IE Haha. mens mn Prek en ars merhesen ech a che Rech 2 En n. ERRARETT ERDELEER 2 j n Berpihe vınamsı, ar, A ee are ee 37 Er, .. hr, F 2,22, 27 2 DRERLESSERTELHLEITI ET RTL gir? » fl H * sarsaceHen 22272 Ere} „222 7: Peer r er eeerer rertern eich 22:7 Pre -. 2 san Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten « Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1848. Berlin. Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenchaften. rar Mc ularısdl f Yammi Ban %- lernen . ar, art rs r 17 ch u fi 1 zZ Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften II. zu Berlin im Monat Januar 1848. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 3. Januar. Sitzung der physikalisch-mathe- - matischen Klasse. Hr. Ehrenkerg machte folgende Mittheilungen: . über in dem Magen eines peruanischen Flufsfi- sches als Speise gefundene mikroskopische Orga- nismen. .über zwei neue Genera kieselschaliger Polyga- stern aus dem Guano und über die neue Art von Guano aus Patagonien, welche das dänische Schiff Waldemar 1847 gebracht hat. über 3 neue Infusorien-Biolithe der Braunkohle des mittleren Deutschlands bei Godesberg, Öst- heim und Redwitz, entdeckt durch die Herren Nöggerath in Bonn, Eckhard in Marburg und Nauck in Berlin. . über vom Hrn. Dr. Thomas in Königsberg aufge- fundene Polygastern im Bernstein. . Bericht über des Grafen Suminski Entdeckung der Befruchtung der Farrnkräuter. L Hr. Valenciennes in Paris, Correspondent der Akademie, _ hat im Magen und im Darmcanale der Lebiasina bimaculata, eines neuen Genus aus der Familie Erythrini der Fische, Infu- 4 sorien beobachtet und dieselben zur Bestimmung der Arten im August 1846 an Hrn. Ehr. gesandt. Magen und Darm fanden sich bis zur Bauhinschen Klappe mit einem schwärzlichen oder röthlichen Schlamm erfüllt und davon ausgedehnt. Der Flufs in welchem der kleine Fisch lebt soll aus dem Titicaca-See flie- fsen, und somit gäben die im Magen desselben Fisches vorhan- denen mikroskopischen Organismen den ersten Blick in die For- men-Verhältnisse des Innern Peru’s. Ferner war aus Hrn. Ehr’s. vielfachen Untersuchungen meh- rerer Hundert Arten von Fischen hervorgegangen, dals dieselben höchst selten und nur zufällig einzelne Infusorien in ihrem Ma- gen- und Darm-Inhalt unter den Nahrungsstoffen führen, wel- cher Umstand bei der Frage über die Entstehung des landwirth- schaftlich so wichtig gewordenen Guano Interesse gewinnt. Man hält ihn nämlich für ein Product, für Exeremente der zahlreichen fischfressenden Vögel. Da diese Vögel weder Wasser noch Schlamm absichtlich in Menge genielsen, so könnten die Infuso- rien nur in den genossenen Fischen gewesen sein. In einer frü- heren 1845 (Monatsbericht 1845, p. 68.) gegebenen Mittheilung wurde auf diese Schwierigkeit hingewiesen und den Würmer fressenden Strandvögeln der Haupt-Antheil an dem Guano muth- mafslich zugeschrieben. Durch diese peruanische Fischart ist nun eine interessante Anzeige vorhanden, dals es dort Fische giebt, welche gerade Infusorien-Schlamm als Nahrung im Darme füh- ren. Ob die Erscheinung ausgedehnter und auch bei Seefischen dort zu beobachten ist, wird weitere Forschung lehren. Folgende Species haben sich aus der übersandten kleinen Probe des Magen-Inhaltes bestimmen lassen. PoLyGastrıcA 27. Amphora gracilis Fragilaria rhbadosoma Cocconeis fasciata Gloeonema paradoxum? Placentula Gomphonema gracile Cocconema Leptoceros dugur Lunula Himantidium Arcus Coscinodiscus radiolatus®? _Navicula lineolata Discoplea? (Gallionella?) Scalprum Eunotia gibba Pinnularia affınis Fragilaria acuta borealis ou Pinnularia peregrina Synedra Entomon viridis Sphenosira Catena Podosphenia Pupula Stauroneis linearis Synedra acuta Stauroptera Monogramma. constricta? PHYTOLITHARIA 4. Lithostylidium Clepsammidium Lithostylidium rude Rajula Trabecula. Aus diesem Verzeichnifs geht hervor, dafs das Flulswasser, in welchem der Fisch sich aufgehalten, Beimischungen von See- 'thierchen (Coscinodiseus) hat, mithin entweder selbst im Fluth- gebiete des Meeres liegt, oder, da nur Fragmente der Seeform gesehen sind, tertiäre Biolithe berührt. Auch Cocconeis fasciata ist bekannte Küstenform von Peru. Synedra Entomon, bisher nur aus Chile bekannt, ist durch ihr Vorkommen im Passatstaube merkwürdig. Synedra? con- strieta ist eine glatte an beiden Enden nadelartig sehr lang zu- gespitzte characteristische Form. Stauroneis linearis und Sphe- nosira Catena sind bekannte Amerikaner von Chile und Mexico. Stauroptera Monogramma ist eine gerippte der glatten Stauro- neis Monogramma von Surinam ähnliche Form, die auch der Achnanthes ventricosa ähnlich, aber nicht gleich ist. Sämmtliche Formen wurden in Zeichnungen und Präpara- ten vorgelegt. I. Da bei der sehr grofsen Menge der bereits in Übersicht gebrachten generischen Form-Typen bei den Polygastern die neuen Genera nicht mehr so häufig vorkommen können, so ha- ben wirklich vorkommende neue Formen dieser Beschaffenheit ein höheres wissenschaftliches Interesse. Hr. Ehr. hat bei sei- ner Anwesenheit in England im vergangenen Sommer eine sol- che interessante Form unter den mikroskopischen Präparaten ken- nen gelernt, die Hr. Topping mit grofser Sauberkeit zum Ver- kauf zubereitet. Sie findet sich in einer gewissen Art von Guano aus Patagonien und gehört zu den grölseren Formen. Hr. E. nennt sie Hemiptychus ornatus. Es sind einzelne, verhältnifsmäfsig an- sehnlich grofse, scheibenförmige feine Kiesel-Platten, die durch 6 ein zierliches Netzwerk verbundene Strahlen auf ihrer Fläche zeigen, nach Art der Gattung Actinoptychus. Diese Strahlen sind auch wie dort erhabene Leisten, welche aber vom Rande anfangend nicht innen bis zum Centrum reichen, vielmehr eine breite Mittelscheibe übrig lassen, in der sich jene Leisten als fein punctirte Strahlenlinien fortsetzen, bis unmittelbar am Centrum ein Kranz von Zähnchen sichtbar wird. Auch liefsen sich keine Rand- Öffnungen erkennen. Die Zeichnung und das Präparat in einem der bei Hrn. Topping verkäuflichen Kästchen wurden vorgelegt. Ein anderes neues Genus von Polygastern fand sich in einem Guano aus Patagonien, den das dänische Schiff Waldemar, Capit. Schmidt, im October 1847 nach Berlin gebracht hat, Hr. H. Rose hatte eine Flasche voll dieses Guano erhalten und sie Hrn. Ehr. zur mikroskopischen Prüfung übergeben. Der patagonische Guano enthält wieder, wie alle bisher un- tersuchten Arten dieses Stoffes, eine ansehnliche Beimischung von kieselschaligen Polygastern verschiedener Gattungen, samt vielen Kiesel-Nadeln von See-Schwämmen. Die interessanteste Form ist Entopyla australis, eine neue Gattung. Am meisten äufsere Ähnlichkeit hat diese neue Form mit Tessella, in der inneren Bildung ist dieselbe aber der Gat- tung Biblarium weit ähnlicher. Sie bildet viereckige Platten die von der Seite gesehen oben und unten abgerundet sind. Diese viereckigen Täfelchen oder Kästchen bestehen aus vielen Blättern wie ein Buch, die aber fest verbunden sind. Die Blätter sind den schmalen Seiten parallel und gekrümmt. Die beiden End- blätter sind wie die Deckel eines Buches, dicker und mit bis 32 Queer-Rippen ausgezeichnet. Diese beiden verzierten Endblät- ter sind bei Bidlarium einander gleich, bei Entopyla sind sie es nicht, da ist eins nach aulsen concav, das andere nach aufsen convex. Das concave Endblatt ist auf der Bauchseite, da es 2 grofse rundliche Öffnungen an den Enden hat, das entgegen- gesetzte convexe hat keine Öffnungen. Die sämtlichen Zwischen- Blätter haben eine grolse Öffnung in der Mitte, so dals nur ein dünner Rand übrig bleibt. Hierdurch entsteht ein zusammen- hängender grolser Raum im Innern der Täfelchen. Ähnlich ist der Bau bei Bidlarium. 7 Diese Form ist nicht ganz neu, indem sie als Fragment im Jahre 1843 von den Falklands-Inseln her bekannt wurde und als unvollständige, aber characteristische Form einstweilen frag- lich zur Gattung Surirella gestellt und Surirella? australis ge- nannt wurde. Es war ein Theil des allerdings den Surirellen- Schalen ganz ähnlich gebildeten Deckels der Entzopyla. In diesem neuen Guano fanden sich aulserdem: POLYGASTRICA. Aetinoptychus octonarius Grammatophora oceanica Cocconeis oceanica serpentin@ Coscinodiscus subtilis Tessella Catena Entopyla australis Synedra Gallionii? Gallionella sulcata Zygoceros Rhombus? Grammaetophora angulosa 3 PHYTOLITHARIA. { Lithodontium furcatum Spongolithis Clavus 5 platyodon cenocephala .} Fustis. Alle Formen sind sonst bekannte Meeres-Organismen, bis auf die Zithodontia, welche Randzähne von Gräsern sind. Sämtliche Arten wurden in Zeichnungen und Präparaten vor- gelegt. Novorum generum characteres succincti. HEMIıPTyYcHus Nov. Gen. Prachtschildchen. Animal e Bacillariis Naviculaceis liberum. Lorica simplex aequaliter bivalvis silicea orbicularis (non concatenata?) intus sepimentis imperfectis ad dimidiam fere radiorum partem in loculos radiantes (nec alternos impressos) divisa, medio disco late vacuo, radiato nec septato, centro, denticulorum corona cincto, radiorum experte, extremi marginis aperturis non con- spicuis. Sepimentis abbreviatis, concamerationibus non alterne impressis, centro coronato et aperturis marginalibus obsoletis ‚ab Aczinoptycho differt. . ornatus disco subtilissime granulato radiis 29 aequalibus, cel- —_ lularum apparatu interposito concentrico. Diameter - 5”. EntopxytA Nov. Gen. Doppelthor. Animal e Bacillariis Nayiculaceis (an Echinelleis?). Lorica En: 8 prismatica compressa multivalvis (libera, an concatenata?). Valvis in serie simpliei recta, libri foliorum instar, conti- guis, internis apertura maxima media perviis, externis inae- qualibus transverse striatis, altera integerrima (non perfo- rata), altera ad utrumque apicem poro magno insigni. | Forma arcuata ad Achnanthem accedit, tabelları forma Tessellae affınior est, maxime Biblario propinquior est. E. australis, foliolis linearibus utroque fine rotundato, foliolis mediis in adultis numero fere 16, costis foliolorum latera- lium in adultis ultra 40 iisque (Surirellae more) linea me- dia flexuosa divisis. Longit. - 5”. Vidi juniora specimina %” longa, foliolis intermediis tribus, costis inter aperturas 6. Synonymon: Surirella? australis 1843. Abhandl. d. Akad. III. Da die Kenntnis der tertiären Kiesel-Biolithe oder Infu- sorien-Tripel, besonders der Braunkohle, wieder bedeutend zu- genommen hat, so scheint es zunächst zweckmäfsig folgende Mit- theilungen der Akademie vorzulegen. a. Über eine von Hrn. Geheimen Bergrath Nöggerath gesandte Probe eines erdigen über 50 Fufs mächtigen Braunkohlen-Flötzes bei Godesberg am Rhein. Im August 1847 sandte Hr. Nöggerath eine Probe der neuen erdigen und Infusorien-haltigen Braunkohle von Liessem zur mikroskopischen Prüfung und in Folge der gemachten Mit- theilungen und Wünsche erhielt Hr. Ehr. neue Auskimft und Proben am 11. Sept. Hr. Nöggerath ist selbst am Orte ge- wesen und meldet Folgendes: „Die Lagerstätte des Gemisches von Braunkohlen und In- fusorien ist (bei Liessem 1 Stunde südwestlich von Godesberg) bedeutend mächtig und mag eine nicht unbeträchtliche Ausdeh- nung haben. Letztere lälst sich aber nicht übersehen, da man bisher nur einen bergbaulich geöffneten Punkt, einige Minuten östlich von dem Dorfe Liessem kennt. Man hat sie aber gegen Nordosten hinter dem Dorfe wieder erbohrt. Es ist kaum zu erwarten, dals man genaue Aufschlüsse über die Ausdehnung und Gestalt der Ablagerung erhalten wird, da die Kohle eben wegen 9 der Infusorien, zu schlecht brennt, als dafs eine bergmännische Speculation darauf gegründet werden kann. Wo der Bergbau auf die Lagerstätte eröffnet worden, liegt dieselbe unter einer Oberfläche von 21% Fufs Mächtigkeit, vorzüglich aus Quarzge- schieben und Sand bestehend, aber grofse Blöcke von Quarzfels und buntem Sandstein (diese wohl ursprünglich vom Hundsrücken herrührend) und andere Blöcke von Trachyt enthaltend (dieser ist gut erkennbar als von Borkum herrührend, etwa 15 Stunde von Liessem). Die Braunkohlen- und Infusorien - Lager sind hier nur 19 Fufs mächtig. Durch die ganze Braunkohlenmasse sind die (weilsen Lagerungsstreifen der) Infusorien verbreitet bald in geringerem bald in reicherem Quantitätsverhältnils. Die Exem- plare welche hierbei folgen sind von solchen Stellen, wo die Infusorien am reichsten in der Braunkohle verbreitet sind, nir- gends fehlen sie aber ganz.” „Der Bergbau hat ermittelt, dafs die gemischten Braunkoh- len- und Infusorien-Lager auf einer Schicht von erdig zerrie- benem Trachyt, + Fuls mächtig, ruhen. Es ist ein Trachyt-Tuff, in welchem auch grölsere abgerundete Blöcke von festem Tra- chyt vorkommen. Die Bruchstücke des Trachyts in kleinen Par- tikeln kommen auch in den schiefrigen Braunkohlen- und Infu- sorien-Massen eingemengt vor; oft ist der glasige Feldspath und die Hornblende gut zu erkennen. Unter dem Trachyt- Tuff liegt endlich ein bläulich-grauer schwefelkieshaltiger Thon von unbe- kannter Mächtigkeit, da er nicht durchsunken worden. Es ist aber wohl gar keinem Zweifel unterworfen, dals das ganze Braun- kohlengebirge dem Thonschiefer und der Grauwacke unmittelbar aufgelagert ist, denn es steht dieses Übergangsgebirge in gerin- ger Entfernung östlich zu Tage an und überdiels ruhen alle un- sere Braunkohlen - Ablagerungen unmittelbar auf Thonschiefer und Grauwacke.” „Südlich des Dorfes Liessem hat das Braunkohlen- und In- fusorien-Lager eine Mächtigkeit von 52% Fuls. Es ist hier blofs durch Bohrversuche durchsunken worden. Man kann über die Verbreitung des Lagers nichts Bestimmtes sagen. Sie mag grols sein. Zwischen dem Bergbau und dem Bohrpunkte mag eine Distanz von 5 bis 8 Minuten Weges sein. Das giebt aber durch- aus kein Anhalten.” 10 Auf Hrn. Ehr’s. frühere Bemerkung, dafs das Lager, der Infusorien-Formen halber, in die Periode des Leuciscus papyra- ceus zu gehören scheine, antwortet Hr. N.: „Ich habe aus dem Braunkohlenlager wirklich ein Paar schlechte Exemplare von .Zeuciscus papyraceus erhalten. Seine Existenz ist dadurch wenigstens bewiesen.” Dies sind die Lagerungsverhältnisse des neuen Tertiär-La- gers. Die Hrn. Ehr. übersandte Masse ist ein schiefriges sehr mürbes im trocknen Zustande perlgraues oder silbergraues Fos- sil, im Äufsern dem Polirschiefer von Cassel am ähnlichsten. Manche Proben haben dickblättrige erdige Lagen, andere haben sehr dünne Schiefer- Absonderungen und die letzteren sind ho- mogener und feiner. Die graue Farbe entsteht deutlich durch schneeweilse kleine Kieselschalen von Polygastern oder Phytoli- tharien, welche mit schwärzlich-kohligen Stoffen gemengt sind und nur in dünnen Lagen beim Queerbruch feine weilse Strei- fen da bilden, wo sie gehäuft sind. Folgende Formen sind bis jetzt unterschieden worden: Kieselschalige Polygastrica: Chaetotyphla? volvocina Cocconema lanceolatum Leptoceros « adultum £ß pumilum (juvenile?) Fragilaria Gallionella Gallionella undulata Gomphonema_ gracile longicolle Himantidium Arcus Pinnularia aequalis rhenana? Kieselerdige Phytolitharia: Amphidiscus armatus? Spongolithis acicularis aspera inflexa mesogongyla. U EEE LEERE SE NEL NEO ZERERET 11 Weiche Pflanzentheile: Pollen Pini. Die Mischung dieser Formen ist eigenthümlich. Die Haupt- masse wird von Cocconema Leptoceros 8 gebildet, welche in un- zählbaren Massen dicht auf einander liegt und nur selten und einzeln die übrigen Formen einschliefst. Diese Mischung ist nur neuerlich beim Polirschiefer der Braunkoble von Redwitz wie- der vorgekommen. Die Gallionella undulata und der Amphidis- cus sind characteristisch für den Casseler Polirschiefer aus dem Basalttuff. Der Amphidiscus armatus ist in gleicher Form bei Cassel und in der Grube Elise bei Wohlscheid am Rhein, aus den jetzt lebenden Verhältnissen aber nicht bekannt. Die Pin- nularia rhenana verbindet dieses neue Lager am linken Rhein- ufer mit den Lagern bei Rott am rechten. Alle Formen können Süfswasser-Bildungen sein. Der neue Tertiär-Biolith des linken Rheinufers ist auf der Höhe abgelagert und scheint unmittelbar /auf Grauwacke und Trachyt zu ruhen. Daher wird es immer wahrscheinlicher, dals vor und während der Thätigkeit der Vulkane in der Eifel eine bedeutende Überdeckung der ganzen vulkanischen Tufflande mit tertiären, reich Braunkohle und Braunkohlen-Tripel haltigen Ge- birgsarten stattgefunden haben mag, deren Durchbrechung und Verstäubung oder Mischung mit Wasser und Aschen oder Bim- ‚stein-Staub durch die Vulkane, die dortigen eigenthümlichen ge- fritteten und mit Infusorien-Schalen gemischten Tuffe bedingen. Hierbei wurde noch einer erdigen Blätterkohle von Gu- sternhain im Westerwalde gedacht, welche der Hr. Geheime Medicinalrath Dr. v. Franque in Wiesbaden mit mehreren Braunkohlenproben des Westerwaldes Hrn. Ehr. auf seinen Wunsch auf amtlichen Wege hat zukommen lassen. Diese Blätterkoble, in deren Nähe wahrscheinlich auch wirklicher Braunkohlen- Tripel oder Polirschiefer vorhanden ist, zeichnet sich durch Mangel an Infusorien-Schalen aus, bei einer ziemlich reichlichen Mischung von unverbrennlichen Phytolitharien zwi- schen den verbrennlichen Pflanzenresten. Es finden sich nament- lich darin, jedoch meist zerbrochen oder zerfallen: Zithasteriscus Zuberculatus, Amphidiscus Rotula, armatus, Spongolithis acicula- ris und odtusa? sämmtlich wohl Süfswasserbildungen. Nur die 12 letztere ist ein zweifelhaftes Seegebilde. Da noch weitere Ma- terialien für den Westerwald zugesagt sind, so wird eine über- sichtliche Darstellung der dortigen Verhältnisse späterhin mehr Interesse der Vergleichung gewähren. 5. Über einen vom Hrn. Candidat Eckhard entdeckten Infusorien-Biolith von Ostheim bei Hanau. Im April 1847 sandte Hr. Candidat Eckhard aus Marburg an Hrn. Ehr. eine kleine Probe eines weilsen Kieselguhrs, der sich bei Ostheim 2 Stunden von Hanau mit Braunkohlen gefun- den hat und der ihm eigenthümliche Formen zu enthalten schien. Hr. Eckhard hat auf Hrn. Ehr’s. Anregen den Gegenstand weiter verfolgt und folgende, sehr schätzbare Notizen allmälig mitgetheilt, welche das Vorkommen der Masse völlig erläutern. Die geognostischen Nachrichten verdankt derselbe der Mittheilung des Oberstabsarztes Dr. Speyer. Bei Ostheim, 2 Stunden nördlich von Hanau am Main, fin- den sich alte Braunkohlengruben, welche jetzt verlassen sind, weil die Wasser zu viel Kosten machen und die Gruben bei’Rafs- dorf, in gleicher Entfernung, südwestlich von Hanau, vortheil- hafter geworden sind. Über den Braunkoblen bei Ostheim liegt ein braunrother Letten, in welchem sich hin und wieder, doch selten, erbsengrolse kieselguhrartige Massen eingestreut finden, die, wie er sah, aus Infusorien bestehen. In den Braunkohlen selbst kommt der Kieselguhr, der zuweilen dem Polirschiefer nahe steht, massenweise, oft in bedeutenden Brocken vor, nicht sel- ten auch in Lagen, die aber fast nie mehr als 1 Fuls Mächtig- keit hahen und nie sich auf gröfsere Strecken fortsetzen, son- dern nur 8 bis 14 Fufs in horizontaler Richtung verlaufen. Hr. Eckhard hatte bereits unter den Formen, welche die- sen Kieselguhr von Ostheim zusammensetzen, eine besonders aus- gezeichnete (Siylobiblium) erkannt und sie mit einigen anderen skizzirt. Derselbe hat Hrn. Ehr. ersucht die nähere Formen- bestimmung selbst zu übernehmen und ein Namen-Verzeichnils seiner Notiz beizufügen. Folgende 56 Formen haben sich bei 40 genauen Analysen der Masse, welche Hr. Ehr. gemacht hat, als Bestandtheile fest- stellen lassen. 13 POLYGASTRICA 31. Biblarium_ellipticum emarginatum Glans speciosum Stella Chaetotyphla? volocina Cocconeis Placentula Cocconema asperum lanceolatum Eunotia Diadema gibberula granulata parallela procera Fragilaria Gallionella distans. Amphidiscus armatus 4 Gallionella r Gomphonema gracile longicolle Himantidium Arcus Pinnularia affınis macilenta nobilis viridis ß Stauroneis gracılis Phoenicenteron Stauroptera cardinalis Phoenicenteron Stylobiblium Eckhardi Trachelomonas laevis PHYTOLITHARIA 25. Lithostylidium Rhombus clavatus rude Rotula Serra Lithodontium furcatum sinuosum nasutum Trabecula platyodon unidentatum rostratum Spongolithis acicularis Lithostylidium Amphiodon aspera Clepsammidium Erinaceus Emblema inflexa Pipa mesogongyla quadratum Trachystauron rectangulum. Durch die beigemischte grolse Menge der zierlichen stern- artigen Deckel der neuen Form Stylodbidlium Eckhardi erhält die- ser tertiäre Kieselguhr schon beim ersten Anblick etwas Eigen- thümliches und die vielen Bidlaria vermehren diesen Character. Die Hauptmasse bildet Eunotia gibberula. _ tharien sind Zirhostylidium Pipa und rectangulum als seltene _ Character-Formen ausgezeichnet. Die dabei oft vorkommenden Unter den Phytoli- 14 gezahnten Ringe sind nicht Species von Mesocena, sondern die Mittelblätter des Siylobiblium, dessen Seitenblätter (Deckel) die Sterne sind. Biblarium Castellum ist eine verwandte Form. Sämmtliche Formen sind entweder bekannte, oder die neuer, wahrscheinliche Süfswasser-Gebilde. Anzeigen brakischer Beimi- schung sind nicht vorhanden. Alle waren in Zeichnungen und Präparaten vorgelegt. In diesen und auch in einigen anderen Braunkoblen - Tri- peln haben sich neuerlich geringe kleine Staubtheile von Bim- stein oder vulkanischer Asche eingemengt erkennen lassen, ohne aber dadurch der Masse einen vulkanischen Character zu geben. Sie mögen aus gleichzeitigen fremden Ereignissen zugekommen sein. ec. Über einen von Hrn. Lehrer Nauck mitgetheilten Polirschiefer der Braunkohle von Redwitz am Fichtelgebirge. Hr. Nauck hat Hr. E. einen Infusorien-Biolith als Polir- schiefer von Redwitz am Fichtelgebirge zur Ansicht und weite- ren Untersuchung gebracht, welcher die Kenntnils der tertiären Lebens -Verhältnisse Deutschlands durch ein neues Mittelglied vom Rhein nach Böhmen hin vervollständigt und daher von einem besonderen Interesse ist. Über die Lagerung verdankt man Hrn. Nauck, der sich den Naturwissenschaften widmet, die folgenden und nachträglichen, von Hrn. Fikenscher stammenden Nachrichten. „Der weilse Infusorienschiefer findet sich am südlichen Ab- hange der Basaltberge, welche 2 Stunden südlich von Redwitz liegen. Er ist die Sohle von einem schwachen Braunkohlenflöz, das 30 Fufs unter Tage liegt und mit sandigem Lehm und Thon bedeckt ist. Das Lager ist 1800 Fuls über dem Meere.” Die übergebene Substanz ist eine gelblichweilse dem Bili- ner Polirschiefer an Farbe und Cohärenz ähnliche Gebirgsart, für welche der Name Polirschiefer mit allem Rechte gebraucht wird. Die vorliegende etwas über 2 Zoll breite, 5 Zoll dicke Probe wurde von allen Seiten und nach Ablösung der oberen Lage auch innen untersucht. Aus 40 von Hrn. Ehr. unternommenen ge- nauen Analysen nadelknopf grolser Theilchen der Substanz hat sich folgendes Verzeichnils der 41 die Masse constituirenden Or- ganismen erhalten lassen. 15 PoLYGASTRICA 32. A,nphora libyca Biblarium_ellipticum Chaetotyphla? volvocina Cocconeis Placentula elongata Cocconema lanceolatum Leptoceros « ß pumilum y angulare Eunotia? Fragilaria? Gallionella biceps rhabdosoma Zurgens Gallionella undulata Gloeonema paradoxum? Gomphonema clavatum gracile longicolle Himantidium Arcus Navicula fuloa? Semen Pinnularia aequalis inaequalis macilenta? ; Placentula F viridis Stauroptera Isostauron? Synedra acuta brevis & gracilior ß turgida Trachelomonas laevis. PHYTOLITHARIA 8. Amphidiscus verticillatus Lithodontium platyodon Lithasteriscus tuberculatus Lithostylidium quadratum Lithodontium Bursa rude nasutum Spongolithis acicularis. 16 Weiche Pflanzentheile 1. Pollen Pini. Überwiegend vorherrschend und Masse bildend ist Cocconema Leptoceros ß pumilum. Die anderen Cocconemata sind nebst ° Chaetotyphla? volocina die nächst zahlreicheren Formen. Die Gallionella undulata verbindet dies Lager nahe mit dem des Ba- salttuffes von Cassel, aber die massebildenden Cocconernata ver- binden es am engsten von allen ähnlichen bekannten Massen auf der Erdfläche mit dem vom linken Rheinufer bei Liessem. Da die betreffende Kohlengrube bei Redwitz der Familie des Hrn. Nauck eigenthümlich gehört, so ist ihm bekannt, dals ein Basaltdurchbruch den Fortbau in einer Richtung hindert, in welcher nach einiger Entfernung hinter dem Basalte wieder ein ähnliches Braunkohlenlager erscheint. Ferner „findet sich bei Pilgramsreuth, eine Meile südwest- lich von Redwitz, ein Braunkoblenflötz, dessen Liegendes ein Brandschiefer ist, welcher mitunter Blätterabdrücke von Dicoty- len enthält. Dieses Flötz ist im Mittel 5 Fufs mächtig, hat viel bituminöses Holz in festen Stücken und liegt, bei einem Einfal- len von 25°, 25 bis 90 Fufs, unter der Oberfläche. Das Han- gende des Braunkohlengebirges ist grauer Sand und Lehm, dar- über ein schwaches Brauneisensteinflötz und über diesem bis zur Oberfläche Lehm. Im Lehme finden sich Basaltblöcke, wie an der Oberfläche. Das Lager des Brandschiefers, in dem eine schwache Schicht von Phosphorit ist, liegt 1900 par. Fuls über dem Meere.” Auch diese sammt einer Probe von Hrn. Nauck überge- bene Nachricht hat ein specielles Interesse für die Bildungsver- schiedenheiten solcher Ablagerungen. Eine Reihe von mikroskopischen Analysen hat ergeben, dafs dieser Brandschiefer gar keine Infusorien, aber doch ansehnlich viele Kieseltheile enthält, welche Phytolitharien sind. Es ist Amphidiscus armatus und verticillatus mit Spongillen - Nadeln, welche die Mischung bilden. Dies Verhalten schliefst sich an das ganz ähnliche der erdigen grauen Blätterkohle von Gustern- hain im Westerwalde an. Die braunrothe Farbe dieses sogenannten Brandschiefers kann nicht vom vulkanischen Erglühen durch Basalt- Durchbruch 17 entstanden sein, da die Masse viel Kohle noch enthält und beim Glühen sich sogleich schwärzt. IV. Zu den die Tertiärverhältnisse der Erdoberfläche berühren- den Erscheinungen gehört auch die Bernsteinbildung und so scheint es nicht ohne vorzügliches wissenschaftliches Interesse zu sein, dals neuerlich Infusorien im Bernstein entdeckt worden sind, welche wieder neue Vergleichungspunkte der Lebens -Ver- hältnisse liefern. Hr. Dr. Thomas in Königsberg hat solche Formen zuerst im Bernstein gefunden und Hrn. Ehr. dieselben zur Bestätigung und Bestimmung der Arten übergeben. Da Hr. Ehr. eine Zeitlang im Zweifel blieb, ob die im Bernstein gefundenen Objecte wirkliche Einschlüsse, oder nur äufserlich in Spalten eingeklemmte Dinge seien, so kann erst jetzt, nach dem Überwinden dieser Zweifel, auch der Akademie Mit- theilung davon gemacht werden, wie er es für wohl zweckmä- fsig hält. In unreinen Bernsteinstücken, wo sich allerlei dunkle Flecke und Einschlüsse zeigen, fand Hr. Thomas zweimal, dicht neben facettirten dunklen Körperchen, die er für Schwefelkies- ‚krystalle zu halten geneigt und allerdings nicht behindert ist, den Infusorien äbnliche sehr kleine Körperchen. Die Krystalle so- wohl als diese Körperchen lagen beidemal in einer feinen Spalte des Bernsteins. Dieser Umstand hielt Hrn. Ehr. eine zeitlang ab, das Object als ein gleichzeitiges des Bernsteins zu erklä- ren, zumal er einige der kleinen Schalen mit Luft erfüllt sah. Hr. Dr. Thomas erläuterte die Spalten dadurch, dafs auch die Insecten und viele andere, vielleicht alle Einschlüsse auf der- leichen Spaltungs- oder Überdeckungsflächen liegend erscheinen. ach Hrn. Ehr.’s jetziger Ansicht ist aber der Umstand entschei- end, dafs die meisten und mit geringer Ausnahme alle die klei- nen Infusorien-Formen, welche man dichtgedrängt beisammen ‚sieht, die auch sämmtlich Kieselschalen von bekannten Bacillarien sind, vom Bernsteinharze durchdrungen und nur daher völlig ‚durchsichtig sind. Nur durch ein Harz oder einen harzigen Balsam ist diese Durchsichtigkeit zu erlangen. Nun konnte zwar N, 4* 18 der zum Anheften der Bernsteinstücke auf Glas von Hrn. Dr. Thomas benutzte Balsam die Schalen erfüllt haben, allein dann würden die Spalten selbst auch unsichtbar, durchsichtig, gewor- den sein. Andere Gründe, dals die Formen entschieden zur Bernsteinbildung gehören, liegen in den Formen selbst, die in beiden Stücken sehr gleich sind und offenbar Jugendzustände schon sonst aus der Tertiärzeit bekannter Körper sind. Folgende 9 Species sind bisher im Bernstein vorgekommen: Amphora gracilis Navicula amphioxys Cocconeis borealis Bacillum (tenuis) Cocconema Cistula? Pinnularia capitata Fragilaria rhabdosoma? Gastrum Navieula affınis. Am zahlreichsten ist Navicula amphioxys, die sammt Cocco- neis und Amphora, auch Pinnularia Gastrum, die Masse bildet. INK Der Graf Suminski hat Hrn. Ehr. zur Überreichung an die Akademie einen Aufsatz übergeben, welcher die Befruchtung der Farrnkräuter in einen neuen Gesichtspunkt bringt. Der Auf- satz betrifft keine blolse Speculation, sondern directe neue Be- obachtungen, bei denen das Speculative eine unwesentliche Ne- bensache bildet. Die mannichfachen Bemühungen der Botaniker, bei den Farrnkräutern eine die Befruchtung vermittelnde Organisation nach- zuweisen, sind von Hrn. Link in den Schriften der Akademie von 1840 ceritisch zusammengestellt und mit neuen Versuchen vermehrt worden. Von diesen sämmtlichen Resultaten der Un- tersuchung ist die von Hrn. v. Suminski gewonnene Ansicht wesentlich abweichend. Hr. Link besonders hat auf anderem Wege, im richtigen Vorgefühle, denselben Hauptresultaten sich genähert und hauptsächlich die Wichtigkeit der kleinen Keim- platte der jungen Farrnpllanzen geahnet, indem er sie mit dem besonderen Namen Prothallium bezeichnete. Hr. Link hat auch sehr glücklich die Verwandtschaft der Farrn mit den monokoty- len Bildungen bereits erkannt und fest ausgesprochen. All diese schwierigen Verhältnisse bekommen durch Hrn. v. Suminski’s glückliche Beobachtung eine festere Basis und da derselbe Hrn. ü \ 19 Ehr. die zarten Objecte im lebenden Zustande und unter des- ‚sen Mikroskope zur Ansicht gebracht hat, so ist Hr. Ehr. veranlalst den Gegenstand der Akademie zu empfehlen. Er ist auch noch specieller, der dabei vorkommenden sogenannten Spermatozoen halber, davon berührt. Von allen Seiten hat es längst in der Botanik zu der Ver- muthung hingedrängt, dafs die eryptogamischen Gewächse, neben ihrer deutlichen Fruchtbildung auch Befruchtungsorgane haben mögen und das Streben zum Aufsuchen solcher Verhältnisse wird durch Schule und Conversation überall! täglich genährt, von jun- gen Kräften aber, die von vergeblicher Mühe nicht erschlafft sind, stets frisch und enthusiastisch erfalst. Die früheren Beobachter haben die zu vermuthenden Be- fruchtungsorgane der Farrn in der Nähe der braunen Körner- häufchen, die man bisher Saamen nannte, gesucht und sie, wenn nicht in diesen Häufchen (Soris) selbst, doch in deren Umge- bung auf den grolsen Ast- und Blatt-Wedeln suchen zu müssen geglaubt. ga Hr. v. Suminski, welcher aus Liebe zu den Naturwissen- schaften eine Reise in ferne Länder beabsichtigt und sich auch mit dem Mikroskope dazu vorbereitet, hat bei der mikroskopi- ‚schen Beobachtung der Samen- und Stamm-Entwickelung der Farren plötzlich kleine schnell bewegte Spiral- Körper gesehen und da dergleichen Spiral-Körper schon öfter als Spermatozoen r Pflanzen angezeigt und namentlich bei eryptogamischen Pflan- zen als die Befruchtung vermittelnd angenommen waren, so wurde eine Aufmerksamkeit auf kleine runde Zellen zwischen den Wur- 1 des Prothalliums gelenkt, aus denen solche bewegliche Spi- Körperchen hervortraten. Nach dieser Auffindung vermuth- licher Befruchtungsorgane lag die Vermuthung nahe, dafs die zu befruchtenden Keim-Anlagen in der Nähe sein möchten: Er ıd dann auch die Verhältnisse einer Anzahl eigenthümlicher Kleiner Wärzchen im Ausschnittswinkel des Prothalliums gerade da, wo jedesmal das neue Stämmchen sich bildet so besonders nd blumenartig, dafs er diese Theile genauer in ihrer Entwicke- ing verfolgte. So sah er denn, dafs von vielen vorhandenen ch stets nur eins entwickelt, dals alle an der Spitze Öffnungen aben und dafs in diesen Öffnungen sich bewegte Spiralfäden 20 öfter einsenkten und darin liegend erkennbar waren. Die wei- tere Entwickelung der Vorstellung liegt nahe. Hr. v. Suminski schlielst aus seinen Beobachtungen, dafs die bisher sogenannten Samen der Farren keine Samen, sondern Knospen ohne Befruchtung sind, dafs aber die Blüthen der Far- ren auf der Keimplatte, dem Prothallium, vollständig vorhanden sind, und dafs meist immer nur ein Same ausgebildet wird, der sogleich in den Stamm auswächst. Hiernach wären denn die Farrenstämme Producte mikro- skopischer, auf der Keimplatte, dem Prothallium, als Blumenbo- den vorgehender Befruchtung, im ganzen übrigen Verlauf ihrer oft baumartigen Entwicklung aber blüthen- und fruchtlose Pflan- zen mit Bulbillenbildung. Freigewordenen Samen gäbe es dem- nach gar nicht. Dafs die braunen Körnchen der Sori, welche man bisher Samen nannte, ohne Spur von Albumen sind, wäre dadurch allerdings erklärt. Nicht alle Schlüsse, nur Facta kann Hr. Ehr. vertreten. Die Verhältnisse, welche die beiliegende Zeichnung enthält, hat Hr. Ehr. genau so bestätigt, wie sie gezeichnet sind. Die in den runden Zellen befindlichen sehr zarten spiralen Körperchen hat er selbst gesehen, auch die rasch zitternde Bewegung derselben beim Austreten und auch feine Fäserchen, deren Schwingen die Bewegung vermittelt. Das bedeutende Malertalent des Hrn. v. Suminski hat ihm die Beobachtung und richtige Darstellung der Verhältnisse sehr erleichtert. Die Methode der Beobachtung ist sehr zweckmälsig und sinnreich. In einem flachen Blechkäst- chen mit vielen Fächern sind die kleinen Pflänzchen auf weilsem feuchten Sande gezogen, wodurch sie reichlich zur Hand und reiner für die Untersuchung blieben. Alle untersuchten Genera in allen Arten haben die gleiche Bildung gezeigt. So viel schien als Einleitung nöthig, um den wissenschaft- lichen Gesichtspunkt für diese jedenfalls sehr interessante Beob- hl achtung darzulegen. Nur noch einige Worte schlielst Hr. Ehr. bei dieser Ge- legenheit über die Wimperbewegungen bei Pflanzensamen und die sogenannten Spermatozoen der Pflanzen an. Seit Leeuwenhoeks wichtigen Beobachtungen über die Existenz der Spermatozoen sind von Zeit zu Zeit immer neue 21 oft monströse Auswächse der Beobachtung und Speculation er- schienen. Dafls das Köpfchen jedes menschlichen Spermatozoons einen kleinen zusammengekauerten Embryo mit grofser offener Fontanelle, Armen und Beinen enthalte, bildete Hartsoeker ab und der Schwanz war ihm die Nabelschnur. Diese Darstellung ist als unwahr und roh seit Kurzem erst fest verbannt. Die neuere Zeit neigte zu ähnlichen Vorstellungen. Bei den Thieren sind sie sehr verfeinert worden, bei den Pflanzen treten sie we- niger fein mit grofser Sicherheit entgegen. Gewisse Dinge darf man im gesunden Zustande nicht wollen, über andere darf man nicht entscheidend urtheilen. Die Lehre von den Spermatozoen gehört zu den letzteren, bis bessere Sehmittel kommen. Vielleicht ist es nützlich hierbei darauf aufmerksam zu ma- chen, dafs die Spiralfäden in den Befruchtungsorganen mancher Pflanzen, die von Hrn. Unger als Spirillum bei Sphagnum, von Hrn. Lindley als Yiörio bei Polytrichum, mit Namen von In- fusorien bezeichnet wurden und die in anderen Pflanzen von Anderen mit Monaden für identisch erklärt worden, ein von den "Infusorien ganz und gar verschiedener Gegenstand sind, dafs auch die Vergleichung der bewegten Theilchen bei der Pflan- zen-Befruchtung mit den Spermatozoen der Thiere offenbar ganz Heterogenes vergleicht. Gegliedert und biegsam sind die Sa- mentheilchen der Thiere, starr und ungegliedert sind die Kör- perchen bei den Pflanzen, hier sollen die Enden unmittelbar zu Embryonen werden, dort sieht jeder, wer sich mit der Entwik- _kelung des Eies oder dem Geschichtlichen der Eibildung ver- traut gemacht hat, die Unmöglichkeit solchen gleichen Ver- _ haltens ein, wie es Hartsoeker darstellte. Die Wimperbewegungen mancher Pflanzen-Samen hat man neuerlich für thierische Charactere erklärt. Ein bisher nicht be- _ rücksichtigter Character, welcher Pflanzenwimpern (die sich so _ bewegen mögen wie die Afterblättchen des Hedysarum gyrans) von Thierwimpern unterscheidet, ist die Einziehbarkeit der letz- tern und meist ihre Contractilität. Die schwimmenden Samen ; des Ectosperma sehen freilich der Holophrya Ovum der Poly- gastern ähnlich, aber ihre weilse vordere Stelle ist kein Mund, wird schnell zur Wurzel, die Wimpern erstarren; polygastri- ur Structur, Ernährung durch Mund und Magen giebt es 22 nicht. Es sind und bleiben Samen von Pflanzen ohne Ein- ziehbarkeit und ohne Contractilität der Bewegungs- organe. Bei den bewimperten Spiralfäden der Befruchtungs- organe erscheint mir das Verhältnils nicht anders. Zur Entwickelungs-Geschichte der Farrnkräuter. Die zur Fortpflanzung reife Farrnspore besteht aus einer festen braun gefärbten, auf der Oberfläche mit eigenthümlichen Configurationen versehenen Aufsenhaut, die eine zarte dursich- tige Tochterzelle in sich birgt, welche, nachdem sie die Mut- terzelle durchbrochen, die erste Prothallium-Zelle bildet. Diese Zelle verlängert sich, es entsteht an dem freien Ende eine leb- hafte Zellenbildung, die in einer Fläche sich ausbreitet, und nach und nach das herzförmige Prothallium hervorbringt. An der unteren Seite dieses Gebildes entwickeln sich in der Nähe des Randausschnitts, immer auf der Mitte des Blattes 3-10 eiförmige, aus 10-14 Zellen bestehende hohle Körper, die an dem freien Ende mit einer viereckigen Öffnung versehen sind. Diese Öff- nung führt in einen länglichen Kanal, der an seinem unterm blin- dem Ende sich kugelförmig erweitert, worin sich eine, den in- neren Wänden anliegende Zelle bildet. Aulser diesen so eben beschriebenen Körpern befinden sich ebenfalls an der unteren Seite des Prothalliums, zwischen den Wurzeln, viel zahlreichere (20-30) kugelig über die Oberfläche hervorragende Zellen. Diese Zellen sind mit scheinbar körnigem Inhalte erfüllt; sie zerplatzen freiwillig an der Spitze und lassen eine Anzahl kleiner, runder Zellchen heraustreten, welche eben- falls zu bersten scheinen und einen spiraligen Faden entwickeln, welcher an seinem hinteren Ende mit den Zellchen meistens in Verbindung bleibt. Der Spiralfaden beginnt nach seinem Hervortreten mittelst zarter, an seinem anderen keulenförmig angeschwollenem Ende befindlicher Wimpern, äufserst lebhaft zu bewegen und erinnert an die Bewegungen der Saamenfäden der Moose, Lebermoose und Charen; sein hinteres, fadenförmiges Ende ist gleichfalls mit einer sehr schwachen Anschwellung versehen. Diese beiden, von einander so abweichenden Organe auf der Unterseite des Prothalliums, die bisher als Antheridien in 23 verschiedenen Bildungszuständen angesehen, stellen den Geschlehts- apparat der für eryptogamisch gehaltenen Farrn dar, denn oft findet man, dals eines der oben beschriebenen hohlen Eichen mit 2-4 freien Spiralfäden angefüllt ist, die durch die weite kraterförmige Öffnung, der Anfangs nur sehr wenig sich über die Oberfläche des Prothalliums erhebenden Ovula eingedrungen sind. Diese, in der Höhle des Eichens sich befindenden Spiralfä- den vergrölsern sich allmälig, schwellen an beiden Enden an und dringen mit einem dieser keulenförmig verdickten Enden in die, im blinden Ende des Eichens vorgebildete Zelle, wodurch diese zur weiteren Ausbildung bestimmt wird. Wunderbar ist es, dafs gewöhnlich nur eines der zahlrei- eben Ovula zur Ausbildung kommt, was vielleicht daber rühren mag, dals das Nahrungsmaterial des kleinen Prothalliums zur Er- nährung mehrerer Embryonen nicht ausreicht, denn indem eines (zuweilen gar keines) dieser Ovula sich zur Ausbildung des Em- bryo anschickt, gehen die übrigen, ohne fernere Theilnahme an dem Entwickelungs- Processe der künftigen Pflanze, unter. Die ursprünglich einhäutige Embryo-Sackzelle füllt sich nach geschehener Befruchtung durch Zeugung neuer Zellen im Innern und so bildet sich allmälich der Anfangs runde, dann in die Länge auswachsende Embryo und läfst, aus seiner geschlos- senen Höhle präparirt, deutlich die Anlage eines Blattes und einer Wurzel erkennen. Nachdem er die sehr erweiterte Embryosack- und Nucleus-Höhle ausgefüllt hat, sprengt er mittelst seines er- sten Blättchens und seiner demselben gegenüberstehenden Wur- zel die nunmehr zu kleine Umbüllung an zwei entgegengesetz- ten Punkten und tritt so, innig anliegend an dem Prothallium und von dessen Zellen-Inhalte noch lange Zeit ernährt, zu Tage. Nachdem der Blattstiel eine gewisse Gröfse erreicht hat, erkennt man zwischen der Anlegungsstelle (am Prothallium) und den dreilappigen Blättchen eine neue dichte Zellengruppe, die, sich kugelig erhebend, zum zweiten Blättchen sich gestaltet, wel- ches wiederum aus sich oft eine Wurzel treibt, so dals zuweilen die beiden ersten Blättchen mit ihren ersten Wurzeln sich gera- dezu kreuzen. 24 ” Das zweite Blättchen bekommt. ebenfalls nahe seiner Basis auf der inneren Fläche des Blattstiels eine Knospe, die sich wie- derum zu einem Blatte und zwar zu einem dritten gestaltet u.s. w. Aus vorstehender Darlegung geht nun hervor: 4, dafs die Spore keinesweges Analogon des Saamens der hö- heren Pflanzen, sondern: 2, die aus einer Mutter und einer Tochterzelle bestehende Spore vielmehr die erste Anlage zu einer Blüthenknospe ist. 3, dals das Prothallium allmälich und nach einander zum Blü- then-, Frucht- und zum Keim-Boden wird. 4, dafs das Prothallium zum Embryo in keinem anderen Ver- hältnifs steht, als zum Embryo phanerogamer Pflanzen das er- nährende Albumen. 5, dals die Farrn somit keinesweges eryptogamische, sondern phanerogamische, mit zwei verschiedenen Geschlechtsappara- versehene Pflanzen sind. dafs die Befruchtung nicht durch Pollen-Schläuche vermittelt wird, sondern ausschliefslich durch bewegliche Spiralfäden. 7, dafs die Farrn nicht nur phanerogamische, sondern auch mo- nocotyle Pflanzen sind, die mit einem Blatte und einer Wur- zel keimen. Im Laufe des Winters wird über Vorstehendes in der Hof- buchdruckerei des Hrn. Decker eine ausführliche Abhandlur 5 mit erläuternden Abbildungen versehen, erscheinen. a er Graf Seszc’zyc' Suminski. Die beigehende Abbildung zeigt bei 100maliger Vergrölse- rung ein aus dem Samen von Pteris serrulata entwickeltes Pro- thallium mit 4 in dem Ausschnitte befindlichen Keimkörper- chen (weiblichen Blüthen), von denen nur eins durch die Be- fruchtung entwickelt wird und zwischen den Wurzelfasern, die runden mit Spiral-Körper-Zellchen erfüllten Zellen (männliche Theile). Hr. Müller las die folgende Abhandlung des Hrn. Beyrich. Über Xenacanthus Decheni und Holacanthodes gracilis, zwei Fische aus der Formation des Rothlie- genden in Nord-Deutschland. 25 In Schlesien und in Böhmen kommen in der Formation des Rothliegenden als eine ganz verbreitete und die Entwicklung der Formation bezeichnende Erscheinung Einlagerungen von kalkigen oder mergeligen, oft bituminös werdenden Schichten vor, welche sich an den verschiedenen Punkten ihres Auftretens in ihrem äufseren Ansehn sehr verschieden verhalten, jedoch nirgend eine grolse Mächtigkeit zu erreichen scheinen. Während sie in eini- gen Gegenden mit grofser Regelmäfsigkeit über weite Strecken hin sich verfolgen lassen, erscheinen sie anderwärts sporadisch und verschwinden schnell wieder zwischen den dominirend die Formation zusammensetzenden Sandsteinen und Conglomeraten. Diese dem Rothliegenden mitten einliegenden Kalk- oder Mer- gelschichten verdienen eine besondere Aufmerksamkeit, indem sie eine grölsere Anzahl organischer Reste einschlielsen, welche der Formation eine gewisse paläontologische Selbstständigkeit erthei- len und von grolsem Gewicht sein werden bei Beantwortung der noch jelzt sehr verschieden beurtheilten Frage, ob das Roth- liegende durch nähere Beziehungen mit der Steinkohlen- oder Zechstein-Formation verbunden sei. Von thierischen Resten haben bis jetzt jene Kalkstein- oder Mergelschichten ausschliefslich Fische geliefert; keine Spur von Conchylien oder anderen animalischen Formen ist in deren Be- gleitung vorgekommen. Dagegen fanden sich überall, wo die - Fischreste liegen, auch Pflanzen, von welchen einige durch Göp- _ pert bekannt geworden sind. Eine Ähnlichkeit mit denjenigen _ Pflanzen, welche in Deutschland der Kupferschiefer der Zech- - steinformation einschliefst, hat sich nirgend herausgestellt; wohl aber fanden sich für die untersuchten Arten, wenn sie auch als i eigenthümliche unterschieden werden mufsten, sehr nahe Verglei- _ chungspunkte unter den bekannten Pflanzen der Steinkohlen - K. Flora vor. Von den Fischen sind zwei Palaeoniscus-Arten, P., Fratislaviensis und P. lepidurus, durch Agassiz als eigenthümli- che, von denjenigen anderer Schichten zu unterscheidende Arten _ der Gattung bestimmt worden; beide konnten nicht zu weiteren Vergleichungen Veranlassung geben, da die Gattung Palaeoniscus durch zahlreiche einander sehr ähnliche Arten in der Steinkoh- lenformation eben so wie in der Zechsteinformation vertreten ist. Viel hervortretender und wichtiger durch die an ihr Auf- TE Ta ER, 26 treten sich anschliefsenden Folgerungen sind die beiden Fische, über welche im Folgenden ausführlicher zu berichten ist, Xenacanthus ist ein zu den Haien gehörender Fisch, wel- cher in der Körperform der lebenden Sywatina sehr ähnlich muls gewesen sein. In der Form des Kopfes und eben so in der Form, Stellung und Anheftungsweise der grolsen zu beiden Sei- ten des Leibes flach ausgebreitet gewesenen Brust- und Bauch- flossen zeigt er die grölste Analogie mit der genannten leben- den Gattung; aber andere Charaktere treten hinzu, welche ihn von Squatina entfernen, und ihn als Repräsentanten einer aus- gestorbenen, wenn auch im System den Squatinen zunächst zur Seite zu stellenden Familie von Haien bestimmen. Der Kopf ist vorn breit gerundet und von halbkreisförmigem Umrils.. An dem einen der vorhandenen Stücke sind die knochigen Theile desselben, wie auch die des ganzen übrigen Skelets, so vollkom- men erhalten, dals noch die der knöchernen Knorpelrinde der Knorpelfische eigenthümliche mosaikartige Struktur sichtbar blieb. Die Form und Anordnung der Zähne war nicht ganz sicher zu bestimmen. Man sieht von einer anscheinend gemeinschaftlichen Basis kleine, etwa 2 Linien lange kegelförmige Spitzen aufstei- gen, welche von gleicher Gröfse und Form sind, so dafs es den Anschein gewinnt, als ob kleine, denen der Squatina ähnliche Zähne dicht gedrängt nebeneinander gestanden hätten und mit ihrer Basis seitlich verwachsen wären. Vielleicht sind die in Eng- land in der Steinkohlenformation gefundenen Zähne, welche Agas- siz Diplodus genannt hat, in ähnlicher Weise zusammengesetzte Zähne und dürften dann denen des Xenacanthus näher vergleich- bar sein. An der Wirbelsäule war der centrale Theil der Wir- belkörper von weicher knorpeliger Beschaffenheit; von seiner Substanz blieb nichts an Stücken erhalten, welche sehr wohl noch die Reste der mehr knochigen Fortsätze der Wirbel und die dem vorderen Theil der Wirbelsäule ansitzenden Rippen erkennen lassen. Die Rippen sind kurz, pfriemförmig zugespitzt. Platte, oben stumpf gerundete Dornfortsätze lassen sich ähnlichen Fortsätzen vergleichen, welche an einem Theil der Wirbelsäule von Squatina vorhanden sind. Die Brustilossen sind wie bei Squatina mitielst einer starken knochigen Wurzel mit der Schul- ter verbunden. Man unterscheidet an ihrer Wurzel ein grölse- pnkräufer. Befruchtung der Far 27 res plattes und ungetheiltes Vorderstück von dreieckigem Umrifs und ein hinteres dornförmiges sehr regelmäfsig in Glieder ge- theiltes Stück, welches sich nach hinten bis an den Endrand der Flosse erstreckt. Die Flossenstrahlen sitzen theils dem Aufsen- rande des platten Vorderstückes der Wurzel, theils dem geglie- derten Dorn an; eine Gliederung derselben unterhalb der den Aufsentheil der Flossen bildenden Borsten läfst sich nicht erken- nen. Wie bei den Brustflossen sind auch bei den Bauchflossen ‚die Flossenstrahlen einer nach hinten in einen gegliederten Dorn auslaufenden Wurzel angeheftet. Die auszeichnendste Eigenthümlichkeit des Xenacanthus be- steht in einem langen, vollkommen geraden und allmählig in eine scharfe Spitze auslaufenden Stachel, welcher mit seiner Basis un- mittelbar dem Hinterrande des Kopfes anliegt. Dieser Stachel ist von vorn nach hinten zusammengedrückt und hat an seinen scharfen Seitenrändern kurze, hakenförmig rückwärts gekrümmte Zähne. Durch seine vollkommen gerade Form und mehr noch durch seine Abplattung von vorn nach hinten und durch seine Stellung dicht hinter dem Kopf unterscheidet sich der Stachel von allen bei lebenden Haien vorkommenden Flossenstacheln, welche stets seitlich zusammengedrückt und nach hinten gekrümmt sind; er ist allein in seiner Form den auf dem Schwanz der Stachel-Rochen sitzenden Stacheln vergleichbar und für solche sind auch ähnliche Stacheln schon früher gehalten worden. In beträchtlicher Entfernung erst binter diesem eigenthümlichen Stachel beginnt eine lange Rückenflosse, welche wahrscheinlich auf dem ganzen hinteren Theil des Körpers bis zur Schwanz- flosse hinlief; ihre Strahlen waren anscheinend ungegliedert, bieg- sam und durch etwas breitere Zwischenräume als sie selbst von einander getrennt. Den Aufsentheil dieser langen Rückenflosse bildeten denen der Brust- und Bauchflossen ähnliche, ‘jedoch kürzere Borsten. Der Schwanz des Thieres konnte bis |jetzt nicht beobachtet werden. Durch Agassiz wurden einige in der Steinkohlenformation in England vorgekommene Stacheln beschrieben, welche mit dem Rückenstachel des Xenacanthus in ihren wesentlichsten Merkma- len so weit übereinstimmen, dals man sie unbedingt ähnlichen Thieren zuzuschreiben hat. Es sind die beiden von Agassiz für 28 Stacheln gegründete Gattungen Pleuracanthus und Orthacanthus, welche man mit Xenacanthus in dieselbe Familie von Haien stellen muls. Agassiz betrachtete jene Stacheln als die ältesten Anzeichen des Auftretens von Rochen, welche sonst nur in der Tertiär- und Kreideformation fossil gekannt sind. Da jetzt durch das Auffinden des Xenacanthus jene Stacheln anders zu deuten sind, verschwinden die Rochen ganz aus der Reihe der organi- schen Formen älterer Gebirgsformationen und Haie bleiben al- lein zurück als die Repräsentanten der grolsen Abtheilung der Knorpelfische in allen denjenigen Formationen, in welchen von anderen Fischen nur Ganoiden gekannt sind. Die Stacheln, wel- che Agassiz Pleuracanthus nannte, sind den Stacheln des Xena- canthus viel ähnlicher als die der Orzthacanthus; sie unterschei- den sich durch eine Rinne auf der einen Seite des Stachels, welche bei Xenacanthus fehlt und durch die Form der seitli- chen Zähne, welche bei Xenacanthus kürzer sind und auf einer breiteren Basis aufsitzen. Die Orthacanthus sind seitlich zusam- mengedrückt und werden dadurch gewöhnlichen Flossenstacheln von Haien ähnlicher; die beiden Reihen von Stacheln sitzen nicht an seitlichen Kanten, sondern mehr nach hinten. Ihre ge- streckte Form scheint Agassiz bestimmt zu haben, sie mit Pleu- racanthus zunächst zu vergleichen. In denselben Schichten, in welchen die Pleuracanthus und Orthacanthus gefunden wurden, kommen auch wahre Xenacanthus-Stacheln vor, wie ein aus der Steinkohlenformation von Carluke in Lanarkshire herstammender Stachel in der Königl. Sammlung beweilst. Könnte man aus der ganz gleichen Form der Stacheln allein auf Identität der Arten schliefsen, so würde derselbe Fisch, welcher in Deutsch- land der Formation des Rothliegenden angehört, in England in der Steinkohlenformation vorkommen. Wenn man in einem sol- chen Schlufs auch zu weit gehen würde, so bleibt es immerhin eine wichtige Thatsache, dals nicht allein eine Art derselben Gattung, sondern auch alles, was von anderen, dem Xenacanthus zunächst vergleichbaren Fischen bis jetzt gefunden ist, der Stein- kohlenformation angehört. Xenacanthus ist unter den Fischen des deutschen Rothlie- genden derjenige, welcher bis jetzt in der gröfsten Verbreitung gefunden wurde. Die besterhaltenen Stücke, welche die meisten 29 Aufschlüsse über den Bau des Thieres gaben, stammen von Rup- persdorf, dem bekannten Fundorte des Palaeoniscus Fratislavien- sis. Das vollständigste dort vorgekommene Exemplar befand sich seit längerer Zeit im Besitz Otto’s zu Breslau, und kam nach dessen Tode mit der übrigen Sammlung seiner schlesischen Ver- steinerungen in die Königl. Sammlung zu Berlin. Otto schon hatte sich mit dem Fische beschäftigt; er hatte eine vortreflliche Zeichnung von demselben anfertigen lassen, und beabsichtigte ihn, wie die von seiner Hand. herrührende Unterschrift der Zeichnung zeigt, als eine neue Gattung fossiler Fische unter dem Namen Cephalacanthus bekannt zu machen. Dieser Name konnte, als anderweitig schon in der Zoologie vergeben, nicht angenommen werden. Noch von einem zweiten Individuum des Fisches von Ruppersdorf hesals Otto ein Fragment. Ein drittes bedeutenderes und in einigen wesentlichen 'Theilen das Haupt- stück der Otto’schen Sammlung ergärzendes Stück kam in den Besitz des Hrn. J. Müller und wird gleich den vorigen in den hiesigen Königl. Sammlungen aufbewahrt. Unbedeutendere Frag- mente desselben Fisches von Ruppersdorf enthält aulserdem noch die Sammlung des Hrn. Boksch zu Waldenburg. In hohem Grade erregte in Berlin der so merkwürdige Fisch Hrn. J. Müller’s Interesse, und durch ihn über den Bau der Knorpelfische be- lehrt, unternahm ich es eine Beschreibung desselben zu geben. Von dem Ruppersdorfer Hauptexemplar der Otto’schen Sammlung kam die Gegenplatte in Besitz des Hrn. Berghaupt- mann v. Dechen und wurde von ihm dem Museum in Bonn zum Geschenk gemacht. Nach diesem Exemplar hat vor kurzem Hr. Goldfuls den Fisch als einen neuen Fisch der Steinkoblen-For- mation unter dem Namen Orthacanthus Decheni bekannt gemacht; der von ihm gewählte Species-Name ist anzunehmen, aber die Gattung mulste geändert werden, da der Name Orthacanthus einem von dem des Xenacanthus verschiedenen Stachel gegeben wurde. Agassiz’s Pleuracanthus würde viel nähere Vergleichungs- | punkte dargeboten haben, wenn ein schon vorhandener Name gewählt werden sollte. In der kurzen von Hrn. Goldfuls gege- benen Beschreibung wird eben so, wie oben, das Thier zunächst _ mit der lebenden Squatina verglichen. Die eine der beiden 30 Bauchflossen wurde für eine zweite Rückenflosse gehalten, ein Irthum, welcher sich dadurch erklärt, dals an dem beobachteten Stück von der wahren Rückenflosse des Fisches nichts zu sehen ist. Die mosaikartige Struktur der Knochen wurde verkannt und die Knochenstückehen wurden für Chagrin-Körner gehalten, welche zerstreut auf dem halbverknöcherten Skelet umherliegen sollten. Durch Hrn. Ehrenberg, Dirigenten des Arsenik-Werkes zu Riesenhayn am südlichen Fulse der Schneekoppe, wurde Xena- canthus Decheni aufgefunden in bituminösen kupferhaltigen Mer- gelschiefern, welche an der Südseite des Riesengebirges sehr ver- breitet, gegenwärtig aus der Gegend von Trautenau bis über Hohenelbe hinaus verfolgt worden sind. Diese Mergelschiefer werden in gleicher Lagerung wie die Kalkschiefer von Ruppers- dorf von der Formation des Rothliegenden eingeschlossen, und dürfen eben so wenig wie jene der Steinkohlenformation zuge- rechnet werden, welche hier, wie in allen anderen deutschen Gebirgen als eine ältere Formation vom Rothliegenden getrennt gehalten werden mufs. Die gleichen organischen Reste, Pflan- zen und Fische, unter welchen Xenacanthus die ausgezeichneste Form ist, beweisen die Identität der an der Südseite des Rie- sengebirges auftretenden Gesteine mit den Kalkschiefern des Rothliegenden in der Grafschaft Glatz, zu welchen das Gestein von Ruppersdorf gehört. Die von Trautenau gegen Hohenelbe hin sich verbreitenden Mergelschiefer des Rothliegenden sind ohne Zweifel auch dieselben, welche weiter ostwärts noch in der Gegend von Eypel und Saugwitz gekannt sind. Hierdurch stellt sich heraus, wie durch Hrn. v. Warnsdorff schon richtig entwickelt wurde, dals nur in Folge einer unrichtigen Auffas- sung der Lagerungsverhältnisse früher den Schiefern von Eypel eine tiefere Stellung zugeschrieben wurde als denen von Rup- persdorf. Es wurde angenommen, dals diese identen Schichten von einander getrennt seien durch eine mächtige kohlenführende Ablagerung, welche man nur der Steinkohlenformation zustellen konnte und dadurch allein entstand die unrichtige und verwir- rende Vorstellung, dafs in Schlesien und Böhmen Steinkohlen- formation und Rothliegendes zwei nicht von einander zu son- dernde Formationen seien. Der Kupfergehalt der fraglichen 31 Schichten an der Südseite des Riesengebirges hat Veranlassung zu einem Bergbau gegeben, welcher zunächst bei Hermannsseifen zwischen Trautenau und Hohenelbe begonnen wurde. Hr. Eh- renberg sammelte mit [grolser Sorgfalt alles, was von organi- schen Resten bei den Arbeiten gefunden wurde und machte der Königl. Sammlung ein Geschenk mit einer Auswahl der ausge- zeichnesten vorgekommenen Stücke. Es befinden sich hierunter Theile von drei Individuen des Xenacanthus Decheni. Dafs die hier betrachteten Schichten mit den sie eigenthüm- lich auszeichnenden organischen Einschlüssen in einer noch viel _ grölseren Verbreitung in unserer Formation des Rothliegenden vorkommen, hat sich weiter noch ergeben durch einige Fisch- und Pflanzenreste, welche in Sachsen in der Gegend von Oschatz aufgefunden wurden, und über deren Auftreten man von Hrn. Naumann genauere Mittheilungen zu erwarten hat. Als ich jene Reste im Oktober d. J. zu Leipzig sah, wurde ich frappirt durch die vollständige Übereinstimmung derselben mit den mir früher von Hermannsseifen bekannt gewordenen, und ich war erfreut von Hrn. Naumann zu hören, dafs er die Schichten, in welchen jene organischen Reste bei Oschatz vorkommen ebenso, wie ich die böhmischen betrachte, für Einlagerungen in der Formation des Rothliegenden hält, welche auch nach seiner Ansicht in Sachsen, ebenso wie in Böhmen und Schlesien, überall die Stein- } kohlenformation als eine jüngere Formation bedeckt. Ein Frag- ment des Xenacanthus Decheni erkannte ich unter den Stücken, welche ich in Leipzig sah. Der Fisch, welchen ich Holacanthodes gracilis nenne, gehört als einzige gekannte Art zu einer neuen Gattung von Ganoiden _ aus der Familie der Acanthodier, welche von J. Müller auf die- jenigen Ganoiden mit heterocerkem Schwanz und kleinen Schup- pen beschränkt wurde, die Stacheln an den Flossen haben, d.h. die Gattungen Acanthodes, Cheiracanthus und Diplacanthus. Diese den Inhalt der Familie ausmachenden Fische, mit welchen Holacanthodes allein näher vergleichbar ist, sind bisjetzt sämmtlich in der Übergangs- und Steinkohlenformation gefunden. Ho- lacanthodes unterscheidet sich von den übrigen Acanthodiern schon in seiner Körperform durch die schlanke Gestalt des ganzen Lei- es. Statt der Brustflossen sieht man an den meisten Stücken 32 nur ein Paar aufserordentlich kräftiger, seitlich zu einer Schneide zusammengedrückter und leicht gekrümmter Stacheln, hinter de- ren Basis, wie an anderen Stücken zu sehen ist, ganz kurze und feine gegliederte Flossenstrahlen stehen. Die Bauchflossen wer- den durch ein Paar gleichgeformter, etwa halb so grolser Sta- cheln vertreten, hinter welchen sich keine Flossenstrahlen er- kennen lassen. Rückenflossen fehlen gänzlich. Die Seiten des Leibes sind mit fast mikroskopisch kleinen quadratischen Schup- pen bedeckt, welche gegen die Mitte des Rückens hin verschwin- den; in Folge davon scheint bei den von oben her im Gestein plattgedrückten Exemplaren der mit Schuppen bedeckte Leib durch einen glatten schuppenfreien Saum in zwei Hälften ge- tbeilt zu werden. Die Schwanzflosse ist ungewöhnlich klein. Dieser Fisch ist bei Herrmannsseifen der am häufigsten vorkom- mende und begleitet auch bei Oschatz den Xenacanthus Decheni. Von Ruppersdorf ist er bisjetzt nicht bekannt geworden. In dem klassischen Werke der Hrn. Murchison, de Verneuil und Graf Keyserling über die Geologie des europäischen Ruls- lands wurde von dem ersten der genannten Verfasser die An- sicht aufgestellt, dals man in Deutschland die Formation des Rothliegenden sehr natürlich mit der Zechsteinformation und dem unteren Theil des bunten Sandsteines verbinden könne, um so ein Äquivalent des in Rufsland unter dem Namen des permischen Systems unterschiedenen Schichtensystems zu erhalten. Es wird insbesondere das Vorkommen der Fische zu Ruppersdorf her- vorgehoben, um jene Ansicht zu unterstützen, und die beiden von Agassiz daher beschriebenen Palaeoniscus- Arten werden schlechtweg als Zechstein-Fische bezeichnet. Es hat sich aber aus den vorgehenden Untersuchungen ergeben, dals die den Pa- laeoniscus Vratislaviensis und lepidurus als Altersgenossen begleiten- den ausgezeichneten Fischformen solche sind, welche nur unter den älteren Fischen der Steinkohlenformation und nicht unter den jüngeren des Zechsteins Verwandte besitzen. Da aufserdem auch die mit den Fischen vorkommenden Pflanzen jedenfalls de- nen der Steinkohlen-Flora näher stehen als den Pflanzen des Ku- pferschiefers, so kann man in Deutschland das Rothliegende nur als eine Formation betrachten, welche zwar als eine selbständige Formation festzuhalten ist, aber durch die ihr eigenthümlich an- 33 gehörenden organischen Reste der unterliegenden Formation nä- her steht als der aufliegenden. Wir würden, wenn wir in Deutschland von einem permischen Systeme sprechen wollten, das bei uns in der Natur Gesonderte in einer unzweckmälsigen und durch Nichts gerechtfertigten Weise verbinden und man könnte einen deutschen Geognosten, welcher in Deutschland ein permisches System annähme, einem Historiker vergleichen, wel- cher in der deutschen Geschichte neue Abschnitte einführen wollte, um sie mit denen der russischen in Einklang zu bringen. *) Desgleichen trug Hr. Müller folgende Mittheilung von Hrn. J. Ewald vor. Über Menaspis, eine neue fossile Fischgattung. **) Unter verschiedenen Petrificaten aus der Harzgegend gelang- ten vor einiger Zeit zwei Platten eines schwarzen Mergelschie- fers nach Berlin, von denen die eine einen Fisch aus der Gat- tung Palaeoniscus, die andere aber eine sehr eigenthümliche neue Fischgattung enthält. Beide Platten sollen den daran befindlichen Etiquetten zufolge aus den Umgebungen von Lonau (nördlich von Hertzberg) im Harze herrühren und zwar aus dem Zechstein, welcher den Südrand dieses Gebirges zusammensetzt. Mit Si- *) Bei Abfassung vorstehenden Aufsatzes war von Hın. Goldfuls nur ‚die kurze Beschreibung seines Orthacanthus Decheni im vierten Heft des _ Leonhard- und Bronn’schen N. Jahrbuches von 1847 bekannt gemacht. In _ der so eben erschienenen Schrift von Goldfu[s „Beiträge zur vorweltlichen N Fauna” ist die Abbildung des Knorpelfisches gegeben, aus welcher hervor- - geht, dafs die in Bonn befindliche Platte des Hauptexemplars in einigen Thei- len weniger vollkommen erhalten ist, als die in Berlin befindliche Gegen- platte desselben Individuums. Dies trifft insbesondere den Nackenstachel, F urch dessen Abbildung (Tab. V. Fig. 11.) die von Goldfu[s gewählte Be- 2 nnung Orthacanthus verständlich wird. Die Figur giebt ein falsches Bild "von der Form des Stachels, welcher nicht allein an dem von Goldfuls be- "obachteten Individuum, sondern eben so an allen übrigen in Berlin befind- lichen Stücken die oben beschriebene, nicht die von Goldfuls gezeichnete ; 2) Indem ich hier eine kurze Beschreibung dieser Gattung folgen lasse, habe ich zu erwähnen, dafs ich dabei mehrfachen durch die Güte des Hrn. Müller mir darüber gewordenen Aufschlufs benutzt habe. qrr 34 cherheit läfst sich annehmen, dafs sie keinenfalls jüngeren Schich- ten angehören; eher wäre es möglich, dafs sie aus einer noch et- was älteren Bildung, namentlich aus dem Rothliegenden, welches ebenfalls an vielen Stellen des südlichen Harzrandes entwickelt ist, herstammen könnten. Die neue Fischgattung hat einen von der Rücken- gegen die Bauchseite hin stark comprimirten Körper. Der Kopf und der vordere Theil des Rumpfes, mit Ausschluls des Schwanzes, bilden eine scheibenförmige Gestalt von 3 Zoll Länge und un- gefähr ebenso grolser Breite und daran schlofs sich wahrschein- lich ein schmälerer Schwanz an, der jedoch nur durch einzelne Schuppen, die ihm zugehört zu haben scheinen, angedeutet ist. Der Kopf trägt auf seiner oberen Seite ein breites Kno- chenschild von halbmondförmiger Gestalt. Nach diesem ist der Name Menaspis (von urvn und asmis) gebildet. Von diesem Kopf- schilde kommen, da der Fisch mit dem Rücken am Gestein haf- tet und nur die Bauchseite frei ist, nur die seitlich weit hervor- ragenden Hörner zum Vorschein; aufserdem bemerkt man von der Bekleidung des Rückens zunächst noch die peripherischen ' Theile eines breiten Rückenpanzers, dessen Gestalt an den Sei- ten gradlinig ist, nach hinter aber jederseits in zwei stachelartige Fortsätze ausläuft, von diesen Fortsätzen sind die vorderen mehr nach auswärts, die hinteren, welche etwas stärker sind, mehr rückwärts gerichtet. Endlich ist zu bemerken, dafs sich vor dem Knochenschilde des Kopfes noch jederseits ein säbelförmiger Knochen zu befinden scheint, welcher sich dem äulseren Rande des halbmondförmigen Kopfschildes unmittelbar anschliefst und nach innen, nahe der Mittellinie des Fisches knopfförmig endet. An der unteren Seite fehlen grolse Knochenschilder ganz; vielmehr ist der ganze vordere Theil des Körpers "bis zum Schwanze hin unten mit einer flexiblen Haut bekleidet, in wel- che sehr kleine, sehr nahe an einanderliegende, jedoch sich nicht unmittelbar berührende Schmelzpünktchen eingestreut sind. An dem Schwanz scheint eine dritte Art von Körperbe- deckung vorhanden gewesen zu sein; wenigstens finden sich an dessen Stelle im Gestein zerstreut mehrere Schuppen, von etwa zwei Linien Durchmesser, welche entweder ausgezeichnete Li- nien auf demselben eingenommen oder ihn ganz bedeckt haben mögen. Diese Schuppen haben die Gestalt eines stumpfen und 35 dabei etwas schiefen Kegels, der von der Spitze nach den Sei- ten bin strahlig gerippt ist. Eigentliche Flossen sind nicht wahrzunehmen; dagegen ent- springt hinter dem Knochenpanzer des Kopfes jederseits des Fi- sches ein sehr langer und schmaler ungegliederter Brustflossen- _ stachel von knochiger Beschaffenheit, welcher etwa 1- Zoll lang in halbkreisförmiger Krümmung längs eines grolsen Theils des Körpers hinläuft. Die Wirbelsäule ist nicht erhalten; jedenfalls ist sie nicht knöchern gewesen. Von Zähnen sind im Ganzen zwei, jederseits der Mittelli- nie einer, zu beobachten, welche sehr grols uud durch einen kleinen Zwischenraum von einander getrennt sind; es sind wahr- scheinlich die Zähne des Öberkiefers; man sieht nur die Kauflä- che derselben. Diese ist ungefähr einen halben Zoll lang, in der Mitte am breitesten und zwar etwa — Zoll breit, und an den beiden Enden spitz zulaufend; dabei ist sie schwach gewunden und durch eine flache Längsfurche getheilt. An einigen Stellen nimmt man unter dem Schmelz eine feinröhrige Struktur wahr. Betrachtet man nun den Fisch in Beziehung auf die Stelle, welche er im System einzunehmen hat, so scheint er sich als ein Fisch mit starkem knochigen Kopfpanzer und ohne knochige Wirbelsäule unmittelbar an die Cephalaspier des devonischen Gebirges anzureihen. Was seine übrigen Charaktere betrifft, so möchte auch die überaus starke Entwicklung eines einzelnen Brustflossenstachels an der Stelle der Brustflosse mit dem, was Analoges, wenngleich im Einzelnen Abweichendes, bei Prerich- ihys und Pamphractus vorkommt, in Verbindung zu bringen sein und die vorausgesetzte Bekleidung des Schwanzes mit konischen "8 huppen würde ebenfalls sehr wohl zu der Familie der Cepha- laspier passen. In dieser Familie würde sich dann dieser Fisch durch seine Zähne, welche lebhaft an die Cestracionten erinnern und durch ‚das Fehlen grofser Schilder auf der unteren Seite von Kopf und umpf auszeichnen. Die einzige bis jetzt gefundene Species dieser Gattung kann mit dem Namen Menaspis armata belegt werden. 36 Hr. H. Rose las über eine neue quantitative Be- stimmung des Arseniks, Antimons und Zinns. Das Chlorammonium kann durch seine Eigenschaft mehrere Oxyde bei erhöhter Temperatur zu zersetzen und mit den Me- tallen derselben leicht sich verflüchtigende Chloride zu bilden, auf mannigfaltige Weise in der analytischen Chemie benutzt werden. Es ist bekannt, mit welchen Schwierigkeiten die Trennung der Säuren des Arseniks, und des Antimons, so wie die des Zinnoxyds von den Basen verknüpft ist. Diese Schwierigkeiten werden noch bedeutender, wenn das Salz der metallischen Säure in Wasser und in Chlorwasserstoffsäure gar nicht oder nur sehr schwer löslich ist. Dies ist aber häufig der Fall, wenn ein sol- ches Salz geglüht worden ist, was oft nöthig ist, wenn man den ganzen Wassergehalt unmittelbar bestimmen will. Man kann diese Schwierigkeiten in vielen Fällen durch die Anwendung des Chlorammoniums umgehen. Hat man ein Salz von alkalischer Base mit einer der ge- | nannten Metallsäuren zu untersuchen, ‘so braucht man es nur nach dem Glühen und Wägen im fein gepulverten Zustande mit der fünf- bis achtfachen Menge von gepulvertem reinem Chlorammo- nium zu mengen und das Gemenge in einem kleinen Tiegel von Berliner Porcellan, auf den man einen concaven Platindeckel le- gen kann, über der Spirituslampe mit doppeltem Luftzuge bis zur Verflüchtigung des Chlorammoniums zu glühen. Es bleibt‘ das Alkali als Chlormetall zurück, dessen Menge sehr genau un- mittelbar bestimmt werden kann. So lange das Chlorammonium sich verflüchtigt, ist die Temperatur so niedrig, dafs nichts von dem alkali chen Chlormetall entweichen kann; nach der Verflüch- tigung des ammoniakalischen Salzes mäfsigt man die Hitze, so dafs der Rückstand im Porcellantiegel nicht zum Schmelzen kommt. Man mengt ihn nach dem Wägen mit ciner neuen . Menge von Chlorammonium, und glüht von Neuem, um zu se- hen, ob dadurch das Gewicht des Rückstandes dasselbe bleibt, oder sich verringert, in welchem Falle die Behandlung mit Chlor- ammonium wiederholt werden mufs. Bisweilen ist durch den. Zutritt der Luft der Platindeckel mit einem Hauche der metalli- schen Säure beschlagen, namentlich mit Zinnoxyd, wenn zinn- saure Verbindungen untersucht werden. Man bestreut in diesem 37 Falle bei dem folgenden Glühen den Deckel mit etwas von dem ammoniakalischen Salze. Es wurden auf diese Weise arseniksaures und antimonsaures Natron, so wie zinnsaures Kali untersucht; die erhaltenen Men- gen der alkalischen Chlormetalle entsprechen so vollkommen den Gehalten an Alkali in den Salzen, wie man dieselben kaum durch andere Untersuchungen zu finden im Stande sein wird. Bei dem arseniksauren Natron war nur ein einmaliges, beim antimonsau- ‚ren Natron ein fünfmaliges, beim zinnsauren Kali ein dreimali- ges Glühen mit Chlorammonium erforderlich. 6. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Dieterici las über die Vertheilung der Be- völkerung nach Geschlecht und Alter im Preufsischen Staate. Seitdem Süfsmilch in der göttlichen Ordnung in den Ver- änderungen des menschlichen Geschlechts aus 56 bestimmten Dörfern nach den Todesfällen u. s. w. im Anschlufs an ähnliche frühere Versuche Anderer, Sterblichkeitstabellen entworfen hatte, ist man in der politischen Arithmetik in Berechnung von Ren- ten, Wittwen-Cassen und ähnlichen Untersuchungen, besonders durch die genauen Arbeiten Brune’s und in neuester Zeit auch durch die wissenschaftlichen Forschungen Mosers und anderer über die menschliche Lebensdauer sehr viel weiter vorgeschrit- ten. Für praktische Fragen bei Errichtung von Wittwenkassen und ähnlichen Veranlassungen fehlt es kaum mehr an hinlängli- ‘chen Vorarbeiten. Wird indessen die Frage allgemein gestellt: Wie viel Menschen von denen die in einem bestimmten Jahre geboren werden, erleben das 20°, 30ste, 40ste, 50, 80° Jahr, so geht man, wie Hoffmann schon früher in einer am 225 October 1835 in der Akademie gelesenen Abhandlung angeführt hat, meist immer vorzugsweise von den Todesfällen aus, und rechnet von diesen zurück auf die Lebenden. Zum directen Be- weis, wie viel Menschen ein bestimmtes Lebensalter erreichen, wäre nöthig, die beispielsweise 60 Jahre alt gestorbenen mit denen die vor 60 Jahren geboren worden, zu vergleichen. Zu solchen Vergleichungen liefert aber die Statistik nicht die gehö- rigen Data; auch wird es sehr schwer sein durch unmittelbare 4 }. 38 Angaben sichere Zahlen zu erhalten, da die wenigsten Menschen an ihren Geburtsorten verbleiben. Indessen wäre, um in allen diesen Beziehungen, in wissen- schaftlicher Auffassung vorzuschreiten, doch schon viel gewon- nen, wann man, nicht aus Combination und Rechnung, sondern bestimmter Zählung feststellen könnte, wie viel Procente einer gegebenen Bevölkerung in einem bestimmten Staate in den ver- schiedenen Altersklassen sich befinden, also wie viel Procente sind beispielsweise von 16 Mill., die in einem bestimmten Staate in diesem Augenblick leben, 1-5 Jahr; 5-10 Jahr; 10-15 Jahr; 15-20; 20-25; 25-30; 30-35; 35-40; u.s. w. bis 80 und 90 Jahr hinauf. Es fänden sich vielleicht allgemeine Gesetze, in welcher Art die Bevölkerungen sich veriheilen. Da aber Natur- gesetze und Civilisations-Verhältnisse hier zusammen wirken, so ist es nöthig, für jeden einzelnen Staat, und nicht nach Rech- nung, sondern den bestimmten Zählungen folgend, Zusammen- stellungen der bezeichneten Art zu entwerfen; dabei aber auch die Vertheilung nach dem Geschlechte zu berücksichtigen, da andere Gesetze in der Vertheilung der Bevölkerung nach Al- tersklassen bei dem männlichen und bei dem weiblichen Ge- schlecht obwalten könnten. — Wie sich diese Verhältnisse für den Preufsischen Staat ungefähr stellen, was und wie viel sich in diesen Beziehungen nach bestimmten Zahlenangaben heraus finden läfst, ist in der obigen Abhandlung zu zeigen versucht worden; — späteren Arbeiten bleibt vorbehalten, ob aus den statistischen Darstellungen anderer Staaten auch für diese solche Ermittelungen nach bestimmten Zahlenangaben, — nicht nach Rechnung— entworfen werden können. Vielleicht gelingt es auf diesem Wege zur wissenschaftlichen Beantwortung der Fragen hindurch zu dringen: 41. Wie würde sich in einer gegebenen Bevölkerung die Men- schenzahl nach Alter und Geschlecht vertheilen, wenn blos natürliche Verhältnisse hier von Entscheidung wären? | 2. Welche Veränderungen und Modificationen erleiden die na- türlichen Gesetze der Vertheilung der Bevölkerung nach Al- ter und Geschlecht in einem jeden gegebenen Staate durch die besonderen Civilisations- und ihm eigenthümlichen poli- tischen und socialen Verhältnisse? 39 Hr. J. Grimm übergab einen Aufsatz des Hrn. Munch zu Christiania, correspondirenden Mitgliedes der Akademie, über die Inschrift auf dem bei Gallehuus unweit Tondern im # Jahre 1734 gefundnen goldnen Horne. Dieser Aufsatz wird hier mitgetheilt. Wenn alle Überreste der altgothischen Literatur in der letz- ten Zeit mit aller nur möglichen Sorgfalt aufgesammelt und be- wahrt wurden um den Wörtervorrath der edlen Sprache — wäre es um ein noch so unbedeutendes — zu bereichern, und die gram- matischen Verhältnisse aufzuklären, so dürfte es als ein übergrolser Gewinn anzusehen sein, dals wir in der Inschrift, deren Auslegung ich hier mittheile, nicht nur ein lange verkanntes Denkmal der go- thischen Sprache besitzen, sondern auch, dals dieses Denkmal der gothischen Sprache bei der Ostsee, somit der Sprache, wie sie in den ältern Sitzen des gothischen Volkes vor des- sen Auswanderung, gesprochen wurde, gehört; endlich, dals wir darin eine Probe gothischer Runenschrift haben, wodurch denn auch die Frage, ob die Gothen Runenschrift kannten oder hat- ten, von selbst beantwortet wird. Von den manchen frühern Versuchen, die Horn - Inschrift aus- zulegen, mag ich hier nicht sprechen; das sonderbarste dieser Art dürfte wohl die Auslegung des sonst so verdienten P. E. Müller sein, welcher die Inschrift celtiberisch nennt, und die barbarischen, von ihm selbst nicht zu erklärenden Wörter herausbringt: SCAGS- _ BELESTIT ARGTIDET ARISLE TEBIMR. Es ist doch leicht, nachlier, wenn alles in Ordnung gebracht ist, über solche milsge- rathene Resultate zu spotten; man möge nicht vergessen, dals der edle Mann eigentlich, was diese Inschrift betrifft, ganz und gar im _ Finstern herumtappte, und daher ebensowohl das Falsche, als das Rechte festhalten konnte. Sonderbar ist es nur, dafs man überhaupt das germanische Feld verliels, und nicht sogleich durch die angel- sächsischen Run-Alfabete etwas zu errathen suchte; dies würde doch ein genügenderes Resultat haben geben können. Noch sonder- barer ist es, dafs ein Mann, welcher späterhin die Inschrift eigent- lich ganz richtig las, oder, wenn er den dazu gebrauchten Schlüssel et N ‚consequent angewendet hätte, richtig hätte lesen können, Dr. Bredsdorff, dennoch in mehreren Stücken irrig gelesen oder -buchstabirt hat, blofs um einen eitlen Wahn, den er mit mehreren 40 Landsleuten theilt, zu befriedigen: dafs alle dergleichen Sprach- denkmale nordisch oder quasinordisch (im Gegensatze zu den deutschen) seien. Er sagt nämlich in seiner kleinen Abhandlung über diese Inschrift (M&moires de la societ€ royale des antiquaires du Nord 1836-1839 Pag. 161): „Die Sprache halte ich für nordisch, doch in einer sehr alten Form, worin sie sich der ursprünglichen germanischen, und also auch dem ältesten bekannten Zweige des germanischen Sprachstamms, der gothischen Sprache, nähert”. Wenn er sogleich die Sprache als gothisch anerkannt hätte — denn sie ist keine andere — würden alle Schwierigkeiten gehoben sein. Doch hat er einen richtigen Weg eingeschlagen, indem er (l.c. p- 160) das auf einem in späterer Zeit gefundenen oder wenigstens bekannt gewordenen Bracteate enthaltene Runen- Alfabet als den * besten Schlüssel zur Entzifferung der Inschrift erklärt. Diesem Brac- teat, welcher daher für unsern Zweck von gröfster Wichtigkeit ist, werden wir auch hier eine genauere Untersuchung widmen müssen, bevor wir mit der Auslegung der fraglichen Inschrift den Anfang machen. Das Bracteat ist vor einigen Jahren in Schonen gefunden, und wird jetzt in dem Antiq. Museum zu Stockholm aufbewahrt. Eine genaue Abbildung ist in „Det kongelige Danske Videnskabers Selskabs historiske og philosophiske Afhandlinger, 6° Deel” Tab. XII. Fig. 5 mitgetheilt worden, und eine weitläuftige Erklärung des Alfabets ebendas. p. 620-633 vom Hrn. Etatsr. Finn Magnu- sen gegeben. Warum wir dieser Erklärung eben so wenig als der von ihm in demselben Werke gegebenen Deutung der In- schrift nicht beistimmen können, mag aus dem Folgenden ohne weitere Auseinandersetzung hervorgehen. Das Bracteat ist von Gold, mit dem gewöhnlichen Gepräge, einem monströsen Menschenkopfe und einem darüber schwebenden Vogel, der Kopf trägt eine Art von Helm; alles sehr unförmlich und roh. Nächst dem Rande steht die Legende, das besagte Alfabet mit noch acht anderen Buchstaben, wovon bald nachher; um die ganze Münze geht ein Rand von geflochtener oder gedrehter Ar- beit; gerade über dem Kopfe ist ein Öhr oder Henkel mit einer dreieckigen, durch vier knopfförmige Nieten an der Münze angena- gelten Platte zusammenhangend. Diese Platte deckt sogar etwas von dem Helmbusche und von der Inschrift; von dieser ist auf sol- che Weise wenigstens der obere Theil des vorletzten Buchstabs des i 4 > "Alfabets, und der letzte ganz verdeckt. Alles wird durch folgende in rechter Linie angebrachte Abschrift besser einleuchten: | Q,® i aanraan NEx SARMAT : 2YATPIAH : DPESIAIAN Denn ein flüchtiger Blick zeigt schon, erstens, dals die Inschrift “verkehrt, oder von der rechten zur linken Hand geschrieben ist, d.h. auf den Stempel richtig eingegraben war, ohne dafs es dem - Stempelschneider einfiel, sie müsse auf der Münze verkehrt ste- hen, zweitens, dals das Alfabet im Ganzen mit den bei Hickes - (Gramm. angl. p. 135,136) und von W. Grimm in seiner Schrift „Über deutsche Runen” mitgetheilten deutschen oder angelsächsi- schen Run-Alfabeten übereinstimmt, weshalb wir denn auch ohne Weiteres das nächst dem Dreiecke stehende Kreuz, von dem der obere Theil fehlt, so ausfüllen können, dafs es ein X wird, und un- ‚ter dem Dreiecke selbst ein M errathen, das in dem Alfabete nicht ‚fehlen darf. Die ganze Inschrift, rechts gekehrt, wird demnach #, NDRRXP : NHIILBPS : TBMPIr OR: AN PRTNPR. N. ranen u 4 "Wir erkennen sogar eine durch angebrachte Kolon’s (:) bewerk- telligte gleichförmige Eintheilung; die altnord. sogenannten zttir oder prideilingar, und die mit F, die mit H, und die mit T an- “fangende Gruppe, von der jede in dem einfacheren nordischen Al- _fabete fünf, hier dagegen acht Buchstaben zählte. Die später zu- _ gekommenen verzierten oder modifieirten Buchstaben, welche sonst in den angelsächsischen Alfabeten angefügt werden, sind hier aus- gelassen: ein gutes Zeugnils für das hohe Alter des Alfabets. Denn die übrigen acht Buchstaben gehören nicht dem Alfabete, wie wir bald sehen werden, indem wir hier jeden einzelnen Buchstab ge- nauer untersuchen: 1. Die erste Klasse (des P). F,N,P«F, U, p) bedürfen keiner Erklärung. E R ist in angels. Inschriften A oder eigentlich Ä; hier muls es das reine A sein, weil sonst dieser unentbehrliche Buchstab fehlen 42 C ist das latein. C, d.i. K; sonst wird in andern deutschen Runalfabeten diese Rune K geschrieben; dals es dieselbe ist, zeigt der Platz. Auf dem goldenen Horne ist das Zeichen, wie wir sehen werden, mehr eckig (g) geschrieben. X ist G. P sieht dem P sehr ähnlich, nur dafs der Krummstrich etwas höher angebracht ist. Der Platz zeigt, dals es hier das gewöhnliche P d.i. V vorstellt. F. Magnusen (l. c. p.628) glaubt, hier eine Modi- fication des P zu sehen, besonders weil ein P, seines Erachtens, später vorkommt, er vergilst aber, dafs dieses letztere Zeichen den Krummstrich nach der entgegengesetzten Seite hat, und daher kein P sein kann. 2. Die zweite Klasse (des N) N, +, I sind als H, N, I leicht erkennbar. 4, die Figur, welche F. Magnusen irrig für ein V angesehen hat, nimmt in dem Alfabet den Platz des J (geär) ein, das sonst $ geschrieben wird; der Unterschied ist doch nicht grölser, als zwischen P und dem gothischen Y. Für die Horn - Inschrift ist die Frage, was dieses Zeichen vorstelle, von keinem Belang, da es dort nicht vorkommt. Wäre es nicht möglich, dafs das gothische J aus einem 4 gebildet sei? 1, angels. eoh, kommt auch nicht in der Inschrift vor; dafs es eine Modification von I bedeute, ist offenbar; vielleicht das ge- brochene I, gothisch ai? B ist P. Y, oder, wenn wir den kleinen Haken an dem längsten Stri- che als unwesentlich betrachten, Y, wird in den angels. Alfabeten “ eolhx genannt, und für ein X erklärt. Dals es in der Horn -In- | schrift nur M bedeutet, wird in der Folge einleuchten; doch würde auf diese Weise das Alfabet zwei Figuren des M haben, YundM. Bredsdorff glaubt daher, vielleicht auch mit Recht, dafs man das an- lautende und auslautende M mit zwei verschiedenen Figuren be- zeichnet haben möge; auf dem Horne kommen nur auslautende M’s vor. $ ist S. 3. Die dritte Klasse (des T). 1,B, M, Pl, P sind als T, B, E, M, L nicht zu verkennen. Der Punkt im M mag nur zufällig sein. Vom vermutheten Unter- 43 'schiede zwischen Pf (anlautend) und Y (in- und auslautend) ist eben die Rede gewesen. 9 nimmt den gewöhnlichen Platz des & ein. Dieser Buch- ‚stab wird in den angls. Alfabeten Ing genannt; man hat ihn ing erklärt; richtiger wäre doch, damit nur den Laut ng bezeich- net zu sehen, oder noch besser, den Laut, welcher in der Guttural- klasse ganz und gar dem N der Lingualen und dem M der Labialen entspricht. Die Gothen gebrauchen dazu bekanntermalsen nur ein G, z.B. gangan statt gansgan. Eigentlich ist auch 2 aus zwei X (also GG) zusammengesetzt; und das Quadrat des Bracteaten - Alfabetes ist entweder nichts anders als ein 2 mit abgerissenen En- den, oder auch eine Zusammensetzung von zwei eckigen < (K), wie wir in der Horn-Inschrift sehen werden. Dals dies auch das en- guz der Wiener Handschrift ist, und nicht, wie W. Grimm (zur Lit. der Runen p. 10) glaubt, eolhx, mag nicht zu bezweifeln sein. Die rechte gothische Form wäre Iggus oder besser Iggvis, in schwacher Form Iggvja, altnord. Yngvi. X ist O, und der fehlende, oder durch die Platte verborgene Pl oder N, das in der Horn- Inschrift vorkommt, ist D. Von den übrigen acht Buchstaben, die wenigstens auf der einen Seite durch einen Punkt von dem Alfabete getrennt sind, ist ‚der erste auch durch die Platte etwas defect geworden. Aus der "Form möchte man ein R (A), P (L) oder T (T) errathen. Das letztere ist mir am wahrscheinlichsten. Demnach stünde: TU- _YVATUVA, was ich so erkläre, dafs der Besitzer oder Graveur Namens Tuva, zuerst, ehe er das Alfabet einzugraben anfıng, sei- nen Namen schrieb, und nachher, als er, ob er gleich — was deut- h ich zu erkennen ist — durch Dehnung der letzten Zeichen und 1? bstände den Raum auszufüllen suchte, dennoch einen leeren Raum übrig behielt, auch diesen mit seinem Namen ausfüllte.° Der Name Tuva würde nach der gewöhnlichen ulfilanischen Orthogra- phie Tuba lauten, und entspricht ganz und gar dem häufig (insbe- sondere bei dänischen und schwedischen Eingebornen) in altnor- wegischen Sagen vorkommenden Namen Tofi. Dals V statt B steht, darf nicht befremden, denn dies B ist auch nicht bei dem Ul- filas reines B; es ist die schwache Lippen-Aspiration, im Altsächsi- schen mit 5 bezeichnet, im Altnorweg. mit F oder V; wenn der Stamm entblöfst wäre, würde er auch bei Ulfilas Tuf — lauten, 44 wie gaf von giban. Eben das Wort giba ist in dem in der Wiener Handschr. enthaltenen gothischen Alfabet mit W (geuua) geschrieben (Gabelenz u. Loebe, goth. Gramm. p.18. W. Grimm zur Lit. der Runen p.11.). F. Magnusen liest den Zusatz LUpA’ TUpA/, d.i. Iyd a5 pya ä, also altnorw. horch an, deut an; doch wenn auch, was ich bezweifele, P Th vorstellen könnte, wäre doch wenigstens unmöglich, dals man in der ältesten Zeit, wo man so genau zwischen P und T in der Aussprache unterschied, TUp statt PUP geschrieben hätte. Überhaupt möchte es wol ein für allemal abgemacht sein, dals es bei deutschen Runinseriptio- nen gar keine Frage von nordischer Sprache sein kann. Wir gehen jetzt auf die Inschrift über. Die Buchstaben sind: M) bis zu ö’= 90°. Wenn aber cosd’ negativ wird, so kön- nen sie sowohl bei Himmelskörpern vorkommen, die weiter von der Sonne entfernt sind als die Erde, als bei solchen, die ihr näher sind. In der That hat ein solcher Fall stattgefunden bei dem Cometen von 1843 nach den vortrefflichen Berechnungen des Hrn. Prof. Santini in Padua, wo eine elliptische und hy- erbolische Bahn aus sehr genauen Daten gefunden ward, von von denen die erste die irrige war. Hier war der Comet ent- ee von der Sonne als die Erde. Ein zweiter Fall ereignete sich bei den ebenfalls sehr genauen Berechnungen des Hrn. Dr. 3rünnow über den Cometen III. 1846 (No.171 des Galleschen Verzeichnisses), wo zwei elliptische Bahnen gefunden wurden, n denen die, welche die kürzere Umlaufszeit gab, die irrige ar. Hier war der Comet der Sonne näher als die Erde. Die Erklärung der Unmöglichkeit einer Bahnbestimmung bei wilsen zu kleinen oder grofsen Werthen kann man so aus- 64 drücken, dals wenn auch alle gemessenen Werthe beibehalten werden, die Grölse der Zwischenzeiten eine Flächengeschwin- digkeit bedingt, welche, da sie vom halben Parameter abhängt, mit der Entfernung der Punkte der Gesichtslinien, in welchen man den Himmelskörper versetzt, in einem gewilsen Verhält- nifs allerdings sich ändert, aber bei einer bestimmten Lage der Gesichtslinien, wenn man willkührlich die Zwischenzeiten ändern wollte, für jede nähere Annahme oder für jede weitere, nach ihrer Ableitung aus den Entfernungen und Winkeln grölser | oder kleiner ausfallen würde, als es nach den Keplerschen Ge- setzen gestattet ist. An eingegangenen Druckschriften wurden vorgelegt: Rendiconto delle adunanze e de’ lavori della Reale Accademia delle scienze. No.28-32. 1846. Luglio-1847 Aprile. Napoli. 4. mit 2 Begleitungsschreiben des beständigen Secretars dieser Akade- mie, Hrn. V. Flauti d.d. Neapel d. 12. März u. 12. Juli 1847. | Abhandlungen der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu | Göttingen. Bd.3. von den Jahren 1845-1847. Götting. 1847. 4. | mit einem Begleitungsschreiben des Secretars dieser Gesellschaft Herrn Dr. Hausmann d. d. Göttingen d. 2. Januar d. J. | Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesell- schaft der Wissenschaften zu Göttingen 1847. No.14.15. 8. Comptes rendus hebdomadaires des seances de l’ Academie des sciences. A847. 2.Semestre. Tome 25. No.20-25. 15. Nov.- 20. Dec. et Table du Tome 24. 1. Semestre 1847. Paris. 4. Felix Ravaisson, Zssai sur la Metaphysique d’Aristote, ouvrage couronne par ÜInstitut (dAcademie des sciences morales et po- litigues). Tome1.2. Paris 1837. 46. 8. ‚„del’Habitude ib. 1838. 8. nn ‚ Philosophie contemporaine. ib. 1840. 8. Th. D’Estocquois, Memoire sur la Iheorie malhematique de la chaleur. (Besancon 1847). 4. Peter A. Browne, an attempt to discover some of the laws which govern animal torpidity and hibernation. Philadelphia 1847. 8. J. Kops en J. E. van der Trappen, Flora Batava. Aflev. 150.151. Amsterdam. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.621. Altona 1847. 4. Kunstblatt 1847. No.61-63. Stutig. u. Tüb. 4. 65 A. Auer, Sprachenhalle. (Wien). fol. mitgetheilt durch den Geh. Kabinets-Rath Illaire hierselbst mit- telst Schreibens vom 10. Januar d. J. I. C. Freiesleben, Magazin für die Oryktographie von Sachsen. Aus dessen Nachlasse herausgeg. von Carl Herrm. Müller. Heft 14. Vom Vorkommen der Silbererze in Sachsen Abth.2. Frei- berg 1847. 8. (A. Moreau de Jonn&s), Introduction a la statistique de l’indu- strie de la France. — Statistique generale et oficielle de la France. A40.Volume. (Paris). 4. - von Herın Dieterici im Namen des Verf. überreicht. Hr. v. Schelling liefs durch den Vorsitzenden den Dank des Hrn. Ravaisson für seine Ernennung zum corresp. Mitgliede der Akademie zu erkennen geben. Hr. Ehrenberg theilte aus einem Briefe des Hrn. Hai- dinger zu Wien vom 27. Dec. vor. J. dessen Dank für die Zu- sendung der Schriften der Akademie an die Wiener Gesellschaft der Freunde der Naturwissenschaften mit. Derselbe trug hierauf eine auf den am 31. März 1847, gleichzeitig mit dem rothen Schnee im Puster- Thale auch im Gasteiner-Thale in Salzburg vorgekomme- nen rothen Staubregen bezügliche Nachricht aus dem- selben Schreiben des Hrn. Haidinger in Wien vor und gab das Resultat seiner Vergleichung an. Hr. Haidinger, Correspondent der Akademie, meldet un- term 27. Dec. folgendes: „Ich habe das Vergnügen Ihrem — Auge — zwei neue Proben Passatstaub hier einzuschlielsen. Sie ‚sind beide im Gasteiner - Thale in Salzburg gesammelt und zwar No. 1. vom Hrn. Bergverwalter Werkstätter in Böckstein, "unmittelbar nach dem Falle, das Pulver No.2. aber vom Hrn. "Schichtmeister Reifsacher Anfangs Juni am Rathhausberg und ‚in Singlitz. i Der Fall des Pulvers erfolgte am 31. März zwischen 11 "und 12 Uhr Mittags mit heftigem Regen und Sturm aus Südwest. N Barometer. Thermometer. 6% Uhr früh N 5 — 3°R 124 Uhr Mittags 24” 4,7} Wiener u + TOR. arrrr y u 66 Der Niederschlag fand nur in der Meereshöhe zwischen 3000 Fufs und 7000 Fufs statt, darüber hinauf blieben die be- schneiten Gletscher und Alpenköpfe weils. Der Absatz geschah nach Hr. Reilsacher gleichförmig an den südlichen und nörd- lichen Gebirgsabhängen. Hr. Reilsacher konnte die Färbung deutlich über die ganze, das Gasteiner- und Raurieser-Thal süd- lich begrenzende Central-Kette beobachten, die immer wieder den Sommer hindurch hervortrat, wenn frisch gefallener Neu- schnee abschmolz.” „Es ist das Phänomen von Deffereggen aber weiter gegen Nord-Ost ausgedehnt.” | Die mit dieser Nachricht übersandten 2 Proben des Meteor- staubes aus Salzburg bei Gastein sind beide gelblich braun. Die Probe von Böckstein No. 1, welche unmittelbar nacb dem Falle selbst gesammelt wurde, ist etwas gelblicher als die Probe No. 2, , die mehr ins graubraune spielt und etwas dunkler ist, aber auch. 2 Monate nach dem Falle erst, wahrscheinlich vom Schnee, ge- sammelt wurde. Beide Pulver haben in Feinheit und Cohärenz; dieselben äufsern Charactere als die des Pusterthales; an Farbe‘ sind sie beide der daselbst später gesammelten Form am mei- sten ähnlich. In diesen beiden Staubarten haben sich in 30 und 10 Analysen folgende Formen mikroskopischer Organismen entdecken lassen: POLYGASTRICA 21. Campylodiscus Clypeus Closterium ? Coscinodiscus radiatus Discoplea atmosphaerica 2 + + ++ 8 Eunotia amphioxys gibba longicornis Zebra? Gallionella crenata distans ++t+t+t+t+4+4+4++ +7 granulata laminaris 67 Gallionella procera Gomphonema gracile Navicula Semen Pinnularia borealis viridis Podosphenia Pupula Synedra Entomon Ulna PHYTOLITHARIA 26. Amphidiscus obtusus Zruncatus Lithasteriscus tuberculatus Lithochaeta laevis Lithodontium Bursa furcatum nasutum rostratum Lithostylidium Amphiodon biconcavum calcaratum clavatum curvatum falcatum laeve Pecten polyedrum quadratum rude Serra spiriferum Taurus Trabecula Spongolithis acicularis aspera obtusa + + ++++= ++ ++ ++5= ++ ++ ++ +++ ++ 444++ + ++++++ ++ ++ + + + +++ 68 L..i. I PARTICULA SILICEA INCERTAE ORIGINIS 1. Lamina silicea hexagona umbonata — PARTICULAE PLANTARUM MOLLES 9. Parenchyma, cellulae ocellatae, Pini fibrosum porosum clathratum Pilus plantae simplex asper stellatus Pollen Pini 5 44+ + +++ + ++ + 4 CRXYSTALLI 3. Crystalli virides columnares (Pyroxeni?)| + | + albi rhombei - seminis Tritici forma albi (cal- carei?) | + | Im allgemeinen gehören die Staubtheile zu den etwas grö- beren Formen dieser Art. Die Mischung ist sehr reich organisch und der der atlanti- schen Staubarten wieder in allen Hauptsachen völlig ähnlich und gleich. Eigenthümlich ist dieser Staubart eine überaus grofse Menge von Fichten-Blüthenstaub (Pollen Pini) in einem offen- bar durch Verrotten sehr gefalteten und oft zerstörten Zustande, so dals, selbst wenn man von den gleichzeitigen 3 Graden Kälte und der völligen Winterzeit in Tyrol und Salzburg abse- hen wollte und an südeuropäische vielleicht schon blühende Fich- ten denken wollte, deren Blüthezeit für den März überall zu früh ist, doch jedenfalls dann frischen Blüthenstaub finden mülste, wie bei den bekannten Schwefelregen es jedesmal der Fall ist. Mit diesem Polen finden sich auch überaus viel verkohlte augenartig poröse Holzzellen, wie sie das Fichtenholz characterisiren. Die-' ser Fichtenblüthenstaub sammt den feinen Holztheilchen ist in 69 solcher Menge, dals besonders ersterer sicher über 4 des Volu- 3 mens der Masse, vielleicht die Hälfte bilden mag. Mit den grünen Ovarien und in Selbsttheilung ist wieder Eunotia amphioxys beobachtet. Ebenso wie im atlantischen Staube fanden sich wieder See- formen (Coscinodiscus, ein elegantes deutliches Fragment). Ferner finden sich in diesem Staube wieder die characte- ristrische südamerikanische Synedra Entomon und die noch auf- fallendere, ihre Verwandten in China habende Discoplea atmos- phaerica. Das zahlreiche, mit vorherrschende, Vorkommen der Gallio- nella granulata, procera, distans und crenulata schlielst sich sammt der Erscheinung der Eunotia longicornis dem Passatstaube völlig an. Auch Amphidiscus truncatus ist sehr zahlreich und charactergebend. Überhaupt werden späterhin die Lokalformen, welche der Sturm hier und da zufällig in diese fernhergetragenen Staubarten bringt, sich leicht ausscheiden. Die übereinstimmenden häufige- ren Formen werden den Malsstab geben und die abweichenden und seltneren Formen wird man unberücksichtigt lassen können. Durch Hrn. Curat Villplaner’s Mittheilung war früher gemeldet, dafs, aufser in Tyrol, auch im Böhmerwalde gleich- zeitig solcher Staub gefallen sei. Die Nachricht stammt von Hrn. Martin Tegischer, welcher es selbst in der Grafschaft Win- ‚terberg, Sablat und Wallern gesehen hat und dessen Zuver- lässigkeit Hr. Villplaner rühmt. Durch den von Hrn. Haidinger gesandten, hier analysir- ‚ten Staub ist nun die weitere Verbreitung der gleichen Substanz direct festgestellt und das von ihr bedeckte Areal von Winter- 4 erg in Böhmen bis Sayoyen aulser Zweifel gesetzt. Ferner kamen zum Vortrag: 4) Ein Schreiben des Königl. Ministeriums der geistl. Unt.- und e Med.- Angel. vom 6. Januar d. J. wodurch die Bewilligung von 400 Rthlrn. Remuneration für das J. 1848 an Hrn. Prof. Dr. Franz als Bearbeiter des Corpus Inser. Gr. genehmigt wird. 2) Ein Schreiben der Königl. Akademie der Wissenschaften zu 70 Neapel vom 12. Juli 1847 über den Empfang der Abhand- lungen unserer Akademie vom J. 1845 und der Monatsbe- richte vom Juli 1845 bis Juni 1846. 3) Ein Schreiben des physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. vom 1. Dec. vor. J. über den Empfang der Monatsberichte der Akademie vom Juli 1846 bis Juli 1847. 4) Schreiben der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Neapel vom 20. Juli v. J. und der Hrn. Melloni und Mich. Tenori daselbst vom 13. März 1847 über den Empfang der Leibni- zischen Denkmünze. 47. Januar. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. ö Die Sitzung wurde durch Abhandlungen über innere Ange- legenheiten der Klasse, vorzüglich über zukünftige wissenschaft- liche Unternehmungen ausgefüllt, welche zu öffentlicher Bekannt- machung noch nicht reif sind. 20. Januar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. v. Buch las über die Ceratiten. Ceratiten (eine Abtheilung der Ammoniten) werden immer und überall Hauptleiter zur Bestimmung der Formation des Mu- schelkalks bleiben, denn wo sie vorkommen, ist es gewöhnlich in unglaublicher Menge, so dafs sie nicht leicht übersehen werden können. Man hat von ihnen auch im Muschelkalk mehrere Arten beobachtet, welche bisher nicht gehörig unterschieden worden sind. Die bis jetzt für diese Formation bekannt gewordenen Arten sind. folgende: 41. AMMONITES NODOsUS. Bruguiere Encyel. methodique von 1792. Er läfst dem Namen ein Nobis folgen, daher ist es’ der seinige. Schlottheim hat ihn überall verbreitet. Reinicke’s' Benennung A. undatus ist sechszehn Jahre jünger. 2. AMMONITES SEMIPARTITUS. Montfort. 1802. Gaillardot (1824) verweist auf Montforts Abbildung und Namen, mi-parti, und daher wird er semi-partitus von Brogniart genannt (Elie de‘ Beaumont, Observations sur les Vosges. Annales des mines 1828). Irrig nannte man ihn später bi-partitus. Quenstedt 71 hat kleinere Stücke als Ammonites enodus abgebildet. Hier- her gehört auch Am. Hedenströmiü (Keyserling). . AMMONITEs pArcus. Ohne Hülfsloben; in der Sammlung von Solothurn, von Strasburg, von Recoaro im Dogenpallast zu Venedig. AMMONITES CASSIANUS. Durch Quenstedt bekannt, beschrie- ben und abgebildet (Petref. Deutschlands t. 18. f. 11.). Auch dieser ist ohne Hülfsloben, aber aufserdem auch mit Zähnen zu beiden Seiten des Rückens besetzt. AMMOoNITES MIDDENDORFIL., (Graf Keyserling. Zull.de Pacad. F de Petersbourg 1845. V.t.1.u.2.) Nur mit einem Hülfslobus. > Die Windungen bis zur Hälfte eingewickelt. Im östlichen Theile von Sibirien am Flufs Oleneck. . AMMONITEs EvompHALus. (Graf Keyserling 1. c. t. 3. f.9.) Nur ein Hülfslobus; allein mit scharfem Kiel auf dem Rücken. Vom Oleneck in Sibirien. . AMMONITES BOGDOANUS. (de Ferneuil Russia I. f. 1.). Sehr flach, scheibenförmig, ohne Hülfsloben, mit höchst geringem Anwachsen und nur gar wenig eingewickelt. Vom Bogdo zwischen Wolga und Ural. AMMONITES OTTonıs. Flach, scheibenförmig, mit gespal- tenen Rippen auf der Mitte der Seite, von Knöpfen aus; auch an der Sutur erheben sich die Rippen zu Knöpfen; am Rücken zu einer doppelten Reihe von Zähnen. Vom ver- storbenen G. M. R. Otto zu Schedlitz bei Cosel entdeckt, jetzt in der Sammlung in Berlin. Die Zertheilung des Am. nodosus in verschiedene andere Arten beruht auf Täuschung. Wenn man überlegt, wie durch das allmählige Verschwin- den der Spitzen im Grunde der Loben Ceratiten und Goniatiten unmerklich in einander übergehen, so wird man sich leicht über- zeugen, dals diese Unterschiede nicht bedeutend genug sind, eigene Geschlechter zu bilden, und dafs beide nur als Unterab- theilungen der Ammoniten angesehen werden können. Schwerer ist die Bestimmung der wesentlichen und durchgreifenden Kenn- zeichen, durch welche Goniatiten und Ceratiten von einander getrennt sind. Ceratiten folgen, in Vertheilung der Loben, noch ‚ollkommen den Gesetzen, welche allen übrigen Ammoniten mit 72 so wunderbarer Bestimmtheit eigenthümlich sind, und man sieht in ihnen nichts fremdartiges, als nur den Mangel der Zähne an den Seiten der Loben, und vorzüglich auf den Sätteln. Nicht‘ so bei den Goniatiten. Sie treten fast ganz aus den gewöhnli- chen Gesetzen heraus: statt, wie bei allen übrigen Ammoniten nach vorn, gehen die Falten und Streifen ihrer Seiten nach hinten, wie bei dem Nautilus. Ihre Loben vermehren sich, zuweilen zu einer sehr grofsen Zahl, schon lange ehe die Win- dung eine vorige umwickelt und ehe sie der Hülfsloben bedarf. Das schöne Gesetz der sechs Hauptloben scheint hier unterdrückt oder wohl gar aufgehoben. Dabei ist fast allen Arten eine ku- gelförmige Gestalt eigen, Zähne aber zu beiden Seiten des Rü- ckens zeigen sich niemals. Dies giebt wohl offenbar den Gonia- titen einen eigenthümlichen Charakter, der sie den Nautilen sehr nahe stellt, allein wollte man diesen Charakter in grolser Schärfe festhalten, so müfsten die Goniatiten den Ceratiten eine grolse Menge von Arten abtreten, welche ihnen bisher zugerechnet‘ werden, und dabei würde wahrscheinlich die genauere und festere Kenntnils dieser Cephalopoden nicht wenig gewinnen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memoires de la Sociele d’Archeologie et de Numismatique de St. Petersbourg. 1. II. St. Petersb. 1847. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Secretars dieser Gesellschaft, Herrn v. Köhne ohne Datum. C.G. Reu schle, neue Sätze u. Gesichtspunkte aus der Theorie der Raumkurven und Stabflächen. (Einladungsschrift des Kö nigl. Gymnasiums zu Stuttgart zu der Feierlichkeit am Geburts feste Seiner Majestät des Königs Wilhelm von Würtemberg d. 27. Sept. 1847.) Stuttg. 1847. 4. C.E. Bourdin, Zraitement des affections cancereuses. 1. M&- moire. Paris 1844. 8. , du Suicide considere comme maladie. ib. 1845. 8. ! ‚ de la proprieiE hemostatique du Coton. Be- sancon 1847. 8. ,„ Essai sur la Phrenologie consideree dans ses principes generaux et son application pratique. Paris 1847. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. N.622. Altona 1848. 4. a 73 C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 19.Jahrg. 1847. No.50.51. Wien. 4. Väjasaneya-Sanhitae specimen ce. commenlario, primus ed. Albr. Weber. Particula 2. Berol. 1847. 8. Aufserdem kamen zum Vortrag: 4) Ein Schreiben des Königl. Ministeriums der geistl. Unt.- und Med.-Angel. vom 12. Januar d. J. enthaltend die Benach- richtigung, dafs dem Antrage der Akademie gemäls und aus ihren Fonds 200 Rthlr. für den Dr. Weber zur Fortsetzung seiner Reisen und seiner Forschungen im Gebiete der Sans- krit-Litteratur angewiesen worden. 2) Ein Schreiben desselben Königl. Ministeriums vom 15. Januar d. J. über die Genehmigung der dem Dr. Bergmann be- willigten Remuneration von 100 Rthirn. für die Anfertigung der Register zum 2. Bande des Corpus Inser. Gr. 3) Ein Schreiben ebendesselben Ministeriums von 15. Januar d. J. über die Bewilligung von 200 Rithlrn. an den Dr. Oscar Schmidt zu Jena als Beihülfe zu einer naturhistorischen Reise nach Island. 4) Ein Schreiben desselben Ministeriums vom 15. Januar d. J. über die Bewilligung von 150 Rthirn. an den Dr. Theod. Mommsen zu Anschaffung epigraphischer Werke in Bezug auf das von der Akademie zu unternehmende Corpus Inscri- ptionum Latinarum. 927. Januar. Öffentliche Sitzung der Akade- mie zur Gedächtnifsfeier des Kö- nigs Friedrich I]. . Die Sitzung erhielt eine besondere Weihe und Glanz durch ‚die theilnehmende Gegenwart Sr. Maj. des Königs. Der den "Vorsitz führende Sekretar, Hr. Ehrenberg, eröffnete dieselbe mit einer Einleitungs-Rede. Davon ausgehend, dals es eine Mu- ‚sik der Rede gebe, die als kunstvolle Beredtsamkeit bei feierli- ‚chen Gelegenheiten und ohne anderen Erfolg und Zweck als den ‚einer momentanen feierlichen Spannung oft eine sehr erwünschte Anwendung finde, diese aber an gegenwärtigem Orte und Tage als zweckmälsig in Frage gestellt werden könne, wies er auf 74 die mit freiem Geiste allen Theilen des Wissens, auch dem lang- sam und unbehaglich sich entwickelnden Kerne desselben zuge- wandte Theilnahme des grofsen Königs und Philosophen von Sanssouci hin, dessen bändereiche Schriften durch des jetzt re- gierenden Königs Majestät mit neuem Glanze vervollständigt wer- den, und auf die specielle darin ausgesprochene Theilnahme selbst auch für Leeuwenhoek’s und Hartsoeker’s mikroskopische Forschungen. Hierauf ging der Vortrag in eine Mittheilung neuer Ergebnisse der mikroskopischen Forschungen über. Diese betrafen eine Übersicht der Verhältnisse des Passatstaubes, be- sonders die Beziehung des Meeres der Finsternisse bei den Arabern, von Edrisi (1160) an, auf die afrikanische Nebelküste, wonach das Dunkelmeer (dahr mudslim, mare tenebrosum), zu ne ei dessen Durchbrechung ein Columbus nöthig war, mit dem or- ganischen Passatstaube in directe Verbindung tritt und die Be- ständigkeit der Erscheinung der dortigen (rothen) Staubnebel auf 700 Jahre historisch verlängert wird. Hieran wurde die histo- rische Übersicht von über 260 Blutregen und rothen Staubfällen, stets nur der nördlichen Erdhälfte, gereiht, welche wahrschein- lich sämmtlich in gleicher Beziehung stehen. Es wurde einer- seits die völlige Unabhängigkeit dieser Meteore von den Jahres- Fand u BE u BE u Ren A hl a zeiten nachgewiesen, andererseits ihr öfteres Fallen bei heiterem a Himmel, so wie ihre so vielfache Verbindung mit Feuermeteoren und Meteorsteinen, dafs das letztere kein blofser Zufall sein könne. Der rothe Polar- und Gletscherschnee wurde, als andersartig und weniger interessant, ausgeschieden. Hiernächst wurde spe- ziell der befruchtenden rothen Staubwolken in Kaschgar und des Nebelgebirges Bolor Takh in Mittelasien erwähnt, welches wohl eine continentale Wiederholung der Verhältnisse des Meeres der Finsternisse bei Westafrica zu sein scheine. Aus eigener An- schauung auf der Reise mit Hrn. v. Humboldt 1829 wurde der zu rothen Staubmeteoren nirgends geeigneten Steppen und : in : Wüsten Centralasiens südlich am Altai gedacht, eben so der we- der in Fezzan, noch am weifsen Nil in Centralafrica genügenden rothen Erden und der sechsjährigen eigenen Anschauung in den Wüsten des nordöstlichen und mittleren Afrika’s Erwähnung ge- than. Nur ein Land sei völlig eigenthümlich und geeignet als Quelle grolser Massen rothen Meteorstaubes weitreichender Stürme, mr Be a 75 aber schwerlich des Passates, angesehen zu werden, dies Land sei Indien in Beludschistan. Die nach Henry Pottinger’s Reisebeschreibung bis 20 Fuls hohen ziegelrothen dortigen, ihm 60 Meilen lang bekannt gewordenen unabsehbaren Wellen des fein- sten Staubes seien jedoch völlig unfruchtbar, und aus 150 Fufs Tiefe noch gaben die Brunnen brakisches Wasser. Solcher Staub könne nicht Kaschgar befruchten und nicht der reich organische Passatstaub des Atlantischen Meeres. sein, welcher sich als rother Schnee und Blutregen periodisch bis Tyrol, Trebbin, Schlesien und ÖOstpreulsen verbreite. So bleibe wieder nur Südamerika mit seinem oft ockerartigen Lande und seinen gleichen Organis- men sammt der Gegend China’s um Canton als geographische Basis des Passatstaubes übrig. Die ganze Angelegenheit dieser einflufsreichen, ein unbe- \ kanntes grolses Leben und Wirken in der Atmosphäre bekun- denden Meteore wurde der Theilnahme empfohlen, und am Schluls wnrden Proben von Hrn. Dr. Philippi’s, des Reisen- den in Indien, reichen und wissenschaftlich gewählten Sammlun- gen hundertfältiger Materialien aus Indien und den Nikobaren- Inseln vorgelegt, welche zunächst der weiteren Vergleichung ein reiches Feld bieten werden. * Nachdem die Personal-Veränderungen bei der Akademie, den Statuten gemäls, vorgetragen worden waren, las Hr. Tren- ‘delenburg über den letzten Unterschied der philoso- ‚phischen Systeme, indem er die Grunddifferenz derselben aus dem verschiedenen Verhältnifs, in welchem der Gegensatz und die Einheit von Gedanken und Kräften aufgefalst werden kann, ableitete, an den hervorragenden Systemen nachwies und endlich in den Kampf, den die Grund-Ansichten mit einander führen, zu verfolgen suchte. Aus der Akademie ist ausgeschieden: Hr. von Raumer, ordentliches Mitglied der philosophisch - hi- storischen Klasse und Sekretar derselben Klasse. Durch den Tod hat die Akademie verloren: . Hoffmann, ordentl. Mitglied der philosoph. - historisch. Klasse. 76 Hrn. Jacobs in Gotha, auswärtiges Mitglied der philosoph.