> s = zu. VER: Ei "Bamberg, 1861. Gedruckt bei J. M. Reindl, Gesellschafts - Angelegenheiten. Indem wir im Nachstehenden die Verhältnisse der Gesellschaft darlegen, wie sie sich seit dem letztausge- gebenen vierten Bericht gestalteten, haben wir die Ge- nugthuung, nur Erfreuliches berichten zu können. Die Theilnahme im Allgemeinen wie im Besonderen nimmt sichtlich zu, die Ueberzeugung von der Wichtig- keit naturwissenschaftlicher Studien und Kenntnisse ge- winnt immer mehr Boden. Und in der That lässt sich auch eine genaue Kenntniss und Benützung der natür- lichen Hilfsquellen eines Landes ohne die genaueste Erforschung seiner Naturverhältnisse gar nicht denken. Zur Erforschung dieser natürlichen Verhältnisse nach allen Richtungen hin wird aber die Kraft und das Wis- sen des Einzelnen nie ausreichen; nur Vereine, die ein bestimmites Gebiet genau durchforschen, können die Auf- gabe lösen, alle Naturprodukte dieses Gebietes aufzu- finden, alle Verhältnisse ihres Vorkommens zu bestim- men und darzulegen, alles Nutzbare zu prüfen und den schädlichen Einwirkungen mit den geeigneten Mitteln entgegen zu arbeiten. Dieser Erkenntniss ist die neuerliche Gründung zahlreicher Vereine und Gesellschaften mit dem Zwecke naturwissenschaftlicher Forschungen zu danken, und man muss wirklich mit Willen die Augen schliessen, will man die Bedeutung der dadurch gewonnenen Resultate gering schätzen oder gar für werthlos halten. Das ganze materielle Thun des Menschen, auch ein nicht unbedeutender Theil des geistigen, gründet sich auf die Kenntniss der natürlichen Verhältnisse der Gegen- G.-A. IV stände, die für irgend einen Zweck dienen sollen. Und wie in der ganzen Natur ein ewiger Kampf stattfindet, so muss auch der Mensch fortwährend kämpfen für Existenz und Eigenthum gegen die ihn umgebenden feindlichen Gewalten, und die Waffen, den ihn umla- gernden Feinden wirksam zu begegnen, liefert ihm nur die Kenntniss ihrer Naturverhältnisse. In diesem Sinne ist jeder Mensch mehr oder weni- ger Naturforscher und sollte es um so mehr sein, je ınehr ihn seine Kenntnisse und sein Bildungsgrad dazu eignen. Aber noch Mancher hält sich geflissentlich fern und beurkundet gleichsam stolz seine Ignoranz in sol- chen Dingen mit einem vornehmthuenden „davon ver- stehe ich nichts“, aber — er lernt doch verstehen, wenn es an sein Eigenthum geht, er wird sich nach geeigne- ten Mitteln umsehen, er wird Rath und Beistand suchen bei Denen, die er vielleicht vorher mit Geringschätzung angesehen hat, weil sie nach seinen Begriffen sich mit Kleinigkeiten abgeben und ihre oft karg zugemessene Zeit und Mittel an Dinge verwenden, die nicht baare Bezahlung oder grosse Ehren in Aussicht stellen. Es sind freilich auch Naturforscher vorhanden, die durch Dedikationen, Ueberreichung von Prachtexemplaren etc. für ihre materiellen Interessen besorgt sind, aber solche, den Ernst und die Würde der Wissenschaft verken- nende, Ausnahmen sind glücklicherweise selten. Mehr ‚wie irgend Jemand arbeitet der ächte Naturforscher nur für Andere; er liefert uneigennützig das Material zur Weiterbenützung für das Leben, sein Gewinn ist allein die Freude an der Beschäftigung selbst und den da- durch gewonnenen Resultaten. In dieser Beziehung ist der zahlreiche Zutritt von Mit- gliedern, wenn auch viele derselben weder durch Be- ruf noch Neigung zu speziellen naturwissenschaftlichen Studien hingeleitet sind, immerhin ein erfreuliches Zei- chen, dass die Ueberzeugung von der Wichtigkeit der Naturwissenschaften sowie das Interesse dafür immer ausgebreiteter werden; es ist auch eine wohlthuende Anerkennung des Bestrebens der Mitglieder vom Fach, eine Aufmunterung für sie, alle Kräfte aufzubieten, um dem vorgesteckten Ziele sich möglichst zu nähern. A. Der Stand der Gesellschaft ist im Mai des Jahres 1860 folgender: Protector: Seine Majestät Maximilian MM., König von Kayern. Ehrenmitglieder. Seine Königliche Hoheit Herzog Maximilian in Bayern. Seine Excellenz Michael von Delnlein, Erzbischof von Bamberg. Seine Excellenz Freiherr von Podewils, k. Regierungs-Pri äsi- dent von Oberfranken in Bayreuth. Bibra, Baron von, zu Nürnberg. Dr. Buys-Ballot, I. Hauptdirektor des k. niederländi- schen meteorologischen Instituts in Utrecht. Dr. Bruhns, Astronom an der k. Sternwarte zu Berlin. Dr. Fraas, k. Direktor und Universitäts-Professor in München. Dr. Fürnrohr, k. Rektor in Regensburg. Dr. Göppert, k. Universitäts-Professor in Breslau. v. Gülich, General-Consul in Chili. Dr. Haidinger, k. k. Sectionsrath, Direktor der geolo- gischen Reichsanstalt in Wien. Dr. Heis, Professor an der Akademie in Münster. Dr. Herrich-Schäffer, k.Stadtgerichtsarzt in Regensburg. Le Jolis, Auguste, Archiviste perpetuel de la Societe Imperiale des Sciences naturelles & Cherbourg. Dr. Körber, k. Professor in Breslau. Dr. Küster, k. Telegraphenbeamter in Bamberg. Dr. Lamont, k. Universitäts-Professor und Direktor der Sternwarte in München. Dr. v. Lindermaier, K. Stabsarzt zu Athen. Dr. v. Minutoli, k. preussischer Gesandter. Dr. v. Nordmann, k. russischer Staatsrath in Hel- singfors. Dr. Pfeufer, k. Obermedizinalrath und Universitäts-Pro- fessor. Dr. Quenstedt, k. Universitätsprofessor in Tübingen. Dr. v Reindl, Domdechant in München. Reindl, Buchdruckereibesitzer in Bamberg. Dr. Renard, k. russischer Staatsrath und I. Seceretär der k. Gesellschaft der Naturforscher zu Moskau. VI Riva, Don Juan, Stadt- und Festungskaplan in Cardona. Rössert, Lithograph in Bamberg. Dr. v. Roser, k. Obermedizinalrath und Leibarzt zu Athen. Dr. Rumpf, Universitäts-Professor in Würzburg. Schäfer, Magistratsrath in Bamberg. Schlagintweit, Hermann v., Naturforscher in Berlin. Schlagintweit, Robert v., Naturforscher in Berlin. Dr. Schafhäutl, k. Universitäts-Professor und Akade- miker in München. Dr. Schlechtental, k. Universitäts-Professor in Halle. Dr. v. Schönlein, wirkl. k. preuss. geheimer Rath, Leibarzt und Professor, jetzt in Bamberg. Dr. Schnitzlein, k. Universitäts-Professor und Director des botanischen Gartens in Erlangen. v. Stengel, Regierungs- und Forstrath in Bayreuth. Dr. Schenk, k. Universitäts-Professor und Direktor des botanischen Gartens in Würzburg. Sykes, Obrist H. W., ehem. Direktor der ostindischen Compagnie zu London. Dr. Walser, praktischer Arzt in Schwabhausen in Oberbayern. Waldheim, Alexander Fischer von, Vice-Präsident der k. Gesellschaft der Naturforscher zu Moskau. Dr. Will, k. Universitäts- Professor und Direktor des zoologischen Museums zu Erlangen. Dr. Wittstein, Professor in München. Hiesige Mitglieder. 1) Adelmannseder, Kaufmann. 2) Baader, Maurermeister. 3) Baader, Albr., Posamentier. 4) Dr. Banzer, praktischer Arzt. 5) Dr. Bauernschmidt, praktischer Arzt. 6) Beck, Appell.-Gerichts-Accessist. 7) Dr. Berr, Secundärarzt im allgemeinen Kranken- hause, 8) Dr. Boveri, praktischer Arzt. 9) Burkard, Buchhändler. 410) Burger, Adam, Kaufmann. 41) Dr. Burger, praktischer Arzt. vH 12) v. Buseck, Baron. 13) Christ, Professor. 14) Deckelmann, Uhrmacher. 15) Deckert, Bapt., Waclıszieher. 16) Drausnick, k. Ingenieur. 17) Dros, Kaufmann. 48) Dütsch, k. Forstmeister. 19) Eck, Domkapitular. 20) Ellner, k. Bezirksgerichts-Assessor. 21) Elssner, k. Advokat und Landrath. 22) Eysselein, Kaufmann. 23) Förderreuther, k. Betriebs-Ingenieur. 24) Dr. Friedrich, Domprobst. 25) Dr. Funk, praktischer Arzt. 26) Gabler, k. Bank-Oberbeamter. 27) Gärtner, Buchdruckereibesitzer. 28) Dr. Geiger, praktischer Arzt und Direktor der Hebammen-Anstalt. 29) Geiger, Kaufmann. 30) Dr. Gleitsmann, Direktor des allgemeinen Kran- kenhauses. 31) Gnuva, Kaufmann. 32) Goes, Apotheker. 33) Gross, Rudolph, Kaufmann. 34) Dr. Gutenäcker, k. Studienrektor. 35) Dr. Habersack, k. Lyceal-Professor. 36) Dr. Haupt, k. Inspector. 37) Heim, Schlossermeister. 38) Heunisch, Professor. 39) v. Herrnböckh, Professor. 40) Herzogenrath, Professor. 41) Hofbauer, Maurermeister. 42) Dr. Hoffmann, Lyceal-Professor. 43) Hoffmann, Privatier. 44) Dr. Hoh, k. Gymnasial-Professor. 45) von der Horst, Färbermeister. 46) Horadam, k. Revierförster. 47) v. Höslin, k. Telegraphen-Ingenieur. 48) Hütter, k, Appell-Gerichts-Rath. 49) Jörgum, Conditor. 50) Kamm, Lor., Bildhauer. VII 51) Keilholz, Andr., Kaufmann. 52) Krackhardt, Kaufmann. 55) Kreitmair, k. Advokat. 54) Lamprecht, Hofapotheker. 55) Lang, Baurath. 56) Dr. Lautenbacher, prakt. Arzt. 97) Leist, k. Bezirksgerichts-Assessor und Untersuch- ungsrichter. 58) Lindner, k. Bez.-Ger.-Assessor. 59) Löw, Kaufmann. 60) Lotter, Glockengiesser. 61) Lurtz, Portefeuillefabrikant. 62) Lüst, k. Appell.-Gerichts-Rath. 63) Dr. Martinet, geistlicher Rath und k. Lyceal-Pro- fessor. 64) Mois, Telegraphen Assistent. 65) Nöth, Zimmermeister. 66) Nothaft, Kaufmann. 67) Pfeifer, jun., Kleidermacher. 68) Pfregner, Oberlehrer. 69) v. Pöllnmitz, Baron. 70) Dr. Rapp, k. Gerichtsarzt. 71) Rehm, k. Appell-Gerichts-Rath. 72) v. Reider, Professor. 73) v. Rohrbach, Baron. 74) Rothkäppel, Kaufmann. 75) Rothlauf, Domkapitular. 76) Dr. Saffer, praktischer Arzt. 77) Scherer, Max, Ingenieur. 78) Schlesing, k. Advokat. 79) Dr. Schneider, rechtskundiger Rath. £&0) Scholler, Lampenfabrikant. 81) Schödl, Ofenfabrikant. 82) Schruck, Kaufmann. 83) Schrüfer, Seminarist. 84) Schwager, Felix, Kaufmann. 85) Schweizer, Stadtpfarrer. 86) Seeber, Färbermeister. 87) Seiffert, Kaufmann. 88) Dr. Sippel, k. Professor. 89) Sippel, Apotheker. 90) Dr. Spörlein, k. Lyceal-Professor. 91) Dr. Steinheimer, k. Gerichtsarzt. 92) Stenger, Professor. 93) Dr. Stenglein, k. Bibliothekar. 94) Ullrich, Bauunternehmer. 95) Vaillez, Professor. 96) Vocke, Bezirks-Gerichts-Accessist. 97) Vogtherr, Georg, Maler. 95) Voltz, Rechtspraktikant. 99) Dr. Wierrer, praktischer Arzt. 100) Dr. Wildberger, Hofrath und Direktor der or- thopädischen Anstalt. 101) Wimmer, k. Bezirksgerichts-Rath und Untersuch- ungsrichter. 102) Wirth, Carl, Optiker. 103) Zapff, Bäckermeister. Auswärtige Mitglieder. 1) Dr. August, Direktor des kölnischen Realgym- nasiums in Berlin. 2) Bayl, Apotheker in Lichtenfels. 3) v. Berg, Major in Kloster-Ebrach. 4) v. Berg, Hauptmann in Ingolstadt. 5) Dr. Besnard, Arzt in München. 6) De Betta, Eduardo, Nobile in Verona. 7) Bornschlegel, Pfarrer in Altenbanz. 8) Dr. Braun, Professor in Bayreuth. 9) Brenner, Apotheker in Eltmann. 10) Dr. Deckert, prakt. Arzt in Staffelstein. 11) Dietzel, Revierförster in Kleinwallstadt bei Aschaf- fenburg. 12) Dr. Döbner, Medizinalrath in Meiningen. 13) Dr. Erhard, prakt. Arzt in Syra. 14) Emmert, Pfarrer in Zell bei Schweinfurt. 15) Dr. Emmrich, Professor in Meiningen. 16) Engelhardt, Curatus in Unterhaid. 17) Dr. Erlenmayer in Bundorf bei Coblenz. 18) Dr. Fenzel, k. k. Professor in Wien. 19) Fischer, Pfarrer in Lisbere. 20) Fleischmann, Kaplan in Drügendorf. 21) Frauenfeld, Custos und Adjunkt in Wien. ‘G.A. a A* X 22) Dr. Friedrich, Bataillonsarzt in Passau. 23) Fleischmann, Inspektor in Eichstädt. 24) Dr. Frickhinger, Apotheker in Nördlingen. 25) Fuchsberger, Apotheker in Rothenburg an der Tauber. 26) Gonnermann, Apotheker in Neustadt bei Coburg. 27) P. Gredler, k. k, Professor in Botzen. 28) Gross, Apotheker in Burkardsroth. 29) Hartung, Apotheker in Hollfeld. 30) Hassenkamp, Apotheker in Weihers. 31) v» Hornberg, k. Regierungsdirektor in Ansbach. 32) Jäckel, Pfarrer in Neuhaus. 33) v. Josch, k. k. Landgerichtspräsident in Laibach. 34) Kaiser, Revierförster in Gefäll. 35) Dr. Kalb, Oberappell.-Ger.-Rath in München. 36) Kellermann, Apotheker in Königshofen. 37) Kellner, Oberförster in Georgenthal bei Gotha. 38) Dr. Krappmann, Hofrath in Lichtenfels. 39) Kress, Landarzt in Kloster-Ebrach. 40) Kürschner, Landarzt in Schwarzach. 41) Landerer, Professor in Athen. 42) Mäcklin, Professor in Helsingfors. 43) Mauderer, Cooperator in Uetzing bei Lichtenfels. 44) Mayer, Hofapotheker in Bayreuth. 45) Meinrad Ritter von Gallenstein, k. k. Gym- nasialprofessor in Klagenfurt. 46) Micklitz, K. k. Förster in Tolmein. 47) Moritzbeck, Revierförster in Bug. 48) Mühlmichel, Pfarrer in Drosendorf. 49) Dr. Neundeubel, prakt. Arzt in Feucht. 50) Dr. Oppel in Stuttgart. 51) Pfeifer, Bernh., Ingenieur in Berlin. 52) Dr. Pfeiffer, Louis, in Cassel. 55) Dr. Pollack, k. Studienrektor in Dillingen. 54) Dr. Prestel, Oberlehrer am Gymnasium in Emden. 55) Pürckhauer, Apotheker in Baiersdorf. 56) Raab, Pfarrer in Rattelsdorf. 57) Reuder, Revierförster in Koppenwind. 58) Dr. Rückert, Pfarrer in Schweina. 59) Rummel, Apotheker in Sommerhausen. 60) Sattler, Carl, Privatier in Schweinfurt. XI -61) Dr. v. Schauroth, Direktor des herzogl. Natura- lien-Kabinets in Coburg. 62) Scheidemandel, Apotheker in Arzberg. 63) Dr. Schenk, Professor in Weilburg, 64) Schmidt, Apotheker in Wunsiedel. 65) Schmidt, F. J., Kaufmann in Schiska bei Laibach. 66) Schmidt, Apotheker in Ebern. 67) Schmidt, Pfarrer in Drügendorf. 68) Dr. Schultz, Bip. in Zweibrücken. 69) Stadler, Ferd., Pharmaceut in Culmbach. 70) Stenglein, Pfarrer in Gaisfeld. 71) Stöber, Bankbuchhalter in Schweinfurt. 72) Strobel, Pellegr., Coadjutor der k. k. Bibliothek in Padua. 73) Dr. Sturm, Friedr. m Nürnberg. 74) Dr. Sturm, J. Wilh., in Nürnberg. 75) Theil, Navigationslehrer in Lübeck. 6) Tommasini, Podesta in Triest. 77) Uebel, Revierförster in Winkelhof. 78) Vaillez, Professor in Hof. 79) Dr. Weber, praktischer Arzt und Inhaber der Mol- kenanstalt in Streitberg. 80) Weiss, Adolph, Mitglied der k.k. geologischen Ge- sellschaft in Wien. 81) Weissenfeld, Lokalkaplan in Niedermirsberg. 82) Zängerle, Rektor der Gewerbschule in Landau. Vorstände: Dr. Küster, I. Vorstand. Professor Dr. Hoh, I. Vorstand. Öberlehrer Pfregner, Secretär. Apotheker Sippel, Kassier. Ausschussmitglieder: Für Medizin und Physiologie, Direktor Dr.Gleitsmann. Für Physik, Prof. Dr. Hoh, Prof. Vaillez. Für Chemie, Prof. Herzogenrath. Für Astronomie und Meteorologie, Assessor Eliner. Für Geognosie und Geologie, Dr. Sehneider. Für Mineralogie, Ingenieur v. Höslin. Für Botanik, Dr. Funk. 6.A. ” XII Für Zoologie, Dr. Küster. Für Technologie, Ingenieur Drausnick und Fabrikant Schödl. Die Gesellschaft zählt im Mai 1860: Ehrenmitglieder: 43. Hiesige Mitglieder: 103. Auswärtige: 82. Zusammen: 228. Während in dem Verwaltungsjahre 18°%,, bis zum Januar 1859 die Zahl der hiesigen Mitglieder (60) sich gleich blieb, hob sich dieselbe seit dieser Zeit auf die Summe von 105, was mehr als alles Andere die wach- sende Theilnahme an den Geschicken und Bestrebungen der Gesellschaft zeigt. Auch die Zahl der auswärtigen Mitglieder zeigt einen nicht unerheblichen Zuwachs. B. Sammlung. Für entsprechende Aufstellung der Sammlung konnte im vergangenen Jahre nichts geschehen, da der Gesell- schaft seit dem Winter 1859 der harte Schlag drohte, das bisher inne gehabteLokal räumen zu müssen, ohne Ersatz dafür hoffen zu können. Zwar bewirkte hohe Königliche Regierung von Oberfranken, wie immer so auch hier mit grossherziger Liberalität gemeinnützige Zwecke unterstützend, dass die Räumung unterblieb, bis ein passendes Lokal gefunden sei, allein die Auf- findung eines solchen schien bei dem Mangel passen- der Räume für solche Zwecke und den geringen der Gesellschaft dafür zu Gebote stehenden Mitteln, fast un- möglich. In dieser peinlichen Lage wurde die Gesellschaft durch das gütige Anerbieten des hiesigen hochlöblichen Stadtmagistrats, ein passendes geräumiges Lokal der Gesellschaft zur Aufstellung ihrer Sammlung zu über- lassen, auf das Höchste erfreut und fühlte sich bei der Uebernahme um so mehr zu grösstem Danke verpflichtet, als das überlassene Lokal (in der ehemaligen Bader- Schule) zugleich von genannter hochverehrlichen Behörde vollkommen hergerichtet übergeben wurde. Dieser Akt der Theilnahme an dem Geschick der Gesellschaft sei- XIU tens unserer städtischen Behörde ist um so höher zu achten, als mit dem Bestand der Sammlung zugleich auch der Bestand der Gesellschaft mehr oder minder gefährdet war, und zugleich ein passenderes Lokal hin- sichtlich des Lichtes und Raumes wohl nicht zu finden sein möchte. Im April und Mai d.J. wurden die Vorbereitungen zum Umzuge getroffen, die vorhandenen Gegenstände, viele derselbe einzeln eingewickelt, in 32 Kisten ver- packt und in das neue Lokal übergeführt, wo sie nebst den zur Aufstellung dienenden Glasschränken, Pulten und sonstigen Behältnissen ohne alle Beschädigung ein- trafen und nun der Neuaufstellung harren, was wohl in diesem Sommer zu Stande gebracht werden wird. C. Bibliothek, Die Bibliothek der Gesellschaft, theils aus grösseren besonders paläontologischen Werken, theils aus Gesell- schafts-Schriften bestehend, bildet einen werthvollen Theil ihres Besitzthumes.. Um die Benutzung für die Mit- glieder zu erleichtern, überhaupt einen Nachweis des Vorhandenen zu haben, wurde ein doppelter Catalog angefertigt, deren einer nur den Bestand nachzuweisen bestimmt ist, während der andere die vorhandenen Schriften nach den aachen geordnet enthält. D. Geschenke. War die frühere beschränkte Lokalität, die Unmög- lichkeit, bei fortwährender Gefahr des Verlassenmüssens derselben, irgend etwas aufzustellen, der Grund, dass die schon länger von hiesigen Mitgliedern bereitgehal- tenen Beiträge zu den Sammlungen noch nicht abgege- ben wurden, so haben wir doch über einigen nicht uner- heblichen Zuwachs zu denselben zu berichten. Es wurden der Gesellschaft als Geschenke über- geben: 4) ein Nest des Parus pendulinus aus Ungarn von Herrn Apotheker Fuchsberger in Rothenburg; 2) drei sehr schön ausgestopfte exotische Vögel von Herrn Dr. Wierrer hier; XIV 3) eine Partie aegyptischer Insecten und eine weitere von Conchylien aus dem rothen Meer, bei ersterer prächtige Exemplare von Copris isidis, Graphipte- rus, Cetonia, Pimelia ete. bei den Conchylien ein herrliches Papierboot (Argonauta argo). Zugleich wurde von dem Geber dieser Schätze, Herrn Inge- nieur Pfeifer, der dieselben während seines Aufent- haltes in Aegypten, um die telegraphische Verbind- ung dieses Landes mit der Insel Candia herzu- stellen, acquirirte, auch mehrere Corallen (Retepora reticulata) übergeben, welche sich an einem früher eingesenkten und theilweise wieder aufgewundenen Telegraphen-Kabel angesetzt hatten. Der k. k. Förster Herr Miklitz in Tolmein über- sandte 7 fl. baar zur Verwendung fürirgend einen pas- senden Zweck. E. Verkehr mit anderen Gesellschaften und Vereinen. Auch in dieser Beziehung können wir Günstiges berichten. Nicht nur, dass die früher angeknüpften Ver- bindungen gepflegt und durch Uebersendung unseres im vorigen Jahre erschienenen vierten Berichtes erhal- ten wurden, wodurch uns von einer grossen Zahl deut- scher und ausserdeutscher Akadegien, Gesellschaften und Vereinen die Schriften derselben zugehen, welche meist gar nicht in den Buchhandel kommen und auf diese Weise eine kostbare Bereicherung unserer Biblio- thek bilden; es ist auch durch freundliches Entgegen- kommen theils schon länger bestehender, theils neu ge- gründeter Vereine ein weiterer gegenseitiger Austausch der Jahresberichte vermittelt. Es werden die nöthigen Schritte geschehen, um die noch vorhandenen uns bis jetzt ' fern stehenden Gesellschaften zum Schriftenaustausch zu veranlassen. Die uns neu zugegangenen Schriften sind 1) Neunter Jahresbericht der naturhistorischen Gesell- schaft zu Hannover. 1859. Enthält: eine Notiz über die Rohrsänger, Mit- theilungen über die Fortpflanzungsgeschichte des XV Totanus ochropus, dann über das Vorkommen mehrerer Adlerarten in Hannover. 2) Der zoologische Garten. Organ für die zoologische Gesellschaft in Frankfurt a. M. Herausgegeben von Dr. Weinland 1860. I 1-6. Inhalt: Was wir wollen. — Die Hausthiere Hai- tis. — Preise für Acelimatisation. — Zur Ge- schichte unseres zoologischen Gartens. — Was wir haben — Ueber die Angoraziege. — Nachrichten aus dem zool. Garten. — Ueber Seewasseraqua- rien. — Ueber die Fortpflanzung der Strausse in der Gefangenschaft. — Eine Straussenbrut in Europa. 3) Mittheilungen des Vereins nördlich der Elbe zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse. Kiel. 1857, 8,9. I. Inhalt: Zur Kenntniss der Gasteropoden des nordalbingischen Glimmerthons.. — Mittheilung über Entströmung von Kohlensäure in der Um- gebung von Eutin. — Das Kalk- und Thonlager zu Lieth bei Elmshorn. — Ueber den Brorsen’- schen Kometen, — Ueber die Lungenseuche der Rinder. " I. Die Witterung des Jahres 1857. — Verzeichniss der in Schleswig-Holstein und Lauenburg bis jetzt aufgefundenen sog. einfachen Mineralien. — Die Riesenwellen in der Ostsee am 5. Iuni 1858. II. Delve u. Pahlen, eine geognostische Beschreib- ung. — Beobachtungen über das Alter des Sege- berger Gypsstockes. — Ueber Luftwechsel in menschlichen Wohnungen. — Ueber die Bestim- mung der verschiedenen Härten des Wassers. — Ueber die klimatischen Verhältnisse des Jahres 1858. — Dolomit-Geschiebe in Holstein. — Wurm- Sandstein. — Ueber die zweckmässigste Entfern- ung und Verwerthung der menschlichen Excre- mente. — Geognostische Reisenotizen. 4) Jahreshefte der naturwissenschaftlichen Section der k. k. mährisch schl. Gesellschaft für Ackerban, Na- tur- und Landeskunde für 1859, 1860. Heft 1859 enthält: Naturhistorische Durchforsch- XVI ung des Altvatergebirges. — Ueber die Entwick- lung und Fortpflanzung der Algen. — Bemerkun- gen über das Auftreten einiger Lepidopteren-Ar- ten. — Ueber einen Fadenwurm aus der Raupe von Vanessa Valbum. — Uebersicht der Insekten, welche von Fadenwürmern bewohnt werden. — Eine Besprechung des Galthofer Bitterwassers. — Das Schwefelwasser von Predmont nächst Prerau. — Ueber den Werth des naturwissenschaftlichen Studiums. — Nachtrag zur Notiz über in Kerfen beobachtete Gordiaceen. 1859. Monographie der europäischen Chiropteren. — Insectenepizoön der mährischen Fauna. — Bo- tanische Skizze der Umgebung von Sokolnitz nächst Brünn. 5) Memoires de la Soeiete imperiale des Sciences na- turelles de Cherbourg. Tome VI. 1858. Inhalt: Ueber Wallfische und Cachelots. — Ueber einige die Inseln des grossen Oceans bewohnende Vögel. — Beobachtungen über Morpho Idomeneus. — Zur Geologie des Departements la Manche. — Ueber abnorme Blüthen des Oytisus adami. — Beiträge zur Naturgeschichte der Mandana oder Marquesas-Inseln. — Astronomische und physika- lische Fragmente. — Die Lichenen der Umgegend von Cherbourg. — Ueber abnorme Blüthen des Phormium tenax. — Beobachtungen über die Be- kleidung der Infusorien. — Anemograph im Ob- servatorium von Lebisey. Die physikalisch-medizinische Gesellschaft in Würz- burg hat begonnen den medicinischen und natur- wissenschaftlichen Theil ihrer Verhandlungen ge- trennt als selbstständige Zeitschriften zu geben und uns freundlichst das erste Heft des letzteren zuge- sendet. Es erscheint dieser Theil unter dem Titel: 6) Würzburger naturwissenschaftliche Zeitschrift, her- ausgegeben von der physikalisch-medieinischen Ge- sellschaft. Inhalt des ersten Heftes (mit 4 Tafeln): Ueber den Inhalt der Schleimsäcke der Mywinoiden und die Epidermis der Neunaugen. — Histologisches xvu über Rhinoeryptis (Lepidosiren) annectens Pet. — Zur Morphologie der Cepopoden. — Ueber die ungeschlechtliche Fortpflanzung von Chaetogaster. — Zur Organisation von Heterakis vesicularis. — Ueber Ergänzungsfarben. — Kleinere Mittheilungen. Das durch seine grossartigen wissenschaftlichen Leistungen wie durch die grossherzige Liberalität in der Vertheilung der Publikationen rühmlichst bekannte Smi- thionianische Institut (Smithsonian Institution) zu Was- hington in Nordamerika hat uns 5 Bände seiner Reports übersendet, deren Fortsetzung uns gegen unsere Publi- kationen ebenfalls zugehen werden. Es ist, ausser den grossen wissenschaftlichen Werth dieser Mittheilungen um so erfreulicher, als dadurch Gelegenheit geboten ist, mit anderen amerikanischen Gesellschaften ebenfalls ei- nen Schriftenaustausch einzuleiten, wozu ‘genanntes In- stitut gerne die Hand bietet. Vergangenen Winter kam uns auch ein Schreiben des Herrn E. Uricoechea in Bogota (Neugranada) zu, worin derselbe die Anzeige der Gründung einer natur- forschenden Gesellschaft daselbst anzeigt und zum ge- genseitigen Schriftenaustausch einlud. Im Namen der Gesellschaft wurde sogleich ein Antwortschreiben an Herrn Uricoechea, als Präsident der neugegründeten Ge- sellschaft, abgeschickt und darin unser Dank für freund- liche Mittheilung und die Bereitwilligkeit unsererseits, die hiesigen Publikationen zu übersenden, ausgesprochen. F. Innerer Verkehr. So weit nicht dringende Gründe das Ausfallen ei- ner Sitzung veranlassten, wurden dieselben regelmässig abgehalten und von den hiesigen Mitgliedern zahlreich besucht. Die erste Hälfte der Zeit füllte meist ein Vor- trag über irgend einen wissenschaftlichen Gegenstand von allgemeinerem Interesse aus, an den sich dann Dis- kussionen reihten, entweder über den Gegenstand des Vortrags selbst, oder über irgend einen andern, be- sonders angeregten, wenn nicht Besprechungen über Gesellschafts - Angelegenheiten, Aufnahmen neuer Mit- glieder, Vortrag der Einläufe an die Stelle zu treten hatten. G.-A, B XVII Die seit dem Winter 18535—5J9 gehaltenen Vorträge waren: Ueber Diffusion der Gase, von Prof, Dr. Hoh. ” ” „ ” ” ” ” ” ” ” ” ” ” „ ” ” ” ” ” ” die fränkischen Amphibien, von Dr. Küster. Analogie der Farben und Töne, von Pr. Dr. Hoh. unsere Föhrenwaldungen, von Dr. Funk, die Stimmen der Thiere, von Dr. Küster. Perlen und Perlenerzeugung, von Dr. Küster. Mechanismus des menschlichen Ganges, von Pr. Dr. Hoh. das Accomodationsvermögen des menschlichen Auges, von Pr. Dr. Hoh. die Verbreitung einer Muschel (Tichonia Chem- nitzii Rossm), von Dr. Küster. die Lebensverhältnisse der Süsswassermuscheln, von Dr. Küster. Gährung und Gährungserscheinungen, von Pr. Herzogenrath. Abhängigkeit der Diät von Klima und Jahres- zeit, von Pr. Dr. Hoh. Theorie der Färbekunst, von Pr. Herzogenrath. die Metalle der Alkalien, alkalischen Erden und Erden, von Pr. Herzogenrath. Gasabsorption, von Pr. Dr. Hoh. einige atmosphärische Lufterscheinungrn, von Pr. Herzogenrath. Entoptische Erscheinungen, von Pr. Dr. Hoh. Die Pilege der Augen, von Pr. Dr. Hoh. das Nisten der Vögel, von Dr. Küster. das Leben der hochnordischen Vögel, von Dr. Küster. die Nahrungsstoffe als chemische Bestandtheile der Nahrungsmittel, von Pr. Herzogenrath. Am 30. Januar 1860 wurde die statutarisch vorge- schriebene Generalversammlung zum Zwecke der Wahl der Vorstände abgehalten, in welcher die bisherigen Vorstände wieder erwählt wurden. Da sich die Statuten in mancher Beziehung lücken- haft zeigten, Manches bestimmter zu fassen, auch Ueber- flüssiges auszuscheiden war, so wurde eine zweite Ge- neralversammlung abgehalten und die_ Revision dersel- XIX ben zweckentsprechend durchgeführt. Die wichtigste Aenderung ist die Einführung einer dreijährigen Periode für die Neuwahl der Vorstandsmitglieder, und es wurde beschlossen, diese Aenderung sofort zur Geltung zu bringen, so dass eine Neuwahl des Gesammtvorstandes erst nach Umfluss der angegebenen Zeit vorzunehmen ist. G. Mittel. Um die Zwecke der Gesellschaft annähernd voll- ständig erfüllen zu können, ist vor Allem eine Samm- lung der Naturgegenstände unseres zu durchforschen- den Gebietes nothwendig. Nicht jedes Mitglied ist beim Studium irgend eines Zweiges der Naturgeschichte im Stande,‘ sofort an Ort und Stelle die Gegenstände zu sammeln, die nothwendig wären, abgesehen, dass Ver- kommen zu bestimmter Zeit, Witterung und. Jahreszeit dies gar oft verbietet, ein solches Sammeln würde auch den empfindlichen Nachtheil im Gefolge baben, dass alle Anhaltspunkte der Vergleichung des Gesammelten mit ähnlichen oder verwandten Naturprodukten anderer Punkte fehlen würden oder ebenfalls erst herbeigeholt werden müssten. Diesen Uebelständen helfen die Samm- lungen ab, die um so vollständiger und zweckentspre- chender werden können, je kleiner das zu durchfor- schende Gebiet ist. Weiter ist ein Hauptzweck solcher Sammlungen, angehenden Sammlern die Mittel zum Bestimmen der gesammelten Gegenstände zu bieten, was um so höher anzuschlagen ist, als häufig wegen Mangels der zum Bestimmen nöthigen Hilfsmittel die Anfänger die Lust zum Wintersammeln verlieren und daraus der erhebliche Nachtheil erwächst, dass manche Gegend auf lange hin- aus hinsichtlich ihrer Naturprodukte unbekannt bleibt. Demnach wird auch hier nur die Vereinigung Vie- ler für denselben Zweck ein günstiges Resultat liefern, und es kann sich in dieser Beziehung jedes Mitglied der Gesellschaft grosse Verdienste um dieselbe erwerben, wenn es, auch nicht selbst sammelnd, der Gesellschaft über wichtige Funde oder Fundorte Nachricht ertheilt, im Kreise seiner Bekannten für diesen Zweck thätig ist, oder bei vorkommenden Gelegenheiten ein oder das B*® xx Andere durch Acquisition und Einsendung vor dem Ver- schleudern behütet. Noch mehr aber können sich wirk- liche Sammler verdient machen, wenn sie von den ein- gesammelten Gegenständen auch nur das in grösserer Zahl Besitzende abgeben wollen. Wir besitzen ausser Petrefacten noch so wenig, dass Alles willkommen ist, sei es aus Franken oder anderswoher. *) Die Gesellschaft muss für Vergrösserung der Samm- lung um so mehr auf die thätige Mitwirkung der Mit- glieder rechnen, als ihre geringen Mittel es nicht erlau- ben, dieses durch Kauf zu bewerkstelligen. Auf die Beiträge der Mitglieder beshränkt, welche grösstentheils durch den Druck der Berichte, sowie die kleineren lau- fenden Ausgaben aufgezehrt werden, mit einer einzigen Ausnahme ohne ausserordentliche Zuschüsse von Mit- gliedern oder Solchen, die es werden könnten, und die vermöge ihrer Stelluug oder Lage im Stande wären, die Befriedigung mancher dringender Bedürfnisse zu ermög- lichen, müssen wir uns in mancher Hinsicht bescheiden und können auf diese Weise nur langsam vorgehen, Jahre verlierend, die hätten weit nutzbringender gemacht werden können. Ein Gesuch an die K. Regierung von Oberfranken, um einen jährlichen Zuschuss aus Kreismitteln gleich den Vereinen zu Regensburg, Passau und Augsburg zu erhalten, war für dieses Jahr wegen Mangel an dispo- niblen Mitteln erfolglos, es ist jedoch Hoffnung gegeben worden, dass ein solcher Zuschuss in der Folge uns zu Theil werden wird. Hoffen wir, dass, nachdem so manche Schwierig- keit überwunden, manches Hinderniss des gedeihlichen Wirkens aus dem Weg geräumt wurde, mit der zuneh- *) Würden wir unsere Sammlung nur auf das Einheimische beschrän- ken, so wäre Finseitigkeit bei den darauf gegründeten Arbeiten, bei dem Mangel aller Mittel zur Vergleichung, nicht zu vermeiden, da nur durch Erkenntniss der Gegensätze und des Fremden das Einheimische richtig gewürdigt werden kann. Desshalb werden auch ausserfränkische Gegenstände in derselben aufgenommen und ist somit auch auswärtigen Mitgliedern Gelegenheit gegeben, sich der Gesellschaft nützlich zu erweisen und dieselbe durch Mitthei- lungen für die Sammlung zum grössten Danke zu verpflichten, XXI menden Theilnahme an unseren Bestrebungen uns auch die Mittel zu Theil werden, um eine ausgedehntere Wirk- samkeit zu ermöglichen. Da jetzt eine längere Pause in der Ausgabe unse- rer Berichte wohl nicht mehr eintreten dürfte, so wer- den die Sitzungsberichte, sich anreihend an die vor- stehende Darlegung der Verhältnisse der Gesellschaft, von jetzt an regelmässig folgen, zugleich mit dem Re- ferat über die Einläufe und sonstigen Vorkommnisse, —. Sitzung am 28. Juni 1869. Unter Bezugnahme auf die ausgezeichnete Arbei unseres Mitgliedes, Pfarrer Jäckel, über die bayerischen Chiropteren wurde von Dr. Küster eine Erörterung der Lebensverhältnisse dieser Thiere gegeben und der Ab- schnitt „das Speck- und Fleischfressen der Fledermäuse“ aus genannter Schrift gelesen. Bei der darauf folgenden Besprechung kamen auch die bisher bestandenen wenig erfreulichen Verhältnisse der Bibliothek, besonders hinsichtlich des Ausleihens von Büchern an die Mitglieder, zur Sprache und es wurden die nachstehenden Bestimmungen festgesetzt, unter denen die Abgabe von Büchern an die Mitglieder aus der Gesell- schafts-Bibliothek stattfinden soll, zugleich aber beschlos- sen, dass diese Bestimmungen den wegen stattgehabter Revision neu zu druckenden Statuten angefügt und so zur Kenntniss sämmtlicher Mitglieder gebracht werden sollen. Die vereinbarten Bestimmungen sind: 1) Die Benützung der Bibliothek steht allen hiesigen und auswärtigen Mitgliedern frei. 2) Ueber jede Schrift, bestehe sie aus einem oder meh- reren Bänden oder Heften, wird vom Empfänger ein Empfangschein ausgestellt, der den Titel der Schrift, Zahl der Bände und den Namen des Empfängers nebst Datum des Empfangs tragen muss. Mehrere verschiedene Bücher mit einem Empfangschein zu belegen, ist unstatthaft. XXU 3) Bücher können von hiesigen Mitgliedern für aus- wärtige iu Empfang genommen werden. Beim Em- pfang ist entweder ein Schein des auswärtigen Em- pfängers darzubringen, oder das hiesige Mitglied be- scheinigt für den ersteren, jedoch unter Beifügung des Zusatzes für N. N. in N. und Haftung bis zur Zurückgabe. 4) Ausgeliehene Bücher können schon nach 3, Zeit- schriften schon nach 2 Monaten zurückverlangt werden. 5) Unvollständige Empfangscheine werden nicht berück- sichtigt. 6) Auswärtige haben bei Einsendung von Scheinen, um Bücher zu erhalten, 6 kr. (für Postschein und Austragegebühr bei der Rücksendung) beizulegen. An Büchern sind eingegangen: Berichte über die Verhandlungen der naturforschen- den Gesellschaft zu Freiburg i/B. Bd. U, Heft II mit 1 Tafel. 1860. Inhalt: Ueber die Verbreitung der triklino@drischen Feldspathe (Albit, Oligoklas, Labrador) in den sogen. plutonischen Ge- steinen des Schwarzwaldes, von Prof. H. Fischer. — Ueber die Ganglien in den Drüsen-Ausführungsgängen der Vögel von Dr. Wilh. Manz. — Veratrin-Narkose von Theod. Blass. — Untersuchungen über das Reifen der Trauben von A, Famintzin, — Anatomische Notizen von Prof. Rud. Maier. Neunzehnter Bericht über das Museum Franeisco- Carolinum. Linz 1859. Inhalt: Jos. Gaisberger, zur Geschichte milder Stiftungen im Lande ob der Enns. — Ernst Hrdina , Conturen zu einer Mo- nographie des Traunsee’s. — Carl Ehrlich, die geognoslische Abtheilung des Museums. Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft Grau- bündtens. Neue Folge, V. Jahrgang 1858/59. Chur 1860. Mit 5 Tafeln. Inhalt: Geognostische Beobachtungen, von Prof. G. Theobald. — Die Seidenzucht im Canton Graubünden, von Fr. Wassali. — Beiträge zur rälhischen Flora von Ed. Killias. — Meleoro- logische Beobachtungen in Bergün während der Monate Ja- nuar und Februar 1858 —60, von Pfarrer Andeer. — Zwei neue Schmetterlinge aus dem Ober-Engadiu, von Senator v. Heyden. — Dipterologische Beiträge von Major am Stein. — XXI Versehiedene Mittheilangen. — Monatsmittel aus 9maligen täg- lichen Barometer- und Thermometer-Beobachtungen zu Marsch= lin 1859, von U. Salis-Marschlin. — Resultate der Thermo- meter- und Barometer-Beobachtungen zu Chur 1859 von Prof. Wehrli. — Zur Keimungsgeschichte des Maiskorns von Dr. A. v. Planta. Dritter Jahresbericht des naturhistorischen Vereins in Passau für 1859. Passau 1860. Mit 2 Tafeln. Inhalt: Die Vögel Griechenlands von Dr. Lindermayer. — Uebersicht der meteorologischen Beobachtungen in Passau 1858 und 1859 von Hilber. — Ueber die Passauer Porzellanerde v. Bergeat. — Ein Gebirgsprofil von der Felsenwand am Löwen, ein Granitfindling, der Diatomeenmergel, von Dr Egger. Sitzung am 12. Juli 1860. Dr. Küster nahm von dem Vorkommen der Wan- derheuschrecken in Franken Veranlassung, über diese Thiere, sowie über andere theils schädliche theils nütz- liche Wanderthiere zu sprechen. Nach beendigtem Vor- trag wurden die neuen Einläufe vorgelegt. Es sind: Abhandlungen des zoologisch-mineralogischen Ver- eins zu Regensburg. Achtes Heft. Regensburg 1860. Inhalt: Die bayerischen Chiropteren von Pfarrer Jäckel. — Beiträge zur Kenntniss des Diluviums und des älteren Alluviums von Bamberg, von Dr. A. Haupt. Archiv des Vereins für Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. 14. Jahrg. Neu-Brandenburg 1860. Inhalt: Flora von Meklenburg, von E. Boll. — Geognosli- sche Skizze der Umgegend von Doberan von F.Koch. —Klei- nere zoologische Mittheilungen. — Meteorologische Beobach- tungen der Station Hinrichshagen im Jahre 1859, von Prozell, Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Natur- kunde. 25 und 26. Mannheim 1859 und 60. Letzerer mit 2 Tafeln. Inhalt: 1859. Bemerkungen über die Symmetrie in der orga nischen Natur, insbesondere über die Symmetrie der Blüthe. Von Geh. Hofrath Döll. — Ueber die Witterungs-Verhältnisse Mannheims im Jahre 1858 von Dr. Weber. — 1860: Ueber das Verhalten der zerriebenen Stärkekörner gegen kaltes Was- sen, von Prof. Dr. Delils. — Die Galmei-Lagerstätten in der Muschelkalkformation der Umgegend von Wiesloch in Baden. Von Carl Clauss, — Ueber die Witterungs-Verhältnisse Mann- heims im Jahre 1859 von Dr. Weber. XXIV Dreizehnter Jahresbericht des naturhistorischen Ver- eins in Augsburg 1860. Inhalt: Die Falter um Augsburg, von Kassier Freyer. — Die Land- undSüsswasser-Mollusken in der Umgegend von Schwab- hausen, von Dr. Walser. — Notizen über das Vorkommen pflanzlicher und thierischer Parasiten in unserem Bezirk, von Dr. Huber. — Entomologischer Bürschgang in den Allgäuer Alpen, von J. Stark. — Die Neuropteren um Dillingen, von Prof. A. May. — Nachträge und Berichtigungen zu der Ueber- sicht der Flora von Augsburg. Von C. Roger. Notizblatt des Vereins für Erdkunde und verwandte Wissenschaften in Darmstadt und des mittelrheinischen geologischen Vereins. II. Jahrgang. Nro. 21—40. Ja- nuar 1859 bis Februar 1860. Mit 4 Tafeln. Rede in der öffentlichen Sitzung der k. Akademie der Wissenschaften am 28. März 1860 zur Feier ihres einhundert und ersten Stiftungstages, gehalten von J. v. Liebig. München 1860. Correspondenzblatt des naturforschenden Vereins zu Riga. Riga 1859. Enthält an grösseren Aufsätzen: Anleitung zu meteorologi- schen Beobachtungen, von dem Akademiker J. A. Kupffer. — Ueber Acelimatisirung des Maulbeerbaums und der Buche, von Major Wangenheim von Qualen. — Andeutungen über einige neuere Entdeckungen im Gebiete der Geologie und Paläonto- logie Russlands, von Major Wangenheim. — Ueber die mathe- mathische Auflösung einiger Probleme der Naturlehre , welche auf Progressionen mit gebrochenen Indices führen. Von Dr. C. Hechel. — Aufzählung der in Esth-, Liv- und Curland be- obachteten Land- und Süsswasser-Mollusken, von G. Gerstfeld. — Zur Flora der Ostseeprovinzen von C. A. Heugel. Sitzungsberichte der k. bayer. Akademie der Wis- senschaften zu München. 1860. Heft I. Inhalt: a) Beitrag zur Kenntiniss des Temperaturganges zu Jerusalem; b) über die Vertheilung der Gewitter. Von C Kulın. — Bemerkungen über die Arten von Fischen und Sauriern, welche im unteren wie im oberen Lias zugleich vorkommen sollen, von Prof. A. Wagner. — Ueber fossile Fische aus ei- nem neuentdecktenLager in den südbayerischen Tertiärgebilden von demselben. — Denkrede auf Joh. Fr. Ludw. Hausmann. Von Hofr. v. Martius. -— Fortsetzung der Beiträge zur näheren Kenntniss des Sauerstoffs. Von Prof. Schönbein. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. Band XI. 5. Heft. 1859. Mit 4 Tafeln. Inhalt: von W. Keferstein; Die Korallen der norddeuischen XxXV Tertiärgebilde, — Ueber Uranophon, von Websky. — Ueber fossile Menschenreste, von Ch. Lyell. — Die Magneteisensteine von Schmiedeberg, von Wedding. — Ueber den Trachyt vom Drachenfels im Siebengebirge, von Rammelsberg. — Ueber den Bianchetto der Solfatare von Puzzuoli, von demselben. — Ueber dıe wahren Lagerstälten der Diamanten und anderer Edelsteine in der Provinz Minasgeraes in Brasilien, von Ch. Heusser und G. Clabaz.— Bemerkungen zur vorstehenden Ab- handlung von Gust. Rose. — Veber einige Versteinerungen der Kreideformation aus Neu-Granada. Von Karsten. Von Hrn. Jul. Müller erhielt die Gesellschaft die von ihm verfasste Schrift: Terminologia entomologiea. Nach dem neuesten Standpunkte der Wissenschaft bearbeitet von Julius Müller. Brünn 1860. 8°. Mit 32 Tafeln und einer Farbentabelle — wofür dem Geber der Dank der Gesellschaft ausgesprochen wird. Sitzung am 26. Juli 1360. Dr. Küster hielt einen Vortrag über das Vorkom- men fossiler Menschenreste, berührend die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit desselben unter Aufzählung der verschiedenen hiehergehörigen Funde, soweit solche be- kannt geworden sind. Aufgenommen wurde Cand. phil. Buchert von hier, vorgeschlagen durch Rechtsrath Dr. Schneider. Da das Sommerlokal für Vorträge wenig geeignet befunden war, wurde beschlossen, dieselben bis zur Uebersiedelung in ein passenderes Lokal auszusetzen und bis dahin die Zusammenkünfte zu Besprechungen zu benützen. Für die Bibliothek waren eingegangen: a) als Geschenke von den Verfassern. Jückel, Pfarrer A. J., die Wanderheuschrecke (Oedipoda migratoria) in Bayern. Frauenfeld, Adjunkt Georg. Ueber die Sommerbeschäf- tigung eines Theiles der Bewohner des Wie- ner-Waldes. 8°, N Mein Aufenthalt in Rio-Janeiro. 1858. 8°. - St. Paul. I.u.,IL 1858. 8%, » Mein Aufenthalt auf Taiti. 1859. 8°, XXVI Frauenfeld, Adjunkt G., Reise von Shanghai bis Sidney auf der k. k. Fregatte Novara. 1858. 8°. Notizen über die Fauna Hongkong’s und ” B : ig : D {=} Shanghai’'s. Wien 1859. 9°. n Notizen gesammelt während memes Aufent- enthalts auf Neuholland, Neuseeland und Taiti. Wien 1860. 8”. ” Ausflug nach dem Adamspik auf Ceylon. Wien 1859. 8°. ” Bericht über den Erfolg der ihm gewonrde- nen Mission: die Weltumseglungs-Expedition Sr. Maj. Fregatte Novara als Zoologe zu begleiten. Wien 1860. 8°. Weiss, Dr. Adolph, und Jul. Weiss. Vorläufige Notiz ” ” wofü über die direkte Nachweisung des Eisens in den Zellen der Pflanzen. Wien 1860. 8°. Die Krystallformen einiger chemischen Verbin- dungen. Wien 1860. 8°. und Edmund Weiss. Untersuchungen über den Zusammenhang der Dichten und Brechungs-Ex- ponenten in Gemengen von Flüssigkeiten. Wien 1858....0% r den Gebern der Dank der Gesellschaft hiemit ausgesprochen wird. b) Von Gesellschaften und Vereinen im Gese und Schriftenaustausch: Verhandlungen der k. k. zoologisch - botanischen IIschaft in Wien. Jahrgang 1859. Mit 7 Tafeln 1 Kärtchen. Inhalt an Abhandlungen: A. Tomaschek: Ueber die Ent- wicklungsfähigkeit der Blüthenkätzchen von Corylus avellana L. — F. Haszlinszky: Beiträge zur Kenntniss der Karpathen- flora. VII. Flechten. — J. Canestrini: Ueber die Stellung der Helmyehtyiden tm Systeme — Th. Bail: Ueber die Myxo- gasteres. — A. Tomaschek: Nachtrag zur Phanerogamenflora von Cilli, zur Flora der Umgegend Lembergs. — S. Reisseck: Vegelalionsgeschichte des Rohres an der Donau in Oesterreich und Ungarn. — Canestrini: zoologische Mittheilungen. — Dr. G. Jäger: Ueber einen neuen Schnenknochen des Genus Falco. — Dr. A. Pokorny: Vierter Bericht der Commission zur Er- forschung der Torfmoore Oesterreichs, — H. W. Reichardt: Asplenium Heufleri. — J. Juratzka: zur Moosflora Oesterreichs. — Ritter von Heufler: Beiträge zu einer Lebensgeschichte Xxvil Sendtners. — Canestrini: zur Kritik der Müller’schen Systems der Knochenfische. — J.S. Pötsch: Neue Beiträge zur Crypto- gamenflora Nieder-Oesterreichs. — Paneie: Die Flora der Ser- pentinberge Serbiens. — F. Keil: über die Pflanzen- und Thierwelt der Kreuzkofl-Gruppe nächst Lienz in Tyrol. — A. ‚ Neilreich: über die Vegetations-Verhältnisse der aufzulassen- den Festungswerke Wiens. — G. v. Niesse: Zweiter Bericht zur Pilzflora von Nieder - Oesterreich. — G Frauenfeld: Mein Aufenthalt auf Taiti. — Dr. Hagen: Synopsis der Neuropteren Ceylons. — Prof Gredler, Tyrols Land- und Süsswasser-Con- chylien 11. — v. Heufler: die Verbreitung von Asplenium fissum Kit. — J. Juratzka: zur Moosflora Oesterreichs; Cirsium Reichardti. — G. Frauenfeld: Ueber exotische Pflanzenaus- wüchse, erzeugt von Inseeten. — F. Löw: die Flussperlen- fischerei in der Moldau in Böhmen. — J. Giraud: Signalements de quelques especes nouvelles de Cynipides et de leurs Galles. — G. Frauenfeld: Reise von Shanghai bis Sidney auf der k.k. Fregatte Novara. — v. Heufler: über das wahre Hypnum polymorphum Hedw. — J. Egger: Dipterologische Beiträge. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. X. Jahrgang. Nro. 3 und 4. 1859. Nro. 3 enthält an Aufsätzen: der nordwestliche Theil des Rie- sengebirges und das Gebirge von Rumburg und Hainspach in Böhmen. Von Johann Jokely — Bericht über die geologischen Uebersichtsaufnahmen der IV. Seetion der k. k. geologischen Reichsanstalt im nördliehen Ungarn im Sommer 1858. Von Ritter von Hauer und Freiherrn von Richthofen. — Nr. 4 ent- hält: Geologische Studien aus Ungarn, ven Dr. Peters. — Das Braunkohlenlager von Salzhausen mit Rücksicht auf die Ent- stehung derBraunkohlenin der Wetterau und im Vogelsberg. Von Tasche. — Bericht über die Uebersichtsaufnahmen im Zipser- und Gömörer Comitate während des Sommers 1858. Von Frei- herrn von Andrian. — Barometrische Höhenbestimmungen im nördlichen Ungarn. Von H. Wolf. — Die Umgegend von Tyn- nie bei Ofen, von Handtken, Ritter von Prudnik — Geologi- sche Notiz über die Insel Tahiti und die Halbinsel "Taiarapu. Von Ad. Kulezycki. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. XI. Band. 4. Heft. 1859. Mit 1 Tafel. Inhalt: Ueber die mineralogische Zusammensetzung der Ve- suvlaven und. das Vorkommen des Nephelins in denselben. - Von C. Rammelsberg. — Die trachytischen Gesteine der Eifel, von Ferd. Zirkel. — Bericht über eine zoologische Reise nach Norwegen im Sommer 1859, von Ferd. Römer. — Ueber die oberen eocönen Schichten in den Thälern der Tatra und des Nirne-Tatry-Gebirgs. Von L. Zeuschner. Annuaire de 1’Acaddmie royale des Sciences, des Leitres et des Beaux-Arts de Belgique. Bruxelles 1860. 8% XXVI Sitzung am 27. September. Diese erste Versammlung in dem neuen zweck- mässigen Lokale wurde zur Feststellung der Geschäfts- Ordnung für dasWinterhalbjahr, zur Kenntnissgabe der zahl- reichen Einläufe, sowie zur Vorlage der eingegangenen Druckschriften benützt. Es waren folgende Bücher eingegangen: Bulletin de la Soeiet6 imperiale des Naturalistes de Moscou. 1859, Heft 2, 3, A; 1860, Heft 1. Inhalt: Heft 2. Ueber Petrefacten vom Aralsee von H. Trautschold. — Meletemata entomologica. Curculionina Cau- easi et Vieinorum. Auctore F. A. Kolenati. — Beobachtun- gen über den Anfang der Blülhezeit einiger in der Umgegend Kischinews vorkommenden Pflanzen. Von Al. Doengingk. — Verzeichniss der von Schrenk in den Kreisen Ajagus und Ka- karaly in der östlichen Kirgisensteppe und in der Songarey in den Jahren 1840 bis 1843 g»fundenen Käferarten. Von Dr. Gebler. — Auszüge aus dem Berichte über eine an die nord- westlichen Küsten des schwarzen Meeres und durch die west- liche Krym unternommene Reise. Von Prof. K. Kessler. — Analyse des Honigsteins aus der Kohlengrube von Malowka im Gouvernement Tula Von J. Iljenkof. — Les Noetuelites de la Russie par le Dr. Eversmann. (Supplement.) — Zur Ent- wicklungsgeschichte der Cacteenstacheln von Nik. Kaufmann. — Symbola ad Faunam Hymonopterologicam Mosquensem, scrips. E. Ph. Assmus. — Noliz über Lituus perfectus Wah- lenb. Von G. Kade. — Heft: 3. Exeurions et Observalions ornithologiques sur le bords de la Sarpa en 1858. Par Nik. Artzibascheff. — Recherches geologiques aux environs de Moscon par H. Trautschold. — Col&opteres nouveaux de la Californie par V. de Motschoulsky. — Auszüge aus dem Be- richt über eine an die nordwestlichen Küsten des schwarzen Meeres und durch die westliche Krym unternommene Reise. Von Prof. K. Kessler. (Fortsetzung.) — Fortgeseizte Untersu- ehungen über die Zusammensetzung der Epidote und Vesuviane. Von R. Herrmann. — Die Heuschrecken in der Krym im Jahre 18559. Von P. Köppen. — Ueber die Natur der Stacheln von Nik. Kauffmann. — Helft 4. Verzeiehniss der von Dr. Schrenk in den Kreisen Ajagus und Kakaraly in der östlichen Kirgisen- steppe und in der Songarey in den Jahren 1840 bis 1843 ge- fundenen Käferarten, Von Dr. Gebler. — Coleopteres nou- veaux de la Californie par V. de Motschoulsky. (Fin.) — Zur Fortpflanzungsgeschichte des europäischen Seidenschwanzes, Ampelis Lin, Bombyeilla garrula Briss. Won Rich. König- Warthausen. — Notes pour servir & l’histoire des Epizoiques. Par J. Coinde. — De la determination dans les eaux naturel- les ou mindrales des proporlions d’acide carbonique ou sul- phydrique libres ou combinds avee les bases. Par Prof. H, XXIX Gaultier de Claubry. — Auszüge aus dem Berichte über eine an die nordwestlichen Küsten des schwarzen Meeres und durch die westliche Krym unternommene Reise. Vom Prof. K.Kess- ler. (Schluss.) — Sur quelques hymenopteres nouveaux par Oct. Radochkoflsky. — Catalogue des inseels rapportes des environs du Fl. Amour, depuis la Schilka jusqu’a Nikolaövsk, examinds et @numerds par V. Motschoulsky. — Reiseskizzen aus der Lombardei und Venetien. Von A. Senoner. — 1860 Heft 1. Uebersicht der bis jetzt in Finnland und Lappland vorgekommenen Vögelarten von Arth. v. Nordmann. Durch- gesehen und mitgetheilt von Alex. v. Nordmann. — Enumer- atio plantarum songoricarum a Dr. Al. Schrenk annis 1840 — 43 collectarum auctore E. R. a Trautvetter — Beobachtungen über den Grund der Versandungen im Wolga-Bassin und An- deutungen über die hohe Wichtigkeit dieses Stromes für das innere Volksleben. Von Major Wangenheim von Qualen. — Memoire zoologique et analomique sur diverses especes d’Aca- riens de la Famille des Sarcoptes par Dr. Chr. Robin. — Mit- thoilung über die Wanderungen des Gryllus migratorius auf der Taurischen Halbinsel im Jahre 1859 und über das Vor- kommen einer Species von Gordiaceen in den Bauchhöhlen derselben. Von J. Schatilolf und J. Borsenkow. — Beschrei- bung einiger neuen Chrysomelidae aus der Umgegend von Sarepta. Von Dr. F. Morawitz. — Verzeichniss der Erdbeben, welche in Sselenginsk in den Jahren 1847—1857 beobachtet wurden. Von Kehlberg. — Methode der Forschung zur Con- stalirung des Gesetzes des thierischen Wachsthums. Von Dr, Fr. Liharzik. Nouveaux Me&moires de la Soeidt6 Imperiale des Naturalistes de Moseou. Tome XI. 1859. XII. 1860. XII Livraison 1. 1860. Inhalt: Tome XI. Florula Ajanensis. Aufzählung der in der Umgegend von Ajan wildwachsenden Phanerogamen und höheren Cryptogamen, nebst Beschreibung einiger neuer Arten und und kritischen Bemerkungen über verwandte Pflanzenarten. Bearbeitet von E. Regel und H. Tiling. — Genera et Species Trichopterorum auctore Fr. Ant. Kolenati. — Monographiae Marantearum prodromus. Actore Fr. Körnicke. — Tom. XII. Aufzählung der auf einer Reise durch Transkaukasien und Per- sien gesammelten Pflanzen in Gemeinschaft mit Dr. E. Boissıer in Genf bearbeitet von Dr. F. Buhse. — Tome XII. 1. Ueber die Kohlen von Central-Russland von Auerbach und H. Traut- schold. Sitzungsberichte der königl. Layer, Akademie der Wissenschaften zu München. 1860. I. Heft. Inhalt: Untersuchungen über die Muskelsubstanz von Har- less. — Bischoff: Ueber eine Arbeit von Dr. Voit: Dle thie- rischen Kraftäusserungen in ihrem Zusammenhange mit dem Stoffwechsel. — Buchner: Ueber zwei Abhandlungen der Herren Dr. F. Müller und Chr. Fabian in Augsburg, die schäd- XXX liche Wirkung arsenikhaltiger Tapeten und Anstriche in Woh- nungen betreffend. — v. Martius: Zur Literaturgeschichte der Muskatnuss und Muskatblüthe. Fünfundvierzigster Jahresbericht der Naturforschen- den Gesellschaft in Emden 1859. Emden 1860. 8° Kleine Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Emden. VI. Der Barometerstand und die barometri- sche Windrose Östfrieslands von Dr. Prestel. 1560. 