenartigste darunter begreifen läfst, der kann, da die meisten Sterblichen Götzendiener der Worte sind, ohne die Sachen zu erwägen, blols mit dem Worte herrschen und täuschen, erfreuen oder schrecken. Diese gewissermalsen pbilologische Einleitung zu der mir obliegenden Eröffnung der heutigen Feier würde seltsamer sein, als sie wirklich ist, wenn sie nicht, mit Ausnahme der letzten Nebenbemerkung, auf den Namen der hochansehnlichen Gesell- schaft, welcher ich hier vorzusitzen die Ehre habe, eine sehr einleuchtende Anwendung hätte; dennoch würde ich, weil Na- men nur Schatten der Dinge sind, mir nicht erlaubt haben, von blofsen Worten zu reden, wenn sich daran nicht wohl auch einige Wesenheit knüpfte. Von einem Heros Hekademos soll jener berühmte Ort bei Athen benannt worden sein, wo Platon . mit seinen Schülern einen freien philosophischen Verkehr unter- bielt, auch vor ihnen, wie sich vermuthen läfst, zusammenhän- ' gende Vorträge über speculative Gegenstände halten mochte; mit seinem Tode bildete sich daselbst eine gebundene Schule unter einem bestimmten erwählten Haupte, welche, obwohl ihre Lehre im Laufe der Zeiten und der Entwickelung vielfachen _ Wechsel erfuhr, in allen ihren Formen, als alte, mittlere, neue, ja noch als vierte und fünfte Akademie, doch für die Fortsetzung der ursprünglichen Richtung galt und in der speculativen und ethischen Philosophie des Platon wurzelte. Diese Schule wurde als Schule des Platonismus von Julian zu Athen wiederhergestellt, und dauerte fort, bis Justinians blinder Eifer die Hellenischen Philosophen nöthigte, ihre Zuflucht bei dem Perserkönig zu su- chen. Der Verbreitung und Vertheidigung der Platonischen Phi- losophie, besonders in der Gestalt, welche sie durch die Neupla- toniker erhalten hatte, und vorzüglich der Bekanntmachung ihrer Quellen war im funfzehnten Jahrhundert die unter dem Schutz und der Pflege der Mediceer gegründete Platonische Akademie zu Florenz als freie wissenschaftliche Verbindung gewidmet. Bis 247 dahin ist der Name der Akademie seinem Ursprunge treu geblie- ben: denn bis dahin bezeichnete er einen Verein von Philosophen, und zwar von solchen, deren Richtung speculativ und zwar Pla- tonisch speculativ war oder wenigstens platonisirte. Ich übergehe minder berühmte Gesellschaften; nur im Vorbeigehen erwähne ich die Stiftung des Bernardino Telesio, die Akademie von Cosenza, die zwar der Naturphilosophie eine empirische Richtung gab, _ doch nichts desto weniger eine philosophische, und wenngleich ; nicht Platonisch, die erklärte Gegnerin der Peripatetiker war. Aber alle bedeutenden wissenschaftlichen Vereine, welche seit der unter Ludwig XIV. gestifteten Französischen Akademie, dem Haupt- muster aller folgenden, unter diesem Namen gegründet worden, ha- ben nicht etwa blofs mit Platonischer, sondern fast durchgängig mit speculativer Philosophie überhaupt, wenig mehr gemein; letz- tere ist vielmehr den aus dem Mittelalter stammenden höheren - Lehranstalten, den Universitäten, die milsbräuchlich sich gleich- falls Akademien genannt haben, von der Scholastik her als unver- äufserliches Erbtheil verblieben. Die Akademien sind vorzugs- weise solche gelehrte Körperschaften geworden, in denen die mathematischen, physischen, geschichtlichen und philologischen, im Ganzen genommen die nicht speculativen, sondern gelehrien " und empirischen Fächer des Wissens angebaut werden: diese sind, ausgenommen die Mathematik, welche von Platon besonders hoch- geachtet und gefördert wurde, gerade diejenigen, welche der ur- sprünglichen Akademie am fernsten lagen, und vielmehr den Pe- ripatetikern anheim fielen. Und immer mehr und mehr hat der Name der Akademie um sich gegriffen. Erwachte einer jener . alten Besitzer der Athenischen Akademie, wie mülste er sich ver- wundern, wenn er die Akademien aller Wissenschaften und Künste, musikalische und philarmonische und Gesang- und Malerakademien, ja sogar landwirthschaftliche und Forst- und Handlungsakademien und wie viele andere Anstalten und Veranstaltungen mit diesem vielbeliebten Namen seines Gartens geschmückt fände! Wahrlich der Heros, oder wie ein Dichter ihn nennt, der Gott Hekademos, ‘ dem, als die Unsterblichen die Erde unter sich vertheilten, nur jenes an Oliven und Schatten reiche bescheidene Vorwerk vor dem Doppelthor Athens zufiel, wo die Platane zur Ulme flüsterte und musische Cikaden von den Zweigen herab zirpten, hat in der 248 neuesten Zeit bedeutende Erwerbungen gemacht, und dem Her- mes und seiner Verlobten Philologia, dem Apoll und den Musen, ja selbst den Wald- und Feldgöttern sehr edle und sehr ansehn- liche Besitzthümer abgewonnen. Unsere Akademie der Wissenschaften hat den Heros Heka- demos mit einem grölsern und wesenhaftern, mit Leibniz ver- tauscht: diesem spendet sie, zwar nicht mit Fleischopfern und Gastmalen, doch mit feierlicher und öffentlicher Begehung seines Gedächtnifstages in der That heroische Ehren. Und mit Recht: denn er umfalste alles, was eine Akademie nach heutigen Begrif- fen umfassen soll, und wohl noch etwas mehr; er war überhaupt eine ganz akademische Natur; er suchte, obgleich er aus Grün- den des religiösen Bekenntnisses, weil er nicht zur katholischen Kirche übertreten mochte, als junger Mann die ihm angebotene Stelle in der noch neuen Pariser Akademie ablehnte, überall Aka- demien zn stiften, wo er sich dazu Einfluls genug zutraute oder geeigneten Boden dafür zu finden glaubte. Seine Vielseitigkeit, ja Allseitigkeit, bietet daher auch dem Betrachtenden unzählige Seiten dar; und wenn wir, die vorsitzenden Geschäftsführer der Akademie, uns daram nicht glücklich preisen möchten, dafs einer _ und derselbe nach wenigen Jahren immer wieder über dieselben grolsen Männer bei demselben wiederkehrenden Anlafs von Amts- wegen und zwar vermöge eines Nebenamtes, welchem man nur einen geringeren Theil der Thätigkeit widmen kann, als Redner der Körperschaft sprechen muls, wobei man fast unvermeidlich in Wiederholung früherer Gedanken geräth, vielleicht auch, weil die Begeisterung für den Gefeierten ihre Frische verloren hat, den Ton allmählig sinken läfst oder auch einmal in einen ver- drielslichen verfällt: so scheint man bei diesem vielseitigen Ge- genstande dieser Gefahr am wenigsten ausgesetzt zu sein. Aber es scheint nur: denn Leibniz freilich hat viele Seiten; aber der oft über ihn sprechen soll, hat sie nicht, und kann sie, selbst wenn er sehr grolse Geisteskräfte besälse, nach dem heutigen Stande der Wissenschaften nicht haben: er wird also leicht wie- der in das Herauswenden derselben Seiten verfallen, zumal an derselben Stelle und vor ohngefähr derselben Versammlung, wo nur allgemeine Betrachtungen erwartet werden, nicht aber etwa Darlegung einzelner Parthien der Leibnizischen Lehren oder 249 Erfindungen. Nichts liegt hier näher, als von Leibnizens akade- mischem Geiste, und vorzüglich von seinen Beziehungen zur hie- sigen Akademie zu handeln, von den Absichten, die er bei ihrer Stiftung gehabt, von dem Umfange, welchen er ihr gegeben, von den Gesichtspunkten, welche sie seinen Planen nach verfol- gen sollte: nachdem ich aber bereits früher hiervon in weiterem Umfange gesprochen habe, beschränke ich mich heute darauf, zwei dahin gehörige einzelne Punkte zu erörtern, die den Bewegungen auch unserer Zeit nicht ferne liegen, das Verhältnifs der Akade- mie einerseits zur Philosophie, anderseits zum Christenthum nach der Ansicht dieses ihres Begründers. Vor nunmehr neunundzwan- zig Jahren, also beinahe vor einem Menschenalter, gegen dessen Ablauf hin etwas aus der innern Geschichte der Akademie ohne Anstols wird erzählt werden können, wurde die Auflösung der damaligen philosophischen Klasse der Akademie, nach längerem Siechthum derselben, besonders auf Schleiermacher’s und ihrer andern wenig zahlreichen Mitglieder Betrieb in Antrag gebracht, weil man die Überzeugung gewonnen hatte, eine abgesonderte philosophische Abtheilung sei einer Akademie nicht recht ange- messen, indem metaphysische Gegenstände sich weder zu einer gemeinsamen Bearbeitung, noch zu einer ersprielslichen Bespre- | chung eigneten, die philosophische Speculation folglich, als be- sondere wissenschaftliche Thätigkeit, unter allen am wenigsten der Unterstützung durch eine akademische Verbindung empfäng- lich und bedürftig sei, überdies aber die Philosophie allen Klas- sen gleichmälsig einwohnen müsse, und mit Ausnahme des Meta- physischen alle anderen Zweige der Philosophie theils in der physikalischen, theils in der philologisch -historischen Klasse könn- ten abgehandelt werden. Die Sache der Philosophie, welche die Männer vom Fache aufgegeben zu haben schienen, wurde von einem hochgesinnten Staatsmanne in Schutz genommen, und jenen von diesem entgegnet, „gerade das philosophische Wissen, die eigentliche philosophische Speculation, mülsten in der Akademie ihre Stelle finden; sie eigneten sich nicht für die Universitäten; sie gediehen nur, wenn Männer sich ihnen ganz und ausschliefs- lich, blofs um der Sache willen hingeben könnten: eine solche Stellung könne nur die Akademie gewähren; in dieser könne zur Sprache gebracht und erörtert werden, was aufserdem aus Be- 250 sorgnils des Milsverständnisses von gemeinem und beschränktem Standpunkt aus, nirgends zur Sprache kommen könne: man möchte seine Stimme nicht dazu geben, die philosophische Klasse einer Akademie aufzuheben, deren erster Präsident Leibniz war, und es würde sich nicht rechtfertigen lassen, den wissenschaftlichen Werth der Philosophie an sich, ohne Hinneigung zu einem an- deren Zweige der Wissenschaft, nicht anerkennen zu wollen. Deutschland insbesondere dürfe hierin dem Beispiel anderer Län- der nicht folgen, die jenem dermalen in der richtigen Schätzung und in der Behandlung der Philosophie wohl nachständen; je härter die Philosophie in neuerer Zeit bedroht werde, je unrich- tiger die Ansichten über dieselbe seien, desto wichtiger bleibe es, ihr eine eigene Stelle in der Akademie der Wissenschaften zu erhalten.” Wahrlich bemerkenswerthe Worte und edle und hochherzige Gründe für die Beschützung der Philosophie! Doch der treffendste Grund für die Erhaltung der philosophischen Klasse, der durchdringendste, so recht auf das Herz gezielte Pfeilschufs, die Hinweisung auf Leibnizens Verhältnifs zu unserer Akademie, liefs sich ohne Mühe durch die Bemerkung abwenden, dafs in der alten Leibnizischen Einrichtung der Königlichen Gesellschaft _ der Wissenschaften, für welchen nichts weniger als philosophischen Verein auch der Name der Akademie geschickt vermieden war, eine Klasse der Philosophie gar nicht bestand, sondern nur eine für Naturwissenschaften mit Einschlufs der Arzneikunde, eine zweite für reine und angewandte Mathematik, eine dritte für die Deutsche, besonders Preufsische, weltliche und kirchliche Geschichte und die Deutsche Sprache, eine vierte für Litteratur, vorzüglich morgen- ländische, zur Fortpflanzung des Evangeliums unter den Ungläu- bigen: eine philosophische Klasse aber wurde erst unter Mauper- tuis im Jahre 1744 errichtet, und die beiden letzten der ehema- ligen Klassen wurden damals zusammengeschmolzen, ohne dafs die morgenländische Litteratur und deren Verbindung mit dem Reli- giösen mehr erwähnt wurde: woraus man denn nicht mit Unrecht schlols, ,„„es scheine die speculative Philosophie ganz eigentlich als Gegensatz an die Stelle der früher gedachten Beziehung auf das Christenthum getreten zu sein.”’ Wie kam es nun, dals Leib- niz der Philosoph von einer Königlichen Gesellschaft der Wis- senschaften die Philosophie ausschlols? Glaubte auch er schon, 251 _ dals die philosophische Thätigkeit keine Gemeinschaft erlaube _ und Besprechung metaphysischer Gegenstände keinen Gewinn für das Erkennen gewähre, ungeachtet er mit so vielen Personen Briefe über philosophische Gegenstände wechselte, und ungeach- tet das Zusammenpbilosophiren beinahe so alt ist, als das Philo- - sophiren selbst, und besonders in der Platonischen Akademie, _ wenn auch unter einem hervorragenden Lenker, sehr bedeutend geübt wurde? Genügte es auch ihm, dafs der philosophische Geist sich in den besonderen Wissenschaften geltend mache? Oder glaubte er zu wenig Anklang bei seinen Gönnern für die specu- - lative Philosophie zu finden, oder zu wenige philosophische Män- _ ner, um einen philosophischen Verein zu bilden? Diese Fragen, welche ich zum Theil bereits früher aufgeworfen habe, ohne sie beantworten zu können, erledige ich jetzt dadurch, dafs ich sie für überflüssig erkläre, weil sich die Ausschlielsung der Phi- losophie von der Leibnizischen Gesellschaft der Wissenschaften aus einem eigenthümlichen Gesichtspunkt begreifen zu lassen scheint, in welchem ein scharfsinniger und geistreicher Geschicht- schreiber der neueren Philosophie Leibnizens Eifer für Stiftung von Akademien begründet findet, oder mit welchem dieser Eifer wenigstens genau zusammenhängt. Unser Heros hatte nämlich den Gedanken einer allgemeinen Wissenschaft, oder wie Erd- mann sie zu nennen sich berechtigt findet, einer allgemeinen Wissenschaftslehre aufgefalst, von welcher er die gröfsten Er- wartungen hegte. Ihre Aufgabe war ihm eine doppelte: die An- weisung das bereits Erkannte zu prüfen und zu beurtheilen, und die Anweisung neue Erkenntnisse zu finden, und zwar aus Ge- gebenem: das Gegebene aber sind ihm theils Thatsachen oder zufällige Wahrheiten, theils ewige und nothwendige a priori er- _ kennbare Wahrheiten; und um von letzteren zu schweigen, nimmt er bei den ersteren eine Stufenfolge der Bedeutsamkeit an, und setzt als die wichtigsten derselben gewisse Grundthatsachen, aus welchen andere mit Hülfe der richtigen Methode abgeleitet wer- den könnten: diese Grund- oder Hauptthatsachen müfsten gesam- melt und Encyklopädien und Kepertorien gebildet werden, in welchen die Quintessenz aller Entdeckungen enthalten sei, und die ganz den Nutzen der Logarithmentafeln gewähren würden, _ welche die Rechnung erleichterten. Solche thatsächliche Daten T 252 sollen mit einander verbundene Gelehrte zusammenbringen, um die Möglichkeit zu bewirken, dals man ohne Zeitverlust weiter arbeite. Wenn ihm hierbei vorzüglich die Akademien vorschweb- ten, ohne dafs wir freilich behaupten möchten, er habe nicht auch die Ermittelung einzelner neuer Thatsachen von ihren Mitgliedern erwartet, so bedurfte es für solche Gesellschaften freilich keiner Philosophen vom Fache, er müfste denn auch das Zusammenbrin- gen der ewigen Wahrheiten oder reinen Vernunfterkenntnisse auf ähnliche Weise haben bewerkstelligen wollen, was er gewils mit grolsem Rechte nicht wollte. Es scheint vielmehr, es sollte auf die angegebene Weise durch gelehrte Vereine dem aufser- halb stehenden Philosophen nur der nöthige empirische Stoff ge- liefert werden. Ob aber dieses Project (denn etwas von Pro- jeetenmacherei, wozu jenes Zeitalter eine gewisse Neigung hatte, kommt bei Leibniz öfter zum Vorschein und war ihm bisweilen nothwendig, um die Grofsen zu gewinnen), ob dieses Project, sage ich, einen wissenschaftlichen Erfolg von Bedeutung hätte haben können, möchte ich bezweifeln. Es sind seit Leibniz ge- nug Encyklopädien und Repertorien erschienen; aber schwerlich sind sie zu solchen Logarithmentafeln geworden, welche den wis- senschaftlichen Gang abkürzten: gesetzt auch, die Encyklopädien hätten die gröfste Vollkommenheit, so kann der Forscher in be- deutenden Dingen doch niemals leicht gerade da anknüpfen, wo jene abschlielsen, sondern muls in der Regel den ganzen Weg, welchen die Untersuchung genommen hat, wieder durchmessen, = r das Gefundene noch einmal selbständig in sich erzeugen; nicht aber kann er, ohne das Frühere in sein Fleisch und Blut ver- wandelt zu haben, und insbesondere ohne es im Zusammenhange der ganzen Wissenschaft zu erkennen, der nur durch langwierige und umfassende Studien gewonnen wird, von gegebenen Prämis- sen ausgehen: die Speculationen der Philosophen selbst, inwiefern sie sich auf Thatsächliches beziehen, leiden häufig gerade daran, dafs letztere das Empirische nicht auf die angegebene Weise durch eindringende Forschung gewonnen, sondern nur lemma- tisch von den Forschern empfangen und folglich unvollkommen kennen gelernt haben. Mag Leibniz, welchem dies gewils nicht verborgen blieb, im Stande gewesen sein, Ergebnisse, die in sol- chen Repertorien niedergelegt wären, zu gebrauchen, um damit, 253 wie er es nennt, weiter zu rechnen; so dürften doch die Meisten _ dies nicht vermögen, oder auf diesem Wege sehr falsche Rech- mungen anlegen. Auch hat die Zeit, aller Dinge sicherste Prü- _ ferin, eine solche Bestimmung wissenschaftlicher Vereine nicht gerechtfertigt: weit entfernt, dals letztere Encyklopädien und Re- pertorien ausgearbeitet hätten, haben sie sich vielmehr gerade auf das Entgegengesetzte, auf das Monographische geworfen, einzelne R F + Ran 17° Punkte ins klare Licht gesetzt, durch einzelne Untersuchungen den Fortgang der Wissenschaften gefördert, und dadurch gewils mehr gewirkt, als durch Anfertigung von Repertorien zu wirken möglich gewesen wäre; ja man dürfte heutzutage ziemlich darü- ber einig sein, dals Encyklopädien mit wenigen Ausnahmen die Wissenschaft selbst nicht erweitern oder auch nur für ihre Er- weiterung eine Grundlage bilden, sondern vorzugsweise die Wis- senschaft nur in weiteren Kreisen verbreiten, dadurch aber auch - sehr leicht verflachen. Die einzelnen Akademiker könnten frei- _ lich lebendige Encyklopädien sein, wie Leibniz selber eine ganze Akademie und eine Encyklopädie der Encyklopädien war; aber dazu bedürften sie einer noch grölsern Mufse und Geschäftlosig- keit als er hatte, und die Akademien einer Ausstattung, wie sie nicht zu erwarten, ja aus vielen Ursachen auch gar nicht zu verlangen ist. Leibniz hatte, wie gesagt, einen Theil der Akademie auf die Behandlung der Kirchengeschichte und insbesondere auf die Fortpflanzung des Evangeliums unter den Ungläubigen berechnet: es scheint, ein theologisch - philosophischer Mann der ersten Gröfse habe es Friedrich dem Grofsen oder dem Hrn. v. Maupertuis ver- steckter Weise zum Vorwurf gemacht, an die Stelle des Chri- stenthums die Philosophie gesetzt zu haben, obwohl ebenderselbe scharfe und tiefe Denker sonst meistentheils nicht eben besonders gut auf Leibniz zu sprechen war. Leibnizens lebhafte Theilnahme _ an allem Kirchlichen, also auch an Kirchen- und Dogmenge- schichte ist bekannt; was aber den andern so eben von mir her- - vorgehobenen Punkt betrifft, so wünschte er ohne Zweifel die Verbreitung des Christenthums um ihrer selbst willen, und zu- gleich weil er von den in neuester Zeit häufig angefochtenen und allerdings den Zweck nicht immer erreichenden Missionen _ und Bekehrungsanstalten die Herstellung eines menschlichern und 254 sittlichern Zustandes unter den Heiden und eine Bereicherung der Wissenschaften erwartete. Heutzutage erscheint die An- knüpfung akademischer Thätigkeit an Missionen und Bekehrungen so befremdlich, dafs wir eingestehen müssen, diese Leibnizische Ansicht sei durch die Zeit nicht bewährt worden; und einigen Antheil daran, dals er der Königlichen Gesellschaft der Wissen- schaften diese Nebenbestimmung gab, möchte wohl seine aufser- ordentliche Geschicklichkeit haben, sich Anderer Neigungen und Vorstellungen anzubequemen. Keiner empirischen Wissenschaft verzeiht man, soviel ich weils, die Accommodation an Vorstel- lungen, die aulser der Wissenschaft liegen; die Philosophen ha- ben sie nicht selten sich erlaubt: ja der Name der Christlichen Philosophie, eine Benennung, die übrigens, wenn ich nicht irre, unserem Leibniz noch unbekannt war, und obgleich er mehr als irgend ein neuerer Philosoph sich mit Bekenntnilsfragen beschäf- tigte, aufser seinem Gesichtskreise lag, dieser Name deutet eini- germalsen auf eine ziemlich häufige Anbequemung des Philoso- phirens. Ich habe von ihm, wie er von Descartes, nicht zu sei- ner Unehre die Meinung, dafs es ihm nicht mit Allem vollkom- men Ernst gewesen; aber auch wo es Ernst ist, hat das Vermit- teln sehr oft die grölsten Schwierigkeiten, und wo er die Theo- logie anrührt, dürfte es ihm nicht immer gelungen sein. Leibniz stand auf der Höhe idealer Speculation, um von da aus das Welt- all in allen seinen Erscheinungen zu durchdringen und in seiner Übereinstimmung zu durchschauen: die höchste Spitze aller Spe- culation ist die philosophische Theologie, in welcher auch die unbedingte Harmonie wird erkannt werden müssen; die vermit- telnden Wesen zwischen Gott und den Erscheinungen sind dem Platon die Ideen, dem Leibniz die Monaden, auf die er, wie Laeroze gegen ihn selbst behauptete, durch Jordano Bruno scheint geleitet worden zu sein. Um sich vor dem Spinozismus zu ret- ten, setzt er selbständige Monaden; aber wo er in seinen onto- logischen Untersuchungen auf den Gottesbegriff kommt, verlieren die Monaden ihre Selbständigkeit und werden zu Fulgurationen oder Ausstrahlungen Gottes, und er fällt gerade in den verrufe- nen Spinozismus zurück. So ist ihm denn in der speculativen Theologie die wichtigste Vermitielung nicht gelungen. Noch schwerer mufste es für denjenigen, welcher es gewagt hat, die 255 _ universale Harmonie Gott zu nennen, bei folgerichtigem Denken werden, die Philosophie mit der kirchlichen Theologie zu ver- mitteln. Geschickt ergriff er den Ausweg, beide nur neben ein- _ ander zu stellen, zu sagen, dals das Dogma der Philosophie nicht _ widerspreche, die Philosophie die Möglichkeit des Dogma’s, aber nicht dessen Wahrheit beweisen könne. Aber eben um diese Möglichkeit zu beweisen, opferte er die Folgerichtigkeit seines Systems auf. Bereits früh, im Jabr 1673, hatte er geglaubt, die Möglichkeit der realen Gegenwart des Körpers Christi im Abend- mahl, ja sogar der Transsubstantiation erweisen zu können; da ihm aber der Raum nichts Wirkliches ist und die Körper nur Erscheinungen sind, wurde er gerade in Bezug auf diese reale Gegenwart ins Gedränge gebracht, weil ja unter seinen Voraus- setzungen, wie man ihm einwandte, auch Christi Leib nur eine - Erscheinung sein würde, und so gerieth er, offenbar von Andern _ getrieben oder veranlafst, zum Vereinigen und Vermitteln wie geschaffen so stets geneigt, im besten oder auch schlimmsten Falle sich allmäblig selbst überredend, später darauf, das mit sei- nem Idealismus unverträgliche sogenannte substantiale Band zu erfinden, vermöge dessen der Körper eine Einbeit durch sich und mehr als eine Erscheinung werden sollte. Hierbei, dünkt mich, habe er doch das gethan, wovon ich ihn früher mit Les- sing freisprechen wollte, er habe seine Lehre dem Dogma anbe- quemt. Endlich kann ich es wohl dem Urtheil eines Jeden über- lassen, ob die berührte, damals vielleicht zeitgemäfse Verbindung eines an sich gewils ernstlich und wohl gemeinten, auch in vie- len Fällen ersprielslichen Zweckes mit der Gesellschaft der Wis- “senschaften, zu dem Wesen einer Akademie passe: denn nach ‚unseren Begriffen hält eine solche nicht wie unter Ludwig XIV. auf ein ausschlielsendes Glaubensbekenntnifs, sondern unsere Aka- demie ist, was selbst unter Friedrich dem Grofsen noch ohne Beispiel war, ungeachtet schon früher in einer zu religiösen Kämpfen aufgelegtern Zeit ein protestantischer Kurfürst dem edlen, oder nach Fr. H. Jacobi’s und Schleiermacher’s Ausdruck, dem heiligen Spinoza eine Professur an einer Universität ange- boten hatte, unsere Akademie ist, sage ich, jetzo thatsächlich Ge- lehrten jedes Bekenntnisses zugänglich; sie hat es sich schon vor fünf Jahren zur Ehre gerechnet, einen ausgezeichneten Mann 256 Mosaischer Religion zu ihrem ordentlichen Mitgliede zu wählen: ein Beweis, dals sie auch in den Ansichten, welche das Zeitalter bewegen, etwas weiter vorgeschritten ist, als manche glauben ma- chen wollen. Ich kann es also auch der Entscheidung eines Je- den anheimstellen, ob jene von Leibniz beliebte Verbindung zu seinen glücklichen Vermittelungsversuchen zu rechnen, oder eine unter Umständen gefährliche Vermengung verschiedenartiger Ge- biete und Standpunkte sei, und ob Friedrich der Grofse und der Präsident Maupertuis oder Leibniz, für die Sache selbst und ohne Rücksicht auf besondere Verhältnisse, das Richtigere getroffen habe. Sollte es aber Jemand unpassend finden, wenn ich einmal eine Seite des wundervollen Gegenstandes herausgekehrt habe, die uns minder anspricht, so habe ich nicht nur einen nachah- mungswürdigen Vorgänger dafür an dieser Stelle selbst gehabt, sondern finde es auch anständiger selber zu denken, als immer nur das unbedingte Lob des grolsen Meisters zu verkünden. Ich kann und will es nicht verhehlen, dafs meine Ansichten in dieser Beziehung nur mit denen des grolsen Königs übereinstimmen, und ich habe mich bereits bei anderer Gelegenheit dahin er- klärt, „wie mir scheine, biete die Akademie einen bequemen Boden für die Philosophie, weil diese der vollen Freiheit des Erkennens bedürfe, nirgends aber weniger als an dieser Stelle gefordert werde, das Philosophiren solle sich vorherbestimmten Vorstellungen anbequemen: denn die Akademie sei nach ihren Gesetzen, dem Palladium ihres Daseins, den allgemeinen Wissen- schaften ohne besondern Lehrzweck gewidmet, und am wenig- sten könne die Philosophie hier als eine Hülfswissenschaft der Theologie angesehen werden, welche mehr als irgend ein prak- tischer Lehrzweig seit lange der Akademie fremd gewesen; am wenigsten könne hier davon die Rede sein, nach der Richtschnur positiver Dogmen zu pbhilosophiren.” senschaftliche Freiheit nimmt die Akademie für sich in Anspruch, Diese und die ganze wis- und sie ist ihr, soweit ich aus eigener Erfahrung darüber urthei- len kann, weder jemals bestritten, noch jemals von ihr preisge- j geben worden. 257 B. Antrittsrede des Hrn. Dieterici, in derselben Sitzung gehalten. Leibniz hat unter seinen staatsrechtlichen Abhandlungen einen 1701 erschienenen Aufsatz über die Gründe, welche nach - dem Völkerrecht ein Land geeignet erscheinen lassen, ein Kö- nigreich genannt zu werden; er rechtfertigt die Annahme der Königswürde von Seiten Königs Friedrichs I. von Preufsen be- sonders auch aus der Einwohnerzahl(*). Es werden, sagt er, ut ex tabulis liquet, im Preufsischen Staate jährlich 65400 Men- schen geboren, und wenn man nun findet, dafs auf 30 Lebende Einer geboren wird, so folgt, dals der Preufsische Staat 1962000 Einwohner, also beinahe 2 Mill. hat, welches sehr bedeutend ist, da in dem mächtigen und volkreichen England nicht mehr als 5 Millionen Menschen leben. Vera regni potestas, fügt er hinzu, in hominum numero consistit, ubi enim sunt homines, ibi substan- tiae et vires, et quanto magis diligentiores, et laboriosi, et ditiores in substantüs erunt, ibi tutiores sunt etc. Es ist merkwürdig, wie der grolse Denker hier in wenigen Worten einen der Haupt- sätze ausspricht, der, zuerst von Locke hervorgehoben, später von Ad. Smith mit Recht an die Spitze aller staatswirthschaftli- chen Untersuchungen gestellt ist. Es ist die Arbeit, durch welche die Nationen zu Wohlstand fortschreiten, und je mehr Menschen in einem Staate fleilsig, vernünftig, mit Erfolg arbei- ten, um so glücklicher wird sich der äulsere Zustand eines Vol- kes entwickeln. Es ist eben so merkwürdig, welche Bedeutung ‚Leibniz statistischen Betrachtungen für alle Staats- Wissenschaft beilegt. Er geht von dem statistisch - ermittelten Verhältnifs der Ge- "burten gegen die Lebenden aus, berechnet danach die Einwohner- zahl, und knüpft hieran die Bedeutung der Macht des Preufsi- ‚schen Staats. Es entspricht dieser Auffassung des grolsen Weisen, dafs gerade von Mitgliedern der nach seinen Ideen errichteten hiesi- (*) C£. opera omnia. Ausg. v. 1789. Tom. 4. Abschn. III. Jurispruden- tia. S. 502. Cogitationes de is, quae iuxta praesens ius gentium modernum requiruntur ad Maiestatem regiam, occasione coronationis Regis Prussiae. Auszug neuer Bücher ann. 1701.) x d 258 gen Königlichen Akademie der Wissenschaften die Statistik, und zwar ganz eigentlich in der rein wissenschaftlichen Rich- tung aulserordentlich gefördert ist; dergestalt, dafs die Leistungen der in dieser Beziehung zu nennenden Männer Epoche machen in der Geschichte der Wissenschaft; neue Blicke, neue Wege für diese Forschungen eröffnet haben! Der Propst Süssmilch war seit 1743 Mitglied der hiesigen Königlichen Akademie. In seiner Jugendbildung mathematischen, naturwissenschaftlichen und selbst medicinischen Studien zuge- wandt, nahm er in der Theologie den Standpunkt, aus der Welt- ordnung, den unwandelbaren Gesetzen der Natur, die Weisheit der göttlichen Vorsehung darzutbun. Schon 1742 war von ihm in noch unvollkommener Darstellung die Schrift erschienen, wel- che er später, als Mitglied der hiesigen Akademie, 1761 voll- ständig herausgab: die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen. Dies Werk machte einen Wendepunkt in der Geschichte der Statistik als Wissenschaft. Wie mancherlei von andern Gelehrten in diesen Beziehungen in Frankreich, England, Holland gedacht war, Süssmilch’s göttliche Ordnung falste den Gegenstand in grölserer Allgemeinheit und in wissenschaftlicher Schärfe. Wie Vieles auch seitdem in die- sem Kreis der Betrachtungen weiter erforscht und ermittelt wor- den, Süssmilch’s Werk wird heute noch bei allen Untersuchun- ° gen über die menschliche Lebensdauer, über die Gesetze der Geburten und Todesfälle, über die Bewegung der Bevölkerung im In- und Auslande ehrenvoll genannt; es ist in der Regel der Ausgangspunkt der Untersuchungen. In zwei Beziehungen ist das Werk besonders zu rühmen; einmal in Bezug auf die Kritik, mit welcher Süssmilch. von ganz bestimmten Thatsachen ausging. Es waren 1056 bestimmte Dörfer der Mark, für welche sein Verhältnifs als Geistlicher seit einer Reihe von Jahren die sicher- sten Zahlen über Taufen, Trauungen, Beerdigungen ihm verschafft hatte, an welche er seine Betrachtungen anlegte. Es ist ferner die Objectivität, der wissenschaftliche Sinn rein zur Erforschung der Wahrheit und allgemeiner Gesetze, die das Buch auszeich- nen; und wenn er hie und da in seinen Schlüssen irrte, oder zu weit ging, so sind manche grofse Resultate — „‚dals mehr Knaben - A 7 2 _ der Tod die ersten Lebensjahre des menschlichen Geschlechts > . vr. 259 geboren werden als Mädchen” — „dals in den ersten Lebensjah- ren mehr Knaben sterben als Mädchen” — „in wie hohem Grade ergreift” und ähnliche, von Süssmilch zuerst mit wissenschaftli- cher Schärfe hervorgehoben, und behalten ihre Wahrheit. Süssmilch starb im März 1767; seine Untersuchungen hatten die Aufmerksamkeit der gelehrten Welt auf die von ihm ange- regten Fragen gezogen. In der hiesigen Akademie waren es be- sonders Euler und Lambert, die den mathematischen Theil jener Fragen weiter bearbeiteten. Aber die Statistik erhielt von einer ganz andern Seite her von einem Mitgliede der hiesigen Akade- _ mie eine Eröffnung ganz neuer Bahnen. Al. v. Humboldt, der mit der Universalität seines Geistes überall in den Wissenschaften neue Gebiete zeigt, und den Blick der Forschung erweitert, hat in seinem Essai politique sur le ro- yaume de la nowvelle Espagne und in seinen übrigen Schriften statistische Fragen aufgestellt und gelöst, und reiche Mittheilun- gen gegeben, die für die wichtigsten staatswirthschaftlichen Be- trachtungen ganz neue Ansichten eröffnen. Wie viel Gold und Silber ist aus Amerika nach Europa gekommen? Wie haben die Preise der Dinge danach sich geändert? Wie viel Gold und Sil- ber tritt jährlich neu aus den Bergwerken der Welt in den Ver- kehr? Wie viel Zucker, Kaffee, Thee, Gewürze aller Art wer- den in den Tropenländern jährlich ungefähr gewonnen? Wie viel dieser Objecte wird in den verschiedenen Ländern Europa’s durchschnittlich consumirt? Welche Schlüsse folgen aus diesen Ermittelungen in Bezug auf den Wohlstand der Völker? Diese grofsen Fragen sind es, die Humboldt zuerst bestimm- ter aufgestellt und aufserordentlich weiter gefördert hat, zu de- ren Beantwortung fortdauernd auf seine Forschungen zurück- gegangen werden muls, an deren immer weiterer Ermittelung er mit Genialität und Scharfsinn beständig fort arbeitet. Humboldt hat diese grolsen Aufgaben für das Leben der - Menschen ganz allgemein aufgefalst, und ehrt die Statistik, in- dem er rein objectiv und wissenschaftlich den Gegenstand behan- delt. Die Staatsmänner waren dagegen am Ende des vorigen und im Anfang des laufenden Jahrhunderts vielfach in umgekehr- ‚ter Richtung gegangen. Viel Statistisches sammelte man in 260 England, aber immer nur zu bestimmten Zwecken des Handels, des Industrie. Ähnlich in Frankreich; und bei uns wollte man in weitläufigen Tabellen auf das genaueste herausrechnen, wie viel Waaren fabricirt, wie viel Geld dabei verdient, wie viel Getreide gesäet werde, wie viel Scheffel jedes Jahr geärndtet würden u. dgl. m. Man fragte so aufserordentlich viel, die Ant- worten waren so sichtlich ungenau und irrig, dals die Statistik für Wissenschaft und Leben das Vertrauen verlor. Dennoch waren aufgeklärte Minister, wie Struensee und Stein, aufmerksam _ auf das statistische Material, das sie nur strenger gesichtet und geprüft wissen wollten; Leop. Krug sammelte fleilsig; und König Friedrich Wilhelm II., die Wichtigkeit der Statistik wohl er- kennend, drang in allen Verordnungen über die Organisation der Behörden darauf, dafs statistische Nachrichten mit Umsicht ge- sammelt und in einer selbstständigen Behörde für alle Zweige der Verwaltung zusammengestellt würden. Da war es Hoffmann, der 1809 die Bedeutung eines selbstständig gestellten statistischen Bureau’s für Staat und Wissenschaft klar darlegte und dieses so ' zweckmälsig einrichtete und führte, dafs aus England, Frankreich, Schweden, Dänemark, den Nordam. Freistaaten, der Schweiz, Österreich und vielen deutschen Staaten amtliche Anfragen ein- liefen, um zu ähnlichen Staatseinrichtungen als Muster die Orga- nisation des statistischen Bureau’s in Berlin zu nehmen. Zwiefach ist Hoffmann’s grolses Verdienst um die Statistik für Wissenschaft und Staat. Zunächst brachte er Besonnen- heit in die Sammlung statistischer Nachrichten. Massen von Zah- len zu bewältigen, scheut er nicht; in diesem Zusammenbringen todten Materials sucht er aber nicht, wie untergeordnete Geister, den Werth der Statistik. Er weils die Formen zu vereinfachen, und die Fragen so zu stellen, dals aus den kurzen Schlufsergeb- nissen überraschende Wahrheiten hervorgehen. Dies hätte er nie erreicht, wenn ihn nicht, welches ich als sein ferneres grolses Verdienst bezeichnen muls, eine allgemeine und höhere Auffas- sung, ein Suchen nach der Wahrheit, als solcher ein ächt wis- senschaftlicher Sinn bei seinen Arbeiten immer geleitet hätte. In geistreicher Combination anscheinend ganz fern von einander liegender Zahlenverhältnisse entwickelt er die wichtigsten staats- wirthschaftlichen Fragen; in stiller und sinniger Betrachtung von 261 tieferen, ethischen Principien ausgehend, zeigt er zuletzt in we- nigen, aus statistischen Ermittelungen klar hervorspringenden " Zahlen, welchen Weg die Nationen zu gehen, welche Maafsre- geln die Regierungen zu ergreifen haben, wenn dauerndes Glück durch Wohlstand, und Fortschritt in geistiger und sittlicher Ver- vollkommnung herbeigeführt werden soll. Hoffmanns ganze amt- liche Thätigkeit, seine sämmtlichen Schriften, insbesondere aber die gehaltreichen Abhandlungen, welche er als Mitglied der hie- sigen Königlichen Akademie, der er seit 1832 angehört, geliefert hat, geben Beläge seiner Verdienste um die Statistik in der an- gedeuteten Richtung. Überall sprechen seine Zahlen; er hat _ durch seine Arbeiten und seine Methode für das Feld politischer Untersuchungen neue Wege eröffnet, und der Statistik in ihrem Zusammenhange mit volkswirthschaftlichen und staatswissenschaft- - lichen Fragen ihre Würde und Bedeutung als Wissenschaft ge- sichert. Die Königliche Akademie der Wissenschaften hat mir die Ehre erwiesen, mich zu ihrem ordentlichen Mitgliede zu erwäh- len. Wenn ich den weiten Umkreis des wissenschaftlichen Ge- biets überblicke, welches zu bearbeiten mir obliegt, wenn ich an den Zusammenhang der hiesigen Königlichen Akademie mit den Fortschritten der Statistik zurückdenke und mir die Leistun- gen der grolsen Gelehrten vergegenwärtige, die als Mitglieder der hiesigen Akademie für meine Wissenschaft thätig gewesen sind, so kann ich ein Gefühl der Besorgnils nicht unterdrücken, dals meine Leistungen weit hinter solchen Meistern zurückblei- ben werden. Der hohe, wissenschaftliche Sinn, welcher, aus edler Gesinnung entspringend, meine vorleuchtenden Muster be- seelt hat und beseelt, und der in gleicher Weise in den ver- schiedensten Fächern bei allen geehrten Mitgliedern der König- lichen Akademie vorherrschend ist, soll mich ermuthigen und stärken! Ein würdiges Streben, ein ernster Sinn werden wohl- wollend anerkannt werden, wenn Kraft und Leistung auch mä- fsige Erwartungen kaum sollten erfüllen können! ’ Erwiederung des vorsitzenden Secretars Hrn. Böckh. In meiner Eigenschaft als Secretar der philosophisch - histo- rischen Klasse der Akademie, und zwar für jetzt als einziger Se- cretar derselben, habe ich Sie, geehrtester Herr College, heute als unser neues Mitglied zu begrülsen. Solche Begrülsung ist ein kurzes und nicht lästiges, sie ist ein erfreuliches Geschäft; doch bin ich dafür nicht der würdigste: berufener dazu war mein vieljähriger Freund und einträchtiger Genosse im Secreta- riat, dessen Studien den Ihrigen näher liegen. Sie haben aus- einandergesetzt, dals aus dem Scholse der Akademie grofse und weithin anregende Leistungen auf dem Gebiete der Statistik her- vorgegangen sind: indels ist dies zumeist zufällig, weil dasjenige, was Mitglieder der Akademie leisten, noch nicht gerade in und von der Akademie geleistet wird; die Namen eines Leibniz und Alex. v. Humboldt zieren die Akademie, aber sie gehören der ganzen Welt an. Erst seit Kurzem ist es nicht mehr als ein “ blofs Zufälliges anzusehen, wenn die Statistik von der Akademie aus gefördert wird; sie hat es in der letzten Zeit als ein wesent- liches Bedürfnils ihres wissenschaftlichen Vereines erkannt, einen Vertreter der Statistik in ihrer Mitte zu haben; sie hat für einen solchen eine eigene Stelle bestimmt, und seit unser würdiger Hoffmann von Alter und Krankheit geschwächt diese nicht mehr ausfüllen kann, sind Sie hier wie anderwärts sein natürlicher und zunächst berechtigter Nachfolger. Die Akademie umfalst alle die- jenigen Wissenschaften, welche nicht blofs praktisch oder positiv sind, das heifst in Wahrheit alle Wissenschaft: denn das Prak- tische ist blofs die Anwendung des Wissens im Handeln, nicht ein Wissen selbst; und wo die Macht des Positiven anfängt, da endet die Kraft der Erkenntnils. Das Wissen ist theils auf die Natur, tbeils auf den Geist und seine Entwickelung in der Ge- schichte des Menschengeschlechtes gerichtet; es strebt auf beiden Hauptgebieten die Gesetze, die unsterbliche Harmonie der Ver- nunft zu erkennen. Die Gesetze der Natur sind unwandelbar und in ewigen Fesseln gebunden; der Geist entfaltet sich frei, aber seine höchste Freiheit ist der höchsten Nothwendigkeit gleich, und wie auch die Formen des Staates, in welchem als 263 + dem allumfassenden Organismus der Gesellschaft sich die geistige Ri Entwickelung bewegt, sich verändern und umgestalten mögen, haben doch auch alle staatlichen Verhältnisse eine mehr als po- sitive Gesetzmälsigkeit, die seit Jahrtausenden erkannt ist, seitdem man erkannte, was später die Praktiker vergessen oder verdun- kelt haben, dafs die Politik ein Theil der Ethik ist. Aber zwi- schen der Natur an sich und den reinen Werken des Geistes liegt noch ein Drittes, welches scheinbar zufällig und regellos, der Zurückführung auf Gesetze und also auf wissenschaftliche Erkenntnils am meisten zu spotten schien und daher meisten- theils unbewulster und instinktmälsiger Ausübung überlassen blieb, ich meine, um es mit einem allgemeinen und gangbaren Worte zu bezeichnen, die sogenannten materiellen Interessen, welche darum einen Übergang von dem Natürlichen zum Geistigen und eine Vermittelung beider bilden, weil in ihnen die Natur zu dem menschlichen und staatlichen Zweck benutzt und gewissermalsen zum Ethischen erhoben erscheint. Diese sind der Gegenstand der Lehre vom Staatshaushalt und eines grolsen Theiles der Sta- tistik, welche jener die sichersten Grundlagen liefert. Der Mensch, dem ewigen Gott gegenüber schwach und nichtig, aber von allem Sterblichen das Gewaltigste, hat sich seit undenklichen Zeiten die Natur unterworfen; ihre stärksten und wildesten Mächte werden von ihm gelenkt und geleitet, wie ein Knabe das kühne Rofs am kleinen Zügel lenkt: aber wie alle diese natürlichen Elemente zur vollen Harmonie des bürgerlichen Lebens zu ordnen und zu verflechten sind, und welchen Gesetzen sie im Haushalt des Vol- kes und des Staates folgen, ist erst später, als die geistigeren Gesetze der Politik, wissenschaftlich und kunstmälsig zu ergrün- den versucht worden. Und doch, wie kann sich ein Volk poli- tisch und geistig heben und auf seiner Höhe erhalten, wenn es des Wohlstandes durch Vernachläfsigung oder verkehrte -Benu- - tzung der Hülfsmittel desselben verlustig geht? Damit dieses nicht v geschehe, dazu bedarf es der Wissenschaften, denen Ihre Mufse _ gewidmet ist; und hat sich die Wissenschaft dieser Gegenstände r bemächtigt, so ist auch wieder nicht zu besorgen, dafs Staat und Volk in dem Materiellen versinken und untergehn, oder die Pflege des Geistigen und dessen, was dem Geiste den höchsten Auf- schwung giebt, der freien Entwickelung der Vernunft versäumen 264 werden, ohne welche alle irdischen Güter nicht nur werthlos sind, sondern auch bald selber verloren gehen würden, und wel- che eben delshalb in einem höhern Sinne der materiellste Ge- winn für ein Volk ist. In diesem Sinne, ich bin dessen gewils, fassen Sie die Aufgabe Ihres Lebens; und darum sind Sie mir, darum uns allen, willkommen an dieser Stätte! IIANNIBEOANNNN Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat August 1847. Vorsitzender Sekretar: Hr. Encke. 5. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Jacobi las: Über die Kenntnisse des Diophan- tus von der Zusammensetzung der Zahlen aus zwei Quadraten nebst Emendation der Stelle Probl. Arithm. V. 12. Wie es häufig gerade bei solchen Stellen des klassischen Alterthums, welche ein besonderes sachliches Interesse darbieten, der Fall ist, so ist auch eine Stelle in den arithmetischen Pro- ‚blemen des Diophantus, welche uns über seine Kenntnisse von der Zusammensetzung der Zahlen aus zwei Quadraten wichtigen Aufschlufs verspricht, verderbt. Es ist jedoch dies nicht in sol- chem Grade der Fall, dafs nicht eine Wiederherstellung dersel- ben möglich wäre. In der 12ten Aufgabe des so reichen öten Buches der arith- metischen Probleme wird verlangt, die Einheit in zwei solche Stücke zu theilen, dafs wenn man zu ihnen dieselbe gegebene Zahl addirt, die beiden Summen Quadrate werden. Nennt man die beiden Stücke x und y, die gegebene Zahl a, so sollen &-+a und y-+a gleichzeitig Quadrate und +y=1 sein. Es wird daher 1+2a die Summe zweier Quadrate. Man sieht hieraus, dafs die Zahl a nicht willkührlich gegeben sein "kann, sondern ihr um Eins vermehrtes Doppeltes die Summe zweier [1847.] 8 266 Quadrate sein muls. Die Aufgabe kommt dann darauf zurück, eine gegebene ungerade Zahl N=2a+1, welche die Summe zweier Quadrate ist, in zwei andere Quadrate zu zerfällen, de- ren jedes grölser als @ ist. Sind 2?” und u? solche Quadrate, so werden 2?—a, u’—.a die beiden gesuchten Stücke der Ein- heit. Es ist hier nur von rationalen, nicht von ganzen Qua- draten die Rede. Die nähere Bestimmung der gegebenen Gröfsen, welche nöthig ist, damit die Aufgabe möglich werde, nannten die Grie- chen Ötoginaos oder auch meoTÖLogıaja0G. Diese Diorismen beste- hen in der Regel in Bestimmung der Gränzen, in welchen die ge- gebenen Grölsen enthalten sein müssen, damit bei geometrischen Aufgaben die zu construirende Gröfse reell bleibt, oder bei arith- metischen Aufgaben die Werthe der gesuchten Zahlen positiv wer- den. Damit bei den arithmetischen Aufgaben die Lösungen ra- tional werden oder die Aufgabe überhaupt gestellt werden kann, sind auch bisweilen, wie hier, Diorismen nöthig, welche sich blofs auf die Form der gegebenen Zahlen beziehen. Proclus nennt Leon, der nach Hippokrates Elemente ge- schrieben, die sich durch gröfseren Reichthum des Stoffs und sorgfältigere Beweise auszeichneten, als den Erfinder des do- gıswos, wann das gesuchte Problem möglich und wann es unmöglich ist. (usre zov Akovra ... zu Sogswov zugelr, more Ölvarov Eorrı 76 Ouriuevov meol@Antacı zen more aduvarov). *) Es hätte bei der vorgelegten Aufgabe hingereicht, wenn Dio- phantus als Diorismus der gegebenen Zahl bemerkt hätte, dafs ihr um eins vermehrtes Doppeltes die Summe zweier Quadrate sein muls. Diophantus spricht aber diese Bedin- gung nicht ausdrücklich aus; er setzt sie bei seiner Auflösung voraus, und sogar dals man eine Zerfällung in zwei Quadrate wirklich kenne. Dagegen giebt Diophantus als Diorismus eine Eigenschaft an, welche eine Zahl, die die Summe zweier Qua- drate ist, besitzen muls. Anderes als solche Eigenschaft sagt der Diorismus des Diophantus nicht aus; anderes braucht Dio- *) Dieser Leon war nach Proclus etwas älter als Eudoxus und ein Schüler des Leodamas, der ein Zeitgenosse des Archytas und 'Theaetetos war, und dem Plato seine Methode der geometrischen Analysis überliefert haben soll. 267 _ phantus nicht bewiesen zu haben, um dem Vorwurfe zu entge- hen, etwas nur durch Induction gefundenes mit Bestimmtheit auszusprechen. Er mag sich durch Induction überzeugt gehabt haben, dafs diese Eigenschaft die Zahlen, welche die Summe zweier Quadrate sind, vollständig definirt, so dafs jede Zahl, welche die angegebene Eigenschaft hat, auch immer die Summe zweier Quadrate ist, aber er hütet sich wohl, diese Umkehrung auszusprechen. So giebt er in der 14ten Aufgabe des öten Bu- ches von einer Zahl, welche die Summe dreier Quadrate sein - soll, den Diorismus, dafs sie nicht die Form 82-47 haben dürfe, was er leicht beweisen konnte; aber wir finden nicht bei ihm ausgesprochen, dals umgekehrt jede ungerade Zahl, welche nicht diese Form hat, oder jede gerade nicht durch 4 theilbare Zahl auch wirklich immer die Summe dreier Quadrate ist, was er wohl ebenfalls durch Induction finden konnte, was aber zu be- weisen aufser seiner Macht lag. . Eine elementare Betrachtung zeigt, dals jede ganze un- gerade Zahl 22-+1, welche die Summe der Quadrate zweier rationalen Zahlen ist, die Form 4An—+1 hat. Es darf also a nicht ungerade sein, weil sonst 24-++1 die Form 4n—1 erhält. Aber nicht umgekehrt ist jede ganze Zahl von der Form 4n-+1 auch die Summe der Quadrate zweier rationalen Zahlen. Es kommt daher darauf an, noch andere Eigenschaften dieser Summen zu entdecken. Zahlen, die sich nur durch einen qua- dratischen Factor unterscheiden, werden immer gleichzeitig die Summe der Quadrate zweier rationalen Zahlen sein können oder nicht sein können. Es ist daher hinreichend, solche ganze Zah- len zu betrachten, welche durch kein Quadrat theilbar sind. Diese Zahlen dürfen, wenn sie die Summe zweier Quadrate sein sollen, weder selbst, noch darf einer "ihrer Factoren die Form 4n—1 haben. In diesem :wich- tigen arithmetischen Satze besteht der Diorismus des Diophantus, wie er sich durch eine unbedeutende Änderung aus dem jetzigen Texte ergiebtl. Ehe ich jedoch diese Änderung selbst mittheile, muls ich den mathematischen Sprachgebrauch der Präposition wege bei Diophantus näher erläutern. Es ist sehr bekannt, dafs die Präposition rag« von der Di- vision gebraucht wird. Einen Raum an eine Seite anlegen» 268 (ragafarreıv, im Platonischen Meno nach Mollweides und Au- gusts Erklärung ragereiverw) heilst soviel, als die Höhe eines Recht- ecks suchen, dessen Basis die gegebene Seite und dessen Inhalt der gegebene Raum ist, also den Raum durch die Seite dividi- ren. Man hat denselben Ausdruck auf die rein arithmetischen Operationen übertragen, so dals magelßorn bei Diophantus schlechthin für Division genommen wird *). Wenn er einen ge- meinschaftlichen Factor, welchen die Glieder einer Gleichung haben, fortheben will, so sagt er kurz: ravr« raga rerrage, wage agıSuov, wage Övvenw, alles durch 4, durch x, durch x°. Aber Diophantus braucht die Präposition z«z« an mehreren Stellen auch von der Subtraction. Im 27ten Problem des 2ten Bu- ches heilst es: Ev wi Övo dig S1aot av 6 neiluv TE ZAassovos Earı Terga- mrarıwv magc kovade, 6 im aurwv meosraßuv Fov EAdo- Fova most Tergayuvov' wenn man zwei Zahlen hat, von denen die gröfsere das Vierfache der kleinern neben der Eins ist, so macht das Product derselben, nachdem es die kleinere hinzugenommen hat, ein Quadrat (B=4A—1, AB+A=44?); oder in der 34ten Aufgabe desselben Buches: Eav agıYnös SI? N dımAasiwv maoc Kovada, 6 amd 73 EAasrovos Tergdyuvos renbeı 72 neigovos more TEergayw- vor (B=2A—1, A’?—B=(A—1)?) oder in der 19ten Aufgabe des 3ten Buches: ea daSuös agıSud TEergamAasinv 7 maoc Kovaörs Toeis, oi movadı auruv ZAusses Mods AAAMABS Adyov Eysoıw, dv TE- Toceyuwvos darTuos maos TErgaymvov Ag Ion" (B=44—3, B—-1:A—1=4:1) *) So z.B. heilst es IV. 23: gav ag Su 44 ß mar mage 4öu Ss, EEw rov ’ > \ N ne ’ J x ’ e Teirov. 8 Öwvarn den mooaPorn. iv de Övuyran % mape- Born etc. wenn ich nun x? -++2x durch 4x-+-9 dividire, werde ich die dritte (Zahl) haben; aber die Division ist nicht mög- lich; damit aber die Division möglich werde u. s. w. 269 und weiterhin: s ei 3v zur 44 8 ruv u? I xuru Av, Av av magaßory. wenn nun auch der Coöfficient von 4x? die Hälfte von 9 wäre, ginge die Division; oder in der unmittelbar folgenden, wo der zuerst angeführte Satz nur mit andern Worten wiederholt wird, av agıIwos agıYas r FergamAariwv maoa Kovada, 6 Un’ etc., oder in der folgenden, Eav agıYuos aa wE 7 FergamAariwv mega u 6, 6 Ün’ aü- röv Aenbas Fov nerlove mas rergaywo‘ (B=4A—h, AB— B=44°—34A+4=(24—2)’) bemerkenswerth ist VI. 23: za 70 mv dv B 44 DB zaranzeudlew rerodywvov dadıov gar" Edv yag Övade Megiams Eis Tergayuvov mapa udde, slgnseis rev 4 &. und 2x2’ -++2x zu einem Quadrat zu machen ist leicht; denn wenn man 2 durch ein Quadrat weniger 2 dividirt, wird man x finden; Mo =) ee, z =: (7) as +) ap endlich heilst die letzte Aufgabe des 6ten Buches: era pr yuvov öeToywviov , Orws 6 Ev mia av I 7 »Ulos, ö de &v ri Eregg »ußos Mapa misupav, Ö de Ev FN Umorsı- vern #ußos za mAeupd" ein rechtwinklichtes Dreieck zu finden, so dafs in einer der Katheten ein Kubus, in der andern ein Kubus weniger seiner Seite, und in der Hy- potenuse ein Kubus und seine Seite ist. In ähnlicher Art braucht auch Nicomachus die Präposition Maga in der eireyayı (S. 147 _der Astschen Ausgabe): HErorns ge 64 rüv 5 zaı rüV ıB Hard TuV „agnovienn. 4 ws yag or &xg00 maos ANAES, Erws N TE MEyirre mapd Fov nerov Öaboga mes ryv TE WoE map“ vev ZAdyıorov Ösechogav* 8 ist nämlich harmonisches Mittel von 6 und 12; denn wie die äu/sern zu einandcr, so verhält sich der gröfsten Unterschied von der mittlern zu dem Unterschiede der mittlern von der kleinsten (1!:6—=12—3:8—6). 270 Ich komme nun zu dem Diorismus des Diophantus, welcher angeben soll, welche Eigenschaft eine gegebene Zahl haben muls, wenn ihr Doppeltes um 1 vermehrt die Summe der Qua- drate zweier rationalen Zahlen ist. Die Worte, wie man sie jetzt liefst, heilsen: Ä a 0) 6 7 x Ö de 4’ 5 ’ ec Ö ’ et On FTov OldomEvov MNTE mEgITTOV Ela, MmrEe 0 OmAariuy > m n oo = ) El , I \ 69 ER, m GUTE 4 [4 [64 4Ergove ENN [42905 0, Y METDEIFON vmo TE EN 2. Die Handschriften, deren ich mehrere zu vergleichen Gele- genheit gehabt habe, und die Bachetsche Ausgabe geben keine wesentlichen Varianten; für die Zeichen von pn Su0s, lKovds, Tew- ros sind in einigen die Worte gesetzt; für Ö reragrov. Ich emendire diese Stelle so: det Ön Fov Ördomevov uyrs megıaaov eivaı, unre © dımrasıwv air? zur u @ neilwv En M£gos TE- TERyy merpeisYa: mapa ryv a es mu/s aber die gegebne weder ungerade sein, noch ein Factor, welchen die doppelte von ihr und um 1 gröfsere hat, vierfach gemessen werden neben der Eins. In Bezug auf die gemachten Änderungen bemerke ich, dafs in den Handschriften die Zeichen für &g.S4ss und zei, und eben so die Zeichen für &gSuds und Aov«s sehr häufig verwechselt werden. Für rergeya ist 81 geschrieben worden, woraus 8,9 oder Ö', 7 entstanden ist; wie für rsrg«zıs in den Handschriften * oder Ösıs steht, woraus einige Male öis wurde. (Sonderba- rer ist die aus der Schreibart ö*“ entstandne häufige Vertau- schung von rergazıs mit Öezezgmnevws, welche bereits von Ba- chet bemerkt wurde und sich in allen mir zu Gesichte gekom- menen Handschriften des Diophantus findet, doch nicht in über- einstimmender Art, so dals abwechselnd die eine ÖLazergunevwg hat, wo in der andern das richtige rergdzıs steht.) Was den Ausdruck dırractuv zur movadı neiguv betrifft, so kann man dazu folgende Stelle vergleichen: ) ’ m ’ SIKSEN \ ’ 1.3. Tov EmiTay,Sevre ag You ÖLsAetv eig Ovo aD WEs ev Aoyw \ m m \ J E) 4 \ q — > zo ÜmegoyN Ti doFeien Emreray,Iw On rov m Öedeiv eig \, DIENEN a € , mn >» 7 7 m x duo agıuss, we 6 Melk TE EAuoTovos Tamara A Aa „ 7 x e ’ erı Movası Ö Ümeoey;n, Beten 271 wo man die Worte &v Aoyw ze Ümegoyf in einen Begriff zu- "sammenfassen mufs. Dals #200s Factor bedeutet, sagt Euclides in der 3ten Definition des 7ten Buches: M2gos erriv age Iaös asus ö Masswv TE Weilovos, dran 2 zareuerch FoVv Meigove, und braucht es in diesem Sinne an vielen Stellen seiner arith- metischen Bücher. r Diophantus hat keinen Beweis seines Diorismus gegeben, wie er dies auch bei andern Diorismen nicht thut. Es scheint mir aber bei näherer Untersuchung keinem Zweifel unterworfen, dals er einen Beweis gehabt habe, indem alles, was zu einem solchen erfordert wird, in den Mitteln der griechischen Mathe- matik liegt, und in dem Geiste ihrer Methoden ist. Um dies zu zeigen, wird es nöthig sein, den Beweis selbst darzulegen. Der erste Theil des Diorismus enthält den Satz, I. Jede ganze ungerade Zahl, welche die Summe der Qua- drate zweier rationalen Zahlen ist, hat die Form 4n-H1. Der Beweis dieses Satzes beruht auf den elementarsten und den Griechen geläufigen Betrachtungen. So wulste Diophantus, dafs die Quadrate der ungeraden Zahlen die Form 8n +1 haben, wie sich aus seinem oben angeführten Satze ergiebt, dafs die Summe dreier Quadrate nicht die Form sn-+7 haben kann. Theon Smyrnaeus und Jamblichus bemerken, dafs die weder durch 3 noch 4 theilbaren Quadrate die Form 12n +1 haben. Auf die- sen ersten Theil des Diorismus scheint sich Diophantus still- schweigend in der 15ten Aufgabe des 6ten Buches zu beziehen, wo eine vorläufig nach Willkühr gemachte Annahme über die gesuchten Zahlen zu der Forderung führt, den Ausdruck 152° — 36 j zu einem (Quadrat machen zu sollen. Dies ist unmöglich, ‚sagt er, weil 15 nicht in zwei Quadrate getheilt wer- den kann. Soll nämlich 15 &®—36 ein Quadrat sein, so muls 15 die Summe von —, und einem Quadrat, also die Summe der x Quadrate zweier rationalen Zahlen sein, was nach dem Satz I un- möglich ist, weil 15 die Form 4n—1 hat. Ich glaube aber auch, dafs man ohne Bedenken annehmen kann, dafs Diophantus den Beweis des folgenden Satzes gekannt I; ER 272 hat, welcher den Haupttheil des aufgestellten Diorismus in sich begreift: II. Wenn eine gegebene ganze ungerade Zahl die Summe der Quadrate zweier ganzen Zahlen b und c ist, welche keinen gemeinschaftlichen Theiler von der Form An—1i haben, so hat jeder Factor p der gegebenen Zahl die Form 4An-H1. Dafs das Product zweier Summen zweier Quadrate wieder die Summe zweier Quadrate ist, war ein dem Diophantus sehr geläufiger Satz, von welchem er häufige Anwendungen macht. Auch weils er, dals das Product von zwei solchen Factoren auf 2 Arten, das Product dreier solcher Factoren auf 4 Arten die Summe zweier Quadrate wird. Denn um in einer seiner Auf- gaben eine Zahl zu finden, welche auf 4 verschiedene Arten die Summe zweier (Quadrate ist, bildet er sie durch Multiplication von drei verschiedenen Zahlen, von denen jede die Summe zweier Quadrate ist. Aulser dieser Kenntnifs, dafs das Product von Zahlen von der Form 4?-+-B? wieder diese Form hat, sind zum Beweise des Satzes II nur die folgenden Betrachtungen er- forderlich, welche anderen, wie wir sie bei Diophantus und Eu- clides finden, nicht unähnlich sind. Die im Folgenden ge- brauchten Buchstaben sollen immer ganze positive Zahlen be- deuten. Es sei p ein Theiler von 5°?-+c?, p° der Quotient, so dals ° p’p=b?-+.c2. Es seien ip und kp die Vielfachen von p, welche den Zah- len 5 und c möglichst nahe kommen, und +2, =b—ip, %e,=c—kp, so werden 5, und c, kleiner als 4» oder höchstens = +». Substituirt man diese Werthe von 3, und c,, so erhält man bi rc! =pjp’—2 (d-+kc) +rG?’+k’)} =pfpP—2 (id, Erc,) —pÜi? rk}. Setzt man daher pı=p'—2(ib+-ke) + p (i?-+-k?) =p’—2(#ibdb, Erkc,)—p(i+K?), =p’—-i(bHLib,)—k(cHiec,), 273 so wird 2 bi +e,=pp:- Da die Zahlen 5, und c, höchstens =+p werden, so wird db} -+c} höchstens = $p* und daher p, höchstens = +p, also immer gewils kleiner als p. Wenn die 4 Zahlen p, p,, d,, c, einen gemeinschaftlichen Factor haben, so haben denselben Factor auch die Zahlen >,, p, d, ce; und umgekehrt, wenn die Zahlen p°, p, 2, c einen ge- meinschaftlichen Factor haben, so haben denselben Factor auch die Zahlen p, ?,, d,, c,, wie aus den vorstehenden Formeln unmittelbar ersichtlich ist. Wenn man auf dieselbe Art, wie im Vorhergehenden aus den Zahlen p°, p, 6, c die Zahlen p, p,, d,, cı abgeleitet worden sind, aus diesen letztern die Zahlen p,, 22, 2, cz ableitet, und aus diesen wieder auf dieselbe Art neue p,;, ?3, d3, C,, und so fort, so muls das Verfahren einmal aufhören anwendbar zu sein, weil die ganzen positiven Zahlen p, p,, ?2 u.s. w. nicht in’s Unendliche abnehmen können. Das Verfahren kann aber nur dann aufhören anwendbar zu sein, wenn man auf Zahlen Pi» d;, c; kommt, von denen die erstere die beiden andern theilt, weil dann p,; ,,, 2;,, und c;,,, der Null gleich wer- den. Ist man zu solchen Zahlen gekommen, so zeigt die Glei- chung Pi -ı Pi =b} + CH dafs p;_, >; durch p} theilbar ist, und daher auch >, _, durch p, theilbar sein muls. Daraus aber, dafs die vier Zahlen p,;_,, >;, b;, c,; den gemeinschaftlichen Factor >; haben, folgt nach dem obigen Satze, dals auch alle vorhergehenden Zahlen denselben Fac- tor haben, also auch die ursprünglichen Zahlen p°, p, 6, c durch p; theilbar sein müssen. Wenn daher, wie in dem Satze IE ange- nommen worden ist, 5°?-+c? eine ungerade Zahl ist und 5 und e keinen gemeinschaftlichen Factor von der Form 4n—1 haben, so kann p,, als gemeinschaftlicher Factor von 5 und c, weder gerade sein noch die Form 4n—1 haben, sondern mufs eine ungerade Zahl von der Form 4n-++1 sein. Haben 5 und c über- haupt keinen gemeinschaftlichen Factor, so muls p;,=1 werden. Multiplicirt man die Gleichungen 274 pp =b + cn, PyrPmpr=b ch .:: Pi —1 p=b?+ ce} mit einander, so wird, wie Diophantus bekannt war, das Product PPı -PıPa Papa + --Pi-ıPs = PP fPıpa--Pi-i$" wieder die Summe der (Quadrate zweier ganzen, und daher pp; die Summe der Quadrate zweier rationalen Zahlen. Die Zahl pp; muls ungerade sein, weil p und p, als Factoren der ungeraden Zahl #°-+c? ungerade sind. Es muls aber zufolge I die ungerade Zahl pp; als Summe der Quadrate zweier rationa- len Zahlen die Form 4n—+-1 haben, und da p; diese Form hat, so muls auch p die Form 4n-++1 haben, was zu beweisen war. Wenn 5 und c keinen gemeinschaftlichen Factor haben, und daher p,=1 wird, so folgt aus dem Vorhergehenden, dals p die Summe der Quadrate zweier rationalen Zahlen ist. Man hat daher auch den Satz: II. wenn eine gegebene ungerade Zahl die Summe zweier Quadrate ist, die keinen gemeinschaftlichen Factor ha- ben, so ist auch jeder Factor der gegebenen Zahl die Summe der Quadrate zweier rationalen Zahlen. Die Methode, aus einer Summe zweier Quadrate, welche ein Vielfaches von p ist, durch Änderung der Wurzeln um Viel- fache von » eine andere Summe zweier Quadrate abzuleiten, die ein kleineres Vielfache von p ist, scheint mir solchen Me- thoden, welche wir bei Diophantus finden, analog. Denn in ver- schiedenen Problemen leitet er aus einer gegebenen Zerfällung einer Zahl in zwei Quadrate andere ab, in welchen die Wur- zeln der beiden Quadrate sich zwischen gegebenen Gränzen be- finden. Er hat sogar das eigne Wort neredierev umzerfällen für die Operation, durch welche eine Summe zweier Quadrate als Summe von anderen zwei Quadraten dargestellt wird. Die Me- thode ferner, durch einen fortgesetzten Prozels zu immer klei- nern Zahlen zu gelangen, ist derjenigen ähnlich, deren sich bereits Euclides zur Auffindung des gröfsten gemeinschaftlichen Theilers zweier Zahlen bedient. Der Satz III kann vervollständigt werden, indem auch der Satz gilt, 275 IV. dafs jeder Factor der Summe zweier ganzen Quadrate, die keinen gemeinschaftlichen Theiler haben, wieder die Summe zweier ganzen Quadrate ist. Auch der Beweis dieses vollständigeren Satzes enthält nichts, was dem Diophantus nicht zugänglich gewesen wäre. Da Dio- phantus die beiden Arten, das Product zweier Summen zweier Quadrate wieder als solche darzustellen, genau kannte, so konnte ihm, wenn er überhaupt sein Augenmerk darauf richtete, nicht entgehen, dafs in der einen dieser beiden Arten die beiden Wur- zeln immer durch p, theilbar werden. Hierauf aber beruht im Wesentlichen der Beweis des Satzes II. Wenn man nämlich in der Gleichung (Bi +e}) (di +c;) = (db, 6b. +c; C9)? + (bi 02a —bacı)” für 5, und c, die Werthe be=bi—lpı, Ce=cı —kıpı substituirt, so werden, wenn #5, +c}=pp,, die Wurzeln der bei- den Quadrate rechts vom Gleichheitszeichen, b,d, rc, =Pp, (pi, b, —k, cı), bieg—bgc, =pı (lic, —kıb,). und daher, wenn man +0 =PpiP2 setzt, nach Division mit p;, Ppe=(p—i,bı —kı cı)’+(iicı —k,b,)? (wofür man, da nach den obeır gegebenen Formeln Pe=p—i, (db, +b2)—kı (cı +c2) ist, auch PPpe=(pstisbetkice)’ + (iico—kıb;)” setzen kann). Aus dieser Zerfällung leitet man auf dieselbe Art, wie sie selbst aus der Zerfällung von pp, erhalten worden ist, die Zerfällungen von pp35, pp, etc. ab, wo p, pP, Pz> Pa, Ps etc. eine rasch abnehmende Reihe positiver ganzer Zahlen bilden, die, wenn 5 und c keinen gemeinschaftlichen Factor haben, zuletzt 1 werden, was die verlangte Darstellung von » als Summe zweier 276 ganzen Quadrate giebt. Wenn aber auch der Beweis des Satzes IV dem Diophantus zugänglich war, so haben wir doch keinen Grund anzunehmen, dafs dieser Beweis auch wirklich von Dio- phantus gekannt war, da der Satz IV zu dem von ihm gestellten Diorismus nicht erforderlich ist. In den meisten Fällen, in welchen Diophantus auf frühere Be- trachtungen oder Sätze seines Werkes Bezug nimmt, thut er dies ohne ausdrückliche Erwähnung, wenn dieselben nicht etwa in der unmittelbar vorhergehenden Aufgabe vorkommen; wie auch Eu- clides, wo er frühere Sätze anwendet, diese nicht zu citiren pflegt *). Es ist aber nicht anzunehmen, dals er auch dann jede nähere Hinweisung unterlassen haben würde, wenn der Beweis eines schwierigen von ihm ausgesprochenen Satzes aus einem andern Werke hätte entlehnt werden müssen. Noch weniger ist anzunehmen, dafs er einen Satz ausgesprochen haben würde, von welchem es überhaupt noch keinen Beweis gab. Es scheint mir daher wahrscheinlich, dafs alles nicht den ersten Elementen angehörige, was er voraussetzt, und was wir jetzt nicht in seinem Werke finden, in verlornen Theilen desselben behandelt war. Nur hat man, wie bereits bemerkt worden, nicht das Recht, ihm mehr zuzuschreiben als seine Voraussetzungen besagen, und mufs des- halb dieselben genau prüfen. Wurden aufser diesem Diorismus und andern Sätzen, die in dem Werke sich jetzt nicht bewie- sen finden, auch noch, wie es wahrscheinlich ist, die drei an- geführten Porismen, welche auf sehr complicirten algebraischen Betrachtungen beruhen, bewiesen, und waren die Beweise etwa mit der für uns kaum mehr erträglichen Weitläuftigkeit geführt, wie wir sie in dem Buch über die Polygonalzahlen finden, so war dies schon hinreichend, um damit 6 oder 7 Bücher anzufül- len, die jetzt zu fehlen scheinen. Wenn, wie so häufig, einige Bücher desselben Werkes weniger als andere durch Abschriften vervielfältigt wurden und daher verloren gingen, so ist es er- *) Ich finde im Diophantus zwei Stellen III. 6 und IV. 29, wo er sich auf Aufgaben, die im 1sten Buche gelöst sind (18 und 30), beruft. In der zweiten IV. 29 sagt er ausdrücklich xa! mpod2derxrar au n dmodsıfıg dv rü mpurw BıßAiy xal vov db SeryS$yoerau etc.; in der ersten Stelle sagt er blols: wöro dk mpodtdeixraı. Die drei Sätze, die er als in den Porismen gegeben citirt, finden sich bekanntlich nicht in dem auf uns gekommenen Werke. 