- histor. Klasse. - Rühle von Lilienstern, Ehrenmitglied derselben Kl. - Alexandre Brongniart in Paris, Correspondent der physikalisch- mathematischen Klasse. - Geijer in Upsala, Correspondent der philos.-histor. Klasse. - von Linde in Warschau, desgl. - Finn Magnussen in Kopenhagen, desgl. 31.Januar. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. Hr. Encke las über das Mikrometer von Amici, bei welchem das Princip der doppelten Bilder, ganz wie bei dem Heliometer zum Grunde gelegt ist. Dieses Mikrometer, von welchem Hr. Amici in der Cor- respondance astronomique von Hrn. von Zach T. IX. pag. 517 eine ausführliche Beschreibung und Zeichnung gegeben hat, be- steht in einer getheilten Linse, die zwischen das Objektiv und den Brennpunkt gestellt wird, und durch Verschiebung ihrer Hälften ein doppeltes Bild giebt. Es hat den Vortheil eine Er- leuchtung des Feldes oder der Fäden überflüssig zu machen, und vermindert auch nur wenig (gegen die Ansicht des berühmten Ramsden) die Güte des Bildes, da in dem Exemplar, welches ein Geschenk des Hrn. Amici selbst ist, und welches auf der Berliner Sternwarte an dem grofsen Refraktor angebracht ward, die Brennweite der biconcaven Linse sehr grols, von 5532 Pa- riser Linien ist. Immer indessen sind einige Nachtheile dabei nicht zu vermeiden, wohin theils die, wegen des nöthigen Zwi- schenraumes zwischen den verschiebbaren Linsen, stattfindende Wegnahme der besten Strahlen, in dem ohnehin schon kleinen Durchschnitt des Strahlenkegels, der auf die Zwischen-Linse fällt, gehört und eine damit verbundene wenn auch nicht starke Beu- gung der Lichtstrahlen, die auf den Rand des Durchschnittes der Linse fallen; theils die Kleinheit der Winkel, die man mit dem Mikrometer überhaupt noch messen kann, wenn die Entfernung der Zwischenlinse vom Brennpunkte, in Verhältnils zur Brenn- weite des Haupt-Objektivs gering ist. Bei dem hiesigen höl- 77 | zernen Rohre des Refraktors, liels diese Entfernung sich nicht über 35,3 Pariser Linien vergröfsern, woraus nach der Nähe- Winkel $, der zu einer Entfernung der Centra beider Hälften „ bei der Brennweite des Haupt-Objektivs F und der Zwischen- ine f, so wie der Entfernung der Zwischenlinse vom Brenn- punkt des Haupt-Objektivs x gehört, gefunden wird durch - x ae folgt, dals der gröfstmöglichsten Verschiebung bei diesem Instru- mente „=45", da F=1920” und f= 5532” ist, nur ein inkel von noch nicht 31” entspricht. Es können sonach bei yeitem nicht alle Planeten zu allen Zeiten damit gemessen wer- ‚den. Auch bei Doppelsternen bedingt dieser Umstand den Nach- theil, dafs die Bestimmung des Nullpunktes des Positionswinkels unsicher wird, unsicherer als man selbst bei sehr nahestehenden Doppelsternen es wünschen möchte. Weniger möchte die Be- trachtung, dals die Bestimmung des Werthes der Skalentheile in Bogensecunden, ebenfalls nur auf dieser kleinen Basis beruhen kann, von Einfluls sein; wenigstens gab eine doppelte Methode diesen "Werth zu bestimmen, einmal Durchgänge der getrennten Bilder ‚des Polarsterns an einem festen Faden, und zweitens Bestimmung es Werthes der Skale, wenn das Mikrometer an einem kleinen \ Fernrohre von 502” Focaldistanz angebracht wird, dadurch der melsbare Winkel vergrölsert, und mit andern direkten Messun- gen verglichen, nahe genug bei der Reduktion der verschiede- nen Focaldistanzen auf einander, unter Berücksichtigung der Dicke des Glases, denselben Werth. Die erste gab 07315, die andere 0312, für einen Scalentheil von denen 150 gleich 69/3 Pariser Maals sind. Einen nicht unwichtigen Vortheil gewährt das Mi- krometer bei Doppelsternen, dafs man die Bilder der Sterne, die man zusammenbringen will, ohne Mühe von gleicher Hellig- ° eit machen kann, auch wenn die Sterne sehr ungleich hell sind, je nachdem man einen grölseren oder kleineren Kreisabschnitt der Lichtscheiben, auf die eine oder andere Linse fallen läfst. Doch findet dieses nur statt, wenn man die Bilder sich wirklich decken läfst. Es wurden im Frühlinge 1845 mehrere weite ind enge Doppelsterne gemessen, welche im Ganzen recht be- reis = — 78 friedigende Resultate gaben. Es fand sich aus Messungen von 4 Tagen Castor. 1845 Apr. 13. 5,223 250928’ Dia dsir, Beat, Mai 2. 1,268 308 54 2 - y' Virgin. Apr. 12. 2,446 188 53 5 - yleonis Apr. 20. 3,105 106 52 % auf der Sonne Mai 8. 11,536. Indessen erlaubte der Gebrauch des Refraktors für Planeten und Cometen- Ortsbestimmungen nicht sehr lange Zeit hinterein- ander das Mikrometer bei seiner kleinen Skale mit ihm in Ver- bindung zu lassen, und die zeitraubende Berichtigung des Posi- tions Nullpunktes hinderte ein häufiges Vertauschen. Sonst schein ; in der That dieses Mikrometer, wenn auch nicht ganz so über- wiegende Vortheile zu gewähren wie Hr. Amici es hoffen läfst, doch von grolsem Werthe für Doppelstern - Messungen sein zu können. Nur müfste seine mechanische Construction etwas, doch nicht sehr viel mehr als bei dem hier angewandten Exemplare, vollkommener ausgeführt sein, da der Mangel einer Äquilibrirung‘ bei starken Verschiebungen in verschiedenen Lagen nachtheilig” einwirkte. Hr. Encke berichtete, dafs die von Hrn. Dr. Gerkaue gewünschten Abschriften von Briefen von Leibniz an Englisch 2 Gelehrte von dem Sekretar der Royal Society Hrn. Weld an ihn eingesandt worden. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Februar 1848. “ Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 3. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Bekker zeigte schriftlich an, dals er den Altfranzösi- schen Roman von M&raugis de Porlesguez aus derselben Handschrift der Königl. Bibliothek, welche den Roman von As- pramonte enthält, abgeschrieben und zum Druck in den Abhand- lungen der Akademie bereit habe. Hr. Böckh legte eine neue Bearbeitung der Atti- schen Tributregister vor. Die Einleitung enthält eine Übersicht der Schriften, in wel- chen diese Register bekannt gemacht worden sind. Mit Dank wird vorzüglich anerkannt, dafs Hr. Rangab@ zu Athen in seinen Antiquitös Helleniques den gröfsten Theil der erhaltenen mei- ‚stens sehr unglücklich zertrümmerten und verstümmelten Stücke z mengestellt und mit Scharfsinn und Genauigkeit versucht jat, sie nach der Zeit zu ordnen. Will man das Verdienst die- Arbeit richtig schätzen, so muls man dieselbe ganz von neuem Ibständig machen. Der Verf. der vorgelegten neuen Bearbei- hat dies gethan, und dabei weder Zeit noch Mühe gespart; ? hat hierdurch allerdings gefunden, dafs eine Anzahl Bruch- cke nicht die Stelle behalten können, welche ihnen der Athe- ische Herausgeber angewiesen hat; und da der neue Bearbeiter jerdies einige Bruchstücke mehr als Hr. Rangab€ hat benutzen Önnen, so hat er es für angemessen gehalten, eine neue Reihen- [isas.] 2 80 folge zu bilden, wobei er jedoch nur in den nothwendigsten Fällen von dem ersten Herausgeber abgewichen ist, zugleich aber die Einsicht gewonnen hat, dafs auch diese von den ein- leuchtendsten Mängeln befreite Anordnung noch weit von Sicher- | heit entfernt ist und mehrern Bedenken unterliegt. Von den meisten Bruchstücken haben dem Verf. aulser Rangab&’s Ausgabe noch andere Abschriften, namentlich von Hrn. Rofs und Otfr. Müller zu Gebote gestanden; nach allen vorhandenen Quellen sind die ursprünglichen Texte soweit berichtigt worden, als dieses auf diplomatischem Wege geschehen konnte. Der in gewöhnlicher Cursivschrift wiederholte Text ist mit den Ergänzungen und Ver- besserungen versehen, die sich vorzüglich durch Vergleichung der verschiedenen Parthien ergeben. Die neue Sammlung ent- hält im ganzen 139 Nummern oder besondere Bruchstücke. Wo im folgenden eine Nummer angeführt ist, meinen wir darunter nicht die Rangab@’sche, sondern die Nummer unserer Sammlung, wenn nicht das Gegentheil bemerkt ist. Das erste Erfordernils in der Bearbeitung dieser Denkmäler war die Sicherstellung der Namen der tributpflichtigen Städte und der dazu gehörigen Ziffern. Die Berichtigung der erstern und die der letztern stehen in Wechselwirkung; sind beide bis auf einen möglichst erreichbaren Grad bewerkstelligt, so verschwindet der gröfste Theil der Schwierigkeiten, welche die Verchiedenheit der Zahlungen vieler Staaten in den verschiedenen Stücken die- ser Verzeichnisse auf den ersten Blick darbietet. Das Ergebnils aller hierauf bezüglichen Untersuchungen wird am überschaulich- sten in einem Register der zinspflichtigen Staaten zusammenge- stellt; ein solches hat auch Rangab& schon geliefert; der Verf. der vorliegenden Bearbeitung hat es jedoch nöthig gefunden, ein ganz neues Register der Art anzufertigen, worin theils die Stellen vollständiger verzeichnet, theils die Ziffern der Tribute berichtigt, theils die Namen und die Lage der in den Inschrif- ten bezeichneten Örter näher hestimmt worden; doch bleiben noch immer Städte übrig, die aus andern Quellen nicht nach- weisbar sind. Dagegen verschwinden andere ganz; auch sind neue bei Rangab@ nicht erscheinende hinzugekommen. Um einige Beispiele anzuführen, so sind Rangabe’s JAPMIOI nichts anderes als Aura; dessen Awdiwv o "I&re: sind Awdıwv Oure; seine 4 3 81 Karyvdioı sind ganz auszutilgen; seine KIM.NAIOI im Thra- j' kischen (Chersones sind die Arwvaic; seine KYANAIOI sind die Kunatcı, seine MINAYEE die Kwövzs, seine PEIOI die Kia, seine EINAYEE wieder die Kwöuss, u. dergl. m. Ein besonders merkwürdiges Verhältnifs bieten die Suey- yereis dar, welche in unsern Inschriften öfter vorkommen, of- fenbar das Volk von Zovaysra, wo die alten Karischen Könige ihre Gräber hatten; später scheint der Name des Ortes euphe- _ misch in Oedyyer« verwandelt worden zu sein, da es nicht wahr- -scheinlich ist, dals Theangela von Syangela oder Suagela ver- ‚schieden sei: übrigens findet sich die Form Svayysr5s nur in ‚diesen Inschriften, wenn sie nicht im Strabo XIII. S. 611 her- zustellen ist. Diese sind N. 50 und N. 9 genannt gewesen, in- ‚dem dort Suleyyerzs], hier Z[vayyerys] zu ergänzen ist; an beiden Orten ist dem Namen weiter kein Zusatz zugefügt. In andern Stellen folgt auf diesen Namen ein Zusatz, der, wie ge- 'wöhnlich in diesen Inschriften die Zusätze, eine besondere Zeile bildet; in welchen Fällen denn auf zwei Zeilen nur Eine, meist etwas unter der ersten und etwas über der zweiten Zeile ste- hende Tributziffer zu stehen kommt. Diese Zusätze hat man nicht als solche erkannt, und daher Namen von Städten darin gesucht, wie N. 114 in LAIAMYNA; es ist aber zu schreiben Buley]yl75] || zei Anvve[vöss], welche zusammen die Summe zahlten, welche hier vor der ersten Zeile, nicht wie gewöhn- lich in solchen Fällen, vor der Mitte zwischen beiden Zeilen steht. Eine ähnliche, jedoch nicht völlig gleiche Bewandtnifs hat es mit einigen andern Stellen. N. 105 steht: R In der neuen Bearbeitung ist die ganze Sammlung in zwei Klassen unterschieden, welche, was früher nicht bemerkt worden, völlig von einander unabhängig sind. Die eine Klasse enthält nur 8 Bruchstücke, deren zwei bei dem ersten Herausgeber feh- len; in dieser Art von Inschriften ist der ganze von jeder Stadt zu entrichtende Tribut angegeben, und man sieht hieraus, wie hart die Bundesgenossen belastet waren: so zahlte Paros 30, Na- xos 15, Andros 15, Melos 15, Siphnos 4 Talente jährlich. In ‘der andern zahlreichern Klasse ist nur eine Quote angegeben: bereits früher (a. a. O. S. 339) haben wir bemerkt, dafs die Be- ‚schaffenheit der Zahlen sehr vieler Positionen dahin führe, sie müfsten mit 12 multiplicirt werden. In Bezug auf die Beschaf- fenheit der Zahlen macht es keinen Unterschied, ob man mit 12 oder mit 120 multiplicire: bei einer Übersicht, wie sie erst aus | einer Menge solcher Inschriften, die damals noch nicht vorlag, gewonnen werden konnte, hat Hr. Rangab* richtig gefunden, dals mit 120 zu multipliciren sei. Er stellt zwar auch anderes "daneben auf; aber nur diese Vervielfältigung ist haltbar für die Gi 86 ; Mehrheit der Summen; für einzelne Posten, besonders in den äl- tern Inschriften, sind Ausnahmen anzunehmen, die eine besondere Begründung erfordern. Welshalb aber blofs eine Quote des Tributes, ‚35, in diesen Inschriften verzeichnet sei, darüber sind von dem ersten Herausgeber verschiedene Meinungen aufgestellt. Wir glauben das Richtige gefunden zu haben, wenn wir nach einer Stelle in N. 102 behaupten, diese andere Klasse der Regi- ster enthalte die in den besonderen Schatz der Schutzgöttin Athe- näa bezahlten &r«oyds; ein Wort, welches in jener Stelle falsch ' für gleichbedeutend mit osos gehalten worden ist. Dieses Ver- hältnifs der Register mus in der Überschrift des ersten Jahres (N. 1) ausgedrückt gewesen sein, welche in der neuen Bearbei- tung in diesem Sinne hergestellt wird. Diese &ragyaı bestan- den in einem Zehnten (ösz«r7) der ersten monatlichen Rate, also in ;5o des ganzen Tributs. Die nähere Beweisführung und die Erklärung aller Einzelheiten ist von dem Verf. in der Abhand- lung niedergelegt. ae 5 7 Na Tr Hr. Ehrenberg theilte eine Privatnachricht des Hrn. Göp- pert zu Breslau über den daselbst am 31. Jan. gefallenen Meteor- staub mit und behielt sich das Nähere darüber zu berichten vor, da er in demselben Charactere des Passatstaubes erkannt habe. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Ferdinando de Nanzio, intorno al concepimento ed alla figliatura di una Mula, Memoria. Ed. 2. Napoli 1847. 4. Filippo Parlatore, Giornale botanico italiano. Tomo Il. Anno 2. Fasc. 7. 8. Firenze 1847. 8. Melloni sulle ipotesi circa il calore raggiante. (Annali delle scienze del Regno Lombardo Veneto). 4. James D. Dana, on the origin of continents. (Extr. from the Ame- rican Journal of science. Vol. III. 2. Series). 8. The quarterly Journal of ihe geological Society. No. 12. Nov. 1847. London. 8. Revue archeologique. 4. Annee. Livr. 1-9. 1847. Avril - Dec. Paris. 8. Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesell- schafider Wissenschaften zu Göttingen 1848. No.1. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.623-625. Altona 1848. 4 87 _A.L.Crelle, Journal für die reine u. angew. Mathematik. Bd. y 36. Heft1. Berlin 1848. 4. 3 Expl. 6. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den ö Landwirth ete. 19.Jahrg. 1847. No. 52, nebst Titel und Re- gister zum 2. Bande Juli-Dechbr. Wien. 4. Kunsiblatt 1847. No.61-64. 1848. No.1.2. Stuttg. u. Tüb. 4. “ F.C.Penrose, two letters from Athens on certain anomalies ‘ in the construction of the Parthenon etc. published for the - Society of Dilettanti. (London 1847.) 4. B0. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. Rose las über das specifische Gewicht der Pelopsäure. Wie die Niobsäure, so zeigt auch die Pelopsäure verschie- dene Dichtigkeiten, wenn sie verschiedenen Temperaturen aus- gesetzt worden ist. Man kann mit Sicherheit wohl drei ver- schiedene Zustände des spec. Gewichts annehmen, von denen _ einer amorph und zwei krystallinisch sind. | Wenn das Chlorid des Pelops mit Wasser behandelt wird, | so wird es, wenn die Behandlung unmittelbar nach der Berei- tung geschieht, in die amorphe Modification der Säure verwan- delt, wie dies auch beim Niobchlorid der Fall ist. Der Verf. | bedauert, in seinen früheren Tagebüchern nicht bemerkt zu ha- ‘ben, ob die meisten der untersuchten Mengen der Pelopsäure aus dem Chloride auf die angeführte Art bereitet, und ob sie "vollkommen amorph waren. Er wurde erst später, als die mei- ‚sten der Versuche schon längst angestellt worden waren, auf den merkwürdigen Unterschied in der Struetur und im spec. Gewicht der Säure aufmerksam, je nachdem das Chlorid, aus welchem sie dargestellt worden, der Luft längere Zeit ausgesetzt worden war, oder unmittelbar nach seiner Bereitung mit Wasser be- jandelt wurde. Die amorphe Säure aber, welche später vom Verf. aus dem Chloride durch Behandlung desselben, unmittel- E nach der Bereitung, dargestellt wurde; hatte das spec. Ge- wicht von 6,236. 3 Die Dichtigkeit dieser amorphen Säure wird bedeutend er- ht, wenn man sie einem Kohlenfeuer ausseizt. Je länger die itzung dauert, eine desto grölsere Dichtigkeit scheint die ure anzunehmen, ohne ihre amorphe Structur dabei zu verlie- 58 ren. Das spec. Gewicht der erwähnten Säure steigt von 6,236. bis zu 6,416 durch ein einstündiges, und bis zu 6,725 durch ein starkes dreistündiges Kohlenfeuer. Andere Mengen der Säure, welche ebenfalls aus dem Chloride bereitet worden waren, und dann der Wirkung eines bald schwächern, bald stärkeren Koh- lenfeuers ausgesetzt worden waren, zeigten die Dichtigkeiten von 6,370; 6,088; und 6,318. Eine Pelopsäure, welche nicht aus dem Chloride, sondern aus der schwefelsauren Verbindung erhal- ten und einem dreistündigen Kohlenfeuer unterworfen worden war, hatte das spec. Gewicht von 6,4825. N Die Dichtigkeit der amorphen Säure ist also nach den ver- schiedenen Versuchen durch die verschiedenen Temperaturen eine sehr verschiedene. Man kannte früher nicht ähnliche Thatsachen, doch wissen wir jetzt durch die Versuche über die Dichtigkeit der Titansäure, und durch die des Grafen Schafgotsch über die verschiedenen Dichtigkeiten der Kieselsäure, dafs das spec. h Gewicht derselben im amorphen Zustand verschieden ist, und nach dem heftigen Glühen bedeutender wird. Von den beiden krystallinischen Zuständen der Pelopsäure entsteht die eine wie bei der Niobsäure, wenn das Chlorid sich allmälig durch die Feuchtigkeit der Luft zersetzt. Die Dichtig- keit dieser Säure ist aber auch verschieden, oder was wahrschein- licher ist, die untersuchten Säuren waren Mengungen von ver- schiedenen Modificationen. Die Dichtigkeit dieser krystallisirten Säure ist oft der der amorphen Säure fast gleich (6,239), bis- weilen aber auch, wie die aus dem Acichlorid des Pelops erhal- tene krystallinische Säure von einer auffallend geringen Dichtig- ! keit (5,495.) Die Pelopsäure erhält ein bestimmtes spec. Gewicht, wenn sie in den zweiten krystallinischen Zustand übergeht, der dadurch hervorgebracht wird, dafs irgend eine Modification der Säure i dem heftigsten Feuer des Porcellanofens ausgesetzt wird. Zwei Quantitäten der Säure, aus dem Chloride bereitet, darauf in einem Kohlenfeuer geglüht, wodurch die Dichtigkeit sehr ver- mehrt wurde, zeigten, nachdem sie der Hitze des Porzellanofens unterworfen worden waren, die Dichtigkeiten 5,793 und 5,7887; sie hatten also fast dasselbe spec. Gewicht; beide waren von schr deutlich krystallinischer Structur. Auch die aus der schwefel- 89 sauren Verbindung bereitete Säure zeigte, nachdem sie dem Feuer des Porzellanofens ausgesetzt gewesen ist, eine Dichtigkeit, die der erwähnten sehr nahe kommt, nämlich 5,83. Auch diese Säure war vollkommen krystallinisch. Was die Pelopsäure betrifft, welche aus dem Columbite von Nordamerika erhalten und auch dem Feuer des Porcellan- ofens ausgesetzt worden war, so zeigte diese zwar ein höheres spec. Gewicht (6,117) als die Säuren aus dem Columbite von Bodenmais in Baiern, doch glaubt der Verf. nicht, dafs sie von einer andern Dichtigkeit war, als diese. Die Bestimmung mulste mit einer so geringen Quantität (mit 0,599 Grm.) gemacht wer- den, dals auf dieselbe nur wenig Gewicht zu legen ist. Das spec. Gewicht der Pelopsäure schwankt nach den Ver- suchen des Verf. zwischen 5,495 und 6,725. Früher würde der- selbe Substanzen, die eine so verschiedene Dichtigkeit zeigen, von ganz verschiedener Zusammensetzung gehalten haben. Aber die verschiedenen Säuren waren ursprünglich fast alle aus einer und derselben Säure bereitet worden, die verschiedenemal in Chlorid umgewandelt wurde, aus welchem der Verf. wiederum die Säure darstellte. Vergleicht man die verschiedenen Dichtigkeiten der Pelop- säure mit denen der Niobsäure, so findet man zwar Analogien, aber auch bedeutende Verschiedenheiten. Beide Säuren zeigen ein bestimmtes spec. Gewicht und eine sehr deutlich krystallini- sche Structur, wenn sie der höchsten Temperatur, ohne zu schmel- zen, dem Feuer des Porzellanofens ausgesetzt gewesen sind. Bei beiden Säuren ist, ganz der bisherigen gewöhnlichen Ansicht entgegen, der amorphe Zustand der dichtere, und der krystalli- der oft bei weitem minder dichte. Die Niobsäure unter- scheidet sich aber von der Pelopsäure darin, dals die Schwan- er in den verschiedenen Dichtigkeiten nicht so bedeutend s Sie gehen nach den Versuchen des Verf. nur von 4,5625 bis 5,26. Beide Säuren zeigen sich, wenn man sie aus den Chlo- 2. darstellt, unter denselben Umständen bald amorph, bald krystallinisch ; amorph, wenn die Chloride unmittelbar nach ihrer Bereitung durch Wasser zersetzt werden; krystallinisch, wenn ‚Zersetzung sehr allmählig durch den Einflufs der atmosphä- rischen Luft bei der gewöhnlichen Temperatur erfolgt. Aber 90 während die Dichtigkeit bei der Pelopsäure gesteigert wird, wenn die nur über der Spirituslampe geglühten Säuren einem starken Kohlenfeuer ausgesetzt werden, wird die Dichtigkeit der Niobsäure dadurch vermindert. Während ferner bei der Niob- säure die aus dem Chloride dargestellte krystallinische Säure dieselbe oder fast dieselbe Dichtigkeit zu haben scheint, wie die dem Feuer des Porzellanofens ausgesetzt gewesene Säure, ist dies bei der Pelopsäure nicht der Fall. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: L’Institut. 1. Section. Sciences math., physiq. et nat. 15. Anne. No. 721-726. 1728-1730. 1847. Oct. 27.- Dec. 29. Paris. 4. I 2. Section. Sciences hist., archeol. et philos. 12. Annce, No. 140-144. 1847. Aout.-Dec. ib. 4. Kunstblatt 1848. No.3. Stuttg. u. Tüb. 4. 14. Februar. Sitzung der philosop hisch-histo- rischen Klasse. Hr. Panofka las I. über eine volcenter Amphora der Münchner Vasensammlung, die Entführung der Ko- rone darstellend. j II. Über den aus Münzen nachweislichen Tropho- nioskultus in Rhegium. I. Eine der schönsten volcentischen Amphoren in der Vasen- sammlung der Pinakothek zu München ist neulich durch Ger- hard’s Publication, Auserlesene Vasenbilder, Band III, Taf. cLxvıum, in den Kreis der Alterthumsforschung eingeführt worden, nach- dem dieselbe vorher nur durch die Beschreibung de Witte’s Catalogue Ötrusque p. 63 und 64 bekannt gewesen. In letzterer‘ Schrift bezieht Hr. Lenormant zufolge der neben den Hauptfi- guren befindlichen Inschriften KOPONE und hv343o die Hauptgruppe auf den Raub der Korone durch Theseus vollbracht: hinter ihnen kömmt Helena HEAENE, die Fortgetragene beim rechten Arm fassend um sie zurückzuhalten# ihr auf den Fuls folgt der bärtige Peirithous, den Namen. ’ | e “ N # 9 MEPITOYS oberhalb vor sich, mit einer Chläna über den Schultern und einem Kranz um den Kopf wie Theseus, (die Kränze vermilst man ungern auf der lithographirten Tafel), in der Rechten hält er eine Lanze, in der Linken wohl das Wehr- gehenk seines Freundes. Die Inschrift HEPEZ zwischen sei- nen Fülsen erklärt Hr. Lenormant durch ein dazu zudenkendes iegöv und meint, dafs Korone aus dem Heratempel geraubt wird, wie Helena aus dem Tempel der Artemis Orthia. Pirithous scheint die Flucht zu decken und blickt zurück nach zwei Frauen auf der Rückseite des Gefälses: von diesen ‚hebt die letztere, mit einem Kopftuch statt Haube verhüllt, mit beiden Händen ihren Peplos empor und wird uns durch die In- schritt ANTIOMEIA als Antiope vorgestellt. Ihr voran schreitet, das Haupt mit Smilax bekränzt, eine jüngere Ge- fährtin und erhebt vor Entsetzen die Rechte: die Inschrift EI- AON ®EMEN längs ihrer Figur erklärte Hr. de Witte sıdov ©rr:« ich sah Theseus, als aus ihrem Munde kommend. Hin- ter den beiden Frauen steht ein bärtiger Mann, mit Ausnahme ‚der Hände ganz in den Mantel gehüllt; er hält in der Linken seinen Knotenstab und erhebt vor Staunen die Rechte. Die In- ‚schrift XAIPE+ OEZEYZ verleitete den genannten Archäo- logen bier wiederum Theseus, natürlich in älteren BAmER; als _Gemal der Antiope zu erkennen und XAlIPET für Yaizere als "einen aus seinem Munde fliefsenden Grufs an die beiden rauen aufzufassen. Abweichend von dieser Erklärung nahm Hr. Gerhard auf Hauptseite den Raub der Helena durch Theseus als durch schriftliche Zeugnisse gesicherten Mythos an und er- erte, wie auf Vasenbildern selbst sorgfältigen Styls Stellen- echslung der Inschriften öfter vorkommt. Zugleich prote- er mit Recht gegen die Person des Theseus auf der Rück- indem er lieber des Theseus Vater Aegeus hier vermuthet, in dessen Munde die Inschrift Yauze Sysevs sei gegrüfst The- us sehr natürlich und angemessen erscheint. Es entging ihm t, dals das hinter %«ıze befindliche Kreuz + nur ein Tren- zeiehen abgiebt, wie es denn auch von dem r in Hlesıreus Avrıorsıc sich wesentlich unterscheidet. Um so mehr muls befremden, dals unser College über die Inschrift HEPEXZ 92 Se oe u ein absolutes Schweigen beobachtet und hinsichts der zwei Worte vor der jüngeren Tänzerin EIAON DEMEN die Erklärung de Witte’s billigt und wiederholt ‚„„Theseus der sie gesehen, sei in der Nähe”; ja mit Hrn. de Witte auch hier einen Jungfraun- raub des Theseus annimmt, der sich durch die Flucht der Braut Antiope und einer Brautjungfer offenbart. Seine Erklärung des | Vasenbildes schlielst mit folgenden Worten: (1) „‚dals Antiope’s „ihr voraneilende Gefährtin lieber als Antiope selbst die Nähe „des Freiers verkündet und mit dessen Kunde die Flucht er- „greift, kann unsrem Künstler als eine Feinbeit zugerechnet wer- „den, bei welcher Antiope’s jungfräulicher Stolz zur Flucht und „zur Erleidung des Raubes verlockt wird, ohne viel, eignen „Willen zu zeigen. An eine Versetzung der Inschriften, wie „sie im Gegenbild Helena’s und Korone’s nahe gelegt wird, ist „daher bier nicht zu denken: dieses um so weniger, da Antiope „durch Kopfputz, breitere Gewandung und völlige Formen von „ihrer Gefährtin unterschieden ist, ohne dals deren Bekränzung' „mit rankendem Laub für eine besondre Auszeichnung derselben „gelten dürfte.” An die Erklärung der drei genannten Archäologen reiht sich eine vierte von Welcker, welcher in der neu erschienenen drit- ten Auflage des Müllerschen Handbuchs der Archäologie ($.689.) über dies Vasenbild folgendermalsen sich ausspricht: „die Ent- „führung der Helena (Rv. Theseus und Antiope). OEZEVZ „trägt HEAENE davon. NEPITOVZ schaut sich nach Ver- „folgern um, eine stattliche Figur, HEPEZ, will die Entfüh- „rung hindern — Here, zur Andeutung dafs ihrem Sinn die „That entgegen sei — und Namen ohne Figur, die meisten an- „dern an falscher Stelle geschrieben.” — Je weniger die von vieren meiner Freunde aufgestellte Er- klärung dieser Prachtvase im Zusammenhang mit dem drakoni- schen Urtheilsspruch über den epigraphischen Theil derselben mich befriedigt, desto mehr fühle ich Veranlassung über dies Vasenbild eine abweichende Ansicht zu näherer Prüfung vorzu- legen. (') Gerhard, Auserlesene Vasenb. III, S. 50. 93 Da über die Auffassung der bildlichen Darstellung der Haupt- seite eine Verschiedenheit der Meinung kaum denkbar ist, so kann hier der Zwiespalt sich nur auf die Inschriften beziehen. Soll man mit Hrn. Lenormant orthodox an den Buchstaben hän- gen und hier den Raub der Korone durch Theseus ausgeführt anerkennen, wenn gleich die bekannteren litterarischen Zeugnisse von diesem Mythos uns fehlen? oder mit den Herren Gerhard und Welcker die beiden Frauennamen umzustellen nach manchen Analogien auf andern gemalten Gefälsen sich für berechtigt hal- ten? Eh wir über diesen Punkt unsre Meinung äufsern, müssen wir bemerken, dals Hrn. Lenormants Deutung von HEPES für “Hors ieoov sich wohl kaum Par Re der Sprachforscher erfreuen dürfte und daher einen andern Erklärungsversuch um so dringender hervorruft. Gewils aber nicht den, welchen Hr. Welcker vorschlägt, wobei der Genitiv HEPES$ statt HEPE mitten unter lauter Eigennamen im Nominativ jeder Rechtferti- gung ermangelt und überdies die mit HEAENE vor ihrem Kör- per bezeichnete Jungfrau die Göttin Hera schon deshalb nicht darzustellen vermag, weil nach der Analogie andrer Kunstdar- stellungen, wir für die erhabne Gemalin des Zeus wenn nicht kolossalere Proportionen, als wir sie bei den drei sie umgeben- den Sterblichen wahrnehmen, doch wenigstens Stephane und Scepter als unerläfsliche Erkennungszeichen der Herrin, "Hoe, zu verlangen uns gedrungen fühlen, zumal die Tracht dieser so- nnten Hera von der der entführten Jungfrau sich nicht im geringsten unterscheidet. Was die Rückseite anbetrifft, so sehen beide Collegen hier eine Flucht der Geliebten vor dem entführungssüchtigen Bräuti- m und beziehen gestützt auf die Inschrift Avrıorsız die Scene die Verbindung des Theseus mit Antiope, ohne daran An- ls zu nehmen, dals unsere Anliope auch nicht die leiseste Spur von Amazonencharakter verräth, und überdem eine Kopf bedeckung welche einer vumpn wenig angemessen erscheint. % Deshalb kann ich dieser Auslegung durchaus nicht beipflich- ten; vielmehr hege ich die Überzeugung, wenn das Vasenbild e Inschriften ans Licht getreten wäre, hätte Niemand in der ren mit Haubenähnlichem Kopftuch versehenen Frau die Braut 94 vermuthet, sondern die Brautmutter,(') dagegen in der ent- schieden jüngeren mit einem Kranz von Smilax ausgezeichneten, welche mit der Briseis vor Achill auf einer andern volcenter Amphora (?) verglichen zu werden verdient, die Verlobte er- kannt. So entspräche auf der Rückseite die Hauptbekränzte Jung- frau der entführten Braut Korone auf der Vorderseite; die Braut- mutter Antiopeia der Theilnehmenden Schutzanbietenden He- lena, endlich der Mann mit Mantel und Knotenstab, vielleicht der Braut Vater, dem Pirithous auf der Vorderseite. Eben so we- nig scheint uns der Gedanke an Flucht von Seiten der Antiopeia und ihrer Gefährtin durch das Vasengemälde selbst motivirt, vielmehr das Bild des Tanzes 'in Hand- und Fulsbewegung bei- der weiblichen Figuren deutlich ausgeprägt. Man könnte verlei- tet werden äm Gegensatz mit den bisherigen Erklärern die Fi- guren der Vorder- und Rückseite nicht zwei verschiednen Hand- lungen zuzuweisen, sondern ein und derselben, indem die ent- führte Korone vermuthlich im Begriff an dem Tanz der Jung- fraun im Tempel der Göttin Theil zu nehmen, von Theseus geraubt ward, grade wie Helena in gleichem Tempeldienst der Artemis Orthia von demselben attischen Heros nach Aphidnae entführt ward. So würde sich das Rückblicken des Peirithous, der Besorgnifs hegt, dals verfolgende Jungfraun des Chors die Beute dem Theseus zu entreilsen versuchen möchten, sich erklä- ren; und auf diesen Zusammenhang beider Seiten könnte der Zuruf der Mantelfigur Xaırpe Ossevs Glück auf, Theseus! noch entschiedener hinweisen, der erst dann seine Beziehung erhält, sobald man annimmt die Mantelfigur wünsche dem Theseus Glück, sehend dafs die Entführung ihren Erfolg hat. Allein die Son- . derung der beiden Scenen durch die ansehnlichen Henkel der Amphora, und mehr noch die Ungleichartigkeit des Kopfputzes der vier Frauen und der Mangel an Bekränzung welcher bei einem Festtanz etwas unerhörtes wäre, bestimmen uns das Bild der Rückseite unabhängig von dem Mythos der Vorderseite auf- (‘) Panofka Cab. Pourtales Pl. XXXVI, wo die Brautmulter Deinoma- che eine ähnliche Kopfbedeckung trägt, im Gegensatz mit der Stephane der Braut Phylonoe. (°) Gerhard Auserlesene Vasenbild. III, euxxxvur. 95 zufassen und dieselbe für eine individuelle Hochzeitsscene zu er- klären. Der Schlüssel zu richtigerem Verständnils des ganzen "Vasengemäldes liegt vielleicht in den von den bisherigen Erklä- rern höchst milsverstandenen Inschriften. Was berechtigt hinter eıdov ein Osss« zu lesen, während ein Vergleich der Inschrift _ OEZEYZ vor dem Mädchenräuber in Übereinstimmung mit der Schreibart desselben Namen QETEYX hinter XAlPE+ ılser Zweifel setzt, dafs der erste Buchstabe hier kein $ son- dern , der dritte kein = sondern , vorstellt, und ebenso der fünfte kein « sondern », so dals an die Stelle von OEZEA, ®EMEN sich darbietet? Die Worte welche die bekränzte Jungfrau spricht, lauten aber nicht blos eıödov dewsv für byunv, sondern da der bisher unerklärliche Genitiv Heges unter den Fülsen des Peirithous damit zusammenhängt, Heges sıdov dbenev für Hans &idov yunv, ich sah die pyun der Hera. ? Wer ist aber diese ®44 der Hera, dieses Organ der 3 Juno? Meines Erachtens keine andre als die zogwvr, cornix, -Krähe, welche Münzen der Gens Cornuficia auf der Schul- ter der Juno Caprotina(') uns zeigen, und von der Apollonius von Rhodos (?) singt, dafs hoch auf den Ästen der Scharspap- % 2 nah am Tempel sie der Here Beschlüsse verkündete, “Hors juimame Bovrs; wie wir sie denn auch auf einer volcenter Am- phora bei der Geburt der Athene hinter dem Haupt der mit kegischiton bekleideten Hera erblicken.(°) Ist diese Auslegung ichtig, so erinnern diese Worte °Hgrs sidov dyunv für eidev joowvyv an das naive Wechselgespräch einer andern volcenti- ü 0) Morelli G. Cornuficia II, p.142. Eckel D. N. T.V, p- 196. Panofka intike Weihgesch. Abhd. d. Kgl. Akad. 1834. Taf. 1, 8. -(?) Apollon. Rhod. Argon. III, 927: "Esrı 88 ig nedloıo xara arißov &yyuSı vnod alyeıpos buAAoıaı Amsıperioıs xonowea, Th Dana du Aaxtpubaı önyuhlovro xopuvat. Tdwv TIg ueranyUg dva rrepa xıvnoaca öbod ’em dxpeuovuv "Hong nviname Bouide. ol. Hom. h. in Cerer. v.46. Der suchenden Demeter will keiner der Göt- rt, noch Sterblichen die Wahrheit sagen, wo Persephone geblieben, oö%’ ayiav TIG "n Ermrunog dyyekos nASer. -(°) Monum. d. Instit. ach. Vol. III, Pl. 44. 2* 96 schen Amphora('), das mit siehe da eine Schwalbe! beginnt. Erwägt man dafs der Tanz bei den Hellenen fast nie ohne Gesang stattfand, so lassen sich diese Worte als Anfang einer Strophe ohne Schwierigkeit auffassen, wobei die Anspielung der zopuvN als Vogel der Hera mit Koowvn der von Theseus ent- führten Jungfrau sich von selbst ergiebt. Hieraus folgt zugleich wie sehr man Bedenken tragen muls trotz der Berühmtheit des Helenaraubes durch Theseus an die Stelle von Kogove auf der Hauptseite Herve zu setzen, zumal Plutarch selbst, nachdem er im 28ten Kapitel von der Vermälung des Theseus mit Antiope ER EASTERN: und Phädra gesprochen, im 29ten Kapitel fortfährt: „Es existi- „ren aber von der Ehe des Theseus noch andre Sagen die der „Scene entgangen sind, obwohl sie weder einen milderen An- 8 „fang, noch ein glücklicheres Ende hatten. Denn er soll die „Anaxo eine Trözenierin geraubt und nach Ermordung des Si- „nis und Kerkyon mit Gewalt mit ihren Töchtern Umgang ge- „pfogen; auch des Ajas Mutter Periboia und wiederum Phere- „boia und Iope, des Iphikles Tochter, geheirathet haben: und ' „aus Liebe zu Aigle, der Tochter des Panopeus, klagt man ihn „an, habe er gar verlassen, was weder schön, noch schick- „lich gewesen.” Die Vermuthung dals ”Hgys zidov zum für zidov PEN den Anfang eines Gesanges bildet, den die unbenannte Tänzerin vor Antiopeia — die wirkliche Braut, der die Amphora zum Hochzeitsgeschenk dargeboten ward — anstimmt, gewinnt an Wahrscheinlichkeit, sobald man sich des Liedes zogwvsu@ erin- nert, welches die für die Krähe Haus an Haus Almosen sam- melnden absangen, aus dessen bei Athenäus (?) mitgetheilten Versen „Und der Krähe bringt die Jungfrau Feigen; „Götter! möge tadellos das Mädchen werden „Und ’nen reichen und namhaften Mann ausfinden!” (*) Monum. dell’ Institut. archeol. Vol. II, Pl. XXIV. Ann. de P’Instit. Vol. VII, p. 239. Bilder antik. Lebens Taf. XVII, 6. Griechinnen und Gas chen Taf. II, 14. (*) Athen. VIII,59, p. 359 f: xai rn Kopwun mäp9evog epeı rüxa. Seol, yEvorro nayr Aueumrog 7) xoupn, nädvedv Avdpa xılvouanrov EEeupor. 97 die Rücksicht auf ehliches Glück deutlich hervorleuchtet, und für die ebliche Entführungsscene auf diesem entschieden hoch- zeitlichen Gefäls sich in Anschlag bringen läfst. Das wichtigste ‚Zeugnils aber für die Beziehung der Krähe zur Hochzeit verdan- ken wir dem Aelian ('), der nachdem er von der Treue und wechselseitigen Liebe der Krähen gesprochen, fortfährt, die Alten rufen bei der Hochzeit nach dem Hymenäos die Krähe, indem sie dieses Symbol .des Einverständnisses den sich begattenden zum Vortheil der Kinderzeugung geben. Wenn So- phocles in der Electra v.1109,1110 $+4n durch zAndwv erläu- tert, so dürfen wir hiebei die goldnen Keledonen an der Decke des Apollotempels zu Delphi, die Pausanias (?) mit den Sirenen vergleicht, um so weniger vergessen, je mehr die Juno Caprotina mit der Krähe und die Here von Koronea mit Si- renen auf der Hand, aus deren Fittigen die obsiegenden Musen zu ihrem Kopfschmuck sich Kränze, coronas, flochten,(?) sich assimiliren und uns in denselben Ideenkreis und die gleiche sym- bolische Ausdrucksweise einführen. Gegen etwanige Bedenken dafs nicht sidcv pruyv, sondern naouov brumv auf dieser Vase stehen müsse, wie ja auch Sopho- ‚eles im Oedip. Tyr. v.42 eire rov Sewv dyunv drovoas, sr dm @vdgos cirSe mou sich ausdrückt, läfst sich entgegnen dafs diese Worte nach ünsrer Vermuthung, nicht prosaischem Dialog, son- dern dem Chorgesang tanzender Frauen angehören und selbst in dem poetischen Dialog bei Sophocles Trachin. v. 695, 696 d8 sgronar parıv abpasrov, Semögen avIawy PRSSEITA ihre vollständige Analogie und Begründung finden. Dagegen un- riest es grölseren Schwierigkeiten über Familie und Geburts- BR: r (*) Aelian de nat. anim. L. III,9. Kopüvaı aAAnAwv elcı mıotararaı, xul eis xoıvwviav auviidwer, mavu ohodpe dyandcı edäs' Kal oux av idor rıs uneva radra ra Sida üvednv nal og Eruxev. Akyousı d& ol ra Umkp rouruv dx- eußoüvres, Orı xdv amoIdm =o Erepov, TO Aoımöv xnpeveı. ’Axovw d& Toy; maraı E "ev Tolg yanoız Hera Toy Un&vauoy rrv Kopwunv xueiv, cuvOnua Önovolag rolro 7 auvıodaıv Emil 7 maudonouig Judovras. % (°) Paus. X, 5,5. —() Paus. IX, 34,2: ein altes Schnitzbild des Pythodorus. 98 ort der Korone eine Vermuthung aufzustellen, je weniger die- selbe mit der Mutter des Aesculap gleichen Namens verwechselt werden darf, obschon diese letztere als Tochter des Lapithen- fürsten Phlegyas und Schwester des Ixion (') mit dem auf unsrer Vase ebenfalls vorkommenden Lapithen Peirithous, Sohn des Ixion aus Larissa (?) sich in Verbindung bringen lielse. Erwägt man dafs Helena von Theseus und Peirithous in Sparta geraubt (°) wird, so bestimmt die Anwesenheit der Helena in dieser Scene den Raub der Korone ebenfalls nach der Hauptstadt Lakoniens zu versetzen (*), zumal Pausanias (°) daselbst einen Tempel der Ziegenesserin Juno, Hera Aigophagos erwähnt, deren engen Zusammenhang mit der Krähe wir bereits oben sowohl aus Münzen der Gens Cornuficia und dem archaischen Vasenbild der (‘) Hom. h. XVI, 2. Apollod. III, 10,3. (*) Hom. 1. 1, 741. Apollod. I, 8,2. (°) Panofka Mus. Blacas. Pl. XXX, XXXT. pag. 88. (*) Die Beziehung der Inschrift "Hpns eidov dyunv zu der KOPONE der Vorderseite bestimmt mich die von Gerhard vorgeschlagne Namenver- setzung zu Gunsten des Helenaraubs aufzugeben, wonach Korone, eine Ge- nossin im Tanz zu Ehren der Hera, der Helena zu Hülfe eilt, um sie zu retten und zwei andre Frauen an dem Chortanz betheiligt sind. Wollte man dieser Hypothese Beifall schenken, so liefse der Name Tyndareos für die bärtige Mantelfigur auf der Rückseite mit um so gröfserer Wahrschein- keit sich vorschlagen, als nach einer bei Plutarch (Thes. 31) angeführten Sage Tyndareos seine Tochter Helena dem Theseus anvertraute, um sie vor dem Enarophoros, Sohn des Hippokoon, zu schützen, und der Ausruf xat- ps Suceug im Munde des Vaters der Helena, zumal mit Rücksicht auf die in Sparta wie in Kreta übliche Sitte des Brautraubes, hiemit im vollkommen- sten Einklang stände. Hiezu käme drittens, dafs die Erscheinung des Tyn- dareos auf dieser Vase mit der auf einer Kylix des Kgl. Museums — (Gerhard Trinkschalen d. Kgl. Mus. HeftII, Taf. x1, xır.): vgl. auch den Tyndareos auf der Amphora des Exekias (Mon. de !’Instit. arch. T. 11, Pl. XXII) — überein- stimmt, wo die Inschrift rurapeog keinen Zweifel über die gemalte Person zuläfst. Erwägt man ferner, dals auf dieser Kylix eine weibliche Figur mit Namen Evorız mit Tytareos und Ikarios in lebhaftem Gespräch sich zeigt, so liegt die Versuchung nahe, die Euopis der Kylix mit der Antiopeia der münchener Amphora wegen ihrer Nähe und Beziehung zu Tyndareos für eine und dieselbe Person zu halten. (°) Paus. II, 15,7. Vgl. Panofka Terracotien des Kgl. Mus. $.32. u, ff. 99 Minervengeburt, als aus den Versen des Apollonius Rhodius nach- wiesen. Auch ist grade von Sparta die Sitte bekannt durch einen Raub der Braut die Ehe einzuführen ('); weshalb wir wohl nicht En. wenn wir in dem bejahrten Mann der dem Theseus Glück nicht an seinem Platze wäre, sondern den Vater der Korone voraussetzen. Wir deuten ihn aber nicht als mythische Person, sondern als Vater der wirklich lebenden Braut Korone, und be- ziehen seinen Gruls an Theseus als einen verkappten Glück- wunsch an seinen künftigen Schwiegersohn, den Heimführer sei- ner Tochter Korone. Die gegen meine Erklärung erhobnen Bedenken dals HEPET nicht auf derselben Seite der Vase wie EIAON ®EMEN steht, sondern durch den Henkel der Amphora getrennt wird, vermag am bündigsten der Vergleich einer andren volcenter Am- phora (Gerhard Auserl. Vasenb. III. cıxxxvın.) gleich grofs- artigen Styls zu beseitigen, deren eine Seite eygadrev EvSynidss 6 Ilodıo zeigt, und die entgegengesetzte ös ouderor Eurgovios scil. eygacbsev Euthymides der Sohn des Polias hat gemalt wie nie- mals Euphronios. — Hr. Professor Schwartze berichtet in zwei Briefen an die Herren Neander und Bopp über den bisherigen Erfolg ‚seiner koptischen Bestrebungen während seines Aufenthalts in England. 4 Die koptischen Handschriften des British Museum enthalten weitem reicher ist Oxford, welches unter vielen noch ungedruck- ten Handschriften in sahidischer (thebaischer) Mundart auch. eine sehr alte über gnostische Philosophie enthält. Eben so sind die P ivatsammlungen der Herren Lee, Tattam, u. A., deren Benu- izung dem Berichterstatter frei steht, mit koptischen Handschrif- ten zur Genüge versehen. Nach erlangter Übersicht über den in England angehäuften Stoff ging der Verf. mit allem Eifer an die Abschrift des Wer- R (*) Plutarch. Lycurg. 15. Müller Dorer II, S. 282 u. ff. Dr: 100 möglichst wortgetreue lateinische Übersetzung desselben die er am 18. December 1847 vollendet hat, übrigens noch einmal sorgfältigst mit dem Texte vergleichen will. Es würde ihm sehr ; willkommen sein, sowohl dieses Werk als zwei Oxforder Mss., die „Gnosis der unsichtbaren Dinge” und die „Lehre des gro- fsen Logos nach den Mysterien” enthaltend, bereits im J. 1848 herausgeben zu können. Die eigentliche Pistis Sophia reicht nach Hrn. Schw. nur bis Seite 318 des Codex. Dann beginnt unter dem Titel: „Ein Theil der Bücher des Heilandes” eine neue koptische Abhand- 3 lung, welche vermuthlich Bruchstück eines gröfseren Werkes. ä Diese unterscheidet sich durch viel stärkeren Gebrauch kabbali- h stischer Ausdrücke, verschiedne Potenzirung der gnostischen Ge- 2 walten und stärkeres Eingehen in die astrologischen Constella- 4 tionen. Professor Dulaurier in Paris, der ebenfalls (1838-40) in England eine Abschrift dieses Codex genommen und kürzlich eine Notiz darüber nebst einer Probe seiner eignen Übersetzung } (die übrigens mehr sinn- als wortgetreu) mitgetheilt hat, *) möchte das Ganze für ein Werk Valentins erklären; Herren Schwartze scheinen beide Abhandlungen nur im allgemeinen Y auf dessen Schule begründet. Den Verfassern hatten offenbar griechische Texte vorgelegen; doch glaubt Hr. Schw. aus dem ganz eigenthümlichen, von dem griechischen Gedankengange sehr abweichenden Vortrage darthun zu können, dafs wenigstens die grölsere Schrift nicht als eine Übersetzung, sondern als freie‘ Bearbeitung zu betrachten ist. In Bezug auf die Schreibung giebt sich das Ms. als die Arbeit eines Mannes zu erkennen, dessen Schrift den Charakter der ältesten, uns erhaltenen griechisch-biblischen Mss. an sich trägt; nirgends ist eine Spur von arabischer Schrift. — Die sa- hidische Sprache dieser alten Urkunde erscheint im Ganzen auf derselben Stufe welche die spätere Litteratur dieses Dialek- tes einnimmt, und bestätigt somit auch ihrerseits, dals das Kop- tische als allgemeine Landessprache des alten Ägyptens in seinem“ auf uns gekommenen Zustande weit über die christliche Zeit- *) Notice sur le manuscrit copte-thebain intitule: la fidele sagesse etc. Journal Asiatique, 1847, no. 45. 101 rechnung binausreicht. Doch hat der sahidische Dialekt hier in ‚mancher Hinsicht sich reiner erhalten als er sich später darstellt, so z.B. erscheint statt des später gewöhnlich verdoppelten Stamm- vocals der einfache. Die Zischlaute wechseln selbst in griechi- schen Ww. noch mit den ursprünglichen Gaumlauten, z.B. adı- sıantos für azivyro, Aogımazeım für dozımalsw. Überhaupt zeigt sich der Dialekt noch in engerem Anschlusse an den Memphiti- schen. — Die Übersetzung hat dem Verf. ob dunkeln Inhalts und oft verworrenen Gedankenganges des Originals nicht selten bedeutende Mühe verursacht. Die vielen in der Pistis Sophia ‚enthaltenen griechischen Wörter sind theils Kunst- oder Schul- Ausdrücke, wie z.B. npohoAr (mooßoAy), aswıt (aisv), theils nur Ausdrücke einer prunkenden Gelehrtheit, an deren Stelle die gleichbedeutenden koptischen Wörter eben so gut hätten ge- braucht werden können. Dieser Gebrauch griechischer Wörter ist ihm indels zuweilen von Nutzen gewesen. Koptische Schrift- ‚steller drücken nämlich einen und denselben Begriff öfters dop- pelt, oder mit zwei Worten aus, und ist in solchen Fällen das ‚eine Wort ein griechisches, so kann es dazu dienen ein ander- ‚weit dunkles koptisches Wort aufzuhellen. Bald nach Absendung seiner zwei Briefe gedachte der Verf. ‚auf längere Zeit nach Bedford überzusiedeln und die Sammlung Tattam’s mit ganzer Kraft in Angriff zu nehmen. 47. Februar. Gesammtsitzung der Akademie, Hr. Link las einen Entwurf eines phytologischen Pflanzensystems. Zweite Abhandlung. Der Verf. hatte in der ersten Abhandlung gel. im Juli 1823 so wie schon früher gezeigt, dafs die natürlichen Ordnungen im Pflanzenreiche auf einer willkürlichen Zusammenstellung von Kenn- zeichen beruhen, dafs vielmehr in der ganzen organischen Natur folgendes Gesetz gelte: Indem ein Theil unveränderlich oder wenig; veränderlich bleibt, durchlaufen die übrigen Theile eine Reihe von verschiedenen Entwickelungsstufen. Aber ein System mach diesem Gesetz würde nicht wohl auszuführen sein, da die Bestimmung jener Stufen zu grofse Schwierigkeiten haben möchte, indessen ist es nöthig, sich ihm so viel als möglich zu nähern. Vorläufig war es zweckmälsig, jene, wenn auch willkürlich, doch 102 fleilsig und genau bearbeiteten natürlichen Ordnungen auf- und anzunehmen. Schon Jussieu sah ein, dals man zu keiner Übersicht der natürlichen Ordnungen gelangen könne, wenn & man sie nicht nach einem künstlichen System, gegründet auf einige wenige Verchiedenheiten der Theile, zusammenstelle. In } dieser Rücksicht gab er einen Clavis, der nachher gar oft ver- ändert, und zuletzt von Lindley und Endlicher, so vortrefflich, als es möglich war, gegeben ist, nachdem die Zahl der Ordnun- gen seit Jussieu sich fast um das dreifache vermehrt hat. Aber auch dieser Clavis giebt keine Übersicht. Erstlich wegen der Unbestimmtheit der Kennzeichen, wo es schwer wird, unter den vielen „oder” ein einziges herauszufinden, wodurch man die Ordnungen und Unterordnungen gehörig unterscheiden kann. Zweitens wegen der vielen Ausnahmen; wo soll man z.B. Zedum finden, mit einer corolla polypetala, die zu den Ericeae allerdings mit Recht gestellt ist, welche alle eine corolla monopetala (ga- mopetala) haben? Drittens wegen der vielen genera affinia, welche alle Ordnung stören. Es ist also nicht blofs eine clavis, sondern ein künstliches System nothwendig, um die natürlichen Ordnungen zur Übersicht zu bringen, und zwar ein durchgrei- fendes künstliches System, welches die natürlichen Ordnungen oder Familien trennt, wenn es nöthig ist. Die natürlichen Ordnungen oder Familien können dabei immerhin als natürliche Ordnungen angeführt und erhalten werden; sie sind in dieser Rücksicht den Gattungen die auch als natürliche Gattungen gel- ten sollen, gleich zu stellen. Nach welchem Theile sollen die Klassen bestimmt werden? Ohne Zweifel nach dem Theile, welcher alle andern Theile trägt und aus sich entwickelt, nach dem entwickelten Stamme, der allerdings im Embryo schon vorgezeichnet ist. So entste- hen folgende Klassen: 1. COoRMOPHYTA. Lignum radiatum vasculosum intrieatum. Hieher gehören die Cycadeen. Das Holz wächst strah- lenweise gegen den Umfang an, besteht nur aus Gefälsen ohne eingemengtes Zellgewebe, und diese Gefälse verwickeln sich in Mark, Rinde, und selbst im Holz. 2. CALAMOPHYTA. Lignum fasciculare celluloso - vasculosum in- tricatum. a a 103 Hieher gehören die Palmen, Drachenbäume, Pandaneen u.a. Das Holz bildet Bündel, welche im Stamm sich ver- wickeln. Zwischen den Gefäfsen ist Zellgewebe. . CRINOPHYTA. Lignum fasciculare, celluloso -vasculosum rec- tum. Embryo distinctus. Hieher gehören die übrigen Monokotylen. Die Holz- bündel gehen im Stamme gerade nieder, und verwickeln sich erst in der Zwiebel oder dem Rhizom nämlich dem unent- wickelten Stamme. Die Beschaffenheit des Embryo muls hinzugesetzt werden, um einen deutlichen Unterschied von den Farrn zu haben. Ein ähnlicher Zusatz wäre auch bei den andern Klassen gestattet, wenn es nöthig wäre. CAULOPHYTA. Lignum radiatum, celluloso - vasculosum. Hieher gehören die meisten Dikotylen. Ihr wahrer Charakter besteht allein in dem strahlenförmig anwachsen- den Holz, welches man auch in der zartesten Pflanze er- kennt. PıTyoPpHYTA. Zignum radiatum vasculosum rectum. Hieher die Coniferen. Sie kommen den Cycadeen nahe, unterscheiden sich aber auffallend dadurch, dafs sich die Ge- fälse in Mark und Rinde auch im Holz nicht verwickeln. HYDRrOPHYTA. Lignum tubulosum. Eine kleine Klasse von Wasserpflanzen welche sich da- durch unterscheidet, dafs lange Röhren ohne Spiralfäden und ohne sogenannte Poren sich im Stamme befinden. 7. MyYcEPHYTA. Lignum sparsum. Ebenfalls eine sehr kleine Klasse von Pilzähnlichen Ge- wächsen, deren ganzer Stamm von einzelnen Bündeln von Gefälsen durchzogen ist. RHIZANTHOPHYTA. Lignum intra florem, alias deficiens. Hieher gehören die sonderbaren Gewächse, Rafflesia, Brugmansia, Frostia, deren Blüte auf einer fremden Wur- zel parasitisch ist. PTERIDOPHYTA. Lignum fasciculare celluloso - vasculosum rectum. Embryo non distinctus. Die Farrn unterscheiden sich von Monokotylen beson- ders durch den Embryo, der sich von dem Innern des Stam- mes nicht unterscheidet. 104 10. PALAEOPHYTA. Lignum vasculosum medullare. Durch die Mitte des Stammes, wo sich sonst das Mark befindet, zieht sich ein Bündel von Gefälsen, welches bei keiner andern Pflanzenklasse der Fall ist, ohne eingemeng- tes Zellgewebe. Hieher die Zycopodiaceae, welche sich von den Farrn auffallend unterscheiden, auch wie es scheint, die Salviniaceae. Da sich die Zycopodiaceae besonders unter den fossilen Pflanzen finden, so habe ich sie Palaeophyta genannt. ' 41. BRYOPHYTA. Lignum substitutum e cellulis strictis. Hieher die Moose. Den Stamm und wenn er fehlt, wie bei vielen Lebermoosen, die ganze Pflanze durchziehen langgestreckte Zellen statt der Gefälse. 12. CRYPTOPHYTA. Lignum plane nullum. Hieher gehören die Algen, Lichenen, Pilze, in denen auch nichts dem Holze Ähnliches zu finden ist. Ich habe vorausgesetzt, dafs Holz durch Spiralgefäfse und durch so- genannte poröse Gefälse bezeichnet wird. Übrigens bedürfen alle gegebenen Kennzeichen nur einer Lupe um erkannt zu werden. An eingegangenen Druckschriften wurden vorgelegt. Duc de Caraman, Histoire des revolutions de la Philosophie en France pendant le moyen age jusqu’au seizieme siecle. Tome 1-3. Paris 1845-1848. 8. \ mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Paris d. 18. Jan, d. J. Zantedeschi al Signor E. Fabri Scarpellini illustrazione di al- cuni fenomeni di elettro-magnetismo. (Venezia il 31 gennaio 1848). 8. E. Gerhard, archaeologische Zeitung. Neue Folge. Lief. 4. No. 10-12. Oct.-Dec. 1847. Berlin 1847. 4. j Schumacher, astronomische Nachrichten. No.626. Altona 1848. 4. Bartolommeo Zanon, Analisi delle acque potabili di Treviso, Me- moria. Padova 1847. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Belluno d. 8. Febr. d.J. Revue archeologique. 4.Annee. Livr.10. 15.Janvier. Paris 1848. 8. Bibliothek des literarischen Vereins in Stuttgart. XVI. Stuttgart 1847. 8. Kunstblatt 1848. No.4.5. Stuttg. u. Tüb. A. 105 Aufserdem kam zum Vortrag: Ein Schreiben des Hrn. Dr. Römer d. d. Hildesheim d. 12. Febr. d. J. womit er anzeigt, er habe in Folge der von der Akademie ihm zu Theil gewordenen Förderung seiner Reise nach Amerika drei Kisten mit Amerikanischen Mineralien und Verstei- nerungen an das Königl. Mineralienkabinet hierselbst abgehen lassen. 24. Februar. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. G. Rose las über die chemische Zusammense- tzung des Magnetkieses. Der Verfasser sucht zu beweisen, dafs der Magnetkies nur eine einzige Gattung ausmache, deren Zi chemische Zusammensetzung durch die Formel Fe’ Fe zu be- _ zeichnen sei, und dals weder der Magnetkies von Bartges, dessen chemische Zusammensetzung nach Berzelius durch die Formel ’ 2 Fe Fe, noch der Magnetkies von Bodenmais, dessen chemische Zusammensetzung nach dem Grafen Schaffgotsch durch die For- m mel Fe’ Fe ausgedrückt wird, von dem übrigen Magneikiese zu trennen sei. Der Verfasser widerlegte ferner die von Breithaupt aufge- stellte, und von Frankenheim, v. Kobell und Rammelsberg ange- nommene Meinung, dafs der Magneikies Einfach - Schwefeleisen Fe sei, weil er die Form von anderen Einfach -Schwefel-, Ar- - senik- und Antimon-Metallen habe; denn der Magnetkies hin- terlälst bei der Auflösung i in Chlorwasserstoffsäure einen Rück- “ ‚stand von Schwefel, der in ihm nicht als eingemengt angenom- men werden kann, da derselbe durch Schwefelkohlenstoff nicht auszuziehen ist, und eine geschliffene und polirte Fläche beim | " Magnetkies nicht die geringste Ungleichartigkeit der Masse zeigt. Das Einfach-Schwefeleisen ist auch eine vom Magneikiese ganz verschiedene Verbindung, da letzteres magnetisch, ersteres aber gan: unmagnetisch ist, und der Magneikies ein viel „geringeres E specifisches Gewicht als das Zweifach-Schwefeleisen Fe hat, ob- leich doch sonst alle bekannten niedrigeren Schwefelungsstufen ein höheres specifisches Gewicht haben, als die höheren. Der Magnetkies hat nämlich nur ein specifisches Gewicht 4,62, wäh- rend das Zweifach - Schwefeleisen im Eisenkiese ein specifisches Gewicht 5,03, und im Speerkiese ein specifisches Gewicht 4,86 106 hat *). Dieses niedrigere specifische Gewicht des Magnetkieses beweist nicht nur, dals er eine von dem Einfach -Schwefeleisen verschiedene Schwefelungsstufe, sondern auch eine Verbindung zweier verschiedener Schwefelungsstufen sei. Die Form des Magnetkieses, die eine Combination eines Hexagon-Dodecaöders mit dem ersten sechsseitigen Prisma und der geraden Endfläche ist, kann nach dem Verf. nicht in An- schlag gebracht werden, da diese Form eine solche ist, die sehr verschieden zusammengesetzten Verbindungen zukommt, indem nicht allein die oben genannten Verbindungen, sondern auch einfache Metalle wie Arsenik, Antimon, Tellur, und Oxyde wie Eisenglanz, Chromoxyd und Korund eine dem Magnetkiese sehr ähnliche Form besitzen. Es scheint daraus hervorzugehen, dafs in gewissen Fällen durch Gruppirung ganz verschiedenartig ge- formter Atome doch Verbindungen mit gleichen Formen entste- hen können, wenn auch diese Formen nicht zum regulären Kry- stallisationssysteme gehören, wo allerdings diese Fälle am häufig- sten sind, und also auch die Bedingungen zur Hervorbringung der gleichen Form am ersten zutreffen mögen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: The Journal of the royal geographical Society of London. Vol. 47. 1847. Part2. London. 8. Bojer, Planches relatives au genre Gaertnera. (Extr. des now. Mem. de la Soc. helvet. des scienc. nat. Vol. 8. Neuchätel 1847). fol. Jean-Alexandre Duran de Bordeaux, nouveau systeme de Phy- sique generale en opposition avec les principes recus, pro- clame par la science actuelle et present a l’Academie des sciences (Inst. de France). Paris 1843. 8. ‚ Resume general d’une revelation scienti= fique, prouvant la verite de la Physique par la Metaphysique, et reciproquement. (Bordeaux.) 8. mit einem Begleitungsschreiben d. d. Nizza d. 10. Januar 1848, welches bereits in der Sitzung vom 17. Febr. vorgelegen hatte. *) Das specifische Gewicht des künstlich dargestellten Einfach-Schwe- feleisens fand der Verf. nur 4,73, zwar immer höher als das des Magnetkie- ses, aber niedriger als das des Eisenkieses, was jedoch offenbar nur von der Porosität der angewandten Masse herrührte. Y Mi i 107 Schumacher, astronomische Nachrichten. Titel u. Register zum 26. Bande. Altona 1848. 4. Hiernächst kamen folgende Schreiben des Königl. Ministe- _riums der geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten, betr. die Genehmigung der von der Akademie aus ihren Fonds bewilligten Geldverwendungen, zum Vortrag: 1) Vom 16. Febr. d. J. über 200 Rthlr. Beitrag zu den Kosten - der Steindrucktafeln für die Abhandlung des Hrn. Joh. Mül- ler über den Hydrarchus. -2) Vom 16. Febr. d. J. über 300 Rithlr. Beitrag zu den Ko- sten einer von Hrn. Dr. Karsten in Stralsund zu unterneh- menden zweiten naturwissenschaftlichen Reise nach Vene- zuela. 3) Vom 17. Febr. d. J. über 500 Rithlr. zur Anschaffung eines Apparats für die Beobachtung der diamagnetischen Erschei- nungen, welchen Hr. Poggendorff herzurichten übernom- men hat. Hr. Ehrenberg machte speciellere Mittheilungen über den Meteorstaubfall in Schlesien am 31. Januar d. J. und über dessen gleichzeitiges Erscheinen bei Glo- gau, Hirschberg, Liegnitz, Prefsburg, Wien und wohl Salzburg. Hr. Prof. Göppert, Correspondent der Akademie, meldet, unterm 31. Januar aus Breslau folgendes: „Nach heftigem Südwinde erschien heute Morgen, beim Anbruch des Tages, der Schnee in der ganzen Umgend von "Breslau, so wie in Breslau selbst, mit einem grauen Staube dicht bedeckt, der auch noch Vormittags bei übrigens halb heiterem immel die Atmosphäre erfüllt. Unverkennbar finden sich darin srganische thierische und vegetabilische Reste, über deren Be- stimmung ich mich — nicht erkühne etwas zu äufsern. — Die b iliegenden Portionen Staub sind an 2 verschiedenen Stellen ge- n melt, a. vom Fensterbrett meiner nach Osten und ganz im eien gelegenen Wohnung. Der Staub war nemlich auch durch sonst ziemlich gut anschliefsenden Fensterrahmen gelangt und bedeckte in dichter Schicht das Fensterbrett. ö. Aus geschmol- zenem, auf der Oder gesammelten Schnee.” — 108 Die Untersuchung dieses Staubes hat bis jetzt folgende or- ganische Mischung ergeben: Polygastrica 6 Phytolitharia 27 Weiche Pflanzentheile 6 "39 Arten. Die Farbe des Meteorstaubes ist gelblich grau. Die constitui- renden Theilchen sind nicht überaus fein, Überwiegend sind es unorganische Theilchen, weiche Pflanzentheile sind nicht sel- ten, kieselerdige Pflanzentheile sind zahlreich, Infusorien selten, doch aber so häufig, dals in jeder Nadelknopfgrölse der Masse deren eins oder einige angetroffen werden. Besonders merkwürdig ist, dafs die Infusorien mit ihren grünen Ovarien, also lebensfähig und in Selbsttheilung vorhan- den sind. Die Mehrzahl der Formen sind aus Europa bekannt, beson- ders die Phytolitharien. Unter den Infusorien sind aber 2 für Amerika (und Canton) characteristische Formen: Arcella con- siricta, Synedra Entomon. Die Mehrzahl der Formen sind Süfswasserbildungen, allein Spongolithis robusta (ingens?) ist wohl eine sichere Seebildung. Ganz besonders merkwürdig ist eine auffallende Menge von wahrscheinlich vulkanischen grünen und bräunlichen Krystallen. Diese Resultate der Untersuchung erhalten ein noch ansehn- lich gröfseres Gewicht durch ein Schreiben des Corresponden- ten der Akademie Hrn. Haidinger in Wien vom 16. Februar. „Kaum gaben Sie am 24. Januar Ihre neueste Übersicht, als wir in Österreich schon wieder einen Staubfall hatten und zwar in der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar, an wel- chem Tage ich selbst und gleichzeitig Dr. Reilsek ihn bemerk- ten. Ich schliefse eine Probe ein, die aber unglücklicherweise aus den 3 Fundorten: Wien Glacis vor der Münze, botanischer Garten, und Dürnkrut im Marchfelde, die übrigens von gleicher Beschaffenheit waren, gemischt ist. Hr. Dr. Reilsek hat sie bereits untersucht. — Auch diesmal war Scirocco, aber nur bis Salzburg. Ich sammle jetzt einige Daten um die Verbreitung des Südweststurmes genauer kennen zu lernen. In Wien hat- ten wir fast Windstille.” 109 3 — „Ich versäumte (früher) zu bemerken, dafs die Kohlen- fragmente in dem Staub von Böckstein zufällig beim Schnee- ‚schmelzen in den Staub geriethen.” Die letztere Bemerkung ändert nichts wesentliches in den ittheilungen über den Schneestaub von Böckstein, da er voll von F ichten-Blüthenstaub und unverkohlten Holztheilchen ist und ‘sich dem Tyroler vom gleichen Tage genau anschlielst. Die "Verunreinigung durch Kohlenstaub konnte daher nur unbedeu- d sein. Was den Wiener Meteorstaub anlangt, welcher beim glei- chen Südwind, wie in Breslau, aber um 24 Stunden später ge- fallen, obschon Wien und Prefsburg genau im Süden von Schle- ‚sien liegen, so ist derselbe auf die auffallendste Weise mit dem Breslauer in Farbe, Form und speciellster Mischung überein- stimmend. Polygastrica 9 Phytolitharia 17 Polythalamia 1 Weiche Pflanzentheile 4 Insectenfragmente rm Dieselbe Farbe und Cohärenz, sowie dieselbe Durchschnitts- Grölse der massebildenden Staubtheilchen begleitet die gleiche N ischung. "Die Infusorien sind dieselben Species, in demselben Zusande der Lebensfähigkeit und Selbsttheilung. Die amerikanische Synedra Entomon ist mit ihren Ovarien ind in sehr grolsen Exemplaren darin. Anstatt des einen fraglichen Seekörpers im schlesischen Staube, sind deren 2 und dabei ein ganz entschiedener (Texti- aria) im Wiener Staube. Der andere ist dieselbe Spongolithis. "Auch hier sind viele Pyroxenartige? und Hornblendeartige ? Krystalle im Staube neben Kalkspath ähnlichen Krystallen. [Aufser dieser Nachricht ist mir durch Hrn. Dr. Frieden- berg später der Aufsatz des Hrn. Dr. Reilsek aus Wien zuge- kommen, welcher in No. 55 der Wiener Zeitung unterm 24. Febr. bgedruckt ist. Demnach war der meteorische Staubfall am 31. Januar d. J. im gröfsten Theile Nieder-Österreichs, so wie in der nzen Umgegend Wiens beobachtet worden. Nachdem in der 110 ‚ganzen letzten Hälfte des Januars bei einer durchschnittlichen Tem- peratur von — 8°R. am Tage und — 10° bei Nacht, bei ziem- lich reicher allgemeinen Schneedecke ein anhaltender, mitunter heftiger Ostwind geweht und sich am 31. die Atmosphäre in ähnlicher Weise verdüstert hatte, wie es in trocknen Sommer- tagen durch den aufgewirbelten Staub geschieht, bemerkte man schon des Abends an diesem Tage, noch deutlicher aber am Morgen des 1. Februars, die Oberfläche des Schnees mit einem grauen erdartigen, wie durch ein feines Sieb ausgestreuten Staube bedeckt. Diese Erscheinung zeigte sich allgemein. — Besonders auffallend war die Erscheinung in der Ebene des Marchfeldes, wo sie sich bis Prefsburg überall zeigte. — Ein auffallendes Phänomen, das gleichzeitig mit dem — Staubfall eintrat, war das Steigen der Temperatur auf 0° R. und das Aufhören des Ost- windes. Ursache davon scheint der am 31. Januar im Salzburgi- schen bei + 6° wehende Scirocco gewesen zu sein. — Eine mikroskopische Untersuchung wurde von Hrn. Dr. Wedl gemacht. Der Staub, in grölserer Menge, war einer gewöhnlichen grauen feingesiebten Acker- oder Garten-Erde ähnlich. Es liefsen sich schätzen als Bestandtheile: Quarzkörnchen 60-70 Glimmerstückchen 10-15 Humus 10-12 Organische Reste 1 p.C. Die organischen Reste waren mannichfaltig, darunter mit freiem Auge bemerkbare Holzsplitterchen und Kohlenfragmente. j 4. Stückchen der Oberhaut von gralsartigen — unverwesten Ge- wächsen. 2. Ebensolche verkohlt. | 3. Haare von mehreren Pflanzenarten, gröfstentheils nur in Frag- menten. f 4. Holzstückchen eines unbekannten Baumes oder Strauches, ver- kohlt, selten. f . Protococcusartige erstorbene Zellen, ziemlich selten. j . Fragmente von Spiralfasern, Bastzellen, selten. . Fragmente eines Laubmooses, selten. n Da ea DE 4 111 8. Vertrocknete panzerlose Infusorien, vom Ansehen der Bur- saria, Colpoda oder Paramecium. 9. Kieselpanzrige Infusorien aus der Gattung Navicula, 3 Ar- ten, ziemlich selten, alle zu den kleinsten gehörig, zwei el- lipsoidisch, eine länglich quergestreift. 10. Flügelfragmente einer kleinen Zepidoptere (?), sehr selten. Dr. Reifsek schliefst aus dieser Mischung, dafs der Staub aus — den russischen Steppen (!) kommen müsse, wo Hirten die "Steppe abbrennen und grolse Ebenen wären. Ein wunderlicher Schluls, welcher aus Unbekanntschaft mit der Steppe entspringt und die Winterverhältnisse auf unbegreifliche Weise aufser Acht läfst. Jedoch ist das Erkennen specieller organischer Verhält- nisse wichtig, obschon die vertrockneten Bursarien, Colpoden und Paramecien nimmermehr erweislich das gewesen sind, wo- ‚für sie gehalten worden und jedenfalls besser unerwähnt geblie- ben wären, um den übrigen Mittheilungen ihren Credit unge- -schmälert zu lassen. | Bemerkenswerth ist noch die Angabe der Menge des in Österreich gefallenen Staubes, welche von Dr. Reilsek zu - Kubikzoll auf die Quadratklafter geschäzt wird, wodurch auf die Quadratmeile 14 Kubikklafter käme.] Hieran erlaubt sich Hr. Eh. noch einige später eingegan- | ene Nachrichten aus Schlesien und der Lausitz zu schliefsen. Aus Alt-Rauden (bei Glogau) ward in der Breslauer Zei- ‚uns vom 1. Februar unter der Chiffer E. H. gemeldet: „Der Sturmwind, der gestern aus Ost Süd Ost wehte, hat die hiesige egend mit einer neuen Natur-Erscheinung überrascht. Es zeigte h, — sobald die Nacht gewichen war, der schöne weilse Schnee it einem Überzuge, der je nach der Dichtigkeit des Anfluges m Aschgrauen ins Ockergelbe überging, bedeckt. — Die Wol- n aus denen direct Niederschlag kam, gingen bei mälsiger Höhe ı ostsüdöstlicher Richtung ‚oft mit solcher Unterbrechung, dafs e Sonne klar durchscheinen und einen Theil der Gegend hell euchten konnte. Oft aber hüllte eine einzige Wolke an und sich ganz helle Gegenstände in einen so dichten Schleier, sie dem Auge des Beschauers gänzlich unsichtbar wurden. Diels dauerte bis gegen Abend ununterbrochen fort. Abends legte sich der Wind auf einmal und der Himmel klärte sich auf. 2rr* | 112 Ich nahm nun eine Quantität solchen verunreinigten Schnees, denn es war nur ein oberflächlicher Überzug, brachte ibn unter das Vergrölserungsglas und erkannte ihn als wirkliche Asche. Eine Messerspitze davon auf die Zunge gebracht gab einen Salz- gehalt mit einem bitterlichen Nachgeschmacke und verursachte ein Kratzen im Gaumen wie die Laugensalze. Eine Auflösung in kleiner Quantität auf weilsem Papier hinterliels einen ocker- gelben Niederschlag, der im trocknen Zustande sich in Pulver- form leicht ablösen liefs. Eine gröfsere Menge in einem Ge- fälse aufgelöst hinterliels nach Abseigung des trüben Wassers einen dunkelbraunen Bodensatz, der im trocknen Zustande einige Festigkeit erlangte, lehmige oder schmutzig gelbe Farbe hatte, ganz feine krystallinische Spitzen zeigte und einen bittern salzi- gen Geschmack auf der Zunge hervorbrachte. — Es schien mir also unzweifelhaft, dafs die hiesige Gegend ein sogenannter Aschenregen getroffen hat. —” Die Wolkenverhältnisse dieser Nachricht sind sehr interes- sant, ebenso ist es auch die ausgesprochne ockergelbe Farbe des Staubes. Die Laugensalze und die Aschenvorstellung sind wohl weniger beachtenswerth. Aus dem Monatsberichte der Königlichen Regierung zu Frank- furth a.d.O. an des Königs Majestät für Januar 1848 sind fol- gende Nachrichten von Spremberg in der Lausitz. „Nach einem starken Sturme in der Nacht vom 30. zum 31. Januar wurde am Morgen in der Umgegend von Spremberg der Schnee mit einer scharfen gelblich grauen Staubmasse über- zogen gefunden, deren Ursprung man sich um so weniger er- klären konnte, als der Erdboden bis in weite Ferne mit Schnee bedeckt und gefroren war.” „Zu derselben Zeit ist dasselbe bei Alt-Rauden in Schle- sien als ein sogenannter Aschenregen beobachtet worden.” Da auch von Hirschberg in Schlesien der Staubfall in den Berliner Zeitungen gemeldet worden war, so hat der Verf. dort- hin so wie nach Landshut geschrieben und um Nachrichten gebe- ten. In Landshut hat man die Erscheinung nicht bemerkt. In Hirschberg ist dieselbe für einen im Anfange Frühjahrs nicht ungewöhnlichen Staubwind gehalten worden, ohne dals aufser 113 # em unbekannten Zeitungsreferenten irgend jemand darauf geach- tet habe, da Stadt und Umgegend ohne Schnee waren. Hr. Apotheker Dubois hat dem V. folgendes geschrieben: „Bevor der Sturm am 31. v.M. eintrat, waren die Felder bereits von dem zuvor gefallenen Schnee durch den wenige Tage vorher herrschenden Wind entblöfst und hatte sich derselbe in den Gräben und Schluchten angesammelt. Der Erdboden war auf der Oberfläche ziemlich trocken. Kein Wunder (schien es) daher, dals der Sturm am 31. den Staub von den Feldern auf- jagte, den Schneemassen zuführte und diese bedeckte. Am an- deren Morgen waren jene Massen mit schwarzem Staube über- zogen, wie wir diels jeden Winter wahrnehmen können. — Gleich nach dem Empfang des geehr. Schreibens ging ich ins Freie, suchte mir eine von späteren Einflüssen befreit gebliebene ‚Stelle aus, mals einen Quadratfuls Oberfläche ab und befreite die Eisdecke vom Überzuge, der in seiner latwergartigen Consi- stenz wohl ein halbes Quart falste. Denn die Oberfläche be- trug wohl 1% Linien. Die ganze Masse trocknete ich bei ge- wöhnlicher Stubenwärme ab und erlaube mir Ew. eine Kleinig- keit davon zu senden. —” | Hr. Prorector Ender hat während der Zeit in Hirschberg täglich drei Thermometer- ‘und Barometer-Beobachtungen ge- ‚macht, wonach vom Morgen des 31. Decembers bis Mittag den 4. Febr. plötzlich sehr niedriger Barometerstand und morgens 4. Febr. trübe Luft bemerkt ist. Am 31. Morgens war 7 Grad Kälte mit Ostwind. Am 1. Febr. waren am Netze und Mittag "+ 2° R. mit Westwind. Abends — 2° mit Nordwinkl | An organischen Theilen entbält dieser Staub Polygastrica 5 Phytolitharia 18 Weiche Pflanzentheile 1. s sind fast insgesammt dieselben Species wie im Staube von eslau und Wien. Auch fehlen ‚vermuthliche Pyroxen-Krystalle nicht. Ferner hat der Verf. nachträglich unterm 4. März durch Irn. Pascal’s Verwendung Nachrichten und Meteorstaub vom ärafen von Lüttichau aus Ober-Wangten und Nieder-Kum- ‚mernick bei Liegnitz erhalten. 114 Am Nachmittag ‘des 30. Januars war in Ober-Wangten (2 Meilen von Liegnitz) im Süden und Südosten eine eigenthümli- che Erscheinung. Die ganze Atmosphäre sah am Horizonte dick aus und halte eine roth-braune Färbung. Diese Bemerkung wurde um 5 Uhr Nachmittags gemacht und auf nahen Sturm gedeutet. Um jene Zeit hatte die rothbraune Wand kaum mehr als 15° am Himmel eingenommen. Es war 4° Kälte und über dem Scheitel war der Himmel heiter. In der Nacht vom 3% erhob sich ein fürchterlicher Orkan, welcher den Niederschlag des Stau- bes brachte. Vor diesem Sturm hatte die Gegend eine sehr schöne gleichmälsige Schneedecke, nach demselben waren grolse Massen Schnee zu Haufen getrieben und grolse Erdflächen ganz davon entblöfst. Der Niederschlag wurde so gewaltig vom Sturme gepeitscht, dals derselbe nicht allein durch die Doppelfenster ge- trieben ward, sondern auch in ziemlich beträchtlicher Menge in die Zimmer drang. Im Garten hatte der Orkan an einer Aka- zien-Hecke 5 Fufs hoch den Schnee zusammengetrieben und darauf sich der Staub so häufig niedergelegt, dals noch am 4. März (wo die Bitte um Nachrichten eingetroffen) nachdem der Schnee unten weggeschmolzen war, nicht die gewünschten Lothe oder Quentchen, sondern zu vielen Centnern dieser Erde weg- zunehmen war. Sie war durch am 1. Febr. darauf gefallenen Schnee, der am 4. Febr. einem wahren Frühlingswetter weichen mulste, nafls geworden und es wurden einige Blumentöpfe voll als Brei gesammelt. — Die Erscheinung erstreckte sich nur 1 Meile westlich von Wangten nach Liegnitz hin. Graf y. Lütti- chau fand später bei Prauswitz nahe bei Goldberg die Schnee- decke noch unverändert. Sturm wollte man dort gehabt haben, aber der Staubfall war nicht zu erweisen. In diesen 2 Staubarten fanden sich bis jetzt 35 bestimmbare org. Theile: Polygastrica 3 Phytolitharia 24 Polythalamia 1 Weiche Pflanzentheile 6 Insecten - Flügelstaub 1 Die Polygastrica sind 2 einheimische, allen Passatstaubarten aber gemeinsame Formen. Desmogonium ist eine nur aus Guiana bekannte Form. Das Fragment ist jedoch unsicher zu bestimmen. 115 Eunotia amphioxys ist mit grünen Ovarien, lebensfähig. Von Seegebilden sind nur 3 deutlich, eine kalkschalige Po- Iythalamie, die aber aus fossilen Verhältnissen beigemischt sein "kann und Spongolithis robusta samt cenocephala?, von denen diels weniger wahrscheinlich ist. Die sämmtlichen übrigen Prytolitharia können einheimischen Pflanzen angehören. Lauchgrüne und gelbgrüne Krystalle giebt es ebenfalls. $ Kurze Übersicht und Folgerungen. } Soviel bis heut bekannt worden, hat der staubführende Or- kan vom 31. Januar d. J. in südlicher Richtung von Glogau und Spremberg bei Muskau bis Wien und Prefsburg, in einer Länge _ von 70 Meilen und in westlicher Richtung von Prefsburg bis Salzburg, so wie von Breslau bis Spremberg in einer Breite von 30-50 Meilen seine Wirkung geäufsert. Dieses Areal beträgt gegen 3500 I Meilen. . In Wien wurde der Staubfall ohne Sturm beobachtet, bei Goldberg in Schlesien wurde Sturm ohne Staubfall beobachtet. In Hirschberg hat der Staub 14 Linie hoch auf dem Eise gelegen. In Wien hat man die Masse des gefallenen Staubes zu 44 Kubikklaftern auf jede OMeile geschätzt. Da in Landshut der Staubfall nicht beobachtet worden ist, so scheint derselbe ‚strichweis erfolgt zu sein. Die von den Wolken getragene Masse hat jedenfalls viele Tausende, vielleicht Hundert-Tausende von Centnern betragen. Den Nachrichten aus Rauden zufolge, at der Staub dort getrennte tiefziehende Wolken gebildet, zwi- schen denen Sonnenschein war. Mithin war der Staub nicht jlofs vom Winde getrieben, sondern offenbar durch electrische Verhältnisse so geordnet, wie es die Wasserdunst-Wolken sind. Schon am 30. Januar ist der Staub bei Liegnitz in Süd-Ost zesehen worden und erst in der Nacht vom a ist er bei Wien beobachtet worden. Diese der überall ähnlichen Win- desrichtung entgegengesetzte Verbreitung der Erscheinung scheint ich mit einem Wirbel-Orkan und dessen Drehung weniger zu ereinen. Eine Senkung der Staubmasse von oben, in der Nähe ler Erdfläche sich verdichtend, zuerst über Breslau, dann über Preisburg, scheint erläuternder zu sein. 116 Der Staub ist meist grau oder gelblich grau gefallen, ge-- wöhnlichem Ackerstaube fast gleich, doch gelblicher, allein bei Rauden ist seine Farbe ockergelb gewesen, wie die des Passat- staubes von West- Africa. Wie der Passatstaub des atlantischen Oceans, so enthält die- ser Staub sowohl Süfswasser- als Meeres- Organismen in seiner Mischung. Die Meeresorganismen sind nicht sämmtlich aus fos- silen Verhältnissen erklärlich. Ebenso finden sich südamerikani- sche Character-Formen: Synedra Entomon, Arcella constricta, Desmogonium? Keine afrikanische Charakterform. Sehr auffallend ist, dafs der Meteorstaub am 31. Januar keine anderen Polygastern enthält, als solche, welche vorherr- schend im Passatstaube sind und dafs diese so gleichartig ver- theilten Formen auch allein nur mit Ovarien versehen, als le- bensfähig und in Selbsttheilung erkannt wurden: Synedra Ento- mon (amerikanisch), Eunotia amphioxys, Pinnularia borealis. Andererseits weicht der Staub vom 31. Januar in einigen | wesentlichen Punkten vom Passatstaube ab, nemlich: 4) Er ist sehr viel ärmer an Polygastricis und reicher an Phy- tolitharien. 2) Es fehlen die characteristischen Gallionellen, die Discoplea atmosphaerica und Campylodiscus, so wie die Eunotiae des Wendekreises bis jetzt gänzlich. 3) Er ist weniger eisenhaltig, weniger gelb. Das Vorkommen von Krystallen, welche Pyroxen und Horn- blende-Krystallen in Form und lauchgrüner, bei auffallendem Lichte zuweilen dunkler Farbe ähnlich sind, hat den Verf. veran- lafst die früher analysirten Passatstaub-Arten auf diesen Charac- ter nochmals zu prüfen, da auf die unorganischen Verhältnisse so specielle Aufmerksamkeit früher nicht gewendet worden war. Zu grolser Verwunderung hat sich ergeben, dals alle früher ge- nannten Meteorstaub-Arten, so wohl die atlantischen, als die europäischen eine ganz bedeutende, eben solche Mischung von grünen und gelben, oft sehr schön ausgebildeten, nur leider sehr kleinen und sehr durchsichtigen Krystallen enthalten, so dafs der- gleichen Krystallbildungen künftig als wesentliche Mischungsverhältnisse des Passatstaubes betrachtet werden müssen. Schwierig freilich wird es noch eine zeit- 117 lang bleiben, die wahre Natur dieser Krystalle wissenschaftlich festzustellen, zumal sich im Scirocco-Staube von Malta nun auch lebhaft bräunlichrothe (Hyacinthrothe) Säulen -Krystalle, jedoch stets nur mit unausgebildeten beiden Endflächen, öfter nur als h Splitter gefunden haben. E Gerade solche im Mikroskope lauchgrüne und braungrüne, "ganz ebenso geformte, dem blofsen Auge nicht zugängliche, in ihren Flächenverhältnissen schwer bestimmbare Krystalle und de- ren Splitter finden sich als wesentliche, oft sehr zahlreiche Be- 4 standtheile vieler vulkanischen Staub-Arten und Tuffe, nament- lich auch sehr zahlreich in den Tuffen der Eifel. In allen vul- _ kanischen Staubarten wurden die lauchgrünen bisher vom Verf. für Pyroxen und die braungrünen für Hornblende-Krystalle vor- läufig gehalten. In den Eifel-Tuffen sind diese selben Krystalle } öfter mit den deutlichsten Leuzit- und Sodalit-Krystallen lagen- weis dicht gemischt *). 7 ®) Diese lauchgrünen Krystalle sind meist schmale linienförmige, 4 bis ä 6 seitige Täfelchen mit 2 breiten und 2 oder 4 schmalen Längsflächen. Die Zuspitzung ist selten auf beiden Enden vollendet. Meist ist ein Ende un- regelmälsig abgestumpft. Die vollendete Zuspitzung ist gewöhnlich ungleich im rechten oder stumpfen Winkel, meist so, dafs bei 4 seitigen nur die schma- len Seiten sich zuspitzen und eine Zuspitzungsfläche kürzer, die andere län- ‚ger ist. Da wo beide Enden 'auskrystallisirt sind, entspricht auf gleicher "Seite die kurze Endfläche der entgegengesetzten langen. Aulserdem giebt I es fast regelmälsige sechsseitige blalsgrüne Säulen mit auf den Kanten ste- / henden Zuspitzungsllächen an beiden Enden. Lielsen sich die bei durchgehendem Lichte lauchgrünen und bräunlich grünen, auch zuweilen, besonders in Splittern, ziemlich hochgelben Kry- stalle, deren Existenz.unabweisbar ist, anstatt für Pyroxen und Hornblende, für Olivin und Chrysolith ansehen, so würde der Passatstaub noth- wendige Mengen von Nikkel (+ p.C. der Krystalle) enthalten und es würde der Grund, warum die chemische Analyse bisher in solchem Staube kein Nickel fand, in der zu geringen Menge des auf einmal analy- ten Staubes liegen können. Durch Beobachtung dieser Meteorstaub - Kry- stalle ist somit, wenn nicht Gewilsheit, doch die Möglichkeit gewonnen, dafs 50 bis 100 Pfund Nickel-Eisen (zu 3 p. C. Nickel mit 97 p. €. Eisen) ) recht wohl in 10000 Centnern von Meteorstaub (mit 14 p. C. Eisen), wie ein einziger Tag ihn öfter gebracht hat, enthalten sein könnten. 118 Das wären also doch sichtbare Spuren eingreifen- der Thätigkeit der Vulkane in die über dem unteren Passatwinde liegende obere, vielleicht sehr ferne At- mosphäre und deren Wechelbeziehung auch dort zu dem organischen Leben. Meteorstaub vom 31. Januar 1348. 21:8 2|l E| © sı2|2|: Breslau = E E E rer. lz2|l» A|» “iefe POLYGASTRICA 11. Arcella constrieta -—- hyalina + Desmogonium guianense? + Eunotia amphioxys +++++-+l: Fragilaria + Navicula Semen — Pinnularia affınis + borealis ++ ++ + viridis ? + Synedra Entomon +++ ? + PHYTOLITHARIA 35. Amphidiscus truncatus + Lithasteriscus tuberculatus + Lithodontium Bursa — + curvatum — furcatum ++ - +++ nasutum + + oblusum + platyodon Ft ITrrFE rosiralum + ++ Lithostylidium amphiodon + Hr angulosum R + His + 4t biconcavum ++ 119 Lithostylidium clavatum Clepsammidium crenulaltum Emblema laeve polyedrum quadratum Rajula rostratum Rhombus rude serpentinum Serra spiriferum spinulosum Trabecula unidentatum ventricosum Spongolithis acicularis } cenocephala ? foraminosa Fustis robusta POLYTHALAMIA 2. Seminulum plantae reniforme Sporangium Fungi s plantae simplex laevis turgidus [e} 8 2 Wien Hirschberg Kummernick Ober -Wangten DS & N +++ +++ + ++ ++ ++ + + ++ +++ +++ ++ + + + +++ +++ + + + + ++++++ | + + —++ + ++++ 120 315 PIE eR " S = : £ a|» Pe Pilus plantae articulatus simplex obtusus + | aculus — Museci frondosi particula + Cellulae plantarum —+ Vasa fibrosa plantarum + +- ++ spiralia + reticulata + ocellata Pini + INSECTORUM FRAGMENTA 2. Pes —? —+ Insecti Squamula alarum + ANORGANISCHE FORMEN 3. Kalkspath? weils kubisch + ? weils rhombisch —- Lauchgrüne Krystalle wg Blafsgrüne Krystalle FUSESE Bimstein -artige Theilchen er Organische Theile 62 Anorganische Formen 5 28. Februar. Sitzung der physikalisch-mathe- matischen Klasse. | Hr. E. H. Dirksen, welcher wegen Krankheit abwesend war, hatte eine Abhandlung eingesandt: Zur Transformation er von D; _,(1—2% Cosy-+k?) * inbestimmte Integrale. Bei einer frühern Gelegenheit (s. Bericht über die Verhandl. der Königl. Akad. d. Wissensch. zu Berlin vom 3. April 1843) ist bereits vom Verf. bemerkt worden, dals sich für den Ausdruck 121 P, a D; =o (12% Cosy+k?) = (k=0) — ) o D; —/k)= sitiv ‚gesetzt Fe og zwei Klassen bestimmter Integrale vermitteln lassen, deren Differenziale beliebige Constanten enthalten, die aber solcher nähern Bestimmungen fähig sind, dafs die entspre- Be Differenziale selbst in einfachere Formen übergehen. Die eine dieser Klassen entsteht aus der Gleichung und, der Bestimmtheit halber, y als po- +r $ 1 fe) _ /t+Re‘) 2 In+i) di 2 ee wo R eine beliebige angebbare Constante bezeichnet, in Ver- bindung mit der Gleichung N Eu: ı e(@_ı) EN Flle RL RER ©, alt, FEGEHENER, ERS Card) 2, pe ) I(n-+ 1) Di ze Er "I(n+1) de Mit Rücksicht auf (1) entsteht alsdann +7 P, = m : S Su, a de aa Ye vi, Pad Ka Rer! Das Differenzial dieses bestimmten Integrals vereinfacht sich am meisten, wenn man setzt Fi E | | | entweder 2=+Siny, oder = tiSiny. Im ersten Fall erhält man +r (5) P, = + S(Cosy& iSiny Sin)” dp, $ 77 und im zweiten [4 + (6) P. = 4 S(Cosy #iSiny Cosy)"ap = 1 . = Se: Fin) Cobp)" dr; von welchen vier besondern Formen die Gleichung 122 (7) yaE=- ZN (Cosy — iSiny Cosp)" dp mit der Laplace’schen (M£e. cel., t. V, p. 33) übereinstimmt. Die andere jener beiden Klassen bestimmter Integrale ent- springt aus der Gleichung +7 Pe _ 1 fie) (8 N an wo R gleichfalls eine beliebige angebbare Constante bezeichnet, sei es allein, oder in Verbindung mit der Gleichung +7 9) Seertsaena=o Auf den in Rede stehenden besondern Fall Se (10) SA) =(1—2kCosy-+k?) ° angewandt, werden die Differenziale der bestimmten Integrale, in (8) und (9) enthalten, am einfachsten, wenn man R=1 setzt. Nur tritt bei dieser Substitution eine Schwierigkeit hervor, die nicht allein nicht übersehen, vielmehr scharf ins Auge gefalst zu werden verdient. Die Gleichungen (2), (8) und (9) sind na- mentlich nicht unbedingt, sondern nur unter gewissen Einschrän- kungen gültig. An dem oben angeführten Ort ist in dieser Be- ziehung der folgende Satz geltend gemacht worden. Ist (streng allgemein) D; _, f(w) vollständig bestimmt, und das Integral J f(re?’) ap, vnr=0, bs r=R undvnp=—r, bis a=-+-r, continuirlich: so ist +7 N 3 N Te rer Und dies vorausgesetzt, folgt sogleich, wie eben daselbst auch af) di" man den sich daselbst eingeschlichenen störenden Druckfehler verbessert) das Integral Sr + re’ Jap, innerhalb der vorhin bezeichneten Grenzen, continuirlich ist, alsdann bemerkt worden ist, dals, wenn einföormig und (indem 123. | ı aW_A fiC+Re‘), F' IT(n +1) di“ 2% (Her'.) { $ -r ist. I Für den besondern Fall < SO=W—N", auf welchen an jenem Orte das Hauptinteresse gerichtet ist, ist die Einsicht in die Erfüllung dieser Bedingungen leicht zu ge- | winnen, weil die Funktion St+re'’)= $e+ rer! „’—1}? eine ganze Funktion von r, Sinp und Cosp, und daher rück- sichtlich r und » unbedingt continuirlich ist. Für den besondern all (10) aber ist die Erlangung dieser Einsicht mit mehr Um- "ständlichkeit verbunden, indem namentlich die Funktion 1 & Are) fi—2re' Cosy + r?e?r' DR nicht allein eine irrational-imaginäre Funktion, sondern auch für 4 und Cosp = Cosy ein Unendliches bildet. Untersucht man nun diese Funktion näher, so ergibt sich: F' ) dafs sie, ihrer irrational-imaginären Form ungeachtet, con- tinuirlich bleibt von r=0, bis r= 1 ausschliefslich und von p= —r, Cop=-+-r; 2) dals die Ordnungszahl jenes Unend- lichen + ist, wenn Siny> 0, dagegen 1, wenn Siny= 0 ist. Dies also vorausgesetzt, folgt zunächst, den Elementen der EEE EEE ET = © je} - = — ber} I) oO =“ =} {=} > je} [je] © B * 70 = j>® D [Zu - mie = [2 [e} @ - 5 e2) -. = 2 oO - n — 2 ° = © -. — lich, ferner +r 0) „fen mie ne ytefven]=o —-n u wie auch, vermöge (11) und des oben angeführten Satzes (weil, 1 wie leicht zu übersehen, D; _, (1 — 2% Cosy + k?) * vollstän- dig bestimmt ist) 124 +7 1 h R el (13) fe mei Cosy ter} "p= 1 T(r +1) Weiter folgt aus dem Obigen, ebenfalls den Elementen der In- tegralrechnung nach, dafs, wenn Siny=0, also (weil yr.>0) y=0, oder y=7 gesetzt wird, die in (12) und (13) enthalte- nen bestimmten Integrale beziehungsweise, streng wissenschaft- lich gesprochen, unmöglich werden, mithin +r h a Seren ser rg ı z D;-. ft -2%KCosy+kr —n und +7 1 (15) Serie Cosy+e??'? Fapı.= Baal Rh 1 —2%C ey? Tai #54 it Ber ist. Hiernach sind also die Gleichungen (8) und (9) für den in Rede stehenden besondern Fall, d.h. die Gleichungen (12) und (13), nur insofern gültig, als y. ist. Und dies vorausgesetzt, haben wir uns jetzt mit diesen Gleichungen selbst zu beschäftigen. Die Differenziale der bestimmten Integrale, in (12) und (13), enthalten, bilden beziehungsweise implicit-imaginäre Funktionen. Um sie auf explicit-imaginäre Formen zurück zu führen, dienen, dem betreffenden Bestimmungsbegriff gemäfs, die folgenden Glei- chungen. j 3 ß @ + 2)" = (a?-+ B?)? e/r arcig@ wenn «>o0 EL} ’ ek -e) = (a? B?)? eir\r — arcigyer), wenn a0, N; ne = (a?+ 82)? e'#\® + arcis 7er) wenne Cos y, a nr = 2? VCosy— Cosp, wenn Cosp < Cos y t; und ferner, wie man leicht übersieht, 16) Si—2e'Cosytetrirt ? Cos+p — iSin- + BT ne vnp=—-m,bsp=-+nm, = Eu Sen eu 22V Cosp — Cosy wenn Cosp > Cosy, Sintp + iCos+tp» $ ze sent Tee: vnp=0,bsy=-+7, = FB te 32 VCosy — Cosp wenn Cosp < Cosy, Sintp + iCos+ 3 Er Tb bene ua vnpy=—m,bisp=0, Ze 22 VCosy — Cosp wenn Cosp < Cosy h N) . . ® > 0 . st; mithin, weil y_ __ gesetzt wird, +r rt Be Hi ? dp ee fe Sr sur: dp 2 5 VCosy — Cosp Cosp „fer pr al aD 32 VCosp — Cos: — Cosy fe Sep nslasen 5 27 ul’CosyCosp y “ Cosnp Cos4p — Sinnp Sintp & 32 VCosp — Cosy arg Cosnp Sin$+p + Sinnp Cos+p Y m dp. 32 VCosy — Cosp € eine völlig analoge Weise erhält man 126 + F 2 1 „= (18) Se ft — 2er’ Cosy + e?ri I Fap R > f ’Cos np mr zp + Sinnp Sin4p I — dp 22 VCosp — Cosy m Cosnp Sin4p — Sinnp Cos 4p +2 dp. 22 VCosy — Cosp Aus der Verbindung von (1), (13) und (17) folgt Gase eszP — Sinnp Sin4p ® PEI V Cosp — Cosy 23 MM: ins np Sin—p + Sinnp Cos+p 22 2 VCosy — 1 — Cosp (19) PB, Se dp; und die Verknüpfung von (12) und (18) gibt, insofern zugleich n>0 gesetzt wird, 1 ; nd. (20) Be Kösan SR 5pP-+ Sin np Sin4p = ge V Cosp — Cosy Cos np Sin4p — Sinnp Cos4p 2 2rVCosy — Cosp ä Aus den Gleichungen (19) und (20) folgen endlich noch, in so fern n nicht allein als ganz, sondern auch als angebbar voraus- gesetzt wird, 2 Gas np Cosgp 21 PR, =— ————e dp 21) 32 VCosp — Cosy 2 au ar ——dp, 2 zVCosy — (osp (22) pie 2 Kin np Sin—p ap u: BE 32 VCosp — Cosy m. Sinnp Cos4p el AV Ten ver de VCosy — Cosp 127 Es sind nun die Gleichungen (19), (21) und (22), auf welche der Verf. bereits in dem Eingangs angezogenen Bericht hin zu ' deuten sich erlaubt hat, und die, wie sich ergeben, nur in so fern richtig sind, als y a“ gesetzt wird, während die Gleichun- ‘gen (5), (6) und (7) streng allgemeine Gültigkeit haben. An ‚sich betrachtet, mag dieses Resultat eben kein besonderes wis- senschaftliches Interesse darzubieten scheinen. Dieses Interesse dürfte sich jedoch anders gestalten, so bald das Ergebnis jener a Igemeinen Verfahrensweise (s. Laplace, Theor. anal. d. Prob., Nr. 21) gegenübergestellt wird, welche zur Vermittelung der Gleichungen (8) und (9), für den besondern Fall von R=1,. "nicht selten angewandt zu werden pflegt. Nach diesem Verfah- ren wird namentlich zunächst (23) SR) = Yyo+ Yık + Yak? + Ysk’ + ininf., und hier e”‘ anstatt k gesetzt, wodurch man erlangt ) Se')=yotryıE' + Yae?Ff’ + Yze??’ + in inf. Multiplicirt man nun die Gleichung (24) zuerst in e="?’ ap, dann in e"”+')‘ dp, und nimmt von den beiden so entstehenden Differenzialgleichungen die Integrale vnp=—r, bs p=-+ m: ;o erlangt man, wie behauptet wird, die Gleichungen (8) und (9). Es ist aber klar, dafs, wofern dieser Fortgang zugleich eine hinreichend explicirte wissenschaftliche Begründung der hervor- tretenden Gleichungen bilden soll, nicht allein die Gleichung (24) als wirklich statt findend, sondern auch die in derselben enthaltene unendliche Summenreihe als convergirend vorausge- etzt werden muls, und zwar beziehungsweise vnp=— r, bis P=--r: eine Voraussetzung aber, welche weder für den vor- | in besprochenen besondern Fall (10) zulässig, noch hier für das stattfinden der betreffenden Gleichungen nothwendig ist. Auch zuchtet es ein, dals, wenn jener Fortgang unbedingt richtig äre, die Gleichungen (8) und (9) sich als unbeschränkt gültig arstellen würden. Die wissenschaftliche Mangelhaftigkeit jener Kortschreitungsweise (und dies ist gerade der Punkt, der hier hervorgehoben werden sollte) liegt demnach klar zu Tage. orrx 128 Aufserdem kamen zwei von der Gesammtakademie an die. physikalisch-mathematische Klasse verwiesene Schreiben zum Vor- trag: ; 4) des Hrn. v. Mühlbach d. d. Köln d. 24. Januar d. J. in Betreff früher angestellten Versuche über die Dauer der Höl- zer: welches den Hrn. Crelle und Hagen zugewiesen wurde, um das Nähere über den Gegenstand zu ermitteln, über welchen Hr. v. Mühlbach Auskunft zu erhalten wünscht. 2) des Hrn. Ludw. Moser d. d. Malta den 12. Januar d. J. über das Erdbeben, welches Tages zuvor sich daselbst er- äugnet hatte: welches Schreiben der Akademie von der phi- losophischen Facultät der hiesigen Universität war zugefertigt worden, und den Mitgliedern der Akademie, welche davon Kenninils nehmen wollen, zunächst Hrn. Dove, mitgetheilt werden soll. Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen 4 der er Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften % zu Berlin im Monat März 1848. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 2, März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Karsten las über die gegenseitigen Beziehun- zen, in welchen Anhydrit, Steinsalz und Dolomit in ihrem natürlichen Vorkommen zu einander stehen. Anhydrit und Steinsalz gehören den geschichteten Forma- tionen in welchen sie angetroffen werden, nicht als Glieder an, ondern als eingedrungene Massen, die bis zu jenen Formationen, dder noch über dieselben hinaus, aus dem Inneren der Erde hin- uf gedrängt worden sind. Gips ist keine ursprüngliche, sondern eine aus der später erfolgten Umänderung des Anhydrit entstan- jene Gebirgsart. Die Umänderung des Anhydrit in Gips kann ntweder auf der ursprünglichen Lagerstätte des ersteren, oder °hon getrennt von derselben, erfolgt sein. In beiden Fällen, aber ' dem letzteren am mehrsten in die Augen fallend, können Gips- hichten, ja ganze Gipsflötze, in jeder Periode der Bildung ge- hichteter Gesteine erwartet werden, wenn während dieser Pe- iode Anhydritmassen über die vom Wasser bedeckte Erdober- äche ausgegossen wurden, und solche ‚Schichten oder Aigtze Bei den Skeicalzalfägerhin treten die, durch den späte- a Einflufs des Wassers bewirkten Veränderungen der Ablage- ngsweise, noch deutlicher und bestimmter als bei den Anbhy- 130 Die Lagerungsverhältnisse des Anhydrit und des Steinsalzes | sind häufig verkannt worden, weil man Anhydrit und Steinsalz von ursprünglicher Bildung, mit den Lagerungsverhältnissen ver- wechselt hat, welche sich bei dem später durch Wasser verän- derten Anhydrit (Gips) und bei dem regenerirten Steinsalz er- geben. Der Dolomit ist, — wie Hr. v. Buch überzeugend darge- than hat, — ein durch Cementation mit Dämpfen veränderter Kalkstein. Diese Umänderung des Kalksteins in Dolomit konnte _ jeden Kalkstein in jeder Bildungsperiode betreffen. Eine Bildung des Dolomit auf nassem Wege ist eben so unmöglich, als die aus einem Feuerflüssigen Zustande der Kalksteinmasse. Es mufs auf das Wesentliche der Theorie der Dolomitbildung das wahre und eigentliche Gewicht gelegt werden, und dieses besteht darin, dafs jede Dolomitbildung auf einem anderen Wege, als auf dem der Cementation mit Dämpfen von Magnesium, unmöglich ist. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Handbuch über den Königl. Preussischen Hof und Staat für da Jahr 1848. Berlin. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Herrn von Raumer hierselbst vom 27. Febr. d.J. & Reuss, Johann I. von Egloffstein, Bischof von Würzburg u. Herzog von Franken, Stifter der ersten Hochschule in W. ürz- burg. Würzburg. 1847. 8. 2Expl. C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den. Landwirth etc. 20. Jahrgang 1848. No.1. Wien. 4. Kunstblatt 1848. No. 6.7. Stuttg. u. Tübing. 4. Aufserdem wurde ein Schreiben des vorgeordneten Königl. Ministeriums vom 24. Febr. d. J. vorgetragen, womit die auf Antrag der Akademie durch die Königl. Gesandtschaft zu Paris von der dortigen Bibliothek entliehene Handschrift des Stepha-, nus von Byzanz N. 1413 übersandt wird. ER ” ” ”* 2 ä 9. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Karsten las über die Verhältnisse unter wel- chen die Gipsmassen zu Lüneburg, zu Segeberg und zu Lübtheen zu Tage treten. 131 Die genannten Gipsmassen sind Anhydrit, der auf seiner ursprünglichen Lagerstätte theilweise in Gips umgeändert ward. Die plutonische Bildungsweise des Anhydrit wird durch das Verhalten zu den geschichteten Gesteinen nachgewiesen, welche, durch die Erhebung des Anhydrit, der Erdoberfläche ebenfalls näher gerückt worden sind; sie wird aber auch bestä- tigt durch die Beschaffenheit der Massen, mit welchen die Spal- ten im Gips ausgefüllt sind. Diese Spaltenausfüllungen zeigen _ an allen drei Punkten dasselbe Verhalten und dieselbe chemische Zusammensetzung. Sie bestehen aus einem krystallinischen, bald dichtem, bald körnigem, bald schiefrigem, bituminösem Gemenge von fein zerriebenem Kieselthon, von kohlensaurer Kalkerde und kohlensaurer Bittererde, in sehr verschiedenen Verhältnissen. Diese Verbindungen der kohlensauren Erden sind weit verschie- ‘den von der Zusammensetzung des Dolomit, aus welchem sie ur- sprünglich entstanden sein mögen. Der Muschelkalkstein, wel- cher bei Lüneburg, in steil aufgerichteten Schichten, bis an die Erdoberfläche gehoben worden ist, enthält die kohlensaure Bit- tererde nicht im Gemenge mit der kohlensauren Kalkerde, son- dern im Zustande des wahren Dolomits. Die Umänderung des "Muschelkalkes in Dolomit ist um so vollständiger erfolgt, je mehr der Kalkstein der Erhebungsspalte des Anhydrit genähert ist. Die hangendsten Schichten enthalten nur geringe Antheile von Do- lomit, welche den Character desselben, der in der Nähe der Spalte ganz eingebülst ward, nicht wesentlich verändert haben. Die Beschaffenheit der Spaltenausfüllungen in den Gipsmas- ‚sen zu Segeberg und Lübtheen führt zu dem Schlufs, dafs der Behr, bei seiner Erhebung, ebenfalls Schichten von Kalkstein durchbrochen und theilweise im Dolomit umgeändert haben muls, wenn diese auch nicht, — wie es zu Lüneburg wirklich der Fall ist, — bis zur Erdoberfläche gelangt sind. Aus den Lagerungs- _ Verhältnissen und aus der Beschaffenheit der Spaltenausfüllung ergiebt sich ferner, dafs die jetzt zu Tage stehenden Gipsmassen die Erdoberfläche erst erreicht haben, nachdem sich die tertiären Kama schon abgelagert hatten. Dagegen werden die me- anischen Stöhrungen, welche die Schichten des Nebengesteins erlitten haben und die chemischen Veränderungen derjenigen _Kalkschichten, welche mit der Erhebungsspalte in nähere Berüh- nn Bi 132 rung kamen, wahrscheinlich einer ungleich früheren Periode an- gehören, denn die Erhebung des Anhydrit scheint, wie aus der Beschaffenheit der Ausfüllungsmasse der Spalten hervorgeht, lang- sam, vielleicht gar mit Unterbrechung, erfolgt zu sein. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: 4stronomische Beobachtungen auf der Königlichen Universitäts - Sternwarte in Königsberg. Herausgegeben von A. L. Busch. Abth. 23. vom 1. Jan.—31. Dec. 1837. Königsberg 1847. Fol. Schumacher, Astronomische Nachrichten. No.627. Altona 1848. 4. C. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth ete. 20. Jahrgg. 1848. No. 2. Wien. 4. Knnstblatt. 1848. No.8. Stuttg. u. Tübing. 4. Aufserdem kamen zum Vortrag: : 4) Ein Schreiben der Akademie der Medicin zu Paris d.d. 28. Dec. 1847, betr. die wechselseitige Zusendung der Schrif- . ten derselben und der hiesigen Akademie. 2) Ein Schreiben des Instituts für archäologische Correspondenz zu Rom d.d. 19. Febr. 1848 über den Empfang der Ab- handlungen der Akademie v. J. 1845 und des Monatsberich- tes vom Juli 1846 bis Juni 1847. 13. März. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. f Hr. Pertz las über das Heldengedicht von König, Heinrich IV. Sachsenkriegen. 16. März. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Bopp las über das altpersische Schrift- und Laut-System. Es ist eine sehr gewöhnliche Erscheinung in der Sprachgei schichte, dafs die Endlaute eines Wortes abgelöst oder geschwächt. werden. So hat sich im Zend das lange # am Ende mehrsylbigeig Wörter, dialektische Eigenheiten an verschiedenen Stellen des. Yas’na ausgenommen, fast regelmälsig gekürzt, und im Lateinischen. findet man langes & am Ende der Wörter vorzüglich nur da, wo ursprünglich noch ein Consonant hinter ihm stand, wie im Ablat. 133 sing. der isten Decl., wo 4 für da steht, während sich im Nom. das ursprünglich lange @ des Stammes gekürzt hat, daher z.B. oidua — skr. fat vidavd, equa — Es al asvd4, nova — Aal raod. ‚Auch im Gothischen hat sich die Länge des « am Ende mehrsylbi- \ ger Wörter gekürzt, namentlich im Nomin. der sten starken De- -elin. der Feminina. Wo aber ö oder £, die etymologischen Vertre- ‚ter des langen 4, ein mehrsylbiges Wort im Gothischen schlielsen, ! waren sie ursprünglich durch einen nachfolgenden Cons. geschützt, z.B. im Genit. pl., wo € und ö der skr. Endung 4m, griech. wv be- _ gegnen. In Adverbien wie anjathrö anderswoher entspricht das ö dem skr. &t und zend. #t des Ablat. der männlichen und neu- tralen Stämme auf a, die auch im Altpersischen nach einem allge- | meinen Gesetze den schlielsenden T-Laut verloren haben, wodurch ‚eine äulserliche Gleichheit zwischen dem Abl. und Instrum. einge- treten ist, die uns aber nicht veranlassen darf, die wirklichen Abla- tive mit Benfey als Instrumentale zu erklären. Die Präposition hadä aus, von regiert, wie es ihrer Bedeutung zukommt, im Alt- ‚pers., wie im Zend, den Bu Abhdv, daher Beh. 1.40. G 7 Y- M- X pP IT. NT >= .Y- di -M- halä kabugiya von tee Interessant sind die Ablative hr. e- =. YY- Zyanä und M- -- ıe SCH YYy- eniyanä, die u, ebenfalls als Instrumen- tale erklärt; dann hätten sie, wie das skr. Fe /y&na und Hrael any&na, ein euphonisches n zwischen dem Stamm und der Casus - odung. Allein das Altpersische und Zend wissen nichts von die- sc m rn im Instrum. (*); die Form anä durch diesen, worauf sich Penfey S.72.u.82. beruft, ist zwar wirklich ein Kae ., sie hat ber in ihrem Bildungsprincip nichts mit zyanä und aniyanä gemein, denn sie kommt nicht von dem Demonstrativstamme a, ondern von ana, wovon im Skr. Hart anena. Die Formen yand und aniyanä aber sind ihrer Bedeutung nach keine In- mentale, sondern echte Ablative; ersteres heilst (Beh. 1.23.) 'on wo an, seit, und aniyanä wird an den beiden Stellen, wo 5 kommt (Lass. H. 11.1. 20.), von der Präposition Aa dä regiert. Was das Bildungsprincip dieser Formen anbelangt, so stimme ich awlinson’s scharfsinniger Erklärung bei, nach welcher nä dem ir. smät der Pronominal-Ablative entspricht, also iyand = 2 S. Vergl. Gramm. $.298. Anm. 2. . 134 skr. zyasmät, und aniyanä = anyasmät. Das s, welches hätte zu % werden sollen, ist unterdrückt, wie in M- Te Y- £ d amiy ich bin = skr. asmi, und das m ist zu n geworden, wie in der skr. Endung der 1sten P. sing. des Imperativs, wo äni of- fenbar für ämi steht. Doch stellt Rawlinson selber (Journal of the Royal Asiatic Society X. p. 199.) die Erklärung von -an& aus -asmät nicht mit der Zuversicht auf, die sie meiner Überzeugung nach verdient, sondern läfst bei 3! ve T iyanä auch die Möglichkeit zu, dals es dem demonstrativen Instrum. V-=CM anä analog sein und auf das skr. Ar ty&na sıch stützen könne. Ich halte beides für unmöglich, weil ich, wie bemerkt worden, M:- = W- anä nicht von einem Stamme a, sondern von ana ab- leite, und weil ich überhaupt für die Einfügung eines euphoni- schen n im Instrum. im Altpersischen keinen Beleg kenne. Wenn aniya, welchem Rawl. an mehreren Stellen gewils mit Recht die Bedeutung Feind zuschreibt, im Ablativ der Pronominal-Deeli- nation folgt, so gründet sich dies auf seine ursprüngliche Bedeutung alius, wobei zu berücksichtigen, dafs es auch im Sanskrit ein Wort gibt, welches sowohl anderer als Feind bedeutet, nämlich para, wovon par&esäm hostium nach Analogie der Pronominaldecli- nation (Draup. VI. 29.). An der vorhin erwähnten Kürzung des schliefsenden ä, die wir im Zend, Lateinischen, Gothischen und gelegentlich auch im Griechischen wahrnehmen, nimmt das Altpersische nicht nur nicht Theil, sondern es hat sich auf einem entgegengesetzten Wege vom Urzustande der Sprache entfernt, indem es das kurze a, wo es von Haus aus am Ende stand, und nicht erst durch den Wegfall eines folgenden Cons. an das Wort-Ende gelangt ist, regelmäfsig ver- längert hat; es sei denn, dafs unter Einwirkungen, die ich sogleich näher bezeichnen werde, eine gesetzmälsige Kürzung eingetreten sei. Der Vöda-Dialekt, auf den sich Benfey in einzelnen Fällen beruft, wo unorganische «- Längen am Ende altpersischer Wörter erscheinen, kennt keine principmälsige Verlängerung des schliefsen- den @’, sondern zeigt blos gewisse Endungen gelegentlich lang, während andere immer kurz erscheinen, z.B. die Genitiv-Endung sya. Diese aber ist im Altpersischen, sehr wenige, mir darum ver- dächtige Formen ausgenommen, dem allgemeinen Princip zufolge / 135 überall lang, wo nicht ein besonderer Grund zur Kürzung vorwal- tet, Einen solchen Grund glaube ich entdeckt zu haben bei den Monatsnamen auf a, nicht als wenn diese ein Privilegium hätten _ zur Bewahrung der ursprünglichen Kürze, sondern weil sie auf der Inschrift von Behistum nur vor der allgemeinen Benennung des Monats sich zeigen, ein Fall der ungefähr 18 mal vorkommt, und nicht ein einziges Mal hat der Eigenname des Monats die lange En- dung hyä, nicht ein einziges Mal auch die darauffolgende allge- meine Benennung des Monats die kurze aaa Al z.B. Beh.]l. EEE NT EEE irakna- hya mähyä des Viyakhna-Monats. Ich deute durch diese Übersetzung an, dals ich die beiden Wörter für ein Compositum Bisle, wenn sie gleich getrennt geschrieben und beide mit Casus- - Endungen versehen sind. In letzterer Beziehung erinnere ich an - Fälle wie das griech. örrıs und die sogenannten emphatischen Ad- _ jective im Litthauischen, z.B. gerasis der gute, geramjam dem guten; in Bezug auf die Trennung der einzelnen Glieder der Composita im Altpers. beachte man die graphische Gewohnheit des Zend, z.B. in pe’rend mäonhe'm plenam lunam, kerefs ka- r6 corpus edentes (carnivori).(*) Die Belastung eines Wortes (*) Da in den obigen Zend- Compositen die Nominative pe’- rend und kerefs die Stelle des am ersten Gliede der Composita zu erwartenden Thema vertreten, so mag hier darauf aufmerksam gemacht werden, dafs es auch im Altpersischen Composita dieser ‚Art gibt. So wenigstens glaube ich Formen wie käpiskänis nämä eine käpiskäni-namige (didä Burg, Beh. III. 60.), gudrus näma eine gudru-namige (vardanam Stadt, ein Neut. Beh. II. 65.) trotz der graphischen Trennung der zu einem Comp. verbundenen Wörter fassen zu müssen. Im Sanskrit er- heint näman Name häufig am Ende possessiver Composita, wie nalanäman den Namen Nala habend. Das Altpers. aber hat den Stamm näman in der Compos. durch Ablegung des n ver- ürzt, wie im Griech. övoua@T in analogen Compp. sein 7 ablegt und & zu o schwächt (öuwvuuos, FuvWvuuoS). Im Neut. sollte man im Altpers. den Nom. nämam erwarten, dafür aber steht näma, vielleicht als Verstümmelung von nämam, oder als Überrest der 136 durch Composition gibt aber leicht Veranlassung zur Schwächung } eines der vereinigten Glieder, daher tritt im Lateinischen der leich- teste Vocal : an die Stelle der schwereren Vocale, z.B. in Zerricola für Zerracola, eoelicola für coelucola oder eoelocola. Es verdient Beachtung, dals im Altpersischen auch die Mo- natsnamen auf ’ vor mähyä des Monats eine schwächere En- dung haben, als den männlichen Stimmen auf i überhaupt zukommt. Die ursprüngliche Endung des Genitivs der männlichen Stämme 7 auf i ist 4is, d.h. s mit Diphthongirung des stammbaften i zu @i, daher m-W- & =. 1: -<- dispäis des Tschischpi (Beh.I. Ye MN SI M- 1 Geikrais des Tschi- tschikhri (l.c. II.9.), dagegen *Y. fy- YıY. M- GL. ıe- mM: bägayädais mähyä des Bägayä- ) di-Monats (L55.) und KT. #.(M. =. PM. UM. € ‚e- Mm: faigarca is mähyä (wenn nicht fi... zu lesen) des z Thaigartschi-Monats (I1.69.). Ist aber dis der wahre Aus- gang des Genitivs der i- Stämme, so begegnet das lange @ des Diph- 7 ihongs dem langen o (&b) der zendischen Genitive wie sub Ri patöis des Herrn von paiti, und es ist zu beachten, dals im ” Zend der skr. Diphthong € (—=a-+i) vor einem schliefsenden s und 7 ! immer durch sb di vertreten ist, daher auch Baröis du mö- gest tragen — skr. bares, griech. Begeıs. Im Altpers., wo Potentiale dieser Art noch nicht belegt sind, würde ich barä is erwarten. Ri Die hier aufgestellte Theorie der Genitiv-Bildung wäre ver- J letzt, wenn ad(i)Caris in einer Stelle der Inschrift von Beh. (1.64. 65.), wie Benfey annimmt, wirklich ein Genitiv wäre. Es wäre dann adicarais zu lesen, da in dem r ein kurzes a enthalten j sein kann. Rawlinson liest jedoch abicaris‘ (abicharish) und falst diese Form als Nom. sing. Mir gilt sie als Acc. pl. und ich lese” daher adicar is mit langem i, nach Analogie von =. Y- <: dis, ursprünglichen Declination (vgl. skr. näma als Nom. und Acc), doch ohne die vom allgemeinen Princip gefoderte Verlängerung des a, wegen der Belastung durch Composition. 137 | xy g1- Q sis eos (*) von den enklitischen Pronominalstäimmen di, si. Möglich, dals dins, sins und abicarins zu sprechen, und dals der Laut des Anusvära, welcher im Sanskrit nur durch _ einen Punkt angedeutet wird, im Altpersischen zwar nicht ‚geschrie- | ben, aber doch gesprochen wurde. Die Formen dins, s/ns und _ abicarins würden schön zu gothischen Plural- Accusativen wie gastins stimmen, und zu vedischen wie gir/nr, vasünr, wo das r für s steht, durch den Einfluls eines folgenden Vocals oder a + (#®). Vielleicht bedeutet adicdari soviel als caerimonia, da die j Sanskrit-Wurzel I dar gehen auch thun, verrichten be- - deutet; dann wäre abicari(n)s im gestöliälichen Sinne des Acc. zu fassen, also caerimonias (cantumque, cultumque). Sollte aber abicari wie abicari im Sanskrit Unterthan bedeuten, so wür- de ich annehmen, dafs der Acc. hier, wie öfter, dative Bedeutung habe, und es bedürfte danach nicht der von Rawl. (p. 208.) ange- deuteten Vermuthung, dafs in dem besprochenen Worte ein 5 durch { "Versehen des Steinmetzen ausgelassen sei, und also adbicaris für h abicdarabis stehe. Übrigens nennt Rawlinson diese Stelle die - schwierigste der ganzen Inschrift, und sie ist jedenfalls nicht dazu "geeignet, auf den Grund von Benfey’s Vermuthung, dals abica- ris ein Genitiv sei, den oben ausgesprochenen Satz zu entkräften, dals dis der wahre Ausgang des Genitivs der ’-Stämme sei, und dals nur unter der angedeuteten Veranlassung die Kürzung von u: zu ais eintrete. Aulser 4is und ais findet man im Genitiv der männlichen Stimme auf i auch Formen auf isah yä, nament- ‚lich in &ispisahyd, statt des oben erwähnten eis päis, in einer kleineren Inschrift (bei Rawl. A.s.), und dem analog ist ein ver- stümmeltes Wort wahrscheinlich fravartisahyä zu lesen (8. (*) Ich nehme mit Lassen an, dafs die Buchstaben, welche in der Keilschrift das ? und z bezeichnen, den beiden Quantitäten an- gehören, wie am Anfange der Wörter der «-Buchstabe ( m) so- wohl die Kürze als die Länge ausdrückt. Da aber das kurze a in der Mitte und am Ende gar nicht geschrieben wird, sondern dem vorhergehenden Cons. inwohnt, so wird 172 an diesen Stellen blos la gesetzt, wo der Vocal lang ist. (**) S. Kleinere Sanskrit - Gramm. 