4° Kleine Schriften der Nat. Gesellschaft in Emden. VI. Ein Beitrag zur Klimatologie des Harzes vom Ober- lehrer Chr. L. Schoof. Clausthal 1860. 4° Notizblatt des Vereins für Erdkunde und verwandte Wissenschaften zu Darmstadt und des Mittelrheinischen Geologischen Vereins. 1860. Nro. 41-50. Siebenunddreisigster Jahresbericht der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur. Enthlt: Arbeiten und Veränderungen der Gesellschaft im Jahre 1859. Inhalt an naturwissenschaftlichen Aufsätzen: Dr. Sadebeck: Ueber die Vorberge des Eulengebirges. — Dr. Römer: Ueber die allgemeinen geognostischen und physikalischen Verhältnisse Norwegens. — Prof. Dr. Göppert: Ueber das Vorkommen ver- steinerter Hölzer in Schlesien. — Prof. Dr. Grube: Ueber Ni- eothoe Aslaci, schlesische Vögel, eine neue mieroscopische Thierform, eine Dipterenlarve aus Costarieca. — Prof. Dr. Hai- denhain : über Helmholtz, Untersuchungen betreffend die Klang- farben. — Prof. Dr. Göppert’ Ueber einen von ihm bei Land- eck in der Umgegend des Schneeberges entdeckten Urwald. — Dr. J. Milde: Bericht über eine im Auftrage des Präsidii unternommene (botanische) Reise nach Niederschlesien; der- selbe: Mittheilungen über die schlesische Cryptogamenflora; derselbe: über Bryum (Cladodium) fallax (Milde). — Dr. Kör- ber: über den Einfluss der unorganischen Substrate auf den Character der Flechten-Vegetation. — Neuigkeiten der schlesi- schen Phanerogamen-Flora vom Jahre 1859, mitgetheilt von Dr. Wimmer. —Botanische Mittheilungen von Musikdirector Sie- gert. — Verzeichniss der bei Strehlen gefundenen Phane- rogamen und Gefäss-Cryptogamen von Lehrer Hilse. — Ueber Proteinerystalle in den Kartoffeln und über die Bewegung der Blätter bei unseren einheimischen Oxalis-Arten. — Mittheilung über Entstehung des Mutlerkorns nach einer Beobachtung des Dr. Fischer in Weingarten, von Dr. Schneider; derselbe: über den Larven- und Puppenzustand der Gastrophysa raphani F.— Dr. Wocke über eine Reise in’s Gesenke, Mittheilungen über einige einige neue Funde seltener Falter-Arten, über die im Spätsommer 1859 im Seebade Misdroy auf der Insel Wollin beobachteten Falter. XXXI Jahresbericht über die technische Lehranstalten in Bamberg. Für das Jahr 1859/60. Mit emem Programm: Studien aus der physikalischen Chemie von F. Herzo- genrath. Jahresbericht der k. Studienanstalten zu Bamberg. Für das Jahr 185%60. Mit einem Programm: Der Ameisenstaat, von Professor Hoffmann. Meteorologische Waarnemingen in Nederland en zijne Bezittingen en Asswijkingen van Temperatuur en Barometerstand op vele Plaatsen in Europa uitgegeven door het koninklijh Nederlandsch Meteorologisch In- stitut. 1859. Utrecht 1860. Sitzung am 12. October 1860. Dr. Funk hielt einen Vortrag über Trichina spira- lis, enthaltend eine Schilderung dieses Schmarotzers in seinen verschiedenen Zuständen, welche durch vorge- legte Zeichnungen noch anschaulicher gemacht wurde, das Vorkommen, die Uebertragung auf den menschli- chen Organismus und die Wirkung aufdenselben, durch eine Krankengeschichte erläutert. Anknüpfend an das Vorhergehende folgte eine län- gere Besprechung über das Vorkommen innerer Schina- rotzer, sowie über die Stände derselben. Unter den angezeigten Einläufen befinden sich fol- gende Druckschriften: Memoires de la societe imperiale des sciences na- turelles de Cherbourg. Tome VII. Cherbourg et Pa- ris. 1860. Inhalt: Recherches sur la non-homogeneit& de Veetincelle d’induetion, par M. Th. du Moncel. — Poissons de mer ob- serves a Cherbourg en 1858 et 1859, par M. Jovan. — Note sur les iles basses et les rceifs de corail du Grand-Ocean, par Jouan. — Influence de la mer sur les climats, ou resullats des observalions meleorologiques faites a Cherbourg en 1848 — 1851, par Emm. Liais — Supplement au „Zephiritis Taiten- sis“ de M. Guillemin, par Ed. Jardin. — Plantes vasculaires des environs de Cherbourg, par Aug. Le Jolis. Jahrbuch der K. K. Reichanstalt 1860. XI. Jahr- gang. Nr. 1. Jänner, Februar, März. Inhalt: Ueber die Verbreitung der Inzersdorfer (Congerien-) Schichten in Oesterreich. Von Fr. v. Hauer. — Der Hörnesit XXXI ein neues Mineral aus dem Banat. Von Dr Ad. Kenngolt. — Ein geologisches Profil durch den Anninger beiBaden im Rand- gebirge des Wiener Beckens. Von Karl M. Paul. — Bericht über die geologische Uebersichts-Aufnahme des Wassergebie- tes der Waag und Neutra. Von Dion. Stur. Württembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte- Sechzehnter Jahrgang. Zweites und drittes Heft. 1960. Mit 2 Tafeln. Inhalt: Chemische Untersuchung der Teinacher Mineralquel- len. Von Prof. Dr. v. Fehling. — Beiträge zur würltembergi- schen Flora. Von Dr. Robin Fineckh. — Ueber das Os inter- parietale und das Vorkommen von aborliven Schneidezähnen im Oberkiefer bei mehreren Arten der Gattung Hyrax. Von Dr. v. Jäger. — Die classischen Conchyliennamen. Von E, v. Martens, — Die Lagerungsverhältnisse des Lias auf dem‘ linken Neckarufer. Von Dr. C. Bauer. — Zwei Neuseeländer in Stuttgart. Von G. v. Martens. — Notiz über eine neue For- mica (Myrmica). Von Dr. Nördlinger. Sitzungsbericht der königl. bayer. Akademie der Wissenschaften zu München. 1860. Heft II. Inhalt: Fortsetzung der Beiträge zur näheren Kenntniss des Sauerstoffs. Vom Prof. Schönbein. — Ueber die Bestimmung der freien Kohlensäure im Trinkwasser; ferner: Ueber den Re- spirations- und Perspiralions-Apparat im physiologischen Insti- tut zu München von Prof. Dr. Pettenkofer. — Ueber die Be- stimmung der nicht flüchtigen Bestandtheile des Weins, Von Prof. Dr. Vogel jun. — Zur Kritik des Gatltungs-Charakters von Cinchona, von Hofrath von Martius — Ueber fossile Säugethierknochen am Chimborasso. Von Prof. A Wagner. Sitzung am 8. November 1861. Vortrag über Ozon von Prof. Horzogenrath Eine Darstellung dieser eigenthümlichen Modifikation des Sauerstoffs von seiner Entdeckung bis zu dem gegen- wärtigen Standpunkte der Kenntniss desselben. Zum Schlusse wurde von dem Vortragenden der Wunsch ausgesprochen, dass einige Mitglieder fortgesetzte Be- obachtungen über den Ozongehalt der Atmosphäre an- stellen möchten, um den Einfluss desselben auf die Ge- sundheit, sowie auf die atmosphärischen Erscheinungen feststellen zu können, was von mehreren Anwesenden zugesagt wurde. Als aufzunehmende Mitglieder waren angemeldet; XXXIU Dr. med. Hartner, Assistenzarzt im Gebärhause hier, und C. von Rumohr, Vorstand der k. b. Telegraphen- in Coburg. Die Aufnahme beider Angemeldeten fand mit Stim- meneinheit statt. Th. v. Heldreich, Direktor des botanischen Gartens zu Athen wurde wegen seiner Verdienste um die Na- turgeschichte, besonders als Botaniker, zur Aufnahme vorgeschlagen, ebenso Dr. Felix Flügel in Leipzig, welcher mit dankbar anzuerkennender Bereitwilligkeit den Verkehr unserer Gesellschaft mit der Smithsonian Institution in Washington vermittelt und auf dessen Anreg- ung genannte Stiftung uns kostbare Beiträge zu unse- rer Bibliothek übersandte, welcher sich somit grosse Verdienste um unsere Gesellschaft erworben hat, zur Aufnahme als Ehrenmitglied, und diese beiden Aufnah- men allseitig und beifällig genehmigt. Prof. Dr. Hoh überreichte ein Exemplar seines neuesten Werkes: Elemente der physikalischen Me- chanik für Gymnasien, Leipzig 1861, zur Einverleib- ung in die Gesellschafts-Bibliothek, was mit Dank an- genommen wurde. Von auswärts waren folgende Druckschriften ein gegangen: a) Als Geschenke der Smithsonian-Institution im Washington: Researches upon the Cyprinoid Fishes inhabiting the fresh waters of the Unithed States by Charles Gi- rard. 1856. 8° John G. Morris, Catalogue of the described Lepi- doptera of North-America. Washington 1860. 8° Joseph Henry, Circular in referenze to the degrees of relationship among different Nations. Washington 1860. 8° Instruetions in reference to collecting Nests and Eggs of North-American-Birds. 8° Fourth Annual Report of the boards of regents of the Smithsonion Institution, for the Year 1849. Was- hington 1850. 8° Letter of Lieut. G. K. Warren, tho the George W. G.-A. c » XXXIV Jones, relative to his explorations of Nebraska-Terri- tory. 1858. & Directions for Meteorological Observations and the registry of periodical Phenomena. Washington 1858. 8° Spencer F. Baird, Catalogue of North- American Mammals. Washington 1557. 4° John Le Conte, the Coleoptera of Kansas and Eas- tern New-Mexico. Washington 1859. 4° 3 Plat. John D. Runcle, Asteroid Supplement to new Tab- les for determining the Values of b\ and its Derivati- ves. 1855. 4° Elias Loomis, on certain Storms in Europa and America, December 1836. Washington 1860. 4° A. D. Bache, Discussion of the magnetic and me- teorological Observations. Part. 1. Washington 1859. 4° Astronomical Observations in the Arctic Seas by Elisha Kent Kane. Reduced and discussee by Ch. A. Schott, Washington 1860. 4° b) Von Herrn Dr. Flügel in Leipzig: Origin and Operations of the U. Naval Astronomi- cal Expedition. 4° ec) Im Tausch gegegen unsere Berichte: Bulletins des seances de la Classe des sciences de l’Academie royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgique. Annde 1759. Bruxelles 1860. 8° Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz. Zehnter Band. Görlitz 1860. 8° Inhalt: Der Grundbesitz und die landwirdschaftlichen Zu- stände der preussischen Oberlausitz in ihrer Entwicklung und ge- genwärligen Gestaltung, von Ludwig Jacobi. — Bemerkungen zur Characteristik der neuen Roggenmade oder Roggenmücke und der Zwergsägewespe von Starke. Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. IH Thl. Viertes Heft. Basel 1860. 8° Inhalt: Prof, C. F. Schönbein: Ueber die empfindlichsten Reagentien auf das Wasserstoflsuperoxyd. Ueber die Bildung des Wasserstoflsuperoxyds aus Wasser und gewöhnlichem Sauerstoffgas unter dem Berührungseinflusse des Zinkes, Kad- miums, Bleies und Kupfers. Nachtrag über den gleichen Ge- genstand. Ueber die langsame Oxydation unorganischer und organischer Körper in der atmosphärischen Luft. Ueber das Verhalten des Wasserstolfsuperoxyds zur Chromsäure. Ueber die langsame Oxidation organischer Materien durch gewöhnli- chen Sauerstoff. Ueber das Verhalten des Sauerstofles zur XXXV Brenzgallussäure, Ueber das Verhalten des Sauerstoffes zur Gerbgallussäure und Gallussäure. Ueber das Verhalten des Sauerstoffes zur wässrigen Lösung des mit Alkalien vergesell- schafteten redueirten Indigo. Ueber das Verhalten des Sauer- stoffes zum Hämatoxylin. Ueber das Verhalten des Sauertoffes zum Anilin. Ueber Stickwasserstoflsuperoxid und die Oxida- tionsstufen des Stickstofles. Ueber die Bereitung des Wasser- stoffsuperoxides aus Bariumsuperoxid und Fluorsilieiumwasser- stoflsäure- — Prof. His, Ueber die Thymusdrüse. — Dr. Fd. Hagenbach: über die Bestimmung der Zähigkeit einer Flüssig- keit durch den Ausfluss aus Röhren. — P. Merian. Meteoro- logische Uebersicht des Jahres 1859 ‚ Sitzung am 28. November 1861. Vortrag über Guano von Stud. phil. Buchert. An- abe seiner Natur, des Vorkommens , der Eigenschaf- en und der Bestandtheile, mit Hinzufügung der chemi- schen Verhältnisse der verschiedenen Sorten, Werth und Anwendung, endlich der Verfälschungen. Nach Beendigung des Vortrags wurde vorgeschla- gen, Herrn Bergmeister Engelhardt in Saalfeld zum correspondirenden Mitgliede zu ernennen, welcher Vor- schlag durch allseitige Genehmignng die Aufnahme des Genannten zur Folge hatte. Unter den Einläufen befanden sich folgende Ge- sellschaftsschriften- _ Achter Bericht der Öberschlesischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Giesen 1860. Mit 3 Tafeln. Inhalt: Vergleichende Studien zur Lehre von der Boden- stätigkeit der Pflanzen. Von H. Hoffmann. — Thatsachen zur Beurtheilung älterer und neuerer geologischer Anschauungs- weisen. Von Otto Volger. — Ueber die Bezeichnung von Phanerogamen und Cryptogamen. Von Julius Rossmann. — Die Fledermäuse Oberhessens und der angrenzenden Länder- theile. Von Karl Koch. — Nachricht von fossilen Gallen auf Blättern aus den Braunkohlengruben von Salzhausen. Von C. H. G. von Heiden. — Klimatologische Beiträge. Von Tasche. — Beiträge zur Geologie des Odenwaldes, insbesondere die dasigen körnigen Kalklager und Quarzgänge betreffend. Von Seibert. — Ueber Feuermeteore und Meteoriten. Von Otto Buchner. — Vegetationszeiten in dem Jahre 1858. Von H. Hoffmann. — Phanorogamen-Flora der Provinz Oberhessen, insbesondere der Umgegen von Giesen. Von Karl Heyer und Julius Rossmann. C* XXXVI Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft. XI. Band. I. Heft. Berlin 1860. Mit 7 Tafeln. Inhalt: Ueber einige Lituiten. Von C. Lossen. — Skizzen aus dem vulkanischen Gebiete des Niederrheins. Von G. vom Rath. — Beiträge zur Geognosie Westphalens. Von Hosius. — Geognostische Skizze der Umgegend von Ilmenau am Thü- ringerwalde. Von Karl v. Gritsch. — Bemerkungen über ei- nige Foraminiferen aus der Tertiärbildung der Umgegend von Magdeburg Von J. G. Bornemann. — Eine neue Ceraliten- Form aus dem untersten Wellenkalk. Von 0. Griepenkerl. Sitzung am 6. Dezember 1860. Professor Herzogenrath begann mit einer Darstell- ung der Erieson’schen calorischen Maschine und der Gasmaschine von Lennoir unter Vorlegung von Abbild- ungen der ersteren. Nach längerer ausführlicher Be- sprechung des vorsteheuden Gegenstandes hielt Prof. Dr. Hoh einen Vortrag über Gifte, in welchem der Be- griff „Gift“ näher festgestellt und die Eigenthümlichkei- ten der thierischen, pflanzlichen und mineralischen Gifte bezeichnet wurden. Als eingegangene Geschenke für die Sammlung wurden erwähnt: 1 Exemplar einer Ringelnatter und 1 dergleichen der glatten Natter, beide aus hiesiger Gegend, übergeben von Meyer, Schüler der hiesigen Studienanstalt. Von der k. Akademie der Wissenschaften zu Mün- chen waren folgende Schriften übermacht worden: Ueber die Zusammensetzung eines Gletscherschlam- mes vom Dachsteine am Hallstädter See. Von Dr. Aug. Vogel jr. München 1860. 4° Molekulare Vorgänge in der Nervensubstanz. IH. Abhandlung. Maassbestimmung der Reitzbarkeit, Von Prof. Dr. Em. Harles.. München 1860. 4° v. Martius, Denkrede auf Alexander von Humboldt. München 1860. 4° Dr. A. Waener. Die fossilen Ueberreste von nack- ten Dintenfischen aus dem lithographischen Schiefer und dem Lias des süddeutschen Juragebirges. München 1860. 4° Mit 1 Tafel. XXXVI Dr. Seb. Fischer. Beiträge zur Kenntniss der En- tomostraceen. München 1860. 4° Mit 3 Tafeln. Gelehrte Anzeigen. Herausgegeben von Mitglie- dern der k. b. Akademie der Wissenschaften zu Mün- chen. Band 49 und 50. Inhalt: Band 49; an naturwissenschaftlichen Aufsätzen: Prof. Dr. Wagner, Ueber seine Monographie der fossilen Fische des fränkisch-oberpfälzischen lithographischen Schiefers. — Zur Be- stätigung der latenten Reizung, Vortrag von Prof. Harles. (Mit 1 Tafel) — Prof. Schönbein , Fortsetzung der Beiträge zur näheren Kenntniss des Sauerstoffs. — Untersuchungen über die Ernährung bei einem Fleischfresser (Hunde). Vortrag von Prof. Bischoff — Massanalytische Bestimmung von Eisenoxid durch unterschwefligsaures Natron und eine neue Methode zur quan- titativen Bestimmung der Thonerde und Trennung derselben von Eisen, Mangan, Kalk, Magnesia ete. von Prof. Scherer. — Prof, Dr. Harless. Ueber den Einfluss der Länge eines ge- reizten Nervenstückes. — Fortsetzung der Beiträge zur näheren Kenntniss des Sauerstoffs von Prof. Schönbein. — Ueber das Entfärben der Farbstoffe von Prof. Dr. Vogel jr. — Band 50. Prof. Dr. Schafhäutl, Beschreibung eines neuen tragbaren (Ta- schen-) Phonometers. — Ein Extraetionsapparat neuer Con- struclion von Prof. Dr. Vogel jr. — Die Griffelzähner (Stylo- dontes), eine neu aufgestellte Familie aus der Abtheilung der rautenschuppigen Ganoiden und über das Vorkommen ei- nes fossilen Fisches im Juradolomit von Prof. Dr. Wagner. — Die Berichtigung des Aequatorials von Dr. Steinheil. — Ueber die geographische Verbreitung der Alca impennis nach den Mittheilungen von Profssor Steenstrup in Kopenhagen, und Zur Charaeteristik der Gattungen Sauropsis und Pachycormus nebst ihren Verwandten, von Prof. A. Wagner. — Potrytis fo- mentaria, ein parasitischer Schimmelpilz auf einer Raupe aus Brasilien, von Hofrath von Martius. — Fortsetzung der Bei- träge zur näheren Kenntniss des Sauerstoffs von Prof. Schön- bein. — Ein zur Analyse der Milch eonstruirter Apparat, von Prof. Vogel jr. — Berichtigung des Aequatorials mit Hilfe ei- nes Niveaus allein, von Dr. Steinheil. — Massbestimmung der Polarisation durch das physiologische Rheoskop von Prof Har- less. — Ueber das St. Elmsfeuer zu Reit im Winkel von Prof. Schafhäutl. — Ueber eine eigenthmliche Säure, Diansäure, in der Gruppe der Tantal- und Niobverbindungen, von Prof. ven Kobell. — Vergleichung der urweltlichen Fauna des lithogra- phischen Schiefers von Cirin mit der der gleichnamigen Ab- lagerungen im fränkischen Jura, von Prof. A. Wagner. — Bemerkungen über die Verschiedenheit der Arten von Ichthyo- saurus nach ihrem Vorkommen entweder in den unteren oder oberen Schichten des Lias ; von demselben, — Forsetzung der Beiträge zur näheren Kenntniss des Sauerstofls von Professor Schönbein. XXXVIN Sitzung am 20. Dezember 1860. Vortrag über die Giftthiere von Dr. Küster. Ein kurzer Abriss der verschiedenen giftigen Thiere nach den Classen des Thierreichs. Dann wurde angezeigt, dass die Sammlung endlich vollständig ausgepackt und aufgestellt wurde, zum wirk- lichen Ordnen derselben kann jedoch erst im kommen- den Frühjahr geschritten werden, da die Kälte diess jetzt nicht erlaubt. Ferner wurde ein Schreiben des Lehramtskandida- ten Paul Reinsch in Erlangen vorgelesen, in welchem derselbe sich zur Aufnahme als Mitglied meldet, welche Aufnahme durch allgemeine Zustimmung der Anwesen- den genehmigt wurde. Zugleich wurden zwei Schriften des Vorgenannten, welche als Geschenk für die Biblio- thek der Gesellschaft dem Schreiben beigeschlossen waren, vorgelegt, wofür dem freundlichen Geber ge- bührend gedankt wird. Es sind: 1. Beiträge zur chemischen Kenntniss der weissen Mistel (Viscum album). Von P. Fr. Reinsch. Erlangen 1560. 4° Mit 1 Tafel. 2. Anatomisch-physiologische Fragmente von P. Fr. Reinsch. Halle 1859. 8° Mit 2 Tafeln. Inhalt: Die Entwickelung der Sporen von Jungermannia pu- silla Lin. — Der Bau und die Genesis der Brutkörner E Jungermannia undulata L. Sitzung am 10. Januar 1861. Vortrag über den Bernstein. Angabe des Vorkom- mens, die örtlichen Verhältnisse der Lagerstätten, Ent- stehung unter Hinweissung auf die Vorgänge, welche die Zerstörng der früher an den Ostseeküsten bestan- denen Waldungen verursachten, endlich die verschiede- nen Einschlüsse, besonders Insecten. Für die Bibliothek waren eingegangen: Jahresbericht (acht und zwanzigster) des histori- schen Vereins in Mittelfranken. Ansbach 1860. 4° Tyrols Land- und Süsswasser-Conchylien. Von V, XXXIX M. Gredler. II. Abtheilung. Wien 1859. 8° Geschenk des Verfassers. Ferner wurde ein Schreiben unseres Mitgliedes, Bergmeister Engelhardt in Saalfeld vorgelesen, worin derselbe für die Aufnahme seinen Dank ausspricht, un- ter Beilage einer von ihm verfassten Schrift: Die Nahrung der Pflanzen. Leipzig 1856. 8° zur Einverleibung in die Gesellschaftsbibliothek, welche mit Dank entgegengenommen wurde. Am 31. Januar 1861 wurde die statutenmässige Generalversammlung zur Rechnungs-Ablage für das verflossene Jahr abgehalten, welche nachstehendes Re- sultat ergab; Die Einnahme stellte sich auf 255 fl. 42 kr. Die Aussibe . ........ x. 2A2 21 ke. Aktiv-Rest: 13 fl. 21 kr. Ausgetreten sind im Laufe des Jahres sieben Mit- _ glieder; darunter zwei wegen Versetzung von hier. Ein auswärtiges Mitglied wurde, wegen Nichtbe- zahlung der Beiträge von der Zeit der Aufnahme an, durch allgemeinen Beschluss aus der Liste gestrichen. Es besteht somit die Gesellschaft am Schlusse des Jahres 1860 ans: 4) Ehrenmitgliedern . . ... 44 2) hiesigen Mitgliedern . . . . 100 d) auswärtigen Mitgliedern . . 85 Zusammen: 223 Die Rechnungen nebst Belegen waren richtig be- funden und wurde dies in dem aufgenommenen Proto- kolle eonstatirt. Bei der umsichtigen Leitung der Geschäfte durch den jetzigen Cassier sah sich die Gesellschaft zum Ers- tenmale im Stande, einen Etat für das nächste Jahr zu entwerfen, welcher nach Deckung aller Bedürfnisse noch einen nicht unerheblichen Ueberschuss für unvorherge- sehene Ausgaben zurücklässt. es ve PER | En) re vr REIS ne Yin Aa Br ? % 4 BRaaT a U Tr hehe" x ae nt > a h Fe en Wissenschaftliche Nittheilungen. Zur fossilen Flora von Unterfranken. Von Apotheker Rummel in Sommerhausen. (Mit 2 Tafeln.) Den von Marktbreit bis Ochsenfurt in seiner süd- lichen Richtung, genau westlich, träge dahin schleichen- den Main, der von da ab mit geringen Biegungen eine nordwestliche Richtung verfolgt, umgibt zu beiden Sei- ten bis Wernfeld, wo er seinen nördlichen Lauf wieder zu ändern beginnt, um unterhalb Gemünden in die entgegengesetzte Richtung umzuschlagen, bekanntlich Muschelkalk. Dieser ist, namentlich in unserem südlicheren Theile, mit Ausnahme jener fossilen Reste, wovon er seinen Namen trägt, paläontologisch ziemlich unwichtig und nichts Interessantes wüsste ich von ihm zu sagen, wür- den nicht auf den obersten Gehängen, wie dies nament- lich zwischen meinem Wohnorte Sommerhausen und Eibelstadt der Fall ist, seine dort zu Tage gehenden grossen grauen Quader das grüne Weingelände in son-_ derbarem Contraste gegen den Horizont abschliessen, der erregten Phantasie ein Bild vorträumend, als hätten einst titanische Geschlechter um die Geschicke der Men- schen würfelnd, hier die gefahrdrohenden Würfel nie- dergelegt. Ganz dieselben Würfel, wie sie uns von oben ent- gegenstarren, finden wir, wenn wir die Höhen ersteigen, über dieselben verbreitet, nur statt wie jene von der Erde entblösst, in dieselbe eingebettet. In trockenen Sommern, wo die heisse Sonne die dünn auf dem Fel- w.M. 4 4 sen liegende Erdschichte austrocknete und so die Vege- tation unterbrach, während die in den Klüften zurück- gehaltene Erdfeuchtigkeit derselben noch Leben gestat- tet, gewähren die vielen vom Grase umgrünten Vierecke einen ungewohnten Anblick. Ueberall liegen sie horizontal, nur wo Erddurch- schnitte sich zeigen, da senken sich zuweilen, veranlasst durch den mechanischen Druck der Massen sowohl, als durch das, die Erde gegen den Einschnitt zu mitfort- führende Wasser die Quader nach jener Richtung hin, so dass man ohne diesen einfachen Vorgang zu beach- ten, leicht an Hebungen zu denken sich veranlasst fin- den könnte. Auf beiden Seiten des Maines sind in einer ohnge- fähren Entfernung von einer Stunde die Höhen mit den an Pflanzenversteinerungen ziemlich reich ausgestatteten unteren Keupergliedern überdeckt und nur da, wo sie sich abdachen oder durch Seitenthäler durchschnitten werden, fehlen sie. Die oberen Glieder des Keupers, welche mit den sie übertäufenden Lias, mit welchem sie häufig ver- wechselt werden, die geognostischen Regionen Bam- berg’s und Koburg’s grösstentheils bilden, fehlen bei uns gänzlich. Diese nun der Lettenkohlengruppe angehörige For- mation ist ihres feinkörnigen und zu Steinhauerarbeiten sich trefllich eignenden Sandsteines wegen, wie wir ihn an den Neubauten Würzburg’s und namentlich des Bahn- hofes stets zu bewundern Gelegenheit haben, an ver- schiedenen Orten aufgeschlossen, unter diesen aber haben gerade jene Brüche weniger Interesse für den Paläonto- logen, welche die besten Bausteine liefern, während da- gegen jene mit mehr thonhaltigerem Bindemittel ver- sehenen Sandsteine, die untersten und von den Maurern als Grundfels bezeichneten, die pflanzenreichsten sind. Unser sehr verehrtes Mitglied Herr Geheimrath Prof. Dr. Schönlein hat schon früher mehrere dieser Brüche, darunter namentlich die von Estenfeld, Schwabenberg, Buchbrunn ete. besucht und verschiedene interessante und noch ungekannte Pflanzen an Ad. Brongniart nach 5 Paris gesandt. Sternberg und Presl haben einige davon nach ihm benannt, so z. B. Equisetites Schoenleinii Stern- berg und Crepidopteris Schoenleiniana Presl. Letzere ist von Prof. Dr. Schenk in Würzburg als synonym mit Pecopteris macrophylla Brongn. und Taeniopteris marantacea Sternberg erkannt und der Vertheilung ihrer Fructificationen wegen, aus der Gattung Taeniopteris heraus der Gattung Thaumatopteris zugezählt und zwar als Thaumatopteris marantacea bezeichnet worden (8. Verhandlungen der physic. medic. Gesellschaft in Wrzbeg. Band IX Heft 2 Pag. 191 u. 271). Von Sternberg in seinem „Versuch einer geognost. botanischen Darstellung der Flora der Vorwelt“ ist noch häufig Abtswind als Fundort verschiedener fossiler Pflanzen genannt worden und in specie sind es gewisse Carpolithen, welche dort ihre Fundstätte haben. Ich habe diese zwar auch da- selbst, wo der Bausandstein in 5—6 Brüchen in einer Mächtiskeit von cca. 60° gebrochen wird, gefunden, bei weitem schöner und zahlreicher aber in dem mir näher gelegenen Erlach und werde seiner Zeit darüber berichten. Die Steinbrüche des Schwabenbergs werden nur wenig mehr benützt und jener Buchbrunn’s, dessen Dr. Hoffmann, der Begleiter Schönleins (Grundlinien zu einer Geschichte des fränkischen Keupergebirges im mittleren Main-Gebiete, Wrzbg 1836) als einen zwar an fossilen Pflanzen sehr reichen, für ihn aber „höchst fata- len Ort“ erwähnt, ist verschüttet und somit unzugänglich. Meinem Wohnorte bei weitem näher gelegen sind die rechts des Maines befindlichen Steinbrüche von Bi- chelried, Erlach und Kaltensondheim, sowie die links des Maines befindlichen von Fuchsstadt, Darrstadt, Rei- chenberg und Königshofen, auf deren geognostische Verhältnisse ich bei Beschreibung der einzelnen in den- selben aufgefundenen Pflanzen spezieller zurückkommen werde. Je mehr wir nun gegen Südwesten diesen Keuper- sandstein beobachten, desto weniger mächtig und bau- würdig finden wir ihn, so dass wir die Steinbrüche in Königshofen, wo er nur noch eine Mächtigkeit von 6—8 Fuss erlangt, wohl als die letzten aber interessanten 6 Ausläufer des Keupers betrachten können. Ganz an demselben Gehänge, an welchem der unbedeutende „Lhierbach“ gegen Acholshausen zufliesst und in einer Entfernung von kaum 8 Minuten, finden wir in genann- ter Richtung keine Spur von Keupersandsteinen mehr und statt dessen auf den obersten Geschieben dünne Gypsschichten und Mergel und darauffolgend dichte ‘klingende Kalksteine, ausschliesend nur mit der ziem- lich grossen in Entfernungen von 2—3” eingelagerten Terebratul. vulgar. In dem dann um einige Schritte nördlicher gelegenen Bruche finden wir Kalksteine mit mehr kristallinischem Gefüge. Diesen Brüchen gegen- über nach Westen und von diesen wenige Minuten ent- fernt und cca. 30‘ tiefer, wird reiner Muschelkalk ge- brochen, auf dem sich dann wieder mehr nach Norden Diluvium auflagert, in welchem cca. 15’ tief eine hori- zontal durch den Letten hinziehende Knochenschichte sich befindet, die aber leider, da die Grube nicht weiter mehr abgebaut wird, wenig Hoffnung auf neue Funde bietet. Ich habe, so lange dieselbe noch im Baue war, mehrere Wirbelknochen und einige Bruchstücke von Zähnen in derselben aufgefunden, und Hr. Prof. Queen- stedt in Tübingen, dem ich das am besten erhaltene Zahnbruchstück zu gefälliger Bestimmung zusandte, hat dasselbe dem sogen. vorweltl. Ochsen, dem Begleiter des Elephanten, gehörig bestimmt. Je mehr nach Südwesten hin wir diesen unte- ren Keupersandstein beobachten, desto mehr ins Grün- liche spielend wird seine Farbe, während der mehr in nordöstlicher Richtung befindliche ein schwach röthlich gelbliches Ansehen hat. Die Ursache dieser Farbenver- änderung liest offenbar in den chemischen Verschieden- heiten des Bindemittel. Das erstere ist thonreicher und eisenoxydulhaltig, das letztere dagegen kalkiger und eisenoxydhaltig. Ebenso verhält sich der Mächtigkeit des Sandstei- nes entgegengesetzt die Mächtigkeit der ihn überlagern- den bunten Mergelschichten, auf und zwischen welchen dann wieder theils 4—6‘’ dicke Gypsschichten, theils fester hellgrauer Kalkmergel, dann Dolomite, hie und da in schönen rosafarbenen Krystalldrusen, und rauch- 7 graues massiges Gestein von feinkörnigem muschlichem Bruche auftreten. Die Unterlage des bauwürdigen Gesteines besteht zum Theil wieder aus Mergeln oder auch wie im Stein- bruche zu Königshofen aus glimmerreichen schiefrigen Sandsteinen, welche durch die vielen in ihnen enthal- tenen Kohletheilchen, wovon sich hie und da noch ganze Stücke vorfinden, ein fast schwarzes Anschen haben. An der Luft zerfallend verwittern sie. Der eigentliche kohlige Letten, welcher der For- mation seinen Namen gibt, ist bei uns nur in schwa- ehen einige Linien dicken Schichten theils auf, theils unter dem Gesteine bemerkbar, am wenigsten im nord- östlichen Theile. In dem Sandsteinbruche Darrstadt's durchzieht er in horizotaler Richtung als schmale be- merkbare Linie etwas oberhalb dem Gesteine und ohn- gefähr 10° tief, unter den bunten Mergeln, den noch wenig aufgeschlossenen Bruch. Ebenso findet er sich in den Steinbrüchen von Kö- nigshofen dem Gesteine aufliegend; doch tritt er hier schon mehr als harte schiefrige durch Luft und Feuch- tigkeit rasch zerfallende Masse auf, welche mir schon häufig zum Fundorte manch’ interessanter Pflanzenreste wurde. In Schweinfurt, wo er mächtiger und compakter zu sein scheint, hat er durch die Hoffnung auf Kohle zu grossen Täuschungen Anlass gegeben. In einem der Steinbrüche zu Königshofen kommt nun in einer violettrothen eirca 3—4 Fuss hohen, dem Keupersandsteine gerade aufliegenden Mergelschichte, über welcher dann bunte Merge} und dünne Schichten eines kalkreichen merglichen Gesteines bis zu einer Höhe von ohngefähr 30 Fuss abwechseln, einer der in- teressantesten Repräsentanten eines riesenhaften Pflan- zengeschlechtes der Vorzeit zu Tage. Sternberg, der uns in seinem oben angeführten Werke eine Abbildung eines kleineren Restes davon gibt, bezeichnet ihn als Equisetites areolatus u. Unger (Gen. spec, et pl. foss. P. 58) beschreibt ihn in folgender Weise: Equisetites areolatus. Sternbg. Vers. II p. 108 t. 30 £. 3. E. caule decorticato plus quam pollicari ey- lindrieo, artieulis aequilongis, lineis obovatis longitudinalibus RRARP EINE inaequaliter reticulatis, vaginis In arenaceo Keuper das “ En magniducatus Badensis. Die hier nach einer photographischen Aufnahme gegebene Abbildung (Taf 1.) zeigt das Rhizom und ein Stück des Stammes dieser Pflanze. Der Stamm dersel- ben hat einen Fuss Höhe und die Länge des Rhizoms beträgt etwas über ein und ein halb Fuss. Das oberste Glied des Stammes misst in seinem horizontalen Durchschnitt 6Y, Zoll und das beinahe flach gedrückte, oder wahrscheinlicher im Leben schon ovale Rhizom hat in der Mitte der Gliederungen eine Breite von 7'% Zoll. Die Gliederungen, welche sich an der photogra- phischen Abbildung nur schwach andeuteten und dess- halb nur in den Hauptumrissen erkennbar sind, haben am obersten Stammstücke und in der Mitte des Rhi- zoms, wo anzunehmen ist, dass die Verschiebung der Glieder in einander, wie dies am Halse des Rhizoms am meisten der Fall ist, nicht stattgefunden hat, oder doch nur unbedeutend war, eine Länge von 2 Zoll. Das letzte Rhizomglied dagegen ist nur um 1', Zoll von seinem vorhergehenden entfernt. Trotzdem aber lässt sich nicht annehmen, dass die Glieder ungleich lang gewesen sein konnten, da mir andere Stammstücke noch zu Gebote stehen, welche eine ganz gleiche Ent- fernung, bei dem einen beinahe 4Y, Zoll zeigen, viel- mehr scheinen dieselben proportional der Peripherie der Pflanze zu sein. Meistens fehlt die Epidermis mit den Scheiden und es kommen dann jene unregelmäsigen. netzartigen und rostfarbenen Linien zum Vorschein, wie sie in Stern- berg’s Abbildungen ganz richtig wiedergegeben sind. Die, wo noch erkenntlich, mit Tuberkeln (Höcker- chen) versehenen Scheidenzähne haben ähnlich dem 9 Equisetites Sinsheimicus, noch zwei von den Tuberkeln auslaufende und nach unten breiter abstehende Längs- kanten, wie sie in der hier zur besseren Veranschau- lichung noch beigegebenen kurzen Skizze*) ersichtlich sind. Es ist dies die untere Seite eines aus der Mitte des Rhizoms genommenen Bruchstückes, welches zu- gleich recht schön jene Stellen zeigt, aus welchem die Wurzelfasern, wenn diese Bezeichnung bei der Grösse derselben anwendbar ist, ausgetreten sind. Dieselben kommen, wie ersichtlich, jedesmal an der Endigung jeden Gliedes hervor und zwar so, dass sie die sie deckenden Scheiden durchbrechen, wie dies bei der in der Mitte stehenden Wurzelöffnung der zwei- ten Gliederung deutlich erkennbar ist, wo die Epider- mis des obersten Gliedes noch Y, bis %, Zoll unter die nächstfolgende Scheide herabläuft, unter welcher dann unmittelbar und in gleicher Linie mit den beiden ande- ren die Wurzelöffnung sich befindet. Fast alle zeigen noch ziemlich deutlich die durch die Wurzeln nach aus- sen gebogenen Reste der Scheiden. Die Wurzelöfnung des dritten Gliedes zeigt noch deutlicher, als die ande- ren ein Stück der Wurzelfaser selbst, und fast will es danach scheinen, als ob diese Wurzelfasern wieder an grösseren Wurzelknollen gesessen seien, von welchen dann ausgehend sich dieselben in den Boden senkten. Dass dieser Equisetit an der Stelle seines Fundortes auch vegetirt habe, wird wohl schon allein aus der Abbild- ung ersichtlich sein, wie es andererseits unzweifelhaft ist, dass seine Höhe immerhin eine beträchtliche gewesen sein müsse und jedenfalls die der jetzt auf den Antillen wachsenden, grössten unserer Schachtelhalme, welche eine Höhe bis zu 5 Fuss erreichen sollen, um ein Ziemliches überstiegen hat. Es dürfte jedoch schwer werden, ein voll- ständiges Exemplar aufzufinden, da über diese violettrothe Mergelschiehte hinaus sich keine Reste mehr auffinden lassen, so dass es scheint, als seien sie dort durch irgend- welchen Druck abgebrochen und hinweggeführt worden. Aber welche Mengen Kieselsäure mussten hier auf- genommen werden, um diese mächtigen Pflanzengestal- *) In natürlicher Grösse (Taf. 2.) W.M. 5 10 ten aufzubauen; denn noch heute belehren uns ihre verküm- merten Verwandten, dass es nur die Kieselsäure ist, welche uns ihre riesigen Leiber noch so gut aufbewahrt hat. So schwierig immerhin die Frage über den Er- nährungsprocess dieser Pflanzen zum Austrage zu brin- gen sein wird, so ist dennoch mit vieler Wahrschein- lichkeit anzunehmen, dass Wärme und ein vermehrter Kohlensäurereichthum die Hauptfaktoren zur Vermittlung vollständiger Ernährung derselben gewesen sein musstem, Ob nun aber diese Kohlensäureentwicklung durch die Pflanze selbst statt hatte, wodurch es ihr im Vereine mit Wärme und Feuchtigkeit möglich wurde, den Quarz und die kieselsauren Salze aufzuschliessen, oder ob ein an Kohlensäure reicher Boden mit den genannten Fak- toren vereint, dies bewerkstelligte, wollen wir dahin ge- stellt sein lassen, nur sei uns noch erlaubt, auf eine Frage aufmerksam zu machen, für die oft die lächer- liehsten mystischen Tiraden als Erklärung dienen muss- ten; die Frage nämlich, wie der Kohlenstoff unseren Pflanzen der Vorzeit zugänglich wurde? Es hiesse Eulen nach Athen tragen, wollte ich nach- weisen, in welch’ manchfacher Verbindung es möglich war, gasförmige Kohlenstoffe auf die Erde zu blasen, wie es unsere Vulkane heute noch thun, ohne desshalb ihn uns ausschliessend an Sauerstoff gebunden zu den- ken und so den Kohlensäuregehalt der Atmosphäre zu vermehren, es sind auch jene Phantasien über die un- glaublichen Mengen Kohlensäure in der Luft längst zu Grabe getragen (Siehe unt. and. Prof. C. G. Giebel’s Ta- gesfragen aus d. Naturgeschichte z. Belehrung für Jeder- mann 2. Aufl. Berlin, Bosselmann 1858) aber, eine Frage ist nicht ohne Bedeutung, nämlich die über "die Absorp- tions- und Binde-Kraft des Bodens im Verhältnisse zu verschiedenen Kohlensäuremengen. Wir werden sie nur durch zahlreiche Versuche 1ö- sen können, aber es ist nicht zu zweifeln, dass sie zu interessanten Aufschlüssen der Vorzeit und Jetztzeit füh- ren werde und dass es uns auf diese Weise vielleicht möglich werde, die räthselhafte Ueppigkeit unseres der- maligen Pflanzenwuchses zu erklären. 11 Ueber Peridermium Pini corticola Lk. von Apotheker Gonnermann in Neustadt bei Coburg. Schon seit mehreren Jahren wurde der Blasenbrand Periderm. pini cort. in verschiedenen Forstrevieren Co- burgs, jedoch sehr vereinzelt vorkommend bemerkt, und zwar auf den verschiedensten Bodenarten, namentlich aber auf dem bunten Sandstein des Neustädter Reviers. In den Jahren 1858 und 1859 zeigte sich dieser Blasenbrand jedoch in auffallender Weise in einem jun- gen Kieferbestand an einem nördlich gelegenen Ab- hange des Muppergs und zwar an circa 20jährigen nicht geschlossen stehenden Pflanzen; theils am Stamme, mehr jedoch an den äussersten Aesten, so dass man schon in gewisser Entfernung die gelb gelleckten Stellen daran, deren sich oft 10 und mehr an einer Pflanze zeigten, be- merkte; und da ich gerade für Hrn. Professor Raben- horst in Dresden 200 Exemplare dieses Peridermiums zu sammeln hatte, so kam mir das häufige Auftreten dieses Pilzes sehr genehm. Obgleich der Boden, auf welchem die von dem Brande befallenen Pflanzen standen, zu einem sterilen gezählt werden muss, und im Allgemeinen die Pflanzen keinen üppigen Wuchs zeigen, ja mitunter die Spitzen der Giebel einiger ein verkrüppeltes Ansehen haben, so finden sich doch auch ganz gesunde in völliger Kraft sich entwickelnde Pflanzen darunter und es waren so- wohl diese wie jene mehr oder weniger von diesem Brande befallen. Ww.M, ** 12 An den kräftigen und gesunden Pflanzen zeigte sich der Brand vorzugsweise an den Stämmen in 4 bis 8° Höhe und nahm dann die Stelle einen Raum von 4 bis 6‘ der Länge nach ein, wo 20 bis 30 grössere und kleinere röthlich gelbe längliche Blasen die Rinde nach allen Seiten hin durchbrochen hatten. Bei den weniger kräftigen und mageren Pflanzen zeigte sich der Pilz mehr an den Aesten und nach dem Ende hin in kleineren Blasen, auch hier nach allen Sei- ten verbreitet, sogar zwischen den Nadeln, und ein Län- genmass an 2 bis 3” einnehmend. Die eigenthümliche Erscheinung, dass bei den ge- sunden Stämmen mit bräunlich grüner und glatter Rinde die Stellen, wo der Pilz die Rinde durchbrochen hatte, merklich, gleichsam einer Geschwulst ähnlich, aufge- trieben waren, — wurde bei den mageren Pflanzen mit dunkler, braungrauer, rauher Rinde, nicht in so auffal- lender Weise bemerkt, welches nur in einem Mangel der Säfte seine Ursache zu finden hat. Das Erscheinen des Pilzes wurde Anfangs August zuerst beobachtet und hatte seinen Verlauf bis Ende September — durch das trockene warme Wetter wurde jedenfalls die schnelle Entwickelung begünstigt, gegen Ende August platzten die Blasen und die orangegelben Sporen verbreiteten sich bis auf die Oberfläche der Rinde in der Pilzregion, so dass die Stellen ganz gelb bestäubt waren und beim Berühren oder Abschneiden der Aeste die Sporen als feiner gelber Staub, dem Ly- copodium ähnlich abfiel, ebenso wurden beim Bewegen der Aeste durch einen Luftzug die Sporen weit fortge- führt, wie es bei den männlichen Blüthen des Corylus avellana der Fall ist. Die Stellen, an welchen der Pilz die Rinde und Oberhaut durchbricht, werden später nach völligem Ver- laufe der Periode weitrissig und es quillt dann das Harz aus den Oeffnungen; beim Durchschneiden der Aeste findet man die Rindeschicht bis auf die Holz- zellen trocken und abgestorben, die Parenchymzellen mit Harz gefüllt. Im folgenden Jahre zeigen sich die Pilze an ganz - anderen entfernteren Stellen wieder, so dass man an 13 einer Pflanze das mehrjährige Auftreten dieser Erschei- nung beobachten kann. Es kommt daher vor, dass an den Pflanzen, wo mehrjährig diese Zerstörungen an den Aesten vorkommen, diese zuletzt so sehr leiden, dass sie ganz verkümmern, und dies ist umsomehr der Fall, wenn die Spitzen oder Giebel von diesem Pilze befal- len werden, indem die Circulation der Säfte in der Rin- densubstanz durch die öfteren Unterbrechungen gänz- lich gehemmt wird; die vom Pilz befallene abgestor- bene Rindenschicht löst sich theils von dem Holze ab, diese hierdurch entblösst der Einwirkung der Atmos- phärilien ausgesetzt, wird abermal krank und trocken, in Folge dessen die betroffenen Aeste absterben. Was nun den eigentlichen Pilz betrifft, so wurde derselbe von Persoon unter die Familie Aecidium ge- stellt, und er nannte ihn Aecidium Pini; da er aber ebensowenig die Charaktere der Aecidien-Arten wie die der Lycoperdon, (Lycoperdon Pini Wildw.) hat, so wur- den die jetzt bekannten drei Formen von Link als Pe- ridermium Pini corticola, acicola sowie elatinum als eigene Art bestimmt. Ueber das Vorkommen sowie Entstehung, Entwicklung und Fortpflanzung dieses Bla- senbrandes herrschen zur Zeit die verschiedensten An- sichten. Man bemerkt den Pilz nicht eher, bis er die Epi- dermis der Rinden von Pinus sylvestr. durchbrochen hat und auf der Oberfläche der Stämme und Aeste sich zeigt. Im gemischten Bestande von Pinus abies, P. larix, P. picea u. sylvestris findet man nur sylvestr. P. davon befallen. Bei der Annahme, dass nur an kranken und mage- ren auf schlechtem Boden wachsenden Pflanzen, wo die . Pfahlwurzel keine Nahrung findet, und die in der Ober- fläche des Bodens fortlaufenden Wurzeln nur die noth- wendigsten Stoffe zur weiteren Entwickelung der Pilan- zen aufzusuchen im Stande sind, dieser Blasenbrand seine Entstehung finden soll, wird der Beobachter da- durch zweifelhaft, dass die gesundesten im üppigsten Wachsthume stehenden Pflanzen von dem Pilze nicht ausgeschlossen bleiben, ja er sogar an diesen desto grös- ser und stärker sich ausbildet; ganz anders verhält es 44 sich mit dem nächstverwandten Coniosporium u. Co- niothecium, ohne der Sphaeris, Ceratium, Miecosporium etc. etc. zu gedenken, die eben sowohl in den Paren- chym-Zellen wohnen, jedoch aber nur auf kranken und abgestorbenen Baumrinden vorkommen. Nimmt man an, dass durch Fortführung der Spo- ren durch den Wind diese auf der Rinde in gewisser Entfernung stehenden Pflanzen sich festsetzen und un- ter günstigen Witterungs-Verhältnissen in die Spaltöff- nungen und Parenchym-Zellen sich einnisten, um hier ein neues Rhizopodium resp. Mycelium zu bilden, aus dem sich dann der neue Blasenbrand bildet, so sollte man wohl annehmen, dass dieses Auftreten des Pilzes an den nicht entfernter stehenden verwandten Pinus- Arten ebenso gut erscheinen müsse, was jedoch bis jetzt noch nicht beobachtet wurde, mich aber nicht abhält, mich dieser Ansicht anzuschliessen. Das Mikroskop schliesst uns in so unendlich Vie- lem so manches Geheimniss der Natur auf, und so wird es uns in der Folge über das Entstehen und Entwickeln der Pilze noch manches Räthsel lösen. Ich habe bei dem Perid. Pin. so oftmals an verschiedenen Rinden und zu verschiedenen Zeiten Beobachtungen dem Mi- kroskop unterstellt, ohne jedoch mir anmassen zu wol- len, ein bestimmtes Resultat erzielt zu haben. Bei einer 3—500fachen Vergrösserung der Paren- chym-Zellen zeigt sieh deutlich, dass das Mycelium mit jüngeren und älteren Sporen besetzt ist. Durch das üppige Wachsen derselben verbreiten sich diese nach allen Seiten hin, bis in die Cambium-Zellen, die gelben Harz- und Saftgänge verstopfend treiben sie die Zellen so weit auf, bis Rinde und Epidermis zerreist, die Sporen treten dann durch die gebildeten Oeffnungen und Spal- ten an die Oberfläche und die schützende Natur bildet gleichzeitig von einer äusserst zarten durchscheinenden bastartigen Substanz, die sich in ihrer Zellenform je- doch ganz als die Epidermis der Pin. sylvestr. verhält eine Decke über die Sporen, je nach der Form der Rindenrisse, in lange und runde, jedoch immer der Länge nach etwas zusammengedrückte Blasen, bis zur Reife der Sporen, wo sie dann in unregelmässigen 15 Sprüngen zerreisst, und die befreiten schönen orange- gelben Sporen ihrer Freiheit preisgegeben werden; diese verbreiten sich denn nach allen Seiten, wo sie dann durch Berührung vom Winde weiter geführt werden. Es ist mir oft unter der hierzu nöthigen Vorsicht und Aufmerksamkeit gelungen, an den Sporen von Sphagnum und Polytrichum Keimzellen zu erzielen, al- lein die Sporen von Perid. Pini haben meine Erwart- ung bis jetzt im Stiche gelassen; ich habe zwar beob- achtet, dass die Sporen einen grossen Kern besitzen, der entweder hohl oder gefüllt ist, was ich noch nicht ermittelt habe, und um diesen eine Zellenschichte von wenigstens bis 600 Zellen verbreitet ist, im Vergleich als wenn man eine mit einer Gummilösung befeuchtete Wallnuss mit Mohnsaamen bestreut, — bei ca. achttä- giger Beobachtung unterm Mikroskop hatten sich viele der Sporen in ihrer früheren Form verändert und mehr oder weniger eine Eiform angenommen und viele wa- ren fast und theilweise von ihrer äusseren Zellenschichte befreit, und der glashelle Kern frei, — meine Geschäfte gestatteten es mir aber zur Zeit nicht, die Beobachtun- gen fortzusetzen, — sollte es mir glücken, bei ferneren Beobachtungen zu einem günstigen Resultate zu gelan- gen, so werde ich meinen Bericht hierüber später da- mit ergänzen. Zweiter Nachtrag zu dem Verzeichnisse der Binnenmollusken Bambergs von Dr. Küster. Seit der Herausgabe des dritten Berichtes ist es mir, unterstützt von meinen beiden Söhnen, gelungen, eine weitere nicht unerhebliche Vermehrung meiner Sammlung der hier vorkommenden Mollusken zu Stande zu bringen. Ebenso wurden manche Arten in grösse- rer Zahl aufgefunden, als sie mir früher zu Gebote stan- den, sowie von anderen neue Fundorte entdeckt, 16 27». 29 b. 21 b. 33b. 38b. 48. 51. 7Oob. 125. 126. 88, (1419) Helix glabra Studer. Am Sendelbach im Grase, auch im Zachmann’schen Garten am Rande eines Bassins. (120) Helix striatula. Gray (nitidosa Fer). Am Sendelbach vor seinem Austritte aus dem Haupts- moorwald. Helix costata Müller. Diese früher als Var. der H. pulchella aufgeführte Schnecke bildet eine selbst- ständige Art und kommt häufig für sich auf trocke- nem Grasboden vor. | (122) Helix strigella Drap. Sehr vereinzelt. (123) Helix obvia Hartmann. Sehr selten und mit wenig gefärbten Bändern. Clausilia biplicata Montagu (= similis Charp.). Auf feuchtem Grasboden des Hauptsmoorwaldes, meist kurz und bauchig und mit wenig entwickel- ten oberen Gaumenfalten. Clausilia plicatula Dr. Mit der vorigen am Sen- delbach häufig. Meist sehr rauh und mit theil- weise oder ganz verwittertem Gehäuse. (124) Planorbis imbricatus Drap. Sehr selten, meist nur im Sediment der Regnitz nach Hoch- wasser gefunden. XVa. Acicula Hartmann. Acicula polita Hartmann. Von dieser noch im- mer seltenen Schnecke fand mein Sohn Friedrich ein Exemplar im Sediment der Regnitz bei Bug. Paludina (Hydrobia) acicula Held. Zwei Exem- plare dieser niedlichen, ausserdem bei Rothenburg in der Tauber, bei Regensburg und München vorkommenden Art fand ich im Sediment der Regnitz. Neritina fluviatilis. Mein Sohn Georg fand diese Schnecke häufig an Steinen in der Regnitz, neben dem Concordia-Garten. 104b. (127) Pisidium Henslowianum Jenyns. Mehrere gut erhaltene Stüke dieser, durch die vorspringende Lamelle an den Wirbeln sehr kenntlichen Art fand ich im Sediment der Regnitz. 17 XXI. Tichogonia Rossmässler, 128 Tichogonia Chemnitzüi Rossm. Unser ebenso thä- tiges als aufmerksames Mitglied, Dr. Funk, hat ein lebendes Exemplar dieser durch ihre weiten Wanderungen ebenso interessanten wie durch ihre ungeheure Vermehrung lästigen Muschel lebend auf einer Anodonta bei Bug gefunden. Es hat die- selbe jetzt den ungeheuren Weg durch die Ost- und Nordsee, den Rhein und Main herauf bis in die Mitte Deutschlands zurückgelegt und wird nun ostwärts sich weiter verbreiten. Es hätten viele Jahrzehnte vergehen können, bis sie durch Zufall, die Wasserscheide der Donau und des Mains über- steigend, in die erstere gelangt wäre, unter den jetzigen Verhältnissen ist ihr durch den Donau- Main-Kanal der Weg dahin gebahnt und sie wird vielleicht bald, das mittlere Europa in weitem Bo- gen umziehend, das schwarze Meer erreichen. Eine unerwünschtere Bereicherung unserer Fauna hätte nicht vorkommen können. Abgesehen von den Nach- theilen, die sie durch Verstopfen von Wasserleitun- gen bringt, wird es bei häufigeren Vorkommen dieser Muschel bald mit den Anodonten-Reichthum unserer Gegend ein Ende haben, da diese dann, klumpenweise mit Tichogonien besetzt und von den Byssus derselben ganz überkleidet, nicht mehr zu existiren vermögen und nach längerem Küm- mern endlich aussterben, wie dieses in der Gegend von Berlin (nach einer Mittheilung des verstorbe- nen Geh. R. Dr. Albers) schon seit längerer Zeit stellenweise der Fall ist. Das obenangegebene Vorkommen mehrerer Clau- silienarten auf feuchtem lehmigen Boden ist eine eigen- thümliche Erscheinung und wohl geeignet, Aufmerk- samkeit zu erregen. Während (1. biplicata auf der nahen Altenburg an Sandsteinfelsen und Mauern in sehr grossen, langen, und häufig schlanken Exemplaren mit 18 scharfen Rippen, stark ausgebildeten Gaumenfalten und enger Mündung vorkommt, ist sie am Sendelbach, auf den von nahen Kalkgebirgen gebildeten Boden, kurz, nach unten stark verbreitert, die Gaumenfalten weniger stark, die zweite obere häufig fehlend oder nur ange- deutet, dieMündung weit, die Rippen nicht scharf. (Ganz ebenso fand ich biplicata im Hofgarten zu Ansbach an schattigen Stellen auf dem Boden.) Die am Sendelbach neben genannter Art vorkommenden beiden anderen, Cl. plicatula und pumila sind ebenfalls bauchig und plump gegen die an Kalkfelsen vorkommenden Exem- plare. Diese Eigenthümlichkeiten lassen sich leicht aus den Verhältnissen des Aufenthaltes erklären. Die Schnecke, nirgends auf kräftigen Widerstand stossend, bedarf der gleich den Rippen eines Schiffes zur Kräftigung dienen- den, Gaumenfalten nicht so sehr, um die Wand der letzten Windung zu stützen, wie es nöthig ist, wenn das Thier an Felsen und Mauern wohnt, in deren Rit- zen und Spalten es sich zeitweilig zurückzieht. Dersel- ben Ursache dürfte die Trennung der sonst verbundenen oberen und der Spiral-Lamelle bei pumila zuzuschreiben sein, wenn diese Art auf weichem Boden wohnt. Dass endlich die an Mauern und Felsen lebenden Schnecken gewöhnlich langgestreckt sind, ist wohl der in der Ruhe wie beim Kriechen senkrechten Lage des Gehäuses zuzuschreiben, während die am Boden leben- den, dem Zug des Gehäuses nach unten nicht ausge- setzt, weniger lang und mehr in die Breite bauen. Die Fluorescenz der Pflanzenfarbstoffe. Ein Beitrag zur Kenntniss der physikalischen Eigenschaften vegetabilischer Substanzen von Dr. Adolf Weiss, Dozenten der Botanik an der Hodhfchule zu Wien. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass eine ge- naue Kenntniss der physikalischen Eigenschaften vege- tabilischer Substanzen zur Lösung der Hauptaufgabe der Pflanzenphysiologie, zur Erklärung des Lebenspro- zesses der Gewächse, unbedingt erforderlich ist, da ja die Lebenskraft selbst, als ein Complex physikalischer Kräfte im weiteren Sinne des Wortes, sich nach eben den Eigenschaften der Materie, welche sie beherrscht, richten muss. Eine genaue Einsicht in das physikalische Verhal- ten der Stoffe, welche den Pflanzenkörper als solchen charakterisiren, wird gewiss die sichersten Aufschlüsse über die Rolle zu geben im Stande sein, welche die- selben im ganzen Organismus spielen, sowie über dıe Art und Weisse ihrer Verwerthung im Haushalte der Pflanze. Die vorliegende Arbeit mag als ein kleiner Beitrag dieser Art gelten. Die Methode, welche ich bei diesen Untersuchun- gen befolgte, war im Wesentlichen die von Stockes,*) jedoch mit den nöthigen Abänderungen; denn da es sich hier nicht darum handelte, die Erscheinungen der Fluorescenz als solcher nach allen Richtungen zu er- *) Philos. Transact. 