277 klärlich, dafs es diejenigen Bücher waren, welche schwierige algebraische Abhandlungen enthielten, und von den mehr anspre- chenden Problemen abgesondert werden konnten. Jedoch mö- gen auch Reihen von Aufgaben selbst fortgefallen sein, in’s be- sondere gegen das Ende solche, welche die Construction schief- winkliger Dreiecke in rationalen Zahlen betrafen. Es ist uns kein Name eines Mathematikers bekannt, der die Untersuchungen des Diophantus fortgesetzt hätte, und doch finden wir bei den rö- mischen Agrimensoren und dem jüngern Hero das schiefwinklige Dreieck mit den Seiten 13, 14, 15, dessen Höhen ebenfalls ra- tionale Zahlen sind, angewandt. Wenn die Bildung dieser Dreiecke, wie es fast scheint, bereits vor Diophantus bekannt war, durfte sie in seinem Werke desto weniger fehlen. Die jetzt ganz isolirt stehende Aufgabe VI. 18,, ein rechtwinkliges Dreieck in Zahlen zu construiren, in dem die Halbirungslinie eines der beiden spitzen Winkel eine rationale Zahl ist, hat wahrscheinlich einem Cyclus ähnlicher Aufgaben angehört. Die verderbte Lesart des jetzigen Textes Umo +2 & 4 (im? 78 mowWre @gıSu2) hat Bachet auf den Gedanken gebracht, ob vielleicht nach Diophantus Meinung die ungerade Zahl, welche die Summe zweier Quadrate ist, eine Primzahl von der Form 4n-+-1 sein sollte. Aliguando mihi venit in mentem, sagt er, Diophantum voluisse duplum dati numeri paris unitate auctum esse numerum primum, quandoquidem omnes fere huiusmodi nu- meri componuntur a duobus quadraltis, quales sunt 5. 13. 17. 29. 41 etc. Das hier noch von Bachet gebrauchte fere hat Fermat ge- strichen, und den Satz, dals jede Primzahl von der Form An+-1 die Summe zweier Quadrate ist, nebst einer Reihe ähnlicher Sätze apodictisch hingestellt. Aus den Bemühungen der Mathematiker, diese Sätze zu beweisen, ist die grolse arith- metische Theorie der quadratischen Formen entstanden. Wenn es aber nach dem, was oben auseinander gesetzt worden ist, eine grofse Wahrscheinlichkeit hat, dafs Diophantus den Satz, dals jeder Theiler der Summe zweier Quadrate, die zu einander Primzahlen sind, die Summe zweier rationalen Quadrate ist, beweisen konnte, und wenn ihm 278 zu dem Beweise des Satzes, dals solcher Theiler auch die Summe zweier ganzen (Quadrate ist, durchaus nicht die Mittel gefehlt haben würden, so ist man doch nicht berechtigt anzunehmen, Diophantus habe die Umkehrung seines Diorismus, nach welcher auch jede Zahl, welche keinen Factor von der Form 4n—1 hat, Theiler der Summe zweier Qua- drate ist, die zu einander Primzahlen sind, ebenfalls beweisen können oder auch nur gekannt. Diese Umkehrung wird noch zum Beweise des Fermatschen Satzes, dafs jede Prim- zahl von der Form 4n-++1 die Summe zweier Quadrate ist, er- fordert. Auf wie verschiednen Wegen man auch seit Euler dieselbe bewiesen hat, so giebt es doch für die dazu nöthigen Methoden keine Analogie in der Mathematik der alten Welt. Immer aber wird dem Diophantus der Ruhm bleiben, zu den tiefer liegenden Eigenschaften und Beziehungen der Zahlen, welche durch die schönen Forschungen der neueren Mathematik erschlossen worden, den ersten Anstols gegeben zu haben. Wurde der Dio- rismus der 12ten Aufgabe des 5ten Buches die Veranlassung zu ‘dem Satze, dals jede Primzahl von der Form 4n-+-1 die Summe zweier Quadrate ist, so gab die Forderung, die Diophantus im Siten Problem des A4ten und im 16ten Problem des Sten Bu- ches stellt, eine gegebene Zahl in 4 Quadrate zu theilen, die Veranlassung zu dem Satze, dafs jede Zahl die Summe von vier Quadraten ist. Und wenn Diophantus in dem bereits mehrfach hier angeführten 14ten Problem des öten Buches fordert, eine gegebene Zahl, die aber nicht die Form 8n+7 haben dürfe, in 3 Quadrate zu theilen, so mulste die Frage entste- hen, ob denn alle übrigen ungeraden Zahlen die Summe dreier Quadrate sind, und diese Frage hat zu der Theorie der ter- nären Formen geführt. Eingegangen waren die Danksagungsschreiben der Herren Sarti und Duhamel für ihre Erwählung zu Correspondenten der Akademie. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Macedonio Melloni, Memoria sull’ abbassamento di temperatura prodotto alla superficie terrestre durantie le notli placide NIE FETTE Br) SE 279 & j,! e serene e su i fenomeni che ne risultano nelle basse re- h gioni dell’ Atmosfera. Letta alla Reale Accademia delle scienze di Napoli 1847. 4. Gabrio Piola intorno alle equazione fondamentali del movi- mento di corpi qualsivogliono Memoria. Modena 1846. 4. Filopanti degli usi idraulici della Tela, Memoria letta nel giorno 26. Nov. 1846. all’ Accademia delle scienze di Bo- logna 8. E. Gerhard, archäologische Zeitung. Neue Folge. Lief. 2. April - Junius 1847. Berlin 4. Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesell- schaft der Wissenschaften zu Götlingen. 1847. No. 9, 8. C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 19. Jahrg. 1847. No. 26. 27. Wien 4. Kunstblatt 1847. No. 34. Stuttg. u. Tüb, 4. 9. August. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. H. Rose theilte einige Bemerkungen über das specifische Gewicht des Samarskits (Uranotantals) mit. Der Verfasser hatte schon früher bemerkt, dafs alle Eigen- schaften der von H. Hermann entdeckten angeblich neuen Säure, der Ilmensäure, welche derselbe in einem Minerale vom Ilmengebirge, das er Yittroilmenit nannte, gefunden hatte, sich sehr genügend erklären lassen, wenn man annimmt, dafs jene metallische Säure eine mit Wolframsäure verunreinigte Niob- säure sei. Eben so hat sich ergeben, dafs der Yttroilmenit des H. Hermann vollkommen identisch mit dem Uranotantal von G. Rose sei, und Stücke des Yittroilmenits, welche H. Her- mann nach Berlin gesandt hatte, haben diese Angabe vollkom- _ men bestätigt. Nur in einem Punkte weichen hinsichtlich dieses Minerals Edie Angaben des H. Hermann wesentlich von denen des Ver- fassers ab; es ist dies in dem spec. Gewichte. Aber diese Ver- ‚schiedenheit der Angaben beruht auf einer sehr merkwürdigen Eigenschaft des Minerals, die besonders in physikalischer Hin- sicht sehr hervorgehoben zu werden verdient. Das specifische Gewicht bei den verschiedenen Stücken ‚des Samarskits weicht etwas von einander ab, wie dies 280 auch hei ähnlichen Mineralien, dem Gadolinit, Tschefkinit und andern der Fall zu sein scheint. Bei den Stücken des Samars- kits, die nicht mit Columbit verwachsen waren, wurde dasselbe zwischen 5,625 und 5,617 gefunden. Bei andern Stücken fand Hr. v. Peretz dasselbe 5,63, und der Verfasser sogar noch höher, nämlich 5,717. Ganz im Widerspruche mit den angeführten Angaben über das spec. Gewicht des Samarskits stehen die des H. Hermann über das des Yttroilmenits. Nach ihm ist dasselbe zwischen 5,398 und 5,450. Der Unterschied seiner Angaben von den oben angeführten, ist so bedeutend, dafs man ihn nicht aus den Schwankungen herleiten kann, die zwischen dem spec. Gewichte der verschiedenen Stücke statt finden mögen. Der Samarskit zeigt beim Erhitzen eine auffallende Licht- erscheinung, wie diese der Gadolinit, Orthit, Tschefkinit und an- dere Mineralien zeigen. Alle diese verlieren durchs Erhitzen, und nach der Erscheinung des Erglühens die Eigenschaft durch Chlorwasserstoffsäure zersetzt werden zu können. — Auch der ‘ Samarskit ist im ungeglühten Zustande durch Chlorwasserstoff- säure, obgleich schwer, aufschliefsbar; aber auch er verliert diese Eigenschaft, nachdem er geglüht worden ist. Das spec. Gewicht ist bei den Mineralien, welche beim Glühen eine Lichterscheinung zeigen, nach dem Glühen weit bedeutender, als im ungeglühten Zustande, wenn auch durchs - Glühen kein Unterschied hinsichtlich des absoluten Gewichts her- vorgebracht wird. Scheerer zeigte dies beim Gadolinit, Or- thit und Allanit von Norwegen; der Verfasser fand es beim Ga- dolinit von Yitterby und beim Tschefkinit. Bei dem Samarskit findet aber hinsichlich des spec. Ge- wichts im ungeglühten und geglühten Zustande grade das Um- gekehrte statt. Er erhält nach dem Glühen, und nachdem die j Lichterscheinung sich gezeigt hat, ein leichteres spec. Gewicht. Die Stücke, die der Verfasser zu diesen Versuchen an- wandte, hatten das spec. Gewicht 5,617; das spec. Gewicht des geglühten und gepulverten Minerals war zwischen 5,37 und 9,485. % Auch die Stücke des Samarskits, welche H. Hermann w- ter dem Namen von Yttroilminit an G. Rose gesandt, und von 281 denen er die Meinung geäufsert hatte, dafs sie vielleicht ein an- _ deres Mineral als der Samarskit wären, verhielten sich hinsicht- lich des spec. Gewichts eben so wie andere Exemplare des Minerals. Der Verfasser fand das spec. Gewicht desselben im ungeglühten Zustande 5,703; das des geglühten und gepulverten Minerals aber 5,454. Man sieht hieraus, dafs die Angaben des Hrn. Hermann über das spec. Gewicht des Samarkits richtig sind, sich aber auf das Mineral im geglühten Zustande beziehen. Es ist sehr wahrscheinlich anzunehmen, dafs, wenn ein Kör- per durchs Glühen in einen isomerischen Zustand übergeht, während er dabei eine Lichterscheinung zeigt, die Ursache der letzteren aus dem Unterschiede in der spec. Wärme im unge- glühten und geglühten Zustande herrühre. Es ist dem Verfas- ser in der That geglückt, nach mehreren fruchtlosen Versuchen zu finden, dafs die Lichterscheinung, welche der Gadolinit und das vermittelst Ammoniak gefällte Chromoxyd zeigen, mit ei- ner plötzlichen Freiwerdung von Wärme begleitet ist. Es schien nun dem Verfasser wichtig, zu untersuchen, ob eine plötzliche Wärmeentwicklung auch beim Erhitzen des Samarskits während der Lichterscheinung bemerkt werden könne, da bei diesem Mi- nerale durchs Glühen keine Contraction, sondern eine Dilatation des Volumens statt findet. Der Verfasser wandte zu diesen Versuchen denselben Ap- parat an, den er früher beim Gadolinit und beim Chromoxyd benutzt hatte. Er glühte das Mineral in einer an einem Ende zugeschmolzenen Glasröhre von schwer schmelzbarem Glase, die mit einer langen engen 'Thermometerröhre luftdicht in Verbin- dung gebracht worden war, welche, am Ende gebogen, in eine Flüssigkeit tauchte. Während das Mineral in der Glasröhre durchs Erhitzen zum gleichförmigen Glühen gebracht wurde, h entwich gleichmälsig ein Theil der durchs Erhitzen ausgedehn- ten Luft durch die Flüssigkeit. So wie beim Gadolinit und beim Chromoxyd die Lichterscheinung sich zeigte, wurde die Luftent- wicklung plötzlich bedeutend stärker; nach Beendigung der Licht- erscheinung wurde sie so gleichförmig, wie vor derselben. Beim Samarskit konnte aber, als die Lichterscheinung erschien, keine bedeutendere Luftentwicklung wahrgenommen werden; sie gr 282 blieb eben so gleichförmig während, wie vor und nach der- selben. So wichtig auch das Resultat dieses Versuchs zu sein scheint, so muls der Verfasser doch bemerken, dafs derselbe zwar mit aller Sorgfalt angestellt worden ist, indessen doch nur Quanti- täten von 3 bis 4 Grammen dazu angewandt werden konnten. Zu den Versuchen mit Gadolinit und Chromoxyd wurden wohl zehnfach grölsere Mengen benutzt. Es wäre daher wünschens- werth, dafs Chemiker, die gröfsere Mengen des Minerals zu ih- rer Verfügung haben, mit diesen den Versuch wiederholen möchten. | Hr. Hermann hat die Ilmensäure aufser in dem Yitroil- menit auch in dem Pyrochlor von Miask gefunden. Der Ver- fasser hat zwar dieses Mineral nicht selbst untersucht, aber doch durch Hrn. Wöhler die aus demselben dargestellte metallische Säure erhalten. Er fand, dals dieselbe vorzugsweise aus Niob- säure besteht, gemengt mit etwas Wolfram- und Pelopsäure, und einer nicht ganz unbeträchtlichen Menge von Titansäure. Hr. Poggendorff übergab von Hrn. Prof. Neumann zu | Königsberg, Correspondenten der Klasse, eine Abhandlung, beti- tel: Über ein allgemeines Princip der mathemati- schen Theorie inducirter elektrischer Ströme. In der früheren Abhandlung: Über die mathematischen Gesetze der inducirten elektrischen Ströme *) hat der - Verf. die Fälle von linearen Inductionen behandelt, in welchen die gegenseitige Lage der Elemente der bewegten Stücke un- verändert bleibt, diese also nicht ihre Form, nur ihre Lage ver- ändern, die Stücke mochten übrigens dem inducirten Leitersy- stem oder dem inducirenden Stromsystem angehören. In der ge- genwärtigen Abhandlung findet in Bezug auf die Bewegung der Elemente eines jeden der beiden Systeme keine andere Beschrän- kung statt als die, welche für das Zustandekommen von inducir- & 2 nn ag *) Denkschriften d. K. Akad. f. 1845, auszugsweise in den Monatsbe- richten desselben Jahres $. 322. zaNy 283 ten Strömen überhaupt nothwendig ist, nämlich dafs die Ele- mente eines jeden der beiden Systeme während ihrer Bewegung unter einander in leitender Verbindung bleiben. Diese weitere Entwicklung des in der früheren Abhandlung zum Grunde ge- legten Inductionsgesetzes hat zu einem so einfachen und allge- meinen Theorem geführt, dafs dieses jetzt als ein Princip der mathematischen Theorie der inducirten elektrischen Ströme an- gesehen werden kann. Dies Theorem läfst sich so aussprechen: Wird ein ge- schlossenes unverzweigtes Bogensystem A, durch eine beliebige Veränderung seiner Elemente, aber ohne Aufhebung der leitenden Verbindung derselben, in ein anderes 4, von neuer Form und Lage übergeführt, und geschieht diese Veränderung von 4, in 4, unter dem Einfluls eines elektrischen Stromsystems B,, wel- ches gleichzeitig durch eine beliebige Veränderung seiner Elemente eine Veränderung in Lage, Form und Intensität erfährt, so ist die Summe der elektro- motorischen Kräfte, welche in dem leitenden Bogen- system inducirt worden sind, gleich dem mit der Inductionsconstanten e multiplieirten Unterschied der Potentionalwerthe des Stromes B, in Bezug auf 4, und des Stromes B, in Bezug auf 4, wenn 4, und 4, von der Strom-Einheit durchströmt gedacht werden. Auf Beschlufs der Klasse wird die Abhandlung in die Denk- schriften aufgenommen werden. Hr. Encke berichtete über eine neue und wegen der län- ‚geren Zwischenzeit von 32 Tagen jetzt zuverlälsigern Bahnbe- ‚stimmung der Hebe. Dieses ist nämlich der auf Ansuchen des Entdeckers Hrn. Hencke von dem Hrn. Geh. Hofrath Gaufs in Göttingen gewählte Namen für den am 1. Juli entdeckten Pla- neten. Hr. D’arrest fand das folgende Elementen-System aus den Berliner Beobachtungen von Juli 5. Juli 21. und Aug. 6., welches diese drei Beobachtungen genau darstellt. 284 Planet Hebe. Epoche der mittleren Anomalie und des mittl. Aequin. 1847. Jul. 10 0" Berl. mittl. Zt. Mittl. Anom. 274° 540 2363 Perihel 15 3 38,21 Aufst. Knoten 138 40 20,27 Neigung 14 44 25,26 Eccent. Winkel 11 31 11,36 lg. halbe gr. Axe 0,3838551 Mittl. Beweg. sid. 9423754 Die Übereinstimmung mit den sämtlichen Beobachtungen kann bei der Schwäche des Planeten befriedigend genannt wer- den. Sie giebt nämlich die Unterschiede Ar Ad Juli 5 —-—W2 +04 « En 0,1 —_— 1,5 Merid. 10 —1,2 —1,3 Merid. « + 6,9 + 2,0 412 +44 +1,2 44 —6,4 —2,3 Merid. « —35 —0,I 16 —2,5 —5,9 Merid. « —_ 0,8 + 1, 4 21 -+0,6 +0,3 Merid. « + 1,3 — 1, 1 300 ° —65 +41 31 —21 +0, Aug. 5 +04 +32,7 6 0,5 —0,3 Die Annäherung in Bezug auf die Umlaufszeit zwischen Hebe und Vesta wird hierdurch bestätigt. Die von Hrn. Pollender, welchem für die letzte Preis- aufgabe der Preis zuerkannt war, gewünschte Übersendung der Zeichnungen, welche er seiner Bewerbungsschrift beigelegt hatte, zum Behuf ihrer Vervollständigung, wurde von der Klasse ge- nehmigt. 285 12, August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Neander las über Matthias von Janow als Vor- gänger der Reformation und Repräsentanten des durch dieselbe in die Weltgeschichte eingetretenen neuen Princips nach Be- nutzung eines handschriftlichen Werkes, welches Hrn. Neander aus der Bibliothek des Museums der Stände in Prag durch die dankbar anerkannte Liberalität der Vorsteher desselben mitge- theilt worden. Hr. Ehrenberg machte hierauf eine Mittheilung über den rothen Schneefall mit Föhn im Pusterthale in Tyrol _ am 31. März d. J., dessen Eigenthümlichkeit und sehr merkwürdigen Anschluls an die atlantischen Staub- meteore. Am 31. März d. J. 1847 „fiel zu St. Jacob in Deffereggen (Tefferecken) #) beim Südwinde zwischen 10 und 11 Uhr Mit- tags ein farbiger Schnee, der der ganzen Wintergegend einen “ sonderbaren Anstrich gab. Man suchte diesen fremden Stoff zu gewinnen und bekam auf ungefähr 2 Quadratklaftern 103 Gran von einer ungemein feinen Erdart, die im trocknen Zustande ge- schmacklos mit äufserst feinem glänzendem Sandstaube vermischt ist und ziegelfarbig aussieht. Dieselbe Erscheinung erstreckte sich über den ganzen Landgerichtsbezirk Windisch Matray und bis _ in die Gegend von Lienz, wie mündliche Berichte melden”. | Von diesem rothen Schneestaube hat sich Hr. Jos. Oella- _ eher, Apotheker in Innspruck, durch den Curat zu St. Jacob in Tefferecken, Hrn. Ignaz Villplaner zu einer chemischen Prü- fung zu verschaffen gesucht. Dieser wissenschaftlich aufmerk- same Geistliche hat am Tage des Schneefalles selbst und später ‚am 20. April dergleichen Staub aus dem Schnee gesammelt und sandte etwa 50 Gran von beiden Massen an Hrn. Oellacher. *) Nach den Geographen (Stielers Atlas) heilst der Ort das Teffer- ecken-Thal, am Bache Tefferecken. - ”) Diese Nachricht wurde zuerst im Tyroler Boten vom 15. April gege- & ben, dann ist die Erscheinung von Hrn. Jos. Oellacher in der Wiener - Zeitung vom 2. Juni d. J. ausführlich erläutert worden. 286 Hr. Oellacher fand beim Sieben der Substanz einen Rück- stand von glatten cylindrischen Fasern, die er für Samenwolle, zumeist ähnlich der des Pappus der Centaurea benedicta hielt. Der im März selbst sogleich gesammelte reinste Staub hatte eine ziegelrothe ins Bräunliche ziehende Farbe, war sehr fein zertheilt, wie geschlämmtes Pulver, knirschte zwischen den Zäh- nen, entwickelte im Kolben erhitzt zuerst Wasserdämpfe, ward dann schwarz und stiefs unter Bildung eines braunen Öls empy- reumatische Dämpfe aus, die ein geröthetes feuchtes Lackmus-Pa- pier augenblicklich blau färbten. Von Chrom-Gebhalt fand sich keine Spur. Die chemischen Bestandtheile waren in 100 Theilen Schneestaub Saharasand Kieselerde 7.12 2.59 Kohlensaure Kalkerde 20.48 4.34 » Bittererde 5.54 0.90 Eisenoxyd 8.50 0.92 Alaunerde 4.65 1.25 Kali 1.60 0.33 Chlornatrium 0.06 0.09 Chlorcalcium Chlormagnesium Spuren Spuren Salpetersaure Salze Wasserhaltige stickstoffreiche organ. Materie 415 0.93 Unyverwitterte Bestandtheile 4730 88.15 ° 100.00 100.00 Wegen beigemengter Pflanzenwolle und der stickstoffrei- chen organischen Materien hält Hr. Oellacher den Staub für terrestrisch, nicht für kosmisch. In Rücksicht auf die sehr allgemein angenommene, aber bis- her noch nicht direct erwiesene Meinung, dafs der Scirocco -Staub von Süden kommend aus Afrika stamme, fand sich Hr. Oella- cher veranlafst eine im Tyroler National- Museum zu Innspruck durch den Hrn. Grafen von Künigl niedergelegte Probe eines rothen afrikanischen Wüstensandes, angeblich aus der Sahara, eben- falls chemisch zu prüfen. Hr. Oellacher ist dadurch zu dem Resultate gelangt, dafs der rothe Sahara-Staub allerdings genau dieselben chemischen Bestandtheile enthalte als der obige Schnee- 287 staub, wenn man nur die unverwitterten Bestandtheile, deren sehr viel mehr im Wüstensande seien, aulser Acht lasse. Durch den (Luft) Schlämmungs -Procels der Atmosphäre glaubt Hr. Oel- lacher diese Differenz der weiter getragenen feineren Masse hinreichend erläutert und erklärt sich überzeugt, dals ein dem von ihm untersuchten ähnlicher afrikanischer Wüstensand das Material zu dem Schneestaubfalle in Tyrol geliefert haben müsse, da auch ein ähnlicher Seesalz-, Kalk- und Stickstoffgehalt beide verbinde. Somit glaubt der Hr. Verf. zum erstenmale die wirk- ‚liche afrikanische Natur des Scirocco-Staubes nachgewiesen zu haben, denn die verwitterten Bestandtheile allein genommen ga- ben folgendes Schema: Schneestaub Saharasand Kieselerde 15.24 23.67 Kohlensaure Kalkerde 40.49 39.67 Koblensaure Bittererde 10.94 8.23 Eisenoxyd 16.70 8.41 Alaunerde 9.18 11.42 Kali 345 7.58 Chlornatrium 0.06 0.09 Chlorcalcium Chlormagnesium Spuren Spuren Schwefelsaure Salze Wasserhaltige stickstoffreiche organ. Materie 4.15 0.93 100.00 100.00 Da die mikroskopische Untersuchung mehrerer ähnlicher 'Staub-Meteore ein von dieser chemischen völlig verschiedenes Resultat ergeben hatte, so erschien es mir wissenschaftlich nicht ohne grölseres Interesse, mich zu bemühen, darüber Klarheit zu erlangen, ob der hervortretende Unterschied in der Untersuchung oder in der Substanz liege, da ja allerdings sehr ähnliche Er- scheinungen durch ganz verschiedene ursächliche Bedingungen und Elemente hervorgebracht werden konnten, deren Erörterung hier von besonderer wissenschaftlicher Wichtigkeit war. Ich habe mich daher im Juli an Hrn. Oellacher mit der - Anfrage gewendet, ob es wohl möglich sei eine wenn auch noch ‚so kleine Probe der Staubart jenes Schneefalles so wie des von 288 ihm untersuchten Sahara-Staubes zur Ansicht und Prüfung zu erlangen. Auch über die Sicherheit der Lokalität des Sahara- Staubes bat ich um gefällige Auskunft. Darauf ist mir ein freund- liches Antwortschreiben samt 4 kleinen Staub-Proben in Papier zugekommen, deren eine A am Tage des Schneefalls selbst bei Tefferecken von Hrn. Villplaner gesammelt, deren zweite B ebenda aber am 20. April gesammelt ist und deren dritte D von Taufers im Pusterthal ebenfalls später als der Schneefall von demselben Geistlichen eingesammelt worden. Überdiels war eine kleine Probe desselben rothen Sahara-Sandes C beigelegt, wel- chen Hr. Oellacher analysirt hat. Rücksichtlich des rothen Sahara-Sandes wird im Briefe fol- gende Erläuterung gegeben: „C ist der von mir untersuchte Sa- hara-Sand den ich der Farbe nach mit „leicht ziegelroth” be- zeichnete, der aber wenn man will auch röthlich gelb oder gelb- röthlich genannt werden könnte. Bereits habe ich mit dem Hrn. Grafen von Künigl gesprochen der — ihn von Hrn. Heinrich Littrow — Bruder des jetzigen Directors der Wiener Stern- ‘ warte, als einen ächten Sahara-Sand den er selbst gesammelt hatte, empfangen hat. Hr. Littrow war — Marine Officier und (sein Onkel) — Graf K. glaubt sicherlich dieser Sand sei aus Ägypten, will sich aber deshalb noch bei Hrn. Littrow er- kundigen.” — Da es rücksichtlich des Scirocco-Staubes wichtig ist eine richtige Ansicht von den Oberflächen - Verhältnissen von Nord- afrıka festzustellen, so ist es nöthig hierbei darauf aufmerksam zu machen, dafs die in Innspruck aufbewahrte und in den che- mischen Characteren verglichene Probe eines afrikanischen Sandes aus den brieflichen Mittheilungen nicht den Character eines auf- fallenden und bedeutenden Oberflächen -Verhältnisses, sondern nur den eines nebenbei beachteten Lokalverhältnisses gewinnt, an de- ren ähnlichen es freilich in Nordafrika nicht fehlt. Ich selbst habe die bunten, rothen, gelben und violetten sehr mürben Mer- gel und Sandsteine der Sahara-Wüste in ihrem Abfall bei Siwa beschrieben und abgebildet und es ist bekannt, dafs im Innern von Afrika viel hochrothes Eisenoxyd und Bolus zum Färben des Leibes bei den Negern benutzt auch viel Eisen gewonnen wird. Ich selbst habe die zu Tage gehenden Lager von Brauneisenstein 289 Dongola 1821 besucht und ihre Proben zuerst nach Europa und Berlin gesandt. Alle diese nicht seltenen Verhältnisse stets lokaler ‚eisenschüssiger brauner, rother und gelber Erden, welche wo sie vorkommen am meisten in die Augen fallen und von Reisen- den, leichter als gewöhnliche graue Erden, als Landes-Proben und Andenken mitgenommen werden, sind für den Scirocco- Staub ohne Bedeutung. Auch ist dort an der Küste bis tief in die Wüste überall eine grolse Efflorescenz von Salzen aus dem Boden. Ferner ist der Flugsand sehr reich an organischen be- sonders kalkschaligen Theilen und Formen, so dafs er zuweilen ganz aus organischen Meeresformen besteht. So kann es freilich ‚im oberflächlichen Sande der Sahara nicht an organischen Resten und Formen fehlen. Da aber der bekannteste Character der Sa- hara in dem Mangel an sülsem Wasser besteht, so liegt es nahe, _ dals da wo organische Mischungen im Sande vorkommen, diese nicht dem Sülswasser, sondern dem Meere oder Salzwasser, we- nigstens vorzugsweise, angehören werden. — Endlich ist der von Hrn. Oellacher zur Vergleichung herbeigezogene rothe eisenschüssige Sand doch auch von ganz anderer Farbe als der in Tyrol gefallene Schneestaub. Er ist, wie im Briefe von ihm selbst angegeben wird und der Augenschein deutlich ergiebt, grell gelbroth, nicht ockergelb oder braunröthlich. Wenn man hierzu noch bedenkt, dafs kleinere und gröfsere Staubwirbel und eine staubige Atmosphäre in der Sahara und schon in Ägypten selbst zu den fast täglichen Erscheinungen gehören und dals weder von mir selbst bei sechsjährigem Aufenthalt daselbst, noch von anderen Reisenden je ein rother Staub bemerkt und angezeigt ist, ungeachtet der Chamsin und Samum stets aus dem tiefen Innern des Continents kommen, dafs vielmehr von weilsen Oberflächen und grauem Staube stets dort die Rede ist und dafs meine Er- fahrung von Ägypten und Libyen bis Dongola hinauf mir ein völlig gleiches Bild dieser Verhältnisse eingeprägt hat, so kön- nen auch kleine Proben rothgelben Sandes, welche Reisende von dort mitgebracht haben mögen, dieses feste Bild nicht stö- ren. Hunderte von Fuflsen hohe, blendend weilse Berge von fein- stem Flugsande als Felsanhänge in den Gebirgsgegenden und eben so tiefe gleiche Anfüllungen der Thäler bilden die bewegli- chen Oberflächenverhältnisse in der wasserlosen grofsen Sahara. 290 Nach diesen Erläuterungen erlaube ich mir das Resultat mei- ner Untersuchung des Tyroler Schneestaubes vorzutragen. Der am 31. März im Pusterthale mit Schnee und beim Südwinde (Föhn, Favonius?) gefallene Staub zeigt in seiner Zusammensetzung bei Anwendung des Mikroskopes viele verschiedenartige nicht vul- kanisch veränderte Theile, ganz gleich der Zusammensetzung des im atlantischen Meere bei den Capverden regelmäfsig fallenden Staubes. Unter diesen Theilchen sind so viele erkennbare Frag- mente kleiner meist Sülswasser- Organismen, dafs, wie dort, jedes kleinste von mir untersuchte Staubtheilchen deren erkennen liels. Die mir übersandien 3 Proben des Tyroler-Staubes sind unter sich an Farbe etwas verschieden. Die Probe No.1 vom frisch gefallenen Schnee gesammelt, ist ockergelb, oder blafs und schmutzig rostfarben, etwas heller als die beiden später gesam- melten, aber der Farbe des atlantischen Staubes, so wie des Me- teorstaubes von Malta, Lyon und Genua, welche ich bereits im vorigen Jahre analysirt habe, auffallend gleich. Die beiden ande- ren später gesammelten Proben sind etwas dunkler oder bräun- - lich, am meisten die von Taufers, D. Alle sind sehr leicht verstäubend und in den übrigen äufse- ren Characteren den atlantischen Staubarten ganz gleich. Der von Hrn. Oellacher analysirte Sahara-Sand ist, der vorliegenden Probe nach, an Farbe grell rothgelb, viel lebhafter gefärbt und obwohl fein (wahrscheinlich gesiebt) doch sehr viel - gröber, in seinen Theilen leichter verschiebbar und durchaus nicht verstäubend. Die ihn zusammensetzenden Theile sind unregel- mälsige Quarzkörnchen, die alle einen feinen Eisenoxyd-Über- zug haben und dazwischen liegen einzelne undeutliche Kalktheil- chen von Polythalamien oder zerriebenen Muscheln, eine Zusam- mensetzung, welche ganz einem quartzigen feinen Dünensande gleicht, vielleicht aber einem verwitterten eisenschüssigen Sand- steine angehört. Von Sülswasser - Organismen ist keine Spur darin. Folgende 66 Formen haben sich als organische Beimischun- gen des rothen Schneestaubes vom 31. März feststellen lassen: 291 Telerecken |Sahara- (Seiner — Taufers —_ 14 |B | c1D A. Poıysastrıca: Campylodiscus Clypeus +| + Coscinodiscus radiolatus ? . . . + Discoplea atmosphaerica . . . + Eunotia amphioxys +!| +! 2 + Argus > gibberula + longicornis 1 " A + Fragilaria rhabdosoma R +? Gallionella crenata + b x + distans - | + granulata +! +! 2 +! . lJaminaris nn | | procera I +! +! R +! Gomphonema truncatum + | | J’innularia borealis +! N £ ++! aequalis ; k 3 +?’ viridis 5 +? viridula + ? == Stauroneis + Surirella Craticula + Trachelomonas laevis % + ä + 72 B. PHYToLiTRARta: _ Amphidiscus truncatus lt R ei ‚Lithasteriscus ? ; z E + Lithodontium Bursa en nasutum + falcatum em furcatum Y + Ä + f platyodon x + rostratum . + . — Lithostylidium Amphiodon +| + F — 292 Ser [Sun (Sir AST, C D Lithostylidium biconcavum + 2 . + clavatum { — . + Catena % k . + Clepsammidium + ß . + crenulatum : — Emblema s . + Lima + polyedrum + + . + quadratum En . . + rostratum 5 ” . + rude — + = —+ Rajula — . . + serpentinum = + 5 + Serra — En i + spiriferum + Trabecula + unidentatum + Spongolithis acicularis — + - + obtusa — 28 | GC. POoLYTHALAMIA: Miliola? + ? 2 : “ Spiroloculina? . E . | + ae | D. PLANTARUM PARTICULAE MOLLES: Sguamula plantae dichotoma : N - + Plantarum particulae cellulosae — + 5 + fibrosae -+ 5 - + porosae . . . + Pollen Pini — = | . + N) 5 - . + Semen Filicis - | 293 . Schneestaub Schnee- B Tefferecken men staub u — er; Taufers R AZ [9 h | - Pilus plantae laevis simplex +-| + | N articulatus . En m N dentatus (Pappus ?) 2 + spiralis . . . + stellatus " + scaber simplex R + f 13 e E. INSECTORUM FRAGMENTA: Squamula alarum (Tineae) ? 1 4 A f ar Es sind 20 genaue Analysen von A, 10 von B, 10 von € und 20 von D gemacht worden, zusammen 60. Als Resultat dieser mikroskopischen Analyse des tyroler Schneestaubes vom 31. März d. J. lassen sich, wenn man die 4 oben genannten Proben unter sich vergleicht, folgende Punkte - feststellen. 4. Der Schneestaub vom 31. März und der Sahara-Sand, welcher von Hrn. Oellacher zur Vergleichung gezogen worden ist, sind chemisch zwar, der Analyse zufolge, in gewisser Bezie- hung nahe gleich gemischt, mikroskopisch aber durch kein ein- ziges sicheres Merkmal vereinigt, dagegen durch 66 sichere Merk- male getrennt. Je übereinstimmender aber die chemische Zusam- _ mensetzung und je abweichender gleichzeitig die mechanische j "Mischung ist, desto deutlicher tritt hervor, dafs die mikroskopi- Bi: Analyse in solchen Fällen der chemischen sehr viel vorzu- ziehen ist, wenn man beide zu verbinden nicht Gelegenheit hat. & 2. Die 3 zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Or- r gesammelten, aber auf ein und dasselbe Meteor bezüglichen ‚tyroler Staubarten zeigen eine so grolse Übereinstimmung in ‚ihren mechanischen Mischungsverhältnissen, dafs man sich über- zeugt fühlt, dafs auch die nicht am Tage des Schneefalls aufge- sammelten Proben in ihrer Reinheit fortbestanden haben und auf- genommen worden sind. Die etwas mehr dunkelnde Farbe der ‚später gesammelten Proben mag vom Einwirken des Wassers ‚durch die oberflächliche, wenn auch geringe, Schneeschmelzung 294 auf die organischen weichen Theile entstanden, ein anfangendes Verrötten sein. 3. Da ein solches Verrotten dieses Staubes möglich ist, so darf man daraus schliefsen, dafs die demselben ausgesetzten Theile vom Winde aus lebenden rasch abgetrockneten (sehr trocknen) Verhältnifsen emporgehoben und fortgetragen worden sind. 4. Die Gesammtzahl der hiermit unterschiedenen organischen Formen dieses Schneestaubes beträgt 66 Arten, nämlich: Summa Teffer. Tauf. kieselschalige Polygastrica 22 18 10 kieselerdige Phytolitharia 28 24 18 kalkschalige Polythalamia 2 nd, DE weiche Pflanzentheile 137 Ian Insectentheile i—- 1 66 52 37 Von diesen 66 sind bei Tefferecken 52, bei Taufers 37 Ar- ten niedergefallen. Mithin sind 14 bei Taufers niedergefallene Formen nicht bei Tefferecken und 29 bei Tefferecken nieder- fallene nicht bei Taufers beobachtet. Die Differenz kann und mag deshalb in der Beobachtung liegen, weil leicht jedes neu zu beobachtende Theilchen die fehlenden Lokalformen enthalten kann und weil die Mischung übrigens auffallend gleichartig ist. In sämmtlichen 3 Staubarten gleichartig sind 10 Formen: Da aber 2 dieser Staubarten sich auf eine und dieselbe Lokali- tät beziehen, so giebt die Vergleichung der beiden Lokalitäten das andere Resultat, dafs nämlich 23 Arten, mehr als 2, in bei- den übereinstimmen, ein schon hinlänglich ausreichendes Ver- hältnifs um den gleichartigen Ursprung anzuzeigen. Dazu kommt aber der weit wichtigere Umstand, dafs dieselben Formen, welche vorherrschend in der einen Lokalität A und B sind, es auch in D sind. 5. Die an Individuenzahl vorherrschenden Formen sind in dem tyroler Schneestaube beider Lokalitäten: Eunotia amphioxys Gallionella granulata procera 295 Pinnularia borealis Amphidiscus truncatus. . Alle übrigen Formen sind mehr vereinzelt. 7. Die grofse Mehrzahl der Arten sind bekannte Sülswas- ser- und Continental-Bildungen. Nur 4 bis 5 Arten von den sind unbekannt und von diesen sind nur 2 möglicherweise Meeresgebilde: Gallionella laminaris Pinnularia ? Amphidisceus truncatus Lithostylidium Lima Pollen ? Semen Filicis Die letzteren 3-4 gehören zu den sichern continentalen Gebilden, die ersteren 2-3 könnten Meeresgebilde aber auch Sülswasser-Formen sein. Dennoch läfst sich an einigen Formen rkennen, dafs der Staub nicht aus reinen Continental- Verhält- issen entsprungen ist. Aufser jenen zweifelhaften 2-3 neuen ormen finden sich 3 sichere Meeresbildungen dabei Coscinodiscus radiolatus? Spiroloculina? . ? Vielleicht ist auch Discoplea atmosphaerica dahin zu nehmen. 7. Die nach Hrn. Oellacher muthmaßslicb dem Pappus der Centaurea benedicta angehörigen Fasern des tyroler Schnee- 'staubes sind sehr verschiedene Pflanzenhaare, deren 2 Arten ielleicht allerdings Pappus-Haare sein könnten, andere sind so eigenthümlich, dals mir keine solche Formen aus Europa be- annt sind, namentlich die spiral- und die gabelartig viel ver- sten. Sie dienen vielleicht später zur Feststellung geographi- scher Beziehungen, für jetzt aber ist es nicht möglich mit eini- iger Sicherheit den Ursprung dieser Haare zu beurtheilen. 8. Sämmtliche Formen haben zwar den Character euro- päischer Genera und die meisten sind europäische Arten, doch finden sich auch die meisten in amerikanischen Lokalitäten, we- niger zahlreich in afrikanischen. Über die neuen Formen läfst sich in geographischer Beziehung nicht urtheilen. BR; } 296 8. Es ist hiermit zum erstenmale deutlich, dafs dem rothen frischen Schnee wirklich organische Verhältnisse zuwei- len zum Grunde liegen, während die gewöhnlichen berühmten ähnlichen Erscheinungen nur auf den schon Aristoteles bekannten Fall passen, wonach der alte liegende Schnee sich roth färbt. Diese rothe Färbung des alten Schnees, irrthümlich oft auf die secundären Infusorien übertragen, ist durch eine bei niederer Temperatur sich entwickelnde Pflanze Sphaerella nivalis aus der Abtheilung der Algen bedingt, deren erst grünen dann rothen Inhalt die Infusorien verzehren und mit dem sie als Träger, selbst farblos, neue sehr lokale Färbungen veranlassen. (Vergl. Ehr. die Infusionsthierchen als vollendete Organismen 1830 | p:.119,) Vergleicht man nun den diesjährigen Tyroler Schneestaub® mit dem Sciroccostaube von Malta, Genua und Lyon, von wel- chem im vorigen Jahre der Akademie Meldung geschehen, so wie mit dem früher analysirten Meteorstaube der Capverdischen In- seln und des atlantischen Oceans, so ergeben sich folgende höchst merkwürdige Verhältnisse. 1. Die Farbe und das ganze Aufsere in allen Characteren, Feinheit, Adhäsionsverhältnilfs der Theilchen, Schwere, verhält sich beim tyroler Schneestaub durchaus nicht wie bei gewöhn- lichem Luftstaube der Stürme, aber ganz und gar dem Scirocco- Staube und dem atlantischen Meteorstaube gleich. 2. Die organischen Beimischungen, welche den atlantischen Meteorstaub so auffallend characterisiren und sich gleichartig im Scirocco-Staube gefunden haben, sind in höchst merkwürdig über- einstimmender Weise auch im Schneestaube vorhanden. Diese Übereinstimmung betrifft folgende wesentliche Puncte: a) Das Organische gehört denselben Abtheilungen an, es sind nur Polygasirica, Phytolitharia, Polythalamia, weiche Pflan- zentheile, Insectentheile, alle mikroskopisch. 5) Von den 66 Arten des tyroler Staubes sind 46, mithin mehr als $, nämlich: Polygastrica 17 Phytolitharia 23 weiche Pflanzentheile 4 46 4 297 x in den sämmtlichen früher analysirten Seirocco- und atlan- { tischen Staubmeteoren gleichartig angezeigt. Folgende 21 R aber sind in jenen Verhältnissen bisher nicht beobachtet: Kieselschalige Polygastrica 5: f Coscinodiscus radiolatus Pinnularia ? Gallionella laminaris » viridis Gomphonema truncatum Kieselerdige Pbytolitharia 3: E Amphidiscus truncatus Lithostylidium Lima Lithostylidium Catena. Kalkschalige Polythalamia 2: Miliola ? ? Forma incerta. Weiche Pflanzentheile 10: Poröse Pflanzentheile (Pinus?) ae (Pappus?) Ä Faserige Pflanzentheile haare sternartige. . glatte einfache(Pappus?) Blüthenstaub ? _ Pflanzen- }glatte gegliederte Farn-Same. f haare }rauhe einfache einfache mit Endspirale Insectentheile 1: Schmetterlings-Schüppchen. Von diesen 21 eigenthümlichen Formen sind die Mehr- zahl Pflanzenfragmente und ohne characterische Eigenthüm- lichkeit. Auch sind dergleichen Pflanzenfragmente bei den früheren Analysen des Sciroeco- und atlantischen Meteor- staubes weniger speciell beachtet worden, da das Interesse erst neuerlich sich dafür gehoben hat. Von den 5 Poly- | gastricis als selbstständigen Organismen sind nur 2 neu. . c) Diese ganze Formenmasse ist, wie sowohl im Scirocco- als dem atlantischen Meteorstaube, vorherrschend aus Sülswas- ser- und Continental-Gebilden gemischt, in allen aber sind i einzelne Meeresformen, so dals man den Ursprung aus N der Mitte eines grolsen Continentes nicht annehmen kann. ‚ grr 298 d) In allen diesen gleichfarbigen Meteoren sind die Formen ohne vulkanische Charactere; e) In allen sind sie ohne die Charactere eines Entwickelungs- verhältnisses in der Atmosphäre selbst, vielmehr mit den Characteren terrestrischen Ursprunges. So wenig sich Säugethierknochen in der Atmosphäre entwickeln können, so wenig können es die zahlreichen Phytolitharien, welche Kieseltheile von Pflanzen sind. f) In allen diesen sowohl der Lokalität nach, als der Zeit nach so höchst verschiedenen, aber gleichfarbigen, Meteoren, welche seit 1830 bis 1847, von den Capverden bis Tyrol und in den verschiedensten Jahreszeiten gefallen sind, sind gewisse gleiche Formen so vorherrschend, wie es in kei- nem Verhältnifs mikroskopischer Forschung bisher vorge- kommen ist, ja wie die terrestrische Verschiedenheit der Jahreszeiten es nie zu erlauben scheint. 3. Vergleicht man den tyroler Schneestaub nur mit dem atlantischen Meteorstaube, ohne Rücksicht auf den Scirocco von - Malta, Genua und Lyon, so zeigen sich als gleiche Arten 12 Polygastrica d. i. über die Hälfte 20 Phytolitharia d. ı. über = Vergleicht man nur den Scirocco-Staub von Malta, Genua und Lyon mit dem tyroler Schneestaube, ohne Rücksicht auf den at- lantischen Meteorstaub, so giebt das 11 übereinstimmende For-, men, oder +- 4. Dem atlantischen Meteorstaube, dem südeuropäischen Scirocco und dem Tyroler Föhn stets gemeinsam sind folgende 3 Formen: Campylodiscus Clypeus Gallionella procera Gallionella granulata. 5. Dafls Föhn und Scirocco stets als Fortsetzungen der westindischen Sturm- Wirbel erschienen, ist durch die neuere Wirbel-Theorie der Stürme, gegen die alte Meinung, dals sie aus Afrika kämen, theoretisch wahrscheinlich geworden und somit könnte der Gegenstand durch den directen Nachweis aus spe- ciellen bewegten Staubarten befestigt und wissenschaftlich abge- macht erscheinen. Dafls jedoch die Erklärung noch nicht völlig abgeschlossen sei, ergiebt sich aus folgenden Betrachtungen: RU in Ne 299 Die bereits vorliegenden Analysen der von 1830 bis 1847 gefallenen, vom Harmattan oder Passat, Scirocco und Föhn ge- tragenen Staub-Meteore zeigen eine grolse Ähnlichkeit in der Mischung mit organischen kleinen Theilen. Solche Mischung läfst sich von jedem Sturme a priori erwarten. Dafls es aber - überall gleichartige kleine Theile, dafs es sehr gro[se Men- _ gen verschiedener gleichartiger Theile sind, ist sehr auffal- lend und wird es noch weit mehr dadurch, dafs sie 17 Jahre lang und in ganz verschiedenen Jahreszeiten so gleich- artig blieben, dafs sogar die vorherrschenden For- men des einen Meteors auch die an Individuenzahl nn eu en Date ee vorherrschenden Formen der übrigen sind. So gleich- artige von Stürmen zu bewegende Oberflächenverhätnisse sind - selbst dann nicht denkbar, wenn man sich der höchst unwahr- scheinlichen Vorstellung hingeben wollte, dafs alle die unter- - suchten Meteore und Stürme immer von einem und demselben sehr beschränkten Puncte eines Landes ihren Anfang genommen " hätten. Überall wo Leben gedeiht, wechseln Jahreszeiten oder _ Regenzeiten und mit ihnen. wechseln, nicht blofs theoretisch, son- “ dern meinen vielen Erfahrungen nach, entweder die Arten oder _ doch die Frequenz der einzelnen Lebensformen. Bedenkt man die Beimischung von Seethierchen und die immer gleiche Fre- quenz, das immer wiederkehrende Vorherrschen derselben For- men, so verschwindet alle Möglichkeit, daran zu denken, dafs die Staub-Meteore, welche der südeuropäische Scirocco, so wie der deutsche Föhn bewegt und welche den atlantischen Ocean nur in der Passatzone, auch im europäischen Winter (Ja- nuar und Februar) weit bedecken, sämmtlich stets direct aus Westindien abstammen könnten. So unmöglich es ist, sich die seit 1830 bis 1847 in Vergleichung gebrachten Stürme, in ei- nem genetischen Zusammenhange, als ein Continuum zu “denken, so unmöglich ist es auch, die von ihnen bewegten Staubmassen bei solcher Gleichheit sich ohne genetischen _ Zusammenhang zu denken. Es scheint sonach, was schon im November vorigen Jahrs bestimmt angedeutet wurde, immer nothwendiger zu werden, an einen durch constante Luftströmungen constant schwebend ge- haltenen Staubnebel zu denken, welcher in der Passat-Zone ge- 300 legen, theilweis und periodisch Ablenkungen zu erfahren hat. Hiermit würde denn jede Schwierigkeit wegfallen, dafs alle genau beachteten Scirocco- und Föhn-Stürme, der verschiede- nen Jahreszeit und der Jahre ungeachtet, stets einerlei Mischung der Staub-Meteore zeigen. Andererseits würde, ungeachtet der Beimischung südamerikanischer Formen, nicht nothwendig anzu- nehmen sein, dafs alle Scirocco- und Fühn-Stürme aus einer von ihrer südlichen Richtung ganz abweichenden Lokalität in West- indien ihren Ursprung nehmen und allemal Wirbel-Winde sein mülsten. Nothwendig würde nur, des von ihnen getragenen Staubes halber, bleiben, dals sie in der Passat-Zone anfıngen, gleichviel ob in der Nähe von Afrika, oder von Amerika. Da der wahre Passat-Wind das Festland von Afrika wohl nicht be- rührt, so würden sie nie von dessen Oberfläche unmittelbar kom- men können, wohl aber von Amerika zuweilen, von wo ursprüng- lich die Masse des bewegten Staubes doch die Charactere mit sich trägt. Bei solchen Verhältnissen würde es auch nicht mehr auffallen, wenn der von Herrn Pottinger beobachtete gelbe _ Meteor-Staub eines Sturmes in Beludschistan diese Mischung be- säfse und demselben Verhältnils angehörte, ohne dafs deshalb jener asiatische Sturm nothwendig in Cayenne oder den Antil- len angefangen haben mülste. 6. Da es gewils sehr wünschenswerth ist, für diese so ei- genthümlichen Staub - Nebel und deren Substanzverhältnifse immer ° genauere und ausgedehntere Nachrichten zu erhalten, so dürfte es angemessen sein, daran zu erinnern, dals bei der grolsen Häu- figkeit und dem Anhalten der Erscheinung im südlichen Europa, es den Bemühungen der Physiker, wenn man die optischen Cha- ractere der Luft und des veränderten siderischen Lichtes in die- sen Verhältnissen sehr genau prüfte, gewils gelingen würde, auch solche Nebel, die ihrer grolsen Ferne, oder electrischer Erd- verhältnisse halber, von keinem Staubfall begleitet sind, mit Si- cherheit vergleichend zu beurtheilen. Mit manchem Höhe- rauch würden vielleicht manche Trübungen des siderischen Lich- tes, Mondhöfe u. dergl. eine andere Erklärung finden, vielleicht sogar würde für den organischen Scirocco-Staub ein weit grö- fserer Gesichtskreis, oder doch die Sicherheit, dals er nicht be- theiligt ist, gewonnen werden. 301 7. Da nach Herrn Sabine’s genauen Beobachtungen in _ der Gegend des Gambia und der Capverden der feuchtere Nord- Ost-Passat um 2 volle Grade: (21°,2) wärmer war als der trock- nere echt afrikanische Landwind Harmattan (19,2), so leitet diefs wohl auf eine Erklärung des auffallend höheren Tempera- -tur-Verhältnisses der europäischen Südwinde ohne Mithülfe der afrikanischen Wüsten. (S. Sabine übers. in Schweiggers Jahr- buche der Chemie und Phys. 1827 p. 386.) 8. Der Mangel an vulkanischen Staubtheilchen in diesem Meteorstaube fängt nun an auffallend zu werden, da es aufser Zweifel gestellt ist, dals grolse vulkanische Staubmassen in den antillischen Inseln bis zum obern Passat-Strome emporgeschleu- _ dert und in demselben weit getragen worden sind. (S. den Mo- natsbericht. d. Akad. May 1847. p. 152.) 9. Die der Akademie im November vorigen Jahres vorge- tragene Ansicht über den mit den Scirocco-Sturme von Lyon am u Ze 17. October gefallenen Meteorstaub, dessen Mischung mit 73 nam- haften organischen Theilen und deren wahrscheinlichen Verbin- dung nicht mit Afrika, sondern mit Guiana in Süd-Amerika, hat seitdem in der veröffentlichten gründlichen Untersuchung des - Verlaufes des Orkans von Hrn. Fournet in Lyon eine weitere entschiedene Stütze gefunden. Schon unter dem 3. Januar mel- dete mir Hr. Lortet, nach Zusendung meiner Resultate, in brief- _ licher Mittheilung, dafs der am 11ten (9ten Oct.) in der Ha- vannah, Grenada, St. Vincent, Martinique und allerdings wahr- j scheinlich in Oyapack in Cayenne stattgefundene Orkan, Hr. 3 Untersuchung nach, den Anfang dieses Sturmes ge- 5 bildet zu haben scheine. So hätte denn die mikroskopi- sche Analyse unerwartet sicher den Ausgangspunkt der Substanzen vorausbestimmen lassen *). *) Nach dem gedruckten Berichte des Hrn. Dr. Lortet, Präsidenten der Commission Hydrometrique in Lyon vom 26. Febr. 1847 (Rapport sur les - travaux de la Comm. en 1846 p. 5) wurden die ersten Anzeigen des Orkans vom 17. Octbr. in Guyana, Jamaika, Grenada und St. Vincent, am 11. in Florida u. s. w. bemerkt. Nach Hrn. Prof. Fournet p. 63. hat sich die gleichzeitig) in Guyana kund gegeben. Es wäre interressant, besonders E der Atmosphäre an der Küste von Brasilien zuerst, dann (oder 302 Nach Hrn. Fournets Darstellung hat der Staub nachweis- lich eine elliptische Fläche von 26,300 Quadrat-Kilometern (c. 4005 Meilen) bedeckt. Von Süd nach Nord bilden Livron und Ceyzeriat, von West nach Osten Lignon und Mont-Cenis die Grenzen. Quinson Bonnet in Valence sammelte auf 409 Me- tres bis 30 Grammen solcher Erde und schliefst daraus, dafs die im Departement de la Dröme von den Wolken getragene Masse 7200 Centner betragen habe (180 vierspännige Fuhren jede zu 40 Ceniner). p. 82 u. 84. Die Meinung einzelner Beobachter in Frankreich, dafs der Staub aus der Nähe entführt sei, ist zu- rück gewiesen, auch ist einer unfruchtbaren mikroskopischen Ana- | auch aus dem Innern von Süd-Amerika in der Äquatorial-Zone durch Rei- | seberichte oder stationäre Missionare vergleichende Nachrichten über jene Zeit zu sammeln. Die ähnlich gefärbten gelben und rothen stark eisenhal- tigen Erden sind nach den von den Hrn. Gebrüdern Schomburgk mitge- brachten Materialien gerade da bis tief ins Innere vorherrschend. Von Po- Iycystinen und Geolithien aus Barbados zeigt sich nirgends eine Spur im Meteorstaube. Es scheint auch nöthig, ausdrücklich zu bemerken, dals ich solche directe Küsten- und Oberflächen - Verhältnisse im Passat-Staube nicht erwarte und dals ich gar nicht etwa der Meinung bin, dals die Guyana-Formen, obwohl ich noch jetzt vermuthen muls, dals sie zum wesentlichen Theil von dortigen Küsten- und Continental- Puncten stammen, vom Orkane am 9. Oct. daselbst weggeführt worden sind, vielmehr hat dieser Orkan damals dort wohl nur die untere Passat- , Zone bewegt und erst irgend wo anders mag derselbe die so constanten, weit feineren Staubnebel ergriffen und verdichtet haben, welche muthmals- lich der aufsteigende Passat langsam und in wohl sehr langer Zeit aus den Äquatorial - Gegenden Amerikas in der oberen Atmosphäre ange- häuft hatte. Die bei einem solchen Versuch zur Erklärung rückblei- benden Schwierigkeiten verkenne ich nicht, halte aber für besser, ir- gend eine als gar keine leitende Idee bei der ferneren Untersuchung zu haben. Die bisher vorgelegten sicheren Facta über die Substanz, deren Volumen und Verbreitung sind auffallend genug, haben nicht abzuläugnende mannichfache allgemeinere Beziehungen und wollen verbunden sein. Möge dies späterhin immer genügender gelingen. Bei der obigen Vorstellung erscheint es von Interesse, Proben des auf den Antillen oder in der Ha- vanna u. s. w. vielleicht gefallenen Staubes zu vergleichen, oder doch ge- wils zu werden, ob auf der ganzen Bewegungs-Linie des Orkans im un- teren Passate bis Nord-Amerika und zum Wendepunkte der Orkan - Richtung hin, auch schon dergleichen gelber Staub vorgekommen ist. 305 yse des Staubes von Valence durch Hrn. Lewy, welcher nichts rganisches darin sah, nur nebenbei und nicht mit dem Sicher- eitsgefühle Erwähnung geschehen, als sei der Staub von Valence irklich anderer Natur gewesen. Hr. Fournet ist der Mei- nung, dals das Centrum oder der Anfangspunct des Sturms in der Mitte zwischen der Mündung des Amazonas und dem Cap "Vert in 35° östl. Länge gewesen und dals von da sich die Wel- len desselben zu den vorhandenen Beobachtungspuncten, zuerst zu den kleinen Antillen, Brasilien und Guiana, fast mathematisch ‚genau verfolgen lassen. Wie und wo der, dem vor 16 Jahren gefallenen gleiche, Staub hinzugetreten, ist durch diese Darstel- lung nicht erklärt. Die angewendete Wirbeltheorie des Stur- ‚mes ist, Hro. Fournets Angabe p. 3 nach, der von Hrn. Dove der Akademie früher vorgetragenen beistimmend *). 10. Offenbar ist wohl der am 31. März d. J. mit Regen gefallene Meteorstaub von Chambery in Savoyen (pluie terreuse), dessen im Nachtrage des Hrn. Fournets höchst verdienstlichen Abhandlung über das Lyoner Staub-Meteor p. 97 und 98 Er- wähnung geschieht, dasselbe Phänomen mit dem Tyroler-Schnee- Staube, wodurch die Verbreitung und Richtung desselben eine sehr bedeutend grölsere Fläche und zugleich den eigenthünli- chen Character erhält, dafs dasselbe nur an Dunst-Nebel (Wolken) gebunden gewesen, da in den Zwischen-Län- dern kein Staubfall beobachtet worden ist. Eben so ist nach Hrn. Fournets Bericht (p. 78) gleich- zeitig mit dem Staubfall zu Genua am 16. Mai 1846 in Cham- bery ein braungelber Staub mit Regen herabgefallen. 11. Die Gesammtzahl der organischen Körper, welche sich in diesen, doch wohl am richtigsten Passat-Staub zu nennen- - *) Notice sur les orages et sur la pluie de terre de !’ Automme 1846. Par .J. Fournet. Extrait des Annales de la Soc. royale d’agrieulture. ° Über enselben Staubfall hat Hr. Alph. Dupasquier, Professor der Chemie in yon, chemische Analysen und seine Ansicht der Verhältnisse unterm 22, ärz 1847 kurz mitgetheilt. Notice sur une pluie de terre tombee dans les epartements de la Dröme, de UIsere du Rhöne et de l' Ain, les 16 et 17. et. 1847. Auch dieser Schrift zufolge soll man schon um 8 Uhr Morgens d dann um 6 Uhr und 11% Uhr Abends Staubfall in Lyon beobachtet jaben. Dasselbe berichtet Hr. Fournet. 304 den Staubmeteoren unterscheiden liefsen, beträgt nach der Zu- sammenstellung und Special-Übersicht der beiliegenden Tabelle bis heut 141 Arten, — eine grolse, mühsam zu vergleichende, aber für ganz sichere und mannichfachere Combinationen noch nicht hinreichende Zahl *). Vorgelegt wurde das Erwiederungsschreiben des Hrn. Prof. Delbrück in Bonn auf den Glückwunsch, welchen eine grolse Anzahl der Mitglieder der Akademie zu seinem Doector- Jubiläum U an ihn gerichtet hatten, so wie die Danksagungsschreiben der Hrn. Münch in Christiania und Murchison in England für ihre Erwählung zu Correspondenten der Akademie. Ein Schreiben des hohen vorgeordneten Ministeriums vom 6. Aug. zeigt der Akademie an, dafs des Königs Majestät unter | dem 24. Juli die von der Akademie geschehene Wahl des Hrn. Garabed Artin Davoud-Oghlou zum Ehrenmitgliede der | Akademie zu bestätigen geruht haben. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memoires de la Societ€ royale des sciences de Liege. Tome 4. Partie 1. Liege 1847. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Secretaire general dieser Ge- sellschaft, Herrn Ph. Lacordaire d. d. Liege le 20. Juni c. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 605. 606. Altona 1847. 4. und als Beilage zu denselben: F.G. W.Struve, Ztudes d’Astronomie stellaire. Sur la voie laciee et sur la distance des etoiles fixes. St.- Petersbourg 1847. 8. A. L. Crelle, Journal für die reine u. angew. Mathematik. Bd. 34. Heft 4. Bd. 35. Heft 1. Berlin. 1847. 4. 3 Expl. C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für de Landwirth. 19. Jahrg. 1847. No. 28. Wien. 4. Kunstblatt 1847. No. 35. Stuttg. u. Tüb. 4. *) Zu dieser Mittheilung sind hier einige Zusätze gemacht worden. — ao lantischen Oceans Übersicht der organischen Formen des atmosphärischen Staubes im Passat des atlantischen Oceans Lat. bor. [17943 Long. occ, Amphora libyca . Campylodiscus Clypeus Chaeloglena volvocina Cocconeis atmosphaerica lineata Cocconema Lunula gracile e ? Coscinodiscus radiolatus Discoplea atmosphaerica Diploneis didyma Eunotia amphioxys Argus Diodon gibba gibberula granulata ?laevis longicornis Gallionella crenata decussala distans granulata laminaris marchica procera Gomphonema gracile longicolle rotundalum truncatum Grammatophora oceanica parallela Himantidium Arcus Papilio Zygodon Navicula affınis Bacillum lineolata Semen ? Pinnularia borealis aequalis gibba viridula viridis > Stauroneis Surirella Craticula peruana Synedra Entomon Ulna Tabellaria 7 Trachelomonas laevis Opagmenta incerlae ı originis 3 PHYTOLITHARIA, mphidiscus anceps armalus clavatus truncatus oblusus Marti thasteriscus tuberculatus thodontium Bursa curvalum Jurcatum Jalcatum Atlantischer Meteorstau San Jago Malta 1830 ++ ++: ++: ++: +++ +++ Monodon Pileus qualernaria tridentula Triodon Fragilaria rhabdosoma ++- “58 +++ +++ +++: sowie im europäischen Scirocco und Föhn, Von Mai 1830 bis August 1847. Sciroeco-Staub | Föhn-Staub S Genua | & 1846 5 Lat, bor. [17943 A|B|+A | Long. occ. | 26° Lithodontium nasutum > | | platyodon Solar || SH rostralum + truncalum 0 + Lithostylidium Amphiodon +l.|+ clavatum . |+?| + biconcavum + articulatum + Catena . . cornulum +|+| + erenulatum +? Clepsammidium + Emblema ++) +! Formica lich laeve rn Lima || = obliquum + | +! Ossiculum + polyedrum + quadraltum B +! Rhombus lo | rostratum + rude Rajula + + serperlinum Serra +? spiriferum + 3 Taurus ++! Trabecula +|+|+ unidentatum +++ +!| Spongolithis acicularis le aspera cenocephala ++ +! Clavus + ‚fistulosa + Fustis mesogongyla . . obtusa philippensis « ER + POLYTHALAMIA. Grammostomum + 5 + Nodosaria . au; Miliola? Planulina . + Rotalia globulosa ß SEE senaria ar = Spiroloculina 0 + ? Textilaria globulosa FRAGMENTA PLANTARUM ZIEHE + MOLLIA, w allen = Phragmidii sporangium ? Fragmentum plantae cellulosum ls ‚fibrosum + Er : porosum | Pini | + 5) . 52 Pollen 4 , a > Bi = Semen Filiecis R = Squamula plantae dichotoma laevis simplex Er asper simplex i apice spiralis N Pilus plantae 4 articulatus ab dentatus Dar I me stellatus + + H = INSECTORUM FRAGMENTA. + + Squamula alarum (Tineae?) A S ö + = 2 +l+|+ Zell Atlantischer Meteorstaub San Jago < +t++++ ++ +++ ++ ++ ++: ++: ++: ++: ++: ++: ++: ++- Scirocco-Staub | Föhn-Staub ——— © 2 S = | Genua | 2 Ss | 1846 | = | Tyrol 1847 | e|4|2|214]2 +l+|. + I +1+[+ + +/+|1+|+ ++ ++) +/+!|+| ++ +/1+1|.|+ +l+ +++ + + 5 + +|. + + +) +/ +1 ++ + +|. + + + + SH! 6 6 + +1+ + +1+|/+|+ er + + +/+|+|+1+ | +1 + + 9 eelen ale: +l.|+1|1+ + ++) +|+ + +|+ B +++ +) :.|+1+J|+ +/+1+|+1+ | + | + 2 +/+I.|+ ö «| + +? +? +? +? . 6 + +? + + 6 +? + . +? + + I +|+[+ .[+|. [+ > B +|+ le | + +|+ ö |.o + an e olleal).c || r +/l+|:|+ . Ne an | ö Da lika en h It || .5 + ER a + Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Derlin in den Monaten September und October 1847. Vorsitzender Sekretar: Hr. Ehrenberg. September: Sommerferien der Akademie. 44. October. Gesammtsitzung der Akademie. e Hr. Magnus las über die Bewegung einer Flüssig- keit in einem gleichartigen Medium. Rn A Hierauf legte Hr. Lejeune Dirichlet folgende von Hrn. Kummer, Correspondenten der Akademie, eingegangene Mit- theilung vor. Mein Beweis des Fermatschen Satzes, welchen Hr. Le- jeune Dirichlet der Königlichen Akademie der Wissenschaf- ten mitgetheilt hat, gründet sich auf zwei Voraussetzungen, von denen ich damals noch nicht allgemein entscheiden konnte, für welche Primzahlen sie gelten und für welche nicht. Es fehlte nir hierzu namentlich noch der Ausdruck für die Anzahl der ichtäquivalenten Klassen aller idealen complexen Zahlen, oder rer zugehörigen Formen, über welche Hr. Dirichlet schon längst eine Abhandlung versprochen hat. Nachdem ich nun seit- er auf das Erscheinen derselben gewartet hatte, habe ich es nternommen, mit Hülfe einiger von Dirichlet mündlich er- Itenen Andeutungen, den verlangten Ausdruck selbst herzulei- n, und es ist mir nicht nur gelungen denselben zu finden, 1847.] 9 306 sondern auch die beiden Vorausselzungen meines Beweises des i Fermatschen Satzes aus ihm vollständig zu ergründen. Den Aus- druck für die Anzahl der nicht äquivalenten Klassen idealer com- plexer Zahlen stelle ich hier nur als Ausgangspunkt auf, und verweise für den Beweis desselben auf die zu erwartende Ab- handlung von Dirichlet, welchem diese Untersuchung als un- bestrittenes Eigenthum angehört; für die daraus zu ziehenden Folgerungen zur Vervollständigung meines Beweises des Fer- matschen Satzes aber werde ich mir erlauben die nöthigen Ent- wickelungen der Akademie der Wissenschaften in der Kürze mitzutheilen. Es sei % eine ungerade Primzahl, « eine imaginäre Wur- zel der Gleichung «’=1, £ eine primitive Wurzel der Glei- chung 2*='=1, und g eine primitive Wurzel der Congruenz g*"'=1, mod. ?; die kleinsten positiven Reste, welche 5, g°, g? etc. für den Modul A lassen, sollen durch g,, 2, 83 etc. be- e Me 1—1 zeichnet werden, auch soll der Kürze wegen ar gesetzt werden. Ferner sei Ei (a), eo) ae ve ae) ein System von Fundamental-Einheiten für die aus Ar Wurzeln der Einheit gebildeten complexen Zahlen, und A die Determi- nente der Gröfsen: 1:, («), Tesla), 0. ana Dee ls, (e), Pk dir nen Zei la) E n—2 M—2 : Kk—2 le, (a? Ilse, I anne zer de nr Ferner sei .o-VEre (1) (i-a7')’ welches eine ganze complexe Einheit ist, und sei D die Deter- minante der Grölsen: B—2 le («), Leto). „een sale —i Bee ee") ba Le (e ) R—4 RR 307 Ferner sei A) =i1rnh Hehe’ +... +, P=9(2) BP) P(PP)....p(@*7?). "Endlich bezeichne noch die Anzahl der nichtäquivalenten Klas- sen aller idealen complexen Zahlen: so ist p D H= .— ara! A und es ist sowohl jr als auch 2 jedes für sich gleich einer ganzen Zahl. *) Da nun die erste der beiden Voraussetzungen, auf welche Sich meinen Beweis des Fermatschen Satzes gegründet habe, die war, dals die Anzahl der nichtäquivalenten Kiäkien aller idealen complexen Zahlen, d. i. Z, nicht durch Atheilbar sein soll, so werde ich die beiden Factoren, aus welchen # besteht besonders untersuchen, indem ich mit dem Rn anfange. Aus de eis ß+Eß? +... +9_,0*2 folgt (88 — 1)» (A)=es_. —1+(81-1 —35,)P+(ee, —3;)8? + 881-3 — 81-2) 9’? und es sind nun, wie klar ist, die Coefficienten aller einzelnen Glieder durch % theilbar, setzt man also 88H, -1 5: Ab; *) Ich habe nicht allein diese Klassenzahl, sondern auch die entspre- Öhenden für alle nicht aus den einfachen Wurzeln der Gleichung a’ =1, sondern aus den Perioden derselben gebildeten complexen Zahlen ol. die gefunden, und daraus hewiesen, dals der Factor 2 für sich genau die ahl der nicht äquivalenten Klassen aller aus den zweigliedrigen Perio- en a +a7', a®+u7? etc. gebildeten complexen Zahlen ausdrückt, also uch stets eine ganze Zahl ist. 308 und do +b5,ßB +bß?+...+5_*"?=\(Pß), so hat man L-)H()=rY(B), also auch (HPLC... (8). 1—1 . . eg’ +1,dap= „ ist bekanntlich durch A theilbar, man kann also setzen g*+1=?