2te Ausg. $. 145. Anm. 3 133 Rawl. Notes p. 50.). Wie sind nun diese Formen aufzufassen? Schwerlich so, dafs aus dem Nomin. auf s sich ein erweitertes The- ma auf @ gebildet habe, dem dann die Genitiv-Endung der a-Stäm- me angetreten wäre, gleichsam als wenn man im Latein. von ignis einen Genitiv zgnisi und im Sanskrit von agnis einen Genitiv agnisasya bilden könnte. Da das Altpersische häufig von abso- luten Nominativen Gebrauch macht, so zweifle ich kaum, dals eis - pisahyä eine Zusammensetzung sei aus dem Nomin. dis pis und dem Genitiv des Demonstrativstammes a (ahyd — skr. asya); also dispisahyä pitä hakämanis „Teispes dessen Vater (war) Achaemenes”, statt „des Teispes Vater war Achaemenes”. Wir kehren zu dem Gesetze der Verlängerung, des schlielsen- den a ‚zurück. Dieses Gesetz wäre verletzt, wenn Yyy. T=. >-I<.zhıY avag.ata (Beh.1.32.) wirklich, wie Benfey annimmt, eine 3te P. Medii mit passiver Bedeutung und unterdrücktem Augment wäre. Auch Raw. (p. 201.) findet Schwierigkeit in der Erklärung dieser Form, sowohl in etymologischer, als grammatischer Beziehung. Die Etymologie hat Benfey insofern zichüg erkannt, als er darin die Wurzel gan tödten = skr. han in Verbindung mit der Präp. M- >>. ava sieht, während Rawl. an die Wz. Is] vag denkt, so dals das @ als Augment aufzufassen wäre. Es ist aber avag 'ata gewils nichts anders als der Nom. masc. des Part. perf. pass., denn es entspricht so genau wie möglich dem skr. avahatas, so dals dem « der Endsylbe, weil ursprünglich ein Cons. dahinter stand, im Altpers. eine Verlängerung nicht zukommt. Bi a Y-«- Y-W. naisida (so lese ich absichtlich für nisi- da) nicht hier ist das verlängerte # des locativen Suffixes d4 (zend. dha) in seine Kürze zurückgetreten wegen der Belastung des locativen Adv. durch die Composition. Ich theile aber nicht nais-ida, sondern nai-sida. Denn da es im Altpers. einen De- monstrativstamm si gibt, dessen Erzeugnisse nur enklitisch ge- 6 braucht werden, so liegt es nahe, auch ein Adverbium sid4 von diesem Pronominalstamm anzunehmen, welches nur in Verbindung mit der Negation vorkommt, die sich auf das skr. n&z und zend. nöit stützt, deren schliefsender T-Laut im Altpers. nach einem all- gemeinen Lautgesetze weichen mufste. Rawlinson, welcher ni- sida schreibt, erkennt darin (p.248.) die skr. Präpos. erg] nis 139 aus, allein die Verbindung dieser Präpos. mit einem Adverbium wäre unsanskritisch; der Anstols aber, welchen Rawl. an der Kürze des Endvocals nimmt, ist durch das obenangedeutete euphonische Gesetz beseitigt. Benfey bemerkt in seinem Glossar (p.91.), dals ida für idä stehe, ohne einen gesetzlichen Grund der Vocalkür- zung anzugeben; das vorhergehende s hält er für die Umwandlung - des ursprünglichen z und beruft sich hierbei auf Formen wie ak u- nus (zu lesen akunaus) er machte — skr. akrnöt (aus akarnöt). Der Unterschied aber ist, dafs, während hinter z oder _ dem Diphthong au das schlielsende # in der That regelmäßig zu s geworden ist, hinter / und ai, wie hinter @ und ä, das schliefsende z - verloren gegangen, wornach : zu iy, und ai zu aiy werden mulste, daher Ciy aus der enklitischen Partikel far dit, und naiy aus x Arnee. Vor dem enklitischen s’da unterbleibt aber die Erwei- terung von nai zu naiy, also nai-sida. Auch solche «-Längen, welche nicht in Folge des dem Alt- _ persischen eigenthümlichen Gesetzes aus ursprünglichen Kürzen _ erzeugt, sondern ursprünglich sind, findet man zuweilen unter dem _ Einflusse der Belastung durch Composition gekürzt. So bewirkt - das enklitische maiy meiner, mir die Kürzung des Fem. kuvä diese, daher Auoa-maiy, Beh. III. 11, wo Auva sich auf das Fem. dahyäus Land bezieht. Die prohibitive Partikel mä scheint, wenn biyä sit (= skr. Prec. düyäz) darauf folgt, mit ‚diesem in einem engen phonetischen Zusammenhang zu stehen, ‚oder ein Compositum damit zu bilden und daher die Kürzung des langen # von diyä zu bewirken. Es ist gewils kein Zufall, dafs zweimal auf der Inschrift von Beh. mä biya „ne sit” le- sen, (*) dagegen 5mal diyä ohne vorhergehendes ınä (IV. 56 zwei- mal, 58, 74,75). -(*%) Beh. IV. 59.u.79.; Benfey schreibt jedoch an beiden Stel- len diyä. Falst man apagaudaya (Beh. IV. 54.: mä apagau- daya verbirg nicht) und die am Schlusse der Inschrift von N.R hinter mä stehenden Formen: mä /adaya verlals nicht e. als Imperative, und nicht nach sanskritischem Princip als Aug- _ ment-Präterita mit unterdrücktem Augment und imperativer Be- deutung, so ist das vom Verlängerungsprineip geforderte lange &@ 140 In Zusammenhang mit dem Gesetze der @-Verlängerung am Wort-Ende könnte man die Erscheinung bringen, dals die Vocale i und z, sowie die damit schliefsenden Diphthonge ai und au, durch den Zusatz des dem Vocal entsprechenden Halbvocals verstärkt wer- den, nämlich i und ai durch y (unser j), v und au durch o (unser w), daher z.B. M- 1: Y- ve amiyich bin — skr. HEN as- mi, M- =. hr]. Y- ‚e- astiy er ıst = Ten asti, 72 =. <= Y- ve: upariy über = sun upari, >Yyf. Ir ve- maiy meiner, mir — Fu me (aus mai), zT. Y- e- taiy dei- KH ner, dir = A te (aus tai), =M-N MR päfuso er er- halte, schütze = Ufef pätu. Aue für au findet man in Lo- cativen von männlichen Stämmen auf z, indem nämlich der skr. Diphthong AI du im altpersischen Locativ sein erstes Element ge- kürzt hat, daher z.B. -T. M- =!. Y- =T. 72 =. bäbiraue in Babylon von "1. yy.FV. 1. <<. (if. sabiru. Hinter 7 geht i blos in y, nicht in öy über, daher M- “. ıe: ? ahy dubist = Sin asi, m-. GC. amahy wir sind — ved. EHTET smasi (aus as-masi), wobei ich daran erinnern will, dals im Altslawischen die Personal-Endungen ni und ti in der Gestalt von Mb nj und Tb ij erscheinen, so dals KIMB jesmj, KEUTB jestj dem skr. asmi, asti und litih. esmi, esti gegenüberste- hen. Auch kommt im Altslaw. :j (ill) als Erweiterung eines schlie- (senden i vor, und die Diphthonge ai, ei, oi werden durch AU aj, EIT ej, Ol oj vertreten. (*) Vom slawischen aj weicht der altper- ebenfalls wegen des vorhergehenden m& gekürzt. fadaya erkläre ich aus der schon von Lassen in Vorschlag gebrachten skr. Wz. tyag verlassen, mit dem Charakter der 10ten Kl. Die Form hyä (Z.56.) gilt mir als 3. P. pl. des Potent. (vgl. die zend. Endung yann aus yän), und framänä als Nom. pl. neut. nach dem Prin- cip des Veda-Dialekts. Ich übersetze also das Ganze: «Mensch! es seien (in Kraft) des Auramazdä Befehle, er dein Führer (gasträ von der skr. Nebenwurzel gac gehen mit causaler Bedeutung), verlafs nicht den rechten Weg, sündige nicht, zerstöre nicht». ; (*) Ich habe früher das slaw. I durch ! übertragen, da es aber. 141 sische Diphthong aiy nur dadurch ab, dafs dem Halbvocal y (= noch der entsprechende Vocal vorklingt. Da die altpersische Keilschrift die Fälle nicht unterscheidet, wo ein Consonant mit @ zu lesen oder vocallos ist, so könnte man auch für iy, we, aiy, auo mit Rawlinson iya, uva (uwa), aiya, auva (auwa) lesen; ich ziehe aber in zweideutigen Fällen immer diejenige Lesung vor, bei welchem der altpersische Sprach- zustand sich am wenigsten von den Urformen entfernt, und soviel ist gewils, dals iy, aiy, uo, auo den primitiven Endungen ;, ai, u, au näher liegen als iya etc., und dals z.B. asziy, pd/uo dem 'skr. asti, pätu weniger entfremdet erscheinen als asziya, pä- fuoa. Die Ansicht, dafs durch Y- ‚e iy und N72 >P>= wo blos ‚die Länge des i und u bezeichnet werden solle, dafs also z.B. Yy Ts hl. Y- ‚e astiy wie ast?! zu lesen sei, widerlegt sich durch Formen wie M- CA. ve ahy du bist, W- -YyY. CK. ıe amahy wir sind, wo y unmöglich als Verlängerungszeichen, sondern nur als Erhärtung des ursprünglichen ? gelten kann, nach Analogie der ‚oben erwähnten altslaw. Formen KIMB jesmj ich bin, KUTb Jjestj er ist. Wahrscheinlich ist aber auch hinter r das schlie- Isende i im Altpers. zuerst zu iy erweitert, und später das i ver- drängt worden, so dals blos der euphonische Zusatz zurückgeblie- ben. Aus ahi wäre also zunächst aRiy und hieraus aRy geworden. Gelegentlich findet man die ee von i zu iy auch in Aoristbildung im Altpersischen. i y ‚gegenüber, daher Yy M- (el. 72 «AN E-W16-%- aa’ urug-iy-sa sie logen (Beh. IV. 35.).(*) In der Regel aber bleiben z und x am Anfange und in der patiy (= skr. prati) in der Zusammensetzung zur Form pati zurück, nur dals vor Vocalen, wo das Skr. zur Vermeidung des Hiatus die Umwandlung des i in & y verlangt, im Altpersischen, vie j ausgesprochen wird, so scheint es mir jetzt zweckmälsiger es h so zu schreiben. - (#%) Wer iy (ij) vor Consonanten zu hart findet und darum lie- 4 er iya lesen will, möge serbische Formen wie yiljMa cCijma Dat, pl. von YHj Cij, Wuk p.61.) berücksichtigen. Be en 142 Bo Er welchem die unmittelbare Verbindung von y und oe mit einem vor- hergehenden Cons. nicht zusagt, iy für y und wo für 0 gesetzt i wird, daher zwar pati-kara Bildnils, aber patiy-äisa ac- cesserunt, obvenerunt (Beh. 1.13.18.) = skr. TrageL ) praty-äisan (Wz. zqis gehen). Da Wortformen, welche ursprünglich mit einem Diphthong enden, trotz der in dem Diphthong enthaltenen Länge dennoch durch den Zusatz eines y oder v erweitert werden, so wird es hier- durch wahrscheinlich, dafs auch einem langen i und u der entspre- chende Halbvocal zur Seite trat, und dafs man daher im Altpersi- | schen Duale auf /y und Ze von Stämmen auf ’ und u zu erwarten hat, gegenüber den sanskritischen wie ao? zwei Schafe von avi, sünü zwei Söhne (litth. sun&) von söünu. Einen Accus. du. auf /y glaube ich entdeckt zu haben an dem enklitischen Pronomi- nalstamm ET. Y- di. Denn wir lesen Beh. IV. 68.69.: ya drau- gana ahatiy hyavä .. ahatiy avaly mä ... atifrastä-diy parsä „wer ein Lügner ist, oder wer ... ist, diese nicht (schone), als strenger Strafer diese strafe”. Avaiy ist der mit dem Nom. identische Acc. pl. des Demonstrativstammes ava und vertritt die Stelle des Duals, den vielleicht die Pronomi- nalstimme auf @ verloren haben; das mit azifrastä verbundene diy kann aber nur ein Dual sein. Benfey, welcher zuerst in die- sem Encliticum den Demonstrativstamm d’i (fi nach Rawlinson’s Lesung) erkannt hat, liest jedoch fiya (diya) und falst diese Form als Genitiv sing. Dann wäre a (= skr. as) die Casus- Endung. Solche Genitive von Stämmen auf ; sind aber im Altpersischen noch unbelegt, und das Skr. gibt zu ihrer Voraussetzung keine Ver- anlassung. Auch palst an unserer Stelle weder ein Singular, noch ein Genitiv, sondern nur ein Dual, oder zu dessen Vertretung ein Plural — da sich das Pronomen auf die beiden vorangehenden Re- lative bezieht — und ein Accusativ, den pars strafen auch an anderen Stellen, wo es vorkommt, regiert. Zu berücksichtigen ist auch, dafs, wenn man dem besprochenen paragogischen ve y den Vocal « entzieht, der in ihm enthalten sein könnte, im Altpersischen nur einsylbige Formen als Enclitica erscheinen, ein Umstand, der für sich allein sehr nachdrücklich sowohl für die Weglassung des graphisch möglichen @ der Enklitica >YyY. Y- e- maiy, 143 Frl. Y- e- taiy, Q: Y- ve: saiy, als für die Auffassung von EN. Y- ve: diy als Dual spricht, weil ey Y- ıe als Genitiv gelfalst nur zweisylbig sein könnte (diya), denn daiy zu lesen ist unmöglich, weil =]f zu a nicht stimmt; auch läfst sich von einem Stamme auf ; kein Encliticum auf aiy erwarten, da maiy, taiy, saiy Stämmen auf a angehören (ma, ta, sa). Das euphonische Gesetz, wornach gewisse Abstufungen von Consonanten im Altpersischen nur vor @-Lauten, andere nur vor i- oder w-Lauten gestattet sind, hat Rawlinson scharfsinnig dazu - benutzt, um die Diphthonge ai und au, die früher im Innern der Wörter, wo a nicht geschrieben wird, ganz übersehen worden, an “ das Licht zu ziehen, und es hat sich ergeben, so weit die leitenden a Consonanten in den uns vorliegenden Inschriften Gelegenheit ge- ben, daraus Beweise zu ziehen, dals überall, wo die Sanskrit- _ Grammatik einen Diphthong darbietet, auch das Altpersische daran Theil nimmt. So kann man aus dem Encliticum >YY. Yy. „C- maiy meiner, mir (= skr. m£), welches Rawlinson früher ü _miya gelesen hat, jetzt aber, da >YyY m zu i nicht stimmt, maiya liest, die Folgerung ziehen, dals auch das Encliticum der 2ten P. - @M-W-x6) taiy, oder mit Rawl. zaiya zu lesen ist, wenn- f gleich zYı! £ auch mit : sich verträgt, und daher auch die Lesung tiy oder tiya möglich wäre. Das analoge Enclit. der 3ten P., x YY- ıC- liest Rawl. auch jetzt noch shiya (*), ich bezweifle ‚aber nicht, dals das in « enthaltene a mitzulesen und somit saiy als Abkömmling des Stammes s'@ den analogen maiy und zaiy | gleichzustellen sei. Die Endung der 3ten P. des Mediums lese ich, urch das skr. € und griech. raı geleitet, taiy, wenngleich die rschrift auch die Lesung ?iy oder tiya gestattet; also mM. FT. A. Y Y e- gaubataiy er nennt sich, wird ge- nannt, welches Rawlinson jetzt gaubatiya (früher guba- tiy.a) liest (l. c. pp- 177,216, 218 ff.). Den Ablativ von Bädiru Babylon liest Rawl. jetzt (l. ce. .222.) Zäbiraus, und diese Form scheint auch theoretisch rich- ig, denn die zendischen Ablative der v-Stämme wie abwerau = - (*) Journal of the R. A. S. 3tes Heft p. 218. ff. 144 anhaot mundo, die für das ursprüngliche Bestehen sanskritischer auf d2 sprechen, er auf ‚altpersische auf aus schliefsen, wos für 2 steht, wie z.B. in M- <. 72 ak: 1% «. akunaus er 3 machte (= skr. akrndt), wofür früher akunus gelesen wur- de, welches sich als unrichtig erwiesen hat, da = n zu u nicht stimmt und also mit a auszusprechen ist. Im Ablativ von ädir u aber (Beh. II. 65.) hat die Urschrift dasjenige r, welches blos dem u zukommt « r), was also dädirus zu lesen nöthigt, wenn man nicht ein Versehen des Steinmetzen annehmen will. Im Ge- - nitiv der männlichen v-Stämme ist der Diphthong verbürgt durch das >=] r von «I. (1. 21. (ff. X Y- X. Kuraus Cyri, welches sehr schön zu gothischen und litthauischen Genitiven wie sunaus, su- naüs des Sohnes stimmt. Wenn der Genitiv von därayavu Darius N- M- =. e- >-P=. K. NT &- därayavahus ge- schrieben wird, so hat das % hier, wie auch Rawlinson annimmt, schwerlich eine phonetische Geltung, sondern es steht nur da, um zur Lesung des Diphthongs au zu nöthigen, den sonst die Urschrift nicht würde bemerklich machen können, da -P= v sowohl zu « als zu u stimmt. Wäre dahyäus in der Inschrift H. bei Niebuhr, wie Lassen geglaubt hat, ein Genitiv von einem Stamme auf u, so hätte dieser Vocal eine ähnliche Steigerung erfahren wie ’ in den oben (8. 136.) besprochenen Genitiven auf äis. Allein dahydus ist offenbar, wie schon von Holtzmann erkannt und durch Raw- linson’s Ausgabe und vortreffliche Übersetzung der Inschrift von Behistun hiolänglich bestätigt worden, ein Nominativ, dem jedoch nicht dahyu, sondern dahy au als Stamm zum Grunde liegt. Die- ser folgt in seiner Declination der Analogie der skr. Stämme auf ZT d (= au) darin, dafs er in den starken Casus das erste Element des Diphthongs verlängert, daher Nom. dahydus, wie im Skr. gäus, Acc. dahydäum (*), Nom. pl. dahyäva, wie gävas; der Acc. pl., der im Skr. sich zu den schwachen Casus bekennt, ist im (*) Das skr. gäm steht unregelmälsig für gdeam, da einsyl- bige Stämme mit vocalischem Ausgang die Endung am statt eines blofsen mn haben. Nach Analogie der mehrsylbigen Wörter würde dem Nom. gäus ein Acc. gäum gegenüberstehen, welchem da- hyäum analog ist. 145 _ Altpersischen ebenfalls stark, oder er wird bei dem besprochenen Worte durch den Nom. ersetzt. Den Locativ sing. liest Rawl. dahyauoä (Beh. 1.34.), wofür Benfey (Glossar p. 85.) dahyuvd (dahyuwä) gelesen wissen will, weil er darin eine V&da-Form auf ö in Verbindung mit der Postposition 4 zu erkennen glaubt. Die Urschrift läfst bei diesem Worte nicht unterscheiden, ob das a, welches in dem y enthalten sein kann, mit zu lesen ist, oder nicht, da y sowohl zu a als zu u stimmt; wir haben aber eine analoge Form KH. 1 >. Fr hl. TE M- ufrarauoa (Beh. I. 92. Tr. TEN MENT NAT ara urra- tauoä am Euphrat), wo das zu w nicht rk z'ıY t beweist, dals auoä, nicht uoä, zu lesen ist. Wir lernen also durch diese beiden Eorden das Lautgesetz kennen, dafs im Altpersischen der "Diphthong au vor Vocalen zu auo wird, während der breitere BPipkthong 4 &u nicht in 4uo, sondern blos in #0 nhergcht, also da- hyäova die Länder im Gegensatze zu dahyauvä im Lande. Das schlielsende # der letztgenannten Form hängt aber eben so wenig mit der skr. Präposition & zusammen, als der vorangehende Theil des Wortes mit der vedischen Locativ-Endung auf &, son- dern das & ist selber Casus-Endung, sei es, dafs bei weiblichen vo- _ calisch endigenden Stämmen der Locativ durch den Genitiv ersetzt werde, und somit @ auf die skr. Endung äs sich stütze, oder dafs, was mir viel wahrscheinlicher ist, die skr. weibliche Locativ- En- dung 4m im Altpersischen ihr m verloren habe, wie im Zend z.B. wow yahmya i in welcher dem skr. ATUITH yasydm (aus yas myäm) gegenübersteht, und wie im Präkrit der Locativ vocalisch endigender Femininstämme darum dem Genitiv gleich ge- worden ist, weil ersterer ein m oder Anusyära, wie letzterer ein s (#) Die Frage, ob ufrätauoä ein Locat. oder ein Genitiv sei, kann erst zur Entscheidung gebracht werden, wenn wir durch un- eideutige Formen erfahren, ob die Präpos. anwo den Locativ ‚oder den Genitiv regiert. Jedenfalls aber ist das blolse von ufrä- { auoä die Casus-Endung, und man darf nach dieser Form einen Nominativ ufrätäus und überhaupt eine Übereinstimmung in der Declination mit dahyau erwarten. 3* re 146 die Endung des Instr. Dat. Abl. du. ihr eingebülst und aufserdem noch den vorhergehenden langen Vocal gekürzt hat, so dafs ws bya dem skr. b,ydm gegenübersteht. Hat man einmal dahyau als den wahren Stamm der bisher betrachteten Formen dahyäus, dahyäum, dahyauvd, dah- yäova erkannt, so versteht es sich von selbst, dals Rawlinson Recht hat, wenn er jetzt den Genit. pl. dahyaunäm schreibt (nicht dahyunäm), wie er auch schon früher den Loc. pl. dak- yausuvä (dahyaushuwä) geschrieben hat, wiewohl die Ur- schrift auch die Lesung dahyunäm (oder dahyünäm) und dah- yusuoä gestattet. Die Endung swo& stimmt zur zendischen En- dung s oa, indem die Einschiebung eines u und die Verlängerung des schliefsenden a auf allgemeinen Lautgesetzen beruht. Benfey will jedoch auch in der pluralen Locativ-Endung suo&, uod (letz- teres für Auoä, zend. koa) eine Postposition d erkennen (Glossar p- 70.), weil im Veda-Dialekt den Locativen zuweilen die Präpos. ZT @ nachgesetzt wird, welche in dieser Stellung soviel als hier oder da bedeuten mag. Viel näher liegt es aber, das Sanskrit, Zend und Altpersische hinsichtlich der pluralen Locativ-Endung dadurch mit einander zu vermitteln, dals man, wie schon früher ge- schehen ist (Vergleich. Gramm. $$.250, 252), die skr. Endung su als Zusammenziehung von soa auflalst, wie z.B. supta geschla- fen habend offenbar aus soapta, und wie das griech. Umvos das a der skr. Schwesterlorm seapnas Traum ausgestolsen und den Halbvocal vocalisirt hat, während das litthauische sapnas den Vocal in Vorzug vor dem Halbvocal gerettet hat, wie auch die litth. plu- ralen Locativ-Endungen sa, se von der mir als primitiv geltenden Endung sea nur den Vocal bewahrt haben. Wenn ich bei Darstellung altpersischer Wörter durch lateini- sche Schrift diejenigen Consonanten, die nur vor Y- i, i stehen, mit einem Spir. asp. und diejenigen, welche nur vor M. u, ü vorkom- men, mit einem Spir. len. bezeichne, so will ich damit nicht die Überzeugung aussprechen, dals :, ? wirklich eine Aspirationskraft auf gewisse Consonanten ausübe, glaube aber, dals YY- und XYr. wirk- lich irgend einen nicht mit Sicherheit genau zu bestimmenden Ein- fluls auf die Aussprache derjenigen Consonanten haben, welche in der Schrift ihre Form wechseln, je nachdem sie vor a-, i- oder 147 ü- -Lauten Ban Nimmt man aber nach Rawlinson’s jetzi- Y gem phonetischen System an, dafs die nach Malsgabe des folgenden Vocals ihre Form wechselnden Consonanten in ihrer lautlichen Gel- tung identisch (*), und also z.B. die Sylben N da, EN. Y- di und E NZ d’u hinsichtlich ihres Consonanten gleichlautend seien, so könnte man den überllüssigen Luxus in der Bezeichnung der con- ale iundw, kurz oder lang, wo sie mit einem vorhergehenden Con- onantischen Laute durch die Annahme rechtfertigen, dals die Vo- sonanten eine Sylbe bilden, ursprünglich eben so wenig als @ in ‚solcher Stellung geschrieben wurden, sondern in dem Consonanten “enthalten waren, dafs also z.B. so wie Y- zur Bezeichnung der Sylbe da genügt, so auch EN. und (el. zur Bezeichnung der Syl- ben di, di, du, dü hinreichten, und früher allein geschrieben wur- u bezeichnen, und eigentlich nur für den Anfang der Wörter nöthig gewesen wären, pleonastisch, oder gleichsam als Commentar zur Seite gestellt wurden. Man könnte sich hierbei auf die sogenannte medische Keilschrift berufen, in welcher die Sylben, welche aus "einem Consonanten mit nachfolgendem Vocal bestehen, nach We- ‚stergaard’s Entzilferung der genannten Schriftgattung fast überall nur durch Einen Buchstaben geschrieben sind, wie z.B. in dem orte, welches dem altpers. Rarauvatis Arachosien ent- spricht und von Westerg. äruwatis gelesen wird, das w und i eben so wie « in dem vorhergehenden Cons. enthalten sind. Gegen diese Erklärung der Erscheinung, dals in der altpersischen Schrift anche Consonanten dreifach, EM zweifach, und wieder andere ur einfach vertreten sind, erhebt sich aber ein sehr starker Ein- vand dadurch, dafs die Buchstaben, die nur vor Y- i, { erscheinen, \<- m und Yr- o sämmtlich Mediae sind, also sämmtlich den sichsten consonantischen Articulationen angehören, ferner dals inter den Consonanten, die vor w, i eine besondere Vertretung ha- en, sich keine Aspirata und auch kein Labial findet. Wäre die ver- hiedenartige Bezeichnung gewisser Consonanten, nach Malsgabe les folgenden Vocals, nur ein Überrest einer ursprünglich durch- reifenden Sylbenschrift, so mülste es als ein höchst sonderbarer (*) S. Journal of the R. A. S. Bd. X. 2tes Heft p. 176 ff. ® 148 Zufall erscheinen, dafs von den Bezeichnungen der mit einem i- Laute schliefsenden Sylben sich keine einzige mit anfangender '] Te- nuis oder Aspirata erhalten hätte, dals z.B. hl z, INK { und r € sowohl vor a, & als vor i, / erscheinen, YYy Yy d und Nee g aber nur vor a-Lauten. Haben aber ;, /und w, ö einen rückwirkenden euphoni- schen Einfluls, so kann es gar nicht befremden, wenn dieser Ein- flufs sich nicht auf alle Consonanten - Stufen erstreckt, sondern der des :, # nur auf Mediae und die noch schwächeren Laute zn und o, der viel durchgreifendere des u, ö aber nur auf 'Tenues und Mediae — mit Ausnahme der Labiale — und auf die Liquidae m,n,r. Der Umstand, dafs unter den Mutae nur die Labiale von dem euphoni- schen Einflusse des u verschont bleiben, kann daraus erklärt wer- den, dafs die Labiale schon an und für sich zu z sehr gut stimmen, weshalb auch im Sanskrit der Vocal x öfter durch den Einfluls eines vorhergehenden Labials erzeugt wird. Man vergleiche z.B. die De- siderativa Budürs zu tragen wünschen von dar (br), mu- mürs zu sterben wünschen von mar (mr) mit eikirs zu machen wünschen, und das Part. päürna angefüllt, voll von par (gr?) mit kirna (avakirna, anukirna angefüllt) von kar (A ki‘). Die Ansicht, dafs der Vocal i einen phonetischen Einfluls auf gewisse Consonanten ausübe, und dafs, wie zuerst Holtzmann erkannt hat, =l. und (= >. die dem i/ zukommenden Modificatio- nen des d und g (= dsch) seien, lälst sich dadurch unterstützen, dals auch im Griechischen die T-Laute dem euphonischen Einflusse eines folgenden i insofern ausgesetzt gewesen sind, als 7 in den Endsylben in der gewöhnlichen Sprache, a ai wo 7 vor- hergeht, regelmäßsig zu 7 geworden ist, daher zwar &ori = skr. asti, aber didwrı — dadäti, begousı = Varanti; so rı als Wortbildungssuffix — skr. Tet fi, Nom. tis. Die skr. Endungen ta, fa, tas, fas, tam, täm, tät haben dagegen im Griech. sämmtlich den T-Laut bewahrt, und erscheinen nur in den Formen TE, TO, Tov, TyV, TwvV, Tw. Im Litthauischen hat ; zwar nicht für sich allein, aber doch wenn ihm ein a, o oder u zur Seite tritt, einen euphonischen Einflufs auf ein vorhergehendes z oder d und wandelt er in € (auch ez ‚geschrieben) = isch (skr. 2] €), letzteres in = dsch (skr. 3] g) um; das i selber aber geht für die Ausspra- 149 che fast ganz verloren, daher % B. von z alti-s Schlange und z’o- di-s Wort der Genit. z’ale' io, z odz' io, für z "altio, z’odio. Es kann daher nicht befremden, wenn auch im Altpersischen der i-Laut einen euphonischen Einfluls auf gewisse T-Laute, wozu auch die _ Palatale der Aussprache nach gehören, ausüben, und wenn d und 8 _ (dsch) vor i, nicht blos anders geschrieben, sondern auch anders gesprochen wurden, als vor a, 4. Worin aber dieser euphonische Einflufs bestand, ist unmöglich genau zu bestimmen. Vielleicht war er mehr ein die Aussprache mildernder als ein aspirirender, so dals also vor dem leichtesten Vocal die weichen Consonanten noch mehr _ erweicht wurden, während die harten (die Tenues und ihre Aspira- ae) von dem : unaffheirt blieben. Sollte (7 g, wie jetzt Raw- _ linson annimmt, nur vor a-Lauten vorkommen, niemals vor ;, und daher z.B. P= =.ov und m e sich zu m erhärtet haben und somit zwar mada Medien = Tr - Y- mäda ist, aber auch ärumatis = CLEI.M TE Kl... Rarauoatis Arachosien und mitasp BE ee Fr: 12 sy]. RR: =. vitasp a Hys taspes. Gewils ist nur, dafs die altpersischen Sylben ma, oa einerseits und m'i, ei an- dererseits in der Sprache der zweiten Schriftgattung gleichlautend sind, ob aber zn, ın zu eo, oder umgekehrt >P>. 0, Ar 0 zu m gewor- den, kann aus der Schrift nicht mit Sicherheit erkannt werden. Darin stimmt das Altpersische zum Zend, dals r einen aspirirenden Einflufs auf den vorhergehenden Consonanten ausübt, indem F. k, =YyY. r, = p vor r zu <<. k, IKT. #, \«. f werden. Eine scheinbare Verletzung dieses Gesetdes ied dadurch beseitigt, dals man =.>Y. 1. E11. Yy.y(>- (Beh. IE.30.50) und =). .2yl- My- (II. 20. cet.), was Rawlinson pridiya (früher prifiya), pritä liest und im Sinne von salve, salvete falst, mit Oppert(*) auf die Wz. i gehen zurückführt, und durch ziehe aus, ziehet aus übersetzt, was in den Zusammenhang sehr gut pafst. Doch lese ich nicht mit Oppert paridiy, paritä, was zur Präp. pari um führen würde, sondern mit Zuziehung des in dem >Y r enthaltenen a, paraidi, paraitäd. Es ist darin die Präp. parä enthalten, die ihr mit dem folgenden : zu ai zusammenzieht, wie im Sanskrit 4 mit i nicht di, sondern GE (=a-+-i) gibt. Man berücksichtige die Zusammensetzung und die Bedeutung der skr. Wz. imit pard, (*) Das Lautsystem des Altpersischen, S.34. e 151 oder parä-+-ä, in den vonWestergaard (Radices p.27.) citirten Veda-Stellen. Es versteht sich nun auch ziemlich von elle, dals ein bisher sehr milsverstandenes Wort, nämlich M- u ==1.Yy Y- 6. .W- ve (Beh. I.23.) nicht apriyäya sondern apariyäya gelesen werden muls; wollte man aber auch die Möglichkeit der - Verbindung pr zugeben und apriyäya lesen, so wülste ich doch nicht, wie man dies mit Rawl. und Benfey als 3te P. pl. Imperf. ‚eines zur skr. Wz. pr’ gehörenden Verbums erklären könnte. Nach der 10ten Klasse mülste man apräyaya (=apräyayan), oder nach Analogie von M- (Mm. =. =Y. M- e- agarbäya ‚sie nahmen (Beh. II. 13.cet.) apräyäya erwarten. Indem ich E. apariyäya lese, fasse ich dessen 1ste Sylbe als a privativum T und das Ganze als Instrumentalis mit gekürzter Endung, wie es scheint, wegen der Belastung durch die Composition. Der Stamm K pariydya stimmt schön zum skr. gay paryaya Nachlässig- & keit, Speparhlässigung (*) mit Verlängerung des dem y vor- # hergehenden a, wie in dem vorhin erwähnten agarbäya sie _ nahmen, und mit regelrechter Einschiebung eines: zwischen r und y. Apariyäya heilst also eigentlich mit Nicht-Vernachläs- & sigung, oder ohne Zögern, ungesäumt, und dies palst treff- lich in den Zusammenhang der Stelle, worin dieser Ausdruck, der _ mir lange räthselhaft geblieben ist, vorkommt. Sie lautet: FE. xISJony ur yaıyuaweu “uassejpne uapuosag uaurs PP IPISPRY PalMz ur sjapur yoıs Isje] “opJq uJ9upıoaSıajun uaul? 924e5 uIapue Wwaury uoA “uueyag am [21a 08 ‘ua spe “yagsep Ijozumısa Sıjoa was os ur 37270[ sıq aayopam ‘z}eS - sUONEWAIOJSULAT, JOsarcy yaıjsjarpydssne 27 = 3x sıq "Jyossne o = ®x uoa pun “Jyosse 2 = !x sıq "jqpssne 0 = !x uoa Isı Ind yardıpa] “pam 1290599 uon} zung ayaamunuo) au spe anu (dx Fa) f adue] os “Sunyprayz) ayppm «[o=y] Re = (WP’"tq om) Ba ee En a ee fee han = Cateye E7 4Z 153 Junyprajg) aıp yaınp ya3sadıep “uaysızapur.ıay uaypıl3unıdsın BMmz u0A uonyung daurs yoıldnzaq A1ap yıpuaweu “yuueyaq Yeyds -UASSIAA AOp ur jjeg aadızu ur anu sJoput ALUL IST WIOJ- SuUONeW.IOJsUrLL usanapadur 12)>7]nz aap uon "Msn ‘uuey uapıam 391s13[28 ajeadayuf aaywumsaq Isjpyıwısa anu Sunzusadag aSıpurısjjoA pun aurswadjje uaa -ap *uadunupag) 4919y0y uS}Uapuadsuri], yoeu 1eSos uanarA daur ı19q ‘uadunyarajr) aajuapuadsuen} ujazan aA Ip ur uayaı]aopugsay uagjasıap uaponpoIg Up UOA uassnumsor) uap 1apo “uassnurg uap ydeu uayLıp aauıs !2q :uoypıaopursay a9saıp uaqa uaydejjalA Jap uassnurson) uap 1apo *“uassnurg usp ydeu ulapue 1auıa 1aq !uaq -PSI2P uauonyung uoA 19po *sgjas uaydılapugaay uaysıpdunadsın uap uoA J9p9mju UNZU2J0T uapuajje} yoeu 33po “uapuadıajs yoeu uaurıo J 19saIp uaul> aap 19q 9up1093 yoıyzuaweu puns uaylay JOydjos Aapaı]a) uauraw -aäjje 1op uSpuewwng dr] "waog dayoejayaur uoA puis ‘uuey UHpIaM UULIojsuea ‘peu sıskjeuy aap apueıs A ee ee 154 kung een big wre kEy ty ty A ET RL (#) JyrI9 AN d9I9puosaq uaursIsÄg u9pIaq u9p UOA 35T pun BIEER: asıamsdunyaızag u .. 64, ..6 ‘ ‘“r . . . . x . ig * Er [2% x . . . . 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Heinr. Rose über das specifische Gewicht der Tantalsäure. Die grolsen Schwankungen im specifischen Gewichte, welche der Verfasser bei der Niobsäure und der Pelopsäure gefunden hatte, wenn dieselben erhöhten Temperaturen ausgesetzt worden waren, finden sich auch bei der Tantalsäure. Wird diese Säure auf die Weise durch Zersetzung des Chlo- rids bereitet, dals man dasselbe unmittelbar nach der Darstellung mit Wasser behandelt, so erhält man eine Säure von ganz glas- artiger Structur. Setzt man hingegen das Chlorid sehr lange dem Einfluls der feuchten atmosphärischen Luft aus ehe man es mit Wasser behandelt, so erhält man eine Tantalsäure, welche bei ‚der Besichtigung mit dem Microscope eine krystallinische Structur ‚zeigt. Beide Säuren aber, die amorphe und die krystallinische, zeigen, nachdem sie über der Spirituslampe nur so lange geglüht worden waren, bis die Lichterscheinung sich gezeigt hatte, ein fast gleiches specifisches Gewicht. Die amorphe Säure hatte eine "Dichtigkeit von 7,280; die krystallinische die von 7,284. — Aber ‚diese Dichtigkeit ist nicht immer dieselbe. Andre Mengen der "Säure ebenfalls aus dem Chlorid erhalten, und über der Spiri- tuslampe geglüht zeigten die spec. Gewichte von 7,125, von 7,028, von 7,109, von 7,039, und selbst auch von 7,529. Wird die Tantalsäure einer erhöhten Temperatur ausge- setzt, so nimmt die Dichtigkeit der Säure bedeutend zu. Aber es ist dem Verfasser nicht geglückt, die Säure durch irgend eine Temperaturerhöhung von einer bestimmten Dichtigkeit zu erhal- n, wie eine solche bei der Niobsäure und der Pelopsäure er- lten werden kann. Wird die Tantalsäure, nachdem sie über der Spirituslampe geglüht worden ist, einem Kohlenfeuer ausgesetzt, so nimmt die Dichtigkeit derselben in dem Maafse zu, als das Feuer lange gedauert hat. Durch ein sechsstündiges Kohlenfeuer vermehrte sich das spec. Gewicht einer Säure von 7,039, bis 7,851. — Wird aber die äure der heftigsten Hitze des Porzellanofens ausgesetzt, so wurde die Dichtigkeit der Säure von 7,851 bis auf 7,783, vermindert. Um den Einfluls der nach und nach erhöhten Temperatur auf die Dichtigkeit der Tantalsäure näher kennen zu lernen, wurde zrr 162 1 mit einer und derselben Menge der Säure eine ausgedehnte Reihe von Versuchen angestellt. Die Säure, aus dem Chloride dargestellt, hatte, nachdem sie über der Spirituslampe geglüht worden war, das spec. Ge- wicht von 7,109. Die Dichtigkeit dieser Säure vermehrte sich durch ein einstündiges Kohlenfeuer bis zu 7,274 34 » » 23ER 3 83 5 » » DER); 7,529 6 » » » » 7,536 14 » » ».» 7,9 14 15 » » » » 7,9944. Letztere ist die gröfste Dichtigkeit, welche der Säure durch eine nach und nach erhöhte Temperatur mitgetheilt werden konnte, denn als sie darauf dem Feuer des Porcellanofens ausgesetzt worden war, hatte sie eine mindere Dichtigkeit, die von 7,6508. Die angewandte Säure war ursprünglich amorph. Sie be- hielt auch den unkrystallinischen Zustand bei den Dichtigkeiten von 7,274, und von 7,383; die Säure von 7,529 Dichtigkeit zeigte indessen unter dem Microscope schon einige Krystallgrup- pen, und die von den Dichtigkeiten 7,914 und 7,9944 bestand aus lauter complicirten Krystallgruppen. Durch die Hitze des Porcellanofens konnten sowohl die Ni- obsäure als auch die Pelopsäure zu einer bestimmten Dichtigkeit gebracht werden. Dies ist indessen bei der Tantalsäure nicht der Fall. Eine aus der schwefelesuren Verbindung dargestellte Säure, zeigte, nachdem sie dem Feuer des Porcellanofens aus- geselzt gewesen war, das spec. Gewicht von 8,257, während andere Mengen der Tantalsäure, aus dem Chloride bereitet, derselben Hitze ausgesetzt die Dichtigkeiten 7,783 und 7,6508 hatten. Die erwähnten Bestimmungen der Dichtigkeit beziehen sich alle auf die Tantalsäure aus den Tantaliten von Finnland. Die Tantalsäure aus dem schwarzen Yitrotantal von Yiterby in Schwe- den, aus der schwefelsauren Verbindung dargestellt und über der Spirituslampe geglüht, zeigte das spec. Gewicht von 7,43. Die grolsen Schwankungen im spec. Gewichte der Säuren des Niobs, des Pelops und des Tantals sind sehr beachtens- 163 ® Be Bee Verfasser ‚sind bei seinen manngfaltıgei Untersu- Verschiedenheiten vorgekommen. Aber dessen ungeachtet können die drei erwähnten Säuren durch das specifische Gewicht unterschieden werden. Denn die Schwankungen erstrecken sich nur innerhalb gewisser Gränzen, d keine dieser Gränzen berührt die andere. Die leichteste wicht 4,5614, die schwerste 5,262; die leichteste Pelopsäure hat die Dichtigkeit von 5,495, die schwerste 6,725; die leich- teste Tantalsäure hat das spec. Gewicht von 7,022, die schwer- schwersten Pelopsäure ist daher fast ganz gleich dem zwischen der leichtesten und schwersten Tantalsäure; der Unterschied zwi- schen der leichtesten und schwersten Niobsäure ist hingegen ein weit geringerer. Es ist hier noch zu bemerken dals nach Ekeberg das spec. zewicht der Tantalsäure nur 6,5 und nach Hermann 6,78 ist. Der Verfasser hat bei seinen vielen Wägungen nie eine so ge- ringe Dichtigkeit gefunden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: ' Meteorologische Beobachtungen angestellt auf Veranstaltung der nalurforschenden Gesellschaft in Zürich. 1837-1846. Zü- rich. 1846. 4. Denkschrift zur Feier des hundertjährigen Stiftungsfestes der na- turforschenden Gesellschaft in Zürich am 30. November 1846. ib. eod. 4. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Zürich. Heft. 1. (No. 1-13.) ib. 1847. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Präsidenten der naturforschen- den Gesellschaft in Zürich, Herrn Professor Mousson, vom 31. Januar d.J. E. Plantamour, Memoire sur la Comete Mawvais de l’annde 1844. Geneve 1847. 4. E. Plantamour, Observations astronomiques faites a Vobserva- ! _ toire de Geneve, dans l’annee 1845. 5. Serie. ib. 1848. 4. - Edward Sabine, Observations made at Ihe magnetical and meteo- i rological Observatory at St. Helena. Vol. 1. 1840-1843. Lon- don. 1847. 4 - 4 = 16 R ft) George Biddell Airy, astronomical observations made at the Ro-_ yal Observatory, Greenwich, in the year 1845. London 1847. 4, Charles Babbage, Observations on the Temple of Serapis at Poz- zuoli near Naples. 1847. 8. Philosophical Transactions of Ihe Royal Society of London for the year 1847. Part 1.2. London 1847. 4. Transactions of the Royal Society of Edinburgh. Vol. 16. Part 3. Vol. 17. Part 2. containing Ihe Makerstoun magnetical and meteorological observations for 1843. Edinburgh 1847. 4. Proceedings of the Royal Society of Edinburgh. Vol. 11. 1846-7. No. 29. 30. 8. F. Zantedeschi della condizione magnelica e diamagnetica pro- prie del regno inorganico etc. (Venezia 1848.) 4. Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesell- schaft der Wissenschaften zu Göttingen. 1848. No. 2.3. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 629-631. Altona 1848. 4. K. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 20. Jahrg. 1848. No. 5. Wien. 4. Kunstblatt 1848. No. 11. 12. und Titel nebst Register zum 28. Jahrg. 1847. Stuttg. u. Tüb. 4. Aufserdem kamen zum Vortrag: Ein Schreiben der Royal Society zu London v. 19. Jan. d.J. über den Empfang der Abhandlungen der Akademie v. J. 1845 und der Monatsberichte vom Januar bis August 1847. Ein Schreiben der Accademia Gioenia di scienze naturali in Catania v. 10. Juni 1847, betr. die künftige Zusendung der Schrif- ten dieser Akademie an die unsrige. Ein Schreiben der Akademie der Künste und Wissenschaf- ten zu Boston v. 18. Febr. 1848, wodurch die Absendung der Proceedings derselben angezeigt wird, die jedoch noch nicht eingegangen sind. Hr. Dr. Crusell übersandte mittelst Schreibens d. d. St. Petersburg & März d. J. eine versiegelte Abhandlung zur Aufbe- wahrung, welche in das Archiy der Akademie niedergelegt wurde. Der Königl. Departements- Thierarzt Hr. Erdt übersandte durch Schreiben von Köfslin d. 13. d. M. einen lithographirten Aufsatz über eine neue Theorie des Lichtes, welcher der physi- kalisch-mathematischen Klasse der Akademie zugeschrieben wurde. ——— +q Bericht über die 3 ur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen - der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat April 1848. Vorsitzender Sekretar: Hr. Böckh. 6. April. Gesammtsitzung der Akademie. - Hr. Heinr. Rose las über das specifische Gewicht der Thonerde, der Beryllerde, der Magnesia und des Eisenoxyds. Die auffallenden Resultate, welche der Verfasser bei den frühern Bestimmungen über die Dichtigkeit der Titansäure, so wie bei den spätern über die der Niob-, Pelop-, und Tantalsäure erhalten hatte, wenn er diese Säuren verschiedenen Temperatu- ren ausseizte, veranlalsten denselben, auch noch andere Oxyde ähnlichen Versuchen zu unterwerfen, von denen RR hier mitgetheilt werden. f Thonerde. Wenige Oxyde bieten so viele Schwierigkeiten bei der Be- stimmung des specifischen Gewichts dar, wie die künstlich be- reitete Thonerde. Diese Schwierigkeiten bestehen vorzüglich da- in, dals es schwer ist Quantitäten von einigen Grammen mit jrolser Genauigkeit zu wägen. Wenn ferner eine selbst ziemlich tark geglühte künstlich bereitete Thonerde nach dem vollständi- gen Erkalten mit Wasser übergossen wird, so erwärmt sie sich edeutend. Sie scheint ein Hydrat zu bilden, und wenn man daher unter Wasser wägt, so wird durch Vergleichung des Gewichts unter Wasser mit dem Gewichte der Thonerde in der uft wahrscheinlich nicht das richtige Gewicht der verdrängten Wassermenge erhalten. Die meisten Bestimmungen des s =cifi- [18s4s.] A 166 schen Gewichts der nicht durch die stärkste Hitze geglühten Thonerde können daher aus diesem Grunde nicht unbedingt richtig sein. Eine anhaltend über der Spirituslampe geglühte sehr reine Thonerde zeigte eine Dichtigkeit von 3,87 bis 3,899. Wurde dieselbe einem sechsstündigen Kohlenfeuer unterworfen, so war das spec. Gewicht derselben 3,750 bis 3,725, also geringer als zuvor. Aber diese beiden Bestimmungen, selbst auch die letztere, verdienen aus den oben angeführten Gründen kein grofses Zu- trauen; es konnte das absolute Gewicht nicht mit grolser Ge- nauigkeit bestimmt werden, und die selbst durch starkes Koh- lenfeuer geglühte Erde erwärmte sich stark, als sie mit Wasser angerührt wurde. Dieselbe Thonerde wurde darauf dem Feuer des Porcellan- ofens ausgesetzt. Sie nahm dadurch bedeutend an Volumen ab, war aber nicht zusammengesintert. Unter dem Microscop konn- ten in ihr bei oft wiederholten Untersuchungen keine Krystalle wahrgenommen werden. Wenn sie indessen mit Wasser ange rührt wurde, so entstand dadurch keine Wärme; auch konnte das absolute Gewicht mit grolser Genauigkeit genommen wer- den, so dafs die genaue Bestimmung des spec. Gewichts keine Schwierigkeiten hatte. Sie hatte die Dichtigkeit von 3,999. Mit der Dichtigkeit dieser Thonerde stimmt die der in der Natur als Corund, Rubin und Sapphir vorkommenden Thonerde sehr gut überein. Graf Schafgotsch hat hierüber eine Reihe von Versuchen angestellt, und die Resultate derselben dem Ver- fasser mitgetheilt. Er fand das spec. Gewicht von verschiedenen ganzen Corundkrystallen 3,899; 3,929; und 3,974; im gepulver- ten Zustande war dasselbe 4,0067; 3,989; und 4,008. Die Dich- tigkeit von geschliffenen Sappbiren war 3,9998 und 4,0001, und die vom geschliffenen Rubin 3,994. Nimmt man mit Berzelius das Atomgewicht der Thonerde zu 641,8 und das spec. Gewicht derselben zu 4 an, so ist das. Atomvolum. der Thonerde 160,45. Beryllerde. Wird die Beryllerde aus ihrer Auflösung in kohlensaurem Ammoniak durchs Erhitzen gefällt, so bildet sie ein leichtes‘ 167 Pulver. Diese basisch kohlensaure Beryllerde erscheint unter _ dem Mikroskop unkrystallinisch, oder wenigstens sehr zweifel- - haft krystallinisch. Über der Spirituslampe geglüht, verliert sie leicht ihre Kohlensäure und ihren Wassergehalt, und bildet ein sehr lockeres, unter dem Microscope unkrystallinisches Pulver, das in Chlorwasserstoffsäure schwerlöslich ist. Mit Wasser ange- _ rührt erwärmt sie sich nicht. Wegen der grofsen Lockerheit konn- - ten nur kleine Mengen zur Bestimmung des spec. Gewichts ange- wandt werden. Dasselbe schwankte zwischen 3,090 und 3,083. Diese Beryllerde wurde dem Feuer des Porcellanofens aus- gesetzt. Sie verwandelte sich in eine zusammengebackene Masse - von sehr geringem Volumen, die sich aber leicht im Agatmör- ser zerdrücken liefs. Unter dem Microscope besichtigt bestand - sie aus lauter schönen ausgebildeten Krystallen, die sechsseitige, uud wie es schien, reguläre Prismen wie der Corund bildeten. Sie batte das spec. Gewicht 3,021. Es ist in der That eine sehr auffallende Erscheinung, dafs ‚das lockere Pulver der schwach geglühten Beryllerde, das ein so grolses Volumen einnimmt, eine grölsere Dichtigkeit hat, als ‚die im Porcellanofen geglühte, welche scheinbar ein so geringes Volumen einnimmt. Fällt man Beryllerde aus ihrer chlorwasserstoffsauren Auflö- sung durch Ammoniak, so erhält man sie nach dem Glühen über ‚der Spirituslampe von einem weit geringeren Volumen, als die lockere, durchs Glühen der kohlensauren Verbindung erhaltene Erde. Sie gleicht dann der Thonerde, erscheint auch wie diese unter dem Mikroskope als durchscheinende Massen, die durch- ‚aus nichts von einer krystallinischen Structur zeigen. Ungeachtet ber der scheinbaren gröfseren Dichtigkeit fand der Verfasser als das spec. Gewicht derselben das nämliche ist, wie das der chwach geglühten kohlensauren Erde; es war 3,096. Dem Feuer des Porcellanofens ausgesetzt, wurde eine zusammenge- sinterte Masse erhalten, die unter dem Microscope vollkommen krystallinisch erschien, und eine Dichtigkeit von 3,027 zeigte. (Sie war also gleich der im Porcellanfeuer geglühten Erde aus der kohlensauren Verbindung. Nimmt man das spes. Gewicht der Beryllerde, welches der in der Natur vorkommenden Thonerde entspricht, zu 3,021 an, 168 so ist das Atomvolum der Beryllerde, wenn man dieselbe aus zwei Atomen Metall und drei Atomen Sauerstoff zusammenge- setzt annimmt, 157. Dieses Atomvolum ist aber dem oben an- geführten der Thonerde so nahe, dals durch diese Übereinstim- mung die der Tlionerde gleiche atomistische Zusammensetzung der Beryllerde bewiesen wird. Nimmt man an, dafs die Beryllerde aus gleichen Atomen von Metall und von Sauerstoff besteht, so ist das Atomvolum derselben 52,3. Um letzteres Atomvolum mit dem von einem anderen Oxyde, das ohne Zweifel aus einem Atom Metall und einem Atom Sau- erstoff besteht, vergleichen zu können, wurde das spec. Gewicht der Magnesia untersucht. Magnesia. Es ist sehr schwer, das spec. Gewicht der gebrannten Mag- nesia mit Genauigkeit zu bestimmen. Der Verfasser erhielt keine übereinstimmende Resultate, und die verschiedenen Temperatu- ren ausgesetzte Erde war von sehr verschiedener Dichtigkeit. Die Magnesia wurde deshalb dem Feuer des Porcellanofens aus- gesetzt, wodurch sie merkwürdige Eigenschaften erhielt. Bei der hohen Temperatur oxydirt sich das Platin des Tiegels, wo es in Berührung mit der Magnesia ist, und diese wird dadurch bräunlich gefärbt. Die braunen Stellen kann man aber leicht von der übrigen reinen Magnesia trennen. Unter dem Micros- cop zeigte sich diese Magnesia aus lauter kleinen Krystallen be- stehend. In Säuren scheint sie anfänglich ganz unauflöslich zu sein, und nur nach einer sehr langen Behandlung mit denselben wird sie aufgelöst; zur vollständigen Auflösung gehört indessen lange Zeit. Sie zeigte das spec. Gewicht 3,644. In diesem Zustande ist die Magnesia der ähnlich, welche in dem von Scacchi entdeckten interessanten Minerale vom Vesuv, das derselbe Periklas genannt hat, enthalten ist, und das seine grüne Farbe einem Gehalte von Eisenoxydul verdankt. Scacchi giebt das spec. Gewicht des Minerals zu 3,75 an. Nimmt man das Atomgewicht der Talkerde zu 258,14 und | das spec. Gewicht derselben zu 3,644 an, so ist das Atomvolum derselben 71. Von den Oxyden, welche aus einem Atom Metall und einem Atom Sauerstoff bestehen, kann man hinsichtlich der Dichtigkeit 169 nur wenige mit derjenigen Magnesia vergleichen, welche durch _ eine schr hohe Temperatur in den krystallinischen Zustand ver- ‚setzt worden ist. Genth hat ein krystallisirtes Nickeloxyd unter- sucht, welches er aus dem Gaarkupfer ausschied, und das daher auch einer hoben Temperatur ausgesetzt gewesen ist. Es zeich- net sich ebenfalls durch seine Schwerlöslichkeit in Säuren aus und krystallisirt wie der Periklas in regulären Octaedern. Genth bestimmte das specifische Gewicht zu 5,745, woraus ein Atomvolum von 81,7 folgern würde, was sehr von dem der krystallisirten Magnesia abweicht. Der Verfasser bewog daher Herrn Genth die Untersuchung über das spec. Gewicht des merkwürdigen Nickeloxyds zu wiederholen. Es wurde in der That durch neuere Untersuchungen zu 6,605 bestimmt, wo- raus genau dasselbe Atomvolum folgert, wie das, welches sich ‚durch die krystallisirte Magnesia ergiebt, nämlich 71. Es er- giebt sich durch diese grofse Übereinstimmung in den Atomvo- lumen der Magnesia und des Nickeloxyds, welche sehr von dem der krystallisirten Beryllerde abweichen, wenn man diese aus ‚gleichen Atomen von Metall und Sauerstoff zusammengesetzt an- nimmt, dals eine solche Zusammensetzung bei der Beryllerde in ‘der 'That nicht statt finden kann. Eisenoxyd. Das Atomvolum der 'Thonerde wenn man es aus dem spec. "Gewicht des Corunds berechnet, weicht von dem Atomvolum des Eisenoxyds ab, wenn dasselbe aus der Dichtigkeit des Eisen- ‚glanzes abgeleitet wird. Eisenoxyd, aus der Auflösung des Chlorids durch Ammo- niak gefällt, und über der Spirituslampe geglüht, zeigte das spec. Gewicht 5,169. Dasselbe, einem dreistündigen Kohlenfeuer aus- gesetzt, war sehr zusammengesintert, erschien schon unter der Loupe krystallinisch, und war von schwarzer Farbe, aber zu Pul- ver zerrieben vollkommen roth. Es zeigte die Dichtigkeit 5,037. Wurde dieses Eisenoxyd dem Feuer des Porcellanofens aus- gesetzt, so verwandelte es sich dadurch in eine geschmolzene chwarze Masse welche zerrieben auch ein schwarzes Pulver gab. Die Auflösung desselben in Chlorwasserstoffsäure gab mit Kalium- eisencyanid einen starken blauen Niederschlag, und mit Ammo- niak eine dunkel schwarz braune Fällung, welche nicht die voll- 170 kommen schwarze Farbe hatte, wie ein Niederschlag von der Zu-+ sammensetzung des Magneteisens. Es hatte sich also, wie voraus- zusehen war, durch die starke Hitze ein Theil des Eisenoxyds in Oxydul verwandelt. Dals das Eisenoxyd nicht ohne Zersetzung eine hohe Tem- peratur ertragen kann, ist wohl der Grund, dals dasselbe nicht von einer Dichtigkeit erhalten werden kann, welche der der Thonerde und der Beryllerde entspricht, wenn diese dem Feuer des Porcellanofens ausgesetzt worden waren. Das spec. Gewicht des krystallisirten Eisenglanzes ist von G. Rose zu 5,191, 5,214 und 5,230 bestimmt worden. Letz- tere Dichtigkeit entspricht einem Atomvolum des Eisenoxyds von 191. Es ergiebt sich hieraus, dafs ungeachtet der Gleichheit der Krystallform des Corunds und des Eisenglanzes beide nicht eine analoge Dichtigkeit haben. Die Auflöslichkeit des Eisenglanzes in Chlorwasserstoffsäure, und die Nichtauflöslichkeit des Corunds in derselben, ist vielleicht eine Folge davon. Aber in jedem Falle ist die Gleichheit der Form und das verschiedene Atomvolum bei der Thonerde und dem Eisenoxyde im hohen Grade bemer- kenswerth. Hr. Böckh legte eine Abhandlung des Hrn. Prokesch von Osten zu Athen über die Münzen Athens vor, welche in den Abhandlungen der Akademie gedruckt erscheinen wird. An eingegangenen Druckschriften wurden vorgelegt: Arbeiten der Kurländischen Gesellschaft für Litteratur und Kunst. Heft 1-3. Mitau 1847. 8. Sendungen der Kurländischen Gesellschaft für Litteratur und Kunst. Bd.3. ib eod. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Geschäftsführers dieser Gesell- schaft, Herrn Dr. M. G. von Paucker, d. d. Mitau d. 5 Januar d. J. The Transaclions of the Linnean Society of London. Vol. 20. Part 2. London 1847. 4. 5 Proceedings of the Linnean Society of London. No. 30-33. 1846 - 1847. 8. \ List of ihe Linnean Society of London. 1847. 4. The quarterly Journal of the geological Society. No. 13. Febr. 1. 1848. London. 8. 171 ..Comptes rendus hebdomadaires des seances de l’Academie des sciences. 1847. 2. Semestre. Tome 25. No. 26. 27. Dec. 1848. 1. Semestre Tome 26. No. 1-11. 3 Jan.-13 Mars. Paris 4. Revue archeologique. 4. Annee. Livr. 11. 15. Feyr. Paris 1848, 8. Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesell- schaft der Wissenschaften zu Göltingen. 1848. No.4. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.632. Altona 1848. 4. Kunstblatt. 1848. No. 13. Stuttg. u. Tüb. 4. 10. April. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Neander las über das Verhältnifs der ethischen Principien des Plotinos zu denen des Platon und Aristoteles. Es wurde nachgewiesen, dals das von Plotin aufgenom- - mene platonische Princip der Gottähnlichkeit vermöge der Ver- schiedenheit der Gottesidee bei Plotin und Platon eine verschie- denartige Anwendung in der Ethik des ersten erhalte, dafs, wenn "Aristoteles göttliche und menschliche Tugend unterscheide, diese in dem unpraktischen Geist Plotin’s nicht zu ihrem Rechte ge- lange. Somit ergiebt sich das Resultat der Untersuchung, dals er die ethischen Principien beider Philosophen nicht dem Geiste ihrer Urheber gemäfs verstanden habe, also auch die Ausglei- chung der Differenz zwischen beiden Principien ihm nicht ge- lungen sei. 13. April. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Crelle setzte die Mittheilung der Ergebnisse einiger Untersuchungen zur weitern Entwicklung der Theorie der Dampf- maschine fort, welche er in der Gesammtsitzung vom 25. März "vorigen Jahres begonnen hatte. Er hatte damals, nach Vorausschickung einiger Bemerkungen ‚über die Dampfmaschinen selbst und über ihre Theorie, welche rst in der neuesten Zeit durch die Arbeiten des Herrn von Pam- "bour auf den richtigen Weg gelangt sein dürfte, angedeutet, "was nun weiter noch, nach den unstreitig im allgemeinen an- semessenen Pambourschen Ansichten, bei den Dampfmaschinen theoretisch zu untersuchen sein dürfte. Es ist dies zunächst das 172 Verhalten und die Wirkung des sonst für alle Dampfmaschinen unentbehrlichen Schwungrades, in den verschiedenen Fällen; ferner die Frage, wie die so vortheilhafte Absperrung des Dampfes im Dampfstiefel praktisch am wirksamsten zu benutzen sei; sodann die Frage, ob jenes wie etwa der sogenannte Was- sersturz (cataracte) für Maschinen, die z.B. durch Pumpen Was- ser aus verschiedenen Tiefen zu heben, oder überhaupt einen sehr wechselnden Widerstand zu überwinden haben, durch eine einfachere und sicherere Vorrichtuug zu ersetzen sei; besonders aber die Frage, welche von den verschiedenen Arten der Dampf- maschinen die vortheilhafteste sei, nämlich welche derselben mit | einer bestimmten Masse verdampften Wassers, oder mit einem bestimmten Aufwande von Brennstoff, die gröfste Nutzwirkung hervorbringe; welche Fragen sämmtlich insbesondere auf dieje- nigen Theile der Dampfmaschinen sich beziehen, die zur Be- nutzung der durch das Feuer auf der Esse im Kessel erzeug- ten Dampfkraft bestimmt sind, und deren Untersuchung mehr mathematischer Art ist; während dann noch die mehr der Physik anheimfallenden Untersuchungen der vortheilhaftesten Art der Erzeugung der Dampfkraft für die Maschine durch das Feuer übrig bleiben, von welchen zunächst wenigstens die Frage in Be- tracht kommt, auf welche Weise der Esse mit dem geringsten Verlust an bewegender Kraft die zum Verbrennen des Brennstof- fes nöthige atmosphärische Luft zuzuführen sein dürfte; welche Frage zugleich auch eine Anwendung der vorangegangenen Un- tersuchung der mehr mathematischen Theile der Maschinen in Anspruch nimmt, Der Vortragende hatte damals erst die Berechnungen über die Wirkungen des Schwungrades für den Fall vollendet, wo die Maschine in der Kreisbahn der Kurbelwarze einen unverän- derlich starken Widerstand fortzutreiben hat, und von diesen Rechnungen theilte er damals die Ergebnisse mit. Nachdem er weiterhin auch die übrigen hier oben namhaft gemachten Fragen der Rechnung zu unterwerfen gesucht hat, legt er jetzt davon die Ergebnisse vor. Zunächst kommt, was die Wirkungen des Schwungra- des betrifft, der andere Fall in Betracht, wenn eine Dampfma- schine, statt einer drehenden, eine auf und niederge- hende Bewegung hervorbringen, z.B. Wasserpumpen treiben i 173 $ ‚soll. Wird der Dampf im Dampfstiefel nicht abgesperrt, sondern ‚strömt er vom Anfang bis zum Ende des Kolbenlaufes aus dem Kessel in den Stiefel, *so ist ein Schwungrad nebst Kurbel nicht dazu nöthig, dafs die Bewegung der Maschine überhaupt mög- lich sei, denn, eben wie der zu überwindende Widerstand, ist dann auch die bewegende Kraft bereits stets unveränderlich gleich stark; das Schwungrad nebst Kurbel ist in diesem Fall ur nützlich, weil die Kurbel die Bewegung gleichförmiger “macht, sie sicherer leitet und den Dampfkolben am Aufstofsen ‚hindert: wird dagegen der Dampf nur während eines Theiles des Dampfkolbenlaufs in den Stiefel eingelassen und dann abge- sperrt, so würde die Bewegung der Maschine ohne Schwung- rad nicht möglich sein, indem dann die bewegende Kraft des Dampfes vor der Absperrung stärker sein muls, als der Wider- ‚stand, nach der Absperrung immerfort aber abnimmt und selbst bis auf die geringe Spannung des niedergeschlagenen Dam- ‚pfes herabsinken kann, also zuletzt weit schwächer ist, als der Widerstand, so dals dann nur das Beharrungsvermögen der Masse des Schwungrades die Bewegung zu erhalten im Stande ; ohne Schwungrad würde die Maschine still stehen, wie "stark auch die Dampfkraft sein mag. Also nur insbesondere auf Maschinen mit Absperrung des Danıpfes kommt es bier an. Eine kleinste Geschwindigkeit des Schwungrades kann nach der Absperrung hier nicht wohl vorkommen, weil die bewe- gende Kraft immerfort abnimmt und also die Geschwindigkeit licht wieder zunehmen kann. Bei einer etwas baldigen Ab- rung, z.B. nach 25 Procent des Kolbenlaufes, giebt es gar eine kleinste, sondern nur eine gröfste Geschwindigkeit, und war nach der Absperrung. Die Formeln für den gegenwärti- sen Fall der auf- nnd niedergehenden Bewegung lassen sich un- nittelbar aus den Grundformeln für die drehende Bewegung ab- eiten, man darf nur in letzteren den Widerstand A der Kur- warze in der Richtung der Tangente ihrer Kreisbahn, der lier nicht Statt findet, gleich Null setzen und dagegen den Wi- lerstand der Pumpen von der durch den Dampf hervorgebrach- jen Kraft der Bläuelstange abziehen. Statt der in der vorjähri- gen Mittheilung für die Maschinen mit drehender Bewegung gegebenen Endformeln No. 1 bis 9. ist hier, mit derselben “ 174 Bedeutung aller Buchstaben, für Maschinen mit auf- und nieder- gehender Bewegung iglzy — zo — tl, — 20) (1 — cos v)] 2 40, a ze M-+N sin VL? des Ausdruck der Geschwindigkeit der Kurbelwarze für einen beliebigen Winkel y. Ferner giebt der Ausdruck Ag? NM. MS) Lis(@r — 20) (1 — cos Y) — (ey — 20)) + R’v5 NsinW?], wenn man daraus den gröfsten Werth sucht, welchen M, für irgend ein \ haben kann, dasjenige Gewicht, welches das Schwungrad haben muls, wenn die Geschwindigkeit der Kur- belwarze von derjenigen v, an, die sie am Anfange und am Ende eines halben Umlaufes hat, bis auf nicht weiter als au, sich soll verändern dürfen. Es darf aber hier nicht, wie bei dem Fall der drehenden Bewegung, N gleich Null gesetzt wer- den, weil hier N das sehr grolse Gewicht der Pumpenstangen mit einschliefst. Den Winkel Y für welchen die stärksten Abweichungen der Geschwindigkeit der Kurbelwarze von ihrer Anfangs- und Endgeschwindigkeit vorkommen, geben die For- meln coli an +P)R—zQı + c)) 12. BON, für die Kolbenbewegung dis zur Absperrnng und 13. co’Y=1i : T#2 - Bay # Bı u 2Ädc ey?) ee as AR 14 4= Nn°v, und B=asi(n+P,)(%, +e) ist, für die Kolbenbewegung nach der Absperrung, von wel- chen beiden Formeln aus den oben angegebenen Gründen in der Regel nur die zweite (13) zur Anwendung kommt. Setzt man f den Werth von &, welchen (13) giebt, in (11), so findet sich das dem Schwungrade nöthige Gewicht. Für eine zum Beispiel 175 angenommene Dampfmaschine mit a = 20 @. F. Kolbenfläche, ?=8 F. Kolbenlauf, %, =2 F. Absperrung, P, = 8000 Pf. oder etwa 4 Atmosphären Dampfspannung auf den Quadratfuls bis zur Absperrung, g=2 F. Länge des Kurbel-Arms, ö = 16 F. Durch- messer des Schwungrades, v, =1 F. Anfangs- und Endgeschwin- digkeit der Kurbelwarze, findet sich aus den Formeln, dafs die grölste Geschwindigkeit der Kurbelwarze Statt findet, wenn _ der Dampfkolben von seinem Laufe von 8 F. 5,56 F. zurückge- legt hat, also weit nach der Absperrung, und dals das Schwung- rad 378 Cir wiegen muls, wenn die Anfangs- und Endgeschwin- digkeit der Kurbelwarze nicht bis auf mehr als das Doppelte zunehmen soll. Dieses Gewicht des Schwungrades ist sehr be- trächtlich; aber die Maschine ist auch schon sehr gross und stark. Es darf übrigens, wie aus der Formel (11) zu sehen, viel geringer sein, wenn man v, grölser annimmt d.h. die Ma- schine schneller sich bewegen läfst, oder auch wenn man den Durchmesser ö des Schwungrades vergröfsert. Ein weiterer interessanter Fall, auch für die Theorie des Schwungrades, ist der einer Dampfmaschine, welche eine dop- pelt-wirkende Luftpumpe zu treiben hat. Dieser Fall kommt auch bei Gebläsen in Betracht, wird aber ganz besonders dann in Betracht kommen, wenn man dereinst eingeschen haben wird, dals es, wie es der Vortragende in einer besondern, auch der Akademie vorgelegten Abhandlung ausführlich nachgewiesen hat, bei weitem besser sei, auf Eisenbahnen die Spannkraft von Luft _ zu benutzen, die (wo man nicht etwa Wasserkraft hat) durch ste- hende Dampfmaschinen zusammengepresst worden ist und die dann in eisernen Cylindern mit fortgeführt wird und zur bewe- genden Kraft dient, als wie jetzt unmittelbar die bewegende Kraft des Dampfes in einer vor dem Wagenzuge hergehenden _ Dampfmaschine während der Fahrt zu erzeugen; schon allein deshalb, weil dann alle Feuersgefahr von den Eisenbahnen ent- _ fernt wird. Für eine Dampfmaschine nun, welche eine doppelt wir- _kende Luftpumpe zu treiben hat, ist das Schwungrad ein noch wesentlicherer Theil, und noch viel unentbehrlicher, als für eine Pumpenmaschine; besonders wenn man den Dampf im Dampfkessel absperrt, wie es wohl überall wegen des grofsen a Se 176 Gewinnes durch die Absperrung geschehen wird. Während näm- \ lich bei den Pumpen wenigstens der von der Maschine zu über- windende Widerstand den ganzen Kolbenlauf hindurch sehr nahe der nämliche bleibt, ist derselbe in der Luftpumpe ungemein stark veränderlich und sogar grade dann am stärksten, (näm- lich gegen das Ende des Kolbenlaufes, weil dann die Luft am meisten zusammeugepresst ist), wenn die Wirkung des Damp- fes, der sich nach der Absperrung immerfort ausgedehnt hat, am schwächsten ist. Im Anfange der Bewegung wirkt die Spannung der Luft der ungeschwächten Dampfsperrung gar nicht einmal entgegen, sondern die in dem Spielraum zwischen dem Luftkolben und dem Boden der Luftpumpe zurückgebliebene zu- sammengepresste Luft hinter dem Kolben kommt der Dampf- sperrung sogar noch zu Hülfe; so lange bis jene zusammenge- presste Luft sich so weit ausgedehnt hat, dals ihre Spannung der nun schon etwas zusammengepressten Luft vor dem Kolben nur noch die Waage hält, in welchem Augenblick der Wider- stand Null ist und welcher Zeitpunkt immer vor der Absper- rung des Dampfes im Dampfstiefel eintreten wird. Von da wei- ter dehnt sich die Luft hinter dem Kolben ferner aus, bis zur einfachen Spannung der Atmosphäre hinab, während die Luft vor dem Kolben weiter zusammengepresst wird; welches der zweite Theil der Bewegung des Kolbens ist, und auch in die- sen Theil wird in der Regel die Absperrung des Dampfes nicht fallen, sondern erst in den dritten Theil der Bewegung, näm- lich von da an, wo die Spannung der Luft hinter dem Kolben bis zu der der äufsern Luft sich vermindert hat nnd also die äussere Luft nun anfängt hinter den Kolben in den Luftpumpen- _ stiefel einzutreten, bis dahin, wo die zusammengepresste Luft vor dem Kolben die stärkste verlangte Sperrung erreicht hat, Da der Ausdruck der Wirkung des Dampfes nach der Absper- rung, wo sie abnimmt, von demjenigen der Wirkung des un- geschwächten Dampfes vor der Absperrung verschieden ist, so zerfällt durch die Absperrung der dritte Theil der Bewegung für die Berechnung der Geschwindigkeit der Kurbel und des Schwungrades in zwei Theile, in einen dritten und vierten, In dem fünften und letzten "Theil der Bewegung endlich behält die Luft vor dem Kolben die stärkste Spannung und tritt in den 177 Behälter, nachdem die Luft hinter dem Kolben ferner nur die Spannung der Atmosphäre hat, die Spannung des Dampfes im Dampfkolben dagegen weiter und bis zur Spannung des niederge- schlagenen Dampfes hinab abnimmt. Gewöhnlich wird die Wir- kuug des Dampfes bis in den vierten Theil der Bewegung des Luftkolbens hinein über die Gegenwirkung der zusammengepress- ‚ten Luft das Übergewicht haben müssen, also auch bis dahin die Geschwindigkeit der Kurbel und des Schwungrades immerfort Br ebmen Sie wird in dem Augenblick, wo die beiden Wir- ‚kungen einander gleich geworden sind, also die beschleuni- gende Kraft welche die Kurbel treibt Null ist, ihr gröfstes "Maafs erreicht haben. Von da an kann sie aber bis zum Ende nur noch abnehmen, weil die Dampfkraft immerfort abnimmt, die Gegenwirkung der Luft dagegen erst noch zunimmt, bis zur stärksten . Spannung und dann bis zu Ende dieselbe bleibt. Es wird also hier in der Regel wieder gar keine kleinste son- ‚dern nnr eine grölste Geschwindigkeit der Kurbel und des Schwungrades geben, und dals diese gröfste Ceschwindigkeit, die Anfangs- und Endgeschwindigkeit nicht um zu viel über- ‚steige, muls das Schwungrad verhindern. Es muss Masse und s v 7 Beharrungsvermögen, also Gewicht genug haben, um von der gröfsten Geschwindigkeit noch so viel aufrecht zu erhalten, dafs die Geschwindigkeit am Ende des halben Umlaufes, wie es für den Beharrungsstand der Bewegung der Maschine sein muls, Be der am Anfange des halben Umlaufes gleich sei. a Die Berechnungen und Formeln sind hier ziemlich verwik- ‚kelt und weitläuftig. Die Haupt-Ergebnisse sind folgende. h Wenn ö der echte Bruch ist, welchen die Reibung in der Maschine von dem Widerstande ausmacht, e der echte Bruch, welchen der Spielraum zwischen dem Luftkolben und dem Boden und Deckel der Luftpumpe von dem Kolbenlauf beträgt, = das Moment einer Pferdekraft in Pfunden und Fufsen auf die Minute it, @ die Zahl der Pfunde Druck der Atmosphäre auf 1 Qua- dratfuls und » die Zahl der Atmosphären wirksamer Spannung, bis auf welche die Luft in dem Behälter zusammengepresst wer- soll, so ist 178 13: so s(l —ue) —Bll+dreldrn (8 — 1))] log. nat. (1-+r) — 28 [1 + e (4 + 2) log. nat. (ld + ——— rn, 1 )] die Zahl der Cubikfulse atmosphärischer Luft, welche eine Pferdekraft in einer Minute in den Behälter treibt. Es er- giebt sich ans dieser Formel 1 Fürua=0,1 05 1 2 4 6 8 10 415 20Atmosphären 133,98 32,62 19,04 11,96 8,079 6,583 5,731 5,128 3,862 0 für e= 0,05; 133,99 32,65 19,09 12,02 8,174 6,732 5,935 5,411 4,609 4,113 für e = 0,02; 16 @= 1 |39,00 32,66 19,10 12,04 3,203 6,771 5,991 5,471 4,704 4,255 für e = 0,01; 139,00 32,67 19,11 12,06 8,231 6,808 6,029 5,524 4,777 4,350 für e=0. Diese Zahlen zeigen den merkwürdigen, vielleicht nicht erwar- teten Umstand, dafs es für nicht ungemein starke Spauuungen, selbst noch bis zu 10 Atm. wirksamer Spannung, keinen sehr bedeutenden Unterschied in der Wirkung der Pumpe macht, ob der, allerdings schädliche, nämlich die Wirkung der Kraft ver- mindernde, aber, damit der Kolben nicht aufstolse, unvermeid- ? liche Spielranm, 5 oder 2 oder 1 procent des Kolbenlaufes beträgt, ja selbst, wenn es sein könnte, Null wäre. Für ge- ringere Spannungen, z.B. bis zu 1 Atmosphäre, ist der Un- terschied ganz unbedeutend; so dafs man also wegen des Auf- stofsens des Kolbens, zumal da die Kurbel ihn daran hindert, | nicht besorgt sein darf. j Die gröfste Geschwindigkeit der Kurbel und des Schwung- rades wird, wie oben bemerkt, gewöhnlich in den vierten Theil der Bewegung des Luftkolbens fallen. Ist dem nach den ; Umständen so, so ist die Formel für das Gewicht M. Pfunde des Schwungrades, welches nöthig ist, damit die Geschwindig- keit der Kurbelwarze von vo F. in der Secunde am Anfange und am Ende des halben Umlaufes nirgend bis auf mehr als v, F. in. der Secunde zunehme, folgende: 3 | | 16g2° aA ; R (w2 — v5) : — |-» (r+p +4) LEN MıI= m, (o+n) (rn +P,)[log nat RR SE 1+e + Prv [( +3)((1+e)log nat ——— +m, eu) 1+2e +(1—3) (1 Fp)e Logan (ip) "POL FRE 2JO)IOENANTT 179 In dieser Formel ist wie früher g = 154 F. die freie Fallhöhe in der ersten Secunde, @ @. F. die Dampfkolbenfläche, ? F. der Dampfkolbenlauf, ?, Pf. auf den Quadratfuls die Spannung des Dampfes im Dampfstiefel vor der Absperrung, a ce €. F. der Inhalt jedes der beiden Spielräume im Dampfstiefel und n eine durch Versuche gefundene constante Zahl; ö, e, 8 und « haben die eben vorhin erklärte Bedeutung, und ferner ist o F. der Kurbelbruch, A? der Durchmesser des Schwungrades, c? F. der Theil des Dampfkolbenlaufes bis zur Absperrung, +A derjenige der Höhe der Spielräume im Dampfstiefel, 2,2 derjenige für welchen die grölste Geschwindigkeit der Kurbel Statt findet, A F. der Hub der Luftpumpe, v @ @. F. die Fläche des Luftpum- penkolbens, p Pf. auf den Quadratfuls die Spannung des nieder- geschlagenen Dampfes und p Pf. auf den Quadratfuls Dampfkol- benfläche der Betrag der Reibung der leergehenden Maschine. Um ein Beispiel zu geben ist nach den obigen Formeln die stehende Dampfmaschine berechnet worden, welche nöthig sein würde, um in der Minute 800 C. F. atmosphärischer Luft bis auf 8 Atmosphären wirksamer Spannung zusammenzupressen; was ungefähr das Bedürfnils für die Eisenbahnstrecke zwischen Ber- lin und Potsdam sein würde, wenn man sich auf derselben statt einer Zugdampfmaschiene oder eines Dampfwagens der Spannung ‚mitgeführter zusammengepresster Luft als bewegender Kraft be- dienen wollte. Es findet sich, dsfs die Maschine 140 Pferde- kräfte haben muls, wenn der Dampf auf 30 pro cent des Kol- beulaufs abgesperrt wird und der Spielraum im Lufstiefel, eben "wie im Dampfstiefel, 5 pro cent des Kolbenlaufes beträgt. Der Dampf muls bis zur Absperrung 13095 Pf. auf den Quadratfuls so etwa 6 Atm. wirksame Spannung haben und in der Minute ‚sind 0,528 €. F. Wasser zu verdampfen und dazu etwa 3,7 Pf. einkohlen nöthig. Der Dampfstiefel muls 15,87 C.F. grols sein; die gröfste Geschwindigkeit der Kurbel findet Statt, wenn die Hälfte des halben Umlaufs der Kurbel; und macht man die Luftpumpe eben so hoch wie den Dampfstiefel, aber von dop- peltem Querschnitt, den Kurbelarm 1 F. lang, das Schwuugrad F. im Durchmesser und läfst die Maschine 30 Kolbenschläge ı der Minute machen, in welchem Fall die Geschwindigkeit der 150 Kurbelwarze am Anfange und am Ende eines halben Umlaufes etwa 1 F. in der Secunde betragen wird, so muls das Schwung- rad, unter der Bedingung, dals die Geschwindigkeit nirgend hö- her als bis auf 2 F. steige, 286 Ctr. wiegen; welches Gewicht aber wieder sehr vermindert werden kann, wenn man entweder dem Schwungrade einen gröfsern Durchmesser giebt, oder die Maschine schneller sich bewegen lälst; besonders durch das letz- tere; was auch noch deshalb sehr rathsam ist, weil dann der Dampfstiefel und die Luftpumpe kleiner sein können. Der Vortragende hat nun weiter die Frage: wie bei den | verschiedenen Arten von Dampfmaschinen, mit niedrigem und mit hohem Druck, mit und ohne Niederschlag, mit und ohne Ab- sperrung, durch den gleichen Aufwand von Kraft, nemlich durch die gleiche Masse verdampften Wassers, folglich mit dem nem- lichen Brennstoff und den nemlichen Kosten desselben. die grö- fseste Nutzwirkung hervorzubringen sei, durch Rechnung zu er- örtern gesucht. Der Gewinn von einer vortheilhaften Anordnung der Esse und des Kessels, so dafs durch die nemliche Masse Brennstoff möglichst viel Wasser verdampft werde, läfst sich mehr oder weniger bei jeder Art von Maschine erzielen. Eben so der Ge- winn vom Zusammenhalten der Wärme des Dampfes im Dampf- stiefel durch eine Hülle um denselben uud durch Ausfüllung des Zwischenraums mit irgend einem schlechten Wärmeleiter; ferner der Gewinn von möglichster Verminderung der Reibung, von einer genauen Steuerung der Maschine und von den schnell sich öffnenden sogenannten Kernklappen. Ferner ist es von selbst klar, dafs es vortheilhafter sei, den Dampf, welcher seine Dienste ge- than hat, niederzuschlagen, als ihn, wie bei den sogenannten eigentlichen Hochdruckmaschinen, ins Freie ausströmen zu las- sen. Und endlich ergeben Theorie und Erfahrung, dafs die Nutz- wirkung sehr erhöht werde, wenn man, statt den Dampf wäh- rend des ganzen Kolbenlaufs in den Dampfstiefel strömen zu lassen, ihn absperrt, nachdem der Kolben erst einen Theil seines Laufs zurückgelegt hat: mit 50 pro cent Absperrung ist’ die Wirkung schon 1,55 mehr, mit 30 pro cent Absperrung 1,95 und mit 10 pro cent Absperrung sogar 2,61 mal so grols, als ohne Absperrung. Im Allgemeinen also ist die Antwort auf # die obige Frage die, dafs Maschinen mit Niederschlag und an- . gemessener Absperrung also auch mit starker Dampfspannung die gröfste Nutzwirkung hervorbringen. Und da nun der Nieder- schlag seine bestimmte Grenze hat, so bleibt nur noch insbe- sondere die Frage, wie von der so nützlichen Absperrung der möglichste Gewinn zu erzielen sei. Der Gewinn durch die Absperrung nimmt fortwährend zu, je früher man den Dampf im Stiefel absperrt, bis zu einem ge- wissen Maafs, für welches die Nutzwirkung am gröfsten ist. Be- sonders dnrch die starke Absperrung erlangen die Cornwallis- schen Maschinen ihre so sehr vortheilhafte Wirkung. Aber die möglichst grölste Nutzwirkung erfordert bei einer einigermalsen starken Dampfspannung eine so sehr frühe Absperrung, dals die- selbe technische Schwierigkeiten bat, weil der Gang der Ma- - schine dabei gar zu ungleichförmig werden, auch die alsdann nö- thige Genauigkeit beim Öffnen und Schliefsen der Klappen kaum zu erreichen sein dürfte. Man wird mit der Absperrung nicht leicht weiter als bis auf den 3ten, höchstens den 4ten Theil des Kolbenlaufes gehen können. Es folgt also, dafs eine Ein- ‚richtung der Dampfmaschine vortheilhaft sein werde bei welcher man in der Verstärkung der Absperrung nicht gehindert ist. Eine solche Einrichtung haben die Woolfschen Maschinen, mit 181 zwei Dampfstiefel statt eines einzelnen, von welchen der grös- sere insbesondere zur Ausdehnung des abgesperrten Dampfes be- stimmt ist; denn es hindert hier nichts, zuwal wenn man noch die Absperrung im kleineren Stiefel zu Hülfe nimmt, den grös- seren Stiefel so grols zu machen, dafs sein Raum, zusammen _ Dampf binter dem Kolben im kleineren Stiefel einnimmt. Die _Woolfschen Maschinen würden also wieder unter denen mit Absperrung die gröfsere Nutzwirkung haben. Bei Maschinen mit nur einem Stiefel ist es, nächst dem Verhältnifs der Span- nungen des Dampfes im Stiefel und im Kessel nur dasjenige der Länge der Absperrung zum Kolbenlauf, welches sich für die möglichst gröfste Nutzwirkung ordnen läfst: bei Maschinen mit zwei Stiefeln läfst sich auch noch über das Verhältnils der ‚Grölse der beiden Stiefel zu einander verfügen, und da hier Ar 152 die Ausführung dessen, was für die möglichst grölste Nutzwir- kung nöthig ist, im Allgemeinen nicht durch technische Schwie- rigkeiten behindert ist, so läfst sich durch eine Woolfsche Ma- schine eine gröfsere Nutzwirkung als durch jede andere erreichen. Als bestimmtes Maals oder Einheit für den zur Erzeugung der Kraft einer Dampfmaschine nöthigen Kosten- Aufwand kann man eine bestimmte Masse z. B. 1 Cub. F. in einer be- stimmten Zeit z.B. in 1 Minute verdampften Wassers betrach- ten, weil im Allgemeinen gleich viel Wärme und also gleich viel Brennstoff nöthig ist, nur eine bestimmte Masse Wasser in einer bestimmten Zeit in Dampf zu verwandeln, welche Spannung der- selbe auch in dem verschlossenen Raum des Kessels mag bekom- men sollen: für die Nutzwirkung einer Maschine dagegen ist das Produkt der Kraft der Maschine in dem Raum durch wel- chen sie den von ihr mit dieser Kraft zu überwindenden Wi- derstand in der bestimmten Zeit, also in 1 Minute, fortzubewe- gen vermag, das Maals, folglich eine gewisse Zahl von Pfer- dekräften. Wenn man also berechnet, wieviel Pferdekräfte Dampfmaschinen nach ihrer verschiedenen Einrichtung durch 4 C. F. verdampften Wassers erlangen, so giebt dies eine verglei- chende Übersicht ihrer Leistungen. Eine solche Übersicht, nach den verschiedenen Formeln, mit beispielsweise angenommenen Dampfspannungen im Stiefel berechnet, ist folgende. Ein Cubikfufs in der Minute verdampften Was- sers bringt an Nutzwirkung hervor: a. Durch eine Dampfmaschine mit niedrigem Druck z.B. von 2500 Pf. auf den Quadratfuls (etwas über eine Atmosphäre) und mit Niederschlag des Dampfs, aber ohne Absperrung 90 Pferdekräfte. d. Durch eine Maschine mit hohem Druck und Absper- rung, aber ohne Niederschlag, also durch eine sogenannte Hoch- druckmaschine 4) wenn der Druck 5878 Pf. (etwa 2-- Atm.) beträgt und die Absperrung nach 44 Proc. des Kolbenlaufs Statt findet, 96 Pferdekräfte. 2) Mit‘ 11756 Pf. (etwa 5 Atm.) Druck und 23 Proc. Ab- sperrung, die aber schon schwer ausführbar ist, 166 Pferdekräfte. 183 ec. Durch eine Maschine mit Niederschlag und sonst nach Art der Cornwallis’schen Maschinen auf das beste eingerichtet 4) mit 5878 Pf. Dampfspannung und ohne Absperrung 114 Pferdekräfte. 2) Mit der gleichen Dampfspannung und 30 Proc. Absperrung 208 Pferdekräfte; die vortheilhafteste Absperrung würde hier 10 Proc. sein; was aber nicht ausführbar ist. d. Durch eine Woolf’sche Maschine mit zwei Dampfstie- feln, mit hohem Druck, Niederschlag und den hier ausführbaren vortheilhaftesten Verhältnissen der Absperrung und der Gröfse der beiden Stiefel: 4) mit 5878 Pf. Dampfspannung (etwa 22 Atm.), 28 Proc. Ab- sperrung und 4,06 mal so viel Raum im grofsen als im kleinen Stiefel 295 Pferdekräfte- 2) Mit 11756 Pf. (etwa 55 Atm.) Dampfspannung, 20 Proc. Absperrung und 5,58 mal so viel Raum im grofsen als im kleinen Stiefel 375 Pferdekräfte. Es zeigt sich hieraus, wie ungemein viel auf die Anordnung _ und Einrichtung einer Dampfmaschine ankommt. Eine Woolf’ sche Maschine, mit den vortheilhaftesten Verhältnissen ihrer Theile, leistet, mit dem gleichen Aufwande von Brennstoff, mehr denn _ viermal so viel, als eine Maschine mit niedrigem Druck, Nie- derschlag und ohne Absperrung. Indessen entscheiden allerdings diese theoretischen Ergebnisse nicht ohne Weiteres bei der Wahl einer Maschine: es kommen auch die Kosten der Maschine selbst, nach den Zinsen und der Wieder- Ansammlung angeschla- gen; die Erhaltungskosten, die Grölse der verlangten Kraft, so wie die örtlichen Verhältnissen in Betracht. Wo indessen alle diese Umstände nicht zu sehr für eine andere Maschine spre- chen, dürfte die Woolf’sche Einrichtung wohl immer die beste es besonders da, wo eine sehr starke Maschinenkraft nöthig ist. Jedenfalls aber dürfte es rathsam sein, wenigstens überall, wo es irgend angeht, die Vortheile des Niederschlagens des mpfes und der Absperrung möglichst zu benutzen. Der Wassersturz oder sogenannte Cataract ist eine Vor- richtung, durch welche zwischen den Kolbenschlägen einer Ma- schine beliebig lange Ruhezeiten hervorgebracht werden kön- nen, so dafs eine solche Maschine nur in stets unterbroche- 154 nem Gange sich befindet. Die Vorrichtung ist, besonders bei einfach wirkenden Maschinen mit niedrigem und mit hohem Druck, dann üblich, wenn dieselben durch Pumpen Wasser aus ver- schiedenen Tiefen zu heben bestimmt sind, und hat dort den Zweck, dem Feuer der Esse, wenn die Tiefe zunimmt, und also mehr Kraft nöthig ist, Zeit zu verschaffen, mehr Wasser zu verdampfen und dadurch eine gröfsere bewegende Kraft her- vorzubringen. Allein, obgleich dann die Höhe des Kolbenhubs der Pumpen für kleinere und grölsere Tiefen dieselbe bleibt, kann doch im Ganzen leicht Zeit verloren gehen, und das kann in Bergwerken sehr nachtheilig sein. Schon die einfach wir- kenden Maschinen, bei welchen die Dampfkraft nicht das Was- ser, sondern die Pumpenstangen hebt, die dann, zurücksinkend, durch ihr Gewicht das Wasser hinaufdrücken, sind gegen die doppelt wirkenden Maschinen mit Gegenwicht, wo die Dampf- kraft, den Kolben auf- und abtreibend, das Wasser in die Höhe drückt, dadurch im Nachtheil, dafs letzteren der Nutzen des be- sonders für die Absperrung so nöthigen Schwungrades mehr zu Gute kommt. Aufserdem ist offenbar der Wassersturz eine künst- liche, leicht versagende und gebrechliche Vorrichtung, die fast gleichsam nur ein Nothbehelf zu nennen sein dürfte. Es würde daher vielleicht nicht unrathsam sein, statt des künstlichen Was- sersturzes eine andere, einfachere Vorrichtung an der Maschine anzubringen, mittelst welcher man die stets gleichbleibende Dampfkraft eine nach Erfordern verschiedene Kraft auf die Pumpen ausüben lassen kann. Eine solche Vorrichtung wäre sehr einfach folgende. Anstatt nemlich wie gewöhnlich die Pumpen- stange an das Ende des einen Arms des Wagebalkens der Dampf- maschine zu hängen, lasse man sie einen andern einarmigen He- bel anstolsen, welcher sich um einen aufserhalb der Maschine liegenden festen Punkt dreht, der etwa um die halbe Länge des Wagebalken- Arms tiefer liegt als der Ruhepunkt des Wage- balkens und von demselben, horizontal gemessen, etwa um die anderthalbfache Länge des Wagebalken-Arms entfernt ist. Die- ser zweite einarmige Hebel liegt horizontal, wenn der Wage- balken horizontal liegt. Verbindet man ihn nun mit dem Wa- gebalken-Arm durch eine senkrechte Stange, die oben und un- ten ein Charnier hat und die nach Erfordern hin- und her- 185 gerückt werden kann, so wird sich, wie leicht zu sehen, durch die gleiche Kraft des Dampfkolbens eine nach Belieben _ und Erfordern verschiedene Kraft auf die Pumpenstange, die ‚natürlich immer an derselben Stelle bleibt, hervorbringen und es wird sich also mit der gleichen Dampfkraft das Wasser aus verschiedenen Tiefen heben lassen. So wie man die senk- rechte Stange, welche den einarmigen Hebel mit dem Wage- balken-Arm verbindet, z. B. dem Ruhepunkt des Wagebalkens näher rückt, wird der Hebelsarm des Wagebalkens kürzer und zugleich der einarmige Hebel länger: also bringt nun aus doppeltem Grunde die gleiche Dampfkraft mit dem glei- - chen Hube des Dampfkolbens, auf die Pumpenstange eine stär- _kere Kraft hervor, als vorher. Rückt man die Verbindungs- stange von dem Ruhepunkt des Wagebalkens weiter ab, so erfolgt das Gegentheil, und wieder aus doppeltem Grunde. Freilich wird auf diese Weise der Hub der Pumpen in dem- ‚selben Verhältnifs niedriger oder höher, aber bekanntlich lassen sich Druckpumpen, selbst Doppeltwirkende, leicht so einrichten, dafs der Hub niedriger oder höher sein kann, ohne ‚dals weiter eine Veränderung an den Pumpen nöthig wäre. Das bei doppelt wirkenden Maschinen nöthige Gegengewicht ist nicht, oder doch nur wenig zu verstärken oder zu vermindern nöthig, so wie man die Verbindungsstange der beiden Hebel dem Ruhepunkt des Wagebälkens der Maschine nähert, oder sie von entfernt; denn so wie die Tiefe zunimmt, wimint auch? das immer demselben Gegengewicht die Wage. Es ist nicht wohl abzusehen, warum diese sehr einfache Änderung nicht ausführ- bar sein sollte. Durch sie würde man den gebrechlichen Was- sersturz vermeiden, niemals an Zeit verlieren, und die Vortheile eiues immer gleichen Dampfdrucks, so wie die doppelt wirken- den Maschinen mit Absperrung, also auch Woolf’schen Maschi- en, nebst den Vortheilen eines Schwungrades und eines sehr leichförmigen Ganges der Maschine erlangen. Rt In Dampfwagen auf Eisenbahnen wird der Esse die zum Verbrennen des Brennstoffs nöthige atmosphärische Luft insbe- sondere dadurch zugeführt, dafs man den Dampf, der seine Dienste gethan hat, in den Schornstein strömen und ihn die 186 Luft aus demselben austreiben läfst, wodurch dann ein Überge- wicht des Drucks der äufsern Luft auf die Essenthür entsteht und die äulsere Luft nun kräftig in die Esse dringt. Der Schorn- — stein ohne dieses Dampfgebläse würde nicht hinreichend sein, die für das Feuer nöthige Luft in die Esse zu schaffen, weil hier schnell viel Dampf erzeugt werden mufs und also viel Luft zum Verbrennen nölhig ist. Es ist aber mit diesem Dampf- gebläse offenbar ein sehr bedeutender Verlust an Kraft und an Wärme, also an Heizkosten verbunden. Die gewöhnlichen Dampfwagenmaschinen haben in den Dampfstiefeln nicht einmal eine Absperrung, sondern der Dampf entweicht mit seiner vol- len Kraft, und es ist noch die Frage, ob dies nicht selbst ganz nothwendig sei, blos um das Feuer hinreichend anzublasen. Ist wirklich eine Absperrung bier thunlich, wie es neuere Ver- suche zu ergeben scheinen, so wird sie immer nicht bedeutend sein können, weil der Dampf unvermeidlich, um dem Schorn- steingebläse zu dienen, eine die Spannung der Atmosphäre über- steigende Kraft behalten mufs. In keinem Fall wird man in Dampfwagenmaschinen die Dampfkraft so vollständig benutzen können, wie in stehenden Maschinen. In diesen wird gewöhnlich der Esse die zum Verbrennen nöthige Luft, wie bei andern Feuerungen, dadurch zugeführt, dafs man die Feuerluft, welche das Wasser im Kessel in Dampf verwandelt hat, mit noch ansehnlicher Wärme in den Schorn- stein ausströmen läfst, damit die Luftsäule in demselben durch die Wärme leichter werde als eine gleich hohe Säule atmosphä- rischer Luft und so der Unterschied des Gewichts der beiden Säulen die Luft in die Esse treibe. Bei dieser Art der Esse die nöthige Brennluft zuzuführen, ist es also gar nicht gestat- tet, alle Wärme der Feuerluft zur Verdampfung oder Erwär- mung des Wassers zu benutzen, sondern ein Theil der Wärme mus ganz nothwendig und unvermeidlich geopfert werden, blofs um das Feuer in der Esse zu nähren. Dieser Theil ist aber sehr bedeutend und beträgt bei gewöhnlichen Feuerungen, di- recten Messungen zufolge, beinahe die Hälfte der gesammten Wärme, vielleicht sogar noch mehr. Die grolse Höhe, welche man den Schornsteinen giebt, damit die erwärmte Luftsäule hö- ber sei, kann nicht viel helfen, weil man doch kein stärkeres 157 | Übergewicht erlangt, wenn nicht die mittlere Wärme der Luft im hohen Schornstein eben so stark ist, als im niedrigen. Der - Verlust an Wärme wird immer so sehr grofs sein, dafs fast die Frage wäre, ob man nicht besser thäte, auch bei stehenden Ma- } schinen, eben wie bei den Dampfwagen, den Dampf, der seine _ Dienste gethan hat, statt ihn niederzuschlagen, in den Schorn- stein strömen zu lassen und so auch hier ein Dampfgebläse ge veranstalten. Es würde, besonders bei starker Dampfspannung immer noch die Absperrung benutzt werden können, denn der Dampf dürfte keinesweges mit seiner vollen Kraft ausströ- men müssen, sondern nur mit einer Spannung, welche die der Atmosphäre übersteigt. Statt die Dampfkraft durch die Absper- rung, wie beim Niederschlag, bis auf 5 Atmosphäre hinunter zu benutzen, würde man freilich nur bis auf etwas mehr als eine volle Atmosphäre gehen dürfen; indessen würde bei hohen Span- nungen von 4, 5 und mehreren Atmosphären, immer noch ein bedeutender Gewinn durch die Absperrung übrig bleiben. Die _ Wärme der Feuerluft könnte man dann so weit als es nur möglich ist zur Verdampfung und Erwärmung des Wassers be- nutzen, ehe man sie in den Schornstein entläfst. E Aber es giebt offenbar noch ein anderes Mittel, der Esse die nöthige Brennluft zuzuführen, nemlich dadurch, dafs man das Übergewicht des Luftdrucks auf die Einmündung nicht sowohl durch Verminderung des Drucks auf die Ausmündung hervor- bringt, sei es durch Erwärmung der Luft im Schornstein, wie gewöhnlich, oder durch Austreibung der Luft aus demselben mit- tels des Dampfes, sondern vielmehr durch Verstärkung des Drucks auf die Einmündung, während der Druck der Atmosphäre f die Ausmündung bleibt, also so, dafs die Luft nicht gleich- durch Einsaugung in die Esse hinein getrieben wird, ‚sondern durch eine mechanische Kraft, also durch ein Luftge- bläse, ganz von der Art, wie es längst für starke Feuer, z. B. bei Hochöfen und selbst in allen Schmieden gewöhnlich ist. Die buftpumpe des Gebläses mülste aber die Luft nicht unmittelbar ı die Esse treiben, damit sie nicht stolsweise eindringen, sondern in einen hinreichend grofsen Behälter, damit man sie dann aus diesem durch eine Röhre, mit Hahn, nach Erfordern u das Feuer strömen lassen könne. Die Luftpumpe mülste na- > 188 türlich von der Dampfmaschine srlbst in Bewegung gesetzt wer- den; was auch sonst ganz angemessen sein würde, indem die Maschine, so wie sie selbst das kalte und das heilse Wasser sich zuführt, auch ganz passend sehr wohl die ihrer Esse nö- thige Luft derselben zuführen kann. Es kommt nur darauf an, ob die dazu nöthige Kraft nicht etwa einen zu beträchtlichen Theil der Kraft der Maschine wegnimmt: auch um dies zu er- mitteln ist die Theorie der Lufipumpen ausführlich abgehandelt worden. Bei der Untersuchung der Frage kommt es darauf an, welche Luftmenge zum Verbrennen des Brennstoffs nöthig sei und welche Spannung der Luft im Bebälter, um diese Luftmasse in der be- stimmten Zeit in die Esse zu treiben. Bei der Ermittelung des Letztern, so wie überhaupt bei den Luftgebläsen, darf man nicht, wie es hin und wieder geschieht, versäumen, den Widerstand der Atmosphäre gegen den Luftstrom des Gebläses zu berück- sichtigen, da dieser Widerstand wegen der grofsen Geschwin- digkeit bedeutend ist. Die Angaben der zum Verbrennen nö- thigen Luft sind sehr verschieden, gehen jedoch nicht über 300 €. F. für das Pfund Steinkohlen. Also würde das Gebläse, um 1 €. F. Wasser in einer Minute in Dampf zu verwandeln, wozu bei der jetzigen Art der Feuerung etwa 7 Pf. Kohlen nö- ihig sind, 2100 C. F. Luft in der Minute oder 35 C.F. in der Secunde in die Esse treiben müssen. Nun ergeben die Formeln für das Gebläse, das schon ein Übergewicht der Spannung von ; Atm., oder etwa 217 Pf. Druck auf den Quadratfuls, eine Ausströmungs- Geschwindigkeit von 222 F. in der Secunde her-- vorzubringen vermag, was dann eine Düse von 23 Q.Z. Quer- schnitt oder von 54 Z. Durchmesser erfordert. Ferner ergeben die Formeln für die Luftpumpe, dals eine Pferdekraft 139 C. F. Luft in der Minute bis auf — Atm. wirksame Spannung, oder Übergewicht über die Spannung der äulsern Luft, zusam- menzupressen vermag: also findet sich, dals, um 1 C. F. Wasser in 14 Minute zu verdampfen, 47 = 15 Pferdekräfte nöthig sein würden; wofür man wegen der Reibung und sonstiger Hinder- nisse 20 Pferdekräfte annehmen mag. Aber, wie weiter oben gesagt, vermag Ein €. F. verdampften Wassers durch eine vor- theilhaft eingerichtete Dampfmaschine bis zu 375 Pferdekräften 189 hervorzubringen: also würde die Maschine nur einen sehr ge- ringen Theil ihrer Kraft (etwas über 5 Proc. derselben) her- zugeben haben, um ihrer Esse die zum Verbrennen des Brenn- stoffs nöthige Luft zuzuführen. Lälst man sie diesen Theil ihrer Kraft hergeben, so ist man nicht mehr wie jetzt gezwungen, einen Theil, und zwar einen so beträchtlichen, wohl bis auf die Hälfte steigenden Theil der erzeugten Wärme aufzuopfern, da- mit durch Erwärmung der Luft im Schornstein das Feuer in der - Esse hinreichend angeblasen werde, sondern man kann dann die erzeugte Wärme so vollständig als möglich zu ihrem eigentli- chen Zweck, nämlich zur Verdampfung des Wassers, also zur Erzeugung von Kraft der Maschine benutzen. Dieses letztere wird insbesondere durch Verlängerung der Feuerröhre ge- schehen können. Man wird dieselbe in einem ersten Kessel un- ter Wasser hin- und herführen können, ferner ebenso in einem zweiten Kessel über dem ersten, gefüllt mit dem heilsen nie- dergeschlagenen Wasser, und wenn auch da noch Dampf erzeugt ‘wird, in einem dritten Kessel über dem zweiten, um in ihm das kalte Wasser vorzuwärmen. So wird die Feuerröhre, zumal für grofse Maschinen mit Kesseln von 20 F. lang und darüber, 200 bis 300 F. lang sein können; aber so lang sie auch sein mag, wird immer nothwendig die Feuerluft, unter den gehöri- gen Vorkehrungen gegen Verstopfung, durch die Röhre getrie- "ben werden, weil immer das Übergewicht des Drucks von In Atm. vorhanden ist. Sollte es nun auf diese Weise zu erlangen sein, dals die Luft kalt, oder doch beinahe kalt in den Schorn- tein ausströmt (und danach darf man hier trachten, weil es ht mehr nöthig ist, dafs sie, wie sonst, warm und beträcht- i warm in den Schornstein trete, damit die Esse Zug be- komme): so würde der Gewinn sehr grols sein. Statt der jetzt n 7 Pf. in der Minute verbrannten Kohlen, unter dem Verlust dekräfte der Maschine, würde man, wenn auch nicht das Dop- elte, so doch vielleicht, nach Abzng der 20 Pferdekräfte für das Luftgebläse, 500 bis 600 Pferdekräfte erzielen, und dies äre noch fast eben so viel als selbst durch die so vortheihafte Absperrung des Dampfs gegen sonstige Hochdruckmaschinen ‚erlangt worden ist und sich erlangen läfst. Ist dem so, so er- 2 190 giebt sich hieraus (im Vorbeigehen bemerkt) ein neuer und sehr grolser Vorzug der Benutzung der Spannkraft zusammengeprels- ter mitgeführter Luft auf Eisenbahnen vor dem Dampfwagen, weil sich mittels des Luftgebläses, welches sich auf Dampfwagen nicht anbringen läfst, durch stehende Maschinen die nöthige bewegende Kraft bei weitem wohlfeiler hervorbringen läfst, als durch die mitfahrenden Maschinen. Das Luftgebläse würde auch noch den Vortheil ergeben, dals wegen des vollkommenen Verbrennens weniger Rauch aus dem Schornstein entweichen und ein ganz niedriger Schornstein hinreichend sein würde; so wie den noch viel grölseren Vortheil, dafs man die gleiche Kraft aus weniger Brennstoff erzielt, also an Brennstoff spart; was gar sehr zu berücksichtigen ist, da es wegen der immer stei- genden Zahl der Dampfmaschinen gar nicht unmöglich ist, dafs die Steinkohlenlager, wenn auch nicht überall, so doch in die- sem oder jenem Lande bald erschöpft werden, ihr Ersatz durch Brennstoff aber grofse Landflächen erfordert, die statt Holz Nah- rungsstoff für Menschen uyd Thiere hervorbringen können. Die Ersparung an Brennstoff würde noch besonders auf den Dampf- seeschiffen aufser der Kosten-Ersparnils den Nutzen haben, dafs die Schiffe weniger Kohlen zu laden brauchen, oder dals sie umgekehrt mit derselben Kohlenmasse weitere Reisen machen können. Die Maschinen würden allerdings durch das Lufige- bläse, durch die mehreren Kessel und die längeren Feuerröhren theurer werden, allein es ist sehr wahrscheinlich, dafs die hö- heren Kosten den grolsen Gewinn bei weitem nicht aufwiegen würden. Dieser Gegenstand verdient daher nnstreitig alle mög- liche Aufmerksamkeit. Der Vortragende hat von einem Augen- zeugen unlängst gehört, dals man in Manchester bei Dampfma- schinen einen Versuch mit dem Luftgebläse gemacht und dafs sich dasselbe ungemein wirksam gezeigt habe; er hat aber dar- über seitdem noch nichts Näheres erfahren können. Dies ist die Übersicht der Ergebnisse, zu welchen der Vor- tragende bis jetzt bei seinen weiter fortgesetzten theoretischen ‚Untersuchungen über Dampfmaschinen gelangt ist. Allerdings werden die Ergebnisse der Praxis von denen der Theorie abweichen, aber die Abweichung kann hier nicht wohl allzu be- deutend sein, weil die Pambour’schen Ansichten, auf welche die 191 theoretischen Berechnungen sich stützen, nicht a priori von Hy- pothesen ausgehen, sondern schon auf im Ganzen gemessenen wirklichen Erfahrungen im Grofsen gegründet sind, auch die Ergebnisse dieser Ansichten an wirklichen Maschinen von den verschiedensten Formen sich sehr gut bewährt haben. Die ausführlichen Auseinandersetzungen und Rechnungen, aus welchen die oben aufgezählten Ergebnisse hervorgehen und die zum Theil ziemlich weitläufig, schwierig und verwickelt sind, füllen nicht blos den Raum einer Abhandlung, sondern ein Buch und eignen sich also nicht wohl für die Sammlung der Abhand- lungen der Akademie, um so weniger, da, um sie ganz deutlich zu machen, erst das, wovon sie nur eine Fortsetzung sind, vor- ausgeschickt werden mülste, auch viele Zeichnungen dazu nöthig sein würden. Sie werden daher besonders gedruckt werden, und zwar als Anhang zu der neuen Auflage des grolsen Werkes des Herrn von Pambour über Dampfmaschinen, welches der Vor- tragende deutsch, und auch noch mit einigen sonstigen Anmer- kungen, herauszugeben im Begriff ist. - An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memoires de la Societe de Physique et d’Histoire nalurelle de Ge- neve. Tom. 11. Partie 2. Geneve 1848. 4. Proceedings of the American Academy of arts and sciences, Pagg. 49-296. Boston. 8. Zeitschrift der Deutschen morgenländischen Gesellschaft. Bd. 2. Heft 1. 2. Leipzig 1848. 8. Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesell- schaft der Wissenschaften zu Göttingen. 1848. No.5. 8. A.L.Crelle, Journal für die reine und angewandte Mathematik. Bd. 36. Heft 2.3. Berlin 1848. 4. 3 Expl. Kunstblatt. 1848. No. 14. 15. Stultg. u. Tüb. 4. ANNO NN nu I Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Mai 1848. Vorsitzender Sekretar: Hr. Ehrenberg. 2. Mai. Sitzung der physikalisch-mathemati- schen Klasse. Die Sitzung war, eingetretener Hinderrisse halber, vom 1. Mai auf den folgenden Tag verlegt worden. Hr. Encke erstattete folgenden Bericht über die dies- jährige Wiedererscheinung des Pons’schen Cometen. Am 30. Oktober 1845 hatte ich zuletzt die Vergleichung des vorausberechneten Laufes des Pons’schen Cometen mit einigen damals bekannten römischen Beobachtungen gegeben. Es sind später zwei amerikanische hinzugekommen welche auf eine sehr befriedigende Weise sich den römischen anschliefsen, eine Be- | stätigung welche um so wünschenswerther war, als die Hellig- keit der Dämmerung auf allen andern Sternwarten, auch hier in Berlin, wo der Wunsch den Cometen aufzufinden am lebhafte- ten sein mufste, den Cometen im Jahre 1845 den Nachforschun- sen der Astronomen entzogen hatte. Nach einer kleinen Verbes- ng der Reduktion bei den amerikanischen Beobachtungen stellt sich das Endresultat jetzt so: Der Comet war beobachtet M.Berl. zZ. AR£L Dec.£ Beob. Ort Ä h ’ ” , ” o ’ ” 1845 Juli 4. 20 41 32,6 75 29 52,9 + 29 26 55,2 Philadelphia « 9. 14 54 39,6 82 45 40,9 29 41 26,6 Rom » 10. 21 17 52,0 84 48 35,0 29 41 25,3 Washington » 14. 14 51 13,3 91 840,2 29 28 2,2 Rom. P} 194 ‚An diese Beobachtungen sind alle kleineren Correktionen der Aberration, Nutation, Praecession und Parallaxe schon so ange- bracht, dals sie mit einer für das gültige mittlere Äquinoktium von 1845 Aug. 9,6 berechneten Ephemeride, unmittelbar ver- glichen werden können. Die Vergleichung mit der Vorausbe- rechnung ergiebt dabei die Unterschiede: Rechnung — Beobachtung AR Decl. Ik arg RE 9, — 46,5 + 123,6 10. — 381 43 14. — 29,7 | Aus denen mit beträchtlicher Sicherheit angenommen wer- den kann, für Jul. 10,6 ein Unterschied von — 37”,5 in AR und + 7”,0 in Declination. Bei der Kleinheit dieses Unterschiedes, die noch dadurch bestätigt wird, dafs im Jahre 1842 aus denselben Elementen der Fehler der Vorausberechnung fast völlig Null war, wird eine Verbesserung der Elemente überflüssig. Überhaupt wird es auch für die Zukunft höchst wahrscheinlich immer nur alle 10 Jahre erforderlich sein die Elemente zu verbessern, da bei der Um- laufszeit des Cometen von etwa 1209 Tagen drei Umläufe nach 10 Jahren ziemlich nahe wieder ihn in eine solche Stellung brin- gen werden, dafs er in Europa mit Genauigkeit beobachtet wer- den kann. - Hiernach hat Herr d’Arrest mit Beibehaltung der im Jahre 1838 bestimmten Elemente die Störungen von 1845 bis 1848 fortgesetzt und nach gehöriger Prüfung der Richtigkeit dieser Rechnungen habe ich daraus folgendes Elementen-System her- geleitet, gültig für das mittlere Äquinoktium von 1848 Novbr. 26.3: M.P. Z.: 1848 Nov. 26, 125 M. P. Z. M = Ep. der mitt. Anom. = 0° 0’ 3”,046 %» = mittl. tägl. sid. Bew. = 1076, 46749 p = Eccentric. Winkel = 57° 58’ 34”,38 wm = Länge d. Perih. War Ar Tu 5% = Länge d. aufst. Knot. = 334 22 11,53 i = Neigung = 13 835,84 195 Der Comet wird nach diesen Elementen nahe denselben Lauf verfolgen wie 1805, wo er am 21. Nobr. in der Sonnennähe _ war und wird vielleicht im Anfange des Septembers von licht- starken Fernröhren aufgefunden werden können, während des - Oktobers und Novembers wird er auch von schwächeren Fern- ‚ röhren leicht gefunden und gut beobachtet werden können. Eine - genaue Ephemeride ist bereits an einem andern Orte bekannt ge- macht worden. Die diesjährige Wiederkehr zur Sonne hat noch das Inte- ressante, dals der Comet dem Merkur ganz ungewöhnlich nahe kommt, fast so nahe als es überhaupt möglich ist, und dafs ® folglich die Störungen die er in den nächsten Jahren erleidet, ‚die Masse des Merkurs noch beträchtlich genauer werden ermit- teln lassen, als es bisher möglich gewesen. Die jetzt von mir angenommene Masse beruht auf der Einwirkung der Nähe des _Merkurs 1835. Aug. 23,26, wo der Comet dem Merkur bis auf 0,1193 nahe kam. Jetzt aber wird er 1848 Nobr. 22,6 sich _ dem Merkur bis auf 0,0378 nähern oder etwa bis auf die 15 fache Entfernung des Mondes von der Erde. Wenn die folgen- ‚den Perihelszeiten günstiger lägen als sie wirklich fallen, so würde man schon 1852 eine verhältnilsmäßsig sehr genaue Mas- senbestimmung des Merkurs aus der Vergleichung der Beobach- tung mit der Vorausberechnung erhalten können. So aber wird “wahrscheinlich erst später die Wirkung mit Sicherheit ermittelt werden können, gewiss indessen nach 4 Umläufen oder im Jahre ‚1861 und 1862 der Comet dieses wichtige Element unseres Son- iensystems erhalten lassen. a Hr. Ehrenberg macht eine Mittheilung über den Mete- Orstaub von Muhrau in Schlesien als Erweiterung der Kenntnils des am 31. Januar d.J. erschienenen Mete- Orstaubes. Da das Staub-Meteor, welches am 31. Januar d.J., bei plötzlich sehr tiefem Barometerstande und gefrornem Boden mit Schneedecke, sich über Schlesien und Nieder-Österreich verbreitet hat, den bereits gegebenen Mittheilungen zufolge (Monatsbericht Febr. p. 107), mit den Scirocco- und Passat -Staubmeteoren in \ 196 enger Beziehung zu stehen scheint, so erlaube ich mir folgende die Kenntnils jenes neuesten Meteors erweiternde Nachrichten den frühern zuzufügen. Der Geheime Oberbergrath Steinbeck hat mir ein Schäch- telchen mit Meteorstaub übergeben lassen, welcher am 31. Ja- nuar in Muhrau bei Striegau in Schlesien gesammelt worden ist. Nähere Unistände sind mir bis jetzt nicht angezeigt worden, nur ging aus vorheriger kurzer mündlicher Mittheilung hervor, dafs auch dort ein Sturmwind gleichzeitig eingetreten ist, und dals der Staub durch die verschlossenen Fenster in die Zimmer getrieben wurde. Die Untersuchung des hell graubraunen, ins gelbliche ziehen- den, an Farbe und allen übrigen Aufserlichkeiten den gleichzei- tigen Staubarten von Breslau und Wien, gleichen Staubes von Muhrau giebt für das Mikroskop wieder auffallend genau diesel- ben Mischungsverhältnisse an organischen und anorganischen er- kennbaren Formen. Im Ganzen sind in 20 Analysen nadelkopfgrofser Theilchen bis jetzt 47 Formen nahmhaft zu machen gewesen, von denen bei weitem die grofse Mehrzahl ganz dieselben wie in jenen be- reits analysirten Staubarten sind. Der Staub zeigte bis jetzt nur dieselben 2 eierführenden Arten kieselschaliger Polygastern und beide öfter auch mit den Ovarien, daneben bis jetzt keine anderen Arten. Beide sind Siülswasserformen aller Länder der Erde. Amerikanische Poly- gastern und Seeformen wurden nicht erkannt. Von Kiesel-Phytolitharien fanden sich 28 Formen, darunter 2 Meeresgebilde, Spongolithis Caput serpentis und Triceros in Frag- menten, die übrigen alle sind Sülswasserbildungen. Nur Zithodon- tium Scorpius ist eine, vielleicht eigenthümliche, neue Art. Von kalkschaligen Polythalamien fand sich das gewöhnliehe noch jetzt lebende Kreidethierchen Texzilaria globulosa. Von weichen Pflanzentheilen fanden sich 10 Arten von For- men, dasselbe Pilzsporangium, eine im Seirocco-Staub von 1803 zuerst gefundene Conferva, dieselben glatten einfachen Pflanzen- haare, dieselben Moosfragmente, dieselben Parenchym- und Ge- fälsformen. Von Insecten-Theilen fanden sich 4 Arten, 3 Formen von + "197 . Schmetterlings-Schüppchen und ein vermuthlicher Flügel eines Zweiflüglers. Von anorganischen Formen fanden sich unter vorherrschen- den nicht vulkanich veränderten Quarzfragmenten dieselben lauch- grünen und bläfsgrünen Krystalle. Da wenige Tage später, in Folge der Zeitungs- Anzeige meines Vortrages in der naturforschenden Gesellschaft, auch eine Probe des gleichzeitigen Meteorstaubes von Niesky bei Görlitz einging, so erlaube ich mir auch dessen Analyse sogleich zuzu- fügen. Die Probe ist von Herrn Apotheker Burckhardt da- selbst gesammelt. Der Boden hatte in der Umgegend meist seine Schneedecke und war damals überall hart gefroren. Den Staub brachte ein Sturm. $ Die äufseren Charactere sind vollständig denen des vorigen _ und der übrigen gleichzeitigen Meteor-Staubarten gleich. Die Mischung ist ebenfalls wieder sehr übereinstimmend. Bei 20 Analysen nadelkopfgrofser Theilchen sind bis jetzt 35 Arten von Formen beobachtet. Unter den 9 Polygastern sind auch die beiden der vorigen _ Staubart, und nur diese beiden Arten ‘allein sind mit Ovarien versehen. Dieselben sind im Scirocco und Passatstaube ebenso bereits angezeigt. Meeresformen und amerikanische Formen wur- den vermilst. Unter den 19 Phytolitharien findet sich Spongolithis robusta als Seegebild. Polythalamien wurden vermilst. Die weichen Pflanzentheile sind denen der übrigen gleich- zeitigen Meteorstaubarten meist gleich. Der Fichten -Blüthen- staub scheint einer anderen Fichtenart anzugehören und erinnert an den der Picea pectinata, während er bei den übrigen mehr dem der Pinus sylvestris gleicht. Dieser ist grölser, jener con- stant kleiner. Insectenfragmente fanden sich nicht. Die anorganischen Theile welche dem Volumen nach, wie . ‚überall, vorherrschende Masse sind, scheinen meist kleine Quarz- > fragmente ohne vulkanische Einwirkung zu sein. Säure verändert ‚sie nicht. Darunter sind aber die kleinen grünlichen Krystall- Prismen der vulkanischen Tuffe. - 198° s Beiden Staubarten fehlen wieder mehrere der Hauptformen des Passatstaubes und des südeuropäischen Scirocco-Staubes, aber viele der wesentlichen sehr ins Einzelne gehenden Charactere der Mischung sind völlig dieselben, nach folgender Übersicht: Meteorstaub des 31. Januar 1848 von Muhrau und Niesky. Niesky Mnlırau POLYGASTRICA 9. 156) Discoplea ? Eunotia amphioxys foeta + F++++H+H+H+H+ = Gomphonema gracile Navicula Semen ? Pinnularia affınis borealis foeta + viridis P Synedra Ulna ? PHYTOLITHARIA 33. [Se] [e2) » Ne) Ampbhidiscus truncatus Lithasteriscus tuberculatus Lithochaeta laevis Lithodontium Bursa excisum + furcatum nasutum EEITErT obtusum platyodon + rostratum + + Scorpius Lithostylidium amphiodon +++ angulosum clavatum ++ Clepsammidium + 199 Lithostylidium crenulatum laeve obliguum polyedrum quadratum rude . serpentinum Serra spiriferum spinulosum Trabecula unidentatum ventricosum Spongolithis acicularis Caput serpentis fistulosa robusta Triceros POLYTHALAMIA 1. Textilaria globulosa PLANTARUM PART. MOLLES 13. Sporangium Fungi Gonfervae utriculi Pilus plantae simplex laevis Zurgidus articulatus acutus hamatus Musci frondosi particula Cellulae plantarum Vasa fibrosa plantarum spiralia reticulata Muhrau Niesky Pollen Pini majus (P. sylvest. ?) { minus (Piceae pect.?) + INSECTORUM FRAGMENTA 4. 4|0 Squamula Lepidopteri dentata + x x = alia -- - - integra + Ala Dioteri? + ANORGANICAE FORMAE 2. 2|1 Crystalli columnares pallide virescentes ++ - - intense virides +| ja7|35]| 4. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. Rose las über die Anwendung des Salmiaks in der analytischen Chemie. Vor einiger Zeit suchte der Verfasser zu zeigen, dafs das Chlorammonium ein vortreffliches Mittel sei, um manche Me- talle, namentlich Arsenik, Antimon und Zinn aus ihren Verbin- dungen vollständig zu verflüchtigen, worauf man dann die Basen, namentlich die Alkalien, mit denen die Säuren jener Metalle ver- bunden waren, als Chlormetalle mit grolser Genauigkeit ihrer Menge nach bestimmen kann. Der Verfasser machte zu gleicher Zeit darauf aufmerksam, dals sich die Anwendung des Salmiaks bei quantitativen analytischen Untersuchungen auf trocknem Wege nicht auf die Verbindungen der genannten Metalle beschränken würde. In der That kann das Chlorammonium auf mannigfal- tige Weise bei der Untersuchung von Salzen metallischer Säu- ren, selbst solcher, deren Metalle durch Chlorammonium nicht als flüchtige Chloride verjagt werden können, benutzt werden, und auch selbst Verbindungen vieler Metalle mit Schwefel, so wie mit Arsenik, Antimon, Tellur und Zinn, werden durch Chlorammonium zersetzt. 201 en Titansaure Salze. — Glüht man Titansäure mit Salmiak, so wird das ammoniakalische Salz verflüchtigt, ohne dafs die Titansäure an Gewicht abnimmt. Die Titansäure bildet mit den Alkalien nur saure unlösliche Salze. Sie sind in Chlorwasserstoffsäure auflöslich, aber ganz _ unlöslich wenn sie durch Glühen ihren Wassergehalt verloren _ haben. Es ist also sehr schwierig, ihre Zusammensetzung zu bestimmen, wenn man zugleich den Wassergehalt nicht blols _ durch den Verlust finden will. Es geht dies aber sehr leicht _ an, wenn man sie der Behandlung mit Salmiak unterwirft. Man _ bestimmt zuerst den Wassergehalt durchs Glühen, mengt die ge- - glühte Verbindung mit Salmiak, glüht das Gemenge, und wieder- holt diese Operation so lange, bis keine Gewichtszunahme mehr erfolgt. Während die Titansäure dabei unverändert bleibt, hat das Alkali Sauerstoff verloren und Chlor aufgenommen; es läfst sich daher blols durch die Gewichtzunahme die ganze Zusammen- setzung des wasserfreien Salzes berechnen. Denn es verhält sich die Differenz der Atomgewichte des Sauerstoffs und des Chlors - zum Atomgewichte des Chlors, wie der Gewichtsüberschuls zu _ der Menge des Chlors in der mit Salmiak behandelten Masse; durch diese Chlormenge findet man die des alkalischen Metalls, und die der Titansäure. Eine einfache Controlle dieser Bestimmung ist die, dals man die mit Salmiak geglühte Masse mit Wasser behandelt, welches das alkalische Chlormetall auflöst, dessen Menge durch Abdam- ‚pfen bestimmt werden kann, während die Titansäure ungelöst ‚zurückblejbt. Aus den Untersuchungen ergab sich, dafs das bei 100° C. getrocknete Kalisalz nach der Ar K Ti°+3H, das Natron- ‚salz aber nach der Formel Na? Ti? +5H zusammengesetzt ist. Ersteres bildet ein Pulver, das unter dem Microscope ganz kry- ‚stallinisch erscheint, letzteres ist unter dem Microscope ganz un- ystallinisch und besteht aus glasartigen Stücken. Schwefelsaure Salze. — Die schwefelsauren Alkalien erden durchs Glühen mit Salmiak vollständig in alkalische Chlor- "metalle verwandelt, aus deren Gewicht sich genau die Menge des ‚schwefelsauren Salzes ergiebt. Schwefelsaure Baryterde wird eben- falls durchs Glühen mit Chlorammonium zersetzt, aber es ist fast 202 unmöglich, es dahin zu bringen, dals die Zersetzung vollständig ist, weil das entstandene schmelzende Chlorbaryum die unzersetzte schwefelsaure Baryterde gegen die Zersetzung schützt. Schwefel- saure Magnesia hingegen wird durch Salmiak nicht zersetzt, Selensaure Salze. — Selensaure Baryterde verwandelt sich mit Salmiak geglüht, in eine Mengung von selenichtsaurer Baryterde und Chlorbaryum, welche von freiem Selen braun aussieht. Thonerdeverbindungen.