1852. S. 464. (Poggend. Ann. Ergänzungsb. Iv. S. 177. u. s. w.) 20 mitteln, habe ich die Determinirung derselben am Frauen- hoferschen Spectrum in dieser Abhandlung anzuführen unterlassen und vielmehr den Einfluss zu erforschen gesucht, den eine Verdünnung oder eine Farbenände- rung auf den Gang derErscheinungen nimmt, da diess, auf das Gewächsreich angewendet, die wichtigste Frage bildet. Aus eben diesem Grunde wurde jederzeit die mikroskopische kurzgefasste Untersuchung des betreffen- den Farbstoffes beigefügt. Zum Behufe der Beobachtungen wurde der Farb- stoff durch Alkohol oder Aether ausgezogen und jeder- zeit gleich nach der Bereitung geprüft, da die Extrakte durch längeres Stehen nicht selten ihre Farbe gänzlich ändern und unbrauchbar werden. *) Um Täuschungen durch eine falsche Dispersion zu vermeiden, wurden die Substanzen stets vorher sorg- fältig filtrirt, ebenso das Gefäss , in welchem sie dem Lichtkegel ausgesezt wurden, passend gewählt, da die Eprouvetten wegen ihrer convexen Form Grund zu sehr vielen Irrthümern geben und das Glas der im Handel vorkommenden paralellepipedischen Geräthe, den Licht- kegel ohnehin schon grün durchgehen lässt. Es wurde daher eiu paralellepipedisches Gefäss benützt, welches durch paralelle Quarzplatten begrenzt wurde und sich sehr brauchbar erwies. Das Sonnenlicht wurde durch einen Heliostaten in das Zimmer geleitet und die Anordnung so getroffen, dass farbige Gläser einmal zwischen das Auge und die zu prüfende Substanz, das andere Mal zwischen leztere und die einfallenden Lichtstrahlen gestellt werden konn- “ "ten und dass auch ein Zusammenwirken beider Metho- den möglich war in der Art, dass sowohl Gläser vor das Auge als auch zwischen die zu untersuchende Sub- stanz und die Lichtquelle eingeschaltet wurden. **) *) Besonders ist diess bei den blauen z. B. von Campanulaceen etc. der Fall. Auch hat man darauf zu sehen, dass nicht etwa Chlorophyll mit extrahirt wird u. s. w. **) Das letztere ist die sog. Complementär-Methode von Stokes. Es bedeutet in diesen Zeilen der Ausdruck: „Glas am Heliostaten‘“ soviel wie Hauptabsorbens (Stokes), und ‚Glas am Auge“ soviel wie Complementär-Absorbens (Stokes). p2 | Nebstdem wurden noch immer je zwei farbige Gläser zusammen zwischen Lichtquelle (Sonne) und Auge gebracht und die Substanz auf diese Weise nicht im homogenen Lichte untersncht, sondern in eiuem Lichte, das eine Mischfarbe darstellte. Die Daten finden sich immer mit der Ziffer (2) bezeichnet, während die der Complementärmethode die Ziffer (3) tragen. Bei letzeren ist immer nur die Farbe des Lichtkegels angegebeu, während sich bei den Tabellchen (1) und (2) immer noch unter der Rubrick „Farbe der Flüssigkeit“ die Farbe befindet, welche die übrige nicht von dem eigentlichen Lichtkegel getroffene Flüssigkeit zeigte. Da man das Lichtbündel, welches der Heliostat in das Gemach wirft, mit einer Linse auffängt, entsteht ein Lichtkegel und diesen Lichtkegel leitet man in die zu untersuchende Flüssigeit. Je nachdem diese nun tluorescirt oder nicht, wird er eine andere oder dieselbe Farbe zeigen wie die Flüssigkeit, nur muss man "bedenken, dass bei geringer Fluoreseenz die eigentliche Fluorescenzfarbe sich nicht im ganzen Kegel, sondern nur an jener Stelle zeigen wird, wo derselbe die Flüssigkeit trifft, da die weiter nach Innen zu liegenden Partien zu sehr durch die eigene Farbe der Flüssigkeit gedeckt werden. Ich habe diesen Lichtkegel in der Flüssigkeit „Fluorescenzkegel“ genannt. Die Zusammenhaltung der Farbe der Flüssigkeit mit der des Fluo- rescenzkegels gibt oft überraschend schöne Erscheinungen. Angestellt wurden die folgenden Untersuchungen im physikalischen Kabinete der hiesigen k. k. Universität, dessen freie Benützung Herr Professor und Ritter Dr. A. Kunzek mir freundschaftlichst gestattete, wofür ich ihm den wärmsten Dank sage. In Folgendem gebe ich aus zahlreichen Beobachtungen nur die lehrreichsten. I. Lotus cornieulatus L. Die Farbe der Blumenlätter ist chromgelb (goldgelb); die des ätherischen oder alkoholischen Extraktes derselben tief chromgelb. Der Farbstoff ist in den Zellen inKörnchen enthalten und fluoreseirt schön roth. Es ist: A) Farbe des Glases am Auge. roth | gelb | grün | blau | violett Farbe des Glases am Heliostaten. roth | gelb | grün | blau | violett orange| gelb |dunkel- |, _ 5 u licht |dunkel- roth (roth) srun | röihlich,| orange Farbe d. Fluorescenzkegels orange | TANSE | ErUm | carmin | orange b- Re 1b- lb- Ib- gelb | gelb | a gelb | gelb | Farbe der Flüssigkeit | roth | gelb | en an De = & Farbe der zusammengenommenen Gläser am Heliostaten. roth roth roth roth gelb gelb gelb grün grün blau gelb grün blau | violett | grün blau | violett | blau | violett | violett Farbe desFluorescenz-] _ LE: BR E Em Bet »rün- | grün- | gelb- Kegels roth | gelb | carmin carmin | grün roth j Armin | Selb | blau | orange ne jrün- gelb- selb | Farbe der Flüssickeit | gelb | all | gelb gelb | grün gelbroth reinen soldgelb|golägel goldgelb 22 roth (3) Farbe des Glases am Heliostaten. gelb grün blau violett roth roth (gelblich) orange roth roth roth roth grüngelb roth } “ roth gelb grün grün grün grüngelb carmin roth grün roth roth carmin orange gelb orange orange violett II, Ranuneulus ficaria L. Die Farbe der Blumenblätter ist ehromgelb (goldgelb); die des Extractes derselben in Alkohol oder Aether chromgelb; der Farbstoff ist in den Zellen in Körnern vorhanden. Fluoreseirt schön roth. Farbe des Glases am Heliostaten. (1) Farbe des Glases am Auge. roth gelb | grün | blau | violett roth | gelb grün blau | violett - 3 | grün- ; orange |Farbe des Fluorescenz-| _ z 2 roth | roth roth gelb roth (10 th) kegels. roth roth grün gelblich orange gelb- selb- Kay eh; gelb- elb- gab | geb | Fan | Som | gelb [Farbe der Flüssigkeit| roth | gelb | Erum | gelb |’ Tom III. Gaillardia aristata Pursch. Die Farbe der Blumenblätter und des alkoholischen Extraktes derselben ist chromgelb. Der Farbstoff ist in den Zellen in Körnern vorhanden, die bis zu verschwindender Kleinheit gehen und heftige Molekular- bewegungen zeigen. Sie sind doppeltlichtbrechend und werden durch Jodlösung blaugrün gefärbt, ohne ihre äussere Molekularbewegung zu unterbrechen. Im durchfallenden Lichte ist der Farbstoff in seinen Körnern bräunlich. Fluoreseirt prächtig roth.*”) Es ist: &) Farbe der zusammengenommenen Gläser am Heliostaten roth roth roth roth gelb gelb gelb | grün blau gelb | grün blau | violett | grün blau | violett | blau violett Farbe des Fluorescenz] __ Rt, ; j roth- ü roth | roth- gelb- kegels. roth | grün roth roth gelb roth (violett)| gelb roll in ee le 7 gelb- | gelb- gelb- | gelb- | gelb- Farbe der Flüssigkeit.) gelb | gelb grün grün gelb grün grün grün gelb *) Bei Einschaltung von gelben Gläsern wird das roth noch intensiver. 23 Farbe des Glases am Heliostaten, () Farbe des Glases.am Auge. roth | gelb | grün | blau | violett roth | gelb | grün | blau | violett roth prächtig Ear roth |, Plau [Farbe des Fluorescenz-| „on Prächig| „in 'oth | Carmi roth | “ch) (violett) kegels. roth | 8 a ie Farbe des Glases am Heliostaten. roth gelb | grün blau violett roth Carmin | Carmin | Carmin | Carmin prächtig | schön prächtig | prächtig roth Carmin roth roth ‚gelbgrün \ grüngelb rün Carmin grün grünblau | grüngelb Carmin | prächtig | roth roth rothgelb | I roth (violett) | (orange) Carmin Carmin Carmin (orange) (orange) | (orange) Carmin orange violett IV. Trifolium arvense L. Die Farbe des alkoholischen Extractes der Blumenblätter ist lichtgelb (ocker) mit einem Stich in’s Röthliche. Der Farbstoff selbst ist in den Zellen gelöst. Er fluorirt roth, Es ist: Farbe des Glases am Heliostaten. (1) Farbe des Glases am Auge. roth | gelb | grün | blau | violett i roth gelb grün blau | violett . = | ‚grün- } “ine | Farbe des Fluores- | , i | 7 roth | orange roth | orange gelb roth , violett cenzkegels. roth | orange | grün violett | (violett) gelb en eelb- blau- ” En ; h blau- blau- röthlich)| ge ern u gelb [Farbe der Flüssigkeit| roth | gelb erün | gelb gelb Farbe der zusammengenommenen Gläser am Heliostaten. roth roth | roth roth | gelb gelb gelb | grün | grün blau gelb grün blau | violett | grün blau - violett | blau | violett | violett Farbe des Fluores- Toth me z z = 1 roth cenzkegels. a grün | orange | grün grün | orange | @roth) | roth gelb |(violett) | violett Carmin grün | orange Farbe der Flüssiekeit.] gelb gelb gelb | selb gelb- Ä 0 Al = D Do grün | gelb gelb | gelb gelb gelb V. Hieracium aurieula L. Die Farbe des alkoholischen oder ätherischen Extraktes der Blumenblätter ist schön chromgelb. Der Farbstoff ist in denselben in Körnern enthalten. Farbe des Glases am Heliostaten. (A) Farbe des Glases am Auge. Er fluoreseirt roth mit einem Stiche ins Gelbe. Es ist: roth gelb grün blau violett roth gelb grün blau | violett Toth roth gelb | grün- | Farbe des Fluores- { E = | | (gelblich) (orange) gelbroth (Senntich) lan cenzkegels. roth roth grün blau | orange In gelb» |goldzeib)” gelb | Fgem jeher der Flisiee erg er a, gelbblau|goldgelb (2) Farbe der I ie Gläser am Heliostaten. VI Salvia pratensis L. roth | roth roth | roth gelb gelb gelb | grün grün | blau gelb grün blau | violett | grün blau | violett | blau | violett | violett Farbe des Fluores- =E: = Tale TE. | ! 2 grün- | grün | grün- eönzkere, carmin | cnwundn, Carınin | carmin select roth roth celb | (gein) | en en? selb- elb Farbe der Flüssigkeit.| gelb | gelb? rt | rin) | gelb | gelb | gelb | gelb | gelb | gelb Die Farbe der Blumenblätter ist tiefviolett, indess die des alkoholischen Extraktes derselben li cht- gelb; der Farbstoff ist in den Zellen der Pflanze gelöst und fluoreseirt schön grün. Es ist: __Farbe des Glases am Heliostaten. (1) Farbe des Glases am Auge. roth gelb grün | blau | violett roth gelb grün blau | violett En gelb- gelb- blau- [Farbe des Fluorescenz-] ß = grün- roth | orange Ben run Ben Kegels. roth gelb grün gelb selbroth gelb gelb gelb gelbblan gelbroth Farbe der Flüssigkeit.| roth gelb an blaugelb rothgelb er N | er Farbe der zusammengenommenen Gläser am Heliostaten. roth roth roth roth gelb gelb gelb grün grün blau gelb grün blau violett | grün blau violett | blau violett | violett Farbe des Fluorescenz- 2 ,— | erün- "un- "in- Kegels. ”| roth grün roth | roth ann orange | roth Selb ar, Rn, Farbe der Flüssigkeit.| gelb gelb gelb | gelb |gelbroth] gelb gelb |gelbroth) gelb gelb ——eeeeeeeeeeeee ee ———— 3 VII. Echium vulgare L. Die Farbe der Blumenblätter ist himmelblau, die des alkoholischen Extraktes ockergelb. Der Farbstoff erscheint in den Zellen gelöst und fluoreseirt schön grün. Es ist: Farbe des Glases am Heliostaten. (1) Farbe des Glases am Auge. roth | gelb grün blau | violett roth | gelb | grün blau | violett orange = erün- |Farbe des Fluorescenz- 2 erün- f roth n elb srün = = ang ‚elb grün = range (roth) 5 ® blau Kesels. gruen a gelb ER gelb ae rothgelb' gelbroth (grünlich) = © gelbroth| gelbroth| gelbroth| gelbroth| gelbrothiFarbe der Flüssigkeit.| roth |rothgelb (2) Farbe der zusammengenommenen Gläser am Heliostaten. roth roth roth roth gelb gelb gelb grün | grün blau gelb grün blau violett | grün blau violett | blau | violett | violett Farbe des Fluorescenz- va ae j . roth | x grün- R »rün- Kegels, | roth [,ehwundn. gelbrothı roth |rothgelb (grünlich) roth gelb grün a 1) | Farbe der Flüssigkeit. Ei — gelb | gelbroth| gelbroth| gelbroth| gelbroth, rothgelb| gelbroth) gelbroth VII. Leontodon Taraxacum L. Die Farbe der Blätfer ist goldgelb, die des alkoholischen Extraktes derselben chromgelb; der Farbstoff ist in den Zellen in Körnern vorhanden und fluoresert grün. Es ist: Farbe des Glases am Heliostaten. (U) Farbe des Glases am Auge. roth gelb | grün | blau | violett roth | gelb | grün | blau violett 3 gelb . |blaugrün| _ Farbe des Fluorescenz- roth f ee ER gi; gelbroth (röthlich)| gen (gelblich) gelb Kegels. (gelblich) gelbroth' grün | grün gelb (2) Farbe der zusammensenommenen Gläser am Heliostaten. roth roth roth roth gelb gelb gelb grün | grün- blau ! gelb grün blau violett | grün blau | violett | blau gelb violett Farbe des Fluorescenz-| _ a 5 grün- | grün- roh | blau- Kegels. roth gelb \rothgelb, roth gelb blau | (gelb) | grün gelb blau Farbe der Flüssigkeit| roth grün- | gelb- gelb- | gelb- | „eih gelb- | gelb grün- | gelb £ gelb grün grün grün 2 srün grün | gelb | (grün) % IX. Dianthus carthusianorum L. Die Farbe der Blumenblätter karminroth, die des alkoholischen Extraktes derselben lichtgelb. Der Farbstoff ist in den Zellen gelöst und fluoreseirt grün. Es ist: Farbe des Glases am Heliostaten. (1) Farbe des Glases am Auge. roth | gelb. | grün | blau | violett __|_roth_| gelb grün | blau | violett :oth & F elb- au- |Farbe des Fluorescenz- ‚elb n blau roth gelb Erm |. gelb blau- [Farbe des > roth |, 8 grün Bei gelb (gelblich) o grün srün Kegels. (grünlieh) grünlich) (©) Farbe des Glases am Heliostaten. 2.8 E S z 5 & dor =) roth gelb grün blau violett IE 3 2% roth orange gelb orange roth roth elbgrü Bel Ib gelb orange gelb gelbgrün | (orünlich) ge g BEL ü grü grün grün | rün ne : a : - e ; (schmutzig) 2 SUN Sa > > 5 selbrotl Belb blaugrün blau blau blau Se DE erunich) u 32 a carmin orange gelb -— orange violett X, Althaea Sieberi Flor. Die Farbe der Blumenblätter ist lieht chromgelb, die des alkoholischen oder ätherischen Extraktes derselben chromgelb; der Farbstoff in den Zellen verschwindet bei durchfallendem Lichte fast ganz, ist in feinen Körnchen (?) enthalten und fluoreseirt gelbgrün. Es ist: Farbe des Glases am Auge. roth | gelb Farbe des Glases am Heliostaten. (1) roth | gelb | grün | blau | violett | grün | blau | violett ann | gold- | grün- | blau | orange|, Sr Sn... grün- orange gelb blau |(grünlich) | (licht) [Farbe d. Fluorescenzkegels roth gelb "gelb blau | orange chrom-| gelb gelb- . i NE gelb- | gelb- | gold- gelb gelb |(gränlieh)| grün | gelb Farbe der Flüssigkeit | roth | gelb | grün blau | gelb (2) Farbe der zusammengenommenen Gläser am Heliostaten. roth roth roth roth gelb gelb gelb | grün grün blau gelb grün blau | violett | grün blau violett | blau | violett | violett Farbe des Fluore - j ge lenE mr Sa ee carmin | grün | roth | carmin | grün a, orange | 2 AS blaugelb oO to) bi o l oo - Farbe der Flüssigkeit | gelb | gelb | gelb | gelb Er gelb | gelb | gelb | gelb | gelb PL xl, Aster chinensis L. Farbe der Blumenblätter blassear minroth,*) des alkoholischen Extraktes derselben fast farblos — lichtgelb. Der Farbstoff ist in den Zellen gelöst (?) — in unendlich feinen Punkten; — färbt sich mit Salz- säure rothgelb, mit Ammoniak grüngelb, mit Jodlösung gelb und fluoreseirt herrlich grün. Es ist: (1) Farbe des Glases am Heliostaten. Farbe des Glases am Auge. roth | gelb | grün | blau violett | roth | gelb | grün | blau | violett > ° ERRE Be ae = daten : { grün- ER roth- |, . PER N gold- erün | violett roth- rothgelb | goldgelb gelb violett | gelb Farbe der Flüssigkeit.| roth gelb ! gelb- | dicht) | gelb (2) Farbe der zusammengenommenen Gläser am Heliostaten roth roth | roth roth gelb gelb gelb grün grün blau gelb grün blau | violett | grün blau | violett | blau | violett | violett Farbe des Fluorescen] ,— | matt- |. „.| Er ale I, blau- | grün | grün- kegels. u grün ") yaoleit | zosh | Sun grün sn grün (dunkel); blau Rn. ee REGelD-” |"Tnntbngejbe An RB EA: DEN IE _ rotlh Farbe der Flüssigkeit. roth | gelb ") ınattgelb ai mattg elb nallzell mangelt mattblaumattgelb (violett) ') Fast verschwunden. 3) Farbe des Glases am Heliostaten. 8 : |® roth gelb | grün | blau violett ES |: roth | carınin roth — violett (orange) | roth 3 carmi a alcih goldgelb | grüngelb | grüngelb grüngelb gelb — | grüngelb grün grünblau grün | grün violett carmin | goldgelb | grünblau blau (blau) blau earmin orange | blaugrün | blauviolett| violett violett XIL Lilium speetabile Salisb. Die Farbe der Perigonblätter feuerroth, die des alkoholischen oder ätherischen Extraktes derselben *) Fast farblose Extrakte von blauen und weissen Astern fluoreseiren auch grün. 3 [6] [0 >) orange. vorhanden, die sich zu den zierlichsten Formen gruppiren. Der gelbe Farbstoff ist in den Zellen in runden und länglichen, oft 3spitzig gestalteten, Bläschen Mit Salpetersäure behandelt, färbt er sich licht- blau, dann lila, dann grüngelb und wird endlich farblos, ohne indess seine Gestalt wesentlich zu än- dern. Jodlösuug bleieht die Bläschen und Körner und färbt sie mattgrün, während sie nach Behandlung mit Schwefelsäure eine gelbgrüne Färbung annehmen , ohne indess auch hierbei ihre Gestalt zu ändern. Sie sind überdiess stark doppeltlichtbrechend. Fluorescenz gelbgrün. Es ist: Farbe des Glases am Heliostaten. (1) Farbe des Glases am Auge. roth | gelb | grün blau ) violett roth gelb grün blau | violett ; \ gelb- > 7 blau: | Farbe des Fluores- - er ! roth | grün | grün gelb gelb cenzkegels. roth gelb grün |gelbblau| orange In. 2 nr sta gelb | gelb- elb gelbroth orange | gelb |goldgelb, gelb Farbe der Flüssigkeit] roth (röthlich)| ertin (rölhlich) orange 2) Farbe der zusammengenommenen Gläser am Heliostaten. roth gelb grün (3) Farbe des Glases am Heliostaten. blau violett roth roth voth | roth | gelb | gelb gelb grün grün blau gelb | grün blau "| violett | grün blau | violett | blau | violett |, violett H nn roth gelb roth |carmin | grün a orange | grün En “ blaugelb Farbe der Flüssigkeit.| gelb gelb gelb gelb gelb |goldgelb goldgelb) gelb !soldgelb zo roth roth orange (roth) roth (gelblich) roth roth gelbroth gelb gelb gelb (vöthlich) | gelb (grünlich) srüngelb grün grün grün grün rothgelb | gelbgrün grün grüngelb | gelbgrün blau ge; fluoreseirt grün. carmin (gelblich) Es ist; orange roth Al, gelb orange orange Dahlia variabilis Desf, Die Farbe der Blumenblätter dunkelearmin, die des alkoholischen Extraktes derselben dunkel orange. Der Farbstoff ist in den Zellen gelöst und färbt sich durch Ammoniak gelb, durch Salzsäure oran- violett 29 Sem, Farbe des Glases am Heliostaten. ! (1) Farbe des Glases am Auge. roth gelb grün | blau | Fon roth | gelb | grün blau violett dunkel- orange grün | orange |Farbe des Fluorescenz- „ eraime 3 Be roth > se x 7 roth | gelbroth grün 5 gelb roth | (grüngelb) gelb- | (blau) Kegels. = = gelb ; dunkel- | dunkel- | matt- | dunkel- a Kmkel: roth GR / key » Flüssiokei 'oth |oranse | gelb orange orange | orange | violett | orange Farbe der Flüssigkeit. 10) g g Lange | mange 2) Farbe der zusammengenommenen Gläser am Heliostaten. roth roth roth roth gelb celb gelb erün erün blau gelb erün blau violett | grün blau | violett | blau violett | violett Farbe des Fluorescenz-| roth 5 2 e= orim- |schrdunkel 2 sehr malt | grün- an carmin | earmin BER IP an grün En | Kegels. (dunkel) (grün) | blau orange |, ° selbgrün |) oelb I Tai: dunkel- | licht- } » Flüssicke roth | orange rothgelb orange | orange | orange | «elb pranze Farbe der Flüssigkeit. ang | g orange ang ang ang g orang 8) Farbe des Glases am Heliostaten. SIE: Fan roth selb ern blau violett | 9 & carmin roth carmin roth carımin | roth orange orange od ot A "ANOEe |; B "Ge. carmın erün roth gelborange (schmutzig) gelb sehr matt X | 3 izell elherü user grüngelb grüngelb grün srüngelb | gelbgrün srün carmin | 5 £ voleıt gelberün roth gelbgrün | grüngelb blau carmin orange orange orange orange || violett XIV. Impatiens balsamina L. Die Farbe der Blumenblätter schön mennigroth, die des alkoholischen Extractes mennigroth. Der Farbstoff ist in den Zellen gelöst. Fluoreseirt gelbgrün. Es ist: Farbe des Glases am Heliostaten. (1) Farbe des Glases am Auge. roth | gelb | grün blau violett | zoth | gelb grün | blau | violett ee ars allis R, dunkel |Farbe des Fluorescenz-| er grün a" SEN |gelbrot ed gelb Gramse Kegels. roth selb (gelblich) gelb gelb 50 (3) Farbe des Glases am Heliostaten. 2 5, _ roh | Tot | gelbroth Toth carmin | roth roth gelbgrün | gelbgrün gelb gelb gelb gelb selberün grün grüngelb ockergelb grün carmin gelbroth | grüngelb gelb (matt) blau - =. orange | orange | . | | carımin earmin (sehr matt) orange (matt) violett XV, Centaurea Cyanus L, Die Farbe der Blumenblätter ultramarinblau, die des Dekoktes in Wasser ockergelb. Der Farb- stoff ist in den Zellen gelöst (?); fluoreseirt blaugrün. Es ist: (U) Farbe des Glases am Auge. rot it gelb | grün | blau | violett _roth | gelb | grün blau violett roth | gelb- |... blau- | blau- [Farbe des Fluorescenz- eklig) Ioopeer | violett : ! grünbla ; = °0 B RE 3 5 (gelblich)) grün (EnUnDlEn gelb | violett Kegels. LE grün lung ESEL (gelblich, (3) Farbe des Glases am Heliostaten. ol an gelb roh roth { a an orange gelblich gelblich gelbroth gelb gelbgrün | gelbgrün | gelbgrün | gelb (dunkel) carımin Br \ _ blau (gelblieh) | grüngelb | gelbblau (gelblich) blau blau roth gelb grün blau violett grün srüngelb | blaugelb grün grün carımin orange gelb iolett miolelt violett Bi orange j Ye (gelblich) ; XVI. Papaver Rhoeas L. . Die Farbe der Blumenbätfer ist zinnoberroth, die des alkoholischen Extraktes derselben dunkel- carminroth, fluoreseirt licht carminroth mit einem Stiche ins Gelbe. Es ist: 3 Farbe des Glases am Heliostaten. Farbe des Glases am Auge. roth | gelb | grün | blau | violett | roth | gelb | grün | blau | violett ot] roth- | violett | orange | 3 e roth- | grün e carmin = | gelb gelbroth, (gelb) oh |Farbe d. Fluorescenzkegels roth gelb ih violett orange I roth | roth | roth | roth | roth BE; Farbe der Flüssigkeit | roth | roth roth roth | carmin m 2) Farbe der zusammengenommenen Gläser am Borokteriom roth | roth roth roth gelb gelb gelb grün grün blau gelb grün blau | violett | grün blau | violett | blau | violett | violett Farbe des Fluorescenz-[ 1) „ De eg an: F violett |. FE: £ Kegels gelbroth — roth? rothgelb zelb | gelb roth gelb violett? | violett ? I Farbe der Flüssigkeit | roth | —_ | roth? | roth | roth | roth roth | roth | roth? | roth? (3) Farbe des Glases am Heliostaten. o@ roth gelb | grün | blau fi violett E = < roth roth orange | roth roth roth roth roth gelbroth | roth roth gelb roth orange gelb orange | gelbroth grün carmin carmin violett | carımin carmin blau carmin carmin carmın lg selbr oth carmin violett XVII Amaryllis formosissima L. Die Farbe des Perianthium’s ist tiefearminroth, die Farbe des ätherischen oder alkoholischen Ex- traktes derselben carminroth, fluoreseirt orange mit einem Stiche ins Carminrothe. Es ist: Farbe des Glases am Heliostaten. (1) Farbe des Glases am Auge. roth | gelb | grün | blau | violett | roth gelb | grün blau | violett m . | gelb | gelb [Farbe des Fluorescenz-| ,_- grün- | . carmin | carmın | carmin | © _|gelbroth' ©. | a carmin | orange | > violett orange carmin Kegels. blau orange 0. | carmin . . | carınin ee ; F carımin | dunkel carmın |. _ | earmın | carmın Farbe der Flüssigkeit. earının | carmın selbroth (gelblich) | (gelb) (violett)) carmin &) Farbe der zusammengenommenen Gläser am Heliostaten. roth roth roth roth gelb gelb gelb grün grün blau gelb grün blau | violett | grün blau | violett | blau | violett | violett Fluorescenz- ; selb- | carmi : carmin . | orange | orange | ce Farbe des DEBe> carmın ge son carmın | orange | carımın 5 EA > gelb Kegels. grün (orange) = \(orange) (srün) grün | orange | Fee ” zZ “ D “ } DI D * ” ” ran egpp] CATMIN | purpur | wein- |carmin | wein- | wein- | carmin | wein- | wein- | wein- Farbe der Flüssigkeit. (gelb) |(weinfarten)) farbig |(violett) | farbig | farbig (violett) | farbig | farbie: | farbig (3) Farbe des Glases am Heliostaten. Pr) Fee = 5 Sr roch Bel | grün blau violett Es #4 roth roth gelbroth roth roth roth roth roth rothgelb | roth roth gelb rothgelb orange gelb gelbroth | gelbroth grün | carmin carmin violett violett | violett blau > carmin | carmin carmin | carmin | carmın violett XVII Campanula linifolia Lam. Die Farbe der Blumenblätter ist blau, die des alkoholischen Extraktes derselben blau mit einem Stiche ins Violette. DerFarbstoff ist in den Zellen gelöst, fluoreseirt grün mit einem Stiche ins Violette. Es ist: Farbe des Glases am Heliostaten. (1) Farbe des Glases am Auge. roth gelb grün blau | violett roth | gelb grün | blau | violett | roth sel ERN= m violett Lu, do Nlisrszs roth By grün \ violett | violett orange | blaw |(violett) cenzkegels. orange ; = a bl: violett | violett | violett [Farbe der Flüssigkeit] roth | violett | blau An violett violett | violett (2) Farbe der zusammengenommenen Gläser am Heliostaten. roth roth | roth | roth | gelb | gelb gelb grün grün blau gelb grün , blau | violett , grün | blau | violett | blau | violett ) violett Farbe des Fluores- grün- ir j Srün- blau roth a carmin | carımin | grün = orange | blau blau ® cenzkegels. gelb z = gelb rEnE violett violett | violett | violett | violett | violett | violett —— violett violett Farbe der Flüssigkeit.| violett | violett 33 XIX. Campanula bononiensis L. Die Farbe der Blumenblätter ist violett, die des alkoholischen Extraktes ebenfalls violett. Der Farbstoff ist in den Zellen gelöst; fluoreseirt gelbgrün. Es ist: Farbe des Glases am Heliostaten. [&5) Farbe des Glases am Auge. roth | gelb | grün blau | violett roth | gelb srün | blau | violett are gelb- | grün- | violett | blau Farbe des Fluores- roth f 2 violett zu grün blau- (gelb) | (violett) cenzkegels. (orange) gelb grün;, Iblaugelb (gelb) roth violett | violett | violett | violett [Farbe der Flüssigkeit. Peun purpur | blau | violett | violett (orange) (2) Farbe der zusammengenommenen Gläser am Heliostaten roth roth roth roth | gelb gelb gelb grün | grün blau gelb grün blau | violett | grün | blau | violett | blau | violett | violett Farbe des Fluorescenz-] _ aller Br grün- | orange grün- | blau- | violett kegels. zu grün ? a gelb | (gelb) Orange | Hau grün gelb) Farbe der Blase violett | violett? | violett | violett | violett En violett | violett | violett | violett XX. Campanula trachelium L. Die Farbe des alkolischen Extractes der blauen Blumenblätter ist liehtviolett; der Farbstoff ist in den Zellen gelöst, fluoreseirt grün mit einem Stiche ins Blaue. 4 Farbe des Glases am Heliostaten. (1) Farbe des Glases am Auge. roth gelb grün | blau | violett roth gelb grün | blau | violett org | En, | erim | Man | Aria are di Moreeen2] orange | Ei: | gan | mot | Kan En ’ er a violett | blau violett [Farbe der Flüssigkeit.| orange ee an Croleit) violett See ER jede 2 SFr IRRE TEC AU EEE NEF SR VE Be VB | VEBEREBEEE PER PERS | RETTEN NE SL SS) BEN NONE S SER @& Farbe der zusammengenommenen Gläser am Heliostaten. | roth gelb roth roth roth gelb gelb gelb grün grün | blau Le Br grün | blau | violett | grün blau | violett | blau | violett | violett rare nofesterz roth | grün | roth | carmin| grün orange En Re blau gels. 5 an Aileerogzarzj Matt gelb | violett | _. lieht B : i - Farbe der Flüssigkeit. violett | violett | gelb violett Tiolen jviolett | violett | violett | violett | violett 34 XXL Campanula glomerata L. Die Farbe des alkoholischen Extraktes der blauen Blumenblätter ist blauviolett; der Farbstoff ist den Zellen gelöst, fluoreseirt blau mit einem Stiche ins Röthliche. Es ist: Farbe des Glases am Heliostaten. (1) Farbe des Glases am Auge. roth gelb grün blau | violett roth | gelb | grün | blau violett Teil Ba blaugrün| violer | violett [Farbe des Fluorescenz‘| roth | gelb | blau- | violett Ei _ 2 5 | (roth) Kegels. carımin | röthlich | grün gelb) | : ) Farbe des Glases am Heliostaten. FE 1303 % roth gelb grün blau violett SEE = roth carmin orange carmın carmin roth roth gelbroth | gelbgrün | gelbroth | orange gelb hr “ $ blau « gelb grün grün blaugrün (grünlich) grün rt violett blau violett violett blau s dunkel violett : carmin carmin | gelbroth all Be, violett XXI Iris germanica L. Die Farbe des alkoholischen Extraktes ist gelb mit einem Stiche ins Röthliche; fluoreseirt blau. Es ist: Farbe des Glases am Heliostaten., dA) Farbe des Glases am Auge. roth | gelb grün blau | violett roth ‚gelb grün | blau | violett roth gelb- | blau- |gelbroth blau- |Farbe des Fluorescenz-| roth | gelb- ün plan |, wolett (gelblich)| grün grün | violett | grün Kegels. (gelblich); grün 5 (orange) (2) Farbe der zusammengenommenen Gläser am Heliostaten. roth roth roth roth gelb gelb gelb grün | grün- blan gelb grün blau | violett | grün blau | violett | blau gelb | violett Farbe des Fluorescenz-| _ grün- | { grün | grün- | gelb- | blau grün Kegels. a gelb Eee (gelb) | blau roth | (grün) gelb- Farbe der Flüssickejt je Ferselb |... 1. ocker- | gelb ocker- \ gelb- matt- ee (voth) Be gelb | (grün) | gelb gelb grün yielent sel 85 (3) | Farbe des Glases am Heliostaten. gelb grün blau | violett prächtig | roth- | 0 [orange | gelb roth |gelbroth Be: gelb ee 1... VSPPBEER |... ATS grün- blau- | blau- gelb gelb | violett Bias: violett | violett (gelblich)/(orange) [Farbea.Gla- grün carmin | orange | orange violett Es könnten leicht noch mehr Pflanzenfarben ange- führt werden, welche das Phänomen der Fluorescenz ebenfalls in ausgezeichneter Weise zeigen, allein die bereits angeführten Fälle werden hinreichen, die grosse Mannigfaltigkeit dieser Erscheinung, die allen Pflanzenfarbstoffen ohneAusnahme zukommt, zu veranschaulichen. Zur leichteren Uebersicht folgt eine Tabelle, welche nur die Farbe der Fluorescenz und die des Extractes der Blumenblätter enthält: |Farbe desEx- tractes d. Blu menblätter. 7 | Fluorescenz- Namen der Pflanze. Lotus .corniculatus L. tief chromgelb Ranunculus ficaria L. chromgelb roth Gaillardia aristata Pursch, - chromgelb roth Trifolium arvense L. lichtgb (ocker) roth Hieracium auricula L. chromgelb_ [roth (mit Stich ins Gelbe) Salvia pratensis L. lichtgelb grün Echium vulgare L. ockergelb grün ‚Leontodon Taraxacum L. chromgelb grün ‚Dianthus: Carthusianorum L. lichtgelb ‚grün Althaea Sieberi Flor. chromgelb gelbgrün grün Aster chinensis L. (blassroth). | lichtgelb ir (fast farblos) 4 36 Farbe desEx- & Namen der Pilanze. traktes d.Blu- KlUgreSLEBE menblätter.| Farbe. Aster chinensis L. (blau). lichtgelb grün (fast farblos) Aster chinensis L. (weiss). lichtgelb grün (fast farblos) Lilium spectabile Salisb. orange gelbgrün Dahlia variabilis Desf. (carmin). jdunkelorange grün Dahlia variabilisDesf. (rothgelb). orange grün Impatiens balsamina L. mennigroth | gelbgrün Centaurea cyanusL. licht ockerglb.| blaugrün Papaver Rhoeas L. dunkelcarmin | lichtcarmin (gelb) Amaryllis formosissima L. dunkelcarmin [orange (carm.) Campanula linifolia Lam. blau (violett) |grün (violett) Campanula bononiensis L. violett gelbgrün Campanula trachelium L. lichtviolett | grün (blau) Campanula glomerata L. blauviolett [blau (röthlich) Iris germanica L, gelb (röthlich) blau Geranium sanguineum L. b. pro- stratum. sehr blassroth blau ? Gartenverbene (mennigroth). blassroth mattblau Gartenverbene (carminroth). carminroth | blau (violett) Man sieht beim ersten Blicke auf diese Tabelle, dass die Fluorescenz durchaus nicht an die Farbe des fluorescirenden Körpers gebunden ist, da sie z. B. bei gelber Flüssigkeit das eine Mal roth, das andere Mal grün erscheint u. s. £. Stellt man sichdie durch Einschaltung farbiger Gläser gewonnenen Resultate tabellarisch zusammen, so gelangt man zurKenntniss folgender allgemeinerer Gesichtspunkte: 1) Bei Anwendung von homogenem Lichte zeigt der Fluorescenzkegel die grösste Mannigfaltigkeit in Farbennuancen zunächst bei violettem, dann successive bei gelbem, blauem und grünem, Lichte immer deren weniger, endlich 2) Bei Anwendung von homogenem rothem Lichte die bei weitem geringste Abwechselung. 3) Die stärksten Contraste in den Farben des Fluo- rescenzkegels bei einem und demselben homogenem 97 Lichte zeigen blaues und violettes homögenes Licht; er ist dort bald roth, bald grün, bald blau, bald sogar blau violett. 4) Die geringsten Contraste bringt homogenes rothes Licht hervor; dort erscheint der Fluorescenzkegel immer mehr oder weniger roth, mag die ursprüng- liche Farbe der Fluorescenz wie immer seiu. Es lassen also blaue und violette Gläser die mannigfachsten, rothe Gläser die geringsten Farben- effecte wahrnehmen. Lässt man nicht homogenes, sondern gewöhnliches Sonnenlicht auf die fluoreseirende Substanz fallen und betrachtet sich das entstehende Fluorescenzphänomen durch farbige Zwischenmittel , so ergibt sich folgendes: 1) Bei blauem Zwischenmittel gehen die mannig- faltigsten fluorescirenden Strahlen hindurch, dann bei violetten und gelben Gläsern. 2) grüne und rothe Gläser zeigen sich am unwirk- samsten, sie bieten nur sehr wenige Farbennuancen des Fluorescenzkegels dar. 3) Die bei weitem stärksten Farbencontraste zeigen „sich bei Einschaltung von blauem Glase; es er- scheint hier der Fluorescenzkegel von roth durch sämmtliche Farben bis violett. Ihm zunächst steht ein violettes Glas. 4) Die geringsten Contraste zeigt ein rothes Glas; es lässt den Fluorescenzkegel immer mehr oder weni- ger roth erscheinen. Rangirt man die Flüssigkeiten nach ihren natür- lichen Farben, so zeigt sich folgendes: 14) Bei gelber Farbe der Flüssigkeit sind die Wirkun- gen des homogenen Lichtes auf den Fluorescenzke- gel je nach der Farbe dieses Lichtes sehr verschie- den; rothes und grünes Licht zeigen fast gar keine, blaues hingegen die stärksten Contraste. 2) Bei den anderen, nämlich bei ursprünglich blauer, rother, violetter und Orange-Farbe der Flüssigkeit sind hingegen dieWirkungen homogenen Lichtes auf den Fluorescenzkegel fast bei allen Farben mehr oder weniger gleich; die Contraste treten nicht schroff auf. Rangirt man die Flüssigkeiten nach der Farbe der Fluorescenz, so ist: “- 38 A. bei rother Fluorescenz: 4) der Fluorescenzkegel im homogenen rothen Lichte stets roth., = 2) im homogenen gelben Lichte stets roth*) oder orange*). 3) selbst im homogenen grünen Lichte das Roth des Fluorescenzkegels so merklich, dass dasGrün selten rein ersc heint, sondern immer mit roth oder gelb gemischt. 4) in homogenen blauen Lichte tritt das Grün oft stark hervor (Complementär), wiewohl die rothe ur- sprüngliche Farbe des Fluorescenzkegels nicht selten so stark vorwiegt, dass er auch imhomogenem blauen Lichte intensiv roth erscheint. B. bei grüner Fluorescenz: 1) der Fluorescenzkegel im homogenen rothen und grünen Lichte stets roth oder grün. 2) im homogenem gelben Lichte das Gelb stets vor- wiegend, doch meist mit grün gemischt. 3) im homogenen blauen oder violetten Lichte der Fluorescenzkegel fast immer gelb als Hauptfarbe oder orange. C. Bei einer anderen Farbe der Fluorescenz richtet sich die Farbe des Fluorescenzkegels im homogenem Lichte fast immer mehr oder weniger nach diesem Lichte selbst, nur bei carminroth gefärbten (Papa- ver ete.) schlägt dieses Carmin durch alle Farben des homogenen Lichtes durch und färbt sich bei blauem und grünem Lichte nur etwas gelblich. Schaltet man die farbigen Zwischenmittel(Gläser) zwi- schen das Auge und die untersuchte Flüssigkeit ein, so erhält man A. bei rother Fluorescenz den Kegel stets roth, nur bei grünem Zwischenmittel stets grün; B. bei grüner Fluorescenz den Fluorescenzkegel stets grün, nur bei rothem Zwischenmittelimmer roth. C. bei anderweitiger Fluorescenz den Fluorescenzkegel meist in einer Mischfarbe, nur im rothen undgrü- nem Glase stets roth oder grün. *) Es ist hierbei zu bemerken, dass das Roth des Fluorescenzkegels nach Einschaltung eines gelben Glases zwischen Lichtquelle und Flüssigkeit, in den meisten Fällen erst recht kräftig hervortritt u, 2. bedeutend gesättigter als ohne gelbes Zwischenmittel. 39 Es lässt daher ein rothes oder grünes Glas den Fluorescenzkegel stets roth oder grün erscheinen, mag die Farbe der Fluorescenz welche immer sein. Die grössten Contraste in den Farben des Fluores- cenzkegels und der übrigen beleuchteten Flüssigkeit treten bei homogenem blauen Lichte ein, wenn die Flüssigkeit gelb gefärbt ist, oder bei homogenem grü- nen Lichte, wenn die Flüssigkeit eine violette Färb- ung zeigt; dasselbe ist der Fall, wenn man farbige Zwischenmittel zwichen das Auge und den untersuchten Körper bringt. Um den Einfluss zu zeigen, den eine Verdünnung der Flüssigkeit mit Wasser auf die Fluorescenz ausübt, diene die folgende Tabelle, in welcher zugleich die Farben des ursprünglichen Extraktes neben denen des mit Wasser Verdünnten stehen, um eine bessere Ver- gleichung zu ermöglichen. Es ist: Farbe der | Farbe der Fluorescenz Fluorescenz Farbe des Extractes Name der Pflanze. | ne Ver-nach Ver.) Ohne | mit dünnung. |dünng.mHO Verdünnung. Lotus cornıculatus L, roth grün (blau)| chromgelb |licht chrmg Ranuneulus ficaria L. roth blau (grün)| chromgelb [licht chrmg Gaillardia aristata P. roth gelb (blau); chromgelb gelb Trifolium arvense L. roth blau (gelb)| lichtgelb | mattgelb Hieracium auricula L.|roth (gelb) blau chromgelb |licht ockrgb Salvia pratensis L. grün [blau (viol.)| licht mattgelb ockergelb LeontodonTaraxacumL grün |blau (grün)| chromgelb gelb DianthusCarthusianor.LL grün blau (grün), lichtgelb \fast farblos Aster chinens.L. blssrth grün |blau (grün)| lichtgelb |fast farblos AsterchinensisL.(blau).| grün blau (grün)| lichtgelb |fast farblos Asterchinens.L.(weiss)) grün |blau (grün)) lichtgelb |fast farblos Dahlia variabilis Desf. grün [blau (grün) dnklorange.| orange Lilium spectabileSalisb.| gelbgrün |blau (grün)| orange |licht chrmg. Centaurea Cyanus L. blaugrün |blau (gelb)| mattgelb | mattgelb Impatiens Balsamina L.| gelbgrün blau mennigroih elb Iris germanica L. blau grün |gelb (röthl.)fast farblos Amaryllis formosissi- orange dunkel | gelbroth ma L. (earmin) blau carmin Papaver Rhoeas L. lichtcarmin |blau (roth) dnkl.carmin roth Antirrhinum majus L. gelb _ carm. (viol.)| liehtroth Campanula glomerataL. blau (roth)) blau blauviolett |viol. (blau) Laemustinctur orange orange |blauviolett roth 40 Man sieht aus dieser Tabelle, dass der Einfluss, den eine Verdünnung mit Wasser, welche im Allgemeinen die Farbe des Extraktes nicht affieirt, auf die Farbe der Fluorescenz hat, ein nicht unbeträchtlicher sei. Wenn auch die Wirkungen nicht bei allen Substanzen gleich sind. so lässt sich doch so viel sagen, dass: mag die ursprüngliche Fluorescenzfarbe welche im- mer sein, die der verdünnten Lösung entwe- der blau oder nahezu blau wird,*) ein Gesetz, welches gewiss nicht ohne Bedeutung ist. Versetzt man den alkoholischen Extract mit Am- moniak, so wird fast immer die Farbe derFlüssigkeit nicht selten auch die der Fluorescenz geändert. Es ist: Farbe der Fluorescenz|Farbe der Flüssigkeit. Name der Pflanze. | ursprüng- |n.Versetzng| ursprüng- |n. Versetzung liche |m. Ammon.l liche m. Ammon. Lotus cornieulatus L. | roth gelbgrün Ichromgelb | goldgelb Ranunculus ficaria L. roth gelbgrün [chromgelb |matt gold- gelb Gaillardia aristataPrsch| roth blaugrün [chromgelb gelb Trifolium arvense L. roth grün (gelb)| lichtgelb | grüngelb Hieraeium aurieula L. |roth (gelb); gelb chromgelb | chromgelb Salvia pratensis L. grün [grün (gelb)llicht ocker-) gelbgrün elb & LeontodonTaraxacumL.| grün grün (gelb)jchromgelb gelb DianthusCarthusianor.L.| grün grün (gelb)| lichtgelb | chromgelb Aster chinensisL. (blass- roth). grün grün lichtgelb | lichtgrün Asterchinens.L. (blau).| grün grün lichtgelb | lichtgrün Asterchinens.L (weiss)] grün grün lichtgelb | lichtgrün Dahlia variabilis Destf. grün grün dnklorange. |*purpurfarb. Lilium spectabileSalisb.| gelbgrün | gelbgrün | orange goldgelb Centaurea Cyanus L. | blaugrün |blau (grün)| mattgelb gelb Impatiens Balsamina L| gelbgrün grün _jmennigroth *purpurfarb. Iris germanica L. blau grün gelb (roth)‘ gelbgrün Amaryllis formosissi-] orange grüngelb | dunkel- |*purpurfarb. ma L. (earmin) carmin Papaver Rhoeas L. |blasscarmin grün (blau)[dnklearmin |*purpurfarb. Antirrhinum majus L. elb grün _fcarm.(viol ) *purpurfarb. Campanula glomerataL.|blau (roth)| grün blauviolett | grüngelb Lacmustinetur orange orange | blauviolelt “purpurfarb. Geraninm sanguineum L. (prostratum). blau(?) |blaugelb (?)|sehrblssrth.| gelblich Gartenverbene (men- nigroth). mattblau | blaugrün | blassroth | grüngelb Gartenverbene (carmin- roth). blau (viol.)| grüngelb |carminroth |*purpurfarb. *) Auch Chlorophyllextract fluoreseirt blau, wenn man ihn mit Was- ser verdünnt. 41 Auch hier bemerkt man den beträchtlichen Einfluss der Ammoniakversetzung. Es entstehen dadureb eine Reihe höchst empfindlicher Substanzen, die eine Pur- purfarbe (Weinfarbe) haben und bereits im diffusen Tageslichte ganz deutlich die Fluorescenzfarbe zeigen. Während aber bei einer Verdünnung mit Wasser blau als allgemeine Fluorescenzfarbe resultirte, ist sie bei einer Versetzung des Extraktes mit Ammo- niak immer mehr oder weniger grün, magdie ursprüngliche Fluorescenzfarbe welche im- mer sein. Es ist diess ein zweites von mir gefunde- nes allgemeineres Gesetz. Versetzt man den ursprünglichen Extrakt mit Sal- petersäure, so ist: Flüssigkeitsfarbe Ra Fluorescenzfarbe, Name der Pflanze. | ursprüng- | nach Ver- liche |setzg.m NO, ursprüng- | nach Ver- setzg.m.NO; liche Lotus comiculatus L. roth ockergelb | chromgelb |gebr. Siena Ranunculus ficaria L. roth roth (blau) ?| chromgelb gelb GaillardiaaristataPrsch.| roth gelb(blau?)| chromgelb | gelbroth Trifolium arvense L; roth orange | lichtgelb |blasscarmin Hieracium auricula ‚L. froth (gelb)| oekergelb | chromgelb | chromgelb (grün) (ockergelb) Salvia pratensis L. grün carmin lichtgelb | carminroth (orange) LeontodonTaraxacumL.| grün [gelb (roth)} chromgelb | ockergelb DianthusCarthusianor.L] grün gelbroth | lichtgelb | gelbroth Asterchin.L, (blassroth)]| grün gelbroth | lichtgelb | carmin Ber, (Da) grün gelbroth | lichtgelb |blassearmin » 9» (weiss) grün gelbroth | lichtgelb |blasscarmin Dahlia variabilis Desf grün grün(?) Jdnklorange.| tiefroth Lilium spectabileSalisb.| gelbgrün | blauroth orange gelbroth Centaurea Cyanus L | blaugrün —_ mattgelb |blasscarmin Impatiens Balsamina L.| gelbgrün orange jmennigroth | orange Iris germanica L. blau carmin gelb carmin (orange) | (röthlich) Amaryllis formosissi-] orange orange Jdnklearmin.|lichtearmin ma L. (carmin) Papaver Rhoeas L. blasscarmin) orange |[dnklearmin |carm.(orng) Antirrhinum majus L. gelb violett Jcarm.(viol.) roth CampanulaglomerataL./blau (roth)| rothgelb | blauvioleit |gelb (roth) Geranium sanguineum L b) prostratum ‚ blau(?) grün (roth)| blassroth |carm. (gelb) Gartenverb. (mennigrth)| mattblau blau *) blassroth | violett Gartenverb.(carminrth.)[f blauviolett| orange fcarminroth /dnklorange. Laemustinclur orange !lichtorangel blauviolett |carm.(orng) *) Bei Zusatz von viel Säure wird die Fluorescenzfarbe schmutzig grüngelb, die der Flüssigkeit rothgelb. 42 Auch hier wird, wie bei der Versetzung mit Am- moniak, die Fluorescenz oft sehr geschwächt, so dass sie gar nicht aufzutreten scheint (Dianthus, Impatiens etc.); die allgemeine Farbe der Fluorescenz ist in- dess bei Weitem hier nicht so constant, wie in den früheren Tabellen, indess kann man sagen: der gel ben oder rothen Farbe neigt sie sich fast im- mer zu, mag die ursprüngliche Farbe welche immer sein. Untersucht man die Flamme , mit welcher die al- koholischen Extrakte gefärbter Blumenblätter brennen im Vergleiche zur reinen Weingeistflamme , so findet man, dass wenigstens bei einigen Substanzen ein be- trächtlicher Unterschied zwischen beiden herrscht. So leuchten die Extrakte von Lotus, Salvia, Ranunculus, Lilium spectabile ete. mit einem ‘schwachen Stiche ins Grünliche, während das Blau in der Flamme von Leontodon und Geranium z. B. beträchtlich heller er- scheint als in der gewöhnlichen Weingeistflamme,. Der Extrakt von Trifolium lässt das Blau mehr Violett des von Iris das Hellgelb ganz ockergelb durch- leuchten u. se. £. Lässt man durch eine Soleil’sche Lampe*) Licht auf ein Glasprisma fallen und betrachtet durch ein be- liebiges Spectroscop das Spectrum des Lampenlichtes, nachdem es durch die fluorescirenden Extrakte gegan- gen, so wird man bei den meisten Farbstoffen Absorp- tiensstreifen wahrnehmen u. z. gewöhnlich einen breiten im Roth, sodann einen im Grün und einen oder zwei im Blau des Spectrums, Streifen, die ganz an jene des Chlorophylispectrums erinnern, und auf ei- nen gemeinsamen Stoff in allen diesen Fällen schlies- sen lassen. Mehr darüber werde ich in einer anderen Arbeit mitttheilen. Bekannter Weise sind die Erscheinungen der Fluo- rescenz oder inneren Dispersion noch bei Weiten nicht genügend erforscht und erklärt; es soll auch nicht die Absicht dieser Zeilen sein, eine solche Erklärung zu *) Weiss. Sitzungsberichte der kais. Academie d. Wiss. zu Wien. Band XXX und XXXIL 43 versuchen, sondern ich will nur auf eine Anschauungs- weise aufmerksam machen, die sich mir bereits vor ei- nem Jahre aufdrängte und die durch seither angestellte Betrachtungen ziemlich wahrscheinlich gemacht worden ist. Ohne auf das nähere Detail des Raisonnements, welches ich anstellte, einzugehen, bemerke ich nur, dass die Fluorescenz sehr leicht aus einer Umsetzung von Licht in Wärme bestehen könne. EinigePhänomene im Pflanzenreiche sprechen dieser Ansicht sehr das Woft und man muss gestehen dass wir, wenn sie sich bestätigen sollte, einen grossen Schritt in der Physiologie weiter gethan hätten. Da nämlich sämmtliche Pflanzenfarbstoffe und De- ceocte, wie ich gefunden habe, stark fluores- eiren, wäre durch sie eine beständige Quelle der Eigenwärme in der Pflanze aufgespei- chert und das Erwachen des Lebens im Frühjahre, so- wie das Austreiben blattartigen Organen wäre zugleich der Herd, aus dem die Gewächse wenigstens zum Theil die ihnen nöthige Wärme beziehen. Viele andere Er- scheinungen im Zellenbau würden ferner durch diese Annahme ebenfalls ihre Erklärung finden. *) Die Erscheinungen der Fluorescenz hielt man An- fangs für blos an der Oberfläche der Flüssigkeiten auf- tretende, da der Lichtkegel aus leicht begreiflichen Gründen nicht immer durch die ganze Dicke derselben hindurch seine eigenthümliche Farbe beibehält. Die Versuche indess, welche bereits Herschel **), Fürst Salm-Horstmar ***) und Stokes }) anstellten, ha- ben die Unrichtigkeit dieser Ansicht erwiesen, und die schönen Arbeiten von Guillemin +Ff) lassen hierüber keinen Zweifel mehr übrig. Dieser letztere Gelehrte fand, dass 1) das Phänomen der Fluorescenz im Innern *) Eben als diess geschrieben wurde (Juni 1860) erfahre ich, dass Herr Studnitzka die Verifieirung der oben ausgesprochenen Idee im k. k. phys. Institute zu Wien im Verlaufe des Sommers versuchen will, so dass zu hoffen ist, bald Gewisses - darüber zu erfahren. **) Poggendorff’s Annalen. E IV. S. 207. *##) Poggendorff’s Annalen. LXXXVUL S. 176. 1) Annal. de chym. et de physique. XXXVIl. p. 496. #1) Comptes rendus. T. XLV. p. 773. (Poggend. Ann. Cl. 637.) 44 der Körper entstehe in einem desto grösseren Abstande von der Oberfläche, je weniger brechbar die Strahlen sind. 2) Dass die durch ein fluoreseirendes Mittel gegan- genen Strahlen dasselbe Phänomen zum zweitenmale erzeugen können, wenn sie auf dieselbe Substanz oder auf andere mit derselben Eigenschaft begabte Substan- zen fallen, vorausgesetzt, dass die erstere keine zu grosse Dicke besitzt. 3) Dass dieDicke, welche man der Substanz geben muss, damit sie alle fluoreseirenden Strahlen absorbirt, sehr rasch zunimmt in dem Masse, als man von dem äus- sersten ultravioletten Strahlen gegen die rothen vorrückt. Dass die Fluorescenz nicht, wie man zur Zeit ih- rer Entdeckung glaubte, eine Art Phosphorescenz sei, haben die Versuche von Stokes und Moser*) wohl widerlegt, allen Osann **) ist in neuester Zeit wieder mit dieser Ansicht hervorgetreten und glaubt sie durch triftige Gründe stützen zu können. Brewster glaubte in etwas dem Körper eigent- lich fremdartigen z. B. beim Flussspathe in einer un- gleichen oder unvollkommenenKrystallisation den Grund der Erscheinungen suchen zu müssen, während Stokes ihn aus einer Veränderung entweder der Brechbarkeit oder des Polarisationszustandes zu erklären versuchte. Da nun das letztere, wie ein einfaches Raisonnement zeigt, nicht angeht, hielt er die erste Anschauungsweise fest und schrieb die Fluorescenz einer Erniedrigung der Brechbarkeit zu, eine Ansicht, deren Kühnheit man be- wundern muss, da man seit Newton geglaubt hatte, das Licht behalte bei allen Modificationen, die es erleide, seine Brechbarkeit unverändert bei. Man hat nur an- zunehmen, dass die unsichtbaren Strahlen jenseits des äussersten Violett durch eine innere Dispersion Anlass geben zu anderen, welche zwischen die Brechharkeits- grenzen fallen, innerhalb welcher die Netzhaut des Men- schenauges affieirt wird. DieUrsache, dass wir die Strah- len jenseits des äussersten Violett nicht direkt wahrneh- men, kann nämlich darin liegen, dass diese Strahlen entwe- der die Netzhaut gar nichterreichen, weil sie von den bre- *) Poggendorffs Annalen. LXXXIX. S.165. **) Poggendorff’s Annalen. XCIV. S, 640. 45 chenden Medien des Auges ebenso wie vom Schwefelkoh- lenstoff absorbirt werden, oder dass siezwar auf dieselbe fallen, von dieser aber wegen ihrer Unempfindlichkeit für so schnelle Schwingungen nicht empfunden werden. Da nun, wie die Untersuchungen von Donders lehren eine solche Absorption nicht stattfindet, kann nur der zweite Grund als gültig anerkannt werden. Es schei- nen die Fluorescenzphänomene mit dem innersten Ge- füge. der chemischen .Molekule in: solchem. Grade ver- wandt zu sein, dass selbst die Phänomene der Polari- sation dadurch verdunkelt werden. Stokes gründet, wie wir gesehen haben, seine Er- klärung auf periodische Aether- und Molekulschwingun- gen; Eisenlohr*) sieht darin eine Interferenzerschei- nung der kürzeren Wellensysteme Blauviolett und Ul- traviolett und erklärt sich die Sache etwa wie die Bil- dung eines Comhinationstones in der Acustik. Es kann natürlich, da die Wellensysteme von Roth die längsten überhaupt noch sichtbaren sind, von einer Fluores- cenz über das Roth hinaus keine Rede sein, während beim Violett die Sache ganz wohl möglich ist, da ausserhalb desselben noch unzählige noch kürzere Wel- lensysteme liegen, durch deren Interferenz grössere Wellensysteme als sie selbst haben entstehen und also, eben wegen ihrer Zahl, alle möglichen Combinations- farben, also auch Weiss, hervorgebracht werden. Die einzige Schwierigkeit bei dieser Hypothese ist die Er- klärung der Veranlassung zusolchen Combinationen, die denn doch wieder auf ein Verhältniss zwischen den Aetherschwingungen und den Molekülen zurückführen würde.**) Uebrigens ist die Eisenlohr’sche Hypo- these natürlich nur so lange haltbar als nicht Thatsa- chen bekannt sind, welche nicht auf eine Verminderung sondern auf eine Vergrösserung der Brechbarkeit hindeuten, und solange es nicht gelingt, das ultrarothe Licht ebenso sichtbar zu machen, wie es mit den Wel- lensystemen des ultraviolettenLichtes bereits gelungen ist. *) Poggendorff’s Annalen. XCll. S. 623. **) Marbach. Enceyclop. VI. —_ III 46 Einige Nachträge zur Fauna der Säugethiere u. Vögel des Steigerwaldes Ignaz Hiress, Wundarzt in Kloster-Ehrach. ti I. Säugethiere. a. Nager: 1. Arvicola subterranea Selys Longch. Wurden einige Schädel dieses Erdwühlers im Gewölle, welches häufig in der Umgebung eines Schleiereulenhors- tes in einem Thürmchen der Umfassungsmauer von Ebrach vorkömmt und von mir an unser ver- ehrtes Vereinsmitglied Herrn Pfarrer Jäckel zu Neuhaus geschickt wurde, gefunden. 