%G und hat sodann GP ea VOL 8%) W (8°)... (8°?) auch kann man immer die primitive Wurzel g so wählen, dals | g”’-H1 nicht durch A? theilbar ist, dafs also G nicht weiter durch P 7 £ ? theilbar ist. Es kann also ENTE dann durch A theilbar sein, wenn W (P) U (B°).... (2°?) durch A theilbar ist, und umgekehrt. Nun ist aber offenbar, wenn man anstatt der pri- mitiven Gleichungswurzel ß der Gleichung £*-'=1, die primi- tive Congruenzwurzel g der Congruenz g’"'=1, mod. A, setzt VB lB).... VE) =L(e)V (@?)...Y (8*7?) mod. 2. also die Bedingung, pt theilbar durch A, ist identisch mit der, dafs einer der Factoren des Productes Y(g).Y(8?).... Y (e*?) durch A theilbar ist, also Bet NH... aber Oo, mod.A.) für irgend einen der Werthe n=1,2, 3,...1, welche Congruenz, wenn sie durch g?”-' dividirt wird, und wenn die Exponenten des g zum Theil zu Indices gemacht werden, auch so geschrie- ben werden kann. 2n—1i 2n —i 2n —1 2n—1 bohr_e tbıtbssı +bsg2 +. -+br_2ı_3=o, mod. % Aus der Definition der Coefficienten ?%2,; =g9,_,—g, folgt num aber unmittelbar, dafs erstens 2, =o ist, für alle Werthe des h RT 8+_ı1, welche zwischen o und >= liegen, ferner 4, =1, für alle 309 3 ! a 2x. Iey: _ Werthe des g,_,, welche zwischen — und — liegen, oder { allgemein 4, —=s, für alle Werthe des g;_,, welche zwischen Es‘ d (s-+1)A : ; . 2 . 5A _—ın liegen. Bezeichnet nnn z, die gröfste in — 6 ö enthaltene ganze Zahl, so kann man, diejenigen Glieder zusam- _ menfassend, für welche die Coefficienten 6, gleiche Werthe ha- ben, die obige Congruenz folgendermafsen darstellen: FE FA Fr... Feet) +2 (Hl DH ...+0°') +) (NED +@—1)°"71) = 0, mod. ‘. Ich mache jetzt von folgender bekannten ganzen rationalen - Function Gebrauch: 2n ar B, mr? (—1)’ B,_ıx? x q Hr — Nr] hr tt — zus .»..0 9» @) U;, 20,._, I, I,,_2 1; U,l,,._2 in welcher B,, Bz ..... B,_ı die Bernouillischen Zahlen sind undIIr=1.2.3....r. Diese Function X (x) stellt, wenn x eine ganze Zahl ist, die Summe der Reihe 1°”='4+ 2°” '4- 3°”! + ...+ (x—1)?”! dar, dividirt durch H,;,_,, darum läfst sich vermittelst derselben die obige Congruenz folgendermalsen dar- ‚stellen: X, HH) + X (a +H1)+... + X (,_,ı+1)= 0, mod.‘ , ° . sA .. ” Daı, ie, enthaltene grölste ganze Zahl ist, so kann man setzen SRT, 2 s wor, positiv und kleiner als g ist. Hierdnrch erhält man 2 x (=) +2 (22) : 4 8 @-N)i-r,ı FE 5 ==10s % De q 310 Läfst man jetzt die Vielfachen von A weg, und bemerkt, dafs Fi Pay +. 7”, _, wenn auch in anderer Ordnung, mit den Zah- len 1, 2,3,...g—1 zusammenfallen, so hat man x (—) + x (2) +. .+X (=) =», mod. 2, & 5 5 welche Congruenz zwar Brüche enthält, die aber, weil der Mo- dul A in keinem der Nenner vorkommt, sogleich auf ganze Zah- len gebracht werden können und darum nicht stören. Die Func- tion X (x) hat unter anderen merkwürdigen Eigenschaften auch die, dals sie sich in folgende unendliche Reihe entwickeln läfst: (-)’B, (@1)".2 (= 2x cosaAxa I;. (2r)?” cos6x7 + er es gültig in den Grenzen x=o bis «=1. Setzt man in diesem . 1,2 —1 . Ausdrucke nach einander &=o, —, —, .»» 2 und addirt, wo- 5 2" 22” hl 5 bei zu bemerhen ist, dafs X (0)=o, so wird im allgemeinen 2kr 4kn 2(g—1)kr nur wenn k ein Vielfaches von g ist, wird diese Summe nicht gleich Null, sondern gleich g, darum wird Beeren, BAZIRER 1 1 1 ) an Ve tage Frage tm es ist aber bekanntlich —+..nif.= RER ++ = 20;, ’ darum wird 31 a | _e1YsB. a 1 FE also — za. ee ee re mar en Fra II,. Die Congruenz also, von deren Erfüllung oder Nichterfüllung es abhängt, ob der erste Factor der Klassenanzahl, nämlich a durch A theilbar ist, oder nicht, hat nun folgende Ge- stalt angenommen: (e”"—1) B, gr. =Z=0, mod. A Der Nenner, als nicht durch A theilbar, kann sogleich wegfallen, aulserdem ist aber auch g°*"—1 nicht dusch % theilbar für die Werthe n=1, 2,3,...#—1, für diese also geht die Bedingungs- Congruenz einfach i in B,=o, mod.}, über. Was den Fall n=% betrifft, so enthält für diesen g®"—1 den Factor A, und zwar nur einmal, weil g*+1 ihn nur einmal enthält, aber dafür hat auch Z, den Factor 24u-+1=% im Nen- ner, wie aus den bekannten Bildungsgesetzen der Bernouillischen Zahlen hervorgeht. Nach Weghebung dieses Factors aus dem Zähler und Nenner sieht man, dals für den Fall n=u die obige _ Bedingungs - Congruenz niemals erfüllt ist. Wir haben also als Resultat folgenden Satz: $ Der erste Factor a der Klassenanzahl 7 ist theil- bar durch ?}, wenn % eine solche Primzahl ist, welche EL $ - 1—3 See als Factor des Zählers einer der ersten SR Bernouilli- schen Zahlen vorkommt, für alle übrigen Primzahlen A ist dieser Factor nicbt durch A theilbar. Es ist nun für den zweiten Factor der Klassenzahl, nämlich D ® X u: die Untersuchnng zu führen, unter welchen Bedingungen 312 derselbe durch A theilbar ist, und unter welchen nicht. Hierzu ist glücklicherweise die Kenntnils der in jedem besonderen Falle nur mit äufserster Mühe zu ermittelnden, in A enthaltenen, Fun- damental-Einheiten nicht nöthig, sondern nur die Definition der- selben. Hat man ein System von a—1 unabhängigen Ein- heiten, welche aber im allgemeinen nicht die Fundamental-Ein- heiten selbst sind, so erhält man aus ihnen alle Einheiten, in- dem man diese zu Potenzen erhebt, deren Exponenten auch ra- tionale Brüche sein können, und mit einander multiplicirt. Ein solches System unabhängiger Einheiten ist aber das obige —2 ee) eye). Setzt man nun 1 N 1 ri Tg Tui Kk— &ı (@) =el(ae).e(@)....e(e ) 2 2 2 Try "2 Tai n—2 eei(E) — etfajs el). nel.) s Rm—i1 k—1 k—1 rı "2 Tu—1 are e(a)..e(@)....e(e er wo die mit zwei Indices versehenen gebrochenen Potenzexpo- nenten r/ so zu nehmen sind, dals 2, (@), &2 (@)....24_.1(@)- wirklich zn ganzen complexen Einheiten werden, so sind diese Einheiten Fundamental-Einheiten, wenn die Determinante der gebrochenen Exponenten, nämlich 3 a Ta... nee; den mög- lichst kleinsten Werth hat, aber nicht gleich Null ist. Es mögen nun wirklich die Exponenten r} dieser eo gemäls be- stimmt werden, so dals e, (@), &z («) .... ı («) wirkliche Fundamental-Einheiten sind, so hat man, wenn ae Dep rubmes genommen werden, k k k n—2 !z,(a)=r,le(a)+rgle(®)+...+r.\le(® ) und es ist nun nach einem bekannten Satze über Determinanten ADD! 1 2 Ki 313 also ner D + „1 „2 „u—1 A ern .r, Bringt man nun die rationalen Brüche r/, r4,...r%.,, welche als Exponenten in einer Fundamental-Einheit =; (&) vorkommen, unter einer gemeinschaftlichen, und zwar den möglichst klein- sten Nenner, welcher n, sei, so kann man allgemein setzen wo m} und n, ganze Zahlen sind, von der Art, dafs n, nicht mit allen Zahlen m’, m’... mi einen gemeinschaftlichen Fac- tor habe. Hierdurch wird D nuene .adan — = M—1 A Sek 7 ma Same 1 2 k—1 D 4 Es kann also = den Factor A nur dann enthalten, wenn eine der Zahlen n,, n2...n,_, durch A iheilbar ist, also nur dann, wenn eine Gleichung von folgender Form Statt hat: nı mo MM .—A te) Deal Yacneleir) in welcher n durch A theilbar ist, aber m,, ma, ....m,_, nicht alle durch A theilbar sind. Nun ist aber jede A: Potenz einer ganzen complexen Zahl immer einer realen ganzen Zahl con- gruent, für den Modul ?, also auch =” («)=c, mod.‘, wo ec eine reale ganze Zahl bedeutet, also es muls sein nz mg Mua—1 e(«). Te a mod.?, D wenn 7 den Factor A enthalten soll, wo m,, m; ....m,_, nicht alle durch % theilbar sind. Um nun die Bedingung zu erfor- schen unter welcher eine solche Congruenz Statt haben kann, mache ich daraus die Gleichung N CR el welche nach bekannten Principien die für jeden Werth der Va- riabeln x geltende Gleichung nach sich zieht: m; ng Mu—i elz)E el Yan e Rh =c-+#rob (x) +(+x+x? +..+31)L @). Ich nehme auf beiden Seiten die Differenzialquotienten der Lo- de(x) dx garithmen, wobei durch e’(x) bezeichnet wird, multipli- cire mit x, und gebe sodann dem x» seinen besonderen Werth x=« zurück, so wird n—2 n—2 ae (eo a8 ed («f ee elf m; EN ne S Kt gie a... e («) e (e®) e(#® ) Rep le) + (er 2a? +30? +... Rt) ar!) (ea) Rt e+?rp («) X Diese Gleichung enthält nur complexe Einheiten in den Nen- nern, also wesentlich nur ganze complexe Zahlen. Ich ver- wandle dieselbe wieder in eine Congruenz für den Modul A, indem ich die Vielfachen von A weglasse. Dabei setze ich die complexe Zahl X («) in die Form a+(1—e)f(e), wo.a eine | reale ganze Zahl ist, und bemerke, dals 1—«) («+20 +... + (R%—1) a’"'")=— ist. Endlich bestimme ich noch die ganze Zahl M so, dals 2cM= a, mod.A, ist und setze der Kürze we- 2 e’ («) 2 Tr Eu gen — (@) (&), so ist n—2 m; F(«) mg F(#)+.. „+ m„_ı8"? Fe ) ZM(«a +20 +32’ +...+AR—1) a”"!). Ich entwickele jetzt die complexe ganze Zahl 2ee(e) 14a gli) e(e) A1—. ta" F(e)= # 5 ya = VE 315 Aus (a) (+20 +32’ +... + ARN)ar)=—r | folgt en LT I 1— «a A und wenn mit 1+« multiplicirt wird: Ita _—QA+2e ri +60’ +... +2(R—1)e') 1—a r ? welches anders geordnet auch so dargestellt werden kann: £ r1—1 I+e _ — Ar2cH+2g HH .- ‚+25,-2@ ) 1— a A Wird noch « in «® verwandelt und mit g multiplicirt, so ist auch 2 gelte) _ — (IA +29, _2a h2ge +... + 2Begı se ) if A und wenn diese Gleichung von der vorhergehenden subtrahirt wird, so hat man Fe)=g—1+ User 2(g— en up rz 2(g8:_3— 81-2) Be A +... Dieselben Coeffhicienten sind aber schon in dem ersten Theile unserer Untersuchung vorgekommen; werden daher auch diesel- ben Zeichen für sie angewendet, so ist 2 i—2 F(e)=g-i1+r2b,e +25, ® 2b, +... 2b,_ge wo do, dj, da,...d,_a dieselben Coefficienten sind, welche - schon oben bei dem ersten Theile der Untersuchung vorgekom- men sind, und welche durch die Gleichung Ad, = gg, _ı— 5: be- stimmt sind. Wird noch 24, +1—g=c, gesetzt und bemerkt, dafs Gy = U 316 ist, so nimmt die Entwickelung des F(«) folgende Form an: n—1 B—1 F(e) =ce(a—a')+c, (@—at)+...+c,_,(® —a® ). Wird nun diese Entwickelung in der gefundenen Congruenz substituirt, so erhält man aus der Vergleichung der Coeffhicien- ten der einzelnen Glieder folgende » CGongruenzen mE— mag Cu Ma 8? Cana — —m,_18" "ec, =M. mic, + mage —m;38°c,_1—:...-—m,_18" cc; =gM m, eu mE me ha ee =g"'M. Um M zu eliminiren multiplicire ich diese Congruenzen der Reihe nach mit 1, 8?” 1, eV, .. ze -N2= N und addire, so wird 18°" +g°'"+....+g?"”"=0o mod. ?, für jeden der Werthe n=1, 2, 3,...4—1, die rechte Seite der Congruenz ver- schwindet also, die linke aber zerfällt von selbst in das Product zweier Factoren, und es wird (m, Hm; 8?" Hm; g*” +..tm,_1Ee?"”*) (e+c,8?"' + rm. He, M)=o als die Bedingung, welche für alle Werthe n=1, 2,...1u—1 er- füllt sein muls, damit ar den Factor ? enthalten könne. Wenn nun der Factor c+ce,g°”""'"+...+ c,_, 87)?” für keinen dieser Werthe des » durch A theilbar ist, so mufs der andere Factor für alle diese Werthe congruent Null sein, es mufs also folgendes System von Congruenzen Statt haben: m, AHmag’Hm;g" + ....+m,_,g8’Y"=o m, + mas’ + m; g°+....H+m,_ 8"? m rm, Nm; PN. m, sro. o Die Determinante dieses Systems linearer Congruenzen ist nicht congruent Null, denn sie ist bekanntlich gleich ((—g*) (1—3°) ....(41—g?#72), darum müssen alle Grölsen m;, ma, ....my_4 einzeln congruent Null sein, welches gegen die Voraussetzung ist. Es mufs also nothwendig der andere Factor der Gongruenz für irgend einen der Werthe n=1, 2,3,... »—1 congruent Null i D 2 . sein, wenn —- durch ? theilbar sein soll, also BES ’ 317 B ehe ge, -N., ec. gr Pen — 0 mod. A. ; Vermöge der Gleichung e,4„„—=—c, und der Congruenz g* =-—1, mod. ?, kann man auch die Anzahl der Glieder verdop- peln, so dals re TIL... -Nno als die Congruenz genommen werden kann, welche nothwendig [1 D } y _ erfüllt werden mufs, wenn — durch A theilbar sein soll. Wird zu dieser die Congruenz @-1)(+gt"-! END... pgdA-DE-N) 5, hinzu addirt und für , +g—1 das Zeichen 25, zurückgesetzt, so hat man endlich DB rbb, VD... t+b,_ee (d— a en und diels ist die schon oben vollständig untersuchte Congruenz, welche, wie gezeigt worden ist, nur dann Statt hat, wenn A eine Primzahl ist, welche als Factor des Zählers einer der ersten 1—3 Ar e- Bernouillischen Zahlen vorkommt. Es kann also der 5 D zweite Factor nl der Formenzahl Z nur dann durch ° R p A theilbar sein, wenn auch der erste Sy durch‘ theilbar ist. Wir fassen nun das gefundene Resultat in fol- ] genden Lehrsatz zusammen: Die Anzahl aller nicht äquivalenten Klassen der ans Atn Wurzeln der Einheit gebildeten idealen complexen Zahlen nl kr ist durch ? theilbar, wenn A in dem Zähler einer der A—3 rn N ersten Bernouillischen Zahlen als Factor vorkommt; K = 3 dagegen für alle anderen Primzahlen A ist diese Klassen- Ei ® anzahl nicht durch ? theilbar. “N € Es ist somit die erste der beiden Voraussetzungen, auf wel- ' chen mein Beweis des Fermatschen Satzes beruht, vollständig _ ergründet, und ich wende mich nun zu der zweiten Voraussez- zung, nämlich dals keine Einheit einer realen ganzen pr 318 Zahl congruent sein soll, für den Modul A, ohne eine At Potenz einer anderen Einheit zu sein. Es sei Zar SE Be n n n E(e)=to*e(e). OEL A: welche Form alle möglichen Einheiten umfalst. Die Bedingung E(«)= c, mod. ?, giebt zunächst E(«')=c, also auch E («”') = E(«), woraus &* =a* folgt: es muls darum zunächst k= 0 sein, und wenn zur n!" Potenz erhoben wird, hat man: n mn; mo MM u—1 Kate. und weil E(e) =e ist: nz Mg Mm ,.—-1 n—2 e®—=tele) .e()....e(f ..), mod. ‘. ‘Wenn nun A eine Primzahl ist, welche in den Zählern der er- 1—3 rs ® sten —— Bernouillischen Zahlen als Factor nicht vorkommt, so kann, wie wir oben bewiesen haben, eine solche Congruenz nicht bestehen, ohne dafs m,, ma ....m,_, alle durch A theil- bar sind. In diesem Falle ist darum E” («) gleich einer at Potenz einer Einheit, und n nicht theilbar durch A, weil der Nenner n nicht mit allen Zählern m,, mz,... m,_, einen ge- meinschaftlichen Factor haben soll. Wenn aber E” («) gleich einer Atem Potenz ist, und n nicht durch A theilbar, so wird leicht geschlossen, dals auch E(«) eine 2 Potenz sein muls. Bestimmt man nämlich die beiden Zahlen s und ? so, dals ns —?:=1, und erhebt E’ («) zur s!*" Potenz, so ist auch E”’ («) = E'+*!(«)=E(a).E”'(«) gleich einer A! Potenz einer Ein- heit, also auch E(«) eine A! Potenz einer Einheit. Hiermit f#st folgender Lehrsatz bewiesen: Wenn A eine Primzahl ist, welche in den Zählern der 1—3 ARBN 5 ersten arm Bernouillischen Zahlen als Factor nicht vor- kommt, so ist jede aus A" Wurzeln der Einheit gebil- 319 dete complexe Einheit, welche einer realen ganzen Zahl P congruent ist, für den Modul A, eine A Potenz einer anderen complexen Einheit. Es ist also wirklich meine früher ausgesprochene Vermu- thung vollkommen begründet, dals die zweite Voraussetzung für meinen Beweis des Fermatschen Lehrsatzes, nämlich die über die Einheiten mit der ersten über die Klassenanzahl allemal zu- gleich mit erfüllt ist. Auch bestätigt sich meine Vermuthung wegen der Primzahl 37, für welche die beiden Voraussetzungen wirklich nicht gelten, weil sie in der 16!" Bernouillischen Zahl als Factor des Zählers vorkommt. Übrigens ist 37 auch die ‚kleinste von allen Primzahlen für welche diese Voraussetzungen nicht gelten, für A=3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, 23, 29, 31, 41, 43, etc. gel- ten dieselben, und man kann leicht aus den bekannten Werthen der Bernouillischen Zahlen, welche bis zur 31te" berechnet sind, alle Primzahlen bis A=61 prüfen, ob sie den Voraussetzungen genügen oder nicht. Der Fermatsche Satz, insoweit er hiahey streng bewiesen ist heilst nun: Die Gleichung &*—y’” =: *, in welcher A eine ungerade F e „ie ’ 1—3 age Primzahl ist, die in keiner der ersten w Bernouilli- schen Zahlen als Factor des Zählers vorkommt, ist in ganzen Zahlen unlösbar. Über meinen Beweis dieses Satzes, wie er im Aprilhefte | der Monatsberichte steht, bemerke ich hier noch, dafs ich den- | ‚selben noch etwas vereinfacht habe, und dafs er sich mit Leich- tigkeit auch auf den allgemeineren Fall ausdehnen lälst, wo x, 9 z nicht nur reale sondern auch complexe, aus At Wurzeln der Einheit gebildete Zahlen sind. x Breslau d. 16. Sept. 1847. Ferner las Hr. Ehrenberg über die zimmt- und zie- ‚gelfarbenen, zuweilen mit Feuerkugeln und Stein- fällen begleitet gewesenen Staub-Meteore, neue Un- tersuchungen und Nachweis gleicher organischer Mi- schung dieser Staubarten seit 44 Jahren, nebst eini- gen Folgerungen. Seit einigen Wochen haben sich für die Untersuchung der röthlich- braungelben atmosphärischen Staubarten, von denen seit L; 320 3 Jahren der Akademie und zuletzt als rothem Schneefall in Ty- rol berichtet worden, neue Materialien gewinnen lassen, welche von allgemeineren wissenschaftlichem Interesse zu sein scheinen, so dals ich das Resultat der Untersuchung vorlegen möchte. Es war durch die genaue mikroskopische Analyse von 10 binnen 17 Jahren vorgekommenen Staubfällen in dem grofsen Areal von den Capverdischen Inseln bis Tyrol ermittelt worden, dafs bei diesen grolsen Raum- und Zeit- Unterschieden, wozu noch grofse Mannichfaltigkeit der Jahreszeiten hinzu trat (Januar bis October), in allen Fällen eine ganz auffallende Gleichheit der Färbung und Mischung des Staubes mit immer denselben organischen Theilen bis zu 141 Arten hervortrat. Für die im Winter (Januar und Februar) beobachteten Staub-Meteore des | atlantischen Meeres konnte nicht das dann feuchte, meist mit Schnee und Eis bedeckte Europa die Staubmasse von jedesmal offenbar vielen 1000 Zentnern geliefert haben, zumal amerikani- sche Formen in derselben sichtbar waren und aus Afrika konnte die Staubmasse wegen Mangels charakteristischer afrikanischer For- men in derselben nicht stammen. Besonders interessant wurde der von den Lyoner Gelehrten in diesem Jahre gelieferte Nach- weis, dafs wirklich der solchen zimmtfarbenen Eisen - Staub füh- rende Orkan in Lyon vom 17 Oct. seinen Anfang am 9. Oc- tober in Cayenne geäufsert habe. Die Hinweisung dieser Verhältnisse auf ein constantes ne- belartiges Staub-Depot in den obersten Regionen der Atmo-' sphäre, welches der kreisartig wehende Passat von Süd- Amerika aufsteigend, bei West-Africa absteigend, unterhalten, beständig mischen und so mit electrischen, vielleicht auch Rotations - Ver- hältnissen der Erde schwebend erhalten möchte, lag zu nahe, um nicht zur Erläuterung benutzt zu werden. Das so regelmä- fsige Vorkommen des staubigen, gerade solchen zimmtfarbenen, den afrikanischen gröfseren Oberflächen - Verhältnissen (vergl. Ritters Africa) ganz fremden reich eisenhaltigen Staub führenden Atmosphäre bei den Capverdischen Inseln, welches viele See- officiere zu Warnungen und die ostindische Compagnie in Eng- land zu Vorschriften für die dort segelnden zuweilen deshalb verunglückenden Schiffe veranlafst hat, so wie das im August mitgetheilte Vorkommen desselben Staubes als rothen Meteor- 321 staub im frisch fallenden rothen Schnee und den sogenannten B lutregen hat mich veranlalst, über den weiteren Zusammenhang dieser Erscheinungen fortdauernd nachzuforschen. Es sind nun folgende zwei Facta, die ich der Theilnahme der Akademie neuerdings empfehlen zu können glaube. Eine Unterredung mit Hrn. Heinr. Rose über die Sicher- heit eines von Sementini 1818 beobachteten Chrom-Gehalts des zimmtfarbenen Meteorstaubes, der 1813 in Calabrien in über- srofer Masse aus Wolken fiel und von einem Meteorsteinfalle begleitet war, gab zwar keine grolse Hoffnung auf Anwesenheit des Chroms in solchen Staubarten, so wenig als die 1846 auf ‚meinen Wunsch durch Hrn. Gibbs ausgeführte chemische Ana- Iyse des atlantischen Meteorstaubes vom 7 März 1838 (Mo- natsbericht 1846 p. 205) meteorische Normalsubstanzen ergeben hatte, allein ich erhielt von Hrn. Rose die Nachricht, dafs Hr. v. Humboldt ihm früher von Paris aus (1823) eine Probe des von Sementini analysirten Staubes zugesendet und dafs diese Probe von ihm an Chladni zu dessen grolser Freude abgege- ‚ben worden, als er (1826) kurz vor seinem Tode (4. April 1827) in Berlin war. Diese Probe existire also wahrscheinlich auf dem hiesigen Mineralien-Cabinette in Chladni’s Sammlung. Durch diese Nachricht angeregt habe ich in Abwesenheit des Directors Hrn. Weils mit Hrn. G. Rose die Meteorsub- stanzen der Chladni’schen Sammlung revidirt und es fand sich allerdings ein zimmtfarbener Staub in einem sehr kleinen zoll- langen einige Linien dicken Gläschen, leider aber ohne Hrn. v. Humboldts Etikette, und Hrn. H. Rose waren das Gläschen ammt der Staubart fremd, die Äufserlichkeit der von ihm an 4 Chladni gegebenen Probe erschien ihm wenigstens ganz ver- ändert. Nach einer von Hrn. Weifs bei Übernahme von Chladni’s Sammlung geschriebenen, sehr sorgfältig ausführli- des Nachlasses mit der harzigen Substanz vom März 1796 aus der Oberlausitz und dem Meteorpapier von Rauden ohne wei- tere Bezeichnung zusammen. Da der von Sementini analy- sirte Meteorstaub aus Calabrien als zimmtfarben vielfach be- zeichnet worden und eine Probe davon durch Hrn. H. Rose 9*+ 322 an Chladni gekommen, ein anderer ähnlicher Staub aber in dessen Sammlung nicht, vorhanden ist, als gerade dieser zimmt- farbene, so scheint Chladni zu besserer Aufbewahrung den- selben kurz vor seinem Tode in das Gläschen gethan zu haben. Erläuternd und für Identität mit der v. Humboldt’schen Sub- stanz sprechend, scheint noch der Umstand zu sein, dals Chladni in seinem Werke über die Feuermeteore pag. 380 (1819) aus- drücklich sagt, die von Fabroni im rothen Schnee und von Sementini im Meteorstaube von Calabrien gefundene Materie möge einige Ähnlichkeit mit der am 8. März 1796 in der Ober- lausitz gefallenen harzigen Substanz haben. So scheint denn Chladni diesen Staub recht absichtlich in dieselbe Schachtel mit der Meteorsubstanz von 1796 gelegt zu haben, wo Hr. Weils ihn fand. Diesen leider also unsicher gewordenen Staub habe ich nun mikroskopisch untersucht und ermittelt, dafs er genau wieder ganz dieselbe Mischung wie der 1830 bei Malta und seitdem von den Capverden bis Lyon und Tyrol niedergefallene röthlich braungelbe Meteorstaub besitzt. Abgesehen von dem gleichzei- tigen Meteorsteinfalle in der Gegend von Cutro in Calabrien erschien dieser Staub am 13. und 14. März in Calabrien und Abruzzo mit einer rothen Wolke bei Gerace unter heftigem Ostwind vom Meere her kommend, bei Arezzo am 13. März 9 Uhr Abends mit starkem Nordwind ohne Sturm und eben- falls am 13. März im Friaul. Daselbst verhüllte die Wolke al- les und der Himmel nahm die Farbe des rothglühenden Eisens an. Darauf ward es so finster, dafs man um 4 Uhr Nachmittags Licht anzünden mufste. Es fiel rother Regen und Staub dort sowie im mehreren Gegenden Italiens in Toscana und bis Friaul, wo auch rother Schnee herabkam. Dabei gab es Brausen, Blitz und Donner (Biblioth. britann. October 1813 p. 176 und April 4814 p. 356, daraus in Chladni’s Feuermeteore pag. 377.) Sementini fand in dem so grolsartig verbreiteten Meteor- staube in 100 Theilen: f 323 n Kieselerde 33 3 Thonerde 15% » Kalkerde 115 L. Chrom 1 #- Eisen 145 % Kohlensäure 9 h 815 $ Verlust 154 4] Der rothe im Friaul gefallene Schnee war 2-3 Finger hoch und gab beim Schmelzen, nach Linussio, einen thonartigen \ "Bodensatz. Der zu Arezzo in Toscana gleichzeitig gefallene rothe Schnee hatte nach Fabroni einen nankingelben Bodensatz beim Schmelzen, brauste mit Säuren, wurde vor dem Löthrohre ocker- | artig rothgelb und zeigte etwas Verkohlbares. j Einer der bei Cutro in Calabrien gefallenen Meteorsteine vom gleichen Tage, der einzige gefundene, ist nach Chladni lei- der verloren gegangen, nachdem er von de Pourtalez auf- gefunden worden war. E Diese Verhältnisse sind so massenhaft und so auffallend “ gleich denen von Lyon und Tyrol, dafs die Gleichheit des ge- fallenen Meteorstaubes in organischer Mischung dadurch bedeu- tend an Interesse gewinnt. Selbst wenn aber Chaldni’s Me- teorstaub nicht der von Hrn. v. Humboldt stammende des Jah- res 1813 wäre, so würde er jedenfalls, der mikroskopischen Ana- Iyse zufolge, einem ganz gleichartigen Verhältnisse angehören und die bisher nur vom Jahre 1830 bekannte Gleicheit der Er- ‚ scheinung um wenigstens 3 Jahre, bis zum Jahre 1827, wo _ Chladni am 4. April starb, mit Sicherheit verlängern. Ist der Staub aber von 1813, so verlängert sich diese Gleichheit der Erscheinungen auf 32 Jahre. Eine Durchsicht der in dem Königlichen Mineralien-Cabi- nette vorhandenen Meteorsubstanzen hat aber ein noch interes- santeres und sicheres Material zu meiner Untersuchung gebracht.*) *) Dergleichen Materialien sind in dem sehr verdienstlichen Verzeich- nils der Wiener Meteoriten-Sammlung von 1843 p. 138 als die Sammlun- ‚gen der Meteoriten namentlich in Berlin und London verunzie- rend bezeichnet. Möge man ja gerade auch diese pflegen. 324 Es befindet sich nämlich in Klaproths an das Cabinet über- gegangenen Sammlungen darin ein Kästchen mit zimmtfarbenem oder nankinfarbenem Staube, bei welchem eine französische Etikette von Klaproth liegt: Sable tombe par toute /’Italie et la Sicile en Janvier 1803. Auch hier ist zwar Schwierigkeit in unge- schichtlicher Zeitangabe des Monats Januar, indem ein sehr vielfach bekannt gewordener, einen ganzen Tag lang andauern- der grofser zimmtfarbener Meteorstaubfall als Blutregen, Schlamm- regen und rother Schnee am 5. und 6. März 1803 von Friaul und Wien sich über Udine und Venedig bis Neapel und Sicilien erstreckt hat, von dessen Substanz wohl ohne Zweifel die Probe stammt, im Januar 1803 aber kein solches Meteor aufgeführt | wird, doch mulfste gerade jenes Klapproths Analyse wün- schenswerth machen. Auch diesen zimmtfarbenen Staub von 1803, welcher nach Italien als grofse rothschwarze Wolke von Südost kam, alles ver- finsterte und dann in verschiedenen Formen herabfiel, habe ich mikroskopisch geprüft und wieder so in allen Hauptmomenten den früher angezeigten zimmtfarbenen Staubarten gleich gefun- den, dafs sich nun eine Übersicht der Gleichheit der Erschei- nung auf 44 Jahre festgestellt hat. Die in diesen beiden Staubarten beobachteten organischen Formen sind folgende: | 1803 | 1813 BT a ie ee Na ud KIESELSCHALIGE POLYGASTRICA: Achnanthes? vide Stauroptera? + Campylodiscus Clypeus Cocconema gracıle Coscinodiscus radiolatus ? * flavicans * ? Discoplea atmosphaerica Eunotia amphioxys Argus Diodon gibba 44444 tt+ ++++ ++ Eunotia gibberula granulata longicornis * zebrina * Fragilaria diophthalma j rhabdosoma * P Gallionella crenata Synedra n. sp. decussata distans granulata laminaris N U EEE MEER TEWRGDUCL U mE En nn, = a ü on ’ procera Gomphonema rotundatum Himantidium Arcus Navicula fulva E lineolata * Scalprum Semen * undosa Jinnularia viridis u. © * Stauroptera ? * Stauroneis linearis E Surirella Craticula ' ? Synedra Entomon £: Ulna Amphidiscus armatus clavatus "Rotella truncalus ? (Achnanthes?) PHYTOLITHARIA: | 1803 | 1813 - + . + + + +? +! A - s 4- + + + + — + + ug: +! - + + nn. : + + + ; Eu . cr nn + on - + £ Eu —t + - + ; + S + : + + + + Ar 23 33 . T . a + + + 326 | ı803 | 1813 * Lithostomatium Rhombus +4++4++++ Lithostylidium Amphiodon clavatum biconcavum Clepsammidium laeve obliguum Ossiculum polyedrum quadratum rude Securis Serra 444+4++ ++++ spiriferum serpentinum Taurus Trabecula * Triceros a a a a EEE Ze 2 Ze Spongolithis acicularis ‚fstulosa j . h obtusa - * P E 2 Lithodontium Bursa + falcatum r furcatum + nasutum . platyodon = rostratum | | Sl+ +++ 32 19 POLYTHALAMIA: Miliola? | . Rotalia senaria +? globulosa +? ‚Spiroloculina +? > ? + | + ET rn + 327 | 1803 | 1813 PLANTARUM PARTICULAE MOLLES: 2 * Semen Fungi . + Pilus plantae laevis simplex 4 -+ asper simplex = + articulatus - + Parenchyma plantae fibrosum . + porosum A + * Conferva? —+ + ? Base: is). RR 7 INSECTORUM FRAGMENTA: * Squamula alarum Lepidopteri | + | 1 1 0 E85 49 64 h Es sind in Summa 85 Arten, 49 von 1803 und 64 von 4813? Unter den 49 Formen von 1803 sind 39 in den früheren x Staubmeteoren bereits verzeichnet, 10 aber sind in jenen nicht beobachtet. Unter den 64 Formen von 1813? sind 13 in den früheren Staubmeteoren nicht vorgekommen, aber 51 gleichartig. j Diesen beiden Staubfällen, welche wohl 10 Jahre Zeit- Un- | Irerschied haben sind 28 Formen gemeinsam, d. i. etwas mehr als + — Beide stimmen mit den früheren Meteoren darin überein, dals die Mehrzahl der Formen Süfswasser- und Continental-Ge- bilde, und nur einige wenige, aber doch einige, Seebildungen sind. Solcher Seebildungen enthalten die beiden Meteore: . Coscinodiscus 3 Arten Spongolithis obtusa und Polythalamia 5 Arten, zusammen 8-9 Formen, von denen 7 auf 1803 und 4 auf 1813 k ommen, einige beiden gemeinsam sind. Discoplea atmosphae- rica könnte überdies dahin gehören. 328 Beide neue Meteorstaub-Arten stimmen mit den frühern in der licht-zimmtbraunen Farbe und der Feinheit überein. Beide neue Meteorstaub-Arten haben wieder dieselben Spe- cies in ihrer Mischung vorherrschend, welche auch in den frü- hern bereits verzeichneten Fällen die vorherrschenden waren» nämlich: Eunotia amphioxys Gallionella granulata crenata distans procera mit den Zithodontüs und Lithostylidiis. Polycystinen sind nicht dabei. | In beiden Meteorstaub-Arten sind wieder 4 Formen bemerk- bar, welche bisher nur aus Südamerika sicher bekannt waren, namentlich: Coscinodiscus flavicans aus Peru und St. Domingo, Navicula undosa aus Surinam, Stauroneis linearis aus Chile und Nordamerika, Synedra Entomon aus Chile. Aus keiner terrestrischen Lokalität bekannte Formen sind die in fast allen diesen Meteorstauben vorkommenden Discoplea atmosphaerica sammt den wenigen neuen Arten, die zum Theil fragmentarisch sind. Characteristische Formen aus Afrika haben sich in beiden ° wieder gar nicht bemerken lassen. Beachtenswerth ist, dafs in dem Meteorstaube aus Chladni’s Sammlung sehr viele lebend getrocknete Exemplare der Eunotia amphioxys und Synedra Entomon (letztere ist amerikanisch), sehr oft in Selbsttheilung begriffen vorkommen und eben so auch einige aber wenige in dem Staube von 1803. Nur in dem Meteorstaube von Lyon von 1846 waren dergleichen bisher vor- gekommen, aber auch in dem Hecla- Auswurfe von 1845. Bei der sehr auffallenden Sonderbarkeit dieser Überein- stimmung so vieler bis 44 Jahre auseinander liegender Staub- meteore, und bei der auffallenden Massenhaftigkeit und geogra- phischen Verbreitung derselben, gewann es immer mehr Inte- resse, an das Beobachtete einiges Historische vergleichend zu 329 ‚knüpfen. Ich gestehe, dafs ich es ungern unternahm, aber eben ‚so gestehe ich, dafs ich durch einige nahe liegende Folgerungen überrascht worden bin. Immer im Auge behaltend, dafs ich nur 12 Staubmeteore, welche aber bis 44 Jahre aus einander liegen, untersucht habe, und nur diese directen Resultate der Vergleichung als sicher ansehend und empfehlend, erlaube ich mir folgende Mittheilun- gen aus der Geschichte der Meteore daran zu knüpfen. Hr. v. Humboldt hat auf seinen Reisen in Süd- Amerika ‚auf dem Paramo von Guanaco, wo der Weg von Bogota nach - Popayan 2300 Toisen, gegen 13800 Fuls, hoch fortgeht, das Fallen von rothem Hagel in der Nähe erlebt und dieses Factum in den Annales de Chimie von 1825 ausführlich angezeigt. Höchst interessant wäre es aus der oberen Atmosphäre jener Gegend dergleichen rothe Meteor-Färbungen mikroskopisch zu " vergleichen. Dafs etwas Ähnliches dort existirt ist durch jene _ Bemerkung festgestellt, ob es gleich ist dem hier bezeichneten, läfst sich ohne directe Untersuchung nicht erschliefsen. Vielleicht‘ fällt in jenen ungeheuren vulkanischen Gebirgs-Stöcken nicht selten ein ähnlicher Staub, den man aber, der vulkanischen so häufigen Bewegungen halber, weniger beachtet und unter- scheidet. a Nächst diesem durch Hrn. v. Humboldts Umsicht längst gewonnenen directen sehr wahrscheinlichen Verbindungsgliede ‚beider Hemisphären finde ich folgende ausgewählte historische Thatsachen wichtig *). Im Jahre 1755 war am 14. October Morgens 8 Uhr ein ganz ungewohnter auffallend warmer Wind (Scirocco) zu Lo- carno am Lago Maggiore. Um 10 Uhr war die Luft mit ro- ‚them Nebel erfüllt. Abends 4 Uhr fing ein blutrother Regen an, der in Gefälse gesammelt einen röthlichen Bodensatz von 5 machte. Furchtbares Gewitter in der Nacht mit unerhörten *) Sie sind theils aus Chladni’s Schrift über Feuermeteore und Schnurrers Chronik der Seuchen, theils aus Nees von Esenbecks Nachtrage dazu in Robert Browns vermischten botanischen Schriften "Band I, theils aus Darwins Mittheilungen über rothen Meteorstaub 1845, theils eigene Citate. 330 Blitzen, die horizontal auf dem Pflaster der Stadt hinliefen. Die Regenmenge war 9 Zoll in einer Nacht, in 3 Tagen 23 Zoll. Der See stieg um 15 Schuh. Zur Zeit des etwa 40 Stunden im Quadrat benetzenden rothen Regens, der auch auf der Nord- seite der Alpen und bis Schwaben fiel, fiel auf den Alpen ein röthlicher 6 Schuh hoher Schnee. Göttinger gelehrte Anzeigen 1756. St. 6. 12. Januar p. 44. Chladni p. 371. Diese auch der Regenmenge halber höchst merkwürdige Nachricht schlielst sich ohne Zwang den Nachrichten von 1803 und 1846 aus Italien, Genua und Lyon an, und scheint die gleichartigen Verhältnisse des rothen Meteorstaubes auf 92 Jahre zu verlängern. Bei nur 2 Linien Höhe würden aufje 1 OMeile 40,000 Klafter Staub ge- fallen sein. Im Jahre 1623 war am 12. August zwischen 4 und 5 Uhr Nachmittags ein Blutregen zu Stralsburg, nachdem man vorher eine finstere, dicke rothe Wolke gesehen hatte. (Nach 1623 ge- druckten Aufsätzen von Isaak Habrecht und Wilhelm Schick- hard't, Bericht von einer wunderbaren Feuerkugel). Diese bei Chladni sich findende Nachricht reiht sich mit grofser Wahr- scheinlichkeit der gleichen Verhältnisse an die italienischen und Lyoner Staub-Meteore an und erweitert den Gesichtskreis auf 200 Jahre. Im Jahre 1222 fiel zu Rom rothe Erde einen Tag und eine Nacht zur selben Zeit, als man zu Viterbo Blutregen hatte. Auch diese, bei Chladni fehlende, Nachricht hat Nees von Esenbeck aus Schnurrers Chronik der Seuchen entlehnt. Sie palst ohne allen Zwang zu den zimmtfarbenen organischen Me- teoren und erweitert die Zeit ihres erfahrungsmälsigen Fallens auf 625 Jahre. Im Jahre 1096 wurde in Griechenland ein Kreutzfahrer- Heer von einer Wolke eingehüllt, die im Vorüberziehen die Zelte und den Boden mit einer röthlichen Substanz bedeckte. Diese Nachricht findet sich in Nees von Esenbecks AJleilsigem Nachtrage zu Chladni’s Zusammenstellungen in der deutschen Ausgabe zu Robert Browns vermischten botanischen Schriften BandI. p. 643, und ist aus Schnurrers Chronik der Seuchen I. p. 223 entlehnt. Diese bei Chladni fehlende Nachricht scheint ohne alle Übertreibung dasselbe Phänomen des zimmt- 331 _ farbenen Meteorstaubes des südlichen Europas auf 751 Jahre _ auszudehnen. Im Jahre 1056 sah man in Armenien im Winter bei Son- nenaufgang, als die Leute ausgingen, bei sehr heiterem Himmel die Erde nach allen Seiten zu mit rothem Schnee bedeckt, der in der Nacht gefallen war. Es folgte weilser Schnee, der am Tage zu einem festen See (zu Eis) ward und 60 Tage lag. Nach der armenischen Chronik des Mathaeus (Eretz) von Edessa _ von Chladni aus der Bibliotheque du Roi T. IX. aufgezeich- net. Es scheint kaum zweifelhaft, dafs dieser über Nacht frisch gefallene rothe Schnee keineswegs mit dem Gletscherschnee, aber sehr sicher mit dem Tyroler-Schnee von 1847 und dem Friau- ler Schnee von 1803 übereinstimmen möge. Hiermit würde aber die Erscheinung erfahrungsmälsig auf 792 Jahre verlängert. Ein dreitägiger Blutregen in Constantinopel unter Kaiser MichaelIll, also vor 867, dem Jahre von dessen Ermordung, _ wird als ein blutrother Staubfall bezeichnet und schliefst sich ” den übrigen Fällen so an, dafs die Erscheinung damit 980 Jahre umfassen mag. Dals der Blutregen sicher zu Ciceros Zeit den besseren Beobachtern als rother Meteorstaubfall bekannt war, läfst sich aus dem II. Buche de Divinatione erkennen, wo Cicero sagt: Meinest du wohl, dafs Thales, oder Anaxagoras, oder ein an- derer Physiker an Blutregen und Schweilse der Statuen geglaubt _ babe? Blut und Schweils sind nur im Körper, aber eine Fär- bung aus erdiger Beimischung kann allerdings dem Blute ähn- _ lich sein (sed et decoloratio quaedam ex aliqua contagione ter- rena maxime potest sanguinis similis esse). Noch länger vor Christi Geburt läfst sich mit nicht gerin- ger Wahrscheinlichkeit auf geschichtliche Ereignisse gleicher Art schlielfsen, da ziemlich oft bei alten Schriftstellern des Blutre- .gens und rother Meteorkörper Erwähnung geschieht. Freilich _ mögen manche dieser Angaben rothe Flecke und Färbungen der 7 Erde sehr verschiedener Art vermischen und aus Aberglauben E) unrichtig beobachtet haben, dennoch ist die Angabe von Livius _ vom Jahre 171 vor Christo: sanguine per triduum in oppido pluisse (L. XL c. 20), unter dem Consulate des Publius Licinius Crassus und Cajus Cassius Longinus, der dreitägigen Dauer, der 332 Form und der Lokalitätt zu Rom halber, beachtenswerth. So liefse sich denn über 2000 Jahre hinaus das Phänomen nicht ohne Wahrscheinlichkeit seiner stets höchst gleichartigen Beschaffen- heit, die wenigstens in der Farbe, der staubartigen Substanz und der Form des Fallens angezeigt ist, erkennen. Ja man wird allmä- lig bei Betrachtung der Reihenfolge nicht abgeneigt auch den zu Homers Zeit gefallenen Blutregen, womit er einmal Zeus um den Tod des Sarpedon klagen, ein andermal durch bluti- gen Regen die beginnende blutige Schlacht der Griechen und Trojaner durch den Kroniden vorzeichnen lälst, zwar nicht als ein Factum, aber als ein in Klein-Asien und Griechenland vor fast 3000 Jahren bekanntes Ereignils anzuerkennen *). Aufser dieser, nur auszugsweise hier angeführten, geschicht- lichen Reihenfolge bis in die Urzeiten der Menschengeschichte schliefst sich noch ein anderes auffallendes Interesse an diese Erscheinungen des zimmtfarbenen stark eisenhaltigen Meteor- staubes. Bei einer Durchsicht der bei Chladni und den späteren Forschern vorhandenen Nachrichten über Feuer-Meteore und _ Meteorstein-Fälle tritt der merkwürdige Umstand hervor, dals sehr häufig wirkliche Meteorsteinfälle oder doch Feuerkugeln von einem solchen zimmtfarbenen oder röthlichen Staube be- gleitet waren. Der einen Meteorsteinfall begleitende sehr grofse Staubfall bei Cutro in Calabrien am 14. März 1813 ist hiermit sehr wahrscheinlich, durch die Probe aus Chladni’s Sammlung, zu directer Untersuchung gekommen und der Staub ist als or- ganischer Passatstaub aulser Zweifel gestellt. Schwerlich kann man das ähnliche Verhalten bei vielen anderen ähnlichen Fällen *) Es dürfte nicht unwichtig sein Homers Ausdruck sehr geuau zu nehmen. Ich meine nämlich, dafs die so kunstvolle und eben so natürliche Dichtung ziemlich deutlich zwei verschiedene Arten von Wunderzeichen andeutet und überaus treffend benutzt. Bei Sarpedon ist ein ausgegos- sener rother Regen offenbar aus Wolken gemeint, vor der grolsen mörde- rischen Schlacht ist aber ein rother Thau aus heiterem Himmel gesandt ünev &poag 2E aldtpog UboSev. Der Thau aus dem wolkenlosen hohen Äther ist gewils nicht ohne Absicht eines ganz anderen Naturbildes ange- führt. So war denn wohl der Blutregen bei heiterem Himmel, ohne Wol- ken, schon damals bekannt. . ee De LT 333 3 _ nun läugnen, ohne ein unbegründetes voreiliges verneinendes - Urtheil auszusprechen. Chladni verzeichnet 6 Meteorsteinfälle aus den Jah- ren 333, 897, 1438, 1608, 1791 und 1813, bei denen ein gel- ber massenhafter Staub, Blutregen oder eine gelbe Wolke gleich- zeitig war. Feuermeteore mit dergleichen Staube ohne Steinfall sind daselbst noch überdiefs 4 angezeigt aus den _ Jahren 1110, 1548, 1560, 1810, so dals 9 bis 10 Fälle dieser Art angezeigt worden sind. gezes Da die chemischen Analysen bis jetzt eine genetische Ver- N bindung der Meteorsteine mit den gleichzeitigen zimmtfarbenen - Staubmeteoren nicht begünstigen und nicht gestatten, ungeachtet für alle bekannte Meteorsteine und Meteorsteinfälle ehe und übergrolse Mengen von materiellen Eisen, Kieselerde und Kalkerde in der oberen Atmosphäre nun nachweislich vorhanden sind, so könnte man sich vorstellen, dals diese zuweilen gleich- zeitigen Aerolithen und Feuermeteore, im Falle sie aufserhalb der Erd-Atmosphäre bestehen und aus den ferneren Welträu- men kommen, aus der Staubnebelschicht der oberen Atmo- _ spbäre einen Theil mit herabdrängen, welcher ohne diefs nicht, oder nur bei Afrika herabgekommen wäre. Übrigens ist das Verhältnifs der Aerolithe zu den Staubne- beln der Art, dafs Chladni das seit 1790 bis 1819 herabgefal- lene auf wohl mehr als 6000 Pfund (600 Centner) an Stein- massen berechnet, (p. 94) während für das einzige Staubmeteor von Lyon 1840, dessen ähnliche‘ es sehr viele und dem es an Massenhaftigkeit weit überlegene giebt, 7200 Centner an getra- gener fester Masse berechnet worden sind. Die bei den Capver- den fast ununterbrochen beim Nordostwinde fallende Masse - mus ungeheuer sein, da die Verbreitung der Fall- Beobachtung nach K | Darwin über 1600, ja nach Tuckey über 1800 Meilen in der Breite beträgt*) und da es in einer Entfernung westlich von Afrika von 600 bis 800, ja bis 1030 Meilen beobachtet worden ist, mithin _ dort häufig ein Areal von 960,000 bis 1,280,000 oder 1,648,000, ja 2 1 ‚854,000 Meilen fortdauernd bedeckt. Der Flächen-Inhalt von ganz *) Quarterly Journal (Proceedings) of the Geolog. soc. June. 4. A845. p. 27. 334 Italien beträgt 5806 QMeilen, von Sicilien 495 OMeilen, zusam- men 6301 OMeilen. Ein einziger Staubfall, welcher gleichzeitig ' beide Länder bedeckt, wie der von 1803, und sich so verhält, wie der von Lyon 1846, würde (an einem Tage) 112,800 Cent- ner Staub getragen und verbreitet haben. Wie viel Tausend Millionen Centner kleines Leben mögen seit Homers Blutregen gehoben und meteorisch auf die Erde gefallen sein! Ich darf ferner jetzt kaum mehr zweifeln, dafs es Verhältnisse des sich fortentwickelnden Lebens in der Atmosphäre giebt. Diese beiden neuesten Staubarten, welche so höchst massenhaft gefallen sind, tragen die Spuren der Existenz und der Fortentwicklung (nicht durch Eibildung, _ aber durch Selbsttheilung) kieselschaliger Formen zu deut- lich. Dennoch kann ich das Verhältnifs, der Phytolitharien und Seethiere halber, nicht ein kosmisches nennen. Ich kann mich auch deshalb mit demselben noch nicht ganz befreun- den, weil Leben und Fortentwicklung nur bei gleichzeitiger Feuchtigkeit bestehen kann, welche zwar das Leben begün- stigt und entwickelt, aber nicht gleichzeitig die rothe Farbe des Staubes und die feinen Pflanzentheile vor Veränderung, Verrot- ten, schützen kann, was durch Trockenbeit erreicht wird. Mi- schen sich daher zuweilen verschiedenartige Verhältnisse? Viele weichere Meteorsubstanzen sind als stinkender schwar- zer Schlamm, der zuweilen sauer und ätzend war, herabgefallen 581. 1669. 1689. 1646. Wenn die Mehrzahl der Passat-Staub- meteore gelb und zimmtfarben niederfällt, so beweilst dies wohl, dafs die obere Region der Atmosphäre sehr trocken ist und wenn zuweilen diese organischen ungeheuren Massen in einer tieferen feuchteren Schicht der Atmosphäre mit Wolken und als Wolken lange herumgetrieben werden ehe sie fallen, so mag Fäulnifs der weichen organischen Theile der Substanzen gerade solchen un- erträglichen Schwefelwasserstoffgeruch und chemische Zersetzung herbeiführen, wie es beim Moore unserer Gräben der Fall ist, den ein ähnliches Leben bildet. Endlich darf ich nicht unterlassen, wenn es sich einmal im- mer wahrscheinlicher gestaltet, dafs ein unabsehbar grolses Staub- nebeldepot in den obersten Schichten der Erdatmosphäre in über 335 000 Fuls Höhe, zumeist, vielleicht nicht allein, durch die Pas- sat-Ströme schwebend gehalten wird, darauf aufmerksam zu ma- hen, dafs ein solcher für optische Verhältnisse vielleicht so we- ig störender Staubnebel, wie das Glas der Fenster unserer Häuser, oder die gewöhnliche Wasser-Dunstschicht der unter- sten Atmosphäre, dennoch theilnehmend und bedingend sein könne für gewisse sonst unerklärliche, ähnlich wiederkehrende ichtreflexe und Lichterscheinungen der oberen Atmosphäre und gerade solcher, die eine Beweglichkeit, eine Streifung und Ver- änderlichkeit zeigen, auf die specieller einzugehen, die Aufgabe späterer Zeit sein wird. E Wenn es besonders auffallend erscheint, dals auf dem Pic von Teneriffa (in 11400 bis 11800 Fuls Höhe) weder von Hrn. vw. Humboldt noch von Hrn. v. Buch und manchen anderen Beobachtern, im oberen Passatwinde, dem sie als starkem West- _ winde selbst direct ausgesetzt waren, kein solcher Staub und _ Staubnebel aufgezeichnet worden ist, so läfst sich daraus frei- lich auf Mangel der Existenz eines solchen dort schliefsen, al- Bein andererseits auch auf Periodicität und eine Complikation der Art, dafs der aufsteigende Passat nur die Zuführung der Masse _ und der herabsteigende oft die Herabführung bedingt, während _ das von Meteoren zuweilen bei heiterem Himmel herabge- _ drückte, oder durch eigene Fülle herabsinkende Depot höher in der Rotationslinie der Erde liegend, auch der beständigen "Einwirkung des oberen Passates entzogen ist. Übrigens ist die gewöhnliche Beobachtungslinie für das Fallen, die Bewegung und Stellung des Meteorstaubes, mehr südlich von den canarischen Inseln, näher am Äquator. Der rothe Hagel von Bogota ist ier wohl vermittelnd. Solche Schwierigkeiten fehlen freilich nicht und ihrer bewufst zu werden fördert die richtige Kenntnifs. Ein mit wissenschaftlicher Schärfe und Sicherheit als 44 in solcher Ausdehnung, muls tief in viele tellurische, besonders die atmosphärischen Verhältnisse der Erde eingreifen und seine brennbaren und vielfache chemische Complikationen (Schwe- feleisen) gestattenden erd- und metallreichen Stoffe sind einer vorzüglichen Beachtung gewils sehr werth. 336 Ausgewählte reichhaltigere historische Übersicht ähn- licher Naturerscheinungen.*) Auszug. 1500 Jahre vor Christo, mithin vor gegen 3347 Jahren kommt in der mosaischen Geschichte eine sehr ausgedehnte blu- tige Wasserfärbung in ganz Ägypten vor, die mitten un- ter mehreren nicht übernatürlichen, aber leicht schreck-. haften Naturerscheinungen dort als räthselhaft allein steht. In enger Zeitverbindung damit ist ebenda eine dreitägige dicke Finsternifs erwähnt, beides als Beweis des Zornes und unmittelbarer Einwirkung Gottes. Pharao entliefs durch diese und andere Erscheinungen erschreckt die Israeliten aus Ägypten. Eine Thatsache, die eine wichtige Geschichts- .epoche bildet. | Ob die rothen Staubmeteore in ihrer hier folgenden historischen Übersicht jene berühmte älteste Erzählung als historische Thatsache entschieden in ihre Reihe aufnehmen und wissenschaftlich nützlich machen können, bleibe an- heim gegeben. 950 vor Christo heilst es in den Gesängen Homers Ilias XI. v. 52. 54. Ba a er ED ae "Nopre 20200 Kooviöns, zara 8° üdboSev Hxev Zeoras Aluarı nudartes eE aiSegos -— —-— -—- —- - —- -— in das Getümmel Zeichnete Grauses Kronion, herab Thau senkend von oben Blutig feucht aus dem Asber eu ee *) Im Jahre 1826 wurde der Akademie meine Beobachtung der das rothe Meer im December bei Tor rothfärbenden Alge (Abhandl. 1829. p. 121) mitgetheilt. Über die blutfarbigen Erscheinungen und rothen Was- serbildungen besonders in Ägypten gab ich 1830 eine ausführlichere Dar- stellung in Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie, Bd. 18. p. 504. Die rothe Alge des rothen Meeres wurde Trichodesmium erythraeum genannt. In dem gröfseren Infusorien-Werke findet sich 1838 eine Über- sicht pag. 118. Seitdem ist die Erscheinung im Juli 1843 auch im südli- chen Theile des rothen Meeres von Hrn. Evenor Dupont beobachtet und am 15. Juli 1844 von Hrn. Dr. Montagne in der Akademie zu Paris be- stätigend und erweiternd mitgetheilt worden. Diese gründliche Zusam- menstellung findet sich in den Annales des sc. naturelles December 1844. 337 An einer anderen Stelle der Ilias XVI. p. 459. 460 steht: Aluerosssas de Vındas warsyevsv Eoude Heide paw uw — Blutig träufelnden Regen ergols er jetzo zur Erde Ehrend den theuern Sohn (Sarpedon). — 910? vor Chr. war zur Zeit des Propheten Elisa Wassermangel in Palästina und am Morgen kam ein Gewässer von Edom her und füllte das Land mit Wasser. Da sich die Moabi- ter am Morgen früh zum Kriege gegen Israel rüsteten und die Sonne aufging auf das Gewässer (des Regens) sahen sie, dals es roth war wie Blut. Sie hielten es für ein gu- tes Kriegszeichen, wurden aber geschlagen. Buch der Kö- nige II. cap. 3. v. 17-23. (Starker Platzregen mit rothem Meteorstaub, vergl. 1814.) 740 vor Christo zu Romulus Zeit, regnete es Blut gleichzei- tig zu Rom und Laurentum, kurz nachdem die Laurentiner den mit Romulus regirenden König Tatius erschlagen hat- ten. Man hielt es für ein Zeichen des Zorns der Götter. Romulus, vielleicht selbst nicht unbetheiligt an jener That (nach Livius), liels zur Sühne einige der Mörder hinrich- ten, worauf die Unglückszeichen aufhörten. Nach Lyco- sthenes Ergänzungen des Julius Obsequenz cap. I und Zo- naras edit. paris. p. 240. *) *) Wenn ich hier eine Reihe vorchristlicher Prodigien in die wissen- schaftliche Untersuchung ziehe, welche bisher absichtlich ganz bei Seite ‚geschoben worden ist (auch von Chladni und den Nachfolgern), weil man sie nicht für glaubwürdig hielt, so glaube ich durch die Übersicht des Gan- Mi em entschuldigt zu werden. Es scheint mir eine glückliche Fügnng, diese % ‚abergläubischen Prodigia für die Wissenschaft erhalten zu finden. Man- ches was hier zu einem Jahresbilde zusammengedrängt ist, mag nicht auf ‚dasselbe Meteor bezüglich gewesen sein, dennoch zeigt die neuere Zeit deutlich, dafs in Italien die mit rothem Staub (Blutregen) begleiteten Stürme derselben leicht zugiebt, so wie sie hier schmucklos geschildert worden. Mehrere dieser Nachrichten geben aber ein so deutliches Bild richtig aufge- falster Meteor- Stürme solcher Art, dafs ich den zuweilen übertreibenden, zuweilen weniger treffenden Ausdruck im Einzelnen übersehen zu können ' meinte und der Wissenschaft gerade diese blutartigen Staubmeteore, aus grr 338 265 v. Chr. Man sah zu Rom Blut aus der Erde und Milch vom Himmel fliefsen, und an mehreren Orten flofs geronnenes Blut aus Quellen. Lycosthenes cap. 27. 264 v. Chr. flossen zu Caura in Italien Blutbäche aus der Erde, Julius Obsequenz cap. 80. 218 v. Chr. regnete es zu Rom Erde und man fand Blutstropfen auf dem Forum, dem Comitium und dem Capitolium. Ly- costhenes c. 41. 214 v. Chr. wurde der Tempel der Concordia zu Rom vom Blitz getroffen, zu Anagnia und Fregellae die Mauer und das Stadtthor. In Forum Sudernatum flossen den ganzen Tag über Blutbäche. Zu Eretum fiel Steinregen. — In der Gegend des Capenates in Toscana beim Haine der Fero- nia haben 4 Kriegszeichen an einem Tage und Nachts viel Blut geschwitzt. (Alles vielleicht Folge eines und desselben Ungewitters mit Scirocco). Lycosthenes in Julius Obse- quens c. 37. 212 v. Chr. Zu Rom war gräfsliches Unwetter. Im Albaner- gebirge fiel 2 Tage lang Steinregen. Vieles ward vom Blitz getroffen, 2 Häuser im Capitol, ein Erdwall im La- ger, und an vielen Orten jenseits Suessula, auch 2 Wäch- ter wurden getödtet (mithin Nachts?). Mauern, Thürme und Italien, oft in Verbindung mit Meteorsteinen und Feuer-Meteoren, als histo- rische Vergleichungspunkte recht angelegentlich empfehlen zu müssen glaube, _ wie sehr auch vorsichtige Benutzung im Detail anzurathen ist. Es sind be- sonders hier solche Fälle gewählt, wo eine mehr als lokale Verbreitung und eine mehr als momentane Dauer, oder characteristische Massen angege- ben sind. Die so einfache gleichzeitige Aufzählung aller Mifsgeburten spricht für Glaubwürdigkeit der Nachrichten. Die öfter angegebene dreitägige Dauer mag zuweilen mystische Stei- gerung, so wie mehrtägiger Steinregen Übertreibung sein. Die Verbindung von Blut- und Milchregen, die öfter wiederkehrenden Plätze des Vulcans und der Concordia, der Altäre (vielleicht ara für area blofs verschrieben), die Blut-Flüsse, -Ströme und -Quellen, für Regen-Gerinne mit rothem Erd- absatz, die Trennung zusammengehörender und die Vereinigung getrennter Erscheinungen verschiedener Meteore sind alterthümliche Darstellungswei- sen, an denen ich ohne Ansto[s vorüber gehe, das historische Factum des häufigen rothen Meteorstaubes in Italien mit Sturm und Blitz verbunden, scheint mir dadurch gesichert seit alter Zeit. ; N 207 339 Anderes traf der, Blitz zu Cumae und zerstörte es gänzlich. Zu Reate sah man einen grofsen Stein fliegen. Die Sonne war aulsergewöhnlich geröthet und erschien blutfarbig. (Auch diels giebt ein auffallend vollständiges Bild eines Meteor- steinfalles mit Scirocco Unwetter) Lycosthenes c. 36. v. Chr. fielen zu Veji Steine vom Himmel, zu Minturnae in Campanien sah man einen Blutbach im Thore. Der Ju- piters Tempel zu Rom und Anderes wurden vom Blitz ge- troffen. (Der Blutbach im Thore zeigt hierbei an, dafs man sich unter solchen Bächen kleine Regenströmungen zu denken hat). Lycosthenes c. 40. v. Chr. Zu Rom wurde der Jupiters Tempel und zu Sa- tricum der Tempel der Mater Matuta vom Blitz geiroffen. — Die Schnitter fanden blutige Ähren. Lycosthenes c. 41. v. Chr. beschädigte der Blitz den Tempel der Juno Lucina und mehreres Andere bei Rom. Zu Nursia war ein Unge- witter bei heiterem Himmel und 2 Menschen wurden ge- tödtet. Zu Tusculum regnete es Blut. Von zehn Waisen- knaben und eben so viel Jungfrauen wurden deshalb Ge- bete angestellt. (Ist ansprechender Scirocco Typhon) Ly- costhenes cap. 55. v. Chr. regnete es auf dem Vulkans- und dem Concordien- Altare (Platze) 2 Tage lang Blut. Julius Obsequenz c. 59. v. Chr. Durch grolsen Sturm wurde in Rom viel Zer- störung angerichtet. Eherne Statuen wurden vom Capitol herabgeworfen und im Circus maximus mit den Säulen um- gestürzt. Die Dachbedeckungen der Tempel wurden um- hergeworfen. Zu Cajeta schlug der Blitz in den Apollo- Tempel. Auf den Vulkans- und Concordien-Platze fiel Blut- regen. Julius Obsequens cap. 60. v. Chr. regnete es zu Rom Blut auf den Plätzen des Vul- kans und der Concordia, weshalb Processionen und Gebete gehalten wurden. Livius L. 39. c. 48. v. Chr. Zu Saturnia regnete es 3 Tage lang Blut. Ein Stier sammt 5 Kühen wurden durch einen Blitzschlag getödtet. Zu Oxinum regnete es Erde. Dieser Unglückszeichen hal- ber wurden Gebete angestellt. Lycosthenes cap. 68. 471 170 169 167 166 163 134 130 340 v. Chr. hat es zu Rom 3 Tage lang Blut geregnet. Livius L. 42. c.20. v. Chr. Zu Praeneste sah man ein Feuer-Meteor in der Luft. Es donnerte bei heiterem Himmel. Zu Terracina entzündete der Blitz das Schiff des Prätor Claudius. Der Fuciner See trat überall 5000 Schritt weit aus den Ufern. In der Griechen -Station zu Rom und dem Comitium flofs Blut. Julius Obsequens cap. 83. v. Chr. Zu Anagnia sah man ein Feuer-Meteor. — Zu Min- turnae schien der Himmel gleichzeitig zu brennen. Zu Reate fielen Meteorsteine. — Es regnete am Tage Blut. Lyco- sthenes cap. 69. (Alles verbunden giebt ein klares Naturbild. Auch getrennt behalten die Nachrichten Werth.) | v. Chr. Zu Rom traf der Blitz einige heilige und profane Orte. Zu Anagnia war Erdregen. Zu Lavinium war ein Feuermeteor am Himmel. Zu Calatia flols auf dem öffent- lichen Anger 3 Tage und 2 Nächte lang Blut. Julius Ob- sequens cap. 70. (Gehört alles zusammen, so ist es ein deut- licher Scirocco-Sturm mit Feuermeteor und rothem Staub- regen). v. Chr. In Campanien regnete es an vielen Orten Erde. Zu Praeneste fielen Blutregen. — Zu Terracina wurden 3 bei der Arbeit sitzende Frauen vom Blitz erschlagen. Julius Obsequens cap. 71. v. Chr. Zu Capua sah man die Sonne bei Nacht. — In‘ Cephalenia glaubte man vielstimmigen Gesang vom Himmel zu vernehmen. Es fiel Erdregen (Vergl. 1147 nach Christo). Vom Sturme wurden die Dächer abgedeckt und die Felder verwüstet. Dabei waren häufige Blitze. Julius Obsequenz Cu03 v. Chr. Zu Amiternum sah man die Sonne Nachts (Feuer- meteor oder Nordlicht?) Es fiel Blutregen. — Zu Ardea fiel Erdregen. Zu Rom fand man die Schilder mit frischem Blut befleckt. — Dreimal 9 Jungfrauen sühnten durch Sin- gen die Stadt. Julius Obsequens cap. 86. v. Chr. In der Luft sah man zu Fesulae ein Feuer-Meteor. — Zu Volaterrae flols ein Blutstrom. — Der Blitz traf man- ches. Es wurde öffentlich gebetet. Julius Obsequenz c. 113 } 128 ” 4 Dr 406 100 96 94 ‘93 341 v. Chr. In und aufser Rom wurde vieles vom Blitz getrof- fen. Zu Frusino wurde ein Feuer-Meteor gesehen. Zu Caere fiel Blutregen. Lycosthenes cap. 88. v. Chr. In Ciceros Geburts-Jahre, wurde zu Trebulanum eine Frau vom Blitz nicht tödtlich getroffen. Man hörte Geräusch am Himmel und es schien eine Kugel (pila, sich drehende Feuerkugel?) vom Himmel zu fallen. Es regnete Blut. Julius Obsequens cap. 101. v. Chr. Zur Zeit Jugurthas, war ein (grolser) Meteor- steinfall in Toscana, weshalb Rom entsühnt und Asche von Opferthieren durch die Decemvirn in das Meer gestreut wurde. Neun Tage lang machte der Magistrat Umgänge in die Tempel. Beim Flusse Anio fiel Blutregen. Auf dem Aventinus regnete es Lehm (gelben Schlamm), Julius Ob- sequens cap. 104. (Dieser Lehm- und Blutregen ist ohne Zweifel wichtig). v. Chr. Durch Sturm wurde zu Nuceria eine Ulme umge- worfen und, von selbst auf die Wurzel aufgerichtet, stand sie wieder fest. In Lucanien regnete es Milch, zu Luna in Hetrurien Blut. Julius Obs. cap. 103. (Starker Sturm, Blutregen). v. Chr. Vieles wurde vom Blitz getroffen. Zu Fesulae flofs Blut an der Erde. Jul. Obseg. c. 109. v. Chr. Zu Vestinum regnete es Steine in ein Landhaus. Am Himmel sah man ein Feuer-Meteor und der Himmel schien zu brennen. Auf der Erde flofs gerinnendes Blut. Jul. Obseq. c. 111. v. Chr. In Rom und Umgegend schlug der Blitz an vielen Orten ein. Zu Carseolum flols ein Blutstrom. Ibid. 112. Chr; Während: Aunins'Milo'eine Vertheidigungsrede hielt, regnete es, nach Plinius Hist. nat. II. c. 56., zu Rom gebrannte Ziegelsteine (lateribus coctis pluisse.) Da die durch Cicero’s Rede sehr bekannt gewordene Rechts- sache des Milo, eben wegen der ganz genau aufgezeichne- ten Nebenumstände, wobei Cicero eines Prodigiums eben so sicher als der Gewaltthaten Erwähnung gethan haben würde, besonders da die Rede pro Milone später zur Pu- blikation von ihm mehr ausgearbeitet worden ist, nicht ge- 342 meint sein kann, so ist auch schwerlich an Steinwürfe zu denken und Chladni mag ganz reeht gethan haben, diese Nachricht unter den historischen Meteoren fortzuführen. Im Koran (s. 570 n. Chr.) wird ebenfalls von Meteorsteinen aus gebranntem Lehme berichtet. Daher glaubt Chladni, dafs bei Plinius »wie angebrannt aussehende Steine mit schwarzer Rinde« gemeint seien. (Chladni, Feuer- meteore, p. 179). Mir scheint diese Erläuterung dadurch ganz behindert, dafs es nicht Zapidibus, sondern Zateribus und nicht adustis, sondern coczis heilst. Ich sollte meinen, dafs man dabei mit mehr Recht an gebrannten Ziegeln gleiche Erde, an zerbröckelten Ziegelsteinen, Ziegelmehl, ziegelfarbenen Sand und Staub ähn- liche Substanzen zu denken habe. Durch diese ungezwun- gene Erklärung würde dann die Wissenschaft um eine merk- würdige Thatsache anderer Art bereichert. 50? v. Chr. Um dieses Jahr spricht Cicero (de Divinatione) 333 473 von vermuthlich erdiger Beschaffenheit aller blutartigen Fär- bungen bei den Prodigiis, ohne diese zu läugnen. (Ein wichtiges und deutliches Urtheil.) n. Chr.? Ein Meteorsteinfall in China mit Feuermeteor, von dem sich eine gelbe Wolke weit umher verbreitete. Nach Ma-tuan-lin von Abel-Remusat. Journal de phys. Mai 1819. Chladni, Feuermeteore p. 187. n. Chr.? im November, als das Kind Leo II, kurz vor Kai- ser LeoI Tode (474), von diesem zum Kaiser gekrönt worden war, entstand während der Feste in der 6. Stunde (Mittags) grolse Dunkelheit in Constantinopel und es fiel aus Wolken, die zu glühen schienen, bis zur Mitternacht eine ungeheure Menge Asche, so dafs jedermann meinte, es regne Feuer. Die Asche war handhoch gefallen, übelrie- chend und am Boden schwarz (in den Wolken roth). Nach Cedrenus Histor. compend. p. 277. Glycas P.IH. Theo- phanes spricht von diesem feurigen Staubregen im Todes- jahr Leo I. (Chronographia p. 193.) Zonaras bringt die- selbe Erscheinung unter Leo I mit einem Erdbeben zu An- tiochien in Verbindung (p. 50.) Procopius und Marcel- linus Comes haben es dem Vesuv zugeschrieben, beides 343 bypothetisch und ohne Wahrscheinlichkeit. Nach dem Me- nologium, dessen November-Monat Nicephorus Hiero- monachus bearbeitet hat, fiel die Asche glühend und ver- * brannte alles Kraut und Pflanzen. Chladni hält es für 541 Wirkung eines Feuermeteors (p. 361). Ob es eine grolse in der Luft entzündete Wolke eines rothen Meteorstaubes war, dessen organische Theile verbrannten, vorher schwe- bend roth aussahen, dann als schwarze Asche fielen, ist nicht weiter zu ermitteln. So allein konnte aber die Asche heils fallen. Bedeutend muls die Erscheinung gewesen sein. Ähn- liche feurige Wolken werden 1813 in Calabrien beim ro- then Meteorstaube beschrieben. zu Ostern gab es Blutregen in Gallien. Schnurrers Chro- nik d. Seuchen I. 125. 570? Im Geburtsjahre Muhameds. Wenn dem Koran zufolge N g' Sura 5 v.16 und 105. v. 3.4. in dem Gefecht der Korai- schiten-Araber und Christen bei Beder in Arabien, die auf Elephanten streitenden Christen (Habessinier) durch glü- hende Steine von in der Hölle gebranntem Lehm (Siggihl), welche Schaaren grolser Vögel übers Meer hertrugen (von Westen) getödtet oder erschreckt wurden, so schlofs sich an den Meteorstein-Hagel wohl ein ziegelfarbener Staub, zumal auch wolckenbruchartiger Regen die Feinde be- drängt haben soll. Ärzte halten die Sage für allegorisch als Bezeichnung einer Blattern-Epidemie. Chladni hält es pag. 188 gewils richtiger für ein Feuermeteor. Schade dafs das wichtige historische Ereignils nur aus Muhameda- nischen Berichten bekannt ist. Den Ziegelsteinregen bei Plinius 52? vor Christo hat schon Chladni damit vergli- chen, nur in anderer Beziehung. pi Im Koran giebt es ein vieldeutiges Capitel, Sura 96, wel- re Tin, ches überschrieben ist: Das geronnene Blut, e/-Alak, worin, den Interpreten zufolge, die erste Eutstehnng des Menschen aus geronnenem Blute gelehrt wird. Man hält dieses Capitel des Korans für das zuerst geschriebene. Ist wohl nicht doch Muhamed durch vom Himmel gefallenes Blut (Blutregen) auf eine solche Vorstellung und Lehre ge- leitet worden? War es mystische Gelehrsamkeit, war es 581 859 860 860 869 344 mystische Anschauung einer eigenen Erfahrung um das Jahr 610? fiel ein Blutregen in Paris, mit dem man auch (in Senlis) ein ganzes Haus überzogen sah, und welcher stinkend ‘und ätzend war. Siehe Schnurrer I. p. 142. sah man in Italien (es scheint im Winter) rothen Schnee. Siehe Schnurrer I. p. 178. fiel unter Kaiser Michael III in Constantinopel blutrother Staub bei heiterem Himmel, nach Georgius Monachus ed. Paris. p. 399. (zovıs ainarwörs Ex ro oügavoö). S. Chladni Feuerm. 362. ; fiel auch geronnenes Blut mit einem Regen zu Balkh nach Kaswini (Silvestre de Sacy Chrestomatie Arabe 3. 