— Fein zerriebene geglühte Thonerde verflüchtigt sich durch Behandlung mit Salmiak gröfs- tentheils. Ein kleiner Theil aber, der von gröberer Beschaffen- heit ist, widersteht hartnäckig der Einwirkung des Chlorammo- niums. Die Thonerde bekommt endlich durch das lange Glühen eine solche Beschaffenheit, dals sie nicht mehr durch Salmiak zerlegt werden kann. Schwefelsaure Thonerde, mit Chlorammonium geglüht, ver- flüchtigt sich ohne einen Rückstand zu hinterlassen. Kali-Alaun hingegen wird zwar vollständig zerlegt, es bleibt aber nicht reines Chlorkalium zurück, sondern die schwer flüch- tige Doppelverbindung vom Chloraluminium und Chlorkalium. Beryllerde.— Ihre Verbindungen verhalten sich gegen Salmiak den Thonerdeverbindungen sehr ähnlich. Die lockere kohlensaure Beryllerde wird schneller durch Chlorammonium zer- setzt, als die durch Ammoniak gefällte Erde, doch auch erstere kann nicht vollständig durch erneute Behandlung mit Chlorammo- nium verflüchtigt werden. Je öfterer man die Erde glüht, um desto mehr widersteht sie der ferneren Zersetzung durch Salmiak. Eisenoxyd.— Wird dasselbe mit Salmiak gemengt ge- glüht, so schmilzt die Mengung, steigt aber leicht aus dem Tie- gel. Es verflüchtigt sich viel Eisen als Chlorid in rothen Däm- pfen, und innerhalb des Tiegels setzt sich an die Wände des- selben Eisenoxyd von krystallinischer Beschaffenheit, durch Oxy- dation aus dem Chlorid entstanden. Manganoxyde.— Sie verwandeln sich durch Behandlung mit Salmiak in Manganchlorür, in welchem sich durch Oxydation etwas Manganoxyd-Oxydul bildet. Nickeloxyd und Kobaltoxyd.— Sie verwandeln sich mit Chlorammonium geglüht, in regulinische Metalle. Arsenik- 203 - nickel (Nickelspeise) hingegen wird nur theilweise zersetzt, in- dem Arsenik sich verflüchtigt, und das Nickel als Chlornickel _ zurückbleibt. Wismuthoxyd.— Es reducirt sich unter lebhafter Ver- puffung zu metallischem Wismuth. Silberverbindungen.— Chlorsilber mit Chlorammonium gemengt und geglüht verändert sich nicht. Silberoxyd mit Sal- miak geglüht hinterläfst sowohl metallisches Silber als auch Chlor- silber. Durch die erste Einwirkung der Hitze wird ein Theil des Oxyds zu metallischem Silber reducirt, das durchs Glüben mit Salmiak nicht verändert wird; der Theil des Oxyds, der durch die Hitze nicht reducirt worden ist, wenn das Chloram- monium zu wirken anfängt, verwandelt sich in Chlorsilber. — Antimonsilber (natürliches, grobkörniges von Wolfach, Ag? Sb) "wird durch Salmiak nur unvollständig zersetzt. Durch oft er- ‚neute Behandlung würde endlich metallisches Silber zurückblei- ben, denn. je öfterer man es mit Salmiak glüht, desto mehr nimmt das Antimonsilber an Gewicht ab, und desto minder spröde wird der Rückstand. Bleiverbindungen.— Bleioxyd mit Salmiak geglüht ver- wandelt sich in Chlorblei, das beim Zutritt der Luft und bei er- neutem Zusetzen von Salmiak sich gänzlich verflüchtigen kann. Schwefelblei mit Chlorammonium geglüht, giebt einen geschmol- zenen schwarz braunen Rückstand, eine Verbindung von Chlor- und Schwefelblei, die beim Glühen beim Zutritt der Luft starke Dämpfe von Chlorblei ausstölst, und sich endlich durch erneu- tes Zusetzen von Salmiak gänzlich verflüchtigen kann. Zinkoxyd.— Es verflüchtigt sich, mit Salmiak gemengt, ollständig als Chlorzink, doch sehr schwer beim Ausschluls der Luft. _ Entwässertes schwefelsaures Zinkoxyd schäumt mit Chloram- monium geglüht, sehr stark; der Rückstand kann endlich durch erneute Behandlung mit Salmiak vollständig verflüchtigt werden. Chromoxyd und chromsaure Salze.— Eırsteres erlei- det durchs Glühen mit Salmiak keine Veränderung; die chrom- sauren Alkalien aber hinterlassen eine Mengung von Chromoxyd und alkalischen Chlormetall, welches sich bei Behandlung mit Wasser auflöst, während das Chromoxyd ungelöst bleibt. Durch 204 diese Behandlung können die chromsauren Alkalien leicht und genau analysirt werden. Das bekannte Doppelsalz von schwefel- saurem Kali und schwefelsaurem Chromoxyd verwandelt sich nach dem Entwässern, und nach dem Glühen mit Salmiak in eine Men- gung von Chromoxyd und Chlorkalium. Kieselsäure.— Nicht stark geglühte Kieselsäure verliert durch Behandlung mit Salmiak zwar etwas an Gewicht, aber durch längeres Glühen wird sie in einen solchen Zustand der Dichtigkeit versetzt, dals sie der Behandlung mit Chlorammo- nium widerstehen kamn. Krystallisirtes kieselsaures Natron, im entwässerten Zustande wird durch Glühen mit Salmiak nur zum kleinsten Theile zersetzt. Phosphorsaure Salze.— Phosphorsaures Natron mit Sal- miak geglüht nimmt an Gewicht zu; aber das Gewicht des Rück- standes vermindert sich durch fernere Behandlung mit Salmiak, bleibt aber immer grölser, als das des angewandten phosphor- sauren Salzes. Es findet eine theilweise Zersetzung statt: es bil- det sich Chlornatrium, und etwas Phosphorsäure wird als Chlo- rid ausgetrieben. Glüht man länger, nachdem der Salmiak sich verflüchtigt hat, so wird durch die Phosphorsäure und durch den Einfluls der atmosphärischen Luft und der Feuchtigkeit derselben Chlor als Chlorwasserstoffsäure ausgetrieben, woher das abwech- selnde Zu- und Abnehmen des Gewichts entsteht.— Phosphorsaure Kalkerde wird durchs Glühen mit Salmiak nicht zersetzt. Antimonverbindungen.— Der Verfasser hat schon frü- her gezeigt, dals aus den antimonsauren Alkalien der Antimon- gehalt gänzlich durch Salmiak ausgetrieben, und das Alkali mit Genauigkeit als Chlormetall bestimmt werden kann. Sehr gut können durch die Behandlung mit Salmiak die Verbindungen der alkalischen Schwefelmetalle mit Schwefelantimon, namentlich das unter dem Namen des Schlippe’schen Salzes bekannte Schwefel- salz aus Schwefelnatrium und Schwefelantimon analysirt werden. Bei letzterem bleibt nach der Behandlung mit Chlorammonium reines Chlornatrium zurück, ganz frei von jeder Spur von Anti- mon und Schwefel. Arseniksaure Salze.— Dals die arseniksauren Alkalien mit grolser Leichtigkeit durch Salmiak in alkalische Chlormetalle verwandelt werden, hat der Verfasser schon früher gezeigt. Auch 205 arseniksaure Kalkerde hinterläfst nach dem Glühen Chlorcalcium, _ nicht aber arseniksaure Magnesia, welche ziemlich unverändert durch die Behandlung mit Salmiak bleibt. Sie kann durch schwe- Du felsaures Ammoniak, wie es scheint, vollständig zerlegt werden, _ mungen nicht gut anwendbar, da es beim Erhitzen schmilzt und stark schäumt, so dafs ein Übersteigen der Masse aus dem Tie- gel schwer zu vermeiden ist. Borsaure Salze.— Borax wird durch das Glühen mit - Salmiak nicht verändert; letzterer entweicht beim Erhitzen,, ehe - der Borax anfängt zu schmelzen. 4 Fluormetalle. — Fluornatrium wird durch Glühen mit - Salmiak zersetzt, jedoch schwer. Die Decke des schmelzenden 9 » ist dieses ammoniakalische Salz bei quantitativen Bestim- Chlornatriums schützt das noch unzersetzte Fluornatrium gegen - die fernere Zersetzung durch Salmiak. Schwerer als Fluorna- trium wird Fluarcalcium durch Chlorammonium zersetzt. Brommetalle.— Bromnatrium wird zwar durchs Glühen "mit Chlorammonium, aber nicht vollständig zerlegt. Der durch oftmalige Behandlung mit Salmiak erhaltene Rückstand besteht zwar grölstentheils aus Chlornatrium, enthält aber immer nicht ganz unbedeutende Mengen von Bromnatrium. Jodmetalle.— Jodkalium wird durchs Glühen mit Sal- miak, jedoch selbst nach oft wiederholter Behandlung nicht voll- ständig in Chlorkalium verwandelt. Es ist bemerkenswerth, nicht nur dafs das Chlorammonium die Brom- und Jodmetalle nicht vollständig zersetzen kann, son- dern auch, dafs es sich eben so wie gegen diese auch gegen die Fluormetalle verhält, deren theilweise Zusetzbarkeit durch Salmiak nicht vorauszusehen war. Salpetersaure Salze. — Salpetersaures Kali wird leicht und vollständig durch Chlorammonium zersetzt, und giebt genau die dem Salze entsprechende Menge von Chlorkalium. An eingegangenen Druckschriften wurden vorgelegt: _ Nieuwe Verhandelingen der eerste Klasse van het Koninklijk - Nederlandsche Instituut van Wetenschappen, Letterkunde en schoone Kunsten te Amsterdam. Deel 13. Amsterdam 1848. 206 Tijdschrift voor de wis-en natuurkundige Wetenschappen, uit- gegeven door de 1ste Klasse van het Koninkl. Nederlandsche Instituut van Wetenschappen, Letterkunde en schoone Kun- sten. Deell. Aflev. 1-3 Amsterdam. 1847.48. 8. mit einem Begleitungsschreiben des beständigen Secretairs der 4sten Klasse des Königl. Niederländischen Instituts, Herrn W. Vro- lik, d. d. Amsterdam d. 15. März d.)J. Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd.5. Abth. 1. München 41847. 4. Abhandlungen der mathematisch-physikalischen Classe der Kö- _ nigl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 5. Ab- thlg. 1. ib. eod. 4. Bulletin der Königl. Akademie der Wissenschaften. 1847. No: 8- 35 nebst Titel zum Jahrg. 1847. ib. 4. Gelehrte Anzeigen. Herausgegeben von Mitgliedern d. kön. bayer. Akademie der Wissenschaften. Bd. 24.25. 1847. ib. 4. E. v. Lasaulx, über den Entwickelungsgang des griechischen und römischen und den gegenwärtigen Zustand des deutschen Le- bens; vorgetragen zur Feier des Namenslages Sr. Majestät des Königs am 25. Aug. 1847. in der öffentl. Sitzung der Kö- nigl. Akademie der Wissenschaften. ib. 1847. 4. mit einem Begleitungsschreiben der Königl. Bayrischen Akademie in München vom 6. Februar d. J. Nyt Magazin for Naturvidenskaberne. Udgives af den physiogra- phiske Forening i Christiania. Bind 5. Hefte 3. Christiania 1847. 8. Diplomatarium Norvegicum. Samlede og udgivne af Chr. C. A. Lange ogCarl R. Unger. Samling I. Helte 1. ib. eod. 8. Fagrskinna. Kortfattet Norsk Konge-Saga, udgivet ete. af P.A. Munch ogC.R. Unger. ib. eod. 8 Den aeldre Edda, udgivet af P. A. Munch. ib. eod. 8. C. A. Holmboe, Sanskrit og Oldnorsk. ib. 1846. A4. u) ,‚ det oldnorske verbum, oplyst‘ved sammenlig- ning med Sanskrit og andre Sprog af samme Aet. ib. 1848. 4. Index Scholarum in Universitate Reg. Fridericiana septuagesimo ejus Semeslri anno. 1848 ab a. d. 17. Kal. Febr. habendarum. ib. eod. 4. mit einem Begleitungsschreiben der Königl. Universität zu Chris- tiania, Herrn Chr. Holst. Oeuvres de Frederic le Grand. Tome 6. 7. Berlin 1848. 8. 207 Franc. Zantedeschi, dei fenomeni elettrici della macchina di Armstrong. Venezia. 1847. 4. u) ‚ delt’ influenza delle variazioni di pres- sione nelle indicazioni termometriche, Memoria letta il 40. Febbr. 1848. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No 633.634. Altona 1848. 4. Revue archeologique. 4. Annee. Livr. 12. 15. Mars Paris 1848. 8. Kunstblatt 1848. No.16-18 Stuttg. u. Tüb. 4. K. E. Hammerschmidt, allgem. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 20. Jahrg. 1848. No. 7. Wien. 4. Ferner kam zum Vortrag: 4. Eine Verfügung des Hohen Ministerii der geistlichen etc. Ang. vom 2. Mai die Genehmigung der von der Akademie beschlosse- nen Ausgabe von 250 Rthlrn. für Anschaffung einer kleinen alt- griechischen Schrift für die akademische Druckerei betreffend. Ein Schreiben des Hrn. Dr. Mauz aus Efslingen vom 13. April nebst einer geschriebenen Abhandlung: die Cholera im Ver- hältnifs zur Kartoffelkrankheit, welche zur Kenntnisnahme an die physikalisch-mathematische Klasse abgegeben wird. 3. Ein Schreiben des Herrn Robert Wheaton aus Cambridge vom 23. März, worin er den am 11. März erfolgten Tod seines Vaters, des ehemaligen Gesandten der Nordamerikani- schen vereinigten Staaten in Berlin, Herrn Henry Wheaton Ehrenmitgliedes der Akademie, anzeigt. 41.Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Kunth liest nachträgliche Bemerkungen über die Familie der Smilacineen. Trillium Govianum Wall. wird hierbei, wegen des gefärbten Kelchs, der nach aufsen aufspringenden Staubbeutel ind der pfriemförmigen Narben als besondere Gattung, Trili- dium genannt, betrachtet. Sie stimmt in den beiden letzteren Merkmalen mit Paris überein, von der sie sich jedoch durch die Sechszahl leicht unterscheiden läfst. Nachdem bereits früher die Gattungen Convallaria, Poly- jonatum, Majanthemum und Glintonia genauer begrenzt worden yaren, erleidet Smilacina hier eine weitere Trennung, wonach blos S. racemosa und ciliata Desf. der ursprünglichen Gat- tung verbleiben, die übrigen Arten dagegen drei besondere, 208 Asteranthemum, Jocasta und Medea bilden, von denen die erstere S. stellata Desf., dahurica Turcz. und trifoia Desf., die zweite S. purpurea Wall. und die dritte S. fusca Wall. in in sich begreift. Smilax herbacea Linn€ und peduncularis Mühlenb., von Torrey unter dem Namen Coprosanthus blos als eine Unter- abtheilung von Smilax betrachtet, werden im Verein mit einigen, theils bekannten, theils neuen Arten zu einer besonderen Gat- tung erhoben, welche sich von Smilax hauptsächlich durch ge- paarte Eichen unterscheidet. Bei dieser Gelegenheit wird be- merkt, dafs der Fruchtknoten von Smilax puberula Mich. und Sprengelii nob. ungeachtet drei Narben vorhanden sind, blos einfächrig erscheint, darauf eine Trennung zu gründen nicht für rathsam erachtet, angeführt, dafs Beispiele von mehr als drei- fächrigen Fruchtknoten gleichfalls vorkommen, und mit einer n neuen japanischen Art, wegen des schlauchartigen Perigons und der gepaarten Eichen die Gattung Heterosmilax gebildet. Nach einem Versuch die der Gattung Smilax verbleibenden Arten (circa 170) in grölsere und kleinere natürliche Gruppen zu vertheilen, wobei hauptsächlich auf die Gröfse der männli- chen Blüthen, die Länge der Staubfäden und Blüthenstiele, so wie auf das Vaterland Rücksicht genommen wird, erfolgt die Begrenzung der Gattung durch genauere Merkmale, wobei frü- here falsche Angaben ihre Berichtigung finden. Luzuriaga Ruiz. et Pav. und Callirine Juss. werden vor- läufig noch als der Typus einer 5ten Abtheilung der Smilacineen betrachtet. Bei näherer Angabe ihrer Merkmale zeigt sich, dals die letztere kaum als Gattung beizubehalten ist. Die Philesieen, für welche der Name Lapagerieen in Anspruch genommen wird, weil er von einer genauer gekannten Gattung hergenommen ist, die Roxburghiaceen, Herrerieen und Ophiopogoneen werden als besondere Familien anerkannt, und mit einigen Bemerkungen be- gleitet, namentlich in Bezug auf Roxdurghia Jones und Bulbo- { spermum Blume. Clara, eine neue Gattung, ist Herreria am nächsten verwandt, im Habitus aber Ophiopogon ähnlich. Bei einer Revision der Aspidistreen ergiebt sich, dals Macrogyne Lk. mit Aspidistra Gawl. zu vereinigen, Plectogyne Lk. dagegen als Gattung beizubehalten ist. Das letztere gilt auch von Tupi- de Ze 209 stra Gawl. und Rohdea Roth. Macrostigma wird eine neue | Gattung genannt, welche das Ansehen von Tupistra hat, sich aber von ihr durch Gröfse und Form der Narbe unterscheidet. - Zuletzt wird noch bemerkt, dals die Aspidistreen füglich als eine blofse Abtheilung der Ophiopogoneen betrachtet werden könnten. 1 ' Hierauf kamen 3 die Genehmigung und Anweisung von der Akademie beschlossener Ausgaben betreffende Verfügungen des vorgeordneten Hohen Ministerii vom 6. Mai zum Vortrag. 41. Die Summe von 300 Rithlrn. für Hrn. Dr. Herm. Karsten zu einer Nachgrabung für wissenschaftliche Zwecke in Vene- zuela. 2. Die Vergütung der Kosten für Abschriften Leibnizischer Briefe. 3. Die Summe von 200 Rthlrn. als Remuneration pro 1848 für Anfertigung des Index zum Aristoteles. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Natuurkundige Verhandelingen van de Hollandsche Maatschappij der Wetenschappen te Haarlem. 2. Verzameling. Deel III. Stuk 2. Te Haarlem 1847. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Directoriums dieser Gesellschaft d.d. Haarlem, April d.J. Archiv des historischen Vereines von Unterfranken u. Aschaffen- burg.. Bd. 9. Hefı 3. Würzburg 1848. 8. Reufs, Johann I. von Egloffstein, Bischof von Würzburg und Herzog von Franken, Stifter der ersten Hochschule in Würz- burg. ib. 1847. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Ausschusses des historischen Vereins für Unterfranken u. Aschaffenburg d. d. Würzburg d. 26. Febr. d.J. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 635. Altona 1848, 4. Kunstblatt 1848. No. 19. Stuttg. u. Tüb. 4. 5. Mai. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Dieterici las über die Vertheilung der Bevöl- terung nach Alter und Geschlecht in den verschiede- 5* 210 nen Staaten vonMittel-Europa, mit Ausschlufs Preu- [sens, und in den Nordamerikanischen Freistaaten. Es ist in der Vorlesung am 6. Januar 1848 versucht wor- den, aus den Zählungen des Preufsischen Staats aufzufinden, nach welchen Procentsätzen der Totalbevölkerung die Volkszahl in Zeiträumen von 5 zu 5 Lebensjahren sich vertheile. — Es schien wichtig aus andern Staaten ähnliche Resultate aufzusuchen, um, wenigstens für das mittlere Europa, vielleicht auf ein allgemeines Gesetz der diesen Lebensabschnitten zum Grunde liegenden Procentreihe zu kommen. Leider sind nur in wenigen Staaten die statistischen Zählungen so eingerichtet, dafs die Anzahl der Menschen nach den verschiedenen Alters- klassen zusammengestellt wird. So viel jedoch Nachrichten in glaubwürdigen statistischen Werken vorhanden waren, sind solche aufgenommen, und aus dem Durchschnitt aller dieser einzelnen positiven Zählungen eine Reihe entworfen, wie viel Procent der Totalbevölkerung in den mittleren Staaten Europa’s auf die Men- schen bis zu 5 Jahren, von 5-10; von 10-15; von 15-20; von 20-25; von 25-30; von 30-35; von 35-40; von 40-45; von 45-50; von 50-55; von 55-60; von 60-65; von 65-70; und über 70 Jahre gerechnet werden können. — Kleinere Differenzen werden in den einzelnen Staaten immer bleiben; aber es ist für Wissenschaft und Leben schon viel ge- wonnen, wenn nur in Hauptsummen, in ganzen Procenten die ungefähr zutreffende Zahl ermittelt ist. 18. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Meineke las über die Quellen des Stephanus ii von Byzanz, erste Abhandlung. Hr. Encke theilte folgendes über den neuen (den 17.) Pla- R neten mit: 4 Der von Hrn. Graham am 25. April in Markree entdeckte Planet, konnte vermittelst der akademischen Sternkarte Hora XIV, gezeichnet von Hrn. Hussey, sogleich aufgefunden werden, und | auch im Meridian beobachtet. Folgendes sind die bisher redu- cirten Beobachtungen in Berlin: i 211 M.B. Zt. AR. Decl. Mai 7. 10:14’ 45/1 221° 8° 52/8 — 12° 2 53/1 Refr. » 41 40 56,9 221 754,5 — 12 2 42,7 Merid. | 8. 10 41 40,0 22053 33,9 — 12 0 21,1 Refr. | » 411 36 1,5 22052 59,3 — 12 0 16,6 Merid. 9.11 31 6,5 22038 40,7 — 11 57 485: Merid. 10. 10 35 28,0 220 23 55,1 — 11 55 34,7 Refr. » 11 26 11,8 22023 26,7 — 11 55 26,7 Merid. 11. 11 21 17,2 220 844,3 — 11 53 3,2 Merid. Es sind mir zwei Elementenberechnungen mitgetheilt wor- den, von Hrn. D’arrest in Leipzig aus den Beobachtungen von Apr. 26 in Markree, Mai 5 in Hamburg, und Mai 11 hier, und von Hrn. Schubert hierselbst aus Apr. 30, Mai 7, und Mai 11, welche nahe genug übereinstimmen, und daher schon _ eine Vorstellung von der Gestalt und Lage der Bahn geben können. Der neue Planet ist seinen Elementen nach am näch- sten der Vesta stehend, bei verhältnilsmälsig geringer Eccentri- eität und geringer Neigung der Bahn. Diese Elemente sind: Epoche. 1848. Mai 1,0 Berl. Zt, Elem. von D’arrest von Schubert Mittl. An. 449° 49’ 4774 149° 32’ 3674 u en Da EEE Perihel 64 57 28,3 65 43 20,8 94 66 4 7,4 62.18 410,3 Neigung 6 7 58,6 3 58 30,1 Eccentr. Winkel 9 34 36 8 46 43,4 Mittl. sid. Bew. 96473834 96277877 lg. halb gr. Axe 0,377171 0,377651. Noch näher, und wahrscheinlich ausreichend für die dies- jährige Erscheinung der Metis, sind die folgenden Elemente won H. Luther hieselbst berechnet, welche aus den Beobachtun- zen bis Mai 22. folgen, und die bei der Verspätung des Druckes bier noch hinzugefügt werden mögen: Epoche 1848 Mai O Berlin. M 143° 6’ 45795 L 215 10 7,00 ” 72 3 21,05 Rn 68 34 47,62 Mittl. Aeq. 1848 Jan. 0 212 i 5 33 46,40 $ 6 59 32,44 1% 963,25778 £ Umlaufszeit 1345,43 Tage. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Demonville, Resume philosophique des principaux problemes et _ phenomenes de la nature. Materialisme. — Spiritualisme. — Sceplicisme. Paris 1847. 8. 5 Exempl|. j mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Paris d. 15. März asgE L.C. F. Petit-Radel, Examen analytique et tableau compa- ratif des synchronismes de Ühistoire des temps heroiques de la Grece. Paris 1827. 4. Recherches sur les monuments cyclo- \ peens ou pelasgiques. ıb. 1841. 8. | mit einem Begleitungsschreiben des Herrn D. Goujon in Paris vom 11. Januar d. J. ä J. A. Freih. von Brandis, die Geschichte der Landeshauptleute von Tirol in den Jahren 1610-1628. Heft 3. Innsbruck 1848. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verwaltungs - Ausschusses des Tirolischen Ferdinandeums zu Innsbruck vom 29. Sept. 1847. Comptes rendus hebdomadaires des seances de !’Academie des | sciences 1848. 1. Semestre. Tome 26. No. 12-16. 20. Mars-17. j Avril. Paris. 4. a W etenschappen, Letterkunde en schoone Kunsten, over den Jare 1846. No. 4. Amsterdam 1847. 8. | Simon Karsten, de tetralogia tragica et didascalia Sophoclea, le- ctio habita in Instituti Reg. Belg. classe tertia. ib.1846, 4. The quarterly Journal of the chemical Society of London, ed. b | Ed. Ronalds. No.1. London 1848. 8. Nachrichten von der G. A. Universität u. der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 1848. No.6. 8. i Giambatlista de Tomasi, sulle due antiche citta’ Saluro e Taranto. Lecce 1847. 8. ; E. Gerhard, archäologische Zeitung. Neue Folge. Lief. 5. No. 13- 15. Jan.- März 1848. Berlin 1848. 4. 213 - Kunstblatt. 1848. No. 20. 21. Stuttg. u. Tüb. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten No. 636. Altona 1848. 4. Erinnerungsblätter an das fünfhundertjährige Jubelfest des Ly- ceums zu Hannover und die funfzigjährige Dienstjubelfeier des Directors G. F. Grotefend am 2. Febr. 1848. Hannover 1848. 8. 25. Mai. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ehrenberg machte einige Mittheilungen: I. Über eigenthümliche auf den Bäumen des Ur- valdes inSüd-Amerika zahlreich lebende mikrosko- ‚pische oft kieselschalige Organismen. Dals die interressanten einflulsreichen Beziehungen des klein- ‚sten Lebens zur grofsen Natur der mannichfachen bisherigen Er- kenntnisse ungeachtet noch nicht erschöpft sind, hat sich neuerlich durch die vulkanischen und zuletzt durch die atmosphärischen Verhältnisse derselben und ihre Verbindung mit den Passat- und Seiroceco- Winden zu erkennen gegeben. Ein anderes ziemlich & unerwartetes Verhältnils des kleinsten Lebens ist seitdem wieder neu hervorgetreten und ich halte dasselbe wohl für werth, dafür e Aufmerksamkeit der Akademie auf einige Minuten zu erbitten. Unter den von Hrn. Dr. Herrmann Karsten vor mehr ıls einem Jahre an mich aus Venezuela zur Verwahrung einge- sandten Manuscripten und Naturalien befand sich auch ein Paket it Farrnkräutern. Bei Durchsicht desselben, um die Boden- er, den eingezogenen Nachrichten zufolge, jene Länder an mi- woskopischen Lebens-Formen sein sollten. Es lielsen sich aus iela feststellen. Obwohl unter diesen Formen einiges Neue, auch einige neue jenera waren, so regte doch, bei der Fülle von Material, welches 1A mir aus Amerika bisher zugegangen war, die ganze Formen - Masse mich nicht so besonders an, dafs ich ihre Zusammenstel- lung geeignet gehalten haben würde zu einem besonderen Vor- trage. Dennoch war die Eigenthünlichkeit der Formen hinrei- chend grofs, um bei Hrn. Karsten nach seiner Rückkehr nach Berlin die Lokalitäten im Einzelnen specieller zu erfragen. Es hat sich die Realisirung dieses Wunsches bis nahe zur Wieder- abreise des Hrn. Karsten nach Venezuela verschoben. Glückli- cherweise lenkte ich in den letzten Tagen das Gespräch auf die- sen Gegenstand. Die am reichsten mit ansitzender Erde verse- henen Farrnkräuter waren als Zomaria lineata und Cheilanthes glabra von Hrn. Karsten bezeichnet worden. Aus diesen Er- den stammten denn auch die über 50 Arten von kleinen Organis- men, welche bisher zu erkennen gewesen. Hierbei ergab sich auch, dafs sämmtliche Farrn, bei denen dergleichen mikroskopische Formen vorgekommen waren, aus den Wäldern bei La Guayra stammen und dafs sie nur allein auf Baumstämmen gesehen wor- den sind, welche auf dem Berge Galipan bei La Guayra in 5000 Fufs Höhe wachsen. Hierdurch erhielt sogleich die ganze Formenmasse einen eigen- thümlieben interessanten Character. Es war in jenen Formen eine Baum-Fauna der Urwälder ermittelt, welche durch die Eigenthüm- lichkeit einer Vielzahl ihrer Formen etwas Ausgezeichnetes darbot. Bisher waren aus Venezuela überhaupt nur die 8 im Jahre 1843 von mir auf den Wurzeln der Heteranzthera alismoides aus Herrn Kunth’s Herbarium in den Schriften der Akademie verzeichneten Arten bekannt. Quellwasser, welches Herr Kar- sten in 4 Flaschen mitgebracht hatte, war zufällig ohne erkenn- bare Formen angekommen, wahrscheinlich weil es keine kiesel- schaligen enthielt. Aus den vielen von Hrn. Richard Schomburgk aus Guyana mitgebrachten Erd- und Flufsschlick-Proben hatte sich bis tief ins Innere Süd-Amerika’s nur 1 eigenthümliches Genus mikroskopischer Thierarten ermitteln lassen und bei mehr als 100 Species waren nur wenige neue Arten. Die Details mei- ner Untersuchungen der Schomburgk’schen Materialien habe ich in Richard Schomburgk’s Reisebeschreibung von 1847 im 2teu Theile ausführlich niedergelegt. 215 Unter den Formen, welche die Baumstämme des Urwaldes _ bei La Guayra als Dammerde und Erd-Boden der Farrnkräuter bekleiden, fanden sich sogleich 3 sehr eigenthümliche Genera und aulserdem eine so grolse Zahl neuer Arten von Polygastern, _ dals das Neue die Hälfte bildet. Folgendes Verzeichnifs von Formen hat sich aus der auf den Bäumen befindlichen Dammerde ermitteln lassen: _ Mikroskopische Baumfauna der Urwälder Venezuela’s nach Dr. H. Karstens -Materialien. POLYGASTRICA 29: * Arcella caudicicola #** Liparogyra dendroteres ecornis * circularis hyalina Navicula Formica ? Difflugia areolata Semen * collaris Silicula * Dryas ‘ Pinnularia borealis « * reticulata * »..8 laevigata decurrens ? hyalina %* Porocyclia dendrophila * squamata Stauroneis Fenestra ? * Discoplea dendrochaera * Stauroptera dendrobates Eunotia Monodon *%* Stephanosira Epidendron Gallionella spiralis ? * Hamadryas Himantidium gracile Tabellaria' trinodis Arcus PHYTOLITHARIA 18: * Lithastericus tuberculatus * Lithostylidium hispidum Lithodontium nasutum laeve rostratum obliguum Lithostylidium amphiodon Ossiculum apicatum Pecten biconcavum polyedrum caraccanum quadrtaum m. Clepsammidium rude crenulatum spiriferum Weiche Pflanzentheile 11: Pilus simplex laevis Pilus simplex ornithorhamphus 216 Pilus simplex appendiculatus * Semen Filicis triangulum * » » ? Calyptra % » tricorne "» stellatus Semen reniforme latius Sporangium Fungi “on » angustius Semen Filicis subglobosum Insectentheile 3: * Acari species Squamula alarum Lepidopteri 5 dentata » » » integra Neue Genera sind die mit Doppelsternen bezeichneten Liparogyra Porocyclia Stephanosira. Die neuen Arten sind mit einfachen Sternchen bezeichnet. Von den 29 polygastrischen Thierchen sind 11 bis 13 ganz unbekannte, für Venezuela charakteristische, Formen. Auch unter den Phytolitharien sind eigenthümliche Kiesel- bildungen, welche vorläufig als Zithostylidium apicatum, caracca- = num und Ahispidum festgehalten sind. Besonders beachtenswerth ist manche Übereinstimmung die- | ser Formen mit solchen des Passatstaubes, welche bisher ohne sichere Heimath waren. Die sternförmigen Haare das Pilzsporangium der Farrnsamen die Schmetterlings -Schüppchen des Passatstaubes finden nun auch dort Anhalten. Von den charakteristischen Kie- sel-Polygastern ist aber im Passatstaube noch keine Form ge- sehen worden. . Das neue Genus Liparogyra ist für Algologen besonders merkwürdig, indem es einer Spirogyra ganz ähnlich erscheint. c Die inneren Spiral-Linien sind aber nicht freie, grüne, fadenar- tige Körner-Schläuche, sondern es sind feste crystallene Leisten im Innern einer cerystallenen Kieselschale, welche ganz die Form eines häutigen Conferven-Schlauches hat, sich aber den Gattun- gen Gallionella und Stylobiblium anschlielst. = Verwandt dieser Form ist auch das neue Genus Porocyclia, aber‘ es hat innere Cirkel-Leisten ohne Spirale und am Rande ü 217 der scheibenförmigen Enden seiner Cylinder-Glieder einen Kranz von grolsen Öffnungen oder tiefen Eindrücken. Das dritte neue Genus Stephanosira ist ein naher Verwand- ter des in der Spree bei Berlin einen kleinen Repräsentanten zeigenden Genus Siephanodiscus, von welchem eine weit grö- fsere Art im Wasserfall des Niagara lebt (Monatsbericht 1845 p- 80). Die Endscheiben sind sternartig gestrahlt, wie es bei - Seebildungen häufig, bei Süfswassergebilden höchst selten ist. Stephanosira’ ist ein kettenbildender Stephanodiscus, also so, wie _Discoplea und Gallionella sich scheiden, von ihm verschieden. Die zahlreichen Arcellae und Difflugiae sind auffallend und oft charakteristisch. Novorum generum et specierum diagnosis. LiparocyrA N. G. Wendelröhrchen. Animal e Bacillariis Naviculaceis cylindricis. Lorica sim- plex silicea utricularis truncata. Utriculi singuli in media parte sponte transverse dividui (an concatenati?), disco utrin- que occlusi, pariete interno eristis filiformibus siliceis gy- roso. Fissurae porive nullibi conspicua, (aperturae verisi- militer ad discorum marginem denticulatum positae tenues). Sepimenta interna nulla. Pyxidiculis propinqua, si solitaria est, sin viva conca- tenata est, quod non liquet, Gallionellis affınis forma; ha- bitu Spirogyrae plantarum, non siliceae, proxima. Arrages, yu- 55, gyris splendidum animalculum. Porocycrıa N. G. Ringelmund. Animal e Bacillariis Navieulaceis eylindricis. Lorica simplex si- licea utrieularis truncata. Utriculi singuli medii sponte trans- verse dividui (an concatenati?), aperturis foveisve in disci lae- vis margine ‚pluribus simplicibus, (non tubulosis). Utriculorum internus paries cristis filiformibus eireularibus annulatus. Aulisco affınis forma, sin concatenata, Gallionellis affınior. Habitu Ziparogyrae proxima. Ilogos, #U=Acs, aperturis in eirculo positis insigne animalculum. TEPHANOSIRA N. G. Kronenkette. Animal e Bacillariis Naviculaceis cylindricis. Lorica sim- 218 plex utricularis truncata silicea. Utriculi singuli medii sponte transverse dividui, distinete concatenati. Aperturae in ipso disco sepimentaque interna nulla. Disci (valvae) laterales (subtilissime punctato-radiati) non cellulosi, apiculorum co- rona marginali (et coronula centrali) ornati. YreVavos, seid, coronarum catenam referens. Stephanodisco proxime affınis forma imperfecta divisione spontanea Gallionellarum catenas aemulatur. Stephanodisei sunt Discopleae nudae margine apiculis coronatae, Siephano- sirae sunt Gallionellae apiculorum corona marginali insignes. Novae species. Arcella caudicicola n. sp. A. ovato-oblonga, utroque fine ro- tundo, hyalina hispidula nec areolata, apertura antica laterali (sub margine) rotunda ampla. Habitus A. Nidi penduli. Lon- ”, Ad La Guayram Venezuelae in arborum caudi- cibus montis Galipani, viva Filicibus substrata. Difflugia collaris n. sp. D.lorica sub ostio in colli formam at- tenuata pyriformi et subelavata recta, superficie irregulariter cellulosa, cellulis parvis aequalibus, colli angustioribus, aper- 1,9 tura integra. Longitudo — 53”. Ibidem. gitudo — % D.— Dryas n. sp. D. lorica ovata cellularum elongatarum se- riebus longitudinalibus utrinque fere 7, apertura integra trun- cata. Longitudo 5’”. Ibidem. Cellulae fundi loricae minores. D.— reticulata n. sp. D. lorica ovata ampliore superficie cel- lulis minoribus reticulata, apertura simplici ampla. Longi- tudo — 5”. Ibidem. Particulis inclusis interdum tanquam gemmis crebris ornata iisque in ostii margine interdum dentes referentibus. An duae species? D. — squamata n. sp. D. lorica ovata, areolis laxis magnis tanquam squamata, ostiolo edentato truncato contracto. Lon- gitudo — 4”. Ibidem. . Discoplea dendrochaera n. sp. D. testula parva a fronte tumida disci margine et (striolarum corona circumdato) centro laevi- bus. Habitus D. comzae. Coronulae mediae radii fere 10. Diameter — 4”. Ibidem. “ AEEESE er ang T. 9. 10. | 219 Liparogyra dendroteres n. sp. L. testa (utriculari ter quaterve longiore quam lata) laevi erystallina, (discorum margine den- ticulato), gyris internis spiralibus in 5,” longis 13. Longi- tudo - 4” Latit. - /;”. In arborum caudicibus ibidem obvia. Habitus Spirogyrae. Divisio spontanea spatio medio spi- ris vacuo praeparatur. Intestina vivae, quae siccata colore viridi sunt, sicut in Gallionellis lobata. L. — circularis, n. sp. L. testa laevi erystallina (discorum margine denticulato), gyris internis annularibus in 5,” 13. Longit. — 55”. Cum priori. Utriusque speciei disci laeves esse videntur, apiculis tri- bus mediis. Utrum varietates unius speciei, an duae spe- cies bae formae sint, dijudicare nondum valui. Pinnularia borealis ß caraccana statura longiore et media parte testae turgidula differt. Longit. - 5” Lat. - 5”. Cum prioribus. Porocyclia dendrophila n. sp. P. testa cylindrica elongata (du- plo longiore quam lata) laevi, gyris internis eircularibus in # longis 9, poris disci marginalibus (semper?) utrinque 12, areis discorum subtilissime punctato-radiatis, apiculis centra- libus 5. Longit. — 5”. Lat. — 4”. Ibidem viva. Stauroptera dendrobates n. sp. St. testula a ventre anguste li- neari, utroque fine obluso, marginibus anguste et oblique stri- atis, a latere late oblongo-quadrata. Longit. — 4”. Ibidem. Divisione spontanea longitudinali duplicem vidi. Stephanosira Epidendron, n. sp. St. testula singula cylindrica brevi aut elongata superficie subtilissime in lineis transversis punctata, suturis mediis transversis singulis, aut (accedente divisione spontanea) binis in fasciae formam dilatatis, disco terminali subtilissime punctato-radiato, apiculorum corona marginali et centrali (apiculis prope centrum 4). Magnitudo testae singulae majoris — 5;”", minoris — ;{5””. Ibidem cum prioribus viva. Ternas et quaternas testulas concatenatas et ovariis viri- dibus repletas vidi. St. — Hamadryas n. sp. St. testula singula cylindrica brevi aut elongata, superficie laevi, epidermide in articulorum jun- etura sola striata, hine, ruptis articulis, trunci margine den- 220 ticulato, disci margine radiato, media latissima area laevi- gata punctis raris aspera, apiculis centralibus 2, 3 aut 4. Magnitudo singulae testae — 5”. ovariis viridibus repletas ostendens. 14. Lithodontium Scorpius n. sp. L. corpusculo tricuspidi siliceo, L. rostrati habitu, sed rostro (dente) praevalido tereti ob- tuso et uncinato longiore quam basis, apice basis longitudi- nem non excedente. Aculeum Scorpionis fere refert. Mag- E pulvere meteorico in pago Muhrau Silesiae mense Januario 1848 collecto. - Cum prioribus, catenas nitudo - 5” 15. Lithostylidium- apicatum n. sp. L. corpusculo oblongo siliceo laevi obsolete anguloso, utroque fine subito in apicem at- tenuato acuto. Longit. 4”. Forma erystalli, exacta regulari- tate et spectro optico carens. In arboribus montis Galipani Venezuelae. 16. L. — caraccanum n.sp. L. corpusculo siliceo anguloso (subtri- angulari) oblongo bacillari truncato, annulis transversis obtuse rugoso, latere uno sinuoso uni- aut bidentato. Longit. — es Habitus Lithost. unidentati et sinuosi. 17. L. — hispidum n. sp. L. corpusculo siliceo anguloso (sexangu- lo) bacillari elongato, uno fine truncato altero oblique de- currenie, tota superficie apiculis hispida. Longit. — 7%”. Tales silices in plantarum cellulis porosis formari debent suaque forma pororum naturam evidenter declarant, qui me- atus veri hine non esse non possunt. I. Über die Ampo oder Tanah ampo (Tanah Ambo, Rauch-Erde?) genannte e[sbare Erde von Samarang auf Java, ihre geognostische Lagerung und organi- sche Mischung. Hr. Dr. Otto Mohnike, welcher vor 3 Jahren von Ber- lin als Arzt in holländischen Diensten nach Java ging, suchte bei mehreren Mitgliedern der Akademie specielle wissenschaftliche Aufträge nach. Unter den von mir aufgezeichneten Fragen und Wünschen befand sich auch die Erläuterung der dortigen efsba- ren Erde und deren Proben, da es durch Zadillardiere seit 1792 bekannt war, dals auf den Dörfern zwischen Sourabaya und. 221 "Samarang dergleichen als kleine viereckige röthliche Kuchen ver- kauft wird. $ Im Januar vorigen Jahres hat Herr Dr. Mohnike von sei- ner glücklichen Ankunft in Java aus Samarang selbst zuerst Nach- rieht gegeben und zugleich eine Flasche voll der in Samarang verkäuflichen efsbaren Erde an mich übersandt, welche im Som- ‚mer hier eintraf. Da allmählich die he Untersuchung dieser Erde ein bestimmtes Resultat ergeben hat, so erlaube ‚ich mir eine Nachricht davon der Akademie vorzulegen. u Herr Mohnike schreibt Folgendes: „Ich beschränke mich darauf Ihnen die beifolgende Flasche zu übersenden, welche einen elsbaren Letten, javanisch Ampo ('), enthält, in dem Zu- stande, in welchem er im Innern von Java auf allen Bazars feil geboten wird. So viel ich weils ist diese Thonerde nur einmal und zwar durch Leschenault de la Tour (?), der auch eine (*) Der Name Ampo wird von Labillardiere Tana ampo geschrie- ben. Nach Herrn Dr. Buschmanns gefälliger Erläuterung heilst /anah im 'Malayischen u. Javanischen Erde. Ambo heilst Rauch, Ampo ist keiner sprachlichen Erläuterung zugänglich. Da javanisch hapu Kalk heilst, so ver- muthet derselbe, dals es eigentlich Tanah hapu geschrieben werden müsse, Jedoch ist die Substanz selbst ein eigentlicher fetter Lehm, keine Kalkerde, was bei dieser sprachlichen Ansicht einige Schwierigkeit übrig lälst. - (?) Nicht Leschenault sondern Labillardiere ist der erste Beobach- ter dieser elsbaren Erde, als er 1791-94 auf der Reise zur Aufsuchung La Pörouse’s Java berührte. Diese Nachricht gab Hr. A.v.Humboldt in den A nsichten der Natur schon 1807 B. 1. p- 176 II. Ausgabe 1826. Sie findet sich in Labillardiere Relation du voyage ä la recherche de La Perouse T. II. Par. VIII. (1800) p. 322. In neueren Schriften wird öfter Lesche- I ‚ault, ein Reisender für den Jardin des plantes (mit Baudin) von den Jah- en 1816 und 1817, genannt, was aus dem Dictlionnaire classique d’hist. na- , 1830 stammt, wo im Artikel Terre comestible Leschenault für La- dillardiere genannt ist. Labillardiere schreibt den Namen der Erde ana ampo, was nach Herrn Buschmann in Tanah ampo (wenn nicht anah hapu) abzuändern ist. Labillardieres Worte sind: En voyageant e Sourabaya a Samarang j’avois vu avec surprise dans les marches de plu- leurs villages des boutiques remplies de petits pains carres et aplatis d’une e glaise rougätre, que les habitans appellent tana ampo. Javois cru "abord, qu’ils pouvoient bien s’en seryir pour degraisser leurs etoffes; mais dientöt je les avois vu en mächer de petites quantites et ils m’assurerent s n’en faisoient pas d’autre usage. 222 Probe davon Herrn Baron von Humboldt mitgetheilt hat, nach Europa überbracht worden. Die mikroskopische und chemische Untersuchung dieser Erde wäre gewils von grolsem Interesse. Die beifolgende Erde befindet sich an mehreren Stellen des bis zu einer Höhe von 4000 Fuls aufsteigenden sehr höhlenreichen se- cundären Kalkgebirges, welches in der Mitte von Java von Nord nach Süd und weiter unten nach Süd-Ost streichend, die Grenze zwischen dem an Holland tributairen Reiche Djocjokerto und der dem Gouvernemente unterworfenen Provinz (Residentia) Baglew bildet. Dieser Gebirgsläufer hängt im Norden, recht eigentlich im Herzen der Insel, mit dem südlichsten der Ge- birgszüge secundärer Kalkformation zusammen, welche die In- sel in mehrfachen Zügen von West nach Osten durchstreichen und die Basis der isolirten bis zu einer Höhe von 11000 Fufs sich erhebenden Trachyt-Vulcane mit einander verbinden. Am Fuflse des erwähnten Bergzuges nun, ungefähr in einer Höhe von 400 bis 600 Fufs über dem Niveau des Meeres sowohl an der nach Djocjokerto als der nach Baglew gelegenen Seite findet sich die genannte Erde an verschiedenen Stellen von nicht sebr beträchtlicher Ausbreitung und in horizontaler Schichtung von sehr verschiedener Mächtigkeit dem secundären Kalke aufgelagert, allein mit einer Schicht von Humus bedeckt. Diese Erde deren eine Fundgrube ich von Pourworedjo dem Hauptplatze der Pro- vinz Baglew selbst besucht habe, ist in ihren natürlichen Ver- hältnissen sehr fest, klebrig und knetbar. Unmittelbar nach dem Ausgraben wird die gewonnene Erde zwischen zwei kleinen Bret- tern zu dünnen Platten ausgedehnt, welche wiederum zwischen den Handflächen in einander gerollt werden, bis sie die Form von Zimmtrohr erreichen. Ein leichtes Rösten über Kohlenfeuer troknet diese Röhrchen schnell aus und macht sie dem javanischen Gaumen mundrecht. Auf allen Bazars im ganzen Innern von. Java sieht man Verkäufer dieser efsbaren Erde, welche nicht al- lein von schwangeren mit Pica behafteten Frauen, sondern von Personen jeden Alters und Geschlechts gern gegessen wird. Dafs diesem Gebrauch eine medieinische Erfahrung, oder ein Vorur- theil dieser Art zu Grunde läge habe ich nicht erfahren können; mir scheint es als ob das Ampo rein als Leckerei, javanisch Que- que, genossen wird. In diesem Sinne waren auch alle Erklärun- 223 (gen, welche vornehme Jayanesen mir über diesen Gebrauch ga- ben. Die Otomaken am Orenoco von denen Hr. von Humboldt berichtet, genielsen eine Art Erde mit dem Fette von Alligato- ren und Schildkröten vermengt,(') während der an Nahrungsmit- In ärmsten Jahreszeit, allein, um die geringe Quantität, welche die Umstände ihnen verstatten zu sich zu nehmen, voluminöser machen und sich so das lästige Gefühl der Magenleere zu vermindern. Dieser Mangel anderer Lebensmittel kann hier auf Java wo alle Zeiten des Jahres hindurch die unerschöpflichste ülle von Baum-und Erdfrüchten, Cerealien, Fischen und Wild- pret vorhanden ist, niemals der Grund des Erdessens gewesen sein. Dals der Genufs des Ampo ähnliche Erscheinungen von Mesenterialphthise hervorrufe, wie das Erdessen der Neger in den westindischen Kolonien, habe ich nicht erfahren können; nie- mand hält hier das genannte Mineral, selbst in grofsen Massen zu sich genommen, für schädlich. Auffallend ist mir noch die Erfahrung gewesen, dals ein grolser und schöner Wauwau (Hy- lobates leuciscus) den ich frei in meinem Hause zu Kedongkebo herum laufen liels, mehr als ein Pfund des Ampo, dessen er die- bischer Weise habhaft geworden war, mit gröfster Begierde ver- zehrte. Ich liefs diesen Affen sein Mahl ungestört beenden, um später die Excremente desselben beobachten zu können. Die Darmentleerung zeugte sich diarrhöartig vermehrt und enthielt Koth den Ampo breiartig aufgeweicht und vermengt mit vie- n galligten Excrementstoffen. Übrigens war der Affe anhaltend gesund und munter.” Die in der Flasche hier angekommenen, vorliegenden Pro- en dieser elsbaren Erde sind zolllange Röllchen von der Dicke iner Federspule wie Zimmtröhrchen von etwa £—1 Linie icke der gerollten Masse. Sie haben auch ganz die Zimmt- r rbe, sind aber viel schwerer. Der Geruch und Geschmack ist ach empyreumatischem Öl, dem Ofenrufs oder vielmehr einer (*) Dies Citat aus dem Gedächtnils ist in sofern zu berichtigen, als ft. v. Humboldt gerade selbst bereits jene Ansicht des Pater Gumilla s man Fett und Mehl beimische, widerlegt hat und auch den starkrie- henden Leiten, nicht Kalk, als besonders beliebt, aber nur für Otomaken mschädlich erklärt hat. Ansichten d. N. 1826. p. 172. 224 viel gerauchten Tabackspfeife ähnlich, daher nicht Jedermann an- genehm. Mit Salzsäure bestrichen braust diese Erde nicht auf und im Wasser zerfällt sie sogleich und verhält sich wie ein gewöhnlicher feiner plastischer Letten von gelblich rother Farbe. Da die Röhrchen auf den ganzen Bruchflächen heller gefärbt sind als äufserlich, wo ein mehr bräunlicher Ton herrscht, so scheint man sie dem Rauche, vielleicht Tabacksrauche, ausgesetzt, nicht aber mit einer empyreumatischen Flüssigkeit äulserlich über- zogen oder getränkt zu haben. Die mikroskopische Analyse von bis jetzt 20 Proben zeigt, dafs auch dieser efsbare Letten organische Beimischungen, aber in nicht reichlicher Menge besitzt. Folgende Formen sind darin beobachtet: POLYGASTRICA 3-4. Navicula amphioxys dirhynchos Gallionella crenata? ? PHYTOLITHARIA 19. Lithasteriscus tuberculatus Lithodontium angulosum nasulum plalyodon * Sagitta Lithostylidium curvaturn falcatum * polymorphum quadratum rude Serra spinulosum Trabecula. Aus diesen 16 bis 17 Formen läfst sich, da es meist schon sonst bekannte Körper sind, erkennen, dals der Letten hierin gar keinen Charakter der Kreidebildung besitzt, wohl aber ebenso- viel, als Einzelkörper genannt sind, Charaktere hat, welche den- selben der Kreide entfremden, in der die genannten bisher ni angetroffen worden sind. Formen wie Zithost. rude komme 225 in der Kreide als verwitterte Spongolithen- Fragmente vor, sind "aber eben nicht das erstere, sondern das letztere. Ferner sind die _ Lithodontia und Lithostylidia entschieden Sülswasser, oder Fest- land-Bildungen. Es fehlt durchaus an entschiedenen Seeformen. So erscheint denn die efsbare Erde von Samarang als ein röthlicher Letten der sogenannten geologischen Tertiär-Periode, ein Sülswassergebild, welches auf die javanischen sogenannten Sekundär-Kalke aufgelagert wäre. Die gekräuselten zimmtartigen Röhrchen der efsbaren Erde im Jahre 1847, anstatt der viereckigen platten Thonkuchen von 1792, scheinen eine Verfeinerung der Cultur auch in diesen Efs- waaren Java’s anzudeuten. Auch die zwei als neu bezeichneten Formen sind wenig ausgezeichnet. II. Über die in der heifsen Quelle des Rio Taenta- "Flusses in Afrika, im Innern von Mosambik vorkom- menden mikroskopischen Organismen. Herr Dr. Peters hat im Jahre 1845 im Innern von Mo- sambik eine heiflse Quelle besucht, welche den Rio Taenta-Flufs bildet und hat daraus einen grünen organischen Absatz gesam- ‚melt, welcher bei 25° R. entstanden war. ; Der Rio Taenta d. i. heifse Fluls, entspring®® nach Herrn Dr. Peter’s Be im Lande Injaondo@ (Inhaondoe) etwa 5 Meilen von Tette aus Granitgebirg, über welchem sich ein lockeres Gestein befindet, woraus die Neger Kochsalz ge- winuen. Dieser beilse Fluls ist etwa 10 Fufs breit und 3-5 Fufs tief, fliefst von NO. her, mit dem linken Ufer an einen Bergzug streifend, nach — Meile seines Laufes in das linke Ufer des Zambeze - Flusses, etwa 125 deutsche Meilen oberhalb des A sflusses desselben. Die Ufer sind reich mit Phoenix dactyli- era bewachsen. Der gesammelte Absatz ist vom Grunde des Flusses einige Fuls vom Ursprunge der Quelle entfernt genommen, wo die Temperatur des Wassers nur 25° R. beträgt, während in der Quelle selbst an den Löchern des Gesteins woraus sie dringt das Ohermometer bis 55° R. zeigte. Der Geschmack des Wassers schwach säuerlich angenehm. An den hervorragenden Steinen 5+r* 226 des Baches setzt sich Kochsalz ab. Die Gegend der Quelle mag 4 eine ungefähre Bodenerhebung von gegen 700 bis 900 Fufs über dem Meeresniveau haben. Zur Regenzeit in den Monaten Decem- ber bis März ist sie sehr viel ergiebiger als im Juli wo der Reisende sie sah. Die mir zugekommene Probe des Absatzes ist ein kleines Päckchen, dessen Inhalt etwa 14 Cubikzoll fester Masse beträgt. Es sind grüne papierartige Filze von kurzgliedrigen Wasserfäden die in eine Gallerte eingehüllt sind, wie eingetrocknete Nostoc, mit grobem Granitsand, dessen Bestandtheile deutlich erkennbar sind. Dabei ist eine dunkelgraubraune zusammenhanglose erdige Masse. Mit Säure braust diese Masse ziemlich lebhaft auf, doch ändert sie danach dennoch ihr Volumen nicht allzuviel. Mithin enthält sie etwas, aber nicht allzuviel Kalk. | Ein Theil dieser Masse in Wasser aufgeweicht und gerührt gab eine nicht sehr dick getrübte Flüssigkeit, welche abgegossen die leichteren und feineren Theile enthielt und zu Boden fallen liefs. Verdunstende Tropfen auf Glas gaben, wider Erwarten, | keinen salinischen Crystallabsatz. Auch mit der Zunge liels sich Salzgehalt nicht wahrnehmen. Dieser geschlemmte Bodensatz wurde mikroskopisch in 40 Analysen geprüft und ergab fol- gende organische Bestandtheile des kleinsten Lebens. ' Übersicht der Arten: POLYGASTRICA 16. Arcella ecornis Navicula affinis Cocconema amphioxys Eunotia gibba Bacillum Monodon Semen ? Silicula * Fragilaria Taenia Pinnularia borealis? Gomphonema gracile Stauroneis Himantidium Arcus Tabellaria. PHYTOLITHARIA 18. Lithodontium Bursa Lithodontium rostratum furcatum Lithostomatium subrotundum nasutum Lithostylidium Amphiodon 227 Lithostylidium angulosum Lithostylidium rude biconcavum Serra Catena? spiriferum Clepsammidium * tessellatum cerenatum Trabecula quadratum Spongolithis Fustis ? Weiche Pflanzentheile 2. Einfache glatte Pflanzenhaare. Nostoe n. sp.? | Insectentheile 2. Insecten - Fuls- Fragment (glatt). Schmetterlings -Schüppchen. Anorganische Formen 2. Rhombische Crystalle (Kalkspath). Obsidian- Splitter? Aus diesen 40 Formen lassen sich etwa folgende Schlüsse ziehen: 1) Tief im Innern des östlichen Südafrikas sind die mikros- kopischen Lebensformen höchst unbedeutend charakteristisch. Nur die zwei mit Sternchen bezeichneten Arten der Polygastern und Phytolitharien sind neu und eigenthümlich. 2) Von den eigenthümlichen oder wenig ausgezeichneten Formen ist Fragilaria Taenia sammt Nostoc? in geringer Menge in der Substanz, kann aber nicht als massebildend angesehen wer- den, alle übrigen sind sehr untergeordnet. Nostoc? ist vorzugs- weise aufgesammelt worden. 3) Aufser Spongolitihis Fustis? sind alle übrigen Formen Sü swasser- oder Festlandgebilde. Von dieser Seeform sind nur , Fragmente beobachtet. Sie gehört vielleicht der wohl ter- iären kochsalzhaltigen lockeren oberflächlichen Gebirgsmasse an, elche demnach als maritime Bildung mit Beimischung einiger ulkanischer Asche (Obsidian?) bezeichnet wäre. 4) Der Kalkgehalt besteht nicht aus Polythalamien, sondern us kleinen unregelmäfsigen Crystall-Drusen. 5) Charakteristische Formen des Passatstaubes sind nicht abei. IV. Über die in einer kleinen Wasser-Probe des Ni- er-Flussesam Westrande Afrika’s beobachteten klein- ten Lebensformen. 998 Wegen der oft für Meteorologie wichtig scheinenden Bezie- hungen des afrikanischen Festlandes zu den grofsen meteorischen Erscheinungen des südlichen Europa’s und um ein, nicht nach einem System schon verarbeitetes, wissenschaftliches Material als Basis für directe Schlüsse zu geben, halte ich für angemessen eine vorläufige Mittheilung über eine einzelne interessante Loca- lität des westlichen Festlandes Afrika’s dieser östlichen anzu- schliefsen. Während meines Aufenthaltes in England im vergangenen Sommer sprach ich dort öfter den Wunsch aus, Wasser oder Flufsschlick des Niger untersuchen zu können. Herr Dr. Mac William hat die Güte gehabt mir ein aus dem, Bonny River ge- nannten, Ausfluls-Arm des Niger mitgebrachtes, 2 Unzen Wasser haltendes versiegeltes Fläschchen in seinem Original-Zustande nach Berlin zu übersenden, dessen Etikette auf Pergament die Bezeich- nung trägt From the River Bonny. Branch of Niger. W. of Afrika. Es stammt, wie ich aus der Unterredung mich erinnere, von der letzten engl. Niger-Expedition (1841) her. Das Wasser des (der Akademie zur Ansicht gebrachten) Fläschehens war und ist klar, jedoch hat sich darin eine bräun- liche Aygroerocis gebildet, welche als ein häutiges gallertartiges Wesen darin schwimmt, Am Boden ist ein schwacher Niederschlag. bemerklich, welcher beim Umschütteln das Wasser trübt, aber sich bald wieder zu Boden senkt. 2 Lebende Formen fanden sich bei der mikroskopischen Un- tersuchung des etwas nach Schwefelwasserstoff riechenden Was- sers nicht, wohl aber zeigten sich einige Spuren organischer Verhältnisse im Bodensatze. Es wurde daher das Wasser in ein reines Glas abgegossen und der Bodensatz sammt der Hygrocroeis. in 30 Untersuchungen trüber Tropfen und einzelner Theile de Hygrocrocis genau geprüft. Folgende Resultate wurden gewon- nen. ” Übersicht der Formen: POLYGASTRICA 135. Coscinodiscus eccentricus Fragılaria ? minor Gallionella crenata ? Discoplea — ? distans picta granulata 229 6 lionella laevis Pyxidicula cruciata ? procera Synedra acuta Tabellaria trinodis ? PaYTOoLITHARTA 4. Lithostylidium cerenulatum ? Lithostylidium rude quadratum ? serpentinum Weiche Pflanzentheile 6. Iygrocrocis (Jusca ) Pilus plantae laevis simplex Parenchyma cellulos. continuum dissolutum stellare Insecten-Fragmente 3 Pes insecti laevis squamosus » » ungue duplici bası Pectinato -pilosus Die aus diesen Formen zu ziehenden Schlüsse sind: 1) Von den Polygastern und Phytolitharien ist keine Form eu und eigenthümlich. 2) Es sind unter den 15 Polygastern 3-5 entschiedene See- lierchen, die Coscinodisci und die Pyzidicula, auch vielleicht beide iscopleae, alle übrigen sind sicher oder wahrscheinlich Land- rmen. Discoplea picta ist aus Mosambik und Indien als Seeform hon verzeichnet, aus Patagonien als fossile vermuthliche See- 4) Aus dem Bisherigen ergiebt sich, dafs dafs Wasser nicht he am Meere aus dem Flufse genommen ist, aber doch noch Gebiete der Ebbe und Fluth (im Fluthgebiete). Die kie- schaligen Seethierchen und der Mangel der Kalkschalenthier- en scheinen diels zu erweisen. 5) Auffallend sind die Fichtenholz (?) - Zellen. 6) Von den Gallionellen ist nur eine Art mit Ovarien, G. eis, die übrigen sind kleine Fragmente, meist nur halbe Ein- Ithiere. 230 7) Auch im Niger aufs Geradewohl geschöpftes klares Flufs- wasser in kleinster Quantität ist reichlich erfüllt mit organischem Leben. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Transactions of the zoological Society of London. Vol. Ill. Part. 5. London 1848. 4. Proceedings of the zoological Society of London. No. 78. 79. ib. 8. K. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 20. Jahrg. 1848. No. 9. 10. Wien. 4. | Kunstblatt 1848. No.22 Stuttg. u. Tüb. 4. Annales de la Societ€ entomologique de France. 2. Serie. Tome 5. Paris 1847. 8. D.F. L. von Schlechtendahl, Linnaea. Bd. 20. Heft 5. 6. Halle 1847. 8. Aufserdem kam ein Schreiben der Zoological society of London vom 11. Mai zum Vortrage, welches den Empfang der Abhandlungen der Akademie für 1845 und der Monatsberichte vom Juli 1846 bis Juni 1847 anzeigt. Zur definitiven Besprechung durch die Zeitverhältnisse nö- thig gewordener Maalsnahmen wurde eine aufserordentliche Si- tzung auf den 26. Mai beantragt und einberufen. 29. Mai. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Klug berichtete über die Australien eigenthüm- liche Lepidopteren-Gattung Synemon Doubleday, ihre‘ geringe Verschiedenheit von der dem Südlichen Amerika aus- schliefslich angehörenden Gattung Castina und die Vereinigung‘ beider Gattungen zu einer die Tagschmetterlinge, namentlic die Hesperiden mit den Dämmerungsschmetterlingen, Sphingides, verbindenden Familie. Hr. Mitscherlich theilte die Untersuchungen mit, welche Hr. Werther über die Verbindungen der Phosphorsäure und Arseniksäure mit Uranoxyd angestellt hat. { 231 Das Uranoxyd zeigt bekanntlich in seinen Verbindungen mit Säuren so abweichende Eigenschaften von denen anderer Basen mit 3 Atomen Sauerstoff und andererseits eine solche Regelmälsig- keit, indem meistens 1 Atom Uranoxyd mit 1 Atom Säure sich verbindet, dals Hr. Werther die Untersuchung der phosphor- sauren und arsensauren Verbindungen dieses Oxyds für besonders "interessant hielt, um zu erforschen, ob die drei Atome Wasser des Phosphorsäure- und Arseniksäuretrihydrats durch 3 Atome ° Uranoxyd ersetzt werden könnten, ob also in gewissen Verbin- dungen der Phosphorsäure und Arseniksäure mit Uranoxyd das ungewöhnliche Sauerstoffverhältnils der Basis zur Säure = 9:5 sich zeige. Die Verbindungen, welche Hr. Werther darstellte und untersuchte, sind ‚folgende: (8 + 28) B + 3H und (d + 2H) Äs + 38 sind die sau- ren Verbindungen, welche in kleinen gelben Krystallen sich aus- scheiden, wenn Uranoxyd in überschüssiger Phosphorsäure oder Arsensäure gelöst und stark eingedampft wird. Die Salze verlieren bis 130° und 140° 3 Atome Wasser, die andern 2 Atome gehen erst bei stärkerer Hitze fort. Das arseniksaure Salz verliert durch starkes Glühen zuletzt einen Theil seiner Säure. (&° +8) P + 3# bildet sich bei der Behandlung von Uran- 'oxyd mit verdünnter Phosphorsäure, (4?+H)PH-+8 beim Zu- _ satz von Phosporsäure zu einer Lösung des essigsauren Uranoxyds. Beide Salze sind gelbe Pulver, das erstere amorph, das zweite ‚krystallinisch, unlöslich in Wasser, löslich in starken Säuren und in kohlensaurem Ammoniak. Ein entsprechendes arseniksaures Salz (U? +H)Äs-+ SH läfst sich auf ähnliche Weise darstellen, ‚sowohl wenn essigsaures Uranoxyd mit Arseniksäure versetzt, als auch wenn Uranoxyd mit verdünnter Arsensäure behandelt wird, oder wenn man neutrales arsensaures Natron zu einer Uranoxydlösung setzt. Es ist ein gelbes bald amorphes, bald kry- stallinisches Pulver, welches sich gegen Säuren und kohlensaures Ammoniak wie das phosphorsaure Salz verhält. Der Versuch, ein phosphorsaures und arsensaures Salz mit Atomen Uranoxyd darzustellen gelang nicht. Beim Zusatz einer Lösung des basisch phosphorsauren Natrons zu der eines 232 Uranoxydsalzes fiel, wenn das Natronsalz im Überschufs vorhanden war, ein dunkelgelbes Pulver, welches aus (Na + U?) P +5’p bestand. Waren bei der Fällung die beiden sich zersetzenden Salze in ungefähr gleichem Atomgewicht vorhanden, so schied sich ein hellgelbes Pulver von (4? +H) P + WP +xH aus, Durch Hinzufügung eines Überschusses von basisch arsen- saurem Natron zu salpetersaurer Uranoxydlösung bildet sich ein Salz, welches aus (Na + 3?) As + 5H besteht. Dieses, so wie das eben erwähnte phosphorsaure Salz, welches Natron enthält, werden durch Essigsäure zersetzt, was bei den andern phosphor- sauren und arseniksauren Salzen mit 2 Atomen Uranoxyd nicht der Fall ist. Die phosphorsauren Salze wurden auf folgende Weise unter- sucht: nachdem ihr Wassergehalt auf die gewöhnliche Weise ermittelt war, wurden sie in ein schmelzendes Gemenge von ver- kohltem weinsauren Kali-Natron eingetragen, dessen Kohle eine Reduktion des Uranoxyds zu Oxydul bewirkte und so eine leichte Trennung vom phosphorsauren Alkali möglich machte, indem bei gehöriger Vorsicht die Phosphorsäure sich nicht reducirt. Die letztere wurde im Filtrat auf die übliche Weise durch Ammo- niak und Magnesiasalz bestimmt, das Uranoxyd aber durch Lösen des Oxyduls in Salpetersäure und Fällen der Lösung mit Ammo- niak. Die arsensauren Salze wurden in Salzsäure gelöst, mit schweflichter Säure und dann mit Schwefelwasserstoff behandelt, das Schwefelarsenik in Ammoniak gelöst, filtrirt abgedampft und gewogen, dann mit Königswasser oxydirt, die entstandene Ar- seniksäure an Eisenoxyd gebunden und dieses gewogen. Da die Methode, die Arseniksäure quantitativ zu bestimmen, 1A unvollkommen und weitläufig ist, so versuchte Hr. Werther diese Bestimmung durch Uranoxyd vorzunehmen. Er fand, dals wenn basisch oder neutrales arsensaures Alkali mit Essigsäure übersättigt und mit essigsaurem Uranoxyd im Überschuls versetzt wird, stets dieselbe Verbindnng der Arsensäure mit Uranoxyd dd: + #) As + 8H niederfällt, welche bei vorsichtigem Glü- hen 3? Äs zurückläfst. Diese Methode, die Arsensäure zu be- stimmen, erfordert nicht mehr Vorsicht als die, durch eine Eisen- 233 oxydlösung von bekannten Eisengehalt, ist aber viel einfacher und kürzer zum Ziele führend. Durch die sichere Trennungsart des Uranoxyds von der Phosphorsäure veranlafst, untersuchte Hr. Werther auch den Chalkolith und Uranit. Er fand für beide dieselbe Zusammen- setzung in 100 Th. wie Berzelius, und nimmt dafür die schon von Hrn. Mitscherlich in seinem Lehrbuch aufgestellte For- mel: (Cu + g°) P+8H und (Ca+U?) P+SH an, statt der andern Cu? P +25? P + 24H. Jene Formel ist unstreitig defshalb vorzuziehen, weil es Hrn. Werther gelang, die Ver- ‚bindung, in welcher Kupferoxyd enthalten ist, künstlich darzu- ‚stellen, indem er das oben erwähnte Salz (U? + H) P +SH mit einer Lösung von basisch essigsaurem Kupferoxyd digerirte, Er erhielt dadurch ein grünes in Essigsäure unlösliches Pulver; welches bei der Analyse 8,7 p. C. Cu und 14,6°H gab, und diese Zahlen kommen der berechneten Zusammensetzung des Chal- koliths (8,44 Cu und 15,32H) sehr nahe. Ein ähnliches Salz 'kann man auch mit dem (U? + H) Äs + 8H darstellen; es be- eht aus (Cu+U?) Äs + SH. Ferner theilte Hr. Ehrenberg mit: I. Beobachtung zwei generisch neuer Formen des Frühlingsgewässers bei Berlin als lebhaft grüner Was- serfärbung. Das früh eingetretene Frühjahr mit den mancherlei Witte- rungs-Eigenthümlichkeiten scheint auch für die mikroskopischen Lebensformen einige Besonderheiten bewirkt zu haben. Jeden- falls sind vorkommende neue Formen bei Berlin seit Jahren schon twas ganz Ungewöhnliches. Seit dem Jahre 1838, wo das grö- se e Infusorien-Werk publicirt wurde, nun 10 Jahre, haben ich immer nur dieselben generischen Formen, welche dort ver- eichnet sind auffinden lassen, selten neue Arten, höchst sel- en und einzeln ein neues Genus, so Stephanodiscus 1844 und rochogonium 1846. Auch auf neueren Reisen am Rhein, in rankreich, Belgien und England, so wie bei wiederholt monate- ingem Aufenthalt in Wismar in Mecklenburg an der Ostsee haben 234 sich in allen diesen Gegenden immer dieselben Formen in den verschiedensten Verhältnissen wiedergefunden. Die neuen Genera, welche Dr. Werneck bei Salzburg in einer langen, durch die zahlreichen schönen im Besitze der Akade- mie befindlichen Zeichnungen und mehrere im Wasser selbst ein- gesandte Formen beglaubigten Beobachtungszeit gewonnen hatte (s. die Monatsber. d. Akad. 1841. p. 377.) sind in einem richtigen Verhältnifs damit. Es sind nur wenige. Spaltungen schon be- kannter grölserer Formenreihen in anderen als den bisherigen Richtungen, oder in mehrere kleinere Gruppen sind andersar- tige Bemühungen, die nicht wirklich Neues geben. Auf diese Weise haben Andere viele neue generische Namen neuerlich aufgestellt. Die in diesem Jahre angezeigten 8 neuen Genera von Bern in der Schrift: Blepharophora Nymphaeae, ein Bei- spiel automatischer Wimperbewegung im Pflanzen- reiche nebst einigen Erörterungen über Sporozoidien, Infusorien, Bacillarien, welche sehr wesentliche Änderun- gen in der Ansicht der Infusorien-Structur verlangt, sind, ohne weitere Bezeichnung, nur als Namen bisher gegeben worden. Auch ist es deshalb zweifelhaft, ob sie wirklich eigenthümlich sind, weil das sogenannte neue Pflanzen- Genus, Blepharophora genannt, nur ein unentwickelter längst bekannter Blumenpolyp, Haleyonella reptans oder articulata ist, dessen ganze Natur, der 3 Tafeln Abbildungen in quarto ungeachtet, unerkannt blieb, dessen Wirbeln für automatische Wimperbewegung, und dessen bekannte Eier im Leibe für Samen gehalten worden. In der- selben Schrift ist eine andere neue Pflanzen-Form von Bern beschrieben und abgebildet als Gloeocapsa polyzonia, welche offenbar auch keine Pflanze, sondern Eier irgend eines Wasser- thierchens, wahrscheinlich einer kleinen Schnecke (Planorbis) sind. Es ergiebt sich hieraus, dals der Beobachter offenbar nicht die Garantie einer richtigen scharfen Auffassung der noch weit fei- neren übrigen Details gegeben hat, zumal die Abbildungen eini- ger Bacillarien gänzlich verfehlt sind und ihre Bezeichnung als neue Arten gar kein Gewicht bat, da sie nicht einmal den ge- nannten Generibus angehören. (') (‘) Auf eine gleiche Weise hätte der fleilsige Autor des neuen Genus 235 Wegen dieser Verhältnisse der schon entschiedenen Selten- heit wirklich neuer Genera auch mikroskopischer Organismen _ in Europa, wie der grölseren, ist es auffallend und bemerkens- werth, dafs jetzt in Berlin in einem Wasserständer der Strafse sich in überschwänglicher Menge mit einander und mit Chloro- ‚gonium euchlorum 2 neue Genera entwickelt zeigen, welche le- bend noch heut vorgezeigt werden können, und von denen nie vorher eine Spur bei Berlin oder sonst wo erkannt worden ist, die auch nur jedes in Einer Art vorhanden sind. Das ganze Wasser des grofsen Behälters ist schön grün gefärbt durch die weit überwiegenden Massen einer dieser Formen. Bei der Feststellung der Charactere dieser 2 neuen For- men zeigte sich, dals eine derselben ein tiefer greifendes Inte- resse gewinnt. Sie palst nämlich in keine der bisher aufge- stellten Familien - Gruppen der Polygastern. Dennoch ist sie nicht ohne Vorbereitung durch eine schon früher bekannte Bil- “dung. Beide gehören den panzerlosen Monaden im allgemeinen - an, allein wenn die durch unvollkommene Selbsttheilung Polypen- stöcke bildenden Formen von der Monaden -Familie auszuschlie- fsen sind, so bildet eine der Formen eine Familie für sich, wel- ‘che jedoch in der (Monas polytoma) Polytoma Uvella als exi- stirender Bildung schon eine vorläufige Andeutung hatte. Aus einer einzelnen Form eine eigene Familie zu bilden schien damals eines zollgrofsen Doppelthierchens (Syngamus trachealis, Wiegmanns Ar- ‚chiv 1836 p. 104.) welchen, nach Publication seiner genauen Anatomie desselben, erst ein Anderer darauf aufmerksam machen mulste, dals es, wie er selbst (Wiegmanns Archiv 1837 p.256.) anerkennt, „nichts anders ist als ein in der Begattung begriffnes Strongylus-Pärchen” doch in der 1845 er- hienenen vergleichenden Anatomie vorsichtiger die Wissenschaft vor neuen Meinungen über die Organisation der mikrosk. Organismen schirmen sollen, die leicht hinein, aber schwer herausgebracht werden, denn be- kan ntlich erörtern die meisten Schriftsteller nicht das Wahre, sondern das Falsche in langen Worten und unnöthigen Schriften. Mit dieser kurzen Bemerkung, welche auch das Göttinger, namentlich in dieselbe Auffassung eingehende, gerade in diesem Theile von eigener Beobachtung aber gar kein Zeugnils ablegende Lehrbuch der Zootomie (1843, abgeschlossen 1847) trifft, entledige ich mich vorläufig der Pflicht einer vielleicht schon ausreichenden Antwort. 236 (1838) nicht zweckmälsig, daher wurde die Form mit Bemer- kung der Eigenthümlichkeit den Monadinen angereiht, bei wel- chen ohnehin viele beerenartige Bildungen, als periodische Ver- einigungen, nicht aber als Monadenstöcke vorkommen. Jetzt ist es offenbar zweckmälsiger Polytoma mit der neuen Form als 2 Genera einer besonderen Familie zu trennen. Folgende Charactere sind demnach anwendbar: HYDROMORINA Nova familıia: Familie der Wasserbeeren. Character: Animalia polygastrica anentera (tubo intestinali desti- tuta) gymnica (non appendiculata) et corpore uniformi Mo- nadibus simillima, sed spontanea divisione imperfecta in po- Iyparii baccati lorica destituti formam divisa, perfecta demum divisione singula libera eundem evolutionis circulum repetitura. Genera: Polytoma (') et Spondylomorum. Spondylomorum Nov. Gen. Wirtelbeerchen, Wirtel- beerenthierchen. Animal ex Hydromorinorum familia ocello dorsali instructum, cauda nulla, spontanea divisione in formam baccae verti- cillatae divisum. Sp. quaternarium, geviertes Wirtelbeerchen. Sp. animalculis alterne quater quaternis viridibus, postremis acu- 1m tioribus, proboscidibus 4-5. Longitudo polyparii — ;;”, sin- 1m guli animalculi — Diese merkwürdige stets aus 16 Thierchen bestehende neue Form erinnert an das ebenfalls stets 16 Thierchen enthaltende Gonium pectorale, dessen Thierchen aber in Einer Ebene si- tzen und mit ihrem Gallert- Mantel, der hier fehlt, ein sehr zier- liches schwankendes viereckiges Täfelchen bilden. Die Bewegung der Beeren ist um ihre Längsaxe und zu- gleich in der Richtung der Axe nach vorn und rückwärts. Die Beeren zerfallen zuletzt in ihre kleinen Einzelthiere, welche dann wieder in 16 Theile auf einmal getheilt erscheinen und dann erst zu den grölseren Beeren heranwachsen. So drän- gen sich kleine Beeren zwischen den grofsen umher. Am Rande der Tropfen sieht man die kleinen am besten. (‘) Der Name Polytoma ist als Polytomus schon früher angewendet. Man kann bei den Polygastern dafür später Hydromorum setzen. 237 Das zweite neue Genus ist: Chloraster, Nixensternchen. Animal e familia Monadinorum solitarium ecaudatum ore termi- | nali, ocello frontali, medio corpore sensim verrucis radiato. Glenomori et Phacelomonadis generibus affınis anguloso- radiata forma: Chl. gyrans, drehendes Nixensternchen, Drehsternchen: colore viridis, corpore medio fusiformi utroque fine acuto, radiis mediis in verticillo quaternis, primum obtusis, dein sub- acutis, proboscidibus 4-5. Magnitudo — 41; ”. Die ausgebildete Form dieses sehr beweglichen und zierli- chen kleinen Thierchens bildet ein regelmälsiges Achteck, wenn man sich seine 6 Spitzen durch Linien verbunden denkt. Es dreht sich rasch um seine Axe und schwimmt dabei nach allen Richtungen kreiselartig sehr schnell. Man findet es am Rande der Tropfen am leichtesten auf. Die 4 Höcker erinnern an die Knospenstellung bei Hydra, allein ich sah keine Entwickelung der Strahlen in dieser Art. Die Fortpflanzung habe ich nicht beobachtet. Bei beiden Formen ist die innere grüne Färbung körnig, daher wohl der Eierstock. Rundliche einzelne Drüsen haben beide. Contractile Blasen sah ich nicht. Dals solche Formen samt Chlamidomonas und Chlorogo- nium keine sogenannten Sporozoidien sind, findet jeder Unbefan- gene leicht darin erwiesen, dafs sich Pflanzen, zu denen sie ‚gehören könnten und überhaupt Algenpflanzen, da gar nicht fin- den, wo sie in zahllosen Mengen vorkommen (in Regentonnen ind s. w.) und dals sie da gar nicht oder sehr zufällig verein- zelt vorkommen, wo die Pflanzen sich kräftig entwickeln, deren Samen man so fälschlich mit einigen verglichen hat. (') -(") Heut am 26. Juni, wo dieser Aufsatz zum Druck kommt, sind in lemselben Wasserständer (Feuerkübel) der Strafse noch dieselben zahllo- en Thierchen, ohne sich in der Form verändert zu haben, das Wasser irbend. Chlorogonium ist mehr vorherrschend und hat eine etwas mehr elblich- -grüne Farbe als Spondylomorum und Chloraster. Im Glase sammelt ich Chlorogonium an der Oberfläche der Lichtseite und die beiden neuen ‘ormen halten sich nahe dem Boden auf. 238 II. Über eine neue einflulsreiche Anwendung des po- larisirten Lichtes für mikroskopische Auffassung des Organischen und Anorganischen. Erste Mittheilung, die Anwendung auf die kleinsten Organismen und die biolithischen Kiesel- und Kalk-Gebirgsarten betreffend. Wenn das polarisirte Licht, welches auch bei mikroskopi- schen Untersuchungen einzelne überaus auffallende und glänzend eigenthümliche Erscheinungen (wie beim Stärkmebl (Kartoffel- mehl), den Kalkprismen der Muschelschalen, der Holz-, Flachs- und Baumwollenfasern) dem Auge bietet, noch gar kein den Hoffnungen gemäfses allgemein einflulsreiches wissenschaftliches Resultat ergeben hat, so hat dies doch nur an der Anwendung nicht an dem kräftigen Entwickelungsmittel gelegen. Hoffentlich gelingt es durch gegenwärtige Mittheilungen das Interesse der Beobachtung einem, der einflulsreichen Anwen- dungsart nach neuen, entwickelnden Gesichtskreise solcher For- schungen beharrlich zuzuführen. Schon seit mehr als 30 Jahren beschäftigten sich nach Arago’s und Brewster’s Vorgange Physiker und Physiologen mit der Anwendung des polarisirten Lichts auf mikroskopische Objecie, und schon seit mehr als 10 Jahren weils man auch, dals Haare, Horn, Knochen- und Zahngewebe doppelt lichtbrechende Eigen- schaften haben, mithin bei Anwendung des polarisirten Lichtes“ durch Frauenglas-Blättchen bunt erscheinen. Am auffaliendsten für organische Verhältnisse war Biot’s Entdeckung des so über- raschenden Lichtbildes im Amylum 1837 (Comptes rendus V. 905.), welches Herrn Biot selbst so sehr imponirte, dafs er später (1844) die wunderbare, aber nicht zu begründende Vor- stellung gewann, dals die Armylum-Körnchen Früchte sein mülsten. Man hätte demnach eine rasche Entwickelung einer ganz neuen und tieferen Ansicht der Elementarstoffe und der feinsten Structur der Organismen erwarten sollen, allein die Aufhellung dunkler organischer Structur ist nur in weniger bedeutenden, u 239 keine fruchtbaren allgemeinen Schlüsse erlaubenden Einzelheiten damit gelungen. Neulich haben sich durch Anregung und Erläuterung des "Gegenstandes ganz besonders Hr. Prof. Boeck (Buk) in Chri- stiania, später Dr. Carpenter in London und zuletzt auch Hr. Dr. v.Erlach in Berlin und Bern, verdient gemacht. Das Geschichtliche nur hier in soweit noch berührend, als das Resultat der Untersuchung bis in die neueste Zeit als Karnd- sätze aufgestellt hat: — dals die meisten organischen Substanzen im höheren oder geringeren Grade doppeltbrechend, keine an sich einfach bre- chend sei, — dals die Doppelbrechung bei Pflanzen - Theilen stärker sei als bei Thiersubstanzen und — dafs sie im jüngeren Zustande der Theile schwächer, im älteren stärker sei. Obwohl ich mich seit 10 Jahren von Zeit zu Zeit mit der ‚Anwendung des polarisirten Lichtes beschäftigt habe, so ist doch erst neuerlich die besondere Anwendung so fruchtbar geworden, dals ich allmälig die Resultate der Akademie mitzutheilen für ützlich hielt, und eine vorläufige Anzeige davon zu machen ich angeregt fühle. A. Allgemeine Verhältnisse des polarisirten Lichtes bei mikroskopischer Analyse besonders des Organischen. . Die Anwendung des polarisirten Lichtes ist für die Analyse des Organischen keineswegs das zweckmälsigste Beleuchtungs- mittel, sie gleicht oft nur einem Sehen durch farbiges Glas und hat dessen Nachtheile für die Schärfe der Untersuchung. . Da dickere und dünnere, jüngere und ältere Platten. einer und derselben organischen Substanz sich entgegengesetzt ver- halten, so läfst sich durch Verschiedenheit oder Gleichartig- keit der Erscheinungen nie sicher auf die Übereinstimmung oder Verschiedenartigkeit der Substanz und der Structur - schlielsen. ‚, Auch die scheinbar übereinstimmendsten Structurverhältnisse des Organischen verhalten sich optisch bei polarisirtem Licht zuweilen völlig entgegengesetzt Vergl. C. 1. 240 4. Das polarisirte Licht analysirt chemische Mischungsverhältnisse und unorganische Aggregations- Zustände unmittelbar, die or- ganischen Structurverhältnisse aber nur mittelbar und erläu- tert sichrer die Substanz als die Structur. 5. Die bisherige Behauptung, dafs keine der organischen Sub- stanzen an sich einfach lichtbrechend sei, aus dem Grunde, weil ältere, entwickeltere und dickere Verhältnisse Doppel- brechung zeigen, welche bei jüngeren und dünneren nur schwächer, defshalb nicht bemerklich sei, ist eine nicht halt- bare Meinung, welche durch die Existenz zahlreicher vollen- detentwickelterund dennoch kein Lichtbild zeigen- der organischer Substanzen widerlegt wird. Vgl. B. 1. 5-7.9. 6. Man kann den doppeltbrechenden organischen Substanzen zu- weilen deutlich diese Eigenschaft nehmen, ohne nachweisliche Veränderung ihrer organischen Structur und man kann auch dieselbe solchen, welche sie nicht haben, geben. Vgl. C.1. A. 8. 7. Auch bestimmte optische Bilder in organischen Substanzen lassen sich willkührlich methodisch ordnen oder verändern, ohne Veränderung der Structur. Ein einfaches gestrecktes Haar zeigt die Farben in linearer Ordnung. Dasselbe in Ca- nadabalsam spiralförmig zusammengelegte Haar zeigt die Far- ben als Kreuz. 8. Organische Häute und Zellen sind oft so lange doppelt licht- brechend, (wie Luftblasen im Wasser) als sie mit Luft erfüllt sind, mit deren Entfernung aber einfach lichtbrechend. B. Wichtige specielle Anwendung. So wenig organische Gewebe im Allgemeinen durch pola- risirtes Licht einer wissenschaftlich sicheren Erläuterung zugäng- lich sind, so hahen sich doch folgende im Grolsen ein- flulsreiche organische Verhältnisse neuerlich feststellen lassen. 1. Keines der bisher beobachteten lebenden polygastrischen In- fusorien erscheint, auch bei vollendeter Entwicklung seines Organismus, im ganzen Gewebe doppelt lichibrechend. Da- durch dals Spirogyren und Conferven sich deutlich durch Doppellichtbrechung als Pflanzen zu erkennen geben, wird die einfache Lichtbrechung der Gallionellen ein neuer An- schlufs dieser an die polygastrischen Thiere. Eeiosperma mit 241 4 seinen bewegten Samen verhält sich doppelt lichtbrechend ‚wie Pflanzen, das selbstbewegte vielbestrittene Closterium wie ein polygastrisches Thier. Oscillatorien und sehr feine Hy- grocrocis - Arten erscheinen einfach lichtbrechend. Frstere sind zweifelhafter Natur, letztere nur ungünstig für die Be- urtheilung. Die Seeschwämme zeigen in ihren weichen Fasern prächtige doppelte Lichtbrechung wie Pflanzen und ihre Kieseltheilchen verhalten sich, wie Phytolitharien, einfach lichtbrechend. Ebenso die Kieselnadeln der Spongila. 3. Die Wasser- Älchen Anguillula (Vibrio Anguillula) habe ich 4830 ihres Organismus halber zuerst von den Infusorien ent- fernt und den Rundwürmern zugesellt. Sie zeigen Farben wie Ascariden und Naiden, nicht einfache Lichtbrechung wie die fadenartigen Infusorien Uroleptus Filum und Spirostomum ambiguum, sind also auch optisch allerdings keine Infusorien. Ebenso verhalten sich die Spermatozoen nicht wie Infusorien. . Man weils durch Hrn. L. v. Buch’s Abhandlung über die Si- licification 1828, dafs der kalkartige Theil der Muscheln nicht formloser kohlensaurer Kalk, sondern kleine wirklich krystal- linische Kalkspath-Prismen sind und die Knochen der Thier- körper erklärte derselbe damals für Apatit. Hr. Prof. Gray hat 1833 die Conchylien in krystallinische und unkrystallini- sche systematisch geordnet. Hr. Dr. Carpenter erklärte seit 1843 mit Hülfe des polarisirten Lichts, dafs doch alle Mu- schelschalen, auch die nicht deutlich fasrigen, krystallinisch sind ('). Dies Resultat durch polarisirtes Licht ist das bis- her am allgemeinsten interessante. Mir ist es gelungen, das- ‚selbe Verhältnils bei den sämtlichen Polythalamien (auch der Kreide) nachzuweisen, wodurch die sonst unerreichbare Stru- -_(*) The structure of all shells appears to me to be equally erystalline. mals and Magaz. of nat. hist. Dec. 1843. Den Zustand der apatitartigen Kalkerde in den Knochen hält Hr. Car- enter nicht für krystallinisch. Hr. Dr. Carpenter hat die Freundlichkeit gehabt mir bei meiner An- esenheit in England im vorigen Sommer eine ganze Reihe seiner geschlif- Muschelpräparate als Geschenk zu geben, wodurch ich im Stande n die Sauberkeit derselben und die Structurverhältnisse zu bestätigen. SIAK SI doppelt brechend vorgekommen, welche im lebenden Zustande einfach lichtbrechend sind. Ist hier allmälig der glasartige Zustand in den krystal- linischen übergegangen ? . Gewils auffallend und wichtig ist die Eigenthümlichkeit der . So wenig die in Europa, Nordafrika, Süd- und Nordamerika, . In gleichem Verhältnifs einfacher Lichtbrechung fand ich . Das Verhältnifs der Phytolitharien gewinnt noch dadurch ein 242 etur dieser kleinen Schalen sich der der Muscheln so anreiht, dafs sie der optischen Farben halber ebenfalls als krystallisir- ter Kalk, als Kalkspath erscheinen. Sämtliche Kalktheile der Korallen und Echinodermen, welche von mir als Zoolitharia bezeichnet worden, zeigen denselben doppeltbrechenden Cha- racter. Kieselschalen bei den Polygastern, dafs sie weder den häu- tigen Pflanzenzellen, noch auch den Muschelschalen sich gleich verhalten. Sie sind unkrystallinische Kieselerde, wäh- rend auch die kleinsten Kalkschalen der Polythalamien kry- stallinische Kalkerde sind. Diese Kieselschalen der Poly- gastern sind also opalartig oder glasartig ('). Dals sie ein eigenthümliches specifisches Gewicht haben, hat neuerlich Graf Schafgotsch ermittelt. so wie auf den Philippinen-Inseln Asiens Gebirgsmassen bil- denden Kieselschalen der polygastrischen Infusorien doppeltlichtbrechend und krystallinisch sind, so wenig sind es auch die auf den Antillen-Inseln in Barbados Gebirgsmassen bildenden Kieselschalen der ganzen zierlichen Poly- ceystinen-Klasse. sämtliche geformte Kiesel-Absonderungen der Pflan- zen, die ich als Phytolitharia bisher systematisch geordnet und übersichtlich gemacht habe, deren Einfluls auf ganze Gebirgs- massen von mir ebenfalls und als selbstständig von der Insel Ascension gemeldet worden ist (Monatsber. 1846 p.191.). besonderes Interesse, dafs es sich von der Bildungsweise des Kieselsinters heilser Quellen und anderer anorganischer Ver- hältnisse absondert. Der Kieselsinter bildet sich nicht nach Art des Tropfstein-Kalkes und Sprudelstein-Kalkes in über- einander stehenden fasrigen Schichten, er hat vielmehr einen (‘) Nur in fossilen Verhältnissen sind mir zuweilen solche Formen EN 243 durchaus unfasrigen, im Äulsern oolithartigen mikroskopischen Anfang, auch da wo er gestreift und netzartig erscheint. Er ist einfach lichtbrechend wie Opal. Ebenso bilden sich die von mir angezeigten Kiesel - Steinkerne der Infusorien in den Braunkoble - Tripeln, welche auch von ihren Anfän- gen an einfach lichtbrechend sind, während die Schalen zu- weilen allmälig doppeltbrechend geworden. Weder solche oolithische Anfänge, noch auch concentrische Ablagerungs- schichten und Streifungen sieht man bei Phytolitharien, welche unzweifelhaft Concretionen der Kieselerde auf kaltem Wege sind und sich, wie einfache Crystallisationen ohne Blätterdurchgänge und ohne Flächen verhalten, d. h. wie die Körper, welche ich (Monatsb. 1840 p. 136) Morpholithe genannt habe. Übrigens ist, meinen Beobachtungen nach, der Kieselsinter des Geyser zwar stellenweis doppelt licht- brechend, allein nur da wo er fremde Einschlüsse hat, also niemals krystallinisch. . Auch die Geolithia sind eine ganze Gruppe einfach lichtbre- chender thierisch - organischer Kieseltheile, zu denen die fas- rigen Kieselkerne einiger Anthozoen (Halinerna Gray) gehören. . Aus den bisherigen Mittheilungen ergiebt sich, dals sich in allen mergelartigen Gebirgsmassen organische Kie- seltheile von allem beigemischtem unorganischen, nicht vulkanischen Quarzsand auch optisch leicht unterschei- den lassen, während chemisch dies unerreichbar ist. - Vulkanischer Sand und Staub (Bimstein oder Obsidian-Frag- mente) sind von allem unorganischen Quarzsande durch ein- fache Lichtbrechung, von allen organischen Kieseltheilen durch > Unregelmälsigkeit der Formen zu erkennen. Opalfragmente werden durch die Nebenverhältnisse wohl stets hinreichend erläutert. . Diese Charakteristik findet eine wichtige Anwendung in der mikroskopischen Analyse des atmosphärischen Passat- Staubes, dessen vorherrschende Mischung auf diesem Wege allein mit Sicherheit als nicht vulkanisch erkannt wird, während ande- __ rerseits wahre vulkanische Beimischungen, aufser der Form, durch den optischen Charakter noch eine neue Stütze fin- den. 244 C. Andere merkwürdige Einzelheiten. 1. Das schönste aller einfachen optischen Bilder in organischen mikroskopischen Verhältnissen ist bei 100 maliger diametraler Vergrölserung ein breites zweifarbiges (blaues und gelbes, im rothen Grunde violett und goldgelbes) Strahlen- Kreuz der schildartigen Pflanzenschuppen, welche die Blätter der Hip- popha£& rhamnoides und besonders E/aeagnus argentea bedek- ken ('). Sie müssen nicht auf Glimmer sondern auf Glas in Wasser liegen. Die organisch ganz ähnlich gebildeten Schuppen der Blätter des Ölbaums und des ARhododendrum ferrugineum geben kein solches Farbenbild. Die Schuppen der Tillandsia usneoides geben ein ähnliches aber anderes, weniger regelmä- fsiges Bild. Das von Hrn. Biot entdeckte farbige oft un- gleiche Bild im Stärkmehl ist in farbigem Lichte zwar präch- tig, aber bei weitem prächtiger ist das breite von mir ent- deckte zweifarbige regelmälsige Kreuz der Pflanzenschuppen. . Durch Schwefelsäure kann man diesen Pflanzenschuppen, ihre optische Eigenschaft ganz nehmen, ohne irgend die Structur sichtlich zu verändern. Ähnliches geschieht beim Fichten- [5e} holze u.s.w. Es scheint die Schwefelsäure sich mit einem Überzuge der Schuppen (Amylum?) zu einer in Wasser auf- löslichen Substanz (Zucker? Dexzrine?) zu verbinden. Jod färbt diesen Überzug nicht. 3. Dafs die Schiefsbaumwolle im polarisirten Lichte nicht mehr die Doppelbrechung der natürlichen Baumwolle zeige, wird in Poggendorff’s Annalen 1847 von Hrn. Apotheker Kindt in Bremen mitgetheilt. Dafs dies nicht stets der Fall ist geht daraus hervor, dals Schielsbaumwolle, welche ich besitze, im- mer noch doppeitbrechend ist und dabei rein explodirt. Viel- leicht macht die neuere Bereitungsart mit einer Mischung aus Schwefelsäure und Salpetersäure zuweilen jene Wirkung. 4. Versteinertes Holz ist in seinen Zellwänden einfach lichtbre- chend, in den oft zahlreichen scheinbaren Zellkernen der Monokotylen sehr stark doppelt brechend. Diese Zellkerne (') Ähnliche überraschende Bilder geben die sternförmigen Haare der jungen Epheu- Triebe (Hedera Helix), vieler Cistus-, Malven-, Hieracium- und Croton- Arten u.s.w. Alle sind weniger schön als das des Zlaeagnus. 245 sind daher keineswegs etwa Chlorophyll, sondern deutlich krystallinischer Art. Auch sind dergleichen Einschlufs-For- men deshalb niemals Infusorien. . Die den versteinerten Pflanzen in der Structur sehr ähnli- chen Bryozoen als Einschluls der Feuersteine sind im Steine selbst doppelt brechend (kalkhaltig und krystallinisch). . Die Schwämme (Spongien) der Feuersteine sind einfach lichtbrechend, obwohl die Seeschwämme doppelt lichtbre- chende Fasern haben. Die Substanz verhält sich demnach wie die der versteinerten Pflanzen, sie ist wohl durch opal- artige Kieselmasse ersetzt und als Pflanzensubstanz nicht vorhanden. Moos-Achat ist in seiner Achat-Substanz, wie aller (stala- etitartig krystallinische) Achat doppelt lichtbrechend. Das grüne scheinbar organisch erhaltene Confervengebild oder Moos ist einfach brechend, nicht wie organisch erhal- tene Pflanzenzelle, vielmehr unorganischen eigenthümlichen Dendriten ähnlich. . Die im Palagonit auf Island vorkommenden mikroskopischen Ringe und Kugeln hat man neuerlich ebenso für Infusorien gehalten, obwohl sie viel zu unregelmäfsig und unbeständig in ihrer Gröfse dazu sind. Sie sind aber auch deutlich durch ihre Doppelbrechung abweichend charakterisirt und krystal- linischen concentrischen Ausscheidungen oder traubenförmi- gen Bildungen (den ja oft augenartigen des Achats) ähnlich, während die gelbliche Hauptmasse des Palagonits sich, dem - Opale gleich, einfach lichtbrechend zeigt. 9. Die von mir als Pyxidieula prisca bezeichneten runden sehr gleichförmigen Körper im Opal von Steinheil u. s. w. sind - nicht doppelt lichtbrechend, verhalten sich daher allerdings auch optisch wie Polygastern- Schalen. Die im milch- und leberfarbenen Feuer-Opal von Zimapan früher von mir angezeigten sechsseitigen, an beiden Enden abgestutzten stabförmigen Crystalle sind auf diesem opti- schen Wege in sofern einer neuen Critik zugänglich, als sie in allen Lagen einfach lichtbrechend erscheinen wie die Opal- Masse selbst. Quarzerystalle sind sie sicher nicht. Sind sie daher den lokalen crystallinischen Ausscheidungen im 246 Fensterglase ähnliche Crystallisationen der Opal- Masse?! (Monatsber. 1845. p. 150). 11. Der Quarzsand der norddeutschen Ebene und der Meeres- Dünen vieler Küsten der Erde sind nie amorphe Kiesel- erde, durch Nachlals vormaliger Meereswärme, dem Kiesel- sinter am Geyser gleich, entstanden, sondern es sind somit nachweislich crystallinische stark doppeltbrechende Quarz- fragmente. Gerade so verhält sich der, wohl niemals amorphe, Quarz im Granit. Solcher Sand ist als Beimi- schung in Kalkmergel-Gebirgsarten mit polarisirtem Lichte — sogleich zu erkennen. 12. Die Schalen der Entomostraca sind doppelt lichtbrechend, wie Muschelschalen, also krystallinisch, die Schalen der Rä- derthiere: Brachionus, Anuraea, Noteus u. s. w. auch der grölsten, sind einfach lichtbrechend. 2 13. Die zwei Zähne des früher oft bei den Infusorien verzeich- neten, von mir ausgeschiedenen, kleinen Wasserbären (Ar- ctiscon) sind prächtig doppelbrechend, die übrige Substanz ist es schwach, die Krallen sind es nicht. Die Zähne der Räderthiere, auch die viel grölseren der Notommata Myr- meleo zeigen nie optische Farben. Auch die Fischreusenar- tigen Zähne der Polygastern bleiben farblos. Nur die Kau- | muskeln der Brachionen geben zu beiden Seiten ein auffal- lend eigenthümliches Farbenspectrum, während kein anderer Theil Farben zeigt. % 14. Die von mir früher entdeckten so regelmäfsigen mit 3 wi- derhaken versehenen birnförmigen Giftbläschen der Sülswas- ser-Polypen (Hydra) geben keine Farben, so wenig als ir- gend ein Theil der jungen oder alten Hydra. $ 45. -Die dicken Gallerthüllen des Ophrydium versatile, Volvox Glo- bator, Conochilus Foloox und anderer Infusorien und Räder- thiere brechen das Licht nicht doppelt, wohl aber thun dies“ öfter die Gallerten der Algen bei Nostoc und Rioularia® (Solche Gallerten sind im Alter durch fremde Stoffe, Infu-- sorien und fasrige Vegetationen, welche sie durchdringen, oft sehr verunreinigt). 16. Die Kieseltheile der Steinkohle sind auch da wo sie unre- gelmäfsig erscheinen meist entschieden kein Quarzsand, nicht 247 eingemengte Urgebirgs-Fragmente, sie sind fast stets nur den Phytolitharien gleiche einfach lichtbrechende Kie- selmasse (!). . Künftig wird das polarisirte Licht in so vielen Fällen über organische, amorphe und crystallisirie sehr feine Zustände, mancher rückbleibenden Schwierigkeit ungeachtet, ganz allein directen Aufschlufls geben, dafs der mikroskopisch polarisirende Apparat den Chemikern, Mineralogen und Geologen unent- behrlich sein wird, wie es das Mikroskop nun schon ge- worden ist. An wichtigen Resultaten wird es nicht fehlen. Aufserdem wurde die von der Gesamt- Akademie an die lasse abgegebene Schrift des Hrn. Dr. Mauz über die Kartof- Ikrankheit den Mitgliedern zur Kenntnilsnahme vorgelegt und rer weiteren Bestimmung gemäls dem Gartenbauvereine über- ndet. ANNO Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen ‚der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juni 1848. Vorsitzender Sekretar: Hr. Ehrenberg. 8. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Poggendorff las über die angeblichen Hydrüre des Silbers und einiger anderen Metalle im Wesentli.. chen folgenden Aufsatz. Der in einer Silberlösung unter gewissen Umständen am negativen Pol der galvanischen Batterie entstehende schwarze Niederschlag ist zuerst von Priestley beobachtet, darauf von Ritter, Brugnatelli, Ruhland u. Anderen. Ritter sagt, man erhalte ihn aus jeder so weit verdünnten Silberlösung, dafs die Quantität Wasserstoff, welche die Säule am negativen Pole liefert, nun nicht mehr Silberoxyd genug am Orte seines Aus- tritts vorfindet, um dies Oxyd blos zu reduciren, hinzusetzend, der überflüssige Wasserstoff verbinde sich dann mit dem redu- irten Silber zu schwarzem Wasserstoffsilber. Brugnatelli und auch Priestley erhielten die Substanz im blofsen Wasser, lektrolysirten; das Verfahren kommt indels auf das erstere zu- ück, da sich durch Oxydation und Auflösung des positiven bts in dem offenbar nicht ganz reinen Wasser zuvor eine erselzt wurde. Im Ganzen kann ich die Angabe Ritter’s bestätigen, na- entlich für die wälsrige Lösung des salpetersauren und des :hwefelsauren Silberoxyds und für die ammoniakalische Lösung owohl dieser beiden Salze als auch des Chlorsilbers; alle diese - [ısas.] 6 250 Lösungen gaben mir bei gehöriger Verdünnung den in Rede stehenden schwarzen Niederschlag, ja es war sogar der Fall mit ungelöstem Chlorsilber, in welches ich, nach Übergielsung mit verdünnter Schwefelsäure, die beiden Polplatten oder auch nur die negative (während die positive in der Säure stand) gestellt hatte. Dagegen erhielt ich ihn nicht aus einer Lösung von Cy- ansilber oder Chlorsilber in Cyankalium; wie verdünnt auch die Flüssigkeit sein mochte: immer entstand auf der als negativen Pol dienenden Platinplatte jener unkrystallinische mattweilse Überzug, auf welchem bekanntlich das galvanische Versilbern beruht. Nächstdem kann ich bestätigen, was Kastner freilich nur sehr undeutlich ausgedrückt hat, indem er es auf Längs- und Querdurchmesser der Flüssigkeit zurückführen will, dals nämlich die Bildung des schwarzen Niederschlags, aufser der Verdünnung der Lösung, wesentlich abhängt von der Stromstärke und zwar nicht sowohl von der Stärke des Stroms im Ganzen, als viel- mehr von der in seinen einzelnen Punkten, von der eigentlichen Strom - Intensität. Eine und dieselbe sehr verdünnte Lösung kaun einen weilsen oder einen schwarzen Niederschlag geben, je nachdem diese Intensität schwach oder stark ist; ja sie kann es sogar gleichzeitig, sobald diese Intensität nicht an allen Punk- ten der fällenden Polplatte gleich grofs ist. Eine Lösung des salpetersauren oder schwefelsauren Salzes im 100 fachen Gewichte Wasser giebt z.B. zwischen Platinplat- ten von mälsiger Grölse, die mit Einem Grove’schen Becher verbunden sind, einen weilsen Niederschlag; dagegen entsteht ein schwarzer, wenn man hinter jenem einem Becher noch einen zweiten hinzufügt. Vergröfsert man nun die negative Platte in gehörigem Maalse, so erhält man wiederum einen weilsen Nie-- derschlag, und dieser weicht abermals einem schwarzen, so wie man durch Zusatz einiger Tropfen Säure die Leitungsfähigkeit der Flüssigkeit erhöht. Nimmt man die negative Platte etwas grols, die positive dagegen klein oder ersetzt diese durch einen blofsen Platin- draht, so findet man, dafs die dem positiven Pol gerade gegen- überstehenden Theile der negativen Platte sich dunkel oder schwarz beschlagen, während die seitlichen, ihm ferner liegen- 1 351 5 den Theile einen mehr oder weniger weilsen Überzug bekom- men. Selbst bei gleich grofsen Platten und ohne irgend etwas an der Vorrichtung zu ändern, bilden sich im Laufe des Zer- setzungsprozesses Niederschläge von verschiedener Farbe. Ist ‚die Lösung neutral und der Strom nicht zu stark, so kann man beobachten, dals der allererste Niederschlag weils ist; an der Rückseite der Platte bleibt er es sogar längere Zeit; an der Vorderseite dagegen wird er sehr rasch durch einen schwarzen ‚ersetzt, der sich über ihn ablagert und, besonders an den Rän- dern der Platte, in warzen- oder blumkohlartigen Formen bald ansehnlich vergrölsert, dabei aber auch stellenweise wieder eine mehr oder weniger helle Farbe annimmt. Letzteres ist beson- ders der Fall, wenn der wulstige Niederschlag sich bis zu den Wänden des Glases ausdehnt und somit dem Strom in der Flüs- sigkeit ein Hindernils darbietet. Dann kann es geschehen, dafs ‚der Rand und die Rückseite sich mit einem weilsen Niederschlag bekleiden, während die Mitte der Vorderseite einen schwarzen absetzt. Der Farbencontrast ist bisweilen ungemein auffallend. Ich habe schon den Fall gehabt, dafs auf der Polplatte ein raben- schwarzer Niederschlag neben einem aus silberweilsen Kryställ- ‚chen gebildeten auf’s allerschärfste abgegränzt war, und ein an- der Mal, da derselbe Umstaud bei einem als Pol dienenden Draht eintrat, zeigte der wulstige Niederschlag, der wohl einen Zoll im Durchmesser haben mochte, als er nahe bis zum Boden Glases hinabgewachsen war, von unten gesehen, fast den Anblick der preulsischen Kokarde, nur dafs das Weils die Mitte sinnahm. Es ist beinahe unmöglich die mannigfaltigen Erscheinungen, ie bei diesem Prozesse auftreten, im Detail zu beschreiben; es ist auch unnöthig, da sie alle ihre Erklärung ganz ein- f darin finden, dafs dort, wo die Strom - Intensität hinrei- chend grofs ist, ein dunkler, und wo sie es nicht ist, ein mehr der weniger heller und selbst silberweilser Niederschlag ent- t. Um sicher zu sein, dafs die negative Polplatte sich überall d fortwährend mit einem Niederschlag von vollkommen schwar- 252 zer Farbe bekleide, muls man dem Strom eine solche Stärke geben, dals zugleich mit der Bildung des Niederschlags eine ste- tige Wasserstoffentwicklung stattfindet. Man erreicht dies, wenn man eine Batterie von zwei Grove’schen Bechern anwendet, ferner die verdünnte Silberlösung, welche etwa ein Procent Sil- bersalz enthalten mag, ein wenig ansäuert, und endlich die Pol- platten nicht zu grofs nimmt, etwa so, dafs sie der Flüssigkeit eine Fläche von einigen Quadratzollen darbieten. Doch darf man selbst dann den Prozefs nicht so lange fortsetzen, dals der Niederschlag sich nahe bis zu den Wänden des Gefälses aus- breitet; sonst wird er defsungeachtet an diesen Stellen heller und selbst weils. Die Polplatten können entweder beide von Platin oder Sil- ber sein, oder auch die eine von Platin und die andere von Silber. Ist die positive Platte von Platin, und die Lösung eine neutrale oder saure, so bildet sich an dieser Platte das soge- nannte Silberhyperoxyd, das aber bekanntlich auch Salpetersäure und Schwefelsäure enthält, falls das gelöste Silbersalz ein salpe- tersaures oder schwefelsaures war. Aus der ammoniakalischen Lösung dieser Salze bildet das Hyperoxyd sich nicht, uud eben so wenig entsteht es aus der neutralen oder sauren, wenn die positive Platte von Silber ist; vielmehr wird diese Platte wäh- rend des elektrolytischen Prozesses angegriffen und fortgelöst, in dem Maafse als sich am negativen Pol der schwarze Nieder- schlag ablagert und Wasserstoff entwickelt. Es ist indefs keineswegs nothwendig, dafs zugleich mit der Bildung des schwarzen Niederschlags eine Wasserstoffentwicke- lung stattfinde. Durch zweckmäfsige Regulirung der Stromstärke kann man kleine Mengen eines vollkommen schwarzen Nieder- schlags erhalten, auch ohne dafs irgend ein Gasbläschen mit demselben zum Vorschein kommt. Dieser Fall ist vorzüglich geeignet, die sonderbare und mei- nes Wissens bisher noch nicht beschriebene Erscheinung zu be- obachten, welche zur gegenwärtigen Untersuchung näheren An- lafs gegeben hat. Ist es nämlich geglückt, die negative Platte in angeführter Weise mit einer dünnen Schicht des schwarzen Niederschlags zu bekleiden, und man öffnet nun die Kette an einer beliebigen Stelle, ohne 253 die Platte irgend wie zu erschüttern oder sonst zu bewegen, so sieht man plötzlich, wie wenn ein Blitz _ die Masse durchführe, die schwarze Farbe derselben in eine schmutzig grau- oder gelb-weilse übergehen, und dabei ist von einer Gasentwicklung auch nicht das Mindeste wahrzunehmen. Dieselbe Farbenwandlung tritt ein, wenn man die negative Platte mit dem daransitzenden Niederschlag zur Flüssigkeit her- auszieht, und sie erfolgt überhaupt immer bei Unterbrechung des Stroms, der schwarze Niederschlag mag ohne oder mit Wasser- ‚stoffentwicklung gebildet worden sein; nur fällt im letzteren Falle das Grauweils, welches er annimmt, mehr in’s Dunkle. Je-grölser die Masse des Niederschlags ist, desto später und langsamer erfolgt die Farbenwandlung. „Massen von etwas be- trächtlichem Volumen kann man mit der Platte, woran sie sitzen, auf einige Zeit an die Luft bringen, ohne dals der Farbenwech- sel eintritt, aber er bleibt nicht aus und durchglimmt, einmal angefangen, immer ziemlich rasch das Ganze, bis Alles in ein Grau verwandelt ist. Was einmal die Farbe verändert hat, läfst sich nicht wie- der in Schwarz verwandeln. Hat man die negative Platte un- berührt in der Flüssigkeit gelassen, und man schliefst nach der Öffnung die Kette abermals, so lagert sich auf den weilslich ge- wordenen Niederschlag wiederum ein schwarzer ab, aber der weilsliche bleibt unverändert. Ich habe diesen Farbenwechsel bei jeder Art des schwar- zen Niederschlags beobachtet. Am hellsten ist die Farbe nach dem Wechsel, bei dem aus einer neutralen oder sauren Lösung salpetersauren oder schwefelsauren Silberoxyds erhaltenen Niederchlag; dunkler ist sie bei dem aus einer ammoniakalischen Lösung dieser Salze dargestellten, und am dunkelsten bei der Masse, in welche sich ein mit verdünnter Schwefelsäure über- zossenes Chlorsilber zwischen den Polen der Batterie verwan- delt. Bei dieser ist der Farbenwechsel sehr schwach, und das au, welches die Masse nach der Unterbrechung des Stromes gt, erst bei einiger Aufmerksamkeit von dem anfänglichen raunschwarz zu unterscheiden, welches, wenn man bei Kerzen- ht oder am 'Tage hinter einem rothen Vorhang arbeitet, einen 254 schönen Contrast zu dem noch unzersetzten schneeweilsen Chlor- silber darbietet*). Niemals ist die Farbe des veränderten Niederschlags das reine Weils der kleinen Krystalle, die sich aus einer concentrir- ten Silberlösung abscheiden, sondern es ist ein weilsliches oder gelbliches, mehr oder weniger dunkles Grau, und eben so wenig zeigt sich darin etwas Krystallinisches. Durch beide Eigenschaf- ten unterscheidet sich dieser metamorphosirte Niederschlag we- sentlich von dem, der gleich anfangs in einer verdünnten Lösung rein weils auftritt und sich unter der Lupe oder schon mit blo- [sen Augen als ein Aggregat von Krystallen erweist. Dennoch ist der hellgraue Niederschlag offenbar nichts an- deres als metallisches Silber, denn streicht man ihn mit dem Nagel oder Polirstahl auf Papier aus, so nimmt er den schönsten Silberglanz an, und schaltet man ein so gebildetes Plättchen in den galvanischen Strom ein, indem man die Spitzen zweier mit der Kette verbundenen Drähte darauf setzt, so erweist es sich als ein vortrefflicher Leiter. Es fragt sich nun wohl, was denn der schwarze Nieder- schlag sei? Gewöhnlich wird derselbe für Silberhydrür ge- halten; ich habe indefs schon angeführt, dafs er, bei Ausschlufs von Wasserstoffentwicklung gebildet, nicht die mindeste Gasblase °) Diese Zersetzung des Chlorsilbers liefert ein interessantes Bei- spiel von elektrolytischer Wirkung des galvanischen Stroms auf eine un- lösliche Substanz, indem sie bei frisch gefälltem nuch feuchtem Chlorsilber rasch und vollständig geschieht. Sie ist aber auch von praktischem Inter- esse, denn wenn es sich darum handelt, reines Silber zum Behufe der Wie- derauflösung zu gewinnen, möchte es kaum einen einfacheren Weg geben, als eben den galvanischen. Schon Fischer hat. J. 1812 darauf aufmerk- sam gemacht (Gilbert’s Ann. Bd. 42, S. 90), nur ist das von ihm angegebene Verfahren mangelhaft. Am besten verfährt man so, dafs man das noch feuchte Chlorsilber in einen Platintiegel oder Silberkessel schütlet, es darin mit verdünnter Schwefelsäure (1 Thl. concentrirter und 9 Thl. Wasser) übergielst, einen mit derselben Flüssigkeit gefüllten porösen Thoncylinder hineinstellt, und in diesen wiederum einen Cylinder oder eine Platte von amalgamirtem Zink anbringt. Verbindet man nun das Zink durch einen Kupferdraht mit dem Platin oder Silber, so erfolgt die Reduction des Chlor- silbers mit Leichtigkeit, ohne dals man es einmal umzurühren braucht. f 255 entläfst, wenn er in den weilslichen Zustand übergeht. Da nun _ der weilsliche Niederschlag unzweifelhaft metallisches Silber ist, so wird man nothwendig zu dem Schluls geführt, dafs auch der schwarze nichts anderes sei, nichts als Silber in höchst fein zertbeiltem Zustand. Hiegegen spricht nun freilich die Angabe Priestley’s, dals sich durch Erhitzung des schwarzen Niederschlags Wasserstoff aus demselben abscheiden lasse. Allein ich mufs diese Angabe geradezu für einen Irrthum erklären, denn da jener Niederschlag nur während des Stroms Bestand hat, so kann weder Priestley, noch irgend ein späterer Physiker, zumal sie seine merkwürdige Anwandlung aufser Acht lielsen, denselben im unveränderten Zu- ‚stand untersucht haben. Ich habe mir viele Mühe gegeben, einen Weg aufzufinden, das sogenannte Hydrür in unverändertem Zustand zu erhalten; aber vergebens. Manchmal gelang es zwar, aus der neutralen Lösung des salpetersauren Silberoxyds kleine Mengen eines dun- ‚klen Niederschlags zu erhalten, aber ganz schwarz und ganz frei ‚von helleren Parthien war er doch nie. Am besten fand ich es och, eine etwas angesäuerte Lösung von salpetersaurem oder ‚schwefelsaurem Silberoxyd zwischen Platinplatten, von denen die ‚positive innerhalb eines porösen Thontiegels zur Verhütung des Hyperoxyds in blolser Säure stand, vollständig zu zersetzen, und dann, wann diels geschehen war, noch vor der Unterbrechung (des Stroms schnell einen Überschuls von Ammoniakflüssigkeit einzuspritzen. Allein selbst der auf diesem Wege erhaltene Nie- derschlag ist nicht vollkommen schwarz, sondern nur sehr dunkel grau, und er besteht offenbar blols aus metallischem Silber, da er mit dem Polirstahl gestrichen, den schönsten Silberglanz an- mt. Eine merkwürdige Eigenschaft dieses dunkelgrauen Silber- pulvers besteht darin, dafs es, im feuchten und selbst im trock- nen Zustand mit sehr verdünnter Schwefel- oder Salpetersäure ibergossen, sogleich eine viel hellere Farbe annimmt, ohne dafs sich Gas entbindet oder etwas löst. Diese Eigenschaft scheint mir den näheren Grund von der F: rbenwandlung zu liefern, welche der schwarze Niederschlag am Orte seiner Bildung beim Öffnen der Kette so plötzlich er- 256 leidet. Indem nämlich der elektrolytische Prozefs Silber aus der Lösung scheidet, wird nothwendig Säure frei, und da sie nicht sogleich zum positiven Pol übergeht, wirkt sie in angegebener Weise auf den Niederschlag, sobald derselbe nicht mehr durch den Strom vor ihr geschützt ist. Es war eben in dieser An- sicht, dafs ich der Lösung nach ihrer vollständigen Zersetzung Ammoniak hinzusetzte, und somit meinen Zweck wenigstens theil- weis erreichte. Ich hoffte, ihn noch vollständig zu erreichen, indem ich eine vorweg mit Ammoniak übersättigte Silberlösung anwandte, aber vergebens, denn, wie schon erwähnt, geht auch in einer solchen Lösung der schwarze Niederschlag, bei Unter- brechung des Stroms, in einen grauen über, obwohl mehr dun- klen, welcher die saure Lösung liefert. Von der Richtigkeit des eben angegebenen Grundes der Farbenwandlung beim Öffnen der Kette kann man sich überzeu- gen, wenn man die negative Platte, während sie sich in einer neutralen Lösung mit dem schwarzen Niederschlag bekleidet, durch kleine senkrechte Stöfse erschüttert. Bei jedem Stofs wird der Niederschlag hell, und es sondern sich von ihm helle Wölk- chen ab, die, von der theilweis entsilberten und deshalb specifisch leichteren Flüssigkeit in die Höhe geführt, an der Platte empor- steigen, aber auch im Laufe ihres Weges wieder gelöst werden. Man kann diese Erscheinung beliebig oft hervorrufen. Da es auf keine Weise gelang, das angebliche Hydrür im unveränderten Zustand isolirt darzustellen, so versuchte ich, ob es nicht möglich sei, die Natur desselben durch die Produkte bei seiner Bildung näher zu bestimmen. Ich nalım daher einen Daniell’schen Zersetzungs- Apparat, füllte die eine seiner Zellen mit verdünnter, etwas angesäuerter Silberlösung und die andere mit verdünnter Säure; ich verband alsdann den Apparat in gehöriger Weise mit einer kleinen Gro- ve’schen Batterie aus zwei Elementen, fing die Gase auf und be- stimmte das Silber, indem ich den an der negativen Platte ent- standenen Niederschlag sammelte, scharf trocknete und wägte, Meine Meinung war: der Wasserstoff, nämlich der gasförmig aufgefangene und der dem Silber äquivalente, würde nicht ganz dem aufgefangenen Sauerstoff entsprechen und das daran Feh- lende würde die Menge des im Hydrür enthalten gewesenen 257 _ Wasserstoffs vorstellen. Meine Voraussetzung bestätigte sich auch wirklich insofern, als die Summe des Wasserstoffs nicht das Äquivalent des Sauerstoffs erreichte; allein zugleich ersah ich, dafs der Versuch kein genaues Resultat liefern konnte, denn ‚erstlich war es unmöglich, in jenem Apparat den ganzen Nie- derschlag im völlig schwarzen Zustand zu erhalten, und zweitens vermochte man auch nicht, den in der schwammförmigen, aufge- dunsenen Masse mechanisch eingeschlossenen Wasserstoff von dem zu sondern, der sich möglicherweise nach Unterbrechung des Stroms durch freiwillige Zersetzung des angeblichen Hy- drürs ausscheiden konnte. Nachdem auch dieser Versuch zur Ermittelung der Zusam- ‚mensetzung des schwarzen Niederschlags gescheitert war, habe ‚ich keine ferneren der Art gemacht, überzeugt, dafs sie alle nur erfolglos sein würden. Ich habe indefs das vermeintliche Hy- drür noch einer Probe unterworfen, die mir schien, ein neues Licht auf seine Natur werfen zu müssen. Ich suchte es nämlich auf Quecksilber zu bilden, das, am Boden einer mit schwefel- saurer Silberlösung gefüllten Flasche, in einer U-förmigen Röhre enthalten, und zum negativen Pol der Batterie gemacht worden ar. Was ich erwartet hatte, geschah; so wie Etwas des schwar- zen Stoffs gebildet worden, wurde es sogleich vom Quecksilber wenn ich einen Platindraht, der mit seiner Spitze in das Queck- silber gesteckt und in Folge dessen mit dem angeblichen Hydrür bekleidet worden war, tiefer in das flüssige Metall einsenkte ind dann rasch wieder herauszog, so zeigte er sich seines Über- gs gänzlich beraubt und dafür amalgamirt. e Dals eine so leichte Amalgamationsfähigkeit einem Hydrür ukommen sollte, scheint mir wenig wahrscheinlich; vielmehr kann ich in dieser Eigenschaft nur einen Grund mehr erblicken, den schwarzen Niederschlag für nichts anderes als fein zertheiltes Sil- ber zu erklären. Ich will zugeben, dafs diese Ansicht noch Zwei- übrig lassen kann, allein ich halte sie für ungleich besser be- wündet als die, welche ein Hydrür annimmt, da gewils noch emand das Dasein des Wasserstoffs in dem schwarzen Nieder- chlag mit Sicherheit nachgewiesen hat. 258 Ist, wie ich glaube, die ausgesprochene Ansicht richtig, so knüpft sich an diesen Niederschlag ein nicht unbedeutendes phy- sikalisches Interesse, die Merkwürdigkeit nämlich, dafs eine blolse Zertheilung und Auflockerung das Silberweils des compacten Metalls in vollkommnes Schwarz umwandelt. Das Silber steht jedoch in dieser Beziehung nicht allein; die Umwandlung fin- det sich auch beim Platin und mehren anderen Metallen, so wie vermuthlich bei vielen farblosen oder weilsen Substanzen, denen ein hohes Brechvermögen eigen ist; bei keiner Substanz ist aber meines Wissens eine solche Rückkehr aus dem schwar- zen in einen helleren Zustand beobachtet, wie sie bei dem Sil- ber stattfindet. Um nichts zu übergehen, mufs ich noch erwähnen, dals man die beschriebenen Erscheinungen fast alle, nur nicht so ausgeprägt, auch ohne Hülfe einer Voltaschen Batterie beobach- ten kann, wenn man das geeignete positive Metall in eine ver- dünnte Silberlösung taucht. Es ist dies freilich nicht ganz un- bekannt, und namentlich hat Fechner schon auf die bei An- wendung von Zinn vorkommenden Erscheinungen aufmerksam gemacht; allein man hat, wie mir scheint, nicht Alles beachtet. Am zweckmäfsigsten ist es, Zink zu nehmen. Taucht man ein Zinkstäbchen in eine verdünnte Silberlösung, z. B. von ı Thl. salpetersauren Silberoxyds in 100 'Thl. Wasser, und zwar so, dafs es etwa einen Zoll vom Boden des Glases bleibt, so hat man Gelegenheit, alle die mannigfaltigen Abstufungen des Sil- berniederschlags mit Mufse zu beobachten. Anfangs bildet sich ein rein schwarzer Niederschlag, darauf entsteht allmälig ein im- mer mehr grauer, und endlich umsäumt sich dieser mit den schönsten silberweilsen Dendriten. Erschüttert man das Stäb- chen ein wenig, so wird der schwarze Niederschlag sogleich stellenweis hellgrau, und haben sich Theile von ihm abgeson- dert und zu Boden gesenkt, so nehmen auch diese, wenngleich nicht alle gleich schnell, denselben hellgrauen Farbenton an. Alle diese Erscheinungen sind nach dem bereits Gesagten leicht verständlich, und es bedarf wohl kaum der Bemerkung, dals auch hier, mit Ausnahme der Fällung des allerersten Silber- theilchens, der Vorgang ein galvanischer ist. 259 Die vorstehenden Erfahrungen veranlafsten mich, noch einige andere Metalle, die angeblich Hydrüre liefern sollen, der Un- tersuchung zu unterwerfen, namentlich Wismuth, Antimon, Tel- lur und Kupfer. Vom Wismuth wurde eine- salpetersaure Lösung ange- _ wandt, vom Antimon eine Brechweinstein-Lösung. Beide Flüs- sigkeiten, hinreichend verdünnt, geben am negativen Pol einen schwarzen Niederschlag, der auch bei Unterbrechung des Stroms seine Schwärze behält, und offenbar nichts als regulinisches Metall ist, da er, mit dem Nagel gestrichen, einen lebhaften "Metallglanz annimmt, und, auf die $. 