2. Arvicola agrestis L. Von dieser Maus wurden viele Schädel in demselben Gewölle von Herrn Pfarrer Jäckel gefunden. 3. Arvicola Glareola L. Diese Erdmaus wurde von mir früher nur in zwei Exemplaren in hiesiger Gegend beobachtet; dagegen im Jahre 1859 von Mai bis September war diese Wald-Erdmaus so häufig, dass man bei ruhigem Verhalten Abends in den hiesigen Wäldern namentlich im Reviere Ebrach und Winkelhof in einem Umkreise von 2—3 DRuthen 60—80 Stück in einer Y, Stunde sehen konnte. Im Frühjahre fand man sie nur an sonnigen Waldabhängen, die von kleinen Wald- bächen bespült waren, bis sie sich nach und nach über die ganze Waldfläche verbreiteten. Welchen Schaden diese Maus den ganz jungen Buchen- AT pflanzen brachte, wurde von mir häufig beobach- tet, indem ich sah, wie sie dieselben entweder über den Boden kurz abbiss oder aus demselben riss und in ihre Höhlen trug, an deren Eingang sie die Samenlappen und ersten Blättehen abnagte. Beim Aufgraben der Gänge und Höhlen fand ich grosse Mengen von leeren Buchensaamenhülsen, de- ren Inhalt sie verzehrte. So häufig Arvicola Gla- reola im angegebenen Jahre vorkam, so fand ich doch im darauffolgenden im Monate März nur ein einziges Exemplar in der Nähe von Geusfeld auf Schnee erstarrt. b. Fledermäuse: 1. Vesperugo Leisleri Kuhl. Von dieser in Bayern äusserst seltenen Fledermaus fand ich auf der Strasse von Ebrach nach Burgwindheim am 22. Aug. 1860 ein sehr schönes lebendes Exemplar auf dem Boden unter einem Kirschbaume liegend, welches wahrscheinlich beim Verfolgen von In- seeten an den Aesten dieses Baumes anprallte u. herunterfiel und sich nicht mehr erheben konnte. Sie wurde von mir ausgestopft und befindet sich mit der nachfolgenden Fledermaus in meiner Samm- lung. 2. Vespertilio Nattereri Kuhl. Diese ebenfalls sehr sel- tene Fledermaus wurde im Januar 1859 in einer Sandgrube im Reviere Burgwindheim gefangen und mir überliefert, c. Spitzmäuse: Sorex pygmaeus Pall. Herr Pfarrer Jäckel fand ei- nige Schädel dieser Spitzmaus in dem von mir überschickten Gewölle und sie kömmt daher nicht selten in der Gegend von Ebrach vor, wo ich früher schon 2 Exemplare fieng. II. Vögel. 1. Cinelus aquaticus Bechst. Ein Exemplar äihes Vo- gels, welcher früher nie im Steigerwalde getrof- fen wurde, beobachtete ich vom 17. Januar bis 48 43. Febr. 1859 sehr oft auf demEise an der mitt- leren Ebrach bei Untersteinach. 2. Bombycilla Garrula L. Vom Seidenschwanze wur- .den am 2. April 1860 12—15 Stück bei Handthal auf einem Birnbaum sitzend beobachtet. 3. Muscicapa parva L. Im 3. Berichte unseres Ver- eins bemerkte ich unter den Nachträgen zur or- nithologischen Fauna des Steigerwaldes, dass der kleine Fliegenfänger im Sommer 1856 von mir als Brutvogel beobachtet wurde. Zu Ende des Monats Mai 1860. befand sich ebenfalls em Pär- chen im Distriete „Störleinsgrund‘ des königlichen Reviers Ebrach, welches sich bis zur Hälfte Juli dort aufhielt und bestimmt auch brütete. Täglich vernahm ich den herrlichen glockenähnlichen Ge- sang dieses für Bayeru so seltenen Vogels und sah ihn häufig auf den Aesten der Roth- und Hainbuchen nach Insecten fangen. Das Männchen war seiner röthlich angeflogenen Brust nach zu urtheilen ein altes Exemplar. Der Aufenthalt die- ses Fliegenfängers ist immer an einer schattigen feuchten Waldstelle, deren Stämme mit Ausnahme einiger überständiger Buchen. eine Höhe von 40— 50 Fuss erreichen. Früh und Abends, wo die In- secten der kühleren Temperatur des dichteren Waldes wegen sich auf den besonnten Gipfeln der Bäume aufhalten, findet man auch diesen Fliegen- fänger an diesen Stellen und nur zur Mittagszeit im Schatten. Sein Gesang ertönt, immer in Zwi- schenräumen von einigen Stunden und zwar am meisten von Sonnenaufgang bis gegen 9 Uhr Früh und Nachmittags von 3—5 Uhr. Der zuletzt be- obachtete Fliegenfänger - liess. immer nach seinem Gesange einen krächzenden wie „kräck kräck“ lautenden Ton hören, den ich bei den früher be- obachteten nie wahrnahm. In seinen Manieren gleicht der kleine Fliegenfänger mehr einem Laub- vogel wie einemFliegenfänger. Leider konute ich das Nest nicht entdecken, welches sich immer auf einer ziemlichen Höhe in Löchern der Buchen befinden soll. 49 4, Eudytes torguatus Brünnich. Auch im Laufe dieses Winters erhielt ich ein junges männliches Exem- lar dieses Seetauchers, welches bei Burgpreppach in Unterfranken gefangen wurde, zum Ausstopfen, Die Sphingiden und Bombyeiden der Bamberger Umgegend von Dr. Funk. Im Anschlusse an das im 4. Berichte unserer Ge- sellschaft gelieferte Verzeichniss der hiesigen Rhopalo- ceren gebe ich nachfolgend ein weiteres der Schwärmer und Spinner unsrer Umgebung. Die Fundorte bemerke ich blos bei den seltneren Arten. Vieles Schöne hat Herr Pfarrer Weissenfeld in Thei- senort, früher in Nieder-Miersberg; nicht häufig Vor- kommendes davon führe ich mit Beifügung seines Na- mens im Verzeichnisse an. Sphingiden. I. Sesiidae HS. 1. Trochilium Scop. 1. Apiformis L. In manchen Jahren häufig an italie- nischen und Balsampappeln. 2. Sesia Lsp. 2. Tipuliformis S. Die häufigste Art; Anfangs Junian Johannisbeersträuchernschwärmend, in deren Zwei- gen die Raupe lebt. 3. Calieiformis L. Selten; an einem Abhange der Al- tenburg gefangen. 4. Ichneumoniformis F. Nicht selten auftrocknen Berg- wiesen; Altenburg, Geissberge u. s. w. 5 Tenthrediniformis OÖ. An Waldrändern. und trock- nen Wiesen; besonders wo die Futterpflanze der Raupe, die Wofsmilch, häufig VÜERRRER wie zZ, B. am Hauptsmoor. 50 11. . Elpenor L. . Porcellus L. Viel seltener als vorige. Auch bei Cynipiformis OÖ. Zerstreut mit 4, jedoch viel sel- tener, 3. Bembesia Hb, . Hylaeiformis Lsp. Bei Schlüsselau. (Weissenfeld.) II Sphyngidae HS. 4, Macroglossa 0. . Fueiformis L. Nicht häufig. Auf trocknen Wiesen in der Nähe des Eichenwäldchens und bei Bug- hof. Häufiger auf dem Jura, z. B. bei Miersberg: (Weissenfeld.) . Bombyliformis O. An ähnlichen Orten wie vorige. -10. Stellatarum L. Oenotherae Esp. Die Raupe fast jedes Jahr in meh- reren Exemplaren an Epilobium angustifolium. 2 5, Sphinx L.: Miersberg. (Weissenfeld.) . Galüi Rtb Die Raupe nicht gerade selten, aber sehr vereinzelt auf Galium verum. . Euphobriae L. . Ligustrı L. Jedes Jahr als Schmetterling oder als Raupe auf Syringa. . Convolvuli L. . Pinastri L. 6. Acherontia 0, . Atropos OÖ. Seh vereinzelt. 7. Smerinthus Lat. „ Populi L. . Tiliae L. . Ocellata L. III. Zygaenidae. 8. Proeris F. . Pruni V. Sehr einzeln; dieRaupe öfter aufSchlehen, die stark mit Flechten bewachsen sind. . Globulariae Esp. . Statices L. . Minos V. 9, Zygaena F. 36. SOQR ww 51 . Scabiosae Esp. Auf dem Jura, besonders auf Wiesen der Geisberge und sehr vereinzelt im Bruderwalde. . Achilleae Esp. Häufig auf den Bergwiesen des Jura, . Lonicerae Esp. . Trifoliü Esp. Häufig auf etwas sumpfigen Wiesen mit zahlreichen Varietäten. . Meliloti Esp. . Angelicae 0. Sehr selten auf den Geissbergen. 3. Hippocrepidis Hb. Hie und da im Hauptsmoor. Häufiger auf dem Jura, bei Miersberg. (Weissenfeld.) . Filipendulae L. . Peucedani OÖ. In manchen Jahren häufig; so im Jahre 1858 in grosser Menge überall im Haupts- moore an den Blüthenköpfen der Betonica sitzend. Von Z. Ephialtes O. erinnere ich mich in früheren Jahren ein Exemplar am Fusse des Staffelberges gesehen zu haben. Onobrychis V. Bombyciden. I. Cossidae HS. 1. Cossus F. . Ligniperda F. 2, Zeuzera Lat, . Aesculi L. Die Raupe zweimal in Pflaumenästen gefunden. II. Hepialidae HS. 3. Hepialus F. . Humuli L. Die Raupe öfters in verschiedenen Wur- zeln; Miersberg. (Weissenfeld.) . Lupulinns L. . Sylvinus L. . Hectus L. Der Schmetterling nicht selten, aber zer- streut, im Hauptsmoore, III. Psychidae HS. 4, Psyche Schr. Atra L. Am Hauptmoore; selten. . CalvellaO. In einem Laubholzwäldchen oberh.Bughof. Vilosella O. Im Hauptsmoor (Weissenfeld.) Graminella O. Hier die wenigst seltene Art. b} [> Le) 5. Echinopteryx Hb. 11. Nitidella Hb. Sack häufig an Baumstämmen u.Zäunen. 12. Pulla Esp. Jedenfalls ist hier noch eine bedeutendere Anzahl Psychiden zu finden, als hier angeführt sind, da ich bis jetzt diese Familie zu wenig beobachtet habe. 13. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25, 26. 27, IV. Drepanulidae B. 7. Cilix Leh. Spinula Fr. Die Raupe im Herbste nicht selten an Schlehen. 8, Platypteryx Lsp. . Unguicula J. Selten; die Raupe auf Buchen. . Hamula V. Die Raupe nicht selten auf Eichen. . Sieula V. Die Raupe im Bruderwalde auf Linden, jedoch ziemlich selten. . Faleula Fr. Häufig auf Birken und Erlen. . Lacertula L. Nicht häufig auf Birken im Bruder- und Michaelsberger-Walde. V. Saturnidae B. 9, Saturnia Schr. Carpini V. 10. Aglia 0. Tau L. Ziemlich selten. Häufiger bei Miersberg. (Weissenfeld.) 41. Endromis 0, Versicolora L. Selten. Die Raupe fand ich ein paarmal auf jungen Birken im Bruderwalde. VI. Bombycidae B. 12. Gastropacha 0. Betulifolia F. Die Raupe öfters im Michaelsberger Walde auf Eichen. Quercifolia L. Populifolia V. Ein Exemplar erzog ich aus einer Raupe von einer italienischen Pappel. Pruni L. Ziemlich selten; die Raupe auf jungen Eichen und Obstbäumen. Auch bei Miersbereg. (Weissenfeld.) Potatoria L. Pini L. 53 28. Quercus L. 29. Trifolü F. Die Raupe häufig auf Luzerner Klee, 30. Rubi L. 31. Crataegi L. Im Theresienhain und bei Miersberg. (Weissenfeld.) 32. Populi L. 33. Neustria L. 34. Castrensis L. In der Nähe von Miersberg auf Eu- phorbien. (Weissenfeld.) 35. Catax V. Die Raupe nicht sehr selten im Haine und auf der Altenburg an Eichen. 36. Everia O. Bei Miersberg, Eggolsheim und Schlüs- selau. (Weissenfeld.) 37. Lanestris L. 13. Lasiocampa Schr. 38. Dumeti L. Ein Schmetterling im Bruderwalde ge- fangen. Die Raupe bei Miersberg. (Weissenfeld.) VII. Notodontidae HS. 14. Harpyia 0. 39. Vinula L. 40. Erminea Esp. Ein Exemplar von Herrn Prof. Krug dahier aufgezogen. 41. Bicuspis Bk. Erzogen aus Raupen, die ich im Bruderwalde von höheren Birken klopfte. 42. Bifida Bk. Die Raupe häufig auf niedrigen Espen. 43. FurculaL. Seltener als Vorige; auf Weiden u.Buchen. 15. Stauropus Stph. 44. Fagi L. Die Raupe im Theresienhaine, auf der Altenburg, bei Miersberg, immer sehr vereinzelt. (Weissenfeld.) 16. Ptilophora Stph. 45. Plumigera V. AufFeldahorn, z. B. auf der Altenburg, 48. auf dem Kreuzberge. Bei Miersberg. (Weissenfeld.) 47. Drynobia Dup. . Velitaris Kn. Nicht selten die Raupe an niedern Eichen. 18. Notodonta 0. . Chaonia O. Die Raupe auf Eichen im Bruder- walde, Michaelsberger Wald. Tremula V. Wie Vorige. 5* 54 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. HT. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71 - Torva O. Die Raupe ein paarmal auf Salix ei- nerea im Hauptsmoor. Dromedarius L. Tritophus V. Ziemlich selten an Pappeln. (Prof. Krug. Weissenfeld.) Ziesac L. Dictaea L. Dictaeoides Esp. Seltener als Vorige; auf Birken im Bruderwalde. Bicolora V. Selten, mehrere Exemplare -im Bru- derwalde, als Raupe und Schmetterling. 19. Lophopteryx Steph. Cucullina V. Selten; einigemale aus Raupen gezo- gen, welche ich von Feldahorn aufdem Jura klopfte. Camelina L. 20. Spatalia Hb. Argentina V. Die Raupe jedes Jahr, aber sehr zerstreut und einzeln auf ganz niedrigen Eichen im Bruder- und Michaelsberger Walde. 21. Ptilodontis Steph. Palpina L. Die Raupe überall auf niederen Espen. 22. Phalera Hb. Bucephala L. 23. Pygaera 0. Anastomosis L. Selten; bei Miersberg. (Weis- senfeld.) Reclusa O. Anachoreta V. Curtula L. Etwas seltener als die Vorigen. VII. Liparidae B. 24. Orygia 0. Antiqua L. Gonostigma J. Seltener als Vorige. 25. Dasychira Steph. Fascelina L. Pudibunda L. 26, Liparis 0. Salicis L. Dispar L. 27. Psilura Steph. Monacha L. Nicht häufig; auf Eichen. 72. 73. 55 28. Porthesia Stph, Chrysorrhoea L. Auriflua V. 29. Laelia Stph. » V nigrum J. Die Raupe im Bruder- und Mi- chelsberger Walde sehr vereinzelt auf Linden. IX. Chelonidae B. 30. Chelonia Latr. . Hebe L. Sehr vereinzelt. Oefters in Miersberg. . Caja L. . Plantaginis L. Nicht häufig; besonders im Haupts- moore, am Michelsberger Walde. . Villica L. Nicht häufig; öfters bei der Wunder- burg. In Hallstadt. (Weissenfeld.) . Russula L. Jetzt nur noch selten im Bruderwalde und Hauptsmoore. -Bei Ebermannstadt (Weissen- feld.) . Purpurea L. Nicht selten. 31, Callimorpha Latr. . Matronula L. Hier sehr selten; einigemale bei Miersberg und Ebermannstadt. (Weissenfeld.) 2. Dominula L. Häufig die Raupe im Hauptsmoor auf Ranuneulus repens. 3. Hera L. Vereinzelt im Bruderwalde. Ziemlich häufig auf dem Jura; z. B. bei Miersberg, Eber- mannstadt. (Weissenfeld.) 32, Euchelia B. 33. Emydia B. . Jacobaeae L. . Grammica L. Hauptsmoor; selten. ). Oribrum L. Hauptsmoor; die Raupe auf Calluna vulgaris. Zentbechhofen. (Weissenfeld.) 34. Phragmatobia Steph. 35. Estigmene Hb. . Fuliginosa L. . Luctifera L. Selten im Hauptsmoor. Auch bei Miersberg. (Weissenfeld.) 36. Spilosoma St, ..Lubricipeda F, 56 90 91. . Menthastri F. Mendica L. Selten im Hauptsmoore. X. Limacodae Latr. 37. Limacodes Lat. ‚ Testudo F. . Asellus F. Die Raupe nicht selten auf Linden im Bruderwalde, Michelsbergerwalde und auf dem Jura. XI. Lithosidae B. 38. Setina Schr. . Irrorea ©. Ziemlich verbreitet; die Raupe im Frühjahr auf Erdbeeren. 39. Lithosia F. . Eborina L. . Aureola O. . Luteola O. Seltener als vorige. . Complana L. . Plumbeola Hb. . Depressa Esp. Mehr vereinzelt als die vorigen. . Griseola Hb. Hier die seltenste Art. . Quadra L. . Rubrieollis L. Steigerwald (Kress.) Miersberg. Weissenfeld.) 40. Calligenia Dup. . Rosea Bk. Nicht selten im Bruderwalde von Ei- chengebüsch zu klopfen. 41. Nudaria Steph. . Mundana L. Miersberg sn Mauern (Weissenfeld.) 42. Roeselia Hb. . Togatulalis Hb. Die Raupe nicht selten, aber sehr vereinzelt im Bruderwalde und Hauptsmoore. . Palliolalis Tn. . Strigolalis V. Die Raupe an gleichen Orten wie die von togatulalis, aber bei weitem häufiger. Leber die Jura- Formation in Franken. - . Von Dr. Friedrich Theodor Schrüfer, Priester. _ München im Mai 1861. Die Juraformation bildet in Bayern jenen Höhenzug, welcher sich als Fortsetzung der schwäbi- schen Alp unter dem Namen „Fränkische Höhe“ von der Wöhrnitz bis zur Krümmung des Main bei Lichtenfels erstreckt. Leopold von Buch*}theilte den ganzen deutschen Jura in einen unteren oder schwarzen — Lias —, in einen mittleren oder braunen und in einen obern oder weissen Jura ein; jede dieser drei Hauptabtheilungen zerlegte man wieder in eine untere, mittlere undobereEtage, deren weitere Gliederung auf verschiedene Weise durch- geführt wurde. Den fränkischen Jura versuchte ich nach paläontologischen Characteren zu gliedern und wählte zur Bezeichnung der einzelnen Schichten diejenigen Fossile, welche (nach den in den andern Ländern gemachten Erfahrungen) am bestimmtesten einen geognostischen H ori- zont characterisiren. *) Leop. v. Buch. Ueber den Jura in Deutschland. 1837, 58 ei Veranlassung zu g®gewärtiger Arbeit war die Vor-= liebe für den Gegenstand. Durch zahlreiche Exceursio- nen während der Ferien meiner Studienzeit hatte ich mich mit der Schichtenfolge des fränkischen Jura vertraut gemacht und soweit es in dieser Zeit möglich war, de- ren Petrefacten gesammelt. Der Besuch der berühm- testen Localitäten im schwäbisehen Jura an der Hand kundiger Führer erleichterte mir die Sache. Das ge- sammelte Material verarbeitete ich im verflossenen Win- tersemester mit Benützung der reichen litterarischen Hülfsmittel der hiesigen paläontologischen Sammlung — deren unbeschränkte Benützung ich der Güte des Herrn Conservator A. Wagner zu verdanken habe — einer- seits um diese Arbeit als Dissertation vorlegen zu kön- nen, andererseits um durch sie den Grund für spätere speciellere Untersuchungen über denselben Gegenstand zu legen, L. Das Bonebed. $. 1. Der Bonebedsandstein. Synonymik: Unterer Liassandstein von Coburg; Berger 1832.")— Oberer Keupersandstein; v. Schauroth.?) — Oberster Keu- per; v. Strombeck.*) — Unterster Liassandstein; v. Schau- roth.”) — Bonebedsandstein; Gümbel 1858.) — Keuper- Lias; Braun 1860.°) — Bonebedsandstein und Bonebedthon ; Creduer 1860.) Da inFranken die untersten Liasschichten sich mi- neralogisch und stratigraphisch sehr enge an die darunter liegenden älteren Schichten anschliessen und darum beide öfter mit einander vereinigt wurden, so ist eine genauere Beschreibung der letzeren noth- wendig, um die Grenze des Jura, beziehungsweise des Lias nach unten festzustellen. Ich beginne des- halb die Darstellung der Schichtenfolge im fränki- schen Jura mit jenem mächtigen Sandsteingebilde, welches in schieferigen Thoneinlagerungen einen gros- sen Reichthum an fossilen Pflanzen birgt, welche durch die Aufschlüsse bei Bayreuth und Veitlahm in alle Sammlungen gelangten. Dieser Sandstein wurde bald als oberstes Glied des Keupers, bald als unters- ter Lias gedeutet und da sich weder die eine noch die andere Ansicht begründen liess, hat man ihn schiess- lich Keuper-Lias genannt. Der Grund dieser unsi- ') Berger. Die Versteinerungen der Fische und Pflanzen im Sand- steine der Coburger Gegend. 1832. — ?) Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. Band IV. pag. 543. — °) Zeitschr. der deutsch. geol. Gesellsch. Band IV. pag 74. — *) Zeitschr. der deutsch. geol. Ge- sellsch. Band V, pag. 698. — °) Bronn’sJahrbuch für Mineralogie 1858. — °) Braun die Thiere in den Pfianzenschiefern der Gegend von Bayreuth 1860. — ?) Bronn’s Jahrb, für Mineralg. ete 1860 pag. 314. 60 cheren Stellung im Systeme war die Unbekanntschaft mit leitenden thierischen Resten. Erst in jüngster Zeit fand v. Schauroth in dem Sandsteine der Coburger Gegend die für den norddeutschen Bonebedsandstein so bezeichnende Schicht mit Anodonta pos- tera auf und wies somit die Identität des fränki- schen Pflanzenschiefer-Sandsteines mit dem Bonebedsandstein nach. Die Knochenschicht selber aber wurde in Franken noch nicht aufgefunden, wie- wohl es an zahlreichen Aufschlüssen zwischen dem Bo- nebedsandstein und dem Lias nicht fehlt. Bei der grossen Aehnlichkeit der genannten frän- kischen und norddeutschen Schichten wäre es daher nicht auffallend, auch in Franken dasselbe unter dem Sandsteine zu finden, wie dies im Hannöver’schen*) der Fall ist; nur sind Aufschlüsse in der Unterregion des fränkiscken Bonebedsandsteins selten. Der Bonebedsandstein tritt nicht in ganz Fran- ken auf, sondern in der Oberpfalz und in Mittel- franken geht der Keuper so allmählich in den Lias über, dass eine Grenze zwischen beiden nur schwer zu ziehen ist; erst in Oberfranken treten günstigere Verhältnisse ein. Ueber dem Stubensandsteine, welcher die Hü- sellandschaft westlich vom Jura bildet, folgen von Ef- felterich (Erlangen) bis an den Nordrand des Jura rotihe Keupermergel von verschiedener, bisweilen sehr bedeutender Mächtigkeit; so wurden diese bren- nend rothen Mergel beim Graben eines Brunnen in Effelte- rich 70 Fuss tief durchsunken. Sie finden sich immer unter dem Bonebedsandsteine, wie man an verschide- nen Orten beobachten kann, z. B. bei Wiesenthau, wo die Mergel unmittelbar an der Strasse von Erlan- gen nach Streitberg sanfte Hügel bilden, über welchen sich im Dorfe der Bonebedsandstein erhebt. Aehnlich ist es bei Pinzberg. Im weiteren Verlaufe der Hü- gelreihe, welche dieser Sandstein am Westrande des *) v. Schlönbach. Das Bonebed und seine Lage gegen den sogenannten Keupersandstein im Hannöverschen. Bronn’s neues Jahr- buch. 1860. 61 Jura bildet, sind dieMergel aufgeschlossen bei@undels- heim (Bamberg); hier trägt der Bonebedsandstein auf der Höhe beiLaubend auch den untersten Lias aufge- lagert.) Noch nördlicher beobachtete ich das Lagerungs- verhältniss beider Gebilde bei Schottenstein im Itz- grunde, wo am Fusse des Berges die rothen Mergel an- stehen, oberhalb des Dorfes aber ein Steinbruch im Bo- nebedsandsteine betrieben wird. Auch v. Schauroth hebt das Auftreten dieser „durch brennend rothe und violette Färbung characterisirten tho- nigen Mergel“ unter dem grobkörnigen gelblich ge- färbten Sandstein bei Veitlahm hervor.?) Wo diese Mergel nicht aufgeschlossen sind, geben sie sich immer durch die rothe Farbe des Bodens deutlich zu erken- nen; fossile Reste kennt man aus ihnen noch nicht. Der Bonebedsandstein, der darüber folgt, ist mehr oder minder grobkörnig. Allenthalben als Bau- stein angewendet sieht man ihn in den zur Gewinnung eröffneten Brüchen in mächtigen Bänken anstehen, welche durch verticale Risse zerklüftet sind. An vielen Orten wird er in seinen oberen Lagen thonig, es mengen sich Glimmerschüppchen bei und die im Bruche ge- wonnenen (uader aus dieser obersten Lage zerfallen an der Luft in kurzer Zeit in sandige Schiefer. Dies ist z. B. auf dem Distelberge bei Bamberg der Fall, während dieselbe Schicht auf der Altenburg weit mehr thonig und glimmerig schon frisch gebrochen sich leicht in Platten spalten lasst. Die Aufmerksamkeit der Geognosten lenkte dieser Sandstein besonders durch die Auffindung zahlreicher Pflanzenreste, in muldenförmigen Einlagerungen eines feinen schieferigen Thones auf sich. Zu- erst wurden diese Pflanzenschiefer von Strullen- dorf bei Bamberg und später auch von Reundorf (Distelberg) und Höfen (Bruderholz) bekannt; aber seit vielen Jahren findet man in den Steinbrüchen der ') Laubend war früher ein bekannter Fundort jener grossen Arieten, welche man mit Ammonites Bucklandi identilieirte. ?) Zeitschrift der deutsch. geol. Gesellsch. Band IV. p. 542. 62 Umgebung von Bamberg keine Pflanzen mehr, ob- gleich dieselben immerfort betrieben werden. Gleich nach dieser Entdeckung im Jahre 1835 besichtigte Prof. Braun von Bayreuth die erstgenannte Localität und bereits auf seiner Rückreise fand er dieselben Pflanzen- schiefer im Bonebedsandsteine der Bayreuther Ge- send; die reichsten wissenschaftlichen Schätze von dorther lieferte ein Kohlenwerk an der Theta. Schon damals erkannte Braun, dass alle Fundstätten von Bamberg und Bayreuth einem und dem- selben geognostischen Horizont angehören, was auch durch die späteren Untersuchungen dieser Schich- ten und jener von Veitlahm durch v. Schauroth und Gümbel bestätigt wurde. Was nun den paläontologischen Char acter der ganzen Bildung — der Sandsteine nnd der Pflan- zenschiefer — betrifft, so sind erstere ganz arm an or- ganischen Einschlüssen und was bisher daraus bekannt wurde sind vereinzelte Vorkommnisse. Selbst die Gur- kenkernschicht ist nur um Coburg bekannt. Im verflossenen Jahre machte Prof. Braun*) einige Thier- reste aus dem Pflanzenschiefer von Veitlahm und Bayreuth bekannt, allein das ganze Vorkommen beschränkt sich auf Abdrücke von einigen Flügelfrag- menten eines Käfers, von Insectenlarven und von einem Limulus, deren mangelhafte Erhaltung eine z00- logische Beschreibung nicht er möglicht. Um so mehr überrascht daher der Reichthum des Schieferthones an Pflanzenabdrücken; gegenüber der traurigen Leere in den tieferen Schichten ist der Name „Oase“, wo- mit Braun die einzelnen Pflanzenablagerungen belegte, sehr bezeichnend. Von den zahlreichen Arten dieser Flora nenne ich hier nur eimige der häufigeren: Equisetites Münsteri, Stbg. Andriania Baruthina, ©. Braun. Taumatopteris Münsteri, Göpp. Jeanpaulia dichotoma, ©. Braun. Nilssonia acuminata, GöpPp. ; *) Braun. Die Thiere in den Pflanzenschiefern der Gegend von Bayreuth. 1860. 'SETT 191999 ne Profil des Lias für Franken. Ad pae. 69. Schicht Belemnites irre- = Fa mit Graue schiefrige eularis Belemnites tripartitus, pyramidalis. eo: Be ESTERE, ® un . - . entacrınus JU- Pf 5 B f An 8 cost Aalensis, radians. J mmnomites Thone. Ammonltes {mmonites costula, Aale , ER jurensis. 3 ites irn is, tripartitus. ederschlefer von dunk- Belemnites irregularis, triparti ü ler Farbe wechselnd mit Zmmonites communis, erassus, heterophyllus, cornucopiae. asien. 3 Simkstemens Pecten incrustatus. ronnii © Schichten Monotis-Platte. Avicula substriata. und | © mit Graue Mergel Be) er mit der (=) Posido . z = “ Saurierschicht Belemnites Jchthyosaurus trigo- Jchthyosauri. Inoceramus . : 5 & 2ron und acuarius. nodon. Dorygnathus Plesiosauri. dubius. | Beinbreccie Banthensis. Mystriosauri. von Stinksteinen durchzogen. Brandschiefer von gelb- Eryon Hartmuuni. braunerFarbem.Stinksteinen. a en —— Belemnites pazxillosus. Schicht Alaunschiefer alternirend mit Pleurotomaria eopansa, Anglica. Trochus glaber, subsulcatus. mit Conglomeraten. Ammonites Turbo generalis, Jnoceramus substriatus, Leda complanata, Ammonites Blaue schiefrige costatus. Plicatula spinosa. eostatus. Thone. Rhrmchonell« serrata, acuta, tetraedra, amalthea. Pontacrinus basaltiformis, Mespiloerinus amaltheus. Schicht mit Ammomites an un seat Schicht mit Graue schiefrige Thone mit Ammonites margaritatus. Mittlerer Lias. GelbgraueMergel mit Ammonites Da- - 3 Terebra- Belemnites elongatus, subelavatus. Pecten Ammonites einzelnen Steinbänken. voei, capricornus Eavoei. tula priscus,Plicatula spinosa, Gryphaca obliqua _ = n = numis. Rhymchonella variabilis, rimosa. Schicht 4 ua Sn erohein Blane Kalkmergel. Ammorites Val- "tt NIE ERERULE, : A mit it dani u. Jbex. Pentacrinus basaltiformis, subangularis MEIBOmIIes Gryphaea gigas. Valdani. ®berer versteinerungsleerer Schieferthon. u- ee "Dunkle Kalkmergel mit zjar Arietensch echt "vie len Oohrzkbine RE ee: Belemnites acutus. Ariete Ammoniten. Gryphaea & =i ® nterer versteinerungsleerer Schiefertnon. A} ee ee pn »hichte Schichten ; BERTE Ä w Graue schiefe, Thone n Tancredia securiformis, Lima gigantea, Pleu- = zul "nit Sandschiefern „ Ammonites angulatus. „ yomuria rotellarformis, Turbo Denk ri, Chem-\ =) An monites der Cardinienbank. Cardinia laevis. nitzia Zenkeni, Asterias lumbricalis. Bonebedsandstein. 63 Nilssonia Kirchneriana, Göpp. Zamites distans, Stbg. * subovata, Ny st. Pterophyllum Münsteri, Göpp. Diese häufigeren Arten kommen aber nicht alle an demselben Fundorte vor, sondern jede „Oase“ zeich- net sich nach Braun durch besondere Gattungen oder Arten aus. So ist bei Phantaisie) besonders die Gat- tung Sphenopteris häufig, dagegen an der Theta die Gattungen Taeniopteris und Sagenopteris und im Hard- ter Grunde Jeanpaulia. Aehnliche Pflanzenablager- ungen in demselben Niveau sind bis jetzt ausser Franken noch nicht bekannt, denn dieScarborough- schichten mit denen diese Flora grosse Aehnlichkeit hat, sind Oolith und die Floren von Halberstadt und Greesten sind liasisch. Unmittelbar über dem Bonebedsandsteine mit sei- nen Pflanzenschiefern folgen nun Thone mit Sand- steinen, welche sich durch ihre Versteinerungen als Lias zu erkennen geben, zu dessen Schilderung ich nun übergehe. Der untere oder schwarze Jura, — Lias. — Von den 3 Etagen des Lias erstreckt sich die untere am weitesten über den Keuper hin und ihre tieferen Schichten findet man meist ferne vom Steil- rande des Jura den Höhen des Bonebedsandsteines aufgelagert; die mittlere ist am stärksten vertical entwickelt und bildet mit der oberen die Vorhügel des Jura. Die Reihenfolge der einzelnen Liasschichten zeigt nebenstehender idealer Durchschnitt des fränki- schen Lias. . (Siehe beiliegende Tabelle.) - 64 $. 2. Der untere Lias. Synonymik: ‚Unterer Liassandstein‘‘ und „Unterer Schie- ferthon“. Theodori Profil 1840. — ‚,„Sandschiefer, Schiefer- ihon und Sandstein‘‘ und „Obere Gruppe des unteren Lias‘‘ (pars) Credner, Bronns Jahrb. 1860. Der untere Lias beginnt in Oberfranken unmittelbar über dem Bonebedsandsteine; weiter süd- lich, wo letzterer nicht so deutlich entwickelt, ist die Grenze zwischen Keuper und Lias schwer zu ziehen. Gegen oben schliesst der untere Lias mit einer dunk- len, schieferigen Thonschicht, welche Theodori in sei- nem Profile mit „Uebergangs-Schieferthon“ be- zeichnete; über derselben folgen die Mergel des mitt- leren Lias. Der untere Lias ist vorherrschend eine Thon- bildung mit nur untergeordneten Lagen von Sand- steinen und Sandkalken, arm an Versteinerungen und die am wenigsten characterisirte Etage des schwarzen Jura. Man übersah dieselbe früher biswei- len ganz und liess den Lias — wenn man den Bone- bedsandstein zum Keuper stellte — erst mit den „Gry- phäenmergeln‘“ der mittleren Etage beginnen; selbst neuere Schriftsteller erwähnen denselben nur als eine auf wenige Fusse reducirte Sandsteinbildung, während doch die Mächtigkeit dieser Etage stellenweise mehr als 30° beträgt. Der untere Lias lässt sich in fol- gende Schichten abtheilen: 1. Schichten mit Ammonites angü- latus. Synonymik: Schichten von 5—9 im Profile Theodori’s „Sandschiefer, Schieferihon und Sandstein‘ Credner. l.c. Unmittelbar über dem Bonebedsandsteine und scharf von ihm getrennt folgt am Main und ander Regnitz eine Schicht grauen schieferigen Thones, in welcher sich Sandschiefer und Sandsteinbänke mit Am- monites angulatus ausscheiden. Besonders charakteri- sirt ist dieser Horizont durch das Auftreten von Cardi- 65 nia laevis, welche in einer dünnen Sandsteinbank die Schicht mit Ammonites angulatus durchzieht. Einen Durchschnitt der Angulatenschicht und deren Auf- lagerung auf den Bonebedsandstein zeigt das fol- gende Profil, welches ich in einem Steinbruche bei Hohengüssbach (Bamberg) aufgenommen habe. Nr. 1. Profil der Angulatenschichten und des Bone- bedsandsteines von Hohengüssbach. Ackerhoden. ‚Graue schieferige Letten, 12 m. Schichten F Fabia B : —— - 29 Zwei schwache Sandsteinlagen mit A ites ‚Cardinia laevis durch eine dünne REN Lettenschicht getrennt. angulatus. ' Graue schieferige Letten. 6 m. Bonebedsandstein. In einiger Entfernung von dieser Localität ist in einem Steinbruche vor Sassendorf derselbe Sand- stein aufgeschlossen; die Cardinienbänke sind weg- geführt und auf den Thonen liegen jüngere Bildungen von einigen Fussen Mächtigkeit. Hart an der Grenze gegen den Bonebedsandstein fand ich im schieferi- gen Thone Lima, Pecten und Pentacrinus, welche eine Artenbestimmung nicht zulassen, jedoch zeigen, dass die Thone nicht versteinerungsleer sind. In dieser unteren Re- gion w ürde auch Ammonites planorbis zu suchen sein und nach Credner*) findet er sich auch dei Oberfüllbach, nördlich von Coburg, also an der äussersten Grenze des fränkischen Lias ungefähr in diesem Niveau. Die Schichten sind dort mächtiger entwickelt und erreichen zwischen dem Bonebedsandstein und der Cardinienbank eine Mächtigkeit von c. 40‘. Ammonites planorbis ist sonach in Franken vorhanden, doch lässt sich seine Zone von der des Ammonites angulatus noch nicht scharf abtrennen. Die Mächtigkeit der Angulatenschichten ist sehr verschieden, sowie auch die Sandsteinein- *) Bronn’s Jahrb. für Mineralogie etc. 1860. pag. 293, 66 lagerungen bald mehr bald minder stark entwickelt sind. So herrschen bei Hohengüssbach — Profll Nro. 1 — die Thone vor und die Sandsteine bil- den nur zwei dünne, kaum je einen Schuh mächtige Lagen, während nahe bei Bamberg die Sandsteine viel mächtiger sind und bisweilen in starken Bänken anstehen. Aufder Altenburg wurden dieselben früher als Strassenmaterial ausgebrochen, bei welcher Gelegen- heit Dr. Kirchner und Herr Inspector Dr. Haupt die Muscheln, sowie die Fisch- und Saurier- reste dieser Schicht sammelten. Als Beispiel für die wechselnde Zusammensetzung der Schichten will ich dem Profile von Hohengüssbach jenes zur Seite setzen, welches anf dem Distelberge (Bamberg) in einem Steinbruche blossgelegt ist. Nro. 2. Profil der Angulatenschichten und des Bonebedsandsteines auf dem Distelberge. Reste eines verwitterten, grobkörnigen, rostgelben Sandsteines in der Ackerkrume. g1,/ Grauer Thon mit eingelagerten Sand- 2 steinplatten. Feinkörnige Sandsteinbank, welche sich wieder auskeilt. Grauer Thon mit eingelagerten tho- nigen Sandsteinschiefern. Cardinia. Bonebedsandstein, an der Luft in Schiefer sich blätternd ; nicht ganz aufgeschlossen. Schichten angulatus. Bonebed- Sandstein. Mineralogische Beschaffenheit der Schich- ten. Die Thone sind schieferig, grau, bisweilen sandig; die Sandsteinschiefer feinkörnig mit thonigem Bindemittel und bekommen erst da, wo sie sich als deutliche Bänke ausscheiden, einen grösseren Quarzgehalt und festere Consistenz; die Farbe dersel- ben ist gelblich, stellenweise durch grösseren Eisenge- halt mehr rothbraun und auf der Altenburg finden 67 sich in der Cardinienbank einzelne Platten von tiefro- ther Farbe.*) Besonders leitend für diese Schichten ist eine Bi- valve, welche sich in den Sandsteinen in grosser Menge findet, nemlich jene Cardinie, welche Berger mBronn's Jahrbuch im Jahre 1832 zuerst als neues Genus beschrieb und Thalassides Coburgensis nannte; un- ter gleichem Namen und für identisch mit Unio trigo- nus Röm. haltend führt sie dann auch Theodori aus der Banzer Gegend auf. Erst Goldfuss Petr. Germ. 1406.,, bildete sie von Blumenrotl bei Coburg deut- lich ab und nannte sie Lucina laevis. Keine der Ab- bildungen von Römer und Dunker stimmt so gut mit der fränkischen Muchel als die Goldfuss’sche Figur, wesshalb ich auch des letzteren Speciesnamen beibe- halte und die fragliche Bivalve als Cardinia laevis G old. sp. anführe. Sie kommt in den Sandsteinplatten meist nur als. Steinkern vor, selten finden sich Spuren der Schale. Diese Platten mit Cardinien treten an allen Localitäten auf, an welchen die Angulatenschichten auf- geschlossen sind, was in der Regel in den Steinbrüchen des Bonebedsandsteines der Fall ist, wie bei Hohen- süssbach, Memmelsdorf, Strullendorf, auf dem Distelberge, der Altenburg etc. Bei Blumen- roth wird die Cardinienbank kalkig und besteht fast nur ausden Schalen dieser Muschel; von Berger wurde sie unter dem Namen der „Coburger grauen Mu- schelbank“ beschrieben.**) Obwohl nun Cardinia laevis die häufigste Muschel in den Angulatenschichten ist, so zog ich es dennoch vor die Schichten nach dem weit selteneren, aber characteristischeren Ammonites angulatus zu benennen. Genannten Ammoniten be- schrieb schon Schlotheim***) aus der Coburger Ge- send und Berger j) erwähnt ihn daher mit der un- richtigen Bezeichnung von Ammonites costulatus. In neue- *) In den Thonen darüber finden sich daselbst handgrosse nie- renförmige Geoden von rothem Eisenocker in grosser Menge. *) Jahrb. für Mineralogie ete. von Bronn. 1833. "*) Schlotheim die Petrefactenkunde 1820. 7) Berger die Versteinerungen der Fische und Pflanzen im Sandsteine der Coburger Gegend 1832. 6 68 rer Zeit wurde er häufiger gesammelt; ich besitze ihn nebst Chemnitzia Zenkeni, Unicardium cardioides, Li- ma pectinoides ete. von Laimetshof (bei Hohengüss- bach). Herr Inspector Dr. Haupt fand ihn in der Nähe des Rothhof (Bamberg) und in der Vereinssammlung liegt er in mehreren Abdrücken aus der Gegend von Bam- berg. Ausser Ammonites angulatus und Cardinia lae- vis sind nur noch Asterias lumbricalis und lanceo- lata*) aus den Angulatenschichten Frankens mit Sicherheit bekaunt. Ich versuche es nun die Ar- ten, welche ich um Bamberg sammelte, aufzuzäh- len mit Hinzufügung einiger, welche Eigenthum der na- turforschenden Gesellschaft in Bamberg sind und von Pleuromya Dunkeri, welche Herr InspectorHaupt von Grosheirath bei Banz besitzt. Ammonites angulatus, Schloth. Chemnitzia Zenkeni, d’Orb. Turitella Dunkeri, Terg. Pleurotomaria rotellaeformis, Dunk. Tancredia securiformis, Dunk. Astarte, sp? Cardinia concinna, Agass. e laevis, Goldf. sp. Cardium Philippianum, Dunk. Unicardium cardioides, d’Orb. Pleuromya Dunkeri, Terg. Avicula Dunkeri, Terg. Mytilus produetus, Terg. Lima gigantea, SO w. Lima, sp.?**) „.. Pectinoides, So w. Pecten Hehliä, d’Orb. Ostrea sublamellosa, Dunk. Asterias lumbricalis, Goldf. Pentacrinus sp? *) Goldfuss. Petr. Germ. tab. 63 Fig. 1 u. 2. *) Lima sp? Ein kleiner Steinkern von kaum 2 Linien Grösse, weleher durch seine Häufigkeit und leicht erkennbare Form für die Schichten bezeichnend ist. Er ist schief-eiförmig, stark gewölbt und hat gegen 16 einfache Rippen, die am Rande der Schale sich ver- dicken. 69 Mit diesen Schalthierresten finden sieh im Sand- steine auch noch Fischzähne und Flossensta- cheln von Hybodus. Unter letzteren zeichnet sich be- sonders ein Exemplar durch seine Grösse aus; es ist nemlich 3‘, par. Zoll lang und an der Basis 6 Lin. dick, nicht gezähnt und ohne Länesstreifen. Dr. Kireh- ner sammelte es auf der Altenburgnebst Wirbeln und Rippen von Saurien. Eimen dieser Saurierwirbel er- wälnte Theodori im Jahrbuche für Mineralogie, *) woselbst er sagt, dass die naturforschende Gesellschaft in Bamberg Plesiosaurus- Knochen aus dem, von dem darunter liegenden Keupersandsteine wohl zu unterscheidenden Liassandsteine von Bamberg be- sitze. Ausser den genannten Vorkommnissen aus dem Angulatensandsteine Frankens sind noch manche pro- blematische Bildungen, wie sie sich auch im gleichen Niveau des schwäbischen Lias finden, erwähnenswerth. Dahin gehören jene zopfartigen Schnüre auf der Oberfläche der Sandsteinplatten, welche vollkommen mit der Figur in Quenstedt’s Jura pag. 162 über- einstimmen und von Theodori Plegmacrinites genannt wurden; ich fand sie an verschiedenen Orten wie z. B. auf dem Distelberg über den Cardinienschichten. Auch die „Tropfenplatten“ (uenstedt's Jura tab. 5, fig. 16. fand ich sehr schön bei Memmelsdorf. Verbreitung der Schichten mit Amımmoni- tes angulatus. Am schönsten entwickelt und auf grössere Strecken olıne Ueberlagerung von jüngeren Schichten findet man dieselben am Ufer des Mains und der Regnitz bei Bamberg dem Bonebedsandstein auf- gelagert und auch‘ meistens in den Steinbrüchen, welche in letzterem betrieben werden, aufgeschlossen. Sie treten auf bei Strullendorf und ziehen sich von Memmelsdorf über Laubend nach Hohengüss- bach, Sassendorf und Zapfendorf. Sie finden sich auf dem Kreuzberge,demMiclhaelsbergerWalde, der Altenburg, dem Distelberge und bei Seuss- *) Jahrb. für Mineral. etc. von Bronn 1848. pag. 700. 6* z 70 ling. Ausserhalb Oberfranken kommen sie bei Co- burg vor, aus dessen Umgebung ich bereits oben einige bekannte Localitäten angeführt habe. 2. Unterer versteinerungsleerer Schieferthon. Ueber den Angulatenschichten folgt eine Schicht dunklen, schieferigen Thones, in der sich noch keine Versteinerungen auffinden liessen. Theo- dori bezeichnete dieselbe in seinem Profile unter Nro. 10 mit dem Namen „Schieferthonsohle“, weil sie das Liegende seiner „Quarzbreccie“ bildet. 3. Arietenschicht. Diese Schicht wird von einigen Bänken eines sehr harten eisenschüssigen Kalk- mergels gebildet, welcher in grosser Menge Quarzkör- ner eingelagert hat; dieselben werden bisweilen vor- herrschend und der Kalkmergel geht dann in einen erobkörnigen Sandsten über (Seussling). Frisch ge- brochen ist das Gestein dunkel und der Quarz er- scheint dann in demselben in wasserhellen Körnern; liegt es aber längere Zeit an der Luft, oder nahe unter der Ackerkrume, so leidet es sehr durch die Verwit- terung, indem der Kalk grossentheils ausgelaugt, der Eisengehalt desselben in Rost übergeführt wird und nun jene grobkörnigen Sandsteine mit kalkigem Bindemittel entstehen, welche man mit dem Namen „Bucklandi- Sandsteine“ belegte. Die Lagerungsverhältnisse dieser Schicht beobachtete ich sehr schön in einem Steinbruche oberhalb Bodelstedt, wo man an der Rodach die Steine für den Strassenbau ausbrach. Das Liegende bildete daselbst der „untere versteinerungs- leere Schieferthon“, auf dem zunächst eine dunkle e. 1‘ mächtige und weiss gefleckte Steinmergelbank lag, von den Arbeitern „Grundstein“ genannt; dann folgten 8° dunkle Sandkalke in mehreren Bänken von 4%, —3' Mächtigkeit und vertical zerklüfte. In den Spalten und Schichtungsklüften hat sich der ausgelaugte Kalk wieder abgesetzt. Ueber den Sandkalken folgte dann eine Schicht dunklen schieferigen Thones und da- rüber der Ackerboden. Folgendes Profil veranschaulicht die Schichtenfolge an genannter Localität, 1 Nro. 3. Profil der Arietenschicht bei Bodelstedt. Oberer Dunkler versteinerungsleerer versteinerungsleerer Schieferthon ' Schieferthon. von unbestimmter Mächtigkeit. 9 Dunkle quarzreicheKalk- mergel Arietenschicht. Gryphaea arcuala, Belemnites | acutus. „Grundstein.“ Unterer Dunkler versteinerungsleerer versteinerungsleerer Schieferthon Schieferthon. von unbestimmter Mächtigkeit. Von hier aus, der nördlichen Grenze des fränki- schen Lias, verfolgte ich das Auftreten dieser Schicht durch ganz Oberfanken. So fand ich sie bei Püchitz in der Nähe von Altenbanz, bei Kirchschletten, bei Seussling. An letzterer Localität, wo die grobkör- nigen Sandsteine mit Arieten für den Wasserbau ge- brochen wurden beobachtete ich genau dasselbe La- gerungsverhältniss wie b>i Bolelstedt. Gegen Er- langen aber verschwindet die Schicht; der untere und obere verteinerungsleere Schieferthon fehlt und die Arietenschicht scheint nur durch ei- nige dünne Lagen eines sehr grobkörnigen, rostgelben Sandsteines angedeutet zu sein. Professor Pfaff er- wähnt desselben im Jahrbuche 1858.*) Das Profil Nro. 4, zeigt die Schichtenfolge, wie ich sie in einem Steinbruche bei Marloffstein (Erlangen) aufgenommen habe. Nro. 4. Profil bei Marloffstein. Ackerboden. Weisser, weicher Sandstein mit Lagen des Sand- 23’ D steines ©. 31" C Gelber, eisenschüssiger, schr grobkörniger Sandstein. DYRIEN Schieferiger, thonig-glimmeriger Abraum des | Sandsteines A. a | Weisser Sandstein in mächtigen Bänken nicht ganz aufgeschlossen. *) Dr. Fr. Pfaff, Beitr. zur Kenntniss des fränk, Jura Bronn’s Jahrb.1857. 12 In Mittelfranken tritt die Arietenschicht wieder auf. Professor Wuenstedt sammelte aus ihr Ammo- niten bei Gunzenhausen. (Jura pag. 65). Die organischen Einschlüsse der Arieten- schicht bestehen nur in undeutlichen Exemplaren von Ammoniten aus der Familie der Arieten und von Thalassiden; Gryphaea arcuata findet sich selten und noch seltener Belemnites acutus. Die Arieten, welche man gewöhnlich für Ammonites Bucklandi hält, sind zu undeutlich erhalten, als dass sie eine sichere Bestimmung zuliessen. Zwar erwähnt L. v. Buch,*) dass Dr. Kirchner genannten Ammoniten bei Zapfen- dorf gesammelt habe, allein die Exemplare der Kirch- ner'schen Sammlung — nun Eigenthum der naturtor- schenden Gesellschaft in Bamberg — sind gleichfalls wegen ihrer schlechten-Erhaltung nicht sicher zu be- stimmen. Gryphaea arcuata ist aus Franken nur in wenigen Exenplaren bekannt, einige liegen in der Banzer Sammlung aus jener Gegend, eines besitzt Herr Inspector Haupt von Sassendorf und eines sammelte ich bei Bodelstedt mit Belemnites acutus. Wenn man bei der unvollkommenen Entwicklung des unterenLiasFrankens nach Analogien schlies- sen darf, so wird die Arietenschicht den höheren Bucklandischischten des schwäbischen Jura, der Zone des Ammonites geometrieus, Oppel, entsprechen, weil in derselben bereits Belemnites acutus auftritt. Professor Quenstedt sagt nemlich über das Vorkom- men dieses Beleminiten: „Die ersten Belemniten finden sich in den Arietenbänken gewöhnlich erst ganz nach oben, tiefer habe ich stets vergeblich darnach gesucht“; und Herr Professor Oppel lässt ihn ebenfalls erst in den oberen Bucklandischichten auftreten. Diese Ansicht über das eigentliche Niveau der fränkischen Arie- tenschicht vermuthete schon früher Professor Quen- stedt aus einem anderen Grunde. Er spricht sich in seinem „Jura“ pag. 297 hierüber folgendermassen aus: „Wir sehen dieses Gestein („Quarzbreccie Theodori’s) bereits jenseits des Hohenstaufen *) L. v. Buch, über den Jura in Deutschland 1837. 73 (Hohenstadt) das oberste Glied der Arcuatenkalke bilden, und es könnte daher die Frage entstehen, ob in Fran- ken die tieferen schwäbischen fehlen.“ Die Antwort auf diese Frage habe ich bereits oben gegeben, indem ich durch das Auffinden von Belemnites acutus zeigte, dass die fränkische Arietenschicht den oberen Glie- dern der schwäbischen Arietenkalke entspricht und die älteren Straten derselben durch den unteren ver- steinerungsleeren Schieferthon vertreten zu sein scheinen. 4. Oberer versteinerungsleerer Schieferthon. Ueber der Arietenschicht folgt wieder eine Schicht dunklen, versteinerungsleeren Schie- ferthones, der eine Mächtigkeit von mehr als 15’ er- reicht. Stellenweise führt er — gerade so wie die höhere Margaritatusschicht — gelbe, eoncentrischschalige Thongeoden von einigen Zollen Durchmesser. Ueber dieser Schicht, welche Theodori „Uebergangs- schieferthon“ nannte, folgt der mittlere Lias, welcher an wohl erhaltenen Petrefacten viel reicher ist. Die Schichten 2, 3 und 4 sind in ihrem Auftreten immer sehr enge mit einander verbunden und da die Arietenschicht den Thonen an Mächtigkeit weit nachsteht, so fasste Theodori die ganze Gruppe unter dem Namen „Unterer Schieferthon“ zusammen. Die wenigen Localitäten, an denen die so eben genannte Schichtengruppe auftritt, habe ich bereits oben bei Angabe der Verbreitung der Arietenschicht genannt. Fassen wir die bis jetzt geschilderten Schichten, nemlich: 1) Die Schicht mit Ammonites angulatus, 2) den unteren versteinerungsleeren Schie- ferthon, 3) die Arietenschicht und 4) den oberen versteinerungsleeren Schie- ferthon zusammen, so bilden sie das Aequivalent der Schichten- gruppe im schwäbischen Jura, welche Professor Quen- stedt mit „Alpha“ bezeichnete. Ob aber der obere versteinerungsleere Schieferthon noch hieher gehört, will ieh dahin gestellt sein lassen, indem er sehr wohl 74 das Aequivalent für die Schichtengruppe „Beta“ des schwäbischen Lias — deren Fauna aus Franken bis jetzt noch ganz unbekannt ist —: sein könnte. Prof. Pfaff*) hat ihn auch schon damit identifieirt, was aber nicht zu rechtfertigen ist, da es an jeder paläontolo- gischen Begründung fehlt. $. 3. Der mittlere Lias. Synonymik: ‚Unterer Liaskalk‘‘ (Gryphitenkalk im engeren Sinne) und „Mittlerer Schieferthon mit Alaunschiefer‘ Theodori Profil 1840. Der mittlere Lias ist die mächtigste Etage des fränkischen schwarzen Jura. Seine Mächtigkeit gibt Professor Pfaff für die Umgebung Erlangens auf 720° an. Dieselbe ist aus schieferigen Thonen und Mer- geln zusammengesetzt, welche sich paläontologisch in 4 Zonen abgrenzen lassen, von denen die untere Zone sich durch die grosse, lange nur aus Franken be- kannte Muschel Gryphaea gigas auszeichnet, während die oberste Ammonites costatus characterisirt, der gleichfalls besonders Franken eigenthümlich ist und des- sen Schicht nirgends mehr in gleicher Schönheit ent- wickelt gefunden wird. Gegen unten grenzt der mitt- lere Lias an den „oberen versteinerungsleeren Schieferthon“ (Schicht 4) und gegen oben schneidet er scharf gegen die petrographisch verschiedenen Po - sidonienschiefer ab. Die einzelnen Schichten sind: 3. Schicht mit Ammonites Valdani. Diese Schicht kannte man bisher nur von Amberg wo sie das Lager der grossen Gryphaea gigas, Schloth, bildet und von welcher Localität sie auch Goldfuss, in Petr. Germ. Tab. 85 fg. 1. als Gryphaea Cymbium Var. gigas abbildet. Eine nähere Schilderung dieser Oertlichkeit gab Dr. Fraas im neuen Jahrbuche für Mineralogie etc. 1850, woselbst er sagt, dass bei dem *) Pfaff. Bronn’s Jahrbuch. Beiträge ete. 1857. "*) Pfaff. Geognostische Karte der Umgegend von Erlangen, 1859 75 Dorfe Aschach über dem grobkörnigen Liassandstein „eine 2— 3 Fuss mächtige Bank lichter Kalksteine auf- trete mit einem merkwürdigen Reichthume von Petre- fakten. Gryphaea Cymbium von 6 Länge und 2” Breite steht oben an. In Gesellschaft ist Ammonites Ibex, natriw, Valdani, maculatus, Centaurus etc.“ Diese Schicht ist jedoch in Franken auch noch wei- ter nördlich entwickelt und seit mehreren Jahren sam- melte ich die Petrefakten derselben in einem Steinbruche mitten im „Hauptsmore“, einem Walde bei Bamberg. Sie unterscheidet sich von der Amberger Schicht durch die Gesteinsbeschaffenheit, indenı sie aus einem blau- grauen Kalkmergel besteht, welcher in Bänken von 1—1%Y, Fuss Mächtigkeit gegen 6 Fuss tief aufgeschlos- sen war. Das Liegende bildet ein dunkler Schie- ferthon. Im.Allgemeinen ist die Schicht reich an Petrefakten, welche meistens mit ihrer Schale erhalten sind. Die Ammoniten finden sich nur als Steinkerne, wenige andere Muscheln sind schwach verkiest. Ungemein häu- fig sind die Bruchstücke von Belemnites elongatus und ein analoges Vorkommen in Bezug auf Reichthum an Belemniten zeigt nur noch die Jurensisschicht. Daneben treten am häufigsten T'erebratula numismalis, Plicatula spinosa, Pecten priscus und Pentacerinus basaltiformis auf. Die grosse Gryphaca gigas fand ich nur in einem Exemplar; ebenso selten ist Ammonites Ibex, welcher in Schwaben für dieses Niveau bezeichnend ist. Herr Inspector Haupt besitzt das einzige Exemplar davon, welches bei Bamberg gefunden wurde. Dagegen ist Ammonites Valdani, welchen man auf jeder Excursion finden kann, leitend für die Schicht bei Bamberg. Die Arten, welche ich aus derselben sammelte, sind: Belemnites elongatus, Mill. - clavatus, Schloth. Ammonites Ibex, Quenst. u Valdani, d’Orb. Pholadomya decorata, Htm. Pecten priseus, Schloth, 76 Pecten liasianus, Nyst.*) Plicatula spinosa, So w. Gryphaea gigas, Schloth. „ obliqua, Goldf. Terebratula ( Waldheimia)numismalis, Lam. Rhynchonella rimosa, v. Buch. ” variabilis. Schloth. Spirifer verucosus, v. Buch. Pentacrinus basaltiformis, Mill. 4 subangularis, Mill.**) Eine andere Localität, an welcher ich die Schicht mit Grphaea gigas auffand, ist einige Stunden von Neu- markt bei dem Dorfe Mittelricht. Hier ist dieselbe auf eine kurze Strecke von den höhern Liasschichten nicht überlagert und wurde auf den Feldern nahe am Dorfe durch mehrere Steinbrüche aufgeschlossen. Unter der Dammerde befindet sich zuänchst eine dünne Lage harter plattenförmiger Steine; auf diese folgt eine gegen 3 Fuss starke graugelbe Mergelschicht mit zahlreichen Exemplaren von Belemnites elongatus; zu unterst lagert eine mächtigere Schicht von derselben mineralogischen Beschaffenheit wie die oberste Lage. Das Gestein ist ein sehr harter, dunkler Kalkmergel mit eingesprengten Quarzkörnern und gleicht in man- chen Handstücken vollkommen der Arietenschicht — Quarzbreccie — des nördlichen Franken. Die Mäch- tigkeit kann ich nicht näher angeben, weil der Stein- bruch nicht tief genug hinabging. Paläontologisch characterisirt ist die Schicht durch das häufige Vorkommen der Gryphaca gigas, welche in den schönsten Exemplaren im Gesteine liegt. Da es wegen der Härte des letzteren nicht gelingt, die Versteinerungen wohlerhalten herauszuschlagen, so kann ich nur anführen, was ich in den seit längerer Zeit ge- *) Der von mir gefundene Pecten stimmt nach Grösse und Form ganz mit der Figur in Goldfuss Petr. Germ. tab 98, fig. 11. Ich fand ihn jedoch in der Litteratur nicht aus dieser Zone angeführt, sondern nur unter den Muscheln der Margaritatusschichte aufgezählt. **) Pentacrinus subangularis ist sehr selten; dagegen kommt Pen- tacrinus basaltiformis sehr häufig vor. 77 öffneten Brüchen herausgewittert fand. Die wenigen Arten sind: Ammonites fimbriatus, So w. Belemnites elongatus, Mill. n clavatus, Schloth. Pecten priscus, Schloth. „» textorius, Schloth. Plicatula sarcinula, Goldf. Gryphaea gigas, Schloth. Terebratula Waterhousi, Dav. Spirifer verucosus, v. Buch. Unicardium. Panopaea. Die hier aufgezählten Arten warkiren zwar keinen Horizont, kommen jedoch sämmtlich mit Ammonites Ibex und Valdani vor, so dass der Annahme, «dass die Schicht mit G@ryphaea gigasbei Mittelrieht demsel- ben geognostischen Horizont, wie jene bei Aı- berg und Bamberg angehöre, Nichts entgegensteht. Aus höheren Schichten kennt ınan in Franken die ge- nannte Muschel noch nicht und es ist daher sehr wahr- scheinlich, dass die grosse Gryphäa, welche in der Ober- region des mittleren Lias in Burgund sehr häufig vorkomnt, einer anderen Art angehört als die fränkische. Auch aus dem „Gryphitenkalk von der Theta“ wird Gryphaea gigas v. Schloth. im Verzeichnisse der Versteinerungen in der Kreis - Naturalien-Sammlung zu Bayreuth angeführt und es hat demnach diese Muschel in Franken eine sehr weite Verbreitung. 