526. S. Chladni Feuerm. p. 362.) soll es bei Brixen (in Tyrol) 3 Tage lang sogenanntes Blut geregnet haben. (Nach Schnurrer I p. 181 ist es 874 gewesen.) S. Chladni Feuerm. p. 362. 897° Meteorsteinfall bei Kufah am Euphrat. Es erhob sich ein 929 1056 1147 mit gelben Dünsten beschwerter Wind, der bis Sonnen- untergang bliefs und dann seine Farbe in schwarz verwan- delte (vergl. 473.) Bald darauf fiel heftiger Regen, Don- ner und Blitz. Nach einer Stunde fielen Steine. Nach Ibn-el-Athir von Quatremere. Mem. sur l!’Egypte. S. Chladni p. 192. fiel zu Bagdad, nachdem der Himmel geröthet gewesen, in Menge röthlicher Sand auf die Dächer. Nach arabischen Schriftstellern von Quatremere Mem. sur l’Egypte. Chladni p- 362. war in Armenien (in Edessa?) die Erde nach allen Seiten mit rothem in der Nacht -gefallenen Schnee bedeckt. Nach Mathaeus (Eretz) v. Edessa in Notices et Extraits de la Bibliotheque du Roi T. IX. S. Chladni p. 362. (1096) wurde eins der Kreutzfahrer-Heere, die im April und August unter Kaiser Conrad und König Ludwig auf- gebrochen waren auf dem Marsche durch Griechenland am Abend von einer Wolke eingehüllt, die nach ihrem all- mäligen Weiterziehen die Zelte und alles, was unter freiem Himmel sich befand, so durchaus mit einer rothen blutar- 345 tigen Substanz überzogen zurückliefs, wie wenn es Blut geregnet hätte. Nach Helmoldi Historiarum liber c. 61. p- 131. S. Schnurrer I. p. 223. (S. Cephalenia 163. v. C.) 1110 war in Armenien ein rother Staubfall mit Feuer-Meteore und vermuthlichem Meteorsteinfalle.. Nach der Armeni- schen Chronik des Mathaeus (Eretz) von Edessa in der Fi Bibliotheque du Roi T. IX. S. Chladni p. 363. 4163 im August Blutregen in England zu Retbel. Schnurr. I. 247. 4222 zu Weihnacht rother Regen in der Gegend von Viterbo und gleichzeitig 1 Tag und 1 Nacht lang rother Staub- fall zu Rom. Nees von Esenbeck in Rob. Brown bot. Schrifen I. p. 624. Schnurrer p. 272. - 1226 Rother Schnee in Steyermark im Winter. Anales Fuldens. Schnurrer I. p. 273. 4334 Blutregen zu Pien-tscheou und Leang-tscheou in China. Schnurrer p. 315. 1348? war im October in Syrien ein heftiger Sturm von Mitter- “ nacht bis 2 Stunden nach Sonnenaufgang, dann trat Dun- kelheit ein, dafs keiner den andern erkennen konnte und wonach alle Gesichter gelb gefärbt erschienen (ob vom | Staube?) Schnurrer I. p. 322. 1416 am Freitag nach Corpus Christi, rother Regen und Fin- sternils in Böhmen, 6 Meilen weit und breit. Nach Span- genbergs Mannsfeld. Chronik. 1438? Flüssigkeit wie geronnenes Blut mit einem Steinfalle und Feuermeteore bei Luzern im Sommer. Das Meteor zog vom Rigi nach dem Pilatus wie ein fliegender Drache. Der Stadtschreiber Cysat zu Lucern hat es 1661 p. 176 beschrieben. Daraus bei den Späteren. 4543 fiel rother Regen in Westphalen im Münsterschen nahe x bei Warendorp und Schlols Sassenburg. Surii Comment. ed Col. 1574. p. 393. 4548 am 6. Nov. zog Nachts zwischen 1 und 2 Uhr von Abend nach Morgen im Mannsfeldschen eine mit ungeheurem Knalle platzende Feuerkugel, dabei fiel eine röthliche Flüssigkeit »wie zertriebenes und geliebertes Blut.« Nach Spangenbergs u Mannsfeld. Chronik. S. Chladni p. 364. 4560 am 24. December um die Mittagszeit rother Niederschlag 1568 1571 346 mit Feuermeteor, bei heiterem Himmel und vielleicht Me- teorsteinfall bei Lillebonne Depart. der untern Seine. Das Meteor entzündete ein Pulvermagazin. am Ostertage (April) zu Löwen 10-11 Meilen breit ro- ther Regen. Nach Frommondi Meteorologia. S. Chladni p- 364. fiel Nachts (zu Pfingsten?) ein Blutregen bei Emden an den Damm, der 5-6 Meilen weit alles Kraut und ausge- hängte Wäsche bedeckte. Frommondi Met. 1572? am 9. Januar Abends nach 9 Uhr, als die Weichsel 3 Tage 1618 1623 1634 1638 blutroth gewesen und danach wiederum ihre rechte Farbe bekommen, ist zu Thorn ein Wolkenbruch mit vermuth- lichem Steinfall gewesen, wobei Leute getödtet wurden. Nach Sebastian Münster Cosmographie L. V p. 12%. S. Chladni p. 216. (Die rothe Farbe im Winter vor dem Wolkenbruch kann schwerlich rothe Lehmfärbung gewe- sen sein, sicher auch keine Algen- und Infusorien -Fär- bung.) war in der zweiten Hälfte Augusts ein grolser Stein-Nie- derfall mit Blutregen und Feuer-Meteor in Steyermark, District der Mur, Gränze von Ungarn, mit schwarzer Wolke. Nach furchtbaren Donnerschlägen, welche Men- schen und Thiere betäubten, fielen mehrere bis 3 Centner schwere Steine. Aus Naimas osmanischer Reise von Ham- mer in den Fundgruben des Orients 5. 2. 163. S. Chladni’ p- 221. 366. am 12 August zwischen 4-5 Uhr war Blutregen zu Strafs- burg, nachdem man vorher eine finstere dicke rothe oder rauchfarbene Wolke gesehen. Nach Elias Habrechts Be- richt von 1623 bei Chladni p. 366. am 27. Oct. Morgens 8 Uhr sah man in Charollois (Bur- gund) eine sehr rothe und flammende Wolke bei heiterem Himmel, woraus mit grolsem furchtbaren Getöse Steine fielen. Nach Morinus Diss. de atomis 1650 p. 30. bei Chladni p- 99. 224. Rother Regen bei Turnholt und Duisburg in Seeland 24 Tage andauernd und alles roth färbend. Nach Ruhland 347 in Schweiggers Journal 1812. 6. Bd. 44. S. Chladni 367. Nees v. Esenbeck in Robert Browns Schriften I. 618. [1643 Blutregen im Januar zu Vaihingen an der Enz, und Weins- berg nach einer handschr. Chronik bei Chladni p. 367. 646 Rother Regen am 6. October zu Brüssel, welcher 7 bis 8 Stunden dauerte, anfangs mehr, später weniger geröthet war. Das Wasser schmeckte säuerlich und setzte ruhend einen purpurfarbenen Niederschlag ab. Nach Marcus Marci a Kronland philosophia vetus restituta. P. II. sect. 7. S. Chladni p. 367. 1669 Röthlicher dicker klebriger und stinkender Regen bei Fere in der Picardie. Aus Schweiggers Journal 6. 45 bei Nees r v. Esenbeck p. 618. 41678 fiel bei Genua am St. Josephs Tage (19. März) auf die Berge Le Longhe erst weilser, dann in grolser Menge rother Schnee oder Blutschnee, von dem, als er schmolz, ein gleichfarbiges Wasser entstand. Nach einem Briefe aus Genua an den Venetianischen Residenten Sarotti in London in den Philos. Transactions 1678. p. 976. S. Chladni 14 p- 368. 41689 rother Regen (polverosa pioggia) in Venedig und den na- hen Inseln, salzig sauer, verdirbt die Pflanzen und macht, beim Genuls nicht wohl gereinigter Gemüfse, Durchfall und Übelkeiten. Nach Vallisneri verlor sich nach eini- gen Tagen die rothe Farbe. Er hielt es für rothe Asche des damals thätigen Vulkans (Vesuvio). Vallisn. Opere Physico mediche. T. II. p. 65. S. Chladni p. 369. (716? Rothe Flecke mit übelriechenden Nebeln im August und September in der Ukraine. Der Bischof von Lemberg h ordnete deshalb Fasten und Beten an. Schnurrer II. 252. 1719? fiel auf dem atlantischen Meere in 45° N. B. 322° 45’ von Paris (in der Nähe der Azoren) ein Staubregen mit Licht- erscheinung (c’etait du sable commun?). Mem. de l’Acad. » de Paris 1710. hist. 23. S. Chladni p. 370. 1721 fiel in Mitte März blutig rother Schlammregen nach ei- nem merkwürdigen Meteor um Stuttgard. S. Chladni p. 370. 737? fiel ein besonderer Aschenregen am 30. December auf den Chilo&-Inseln, der als grolse feurige (rothe) Wolke (nube 348 ! de fuego) Nachmittags im Norden über die Inseln des Ar- chipels zog und alles mit Asche bedeckte, so dals erst 1750 (nach 13 Jahren) wieder Pflanzen hervorkamen. Viaggero universal XV. 366. S. Schnurrer II. 285. Scheint nicht vulkanisch gewesen sein zu können. 1741 fiel nach sehr kaltem Winter in Nordamerika im Januar bei ganz umzogenen Himmel und schnell nachlassender Kälte etwas Regen. Der Himmel erschien mit einbrechen- der Nacht ganz in Feuer, so dals man die Gegenstände unterscheiden konnte und der nun fallende Regen hatte eine blutrothe Farbe. S. Schnurrer II. p. 293. 1744 fiel rother Regen bei St. Pier d’Arena bei Genua. Man fand ihn durch eine besondere Erde gefärbt, die man für | von den nahen Bergen weggeweht hielt. Richard Hist. nat. de l’air T. V. p. 447. S. Chladni p. 371. 1755 am 14. October war ein heilser Wind mit rothem Nebel, der alles röthete zu Locarno im Tessin am Lago Maggiore. Um 4 Uhr war Blutregen mit röthlichem Bodensatz zu 4. Die Verbreitung des Regens war 40 Stunden im Qua- drat, bis Schwaben. Dabei fiel 6 Fuls rother Schnee auf den Alpen. Der Regen dauerte 3 Tage. In der Nacht war 8 Stunden lang entsetzliches Gewitter. Der Regen belief sich in der Nacht auf 9 Zoll, in 3 Tagen auf 23 Zoll. Der See stieg um 15 Fuls. (Die gefallene Staub- masse läfst sich auf Tausende von Centnern berechnen.) Aus den Göttingschen gelehrten Anzeigen von 1756. 6. St. 12. Jan. p. 44. S. Chladni 371. 1755 am 29. October fiel bei Kirsa in Rufsland, mit dicker Fin- sternils und einem Schall in den Wolken wie Trompeten, viel Blut vom Himmel. Sammlung von Meinungen über Wunderregen. Ulm 1755, nach Chladni p. 372. 1755 am 15. Nov. rother Regen, nach 2tägigen Südstürmen in Ulm, bei stillem, warmen, feuchten Wetter, welcher, frei aufgefangen, mehr tief crocusfarben (ziegelfarben) als blut- roth war. Von den Dächern lief er weniger roth. Er war geruchlos, bitterlich und rulsartig in Geschmack. Ver- dunstet zeigte sich ein gleichfarbiger Rückstand, welchen 349 Schwefelsäure schwärzlich färbte. Rau Nov. Act. Nat. Cur. II. 1761. p. 95. S. Chladni p. 372. Diese 3 Nachrichten beziehen sich vielleicht auf eine ‚= und dieselbe weit ausgedehnte atmosphärische Bewegung. 4763? ist am 9. October im Herzogthum Cleve und bei Utrecht auch am 19. in der Picardie bei Ribemont, 3 Stunden von Fere, ein rother Regen gefallen. Richard Hist. nat. de l’air V. 502. S. Chladni p. 373. 4765 14. Nov. rother Regen in der Picardie als Schlammregen, welcher öfter dort vorgekommen. Nach Richard I. c. bei Chladni p. 373. 4780? eine dunkele Wolke zeigte sich nach mehreren dunstigen Tagen am 19. Mai zwischen 10 und 11 Uhr in Nordame- merika, sie schien über Connecticut zu stehen und verbrei- tete solche Dunkelheit, dafs man Licht anzünden mulfste. Um 12 Uhr wurde es etwas heller, aber alle Gegenstände sahen während des Tages gelblich aus. $. Schnurrer II. h2 p- 370. Hinderte electrisches Verhältnifs einen Staubfall? (1785? Ein ähnliches Verbältnifs wie 1780 wiederholt sich in Ca- nada am 9. Oct., wobei die tief dunkle Wolke 7 Tage lang bis zum 16 Oct. herumzieht und wiederkehrt. Ihr feuriger Schein spricht für röthlichen Dunst. S. Schnur- rerll. p.388. Bei solchen Verhältnissen können die or- ganischen Theile in der Luft durch die gleichzeitige Feuch- tigkeit und Wärme zersetzt werden und stinkend oder chemisch verändert, kohlschwarz verrottet (wie das Meteor- papier von Rauden), niederfallen. 799? war am 20. Oct. bis 3. Nov. und am 13. Nov. in Cumana die Atmosphäre mit einem röthlichen trocknen Dunst erfüllt, welcher Hrn. v. Humboldts Erstaunen und ganze Aufmerksamkeit hervorrief. Es war die Zeit des so merk- würdigen grofsen Sternschnuppenfalles (12. Nov.) - Das Saussuresche Hygrometer zeigte dabei zunehmende Trok- kenheit. Der Himmel war am Tage vorher völlig schön und rein. Es erschienen dann Schaafwolken in ungeheu- rer Höhe, ungeachtet es sonst dort 3 bis 4 Monate lang keine Spur von Wolken und Dünsten giebt. Diese Schaaf- wolken waren wunderbar durchsichtig. Ganz dieselben 350 Wolken sah Hr. v. Humboldt auf dem Gipfel der An- den hoch über sich. Relation historique I. L. IV. p. 510. (Diese Nachricht ist in ihrer Verbindung mit dem Stern- schnuppen-Falle höchst auffallend und ihrer Sicherheit, Um- sicht und vielfachen Anregung halber von besonderem Ge- wicht.) 1802? Rother Hagel war bei Bogota in 2300 Toisen, 13,800 Fuls Höhe während Hrn. A. v. Humboldts und Bon- plands Anwesenheit und nicht fern von ihnen gefallen. Annales de Chimie XIV. p. 42. XXVII. p. 120. S. Nees von Esenbeck bei Rob. Brown I. p. 573. | 1803 In der Nacht vom 5. zum 6. März, trockner rother Staub- fall von Wien über ganz Italien und Sicilien mit rothem Regen und Schnee aus einer rothschwarzen von Südost kommenden Wolke. Dabei Blitz, Donner und Hagel in Sicilien. Chladni p. 376. 1808 fiel rother Schnee im Veltelin, in Krayn u. s. w. nach dem Giornale di fisica. Im März wurde die ganze Gegend um Cadore, Bel- luno und Feltri in einer einzigen Nacht bis auf eine Höhe von 20 Centimetern mit einem rosenfarbenen Schnee be- | deckt, sowohl vor- als nachher fiel weilser Schnee, sof dafs der rothe eine Schicht zwischen beiden bildete. Die- selbe Erscheinung wurde zu gleicher Zeit auf den Gebir- | gen vom Veltelin, Brescia, Krayn und Tyrol wahrgenom> | men. Agardh, aus dem Giornale di fisica 1818 in Nova Acta Leopold. X. p. 739. Nees v. Esenbeck hält p. 610. diefs Phänomen für einerlei mit dem von 1810. *4 1809 Im April rother Regen im Venetianischen. Chladni p. 377. 1810? am 17. Jan. fiel auf den Bergen von Piacenza (Centocroci) erst weilser Schnee, dann, nach Blitz und Donner, rother Schnee, dann wieder weilser, Chladni p. 377. 4) Die 1808 in Schweden am 16. Mai um Bischofsberg bei Skenin- gen millionenweis gesehenen, zum Theil hutkopfgrofsen, aufsteigenden Kugeln wie Seifenblasen, die sich auch 1818 bei Odense auf Fühnen am 17. Juli wiederholten, halte ich für Meeresschaum der Küsten, den ein leb- - hafter Wind losreilst und hebt. Ich sah Ähnliches, dunkel und glänzend. | De 7 e F 351 | 813 am 13. und 14. März war sehr auffallender Blutregen in 1816 Calabrien. Eine von SO. kommende rothe Wolke brachte Finsternifs, Blitz, Donner, rothen Staub, rothen Regen und rothen Schnee bis Toscana und Friaul. In der Gegend von Cutro in Calabrien, bei Gerace und Cantazaro, fielen Steine, deren einer gefunden und wieder verloren wurde. Chladni p. 377. Wohl dieser Staub ist hier analysirt. In der Nacht vom 27. auf den 28. October fiel bei Caneto im Thale von Oneglio (Genua) ein Regen mit rother Erde, der alles mit ziegelfarbigem Staube bedeckte und, wo sich die Erde angehäuft hatte, geronnenem Blute ähnliche Masse zeigte. Lavagna glaubte ein Wirbelwind habe es aus Afrika gebracht. Chladni p. 387. Capitain Tuckey sah, nachdem er am 2. April Madeira passirt hatte (30° N. B.?), die Atmosphäre am Tage beim NNOst- und NOst-Passat mehr trübe, Nachts aber schien kein Stern zu fehlen. Zwischen den Capverdischen Inseln und Afrika in 22° N. B. 19° 9 L. war das Meer sehr trübe, man fand aber 120 Faden Tiefe. Es war 32 Leagues von Cape Cowoira. Die Atmosphäre war aufserordentlich trübe. Da dieses trübe Meerwasser constant zu sein scheine und bei Capo Blanco viele Schiffe scheitern, so rieth er nicht auf der Ostseite der Capverden zu fahren. Tuckey’s Narrative of an expedition to the river Zaire (Congo) p. 10. 11. (Fehlte die trübe Atmosphäre zur Nacht, oder sah man die Sterne nur besser durch den Staub als durch Wasserdunst? Mir ist das Letztere wahrscheinlich.) 4817 fand der französische Admiral Baron Roussin grolse Schwie- [4 Mn 2 7 Na rigkeit bei Aufnahme der Küste von NW.-Afrika durch den dicken Nebel oder Staub, der fast das ganze Jahr hindurch an diesen Küsten herrscht. Er sei durch den Sand hervorgebracht, welchen die Winde aus den Wü- sten herbeiführen. Wenn der Wind parallel mit der Küste wehe, sei die Trübung nur schmal, wenn aber der Harmattan eintrete, im Januar, Februar, März und oft auch im April, dann komme der Sand direct aus der Wüste, gehe sehr hoch, bilde Wirbelstürme und eine neblige, dicke Atmosphäre. Man kann dann nicht eine Meile weit se- 1821 1822 1822 1825 352 hen, keinen Stern beobachten bis 30° über dem Horizont. (Wenn der Landwind den Staub erregt, warum ist die Atmosphäre denn doch trübe, wenn der Wind der Küste parallel weht? Sonderbar, dafs die Seefahrer daran kei- nen Anstols genommen haben!) Nautical Magazin 1838. p- 825. (Bei solchem Staube dennoch Sterne!) | | Auch die rothe Farbe des fallenden Staubes und die weilse Farbe des Wüstensandes ist offenbar als wider- sprechend den Seefahrern bekannt, weshalb auch 1838 im Nautical Magaz. die vulkanische Natur des Staubes vorge- zogen wird. am 29. März bemerkte der Cadet James Alexander in grolser Menge einen röthlichen Staub der Segel in 11° 3’ N.B. und 22?5’ W.L. bei 300 Meilen Entfernung von Afrika. Nach Darwin 1845. p. 30. Edinburg. Philosoph. Journal ‚VII. 1822. p. 404. waren am 22. Jan. in 23° N. B. und 21° 20° "W.L. 276 Meilen von Afrika alle Segel eines Schiffes mit röthlichem Staub bedeckt, der in Kügelchen reihenweis am Segelwerk bing. Annales de Chimie Vol. 30. p. 430. Gerade so be- schreibt Meyen sein neues Pflanzen- Genus Aörophytum tropicum auf dem Segelwerk des Schiffes in derselben Zone 1830. im Juni hatte das Schiff-Kingston. von Bristol, nahe bei der Insel Fuego der Capverden die Segel mit braunem Pulver gefärbt, das nach Schwefel schmeckte. Berghaus Almanach 1841. p. 179. Ein Schwefelgeruch wäre zwar ein wichtiger Charakter aber ein Schwefelgeschmack ist es nicht. Auch ist nicht bekanni, dafs der Vulkan von Fuego damals in Thätigkeit war. Die Vulkanischen Aschen sind gewöhnlich grau oder schwarz. am 19. Januar war das Schiff Clyde zwischen dem Gam- bia und Capvert bei 200 Lieues Entfernung vom Lande mit feinem braunen Sande bedeckt. Der Wind hatte zwi- schen NOst und Ost stark geweht. Annales de Chimie V.30. p.430. Auch der Staub von 1803 ae Sable Be- nannt. 393 1826 Hr. Horsburg meldet, dafs die staubige Atmosphäre bei den Capverdischen Inseln landwärts eine bei NOstwind stets vorhandene und fortdauernde Erscheinung sei, in einem Werke, welches der ganzen englischen Marine als Vorschrift dienen soll. (Vergl.1817.) East India Directory. | 41830 Gel am 15. Mai rother Staub mit Scirocco auf das Schiff Revenge bei Malta. Der Proviantmeister (Purser) Herr Didham sammelte davon. Die Atmosphäre war orange- gelb und dick. Ein Platzregen brachte den Staub mit sich. Der Wind war OSO. Monatsber. d. Akad. 1845, p. 378. Dieser Fall ist von mir analysirt. Vergl. 1847. p. 304. am 27. Oct. fiel ein rother Staub auf das Preufs. Seehand- lungs-Schiff Princefs Louise auf der Reise weit westlich von Afrika und den Capverden in 11° 11’N.B. 24° 24’ W.L. Dieser rothe Meteorstaub ist von Dr. Meyen, wel- cher sich als Arzt und Naturforscher auf dem Schiffe be- fand, ausführlich beschrieben worden. »Am Morgen fan- den wir, dals während der Nacht das ganze Tauwerk, so wie einzelne Segel, besonders nach der Windseite zu, bräunlich-roth gefärbt waren. Wir (Dr. Meyen) sahen sehr bald, dals diese Färbung durch ein sehr feines Pul- ver hervorgebracht wurde, dals wir mit aller möglichen Genauigkeit mikroskopisch untersuchten. Es bestand aus sehr kleinen unvollkommen runden Bläschen, die aus einer ungemein zarten und weichen Substanz gebildet waren, in ihrem Innern nichts von besonderer Structur zeigten, son- dern wasserhell waren. Sobald die Sonne aus dem Nebel hervortrat, verschwand auch die rothe Färbung der Segel und des Tauwerks und von dem merkwürdigen Luftgebilde war nichts mehr zu finden. Wir nennen (diese noch nir- gends beschriebene Färbung) diese Pflanze (sagt Dr. Meyen) Aörophytum tropicum, es ist vielleicht die niedrigste aller Algenbildungen.» — »Auffallend ist es, dals diese roth- braune Färbung des Tauwerks und der Segel noch nir- gends beschrieben worden ist, da sie, wie es scheint, nicht selten ist, denn Capitain Wendt versicherte, schon auf seinen früheren Weltumseglungen diese Erscheinung be- gr*x* 1833 394 obachtet zu haben. Aus der Luft war unser Aörophytum nicht gefallen, denn auf dem Verdeck war keine Spur da- von zu finden.« — Am 28. Oct. »Den ganzen Tag über weht noch immer der Ost-Passat und wir genielsen das schönste Wetter bei ziemlich klarem Himmel.« Die grolse Bestimmtheit dieser Meldung einer ge- nauen Untersuchung und die darauf zu basirenden und schon basirten Folgerungen auch der wissenschaftlich so wichtigen Generatio spontanea u. s. w., nöthigen auch hier | zu erinnern, dafs die Genauigkeit dieser Beobachtung als zweifelhaft zu bezeichnen ist. Die Sache ist weder neu, wie der Beobachter aus- spricht, noch ist sie von ihm genau beobachtet worden, Auch die Witterungstafeln p. 156, verglichen mit dem Tagebuche der Reise p. 54. 55., ergeben eine störende Un- gleichheit. Den am Tage nach dem Staublall wehenden Wind nennt er pag. 55 den noch immer wehenden Ost- Passat, in den Tabellen heilst er am 28. Ost zu N. Das Weiter vom 27. Oct. wird in den Tabellen sehr schö- nes Wetter genannt. und die Nebel am Morgen, »aus denen die Sonne hervortrat« übergeht er in den Tafeln sammt dem Staubfalle, den er p. 54 doch ein Pulver nennt, ganz, obschon er sonst trübe Luft notirt. Ich würde diese Bemerkung unterdrückt haben, wenn nicht bereits ein trefflicher Beobachter und Schriftsteller 1845 das Beson- dere dieser Beobachtung festgehalten hätte und somit durch dieselbe zu einem andern Urtheile verleitet worden wäre. Dazu hat noch besonders die Jahreszeit (October) mitge- wirkt, allein die ganz ähnliche Beobachtung im Januar 1822 zeigt deutlich, dafs der Beobachter von 1830, so unglaublich es auch sei, doch den gefärbten staubigen Thau als eine Pflanze beschrieben und benannt zu haben scheint, welche aber doch wohl manchen phantastischen Ideen über Entstehung organischer Körper wenig Vorschub leisten kann. Es scheint der alt homerische Blutthau gewesen zu zu sein. Vergl. Monatsber. 1845. p. 56. Meyen Reise 1834. Rother Staubfall im Januar in San Jago auf den Capver- den als trockner Nebel von Charles Darwin beobachtet 355 und gesammejt. Die Atmosphäre ist von solchem Staube dort gewöhnlich trübe, klare Luft selten. Die erste Nach- richt über diesen Fall findet sich in Darwins Reisewerke Journal of researches into the Geology and Nat. history. 1840. Diese Nachricht ist daselbst gelegentlich im Jahre 1832 aufgeführt, gehört aber der specielleren Mittheilung‘ zufolge, welche Hr. Darwin 1845 in den Quarterly Jour- nale (Proceedings) der Geolog. soc. vom Juni gegeben, zum 16. Januar 1833, von welchem Tage das Schiff Bea- gle 3 Wochen lang, bis zum 8. Febr., sich dort aufhielt. Es war N. O. Wind, wie stets in dieser ganzen Jahres- zeit, die Atmosphäre war oft trübe, so dafs von dem Staube die Instrumente verdarben. Der am Bord des Beagle ge- sammelte Staub, war übrigens fein und röthlich braun, brauste nicht mit Säure und gab vor dem Löthrohre eine schwarze oder graue Perle. Dieser Staub ist mit der Be- zeichnung: San Jago V. von mir analysirt in dem Monats- berichte 1845. p. 64. 85. 1847. p. 304. Die direct beobachtete 3wöchentliche Dauer der trü- ben Atmosphäre und des Staubfalles ist hier besonders beachtenswerth, da allgemeine Bezeichnungen langer Dauer keinen solchen wissenschaftlichen Werth haben. Rother Staubfall am 10. März im atlantischen Meere von Lieutn. James gesammelt. Eine von Hrn. Ch. Darwin an mich gesandte Probe ist analysirt in den Monatsberichten 1845. p. 64. 85. mit der Bezeichnung: IV. 1834. Vergl. 1847. p. 304. Tabelle. wurde am 15. Mai in der Palmas Bay bei Sardinien von Hrn. Didham (Purser des Schiffes Revenge) ein Scirocco- Staub beobachtet, aber nicht gesammelt, welcher der Er- scheinung von 1830 bei Malta ganz gleich war. — Mo- natsber. der Akad. 1845. p. 378. im April sah Hr. Burnett bei Westafrika, zwischen 4? und 8° N.B. sehr trübe Atmosphäre und einen sich abla- gernden rothen Staub nach (Darwin Quarterly Journal, Procedings of Geol. soc. 1845. p. 30.) Nautical Magaz. 1837. p. 291. 356 4837 im Februar beobachtete Hr. Burnett vier Tage lang ro- then Staubfall in 4° 20’ N.B. 23°20’ W.L. bis 8°N.B. 27°20’ W.L. mit Erstreckung auf 300 Meilen bei NOst- Passat. (the regular NO Trades.) Erst war SOst-Wind, der durch OSO in NO überging. Der Staub fiel als der | Wind NO wurde, Segelwerk und Masten wurden mit dem rothen Staube bedeckt, wie Ziegelmehl, ähnlich dem Stra- | (sen-Staube von Calcutta. (Es ist wohl Madras gemeint?) Die Atmosphäre war sehr trübe. Das nächste Land (West- Afrika) war 600 Meilen entfernt. Nach Darwin Il. c. p. 30. Nautical Magazine 1837. p. 291. 1837 Hr. Alexander Burnes, der Reisende in Cabul, sagt | in seiner Beschreibung p. 223 das Clima in Cashgar sei sehr trocken, selten Regen, der Boden salzig und die Leute be- haupten, dafs die gute Erndte von rothen Staubwolken ab- hängig sei, welche in diesem Theile Asiens beständig fal- len. Die fremde Erde dämpfe das Salz des Bodens. »Die rothen Staubwolken in Turkistan«, fügt Burnes hinzu, »sind fürchterlich, aber ich habe nicht gehört, dafs sie solche Ausdehnung haben, wie in jener Nachricht und das, Factum verlangt Bestätigung.« Sir A. Burnes Travels in Cabool 1836-38. Is productions, it is said, depends upon the clouds of red dust, wich always fell, or are blown in this part of Asia. — The clouds of dust in Turkistan are tremendous, but — *). *) In Hın. Ritters Asien Bd. V. p. 380 und 430 ist jene Gegend aus verschiedenen Quellen wissenschaftlich geschildert. Es heist da: »sehr verrufen ist das Land der Wüste in Osten und Südosten von Pidschan. Dort sagt man sei der Tummelplatz gewaltiger Stürme. — Jeder der Winde, der sich dort erhebt, kommt aus Nordwest (also vom hohen Bogdo Oola?) Erst giebt es ein Getöse wie ein Erdbeben, plötzlich hört dies auf und der Wind kommt an. Er reilst die Dächer von den Häusern, wirbelt grolse Steine in der Luft herum. — Im Frühling und Sommer weht er sehr häufig, im Herbst und Winter äulserst selten. — So oft man bei Anbruch der u genröthe, sagt der chinesische. Beobachter (Chines. Reichsgeographie, nach Neumanns Manuscript), die nördlichen und südlichen Berge ganz hell und ohne Staub (Nebel) sieht, giebt es an diesem Tage keinen Wind, wenn aber ein schwärzlicher (nicht rother?) Nebel sich weit verbreitet, so” 2 357 4838 am 7., 8. und 9. März beobachtete und sammelte Lieut. James rothen Staub auf dem Packet Schiffe Spey in 21° 40’ bis 17° 43’ N. B. und 22° 14’ bis 25° 54° W.L. in 330, 356 und 380 Meilen Entfernung von Afrika. Der Wind kam von Afrika (NO?) Die Erscheinung war wie ein dicker trockner Nebel (like a dense fog.) Diese 3 Proben sind durch die Hrn. Lyell und Ch. Darwin an mich gelangt und 1845 von mir mikroskopisch analysirt worden mit den Bezeichnungen: Ia. Is. IH. IH. No. I. ist 380 Meilen von Afrika am 9. März, No. II. am 7. 300, No. III. am 8. 356 Meilen von Afrika auf das Schiff ge- fallen. S. d. Monatsber. 1844. Mai 1845., p. 64.85. Die 1846 p.205 daselbst abgedruckte chemische Analyse des Hrn. Gibbs bezieht sich auf Is, Is. und Ip. unterscheiden sich dadurch, dafs I, eine kleine Probe war, die Hr. Darwin 1844 zur Prüfung auf vulkanische Charactere, an mich sandte, von demselben Päckchen, dafs er mir 1845 ganz über- £ sandt hat. 1838 glaubt der Herausgeber des Nautical Magazin p. 824, dals der Sandstaub im Meere bei West-Afrika entweder von den Wüsten oder von Vulkanen stamme und meint der rothen Farbe halber sei letzteres wahrschein- licher. Der nächste thätige Vulkan sei der von Fuego oder St. Philips-Insel der Capverden. Die sehr flache Küste und die trübe Atmosphäre und starke Strömung sei dort sehr gefährlich und der amerikanische Capitain Paddock dals man beide Berge nicht sehen kann, so giebt es an diesem Tage ohne weifel einen solchen Orkan und man darf sich nicht auf die Reise wagen. ‚Auf der das Siyn wen kian lo begleitenden Landcharte ist diese Stelle durch das Zeichen »Fung« d.i. Wind angedeutet. — Schon 1254 erfuhr der Mönch bruquis die dortigen Stürme. — Die Gegend um Scha-mo am Lop-nor berüchtigt wegen der Stürme. Man spricht dort oft vom Schabernack ler Bergkobolde, die die Menschen berücken. Möge die hier gegebene Zusammenstellung Reisende der nächsten Zeit egen, die dortigen Erscheinungen mit möglichster Critik zu ordnen und zu verzeichnen, besonders auch die Farbe und Proben der dort den Boden ildenden und der durch die Stürme getragenen Staubarten zur genaueren Vergleichung zu bringen. Giebt es begleitende Meteorsteinfälle ? 1838 1839 1839 1839? Ob der in der vorletzten Woche Aprils zu Montfort sur 1840 398 habe da in 29° N. B. Schiffbruch gelitten bei nebliger Luft. sah Capit. Hayward auf der Brig Garland vom 9. bis 13. Febr. 5 Tage lang rothen Staubfall von 10° N.B. bis 2° 56’ und 29°-26° W.L. bei 450 Meilen Entfernung (am 9. und 880 am 13.) von den Capverdischen Inseln als näch- | stem Lande. Der Wind war am 9ten ONO, am 10ten NO. bei ©. und an den 3 folgenden Tagen NO. Nach Ch. Darwin Proceedings Geol. soc. 1845. p. 29. Nautical Magazine 1839 p. 364. am 14. und 15. Januar fand das Preufs. Seehandlungs-Schiff Princefs Louise zwischen 24° 20’ N.B. 20° 42’ W.L. und 23° 55’ N. B., 28° 18° W. L. gelben Staub in der Luft. | Nach Berghaus Auszug aus dem Tagebuche. am 2. und 4. Febr. in 21° 14’ N. B., 25° 6° W.L. fiel ein solcher rother Staub auf das engl. Schiff Roxburgh, den der Geistliche Hr. Clarke beschrieben hat (bei 72° Wärme). S. Darwin Proceed. Geol. soc. 1845. p. 30. Rille mit einer grofsen gelben von Norden kommenden Wolke bei ziemlich hoher Temperatur gefallene Goldre- gen von der Farbe der Corchorus-Blüthe hierher gehört. oder zu den Schwefelregen durch Blüthenstaub ist zwei- felhaft. Er liels gelbe Flecke zurück, die sehr schnell trockneten und einen feinen sich leicht zerstreuenden Staub“ zeigten. Die Wolke trieb gegen SW. und die Atmosphäre | kühlte sich alsbald auffallend ab. Diese Nachricht findet sich in Pertys allgemeiner Naturgesch. Bd. IV. p. 97 aus dem Courrier de Rouen. im Mai fiel 4 Tage lang (6-9) rother Staub auf das Preufs. Schiff Prinzefs Louise zwischen 10° 29’N. B. 32° 19’ W.L. und 16° 44’N.B., 36° 37’ W.L. in 14° 21’ N.B., 25° 24° W.L., 1030 Meilen von den Capverden, halbweges zwi- schen Cayenne und Senegal. Diese Angabe ist aus Berg- haus Almanach von Darwin entlehnt im Quarterly Jour- nal of the Geolog. soc. June 1845. 841 359 den 19. Febr. fiel schlammiger Regen bei Bagnone, Genua und Parma auf mehrere Qlieues Fläche. Hr. Matteucci sandte davon an die Pariser Akademie. Bei Parma war er nach Hrn. Colla von gelblicher Farbe, bitter und metal- lisch schmeckend. Comptes rendus de l’Acad. de Paris. T. XI. p. 789. Poggendorffs Annales 53. p. 224. 1841. am 29. März fiel ein Schlammregen zu Vernet les eaux in den Östpyrenäen, welcher dem vom 19. Febr. bei Genua gefallenen ähnlich war. Comptes rendus XII. 789. Pog- gend. Annal. 53. 224. hat Hr. Ch. Darwin in einem kurzen aber reichhal- tigem Aufsatze in dem Quaterly Journal oder Procee- dings of the Geolog. soc. June p. 26, seine Ansicht über das Phänomen ausgesprochen und dabei sehr interessante historische Facta geliefert, die ihn besonders deshalb, weil der Staub aus der entschiedenen Richtung von Afrika kam und in der Nähe Afrika’s immer gröber ward, zum Be- harren bei der Meinung veranlalst, dafs es unzweifelhaft sei, der Staub komme aus Afrika und dafs er den Mangel der afrikanischen und die Anwesenheit amerikanischer For- men (damals nur 2) zwar räthselhaft finde, aber nicht zu erklären wage (pag. 29). Seitdem haben sich die Thatsa- chen freilich noch räthselhafter, aber auch entschiedener gestaltet und sehr gemehrt. Ob die von mir versuchte Er- klärung weiteren Halt gewinnt, ist von der weiteren For- schung ganz allein abhängig. Ein in Amerika gesammelter Staub kann schnell entscheiden, vielleicht auch indischer. im Mai (16) fiel rother Regen, Blutregen und Staub in Genua und gleichzeitig in Chambery in Savoyen. Er be- deckte die Dächer und Terrassen der Stadt in Genua bei einem heftigen Scirocco-Sturme. Von Hrn. Prof. Pictet in Genf schon im Mai und von Hrn. Grafen della.Mar- mora im October erhaltene Proben habe ich analysirt und in den Monatsberichten 1846. p. 202 und 379. 1847. p. 304 abgehandelt. am 17. October fiel Blutregen und rother Staub mit einem sehr heftigen Scirocco-Orkan in Frankreich, besonders in 360. Lyon. Die Untersuchung dieses von mir analysirten Stau- bes findet sich in dem Monatsberichte 1846 p. 319 und 1847 p.301 sind Nachträge aus Hrn. Fournets ausführ- lichem Bericht über den Verlauf des Orkans gegeben. 1847 ist am 31. März ein rother Schneefall im Pusterthal in Ty- rol und am gleichen Tage ein Blutregen in Chambery in Savoyen (und auch im Böhmerwalde) vorgekommen. Eine Probe des Schneestaubes ist von mir analysirt worden und ' das Resultat vergleichend mit einer chemischen Analyse des Hrn. Oellacher in Innsbruck in den Monatsberich- ten von 1847 p. 285 und 304 mitgetheilt. Da aus 2 OKlaf- ter Schnee 103 Gran Staub gesammelt wurden, so läfst | sich berechnen, dals auf je eine Quadratmeile etwa 100,000 Pfund d. i. 1000 Centner gefallen sind. Nachtrag vom 11. November. Auf eine Anfrage bei dem Kaiserlichen Custos Hrn. Partsch in Wien wegen des in dem Meteoriten-Verzeichnils erwähnten, dort in Probe vorhandenen Meteorstaubes von Udine 1803, sind mir sowohl von diesem, als vom rothen Schnee der Alpe Acein- daz bei Bex, dessen Chladni ausführlich erwähnt, sammt noch von einigen anderen, aber nicht für diesen Zweck weiter wich- tigen Fällen, kleine Proben mit grölster Liberalität übersendet worden. Die rothe Schneefärbung der Alpe bei Bex ist, meiner statt- gefundenen Untersuchung nach, diesen hier berührten Verhält- nissen ganz fremd, es scheinen die zusammengebackenen Kugeln der rothen Sphaerella nivalis zu sein, die der schmelzende Schnee im Sommer als fester Boden trägt, so wie auch besondere Al- gen an den Glasscheiben der Fenster wachsen. *) Aufser diesem, unter den Meteorsubstanzen verzeichneten, nicht meteorischen, Körper, habe ich früher schon der Akademie über das Me- teorpapier von Rauden (Monatsber. v. 1838 p. 177. Abhandl. 1839. p. 45.) über Chladnv’s harzige Substanz aus Schlesien von 1796 (Abhandl. 1839 p. 48), über das Bohnenerz von Ivan in Ungarn (Monatsber. 1841. p: 357.) Bericht erstattet. ö 361 Von sehr grofsem Interesse wird dagegen die Substanz von Udine 1803. Auf der Etikette heilst es: Terre de la pluie li- moneuse tombee ü Udine 5. Mars 1803. Es ist mithin die Sub- 'stanz, welche damals, von Wien anfangend, Udine, ganz Italien und Sicilien bedeckte, mithin in wahrscheinlich mehreren 100,000 Centnern getragen und gefallen ist und die eine Controlle für die in Klapproths Sammlung hier analysirte Masse bildet. Ich ‚habe diese Substanz mit aller Sorgfalt untersucht und zuerst so- gleich erkannt, dals sie sowohl an Farbe wie allen äufsern Cha- racteren mit der Klapproth’schen identisch ist, als auch mi- kroskopisch sich höchst übereinstimmend verhält. Folgende Species kleiner organischer Körper habe ich in 40 Analysen bis jetzt erkannt: Kieselschalige Polygastern: 18. Campylodiscus Clypeus Gallionella granulata = Cocconema? laminaris i Discoplea atmosphaerica procera@ Eunotia amphioxys Himantidium Arcus m gibba Navicula affınis gibberula Pinnularia borealis tridentula Surirellae? fragmentum Gallionella crenata Synedra Entomen distans Ulna Kieselerdige Phytolitharien: 8. Amphidiscus truncatus Lithostylidium laeve Lithasteriscus tuberculatus ; polyedrum Lithostylidium Amphiodon rude crenulatum Spongolithis acicularis Weiche Pflanzentheile: 2. - Einfache glatte Pflanzenhaare Pilzsamen. 28 Es sind dieselben Species, welche in den atlantischen und übrigen von mir »Passat-Staub« genannten Meteoren bereits seit 4 Jahren angezeigt sind. Dieselben Formen sind auch vorherr- 362 schend. Eine entschiedene Seeform ist nicht dabei, aber Syne- dra Entomon, aus Südamerika mit ihren grünen Ovarien (le- bend) getrocknet, zahlreich. Aufserdem ist noch Eunotia amphi- oxys mit den Ovarien und in Selbsttheilung häufig, wie in der Masse aus Klapproths Sammlung. Eine kleine aus Wien mir zugesandte Probe des Meteor- Staubes vom Pusterthale März 1847, gehört zu der etwas bräun- lichen, später gesammelten Form und zeigt, bei oberflächlicher Betrachtung schon, sich den früher analysirten gleichartig. Gleichzeitig mit den Proben aus Wien sind auch neuere Nachrichten aus Innsbruck durch Hrn. Oellacher an mich ge- langt, welche das besondere Interesse haben, dafs, nach Ermitt- lung des Hra. Curat Villplaner, dasselbe Phänomen gleich- zeitig im Böhmerwalde stattgefunden hat, von wo aus es sich dann über Tyrol (bis Savoyen) erstreckte. Man hat in Bruneck, dem Kreisamte des Pusterthales, eine Commission zur amtlichen Beurtheilung des Phänomens in dem Hrn. Dr. Heinisch mit Zuziehung des dortigen Apothekers niedergesetzt und Dr. Hei- nisch hat erklärt, dafs der rothe Schneestaub im Pusterthale durch eine Lawine bei Lappach aufgetrieben worden sei. Hr. Villplaner und Hr. Oellacher erklären, ersterer privatim, letzterer auch öffentlich sich sehr entschieden gegen diese An- sicht, als eine durch die ganzen Lokal- und Winter-Verhältnisse unmögliche. Die chemische Ähnlichkeit der gelben Erde bei Lappach konnte freilich wenig entscheiden. Im Tyroler Boten‘ No. 41 und 42 sowie 63 und später im August finden sich diese Verhandlungen. Die Reihe dieser Beobachtungen, welche gröstentheils von‘ mir auch in den ersten Quellen, so weit sie bisher zugänglich‘ waren, revidirt sind, zeigt, dals die hauptsächlichste sicher be- kannte Verbreitung des Phänomens an der Westküste von Afrika und über das südliche Europa gegen Armenien in der Richtung, des Mittelmeeres ist, in ersterer Gegend constant, in letztere stets periodisch, dafs sie sich aber von da über das ganze nörd- liche Europa bis Schweden und Rufsland seltner verbreitet, un in Asien vielleicht bis Turkistan, Beludschistan, Kaschgar un ” 363 hina reicht. Ja in Kaschgar Mittel-Asiens tritt sogar vielleicht ein Verhalten, wie bei West-Afrika hervor, wo die warme stets ufsteigende Luftsäule über dem breiten Continente der stetigen ortbewegung des oberen Passates und Staubstromes von Westen nach Osten ein beständiges Hindernils wird. (S. das Jahr 1837.) Aus Süd-Amerika sowohl als Nord-Amerika sind nur vereinzelte Fälle bemerkt, welche für Ablenkungen der Normal-Verbreitung angesehen werden können. Von den Jahreszeiten ist die Erscheinung offenbar ganz un- abhängig, da sie fast in allen Monaten in Europa beobachtet ist, und nur in der zu Ablenkungen weniger geeigneten stilleren Sommerzeit seltener verzeichnet oder fehlend ist. Mitten im _ Winter ist sie in Europa, ungeachtet der nassen mit Schnee und Eis bedeckten Oberfläche oft beobachtet. Nach dem Zeug- nisse gewichtiger Autoritäten (des Admiral Roussin) ist sie bei _ West-Afrika unnnterbrochen, nur in den trocknen Monaten brei- ‚ter, in den nassen schmäler. = y a. Specielle Beobachtungen nach den Monaten. N Januar Februar März April Mai Juni 0859? 14557... 1678 54 1620 1817? 4056? 1817 4721 1096? 1711 1822? 1226? 1837 1803 1560 1780 1837? 1572 1837? 1808 1809 1791 > 1643 1839 1813 1816 1817 1645? 1841 1817 4817 1821 41741 1821 1836 1830 1810 1834 1837? 1834 1817 1837? 1837? ‚1822 1838 1840 1825 1841 1846 1833 1847 1837? 1839 364 Juli August September October November December. 1817? 1147? 1716 1348 1548 1560 1837? 1618 1817? 1634 1755 1817? 1623 1837? 1646 1765 1837? 1716 1755 1799 1817? 1763 1817? 1837? 1799 1837? 1814 1817? 1830 1837? 1846 Nur Juni, Juli und September sind fast ausgeschlossen. Bemerkenswerth erscheint, dafs Nordamerika, aufser 1741, nicht deutlich und nie häufig von dem Staube berührt wor- den ist, auch kein im grofsen stillen Ocean segelndes Schiff, woraus man schliefsen könnte, dals die constante Staubnebel- Zone der oberen Atmosphäre wirklich nur der atlantischen Nord- Passat-Zone angehöre und über Amerika, wo sie im Süden anzu- fangen scheint, sonst im Norden, wie über den Sandwich-Inseln, ganz fehle, mithin auch von Feuermeteoren und Meteorstein- fällen nicht niedergedrückt werden könne. Dafs auch bei ganz heiterem Himmel Feuer-Meteore, Regen- und Schneefälle plötzlich dergleichen rothen Staub mit- bringen, zeigen, auch wenn man die zuweilen deutlichen vor- christlichen Fälle unbeachtet läfst, die Meteore von 1056 in Ar- menien, von 1560 in Frankreich, vielleicht auch die hierbei so auffallende Sternschnuppenzeit von 1799 in Süd-Amerika. Eine der homerischen Schilderungen könnte schon auf ähnliche älteste Erfahrungen zu deuten sein. Regen aus heiterem Himmel ohne rothen Staub ist neuerlich wieder am 6. October 1840 in Con- stantine in Afrika und am 21. Januar 1841 ist Schnee in Ber- lin beobachtet worden. Comptes rendus XII. 777. Poggend. Annalen 53. p. 224. Den bisherigen Forschungen nach würde die zuweilen 1600 und nach Tuckeys Beobachtung sogar 1800 Meilen breite Staubnebel-Zone der Erdatmosphäre, von fern gesehen, einer "Schlinge über dem atlantischen Meere in der nördlichen Tro- 365 pen-Gegend, mit einem Streifen, oder einer zweiten Schlinge (Niederbeugung), beständiger Senkung, über das Mittelmeer und dessen Fortsetzungen hin bis Mittel-Asien bilden, wo sie etwas “nördlicher würde. Könnten nicht ähnliche Verhältnisse Licht rellectirende ganze Ringe um Weltkörper bilden, ohne dals sie den Bewohnern des Weltkörpers selbst sichtbar wären? Da es wohl nahe liegt, dafs dieser Anfang der Beob- achtung noch nicht die ganze Erscheinung umfalst, so werden vielleicht nun aufsereuropäische Länder und ferne Meere bei geschärfter Beachtung des Phänomens bald wichtige Zusätze der - Kenntnils liefern. A Die Verbindung des atlantischen Staubes mit dem Passat- winde;, nicht dem Harmattan, ist 1816 von Tuckey bestimmt ausgesprochen, sie ist durch das Preuls. Seehandlungsschiff, Ca- -pitain Wendt, von 1830 an, erkannt und gemeldet, 1837 von _Burnett, 1839 von Hayward ausdrücklich angezeigt. Auch der Admiral Roussin sondert die beständigen Küsten - Nebel _ vom periodischen Harmattan 1817. x Die Durchsichtigkeit dieser Nebel, zunehmend am Zenith, so dafs Nachts, bei gleichem Winde und ungeachtet am Tage Die Atmosphäre staubig war, »kein Stern am Himmel fehlte«, ist 1816 von Tuckey gut aufgezeichnet, auch 1837 von Bus: nett und 1839 sah Capitain Hayward klaren Himmel dabei. Schon 1799 machte Hr. v. Humboldt vielleicht hierher gehö- rige, höchst denkwürdige Beobachtungen in Cumana. Der Mond schien vor den (rothen) Nebeln zu stehen, die in Schafwolken übergingen. Auch 839 war die Luft beim Sternfall klar und roth. Dals diese Staubnebel an der Westküste von Afrika meist das ganze Jahr hindurch statt finden (sich senkrecht herabsenken), und zur Zeit des Harmattans vom Januar bis April, sich weiter lorizontal) in die See erstrecken, hat, 1817, dem Nautical Ma- "gazin zufolge, Admiral Roussin ausgesprochen (the zhick fog r haze prevails almost all the year on the coasts of N. W. (frica). Dals diesen Verhältnissen Ähnliches ohne Unterbre- hung das ganze Jahr hindurch (always) in Kaschgar stattfinde, erichtet Alex. Burnes 1837. Dafls auch stimmfähige Schifffahrer nicht die Überzeu- “gung haben, dals der rothe atlantische Staub von Afrika kom- ie re 366 men könne, ergiebt sich daraus, dafs sie geneigter sind, ihn, der Farbe halber, für vulkanisch zu halten. In dieser selben Ansicht sandte mir 1844 Hr. Darwin auch die erste Probe. Nicht ohne Interesse dürfte ferner die Bemerkung sein, dafs einige welthistorische Begebenheiten im Völkerleben der Menschen durch diese Art von Meteoren, theils allein, theils mit anderen Dingen eine bestimmte nachhaltige Richtung bekommen haben. Dahin gehören vielleicht die Auswanderung der Juden aus Ägypten unter Moses, die Schlacht der Moabiter gegen Joram, die Schlacht der Koraischiten und Christen bei Beder als erste Basis des Islam, die anthropogenetischen Ideen Muha- meds im Gegensatz der mosaischen. Dafs dergleichen Meteore Hinrichtungen von Menschen veranlalst, wird aus Romulus Zeit berichtet. Grolse kirchliche Ceremonieen haben sie in den neuesten Zeiten noch bei ganzen Volksmassen bedingt, wie sie in den ältesten Zeiten, auch ohne verhältnifsmäfsigen Scha- den, stets das Gemüth besonders angeregt haben. Höhrauch, Cometen-Nebel und ähnliche nicht selten zu grolsen Schreck und Belästigung ganzer Länder gewordene Dinge sind, als ohne sichre Verbindung, bis jetzt übergangen. Ich schliefse mit Wiederholung, dafs ich das Sichere des 44 Jahre lang gleichen Staubes vom nur Geschichtlichen, we- niger sicheren und den obwohl anregenden Schlüssen daraus, scharf sondere, das Ganze aber aller Theilnahme empfehlen möchte. t Diese Mittheilung betrifft keinen mineralogischen Erdstaub, keinen astronomischen Weltstaub, keine einfachen meteorolo- gischen Luftströmungen, sie betrifft einen Einflufs einer bisher dunkeln Art des organischen Lebens in seiner Beziehung zu all- gemeinen Verhältnissen der Atmosphäre der Erde. Sie möge und wird der Pbysiologie, aus deren Studium sie entsprossen, eine breitere Basis und intensivere Anwendung, gewils nicht die letzte, geben helfen. An eingegangenen Druckschriften nebst Begleitschreiben wur- den vorgelegt: Bulletin de la Socieie geologique de France. 2.Serie. Tome1-3 et 4, feuilles 1-52. Paris 1843-47. 8. 367 Comptes rendus hebdomadaires des seances de U Academie des “ sciences A847. 2. Semestre. Tome 25. No. 3-12. 19. Juill. -20. Sept. Paris 4. de Caumont, Bulletin monumental, ou collection de memoires sur les monuments historiques de France. Vol. 13. No.7. Paris 1847. 8. Programma quaestionum ab Instituti Regü Belgiei classe terlia propositarum ao. 4847-49. (Amstelod.) 4. ‚ cerlaminis poelici, ab Instituto Regio Belgico pro- positi ao. 1847. (ib.) 4. Nouveaux Memoires de ’ Academie Royale des sciences et belles- lettres de Bruxelles. Tome 19. Brüxell. 1845. 4. - Memoires couronnes et memoires des savanis etrangers, publies par Ü Academie Royale des sciences, des lettres el des beaux- arts de Belgique. Tome 19. 1845 el 1846. Tome 20, Partie 1. 2. 1846. Tome 21. 1846. ib. 1847. 4. k Bulletins de !’Academie Royale des sciences, des lettres et des beaux-aris de Belgique, Tome 13, Partie 2. 1846. Tome 14, " Partie 1. 1847. ib. 8. Annuaire de l’Academie Royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique. 13. Annde. ib. 1847. 12. Academie Royale des sciences, des leltres et des beaux-arts de Belgique, — Commission Royale d’histoire. — Monuments pour servir a l’histoire des provinces de Namur, de Hainaut et de Luxembourg, recueillis et publ. par le Baron de Reif- fenberg. Tome T. ib. eod. 4. A. Quetelet, Annuaire de l’Observatoire Royal de Bruxelles. 1847. 14. Anne. ib. 1846. 12. - Andre Dumont sur la valeur du caractere paleontologique en Geologie. Extrait du Tome XIV, No. 4. des Bulletins de l’Acad. Royale de Belgique. (1847.) 8. ‚ Memoire sur les terrains Ardennais et Rhenan de VArdenne, du Rhin, du Brabant et du Condros. Extr. du Tome XX des me&moires de !’Acad. Roy. de Belgique. 4. ‚ Mareska et J. Heyman, Enquele sur le travail et la con- dition physique et morale des ouvriers employes dans les manufactures de coton, a Gand. Gand 18145. 8. A. Thiernesse, Experiences relatives aux effets des inhalations d’Eiher sulfurique. Bruxelles 1847. 8. , Note relative aux inhalations d’Ether sulfurique. (ib. eod.) 8. es # F 368 A. Thiernesse, Etherisation des Abeilles. — Inhalations eihe- rees par la voie intestinale. Bruxell. 1847.) 8. Proceedings of the Academy of natural sciences of Philadelphia. Vol. III. No.6-8. 1846. Nov. Dec. 1847. Jan.-April. 8. übersandt durch den Preufs. Vice-Consul in Hamburg, Herrn Stägemann mittelst Schreibens vom 18. Aug. d. J. The quarterly Journal of the geological Society. No. 11. Aug. 1. 1847. London. 8. Report of Ihe 16th meeting of the British Association for the ad- vancement of science, held at Southampton in Sept. 1846. London 1847. 8. Atti della Reale Accademia delle scienze, Sezione della Societa Reale Borbonica. Vol. V. Partei. Napoli 1843. 4. Rendiconto delle adunanze et de’ lavori della Reale Accademia delle scienze, Sezione della Societa Reale Borbonica di Na- poli. Tome V. Anno V. No.25.26. 1846. Gennajo -Aprile. ib. 4. mit einem Begleitungsschreiben des beständigen Secretars dieser Akademie, Hrn. Vincenzo Flauti d. d. Neapel d. 28. Juni 1846. V. Flauti, Geometria di Sito sul piano, e nello spazio. (Parte1.) 3. Ediz. Napoli 1842. 8. Annali dell’ Instituto di corrispondenza archeologica. Vol. 3. della Serie nuova, 18 di iutta la Serie. Roma 1846. 8. Bullettino del Instituto di corrispondenza archeologica per l’anno 1846. ıb. eod. 8. Monumenli inediti pubblicati dall’ Instituto di corrispondenza archeologica per l’anno 1846. (ib.) fol. Eingesandt durch die Buchhandlung von Brockhaus et Ave- narius in Leipzig unterm 4. Aug. d.J. Emiliano Perna, Leitera dä cultori di matematica nella quale si risolvono due problemi di geometria elementare, e si adli- manda ia riforma in piü luoghi della matematica. Napoli 1847. 8. 2 Exempl. Gaetano Brey, Dizionario enciclopedico tecnologico-popolare. Vol. 4. Milano 1847. 8. E. Plantamour, Resume meleorologique des dernieres anndes pour Geneve et le Grand Saint-Bernard, et tableaux des ob- servalions meteorologiques et magneliques jaites pendant lannee 1846 ad Geneve et au Grand Saint-Bernard. Tire des Archives des scienees physiques et naturelles, Supplement @ la Bibliotheque universelle. No. 15. (Geneve.) 8. 369 (Jomard) Sur la publication des monuments de la Geographie. (Paris 1847.) 8. Notice sur la vie et les travaux scientifiques de J. C. A.Peltier. Paris 1847. 8. Notice sur les types etrangers du specimen de U Imprimerie Royale. (Paris.) fol. Baraßapara, 7 ouvroun rns Maxaßaparas, momSelca Und vd "Auapa 9 "Anapacdvipa etc. ul nerappaoSelra and rob Beaxpavıxod mapd Any. Taxuvod, ’ASyvalov. Nüv d& To mpürov Exdodelora omoudi xal imı.. peieia T. K. Turardov. "Ev’ASyvaıs 1847. 8. Is. An. Nijhoff, Gedenkwaardigheden uit de Geschiedenis van Gelderland. Deel 4. Arnold van Egmond. Te Arnhem 1847. 4. Übersicht der Arbeiten und Veränderungen der Schlesischen Ge- sellschaft für vaterländische Kultur im Jahre 1846. Breslau 1847. 4. mit einem Begleitungsschreiben des zeiligen Präses dieser Ge- sellschaft Hrn. Dr. Göppert d. d. Breslau den 1. Sept. d.J. Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesell- schaft der Wissenschaften zu Götlingen. 1847. No. 10.11. 8. Ferdinandeum. 23ster Jahresbericht des Verwaltungsausschusses. 1846. Innsbruck 1847. 8. Jakob Andrä Freih. von Brandis, die Geschichte der Landes- hauptleute von Tirol. Heft 1. ib. eod. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verwaltungs- Ausschusses des Ferdinandeums zu Innsbruck vom 24. Juni d. J. Preufsens Monarchen. Sieben nach den besten Original-Gemäl- den lithographirte Bilder nebst historischer Einleitung. Her- ausgegeben von Rudolph Freiherrn von Stillfried-Ratto- nitz. Berlin 1847. fol. mit einem Begleitungsschreiben des Herausgebers d. d. Lübchen 1 a. O. den 13. Aug. d. J. ‚Joh. Fried. Ludw. Hausmann, Bemerkungen über Gips und Karstenit. Götlingen 1847. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Göttingen den 15.Sept. d.J. M. Tulli Ciceronis oratio de praetura Siciliensi s. de judiciis, quae est oralionum Verrinarum aclionis secundae secunda. Mit neu durchgesehenem etc. Texte etc., herausgegeben von Fried. Creuzer und Georg Heinr. Moser. Göttingen 1847. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 607-611. Altona 1847. 4. grrrx 370 C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 19. Jahrg. 1847. No. 29-36. Wien 4. Y Kunstblatt 1847. No. 35-45. und alphabet. Register zum Jahrg. 1846. Stutig. u. Tüb. 4. Sir John F. W. Herschel, Results of astronomical observations made during the years 1834, 5, 6, 7, 8, ad the Cape of Good Hope. London 1847. 4. J. Kops en J. E. van der Trappen, Flora Batava. Aflev. 148. 149. Amsterdam. 4. Acta Societalis scientiarum Fennicae. Tomi 2. Fasc. 3. Helsing- forsiae 1846. 4. und 9 colorirte Abbildungen zu den vorher- gehenden Fascikeln dieses Bandes. mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars dieser Gesellschaft, Herrn N. G. de Schultens d. d. Helsingfors d. 16. April d. J. i Louis Fred. Menabr&a, Observations sur la veritable interpreta- 1 tion de la serie de Lagrange. (Turin.) 4. 3 Expl. , Relazione sopra una memoria del Sig. Prof. Felice Chiö intorno alla convergenza e le proprieta della formola di Lagrangia (ib.) 1843. 8. j Eingesandt durch den Königl. Sardinischen Charge d’Affaires f hierselbst, Herrn Launay mittelst Schreibens vom 6. Octo- ber d. J. Bulletin de la SocieieE de Geographie. 3. Serie. Tome 7. Paris 1847. 8. Bulletin des seances de la Societe Vaudoise des sciences naturel. les. No. 14. 15. 1847. 8. j (C. Cavedoni) Dichiarazione di tre anliche Stauroteche che si } conservano l’una nella Cattedrale di Modena e laltre due nell’ abbaziale di Nonantola. Modena 1847. 8. Journal of the Royal Asiatic Society. Vol.X. Part. 3. The Per- sian Cuneiform inscription at Behistun decyphered and transl. etc. by H. C. Rawlinson. London 1847. 8. D. F. L. v. Schlechtendal, Linnaea. Bd. 19, Heft 5. 6. Bd.2 N 20, Heft 1-4. Halle 1847. 8. J. E. Kopp, die Geschichten von der Wiederherstellung und dem Verfalle des heil. Römischen Reiches. 3. Buch. König Ru dolph und seine Zeit. 2. Abth. Die besondern Zustände der obern Lande iste Hälfte. (Auch mit dem Titel: Geschichte. der eidgenössischen Bünde). Leipzig 1847. 8. i mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Lucern den 1. Aug. d. J. 371 "Ferner kamen zum Vortrage: 4. Acht Verfügungen Sr. Excellenz des Herrn Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten, dar- unter: . a) vom 25. August d. J. wodurch die von der Akademie dem Prof. Koch hierselbst zur Ausführung der Zeichnung sei- ner Karte vom kaukasischen Isthmus bewilligten 200 Thlr. genehmigt werden; 6) vom 2. September d.J., die dem Prof. Winckelmann in Halle als Beihülfe zu Reisekosten zum Behufe der Ver- gleichung von Handschriften des Plutarch bewilligten 75 Thlr. betreffend; ec) vom 4. October d.J. den Ankauf eines Autographs Kö- nig Friedrich des Grolsen betreffend. 2. Folgende eilf Danksagungsschreiben: 4A. von neu erwählten Mitgliedern a) des Ehrenmitgliedes der Akademie, Herrn Davoud- Oghlou, vom 21. Sept. d.J. aus Constantinopel; 5) des correspondirenden Mitgliedes der philos. - histor. Klasse, Hrn. Prof. Kopp, vom 1. Aug. aus Lucern; ec) des correspondirenden Mitgliedes derselben Klasse, Hrn. Christian Bartholmess, vom 5. August aus Paris. B. für empfangene Schriften a) der Kaiserl. Leopold. Akademie der Naturforscher d.d. Breslau den 14. Aug. für den Jahrgang der Abhand- lungen der Akademie von 1844 und der Monats- berichte bis Juni 1846; b) derselben vom gleichen Tage für den Jahrgang der Abhandlungen von 1845 und der Monatsberichte bis Juni 1847; { c) des Pariser Instituts vom 16. Aug. d.J. für das Mai- heft der Monatsberichte von 1847; d) der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig für die Abhandlungen von 1845 und die Monatsberichte bis Juni 1847; e) der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Göt- 372 tingen vom 15. September für die Abhandlungen von 1845; f) der Königlichen Akademie der Künste hierselbst vom 13. Sept. für die Abhandlungen von 1845 und die Monatsberichte bis Juni 1847; g) des philologischen Seminars zu Halle vom 21. Sept. für die Abhandlungen von 1845 und die Monats- berichte bis Juni 1847; h) der Universitäts- Bibliothek zu Halle vom 21. Sept. für die Abhandlungen von 1845 und die Monats- berichte bis Juni 1847. 3. Folgende zwei andere Schreiben: a) eine Einladung des Rectors und Senats der hiesigen Kö- niglichen Universität vom 6. October zur Theilnahme an der Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs am 15. October; 5) ein Schreiben des Hrn. W. C. Hirschfeld vom August aus Triest, welches ein gedrucktes Blatt begleitet, eine Charakteristik der Materie betreffend. 18. October. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Trendelenburg las: Ist Leibniz in seiner Ent- wicklung einmal Spinozist oder Cartesianer gewesen? und was beweist dafür seine Schrift de vita beata? Ein Beitrag zur Kritik. Erdmann hat das Verdienst, in seine Ausgabe von Leib- nizens philosophischen Schriften mehrere aufgenommen zu haben, die bis dahin nicht herausgegeben waren. Unter diesen steht p-71 N.VI. de vita beata, autographum Leibnitiü, quod in scri- niis bibliothecae regiae Hanoveranae reperitur. Es ist diese Schrift merkwürdig geworden, da sie Erdmann (') für einen Beleg er- klärt, dafs Leibniz, in jungen Jahren dem Cartesius und Spinoza zugethan, sich erst später von ihrem Ansehn losmachte, oder, (') Vorrede zur Ausgabe 1840. p. xt. 373 venommen habe. Man findet in der Schrift auf den ersten Blick cartesianische Schlagwörter und dann gerade solche Punkte, in welchen Leib- niz sonst dem Cartesius widersprach. Die Geschichte verei- | nigt freilich in ihrem Nacheinander mancherlei, was sie zu glei- cher Zeit nicht vertrüge. Spinoza war Cartesianer, ehe er ein Spinoza wurde; Fichte war ursprünglich Kantianer, Hegel Schel- ings Genosse. Wer ein System widerlegen will, hat man in Hegels Schule öfter gesagt und sogar gefordert, muls ihm an- gehört haben, damit er ihm sein Recht gebe und es als Moment “in die höhere Wahrheit erheben könne. Die Geschichte der "Philosophie soll nach einem Gesetze der Dialektik nur insofern } von einem Systeme zum andern übergehen, als das eine aus dem andern hervorgeht. In diesem Sinne lag es der moder- nen Auffassung nahe, Leibniz erst durch Cartesius und Spinoza “ durchzuschicken, ehe er Leibniz wurde. Es ist wichtig, über ein I so wesentliches Stadium seiner Bildung ins Klare zu kommen, damit nicht, wie es schon geschehn ist, seinen Gedanken eine ‚I falsche Folie untergelegt werde. Guhrauer hat gegen die Ansicht, dafs Leibniz einmal Spi- | nozist gewesen, Einsage gethan und namentlich gezeigt, dafs in jener Schrift von Spinozismus keine Rede sei, vielmehr unter | andern eine für spinozisch gehaltene Stelle wörtlich dem Carte- I sius entlehnt worden (?). Erdmann hält indessen im Ganzen die - Vermuthung fest (?) und Guhrauer bestreitet sie von Neuem (*), J indem er ihr den Cartesianismus des Leibniz entgegenstellt. (*) Fichte’s Zeitschrift 1841. III. 2. S.261. (?) Quaestiones criticae ad Leibnitii opera philosophica pertinentes. p.3 4842. N.97. (*) G.E. Guhrauer: Leibnitz’s animadversiones ad Cartesi princi- ia philosophiae aus einer noch ungedruckten Handschrift. $. 1 ff. 374 Wer Leibnizens raschen Entwicklungsgang erwägt, behält kaum einen Zeitpunkt übrig, in den er den vermeintlichen Spi- nozismus hineinschieben könnte. Wir haben noch kürzlich in dem Anhang zu dem Briefwechsel mit Arnauld für die frühe Reife seines Geistes ein neues Zeugnils empfangen ('). Leibniz hat den ersten Brief an Arnauld im Jahr 1671 geschrieben. Er ist kaum 25 Jahre alt und schon sind die Keime seiner eigen- thümlichen Gedanken da. Den eben (1670) herausgekommenen tractatus theologico politicus verwirft er nicht undeutlich, wenn auch in indirecter Anführung (?), und doch wäre dies historisch die erste Quelle, aus welcher Leibniz hätte Spinozismus schöpfen können. Das eigentliche System des Spinoza, seine Ethik, er- schien erst 6 Jahre später. Es hiefse eine fallende Hypothese durch eine neue stützen, wollte man annehmen, dafs Leibniz, um in jungen Jahren Spinozist sein zu können, früh auf Umwegen z. B. durch Oldenburg von Spinoza’s Philosophie Kenntnils er- halten. Zu einer solchen Annahme fehlen die historischen Spu- ren; und so früh, als dazu nöthig wäre, könnte es auch nicht geschehn sein. Wir übergehn, was Leibniz vielfach gegen Spi- noza erinnert, da es für die vorliegende Frage kein schlagendes Datum ist. Sonst zeigen auch die aus Leibnizens Handexemplar von Spinoza’s Ethik abgedruckten Randbemerkungen (°) sogleich in Hauptpunkten den kritischen Gegner z. B. in der Aufhebung des Zweckbegriffs. Indessen glaubt man für Leibnizens engeres Verhältnifs zu Cartesius und Spinoza in der Schrift de vita beata ein literari- sches Denkmal zu besitzen. Es mufs daher erst feststehen, wo- her sie stammt und was sie will, ehe man in der Frage weiter vorrückt. Wir versuchen zunächst den Inhalt der Schrift kurz zu be- (') Briefwechsel zwischen Leibniz, Arnauld und dem Landgrafen Ernst von Hessen-Rheinfels. Hesausgegeben von C.L. Grotefend. Hannover 1846. S.137 ff. (?) Briefwechsel S.139. 147. (?) Schulze in den Göttinger Anzeigen 1830. Aug. N. 128. Das Exemplar ist die erste Ausgabe (1677), und es ist möglich, dafs die Be- merkungen entstanden, als Leibniz die Ethik zuerst las. j 375 zeichnen, so weit sich die kurz zusammengezogenen und knapp | een Sätze überhaupt kürzen lassen. - Zum glückseligen Leben (vita beata), heilst es im Ein- gang, gehört erstens die möglich beste Erkenntnils dessen, was zu thun und zu meiden ist, Weisheit (sapientia), zweitens die |Festigkeit, das richtig Erkannte gegen die Hindernisse der Leidenschaften und Begierden zu behaupten und auszuführen (vir- Zus), endlich Zufriedenheit mit dem durch vernünftiges Han- deln Erreichten, so dals wir nichts begehren, was schlechthin aulser unserer Gewalt liegt (animi tranquillitas). Diese drei Tugenden (sapientia, virtus, animi tranquillitas) werden in drei Abschnitten ausgeführt und in dem Schluls (epi- dlogus) zur edeln Gesinnung (generositas) zusammengefalst. I. Die Weisheit stützt sich auf klare und deutliche Erkennt- nils als einzigen Malsstab des Wahren und Gewissen, auf Frei- heit von übereiltem Urtheil, auf Überblick und Theilung der Schwierigkeiten, auf Fortschritt der Gedanken vom Einfachen zum Zusammengesetzten, auf Anordnung dessen, was nach inne- rer Verwandtschaft in seiner Folge nicht bestimmt wird, unter Gesichtspunkie des Verstandes, endlich auf Erschöpfung der Mittel- begriffe und der Schwierigkeiten. Man übe diese logischen Be- dingungen zunächst in leichtern Fragen, namentlich in den ma- thematischen, und gehe dann zur wahren Philosophie über, de- ren Wurzel die Metaphysik ist, bis sie durch den Stamm der Physik hindurch sich in die Zweige der Mechanik, Mediein und Ethik ausbreitet. Beim Studium kommt es auf kluge Vertheilung der Zeit zwischen Beschäftigungen mit der Einbildungskraft, Be- 'schäftigungen mit dem reinen Verstand und endlich der Erho- lung an. I. Die Festigkeit (de virzuze). Um den Willen zur Fe- igkeit zu stärken, sind folgende Bemerkungen wichtig. 4. Wenn der Wille nur insofern bestimmt wird, als ihm der 'erstand etwas als gut oder böse darstellt, so reicht es hin, im- r richtig zu urtheilen, um immer richtig zu handeln. 2. Wenn wir immer das thun, was wir für das beste halten, 0 können wir keine Reue empfinden, auch wenn e, milslingen sollte. 3. Wir dürfen nicht urtheilen, so lange uns Leidenschaften EEE = rei 376 bewegen; denn während der Leidenschaften täuschen die Vor- stellungen, da sie uns den Gegenstand der Begierde vergröfsern und das Gegentheil verkleinern. Daher müssen wir, wenn unser Blut aufwallt, gegen die Bilder, die sich dem Geiste darbieten, Mifstrauen haben. 