254 angeführte Weise ge- prüft, sich als ein guter Electricitätsleiter erweist. Ganz eben so verhält sich Tellur, wenn man eine ver- _ dünnte Auflösung des Chlorids elektrolysirt. Von der auffallen- den, zuerst von Ritter beobachteten, später von H. Davy und Magnus näher untersuchten Erscheinung ist dabei nichts wahr- unehmen. Ersetzt man aber die Tellurlösung durch Wasser, ‚ohne mit dem Apparat eine sonstige Veränderung vorzunehmen (ein mehrmaliges Abspülen der Elektroden abgerechnet), so son- dert sich das feine Tellurpulver, welches beim ersten Prozels die negative Polplatte überzogen hatte, von dieser wolkenförmig und bildet auf dem Boden des Gefälses den grauen Nieder- schlag, dessen Metallität nach Magnus’s Untersuchung keinem Zweifel unterliegen kann. Ein kleiner Gehalt des Wassers an Tellurchlorid oder irgend einer Säure stört den letzteren Pro- zels nicht, befördert ihn vielmehr durch Erhöhung der Leitungs- fähigkeit der Flüssigkeit; aber ein grölserer unterdrückt ihn völ- ig, indem man dann an der mit Tellur überzogenen Platte nur = asserstoffgas, gemischt mit Tellurwasserstoffgas, bekommt. Sehr chön erhält man dagegen jene Wolkenbildung, unter Verschwin- len des Wasserstoffs, wenn man dem Wasser ein Alkali, ent- = ’eder Ammoniak oder Kali, hinzusetzt. Bei Anwendung des moniaks bildet sich, viel ausgezeichneter als es H. Davy bei reinem Wasser sah, jene ihrer Natur nach noch räthselhafte, theils morgen-, theils rosenrothe Flüssigkeit, die sich streifen- _ förmig von der Platte herabsenkt, um weiter unten in eine graue Wolke überzugehen. In einer verdünnten Kalilösung 260 zeigt sich diese rothe Verbindung nicht, aber der graue, von der negativen Platte heruntersinkende, Niederschlag bildet sich mit aulserordentlicher Leichtigkeit, so dals man durch den Strom von einem oder zwei Groveschen Bechern ungleich mehr von ihm bekommt, als früher, bei Anwendung von blofsem Wasser, mit einer Säule von 50 oder 100 Plattenpaaren. Das einzige Metall, bei welchem ich die Bildung eines star- ren Hydrürs auf galvanischem Wege nachweisen konnte, ist das Kupfer, bei welchem dessen Dasein auch schon von Wurtz auf rein chemischem Wege dargethan worden ist. Elektrolysirt man eine hinreichend verdünnte und ein wenig angesäuerte Lö- sung von schwefelsaurem Kupferoxyd durch einen Strom von mälsiger Stärke, so erhält man an der negativen Elektrode einen schwarzbraunen Niederschlag, ohne dals zugleich eine Wasser- stoffgas-Entwicklung stattfindet. Dieser Niederschlag ist sicher ein Hydrür, denn, wenn man die Kette öffnet, so zeigt er die auffallende Eigenschaft, dafs er, ohne übrigens seine Farbe zu ändern, Gas (Wasserstoff) entläfst, bisweilen ziemlich plötzlich, immer aber eine geraume Zeit hindurch, woraus auch hervor- geht, dafs er nicht im unzersetzten Zustand untersucht werden kann, An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memoirs of the royal astronomical Society. Vol. 16. London 1847. 4. (Proceedings of Ihe) Royal astronomical Society. Vol. 7. No. 1- 17. 1845-47. (ib.) 8. Vincenzo Campagnano, Ricerche patologico-cliniche su la na- tura del Tifo e sul modo meglio adatto a curarlo. Napoli 1847. 8. L. Pilla, Istoria del Tremuolto che desolö la costa Toscana il 14. Agosto 1846. Pisa 1846. 8. Revue archeologique. 5. Annee. Livr. 1. 15. Avril. Paris 1848. 8, Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 637.638. Altona 1848. 4. Kunstblatt 1848. No. 23.24. Stuttg. u. Tüb. 4. Robert Thom, the Chinese Speaker. Part 1. Ningpo 1846. 8. The Weekly Cincinrati Enquirer. 1847. Vol. 7. Numb. 7. Cin cinnati June 17, 1847. fol. mit einem Begleitungsschreiben des Herrn David Thom d. d. Li- verpool d. 20. Oci. 1847. 261 Libri, Reponse au rapport de M. Boucly, publie dans le Moniteur \ universel du 19. Mars 1848. Londres 1848. 8. Oskar Schlömilch, analytische Studien. Abth. 1. 2. Leipzig 1848. 8. Hierauf wurde ein Gutachten der physik.-mathemat. Klasse, veranlalst durch eine schriftliche Anfrage des Herrn Major von Mühlbach aus Cöln, die Hartigschen Versuche über die Dauer ‚der Hölzer betreffend, vorgetragen, wonach die Akademie bei diesen Experimenten nicht betheiligt gewesen und keinerlei ofh- cielle Kenntnifs davon erlangt hat. 49. Juni. Sitzung der philosophisch-histori- schen Klasse. Hr. Bekker sprach von dem Optativ auf ow, der I. 21 463 und Od. 20 383 herzustellen sein dürfte. 22. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. 7 Hr. H. Rose las über die isomeren Zustände des Zinnoxyds. Berzelius hat zuerst auf die beiden Modificationen des Zinnoxyds aufmerksam gemacht, von denen die eine sich durch Einwirkung der Salpetersäure auf Zinn erzeugt, die andere durch Alkalien aus den Auflösungen des Zinnchlorids gefällt wird. Sie anterscheiden sich besonders dadurch, dafs erstere in einem Über- schuls von Salpetersäure unlöslich ist, letztere sich aber leicht in derselben in der Kälte auflöst. Berzelius nennt letztere Modifi- eation a Oxyd, und erstere 3 Oxyd. Die andern Unterschiede, velche Berzelius von den beiden Oxyden angiebt, bestehen da- .“ in, dals sich das « Oxyd in Schwefelsäure, auch in verdünnter vird, während das & Oxyd nicht von der Schwefelsäure aufgelöst wird, auch wenn sie concentrirt ist. Die Modification « wird Shlorwasserstoffsäure aufgelöst, verbindet sich aber damit zu einer in überschüssiger Chlorwasserstoffsäure unlöslichen Verbindung; 262 wenn die Säure abgegossen wird, so löst sich dieselbe in reinem Wasser auf; erhitzt man diese Verbindung zum Kochen, so schlägt sich das Oxyd nieder. Nach Berzelius lösen sich beide Modificationen des Zinn- oxyds in den Hydraten und Carbonaten der feuerbeständigen Al- kalien auf, und wenn sie durch Säuren aus diesen Auflösungen niedergeschlagen werden, so haben sie dieselben Eigenschaften, wie vor der Auflösung in Alkali. Man kann aber die eine Mo- difcation in die andere verwandeln, wenn man das durch Sal- petersäure erhaltene Oxyd 5 noch feucht mit concentrirter Chlor- wasserstoffsäure übergielst, und das Ganze bei gelinder Hitze bis zur Trocknils destillirt. Das Destillat enthält Zinnchlorid, aus welchem das a Oxyd darzustellen ist. Andrerseits entsteht aus einer Auflösung von Zinnchlorid, wenn sie lange mit Salpeter- säure gekocht wird, das Oxyd 2. In neuern Zeiten hat sich nur Fremy mit diesem Gegen- stande beschäftigt. Er ändert, wie dies auch schon Berzelius vorgeschlagen hat, den Namen von Zinnoxyd in Zinnsäure, und nennt so das durch Alkalien aus der Auflösung des Zinnchlorids gefällte Oxyd, während das durch Salpetersäure erzeugte Oxyd nach ihm Metazinnsäure heilst. Nach Fremy unterscheidet sich die Metazinnsäure von der Zinnsäure aulser durch ihre Unauflöslichkeit in Salpetersäure vor- züglich durch folgende Eigenschaften: Sie bildet mit dem Kali und Natron Salze, die gallertartig und unkrystallisirbar sind, wäh- rend die löslichen zinnsauren Salze leicht krystallisiren. Sie ver- bindet sich zwar mit der Chlorwasserstoffsäure, giebt aber mit ihr keine Verbindung, welche die Eigenschaften des Zinnchlorids zeigt, während sich die Zinnsäure leicht in Chlorwasserstoffsäure löst und wieder Zinnchlorid bilden kann. Sie unterscheidet sich ferner von der Zinnsäure durch einen andern Wassergehalt, so wie auch die Verbindungen beider Säuren mit Alkalien eine ver- schiedene Zusammensetzung und einen andern Wassergehalt zei- gen. Fremy vergleicht daher die beiden Modificationen der Zinn- säure mit den verschiedenen Modificationen der Phosphorsäure, welche sich durch einen verschiedenen Wassergehalt und dev eine verschiedene Sättigungscapacität unterscheiden. 26.3 Der Verf. hat sich seit längerer Zeit mit dem Verhalten des Zinnoxyds gegen Reagentien beschäftigt, und dabei zu ver- ‚schiedenen Zeiten Erscheinungen wahrgenommen, welche die nsichten, die er aus den Resultaten eigner früherer Versuche gezogen hatte, ganz veränderten. In jedem Falle ist der schwie- tige Gegenstand noch lange nicht erschöpft, und gewifls werden die Arbeiten anderer Chemiker in Zukunft zu noch andern Vor- stellungen führen können. Um das a Oxyd zu erhalten, kann man sich statt der Auf- ösung des flüchtigen Zinnchlorids auch einer Auflösung des kry- stallisirten Zinnchloridhydrats bedienen, dessen Darstellung sehr leicht ist. Der Verf. fand die Zusammensetzung desselben über- einstimmend mit den Versuchen von Lewy nach der Formel Sn&l?+5H zusammengesetzt. Der auffallendste Unterschied zwischen den beiden Modifi- alionen des Zinnoxyds, welche der Verf. mit Berzelius « und 5 Zinnoxyd nennen will, ist die gänzliche Unlösliehkeit des Oxyds b in Salpetersäure, während das Oxyd a sich mit Leichtigkeit in einem Übermaalse derselben auflöst. Aber auch gegen Chlor- asserstoffsäure ist das Verhalten beider verschieden, doch nicht o auffallend‘ wie gegen Salpetersäure. Das @ Zinnoxyd löst sich der Kälte in einem Übermaals von Chlorwasserstoffsäure auf, uch wenn sie concentrirt ist; die Modification 5 löst sich, wie 3erzelius dies schon hervorgehoben hat, nicht in dieser Säure ‚„ auch wenn sie damit erhitzt wird. Fügt man aber darauf Wasser hinzu, so erfolgt sogleich eine klare Auflösung, Um ber diese immer zu erhalten, ist es nöthig, dafs das Oxyd mit ler Säure vor dem Zusatz des Wassers erhitzt worden ist. Jede Auflösung des Zinnoxyds in Säuren, namentlich in Chlor- asserstoffsäure, sie mag die Modification a oder enthalten, wird, enn sie mit der gehörigen Menge von Wasser verdünnt wor- en ist, durch Kochen gefällt, und das Zinnoxyd abgeschieden, d zwar vollständig. Je weniger freie Chlorwasserstoffsäure in Auflösung enthalten, und mit je mehr Wasser sie verdünnt den ist, um so schneller geschieht die Ausscheidung durchs Kochen. Daher erfolgt sie leicht aus der Auflösung des Zinn- hlorids und des Zinnchloridhydrats. Die Auflösung des Oxyds 5 in Chlorwasserstoffsäure enthält gewöhnlich viel freie Säure, aber 264 auch in ihr wird durch längeres Kochen, bei Erneuerung des verdampften Wassers, endlich alles Zinnoxyd gefällt. Es scheint sogar, dafs unter gleichen Umständen das Oxyd 5 früher aus sei- ner Auflösung gefällt wird, als das Oxyd a. Auch wenn man das Oxyd a, mag es nun durch Kochen, oder durch Ammoniak gefällt worden sein, in Salpetersäure auf- löst, so wird aus dieser Auflösung, nachdem sie mit Wasser ver- dünnt worden ist, durchs Kochen das Zinnoxyd gefällt. Die beiden Modificationen des Zinnoxyds haben, wenn sie durchs Kochen aus ihren Auflösungen gefällt worden sind, ein völlig gleiches Ansehn, so dafs sie nicht von einander zu unter- scheiden sind. Sie sind voluminös. Dessen ungeachtet haben sie ihren verschiedenen isomerischen Charakter behalten. Sie’ lösen sich beide unter denselben Umständen wie früher in Chlor- wasserstoffsäure auf, das Oxyd a sogleich, das Oxyd 3 durch Erhitzen und nachherigen Zusatz von Wasser. In dieser Hinsicht unterscheiden sich die beiden Modifica- tionen des Zinnoxyds, wenn sie durchs Kochen aus ihren Auf- lösungen gefällt worden sind, wesentlich von der aus ihren Auf- lösungen durchs Kochen gefällten Titansäure, die dadurch in Säu- ren fast unlöslich geworden ist. In den Auflösungen der beiden Zinnoxyde a nie db in Chlors wasserstoffsäure werden durch Ammoniak voluminöse Nieder- schläge von gleichem äufsern Ansehn erzeugt. Aber auch die@ Ähnlichkeit dieser Fällungen ist wie dies bei den durchs Kochen, erfolgten Niederschlägen der Fall ist, nur eine scheinbare; sie haben beide nach der Fällung ihre Eigenthümlichkeiten behalten. Es giebt mehrere Reagentien, durch welche man die beiden Arten des Zinnoxyds in ihren chlorwasserstoffsauren Auflösun- gen unterscheiden kann. In den Auflösungen des Oxyds a erfolgt, wenn sie nicht zu verdünnt sind, keine Fällung durch verdünnte Schwefelsäure. Die des Oxyds 8 aber zeichnet sich besonders dadurch aus, dals wenn sie auch mit einer ziemlich bedeutenden Menge von Chlorwas- serstoffsäure versetzt worden ist, verdünnte Schwefelsäure in ihr einen starken Niederschlag hervorbringt. Der Niederschlag ist eine Doppelsäure von Schwefelsäure und Zinnoxyd. Wird die Fällung mit Wasser besonders mit warmem gewaschen, so kann 1 265 aus derselben leicht und vollständig die Schwefelsäure ausgezo- gen werden. Es bleibt dann das Oxyd 5 mit seinen Eigenschaf- ten unverändert zurück. Es löst sich nur in Chlorwasserstoff- säure, wenn es damit erhitzt, und darauf Wasser hinzugefügt worden ist, Die Auflösung giebt dann von Neuem einen Nie- _ derschlag mit verdünnter Schwefelsäure. Wird das schwefelsaure Oxyd 5 mit Chlorwasserstoffsäure erhitzt, und darauf Wasser hinzugefügt, so löst es sich auf, weil der Überschuls der Schwefelsäure fehlt, in welchem es unlöslich ist. Aber in dieser Auflösung entsteht nun selbst nach einiger Zeit ein Niederschlag. Wenn daher die Menge der Chlorwas- serstoffsäure, in welcher das Oxyd 2 aufgelöst ist zu bedeutend ist, so kann oft durch Schwefelsäure nur eine unbedeutende oder gar keine Fällung entstehen. Auch selbst mit Salpetersäure er- hitzt, ist das schwefelsaure Oxyd 5 in Wasser auflöslich; nach einiger Zeit aber entsteht in der Auflösung ein starker Nieder- schlag. n So sehr sich indessen durch dieses Verhalten gegen Schwe- _ felsäure die Oxyde @ und 5 in ihrer chlorwasserstoffsauren Auf- lösung unterscheiden, so mufls doch bemerkt werden, dafs wenn _ man Zinnchlorid mit einer ganz aulserordentlich grofsen Menge _ von Wasser verdünnt, verdünnte Schwefelsäure einen Nieder- u schlag auch in dieser Auflösung hervorbringen kann. Es gehört aber dazu eine Verdünnung mit so vielem Wasser, wie man sie bei Untersuchungen gewöhnlich nicht anwendet. Das auf diese Weise durch Schwefelsäure gefällte Oxyd a hat seine Eigen- schaften behalten. Der Verfasser hat viele Versuche angestellt, um vermittelst der verdünnten Schwefelsäure die beiden Zinnoxyde @ und 2 in ihrer chlorwasserstoffsauren Auflösung quantitativ von einander zu trennen. Er hat indessen keine genaue Resultate erhalten, esonders wohl deshalb weil das schwefelsaure Oxyd 2 nicht ausgewaschen werden kann, ohne trübe durchs Filtrum zu gehen. - Gegen andere Säuren verhalten sich die Auflösungen beider xyde nicht so verschieden wie gegen Schwefelsäure. Die Auf- ösung des Zinnchlorids giebt mit Chlorwasserstoffsäure keinen Niederschlag; wenn aber die Auflösung des 3 Oxyds in Chlor- "wasserstoffsäure keine überschüssige Säure enthält, so giebt sie 6* ® . 266 mit Chlorwasserstoffsäure einen starken Niederschlag, während die gewöhnliche Auflösung des Oxyds 2, die immer viel freie Säure enthält, keine Fällung mit Chlorwasserstoffsäure geben kann. Aber eine solche Auflösung des Oxyds 5 in möglichst we- nig Chlorwasserstoffsäure ist nicht immer zu erhalten, und der Verfasser verdankt sie nur dem Zufall, wie dies weiter unten wird erörtert werden. Der in derselben durch Chlorwasser- stoffsäure entstandene Niederschlag, löst sich, wenn man die Säure abgegossen hat, leicht im hinzugefügten Wasser auf. — Dieses Verhalten liefs sich voraussehen, wenn man das Verhalten des Oxyds 6, welches man durch Behandlung von metallischem Zinn mit Salpetersäure erhalten hat, gegen Chlorwasserstoffsäure da- mit vergleicht. Es ist schon oben erwähnt worden, dals es nicht in einem Überschuls derselben auflöslich ist, auch nicht durchs Kochen, dals es aber eine klare Auflösung giebt, wenn man nach dem Erhitzen eine gehörige Menge von Wasser hin- zufügt. Eine solche chlorwasserstoffsaure Auflösung des Oxyds 2, wie sie so eben erwähnt worden ist, giebt auch einen, wiewohl geringen Niederschlag durch Zusatz von Salpetersäure; doch er- scheint dieser nicht sogleich, sondern nach einiger Zeit; durch hinzugefügtes Wasser löst er sich wieder auf. — Hat man aber das Oxyd 5 aus irgend einer chlorwasserstoffsauren Auflösung durchs Kochen oder durch Ammoniak gefällt, so ist das Oxyd, nachdem die Chlorwasserstoffsäure entfernt worden ist, auch im feuchten, frisch gefällten Zustande in Salpetersäure nicht löslich, während die durchs Kochen oder durch Ammoniak entstandenen Niederschläge des Oxyds a in Salpetersäure löslich sind. — Es ist also im obigen Falle die Gegenwart der Chlorwasserstoff- säure, obgleich sie in keinem Überschufs vorhanden ist, die Ur- sach des nur geringen Niederschlags durch Salpetersäure. Die gewöhnliche chlorwasserstoffsaure Auflösung des Oxyds 5, wenn man dieselbe durch Behandlung von Zinn mit Salpeter- säure erhalten hat, zeichnet sich aulser durch das charakteristische Verhalten gegen Schwefelsäure durch mehrere andere Reactionen von der Auflösung des Oxyds a in Chlorwasserstoffsäure aus. Setzt man zu letzterer Weinsteinsäure in hinreichender Menge, und darauf einen Überschuls von Ammoniak, so wird a2 2.2008 DIZEREWEUET TI u) ATELIER 267 durch dasselbe das Zinnoxyd nicht gefällt. — Wird hingegen Weinsteinsäure zu der chlorwasserstoffsauren Auflösung des Oxyds 5 hinzugefügt, so hat die Gegenwart dieser Säure keinen Ein- Mufs auf die Fällung des Oxyds vermittelst eines Überschusses von Ammoniak. Wird zu einer chlorwasserstoffsauren Auflösung des Oxyds a ein Überschuls von salpetersaurer Silberoxydauflösnng gesetzt, so löst sich der entstandene starke weilse Niederschlag vollstän- dig in einem Überschufs von Ammoniak auf. — Wird hingegen die chlorwasserstoffsaure Auflösung des Oxyds 5 eben so behan- delt, so löst Ammoniak nur das Chlorsilber auf, und scheidet das Zinnoxyd 5 unaufgelöst ab. Es ist hierbei zu bemerken, dafs wenn die gänzliche Auf- lösung des a zinnsauren Silberoxyds in Ammoniak erfolgen soll, man einen bedeutenden Überschuls der Silberoxydauflösung hin- zugefügt haben mufs. Enthält die Auflösung des Zinnoxyds a eine bedeutende Menge von Chlorwasserstoffsäure, so wird zu- erst blols Chlorsilber gefällt, und ist nicht hinreichend Silber- oxyd vorhanden gewesen, so kann Ammoniak nach der Auflö- sung des Chlorsilbers das Zinnoxyd a abscheiden. Galläpfelaufguls giebt in der Auflösung des Oxyds a keinen Niederschlag, wohl aber in der des Oxyds 5 einen weilslichgel- ben, der indessen nicht sogleich, sondern erst nach mehreren Stunden entsteht. Es giebt indessen Übergänge des Oxyds a in 5 und man findet daher bisweilen Auflösungen des Oxyds 6, die nicht mit allen von den erwähnten Reagentien Niederschläge geben. So kann man häufig ein Zinnoxyd erhalten, dessen chlorwasserstoff- saure Auflösung durch Schwefelsäure oft gar nicht getrübt wird, die aber nach Zusatz von Weinsteinsäure und Ammoniak einen starken voluminösen Niederschlag fallen läfst. Es kann dies aber auch häufig darin seinen Grund haben, dafs durch die Gegen- wart einer zu grolsen Menge von Chlorwasserstoffsäure die Fäl- lung durch Schwefelsäure verhindert wird. Beide Modificationen des Zinnoxyds sind in Auflösungen von ' Kali- und Natronhydrat auflöslich. Aber in den Auflösungen sind beide, wenigstens wenn sie nicht lange gestanden haben, in ih- rem unveränderten Zustand enthalten. 268 Eine Auflösung von kohlensaurem Kali bringt in der Zinn- chloridauflösung unter Brausen einen starken voluminösen Nie- derschlag bervor, der sich vollständig in einem Übermaals des Fällungsmittels auflöst. In dieser Auflösung werden durch ver- dünnte Säuren Fällungen des Zinnoxyds @ hervorgebracht, die sich aber durch eine grölsere Menge der hinzugesetzten Säuren wieder vollständig auflösen. Eine Auflösung von kohlensaurem Natron giebt ebenfalls unter Brausen einen starken Niederschlag in der Chloridauflösung, der sich indessen in mehr hinzugesetz- tem Fällungsmittel nicht vollständig auflöst. Die trübe Auflö- sung wird indessen vollständig durch Übersättigung mit verdünn- ter Chlorwasserstoffsäure, Schwefelsäure und Salpetersäure klar. In der chlorwasserstoffsauren Auflösung des Oxyds 5 geben Auflösungen von kohlensaurem Kali und Natron starke volumi- nöse Niederschläge, die in mehr vom hinzugesetzten Fällungs- mittel nicht auflöslich sind. Werden die Niederschläge aber mit Wasser ausgewaschen, so lösen sie sich zum Tbeil auf und das Waschwasser trübt die durchfitrirten Flüssigkeiten. Das Oxyd a kann in seinen Auflösungen in das Oxyd um- gewandelt werden. Die unmittelbare Verwandlung des Oxyds 5 in das Oxyd a hingegen hat der Verfasser wenigstens in Auflö- sungen nicht bewirken können. Sie kann nur durchs Schmelzen mit Kalihydrat geschehen. Der Verfasser hatte seit langer Zeit mehrere Auflösungen des flüchtigen Chlorids in Wasser in wohl verschlossenen Fla- schen aufbewahrt. Als er, nachdem sie sechs Jahre gestanden hatten, zufällig die Eigenschaften derselben mit einer frisch be- reiteten Auflösung des Zinnchloridhydrats verglich, fand er zwi- schen beiden ein vollkommen verschiedenes Verhalten gegen Rea- gentien. Namentlich gab erstere Auflösung einen starken Nie- derschlag mit Schwefelsäure, letztere hingegen nicht. In einer Auflösung des flüchtigen Zinnchlorids und des Chlo- ridhydrats verwandelt sich durch die Länge der Zeit das Oxyd a in die Modification 6, ohne dals die Auflösung ibre Klarheit verliert. Zu dieser Umwandlung gehört aber eine lange Reihe von Jahren. Denn wenigstens zwei Jahre sind dazu noch nicht hinreichend. Die Auflösung zeigt dann mit allen Reagentien die Erscheinungen einer chlorwasserstoffsauren Auflösung des Oxyds 269 d, nur in einem Punkte unterscheidet sie sich wesentlich von derselben. Sie enthält nämlich die geringste Menge von Chlor- _ wasserstoffsäure zur Auflösung des Oxyds 6. Wenn man dasselbe durch Behandlung von Zinn mit Salpetersäure erhalten hat, und in Chlorwasserstoffsäure auflöst, so muls man dazu gröfsere Men- gen anwenden. Jene Auflösung giebt daher, wie das schon oben erwähnt worden ist, Fällungen mit Chlorwasserstoffsäure und selbst mit Salpetersäure. Die Umwandlung des Zinnoxyds a in das Oxyd 5 kann aber in sehr kurzer Zeit bewirkt werden. Erhitzt man eine frisch bereitete Auflösung des Aüchligen Chlorids oder des Chloridhy- drats bis zum Kochen, so wird das Zinnoxyd gefällt. Dies ge- fällte Oxyd ist, wie dies schon oben erwähnt wurde, das Oxyd a. Wenn man aber zu der Auflösung des Chlorids eine hinrei- chende Menge von Chlorwasserstoffsäure setzt, so verhindert man die Ausfällung des Oxyds durchs Kochen. Man mufs, während man von Zeit zu Zeit kleine Mengen von Chlorwasserstoffsäure binzufügt und unter Erneuerung des verdampften Wassers einige Stunden oder so lange kochen, bis endlich eine herausgenom- mene Probe der Flüssigkeit nach dem Erkalten durch Schwefel- säure getrübt wird. Dann zeigen auch die übrigen Reagentien, namentlich Weinsteinsäure und Ammoniak, salpetersaure Silber- oxydauflösung und Ammoniak, so wie auch Galläpfelaufgufs die Gegenwart des Oxyds 2 an. Wenn man die Auflösung des flüchtigen Chlorids oder des ‚Chloridhydrats mit Salpetersäure versetzt und sie lange und an- haltend kocht, so scheidet sich endlich das Zinn als 5 Oxyd ab. Aber diese Abscheidung erfolgt erst, wenn die Chlorwasserstoff- säure fast gänzlich verjagt worden ist. Wird das Oxyd a bei der gewöhnlichen Temperatur ge- trocknet, so löst es sich leicht und vollkommen in der Kälte in Chlorwasserstoffsäure auf; die Auflösung zeigt dann noch alle Eigenschaften des Oxyds a. Trocknet man es bei einer mehr oder weniger erhöhten Temperatur, z.B. bei der des kochenden Wassers, so löst es sich nur zum Theil auf, der gröfste Theil bleibt ungelöst; das was sich aber auflöst, giebt keinen Nieder- schlag mit Schwefelsäure. Bis zu 170° C. erhitzt, verliert das Oxyd noch an Gewicht, darüber aber erhitzt nicht mehr. u 270 Wenn krystallisirtes Zinnchlorür viele Jahre hindurch im festen Zustand beim Zutritt der Luft aufbewahrt worden ist, so hat es sich endlich vollkommen in eine Verbindung von Zinn- chlorid mit Zinnoxyd verwandelt. Aber das Zinn ist in der Verbindung als Oxyd a enthalten. Es ist also die Gegenwart des Wassers nöthig, um durch die Länge der Zeit die Umwand- lung des Oxyds a in das Oxyd 5 zu bedingen. In seiner Auflösung in Kali kann indessen das Oxyd @ in kürzerer Zeit in das Oxyd 5 verwandelt werden. Wenn man Zinnchlorür in Kalihydratlösung auflöst, und die filtrirte Auflö- sung lange der Luft aussetzt, so wird nach und nach das Oxydul in Oxyd verwandelt. Das Oxyd ist in der Auflösung die Modi- fication a. Lälst man aber die Auflösung noch länger der Luft ausgesetzt, so wird sie trübe, und alles Zinnoxyd scheidet sich in dem Maafse ab, als das Kalihydrat sich in kohlensaures Kali verwandelt hat. Das ausgeschiedene Oxyd ist aber von der Mo- dification 2. Aufser den beiden Modificationen des Zinnoxyds a und mufs man deren wohl noch mehrere unterscheiden. Beide ver- halten sich zwar verschieden gegen Chlorwasserstoffsäure, sind aber in derselben löslich. Werden aber beide Modificationen geglüht, so werden sie in Chlorwasserstoffsäure unlöslich; sie widerstehen selbst der Einwirkung der concentrirten Schwefel- säure, und werden auch durch Schmelzen mit saurem schwefel- sauren Kali nicht in Wasser auflöslich. Das geglühte Zinnoxyd, das also die Eigenschaften des in der Natur vorkommenden Zinnsteins hat, mufs als eine andere Modification als die Oxyde a und 5 angesehen werden. Zu derselben Modification, zu welcher das geglühte Zinn- oxyd gehört, möchte der Verfasser noch eine andere rechnen, die nämlich, welche durch Schmelzen mit kohlensauren Alkalien entsteht. Von der geschmolzenen Masse löfst sich aufser dem freien kohlensauren Alkali zinnsaures Alkali im Wasser auf, aber nicht in sehr bedeutender Menge. Das Zinnoxyd ist in dersel- ben von der Modification a. Das aber, was vom Wasser unge- löst zurückgeblieben ist, läfst sich nicht mit Wasser auswaschen; wenn das koblensaure Alkali fast schon fortgenommen ist, läuft die Flüssigkeit ganz milchicht durchs Filtrum. Chlorwasserstoff- ar säure löfst nur sehr wenig von dem im Wasser Ungelösten auf, ‚und auch concentrirte Schwefelsäure ist fast ohne Wirkung. Es ist schwer sich davon zu überzeugen, ob das Ungelöste wesent- lich Alkali enthalte, und ein sehr saures zinnsaures Salz ist oder nicht, denn es ist ganz unmöglich, das suspendirte Zinnoxyd von ‚der Auflösung zu trennen, in welcher noch kohlensaures Alkali aufgelöst ist. Man kann es jedoch dahin bringen, so wenig Al- kali darin zu finden, dals man der Ansicht sein muls, das unge- ‚löste Zinnoxyd sei frei davon. Fremy giebt an, dafs die Auflösung des durch Salpeter- säure erzeugten Oxyds 5 in Chlorwasserstoffsäure kein Zinnchlo- rid giebt, während das Oxyd « mit Chlorwasserstoffsäure leicht "Zinnchlorid bildet. Der Verfasser konnte dies durch seine Ver- ‚suche nicht bestätigen. Werden die chlorwasserstoffsauren Auf- lösungen beider Arten des Zinnoxyds destillirt, so destillirt zu- ‚erst Wasser und Chlorwasserstoffsäure, und zuletzt verflüchtigt ‚sich wasserfreies Zinnchlorid. Aber schon das zuerst erhaltene ‚saure Wasser enthält Zinnoxyd, das als Chlorid sich verflüchtigt ‚hat, so dals es bei quantitativen Analysen nicht anzurathen ist, ‘eine verdünnte chlorwasserstoffsaure Auflösung von Zinnoxyd durch Abdampfen zu concentriren. & Der Verfasser ist nicht geneigt, die Verschiedenheiten der beiden Arten des Zinnoxyds von einer verschiedenen Sättigungs- eapaeität derselben als Säuren herzuleiten, wie man dies bei den ‚verschiedenen Modificationen der Phosphorsäure gethan hat. Wenn e solche wirklich statt finden sollte, wie Fr&my behauptet, vorüber aber der Verfasser keine Versuche angestellt hat, so ührt diese von dem verschiedenen Zustand der beiden Oxyde r, und ist eine Folge, nicht die Ursach derselben. Wenn man bedenkt, wie aufserordentlich manche metallische Oxyde. ihre I jichtigkeiten verändern können, wenn sie verschiedenen erhöh- Temperaturen ausgesetzt werden, also nach dem Glühen im rasserfreien Zustand verschiedene isomere Modificationen bilden innen, so sieht man den Grund nicht ein, weshalb sich ähnli- che isomere Zustände nicht auch bei den Oxyden in ihren Ver- bindungen und Auflösungen im Wasser bilden sollten. 272 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Atti dell’ Accademia Gioenia di seienze naturali di Catania. Tomo 13-20. Catania 1839-43. Serie II. Tomo 1.2. ib. 1844. 45. 4. Eingesandt durch die Königliche Bibliothek hierselbst mittelst Schreibens vom 13. Juni d. J. Memoires de ’Academie Royale de Medecine. Tome 4-13. Paris 1835-47. 4. Bulletin de V’Academie Royale de Medecine. Tome 1-12. ib. 1836- 1847. 8. Revue archeologique. 5. Anne. Livr. 2. 15. Mai. Paris 1848. 8. Schumacher, Astronomische Nachrichten. No. 639. Altona 1848. 4. K. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth ete. 20. Jahrgg. 1848. No.12. Wien. 4. Kunstblatt. A848. No.25-27. Stuttg. u. Tübing. 4. Estatutos de la Academia Real de ciencias exaclas, fisicas y na- turales. Madrid 1848. 4. D. Jose Aparici, Coleccion de documentos ineditos relativos a la Batalla de Lepanto. ib. 1847. 8. Aufser den beiden letzten Schriften ist auch eine bronzene Medaille mit dem Bildnisse der Königin von Spanien und der Umschrift: Isabel 2: Reina de las Espaitas, und auf den Revers: Cuerpo de Ingenieros del ejercito, von dem Königlich - Spanischen Gesandten hierselbst der Akademie zugefertigt worden. 99. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Ranke las über die Glaubwürdigkeit der Me- moiren der Markgräfin Friderike Wilhelmine von Baireuth. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Academie des Sciences et Leitres de Montpellier. Memoires de la section des sciences. Annde 1847. Montpellier 1847. 4. The fifteenth annual Report of the Royal Cornwall polytechnie Society. 1847. Falmouth. 8. Brandt, Versuch'einer kurzen Naturgeschichte des Dodo. St. Pe- tersburg 1848. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 640. Altona. 1848, 4. 273 stitut, 1. Section. Sciences mathemat., physig. et naturell. gr 16. Annee. No. 731-754 5. Janv.-14. Juin 1848. Paris. 4. 2. Section. Sciences historig., archeol. et philosoph. 12. Annde. No. 145. 146. Janv. Peyr. 1848. % ib. 4. Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesell- schaft der Wissenschaften zu Göttingen. A848. No. 7. $. Kunstblatt. 1848. No. 28. Stutig. u. Tüb, 4. 7 ANANDA ir Ne a ” abe er rest: n or OraRHN < 4 Ra BURN: ihr RER &: j AN Ber! wir az re 7 H: ven Re ih ee nA ZA us IE» ER A HER Si Kun Kakteen ana AR kt, Bis u! . hr} EC u hi Re 7 + 1% 2 Go . B 3 b s 5 . % rs er . % I * s . & B) Fe . “ 5 ’ „ - 5 - ? £ 4 \ wir P ’ bi % gie { nahe x ’ = N y { Ar de L B k Le D r 14 . v 2 N % 1 Dh f r 1 f x N a > N ct .'# “ a - ’ BIIENSK } A n re fe WR “ Ds PaRN & Bericht über die _ zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juli 1848. Vorsitzender Sekretar: Hr. Ehrenberg. 3. Juli. Sitzung der physikalisch-mathemati- schen Klasse. Hr. Kunth las über die Familie der Dioscorineen, zeigte, dals sich dieselben von den Smilaceen blos durch den angewach- ‚senen Fruchtknoten unterscheiden, machte auf eine wichtige Ver- ‚schiedenheit aufmerksam, welche der Same der zahlreichen bis- ‚her zu Dioscorea gerechneten Arten darbietet, und glaubte sich ‚hiernach berechtigt, nicht allein die Gattung Teszudinaria wie- der herzustellen, sondern auch eine neue zu bilden, welcher ‘er den Namen Helmia beilegt. In dieser ist nämlich der Same nach unten, in jener nach oben geflügelt, während in den äch- ten Dioscorea-Arten ein fügelartiger Rand den ganzen Samen umgiebt. Nach Aufzählung der diesen drei Gattungen zukom- menden Arten werden dieselben in mehreren natürlichen Grup- pen vertheilt, welche mit ihrer geographischen Verbreitung in enger Beziehung stehen, und von denen einige in der Folge bei genaueren Kenntnils ihrer Blüthen- und Fruchttheile vielleicht och besondere Gattungen bilden dürften. Gleichzeitig werden über einzelne Arten, so wie über Rajania und Tamus, meh- rere Berichtigungen hinzugefügt. Der Schluss handelt von der Bildung des Embryos sämmtlicher zu den Dioscorineen gehöri- zen Gattungen, woraus sich ergiebt, dals Adr. de Jussieu hierüber die ersten richtigen Beobachtungen geliefert hat. Tıs4s] 7 276 Hr. Poggendorff sprach über die Färbung des Wis- muths auf galvanischem Wege. Bekanntlich nimmt das Wismuth, wenn es nach dem von Quesneville angegebenen Verfahren durch Schmelzen mit Sal- peter gereinigt wird, die prächtigsten theils goldgelben, theils grünen und röthlichen Farben an, und eben so ist bekannt, dals es mit Wasser befeuchtet der Luft ausgesetzt, in einiger Zeit braunroth und zuletzt veilchenblau anläuft. Es scheint in- defs noch nicht beobachtet zu sein, dafs man gleiche oder ähn- liche Farben auf Wismuthflächen von beliebiger Grölse ganz nach Willkühr und in verbältnifsmälsig sehr kurzer Zeit her- vorrufen kann, wenn man solche Flächen in Kalilauge als posi- tive Elektroden eines galvanischen Stromes anwendet. Der Verf. der bei Gelegenheit anderer Untersuchungen auf diese Thatsache geleitet wurde, bediente sich hierbei in der Regel einer Batterie von zwei Grov&@’schen Bechern und einer Lösung von 4 Thl. Ätzkali in 4 oder 6 Thl. Wasser, in wel- cher der positiven Wismuthelektrode eine Platinplatte als nega- tive Elektrode gegenüberstand. Bei einer solchen Combination überzieht sich die Wismuthplatte in wenig Augenblicken und in voller Gleichförmigkeit mit einer Reihe von Farben, deren suc- cessives Auftreten im Allgemeinen ganz dem Gesetze der Nev- ton’schen Farbenringe folgt, indem der Reihe nach Gelb, Roth, | Violett, Blau und Grün hintereinander erscheinen. Durch schick- liches Unterbrechen des Stromes kann man jede dieser Farben festhalten; jedoch tritt ihre wahre Natur erst dann hervor, wenn man die Wismuthplatte zur Flüssigkeit herauszieht, mit der Spritz- flasche wohl abspült und an der Luft trocknen lälst. Die so erhaltenen Farben zeigen, wenn die Platte gut ge- schliffen und polirt worden, auch frei von Arsenikgehalte ist, einen Glanz und eine Lebhaftigkeit, welche die der Nobili’schen und Böttger’schen Farben wohl noch übertreffen möchten, ver- muthlich weil das Substrat derselben durchsichtigerer und farblo- serer Natur ist, als das Blei- und das Manganhyperoxyd, welche das Material zu den letztgenannten Farben bilden. Unterhält man den Strom, nachdem das Grün erschienen ist, noch einige Zeit, so wird die Wismuthplatte wiederum farblos, und nun kommen Farben zweiter Ordnung zum Vorschein, die aber lange nicht so 277 rein nnd glänzend wie die der ersten sind. Die Wismuthfar- ben bilden hiedurch eine Art von Gegensatz zu den Blei- und Manganfarben, die gerade erst in der zweiten Ordnung ihre grölste Lebbhaftigkeit entwickeln. Es wäre indefs möglich, dafs sich auch die Wismuthfarben zweiter Ordnung in höherer Leb- haftigkeit darstellen lielsen, wenn man eine Batterie von gröfse- ‚rer Becherzahl anwendete. Bei der oben genannten Batterie von zwei Bechern wird der Strom durch die geringe Leitungsfähig- ‚keit der auf das Wismuth abgelagerten Substanz so geschwächt, dafs die Darstellung jener zweiten Farbenreihe einige Stunden Zeit erfordert. Übrigens kann das successive Auftreten zweier Farbenrei- hen, getrennt durch eine Schicht von vollkommener Farblosig- keit, wohl keinen Zweifel hinterlassen, dafs die Wismuthfarben ihre Entstehung nur der Dicke der sie bildenden Schicht ver- danken, während es noch ungewils sein mag, aus welchem Ma- terial dieser Schicht bestehe, ob aus einem Oxyde oder einer Kaliverbiudung desselben. Letzteres möchte jedoch das Wahr- scheinlichere sein, da die Farben schon bei Eintauchung der Platten in sehr verdünnte Schwefelsäure fast augenblicklich ver- chwinden, und anderseits bei Anwendung von Ammoniakflüssig- keit, statt der Kalilauge, gar nicht zum Vorschein kommen. Die auf obige Weise gefärbten Wismuthplatten, von denen der Verf. einige vorzeigte, erweisen sich, bei Untersuchung im risirten Licht, mit recht bemerkenswerthen optischen Eigen- aften versehen, deren Studium indess einer künftigen Arbeit orbehalten sein mag, da es mit der noch wenig entwickelten Theorie der auf Metallplatten überhaupt erzeugten Interferenzfar- en im engsten Zusammenhange steht. Für jetzt erlaubt sich der Verf. nur darauf aufmerksam zu machen, dafs unter den Farben erster Ordnung, die auf Wismuthplatten und, nach dem No- li’schen oder Böttger’schen Verfahren, auf Platinplatten er- egugt werden können, ganz dasselbe Braun auftritt, welches m auch an dem ersten Newton’schen Ringe und an dem in- sten der bei Krystallplatten im polarisirten Licht erscheinen- Ringe wahrnimmt, obne dafs es bisher von den Physikern iher in Betracht gezogen wurde. 278 6. Juli. Öffentliche Sitzung zur Feier desLeib- nizischen Jahrestages. Hr. Trendelenburg hielt als vorsitzender Sekretar die Einleitungsrede, in welcher er in Leibnizens umfassender viel- seitigen Thätigkeit das Verhältnils der Richtung auf die beson- deren Wissenschaften zu dem allgemeinen philosophischen Ele- ment hervorhob und an Leibnizens Ansicht vom Naturrecht als einem einzelnen Beispiel ausführte und prüfte. Hierauf verkün- dete der Sekretar der physikalisch-mathematischen Klasse, Herr Encke, folgende Preisaufgabe. Die physikalisch- mathematische Klasse der K. Akademie der Wissenschaften wünscht eine che- misch-physiologische Untersuchung und Vergleichung von Früch- ten in unreifem und reifem Zustande. Es erscheint zweckmälsig, solche Früchte auszuwählen, welche in beiden Zuständen auffal- lende Verschiedenheiten zeigen. Zuerst wird eine genaue che- mische Untersuchung reifer und unreifer Früchte im Allgemeinen, und zwar derselben Pflanze, verlangt. Dann eine Nachweisung, in welchen Theilen der Frucht die gefundenen Bestandtheile vor- kommen, auch welche Veränderungen die festen und flüssigen Theile beim Reifen mögen erlitten haben: und endlich physio- logische Beobachtungen, welche Einwirkungen durch Wärme, Licht, Feuchtigkeit, Entblätterung, Ringeln und Einschnitte in das Holz des Stammes oder auch der Zweige hervorgebracht werden. Dafs der Verfasser auf das Rücksicht nehme, was vor ihm über diesen Gegenstand geleistet wurde, wird erwartet. Der Termin der Einsendung der Beantwortungen unter den be- kannten Bedingungen ist der 1. März 1851. Die Entscheidung über dieselben und die Zuerkennung des Preises von hundert Dukäten wird in der öffentlichen Sitzung zum Andenken an Leibniz im Juni desselben Jahres bekannt gemacht werden. Hr. Encke überreichte sodann die Abhandlung des Dr. Gerhardt: die Entdeckung der Differentialrechnung durch Leibniz, welche der Verfasser für diese Sitzung eingesandt hatte. Endlich las Hr. Dieterici über die Vertheilung der Bevölkerung nach Ge- schlecht und Alter im Preufsischen Staate mit Vergleichung der gefundenen Verhältnisse zu den Ergebnissen in andern Ländern. Indem er Hoffmann’s Verdienste um die Ermittelung der Sterb- 279 lichkeitsgesetze hervorhob, widmete er im Namen der Akademie, die im letzten Jabre dieses Mitglied verlor, seinem Andenken einige Worte. Herr Dieterici suchte in seiner Abhandlung ‚aus den statistischen Aufnahmen, nicht nach Rechnung aus den Todtenlisten, sondern nach bestimmter positiver Zählung, ein ‚Gesetz aufzufinden, nach welchen Procentsätzen die verschiede- nen Altersklassen von fünf zu fünf Jahren in einer gegebenen Bevölkerung sich vertheilen. 43. Juli. Gesammtsitzung « der Akademie. Hr. v. Schelling las über die ursprüngliche Bedeu- tung der dialectischen Methode. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memoires de la Societe d’Archeologie et de Numismatique de St. Petersbourg. No. 3. St. Petersbourg 1847. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Sekretars dieser Gesellschaft Herrn Dr. B. v. Köhne d. d. St. Petersburg den # März d.)J. Memoires and proceedings of the chemikal Society. Part 23. (Lon- don) 8. Annals of the Lyceum of natural history of New-York. Vol. 4. No. 6-11. Aug. 1846-Juli 1847. New-York. 8. ' Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissen- schaften in Wien; gesammelt und herausgg. von Wilh. Hai- dinger. Bd.3. No. 1-6. Juli-Dec. 1847. Wien 1848. 8. E5. Panofka, Testa di Ganymeda giudizio di Paride Venere la _ nera Lyssa lInsania. (Estr. dal Bullett. archeol. Napol. deli Lugl. 1847) 4. ‚J. Graf Leszezyc-Suminski, zur Entwickelungs- Geschichte der Farrnkräuter. Berlin 1848. 8. de Morlot, Lettre sur la Dolomie adressee 4 Mr. Elie de Beau- mont. Vienne. le 21 Fevr. 1848. 8. L.de Koninck, Description des animaux fossiles qui se tron- vent dans le terrain carbonifere de Belgique. Texte et Planches. Liege 1842-1844. 4. Recherches sur les animaux fossiles. Partie 1. Monographie des genres Producius et Chone- tes. ib. 1847. ‚4. ——— Description des coquilles fossiles de l’Argile, f de Basele, Boom, Schelle etc. (Extr. du T. XI 280 des Mem. de l’Academie royale de Bruxelles) (1837) 4. L.deKoninck, Memoire sur les crustaces fossiles de Belgique. (Extr. du T. XIV des Mem. de l’dcad, roy. de Bruxell.) (1841) A. Notice sur quelques fossiles du Spitzberg. (Extr. du T. XIII No. 6 des Bullet, de l Acad. roy. de Belgique) 8. a ar Notice sur deux especes de Brachiopodes du terrain paldosoique de la Chine. (Extr. du T. XIII No. 12, des Bullet, de Akad. roy. de Bel. gique) 8. Dumont et de Koninck Rapports sur un memoire de M.Nyst, presented dl’ d4cademie royale de Bruxelles, pour le concours de 1843, en reponse a la question suivante: Faire la descrip- tion des coquilles et des polypiers fossiles tertiaires de Bel- gique etc. 4. J. Kops en J. 2. van der Trappen, Flora Batava. Allev. 152. Amsterdam. 4. A.L. Crelle, Journal für die reine und angewandte Mathema- tik. Bd. 36, Heft 4. Be, 37. Heft 1. Berlin 1848. 4. 3 Expl. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.64t. 642. Altona 1848, 8. Revue archeologique. 5. Annde. Livr. 3. 15 Juni 1848. Paris 8. Kunstblatt. 4848. No. 29-31. Stutt, u. Tüb. 4. Virlet d’Aoust, Observations sur le metamorphisme normal et la probabilitd de la non-existence de veritables Roches pri- mitives A la ErRReR du globe. (Extr. du Bullet. de la Fo geol. de France. 2. Ser. Tome 4. 1847.) 8. - The Journal of the royal geographikal Society of London. Vol, 18. 1848, Part 1. London. 8. C. 1. Gerhardt, die Entdeckung der Differentialrechnung durch Leibniz mit Benutzung der Leibnisischen Manuscripte auf der Koönigl. Bibliothek zu Hannover, Malle 1848. 4. $ mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Salzwedel d, 1. Ju dieses Jahres. 17. Juli. Sitzung der philosophisch-histori schen Klasse. Hr. Ritter las über die älteste Dattelcultur. 281 22. Juni. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Gerhard las über den Gott Eros. Die geschichtliche Entwickelung welche in dieser Abhand- lung über Begriff, Kultus und Götterverwandtschaft des Eros ge- geben ist, ging billigerweise vom Erosdienst der böotischen Stadt Thespiä aus. Dort wo vorzugsweise von musischem zugleich aber auch von athletischem Wettstreit die Rede ist (Paus. IX, 31,3), wurde so viel sich vermuthen lälst der rohe Stein, der dem ältesten Eros zu einziger Andeutung diente (Ebd. IX, 27,1), von Sängern und Bogenschützen mit Lyra und Bogen so lange geschmückt, bis des Göttersteins Bildung zu blühender Knaben- gestalt beide Attribute dem menschlich gewordenen Gott in die "Hände gab. Seiner Idee nach ein Gott physischer und ethischer Kraft, den Chariten verwandt und dem Hermes zunächst ver- gleichbar, ward dieser Gott durch die begeisterte Männerfreund- schaft altdorischer Sitte zum Liebesgott gesteigert. Die Tiefe und Innigkeit solcher Auffassung liels ihn aber nicht blofs als einen Gott der Kämpfer, Sänger und Liebenden, als den Vorste- her dorischer Staats- und Freiheitsfeste erscheinen; sie gab schon in Hesiods Vorstellung vom Anfang der Dinge den ersten schö- pferischen Naturtrieb als Eros kund und ward in der Orphiker orstellung zu des mannweiblichen Eros Geburt aus dem Weltei gesteigert. Gleiche Geltung lag ohne Zweifel dem delisch-at- tischen als Sohn Ilithyia’s gefalsten Eros zu Grunde, mit wel- ‚chem die ciceronische (Nat. Deor. 1,23) Ableitung des ältesten Eros von Hermes und Artemis durchaus übereinstimmend ist; aber auch die samothrakische Gottheit Axieros d. h. ’A&ı-tows „Ehren-Eros” ist demselben Götternamen und Götterbegriff an- g hörig: ihre Gleichsetzung mit Demeter (Schol. Ap. Rhod. I, 917) erklärt sich aus Berührungen des Eros mit cerealischem Dienst, für welchen wir selbst aus Thespiä und aus Parion den beiden Hauptsitzen des Erosdienstes Zeugnisse haben. - Einer späteren Zeit und Auffassung als jener selbständige und uralte böotische Eros gehört der gleichnamige Gott den die gangbarste Sage als jüngeren Eros, als Sohn Aphroditens und als unzertrennlich von dieser Göttin bezeichnet. In solcher Ver- bindung zeigt ihn hauptsächlich ein mehrerwähntes wichtiges 282 Denkmal des samothrakischen Götterdienstes, die Chablais’sche dreifache Herme, gegenwärtig im Museum des Vatikans (Gerhard Bildw. XLD: den drei samothrakischen Gottheiten Dionysos, Kora und Hermes sind dort die korinthischen Helios-Apollo, Aphrodite und Eros, letzterer als beflügelter Fackelträger zur Seite gestellt, ganz wie Aphrodite und Eros auch auf korinthi- schen Münzen (Mionnet II p. 179.188) sich finden. Erst durch jene Gruppirung der Liebesgöttin mit einem dämonischen Flü- gelknaben, eine Gruppirung die aus ähnlichen Vereinen einer Göttermutter mit einem Erdgeist vollkommen verständlich wird, mag das im spätern Alterthum so allgemeine Verhältnils des Eros zu Aphrodite begründet worden sein. Wesentlich zu dessen Ver- ständnils ist das aphrodisischen und cerealischen Festen gleich- mäfsig entsprechende Symbol der Fackel, ein Symbol nächtlicher Weihe und Reinigung, an welches für Eros selbst die Kunstdar- stellung des Todesgenius und die Sagen von Eros und Psyche, für seinen Bezug zu andern Gottheiten die Analogie des cerea- lischen Iacchos sich knüpfen. In gleichem Sinn erklärt sich der hermaphroditische Eros, dessen häufige Erscheinung in den My- sterienbildern Unteritaliens einer mit Aphrodite ganz gleichge- setzten Kora beigesellt zu sein pflegt: nach dem jetzigen Stimd- punkt der Untersuchung vielleicht weniger wegen eines ursprüng- lichen Verhältnisses zu Aphrodite als wegen der früheren Verbin- dung des Eros mit cerealischem Mysterienwesen, aus welcher sein später so enges Verhältnils zu Aphrodite sich erst erklärt. Dals dieses bereits nach Plato’s (Symp. 180 D) Zeugnils so all- bekannte und doch bei Phidias (Paus. V, 11, 3) noch verleugnete enge Verhältnifs späterhin so allgemein durchgedrungen ist, lälst nur aus dem Ansehn gewisser Kulte, wie der aus Samoihrake und Korinth nachgewiesenen, sich erklären, wo Aphroditen der fackeltragende Flügelknabe zur Seite stand. Einmal durchge- drungen jedoch hatte diese Verbindung den entschiedensten und unvermeidlichsten Einfluls auf Umwandlung des Erosbegriffes. Anfangs als Gott des Kampfs und der Freundschaft durch Bogen und Lyra bezeichnet, dann als leuchtender Fackelträger im Na- turdienst der Erdgottheiten bewährt und demnach mit Aphrodite verknüpft, ward Eros in gleicher Weise wie diese Göttin selbst aus dem Tiefsinn ältester Schöpfung und aus der Bedeutung all- 283 liebender Kraft am Anfang der Dinge zum Tagesdämon herab- gezogen, dem die heitersten und flüchtigsten Regungen der Göt- ter und Menschen die liebsten und die beschütztesten sind. Vom himmlischen Begriff beider Gottheiten zu ihrem irdischen, vom Eros Uranios zum Pandemos zu gelangen war hauptsächlich in Hafenstädten wie Korinth ein Übergang leichtester Art, und ebenso trug die Kunstentwickelung viel dazu bei im Zeitalter des Praxiteles den Eros nicht weniger als Aphroditen mit blü- hender Schönheit sowohl als mit einem Reiz der Verführung auszustatten, der die ursprüngliche Bedeutung des thespischen Gottes allzubald in Vergessenheit brachte. Von archäologischen Nebenfragen deren Lösung im Zusam- menhang dieser Abhandlung versucht worden ist, verdient theils die zuletzt von Raoul-Rochette besprochene Bedeutung des Her- maphroditen, theils die von Otto Jahn neuerdings in Zweifel ge- ‚stellte Todesbeziehung des Mythos von Amor und Psyche er- "wähnt zu werden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: - Annales des sciences physiques et naturelles, d’agriculture et d’industrie, publides par la Societ€ royale d’agriculture etc. de Lyon. Tome9. Annee 1846. Lyon. 8. "Guinon, Note sur l’emploi du Sucre pour preserver les chaudie- res a vapeur des incrustations salines. ib. 1847. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Secretaire-Archiviste de la So- ciete royale d’agriculture etc. de Lyon, Herrn E. Mulsant, vom s 30. Januar d.J. _ Ludw. Ross, Reisen des Königs Otto und der Königin Amalia in #: Griechenland. Bd.1.2. Halle 1848. 8. Im Auftrage des Verf‘ von der Verlagshandlung C. A. Schwetschke und Sohn iu Halle unterm 4. Juli d. J. übersandt _ Raoul-Rochette, Memoires d’archeologie comparee asiatique, grecque et elrusque. Premier Memoire. Sur ÜHercule assy- rien et phenicien etc. Paris 1848. 4. _ Karte über die geographische Verbreitung des Kameels nach einer Handzeichnung von Carl Ritter, reducirt und vermehrt mit der geographischen Verbreitung der Dattelpalme (Phönix Da- etylifera), durch I. M. Ziegler. Zu Ritter’s Erdkunde Bd. 13. fol. 2 Expl. Kunstblatt 1848. No. 32. Stutig. u. Tüb. 4. 284 Obwohl schon immer bisher zu jeder wöchentlichen Ge- sammtsitzung der Akademie andere Personen, welche dabei an- wesend sein wollten, von jedem ordentlichen Mitgliede einge- führt werden konnten und eingeführt worden sind, auch Gäste durch Karten ordentlicher Mitglieder an den vorsitzenden Se- kretar zu jeder wöchentlichen Gesammtsitzung empfohlen werden konnten, so hat die Akademie doch, den als dringendes Bedürf- nils laut gewordenen Wünschen thätiger Gelehrten gern entge- genkommend, diesen bisher offnen Zutritt zu den wissenschaftli- chen Vorträgen in ihren Gesammtsitzungen noch überdiefs dahin - erleichtert, dafs künftig von jedem der 50 ordentlichen Mitglie- der der Akademie an irgend einen Theilnehmenden eine perma- mente auf ein Jahr gültige Karte übergeben werden könne, was mit der nächsten Sitzung schon in Ausführung kommen soll. 27. Juli. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Müller las über die Metamorphose der Echi- nodermen. Zweite Abhandlung. ; Die Beobachtungen über die Larven der Seeigel und ihre Metamorphose vom J. 1846 (Bericht der Akademie 1846 Octo- ber 29) wurden 1847 in Helsingör bis zur Entwickelung der Zähne des Seeigels fortgesetzt. Es folgt nun die Beschreibung einer neuen in Helsingör beobachteten Echinodermenlarve mit häu- tigen Wimpeln an den Seiten des Körpers und 3 mit einem Stern von Papillen gekrönten Armen. Das an der Larve sich entwickelnde Echinoderm ist platt, am Rande gelappt, es konnte nicht entschieden werden, ob es eine Holothurie oder Asterie wird. Darauf folgt die Anatomie der Bipennaria asterigera, de- ren Bau durch die Beobachtungen der Vorgänger nicht hinläng- lich aufgeklärt ist. Die vorgelegten Abbildungen erläutern die Structur der letztern sowohl als der neuen Larve und ihre Ent- wickelungsstadien. Den Schluls der Abhandlung bilden Untersu- chungen über die Natur der Metamorphose der Echinodermen und ihre Übereinstimmung mit dem Generationswechsel. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Memoires de la Societ€E royale des sciences de Liege. Tome 5. Liege 1848. 8. 285 mit einem Begleitungsschreiben des Secredtaire general dieser Ge- sellschaft, Herrn Th. Lacordaire vom 25. Mai d. J. Nachrichten von der G. A. Universität und der Königl. Gesell- schaft zu Göttingen. 1848. No. 8.9. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 641. 642. 1848. 4. K. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 20. Jahrg. 1848. No. 13. Wien. 4. Kunstblatt 1848. No. 33. Stuttg. u. Tüb. 4. ‚31. Juli. Sitzung der physikalisch- mathema- tischen Klasse. Hr. Lejeune Dirichlet las über die Reduction der _ positiven quadratischen Formen mit drei unbestimm- ten ganzen Zahlen. Bekanntlich hat Lagrange zuerst gezeigt, dafs jede binäre quadratische Form reducirt werden d.h. in eine andere verwan- delt werden kann, deren Coeffhicienten gewisse Ungleichheitsbe- _ dingungen erfüllen, und hat zugleich nachgewiesen, dafs in je- der Klasse positiver Formen immer nur eine einzige solche Form existirt, so dals für diesen Fall die verschiedenen einer gegebe- nen Determinante entsprechenden reducirten Formen als die Re- präsentanten der verschiedenen Klassen dienen können. Nach- - dem später in den Disquisitiones arithmeticae die ternären For- men aus einem allgemeinen Gesichtspunkt betrachtet worden wa- ren, wurde es für die weitere Ausbildung dieser Theorie erfor- derlich, die von Lagrange ausgeführte Untersuchung auf die ‚positiven Formen dieser Art auszudehnen, d.h. solche Ungleich- heitsbedingungen zwischen den Coefhcienten aufzufnden, dafs dieselben in jeder Klasse von einer und nur von einer Form erfüllt werden. Diese mit grofsen Schwierigkeiten verbundene Erweiterung ist von Seeber in einem speciell den positiven ter- nären Formen gewidmeten Werke geleistet worden, dessen Haupt- inhalt sie ausmacht. Die grolse Complikation der von Seeber befolgten Methode liefs einen einfacheren zu denselben Resulta- en führenden Weg wünschenswerth erscheinen, der jedoch erst mach manchen fruchtlosen Versuchen hat aufgefunden werden ‚können. Zu leichterer Bezeichnung dieses neuen Verfahrens von überraschender Einfachheit wird es zweckmälsig sein, die Sache 286 in ein geometrisches Gewand zu kleiden, indem wir dabei die interessante geometrische Construction benutzen, durch welche Gaufs in einem kleinen Aufsatz, worin er das Seebersche Werk bespricht (*), die Haupteigenschaften der positiven binä- ren und ternären Formen darstellt. Nach dieser geometrischen Darstellung entspricht jeder positiven ternären Form ein unend- liches System parallelepipedisch geordneter Punkte, und die ver- schiedenen Unterformationen der Form sind nichts Anderes als veränderte Anordnungen desselben Systems, nach einem andern Elementarparallelepipedon. In dieser Sprache ausgedrückt, be- stehen die Seeberschen Resultate wesentlich in Folgendem. 4. Jedes System parallelepipedisch geordneter Punkte läfst sich immer so abtheilen, dafs bei dem entsprechenden Elementarparallelepipedon weder die Seiten der Flächen gröfser sind als die Diagonalen derselben, noch die Kan- ten des Parallelepipedons gröfser als die Diagonalen des Parallelepipedons. 2. Eine solche Anordnung kann bei einem gegebenen Sy- stem im Allgemeinen nur auf eine Weise bewerkstel- ligt werden. Von der Richtigkeit des ersten dieser Sätze überzeugt man sich leicht durch folgende höchst einfache Betrachtung. Es sei (0) ein beliebiger Punkt des Systems. Die übrigen Punkte des- selben liegen offenbar immer paarweise in gleicher Entfernung und entgegengesetzter Richtung von (0). Es sei (1) einer der Punkte des Paares für welche die Entfernung von (0) kleiner ist als für jedes andere Paar. Findet dieselbe kleinste Entfer- nung für mehrere Paare Statt, so wähle man (1) nach Belieben in irgend einem derselben. Legt man jetzt durch die Gerade (01) in irgend einen Punkt des Systems aulserhalb derselben eine unendliche Ebene, so werden alle in diese Ebene fallende Punkte ein parallelogrammatisches System bilden. In einer der beiden nächsten Parallellinien dieses Systems nehme man den am näch- sten bei (0) liegenden Punkt oder nach Belieben einen dersel- ben, falls dieselbe kürzeste Entfernung für zwei Punkte dieser Linie Statt findet. Unter allen Ebenen, welche auf die angege- (*) Crelle’s Journal, Band 20, Seite 312. 287 bene Weise durch (01) gelegt werden können, wird diese kür- zeste Entfernung bei einer oder bei einigen kleiner sein als bei allen übrigen. Diese Ebene oder eine derselben, wenn dieselbe kürzeste Entfernung mehreren gemeinsam sein sollte, und den Punkt in ihr, den wir mit (2) bezeichnen wollen, halte man fest. Man hat dann offenbar (02) Z (01) und eben so leicht "sieht man dals in dem durch die Seiten (01) und (02) bestimm- ‚ten Parallelogramm die beiden Diagonalen nicht kleiner als diese Seiten sind. Nachdem auf diese Weise die Ebene (012) fixirt worden, bemerke man dals das gesammte Punktensystem in der Ebene (012) und andern mit dieser parallelen und untereinander ‚aequidistanten Ebenen liegt. Nun nehme man in einer der beiden der Ebene (012) benachbarten Ebenen den bei (0) nächsten Punkt oder einen der nächsten, wenn dieselbe kürzeste Entfernung bei mehreren stattfinden sollte. Nennt man diesen Punkt (3), so hat man offenbar (03) Z (02) und das durch die Kanten (01), (02) und (03) bestimmte Grundparallelepipedon wird die ver- ‚langten Eigenschaften haben. | Nach dem oben über das Parallelogramm unter (01) und (02) bemerkten, haben wir noch zu zeigen, dals sowohl bei den Parallelogrammen (013), (023) als bei dem Parallelepipedon die Seiten und Kanten nicht gröfser als die Diagonalen sind, was bei zwei der Ungleichheiten (03) (02) (01) offenbar darauf hinaus- kommt nachzuweisen, dals (03) weder grölser ist als eine der 4 Diagonalen der genannten Parallelogramme, noch grölser als eine der 4 Diagonalen des Parallelepipedons. Nun fallen aber offenbar diese 8 Diagonalen der Länge nach mit den 8 Geraden zusam- men, welche von (0) nach den 8 Parallelogrammecken gezogen werden können, die in der mit (012) parallelen, durch (3) ge- henden Ebene um (3) herum liegen. Dafs aber von diesen 8 Verbindungslinien keine (03) übertreffen kann, folgt unmittelbar aus der Bedingung, nach welcher der Punkt (3) gewählt worden. Sind bei der eben angedeuteten Construction (1), (2) und völlig bestimmte Punkte, (von der immer Statt findenden Möglichkeit abgesehen, dafs man für jeden derselben auch den Punkt nehmen kann, welcher in Bezug auf (0) in gleicher Ent- ernung und entgegengesetzter Richtung liegt), so werden die Kanten (01), (02) und (03) des erhaltenen Grundparallelepipe- 288 dons ungleich und die Diagonalen wirklich grölser als die Sei- ten und Kanten sein, von denen sie im Allgemeinen nicht über- treffen werden sollen. Für diesen Fall beweist man dann leicht, dafs dem System nur dieses einzige Elementarparallelepipedon mit den verlangten Eigenschaften entspricht. Etwas anders ge- staltet sich die Sache, wenn bei unserer Construction zwischen verschiedenen nich! entgegengesetzten Lagen für die Punkte (1), (2) und (3) gewählt werden kann; in solchen singulären Fällen können für das System mehrere nicht congruente Grundparalle- lepipeden existiren, welche die verschiedenen Eigenschaften be- sitzen. Alle diese Parallelepipedon lassen sich jedoch ohne Schwierigkeit vollständig aufzählen und man kann immer eines derselben durch gewisse Nebenbedingungen von den übrigen trennen, so dafs durch das Hinzutreten dieser secundären Bedin- gungen der Satz, dals jede Klasse nur eine reducirte Form ent- hält, seine Gültigkeit nicht verliert. Etwas Ähnliches findet be- kanntlich auch schon in der Thorie der positiven binären For- men statt, wo man in zwei besondern Fällen für den mittleren Coefhicienten ein bestimmtes Zeichen vorschreiben muls, wenn man in jeder Klasse nur eine reducirte Form behalteu will. Hierauf las Hr. Heinr. Rose über die quantitative Bestimmung der Molybdänsäure. Da die Molybdänsäure nicht ganz feuerbeständig ist, und sich bei erhöhter Temperatur, besonders beim Zutritt der Luft, in nicht ganz unbeträchtlicher Menge verflüchtigt, so ist ihre quantitative Bestimmung mit Schwierigkeiten verbunden. Man kann die Molybdänsäure zwar aus den sauer gemachten und ver- dünnten Auflösungen vermittelst Schwefelwasserstoffgas als brau- nes Schwefelmolybdän fällen; aber diese Fällung ist mit nicht geringen Schwierigkeiten verknüpft, da die Molybdänsäure äufserst schwer ganz vollständig in diese Schwefelverbindung umgewandelt werden kann. Der Verf. fand, dafs die beste Methode, um die Molybdän- säure quantitativ zu bestimmen, die ist, dafs man sie in Molyb- dänoxyd verwandelt. Dies geschieht am besten so, dals man sie in einer Atmosphäre von Wasserstoffgas erhitzt. Erhitzt man über der Spirituslampe bei nicht zu starker Hitze, so kann man 289 ‚sicher sein, dafs sich nur Oxyd und nicht zugleich kleine Men- ‚gen von metallischem Molybdän bilden. Das Erbitzen kann in einem Platintiegel geschehen, durch dessen durchbohrten Deckel "man das Wasserstoffgas in den Tiegel leitet. Man erhitzt so lange, bis das Gewicht des Molybdänoxyds unverändert bleibt. Ist in einer Flüssigkeit Molybdänsäure in Ammoniak aufge- löst, so. wird sie vorsichtig zur Trocknils abgedampft, und die trockne Masse auf dieselbe Weise wie reine Molybdänsäure in ‚einer Atmosphäre von Wasserstoffgas erhitzt, um sie in Oxyd zu verwandeln. Auch diese Operation kann in einem Platintie- ‚gel geschehen. Wenn die Molybdänsäure in einer alkalischen Flüssigkeit enthalten ist, so kann man sie durch eine Auflösung von salpe- tersaurem Quecksilberoxydul vollständig fällen, nachdem die Flüs- sigkeit durch Salpetersäure neutralisirt worden ist. War kohlen- ‚saures Alkali vorhanden, so läfst man nach der Sättigung mit Salpetersäure das Ganze 12 bis 24 Stunden an einem mäfsig er- wärmten Orte stehen, damit die Kohlensäure vollständig entwei- ben kann. Der Niederschlag des molybdänsauren Quecksilber- oxyduls ist von gelber Farbe, und sehr voluninös, sinkt aber nach mehrstündigem Stehen sehr zusammen. Nach dem Filtriren auf einem gewogenen Filtrtum wäscht man ihn mit einer sehr ver- dünnten Auflösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul aus, da er in reinem Wasser etwas auflöslich ist. Nach dem vollständi- gen Trocken bei 100° C. und nach genauem Wägen nimmt man der Niederschlag von dem Filtrum und behandelt denselben in einem Platin- oder Porcellantiegel mit Wasserstoffgas auf die- elbe Weise wie Molybdänsäure oder molybdänsaures Ammoniak. Man erhält Molybdänoxyd. Das auf dem Filtrum Haftende wird nit demselben gewogen, und die Menge des Molybdänoxyds da- in berechnet. - Man kann bei dieser Methode zugleich die Menge des feuer- beständigen Alkalis genau bestimmen, das mit der Molybdänsäure 'erbunden war. Man setzt zu der von molybdänsaurem Queck- silberoxydul abfiltrirten Flüssigkeit Schwefelsäure und concentrirt lieselbe durch Abdampfen. Es scheidet sich schwefelsaures Jueksilberoxydul aus, das sich beim Eindampfen der Flüssigkeit n gelbes basisches schwefelsaures Quecksilberoxyd verwandelt. 290 Die trockne Masse wird mit heilsem Wasser ausgezogen, der gelbe Rückstand abfiltrirt, und die filtrirte Flüssigkeit zur Trock- nils verdampft. Aus der trocknen Masse kann man durch Be- handlung mit kohlensaurem Ammoniak auf die bekannte Weise neutrales schwefelsaures Alkali erhalten. Die Verbindungen der Molybdänsäure mit den feuerbestän- digen Alkalien können auch durch Chlorammonium zerlegt wer- den. Man mengt sie im trocknen Zustande mit einem Überschusse des ammoniakalischen Salzes, und glüht sie damit. Wenn die Molybdänsäure als saures Salz mit dem Alkali verbunden ist, so schmiltzt die Masse nicht; die Säure verwandelt sich aber in Molybdänoxyd. Man mengt mit neuen Quantitäten von Chlor- ammonium und glüht von Neuem so lange, bis nach dem Glü- hen keine Gewichtszunahme mehr stattfindet. Die geglühte Masse wird mit Wasser behandelt, wobei Molybdänoxyd ungelöst zu- rückbleibt, das auf einem gewogenen Filtrum filtrirt und bei 100° C. getrocknet werden muls. Die vom Molybdänoxyd ge- trennte Flüssigkeit enthält das Alkali als alkalisches Chlormetall. Diese Methode giebt hinsichtlich der Bestimmung der Mo- Iybdänsäure nicht ein so genaues Resultat, wie die vermittelst salpetersauren Quecksilberoxyduls, da ein kleiner Theil der Säure durch Chloranmmonium zu metallischem Molybdän reducirt wird. Sie kann aber besonders bei molybdänsauren Verbindungen au- gewandt werden, die schr schwer im Wasser löslich sind. Herr Ehrenberg zeigte die einfache Lichtbrechung der Hefe gleich der der Schimmel-Bildungen bei po- larisirtem Lichte vor. nice Beilage. Einleitungsrede gehalten am Gedächtnilstage Leibnizens am 6. Juli 1848 vom vorsitzenden Sekretar Herrn Trendelenburg. Längst hat in den Wissenschaften, wie in den Werkstät- ten, die Theilung der Arbeit begonnen. Längst liegt die Zeit jener Anfänge hinter uns, in welcher noch Eine geistige Kraft allen Richtungen genügen und Eine Kraft alle Seiten umspan- nen konnte. Und doch geht in demselben Sinne, als die Welt der Dinge Eine ist, durch die Wissenschaften, wie vielfach sie sich auch spalten, wie viele Seiten sie auch ausbilden, die Idee einer Ein- l eit hindurch, die Idee eines Ganzen, in welcher sie wie Glie- der zusammengehören, die Idee eines Lebens, in welchem sie sich wechselseitig fördern und erhöhen. Es ist die Aufgabe der Philosophie, diese Idee, die sich in der wachsenden Masse des Einzelnen, in der zunehmenden Fülle ss Besondern zu verlieren droht, immer von Neuem ans Licht u bringen. Die Philosophie will diese Aufgabe namentlich da- ırch lösen, dafs sie in den mannigfaltigen Principien der be- ondern Wissenschaften die Eine Quelle des begründenden Ge- lankens aufsucht. Aber die Durchführung des Besondern muls ie den besondern Wissenschaften überlassen. Es liegt hier ihre schranke und hier droht ihr die Gefahr, der die einzelnen Ge- alten der Philosophie selten entgehen, da sich die volle Kraft es allgemeinen Princips erst in der vollen Verzweigung des Be- ndern offenbart. Indem in der Philosophie das Allgemeine iederum einer besondern Wissenschaft, einer besondern Ar- 7* 292 beit anheimfüllt, entstehen daraus eigenthümliche Schwierigkei- ten, welche die übrigen Wissenschaften in ihrer handlichern Aufgabe nicht kennen. Aber es kann nicht anders sein. Dem unendlichen Stoff des Besondern steht das endliche Maals der einzelnen Kraft in einem Milsverhältnils gegenüber, das nie ganz und nur in selte- nen Geistern anniherungsweise ausgeglichen wird. Zu diesen seltenen Geistern rechnet man Leibniz. Allerdings begegnen sich in dem Raum seiner Gedanken alle Wissenschaften seiner Zeit fast ohne Ausnahme. Wir be- wundern den Umfang seiner Kraft; — und er nimmt nicht die Wissenschaft auf, wie sie ihm von Andern überliefert werden; er belebt, was er empfüngt, so weit, dals es auch im Beson- dern weiter zeugt und Neues hervorbringt. Werfen wir einen Blick auf die Seiten seiner wissenschaftli- chen 'Thätigkeiten. Leibniz war ursprünglich Jurist. Seine juristischen Schril- ten sind die frühesten (1668) und schon die Titel zeigen ihre reformatorische Richtung. Die eine ist eine neue Methode, die Rechtsgelehrsamkeit zu lernen und zu lehren, nova methodus dis- cendae docendaeque iurisprudentiae; sie bezieht sich auf das gel- tende Recht des deutschen Reichs und enthält im Anfange ein Verseichnils dessen, was in der Rechtswissenschaft vermilst wird (catalogus desideratorum). Kine andere will das corpus duris au einem System ordnen (ratio corporis duris reconcinnandi). Leibniz war Publicist, Er griff mehrfach in politische Fragen seiner Zeit ein. Als ».B. 1677 beim Friedensschluss zu Nimmwegen die französischen Gesandten keinen Gesandten der deutschen Für- sten aulser der Ghurlürsten zulassen wollten, schrieb er unter dem Namen Gaesarinus Fürstener seine gelehrte Schrit über das Recht der Hoheit und der Gesandtschaft der deutschen Für- sten (de jure suprematus ac legationis principum Germaniae), Al später (1713) der Churfürst von Hannover König von Englan geworden und in England angegriffen und namentlich von Sei ten der kirchlichen Gesinnung verdächtigt wurde: schrieb Leib niz, wenn auch ohne sich zur Schrift zu bekennen, den Andi Ja cobite, Leibniz war Philolog. Wenigstens versuchte er sie an Etymologien, wie seine Gollectaneen beweisen nnd fals 293 h der Analogie der Algebra den Gedanken einer Universal- prache. Leibniz war Historiker. Davon zeugen seine grolsen "Sammlungen geschichtlicher Urkunden und Denkmäler, sein co- dex iuris gentium diplomaticus, seine accessiones historicae, seine s riptores rerum Brunsvicensium illustrationi inservientes. Davon eugen seine Annalen des Reichs, «nnales imperü. Leibniz war Mathematiker. Wenn er in den geschichtlichen Studien ( Stoff zusammenbrachte, sichtete und darstellte und mit va- tem Gedächtnils umfalste: so übte er in der Mathematik die ent- gegengesetzte Thätigkeit des Geistes; in der Mathematik brach er nit schöferischem Scharfsinn neue Bahnen. Wir erinnern an seine Combinationsrechnung, an seine Dyadik, an seine Differentialrech- ung. Leibniz gehört zu jenen erfinderischen Köpfen, welche nicht blofs Einzelnes neu erkannten, sondern auch dem mensch- ichen Geiste ein neues Werkzeug schufen und dadurch seine Igemeine Macht zu erkennen steigerten. Leibniz war Physi- er. Dahin gehört seine Nachricht über einen Fortschritt der 'ptik (1670), seine "Theorie der abstracten und concreten Be- wegung (1670), seine protogaea oder über den ersten Zustand r Erde (1693). Leibniz war Mechaniker. So erfand er eine Rechenmachine und entwarf für den Harz eine Mühle, um s Wasser aus den Bergwerken zu schaffen. Wie Leibniz auf sen Gebieten mit den änfsern Kräften der Natur verkehrte, beschäftigte er sich mit den höchsten Gedanken des nach in- gekehrten Geistes. Leibniz war Theolog. Mit Vorliebe ıg er in kirchliche und dogmatische Fragen ein, wie sein riefwechsel z.B. mit Arnauld, de Bosses, beweist. Seine Ver- eidigung des Begriffs der Dreieinigkeit gegen den Soeinianer Vissowatius (1710), sein viel besprochenes systema theologicum nd Belege dieser Richtung. — Nach diesem verschiedenartigen ‚bieten, anf welchen Leibniz Meister oder doch heimischer ast war, messen wir die Vielseitigkeit seines Geistes, seine jeweglichkeit in der Vielartigkeit der besondern Erkenntnisse. - Zwar thuts das viele Wissen nicht und schon der alte He- iklit sagt: „Vielwissen erzeugt nicht Vernunft”. Aber Leibniz it nicht in die Breite des Besondern, um die Tiefe des All- meinen aufzugeben. Den Forschungen und Erfindungen in den sondern Wissenschaften stehen bei Leibniz philosophische Un- 294 tersuchungen gegenüber. Leibniz, obwol er den Gedanken einer Encyklopädie der Wissenschaften besonders lieb hatte, war kein blofser encyklopädischer Kopf; er war ein philosophischer Geist. Wir fragen nun, wie sich bei ihm das philosophische Ele- ment zu den besondern Erkenntnissen verhält. Campanella, der im 16'" und 17 Jahrhundert die theo- logisch gefärbte scholastische Philosophie des Mittelalters be- stritt, drang in der Philosophie, um Einseitigkeiten zu vermei- den, auf eine Berücksichtigung aller einzelnen Wissenschaften. Wer nur Theologie oder nur Mathematik oder nur Medizin studirt habe, bringe die Richtung dieser einseitig gepflegten Wis- senschaft in die Philosophie hinein. Nach dieser Anforderung war niemand mehr, als Leibniz, zur Philosophie berufen. In einem so beweglichen Geiste, wie Leibniz war, begegnen sich die Analogien der einzelnen Wissenschaften, sie beleuchten sich wechselseitig, und werfen auch ihr Licht oder ihren Widerschein in die allgemeine philosophische Ansicht. Wir erläutern dies am besten an Leibnizens Begriff Got- tes. Leibniz, ein genauer Kenner der Scholastik, hatte früh eine Richtung zur Theologie; und immer sucht er in dem Begriff Gottes, dem ursprünglich Guten und Vollkommnen, den Mittel- punkt der Betrachtung, den Stützpunkt der Weltansicht. Von der Gottheit als dem Vollkommnen kann nur das Vollkommne her- rühren, das Vollkommenste unter dem Möglichen. Daraus schliefst Leibniz, dafs die Welt, weil sie unter den möglichen wirklich geworden ist, auch die beste sei, und er entwirft in dieser Rich- tung seinen Optimismus. Er geht von der Voraussetzung aus, dafs unendlich viele Welten ebenso möglich waren, als die wirk- lich gewordene. Jede mögliche Welt hatte so viel Anrecht, wirklich zu werdeng als sie das Gute in sich darstellt. Die den- kende Ursache der Welt konnte nur das Beste wählen. Wenn unter allen möglichen Welten keine die beste gewesen wäre, so hätte die vollkommne Weisheit, welche ebenso geregelt ist, als die mathematische Wissenschaft, gar keine schaffen können. Weil Gott keine andere Welt geschaffen hat, ist es die beste Welt. Die Voraussetzung, nach welcher in dieser Ansicht die denkende Thätigkeit Gottes aufgefalst wird, ist eine mathematische Analo- gie. Das Mögliche spielt in Gottes Verstande, bis sich in der 295 Vergleichung das Beste ausscheidet, auf ähnliche Weise, wie sich in der von Leibniz ausgebildeten Combinationsrechnung die Ele- mente zu den möglichen Complexionen versetzen und zusam- menfügen. Wie die Combinationsrechnung die möglichen Fälle ‚darstellen und berechnen lehrt, die sich unter bestimmten Be- ‚dingungen ergeben können: so entwirft und erwägt der combi- nirende Verstand Gottes das Mögliche in seiner unendlichen Mavnigfaltigkeit, um es dann nach dem Mafs des Besten zu ver- ‚wirklichen. — — In demselben Zusammenhange wendet Leibniz, m sich Gottes Geist vorzustellen, eine andere mathematische Analogie an. Er denkt sich ihn, wie einen construirenden Geo- meter, wenn er in dem kürzlich herausgegebenen discours de metaphysique v. J. 1685 sagt: „Gott hat das Vollkommenste ge- wählt, d.h. dasjenige, was zugleich das Einfachste in den Vor- aussetzungen und das Reichste in den Erscheinungen ist.” In der arithmetischen Dyadik (1697) will er, indem er eine neue Rechnungsweise aus dem Zeichen des Nichts und der Einheit darstellt, ein Bild der Schöpfung aus dem Nichts und dem Einen (dem Schöpfer) entwerfen. In allen diesen Fällen erläutert die geistige That des mathematischen Verstandes die schöpferische That Gottes. Eben denselben Einfluls des Mathematikers auf den Philosophen kann man in Leibnizens logischer Theorie, in seiner Erkenntnifslehre nachweisen. In dem neuen Versuch über den menschlichen Verstand stellt er dem Empirismus Locke’s, nach welchem der Geist eine leere Tafel ist, die von der Er- fahrung beschrieben wird, nothwendige Erkenntnisse entgegen, velche nicht aus der verworrenen Sinneserfahrung stammen kön- nen, nothwendige und allgemeine Wahrheiten, welche durch keine Induction von aufsen kommen können. Allenthalben schwebt him dabei die Arithmetik und Geometrie vor. Der denkende Ma- hematiker gründet hier die tiefere logische Theorie. Es mögen diese Beispiele genügen, um zu zeigen, wie ie Beschäftigung mit den besondern Wissenschaften auf seine hilosophische Ansicht einwirkte. Sie gab ihr Klarheit und tückbhalt. J Aber es fragt sich umgekehrt, welche Gewalt bei ihm das Allgemeine über das Besondere hatte. Die Kraft und die Eigen- 296 thümlichkeit des philosophischen Elements kann erst darin er- kannt werden. Allenthalben, wo Leibniz Besonderes behandelt, sehen wir ihn bis in die Principien gehen und er versucht auch, wie in der Monadologie, das Allgemeine zur Einheit zusammenzufassen. Aber wie seine philosophischen Schriften fast alle Gelegenheits- schriften sind, bald Briefe, bald Widerlegungen, wie z.B. von Locke in seinen neuen Versuchen über den menschlichen Ver- stand, von Bayle in der Theodicee: so ist überall die Weise, wie er philosophirte, mehr reflectirend, als deducirend, mehr kritisch, als schöpferisch. Freilich kann es, obwohl das kritische Geschäft negativ ist, doch keine Kritik geben, die nicht auf dem Grunde eines positiven Gedankens ruhte — zumal in einem Leib- niz. Aber die Entwicklung dieses Positiven tritt bei ihm gegen die Beurtheilung zurück. Die Ausführung ist mehr fragmenta- risch, als systematisch. Leibniz ist fern von dem Ebenmals, in welchem sich das Allgemeine und Besondere durchdringt und das Besondere behält gegen das Allgemeine in seinem Geiste ein grofses Übergewicht. Wenn man in Leibnizens Philosophie his- torisch die Ansätze der Gedanken aufsucht, so sinkt der Werth des anscheinend Ursprünglichen. Vergebens hat man in neuerer Zeit Leibniz aus Spinoza hervorgehen lassen; die dafür beige- brachten Beweise beruhten grofsen Theils auf einem literari- schen Irrthum, indem man Leibnizens Schrift de vita beata für spinozistisch hielt, während sie nur historische Studien, nur eine Skizze aus Cartesius enthält. (*) Anch das ist unhistorisch, dals Leibniz, der Cartesius genau kannte, je Cartesianer war. Leib- niz selbst datirt den Ursprung seiner eigenen philosophischen Gedanken aus einer Zeit, da er Cartesius noch nicht gelesen. Aber Leibniz hatte früh die Alten, namentlich den Aristoteles studirt und war früh in den Scholastikern heimisch, wie schon seine erste Dissertation zeigt. Daran knüpft sich seine Richtung auf die Probleme der Theologie an, die er vom Beginn seiner Laufbahn bis zu Ende verfolgt. Daran seine platonischen und aristotelischen Begründungen. Aus dem Geist dieser Studien geht (*) S. die Abhandlung in dem Monatsbericht der Akademie der Wis- senschaften, October 1847. S. 372. 297 seine Richtung auf den Zweckbegriff im Gegensatz gegen die blinde Kraft hervor, seine praestabilirte Harmonie der Zwecke und Kräfte durch den Gedanken Gottes. Ja, man könnte selbst in der Monadenlehre Zusammenhänge mit Aristoteles finden; denn die Monaden sind die individuellen Gedanken Gottes, wie Zwecke, und Leibniz nennt sie selbst mit einem aristotelischen Ausdrucke Entelechien. Um nicht im Allgemeinen zu schweben, sondern den Nach- weis im Einzelnen zu suchen, heben wir als ein Beispiel Leib- nizens Ansicht vom Naturrecht hervor. Vielleicht ist es auch in einer Zeit, in welcher alle geistigen Kräfte aufgeboten wer- den, das Recht in eine neue Formel zu fassen, von Interesse, den Grundbegriff des Rechts in einem Geiste, wie Leibniz war, zu erkennen. Wir verweilen daher bei Leibnizens Grundbegriff _ vom Naturrecht etwas länger. Es fehlt uns auch auf diesem Gebiete eine ausführliche Ent- wickelung; aber Leibniz bleibt sich in den Grundzügen gleich, _ mögen wir nun seine Äufserungen in seiner schon 1667 geschrie- % benen Abhandlung nova methodus discendae docendaeque iuris- prudentiae (W. 8. 72. ff. ed Dutens IV, 3, p.212) und die Äufse- rungen wenige Jahre darauf in dem ersten Briefe an Arnauld (herausgegb. v. C.L. Grotefend p.143) vergleichen, oder die im J. 1693 der Vorrede des codex iuris gentiurn diplomaticus } eingefügte Darstellung (bei Dutens IV. 3. p. 291. ff. $. XI ff.). Die Rechtslehre, sagt Leibniz im codex iuris gentium diplo- x maticus, die Rechtslehre, von Natur in enge Grenzen einge- g schlossen, ist durch den menschlichen Geist unermefslich erwei- tert. Die Begriffe des Rechts und der Gerechtigkeit sind immer noch nicht hinlänglich klar. Das Recht (ius) ist ein sittliches Vermögen (quaedam potentia moralis) und die Ver- pflichtung (odligatio) eine sittliche Nothwendigkeit (necessitas moralis). Unter einer sittlichen verstehe ich diejenige, welche bei einem guten Manne (apud virum bonum) einer natürlichen gleich gilt; denn ein römischer Rechtslehrer hat Recht, wenn er sagt: dafs wir thun können, was gegen die gute Sitte ist, dürfen wir nicht einmal annehmen. Ein guter Mann (vir bonus) ist aber der, welcher alle liebt, soweit es die Vernunft erlaubt. Wir erklären daher die Gerechtigkeit, welche die leitende Tu- 298 gend der Menschenliebe ist, als die Liebe des Weisen (caritas sapientis) d.h. die Liebe, welche den Vorschriften der Weis- heit folg. — — Liebe (caritas) ist allgemeines Wohlwol- len — — und lieben (amare) heilst sich an des Andern Glück- seligkeit freuen, oder, was auf dasselbe hinausläuft, fremde Glück- seligkeit zur eigenen machen. — Dadurch löst sich, sagt Leibniz, ein Knoten, der auch für die Theologie von Wichtigkeit ist, wie es eine edle Liebe gebe, die von Furcht und Hoffnung und Eigennutz frei sei. Denn wir nehmen die Glückseligkeit derje- nigen, deren Nutzen uns erfreut, in die unsere auf, weil alles, was erfreut, für sich erstrebt wird. Und wie die Betrachtung des Schönen wohlgefällt und ein Gemälde Raphaels den ein- sichtigen Beschauer, obwohl es keinen Gewinn bringt, gleich einem Abbild .der Liebe entzückt: so geht diese Ewpfindung, wenn das Schöne auch der Glückseligkeit fähig ist, in wahre Liebe über. Aber die göttliche Liebe übertrifft jede andere, weil Gott am reinsten geliebt werden kann; denn es kann nichts Seligeres und nichts Schöneres und der Seligkeit Würdigeres gedacht werden. Und da Gott die höchste Macht und Weis- heit ist, so nehmen wir, wenn wir weise sind, d.h. wenn wir ihn lieben, seine Seligkeit nicht blos in die unsere auf, sondern er wirkt sie auch. Weil aber Weisheit die Liebe leiten muls, so muls auch die Weisheit bestimmt werden; und wir genügen der Vorstellung der Menschen, wenn wir die Weisheit als Erkenntnils der Glückseligkeit erklären *). Wir werden dadurch auf die Glückseligkeit zurückgewiesen, die aber dieses Orts, sagt Leibniz, nicht weiter zu entwickeln ist. Aus dieser Quelle fliefst, fährt er fort, das Recht der Natur, das drei Stufen hat: das strenge Recht in der aus- gleichenden Gerechtigkeit des Verkehrs (in der iuszitia commuta- tioa), die Billigkeit (oder im engern Sinne des Wortes Liebe) in der vertheilenden Gerechtigkeit (iustitia distributiva), endlich Frömmigkeit (oder Redlichkeit) in der allgemeinen Gerech- tigkeit (also ius strietum, aequitas, pietas oder probitas). Daraus ergeben sich die allgemeinsten und verbreiteten Rechtsregeln, °) Dieselben kurzen Bestimmungen über die Liebe finden sich noch in pem Briefe an Hansch 1707. Bei Erdmann p. 445, ; 299 nämlich niemanden zu verletzen, jedem das Seinige zu geben, sittlich (oder vielmehr fromm) zu leben. Es ist die Vorschrift des blofsen oder strengen Rechts, nie- manden zu verletzen, damit ihm nicht im Staate das Recht der Anklage, aufser dem Staate das Recht des Krieges gegeben werde. _ Daraus ergiebt sich die Gerechtigkeit, welche die Philosophen die commutative nennen, die ausgleichende Gerechtigkeit des Ver- kehrs... Leibniz bezieht sich dabei auf seine Jugendschrift über die Methode der Rechtswissenschaft, in welcher sich folgende Er- - läuterung findet ($. 74. IV. 3. p. 213). Das strenge Recht, sagt Leibniz dort, stammt aus der Bestimmung der Übereinkunft (ex terminorum definitione) und ist, genau erwogen, nichts anders als das Recht des Krieges und Friedens. Denn zwischen Person _ und Person ist so lange ein Recht des Friedens, als der eine nicht den Krieg anfängt d. h. so lange er nicht verletzt. Aber - zwischen Person und Sache ist, weil die Sache nicht Verstand _ hat, ein beständiges Recht des Kriegs. Ein Löwe z. B. darf einen Menschen zerreilsen und ein Berg den Menschen im Sturz erschlagen, dagegen darf der Mensch den Löwen bändigen und - den Berg durchbrechen. Der Sieg einer Person über die Sache und die Gefangenschaft einer Sache heilst Besitz. Besitz also ‚giebt einer Person Recht auf eine Sache nach dem Recht des Krieges, vorausgesetzt, dals sie herrenlos ist. Denn wenn die Sache einen Herrn hat, so darf man sie ebenso wenig verletzen oder nehmen, als einen fremden Sklaven tödten oder einen über- laufenden fremden Sklaven aufnehmen. Wenn also einer den andern entweder in der Person oder in seinen Sachen verletzt, so giebt er ihm das Recht des Krieges. — Auf diese Weise be- stimmt Leibniz das strenge Recht (das ius strictum), die unter- ‚ste Stufe. < =. Die höhere Stufe nenne ich, fährt Leibniz im codex iuris gen- tium diplomaticus fort, die Billigkeit, oder, wenn man lieber will, Liebe (nämlich im engern Sinne), welche ich jenseits der ‚starren Strenge des blolsen Rechts auch auf diejenigen Verpflich- ungen erstrecke, aus welchen ein Recht der Klage, um uns zu zwingen, den Betheiligten nicht gegeben wird, z. B. zur Dank- barkeit, zum Almosen. Und wie es auf der untersten Stufe galt, 300 nützen, aber nach dem Mafs, das jedem zukommt oder jeder verdient, da es nicht möglich ist, alle und jeden zu begünstigen. Deswegen gehört hieher die vertheilende Gerechtigkeit (die iu- stitia distributiva) und die Vorschrift des Rechts jedem das Sei- nige zu geben. Und hierauf beziehen sich im Staate die politi- schen Gesetze, welche für das Glück der Unterthanen sorgen und nicht selten bewirken, dafs diejenigen, welche nur Anspruch des Verdienstes haben, ein Recht erlangen und nun fordern kön- nen, was für andere zu leisten billig ist. Und während auf der untersten Stufe des Rechts keine Unterschiede der Menschen in Betracht kommen, aufser so weit sie aus dem Geschäft selbst entspringen, sondern alle Menschen für gleich gelten: so wer- den doch auf dieser höhern Stufe die Verdienste gewogen; da- her ergeben sich hier Privilegien, Belohnungen, Strafen. — — Rücksicht auf die Personen findet da nicht Statt, wo wir im Verkehr fremde Güter eintauschen, sondern nur da, wo wir die unsern oder die Güter des Staates vertheilen. Hiernach sagt Leibniz in der Schrift über die Methode der Rechtswissenschaft ($ 75), dafs die Billigkeit d. h. das Verbältnils oder gleiche Ver- hältnifs zweier oder mehrerer in der Harmonie oder Überein- stimmung bestehe. Die höchste Stufe des Rechts heifst Redlichkeit oder viel- mehr Frömmigkeit. Denn was bis jetzt gesagt ist, kann so aufgefafst werden, dafs es sich auf die Rücksichten des sterbli- chen Lebens beschränkt. Und zwar entsteht das blofse oder strenge Recht aus dem Princip den Frieden zu halten; die Bil- ligkeit oder die Liebe strebt zu Höherem, um, so viel man kann, indem man andern nützt, in der fremden Glückseligkeit die eigene zu mehren; und um es kurz zu sagen, das strenge Recht vermeidet Unheil, das höhere Recht strebt nach Glück- seligkeit, aber nur wie sie in diesem sterblichen Leben Statt haben kann. Dafs wir aber das Leben selbst und was das Leben wün- schenswerth macht, einem grofsen fremden Vortheil nachsetzen müssen und selbst die gröfsten Schmerzen für andere ertragen sollen: das wird mehr von den Philosophen schön vorgeschrie- ben, als gründlich bewiesen. — — Um aber allgemein darzu- thun, dafs alles Sittliche nützlich ist und alles’ Unsittliche schäd- lich, mufs man die Unsterblichkeit der Seele hinzunehmen und 301 den Regierer des Alls, Gott. Dann sehen wir ein, dafs wir alle in dem vollkommensten Staate leben unter einem Könige (monarcha), der nach seiner Weisheit nicht fehlen und dem nach seiner Macht niemand entgehen kann, der dergestalt zu lieben ist, dals einem solchen Herrn zu dienen Glückseligkeit wird. Wer ihm also sein Leben hingiebt, der gewinnt es nach Christi Lehre. Durch seine Macht und Vorsehung wird es be- wirkt, dafs alles Recht in That übergeht, dafs niemand verletzt _ wird aufser von sich selbst, dafs es keine gute That ohne Be- _ lohnung giebt, keine böse ohne Strafe. Weil nun, wie Christus lehrt, alle Haare auf unserm Haupte gezählt sind und nicht ein- mal ein Trunk Wassers einem Dürstenden umsonst gegeben wird, so wird nichts in dem Gemeinwesen des Alls verabsäumt. Nach dieser Betrachtung heilst diese Gerechtigkeit die allge- meine (iustitia universalis) und umfalst alle Tugenden. Denn _ was sonst keinen andern angeht, z. B. unsern Leib und unser Eigenthum uicht zu mifsbrauchen, ist auch jenseits der mensch- lichen Gesetze durch ein natürliches Recht d. h. durch ewige Ge- setze des göttlichen Rechts verboten, da wir uns und das Unsrige Gott schuldig sind. Denn wie dem Staate, so liegt noch mehr dem Universum daran, dafs niemand das Seine milsbrauche. Deswegen hat von hier aus die höchste Vorschrift des Rechts ihre Bedeutung, welche sittlich, d. h. fromm zu leben gebietet. Daher, sagt Leibniz, vermifst man noch in der Wissenschaft ein Natur- und Völkerrecht nach der Lehre der Christen d. h. (im Sinne der Zeugnisse Christi) nach dem höhern, nach dem gött- lichen Geist der Weisen. In diesem Sinne erklärt Leibniz das _ Dasein Gottes, des weisesten und mächtigsten Wesens, für das letzte Fundament des Naturrechts (d. meth. iurispr. 8 76); denn der Nutzen des Menschengeschlechts und die Schönheit und Har- monie der Welt fallen ihm mit dem göttlichen Willen zusam- men. Leibniz sagt in dem ersten Briefe an Arnauld ($. 143) in demselben Zusammenhange: es sei dasselbe, alle lieben und ge- recht sein; und es sei dasselbe, alle lieben und Gott lieben, den ‚Sitz der Harmonie der Welt (sedem harmoniae universitatis). Leibniz, weit entfernt Recht und Sitiliches, Legales und _ Moralisches, wie Spätere thaten, von einander zu scheiden, ver- tieft auf diese Weise das Naturrecht in die Menschenliebe, die 302 Menschenliebe in die Gottesfurcht. Naturrecht und Ethik, Ethik und Theologie gehen noch Hand in Hand. Wenn uns in den Grundzügen diese Ansicht gerade durch die Einheit des später Getrennten und Zerfallenen, durch den Einklang aller praktischen Sphären anzieht: so bleibt sie leider nur eine Ansicht in geistvollen Umrissen. Wir vermissen hier, wie öfter in Leibniz, die Ableitung aus einem höhern Allgemei- nen und die Entwicklung in die Folgerungen des Besondern. Erst durch jene würde sie Glied in einem Ganzen, erst durch diese Macht im Einzelnen, erst durch beides wahrhaft das lö- sende Wort für die Räthsel streitender Rechtsbegriffe. Aus Leibnizens Schriften läfst sich im Wesentlichen kaum mehr als das Mitgetheilte über diesen Gegenstand entnehmen. Werfen wir zunächst auf die Ableitung einen Blick. Es ist der allgemeine Grundgedanke, dafs Gerechtigkeit die Liebe des Weisen und Weisheit die Erkenntnils der Glückseligkeit sei; und es sollen daraus die drei Stufen des strengen Rechts, der Billigkeit und der Frömmigkeit berflielsen. Wir übergehen es, dals die Gerechtigkeit schwerlich wie eine Art unter das Allgemeine der Liebe fallen kann. Wir mögen die Liebe als die Gesinnung bezeichnen, die auch durch die Gerechtigkeit durchgeht. Aber das Eigenthümliche der Gerechtigkeit hat eine Richtung auf das Mals des Besondern, auf die Gliederung des Allgemeinen. Es würde dies nur versteckt in dem zweiten Ele- ment der Erklärung liegen: Gerechtigkeit sei die Liebe des Weisen und Weisheit sei die Erkenntnils der Glückseligkeit. Sollte es darin liegen, sollte eine Anwendung auf das Besondere gefunden werden: so bedürfte der vieldeutige Ausdruck der Glückseligkeit einer Bestimmung. Nur von diesem Punkte her könnten Leibnizens formale Bestimmungen in die Sache überge- hen. Aber gerade bei diesem Begriff bricht Leibniz ab. In dem Worte der Glückseligkeit sind alle einig, aber in dem Sinn ist die Auffassung so verschieden, als die ethischen Ansichten selbst. Gab es doch schon im Alterthum zwischen Epicureern und Peripatetikern, Stoikern und Neuplatonikern in der Bestim- mung der Glückseligkeit des Streites genug? So lange Leibniz nicht sagt, was denn die Glückseligkeit sei, auf welche die Ge- rechtigkeit, die Liebe des Weisen, gerichtet ist; so lange fehlt 303 den Umrissen der Inhalt, dem Allgemeinen die bestimmte Ge- stalt des Wesens, dem Wesen die Kraft besonderer Eigen- schaften. Leibniz müfste dabei in der Richtung seines Gedankenganges auf die prästabilirte Harmonie, auf die Harmonie der Zwecke im Universum und näher auf die Harmonie der Zwecke im mensch- lichen Leben zurückgehen. Denn die Glückseligkeit, der letzte Begriff in Leibnizens ethischer Ansicht, kann nur eine Lust sein, die aus dieser Harmonie entspringt oder mit ihr eins ist. Daher setzt auch Leibniz als die höchste Stufe der Gerechtigkeit die Frömmigkeit (piezas). Denn Gott und Harmonie des Universums sind bei Leibniz immer so eins, wie die Quelle und ihr Was- ser eins sind. Leibniz vertauscht beides nicht selten. Aber auch _ hier vermissen wir dasselbe. Harmonie drückt nur eine Form des Zusammen aus, eine Form und eine Beziehung gleichzeiti- ger Verhältnisse. Aber weder sind damit die wirklichen Ele- mente bezeichnet, welche in Harmonie treten — sind es Töne, sind es Gründe, sind es Zahlen, sind es Kräfte?— noch ist da- mit die Weise der Harmonie ausgedrückt, denn, wie die Musik ‚uns lehrt, es giebt ihrer eine unendliche Fülle. Sollte von der höchsten Stufe der Gerechtigkeit, der Fröm- migkeit, welche in der Liebe Gottes die Harmonie des Alls um- falst, zu den beiden andern Stufen, zur Billigkeit, welche je- dem das Seine giebt, und zum strengen Recht, welches nie- manden verletzt, ein Übergang der Ableitung möglich sein: so durfte die Harmonie des Alls und in ihr die menschliche Glück- seligkeit nicht ein blofser Anklang der Empfindung bleiben, son- dern sie mulsten in ihren Elementen und in der Weise, wie sie ‚die Elemente zusammenfalst, bestimmt werden. Denn wenn die Billigkeit vertheilende Gerechtigkeit ist, so bedarf sie aus dem Allgemeinen eines Malses für den Unterschied des Besondern. Aber in den Worten der Harmonie, der Glückseligkeit, die nur ‚eine Form des Daseins ausdrücken, sind keine Unterschiede ge- ‚setzt. Dasselbe gilt vom strengen Recht, das, indem es zu ver- etzen verbietet, gesetzte Unterschiede schützt und behauptet. Unter diesen Verhältnissen kann es uns nicht wundern, dafs ei Leibniz jeder Versuch fehlt, aus den allgemeinen Grundbe- griffen Bestimmungen über das Recht der Personen oder Sachen 304 oder Actionen abzuleiten oder daraus positive Rechtsverhältnisse zu beurtheilen. Das Allgemeine schwebt über das Besondere dahin, ohne sich in dem Besondern zu vollziehen und zu befe- stigen. Daher geschieht es auch, dafs bei Leibniz im codex iuris gentium auf die allgemeinen Bestimmungen über das Naturrecht das willkührliche Recht, das nach den Bedingungen des Volkes und Landes in der Geschichte wechselt, und das positive gött- liche Recht wie ein Anhang folgt. Es hätte sich doch darum handeln müssen, wie beide zu dem Naturrecht, dem Recht der unwandelbaren Vernunft, sich verhalten. Denn beide können nicht wie beigeordnete Arten neben dem Naturrecht stehen. So haben Leibnizens Bestimmungen des Naturrechts das Schicksal geistvoller Umrisse; die Symmetrie des Gedankens er- freuet, aber der Gedanke bleibt ohne Macht über die Dinge. Die Gedanken sind, wie Glanzpunkte, an den Stoff angesprengt, aber sie durchdringen oder erhellen ihn nicht, wie das Licht. Wir betrachten endlich in Leibnizens Ansicht die histori- schen Elemente. Hier liegt ein augenscheinliches Beispiel, dals man Leibniz nicht an Spinoza anknüpfen darf. Von Spinozis- mus kann in Leibnizens Ansicht vom Naturrecht weder nach dem Inhalt der Sache, noch nach der Zeit die Rede sein; und zwar nicht nach dem Inhalt der Sache, da Spinoza göttliche Zwecke, in denen bei Leibnitz der letzte Grund liegt, nicht an- erkennt und er nur aus der Macht, der durch Einigkeit verstärk- » ten Macht die Rechtsbegriffe ableitet, und nicht nach der Zeit, da Leibnizens nova methodus discendae docendaeque iurispruden- tiae zwei Jahre vor Spinoza’s Zraetatus theologico politicus er- schien. Leibniz erinnert dagegen in der Schrift über die Me- ihode der Rechtswissenschaft ($. 73. tom IV. 3. p. 212. ed. Dutens) unter andern an Hobbes, der aus dem Krieg aller ge- gen alle im Naturzustande den Frieden im Staate sucht, an Hugo Grotius, der das Recht aus der Bewahrung der Ge- sellschaft vernünftiger Wesen ableitet, an Sfortia Pallavi- cini, der in dem weisen Ursprung der Natur, der Bewegung und Ruhe, den Ursprung des Rechts findet. Leibniz glaubt diese und andere in seiner Ansicht zu vereinigen. Allerdings führt das strenge Recht, Leibnizens erste Stufe, auf Hobbes Bestim- mung zum Frieden; und die Billigkeit, die zweite Stufe, hat in 305 _ den Zwecken der Gesellschaft ihr Mafs, was an Grotius anstreift; und die Frömmigkeit, die höchste Stufe, geht auf den weisen Ursprung der Welt zurück und klingt an Sfortia Pallavicini an. Aber die historischen Spuren gehen weiter zurück. Leibniz hatte anch auf diesem Gebiet den Aristoteles studirt. Was er in der Schrift über die Methode der Rechtswissenschaft von der Autarkie und Eudaimonie, dem Zwecke des Staates, sagt, ist aristotelisch. Sein kleiner deutscher Aufsatz über das Naturrecht und von den Gesellschaften erinnert ganz und gar an das erste Buch der Politik des Aristoteles. Es liegt daher nahe, auch mit der erörterten Ansicht den Aristoteles zu vergleichen. Aristoteles behandelt den Begriff der Gerechtigkeit eigen- thümlich und ausführlich im 5. Buche der nikomachischen Ethik. Er unterscheidet die allgemeine Gerechtigkeit von der besondern, die Gerechtigkeit im weitern Sinne von der engern. Die all- gemeine Gerechtigkeit richtet sich nach dem Sinn des Gesetzes, _ das immer das Gute will und ist daher der ganzen Tugend gleich. Die Gerechtigkeit im engern Sinne sieht entweder auf die Wür- digkeit der Personen, dals sie Angemessenes empfangen — die dustitia distributiva -— oder gleicht im Verkehr den erlittenen "Schaden aus und geht insofern nur auf die Sache — iustitia com- mutativa. Es liegen darin die drei Stufen des Leibniz vorgebildet. Leibnizens strenges Recht verhütet den Schaden und ist nichts als die ausgleichende Gerechtigkeit des Aristoteles, die Billigkeit entspricht der vertheilenden, und die allgemeine Ge- rechtigkeit, bei Aristoteles nach dem Geist der gegebenen Ge- setze als der Inbegriff aller Tugend bestimmt, bot sich leicht zu einer solchen theologischen Umbildung dar, dafs sie zur piezas urde. Schon bei dem Stoiker Chrysipp findet sich eine ähn- liche Verwandlung desselben Begriffs. Es bleibt dabei ungewils, ob Leibniz die aristotelischen Ele- e unmittelbar oder etwa durch das Mittel der Scholastiker er der Prolegomena des Hugo Grotius empfing. Den alten drei Rechtsregeln gab Leibniz in ihrem Paral- lelismus mit den drei Stufen einen tiefern und gleichsam syste- tischen Sinn. 306 So war Leibniz auf diesem Gebiete nicht ursprünglich, aber er verschmilzt Gegebenes, er giebt Überliefertem eine neue Stel- lung und beleuchtet es mit neuen Beziehungen. Dies Beispiel steht in Leibniz nicht einsam da. Allenthal- ben sieht der tiefer Blickende die Fäden historischer Anknüpfun- gen. Leibniz ist überhaupt Meister, wo er in leichten, aber festen Zügen, in kurzen, aber gedrungenen Worten Punkte aus der Geschichte der Philosophie behandelt, z.B. in dem Briefe an Hansch de enthusiasmo Platonico. Obgleich nun, wie wir sahen, Leibnizens Gröfse darin be- steht, dafs er nicht allein die Fülle des Wifsbaren, die Breite des Besonderen, sondern auch die Einheit der Principien, die Tiefe des Allgemeinen beherrscht: so kann es uns doch nicht zweifelhaft sein, auf welche Seite die gröfsere Macht seines Gei- stes fällt. Die Richtung auf das Besondere, in der er gelehrt und schöpferisch war, überwiegt bei ihm die Richtung auf das Allgemeine, in welcher er zumeist Altes durch neue Beziehun- gen belebte, aber das Eigene und Neue nicht durchführte. Auch in dieser Hinsicht ist zwischen Leibniz und Spinoza, seinem ältern Zeitgenossen, ein Gegensatz. Während sich bei Spinoza der Stoff in die höchste Einfachheit zusammenzieht, wäh- rend sich Spinoza in der Einheit des Prinzips und der strengen Ableitung hält: arbeitet Leibniz in dem Stoff und sein Allgemei- nes schwebt nicht selten darüber oder bewegt sich daran herum. Während Spinoza kühn mit der überkommenen Gestalt der Wis- senschaft bricht, wo sie sich seiner Einheit entgegenstellt, na- mentlich mit der Theologie: hat Leibniz eine Rücksicht gegen das Überlieferte, die ihn selhst zu unphilosophischen Accommo- dationen führt (wie z.B. in der Transsubstantiationslehre): Da- her wird der philosophischen Forderung gegenüber seine Stärke, die Vertrautheit mit dem Besondern, nicht selten zur Schwäche. Es wird durch dies Urtheil der Gröfse Leibnizens nichts entzogen. Vielseitig in dem Umfang seines Blicks.und in jeder Richtung der Wissenschaft zu Hause, gründlich in dem Inhalt und belebend in der Form, scharfsinnig in der Entdeckung des Fehlenden und erfinderisch in der Lösung der Aufgaben, voll Lichtblicke vom Allgemeinen her und geistreich in der bündigen und doch anschaulichen Darstellung wirkte Leibniz fast ein Jahr- 307 hundert lang mit unmittelbar anregender Kraft. Wir sehen seine Wirkung nicht blos in den Wissenschaften, welche seine Ge- danken ausarbeiteten, nicht blos in der Philosophie, in welcher Christian Wolf das in die Breite führte, was Leibniz in der Enge gehalten hatte, sondern selbst in unserer entstehenden Na- - tionalliteratur, z. B. in einem Geiste, wie Lessing. Wie Leibniz in sich die verschiedensten Wissenschaften ver- einigte und in gegenseitigen Verkehr brachte: so entwarf er für denselben Verkehr die Societät der Wissenschaften zu Berlin. Schon im Jahre 1696 schrieb er an Placcius *): „Zu wünschen wäre es, dals es eine universale Gesellschaft unter den Gelehr- ten gäbe, welche aber gleichsam in verschiedene Collegien ge- theilt wäre. Denn der Zusammenhang der verschiedenen Theile der Gelehrsamkeit ist so grofs, dals sie nicht besser als durch wechselseitige Harmonie und ein gewisses Einverständnils geför- dert werden können”. Daher wollte Leibniz in dem Verein einer solchen Gesellschaft Austausch und anregende Berührung und mit- ten in der Theilung der wissenschaftlichen Arbeit die Einheit der gegenseitigen Förderung; er wollte in ihren Denkschriften nicht blos eine Niederlage gelehrten Stoffs, sondern auch eine zeu- gende Kraft des Gedankens; er gründete in ihr nicht blos.eine Friedensstätte der Wissenschaft, sondern wollte in ihr, indem er sie zu einer teutschgesinnten Gesellschaft bestellte, auch eine ‚geistige Macht für die deutsche Nation. Der Akademie, die in hrem anderthalbhundertjährigen Bestand manchen Wechsel der Zeitläufte erlebte, möge es auch jetzt gelingen, in Leibnizens Sinne zu wirken! An die Akademie ergeht eigentlich auch wie ein Vermächt- nils ihres Stifters die schön geschriebene deutsche Ermahnung, die von ungewissem Datum kürzlich aus den Handschriften der öniglichen Bibliothek zu Hannover herausgegben ist. „Leibni- ;ens Ermahnung an die Teutsche, ihren Verstand und Sprache esser zu üben samt beigefügten Vorschlag einer Teutschge- nnten Gesellschaft”. **) Leibniz hatte eine edle deutsche Ge- nung, wenn auch seine Vaterlandsliebe noch mit vielen Ele- *) Guhrauer Leibniz I. S. 181. _ *) Herausgegben von Dr. C. L. Grotefend. 1847. 308 menten versetzt war, die wir heute bekämpfen, mit reichsstän- dischem und kurfürslichem und fürstlichem Particularismus. Er liebt Deutschland mit allen Flecken und Gebrechen. Sein Wort klingt noch wie zu unserer Zeit gesprochen, wenn er in dieser Schrift die Klugdünkenden in Deutschland straft, die die deutsche Freiheit und deutsche Ordnung untergraben. „Ihr hochfliegender Verstand ist dahin kommen, dafs sie die Religion vor einen Zaum des Pöbels und die Freiheit vor eine Einbildung der Einfältigen halten. — — — Solche Leute soll man billig fliehen und hassen, gleich wie die so die Brunnen vergiften. Denn sie wollen die Brunnquell gemeiner Ruhe verderben und die Zufriedenheit der Gemüther verstören, gleichwie die so schreckliche Dinge aufs- sprengen, und dadurch die Herzen der Menschen ängstigen; sie sind denen gleich, so einen Gesunden bereden, dafs er kranck sei und verursachen dadurch, dafs er sich lege, anstatt dafs sie unsere Wunden mit Öl lindern solten, so reiben sie solche mit Salz und Essig. Aber wir sind Gottlob noch nicht so unglück- lich, und unser Kleinod ist noch nicht verlohren; unsere Krone ist von uns noch nicht genommen und unsere Wohlfahrt steht in unsern Handen”. Möge sich Leibnizens Wort heute an uns Deutschen bewähren, wenn er weiter sagt, dals es in unserer — der Deutschen — Macht sei glückselig zu sein! IINANAIBORNININIIE Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat August 1848. Vorsitzender Sekretär: Hr. Ehrenberg. B. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Mitscherlich las über die Lichtbrechung durch ie Wärme. ‚Hierauf machte Hr. G. Rose eine Mittheilung über bei Burg okn-Solms ohnweit Wetzlar gefundene Quecksilber- Erze. An eingegangenen Schriften wurden Elix Lajard, Recherches sur le eulte pı Mithra en Orient et en Oc vorgelegt: tblie et les mysteres de cident. Planches. Livr. 10-17. et les 6 premieres JFeuilles del Erplication sommaire des planches. Paris 1847. fol. Introduction d letude du culle res de Mithra en Orient el e mit einem Begleitun gsschreiben des Verf. d. R. Göppe rt, zur Kenntnifs der Balanophoren insbesondere der Galtung Rhopalocnemis Jungh. (Nova Acta Acad, Caes. Leop. Carol. nat. cur. Vol. XXIIP. IA. eodor Poleck, chemische Untersuchun Bestandtheiles der Balanophora elongata Blume. (Nova Acta Acad. Caes. Leop. Carol, nat. cur. Vol. XXI. P. (ober mit einem Begleitungsschreiben des Hertn P Breslau, vom 30. Juli di J. y-Lussac, Ara 50 elc., Annales de Chimie el de Physique 1848. Janvier-Juin. Paris. 8. unstblatt. 1848. No. 34. Stuttg. u. Tüb. 4. » Karsten, Vorschläge zur allge ‚meinen deutschen Maafs-, Ge- wichts- und Münz- Regulirung. Berlin 184, 8. 848.] 8 public et des mysle- n Occideit. ib. eod. 4. d. Paris d. 11. Juli d.J. 5 des wachsähnlichen rofessor Göppert in 310 The quarterly Journal of the chemical Society of London, ed. by E. Ronalds. No. 2. July 1. 4848. London. 