6. Schicht mit Ammonites Davoeci. Ueber der Zone des Ammonites Valdani folgen bei Bamberg gelbgraue schieferige Mergel, in welche sich einige harte Steinmergelbänke, namentlich in der Ober- region einlagern. Leitend für die Schicht ist Ammonites Davoei und Ammonites eapricornus, welche aber auch die beiden einzigen Arten sind, durch welche sie sich von der tieferen Schicht mit Ammonites Valdani un- terscheidet. Diese Mergel liegen da, wo letztere fehlt, unmittelbar auf dem „oberen versteinerungs- leeren Schieferthon‘“ und erreichen eine Mächtig- 78 keit von mehr als 30 Fuss. Die wenigen Steinmergel- bänke sind nur einige Fuss mächtig und liegen in un- regelmässige Stücke zerfallen in den Mergeln; bisweilen sind sie sehr reich an Petrefacten, die aber nur durch Verwitterung des Muttergesteins blosgelegt werden können, so innig sind sie mit demselben verschmolzen. Liegen diese Steinmergel unter dem Ackerboden, so kann man dann auf den Feldern die schönsten Petrefacten auflesen. Im Ganzen sind die Schichten nicht besonders reich, sowohl nach Anzahl der Arten als der Individuen; die meisten Arten sind identisch mit denen der tieferen Schicht. Ich sanımelte folgende Species aus der Schicht des Ammonites Davoei: Belemnites elongatus, Mill. : clavatus, Stahl. Nautilus intermedius, So w. Ammonites Davoei, Sow. 2 capricornus, Schloth. (A. maculatus, Young u. B.) „ fimbriatus, Sow. Pecten priscus, Schloth. » textorius, Schloth. Plicatula spinosa, Sow. > sarcinula, Goldf. *) Gryphaea obliqua, Goldf. Spirifer verucosus, v. Buch. . (Spiriferina) Münsteri, So w. Terebratula(Waldheimia)numismalis,Lam. Rhynchonella variabilis, Schloth. Pentacrinus basaltiformis, Mill. Fundorte für die hier aufgezählten Versteinerun- gen sind zur Zeit die Mergelgrube bei Rosdorf und jene im „Thiergarten‘“ zwischen Strullendorf und Amlingstadt. Ebenso schön ist diese Schicht bei Seuss- *) Diese Muschel, welche Goldfuss Petr. Germ. 107,, aus dem „Liaskalk“ der Theta anführt, fand ich ölter in den gelbgrauen Mergeln dieser Schicht mit Ammonites Davoei. Professor Quenstedt glaubt sie aus den gefleckten Mergelkalken von Ofterdingen (Lias, Alpha) zu besitzen. Jura pag. 79. sr 79 ling, (am linken Ufer der Regnitz) aufgeschlossen. Die meisten anderen Localitäten, an welchen sie auftritt, wie z. B. beiMeedensdorf, Tiefenroth, Kirchschlet- ten, Windischletten, Schönsreuth etc. sind min- der günstige Orte zum samıneln. Ehe ich zur Beschreibung der nun folgenden höheren Schichten übergehe, muss ich vorher Einiges über die Grenze derselben gegen die Davoeischicht bemer- ken. Beide lassen sich nicht so leicht abtrennen, als man nach ihrer mineralogischen Beschaffenheit meinen sollte. Betrachtet man nemlich ein Profil, wel- ches die Grenzschichten gut darlegt, wie das hier ver- zeichnete No. 5 Profil aus der Mergelgrube bei Rosdorf: Dunkle schieferige Thone mit gelben Geoden Zone des Ammonites margaritatus, Zwei Steinmergelbänke je 1’ mächtig, getrennt durch eine Mergellage. Graugelbe schieferige Mergel Zone des Ammonites Davoei. so sieht man zwischen den graugelben Mergeln der Davoeischicht und den dunklen Schieferthonen der Margaritatusschicht einige Steinmergelbänke einge- lagert, ganz ähnlich jenen, welche auch die tieferen Re- gionen der erstgenannten Schicht bisweilen durchziehen und petrographisch noch zu ihr zu rechnen sind. Allein Ammonites margaritatus findet sich bereits in diesen Steinmergeln. Immer traf ich an Orten, wo die Davoeischicht aufgeschlossen war auch grosse ver- kalkte Bruchstücke dieses Ammoniten an. Auf gleiche Weise findet er sich inden eigentlichen Amaltheentho- nen nicht erhalten und erreicht auch bei weitem nicht diese Grösse. Lange blieb mir das eigentliche Lager dieser 80 grossen Steinkerne unbekannt, bis ich endlich einen derselben bei Rosdorf in den Steinmergeln fand. Ob nun Ammonites Davoei auch in dieser Bank vor- kommt, wird die Erfahrung noch entscheiden müssen. Man vergleiche was Prof. Quenstedt über diese Grenze in Betreff des schwäbischen Lias sagt. (Jura, pag. 116.) 7. Schicht mit Ammonites marga- ritatus. Dunkle, schieferige Thone, gegen 50° mäch- tig folgen über den Steinmergeln der Davoeischicht. Sie sind grau oder bläulich, von . vielen Thoneisenstein- geoden von einigen Zollen bis über einen Fuss Grösse durchzogen und letztere zerfallen an der Luft in viele kleine Stücke, welche die Abhänge der Hügel bedecken. Diese Schicht fand ich nur zwischen Erlangen und Banz anstehen und sah niemals die Costatuschicht derselben aufgelagert. Die Zone des Ammonites margaritatus ist sehr arm an Petrefacten. Nur Bruchstücke des leitenden Am- moniten findet man in einiger Häufigkeit, meist mit weisser Schale und besonders von der Varietät, welche QWuenstedt in seinen Cephalopoden tab. 5 fig. 4 ab- bildet. Selten ist er verkiest. Die Belemniten lassen keine sichere Bestimmung zu, sie sind alle klein und stehen dem schwäbischen, Belemnites pazillosus an Grösse sehr weit nach. Die wenigen anderen Arten, welche ich auffand sind Plicatula spinosa und Leda Galathea. Reicher an wohlerhaltenen Versteinerungen ist dagegen die nun folgende $. Schicht mit Ammonites costatus. Sie wird von dunklen schieferigen Thonen, die an man- chen Localitäten sehr hart und schwefelkiesreich sind, gebildet. Rothbraune und graue Geoden finden sich zahlreich. Man sammelt sie am Donau-Main-Kanal zur Cementfabrikation. In der Öberregion kommen bei Banz einige Lagen Alaun-Schieferthon im Wech- sel mit schwefelkiesreichen Conglomeraten vor. Theo- dori verzeichnete in seinem Profile die Aufeinander- lagerung derselben wie folgt: 81 Oberer Alaunschiefer; wie der untere (N. 20) 22.) nur weniger Alaun- und Eisenhaltig. Ohne Ver- steinerung. Paxillosen -Knollenlager. Schwefels. Thon- 94,,erde mit kohlens. Kalk, mit sehr vielem Schwefel- kies, Thongallen ete. Voll von Belemnites paxillosus. Unterer Alaunschiefer. Aehnlich dem Costaten- 20. Thonschiefer, aber bei weitem mehr alaunhaltig ete. Ohne Versteinerung. Costaten-Knollenlager. Ganz dicht aneinan- der gehäufte harte Mergelsphäroide von 1— 3 19. Durchmesser. Ammonites costatus kommt fast ausschliesslich da- rin vor. Costaten-Thonschiefer. Der „Costaten-Thonschiefer“ ist die mäch- tigste Schicht und sein Reichthum an schön erhaltenen Versteinerungen, sowohl um Banz als im übrigen Franken ist bekannt genug. Besonders sind es die schönen Exemplaren der Leitmuschel, des Ammonites costatus, mit weisser und brauner Schale, welche in der Schicht sehr häufig sind. Schlotheim nannte ihn daher auch den „fränkischen Ammoniten“, weil er sich nirgends mehr in so grosser Menge und Schön- heit findet. Dies zeigte sich besonders beim Bau des Kanales zwischen Altdorf und Neumarkt. Doch sind jetzt dort die schönsten Exemplare abgelesen. (Wuenstedt unterscheidet von ihm zwei Varietäten und nannte sie: Ammonites costatus, Var. nadus und A „ Var. spinatus. Von den übrigen Versteinerungen, welche den Am- monites costalus bei Banz begleiten, erhielt ich vom Trimeusel. Turbo paludinaeformis, Schübl. sp. Pleurotomaria Theodorü, sp. n. Leda complanata, Goldf. sp. Arca Münsteri, Goldf. 82 Cardium multicostatum, Goldf. Crenatula substriata, G oldf. sp. Aus der viel reicheren Schicht am Donau-Main- kanal dagegen sammelte ich: Belemnites paw.llosus, Schloth. Ammonites margaritatus, Montf. Chemnitzia nuda, Münst. (Goldf.) Trochus glaber, Koch u. Dunk. ” subsulcatus, Münst. (Goldf.) Turbo generalis, Münst. (Goldf.) „. Dunkert, Goldf. Pleurotomaria Anglica, Sow. A expansa, SOw. Sp. Plicatula spinosa, Sow. Lyonsia unioides, d’Orb. Inoceramus substriatus, Goldf. sp. Astarte Amalthea, Quenst. Terebratula, sp. Rhynchonella acuta, Sow. Sp. 7 tetraedra, Sow. Sp. = serrata, SOw. Sp. RN Amalthea, Quenst. sp. Cidaris Amalthea, Quenst. Pentacrinus basaltifor mis, Mill. Mespilocrinus Amaltheus, Quenst. Eryma, sp. Obgleich ich die schönste Gelegenheit hatte um Banz zu sammeln, so war es mir doch nicht möglich eine solche Anzahl von Arten von dort zu erhalten, wie vom Donau-Mainkanal zwischen Altdorf und Neumarkt. Auch nicht durch die Angaben in der Lit- teratur und anderer Sammlungen erreicht die Zahl der Arten dieselbe Grösse. Die Fauna am Kanal ist sonach viel reicher. Bemerkungen über einige der oben ge- nannten Arten. Belemnites pawillosus ist nie in so schönen Exemplaren, wie sie im schwäbischen Lias vorkommen, in Franken angetroffen werden. Eine Al- veole jedoch, welche ich bei Rasch fand, gehörte einem Belemniten von bedeutender Grösse an; auch Theo- 83 dori erwähnt einer solchen aus dem „Costaten- Thonschiefer“ von Banz, von einem Belemniten, welcher dem grössten giganteus nicht nachstand. Ammonites margaritatus kommt in einzelnen Exemplaren mit Ammonites costatus vor. So sah ich die glatte Va- rietät desselben in einem Conglomerate mit letzteren Ammoniten zusammen vom Trimeusel bei Banz und auch von Rasch besitze ich ihn in einer Geode. Prof. Quenstedt sammelte ihn gleichfalls am Kanal. Turbo generalis. Das Münster'sche Exemplar (in München) von Amberg ist, wie auch die Figur in Petr. Germ. tab. 194 fig. 4 zeigt, sehr gross; ich erhielt vom Donau-Main-Kanal kein einziges Exemplar dieser Art, welche auch nur die halbe Grösse erreichte. Einige sehr feine Unterschiede in der Spiralstreifung sind gleich- falls bemerkbar. Pleurotomaria Theodorü sp. n. Goldf. Petr. Germ. 168,,. Vom Maindurchschnitt bei Banz (Trimeusel) besitze ich einige gut erhaltene Exemplare einer Art, welche voll- kommen mit der Fig. 4 auf tab. 186 Petr. Germ. stim- men, sowie auch mit dem Exemplare der Münster’schen Sammlung von derselben Localität, wahrscheinlich dem Original des Coldfuss. Münster nannte es Pleuro- tomaria polita uud identifieirte damit Helicina polita Sow. tab. 285. Die Sowerby’sche Species besitzt nicht nur eine ganz andere Form, sondern gehört auch einer höheren Zone an. Die fragliche Art steht in der Mitte zwischen Pleurotomaria exspansa Goldf. nnd Pleuroto- maria heliciformis Desl., unterscheidet sich aber von ersterer besonders durch den Mangel der Spiralstreifen, was Goldfuss in seiner Zeichnung besonders hervorhebt. Rynchonella acuta wird jetzt aus allen Jura-Gegen- den angeführt und fehlt, da ihr Vorkommen in Fran- ken nachgewiesen ist, nur noch im schwäbischen Jura. Vom Keilberge kennt man sie schon lange aus den Eisenerzen des dortigen mittleren Lias; sie kommt da- selbst mit Belemnites pazwillosus, Ammonites costatus, Pecten aequivalvis und lasianus, Terebratula cornuta und serrata, Spirifer rostratus, ete. vor. Dieselbe findet sich auch bei Neumarkt in der Schicht des Ammonites 7 84 costatus, aus der sie Herr Lehrer Giehl sammelte. In Gesellschaft mit ihr trifft man noch eine zweite Art an, die man bis jetzt aus Schwaben gleichfalls nicht kennt: Rynchonella serrata, welche ich nebst einigen Arten von Herrn Giehl erhielt. Cidaris Amalthea führt Goldfuss nicht an; da- gegen bildet er auf tab. 83, Petr.Germ. einen Cidarides Blumenbachü aus dem weissen Jura und dem Gry- phitenkalk der Liasformation bei Pretzfeld und der Theta ab, welcher nach ihm der einzige Echi- nit ist, der in Bayern der Liasformation angehört. Mespilocrinus Amaltheus ist in Schwaben gleichfalls noch nicht aufgefunden. Noch eines Vorkommens will ich erwähnen, das ebenfalls Herr Giehl inmehreren Exemplaren sammelte; es sind kleine Krebsscheerenballen, der Gattung Eryma angehörig; das mir mitgetheilte Exemplar ist kaum 2." gross. Aus der Schicht mit Ammonites costatus kennt man mehr Arten als ich angeführt, besonders Gasteropo- den und Lamellibranchier, welche theils Goldfuss abbildet, theils in der Banzer Sammlung aufbewahrt werden. Die Unsicherheit in Angabe des Lagers lässt jedoch sehr leicht Verwechselungen zu und ich habe auch darum oben nur jene Arten aufgezählt, von denen mir das Lager genau bekannt war. Im Folgenden will ich es jedoch versuchen, eine Zusammenstellung aller Species zu geben, welche aus der fränkischen Cos- tatuschicht in der Litteratur angeführt sind oder im anderen Sammlungen liegen. Die bis jetzt bekannten Fossile aus der fränki- schen Costatusschicht sind: Belemnites pazxillosus, Schloth. Ammonites costatus, Rein., Var. nudus, u. Var. spinatus, Quenst. & margaritatus, Montf. Chemnitzia nuda, Münst. (Goldf.) Melania Amalthea, Quenst. Trochus glaber, Koch und Dunk. „ subsulcatus, Münst. (Goldf.) un 85 Turbo generalis, Münst, (Goldf.) » Dunkeri, Goldt. » Paludinaeformis, Schübl. sp. » venustus, Münst. (Goldf.) » Schwerini, Theod. „»„ supernetes, Theod, Pleurotomaria Anglica, So w. sp. 3 expansa, d’Orb. b; Theodorü sp. n. Dentalium arcuatum, Theod. ” cylindrieum, Sow. Venus pumila, Gold. Lyonsia unioides, d’Orb. Leda complanata, Goldt. sp. » acuminata, Goldf. sp. „ subovalis. Goldf. sp. Astarte Amalthea, Quenst. Isocardia eingulata, Goldt. Arca Münsteri, Goldt. Limea acuticosta, Goldf. Inoceramus substriatus, Goldf. Pecten aequivalvis, Sow, „ sublaevis, Phill. » liasianus, Nyst. Plicatula spinosa, Sow. Terebratula, sp.? Ihynchonella, fureillata, Theod. s pP: e Amalthea, Quenst. s p. 25 tetraedra, Sow. sp. * serrata, Sow. sp. m acuta, Sow. sp. Cidaris Amalthea, Quenst. Pentacrinus basaltiformis, Mill. Bi subangularis, Mill, Mespiloerinus Amaltheus, Quenst. Serpula triedra, Quenst. ws quinguesulcata, Münst, (Goldf.) Eryma. Mit Ausnahme einiger kommen alle übrigen Arten auch im schwäbischen Lias vor, Die nur den fränki- 7* 86 schen Amaltheenthonen, beziehungsweise der Costa- tusschicht, eigenthümlichen Arten sind: Turbo Dunkeri. Lyonsia unioides. Inoceramus substriatus. Rynchonella acuta, a tetraedra. Mespilocrinus Amaltheus. Verbreitung des mittleren Lias in Franken. Während die Schichten mit Ammonites Valdani oder Gryphaea gigas bis jetzt nur von drei Localitäten bekannt sind, so gewinnt die Davoeischicht im nördlichen Franken schon eine weit grössere Ver- breitung. Sie tritt am Saume der Liashügel auf und ist von Marloffstein bei Erlangen über Effeltrich nach Wiesenthau zu verfolgen. Doch sind die Auf- schlüsse hier sehr dürftig. Schöner aufgeschlossen findet man sie beiHirschaid, Amlingstadt und Rosdorf, sowie links der Regnitz bei Seussling. Nördlich von Bamberg findet man dieselbe hei Meedensdorf, Roth, Kirchschletten, Kirchlauter, Altenbanz, Tie- fenroth und Kösten (Banz). Von letztgenannter Lo- kalität stammt der in der Banzer Sammlung liegende „Ammonites striatus, Rein.“ und zwar aus der Schicht mit Ammonites Davoei. Eine noch grössere Verbreitung gewinnen die Amal- theenthone. Bei Bamberg bestehen sie aus den Schichten mit Ammonites margaritatus, welche beiPödel- dorf, Naisa, Schesslitz, Amlingtadt und Butten- heim aufgeschlossen sind. Dagegen ist bei Bayreuth, Banz und Altdorf die Costatusschicht entwickelt, in welcher bei Banz fast alle Versteinerungen mit weisser Schale, wie in den schwäbischen Opalinusthonen, erhalten sind. $. 4. Der obere Lias. Synonymik: ‚Oberer Lias- (Monotis- und Posidonien-)Kalk mit bitu- minösen Mergelschiefer““. Theodori, Prof, Nro. 23—51 und 52 pars. 1840.) Die Abgrenzung des mittleren Lias gegen den 87 oberen lässt sich, wie bereits bemerkt, sehr leicht durchführen, denn die unterste Schicht der Posido- nienschiefer schneidet scharf über der Costatus- schicht ab. Eine Auflagerung der ersteren auf die Schicht mit Ammonites margaritatus habe ich nie be- obachtet, sowie ich denn anch immer über den Numis- malismergeln nur die letztere und niemals die Costatus- schicht auftreten sah. Auch die paläontologische Unterscheidung des oberen Lias vom mittleren lässt sich wie in Schwaben leicht durchführen. Nur fehlt in Fran- ken die unterste Schicht mit den zahlreichen Pflanzen- resten — die Seegrasschiefer. Die Grenze beider Formationsglieder kann man am Donau-Mainkanal an verschiedenen Stellen beobach- ten und am Trimeusel sieht man schon von ferne die steile Wand der Posidonienschiefer von den darunter liegenden Thonen des mittleren Lias scharf abgegrenzt. Allein so markirt die mineralogische Abtrennung des oberen Lias vom unteren ist, so schwer ist der erstere vom unteren braunen Jura zu trennen, indem die Grenz- schichten nicht nur mineralogisch sehr ähnlich, son- dern auch orographisch aufs engste verbunden sind. Hier ist die Unterscheidung der Zonen nur nach Leit- muscheln auszuführen und zwar ist Ammonites jurensis für den obersten Lias und Ammonites torulosus für den untersten braunen Jura bezeichnend. Der obereLias lässt sich in zwei Zonen abtrennen, in eine untere mächtige, besonders durch Inoceramus dubius und Posidonia Bronni characterisirte und in eine obere, weniger mächtige mit Ammonites jurensis. Das häufigste und sehr sicher leitende Petrefact für beide Schichten aber ist Belemnites irreqularis, welchen Be- lemnites tripartitus begleitet. 9. Schichten der Posidonia Bronni. Dieselben bestehen aus einem Systeme schieferiger Mer- gel, bituminöser Kalksteinbänke und Mergelschiefer — alle Schichten reich an Bitumen. Nach dieser Gesteins- beschaffenheit lassen sie sich in dresRegionen eintheilen, die auch zugleich paläontologisch characterisirt sind. 88 Zu unterst lagert ein Wechsel von grauen Mer- gelschiefern und Stinksteinen, welch’ erstere Theodori „Brandschiefer“ nannte. Nach ihm ist auch die unterste Stinksteinbank, welche meist grosse flache Sphä- roiden bildet, ausschliesslich die Fundstätte der Liaskrebse und Fische, was jedoch in Bezug auf letztere nicht ganz richtig ist, indem Fische auch in den „Schnecken- stinksteinen“ in der Nähe der „Monotisplatte“ bei Altdorf vorkommen. Hier findet sich Eryon Hart- manni, welcher in gleichem Niveau auch in Schwaben, Frankreich und England auftritt. In Beziehung auf die Eintheilung der Posidonienschiefer können die An- gaben Theodori’s benützt werden, da er durch zahl- reiche Nachgrabungen dieselben genau kennen lernte. Die mittlere Region bilden weiche, gelblich- graue, schieferige Mergel, die ebenfalls von dunkeln Kalkbänken durchzogen sind. Die Mergel haben zahl- reiche kleine Fischschuppentheilchen beigemengt und unterscheiden sich schon dadurch von der unteren und oberen Region dieser Zone. Belemnites tripartitus ist hier sehr häufig; er findet sich, auf allen Platten mit Saurierknochen in grosser Menge und ist für diese mitt- lere Region ebenso bezeichnend, wie Belemnites ürregu- laris für die obere. In ihnen finden sich zwei paläon- tologisch interessante Lagen, nemlich: die „Beinbreeccie** (Theod. Prof., N’. 36) „ein bituminöser, fast schwarzer, zähharter Mergelschiefer, gedrängt angefüllt mit kleinen meistens zertrümmerten Skelettheilen von Septolepis und so eine Art von Breceie bildend.‘“ Aus ihr stammt Dorygnathus *) (Pterodacty- lus) Banthensis, Theod. sp. Unmittelbar über dersel- ben folgt: Die Saurierschicht mit Ichthyosaurus tri- gonodon, Theod. Ausgezeichnet ist dieselbe durch das zahlreiche Auftreten der Saurier, aufgezählt und beschrieben von Theodori in seinem Werke: „‚Be- schreibung des Ichthyosaurus trigonodon ete. München *) Dr. A. Wagner. Mtzungsbericht der mathem.-physik. Klasse der kgl. bayer. Acad. der Wissensch. vom 12. Mai 1860. pag. 36. 89 1854.“ Herr Conservator A. Wagner unterwarf die Arten einer Revision und hat nun gezeigt, dass die ver- ticale Vertheilung der Wirbelthierarten in den englischen und süddeutschen Liasschich- ten demselben Gesetze folge, wie die der wirbellosen Thiere und dass die Saurier der süd- deutschen Posidonienschiefer nicht im unteren sondern im oberen Lias Englands ihre Repräsentanten haben. *) Gegen oben wird die mittlere Region der Posido- nienschiefer durch eine Kalkbank, fast nur aus Avicula substriata bestehend, gebildet; sie ist! bekannt unter dem Namen Monotisplatte und Theodori legt ihr für die Orientirung im Lias einen solchen Werth bei, dass er-sie für die Hauptleitschicht der ganzen Liasfor- mation erklärte. Und in der That ist dieselbe wenigstens zur Orientirung im mittleren Lias von grosser Wichtig- keit. Denn wenn es hier wegen der Fruchtbarkeit des Bodens an belehrenden Aufschlüssen fehlt, so genügt das kleinste Bruchstück dieser Bank, das man auf den Aeckern sammelt, um sich in der Schichtenfolge zurecht- zufinden. In der Altdorfer Gegend fand ich sie nicht so reich an Aviceula substriata. Ein Aequivalent hiefür ist daselbst die Bank mit Ammonites communis, der in Hunderten darin liegt. In allen Sammlungen findet man angeschliffene Platten von Berg. Wie bei Banz, so liegen auch bei Geisfeld und bei Berg die Saurier unter der Monotisplatte, finden sich aber auch in ihr, sowie überhaupt vereinzelt in den Posidonienschiefern. Darüber folgen dunkle, bituminöse, lederartige Mer- gelschiefer, gleichfalls in dünnen Lagen mit Stinksteinen wechselnd, sowie sich denn besonders durch diesen Wech- sel die fränkischen Posidonienschiefer von den schwä- bischen unterscheiden. Paläontologisch characteri- sirt ist diese obere Region durch das häufige Auf- treten von Belemnites irreqularis, welchen ich unter der Monotisplatte noch nie fand, und durch Pecten in- *) Dr. A. Wagner. Gelehrte Anzeigen der kgl. bayer. Acad. der Wissensch., Mai 1860- pag. 412. 90 erustatus. Beide Arten sind sehr häufig. Die Verstei- nerungen sind in den Schiefern selten gut erhalten, da- gegen um so trefllicher in den Stinksteinen. Bei Rasch findet man in ersteren häufig verkieste Ammonites cerassus, bisweilen auch einen Ammonites cornucopiae. Pecten incerustatus, Inoceramus dubius, Ammonites heterophyllus und cornucopiae etc. sind da- sen meist verdrückt, sowohlim südlichen alsim nörd- lichen Franken. Letztgenannter Ammonit kommt, wie sich L. v. Buch ausdrückte *) „in herrlichen und sehr grossen Stücken“ bei Geisfeld vor. Dergleichen liegen in der Bamberger Sammlung. Die bekanntesten Arten, welche sich in den Posi- donienschiefern Frankens finden, sind: Belemnites acuarius, Schloth, tripartitus, Schlotth. ® irregularıs, Schloth. Ammonites communis, Sow. crassus, Phill. anquinus, Rein. subarmatus, Yg. und B. Desplacei, d’Orb. » „ ” ” Pr mueronatus, d’Orb 55 serpentinus, Rein. sp. e concavus, SOW. ” cornucopiae, Yg. und B. heterophillus, So w. Aptychus elasma, H. v. Myr. Avicula substriata, Ziet. Inoceramus dubius, Sow. Posidonia Bronni, Voltz. © radiata, Goldf. Pecten incrustatus, Defr. Goniomya rhombifera, Goldf. sp. Pentacrinus subangularis, Mill. Die meisten der hier genannten Arten gehören in *) L. v. Buch, über den Jura in Deutschland, DE a ee an 9 die obere Region der Schiefer. In den Stinksteinen mit Ammonites communis, und in den „Schnecken- stinksteinen“ finden sich die schönsten Ammoniten, welche sich leicht von ähnlichen Vorkommnissen anderer Lokalitäten durch die äusserst kleinen Gasteropoden, (Qu enst.Jura tab.32.fig. 5) die in Menge die „Schnecken- stinksteine“ erfüllen, unterscheiden lassen. Unter diesen oberen Stinksteinen sind Petrefacten selten und alle meist schlecht erhalten; auch in der mittleren und oberen Region sind es dann wieder die bituminösen Kalkbänke, welche wohlerhaltene Versteinerungen einschliessen. 410. Schicht mit Ammonites juren- sis. Ueber den Schiefern mit Posidonia Bronnü tritt eine Schicht dunklen schieferigen Thones von nur we- nigen Fussen Mächtigkeit auf. Sie zieht sich durch ganz Franken und führt bisweilen harte schwefelkiesreiche Mergelsphäroiden von einigen Zollen Durchmesser. (Schammelsdorf.) Characterisirt ist dieselbe durch Am- monites jurensis, welcher jedoch im Verhältniss zu der Menge Ammoniten vom Typus des Aalensis und radians sehr selten ist; besonders ist Ammonites Aa- lensis am Donau-Mainkanal sehr häufig. Im nördlichen Franken trägt die Schicht denselben paläontogischen Character, aber die schön verkiesten Petrefacten wie bei Rasch findet man nirgends wieder. Vieles ist mit Schale erhalten und die Steinkerne sind meist verkalkt, darunter Ammonites jurensis von bedeutender Grösse. Reinecke bildete solche verkalkte Exemplare ab, was zur Vermuthung Veranlassung gab, er habe seine Ori- ginale des Ammonites radians und costula nicht aus Franken, sondern von der grossen fränkisch-schwäbi- schen Strasse bei Wasseralfingen. Theodori naunte diese Schicht in seinem Profile „Costulaten-Knollen- schicht“ (51), scheint sie aber nicht scharf von den „Cerithienmergeln“ getrennt zu haben. Die Arten, welche ich in Franken aus dieser Schicht sammelte, sind: Belemnites irregularis, Schloth, 92 Belemnites tripartitus, Schloth, © pyramidalis, Münst. (Ziet.) " tricanaliculatus, Ziet. Ammonites jurensis, Ziet. » radians, Rein. ” Thouarcensis, d’Orb. . costula, Rein. e Aalensis, Ziet. „ comptus, Rein. de hirzinus, Schloth. Nucula jurensis, Quenst. Rhynchonella jurensis, Quenst. sp. Pentacrinus, jurensis, Quenst. Verbreitungder oberen Liasschich- ten. Die Posidonienschiefer ziehen sich durch ganz Franken. Allein Localitäten, an welchen sie gut aufgeschlossen sind, findet man selten. Besonders schön beobachtet man sie am Donau-Mainkanal und bei Banz. Die untern Schichten derselben stehen über der Zone des Ammonites costatus am Trimeusel und an der Mainbrücke bei Unnersdorf an. Eine weit grössere Verbreitung besitzt dagegen um Banz die mitt- lere Region derselben; sie zieht sich vom Trimeu- sel über Neuhof nach Kleinhereth und tritt auch am Merzensee und am Kapelchen — dem Fundorte des riesigen Ichthyosaurus trıgonodon — wieder zu Tage. Auf dieser ganzen Strecke werden häufig die Stinksteme derselben ausgebrochen. Ferner traf ich Aufschlüsse bei Buttenheim und Altdorf. Die oberen Schiefer zeigen sich bei Banz, Kremeldorf, Geisfeld, Hetz- las, Berg und Altdorf. An den meisten Orten aber werden die Schichten der Posidonia Bronnü durch fruchtbares Ackerland dem Beobachter verdeckt; dann ist es nun häufig die Monotisplatte, welche entweder als Strassenmaterial auf den Feldern ausgebrochen oder durch den Pflug in kleineren Stücken herausgeackert wird und so das Vorhandensein der genannten Schichten anzeigt. Auf diese Weise erfuhr ich das Auftreten derselben auf den Liashügeln bei Windischletten, 93 Schweissdorf, Oberoberndorf, Oberleiterbach, Amlingstadt etc. Aufschlüsse in der Jurensisschicht, die sich oro- graphisch sehr enge an den unteren braunen Jura an- schliesst, fand ich selten bei Banz, Kremeldorf, Alt- dorf und Berg (Hausheim). $. 5. Der fränkische Lias verglichen mit den schwäbischen und no.d- deutschen Liasbildungen. Vergleicht man den fränkischen Lias nach seinen einzelnen Etagen mit den gleichzeitigen Ablagerungen der angrenzenden Juragebiete — dem norddeutschen Lias, der offenbar mit dem fränkischen früher im Zu- sammenhange stand, und dem schwäbischen — so zeigt die untere Etage sehr grosse Aehnlichkeit mit dem untern schwarzen Jura von Braunsehweig und Gotha, während sie gegenüber den schwäbischen gauz verkümmert erscheint. So fehlt gleich die Schicht des ältesten Jura-Ammoniten, die Zone des Ammonites pla- norbis, der in Schwaben einen sehr guten Horizont bil- det. Die schwäbischen Angulatensandsteine und Arietenkalke sind zwar in Franken repräsentirt, Stehen aber in ihrer Entwicklung ersteren weit nach. Die höhe- ren Horizonte mit den trefflich leitenden Pentacrinus tuberculatus, mit Ammonites obtusus, Ammonites ow0y- notus und raricostatus fehlen gänzlich, und scheinen nur in dem „oberen versteinerungsleeren Schie- ferthon“ ihr Aequivalent zu haben. Um so ähnlicher ist dagegen der untere Lias Fran- kens jenem von Braunschweig und Gotha, wenigstens petrographisch, denn die schönen Gasteropoden - Fauna vomKanonenberge bei Halberstadt kennt man in Franken noch nicht. Zur Veranschaulichung des so eben Gesagten will ich dem Profile, welches von Strom- beck vom Braunschweiger Lias entwarf ein fränkisches nach meinen Beobachtungen zur Seite stellen. 94 Unterer Lias von Braunschweig nach v, Stromberk. Thonmergel mit Eisenoolithen z. Th. Thoneisensteinen. Belemnites niger. Inoceramus pernoides. Ammonites capricornus. Gryphaea Cymbium. a fimbriatus. Terebratula rimosa. £ Davoei. „ numismalis. Versteinerungsleerer Thon, (Pentacrinitenbank fehlt.) Eisenschüssiger Thonstein auch oolithischer Eisenstein. Ammonites Bucklandi. Gryphaca arcuata. Avicula inaequwivalvis. Versteinerungsleerer Thon mit einzelnen dünnen Sandschichten. Muschelconglomerat mit Bänken von Sand und Sandsteinschiefern. Cardinia Listeri, Pecten glaber, Ostrea sub- lamellosa, Ammonites angulatus und psilonotus. Versteinerungsleerer Thon, oben mit dünnen sandigen und Sandschiefern. Bonehed fehlt. 95 Unterer Lias vom nördlichen Franken nach Ch. Schrüfer. Belemnites er Graugelbe Thonmergel mit _ elongatus. | ee einzelnen Steinmergelbänken. Plicatula | g5nmo- 5 2 } spinosa. | nites mmonites Davoei, capricornus. Terebra- ‚ cap Terebra- Davoei tula numis- malis. Schichten Kalkmergel und quarzige Kalke Gryphaea mit obliqua. Ammo- Ammonites Valdani u. Ibex. Pentacri- | niles Gry Barae gigas. (Cymbium.) nus basalti- Wal- formis. | dani. Oberer versteinerungsleerer Schieferthon. (Pentacrinitenbank fehlt.) Dunkle eisenschüssige Kalkmergel ı Arie- reich an eingesprengten grossen Quarzkörn.| !en- Ariete Ammoniten, Gryphaea arcuata, \sehich Belemnites acutus Unterer versteinerungsleerer Schieferthon. In grauen schieferigen Thonen liegen | Schi Sandsteine und Sandschiefer mit der | >chichten Cardinienbank. j mit Ammonites angulatus, Cardinia laevis, \" Per ren Turitella Dunkeri, Chemnitzia Zenkeni, u- Tancredia secur iformis, Cardium Ph ilippi- la ni ii: anum, Lima gigantea, Asterias lumbricalis. Bonebedsandstein mit den Pflanzenschiefern von der Theta uud Veitlahm. 96 Der mittlere Lias nähert sich wieder mehr dem schwäbischen. Gleich mächtig entwickelt lässt er sich fast in ebensoviele Schichten abtrennen, wie jener. Am- monites Jamesoni, welcher den untersten Horizont dieser Etage in Schwaben markirt, wurde in Franken noch nicht gefunden; die höheren Horizonte mit Ammo- nites Ibex und Davoei sind vorhanden, erstere an den drei Lokalitäten Amberg, Bamberg und Mittelricht, letztere aber im ganzen nördlichen Franken auftretend. Beide Schichten können nicht den Reichthum an Petre- facten aufweisen, wie die schwäbischen Numismalis- mergel. Die darüber folgenden Amaltheenthone sind nicht nur gleich mächtig entwickelt, sondern es steht auch ihre Fauna der schwäbischen an Reichthum und guter Erhaltung nicht sehr nach. Wenn ich die- selben in zwei Schichten trennte, so beruht dies nicht auf dem ausschliesslichen Auftreten der Leitmuschel in der betreffenden Schicht, denn es ist dies nicht der Fall; Ammonites margaritatus kommt in der Zone des Am- monites costatus sowohl bei Banz als bei Altdorf noch vor, wie ich mich überzeugen konnte. In Bezug auf die Vertheilung der übrigen Arten ist das Verhältniss in beiden Ländern ein verschiedenes. In Schwaben ist die untere Schicht mit Ammonites margaritatus das Hauptlager der schönen Schnecken und Bivalven und die Schicht mit Ammonites costatus ist nur auf einige Kalkmergelbänke reducirt, hingegen ist besonders letz- tere in Franken sehr mächtig entwickelt und birgt die ganze Fauna der schwäbischen Margaritatusschicht, die in Franken äusserst arm an Petrefacten ist. Dem oberen Lias fehlen die Seegrasschiefer, mit welcher die Posidonienschiefer Schwabens beginnen; die mittleren Schiefer entsprechen den Brandschiefern und der Saurierchicht bis zur Mo- notisplatte; der Leberboden aber den Schiefern mit Pecten incerustatus. Das oberste Glied des Lias ist in beiden süd- deutschen Ländern durch Ammonites jurensis bezeichnet, Die fränkische Jurensisschicht unterscheidet sich jedoch 97 von der schwäbischen durch das häufige Auftreten des Ammonites Aalensis und der vortrefflichen Verkiesung ihrer Muscheln. III. Der mittlere oder braune Jura. Diese Abtheilung des Jura ist in Franken beson- ders durch die vorherrschend braune Farbe der Haupt- masse ihrer Gesteine charackterisirt und lässt sich wie der Lias in drei Etagen theilen, in eine untere, mittlere und obere. Die ganze Bildung erreicht eine Mächtigkeit von mehr als 500 Fuss. Der untere braune Jura, auf dessen Schichten hievon über 400’ treffen, besteht aus einer Thon- und Sandsteinbildung, welche sich über der Terasse des Lias in sanften Hügeln längs dem Rande des weissen Jura hinzieht; darüber folgt der mittlere braune Jura, eine oolithische Kalkmergelschicht, welche gegen 10 —15’ hoch ist und von einer Thonschicht mit schön verkiesten Ammoniten überlagert wird. Diese obere Etage, welche den braunen Jura abschliesst, wird meist von Gerölle und Vegetation ganz verdeckt und nur die aus dem Boden hervorrieselnden Gewässer zeigen dann die- selbe an. 2 Nebenstehendes Profil zeigt die Etagen und deren einzelne Schichten im braunen Jura Frankens: (Vergleiche beiliegende Tabelle.) $. 5. Der untere braune Jura. Synonymik: ‚Oberer Lias- Monotis- und Posidonien-) Kalk mit bituminösen Mergelschiefer‘‘ Nr. 52—54, „Oberer Schieferthon‘ und „oberer Liassandstein“. Theodori; Profil 1840. „Mergelschiefer‘‘ und ‚der obere Lias-Sandstein ete, “Müns- ter, Verzeichniss ete. 1833. Diese Etage wurde früher noch zum Lias gerech- net, dessen oberstes Glied — die Jurensisschieht — sich mineralogisch und orographisch sehr enge an dieselbe 98 anschliesst. Graf Münster *) suchte diese Eintheilung paläontologisch zu begründen, was ihm aber wie Herr Professor Oppel zeigte, ganz misslungen ist. Selbst nachdem L. von Buch das Irrige dieser Meinung dar- gethan hatte, suchte Theodori dieselbe dennoch im Jahre 1854 wieder geltend zu machen, weil dieser Schichtencomplex eine „auffallende Symmetrie“ zeige, wofür er folgendes Schema entwarf: Schema der „Liasformation“ von Banz nach Theodori **). Oberer (Lias-) Sandstein. Oberer Thonschiefer. jEine Gruppe alternirender (Posidonomyen-) Kalke und Mergelschiefer. Oberer (Lias-) Kalk. Mittlerer Thonschiefer. Blauer Lias Eine Gruppe alternirender (Gryphäen-) Kalke und Mergel. Unterer (Lias-) Kalk. Unterer Thonschiefer. | Unterer (Lias-) Sandstein. | Zu dieser Eintheilung wurde Theodori nur durch die Beobachtung lokaler Verhältnisse veranlasst, da ihm stets dieses Bild in der Herrschaft Banz vor Augen stand. Nach dem Vorgange L. von Buch’s und in Uebereinstimmung mit den übrigen Geognosten ziehe ich die Grenzlinie zwischen Lias und braunem Jura zwischen den Schichten des Ammonites jurensis u.torulosus. *) Bronn’s’ Jahrbuch 1833, pag. 325. **) Dr. v. Theodori, Beschreibung des Ichthyosaurus trigonodon etc. pag. VII, Projiche Franken. Ad pag. 97. ıstulatus. A "tus. — ÖOrnatenthon. — MM „mati. am —- emisuleatus. )viensis, hecticus. rocephalus, platystomus. AmmmlAncyloceras Calloviensis. mäacroc Rhynchonella. giganteus. Turitella muricata. SchiLyonsia gregaria. Trigonia costata. ‚a flabelloides. (0. Marshii.) Beleır sigar, Rhynchonella acuticosta , varians, entacrinus crista galli. Mittlerer br. J ura./Oberer brauner Jura. g.nj5 Murchisonae. Gervilliasubtortuosa. „ gracilis. 2 Avicula elegans. Amım: Inoceramus amygda Murch loides. personatus. yytilus gregarius. 4 Ver stei men Jura. Ammonites opalinus. Unterer brauner Jura, 20 opalinus, torulosus. Gapitaneus. Nucula Hausmanni. Ammand toruliıs mactra. Profil des braunen Jura für das nordöstliche Franken. Ad pag. 97. 5 Zone ar ; 2 3 mmonites ornatus, Castor, Pollux, pustulatus. = me Dunkle schiefrie » coronatus, ANCcepSs, refractus. — Ornatenthon. — S Amımeonmites unkle schleirige ee paralellus, lunula. Nucula ornati. = aneeps. | Thone - & —i e Belemnites semisuleatus. R=} Zone ER Ammonites Calloviensis, hectieus. H Has oolithische Kalkmergel. Ammonites tumidus, macrocephalus, platystomus. 7 Amimonites Ammonites Könighi u. Ancyloceras Calloviensis. = maerocephalıs Nucula. Astarte. Rhynchonella. 1 u u = Ammonites Parkinsoni. Belemnites Gingensis, giganteus. Turitella muricata. = Schichten Lima peetiniformis. Lyonsia gregaria. Trigonia costata. + Kalkmergel = zu Opis similis. Ostrea flabelloides. (0. Marshii.) = Astarte minima. > Alstni Terebratula perovalis. Rhynchonella acuticosta , varians = oft oolithisch. r EISEN RELNERT EL: 5 5 3 2 = eiganteus. B Ammonites Humphresianus. spinosa. Pentacrinus erista galli. E = zen. Sg Ammonites Sowerby. Ammonites Murchisonae. Gervilliasubtortuosa. Schichten Thone und dünne Sandsteinlagen. Belemnites spinatus. gracilis u > c x n «hn 19 inarı a . ” > Muschelbank. Turbo paludinarius. Avieula elegams. Astarte Aalensis. Inoceramus amygda- Braune Trigonia tubereulata. loides. Sandsteine. „» striata. Pecten personatus. Mytilus gregarius. (Personatensandstein.) Unterer brauner Jura, Zone a 2 Belemnites subclavatus, Quenstedti. Ammonites opalinus, torulosus. 3 des Sehiefrige Cerithium armatum. Alaria subpunetata. Turbo capitaneus. Nucula Hausmanni. %nnomätes Thone. Turbo subduplicatus. torulosus, Leda rostralis. Astarte Voltzii, subtetragona. Theeocyathus mactra. 99 Die Schichten dieser Etage des braunen Jura sind: 41. Schicht mit Ammonites torulosus. Diese Schicht bildet die untere Region der gegen 100 Fuss mächtigen Thonablagerung, mit welcher sich in Franken der mittlere Jura über der Terasse des Lias erhebt. Die Thone sind blau oder grau, schiefe- rig und scheinen local ganz in die Jurensisschieht über- zugreifen. Nur bisweilen findet man eine festere Stein- platte denselben eingelagert. Die zalılreichen Petrefac- _ ten sind meist sehr gut erhalten und theilweise schon sehr frühe von verschiedenen Punkten Frankens — von Banz und Berg — abgebildet und beschrieben worden. Die wichtigste Leitmuschel darunter ist Ammonites to- rulosus, der besonders bei Berg zahlreich auftritt; im nördlichen Franken ist er seltener und ich fand von ihm nur Bruchstücke bei Banz und Pretzfeld. In ungleich grösserer Menge ist am Donau -Mainkanal eine andere wichtige Leitinuschel Nucula Hausmanni in Begleitung von Belemnites subelavatus (B. Neumark- tensis, Opp.) vorhanden; von beiden Arten sammelte ich Hunderte von Exemplaren amı Kanaldamme bei Kettenbach oberhalb Berg in wenigen Stunden. Ein gleiches Vorkommen traf ich im nördlichen Franken nirgends wieder an; vielmehr sind dort die Arten dieser Schicht sehr gleichmässig vertheilt. L. von Buch kannte schon das häufige Auftreten dieser Bivalve und sagt von ihr, dass sie (N. Hammeri, Buch) familienweise und in grosser Menge versammelt ist.“ Ihre Wichtigkeit als Leitmuschel erkennend, hebt er sie in seinem Profile des „deutschen Jura“ besonders hervor und bemerkt, dass sie „immer ungefähr die Grenze bestimmt, wo die Liasschiehten aufhören und die Schichten des mittleren Jura mit einer gar mächtigen Thonschicht ansteigen.“ Im nördlichen Franken fand ich in der Torulosus- schicht folgende Arten: Belemnites Quenstedtü. | Ammöonites opalinus. ® subelavatus. Cerithium armatum. Ammonites torulosus. Turbo subduplicatus. 8 100 Alaria subpunctata. Astarte Voltzi. Nucula Hausmanni. > subtetragona. Leda rostralis. „ integra. Sämmtliche Arten besitze ich vom Merzensee, am Fusse vom Schloss Banz und die meisten auch von Kremeldorf bei Bamberg. Nur Astarte integra fand ich bloss bei Pretzfeld, von welcher Lokalität sie auch Goldfuss, Petr. Germ., tab, 134,,, abbildet. Einige sel- tenere Arten, welche aus der fränkischen Torulosus- schicht Goldfuss abbildet, oder im Profile Theodori’s angeführt werden, sind: Turbo plicatus, von Banz. „ eapitaneus, von Grötz. Pleurotomaria Quenstedti, von Berg und Altdorf. Dentalium elongatum, von Banz. Arca liasiana, von Pretzfeld. Thecocyathus mactra, von Banz. Ob Turbo subangulatus von Amberg und Raben- stein, sowie Rostellaria tenuistria und R.nodosa wirk- lich in diese Zone gehören, muss ich desshalb bezwei- feln, weil bei Rabenstein die Thone des unteren braunen Jura gar nicht anstehen, sondern erst eine Stunde ober- halb dieser Lokalität bei Poppendorf und auch da nur die obere versteinerungsleere Zone derselben auf- geschlossen ist. Thecocyathus (Cyathophyllum) mactra in Schwa- ben „für die Torulosusschicht sehr leitend“ hat Theo- dori in seinem Profile in den „Cerithienmergeln“ ange- führt, Goldfuss aber beschreibt es von Banz (?) als „Kalkversteinerung,“ die sich „lose im der Dammerde, welche den Jurakalk der Gegend von Banz (?) und Staffelstein im Bamberg’schen bedeckt“ mit Oyathophyl- lum tintinabulum findet. Solche Verwechslungen kom- men noch öfter vor. Ich wunterlasse es daher auch manche der von Goldfuss abgebildeten Gasteropoden zu erwähnen, da man über deren Lager noch nicht ganz im Reinen ist, und gebe im Folgenden nur ein 101 Verzeichniss jener Arten, die man mit Sicherheit aus der Zone des Ammonites torulosus Frankens kennt. Fossile der fränkischen Torulosusschicht: Belemnites Quenstedtiü, Opp. (rostriformis, Theod.) ? subelavatus, V oltz. (Neumarktensis, Opp.) Ammonites torulosus, Schübl. 5 opalinus, v. Mandelsloh. sp. aus der Familie der Fimbriaten. Alaria subpunctata, Münst. sp. (Goldf.) Turbo subduplicatus, d’Orb. „ eapitaneus, Münst. (Goldf.) » plicatus, Goldf. Pleurotomaria Quenstedtü, Goldf. Cerithium armatum, Goldf. Dentalium elongatum, Münst. Leda rostralis, Lam. sp. Nucula Hausmanni, Röm. Arca liasiana, Röm. Astarte Voltzü, Hön. „ subtetragona, Goldt. „» integra, Mü.ıst. (Goldf.) Thecocyathus mactra, Goldf. sp. Herr Professor Oppel zählt für diese Zone des deutschen, englischen und französischen Jura 23 leitende Fossilien auf. Hievon fehlen 2, nämlich die Brachiopoden Terebratula anglica und Rhynchonella cynocephala dem süddeutschen Jura und aus Franken sind bis jetzt noch fernere 6 Arten nicht bekannt, nemlich: Belemnites Dorsetensis. | FPterocera minuta. Ammonites subinsignis. | Trigonia pulchella. Purpurina Philiasus. Posidonia Suessi. Höher hinauf werden die Thone fast ganz petre- factenleer;, es treten an manchen Orten zahlreiche kleine Thoneisensteingeoden auf oder die Schicht wird sandig und glimmerig und geht nach oben in den Griessand- stein über, indem dünne Sandstein- und Thonschichten mit einander abwechseln. Diese 8* 102 2. Oberregion der Thone des unteren braunen Jura entspricht nach ihren Lagerungsverhältnissen genau dem Niveau der Trigonia navis, welche ausgezeichnete Leitmu- schel in Franken bis jetzt von L. v. Buch, Münster, Theodori u. a. vergeblich gesucht wurde. Es ist über- haupt auffallend gar keine Leitmuschel dieser Zone in Franken zu finden, da die darüber und darunter liegende Schicht ganz normal entwickelt, die Verbindung des frän- kischen Jurabeckens mit dem schwäbischen, für welches Trigonia navis so bezeichnend ist, gar nicht unterbro- chen wurde und die Muschel auch in Norddeutschland wieder auftritt. Es ist dieser Umstand, dass sich nem- lich die Thone so mächtig entwickelten und dennoch so arm an Fossilien sind, noch um so befremdender desshalb, weil nach Prof. Oppel*) da, wo die Thone fehlen, sich auch die Niederschläge zusammenziehen, so dass man statt der mächtigen Thonschichten, welche an manchen Orten gegen 300 Fuss hoch ansteigen, kaum noch einige Fuss oolithischer oder sandiger Bänke herausfindet, welche die Zone repräsentiren, in denen aber bis jetzt ausser Ammonites opalinus beinahe keine einzige Leitmuschel gefunden wurde. Diesen Ammoni- ten fand auch Prof. Oppel mit Belemnites brevis in der Gegend von Neumarkt und Theodori um Banz, verzeichnete ihn aber in den „Posthornmergeln“ seines Profiles als Ammonites Murchisonae. Die Thone des unteren braunen Jura finden sich am Westabhange der fränkischen Höhe in ganz Franken. Die bekanntesten Localitäten, an denen die Zone des Ammonites torulosus aufgeschlossen ist, sind der Mer- zensee bei Banz, die Gegend um Pretzfeld und der Kanaldanım bei Berg. Ein schöner Aufschluss findet sich auch bei Kremeldorf (Schesslitz). 3. Schichten mit Ammonites Mur- chisonae. Ueber den Thonen des unteren braunen Jura folgen Schichten eines gelben Sandsteines, welche *) Dr. A. Oppel, die Juraformation Englands, Frankreichs und des S,-W. Deutschlands, 1856—1858, pag. 319. 103 eine sehr bedeutende Mächtigkeit erreichen und Flötze ro- ther Eisenerze führen. Nach der am häufigsten in ihnen vorkommenden Muschel, Peeten personatus, führt er den Namen „Personatensandstein“ Zu unterst wechselt derselbe noch mit dünnen Lagen eines blauen glimmerigen Thones, die in einiger Höhe nur noch zolldick sind. Professor Quenstedt hält den Persona- tensandstein - Schwabens, der bis an den Hohenstau- fen fortsetzt, ebenso wie den „Malmstein‘“ für das Product eines grossartigen Auslaugungsprozesses, von dem man bei oberflächlicher Ansicht auch nicht die ge- ringste Vermuthung bekommt. (Jura pag. 333.) Für diese Meinung würde in Franken auch der Umstand sprechen, dass man nie nur Kalkschale eines Weich- thieres, sondern immer nur Steinkerne findet; selbst die dieke Kalkscheide der Belemniten wurde fortgeführt und an deren Stelle findet sich eine Höhlung im Steine, in welche die verrostete Alveolenausfüllung hineinragt, wie ich öfter zu beobachten Gelegenheit hatte. Einzelne Lagen dieses Sandsteines, welchen Herr Conservator A. Wagner mit dem Namen „Griessand- stein“ belegte, werden sehr eisenhaltig und bilden an vielen Orten bauwürdige Flötze von Thoneisenstein. Der älteste Ort in Franken, an dem dieselben abgebaut werden ist Amberg, woselbst der Bergbau darauf schon über 600 Jahre betrieben wird*). In jüngster Zeit hat man dieselben auch an vielen anderen Orten aufgeschlossen, wiezuLeutenbach, Rettern, Rösch- laub, Staffelstein, Waismain, Thurnau etc. je- och meist ohne Erfolg auf Verwerthung des gewonne- nen Erzes. In der Oberregion des Griessandsteines tritt eine mehrere Fuss mächtige Bank eines sehr harten grauen Kalksteines auf, von den Arbeitern „Eisenstein“ ge- nannt, oder an dessen Stelle eine harte oolithische Sandsteinbank mit sehr vielen Muschelresten. Aber alle Versteinerungen stecken so fest im Gesteine, dass man *) M. Flurl, Beschreibung der Gebirge von Bayern ete. Mün- chen 1792. 104 nur mit Mühe etwas Gutes daraus erhält, Theodori hob diese Bank in seinem Profile unter dem Namen „Muschelbank“ (59) als besondere Schicht hervor; paläontologisch ist jedoch dieselbe vom Personatensand- stein nicht verschieden, sondern führt dieselben Mu- schen wie Peeten personatus, Avicula elegans, Gervil- lia graeilis (Friesen), (das Exemplar bei Goldfuss von derselben Localität aber stammt aus dem Gries- sandstein) ete., sowie sich denn überhaupt keine Region der fränkischen Murchisonaeschichten durch besondere organische Einschlüsse auszeichnet. Diese Muschelbank hält immer ihr oben angegebenes Niveau ein und ist in vielen Steinbrüchen, welche im Griessandsteine be- trieben werden, zu beobachten; ich nenne z. B. Küps, Schammelsdorf, Friesen, Weilersbach etc. An der erstgenannten Localität ist die Bank sehr reich an Avicula elegans. Selten folgen über der Muschelbank nochmals Sandsteinschichten wie bei Küps, sondern meist rothe und gelbe Thonschichten , denen. eine 2—3 mächtige Sandsteinschicht eingelagert ist; dann folgt der mittlere braune Jura. Folgendes Profil zeigt die Lagerungsverhältnisse genannter Schichten bei Küps*): No. 6. Profil der oberen Murchisonaeschichten bei Küps Thonschicht. Sandsteinbank. Thonschicht. Sandstein reich an Avicula elegans. „Bisenstein“ mit Avicula elegans in Menge. Personatensandstein. S Re} 3 "5 oo I S = N S S =} ‚2 > 3 S = *) Küps, ein kleiner Ort der Pfarrei Kleukheim ist 4 Stunden von Bamberg entfernt. 105 Petrefacten -finden sich in den Murchisonae- schichten im Allgemeinen selten; die Vorkommnisse sind meistens an einzelnen Stellen des Gebirges zusam- mengehäuft, namentlich in sehr eisenschüssigen lockeren Sandsteinnestern. Ich besitze daraus folgende Arten: Belemnites spinatus, Quenst. Ammonites Murchisonae, Sow. Turbo paludinarius, Münst. (Goldf.) Panopaea Aalensis, Quenst. sp. Tancredia donaciformis, Lyc. Astarte Aalensis, Opp. Trigonia tuberculata, Agass. P striata, Sow. Cardium substriatulum, d’Orb. Avicula elegans, Münst. (Goldf.) Gervillia graecilis, Münst. sp. (Goldf.) 5 subtortuosa, Opp. Inoceramus amygdaloides, Goldf. Mytilus gregarius, Goldf. Pecten personatus, Ziet. „ miällepunctatus, Theod. Von Strahlthieren führt Theodori zwei Arten an, Asterias robusta und Asterias Ilerdi;*) eine genauere Vergleichung wird zeigen, ob keine der beiden Arten mit der im schwäbischen Personatensandstein vorkom- menden Art: Asterias prisca, Goldf. identisch ist. Fisch- und Saurierreste wurden in den Stein- brüchen der „Kulch“ bei Banz gefunden. Aehnliche problematische Figuren, wie sie sich im Angulatensandstein finden, belegte Theodori mit Speciesnamen; ihre Deutung als organische Reste wird von Prof. Quenstedt verworfen. Bemerkungen über einige der aufgezählten Versteinerungen. Trigonia tubereulata, unterscheidet sich von Tri- gonia striata sowohl durch die Zahl der Rippen als auch durch die auf denselben stehenden Knoten, wie *) Während des Druckes dieser Arbeit fand ich, dass Asterias Herdi eine neue Artist. Hierüber und über mehrere neue Species von Banz werde ich später berichten. 106 ich mich durch Vergleichung der Exemplare aus den fränkischen, schwäbischen und englischen Murchisonae- schiehten überzeugen konnte. Prof. Quenstedt führt sie aus Schwaben nicht an. Gervillia graeilis fand ich in der „Muschelbank“ bei Friesen. Aus dem Personatensandstein der- selben Localität stammt das in der Münster’schen Sammlung liegende Originalexemplar von Goldfuss Petref. Germ. 117,.. Da genannter Autor die Schicht schlechthin als „Liassandstein“ bezeichnete, so wurde diese Art mit ähnlichen Vorkommnissen des Bo- nebedsandsteines („Jura pag. 29) und des Angulaten- sandsteines Schwabens (Dr. Andler) *) verwechselt. Pecten millepunctatus nannte Theodori eine dem Pecten personatus ähnliche Bivalve; die Abdrücke der äusseren Seite der Schale zeigen dicht stehende Längs- Rippen, zwischen denen deutliche Punkte in grosser Menge stehen. Ich fand diese Art häufig mit Peeten personatus bei Kirchahorn Theodori besass sie aus dem Personatensandstein der Kulch bei Banz. Verbreitung des unteren braunen Jura. Diese Etage tritt im ganzen Verlauf des Gebirges an dessen Rändern sehr deutlich hervor und ich will daher auch nur einige der nennenswerthesten Punkte hervor- heben. Dazu gehört vor allen die Gegend um Banz. Am Fusse des Klosterberges erheben sich am Merzensee über den Schiefern des Lias die Thone mit der Toru- losusschicht; den Bergrücken hier, sowie die Eier- berge und Steglitzen bildet der Personatensandstein. Letzterer tritt auch im Ahornthale bei Rabenstein, Kirchahorn und Poppendorf auf grössere Strecken zu Tage. Bei Weissmain, am Nordende der frän- kischen Höhe, wo er gleichfalls sehr verbreitet ist, wur- den die mächtig entwickelten Eisenerze dieser Region an mehreren Punkten abgebaut. Die Thone sind ausser an der oben genannten Localität auch noch bei Kre- *) Dr. Andler, über die Angulatenschichten in der Würtemberg’- schen Juraformation, Bronn’s Jahrbuch 1858. 