4. Wir müssen uns als Theile eines gröfsern Ganzen denken, um aus der That für dasselbe die rechte Lust zu empfinden. Ja, eine Handlung für andere ist insofern oft auch unser Vortheil, als Gefälligen ihre Gefälligkeit selbst von solchen vergolten wird, welchen sie nicht zu Gute kam. 5. Es wird empfohlen, die Sitte des Landes zu berücksichti- gen, nicht Extremen der Meinungen zu folgen und uns vor un- abänderlichen Versprechungen zu hüten. | 6. Es wird auf die Verbindung zwischen Vorstellung und be- gleitendem körperlichen Zustande aufmerksam gemacht; sie werde durch Gewöhnung stärker; aber inwiefern sie gelöst und eine andere Verbindung hervorgebracht werden könne, liege darin die Möglichkeit der Herrschaft über die Leidenschaft. Wir müssen in ruhigem Zustande der Seele das Gute und Böse betrachten, was uns im Laufe des Lebens treffen kann, um es richtig zu beurtheilen, und müssen eine solche klare und deutliche Vor- stellung durch häufiges Nachdenken zur bleibenden Natur machen. III. Die Zufriedenheit (de animi tranquillitate). Um die Zufriedenheit zu erwerben, kommt es auf die Richtung unserer Wünsche an. 1 1. Wir müssen zwischen dem, was von uns abhängt und nicht von uns abhängt, unterscheiden und was von uns abhängt, nur dann mit heifsem Wunsch erstreben, wenn es uns vollkommen machen kann, und uns vergegenwärtigen, dals, was nicht von uns abhängt, von Ewigkeit durch die Vorsehung bestimmt ist. 2. Der Weise entzieht sich der Herrschaft des Geschickes und es ist seine Lust, demselben sich nach der Vernunft entweder zu widersetzen oder zu überlassen. 3. Wir müssen der Natur unsers unvergänglichen Geistes und seiner Freuden eingedenk sein. 4. Der Gedanke Gottes und der Vorsehung giebt Beruhigung. Beide werden dabei kurz nachgewiesen. 5. Lust entspringt aus den Thätigkeiten, durch welche wir uns 377 Be vervollkomnen ; daher bringt Besiegung von Schwierigkeiten, überhaupt die Tugend die höchste Lust. f Schlufs. Werden richtige Erkenntnils, Festigkeit und Zu- friedenheit bleibend, so erzeugen sie die edle Gesinnung (ge- nerositas), welche bewirkt, dals der Mensch sich richtig schätzt. Eine solche hat die rechte Demuth und den rechten Muth. ä Der Überblick verräth schon den Mangel eines fortgehen- den Zusammenhangs und das Abgerissene und Lose in der Ver- bindung. Es mufs namentlich im ersten Abschnitt auffallen, dafs da, wo es sich um praktische Weisheit handelt, alles Gewicht auf logische Regeln und auf Dinge gelegt wird, die lediglich der theoretischen Erkenntnils angehören. Überhaupt fällt der Stil auf. Man vermifst jene gebundene und doch nicht ohne leichte Be- wegung verschlungene Weise, die Leibniz eigen ist. Die Sätze erscheinen oft nur als äufserlich an einander geschoben,’ ohne dals die darin ausgedrückten, aus einander liegenden Gedanken durch Zwischenglieder vermittelt sind, z. B. S.72. porro haec philosophia u.s.w. utile autem erit u.s.w. Solche Mängel wer- den da schwer vermieden, wo man, anstatt die eigenen Gedan- ken aus der Einheit ruhig zu entwickeln, fremde Meinungen mit fremden Worten zusammensetzt. Mehr ist aber in dieser Schrift nicht geschehen; denn der ganze Text löst sich bei näherer Un- tersuchung in lauter zusammengefügte Bruchstücke der verschie- densten cartesischen Schriften auf. Cartesius schrieb an die Königin Christina von Schweden einen berühmten Brief über das höchste Gut (epist.1.1.). Es "reihen sich daran einige Briefe an die Prinzessin Elisabeth von der Pfalz (epist. I. 4 ff.), in welchen Cartesius an Seneca’s Schrift vita beata die eigenen Gedanken über diesen Gegenstand an- nüpfte. Hier liegt das Thema unserer leibnizischen Schrift und zugleich die erste Quelle des Inhalts. Leibniz hat an andern rten bemerkt, dals die Ethik des Cartesius mit der stoischen ehre verwandt sei. Es trifft dies einen grolsen Theil der vor- liegenden Schrift. ; Im vierten Briefe des ersten Buchs giebt Cartesius den Be- riff des glückseligen Lebens, und zwar denselben, den Leibniz ‚voranstellt, und bestimmt den Weg zu diesem Ziele in densel- ‚ben Regeln, die Leibniz in den Namen der Weisheit, Festigkeit 3 | a 378 und Zufriedenheit zusammenfalst (sapientia, virtus, animi tran- quillitas). Leibniz thut im Folgenden nichts Anderes, als dals er diesen ethischen Entwurf im cartesischen Sinne und mit car- tesischen aus andern Stellen entliehenen Worten ausführt. Er stellt aus der logischen, metaphysischen und psychologischen Lehre des Cartesius die Bestimmungen zusammen, welche die Weisheit, Festigkeit und Zufriedenheit bedingen und befalst dar- in ihr ethisches Wesen, grofsentheils in der Weise von Maximen und Regeln. Die Stellen sind aus den verschiedensten Schriften des Car- tesius zusammengebracht und verflochten. Es ist als ob sich es der Verfasser zum Gesetz gemacht, den Cartesius nur in eigenen Ausdrücken reden zu lassen. Oft werden Äufserungen aus ent- legenen Büchern in Einem Satz zusammengekoppelt. Aufser den Übergängen bleiben kaum einige Sätze übrig, die sich nicht aus Cartesius nachweisen lassen. Wem daran liegt, auch diese klei- nen Lücken zu füllen, findet das Vermilste sicher noch in einem Winkel der Werke des Cartesius. Der Beweis wird am besten durch eine Gegenüberstellung des leibnizischen Aufsatzes und der zusammengesetzten Stellen geführt, damit alle Zweifel schwinden, als ob in der Schrift noch etwas Anderes von Leibnizens Hand übrig bleibe, als die künst- liche Mosaikarbeit. Wir verfolgen auf diese Weise zunächst den Eingang und den ersten Theil. Die Citate aus dem Cartesius sind der Amsterdamer Quartausgabe von 1682 ff. entnommen. Leibniz. Vita beata est, animo per- fecte contento ac tranquillo frui; ad quam acquirendam necesse est ut quilibet 1. Conetur ingenio suo quam poterit optime uti ad ea, quae in vitae casibus facere vel fuge- re debeat, cognoscenda; breviter: ut assidue quid dictet ratio co- gnoscat. Hinc Sapientia. Cartesius. —vivere beate nil aliud est quam animo perfecle contento et tran- quillo frui (epist. I. 4. p. 6). Prima est (regula), ut cone- tur ingenio suo quam poterit optime uti ad ea, quae in omni- bus vitae casibus vel facere de- bet vel fugere, cognoscenda (Ibi- dem p.7). Leibniz. 2. Sit semper in firmo ac con- stanti proposito ea omnia fa- ciendi, quae sua ratio ipsi sua- debit, nec passionibus aut appe- titibus ab hoc abduci se permit- tat; breviter: ut cognitum quod sua potestate est, quidquid ut contrarium affectus suadeat, as- quatur; hinc Firtus. 3. Attendat quod, quamdiu ex atione quantum fieri potest se | e erit, bona illa, quibus tunc caret, nia sint absolute extra suam scat: breviter: ut, asseculus co- gnita et cum ratione expedita et in potestate existentia, nulla de conquerendo acquiescat; hinc Pars I. De sapientia. Sapientia est perfecta ea- rum rerum, quas homo novisse potest, scientia, quae et vitae ipsius regula sit et valetudini conservandae artibusque omni- bus inveniendis inserviat. Ut ve- discamus recte agere raltio- ad detegendas veritates quas noramus, sequentes observa- 1es proderunt: 4. Utnihil unguam veluti ve- admittamus nisi quod tam et tam distincte rationi no- e palet, ut nullo modo in du- 2 possit revocari. 379 Cartesius. Secunda est, ut sit semper in firmo et constanti proposito ea omnia faciendi quae sua ratio ipsi suadebit, nec passionibus suis aut appetitibus ab hoc ab- duci se permittat; atque huius propositi firmitudinem pro vir- tute habendam esse existimo (Ibi- dem). Tertia est, ut attendat, quod, quamdiu ex ratione quantum fieri potest se gerit, bona illa,, quibus tunc caret, omnia sint ab- solute extra suam potestatem, atque hac ratione lis non cu- piendis assuescat (Ibidem). per sapientiam non solum pru- dentiam in rebus agendis intel- ligi, verum etiam perfectam omnium rerum quas homo no- visse potest scienliam, quae et vitae ipsius regula sit et vale- Zudini conservandae artibusque omnibus inveniendis inserviat. (Epist. ad principiorum_ philo- sophiae interpretem Gallicum als Vorrede vor den Principien S.1). Primum erat, ut nihilunguam veluti verum admitterem nisi quod certo et evidenter verum esse cognoscerem, hoc est, ut omnem praecipitantiam alque 380 Leibniz. 2. Ut omnem praecipitantiam atque anticipationem in iudicando .guam diligentissime vitemus, ni- hilgque complectamur in conclu- sione amplius gquam quod in prae- missis continetur. 3. Ut difficultates, quas exa- zninaturi sumus, in tot partes di- vidamus, quot expedit ad illas commodius resolvendas. 4. Ut cogitationes omnes, quas veritati impendimus, certo sem- per ordine promoveantur, inci- piendo scilicet a rebus simplicis- simis et cognitu facillimis, ut sie paulatim et quasi per gradus ad difficiliorum et magis composito- rum cognitionem ascendamus. 5. Üt in aliquem etiam ordi- nem mente ea disponamus, quae se muluo ex nalura sua non praecedunt. 6. Ut tum in quaerendis me- diis, tum in difficultatum parti- bus percurrendis tam perfecte singula enumeremus et ad omnia circumspiciamus, ut nıihil a nobis omitti certi simus. Cum autem usus harum ob- servationum ab exercitatione ma- xime pendeat, consultum est, ut ad has regulas in usum referen- Cartesius. antieipalionem in iudicando di- ligentissime vitarem,nihilque am- plius conclusione complecterer, quam quod lam clare et distincte rationi meae pateret, ut nullo modo in dubium possem revocare. (de methodo p.11 u.12). Leibniz hat die Worte, die in der Schrift de methodo Eine Regel bilden, in zwei Vorschriften aufgelöst. Alterum, ut difficultates, quas essem examinaturus, in tot par- tes dividerem, quot expediret ad ad illas commodius resolvendas. Tertium, ut cogitaliones omnes quas veritati quaerendae impen- derem certo semper ordine pro- moverem: incipiendo scilicet a rebus simplicissimis et cognitw facillimis, ut paulatim et quasi per gradus ad difficiliorum et magis compositarum cognitionem ascenderem, in aliquem etiam » ordinem illas mente disponendo, 4 quae se muluo ex natura sua non praecedunt (Ibid. p.12). Ac postremum, ut tum in quaerendis mediis, tum in diffi- cultatum partibus percurrendis, tam perfecte singula enumera- rem et ad omnia circumspicerem, ut nihil a me omitti essem certus. (Ibid. p.12). Logicae operam dare debet, non illi quae in scholis docetur - - - verum Uli quae docet recte regere rationem ad acquirendum Leibniz. diu nos in facilibus simplici- busque quaestionibus, cuiusmodi sunt mathematicae, exerceamus, ifIni utilis Algebra est. Et post- am in veritate harum quaestio- m detegenda aliquam facilita- em nacti erimus, serio nos ap- plicabimus verae philosophiae, oc est studio sapientiae. Porro haec philosophia velut arbor est, cuius radices metaphy- sica, truncus physica, rami ex eo pullulantes omnes aliae scientiae, quae ad tres praecipue revocan- Zur, Mechanicam, Medicinam_ et Ethicam. Utile autem erit hunc obser- vare in stndiis modum, ut pau- as horas iis studiis demus, quae taginationem exercent, paucis- simas ilis, quae solo intellectu percipiuntur, religuum tempus vitae et relaxandis sensibus et corporis exercitiis et animi qui- Hi demus: tanlum enim abest, ingenium nostrum nimio stu- dio perpoliatur, ut contra ab eo ndatur. 381 Cartesius. cognitionem veritatum quas igno- ramus; quae quia ab exercita- tione maxime pendet, consultum est, ut ad eius regulas in usum referendas diu se in facilibus simplicibusque quaestionibus, cu- tusmodisunt mathematicae, exer- ceat. Et postquam in veritate harum quaestionum detegenda fecilitaten aliquam sibi acquisi- vit, serio applicare se debet verae philosophiae. (Epist. ad prince. philos. interpreten Gallicum p. 10). Sapientia, cuius studium philosophia est. (Ibid. p.3). Tota igitur philosophia veluti arbor est, cuius radices metaphy- sica, truncus physica, et rami ex eodem pullulantes, omnes aliae scientiae sunt, quae ad tres prae- cipuas revocantur, Medicinam scilicet, Mechanicvm atque Ethi- cam. (Ibid. p. 10). Cartesius bemerkt in einem Brief an die Prinzessin Elisa- beth. I. 30. p.62.: Ei certe pos- sum ingenue profiteri, praeci- puam, quam in studiüs meis se- cutus sum, regulam, et quam puto mihi prae caeteris profuisse in cognitione nonnulla compa- randa, fuisse, quod paucissimas singulis diebus horas ls cogita- tionibus impenderem, quae ima- ginationem exercent; per annum autem paucissimes ls, quae in- tellectum solum; religquum vero 382 Leibniz. Cartesius. tempus sensibus relaxandıs et antmi quieti dederim. Wir könnten diese Zusammenstellung bis zu Ende durch- führen. Es möge indessen die Probe des Anfangs genügen. Um die Untersuchung‘ zu erschöpfen, geben wir aus Cartesius das vollständige Material der Stellen, welche ferner zu dieser Dar- stellung der cartesischen Ethik verwandt und nicht ohne Gewalt zu einem ungelenkigen Leib gegliedert sind. Die Definition, die dem zweiten Theil de virzute voran- geht, ist dem Briefe des Cartesius an die Königin Christina ent- nommen (ep.1.1. p.2). Sie virus, heifst es da, non consistit nisi in mentis instituto et vigore, quo ad ea, quae bona esse credimus, facienda ferimur. Die sechs Abschnitte dieses Theils haben folgenden Ursprung. $.1 ist entlehnt aus der Schrift de methodo p.18. Zu $.2 gehören die Stellen princip. philos. I. 3. p.1. epist. I. 8. p.19. I. 11. p. 32 extr. In 8.3 sind aufgenommen epist. 1.7. p.17 mit einigen Zusätzen, de passion.111.211.p.92, letzteres fast mit denselben Worten. $.4 ist zusammengesetzt aus epist. I. 7. p.16 mit Veränderung einiger Worte und epist. I. 10. p.29, mit grammatischer Verbesserung des Ausdrucks. In 8.5 sind namentlich verarbeitet epist. I. 7. p.17 infr. de me- ihodo 3. p.14.15, wobei noch einige Nachweisungen zu- rückbleiben. Zu 8.6 sind zu vergleichen epist. I. 35. p. 72 infr., de passion. I. 50. p. 25. 26., epist. 1.7. p.18. Der dritte Theil ist überschrieben de animi tranquillitate. Die vorgesetzte Definition ist nur eine Umschreibung und will nicht viel bedeuten. Animi tranquillitas est mentis gaudium et satisfactio interna, produceus in nobis summam ac solidissimam vitae nostrae voluptatem. Sie ist wahrscheinlich aus beiläufigen Äufserungen zusammengesetzt, vgl. ep. I. 1. p. 3. 2.11. Dem $.1 liegen die Stellen de passion. II. 144. 145. 146. p. 64. 65 wörtlich zum Grunde, aber zusammengezogen. In $.2 findet sich epist. I. 13. p.37 geg. das Ende. 383 $.3 besteht aus einer Stelle epist. I. 7. p.16 und einer andern I. 28. p. 58. In $.4, der die Beruhigung an den Gedanken Gottes anknüpft, sind drei Elemente zu unterscheiden, epist. I. 7. p.16, medit. 5. p. 32., epist. I. 35. p.75. In die letzte Stelle ist noch einiges aufgenommen und der Ausdruck ist hin und wieder geschärft. 8.5, der die Ursachen unserer Lust bestimmt, ist aus folgen- den Bruchstücken zusammengefügt, epist. I. 6. p. 13. infr. I. 8. p. 20 infr. de passion. 11. 148. p. 67. epist. I. 6. p.13. und wiederum de passion. 11. 148. p. 67. Endlich falst der epilogus die behandelten Tugenden in ih- er Wirkung zusammen, indem sie, zur andern Natur werdend, die edle Gesinnung erzeugen (generositas) und darin ihren Gipfel erreichen. Dieser Schlufs geht mit Ausnahme eines Zusatzes und des letzten Punctes in die Stellen de passion. III. 153-156 wört- lich auf. . Wenn Leibniz in der Schrift de vita beata das articulirt hat, was dem Keime nach in den drei Regeln enthalten ist, welche Cartesius in dem Briefe an die Prinzessin Elisabeth von der Pfalz gegeben: so ist doch dieser Abschlufs dort nicht an- ; ‚gedeutet, wenn auch eine Veranlassung dazu im 6“ Briefe (I. 6. p.14) gefunden werden kann. Indessen hat Leibniz ihn durch- aus im Sinne des Cartesius gebildet, wie aus dem erhellt, was Cartesius in der Schrift de passionidus über den Grund der ge- rosilas sagt. So hat denn Leibniz in dieser Schrift die ethische Ansicht des Cartesius nach dem Motiv jenes Briefes und mit Cartesius eigenen Worten skizzirt. Die Schrift ist eine Sammlung und Zusammenreihung zerstreuter Stellen, die sich theils in Brie- en und Vorreden, theils in der Schrift über die Methode und den Meditationen, theils in den Principien der Philosophie und en Büchern de passionidus finden. Gedanken und Ausdrücke, obwol aus ihrem Zusammenhang gerissen, sind samt und sonders eartesisch, und werden nur darum zu einem neuen Ganzen zu- sammengefügt, um einen Grundgedanken des Cartesius auszu- ihren. Wird dies erkan; so hört die Schrift auf, so zweideutig 384 zu sein, als sie bisher erschien. Leibniz selbst tritt aus ihr ganz zurück; er giebt nichts von sich und aus dem Seinigen und leiht, wenn irgend möglich, nicht einmal einen untergeordneten Aus- druck. Es war Leibnizens Weise, indem er Philosophisches las, es auszuziehen und zusammenzufassen. Die K. Bibliothek zu Han- nover besitzt davon in seinem Nachlasse merkwürdige Beispiele, namentliah Überblicke über Plato’s Phaedon (1676), über Epi- cetets Enchiridion, über einige Bücher der Ethik des Spinoza, dessen Schrift de intellectus emendatione, über Poiret’s cogita- tiones de Deo, anima, malo nach der zweiten Ausgabe (1685). Aus Arbeiten solcher Art ist wahrscheinlich der Aufsatz de vita beata entstanden, da sich darin dieselbe Weise, nur abgeschlos- sener und kunstreicher, offenbart. Über die Zeit der Abfassung läfst sich nichts bestimmen. Dafs der Aufsatz früh und in die Zeit unentschiedener Entwick- lung falle, hat man nur angenommen, weil man den Inhalt für Leibnizens eigene Lehre hielt, aber die darin erkannten cartesi- schen und vermeinten spinozischen Elemente mit dem eigent- lichen Leibniz nicht zu reimen wulste. Diese Schrift, die aulser einer sehr unbestimmten Stelle in den noweaux essais sur l’entendement humain (J.1. p. 206. ed. Erdm.) für den einstigen Spinozismus des Leibniz allein zum Zeugnis diente, muls nunmehr aufhören, einer solchen den hi- storischen Bestand trübenden Hypothese Vorschub zu leisten. Es ist auch nicht ein Atom Spinozismus darin; alles ist bis im letzten Fasern hinein ächt cartesisch. Der Aufsatz ist ganz und gar aus Cartesius zusammengesetzt, wie eine ausgelegte Arbeit nach einer empfangenen Vorzeichnung. Daher darf man nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Die Schrift beweist nicht nur nicht, dafs Leibniz Spinozist gewesen, sondern ebenso wenig, dals er, was Guhrauer will ('), einmal Cartesianer war. Sie steht, wie eine historische Darstellung, neutral da. So wenig als derjenige Kantianer ist, der in der Geschichte der Philo- sophie Kant zusammenzufassen und mit dessen eigenen Worten (') Guhrauer Leibnitz. 1846. 1ste Th. Anm. S.74. „auch zeigen ihn Aufsätze, wie der de vita beata, als einen wirklichen Cartesianer”. 385 Anschauung zu bringen weils: so wenig beweist die Schrift ‚de vita beata, dals Leibniz zur Schule des Cartesius gehörte. Ohne Zweifel studirte er ihn eifrig; aber wen hätte Leibniz Lehre der ideae innatae betrifft, eine innere Verwandtschaft. Aber sein Bildungsgang, von Jacob 'Thomasius bestimmt, war ‚universeller. Seine Schule war die Geschichte der Philosophie, die gerade Jacob Thomasius in einem grölsern Sinne begründete. eibniz liest die Alten, besonders Aristoteles; er kennt früh die Scholastiker, wie schon seine Dissertation de principio individui bewundernswürdig' zeigt. In seinen ersten Schriften ist schon bewulster Gegensatz gegen Cartesius. Schon im Jahre 1669, noch nicht 23 Jahre alt, sagt er es rund heraus, dafs er nichts weniger als Cartesianer sei ('). Daher dürfen wir die Sache schwerlich so fassen, dafs Leibniz direct aus Cartesius „hervor- gegangen”, als dem gemeinschaftlichen Stamme, von dem Spi- noza nur einen ältern Zweig bedeute und dafs Spinoza und Leibniz wie zwei feindliche Brüder Eines gemeinsamen Vaters anzusehen seien (*).» Dadurch würden wir Leibniz in ein enge- zes Verhältnils zu Cartesius bringen, als nachweislich ist. Die chrift de vita beata kann dafür keinen Beleg mehr abgeben. Dafs Leibniz je Spinozist war, ist schon chronologisch so gut als unmöglich; Leibniz stand bereits im 31’te Jahre, als Spi- noza’s Ethik herauskam; dals er eigentlicher Cartesianer war, ist historisch durch kein Datum bezeugt. Man darf nicht vergessen, was Leibniz als eine verlorene Bemerkung für sich selbst nieder- geschrieben: „Vielleicht war es für mich ein Glück, dafs ich ein (') Epistola ad Iacobum Thomasium. p.48. ed. Erdm.: Me fateor nihil minus quam Cartesianum esse. - - In Cartesio eius methodi tan- ‚proposiltum amo; nam quum in rem praesentem venlum est, ab illa seve- ate prorsus remisit et ad hypotheses quasdam miras ex abrupto delapsus , quod recte etiam deprehendit in eo Vossius in libro de luce. Bu dicere Eon vereor plura me probare in libris Aristotelis wepl hucıxng dxpodoews, quam in meditationibus Cartesü,; tantum abest, ut Cartesianus sim. (?) Guhrauer Leibnitz’s animadversiones ad Cartesü prineipia phi- losophiae. 1844. S.5. vgl. Leibnizens Biographie. 1846. 1ster Th. Anm. S.76. grrrrK* 386 wenig spät dazu kam, den Cartesius zu lesen; ich habe ihn erst aufmerksam gelesen, als ich schon den Geist voll eigener Ge- danken hatte” ('). Wir haben keinen Grund, in diese Worte Milstrauen zu setzen. Etwas Anderes ist das Verhältnifs des Leibniz zu Cartesius in einzelnen Punkten und es bleibt der Untersuchung offen, was Leibniz seiner Anregung im Einzelnen verdanke und was er ihm entgegensetzt. Aber niemand wird z.B. dadurch ein Pythagoreer, dafs er den Pythagoreischen Lehrsatz lernt. Hierauf beschäftigte sich die Klasse angelegentlich mit den zu dem Unternehmen des Corpus inseriptionum latinarum nöthi- gen Einrichtungen. 24. October. Öffentliche Sitzung zur Nachfeier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs. | Die Sitzung der Akademie ward von dem vorsitzenden Se- kretar Hrn. Encke mit einer Einleitungsrede eröffnet. Nachdem er die Veranlassung der Feier hervorgehoben hatte, behandelte er die Frage von der Öffentlichkeit wissenschaftlicher Vereine. Die bei der Akademie schon bestehende Einrichtung liefse in dieser Beziehung eine Änderung des Bestehenden überflüssig und nicht rathsam erscheinen, da die unmittelbare Einwirkung einer solchen auf Wahl des Gegenstandes und Form der Darstellung, für die Fächer, welche in das Gebiet der Akademie gehören, weniger geeignet sein werde, und die vielfachen Berufsthätig- keiten der Mitglieder aufserhalb der Akademie, ein angemessenes Eingehen auf die Bedürfnisse und Forderungen der Zeit an sich schon sicherten. Eine Besorgnils, dals die Wissenschaften da- durch an Geltung verlieren möchten, könne in unsern Verbhält- (') Leibnitiana ex otio Hannoverano Felleri b. Dutens VI. p.304. Je ne sais si ce n’est pas un bonheur pour moi, que je sois venu un peu tard a la lecture de ce celebre auteur (Descartes). Je ne l’ai lü avec attention, que lorsque j’avais dejd l’esprit plein de mille de mes propres pensces u.Ss. w. vgl. Guhrauer Leibnitz. 1846. 1ster Th. Anmerkungen S. 74. 387 en nicht stattfinden, und es sei reiflich zu erwägen, ob die Abhängigkeit, welche das Heraustreten aus dem angewiesenen reise mit sich führe, im Verbältnifs stehe zu dem Nutzen, der sich dadurch erreichen lasse. Am Schlusse ward eine Übersicht ‚der Thätigkeit der Akademie in dem verflossenen Jahre gege- ben, durch eine kurze Zusammenstellung der gelesenen Abhand- lungen und Vorträge, und der Fortschritte in den grölseren Un- rnehmungen, welche unter der Leitung der Akademie stehen. ierauf las Hr. J. Grimm über das Pedantische in der deutschen Sprache, welches er zunächst in der Abweichung unserer höfi- schen Anredeformen von dem einfachen .naturgemälsen Ausdruck Bpschwies, dann auch in der Ungunst des deutschen Artikels, ‚gegenüber dem der romanischen Sprachen, bestätigt fand. Hier- auf wurde das Streben neuerer Grammatiker getadelt, welche eine der glänzendsten Eigenschaften unserer Sprache, das ab- lautende Verbum verkennend, bemüht sind, dessen schöne Ge- stalten, durch die angeblich regelmälsigeren einer Verbalbildung _ zweiten Ranges zu verdrängen. Nicht minder pedantisch scheint die lästige Häufung der uns ausgestorbene Verbalformen er- _ setzen sollenden Hülfswörter. Vor den allzu leichtsinnig ver- “ vielfachten, zusammengesetzten Wörtern wurde im ganzen den _ abgeleiteten der Vorzug zuerkannt, obgleich auch in der Ablei- tung es nicht ohne Milsgriffe abgegangen ist, wie das Beispiel ‚der zahlreichen Verba auf ieren darthut. Dann kam die Rede auf unsere heutige Schreibung, welcher der Vorwurf pedantischer Barbarei nicht erspart werden kann, wie zumal die Miflshandlung nserer Eigennamen an den Tag legt, noch mehr die grundlose Auszeichnung der Substantiva durch grofse Buchstaben. Der ortrag schlols mit einer Erwägung, in wiefern es im Vermögen der Akademie früher lag, noch liegt, und künftig liegen kann, | über der deutschen Sprache zu wachen. 25. October. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. H. Rose las: über das goldhaltige Glas. Splittgerber hat einige Versuche über die merkwürdige igenschaft des weilsen goldhaltigen Glases angestellt, beim An- 388 wärmen oder bei der Temperatur des anfangenden schwachen 9 Glühens schön rubinroth zn werden, ohne seine Durchsichtigkeit ' zu verlieren. Er fand, dafs der Erfolg eben so gut in Sauer- stoffgas wie in Wasserstoffgas vor sich geht, und selbst auch in verschlossenen Tiegeln in Sand, Koblenstaub oder in Zinn- oxyd gepackt statt findet. Ich habe einige Untersuchungen mit einem farblosen Goldglase # angestellt, das auf der dem Grafen von Schaffgotsch gehöri- gen Josephinen-Hütte in Schlesien bereitet worden war, und das ich der Güte des Hrn. Pohl, des Direktors dieser Hütte, verdanke. Ich fand, dafs dasselbe rubinroth wurde, sowohl wenn es in einer Atmosphäre von Sauerstoffgas als auch von Kohlen- säuregas erhitzt wurde. In Wasserstoffgas geglüht wurde es | nur schwach röthlich. und grau gefärbt, offenbar wohl dadurch 9 dafs das in demselben enthaltene Bleioxyd reducirt wurde. Wurde das Glas einer gröfseren Hitze ausgesetzt, bei wel- cher es anfıng, etwas weich zu werden, so wurde es an diesen Stellen leberfarben. In der Flamme des Knallgasgebläses schmolz das rothe Glas zu farblosen Tropfen. Es gelang mir aber nicht, wie Splittgerber, diesem farblosen Glase durchs Erwärmen die rubinrothe Farbe wieder mitzutheilen. Splittgerber ist der Meinung, dafs das farblose Goldglas ein Silicat des Goldoxyds enthält, welches beim Erhitzen in Goldoxydul verwandelt wird, durch dessen stark färbende Kraft selbst bei einer geringen Menge eine dunkle Farbe im Glase hervorgebracht werden kann. Da wir aber das Goldoxyd we- der auf nassem, noch weniger auf trocknem Wege mit Säuren verbinden können, und wir eigentlich gar keine salzartige Ver- bindungen desselben kennen, so ist es nicht sehr wahrscheinlich, dals es ein Silicat des Goldoxyds gebe. Wenn aber auch wirk- lich ein solches in dem farblosen Goldglase existiren sollte, so sieht man nicht den Grund ein, warum dasselbe bei einer weit niedrigeren Temperatur, als zu seiner Erzeugung nothwendig ist, Sauerstoff verlieren und sich in Goldoxydul verwandeln sollte, und zwar in einer Atmosphäre von Sauerstoffgas selbst. Andrerseits wissen wir jetzt, dafs das Goldoxydul, welches eine Base ist, sich in seinen Verbindungen beständiger als das Oxyd verhält. Wir wissen, dals der Purpur des Cassius, der 389 nach Berzelius neueren Ansichten eine Doppelverbindung von zinnsaurem Zinnoxydul und zinnsaurem Goldoxydul ist, eine hohe fremperatur ohne Zersetzung ertragen kann. 4 Es scheint mir daher weit natürlicher in dem farblosen eolögläse ein Silicat des Goldoxyduls anzunehmen, das wie der Purpur des Cassius in Verbindung mit andern Silicaten eine hohe Temperatur ohne Zersetzung ertragen kann, und diese zu _ seiner Bildung erfordert! Wird ein solches neutrale, oder viel- leicht auch saure farblose Silicat von neuem erwärmt, und zwar bei einer Temperatur, die niedriger ist, als die bei welcher es erzeugt worden ist, so scheidet sich ein Theil des Goldoxyduls _ aus. Dieses sich ausscheidende Goldoxydul ist es, welches in kleiner Menge eine grofse Menge Krystallglas dunkel- rubinroth - zu färben im Stande ist. & Diese Ansicht scheint mir besonders durch die Analogien unterstützt zu werden, welche das Goldglas mit dem Glase des - Kupferoxyduls hat. Ey Gold- und Kupferoxydul haben nicht nur eine gleiche ato- mistische Zusammensetzung, sondern auch viel Ähnlichkeit in den Eigenschaften. i Bekanntlich bereitet man in den Glashütten vermittelst des er Kupferoxyduls ein Glas von einer ähnlichen rubinrothen Farbe, wie sie das aufgewärmte Goldglas besitzt. Dieses Glas ist, wie das Goldglas, nach dem Schmelzen farblos, und bekommt, wie ‚dieses, die rothe Farbe durchs Aufwärmen. Dies geschieht nicht vermittelst einer Reduktion des etwa im Glase enthaltenen Kupferoxyds zu Oxydul, denn das farblose Glas wird auch durchs "Erwärmen roth, wenn es von beiden Seiten mit farblosem Kry- "stallglas überzogen ist, eine Erscheinung, auf welche mich Hr. Pohl aufmerksam machte. Auch erhält das farblose Glas, wenn es lange in einer Atmosphäre von Sauerstoffgas erhitzt wird, ‚eine grüne Farbe, die von Kupferoxyd herrührt. In Kohlen- säuregas dagegen wird es roth, und zwar theils durchsichtig roth, theils emailartig und undurchsichtig. Durch einen Strom von Wasserstoffgas wird das Kupfer im Glase reducirt, aber zugleich auch das darin in grölserer Menge enthaltene Bleioxyd. j Wir sehen also, dals das Silicat vom Kupferoxydul farblos ist, und durch eine geringere Temperatur als die ist, bei wel- re 390 cher es sich gebildet hat, roth werden kann. Dieses Rothwer- den rührt offenbar davon her, dals ein Theil des Kupferoxyduls sich durchs Erwärmen ausscheidet, und obgleich nur eine ge- ringe Menge desselben frei wird, so kann es wegen seiner stark tingirenden Kraft eine grofse Menge von Glas intensiv färben. Jeder der mit Löthrohrversuchen sich beschäftigt, weils, dafs ähnliche Erscheinungen sich zeigen, wenn man eine geringe Menge von Kupferoxyd sowohl in Borax als auch in Phosphor- salz auflöst, und die Gläser im Reduktionsfeuer behandelt. Beide Gläser sind, wenn in der innern Flamme das Kupferoxyd zu Oxydul reducirt worden ist, vollkommen farblos, und werden erst roth unter der Abkühlung, gewöhnlich beim Gestehen. Bei einem sehr geringen Kupfergehalte wird die farblose Phosphor- salzperle beim Gestehen oft durchsichtig rubinroth. Dals gewisse Oxyde, wenn sie durch Schmelzen in Flüssen aufgelöst worden sind, durch erneutes Erwärmen bei einer Tem- peratur, die weit niedriger ist, als die, bei welcher sie sich auf- gelöst haben, zum Theil sich wieder aus ihrer Auflösung aus- scheiden, ist eine bei Löthrohruntersuchungen sehr häufig vor- kommende Erscheinung. Sie zeigt sich besonders, wenn man jene Oxyde in Borax aufgelöst hat, und das Glas bis zu einem gewissen Grade gesättigt ist. Wenn man das klare Glas durch sehr kurzes wiederholtes Anblasen wieder erwärmt, wodurch es aber nicht schmelzen darf, so wird es trübe und emailartig, auch oft gefärbt; durch sehr langes Blasen kann es wieder klar wer- den. Berzelius hat für diese Erscheinung den Kunstausdruck, dals ein Glas unklar geflattert werden kann, eingeführt. Wenn man das Rothwerden des farblosen Gold- und Kup- feroxydulglases beim Erwärmen von einer theilweisen Ausschei- dung der Oxydule herleitet, so kann man die Frage aufwerfen, warum das Glas beim Erwärmen nicht die Durchsichtigkeit ver- liert, da das ausgeschiedene Oxydul in einem nicht aufgelösten Zustand im Glase sein mufs. Aber die Menge desselben ist so gering, dafs dadurch allen rothen Lichtstrahlen der Durchgang nicht gesperrt wird. Ähnliche Erscheinungen finden wir bei wälserigen Auflösungen. Sehr kleine Mengen von suspendirten Schwefelmetallen können Flüssigkeiten lange stark braun färben, ohne sie undurchsichtig zu machen, weil die Menge des ausgeschiede- 391 ‚nen Schwefelmetalls äufserst gering ist, aber doch in dieser ge- tingen Menge eine grolse färbende Kraft hat. - Wenn das durch Anwärmen roth gewordene Goldglas ei- ner noch stärkeren Hitze ausgesetzt wird, bei welcher es aber noch nicht schmilzt, sondern nur weich wird, so wird es, wie oben angeführt wurde, leberbraun und undurchsichtig. Es rührt dies offenbar davon her, dafs das durch Anwärmen frei gewor- dene Goldoxydul sich zu Metall reducirt, was bei dem an Kie- selsäure gebundenen Oxydul selbst bei der Schmelzhitze nicht statt finden kann. \ Hr. Weifs legte ein Stück, nahe 3 Pfund an Gewicht, ‘von dem am 14. Juli d. J. bei Braunau in Böhmen gefallenen Me- teoreisen vor, welches der dortige Abt, Hr. Rotter, dem - Königlichen mineralogischen Museum der Berliner Universität zum Geschenk gemacht hat und welches, neben den bekannten Vertiefungen der Oberfläche, im Innern einen ausnehmend voll- _ kommnen, grolsblättrigen Bruch in 3 auf einander rechtwinkli- chen Richtungen, so wie an mehreren Stellen in gröfsern und kleineren Parthieen das in diese Gediegeneisenmasse eingewach- _ sene dichte, graue Schwefeleisen (Leberkies) mit ebnem, fast mattem Bruch und nicht krystallisirten, sondern runden Um- rissen sehr deutlich beobachten läfst; wobei er die näheren Um- stände des Niederfallens der beiden, in geringer Entfernung von einander herabgestürzten gleichartigen Massen jenes merkwürdi- - gen Ereignisses vom 14. Juli erörterte. Hr. Magnus berichtete, veranlafst durch die Mittheilung der Hrn. Fizeau und Foucault, über die Interferenz der Wärmestrahlen in den Compt. rend. T. XXV. p. 447, die Re- sultate, welche Hr. Dr. H.Knoblauch in dieser Beziehung er- halten hat. Diese Resultate bilden nur einen Theil einer ausführlichen Arbeit, welche Hr. Knoblauch über die Doppelbrechung der Wärme, die Polarisation derselben durch Nicol’sche Prismen, Glassätze, Glas- und Metallspiegel, so wie die Beugung der Wärmestrahlen ausgeführt hat. 392 Während die Bekanntmachung der Hrn. Fizeau und Fou- cault allein die Auffindung von abwechselnden wärmeren und weniger warmen Stellen bei einem Gangunterschiede der Wär- mestrahlen behandelt, hat der Verfasser die Ausbreitung der Wärme untersucht, welche stattfindet, wenn die Strah- len durch einen Spalt hindurch gegangen sind. Da zu dergleichen Versuchen nur Sonnenwärme geeignet ist, so wurden die durch einen Heliostaten stets nach derselben Richtung reflectirenden Sonnenstrahlen, nachdem sie durch die Öffnung einer Fensterlade in ein dunkles Zimmer getreten wa- ren, dergestalt durch eine vertical aufgestellte eylindrische Glas- linse concentrirt, dafs sie eine einzige intensive Wärmelinie bil- deten. Die von dieser linearen Wärmequelle ausgehenden Strahlen liefs man zwischen ein Paar Stahlschneiden hindurchgehen, hin- | ter welchem ihre Ausbreitung gemessen wurde. Dies geschah mittelst einer Thermosäule aus 40 Paaren von Wismuth- und Antimonstäben, die in einer Reihe an einander gefügt und so zugeschrägt waren, dafs ihre aus der Fassung hervorragenden und mit Ruls überzogenen Endflächen nur die Breite einer achtel Linie hatten. In demselben Moment, in welchem die Säule in die Wär- mestrahlen eintrat, fing die Nadel des mit ihr verbundenen Mul- tiplicators an, sich zu bewegen. Ihre Ablenkung stieg, bis das Thermoscop die mittleren Wärmestrahlen erreicht hatte und verminderte sich sodann, bis die Säule auf der entgegengesetzten Seite aus der Wärmewirkung austrat, worauf die Nadel in ihre ursprüngliche Stellung zurückkehrte. So sicher der Augenblick zu bestimmen ist, in dem die Multiplicatornadel ihre Gleichge- wichtslage verläfst, so unsicher ist ihr Übergang aus der Bewe- gung in Ruhe. — Der Verfaser verfuhr daher bei seinen Mes- sungen so, dals er zunächst die Stellung der Thermosäule beob- achtete, bei welcher die Multiplicatornadel angefangen hatte, sich zu bewegen, darauf die Säule durch die ganze Ausbreitnng der Wärmestrahlen hindurchrückte und sie erst, nachdem die Nadel zur Ruhe gekommen war, von der entgegengesetzten Seite wie- der in die Strahlen einführte. Die Multiplicatornadel wurde alsdann aufs Neue abgelenkt und man bemerkte abermals den 393 Stand der Säule, bei dem diese Abweichung eintrat. Die Ent- fernung der im ersten und zweiten Falle verzeichneten Punkte von einander mals die Ausbreitung der Wärmestrahlen an der betreffenden Stelle. Das Rücken der Säule geschah durch eine - Mikrometerschraube und ihre Stellung wurde an einer Skale ge- - messen, welche bis auf zehntel Linien getheilt war. Die Beob- achtungen sind 4) für verschiedene Weiten des Schnitts, 2) für verschiedene Entfernungen desselben von der Wärme- quelle, 3) in verschiedenen Entfernungen hinter dem Schnitte ange- stellt. 4. War die Brennlinie 0,25 Fuls vom Schnitt entfernt, so umfalste die horizontale Ausbreitung der Wärmestrahlen in ei- ner Entfernung von 0,5 Fuls binter demselben: wenn der Schnitt 4 Linien breit war, 12'/34 » » » 2 » » » 6427. » » » 1 » » » 3 u ’s1 » » » 0,5 » » » 218: Breiteten sich die von der Wärmequelle ausgehenden Strah- len durch den Spalt hindurch vollkommen gradlinig aus, so mülste sich ihre Ausdehnung in dem vorliegenden Falle, in welchem die Messung an einer Stelle geschieht, die 3mal so weit von der Wärmequelle entfernt ist, als der Schnitt selbst, zur Weite des Schnitts wie 3:1 verhalten. Sie verhält sich aber in der That bei dem 4”' breiten Schnitt wie 12,34 :4 oder 3,09 :1; Bd » ».:627:2 » 314:1; ı EEE » a ee 0,3 » » »..,2,13:0,5 » 4,26:1. Somit ergiebt sich, dafs in diesem Beispiel die wirklich be- obachtete Ausdehnung der Wärmestrahlen hinter dem Schnitt nur bei einer Breite desselben von 4” mit der der gradlinigen Fortpflanzung entsprechenden zusammenfällt, dafs sie schon bei einer Breite von 2”’ davon abweicht, bei einer Spaltöffnung von 1’”” in noch höherem Grade und am bedeutendsten bei der Schnitt- weite von 0'/5. 394 Dasselbe hat sich bei jeder andern Messung gezeigt, man mochte sie in einer Entfernung von 0,5 oder von 1’, 1,5, 2’, 2,5 u. s. w. vom Schnitt ausführen, während die Wärmequelle auf der entgegengesetzten Seite: 0/25; 0,5; 075 oder 1’ von dem Spalt abstand. 2. Ist die Wärmequelle 0/5 vom Spalt entfernt, so sollte sich die Ausbreitung der Wärmestrahlen 1’ hinter demselben, falls sie gradlinig stattfände, zur Weite des Schnitts wieder wie 3:1 verhalten. Indefs beträgt sie z. B. bei dem 07/5 breiten Schnitt, 2715; mithin ist ihr Verhältnifs zur Schnittweite wie 2,15 :0,5 oder 4,30: 1. Für einen Abstand der Wärmequelle von 0/75 mülste sich 4/5 hinter dem Schnitt das gedachte Verhältnils wieder 3:1 ergeben, wenn die Ausbreitung gradlinig wäre. Man findet aber die Ausdehnung der Wärme an dieser Stelle, bei einer Breite des Schnitts von 05, gleich 2/56. Sie verhält sich also zum Spalt selbst wie 2,56 : 0,5 oder 5,12: 1. Ist endlich die Entfernung der Wärmequelle vom Schnitt 4’, so beobachtet man bei einem Abstande von 2’ hinter dem- . selben eine Ausbreitung der Wärmestrahlen von 2’66, das Ver- hältnifs zur Schnittweite ist also 2,66 : 0,5 oder 5,32:1, an- statt 3:1. Vergleicht man die so eben mitgetheilten Zahlen: 4,26; 4,30; 5,12; 5,32, welche die Ausbreitung der WVärmestrahlen darstellen, mit einander, so zeigt sich, dals diese Ausbreitung von der als gradlinig berechneten, welche in diesem Falle jedes- mal mit 3 zu bezeichnen wäre, bei einer Entfernung der Wärme- quelle von 0}5 in höherem Grade abweicht, als bei einem Ab- stande der Quelle von 0,25; bei 0,75 Entfernung mehr als bei 0,5 ‚und endlich bei 1’ Abstand mehr als in allen übrigen Fällen. Ein neuer Beweis, dafs die Ausbreitung der Wärmestrahlen hin- ter dem Schnitt nicht gradlinig stattfindet, wie auch aus dem Vergleich anderer Messungen für verschiedene Entfernungen der Wärmequelle hervorgeht. 3. Ist der Spalt von 0/5 Breite 1’ von der Brennlinie entfernt, so würde die horizontale Ausbreitung ihrer Strahlen, wenn die Fortpflanzung derselben gradlinig geschähe, 0,5 hinter dem Schnitt, d. h. in der 1,5 fachen Entfernung von der Wär- ir Entfernung Beobachtete Ausbreitung der Wärmestrahlen, Verhältnifs der Weite des Spalts zur Ausbreitu e E ne Entfernung | hinter dem nachdem sie durch einen Spalt von: der Wärmestrahlen 2 der linearen | Spalt, in wel- a 7 2 A’ 7 - .. u. dr a Wärmequelle [cher die Mes-| 4 Linien | 2 Linien | 1 Linie 0,5 Linie bei 4 Linien | bei 2 Linien | bei 4 Linie \bei B Spalk | erlag atatts | als geradlinig) —— — e | bei 0,5 Linie fand. hindurchgegangen sind. berechnet. Schnittweite beobachtet. ae: ft 3,09 3,14 1022 | 5,4 1:: 5.09 | 51 1418 | 7,140 1: 7,08 7.09 18,09 9,35 5,0: a 9,06 9,05 22,02 | 11,60 1:1 11,0: 11,01 4,70 2,60 1 ae 2,39 ee 15 R 3,1€ 3,34 8,79 Be. x : & 3 4,38 10,71 5, R 4 1:: 5% 5 36 neh" { Br 1458 ü 1 6,29 € N re IT EEE ENDE en 3,94 2,4: E 1,97 2,64 hr} 3,33 4,03 4,68 395 (4 E mequelle: 0775 betragen müssen. Sie ist aber in der That: 1/84, _ mithin die Differenz beider: 1’09. 6’ hinter dem Schnitt, d.h. in dem 7fachen Abstand von der Wärmequelle mülste sie: 375 sein. Sie ist in Wirklichkeit 4,91, also der Unterschied beider: 1'/41. Die absolute Differenz zwischen der wirklichen und der als gradlinig berechneten Ausbreitung der Wärmestrahlen zeigt sich also in weiterem Abstande vom Spalt grölser als in gerin- gerer Entfernung von diesem. Ein gleiches Resultat liefern im Allgemeinen die übrigen, untern andern Umständen angestellten Messungen, nur mit grö- fserer oder geringerer Übereinstimmung. Die folgende Tabelle I. stellt die wirklich beobachteten Ausbreitungen der Wärmestrahlen für verschiedene Entfernungen der linearen Wärmequelle und bei verschiedener Breite des - Spaltes dar. Die Tafel I. enthält die Zahlen, welche sich aus jenen - Beobachtungen ergeben, wenn die jedesmalige Schnittweite gleich 1 gesetzt wird. Sie liefern also einen unmittelbaren Vergleich mit der als gradlinig berechneten Ausbreitung. Aus allen diesen Beobachtungen ergiebt sich, dafs die wahr- genommene Ausbreitung der Wärmestrahlen in desto höherem Grade von der geradlinig berechneten abweicht: 4) je enger der Schnitt ist, durch den die Wärmestrahlen hindurchgehen, 2) je grölser die Entfernung der Wärmequelle vom Schnitt ist, 3) in je gröfserem Abstande von diesem die Messung ausge- führt wird. h Die Beugung der Wärmestrahlen ist somit auf E. unzweideutige Weise dargethan, und zugleich n ihrer gesetzmälsigen Abhängigkeit von der Weite E Schnitts und der Entfernung der Wärmequelle be erkannt worden. Ya . Aufserdem machte Hr. Encke eine Mittheilung über den laneten Iris nach den Berechnungen des Hrn. d’Ar- ‚est, so wie über den neuesten in England entdeck- ‚ten Planeten. 3 2 wi 396 Da die am 13. August 1847 von Herrn Hind in London. entdeckte Iris bis jetzt noch nicht in den Monatsberichten er- wähnt werden konnte, so erlaube ich mir Elemente anzuführen, welche wahrscheinlich schon ziemlich genähert sein werden. 3 Hr. Hind sah am 13. August einen Stern 8-9'* Gr., der h nicht auf der akademischen Karte Hora 19, gezeichnet von Hrn. ; Wolfers, eingetragen war, und auch von Hrn. Hind bei sorgfäl- ) tiger Durchmusterung dieser Gegend des Himmels in diesem Sommer nicht gefunden war. Er hatte alle zweifelhaften Sterne # 9-10'* Gr., welche auf der Karte nicht verzeichnet waren, selbst nachgetragen. Er beobachtete sofort den Planeten am 13., 44 und 15. Aug., und da hieraus die Bewegung desselben mit binlänglicher Sicherheit erkannt werden konnte, so ward der Planet auf die Mittheilung dieser Entdeckung, bei seiner ziem- lich bedeutenden Helligkeit in Vergleich mit den andern kleinen | Planeten, überall ohne Zeitverlust gefunden. Die ersten Elemente, die von vielen Astronomen aus Zwi- schenzeiten von 14 bis 20 Tagen berechnet wurden, stimmen sehr gut überein, wenngleich sie in der halben grofsen Axe grö- Ssere Verschiedenheiten zeigen, als bei den früher entdeckten Planeten meist der Fall war. Diese ersten Elemente wie Hr. d’Arrest sie hier auch berechnet hatte, mitzutheilen, hat kein Interesse, da sie ihren Zweck, den Planeten leicht verfolgen zu können, erfüllt haben. An die hiesigen und einige auswärtige Beobachtungen vom 13. Aug. bis 11. Oct. hat jetzt Hr. d’Ar- rest ein zweites Elementensystem angeschlossen, welches schon genäherter sein wird. Nach diesem ist für Aug. 13. Mittl. Berl. Mittern. Mittl. Anom. 292° 0’ 8794 Länge des Perihels 42 6 27,61 M. Äq. 1847. Aufst. Knoten 259 53 16,65 Jan. 0. Neigung 5 28 49:01 Eccentricitätswinkel 412 59 32,10 Mittl. tägl. sid. Bew. 97176532 lg. halbe gr. Axe 0,3749968. Die Berliner Beobachtungen mit ihren Vergleichungen sind folgende: RE TR! 397 $ M. B. Zt. AR, Decl. Rechn, — Beob. Aug. 21. %52'57” 297°47’25)6 —13°42’2350 + 1/9 +175 Mer. » 10 46 rn 47 0,6 42 31,7 — 3,0 +6,2 » 11 1943 46 51,6 42 33,8 — 9,1 +5,6 22.4 1% 36 49,9 44 22,5 — 8,6 +4,8 24. 9 3943 18 22,8 47 48,2 — 9,6 —2,4 Mer. » 10 637 18 5,5 47 51,2 — 2,6 —1,7 30. 11 2820. 296 31 39,1 58 32,2 — 1,1 +7,2 31. 9 28 57 26 12,2 59 55,0 — 0,6 +6,7 Spt. 6. 9 2645 0384 —14 9 22 — 2,2 -+3,3 13. 10 36 18 295 54 25,7 17 32,3 + 1,1 +0,6 24. 10 39 11 296 55 46,2 25 31,0 +108 —2,8 Det. 11. 9 39 34 299 28 45,3 18 26,4 — 0,6 —0,3. Die Abweichungen der anderweitigen Beobachtungen sind: AR. Dekl, Aug. 13 + 32 — 1/1 Hind » — 21 +0,53 » 2 14 0,0 — 2,0 Cambridge » . — 0,1 + 0,6 Hind » . — 2,9 — 0,3 Cambr. Mer. » .— 47 + 2,0 » 15 +02 — 0,9. Hind » — 5,0 — 2,8 Cambr. Mer. 20 — 3,7. + 2,7 Hamburg Mer. 21 — 5,3 — 1,6 Göttingen » — 71 + 3,8 Hamburg 7. — 7,5 + 4,7 » 28 — 0,8 — 6,0 Göttingen 29 — 1,4 — 3,0 Kremsm. i » 41 — 14 Göttingen ) 30 + 3,4 — 0,3 Hamburg H 31 + 0,2 —+ 0,8 » 2 Sp. 8 + 4,8 —11,7 Kremsm. y PTR RER. WIR HERE Re 12 + 99 + 2,6 » £ 13 + 3,0 — 0,4 » » —+10,3 — 0,7 Hamburg » 398 wi Am 24. Oct. erhielt ich ein neues Planeten-Circular von Hrn. Conferenzrath Schumacher, nach welchem Hr. Hind in London einen zweiten Planeten aufgefunden hat. Da nämlich ein Stern 9ter Gr. nicht auf der vortrefflichen Karte von Hrn. Knorre in Nicolajew gezeichnet (Hora V. der akademischen Karten) eingetragen war und Hr. Hind auch mit dieser Gegend — sehr gut bekannt ist, so stand er nicht an aus nur vierstündigen Beobachtungen auf die Planetennatur zu schlielsen und diese Beobachtungen so bekannt zu machen: Ba M. Gr. Zt. AR. Decl. Okt. 18 11°40 4” 53/40/11 + 1403/3574 15 410 34,51 326,2 15 52277 341,97 325,3. Der Planet ist dem Stillstande vor der Opposition sehr nahe, so dafs er nach diesen 4Astündigen Beobachtungen nur etwa 3 im Bogen in AR und 1’ im Bogen in Deecl. täglich sich bewegte. An demselben Tage am 24. Okt., wo die Nachricht ein- lief, wurde des Abends die Karte von Hrn. Knorre mit dem Himmel verglichen. Sobald wir uns von der Gegend genau un- _ terrichtet hatten, in welcher der Planet muthmalslich sich befin- den konnte, bemerkte Hr. Dr. Galle einen Stern 9 Gr., der auf der Karte nicht stand und der sofort mit einem von den beobachteten Sternen in Bessel’s Zonen verglichen wurde. Lei- der war der einzige unter den in der Nähe befindlichen in Decl. so sehr verschieden, dafs die Vergleichungen nicht ganz so scharf ‘ ausfallen konnten, als sonst der Fall gewesen wäre. Die Decli- nationsdifferenz betrug fast 11’, so dafs nur etwa 15’ auf jeder Seite von dem Gesichtsfelde noch frei blieben. Hiezu kommt, dafs der Planet in AR so gut wie völlig im Stillstande war, in Decl. nach einigen Wiederholungen der Beobachtungen in Zwi- schenzeiten von 1 bis 2 Stunden, so dafs die ganze Zwischen- zeit etwas über 5 Stunden betrug, etwa nur 6” sich bewegte. Dennoch ist alle Wahrscheinlichkeit vorhanden, dafs es der Pla- net ist, da die Stelle, wo Hr. Hind ihn sah, leer war. Die hiesigen Beobachtungen reducirt sind Bi 2 399 M. Zt. RA. Deel. Oct. 24. 10 6° 46 76°2’47)85 -+ 13° 57 31722 2,44 20,:5,9 2 48,02 57 27,75 » 43 19 20,2 2 42,30 57 25,03 » 415 28 40,9 2 37,85 57 21,05 Hr. Poggendorff sprach über die neuerdings von Hrn. Callan (Prof. der Physik am Collegium zu Maynooth in Irland) angegebene Volta’sche Batterie, unter Anfüh- rung eigner Messungen zum Behuf der Prüfung ihrer Tauglichkeit. Die Messungen ergaben für die neue Batterie, bestehend aus | amalgamirtem Zink und platinirtem Blei, von welchem das letz- tere in ein Gemisch von Schwefelsäure und Salpetersäue ge- taucht ist, eine eben so hohe elektromotorische Kraft und eine eben so grolse Beständigkeit des Stroms, wie sie die bekannte Grove’sche Combination besitzt. Sie bestätigen also die Angaben des Hrn. C. und machen seine Erfindung, besonders zu techni- schen Anwendungen, recht empfehlenswerth, zumal sie den Vor- zug einer grolsen Wohlfeilheit des Materials mit dem einer leichten Verknüpfbarkeit der einzelnen Theile verbindet. Von der Salpeterlösung, die Hr. C. der das Blei aufnehmenden Flüs- sigkeit zuzusetzen anräth, konnte Hr. P. keinen Nutzen sehen; als beste Flüssigkeit ergab sich ihm ein Gemisch von 8 Gwthl. con- centrirter Schwefelsäure, 4 Thl. Salpetersäure von 1,34 Dichte und 3 Thl. Wasser. 98. October. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. E. Dirksen las über das Rechtsbuch des Constantin. Harmenopulus und die alte Glosse der -_ Turiner Institutionen-Handschrift. 5 An eingegangenen Druckschriften nebst Begleitschreiben wur- den vorgelegt: Everest, an account of the measurement oftwo sections of Ihe 4 meridional arc of India, with engravings. London 1847. 4. 2 Voll. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Claybrook Hall, Lutterworth d. 17. Juli d. J. 400 James D. Graham, Map of the extremity of Cape Cod including the Townhips of Provincelown and Truro: with a chart of" their sea coast and of Cape Cod harbour, State of Massachu- setts, executed during Ihe years 1833, 34 and 35. 4 Blatt folio. , Report upon ihe military and hydrographical chart of the extremity of Cape Cod etc. fol. ‚id liber. 8. The Daily Union. Vol. III. Numb. 91. 92. Washington Aug. 17 and 19. 1847. fol. mit einem Begleitungsschreiben des Hrn. J. D. Graham in Wa- shington vom 24. Aug. d. J. William H. Prescott, History of Ihe conquest of Peru, with a preliminary view of the civilization of Ihe Incas. In 2 Voll. New-York 1847. 8. Felix Lajard, Observations sur l’origine et la signification du symbole appele la croix ansee. Paris 1847. 4. Ch. Lenormant, Introduction a l’etude des vases peints. Par- tie1. Paris 1845. 4. ,„ Expose des negociations au moyen desquelles la France a obtenu le relablissement du libre exercice de la re- ligion catholique dans l’empire de la Chine. ib. 1846. 8. M.E. Chevreul, Theorie des effets optiques que presentent les etoffes de soie. Paris 1846. 8. Comptes rendus hebdomadaires des seances de !’Academie des sciences 1847. 2.Semestre. Tome 25. No 13. 14. 27. Sept. et 4. Oct. Paris. 4. Proceedings ofthe Academy of natural sciences of Philadelphia. Vol. III. No. 9. May and June 1847. 8. Giulio Minervini, Descrizione di alcuni vasi fittili antichi della collezione Jatta. Partei. Divinitä. Napoli 1846. 8. ‚ novelle dilucidazioni sopra un antico chiodo ma- gico. ib. eod. 8. Filippo Parlatore, Giornale botanico italiano. Anno 2. Fasc. 5. 6. Firenze 1847. 8. Franc. Zantedeschi, Memoria delle principali esperienze de’ Jisici sulle vibrazioni dei corpi sottoposti all’ influenza del magnetismo e della elettricitäd etc. (Venezia 1847.) 8. ‚ Lettera II. III. sul magneto-telluro-elettrico in Ita- lia. (ib. eod.) 8. , Descrizione di una macchina a disco per la doppia elettricitä etc. (ib. eod.) 8. 2: 401 - Franc. Zantedeschi, Relazione dell’ influenza delle forze elet- 2 triche e magnetiche sulla luce ed il calorico. Venez. 1847: 8. ‚ sulla universalitä dell’ influenza elettro - magnetica nei corpi. (1847.) 8. 5 Exempl. Domenico Ragona-Scinä sulle righe trasversali e longitudinali dello spettro luminoso e su taluni fenomeni affini, Memoria prima. Venezia 1847. 8. W. Haidinger, geognostische Übersichts-Karte der Österreichi- schen Monarchie in dem K. K. Montanistischen Museo zu- sammengestellt in 9 Blättern 1845. fol. nebst Bericht über dieselbe. Wien 1847. 8. Christian Lafsen, Indische Alterthumskunde. Bd. I. Geographie und Geschichte. Bonn 1847. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 613. Altona 1847. 4. A.L. Crelle, Journal für die reine u. angew. Mathematik. Bd. 35, Heft 2. 3. Berlin 1847. 4. 3Expl. C. E. Hammerschmidt, allg. Österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 19. Jahrg. 1847. No. 37. 38. Wien. 4. Kunstblatt 1847. No. 46-49. Stuttg. und Tüb. 4. Euripidis Phoenissae, c. comm, ed Jac. Geelius, scholia an- tiqua etc. adjunxit C. G. Cobetius. Lugd. Batav. 1846. 8. Ferner war eingegangen: Ein Danksagungsschreiben des Pariser Instituts vom 4. Oc- tober für Empfang der Abhandlungen von 1845 und des Mo- natsberichtes vom Juni 1847. — I DD a DEERNEEETEEBERCEE WET BETEN 47 vu gxrrrarr arg Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat November 1847. Vorsitzender Sekretar: Hr. Ehrenberg. ‘4. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Meineke las einen Bericht des Dr. Hertz über die auf einer kürzlich vollendeten Reise von ihm gewonnene Aus- -beute, vornämlich für die Kritik des Gellius, des Priscian und der Scholien des Germanicus. } Der Hauptzweck der Reise des Dr. Hertz war kritisches Material für eine neue Textbearbeitung der attischen Nächte des Gellius und der ars grammatica des Priscian zu gewinnen. Beide Autoren bedürfen einer solchen im hohen Grade. Für _Gellius ist seit der Ausgabe von Jacob Gronov, die 1706 zu Leyden erschien, eigentlich nichts geschehen. Von ihm, so wie bereits von seinem trefflichen Vater, war eine Anzahl der bedeutendsten Manuscripte verglichen und namentlich von letz- terem mit ausgezeichnetem Scharfsinne zur Berichtigung des Tex- "tes benutzt worden. Aber die Kritik unserer Tage verlangt in “der Benutzung der Handschriften objective Treue. Nicht das ugenblicklich wichtig erscheinende soll angegeben werden, son- ern die Collation soll ein vollständiges und erschöpfendes Bild er Handschrift liefern: so nur können aus der Zusammenstellung es krit. Apparats sichere Resultate über die Familien der Co- dices, über den geschichtlichen Verlauf der Textgestaltung er- zielt werden. Die Vergleichungen der älteren Gelehrten hinge- gen sind fast durchgängig weder vollständig angestellt, was für den vorliegenden Fall die Einsicht der in Leyden aufbewahrten [1847.] 10 404 Originalpapiere bestätigt, noch viel weniger in den Ausgaben vollständig abgedruckt und eben so wenig sind zusammenhängende Untersuchungen über Textgeschichte von ihnen angestellt wor- den. Die Ausgabe von Longolius (Curiae Regnit. 1741) lei- stete in dieser Beziehung nichts, Gonradi gab (Leipzig 1762) nur einen Abdruck der gronovschen Edition, Lion endlich, der neueste Herausgeber (Göttingen 1824) bezeichnet geradezu ei- nen Rückschritt in der Kritik. Auf die Autorität einer der jün- geren Familie angehörigen und noch dazu schlecht verglichenen (s. R. Schneider specimen de Seruio Sulpicio Rufo ICto alterum Lips. 1834. p. V.) Hs. der Wolfenbütteler Bibliothek und der aus ähnlichen Quellen geflossenen alten Ausgaben setzte er oft die aus den besseren Hss. von seinen Vorgängern gewonnenen | Lesarten wieder in die früheren um; aber selbst hierin nicht consequent durchgeführt, verräth der von ihm gestaltete Text | überall ein rathloses und unmethodisches Schwanken. Es erschien daher wünschenswerth für die Kritik der N. A. des Gellius sowohl von den bedeutenderen der bereits verglichenen Codices die voll- ständige uar. lect. zu gewinnen, als auch die noch nicht unter- suchten zu diesem Zwecke zu durchforschen. Dann erst konnte man daran denken einen auf sichere Grundlagen gestützten Text zu gewinnen. Weniger noch ist bis jetzt von Seiten der Kri- tik für die Grammatik des Priscian geschehen. Putschius zwar hatte die vortrefflichen Leydener Hss. sowohl, als die des Bongarsius benutzt, aber, wie überall, so auch hier, fehlt uns eine eingehende Rechenschaft über sein kritisches Verfahren: Krehls Ausgabe (1819 und 1820) fordert zu nachsichtiger Be- urtheilung auf, weil der Verf. sich hier nicht auf dem eigen- thümlichen Gebiete seiner Studien befand; aber verhehlt darf nicht werden, dafs er die Hss. des Priscian, wie sie zufällig sich ihm boten, weder genau noch vollständig verglichen (was eine wiederholt angestellte Collation des besten seiner Codd., des Halberstädter, ergab) und aus diesem Gemisch zusammenge- würfelter Varianten einen Text construirt hat, so gut es eben gehen wollte. Priscians ars aber, das umfassendste Lehrgebäude der lateinischen Sprachlehre, war im Mittelalter ein so verbrei- tetes Schulbuch, dafs fast keine irgend mit Manuscripten verse- hene Bibliothek existirt, in der nicht ein oder mehrere Exem- E 405 _ plare derselben aufbewahrt würden. Es ergab sich also hier die - Aufgabe aus dem überreichen handschriftlichen Nachlasse das Beste und Älteste auszuwählen, um nicht einen nach Zufall und Laune gestalteten, sondern einen methodisch gewonnenen Appa- | rat der neuen Bearbeitung zu Grunde zu legen. Besonders _ muste sich die Aufmerksamkeit dabei auch auf die in den letzten - Büchern, namentlich dem achtzebnten, erhaltenen Citate aus grie- _ chischen Autoren richten, für welche man in dem aus Benutzung einer ausgezeichneten münchener Hs. hervorgegangenen Aufsatze Spengels (Index graecorum locorum apud Priscianum quae ex- stant ex codice Monacensi. Supplementum editionis Krehlianae. in seiner Ausgabe der Bücher des Varro de I. L. Berlin 1826 8.599 fgg.) eine gründliche und bedeutende Vorarbeit besitzt. Aufserdem richtete H. seine Aufmerksamkeit auf die Scho- _ lien zu dem astronomischen Gedichte des Germani- cus. In ihrer jetzigen Gestalt freilich nur ein rohes und spä- tes Agglomerat schlielsen dieselben doch einen älteren Kern in sich, der zum Theil hellenischer Erudition entstammend, zum - Theil auf ältere lateinische Quellen gestützt, manche Notizen zur Geschichte der Mythendeutung und zur griech. Litteratur, na- _ mentlich zu den Komikern Philemon (nach der uita Arati II. 438 Buhle) und Amphis enthält, so wie bedeutende Fragmente _ des vielgelehrten Zeitgenossen des Varro, des Nigidius Figulus, uns allein zur Kenntnils bringt. Sind auch alle diese Dinge ins- besondere mehrfach zur Kenntnils der Gelehrten gekommen, die _ Nigidiana durch Rutgersius Var. Lect. III. 6., später nach einer auf der hiesigen k. Bibliothek (MS. Diez. B. Sant. 94 in 4) be- “findlichen Abschrift des Cod. Putean. von der Hand des Hein- sius durch Merkel (in den Prolegomenen zu seiner Ausg. von Ovids Fasten p. LXXXVI sqq.), jene Bruchstücke und Notizen durch Hrn. Meineke Com. Gr. III. 320. III. 31., so fehlt doch eine auf handschriftliche Autorität basirte und mit Mittheilung ‚des Apparats versehene Ausgabe der ganzen Scholien. Denn die älteren Abdrücke sind eben so selten, als werthlos (ein Ver- zeichnils derselben giebt Suringar im Leydener Gymnasialpro- gramm von 1842 de mythographo astronomico qui uulgo dicitur scholiastes Germanici p. 6 sqq.), Buhle hat für die Scholien “auch Nichts gethan; ‘nimis enim barbare et uitiose scripta sunt‘, 406 sagt er selbst (ed. Aratı II. p. VIII) “quam ut operae pretium fuisset eorum emendationi uacare’ und Schaubach stand zu sei- ner auf der Universitäts-Bibliothek zu Leipzig handschriftlich auf- bewahrten Bearbeitung, die viele schätzbare Bemerkungen ent-. hält, auch nur eine andere Abschrift desselben Puteaneus, frei- lich des vorzüglichsten Codex, zu Gebote, die ihm Heyne aus der Göttingischen Bibliothek mitgetheilt hatte. — Mit der Un- tersuchung und Vergleichung der Scholienhss. verband H. eine Revision der Codd. des Gedichtes des Germanicus selbst, die aber nach der Ausgabe von Orelli voraussichtlich nur zu ein- zelnen Berichtigungen (für die aus dem Cod. Basil. und Bern. „angegebenen Lesarten) und Accessionen führen konnte, unter welchen eine Collation des Putean. die bedeutendste ist. Vor der Darstellung der Ergebnisse dieser Untersuchungen gab der Bericht eine kurze Nachricht über den äufseren Ver- lauf der Reise. In einem Zeitraume von etwas über zwei Jah- ren (Sept. 1. 1845 bis Oct. 9. 1847) hatte dieselbe einen Theil Süddeutschlands, Holland, Belgien, Frankreich, die Schweiz, Ita- lien und Sicilien umfalst. Es ergab sich dabei die Gelegenheit einiger anderweitigen, nebenher gemachten Beobachtungen und Untersuchungen zu erwähnen. Dahin gehört z. B. eine Nach- richt von irischen Glossen in Hss. zu Carlsruhe, Leyden und St. Gallen: die an den beiden ersten Orten von H. excerpir- ten, sind von demselben Hrn. Pott mitgetheilt und die der ley- dener Hs. entnommenen von demselben im Intelligenzblatte zur hall. A. L. Z. 1846 Nr. 4 bereits bekannt gemacht worden; eine‘ viel reichere und unbenutzte Quelle aber bietet die St. Galler Priscian-Hs. Nr. 904. saec. VIII, die nicht nur einzelne Wör- ter, sondern auch längere Sätze von einer gleichzeitigen Hand vielfach bei- und übergeschrieben enthält, deren Ausnutzung aber mehr Zeit erfordert, als H. darauf hätte verwenden können. Ferner wurde bemerkt, dafs, wie in Leyden, so auch auf der kön. Bibliothek im Haag mancherlei Dictate und Adversarien älterer Gelehrten aufbewahrt werden, die wenigstens bei Hänel nicht mit verzeichnet sind, so von Nic. Heinsius, Graevius und de Rhoer zu Tacitus, von Burmann zu Terenz, von Oudendorp zu Ovids Heroiden: in Gent befinden sich (mis. nouv. 398) hand- schriftliche Noten J. F. Gronovs zu Ovids Metarmophosen. 