8. Darauf wurde ein an den Vorsitzenden gerichtetes Privat- Schreiben des Herrn Dr. Oscar Schmidt, Privatdocenten in Jena d. d. Jena 13. Juli, im Auszug vorgetragen, worin derselbe die durch die politischen Verhältnisse verhinderte Ausführung seiner mit Unterstützung der Akademie angetretenen Reise nach Island anzeigt und meldet, dals er statt dessen genöthigt gewe- sen, nach den Faroer Inseln abzugehen, dort aber, obwohl eben- falls durch aufregende Nachrichten bald verdrängt, Geleginheit gehabt habe, mannichfache, ihm sehr erfreuliche, auch hie und da Neues enthaltende Beobachtungen zu machen, wobei er nach glücklicher Rückkehr über Norwegen und Lübeck vorläufig sei- nen Dank für die gewordene Unterstützung ausspricht. 40. August. Gesammtsitzung der Akademe. Von Hrn. Steiner wurde eine Abhandlung vorgelegt iber „allgemeine Eigenschaften der algebraischen Curvn.” Die Curven werden nach Grad und Klasse aufgefalst; das Ve- sen der Doppel- und Rückkehrpunkte, der Doppel- und Wendugs- tangenten wird erläutert und die gegenseitige Abhängigkeit lie- ser Elemente und des Grads und der Klasse wird nachgewicen. Bezeichnen 8 und % beziehlich den Grad und die Klasse aer Curve, = K', ferner d und r die Zahl ihrer Doppel-ınd Kückkehrpunkte, so wie £ und » die Zahl ihrer Doppel- ınd Wendungstangenten, SO hat man die drei Gleichungen 1. ge -W= kriadtdr, 2%. kk-W=E tt 3. gg N) tm aus denen, wenn von den 6 Gröfsen irgend drei gegeben :d, die drei übrigen gefunden werden; was somit auf 60 For:In führt. Bei Bestimmung der Curven durch gegebene Punkte er;bt sich der folgende bekannte Satz als Erster Fundamentalsatz: „Durch beliebige gegebene yn(n+ 3) — 1 Punkte a, geht ı unzählige Schaar Curven nien Grads, und alle diese Curven”® 3tl gehen nebstdem nothwendig noch durch andere „(n—1)(n— 2) bestimmte Punkte a,, so dafs sie ein Curvenbüschel B(A"”) mit n? gemeinschaftlichen Schnitipunkten a bilden”. Die Punkte a, heilsen die beszimmenden, die Punkte a, die nothwendigen, und beide insgesammt, die n? Punkte @ heilsen die Grundpunkte des Büschels 3(.4"). Dieser Satz ist für die Betrachtung der Curven einer der wesentlichsten und fruchtbarsten, indem er zahlreiche Folgerun- ‚gen gewährt, Dahin gehört unter andern die Erzeugung der Curven durch Curvenbüschel niedrigern Grades, ganz analog, wie die Kegelschnitte durch projectivische Strahlbüschel erzeugt werden. Ferner eine grolse Reihe von Sätzen über gegensei- ‚tige Berührung der Curven, wobei sich insbesondere verschie- dene merkwürdige Eigenschaften der 28 Doppeltangenten der Curve 4" Grads ergeben. Über die Polaren werden einige neue Gesichtspunkte auf- gestellt, die zu einer Menge neuer Resultate führen. Werden aus einem beliebigen Punkte P an eine gegebene urve A” (die Basis) Tangenten gelegt, so liegen die n(n — ı) Berührungspunkte in einer Curve 4” '; und werden aus dem- selben Punkt P an diese neue Gurve Tangenten gelegt, so lie- gen die (na —1)(n— 2) Berührungspunkte eben so in einer Curve 4A" ?; und wird so fortgefahren, so erhält man die aufeinander Blenden Curven 4°", 4”?, A4"7°? ..... 4°, A', welche die successiven Polaren des Punkts P in Bezug auf die Basis 4”, ind zwar nach der Reihe die 1!, 2, 38, ....., (n— 2)", (r— 1)!" Polare genannt, und die in Zeichen wie folgt, dar- sestellt werden (P:#= 4"-',(P),: "= 4-2, (PD: 4 = 4°; Be ee A Pe N robei also z.B. (P),: 4"= A"* heilst: die x! Polare des Punkts P in Bezug auf die Basis 4” ist eine Curve vom (n— an Grad, =4"*. Die n— 2" Polare 4? ist ein Kegelschnitt und die n— ıte Polare 4' ist eine Gerade. Bewegt sich der Pol P in irgend einer Linie Z (Directrix), © wird jede seiner Polaren, wie etwa die x'‘, eine continuir- iche Schaar Curven 4°*, send eine Curve umlüllen, welche die x‘ Polar- Enveloppe E, oder S. 4”*, durchlaufen, die ir- 312 des bewegten Pols P, oder schlechthin die x“ Polare der Leitlinie L in Bezug auf die Basis A” genannt wird. In Zeichen wird dies wie folgt ausgedrückt: 4. (L.:A"=8.4"""=E,. Ist die Directrix Z eine gegebene Curve, etwa vom r!“ Grad, =D’, so ist auch der Grad jeder ihrer Polaren E,, E,, 2... E,_, bestimmt, nämlich es ist allgemein 5. (Di: 0= Eit +2: 90-2), d.h.: „Die ate Polare der Curve D’ in Bezug auf die Basis A" ist eine Curve E vom r(r + 2x — 3) (n — x)!" Grad”; oder: „Bewegt sich der Pol P in der Curve D’, so ist seine x'° Polar- Enveloppe E, eine Curve vom genannten Grade”. Für die erste und letzte Polare, also für &=1 und@=n—1 hat man insbesondere 6. Di: Er VWe-N) nd (Dee ist dagegen r=1, also die Directrix eine Gerade D', so hat man: . ei “ = = 7. (DaB Ua, und für x=1 und x=n—1 kommt 8. (D') : = BIN: und 9. Eh Re A’ ET )— &’- 1 d.h. „Bewegt sich der Pol P auf einer Geraden D' (8.), so ist seine erste Polar- Enveloppe vom Nullten Grad, E?, was anzeigt, dafs die $S. A’! sich in (n— 1)? Punkten a schneiden, auf wel- che sich die Enveloppe reducirt, oder dafs die Schaar Polaren A’='" in ein Büschel B(4"”') übergehen”; und (9.) „die n— 1°te Polare einer Geraden D' in Bezug auf die Basis A” ist eine Curve vom 2(n — 2)” Grad und zugleich von der n — 1! Klasse &"-!.” Für die Betrachtung der Polaren dient der folgende, allge- mein bekannte, Satz als Zweiter Fundamentalsatz: „Nimmt man, in Bezug auf dieselbe Basis A”, von zwei beliebigen Punkten P und © die ersten Polaren, seien diese P" 1 und 07} und nimmt sodann verwechselt die erste Polare von P auf die Curve Q@"”"' und die erste Polare von @ in Bezug auf P"=', so sind diese beiden Polaren eine und dieselbe Curve R"—-?, oder in Zeichen: 10. (9:01: 4]=(Dı:[9)ı:4]=R-8r 313 Dieser Satz ist ebenso folgenreich, wie der obige. Durch wiederholte Anwendung desselben folgt zunächst, dafs 11. (0,:[@.:4"]=(®).:[0),:4°]= 1-7. Eine andere Folgerung ist: „Liegt der Punkt Q in der a“ Polare von P, also in P""*, so geht die n— x‘ Polare von Q, also Q*, durch den Punkt P.” Ebenso folgt daraus der schöne Reciprocitätssalz: „Hat die x! Polare eines Punkts P, P"*, einen Doppel- unkt Q, so hat auch umgekehrt die n— x — 1! Polare des letz- teren (Q), d.i. Q**', jenen Punkt P zum Doppelpunkt.” Die Doppelpunkte der Polaren spielen eine wesentliche Rolle, ie aus dem folgenden Beispiel zu ersehen ist. „Der Ort desjenigen Punkts P, dessen erste Polare, P’-', inen Doppelpunkt @ hat, ist eine Curve vom 3(n — 2)”** Grad = pi%- 2)? nd der Ort des Doppelpunkts @ ist eine Curve vom 3(n — 2er rad 3(@— 2), o ’ iese ‚letztere Curve @, ist also zugleich auch der Ort desjeni- en Punkts ©, dessen n— 2'° Polare, @*, einen Doppelpunkt P at, und jene erste Curve P, ist der Ort dieses Doppelpunkts. ie Polare @? ist somit ein Kegelschnitt, der aus zwei Geraden steht, die sich in P schneiden. Die Curven P, und Q@, wer- n, nebst andern, conjugirte Kern-Curven der Basis A” ge- nt. Sie haben unter andern folgende Eigenschaften: „Die Curve Q, geht durch die 3n(n— 2) VF endungspunkte r Basis A”, wogegen die Curve P, die Wendungstangenten der- en berührt.” — „Die Curve P, ist von der 3(n— 1) (n _ Zjren lasse; und von gleicher Klasse ist, im Allgemeinen, diejenige urve Ro, welche von der Geraden PQ umhüllt wird; diese rve R, berührt ebenfalls die Wendungstangenten der Basis ;” ete.— „Die n— 1‘ Polare von jeder beliebigen Curve D*, i. DV +2>»3) (6,), berührt die Kerncurve P, in 3r (n—2) Punk- ;” et. — „Die Kerncurve P, hat r Aa (An—9) Wendungstangenten, 3(a—2Y)[@r?+1)(n—4)+23] Doppeltangenten, 12(n— 2)(n—3) Rückkehrpunkte, und %(n — 2) [3 (rn — 2°’ — 14(n— 2)+ 11] Doppeltangenten.” 3 8 Sind ?, und ?, irgend zwei solche Punkte, deren Polaren Pi" und P3=' einander in irgend einem. Punkte X berühren sollen, so muls die Gerade P, P, allemal die Curve P, in ir gend einem Punkte P berühren, und so ist der Punkt X der zu P reciprocke Pol @ und die Gerade PQ ist die gemeinsame Tangente jener Polaren im Punkte @. Also können alle ersten Po- laren Pr=', P3=",.... einander nur in solchen Punkten @ berüh- ren, welche in der Kerncurve @, liegen, und somit zugleich Doppelpunkte von einzelnen derselben sind. Jeder Tangente PP, der Curve P, entspricht ein Büschel erste Polaren (8.), B(P+}='), die sich in einem und demselben Punkte @ berühren, welcher der reciprocke Pol zum Berührungspunkt ? der Tan- gente ist. Ist PP, insbesondere eine Wendungstangente der Kerncurve P,, so osculiren sich ihre Polaren B(P}-') in @; und ist PP, eine Doppeltangente von P,, so berühren sich die Polaren B(P7-') in zwei verschiedenen Punkten @. Ist ferner insbesondere P ein Doppelpunkt der Curve P,, so hat seine erste Polare P"=' zwei Doppelpunkte Q, und somit giebt es eben so viele erste Polaren, welche zwei Doppelpunkte haben, als die Kerncurve P, Doppelpunkte hat; u.s. w. Die gesammten ersten Polaren P"=', Pi=', P37', 2... bil- den ein sogenanntes Netz, welches durch irgend drei derselben (die nicht zu einem Büschel gehören) bestimmt ist, und wo- durch dann auch die Basis 4” bestimmt wird. Haben die drei gegebenen Curven gemeinschaftliche Punkte (1, 2,3, .... bis höch- stens (rn —1)(n+2)— 2), so sind dieselben Doppelpunkte der Kerncurve @,. Daher ist z. B. der Ort der Doppelpunkte (oder der Berührungspunkte) aller Curven P*, welche durch dieselben gegebenen 4ax(x+3)— 2 Punkte a RNE eine Curve Qg“=, welche die Punkte @ zu Doppelpunkten hat. Sollen die Curven P* durch a(@ +3) — 1 Punkte d gehen, so bilden sie ein Bü- schel B(P*) und dann haben sie zusammen 3(x— 1)? Doppel- punkte. — *) \ *) Über die obigen Polaren (Polar- Enveloppen) wird bemerkt, dafs wenn man eine derselben zur Directrix annimmt, ihr ebenfalls eine Reihe Polarcurven entsprechen, von denen die eine vorzugsweise ihre reciproche Polare genannt wird. Nämlich wird von der z'en Polare einer Curve D, also von A ee N a 315 Eine gegebene Curve @? kann von den Curven eines in derselben Ebene gegebenen Büschels B(P?) in y(a+2P7—3) - Punkten AR berührt werden, welche allemal mit den 3(» — 1)? y Doppelpunkten des Büschels Z(P?) zusammen in einer Curve R: R?+2r—3 Jiegen.— Sind in derselben Ebene irgend zwei Cur- - venbüschel B(PP) und B(0@?) gegeben, so ist der Ort des - Punkts R, in welchem sich je zwei Curven beider Büschel be- rühren, eine Curve vom 2p +29 — 3" Grad; und die Anzahl Berjenigen Punkte R,, in welchen sich zwei Curven P’ und ©? osculiren, ist =3[P+H)P+9—-)+ 277 +5]. Sind in einer Ebene drei beliebige Büschel Z(P?), B(@?) und B(R') gegeben, so ist die Zahl derjenigen Punkte, in welchen je drei dieser Curven einander berühren, im Allgemeinen =i(lpy pr + gr)—6(p +4 +r—1). Für die Curven 3er und 4'® Grads insbesondere ergeben sich aus der obigen allgemeinen Betrachtung viele, zum Theil ganz neue interessante Eigenschaften, wie leicht zu ermessen. Namentlich treten hier wiederum eigenthümliche Relationen der dien — x'e, d. i. die reciprocke Polare genommen, so mülste diese die ge- gebene Curve D’ sein; nach der allgemeinen Formel (5.) ist sie aber, wenn r(r+227—3) (n—2)=s gesetzt wird, eine Curve vom s|s+2(na—r)— 3] x!" Grad. Hier ist also der scheinbare Widerspruch noch auffallender, als bei der gewöhnlichen Polarität, wo die Basis nur ein Kegelschnitt, und für welchen Fall er durch Poncelet aufgeklärt worden. Hier wird das Para- doxon wie folgt erklärt. Die erste Polare von D’, in Bezug auf die Basis 4”, ist EEK "Ye, und für die 2 — ıte Polare von dieser giebt die Formel (6.) Fligiae 1) (r—ı)[r(r—ı) (n—ı)+272—5] n—ı statt dals sie, vermöge der Reciprocität, blofs die ursprüngliche Curve D’ geben sollte. Dieses Wundersame klärt sich nun dadurch auf: dafs die Curve Eu -ı 4) aus (r— 1)” Mal der Curve D’ nebst deren 3r(r— 2) Wendungstan- , genten und -(r—2) r’— 9) Doppeltangenten, wobei noch jede Wen- dungstangente als eine 3fache und jede Doppeltangente als eine 2 fa- che Gerade zu zählen ist, also aus ("— 1)’x (D’+2d+3w), und 2) aus densr(r—ı) (r—1)(r—2) gemeinschaftlichen Tangenten der | Curve D’ und der Kerncurve £, besteht. 316 28 Doppeltangenten der Curve 4! Grads hervor, ein Gegen- stand, über welchen bisherige Bemühungen noch wenig ermit- telt haben. Über die Curve 3!" Grads bieten sich noch mehr specielle Sätze dar; dabei wird nachgewiesen, dafs das eigent- liche Wesen vieler ihrer Eigenschaften vornehmlich auf der so- genannten Involution beruht. Durch verschiedene Correlationssysteme werden theils ana- loge Resultate, wie durch die Polarität, theils aber auch neue Sätze über Curven gewonnen. Hr. Hagen las hierauf über die vermeintliche Abnahme des Wasserstandes in den Hauptströmen Deutschlands und legte zwei Tabellen der mittleren jährlichen Was- serstände des Rheins vor. Die erste dieser Tabellen war aus den in Düsseldorf von 1800 bis 1847 angestellten Beobachtungen hergeleitet, während die zweite sich auf Coblenz bezog, und die Jahre 1818-1847 umfalste. Unter der Voraussetzung, dals eine gleichmälsige Än- derung des Wasserstandes statt finde, war die Gröfse derselben nach der Methode der kleinsten Quadrate für beide Beobach- tungs-Orte hergeleitet, und sie ergab sich in beiden Fällen po- sitiv, oder deutete auf eine Zunahme des Wasserstandes. Ihr Werth ist indessen nach den Düsseldorfer Beobachtungen so ge- ringfügig, dals sie nur als Folge der Witterungs-Verhältnisse angesehen werden kann, wogegen die etwas bedeutendere Zu- nahme nach den Coblenzer Beobachtungen nicht zufällig zu sein scheint, vielmehr wahrscheinlich durch die Änderung des Strom- bettes nächst unterhalb Coblenz veranlalst ist. Hr. Heinr. Rose sprach über das Vorkommen des Quecksilbers in Tirol. Hr. Weidenbusch hat in dem Laboratorium des Ver- fassers bei der Untersuchung eines derben Fahlerzes mit der Etiqueite: aus Schwaz in Tirol, einen sehr beträchtlichen Queck- silbergehalt gefunden. Dasselbe enthält 15,5 Proc. Quecksilber. Das Fahlerz ist mit Quarz und Kupferkies gemengt. Es giebt ein fast schwarzes Pulver, hat ein spec. Gewicht von 5,1075 und giebt schon für sich im Kolben erhitzt etwas metallisches 317 Quecksilber, nebst einem geringen braunrothen Sublimat. Wenn _ man es mit kohlensaurem Natron mengt, und das Gemenge er- hitzt, so erhält man mehr metallisches Quecksilber. Es enthält aulserdem die Bestandiheile der Fahlerze, Zink, Eisen, Kupfer, Antimon und Schwefel, so wie eine Spur von Arsenik und von Silber. Diese Bestandtheile sind im Erze in dem Verhältnisse _ enthalten, wie man sie auch in anderen Fahlerzen findet; das Schwe- felquecksilber muls im Minerale als HgS angenommen werden, obgleich der Umstand, dals bei der blolsen Erhitzung des Erzes metallisches Quecksilber entweichet, auf die Gegenwart von HgS geschlossen werden kann. Als Hr. Weidenbusch ein krystallisirtes Fahlerz, ebenfalls mit der Etiquelte: aus Schwaz in Tirol, einer qualitativen Un- tersuchung unterwarf, konnte er in demselben kein Quecksilber aulfinden. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Comptes rendus hebdomadaires des seances de l’Acaddmie des sciences. A847. Tables. 2. Semestre. Tome 25. Paris. 4. 1848. 1. Semestre. Tome 26. No. 17- 25. 24. Avril-19. Juin. 2. Semestre Tome 27. No. 1-3. 3-7. Juil- ler. ib. 4. Annales des Mines. Table des Matieres de la 3. Serie 1832-1841. Paris 1847. 8. u 4 Serie: Tome 9-12. ib: 1846. 4847. 8. Transactions of the Royal Jrish Academy. Vol. 21. Part2. Du- blin 1848. 4. Report of Ihe 17T. meeting of the British Association for the ad- wancement of science; held at Oxford in June 1847. London 48418. 8. The Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ire- land. No.18. ib. eod. 8. Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft. Bd. 2. Heft 3. 1848. 8. Demonville, Resume philosophique des principaux problemes et phenomenes de la nature. Materialisme.— Spiritualisme — Scepticisme. 2.Ed. Paris 1848. 8. 9Expl. Auguste Comte, Discours sur V’ensemble du positivisme. Paris £ Juillet 1848. 8. _(C.Cavedoni) Annolazioni al corpus inseriplionum graecarum che si pubblica dalla R. Accademia di Berlino. Modena 1848. 8. * 318 Schumacher, astronomische Nachrichten No,645. Altona 1848. 4. A.L. Crelle, Journal für die reine und angew. Mathematik. Bd. 37. Heft 2. Berlin 1848. 4. 3Expl. Kunstblatt 1848. No. 35. Stuttg. u. Tüb. 4. Gay-Lussacetc., Annales de Chimie et de Physique 1848. Juil- let. Paris 8. Revue archeologique. 5. Annde, Livr.4. 15. Juillet 1848. ib. 8. G. F. Grotefend, Bemerkungen zur Inschrift eines Thongefä- Sses mit babylonischer Keilschrift. Göttingen 1848. 4, Thom. Henderson, astronomical observations made at Ihe Royal Observatory, Edinburgh. Reduced and edited by Charles Pi- azziSmyth. Vol. 7. for 1841. Edinburgh 1848. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Herausgebers d. d. Edinburgh Dec. 14. 1847. Die Fortschritte der Physik im Jahre 1846. Dargestellt von der physikalischen Gesellschaft zu Berlin. 2. Jahrgang. Redigirt von Dr. G. Karsten. Berlin 1848. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Herausgebers d. d. Berlin d. 1. Aug.d.J. Hiernächst kam aus einem Schreiben des Herrn Director G.F. Grotefend d. d. Hannover 23. Juli 1848. an Hrn Perz, welches einen Abdruck seiner Schrift: Bemerkungen zur Inschrift eines Thongefälses mit babylonischer Keilschrift, aus dem 4. Band der Abhandlungen der K. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göt- tingen für die Akademie begleitet, folgende Stelle zum Vortrage, deren Mittheilung in dem Monatsberichte beschlossen wurde. „Diese Bemerkungen bezwecken nur eine Nachweisung der Verwandtschaft zwischen der babylonischen, assyrischen und ar- menischen Keilschrift, zu deren Entzifferung am besten die dritte Schriftart von Persepolis führt, weil dann der Sinn schon durch die bereits entzifferte erste Schriftart gegeben ist, durch deren Vergleichung ich auch schon zu der Einsicht gelangt bin, dals die Sprache der babylonischen Keilschrift die nächste Verwandt- schaft mit der chaldäischen in der heiligen Schrift hat, welches alles die grölste Hoffnung giebt, dafs die noch unbekannten Keil- schriftarten nicht lange mehr ein Räthsel bleiben werden. Sollte ich das noch erleben, so kann ich immer noch kleine Inedita liefern: schon jetzt ist es mir durch ein Bruchstück von einer Inschrift des Artaxerxes I. klar geworden, dals eben dieser die- 319 jenigen meiner Urkunden unterzeichnet hat, deren Königsname mir lange unerklärlich war, und zuletzt irrig auf des Darius Va- ter Hystaspes bezogen wurde. Manches Andere verschweige ich noch, bis ich meiner Sache mehr gewils bin.” Darauf übergab Herr Gerhard eine kleine Abhandlung des Ehrenmitgliedes der Akademie Herrn v. Prokesch-Osten zu Athen, folgenden Inbaltes: Fortgesetztes Verzeichnifs europäisch griechischer Münzen aus der Sammlung des Freihern v. Prokesch- Osten. Ferner kamen zum Vortrage: 1) ein Danksagungsschreiben der Royal Asiatic Society in Lon- don vom 4. Dec. 1847, den Empfang der Abhandlungen der Akademie von 1845 und der Monatsberichte von Juli 1846 bis Juni 1847 anzeigend; 2) ein gedrucktes Programm des Congres agricole von Brüssel; 3) ein ähnliches der deutschen morgenländischen Gesellschaft, die diesjährigen Versammlungen betreffend; 4) ein Schreiben des Herrn Dr. du Bois d. d. Berlin d. 6. August, als Erwiederung auf das bekannt gemachte frühere Schreiben der Akademie. 14. August. Sitzung der philosophisch-histo- rischen Klasse. Hr. Bopp las über die Participialbildung der indo- europäischen Sprachen. 47. August. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. E. Dirksen legte eine Abhandlung vor: Beiträge zur Auslegung einzelner Stellen in den Kaiser-Biogra- phieen des Suetonius. Hierauf gab Hr. Poggendorff mündlichen Bericht über einige von ihm gemeinschaftlich mit Hrn. Prof. _W. Weber in Leipzig angestellte Versuche zur Her- _ vorrufung des Diamagnetismus durch alleinige Wir- kung des galvanischen Stroms. 320 Die von Faraday mit dem Namen Diamagnetismus be- legte Klasse von Erscheinungen umfalst bekanntlich zweierlei Be- wegungsvorgänge, innere und äulsere, die obwohl muthmafslich einer gemeinschaftlichen Ursache entspringend, wie es auch der berühmte englische Physiker annimmt, dennoch, was ihren Zu- sammenhang betrifft, noch lange nicht genügend erforscht wor- den sind. Es geht diefs unter andern daraus hervor, dafs man bisher noch keinen Grund anzugeben vermag, weshalb die dia- magnetischen Körper, troztdem sie in ihren äulsern Bewegun- gen sich geradezu entgegengesetzt wie die magnetischen Sub- stanzen verhalten, rücksichtlich der innern, molecularen Vorgänge gar keine specifische Verschiedenheiten von letzteren darzubieten scheinen, und weshalb andrerseits krystallisirte Substanzen unge- achtet ihrer Durchsichtigkeit nicht die innern Vorgänge zeigen, wäh- rend sie doch in ihren äulsern Bewegungen als diamagnetische Kör- per auftreten und sich nur darin von den unkrystallisirten unterschei- den, dafs noch die optischen Axen (oder wohl richtiger die Axen op- tischer Elasticität) einen besonderen Einfluls ausüben. Eben so besteht seither ein noch nicht aufgeklärter Unter- schied rücksichtlich der Hervorrufung der diamagnetischen Er- scheinungen. Jene inneren molecularen Bewegungen, welche sich, wie es scheint, bei allen flüssigen und unkrystallisirt star- ren, durchsichtigen Substanzen durch eine Drehung der Polari- sationsebene des durchgehenden Lichtes nachweisen lassen, sind von Faraday sowohl durch Wirkung blofser galvanischer Ströme, als auch durch die von Elektromagneten und Stahlmagneten her- vorgebracht; was aber die äulsern, räumlichen Bewegungs-Er- scheinungen betrifft, so hat man sie bisher immer unr auf letz- terem Wege erzeugt, und man durfte wohl fragen, ob sie denn überhaupt durch unvermittelte Einwirkung galvanischer Ströme her- vorgerufen werden können, da wenigstens Ströme, die mit Hülfe des durch sie magnetisirten Eisens recht deutliche Abstofsungen diamagnetischer Substanzen bewirken, ohne dasselbe nicht das mindeste Resultat ergeben. Offenbar würde die Verneinung die- ser Frage einen specifischen Unterschied zwischen galvanischer und magnetischer Wirkung festsetzen, aber eben so einleuch- tend ist, dals man sie nicht eher für erledigt erhalten durfte, als bis sie durch Anwendung kräftigerer Mittel auf eine entschei- 321 dende Probe gestellt worden war. Der kürzlich von der K. Aka- demie .bewilligte Apparat bot hiezu eine treflliche Gelegenheit dar und es schien daher zweckmälsig, ihn zunächst zur Lösung dieser Aufgabe zu benutzen. Der zu diesem Apparat bestimmte Kupferdraht, eine pari- ser Linie dick und sehr nahe drei Centner an Gewicht, ist vor- läufig, zum Behufe anderweitiger Untersuchungen, auf eine ein- zige grolse Holzrolle gewickelt, und bildet somit den kolossal- sten Multiplicator, der vielleicht bisher dargestellt worden ist. Die Rolle, deren Backen eine sechsseitige Gestalt besitzen, ruht mittelst zweier Kanten derselben horizontal auf einem steinernen Postament, hat 600 Mllm. inneren Durchmesser und 200 Mllm. Länge. Die Windungen der innersten Drahtschicht halten 1900 Mllmet. im Umfang, die der äufsersten 2350. Innerhalb dieses Gewindes wurde nun an einem aus 48 Co- confäden ohne Drehung zusanımengesetzten, 230 Mllmet. langen Seidensträhn ein 308,6 Grm. schwerer, 14 Mllm. dicker und 210 Milmet. langer Stab aus reinem Wismuth horizontal aufgehängt, und so ajuslirt, dafs er mit den Drahtwindungen, die dem ma- gnetischen Meridian parallel lagen, einen Winkel von ungefähr 45 Grad bildete. Er war versehen mit einem Planspiegel, in welchem das Bild einer 2340 Milmet. entfernten Skale mittelst eines Fernrohrs beobachtet werden konnte. Nach Verschliefsung der Rolle durch ihre hölzernen Seiten- thüren, in deren eine, zur Wahrnehmung des Spiegels, ein Plan- glas eingelassen war, wurden die Schwingungen und Elongatio- nen des Wismuthstabes mehr als eine Stunde lang beobachtet, theils um die Empfindlichkeit der Aufhängung kennen zu lernen, theils um die Veränderungen zu ermitteln, welche der Stab, un- abhängig von galvanischer und diamagnetischer Wirkung, durch ° ufällige Einflüsse in seiner Ruhelage erleiden konnte und wirk- lich erlitt, indem sich zeigte, dafs diese Lage sich im Laufe der eobachtungszeit, wahrscheinlich in Folge von Temperaturände- ngen, von der Ebene der Drahtwindungen entfernte, jedoch nicht ruckweise, sondern stetig und sehr langsam. Hierauf wurde eine Batterie von 24 Grove’schen Bechern, in denen nach Cal- n’s Vorschlag das Platin gegen platinirtes Blei vertauscht und Salpetersäure mit einem starken Antheil concentrirter Schwe- 322 felsäure versetzt war, mit dem auf die Rolle gewickelten Draht verbunden und während der Dauer zweier Schwingungen des Stabes in Verbindung erhalten. Mit dem Anfang der dritten Schwingung öffnete man wieder die Batterie und liels sie wäh- rend der beiden folgenden Schwingungen geöffnet, worauf sie abermals geschlossen wurde u. s.w. So fortfahrend, die Schwin- gungen des Stabes bei abwechselnd geschlossener und geöffneter Batterie zu beobachten, erhielt man eine Reihe von Elongatio- nen, aus welchen die Ruhelage des Stabes, während der diama- gnetischen Einwirkung und ohne dieselbe, abgeleitet werden konnte. Als Mittel mehrer Messungen ergab sich dadurch, dafs der Stab während der Einwirkung des galvanischen Stroms um 44,545 Skalentheile oder etwa 0° 32’ dem Parallelismus mit den Draht- windungen näher lag als ohne dieselbe. Die Wirkung des Stroms auf den Wismuthstab war also entschieden, und es könnte nur fraglich sein, ob sie wirklich eine diamagnetische war. Allein eine magnetische konnte sie nicht sein, weil diese den Stab von den Drahtwindungen entfernt ha- ben würde, und andrerseits würden inducirte Ströme, wie sie allerdings im Wismuth bei Anfang und Ende des galvanischen Stroms hervorgerufen werden, wegen der Entgegengesetztheit ihrer Richtung zu beiden Zeitpunkten, die Ruhelage des Stabes nicht zu ändern vermögen, abgesehen davon, dafs sie gegen die Dauer seiner Schwingungen, die 168 Sekunden betrug, nur eine wahrhaft momentane Dauer besitzen. Es ist also ohne Zweifel die beobachtete Wirkung eine rein diamagnetische gewesen und damit der Beweis geführt, dals der galvanische Strom, auch ohne Vermittlung von Eisen, Diamagnetismus hervorbringt. Die Verhältnisse des angewandten Apparats waren zu dem erreichten Zwecke keineswegs die günstigsten und wurden nur benutzt, weil sie eben vorhanden waren; sie können und sollen künftig noch zweckmälsiger gestaltet werden. Allein schon jetzt knüpft sich an die gemachten Messungen das Interesse, dals sie einer, wenigstens vorläufigen, Maalsbestimmung des Dia- magnetismus zum Grunde gelegt werden können, an der es bisher noch ganz gebricht, weil die mit Elektromagneten gemach- ten Versuche dazu nicht tauglich sind. 323 | Zur Erläuterung dieser wichtigen Anwendung diene folgende vom Prof. Weber verfalste Notiz. Die Schwingungsdauer # des Wismuthstabes ist gleich 168 Sekunden - gefunden worden. Das Trägheitsmoment X dieses Stabes nebst dem daran befestigten Spiegel war, wenn Millimeter und Milli- (gramm zur Längen- und Massenmaals genommen werden: K = 1176 . 10° Hieraus ergiebt sich die Directionskraft D des Wismuthstabes: D = "** — 411400. Eine Ablenkung des Stabes von 44,545 Skalentheilen bei einem Horizontalabstande von 2347 Skalentheilen (= 2340 Millimetern) des Spiegels von der Skale entspricht hiernach einer ablenkenden Kraft F: PL BEN Ten 4694 Diese ablenkende Kraft F ist nun aber das Product -des diama- guetischen Moments des Wismuthstabs in das galvanische Mo- ment, welches der Strom in der Rolle am Orte des Wismuth- ‚stabes übt, multiplicirt mit dem Sinus des Winkels, welchen die diamagnetische Axe des Wismuthstabs mit der Axe der Rolle bildet. | Es bezeichne $ denjenigen Winkel, welchen die Axe des Wismuthstabs mit der Verticalebene der Rolle bildet, und wel- cher in obigen Versuchen nahe 45° war. A sin .b bezeichne sodann das diamagnetische Moment des ismuthstabs, welches = A wird für $ = 90°, wenn die Stab- axe normal gegen die Rolle steht. Ferner bezeichne G das reducirte galvanische Moment des Stroms in der Rolle. Es ergiebt sich dann, wenn R den Halb- messer der Rolle bezeichnet, das von jenem Strome im Mittel- punkte der Rolle, in dessen Nähe sich der Stab befand, wirklich Breeäbte Bren T;: 2G. folglich die Shlankende Kraft F: F=TAsin$ cos$ = 3903, worin für die obigen Versuche $ = 45° ist. Hieraus wird der Werth von A gefunden, wenn @ bekannt ist; denn der Halb- messer Al ist nach der Abmessung der Rolle etwa 340 Millimeter. 324 Zur Bestimmung von G war aber bei obigen Versuchen in 1841,5 Millimeter Abstand von der Mitte der Rolle in einer ge- gen die Rolle (d.h. gegen den magnetischen Meridian) senkrech- ten Richtung eine Boussole aufgestellt und deren Ablenkung durch den Strom in der Rolle beobachtet worden. Die Ablenkung dieser Boussole durch den Strom in der Rolle betrug 62° 42’. Vernachlälsigt man die Glieder höherer Ordnungen, so folgt hieraus 1 tang 62°49' = 26, me (1841,5° + 340?) ® worin 7 den horizontalen Theil der erdmagnelischen Kraft nach absolutem Maafse bezeichnet, welcher T=1,84 gefunden worden war. Es war also @: G = 117 .10°. Durch Substitution dieses Werths von G erhält man A: A131. Dieser Werth des diamagnetischen Moments des Wismuthstabs entspricht nun dem im Mittelpunkte der Rolle wirkenden galva- nischen Momente T': 2G © = —, =5% 340 Der Einheit des galvanischen Moments würde also das diamagne- tische Moment ö des Wismuthstabs entsprechen: = I = 0,09. 596 Die Masse m des Wismuthstabs war endlich: zn = 308600 Milligramm. Da nun der beobachtete Diamagnetismus des Stabs blos als Wir- kung des galvanischen Stroms in der Rolle auf alle einzelnen Wismuththeile betrachtet werden kann, weil die diamagnetische Wechselwirkung dieser Theile unter einander bei der Kleinheit ihrer diamagnetischen Kräfte als verschwindend anzusehen ist (was bei den magnetischen Kräften der Eisentheile nicht der Fall ist), so ergiebt sich der Diamagnetismus des Wismuths, auf die Masseneinheit des letzteren reducirt, für die Einheit der gal- vanischen Kraft a ae 308600 14000000 325 Zur Vergleichung diene, dafs in einem Milligramm stark magne- tisirten Stahls im Mittel etwa 400 Einheiten Magnetismus ent- halten sind. Der horizontale Theil der erdmagnetischen Kraft, welcher = 1,84 war, bringt biernach in einem Wismuthstabe einen Diamagnetismus hervor, welcher ungefähr 3000 Millionen Mal schwächer ist als der Magnetismus eines starken Stahlma- } i 1 gnets von gleichem Gewichte. Hr. Ehrenberg machte ferner eine Mittheilung neuer Beobachtungen über das gewöhnlich in der Atmo- sphäre unsichtbar getragene formenreiche Leben und legte eine reichhaltige Übersicht davon in 109 Arten ‚als Mafsstab für Ungewöhnliches vor. Bevor man das gewöhnliche Verhältnifs des Kleinsten Le- bens in der Atmosphäre kennt, giebt es für das ungewöhnliche "keinen Malsstab. Ich halte für wissenschaftlich nützlich, bei der "Akademie einen ersten, allmälig weiter fortzubildenden reich- haltigen, aber bei weitem noch nicht erschöpfenden Mafsstab für dieses wichtige Verhältnifs niederzulegen. Geistreiche und nachdenkende Männer haben längst darauf aufmerksam gemacht, dafs der ganze Luftkreis, welcher schon dem unbewaffneten Auge belebt erscheine, es noch wunderbarer lem bewaffneten Auge sei, aber mit Namen hat man im wis- senschaftlich strengen Sinne die unsichtbar kleinen Lebensfor- men des Luftkreises nie in erheblicher Weise zu bezeichnen ver- mocht. Freilich mufsten erst Methoden der Beobachtung und der Unterscheidung erfunden werden, um eine genaue Bezeich- jung jener mit Bestimmtheit nur geahneten Verhältnisse auch zu erreichen und wissenschaftlich festzustellen. Da man von Zeit zu Zeit auch eigenthümliche, ja oft gif- ige, ganzen Menschen- Generationen grofser Erdflächen verderb- iche Eigenschaften der Atmosphäre wahrgenommen zu haben aubt, so ist daraus abnehmbar, dafs man den Luftkreis sich icht stets in gleicher Mischung zu denken Anlafs hat. Hieraus giebt sich die Wichtigkeit der Frage, wie denn eigentlich die wöhnliche unschädliche Luft gemischt sei, und wodurch sich ine schädlich gemischte Atmosphäre dieser Mischung nach un- rscheidet. Bei weiterem Nachdenken tritt hervor, dafs eine gr 326 bewegte Luft sich anders verhalten werde, als eine ruhige, eine feuchte anders als eine trockne, dals die obere anders als die untere sein werde, je nachdem gröbere oder feinere Bestand- theile sie erfüllen. Ja wenn man sich, wie es wohl zuweilen ausgesprochen ist, die Luft mit Formen aller Art überall und stets erfüllt denkt, so muls man zugeben, dals die steten Luft- züge und der Luftwechsel die Formen aller Weltgegenden in der Atmosphäre mischen werde, und dafs die Oberfläche aller Erdgegenden längst übereinstimmend mit gleichen Formen oder deren materiellen Überresten überall bedekt sein müsse. Anstatt alle diese so nahe liegenden Vorstellungen wirk- lich begründet zu finden, haben diejenigen Beobachter, welche bis jetzt dem Gegenstande direct nachforschten, theils gar nichts, theils nur ®ehr wenige erkennbare Formen in der Luft aufgefun- den, theils hat sich ergeben, dals jedes Land der Erde an der Oberfläche gewisse eigenthümliche Formen des kleinsten Lebens zeigt. Hieraus wird deutlich, dafs das Verhältnils ein anderes sein muls als die Theorie es ankündigt. Der Mangel an in die Augen fallenden und auch mit dem Mikroskop leicht erkennbaren, verhältnilsmäfsig zahlreichen Din- gen in der Atmosphäre, hat bei weit verbreiteten und anstek- kenden schweren Seuchen, wie die Pest und Cholera, die Ärzte veranlalst, den organisch belebten und giftigen dann zu vermu- thenden Bestandtheilen der Luft, die man oft geradehin Pest- und Cholera-Tbierchen genannt hat, eine auch mit bewaffnetem Auge unerreichbar kleine Gröfse und bestimmte milbenartige oder mük- kenartige Gestalt zuzuertheilen, und selbst Linn€, der Reforma- tor der Naturforschung, hat sich vom medicinischen Standpunkte aus im spätern Alter verleiten lassen, diese phantastischen We- sen zu classihieiren und direct in die Zoologie einzuregistriren. Wirklich gesehen bat dergleichen giftige Thierchen bis heut kei glaubwürdiger Mann. *) *) Aus Scherz und Satyre, um die 1832 bei der Cholera laut geworde- nen Vorstellungen zu geilseln, hat Prof. Mikan in Prag in seiner zum Be- sten der Cholera-Waisen Böhmens herausgegebenen, oft in etwas zu nie drig komischem Tone gehaltenen Schrift: „Kinder meiner Laune” Prag 183: am Ende, das Cholera - Thierchen beschrieben, benannt und abgebildet, wi man 1721 das Pestthierchen abbildete. t 327 Dennoch muls sich die Wissenschaft damit beschäftigen, die Grenzen des Möglichen und Wahrscheinlichen auch in dieser Beziehung festzustellen. Ich erlaube mir folgende Übersicht des Geschichtlich bekannten über die unsichtbaren Lebensfor- ‚men der Luft in gedrängter Kürze vorauszuschicken, um den "Gesichtspunkt festzustellen, aus dem einige neuere Untersuchun- ‚gen und neuere Thatsachen hervorgegangen sind. Nicht das Mikroskop hat die Idee des thierisch belebten An- steckungsstoffes der Atmosphäre bei schweren Epidemien und na- ‚mentlich früher bei der Pest hervorgerufen, diese Idee ist Jahr- tausende älter. Unsichtbare, oder nur sehr kleine giftige, in der Luft fliegende Thierchen (Fliegen), als Ursache pestilenzartiger Krankheiten anzusehen, ist eine uralte Erklärungsweise, welche zur Zeit Christi und lange vorher nachweislich als eine Wir- ung des Teufels des Baal Sebub (Herrn der Fliegen, Belzebub) petrachtet wurde. Elaeon in Ägypten und Accaron in Palästina, wei grolse Städte, erzeigten dem pestbringenden Fliegen-Teufel, m ihn sich günstig zu erhalten, göttliche Verehrung. Ganze Städte wurden solcher Fliegen, das heilst wohl der oft wieder- ehrenden Pest, halber, im Alterthum verlassen und Völkerschaf- en wanderten aus ihren Sitzen der Pestfliegen halber aus, Me- zara in Griechenland, Myus in Phrygien, Atarna in Mysien, sind Städte, welche in dieser Beziehung als verwüstet genannt wer- en, und die Rhizophagen wanderten der Fliegen halber von ihren Wohnsitzen am Astaboras in Indien, oder vielleicht aus Äthio- ien aus, so wie der Perserkönig Sapores durch die pestbrin- nden Fliegen gezwungen wurde, die Belagerung von Nisib fzuheben, auch lielsen nach Strabo die Römer in Spanien zur stzeit Fliegen einfangen und bezahlten sie scheffelweis (ad men- ram).*) Varro und Columella erklärten die italienische schäd- he Sumpfluft durch kleine Fliegen. Das erst 1590 erfundene kroskop hat also die bald gröber bald feiner aufgefalste Idee eht erweckt, wurde aber freilich besonders 1721 bei der gro- n Pest in Marseille angewendet, um Leeuwenhoeks damals neue kroskopische Thierwelt zu erspähen und daraus die Epidemie | erklären. *) Bochart, welcher in seinem Hierozoicon vieles hierher gehörige flei- Ssig und gelehrt gesammelt hat, erklärt Strabo’s Nachricht auf diese Weise. 328 Das wirklich thatsächlich und wissenschaftlich begründete in dieser Angelegenheit der Luftorganismen ist Folgendes: Im April 1675 entdeckte Leeuwenhoek die Infusorien in Regenwasser, fand aber bald, denn er war ein nüchtern prü- fender Mann, dals sie nicht dem meteorischen Gewässer eigen- thümlich waren. Ja durch seine am 24. April des folgenden Jahres gemachte Entdeckung der Aufgufsthierchen des Pfeffers, und deren Folgen kam er allmählig gleich Anfangs ganz davon ab, dals die Infusorien atmosphärische Wichtigkeit hätten. Schon im Jahre 1676 wollte man aber jenes wissenschaftliche Resultat in die praktische Medicin einführen. Ein Engländer schlug vor, bei epidemischen Krankheiten Trompeten Pauken und Kanonen gegen die unsichtbaren Luftorganismen, welche die Ursache sein möchten, anzuwenden. Es war der erste Übergriff einer unwis- senschaftlichen voreiligen medicinischen Praxis in die erst aus- zubildende neue Wissenschaft, wie er sich dann oft und in die- sen Tagen noch wiederholt hat. Wie es scheint, blos um eine eigne Meinung geltend zu machen und einigen Antheil an Leeuwenhoeks Ruhm zu nehmen, behauptete der oft unangenehm leichtfertige Physiker Hartsö- ker 1694, welcher bald die Mikroskope für Aufgufsthierchen, bald die Samenthierchen und noch vieles andere entdeckt haben wollte, dafs die Aufgufsthierchen nur Larven von unsichtbar klei- nen Fliegen wären. Diese Idee wendete Lancisi 1717 ohue di- recte Beobachtung auf die cattiva aria in Italien an. Hieraus ist denn sehr erklärlich, dafs man bei der 1721 so heftig aufgetre- tenen Pest in Marseille die uralte Vorstellung von giftigen kleinen Fliegen in der Luft wieder festhielt, wohin sich auch der Ge- lehrte Vallisneri in Padua aussprach. Reaumur führte diese Idee 1734, ebenfalls ohne neue Beobachtung, in seinem übrigens sehr lehrreichen Insectenwerke weiter und bis dahin aus, dals die trübe Atmosphäre und namentlich die die Kimmung (Fata mor- gana) bedingende Schicht im Frühling direct bedingt sei durch‘ die Schwärme der unsichtbar kleinen Fliegen oder Schmetter-' linge der Infusorien-Larven. Linne’s Ansichten und systemati- sche Versuche, welcher die sämmtlichen Ausschläge, Pocken, Masern, Syphilis und auch die Ruhr, für bedingt durch kleine unsichtbare Luftthierchen erklärte und zuletzt den ganzen Äther UL ln 329 als Chaos infusorium in die Zoologie aufnahm, beruhen nicht auf Beobachtungen, sondern nur auf phantastischen Ausbildungen je- ner früheren, von Leeuwenhoeks nüchterner Forschung abwei- chenden Behauptungen ohne alle Beobachtung. Die mehr wissenschaftliche Entwickelung dieses Gegenstan- des beförderte Leeuwenhoek selbst und allein 26 Jahre später wie- der dadurch, dals er am 2. Sept. 1701 im 76. Lebensjahre die Thierchen im Dachrinnensande entdeckte. Er sah rothes Was- ser in seiner bleiernen Dachrinne stehen und fand es erfüllt mit weilsen Räderthierchen und rothen, sehr kleinen anderen Thierchen, wahrscheinlich Euglena sanguinea. Nach dem Ein- trocknen des Wassers lebten beide aus dem trocknen Sande un- ter Wasser wieder auf, und diefs bis nach 5 Monaten. Diese interessante neue Beobachtung hatte eine meteorische und eine physiologische Seite, die physiologische des Wiederauflebens ver- trockneter Thiere wurde von Leeuwenhoeck selbst am meisten her- vorgehoben und auch bei den neuesten Beobachtern war das me- teorische Interesse der Thierchen im Dachrinnensande nur immer ‘ein Anhang des physiologischen. Dennoch hat diese Beobach- tung Leeuwenhoeks wohl mit auf Vallisneri, Lancisi und Linne gewirkt, wie sie auf den Preufs. Leibarzt Friedrich Hoffmann 4720, ja auch auf Hahnemann, der die Linneischen Phantasien homoeopathisch ausgebeulet hat, weiteren Einfluls gewann. Offenbar haben die Erscheinungen der Aufgüsse, wonach sich leicht viele Thierchen in dergleichen, selbst in zugeschmol- zenen Glasröhren entwickelten, Leeuwenhoek abgehalten, auf das Meteorische der Dachsandthierchen ein groflses Gewicht zu legen, da sie ja nach Art der Aufgulsthierchen sich vorfanden. Andere haben später wieder im Regen und Schnee nach Infuso- rien gesucht. Spallanzani hat 1776 durch seine geistvollen mühsa- men Untersuchungen die Idee befestigt, als wären nur die Keime, die Eier, der unsichtbaren Organismen in der Luft verbreitet und ‚als erklärten diese das Vorkommen solchen Lebens in allen Auf- güssen. Gleichen sah und zeichnete 1778 ein im Schneewasser, das in einer warmen Stube stand (er sagt nicht wie lange), ‚aufgefundenes vollendetes Thierchen. Es ist Trichoda (Kolpoda) Pyrum. Vielleicht war es aus demselben lange stehenden, mit ‚anderem Wasser gemischten faulen Schneewasser, mit dem er 330 gleichzeitig, wie er sagt, Experimente machte und mithin ist für jene Form gar keine Sicherheit des meteorischen Ursprungs. Im frisch aufgefangenen Regenwasser beobachtete Gleichen immer nur erst am 2. und 3. Tage lebende Thierchen, die also auch nicht dierect beweisend für ihr meteorisches Verhältnifs sind. Aus dem Grunde, weil gewils die Mücken und viele an- dere kleine Luft-Insecten sich, da sie sich lange in der Luft aufhalten, von noch kleineren daselbst so nährten, wie sich die Schwalben von jenen nähren, glaubte 1783 Zimmermann in seiner Geographie des Menschen Ill. p.46. an unsichtbar kleine Luft- Thierchen. Ungeachtet Otto Friedr. Müller, der dänische gleichzeitige Naturforscher und beste mikroskopische Forscher seiner Zeit, nir- gends von directer Untersuchung der Atmosphäre spricht, und mit den reichsten Beobachtungen die Idee Hartsockers von Ver- wandlung der Infusorien in Luftfliegen zurückweist, so erkennt man doch daraus seine Neigung für Anerkennung des Erfüllt- seins der Luft mit Eiern der Infusorien, dafs er pag. 298 seines nachgelassenen Werkes von 1786 sagt, er habe in 2 Monate lang (zur Winterszeit) stehendem Meerlinsen-Wasser bei öfte- rer Nachforschung nichts Lebendes gesehen, aber plötzlich in der Neujahrsnacht von 1778 zu Mitternacht darin Yorticella ro- tatoria und Fibrio Olor, zwei lebende Infusionsthierchen, beob- achtet, so dafs es wahrscheinlich sei, dafs die Eier derselben in seinem Arbeitszimmer (in museo) aus der Luft herab in das Was- ser gefallen wären. Dafs aus dieser so einzelnen Beobachtung am wahrscheinlich festlich verbrachten Neujahrs- Abende nicht viel für die Belebung der Atmosphäre sicher geschlossen wer- den könne, liegt am Tage. So waren und blieben denn Leeuwenhoeks Räderthierchen des Dachrinnensandes sammt der Euglena sanguinea bis ins neue Jahrhundert die einzigen 2 directen und sicheren Anhaltspunkte für durch die Atmosphäre gehobene und hoch abgesetzte le- bende unsichtbar kleine Organismen. Da man aber die genera- tio spontanea dieser sämmtlichen kleinen Wesen aus Urstoffen anzunehmen geneigt blieb, so verschwand auch das meteorische Interesse bei diesen. 331 Alexander von Humboldt hat in seinen, in der Berliner Akademie der Wissenschaften gehaltenen Vorträgen, welche un- ter dem Titel „Ansichten der Natur” zuerst 1807 besonders ge- druckt wurden (II. p. 3. 1826), die Belebung des Luftkreises auch durch nur mit dem bewaffneten Auge erkennbare Le- bensformen, „Räderthiere, Brachionen und eine Schaar mikros- kopischer Geschöpfe” bezeichnet, welche „unbeweglich und in Scheintod versenkt in den Lüften schweben, bis der Thau sie zur nährenden Erde zurück führt.” „Insecten-Eier und Eier der Pflanzen mit Haar- und Federkronen zu langen Herbstreisen ge- schickt, sammt Blüthenstaub der Pflanzen, welcher die Befruch- tung getrennter Geschlechter vermittelt”, werden als kleinste Be- standtheile des Luftstaubes genannt. Obwohl diese Bezeichnun- gen Alexander v. Humboldts nur allgemeinere Andeutungen von gewissen unausweichlichen Gruppen und Gattungen der Luftorga- nismen sind, so sind sie doch die ersten bestimmteren Aussprü- che der wissenschaftlichen Forschung und CGombination, welche den Reichthum des Luftlebens im Detail bezeichnen. Im Jahre 1812 hielt Gruithuisen den Luftstaub und Son- nenstaub für einen Schimmel der Luft, welcher die Belebung der Aufgüsse vermittle. Y Seit 1818 wurde dann durch die Beobachtung eines sehr ausgebreiteten rothen Schnees in der Polargegend durch Capitän - Rofs und des zur Vergleichung gebrachten rothen Alpenschnees, die Erfüllung der Luft mit unsichtbar kleinen Organismen von - Neuem lebhaft angeregt und aufgenommen, allein es hat sich spä- terhin zur Gewilsheit herausgestellt, dafs jene rothe Schneefär- 3 bung nicht aus der Luft herabgefallen, sondern sich auf dem lie- genden Schnee entwickelt hatte. Es war die Sphaerella nivalis. d In derselben Zeit wirkten Chladni’s höchst ausgezeichnete Untersuchungen und Zusammenstellungen über die Meteorsteine, ablenkend von der Lebensfülle der Atmosphäre. Alles herab- fallende erschien ihm kosmischen Ursprungs sein zu müssen und “auch den rothen Schnee der Alpen erklärte er für, mit organi- ‚schen Stoffen gemischte, kosmische Masse. Im Jahre 1824 erst behauptete Bory de St. Vincent in Pa- ris, bei Gelegenheit der Aufzählung des von ihm Enchelys py- _ riformis genannten Schneethierchens von Gleichen im Dictionn. 332 classique d’histoire natur., dals er ebenfalls mehrmals Infusorien im Schneewasser und im Regenwasser gefunden habe, weil sie klein genug wären, im Wasserdunste der Atmosphäre zu leben. Da er aber keine beobachtete Art nennt und auch die Unsicher- heit der Gleichenschen Form unbemerkt läfst, so ist aus dieser Angabe kein neuer Gewinn für positive Kenntnils zu ziehen. Im Jahre 1826 hat sich derselbe Beobachter im Dictionn. classique d’hist. nat. im Artikel Matiere pag. 276. dahin ausge- sprochen, dafs der Luftstaub, bestehend aus dunklen unbewegten Theilchen ohne Organisation, wohl vertrockneter Schlamm (Zi- mon ü Petat de siccite) sei, den wir selbst aufrührten, der durch “ den Regen wieder ins Wasser käme, aus ihm bilden sich die festen Theile aller Organismen. . Speciellere Bezeichnungen wer- den nicht gegeben. Etwas detaillirter sind aber im Jahre 1828 wieder vom Pro- fessor Sig. Schultze in Greifswald die kleinsten Luftorganismen be- zeichnet worden. Er sagt in seiner Schrift über Herrn Robert Browns bewegte Moleküle und die Erzeugung der Monaden, pag. 29. „Dieser überall in der Luft umberfliegende Staub enthält nun aufser kleinen animalischen und vegetabilischen Haaren und Fasern, die sich in bewohnten Zimmern in der Form von Flok- ken auf und unter den Möbeln sammeln, theils kleine rundliche und eckige Theilchen von verschiedener Grölse, die ihren orga- nischen Ursprung dadurch verrathen, dafs sie entweder im Was- ser aufquellen oder sich zum Theil in eine schleimige Masse auf- lösen. Ein anderer Theil besteht aus rundlichen und eckigen Bruchstücken unorganischer Körper, die wie der feine Sand weder quellen noch sich lösen, oder wenn sie sich lösen, doch nicht jene schleimähnliche Masse bilden; diese machen einen Hauptbestandtheil des Staubes in der Nähe der Landstrafsen aus, sind aber immer mit einer grolsen Menge organischer Überreste und eingetrockneter Infusionsthiere, die der Wind von jeder vertrockneten Pfütze zu Hunderttausenden mitnimmt, gemengt.— Zuweilen findet man in dem, mit dem Regen an die äulsere Fläche der Fenster geworfenen und angetrockneten Staube, ovale gelbe Körper, in denen jeder, der Versuche über die merkwürdi- gen Räderthiere (Furcularia rediviva) angestellt hat, dieses Thier im zusammengeschrumpften Zustande erkennen wird. — Hiermit } 2 2 N 333 verbinden sich an bewohnten Plätzen mehr oder weniger Ruls- und Aschentheilchen, die beim Verbrennen in die Atmosphäre hinaufgerissen werden, sie befinden sich vorherrschend in dem schwarzen Staube, der in räuchrigen Küchen sich ansammelt und hindern, wahrscheinlich durch ihren Gehalt an löslichen Alka- lien und Salzen, die Bildung der Monaden in einem von die- sem Staube gemachten Aufgusse.” seinen, die Bildung von Monaden aus solchem Staube betreffen- den Beobachtungen über, und nennt diese Monaden Monas Termo Hierauf geht der Verfasser zu und Monas Lens. Diese Darstellung des Luftstaubes zeigt schon einen grölse- ren Reichthum von beobachteten Formverbältnissen an, allein sie hält sich ebenfalls in allgemeinen Bezeichnungen. Nur Ein Thier- chen, Furcularia rediviva, wird speciell genannt, während zwei andere Monas Termo und Monas Lens mehr einer späteren ge- neratio spontanea aus unförmlichen schleimigen Theilchen zuge- wiesen werden. Furcularia rediviva ist aber das alte Leeuwen- hoeksche Thierchen. Die von mir in den Jahren 1820 bis 1826 in Afrika auf der Reise mit Dr. Hemprich gemachten Beobachtungen des Thaues, welche in 300 Nachforschungen kein einziges lebendes Wesen fan- den, sind in den Abhandlungen der Akademie von 1829 p. 14 niedergelegt. Im Jahre 1830 habe ich dann wieder das ebenfalls negative Resultat von über ein Tausend einzelnen Schneeflocken, Regen- tropfen und Thautropfen in Poggendorffs Annalen der Physik pag. 513 mitgetheilt. Ich hatte damals das Leben in der At- mosphäre, nicht die todt darin schwebenden Formen im Auge. Jetzt halte ich, nach mancher mühsamen Forschung, einiges für erreichbar, was ich damals für unerreichbar hielt, zumal von Hartsoeker an viel behauptet, wenig erwiesen war. Im Jahre 1834 hatte Sigismund Schultze wieder seine Auf- merksamkeit auf die Thierchen des Dachrinnensandes gelenkt und _ unter dem Namen Macrobiotus Hufelandii eine neue 4 zehige Art beschrieben, dabei aber besonders das Wiederaufleben auch der Furcularia rediviva ins Auge gefalst. In demselben Dachrinnen- sande des Verfassers wurden von mir, anstatt der Furcularia, Phi- lodina erythrophthalma und roseola erkannt und auch Yidrio An- 334 guillula beobachtet, so dafs sich damals die durch die Luft ge- tragenen mikroskopischen Formen demnach um 3 Artnamen ver- mehrten.*) In dem 1838 herausgegebenen Infusorienwerke ist Callidina rediviva als Dachsandthierchen zuerst beschrieben (p. 500) und der jetzt wieder untersuchte Sand bezeichnet. Vielleicht gehört auch Callidina elegans der Eichenrinde zu den Baummoos- Infu- sorien. Im Jahre 1838 wurden von Herrn Schultze wieder als im Dachrinnensande lebend 6 mikroskopische 'Thierchen bezeichnet: Furcularia rediviva, Macrobiotus Hufelandii, Macrobiotus al. sp. (Oberhäuseri), Arctiscon tardigradum, Arctiscon al. sp. vel nov. Gen. (Echiniscus), Fibrio Anguillula. Im Jahre 1840 beschrieb derselbe das neue Genus als Echi- niscus Bellermanni, welches wohl unter den früher genannten 6 Arten begriffen ist. Im Jahre 1842 hat Herr Doyere in Paris in einer fleilsigen Monographie der Tardigraden aus den Dach- und Mooserden der Häuser und Mauern in Paris 6 Arten publicirt, nämlich Emy- dium Testudo, spinulosum, granulatum, Milnesium tardigra- dum, Macrobiotus Hufelandii, Oberhäuseri, wobei bemerkens- werth ist, dafs der Verfasser die Thierchen der Dächer nie im Sumpfwasser beobachtet hat und den Aufenthaltsort als Character benutzt**). *) Das Trionychium ursinum, welches mir neuerlich nicht wieder vor- gekommen ist und welches Herr Doyere als Macrobiotus Ursellus aufführt, gehört nicht zu den Luftthierchen, ist aus Sumpfwasser. Der Name war vor Macrobiotus gegeben, ist vielleicht aber zu specifisch bezeichnend. **) Doycere Memoire sur Vorganisation et les rapports naturels des Tardi- grades. Paris 1842. Inaugural-Schrift. Eine der besten neueren Arbeiten in mikroskopischer Forschung. Herr Doyere hat nicht nur wohlbegründete richtig aufgelalste Facta dargelegt, sondern sein Streben nach umsichtiger Betrachtung hat ihn auch angeregt, über die Beobachtungen hinaus Combinationen zu machen. So anerkennend ich seine vortrefflichen Beobachtungen empfehle, so darf ich andrerseits nicht unterlassen zu bemerken, dafs derselbe sich dadurch in Schwierigkeiten und Unrichtigkeiteu verwickelt hat, dafs er nicht auch ir- gend ein Räderthierchen, die er beständig critisirend vergleicht, mit gleich 335 So war denn die Kenntnils der von der Atmosphäre getra- genen unsichtbar kleinen Thierarten bis zum Jahre 1842 im Gan- zen folgende: grolsem Fleilse beobachtet hat. Wie in Deutschland eine einseitig auf- gefalste und consequent angewendete Zellentheorie viel Schädliches durch Verwirrung der physiologischen Vorstellungen gewirkt hat und noch wirkt, so haben in Frankreich die Vacuoles und Systolides die Entwickluug der richtigen mikroskopischen Forschung, wie der Erfolg zeigt, verschoben und gehemmt. Nur theilweis, aus persönlichen Rücksichten, wie es nach Note pag. 15 scheint, billigt beides Herr Doyere, aber auch der Theil hat ihm keine gute Frucht getragen. Er hält die Tardigraden für den Räderthieren gleich gebildet und fin- det deshalb manche meiner Ansichten über die letzteren Organe nicht zulä- [sig. Wie sehr aber diese beiden Formengruppen von einander abweichen und unvergleichbar sind, ergiebt sich wohl aus meiner folgenden Parallele: Doyere: Tardigraden = Gliederthiere. 1) Wahre Körper-Gliederung mit Ganglien -Reihe. 2) Wahre Fülse der wahren Glie- der mit eingelenkten Zehen. 3) Wahre Queermuskeln in jedem Körpergliede. A) Gefälssystem wiebei Crustaceen, nur ohne Puls, mit grofsen Blut- körperchen ohne Queergefälse, ohne deutliche Gefälsnetze. 5) Keine Rückenöffnung. 6) Keine zitternden Organe (Kie- men?). 7) Spermatozoen in der Samenblase. Ehrenberg: Räderthiere=Gliederlose. Keine wahre Körpergliederung, keine Ganglien-Reihe, aber zerstreute Ganglien. Keine wahren Fülse wahrer Glieder, noch eingelenkte Zehen. Keine wahren Queermuskeln. Gefälssystem sehr verschieden von dem der Crustaceen, ohne Puls, ohne Blutkörperchen, mit Queer- gefälsen und deutlichen Gefäls- netzen. Rückenöffnung (mit Fühlwimpern). Innere zitternde Organe, (Kiemen?). Keine Spermatozoen in der oft sehr grolsen Samenblase erkannt. Das pulsirende Gefälssystem der Lernaeen, wenn es wirklich fehlt, hindert am meisten die Vereinigung der Tardigraden mit diesen, aber in Vergleich mit Räderthieren finde ich so wichtige Widersprüche, wie zwi- schen Vögeln und Säugethieren kaum statt finden. Die gute Beobachtung von 6 Tardigraden hätte nicht der guten Beob- achtung von 168 Arten der Räderthierchen gleich geachtet werden dürfen. Dem braven Beobachter aber alle Ehre! 336 Rotifer vulgaris, Leeuwenhoek (Furcularia rediviva) 1701. Brachionus, Alex. v. Humboldt 1807. Philodina erythrophthalma Ebrenberg 1834. — roseola Callidina elegans? Ehrenberg 1830. — _ rediviva, Ehrenberg 1838. Euglena sanguinea, Leeuwenhoek 1701. Monas Fens U gchultze 1828. — Termo Trichoda Pyrum (Gleichen 1778). Anguillula fluviatilis, Schultze, Ehrenberg 1834. Echiniscus Testudo Emydium, Doyere 1842. —_ spinulosus — granulatus — Bellermanni, Schultze 1838. 1840. Milnesium tardigradum, Doyere 1842. Macrobiotus Hufelandii, Schultze 1834. — Oberhäuseri, Doyere 4842. Durch die seit 4 Jahren, seit 1844, vorgetragenen Unter- suchungen des atlantischen Passatstaubes, vulkanischer Aschenre- gen, des Sciroccostaubes und des rothen frisch gefallenen Schnees hat sich die wissenschaftliche Erkenntnis der unsichtbar kleinen Organismen in der Atmosphäre sehr erweitert. Es handelt sich nun nicht mehr um einige wenige unsicher meteorische Formen und allgemeinere hypothetische Bezeichnungen, sondern es sind nun mehr als 140 Arten aus der oberen Atmosphäre mit-grofser Ge- nauigkeit festgestellt worden, deren Mehrzahl kieselschalig ist und deshalb eine überaus scharfe Vergleichung gestattet. Einen besonderen Abschnitt für diese Beobachtungen dürfte die 1845 zuerst in vulkanischem Aschenregen des Hecla, dann 1846 im Scirocco -Staube ermittelte Beimischung lebensfähiger Formen machen ($. die Monatsber. d. Akad.). Am Fenster durch Platzregen, vielleicht nur ab- oder aufgesprützte, Räderthierchen erschienen weniger sicher direct meteorisch. Die im Monat Mai d. J. der Königl. Akademie angezeigte Beobachtung eigenthümlicher, auf den Bäumen des Urwaldes in Südamerika zahlreich lebender mikroskopischer, oft kieselschaliger Organismen haben mich angeregt, die Bäume der Umgegend, 337 die Dachmooserde der Häuser und den Staub der untern Atmos- phäre überhaupt, welcher entschieden gehoben und getragen worden ist, wieder und aus neuen Gesichtspunkten, nämlich aus dem der Gleichartigkeit oder Ungleichartigkeit der vorherrschen- den Formen und der Mischung mit lebenden, nach neuen, sehr verfeinerten Untersuchungs- und Unterscheidungs- Methoden zu revidiren. So ist denn ein weit ansehnlicherer Reichthum an meteorischen Organismen, welche mit Namen festzuhalten sind, erreichbar geworden. Um die jetzige Zeit mit einer ferner liegenden früheren zu vergleichen, kam jener Dachrinnensand zu Hülfe, welchen ich 1838 aufgenommen und aufbewahrt hatte, dessen in dem damals zu publieirenden Infusorienwerke 1838 p. 500 Erwähnung ge- schehen ist. Er stammt aus der Dachrinne meiner damaligen Wohnung, Französ. Stralse 36. Ferner habe ich Berlin, Charlottenburg und Potsdam zu vergleichen gesucht und auch in Berlin noch im August-Monat die Extreme der Stadt in ihrem Verhalten geprüft. Auf diese Weise sind 15 Lokalitäten meteorisch gehobenen und abgelagerten Luftstaubes der verschiedensten Art zur Unter- suchung gekommen, in der Weise, dafs von jeder Art bis 10 nadelknopfgrofse Mengen der Staubarten sehr genau geprüft wur- den, was eine Summe von 150 Analysen ergiebt. Bei jeder die- ser Reihen haben meist 20 bis 40 Bestimmungen von Formen stattgefunden, was eine Summe von 419 Bestimmungen ausmacht. Die Masse der auf diese Weise ermittelten Specialformen ist für Berlin und Umgegend auf 109 Arten gestiegen, welche 39 Generibus angehören, und wovon 92 auf August 1848 kom- men, sieben 1838 allein beobachtet wurden. Zur Erläuterung der beigehenden Tabelle ist noch folgen- des nöthig. Die 5 ersten Beobachtungsreihen beziehen sich auf Dach- erde der Häuser und Mauern. No. 4. betrifft Dachrinnensand aus einer etwa 45 Fuls hoch gelegenen Dachrinne des 3 stöcki- gen Hauses 36., nahe der katholischen Kirche, in der französi- schen Strafse zu Berlin; No. 2. betrifft Dachmoos aus der Leipzigerstralse nahe am Potsdamer Thore vom Dache eines etwa 65 Fuls hohen Hauses. 338 No. 3. bezieht sich auf Dachmoos eines Gartenhauses der Krautsgasse in der Gegend des Frankfurther Eisenbahnhofes, in grolsen freien Gartenanlagen gelegen, etwa 12 Fuls hoch ent- nommen. No. 4. bezieht sich auf Moos von einer etwa 10 Fufs hohen Gartenmauer in Charlottenburg, besonders dessen erdige Unter- lage. No. 5. auf Moos von einer ebenso hohen Gartenmauer in Potsdam. Die folgenden Beobachtungsreihen von No. 6. bis 10. be- ziehen sich auf Baummoos-Erde, welche in mehr als Mannshöhe (8— 10 Fuls vom Boden) entnommen worden sind. No. 6. ist von einer Eiche im inneru Thiergarten, in der Gegend von Kempershof, nach Bellevue zu. No. 7. ist von einer Hainbuche in der Gegend der Rous- seau’s Insel, im geschlossenen Walde ebenda. No. 8. ist von einem Apfelbaume aus der Krautsgasse, mit- ten in sehr ausgedehnten freien Garten- Anlagen des Bouch£- schen Kunstgartens. No. 9. ist aus dem geschlossenen Walde des Brauhausberges zu Potsdam in der obersten Höhe, von einer Eiche. No. 10. von einer anderen Eiche ebenda, etwas tiefer. Die dann folgenden 5 Beobachtungsreihen betreffen den feinen Staub der inneren Häuser von Berlin. No. 11. ist aus meiner 2 Treppen hoch gelegenen, etwa 45 Fufs hohen Wohnung des ehemaligen Gräflich Raczynskischen Palais unter den Linden 21. No. 12. ist ebendaher vom Flur, in gleicher Höhe. No. 13. ist vom Boden desselben Hauses, eine Treppe hö- her (3 Treppen hoch). No. 14. ist vom Boden des Hauses No. 84. der Zimmer- stralse, 4 Treppen hoch. No. 15. ist aus den Räumen der Königlichen Bibliothek am Opernplatze. Übersicht der Resultate. 4) In sämmtlichen 15 Beobachtungsreihen des entschieden meteorisch gehobenen Staubes um und in Berlin sind 109 un- sichtbar kleine Formen specifisch bestimmbar gefunden worden: 339 Polygastrica (meist kieselschalig) . . . 24 Phytolitharia (kieselerdig)...... . » 37 Rotatoria (weich)... 2:2 22.... 5 Polythalamia (kalkschalig) .... » . 2 Nematoidea: earth Mearoideaı ie. era 1 Xenomorphidae (Tardigraden)*).... 2 Unseotonum. fragm.....erchllenee Hhiumspäartieulas as. Dee 1 Mammalium partieula. .» 2.2...» 1 Hominis arte facta, colorati pii ... 1 Plantarum fragmenta ........:.. 26 Particulae organicae deformes .... 1 Crystalli rhombei albi » 2.2...... 1 — columnares breves albi.... 1 —_ — Qurudesiancrn. ana Quarzi particulae deformes ...... 1 109 2) Von diesen Formen sind 36 im Jahre 1838, und zwar 29 ganz gleichartig wie 1848 in dem Luftstaube zu Berlin ge- wesen, so dafs die Mischung in bei weitem der Mehrzahl der Formen, in 10 Jahren sich gleich geblieben. 3) Im Passatstaube und Sciroccostaube wurden bis August 1847 141 Arten beobachtet. Unter diesen sind 42 mit den je- izigen gleichnamige Arten, so dals die meteorischen Organis- men nun auf 207 Arten gestiegen sind. Allein es sind seit Aug. 1847 bereits so viele, noch andere Luftstaub- Organismen wieder beobachtet worden, dals die Zahl der nun direct bekannten Arten, zumal mit den Baumformen von Venezuela, 200 weit überreicht. 5) Nach den Örtlichkeiten der Ablagerung ergiebt sich fol- gende Übersicht: *) Den von Herrn Perty 1834 für die Bärenthierchen (il Tardigrado) als besondere Familie gegebenen Namen Aenomorphidae habe ich interimistich angenommen, glaube aber doch, heut wie 1834, dals diese so deutlichen Gliederthiere den Acaris oder Lernaeen einst anzuschliefsen sein werden, zumal die Bluteirculation von Sigism. Schultze berichtet wird, während Doyere sie freilich als wahre Circulation leugnet. Auch bei Lernaeen ist ihre Bestätigung schwer, aber durch Ratlıke festgestellt. 340 Dächer Polygastrica „2... 14 Phytolitharia. . 2...» Rotatoria ..... 1.0 wu. Polythalamia ...».. Nematoidea ...... Acaroidea sl nal. Xenomorphidae .... lIveleIla8& Insectan.. cranevahamt are Avesnn. ser — Mammalia .......— Homo 5 2.1... Plantarum fragm. . . .. 13 Partie. org. deformes . 1 Urystali.ssbonEeraisso Partic. anorg. deformes 1 69 5) Unter diesen Bestandtheilen des Bäume Zimmer lIoaSa Ivlex 1 _ 4 a 1 2 —_ 1 —_ 1 —_ 1 15 17 1 1 3 2 1 1 68 39 meteorischen Staubes sind einige, welche in keiner Untersuchungsreihe fehlen, andere sind nur öfter, noch andere nur in einzelnen vorhanden. Am wichtigsten für die Atmosphäre sind offenbar die stets vorhan- denen. In allen Reihen ohne Ausnahme Eunotia amphioxys, Unförmliche organische Theilchen sind beobachtet 3: (weich, verkohlbar), Unförmliche Quarztheilchen (hart, nicht verkohlbar). 2 In der Beobachtungsreihen sind gleichartig 10: Arcella vulgaris, Eunotia amphioxys, Lithodontium furcatum, — rostratum, Lithostylidium rude, Spongolithis acicularis, Pollen Pini laeve, "Pilus plantae ornithorhamphus, Unförmliche organische Theilchen, Unförmliche Quarztheilchen. 6) Die Hauptmasse der sämmtlichen Formen sind Süfswasser- und Landgebilde, doch sind folgende Seeformen darunter: 341 T Be globulosa Bde, Rotalia globulosa Spongolithis Trianchora — Fustis Kieselerde. robusta Die beiden erstern sind die gewöhnlichsten massenhaftesten Kreidethierchen und sind nur im Staube der Häuser beobachtet, daher stammen sie wohl von den geweilsten Wänden des Hau- ses, die 2-3 Meeres-Spongolithen lassen sich so nicht erläutern. Entschieden fremdländische Formen sind nicht darunter, alle sind europäische, schon bekannte Formen, oder haben europäi- schen Anstrich. Als lebensfähig und wirklich lebend haben sich folgende 23 Formen erkennen lassen: an Thieren: Arcella Globulus hyalina vulgaris Difflugia areolata Seminulum Eunotia amphioxys Navicula Semen Pinnularia borealis Stephanosira europaea Callidina rediviva*) hexaodon octodon telraodon Ova Callidinarum Anguillula (fluviatilis) tectorum *) Aus dem Umstande allein, dafs ich die augenlosen Callidinas nie mit entwickelten Jungen im Leibe (nie lebendig gebärend) beobachtet habe, vielmehr stets und unzählige Male mit einzelnen Eiern erfüll® gesehen, schliefse ich, dafs Leeuwenhoeks Thierchen, das bis 3 Junge in sich hatte, eine Philodina oder ein Rotifer gewesen, welche beide Genera oft lebendig gebärend sind (vergl. Infusionsth. 1838. 492.). Da Callidinen mit 2, 3,4, 6 und 8 Zähnen in jedem Kiefer vorkommen, so halte ich diese für besondere Arten. 8 xx 342 Echiniscus Testudo Macrobiotus Hufelandii an Pflanzen: Oscillatoria Semen Filicis — reniforme Sporangium Fungi biloculare — quadriloculare — multiloculare alle übrigen organischen Formen sind entweder als leere Scha- len oder als fragmentarische, wenn auch leicht erkennbare Theile von Organismen vorgekommen. Eunotia amphioxys und Pinnu- laria borealis sind öfter in Selbsttheilung (Fortpflanzung) darin beobachtet. 9) In einem hohen Grade merkwürdig erscheint, dals die beiden Formen Eunotia amphioxys und P;nnularia borealıs, welche (unter 63 kieselschaligen Polygastern) 1847 allein als im Sciroccostaube lebensfähig (mit wohlerhaltenen weichen Organen versehen) genannt wurden, die auch allein als lebensfähige For- men im Winter-Meteorstaube vom 31. Jauuar d. J. bezeichnet wurden und die in den Gewässern Berlins nur selten und ein- zeln vorkommen, auch in den Berliner Staubarten die vorherr- schenden, zum Theil nie fehlenden sind, zumal sie von mir nach- träglich neuerlich auch im ächten atlantischen Passatstaube mit grünen Ovarien aufgefunden worden sind (Vergl. Monatsber. 1846 326. 1847, 328. 1848, 116.). Hat es daher oft periodisch unbemerkbare Meteorstaubfälle in Berlin gegeben, welche dem Passatstaube sich anschlielsen? Warum finden sich von nahe 400 kieselschaligen Polyga- stern-Arten, welche bei Berlin leben, gerade nur 2 und die beiden Passatstaub-Thierchen (vom Staube des atlantischen Oceans) lebend im Luftstaube und auffallend zahlreich, während sie am Boden (der Vermischung halber?) selten sind? 10) Da dieselben 2 Formen nebst der amerikanischen Sy- nedra Entomon die alleinigen lebensfähigen Arten im letzten schlesischen. Meteorstaube vom 31. Januar d. J. gewesen sind, so entsteht die Frage, hat der Sturm an jenem Tage von den ge- 343 frornen Dächern und Bäumen jene nachweislichen 100,000 Cent- ner gleichartiger abgelagerter Masse zusammengeweht, oder hat er sie aus der obern Atmosphäre herabgebracht und haben ähn- liche mehr oder weniger bemerkbare Staubfälle seit 1UO Jahren nun nachweislich jene Gleichartigkeit des Oberflächen -Staubes hervorgebracht? Das erstere erscheint unwahrscheinlicher. 11) Vallisneri beobachtete 1689 einen rothen Staubregen in und bei Venedig, welcher beim Genusse nicht wohl davon gereinigter Gemülse Durchfall und Übelkeiten verursachte. Er hielt es für rothe vulkanische Asche des Vesuvs (Vergl. Monats- ber. der Akad. 1847. p. 347.). Es ist eben so und mehr wahr- scheinlich, dafs dieser rothe Staub Scirocco-Staub gewesen und mithin in seiner Mischung dem von mir analysirten, in eben je- ner Gegend 1803 und 1813 gefallenen berühmten Staube gleich war (Monatsber. d. Akad. 1847 p. 324). 12) Wenn es periodisch giftige Eigenschaften des Luftstau- bes giebt und die Luft nachweislich mit mehreren Hunderten er- kennbarer organischen und unorganischen unsichtbar kleinen For- men (in 1 Tage periodisch zu 100000 Centner) erfüllt ist, so fragt man wohl, welche dieser Formen sind unverdächtig und welche sind etwa verdächtig, zumal im August 1848 zu Berlin? Die 109 beobachteten Formen zerfallen in „ a re j EEE. N ae 56 } Kalkerdipe Fre 7, DOT E E , 2 “ thierisch gallertige (weichhäutige) 21 Pllänzenzellipe, 2.4.0 0 af sung 26 unorganischen..;. S.6 een de mie 4 109° Das Unorganische unberücksichtigt lassend*), da man das Organische mehr zu beschuldigen pflegt, ergiebt sich folgendes Verhältnils: *) Der unorganische Theil des Luftstaubes beträgt naeh Herrn Gibbs (s. d. Monatsbericht d. Akad. 1846. p. 205) im atlantischen Passatstaube von1838 1%pCt. an Gewicht, im schlesischen Meteorstaube vom 31. Januar 1848 nach Dr. Wedl 80 bis 85 pCt. (s. Monatsber. d. Akad. 1848 p. 110). Bei der erste- n Analyse sind alle organischen Kieseltheile, Kalktheile und Eisentheile mit den unorganischen verbunden, bei der zweiten Analyse sind zwar die Polygasternschalen abgezogen, aber die weit zahlreicheren Phytolitharien » * 344 Die 56 kieselschaligen Organismen (polygastrische Infusorien und Pflanzen -Kieseltheile), welche mit dem Quarzsande 37-50 pCt. des Gewichts des Luftstaubes machen, sind als Bergmehl sehr häufig gegessen worden und zwar in der Mehrzahl auch in denselben Arten. An der Grenze Lapplands ifst man sie noch jetzt zu Hunderten von Wagen voll jährlich. Diese Dinge sind nicht das Giftige. ” Die kalkschaligen Thierchen sind die gewöhnlichen Kreide- thierchen und, sammt den in jedem Theewasser vorkommenden anderen kohlensauren Kalk- Theilchen, offenbar unschädlich. Die 26 Pflanzentheilchen des Luftstaubes, welche etwa 15 p€t. Kohle des Staubes liefern, zeigen sich nicht wesentlich an- ders im August 1848 als sie im April 1838 waren und geben eben- falls kein Anhalten für eine jetzt giftige Beschaffenheit der Luft. unerkannt und unberücksichtigt geblieben, während das, was Humus ge- nannt wird (10-12 pCt.) offenbar mit zum organisch Weichen (Verrotteten) gehören mag. Mikroskopisch abgeschätzt erscheint mir das Verhältnils der Kiesel- erde, Kalkerde und Eisen sammt Mangan im Passatstaube so: BER bs ee (Polyg. & Phytolith.) 20 pCt. magelegn unorganisch (Quarzsand) . . 17 nie: j organisch. 22. Yon ed, 4» } i m ee 2 Deren see 1er: en EN } ie Bauen unorganisch . . . are 6 a. organisch (Poly halamia) Pal Kohlens. Kalk = 94 » unorganisch . . . . =» Im Meteorstaube vom 31. Januar d. J. zürda ich die Kieselerde, als vor- herrschende Masse, abschätzeud so bestimmeu:: organisch (Polyg. & Phytolith.) 15 -20 pCt. unorganisch es ud 23,- 30.» \ 40-50 pCı. , organisch" #.. & 4» Eisen und Mangan u Bas Os } 10 » Kohlens. Kalk und a (Polythalamia) An } JB Gyps z Kiescelerde { unorganisch . . . . 6 » aulserdem mögen 10-15 pCt. Thonerde durch Glimmerblättchen und ähn- liche unorganische Dinge vermittelt darin sein, andere 10-15 pCt. theilen sich in Talkerde, Kali, Natron und geringfügige andere Dinge, während 10- 20 pCt. kohlenstoflige organische Theile sind. Das Organische beträgt 30-48 pCt. oder %-%. 345 Es bleiben die weichen gallertigen und häutigen tbierischen Theilchen übrig, deren 21 Formen unterschieden sind und die etwa 1 pCt. der Masse bilden mögen. Dieselben Hauptformen sind 1834 und 1838 im Dachrinnensande vorhanden gewesen. Dabei ist es schliefslich vielleicht gut, folgende Betrachtun- gen zu erwägen. Ein einzelner, in der Luft getragener Pflan- zensame oder organischer Keim, dessen Masse im Luftstaube und der Luft überhaupt ganz verschwindet, kann sehr leicht die Ver- anlassung sein, dals in wenigen Jahren sich alle Dächer einer Stadt, von den benachbarten der ersten Niederlassung anfangend, mit solchem Moose, auch Räderthieren, überziehen. Auch kahle Gebirgsspitzen und nackte Felsen im Ocean erlangen so leicht die wenigen sie zahlreich bekleidenden Formen. Zu einem wirk- samen Gifte der Luft bei Epidemieen reichen einzelne Formen so nicht aus, es muls an massenhaftes, nur selten seinen Boden fin- dendes Gift gedacht werden, das in kurzer Zeit wirkt. Daher mülste bei fleilsiger Benutzung der optischen Kräfte das Massenhafte der Untersuchung schnell zu Hülfe kommen, was nicht der Fall ist. Etwas bemerkenswerth ist das Verhältnis der milbenartigen lebenden Bärenthierchen, Tardigraden, doch sind sie im frisch fallenden Staube noch nicht beobachtet worden. Der hiermit der Akademie übergebene erste reichhaltige Mafsstab des unsichtbar kleinen Lebens in der Atmosphäre hat zwar schon Vieles, vorher unbekanntes, aber etwas auffallend Ungewöhnliches im August 1848 noch nicht erkennen lassen. Es wurde noch ein so eben von Herrn Prof. Retzius an den Vorsitzenden eingegangenes Schreiben vorgelegt, welches den am 7. Aug. erfolgten Tod des Herrn Jacob von Berzelius in Stockholm, des hochverdienten auswärtigen Mitgliedes der Akademie, im Auftrage der Familie meldet. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Bulletin de la Societe geologique de France. 2. Serie. Tome 4. feuilles 53-62. Tome5. feuill. 1-8. Paris 1847. 48. 8. Lorenzo Blanco, Yarietaä nei Volumi Ercolanesi. \Vol.1l. Par. 1. 2. Napoli 1846. 8. 346 E. Gerhard, archäologische Zeitung. Neue Folge. Lief. 6. No. 16- 48. April-Juni 1848. Berlin. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 646. Altona 1848. 4. ' Kunstblatt 1848. No. 36. 37. Stuttg. u. Tüb. A. nice ni 13 P3 p ArcellajCallid; rc Campy Difflug, Eunotil2 extila; Rotalia : } 5 Anguiltı; Acarus Gomp Merid chinisc Navic ‚7 acrobil. PoryGAstrıca 2 cs Seren |; Arcella Globulus hyalina v ulgaris Campy lodiscus Clypeus Diffiugia are »olata Seminulum Eunotia amphioxys gibba gibberula Fragilaria rhabdosoma Gallionella —? distans granulala Gomphonema Meridion(Podosphenia Pupula?) Nav icula dubia Semen Silicula Pinnularia borealis aequalis Stauroneis anceps Semen Stephanosira europaea Synedra U: Ina PHYTOLITHARIA 37. Amphidiscus clavatus Lithasteriscus tuberculatus Lithodontium Bursa Jurcatum nasutum obtusum platyodon rostratum Scorpius Lithostylidium Amphiodon angulosum biconcavum Catena clavatum Clepsammidium curvalum dentatum Iaeve obliguum polyedrum quadratum rude serpentinum Serra sinuosum spinulosum spiriferum Trabecula unidentatum ventricosum Spongolithis acicularis Trianchora apiculata Jıstulosa Fustis robusta Tkylacium semiorbiculare Übersicht von 109 mikroskopischen gewöhnlichen Atmosplif@iiten, 1838 bis Aug. 1848, in und bei Berlin. Dach - Erde der Häuser und Mauern Baummoos -Erde Staub der Häuser im Innern — u | m in Berlin — nm 1838 | 1848 | 1848 ET TEBPRERBER An 5 Mai | Aug + . N $ + +|+ | + +| + Ser + +|+| + + |. > . I+ ö + +|/+| + > ++ . ll 6 . + . + ++ 5 + le e +|. + - . er er ++ + 6 +|. + +|. s r . |+ =, +|+| + + re 118 6 in Charlot- tenburg 1848 Aug +- der zu Berlin oberen Stämme (Sonnenstaub) in Berlin, in Thiergarten |Krauts- Bücher- | Flur- | Bodenstaub Pots- | —— | gasse | in Potsdam | Staub |Staub| - Linden | Zimmer- | Königl. dam | Eichen | Buchen | Apfelb. | ——, 3Tr.. | str.4 Tr. | Bibliotlick 1848 1848 1848 1848 1848 1548 1848 1818 1848 1848 1848 Aug. | Aug. | Aug: | Aug. |Aug.1. |Aug.2.| Mai Mai | Mai | Aug. August Rorarorıa 5. ei er e & er Callidina rediviva 5 + + 5 + — Ovum + + + | + + + hexaodon 5 . 5 5 ® . + 3 + octodon er + a er = + lelraodon +|. ö + + + pP OLYTHALAMIA 2. ir = | S= at ar ar = u 2 > Teztilaria globulosa 3 5 ä 5 . . E Rotalia globulosa en NEMATOIDEA 1. i - Et Anguillula (fuviatilis?) tectorum ö 3 k ® 6 + + AcARroIDEA 1, Acarus e +? XENONORPHIDAE 2. . j 2 e EN Echiniscus Testudo £ er Macrobiotus Hufelandüi > InsEcTA 3. eu er es . + ö 5 . D Pes insecti . . H . ö . +? Squamula Lepidopteri Pilus Neuropteri? er en r, Avıum PLUMAE 1, B 2 Re +? i f 3 +? Plumae (anserinae?) 2 © n 9 |ı0o | 9 8 3 2 3 3 1 Mammarıum pııı 1. Ovium (?) lana . D + HoMmınUM ARTE FACTA 1. 2 . . 5 Human. westium fibrae er . . . . 5 . . 2 + linieae et laneae + + er er + + 5 En + + coloratae + 5 . PR + PLANTARUM FRAGMENTA 26. r a re Pollen Pinilaeve minus . 5 — maius . F er = n * = er sr granulatum 2 Oscillatoria 3 h ö » + + 1 % Eu a + E Semen Filicis . . reniforme Ze e Spor Zr Fungi biloculare " a en 2 A A. quadrilocul. = ws E multilocul. : 3 r Pilus plantae laevis simplex er Fr % a EN r * articulatus 2 > En er: x dentatus 5 2 pi R ‚Jasciculatus e e basi turgidus x an % A Rn ornithorhamphus ; k 5 a 5 r »losus 5 . 37 u == 5 5 3% = be “r vellaias . + A Er y- Er = E E + Hi > a verticillatus 2 < % = EN uncinalus = ® g en = . ri 5 Bi Cellulae plant. simpl. = 5 . porosae Pini poros 52 er . Pi ei e ! e ; er A Üporosae = & plant. fibrosae 0 6 + B . + veinae + ler er a || = + + | + + + u SERLATESN, epiderm. Gramin. e ir x : A i , + Organicae partic. deformes . + + o R + Crystallus rhombeus albus +? columnaris brevis albus + 5 : 0 o 2 0 a + viridis D 6 + Quarzi parliculae deformes 47 8 45 113°) 16 | 4 7 9 9 40 8 | g Dach -Erde Baummoos-Erde Staub der Häuser im Innern der den zu Berlin Häuser und Mauern oberen Stämme (Sonnenstaub) — m —— 7 R in Berlin, in in ‚Thiergarten |Krauts- Bücher- | Flur- | Bodenstaub in Berlin Pa Pots- gasse | in Potsdam | Staub |Staub GE Kbsi 5 anden Immer- Li ————— | tenburg | dam | Eichen | Buchen | Apfel. | —— ER a er 1838 A848 1848 1848 1848 1848 1848 1848 1848 1848 1848 1848 1848 1848 1848 April | Mai | Aug. | Aug. Aug. Mai [Aug | Aug | Aug | Aug | Aug | Aug Aug.1.|Aug.2.| Mai Mai | Mai | Aug. | Angnst +|. + + + . + £ + + +|. + + + : + : + + +|. c 6 +1. + alas ö + er . . . . . © . . + + + + 5 & . 6 c e ö . ® . - e +? + + . . . Ba ll : i + o . . r + . . . + + . + = . ri » + . . . . . . . . . . . > . . . . . . en . . + Ö . . . . Ä . . . . . Sn = ® . . . . Ö . . . + Sr . . . « . . . . . + + "hi = se +|+| + + + + & + © + +) + + + + . f) . . . . + . + + ® “ D . . . . + . + + . . . Mi . + . . . . + ö . ° a + + + . + + = == ® . . + Ar ö + + 5 + & + + |< ; i + s . . 2 . > - + RN: : ? F E : ler . | +1 + : . . . Flle + n + + + + + + + + S + Belle ; & 0 5 + n h a + + + 6 R 3 n = + h & ä o 6 5 B + s + ale 0 & + © ale ß + E 2 c + © 5 s S + - - +|. b ! & 5 3 5 + 5 g ES + Ars |ir, 6 5 a B S 5 3 + Es + + e k 6 o E x 5 : . 5 R + . 5 . ° . . . . . . + . + +/|+ | + + +| «tr ee = +|+ - + + ze . . . + . . . . 5 + - + . . . . . . + le : 3 : + k | x i - NR + ie es || a 5 5 +/|+|+|#+ | + + | | lee 36 |20 |ao | 28 alslalsisi es laelsielia Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin in den Monaten September und October 1848. Vorsitzender Sekretar: Hr. Trendelenburg. September: Sommerferien der Akademie. 16. October. Sitzung der physikalisch-ma- thematischen Klasse. Hr. Heinr. Rose las über die quantitative Bestim- : mung der Wolframsäure und der Verbindungen des Wolframs. Unter den verschiedenen Methoden, die Wolframsäure aus ihren alkalischen Auflösungen abzuscheiden, um sie quantitativ zu bestimmen, gab der Verf. der entschieden den Vorzug, welche schon Berzelius vorgeschlagen hatte, nach welcher sie als wolframsaures Queksilberoxydul gefällt wird. Um in den Ver- bindungen der Wolframsäure mit Metalloxyden sie von letzteren zu trennen, genügt in den meisten Fällen ein Schmelzen mit _ kohlensaurem Alkali. I Der Verf. gab darauf die Methoden an, deren man sich be- dienen kann, um die merkwürdige Verbindung zu analysiren, welche Wöhler durch Behandlung des sauren wolframsauren _Natrons mit Wasserstoffgas dargestellt hat. Wegen ihrer gro- fsen Indifferenz gegen fast alle starke Reagentien, ist die Zer- setzung derselben mit Schwierigkeiten verknüpft. Wöhler be- rachtete sie zuerst als eine Verbindung von Wolframoxyd mit atron, Malaguti hielt sie später für eine Doppelverbindung von volframsaurem Wolframoxyd mit wolframsaurem Natron. Die - [1s4s.] 9 348 Versuche zeigten, dafs letztere Ansicht die richtige sei, und die Resultate, welche Wöhler erhalten hat, bestätigen dieselben zum Theil ebenfalls. 19. October. Öffentliche Sitzung zur Nach- feier des Geburtstags Sr. Maje- stät des Königs. Die Sitzung der Akademie wurde von dem vorsitzenden Sekretar Hrn. Encke mit einer Einleitungsrede eröffnet. Er erinnerte an den vor 200 Jahren geschlossenen westfälischen Frieden, der die dunkelste Periode der neueren deutschen Ge- schichte beendigt habe, während wir jetzt an dem Anfange einer neuen ständen, welche durch den Mifsbrauch der Rede und die daraus hervorgegangenen neuesten Gräuel uns mit ähnlichen Zer- würfnissen bedrohe. Im deutschen Sinne sei vorzüglich zu be- klagen, dafs der Anstols der Bewegung von aulsen gekommen, und dafs noch immer mit den Waffen der Unwahrheit gegen die frühere Verwaltung gekämpft werde. Vielmehr beruhe die Hoffnung auf eine glückliche Durchführung der eingeleiteten Re- formen für Preulsen wesentlich auf dem trefflichen Kern, den die frühere Verwaltung gebildet, weshalb die Verknüpfung der Vergangenheit mit der Zukunft die Hauptaufgabe Preüfsens sei. Das natürliche Band zwischen beiden bilde die Macht der Krone, an welche sich alle früheren geschichtlichen Erinnerungen an- schlössen, während sie als das nicht wechselade Element der künftigen Staats-Verfassung, in Verbindung mit der immer von Zeit zu Zeit sich erneuernden Volks-Vertretung, die Zukunft Preufsens sicherstelle. Die neue Zeit füge deshalb zu den Ge- fühlen, mit welchen wir früher diese Feier begangen hätten, noch eine hochwichtige Betrachtung hinzu, und fordere auf, die Wünsche für die Erhaltung Sr. Majestät des Königs und des Königlichen Hauses in erhöhter Weise kundzugeben. Am Schlusse der kurzen Darstellung der Thätigkeit der Akademie in dem ver- Aossenen Jahre, welche hierauf folgte, erwähnte der Redner noch, dafs die neuere Bestimmung der Elemente des Planeten Neptun in keiner Art dem grolsen Verdienste des Hrn. le Ver- rier in den Augen der Sachkenner Abbruch thäte, da die Ent- 349 deckung dieses Planeten lediglich seiner scharfsinnigen Benutzung der durch die hohe Ausbildung der Astronomie vorbereiteten Data zu verdanken sei. Hierauf las Hr. Ehrenberg über das gewöhnlich in der Atmosphäre unsichtbar getragene formenreiche Leben. Bevor das gewöhnliche Verhältnils des kleinsten Lebens in der Atmosphäre bekannt sei, gebe es keinen Malsstab für das ungewöhnliche. Nach einer geschichtlichen Einleitung wurden zuerst die Ver- hältnisse des Luftstaubes der Atmosphäre im August d. J. in und um Berlin erläutert, über Einhundert organische, zum Theil lebende mikroskopische Formen der Luft von Berlin nament- lich aufgeführt und im Einzelnen ihre Schädlichkeit als unwahr- scheinlich beurtheilt. Daran knüpfte der Vortragende noch eine grofse, auch die jetzige Epidemie berührende Untersuchungs- reihe aus den Monaten September und October d. J., welche wieder über Einhundert unsichtbare kleine Luft-Organismen er- geben hat, unter denen siebenunddreilsig von den ersten ver- schieden sind. Die Verhältnisse Berlins wurden mit den gleich- N zeitigen vom Harz und mit denen vom Libanon in Syrien im Jahre 1824 speziell verglichen, wo sich Vieles übereinstimmend zeigte. Die Gesammtzahl der bekannten mikroskopischen Orga- nismen des Luftkreises wurde als die Zahl 300 übersteigend angezeigt, und zum Schlusse der besonderen Methoden Erwäh- nung gethan, wodurch diese Untersuchung allein möglich ge- "worden. *) 26. October. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Jacob Grimm las über das Geschenk im Alter- thum. Hr. Ehrenberg zeigte das seit alter Zeit berühmte I rodigium des Blutes im Brode und auf Speisen als etzt in Berlin vorhandene Erscheinung im frischen ‚ustande vor und erläuterte dieselbe als bedingt durch in bisher unbekanntes monadenartiges Thierchen onas? prodigiosa). *) Vergl. die Beilage. 350 Das älteste geschichtliche Vorkommen dieser auffallenden Erscheinung, theilte derselbe mit, gründet sich bereits auf eine Nachricht vom Jahre 332 vor Christi Geburt, einem Pest-Jahre, in dem zu Rom 170 Frauen, Matronen, wegen vermeinter ab- sichtlicher Vergiftung des Volkes hingerichtet wurden, einer That, die schon Livius mehr einer Wahnsinns-Epidemie als der Bosheit Schuld giebt. Alexander der Grofse wurde, den alten griechischen und römischen Geschichtsehreibern zufolge (Diodo- rus Siculus L. 17. ec. 41. Curtius Rufus L. IV. c. 2.) in Syrien bei der Belagerung von Tyrus durch Blut im Brode seiner Sol- daten erschreckt, während ein Blutregen auch die Belagerten aufregte. Beide Theile erklärten diese Wunderzeichen zu ihrem Gunsten. Der Priester Aristander ermuthigte die Macedonier zur Fortsetzung der Belagerung deshalb, weil das Blut innerhalb im Brode sei, mithin das bezeichnete Unglück die. Belagerten betreffen werde '). Die nächstfolgende Nachricht ist vom Jahre 91 vor Chri- stus, einer Zeit voll Aufregung in der Natur und in den Völ- kern römischer Herrschaft. Paulus Orosius erzählt, dafs in Are- 1) Diodor von Sicilien, dessen Nachricht, aus der Zeit von Christi Ge- burt, Curtius, welcher später schrieb, benutzt haben kann, sagt: ’Eyivero d% al AAN onnela mapddoka, duvaueva duarponyv xal boßov Toig oxkoıs mapa- exesosaı. xard yap Ts Tpobas mapd tols Maxedocı oi duaxkwuevor Tov äpruv alnarosidn ruv mpocodıv elyxov. Curtius Rufus hat das Factum folgendermalsen erzählt und ausge- schmückt: Sed quum fornacibus ferrum quod excudi opportebat imposilum esset admotisque follibus ignem flatu accenderent (Tyrü), sanguinis rivi sub ipsis flammis ewstitisse dieuntur idque omen in Macedonum metum verterunt Tyrü. Apud Macedones quoque quum forte panem quidam militum frangeret mananlis sanguinis gullas nolaverunt territoque rege Aristander perilissimus valum respondit, si extrinsecus cruor fluxisset Macedonibus id triste futurum, contra quum ab inleriore parle manaverit, urbi quam obsidere destinassent exitium portendere. Aus blutartigem Ansehen des Brodes sind Tropfen flielsenden (Hüssi- gen) Blutes geworden. Aus rothen Regen-Gerinnen mögen die Bäche von Blut hervorgegangeu sein, welche unter Blasebälgen entstanden, von denen Diodor schweigt. Nach Curtius ist es in einem Brode, nach Diodorus in vielen, ja im Ausdrucke kann liegen, in allen Broden vorgekommen, was beides möglich ist, wovon aber nur eins wahr sein kann. ni > 2 391 tium beim Essen Blut aus dem Brode, als es gebrochen wurde, wie aus Wunden eines Menschen flofs; gleichzeitig spricht er von einem sieben Tage lang andauernden Steinregen, offenbar nach wirklichen Thatsachen mit etwas Übertreibung. Im Jabre 583 unsrer Zeitrechnung sah man in Tours in Frankreich beim Brechen des Brodes Blut flielsen. Lycosthenes. Ähnliche Nachrichten über Blut im Brode finde ich aus den Jahren 1093 nach Christus, wo in der Grafschaft Namur (?) in Asche gebackenes Brod gleichsam mit Blut befleckt schien, und 1104, wo, nach Abbas, zu Speier Blut aus Brod flols und Brod, wel- ches auf dem Roste gebacken wurde, soll beim Feuer selbst, als es dann gebrochen wurde, flielsende Blutstropfen gezeigt haben. Grolse pestartige Sterblichkeit war damals unter Thieren und Menschen, auch der Wahn des eintretenden jüngsten Gerichtes verbreitete sich in Deutschland. Lycosthenes. Schnurrer. Im Jahre 1163 wird die Erscheinung des Blutes im Brode von La Rochelle gemeldet. Lycosthenes Prodig. chronicon. Im Jahre 1169 sah ein Priester auf der Insel Alsen in Dä- nemark Blut auf einer Hostie, als er’ das Abendmahl nehmen wollte. Ebenda. Im Jahre 1198 sah ein Priester (apud Rossetum) bei der | Messe, dals der Wein sich in Blut und das Brod sichtlich in - Fleisch verwandelt hatte. Ebenda. Im Jahre 1503 fanden sich blutige Kreutze auf Brod in Deutschland '). Ebenda. Im Jahre 1550 fand man in dem polnischen Dorfe Sienna, 12 Meilen von Glogau, 2 Meilen von Wibitsch, Blut im Brode. - Es fielen, als man das Brod mit dem Messer zerschnitt, Tropfen des Blutes auf den Tisch. Ebenda. Im Jahre 1555 ist zu Neuendorf bei Bruck Blut aus Brod > und Flaten geflossen. Fincelius. Das neueste Auftreten dieser Erscheinung ist im Jahre 1819 in Padua, wo sie von Herrn Sette beobachtet wurde. Derselbe hielt es für einen Pilz und nannte diesen Zaogalactina imetrofa. t) Die blutigen Kreutze auf Kleidern, welche im Mittelalter grolse Ge- müthsbewegungen verursachten, sind naturhistorisch noch nicht erläutert. Rothe Regentropfen auf groben Kreutzfäden der Zeuge geben den gesuch- ‚ten Schlüssel nicht befriedigend. 352 Das Geschichtliche der vorliegenden jetzt in Berlin vorhan- denen gleichen Erscheinung ist folgendes. Im September d. J. war im Hause an den Werderschen Mühlen No. 6. bei der Fä- milie R. ein secundärer harter tödtlicher Cholerafall bei einer neuvermähblten jungen Frau vorgekommen. Der Sanitätsrath Herr Dr. Eckard als behandelnder Arzt erfuhr dabei, dafs auf Speisen, die in einem neuen Küchenschrank standen, sich blutartige Flecke gezeigt hatten. Der Geheimerath Dr. Kuntzmann, dem zunächst davon Mittheilung geschehen, brachte mir Mitte Octobers Stück- chen gekochter Kartoffel mit Schale, worauf eine angetrocknete rothe Färbung erkennbar war, zur Ansicht. Das Stückchen war von Schimmel stark eingebüllt, durchwirkt und schon ganz trocken. Da ich mich mit den blutartigen Erscheinungen in der Na- tur, sowohl der Gewässer als der Meteore, vielfach beschäftigt und seit 1830 darüber öfter Mittheilungen gemacht hatte, so er- kannte ich sogleich ein hohes Interesse der Sache, wegen der historischen vielfachen Angaben des Blutes im Brode, das ich nie selbst gesehen. Ich fand mich daher zu sofortiger Untersu- chung’ veranlalst. Die getrocknete Substanz gab auch mit Was- ser befeuchtet gar keine Ansicht irgend einer erläuternden or- ganischen Structur, so dals sie bei Seite gelegt wurde. Frische Substanz war, der Bemühungen des Herrn Geh. R. Kunzmann ungeachtet, nicht mehr zu erlangen, da die Familie nach dem Todesfalle das Lokal verlassen hatte und daselbst alles verändert war. Nur wurde bei diesen Nachforschungen noch ermittelt, dafs es auch auf Fleisch vorgekommen und ich erhielt auch eine trockene Probe davon. Ebenso hatte ein weilser Fenster-Vor- hang, der mit in jenem Schranke verwahrt wurde, rothe Flecke bekommen. Nach mehr als 8 Tagen erst trieb mich der historische Ruf und die Wichtigkeit der Erscheinung von Neuem an, ihre Natur zu erforschen und ich versuchte daher ihre Erneuerung durch ‚Fortpflanzung, d. h. Oculiren auf neue gekochte Kartoffeln, während die Wiederbelebung durch Feuchthalten des Kartoffel- Fragmentes nicht gelungen war, sondern dessen gänzliches Ver- schimmeln bedingte. Es überzog sich ganz mit Penicillium glau- cum. Jenes Oculiren gelang vortrefflich. Gekochte Kartoffel- schnitte auf feuchtes Papier in eine Blechbüchse gelegt, bekamen . 353 frische lebhaft rothe Blutflecke. Ebenso leicht pflanzte es sich auf Schweitzer Käse und besonders auf Weilsbrod fort. Eine wärmere Witterung als die jetzt schon herrschende würde wahr- scheinlich die Entwicklung bedeutend in der Zeit noch beschleu- nigt haben. Binnen 3 Tagen sind die der Akademie vorgeleg- ten Bluterscheinungen oder rothen Flecke und Färbungen auf gekochten Kartoffeln, Käse und Brod zu Stande gekommen. Es bedarf nur noch eines Ausspruches über die eigentliche Natur dieser Erscheinung. Seit 30 Jahren, seit 1818, wo ich über Schimmel, auch deren Entstehung durch Samen, nicht durch generatio spontanea, in Berlin eine Inaugural-Dissertation schrieb, habe ich mich un- gewöhnlich viel mit Beobachtung solcher Organisationen beschäf- tigt. Mein Lehrer war Herr Link, der es noch viel früher ge- than und später auch fortgesetzt hat. Wir beide haben so we- nig je in Berlin diese Erscheinung gesehen, als irgend ein an- derer davon Meldung gethan hat. Sie ist mithin als eine sehr seltene für unsere Gegend zu betrachten, welche zuletzt 1503 und 1555 in Deutschland vorgekommen. Die 1819 ın Padua beobachtete Erscheinung scheint ganz dieselbe gewesen zu sein. Herr Sette hielt sie für einen Pilz und nannte sie Zaogalactina imetrofa. Leider habe ich seine Schrift nicht selbst gesehen. Nach meinen Untersuchungen ist es keine Pflanze, sondern es sind sehr kleine monadenartig freie Körperchen, welche sich bewegen. Es sind >55 bis 055 Linie grofse ovalrundliche Kör- perchen, deren Bewegungen von den sogenannten Molecular- Bewegungen entschieden abweichen, indem sie zuweilen bei ein- zelnen rascher und unregelmäfsiger sind. In verdünntem Zu- stande angetrocknet kann man die Formen einzeln erkennen. Sie bilden nicht Ketten, wie Fidrio, sondern sind Einzelthier- chen. Ja ich habe bei Angetrockneten mich öfter überzeugt geglaubt, dafs jedes Körperchen einen kleinen Rüssel näch Art der Monaden führt, welcher etwa halb so lang als der Kör- per ist. Er 354 Fortsetzung der Beobachtung des sogenannten Blutes im Brode als Monas prodigiosa'). Da sich nach Vorlegung der lebenden Erscheinung der blut- artigen Färbung auf Speisen mehrere wesentliche und sogar wis- senschaftlich sehr einflufsreiche Erläuterungen und Beziehungen ergeben haben, so erlaube ich mir die Aufmerksamkeit der Aka- demie von Neuem darauf zu lenken. Zuerst ist es seitdem gelungen, einen höchst intensiven Zu- stand dieser Färbung im Brode zu erlangen, welcher die Vor- stellung von geronnenem Blute im Brode freilich unabweisbar begünstigt. Diesen Zustand erlaube ich mir im Brode selbst frisch und lebend vorzulegen. Ferner hat sich in der meteorologischen Abtheilung der Königlichen Bibliothek die kleine Schrift von Sette über die im Jahre 1819 bei Padua vorgekonmene Erscheinung aufgefunden, welche Erscheinung damals eine grofse Aufregung unter dem Volke hervorbrachte, so dals Regierungs- und Universitäts- Com- .missionen zur Untersuchung und Berichterstattung ernannt wer- den mufsten. Folgende Mittheilung daraus dürfte wissenschaft- lich erläuternd und nützlich sein. Auf einer Schüssel voll poZenta (dicker Brei aus Mais-Mehl) des wohlhabenden Bauers Pittarello in Legnaro bei Padua, die man am 2. Aug. 1819 in einem Tischkasten in der Küche weg- gesetzt hatte, fanden sich am andern Morgen rothe Punkte wie Blutstropfen. Man warf die verdorbene Speise weg, aber am folgenden Tage fanden sich auf neuer polenta die Flecke wieder. Stillschweigend wurde der Oberprediger zur Einsegnung des Or- tes geholt. Dennoch wurde es täglich schlimmer. Ein Reisge- richt, eine Brodspeise für ein kleines Kind nahmen nach 12 Stun- den dieselbe Färbung an. Fasten, Gebete, Sakrament waren um- sonst. Ein halbes Huhn überzog sich im verschlossenen Schranke mit Blut. Mit Staunen und Schauder erfüllte die Sache allmälig immer mehr die betreffende Familie und die Nachbarn. Am 12. *) Da es der Beziehungen halber wünschenswerth ist, dafs der Gegen- stand nicht zu spät und im Zusammenhange übersichtlich bekannt werde, welcher in seiner lebendigen allmäligen Entwicklung der Akademie vorge- legt wurde, so sind diese etwas späteren Mittheilungen ohne irgend einen Anspruch auf Priorität an dieser Stelle genehmigt und zugefügt worden. | | 359 Aug. sandte die Distriets-Polizei Herrn Sette zur Untersuchung der Sache und Berichterstattung. Die Stralse von Padua nach Legnaro belebte sich allmälig von Personen jedes Standes und jedes Alters, welche tausend- und aberlausendweis in das Haus des Pittarello strömten. Diese guten Leute, an sich schon erschreckt, zitterten vor den unglück- lichen Vorbedeutungen, die man vor ihnen immer von neuem aussprach. Das ungebildete Volk sprach von der Strafe Gottes für das Zurückhalten alten Getreides bei der Theuerung im Jahre 1817, woraus muthmalslich das Mehl bereitet sei. Herrn Sette schien es alsbald, dals die Erscheinung durch einen kleinen bis dahin unbekannten Pilz oder Schimmel erzeugt werde und es gelang ihm dessen frische Übertragung. Da der Oberprediger den Aberglauben durch kirchliche Einsegnungen begünstigte, so versuchte Herr Sette, den vermeinten Pilz in der Wohnung des Predigers selbst fortzupflanzen, was sogleich ge- lang und die Meinung am Orte zerstörte, dals nur in einem verbrecherischen Hause dergleichen vorkommen könne. So wur- den denn auch dem Oberprediger die ferneren Einsegnungen untersagt. Während in Legnaro und Padua die Gemüther sich allmä- lig beruhigten, steigerte das Gerücht die Erscheinung an ent- fernten Orten, so dals von allen Seiten die absurdesten Anfra- gen kamen. Am 14. Aug. beobachtete der Botaniker Don Pietro Melo in Savonara, welcher von Legnaro eine Probe mitgenommen hatte, die Erscheinung auch auf Stockfisch. In Ponte Casale versuchte man sie hervorzubringen, es gelang aber nicht eher als bis 'man von der Färbung etwas darangebracht hatte. Der Naturforscher Dr. Domenico Martinatti beschäftigte sich viel mit Untersuchung der Bedingungen, die er Herrn Seite mittheilte. Am 15. Aug. kam aus Padua eine wissenschaftlich polizei- liche Commission nach Legnaro, aus Professoren der Universi- tät und des Gesundheitsrathes der Provinz sammt angesehenen _Polizeibeamteten bestehend. Herr Sette zeigte denselben po- lenta, Reis, Stockfisch, gekochtes Huhn, gebratenes Huhn, Rind- Beisch und frisches Brod vor, welche Substanzen sämmtlich die ‚rothe Färbung angenommen hatten. 356 Ohne Übertragung zeigte sich dieselbe Erscheinung am 16. in Ponte longo, durch Übertragung am 17. in Abano und Cor- rezola im Palazza Feudale Melzi. Später in Udine und la Motta im Friaul. Gleichzeitig berichtete Herr Sette, dafs es ihm nicht blofs gelungen sei, die schreckenerregende Erscheinung zu erklären, sondern er habe auch entdeckt, dafs dieselbe ein guter Färbestoff für eine prächtige Farbe sei, welcher die Aufmerksamkeit des Staates verdiene. Sogar in einem mit Schwefeldämpfen erfüllten Schranke gediehen noch kärglich die Färbungen. Später verbreitete sich die Erscheinung in Padua und im Districte des Herrn Sette hatten sie mehr als 100 Familien. Lügenhafte Zeitungsnachrichten im Nuovo osservatore Veneziano No. 101. 1819 verdrehten die Sachen und auch die Zeiten. In der Gazzetta privilegiata di Venezia 24. Agost. 1819 erklärte ein Ungenannter die Erscheinung als jedesmal auf polenta vorkom- mend, sobald sie in Gährung gerathe. Die Beobachtungen des Herrn Pietro Melo von Savonara vom August 1819 wurden im Giornale dell’ Italiana Letteratura schon im November- und De- cember-Heft von 1818 bekannt gemacht. Der Chemiker Pietro de Col, Adjunct an der Universität zu Padua, legte der Regierung damit schön gefärbte Seide in allen Abstufungen des Rosenroth vor und nannte die Substanz Mucor sanguineus. Ende Septembers hörte die Erscheinung völlig auf. In den Tagen des warmen Scirocco-Windes war sie am stärksten. Am 18. April 1820 erweckte Herr Sette die Erscheinung wieder in seinen Hause mit einigen seit 5 Monaten aufbewahrten Stücken. Aufser der genannten Substanz erschien es auch auf rohem Fleisch warm- und kaltblütiger Thiere, auf ungekochtem Leim, auf Stärke und auf reifen Birnschnitten. Nicht übertragen liefs es sich auf unreife Birnen, nicht auf rohe Thierleber, nicht auf Käse. Rücksichtlich der Schädlichkeit konnte man bei Menschen nichts nachweisen, weil niemandem einfiel, davon zu essen, aber im Hause des Herrn Sette starben damals 6 Katzen, doch war gleichzeitig in Piove eine tödtliche Katzenepidemie, die in Le- 357 gnaro nicht beobachtet wurde. Körnerfressende Vögel wurden durch Hunger genöthigt, davon zu geniefsen, brachten es aber mit sehr gewaltsamen Bewegungen ganz wieder aus dem Kropfe heraus und waren erst daun wieder munter, während sie vorher sehr ergriffen geschienen. Rücksichtlich der Natur der Substanz entscheidet sich Herr Sette dafür, dals es ein neues Genus von Pilzen sei, dessen Cha- racter er angiebt: Keine Hülle, Substanz gleichartig gal- lertig, von sich gleichbleibender Gestaltung. Ent- stehungsweise unbekannt. Die sphärische gekörnte Gestal- tung der anfänglich kleinen Haufen nnd die Farbe werden zum Species-Character benutzt'). Diesen vorsrefflich umsichtigen Beobachtungen des Herrn Sette vermag ich und fühle ich mich verpflichtet, noch einen anderen und vielleicht den wichtigsten Gesichtspunkt, welcher bisher nicht berührt wurde, hinzuzufügen. Ich habe denselben absichtlich bei der ersten Mittheilung weniger hervorgehoben, bis ich erst einige nähere historische Nachforschungen angestellt haben würde. Zuerst spreche ich aber wiederholt und bestimmter meine Meinung darüber aus, dafs drei Gründe mich nunmehr bewegen, entschieden diese Färbung für eine thierisch-belebte zu halten. 1) Die gallertige rothe Substanz, welche als meist dünner | Überzug die Speisen überzieht und durchdringt, ist keine struc- _ turlose gleichartig gallertige Masse, sondern ein unregelmäfsiger, _ punktartig anfangender Haufe von sehr kleinen bewegten rundli- | chen Körperchen, welche, wenn sie in ein Tröpfchen Wasser gebracht werden, sich sogleich zerstreuen, mithin unter sich zu- sammenhanglos erscheinen. Diese Körperchen erkennt man nur von 300 maliger Vergröfserung an, aber da noch überaus fein. Bei 800 bis 1000 maliger Vergröfserung im Durchm. erscheinen sie 4 bis + Linie grols. Alle sind in Bewegung und zwar in ungleichartiger Bewegung, wodurch sie sich von todten Mole- - eulen scharf unterscheiden. Diese Bewegung der Körperchen hat noch das Eigenthümliche, dafs Einzelne im Wasser, da wo *) Memoria storico-naturale sull’ arrosimento straordinario di alcune so- 'sltance alimentose osservato nella provincia di Padava Tanno 1819 di Vin- eenzo Sette, Medico-chirurgo condotto in Piove. Venezia 1824, 8. f R 4 % | 358 das Wasser karg zu werden anfängt, zuweilen eine schnellende, abstolsende Bewegung zeigen, der gleich, welche rüsselführende Monaden vermittelst ihres Rüsselfadens ausführen. 2) Aufser diesen eigenthümlichen selbstständigen Bewegun- gen der Körperchen habe ich mich zuweilen vom Dasein eines kleinen Rüssels, wie ihn die Monaden haben, überzeugt und ge- sehen, dals er kürzer als der Körper ist. Die Länge solcher Rüssel bedingt bei Monaden die Leichtigkeit oder Schwerfällig- keit ihrer Bewegungen. Diese Bewegungen sind bei den rothen Körperchen nicht allzu lebhaft, was jene Länge des Küssels er- läutern würde. 3) Ich habe meist in verdünnten Verhältnissen, wo die Kör- perchen sich vereinzeln, 2 zusammenhängende Körperchen in der Art beobachtet, dafs die Bewegungsaxe in der Verbindungslinie oder Trennungslinie des Doppelkörperchens lag. Diels ist die Erscheinung einer Selbsttheilung in der Längenaxe bei Monaden = Fortpflanzung. Diese 3 Gründe veranlassen mich jetzt mit Bestimmtheit auszusprechen, dafs die rothen Gallerten Haufen kleiner Mona- den von rother Farbe sind, für welche ich denn den systemati- schen Namen Monas prodigiosa nun gerechtfertigt halte. Auffallend und bemerkenswerth ist, dafs auch die schöne bimmelblaue Farbe auf saurer Milch und Sahne, so wie die auf denselben Substanzen zuweilen vorkommende hohe Orangenfarbe aus kleinen Thierchen bestehen '). Pflanzliche Gallerten sind nie zusammenbanglos in ihrem In- nern, zerflielsen nicht wie Tusch-Farbe im Wasser und bleiben bei Berührung nicht am Finger hängen wie jene rothe Färbung. Hauptcharactere der historischen Bluterscheinungen im Brode und auf Hostien sind: ) Diese beiden Färbungen, welche grofses Unglück auf Holländereien in Meklenburg angerichtet haben, sind durch kettenartige Formen der Gat- tung Fibrio bedingt, welche ich 1840 (s. die Monatsberichte pag. 202) Vi- brio syneyanus und synxanthus genannt habe. Auch diese gehören zu den kleinsten Lebensformen. Die Materialien wurden mir von Herrn Fuchs zur Untersuchung und Bestimmung mitgetheilt. Derselbe hat im folgenden Jahre eine lehrreiche Schrift darüber publieirt, an die Stelle jener Namen aber an- dere gesetzt. } | | 359 1) die wahrhaft intensiv blutartige Farbe, 2) das schnelle Wachsen der erst rundlichen Flecken, 3) das, den Schimmeln und Pilzen völlig fremde, mögliche Abtropfen mit deutlich flüssigem, wenn auch mehr dünn gallertigem Character. Diese das Volk erschreckenden Charactere sind sämmtlich auch an der vorliegenden, hier vorkommenden, Substanz allmälig wahr- nehmbar geworden '). Monas prodigiosa (= Mucor sanguineus de - Col= Zaogalactina imetrofa?) Sette) corpusculis 3995 — z000 lineae longis, subrotundis, singulis hyalinis, acervatis sanguineis, pro- boscide corpore breviore. In ’cibis humidis interdum copiosae sanguineas maculas gelatinosas efhiciunt. In pollice cubico uno 46,656,000,000,000 ad 884,736,000,000,000 vivunt. Habitat in Syria et Europa. Hierauf treten nun die historischen Angaben von Blut im Brode in ein sehr merkwürdiges neues Licht, was ich hier nur andeuten und weiterer geschichtlichen Forschung anheim geben kann. Eine Monade war es, vor welcher Alexander der Große erschrack, als er Tyrus belagerte, und dals die Monade im In- nern des Brodes war, begeisterte die Macedonier zum Sturm und bewirkte die Einnahme von Tyrus vor nun 2000 Jahren. Im Jahre 1510 wurden in Berlin 38 Juden hingerichtet und zu Pulver verbrannt, wie es im Urtel geheilsen, weil sie gewei- hete Hostien so lange gemartert hätten, bis Blut kam. Das Fa- ctum des Blutes an den Hostien wurde, wie es scheint, erwie- sen und somit die Schuld. Ein gewisser Paul From hatte im Februar im Dorfe Knobloch bei Brandenburg die heiligen Ge- räthschaften sammt der Hostienbüchse gestohlen. Ein Jude in *) Die Erscheinung ist zwar in einem Cholera Hause zuerst hier aufge- funden worden, allein es scheint offenbar dieselbe Färbung auf einer Schüs- sel Erbsenbrei im August in der Krautsgasse beobachtet zu sein und Herr Dr. Münter hat mir gesagt, dafs er Mitte Septembers 1846 dergleichen in Berlin auch schon gesehen, so wie Herr Dr. Boek aus Christiania es damals gleichzeitig in Hamburg beobachtet habe. ?) Ein unglücklich gebildeter Name. Wie Verf pag. 61 sagt, von Saw vivo, A x . a . - \ D yakazrıyn gelalina, eınaı insideo, rpobn alimentum. 360 Spandow hatte sie gekauft, war also strafwürdiger Diebeshehler. Die blutigen Hostien im Sommer 1510 und der krankhafte Fa- natismus von beiden Seiten haben den Procefs in das Monströse ausgedehnt. Eben solcher Wahnsinn lielfs im Jahre 332 vor Christo, als Alexander vor Tyrus durch blutiges Brod erschreckt wurde, in Rom 170 wahrscheinlich unschuldige Frauen als Gift- mischerinnen binrichten. — Im Winter wären jene Manifestatio- nen wohl nicht möglich gewesen '). Ferner ist im Jahre 1383 bei Gelegenheit der Zerstörung und Einäscherung des Dorfes und der Kirche zu Wilsnack durch Heinrich von Bülow ein berühmtes Wunder vorgekommen, des- sen Umstände historisch verfolgt werden können. Der Brand der Kirche war am Tage nach Mariae Krautweihe, Sonntags am 46. August. Der Pfarrer hatte 3 geweihete Hostien kranker Leute halber auf dem Altare stehen lassen. Nach 8 Tagen erst und nachdem es in der Nacht so geregnet hatte, dals der Altar ganz nals war, fand der mit den Bauern das nutzbare Kirchen- gut aufsammelnde Pfarrer zu seinem Erstaunen die drei Hostien wohl erhalten und vom Regen nicht betroffen. Nur waren sie ein wenig am Rande versengt (?) und auf jeder Hostie war ein Blutstropfen. Die ganze Nachbarschaft wurde zusammengerufen und sah mit Schrecken das Wunder. Von Tage zu Tage kamen nun dort neue Wunderzeichen vor, bis der Bischof von Havel- berg, Dietrich, selbst dorthin kam, um am Altare des heiligen Blutes, wie er dann genannt wurde, Messe zu halten. Er legte selbst eine von ihm geweihete und erhobene Hostie auf das Gor- porale zu den anderen 3 Hostien, weil er zweifelte, dals jene 3 Hostien geweihte gewesen. Da er aber sah, dals das Blut der mittelsten Hostie sich vermehrte und gröfser wurde und dals es über das ganze Corporale hinflielsen würde, wenn die Macht Gottes es nicht zurückhielte, so wurde er überzeugt von dem Wunderblute und die mit ihm waren, der Probst von Havel- berg und Perner von Alt Reppin, bestätigten und erzählten die Sache weiter. Später wurde bei einer schweren Krankheit der t) Die gedruckte Nachricht über das Ereignils ist von 1511 aus Frank- furth und befindet sich als liber rarissimus auf der Königl. Bibliothek. — Die Hostien scheinen grolse gewesen zu sein, welche man früher in mehrere Theile brach. 361 Kaiserin Elisabeth (Sigismundi) die Wunderkraft des heiligen Blutes der Kirche zu Wilsnack benutzt, worauf von Stunde an Besserung eintrat '). Endlich tritt merkwürdig genug in die Reihe dieser Erschei- nungen das Wunder von Bolsena vom Jahre 1264. Dafs die im _Iten Jahrhundert nach Christus entstandene Transsubstantions- Lehre, welche im Jahre 1215 von Pabst Innocenz II. ihre Be- tätigung erhielt, zu einem grolsen Kirchenfeste, der öffentlichen ‚Verehrung und Anbetung der geweiheten Hostie, benutzt werden möge, war eine gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts lebhaft ‚erörterte Kirchen- Angelegenheit. Der Protestantismus hat das Fest nicht angenommen. Die Priorin Juliana in Lüttich und der Diaconus Jacob ebenda, der bald Pabst Urban IV. wurde, hatten den Gegenstand besonders unterstützt. Dennoch zögerte Pabst Urban IV. mit der Einsetzung des Frohnleichnams-Festes und ‚sie geschah erst, nachdem sich in der Kirche der heiligen Chri- stina in Bolsena bei Civita vecchia ein Wunder ereignet hatte. In Siegels Handbuch der christl. kirchlichen Angelegenheiten ‚heifst es B. II. p. 151. „Urban IV. bielt diese Sache für zu wich- tig, um geschwind darüber zu entscheiden. Doch ein Wunder, das sich zu Bolsena, nicht weit von Civita vecchia, wo er sich mit seinem Hofe befand, im Jahre 1264 zutrug, brachte ihn so- gleich auf andere Gesinnungen. Als ein Priester daselbst die Bestandtheile des Abendmahls einsegnete und an der Wahrheit der Brodverwandelung gezweifelt, fielen Blutstropfen auf seinen leinenen Überrock herab. Er wollte sie verbergen, indem er denselben in Falten legte, dadurch aber bildeten sich mehrere blutige Gestalten einer Hostie und dieser Rock wurde bis auf die neuesten Zeiten zu Civita vecchia als eine Reliquie vorge- eigt. — Hierauf ordnete Urban noch im Jahre 1264 durch eine igne Bulle dieses Fest für seine ganze Kirche auf den Donner- stag nach der Pfingstwoche an.” Das Factum wird verschieden zählt. Raphael hat bekanntlich dasselbe Ereignils zum Gegen- tande seines schönen Gemäldes Miraculo di Bolsena oder Misse - *) Van der vyndinge unde Wunderwerken des hilligen Sakramentes to der Wilsnack. 