107 meldorf (Schesslitz), Pretzfeld und Berg (Torulo- susschicht) sowie bei Poppendorf und Peulendorf (versteinerungsleere Oberregion) aufgeschlossen. Im Allgemeinen erheben sich dieselben am ganzen West- rande in sanften Hügeln über der Liasterasse und lehnen sich an das steilere Gehänge des Personatensandsteins an. Die bisher abgehandelten Schichten des schwarzen und braunen Jura, nemlich die Schichten vom Bonebed- sandstein an aufwärts bis zu den Schichten mit Ammo- nites Murchisonae inclusive wurden von den früheren Geognosten unter dem Namen „Lias“ zusammenge- fasst. Wie die weitere Gliederung desselben für Fran- ken von Theodori durchgeführt wurde, habe ich bereits oben pag. 98 besprochen und zugleich auch den Grund angegeben, warum er selbst noch nach dem Erscheinen der berühmten Arbeit L.v. Buch’s „Ueber den Jura in Deutschland“ jene Eintheilung beibehielt. Früher als Theodori hatte im Jahre 1833 Graf Münster im „Verzeichnisse der Versteiner- ungen, welche in der Kreis-Naturaliensamm- lung zu Bayreuth vorhanden sind“ eine Ein- theilung der Jura- und Liasformation im Ober- mainkreise gegeben, welche dem Profile Theodori’s von 1840 an Schärfe der Gliederung weit nachsteht. Da nun die Münster’sche Schichtenbezeichnung auch in die Petrefacta Germaniae von Goldfuss überge- gangen ist, so will ich dieselbe hier wiedergeben und zur Erklärung die von mir gebrauchte Eintheilung bei- setzen. Die Liasformation des Obermainkreises nach Münster, 1833. 1. Der obere Lias- Sandstein, welcher von einigen GeOgnos- ten noch zum untern Oolith gerechnetwird. 1 f ı Schichten mit Ammonites Murchi- sonae. (Personatensandstein.) Binfagq'yu 108 Oberregion der Thone des\ unteren braunen Jura. |” 2. Mergelschiefermit ee Trigonia E Belemniten, Am- Jscnicht mit Ammonites| ? moniten in verschie-)\ tornulosus u denen Lagen. und "3 Schicht mit Ammonites Jurensis. 3. Der Monotiskalk)Schichten der Posido- mit Ichthyosauren. nia Bronnii. 4. Mergelmit Ammo- Schicht mit Ammonites nites costatus u.g „“ostatus. i dem hydraul. Kalk. (Sehicht mit Ammonites margaritatus.) . : a = Schicht mit Ammonites\ ._. 5. Der Gryphiten-) Davoei. @ Kalk. Schicht mit Ammonites| » Valdani. Oberer versteinerungs- leerer Schieferthon. Arietenschicht. 6. Der untere Lias- |Untererversteinerungs- Sandstein“). leerer Schieferthon. Schicht mit Ammonites angulatus. Bonebedsandstein. $. 6. Der mittlere braune Jura. Synonymik: ‚Unterer Oolith‘‘ pars. Theodori, Profil 1840. „‚Der oolithische Thoneisenstein mit abwechselnden Lagen von eisen- haltigem Thon und Kalkstein. Der untere eisenschüssige 00- lith.““ v. Münster, Versteinerungen zu Bayreuth. 1833. Ueber den Murchisonaeschichten folgen Kalk- *) Dass der „untere Lias-Sandstein‘ sowohl den Bone- sandstein als auch die Angulatenschichten umfasst geht aus den An- gaben über das Lager von Asterias lumbricalis im Münster’schen Verzeichnisse der Petrefacten zu Bayreuth. hervor; ef. pag. 87. IV, pag. 88, 1, i. und pag. 64, 1. 109 mergel, welche nur eine Mächtigkeit von ce. 15 Fuss erreichen und den mittleren braunen Jura bilden. Die Grenze derselben gegen die älteren Schichten ist wegen der mineralogisch en Beschaffenheit leicht zu ziehen; ebenso verhält es sich auch mit der Abgrenzung gegen den oberen braunen Jura im grössten Theile Fran- kens. Nur an wenigen Orten, wie z.B. bei Thurnau bestehen auch die höheren Schichten-Zonen aus den- selben oolithischen Kalkmergeln. Folgendes Profil veranschaulicht die Lagerungsver- hältnisse des mittleren braunen Jura Ha: \: Profil des mittleren braunen Jura bei Friesen: .Graue Thone mit verkiesten Ammoniten. Oolithische Kalkmergel mit: Ammonites Humphresianus. Trigonia costata. Belemnites giganteus. Ammonites Tessonianus. Astarte minima. Ammonites Sowerby. Mittlerer auner Jura. . | bra | - I: Graue versteinerungsleere Thone. 2—3 Zwei dünne Sandsteinbänke. Gelbe und rothe Th one. „Muschelbank.“ Pecten personatıs. Mächtige Bänke von Personaten- sandstein. BE: ERS er S 53 >} 38 28 8 2 9,8 >] og —_— a,Ss >= Im mittleren braunen Jura lassen sich zwei geognostische Horizonte festsetzen, von denen der un- tere durch Ammonites Humphresianus, der obere durch Ammonites Parkinsoni, characterisirt wird. Allein bei der geringen Entwicklung der Niederschläge und dem 110 seltenen Vorkommen der leitenden Ammoniten im nörd- lichen Franken ist es schwierig beide Niveaus immer zu unterscheiden, welche Schwierigkeit noch dadurch vergrössert wird, dass in der Oberregion, welche dem Horizont des Ammonites Parkinsoni entspricht, sich alle die Muscheln finden, welche gewöhnlich den Ammonites Humphresianus zu begleiten pflegen. Schon früher machte Prof. Quenstedt *) auf dieses Verhältniss im Altmühlthale aufmerksam, wo sich der Pankinsoni mit allen den Muscheln, wie Ostrea flabelloides, Pleuro- tomaria ornata, Belemnites giganteus ete. findet, welche auch in den älteren Schichten (d) liegen. Wegen dieser innigen mineralogischen und pa- läontologischen Verknüpfung obiger Horizonte fasse ich dieselben für das nördliche Franken vorläufig unter der Benennung: 4. Schichten mit Belemnites gi- ganteus zusammen, weil dieser Cephalopode nicht nur eines der bezeichnendsten, sondern auch zugleich häufigsten Fossile ist, dessen Bruchstücke man nirgends vergeblich sucht. Prof. Quenstedt hebt im „Flötz- gebirge“* die Wichtigkeit dieses Belemniten besonders hervor, indem man nach ihn „den ganzen mittleren braunen Jura am treffendsten die Region des Belemnites giganteus nennen dürfte, denn in dem untern und oberen braunen Jura fehlt er durchaus.“ Ich fand die Giganteusschichten an mehreren Punkten ganz schön aufgeschlossen, wie z. B. bei Ober- langheim, Stübig, Trockau, Neumarkt, Friesen und Frankendorf. Die beiden letzten Localitäten will ich zur näheren Schilderung der Giganteusschicht wählen. Geht man von Friesen aus auf die „Warte,“ so überschreitet man zunächst den Personatensandstein, der oben durch mehrere Steinbrüche aufgeschlossen ist. Hier sieht man nun dieselbe Reihenfolge von Schich- ten, wie sie im Profil Nro. 7 verzeichnet sind. Ueber den Thonen der Murchisonaeschicht liegen blaue Kalk- ) Quenstedt’s Jura pag. 463 1 3 Belemnites | Ostrea oädes, ai ” | Trigonia costate, Ammonites Tessonianus, | Lyonsia gregaria, Monotis Münsteri, | Pentacrinus crista galli. E_ Gegen Fraukendorf hin bilden sie festere Bänke schliesen bisweilen kleine Nester linsenförmigen = steines ein, Der Peirefactenreichthum ist an r Stelle weit grösser, was man beim Zerschlagen der Steine nicht vermuthet, indem alles aufs Innigste verschmolzen ist. Aber die Verwitierung legt eine Un- zahl von Muschelresten blos. Besonders häufig ist eine kleine Astarte, die ich als. Astarte minima bestimmt ynchondla acntıcosta, die Zone des Ammomites Parkinsoni gehören; doch Sant, somit zum oberen braunen Jura Die Species, welche ich bei Friesen und Fran- kendorf sammelte, sind Belemnites gigantens, Schloth. m ”_ Gingensis Opp. Fee Ammonites Sowerby. Mill. pci > Tessomianns, Orb. E55 ni Sow. Turitella mwricata, Sow. Br Turbo ornatus, Sow. Ze „ Practor, Goldf. Ei. idea, Agass. E Lyonsia gregaria, Röm. sp. Pr Opis simelis, Desl. 112 Avicula Münsteri, Bronn. 5 Lima duplicata, Morr. u. Lye. Mytilus cuneatus, Orb. Astarte minima, Phill. Pecten spathulatus, Röm. Ostrea flabelloides, Lam. Terebratula sp. Rhynchonella acuticosta, Hehl sp. n :p. Quenst. Jura tab.d8, fig.7. Pentaerinus erista galli, Quenst. Um das Petrefactenregister des mittleren braunen Jura einigermassen noch zu vervollständigen, führe ich folgende von mir an anderen Localitäten gesammelte Arten an: Ammonites Parkinsoni, Sow. von Uetzing und Langheim. Chemnitzia lineata, Orb. von Neu- Pleurotomaria Palemon, d’Orb.\) markt. Lima pectiniformis, Schloth. sp. von Tro- ckau. Ostrea explanata, Goldtf. Terebratula emarginata, So Ww. perovalis, 80 w. Rhy ynehonella varians, Schloth. sp.! Tro- spinosa, Schloth. spyckau. Raben- stein. ”» Rhynchonella varians, welche in Schwaben ein ganzes Lager bildet, auf welchem sie zu Tausenden gesammelt werden kann, besitzt für das nördliche Fran- ken diese Wichtigkeit nicht mehr. Auf das Auffinden dieser wichtigen Leitmuschel hatte ich meine besondere Anfmerksamkeit gerichtet, allein ich erhielt nur einige Exemplare aus der Giganteusschicht von Trockau, Bemerkenswerth ist noch das Vorkommen von Serpula auf den Petrefacten dieser Region. Einen ähnlichen Reichthum an diesen Schmarotzern traf ich in keiner anderen Schicht wieder an. Verbreitung des mittleren braunen Jura. Die Schicht des Belemnites giganteus lässt sich am 113 Westrande und in den Querthälern der fränkischen Höhe als schmale Zone verfolgen. Einige der wichtigsten Loealitäten, an denen dieselbe aufgeschlossen ist, habe ich bereits oben genannt. Die berühmteste aber, wel- che vorzüglich durch Münster bekannt wurde, ist Rabenstein, wo die Schicht oberhalb der Schweins- mühle an mehreren Punkten aufgeschlossen ist und früher durch Nachgrabungen äusgebeutet wurde. $. 7. Der obere braune Jura. Synonymik: ‚Der unter dem Jurakalk befindliche Thon, welcher . ee oolithisch ist und dann Eisentheile enthält, seltener aber auch als blaugrauer Thon erscheint. (Oxford. Clay.)“ v. Münster, Verzeichniss ete. *) Der obere braune Jura wird von einer Thon- schicht, welche an manchen Loealitäten durch oolithische Kalkmergel vertreten ist, gebildet. Diese Etage ist nur wenig mächtiger als die vorhergehende, von der sie sich, wie schon Graf Münster im Jahre 1831 zeigte, durch ihre organischen Einschlüsse leicht unterscheiden lässt. Ihre Fauna trägt einen anderen Charakter: die Brachiopoden und Gasteropoden verschwinden fast gänzlich; der riesige Belemnites giganteus fehlt und statt seiner treten nun Uanaliculaten in grosser Menge auf; auch die Coronaten und Parkinsonier treten zurück, wogegen zahlreiche Arten und mannich- faltige Formen von Macrocephalen, Faleciferen und Ornaten, alle in den schönsten Schwefelkieshar- nisch gekleidet, in grosser Menge die Schichten anfüllen. Die untere Grenzschicht wurde bereits besprochen ; oben schneidet die Zone scharf gegen die weissen Kalke und Mergel des oberen Jura ab. Diese Grenze beobach- tete Prof. Pfaff an einem schönen, jetzt leider wieder verschütteten Profile bei Rüsselbach (Erlangen). Da die Westabhänge der fränkischen Höhe meist mit Wal- in *) Die Angaben von Münster über die mineralogischeBeschaf- fenheit der Schichten beziehen sieh vorzüglich anf die Verhältnisse im ehemaligen Obermainkreis. Theodori unterschied diese Abtheilung des brauneu Jura in seinem Profile nicht. 114 dung bedeckt sind, so finden sich nur wenige Aufschlüsse durch Wasserrisse, Erdfälle oder seltener durch eine Thongrube. Immer aber zeigt das aus dem Boden her- vorrieselnde Gewässer an, dass man die „obere Thon- schicht“ erstiegen hat, und ihrem Auftreten ist es auch zuzuschreiben, dass die höchstgelegenen Orte wie Hohen- mirsberg während des ganzen Jahres keinen Mangel an Wasser haben, die tiefer liegende Dolomitlandschaft hingegen äusserst arm daran und nur in den tiefeinge- schnittenen Thalgründen bewässert ist. Diese Thonschicht zieht sich zwar durch ganz Franken, doch sucht man in der Gegend um Altdorf vergebens nach den schön verkiesten Ammoniten. Die normale Entwicklung derselben findet sich in der Ge- send zwischen der Pegnitz und dem Maine mit den berühmten Localitäten Waischenfeld, Uetzing und Langheim, an welch letzteren Orten Reinecke die Originale zu seiner Schrift „Maris protogaei Nautilus et Argonautas“ holte. Seit dieser Zeit wurde eine Tren- nung der Schichten nach Leitmuscheln nicht vorgenom- men, wiewohl sich zwei Zonen unterscheiden lassen, nemlich: 1. Zone mit Ammonites macrocephalus und 2. Zone mit Ammonites anceps. An einer Localität habe ich beide Horizonte noch nicht zusammen angetroffen, sondern jede derselben ein- zeln an verschiedenen Localitäten; und zwar habe ich gefunden, dass die Zone des Ammonites macrocephalus weit mehr verbreitet ist, als die des anceps, welche ich nur von Rabenstein und Trockau kenne, während erstere an vielen Plätzen am Westrande des Jura zwi- schen Forchheim und Lichtenfels zu Tage tritt. Ich gehe nun zur Schilderung derselben über: >. Schicht mit Ammonitesmacro- cephalus. Dieselbe ist besonders characterisirt durch das zahlreiche Auftreten der Leitmuschel, nach welcher die Schicht benannt ist. Fast in gleicher Häufigkeit fin- det sich auch der nahe verwandte Ammonites tumidus, 115 während Ammonites platystomus und Gowerianus sel- tener sind; die inneren Windungen des letzteren sind leicht für Ammonites Jason zu halten und finden sich neben schönen grossen Exemplaren ziemlich oft bei Langheim und Uetzing. Sonderbarer Weise bildet ihn aber Reinecke gar nicht ab, sondern den bei weitem selteneren Ammonites Jason. Eine andere wichtige Species ist: Ammonites hecticus, von dem Reinecke auf tab 4 fig. 37 zwar keine gute, aber doch nicht zu verken- nende Abbildung lieferte. Meine Exemplare, welche von derselben Localität sind, von welcher Reinecke’s Ori- ginale stammen — von Uetzing — stimmen sehr gut mit des letzteren Abbildung überein, aber nicht mit fie. 21 auf tab. 71 in Quenstedt’s „Jura“ aus den Orna- tenthonen. Denn während die fränkischen Exemplare zu beiden Seiten des Rückens eine sehr deutliche Knoten- reihe besitzen (wie dies Reinecke auch zeichnet) ist Quenstedt’s Figur ohne alle Knoten am Rücken und mithin auch nicht der „ächte fränkische hecticus.“ Viel besser stimmt fig. 25 auf tab. 64 im „Jura“ und ist wahrscheinlich auch mit Ammonites hectieus, Rein. identisch, da beide aus der Macrocephalusschicht stammen. Die fränkischen Exemplare haben deutlichere Rippen, als die Figur 64 auf tab. 25 im „Jura“ zeigt; dieselben treten auch noch in den inneren Windungen deutlich hervor, verschwinden erst in geringer Entfer- nung von der Nathlinie und endigen meist mit einer Verdiekung, wodurch um den Nabel eine zweite minder deutliche Knotenreihe, als jene am Rücken, entsteht. — Conf. d’Orb. 152,,_3. — Eine Seltenheit in dieser Schicht ist Ammonites Könighi, den ich nur in einem einzigen wohlerhaltenen Exemplare bei Frankendorf fand. Diesen Ammoni- ten kannte man bisher aus Deutschland nicht, obwohl derselbe nach L. v. Buch an der Porta Westphalica inFranken undSchwaben „eine wahre Leitmuschel“ sein sollte. Es beruht diese Angabe offenbar auf einer Verwechslung dieses Ammoniten mit einer Form der massenhaft vorkommenden Planulaten, von welchen 9 116 jedoch meist nur die inneren Windungen erhalten sind und darum nicht sicher bestimmt werden können. Die Veranlassung zu dieser Deutung scheint das häufige Auf- treten des Ammonites Könighi in England gegeben zu haben, welcher nach Herrn Prof. Oppel denselben Horizont charakterisirt. Ich konnte bei Vergleichung meines Exemplars mit solchen aus dem englischen Kel- toway-Rock keine Unterschiede auffinden. An derselben Localität fand ich auch ein verkiestes Exemplar von Ancyloceras Calloviensis. Die von mir bei Frankendorf, Uetzing und OÖberlangheim gesammelten Arten, welche der Zone des Ammonites macrocephalus angehören, sind folgende: Belemnites subhastatus, Ziet. Ammonites macrocephalus, Schloth. lumidus, Rein. sp. Ir4 We platystomus, Rein. sp. £ Calloviensis, SO w. F Rehmanni, Opp. ;, funatus, Opp. A Könighi, Sow. % heeticus, Rein. Sp. n fuscus, Quenst. (flexuosus macer ocephali, (Juenst.) Ancı ylocer as Calloviensis, Morris. Astarte. Rhynchonella, Nueula. 6. Schicht mit Ammonites anceps. — Örnatenschicht.— Fossile dieser Schicht fand ich an verschiedenen Orten, wie z. B. bei Öberlangheim, Frankendorf ete. jedoch immer sehr selten und nie auf sicherer Lagerstätte, bis ich endlich bei Trockau diese Zone isolirt auffand, ohne ein einziges Petrefact der tieferen Macrocephalusschicht daneben zu finden. Es tritt daselbstüber den Kalkmergeln mit Belemnites giganteus eine Thonschieht auf, deren Fossile zwar auch ver- kiest, aber minder reich an Schwefeleisen sondern mehr erdig sind und sonach sich schon durch ihren Erhalt- ungszustand von den Petrefacten der Macrocephalusschicht 117 unterscheiden. Das gewöhnlichste Vorkommen ist Am- monites anceps, der aber häufig in eine Form über- geht, welche fast gar keine Stacheln mehr besitzt. Den eigentlichen Schlotheimischen Ammonites ornatus fand ich sehr selten, dagegen kommen die beiden Rei- necke’schen Formen Ammonites Castor und Pollux öfter vor. Die bei Trockau gesammelten Fossile der Or- natenschicht sind: Ammonites anceps,. Rein. sp. A coronatus, Brug. s ornatus, Schloth. # Castor, Rein. sp. n = Pollux, Rein. sp. u. pustulatus, Rein. sp. N parallelus, Rein. sp. b, lunula, Ziet. * tortisuleatus, Orb. ö refractus, Rein. sp. Nucula ornati, Quenst. Ammonites Jason, Rein. sp. von Frankendorf und Uetzing, Ammonites polygonius, Ziet. (Münster'- sche Sammlung), sowie Ammonites Fraasi, Opp. gehö- ren ebenfalls zu den Versteinerungen der fränkischen Örnatenschicht. Ueber die Verbreitung des oberen braunen Jura habe ich bereits oben das Nöthige gesagt. $.8. Rückblick auf den braunen Jura. Die Thone, mit welchen sich der braune Jura er- hebt, entsprechen den Opalinusthonen @uenstedts, dem braunen „Alpha.“ Die untere Region mit Am- monites torulosus unterscheidet sich fast in keinen Stücken vom gleichen Niveau der schwäbischen Opalinusthone. Um so grösser dagegen ist der Unterschied der Ober- region, welche in Franken fast ganz petrefactenleer ist; ich habe auf dieses Verhältniss bereits oben pag. 102 aufmerksam gemacht. Die Sandsteine darüber, welche zur Zone des Ammonites Murchisonae gehören, g* 118 entsprechen dem braunen „Beta.“ Im mittleren Jura fand ich kein Aequivalent des „Gamma“ sowie denn überhaupt der ganze mittlere Jura sich nicht so scharf gliedern lässt, wie der schwäbische. Einen si- cheren Haltpunkt zur Orientirung gewährt nur Belem- nites giganteus, da im nördlichen Franken die leitenden Ammoniten, Ammonites Humphresianus und Parkinsoni, zu selten sind und die Muscheln, welche in Schwaben je einen dieser Ammoniten begleiten, in Franken bunt durch einander liegen. Conf.pag.110. Es begreift daher die Schicht, welche ich als Schicht des Belemnites gi- ganteus unterschied, sowohl „Delta“ als auch einen Theil von „Epsilon“, nemlich die schwäbischen Par- kinsonioolithe in sich. Ueber der Giganteus- schieht wird im grössten Theile Frankens das Gebirge wieder thonig und die untere Region der Thone mit verkiesten Ammoniten, die Schichten mit Ammonites macrocephalus entsprechen dem „Epsilon“ Quenstedt's, den schwäbischen Macrocephalus-Oolithen; die obere Thonschicht mit Ammonites anceps hingegen dem „beta“ oder den Ornatenthonen. IV. Der obere oder weisse Jura. Der weisse Jura bildet eine Hochebene, welche von zahlreichen und tiefen @Querthälern durchschnitten ist. Sein West- und Nordrand ist steil und mauerartig, während er gegen Osten sich allmählig verflacht. Sein höchster Punkt ist Thurndorf, 1984’ über dem Meere, und seine Gesammtmächtigkeit beträgt nahe an 1000 Fuss. Nimmt man nemlich den Unterschied der Höhe vom Wasserspiegel der Wiesent bei Muggendorf 860'’*), welches bereits auf weissem Jura liegt und dem Dolomitfelsen bei Wichsenstein 1750’, so ergiebt sich diese Mächtigkeit am Westrande des Gebirges in Oberfranken. ”) Dr. Fr. Pfaff, geognostische Karte der Umgegend von Er- iangen, 1859. 119 "SnjD7SDmUDS SUUDJOgL Eu Bi 3y9Tq9sa5]yo AM ayley -SNSonxa] “suriojje ‘smyepnsun “smyepnSura ‘xopdıq souomy ropuoguogopnumy] -usYefnueig "anf J955I[9M aa10Juf) ‚snsomueas aojsusäg sısuo.unl WLIELNOJOANDTI LOWOY BONSO ‚[Sıawuney SIONITIOSaFTUO A eaepo eÄwopejoyg "ORT 'Sed ds BInFBagaıa,], 'sasopjpwe] snyoAjdy oFLIOJorg "anaquaytuoumuy 9]sory.IoA "Nur vnuepg.i2p uroIm uopuowwmy uU9gJPSatc] 'sıp[gou stepmopgqeyy 'B}EU0109 SLRLPII LOW ID A "esounde] ejfauoypuAyy nn a "uarydÄAag PerNsqns Bupnpageao] 'snpnounpod vopoSso CR a aaa se“ vsıoaur 27D97>na wyeumarynsıg ereigelaL a os 2 >. 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Diese schwäbischen Mergel, welche nach Franken nicht fort- setzen, sind durch eine kleine glatte Terebratel, Te- rebratula üimpressa, sehr gut characterisirt; allein "auch diese Leitmuschel kennt man bei uns noch nicht. L. v. Buch und Prof. Pfaff führen sie zwar an, ersterer von Thurnau, aber ich halte diese Angaben für eine Verwechslung mit einer viel kleineren verwandten Art, von der ich weiter unten reden werde. Da ich kein Fossil kenne, welches dem unteren weissen Jura ausschliesslich eigenthümlich ist, so nenne ich die Schich- ten vorläufig nach ihrer mineralogischen Beschaffen- heit und dem häufigen Auftreten von Planulaten in denselben: #1. Wohlgeschichtete Planula- tenkalke. Sie liegen unmittelbar auf den Thonen des oberen braunen Jura. Die untersten Bänke be- stehen (bei Friesen) aus weniger harten Kalken, welche durch die Verwitterung mehr leiden als die höher fol- senden Bänke, zwischen die sich bisweilen einige Zoll starke dunkle Mergelschief er einlagern. Aus letzteren erhielt ich bei Friesen die schönsten Belemniten (Be- lemnites semisulcatus, Mstr.). Ausserdem findet sich nur hie und da in den Kalken, welche an organischen Resten sehr arm sind, ein Ammonit oder eine andere Versteinerunge. Ungefähr in einer Höhe von 60° werden die Schichten mergelig und es stellt sich nun ein grosser Reichthum von Planulaten ein, wesshalb ich auch im Profile auf pag. 119 diese Region als „Planulaten- bank“ hervorgehoben habe. Bei Friesen sammelte ich daraus: Ammonites biplew, Sow. |! „e polyplocus, Rein. Sp. 121 Ammonites virgulatus, Quenst. I flexuosus, Münst " «alternans, v. Buch. (A serratus, Sow.) 1: lingulatus, Quenst. An dieser Localität setzt das Gebirge nun ab und in den Mergeln, welche oben auf der schmalen Terrasse aufgeschlossen sind, sammelte ich nebst dem soeben aufgezählten Ammoniten noch folgende Arten: Aptychus lamellosus, Park. 1% laevis, v. Mey. Pleurotomaria jurensis, Liet. sy. Pholadomya clathrata, Münst. Ostrea Römeri, Quenst. Gryphaca polymorpha, Münst. (Goldf.) Terebratula, sp.? Dysaster granulosus, Münst. (Goldf.) Die Mächtiskeit beträgt daselbst nur wenigeFusse, indem sich alsbald die Scyphienkalk e erheben. Hin- ter dem Staffelberg, zwischen Uetzing und Frauen- dorf hingegen schwellen sie viel höher an; hier sowie bei Waismain und Friesen fand ich in den Mergelu eine kleine glatte Terebratel, nur halb so gross als die schwäbische Impressa, in allen übrigen Stücken ihr aber fast ganz gleich; nur die Inflexion derBauchschale ist etwas geringer. Da die gefundenen Exemplare sämmtich den Habitus ausgewachsener Individuen an sich tragen, so können es keine jungen Exemplare von der Impressa sein, aber auch nicht von der Terebratula nucleata, die bald darüber folgt. Für letzteres spricht schon das Lager nicht. Mit ihr finden sich auch zahl- reiche verrostete Schwefelkieskerne kleiner Ammoniten- brut wie sie sich in den schwäbischen Impressamergeln finden. Aber von all diesen Sachen da oben findet sich tiefer in den mächtigen Kalkbänken Nichts vor. Vergeb- lich suchte ich darin nach einer ächten Impressa. Abgesehen von der fraglichen Terebratel und der 122 kleinen verkiesten Ammonitenbrut zeigen die übri- gen mineralogischen und paläontologischen Verhältnisse grosse Aehnlichkeit mit dem „Weissen Beta“ in Schwaben. Ob beide Bildungen aber demselben geog- nostischen Horizont angehören, will ich bei dem Mangel an sicher leitenden Fossilien nicht entscheiden. Die Planulatenschichten bilden, wie bereits oben bemerkt, den Steilrand des Jura und sind mit ihrer weissen Stirne weithin im Lande sichtbar. (Kauern- hofen, Friesener Warte, Reckendorf, Roth- mannsthal ete) Ueber diesem mauerartigen Abfall wird das Gebirge auf eine Strecke eben und zwar ist an den Orten, an welchen die schieferigen Mergel stärker entwickelt sind, die Oberfläche hügelig; wo sie aber fehlen, sind die ebenen Felder dicht mit zahl- losen kleinen Kalkbruchstücken, welche geschiebeartig abgeglättet sind, überdeckt; eine schützende Decke für die geringe Ackerkrume gegen die sengenden Sonnen- strahlen. Diese Steinfelder bilden aber nur einen schmalen Saum am Rande des Gebirges; denn bald wird die Hochebene wieder hügelig, die blassen Kalkgeschiebe sind verschwunden und die Steine auf den Feldern sind löcherig, unregelmässig geformt und geben sich durch die mit ihnen zahlreich vorkommenden Schwämme und Rhynchonella lacunosa als Bruchstücke von den Kalken des mittleren weissen Jura zu erkennen. $. 10. Der mittlere weisse Jura. Während die untere Etage des weissen Jura im Durchschnitt nur eine Mächtigkeit von 60—80 Fuss er- reicht, erhebt sich dagegen die mittlere zu einer Höhe von mehr als 600 Fuss und bildet ein grosses hügeli- ges Plateau, welches von vielen Querthälern durch- schnitten sich von der Altmühl bis zum Maine er- streckt. Der höchste Punkt ist Thurndorf mit dem Calvarienberg 1984’ über dem Meere. Ich rechne zum mittleren weissen Jura alle 123 Schichten, in welchen Rhynchonella lacunosa verbreitet ist und trenne sie nach ihrer mineralogischen Be- schaffenheit in zwei Abtheilungen, in eine untere kal- kige, die von ihrem grossen Reichthnm an Schwämmen Seyphien kalke heisst und in eine obere dolomi- tische, den Jura-Dolomit. Dass in letzterem die ächte Lacun osa vorkommt ist nicht zu bezweifeln; man sammle nur z. B. beiEngelhardtsberg an dem wei- ter unten genannten Platze. Dasselbe erwähnte auch L. v. Buch*) mit folgenden Worten: „Diese wenigen organischen Formen, welche auf solche Weise sich im fränkischen Dolomit erhalten, vorzüglich Tere- bratula lacunosa und Apiocrinites mespiliformis, sind aber wahre Leitmuscheln für die Schichten,“ ete. Ausser- dem nähern sich auch beide Bildungen durch das ge- meinsame Vorkommen von Terebratula bisuffarcinata, Terebratitlina substriata etc. 2. Die Scyphienkalke sind harte, bis- weilen thonige Kalksteme von sehr unebenem Bruch (während die Planulatenkalke eine grossmuschliche glatte Bruchfläche zeigen) und in mächtigen Bänken ab- gelagert. An den Seiten der Thäler bilden sie oft hohe zerrissene Felswände, den geschichteten Dolomitfelsen sehr ähnlich (Würgau, Hochstall). Bei Streitberg treten in ihrem Niveau gelbe, sehr feinkörnige und von zahlreichen Kalkspathadern durchzogene Marmore auf (Schlosshof von Neideck) und bei Würgau sind weiche Kalkmergel mit zahlreichen Petrefaeten ihnen einge- lagert. Die Scyphienkalke erstrecken sich auf der Höhe des Gebirges stundenweit in das Innere, ehe sie von dem höher folgenden Dolomit überlagert werden. Auf den Feldern sammelt man dann eine grosse Menge herausgewitterter Petrefacten; darunter vor allen die Leitmuschel Rhynchonella lacunosa, ferner Rhynchonella sparsicosta, Terebratula nucleata, bisuffarcinata ete. zahlreiche Planulaten und sehr viele Schwämm 6, letztere besonders häufig auf den Scheiteln der Hügel (Hochstall). *) L. v. Buch über den Jura in Deutschland, pag. 13. 124 Da es für den Geognosten nur von Interesse ist zu wissen, dass in diesem Niveau Schwammfelsen auftreten, die einzelnen Arten aber zur Schichtenbestim- mung nieht benützt werden, so unterlasse ich deren specielle Aufzählung und nenne die wichtigsten von mir aus den Scyp hienkalken gesammelten Fossile: Belemnites semisulcatus, Mün st. Ammonites biplew, Sow. colubrinus, Rein. polyplocus, Rein. ” 52) 8 Reineckianus, Quenst. ji tenuilobatus, Opp. er lingulatus, Queusit. inflatus, Rein. Pleurotomaria suprajurensis, Röm. Rhynchonella lacunosa, Schloth. sp. sparsicosta, Op». Terebratella lor icata, Schloth. sp. Terebratula bisuffareinata, Schoth. nucleata, Schloth. inversa, Quenst. >> orbis, Wuenst. Megerlea pectunculus, Schloth. sp. Terebratulina substriata, Schloth. sp. Cidaris coronata, Goldf. Rhabdocidaris nobilis, Golf. sp. ” BZ] Fast sämmtliche Arten stammen aus den Stein- brüchen des Würgauer Berges (an der Strasse nach Bayreuth). Die grösseren Arten wurden auch auf den Feldern um Hochstall sesammelt. 3. Der Dolomit. Ich habe schon oben bemerkt, dass man ungefähr eine oder zwei Stunden weit vom Rande in das Innere der Hochebene vorgehen kann und immer noch sich im Gebiete der Seyphien- kalke befindet; allein dann gewinnt Gestein und Berg- facies einen anderen Character. Das Gebirge erhebt sich, die Felder werden freier von kleineren Gesteins- stücken, die Hügel der Hochebene werden höher und 125 spitzer, sind oben entweder kahl oder mit „Büschen“ bewachsen und enden mit zackigen Felsen. „Auf der grössten Höhe, sagt L. v. Buch, steigen wunderbare Felsen von Dolomit auf, zum Theil an einander ge- reiht, zum Theil in phantastischen Formen, als Ruinen von Burgen, von Thürmen, als Obelisken oder frei- stehende Mauern. Diese wunderbaren Massen, welche durch die Knochenhöhlen, die sie enthalten, so be- rühmt geworden sind, erheben sich schon mit dem ersten Anfang des Gebirges am Main, mit dem Staf- felberg und dem Kötlesberg bei Lichtenfels und setzen dann ununterbrochen fort, südlich hin, über die Strassen von Bayreuth nach Bamberg und von Nürn- berg und Neumarkt nach Amberg bis nach Hemau, an der Strasse nach Regensburg, volle 45 Meilen weit. *) Ueber die Entstehung dieser grossartigen Dolomit- ablagerung wurden schon viele Hypothesen aufgestellt. Ich will mich auf deren Aufzählung nicht einlassen, sondern verweise hierüber auf die Mittheilungen des Herrn Prof. Dr. A. Wagner in der Isis 1831, pag. 4d1 — (den Bayerischen Annalen 1833, pag. 146 — und den Münchner gel. Anzeigen Band U, pag. 525 und IX, page. 745. Auch darüber ob der Dolomit geschichtet ist oder nicht wurde vielfach gestritten, denn die Felswände zei- gen dieselbe nicht immer, sondern meist nur eine gross- massige Absonderung. Bei der Wanderung durch das Gebirge aber wird man bald Stellen finden, welche deut- liche Schichten zeigen; so z. B. im Tüchersfelder Thale, bei Rabenstein etc. Dass dem Dolomite dieselbe nicht fehlt, hat schon im Jahre 1539 Prof. A. Wagner gegen ne Buch weitläufig auseinandergesetzt. **) Um den paläontologischen Character des Do- lomites genau schildern zu können, sind noch zu we- nige Beobachtungen über seine Fauna vorhanden. Im L. v. Buch; über den Jura in Deutschland, pag. 9. **) Münchener gelehrte Anzeigen 1839, Nro. 223, pag. 747. 126 Allgemeinen sind Versteinerungen in ihm selten, ob- wohl es nicht an Localitäten fehlt, welche einen gros- sen Reichthum an denselben einschliessen. Auf die in- teressanteste derselben machte Prof. A. Wagner in der Isis aufmerksam. Es ist ein Dolomitfelsen bei Engelhardtsberg, nahe am Orte und an der Strasse, welche von Muggendorf heraufführt, gelegen. Eine unzählbare Menge von Brachiopoden, unter denen ich besonders Rynchonella lacunosa und Terebratula bi- suffarcinata hervorhebe stecken im Gesteine. Grosse Blöcke solch petrefactenreichen Dolomites liegen auch an der Strasse von Streitberg nach Muggendorf. Weniger häufig finden sich Versteinerungen (Rhyncho- nellen) in den Felsen an der Strasse von Pottenstein nach Hohenmirsberg; bei Urspring, Tüchersfeld ete. Schalen findet man im ächten Dolomit nie, sondern nur Steinkerne. Jedoch gibt es auch Fälle, dass thonige oder mergelige Parthien in demselben sich zeigen, in welchen dann die Versteinerungen ihre Schale behielten. Eine solche Stelle findet sich an der Strasse, welche von der Behringersmühle nach Gössweinstein führt. Ich sammelte daselbst nebst undeutlichen Am- moniten- Belemniten- und Cidariten - Resten auch Terebratulina substriata, Megerlea pectunculoides, während im Dolomit daselbst keine Petrefacten auf- treten. Im Dolomit dieser Gegend findet man bisweilen kieselige Coneretionen. Solche Kieselausscheidungen werden sehr häufig in den höheren Dolomitregionen und steigt man vom Wiesentthale aus auf die Felder der Hochebene, so sieht man sie ausgewittert in grosser Menge herumliegen. Ich beobachtete dies bei Göss- weinstein, von Obereilsfeld bis zum Klausstein hinauf und um Engelhardtsberg. Letztere Lokalität ist wegen ihres Petrefactenreichthums schon lange be- rühmt. Ich werde weiter unten die häufigsten Fossile dieser Kieseldolomite aufzählen, vorher aber noch über das Niveau derselben Einiges bemerken. Der Hügel, auf dem der Ort liegt, besteht ganz aus Dolomit, da sich derselbe bis in die Thalsohle erstreckt. Auf der A ee 127 einen Seite des Ortes steht der oben erwähnte petre- factenreiche Dolomitfels an und auf der andern dehnen sich die Kieselfelder aus. Der höchste Punkt aber, der Adlerstein, besteht wieder aus ächtem Dolomit mit Rhynchonella inconstans. Aelnlich ist das Lagerungs- verhältniss auch um Gössweinstein und es bilden dem- nach die Kieseldolomite nur einzelne Stöcke mitten im Dolomite. Aehnliche Verhältnisse finden sich auch um Amberg (Krumbach etc.). Die am häufigsten vorkommenden Fossile aus dem Kiesel-Dolomit von Engelhardtsberg sind: Belemnites (Bruchstücke von B. semisulcatus ?) Pecten subspinosus, Quenst. Ostrea gregaria, Sow. Terebratula bisuffarcinata, Schloth. sp. 5 pentagonalis, Quenst. indentata, Buch. * senticosa, Schloth. ” reticulata, Schloth. Terebratulina substriata, Schloth. sp. Terebratella loricata, Schloth. sp. Megerlea pectunculoides, Schloth, sp. „ pectunculus, Schloth. sp. Ihynchonella inconstans, Sow. sp. lacunosa, Schloth. sp. “ strioplicata, Quenst. sp. Cidaris elegans, Münst. (Goldf.) „. coronata, Goldtf. Diplopodia subangularis, Goldf. sp. Glyptieus sulcatus, Goldf. sp. LEchinopsis calva, Quenst. Pentacrinus Sigmaringensis, Quenst. Apioeriniten - Stiele. (Milleri?) Am häufigsten findet sich G@lyptieus suleatus, wel- cher auch bei Nattheim vorkommt. Dass beide Lo- calitäten demselben Niveau angehören, geht aus der grossen Aehnlichkeit der Fauna, sowie der Einlagerung in Dolomit, welcher dem schwäbischen „Epsilon“ ent- spricht, hervor. Auffallend nur ist das Vorkommen von Iöhynchonella lacunosa in diesen Schichten, welche, wie ” 123 Quenstedt sagt, in Schwaben hier oben nicht mehr vorkommt. Mit diesen Bildungen schliesst in Ober- und Mit- telfranken der Jura ab. Erst gegen die Donau hin treten die Nerineen- und Dieceraskalke auf, sowie die Solenhofer Schiefer, welche den oberen weis- sen Jura bilden. Diese Bildungen fielen nicht mehr in das Bereich meiner Untersuchungen. Ich habe oben pas. 107 die Synonymik zur Eintheilung der „Liasformation im Obermainkreise“ nach Münster gegeben. Die Schichten nun, welche über dem Personatensandstein folgen, wurden von Münster unter dem Namen „Juraformation“ zusammengefasst. Zum Schlusse dieses Paragraphen will ich noch deren weitere Gliderung und die Synonymik hiefür beifügen: 1) Der Flötzdolomit, welcher‘ srösstentheils dienämlichen Ver- steinerungen enthält, wie der Dolomit. diehte Jurakalk, vorzüglich des- = sen obere Lage. 5 Scyphien- 3 2) Der dichte Jurakalk, dessen kalke u. 2 obere Lagen viele Arten Zo0- ln chich-\ & pP hyten enthalten. ete Planula- tenkalke. 3) Der unter dem Jurakalk befind-) Schicht mit liche Thon, welcher grössten- Ammonites theils oolithisch ist, und dann anceps u. & Eisentheile enthält, selteneraber( Schicht mit n auch als blaugrauer Thon er- Ammonites = scheint, (Oxford-Clay.) maerocephalus. \ & 4) Der oolithische Thoneisen- = stein mit abwechselndenLagenf Schichten mit | & von eisenhaltigem Thon u. Kalk-) Belemnites gigan- stein. Der untere eisenschüssige teus, Volith, ca Ga re — 129 Nekrolog Bernhard Pfeifers von X. Mois, Die naturforschende Gesellschaft hat durch den Tod ein Mitglied verloren, das durch seine rege Theil- nahme, besonders aber durch Bereicherung der Samm- lung sich grosses Verdienst um dieselbe erworben hat. Möge es einem Freunde vergönnt sein, in kurzen Zügen das Streben und Wirken des Verblichenen zu schildern um so dessen Andenken zu ehren. Bernhard Pfeifer, geboren 1834 zu Dillingen an der Donau, trat, nachdem er seine Studien auf den po- lytechnischen Schulen zu Stuttgart und München vollendet hatte, im Dezember 1853 in den k. b. Staatstelegraphen- dienst und erhielt seine erste Anstellung bei der k. Telegraphenstation Bamberg, dem Wohnorte seiner Eltern. In seinen Mussestunden beschäftigte er sich mit den neuesten Erfindungen auf dem Gebiete der electrischen Telegraphie und sann selbst auf Verbesserung der be- kannten Systeme. Je mehr er sich mit diesen Studien befasste, desto reger wurde in ihm der Wunsch, eine Stelle zu finden, wo er Gelegenheit hätte, sich ganz dem technischen Theile dieser grossartigsten Erfindung der Neuzeit widmen zu können. Pfeifer nalım daher seine Entlassung aus dem Staatstelegraphendienste und erhielt in der weltberühmten Telegraphenbauanstalt von Siemens und Halske in Berlin die Stelle eines Ingenieurs. Hier war seinem strebsamen Geiste ein weites Feld geöffnet und wie sehr seine Kenntnisse gewürdigt wurden, zeigten alsbald die Ar- beiten, mit welchen er betraut wurde. Um Europa mit Afrika telegraphisch zu verbinden 130 wurde im Jahre 1857 von Spezzia aus nach der Insel Sardinien und von da (Cap Spartivento bei Cagliari) nach Bona in Algier von einer englischen Gesellschaft ein unterseeisches Kabel gelegt. Bald zeigten sich in dem Cagliari-Bona-Kabel, welches vier Leitungsdrähte enthielt, so bedeutende Fehler, dass kaum ein Leitungs- drath zur Correspondenz benutzbar war. Pfeifer er- hielt nun den ehrenvollen Auftrag mit einem seiner Collegen die Grösse, Art und Weise, sowie den Ort dieser Fehler zu bestimmen und das Kabel in corres- pondenzfähigen Zustand zu bringen. Am 24. Mai 1858 reiste er über Paris nach Marseille ab und landete glück- lich am 1. Juni auf afrikanischen Boden. Das der Ge- sellschaft gehörende Schiff „Elba“ stand zur Verfügung und war zur Aufnahme der fehlerhaften Kabeltheile bestimmt, Mit welch grossen Schwierigkeiten die Bestimmung und Beseitigung der Fehler in unterseeischen Kabeln verbunden ist, möge eine Stelle aus seinem Berichte d.d. Bona 20. Juni 1855 zeigen: „Nach achttägigen Versuchen, welche ich mit dem „Kabel dahier, 2Y, Stunden von Bona im Fort Genois, „wohin ich vom Strande eine Landleitung führte, „machte, kam ich zu dem Resultate, dass in der Leitung, „>, 85 engl. Meilen von Cap Spartivento, eine Ver- „bindung mit dem Meere statthaben müsse. Es hat „seine Schwierigkeiten von nur einem Punkte aus „genau die Lage der Fehler zu bestimmen, und nur „durch eine grosse Anzahl von Messungen und Be- „obachtungen mit der Sinusboussole konnte ich zu „einem genauen Resultate gelangen. Nachdem ich „nun dieses Resultat der Elba mitgetheilt, wurde mit „der Aufnahme des Kabels begonnen und zwar bis „zu 40 engl. Meilen, dann trat Sturm ein und es „musste das Schiff drei Tage und Nächte, das Kabel „als Anker benützend, liegen bleiben, jeden Augen- „blick der Gefahr ausgesetzt, das Kabel abschneiden „zu müssen. — Nachdem der Sturm vorüber war, „wurde beschlossen, nicht weiter aufzunehmen und „ich habe nun mit viel Glück und Erfolg ein anderes 131 „Verfahren eingeschlagen; wenn der Fehler wirklich „uur Ableitung zum Wasser durch die Gutta-Percha „ist, das Seewasser also in Verbindung mit dem „Kupferdrathe steht, die Hipp’sche Methode anzuwen- „den und das Kabel vom Lande aus zu verbessern, „nämlich durch Oxydation des Kupferdrahtes mittelst „eines kräftigen eleetrischen Stromes eine isolirende „Schicht zu erzeugen, Seit mehreren Tagen habe ich „uun den positiven Pol einer starken Batterie von „100 Daniell’schen Elementen an der Leitung und „habe jetzt nur noch eine Ablenkung von 1 Grad „der Sinusboussole, während ich am ersten Tage 25 „Grad hatte... Ich hoffe auch in (dieser Woche noch „durch diese Leitung correspondiren und so das Tau „vollendet dem französischen Gouvernement überge- „ben zu können.“ Nachdem Pfeifer diese Arbeiten zur grössten Zufriedenheit der Gesellschaft ausgeführt hatte, kehrte er im August nach Berlin zurück, um nach kurzer Rast eine noch schwierigere Aufgabe zu übernehmen. Für die türkische Regierung sollte eine unterseeische Telegraphenverbindung von Cap-Hellas nach Alexandrien hergestellt werden. Dieselbe englische Gesellschaft, von welcher das Cagliari-Bona und Malta-Corfu Kabel gelegt wurde, hatte auch die Ausführung des türkischen. Sub- marin-Telegraphen übernommen und Pfeife r, der sich schon bei der ersten Expedition durch seine Leistungen ausgezeichnet hatte, wurde auf besonderen Wunsch der Gesellschaft von Seite seines, bei diesem Unternehmen betheiligten Hauses zur technischen Leitung bestimmt. Am 14. October 1858 reiste er über Marseille nach Malta ab und setzte von da seine Reise auf dem der Gesellschaft gehörenden Dampfer „Elba“, welcher das ganze 1200 Seemeilen lange Kabel an Bord hatte, nach Candia fort. — Am 30. October erreichte die Expedition die Insel Candia und lief in den Hafen von Canea ein, von wo aus am 5. November mit der Auslegung des Kabels nach Alexandria begonnen wurde. „Dieses Kabel — so berichtete uns Pfeifer — 10 132 „war 500 Seemeilen lang, ohne die schützende Eisen- „hülle zu haben, nur mit Hanfumsponnen und mit'Theer „getränkt. Die Auslegung ging sehr regelmässig aber „langsam vor sich, da das Tau wegen seines geringen „specifischen Gewichtes sehr langsam sank; am 7. No- „vember Nachts ergab-meine Untersuchung einen be- „deutenden Stromübergang in’s Meer; ich setzte den „Chef der Expedition, H. Lidell, sofort davon in Kennt- „niss, um anhalten zu lassen, dieser liess aber dennoch „weiter auslegen bis gegen Morgen die letzten Spuren „des Stromes vom Lande ausblieben; nun erst wurde „das Kabel durchschnitten an eine Boje befestigt dem „Meere überlassen; alsbald wurde auch die Dampf- „maschine zur Aufnahme des Kabels in Stand gesetzt. „Die Tiefe betrug gegen 9000 Fuss, die Aufnahme „ging ruhig vor sich, als mit einem Male die Span- „nung aufhörte d. h. das Kabel gerissen war. Wir „mussten nun dem Meere seine Beute überlassen und „kehrten nach Canea auf Candia zurück.“ Am 16. November begann die Auslegung des Kabels von Canea nach der Insel Syra, welche am 18. glücklich erreicht wurde. Am 20. war die Verbindung zwischen Syra und der Insel Chios, am 26. zwischen Chios und Cap Helias am Eingang der Dardanellen hergestellt und somit der zweite Theil der Expedition glücklich ausgeführt. Am %. Dezember kam Pfeifer im Hafen von Piraeus an, um im Auftrage der griechischen Regierung ein Kabel nach der Insel Syra zu legen. Am 9. Dezem- ber wurde auch diese Verbindung im Beisein LI. M.M. des Königs und der Königin von Griechenland glücklich vollendet. Der König war sehr erfreut, einen Bayern bei diesem Unternehmen betheiligt zu sehen und Pfeifer erhielt alsbald den allerhöchsten Auftrag, die gesammte Einrichtung der griechischen Telegraphen zu leiten. Er verweilte bis Ende Januar in Athen, arbeitete -dortselbst die Pläne und Systeme für die griechischen Telegraphen aus, begab sich dann nach! Syra, um dort an den von drei verschiedenen Richtungen her zusammenlaufenden Kabeln Studien und Experimente zu machen; von hier ee ee 133 aus bereiste er die Inseln im griechischen Archipel, musste aber gegen Ende Mai nach Alexandria, von wo aus er Cairo und die Pyramiden besuchte. Gegen Ende Juni finden wir Pfeifer wieder in der Bay von Cubalie auf der Insel Candia mit Experi- menten beschäftigt. In den Ruinen eines griechischen Klosters hatte er seine Apparate und Instrumente aufge- stellt, eine Abtheilung Baschi-Bozuks lagerte in Zelten um diese improvisirte T elegraphenstation als Bedeckung ge- gen die dortige griechische Bevölkerung, die diese Tele- eraphenverbindung mit dem türkischen Reiche mit drohen- den Blieken betrachtete. Nachdem er auch die Lesung eines Kabels von der Insel Chios nach Smyrna glücklich ausgeführt hatte, reiste er (Ende Juli) nach Constantino- pel, um das schadhaft gewordene Kabel im schwarzen Meere von Varna nach Kilia zu repariren, Diese schwie- rige Arbeit wurde durch heftige Stürme noch mehr er- schwert und nahm volle drei Wochen in Anspruch. An mehreren Stellen liess Pfeifer das Kabel aufnehmen und die fehlerhaften Stellen ausbessern und machte so die Correspondenz zwischen Varna und Konstantinopel durch das Kabel wieder möglich. — Hierauf verweilte er einige Wochen in Constantinopel und stellte eine unterseeische Verbindung durch den Bosporus nach Seutari her. — Am 1. September verliess er wit seinem Banper „Elba“ Constantinopel, erreichte am 3. Chios am 5. Rhodus am 7. Cypern und kam am 11. in Ale- xandria an, wo bereits ein neues Kabel für die Candia- Alexandria Linie aus Birkenhead eingetroffen war. — Am 7. October wurde mit der Auslegung von Cap Sidera auf Candia begonnen; doch auch diese Expedition miss- glückte. S0 Seemeilen vor Alexandria riss das Kabel in Folge heftigen Sturmes, — Mit Heraufwinden dieses und des früher verlornen Kabels vergingen mehrere Wochen. Am 9. November lichtete die „Elba“ die Anker um die Levante zu verlassen und nach Corfu abzugehen. Mit den aufgefischten Theilen des Candia- Alexandria- Kabels stellte Pfeifer noch eine Verbindung her dureh das adriatische Meer von Otranto im Neapolitanischen 10* 134 nach Avlona an der albanesischen Küste und eine andere dureh den Busen von Patras von Rhio nach Anti-Rhio. Am 3. Dezember 1559 schiffte er sich zur Rückreise nach Deutschland in Malta ein, berührteMessina, Neapel und Genua, ging von da über Mailand, Venedig zurück nach Berlin, wo er am 20. Dezember eintraf. Die an- strengenden Arbeiten oft während der heftigsten Stürme, der rasche Wechsel des Klimas bei der Rückreise hatten seine Gesundheit sehr angegriffen. Dessenungeachtet arbeitete er unermüdet an einer neuen Construction der Drucktelegraphen für unterseeischeLeitungen. Im August 1560 kam er nach Bamberg um sich im elterlichen Hause zu erholen, denn noch im November desselbeu Jahres sollte er eine grössere Expedition zur Legung unterirdischer Kabel in den indischen Ocean begleiten. Je näher aber der Winter heranrückte, desto mehr verschlimmerte sich sein Lungenleiden, dem er auch am 27. Februar 1861 in noch nicht ganz zurückgelegten siebenundzwänzigsten Lebensjahre erlag. Inhalt. Gesellschafts- Angelegenheiten . ». ». . 2 ..'...p. I-XXXKX. Zur fossilen Flora von Unterfranken von Rummel . . ..p. 3. Ueber Peridermium pini corticola, von Gonnermann . . . — 11. Zweiter Nachtrag zu dem Verzeichnisse der Binnen-Mollusken Barmberes von Dr. Küster. x... .. .. 0... 0 — 3. Die Fluorescenz der Pflanzenfarbstoffe von Dr. A. Weiss . — 19. Einige Nachträge zur Fauna der Säugethiere und Vögel des Steigerwaldes von J. Kress . . . 2. 2 2 2.2.2 — 46. Die Sphingiden und Bombyeiden der Bamberger Umgegend Me De le. |, = Se ae a an Kar A Ueber die Juraformation in Franken von Dr, Th. Schrüfer „ — 57. Nekrolog B, Pfeifers von X. Mois . . . 2 2.2.2.2. — 12%. Sechster Bericht der nalurforschenden Gesellschaft zu Jambderg. F Für das Jahr 1861 — 62. Bamberg, 1863. Gedruckt bei J. M. Reindl. Vorwort. Da die Einsendung eines uns zugesagten grösseren Aufsatzes, der den Inhalt des sechsten Berichtes bilden sollte, noch immer nicht stattfand, der Zeitraum zwi- schen der Ausgabe des vorigen Berichtes und jetzt aber nicht noch weiter verläugert werden dürfte, wollen wir nicht die Rücksichten gegen die Mitglieder, sowie gegen die mit uns durch Schriftenaustausch verbundenen Gesell- schaften und Vereine zu sehr aus den Augen setzen, so geben wir in den nachstehenden Blättern das wissen- schaftliche Material, welches uns im Augenblicke zu Gebote steht. Dabei selıen wir uns freilich genöthigt, um die Ausgabe dieses sechsten Berichtes ohne allzu grossen Zeitverlust zu ermöglichen, die Darstellung der, die Ge- sellschaft selbst betreffeuden Verhältnisse für den sieben- ten zurückzulegen, was um so leichter geschehen kann, als wichtige Ereignisse in Beziehung auf unsere Ge- sellschaft nicht zu berichten sind. Die Lacunosa-Schichten von Würgau Dr. Theodor Schrüfer. Rattelsdorf im April 1863. An der ehemaligen Poststrasse von Bamberg nach Bayreuth, welche bei Würgau die Schichten des mitt- leren und oberen Jura durchschneidet, sind am Berg- abhange oberhalb des letztgenannten Ortes die Schich- ten mit Rhynchonella lacunosa sehr vollständig auf- geschlossen und durch einen grossen Reichthum an wohlerhaltenen Petrefacten ausgezeichnet. Die geogno- stischen Verhältnisse, unter welchen diese Schichten auf- treten, sind folgende. Am Ende des Ortes stehen die in Franken so mächtig entwickelten Personaten-Sandsteine an, welche auch hier in ihrer obersten Region die durch die ganze fränkische Höhe zu verfolgende harte „Mu- schelbank“ eingelagert haben. Darüber folgen graue Thone, und oolitische Kalke mit Belemnites gigan- teus. Den Schluss des mittleren Jura bilden dunkle Thone, deren Fauna nach demselben Typus entwickelt ist, wiean den übrigen Localitäten der nördlichen Ausläu- fer des Franken-Jura. Es tritt nemlich auch hier die Macrocephalenfacies auf. Ich muss zum näheren Ver- ständniss bemerken, dass diese Zone nicht genau den schwäbischen Macrocephalus-Ooliten entspricht, da mit dem leitenden Ammonites macrocephalus, der sehr ge- mein ist, in gleicher Häufigkeit auch Ammonites cur- Ww.M. 3 4 vicosta auftritt; Ammonites Jason und hecticus sind ge- rade keine seltenen Vorkommnisse und auch A. anceps mengt sich unter letztere, ist aber sehr selten. Die Grenzschichten zwischen mittlerem und obe- rem Jura sind nicht zu beobachten. Die „wohlge- schichteten Planulatenkalke“ stehen im Graben limks von der Chausse an und bilden das Liegende der La- cunosaschichten, von denen sie sich petrographisch durch ihre Homogenität, regelmässige Schichtung und schwe- rere Verwitterbarkeit auffallend unterscheiden. Die Schichten mit Rhynchonella lacunosa lassen sich an dieser Localität nach ihrer Gesteinsbeschaffen- heit in drei Regionen abtheilen. Zu unterst liegen mergelige Kalke, die leicht verwittern und deren zer- fressene Schichtenköpfe in pittoresken Felsmassen den Steilrand der Berge bilden. Planulate und Lingulate Ammoniten, Belemnites sem’sulcatus, Rhynchonella la- cunosa und vorzüglich Terebratula bisuffarcinata nebst einigen andern Arten sind die noch nicht zahlreich vorkommenden Petrefacten. In den Steinbrüchen, die etwas höher liegen, zei- gen die Felsen eine deutliche Schichtung und auf den Halden liegen Rhynchonella lacunosa und Terebratula bisuffarcinata in grosser Menge; darunter die schon vorhin genannten Arten, ferner Terebratula nucleata, Terebratulina substriata, Terebratella loricata, Rhyn- chonella striocineta , Pleurotomaria suprajurensis, Schwämme u. Ss. w. Zwischen die einzelnen Kalkbänke sieht man in den Steinbrüchen dünne Mergelschichten eingelagert; diese Mergelschichten werden stärker, wechseln regel- mässig mit Kalkbänken von 2—4' Mächtigkeit und die- ser Schichtencomplex bildet dann die mittlere Region, welche nicht mehr durch Steinbrüche aufgeschlossen wird, weil das Gestein zu weich ist. Es erinnert die 5 Gesteinsbeschaffenheit der Kalkbänke an die wohlge- schichteten Planulatenkalke, und auch die Planulaten sind hier wie dort so breit gedrückt und gebogen. Das Hauptlager der Petrefacten nun bildet eine 8—10’ mächtige Mergellage gleich an der Basis die- ser mittleren Region der Lacunosaschichten. Es sind meist feine Sachen, die in Menge in dem weichen Mergel lie- gen.