407 Über sicilische Bibliotheken wurden einige Zusätze zu - Blumes Nachrichten mitgetheilt, namentlich über die Bibliothe- ken von Catanea und die der Basilianer in S. Salvadore bei Messina. Auf der Universitätsbibliothek zu Catanea, von der Blume Iter Ital. III. 99 sagt, es würden ihr von Bernoulli noch griech. und lat. Hss. zugeschrieben, von denen er sonst nichts - gehört habe, existiren in der mit ihr verbundenen bibliotheca Ventimiliana, über die auch ein gedruckter Katalog vorhanden ist, einige junge Hss., namentlich von Ciceros Briefen, von Theod. Gazas Übersetzung des Cic. de senectute, von Pindarus Theba- nus. Dieser Cod. s. XV. membr. in 4 hat die bemerkenswerthe Subscription: Troica gesta canens hic hic finitur homerus. Pindarus hune librum fecit sectatus homerum Grecus homerus erat sed pindarus iste latinus. Homeri hystoria clarissimi traductio exametris uersibus pyndari haud indocti ad institutionem filii sui parme. Auch in der von Blume wenig zugänglich genannten Bene- dietiner-Bibliothek daselbst sieht man, nach Überwindung der noch bestehenden Schwierigkeiten, einige Hss., unter denen nur ein für die Geschichte der lingua rustica interessanter Tractat über Thierarzneikunde grölsere Aufmerksamkeit verdient. Die Biblio- thek der Basilianer bei Messina, von deren Verwahrlosung Gött- ling bei Blume eine so traurige Beschreibung macht, ist jetzt sehr sorgfältig katalogisirt und aufgestellt: sie enthält 459 Num- mern, fast nur theolog. liturg. und patristischen Inhalts, zum Theil ziemlich hoch hinaufgehend. Die Untersuchung mehrerer rescribirten Blätter und Hss. an verschiedenen Orten, zu Hei- delberg (s. u.), Paris, Lyon, Montpellier hat geringe Ausbeute geliefert: die von Haenel als theilweis rescribirt bezeichnete Hs. in Lyon (352) ist es nicht: nur hie und da finden sich zwischen den beiden Columnen der Seiten einzelne Striche mit einer blasseren Tinte, die zu jener irrigen Angabe Veranlassung gegeben haben mögen; eine bedeutende Partie in einer Pariser Priscianhs. saec. X aufgefundener rescribirter Blätter bot nur plan- und werthlose und späte, nicht viel früher geschriebene, grammatische Excerpte, die die Mühe specieller Untersuchung nicht verdienten; die Hs. der Bibliothek der Ecole de medecine (Nr. 141 408 aus dem 9ten Jahrh.) zu Montpellier sollte nach einer Angabe Libris im Januarhefte des Journal des Savans 1842 Fragmente des Festus enthalten: diese vermeintliche Entdeckung, deren Wichtigkeit, falls sie sich als begründet erwiesen hätte, Hrn. Li- bri selbst nicht ganz klar scheint geworden zu sein, zeigte sich als nichtig. Näheres hierüber, so wie über Anderes, alte Aus- züge des Charisius und Diomedes aus dem 8ten Jhdt. zu Paris, die älteste unbenutzte Handschrift eines Theils des Grammatiker Virgilius Maro zu Amiens, den Apparat des Bondamus zu den lateinischen Grammatikern in Leyden u. s. w., so wie die Be- kanntmachung einiger kleineren Inedita mulste weiterer gelegent- licher Mittheilung vorbehalten bleiben. Aber eine dankbare Er- wähnung vielfach erfahrener Unterstützung und entgegenkommen- der Liberalität durfte nicht übergangen werden: den Herren Geel in Leyden und Hase in Paris wurde für mannigfache Förde- rung vornämlich der wärmste Dank abgestattet. Der letzte Theil des Berichtes gab eine Übersicht über die für die oben angegebenen Unternehmungen gewonnenen Vorar- beiten. Da dieselben noch nicht überall gleichmäfsig zu ab- schliefsenden Resultaten durchgearbeitet sind, so mufsten hier theilweise mehr die Einschlagsfäden anzustellender, als die Er- gebnisse vollendeter Untersuchungen vorgelegt werden. Für Gellius standen H. die mit liberaler Unterstützung des k. hohen Ministeriums angekauften Collationen des Dr. Albert Dressel in Rom zu Gebote. Er hatte dieselben in den Jahren 1835 und 1836 auf den römischen Bibliotheken angestellt, dar- auf einem Engländer, Hrn. Badham, verkauft, der sie durch gü- tige Vermittelung der Herren Giesebrecht und Henzen wieder an H. abtrat. Die Hoffnung, durch dieselben einer neuen Col- lation römischer Handschriften überhoben und dadurch in den Stand gesetzt zu werden, in Rom mit anderen Arbeiten sich zu beschäftigen, erwies sich leider bald als voreilig. Die Verglei- chungen sind unzuverläfsig und unvollständig, so dafs sie ihrer ganzen Ausdehnung nach, so weit sie wichtige Hss. betrafen, re- vidirt oder vielmehr neu gemacht werden mulsten. Doch darf nicht verschwiegen werden, dafs Hr. Dressel bei persönlicher Zusammenkunft sich dahin geäufsert, dafs er diese Collationen niemals als abgeschlossene und vollendete Arbeiten angesehen 409 und sie eben auch nur so, gleichsam als auszuführende Skizzen, Hrn. Badham überlassen habe. — Was nun die handschriftliche Überlieferung im Allgemeinen betrifft, so wird das älteste Exem- plar, dessen Erwähnung geschieht, das von Eustochius dem C. Aurelius Romulus geschenkte sein. Am Ende des neunten Bu- ‚ches der noctes Aiticae findet sich nämlich fast in den sämmt- liehen Hss., die diese Partie des Gellius enthalten, ein aus zwei Distichen bestehendes Epigramm: in den besseren Codd. ist es mit der Überschrift (C.) Aureli(i) Romuli, in denen der jün- ‚geren Familie meist Epigramma Gellii oder Agellii bezeichnet. Nur der regius Paris. hat es nicht. Es lautet: Cecropias noctes doctorum exempla uirorum Donat habere mihi nobilis Eustochius. Viuat et aeternum laetus bona tenıpora ducat Qui sic dilecto tanta docenda dedit. Der Verfasser des Epigramms, das auch in die lateinische An- thologie (11. 236. Burm. I. 192 Meyer) übergegangen ist, ist sonst " unbekannt; das docenda scheint auf einen Grammatiker zu deu- ten; der Name des Gebers des fraglichen Exemplars, Eusto- chius, wird in der Litteraturgeschichte mehrfach genannt. Wir _ kennen einen Arzt dieses Namens, Schüler des Plotin, der sich mit der Anordnung der Werke seines Lehrers beschäftigte (Porph. uita Plot. c. 7.); dann einen von Libanios ep. 699 als gleichzeitig erwähnten Palästiner: “vouwv re mAnen za 7 rav Aoya Ewun BonSoüvre rois vonos’. Um dieselbe Zeit ungefähr oder doch nicht viel später muls auch der von Suidas (I. 911 -Kust. I. 651 Bhdy.) genannte kappadokische Sophist, Verfasser von Archäologien Kappadokiens und anderer &Svy und Biograph “des Kaiser Constans gelebt haben, auf den die Erwähnung bei - Steph. Byz. s. u. IHevrızerauv zurückzuführen scheint. An ei- nen der beiden letzteren wird an unserer Stelle nicht ohne Pro- -babilität zu denken sein. Aus dem von ihm verschenkten Exem- plar, in das der Empfänger auffallenderweise an jener Stelle — eine Erklärung dafür wurde vorbehalten — das Epigramm ein- schrieb, muls es in unsere Handschriften übergegangen sein. Möglicherweise ist jenes Exemplar die gemeinsame Urhandschrift ‚aller jetzt erhaltenen, ehe noch eine Scheidung in die verschiede- nen Recensionen erfolgte, denen sie direkt entstammen. Gleich- a DE nn 410 zeitig, vielleicht etwas früher (nach Gerlachs Annahme; doch ist Nonius Zeit nicht sicher zu ermitteln: “incertae aetatis gramma- ticus’ nennt ihn Lachmann Terentian. Maurus p. XII. cf. Osann Beitr. zur griech. und röm. Litteraturgesch. II. S. 381-388) fällt Benutzung des Gellius durch Nonius; die weitere Entwickelung der Textgeschichte würde nunmehr specielleres Eingehen auf die von ihm, von Macrobius und Anderen, namentlich auch von Priscian, gebrauchten Exemplare erfordern. Da dies jedoch von dem nächsten Zwecke des Berichtes zu weit abgeführt hätte, so wendete sich derselbe, ohne diesen Punkt genauer zu erör- tern, unmittelbar zu der erhaltenen handschriftlichen Überliefe- rung. Diese reicht beinahe bis an Priscian heran — freilich nur in den Bruchstücken der ersten vier Bücher und einiger Lemmata, die auf Blättern des Palimpsest. palatin. XXIII auf der vatikan. Bibliothek erhalten sind. Eine Beschreibung der Hs. nebst den Ergebnissen der Collation Dressels hatte H. schon vor der Reise der Redaction der Zeitschrift für die Al- terthumswissenschaft eingesandt: dieselbe hat sie im Augusthefte dieses Journals vom verflossenem Jahre (1846. Nr. 87 fg.) mit- getheilt. Durch die Güte des Monsignore Laureani, ersten Cu- stoden der vatikanischen Bibliothek, eines eben so wohlwollen- den als liebenswürdigen Prälaten, der auch eine unbeschränkte Einsicht der Kataloge, wenigstens der Handschriftenverzeichnisse der classischen Autoren, gestattete, wurde H. eine erneute Unter- suchung dieser Blätter unter Anwendung chemischer Reagentien zugestanden. Es wurde dabei mit Erfolg der liquor Ammoniaci hydrosulphurati angewendet; Hr. Delffs in Heidelberg hatte ihn bei einem ähnlichen Versuche, der aber nur zur Lesung einiger frommen Exclamationen führte, als das wirksamste Mittel zur Auffindung von Eisenspuren bei verhältnifsmälsig geringem Scha- den für Pergament und obere Schrift bezeichnet, und derselbe war auch schon, namentlich von Ritschl beim Ambrosianus des Plautus und von Fr. Haase, mehrfach mit Erfolg benutzt worden. Im Ganzen hat Hr. Dressel hier genauer gearbeitet als sonst, doch haben auch hier seine Angaben an nicht wenigen Stellen Berichtigungen erleiden müssen: mehrfach ist es H. gelungen von Dr. für unlesbar gehaltene Stellen zu entziffern und namentlich für die Stellung der Lemmata und für die Bücherzählung im 411 ‚Palimpsest haben sich dadurch Resultate ergeben. In Bezug auf letztere stellte sich durch eine Überschrift vor den Argumenten ‚des 18ten Buches heraus, dafs sie der Zählung der anderen bes- seren Hss. der letzten Bücher entspricht. Der letzten Bü- cher: denn alle Hss. der älteren Familien enthalten entweder nur die sieben ersten oder die zwölf letzten Bücher der noctes Atticae. Wie weit eine solche Scheidung zurückgehe, darüber ist die Untersuchung noch nicht abgeschlossen. Soviel aber hat sich als sicher herausgestellt, dals die an- derweitige handschriftliche Überlieferung der ersten Bücher we- der auf den Cod. rescriptus Palatinus zurückzuführen ist noch auch auf eine ihm gleichartige Quelle: den Gedanken an un- mittelbare Copie schliefst, wenn man nicht eine ganz frühe In- terpolation annehmen will, schon die Auslassung der griech. Stellen in jenem Ms. aus. Diese Überlieferung aber ist H. nur in drei Codd. bekannt geworden, die er sämmtlich hat benutzen können: einem Vaticanus (3452), einem Reg. Paris. (5765), beiden saec. XIII, und dem Rottendorfianus saec. X, der sich in einer Hs. der Leydener Universitätsbibliothek aus Gro- novs Nachlasse (21) wiederfand. Diese Codices, von denen kei- ner directe Abschrift eines der andern ist, sind entweder un- mittelbar aus derselben Quelle oder doch aus treuen Copien derselben Hs. geflossen. Sie stellen das 6te und 7te Buch un- serer Ausgaben um (dem Rot., der bis VII. 20 geht, fehlt das 6te Buch, der Reg. hört in VI 3. auf), sie geben die Lem- mata vor den einzelnen Büchern, die Vorrede, die aber im Vat. - fehlt, und die in den Hss. der neueren Familien am Ende des _ 20ten Buches sich findet, zu Anfang. Ferner fehlt ihnen der Anfang des 3ten Capitels des 1ten Buches, (ml’tum h' d’e qd’ ra- sum | (f)uit ın bemerkt Rot. am Rande), und die Varianten zeigen trotz mancher Besonderheit namentlich des Rot., und hier wieder vorzüglich in der Wortstellung, ein genaues Anschliefsen | an dieselbe Quelle. Die Graeca finden sich mit Uncialen ge- 3 nau geschrieben vollständig nur im Vat., der Reg. giebt sie bis j zu den grolsen Menanderfragmenten II. "93, nachher nur kurze Anfänge der Stellen, der Rot. läfst sie bis auf einzelne Wörter . ganz fort. Obwohl nun die Blätter des Palat. in eine viel ältere Zeit fallen, obwohl sie den Anfang des dritten Cap. des ersten [ AA N 07 412 Buches enthalten, also einer vollständigeren Hs. entstammen, so erscheint doch die Hs., die aus jenen drei Codd. sich reconstruiren läfst, als ein genaueres und unverfälschteres Abbild des gelliani- schen Textes. Auch die ältere Überlieferung der letzten Bücher scheidet sich in zwei Klassen; die eine geht nicht so weit zurück als die andere, aber auch hier schlielst jene sich eng an eine vorzüg- lichere Quelle an. Sie wird gleichfalls nur durch drei, unabhän- gig neben einander stehende, Codd. repräsentirt; es sind diese: der Reg. s. XIII (8664), der aber im Einzelnen nachlässig, mit Fortlassung der griech. Stellen geschrieben und später mit viel- fachen Rasuren bis zur Entstellung ungeschickt durchcorrigirt ist; der etwa gleichzeitige, mit sorgfältig nachgemalten, wenn | auch unverstandenen Graecis versehene Lugd. (Voss. F.7 = Vos- sianus maior Gron.); endlich die älteste, aber leider nicht voll- ständige Quelle dieses Textes, ein im J. 1173 geschriebenes berner Fragment (Nr. 404) bis in die Mitte des 12ten Bu- ches reichend. Hier werden die griech. Stellen nur zum Theil und sehr fehlerhaft mitgetheilt. Die zweite Klasse dieser Hss. geht, wie schon bemerkt wurde, höher hinauf. Trotz mancher Differenz von jenen an- deren bleibt ihnen immer noch Gemeinsames genug, um näher auf eine ursprünglich gleichartige Quelle zurückzuführen, als die beiden Recensionen der ersten Bücher. Wo die Hss. der er- sten Klasse nicht ausreichen, werden oft diese zur Ermittelung der ursprünglichen Lesart in zweiter Reihe herangezogen wer- den müssen, und namentlich zur Constituirung der Graeca, die in einigen von ihnen mit mehr Kenntnils geschrieben sind, als im Voss. maior, sind sie sehr wichtig. Die ältesten Repräsen- tanten dieser Klasse, sämmtlich mit den griech. Stellen in Un- cialen, sind der Cod. reginae I in Vat. 597 (olim Danielis), der Lugdun. Voss. (F. 112 = Vossianus minor Gron ), beide aus dem 10ten Jhdt., und der Cod. reg. IL in Vat. 1646, im J. 1070 geschrieben, in dem H. den Petauianus Gron. wiederfand: Dres- sel scheint diese Hs. garnicht eingesehen zu haben. Zu der- selben Klasse gehört die zweite, nur durch den gemeinschaftli- chen Einband mit der ersten verbundene, Hälfte des Vat. 3452; ein Cod. Paris., früher $. German. 643, für die ersten Bücher 413 und am Schlusse aus einer Hs. der jüngsten Familie saec. XV ‚ergänzt, beide aus dem 13ten Jhdt., und eine junge, aber durch ‚genaue Copie der Graeca in Uncialen und sonstige Akribie aus- ‚gezeichnete Papier-Hs. der bibl. Magliabecchiana zu Flo- renz (329), früher zu S. Marco daselbst. Diese Mss. wurden 'sämmtlich an Ort und Stelle verglichen. Für einen verwandten 'Cod. Franequeranus konnte H. durch Hra. Geels gütige Ver- mittlung eine von dem hochbetagten Hrn. Wenckebach im Haag, im Jahre 1793, wo er Rector der Schule zu Franecker war, angestellte, genaue Collation benutzen. Noch sind zwei ältere, gleichfalls verglichene, Anthologien saec. XII zu nennen, eine pariser, olim Thuan. 4952, und eine des Vatikan, olim Fuluii Vrsini (3307), die reichliche Excerpte aus den drei ersten und den zwölf letzten Büchern, in Verbin- ‚dung mit Auszügen aus Valerius Maximus, darbieten. Oft nicht ohne Willkür, schliefsen sie sich im Ganzen doch den besseren Handschriften an und bilden für die letzten Bücher eine Art Mittelglied zwischen denen der ersten und der zweiten Klasse. Allen diesen sind bei vielfacher sonstiger Abweichung in der uaria lectio viele Merkmale gemeinsam: sie bezeichnen z. B. sämmtlich das 9te Buch als 10tes und kommen dann mit Über- springung einiger Zahlen in den folgenden Büchern, worauf hier nicht näher eingegangen werden kann, fast durchgängig nicht auf 21 Bücher, wie der Voss. minor, sondern auf 23; es fehlt ihnen ferner die erste, gröfsere Hälfte von XVIII. 9, es fehlen _ die Lemmata des 19ten Buches, es fehlt der Schluls des zwan- zigsten: mit den Worten celebriora manum conserere XX. 10. 7. hören sie auf (so wahrscheinlich ursprünglich auch der cod. re- ginae I, dessen letztes Blatt defect ist); nur die Jüngste aller dieser Hss., die Magliab., aus dem funfzehnten Jhdt., giebt noch den Schluls des zwanzigsten Buches, dem dann eine zweite Hand E die Vorrede angehängt hat. Schluls und Vorrede finden sich auch in einigen der anderen Codd. von Händen des 4öten Jhdts. nachgetragen. F Ganz isolirt stand, nach den vorhandenen Erwähnungen zu urtheilen, ein Ms. da, welches ehemals Hieronymus Buslidius besals (+ 1517, Stifter des Collegium Buslidianum trilingue zu _ Löwen cf. Val. Andreae fasti academici studii generalis Louan. x 414 ed. alt. Louan. 1650. 4. p. 275 sqq.), dann das Gymnasium Loua- niense nach der Anführung von Lud. Carrio ant. lectt. II. 12. Eine daselbst aufbehaltene Notiz sagt, dafs das erste Buch der. N. A. hier das achtzehnte sei; nach einer handschriftlichen Be- merkung Abr. Gronovs, die gleichfalls sich auf Carrio beruft, die aber H. bei diesem noch nicht hat auffinden können, soll unser vierzehntes Buch das erste der Hs. sein. Aus dieser al- lein war bis zur Auffindung des Palatinus der Anfang von lib. I cap. 3 bekannt, aus ihr allein kennt man jetzt noch den Anfang von XVII. 9, mitgetheilt durch Guil. Canter nouar. lect. II. 6. — Hubertus Gifanius hat sie nach einem Briefe an Muret be- nutzt, in dem er sie als einen codicem antiquum satis sed mi- nime integrum bezeichnet (Mureti epp. I. 78. t. II. p.118 Frotsch.), Carrio in den antig. lectt. und in seinen Scholien zu Sallust. hist., so wie Raeuardus in den Variis, theilen Lesarten derselben aus lib. I. VIII. X. XVI. XVII. XVII mit. Es ergiebt sich aus denselben, dafs dieser, wenn gleich unvollständige, doch aber Bücher beider Hälften enthaltende Codex, im Zusammenhange benutzt, für die Kritik von höchster Wichtigkeit sein mülste. Er ist weder, so weit die Vergleichung möglich ist, vom Palat., noch sonst von einer der bekannten Hss. abhängig, seine zum Theil ganz singulären Lesarten haben an mehreren Stellen die höchste Wahrscheinlichkeit für sich; einige kleinere Zusätze, die unzweifelhaft richtig sind (I. 1.3. I. 12. 11 sq.) bietet er al-# lein, einen (X. 21. 2) hat er mit den Hss. der besten Familie Voss. mai. Reg. Bern. gemeinsam, einen zweiten, an einer Stelle, wo das fragm. Bern. schon aufgehört hat, im zweiten Capitel des} 47ten Buches ($. 13) nur mit der sorgfältigsten derselben, dem Cod. Voss. Die angewandten Bestrebungen, den Besitz dieses wichtigen Documentes für die Kritik des Gellius zu erreichen, waren vergeblich. In Löwen ist die Hs. nicht mehr. Bei den mannigfachen Schicksalen, die die dortigen Sammlungen betrof- fen (s. Voisin documens pour servir ä l’histoire des bibliothe- ques en Belgique Gand 1840. 8. s. u. Louvain), ist selbst die Kunde jener älteren Schätze verschollen und Hr. von Reiffen- berg in Brüssel, früher selbst Conservator der löwener Biblio- thek, versicherte mit Bestimmtheit, dafs über das weitere Ver- bleiben dieser Hs. jede Nachricht fehle, so dafs nicht einmal eine 415 Spur vorhanden ist, der weitere Forschungen nachgehen könn- ten. Sollte irgend Jemand eine solche nachweisen können und dem Berichterstatter gefällige Mittheilung davon machen wollen, ‚so würde sich derselbe dadurch zum gröfsesten Danke verpflich- tet fühlen. © Um aus den beiden getrennten Hälften des Gellius das ganze Werk zu erhalten, war der einfachste Procels zwei un- gleichartige Hss. zusammen zu binden, von welcher Verfahrungs- weise oben einige Beispiele angeführt sind; allein es fehlten so die Lemmata des verlorenen achten und des neunzehnten Bu- ches, es fehlte der Schlufs, und wenn die Hs. der ersten Hälfte so beschaffen war, wie der Vatic. 3452, auch die Vorrede. Alle diese Stücke aber finden sich fast durchgehends in einer grolsen Anzahl vollständiger Hss. sämmtlicher erhaltenen Bücher. H. hat dergleichen über 50 selbst gesehen (z. B. sehr viele auf dem Vatikan, auf der bibl. Laurentiana zu Florenz, der Borbonica zu Neapel, andere zu Paris, Venedig, Modena, auf der Ambro- siana zu Mailand), eine gute Anzahl anderer, besonders spani- ‚scher und englischer, verzeichnet. Der Bücher zählen sie, wie ‚die heutigen Ausgaben, zwanzig, hie und da eine, welche die Argumente des achten Buches ausläfst, 19 (so z.B. eine Hs. der Communalbibliothek zu Perugia, von der Hr. Tycho Mommsen freundlichst eine genaue Notiz mittheilte), die Stellung des sechs- ten und siebenten Buches ist gegen die Autorität der älteren Hss. gleichfalls diejenige der Editionen, die Graeca fehlen theils, theils finden sie sich hie und da willkürlich oder aus den Aus- gaben ergänzt, theils endlich aber sind sie auch aus älteren Hss., in Cursivschrift, oft mit Kenntnils des Griechischen, übertragen. Der Text ist vielfach zurecht gemacht und entstellt; bei man- chen Abweichungen im Einzelnen, die sich zum Theil durch Benutzung einer besseren Hs. nebenbei erklären lassen, durchaus derselben Quelle entstammend, die sich für die ersten Bücher an Reg. Rot. Vat., für die letzten an die zweite Klasse der äl- ‚teren Hss. anreihte. Wie das zu Grunde liegende Exemplar entstanden, woher jene Ergänzungen geflossen, das aufzuhellen muls künftiger Untersuchung vorbehalten bleiben. Nach den vor Antritt der Reise gesammelten Notizen schien diese Handschrif- tenklasse bis in das dreizehnte Jahrhundert, ja bis in den An- 416 fang des zwölften hinauf zu reichen. Ein Ms. des 13ten saec. dieser Art glaubte H. nach der Zeitbestimmung Haenels und der Beschreibung Delandine’s (Mss. de la bibl. de Lyon t. I. 1812. p- 170) in der öffentlichen Bibliothek zu Lyon zu finden, allein diese Hs. trägt entschieden alle Kennzeichen des 1öten Jhdts. an sich und wird auch dort nicht für älter ausgegeben. Von einer schöngeschriebenen Hs. zu Tournay existirten ferner meh- rere Nachrichten. Das Datum ihrer Subscription wurde von Haenel und Voisin 1101 gelesen. Die Hs. selbst war offenbar später und erschien demnach als eine, nach Haenel im 14ten Jhdt. geschriebene, Copie einer ähnlichen vollständigen Hs. aus dem ersten Beginne des 12ten Jhdts. Andere sahen, dals vor der zweiten Eins eine kleine Rasur sei und lasen 1401: so der | ehemalige Bibliothekar von Tournay, Deflinne (in einer von R. Schneider in den krit. Jhrbb. f. deutsche Rechtswsch. 1844 mit- getheilten Beschreibung) und auch Voisin war dieser Annahme nicht abgeneigt. Mit grolsen Erwartungen ging H. an die Un- tersuchuug der Hs. Bald aber ergab sich, dafs sie nichts sei, als eine in schönen Charakteren des 14ten Jhdts. geschriebene Copie der ed. Rom. Selbst das dieser beigedruckte Epigramm auf Johannes von Aleria fehlte nicht. Die Zahlen aber in den' Subscriptionen, sowohl des Gellius, als des in demselben Bande vorhergehenden Macrobius, sind diese 1500, jene 1501 zu le- sen. Die dabei vorkommende, der 4 sich sehr nähernde Form der 5 findet sich auch sonst: die vorderen Striche derselben sind in der Gellius-Subseription allerdings verwischt. So ist diese Überlieferung mit Bestimmtheit nur bis zum Datum des Cod. Rehdigeranus zu Breslau, 1418, zu verfolgen. Der letzte, ausgelöschte und von dem Beschreiber der bibl. Rehd. A. Wachler nicht gelesene Theil der Subscription desselben weist auf ein Florentiner Original hin. Die Hs. hat H. nur auf der Durchreise in Breslau flüchtig gesehen: genaue Untersuchung führt hier vielleicht noch zu einem Resultate. Über den Anfang des 15ten Jhdts. scheint keine dieser Hss. hinaufzurücken; keine ist H. vorgekommen, die man sich für berechtigt erachten könnte, als die Quelle aller anderen anzusehen. Die Mss. dieser Klasse liegen den alten Drucken zu Grunde. Nur eins hat H. ge- funden, das eine Brücke bildete von jenen älteren Codd. zu 417 der jüngeren Klasse: es ist dies der Cod. Vat. 1532, der eine freilich sehr entstellte und mit dem Gewinne aus neueren Hss. vermehrte Copie eines direkt aus zwei alten Mss. der ersten und letzten Bücher geflossenen Cod. scheint.Mit Übergehung näherer Erörterung über diese Hs., von der H., durch die Zeit gedrängt, nur einige Bücher vergleichen konnte, ist noch anzuführen, dals ‚er in den Mss. dieser Klasse die alter Quelle entistammenden "Graeca collationirt und aulserdem nach Zeit und Umständen aus- reichende Proben genommen bat, um wenigstens eine grölsere Anzahl derselben zu charakterisiren. Ferner besitzt er die Collation eines Barberin. und die theilweise zweier Casanatenses in Dressels Heften, hat in Leyden die des Lincolniensis aus J. -Gronovs Papieren copirt und hofft noch die des Hafniensis von Cramer, die nebst dessen anderen Vorarbeiten zu Gellius in Kiel aufbewahrt wird (s. Ratjen in Cramers kl. Schriften p. XLVII -sq.) und die des Guelferbytanus von Hrn. Schönemann zu er- halten; den Vratislau. als die älteste datirte Hs. dieser jüngsten Familie denkt er noch selbst zu vergleichen. Mehr von diesem, nur für die jüngste Periode der Textgeschichte interessanten " Apparate zusammen zu bringen und der beabsichtigten Ausgabe beizugeben, würde als eine unnütze und zeitraubende Arbeit, als ein lästiger und überflüssiger Ballast des Buches erscheinen. Kürzer wurde der Arbeiten über Priscian erwähnt. Die Aufgabe der Kritik für die ars grammatica ist durch die hand- 2 schriftliche Überlieferung selbst vorgezeichnet. Der grölste Theil der älteren Codd. bietet nämlich am Schlusse verschiedener Bü- ‚cher Subseriptionen, die auf ein in den Jahren 526 und 527 von einem unmittelbaren Schüler des Priscian, Flauius Theo- ‚dorus, Sohn des Dionysius, memorialis sacri serinii epistolarum und adiutor quaestoris sacri palatii geschriebenes Exemplar zu- rückgehen. Eine Notiz des Aldhelmus (bei Mai auct. class. V. 98.) von einer durch Kaiser Theodosius den Kalligraphen efertigten Abschrift scheint, allein wie sie steht, nur durch: Ver- echselung der Namen Theodorus und Theodosius zu erklären. arnach würden Hss. der Rec. des Theodorus schon im Anfange es 7ten Jhdts. ihren Weg nach Britannien gefunden haben und auf diese würden sich dann die drei oben erwähnten Hss. mit rischen Glossen zurückführen lassen, sämmtlich aus dem 9Iten us 4 5“ Jhdt., den Bibliotheken zu Carlsruhe, St. Gallen und Ley- den angehörig. Für Zeitbestimmung der ersten, dem Kloster Reichenau entstammenden, ist zu vergleichen die Schriftprobe in der Pal&ographie universelle t. III, Paris 1841. fol., Taf. 10; die S. Galler scheint unter dem Abt Grimoald (841-875) ge- schrieben und mit einer in einem Bücherverzeichnisse des Iten # Jhdts. (cod. S. Gall. 728) genannten Hs. identisch (vgl. Weid- mann Gesch. der Bibliothek von St. Gallen, daselbst 1841. S. 394); von mehreren ihrer Schreiber nennt sich einer in einer Marginalnote “hucusque caluus Patricius depinxit’; die Leydener, ehemals Gruter gehörig, weist der allgemeine Charakter ihrer Schrift gleichfalls dem Iten Jhdt. zu; dieses angenommen, ergiebt sich das bestimmte Jahr der Abschrift durch eine der Periegesis Pric ciani, die in dem Codex der Grammatik vorangeht, untergesetzte Subscription: Dubthach*) hos uersus transcripsit tempore paruo Indulge lector q male scripta uides. tertio idus apriles tribus degitis tertio anno decenno cicli tribus instrumentis tertio die an pascha penna membrano tertia decima luna ıcipiente atramento »trice tertia hora post meridiem trinitate auxilia Diese Angaben auf das neunte Jahrhundert bezogen führen näm- lich nach einer von Hrn. Prof. Piper gütigst angestellten Be- rechnung auf das J. 838. Es enthalten nun diese drei Codd. die oben erwähnten Sub- scriptionen nicht in der ganzen Ausdehnung, wie manche der anderen Codd., aber doch genug davon, um auch sie mit Si-W cherheit auf jene Abschrift des Theodorus zurückzuführen. Lei- der ist keiner von ihnen ganz vollständig. Der Carlsruher ent- hält nur die 16 ersten Bücher. Diese finden sich überhaupt in den Handschriften meist abgesondert als Priscianus maior (Pr. de octo partibus orationis), während auch die beiden letzten Bücher einzeln als Pr. minor (de ordinatione s. de constructione partium orationis) abgeschrieben wurden. Der Cod. S. Gall., der früher, falls er mit dem in jenem Verzeichnisse erwähnten *) über den Namen vgl. Poit am vorhin angeführten Orte $. 27. 419 identisch ist, nicht nur das siebenzehnte und achtzehnte Buch, ‚sondern auch das Schriftchen de figuris numerorum enthielt, ‚bricht jetzt gegen die Mitte des siebenzehnten Buches ab; der ‚Gruterianus endlich umfalst alle 18 Bücher, läfst aber stillschwei- gend eine grolse Partie des letzten fort und gerade diejenige, die die meisten Graeca enthält. So weit sie aber vorhanden ‚sind, scheint an diese Hss. die Textesrecension sich anlehnen zu ‚müssen. Denn während der vielgelesene Priscian sonst mit gro- (ser Willkür ist behandelt worden und in der älteren Überlie- ferung, so weit sie bis jetzt untersucht ist, trotz mancher Über- einstimmung und trotz dem unverkennbar gemeinsamen Ur- sprunge aus dem Exemplare des Theodorus, noch kein irgend- wie geschlossener Zusammenhang sich hat ergeben wollen, bie- ‚ten wenigstens jene Hss. den festen und sicheren Anhalt einer auf diesen Theodorus zurückgehenden und wahrscheinlich schon im Tten Jhdt. vorhandenen Textgestaltung. Möglich freilich, dafs sich diese Ansicht durch die noch vorzunehmende Unter- "suchung der alten Hs. in merovingischer Cursivschrift aus dem Tten Jhdt. zu St. Paul in Kärnthen, auf die Hr. Pertz gütigst aufmerksam gemacht, und einer zweiten zu Bamberg s. VIII. modifieirt. Bis jetzt ist der Plan, der aus jenen Codd. sich er- gebenden Textgestaltung die Abweichungen der ältesten, ander- weitig erhaltenen Hss. beizufügen, die darthun werden, dafs Priscian schon früh ist überarbeitet und durch Interpolationen entstellt worden, besonders durch Aufnahme von Glossen in den Text. Ältere Hss. als jene scheinen sich nirgend zu finden. Eine gleichzeitige Randnote des cod. Carlsruh. erwähnt eines ömischen Codex. Im Vatikan aber ist keine ältere Hs. als der at. 1480. s. X. (vgl. H. Keil im Rh. Mus. V. 1847. S. 314 fgg.), der aber bereits vielfach entstellt für die Kritik nicht von bedeutendem Werthe ist; in der Barberinischen Bibliothek wird bibl.-E41;.8:5153: 021669). ibimsentlersudtusticiikiis. ver. w ' wähnt; allein diese ist jetzt der Benutzung verschlossen. ' Ein- zelne Bruchstücke des Sten Jhdts. finden sich in einer Pariser Hs. (7530), aber sehr zerrissen und verkürzt; andere in dem oben erwähnten Palimpsest zu Montpellier s. VIII aus dem achten Buche scheinen nicht viel höher hinaufzugehen: nähere Unter- suchung derselben mit Hülfe von Reagentien mufste unterblei- 10* 420 | ben, da es dazu erst einer ministeriellen Erlaubnils von Paris her bedurft hätte. Theils gleichzeitig aber mit jenen Hss., theils, nicht viel später sind die anderen von H. verglichenen, jene Rec. wicht repräsentirenden Codices; es sind dies der Paris. 7496 s. VIII, ein Cod. Bern. (Bongarsianus), den Sinner im Katalog wohl zu hoch hinaufrückt, wenn er ihn eben dahin weist, und der Halberstad. (bei Krehl mit Unrecht als Lutherianus bezeich- net s. Jahns Archiv 1841. VIL 2. p. 232 sqq.; die dort mitge- theilte Vergleichung der aus Schriftstellern citirten Stellen nach jener Hs. ist nicht zuverläfsiger, als die Krehlsche). Letzterer enthält nur den Prisc. maior, die beiden ersten alle 18ten Bü- cher: der Bern. ist schon mehrfach interpolirt und in den letzten Büchern fehlen ihm fast durchgängig die Graeca, der Paris., in # der ersten Hälfte stark durchcorrigirt, ist in der zweiten durch ' ziemlich vollständige und correcte Mittheilung der griech. Stel- len von Werth; diese hat schon Hr. Th. Pressel in der revue # de philologie I. 2. zum Theile daraus bekannt gemacht. Aufser- dem wurden verglichen eine, bedeutende Stücke der 7 ersten Bücher enthaltende, Hs. s.X der bibliotheque communale zu Amiens, und theilweise einige uugefähr gleichzeitige Wiener und Darm- städter Hss. Es ist dadurch genug Material geliefert, um den Beginn der Verderbnils und der Interpolation des Textes zu er- kennen: diese durch die ganze Überlieferung der Schulen des Mittelalters hindurch zu verfolgen, erscheint bei einem Schrift- steller wie Priscian am wenigsten angebracht. Für den latein. Theil der letzten Bücher ist noch der Monacensis zu benutzen, dessen Graeca Spengel a. a. O. mitgetheilt; für die letzteren von besonderer Wichtigkeit ist ein zu Leyden befindliches und von H. benutztes Fragment (Voss. O. 12.) des achtzehnten Buches s. VIIIT, das dieselben fast vollständig und mit grofser Correct- heit darbietet; minder bedeutend ist eine gleichzeitige pariser Hs. 7499 nach einer von Hrn. Pressel angestellten und freund- lichst mitgetheilten Collation. Scholien zu Priscian fanden sich vielfach; von wirkli- cher Bedeutung, d. h. unsere Kenntnisse des Alterthums nach irgend einer Seite hin erweiternd, erschienen sie nirgend. Eine Sammlung derselben aus dem XlIten Jhdt., die aus einer Erklä- rung der Scotti mit Zuthaten aus Paulus, Seruius, Beda stammt, 421 fand sich in Einsiedeln (cod. mon. Einsidl. 32): das irgend In- teressante daraus und aus einigen anderen Hss. wurde excerpirt. In Einsiedeln sah H. auch ein nicht übles grammat. Gedicht in Hexametern, dessen Stoff sich Priscian entlehnt zeigte: der ‚dortige gelehrte und zuvorkommende Bibliothekar P. Gallus Mo- rel hatte es schon selbst abgeschrieben und dachte es herauszu- ‚geben. Den in Leyden handschriftlich aufbewahrten, unbedeu- tenden Commentar des Sedulius Scotus zu Priscian wird Hr. Bock in Brüssel in einer zu veranstaltenden Ausgabe der Werke des Sedulius publiciren. Zuletzt gab der Bericht Rechenschaft über die für die Ger- "manicus-Scholien unternommenen Arbeiten. Die Hss. der ‚besten Rec. des Gedichtes enthalten die Scholien nicht. Diesel- ben stehen dagegen in denen der zweiten Klasse: in der besten und ältesten Gestalt, vielfach von dem in den Ausgaben enthalte- nen Texte abweichend, finden sie sich zwischen den einzel- nen Abschnitten des Gedichtes in zwei gleichartigen Codd. des "neunten Jahrhunderts, dem Puteaneus (Paris. 7886) und dem Basileensis (K. III. 34a.); eine abgekürzte Redaction ohne das "Gedicht findet sich bereits in derselben Zeit in einem Cod. Pa- ris. olim. S. German. 778 und in zwei etwas jüngeren S. Gal- ler Hss. s. X und XI (No. 902 und 250). Diese wurden sämmt- lich benutzt; das Vorhandensein einer ähnlichen Züricher erst nachträglich in Erfahrung gebracht. Sie bieten noch einen Zu- wachs einiger astron. Capitel, die sich auch in einem von Hrn. "Bock nachgewiesenen Brüsseler Fragmente (5421) s. VIII vor- finden. Die Scholien endlich, wie sie in den Ausgaben stehen, finden sich mehrfach in neueren Hss., deren H. zu Rom, Flo- renz, Montpellier, in der bibl. senatus zu Palermo sah; eine rö- mische (Vrbin. 1358) und eine Florentiner (Strozz. XLVI) wur- den aus der Zahl derselben verglichen, wodurch diese Klasse aus- reichend charakterisirt scheint; von der Palermitaner bei kurzem ufenthalte so viel, um beweisen zu können, dafs diese Hs. nicht, ie Orelli vermuthet, die unmittelbare Quelle der von ihm als princeps des Gedichtes bezeichneten Ausgabe von 1488 sei. ür die Scholien ist diese Ausg. allerdings die erste, das Ge- icht aber ist schon Bologna 1474, gleichfalls nach einer ähn- ichen Hs. der jüngsten Rec., gedruckt und ein Exemplar dieser re 1 2 422 Ausg. auf der Vatikan. Bibliothek von H. verglichen worden. Jene Vermuthung Orellis, dem Göttling von der Palermitaner Hs. Kunde gegeben, gründete sich auf die Überschrift der Aus- gabe von 1488: “fragmentum arati phaenomenon per germanicum in latinum conuersi cum commento nuper in sicilia repertum‘. Dieselbe Angabe wiederholt sich mit denselben oder ähnlichen Ausdrücken, wie in der Palermitaner, so auch in anderen jener Hss. Die directe Quelle der ed. prince. hat H. auf sicilischen Bi- bliotheken vergeblich gesucht: die Palermitaner Hs. ist die ein- zige, die er dort gefunden. Vielleicht ist die Entstehnng dieser Überschrift überhaupt ganz anders zu erklären. Im Putean. und aufserdem abgesondert in einem gleich al- ten Colbert. Paris. 7887 und in sehr verderbter Gestalt in ei- | nem, gleichfalls von Hrn. Bock angezeigten, Cod. Brux. s. XH.# n. 10698, zum kleineren Theile auch im Basil. und in den Hss. der kürzeren Redaction der Scholien, findet sich eine ziemlich } umfangreiche, späte, gleichfalls auf Aratus bezügliche lateinische Schrift, die noch nicht publieirt scheint. H. hat dieselbe aus den Handschriften abgeschrieben und verglichen. Näheres dar- über verbleibt für spätere Mittheilung. Auch das Meiste des sonst Beigebrachten im Einzelnen auszuführen und zu begründen mufs der Zukunft vorbehalten bleiben. Hr. H. Rose legte hierauf eine Arbeit des Grafen Fr. v. Schaffgotsch über das spec. Gewicht des Selens vor. Geschmolzenes Selen erstarrt, wenn man es schnell abkühlt, f zu einer glasigen Masse von muschligem Bruch; langsam erkal- tet hingegen wird es körnig und zeigt unebnen Bruch. Diese längst bekannte Eigenthümlichkeit des erwähnten Körpers machte, es wahrscheinlich, dals jenen verschiedenen Zuständen auch ver- schiedene specifische Gewichte zukommen. Zahlreiche Versuche haben diese Vermuthung bestätigt. Die Untersuchung erstreckte sich sowohl auf Selen in Stük- ken als auf Selenpulver und hatte mit zwei bedeutenden Hin- dernissen zu kämpfen, welche, wären sie nicht beseitigt worden, ein zu niedriges spec. Gewicht hätten ergeben müssen. Es ist nämlich schwierig, Selenstücke ohne eingeschlossene Luftbläs- chen zu erhalten und das pulverförmige Selen läfst sich wegen 423 schwacher Adhäsion zum Wasser mit dieser Flüssigkeit äulserst schwer, ohne anhaltenden Gebrauch der Luftpumpe gar nicht durchtränken. Eine vollständige Benetzung, also, vollständige ‚Entfernung der Luft aus dem Pulver lies sich auch durch Ko- chen mit Wasser nicht erreichen; dagegen zeigte sich das Se- len leicht benetzbar gegen Alkohol und wurde deshalb in vielen Fällen statt des Wassers Weingeist von genau ermittelter Dich- tigkeit zur Untersuchung des Selenpulvers angewendet. | Die für das spec. Gewicht des glasigen Selens gefundenen Zahlen gehen, auf 20° C. berechnet, von 4,276 bis 4,286; das Mittel ist 4,282. Um das körnige Selen darzustellen, wurden 8 bis 12 Gramm. Selen in einer Sandmasse von 9 Kilogr. bis auf 250° C. er- wärmt und nach einstündiger Dauer dieser Temperatur erkalten . gelassen. Diese Erkaltung betrug in den ersten Stunden einem halben Grad €. für”jede Minute. Das so behandelte Selen zeigte bei mälsiger Vergrölserung stellenweise die deutlichste Glas- kopfstruktur und gab auf Porzellan einen minder rothen Strich als das glasige. Sein spec. Gewicht wurde für 20° C. zu 4,796 ‚bis 4,805 gefunden, im Mittel = 4,801, was sich zum Mittel des glasigen Selens wie 112,1 zu 100 verhält. Es bleibt un- entschieden, ob eine noch langsamere Abkühlung ein noch hö- heres spec. Gewicht zur Folge haben würde. Das kaltgefällte blutrothe Selen, wie man es z. B. durch Reduktion der selenichten Säure mit schweflichter Säure erhält, hat bekanntlich die Eigenschaft, bei mälsiger Erwärmung grau- schwarz zu werden und sein scheinbares Volumen ausnehmend zu verringern. Es wurde das spec. Gewicht des rothen und des grauen Niederschlags zu bestimmen gesucht und bei 20° C. für den rothen die Zahl 4,259, für den grauen 4,264 gefunden. Somit entspricht das spec. Gewicht des rothen Niederschlags dem glasigen Selen und wird bei der Schwärzung nicht geän- - dert; denn die Abweichungen fallen hier in das Bereich der - Beobachtungsfebler. Ferner machte Hr. Encke die Anzeige eines von Hrn. Le Verrier in Paris eingegangenen Schreibens, dessen wissen- 424 schaftlichen Inhalt er sich für die nächste Sitzung zu specieller Mittheilung vorbehalte. ! An eingegangenen Druckschriften wurden vorgelegt: Bulletin de la Societ€ Imperiale des Naturalistes de Moscou. An- nee 1846. No.4. 1847. No.1.2. Moscou 1846. 47. 8. Renard, Rapport sur la seance extraordinaire de la SocieteE Im- periale des Naturalistes de Moscou du 22. Fevr. 1847 al’oc- casion du Jubile semi- seculaire du Doctorat de S. Exc. Mr. Fischer de Waldheim, Fondateur de la Societe. ib. 1847. 8. mit zwei Begleitungsschreiben des Secretars dieser Gesellschaft, Herrn Dr. Renard, d.d. Moskau d. /, Juli und # Sept. d.J. A.T. Kupffer, Annuaire magnelique et meldorologique du Corps des Ingenieurs des Mines de Russie. Annee 1844. No.1. 2. St. Petersbourg 1846. 4. C. E. Hammerschmidt, allg. Österreich. Zeitschrift für den Landwirth u.s. w. Jahrg. 19. 1847. No.39. 40. Wien. 4. Kunstblatt 1847. No. 50. Stuttg. u. Tüb. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 612-614. Altona 1847. 4. Hiernächst kam eine Verfügung des vorgeordneten König- lichen Ministerii vom 26. October zum Vortrage, welche der Akademie die Abschrift einer durch Ihren Antrag veranlalsten Allerhöchsten Kabinetsordre vom 4. October mittheilt, betreffend die Einschaltung einer näheren Bestimmung zu $. 80. der Sta- tuten, welche die Allerhöchste Genehmigung erhalten. 8. November. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. von der Hagen las über das von ihm 1817 im Vati- kan gefundenen und 1821 herausgegebene Mittelgriechische Gedicht aus dem Sagenkreise Königs Artus und der Tafel-#% runde: über die seitdem in England, Holland und Deutschland davon erschienenen Wiederholungen, und schlug einige Verbes- serungen zu einer neuen Ausgabe vor. Die zu derselben be- stimmte ausführliche Einleitung wurde im Auszuge vorgetragen, und daraus nur der Theil vorgelesen, welcher die Geschichte dieser Dichtung in ihren mannigfaltigen Lateinischen, Alt- und 425 Neufranzösischen, Provenzalischen, Italienischen und Deutschen Darstellungen und Verwandlungen betrifft. 11. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Schott las den ersten Theil einer Abhandlung über das altaische oder finnisch-tatarische Sprachenge- schlecht. Die ursprüngliche Heimat der finnisch-tatarischen Völker ist an der Riesenkette des Altai in ihrer ganzen Ausdehnung zu suchen. Von dem Fulse dieser südlichen Gränzgebirge Sibiriens ‚ergossen sich zu verschiedenen Zeiten vier Hauptnationen — die 'Tungusen, Mongolen, Türken und Finnen — über deren Ver- "wandtschaft eine tiefere Vergleichung ihrer Sprachen keinen Zwei- fel lälst, in verschiedne Weltgegenden. Zum finnisch-tatarischen Geschlechte gehören noch jetzt die Urbewohner Hochasiens vom Altai bis an die tibetischen Alpenländer, desgleichen die Ursas- sen Nordasiens und Nordeuropa’s vom ochotskischen Meerbusen ‚bis an den botnischen und die Nordmarken Scandinaviens. Ob aber die Kamtschadalen im äulsersten Nordosten derselben Völ- ‚kerkette anzureihen, ist noch sehr zweifelhaft, und die in neuester Zeit wieder aufgetauchte Annahme, dafs man aus den Sprachen der Polar-Amerikaner auf deren Verwandtschaft mit den Tata- ren schlielsen könne, mufs nach unparteiischer und gewissenhaf- ter Prüfung als ganz unhaltbar bezeichnet werden. — Die un- läugbare Übereinstimmung vieler Wurzeln des vorliegenden Spra- ‚chengebietes mit gleichbedeutenden der sogenannten einsilbigen ‚Sprachenclasse im Süden des Kuen- lün und der Wüste Gobi, ‚oder auch der indisch-europäischen Familie, verdient wohl Be- ‚achtung, reicht aber lange nicht hin, um die Hypothese einer ‚ursprünglichen Alleinheit zu begründen. Auch sind Wörter, de- nen wir zu unserer grolsen Überraschung bei Griechen und 'Mandschu, bei Aramäern und Mongolen begegnen, offenbar theils durch friedlichen Weltverkehr des Alterthums, theils durch die EWeltstürme der Mongolen so weit herum getragen worden, ‚Hierher gehören dyssus, dupSige, vonos, das persische be- hädir, u.s. w. > Die älteste Kunde von Völkern des altaischen Geschlechtes bringen uns: im Abendlande Herodot, und im Osten die Chine- 426 nesen. Besonders ausführliche Berichte erhalten wir von letz- teren über die Hiong-nu (deren Identität mit den Hunnen un- seres Mittelalters nicht bewiesen, aber auch nicht schlagend wi- derlegt werden kann), die To-pa, das erste Nomadenvolk aus dem Norden der Schamo, welches Nordchina eroberte, und die auch mit Byzanz in Berührung gekommenen Tu-kiu (Tzgza). Aus den wenigen Wörtern der Hiongnu-Sprache, welche die Chinesen uns überliefert haben, kann mit Sicherheit nur soviel geschlossen werden, dals sie Verwandte der heutigen Türken und Tungusen gewesen sind, wogegen die aufbewahrten Tukiu- Wörter mit grölserer Bestimmtheit auf ein Volk türkischer Zunge hinweisen. Über die Gesichtsbildung der erwähnten drei und noch anderer Stämme des Nordens und Ostens, die im Hoch- lande Hinterasiens eine Rolle gespielt, erfährt man bei den Chi- nesen gar nichts; ihr Stillschweigen in diesem Puncte macht es also sehr wahrscheinlich, dals die Physiognomie aller jener No- maden, die Tu-kiu noch mit eingerechnet, der chinesischen ähn- lich, oder mit anderen Worten, die sogenannte mongolische war. Türkische Stämme von kaukasischem Gesichtstypus, oder, nach ihrem Ausdrucke, hochnasige und tiefäugige Stämme, lernten die alten Chinesen allererst im Westen des Uiguren- Landes kennen. Von den rothhaarigen und blau- oder grünäu- gigen Völkern, deren sie gedenken, haben wenigstens einige wahrscheinlich zum finnischen Hauptzweige gehört. Eine Vergleichung des Mandschuischen, Mongolischen, Tür-, kischen, und der Suomi-Sprache (in Finnland), als des unge- fälschtesten Repräsentanten ihrer besonderen Familie, zeigt uns einen dem geistigen Leben der betreffenden Völker sehr analo- gen Stufengang der Entwickelung. Ehe man aber zu etymolo- gischen Vergleichungen übergeht, müssen die vornehmsten Ei- genthümlichkeiten, welche dem ganzen Sprachengeschlecht ein gemeinsames Gepräge der Analogie aufdrücken und die gemein- samen Züge, welche die einzelnen Familien in gewissem Be- trachte einander entfremden, festgestellt werden. Hr. Encke trug hierauf Hrn. Le Verriers Mitheilung über den Kometen von Faye in französischer Sprache vor. ie ara > — > 427 Sie findet sich bereits in den Comptes rendus 1847. 2. Sem. No.17. vollständig abgedruckt, weshalb hier nur hinzugefügt zu - werden braucht, das Hr. le Verrier, die vortreflliche Arbeit des - Hrn. Claufsen über den Lexell’schen Cometen vollständig an- u; erkannt und bei seiner jetzigen Untersuchung, ob der Comet von Faye mit dem von Lexell identisch sein könne, benutzt hat. Das Resultat des Hrn. le Verrier ist aus den Gründen, welche sich am angeführten Orte angegeben finden, ein negatives. Der Comet von Faye und der von Lexell können nicht identisch sein. Ferner machte Hr. Ehrenberg eine Mittheilung über seine directe Untersuchung des zimmtfarbenen Me- teorstaubs, welcher 1803 in Udine gefallen, so wie ei- ‚ nige andere Nachträge zu diesem Gegenstande seiner früheren - Untersuchungen. Dieser Vortrag ist, seinem Wunsche gemäls, in den Mo- natsbericht vom October, den gleichartigen Mittheilungen geson- dert, angeschlossen worden. An eingegangenen Druckschriften wurden vorgelegt: Memoires de la Societe Royale des sciences, lettres et arts de Nancy. 1833-1846. Nancy 1835-46. 8. mit einem Begleitungsschreiben des ‚‚Secretaire perpetuel” dieser Gesellschaft, Herrn de Haldat, d.d. Nancy d. 8. Oct. d.J. Ph. Grouvelle, Chauffage et ventilalion de la nowelle force ä Paris. Paris 1845. 8. J. F. Encke, Berliner astronomisches Jahrbuch für 1850. Berlin 1847. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 615. Altona 1847. 4. L’Institut. 1. Section. Sciences malhemat., physig. et naturelles. 15. Annee 1847. No. 706 - 720. 14. Juill. - 20. Oct. Paris. 4. 2. Section. Sciences historig., archeol. et philos. 12. Annee 1847. No. 137-139. Mai-Juill. ib. 4. C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth u.s.w. 19. Jahrg. 1847. No. 41. Wien. 4. Kunstblatt 1847. No. 51. Stuttg. u. Tüb. 4. 428 Jos. Krieger, die Enträthselung der sogenannten Platonischen Zahl. Tivnau 1847. 8. Karl Paltauf, die Kunst aus Nichts Geld zu machen. Geselz- vorschlag zur Gründung eines Geld- und Bankwesens. ib. eod. 8. Beide Schriften mit einem Begleitungsschreiben des Herrn Krieger in Tirnau vom 31. Aug. d.J. Hermann Karsten, Auswahl neuer u. schön blühender Gewächse Venezuela’s, mit Abbildungen von GC. F. Schmidt. (1. Heft.) Berlin 1848. 4. J. H. Halbertsma, de Gevolgen van het Verboer door Stoom. 1846. 8. Hiernächst wurde ein Schreiben des aus Berlin geschiede- nen Mitgliedes der Akademie Hrn. Eichhorn d. d. Ammern d. 2. November vorgetragen, worin derselbe für seine WVahl zum auswärtigen Mitgliede dankt und nach Kräften seine fernere Thätigkeit für die Zwecke der Akademie zusichert. Alsdann wurde von Seiten der physikalisch- mathematischen Klasse die Mittheilung gemacht, dafs sie von dem ihr überwie- ‘ senen Schreiben nebst gedruckten Aufsatze des Hrn. Hirsch- feld in Triest, das Wesen der Materie betreffend, Kenntnifs genommen, und eine dankende Anzeige dieser Kenntnilsnahme für genügend erachte, da die Akademie über Gedrucktes sich des Urtheils entbält. Zuletzt beschlofs die Akademie auf Antrag des Vorsitzenden, | dals 2 Sekretare bei dem am 27. November stattfindenden 50- jährigen Doctor-Jubiläum ihres ordentlichen Mitgliedes des Hrn. Klug, demselben den Glückwunsch der Gesammt-Akademie aus- sprechen sollten. Die Herren Encke als ältester Sekretar und Ehrenberg als vorsitzender wurden damit beauftragt. 18. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Trendelenburg las über den letzten Unterschied der philosophischen Systeme. An eingegangenen Druckschriften wurden vorgelegt. Naturwissenschaftliche Abhandlungen, gesammelt und durch Sub- scription herausgegeben von Wilh. Haidinger. Bd.1. Wien 1847. 4. 429 Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissen- schaften in Wien. Gesammelt u. herausgg. von W. Haidin- ger. No.9-14. 1847. Jänner - Juni nebst Titel u. Register zum 2ten Bande. No. 7-14. Nov. 1846-Juni 1847. Wien 1847. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Herausgebers d. d. Wien d. 8. Sept. d. J. Comptes rendus hebdomadaires des seances de !’ Academie des sciences. A347. 2. Semestre. Tome 25. No. 15-17. 11-25. Oct. Paris. 4. William Pettit Griffith, ancient Gothic Churches, their propor- tions and chromatics. London 1847. 4. Mechanics’ Magazine. No. 1265. Nov.6. 1847. (London) 8. C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 19. Jahrg. 1847. No.42. Wien. 4. Kunstblatt 1847. No. 52.53. Stuttg. u. Tüb. 4. Estalulos da Sociedade de Medicina do Rio de Janeiro. Rio de Janeiro 1831. 8. Resolucüo de reforma aos estalutos da Sociedade de Medicina do Rio de Janeiro em 2 de Maio de 1835. ib. 1835. 8. Estalulos da Academia Imperial de Medicina do Rio de Janeiro. ib. eod. 8. Annaes de Medicina Brasiliense, Jornal da Academia Imp. de Medicina do Rio de Janeiro, redigido pelo Dr. Francisco de Paula Candido. Anno I. No.1-12. Anno II. No. 1-9. ib. 1845-47. 8. mit einem Begleitungsschreiben des General -Secretairs dieser Aka- demie Herrn de Simoni. J. F.X. Sigaud, du climal et des maladies du Bresil ou statis- tique medicale de cet empire. Paris 1844. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Rio de Janeiro d. 14. Maid. J. Fred. de Gingins (-la-Sarra), Memoire sur le rectorat de Bour- gogne. (Extr. du Tome I. des Memoires et Documents publ. par la Societ& d’hist. de la Suisse romande.) Lausanne 1839, 8. et Franc. Forel, Recueil de chartes, statuts et do- cuments concernant l’ancien Eveche de Lausanne. (Memoires et documents publ. par la Societ& d’hist. de la Suisse roman- de. Tome VI. Livr. 1.2.) ib. 1846. 8. Hiernächst kam eine Kabinetsordre d. d. Sanssouci den 15. "November zum Vortrage, worin Sr. Majestät der König der Aka- demie für Übersendung des Jahrganges 1845 der Abhandlungen 430 sammt den Monatsberichten vom Juli 1846 bis 1847 Allerhöchst Seinen Dank zu erkennen giebt. Ferner wurde ein Schreiben Sr. Excellenz des Hrn. Mini- sters Eichhorn vom 17. November vorgetragen, worin der Akademie für Mittheilung der Abhandlungen von 1845 und der Monatsberichte bis Juni 1847 Dank gesagt wird. Ein Schreiben des hiesigen Kaufmanns Hrn. Lehnert vom 47. Nov. meldet der Akademie die Ankunft von Samen der chi- nesischen Grafs-cloth-Pflanze und wird der physikalisch -ma- thematischen Klasse überwiesen. ; Die Akademie verlor am 12. November durch den Tod ei- nes ihres ausgezeichneten thätigen Mitgliedes der philosophisch- historischen Klasse, Hrn. Hoffmann in hohem Alter. 22. November. Sitzung der physikalisch-ma- thematischen Klasse. Hr. Mitscherlich las den ersten Theil einer Abhandlung über die Entwicklung und Zusammensetzung der Con- ferven. } Durch die Einfachheit ihrer Formen und ihre rasche Ent- wicklung eignen sich die Conferven eben so gut als die Hefe um die Vermehrung und den Wachsthum der Zellen zu studiren und die chemischen Processe, welche dabei statt finden zu unter-, suchen. Unter allen Conferven, welche der Verfasser für diesen Zweck untersucht hat, ist es vorzugsweise Conferva glomerata, bei welcher die einzelnen Theile der Zellen am ausgezeichnet- sten von einander getrennt sind und die am besten ausdauert und sich sogar unter dem Microscop gut entwickelt; es ist die- ses dieselbe Conferve, bei welcher H. v. Mohl die Theilung der Zellen auf eine so schöne Weise nachgewiesen hat, indem er verschiedene Exemplare zu verschiedenen Epochen ihrer Ent- wicklung untersuchte. Um die Entwicklung der Conferva glomerata zu beobach- ten, wurde sie auf eine Glasplatte gelegt und mit einer dünnen Glasplatte von 1 Zoll Breite und 2 Zoll Länge bedeckt. Um diese obere Platte wurde wo sie die andere berührle ein locke- rer baumwollener Faden gelegt, dessen Enden in ein neben dem u ı 2631 Mieroscop stehendes Glas mit Wasser hingen; das Niveau desselben war nur ein wenig niedriger, als die Glasplatte und wurde durch | Zugielsen in diesem Stande erhalten; wenn durch den Vegeta- -tionsprocels sich Gas entwickelt hatte, wurde die Glasplatte et- was gehoben, so dals die Pflanze stets ganz mit Wasser umge- ben war; sie konnte melırere Wochen hindurch auf diese Weise beobachtet werden. Mit den Linsen No. 5.6.7. und dem Ocu- Jar No. 2. eines Plösslschen Microscops wurden die Beobach- | tungen und die Messungen mit einem Glasmicrometer, welches in der Ocularröhre lag, gemacht. Die Zellen der Conferva glomerata haben, wenn sie voll- ständig ausgebildet sind, einen Durchmesser von 0,05" und eine Länge von 0,4"", sie liegen der Länge nach aneinander; zuweilen bilden sie einen langen Faden, zuweilen kommen daran Veräste- lungen vor, gewöhnlich an den Enden des Fadens, indem die Seitenzelle mit dem Ende der Zelle verbunden ist, mit welcher sie einen stumpfen Winkel bildet. Zuweilen hat jede Zelle einen - Nebenast, selten zwei, sehr selten bis zu drei. Die ganze Pflanze mit allen ihren Ästen ist mit einer ge- ‚meinschaftlichen zusammenhängenden Haut umgeben; bei den aus- gebildeten Zellen ist sie von der Haut der einzelnen Zellen un- ter dem Microscop oft deutlich zu unterscheiden, sie widersteht der Einwirkung von Säuren länger, als die Zellhaut, obgleich sie viel dünner ist; wenn man daher zu der Conferve unter dem Mieroscop Schwefelsäure fliefsen läfst, so löst sich die Zellhaut auf und wenn in der Öberhaut nach einiger Zeit sich eine Öffnung irgendwo bildet, und der Inhalt ausfliefst, so bleibt die Oberhaut, als ein Schlauch mit sehr dünner Wand zurück. Dafs in der That die Oberhaut noch unzersetzt ist und dafs das, was man beobachtet hat nicht etwa Überreste von den der Oberhbaut anhängenden Substanzen sind, erkennt man am besten da- "ran, dals wenn man den oberen Theil des Schlauchs deutlich ein- gestellt hat, man um den unteren einzustellen, den Objectivtisch durch eine + Schraubenwindung erhöhen muls. Zuletzt wird auch die Oberhaut von der Schwefelsäure aufgelöst, ohne jedoch eine braune Färbung oder einen braunen Rückstand zu bilden; sie ist daher von der Substanz der Langzellen des Holzes oder der Zellen des Steins der Steinfrüchte verschieden; mit Jod und Schwefelsäure wird sie nicht blau, ist also nicht Cellulose; es war 432 unmöglich, soviel davon zu erhalten, dafs sie analysirt werden. konnte; am meisten stimmt sie in ihren Eigenschaften mit der | Zellhaut der Hefe überein. Eine besondere Structur konnte durch kein mechanisches oder chemisches Mittel darin nachgewiesen werden. Die Zellhaut, welche die Wand jeder einzelnen Zelle bil- det, besteht aus vegetabilischem Faserstoff, sogenannter Cellulose. Durch Jod wird sie braun gefärbt und läfst man zu der braun- gefärbten Wand Schwefelsäure flielsen, so färbt sich jedes Tbheil- chen intensiv blau und löst sich nachher auf, indem die blaue Farbe verschwindet, ohne dals eine Spur einer braunen Färbung _ sich zeigte. Diese Art Untersuchung stellt man am besten mit einer Auflösung von Jodkalium oder Jodnatrium an, worin man Jod bis zur Sättigung aufgelöst hat, die Auflösung kann man beliebig mit Wasser verdünnen, ohne dafs sich Jod ausscheidet. Wasser löst zu wenig Jod auf und Jod in Alkohol gelöst und zu der mit Wasser getränkten Substanz geleitet, scheidet sich zum Theil aus und stört die Beobachtung. Nach den bisher angestellten Versuchen kann die blaue Färbung, die Jod hervorbringt, nur von einer Verbindung von Jod und Stärke herrühren. Jod ist im vertheil- ten Zustand, sei es gelöst oder als Jodstaub stets braun; dafs aber die blaue Verbindung, welche Faserstoff, Jod und Schwe- felsäure hervorbringen, mit Wasser ausgewaschen, einen Rück- stand läfst, der keine blaue Färbung giebt, wenn man nicht. Schwefelsäure von Neuem zusetzt, rührt davon her, dafs beim Zusatz von Wasser und Anwesenheit von concentrirter Schwe- felsäure die gebildete Stärke sich in Dextrin umgeändert hat. Erhitzt man die Conferve mit Salzsäure von gewöhnlicher Concentration, so schwillt die Zellwand auf und zertbeilt sich in einzelnen Fasern, deren Durchmesser weniger als 0,0005”" be- trägt und die oft so lang wie die Zelle erscheinen, sie liegen nebeneinander in der Längsrichtung der Zellen; eine spiralför- mige Lagerung und eine Kreutzung derselben konnten nicht be- obachtet werden. Die Wände vieler Zellen, die aus Cellulose beste- hen, werden durch Kochen mit Salzsäure in solche Fasern zertheilt, welches man sehr schön an den Bastfasern von Flachs sehen kann, auch durch mechanische Einwirkungen auf dieselben z. B. bei der Darstellung des Papiers findet eine solche Zertheilung statt. Die Bu 433 Cuticula geht nicht zwischen zwei einander berührende Zellwände durch; so dafs Zellwände zweier Zellen sich unmittelbar berühren. Der Inbalt der Zelle besteht zuerst aus einer gallertartigen Masse, die durch Chlorophyll grün gefärbt ist; mit verdünnter Salzsäure übergossen, löst sich der grüne Farbstoff darin auf, wel- cher nur einen höchst unbedeutenden Theil derselben ausmacht; dabei zieht sich diese zusammen. Durch Jod wird die gallertar- tige Masse braun gefärbt und dichtere Massen (Kerne), die in dieser Masse unregelmälsig zerstreut liegen, lassen sich dadurch deutlicher unterscheiden. Der Einwirkung der Schwefelsäure widersteht sie länger, als die Cellulose; mit Salpetersäure erhitzt und dann mit Ammoniak übergossen, giebt sie xanthoproteinsaures Ammoniak, sie besteht also wenigstens zum Theil aus Pr RAHRESTGENN Zu einer gewissen Epoche der Entwickelung werden die Kerne in der gelatinösen Masse undurchsichtig und nehmen an Umfang zu und mit Jod kann man dann deutlich darin einen Stär- kegehalt nachweisen; in anderen Conferven z. B. in den Spiro- gyren sind diese Punkte, in deren Innern sich zuweilen Stärke bildet deutlicher zu erkennen. Zuweilen liegt dei der Conferva glomerata die grüne gelatinöse Masse dicht an den Zellwänden und die ganze Zelle ist dicht damit angefüllt, zuweilen und zwar bei rasch sich entwickelnden Zellen ist zwischen ihr nnd den Zellwänden eine klare Flüssigkeit, worin zuweilen sich Theil- chen in Molecularbewegung befinden; auch im Innern der Masse finden sich Räume, die mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt sind und die nelzförmig von der grünen gelatinösen Masse durchzogen ist. Der Wachsthum und die Vermehrung von Conferva glome- _rata ist von dem Verf. mit Zuziehung des Hrn. Lasch, seines _ Gehülfen, eines sehr guten und zuverlässigen Beobachters, bei sehr verschiedenen Exemplaren beobachtet und bestimmt worden; von diesen Beobachtungen genügt es die vollständige Reihe an- zuführen. Ein Seitenast bestand am 19ten September aus zwei Zellen, am 21sten aus drei, am 23sten aus vier, am 24sten aus 6, am 2östen aus 7 Zellen; bei einem andern um eine Zelle davon ent- ferntern Ast fand dieselbe Vermehrung und Vergrölserung statt. Bildung von Zellen in Zellen läfst sich nie beobachten, sondern nur Vermehrung durch Theilung. Diese tritt gewöhnlich ein, wenn die Länge der Zelle ungefähr 0,4" beträgt. 