1521. 4 Blätter in Rostock gedruckt. Liber rarissimus der Königl. Bibliothek. 362 di Bolsena gemacht, wo er aber Pabst Julius II. abgebildet hat. Dieses Gemälde wurde 1512 beendet! ') Indem Hr. Dr. du Bois-Reymond durch Hrn. Ehrenberg der Akademie den ersten Band seiner Untersuchungen über thie- rische Elektrieität (Berlin 1848. 8.) überreichte, theilte er dere selben zugleich folgende zwei Thatsachen mit: 1. Wenn man beide Hände auf geeignete Weise mit den Enden des Multiplicators in Verbindung setzt und die Muskeln des einen Arms anspannt, erfolgt ein Ausschlag der Nadel, wel- cher einen in diesem Arm aufsteigenden Strom anzeigt. 2. Wenn eine Strecke eines Nerven einem Strom ausge- setzt wird, so wirken alle Punkte des Nerven aulserhalb dieser Strecke elektromotorisch nach dem Gesetze der Säule in der Richtung des erregenden Stromes. Hr. v. Humboldt ist schon im September vorigen Jahres Zeuge beider Versuche gewesen. Von der Richtigkeit der er- steren Thatsache hat sich kürzlich noch ein anderes Mitglied der Akademie, Hr. Magnus, überzeugt. Ferner übergab Hr. Ehrenberg einen Aufsatz des Herrn Dr. Remak, die Function und Entwickelung des obern Keimblattes im Ei der Wirbelthiere betreffend, wel- cher am 21. Sept. a. c. eingegangen und nach Genehmigung der Phys. Math. Klasse hier mitgetheilt wird: Die Veröffentlichung meiner fortgesetzten Untersuchungen über die Entwickelung der Wirbelthiere wurde durch den Wunsch verzögert, die genetische Bedeutung des oberen Keimblattes (des Bär’schen serösen Blattes, der Reichert’schen Umhül!lungshaut) zu ermitteln. Erst-im Laufe dieses Sommers ist es mir, nach siebenjährigen Bemühungen, beim Hühnchen gelungen, zu einer Lösung dieser Frage zu gelangen, und ich erlaube mir, der hoch- geehrten Akademie eine vorläufige Mittheilung über diesen Ge- genstand zu machen. t) Auf Oblaten habe ich die Erscheinung sehr leicht fortpflanzen kön- nen. Am schönsten erscheint sie auf gekochtem Reis. In zugedeckten Ge- fäfsen oder Tellern entwickelt sie sich in warmer Luft auffallend leicht, — Welche Productionsfähigkeit! Welcher Einfluls! 363 Wenn die schildförmige Verdickung der Keimscheibe, der Bärsche Embryonalschild, erscheint, lassen sich an der Keim- scheibe drei scharf gesonderte Blätter unterscheiden. An der Verdickung betheiligt sich blos das obere und das mittlere Keim- blatt, nicht aber das untere Keimblatt, welches ich, da es nicht blos das Epithelium des Darmrohrs sondern auch das der Luft- wege und das zellige Parenchym der Leber, des Pancreas, der Nieren, der Schilddrüse und der Thymus liefert, Drüsenblatt nenne. Die schildförmigen Centraltheile des oberen und des mittleren Keimblattes verwachsen in ihrer Längsachse mit einan- der. Durch diese Verwachsung entsteht die Axenplatte, der Bärsche Primitivstreifen, aus welchem die Medullarplatte, so wie die Urwirbelplatten und die Chorda hervorgehen. Die Medul- larplatte steht dann mit dem freien Theile des oberen Keim- blattes, die Urwirbelplatten mit dem freien Theile des mittleren Keimblattes in Verbindung. Sowohl das obere wie das mittlere Keimblatt zeigen eine die Axengebilde umkreisende Verdickung, ‘den an der Bildung der Axenplatte nicht betheiligt gewesenen Rest des Doppelschildes (Wolff’s Zaminae abdominales). Ich habe mich nicht überzeugen können, dafs eine Fortsetzung des ‚freien Theiles des oberen Keimblattes die Medullarplatte überzieht. u Der die Medullarplatte begrenzende freie Theil des oberen "Keimblattes ist nun weder, wie Pander, Bär und Andere mein- ten, die Anlage der Leibeswände (seröses oder animales Blatt), noch auch, wie Reichert aufstellte, eine vergängliche Umbüllungs- haut, sondern soweit er den Embryo bekleidet, ist’er die Anlage der gefäls- und nervenlosen Hautdecken, der Epider- i mis, der Nägel, der Federn, des Schndbäisl Der pe- ripherische Theil kleidet die Amnioshöhle aus und dessen nach dem Schlusse des Amnios sich abschnürende, den Dotter umge- "bende Fortsetzung bildet die sogenannte seröse Hülle. Der Name ornblatt dürfte sich am besten für denjenigen Theil des obe- n Keimblattes eignen, welcher an den Axengebilden keinen Antheil hat. Wenn während des dritten Brüttages die Rippenplatten sich on dem verdickten Theil des mittleren Keimblattes, welcher ie Urwirbelplatten begrenzt, abgelöst und an den entsprechen- den verdickten Theil des Hornblattes angelegt haben (wodurch a g9* . 364 die Bauchhöhle entsteht), so verliert das Hornblatt seine Selbstän- digkeit und wird zu einem Überzug der Rippenplatten. Die aus den letzteren hervorwachsenden Extremitäten treiben diesen Über- zug vor sich her. Schon am siebenten Tage zeigt derselbe an dem freien Ende der hinteren Extremitäten eine ansehnliche Ver- dickung, welche der Anlage der Nägel entspricht. Es hält nicht schwer, die Umwandlung des Hornblattes in Federn, Nägel und Epidermis zu verfolgen. Die Federn erscheinen zuerst als warzenförmige Auswüchse der Haut, welche alsbald eine zotten- oder haarförmige Gestalt annehmen. Ein solcher Auswuchs besteht aus einem weichen, durch Zellen gebildeten und Blutgefälsschlingen enthaltenden Pol- ster und aus einem festen, verhältnilsmälsig dicken, von dem Hornblatt herrührenden Überzug. Dieser läfst nach der Behan- dlung mit Wasser an seiner Aufsenfläche Zellen erkennen. Wenn sich der Auswuchs verlängert, so verdickt sich der hornige Über- zug üunverhältnifsmäfsig stark. In demselben zeigt sich schon am zehnten Tage ein deutlicher Gegensatz zwischen einer inneren festen undurchsichtigen Schicht, welche aus säulenförmigen, in den gefäfshaltigen Axenraum vorspringenden Abtheilungen be- steht, und zwischen einer äulseren durchsichtigen, durch Wasser sich auflockernden Zellenschicht. In der inneren Schicht zeigen sich fast immer zahlreiche sternförmige Pigmantfiguren: nur in den ganz weilsen Federn fehlen sie gänzlich. Diese dem gefäls- haltigen Hauptpolster zunächstliegende Sebicht ist die Grundlage der Feder, die äufsere epitheliale Schicht dagegen die Grundlage des farblosen Balges, nach dessen Sprengung die Federfahne zum Vorschein kommt. Ähnlich ist die Entstehung der Nägel. Am elften Tage ver- dickt sich das Hornblatt an der Spitze der Zehen und vom zwölf- ten Tage ab kann mau die Sonderung des Hornblattes in die feste (hornige) Nagelplatte und in einen weichen‘, sich leicht ablösenden Überzug verfolgen. Hierbei zeigt sich auch ein auf- fallender histogenetischer Gegensatz zwischen den Zellen der Nagelplatte und zwischen denen des häutigen Überzuges. In den durchsichtigen, beim Zusatz von Wasser sich aufblähenden Zel- len des letzteren erscheinen die Kerne als verhältnilsmälsig kleine feste Körperchen; dagegen werden gegen den sechzehnten T 365 in den Zellen der verhärteten Nagelplatte verhältnilsmäfsig grofse wasserhelle blasige Kerne bemerkt, welche ein dichter feinkör- niger Zelleninhbalt umgiebt. — In den hornigen Schienen, wel- che die Füfse bedecken, in dem Schnabel und in der gesammten Epidermis läfst sich ebenfalls die Sonderung des Hornblatts in eine festere Schicht und in einen weicheren, sich leicht ablösen- den Überzug erkennen. z Da den Vögeln die, den Säugethieren eigenthümlichen Schweils- und Talgdrüsen der Haut fehlen und eine auf die Bürzeldrüse gerichtete Untersuchung bisher wenig Erfolg ver- spricht, so wird erst die Vergleichung von Säugethierembryo- nen zeigen, ob das Hornblatt auch bei der Drüsenbildung be- theiligt und auch in dieser Hinsicht mit dem Drüsenblatt des Darmrohrs vergleichbar sei '). Doch läfst sich schon jetzt aus den mitgetheilten Wahrnehmungen das überraschend einfache Bil- dungsgesetz für die höheren Wirbelthiere (aus einer nerven- und gefälsbildenden Mittelschicht, aus dem Centralnervensystem und aus zwei nerven- und gefälslosen Aufsenschichten) erkennen. Berlin d. 20. September 1848. R. Remak. 'An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Natuurkundige Verhandelingen van de Hollandsche Maatschappij der Wetenschappen te Haarlem. 2. Verzameling. Deel 3. Stuk 4. Deel 4. Deel 5. Stuk 1. Haarlem 1844. 48. 4. mit zwei Begleitungsschreiben des Secretars dieser Gesellschaft, Herrn van Breda vom 29. Juli und 24. Aug. d.J. Bulletin de la Societe Imperiale des Naturalistes de Moscou. An- nee 1847. No. 3. 4. Annee 1848. No. 1.2. Moscou 1847. 48. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Secretars dieser Gesellschaft, Herrn Dr. Renard d. d. Moskau d. Er au d.J. Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Band 4. Heft 2. Inhalt: die Branchiopoden der Danziger Gegend von Lievin. Danzig 1848. 4. 1) Ich habe so eben bei Schweinsembryonen ermittelt, dals die Talgdrü- - sen aus den schlauchförmigen Haarkeimen hervorwachsen, welche ihrerseits - Producte der tieferen pigmentirten Schicht des Hornblatts sind. Berlin, den 25. November 1848. Remak, 366 mit einem Begleitungsschreiben des Directoriums dieser Gesellschaft vom 28. Sept. d. J. Gelehrte Denkschriften der Kaiserlichen Universität zu Kasan (in russischer Sprache) 1847. Heft 4. 1848. Heft 2. Kasan 1848. 8. mit einem Begleitungsschreiben derselben Universität d. d. Kasan den 20. Aug. d.J. Aug. Emil Reufs, die fossilen Polyparien des Wiener Tertiär- beckens. Wien 1847. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Bilin d. 8. Sept. d. J. C. F. Schneitler, die Instrumente und Werkzeuge der höheren und niederen Mefskunst, so wie der geometrischen Zeichnen- kunst. Leipzig 1848. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Berlin d. 15. Sept. d.J. Georgii Bartal, Commentariorum ad historiam status jurisque publici Hungariae aevi mediü libri XV. Tom. 1-3. Posonii 1847. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Wien d. 18. Aprild.J. Annales de U’Institut archeologique. Nouy. Serie. Tome 4. 1847. Paris 1847. 8. Monuments inedits publies par Institut archeologique pour l’an- nee 1847. Cahier 1. 2. ib. eod. fol. Bulletin de la Societd de Geographie. 3. Serie Tome 8. ib. eod. 8. Comptes rendus hebdomadaires des seances de l’Academie des sciences. 1848. 2. Semestre. Tome 27. No. 4-10. 24. Juill. — 4. Sept. Paris 4. Memoires de la SocietE royale des sciences, de l’agriculture et des arts de Lille. Annee 1845. Lille 1845. 8. Memoires de l’ Academie royale des sciences, des letires et des beaux-arts de Belgique. Tome 21. 22. Bruxelles 1848. 4. Memoires couronnes et memoires des savants etrangers publies par lAcademie royale des sciences, des lettres et des beaux- arts de Belgique. Tome 22. 1846 et 1847. Bruxelles 1848. 4. Bulletins de !Academie royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique. Tome1A4, Part. 2. 1847. Tome 15. Part.“ 1. 1848. ib. 8. Annuaire de l’ Academie royale des sciences, des letires et des beaux-arts de Belgique. 14. Annee ib. 1848. 12. Collection de Chroniques Belges inedites, publice par ordre du Gouvernement.— Monuments pour servir a lhistoire des pro- vinces de Namur, de Hainaut et de Luxembourg, publ. par le Baron de Reiffenberg. Tome 5. ib. 1848. 4. 367 A. Quetelet, Annales de !’Observatoire royal de Bruxelles. Tome 6. Bruxelles 1848. 4. ‚ Annuaire de l!’Observatoire royal de Bruxelles. 15. Annde 1848. ib. 1847. 12. nn, Systeme social et des lois qui le regissent. Paris 1848. 8. ‚ Rapport adresse a M. le Ministre de l’interieur, sur Vetat et les travaux de l’Observatoire royal, pen- dant l’annee 1847. Bruxelles 1847. 8. ‚sur le Climat de la Belgique. Partie 2. ib. 1848. 4. Andre Dumont, Memoire sur les terrains Ardennais et Rhenan de l’Ardenne, du Rhin, du Brabant et du Condros. (Extr. du Tome 22. des Mem. de l’ Acad. roy. de Belg.) 4. Nova Acta Regiae Societalis Upsaliensis. Vol. 13. Pars 2. Upsal. 1847. 4. 17. Publication des literarischen Vereins in Stuttgart. — Biblio- thek des lit. Vereins in Stutig. XVII. Stuttg. 1848. 8. Nachrichten von der G. A. Universität und der Königlich. Gesell- schaft der Wissenschaften zu Göttingen. 1848. No. 10.11. 8. The quarterly Journal,of the geological Society No. 14. 15. May. Aug. 1848. London. 8. Charl. Babbage, Thoughts on the principles of taxation, with re- JSerence to a property tax, and its exceptions. London 1848. 8. Will. Whewell, the philosophy of the inductive sciences, foun- ded upon their history. New Ed. In 2 Voll. Vol.1.2. ib. 1847. 8. 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Joly, Memoire sur un nouveau genre de monstres celosomiens, pour lequel l’auteur propose le nom de Dracontisome. (Toulouse) 1848. 8. ‚ de la nature des animaux, comparee a la nature humaine (ib.) 1848. 8. et Leymerie, Memoire sur les Nummulites condirees zoologiquement et geologiquement. (ib.) 8. | Franc. Zantedeschi, Cenni di alcuni studi sperimentali fatti nell’ Agosto e Sett. del 1848 in Firenze. Firenze 1848. 8. C. A. Holmboe, dei oldnorske Verbum, oplyst ved sammenlig- ning med Sanskrit og andre Sprog af samme det. Christiania 4848. 4. J. Kops, en J. E. van der Trappen, Flora Batava. Afley. 153. 154. Amsterdam. 4. FO 369 L’Institut. 1. Section. Sciences math., phys. et nat. 15. Annde. No. 727. 8. Dec. 1847. 16. Annde No. 755-766. 21. Juin- 6. Sept. 1548. Paris. 4. 2. Section. Sciences hist., archeol. et philos. 12, Annee. No. 147-150. Mars-Juin 1848. ib. 4. K. E. Hammerschmidt, allg. österreich. Zeitschrift für den Landwirth etc. 20. Jahrg. 1848. No. 14. Wien. A4. Gay-Lussac etc., Annales de Chimie et de Physique. 1848. Aoüt, Septembre. Paris. 8. Revue archeologique. 5. Annde. Livr. 5. 6. 15. Aoüt et 15. Sept. 1848. Paris. 8. Kunstblatt. 1848. No. 38-48. Stuttg. u. Tüb. 4. | Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 647. 648. Altona 1848. 4. Ed. Oscar Schmidt, neue Beiträge zur Naturgeschichte der Wür- mer, gesammelt auf einer Reise nach den Färör im Frühjahre 1848. Jena 1848. 8. Emil du Bois-Reymond, Untersuchungen über thierische Ele- ktrieität. Bd.1. Berlin 1848. S. 30. October. Sitzung der philosophisch-his- torischen Klasse. Hr. Meineke las über Interpolationen des Stephanus von Byzanz. Beilage. Bei der Königlichen Geburtstags-Feier am 19. October trug Hr. Ehrenberg jene Mittheilungen vom 17. August vor, welche in den Monatsberichten nun bereits gedruckt sind, mit folgen- dem Zusatz: Fortgesetzte Beobachtungen über jetzt herr- schende atmosphärische mikroskopische Verhältnisse. An die bereits im August der Akademie vorgelegten That- sachen und Zusammenstellungen schliefsen sich noch folgende neuerlich im Monat September und zum Theil auch im October gewonnene Resultate. Mannichfache Aufforderungen in Briefen, Druckschriften und direct von der Academie nationale de Medecine in Paris haben wünschenswerth erscheinen lassen, dafs die jetzt herrschende und im Fortschritt von Osten nach Westen begriffene Seuche in ihren atmosphärischen und speciellen Bedingungen und Lokal-Eigen- thümlichkeiten besonders mikroskopisch auch berücksichtigt wer- den möchte. Schon im Jahre 1832 habe ich in dem Cholera-Lazareth des verstorb. Dr. Boehr mich mit den mikroskopischen Erschei- nungen bei dieser oft schnell tödtlich werdenden Krankheit be- kannt zu machen gesucht. Das Resultat war nicht ansprechend, indem die vorbereitenden Untersuchungen damals noch bei wei- tem weniger ausreichend waren, als sie es jelzt sind. Von diesem specielleren Gesichtspunkte aus sind die auf der zweiten und neuen hiermit vorzulegenden tabellarischen Über- sicht zusammengestellten Beobachtungen ausgegangen. Es sind zu den vorigen 15 Beobachtungsreihen nun nocb13 (15) in Vergleichung gebracht, welche planmälsig ausgewählt wurden, um eine weiter greifende Fernsicht und eine specielle und di- recte practische Nützlichkeit zu erzielen. Die 10 ersten Reihen betreffen Luft-Niederschläge in Berlin im September und Octo- 371 ber dieses Jahres, die 3 folgenden betreffen dergleichen auf der Höhe des Brockens und im Harz im August; die letzten 2 Rei- hen betreffen eben solche von der Höhe des Libanon in Syrien und der dortigen Küste bei Beirut vom Juli 1824, wo ich selbst im Libanon mit meinem auf der Reise verstorbenen Freunde Dr. Hemprich die Materialien dazu sammelte. Specieller betrifft nun die erste Reihe zwei Untersuchungen des Luftstaubes im Gebäude der Thierarzneischule in der Lui- senstralse, also nahe am nordwestlichen Ende der Stadt. Ich habe nämlich am 21. Sept. d. J. Herrn Prof. Gurlt in der Thier- arzneischule ersucht, ein mit destillirttem Wasser gereinigtes weites Gefäls (ein Waschbecken) mit einem Quart destillirten Wassers gefüllt, auf dem platten Dache des Anatomie- Gebäudes mitten im Garten der Thierarzneischule auf einem Gestell so aufzustellen, dals von Platzregen, der etwa einträte, nichts hin- eingesprützt werden könnte und dasselbe 8 Tage lang bis zum 28. Sept. der freien Luft ruhig ausgesetzt zu lassen. Nach 8 - Tagen haben wir beide das Gefäls weggenommen. Ohne das "Wasser bedeutend zu bewegen, wurde die grolse Masse dessel- ben abgegossen und der geringe Bodensatz theils sogleich, theils in meiner Wohnung mikroskopisch genau geprüft. Am Orte selbst sah man in dem etwa 2 Uhrgläser füllenden, mit dem Bo- densatz getrübten Wasser einzelne Monaden, die ich als Bodo saltans und Monas Guttula, also für bekannte Formen sofort er- _ kannte. Die weitere speciellste Prüfung des scheinbar sehr ge- ringen Bodensatzes hat 27 Formen erkennen lassen, von denen die grolse Mehrzahl sich in dem Wasser binnen der 8 Tage defshalb durchaus nicht durch eine sogenannte Generatio sponta- nea eingelunden haben konnte, weil es Kieseltheile und Zellge- websfragmente von Pflanzen, darunter auch bunte Cattun- und Tuchfasern waren. Zur Erklärung der gleichzeitig vorhandenen 4 Kieselschalen- Thierchen und einiger Pilzsaamen bedurfte es also auch keiner Generatio spontanea, nur des Einfallens von Luftstaub. Unter den 4 Kieselschalthierchen sind die beiden Hauptformen des Passatstaubes im atlantischen Ocean: Eunotia amphioxys und Pinnularia borealis. Die 2te Reihe betrifft einen Luftstaub, welcher sich in einem nur selten geöffneten, verschlossenen Glasschranke des Museums 372 der Thierarzueischule als feiner impalpabler grauer Staub abge- lagert hatte. In diesem Staube sind 36 Formen bestimmbar ge- worden, in der Hauptsache dieselben Arten. Die 3te Reihe ist aus einem feinen Staube entnommen, welcher sich in der K. Sternwarte, also nahe am entgegenge- setzten südwestlichen Ende der Stadt, in einem sehr selten ge- öffneten Schranke fand, der zur Aufbewahrung alter metallner Instrumente dient. Es sind daraus bis jetzt 27 Species, in den Hauptsachen ebenfalls dieselben Arten verzeichnet. Die 4te und Ste Reihe betrifft den unsichtbar feinen Staub, welcher sich auf Früchten und wahrscheinlich auf allen Gemüsen findet, zunächst denjenigen Luftstaub, welcher sich auf einem Körbchen voll Weintrauben fand, die ich selbst in meinem Gar- ten von einer nach Westen sehenden Giebelwand aus etwa einer doppelten Mannshöhe am 2. October abschnitt und in Wasser abspülte. Der Bodensatz des leicht getrübten Wassers enthielt 39 Arten mikroskopischer Formen. Die Ste Reihe betrifft am 14. October auf dem Markte ge- kaufte Pflaumen (Zwetschen) der besseren Sorte. Sie waren etwas feucht, aber ansehnlich. Mit Wasser in einem Porzellan- gefäls übergossen und bewegt trübten sie das Wasser, und aus dem Bodensatz der Trübung liefsen sich 34 Arten mikroskopi- scher Organismen feststellen. Auch bei diesen beiden Reihen von Untersuchungen fanden sich Eunotia amphioxys und auch wohl Pinnularia borealis, letztere nicht völlig sicher. Indem ich noch die Beobachtungsreihen No.6 bis8 (10) über- gehe, erlaube ich mir zunächst die drei folgenden 11, 12 und 13 zusammenzufassen. Diese 3 Reihen von Beobachtungen be- treffen den Harz. Wissenschaftliche Reisende haben auf meinen Wunsch in diesem Sommer das Material zugeführt. No. 11 bezieht sich auf die Analyse einer Moos-Erde, wel- che der kürzlich aus Mosambik zurückgekehrte Herr Dr. Peters im August auf der Höhe des eigentlichen Brockens von einem frei der Atmosphäre ausgesetzten Steinblocke mitgenommen und zu meiner Untersuchung gebracht hat. Es haben sich darin 30 Ar- ten mikrosk. Formen ermitteln lassen, worunter Räderthiere, Äl- chen (Anguillula) und Bärenthierchen (nämlich Milnesium tardi- gradum, das bisher nur aus Paris bekannt war) unter Wasser in 373 Berlin wieder auflebten. Drei neue Arten der Gattung Difflu- gia: Bructeri, cancellata und ciliata zeichnen dieses Material aus, worin ebenfalls die beiden Passatstaubthierchen Eunotia amphioxys und Pinnularia borealis gefunden wurden. No. 12 betrifft eine Probe des Erdanfluges, welcher auf dem zur Vermittlung der Aussicht errichteten Gestell auf der Victors- _ höhe im Harz vorkommt. Hr. Prof. H. Rose hat die Güte ge- _ habt, dergleichen mitzubringen. Auf diesem frei über den Wald _ sich erhebenden Gerüst finden sich in dem erdigen Anfluge eben- _ fals 32 mikrosk. Formen, in der Mehrzahl dieselben früheren Arten. No. 13 ist aus einem auf den freien Felsen liegenden Moose von der Teufelsmühle im Harze. Es enthält 22 Arten. Nun folgen 2 Beobachtungsreihen aus Syrien, welche, wie jene Baumfauna von Venezuela, von der ich früher berichtet habe, den hohen Libanon und die Küste mit Berlin, dem Harz und den Urwaldbäumen des Berges Galipan bei La Guayra in ein Vergleichungs-Verhältnils bringen. No. 14 ist nämlich eine Reihe von Beobachtungen, die sich auf ein Moos von einer etwas über mannshohen Mauer bei Bei- rut in Syrien beziehen, welches ich selbst 1824 entnommen habe. In der an diesem Moose hängenden, offenbar aus atmosphäri- schem Staube bestehenden Erde fanden sich 22 mikroskopische | | Formen, auch hier Eunotia amphioxys sammt vielen anderen ‚völlig übereinstimmenden Arten. No. 15 ist eine Reihe von Formen, welche sich aus einem Baummoose der alten berühmten Cedern des Libanon ermitteln ‚liefsen, das ich auch im Juli 1824 selbst sammelte und welches ‚sich zufällig in der ursprünglichen Verpackung erhalten hat. Die Zahl der über Mannshöhe an diesen Cedern in über 9000 Fuls Erhebung über der Meeresfläche als Moosboden vorhandenen mikroskopischen Lebensformen beträgt 37. Eunotia amphioxys d Pinrularia borealis fehlen nicht. Von Tardigraden oder enomorphiden findet sich eine neue ausgezeichnete röthliche orm darin, welche ein besonderes neues Genus bildet und die ch Hypsidius Hemprichi nenne‘). Von Räderthierchen finden - *) Dieser dem Macrobiotus Hufelandii nahe verwandten Form fehlen die Augenpunkte. 374 sich überaus zahlreich 3 Arten der augenlosen Gattung Callidina, welche sämmtlich auch bei Berlin zahlreich, aber nur in Dach- und Baummoosen leben. Nicht ohne Wichtigkeit dürfte sein, dals, ungeachtet diese Moose des Libanon und von Beirut ganz erfüllt sind mit Räderthierchen, Älchen und Bärenthierchen, die nun 24 Jahre trocken gelegen haben, und obwohl sie sich all- mälig ganz ausdehnen und aufweichen, doch auch nach 8 Tagen im Uhrglase unter Wasser kein einziges wieder aufgelebt ist. Ge- rade so ist es auch mit den trocknen, durch Aufquellen im Was- ser scheinbar bewegten und wie lebendig aussehenden, aber nie wahrhaft wieder auflebenden, nie fortwachsenden Moosen. An diese sämmtlichen Beobachtungsreihen nun schlielsen sich solche aus der directen Atmosphäre von an der Cholera Erkrankten und Verstorbenen zu Berlin. No. 6 u.7 sind aus dem Hause der Wall- str. No. 17, einer Gegend, welche bei der jetzigen Epidemie am feind- lichsten für ihre Bewohner gewesen ist, indem dort bereits über 100 Personen erlegen sind, 18 in einem Hause. Ich habe mich mit Herrn Medicinalrath Dr. Schütz in Verbindung gesetzt, wel- cher in jener Strafse selbst wohnt und sehr vielen Kranken daselbst Beistand geleistet hat. Auch das unter seiner Leitung stehende Hospital für Cholera-Kranke, welches in der Pallisadenstrafse am Frankfurther Thor ist, habe ich besucht, dort die Verhält- nisse von Neuem an den Krankenbetten speciell überblickt und mit ihm Verabredung genommen. Es ist destillirtes Wasser auf meinen Wunsch 3 Tage lang im Zimmer ausgestellt und der Bodensatz davon mir in einem Reagenzglase übersandt worden. Das ist No. 8. In dem Hause der Wallstrafse No. 17 ist der Staub von Bilderrahmen in 2 Zimmern schwer erkrankter, später nicht gestor- bener Personen von mir untersucht worden. In einer dieser Staub- arten fanden sich 30, in der andern 21 mikroskopische Formen, welche sich den allgemeinen Characteren des Luftstaubes, wie sie hiermit vorgelegt sind, ganz conform verhalten '). ‘) Das Blut der Cholera-Kranken und der Verstorbenen, welches ich 1832 und jetzt wieder untersucht habe, zeigt auch in seinem pechartigen Zustande mikroskopisch gar keine auffallende Besonderheit in den Blutkör- perchen. Nur geringeres Serum und die dunklere venöse Farbe sind mir be- merkbar geworden. Durch Schröpfen eines Cholera-Kranken gewonnenes, 375 Ich wage nicht, aus diesen ersten Materialien, welche ich der Akademie nicht im Auszug, sondern im Detail, nur als Facta, vorlege, sehr specielle Schlüsse zu ziehen. Dafs dieselben auf ein bisher nicht bekanntes grolses Massenverhältnils des unsicht- bar feinen Organischen in der Atmosphäre hindeuten, unterliegt keinem Zweifel. Durch diese Zusätze, welche 118 (mit dem Nachtrage 121) Arten umfassen, vermehrt sich die Zahl der bekannten atmos- phärischen kleinsten Lebensformen um 37 Arten, so dafs nun die Zahl der atmosphärischen Organismen im Ganzen 300 Arten übersteigt. In den Umgebungen der an der Cholera Erkrankten sind nur weit verbreitete bekannte Formen, von kieselschaligen Poly- gastern nur Eunotia amphioxys, Gallionella distans und Pinnu- laria borealis vorgekommen, im Ganzen jedoch 38 organische und 2 unorganische, zusammen 40 durch die Atmosphäre getra- gene mikroskopische Formen erkennbar gewesen. 3 Auf dem Brocken und in den Höhen des frei auf grolser Ebene gelegenen Harzgebirges sind auf den kahlen Felsen und anderen Hervorragungen über Bodenfläche und Wald viele der- selben Luftorganismen beobachtet, welche in Berlin die Dächer und Bäume, so wie den Staub der Wohnungen erfüllen. Schon im Jahre 1824 waren in Syrien an der Küste und auf den Höhen des Libanon in ähnlichen Verhältnissen oft die gleichen Formen'). Die Übereinstimmung der Räderthiere ist sehr auffallend, da das Genus Callidina nie bisher im Wasser efunden worden, aber im Dach- und Baummoos selten fehlt, weilen und sogar oft in zahlloser Menge dichtes Leben bildet. In Berlin, im Harz und Syrien 1824 und 1848 gleichartig sind folgende Formen beobachtet: Ü ’on mir auf Glimmer rasch angetrocknetes Blut zeigte mir neulich wieder ie Blutkörperchen in regelmälsiger Form, Gröfse und Farbe. 1) Die im August hier ausgesprochene Vermuthung (s. Monatsb. p. 334), als Callidina elegans zu den atmosphärischen Baummoosthierchen gehöre, st durch die libanotischen Formen nun erwiesen, unter denen es zwar weit rölsere, aber auch ganz ebenso grolse in Mehrzahl giebt. Sie haben mehr als 8, den ganzen Kiefer bedeckende, gleichgrolse Zähne in jedem Kiefer. 376 Difflugia areolata Lithostylidium Amphiodon Eunotia amphioxys Clepsammidium Pinnularia borealis denticulatum > laeve Lithodontium furcatum quadratum platyodon rude rosiratum spinulosum Trabecula x Spongolithis acicularis. Die grofse Mehrzahl auch dieser 121 Formen sind Süls- wasser- und Festland-Gebilde, allein es sind ebenfalls mehrere entschiedene Seeformen dabei. Es sind wieder Textilaria globulosa Rotalia globulosa Spongolithis Fustis robusta und cenocephala. Im Luftstaube vom Gestell der Victorshöhe im Harz fanden sich 2 entschiedene Seeformen Spongolithis cenocephala und ro- dusta, letztere fand sich auch im Staube der Marktpflaumen zu Berlin. Die 2 kalkschaligen Polythalamien Texzilaria und Rota- lia gehören vielleicht wieder der Kreide an, womit die Zimmer geweilst worden sind, doch sind dieselben 2 Arten auch im Moosstaube der Mauern von Beirut in Syrien, wo freilich die Meeresküste sehr nahe ist, und früher schon auch im Passatstaube des atlantischen Oceans angezeigt. Fichtenblüthenstaub ist wieder mannichfach verbreitet (be- sonders reichlich im Staube des oberen Gensd’armen Thurmes B erkannt, wahrscheinlich von früheren sogenannten Schwefel- regen zur Zeit der Fichtenblüthe herrührend, die aber in den Stralsen Berlins gar nicht bemerkt worden sind, vielleicht auch als trockne Wolken sich über die Stadt fortbewegt haben. Die meist glatten Pollenkörperchen sind viel kleiner als die der Pi- nus sylvestris, also nicht von unseren nächsten Nadelholzwäldern, doch denen der Adies excelsa [des Harzes?] ähnlich). Von aufsereuropäischen Formen ist nur Arcella constrict@ bemerkenswerth, welche bisher nur aus Amerika bekannt war (s. das kleinste Leben in Amerika, Abh. d. Akad. 1841 p. 368) und 377 nun auch vom Harz und aus Syrien als atmosphärisch getragene Form hinzu kommt. Aufserdem ist die unter dem Namen Pilus ramosus aufgeführte Form von Pflanzenbaaren, welche im inne- ren Staube eines Schrankes der Thierarzneischule und einem Cholera- Zimmer gleichartig vorgekommen, aber zu keinem der mir bekannten inländischen Pflanzenhaare pafst, vielmehr mit Cactus Haaren ') einige Ähnlichkeit hat, deshalb besonders merk- würdig, weil diese Form ganz gleichartig im rothen Scirocco- Staube der Tyroler Alpen von 1847 vorkommt. Zu den in der Tabelle speciell aufgeführten Untersuchungs- Reihen sind vom Staube und den Niederschlägen im Wasser nie mehr als 5 bis 20, meist aber 10, Nadelknopf grofse Mengen be- nutzt worden, um nicht Mühe und nöthige Zeit allzuhoch zu steigern. Freilich wird demnach jede fortgesetzte Untersuchung die Formenzahl mehren. Sämmtliche genannte Formen sind in Präparaten fixirt und jeder ferneren Vergleichung zugänglich aufbewahrt. Die Möglichkeit dieser so feinen Untersuchungen beruht hauptsächlich auf den 3 von mir allmälig der Akademie ange- zeigten Beobachtungsmethoden. 1) Dem Erfüllen des Nahrungs- Canals auch der kleinsten Organismen mit gefärbten Nahrungs- stoffen, namentlich Indigo. Diese 1830 mitgetheilte Methode gab Anschauung und wissenschaftliche Sicherheit für vollendete selbstständige Organisation. Die 2te 1838 vorgetragene Me- thode war die Benutzung der durchdringenden Kraft der Ter- pentine, namentlich des Canada Balsams für erdartige Verhält- nisse. Durch diese ist es möglich geworden, die Lebensformen der Kreide- und Tripel-Felsen bis in alle ihre einzelnen con- stituirenden Formbestandtheile zu verfolgen und diese namentlich zu verzeichnen. Sie erläutert auch alle Staubarten. Die dritte neueste Methode ist die Anwendung des chromatisch polarisirten Lichtes, nicht wie man es bisher anwendete, um Structurverhält- nisse zu erkennen, sondern um Substanzverhältnisse mit grolser Schärfe zu sondern. Diese letztere Methode verspricht noch einen 2) Auf die Ähnlichkeit mit Cactus- Haaren machte mich der lleilsige Pflanzen- Anatom Hefr Dr. Herrmann Karsten, der in Venezuela war, auf- merksam. Nur sind die Cactus- Haare nicht so fein. ln EN) Ey 2 Lu L El Lu a u a 378 » grofsen Reichthum analytischer Erkenntnifs und hat bereits auch der Zirbeldrüse ') des Menschen, dem öfter vertheidigten und be- strittenen Sitze der Seele ein neues Interesse erweckt! Nachtrag. Da seitdem noch atmosphärischer Staub von der Höhe (etwa 150 Fuls) der Gallerie des südlichen Thurmes auf dem Gensd’armen Markte zu Berlin untersucht wurde, so habe ich mir erlaubt, diese Untersuchungen in der Tabelle noch zuzufügen, hoffend, dafs vielleicht jetzt noch vergleichende atmosphärische Untersuchungen daraus Nutzen ziehen werden. A-betrifft feinen Staub, welcher von mir selbst aus den hohlen Säulchen der äulse- ren Gallerie entnommen ist. B betrifft Staub, welcher in glei- cher Höhe im inneren Raume, dicht unter der Uhr, von einem hölzernen Geländer von mir abgenommen worden ist. In bei- den feinen frei in der Höhe abgelagerten Staubarten fanden sich zusammen 33 Formen, darunter nur 2 unorganische, in beiden Eunotia amphioxys und Pinnularia borealis lebend und in Selbst- theilung. Diese beiden merkwürdigen kieselschaligen Thierchen finden sich aulsen auf den Thürmen, in allen Staubverhältnissen Berlins, auch in den Krankenzimmern, auf dem Harze und in den Cedern des Libanon; sie sind in Europa, Afrika, Asien, Austra- lien, Süd- und Nordamerika als weit verbreitet schon längst ge- nannt, bilden die Hauptmasse des kleinsten Lebens am Kotzebue’s Sund gegen den Nordpol und auf den Cokburns Inseln am Süd- pol (s. Monatsber. 1844. p.192). Sie gehören zu den Hauptfor- men des Passatstaubes und sind in der Hecla-Asche gefunden (s. Monatsber. 1846. p. 152), in den vulkanischen (Tertiär) Tuf- fen der Eifel und im tertiären Polirschiefer von Bilin, welcher unmittelbar auf. der Kreide liegt (l. c. 1846, p. 170), leben auch im Gewässer bei Berlin, nur verhältnifsmälsig sparsam. t) Speciellere vorläufige Mittheilungen über den Zirbeldrüsensand sind in Poggendorffs Annalen der Physik für das Octoberheft abgegeben worden. 379 Novarum specierum diagnosis: 1) Arcella® Globulus, lorica subglobosa laxe venoso -reticulata, venulis granulatis, apertura ampla simplici. Diame- ter — 5”. Habitat Berolini et Potsdami in tegulis et in muscis Hercyniae. 2) — granulata, lorica oblonga hyalina, 4. hyalinae magni- tudine et habitu, superficie non laevi sed granulata. Longit. — 5”. Habitat in muscis Hercyniae rupium summis api- cibus affızis. 3) Difflugia Bructeri, lorica ovata superficie rugulosa, apertura in fine leviter attenuato truncatoque posita integer- rima. Longit. — 5”. Habitat in muscis summas Bructeri rupes vestien- tibus. Quater observata. 4) — cancellata, lorica oblonga obtusa, superficie cellulis | subrotundis (in 4” 5— 6) cancellata, ostiolo con- strieto integerrimo. Longit. — 5”. Habitat cum priore. Semel observata. 5) — ceiliata, lorica ovata, superficie areolata, areolis singu- lis posterioribus cirrhigeris, ostioli parte attenuata, aperturae denticulis 10 — 16. Longit. — 4”. | Habitat frequens in Hercyniae summis montibus. | D. areolatae non cirrhigerae admodum similis. 6) — Seminulum, lorica brevius ovata fusca superficie an- guste et subtiliter areolata simplici, ostiolo lato, sub- } tilissime denticulato aut integro. Longit. — 4-4”. Habitat in Hercyniae summis muscosis saxis. 7) Stephanosira europaea, testulae superficie laevi, margine sub- tiliter ciliato, articulis catenularum 3-4, sin- i gulis testis + — 55” longis, rarissime 4,” la- tis, saepius latioribus quam longis (more Gallio- nellarum). Habitu Gallionellae distanti affınis, americanis formis multo minor. In arborum muscis prope Berolinum. ar 380 8) Lithostylidium annulatum, corpusculo siliceo toruloso, annu- lis elevatis tanquam a latere dentato, denticu- lis oppositis. Longit. — 55” in eaque dentes utrinque s. annuli 6. Z. serpentino affıne. Be- rolini ex are delapsum. 9) — Hemidiscus, corpusculo hemisphaerico, lateris plani margine parumper producto. Diam.— 5". In museis ad Berytum Syriae. 10) — —? corpusculo subquadrato trapezoide, angu- lis spinescentibus, duobus approximatis. Lon- . 1m gıt. ame E Cedris Libani. Z. quadridentatum vocari posset. Callidina rediviva'), corpore fusiformi dilute lateritio, ovis distinctius rubellis, dentibus in singula maxilla duo- 1m a. bus mediis maioribus. Longit. — + Habitat Berolini, in Hercynia et in Syriae Libano. 14) — triodon, corpore hyalino ovis albis, dentibus in sin- gula maxilla tribus mediis maioribus. Longit. — zZ”. Habitat Berolini in tectis. 412) — _ tetraodon, corpore hyalino, ovis albis, dentibus in singula maxilla quatuor mediis maioribus. Longit. Am Side Habitat Berolini in tectis. 13) — hexaodon, corpore hyalino, ovis albis, dentibus in singula maxilla 6 mediis maioribus. Longit. — >”. Habitat Berolini in tectis et arborum muscis, nee non in muscis Cedrorum Libanı. 44) — _ octodon, corpore hyalino ovis albis, dentibus in sin- gula maxilla 8 mediis maioribus. Longit. — >”. Habit. Potsdami in murorum muscis. — _elegans, corpore hyalino, ovis albis, dentibus nume- rosis aequalibus (ultra 8) totam maxillam obtegenti- 1. bus. Longit, — —”. t) Im Monatsbericht 1840 p. 218 ist der sinnentstellende Druckfehler oculis distinclis rubris in ovulis d. r. zu verbessern, da das Genus keine Augen hat, i 381 Habitat Berolini sub arborum musco et in musco Cedrorum Libani in Syria. Specimina nonnulla syriaca eximia magnitudine valde excelluerunt, dentibus congruerunt. Hypsibius Nov. Gen. Xenomorphidarum. 15) Char. Generis: Corpus non scutatum, nudum, annu- latum. Annuli corporis alterni pedibus instructi. Pedum paria 4. Os breviter tubulosum cum capite non appendiculatum. Mandibulae inclusae duae. Oculi nulli. Hemprichii, corpore rufescente laevi nec granulato nec areolato, unguibus pedum quaternis, uno vali- diore, mandibulis tenuibus, ovis hispidis. Magnitudo am 18 Habitat in musco Cedrorum Libani Syriae. Oberhäuseri = Macrobiotus Oberhäuseri Doyere dif- fert corpore rufescente granulato et areolato, ovo- rum superficie granulata laevi. Magnitudo — 5”. Habitat Parisiis et Gryphiswaldiae in musci tecto- rum strato. Oculorum defectu hoc genus ab affıni Macrobioto satis graviter differt. INIUSDORTNIUNN EN, 20 m TR bu > er es ien, il aeri Zweite Übersicht von 121 mikroskopischen Atmosphaerilien, meist vom August, September und October 1848. Harz Libanon Berlin Moos Moos Berlin „TILL TU | mm nn [mm nn „I [ei Thierarznei- | Stern- Cholera- Gens- = si = 5. = Thierarznei- Stern- Cholera- | Gens- schule warte | Wein- | Pfau- Zimmer |Cholera-| d’armen- = S 5 3 3 schule warte Wein- | Pflau- | Zimmer Cholera. d’armen- — trauben-| men- |Bilderstaub [Lazarethh Thurm 3 En 5 —— trauben-| men- |Bjlderstaub |Lazareth Thurm Dach | Schrank | Schrank | Staub | Staub | "—— ——— = (28 Dach | Schrank [Schrank | Staub | Staub | —— In) 1 2 A. | B. = = 1 2 ArEB2 Sept. Sept Sept. Sept. Sept. | Oct. | Oct. Oct. Oct. | Oct. | Aug. | Aug. | Aug. Juli Juli Sept. Sept. Sept. Sept. Sept, Oct, | Oct. Oct. Oct. | Oct. 1848 1848 1848 1818 1818 1848 | 1848 1848 1848 | 1848 | 1848 | 1848 | 1848 1524 1824 1848 1848 1848 | 1848 1848 | 1848 | 1848 | 1818 1848 | 1848 ee a en = BE PoLyGASTRIcA 25, 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 | 11 | 12° | 13 14 15 NEMATOIDEA 1, 1 2 3 4 5 6 7 8 95 100 daS r22 Az 14 15 « pP, $| 7 Arealta N : ; : Rai: : Ra I 2 | Anguillula fluviatilis : ; \ $ 2 | : 5 |kbe I &su]l ranulala . . . . . . B + + 5 alina 5 0 . . 0 . . o + + +? +? EZ 1 vulgaris ö a ö + N . a . ö Q « ö + *Cocconema = 3 o t ö 5 ö ö i + dcarus S% ® “t z “ Difflugia areolata + + + D > +? + + + + x ; x WO ielen £ 2 5 ; i Er, ENOMORPHIDAE 2. x Fi a cancellala D . 2 = : 2 .. & : ’ a *Hypsibius Hemprichü R . N ö G ö . . . . . . Ö 5 + ciliata 5 . . D . o o . . & + ö + *Milnesü lardierad en & ln ? i ; ü R : EI esium tardigradum o a o 9 a . . . . . . Eunotia amphioxys + + + + + + + + + + + + + + I x NSECTA 8, granulata . - + Fragilaria + aber 5 Gallionella distans B +? E . L ö n + e 4 > . + Een Ve LUNG) Ei : x y = > ns es Araneae . . = granulata : . . . 1 5 D b > + R 0 . + 7 * procera ei ö B . 3 5 5 B u n +? + x GES BEH a w . S- E = . 5 Antenna ? . 0 0 B Q . . . ® . ö + Navicula afınis . . = Pil vH 2 Silicula 3 a E tus Neur opteri? j . a D e 5 - Squamula Lepidopteri + Pinnularia borealis + + + ö +| + & 6 + + + + + a + 7 RIGaOR En . . E SB \ 3 ; 2 ei u £ © h ’ 5 & 0 . ö 5 B B ö 0 c + “Surirellz Bifrons : F 3 +? unata e & 3 ci 5 ö . 0 - c . B c ö + Synedra Ulna E 0 . . ‘ . . . . . . ern AvIUM PLUMAR 1. x Kr 1a E : Plumae anserinae B 7 0 x 3 + ® + 6 3 5 2 1 1 2 3 3 8 5 8 Puyrorıtnarıa A0. > = MAMMALIUM Ppırı 2, *4mphidiscus truncatus ö . » . 9 +? Ovium lana + + + + + + Eu + Lithodontium furcatum + 5 + + + . d 0 + + + . . + *Murium pili . + (Lithenteron) nasutum 5 + . + + obtusum . . . + » 5 n B . o ö 0 . + HoNmInuUm ARTE TACTA 1. platyodon + + . + » . . . . 6 + 6 o . + rosiratum + 5 - En + DZ BEE - =r 6 + | + B = + Fibrae coloratae + + + + + zu CE + + Scorpius 5 ö R . h . . D +| . + 2 3 6 4 3 4 4 4 1 . 4 3 2 7 *Lithomesites Pecten . . “ . + . . . . a + PLANTARUM PARTIC. MOLLES 30, *Lithosphaera . . . . ö . 5 H . o . + Lithostylidium Amphiodon a + =E 2 B 5 + + o : + . e + Pollen Pini laeve B ö ö R 5 0 ® . a 9 a + angulosum 2 0 + + ’ . “ . ° + ö . + minus 5 o + . O © + * annulalum + granulatum o n fi . 5 n . D Q + . + x apiculatum ö h z Cedri q ö ö ö e o E n ö B . . a + clavatum . + . + c e B + R 5 + = & R R ö Clepsammidium + h » Q + . © + + Sporangium Fungi biloculare a 0 . . e R ö + * crenatum . . +? . . > . ä + + quadrilocul. & 6 6 curvalum . + multilocul. + + + + + + + ar + + denticulatum + + + + . B + : R + + + *Sporulae Mucedinis 5 5 a o + & . + x Hemidiscus 5 l ’ : 5 o B B 5 2 + "Seminulum quadratum R s Q - h . m e . . . h . . + * Emblema 1 - ö 6 3 7 = 0 + reniforme ® ® B 9 E e . . . . Er . + laeve . = ar + + + . + +] + +| + + + = triquetrum - B . . . . . E - . . =E obliguum . } B 0 + > 5 + » . + Pilus articulatus + + + + D +1 + quadralum + + + + + : + + 9 + + + bulbosus ö + + + + rude + + + + + + + + + + . + + > + Jasciculatus - + . - E + c Ö . + . . == serpentinum + + + = A + + + + + + . + laevis simplex + a + + B + + + + . . . . = Serra sr + . . ze 0 +) + ornithorhamphus + + Er + + + + = “> | - EI E - >E sinuosum b . J ö ä ® . o +) + ramosus + . 6 + spinulosum + + + an 2 « + + + + . + stellatus + spiriferum A, verticillatus . + Trabecula + + + + + + + c + ® + + Cellulae fibrosae . + + . + + + . . + unidentalum + e., linteae + + 5 . 6 + + u 2 ? . F o o 0 o e . . . + amplae parench. 5 . © . + Spongolithis acicularis Er + + + + + 2 + + + . Gr Eu Epidermidis Gram. + + 5 5 . se + cenocephala = ö J 2 R 7 } R = = al. 2 E 2 * A 5 3 + = Cruz + marginal. Gram. molles + . b an en fistulosa . + A. scalares D + Fustis i . 5 + spirales ö 5 n R R + c 5 » 5 62 * Erinaceus + * stellatae solutae 5 . + . . + robusta 0 ; +? 2 ; 7 6 ’ 0 + Pini ocellatae + 5 + o . + | + Thylacium semiorbiculare ? 8 ee 8 12 7 7 5 13 | 10 6 7 7 3 3 2 1 6 10 14 7 19 20 10 3 5 14 8 16 | 13 6 12 14 Organicae parliculae deformes + + + + + + + + + + + + + + + RoTAToRIA 3, en *Callidina elegans 2 ö 2 e): Crystalli globulares ii R * 2. ö. 3 ” : ” _ _ alıı Ze | ae & peiumatet ih Re: ae lee a u D , 5 0 2 virides a + + + + + . . + ı 1zi parliculae deformes + + + + + + + + + +| + +1 + + BE POLYTHALAMIA 2. Quarzi parlieulae def 28 37 27 39 34 310 m21 20 26 | 22 | 30 | 32 | 22 22 7 Teztilaria globulosa + N ; re : 0 D . . . o. Rotalia globulosa - s ; 7 + +? ö e h e . 4» Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen | der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin | | im Monat November 1848. Vorsitzender Sekretar: Hr. Trendelenburg. 2. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Panofka las über die Namen der Vasenbildner in Bezug zu ihren bildlichen Darstellungen. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Biografia del Professore dei Consoni. (Napoli 1845). 8. _ Taddeo dei Consoni, nuovo sistema di Stenografia italiana. Ed. 2. Milano 1829. 8. ‚ della Mnemolecnia, disserlazione. Firenze 1848. 8. Übersandt durch Herrn Giovanni Battista Ghezzi in Leipzig mit- telst Schreibens vom 4. October d.J. Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft bei ihrer Versammlung zu Schaffhausen d. 26. 27. u. 28. Heu- monat 1847. 32. Versammlung. (auch mit dem Titel: 4ctes de la SocietE Helvelique des sciences naturelles etc.). Schaffhau- sen 1847. 8. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern aus dem Jahre 1847. No.105-108. 1848. No.109-134. Bern. g. Die wichtigsten Momente aus der Geschichte der drei ersten Jahr- zehnde der Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft. (auch mit dem Titel: Conp-d’oeil historique ete.) Zürich 1848, 8, mit einem Begleitungsschreiben des Archivars der Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft, Herrn Chr. Christener, d.d. Bern d. 30. Sept. d.J. eı 848. ] 10 1 ; 384 Übersicht der Arbeiten u. Veränderungen der Schlesischen Ge- sellschaft für vaterländische Kultur im Jahre 1847. Breslau 1848. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Präsidiums dieser Gesellschaft d.d. Breslau d. 20. Oct. d.J. Bulletin des seances de la SocidtE Vaudoise des sciences natu- relles. No.17. 8. Joh. Franz Encke, astronomische Beobachtungen auf der Königl. Sternwarte zu Berlin. Band 3. Berlin 1848. Fol. BONES ‚ Berliner astronomisches Jahrbuch für 1851. Berlin 1848. 8. Manuel J. Johnson, astronomical observations made at the Rad- cliffe observatory, Oxford, in the year 1846. Vol.7. Oxford 1848. 8. The quarterly Journal of the chemical Society af London, ed. by Edm. Ronalds. No.3. Oct.1. 1848. London 1848. 8. H. C. Schumacher, astronomische Nachrichten. No. 649 und Titel nebst Register zum 27. Bande. Altona 1848. 4. Kunstblatt 1848. No.50. Stuttg. u. Tüb. 4. A.C. Harris of Alexandria, Fragments of an oration against Demosthenes respecling the money of Harpalus. London 1848. Fol. Letztere Schrift überreichte Hr. Böckh im Namen des Herausgebers und begleitete sie mit einigen Bemerkungen über die von ihm unternommene und in der hallischen allgemeinen Literaturzeitung abgedruckte Herstellung dieser Fragmente, die einer verlorenen Rede des Hyperides angehören. 9. November. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Jacobi las über quadratische Formen und hy- perelliptische Functionen. Hr. Ehrenberg setzte seine Bemerkungen über das soge- nannte Blut im Brote fort. Das Wesentliche daraus ist bereits in den inzwischen erschienenen Bericht des Monats October mit aufgenommen worden. (S. die Sitzung vom 26. October.) Es wurden drei Schreiben, die sich auf den Empfang der akademischen Schriften beziehen, vorgelegt und zwar ein Schrei- } 385 ben des Institut royal zu Amsterdam vom 29. Oct., der Akade- mie der Naturforscher zu Breslau vom 5. Nov. und der Acad£- mie imperiale zu St. Petersburg vom 20. Oct. a. St. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Gay-Lussac, Annales de Chimie et de Physique 1848. Octobre. Paris. 8. H.C.Schumacher, astronomische Nachrichten. No.650. Altona 1843. 4. Kunstblatt 1848. No.51. Stuttg. u. Tüb. 4. 13. November. Sitzung der physikalisch- ma- £ thematischen Klasse. j Hr. Heinrich Rose berichtete über eine Arbeit des Hrn. ; Rammelsberg über die Salze des Lithions. Die Akademie hatte vor längerer Zeit den Verfasser zum Zweck einer Untersuchung gewisser Verbindungen des Lithions & in Anschaffung des erforderlichen kostbaren Materials unterstützt, 1 und er beeilt sich jetzt, der Akademie die erhaltenen Resultate % mitzutheilen. Es war nämlich die Frage zu lösen, ob das Li- ihion, nach Analogie mit den übrigen Alkalien, im Stande sei, E. Schwefelsäure und mit den Erden und Metalloxyden Dop- # pelsalze zu bilden. Denn bisher waren nur Verbindungen von _ phosphorsaurem Lithion mit den Phosphaten des Natrons und der Thonerde mit Sicherheit bekannt, und in Betreff der schwefel- sauren Salze lagen widersprechende Angaben vor. So hatte Ar- ‚fvedson, der Entdecker des Lithions, einen Lithionalaun, d.h. eine Verbindung von schwefelsaurer Thonerde mit schwefelsau- rem Lithion zu finden geglaubt, überzeugte sich jedoch später, nachdem Chr. Gmelin’s Versuche das Gegentheil ergeben hat- ten, dals das von ihm für Lithionalaun gehaltene Salz ‘nichts als Kalialaun war, entstanden durch einen Kaligehalt der zur arstellung des Salzes aus Alaun bereiteten Thonerde. Nichts de- stoweniger hat Kralowanszky sechs Jahre später den Lithion- alaun abermals beschrieben, selbst eine Analyse desselben mit- heilt, wonach er ganz die Zusammensetzung des gewöhnli- hen Alauns haben sollte, dessen Form auch seine Krystalle an- 386 geblich besitzen. Aus der Beschreibung dieser Versuche folgt jedoch keinesweges, dals dem so sei, denn man vermilst mit Recht eine besondere Prüfung des bei der Analyse für schwe- felsaures Lithion gehaltenen Salzes. Da der Lithionalaun nach Kralowanszky noch schwerer löslich als der Kalialaun ist, inso- fern er sich erst in 24 Th. kalten Wassres auflösen soll, so muss es seltsam erscheinen, dafs dieses Doppelsalz nicht mit grolser Leichtigkeit krystallisiren sollte. Der Verfasser hat seine Versuche daher gerade mit der Er- örterung dieses seit 20 Jahren fraglichen Punktes begonnen, und er glaubt mit voller Sicherheit behaupten zu dürfen, dals ein Lithionalaun, wie der von Kralowanszky beschriebene, nicht existirt, und dafs Arfvedson und C. Gmelin durchaus Recht haben. Er hat seine Versuche vielfach modificirt, sowohl was Concentration, Neutralität oder saure Reaktion der Flüssigkeit, als auch die Temperatur beim Verdunsten betrifft, aber niemals ei- nen Litbionalaun erhalten können. Ebensowenig war ein Zusatz von Alkohol im Stande, die gesuchte Verbindung abzuscheiden. Der Verfasser versuchte neue Doppelsalze von schwefelsau- rem Lithion mit anderen schwefelsauren Salzen darzustellen, und wandte zu dem Ende Sulfate von Talkerde, Zinkoxyd, Nickel- oxyd, Kobaltoxyd, Mangan-, Eisenoxydul und Kupferoxyd an. Das Lithionsalz und das betreffende Sulfat wurde zu etwa gleichen Aequivalenten gemeinschaftlich aufgelöst, und diese Auflösungen theils an sich, theils nach Zusatz von etwas Schwefelsäure zu kry- stallisiren versucht. In keinem einzigen Versuche wurden deut- liche Anzeigen eines entstandenen Doppelsalzes erhalten, wohl aber stets Abscheidungen der einzelnen Salze, so dafs diese in- nerhalb der Dauer eines halben Jahres gewonnenen Erfahrungen zu dem negativen Resultat führen, dals ähnliche schwefelsaure Doppelsalze, wie wir sie beim Kali, Natron und Ammonium- oxyd kennen, beim Lithion nicht erhalten werden. Dagegen hat sich der Verfasser bemüht, einen anderen nicht minder interessanten Theil der chemischen Verhältnisse des Li- thions genauer zu untersuchen, nämlich die phosphorsauren Salze, eine Arbeit, welche sich an eine bereits früher der Akademie vorgelegte über das phosphorsaure Natron - Lithion | 387 anreiht #*). Er unterwirft die erhaltenen Resultate, von denen das Folgende ein kurzer Auszug ist, dem Urtheile der Akademie. Abgesehen von dem oben erwähnten Natron - Doppelsalze sind alle bisherigen Angaben über die Verbindungen zwischen Phosphorsäure und Lithion sehr wenig zahlreich und durchaus _ nur qualitativer Natur. Es fehlt ihnen jede analytische Bestim- mung. €. Gmelin und Berzelius sind die einzigen Chemiker, j welche hierhergehörige Data anführen. Ohne dieselben zu wie- _ derholen, folge hier sogleich eine Übersicht der vom Verf. er- langten Resultate. Die gewöhnliche (sogenannte dreibasische) Phosphorsäure bildet mit dem Lithion mindestens drei verschiedene Salze, näm- lich das mit 3 Atomen Lithion, Li’P, eine Verbindung von die- sen und dem Salze mit 2 At. Lithion und 1 At. basischem Was- ers, L’P + (Li?H)P, und endlich das Salz mit 1 Atom Li- thion und 2 At. basischem Wasser, (Li,H?)P. Drittelphosphorsaures Lithion, Li’P, erhält man, FR zu einer sauren Auflösung von essigsaurem Lithion phos- _ phorsaures und freies Ammoniak, oder wenn zu der neutralen ; Auflösung von jenem nur phosphorsaures Ammoniak gesetzt wird. - Ebenso scheidet es sich ab, wenn kohlensaures Lithion mit Was- ser und einem geringen Überschuss von Phosphorsäure erhitzt _ wird, in welchem Falle einfach phosphorsaures Lithion aufge- löst bleibt. Es bildet ein krystallinisches Pulver, löst sich in ‚833 Th. Wasser von 12° €. auf, schmilzt beim Erhitzen nicht, und fällt vor und nach dem Glühen die Silbersalze rein gelb. Es enthält 1 Atom Krystallwasser, welches vor dem Glühen entweicht. Die Verbindung von drittel- und halb phosphor- saurem Lithion bildet sich, wenn man Chlorlithium mit phos- phorsaurem Ammoniak fällt. Der krystallinische Niederschlag ent- hält kein Ammoniak. Er ist in 200 Th. Wasser löslich, den Analysen zufolge enthält er 3 At. Wasser, von denen bei 100°2, bei 200° aber % entweichen, so dafs dann schon die Hälfte des Halbphosphats in Pyrophosphat verwandelt ist. *) Monatsberichte der Akademie v. J. 1845. S.235. 388 In diesem Salze enthält die Säure 2 mal so viel Sauerstoff als das Lithion, allein man darf es nicht als eine Verbindung von 5 At. Lithion und 2 At. Phosphorsäure ansehen, sondern muss es als ein Doppelsalz betrachten, Li? P + (Li?H)P+2H, worin das eine Glied an der Stelle von 1 At. Lithion 1 At. basisches Wasser enthält, obwohl dasselbe bis jetzt nicht für sich bekannt ist, indessen dem gewöhnlichen phosphorsauren Natron entspricht. Ein ähnliches Doppelsalz existirt unter den Kalksalzen, künstlich durch Fällung darstellbar, und auch in den Knochen enthalten, Ca® P? d.h. 2 Ca? P + (Ca®H)P, denn es muls nothwendiger Weise 1 At. basisches Wasser enthalten. Das einfach phosphorsaure Lithion endlich, d. h. das Salz, in welchem die Säure 5 mal so viel Sauerstoff als das Li- thion enthält, erhält man: 1, wenn man das Drittelphosphat in einer starken Säure auflöst, den Überschuls derselben verdampft, und den Rückstand auflöst und krystallisiren lälst; 2, wenn man kohlensaures Lithion mit überschüssiger Phosphorsäure erhitzt, und die vom Drittelphosphat getrennte Flüssigkeit abdampft; 3, wenn neutrales essigsaures Lithion in aufgelöster Form mit Phos- phorsäure abgedampft wird. Es bildet gröfsere, an der Luft zerflielsliche, leicht lösliche Krystalle; seine Auflösung reagirt sauer, fällt die Silbersalze gelb, Chlorbaryum aber erst auf Zusatz von Ammoniak. Bis 100° erhitzt, verliert es nichts; in höherer Temperatur geht Wasser fort, und im Glühen schmilzt es zu einem klaren Glase, metaphosphorsaurem Lithion, dessen Auflösung Chlorbaryum so- gleich, und die Silbersalze weils fällt. Es enthält etwa 18 p.C. oder 2 At. Wasser, von denen es bei 200° die Hälfte verliert, und zu Pyrophosphat wird. 16. Novbr. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. E. Dirksen las über die Ehegelöbnisse nach den Bestimmungen einzelner Ortsrechte im Bereiche der römischen Herrschaft. | j 389 An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Norges gamle Love indtil 1387, udgivne ved R. Keyser ogP. A. Munch. Bind 2. Christiania 1848. 4. Speculum regale. Konungs-Skuggsjd. Konge-Speilet et philoso- phisk-didaktisk Skrift, forfattet i Norge etc. af det tolfte Aarhundrede. ib. eod. 8. Nyt Magazin for Naturvidenskaberne. Udgives af den physiogra- phiske Forening i Christiania. Bind 5. Hefte 4. ib. eod. 8. Mart. Nissen, Norsk Bog-Fortegnelse. 1814-1817. ib. eod. 8. Fortegnelse over den Tilvaext, som det Kgl. Frederiks Universi- teis Bibliothek har erholdt i Aaret 1847. ib. eod. 8. Im Namen des akademischen Senats der Königl. Universität zu Christiania durch den Secretair derselben, Herrn Chr. Holst mittelst Schreibens vom 10. Oct. d. J. übersandt. Revue archeologique. 5. Annee. Livr.7. 15 Oct. Paris 1848. 8. Kunstblatt 1848. No.52 53. Stuttg. u. Tüb. 4. 93. Novbr. Gesammtsitzung der Akademie, Hr. Dove las unter Vorzeigung der dazu gehörigen Char- ten über die Isothermen des Januar und July und ihre Übergänge in einander in den zwischenliegenden Mo- N a Ze naten. Die Vorarbeiten, auf welche sich die entworfenen Charten gründen, sind in den Abhandlungen der Akademie abgedruckt. Sie beziehen sich auf die Nothwendigkeit die nicht periodischen und Jie periodischen Veränderungen zu eliminiren. ae 1 u a Die Temperatur eines Monats fällt in einzelnen Jahren sehr verschieden aus. Ihr wahrer Werth kann also nur aus langen EEE WRETERWORNNE _ Jahresreihen ermittelt werden, welche für so wenige Beobach- _ tungsorte vorhanden sind, dafs, wollte man sich auf diese be- schränken, der Punkte zu wenige sein würden, durch welche Linien gleicher Wärme gelegt werden können. Es mulste da- her auf ein Mittel gedacht werden die Beobachtungen, welche nur wenige Jahre umfassen, so zu verbessern, dals sie für Mit- tel längerer Zeiträume gelten können. Dies würde nicht mög- lich sein, wenn die Abweichungen einzelner Jahre ganz lokal aufträten. Ob dies der Fall sei, mufste daher zunächst ermittelt werden. 390 In vier Abhandlungen „über die nicht periodischen Verän- derungen der Temperaturvertheilung auf der Oberfläche der Erde” wurden für einen Zeitraum von 115 Jahren nämlich 1729- 1843 der thermische Witterungsgang bestimmt. Aus mehrere Jahre umfassenden Zeiträumen wurden nämlich gleichzeitige Be- obachtungssysteme gebildet und die Abweichungen der Monate der einzelnen Jahre von diesen vieljährigen Mitteln abgeleitet. Daraus ergab sich, dafs alle erheblichen Abweichungen nicht ver- einzelt auftreten, dafs vielmehr derselbe Witterungscharacter über grolse Erdstrecken verbreitet ist und zwar in der Weise, dals die Anomalie an einer bestimmten Stelle als Maximum hervortritt, sich dann immer mehr vermindert und durch Stellen, wo die Ver- hältnisse normal sind, in ein entgegengesetztes Extrem übergeht, welches das erste in der Weise ergänzt, dals die zu einer be- stimmten Zeit des Jahres auf der Erde verbreitete Summe eine constante Gröfse ist, dals aber in verschiedenen Jahren die Werthe, welche diese Summe bilden, sehr verschieden vertheilt sind. Da- durch wird es also möglich die Beobachtungen weniger Jahr- gänge eines bestimmten Ortes zu verbessern, da man den in allen einzelnen Jahren an bestimmten Stellen vorwaltend gewesenen Witterungscharacter kennt, und daher aus den Abweichungen einiger Normalstationen, für welche sehr lange Reihen vorban- den sind, den quantitativen Werth der anzubringenden Verbesse- rung ermitteln kann. Die vierte Abhandlung enthält für funfzehn solcher Normalstationen die berechneten Correctionselemente. Diese Stationen sind Madras, Palermo, Mailand, Genf, Wien, Regensburg, Stuttgard, Karlsruhe, Berlin, Kopenhagen, Torneo, London, Kinfauns Castle, Zwanenburg, Paris, Salem, Albany, Gothaab und Reykiavig. Zugleich enthalten diese 4 Abhand- lungen das vollständige Beobachtungsmaterial von 700 Stationen, die Monatsmittel in einzelnen Jahrgängen. Die zweite nothwendig an den Beobachtungen, insofern sie nicht stündlich gemacht wurden, anzubringende Verbesserung ist die Elimination der täglichen Veränderung, um die zu bestimm- ten Tagesstunden angestellten Beobachtungen auf wahre Tages- mittel zurückzuführen. Die dazu erforderlichen alle Tagesstun- den und die gewöhnlichen Combinationen derselben umfassenden Reductionstafeln für 29 Stationen finden sich in der Abhandlung e 391 „über die täglichen Veränderungen der Temperatur der Atmo- ’ spbäre”. Diese Stationen sind: Rio Janeiro, Trevandrum, Madras, Bombay, Frankfort Arsenal, Toronto, Rom, Padua, Kremsmün- ster, Prag, Mühlhausen, Halle, Göttingen, Salzuflen, Brüssel, Ply- mouth, Greenwich, Leith, Apenrade, Christiania, Drontheim, Hel- singfors, Petersburg, Catharinenburg, Barnaul, Nertchtinsk, Ma- toschkin Schar, Karische Pforte, Boothia felix. Es kam nun noch darauf an aus den einzelnen Jahrgängen die Nonatsmittel vieljähriger Zeiträume zu ziehen. Die Tempe- raturtafeln im letzten Bande unserer Memoiren enthalten dies für 900 Stationen und zwar die Monatsmittel, die der Jahreszeiten und des Jahres direct wie sie aus den Beobachtungen folgen, ohne Verbesserung für die tägliche Veränderung. Diese Tafeln sind auch in Fahrenheitscher Skale berechnet worden und in dem Report of the seventeenth meeting of the British Associa- tion held at Oxford 1847 veröffentlich worden. Seit der Ver- öffentlichung dieser Arbeit sind noch mehrere Stationen hinzu- gekommen, für andere die Mittel aus längere Reihen bestimmt worden. Endlich war es noch nöthig die weiten Lücken zwischen den Stationen auf den dieselben bespülenden Meeren durch Bestimmungspunkte auszufüllen. Diese Arbeit ist äufserst zeit- raubend, da die einzelnen Schiffsbeobachtungen in der Regel nicht einmal zu Tagesmitteln zusammengezogen sind, und aufser- dem jedesmal der mittlere Ort des Schiffes aus der sich stets ändernden Länge und Breite zu bestimmen ist. Nur in Beechey narrative of a voyage to the Pacific and the Beerings Strait, einem wahren Muster in Beziehung auf Redaction, ist dies ge- schehen. Aufserdem sind folgende Werke benutzt worden: die United States Exploring Expedition, in welcher der besondre me- teorologische Appendix noch nicht erschienen, wo also nur Text Notizen benutzt werden konnten, James Ross a voyage of dis- covery and research in the southern and antarctic regions, Du- mont d’Urville voyage au Pol Sud et dans lOceanie sur PAstrolabe et la Zelee. Diese drei Werke und Glerk daily ab- stract of meteorological observations made on board of the Pa- goda, so wie King and Fitzroy narrative of the surveying voyages of the Adventure and Beagle describing their examina- 392 e tion of the southern shores of South America haben es möglich gemacht, die Isothermen der südlichen Halbkugel weiter zu er- mitteln als noch vor Kurzem möglich war und dadurch eine genäherte Bestimmung der Temperatur der südlichen Erdbälfte zu erhalten. Aulserdem wurden folgende Journale benutzt: Vail- lant voyage autour du monde sur la Bonite, du Petit Thou- arsvoyage autour du monde sur la Venus, Duperrey voyage autour du monde sur la Coquilie, Freycinet voyage autour du monde sur "Uranie ei la Physicienne, besonders von reicher Ausbeute für die tropische Gegend, ferner Lütke voyage autour du monde sur le Seniavine, Meyens Reise um die Erde, Rafaele de Cosa corsi di osservazioni meteorologiche fette nella zona torrida a bordo del Fesuvio, Hasskarl meteo- rologische Waarnemigen op drie Reizen van en naar de Oost- indien, ein Journal von Dieffenbach auf einer Reise von Eng- land nach Neu Seeland und von Schaeyer von England nach Australien, Reynolds voyage of the Potomaec during the eir- cumnavigation of the globe und die Beobachtungen auf dem Krot- koi in Ermans russischen Archiv. Von älteren Reisen endlich die von Peron und Baudin, la Perouse, Dentrecasteaux, Lisianski, Krusenstern, Chamisso und Journale von Lawson, Peters, Newbold. Wenn auch wegen der geringen Veränderung der Tempe- ratur auf der weiten Fläche des Meeres die Beobachtnngen selbst kürzerer Zeiträume annährende Resultate geben, so schwindet doch der Reichthum von Beobachtungen, über den man zu gebieten glaubt, bei näherer Ansicht äulserst zusammen, denn so wie auf dem Festlande Beobachtungsstationen sich an bestimmten Punk- ten unnöthiger Weise znsammendrängen, so giebt es auf dem Meere viel befahrene Stralsen neben weiten Strecken, die fast nie besucht werden. Aufserdem hat die Jahreszeit hier den we- sentlichsten Einfluls, da die herrschenden Winde bestimmen, wann der Seefahrer eine bestimmte Fahrt am günstigsten unter- nehmen kann. Hingegen haben die Schiffsbeobachtungen den Vorzug, dafs man der Reduction auf die Meeresfläche enthoben ist, die oft bei Landstationen äufserst unsicher wird. Auf dieses Material gründen sich die zwei in der Äquato- rial- und Polarprojection vollständig ausgeführten Charten des Januar und Juli, für den Januar von 4 zu 4 Graden R., für den en I A EEE EEEETETEEEEIDUEERNENENEEZEETU N 393 Juli von 2 zu 2. In diesen Monaten können die Seefahrer ent- weder auf der südlichen oder auf der nördlichen Erdhälfte sich den Polen am meisten nähern, daher kann die Untersuchung in die höchsten Breiten hinaufgeführt werden. Zugleich stellen sie die Extreme des Unterschieds der Temperaturvertheilung in der jäbrlichen Periode dar, zwischen welche sich die andern Mo- nate, von denen die Zeichnungen in der Äquatorialprojection ebenfalls vorlagen, als Mittelstufen einschalten. Aufser den Linien gleicher Wärme sind noch andere gezogen, welche thermische Normalen genannt werden können. Sie sind das für die Ver- theilung der Wärme, was die Linien ohne Abweichung für die magnetische sind. Wie verschieden nämlich auch unter dersel- ben geographischen Breite die Temperatur unter verschiedenen Längen sein mag, so hat doch jeder Breitenkreis eine bestimmte mittlere Wärme, welche sich durch graphische Interpolation zwischen den entworfenen Isothermen finden lälst. Ein Ort nun, dessen Temperatur der mittleren seiner geographischen Breite entspricht, besitzt eine normale Temperatur, alle, deren Tempe- ratur geringer ist, sind relativ kalt, alle, deren Temperatur höher ausfällt, relativ warm. Rechnet man alle Orte, die im Winter zu warm, im Sommer zu kühl sind, dem Seeklima zu, die hin- gegen, welche im Winter zu kalt, im Sommer zu warm sind, dem eontinentalen, so bilden die thermischen Normalen die Grenz- linien des See- und Continentalklimas. Die Charten der einzel- nen Monate lassen dann beurtheilen, ob ein Ort stets nur einer dieser Formen angehört, oder ob er im Jahre seine Rolle ver- tauscht. Es ist bekannt, dafs die höchste Winterkälte nach Nord- asien und Nordamerika fällt. Bei Vergleichung der thermischen Normalen für den Januar ergab sich, dals diese beiden kälte- sten Stellen einen zusammenhängenden kalten Fleck bilden. Es fand sich nämlich, dafs die Grenzen an der Westküste von Ame- rika und der Ostküste von Asien in dem Beeringsmeer zusam- mentreflen, und dafs die beiden andern Grenzen, da, wo sie sich nicht weiter nach Norden verfolgen lielsen, genau nach dem Pole hinweisen. Nun liegt aber in der Natur der Sache, dafs eine thermische Normale durch den Pol hindurchgehen mufs, denn da er in sich alle geographischen Längen vereinigt, so 394 mufs er der Bedingung ein Punkt normaler Temperatur zu sein, nothwendig entsprechen. | Ganz Europa fällt im Januar in den warmen Raum, denn die thermische Normale ist fast genau die Scheidelinie zwischen Europa und Asien. Auch Grönland liegt darin, aber nur der schmale Kiüstensaum von Nordamerika am stillen Meer jenseits der Andes und Rocky Mountains. In der tropischen Gegend ist überall das Meer im Winter wärmer, daher bildet das Innere von Afrika eine isolirte kalte Stelle im Gegensatz zu dem war- men Westindien und den Küstenländern des indischen Meeres und grolsen Oceans. Java und die Sundainseln haben daher dann im Gegensatz zu Westindien und Polynesien ein Continental- klima. Hingegen wird dieser Name unpassend, wenn man Orte zu verschiedener Breite vergleicht. Es würde barock klingen, wenn man sagte, Moscau liegt im Seeklima, hingegen Singapore und Batavia im continentalen. Entsprechend der Gestalt der kalten Räume haben alle Iso- thermen im Januar ihre Längenachsen von Amerika nach Asien hin in einer Linie, die von der Mitte Nordamerikas jenseits des Pols nach der Mandschurei geht. Der furchtbaren Kälte von Jakutzk im Januar entspricht kein ebenso kalter Punkt in Nordamerika. Will man also für diesen Monat zwei Kältepole annehmen, so mufs man ihnen ver- schiedene Intensität beilegen. Nothwendig ist dies aber nicht. Der Verlauf der Curven scheint vielmehr dafür zu sprechen, dafs der kälteste Raum eine zusammenhängende schmale Stelle ist von Jakutzk nach Neusibirien hinauf. Aber, kann man sagen, wie ist es möglich, dafs wenn die Jahresisothermen sich um zwei getrennte Kältepole schlingen, diese nicht auch in den einzelnen Abschnitten des Jahres her- vortreten. Dagegen kann bemerkt werden, dafs die Untersuchung sich nicht mit gleicher Strenge bis in die höhern Polargegenden für alle einzelnen Monate durchführen lälst, und dafs aulserdem etwas im jährlichen Mittel richtig sein kann, welches in keinem einzelnen Abschnitt des Jahres Realität hat. Folgendes Beispiel wird dies erläutern. Eine Anhäufung des Landes erhöht unter den Tropen bei senkrechtem Sonnenstande die Wärme so, dafs alle Continen- 395 talmassen dann Temperaturen zeigen, welche auf dem Meere nirgends sich finden. Sind diese Continentalmassen nun auch im Winter kühler als das Meer, so ist diese Abkühlung doch nicht so grols als jene unverhältnilsmälsige Erwärmung. Das gesammie Jahresmittel continentaler Massen in der tropischen Zone fällt daher höher aus, so dafs die Linie höchster Jahreswärme nicht auf den Äquator fällt, sondern wegen der weiten Ausbreitung Afrikas nördlich von ihm. Wir wollen uns nun vorstellen, dafs zwei feste Ringe in einer bestimmten Entfernung einen flüssigen Äquator einschlössen, wir würden dann in Beziehung auf die Jahreswärme zwei heilseste Linien erhalten, dennoch würde, we- der wann die Sonne über der Nordhälfte, noch wann sie über der Südhälfte steht dies in der That stattfinden, denn die Som- merwärme des nördlichen festen Ringes ist gleichzeitig mit der grölsern Winterkälte des südlichen, während das Äquatorialmeer mit seiner Temperatur sich zwischen beide einschaltet. Es geht daraus hervor, wie wenig man berechtigt ist von der mittleren Vertheilung der Wärme im Jahre einen Schlufs zu ziehen auf die seiner einzelnen Abschnitte, ja es läfst sich im Gegentbeil behaupten, dals die Jahresisothermen erst durch die monatlichen erläutert werden und dals eben deswegen alle Be- mühungen ihre Gestalt unmittelbar auf die Configuration der Continente zurückzuführen, erfolglos geblieben sind. Die gewöhnliche Abtheilung der Erde in zwei Hemisphä- ren durch den Meridian von Ferro giebt zugleich die beiden Äquatorialansichten der gröfsten Land- und Wassermasse. Be- rechnet man von 10 zu 10 Grad die Temperatur der halben Breitenkreise dieser Land- und Seehälfte, so findet man für alle Breiten 70° ausgenommen die Osthälfte, wegen der überwiegen- den Landmasse, kälter als die Westhälfte. Dieser Unterschied nimmt nach dem Äquator hin immer mehr ab. In der tropischen Zone erfolgt die Wärmeabnahme nach Norden bin sehr regelmälsig. Auf der östlichen Hälfte wird sie zwischen 0 und 30° genau dargestellt durch die Gleichung: (£ in Reaum. Graden) t.= 2lcos 2x wo x die Breite, auf der westlichen sehr annährend zwischen 0 und 40 durch: t.—= 21.4 cos(2x — 7). 396 Es ist nicht gelungen, eine allen Breiten sich anschliefsende Formel zu finden, in der Breite von 30° und 40° werden die Abweichungen immer erheblich. Der Grund ist leicht ersicht- lich, denn in Nordamerika biegt bier der Golfstrom von Ame- rika ab und fliefst nach den Azoren hinüber, in Asien erhebt sich das Hochland aus dem Tiefland des Ganges. Daher ist hier ein plötzlicher Sprung in der Temperaturabnahme. Als allge- meine Formel schliefst sich für den Äquator und höhere Breiten noch am besten an: = — 24.5 +45.5 005?x für niedere Breiten noch näher: = — 24 + 45 cos? x die Temperatur wird demnach 245 unter dem Frostpunkt. Für die Osthälfte der südlichen Erdhälfte bis 40° gilt die For- mel: = —5 + 26.2 008’ (x — 5). Für die Polargegenden bleibt immer eine Unsicherheit, die aber von geringer Bedeutung ist, wenn. es sich um die Bestimmung der mittleren Temperatur einer ganzen Erdhälfte handelt. Eine annähernde Bestimmung wurde dadurch erbalten, dafs die mittlere Temperatur der Zonen berechnet wurde zwischen O0 und 10, 10 20 Breite u.s.f. und dabei so weit die Beobachtungen reichten die empirischen Werthe unmittelbar angewendet wurden, für die höchsten Breiten die durch Jnterpolationsformeln gefundenen. Wenn demnach diese Bestimmungen nur als eine erste Annähe- rung gelten können, so scheinen sie doch sicherer als die bis- her angewendete ganz willkührliche Methode, dafs man auf einem beliebigen Meridian fortging und daraus die mittlere Tempera- tur des Poles bestimmte. Später sollen diese Werthe dadurch verbessert werden, dals die Temperaturen der Ost- und West- hälfte vermittelst der Besselschen Formel zu einem Ganzen ver- bunden werden und indem die Form der Function unbestimmt gelassen wird, durch Hinzufügen von Gliedern die empirischen Werthe so nahe als möglich, durch die Formel wiedergegeben werden. Als vorläufge Werthe findet sich: Jan. Nordh. 7°5 Südh. 12.2 Erde 9.9. 397 Hingegen für den Juli Nordh. 17°3 Südh. 9.6 Erde 13.5. Die Temperatur der Erde nimmt daher vom Januar bis Juli um volle 34 Grad zu. Bestimmte man die mittlere Temperatur der Erde zunächst als Mittel des Januar und Juli, so würde sie 11.7, die der Nordhälfte 12.4, der Südhälfte 10.9. So wie, wenn wir nach Süden reisen, nördliche Gestirne untersinken, südliche über den Horizont sich erheben, so überblickt die Sonne bei ihrer jährlichen Bewegung, wenn sie in andere Zeichen tritt, immer andere Theile der Erdoberfläche. Diese ist eine mannigfach ge- staltete, die Wirkung auf sie daher eine stets sich ändernde, denn die auf die Erdoberfläche fallende Sonnenwärme wird ver- wendet zur Temperaturerhöhung der Substanzen, welche ihren Agregatzustand nicht verändern, und sie wird im Schmelzungs- prozels des Eises und im Verdampfungsprozels des Wassers ge- bunden. So wie die Sonne von ihrer nördlichsten Abweichung in südliche Zeichen tritt, wird wegen des immer steigenden An- theils der flüssigen Grundfläche ein desto gröfserer Antheil ihrer Wärme gebunden, daher jene grofse periodische Veränderung der Gesammttemperatur der ganzen Erde. In diesen Verhältnissen scheint ein wichtiges Moment des Bewegungsmechanismus der gesammten Atmosphäre zu liegen, die Bedingung nämlich eines periodischen Überganges der Was- serdämpfe in den Zustand des Tropfbaren. Der Kreislauf des Flüssigen, dieser wesentliche Hebel alles vegetativen und anima- lischen Lebens erscheint auf diese Weise nicht mehr gebunden an lokale Abkühlungen, an die Vermischung ungleich temperirter Luftströme, sondern in der unsymmetrischen Vertheilung der fe- sten und flüssigen Massen auf beiden Erdhälften liegt die in- nere Nothwendigkeit, dals der Wasserdampf, der sich vom Herbst- äquinoctium bis zum Frühlingsäquinoctium über der südlichen Erdhälfte in überwiegendem Maafse entwickelt, in der andern Hälfte des Jahres zur Erde als Regen und Schnee zurückkehrt. So erscheint der wundervolle Gang der mächtigsten Dampfma- schine, die wir kennen, der Atmosphäre dauernd geregelt. 398 Man beklagt sich oft darüber, dafs alle physikalischen Qua- litäten auf der Oberfläche der Erde so unregelmäfsig vertheilt sind, diese Unregelmäfsigkeit ist, wie wir sehen, das Erhaltungs- princip des gesammten Erdlebens. Es ist wahrscheinlich, dafs die nördliche Erdhälfte überwie- gend der Condensator dieser Dampfmaschine ist, die südliche ihr Wasserresevoir, dals die Regenmenge auf der nördlichen Erdhälfte daher bedeutender als auf der südlichen, und dafs ein Grund der höhern Temperatur der Nordhälfte eben darin liegt, dafs die auf der südlichen Erdhälfte gebundene Wärmemenge auf der nördlichen in den mächtigen Niederschlägen frei wird. Sind aber alle diese Erscheinungen wesentlich an die Ver- hältnisse des Festen und Flüssigen zu einander geknüpft, so müs- sen sie ganz andere gewesen sein, wenn diese Verhältnisse an- dere waren. Haben sich, wie die Geognosie lehrt, die festen Massen nach einander aus ihrer flüssigen Bedeckung erhoben, so müssen als Folge solcher Veränderungen die atmosphärischen Verhältnisse sich wesentlich verändert haben. Im Allgemeinen mufs das Hervortreten neuer fester Masse ein bestimmtes Quan- tum des vorhandenen Wasserdampfes condensirt haben, da der Antheil der latenten Wärme sich verändert hat, aber die Stelle, an welcher sich die feste Masse erhob, muls hier von der grö- [sten Bedeutung sein. So würden die geognostischen Revolu- tionen der Erde atmosphärische bedeutende Convulsionen zur secundären Folge gehabt haben, bis die Bewegungen der Atmo- sphäre sich der neuen Gestaltung ihrer Grundfläche angepalst ha- ben. Die Temperatur der ganzen Erdoberfläche muls sich im Allgemeinen bei jeder Vermehrung des festen Areals vermehrt haben. Kehren wir zu der jährlichen periodischen Veränderung der Temperatur der ganzen Erdoberfläche zurück, so kann es auf- fallen, dafs sie gröfser sein soll als die der südlichen Erdhälfte allein, denn sie beträgt 34° für die ganze Erde, und nur 2%6 für die südliche, hingegen 9°8 für die nördliche. Es leuchtet ein, dals nur die letzten beiden Grölsen mit einander verglichen werden können, nicht aber die erstere mit den beiden letztern. Denn die periodische Änderung der südlichen und nördlichen Erdhälfte stellt für sich den Gegensatz dar, welchen die verän- 399 derte Mittagshöhe der Sonne in der jährlichen Periode über ei- ner vorwaltend festen oder flüssigen Grundfläche hervorbringt; hier ist also die Grundfläche constant, die Bedingung der Inso- lation hingegen verschieden. Die periodische Veränderung der Temperatur der ganzen Erde entsteht hingegen dadurch, dafs für gleichbleibende Einstrahlungsbedingungen die beleuchtete Grund- Näche sich periodisch ändert. Gehen wir nun näber darauf ein, wie sich die Lage und Gestalt der Isothermen vom Januar zum Juli hin verändert. Die concaven Scheitel der Januarisothermen fallen in Ame- rika mitten in den Continent hinein, in der alten Welt mehr nach der Ostküste, wenn auch in das Innere des Landes, die convexen Scheitel hingegen anf die zwischenliegenden Meere. Steil erheben sich die Curven von Labrador nach Spitzbergen hinauf und stürzen dann vollkommen senkrecht an den europäi- schen Küsten herab, ja von Norwegen bis Novaja Semlja haben sie nach Osten hin überhängende Scheitel. Der nachhaltige Ein- Aufs des Golfstroms ist hier unverkennbar. Von Philadelphia an geht die Nulllinie quer über die Neufundlandsbank durch den südlichen Theil von Island zum Polarzirkel hinauf, den sie im Meridian von Brüssel erreicht, und geht dann vollkommen senk- recht in der Richtung des Meridians bis nach Holland hinab, wo sie sich erst nach dem Balkan hin in südöstlicher Richtung wen- det. In der Mitte des schwarzen Meeres beginnt sie ihren öst- _ lichen Lauf, und steigt dann erst in der Mitte von Corea nach den Aleuten hinauf, um längs den Rocky Mountains bis in die Breite von Palermo hinabsinken. Daher findet man, wenn man im Januar von den Schetlands Inseln an der Ostküste von England nach dem Canal hinabgeht, überall dieselbe Wärme, mit jedem Schritt nach Westen wird es wärmer und nicht unerheblich, denn die Westküste von Irland und die äufserste Spitze von Corn- wallis liegt jenseits der Linie von 4° R. Noch auffallender sind die Verhältnisse in Scandinavien. Die südlichen Theile von Nor- wegen sind durch das vorliegende Grofsbrittanien mehr gegen den Einfluls der warmen Meeresströme geschützt, als die nörd- lichen. Daher wird es wärmer, wenn man im Januar von Nord- botten nach Finnland d. h. von Süd nach Nord reist. Am Nord- cap sind die Südostwinde dann die kältesten. Eine ähnliche 10* 400 Scheidewand wie die scandinavischen Alpen bilden in Amerika die Rocky Mountains. Mit der Annäherung an die Tropen verflachen sich die Curven. Die Isotherme von 16° entspricht fast genau in ihrem Verlauf dem Wendekreis, ihre concaven Scheitel in Afrika und Hinterindien mit einem zwischenliegenden convexen in Vorder- indien sind unbedeutend. Die Scheidelinie der Temperatur beider Hemisphären von 21° ist nur bei den Gallopagos einfach, sie spaltet sich sogleich nach beiden Richtungen und umschlielst einen zusammenhängenden wärmsten Raum, der sich im atlantischen Ocean eng zusammen- schnürt, aber in Südamerika, dem indischen Ocean und der äquato- rialen Inselwelt jenseits Australien seine gröfste Breite erreicht. Nur ausnahmsweise z.B. an der Nordküste von Australien tritt hier die Temperatur von 22° hervor, aber nicht als zusammen- hängende Curve. Dals der heilseste Raum hier im indischen Ocean am weitesten auf die Südhälfte der Erde übergreift, dafs er zugleich hier die höchste Temperatur erreicht, sind die Gründe dafür, dafs hier der Nor.dostpassat zum Nordwestmonsoon wird. Von 70° N. B. bis 70° S.B. sind also die grölsten Unter- schiede der mittleren Monatswärme im Januar 54° R. Der thermische Äquator fällt mit Ausnahme von Columbien und Gui- nea überall auf die Südhälfte der Erde. Aber südlich von ihm liegen bis zur Breite von 70° nur 22 Isothermen von 1° R., nördlich 54. Die Isothermen der Südhälfte der Erde haben das Eigen- thümliche, dafs sie in der heilsen Zone weit gekrümmter sind als in der gemälsigten. Da wo in Beziehung auf Ost und West die Abwechselung von Land und See aufhört, fallen auch die Gründe der Krümmung der Isothermen hinweg. Aufser dem nämlich, dafs der Effect der Insolation auf eine feste und flüs- sige Grundfläche verschieden ausfällt, bedingt die Configuration der Continente die Richtung der Meeresströmungen, deren Ein- Aufs auf die atmosphärischen Temperaturen, in einer Arbeit wie die vorliegende, deutlich hervortritt, da bei der Zeichnung der Isothermen auf dem Meere nur auf die Beobachtungen der at- mosphärischen Wärme Rücksicht genommen worden ist, hinge- gen nie auf die zahlreichen Beobachtungen der Meerestempera- 401 tur, deren Aufnahme in eine isolhermische Darstellung atmo- sphärischer Verhältnisse nicht gerechtfertigt werden kann, wo es sich eben darum handelt, Ursache uud Wirkung so scharf als möglich zu sondern. Der abkühlende Einfluls des Polarstromes an der Kiste von Chile ist von Hrn. v. Humboldt entdeckt worden. Er ist das ganze Jahr hindurch unverkennbar, wenn auch nicht von dersel- ben Gröfse. Die convexen Scheitel (hier die kälteren Punkte) liegen also stets an der Westküste von Südamerika, die con- caven an der Ostküste. Der Grund dieser Beständigkeit liegt darin, dals der kalte Strom nicht ein oberflächlicher ist, sondern wie aus den Sondirungen auf der Erdumschiffung der Venus hervorgeht, eine Mächtigkeit von 5480 Fuls hat. C’esz une sec- tion considerable des mers polaires, heilst es in dem Rapport, marchant majestueusement du sud au nord. Dals entsprechend den Erscheinungen in Südamerika auch im äthiopischen Meere die Isothermen sehr stark gekrümmt sind, folgt aus der Vergleichung der Temperatur von Rio Janeiro, St. Helena, Ascension, Christiansburg, der Capstadt und Isle de Bourbon. Der Vegetationscharacter von St. Helena muls daher ein wesentlich verschiedener sein, wenn man ihn mit dem der neuen Hebriden vergleicht. Selbst wenn man die Temperaturab- nahme nach der Höhe, wie sie die Beobachtungen in St. He- lena gaben, noch erheblicher annimmt, bleibt eine viel niedrigere Temperatur als die mittlere des Archipels der niedrigen Inseln. Der Grund, dafs diese starke Krümmung der Isothermen bisher übersehen ist, liegt wahrscheinlich darin, dafs die Schiffer sich entweder mehr an der amerikanischen oder afrikanischen Küste halten, der südliche Wendekreis daher selten in der Mitte des südatlantischen Oceans durchschnilten wird. Südlich vom Cap verflachen sich die Isothermen schnell und drängen sich grade hier am nächsten zusammen. Dies ist noch auffallender im März, denn bier im Meridian des Cap haben die Isothermen der heilsen Zone ihre concaven, die der gemäfsigten und kalten Zone ihre convexen Scheitel. Die Lage der Nullinie auf der südlichen Erdhälfte hat nur für 4 Monate December, Januar, Februar, März direct bestimmt werden können. Sie ist verhältnifsmälsig wenig gekrümmt, doch 402 können diese Bestimmungen nur als annähernde gelten, wenn man bedenkt, dals das Treibeis der südarktischen Gegenden der Wirkung eines überall freien Oceans ununterbrochen ausgesetzt, wenn auch aus compactern Massen bestehend, doch nie zu so ausgedehnten Eisfeldern sich zusammenfügt als in den nördlichen Meeren, wegen dieser grolsen Zertrümmerung aber als Ganzes in einzelnen Jahren seine Stelle wesentlich verändert. Die Kühn- heit, mit welcher Kapitän Ross diesen beweglichen Eisgürtel durchbrach, da wo Dumont d’Urville ein offenes Meer gefun- den, wurde dadurch belohnt, dafs ein eisfreies Meer ihm nach- her das Vordringen in viel höhere Breiten gestattete, aber aus der Vergleichung der verschiedenen Reisen gewinnt man die Überzeugung, dals, ehe man die feste Eisbariere erreicht, die von der Lage des beweglichen Eises abhängige Temperatur in ein- zelnen Jahren einen sehr erheblichen Spielraum haben kann. Vermöchte man in einem Jahre die Isothermen zu entwerfen, so würde man vielleicht eine Temperaturzunahme erhalten jen- seits des beweglichen Ringes des Treibeises. Verbindet man die Ergebnisse einzelner Jahre, so erscheint das als lokale Krüm- mung der Isothermen, was im Mittel vieler Jahre sich zu ein- fachern Formen abgleichen würde. Auf diese Weise erläutern sich die scheinbaren Widersprüche zwischen den Aussagen der einzelnen Weltumsegler über die Temperatur der südlichen Erd- hälfte. Unbekannt mit dem Spielraum der nicht periodischen Veränderungen hat man die jedesmal beobachteten atmosphäri- schen Verhältnisse für die normalen gehalten. Man hat dabei vergessen, dafs ein Reisender, welcher im Januar 1823 Berlin besuchte, die mittlere Januarwärme von Godthaab, der Bären- insel und Moscau gefunden hätte, im Januar 1834 hingegen eine höhere als die mittlere Januarwärme der Lombardischen Ebene. Im Februar beginnen die Isothermen in Nordasien sich schon nach Norden zu bewegen, während sie in Nordamerika noch nach Süden wandern. In der Baffins und Hudsonsbay sind sie noch steiler geworden, während sie in Sibirien bereits zu verflachen beginnen. An der Scheidegrenze beider Erdhälften tritt die Temperatur von 22 schon in zwei getrennten Räumen auf, einem im Innern von Südamerika, dem andern in Centralafrika bis nach Australien hinüber mehr auf der Südhälfte der Erde, aber doch | 403 in Guinea bis 10 Grad noch auf die Nordhälfte übergreifend. Auf der Südhälfte der Erde hat sich die Vertheilung wenig geändert. In Australien bleibt bis in den März die Ost- und Westseite kühler als die Mitte. Im März haben sich die von der Isothermen von 22° um- schlossenen getrennten Räume in Amerika und Afrika mit einander vereinigt. Die Einschnürung desselben in der Mitte des atlantischen Oceans erinnert noch an die im Februar dort bestandene Trennung. Das Flachwerden der asiatischen Curven ist noch entschiedener geworden, es äufsert sich unverkennbar in den europäischen Cur- ven mit Ausnahme der skandinavischen, die ihre abweichende Gestalt behalten. Nur in der Kirgisensteppe erhält sich die Tempe- raturerniedrigung auffallend, sie verschwindet dort erst im April. Auch die amerikanischen Curven werden im Innern des Conti- nents flacher, da sie aber ihre Steilheit an der Ostküste behal- _ ten, so rückt der concave Scheitel allmählig immer mehr nach Neufoundland bin. Im Atlantischen Ocean bleibt die Eigenthüm- lichkeit, dals die Curven diesseits des Wendekreises hier ihre eonvexen Scheitel, die innerhab desselben in demselben Meri- dian, dem der Inseln des grünen Vorgebirges ihre concaven _ haben. Dies erläutert sich dadurch, dals der Golfstrom hier bei der Bank von Flores sich nach Süden biegt. An der West- _ küste von Nord- und Südamerika sind die Verhältnisse dieselben geblieben. Die convexen Scheitel liegen überall dicht an der Küste. Im Äthiopischen Meer sind die Curven flacher, sehr dicht am Cap der guten Hoffnung und an der Südküste von Au- stralien, weil die Nulllinie in diesem Meridian in 57° Breite _ ihre convexen Scheitel erreicht, die Temperaturzunahme von da zuerst langsam, von 45 S. B. aber äufserst rasch erfolgt. Im April entwickeln sich in der Mitte von Nordafrika und im Innern von Vorderindien in zwei von Isothermen von 24° umschlossenen Räumen ungewöhnlich hohe Temperaturen. Über- all in Asien und dem mittleren Europa gehen die Isothermen den Breitenkreisen fast parallel. Nur die Curven von 4, O und —4 behalten ihre wunderbare Krümmung. Die von — 4 geht vom südlichen Theil der Hudsonsbay an der Westküste von Grönland bis nach Spitzbergen hinauf, und fällt dann bis zum Eingang des weilsen Meers hinunter. Die Nulllinie läuft vom Cap Breton nach 404 der Südspitze von Grönland durch Island fast bis zur Bäreninsel, dann nach dem Nordcap und senkt sich auf dem Kamm der scan- dinavischen Alpen bis in die Breite von Drontheim, wo sie nach Osten umbiegt. Das heruntertreibende Eis der Küste von Grön- land und der Baffinsbay ist der Grund dieser Erscheinung. Diese Wirkung des Eises ist noch entschiedener im Mai. Hier drängen sich von Neuschottland nach der Neufoundlands- bank hinüber die Isothermen am dichtesten zusammen. Daher im Frühling von Neufounland jene merkwürdige Bildung des Silberthaus, wenn warme Südwinde die Bäume mit einer mäch- tichen Eiskruste überziehen, und wie Bonnycastle berichtet, je- den Baum in einen Candelaber vom reinsten Krystall verwan- deln, daher jene dichten Nebel, die dann den Eingang der Baf- finsbay verdunkeln. Unterdessen hat sich der von 24° umschlos- sene heilse Raum in Afrika erweitert und mit dem von Vorder- indien vereinigt. An seiner nördlichen Grenze nimmt die Tem- peratur schnell nach den Küsten des mittelländischen Meeres hin ab, der SO. Passat dringt nun als SW. Mousson höher hinauf nach dieser heifsen Stelle. In Kamschatka laufen die Curven be- reits von Norden nach Süden. Die den Breitenkreisen parallelen nordasiatischen Curven steigen nämlich hier an der Ostküste des alten Continents schnell in die Höhe und sinken dann eben so schnell nach den Aleuten und Kurilen hinab. Im Juni sind die Verbältnisse analog. Der warme afrika- nische Raum reagirt bis nach Christiania hinauf, denn die eu- ropäischen Isothermen erheben sich noch an den WVestküsten und beginnen ihren östlichen Lauf erst im Meridian von Berlin. Nur der Fox Canal, das Karische und Behringsmeer zeigen als Abzüge des Eismeeres ihren Einflufs in der concaven Krümmung, die sie in der bereits sehr regelmälsig gewordenen Gestalt der Isothermen erzeugen. In Amerika liegen die concaven Scheitel dicht an der Ostküste, der warme vom 22° umschlossene Raum, der sich schon im Mai im caraibischen Meere bildete, umfafst jetzt dasselbe und den ganzen mexikanischen Meerbusen. Auf der Südhälfte der Erde sind die Curven äufserst flach gewor- den, selbst der Unterschied zwischen der Ost- und Westseite Südamerikas ist weniger erheblich. Die Abkühlnng durch ge- schmolzene Eismassen hat sich bedeutend vermindert. 405 Im Juli erreichen die Verhältnisse ihre Extreme. Im lang- gezogenen Raum von 24° hat sich ein von 26° umschlossener gebildet, der Nubien und das südliche Arabien umfalst. Es sind die Gegenden, von denen Hagi Ismael sagt, dafs die Erde von Feuer, und der Wind eine Flamme. Aber auch in Vorderindien sind die Temperaturen seit dem Mai noch ungewönlich hoch. „Guter Gott, warum hast du die Hölle geschaffen, da doch Ghizni schon da war,” ist das bezeichnende Wort der Afgha- nen. Ist es nun wohl ein Wunder, dafs nun der SO. Passat als SW. Monsoon dem zurükweichenden NO. Passat bis zum Fufse des Himalaja folgt. In Europa und Asien ist der Durchgang der Isothermen durch die Kreisform bereits überschritten, sie beginnen nun auch im Innern des Continents convex zu werden. Die thermische Normale umschliefst als wärmeren Raum ganz Asien, Evropa und Afrika bis zum Äquator. Nur Schottland und Irland gehören dem eigentlichen Seeklima an, ebenso Labrador, Canada, Neu- Nord- und Südwales, der Küstensaum von Cali- fornien nach der Mündung des Macquenzie hinauf. Auch zeigt sich in dem umschlossenen warmen Raum des Mexikanischen Meerbusens keine Spur von so hohen Temperaturen als in Afrika und Hindostan, nur Maracaybo erreicht 24. Die Grenze der südlichen und nördlichen Erdhälfte, der sogenannte thermische Äquator, ist hier vom Beginn des Jahres an nur wenig nach Norden heraufgerückt, hingegen erreicht er auf der Osthälfte an manchen Stellen den nördlichen Wendekreis. ' Die Längenachse der Isothermen geht von den Aleuten auf der Westhälfte der Erde nach der Baffinsbay hinüber, die Pfor- ten des Eismeeres, die Karische, Lancastersund und die Beh- ringsstralse verziehen aber die Kreisform der den Polen nächsten Isothermen zu einen mehr dreieckigen Raum. Da in Nordame- ‚rika die Isothermen sich seitlich verschoben haben, indem ihre concaven Scheitel aus dem Innern nach der äufsersten Ostküste gerückt sind, in Europa und Asien hingegen aus ihrer concaven Form in eine convexe übergegangen sind, so stehen sie im Juli in dem gröfsten Theile von Nordamerika, in Europa und ‚Asien senkrecht auf der Richtung, welche sie im Januar verfol- gen. Auf der Südhälfte sind die von 12° bis 1? dicht gedrängt und äulserst flach. 406 Im August widersteht nur die Ostseite von Novaja Semlja in der alten Welt der noch fortdauernden Tendenz der Curven convexer zu werden. Die Isothermen erhalten daher zwei cha- racteristisch convexe Scheitel, den einen bei Spitzbergen, den zweiten über der Mündung der Lena. Aber an der Küste von Grönland vermindert sich, da im hohen Norden sich die Kälte bereits steigert, das Eistreiben nach Süden, nun beginnen sich daher die Ostküsten Nordamerikas nachträglich zu erwärmen, die Curven verflachen sich also. Im September ist dies in noch hö- herem Grade der Fall, und da über den Continent von Asien die Kälte bereits von Neu-Sibirien aus einbricht, so stumpfen sich auch hier die convexen Scheitel ab. Daher ist jetzt die Vertheilung der Wärme auf der ganzen Oberfläche der Erde am regelmälsigsten geworden, selbst Amerika macht nun keine Aus- nahme. Der Indianersommer beginnt, die Zeit wo der grolse Geist der Rothhaut seinen Sommer sendet, damit sie auf die Jagd gehe. Daher ist, wie in den „‚nichtperiodischen Veränderun- gen” gezeigt worden ist, der September der Monat, der in den einzelnen Jahrgängen die geringsten Anomalien zeigt, denn wenn nach Ost und West hin die Temperatur gleich vertheilt ist, hören östlich und westlich gerichtete Luftströme auf, stö- rend zu wirken, sie führen gleiche Wärme herbei. Daher ist auch bei uns der September der eigentliche Reisemonat, auch hier der Nachsommer, wenn auch minder schön als in Amerika, nicht ohne Reiz. Die Natur schlummert im Herbst ruhig ein, sie erwacht fieberbaft im Frühjahr, und wenn der Winter die- sem nicht zur Folie diente, würde man gewils den Herbst hö- her stellen. In der tropischen Zone beginnt jetzt bereits die Tempera- tur merklich zu sinken, man sieht deutlich, dals von der auf die Erde fallenden Sonnenwärme ein gröfserer Theil gebunden wird, so wie die Sonne aus nördliche in südliche Zeichen tritt. Schon sind die Antillen aus dem von 22° umschlossenen Raum, der zum schmalen Küstensaum von Veracruz bis Cayenne zusammen- geschrumpft ist, herausgetreten, schon hat sich in Afrika dieser Raum weit mehr von der Westküste in das Innere zurückgezo- gen, der von 24° umschlossene umfalst nur noch Cordofan, Nubien und Arabien, nicht mehr Hindostan. Im October ist er bei 407 Massaua im Verschwinden begriffen. Auch bricht die Kälte nun entschieden vom Norden herein. Schon berührt an der Mündung der Jana die Isotherme von — 22 den asiatischen Continent, schon ist die Temperatur der Melville Insel auf — 16 herabge- sunken. Die Kälte kommt in der alten Welt von Nordost, in der neuen von Nordwest. Aber erst im November werden die Linien gleicher Wärme in beiden entschiedener concav, während auf der südlichen Erdhälfte gleichzeitig die Curven im- mer stärker sich krümmen, da nun die höher steigende Sonne dort die Eisschmelze beginnt, und den Unterschied des Festen und Flüssigen schärfer bervortreten läfst. Die Isothermen der heifsen Zone nördlich vom Äquator laufen hingegen fast voll- kommen in der Richtung der Breitenkreise. Über Europa hin- auf sind indessen schon die wunderbaren Verschlingungen der- selben eingetreten, die sich im December noch entschiedener ausbilden, wo die Isolherme vom 4. Grad bereits von den Faröer bis nach Rochelle an der Westküste von Grofsbrittanien hinab- läuft. Ebenso hat die Südspitze von Novaja Semlja die Tempe- ratur der Kirgisensteppe. In den Curven des Decembers erkennt man fast schon die extremen Formen des Januar. Solche wesentliche Veränderungen in der Vertheilung der Wärme können nicht ohne die stärkste Rückwirkung auf die Be- wegungen der Atmosphäre und als Folge derselben auf die Ver- 'theilung des atmosphärischen Druckes sein. Die gleichzeitig vor- _ liegenden graphischen Darstellungen einer neuern im gröfsern Detail ausgeführten Untersuchung der jährlichen Veränderung des Druckes der Luft und des Dampfes zeigen, dals der Aus- tausch der Luftmassen nicht allein zwischen der nördlichen und südlichen Hemisphäre stattfindet, dals zu bestimmten Zeiten ein seitliches Abflielsen erfolgt. So häuft sich über der Stelle zurückbleivender Kälte in Amerika die Luft an, wenn sie sich im Frühjahr in Asien bereits in der ansteigenden Wärme aufzulockern beginnt. Daher sind die Länder des kalten Frühlings, die arktischen Gegenden Nordamerikas nämlich, zu- gleich die, wo das Maximum des Druckes auf das Frühjahr fällt, _ wie der Verf. bereits vor 15 Jahren zeigte (Pogg. Ann. 24, p. 205), daher haben die Westküsten von Nordamerika im Sommer das Maximum des Druckes, das Innere von Asien im Sommer 408 hingegen sein Minimum, da die Längenachse der Isothermen im Sommer in die Meere hineinfällt, im Winter in die Continente. Ebenso verwandelt das isolirte Auftreten zweier geschlossener warmer Räume in Hindostan den Passat in Mousson, während im Sommer das Mittelmeer von Nordwinden (Etesien) überströmt wird, für welche Afrika den Anziehungspunkt bildet. Daher fehlt in Asien die subtropische Zone, während die geringe Veränderung der Lage der Isothermen 12° bis 20° im atlantischen Ocean sie hier an eine bestinimte Stelle fixirt. Daher endlich ändert sich die Vertheilung der Wärme in den thermischen Windrosen in so entgegengesetzter Weise, je nachdem der Ort an der Ost- oder Westseite eines Continents liegt. Die hier mitgetheilten Ergebnisse werden es wohl gerecht- fertigt erscheinen lassen, schliefslich den Wunsch auszusprechen, dals wo meteorologische Beobachtungen veröffentlicht werden, es ihren Werth wesentlich vermindert, wenn wie bisher so oft geschehen, nur die Mittel der Jahreszeiten und des Jahres, nicht aber auch die Monatsmittel bekannt gemacht werden. Es wurde ein Schreiben des Hrn. Dieterici, Mitgliedes der Akademie, vom 19. d. vorgetragen, mit welchem derselbe einen wissenschaftlichen Bericht seines Sohnes Dr. Frdr. Die- terici aus Cairo vom 18. Apr. d. J. übersendet und zugleich Mittheilungen über die weitern Erfolge der wissenschaftlichen Reise desselben verbindet. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Verhandelingen der eertse Klasse van het Koninklijk-Nederland. sche Instituut van Welenschappen, Lelterkunde en schoone Kunsten te Amsterdam. Reeks11lI. DeelI. Stuk 1. Amsterdam 1818. 4. Tijdschrift voor de wis- en natuurkundige W’etenschappen, uit- gegeven door de 1. Klasse van het Koninklijk- Nederlandsche Instituut vanW etenschappen, Letterkunde enschoone Kunsten te Amsterdam. Deel I. Aflev. 4. Deel II. Aflev.1.2. ib, eod. 8. mit einem Begleitungsschreiben des beständigen Secretars des Kgl. Niederlandischen Instituts zu Amsterdam, Herrn W. Vrolik, vom 11. Oct. d.J. Bijdragen tot de Dierkunde, uitgegeven door het Genootschap Na- tura Artis Magistra te Amsterdam. Aflev.1. Amsterdam 1848. 4. 409 mit einem Begleitungsschreiben der Commission scientifique du Jardin zoologique d’Amsterdam, Natura Artis Magistra, vom 11. Oct. d. J. Verzeichnifs der Abhandlungen der Königlichen Academie der Wissenschaften zu Berlin aus den Jahren 1822-1846, nach den Klassen zusammengestellt. Berlin, Ferd. Dümmler’s Buch- handlung 1848. 8. 100 Expl. mit einem Begleitungsschreiben von Ferd. Dümmler’s Buchhand- lung hierselbst vom 16. Nov. d.J. Exemplare dieser Schrift wurden vertbeilt und von den Anwesenden mıt Dauk entgegen- genommen. Nachrichten von der G. A. Universität und der Königlich. Gesell- schaft der Wissenschaften zu Göttingen. 1848. No. 12. 8. Kunstblatt 1848. No.54. Stuttg. u. Tüb. 4. 27. November. Aufserordentliche Sitzungder Akademie. Die Akademie beschlofs, Ihrer Majestät der Königin eine alte Denkmünze mit dem Bildnisse der ersten Königin, Sophie Charlotte, an deren Gedächtnils sich der Ursprung der Akade- mie anknüpft, und mit der Umschrift: mon devoir fait mon plai- sir, zur Feier der silbernen Hochzeit als anspruchsloses Zeichen _ treuer Wünsche darzubringen. 30. Novbr. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Heinr. Rose las über die isomeren Modificatio- nen der Phosphorsäure. Wenn man nach Graham drei Modificationen der Phos- phorsäure annehmen muss, die Metaphosphorsäure, die Pyro- phosphorsäure und die gewöhnliche Phosphorsäure, welche man auch mit Berzelius *,? uud “ Phosphorsäure nennen kann, so ist es besonders die Metaphosphorsäure, welche die grölsten Ano- malien zeigt. Auch die Pyrophosphorsäure zeigt deren, und es ist nur die gewöhnliche Phosphorsäure, die in ihrem Ver- halten gegen Reagentien noch die meisten Analogien mit dem Verhalten anderer Sauerstoffsäuren hat. °Phosphorsäure (Metaphosphorsäure). Wenn man die Menge von anomalen Erscheinungen, wel- che diese Säure zeigt, wenn auch nur für die nächste Zukunft, 410 etwas aufhellen will, so ist man gezwungen, mehrere Untermo- dificationen derselben anzunehmen. Für jetzt kann man wenig- stens deren drei unterscheiden. 1) Die eine dieser Untermodificationen ist die Säure, wel- che in dem sogenannten Graham’schen metaphosphorsauren Na- tron enthalten ist. Die Auflösung reagirt bekanntlich neutral, und zeichnet sich besonders dadurch aus, dafs sie mit den neu- tralen Auflösungen sehr vieler Salze der Erden und Metalloxyde Fällungen giebt, die gewöhnlich in einem Übermaafs des Na- tronsalzes auflöslich sind, und die merkwürdige Eigenschaft be- sitzen beim Schütteln zu einer schweren dickölartigen Masse zu- sammenzuflielsen. Die Auflösung des Salzes selbst giebt keinen Niederschlag mit einer Auflösung von Eiweils; es erscheint aber sogleich eine reichliche dicke Fällung beim Zusetzen von Essig- säure. Wird die Auflösung des Natronsalzes mit der neutralen Auflösung eines Metalloxyd — oder Erdsalzes zersetzt, so rea- girt die über dem erhaltenen Niederschlage stehende Flüssigkeit stark sauer. Dies ist auch der Fall, wenn salpetersaures Silber- oxyd durch die Auflösung des Natronsalzes zerlegt wird. Es wurde deshalb der Niederschlag, der während einer Nacht unter der Flüssigkeit, in welcher er erzeugt war, gestanden hatte, und mit kaltem Wasser ausgesüfst worden war, untersucht. Bei 100° C. getrocknet, war seine Zusammensetzung As’ P? +H, also nicht entsprechend dem angewandten Natronsalze. Nach Fleit- mann kann man ihn indessen, wenn man ihn unmittelbar nach seiner Entstehung Altrirt, nur wenig und möglichst schnell aus- wäscht, und zwischen Löschpapier ausprefst von der Zusammen- Wird die Siure aus dem Salze Äg’ P? +H durch Schwe- felwasserstoffgas isolirt, was mit Schwierigkeiten verknüpft ist, da das entstandene Schwefelsilber lange in der freien Säure sus- pendirt bleibt, und sich sehr schwer durchs Filtriren abscheiden läfst, so zeigt dieselbe andere Eigenschaften als die wässrige Auflösung der Metaphosphorsäure, die durchs Verbrennen des Phosphors in Sauerstoffgas entstanden ist. Beide fällen zwar die Auflösung des Eiweils, und verhalten sich auch gegen eine Auf- lösung von salpetersaurem Silberoxyd gleich, aber die durchs 411 Verbrennen des Phosphors entstandene Säure giebt mit Chlor- baryum einen dicken voluminösen Niederschlag, was bei der an- dern Säure nicht der Fall ist. 2) Als eine zweite Untermodification der Metaphosphor- sänre kann die Säure in dem merkwürdigen Salze gelten, wel- ches Fleitmann und Henneberg aus dem sauren phosphor- . sauren Natron oder vielmehr aus dem microcosmischen Salze durch Schmelzen und sehr allmäliges Erkalten darstellten, und das dem Grahamschen Salze ganz gleich zusammengesetzt ist. Die merkwürdigste Eigenschaft der Säure dieses Salzes, wodurch sich diese von allen Modificationen der Phosphorsäure wesentlich un- terscheidet, ist die mit allen Basen auflösliche Verbindungen zu geben. Die Salze, auch das Silberoxydsalz, können krystallisirt erhalten werden. Die Säure kann aus dem Silberoxydsalze durch Schwefelwasserstoffgas leicht isolirt werden. Sie giebt mit Eiweils eine starke Fällung. 3) Die Säure in den schon seit längerer Zeit bekannten frü- her sogenannten unlöslichen sauren phosphorsauren Salzen kann als die dritte Untermodification der Metaphosphorsäure angese- hen werden. Die Salze derselben sind in neuerer Zeit von Maddrell untersucht worden. Die verschiedenen Untermodificationen der Metaphosphor- säure stimmen alle darin überein, dals sie alle eine gleiche Sät- tigungscapacität haben, aber die einzige Eigenschaften, die ihnen allein gemein ist, um sie bei qualitativen Untersuchungen zu er- kennen, ist, dals sie die Auflösung des Eiweils fällen. Ausser den drei erwähnten Untermodificationen der Meta- phosphorsäure giebt es deren unstreitig noch mehrere. Man kann die Säure, die durch Verbrennen des Phosphors entsteht, für eine vierte Untermodification halten, denn sie verhält sich in ihrer Auflösung gegen Reagentien auf eine andere Weise wie die andern Untermodificationen. Die Salze welche sie mit Ba- sen giebt, sind noch nicht dargesellt und untersucht worden. Es ist vielleicht zweckmälsig, die verschiedenen Untermo- dificationen der Metaphosphorsäure als gepaarte Säuren zu be- _ trachten, weil dann ihr verschiedenes Verhalten gegen Reagen- tien genügender erklärt werden kann. Es kann der Paarling - wasserfreie Phosphorsäure sein, die sich in verschiedenen Ver- 412 hältnissen mit Pyrophosphorsäure oder mit “ Phosphorsäure ver- binden kann, wodurch die vielen Untermodifieationen der Me- taphosphorsäure entstehen. Dieser Paarling allein bat vielleicht nur die Eigenschaft, das Eiweils zu fällen, wodurch allen Arten der Metaphosphorsäure diese Eigenschaft mitgetheilt wird. °Phosphorsäure (Pyrophosphorsäure) Auch bei dieser Modification der Phosphorsäure muss man wenigstens zwei Untermoldificationen annehmen. Es giebt näm- lich zwei verschiedene Arten der pyrophosphorsauren Salze. Zu der einen Art gehört das bekannte pyrophosphorsaure Natron, das durch Glühen des “ phosphorsauren Natrons (Na? P #) ent- steht, und die Salze, die durch Zersetzung aus diesem Natron- salz erzeugt werden können. Die zweite Art entsteht auf eine ähnliche Weise, wie die unlöslichen metaphosphorsauren Salze von Madrell, wenn man nämlich Salze mit einem Überschuss von Phosphorsäure erhitzt, aber nicht bei so starker Hitze, dals metaphosphorsaure Verbindungen entstehen können. So wird ein Kupferoxydsalz erzeugt, das dem unlöslichen metaphosphorsauren Kupferoxy«d ähnlich ist. Die Auflösung des pyrophospborsauren Natrons giebt mit den Auflösungen sehr vieler Metalloxydsalze Niederschläge, die in einem Übermals des pyrophosphorsauren Natrons zum Theil leicht auflöslich sind. Manche dieser Auflösungen verhalten sich sehr eigenthümlich. So wird aus der Auflösung des pyrophos- phorsauren Manganoxyduls in pyrophospborsaurem Natron durch Schwefelammonium kein Schwefelmangan gefällt. Auf die Eigen- schaft des pyrophosphorsauren Natrons leicht Doppelsalze zu bil- den, hat schon Stromeyer aufmerksam gemacht. Die freie Py- rophosphorsäure unterscheidet sich wesentlich von allen Arten der Metaphosphorsäure dadurch, dals sie Eiweils nicht fällt, mit Silberoxydsalzen zwar auch einen weilsen Niederschlag giebt, der aber von anderer Beschaffenheit ist, als der des metapbosphor- sauren Silberoxyds, und mit Chlorbaryum keine Fällnng hervor- bringt. “Phosphorsäure (gewöhnliche Phosphorsäure). Die Salze dieser Säure sind so häufig untersucht worden, dals die meisten ihrer Eigenschaften bekannt sind. Eine Eigen- 413 schaft scheint man indessen übersehen zu haben, durch welche sich die “ phosphorsauren Salze besonders charakterisiren. Es ist dies die Auflöslichkeit sehr vieler phosphorsaurer Salze in einem Überschuss der Salzauflösung, aus welcher sie durch Fällung ver- mittelst des phosphorsauren Natrons entstanden waren. Diese Auflösung hat gewöhnlich die Eigenschaft, durchs Erhitzen einen starken Niederschlag zu erzeugen, der aber durchs Erkalten gänz- lich wieder verschwindet. Nur die “ Phosphorsäure und deren Salze werden, wie neu- lich Svanberg und Struve gezeigt haben, in den kleinsten Mengen auf die Weise leicht und unzweideutig entdeckt, dafs man zur Auflösung molybdänsaures Ammoniak, und darauf so viel Chlorwasserstoffsäure oder besser Salpetersäure hinzufügt, dafs der anfangs entstandene Niederschlag wieder verschwindet; die Flüs- ‚sigkeit wird dadurch sogleich gelb, und setzt selbst bei den ge- ringsten Mengen von Phosphorsäure einen gelben Niederschlag ab, der aus Molybdensäure besteht, welche aber von einer an- dern Modification ist, als die auf andere Weise ohne Gegen- wart von Phosphorsäure dargestellte Molybdänsäure. Ist die zu untersuchende phosphorsaure Verbindung im Wasser unlöslich, ‚so wird sie in ihrer Auflösung in Säuren, namentlich in Salpe- tersäure angewandt. Der gelbe Niederschlag ist in Ammoniak löslich, so wie auch in einem Überschuss der phosphorsauren Salze. Deshalb werden auf diese Weise grade leicht nur ge- ringe Mengen von Phosphorsäure aufgefunden, und es ist sehr leicht möglich, dafs grölsere Mengen derselben sich der Wahr- nehmung entziehen können, weil in diesem Falle eine sehr grofse Menge des molybidänsauren Salzes nothwendig ist, um nach Über- sättigung vermittelst Salpetersäure den gelben Niederschlag ber- vorzubringen. Es ist hierbei aber zu bemerken, dafs nur “ Phos- horsäure und die Salze derselben diese Reaction hervorbringen können. Die andern Modificationen der Phosphorsäure geben mit dem molybdänsauren Ammoniak nur dann den gelben Nie- derschlag, wenn sie durch hinzugesetzte Salpetersäure in “ Phos- ‚phorsäure verwandelt werden. Dies geschieht bekanntlich in der Kälte oft sehr langsam und unvollständig. Bringt man aber das Ganze zum Kochen so erhält man sogleich eine gelbe Flüssig- keit und bald darauf einen gelben Niederschlag. 