*) Vorherrschend sind Bruchstücke von Belemni- tes semisulcatus. Ammonites lingulatus und Cidariten- stacheln in sehr grosser Menge, ferner Ammonites Rei- neckianus, eircumspinosus, Terebratula nucleata, bisuf- fareinata, Terebratulina substriata, Ostrea gregarea, Scyphia obliqua und Spongites rotula, Ceriopora radi- eiformis u. Ss. w. Auch eine Robulina ist häufig, die man schon mit der Loupe leicht erkennt. Auffallend ist es, dass ich unter den vielen Ammoniten den in Schwaben so ge- meinen A. dentatus, der auch bei Streitberg vor- kommt, nicht auffinden konnte; ebenso fehlen auch in dieser petrefactenreichen Schicht Pentacriniten und Eugeniaeriniten gänzlich und Am. alternans ist sehr selten. Ein Eugeniaerinitenlager findet sich jedoch bei Würgau; aber ich fand es nicht anstehend, sondern seine Schichten auf den braunen Jura herabgestürzt. Hier kommt Eugeniacrinites nutans und caryo- phyllatus, Cidaris propingua mit Pentacrinus subteres, Ammonites alternans und Scyphia obligua vor; andere Petrefacten wie Terebratulina substriata, Retzia retieu- lata u. s. w. sind seltener. Die Oberregion der Scyphienkalke sind harte, schön geschichtete, gelbliche Kalke, mit zerstreuten *) Im Folgenden bediene ich mich zur Bezeichnung der petre- factenreichen Mergelschichte des Ausdruckes „Lingulatenmergel“ we- gen des zahlreichen Vorkommens des Ammonites lingulatus in dem- selben. - 6 Kieselnieren, die sich. durch Petrefactenreichthum nicht so auszeichnen als die mittleren. Schichten. , Rhyncho- nella lacunosa kommt in typischen Exemplaren. vor. Die mergeligen Zwischenlagen sind hier verschwunden und die Kalke liegen Bank auf Bank, von je 2—3° Mäch- tigkeit übereinander und sind wieder durch Steinbrüche aufgeschlossen. Es folgt nun eine Zusammenstellung aller, Arten, welche zu sammeln durch ‚die zeitweiligen. Auf- schlüsse der Schichten Gelegenheit gegeben war: Belemnites semisulcatus, Münst. % sp.? (mon: B. pressulus, Ausmah). Nautilus aganiticus, Quenst. Ammonites alternans, So w. (A. serratus, v. Buch.) = flexuosus, Münst. r nudatus, Opp. (A. lingulatus expan- sus, Quenst. “ biplex, Sow. N polyplocus, Bein. r convolutus, Schloth.? ” anceps albus, Quenst. “ Altenensis, d’Orb. (A. inflatus ma- crocephalus, Quenst.) ai platynodus, Rein. (A. Reinekianus, Quenst.) bimammatus, Quenst. Anıtyehais laevis, v. Mey. z 3a lamellosus, Park. Pleurotomaria suprajurensis, R.öm. n bijuga, Quenst. Nerita jurensis, Röm. Nerinea, sp.? Östrea gregarea, S0w. Pecten subpunctatus, G oldf. Nucula sp? Modiola tenuistriata, Goldf. Terebratula bisuffareinata, Schloth. ” orbis, Quenst. N nucleata, Schloth. B\ » subcanalis, Münst. Terebratulina substriata, Schloth sp. Terebratella loricata, Schloth. sp. Megerlea pectunculus, Schloth. sp. 'Retzia reticulata, Schloth. sp. (Terehratula " Kurri, Opp.) Rhynchonella lacunosa, Schloth. sp. > sparsicosta, Opp. L strioplicata, Quenst. RI Würgauensis, sp. n.” Cramia, sp.? Cidaris coronata, Goldf. „ propinqua, Goldf. Rhabdoecidaris nobilis Gola f. sp. Diplopodia subangularis, Goldf. sp. Dysaster granulosus, Münst. Goniaster gamma-albus, (Asterias) Quenst. Pentacrinus eingulatus, Münst, „5 subteres,; Goldf. users inus caryophyllatus, Goldf. ASLTE nutans, Goldf. r Hoferi, Münst. Solanoerinus (( Comatula d’Orb.) serobieulatus, Goldf. Sphaerites punctatus (juvenis), Quenst. e' tabulatus, Goldf. Serpula Deshayesü, Goldtf. Ceriopora radiciformis, Goldf. Sr striata, Goldf. clavata, Goldt. " compacta, Quenst. Cellepora orbiculata, G oldf. Tetrapora suevica, Quenst. Scyphia obliqua, Goldf. Spongites rotula, G@oldf. sp. Problematicum Quenst. Jura tab. 81 fig. 8. Unter den aufgezählten Petrefacten sind als Leit- muscheln hervorzuheben: Ammonites platynodus , , Pecten subpunctatus, Terebratula nucleata, Eugeniacrinus caryophyllatus und nutans, welche nicht nur ‚wegen ihrer ‘scharfen Kennzeichen und allgemeinen Verbreitung im süd- deutschen Jura, sondern vorzüglich wegen ihres (fast) ausschliesslichen Auftretens in den Scyphienkalken vor allen übrigen Arten sich auszeichnen, Terebratula bis- uffarcinata und Rhynchonella lacunosa sind zwar bei weitem häufiger und sehr ‚allgemein verbreitet, finden sich jedoch in Franken auch in den höheren Schichten mit Megerlea pectunculoides und Glypticus sulcatus häufiger vor und verlieren dadurch an ‚besonderem Werthe für die. Schichtenbestimmung. Das häufigste Petrefact ist ‘wohl der kleine Am- monites nudatus, der in ausserordentlicher Menge sich vorfindet. ‘Auffallend ist es, dass ich, obwohl ich mein besonderes Augenmerk darauf richtete, den in Schwaben so verbreiteten Ammonites dentatus, der doch auch "bei Streitberg vorkommt, nicht finden konnte. Ammonites serratus, der in Schwaben ebenso wie A. dentatus in vielen Täusend Fxemplaren gefunden wird und hier sein Hauptlager hat (nach Quenstedt), ist gleich- falls ein nicht häufiges Petrefact; von Schwämmen liest man wenige Arten anf, Seyphia' obligua u. Spongites rotula spielen die Hauptrolle. Unter den Bryozoen zeichnet sich das Genus Ceriopora durch seine Häufig- keit aus. Bemerkungen über mehrere der im vorhergehenden aufge- zählten Arten: Belemnites semisulcatus, Münst. der durch alle Schichten des oberen Jura hindurchgeht, fin- det sich in zahlreichen Bruchstücken. Im Eugeniacri- niten-Lager fand ich ein verkieseltes Stück. Belemnites sp. ? Ein seltenes Vorkom- ınen in dem Eugeniacrinitenlager ist ein kleiner keu- lenförmiger Belemnit, ganz von der Gestalt des Belem- nites clavatus des mittleren Lias. Er ist rund oder doch nur sehr wenig comprimirt, nur halb sa gross und weicht von ihm nur dadurch ab, dass der obere ver- dünnte Theil relativ kürzer ist als beim clavatus. — Ein ähnliches Vorkommen ist schon von einem ande- ren Orte bekannt, da Holzbauer und Sieber *) aus dem mittleren weissen Jura von Wössingen nebst Rhynchonella lacunosa und Terebratula nueleata etc. auch einen „Belemnites clavatus“ aufzählen. Mit Be- lemnites pressulus lässt sich der Würgauer Belemnit nicht identificiren, da er in der Form von ihm ab- weicht und die Bauchfurche, sowie die Seitenlinie der schmalen Seitenkante fehlen. Ueberdies ist auch das Lager ein ganz abweichendes und aus den schwäbi- schen Lacunosaschichten findet man solche Formen nicht angeführt. Nautilus aganiticus, (Schloth?) Quenst. Ceph. II. 6. Von dieser Art fand ich einen wohlerhal- tenen Steinkern im Lingulaten-Mergel. *) Der Ipf und seine Umgebung in geognostischer Ueber- sicht ete. von Präceptor C, Holzbauer in Bopfingen und Schul- meister Fr. Sieber in Oberdorf. Correspondenz-Blatt des zoolo- gisch -mineralogischen Vereins in Regensburg, VII. Jahrgang 1853 pag. 46. 410 Ammoenites altiernans, v. Buch. Es ist viel sicherer,, sich der Buch’schen Benennung zu be- dienen, als der älteren von Sowerby: — Am. serra- tus. — Denn im ersten Falle wissen wir ganz bestimmt, was ein süddeutscher Sammler unter diesem Namen versteht: jenen kleinen zierlichen Amaltheen, welchen L. v. Buch in seinen Petrifications remarquables tab. 7 fig. 4 „aus dem mittleren weissen Jura von der Lo- chen“ .abbildet, wo man ihn nach Quenstedt „in den Schwammkalken . ... zu Tausenden“ findet. Jn soleh’ ausserordentlich zahlreicher Menge findet man ihn freilich bei \ürgau, nicht, er ist .da sogar in der reichen Mergelschichte mit Terebratula subcanaliculata ein seltener Ammonit; in dem Eugeniaeriniten- Lager ist er aber häufig. Er stimmt mit Am. alternans ovalis (Jura pag. 617.) Der. gemeinste Cephalopode ‚ist ein kleiner Ammonit, von der Grösse und Form des Ammonites lingulatus expansus (Juenst. Ceph. 9 ,,, identisch mit Ammonites nudatus, Opp. — Unter den ungemein zahlreichen Exemplaren fand ich auch nicht eines, welches die für diesen Ammoniten besonders characteristischen Ohren am Lippensaume gezeigt hätte. Es hat dieses seinen Grund in der bröckeligen Beschaf- fenheit der Mergel, welche das Hauptlager desselben bilden. Eine sichere Artenbestimmung ist somit nicht möglich. Die Form mit dem feinen Rückenkanal Am- monites lingulatus canalis Quenst. Ceph. 9. ,,, ist selten. Ueber die Planulaten ist nichts Besonderes zu bemerken; Convoluten setzen bei uns in Franken bis in diese Schichten fort; sie gleiehen im Habitus ganz jenen, die in den Macrocephalusschichten liegen ; pa aber erstere verkalkt, letztere verkiest sind, so tritt pie Aehnlichkeit minder deutlich hervor. 11 Quenstedt. bildet im „Jura“ tab..76. fig. 3 ei- nen kleinen Ammoniten aus dem weissen Jura von Pfullingen unter dem Namen Ammonites anceps albus ab, derselbe findet sich auch in den Lacunosa-Schichten Fran- kens. Bei Würgau fand ich nur Exemplare, kleiner als die oben eitirte Abbildung, welche gleich grossen Stücken aus. den fränkischen Ornatenthonen sehr ähnlich sind. Die Differenzen sind sehr gering:. die Sei- tenrippen sind etwas dicker, die Stacheln abgestumpft und die periodischen Einschnürungen, die am verkies- ten anceps so ausgezeichnet ‚zu finden sind, ‚scheinen ganz zu fehlen. Alle diese Unterschiede lassen. sich der verschiedenen Art der Erhaltung zuschreiben, denn verkieste Sachen sind immer viel schärfer ausgeprägt. Die Rückenfurche fehlt zwar dem verkalkten anceps, ist aber doch angedeutet; es ist hierauf kein besonde- res Gewicht zu legen, da dieselbe auch bei dem ver- kiesten (in den Ornatenthonen) oft sehr undeutlich wird. Wollte man sonach beide als eigene Arten unterschei- den, so hätte man keinen anderen Grund, als den rein hypothetischen des verschiedenen Lagers, dem einige Paläontologen den Charakter eines zoologischen Merk- mals beilegen. Ammonites Altenensis, D’Orb (Pal. franc. tur. jur. tab. 204). wiirde ich einen Ammoniten nennen, der am besten mit Quenst. Ceph. tab. 16. fig. 14. stimmt, wenn es nicht zu unsicher wäre, Stein- kerne aus fränkischen Schichten mit französischen Vor- kommnissen zu identificiren. Ich halte mich auch da- her bei der Vergleichung an nachbarliche Formen und dann wäre Ammonites eireumspinosus Quenst. der, rechte Namen. Die Steinkerne kommen in den (mittleren) Mergeln öfter vor, bleiben aber klein und glei- 12 chen in der Form ganz dem macrocephalus. Rippen und Stacheln sind keine vorhanden, sondern über den Rücken laufen nur feine Streifen. Die Stacheln um den Nabel habe ich noch nicht beobachtet, bisweilen sah ich nur Andeutungen davon. Es würde dies dadurch erklärlich werden, wenn die Stacheln nicht hohl, sondern com- pakt wären, wie bei den französischen. Ammonites platynodus, Rein. (Ammo- nites Reineckianus Quenst. Flötzgebirge pag. HR. Cephal. tab. 15 fig. 13 a, b.) ist eine der vortrefflich- sten Leitmuscheln für diese Schichten, nicht bloss wegen seiner characteristischen Form und seiner Häufigkeit, sondern besonders desshalb, weil er unter die wenigen Petrefakten gehört, welche ihr ausschliessliches Lager in den Lacunosa-Schichten haben. Der Ammonit ist auch in Franken von derselben Grösse wie die schwä- bischen, die inneren Windungen sind normal gewun- den und tragen etwas gekrümmte Rippen, welche mehr- fach gespalten über den gerundeten Rücken hinweg- gehen. Da, wo die Wohnkammer beginnt, macht die letzte Windung eine deutliche knieförmige Biegung, der Rücken wird breiter und auf den- kräftigen Rip- pen stellen sich Stacheln ein; die Rippen laufen zwar noch mehrfach gespalten über den breiten Rücken, sind jedoch auf den Steinkernen schwer zu beobach- ten. Gegen das Ende der’Wohnkammer verschwin- den zuerst die Stacheln, dann die Rippen; den Mund- saum konnte ich an Würgauer Exemplaren nicht be- obachten, denn die Ohren haben sich in dem bröckeli- gen Kalkmergel nicht erhalten. Die Loben stimmen nicht gut mit dem Bilde, das Quenstedt Cephal. tab. 15. fig. 13. von ihnen gibt. Der erste Seitenlobus ist breiter, der 2te ist gleichfalls stärker und an der Naht ist noch ein kleiner Lobus sichtbar. Auch die Varietät Quenst. 13 Handbuch der Petrefaktenkunde Tab. 29. Fig. 8 kommt oft vor. Ammonites bimammatus, Quenst. Jura pag. 616, tab. 76, fig. 9 ist bei Würgau ein sel- tenes Vorkommen. Ich fand ihn nur in dem Eugenia- eriniten-Lager. Gasteropoden spielen eine sehr unterge- ordnete Rolle. Die wenigen Arten, die ich aufgeführt, sind schlecht erhalten, meist ohne Schale, und dazu selten. Von Interesse ist übrigens die kleine Nerinea, die ich hier in diesen Schichten fand. Sie lässt sich nicht näher bestimmen. Ebenso schwach vertreten sind die Conchife- ren, denn unter ihnen zeichnet sich nur die Ostrea gregarea durch zahlreicheres Vorkommen und Pecten subpunctatus als gute Leitmuschel aus. Brachiopoden treten in sehr grosser Menge auf. Vorherrschend besteht diese Fauna aus den Fami- lien der Terebratuliden und Rhynchonclliden. Unter ersteren steht wegen ihrer Grösse und Häufigkeit oben an: Terebratula bisuffarcinata,Schloth. Grosse Exemplare, welche mit der typischen Figur Ziet. XL. 3 stimmen, sind seltener. Meistens ist die Muschel kleiner und minder charakteristisch geformt. An Mannichfaltigkeit von Abarten fehlt es hier nicht: bei manchen ist die Stirnlinie stark w förmig geschwun- gen, Wülste und Hohlkehlen sehr stark und in Folge dessen ist sogar bisweilen ein deutlicher medianer Wulst auf der grösseren Schale, der fast bis zum Schnabel reicht; ander€ Formen sind klein und aufgebläht, wie Quenst. „Jura“ LXXIX. 20. Münster unterscheidet diese in seiner Sammlung unter dem Namen Ter-bratula 1 4 sufflata, welchen Namen Schlotheim sowohl für diese verkieselte Form „aus dem Hornstein von Am- berg“ als für eine andere Art „aus Höhlenkalk- stein von Glücksbrunn“ gebrauchte. Terebratula bisuffareci. ata istaber in Franken nicht ausschlieslich auf die Lacunosa-Schichten beschränkt, sondern sie kommt, auch verkieselt in einem höheren Horizonte, der durch. Megerlea pectunculoides und Glypticus ‚sulcatus bestimmt wird, in ganz typischen Exemplaren vor;, so 2..B.. bei Engelhardsberg. Bei Würgau. kommen auch sehr zahlreiche kleine Exemplare vor, welche man für die Brut ‚der bisuffar- cinala halten könnte; aber alle zeigen eine mediane Leiste, welche bis zur Mitte der kleineren Schale herab- geht. Quenstedt unterscheidet die schwäbischen we- gen dieses Merkmals, das der ausgewachsenen bisuffar- einata fehlt, von dieser unter dem Namen: Terebratula orbis. Terebratula nucleata, Schloth. ist eine für die fränkischen Lacunosa-Schichten sehr bezeich- nende Art, denn sollte sie auch mit Megerlea pectun- culoides auf gleichem Lager liegen, so ist sie da oben doch sehr selten. Bei Würgau kann man sie häufig sammeln und zwar besonders leicht in dem bröckeligen Kalkmergel mit den vielen feinen Sachen. Junge Exem- plare sind sehr selten; mit ihnen kommen aber welche vor, die ganz nach dem Typus der nucleata gebaut sind; mit einem dicken, übergebogenen Schnabel, hoch- sewölbter Bauchschale und aufgebogenen zungenförmi- gen Lappen der kleineren (Rücken-)Schale, welche aber eine sehr deutliche Leiste in der Mittellinie durchschim- mern lässt. Quenstedt hält die schwäbischen für Brut der nueleata; Suess zweifelt aber sehr daran, ob diese mit Septis versehenen Exemplare wirklich hie- her gehören. 15 "Mferebratula subeanalis, Münst. (in litt.) Synonymik: Terebratula subeanaliculata, Münst. in der Müns- ter'schen Sammlung ‘zu. München. — Terebratula _subcanalis, Münst. in der Sammlung des britischen Museums zu. Cambridge und im k. k. Hofmineralienkabinet zu Wien. — Terebratula sub- canalis, Gray et Woodward. Catalogue of the Mollusca in the Collection of the British Museum. Part. .1V. pag. 38. 1853. non: Terebratula subeanalieulata, Op pel; Juraformation Englands ete. pag. 569. 1858. — non: Terebratula subcanalis, Suess; die Brachiopo- den der Stramberger Schichten 1858. Diese Art ist bis jetzt nur aus den Lacunosa- Schichten von Würgau bekannt und Exemplare von dieser. Localität verschickte Münster schon vor ‚30 Jah- ren an: verschiedene Museen unter dem. Namen. Te- rebratula subcanalis, während er'sie in seiner eigenen, Sammlung T. subcanaliculata genannt hat. Sie scheint auch bei Streitberg im gleichen Niveau vorzukom- men und wahrscheinlich hat sie Gümbel*) als Terebra- tula coarctata alba von da aufgeführt. Eine Diagnose der fraglichen Art gaben zuerst Gray und Woodward im Catalogue of the British Museum IV pag. 35: Shell oval, some what pentagonäl, smooth; dorsal valve convex, with a deep central fur- rows, beak recurved, thik, runded; foramen moderate. Lon. and lat. 6 alt. 4 lines“. Diese Chäracteristik passt auch ganz auf. die von mir. bei Würgau ge- sammelten‘ Exemplare und ich habe nur noch folgen- des beizüfügen Die Rücken- Schale lässt ein Septum durchschim= mern, das bis zur Mitte der Schale herabläuft; die Flü- gel der Bauchschale fallen von den Wülsten gegen die Randkanten ziemlich steil ab. Die punctirten Schalen sind ganz ‚ohne Sculpturen, und zeigen nur feine An- *) Gümbel: die Streitberger Schwammlager ete. Würtembg. naturw. Jahreshefte XVIll. 1862 pag. 129—238. 16 wachstreifen. Die grösste Dicke der Muschel fällt in die Wirbelgegend der Rückenschale. Herr Prof. E!. Suess beschreibt in seiner oben eitirten Abhandlung aus den Kalksteine von Stram- berg eine Art, welche mit der hier in.-Rede stehenden identisch sein soll. Es ist dievon Suess abgebildete und beschriebene Muschel aber ..offenbar eine neue, von der Terebratula subcanalis unterschiedene Art. Es beweist dies schon die Grösse der im Jurakalke von Stramberg vorkommenden Exemplare, denn die bei Würgau ge- sammelten sind viel kleiner und haben auch den hohen Hals sowie den tiefen Sinus, der von der Stirne bis fast zum Wirbel der kleinen Schale +geht, nicht. Am besten stimmt noch Fig. 9. a. Die Bemerkung, dass sie eine jener Arten sei, „welche im Laufe ihres Wachs- thumes nicht unbedeutende Aenderungen erleiden“ kann nur für die Stramberger Vorkommnisse Geltung haben, denn die nur selten vorkommenden jungen Exem- plare der Würgauer Art tragen genau dieselben Cha- raktere an sich, wie die ausgewachsenen. Ueberdies ge- hört sie auch einem ganz anderem Niveau an, demn nach Hohenegger ist der Stramberger Kalkstein nach seinen Cephalopoden den Kimmeridge-Bildungen zuzurechnen. *) Terebratulina substriata, Schloth. sp. Terebratulites substriatus, Schloth. Petrefk. 1820. Terebratula striatula, Ziet. Verst. Würtbg. 44. 2. 1830. substriata, Schloth. Buch über Terebr. pag. 60 1834. substriata y oder alba Quenst. Handb. d. Pirfkd. 37; 7. 1852. Der Jura pg. 635. tab. 78. fig. 30. 1858. Terebratılla substriata, d’Orb. Prodr. pag 377. 1852. Terebratulina Quenstedti, Suess; die Brachiopoden der Stramberger Schichten 1858. » *) Zeitsch. d. deutsch. geolog. Gesellschaft 1860. XIl, 369, 17 Die richtige Bestimmung dieser Species ist mit einigen Schwierigkeiten verbunden; ja E. Suess zwei- felte sogar an der richtigen Deutung des Geschlechtes, doch hat Quenstedt durch Blosslegung der Brachial- Vorrichtung diesen Zweifel beseitigt und es finden sich auch an vielen Exemplaren die für die Terebratulinen charakteristischen ohrförmigen Seitenfortsätze am Wir- bel der Rückenschale, wenn auch nicht so ausgeprägt. In Franken findet sich nur diese eine Art der Annuliferen und zwar nicht allein in den unteren La- cunosaschichten — mit Terebratula nucleata und Am- monites platynodus — sondern auch in den oberen, für welche Megerlea pectunculoides und Glypticus sul- catus leitend sind. Die Muscheln des tieferen Hori- zontes sind verkalkt, jene im höheren Niveau aber ver- kiesel. Bei Würgau findet sie sich zahlreich in den bröckeligen Mergeln der mittleren Region (am oberen Ende des grossen Steinbruches anstehend). Sie wird nie grösser als die Figur im Handbuche der Petre- faktenkunde von Quenstedt tab. 37, fig. 7; in der Regel erreicht sie diese Grösse nicht, Ihre Form ist länglich mit vorgerückter Stirne; auf der grösseren Schale senkt sich ein flacher Sinus ein, dem auf der Rückenvalve ein Wulst entspricht. Die Schalen sind feingestreift, die Streifen diehotomiren und sind gegen den Rand hin verdickt und von concentrischen An- wachsstreifen unterbrochen, der Schnabel der Bauch- schale ist etwas umgebogen, oben gerade abgestutzt und von einer grossen Oeffnung durchbohrt. Area ist keine vorhanden. Das Deltidium besteht aus 2 ge- trennten Stücken und ruht bei vielen Exemplaren auf der geraden Schlosslinie der kleineren Schale. Der Schlosskantenwinkel, auf den L. v. Buch bei sei- nen Beschreibungen so grosses Gewicht legt, ist bei dieser Art nicht constant, denn es kommen Formen W.M. 2 18 vor, bei denen die Schlosskanten in gerader Linie lie- gen — und diese zeigen dann zur Seite des Wirbels ohrförmige Fortsätze — während sie bei anderen zu- sammenneigen und der Winkel dann ein spitzer wird. Diese Verschiedenheit des Winkels zeigt sich aber nicht nur bei Vergleichung verschiedener Exemplare dersel- ben Grösse , sondern sie ist auch an den verschiedenen Altersstufen einer und derselben Muschel, wie aus den An- wachsstreifen zu erkennen ist. Der Schlosskantenwinkel ist in der Regel bei den jungen Individuen ein gerader und die Seitenkanten sind dann parallel. So bleibt er ungefähr bis zum mittleren Stadium des Wachsthums; von da an setzt die Muschel an der Stirne mehr Kalk ab als in der Wirbelgegend und somit tritt auch eine Aenderung im Schlosskantenwinkel ein. Alles bisher Gesagte in Bezug auf Grösse, Form und Sculptur der Schalen gilt auch für die Vorkomm- nisse aus den Sulcatus-Schichten von Engelhards- berg. Die Terebratula substriata silicea aus dem glei- chen Niveau in Schwaben — dem Nattheimer Co- ralrag fehlt in Franken. Man hat bis in die jüngste Zeit unter dem Schlot- heimischen Namen 7. substriat« vorzüglich diese kleine feingestreifte Art verstanden und mit allem Recht: denn Schlotheim hat in seiner Petrefaktenkunde mit die- sem Namen vorzugsweise „die in Hornstein verstei- nerten“ Exemplare aus den Lacunosaschichten von Schafloch bei Amberg und die verkalkten aus densel- ben Schichten yon Muggendorf belegt; und überdies sagt Münster, dass er „Schlotheims gewöhnliche Terebratula substriata nur im Scyphienkalk gefunden habe.“ (Beiträge z. Pifkd. I. pag. 116 1843.) Terebratella loricata, Schloth. sp. ist bei Würgau eine der selteneren Versteinerungen, Sie 19 stimmt mit den gleichen Vorkommnissen aus Quenstedts weissen y überein. Wulst und Sinus, welch letzterer bis in die Schnabelspitze reicht, sowie die Rippen sind sehr scharf ausgeprägt. Die Schale erhält durch die An- wachsstreifen, welche die Rippen unterbrechen, ein schuppiges Aussehen. Durch diese Merkmale unterschei- det sie sich sehr augenfällig von jener Form, welche verkieselt in den höheren Schichten mit Megerlea pec- tunculoides und Glypticus sulcatus vorkommt. Diese obere, welche bei Engelhardsberg sehr häufig ist, hat feinere und zahlreichere Rippen, einen seichteren Sinus und schwächeren Wulst, ist nicht so schuppig und weicht namentlich in der Stirnansicht von der älte- ren Form ab; denn die Stirne der Loricata in den Sey- phienkalken er sehr stark und w förmig gefaltet. Megerlea pectuneulus, Schloth. sp. Den Schlotheimischen Namen beschränkte Suess auf die Art ausden Scyphienkalken; wenn Quenstedt bemerkt, dass Schlotheim „den Namen hauptsächlich für die gröbere in den Kieselkalken ete. gebraucht habe‘, so spricht.da- gegen der Fundort in Schlotheims Petrefaktenkunde: Amberg. Aus Franken kennt man bis jetzt nur eine Art und zwar diese in den Scyphienkalken, welche mit Terebratula pectunculus y Quenstedt Jura tab. 79 fig. 4—11 identisch ist. Die vorherrschende Varietät bei 'Würgau nähert sich der Fig. 9: der T. pectunculus trimedia Quenst. Die „Megerlea pectunculus von Nattheim“, welche Suess Megerlea Ewaldi nannte und der Terebratula pectunculus e Quenst. Jura 90, 42. 43. entspricht, fin- det sich in Franken in den höheren Schichten mit Me- gerlea pectuneuloides nicht, sondern die kleine Art setzt bis dahinauf fort und es ist die verkieselte (En gelhards- berg) von der tieferen verkalkten nicht zu unterscheiden, ' ” 20 Rhynchonella lacunosa, Schloth. sp. ist eine der häufigsten und auch für diese Localität wichtigsten Muscheln ; sie geht durch alle Schichten, die am Bergab- hange über den Planulatenkalken liegen, hindurch. Es ist die Varietät mit vielen Falten im Sinus, für die Fi- sur 78; 16. in Quenstedts Jura als Typus gelten kann. Fig. 17 habe ich hier nicht so deutlich gefun- den; findet sich aber am schönsten und häufigsten ver- kieselt bei Amberg. Junge Fxemplare der lacunosa finden sich selten, und ebenso Rhynchonella triloboides Quenst. (Jura 6393.) Hhynchonella sparsicosta, Opp. ge hört zu den vereinzelten Vorkommnissen ; sie zeichnet sich durch ihre deutlichen Anwachsstreifen aus. An diese Arten reiht sich noch eine kleine Muschel an, die jedenfalls zur Ehynchonella strioplicata, Quenst sp. gehört. obwohl sie mit Jura 78. 24 und Handbuch 36. 23. nicht genau stimmt, was aber leicht erklärlich, da Quenstedt „aus dem Heere von Formen nur drei markirte herausgegriffen hat.“ An der Stirne. zeigt sie 6-8 grobe Falten, die auf. der Schale höchstens bis zur Mitte hinauflaufen,, dann spalten sie sich wie bei der Fureillata des mittleren Lias, an welche sie auf den ersten Blick erinnert, in mehrere sehr feine, Strei- fen, die bis zum Schnabel sich erstrecken. Dieser ist klein, spitz und stark übergebogen. Diese Art, welche von gleicher Grösse, wie die schwäbischen ist, geht auch in die Kieseldolomite von Engelhardsberg (mit Me- gerlea pectunculordes) hinauf. FKhynchonella Würgauensis könnte man eine kleine seltene Art nennen, die ich aus den Lacunosaschichten noch nicht aufgeführt gefunden habe. "Sie ist so gross, wie Rh. strioplicata, rundlich, diek und 2 glatt. Die grosse Schale schiebt sich an der Stirne durch eine kleine, aber breite Zunge gegen oben vor, und’ wird an ihrem Grunde von je einer kleinen spitzen Falte begleitet. Der Schnabel ist sehr klein, spitz, das Loch darunter gross und das Deltidium umfassend. Die Schalen sind ohne Punetation und ohne jegliche Sculptur. Von Crania finden sich einige kleine undentliche Schalen. Ueber die anderen Arten ist nichts Besonderes mehr zu erwähnen. Das Problematicum, das Quen- stedt im Jura 81, 8. wiederholt abbildet, findet sich auch genau so bei Würgau und es kommen davon Exemplare vor, welche die Grösse von.2 mm. nicht er- reichen. Durch die Notiz, welche Gümbel im Neuen Jahr- buche 1862 pag. 465 über die Entdeckung „von FO= raminiferen“ in den untersten weissen Mergel- kalken der Streitberge gab, wurde ich: veraulasst, nach diesen auch in den reichen Mergelkalken der La- cunosaschichten von Würgau zu suchen. ' Meine vor- läufige Untersuchung stellte heraus, dass die von Güm- bel bei Streitberg gefundenen Arten hier fehlen. Ich fand jedoch eine neue Art, die zu dem Ge- schlechte Robulina gehört und ihrer Grösse wegen schon mit einer starken Loupe aus dem geschlämmten Kalk- staube herausgelesen werden kann. Ihr Lager sind die reichen Kalkmergel mit Ammonites nudatus. Eine Beschreibung und Zeichnung der Art wird Herr Pro- fessor Reuss in seiner Monographie der deutschen Jura-Foraminiferen geben und aus der mir mitge- theilten Beschreibung will ich nur eine kurze Charak- teristik wiedergeben: Robulina sp. n. „Eine bis 2 mm. grosse Species, die der R. trachyomphala aus der Kreide von Lem- berg (Galizien) am nächsten steht, sich von ihr aber durch 22 die grössere Anzahl der Kammern, 15—16, und der Be- schaffenheit der Septalfläche unterscheidet. Das Gehäuse ist scheibenförmig kreisrund, ohne deutlichen Kiel und mit einer mässig grossen flachen Nabelscheibe. Die Septal- Fläche der letzten Kammer ist schmal herzförmig, ver- tieft und sehr klein; die Mündung der letzten Kammer "stellt eine kurze schmal dreieckige Spalte dar.“ ® In den Lingulatenmergeln sind ausser ei- ner Form , die ich mit Spirienlina polygyrata, Gümb. identifieiren möchte, andereForaminiferen-Arten äus- serst selten. In den Eugeniacrinitenschichten dagegen sind sie zwar häufiger, aber gegen den Reich- thum anderer Schichten des Jura an Polythatamien im- merhin selten. Ich führe aus letzterer Schicht die so eben genannten zwei Arten an; ferner als Seltenheit Cristellaria spargiphilla, Gümb. Häufiger ist eine bei Streitberg nicht vorkommende Cristellaria, deren Gehäuse sehr dünn und flach ist, in der Ferne sich der C. spongiphita etwas nähert, aber durch die grasse Endkammer, deren unteres Ende bis an das Gewinde sich herabzieht, sich von ihr wieder entfernt. Als neue Arten führe ich noch auf: Cristellaria acuticosta, sp. n. Gehäuse lin- senförmig, stark gewölbt, eingerollt; Rücken scharfkan- tig; Nabel klein, schüsselförmig vertieft; vom Nabel ge- gen den Rücken hin verlaufen auf den Kammerwän- den etliche rückwärts gebogene Rippen gegen die kiel- artige Rückenkante, 9—10 an der Zahl; Endfläche gross, verkehrtherzförmig, nach Art der Rippen gebogen, Oeff- nung auf einen Vorsprung wie bei Or. Quenstedti. Vaginulina.-Würgauensis, sp. n. Schale ver- längert, gekrümmt, rund, glatt; Kammern schief; Nähte wenig vertieft; letzte Kammern oben etwas abgeschnürt und dieser obere Theil ist mit 8 schwachen Längsrippen 23 symmetrisch besetzt; Oeffnung in der Mitte nicht deut- lich wahrnehmbar. Die Form des Gehäuses ähnlich der Jurensis, Gümb. | Da das Lager der Streitberger Rhizopoden nach Gümbels Ansichten dem untersten weissen Jura angehören soll, lag die Vermuthung nahe , dieselben Arten in den weichen Mergeln mit verkiester Ammo- nitenbrut, darunter Ammonites alternans, welche den Planulatenkalken eingelagert sind, auch an Orten mit nor- maler Schichtenfolge zu finden. Eine vorläufige Unter- suchung bstätigte diese Vermuthung jedoch nicht. Ungleich. lohnender ist das Suchen nach Fora- miniferen im Lias. Dieselben finden- sich zahlreich auch in den gelben Numismalismergeln, sowie in. den, Jurensismergeln. Die Numismalismergel sind im nördl. Franken auch noch ausgezeichnet: durch das zahlreiche Auftreten kleiner Krebsschalen: die- selben sind zusammengedrückt, eiförmig, fast uieren- förmig, ohne jede Zeichnung. Die. Schalen sind dick, Augenstellen nicht bemerkbar und obngefähr 2 mm. gross. Ich stelle sie zu Cytherina und nach dem Lager könnte man sie zum Unterschiede von der Oypris amai- ‚thea der schwäbischen Amaltheenthone Cytherina mumismalis nennen. — Auch die Jurensismergel bergen eine durch den Umriss una die Zeichnung derSchalen sehr charakteristische Ostracoden- Species. Ueber diese _mierogeologischen Formen des Franken-Jura werde ich später, ‚nach fortgesetzten Untersuchungen, ausführ- licher berichten. . Der schwäbische Jura ist wegen seiner voll- "kommenen Entwicklung und genauen Durchforschung der Typus für die übrigen deutschen Jurabildungen. Vergleicht man demnach die Fauna der Würgauer Schichten mit den Faunen des schwäbischen weis- ‚sen Jura, so wird man finden, dass sämmtliche 24 Versteinerungen mit Arten der schwäbischen Lacuno- saschichten identisch sind: dass also die Würgauer Kalke jener Stufe des oberen Jura entspre- chen, welche Quenstedt für Schwaben mit Gamma bezeichnete. Der Name Lacunosaschichten ist jedoch für diesen Horizont im Franken-Jura nicht bezeichnend ge- nug, weil Rhynchonella lacunosa hier auch in höhere Schichten, welche durch wichtige Leitmuscheln des schwä- bischen Epsılon charakterisirt sind, hinaufgeht. Es wäre daher für dieses Niveau der Name Eugeniacrinitenkalke weit vorzuziehen, denn es kommen die Eugeniaecriniten häufig und (auch in Franken) ausschliesslich nur im mittleren weissen Jura vor, dass man die Kalke passend darnach benennen könnte“ (Quenstedt’s Flötzgebirge pag. 428). Für Franken ist aber dieser Horizont von beson- derer Wichtigkeit, weil er den Ausgangspunkt zur wei- teren Gliederung des weissen Jura, dem andere scharfe Horizonte fehlen, bildet. Das Liegende desselben sind jene weissen wohlgeschichteten Kalke, welche arm an Arten, nur durch ihren Reichthum an Planulaten sich auszeichnen und wie ein steiler Wall längs der ganzen fränkischen Höhe über dem Personatensandstein sich erheben. _ Sie bilden das unterste Glied. Da ihm Leit- muscheln fehlen, so bleibt es eine Frage, ob es dem schwäbischen Alpha oder Beta entspricht. Als drit- tes Glied treten jene Schichten auf, denen die ausge- zeichneten Dolomite der fränkischen Schweiz angehö- ren und über den Eugeniacriniten-Kalken sich erhe- ‘ ben. Charakteristisch für dieses Niveau ist die ausser- ordentliche Menge von Echinodermen, unter denen Glyp- ticus suleatus die erste Rollespielt. Durch diese Echinoder- men-Facies und die vorzüglichen Leitmuscheln des 25 schwäbischen Epsilon: Megerlea pectunculoides ist die Fauna, welche sich in vielen ihrer Arten sehr jener der Eugeniacriniten- Kalke (Mollusken-Facies) nähert, von letzterer verschieden, und schliesst sich an jene des schwä- bischen Epsilon an. Sind beide Bildungen auch nicht identisch, so doch analog. Wirkönnen demnach den weissen Jura im nörd- lichen Franken (,im Gebirge‘) in drei wohlunterscheid- bare Etagen abtheilen: in Planulatenkalke, Eugeniacri- niten- oder (Scyphien- Kalke) und die Schichten mit Megerlea pectunculoides und @lypticus suleatus (Dolo- mit), wie ich dies schon in meiner Dissertation gezeigt habe. : Die Thiere des Feigenbaums. Von P. V. M. Gredler. Jeder Inseetensammler hat wohl schon wahrgenom- men, dass er auf exotischen Pflanzen, wenn selbe auch schon seit Jahrhunderten bei uns eultivirt worden, seine Rechnung nicht findet; oder mit andern Worten: dass die inländischen Inseeten auch mit leicht begreiflicher Vorliebe die ursprünglich einheimischen (nicht fremd- ländische) Pflanzen bewohnen. Ist nun auch der ge- meine Feigenbaum (Ficus Carica) in den wärmeren Gegenden Südtirol’s nicht selten wild zu treffen, so wird er dennoch, wie schon sein Name besagt, nicht als ur- sprünglich einheimisch gelten dürfen, noch eine reiche animalische Bevölkerung versprechen. Und in der That ist die Zahl der Insecten, die seinen Namen tragen oder die, die Naturgeschichte von ihm kennt, nicht gross. Ohne nım eine Ausnahmsstellung von der eben ausgesproche- nen Regel dem Feigenbaume vindiziren und eine so namhafte Anzahl Bewohner, wie von manchem andern europäischen Baume nachweisen zu können, dürfen wir dennoch von einer einfachen Notiz schon deshalb nicht wohl Umgang nehmen, da uns der Feigenbaum allein schon einige für Tirol’s *) und Deutschland’s Käferfauna neue Bürger liefert. *) Insofern weder Laicharting (Verzeichniss und Beschreib- ung d. tirol. Inseet.), noch Dr. Rosenhauer (Beiträge zur Insekt,- Faun. Europ. 1. Bdch.) oder Referent (d Käfer von Passeier ) bisher deren tirolisches Vorkommen constatirten. Wir geben diese Arten mit Feltschrift. 27 Unter der losen Rinde des Feigenbaums lebt erst- lich eine nicht unbedeutende Zahl von Gliederthieren wie zufällig; vor andern: Ameisen, Asseln, Scolo- pendern , Springschwänze (Podura), Spinnen, Milben (Trombidium holosericeum), After-Scorpione — wohl die besten Zeugen, dass es hier des ‚kleinen Gethiers mehr gebe — u. s. w. — Dann aber auch welche, die vorzugsweise oder ausschliesslich auf Ficus leben, wie Coceus caricae, Psylla ficus, Carpophilus hemipte- rus; endlich eigentliche Insassen. Wir erzogen selbst Cynips psenes, die bei Bozen schon ziemlich häufig sich zeigt, nebst mehreren andern Hymenopteren, welche leider,. zu Studienzwecken abgegeben, uns augenblick- lich. nicht zur nähern Vergleichung und Determinirung vorliegen, — besonders aber mehrere Käfer aus dem Feigenholze. Wir sind nicht näher unterrichtet, ob seit der Zeit, als Sturm (in Deutschlands Fauna, Abth. Insekt. XH. Bdeh, S; 22) über die Lebensart der Gattung He- dobia die Bemerkung niederschrieb: dass von den er- sten Ständen dieser Gattung nichts Näheres bekannt sei, diese nun erforscht worden sind oder nicht und geben daber unsere Beobachtung wieder. Rosenhauer kennt in Tirol nur Hedobia imperialis, die er am Mt. Baldo auf Buchen sammelte, Uns kam seitdem auch Hed. pubescens und regalis zu Gesichte und zwar letztere einst sehr zahlreich in der Puppenhülse unter der Rinde eines alten Feigenbaumes, Die Thiere hat- ten sich am liebsten an Stellen, wo die Rinde eben im Lostrennen begriffen war, theils in dieser 'selbst, theils schon im Holze — jedoch nie gar tief in dasselbe ein- gefressen, steckten in längliehen, ‘fast eylindrischen wei- sen Puppenhülsen, die wie Eierschälchen sehr leicht auf- sprangen und das Thier ziemlich lose umgaben. Im Jänner waren bereits alle Thiere entwickelt; die aufbe- wahrten Exemplare verliessen jedoch die Puppe alle zu- 28 mal erst am 20. April bei 20° R. -- Hedobia imperia- lis und pubescens finden sich ebenfalls um Bozen und es ist nicht unwahrscheinlich (— bestimmte Thatsachen fehlen mir zwar —) dass auch letztere Art sich im Fei- genbaume aufhalte. Ferner erzog ich aus Feigenbaum- ästen: Ptinus fur, Hypoborus ficus in ungeheurer Anzahl, sowie Xylopertha humeralis (ebenfalls zahlreich *), Sinoxylon muricatum und sexden- tatum. Letztere Art scheint vorzugsweise auf den Fei- genbaum angewiesen zu sein, indess erstere mehr zu- fällig auch in denselben, wie etwa anderemale in Ei- chen oder in das gesägte Weingartenholz, anstatt in die Rebzweige ihre Gänge bohrt **). ‘Weiter haben wir als Incolinen des Fieus beobachtet: Lycetus impres- sus und Denops (Cylindrus) albofasciatus. Die- sen zuerst von Baron Hausmann aus dürren Aesten des besagten Baumes gezogenen schönen Käfer glückte auch mir jüngst auf gleiche Weise zur bekommen. ***), Von Cerambiciden sind zwei seltene Insassen unseres Baumes anzuführen: die Mesosa curculionoides und die für Deutschlands Fauna unseres Wissens neue Gracilia fasciolata Krynicki, timida Menetr. +), die Referent ebenfalls aus einem schon jahrelang einge- legten Aste — erst m 3 völlig übereinstimmenden gros- sen, das folgende Jahr in 20 kleinen Ex. gezogen, in- *) Rosenhauer fand sie bei Ala an dürren Maulbeerästen in Hecken, sehr selten. **) Die Gänge bilden in der Regel eine Spirallinie, und nur wenn ein zweites Individuum an derselben Stelle sich etablirt, wer- den sie etwas bogig oder geschwungen dem Zweige entlang ge- gegraben — Dieser Bostrychide macht sich im ganzen Etschthale alljährlich, jedoch gröblicher nur stellenweise, bemerkbar und ist un- ter dem Namen „‚Rebendreher“ im Volke bekannt. ***) Wenn ich mich recht entsinne, traf ich auch Tillus elon- gatus in einem Feigenbaume, 7) Soweit wir instruirt sind, hat sie Parreyss in der Krim gesammelt, 29 dess 2 in einem Eichenwäldchen todt gefundene Stücke noch mehr durch Kleinheit und Färbung abweichen. Eine ebenfalls todtgefundene fusslose Larve, die wir dieser Gracilia zu attribuiren geneigt sind , lässt leider keine Beschreibung zu. In diesem verschrumpften Zustande sind die Leibesringe sehr abgeschnürt, rothbraun und mit einzelnen grossen Haaren besetzt; der flachgedrückte viereckige Kopf trägt beiderseits der mit eingestochenen kleinen Punkten besetzten Mittellinie 3 längliche Gru- ben vorne an der Stirne, die Oberkiefer sind schwarz. Letztlich zogen wir noch aus altem Feigenholz ei- nen Laemophloeus (wahrscheinlich pusillus) über des- sen nähere Bestimmung wir noch nicht völlig ins Reine gekommen; gewiss aber erinnern wir uns wohl nimmer des einen und andern Thieres, das uns der Feigenbaum in frühern Jahren in die Hände gespielt. Jedoch die Normalzahl der neun Incolinen auf ein Phanerogam (Ratzeburg) haben wir hiemit auch dem besagten Baume redlich vindizirt. — Später einmal über die Fauna an- derer südländischer Bäume. Die Vögel des unteren Aisch-, Seebach- und Aurachgrundes. Ein Beitrag zur Ornithologie Frankens von Andreas Johannes Jäckel, königl. Pfarrer in Sommersdorf und Thann. un Unser Vereinsmitglied Hr. Landarzt Ignaz Kress in Kloster Ebrach hat in dem 2. Bericht der natur- forschenden Gesellschaft zu Bamberg ein Verzeichniss der Vögel des Steigerwaldes und seiner nächsten Umgeb- ungen veröffentlicht, wozu er im 4. und 5. Berichte ei- nige Nachträge gebracht hat. Im Anschlusse an diese verdienstliche Arbeit, welche sich ihre Grenzen bis in den Aischgrund gesteckt hat, werde ich im Nachfolgen- den die Ornis des südwestlichen Oberfrankens von der Aisch bis zur Regnitz, also des unteren Aisch-, Seebach- und Aurachgrundes mit Rücksicht auf die nächste Um- gebung abhandeln. Vom Spätherbst 1853 bis zum Feb- ruar 1861 Pfarrer zu Neuhaus bei Höchstadt a. A., habe ich diese wasserreiche, durch ihre Malaria nicht min- der, als durch ihre äusserst interressanten ornithologi- schen Vorkommnisse mir unvergessliche Gegend, ein wahres Eldorado der heimischen und fremden Vogel- welt, durchforschen zu können, das Glück gehabt. Ich hatte zuvor nicht geglaubt, dass unser schönes Bayer- land ausser seinen Donauschütten, deren Vogelleben mein seliger Freund Heinrich Graf von der Mühle su anziehend geschildert hat, *) noch eine Gegend gefun- *) Korrespondenzblatt des zoologisch mineralogischen Vereins in Regensburg 7. Jahrgang, 1853 S. 18 fl. 31 den .werden könnte, welche dem vaterländischen Fau- nisten ein so überraschend reiches wechselvolles Thier- leben vorzuführen im Stande wäre. Ich sollte aber bald eines Anderen belehrt werden und erfahren, dass in un- serm Vaterlande noch manche Gegenden sind, welehe die Aufmerksamkeit noch nicht gefunden haben, die sie in hohem Grade verdienen. Zu diesen gehören denn auch die Umgebungen von Neuhaus mit ihren stellen- weise dicht aneinander liegenden Weihern, von denen viele zwischen 20 und 30, einer über 70, zwei davon ohne Dämme 106 und 110 Morgen gross sind. Im Land- gerichte Herzogenaurach, wozu Neuhaus gehört, befin- den sich 3380 Tagwerk 23 Dezimalen Weiher, im Landge- richte Höchstadt a. A. 2049 Tagw. 23 Dezim. bonitirte Weiher und 318 Tgw. 52 Dez. Flüsse, Bäche, Seen und nicht bonitirte Weiher, an welche sich 1135 Tew. 40 Dez. Weiher des Landgerichtsbezirkes Forchheim an- schliessen. Die schönste Parthie dieses wasserreichen Landstriches bilden die sogenannten Moorweiher zwi- schen Poppenwind, Hesselberg, Moorhof, Boxbrunn und Biengarten und die nahen Weiher bei Neuhaus und Buch bis hinab zu den Kiebheimer und den grossen Bischofs- weiher bei Dechsendorf. Hier drängt sich Weiher an Weiher zu einer grossen, in der Vogelperspektive der wandernden Gänse- und Entenschaaren gesehen, fast ununterbrochenen Wassermasse zusammen und ist es sehr begreiflich, dass ein über 2 gute Wegstunden in die Länge sich erstreckender selbst m dunkler Nacht blinkender Wasserspiegel auf das zu Tausenden seine luftige Strasse hoch dahinziehende Sumpf- und Wasser- geflügel eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausüben, die seltensten Gäste aus dem tiefen Süden oder dem hohen Norden zu kürzerer oder längerer Einkehr ein- laden, ja sogar zum Bleiben und Hecken verführen werde, Und so geschieht es denn, dass in manchen Jahrgängen 32 Vögel hier brüten, die man in Bayern und Deutschland überhaupt kaum auf regelmässigem Zuge, höchstens als Irrgäste, sicher nicht, als Brütevögel vermuthet hätte- Es würde gewiss noch mancher interessante Sumpf- und Wasservogel in dieser Gegend seinen ständigen Wohn- ort aufschlagen, wenn die Weiher und ihre Umgebun- gen weniger beunruhigt würden. Das Eintreiben der Gänseheerden und des Hornviehes jedoch, welches letz- tere dem üppig wuchernden Entengrase bis tief in die Weiher nach allen Richtungen nachgeht, das Ausgrasen und Ausmähen der Riedgräser, der Binsen- und Rohr- wälder behufs Futter- und Streugewinnung vertreibt viele Vögel, denen es der erfahrene Ornithologe unschwer anmerken kann, dass sie nur ungerne weiter ziehen, um sich in der Ferne eine ruhigere Stätte für ihr Brü- tegeschäft zu suchen, das sie in den Moorweihern wür- den abgemacht haben, wenn Eiersucher, Hütbuben, Grä- serinnen, Hornvieh und Gänse sie nicht verstört hät- ten. Dass dies gewiss so ist, beweist der breite, schöne Altmühlgrund zwischen Ornbau und Gunzenhausen in Mittelfranken, wo die Brachschnepfe (Numenius arquata) — manch norddeutscher Ornithologe wird hierüber be- denklich den Kopf schütteln — alljährlich in mehreren Paaren in der Gegend von Mörsach, Gern und Al tenmuhr in einen für diesen Vogel weitaus nicht so sehr geschaffenen, aber viel ruhigeren Gegend brütet. Es war auch früher in den Moorweihern ein ganz an- deres Leben. Da brüteten noch die Lachmöven in gro- ser Anzahl, die Rohrdommel liess ihr nächtliches un- heimliches Gebrüll ertönen und auf den Schwemmen und Schöpfen *) des Strittweihers bei Biengarten züch- teten so viele Enten, dass ein alter Wilderer die Eier öfters backnapfweise abnahm. So ist's nicht mehr und *) Erstere Streifen schwimmenden Landes, letztere aus dem Rasen der Sumpfgräser gebildete Kufen oder Hoppen. 33 doch noch recht schön in diesem Klein-Syrmien. Es wird auch wohl noch lange so bleiben. Was zu guten Wiesen aptirt werden konnte, ist kultivirt worden; was jetzt noch Weiherland ist, würde meist nur saures Fut- ter geben und rentirt sich wegen der vorzüglichen Karp- fen, die hier gezüchtet und auf dem Main und Rhein als leckere Speisen weithin geführt werden, sowie durch Streunützung so vorzüglich, dass an eine erhebliche, das dortige Vogelleben in seinem dermaligen Bestande alterirende Verringerung des Weiherareals nicht wohl zu denken ist. Nach einer, je nach der Bonität dieser Weiher verschiedenen Reihe von Jahren werden diesel- ben überdies gehäbert, d. h. auf ein Jahr trocken ge- lest, mit Hafer besaamt und alsdann wieder der Fisch- zucht übergeben, wo sie noch dazu im ersten Jahre nach der Häberung eine erheblighe Rente (grössere Weiher 25 — 30 fl) für Pferdekümmel, (Phellandrium aquaticum), der dann sehr häufig wächst, dem Besitzer abwerfen. Wenn Jemand etwa Lust tragen sollte, diese in ornithologischer Beziehung so schöne Gegend einmal zu besuchen, so rathe ich ihm, die Zeit von dem Ende des Monats April bis Ende Mai, oder wenn er mehr Jagd- liebhaber als Ornithologe ist, die Zeit von Mitte Okto- bers bis Anfang Novembers zu wählen. Den reichsten Naturgenuss verbürgt das Frühjahr. Nur glaube Nie- mand, dass sich ihm bei einem flüchtigen Besuch sofort Schwane, Kormorane, seltene Gänse und Enten, Rie- menfüsse, kleine Sumpfläufer, Kibitzstrandläufer, Löffel-, Silberreiher, Kraniche und andere rare Vögel pflicht- schuldigst präsentiren werden. Das sind und bleiben seltene Hochgenüsse nur für den täglichen und jahre- langen Beobachter. Kommt aber Jemand Anfangs ‚oder im letzten Drittel des Monats Mai hieher, so lässt sich mit Gewissheit sagen, dass er Schaaren der ritterlichen Kampfstıandläufer mit Perücken und Hosse - Cols in Ww.M. 3 34 Schwarz, Weiss, Rostbrauu und Gelb, ganze Volksver- sammlungen von Brachvögeln, schwarze Seeschwalben, grosse Haubentaucher, Moor-, Tafel-, Kriek-, Knäck-, Pfeif-, Spies-, Löffel- und Märzenten, hellfarbige, Bruch- und andere Wasserläufer, wie Gambetten und grosse Rothschenkel, und wenn der Besuchende ein Glücks- kind. ist, vielleicht auch die stattlichen Gestalten von Limosen, weissehwingige und weisbärtige Seeschwalben neben vielem Gemeinen, als da sind Blassen, Sumpfhüh- ner, kleine Steissfüsse, Bekassinen, Rohrsänger etc., sehen werde. Man darf schon weit reisen, bis man Aehnli- ches oder Einiges mehr zu schauen bekommt, und wenn an einem schönen Frühlingsmorgen bei Sonnenaufgang die Flötentöne eines Brachvogel-Concertes ertönen, wenn der Ruf des Kuckucks und Wiedehopfs erwacht, die Taube ruckst, der Gfünspecht in den herrlichen Bestän- den des Neuhäuser Waldes, der Braut der Gegend, sein Jauchzen, der Pirol seinen melodischen Pfiff und der Baumpieper seinen Canarienvogelschlag hören lässt, wenn die Heidelerehen lullen, die Wasserläufer jodeln, Bekas- sinen schnurren und Kiebitze wuchteln, zwischen dem üppigen Orchideenflor und dem Ultramarın des Früh- lingsenzians die leuchtend gelben, beweglichen Bachstel- zen von dem Grün, Roth und Blau ihrer Umgeb- ung lieblich abstechen und die schwarzen Seeschwal- ben auf den saftig grünen Blättern der weissen Seerose oder dem dichten Gewirre des blühenden Wasserhah- nenfusses in anmuthigen Bewegungen sich niederlassen, sitzen und schwatzen, da mag man wohl im Hochge- fühle solehen Genusses ausrufen. Omnia nunc rident, nunc felicissimus annus, indocilique loquax gutture ver- nat avis, und einen Besuch der Moorweiher den Erleb- nissen anreihen, deren man zeitlebens mit Freuden ge- denkt. Als Führer ist dem Fremden zu empfehlen der adelig Winkler von Mohrenfels’sche Revierjäger 35 und Gutsverwalter Peter Mattick zu Buch, 4 Stunde von Neuhaus, welcher .diese Weiher einige und 40 Jahre begeht, und dessen Sohn Ernst, der unter meiner An- leitung sich eine ziemliche Kenntniss der dortigen Vo- selwelt, besonders der besseren Vorkommnisse, erwor- ben hat und alle Modulationen in den Stimmen der Wasserläufer, Strandvögel, Seeschwalben und Enten, letzterer in finsterer Nacht, sicher zu unterscheiden ge- lernt hat. * Geyer sind in dieser Gegend noch nicht beobach- tet, wohl aber in der Nachbarschaft bei Bamberg ein Gyps-ceinereus erlegt worden, Von Edelfalken haben wir 3 Arten, den Lerchen- und Wanderfalken und den Merlin. Faleo subbuteo L. kommt und geht mit den Ler- chen; Falco peregrinus Briss. ist ein ziemlich ge- wöhnlicher Vogel, welcher einzeln den ganzen Winter hin- durch, am zahlreichsten aber im März, sobald die ersten Enten kommen, gesehen wird. Man kann alsdann mit Si- cherheit dagauf rechnen, in den zwei Moorweihern diesen Räuber an jedem Tage zu treffen. Unruhe und Schrecken, namentlich unter den verschiedenen Entenarten, signali- siren sofort seine Anwesenheit und bald wird man ihn gewahr werden, wie er in pfeilschnellem Schusse hin- ter einem Fluge von März-, Pfeil-, Spies-, Knäck- oder Kriekenten dahersaust. Seltener sieht man ihn Ringel. oder Hohltauben, im Winter hauptsächlich Rebhühner jagen, nnd wenn es nichts Besseres gibt, auch mit ei- nem Kiebitz verlieb nehmen. Wenn er sich voll ge- kröpft hat, setzt er sich manchmal auf einzelne Feld- eichen , häufiger auf das alte Schloss zu Neuhaus, wo- selbst er seine besonderen Lieblingsplätzchen hat, welche er immer wieder aufsucht, um Siesta zu halten. So er- hielt ich ein sehr schönes Männchen am 11. Dezember 3*+ 36 1855, welches ich oftmals auf genanntem Schloss in der Nische einer geschlossenen Bodenöffnung über ei- nem daselbst aufgehängten Staarenkobel sitzen sah. Die Klugheit dieses Falken ist bewundernswerth. Nahe bei Buch hatte er einmal eine weibliche Stockente nieder- gestossen, musste aber vor einem des Weges kommen- den Manne seinen Raub verlassen, während die beiden obengenannten Jäger herbeieilten, dem kühnen Räuber seine Beute abzunehmen, was — beiläufig gesagt — oftmals gelingt. Indem die Jäger nach der Ente such- ten, kreiste’ der Falke in der Nähe zweimal sogar in Schussweite umher und stiess mehrmals, um die Suchen- auf falsche Fährte zu führen, zur Erde nieder. Erst als die Ente noch lebend mit aufgerissener Kehle ge- fanden und erlegt war, strich der naseweise Vogel ab. Bei Enten besteht seine Taktik vernehmlich darinnen, sie zum Aufstehen aus dem Wasser und aus den Weihern hinaus zu bringen. Hat er längere Zeit hoch in der Luft vergeblich gejagt, was gewöhnlich der Fall ist, wenn eine Entenschaar compakt beisammen bleibt, also keine vom Haufen sich trennt, so sah ich ihn öfter von der Verfolgung abstehen und wenn die Enten wieder eingefallen waren, plötzlich mit angelegten Schwingen zur Erde niederfahren und wenige Schuh hoch über derselben auf das geängstete Völklein von Neuem zu- eilen und wie ein Wetter unter sie fahren. Oftmals taucht dann die ganze Schaar, von panischem Schre- cken ergriffen, unter‘, dass das Wasser emporspritzt, manchmal gelingt es ihm aber auch, die Enten aber- mals aus den Teichen hinaas zu foreiren und dann ist's ein herrlicher Anblick, wie er hinter den pfeilschnel- len Kriekenten ‘daherfährt und mit mächtigem Bogen- schusse unter ihnen emporschiesst, wenn sie nahe da- ran sind, die Weiher oder eine Wunne im Eise dersel- ben wieder zu gewinnen. Am 8. März 1856 traf ich 37 eine Schaar von, mindestens 3000 Stück, Enten ‚aller Arten, doch meistens Märzenten, welche sich in Mitte des grossen Hesselberger Weihers durch Umherschwim- men eine offene eisfreie Stelle (in der Nacht vom 7/8 März waren nemlich alle Weiher überfroren) zu be- wahren gewusst hatten. Ein. Doppelschuss jagte sie auf und ehe wir uns versahen, machte sich ein. ‚zuvor nicht beobachteter Wanderfalke die Gelegenheit zu, Nutze und jagte Märzenten. Nach mehreren . vergeblichen Stössen wandte er sich einer einzeln streichenden Kriek- ente zu, die, es aber. meisterlich verstand, in ihrem Fluge sich so nahe dem Eise zu halten, dass, der Falke einen Stoss nicht wagen durfte, uud endlich von, dem gänzlich ermatteten geängsteten Entlein ablassen musste. Auch im oberen Aischgrunde bei