434 Gewöhnlich trennt sich die gelatinöse Masse etwas von der Zellwand und an dieser bildet sich zuerst ein kleiner Ring; so war an der vierten Zelle eines Seitenastes am Morgen früh noch nichts wahrzunehmen, daun bildete sich die Anlage zum Ringe, etwa zwei Stunden später, betrug der Durchmesser des Ringes schon mehr wie die Hälfte des Durchmessers des inneren Zell- raums, die gelatinöse grüne Masse war zurückgedrängt, um 122 Uhr ging die Masse, wie es bei solchen gelatinösen Substanzen der Fall ist, auseinander und es bildete sich eine Höhlung; ei- nige Augenblicke nachher trennte sich an der einen Seite die Masse und um 2 Uhr war die Trennung vollständig erfolgt; in der Regel erfolgte stets die Bildung der Zwischenwand in 4-5 Stunden; diese Wand ist eine Neubildung und nicht etwa eine Einschnürung; sie bildet im Beginn eine ganz dünne Membran, die quer von einer Zellwand zur anderen geht: an diese Mem- bran legt sich nun mehr Cellulose und wenn die Zelle sich ver- längert und erweitert, so erscheint jede Zelle mit ihrer eigenen Wand, die da, wo sie die Wand der Mutter- und der Neben- zelle berührt, von diesen absteht. Zuweilen geschieht es, dafs eine Zellwand nur zur Hälfte sich entwickelt, manchmal auch nur an einer Seite, dann finden spätere Ablagerungen auf diese Bildungen statt und, wenn man nicht die Entwickelung der Mem- bran fortdauernd unter dem Microscop verfolgt hätte, könnte man diese Bildungen für beginnende Ein- und Abschnürungen, halten. Kocht man die Conferva mit einer Natronlösung von 1,35 specihschem Gewicht, welche gar nicht oder nur wenig auf Cel- lulose einwirkt, sie aber auflockert, so trennen sich häufig die aufgelagerten Massen von dem Steg, der zuerst die Theilung be- wirkte, so dals man ihn deutlich beobachten kann; dasselbe be- wirkt Essigsäure. Diese Theilung findet zwar am häufigsten in den Endzellen statt, jedoch auch häufig in anderen, ja selbst in den alten Zellen des Hauptfadens. An der Art und Weise wie die gelatinöse Masse durch die sich bildende Membran getheilt wird, beobachtet man recht deut- lich, dafs die Masse nicht von einer Membran umgeben ist, so wie man überhaupt häufig hervorragende Theile und getrennte Theile der gelatinösen Masse sieht, die nicht von einer Membran umgeben sind. Wenn man Auflösungen, die durch Endosmose wirken, mit K 435 den Zellen in Berührung bringt, so entziehen diese der gelatinösen Masse Wasser, und die äufserste Schicht, die dadurch am dich- testen geworden ist, kann leicht als eine Membran erscheinen. Die Nebenäste bilden sich indem an einer Zelle eine Aus- bauchung stattfindet, und zwar findet diese an allen Zellen stets an demselben Ende statt, so dals wenn man das Ende, an wel- chem eine solche Ausbauchung statt gefunden hat, das obere nennt, sie an allen Zellen an dem oberen Ende stattfindet. Diese Ausbauchung verlängert sich zu einer Zeile, und gewöhnlich bil- det sich nahe an der Mutterzelle die Membran, welche die Thei- lung bewirkt. Zuweilen kommt der Fall vor, dals, wenn die Mutterzelle abgestorben oder durch eine Verletzung ausgelaufen, die Zelle des Seitenastes sich in die Mutterzelle hinein verlängert. Die Bildung des Nebenastes durch eine Ausbauchung ist von besonderem Interesse für die Erklärung der Vermehrung der Ober- hefe; auch bei dieser findet keine Zellenbildung in Zellen statt. - Zu wiederholten Malen hat der Verfasser bei der Hefe den gan- zen Verlauf der Bildung einer Zelle unter dem Mikroscop beob- achtet, nie war in dem Knöpfchen, welches zuerst durch Aus: "bauchung der Mutterzelle entsteht eine kleine Zelle zu beobach- | ten; ja zuweilen lag vor der Stelle, wo die Ausbauchung statt fand, ein kleines Körnchen des Inhalts der Mutterzelle, nie trat es aber in die junge Zelle hinein. Während bei der Ausbauchung von " Conferva glomerata eine Öffnung entsteht, die fast denselben Durchmesser, wie die neue Zelle hat, findet bei der Hefe nur eine sehr kleine statt; die Zellmembran selbst wächst wie bei der Conferva glomerata fort und inwendig nimmt der gelatinöse ‚Inhalt zu, wovon man gleich an dem Knöpfchen bei Beginn der - Ausbauchung durch Jod etwas nachweisen kann. " Die Zellen der Hefe bestehen nur aus einer Zellwand und einem gelatinösen Inhalt der körnig wird, und die Körner beste- hen wieder aus der Zellwand und einem gelatinösen Inhalt, also "aus Zellen; die Zellwand ist wahrscheinlich identisch mit der Cu- icula der Conferven; die Cellulose-Schicht fehlt der Hefe, so wie den Conferven auch wiederum der Primordialschlauch, den MH. v.Mohl in andern Zellen nachgewiesen hat, fehlt. Die Abla- ‚gerung von Stärke findet bei den Conferven wie bei den ande- ren Pflanzen statt, wenn der gewöhnliche Bildungsprocels in der 10** 436 Zelle vermindert oder gehindert ist und sie wird wieder ver- wendet, wenn dieser Procels wieder beginnt. , Um das Eigenthümliche in der Zusammensetzung der Con- ferven am besten zu erkennen, untersuchte der Verfasser zuerst Oedogonium capillare (Kützing Phycologia generalis p. 255), bei welchem die Zellwände sehr dünn sind und die Oberhaut so dünn ist, dafs sie nur, wenn sie von jenen durch Schwefelsäure getrennt worden ist, sichtbar wird. Durch Jod und Schwefelsäure wird die Zellwand zuerst blau gefärbt, dann vollständig gelöst, während die Oberhaut braun gefärbt wird und lange Zeit noch h unverändert zurück bleibt; diese schlägt sich in die Zwischen- räume der Zellwand und in die Runzeln derselben so ein, dals sie nicht wie bei Conferva glomerata als ein zusammenhängender Schlauch davon getrennt werden kann. Der gelatinöse Inhalt füllt bei den Exemplaren, die untersucht wurden und die im October gesammelt worden waren, den ganzen innern Raum der Zellen aus und in diesem hatten sich noch keine neuen Zellen (Sporen) gebildet, auch wurde er weder für sich, noch nachdem er ent- färbt worden war, durch Jod blau gefärbt. Wenn die Conferven aus stehenden Gewässern, in die der Wind Staub hineinweht, genommen werden, so ist ihre Reini- gung unmöglich, am besten erhielt sie der Verf. aus den Wasser- kübeln der Kunstgärtner, unter anderen durch die Güte des Hrn. Bouch£; doch auch an diesen haftete etwas Sand, Thon und koh- lensaurer Kalk. Aus diesem Grunde war es nothwendig, die Conferva in einer gewogenen Glasröhre zu entwässern, diese dann mit dem Inhalt zu wägen, in das Verbrennungsrohr ein- zuschieben und in einem Strom von Sauerstoffgas zu verbrennen und nachher das Glasrohr mit der Asche wieder zu wägen. Bei 120° ging kein Wasser mehr fort, und bei 130°, welcher Tem- peratur die Substanz eine Zeitlang ausgesetzt wurde, fand noch keine Zersetzung statt. Der Stickstoffgehalt wurde durch Ver- brennen mit Kupferoxyd bestimmt, der Stickstoff also gasförmig erhalten. | s In 100 Theilen der Conferva waren enthalten 45,70 Kohlenstoff 5,83 Wasserstoff 5,60 Stickstoff 437 12,27 Asche 30,60 Sauerstoff. Nach einer anderen Untersuchung betrug‘ der Kohlenstoff 44,7 und der Wasserstoff 6,04; bei dieser war jedoch der Aschen- gehalt nicht bestimmt worden, und die zufälligen Beimengungen als Sand u.s.w. konnten verschieden sein. Die Asche bestand aus 0,16 schwefelsaurem Kali, 0,05 Chlorkalium, 1,53 phosphor- saurer Kalkerde, 2,14 kohlensaurer Kalkerde, 0,62 kohlensaurer Magnesia, 0,42 Thon und das Übrige 7,35 p. €. nemlich, gröfs- ten Theils aus Sand und aus etwas Kieselsäure, von Infusionsthie- ren herrührend. Der kohlensaure Kalk sals zum Theil wenigstens in kleinen Krystallen auf der Oberfläche der Conferve. Untersuchungen von Conferven, die vor Verunreinigungen geschützt und die in verschiedenen Stadien ihrer Entwickelung gesammelt worden, hofft der Verfasser in diesem Winter und im künftigen Sommer aufstellen zu können um weitere Aufklärungen über ihre Zusammensetzung und Entwickelung zu erhalten; aus der angeführten Untersuchung geht jedoch schon mit Bestimmtheit her- vor, dafs die Conferven hauptsächlich aus zwei Substanzen, dem vegelabilischen Faserstoff (Cellulose) und einer Proteinverbindung bestehen; von der letztern würde die untersucht@ nach dem Stick- stoffgehalt berechnet 35 p. C enthalten, berechnet man aus dem Sauerstoffgehalt die Menge der Cellulose, so erhält man einen Überschufs von Wasserstoff und Kohlenstoff, welches theils von der Cuticula, theils auch von einer anderen im gelatinösen Inhalt enthaltenen Substanz herrührt. Die rasche Vermehrung und der rasche Wachsthum der "Conferven zwischen zwei Glasplatten unter sehr ungünstigen Ver- ‚hältnissen läfst schon auf die schnelle Vermehrung in ruhig ste- 'henden Gewässern, die der freien Luft und dem Sounenlichte ausgesetzt sind, schlielsen. Die Gräben der Marschgegenden und "überhaupt stehende Gewässer, welche einen humusreichen Boden ‚haben, füllen sich mit diesen Conferven während der heifsen ‚Jahreszeit an, die gegen den Herbst absterben und sich auf den Boden senken und nach einigen Jahren eine bedeutende Masse Moder bilden, der durch seinen Stickstoffgehalt, sowohl der The- orie als der Erfahrung nach zu den kräftigsten Dungmitteln gehört und den besten Stalldung noch übertrifft. Trocknen die Gewäs- 438 } ser, worin sich Conferven gebildet haben ein, so verfaulen diese und verbreiten den unerträglichen Geruch der Gräben der Marsch- und Sumpfgegenden, ja die Masse dieser verfaulenden Conferven ist in einigen Buchten der Havelseen in gewissen Zeiten so grols, dals der Aufenthalt am Ufer derselben ganz unerträglich ist; und höchst wahrscheinlich sind es diese faulen- den Conferven, welche die bösartigen Sumpfheber erzeugen. Hierauf las Hr. Poggendorff eine von Hrn. Prof. Schön- bein in Basel erhaltene Notiz über das Verhalten der vegetabilischen Koble zu Chlor, Brom, Jod, Chlor- kalk und Untersalpetersäure, aus welcher hervorgeht, dals der erstere Körper eine sehr kräftige Wirkung auf die letzteren ausübt, nach der Meinung des Hrn. Verf., weniger in einer ab- sorbirenden Thätigkeit als vielmehr in einer noch ganz unbe- kannten zu suchen ist. Hr. Encke trug hierauf über die Elemente und hiesigen Meridianbeobachäungen des neuen Planeten Flora vor. Die Beobachtungen der Flora, wie der von Hrn. Hind am 48. Oktober entdeckte neue Planet genannt worden ist, sind jetzt lange genug fortgesetzt, um eine ziemlich genaue Kenntnils von ihrer Bahn gewinnen zu können. Folgende Meridian -Beobach- tungen wurden hier in Berlin angestellt. M. Berl. Z. AR # Decl. # Oct. 25. WAS A8?8 76° 1302 413°56’1870 Nov. 1. 1419417 75 37339 13 50 26,5 9, 111521 7531382 13 49 46,7 8. 13 48351 7443348 13 46 474 11. 13 34483 TAN 06 13 4612,5 12. 13 29595 7A 0307 141346 63 17.13 6 2A N55,9 1347 38 An eine Altonaer Meridian-Beobachtung vom 22. Okt. und zwei hiesige vom Nov. 2. und Nov. 17. hat Hr. D’arrest eine Bahn angeschlossen, die folgende Elemente hat: 439 1847 Okt. 18. 12" M. Berl. Zt. Mittl. Anom. 13° 44’ 26,94 Länge des Perihels 32 18 34,63 2 » aufst. Knoten 110 23 9.42} M. Aq. 1847. Neigung 5 52 21,74 Eeccentricitätswinkel 9 8 38,15 lg. halbe gr. Axe 0,3433161 Mitt. tägl. sid. Bew. 1084,0800 Es kann jetzt einiges Interesse haben, die Haupt-Elemente der acht kleinen Planeten zusammen zu stellen, welche die Form I und Lage der Bahnen in Rücksicht auf die grölsere oder gerin- gere Schwierigkeit der Störungsrechnungen bedingen. Es folgt deshalb hier eine Zusammenstellung der halben grolsen Axen, h der mittleren Bewegungen, der Eccentricitäten und der Neigun- 4 gen, geordnet nach der Grölse der halben grolsen Axe. |hatbe gr. Axe| Mittl. Bew. | Eccentr., Neigung ® 2,2045 1084,08 0,15892 5°52 m 2,3615 977,76 0,08857 55 & 2,3714 971,65 0,22183 5 29 U 2,4202 | 912,38 0,19969 14 44 BN 2,5768 857,81 0,18796 5 19 * 2,6695 813,53 0,25556 15.% c 2,7709 769,26 0,07674 10 37 + 2,7726 768,54 0,24200 3136 - | Die Elemente der vier älteren kleinen Planeten sind aus dem Jahrbuch für 1831 entlehnt. Die Elemente der anderen ‚sind die neuesten bis jetzt ermittelten. 1 Alsdann trug noch Hr. Kunth einen Brief des hiesigen Kaufmanns Hrn. Lehnert vom 13. November vor, welcher Pro- ben der chinesischen Grafls- cloth-Stoffe, so wie daraus gefertigte Leinwand und andere Gewebe begleitet. Der Einsender wünscht, I dals die Akademie Veranlassung nehmen möge zur Einführung dieser Pflanze, wenn unser Klima es zuläfst, beizutragen. Auch Proben noch einer anderen aus Ostindien stammenden, den Hanf 440 angeblich an Haltbarkeit übertreffenden Faserpflanze waren bei- liegend. Da nun auf Hrn. Lehnerts Veranlassung auch Samen dieser Pflanzen, einem späteren Schreiben zufolge, mit dem See- handlungsschiffe angekommen sind, so wird späterhin über den Gegenstand weitere Mittheilung gemacht werden können. 25. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Poggendorff las: Betrachtungen über die Vor- gänge im galvanischen Strom. Die nachfolgenden Betrachtungen wurden veranlafst durch ein Paar Versuche, die der Verf. anstellte, um sich über einige Fragen in Betreff der Wärmeentwicklung des galvanischen Stroms durch eigene Erfahrung zu belehren. Wie bekannt sind die Wärmewirkungen der galvanischen Elektrieität erst vor wenigen Jahren genauer erforscht. Zu ei- ner Zeit, da auch der Verf. mit dem Plane umging, diesen bis dahin sehr vernachläfstigten Zweig des Galvanısmus näher in Un- tersuchung zu ziehen, im Jahre 1841, ist Hr. Joule, bei Man- schester, so glücklich gewesen, das Grundgesetz der Erscheinun- gen aufzufinden. Durch Temperaturmessungen an Drähten und Flüssigkeiten, die von Strömen verschiedener Stärke durchflos- sen wurden, gelangte derselbe nämlich zu dem Resultat, dafs die Wäürmemenge, welche in einem Theil der galvanischen Kette, sei er starr oder flüssig, innerhalb einer bestimmten Zeit entwik- kelt wird, proportionel ist dem Product ker d. h. dem Quadrat der Stromstärke, multiplicirt mit dem Wi- derstand r dieses Theils der Kette. Die Apparate und Mefsweisen, welche Joule anwandte, sind nur roh, und können für das aufgestellte Gesetz kein volles Vertrauen erwecken, ungeachtet er später ein ähnliches für den magneto- elektrischen Strom nachgewiesen hat; allein das Gesetz ist bald hernach einerseits für Flüssigkeiten durch E. Becque- rel, und andrerseits für starre Leiter durch die sorgsamen Mes- sungen von Lenz in dem Grade bestätigt worden, dals sich seine Richtigkeit nicht bezweifeln läfst, um so mehr als es mu- talis mutaudis ganz mit dem zusammenfällt, welches schon mehre u a 441 - Jahre früher die schönen Untersuchungen des Hrn. Riefs für die Entladungen der Reibungs-Elektricität dargethan haben. Es liegt wohl auf der Hand den Schluls zu ziehen, wie es auch von Joule geschehen ist, dals, wenn das Gesetz sich für einen Theil der Kette bewährt, es auch für die ganze Ausdeh- nung derselben gültig sein müsse. Dieser Schluls ist freilich noch nicht experimentell bestätigt worden, (was in directer Weise auch grolse Schwierigkeiten haben würde) und er kann daher Bedenken erregen, zumal ihm einige Erfahrungen zu widerspre- chen scheinen. So weils man durch Peltier, dals an den Be- rührungspunkten starre Leiter, die vom galvanischen Strome durchflossen werden, besondere Wärmephänomene auftreten, die einen ihermoelektrischen Gegenstrom erzeugen; und eben so ist bekannt, dafs bei der galvanischen Wasserzersetzung die Elek- troden in ungleichem Maalse erwärmt werden. Allein es giebt genügende Gründe zu glauben, dals die Ver- allgemeinerung des Joule’schen Gesetzes durch diese Erscheinun- gen nicht beeinträchtigt werde, und überdiefs wird weiterhin ein Verfahren angegeben werden, durch welches sich zwar in indirecter, aber unzweifelhafter Weise darthun läfst, dafs das Joule’sche Gesetz nicht blofs für einen Theil der Kette, son- dern auch für die ganze Ausdehnung derselben gültig ist. Es wird also die gesammte Wärmemenge », welche eine Volta’- sche Kette innerhalb einer zur Einheit angenommenen Zeit ent- wickelt, ebenfalls durch den früheren Ausdruck Br Sek Ai) - vorgestellt sein, sobald r den gesammten Widerstand der Kette bezeichnet. Combinirt man diesen Ausdruck mit der bekannten Ohm’- schen Formel: ir=k, so erhält man noch die folgenden war wii: (2) (3) welche beide auch schon von Joule, nur anders ausgesprochen ‚und freilich ohne Beweise, gegeben worden sind. Beobachtet man unter diesen Ausdrücken zuvörderst den zweiten, so sagt also derselbe, dafs bei gleichbleibender elektro- motorischer Kraft (%), mithin bei Ketten derselben Art, die ge- ee ra nun $ I >| sc 442 sammte Wärmemenge direct proportional ist der Stromstärke i oder, was dasselbe ist, direct proportio- nal der Menge des in derselben Zeit elektrolytisch aufgelösten Zinks oder sonsigen positiven Metalls. Dieses für die chemische Theorie scheinbar so günstige Re- sultat, ist neuerdings noch von Botto hervorgehoben worden, aber derselbe hat unbemerkt gelassen, dafs sich die Sache ganz anders gestaltet, wenn man die Stromstärke constant setzt, und die elektromotorische Kraft variabel nimmt. Dann ist die ge- sammte Wärmemenge, welche die Kette in einer be- stimmten Zeit entwickelt, proportional dieser Kraft, und folglich kann sie in Ketten verschiedener Art bei einer und derselben Menge von elektrolytisch aufgelöstem Zink sehr ungleich sein. Es war gerade dieser eben so interressante, als für die Theorie vom Ursprunge des Galvanismus wichtige Satz, welcher besonders die Aufmerksamkeit des Verf. erregte. Ungeachtet er klar aus den Prämissen hervorgeht, schien es doch nicht über- flüssig, denselben nochmals einer experimentellen Prüfung zu un- terwerfen, um so jeden Zweifel an seiner Richtigkeit niederzu- schlagen. Eine solche Prüfung ist offenbar am einfachsten gemacht, wenn man Ströme von gleicher Stärke, aber von ungleicher elektromotorischer Kraft successive durch einen bestimmten Lei- . ter flielsen läfst, und die in demselben in einer gewissen Zeit entwickelte Wärmemenge mifst. Findet sich, dals diese Wär- memenge gleich ist, so folgt nothwendig, dafs die Wärmemenge, welche von den gesammten Ketten dieser Ströme entwickelt wird, ungleich ist, sich verhält wie die elektromotorische Kräfte; denn in Ketten verschiedener Art stehen bekanntlich, bei glei- cher Stromstärke, die gesammten Widerstände im geraden Ver- hältnifs zu eben diesen Kräften. Will man die Prüfung mit Rücksicht auf die Erregungs- weise des Galvanismus vornehmen, so darf man jedoch nicht | die Abänderung der elektromotorischen Kraft des Stroms etwa dadurch bewerkstelligen, dafs man successive eine verschiedene Zahl von einfachen Ketten gleicher Art hintereinander reiht, denn dabei würde man die Menge des bei gleicher Stromstärke” , 443 innerhalb einer bestimmten Zeit elektrolytisch gelöfsten Zinks in gleichem Maafse steigern wie die elektromotorische Kraft; son- dern man ist genöthigt die elektromotorische Kraft von Ketten verschiedener Art in gleicher Anzahl anzuwenden, wo dann diese Kraft, bei gleicher Stromstärke, nicht mehr im geraden Verhält- - nils zum elektrolytischen Zinkverbrauche steht. Der Verf, hat zu seinen Messungen eine Grove’sche und eine Daniell’sche Batterie angewandt, jede aus zwei Elemen- ten bestehend. Er leitete successiv den Strom beider Batterien durch einen dünnen Platindraht, der sich in einem thermometer- artigen, mit Alkohol gefüllten Gefälse spiralförmig aufgerollt be- fand, brachte Sinusbussole und Rheochord mit in den Kreis, und ermittelte durch vorläufige Versuche den Widerstand des 'Ther- mometerdrahts und somit die Drahtlängen, welche vom Rheo- chord einzuschalten waren, um den Strom in beiden Fällen von gleicher Stärke zu erhalten. Nachdem dieses ermittelt worden, wurde an anderen Ta- gen, da das Elektrothermometer auf die während der ganzen Zeit fast unveränderliche Temperatur des Zimmers herabgekommen war, der eigentliche Versuch begonnen, nämlich der Strom der _ einen und der anderen Batterie 15 Minuten lang durch das Ther- mometer geleitet und der Stand desselben von 5 zu 5 Minuten beobachtet. Das Resultat mehrmals wiederholter Versuche dieser Art bestand nun darin, dals das ‘Thermometer, von gleichen Aus- gangspunkten an, in gleichen Zeiten, um gleichviel stieg, wel- cher der beiden Ströme auch angewendet werden mochte. Beide Ströme entwickelten also in einem und demselben Stück ihrer Ketten dieselbe Wärmemenge, mufsten also in der ganzen Ausdehnung ihrer Ketten Wärmemengen erregen, die so verschieden waren als ihre gesammte Widerstände oder ihre > elektromotorischen Kräfte, \ Diese Messungen bestätigen also vollkommen das für die E- vom Ursprunge der galvanischen Elektricität so wich- tige Resultat, dals die gesammte Wärmemenge, welche eine galvanische Kette in bestimmter Zeit entwik- kelt, nicht allein abhängt vonder in dieser Zeit elek- er verbrauchten Menge des positiven Me- { en 444 talls, sondern zugleich von dieser und der elektro- motorischen Kraft. Ein anderes Resultat, welches aus den beiden Ausdrücken k®? »=ik undwvw= — 7 mit gleicher Ersichtlichkeit hervorgeht, besteht darin, dafs die gesammte Wärmemenge, welche eine Voltasche Kette innerhalb einer bestimmten Zeit entwickeln kann, keine constante Grölse ist, wie es noch Pouillet glaubte, auch keine die ein Maximum hat, sondern eine die über alle Gränzen hinaus zu wachsen vermag, in dem Maafse als man den gesammten Widerstand verringert und dem- gemäls die Stromstärke erhöht. Ein Maximum findet bei der Wärmeentwicklung nur statt, wenn man sie für ein gewisses und zwar veränderliches Stück der Strombahn in Betracht zieht. Ist z. Be r-+r’ der Widerstand der Kette, so hat man für die Wärmeentwicklung » der gesammten Kette und für die Wärmeentwicklung »’ in dem Stück vom Widerstande r’ die Ausdrücke: k? k® r’ ET r+r r+r rp+r von denen der erste kein Maximum hat, der zweite aber zu ei-- ? ; Ä k nem Maximo gelangt, wenn ’=jr, wo dann i= Er 2r Dieser Satz ist einer experimentellen Prüfung fähig, und liefert dadurch ein äufserst schätzbares Mittel, die Richtigkeit des Joule’schen Gesetzes für die gesammte Kette zu beweisen, was sonst so gut wie unmöglich sein dürfte. Der Verf. hat daher diese Prüfung unternommen und zwar folgendermafsen. In das Thermometer, dessen Einrichtung am Schlusse dieses Aufsatzes näher angegeben ist, schaltete er gleich- zeitig drei dünne Platindrähte ein, deren Längen sich wie 1; 2:3 verhielten. Den Widerstand des mittleren, der etwa 5 par. Zoll lang war, bestimmte er; derselbe betrug 18,12 par. Zoll seines Mefsdrahts. Eben so bestimmte er den wesentlichen Wi- derstand der Grove’schen Kette, welche die Wärme entwik- 445 keln sollte; derselbe fand sich = 4,32 p. Zoll des Mefsdrahtes. Diesem fügte er noch 13,80 Zoll desselben Drahtes hinzu, da- mit der aulserhalb des Thermometers befindliche Widerstand der Kette dem des mittleren Platindrahts in dem Thermometer gleich wäre. Endlich verknüpfte er die so regulirte Kette suc- cessive mit den drei Platindrähten des Thermometers, und liefs den Strom jedes Mal fünf Minuten wirken, unter Zwischenzeiten von solcher Dauer, dafs das Thermometer immer sehr nahe auf seinem anfänglichen Standpunkt zurückkam, wozu meistens eine halbe Stunde ausreichte. Das Resultat dieser drei Versuche war nun folgendes. Es stieg das Thermometer, dessen Scale übrigens eine willkühr- liche ist, mit dem Draht von der Länge 1 oder dem Widerstand 9,06 . 2530 » » » > » » » 18,12 . . 34, 4 f » » » 3 » » » 27,18 are 30, 8 also hatte wirklich, wie es sein mufste, der zweite Draht, des- sen Widerstand dem aufserhalb des Thermometers befindlichen Widerstand der Kette gleich kam, die grölste Wärmemenge entwickelt. Der Theorie nach hätten die von den drei Drähten ent- wickelten Wärmemengen proportional sein müssen den Zahlen 9,06 13,12 27,18 Er)?” (062)?’ (a30)* denen die beobachteten in der Hauptsache so weit übereinstim- men, dals der Verf. es nicht für nöthig hielt, die Messungen mit Rücksicht auf die Erkaltung zu wiederholen, da eine des- L fallsige Berichtigung die Ordnung der Zahlen nicht verändert - haben würde. Es ist also gewils, dals die Wärmeentwicklung in einem - Theil der Kette, unter der angegebenen Bedingung, ein Maximum hat, und damit ist denn auch für bewiesen zu halten, dafs das Joule’sche Gesetz allgemeine Gültigkeit besitzt, folglich bei _ der Wärmeentwicklung der gesammten Kette kein Maximum stattfindet. Von gewissen Standpunkte aus kann dieses Resultat wohl recht merkwürdig erscheinen; allein es verliert an Auffallendem, wenn man erwägt, dals, nach längst bekannten Gesetzen, die oder 122,7, 133,0, 132,5, Zahlen mit RER ee? 446 magnetische Gesammtwirkung der Voltaschen Kette ein ähnli- ches und noch merkwürdigeres Verhalten zeigt. Der magnetische Effect eines galvanischen Stroms ist in jedem Querschnitt seiner Bahn gleich grofs, proportional der Stromstärke i. Die Gesammtwirkung der Kette ist also gleich. dem Effect eines Querschnitts, multiplieirt mit der Summe aller Querschnitte, d. h. mit der gesammten Länge Z der Kette, folg- lich proportinal dem Product iz. Denkt man sich, der Einfachheit wegen, alle Querschnitte gleich grofs und aus Material von gleicher Leitungsfähigkeit ge- bildet, so ergiebt sich, mit Hülfe der bekannten Ohm’schen | Formeln: für den magnetischen Total-Effect der ihm proportionale Aus- druck m =il= 5 c Aus diesem geht hervor: 1. Wenn s (der Querschnitt) und c (der Widerstand für die Einheit der Dimensionen oder die reciproke Leitungsfähigkeit) constante Gröfsen sind, oder sich in gleichem Verhältnisse än- dern, so ist m für eine und dieselbe Kraft % eine constante Gröfse. 2. Wenn aber s wächst oder ce abnimmt, oder das Ver- hältnils von s zu c wächst, so wächst auch 2 und zwar über alle Gränzen hinaus. In beiden Fällen hängt, wie man sieht, die magnetische Gesammtwirkung einer Kette durchaus nicht von der Stromstärke ab, da man diese durch eine gehörige Vergrölserung der Länge der Kette immer auf ein beliebiges Minimum herabsetzen kann. Hiedurch stellt sich ein wesentlicher Unterschied zwischen dem thermischen und dem magnetischen Total-Effect ein. Beide können, bei gleichbleibender elektromotorischer Kraft, ins Un- endliche wachsen; allein der erstere kann es nur, wenn die Stromstärke in gleichem Maafse zunimmt, während der letztere von dieser ganz unabhängig ist. Bei gleicher Stromstärke, ja 447 bei gleicher Kraft, kann dieser in verschiedenen Ketten sehr un- Rh gleich sein, je nachdem s und c es sind, und andrerseits kann _ er in einer und derselben Kette bei constanter und sehr kleiner Stromstärke ins Unbegränzte wachsen, wenn nur /und s in glei- _ chem Maafse zunehmen. Es ist diefs besonders merkwürdig in Bezug auf den Ur- sprung der galvanischen Elektricität, denn man sieht, dals der magnetische Total-Effect, den eine Kette in einer bestimmten Zeit auszuüben vermag, durchaus nicht abhängt von der in dieser Zeit elektrolytisch gelöfs- _ ten Zinkmenge. Eine sehr geringe Menge Zink ist im Stande einen sehr grolsen magnetischen Effect hervorzubringen. Das constante Verhältnils zwischen gelöfster Zinkmenge und magne- _ tischer Wirkung, welches man beobachtet hat, findet nur stalt, _ wenn ein Querschnitt oder eine constante Summe von Quer- - schnitten, d. h. ein constantes Längenstück der Kette in Betracht gezogen und mit dem elektrolylischen Prozefs verglichen wird *). *) Der Einfachheit wegen ist in dem Obigen vorausgesetzt, dafs die - Kette in ihrer ganzen Ausdehnung gleiche Querschnitte besitze, und es ist _ auch, was bei dieser Betrachtung nothwendig war, der magnetische Effekt - der Flüssigkeit mit in Rechnung gezogen. Es wird jedoch im Wesentli- chen nichts geändert, wenn man blofs den magnetischen Effekt des Schliels- dralits, als des zur practischen Benuizung alleinig anwendbaren Theils der _ Kette, ins Auge falst und die Bedingung der Gleichheit der Querschnitte fallen läfst. r Sei nämlich die elekromotorische Kraft einer Kette =, die Anzahl - derselben in einer Batterie =, der wesentliche Widerstand eines jeden = r, der Widerstand des Schlielsdraths +, so hat man für die Stromstärke i und den magnetischen Effekt m dieses Drahts die Ausdrücke - nk h [ö i= ——; N ——— 7 SH ee 7 r—- | - oder wenn man sich r durch einen Draht vom Widerstande *ersetztdenkt, nk Fe k ec ’ TE TE € A ’ z@a+) tn Auch hier hat m kein Maximum, sondern wächst mit / bis dieses gegen r oder % unendlich, oder die Stromstärke i Null geworden ist, so gut wie, mits und. Sind letztere Grölsen constant oder ist ihr Produkt constant, ı = A48 Von dem chemischen Total-Effect der Voltaschen Kette gilt, ideell genommen, offenbar dasselbe, und es würde auch so geht m, mit Verlängerung von /, dem Gränzwerth = u entgegen, wah- rend es andrerseits, bei constanter Länge von /, seinen Werth nicht ändert, sobald 2 und s im umgekehrten Verhältnisse variiren. Der magnetische Total-Effect der ganzen Batterie, mit Einschlufs der Flüssigkeit und Platten, ist endlich k. (MR+D)= — dem also der Effekt des Schlielsdrahts unter der angegebenen Bedingung mit verlängertem /! immer mehr näher kommt. Ich bin „sagt der Verf.” auf den Einwurf gefalst, dafs das eben Ge- sagte nicht neu sei. Ich weils, dafs Ähnliches gesagt worden ist, bin auch überzeugt, dals es Denen, die mit den Grundstützen des Galvanismus wohl vertraut sind, nicht gesagt zu werden braucht. Allein es ist mir auch be- kannt, ds[s trotz den werthvollen Arbeiten, die in diesem Gebiete, beson- ders von Jacobi und Lenz, geliefert worden sind, sehr irrige Begriffe an- getroffen werden, und namentlich mifsverstandene Ansichten über die Ma- xima, die doch beim magnetischen und caeteris paribus beim magnetisiren- den Effekt der galvanischen Kette immer nur unter gewissen einschränken- den Bedingungnn stattfinden, schon mehr als einmal zu ganz fehlerhaft ver- suchteu Nutzanwendungen der mechanischen Kraft des Stromes geführt haben. Es ist nicht meine Absicht, ‚fährt der Verf. fort,” mich hier umständ- lich auf diese Nutzanwendungen einzulassen, aber ich kann die Bemerkung - nicht unterdrücken, dafs die mir bekannten Bestrebungen dieser Art es schon darin versehen haben, dals sie am unrechten Ende zu sparen suchten. Wenn überhaupt die mechanische Kraft der galvanischen Elektricität einer techni- schen Benutzung fähig ist, so steht sie in vortheilhafter Weise nur zu er- warten von einem Strom, der so geschwächt worden ist, dafs er bei wochen- langer Unterhaltung weder die Kette verdirbt, noch bedeutende Kosten ver- ursagt; und dies wird nur durch Anwendung einer sehr grolsen Dralitmasse erreicht. Mir ist kein Versuch bekannt, wo dieser Grundsatz richtig be- folgt worden wäre. Um an einem Beispiele zu zeigen, welche Drahtmassen man anwenden mülfste, um mit einer kleinen Stromstärke einen grolsen magnetischen Effekt zu erreichen, will ich den Fall setzen, man habe eine einfache Gro ve’sche Kette von der geringen Grölse der meinigen und wolle durch einen Kupfer- draht von 2 par. Lin. Dicke den Strom so schwächen, dals seine Stärke der Entwickelung von einem Kubikmeter Knallgas, bei 0° und 0”,76, in der Mi- nute entspreche, 449 reell von ihm gelten, wenn wir im Stande wären, den Effekt eines jeden Querschnitts zu versichtbaren und zu benutzen. Dafs wir es nicht vermögen, liegt zuvörderst an der elektromotori- schen Gegenkraft, die aus der Polarisation der in die Flüssig- keit tauchenden Elektroden entspringt und meistens zu grols ist, als das wir, in Bezug auf ein wirksames Plattenpaar, mehr als ein einziges Paar Querschnitte der Kette zur chemischen Wir- kung benutzen können. Es giebt jedoch Fälle, wie der Verf. schon i. J. 1842 in einem kleinen Aufsatz hervorgehoben hat, in welchem sich die Zahl der chemisch wirkenden Querschnitte vergröfsern läfst; und diese Fälle treten ein, wenn man die Zersetzung des Was- sers oder einer Metalllösung zwischen leicht oxydirbaren Elek- troden vornimmt. Er hat namentlich gezeigt, dafs man, wenn man in den Kreis einer kleinen Grove’schen Batterie von zwei Elementen, successive zwei, drei, vier, fünf und mehre Paare von Zink-Elektroden einschaltet, eben so viele gleichzeitige Was- Der wesentliche Widerstand dieser Kette beträgt 3,6 Zoll meines neu- silbernen Me[sdrahts und ihre elektromotorische Kraft sei hier nur gleich 30 meiner Einheiten gefolgt, obwohl sie mit Salpetersäure von 1,34 bis 32 geht. Die Einheit meiner Stromstärke ist 14,22 Kubikmeter Knallgas, bei 0° und 0”,76, in der Minute. Es muls also, damit die gestellte Bedingung 30x 1422 _ ” 3,6+ x >” £ erfüllt werde, x oder die hinzuzusetzende Länge des neusilbernen Mels- drahts 423 par. Zoll betragen. Nun besitzt ein Plund Kupferdraht von 2 par. Lin. Dicke eine Länge von 10,06 par. Fuls und der Widerstand dieses ‚Pfundes beträgt, nach anderweitigen Messungen, die von mir an einem dün- ‚nen Kupferdraht angestellt wurden, nur 0,09255 par. Zoll des Melsdrahtes. Es ist also von dem 2 Lin. dicken Kupferdraht eine Länge von 46000 par. "Fuls oder ein Gewicht von 4570 Pfund erforderlich, um die Stromstärke ‚auf den verlangten Grad von Kleinheit herabzusetzen. Wie grols der Ef- fekt dieses Drahtes unter vortheilhaftester Benutzung desselben sei, lälst sich freilich für jetzt nicht sagen, aber er kommt dem, der sich überzeugt mit Kupferdraht von angenommener Dicke erreichen läfst, sehr nahe, und so viel leuchtet ein, dafs, nach der ersten allerdings sehr bedeutenden Aus- lage für die Kupfermasse, die Unterhaltungskosten nicht beträchtlich werden, denn es würden innerhalb 24 Stunden nur 2,8 Gram. oder 0,19 Loth Zink ‚elektrolytisch aufgelöst werden. 450 serzersetzungen erhält, wobei mit Vermehrung dieser Paare die Stromstärke freilich abnimmt, die Summe des chemischen Effects der Batterie aber fortwährend steigt, so dafs zwischen dieser und der in der Batterie elektrolytisch gelösten Zinkmenge, welche nach der chemischen Theorie den Strom erzeugen soll, kein fe- stes Verhältnils mehr vorhanden ist. Was solche Versuche unvollständig verwirklichen, das lälst ' sich einfacher und besser schon aus einer einfachen Betrachtung entnehmen, wenn anders die herrschende Idee über den Vorgang im elektrolytischen Prozesse richtig ist. Allgemein wird näm- lich angenommen, dafs die galvanische Zersetzung einer Flüssig- keit nicht blofs an deren Enden, an den Elektroden, stattfindet, sondern durch ihre ganze Erstreckung hin, und dafs sie nur des- halb im Innern der Maflse nicht sichtbar ist, weil die in irgend einem Querschnitt von einander getrennten Bestandtheile sich unmittelbar darauf wieder mit denen vereinigen, welche in dem nächst vorderen und nächst hinteren Querschnitt denselben Pro- zels der Sonderung erlitten. Ist diese Vorstellung richtig, wie sich wohl kaum bezweifeln lälst, so braucht man also nur in, ringförmige Rinnen von verschiedener Grölse, die mit gesäuertem Wasser angefüllt sind, successiv ein zusammengelöthetes Platten- paar zu tauchen, um experimentell den Beweis zu liefern, dals der chemische Total-Effect der Volta’schen Kette ganz densel- ben Gesetzen folgt wie der magnetische, abgesehen freilich da= ‘von, dafs in einer gewissen Summe von Querschnitten, nämlich in den von den Metallen eingenommen, natürlich kein chemischer Effect stattfinden kann. Es liegt so sehr im Geiste der Physik, überall nach den Ursachen der Erscheinungen zu forschen, dals es wohl nicht ta- delnswerth erscheinen kann, einen Versuch zur Beantwortung der Frage zu machen, woher die Verschiedenheit entspringe, die sich bei der Volta’schen Kette zwischen den Gesetzen ihrer thermischen Wirkung und denen ihrer magnetischen und chemi- -schen kund giebt. Der Verf. knüpft diesen Versuch an bisherige Vorstellungen. Mit der Mehrzahl der heutigen Physiker nimmt er an, ohne es als ein Factum zu betrachten, dals in der galvanischen Kette ein 451 elektrischer Strom vorhanden sei, und dafs die Stärke dieses - Stroms bedingt werde durch die Elektrieitätsmenge, welche in der Zeiteinheit jeden Querschnitt seiner Bahn durchflielst. Diese durchgegangeue Elektricitätsmenge kann nicht direct bestimmt, sondern nur aus ihren Wirkungen erschlossen werden, dieses aber, wie es scheint, auf eine unzweifelhafte Weise. Angenommen nämlich, man habe eine galvanische Kette von eonstanter Kraft; sie wird, wenn sie geschlossen ist, durch jeden - Querschnitt ihres Schliefsdrahts in der Zeiteinheit eine gewisse und constante Elektricitätsmenge treiben. Eine zweite, dritte, vierte, u.s. w. Kette, die alle der ersten vollkommen gleich sind, werden dasselbe thun. Verbindet man irgend zwei dieser Ketten in ihren homolo- gen Punkten durch Querdrähte, so ist in diesen Drähten keine k Spur von Strom wahrzunehmen. Die Ketten werden also nicht - durch diese Verbindung in ihrer Thätigkeit gestört. Sie werden _ es also auch nicht, wenn man sie, ihrer ganzen Länge nach, Punkt für Punkt aneinander gelegt denkt, Draht an Draht und Platte an _ Platte. Man hat dann statt der Kette von einfachem Querschnitt, _ eine vom zwei-, drei- und vierfachem, welcher offenbar in der - Zeiteinheit von der zwei-, drei- und vierfachen Elektricitätsmenge - durchströmt wird. Nun aber zeigt die Erfahrung (was vielleicht schon a priori zu schlielsen gewesen wäre), dals der magnetische oder auch chemische Effekt hiebei ebenfalls zwei, drei und vier Mal grö- _Sser wird. Man ist wohl berechtigt diesen Effekt für proporlio- mal der durchgegangenen Elektrieitätsmenge zu halten, und wenn ‚dies eingeräumt wird, mus auch zugegeben werden, dafs derselbe ‚überhaupt ein unfehlbares relatives Maals für letztere sei. Man kann nicht einwerfen, dals in dem eben gewählten Beispiel ein estes Verhältnils zwischen Gröfse des Querschnitts und durch- gegangener Elektricitätsmenge vorausgesetzt sei und dals der aus- gesprochene Satz vielleicht blofs für einen solchen Fall gelte, denn Thatsache ist es ja, dafs dies Verhältnils ohne Einfluls ist, dals in einer und derselben Kette die Grölse des Querschnilts an verschiedenen Stellen beliebig verschieden sein kann, und da- m doch längs der ganzen Keite der magnetische Eftekt der- selbe bleibt. 10**+ 452 Die durch einen Querschnitt und folglich auch durch die Summe aller Querschnitte oder die ganze Kette in der Zeitein- heit gegangene Elektrieitätsmenge kann demnach durch den mag- netischen Effect gemessen werden, und man hat daher für letz- tere Grölse, wenn man zur Vereinfachung wiederum alle Quer- schnitte der Kette als gleich grofs und aus gleichem Material ge- bildet annimmt, den früheren Ausdruck Ü= — | welcher zeigt, dafs die bei einer Kette derselben Art durch ihre ganze Ausdehnung in der Zeiteinheit gegangene Electricität für jede Länge 7 derselben constant ist, so bald es die Gröfse des | Querschnitts ist, und dals sie andrerseits im geraden Verhältnifs zu dieser letzteren steht. Aber man erfährt hierbei nichts über diejenige Electricitäts- menge, die für einen gegebenen Zeitpunkt in einem gewissen Längenstück der Kette oder in der ganzen Ausdehnung derselben vorhanden ist. Denken wir uns nämlich einen feststehenden Querschnitt und einen anderen be- weglichen, der vom Strome mit seiner Geschwindigkeit fortge- führt würde. Leicht wäre es möglieh, dals der letztere in ei- nem Falle doppelt so viel Elektricität enthielte als in einem an- deren, und dennoch würde die in der Zeiteinheit durch den festen Querschnitt gegangene Elektricitätsmenge dieselbe bleiben, wenn nur der bewegliche Querschnitt in dem einen Fall mit der hal- ben Geschwindigkeit fortgerückt wäre wie im anderen. Jedenfalls aber ist die in der Zeiteinheit durch den festen Querschnitt gegangene Elektricitätsmenge derjenigen gleich, die in dem in derselben Zeit von dem beweglichen Querschnitt durchwanderten Längenstück für einen gegebenen Augenblick enthalten ist. Bezeichnen wir demnach die in der Zeitheit durch einen Querschnitt gehende Elektricitätsmenge mit i, die für einer gegebenen Augenblick in ihm enthaltene mit e, und die Ge. schwindigkeit des Stroms mit v, so isti=ev. Um also e zw bestimmen, müfste man neben i auch v kennen. Allein über v oder die Geschwindigkeit des Stroms wissen wir bis zu diesem Augenblick so gut wie nichts. Für den mag- } - ; 433 netischen oder chemischen Effect könnte diese Geschwindigkeit in den einzelnen Theilen einer aus verschiedenem Material ge- bildeten Kette immerhin als gleich angenommen werden. Aber _ wie wäre dann zuvörderst die verschiedene Leitungsfähigkeit zu _ erklären? Wenn man sich überhaupt auf eine Erklärung einlassen will, so ist nicht glaublich dafs es anders geschehen könne als durch die Annahme, es sei die Geschwindigkeit des Stroms verschie- den in Körpern von verschiedenem Widerstand, nämlich desto geringer je grölser dieser Widerstand. Ist dann die Gleichung d= ev richtig, so folgt nothwendig, dals von gleichlangen Stücken der Stromesbahn diejenigen, welche einen grölseren Widerstand darbieten, auch eine grölsere Elektricitätsmenge enthalten als die übrigen. Betrachten wir dies etwas näher. Setzen wir zuvörderst _ den Fall, der Strom gehe aus einem gutleitenden Körper in _ einen schlechtleitenden von gleichem Querschnitt über, also z.B. _ aus einem Kupferdraht in einen eben so dicken Neusilberdraht. Denken wir uns in dem Kupferdraht, in einem gewissen Abstand von einander, zwei bewegliche Querschnitte, die vom Strome mit seiner Geschwindigkeit fortgeführt werden. So wie der vor- dere dieser Querschnitte in den Neusilberdraht eingetreten ist, _ wird er in seiner Bewegung verzögert; er rückt langsamer vor, _ und wenn nach einer gewissen Zeit auch der hintere Querschnitt die Gränzfläche beider Metalle überschritten hat, wird er von diesem einen Abstand besitzen, der kleiner ist als der ursprüng- "liche, in dem Mafse als die Geschwindigkeit verringert ward. Im Verhältnifs dieser Verringerung der Geschwindigkeit wird also die Elektricität eine longitudinale Verdichtung erlei- den, und folglich, bei gleicher Länge, der Neusilberdraht mehr Elektrieität für einen gegebenen Augenblick enthalten als der eben so dicke Kupferdraht. Tritt der Strom, nachdem er den neusilbernen Draht durch- laufen hat, wieder in einen kupfernen ein, so erfolgt der umge- kehrte Prozels. i Betrachten wir nun zweitens den Fall, wo nicht das Mate- rial der Stromesbahn, sondern blofs die Querdimensionen der- 7 45l Kupferdraht in einen dünnen übergeht. Nehmen wir wieder un- sere beweglichen Ebenen zu Hülfe. Zuvörderst ist klar, dals so wie die erste derselben die Gränzfläche beider Drähte er- reicht, in ihr eine Verdichtung der Elektricität stattfinden muls, in dem Verhältnifs als der Querschnitt der Bahn kleiner gewor- den ist. Es fragt sich nun, ob die sonach in der Quere des Stroms verdichtete Elektricität ihre anfängliche Geschwindigkeit behalte oder nicht. Vorsselman de Heer, in seinem schätzbaren Aufsatz: „dtecherches sur quelques points de Velectricit& voltaique”*) sagt die Geschwindigkeit des Stromes hange alleinig von der Materie des Leiters ab, hinzusetzend, gleichwie die Geschwindigkeit des Schalls nur abhängt von der Natur des Mittels, in welchem er sich fortpflanzt. Nach dieser Ansicht, welche, wenn sie bewährt wäre, der Hypothese von einer oscillatorischen Fortpflanzung der Elektri- eität eine grolse Stütze verleihen würde, hätte man also anzu- nehmen, wie es auch von dem holländischen Physiker geschieht, dals der Strom, ungeachtet seiner transversalen Verdichtung in dem dünnen Kupferdraht, diesen mit derselben Geschwindigkeit durchlaufe wie den dicken. Der Verf. war früher auch dieser Ansicht kann sie aber seit geraumer Zeit nicht mehr für richtig halten, schon aus dem einfachen Grunde, weil dabei nicht einzusehen ist, weshalb denn. der dünne Draht, bei gleicher Länge mit dem dicken, mehr Wi- derstand als dieser darbiete. Vorsselman de Heer hat diese Frage unerörtert gelassen. So weit sich gegenwärtig die Sache durchschauen läfst, ist man zu der entgegengesetzten Ansicht genöthigt, nämlich zu der, dafs der Strom seine Geschwindigkeit in demselben Maafse ver- ringert als er transversal verdichtet wird, — dals diese Ge- schwindigkeit also nicht blofs abhängt von der Na- tur des leitenden Mediums, sondern auch von dessen Querdimensionen, — kurz, dals sie nicht proportio- nalist der Leitungsfähigkeit= {, sondern dem Pro- *) Bulletin des sciences physiques et naturelles en Neerlande (1839) T.1. p. 319. bi | 455 ‘dact aus dieser und dem Querschnitt des Mediums = 2, woraus denn folgt, dals der Widerstand eines Kör- _ pers die Zeit vorstellt, in welcher derselbe vom Strome durchlaufen wird. Was in dieser Ansicht bestärkt, ist einerseits die ungeheuer geringe Leitungsfähigkeit, welche, den Messungen mehrer Phy- siker zufolge, die Flüssigkeiten in Vergleich mit den Metal- len besitzen; und andrerseits das namentlich aus neueren Be- obachtungen hervorgegangene Resultat, dafs der Erdboden den galvanischen Strom nicht nur ungeschwächt durchläfst, son- dern auch so gut wie momentan, ein Resultat von erster Wichtigkeit für die elektrische Telegraphie, welches beim ge- genwärtigen Zustand unserer Kenntnisse nicht mit Sicherheit a priori abzuleiten gewesen wäre. Vergleicht man mit diesen Thatsachen die Vorsselman’sche Ansicht von der Stromgeschwindigkeit, so weit es die vorhan- denen numerischen Angaben zulassen, so stölst man sogleich auf die grölsten Widersprüche. Nach sorgfältigen, von den Wirkungen der Polarisation be- freiten Messungen, die neuerlich Hr. Horsford ausgeführt hat, leitet eine Lösung, die etwa 1 Gran Kochsalz auf 100 Cubikcentm. "Wasser enthält, 2750560 Mal schlechter als Neusilber, und da dieses, nach den Beobachtungen des Hrn. Riels, 11286 Mal ‚schlechter leitet als Kupfer, würde folglich diese Lösung 31043000 Mal schlechter leiten als das letztere Metall. Schwerlich leitet der Erdboden besser, da er sein Leitvermögen nur der zwischen -isolirenden Theilchen befindlichen Feuchtigkeit verdankt. In Er- _ manglung positiver Angaben, mag daher angenommen sein, er habe dieselbe Leitungsfähigkeit wie erwähnte Lösung. F Nun vergleiche man hiemit die allerdings mancherlei Be- denken einflölsende Bestimmung, welche Wheatstone über die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Elektricität in Kupfer geliefert hat. Im Maximo giebt er der Elektricität eine Geschwindigkeit von 576000 engl. Meilen in der Sekunde; nach einer anderen _ Hypothese wäre sie nur halb so grofs. Nehmen wir den grö- _ Sseren Werth als den günstigsten für den in Rede stehenden Fall. Nach der Vorsselman’schen Ansicht wäre nun derselbe, um die Elektricitätsgeschwindigkeit im Erdboden zu erhalten, zu dividi- 456 ren durch die oben gefundene Zahl. Vollzieht man die Division so ergiebt sich diese Geschwindigkeit = 0,0186 engl. Meilen d. h. also = 98 engl. Fuls pro Sekunde, ein Resultat von offenba- rer Unrichtigkeit, da nach demselben die telegraphischen Signale wenigstens bei der Geschwindigkeit, die man gegenwärtig den Eilzügen in England giebt, von der Locomotive überholt wer- den würden. Ganz anders würde sich natürlich das Ergebnifls stellen, wenn man die Querdimensionen des Bodens mit in Rechnung zöge, wozu aber leider bisjetzt alle sicheren Data fehlen. Nach allen diesen Betrachtungen darf wohl die ausgespro- chene Ansicht über die Stromgeschwindigkeit für richtig za hal- ten sein. Es wird also, um auf den behandelten Fall zurück- zukommen, wenn in einer Kette der Strom aus einem dicken Draht in einen dünnen von gleichem Material übergeht, mit der transversalen Verdichtung zugleich eine Verzögerung seiner Ge- schwindigkeit, und damit denn auch eine Verdichtung desselben in longitudinalem Sinne eintreten. Der dünne Draht wird dem- nach, bei gleicher Länge mit dem dicken, mehr Elektricität ent- halten als dieser. Es ist e vergrölsert, aber weil v in demsel- ben verringert ist, bleibt das Product ve=i d.h. die in der Zeitheit durchgehende Elektricitätsmenge, also auch der magne- tische oder chemische Effekt unverändert. Eine fernere Bestätigung findet die eben vorgetragene An- sicht durch ihre Anwendung auf die theoretischen Erscheinungen der galvanischen Kette. Sie giebt dem Joule’schen Gesetz eine Auslegung, die zwar nicht für eine Erklärung gelten kann, doch aber, wie ich glaube, mehrfaches Interesse darbietet. Um dieses übersichtlich zu zeigen, will ich zuvörderst die hier in Betracht kommenden Gröfsen aufzählen, und dann ihre Relationen zusammenfassen. k..... elektromotorische Kraft der ganzen Ketie oder eines Theils derselben l, $ ... Länge und Querschnitt des Leiters c, r .. Widerstand desselben respective für die Einheit der Di- mensionen und für die Dimensionen 7 und s ® 2... Geschwindigkeit des Stroms £..... Zeit, in welcher derselbe die Länge 7 zurücklegt en Zul. = 457 &, e, E Elektricitätsmenge, welche der Strom respektive im Querschnitt = 1, im Querschnitt = s und in einem Stück von der Länge Z und dem Querschnitt s für einen Augenblick enthält, und auch bleibend enthalten würde, wenn die genannten Theile mit der Stromge- schwindigkeit v fortwanderten, oder wenn man sich den Strom zum Stillstand gekommen dächte 2... die in der Zeiteinheit durch einen festen Querschnitt = s gehende Elektricitätsmenge oder die Stromstärke (Stromgröfse) m .... die dem magnetischen oder chemischen Effekt des Stro- mes proportionale Gröfse ® »... die in der Zeiteinheit in einem Stromesstück vom Wi- derstand r entwickelte Wärmemenge. Für diese 13 Gröfsen hat man zunächst folgende 9 einfache Relationen: ehe) a a=ve i., 2, 5(2) € nm Ba) cl E=e .. (4) ach & mar il) 2 2 re (')] na 0 Aus diesen Relationen entspringen verschiedene andere, von denen ich einige ihres Interesses wegen hier hervorheben will. So erhält man aus den Gleichungen (4), (2), (7), (8) und (1) E=d=- == ER ITTTEN d.h. die in der ganzen Kette (oder auch einem Theil der- selben) vorhandene Elektricitätsmenge ist eine con- stante, vom Widerstand und von der Stromstärke völ- lig unabhängige Grölse, welche mit der elektromo- torischen Kraft k zusammenfällt. Dies Resultat kann im ersten Augenblick vielleicht auffallend erscheinen, allein man mufs erwägen, dafs E nur die für einen Moment in der Stromesbabn vorhandene, nicht die wäh- rend einer gewissen Zeit in ihr circulirende Elektrici- ‚tätsmenge bedeutet. Nach den Gleichungen (8), (7) und (9) ist 458 Feel=li- OR . (11) also r, im Fall damit der gesammte Widerstand bezeichnet ist, die Zeit, in welcher die Elektricität einen vollen Umlauf in der Kette vollendet. Verringert man demnach den Widerstand r auf —, so verkürzt man auch die Umlaufszeit auf —, und wäh- rend der Zeiteinheit wird dieselbe Elektricitätsmenge E also n Mal durch die Kette getrieben, folglich auch die Stromstärke auf das nfache erhöht. So ist es zu verstehen, wenn unter anderen von Ampere gesagt wird, dafs die von einer galvanischen Kette innerhalb einer selben Zeit in Bewegung gesetzte Elektricitäts= menge fortwährend wachse mit der Leitungsfähigkeit des Schliefs- draths; Aus (4), (2) und (5) folgt ferner Do En Er RAN ULED) d.h. die für einen Moment vorhandene Elektricitäts= menge, multiplicirtmitihrer Geschwindigkeit, gleich dem magnetischen Effects des Theils, in welchem sie vorhanden ist. Multiplicirt man ferner E= ir mit :, so hat man Eee Nee) d.b. die Wärmemenge, welche in der Zeiteinheit in einer Stromesbahn vom Widerstand r entwickelt wird, ist gleich der darin enthaltenen Elektricitätsmenge 1 multiplicirt mit der Stromstärke oder der in dersel- ben Zeit durch einen festen Querschnitt flielsenden Elektricitätsmenge. Bei gleicher Stromstärke sind also die entwickelten Wärme- mengen den momentan in der Stromesbahn enthaltenen Elektri= citätsmengen direct proportional. Dies gilt sowohl von den ver- schiedenen Stücken einer und derselben Kette, in welchen schon an sich die Stromstärke gleich ist, als von verschiedenen Ketten, sobald ihre Ströme auf gleiche Stärke gebracht worden sind. Der Ausdruck für » ist verschiedenen Umgestaltungen fä- hig, von welchen hier nur eine angeführt sei. Ersetzt man näm- lich i{ durch seinen Werth ve so erhält man aus (13) veE = w menge ist gleich der momentan vorhandenen Elck- tricitätsmenge, multiplicirt mit ihrer Geschwindig- keit und mit ihrer Dichtigkeit, wenn man hier unter Dichtigkeit die Elektrieitätsmenge versteht, die sich momen- tan in einem ganzen (Querschnitt befindet. Dieser Ausdruck kann für den befriedigendsten gelten, der sich vor der Hand aufstellen läfst, obwohl er über die Entstehung der Wärme in der Stromesbahn keine eigentliche Erklärung lie- fert. Aber mit einer weiteren Erklärung sieht es überhaupt noch milslich aus, mag man nun einen einzigen Strom in der Kette annehmen, oder der Hypothese beipflichten, es circulirten deren zwei darin von entgegengesetzter Natur und Richtung, wo man dann freilich sagen könnte der thermische Effect entspringe aus dem Product, und der magnetische oder chemische aus der Summe dieser beiden Ströme. Förderlicher für die Wissenschaft ist es gewils, zunächst an die Lösung der Aufgaben zu denken, deren Behandlung der experimentellen Forschung zugänglicher ist, und darunter möchte wohl die über die Stromgeschwindigkeit oder Fortpflanzungsge- schwindigkeit der Elektricität vorzugsweise Beachtung verdienen. Wie mir scheint hat man die Beantwortung dieser wichtigen Frage eher auf indirectem als auf directem Wege zu erwarten, etwa in ähnlicher Weise, wie man die Schallgeschwindigkeit in Luft aus dem Ton einer Pfeife hergeleitet hat. Wäre es z.B. möglich zu bestimmen: einerseits die Elek- trieitätsmenge, die momentan in der Kette vorhanden ist, und andrerseits diejenige, welche in der Zeiteinheit durch einen Quer- schnitt flielst, so würde man nur nöthig haben, die erstere durch die letztere zu dividiren, um die Zeit zu erhalten, welche der - Strom zu einem vollen Umlauf in der Kette bedarf. 459 D.h. die in der Zeiteinheit entwickelte Wärme= | Zusatz. Das vorhin (S. 442. u. 444.) erwähnte thermome- terartige Instrument, welches man ganz füglich Galvanother- R mometer nennen könnte, hat der Verf. auch benutzt, um sich fernerweitig durch eigene Erfahrung von der Richtigkeit des Jou- le’schen Gesetzes zu überzeugen. Es besitzt, für die Messung h. S 460 der Wärmeentwiecklung in festen Leitern, einige wesentliche Vorzüge vor dem Thermometer, dessen sich die übrigen, mit diesen Untersuchungen beschäftigten Physiker bedient haben. So zunächst hat es wohl wegen der bedeutenden Gröfse, die man immer seinem Behälter lassen mufs, eine höhere Em- pfindlichkeit als in der Regel die hier anwendbaren Thermome- ter besitzen. Zweitens aber, und das möchte sein Hauptvorzug sein, ist man bei ihm gegen die Temperatur - Ungleichheiten geschützt, die nothwendig in der Flüssigkeit eintreten, an welche der vom Strom durchlaufene Draht unausgesetzt seine Wärme abgiebt. Durch stetes Umrühren der Flüssigkeit lassen sich diese Ungleichheiten allerdings bedeutend vermindern: ob man sie aber vollständig heben könne, möchte der Verf. nach seinen Erfahrun- gen bezweifeln. Selbst ein Thermometer mit cylindrischem Behälter von solcher Länge, dals er die ganze Höhe der Flüssigkeit durch- setzte, hinterliefs ihm noch einige Ungewilsheit, ob es wirklich die mittlere Temperatur der Flüssigkeit angebe, denn es fand sich meistens, dafs es noch eine Weile nach Unterbrechung des ' Stroms zu steigen fortfuhr. Bei dem Galvanothermometer hat der Verf. diesen Übelstand nicht bemerkt. Der Umstand, dafs die seinen Behälter füllende Flüssigkeit eben die ist, welche vom Stromdraht durchlaufen und erwärmt wird, macht überdiefs die im Innern derselben etwa stattfindenden Temperaturverschiedenheiten, ganz unschäd- -] lich. Die Temperatur mag gleich- oder ungleichförmig sein, so lange sie nur nicht so hoch steigt, dafs sich der Ausdeh- nungsco@fficient und die specifische Wärme merklich ändern, und so hoch braucht man sie niemals steigen zu lassen, so lange findet man auch durch die Ausdehnung der Flüssigkeit die mitt- lere Temperatur, welehe sie vom Draht erhalten würde. Mag man übrigens dieses Instrument oder ein Thermometer zur Messung der galvanischen Wärme -Entwicklung anwenden, so ist es, zur Erlangung genauer Resultate, durchaus nothwen- dig, auf die während der Dauer der Versuche statifindende Er- kaltung Rücksicht zu nehmen. Joule freilich hat sie ganz aulser Acht gelassen und es ist daher einigermalsen zu verwundern, dals er die richtigen Ge- 461 setze auffinden konnte. Allein die übrigen Physiker haben die Erkaltung berücksichtigt. Lenz benutzt das von Rumford zur Bestimmung der Ver- brennungswärme angewandte Verfahren, indem er die einen Theil des Schlielsdrahts der Kette aufnehmenden Flüssigkeit zuvor durch Eis um einige Grade unter die Temperatur der umge- benden Luft erkaltet, und den Strom so lange unterhält, bis sie um eine gleiche Zahl von Graden über die Luft erwärmt ist. Dadurch findet sich der Einfluls der Erkaltung eliminirt, und was die Flüssigkeit in der zugleich beobachteten Zeit an Wärme gewonnen hat, ist der volle Effect des galvanischen Stroms. E. Becquerel bedient sich des von De Laroche und Berard bei ihren Versuchen über die specifische Wärme der Gase angewandten und ebenfalls von Rumford erdachten Me- thode; er lälst nämlich den Strom mittelst des ihn leitenden Drahts so lange auf die Flüssigkeit wirken bis eine constante Temperatur eingetreten ist, unterbricht ihn nun und beobachtete für ein Paar kurze Zeitintervalle das Erkalten. Dadurch findet sich denn die vom Strome abgegebene Wärmemenge durch eine ziemlich einfache Relation. Endlich wandte Botto das Lavoisier’sche Verfahren an, in- dem er die Eismenge bestimmte, die von dem in das Innere eines Calorimeters gebrachten Theil des Schliefsdrahts innerhalb einer gewissen Zeit geschmolzen ward. Die Messung der Strom- stärke geschah dabei, wie bei Becquerel, mittelst des Volta- meters, während Lenz sich dazu einer mit dem Voltameter ver- glichenen Tangentenbussole bediente. Ohne Zweifel können alle drei Methoden gute Resultate liefern, allein sie sind nicht frei von Unbequemlichkeiten. So unter andern erfordert die zweite, um die constante Temperatur zu erreichen, gewöhnlich eine mehrstündige Unterhaltung des Stroms, und da diese Temperatur nicht vorher bekannt ist, so kann sie leicht so hoch ausfallen, dals entweder die Skale des Thermometers nicht ausreicht (da man dieser um grolse Grade zu haben nur einen geringen Umfang giebt), oder das Newton’- sche Erkaltungsgesetz nicht mehr anwendbar ist. Der Verf. strebte vorzüglich dahin, es so einzurichten, dals der Zweck, die Prüfung des Joule’schen Geselz, mit einem 462 möglichst geringen Aufwand von Mitteln, z.B. schon mittelst | einer einzigen Grove’schen Kette, erreicht werden könne, und dazu schien ihm ein anderes Verfahren geeigneter, auf welches durch eine Stelle in Lambert’s Pyrometrie geführt wurde. Die Theorie dieses Verfahrens ist folgende. Die Wärme, welche der Flüssigkeit in einem Zeitdifferen- til dr durch den Strom zugeführt wird, ist = hdr, wenn A den Erwärmungsco£fhcienten bezeichnet; die Wärme, welche sie "unterdefs durch Erkaltung verliert, ist — mt’dr, wo m den Er- kaltungsco@fhicienten und 2’ den Temperaturüberschufs der Flüs- sigkeit über die Umgebung bedeutet. Die gesammte Erwärmung d!' während der Zeit dr ist also de’ = (k —_ mt‘) dr wovon das Integral & 1 ’ s= re log (h — mt) nn [A und, nach Bestimmung der Constante C, wenn 2 den Temperä- turüberschufs für #r = 0 bezeichnet Für ein anderes, eben so grolses Zeitintervall, wenn der Temperaturüberschufs zu Anfange desselben = t', und am Ende | £” ist, hat man ähnlich | A 1 h— mt’ z—= —looe — m 5 h— m!” Setzt man beide Ausdrücke einander gleich, so kommt 2? u” Per ep - . . . (3) welcher auch, wenn man ?— = und ”—:!=Ö? setzt, so geschrieben werden kann: y2 h=m (£ — 39 _y) a rt a ic (4) 3 und in dieser Form den Einflufs des anfänglichen Temperatur- überschusses deutlicher hervortreten läfst. Ist dieser Tempera- 463 tarüberschuls = 0, so reducirt sich der Ausdruck auf den einfa- cheren: 8? r’? KENT RM TG we (5) Für einen und denselben Apparat ist m eine constante Grölse; zur Prüfung des Joule’schen Gesetzes bedarf man ihrer also nicht, da man setzen kann: Die Anwendung dieses Verfahrens wird einleuchtend sein. Man beobachtet zu drei verschiedenen Momenten, die durch gleiche Zeitintervalle getrennt sind, die Temperatur der vom Strome erwärmten Flüssigkeit entweder mittelst eines Thermo- meters oder besser am Galvanothermometer. Man wiederholt diese drei Beobachtungen entweder bei demselben Widerstand und einer anderen Stromstärke oder bei derselben Stromstärke und einem anderen Widerstand, und erhält somit entweder h h h h’ =i? :v? oder ß =r;:r zn mn zn m ) In dieser Weise hat der Verf. einige Reihen von Messungen ausgeführt, die im Allgemeinen eine ganz befriedigende Bestäti- gung des erwähnten Gesetzes lieferten. An eingegangenen Druckschriften wurden vorgelegt: Henri Lecogq, des Glaciers et des Climats, ou les causes atmo- spheriques en Geologie. Paris et Strasbourg 1847. 8. V. Regnault, Relation des experiences pour delerminer les principales lois et les donndes numeriques qui entrent dans le calcul des machines & vapeur. Paris 1847. 4. Comptes rendus hebdomadaires des seances de l’Academie des sciences. 1847. 2. Semestre. Tome 25. No. 18.19. 2. et 8. Nor. ib. 4. Bulletin des seances de la Socidte Vaudoise des sciences naturel= les. No. 16. 8. A. Hume, the learned Societies and printing Clubs of the United Kingdom. London 1847. 8. 464 Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 616. 617. Altona 1847. 4. Memoires de la Societe ethnologique. Tome 1.2. Paris 1841.45. 8. Bulletin de la Societe ethnologique de Paris. Tome I. Annde 1846. AT. ib. 8. mit einem Begleitungsschreiben dieser Gesellschaft d. d. Paris d. 25. Aug. d.J. Luigi Canina, Z’antica citta di Veji descritta e dimostrata con i monumenti. Roma 1847. fol. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Rom d. 6. Juli d. J. Hierauf kamen 3 Verfügungen des vorgeordneten Königli- chen Hohen Ministeriums zum Vortrage: a) vom 18. November, die Regulirung der Angelegenheit des Index zum Aristoteles betreffend. 5) vom 19. November, die portofreien Packetsendungen mit der Post betreffend. c) vom 22. November, eine von der Akademie gewünschte Umänderung der das Corpus inscriptionum latinarum betref- fenden Zahlungsverhältnisse in Aussicht stellend. Darauf wurde ein Exemplar des von Hrn. Dieterici in der Allgemeinen Preufsischen Zeitung publicirten Nekrologs des kürzlich verstorbenen Mitgliedes, Hrn. Hoffmann, zu den Ac- ten entgegengenommen. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat December 1847. Vorsitzender Sekretar: Hr. Ehrenberg. 2. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Riess las über die Influenzelektricität und die Theorie des Condensators. — Der älteste elektrische Ver- such, zwei Jahrtausende hindurch der einzige, zeigt, dafs der - Bernstein durch Reiben in einen eigenthümlichen Zustand ver- setzt wird, in welchem derselbe leichte Körper aus der Entfer- nung lebhaft anzieht. Es hat hierbei den Anschein, als ob ein elektrisirter Körper die Kraft besälse, nicht elektrisirte Körper zu sich bin zu bewegen, und wirklich ist die Thatsache lange so gedeutet und bewundert worden. Aber das Wunder war grölser als man glaubte, und eine klare Einsicht in die elektri- schen Erscheinungen wurde erst möglich, als jene Thatsache gegen den Augenschein geläugnet und es erkannt war, dals ein £ elektrisirter Körper unelektrische Körper nicht anzieht. Aepinus konnte diesen Ausspruch um so leichter thun, als Franklins Theo- _ rie von dem Spiele der Elektrieität darauf leitete und Canton mehrere Jahre zuvor die Thatsache entdeckt hatte, welche den - Ausspruch mit der Briahruug vollkommen versöhnte. Ein jeder _ Körper nämlich, der in die Nähe eines elektrisirten gebracht ist, wird selbst elektrisch; die von dem Bernsteine angezogenen Stroh- 'halme sind elektrisch, und die beobachtete Anziehung findet zwi- schen elektrisirten Körpern statt. Bringt man einen Körper in die Lage, dals er die Elektricität, welche er durch die Nähe eines elektrisirten Körpers erhält, sogleich wieder verliert, [1847.] 1 466 so wird er von dem letztern nicht bewegt. Die Elektrisirung durch Nähe eines elektrischen Körpers, Elektrisirung durch In- fluenz genannt, hat seit ihrer Entdeckung mit Recht die grölste E Aufmerksamkeit erregt, da sie die beständige Begleiterin aller elektrischen Versuche ist; sie hat aber Anlafs zu vielen Irrthü- mern gegeben, die grofsentheils noch fortbestehen, ja sogar neue Zweige getrieben haben. Der Verfasser sucht darzuthun, dafs die Wurzel dieser Irrthümer in einem falsch gedeuteten Versu- che liegt und in der von Lichtenberg eingeführten Bezeichnung 1 der Influenzelektrieität als gebundenen Elektricität. Die Vor- stellung einer gebundenen Elektrieität hat nicht allein eine grolse Menge von Abhandlungen hervorgerufen, die selbst in ihrem ex- perimentellen Theile nutzlos vorübergegangen sind, sie ist in die Elemente der Elektricitätslehre eingedrungen und hat für den Gebrauch des wichtigsten elektrischen Apparats, des Condensa- tors, eine Formel aufstellen lassen, die, obgleich niemals begrün- det, häufig angewendet worden ist. Die Theorie des Conden- sators und der leydener Flasche wird von Biot in seinem 1816 erschienenen traite, und nach demselben bis heut in vielen Lehr- büchern folgendermafsen gegeben. Es werde einer isolirten lei- | tenden Platte (Collektorplaite) die Elektrieitätsmenge 1 milge- theilt, und die Menge der dadurch in einer nahestehenden nicht isolirten Platte (Condensatorplatte) erregten Influenzelektricität betrage — m, so wird auf der Collektorplatte die Menge m? ge- bunden. Die Collektorplatte soll sich daher genau in demselben Falle (cas) befinden, als ob sie nur die Elektricitätsmenge i — m? besälse und sie wird daher mehr Elektricität aufnehmen können, als wenn sie einzeln ohne Condensatorplatte aufgestellt wird. Ist / E die gröfste Elektricitätsmenge, die sie einzelnstehend aufnimmt, 1 so wird sie in der Nähe der Condensatorplatte so lange fort- fahren sich zu laden, bis ihre freie Elektricität E beträgt. Es sei die ganze aufgenommene Elektrieität 4 so it Aı—m?)