414 Es wurde ein Schreiben des Hrn. P. A. Browne in Phi- ladelphia vom Juni d. J. vorgetragen, in welchem die Gründung einer „society for the developpement of the mineral resources of the united states” für Zwecke der Volkswirtbschaft angezeigt wird. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: George Biddell Airy, astronomical observations made at Ihe royal Observatory, Greenwich, in the year 1846. London 1848. 4. ‚ mugnelical and meteorological observations made at Ihe royal Observatory, Greenwich, in the year 1846. ib. eod. 4. Schumacher, astronomischeNachrichten. No. 652 Altona 1848. 4. James D. Dana, a general review of the geological effects of the Earth's cooling from a state of igueous fu- sion. New Haven 1847. 8. ‚ Conspectus crustaceorum, in orbis terrarum circumnavigalione, Carolo Wilkes etc. collec- torum. Gantabrig. 1847. 8. 2Expl. ‚on certain laws of cohesive attraction. 1847. 8. 4Expl. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. New Haven, Con- necticut, den 20. Oct. 1847. A.L. Crelle, Journal für die reine und angewandte Mathematik. Bd.37. Heft3. Bd.38. Heft1. Berlin 1848. 4. 3 Expl. Kunstblatt 1848 No.55. Stuutg. u. Tüb. 4. Auszug der am 9. November von Hrn. Jacobi ge- lesenen Abhandlung. Über die Reduction quadratischer Formen aufdie kleinste Anzahl Glieder. Die quadratischen Formen von einer beliebigen Anzahl Va- riabeln können durch lineäre Substitutionen, deren Determinante #1 ist, auf unendlich viel Arten in andere äquivalente ver- wandelt werden. Man kann die Coäfficienten, welche die Sub- stitution enthält, zur Reduction der Form benutzen. Das Hauptaugenmerk bei Reduction der Functionen pflegt darin zu 415 bestehen, dafs man die Argumente, von welchen dieselben abhän- | gen, auf die möglich kleinste Anzahl zu bringen sucht. Aber bei der Reduction der quadratischen Formen stellt man sich eine an- | dere Aufgabe, nämlich die Coäfficienten derselben in solche Grän- | zen einzuengen, dals von allen äquivalenten Formen nur immer eine einzige eine reducirte ist. Es ist gleichwohl auch hier von Interesse, jenen andern Gesichtspunkt zu verfolgen, und nach der kleinsten Anzahl Glieder zu fragen, auf welche eine qua- dratische Form von rn Variabeln immer gebracht werden kann. Es ist einleuchtend, dafs bei den quadratischen Formen von zwei Variabeln oder den binären quadratischen Formen keine derartige Reduction möglich ist, oder im Allgemeinen keines ihrer drei Glieder zum Verschwinden gebracht werden kann. Die quadratischen Formen von mehr als 2 Variabeln dagegen können immer auf eine kleinere Anzahl Glieder gebracht werden. Während die Anzahl der Glieder der vollständigen quadratischen Formen mit der Zahl der Variabeln wie die dreieckigen Zahlen 1, 3, 6, 10, 15 etc. wächst, wird die Zahl der Glieder der auf die _ kleinste Anzahl derselben reducirten quadratischen Formen nur wie die ungeraden Zahlen 1, 3, 5, 7, 9 etc. wachsen, so dals man bei quadratischen Formen von 3, 4, 5 etc. Variabeln resp. 1, 3, 6 etc. Coäfficienten zum Verschwinden bringen kann. Man kann nämlich für jede gegebene quadratische Form von n Variabeln eine äquivalente finden, welche aufser den Quadraten der Variabeln nur die n—1 Producte enthält, welche durch Multiplication jeder Variable in die nächst folgende erhalten werden. Man wird also für jede quadratische Form von n Variabeln der Allgemein- _ heit unbeschadet einen Ausdruck folgender Art, aww + 2a,ww, + www, 2a, w,w, ta,ww + 2a, wo ww; a, Wz w,t+ ... + 2Qan—ı a1 Pan —+ Aon WW annehmen können. Das Mittel zur Bewerkstelligung solcher Reduction besteht darin, dals man für einen gegebenen lineären Ausdruck ax Faktor... FF; einen einzigen Term f.w einführt, in welchem f den gemein- ‚schaftlichen Theiler von «&,, &3 ... «; bedeutet. 10 *x 416 Zwei Systeme Gröfsen, welche auf solche Art von einander abhängen, dafs, wenn für die Gröfsen des einen Systems belie- bige ganze Zahlen gesetzt werden, immer auch die Gröfsen des andern Systems ganze Zahlen werden, will ich äquivalente Systeme nennen. Damit zwei Systeme Grölsen äquivalent sind, müssen die Gröfsen des einen Systems lineäre Functionen des andern sein; es müssen ferner die Coeffhicienten dieser Functio- nen ganze Zahlen und ihre Determinante = 1 sein. Ist nun ein lineärer Ausdruck von i Variabeln &,, 2 ... x; gegeben, «,2,+ Roxy... + 0; x; , dessen Coäfhcienten @,,@3...«,; ganze Zah- len sind, so kann man immer für x,, &g... x; ein anderes äqui- valentes System Gröfsen einführen, so dals, wenn u eine der- selben und f der gröfste gemeinschaftliche Theiler von «,, @g ..» &; ist, die Gleichung ax Far... re; ; = f.u erhalten wird. Wie die hierzu erforderlichen Substitutionen am einfachsten werden, und man ihre Coä@ffhcienten in den klein- sten Zahlen findet, werde ich an einem andern Orte zeigen. Es sei jetzt 7 eine quadratische Form von n Variabeln x,, &%g...%,, in welcher das Aggregat der in x, multiplicirten Glieder a, (a0 + ag2..+a,_,,.—ı)+ a, x sei. Für &,, &3..-x,_, führe man ein äquivalentes System Grölsen x!,x%3...x/_, von der Beschaffenheit ein, dafs y e 5 —— „ a,%, > GA2a%oa ie + a, 1 Ian — =/f, x —19 wo f, den gemeinschaftlichen Theiler von a,,az...a,_, be- deutet. Man erhält dann Fa ar far wo F, eine quadratische Form der n—1 Gröfsen x}, x% .... @,_, ist. Es sei in 7, das Aggregat der in x/_, multiplicir- ten Glieder, 7 1, u: 1 1 LIT u_,(la X, HF a32..+%_,._.) m _ım_1 Für x1,x5..x/_, führe man ein äquivalentes System Gröfsen a4,a%..a,_s von der Beschaffenheit ein, dafs | 154 1 EN = 2? aıxıı ta3223..+ a _n_2 =Se:%n_2 417 wo fs den gröfsten gemeinschaftlichen Theiler von at, a}... a!_s bedeutet. Man erhält dann F=zar + fs ta, ui tft Fa „ wo 7, eine quadratische Form der n— 2 Gröfsen a’, x, .... x, _e ist. Fährt man auf diese Weise fort, so erhält man zuletzt = 3, _ ui ta... tal ag)? mn I EEE A EEE A welches eine Form von der verlangten Art ist. Ich bemerke noch, dafs, wenn in der ursprünglichen Form die Coäfficienten der Produkte verschiedener Variabeln gerade sind, auch die Zah- len fi, f2.-fa_-ı gerade werden. Beilage. Fortgesetztes Verzeichnils europäisch - griechischer Münzen aus der Sammlung des Freiherrn v. Prokesch-Osten.*) 1. Campanıa. Numi Romanorum. AR 54.-1184 ran. Belorberter doppelter Frauenkopf in der Weise eines Januskopfes. Perlenkranz ringsum. Rv. ROMA. Jupiter, den Blitz schleudernd, auf einem durch die geflügelte Nike geführten Viergespann r. Das leicht eingebauchte Feld mit einem Kreise um- schlossen. AR 5. 124 Gran. Dieselbe, doch die Schrift nicht erhöht, sondern vertieft. Die mir bekannten Verzeichnisse ge- ben diese Münze nur in Gold. 2. Tarentum Calabriae. AR 14.11 Gran. Zweigehenkeltes Gefäls. Im Felde fünf Punkte. Rückseite eben so. Das Feld eingebaucht. 3. Pantıcarızum Chers. Taur. AR 34.- 83 Gran. Belorberter Apollokopf r. Bv. NAN-TIKA-MAITRN. Bogen und Köcher. Darunter Keule. 4. HeracrzeA Thraciae. AE 2. Löwenkopfr. Rv. HPAKAE-QTAN. Gerstenkorn. *) Fortsetzung des in den Abhandlungen der Kgl. Akademie vom Jahr 1845 gegebenen Verzeichnisses europäisch - griechischer Inedita. 419 5. Maronea Thraciae. AR 2.-35 Gran. Vordertheil eines springenden Pferdes |. in einem Perlenkranze. Rv. M-A-P-Q in den Feldern eines vertieften senk- recht und wagrecht getheilten Vierecks. 6. Ruormeracceses I. Thrac. Rex. AE 7. BAZINENZ.POIMHTAAKOY. Kopf des Kö- nigs und der seines Sohnes Cotys V, der erste mit der Königl. Binde geziert; beider. Perlenkranz ringsum. Rv. KAIXAPOZ.ZEBAITOY. Kopf des Augustus und derjenige Cotys V, der erste belorbert; beide r. Im Felde Capricorne. Perlenkranz ringsum. Der Kopf des Cotys auf beiden Feldern ist kindlich; der des Königs und des Augustus im jugendlichen Man- nesalter. 7. Imsavs, Ins. Thrac. AE 4. Behelmter Kopf der Pallas r. in einem Perlenkranze. Rv. IMBPIQN. Hauben der Dioskuren; Stern über je- der; dazwischen ein Kranz (?). 8. Larıssa Thessaliae. | AR 4.-114 Gran. AAEYA?-. Behelmter Manneskopf von vorne; der Helm mit geschlängeltem Rande in der Bauchung geflammt, mit Ohrlaschen und Sturmband. Über der ]. Achsel Doppelaxt. Das Ganze in einem Perlenringe. Rv. AAPIZAIA.EAAA. Adler auf einem Blitze, 1. gewendet, r. sehend. Offenbar dieselbe Münze, welche das Numismatic Chronicle für 1839 pag. 230 bekannt machte und über die de Witte in der Revue numism. für 1842 eine Abhandlung gab. Ihre Seltenheit bestimmt wich, sie auch hier ein- zureihen. Ob die Legende EANA für "Erra«dos oder “Errenızn stehe, oder ob sie einen der Aleuaden be- zeichne, z.B. Hellanokrates, mögen Andere entschei- den. Gewicht und Styl weisen auf die Zeit Philipps. 9. ALEXANDER M. Maced. Rex. 420 Goldstater mit AAEZANAPOY. halber Pegasus. 162 Gran. Durchlöchert. Viertelstater, wie oben. Tetradrachmen mit AAEZANAPOY: Mit neuen Beizeichen: Im Felde fl und Im Felde Ähre. 40 Gran. 323 Gran. Im Felde Löwenkopf. Unter dem Stuhle Kl 324 306 312 311 309 310 320 3114 327 324 319 304 315 324 307 324 324 323 307 322 319 324 322 314 305 305 » » Fackel. re Biene. Biene u. Füllhorn. Chimäre. Stierkopf . X. Delphin. M. Nackter Mann, hinter sich Steine werfend. Bogenschütze. Geflüg. Nike. Dreizack. M. Dioskurenhaube. A. Blitz. &. runder Schild. Traube. Pflug. Traube. PP. Epheublatt. Blitz. » Stern u. Mon- dessichel. 2 SHESE | »123#] & 421 312 Gran. Im Felde Dreizack. ®A. Unter dem Stuhle ZN 30 » » Dreifuß. » B 314 » » Apfel. » — 8301.» » Akrostolium. » _ 324 » » Bellügelter Jubelstab. » _ 320.» » Delphin. A e: x R » —_— 306 » » Diota m. Rebenschmuck » _ 325 » » Keule. NL » — 325 7» » Füllhorn. » — 3241 » » Mondessichel. » — 322 » » Epheublatt. » >= BB.» » Diota. » — 324 » » Pyramide. M. » kpl ; 325 » » Bogen. » — 318 » » Ceres mit zwei Fackeln. » = 302 ; » » kr » — 3157.» » — » bRI 324: » » —E » ni 323 » » (Fre) » 324 » » RP » NM 324 » » Ohr. M. » E31 31 » » Halber Widder. » nr Bas» » Helm. » er 324 » » RX » N. NA. Tetradrachmen mit BAZIAENZ.AAEZANAPOY 324 Gran. Im Felde Stern M. Unter dem Stuhle En 322 » » Dreizack M. » rl 314 » » Mondessichel. Al. » 324 » » Caduzeus. M. » 323 » » » bp MI 3244 » » Phrygische Mütze. » _ 323 » » Pflug. » (0) le] N 316 » » FP » 422 320 Gran. Im Felde dJ Unter dem Stuhlle M 278 » » Hammer. 2» Be 324 » » N » A 322)0%3 » zn » A 325 » » — » A) 322 » » dd » M 321 » » & » _— ha s Strahlender Kopf der a KY Sonne. Didrachmen mit AAEZANAPOoY: 1551 Gran. Im Felde Bogen. Unter dem Stuhle — Gefüttert. » Köcher. » —_ Drachmen mit AAEZANAPoY. 814 Gran. Im Felde Greif. Unter dem Stuhle Widderkopf. rn 78 » » Maus. » A 719 » » Mondessichel. » K cc » » . Seepferd. » —_ 78 » » ®. Löwenkopf. » Ziegenfußs. 78 » » ri. Vogel. » F— 78 » » M.- Fackel. » — 74 » » TI. Birne. » vw 71T » » Kl » M 76 » » 13 » _— V 73 » » NR » p 21 » » (A) » x 78 » » JA » B 76 » » (0) » xK s1 » » Fackel. » A 70 » » Traube. » ei 77 » » — » —— ’ 79 » » > » N \ Triobole mit AAEZANAPoY. 37 Gran. Im Felde Anker. Unter dem Stuhle E". Obole mit BAZIAENZ. AAEZANAPOoY. 13 Gran. Im Felde Anker. 423 10. Corcyra, Insula. AR 1. 16 Gran. Bekränzter Kopf des Bacchus r. Rv. N. Jubelstab und Traube. 11. Morossı., AE 4. Jugendlicher behelmter Kopf. Rv. MOAOZEQNN. Adler aufr. links auf dem Blitze. 12. PLaracır Boeot. AE3. Rv. Böotischer Schild. M? in einem Lorbeerkranze. 13. Tanacra Boeot. AE3. Belorbeerter Kopfr. Rv. TA-NA. Merkur, der Bockträger, von vorne. 14. Tuesaer Boeot. AR 1.- 10 Gran. Diota. Rv. Vertieftes Viereck diagonal getheilt. AR 14.-12 Gran. © in Mitte von drei Halbschilden auf Vor- und Rückseite. AE 1. Herkuleskopf mit der Löwenhaut r. Rv. Stern, Bogen und Keule. 15. ÄTHENAE. Tetradrachmen mit neuen oder anders verbundenen Ma- 302 Gr. 294 » 312 » 305 » 312 » 311 » gistratsnamen. AMOZTIOZ.MOTHZ. Ceres mit Fak- kel u. Schale. K. ZO. AMEAAIKON.TOPFIAZ.AIOT. Greif. B. AA. A®PPOAIZI. AIOTE.AOH. Doppeltes Füllhorn — IP, A®POAIZI. ANMOAHZ. APIZTAP. Viktoria. ANAPEAZ.XAPINAYTHE. AMYN. Fackelträgerin vor einer sitzenden Gottheit. — AN. ANAPEAZ.XAPINAYTHZ.AMYNOM. Fackelträgerin vor einer sitzenden Gottheit. A.ZO. 312 424 . AXAIOZ.HAI.EYAHMOZ. Füllhorn zwi- schen Ähren. N. Z®. AXAIOZ.HAI.HPAKAE. Füllhorn zwi- schen Ähren. AAMQN. EDEIKPATHZ.MIKO. Kö- cher. A. — AIOTIMOZ.METAKAE.HPOA. NE AIOTIMOZ.MATAZ.EXEZOENHE. Z. NIE. AQNPOOE.AIOKAE.AIOB. Halber Löwe. B. Zb- EYMAPEIAHZ.KAEOMEN.MHTEP. Triptolemns. H. Es, HPAKAEIAHZ. EYKAHZ.XAPMIO. Viktoria opfernd. E. ME. B8EMIZTO.8EONOMMNOZ. AMENOP. Trophee auf einem Schiffe. — zp. KAPAIX.EPTOKAE.TIMO. Schiffschna- bel. A. ME. % » KAE. Schiffschnabel. — Ib. NIKHTHZ.AIONYZIOZ.APOMO. Medusenhaupt. — AN. MOAEMQN.AAKETHZ.AHMH. XAPINAYTHZ.APIZTEAZ.OEOS=SE. Fackelträgerin. A. Al. Dichalkus. AE 6. Dianenkopfr. Köcher auf der Schulter. Rv. AOE. Pallas r. schreitend; Eule auf der Rechten. Chalkus. AE35. Breites Gefäls mit Deckel. Rv. AO®E. Dasselbe in vertiefter Runde. Symbolon. AE3. Behelmtes Brustbild der Pallas r. Rv. ABOHNAIQN. Theseus auf dem Felsen sitzend, die Rechte auf die Keule gestützt. Trilepton. AE2. Behelmtes Haupt der Pallas r. Rv. AOBE. Brennende, bebänderte Fackel. AE 24 . Behelmtes Brustbild der Pallas r. Rv. ABHNAIRN. Dreifuß. Dreifufs. FT. ME. » »_ » » ——' 2. a Dilepton. AE2. 425 Kopf der Ceres r. Rv. AOE. Zwei Ähren in einem Kranze. AE 2. "Heuschrecke r. schreitend. Rv. ADENAI, zweizeilig, in einem Lorberkranze, Lepton. AE 1. Bärtiger Kopf r. Rv. AOE. Behelmter Kopf der Pallas r. AE 14- Frauenkopf r. Rv. AOH. Keule in einem Perlenkreise. 16. MEGARA ATTICAE. AR. 25 Gran. a Belorberter Apollokopf 1. » j Rv. MEFTA-PERN. Leyer. Die entsprechende Drachme ist bekannt. Die Diobole und Triobole sind es nicht. 17. FoEpvs acHaıcum. AR 23.-404 Gr. links F; oben I; unten Blitz; » » » 2 43 2 Al 1 2, Ad 3. 44 3 42 3 43 3 42 3 43 3 42 3 39 3 2 E 4A 3 4 3 43 3 44 3. 394 1 1 1.4 7 42 7 3 40 » x x > S z>rbMm2>|ın » » Haube » Haube ie } [a] & 1," and [777 > » — »CDRCIAC » A. > » — » 3. we » Dreizack » 2. BAR A — » N. » Leyer » — » A. » Leyer » R » QD » Leyer » AO 3 ET » H » 0. » AM »H. Halbe Ziege » _ » AJ »ZE. Halbe Ziege » — ae » % » AA RATEN » A » EY » Haube » A » (09) » Haube » A » Pallashaupt 9» A » AY. » Fisch » AN. » x. » Blitz » K& 18. 426 AR 3. 46 Gran; links Z; oben N&; unten XTE; rechts E; (auf dieser der Jupiterskopf links; auf der früheren ne- ben dem Jupiterskopfe eine unleserliche Legende). CoRINTHUS ACH. Stateren der dritten Epoche (AR 5) mit neuen Beizeichen: 151 Gran. Vorne EY. Hinten Stierkopf sammt Hals r. I » 0 » Diana Bogenschielsend. 158 » » A » P. Triton. 448 » » _— » 23 . Diota. 161» » 0 » A. Biene. 457 » » » Schildkröte. 160» » A » Löwe l. laufend. 454 » Dee » %. Adler aufrecht r. AS 2» 0 » Leuchter. Viertelstateren: AR3. Au Gran. Vorne H; hinten P. 45 » ».— » Ne. » 230r Aut » » » Zweig und Kranz. X 4 1 » » M » » a 42 » ii » rh 35 » » K » = Achtelstateren: AR 2. 234 Gran. Vorne A; hinten PA. 24 \ » a » =; Zehntelstateren: AR ıt. 16 Gran. Pegasus mit eingekr. Flügeln r. schreitend. Rv. ®. Derselbel. fliegend. AR 4. 11 Gran. Pferdekopf sammt Hals 1. Rv. Vertieftes Dreieck durch gezahnte Diagonalen ge- theilt. 19. Forpus Corintaıum ET Soch. Syracusae. AR 3. 33 Gr. Behelmter Kopf des Apollo r. & Rv. Pegasus r. fliegend. Darunter Ähre. 427 Syracusae. AR 3. 33 Gr. Dieselbe mit &. » 3 26 » Dieselbe » » Ohne Ähre. Ambracia. AR 5. 159 Gr. Behelmter Kopf der Pallas r. AM. Satyr. H. » 255110» » AN.A. » 156 » » A. Laufender Hund. » 158 » » im vertieftenViereck. Epheu- zweig. » 2 39 » Frauenkopf im vertieften Viereck. Rv. für sämmtliche fünf: Pegasns r. fliegend. A. Amphilochium. AR 5. 158 Gr. Behelmtes Pallas- Haupt 1. Ähre. Rv. Pegasus r. liegend. AM. Anactorium. AR 3. 48 Gran. AKTIAZ. Frauenkopf r. Rv. Pegasus 1. liegend. A. AR 2. 21 Gran. Frauenkopfl. Rv. Pegasus mit eingekerbten Flügeln 1. flieg. N. Alyzia. AR 24. 34 Gr. Frauenkopf r. WV. Rv. Pegasus r. fliegend. AY. Heraclea. AR 5. 156 Gr. Behelmtes Haupt der Pallas I. — I. Bukranium. Rv. Pegasus 1. fliegend. H. Leucas. AR 5. 143 Gr.. Behelmtes Haupt d. Pallas 1. &d- » 4154 » » Mondessichel. » 1541» » » 20): » 1571 » » EY.Pedum. » 457 » » A. Viktoria. » 150 » » A. Seepferd. » 4150 » » r. Pentagon. AR 4. 524 Gr. Frauenkopf l. » 3 434 » » von vorne. » 3 49 1 » » re. N. 3 ist » » Kir » 1 16 » Pegasus mit eingekerbten Flügeln r. schreitend. A. N IR 1 » » A-P. 428 Leucas. AR 1. Von 10 bis 134 Gr. Maske von vorne, mit u. ohne £. Rv. für alle diese Münzen Pegasus 1. oder r. flieg. Darunter A. AR 14. 23 Gran. Frauenkopf l. » 11.23 » » EN, AE 3. Frauenkopf T. Rv. für diese drei Münzen halber Pegasus 1. oder r. flieg. Darunter N. AR A 8 Gr. Pegasus]. Nieg. A. Rv. X. 2 s+ » » » Dreizack. £. AE 34. AEYKAZ. Frauenkopfl. » » Traube. » 2%. Pferdekopf sammt Hals. A. » Delphin. Drei- zack. Locri. AR 15. 161 Gran. Kopf der behelmten Pallas l. im ver- tieften Viereck. Dahinter Ziegenfuls. Rv. Pegasus 1. flieg. gezäumt und mit eingekerb- ten Flügeln. » 4 162 Gran. Derselbe. Bogen. Rv. Pegasus r. flieg. N. Patrae. AR 3. 30 Gran. Frauenkopfr. $. Lanze. Bv. GP. Pegasus r. fl. Arcadia. AR 24. 324 Gr. Frauenkopf r. AP. Rv. Pegasus r. fl. Caduzeus. Elis. AR 5. 145 Gr. Behelmtes Haupt des Pallasr. F. Blitz. Rv. Pegasus r. flieg. v 20. PELLENnE Acnanıe. AR 3. 50 Gran. Belorberter Kopf des Apollo Theoxenius r. Im Felde TE. Rv. TIEA. in einem Lorberkranze. 21. SIEYON ACcHAIAE. AR 2. 51 Gran. Chimäre 1. schreitend. Rv. IZ. Taube r. flieg. Im vertieften Viereck. » 14. 18 Gran. Pegasus 1. flieg. 9. Rv. A. Pegasus. flieg. &. 429 AR 1. 4 Gran. Nackter Bogenschütze r. sitzend. Rv. ZE in einem Lorberkranze. 22. Cnarcıs Euınıs (?). AE 4. Kopf der behelmten Pallas r. Rv. X darunter Schwert. Im Felde EAA; Fisch. Alles in einem Lorberkranze. 23. HERAEA ARCADIAE. AR 34. 50 Gran. Lorberbekränzter Kopf des Jupiter r. Rv. A.HP. Pan sitzend auf dem Felsen, auf dem die Hirtenpfeife l., die Rechte gehoben, in der Linken den Krummstab. 24. ARGOS ARGOL. AR3. 48 Gr. Halber Wolfl. Rv. A. 3 Mondessicheln. A. » 3 4st » » r. » » P-P. Keule. Traube. »' 3 4194 » » N -! - » » ag aut » » r. » » ZEY. Keule. » 3 43 E- » » ».» ®-A. Keule. a » » » ®-A. Dreizack. » 3 473 » » NI. 2 Bogen. Keule. » 3 391» »— » » AIXXYAOZ.Blitz. » 14. 144 Gr. Wolfskopfl. Rv. A. N-I. Keule. IL 1 Tote 5, ST Pre Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preufs. Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat December 1848. Vorsitzender Sekretar: Hr. Trendelenburg. 7. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Panofka las über den Vasenbildner Pamphaios. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: F.’Muller, Tratado de Fortification. Escrito en Ingles. Tradu- cido en Castellano etc. por D. Miguel Sanchez Taramas. Tomo 1. 2. Barcelona 1769. A4. D. Mariano de Zorraquin, Geometria analitica-descriptiva. Ma- drid 1819. 8. D. Fernando Garcia San Pedro, Teoria algebräica elemental o sea Calculo differencial & inte- gral. ib. 1828. 4. _—_— _________,Principios de Geometria ana- litica elemental. ib. 1840. 4. ‚„ Tratado complelo de Mecca- nica. ib. eod. A4. D. Jose Maria Roman, nueva Gramatica griega. ib. 1832. 8. D. Celest. de Pielago, Teoria mecanica de las construcciones. ib. 1837. 4. „—-, Introduccion al estudio de la Arquitectura hidrdäulica. ib. 1841. 4. D. Mariano Carrillo de Albornoz, T'ratado de Topografia y Agri- mensura. ib. 1838. 4. _—— 7, Luminas de la Topografia. fol. [ıs4s. ] 41 432 D. Ant. Bandarän, Tratado elemental de Dibujo. Madrid 1838. 4. D. Luis Gautier, Memoria sobre el tiro d rebote. Guadalajara 1842. 4. Resumen historico del Arma de Ingenieros en general, y de su or- ganizacion en Espana. (Memorial de Ingenieros. Tomo 1.) ib. 1846. 8. Memorial de Ingenieros. Ano de 1847. Tomo 2. ib. 8. D. Manuel Diez de Prado, Lecciones de Trigonometria esferica y de Geometria analitica. ib. 1847. fol. Sämmtliche von den Officieren des Königl. Spanischen Ingenieur - Corps herausgegebene Schriften sind von dem General-Lieu- tenant und Ingenieur-General, Präsidenten der. Königl. Aka- demie der Wissenschaften zu Madrid und Königl. Spanischen Gesandten hierselbst, Herrn A. R. Zarco del Valle, mittelst Schreibens vom 5. Novbr. d. J. der Akademie übermacht wor- den. Schumacher, astronomischeNachrichten. No.653. Altona 1848. 4. Kunstblatt 1848. No. 56. Stuttg. u. Tüb. 4. Die Akademie beschlols dem General Zarco del Valle, dem Einsender der oben bezeichneten Schriften, als Zeichen ihres Dankes für seine ihr mehrfach bethätigte Theilnahme die zu Leibnizens Gedächtnifs im Jahre 1846 geprägte Denkmünze zu überschicken. Es wurde die Cabinetsordre Potsdam v. 2. d. M. vorgetra- gen, in welcher Se. Maj. der König für die Übersendung des Jahrgangs 1846 der akademischen Abhandlungen, so wie der Monatsberichte vom Juli 1847 bis- Juni 1848 seinen Dank be- zeigt. 11. Dec. Sitzung der physikalisch-mathema- tischen Klasse. Hr. Gustav Rose las über die Isomorphie von Schwe- fel und Arsenik. Der Verfasser untersucht die Fälle, wo man eine solche Isomorphie angenommen hat. Sie finden sich, da Schwefel und Arsenik im einfachen Zustande, wie auch in ihren Sauerstoffver- bindungen ganz verschiedene Formen haben, nur bei ihren Ver- bindungen mit den Metallen, besonders bei den Doppelt-Schwe- fel- und Arsenikverbindungen. q 3 Von diesen führt man drei Verbindungen an, die isodimorph sind, die also zwei Gruppen bilden, deren jede aus drei iso- morphen Species bestehen. Zu den einen gehören: Der Speerkies, der Arsenikkies und das Arsenikeisen; zu der zweiten: Der Eisenkies, der Kobaltglanz und der Speiskobalt. Die Krystalle der ersten Gruppe sind 1-und-1axig, die der zweiten regulär. f Erste Gruppe. I Der Speerkies ist nach der Untersuchung von Berzelius Fe S?, der Arsenikkies nach den sämmtlichen vorhandenen Ana- _ Iysen stets FeS?-+ Fe As?, das Arsenikeisen noch zweifelhaft Fe As?. Scheerer nimmt diefs nur von dem von Fossum an, _ und betrachtet das Arsenikeisen von Reichenstein als Fe? As?, _ mit welcher Annahme die vorhandenen Analysen aber auch nur zum Theil stimmen. Die chemische Zusammensetzung ist noch keinesweges als ausgemacht zu betrachten. Die Krystalle der 3 Gattungen sind stets rhombische Pris- men. Bei dem Speerkiese aber betragen die Winkel in den _ stumpfen Seitenkanten nach Breithaupt 105° 28°, bei dem Arse- nikkiese weichen sie an den Krystallen der verschiedenen Fund- Forte nach demselben Mineralogen von 110° 29’ bis 112° 4’ ab, _ (was wahrscheinlich von einem mehr oder weniger großsen Ge- 4 me halte an Kobalt herrührt, der sich zuweilen als Ersatz einer ent- \ sprechenden Menge Eisen findet) und beim Arsenikeisen betragen sie 122° 26’. Diese Unterschiede sind doch zu großs, um an- as zu können, dals die Gattungen isomorph wären, selbst "wenn man fände, dafs das Arsenikeisen wirklich Fe As? wäre, zumal da man nie beobachtet hat, dafs sich in den Arsenikkie- sen Fe S? und Fe As? in unbestimmten Verhältnissen einander _ ersetzten. Zweite Gruppe. Der Eisenrkies ist Fe S°, in seiner chemischen Zusammen- setzung also von dem Speerkiese nicht verschieden; der Kobalt- glanz ist analog dem Arsenikkies zusammengesetzt Co S?+ Co As?, der Speiskobalt Co As’. Wenn das Arsenikeisen Fe As? wäre, so würden sämmtliche Mineralien dieser Reihe mit denen der origen eine gleiche atomistische Zusammensetzung haben, und 434 mit ihnen also, da Kobalt und Eisen sich gewöhnlich isomorph verhalten, heteromorph sein. Die Formen des Eisenkieses sind Combinationen des Hexaö- ders und Octa@ders mit dem sonst nur selten vorkommenden Py- rito@der. Ganz dieselben Formen finden sich bei dem Kobalt- glanz; indessen ist derselbe sehr vollkommen hexa@drisch -, der Eisenkies dagegen entweder gar nicht oder doch nur höchst un- vollkommen spaltbar. Der Speiskobalt krystallisirt auch in He- xa@dern, und ist nur so unvollkommen spaltbar wie der Eisen- kies, aber Pyrito@der sind bei ihm nicht beobachtet. Die Be- hauptung Breithaupt’s, dals er einmal eine solche Form beim Speiskobalt wahrgenommen habe, widerlegt der Verfasser da- durch, dals er die Flächen von Tetrakishexa@dern an dem Speis- kobalt mehrerer Fundorte bestimmt beobachtet habe, was bei dem Vorkommen von Pyrito@derflächen nicht möglich wäre. Also auch diese Mineralien können nicht isomorph sein, wenn auch hier von Seiten der chemischen Zusammensetzung kein Wi- derspruch stattfindet; der Eisenkies kann nicht mit dem Kobalt- glanz isomorph sein, obgleich bei beiden das Pyrito@der vor- kommt, da der letztere spaltbar, der erstere es nicht oder fast gar nicht ist, und wahrhaft isomorphe Substanzen sich nicht blofs in der Form, sondern auch in der Spaltbarkeit gleich bleiben, (wie man daher auch dieselbe Vollkommenheit der Spaltungsflä- chen bei dem, mit dem Kobaltglanz unbezweifelt isomorphen Nickelglanz, sowohl dem Arsenik- als dem Antimon-Nickelglanz wiederfindet); der Eisenkies ferner nicht mit dem Speiskobalt, da wenn er ihm auch in Unvollkommenheit der Spaltungsflächen gleicht, bei dem einen die Pyrito@derflächen vorkommen bei dem andern nicht, und endlich noch weniger der Kobaltglanz und Speiskobalt, die in Structur und Form verschieden sind. Gegen die Isomorpbie dieser Substanzen spricht auch hier der Umstand, dals sich Schwefel und Arsenik in der Zusam- mensetzung derselben nicht ersetzen. Zwar scheint diels in den Analysen des Nickelglanzes und des Amoibit’s nach den Analy- sen von Löwe und von v. Kobell der Fall zu sein, aber aus den Analysen des Nickelglanzes von Berzelius und Rammelsberg_ er- giebt sich ganz bestimmt die dem Kobaltglanze analoge Formel, daher es wohl wahrscheinlich sein möchte, dafs der von Löwe 435 »analysirte Nickelglanz nicht rein, sondern vielleicht mit Arsenik- - nickel, welcher in Schladming, von wo der von Löwe analy- - 'sirte Nickelglanz abstammt, auch vorkommt, gemengt gewesen ist. Eine ähnliche Bewandnils möchte es auch mit dem Amoi- bite von Kobell’s haben, und überhaupt hier noch auszumachen _ sein, ob er in der That eine selbständige Species bildet und von dem Nickelglanz verschieden ist. Andere Schwefel- und Arsenikverbindungen sind nicht mit einander zu vergleichen, denn die Einfach-Schwefel- und Arse- nikverbindungen, der Haarkies Ni S und der Kupfernickel Ni As - (und ebenso der Antimonnickel Ni Sb) bestehen zwar aus einer gleichen Anzahl Atome, sind aber doch sämmtlich so undeut- lich krystallisirt, dafs von ihrer Form kein Beweis hergenommen werden kann. Eher könnte man hier das Tellursilber AgTe und _ Tellurblei Pb Te anführen, da ersteres die Geschmeidigkeit des - Silberglanzes, und letzteres die Spaltbarkeit des Bleiglanzes hat _ und anzunehmen ist, dafs das, was vom Tellur gilt, auch vom _ Arsenik gelte. Vom Ag Te mülste man ferner annehmen, dals seine Form nicht ein Rhomboäder wie Hess angiebt, sondern ein Hexaöder sei; da nun aber diese Form zum regulären System _ gehört, so ist sie wenigstens nicht entscheidend. Aus alle dem geht wohl hervor, dafs man zur Annahme einer Isomorphie von Schwefel und Arsenik bis jetzt noch nicht berechtigt ist. *) | In einem Anhang sucht der Verfasser es noch wahrscheinlich zu machen, dafs der von Breithaupt beschriebene Plinian nichts anderes als ein unregelmäfsig krystallisirter Arsenikkies sei, mit welcher Annahme auch die von Plattner untersuchte chemische - Zusammensetzung stimmt. Hr. Dove las über den Einflufs der Windesrichtung auf die Temperatur eines der freien Ausstrahlung und der Insolation ausgesetzten Bodens und seiner Pflan- zendecke. *) Da das Mischungsgewicht des Schwefels = S, das des Arseniks aber =2As oder As ist, so könnte man auch von chemischer Seite gegen die angenommene Isomorphie des Schwefels und Arseniks einwenden, dafs in allen diesen Fällen Körper von ungleicheu Mischungsgewichten für iso- morph gehalten werden. 436 Wenn es durch die Ergebnisse mannigfaltiger Untersuchun- gen als erwiesen betrachtet werden kann, dals die sogenannten unregelmäfsigen Veränderungen der Schattenwärme durch die Veränderungen der Windesrichtung bedingt werden, so ist es von vorn herein wahrscheinlich, dafs dies auch für die Wärme- verhältnisse eines Bodens gelten werde, welcher dem Sonnen- schein und der nächtlichen Strahlung frei ausgesetzt ist. Da aber die Wirkungen beider durch einen bedeckten Himmel abgestumpft, durch einen heitern gesteigert werden, die Himmelsansicht wegen der verschiedenen Feuchtigkeit der Winde selbst aber eine Fun- ktion der Richtung derselben ist, so sieht man leicht ein, dals der definitive thermische Werth, welcher dem Boden unter dem Einfluls einer bestimmten Windesrichtung zukommt, das Ender- gebnifs einer Anzahl theils in gleichem, theils in entgegengesetz- tem Sinne wirkender Ursachen sein wird. Auf die Sonderung dieser einzelnen Bedingungen kommt es aber an, wenn es sich darum handelt, den Einfluls zu ermitteln, welchen die Verände- rung der Windesrichtung auf die Vegetation äulsert, denn ein durch starke Ausstrahlung erfolgter Nachtfrost wird in seiner _ Wirkung nicht neutralisirt durch den Wärmeüberschufs, welchen der bei Tage heitere Himmel der Pflanze gewährte. In dem Pflanzengarten in Chiswick bei London wird seit dem Jahre 1826 ein Barometer, Thermometer und Daniellsches Hygrometer dreimal täglich beobachtet, Morgens, Mittags und Abends, aufserdem aber ein gegen terrestrische Rückstrahlung und gegen die Sonnenstrahlen durch einen Schirm von geoel- tem Zeuge geschütztes, im Schatten aufgehängtes Rutherfordsches Thermometer, ein mit schwarzer Wolle bedecktes Minimum- Thermometer, welches im Brennpunkt eines parabolischen Hohl- spiegels der vollen Himmelsansicht ausgesetzt ist, endlich ein den Sonnenstrahlen ausgesetztes Maximum - Thermometer ebenfalls mit schwarzer Wolle bedeckt zwei Zoll über einem Grunde von Gar- tenerde auf der Südseite einer 4 Fufs davon entfernten Garten- mauer. Die herrschende Windesrichtung und die Regenmenge werden täglich bestimmt. Von diesen Beobachtungen wurden funfzehn Jahrgänge der Berechnung unterworfen. Aufser der barometrischen und atmi- schen Windrose wurden Windrosen bestimmt für das Minimum I , n a u u ı 5 7 NAD 2 en, a Ze una} 437 und Maximum der Schattenwärme, für das Insolationsmaximum und das Ausstrahlungsminimum, aufserdem wurden die vom Drehungs- gesetz abhängigen Veränderungen für das Barometer, Thermo- meter und Hygrometer durch die drei täglichen Beobachtungen ermittelt. Die folgenden Ergebnisse gründen sich auf die Be- rechnung von mehr als 71000 Beobachtungen, eine Anzahl, die so grols gewählt werden mufste, um Unterschiede, welche im Continentalklima unmittelbar hervortreten würden, im Seeklima bemerkbar zu machen. Für das Continentalklima fehlen zu dem vorliegenden Zweck brauchbare Beobachtungen. Der Einfluls der Richtung des Windes auf die Temperatur des Bodens, über welchem er weht, ist ein sehr erheblicher durch den Effect, welchen die ihn begleitende Trübung oder Aufhellung auf seine Ausstrahlung äufsert. Bei SW fällt das Mittel der Strahlungskälte in keinem Monat unter den Frostpunkt, bei NP, N, NO ein halbes Jahr ununterbrochen unter densel- ben, bei N im Januar um volle 13° F. Bei der grofsen Regel- mälsigkeit der vom Drehungsgesetz abhängigen Veränderungen des Barometers, verglichen mit den viel weniger deutlichen des Thermometers und Hygrometers, kann man daher im April, wenn der Wind mit steigendem Barometer von W/ nach N herumgeht, auf einen Nachtfrost rechnen, in gewissen Fällen auch im Mai, denn das Monatsmittel der Ausstrahlungskälte fällt nur einen hal- ben Grad F. über den Frostpunkt. Aus dem eben Gesagten folgt unmittelbar, dafs das Barome- ter in Verbindung mit Beobachtung der Windfahne für den Gärt- ner und Landwirth das wichtigste unter den meteorologischen Insrumenten ist. Die Wärmeunterschiede, welche der freie Boden im Ge- gensatz des beschatteten innerhalb der täglichen Periode erfährt, sind bei nördlichen und östlichen Winden gröfser als bei südli- chen und westlichen. Bei Ostwind beträgt im Juli diese Ver- änderung innerhalb 24 Stunden 24° R., im Schatten nur 11°. Dann erreicht aber das mittlere tägliche Maximum in der Sonne j die Höhe von 31° R., während der Thaupunkt im Schatten nur 12° beträgt. Darf man sich da wundern, dafs in dieser trock- nen Hitze die Pflanzen verschmachten? 438 In den Wintermonaten überwiegt die Ausstrahlung bei Nacht die Insolation bei Tage, im Sommer findet das Umgekehrte statt. Abgesehen von dem durch die in verschiedenen Monaten ver- schiedene isothermische Vertheilung sich ändernden Einfluls der Windesrichtung müssen die aufheiternden Winde daher in ihrem thermischen Werth eine gröfsere jährliche periodische Verände- rung zeigen als die den Himmel trübenden. Daher ist bei SW dieser Unterschied nur 2996 F., bei O 4291 und nimmt regel- mälsig nach beiden Seiten hin ab. Wäre die sich ändernde isothermische Vertheilung allein der Grund, so mülste die Wind- rose der Schattenwärme dasselbe zeigen. Hier sind aber die Un- terschiede unerheblich und weniger regelmäfsig. In dieser Be- ziehung ist die Vergleichung beider Windrosen besonders wich- tig, sie lehrt die primären Wirkungen von den secundären un- terscheiden. Die thermische Windrose des Schattens und der freien Luft stimmt darin überein, dafs die westlichen Winde im Sommer die kälteren sind, im Winter hingegen die östlichen. Dies hängt genau mit der Veränderung der isothermischen Vertheilung zu- sammen, denn im Januar nimmt die Temperatur am schnellsten von London nach Torneo hin ab, im Sommer nach Island zu. Diese Veränderung zeigt sich deutlich in den Constanten der Formeln, durch welche die Vertheilung der Wärme in der Wind- rose dargestellt wird. Da die Thaubildung dadurch bedingt wird, dafs die Tem- peratur des durch Ausstrahlung erkälteten Bodens unter den Con- densationspunkt der in der Luft enthaltenen Wasserdämpfe her- absinkt, so kann, wenn das Ausstrahlungsminimum mit dem durch das Hygrometer ermittelten Thaupunkt verglichen wird, die grös- sere oder geringere Wahrscheinlichkeit der Thaubildung bei verschiedenen Windesrichtungen dadurch annähernd bestimmt werden. Man ist gewohnt eine Annäherung an tropische Verhält- nisse in unserem Sommer zu sehen, und durch die Mächtig- keit der Thaubildung in der heilsen Zone könnte man daher zu dem Glauben verleitet werden, dafs die Bedingungen für Thau im Sommer reichlicher vorhanden seien, als für Reif im Winter. Dies ist aber gerade umgekehrt. Es mag dies eines der Mittel TERN EEE SEEN EEE TEN 439 sein, deren sich die Natur so häufig bedient, um in einem dem Organismus schädlich werdenden Prozels das Gegenmittel für seinen zu verderblichen Einfluls zu gewinnen, denn die oft wie- derholte Bildung des Reifes überzieht zuletzt mit einer so dich- ten Hülle die Pflanzen, dals sie eine schwache Schneedecke vertritt. Berücksichtigt man das genaue Anschlielsen der atmischen Windrose an die barometrische, die ihre Extreme bei entgegen- gesetzten Winden erreichen, so sieht man unmittelbar ein, wie einfach Erscheinungen, die bei dem Begielsen der Pflanzen dem Barometerstande zugeschrieben worden sind, sich auf die Feuch- tigkeitsverhältnisse der Winde zurückführen lassen. g Es sind bei Berechnung der thermischen und barometrischen Windrose von Paris vom Verfasser bereits vor 20 Jahren die Gründe entwickelt worden, warum im Winter sich die Verthei- lung des atmosphärischen Druckes in der Windrose nahe an die der Wärme anschlielst, warum dies im Sommer in weit gerin- gerem Grade stattfindet. Diese Gründe treten entschiedener her- vor, wenn man die barometrische Windrose direct mit der ther- mischen des frei bestrahlten und ausstrahlenden Bodens vergleicht, denn die Abweichungen der Schattenwärme finden eben darin ihre Erklärung, dafs die Aufhellung oder Trübung, indem sie die Temperatur der direct betroffenen Gegenstände verändert, zugleich eine wenn auch schwächere Wirkung auf die geschütz- ten äulsert. In neuerer Zeit hat sich die Anzahl der für die einzelnen Jahreszeiten berechneten Windrosen von Paris bis Jakutzk hin sehr vermehrt. Für alle dem Verfasser bekannten wurden daher die Formeln entwickelt, um daraus unmittelbar abzuleiten, in wie fern die lokale thermische Vertheilung in der Windrose sich an- schlielst an die Modification der Gestalt der Isothermen in der jährlichen Periode. Die berechneten Formeln zeigen, dafs dieser Anschluls vorhanden ist, sie ergänzen demnach die im vorigen Monat vorgelegten Isothermcharten. Bei der Verwickelung at- mosphärischer Verhältnisse kann man nur mit Sicherheit vorschrei- ten, wenn jedes einzelne Phänomen vom lokalen und universel- len Standpunkt aus gleichzeitig und zwar so viel wie möglich durch die Aussagen verschiedener meteorologischer Instrumente 440 betrachtet wird. In derselben Weise bedürfen die bisherigen pflanzengeographischen Untersuchungen, in welchen der klimato- logische Gesichtspunkt allein hervorgehoben worden ist, der Er- gänzung einer meteorologischen lokalen Untersuchung, zu der die hier vorgelegte Arbeit ein Beitrag ist, welcher sich unmit- telbar an die früheren Arbeiten des Verfassers in den Abhand- lungen von 1844 und 1846 anschlielst. Hr. Ehrenberg sprach über die von ihm gewonne- nen Resultate bei Untersuchung der atmospbärischen Luft auf organische geformte Stoffe mittelst Leitung derselben durch destillirtes Wasser. Seitdem Moscati in Mailand und Brocchi in Rom die Was- serdünste der aria cativa direct untersucht haben, indem sie die- selben an mit Eis gefüllten Glasgefälsen verdichtet aufsammelten und seitdem Vauquelin in solchen Niederschlägen organische Stoffe durch chemische Analyse nachwies, hat man sich (seit 1810) mit der Annahme der Existenz solcher Stoffe um so mehr begnügt, je mehr andere Chemiker ein gleiches Verhalten dann öfter nach- gewiesen haben. Die mikroskopische Analyse ist in den gleichen Fällen nicht so glücklich gewesen. Niemand hat bisher jene angeblichen reich- lichen organischen Stoffe auch nur mit einem Namen bezeichnet. Man hielt bisher die organischen Substanzen miasmatischer Luft für chemische Lösungen und Verbindungen mit dem Wasserdunst. Da ich neuerlich dem Gegenstande meine Aufmerksamkeit specieller von Neuem zuzuwenden veranlalst war, so habe ich durch eine einfache Methode Resultate gewonnen, welche die Aussicht eröffnen, dafs durch dieselbe sich noch mancherlei Auf- schlüsse werden erhalten lassen. Dafls der vor Kurzem von mir untersuchte abgelagerte at- mosphärische Staub, als eigentlicher Sonnenstaub auch in der Luft geschwebt haben müsse, ist zwar unumgänglich anzunehmen, allein es ist doch wissenschaftlich deshalb wichtig, die Verhält- nisse zu wissen, in denen er sich in der Luft findet, weil er in gewissen Verhältnissen nicht darin gefunden worden ist. Ja das, was die Chemiker in dem Malaria Dunste gefunden haben, scheint 441 offenbar auch nicht jener von mir nachgewiesene organische Luftstaub zu sein. Meine vielen eigenen und Anderer Untersuchungen des Thaues in seinen einzelnen Tropfen, einzelner Regentropfen, so wie vie- ler einzelnen Schneeflocken haben nie organische geformte "Theile gezeigt. Aufgefangenes Regenwasser hat dergleichen viel gezeigt, aber auch ganze Raupen und Blätter habe ich in frei aufgefan- genem Regenwasser gefunden. Das erstere ergab zu wenig, das letztere zu viel. Um näher zu kommen, habe ich die nahe liegende Methode angewendet, durch destillirtes und frisch abgekochtes Wasser Luft hindurch zu treiben und den Niederschlag genau mikrosko- pisch zu analysiren. Durch diese Methode, welche in ihrer Einfachheit eigen- thümlich zu sein scheint, habe ich denn vorläufig das Resultat bereits gewonnen, dals die Vorstellung, die geformten organi- schen Theile, die mikroskopischen Lebensformen u. s. w. wären in der Luft stets und nur in Verbindung mit dem Wasserdunste und fielen mit Thau und Regen regelmäfsig herab, anders mo- difieirt wird. Während im natürlichen und künstlichen Thau durch das Mikroskop keine Lebensformen gefunden werden, ent- hält der trockne Luftstaub deren viele. Mithin besteht keine regelmälsige und gewöhnliche Verbindung beider Dinge in der Luft. Der Wasserdunst schlägt sich meist frei vom Staube nie- der, und nur gewisse besondere Verhältnisse vereinigen beides. Diese besonderen Verhältnisse scheinen elektrischer Natur zu sein, wie sich aus anderen directen Beobachtungen ergiebt, welche später zusammengefalst werden sollen. Da es wünschenswerth ist, dals miasmatische Luftverhältnisse auf das vielseitigste untersucht werden, so sind grofse und kost- spielige Apparate mehr hindernd als fördernd. Der Apparat, mit welchem es mir gelungen ist, den Luft- staub während seines Schwebens in der Luft selbst, mithin frisch zur Ansicht zu erlangen, besteht in einer einfachen, etwa 6 Zoll hohen weilsen Glasflasche mit etwas grolser Mündung und Kork- stöpsel-e. Durch den Stöpsel gehen 2 rechtwinklich gebogene Glasröhren mit ihrem senkrechten Schenkel, welcher bei der einen bis nahe zum Grunde der Flasche reicht, bei der anderen 442 die Länge des Stöpsels nur wenig überragt. Die Flasche mit gekochtem destillirten Wasser gut ausgespült, wird nur 2-3 Zoll hoch mit frisch gekochtem destillirtten Wasser gefüllt. An den horizontalen Schenkel der längeren durch den Stöpsel gehenden Glasröhre wird eine Cautschuk Röhre befestigt, welche eine lösbare bewegliche Verbindung mit dem Rohre eines ge- wöhnlichen Blasebalges gestattet. Stöpsel und Blasebalg werden bei dem Gebrauche festgebunden. Mit einem solchen Apparate läfst sich in einer Stunde ein Volumen von etwa 30000 Cubik Zoll Luft (in 10 Minuten von 5-6000 €. Zoll) durch das Wasser treiben, wobei alles Feste darin abgelagert wird. Schon die letztere Menge reicht hin, eine gewisse Übersicht der Luftverhältnisse eines Ortes zu er- langen. Man lälst das Wasser einige Stunden ruhen, giefst die gröfsere Masse ab und beobachtet den Rückstand, wobei man noch die Vorsicht anwenden kann, vorher den oberen Theil des Wassers dunkel, den unteren hell zu lassen, damit lebende das Licht suchende Formen mehr unten gehalten werden. Boussingaults neuere chemische Versuche werden sich auf diese Weise leicht durch mikroskopische Forschung sehr lehr- reich erweitern lassen. Man wird auf Häusern, Thürmen, Schif- fen und in Krankenzimmern leicht Versuche dieser Art ausführen können. Die kleinen Mengen lassen sich leicht verschicken und vielseitig prüfen. Das Speciellere wird Gegenstand späterer Mittheilung sein. 14. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. Poggendorff las über das Verhalten des Queck- silbers bei seiner elektromagnetischen Rotation. Die elektro-magnetische Rotation des Quecksilbers ist seit ihrer Entdeckung durch Humphry Davy i. J. 1823 Gegenstand oftmaliger Beobachtung gewesen; dennoch findet man nicht, dafs eine Erscheinung zur Sprache gebracht worden sei, die unter den gewöhnlichen Umständen immer mit dieser Rotation ver- bunden ist, und die, wenn auch nicht in galvanischer, doch in chemischer Hinsicht viel Interesse besitzt. Um diese Erscheinung zu beobachten, reicht es hin, das Quecksilber auf irgend eine Weise in elektromagnetische Rota- 443 ton zu versetzen: der Verfasser verfuhr indefs meistens so, dafs er etwa eine Unze Quecksilber in ein Uhrglas oder Porzellan- schälchen gols, dasselbe auf eine Drahtrolle stellte, die einen Eisenkern einschlols, und nun zwei Drähte von Eisen oder Pla- tin lothrecht in das flüssige Metall tauchte, den einen nahe am Rande, den anderen in der Mitte der runden Masse. Werden dann die erforderlichen Verbindungen gemacht, um den Strom eines galvanischen Apparats, auch nur einer einfachen Grove’schen Kette, einen zusammenhängenden Weg durch die Rolle und das Quecksilber darzubieten, so wird der Eisenkern zu einem Ma- guet und damit tritt denn sogleich eine lebhafte Rotation des Quecksilbers ein, die sich besonders durch aufgestreute Staub- theilchen oder Papierfäserchen sichtbar machen läfst. So ist der Vorgang in den ersten Momenten, und, je nach Umständen, kann er auch wohl 10-15 oder 20 Minuten so blei- ben. Nach und nach verlangsamt sich aber die Geschwindigkeit; die Staubtheilchen rotiren nicht mehr, wie anfänglich, getrennt, sondern gleichsam zusammenhängend, wie wenn die Oberfläche des Quecksilbers eine starre Scheibe bildete; immer träger wird die Rotation dieser Scheibe und am Ende hört sie gänzlich auf. Dabei hat das Quecksilber eben so wenig von seinem Glanze, als der Strom von seiner Stärke etwas verloren, wie sich leicht nachweisen läfst. Als der Verf. diese auffallende Erscheinung zuerst beobach- tete, setzte sie ihn nicht wenig in Verwunderung, da er keinen Grund anzugeben vermochte, weshalb der Strom oder der Ma- gnet seine Wirksamkeit verloren haben sollte; allein bald über- zeugte er sich, dafs das Phänomen seinen Sitz nur an der Ober- fläche, nicht in der Masse des Quecksilbers habe, denn wenn er unter gehörig schiefem Winkel auf das Metall blickte, konnte er an einer gewissen Wellenbewegung deutlich erkennen, dals die Rotation keineswegs aufgehört hatte, sondern sich im Innern der Masse unverändert und mit grofser Geschwindigkeit fort- setzte. Es war also klar, dafs blols die Oberfläche des Queck- silbers eine Veränderung erlitten hatte. Für diesen Schlufs spricht noch der Umstand, dals man Quecksilber, welches unbeweglich geworden ist, nur in eine Fla- sche zu gielsen und tüchtig durchzuschütteln braucht, um ihm A4sA seine frühere Beweglichkeit vollständig wieder zu geben. Man kann dies beliebig oft mit unverändertem Erfolg wiederholen und hat dadurch das einfachste Mittel in der Hand, den Versuch unzählige Mal mit derselben Portion Quecksilber anzustellen. Die Veränderung der Oberfläche des Metalls allein ist es jedoch nicht, was die Unbeweglichkeit hervorruft. Sie hat ihren Grund zum Theil auch in einer vermehrten Adhäsion des Queck- silbers zu der Wandung des Gefälses.. Denn wenn man bei einem grolsen Tropfen Quecksilber, der in einem Uhrglase un- beweglich geworden ist, mehrmals mit einer feinen Nadel zwi- schen Glas und Metall herumstreicht und somit die Oberfläche des Tropfens gleichsam vom Glase abschneidet, setzt sich diese wiederum in Bewegung, jedoch immer nur auf kurze Zeit, als eine zusammenhängende Scheibe und mit geringer Geschwindig- keit. Dasselbe erfolgt auch, wenn man den kapillaren ringför- migen Raum zwischen Glas und Quecksilber mit Wasser oder Alkohol ausfüllt, ohne die übrige Fläche des Metalls zu benässen. Die nächste Frage war nun wohl die: Ob die Erscheinung eine Wirkung des galvanischen. Stromes sei oder nicht. Um *° | hierüber Auskunft zu erhalten, nahm der Verf. eine Portion Queck- silber, von deren Beweglichkeit er sich zuvörderst überzeugt hatte, und prüfte sie von Zeit zu Zeit auf wenige Augenblicke in der angegebenen Weise. Dadurch stellte sich dann bald heraus, dafs das Quecksilber schon für sich, durch blofses Stehen an der Luft, in den Zustand der relativen Unbeweglichkeit übergeht, dafs folg- lich der galvanische Strom als solcher keinen Theil an der Er- scheinung hat, sondern nur als Reagenz dient, um dieselbe sicht- bar zu machen. Nach einiger Übung hält es auch gar nicht schwer, schon durch blofses Umrühren des Quecksilbers mit einer Nähnadel zu erkennen, ob dasselbe eine bewegliche Oberfläche habe oder nicht. Indels bleibt dies Mittel, was Empfindlichkeit und Deutlichkeit der Angabe betrifft, doch weit hinter dem zurück, welches der galvanische Strom in Combination mit einem Magnete darbietet. Es gestattet auch dieses eine viel mannigfachere Anwendung. So z. B. kann man die Drähte der Batterie von unten her in das Quecksilber einführen und den Magnetstab von oben nähern. Wenn man nun diesen dabei sehr nahe an die Quecksilberfläche 445 bringt, läfst sich wahrnehmen, dafs die Theile gerade unter ihm noch rotiren, während die seitlichen, auf die er schwächer wirkt, schon nicht mehr in Bewegung gesetzt werden, — wohlverstan- den damit immer die Theile an der Oberfläche gemeint, denn die im Innern bewegen sich, wie vorhin gesagt, zu allen Zeiten ohne Ausnahme. Nach diesen Erfahrungen fragte es sich nun ferner worin denn die sonderbare Veränderung der Quecksilberobertläche ihren Grund habe. Zur Beantwortung dieser Frage mufls zuvörderst bemerkt werden, dals der Verf. von der Zeit an, wo er die erwähnte Erscheinung näher zu untersuchen anfıng, nur ein möglichst rei- nes Quecksilber anwandte. Es war eigends zu diesen Versu- chen längere Zeit mit einem beträchtlichen Antheil Salpetersäure in der Wärme digerirt, dann sorgfältig gewaschen und getrock- net worden. Eine Quantität von‘ anderthalb Unzen desselben, die in einem bedeckten Porzellantiegel über der Weingeistlampe verflüchtigt wurde, hinterliefs nur ein kaum wahrnehmbares Pünkt- chen, dessen Natur sich eben wegen seiner äufserst geringen Menge nicht näher bestimmen lies; es konnte nur ermittelt wer- den, dals es kochender Salpetersäure widerstand und in Königs- wasser verschwand. Jedenfalls war diese Beimischung so höchst unbedeutend, dals sie keinen Einfluls auf die Erscheinung haben konnte und der Verf. wohl das angewandte Quecksilber so gut wie völlig rein betrachten durfte. Vollends wurden alle Bedenklichkeiten in dieser Hinsicht gehoben, als er durch Güte des Hrn. H. Rose Gelegenheit be- kam, ein aus dem Chloride durch Destillation mit Eisen darge- stelltes Quecksilber anwenden zu können. Es verhielt sich durch- aus ganz wie das auf nassem Wege gereinigte. Von reinem Quecksilber wird in den chemischen Lehrbü- chern angegeben, dafs es bei gewöhnlicher Temperatur an der Luft unveränderlich sei, obwohl die Angaben in dieser Bezie- hung nicht ganz übereinstimmend lauten. Berzelius sagt kurz: Es hält sich unverändert an der Luft undi im Wasser. Bestimmter äufsert L. Gmelin: Das Queck- silber bleibt unverändert bei noch so langem Schütteln mit Sauer- stoffgas, Luft u. s. w. Dagegen heilst es bei Th&nard: Das 446 Quecksilber hat bei der gewöhnlichen Temperatur keine Wir- kung auf das Sauerstoffgas oder die atmosphärische Luft im trocknen oder feuchten Zustande, oder wenigstens ist seine Wir- kung darauf ausnehmend langsam. Ähnlich spricht sich Dumas aus, indem er sagt: Bei gewöhnlicher Temperatur oxydirt sich das Quecksilber nur an feuchter Luft. Selbst unter diesem Um- stande ist die Oxydation schwierig und unvollständig. Sie er- folgt nur auf langes Schütteln, wie dasjenige, welches man er- hält, wenn eine zum vierten Theil mit Quecksilber gefüllte Fla- sche an den Flügel einer Windmühle befestigt wird. Nach Ver- lauf einer langen Zeit bildet sich etwas Oxydul. Dumas hat hier wohl die alten, ums Jahr 1733 von Boer- haave angestellten Versuche im Sinne, welche in neuerer Zeit von Vogel etwas abgeändert und unstreitig mit reinerem Mate- rial wiederholt worden sind. Vogel gols eine Unze Quecksil- ber, erhalten durch Zersetzung des Chlorids mit Ätzkali oder durch Erhitzung des rothen Oxyds, in eine Quartflasche und band diese, wohl verschlossen, an das Rad eines Fuhrwerks, welches zwischen Paris und Versailles hin und her fuhr. Nach sechs Ta- gen hatte das Quecksilber nicht die mindeste Veränderung erlit- ten. Dasselbe war der Fall, als die Luft durch Sauerstoffgas er- setzt wurde. Hiebei waren alle Materiale möglichst trocken. Bei einem andern Versuch wurde das Schütteln unter Zusatz von Wasser vorgenommen. Dabei verwandelte sich das Quecksilber in ein graues Pulver, welches aber auch nur aus äulserst fein zertheiltem Metall bestand. Nach diesen Angaben mulste es gewils unwahrscheinlich er- scheinen, dafs bei den Versuchen des Verf. das jedenfalls sehr reine Quecksilber innerhalb der kurzen Zeit von zehn, funfzehn oder höchstens zwanzig Minuten durch ruhige Berührung mit der Luft eine merkliche Oxydation erlitten haben sollte. Wirk- lich zeigte es auch bei allen Versuchen, nachdem es seine Be- weglichkeit verloren hatte, denselben ungetrübten Metallglanz, den es zuvor besals. Der Verf. untersuchte das von seiner Ober- fläche im beweglichen und im unbeweglichen Zustand reflektirte Licht mittelst eines Nicol’schen Prisma, konnte aber durchaus keinen Unterschied zwischen beiden Fällen wahrnehmen. Das völlig unveränderte Ansehen der Quecksilberfläche bei zwei so ; 447 verschiedenen Eigenschaften derselben ist sicher ein Umstand, der das Auffallende der in Rede stehenden Erscheinung bedeu- tend erhöht. Worin liegt nun aber der Grund der Verfestung des Queck- silbers an seiner Oberfläche? Es lassen sich, wie es scheint, hier- über zwei Meinungen aufstellen. Entweder geschieht die Ver- festung durch einen innern Prozefs, durch eine Art von krystal- linischer Anordnung, welche die Theilchen der Oberfläche bei Ruhe annehmen. Oder es wird, ungeachtet das Auge keine Ver- änderung an der Oberfläche wahrnimmt, dennoch irgend ein Stoff aus der Luft absorbirt. Vor näherer Prüfung dieser Möglichkeiten schien es unter- suchungswerth, ob auch wässrige Flüssigkeiten eine Verfestung ihrer Oberfläche an der Luft erleiden würden. Flüssigkeiten der Art sind bekanntlich, gleich dem Quecksilber und jedem anderen metallischen Leiter, der elektromagnetischen Rotation fähig, und man kann daher auch bei ihnen diese Rotation benutzen, um die Empfindlichkeit ihrer Oberfläche zu prüfen. Der Verf. bediente sich dazu eines dem früheren ähnlichen Apparats, nur dals. die Poldrähte der Batterie ersetzt wurden durch zwei winkelförmige Metallstreifen, deren horizontale Schen- kel ringförmig gekrümmt waren. Der eine dieser Ringe schlofs dicht an den innern Rand des etwa zwei Zoll im Durchmesser haltenden Schälchens, der andere stand in der Mitte desselben und mals etwa drei Linien im Durchmesser. Bei Verbindung der lothrechten Schenkel mit der Batterie ging der Strom durch die Flüssigkeit radialiter entweder vom kleineren zum grölseren Ringe, oder umgekehrt. Man stellte zwei Versuche an, den einen mit verdünnter Schwefelsäure, den andern mit Kupfervitriol-Lö- sung; im ersteren Fall bestanden die Streifen aus Zink, dessen ringförmiger Theil amalgamirt war, im zweiten aus Kupfer. Beide Flüssigkeiten nahmen schon mit Hülfe des Stroms eines einzigen Groveschen Bechers und des erwähnten Elektro- magnets eine lebhafte Rotation an, welche sich durch aufge- streutes Lycopodium deutlich erkennen liels, und diese Rotations- fähigkeit der Oberfläche hatte noch nach 24 Stunden nichts von ihrer Stärke verloren. Bei wässrigen Flüssigkeiten scheint also an der Luft, wenn sie nicht geradezu durch diese eine che- 41? 448 mische Zersetzung erleiden, keine Unbeweglichkeit der Ober- fläche einzutreten. Der Verf. kehrte nun wieder zum Quecksilber zurück. Um die Luft von demselben abzuhalten, bediente er sich zunächst des einfachen Mittels, dasselbe mit einer Schicht Flüssigkeit zu bedecken. Er übergofs dasselbe also einige Linien hoch succes- sive mit Mandelöl, Terpentinöl, Schwefelkohlenstoff, Äther, Al- kohol und destillirtem Wasser, gekochtem wie ungekochtem. Un- ter allen diesen entweder gar nicht oder sehr schlechtleitenden Flüssigkeiten kam die Oberfläche des Quecksilbers nicht zur Ro- tation. Wenn er aber dem Wasser einige Tropfen Säure oder Salzlösung zusetzte, stellte sich sogleich jene Rotation ein, wäh- rend auch die wässrige Flüssigkeit rotirte. Unter Ammoniakflüssigkeit, die bekanntlich in geringem Grade leitend ist, behielt die Quecksilberfläche eine Zeitlang ihr Rota- tionsvermögen, aber es ward sichtbar geschwächt, nahm immer mehr ab, und verschwand dann gänzlich. Lycopodium, das auf die Ammoniakflüssigkeit gestreut worden, zeigte dals diese an- fangs an der Rotation Theil nahm, sich aber immer später in Bewegung setzte als die Quecksilber- Oberfläche. Die Unbeweglichkeit der Quecksilberfläche unter den vor- hin erwähnten nichtleitenden Flüssigkeiten kann wohl nicht auf Rechnung einer Reibung geschoben werden, denn man sollte meinen, unter den Theilchen im Inneren der Quecksilbermasse, wo doch die Rotation ungestört fortging, wäre die Reibung grölser als zwischen den Theilchen des Quecksilbers und der nicht metallischen Flüssigkeit. Diese Versuche scheinen demnach zu beweisen, dals es nicht allein ein in der Luft befindlicher Stoff sei, welcher die Quecksilber -Oberfläche träge zu machen im Stande ist. Um zu sehen, ob dasselbe auch von gasförmigen Substan- zen gelte, änderte er den Apparat dahin ab, dals er zur Auf- nahme des Quecksilbers eine Glasschale mit seitlichen diametra- len Öffnungen anwandte, in welchen die winkelförmig geboge- nen Poldrähte durch Korke festgehalten wurden. So konnte die Luft in der Schale leicht mit verschiedenen Gasen und Dämpfen geschwängert werden, wenn ein Stück Flielspapier, benäfst mit 449 der erforderlichen flüchtigen Flüssigkeit, über den Rand ausge- breitet und mit einer Glasplatte bedeckt wurde. In dieser Weise liels er zuvörderst Terpentinöl und Alko- hol in der Schale verdunsten. Von beiden Dämpfen konnte er keine deutliche Wirkung wahrnehmen, indem die Queksilber- fläche ihre Beweglichkeit geraume Zeit behielt, und als sie die- selbe zuletzt verloren hatte, sich nicht entscheiden liels, ob dies nicht auf Rechnung der vorhandenen Luft zu schieben sei. Eben so verhielt sich Schwefelkohlenstoffdampf. Dagegen hatte Ammoniakgas augenscheinlich eine, so zu sagen tödtende Wirkung auf die Quecksilber-Oberfläche, indem dieselbe viel schneller als in Luft allein zu Ruhe kam, ohne da- bei übrigens etwas von ihrem Glanze einzubüfsen. Der Verf. glaubte nun einen Augenblick, der in der atmos- phärischen Luft vorbandene Ammoniakgehalt könnte, irotz sei- ner Geringfügigkeit, die Ursache der von ihm untersuchten Er- scheinung sein. Allein als er die Schale durch ein mit verdünn- ter Schwefelsäure benetztes Papier bedeckte, wodurch doch die- ser Ammoniakgehalt entfernt werden mulste, zeigte sich keine Abnahme in der Wirkung der Luft. Jetzt wurde ein Stück Phosphor in der Schale aufgehängt. Es erfüllte sie bald mit dem bekannten Nebel, der sich senkte und auf die Quecksilberfläche ablagerte. In Folge defs verlor sie schnell ihre Beweglichkeit. Ob diels Wirkung des Ozons war, mag dahin gestellt bleiben. Am stärksten unter allen vom Verf. untersuchten Substanzen wirkte in dieser Weise der Dampf des Schwefeläthers. Nur wenige Augenblicke brauchte das mit dem Äther benäfste Papier die Schale zu überdecken, um eine vollständige Tödtung der Quecksilberfläche zu veranlassen, wobei diese übrigens spiegel- blank blieb. In entgegengesetzter Weise als die vorhin genannten Sub- stanzen und in auffallender Stärke wirkten die Dämpfe flüchti- ger Säuren, wie Essigsäure, Salzsäure, Salpetersäure. Über einer an der Luft, in Ammoniakgas oder Ätherdampf un- beweglich gewordenen Quecksilberfläche braucht nur auf wenige Augenblicke ein mit solcher Säure benäfstes Papier ausgebreitet zu werden, um ihr die ursprüngliche Lebendigkeit wiederzuge- 450 ben, noch vollständiger, wie es scheint, als es durch das Schüt- teln geschieht. Es diels um so auffallender, als in dem Dampf der Salpetersäure und auch der Salzsäure die Quecksilberfläche nicht blank bleibt, sondern anläuft oder beschlägt. Ätherdampf vernichtet die nun eingetretene Lebendigkeit nicht, wohl aber Ammoniakgas, dessen Wirkung sich durch abermalige Anwen- dung von sauren Dämpfen wieder entfernen lälst. Wasserdampf hat keine Wirkung. Selbst bei stärkster Be- hauchung der Quecksilberfläche behält sie ihre Beweglichkeit, oder erlangt sie nicht wieder, wenn sie dieselbe schon verloren hat. Eben so ist eine Sättigung der Luft mit Feuchtigkeit oder eine Austrocknung derselben durch concentrirte Schwefelsäure ohne allen Einflufs, in dem einen, wie in dem anderen Sinn. Zu diesen letzten Versuchen diente ein Apparat von folgen- der Einrichtung. Das Quecksilber befand sich in einer kleinen Woulf’schen Flasche mit drei Hälsen, welche, wie früher die offene Schale, auf dem Elektromagneten stand. Zwei dieser Hälse, nämlich der mittlere und einer der seitlichen, nahmen mittelst übersiegelter Korke luftdicht die beiden Polardrähte der galvanischen Kette auf, und der dritte war durch Kautschuk verbunden mit einem der Seitenröhren einer kleinen Handluft- pumpe. Die andere mit einem Hahn versehene Seitenröhre die- ser Pumpe führte zu einer zweiten, mit Baumwachs angekitte- ten Woulf’schen Flasche, ähnlich der ersteren, nur darin an- ders vorgerichtet, dafs ihr mittlerer Hals zugepfropft war und der zweite Seitenhals luftdicht eine offene, bis zum Boden der Flasche hinabreichende Röhre aufnahm. Je nachdem nun die in der ersten Flasche enthaltene Luft mit Feuchtigkeit gesättigt oder ausgetrocknet werden sollte, wurde die zweite Flasche ent- weder mit Wasser oder mit concentrirter Schwefelsäure gefüllt, dann der Hahn im Seitenrohre verschlossen und die erste Flasche ausgepumpt. Wurde nun der Hahn geöffnet, so drang die Luft der äufsern Atmosphäre, die Füssigkeit durchströmend, in die erste Flasche und erfüllte sie entweder im feuchten oder trock- nen Zustande. Ein paarmaliges Wiederholen dieser Operation liels den Zweck derselben immer vollkommen erreichen. Denselben Apparat benutzte der Verf., um die Wirkung eini- ger Gase, nämlich der Kohlensäure, des Wasserstoffs und 451 des Sauerstoffs zu untersuchen. Es erlitt dabei nur in sofern eine Abänderung, als die offene gerade Röhre der zweiten Woulf’schen Flasche ersetzt wurde durch eine gekrümmte, die in der oberen Öffnung eine durch Wasser abgesperrten Glasglocke luftdicht ein- gekorkt war. Mittelst der Luftpumpe, bei geöffnetem Hahn der Seitenrohrs, wurde diese Glocke zunächst mit Wasser gefüllt, und dann, nach Verschlielsung des Hahuns, mit dem zu prüfen- den Gase versehen. Die fernere Operation des Füllens der er- sten Woulf’schen Flasche mit diesem Gase war der schon be- schriebenen gleich; nur wurde darauf gesehen, sie möglichst rasch auszuführen, damit nicht während derselben schon die Quecksil- berfläche eine Veränderung erlitten haben möchte. Die Kohlensäure wurde aus doppelt-kohlensaurem Natron mittelst zerstolsener Weinsäure dargestellt. Bei dieser Berei- tungsweise hatte sie, selbst ohne Auffangung über Wasser und Durchleitung durch Schwefelsäure, keinen Einfluls auf die Queck- silber-Oberfläche d.b. wenn diese beweglich war, so blieb sie es auch stundenlang in dem Kohlensäuregase, und wenn sie vor- her ihre Beweglichkeit verloren hatte, erhielt sie dieselbe in dem Gase nicht wieder. Eine mit Salzsäure aus Kreide entwickelte Kohlensäure aber, direct ohne Waschung, mit der Quecksilber- fläche in Berührung gesetzt, wirkte, wenn diese zuvor durch Stehen an der Luft unbeweglich geworden, belebend auf sie, — wahrscheinlich durch Wirkung eines Antheils von salzsaurem Gase, welches den Kolben oberhalb der Flüssigkeit erfüllte und mit dem Kohlensäuregas übergeführt ward. Wasserstoffgas verhielt sich eben so indifferent wie rei- nes Kohlensäuregas. Stundenlang sah der Verf. darin die Quecksil- berfläche ihre Beweglichkeit behalten, und, wenn sie dieselbe an der Luft verloren hatte, auch nicht wieder erlangen. Um sicher ganz reines Wasserstoflgas anzuwenden, bediente er sich eines elektrolytisch entwickelten. Hierauf schritt der Verf. zum Sauerstoffgase und zwar auch hier zur Anwendung eines elektrolytisch dargestellten, weil er gefunden hatte, dals das aus chlorsaurem Kali bereitete, und noch mehr das aus einem Gemenge von chlorsaurem Kali und Manganhyperoxyd gewonnene einen Antheil Chlor enthält, in Folge dessen es, wenigstens wenn es unmittelbar, ohne Wa- 492 schung und sonstige Reinigung angewandt wird, die Quecksil- ber-Oberfläche bedeutend angreift. Vom elektrolytischen Sauer- stoff sah er solchen Angriff nicht, aber dennoch büfste in dem- selben die Quecksilberfläche ihre Beweglichkeit ein. Das Sau- erstoffgas wirkte in dieser Beziehung unstreitig rascher als die atmosphärische Luft, jedoch nicht in solchem Grade wie er wohl erwartet hatte. Endlich schien es ihm noch nöthig die Wirkung eines luft- leeren Raumes zu versuchen. Gern hätte der Verf. zu die- sem Behufe das Quecksilber in ein Torricellisches Vacuum ver- setzt, aber die Umständlichkeit des dazu erforderlichen Apparats hielt ihn davon ab. Er begnügte sich daher mit dem Vacuum, welches die Handluftpumpe zu liefern im Stande ist, und in der That erwies sich dieses auch schon als völlig hinreichend. Es zeigte nämlich eine völlige Indifferenz. Mehr als 12 Stunden lang behielt darin die Quecksilberfläche ihre volle Beweglich- keit, in weit höherem Grade als im Wasserstoff- oder Kohlen- säuregas, zum Theil offenbar in Folge des aufgehobenen Drucks, wie man diels auch an jedem etwas weiten Barometer zu beob- achten Gelegenheit hat, wo die Quecksilberfläche des langen Schenkels schon bei leiser Erschütterung in eine ziemlich anhal- tende Wellenbewegung geräth, während die im unteren Schen- kel, auch frisch nach der Füllung, sich relativ unbeweglich ge- zeigt. Bei der elektromagnetischen Rotation im Vacuo scheinen die auf der Quecksilberfläche schwimmenden Staubtheilchen oder Papierfäserchen dieselbe kaum zu berühren, und sie beschreiben mit grolser Schnelligkeit Curven um den centralen Polardraht, die von einander unabhängig und keineswegs kreisförmig sind. Umgekehrt, hat einmal die Quecksilberfläche ihre Beweg- lichkeit durch Stehen an der Luft oder in Sauerstoffgas verlo- ren, so erlangt sie dieselbe in Vacuo auch nicht wieder. Hiemit schlols der Verf. den experimentellen Theil seiner Untersuchung, da er ihm im Wesentlichen nichts mehr hinzuzu- fügen hatte. Fragen wir nun, welche Auskunft sie über die in Rede stehende Erscheinung liefern, so mufs er sich dahin ent- scheiden, dafs ungeachtet die Oxydirbarkeit des Quecksilbers an der Luft bei gewöhnlicher Temperatur von den chemischen Au- toritäten in Abrede gestellt wird und ungeachtet das Zeugniss 453 des Auges ihre Meinung zu unterstützen scheint, dennoch eine oberflächliche Oxydation des Metalls unter den genannten Um- ständen statifinde, und folglich eine sehr dünne, für das Auge unwahrnehmbare Oxyd- oder Oxydulschicht als Ursache der rela- tiven Unbeweglichkeit der Oberfläche anzunehmen sei. Dafür spricht, seiner Ansicht nach, die Wirkungslosigkeit des Wasserstoffgases, der Kohlensäure und des Vacuums. Die _ Indifferenz des Vacuums scheint auch die Vermuthung von einer blofsen Absorption des Sauerstoffgases zu widerlegen, da wohl glaublich ist, dals ein blols absorbirter Sauerstoff im luftleeren Raum wieder entweichen würde. Das Verhalten im Vacuum un- terstüzt ferner nicht die Meinung, dafs die Quecksilberfläche an sich durch irgend einen noch unbekannten Prozels eine Verän- derung bei Ruhe erleide, denn sonst könnte sie nicht im luftlee- ren Raum ihre Beweglichkeit behalten. Die angeführten Versuche lehren freilich, dafs auch andere Gase, wie Äther- und Ammoniakgas, der Quecksilberfläche ihre Beweglichkeit zu rauben vermögen, aber an der Luft läfst sich diese Wirkung nur dem Sauerstoffgas zuschreiben. Dafür möchte auch der Umstand sprechen, dals es dem Verf. wenigstens nicht geglückt ist, ein Quecksilber darzustellen, welches nicht, nach- dem es einige Zeit an der Luft gestanden, beim Durchlaufen durch eine unten fein durchlöcherte Papiertute ein Kügelchen mit unreiner Oberfläche zurückgelassen hätte. Endlich möchte der Verf. auch glauben, dafs die Unbe- weglichkeit, welche die Quecksilber-Oberfläche bei der elek- tro-magnetischen Rotation an der Luft, in Sauerstoff-, Ather-, Ammoniakgas u.s.w. annimmt, mehr von einer erlangten Zähig- keit herrührt, als von Abnahme des elektrischen Leitungsvermö- gens. Wenigstens leitet sie immer noch einen Theil des elektri- schen Stroms, denn oft hat er gesehen, dafs man, nach bereits eingetretener Uubeweglichkeit, die Oberfläche partiell wieder in Bewegung setzen kann, wenn man den Magnet von oben her sehr nähert; es kommen dann die gerade unter ihm befindlichen Theile wieder zur Rotation, während die seitlichen in Ruhe verharren. Die belebende Kraft der sauren Dämpfe, von der er früher sprach, könnte wohl auf Wiederherstellung eines ver- nichteten oder geschwächten Leitvermögens hindeuten, aber mit 454 der Wirkung der Säuren ist auch eine Zerreilsung der Oxyd- schicht verknüpft, und getrennte Oxydtheilchen, haben wie ver- einzelte Staubtheilchen, keinen Einfluss auf die Beweglichkeit der Quecksilber - Oberfläche. Die hier besprochenen Erscheinungen werfen ein neues Licht auf die Unregelmäfsigkeiten, welche der Stand des Quecksilbers in Haarröhrchen zeigt, Unregelmälsigkeiten, die noch neuerdings von Frankenheim umständlich erörtert worden sind und zum Theil ebenfalls von einer Veränderlichkeit der Quecksilberoberfläche an der Luft hergeleitet werden, freilich nicht von einer Oxydation, sondern, wie er sich ausdrückt, von der Bildung einer Art Queck- silbergallerte. Worin auch die Veränderung des Quecksilbers ihren Grund haben möge, so würde man doch wahrscheinlich in Betreff der Capillar-Erscheinungen zu constanteren Resultaten gelangen, wenn man die Beobachtungen künftig im Vacuo oder in einer Atmosphäre von Wasserstoffgas wiederholen wollte. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: I. Kops en I. E. van der Trappen, Flora Batava. Aflev. 155. Amsterdam. 4. Gay-Lussac, Annales de Chimie ei de Physique 1848. Novem- bre. Paris. 8. L’Institut. 1. Section. Sciences malhemat., physig. et naturell. 16. Annde, No.767-778. 13. Sept.-29. Nov. 1848. ib. 4. 2. Section. Sciences hist., archeol. et philos. 12. Anne, No0.151. 152. Juil.- Aoüt 1848. ib. 4. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.651. 654. Altona 1848. 4. Kunstblatt 1848. No.57. 58. Stuttg. u. Tüb. 4. The quarterly Journal of the geological Society. No.16. Nov. 1. 1848. London. 8. Bulletin de la SocietE de Geographie. 3. Serie. Tome 9. Paris 1848. 8. Comptes rendus hebdomadaires des seances de l’Academie des sciences. 4848. 1. Semestre. Tome26. Tables. 2. Semestre. Tome27. No. 11-20. 11.Sept.-13. Nov. ib. 4. Es wurde ein Erlafs vom 7. Dec. vorgelesen, in welchem Ihre Majestät die Königin der Akademie für den Glückwunsch zur Feier ihrer silbernen Hochzeit und für die zu diesem Tage 455 überreichte Denkmünze mit dem Bildnifs der ersten Königin von Preufsen dankt. Es wurde beschlossen, künftig der im Jahre 1847 zu Ma- drid gestifteten Real Academia de ciencias exactas, fisicas y na- Zurales die Abhandlungen der physikalisch-mathematischen Klasse zu übersenden, da die ältere historische Akademie zu Madrid die Abhandlungen der philosophisch - historischen Klasse empfange. Es wurden folgende Schreiben vorgelegt, welche den Dank für die Zusendung der akademischen Schriften enthalten: 1. Ein Schreiben des Institut de France, academie des scien- ces vom 9. Oct. 2. Der geological society of London vom 2. Nov. 3. Des vorgeordn. Ministers Excellenz Hrn. v. Ladenberg v.7. Dec. 21. December. Gesammtsitzung der Akademie. Hr. H. Rose las über die unorganischen Bestand- theile in den organischen Körpern. In neuern Zeiten hat man, besonders durch Liebig’s Bemü- hungen angeregt, den unorganischen Bestandtheilen in den orga- nischen Körpern mehr Aufmerksamkeit als früher geschenkt, und vielfältig die Asche der Pflanzen und der thierischen Substanzen untersucht. Diese Untersuchungen hatten aber mehr einen tech- nischen Zweck, und gewöhnlich hat man nur das relative Ver- hältnils der unorganischen Bestandtheile in der Asche bestimmt, aber nie hat man sich ernstlich mit der ziemlich nahe liegenden Frage beschäftigt: auf welche Weise sind die unorganischen Sub- stanzen mit den organischen verbunden? Vor einiger Zeit suchte der Verfasser zu zeigen (Monats- bericht der Akad. der Wissenschaften 1847. S. 67.), dals wenn man einen organischen Körper beim Ausschlufs der Luft durch ein nicht zu starkes Erhitzen verkohlt, die unorganischen Bestand- theile sich zwar zum Theil durch die gewöhnlichen Auflösungs- mittel der unorganischen Salze, Wasser und Chlorwasserstoff- säure ausziehen lassen, dafs aber ein Theil, und zwar oft der grölste Tbeil in der Kohle einiger organischer Substanzen in einem Zustande enthalten ist, dals er sich der Auflösung in Was- ser und in Chlorwasserstoffsäure gänzlich entzieht, und nur durch Verbrennen der Kohle in Sauerstoffgas oder in atmosphärischer 456 Luft dargestellt werden kann. Offenbar ist dieser Theil der un- organischen Substanzen nicht so, wie man ihn nach der Ver- brennung erhält, in der organischen Substanz, und auch nicht in der Kohle derselben enthalten gewesen, sondern er ist erst durch Oxydation gebildet worden. Fernere Untersuchungen, die in dem Laboratorium des Ver- fassers angestellt wurden, haben diese Ansicht bestätigt. Es wur- den in vielen organischen Substanzen die unorganischen Bestand- theile von dem Gesichtspunkt aus bestimmt, dafs die von ihnen, welche im organischen Körper schon fertig gebildet enthalten sind, von denen getrennt wurden, die in einem nicht oder min- der oxydirten Zustande in demselben vorhanden sein müssen. Wenn man den ganzen Procels, wie die Pflanzen und die Thiere die erhaltenen unorganischen Substanzen assimiliren, nä- her verfolgt, so scheint sich zu ergeben, dals dies bei beiden auf eine entgegengesetzte Art und Weise geschieht. Die unorganischen Bestandtheile in den Pflanzen. Die Pflanzen erhalten die unorganischen Bestandtheile durch die Wurzel, welche sie dem Boden entnimmt. Dieser enthält dieselben entweder schon unter seinen Bestandtheilen, oder sie werden ihm durch einen geeigneten Dünger zugeführt. In bei- den Fällen sind diese unorganischen Bestandtheile im möglichst oxydirten Zustande. Während des Wachsthums der Pflanze findet in derselben ein Desoxydationsprocels statt. Die grünen Theile entwickeln durch den Einfluls des Sonnenlichts bekanntlich Sauerstoffgas. Wenn sie auch nur die Kohlensäure der Luft zersetzen, so as- similiren sie doch den Kohlenstoff derselben, wodurch nach und nach die Masse desselben gegen die des Sauerstoffs in der Pflanze bedeutender wird. An diesem Desoxydationsprocesse nehmen alle Theile der Pflanze Antheil, welche mit den grünen Theilen der- selben in Berührung stehen, so lange dieselbe im Zustand des Wachsens ist, und die grünen Theile ihre grüne Farbe noch nicht verloren haben. Wenn man nun findet, dals in den Pflanzen ein Theil der durch die Wurzel aufgenommenen unorganischen Bestandtheile in einem desoxydirten Zustande enthalten ist, in welchem er, 457 wenigstens nach der Verkohlung der Pflanzen, in den gewöhnli- chen Auflösungsmitteln der unorganischen Salze, dem Wasser und der Chlorwasserstoffsäure, unlöslich ist und dafs dieser Theil sich erst durch Oxydation wieder in ähnliche Salze ver- wandelt, wie sie von der Wurzel aus dem Boden aufgenommen sind, so ist zu vermuthen, dals die Menge der desoxydirten un- organischen Bestandtheile in denjenigen Theilen der Pflanze ge- ring sein muls, die in näherer Berührung mit dem Boden ste- hen, in denen also die Oxydation der Pflanzentheile und also auch die der unorganischen Salze erst angefangen hat. Jene Menge muls aber um so grölser in den Theilen der Pflanze sein, deren Entstehung die längste Zeit erfordert hat, und nach deren Bildung viele, die jährigen Pflanzen gänzlich, absterben. Das Verhältnifs also der nicht desoxydirten zu den desoxydirten un- organischen Bestandtheilen in den Pflanzen mufs also sehr ver- schieden sein in dem Kraute und in dem Samen. Diese Vermuthung ist durch das Experiment auf das voll- ständigste bestätigt worden. Herr Weber hat die unorganischen Bestandtheile in den Erb- sen und in dem Erbsenstroh, so wie die in dem Rapssaamen und in dem Rapsstroh untersucht. Die unorganischen Salze, welche Wasser und Chlorwasser- stoffsäure aus dem verkohlten Erbsenstroh auszog, betrugen an Quantität 13 mal mehr als die, welche durch Verbrennung der durch Auflösungsmittel erschöpften Kohle erhalten wurden. Aber diese Asche enthält mehr als die Hälfte ihres Gewichts an Kie- selsäure, welche schon als solche im oxydirten Zustande in der lebenden Pflanze existirte, und nur durch ihre Unauflöslichkeit in den Auflösungsmitteln erst nach Verbrennnng der Kohle er- halten werden konnte. Berücksichtigt man diesen Umstand, so ist die Menge der oxydirten Bestandtheile im Erbsenstroh 30 mal grölser als die, welche durch das Verbrennen der erschöpften Kohle erzeugt wird. Aus den verkohblten Erbsen hingegen lösen Wasser und Chlorwasserstoffsäure weniger unorganische Bestandtheile auf, als durch Verbrennung der durch Auflösungsmittel erschöpften Kohle erzeugt werden. Die Menge derselben ist weit beträchtlicher; aber das Verhältnis letzterer zu den ersteren wird noch auffal- 458 lender, wenn man bedenkt, dafs der Hauptbestandtheil der Salze im wässerigen Auszuge der verkohlten Masse aus alkalischen Chlor- metallen besteht, die in der verkohlten Masse des Erbsenstrohs nur in geringer Menge enthalten sind. Die alkalischen Chlor- metalle aber sind nicht desoxydirt worden, sondern als solche schon vorhanden gewesen und in dem Saamen nur concentrirt worden. Die durch Wasser und Chlorwasserstoffsäure erschöpfte Kohle der organischen Substanzen erzeugt durchs Verbrennen eine grolse Menge von phosphorsauren Salzen, und zwar solche, die, wären sie, als solche fertig gebildet in. der verkohlten Pflanzensubstanz enthalten, sich im Wasser und der Chlorwasserstoffsäure hätten auflösen müssen. Die verkohlte Masse enthält ferner noch nicht unbedeutende Mengen von Stickstoff. Wenn der Phosphor im nicht oxydirten Zustande vorhanden gewesen ist, so ist es am wahrscheinlichsten, dafs er mit Kohlenstoff und Stickstoff zusam- mengesetzte Radicale, ähnlich dem Cyan oder dem Schwefelcyan bildete, die mit den Metallen der in der Asche enthaltenen ba- sischen Oxyde verbunden waren. In dem Maalse also, als der Desoxydationsprocels in der lebenden Pflanze fortschreitet, verwandeln sich wahrscheinlich die phosphorsauren Salze, welche durch die Wurzel dem Bo- den entnommen worden sind, in nicht oxydirte Verbindungen, aus zusammengesetzten, jedenfalls Phosphor enthaltenden Radi- calen mit Metallen der Alkalien und Erden bestehend. Diese müssen in der grölsten Menge in den Pflanzentheilen enthalten sein, die aus Stoffen gebildet sind, welche dem Desoxydations- procels am längsten ausgesetzt waren, und dies sind offenbar die Saamen der Pflanzen, die am spätesten sich erzeugen, und mit deren Erzeugung das Leben sehr vieler .Pflanzen gänzlich aufhört. Hierbei drängt sich eine Frage auf, die noch nicht genü- gend beantwortet werden kann. Wenn wirklich jene Verbindun- gen in gewissen Pflanzentheilen existiren, welche Veränderungen erleiden sie, wenn der Pflanzentheil beim Ausschlufs der Luft verkoblt wird, wenn also alle organische Substanz zerstört, “und der Zusammenhang, in welchem sie vielleicht zu jenen Verbin- dungen stand, aufgehoben wird? So lange wir nichts Gewisses von der Existenz dieser Verbindungen wissen, können wir auch 459 nicht mit Sicherheit über die Veränderungen urtheilen, die sie durch erhöhte Temperatur erleiden. Es ist aber möglich, we- nigstens nicht unwahrscheinlich, dals sie sich auf ähnliche Weise bei erhöhter, aber nicht zu hoher Temperatur verhalten mögen, wie die Cyanmetalle, wenn diese durchs Erhitzen in Paracyan- metalle übergehen. Es ist bekannt, dafs nur die meisten, aber nicht alle im Wasser unlöslichen unorganischen Salze in Chlorwasserstoffsäure löslich sind. Aber die in dieser Säure unlöslichen Salze finden sich gewils nur höchst selten in den vegetabilischen und ani- malischen Substanzen. Es ist hier aber das merkwürdige Vorkommen der Kiesel- säure in den Vegetabilien, namentlich in den Stengeln der Grä- ser und der Equisetaceen zu erwähnen. Offenbar wird die Kie- selsäure aus dem Boden als Silicat aufgenommen. Aus diesem Silicate wird sie aber abgeschieden, und diese abgeschiedene Kieselsäure bildet die Hauptmasse des Stengels bei mehreren Species von Equisetum und der Gräser. Sie ist natürlich als völlig oxydirte Kieselsäure in demselben enthalten, aber wegen ihrer Unlöslichkeit im Wasser und in Chlorwasserstoffsäure fin- det man sie grölstentheils in der durch Wasser und Säuren er- schöpften Masse der verkohlten Substanz. Wenn man daher die Mengen der unorganischen Substan- zen vergleicht, welche Saamen und Stengel von Gräsern in den wälsrigen und chlorwasserstoffsauren Auszügen der verkohlten Sub- stanzen, und beim Verbrennen der Kohle liefern, so findet man, dafs im Widerspruch mit dem oben Erörterten die ausgelaugte Kohle des Strohs bei weitem mehr feuerbeständige Substanzen giebt, als die der Saamen. Aber dieser Widerspruch ist nur ein schein- barer, weil die nach dem Verbrennen der Kohle des Strohs er- haltenen Substanzen fast nur aus Kieselsäure bestehen. Der Verfasser nennt die organischen Substanzen, deren un- organische Bestandtheile in einem ganz oxydirten Zustande ent- halten sind, teleoxydische Körper. Sind aber die unorga- nischen Bestandtheile theilweise in einem desoxydirten und theil- weise im oxydirten Zustande, so sind dies meroxydische Kör- per. Man kann z. B. das Erbsenstroh und Rapsstroh und selbst auch das Weitzenstroh fast teleoxydische Substanzen nennen, 460 während die Erbsen, der Raps und der Weitzen meroxydische sind. Ganz anoxydische Körper hat der Verfasser noch nicht, weder bei der Untersuchung der vegetabilischen, noch bei der der animalischen Stoffe angetroffen. Die unorganischen Bestandtheile in den Thieren. Die Thiere erhalten die unorganischen Bestandtheile, welche die verschiedenen Theile ihres Körpers enthalten, durch die Nah- rung. Diese wird aber bei ihnen auf eine ganz andere Art as- similirt, als bei den Pflanzen. Während bei diesen im Allge- meinen ein Desoxydationsprocels statt findet, welchem auch die dem Boden entnommenen unorganischen Substanzen unterworfen werden, erleiden bei den Thieren die Nahrungsmittel durch den eingeathmeten Sauerstoff eine Oxydation. Sie werden erst in Blut verwandelt, und dieses allen Theilen des Körpers zugeführt, wo Ergänzung statt finden mufs. Durch die Oxydation der Nah- rungsmittel oder vielmehr der durch dieselben erzeugten Stoffe wird die erhöhte Temperatur des thierischen Körpers hervorge- bracht, und da diese eine ziemlich gleichförmige ist, so geschieht auch wohl die Oxydation eben so gleichförmig in den verschie- denen Theilen des Körpers. An der Oxydation- nehmen aber nicht blofs die Theile des Körpers Theil, die nur aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff bestehen, sondern unstreitig auch jene Verbindun- gen der hypothetischen phosphorhaltigen Radicale mit Metallen, welche die nicht fleischfressenden Thiere aus den meroxydischen Substanzen der vegetabilischen Nahrungsmittel erhalten. Der Theil von ihnen, welcher nicht zur Ergänzung des Körpers ver- wandt wird, wird oxydirt, und dasselbe geschieht auch mit den Theilen vom Körper, die ergänzt werden. Indem der Kohlen- stoff dieser Verbindungen als Kohlensäure ausgeathmet, und der Stickstoff in Ammoniak verwandelt wird, oxydirt sich der Phos- phor zu Phosphorsäure, und die mit Radicalen verbundenen Me- talle zu Oxyden. Je länger die Stoffe der Oxydation ausgesetzt gewesen sind, um so vollständiger sind phosphorsaure Metall- oxyde gebildet worden. ‚Aus dieser Schlufsfolgerung muls sich ergeben, dafs der Stoff, der zuerst durch die Nahrungsmittel gebildet worden ist, das Blut, 461 aus welchem die übrigen Theile des Körpers ergänzt werden, zwar schon vollständig oxydirte Salze enthalten kann, da er aus meroxydischen Körpern gebildet worden ist, aber auch noch viel von jenen Verbindungen der hypothetischen Radicale mit Metal- len enthalten mufs. Etwas Ähnliches wird bei dem Fleische statt finden, dessen Zusammensetzung der der Bestandtheile des Bluts zwar ähnlich ist, aber da es sich aus dem Blute bildet, wohl mehr oxydirte unorganische Salze und weniger der desoxydirten enthalten muls, als das Blut. Wenn aber dann die Oxydation noch länger fortdauert, so müssen endlich die durch den einge- athmeten Sauerstoff vollkommen oxydirten unorganischen Be- standtheile, da sie im Körper keine Anwendung mehr finden, aus demselben entfernt werden. Und so sehen wir auch in der That, dafs in den flüssigen und festen Excerementen die unorganischen Be- standtheile in einem vollkommen oxydirten Zustand enthalten sind. Die Untersuchungen über die unorganischen Bestandtheile im Blute, im Fleisch und in den Excrementen, die in dem Laboratorium des Verfassers durch die Herrn Weber, Merk und Fleitmann angestellt worden sind, haben diese Vermuthungen auf das Vollständigste bestätigt. Es geht aus ihnen hervor, dafs Blut und Fleisch meroxydische, die Excremente aber vollkommen tele- oxydische Substanzen sind. Es ist interessant, die unorganischen Bestandtheile in den übrigen Theilen des thierischen Körpers zu untersuchen. Man weils, dafs man durch verdünnte Chlorwasserstoffsäure die unorganischen Bestandtheile aus den Knochen ausziehen kann, so dals der Knorpel rein zurückbleibt. Auch wenn diesel- ben beim Ausschlufs der Luft geglüht worden sind, so löst Chlor- wasserstoffsäure die unorganischen Salze auf. Es ist bekannt, dals man das sogenannte Beinschwarz auf diese Weise zersetzen kann. Die Knochen enthalten also, wie die flüssigen und festen Excremente die grolse Masse der unorganischen Salze im völlig oxydirten Zustande, und gehören vollkommen zu den teleoxy- dischen Substanzen. Auch die Galle (Ochsengalle) ist nach den Untersuchungen des Herrn Weidenbusch eine ganz teleoxydische Substanz, indem nach der Verkohlung derselben fast alle unorganische Bestandtheile sich durch Wasser und durch Chlorwasserstoffsäure ausziehen lassen. 462 Die Milch (Kuhmilch) unterscheidet sich wesentlich von den flüssigen Excrementen. Denn sie ist nach den Untersuchungen des Herrn Weber eine meroxydische Substanz. In den Eiern (Hühnereiern) gehört nach den Versuchen des Herrn Poleck das Eigelb zu den meroxydischen Substanzen; das Ei-. weils hingegen kann fast zu den teleoxydischen gerechnet werden. Hr. Ehrenberg tbheilt der Akademie mit, dals es ihm gelungen ist, die Monas prodigiosa oder die Erscheinung des so- genannten Blutes im Brode während ihrer stärksten und reinsten Intensität zu beliebiger Aufbewahrung unverändert zu fixiren und zeigte wohlerhaltene characteristische Proben davon vor. An eingegangenen Schriften wurden vorgelegt: Carl Friedr. Naumann, Lehrbuch der Geognosie. Bd.1. Abth.1. oder Bogen 1-20. Leipzig 1849. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d. d. Leipzig d. 14. Dec. d.J. E. Gerhard, archäologische Zeitung. Neue Folge. Lief.7. Juli- Sept. 1848. Berlin 1848. 4. mit einem Begleitungsschreiben des Verf. d.d. Berlin d. 19. Dee. d.J. Revue archeologique. 5. Annee. Livr.8. 15.Nov. Paris 1848. 8. Schumacher, astronomische Nachrichten. No.656. Altona 1848. 4. Kunstblatt 1848. No.59. Stuttg. u. Tüb. 4. (C. Cavedoni) Annotazioni al corpus inscriptionum graecarum che si pubblica dalla R. Accademia di Berlino. Modena 1848. 8. Neues Jahrbuch der Berlinischen Gesellschaft für Deutsche Sprache und Alterihumskunde, herausgegeben von Fried. Heinr. von der Hagen. Bd.$. Berlin 1848. 8. mit einem Begleitungsschreiben des Hrn. v. d. Hagen v. 21. d. M. Aufserdem wurde vorgetragen: 1. Die Anzeige der Baronin von Berzelius von Berzelius Able- ben im 69. Jahre seines Alters am 7. Aug. d. J., datirt Stockholm 15. Sept. 1848. 2. Die Ministerialverfügung von 13. d. M., wonach dem An- irage der Akademie gemäls die Summe von 300 Rthlrn. für die Herausgabe der akademischen Sternkarten aus den Fonds der Akademie angewiesen wird. IIANN ON Namen -Register. Bekker, Bericht üb. d. Abschrift des altfranzös. Romans v. Meraugis de Porlesguez, 79. — Vond.Optativ auf oıv, der Il. 21. 463 u. Od. 20. 383 herzustellen sein dürfte, 261. Berzelius, Tod, 345. Beyrich, Üb. Xenacanthus Decheni u. Holacanthodes gracilis, Fische aus d. Formation des Rothliegenden in Nord-Deutschland, 24. Böckh, Neue Bearbeitg. d. Attischen Tributregister, 79. Bopp, Üb. das Altpersische Schrift- und Lautsystem, 132. — Partieipial- bildung d. indoeuropäischen Sprachen, 319. Brogniart, Alex., Tod, 76. v. Buch, Üb. d. Ceratiten, 70. Crelle, Untersuch. zur weitern Entwickelung der Theorie der Dampfma- schine, 171. Dieterici, Vertheil. d. Bevölkerung nach Alter u. Geschlecht im Preufs. Staat, 37,— in Mittel-Europa u. d. nordamerik. Freistaaten, 210. 278. Dirichlet, Le Jeune-, Üb. d. Reduction d. positiven quadrat. Formen mit drei unbestimmten ganzen Zahlen, 285. Dirksen, E. H., Zur Transformation v. =0(1—2kcosy—+k?) ır& in bestimmte Integrale, 120. — Zur Theorie d. Transformat. d. Funk- tionen in Gränzen v. Summenreihen, 152, Dirksen, H.E., Beiträge zur Auslegung einzelner Stellen in den- Kaiser- biographien desSueton, 319. — Üb.d. Ehegelöbnisse nach d. Bestimm. einzelner Ortsrechte im Bereich d. römischen Herrschaft, 388. Dove, Üb. d. Isothermen des Januar u. Juli u. ihre Übergänge in. d. Zwi- schenmonaten, 389. — Einfluls d. Windesrichtung auf d. Temperatur eines der freien Ausstrahlung u. d. Insolation ausgesetzten Bodens u. seiner Pflanzendecke, 435. Dubois-Reymond, Neue Thatsachen üb. Thierelektrieität, 362. 1 1 *x* ‘ 464 Ehrenberg, Mikroskop. Organismen im Magen eines peruan. Fisches, 3. — Charakterist. d. kieselschaligen Polygastern - Gatt. Hemiptychus u. En- topyla, 5. — Bericht üb. drei neue Infusorien -Biolithe d. Braunkohle d. mittleren Deutschlands, 8. — Infusorien im Bernstein, 17. — Des Grafen Suminski Entdeck. der Befruchtung d. Farrnkräuter, 18. — Un- tersuch. des mit d. rothen Schnee im Puster- u. Gasteiner- Thal vor- gekomm. rothen Staubregens, 65. — Rede zur Gedächtnifsfeier Frie- drich’s II. u. Mittheil. neuer Ergebnisse d. mikroskop. Forschung üb. den Passatstaub, 74. — Bericht üb. d. Meteorstaubfall am 31. Jan. d. J. in Schlesien, Wien u. Salzburg, 107. 195. — Neue mikrosk. Orga- nismen auf d. Bäumen d. Urwaldes in Süd- Amerika, 213. — Üb. d. Ampo genannte elsbare Erde v. Samarang auf Java, 220. — Mikroskop. Organismen in d. heilsen Quelle des Rio Taenta in Mosambik, 225, — in einer Wasserprobe des Niger, 227. — Zwei neue Genera in d. Früh- lingsgewässer bei Berlin als grüne Wasserfärbung, 233. — Anwend. des polarisirten Lichts zur mikroskop. Auffassung des Organischen u. Anorganischen, 238. — Die einfache Lichtbrech. d. Hefe bei polarisirt. Licht gleich der der Schimmelbild., 290. — Zusammenstell. der in d. Atmosphäre getragenen kleinsten Organismen, 325. 349. 370. — Nach- weis, dals d. Prodigium d, Bluts in Brod u. Speisen hervorgebracht ist, durch ein monadenart. Thier, 349. 354. 384. 462. — Untersuchungen d. Luft auf Organismen mittelst Leitung derselben durch destillirtes Wasser, 440. — Fixirung u. Aufbewahrung d. Purpur Monade, 462. Encke, Bestimm. d. Planetenbahnen aus geocentr. Beobachtungen, 60. — Üb. d. Mikrometer v. Amici, 76. — Bericht üb. d. diesjährige Wieder- erscheinung d. Pons’schen Cumeten, 193. — Elemente des neu ent- deckten Planeten Metis, 210. — Rede zur Geburtstagsfeier Sr. Maj. d. Königs, 348. Ewald, Menaspis, eine neue fossile Fischgatt., 33. Finn Magnussen. Tod, 76. Geijer, Tod, 76. h Gerhard, Üb. d. Gott Eros. 281. Gerhardt, Entdeck. d. Differenzialrechn. durch Leibniz, 278. Grimm, J., Bemerk. zu Munch’s Erklärung d. Inschrift auf dem bei Ton- dern gefund. goldenen Horn, 57. — Üb. d. Geschenk im Alterthum, 349. ; Grotefend, Bemerk. üb. babylon. Keilschrift, 318. Hagen, Üb. d. vermeintliche Abnahme d. Wasserstandes in den Haupt- strömen Deutschlands, und die mittleren jährlichen Wasserstände des Rheins, 316. 465 Hoffmann, Tod, 75. Jacobi, Üb. quadrat. Formen u. hyperellipt. Functionen, 384. 414. Jacobi, Tod, 76. Karsten, Gegenseit. Beziehungen v. Anhydrit, Steinsalz u. Dolomit in ihrem natürl. Vorkommen, 129. — Verhältnisse, unter denen d. Gips- massen zu Lüneburg, Lübtheen u. Segeberg zu Tage treten, 130. Klug, Üb. die Australien eigenthüml. Lepidopterengatt. Synemon, 230. Kunth, Üb. d. Smilaceen, 207. — d. Familie d. Dioscorineen, 275. Lilienstern, Rühle v., Tod, 76. v. Linde, Tod, 76. Link, Entwurf eines phytolog. Pflanzensystems, 101. Magnussen, Finn, Tod, 76. Meineke. Üb. d. Quellen u. Interpolationen des Stephanus von Byzanz, 210. 319. Mitscherlich, Üb. d. Lichtbrech. durch d. Wärme, 309. ‘Müller, Metamorphose d. Echinodermen, 284. Munch, Erklär. d. Inschrift auf dem unweit Tondern 1734 gefund. gol- denen Horn, 39. f Neander, Verhältnils d. ethischen Principien d. Plotinos zu denen des Platon u. Aristoteles, 171. Osten v., s. Prokesch. Panofka, Üb. eine Volcenter Amphora, d. Entführung der Korone dar- stellend, u. den Trophonioskultus in Rhegium, 90. — Üb. die Namen der Vasenbildner in Bezug zu ihren bildlichen Darstellungen, 3383. — Der Vasenbildner Pamphaios, 431. ö Pertz, Üb. d. Heldengedicht v. König Heinrich IV. Sachsenkriegen, 132. Poggendorff, Üb. d. angeblichen Hydrüre d. Silbers u. einiger anderen Metalle, 249. — Üb. d. Färbung d. Wismuths auf galvan. Wege, 276. — Verhalten des Quecksilbers bei seiner elektromagnet. Rotation, 442. Poggendorff u. Weber, Versuche zur Hervorruf. des Diamagnetismus durch alleinige Wirkungen .des galvan. Stroms, 319. Prokesch v. Osten, die Münzen Athens, 170. — Verzeichnifs d. in sei- ner Sammlung befindl. europäisch - griech. Münzen, 319. 418. Rammelsberg, Untersuch. d. Salze des Lithions, 385. Ranke, Glaubwürdigk. d. Memoiren der Markgräfin Friederike Wilhel- mine v. Baireuth, 272. | v. Raumer, Austritt aus d. Akademie, 75. Remak, Funktion u. Entwickelung des obern Keimblatts im Ei der Wir- belthiere, 362. Ritter, Üb. d. älteste Dattelcultur, 280. 466 Rose G., Chem. Zusammensetz. des Magnetkieses, 105. — Üb. Quecksil- bererze v. Burg Hohen-Solms bei Wetzlar, 309. — Üb. d. Isomorphie v. Schwefel u. Arsenik, 432. Rose H., Neue quantitative Bestimm. des Arseniks, Antimons und Zinns, 36. — Specif. Gew. der Pelopsäure, 87. — Spec. Gew. d Tantalsäure, 161. — der Thonerde, Beryllerde, Magnesia u. d. Eisenoxyds, 165. — Anwend. d. Salmiaks in d. analytischen Chemie, 200. — Üb,. d. iso- meren Zustände d. Zinnoxyds, 261. — Quantitative Bestimm, d. Mo- Iybdänsäure, 288. — Vorkommen des Quecksilbers in Tyrol, 316. — Quantit. Bestimm. d. Wolframsäure u. Verbind. d. Wolframs, 347. — Die isomeren Modificationen d. Phosphorsäure, 409. — Üb. d. unor- gan. Bestandtheile der organ. Körper. 455. Rühlev.Lilienstern, Tod, 76. v.Schelling, Ursprüngliche Bedeut. d. dialektischen Methode, 279. Schwartze, Bericht üb. seine koptischen Bestrebungen in England, 99. Steiner, Allgemeine Eigenschaften d. algebraischen Curven, 310. v.Suminski, Graf, Entdeck. d. Befruchtung der Farrnkräuter, 18. Trendelenburg, Üb. d. letzten Unterschied d. philosoph. Systeme, 75. — Rede zur Feier d. Leibniz’schen Jahrestags, 278. 291. Webeı W., s. Poggendorff. Weidenbusch, Anal. eines quecksilberhalt. Fahlerzes aus Tyrol, 316. Werther, Verbind. d. Phosphorsäure u. Arseniksäure mit Uranoxyd, 230. Wheaton, Tod, 207. u A ne ee ee De see u Sach -Register. Altpersisches Schrift- u. Lautsystem, 132, Ampo (Ambo), efsbare Erde v. Samarang auf Java, ihre geognost. Lage- rung u. organ. Mischung, 220. Anhydrit, s. Geologie. Antimon, Quantitative Bestimmung dess. durch Chlorammonium, 36. s. Hydrür. Archäologie, Entziffer. der Inschrift auf d. bei Gallehuus unweit Ton- dern i. J. 1734 gefund. goldenen Horn, 39. 57. — Neue Bearbeit. der Attischen Tributregister, 79. — Beschreib. u. Erklär. einer Volcenter Amphora, die Entführung der Korone darstellend, 90. — Die Münzen Athens, 170. — Verzeichnils griechisch - europ. Münzen aus d. Samml. d. Freih. Prokesch v. Osten, 319. 418. — Bemerk. zur Inschrift eines Thongefälses mit babylon. Keilschrift, 318. — Üb, das Geschenk im Alterthum, 349. — Üb. d. Namen d. Vasenbildner zu ihren bildlichen Darstellungen, 383. — Üb, d. Vasenbildner Pamphaios, 431, s. Eros. Trophonios. Arsenik, Quantitative Bestimm. dess. durch Chlorammonium, 36. — Die Isomorphie mit Schwefel noch nicht erwiesen, 432. Arseniksäure, Quantit. Bestimm. derselb. durch Uranoxyd, 232. Asche. Die unorgan. Bestandtheile d. organ. Körper zerfallen in oxydirte u. desoxydirte, 455. — In d. Pflanzen erleiden d. unorgan. Körper einen Desoxydationsprocels, 456 — in d. Thieren eine Oxydation, 460. Astronomie, Bestimm. d. Planetenbahnen aus geocentr. Beobachtungen, 60. S. Cometen, Metis. Athen, Münzen daselbst, 170. Atmosphäre, Staub darin, s. Mikroskop. Organismen. Bernstein, Infusorien darin, 15. Beryllerde, Specif. Gewicht, 166. 4685 Biographieen, s. Suetonius. Blut, die vermeintl. Verwandlung v. Brod u. andern Speisen in Blut her- rührend v. einem seither unbekannteri monadenart. 'Thier, 349. Botanik, Bemerk. üb. d. Wimperbeweg. bei Pflanzensamen un, die soge- nannten Spermatozoen der Pflanzen, 20. — Entwurf eines phytolog. Pflanzensystems, 101. — Bemerk. über die Familie der Smilacineen, 207. — Charakteristik d. Dioscorineen, 275. — Älteste Dattelcultur, 280; s. Farrnkräuter. Ceratiten aus d. Muschelkalk, 10. Chalkolith, gleich zusammengesetzt mit Uranit, 233. Chemie, Anwend. d. Salmiaks in d. analytischen Ch., 200; s. Antimon, Arsenik, Asche, Lithion, Molybdäns., Uranoxyd, \Wolframs., Zinn. Chlorammonium, Anwend. in d. analyt. Chemie, namentlich bei Salzen mit metall. Säuren, 200. Cholera-Atmosphäre erläutert, 325. 370. Comet, Bestimm. d. Elemente des Pons’schen C. bei seiner diesjährigen Wiedererscheinung, 193. Dampfmaschine, Beiträge zur Theorie derselben, namentlich über das Schwungrad u. d. Absperrung, 171. — Üb. d. Zuführung der zur Ver- brenn. nöthigen Luft, insbesondere bei Dampfwagen, 185. Dattelcultur, älteste, 280, Diamagnetismus, Versuche zur Hervorbring. dess. durch alleinige Wir- kung d. galvan. Stromes, 319, Dioscorineen, Charakteristik derselb., 275. Dolomit, s. Geologie. ö Echinodermen, Metamorphose derselb., 284. Ehegelöbnisse, s. Jurisprudenz. Eisenoxyd, Specif. Gewicht, 169. Elektrieität, Erreg. derselb. in Muskeln u. Nerven, 362. — Elektroma- guet. Rotation des Quecksilbers, 442. — Die Verfestig. der Oberfläche dabei v. Oxydation herrührend, 453; s. Hydrür. Eros, Begriff, Cultus u. Götterverwandtschaft dess., 281. Fahlerz, Grolser Quecksilbergehalt eines F. v. Schwatz in Tyrol, 316. Farrnkräuter, Befrucht. und Entwickelung derselben, 19, 22. — Die F. phanerogamische monokotyledon. Pilanzen, 24. Geologie, Gegenseit. Beziehungen zwischen Anhydrit, Steinsalz u. Dolo- mit, 129. — Verhältnisse, unter welchen d. Gypsmassen zu Lüneburg, Segeberg u. Lübtheen zu Tage treten, 130; s. Ceratiten, Holacanthodes, Menaspis, Xenacanthus. Geschenk im Alterthum, 349. 469 Gewicht, specifisches, v. Pelopsäure, 87; v. Tantalsäure, 161; 'Thonerde 165; Beryllerde, 166; Magnesia, 168; Eisenoxyd. 169. Gyps, s. Geologie. Handschriften, Bemerk. über koptische H., namentlich über die Pistis Sophia, 99. Hefe, die Lichtbrech. der H. bei polarisirt. Licht gleich der der Schimmel- bildung, 290. Heinrich IV., s. Heldengedicht. Heldengedicht v. König Heinrich IV. Sachsenkriegen, 132. Holacanthodes gracilis, aus der Formation des Rothliegenden in Nord- Deutschland, 24. Horn, goldenes, s. Archäologie. Hydrür, Die auf galvan. Wege angebl. erhaltenen Hydrüre sind fein ver- theilte Metalle, nur Kupfer giebt ein schwarzbraunes H., 249. 260. Inschriften, s. Archäologie. Insolation, s. Meteorologie. Isomorphie v. Schwefel u. Arsenik noch nicht erwiesen, 432. Isothermen, s. Meteorologie. Jurisprudenz, Bestimm. einzelner Ortsrechte im Bereich d. röm. Herr- schaft üb. Ehegelöbnisse, 388. Keimplatte, s. Physiologie. Koptische Handschriften in England, 99. Kupferhydrür auf galvan. Wege, 260. Licht, Einflufsreiche Anwendung d. chrom. polarisirten Lichts für d. mi- krosk. Auffass. des Organischen u. Unorgan., 238. — Lichtbrech. durch d. Wärme, 309. — Die Lichtbrech. d. Hefe bei polarisirt. Licht gleich der d. Schimmel, 290. — Lichtbild, schönstes, 244. — im Hirnsande, 378. Lithion, Lithionalaun existirt nicht, 386. — Phesphorsaures Lith. in ver- schied. Sättigungsstufen, 386. Magnesia, Specif. Gewicht, 168. Magnetkies, Chem. Zusammensetz., 105. Mathematik, Transformation v. i=0(1—2kcosy-+ k?) —% in be- stimmte Integrale, 120. — 'T’'heorie d. Transformat. der Funktionen in Gränzen v. Summenreihen, 152. — Entdeck. der Differenzialrechnung durch Leibniz, 278. — Reduction d. positiven quadrat. Formen mit drei unbestimmten ganzen Zahlen, 285. — Über quadrat. Formen u. hyper- elliptische Funktionen, 384. 414. — Allgemeine Eigenschaften d. al- gebraischen Curven, 310. Memoiren d. Markgräfin Friederike Wilhelmine v. Baireuth, Glaubwür- digk. derselb., 272. 470 Menaspis, Neue fossile Fischgatt. v. Harz, 33. Mer augis de Porlesguez, Abschrift dieses altfranz. Romans, 79. Meteorologie, Lage u. Gestalt J. Isothermen im Januar u. Juli, u. Ver- Met Met Mik Mik a) 2) änderung, derselb. in d. Zwischenmonaten, 389. — Unsicherheit des Schlusses aus der Jahresisotherme auf d. Wärmevertheilung einzelner Jahresabschnitte, 395. — Einfluls d. Windesrichtung auf d. Tempera- tur eines d. freien Ausstrahlung u. Insolation ausgesetzten Bodens u. seiner Pflanzendecke, 435. — Nebelmeer, Mare tenebrosum, 74. eorstaub, s. Mikroskop. Organismen. is, Elemente dieses neuen Planeten, 210. rometer v. Amici, Werth dess., 76. roskopische Organismen im Magen u. Darmkanal eines peruani- schen Fisches, 3 — im Guano v. Patagonien, 6 — im Bernstein, 17. — Geognost, Verhältnisse der tertiären Kieselbiolithe (Infusorien-Tripel) v. Godesberg am Rhein, 8; v. Ostheim bei Hanau, 12; v. Redwitz am Fichtelgeb., 14. — Mikr. Org. aus Mosambik u. vom Niger, 225. 227. — Neue Formen als Ursache d. lebhaft grünen Färbung d. Frühlings- gewässer, 233. — Einflulsreiche Anwend, d. polarisirten Lichts bei d. mikroskop. Analyse, u. für d. Auffassung des Organ. u. Unorgan, 238. — Ein neues monadenart. Thier d. Ursache d. vermeintl. Verwandlung d. Brods u. d. Speisen in Blut, 349. 384. — Hypsibius Nov. Gen., 381. Meteorstaub: Nachrichten üb. d. im Puster- u. Gasteiner Thal mit rothem Schnee am 31. März gefallenen rothen Staubregen, 65. — Übersichtliche Zusammenstell. d. Beobachtungen üb. d. rothen Me- teorstaub, 74. — Meteorstaubfall am 31. Januar in Schlesien, Wien u, Salzburg, 107, in d. Gegend v. Muhrau u. Niesky, 195. — Krystalle, wesentliche Bestandtheile d. Passatstaubes, 116. — Einfluls d. Vul- kane auf die obern Regionen d. Atmosphäre, 118. — Mikroskop. oft kieselschalige Organ. auf den Bäumen d. Urwaldes in Süd- Amerika, 213. — Chronolog. Aufstellung der seitherigen Vermuthungen und Forschungen üb. das in d. Atmosphäre unsichtbar getragene formen- reiche Leben, 325. — Resultate 338. — Einfluls dieser Verhältnisse auf die menschl. Gesundheit, 344-349. — Erweiterung dieser herr- schenden Verhältnisse, 370. — Untersuch. der Luft auf mikrosk, Or- ganism. mittelst Leitung derselben durch destillirtes Wasser, 440. Polygastrica: im Magen eines peruan. Fisches, 4 — im Guano aus Patagonien, 7 — in tertiären Kieselbiolithen, 10. 13. 15 — im Bernstein, 18 — in dem mit rothem Schnee gefall. rothen Staubregen im Puster- u. Gasteiner Thal, 66 — im Meteorstaub v. 31. Januar, 118. 198 — auf d. Bäumen d. Urwälder Venezuelas, 215 — im Ampo, 474 einer auf Java elsbaren Erde, 224 — in der heilsen Quelle des Rio Taenta in Afrika, 226 — aus d. Niger, 228 — in den Atmosphärilien v. Berlin, 346. 382, — Charakteristik der Gatt. Hemiptychus, Ento- pyla, 7; Liparogyra, Porocyclia, Stephanosira, 217; Chloraster, 237. — Die neue Gatt. Spondylomorum bildet mit Polytoma d. neue Fa- milie'Hydromorina, 236. — 'Baumfauna von Berlin, 346. c) Phytolitharia, im Magen eines peruan. Fisches, 5 — im Guano v. Patagonien, 7 — in tertiären Kieselbiolithen, 10. 13. 15 — in ro- them Staubregen mit rothem Schnee, 67 — im Meteorstaub v. 31. Januar, 118.198 — auf d. Bäumen der Wälder v. Venezuela, 215 — im Ampo, elsbare Erde auf Java, 224 — im Rio Taenta in Afrika, 226 — im Niger, 229 — in d. Atmosphärilien Berlins, 346. 382, d) Polythalamia im Meteorstaub v. 31. Januar, 119. 199 — in den Atmosphärilien v.: Berlin, 346. 382. e) Rotatoria, unter d. Atmosphärilien v. Berlin, 346. 382. Molybdänsäure, Quantitative Bestimm., 288. Münzen Athens, 170. — Verzeichnifs europäisch -griech. Münzen aus d. Sammlung d. Freiherrn v. Prokesch- Osten, 319. 418. Mythologie, s. Eros, Trophonios. Optativ, s. Philologie. Pamphaios. ein Vasenbildner, 431. Passatstaub, s. Meteorstaub unter Mikroskop. Organismen. Pelopsäure, Dichtigkeit in verschied. Zuständen, 87. Persisch, s. Altpersisch. Philologie, Altpersisches Schrift- u. Lautsystem, 132. — Üb. d. Opta- tiv auf oıw, der Il. 21. 463, u. Od. 20. 383 herzustellen sein dürfte, 261. — Partieipialbild. d. indoeuropäischen Sprachen, 319; s. Archäo- logie, Handschriften, Meraugis, Suetonius. Philosophie, Letzter Unterschied d. philos. Systeme, 75. — Verhältnils d. ethischen Principien .d. Plotinos zu denen des Plato u. Aristoteles, 1741. — Ursprüngl. Bedeutung d. dialektischen Methode, 279. Phosphorsäure, Verhalten d. verschied. Modificationen derselb., 409. Pistis Sophia, Bemerk. üb. dieselbe, 100. Plotinos, s. Philosophie. Physiologie, Funktion u Entwickl. d. obern Keimblatts im Ei d. Wir- belthiere, 362. — Elektr. Erscheinungen an Muskeln u. Nerven, 362. Quecksilber, Erze desselben v. Burg Hohen -Solms bei Wetzlar, 309, — Q. in einem Fahlerz aus Tyrol, 316. — Elektromagnet. ‚Rotation d. Q., 442. — Die dabei beubachtete Verfestig. d. Oberfläche v. einer Oxydation herrührend, 453. 1rr* 472 Reden zur Gedächtnifsfeier Königs Friedr. I., 73 — zur Feier des Leib- nizischen Jahrestags, 278. 291 — zur Geburtstagsfeier Sr. Majest. d. Königs, 348. Rhein, Mitt. jährlicher Wasserstand dess., 316. Salmiak, s. Chlorammonium. Schwefel u. Arsenik, zur Zeit noch nicht als isomorph zu betrachten, 432. Silber, s. Hydrür. Smilacineen, Bemerk. üb, dieselben, 207. Statistik, Vertheil. der Bevölkerung nach Geschlecht u. Alter im Preufs. Staat, 37. 278 — in Mitteleuropa u. d. nordamerikan. Freistaaten, 209. Steinsalz, s. Geologie. Stephanus v. Byzanz, Quellen dess., 210. 369. Ströme, s. Wasserstand. Suetonius, Ausleg. einzelner Stellen in d. Kaiserbiographieen, 319. Synemon, eine Australien eigenthüm]. Lepidopterengattung, 230, Talkerde, Specif. Gewicht, 168. Tanah Ampo, s. Ampo. Tantalsäure, Specif. Gew. in verschied. Zuständen, 161. Temperatur, s. Meteorologie. Tellur, s. Hydrür. Thonerde, Specif. Gewicht, 165. Tributregister, attische, neue Bearbeitung derselben, 79. Trophonios, Cultus dess. in Rhegium aus Münzen nachweisbar, 90. Uranit mit Chalkolith v. gleicher Zusammensetzung, 233. Uranoxyd, Untersuch. des arseniksaur. u. phosphorsaur. Ur., 231. Vulkane, Einflufs derselb. auf d. oberen Luftregionen, 118. Wasserstand, Vermeintl. Abnahme dess. in d. Hauptströmen Deutsch- lands, 316. Wind, s. Meteorologie. Wismuth, Lebhafte Färbung dess. auf galvan. Wege, 276; s. Hydrür. Wolframsäure, Quantitative Bestimmung derselb., 347. Xenacanthus Decheni aus der Formation des Rothliegenden in Nord- Deutschland, 24. Zinn, Quantitative Bestimm. durch Chlorammonium, 36. Zinnoxyd, Unterschied. d. isomeren Modificationen desselb., 261. Zoologie, Function u. Entwickl. des oberen Keimblatts im Ei der Wir- belthiere, 362; s. Holacanthodes, Menaspis, Mikroskop. Organismen, Physiologie, Synemon, Xenacanthus. —— DI — Berichtigungen. p. 220 Zeile 6 v. u. nach „ging” einzuschalten : (Vergl. Monatsber. d. Akad. - 225 - 226 - 243 - 356 1844. p. 46.) 7-8 v. u. lies: Phoenix farinifera. 4 v.o.lies: setzt sich eine Kochsalzähnliche Substanz ab. 18 v. u. lies: Zyalonema. 3v.o.lies: Palazzo. 9 v. u. lies: den genannten Substanzen. 2 v.u.lies: Padova. 4 v.u. lies: Zum. 6 v. o. lies: Transsubstantiations - Lehre. 18 v. o. lies: Archäologie für Angelegenheiten. dosn.a.g j u RZ wi ah he x Pi zu. al sa. TE da KOPIE HEN rad aaio,ıfsia istse ;enil BEZER Samrcint if EEE an .0 ‚ie ‚ersuniadv? aokanaung neb s5il E) ® in awohed zahl dr Fa a) ih PR innen iin Ts 1 thlasgplanmke en, Beleg il, here ud 2. tan a nntlabaneni al, Prerrrterreet Lane - » Hr i# ;* Se en s Fer ee Seile gereztee IHRER says 75540 % #iszene ar. HEHUS Esa83222 r ; HR: - 3 - 2820513) - : | , Ber . ‘ 412442237; aeeesrıeiree ee Tree seraresezet Hair Fr