=E oder - = gr Dieser Bruch giebt das Verhältnifs der Elektricitätsmengen an, welche die Collektorplatte einzeln und im Apparate aufnimmt und drückt daher die condensirende Kraft des letztern aus. — Man sieht sich vergebens nach Versuchen # oder Stich haltenden theoretischen Betrachtungen um, die dieser 467 Formel zu Grunde liegen könnten; sie scheint die willkührliche Umwandlung eines von Aepinus gegebenen Ausdrucks zu sein. Um zu erklären, weshalb die leydener Flasche eine grofse An- sammlung von Elektricität gestalte, und zwar eine mit der Dünne des Glases derselben zunehmende, betrachtet Aepinus ein einzel- ‚nes elektrisches Theilchen im Innern der Flasche und nennt die Wirkung der innern Belegung auf dasselbe r, die der äufsern r’. Unter der Annahme dafs die angesammelte Elektricität auf der innern Belegung gleichförmig vertheilt sei, wird der analytische Ausdruck gegeben für die Kraft, mit welcher diese Menge abge- stolsen wird und zwar für den Fall, wo die innere Belegung allein steht, und für den, wo ihr die äufsere Belegung gegen- übersteht. Soll die abstofsende Kraft in beiden Fällen dieselbe sein, so müssen verschiedene Elektricitätsmengen angewendet wer- ‘den und es findet sich, dals wenn die Menge bei alleinstehender Y rhn2 _ Belegung y beträgt, dieselbe bei Anwendung gr Flasche - sein muls. Von dem unbekannten Werthe 2 lälst m Br einsehen, dafs er kleiner als 1 ist und dals er sich desto mehr der Einheit nähern werde, je mehr die Belegungen zusammen- rücken. Daraus schliefst Aepinus, dafs eine leydener Flasche stets mehr Elektricität aufnehmen könne, als die innere Belegung al- lein, und dafs eine Flasche, bis zu ihrem Maximum geladen, eine desto grölsere Elektricitätsmenge besitzen müsse, je dünner das Glas derselben ist. Von einer Berechnung des Ausdrucks = ® ist nicht die Rede und kann auch jetzt nicht die Rede sein, da ’ NR h der Werth — für einen bestimmten Fall weder theoretisch noch zu experimentell sich ermitteln läfst. Anders ist es mit dem von "Biot an die Stelle jenes Werthes gesetzten m, da dieses eine bestimmt definirte Grölse ist und annähernd in Zahlen angege- ben werden kann. Die Einführung dieser Gröfse, welche die Menge der in der Condensatorplatte erregten Influenzelektricität ‚bezeichnet, und die angegebene Abhängigkeit der Verstärkungs- ‚zahl des Condensators von derselben ist theoretisch nicht gerecht- fertigt. Erwägt man ferner, was unter Verstärkungszahl eines _ Condensators verstanden wird, so ergiebt sich, dafs im Allgemei- 468 nen nach einer solchen gar nicht gefragt werden kann. Es ist eine leitende Platte, die Collektorplatte, auf irgend eine Weise verbunden mit einem Körper, auf dem sich Elektricität entwickelt. Diese Elektricität setzt sich auf dem ganzen Körpersysteme, das aus Scheibe, Verbindungsstück und Elektrieitätsquelle besteht, ins Gleichgewicht, und die Scheibe wird eine gewisse Menge davon erhalten. Der Versuch wird wiederholt, während der Collektor- platte die abgeleitete Condensatorplatte genähert ist. Nach be- kannter Erfahrung tritt hier eine andere Anordnung der Elek- trieität ein, derzufolge die Collektorplatte einen gröfsern Antheil von Elekricität erhält. Das Verhältnifs dieser beiden, der Col- lektorplatte zukommenden Elektricitätsmengen gibt die Verstär- kungszahl des Condensators, und offenbar hängt diese ab von der Form und den Dimensionen der einzelnen Theile des Kör- persystems, auf dem sich die Elektricität anordnet, also, die Con- densatorplatten constant gesetzt, von Form und Dimensionen des Verbindungsstückes, des elektrischen Körpers, von der Stelle, an welcher der Körper das Verbindungsstück und dieses die Col- “ lektorplatte berührt, von der Lage des Ableitungsdrathes der Con- : densatorplatte, und endlich von der Entfernung der beiden Plat- ten von einander. Nach der Verstärkungszahl kann daher nur bei einem bestimmten Versuche gefragt werden; sollte für die- selbe ein analytischer Ausdruck entwickelt werden, so könnte derselbe nur für diesen Fall und für keinen andern, Geltung ha- , ben. Der Biotsche Ausdruck, der für alle an demselben Con- densator angestellten Versuche gelten soll, kann nur eine empi- risch gefundene erste Annäherung sein — aber auch dals sie diese ist, ist niemals gezeigt worden — eine Annäherung, die keinen praktischen Nutzen gewähren würde. Denn die Bestim- mung der Gröfse m, aus welcher die Verstärkungszahl berechnet werden soll, ist schwieriger als die direkte Ermittelung dieser Zahl selbst, und das Mittel, das Biot zu dieser Bestimmung an- giebt, zeigt, dals er dieselbe niemals versucht hat. Es erscheint - 1 e y F daher nöthig, den Ausdruck Tee für die Verstärkungszahl —m des Condensators gänzlich zu verwerfen und die Wirkungsweise des Apparats ohne Berücksichtigung der Menge erregter Influenz- ET REN 469 elektricität, von der verminderten Dichtigkeit bestimmter Punkte der Gollektorplatte herzuleiten. Der Condensator wird zur Ansammlung von Elektricität in zwei verschiedenen Fällen gebraucht: bei Elektricitätsquellen mit eonstanter Dichtigkeit, wo er den Namen Condensator im engern Sinne führt, und bei einer Elektricitätsquelle mit beliebig zu stei- gernder Dichtigkeit, wo er Ladungsplatte, in veränderter Form leydener Flasche genannt wird. In beiden Fällen beruht seine Wirksamkeit auf einer veränderten Anordnung der Elektricität auf der isolirten Platte des Apparats, nach welcher bestimmte Stellen derselben durch Einwirkung der abgeleiteten Platte eine geringere Dichtigkeit zeigen, als früher, während die Dichtigkeit ‚anderer Stellen nothwendig vergröfsert wird. Bei dem Gebrauche des eigentlichen Condensators kann es nur als Erfahrungssatz hin- gestellt werden, dafs die Elektricitätsquelle von constanter Dich- r tigkeit, an eine solche Stelle verringerter Dichtigkeit der Platte angelegt, der Platte eine. gröfsere Elektricitätsmenge zu geben - vermag, als vorher. Das Verhältnils der Verringerung der Dich- tigkeit an der Anlegungsstelle zu der Vermehrung der aufge- nommenen Elektricitätsmenge ist veränderlich mit Form, Gröfse und relativer Lage der Elektricitätsquelle und der Collektorplatte _ und kann selbst in den einfachsten Fällen theoretisch nicht an- ' gegeben werden. Dieser Übelstand, durch nicht gelöste analyti- sche Schwierigkeiten herbeigeführt, verschwindet bei der zwei- ten, bei genauen Messungen jetzt allein bestehenden Anwendung des Condensators als Ladungsplatte. Hier wird der isolirten Platte Elektricität in beliebiger Menge zugeführt und diese kann so lange gesteigert werden, bis das Ausströmen der Elektricität in die Euft beginnt. Dies Ausströmen tritt an dem Zuleitungsdrathe der Platte am frühsten ein und würde, bei alleinstehender Col- lektorplatte, nur die Aufnahme einer geringen Elektricitätsmenge gestalten. Durch Hinzufügung der Condensatorplatie wird die Anordnung der Elektricität verändert, die Dichtigkeit am Zulei- tungsdrathe vermindert und damit eine fernere Aufnahme von Elektrieität möglich gemacht. Da hier der Apparat bei Unter- ‘suchung der verminderten Dichtigkeit und bei dem Gebrauche unverändert bleibt, so haben die Messungen jener verminderten Dichtigkeit einen direkten Bezug zur Anwendung des Apparats. 470 Bei demselben Körper, er mag einzeln oder einem andern nahe stehn, verhalten sich die Dichtigkeiten eines Punktes wie die ganzen Elektricitätsmengen des Körpers, und wenn sich daher findet, dals an dem Zuleitungsdrathe einer Ladungsplatte die Dichtigkeit durch Hinzufügung der Condensatorplatte von a auf 2 gesunken ist, so folgt daraus, dafs der Apparat nmal so viel Elektricität aufzunehmen vermag, als die einzeln stehende Collek- torplatte desselben. Zum Belege dieser Sätze hat der Verf. Mes- sungen angestellt an Condensatoren bei verschiedener Gröfse der Platten und verschiedener Entfernung derselben. Einige Messungen sind in zwiefacher Weise ausgeführt mit Hülfe des Funkenmikrometers und dann genauer in der Torsionswage. Es hat sich gezeigt, dafs der Vortheil der gröfsern Condensatoren nicht, wie Biot nach seiner Formel aussagt, darauf beschränkt ist, eine absolut gröfsere elektrische Ansammlung zu gestatten, sondern dafs der gröfsere Condensator auf der Flächeneinheit mehr Elektricität aufzunehmen vermag, als der kleinere. Bei vergrölserter Entfernung der Platten fand sich die aufzuneh- . mende Elektricitätsmenge nicht im umgekehrten Verhältnisse der Entfernung vermindert, sondern in einem kleinern. Der Einfluls der Länge des Zuleitungsdrathes der Collektorplatte und der Lage des Ableitungsdrathes der Condensatorplatte ist in ei- nem bestimmten Falle aufgezeigt worden. Endlich ist eine Me- thode angegeben, die Gröfse m zu bestimmen, das Verhältnils der Influenzelektricität zu der sie erregenden Elektricität, und bei verschiedener Entfernung der Platten ausgeführt worden. Der Verf. wünscht, dafs diese Untersuchung Veranlassung werde, die Influenzerscheinungen und die Theorie des Condensators auf eine naturgemälsere Weise vorzuführen, als bisher in den mei- sten Lehrbüchern geschehen; sollte sie fernere Untersuchungen über die Eigenschaften der gebundenen Elektricität, wie seit lange bis in die neueste Zeit hinein periodisch erschienen sind, zu verhindern im Stande sein, so würde dieselbe der Wissen- schaft einen bei Weitem grölsern Dienst geleistet haben, als der Umfang dessen, was sie bietet, vermuthen lielse. — 471 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Kongl. Vetenskaps- Akademiens Handlingar för Är 1845. Häftet 1.2. Stockholm 1847. 8. A.F.Svanberg och P. A. Siljeström, Berättelse om Framste- gen i Fysik Ären 1843 och 1844, afgifven til K. Vetenskaps- Akademien. ib. eod. 8. C.J. Sundevall, Ärsberättelse om Zoologiens Framsteg under Ären 1843 och 1844, till Kongl. Vetenskaps- Akademien afgif- ven. Delen 1. (Anim. vertebrata). ib. eod. 8. Öfversigt af Kongl. Vetenskaps-Akademiens Förhandlingar. Ärg. 3.1846. No. 7-10. Ärg. 4.1847. No.1-6. ib. 8. N. G. Sefström, om det i nyare lider antagna uppfostrings- och undervisnings-sältet och dess inflytende pa samkälls-skicket. Tal hället vid Praesidii nedläggande uti Kongl. Vetenskaps- Akademien d. 7. April 1841. ib. 1846. 8. Samuel George Morton, some observations on Ihe Elhnography and Archaeology of Ihe American Aborigines. New Haven. 1846. 8. ‚„ Hybridity in Animals and Plants, consi- dered in reference to the question of the unity of Ihe human species. ib. 1847. 8. John Arrowsmith, Map of the Panj’ab, Kashmir, Iskardu and Ladhak; comprising the dominions of Ranjeet Singh. Compi- led from original documents, particularly from the Detailed MS. Map of Baron Charles Hügel. London 1847. fol. J. Viaggi di Marco Polo, tradotti per la prima volta dall' origi- nale francese di Rusticiano di Pisa e corredati d’illustra- zioni e di documenti da Pincenzo Lazari pubblicati per cura di Lodovico Pasini. Venezia 1847. 8 Stefano Andrea Renier, osservazioni postume di Zoologia Adria- tica pubblicate per cura dell’ I. R. Istituto Veneto di seienze, lettere ed arli a studio del Prof.G. Meneghini. ib. eod. fol. E. Gerhard, archäologische Zeitung. Neue Folge. Lief. 3. No.7- 9. Juli- Sept. 1847. Berlin. 4. Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl.' Gesell- schaft der Wissenschaften zu Göltingen. 1847. No.12.13. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.619. Altona 1847. 4. C. E. Hammerschmidt, allg österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 19.Jahrg. 1847. No.43. 44. Wien. 4. Kunstblati 1847. No.54. 55. Stuttg. u. Tüb. 4. 472 Hiernächst kam eine Verfügung des vorgeordneten Königl. Ministerii vom 24. Nov. zum Vortrage. Darauf wurde ein Schreiben des hiesigen Kaufmanns Hrn, Lehnerdt vom 29. Novenber vorgetragen, welches Saamen des indischen Hanfes und der chinesischen Grasscloth-Pflanze beglei- tet, die derselbe, nach Ankunft der von dem neuesten Preufsi- schen Seehandlungs-Schiffe aus Canton mitgebrachten Waaren, seiner Bestellung gemäfs, nun erhalten hat und der Akademie zu wissenschaftlicher Benutzung anbietet. Diese Saamen sammt den speciellen Nachrichten wurden der physikalisch - mathematischen Klasse überwiesen. 6. December. Sitzung der philosophisch-hi- storischen Klasse. Hr. W. Grimm las über die Bedeutung der deut- schen Fingernamen. Verhandlungen über die Mafsregeln bei verschiedenen von ‘der Klasse geleiteten gröfseren wissenschaftlichen Unternehmun- gen füllten zunächst die übrige Zeit der Sitzung. 9. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Pertz las über ein Bruchstück des 98. Buches des Livius. Hr. Jacobi machte dann eine Mittheilung über die Zusammensetzung der Zahlen bis 12000 aus Kubik- zahlen, wobei er den Rechner Hrn. Dahse benutzt hatte. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: F. Schröder über den Verfall der Naturwissenschaft und Schul- belehrung. Schwerin. 1847. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Holthusen bei Schwerin den 4. Dec. d. J. Manuel J. Johnson, astronomical observations made at the Radcliffe observatory, Oxford, in the year 1845. Vol.6. Ox- ford 1847. 8. Da ET I) j j 473 Zeitschrift der Deutschen morgenländischen Gesellschaft. Heft. 3. 4. Leipzig 1847. 8. Jahresbericht der Deutschen morgenländischen Gesellschaft für das Jahr 1846. ib. eod. 8. Annali delle Universitaä Toscane. Parte I. Scienze noologiche. Tomo 1. Pisa 1846. A4. Filippo Pacini, zuove ricerche microscopiche sulla tessitura in- tima della Retina etc. Memoria. Bologna (1544). 8. ‚ sopra un nuovo meccanismo di Microscopio Memo- ria. ib. (1845). 8. C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth ete. 19. Jahrg. 1847. No. 45. Wien. 4. Kunstblatt 1847. No. 56. Stuttg. und Tüb. 4. Ferner wurde ein Antrag des Hrn. Jacobi, die Benutzung der Eulerschen Manuskripte zu der in St. Petersburg veranstal- teten Herausgabe der Eulerschen Schriften betreffend, vorgetra- _ gen und genehmigt. 16. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. Rose las über den Einfluls der Temperatur auf das specifische Gewicht der Niobsäure. Wenn die Niobsäure aus dem Chloride des Niobiums durch _ Behandlung mit Wasser erzeugt wird, so kann sie dadurch so- wohl im ‚nicht krystallinischen als auch im krystallisirten Zustand erhalten werden. Wird das Chlorid unmittelbar nach seiner Bereitung mit Wasser übergossen, und die entstandene Niobsäure von der Chlor- E wasserstoffsäure, in welcher sie nicht löslich ist, ausgewaschen, so zeigt sie sich bei der Besichtigung mit dem Microscope als völlig unkrystallinisch. Sie hat nach dem Glühen über der Spi- rituslampe, wodurch sie sich nicht verändert, das spec. Gewicht von 5,258, als Mittel von zwei Versuchen. Wird hingegen das Chlorid mehrere Tage der Einwirkung der Luft ausgesetzt, so zerflielst es nicht, sondern stölst nur ‚Dämpfe von Chlorwasserstoffgas aus. Wird _es darauf mit Was- ser behandelt, so nimmt dies ohne Temperaturerhöhung etwas Chlorwasserstoffsäure auf; der gröfste Theil derselben hat sich schon vorher verflüchtigt. Mit dem Microscope untersucht, zeigt sich die ausgewaschene Niobsäure als aus lauter Krystallen be- 474 stehend. Nach dem schwachen Glühen über der Spirituslampe zeigt die Säure ein spec. Gewicht von 4,664. Wird die Niobsäure, sie mag von krystallinischer oder amor- pher Beschaffenheit sein, der höchsten Temperatur ausgesetzt, welche in einem Platintiegel gegeben werden kann, ohne dafs er mit dem Thontiegel, in welchem man ihn setzt, stark zusam- mensintert, wird sie nämlich der stärksten Hitze eines Porcel- lanofens ausgesetzt, so schmilzt die Säure gewöhnlich nicht, son- dern sintert nur zu einer Masse zusammen, welche beim Drücken zu einem groben sandartigen Pulver zerfällt, das unter dem Micros- cop als aus lauter Krystallen bestehend erscheint. Das spec. Ge- wicht dieser geglühten Säure ist nach mehreren sehr übereinstim- menden Versuchen 4,602. Diese krystallische Säure, welche dem Feuer des Porcellan- ofens ausgesetzt gewesen ist, ist also um etwas leichter, als die aus dem Chlorid erhaltene krystallinische Säure, deren spec. Gewicht 4,664 ist. Dessenungeachtet halte ich den Dichtigkeitszustand der nach beiden Methoden erhaltenen Säuren für gleich, und schreibe - das etwas höhere spec. Gewicht der aus dem Chlorid dargestellten Säure einer Einmengung von einer gewissen Menge amorpher Säure her. Im amorphen Zustand ist also die Säure bedeutend dichter, als im krystallinischen. Die Dichtigkeiten verhalten sich vie 1: 0,875. Die amorphe Säure ist also um ein Achtel ihrer eignen _ Dichtigkeit dichter, als die krystallinische. Es ist diese Thatsa- che ganz der gewöhnlichen Ansicht entgegen, dals ein Körper im amorphen Zustand eine geringere Dichtigkeit als im krystal- linischen hat. Es scheint bei der Niobsäure noch ein dritter Dichtigkeits- zustand zu existiren, in welchem sie ein noch leichteres spec. Gewicht hat, als die krystallinische Säure. In diesem erscheint sie, wenn die aus dem Chlorid dargestellte Säure einem anhal- tenden Kohlenfeuer ausgesetzt wird. Sie zeigte dann in zwei 4 Versuchen das spec. Gemicht von 4,5614 und 4,581. Unter dem | Microscop zeigte sich diese Säure krystallinisch. Ob dies After- krystalle sind, oder eigenthümliche ist nicht zu entscheiden. 475 Hierauf las Hr. Schott eine Notiz über Taberistan am Kaspischen Meere, nach einer alten chinesischen Quelle. In der völkerbeschreibenden Abtheilung des grofsen Wer- kes Uen-hien-t!ung-k’ao von Ma-tuan-lin*) wird, als Zugabe zu dem Artikel Po-sfi oder Pa-sfi,**) eines Landes + ak RER non DER [wrg} Es je T’@-p@-sfi-tan gedacht, welches an drei Seiten von Bergen wyeshhensen, sei, und im Norden an ein kleines Meer gränze: — =M e, | Bid r)» Sy sarn mien tsü schan, p& p’in siao hai. Die Hauptstadt heilse ve Sa-li. Die Fürsten seien Persiens östliche Ober-Heerführer gewesen, und hätten sich nach dem Untergang dieses Reiches, den Ta-sch’, d. i. Arabern, nicht unterwerfen wollen. — Der Name des Landes, wie unsere chi- nesische Quelle ihn schreibt, erinnert gleich an Taberistan bus und in Sa-/i (für Sari) lälst sich Sarije nicht ver- kennen, welche Stadt wirklich eine der bedeutendsten in Tabe- ristan gewesen ist. Was die geographische Lage betrifft, so ist diese in den angeführten Worten Ma-tuan-lin’s vortrefflich an- gedeutet, wie schon ein Blick auf die Karte lehrt. Wir finden den Kaspischen See nur an dieser Stelle kleines Meer genannt, während er sonst bei den Chinesen immer si-hai, d.i. west- liches Meer, heilst. Ohbne Zweifel hatten die Gesandten aus Taberistan selbst ihn auf erstere Weise bezeichnet; die Chinesen konnten aber von seiner Identität mit dem Si-ARai nichts wis- sen, weil die ganze Gegend ihnen allzuweit aus dem Gesichts- kreise lag. *) Einem berühmten Polyhistor, der im 14ten Jahrh. starb. ®) Unter diesem Namen ist bald Persien, bald ein nicht näher be- - stimmter Staat in Sind oder im Pendschäb zu verstehen. Der betreffende Artikel findet sich im 339!en Buche des Uen-hien-t'ung-k’ao, und zwar auf Blatt 6-9 derjenigen Ausgabe, welche unsere königl. Bibliothek besitzt. 476 Taberistan, dessen Bewohner, durch ihre Berge geschützt, den Arabern langen und sehr hartnäckigen WViderstand leisteten, war ohne Zweifel einer der entferntesten unter den vielen klei- nen Staaten, die sich in der Periode des berühmten Kaiserhauses T’ang (618-906), um die Freundschaft chinesischer Kaiser be- warben. Ma-tuan-lin berichtet nämlich weiter: ein König jenes Landes, den er Hü&-Zu nennt, habe im ö'er der Jahre 7’ien- pao (746 u. Z.) eine Gesandtschaft, und im 8'°* Jahre derselben Regierung (749) seinen eignen Sohn 7'sfi-hui-lo (?) an den kaiserlichen Hof geschickt. Die erste Gesandischaft brachte ih- rem Könige den vom Kaiser ihm verliehenen chinesischen Eh- rentitel eines Kuei-sin-uang, d. i. treu ergebenen Vasallen, in die Heimat zurück; und auch der Sohn des 4u-27u wurde mit einem angemessenen Titel und mit ebrenden Geschenken wieder entlassen. In der Folge wurde das Reich durch die schwarzröckigen Araber (Abbasiden) zerstört. Der Hü-/u des Ma-tuan-lin kann nicht wohl eine an- dere Person sein als König Aus, „> Ch urschid, der letzte un- ‚abhängige Ispegbed von Taberistan, dessen Name auf Münzen mit Pehlwi-Schrift aus den Jahren 747, 755 und 767 u. Z. gelesen worden ist. Hä-lu oder Chu-lu (für Chu-ru, Chur) stellt aber nur die erste Silbe des Namens dar. — Wer über die er- wähnten Münzen etwas Näheres erfahren will, den verweisen wir auf J. Olshausens bekannte Abhandlung (Kopenhagen 1843), und auf Saweljew’s Topographie der in Rufsland und den Ost- seeländern vorgefundenen morgenländischen Münzen des 7!" und 41!" Jahrh. (Ilonmorpasin K2aA0BBb CB BOCHOyH' MH MoHemanmn u mp.), S. 129-143. Hr. Ebrenberg machte hierauf eine Mittheilung über vor Kurzem von dem Preufs. Seehandlungs Schiffe, der Adler, aus Canton mitgebrachte verkäufliche chi- nesische Blumen-Cultur-Erde, wiels deren reiche Mi- schung mit mikroscopischen Organismen nach und verzeichnete 424 von ihm selbst beobachtete Arten chinesischer kleinster Lebensformen. Ein englischer Arzt in Indien, der Dr. Cantor zu Calcutta, hat die ersten mikroscopischen Lebensformen der chinesischen 477 Küste bekannt gemacht. Er war 1840 als Assistenz-Arzt eines englischen Regiments bei der Expedition nach China auf einem Schiffe. Die von ihm dort gezeichneten Formen, 38 species, hat Hr. Grant mit Hrn. Ehrenberg’s Abbildungen des Infu- sorien Werkes verglichen und darnach bestimmt. Sie sind in den Annals and Magazine of nat. history London 1842. Vol. IX. p-493 namentlich verzeichnet: Gyges Granulum Navicula Sigma Sphaerosira Volvox eurvula Closterium Trabecula S. romanum | turgidurn turgida | falcatum Bacillaria vulgaris Euglena longicauda Cocconema gibbum Epipyxis Utriculus cymbiforme Arcella aculeata Gomphonema Iruncatum Desmidium Swartzii Cocconeis Pediculus hexaceros Gallionella nummuloides Xanthidium coronatum distans hirsutum FVorticella patellina Arthrodesmus quadricaudatus Leucophrys patula Micrasterias hexagona Coleps hirtus Euastrum margaritiferum Trachelius vorax Jovis Anas integerrimum Lamella Navicula fulva Lepadella emarginata gracılis Brachionus urceolaris Es sind darunter 9 Desmidiacea, 13 Naviculacea und 2 Ro- tatoria. Mit neuen Namen werden nur 4 Arten genannt, Closte- k rium falcatum, Misrasterias hexagona, Euastrum Jovis, Navicula S. romanum. Letzteres mag wohl Navic. sima sein. Ob die Micrasterias hexagona von hexactis verschieden ist bleibt unsicher. _ Diese sämmtlichen Formen sind vorzugsweise von Tschusan, ei- _ nige von der Insel Lantao im Canton River. Besonders dankens- _ werth und verdienstlich ist die Beobachtung der weichen For- men, da sie nur am Orte mit Sicherheit erlangt wird. Die kieselschaligen und kalkschaligen, geologisch besonders wichtigen, Formen lassen sich im trockenen Zustande versenden und aulser dem Lande genauer vergleichen. Dennoch war es 478 Hrn. Ehrenberg, mancher Bemühung ungeachtet, bisher nicht gelungen Materialien von dort zu erlangen. Seine in Mittelasien auf der Reise mit Hrn. v. Humboldt an der chinesischen Grenze beobachteten Formen, die zahlreichen indischen, von ihm bereits publicirten Formen, die von den Philippinen, von Japan und Neu-Holland durch ihn bereits reichhaltig verzeichneten Arten liefsen zwar schliefsen, dafs die chinesischen sich ähnlich verhal- ten würden, dennoch war directe Beobachtung nöthig und dafs diese auch wissenschaftlich über das Verzeichnils hinaus erspriels- lich sei, ergeben die gegenwärtig vorliegenden Materialien. Im Laufe des vergangenen Sommers gelang es Hrn. Eh- renberg zuerst in London Hafen-Schlamm des Si-kiang Flus- ses (Canton River) zu erlangen, welcher sich zufällig an einer grofsen Austerschale erhalten hatte, die in den Sammlungen des East India Houses aufbewahrt wird. Die Untersuchung dieses Hafenschlammes in England selbst ergab ihm sogleich 49 bestimm- bare Formen, nämlich 20 Polygastrica, 26 Phytolitharia und 3 Polythalamia, vorherrschend Seeformen. Durch das Preufs. Seehandlungs Schiff, der Adler, ist aber vor Kurzem die in Canton verkäufliche Blumen - Cultur- Erde in einiger Quantität mitgebracht worden und Hr. Dr. Philippi hat Hrn. E. eine Probe davon zur mikroscopischen Analyse ge- bracht. Durch den Reichthum dieser Cultur-Erde an mikrosco- pischen Organismen, welche einen wesentlichen Theil ihres Vor- _ zugs offenbar denselben zu verdanken scheint, ist es nun möglich geworden auch die Sülswasserformen des grolsen chinesischen Con- tinents einigermalsen zu beurtheilen. Folgendes Verzeichnils ist durch die Untersuchung erlangt worden. Übersicht der 124 in China vorkommenden, genau verglichenen (jetzt lebenden) kleinsten Lebensformen. Canton — Canton Blumen River Erde POLYGASTRICA 76. AB: Actinocyclus denarius Be Achnanthes pachypus ? +|i-+ 479 Canton Canton Blumen River Erde A.| B. Achnanthes ventricosa + Amphora libyca + Biddulphia pulchella? Campylodiscus Echeneis +++ heliophilus ? Ceratoneis Fasciola laminaris Cocconeis elongata Placentula Cocconema gracile lanceolatum leptoceros cymbiforme Coscinodiscus Argus ? eccentricus Jlavicans ? lineatus subtilis ? ++ ++ ++ #444 4444 ++ +4 +++ +44 Dietyopyzis cruciata Difflugia oblonga ? * Discoplea sinensis (atmosphae.?) picta + Eunotia amphioxys Cocconema? gibba gibberula granulata? Monodon Triodon? * Fragilaria? mesotyla Gallionella coronata distans + ++ ++ ++ granulata procera “480 Canton Canton Blumen River Erde B. Gallionella sulcata ? .n * Gloeonema? sinense Gomphonema gracile longiceps iruncatum Turris ? Himantidium Arcus Navicula affınis amphisbaena Bacillum + | * cantonensis dicephala mesotyla Scalprum Semen Sigma sima (S.roman.?) * sinensis Pinnularia aequalis + dicephala Gastirum gibba ? inaequalis -. lanceolata macilenta viridis + Rhaphoneis lanceolata ? + Stauroneis gracılis phyllodes * Stauroptera granulata + Surirella bifrons * ? elliptica sigmoides splendida ? a 481 Synedra Entomon spectabilis Ulna Syringidium bicorne Trachelomonas laevis PHYTOLITHARIA 41. Amphidiscus anceps obtusus Lithasteriscus tuberculosus Lithochaeta appendiculata Lithodermatium gemmatum Lithodontium furcatum nasutum platyodon Lithostylidium Amphiodon calcaratum clavatum Clepsammidium coccodes Emblema Formica hirtum laeve Ossiculum Pes Pecten quadratum rude “ Serra sinuosum Trabecula ventricosum unidentatum Canton Canton Blumen River Erde A.| B. + + + + + ++ +|+ ++ + + +++ +|i+|/ + ++ ++ + + +|+ ++|+ + + + + +|+ + + + +++ +|+ +|+ +|+ +/+|/+ + + 11* 482 Canton Canton Blumen- River Erde Spongolithis acicularis + A rr amphioxys + Aratrum aspera + cenocephala ” Eruca fistulosa ? foraminosa Fustis * Monile mesogongyla obtusa philippensis setosa? 4444 +++++ + PARTICULAE MOLLES 4. Semen? ++ Semen Filicis - fungi? Parenchyma plant. ++ POLYTHALAMIA 3. * Aspidospira sinensis + * Nonionina? heteropora + Planulina vitrea? — Die aus China gebrachte Blumen-Cultur-Erde ist zweier- lei, eine dunklere und eine hellere. Die dunklere Form ist stark mit schwarzen Holztheilchen gemischt, die wahrscheinlicher ver- rottet als verbrannt sind. Die hellere Form enthält keine sol- chen Holztheilchen. Die dunklere ist mit B bezeichnet, die hel- 1 lere mit A. Letztere ist sehr viel reicher an Infusorien, doch } hat auch die dunkle Erde deren. Die dunklere Erde ist offen- bar wohl auf eine Weise künstlich bereitet, wie sie auch bei 483 uns gewöhnlich für die Gartencultur durch absichtliches Verrot- ten von Pflanzentheilen erlangt wird. In beiden Erdarten sind die vorherrschenden kleinsten Or- ganismen Süfswassergebilde, aber in beiden sind auch viele Scha- len von Seethierchen. Daraus ist mit Sicherheit zu schliefsen, dals die Mischungstheile im Bereiche der Ebbe und Fluth des Meeres genommen wurden. Es ist nicht eine aus dem tiefen Innern des Landes kommende, keine Sülswasser-Erde, sondern eine im oberen Fluthgebiete des Canton-River entnommene oder bereitete, brakische Erde. Beide Erdarten enthalten keine Kalkschalen-Thierchen, dar- aus läfst sich schlielsen, dafs die Mischungstheile nicht näher der Meeresküste aus dem Aestuarium des Si-Kiangflusses stammen. Durch die zahlreichen Süfswasser-Formen ist hiermit ein weit über die Küste in den Innern Continent Chinas reichender Überblick des kleinsten Lebens gewonnen, denn der Si-Kiang- Flufs bringt offenbar das Material von seinen Quellen bis zum Meere bei Canton zusammen. Von den 124 Formen sind nur die mit Sternchen bezeichneten 14 eigenthümliche Landesformen, viele der übrigen sind europä- ische, andere sind Weltformen. Die wenigen Characterformen sind aber als Kieseltheile von höherer Wichtigkeit für Geologie. Als ganz besonders bemerkenswerth wird von Hrn. Ehr. hervorgehoben, dafs die hellere Culturerde sehr fein ist und auffallenden Reichthum an Gallionella granulata und procera, zweien Hauptformen des Passatstaubes hat. Auch ist Discoplea sinensis die nächstverwandte Art der Discoplea atmosphaerica des Passatstaubes, der Form des so merkwürdigen atlantischen Seestaubes, für welche bisher noch ein terrestrisches Vaterland fehlte. Die Ähnlichkeit beider Formen ist so grofs, dafs es, da verwandte Formbildungen auch geographisch genähert zu sein pflegen, nun wahrscheinlich wird, dals China das Vaterland der Discoplea atmosphaerica des Passatstaubes sei. Auch das Pilz- sporangium und der Farrnsame sind den im Passatstaube vorhan- denen Formen auffallend ähnlich. Dafs Canton noch innerhalb _ des nördlichen Wendekreises und mithin in der directen Fort- setzung der bisher bekannten westöstlichen Zone des Passatstau- bes liegt, vermehrt das bezügliche Interesse und macht vielseiti- 484 gere Materialien, auch aus den Sandwichs-Inseln besonders, wün- schenswerth. Von nicht geringer ökonomischer Bedeutung scheint es, wie schon seit 1842 hier bemerkt worden, dafs die besten Pflanzen- Cultur-Erden, auch die, welche Hr. von Siebold aus Japan kommen liefs, besonders reich an Polygastren waren (S. die Analyse der japanischen Erde in den Monatsberichten der Akad. 1845. p. 319.) und dafs die besten chinesischen Cultur-Erden sich eben so verhalten. Novarum specierum characteres. DiscoPLEA atmosphaerica: testula disci margine plano late aequa- liter radiato, media parte leviter turgida granulata, eaque angustiore quam margo striatus, striis granulisque confluenti- bus. Diameter -Z-”. Ultra 30 specimina examinavi. Radios, in J;”” latis discis, 40 numeravi (4 10.). Ra- riora vidi specimina radiis granulisgue non confluentibus. — E. pulvere atmosphaerico. D. sinensis: testula disci margine plano aequaliter radiato, me- dia parte leviter turgida granulata, eaque latiore quam mar- go striatus, striis granulisque semper discrelis, termino circu- lari. Diameter --;””. Ultra 50 specimina examinata sunt. Radios, in Jz”” latis discis, 92 numeravi (4 23). Prae- . ter characteres allatos radii hujus speciei laeves ab asperulis D. atmosphaericae radiis differunt. China. FRAGILARIA? mesotyla: testula bacillari media parte turgida, utro- que fine obtuso, transverse striata, striis granulatis. Longi- 1m tudo - 5”. Stauropterae granulatae simillima, cujus rima longitu- dinalis et apertura cruciata desiderantur. GLOEONEMA sinense: testula oblonga striata Cocconematis habitu, sed corniculis sub apice obtuso subito reflexis, Eunotiae more. 1m Longitudo - „5; ”. NAVICULA cantonensis: N. late ovato-lanceolata laevissima, api- cibus acutis parum productis. Longitudo - ”. Cel. Cantor N. fuloae nomine fortassis hanc emunerat. Apicibus brevioribus et acutis a N. fulva valde differt. 485 N. sinensis: N. flexuosa sigmoides, major, laevissima, apicibus late rotundatis cum media parte dilatatis. Longit. - "”. STAUROPTERA granulata: testa bacillari media parte rat api- eibus obtusis, striis transversis granulatis. Longit. - 5”. Fragilariae? mesotylae et Achnanthi ventricosae nis. SURIRELLA? elliptica: testula elliptica oblonga, linea media tenui longitudinali, striis transversis parallelis. Longit. /;”. Aha- phoneidis generi propinqua forma. LITHODERMATIUM gemmatum: L. nodulorum zußgrhicnlarinnnip se- riebus ornatum, iisque nodulis in J-”" 3-4. Fragmenta - lg longa. LiTHOSTYLIDIUM coccodes: L. ovato oblongum media parte tur- gida gibbosa, apicibus ut in Cocconemate attenuatis obtusis, superficie transverse sulcata. Longit. - 5”. L. Airtum: L. oblongum bacillare utroque fine leviter turgido late obtuso, superficie setis brevibus hirta. Long. - ;”. SPONGOLITHIS Eruca: Sp. bacillis teretibus turgidis Böhse exa- speratis, apicibus subito aculis aut etiam obtusis. Longit. - 4". Sp. setosae americanae affınis. Sp. Monile: Sp. bacillis gracilioribus dense nodulosis, laevibus, apicibus subito acutis. Long. -;;”. Sp. philippensi affınis. ÄASPIDOSPIRA sinensis: testula Koran, ae) 11 cellulis 4” lata, 14 superficie in utroque latere porosa, poris parvis in J-"" fere 6-7 sparsis (non conliguis, in plano spirae latere paullo laxioribus, 5-6), cellulis depressis, septima secundae insi- 1.0 + 1m dente, centrali globosa ampla ;”” excedente. Diam. 4”. NONIONINA? Zezeropora: testula turgida poris subtilissimis densissi- misque perforata, majorum pororum fascia triangulari in angulo cellularum anteriore, 16 cellulis —”” lata, octava z0 secundam attingente, centrali prima globosa L-” vix lata. 9 > 41m Diam. - ”", 20 Ferner sprach Hr. Poggendorff über die diamagneti- sche Polarität, E Im letzten (10t.) Stücke der Berichte über die Verhandlun- j gen d. K. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig hat N Hr. Prof. Weber durch eine Reihe feiner Messungen darge- 486 than, dafs das Verhalten diamagnetischer Körper in der Nähe kräftiger Magnete auf einer ihnen von diesen eingeprägten, der magnetischen geradezu entgegengesetzten Polarität beruht, und darauf gestützt hat er die sinnreiche Ansicht ausgesprochen, dals diese Polarität aus elektrischen, nach den bekannten Inductions- gesetzen hervorgerufenen Molekularströmen entspringt, eine An- sicht, die zwar schon beiläufg von Faraday als eine mögliche geäufsert, aber nicht festgehalten, sondern gegen die von einer indifferenten Repulsion vertauscht worden ist, hauptsächlich aus dem Grunde, weil eine Kugel so gut wie ein Stab aus Wis- muth der magnetischen Abstofsung unterliegt, und andrerseits zwei Wismuthstäbe, die gleichzeitig der Wirkung eines kräfti- gen Magnets ausgesetzt sind, keine nachweisbare Reaction auf- einander ausüben. Die Wichtigkeit der Frage, ob die Erscheinungen, welche die frei neben einem Magnete aufgehängten diamagnetischen Kör- per darbielen, auf einer indifferenten oder einer polaren Absto- [sung beruhen, veranlalste den Verf. sich zu bemühen, das von Prof. Weber gewonnene Resultat wo möglich ohne Messungen, durch einen einfachen, augenfällig überzeugenden Versuch zu er- langen. Und dies Bestreben ist ihm in der That vollkommen gelungen, sogar auf zweifache Weise. Das erste Verfahren besteht darin, dafs man einem Wismuth- stäbchen, das neben dem einen Pol, z.B. dem Nordpol, eines .| kräftigen Elektromagnets, an einem Coconfaden aufgehängt ist, von derselben Seite her den Südpol eines kleinen Stahlmagnets nähert. Man kann dann, bei einigen sich leicht ergebenden Vor- sichtsmaafsregeln, deutlich sehen, dals die dem Elektromagnete zugewandte Seite des Stäbchens vom Stahlmagnet angezogen wird. Noch überzeugender ist das zweite Verfahren, darin beste- hend, dafs man den Stahlmagnet durch einen galvanischen Strom ersetzt. Das Wismuthstäbchen wird zu dem Ende zwischen bei- den Polen des Elektromagnets aufgehängt und zwar innerhalb | eines Drahtgewindes, dessen Windungen das Stäbchen, bei seiner _ äquatorialen Stellung, rechtwinklich umgeben würden. Ein Strom, der ohne dafs man den Elektromagnet in Thätigkeit gesetzt hat, durch dieses Drahtgewinde geleitet wird, wirkt nicht auf den Wismuthstab; so wie aber der Elektromagnet zur Wirksamkeit 487 gelangt ist und den Stab in äquatoriale Lage gebracht hat, kann _ man letzteren durch den Strom aus dieser Lage ablenken, rechts und links, je nach der Richtung des Stroms, und zwar immer in dem Sinn, wie die Ablenkung erfolgen mufs, wenn die Sei- ten des Stabes gleiche Polarität mit den ihnen zugewandten Magnetpolen besitzen. Eben so verhält es sich mit Antimon und Phosphor. Ein in äquatorialer Lage zwischen kräftigen Magnetpolen schwebender Wismuthstab ist also wirklich transversal-mag- netisch, aber freilich im umgekehrten Sinn wie Seebeck es sich dachte. Der angewandte Elektromagnet ist nur klein, ein runder, etwa 20 Mllm. dicker und 350 Mllm. langer hufeisenförmig ge- bogener Eisenstab, dessen Schenkel 50 Mllm. auseinanderstehen und mit 4 Pfund Kupferdraht von 1,8 Mllm. Dicke zweckmäfsig umwickelt sind. Zu obigen Versuchen war er durch eine Bat- terie von drei kleinen Grove’schen Elementen angeregt, wäh- rend ein viertes Element der Art den Strom für das Drahtge- winde lieferte. Wie leicht ersichtlich mufs zwischen den beiden Kräften, nämlich der magnetischen, welche die diamagnetische Polarität hervorruft, und der galvanischen (oder magnetischen) die auf den polaren Stab ablenkend wirken soll, ein gewisses Verhältnils existiren. Je gröfser die erste, je grölser muls auch die letztere sein. Prof. Weber wurde zu seinen Untersuchungen hauptsäch- lich durch die Erfahrung des Prof. Reich, in Freiberg, gelei- tet, dals ungleichnamige Magnetpole, von derselben Seite her einem aufgehängten Wismuthstäbchen genähert, nicht mit der Summe, sondern mit der Differenz ihrer Kräfte auf dasselbe wir- ken. Eine ähnliche Erfahrung hatte der Verf. gegenwärtiger No- tiz bereits früher gemacht. Wenn beide Pole eines Magnets in- different auf einen Wismuthstab abstolsend wirken, schlofs er, so sei kein Grund vorhanden, warum ein Magnet gerade nur mit seinen Polen auf denselben wirken solle; er mülse mit seinem In- differenzpunkt dieselbe, wo nicht gar eine stärkere Wirkung aus- üben. Als er indels einen desfallsigen Versuch anstellte, die Biegung seines hufeisenförmigen Elektromagnets dem Wismuth- 488 stäbchen nahe brachte, konnte er nicht allergeringste Wirkung wahrnehmen. An eingegangenen Druckschriften wurden vorgelegt: Felix Lajard, Recherches sur le culte public et les mysteres de Mithra en Orient et en Occident. Planches. Livr. 1-9. Paris 4847. fol. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Paris d. 8. Sept. d.J. Jak. Audr. Freiherr von Brandis, die Geschichte der Landes- Hauptleute von Tirol. Heft 2. (Innsbruck 1847). 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verwaltungs- Ausschusses des Ferdinandeums zu Innsbruck vom 20. Sept. d. J. Titel und Cartons zum Aten Bande der Indischen Alterthumskunde von C. Lassen. Bonn 1847. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 618. Altona 1847. 4. Theodor Panofka, Zeus Basileus und Herakles Kallinikos. Ttes Programm zum Berliner Winckelmannsfest. Berlin 1847. 4. Memoirs and proceedings of the chemical society. Part22. (Lon-° don). 8. | Hierauf kam eine Verfügung des vorgeordneten Königlichen Ministerii vom 6. December, einen Wunsch der Königl. Gene- ral- Ordens- Commission betreffend, zum Vortrage. Alsdann wurde ein Danksagungsschreiben der Geologischen Gesellschaft zu London vom 2. Dec. für Empfang der Abhand- lungen der Akademie von 1845 und die Monatsberichte vom - Juli 1846 bis 1847 vorgelegt. Ferner wurde ein Schreiben des correspondirenden Mitglie- des der Akademie Hrn. Prof. Göppert d.d. Breslau d. 9. Oct. vorgetragen, welches im Namen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur den Empfang der Monatsberichte der Aka- demie dankend anzeigt und aus den Protokollen der Gesellschaft vom 8. Dec. d. J. eine specielle Nachricht über das durch den Mechanikus Hrn. Hartig bei Seelärgen im Frankfurther Regie- rungsbezirke vor Kurzem gefundene 2 Centner schwere Meteor- eisen mittheilt, dessen Analyse Hr. Prof. Duflos in Breslau aus- geführt hat. Man ‚findet im Äufsern sowohl als in der Zusam- mensetzung grolse Ahnlichkeit mit dem Meteoreisen von Braunau. ——— — \ EZ Namen - Register. Bartholomef[s gewählt, 183. 371. Bekker: Conjecturen zum Dio Cassius, 26. — Vorlegung des altfranz., Romans v. Aspramonte, 88. Bernhardy gewählt, 28. Bessel gestorben, 27. Beyrich: alttertiäre Fossilien aus d. Thonlagern bei Berlin, 160. Böckh: Einleitungsrede zur Feier des Leibnitzschen Jahrestags, 210. 244. — Beantwort. d. Antrittsrede des Mitgl. Dieterici, 262. Brewster gewählt, 27. Bunsen gewahlt, 28. Burdach: Üb. d. wahren Grund d. weifsen Farbe, 168. 202. v. Buch: Üb. Ceratiten, besonders der Kreidebildung, 214. Chmel gewählt, 28. Clausius: Lichtmenge, welche d. Erde durch Reflex. d. Sonnenlichts in d. Atmosphäre erhält, 200. Crelle: Mittel d. Ausweichen d. Wagenräder aus d. Schienen d. Eisen- bahnen zu verhindern, 68. — Beiträge zur Theorie d. Dampfmaschi- nen, 90. Creuzer gewählt, 28. Davoud-Oghlou bestätigt, 304, 371. Dieterici Einführ. 67. — Antrittsrede, 210. 257. Dindorf gewählt, 28. Dirichlet, Le Jeune: Bemerk. zu Kummer’s Beweis d. Fermatschen Satzes d. Unmöglichk. v. «*—y*=z* für eine unendl. Anzahl von Primzahlen A, 139. Dirksen, E. H.: Bemerk. üb. d. Integral, 26. 11** 490 Dirksen, H. E.: Methode griech. u. lat. Redner bei d. Auswahl u. Be- nutzung v. Beispielen röm. rechtl. Inhalts, 209. — Üb, d. Rechtsbuch d. Constantin Harmenopulus u. d. alte Glosse der Turiner Institutio- nen-Handschrift, 399. Dove: Bewegung d. Wärme in Erdschichten v. verschied. geognost. Be- schaffenh., 31. — Veränder. d. mittl. .Windesrichtung in d. jährl. Pe- riode in Nord- Amerika, 32, — Regenverhältnisse in Nord- Amerika, 35. — Erscheinungen am polarisirt. Licht, dessen Polarisationsebene schnell gedreht wird, 70. — Depolarisation d. Lichts, 75. — Opt. Verfahren d. Umdrehungsgeschwindigk. einer rotirenden Scheibe zu messen, 77. — Entladungserschein. elektr. Batterien, welche par cas- cade verbunden sind, 176. 237. — Zurückführ. d. nicht period. Wär- meänderungen auf Luftström. als bedingende Ursachen, 234. Duhamel gewählt, 141. 278. Dureau dela Malle gewählt, 141. 229, Ehrenberg: Die kieselschaligen Polycystinen als mächtige Gebirgsmasse v. Barbados, u. Verhältnils d. aus mehr als 300 neuen Arten bestehen- den Formengruppe jener Felsmasse zu den jetzt lebenden "Thieren u. zur Kreidebild., 40. — Mikroskop. Organism. aus d. am 1. May 1812 auf Barbados gefallenen vulkan, Asche, 152. — Anschlufs des rothen Schneefalls mit Föhn im Pusterthal an d. atlant. Staubmeteore, 285. — Üb. d. zimmt- u. ziegelfarb. Staubmeteore u. gleiche Misch. derselben seit 44 Jahren, 319. 427. — Reiche Beimischung v. mikroskop. Or- ganismen in chines. Blumen -Culturerde u. Verzeichn. von 124 Arten chines. kleinster Lebensformen, 476. Eichhorn gewählt als auswärt. Mitglied, 27. 141. 428. Encke: Entdeck. u. erste Bahnbestimm. d. Asträa, 22. 28. — Ältere Be- obacht. d. Neptun, 444. — Entdeck. u. Bahnbestimm. d. Hebe eines neuen Planeten durch Henke, 231. 283. — Rede zur Geburtstagsfeier Sr. Maj. d. Königs, 386. — Beobacht. d. Iris u. d. Flora d. neusten v. Hind entdeckten Planeten, 395. — Elemente u. Meridianbeobacht. d. Flora, 438. Freiesleben gestorben, 27. Friedrich II, Ankauf d. Correspondenz dess. mit dem Grafen Algarotti, 89, 113. Gerhard: Üb. d. etruskisch. Götternamen, 144. — Üb. Agathodämon u. Bona dea, Erdmutter u. Erdgeist, 203. Grimm, J.: Üb. d. Pedantische in d. deutsch. Sprache, 147, 387. — Üb. finnische Wörter, 175. — Marcellus Empiricus od. Burdigalensis, 206. 491 Grimm, W.: Bedeut. d. deutschen Fingernamen, 472. Grotefend gewählt, 141. 164. — Übersendung eines mit Keilschrift be- zeichnet, babylon. Backsteins, 168. 209. v.d. Hagen: Üb, ein mittelgriech. Gedicht aus dem Sagenkreis d. Königs Artus u. d. Tafelrunde, 424. Hagen: Üb. d. Zusammenzieh. d. Wasserstrahls, 103. Haupt gewählt, 28. Heintz: Auffind. d. Kreatins im Harne, 64. — Bestimm. d. feuerbeständ. Bestandtheile, namentl. d. Phosphorsäure in d. organ. Körpern, 225. Hertz: Beiträge zur Kritik des Gellius, Priscian u. d. Scholien d. Germa- nicus, 403. -Horkel gestorben, 27. Jacobi: Resultate d. Abzähl. d. Primzahlen, welche um 2 od. 4 verschie- den sind, 167. — Elementarer Beweis einer Fundamentalformel der Theorie d. ellipt. Functionen, 182. — Geschichte d. Princips d. klein- sten Action, 225. — Kenntnils d. Diophantus v. d. Zusammensetz. d. Zahlen aus zwei Quadraten nebst Emendat. einer Stelle, 265. — Zu- sammensetz. d. Zahlen bis 12000 aus Kubikzahlen, 472 Ideler gestorben, 27. Karsten: Beschreib. d. Steinsalzablager. bei Stafsfurth u. Vorkommen d. Boracits als Gebirgsart daselbst, 14. Karsten, H.: Arbeiten u. Zeichnungen üb. botan. u. zoolog. Gegenstände d. trop. Natur, 86, Klug, Jubiläum dess., 428. Knoblauch: Untersuch. üb. d. Beug. d. Wärmestrahlen, 391. Kopp gewählt, 28. 371. v. Krusenstern gestorben 27. Kummer: Beweis des Fermatschen Satzes d. Unmöglichkeit v. 2* — y* =z* für eine unendl. Anzahl Primzahlen A, 132. 305. Kunth: Krit. Bemerk. üb. d. Gatt. Ficus, 87. ‚Lajard gewählt, 28. 147. Lassen gewählt, 28 Lepsius: Mittheil. üb. d. v. ihm entdeckte Republication des durch den Stein v. Rosette bekannten Priesterdekrets, 62. - Le Verrier gewählt, 28. — Üb. d. Kometen v. Faye, 426. Lilienstern, Rühle v., gewählt, 28. _ Löbell gewählt, 28. Magnus: Versuche üb. d. Diffract. d. Lichts im leeren Raum, 79. — Vor- leg. d. Meteorsteins v. Braunau, 233. — Beweg. einer Flüssigk. in einem gleichart. Medium, 305. 492 Milne-Edwards gewählt, 141. 183. v. Minutoli gestorben, 27. Mitscherlich: Üb. Entwickl. u. Zusammensetz. d. Conferven, 430. v. Mohl gewählt, 141. 183. Müller: Untersuch. üb. d. Hydrarchos, 103. 160. 185. Munch gewählt, 183. 304. Murchison gewählt, 141. 304. Naumann gewählt, 28. Neander: Üb, Mathias v. Janow, 285. Neumann: Üb. ein allgem. Princip d. mathemat. Theorie induecirt. elektr. Ströme, 282, Panofka: Erläuter. eines Bacchuskopfs aus d. königl. Museum u. d. Cul- tus d. Palämon, 61. Pertz: Üb. ein neues Bruchstück des Livius, 77. 472. Peters: Charakteristik d. neuen Säugethiergatt. Rhynchocyon u. d. Frucht eines Nilpferdes, 36. Pickering gestorben, 27. Poggendorff: Mittel zur Beförder. d. galvan. Wasserzersetz., 4. — Üb. elektrotherm., Zersetz. u. ein Paar neue eudiometr. Methoden, 119. — Vorleg. v. Zeichnungen d. Meteorsteines v. Braunau, 243. — Üb. d. v. Callan angegebne volt. Batterie u. Prüf. ihrer Tauglichk., 399. — Untersuch. üb. d. Wärmeentwickl. im galvan. Strom u, dess. magnet. u. chem. Effect, 440. — Üb. d. diamagnet. Polarität, 485. Pollender: Anatom. Untersuch. d. Flachses (gekrönte Preisschrift), 211. Rammelsberg: Producte d. Cyanüre u. Doppelcyanüre beim Erhitzen, 113. Ranke: Zur Kritik d. histor. Memoiren v. Pöllnitz, 143. v.Raumer: Rede zur Gedächtnifsfeier Friedrichs II., 27. Ravaisson gewählt, 183. Regnault gewählt, 141. 164. Riels: Bestimm. d. elektr. Dichtigk. in d. Torsionswage, 148. — Üb. d. Influenzelektricität u. d. Theorie d. Condensators, 465. Ritter: Geogr. Verbreit. d. Dattelpalme u. d. Kameels in ihren Beziehun- gen zum primitiven Völkerleben d. Nomadisirens wie d. Festsiede- 1 lung, 8. Rose, G.: Üb. d. Fehler bei d. Bestimm. d. specif. Gewichts, 167. — Rose, H.: Verhalt. d. Zinks gegen Quecksilberauflösungen, 3. — Üb. d. Asche organ. Körper, 67. — Üb, d. Säure im Columbit v. Nord-Ame- rika, 86. — Zusammensetz. d. Uranotantals u. Columbits v. Ilmenge- birge, 131. — Trenn. d. Zinns v. Antimon, 151. — Trenn. d. Nickels 493 v. Kobalt, 184. — Zusammensetz. d. Yttrotantals v. Yiterby u. der darin enthalt. Säure, 224. — Üb. d. specif. Gew. d. Samarkits (Ura- notantals), 279. — Üb. d. goldhalt. Glas, 387. — Einfl. d. Tempe- ratur auf d. specif. Gew. d. Niobsäure, 473. Santarem, Vicomte de, gewählt, 183. Sarti gewählt, 141. 278. Schaffgotsch, Graf v.: Üb. d. specif. Gew. d. Selens, 422. v. Schelling: Üb. Kant’s Lehre v. d. transcendental. Ideal d. Vernunft, 88. 144. Schönbein: Verhalt. d. vegetabil. Kohle zu Chlor, Brom, Jod, Chlorkalk u. Untersalpetersäure, 438. Schott: Üb. d. in einem finn. Runo erwähnte Thier Tarwas od. Tarwaha, 206. — Üb. d. altaische od. finnisch-tatarische Sprachengeschlecht, 425. — Üb. Taberistan am Kasp. Meer, 475. Secchi gewählt, 28. Stälin gewählt, 28. Steiner: Elementare Lösung einer geometr. Aufgabe u. einige damit in Bezieh. stehende Eigenschaften d. Kegelschnitte, 171. Trendelenburg gewählt, 27. — bestätigt als Sekretär, 233. — Ob Leibnitz Spinozist od. Cartesianer war, 372. Verrier, Le s. Le Verrier. Voigt gewählt, 28. 87. Weber: Bestimm. d. Magnesia u. d. Phosphorsäure, 239. Weils: Üb. d. Meteoreisen v. Braunau, 391. Welcker gewählt, 28. — Üb. d. Gemälde d. Polygnot in d. Lesche zu Delphi, 146. 231. Whitney: Untersuch. einiger Silicate, die Chlor, Schwefels. u. Kohlen- säure enthalten, 38. Wiedemann: Untersuch, d. Biurets, 223, Zanon: Möglichk. animal. Körper mittelst hydraul. Kalk unter d. Erde zu conserviren, 205. Zumpt: Berichtig. in Betreff d. beiden @. Servilius Cäpio, 166. — Röm. Colonisir. des westl. Europa, 202. Sach - Register. Actinogonium, neues Genus v. Polygastern, 49. 54. Agathodämon u. bona dea, 203. — Aerophytum tropicum keine Pflanze, 353. Alkalien, Trenn. v. Magnesia, 229. Altaisch s. Finnisch. .Antimon, Trenn. v. Zinn, 151. Archäologie, Erläuter. eines Bacchusköpfchens u. einer auf d. Cultus d. Palämon bezügl. Stelle bei Älian, 61. — Üb. die auf d. Insel Philae entdeckte Republicat. des durch d. Stein v. Rosette bekann- ten Priesterdecrets, 62. — Üb. etrusk. Götternamen, 144. — Üb, Agathodämon u. bona dea, 203. Artus König, u. d. Tafelrunde: Bemerk. zu einem mittelgriech. Gedicht aus diesem Sagenkreise, 424. Asche, Vorsichtsmalsregeln bei d. Einäscher. organ. Substanzen. 67. 225, — Bestimm. d. Phosphorsäure in d. A., 225. Asträa, Entdeck. u. erste Bahnbestimm., 22, 28. Astronomie, Beobacht. d. neusten v. Hind entdeckt. Planeten, 398. S. Asträa, Comet, Flora, Hebe, Iris, Neptun. Atmosphärischer Dunst, Staub, Biasen s. mikroskop. Organismen. Barbados s. mikroskop. Organismen. Bibliotheken, sicilische, Zusätze zu d. Nachrichten über dieselben, 407. Biuret, Eigenschaft. u. Zusammensetz., 223. Blätter, rescribirte, Untersuch. mehrerer an verschied. Orten, 407. Blumen-Culturerde, chinesische, reich an mikroskop. Polygastern, 476. Blutregen, 304, mit Feuermeteoren u. Meteorsteinen, 333. — Blut- 495 schnee, 285. 347. 350. 360. — Blutstaub, 344. — Blutthau, 336. 353. — Blutiges Gewässer in Ägypten, 336; in Palästina, 337. Bona dea u. Agathodämon, 203. Boracit, Vorkoumm. als Gebirgsart im Steinsalzlager v. Stafsfurth, 14. Burdigalensis od. Marcellus Empiricus, 206. Cancrinit, Zusammensetz., 39. Ceratiten, Characterist. der C. aus d. Kreidebild., 214. Chemie s. Asche, Cancrinit, Columbit, Conferven, Cyanüre, Eisen, Elek- tricität, Hauyn, Magnesia, Nosean, Silicate, Sodalit. Colonisirung d. westl. Europa durch d. Römer, 202. Cometen v. Faye u. Lexell nicht identisch, 427. Condensator s. Elektrieität. Confeıven, Entwickl. u. Zusammensetz. derselb., 430. Columbit, v. Nord-Amerika enthält hauptsächl. Niobsäure, 86. — Zu- sammensetz., 131. Cyanüre und Doppelcyanüre, Producte bei ihrer Erhitz., 115. Dampfmaschinen, Beiträge zur Theorie derselb., 90. Diamagnetische Polarität s. Magnetismus. Dictyolampra, neues Genus v. Polygastern, 49. 54. Dio Cassius, Conjecturen zu demselb., 26. Eisen, Fäll. d. Oxydsalze d. Quecksilbers durch E., 4. Eisenbahnen, Einfaches Mittel d. Ausweichen d. Wagenräder auf d. E. zu verhindern, 68. Elektricität, Beförder. d. galvan. Wasserzersetz. durch zwei Platin- platten, deren eine in einer sauren, die andere in einer alkal. Flüs- sigkeit steht, 4. — Chem. Zersetz. durch die v. Elektric. hervor- gebrachte Wärme; die dabei entstehende Lichterschein. continuirl., 119. — Allgem. Principien d. mathemat. Theorie inducirt. elektr. Ströme, 282. — Zweckmälsigk. d. volt. Batterie v. Callan aus amal- gamirt. Zink u. platinirt. Blei, 399. — Allgem. Gültigk. d. Joule- schen Gesetzes üb. d. Wärmeentwickl. d. galvan. Stroms, 440. — Magnet. Effect eines galvan. Stroms, 446. — Chem. Effect, 448. — Ursache d. Verschiedenh. zwischen d. Gesetzen d. therm., mag- net. u. chem. Wirkungen d. Kette, 450. — Methoden zur galvan. Wärmeentwickl., Galvanothermometer, 459. Bestimm. elektr. Dichtigkeiten mit d. Torsionswage, 148. — Entladungserschein. elekt. Batterien, welche par cascade mit einan- der verbunden sind, 176. 237. — Darleg. verschied. Irrthümer in d. Influenzelektrie., 465. — Berichtigte Theorie d. Condensators, 466. $. Eudiometrie, Magnetismus. 496 Eudiometrie, Neue eudiometr. Methoden unter Mitwirk. d. Elektric., 4125. Ficus, Krit. Bemerk. üb. diese Gatt., 87. Fingernamen, Bedeut. d. deutschen, 472. Finnische Wörter, Vergleich. derselb. mit andern Sprachen, 175. — Üb. d. altaische od. finnisch-tatarische Sprachengeschlecht, 425. S. Tarwas. Flachs, Anatom. Untersuch. dess. zu verschied. Zeiten seiner Entwickl., 211. Flora, Elemente u. Meridianbeobacht., 398. 438. Flüssigkeiten, Beweg. derselb. in einem gleichart. Medium, 305. Föhn in Tyrol mit Passatstaub, 300. Galvanothermometer, 459. Gellius, Neue Textbearbeit. d. attisch. Nächte, 403. 408. Gemälde des Polygnot in d. Lesche zu Delphi, 146. 231. Geolithia s. mikroskop. Organismen. Geologie, Auffind. alttertiärer Fossilien bei Berlin, 160. $. Ceratiten, Zeuglodon, Barbados, Grünsand. Germanicus, Scholien zu seinem astronom. Gedicht, 405. 421. ‚Gewicht, specifisches, Fehler bei d. Bestimm. dess., 167. S. Niobsäure, Selen. Glas, die rothe Färb. des goldhalt. v. Goldoxydul herrührend, 387. Glossen, irische, 406. Grünsand v. Alabama, 59. Hagel, rother, wahrscheinl. mit Passatstaub verbunden, 329. — In einer Höhe v. üb. 13800 Fuls, 335. 350. Handschriften, Untersuch. mehrerer an verschied. Orten, 407. S. Jurisprudenz. Hauyn, Zusammensetz., 39. Hebe, Entdeck. u. Bahnbestimm., 231. 283, Hydrarchus s. Zeuglodon. Hydrarchusgestein v. Alabama, 59. Influenzelektricität, Irrthümer in derselben. 466. Iris, Elemente derselb., 396. Jurisprudenz, Methode griech. u. röm. Rhetoren bei d. Auswahl u. Benutz. v. Beispielen römisch-rechtl. Inhalts, 209. — Rechtsbuch d. Constantin Harmenopulus u. d. Glosse d. Turiner Institutionen- handschrift, 399. Kameel, Geogr. Verbreit. dess. seit d. ältesten Zeiten, 8. Kobalt, Trenn. v. Nickel, 184. 497 Kohle, vegetabilische, Verhalt. zu Chlor, Brom, Jod, Chlorkalk u. Un- tersalpetersäure, 438. Kreatin, Auffind. im Harn, 64. Leibnitz, Ob er je Spinozist od. Cartesianer gewesen, mit besonderer Rücksicht auf seine Schrift de vita beata, 372. Licht, Erschein., welche polarisirtes Licht bei schneller Drehung seiner Polarisationsebene zeigt, 70. — Gradlinig polarisirt. Licht wird, wenn es senkrecht auf eine rauhe weilse Wand fällt, depolarisirt, 75. — Opt. Verfahren d. Umdrehungsgeschwindigk. einer rotirend. Scheibe zu messen, 77. — Diffraction des L. im leeren Raum, 79. — Lichtmenge, welche d. Erde durch Reflex. d. Sonnenlichtes in d. Atmosphäre erhält, 200. Liostephania, neues Genus v. Polygasteru, 49. 55. Livius, Neu aufgefund. Bruchstück aus d. 98 Buch, 77. 472. Magnesia, Trenn. v. d. Alkalien, 229. — Bestimm. der M. durch phos- phors. Natron, 239. Magnetismus. Augenfälliger Versuch, dafs d. Verhalt. diamagnet. Kör- per in d. Nähe starker Magnete aus elektr. Strömen entspringt, 486. Marcellus Empiricus, 206. Mathematik, Bemerk. üb. d. Integral, 26. — Beweis d. Unmöglichk. v. 2*—y*=z* für eine unendl. Anzahl v. Primzahlen A, 132. 305. — Resultat d. Abzähl. d. Primzahlen, die um 2 od. 4 verschieden sind, 167. — Elementare Lösung einer geometr, Aufgabe u. damit in Bezieh. stehende Eigenschaften d. Kegelschnitte, 1741. — Ele- mentarer Beweis einer Fundamentalformel d. Theorie d. ellipt. Funk- tionen, 182. — Kenntnisse d. Diophantus v. d. Zusammensetz. d. Zahlen aus 2 Quadraten nebst Emendat. einer Stelle dess., 265. — Zusammensetz. d. Zahlen bis 12000 aus Kubikzahlen, 472. Matthias v. Janow, 285. Mechanik, Geschichte d. Princips d. kleinst. Actionen, 225; S. Dampf- maschinen. Meteorologie s. Mikroskop. Organismen, Regen, Wärme, Wind. Meteorstein v. Braunau in Böhmen, 243. 391; v. Calabrien 1813, 322, Memoiren, Kritik d. histor. M. v. Pöllnitz. 143. Mikroskopische Organismen, in d. Gebirgsarten d. Insel Barba- dos, 56. — Mikr. Org. in chines. Blumen-Culturerde, 478. Untersuch. des 1812 auf Barbados gefall. Meteorstaubes, 152. — Übereinstimm. d. verschied, zimmtfarb. u. rothen Staubmeteore, 299. — Übersicht d. organ. Formen d. atmosphär. Staubes im at- lant. Passat, 304. — Untersuch. v. zimmtfarb. Meteorstaub aus d. 498 Chladnischen u. Klaprothschen Sammlung, 319. — Meteorst. v. Udine, 324. 427. — Analyse d. Staubes v. 1803, 323. 361; v. 1813, 321; v. 1830, 304. 353; v. 1833, 304. 354; v.. 1834, 304. 355; v. 1838, 304. 357; v. 1846, 301. 304. 360. 362; v. 1847, 285. 304. 360. 362. — Übereinstimm, d. verschied. 44 Jahre aus- einanderliegenden Staubmeteore, 328. — Histor. Übersicht ähnl. Erschein. (s. Blutregen, -thau, -schnee, Hagel), 329. 336. — Un- abhängigk. dieser Erschein. v. d. Jahreszeiten u. Folgerungen, 363. — Durchsicktigk. d. trockn. atmosphär. Dunstes, 349. 365. — Dun- kle u. glänz. seifenblasenart. Körper d. Luft als Meeresschaum erläu- tert, 350. — Feuermeteore mit rothgelbem Staub, 333; bei heitrem Himmel, 364. — Lebensfähige Organismen in d. Atmosphäre, 328. 334. 362; ihre Fortpflanzung durch Selbsttheilung, 328. 334. — Lichterscheinungen d. obern Atmosphäre, erklärt durch reflectirtes Licht v. Passatstaubnebeln, 335. a. Polygastrica in d. Felsarten v. Barbados, drei nene ge- nera darin, 49. 54. — Im vulkan. Staubregen v. Barbados, 157. — Im rothen Schneestaub aus Tyrol, 291. — Ver- zeichn. der in China vorkommenden Pol., 477. 478. ß. Polyeystinen, Wichtigk. u. Ausdehn. dieser neuen kie- selschaligen Thierformen, 41. — Principien ihrer Systema- tik, 44. — Systemat. Übersicht derselben, 7 Familien, 44 genera, 282 Arten, 53.58. — Abbildungen, 60. y, Phytolitharien, aus d. Felsen v. Barbados, 50. — Im vulkan. Staubregen v. Barbados, 157. — Im rothen Schnee- staub aus Tyrol, 291. — In chines. Blumenculturerde, 481. 8. Polythalamien, chinesische, 482. &. Geolithia, eine neue Gruppe thierischer Kieseltheile, 50. 59. Neptun, Ältere Beobacht. dess., 144. Nickel, Trenn. v. Kobalt, 184. Nilpferd, Untersuch. d. Frucht dess., 37. Niobsäure, Specif. Gew. ders. in verschied. Zuständen, 473. Nosean, Zusammensetz.. 39. Optik s. Licht. Passatstaub, rothgelber, 303, — Masse, Höhe u. Ort dess., 299. 335. — Verbreit., 365. — Schwarzer, 334. — Stinkender, 334. — Organismen dess., 285. 319. 483. Philologie, Üb. d. Pedantische in der deutschen Sprache, 147. 387 — Üb. finnische Wörter, 175. — Finnisch-tatar. Sprachengeschlecht, 499 425. — Verbreit. d. latein. Sprache, 202; s. Bibliotheken, Blätter, Gellius, Germanicus, Priscian, Tarwas. Philosophie, Kant’s Lehre v. d. transcendental. Ideal d. Vernunft, 88. 144. — Letzter Unterschied d. philosoph. Systeme, 428; s. Leibnitz. Phosphorsäure, Bestimm. durch Magnesia, 239. Phytolitharia s. Mikroskop. Organismen. Polyeystina s. Mikroskop. Organismen. Polygastrica s. Mikroskop. Organismen. Polygnot, Gemälde dess. in d. Lesche zu Delphi, 146. 231. Polythalamien, aus China, 482. 484, Preisfragen, 211. Priscian, Neue Textbearbeit. seiner ars grammatica, 403. 417. Quecksilber, Fällung desselben aus seinen Lösungen durch Zink u. Eisen, 3. 4. „Reden, Zur Gedächtsnifsfeier Friedr. I., 27. — Zur Feier d. Leib- nitzsch. Jahrestags, 210. 244. — Dieterici’s Antrittsrede, 210. 257. — Erwider., 262. — R. zum Geburtstag Sr. Maj. d. Königs üb. d. Öffentlichk. wissenschaftl. Vereine, 386. Regen, Verhältnisse dess. in Nord-Amerika, 35; s. Blutregen. Rhynchocyon, Neue Gatt. Insectenfresser, Characterist., 36. Rothes Meer, Ursache seiner Färbung, 336. Rother Staub, Übersicht d. Analyse dess., 304. — R. Hagel, 329, 335. 350; Nebel, 329; Regen, 304; Schnee, 285. 347. 350. 360. 362; Jahreszeit d. Erscheinens, 363. — Histor. Übersicht, 336. Samarskit (Uranotantal), Bestandtheile, 131. — Specif. Gew., 279. — Wärmeentwickl. bei d. plötzl. Lichterschein. während d. Er- hitzens, 281. Schlammregen, v. Udine, 321. 361. Schnee, rother, frischgefallener, ganz verschieden vom alten, rothwer- denden Schnee, 296. — Schn. v. Pusterthal 1847 analysirt, 235. 362; s, Blutschnee. Scipio, Q. Servilius, d. Name eines Consuls u. eines Prätors, 166. Scirocco führt Passatstaub, 301. — Hitze dess. nicht nothwendig v. Afrika, 301. Selen, Specif. Gew. in seinen verschied. Zuständen, 422. Silicate, die sich in verdünnten Säuren lösen: Sodalit, Cancrinit, Eläo- lith, Hauyn, 38. Sodalit, Zusammensetz., 38. Sprache s. Philologie. 500 Staubdepot für d. Passatstaub, 299. — Beständige Senk. dess. bei Westafrika u. Kaschgar, 365; s. Mikroskop. Organismen. Steinsalz, Beschaffenh. d. Steinsalzgebirges zu Stalsfurth u. Vorkomm. d. Boracits als Gebirgsart darin, 14. St. Vincent, Vulkan, Asche daher, 152 Taberistan am Kaspischen Meer, 475. Tafelrunde s. Artus. Talkerde s. Magnesia. Tarwas od. Tarwaha, ein in einem finn. Runo erwähntes Thier, 206. Uranotantal ist Samarskit; s. diesen, Vincent s. St. Vincent. Vulkanische Asche v. Barbados enthält organ. Theile. 152. Wärme, Beweg. der W. in Erdschichten v. verschied. geognost. Be- schaffenheit, 32. — Zurückführ. d. nicht period. Wärmeänderungen auf Luftströme, 234. — Wärmeentwickl. bei der durch Erhitz. be- wirkten Lichterschein. mancher Mineralien, 281. — Beugung d. Wärmestrahlen, 391. — Abhängigk. d. Wärmebeug. v. d. Weite d. Schnitts u. d. Entfern. d. Wärmequelle, 395. Wind, Ursache d. vorherrschend südwestl. Richt. des W. in d. nördl. gemälsigten Zone, 33. — Veränder. d. mittl. Windesricht. in Nord- Amerika in d. jährl. Periode, 34; s. Wärme. Yitrotantal v. Yiterby enthält keine Tantalsäure, 224. Zellenthierchen s. Polyeystina unter mikroskop. Organismen. Zeuglodon cetoides (Hydrarchus, Koch), ein Säugethier, 103. — Bau d. Schädels, 160. — d. Wirbelsäule, 185. Ziegel- u. zimmtfarbige Staubmeteore, 319. 342. Ziegelstein-Regen erläutert, 342, Zink, Bedingungen, unter denen es d. Quecksilber aus seinen Auflö- sungen fällt, 3. Zinn, Trenn. v. Antimon, 151. Zoologie s. Mikroscop. Organismen, Nilpferd, Rhynchocyon, Zeuglodon. > 77.58 2222 Berichtigungen. Seite 158 Zeile 16 von oben lies: dals sie bestimmbar waren für: 333 =24:383 2 334 - 339 = 857 - 358 - 361 - 366 So 10 da sie bestimmb. w. von unten lies: 1,854000 See-Meilen für: - Meilen. von unten lies: vonLyon 1846 für: von Lyon 1840. von oben lies: 5306 geograph. OMeilen für: 5806 DO Meilen. von oben lies: Zu Terracina wurde für: Zu Rom wurde. von oben lies (SO.) für (NO.?). von oben lies: 1839 sah Capit. für: 1838 sah Capit. von oben lies: in Klaproths Sammlung befindliche hier anal. M. 6. von unten lies: sie betrifft einen Einfluls, einen bis- her dunkeln Act für: einen Einfluls einer bisher dunkeln Art. I. Ammonites Senegwieri N \ | | j | N ’ ı i I Ammonites Kihrayanıs. ! j | d au‘ Stein gez. x Hugo Tr Honatsberichte d. Königl._Akad. d. W 6 Fetalospyris Diaboliseus 7 Dithocorythium oxylophos 8 Haliomma Himboldtü 9 Anthocyrtis Mespilus 10 _Astromma _Aristotelis U Stephanastrum Bhombus ‚gest.v.(.E.Weber. * Monatsberiokte d\ Rönigl. Akad. d. Hifsensch . Febr, 1847. 6 Petalospyris Diaboliscus . 7 ithocorythaum SalpRs 9. . i 8 Haliomma Himbo Das kleinste Zeben f 9 Anthocyrlis Hespilus Z Dodoeyriis. Scham Kieselschalige Zellenthierchen, Palyeysäzen , 10 Astromma Reese > Day papallr als es RawanHarbadod. h U Stephanastrum Ahombus 3 Hhopaloptera ornata Der BEIORG en 4 Pterooodon Campanı gest-v. C- E.NWeber. 5 Zyehnoeanium Ducerma gez u. Ehrenberg