Windsheim, Neu- stadt a. A. und Hoheneck erscheint er nicht selten auf dem Zuge. Falco aesalon Gm. komnıt einzeln auf dem Striche im Oktober, den Winter ‚hindurch und im. Frühjahre bis zum Ende des Schnepfenstriches vor, im ‚oberen Aischgrunde bei Neustadt a. A. wurde, sogar. ein ‚sehr schönes altes Männchen im Juli 1847. erlegt. Von ‚Rothfalken wurde F. vespertinus ‚L. schon in der Umgegend bei Erlangen und oftmals auf dem Dutzendteich bei Nürnberg, an letzterem Orte zu gleicher Zeit mit Sterna leucoptera und Larus minutus, ebenso im Mai 1840 ein schönes Männchen des Falco cenchris Naum. in der Gegend von Erlangen bei Möhrendort in der Markwaldung, im Specialbezirke dieses Aufsatzes, von dem dermalignn Revierförster Ernst Wich in Aurach beobachtet und erlegt. Letzteres steht ausgestopft im Erlanger Naturalienkabinet und wurde bei seiner Erlegung noch ein Stück, wahrschein- lich, ein Weibchen, bei ihm gesehen. Falco tinnun- eulus L. ist einer der gemeinsten Raubvögel, brütet 38 in Feldhölzern und auf dem Schlosse in Neuhaus und bleiben einzelne Männchen bis tief in den Winter und, wenn dieser gelinde ist, ganz da. Eine ziemlich gewöhnliche Erscheinung ist in den beiden Zugperioden der Fischadler Pandion halia&- tos L. Seinetwegen werden in alle Weiher der‘ Um- gegend die hochgehenden weissen Orfen (Idus me- lanotus Heckel und Kner), am gewöhnlichsten die rothen Orfen, eine Farbenvarietät des weissen Orfs, eingeworfen. Weil sie hochgehen, glaubt man nemlich, dass sie den Fischaar eher als die tiefer gehenden Karpfen wahrnehmen und durch ihr Entfliehen die letz- teren warnen, wesshalb man sie Karpfenwächter nennt. Ich kann jedoch mit Bestimmtheit sagen, dass ich den Weissbauch, so heisst man hierorts den Fischaar, oft- mals habe fischen, aber durch das Fernrohr wenigstens niemals einen Rothorf habe wegtragen sehen, noch auch auf den Dämmen jemals andere als Karpfenüber- reste gefunden habe. Er raubt natürlich, was er be- kommt, den trockenen Orf, wenn nichts Schmack- hafteres zu erlangen ist, gewiss auch; nur scheint es mir, dass die genannten Wachtfische diesen angeblichen Dienst viel zu wenig erfüllen, als dass sich ihr Bau (verkäuflich sind sie nicht) verlohnen dürfte. Wie der Thurmfalke über einer Maus, so rüttelt der revierende Weissbauch plötzlich über einem ausgespähten Karpfen, zieht endlich die Flügel an, stürzt in das Wasser, dass es über ihm zusammenschlägt und haut seine Fänge in beide Seiten des Fisches regelmässig so ein, dass dessen Kopf voran steht. Wenn er wieder empor ge- taucht ist, schüttelt er im schwerfälligen Fluge die Wassertropfen vom Gefieder und trägt, allmählich höher steigend, seinen Raub oftmals weit weg. Einmal sah ich, dass er, von einer Rabenkrähe verfolgt, einen pfün- digen Karpfen wieder in das Wasser fallen liess, ein 39 anderer that diess auf das starke Geschrei eines dazu gekommenen Fischknechts. Der Setzling wurde wieder eingeworfen und bei der Herbstfischerei stark verkrüp- pelt und verbuttet, doch gesund gefangen. Bei niedri- gem Waskerstande in trockenen Sommern thut dieser Adler empfindlichen Schaden. Er verstreicht von Ende Augusts bis in den Oktober und kommt Ende März oder Anfangs April wieder. Einzelne Paare mögen in der weiteren Umgegend horsten, da ich auch in den Sommermonaten Weissbäuche auf den Moorweihern fischen sah. Den Wespenbussard (Pernis apivorus L.) sah ich, obwohl er im oberen Aischgrunde gar nicht selten ist, in den Moorweihern etc, niemals, um so häufiger ist das ganze Jahr hindurch der es (Buteo vulgaris Bechst.) und sein naher Anverwandter Buteo lagopus®-Brünn. findet sich von den ersten Tagen des Oktobers an die Wintermonate hindurch nicht eben selten bei uns ein. Bei Neustadt a. A. (Illesheim) wurde ein Rauhfuss-Bussard noch im Mai erlegt und einem meiner Bekannten zugleich mit einem Pirol eingeliefert. Aquila chrysaötos L. Am 5. November er- schien in den Moorweihern ein sehr schöner, 2jähriger Steinadler, erwürgte bei Hesselberg 2 Be Gänse, Tags hut eine bei Kairlindach, stiess noch an dem- selben Tage wiederholt auf eine im grossen Hesselberger Weiher liegende Gänseheerde und zog endlich, da sich diese durch schnelles Tauchen rettete, unverrichteter Sache weiter. Am Sonntag Mittags Men 7. November erwürgte er ganz nahe an der Schäferei bei Buch aber: mals einen Ganser. Als der Gänsebube ihm denselben wieder abgejagt und der Adler sich unter einer hohen Linde an der Schafscheuer auf die Erde niedergelassen hatte, holte der weinende Junge den Förster Mattick 40 herbei, welcher durch die Scheuer sich anpürschend das stark knarrende Thor öffnen liess, und durch eine hohe dichte Hecke gedeckt, auf den Knieen sich näherte. Jetzt erst erhob sich der Adler, empfing einen Schuss mit Haasenschroten, liess die Fänge hängen, strich aber doch noch mühsam auf ein Birnbäumchen, wo er auf 50 Gänge einen zweiten Schuss erhielt. Er fiel herab, raffte sich aufs Neue zusammen und empfing im Ab- streichen den dritten Schuss, der ihn mit ausgebreiteten Flügeln auf einen Acker niederwarf. Gleichwohl wurde das mächtige Thier noch lebend von dem Schützen und seinem Sohne an den Spitzen der auseinander gezogenen Schwingen heimgetragen und hier erst mit einem Prügel getödtet. Während des Tragens griff er mit solcher Gewalt in den Rasen ein, dass dem zum Tode Ver- wundeten gegenüber noch die grösste Vorsicht geboten war. Er steht ausgestopft im Naturalienkabinet zu Bamberg. Weniger selten als der Steinadler findet sich der Seeadler (Halia&ötos albicilla Briss.) in der Gegend ein. Alle bisher erlegten sind junge Vögel gewesen. Der erste mir bekannt gewordene Seeadler wurde im Jahre 1835 von der Regnitzbrücke aus bei Erlangen über der Verfolgung von Wildenten von dem jetzigen Revierförster Ernst Wich zu Aurach geschossen; er ziert das Erlanger Naturalienkabinet. Anfangs Novem- ber 1853 fand sich auf den Moorweihern wieder ein solcher Adler ein, hielt sich den ganzen Monat hindurch daselbst auf, raubte Gänse und wurde mehrfach ver- geblich beschossen. Wiederholt traf ich ihn auf den Weiherdämmen ruhig sitzend an. Als die Weiher zu- gefroren waren, hielt er sich längere Zeit in der Nähe einer benachbarten Fallmeisterei auf, wo Thierhäute zum Ausfrieren aufgehängt waren, deren Aasgeruch ihn herbeigelockt haben mochte. Einmal sass er ganz nahe 41 an den Häusern des Dorfes Heppstädt auf einer Eiche zugleich neben einer Rabenkrähe. Am 6. Deceinber wurde er Nahrung suchend an einem offenen Bache betroffen und strich von da in den Höchstadter Burger- wald, wo ihn das wüste Geschrei der Krähen einem Schützen verrieth, der ihn mit einem einzigen Schrot- korne am Handgelenke des linken Flügels verwundete, aber nur so unbedeutend verletzte, dass der Adler nicht einmal den Flügel hängen liess, doch so geprellt war, dass er zur Erde fiel und ergriffen werden konnte. Er wurde längere Zeit erhalten, fand aber seinen Tod bei einem Brande, der das Haus seiners Besitzers in Asche leste. Am 28. December 1853 wurde bei Schlammers- dorf in der Gegend von Forchheim ein junger Seeadler, welcher sich längere Zeit hindurch im Aisch-, Ebrach- und Regnitz-Grunde gezeigt hatte, in einem Bauernhofe lebendig gefangen und erschlagen. Ich sah ihn aus- gestopft im Besitze eines Müllers. Am 31. Oktober und 1. November 1858 hielt sich abermals ein Junger in den Moorweihern auf, verliess aber schon am zweiten Tage, von Krähen verfolgt, die Gegend. Der Gabelweih (Milvus regalis Briss.) brütet in einzelnen Paaren in unseren grösseren Waldungen, so in der Mark, im Neuhäuser Walde und anderwärts, wird aber in beiden Zugperioden fast täglich einzeln gesehen. Er kommt auf dem Wiederstriche manchmal schon in den ersten Tagen des Februars zu uns, ge- wöhnlich erst im März. Etwas seltener zeigt sich der schwarze Weih (Milvus niger Briss.) und vermuthe ich, dass er in der Gegend brütet, da ich ihn noch zu Ende des Monats Juni und Anfangs bis Ende Augusts, ein- mal 4 Stücke zugleich, über dem Moor- und Strittweiher*) *) „Der Moorweiher‘‘ oder ‚‚der grosse Moorweiher‘‘ oder ‚‚der grosse Hesselberger Weiher‘ sind verschiedene Bezeichnungen für einund denselben Weiher, dagegen ‚.dieMoorweiher“ eine Collecetivbezeichnung für das ganze, um den Moorhof her gelegene grosse Weiherareal. 42 revieren sah. Früher als am 16. April und später als am 28. September, wo ich einmal 2 zugleich ge- wahrte, ist er in meinen Aufschreibungen nicht notirt, Die beiden Habichte, der vorzugsweise so genannte Astur palumbarius L. und der Sperber (Astur nisus L.), sind gar nicht seltene Zug-, Strich- und Standvögel und ist der erstere bekanntlich einer der gefährlichsten Räuber. Von Weihen beobachtete ich nur die Kornweihe (Circus eyaneus L.) etliche Male um die Mitte des Monats Oktober und 1859 bereits am 16. Februar und die Sumpfweihe (Circus aeruginosus L.), letztere etwas häufiger und gewöhnlich 2 bis 3 Stücke beisam- men. Es waren nur etliche alte Vögel darunter, die meisten, welche ich sah und erhielt, junge Männchen, am ganzen Körper tiefbraun, nur im Nacken mit einem rostgelben Fleck. Am 283. September hörte ich hoch über mir .das Keu, Keu, den Frühlingsruf dieser Weihen und erspähte auch nach langem Suchen hoch oben in der blauen Luft die spielenden, rücklings sich. über- schlagenden und dabei auf- und absteigenden Vögel. Sie streichen Anfangs April und von Mitte Septembers bis Anfang Oktobers durch das Weiherland. Die Kornweihe und die Wiesenweihe (Circus cineraceus Mont.) haben in früherer Zeit im oberen Aischgrunde gebrütet. Von Eulen kommen fast nur DR überall gewöhn- lichen Arten, Strix flammea L., Ulula aluco L., Aegolius otus L. und brachyotus Forst. und Surnia noctua Retz, im Gebiete vor. Bubo maxi- mus Ranz., im oberen Aischgebiete gleichfalls. nur zuweilen auf dem Zuge oder Striche, ist hier selten. Einmal hielt sich einer etwa 10 Tage auf dem Schloss- thurme zu Neuhaus auf, ein anderer wurde am 29. No- vember 1853 im dortigen Walde geflügelt und mir lebend 43 gebracht. Der Förster, welcher ihn schoss, band ihu mit den Schürzenbändern eines Holzhauers an den Fängen an einen Baum, so dass der Schuhu.auf der Erde lag. Bis derselbe nach vollendetem Waldbegauge abgeholt werden konnte, hatte er sich die Wunde sehr geschickt mit ausgerissenem Moose zugestopft. Ich ver- muthete, der Förster oder Holzhauer habe so das schöne Thier vor Besudelung seines Gefieders schützen wollen und belobte ‚diese Vorsicht, erhielt aber zur Antwort, dass Beide diess nicht. gethan hätten. Der Vogel war sehr abgemagert, Gedärm und Magen brandig und ganz leer, der verwundete Arm schon früher durch einen Schuss stark zersplittert, aber vollständig wieder ‚geheilt. Die beiden Enden des Knochenbruches waren über ein- ander geschoben und so verwachsen. In der Umgebung des Gebiets wurde Ulula ura- lensis Pall. von Prof. Wagler in einem Fichtenwäld- chen bei Erlangen, Nycetale Tengmalmi Gm. eben- daselbst bei Buckenhof und Surnia funerea Lath. im Frühjahr 1845 im oberen ‚Aischgrunde bei Tanzen- heid geschossen. Der Mauersegler (Cypselus apus L) kommt selten schon in den Tagen vom 20. bis Ende April, gewöhnlich erst im ersten Viertel des Mai an, bewohnt zahlreich alle alten hohen Gebäude, Schlösser und Kir- chen, nistet an denselben manchmal in hochhängenden Staarenkobeln und verlässt uns (dieser Termin trifft in Bezug auf die Standvögel in Mittel- und Oberfranken fast mit Sicherheit zu) in der Nacht vom 26. und 27. ‚Juli. Die letzten von Norden kommenden Durchzügler, an ihrem stillen, nur selten laut werdenden Wesen leicht erkenntlich, verschwinden bis zum 4. oder 7. August. Caprimulgus europaeus L. . Die. Nacht- schwalbe kommt Mitte April bis Anfangs Mai bei uns an, brütet in den grösseren Nadelwaldungen und zieht +4 zu Ende des September wieder weg. Als Merkwürdig- keit will ich erwähnen, dass ich im Gewölle einer Schleiereule das vollständige, wie skeletirte Knochen- gerüst des Kopfes einer Nachtschwalbe fand. Wer sollte glauben, dass dieser fast die Grösse eines Kuckucks erreichende so gewandte Flieger der Schleiereule zur Beute würde. Der Kuckuck (Cueulus canorus L.) kommt öfters schon in der Mitte, meist im letzten Viertel des April, der Wendehals (Jynx torquilla L.) etwa um dieselbe Zeit, auch einige Tage früher an. Anfangs Mai hört man beide gewiss überall; im August und September verstreichen sie wieder. Von Spechten habe ich nur die gewöhnlichen Vor- kommnisse Gecinus viridis L, canus Gm., Dryo- eopus martius L, Picus major L und medius L. anzuführen. Am seltensten ist der Schwarzspecht, der nur hie und da durchzieht, in den schönen Wal- dungen bei Weingartsgreuth aber brütet. Zu Ende Oktobers 1860 fand ich im Rittersaale des Schlosses zu Neuhaus einen todten Grauspecht, welcher aus dem inneren Hofraume, woselbst die Saalfenster fehlen, so heftig an das starke Doppelelas der äusseren Fenster anflog, dass er sofort niederstürzte. Im oberen Aisch- grunde ist der Mittelspecht beinahe häufiger, als der Grünspecht und der grosse Buntspecht; daselbst brütet auch Pieus minor L., den ich bei Neuhaus nicht sah. Doch gestehe ich, dass ich während meines Aufenthaltes daselbst verhältnissmässig wenig in die Waldungen und hauptsächlich nur in die Weiher des anziehenderen Sumpf- und Wassergeflügels wegen meine Ausflüge ge- richtet, habe. Es ist demnach wohl möglich, dass der Kleinspecht auch im Bezirke vorkommt. Alcedo ispida L Ist nicht selten an der Aisch, Seebach, Aurach und Regnitz. 45 Coracias garrula L. Die Mandelkrähe hat vor mehr als 50 Jahren bei Hemhofen gebrütet. Damals stand, wo jetzt der Kirchhof und weithin sandiges Acker- land ist, ein schöner Wald mit vielen Eichen und Foh- ren, für Mandelkrähen und Lochtauben ein erwünschter Aufenthalt. Die einstige Waldespracht ist längst dahin- gesunken. Wo vordem die Taube ruckste, Specht, Klaiber und Staar sein munteres Wesen trieb, der Pirol seine Flötentöne und die Mandelkrähe ihren kreischen- den Ohrenschmaus hören liess, da zieht jetzt der bleiche Proletar mit mageren Kühlein seine Furchen; mit dem Walde sind seine früheren Bewohner verschwunden, die Mandelkrähe erscheint nur noch selten auf dem Durch- zuge, ist selbst von Jägern nieht mehr gekannt und wird als fremder Vogel, fast wie ein Papagei bewundert. Ich erhielt im Mai 1860 zwei Exemplare, die bei Hem- hofen geschossen wurden, und erkundete, dass sie auch noch im Burgerwald bei Höchstadt a. A. und in der Mark (bei Oesdorf ete.) einzeln im Striche vorkommt. Upupa epops L. Der Wiedehopf findet sich überall in der Gegend als ein jedem Kinde bekannter Brutvogel. 1861 kan er bereits am 5. April, gewöhn- lich kommt er um die Mitte bis zu Ende dieses Mo- nats an. Von Lerchen leben in der Gegend 3 Arten, die Haubenlerche (Alauda cristata L.), die Haidelerche (A. arboreaL.) und die Feldlerche (A. arvensis L.). Alle 3 Arten sind bekannt genug, und verdient nur das angemerkt zu werden, dass Feld- und Haidelerchen ein- zeln bis zum ersten Schneefall da bleiben, erstere so- gar diesen und die ersten heftigen Fröste aushalten und erst durch erneuten Schneefall weiter getrieben werden, manche auch in gelinden oder doch nicht strengen Wintern die ganze rauhe Jahreszeit in der Gegend aus- harren. Endlich mag noch erwähnt werden, dass die 46 Haubenlerchen vor etwa 14 Jahren im oberen Aisch- grund noch gänzlich unbekannt waren, und die ersten mit ihren artigen Häubchen selbst die Aufmerksamkeit des gemeinen Mannes erregten, seitdem aber immer weiter im Aischgrunde herauf vorgedrungen sind und seit mehreren Jahren schon bei Adelsdorf, 4 Stunde von Neuhaus, brüten. Im letztgenannten Orte sah ich sie einzeln nur auf dem Striche im Oktober, nie im Winter, während ich in Adelsdorf ihren Gesang von Dächern herab gar oft vernahm. Pleetrophanes nivalis L. Am 18. Februar 1855 lagen bei 10 Grad Kälte grosse Schneemassen und ein scharfer eisiger Wind fegte, Schneewolken auf- wirbelnd, über die Felder dahin. In diesem Unwetter traf ich 3 Schneeammern auf einem Stoppelacker und auf Grasräinen hart an der Buch-Gremsdorfer Vieinal- strasse. Sehr unruhig und scheu liefen sie ungemein schnell über den Schnee oder flogen nach den Stellen, wo dürre Stengel von Gräsern oder Saamenbüschel der Schafgarbe über die Schneefläche hervorragten. Sie sprangen an diesen in die Höhe und zogen nach eini- ser Verfolgung gegen Nordosten weiter. Von wahren Ammern kommt wenig Interessantes vor- Nur einmal am 14. Oktober 1854 traf ich am Moorweiher an einem Wassergraben den Zaunammer (Emberiza eirlus L.). Der Goldammer (E. eitri- nella L.) ist sehr gemein, fast eben so gemein der im Aischgrunde und in allen Weihern um die Mitte des Monats Februar bis Anfangs März (einmal schon am 49. Januar) ankommende, daselbst brütende und im Oktober und November wieder verstreichende Rohrspatz (Emb.schoenielus L.). Der Grauammer (E. milia- ria L.), welcher gleichfalls im Aischgrunde, in fetten Feldstücken und in den Weihern brütet, erregt dadurch die Aufmerksamkeit des Faunisten, dass bei ihm ein 47 stetiges Vorrücken seiner Brüteplätze beobachtet werden kann. In den Jahren 1859 und 1860 heckte er in srösster Nähe von Neuhaus im alten Garten und bei der Mühle daselbst, was zuvor nie der Fall war. Er überwintert nicht in der Gegend, zieht in den letzten Tagen des Oktobers, wo er öfters noch singt, oder An- fangs November ab und kommt Mitte Februars bis An- fangs April zurück. Die beiden Sperlinge, Passer montanusL. und domesticus L. sind gemein und brütet letzterer hie und da aufBäumen. Im Jahre 1859 vertrieb ein Staaren- paar ein Paar Sperlinge aus dem Staarenkobel auf dem alten Birnbaume im Pfarrgarten, worauf sich die Spatzen unter dem Kobel in einer Astgabel einen mächtigen Nestklumpen bereiteten und darin heckten. Der Gimpel (Pyrrhula rubieilla Pall.) kommt im Winter und Frühjahr häufig in die Waldungen und Gärten, letztere besucht auch in kleinen Flügen im Oktober und Anfangs November der Girlitz (Dryo- spiza serinus L.). Auch dieses schöne Vögelchen breitet sich in neuerer Zeit auffallend aus und wird von Jahr zu Jahr in den Umgebungen von Nürnberg und Erlangen iminer häufiger. Von 3 Zeisigen brütet nur einer, der Distelzeisig oder Stieglitz (Acanthis carduelis L.), im Bezirke Einmal — im Sommer 1558 — heckte ein Paar schwarz- köpfiger Stieglitze in einem Garten des Städtchens Her- zogenaurach. Das Geheck bestand durchgehends aus schwarzköpfigen Jungen, die aus dem Neste genommen und an Vogelliebhaber verkauft wurden. Ich sah ein solches Männchen, an dem der ganze Kopf tiefschwarz, der Kropf und die Seiten der Oberbrust düster braun waren, ein Vogel von eigenthümlichem, exotischem Aussehen. Der Erlenzeisig (A. spinus L.) zieht im Frühjahr und Herbst schaarenweise, auch in kleinen 48 Flügen durch, brütet aber nicht in der Gegend, während der Birkenzeisig (A. linaria L.) zu Ende Oktobers in starken Schwärmen erscheint, den Winter über da- bleibt und erst Mitte Aprils zu einer Zeit nach dem Norden zurückkehrt, wo bei uns schon Kuckucke, Wiede- hopfe, Wendehälse, Meisenmünche und Trauerfliegen- fänger etc. da sind. Von Blut- und Grünhänflingen brüten Fringilla cannabina und ehloris und von ächten Finken Fringilla coelebs L. Der Bergfink (Fr. monti- fringilla L.) zieht alljährlich in grosser Anzahl, in manchen Jahren in wolkenähnlichen Schaaren durch, Ende Januars 1819 liessen sich im Weigelsberge bei Decheldorf in der Gegend von Höchstadt a. A. 14 Tage lang, jedesmal in der Abenddämmerung, solche Vögel zu Millionen nieder. Mancher ihrer Züge, deren oft 32 bis 40 gezählt wurden, verfinsterte die Atmosphäre, Ihr Gesumse und Zwitschern im Walde, sagt der Nürn- berger Korrespondent (1819, Nr. 34, vergl. mit Nr. 41) machte einen solchen Lärm, dass man glaubte, einen Hagelschlag niederprasseln zu hören. Am Morgen gegen 7 Uhr erhoben sie sich wieder in einem ununterbro- chenen Zug, der etwa die Breite eines Hauses hatte und 2 Stunden dauerte, über die Strasse nach Burg- ebrach hin. Am Abende kamen sie regelmässig wieder zurück. Der Kernbeisser (Coccothraustes vulgaris Pall.) zieht familienweise oder in kleinen Flügen durch und die Zigeuner der Vogelwelt, die Kichtenkreuzschnäbel (Loxia curvirostra L.), sind öfters den ganzen Winter hindurch in grossen Gesellschaften in den Nadel- waldungen vorhanden. Den Kiefernkreuzschnabel sah ich nie. Die Meisen, Mecistura caudata L., Parus coeruleus, major, ater, palustris, cristatus L., F 49 sind sämmtlich gemeine Zug-, Strich- und Stand-, be- ziehungsweise Strich- und Standvögel, die Spechtmeise (Sitta europaea L.) mehr Strich- als Standvogel. Der Seidenschwanz (Bombyeilla garrula L.) und der Tannenheher (Nucifraga caryocatactes L.) kommen, wenn sie aufihren unregelmässigen Zügen ganze Länderstrecken überschwemmen, auch in diese Gegenden und habe ich im Herbst 1859 etliche Tannen- heher von Reichmannsdorf, Herzogenaurach und aus der Adelsdorfer Mark erhalten. Der Eichel- heher (Garrulus glandarius L.) und die Elster (Pica caudata L.) sind ganz gemeine Brutvögel. Auf dem Frühjahrszuge, welcher 1861 bereits am 26. Januar begann, gewöhnlich aber Anfangs Februar bis zu dessen Mitte seinen Anfang nimmt, am wärınsten im März ist und bis in den April und Mai hinein dauert, und ebenso auf dem Herbstzuge im Oktober und No- vember sammeln sich grosse Schaaren von: Dohlen (Corvus monedula _L.) des Abends im Bucher Ei- chenwäldchen, des Morgens auf dem Glockendache des Schlossthurmes zu Neuhaus, auf welchem auch öfters einzelne Paare nisten. Sehr gemein ist die Rabenkrähe (Corvus corone Lath.), ein Stand- und Strichvogel, zu welchem sich im Winter, öfters schon Anfangs Ok- tober die Nebelkrähe, eine larbenvarietät der corone, gesellt. Am 4. Mai 1854 und am 28. Juli 1863 traf ich bei Neuhaus und Dechsen:lorf je eine Nebelkrähe an. Corvus corax L. horstet einzeln im oberen Aischgrunde, im untern beobachtete ich ihn nie, wohl aber ziehen durch letzteren im März von Westen nach Osten und im Oktober in umgekehrter Richtung an heiteren warmen Tagen die Saatraben (Corvus frugi- legus L.) in gewaltigen Schaaren ihren Winterquartie- ren: oder Brutplätzen zu. Heerhaufen auf Heerhaufen hinter einander, öfters zu vielen Tausenden, unter W.M. 4 50 lautem, durch den Ruf der begleitenden Dohlen me- lodisch (so weit das eben möglich ist) modulirtem Geschrei himmelhohe Kreise beschreibend und durch jedesmaliges Kreisen sich in höhere Luftregionen em- porschraubend, rücken sie langsam weiter, für den Naturfreund ein herrlicher Anblick. Zur Zeit der Wai- zensaat im Herbst thun sie an der keimenden Saat, wo zahlreiche Schaaren einfallen, bemerklichen Scha- den. Die Landleute machen desshalb Kugeln aus Fett und Schiesspulver, wickeln diese in Lappen und hän- gen sie mittelst einer Schnur an verschiedene im Acker stehende Stöcke. Der Pulvergeruch soll die Krähen vertreiben. Viele — nordische Zuzügler — bleiben den ganzen Winter da. Sturnus vulgaris L. Der Staar, in der ganzen Gegend höchst gemein, kommt in der Regel erst An- fangs März, manchmal auch schon in den ersten Tagen des Februar und im weiteren Verlaufe des Monats mehr oder minder zahlreich an, brütet in den Wäldern und in Kobeln innerhalb der Städte und Dörfer, kehrt zu Ende des August und Anfangs September, als ob er für genossenen Schutz danken und Abschied nehmen wollte, wieder zu den Kobeln zurück, singt da noch längere Zeit seine munteren Weisen und verlässt uns allmählich zu Ende des Oktober und Anfangs November. Manche überwintern auch bei uns und haben dann an schönen warmen Winternachmittagen oft in Gesellschaft von Krammetsvögeln und Elstern aufschneefreien Wiesen- plätzen und auf Düngerhaufen fleissigst mit den Schnä- beln zu zirkeln und Nahrung zu 'suchen. Die Staare besitzen ein staunenswerthes Talent, die Stimmen der- jenigen Vögel, mit welchen sie in Feld und Wald, im Sumpf und an den Teichen zusäimmentreffen, täuschend nachzuahmen. Den Pfiff des Kirschpirols, das Schäckern der Elster, die Löckrufe des Totanus ochropus und 51 ealidris, de Numenius arquata, des Kiebitzes, das „Kätsch“ und „Gazzi gazzi“ der Bekassine , den Wach- telschlag, das „Gürrhick“ des Rebhuhns, den Dohlen- ruf, ja sogar das „Hiäh“ des Mäusebussards *), die Töne der Blasse (Fulica atra) und das Quacken der Was- serfrösche ahmen sie nach. Solche Gesangs -Einlagen, besonders Töne von allerlei Wassergeflügel und Frö- schen, überraschen bei diesem Vogel um so angenehmer, als er in seinem angestammten Gesange bekanntlich eine Passage hat, die Naumann treffend mit dem Plätschern, Rieseln und Murmeln eines kleinen Wasser- falles vergleicht. Der Zaunkönig (Troglodytes parvulus Koch) ist ‘ein ‚allgemein bekannter, jedoch nicht eben häufiger, der Baumläufer (Certhia familiaris L.) und dessen Nebenform (C. brachydactylaBrehm) ein gemeiner Standvogel. Von Piepern kommt Anthus spinoletta L. sel- ten nur auf dem Zuge, der Wiesen-, Baum- und Brach- pieper brütend vor, und zwar beginnt der Rückstrich des A. pratensis L. im letzten Viertel des Monats Februar und Anfangs März und dauert der Ende Sep- tembers beginnende Wegstrich den ganzen Oktober ‘hindurch bis in den November hinein, wo man sie in grossen Flügen in der Richtung nach Südwesten fliegen sieht: A. arboreus Bechsi. kommt in der Regel vom 10. bis zum 20. April au und verstreicht vom An- fang des Monats August bis Mitte Novembers, A. cam- pestris Bechst. aber kammt im letzten Drittel des April, beginnt seinen Strich mit dem vorigen, verlässt uns aber viel früher. Die weisse Bachstelze (Motacila albaL.) kommt in gelinden Frühjahren schon in der Zeit vom 16. bis ‘®) Dieses „Hiäh‘‘ ahmt auch der Eichelheher vortrefflich nach. 4* 52 28. Februar, gewöhnlich Anfangs März bis längstens zum 15. dieses Monats an, treibt sich bis Anfangs Ok- tober in grossen Flügen umher und verlässt die Gegend Anfangs November, in einzelnen Nachzüglern erst zu Ende dieses Monats. Mot. boarula Penn. kommt nur in strenger Jahreszeit zuweilen an die Düngergru- ben in den Ortschaften, Mot. flava L. aber brütet, kommt in guten Frühjahren schon in der Zeit vom 24. bis 27. März, gewöhnlich Mitte Aprils an und ver- lässt uns im ersten Drittel des Oktobers. Oriolus galbula L. kommt gewöhnlich in den ersten Tagen des Mai zu uns, doch habe ich seine An- kunft, nicht etwa von Staaren getäuscht, in einzelnen Jahrgängen auch am 15., 21. und 28. April notirt, was immerhin zu den Seltenheiten gehört. Schon am 1. August beiläufig beginnt der Herbststrich und ist Ende dieses Monats vollendet. Besondere Vorkommnisse aus dem Drosselge- schlechte sind nicht namhaft zu machen, wie denn über- haupt in Bezug auf Landvögel nicht viel, so zu sagen, Vernünftiges gefunden wird. Die Rothdrossel (Tur- dus iliacus L.) kommt Mitte Oktobers in grossen Schaaren, zieht nach Süden weiter und kommt in der Mitte des Monats März in eben solcher Anzahl wieder zurück. Sie macht sich im Früjahr, wenn ganze Schaa- ren z. B. im Bucher Eichenwäldchen sich niedergelas- sen haben, dadurch sehr bemerklich, dass sie mit gros- sem Geräusche das alte am Boden liegende Laub der Regenwürmer und sogenannten Erdmaden wegen um- wendet und sich, nachdem alle gesättigt sind, auf die Eichen am Waldsaume begibt, um von diesen herab ihren vielstimmigen Gesang ertönen zu lassen. Der Rückstrich dauert in unverändert grossen Schaaren den ganzen Winter hindurch, bis längstens zum 7. April, dem spätesten Termine, den ich notirt habe. Die Weiss- 53 drossel (Turdus musicus L.) kommt Ende Februars und Anfangs März, brütet und verstreicht bis Ende Ok- tobers, in den letzten Nachzüglern den ganzen Novem- ber ‚hindurch. Die Ringdrossel (T. torquatus L.) kam mir nur ein einziges Mal vor, ein Männchen wurde nem- lich in dem Dörflein Buch bei Neuhaus, nachdem es sich stundenlang in einer Hecke singend herumgetrie- ben hatte, von einer Eiche herabgeschossen und mir geliefert. Krammetsvögel (T. pilaris L.) kommen selten schon in der Mitte des Oktobers, in Schaaren erst in den eigentlichen Wintermonaten und treiben sich, ihren schlechten Gesang von den Eichen herab ertönen. lJassend, den ganzen Februar und März hindurch, manchmal bis Ende Aprils in der Gegend unher, so dass ich öfters, wiewohl vergeblich, zu hoffen wagte, es möchten einzelne Paare da bleiben und brüten. Das „Schack schack“ im Frühlingskonzert unserer ächten Sommervögel erscheint fast wie ein Anachrouismus. Turdus viscivorus endlich und merula L. sind gemeine Brütevögel. Accentor modularis L. beobachtete ich nur Anfangs März bis Mitte des Monats April singend und Ende Oktobers auf dem Wegstrich in den Hecken der Gärten zu Neuhaus. Saliearia arundinaceaBriss. kommt Anfangs Mai in das Weiherland und zieht Mitte Augusts wieder ab. Ich fand ein Nest in einem niedrigen Busche, einem dichten Gewirre von Haselnussgesträuche, Salweiden, Brombeerranken, Zaunwinden, Bittersüss und nicht we- nigem Rohre, sonderbarer Weise nicht zwischen Rohr- stengeln, die leicht zum Bau hätten gewählt oder doch in denselben gezogen werden können, sondern in der dreiästigen Gabel eines Solanum Dulcamara-Strau- ches, zwischen einem vorjährigen holzigen und zwei diessjährigen grünen Trieben gebaut. 54 Saliearia phragmitis Bechst. und aquatica Lath. = cariceti Naum. sind in den Weihern wäh- rend der beiden Zugperioden an schilfigen Gräben, im Schilf und Riedgrase und den Binsen der Teichränder gemein. Die Zugperiode des ersteren dauert vom letz- ‚ten Drittel des Monats April bis beiläufig zur Mitte des Mai, längstens bis zum 19. dieses Monats und ist der Wegstrich Mitte Septembers am wärmsten, die des letz- teren beginnt in Mitte des Monats April und dauert den ganzen Mai hindurch. Einzelne sah ich noch am 31. Juli und auf dem Wegstrich, der Mitte Augusts beginnt, noch zu sehr später Zeit am 15. Oktober 1854 in den Binsenwäldern der Bucher Weiher. Beide brüten nicht. Das Goldhähnchen (Regulus ceristatus Koch) ist Zug-, Strich- und Standvogel. Ficedula hypolais L. kommt in den Gärten Anfangs bis Mitte Mai, F. sibilatrix Bechst. m den Laubwaldungen Anfangs April und den Monat hindurch, F. trochilus L. zu Ende des März und Anfangs April, noch etwas früher F.:rufa Lath. an, welch letzteres Vögelchen auch die Gegend am spätesten wieder ver- lässt. Man hört seinen Gesang bis in die letzten Tage des Oktober selbst bei sehr trübem Wetter, bei Regen und Herbstnebel, häufiger an schönen Tagen und dann nahezu vollständig, gewöhnlich nur in kurz abgebro- chener Strophe. Die anderen Arten verlassen uns schon früher im August und September, am frühesten der Spötter, welcher mit seinem melodienreichen angeneh- men Gesang unsere gebüsch- und baumreichen Bauern- gärten, häufiger englische Gärten und Bosquets (Weis- sendorf) reizend belebt. Dieser zieht nemlich schon im August völlig weg. Sylvia eurruca Lath. Die Zaungrasmücke ist Zugvogel, kommt um die Mitte des April, brütet und verlässt uns im August und September. $. atricapilla 59 Briss. kommt selten in den ersten Tagen des April, gewöhnlich erst in der zweiten Hälfte des Monats und verstreicht wieder im September und Anfangs Oktober. S. cinerea Briss. und hortensis Penn. sind eben- falls beide Zugvögel, welche Ende April und Anfangs Mai kommen und Ende August, den ganzen September hindurch und Anfangs Oktober uns wieder verlassen. Die Nachtigall (Lusciola lusceinia L.) kommt nur auf dem Striche hier durch, hat aber in früherer Zeit auch manchmal in der weiteren Umgegend (im Schlossgarten zu Weingartsgreuth) gebrütet. Sie zieht gewöhnlich in der Zeit vom 24. April bis zum 13. Mai einzeln durch und wird fast alljährlich genau an deu- selben Lokalitäten, z. B. im Schlossgarten zu Adelsdorf, öfter noch in den Hecken des Dorfes Buch und in dem Gebüsche, welches die Ruinen des ehemaligen Schlöss- chens daselbst bedeckt, sowie auch manchmal in dem nahen Eichwäldchen angetroffen. Im nahen Bamıbergi- schen nisten noch immer einzelne Paare. Die Fürst- bischöfe von Bamberg waren eifrige Beschützer der Singvögel überhaupt und der Nachtigallen insbesondere. 1542 Freitags nach Kreuzerfindung wurde von Bischof Weigand, wie es schon 1528 geschehen war, verboten, Eier und Junge der Singvögel aus den Nestern zu neh- men, eine Verordnung, welche bis 1796 noch 89 mal wiederholt wurde. Die Bischöfe Heinrich Ill, Weigand, Georg IV., Veit IL, Johann Georg, Martin und Johann Philipp haben vom Jahre 1487 bis 1608 zwei und zwan- zigmal die Verordnung erneuert, dass Nachtigallen eine Meile Weges von Bamberg, nicht gefangen werden durften. Am 11. Mai 1804 erliess Bischof Christoph Franz das Verbot des Nachtigallenfanges auf dem Lande bei 10 Thalern Strafe und führte die Nachtigallensteuer ein, nach welcher jeder Besitzer 5 fl. rheinisch von je- dem Stücke, welches er hielt, alljährlich am 1. Juni zu 56 bezahlen hatte, eine Verordnung, welche allgemeinen Unwillen erregte, sodass des anderen Tages an einer Schnur im Mühlwörthe zu Bamberg eine Menge todter Nachtigallengetroffen wurde. Auch das Blaukehlchen (Cyanecula suecica L.) streicht nur durch und brütet nicht im Bezirk. Der Frühlingsstrich beginnt Ende des März und dauert den April hindurch, der Herbststrich fängt Anfangs Septem- ber an und währt bis Mitte des Oktober. Am 26. April 189 fing ich ein Weibchen der rothsternigen suecica im Garne bei Neuhaus. Erithacus rubecula L. Das Rothkehlchen ist Zugvogel, kommt Anfangs bis Ende März zu uns und verlässt uns im Oktober wieder. Einzelne bleiben bis tief in den November und December und es geht sol- chen bei Schnee und Kälte oft so elend, ‘dass sie in den Häusern Schutz und Nahrung suchen. Ich fing am 9. December 1855, am 28. November 1856 und am 14. März 1857 3 Rothkehlchen, wovon das eine durch ein zerbrochenes Fenster in die Kirche zu Neuhaus, die 2 anderen durch den Ausgussstein in der Küche in das Pfarrhaus daselbst eingedrungen waren. Auch Kohl- meisen und Zaunkönige kamen damals vor Hunger in die Wohnungen. Die beiden Röthlinge (Ruticilla phoenicurus L. und tithys Scop.) sind ebenfalls Zugvögel. Am frühesten kommt der Hausröthling und zwar regelmäs- sig innerhalb des Monats März, selten schon am 1., sewöhnlich erst am 12. an Bis Ende des Monats sind alle da. Anfangs Oktober zieht er wieder weg und verschwindet in den letzten Durchzüglern erst zu Ende dieses Monats. Etwas später, Ende März bis Mitte April kommt der Gartenröthling und zieht früher, von Mitte des August bis längstens Anfangs Oktober, wieder fort. 57 Auch der braunkehlige und schwarzkehlige Wie- senschmätzer (Pratincola rubetra und rubicola L.) sind Zugvögel. Am spätesten kommt (sehr selten Anfangs, gewöhnlich in der zweiten Hälfte des April uud Anfangs Mai,) der erstere, welcher auch früher, als sein naher Verwandter, schon im August und Septem- ber. in sehr einzelnen Stücken noch Anfangs Oktober verstreicht, während der letztere schon Mitte März bis längstens Anfangs April zu erscheinen pflegt und wohl auch zu gleicher Zeit seinen Wegzug beginnt, densel- ben aber erst Ende Oktober vollendet. Saxiola oe- nanthe L. streicht, wie ich glaube, nur durch. Ich sah ihn wenigstens nie anders als in den beiden Strichpe- rioden. Der Frühlingsstrich beginnt Anfangs April und dauert bis in die ersten Tage des Mai; Mitte August bis Ende September zieht er weg und wird in dieser Zeit auf Hopfenstangen in gestürzten Aeckern, in Kraut- und Rübenfeldern allenthalben bemerkt. Lanius exeubitor L. Der grosse Würger ist mehr Strich- als Standvogel. In den Wintermonaten sieht man immer nur Einzelne, namentlich in der Nähe, ja sogar in den Dörfern. Am 14. Fehruar 1855 und den folgendeu Tagen, bis der Schnee geschmolzen war und es im Freien wieder mehr Nahrung gab, kam ein solcher Würger auf einen Reissighaufen vor dem Pfarr- hofe m Neuhaus, sass lammesfromm, ein höchst ergötz- licher Anblick, unter den allmählich zutraulich gewor- denen Spatzen, bis ihm einer klauengerecht sass. Dann warf er schnell die Maske ab und ergriff zum pani- schen Schrecken der übrigen sonst so schlauen Bursche sein zappelndes, elendiglich schreiendes Opfer. Der rothrückige und der rothköpfige Würger (L. eollurio L. und rufus Briss) sind beide Zugvögel, und zwar kommt der erstere spät, erst Anfangs Mai, und zieht von Ende Augusts bis Mitte Septembers wie- W, 3 58 der weg, während der letztere schon in den ersten Ta- gen des April zu kommen pflegt, am Ende dieses Mo- nats spätestens da und vom August an bis in die zweite Woche des Oktobers hinein auf dem Wegzuge begrif- fen ist. Der Rothkopf ist in der Gegend häufiger, als der gemeine rothrückige Würger und dürfte das Ver- hältniss der Paare zu einander wie 3 : 1 sein. Wenn zu Ende des April noch rauhe Witterung eintritt, geht es ihm recht schlecht. Man sieht ihn dann öfter auf den Schollen frischgepflügter Aecker mit aufgestrupptem Ge- fieder höchst unbehaglich sitzen. | Muscicapa grisola L. Der graue Fliegen- schnäpper kommt erst Anfangs bis Mitte Mai in die Gärten der Dörfer und selbst in dieselben, brütet ge- wöhnlich auf den Balkenköpfen der verschiedenartig- sten Bauten und zieht im August und September wie- der fort. Der schwarze und weisshalsige Fliegenschnäp- per (M. atricapilla L. und albicollis Temm,) sind bei Neuhaus auf dem Striche selten, doch brütet der erstere im Schlossgarten zu Weissendorf in einzel- nen Paaren und steht zn vermuthen, dass sich der letz- tere als Brütevogel einfinden wird, wenn die jungen Buchenbestände des Neuhäuser Waldes noch mehr wer- den in die Höhe gekommen sein. Ich traf ihn dort in mehreren Paaren im Mai in dem alten herrlichen Laubholzbestande am Bänklein auf Buchen an. Die Haus- und Rauchschwalbe (Chelidon ur- bica L, und Hirundo rustica L.) sind beide ge- meine Zug- und Brütevögel. Die sehr weichliche Haus- schwalbe kommt bei uns im April, einzelne schon um die Mitte dieses Monats, die Hauptmasse erst Ende die- ses Monats und Anfangs Mai an. Im August sammeln sie sich zu vielen Hunderten alltäglich auf den Dächern der Kirchen und anderer hoher Gebäude und zieht die Hauptmasse zu Ende Septembers ab. Um dieselbe Zeit 59 aber gibt es noch immer viele Nestjunge und eben aus- geflogene ‘Schwälblein, die erst noch etwas erstarken müssen, ehe sie die grosse Reise antreten können. Solche Spätlinge und deren Aeltern sieht man noch bis zum 16. und 17. Oktober, anfangs in grösseren, zulezt in immer kleineren Flügen nach Südwesten steuern oder vorübergehend an Kirchen etc. vor Regen und Schneegestöber Schutz suchen. Die härtere Rauch- schwalbe kommt ein wenig früher, einzeln manchmal schon in den ersten Tagen des April, in dessen letzten Tagen, wenn nieht zu schlimmes Aprilwetter eintritt und die Schwalben mit andern Zugvögeln auf südliebe- ren Stationen zurückhält, der Hauptzug in der Regel vollendet zu sein pflegt. Bei rauher Witterung oder Kälte und Schnee verzieht sieh aber auch ihr Zug bis Anfang ja bis Mitte des Mai. Der Wegzug indess fällt ganz mit dem der Hausschwalbe zusammen. Am 16. April 1860 liessen sich die ersten Ankömmlinge, eine Schaar von beiläufig 400 Stücken, auf einem frischge- pflügten Acker am Mühl- und Angerweiher bei Neu- haus nieder. Zu Ende des April der beiden Jahre 1854 und 1857 erfroren und verhungerten viele Haus- und Rauchschwalben. So lange noch die Weiher offen blie- ben, brachten die von dem heftigen Winde aufgewühl- ten Wellen noch manches Wasserinsekt an die Ober- fläche, das die dick aufgeballten, trägen Fluges über dem Wasserspiegel dahingleitenden Schwalben gierig hin- wegnahmen. Als die Weiher sich mit Eis überzogen hatten, suchten viele Rettung in den Viehställen, wo- selbst sie sich während der bösen Zeit mit den sich dort aufhaltenden Fliegen fristeten; 8 Stück Rauch- schwalben drangen sogar in eine Wohnstube in Neu- haus, mussten aber am zweiten Tage, nachdem alle Stubenfliegen verzehrt waren, wieder entlassen werden. Halbtodt sah man die armen Thiere auf dem warmen 60 eben herausgeschafften Dünger in den Ortschaften sitzen und fand sie todt in den Nestern und in geschützten Lagen an den Weihern, an manchem Hause 2 bis 3 Stück. Im Jahre 1860 herrschte noch vom 25. bis 29. Mai empfindliche Kälte bei strömenden Regengüssen. Auch in dieser Zeit war den sogenannten Fliegenvögeln fast alle Nahrung entzogen und erfroren viele Mauer- segler, Rauch- und Hausschwalben. Die Uferschwalbe (Cotyle riparia L.) kommt Anfangs bis Mitte Mai und von Mitte des August bis gegen die Mitte des September in grossen Flügen durch unsere Weiher. Im Juni und Juli bis Anfangs August traf ich nur einzelne oder wenige Stücke an und ver- muthe, dass diese Schwalbe an hohen Ufern der Aisch, vielleicht im Bezirke hrütet. An Tauben leben in der Gegend 3 Arten, dieRin- gel, Hohl- und Turteltaube. Am frühesten kommt die Hohltaube (Columba önas L.), bereits in der zwei- ten Hälfte des Februar bis Mitte März; ihr Wegzug ist Ende Septembers am lebhaftesten, dauert jedoch den ganzen October hindurch. Ringeltaube (C. palumbus L.) kommt etwas später von Anfang bis Ende des März, geht aber mit der Hohltaube zu gleicher Zeit fort. Ein Beispiel von Ueberwinterung dieser Taube in unserer Gegend ist mir nicht bekannt geworden. Am spätesten kommt die Turteltaube (Peristera turtur L.), nem- lich Ende April und Anfangs May, brütet in den Diekich. ten des Neuhäuser Waldes, namentlich im Hausvogtberg, und verstreicht im August und September. Tetrao urogallus L. Der Auerhahn hat sich erst in neuerer Zeit in verschiedenen Forsten der Ge- gend eingefunden. Auf der Revier Oesdorf stellte sich 1856 eine Henne im Forstorte Willersdorfer Teich ein, woselbst die Einsame 3 Jahre lang allein blieb, bis sich endlich ein junger Hahn zu ihr gesellte, welcher sich 61 zuvor in einer entfernt liegenden Parzelle des Willesdor- fer Teiches, in der Hagenau 14 Tage umhergetrieben hatte. Von diesem Paare kam eine Kette auf, 4 Hüh- ner und 3 Hennen. Obschon sorgfältig geschont, ver- strichen doch 2 dieser Hähne, von welchen der eine bei Geisfeld, der andere am 20. März 1860 im Sauberg bei Steppach geschossen wurde Ein dritter wurde auf der Revier selbst in der Ab heilung Papiererschlag der Wartei Willersdorf von dem Oberstlieutenant Ritter von Welsch auf der Falze geschossen. Gleichwohl kamen in den Forstorten Willersdorfer Teich und Hohe- wurzel 2 Ketten auf, eine mit 2, die andere mit 5 Jungen. Es ist nun dieser Wildstand in der Mark als gesichert anzusehen und darf gehofft werden, dass er sich von da aus noch weiter in der Gegend ausbreiten werde, wenigstens wurden schon einzelne verstrichene Stücke auf benachbarten Revieren (Heroldsbach etc.) und eine Henne auf der gräflich v. Schönborn’schen Revier Aisch aus Unkenntniss. erlest. Auch auf der Gemeindejagd von Höchstadt a. A. fand sich 1858 eine Henne, zu der sich bald ein Hahn gesellte. Sie wurden verschont, aber die Jungen verstrichen und 41859 blieb die Henne allein. Das Jahr darauf kam wieder eine Kette auf, wie es’ aber jetzt steht, ist mir unbekannt. Auf der v. Schrottenberg’schen Revier Reichmannsdorf siedelte sich Auerwild im nämli- chen Jahre wie in Oesdorf (1859) sogleich in 2 Paaren an. Es kamen glücklich 2 Ketten durch, welche nicht beschossen wurden, und doch war 1860 nur eine Kette vorhanden. Sie brüten dort im Distrikt Oberkniebre- cher und sind daselbst und in Bromberg bei einer am 6. Februar 1861 abgehaltenen Fuchsjagd 2 Hähne und 3 Hennen zum Vorschein gekommen. Viel zahlreicher ist in der ganzen Gegend das Birkwild verbreitet. In den Jahren 1815 uud 1816 war 62 der Stand desselben im Burgerwalde bei Höchstadta. A. noch ein recht guter; in der Folge verschwand jedoch dieses Gellügel, ohne dss man sich den Grund dieser Erscheinung genugsam hätte angeben können, jeden- falls aber in Folge veränderter Zuwachsverhältnisse des Waldbestandes. Anfangs der 40er Jahre zeigte sich wieder Birkwild und imFrühjahr 1841 sah der Förster Mattick zu Buch auf der grossen Linde an der dor- tigen Schäferei und auf einem nahen Birnbaume bereits 10 Hähne, die alsbaldnach dem Burgerwalde abstrichen. Gegenwärtig ist daselbst und in den Waldungen bei Etzelskirchen, Nankendorf, Limbach, Pommers- felden und Steppach der Stand wieder ziemlich gut. Nicht wenig Birkwild hatte die Revier Herolds- bach, wo es noch jetzt überall, am liebsten in den Waldorten mit krüppelhafter Bestockung gefunden wird, wie sie die Waldabtheiluongen Bernloch und Vier- eckholz im Distrikt Röttenbacher-Mark 'haben. Weiter findet es sich als Standwild in der gutsherrlich Winkler v. Mohrenfels’schen Waldung bei Hemh o- fen, Reichendorfund Poppendorf und wenigstens zur Falzzeit einzeln in den Gemeindehölzern bei Kleb- heim und Hesselberg,1859im freiherrlich v. Crails- heim’schen Walde bei Neuhaus. Zwischen der Mark und dem Höchstadter Burgerwalde ist im Winter und Frühjahr ein häufiges Herüberwechseln nach der letzt- genannten Waldung wahrzunehmen. Auf der Revier Vesdorf hat es sich von der angrenzenden Revier Heroldsbach aus angesiedelt und wird jetzt während der Falzzeit überall, selbst in den kleinen Privatwald- ungen angetroffen. Es brütet in genannter Revier haugt- sächlich in den zusammenhängenden, aber an die Flu- ren grenzenden Schlägen der Waldabtheilungen Ze ekerer-Diekung , Brackenschlag, Zentholz uud Brandsee des Distriktes Adelsdorfer Mark. 63 Die Verbreitung dieser Wildgattung scheint noch in Zunahme begriffen zu sein, indem auch einzelne Ket- ten jungen Birkwildes in dem gegen Norden an Oes- dorf angrenzenden Revier Burk auf den Schlägen Föh- renloh, Lindig und Kapellenschlag des Distrik- tes Hohezorn angetroffen wurden. Auch in der Gegend von Herzogenaurach steht solches Wild, bei Reichmannsdorf ist es zwar noch auf dieser ganzen, übrigens zum Steigerwald gehörigen Revier allenthalben zu finden, jedoch im Wegziehen be- griffen, da das Holz daselbst zu hoch wird. Tetrastes bonasia L. Vor 200 Jahren gab es auf dem Neuhäuser Walde noch Haselhühner. Der Freiherrl. von Crailheim’sche Jäger lieferte ein- mal 21 Stück zur Haushaltung in das Schloss Neuhaus 1660/61 19, 1661/62: 6, 1664/64: 2 und 1672/73: 1 Stück in den Zwischenjahren aber nichts, auch später nichts mehr ab. Das Schiess- oder Fanggeld betrug A 4 ‘kr. Ueber die Ursache dieses schnellen Versehwindens enthalten die Pürsch-Büchlein, welchen diese Notizen entnommen sind, leider niehts, es darf jedoch mit Ge- 'wissheit angenommen werden, dass um jene Zeit die Vegetationsverhältnisse des Waldes wesentlich andere, geworden sind. Phasianus eolehicus L. Als die Fasanerie in Weissendorf noch bestand, schoss der Förster Mattick einmal einen verstrichenen Fasan im Bucher Eichen- 'wäldcehen. Starna cinerea Briss. Allenthalben Standvo- gel. In dem für jegliche Wildgattung höchst verderb- lichen Winter 1844/45 litten, wie überall, ‘so auch in hiesiger Gegend die Rebhühner bis zur fast gänzlichen Aufreibung. Der eigentliche Winter begann erst um Lichtmess und wurde doch noch ein Würgengel für'al- les Wild. In den Gäften bei Gremsdorf'zogen sich an 64 150 Rebhühner zu Einer Schaar zusammen, kamen aber, obwohl sie gefüttert wurden, und durch hütten- artig aufgestecktes Reissig für Unterschlupf und Schutz nach 'Thunlichkeit gesorgt war, immermehr herab. Nicht nur Habichte und Falken hatten in dieser Zeit offene Tafe), auch die Krähen, durch Hunger und Elend kühn semacht, fielen über die matten Hühner her und tödte- ten sie. Gegen Ende Winters waren aus jener grossen Schaar kaum mehr 30 Stück übrig und auch von die- sen erlagen noch die meisten den Folgen des ausge- standenen Elendes, so dass kaum etliche Paare der Ka- tastrophe entgingen und dieFluren neu hevölkern konn- ten. Im Jahre 1809 wurden auf der Revier Weingarts- greuth aus einer Kette 5 Stück weisse Rebhühner ge- fangen. ‘Bei einer, Treibjagd im. Jahre 1859 strichen bei Adelsdorf aus einem Triebe zugleich 2 Ketten Reb- hühner auf und gerade aufeinander zu. Eines der Hüh- ner prallte mit solcher Gewalt gegen ein solches von der anderen Kette an, dass es todt zur Erde fiel. Ein ausgezeichnetes Hühnerjahr war 1859. Der Förster Mattick fing damals zu Ende des August mit Treib- zeug und Kuh 38 Stücke, uatürlich zusammengestri- chene Ketten, auf einmal, federte 29 ab und liess den andern die Freiheit. Dass der Hühnerstand eines Re- viers durch den Fang am pfleglichsten behandelt wer- den kann, liegt am Tage. Ortigion coturnix L. Die Wachtel kommt zu uns zu Ende des April und Anfangs, ja sogar in manchen Jahren erst im letzten Drittel des Mai und zieht im September und Anfangs October wieder fort. Glareola pratincola L. Die Brachschwalbe traf ich ein einziges Mal im Mai in den Moorweihern im sogenannten dritten Theile an. Der Vogel sass auf einem Damme, putzte sein Gefieder. liess sich ziemlich lange mit dem Fernrohre betrachten, strich, als ich 65 inich auf Schussweite genähert hatte, nach einem ei- genthümlichen Wippen mit dem Schwanze ab und wurde nieht mehr gesehen. Otis tarda L. Der Grosstrappe wurde schon mehrmals bei Adelsdorf gesehen — einmal 7 Stück beisammen — und erlegt. Während meines Aufenthal- tes in der Gegend ist er nicht wieder vorgekommen. Crex pratensis Bechst. Ein Sommervogel, welcher, je nachdem das Frühjahr warm oder unfreund- lich ist, in® der zweiten Hälfte des Mai und der ersten des Juni ankommt, im Septemher wieder abzieht und in den letzten Exemplaren Ende Oktobers, sogar erst Anfangs November aus der Gegend verschwindet. Ortygometra porzana L. Einmal notirte ich seine Ankunft am 1. April, gewöhnlich kommt er erst in der Mitte dieses Monats und zieht um dieselbe Zeit, wie der Wachtelkönig, ab. Am 5 November 1855 erhielt ich noch 2 lebende Exemplare, welche in aus- sefischten Weihern von Streumähern gefangen worden waren. Ortygometra minuta Pall. Nur einmal habe ich dieses schöne Sumpfhuhn beobachtet. Am 20. April 1854 traf ich nämlich an den Bucher Weihern 2 und in den Nachmittagsstunden «esselben Tages in den Moorweihern 3 Stücke an. Am 23. ej. m. erhielt dch ein herrliches altes Männchen, welches bei strömendem Regen am Mühlweiher zu Neuhaus, wenige Minuten von meinem Hause entfernt, mit den Händen gefangen und einige Zeit lebendig von mir erhalten wurde. Wäh- rend der Kälte und des Schnees zu Ende jenes Monats blieben diese zarten Hühnchen munter und guter Dinge. Am 25. April traf ich in den Moorweihern am Rande derselben im Seggengrase, 2 Stück. Das eine flog vor meinen Füssen heraus und setzte sich et- wa 30 Schritte von mir auf. den Weiherdamm, wo es Ww.M. 5 66 sein artiges Wesen ganz traulich vor meinen Augen trieb und mich so nahe herankommen liess, das ich seine feurig rothen Äuglein deutlich sehen konnte. Als ich noch näher kam, kehrte es trägen Fluges in einem Bogen über den Wasserspiegel an seinen früheren Stand- ort zurück, wo ich es herausgejagt hatte. Das zweite Stück flog in das dichte Entengras des Weihers hinein. Seitdem habe ich: diese zierlichen- Vögelchen nie wieder gesehen. Rallen sind mir nicht zu Gesicht gekommen; sie fehlen aber sicherlich nicht. Gallinula chloropusL. Das Teichhuhn kommt manchmal schon zu Ende des März, gewöhnlich erst im April und zieht im Septbr. und Oktbr. wieder weg. Am 1. November 1854 sah ich noch ein Junges auf den ge- mähten Binsen eines Weihers umhersteigen. Sehr häufig. Fulica atra L. Das Wasserhuhn kommt sel- ten schon im Februar, gewöhnlich erst im März zu uns bedeekt zu Ende dieses Monats nnd- Anfangs April zu Hunderten (ein herrlicher Anblick) die Weiber des Ge- bietes und beendigt den Frühjahrszug in der Mitte des April. Bereits Ende‘ Augusts und Anfangs September kommen zu den bei uns brütenden auf dem Wieder- striche zahlreiche Ketten, so dass es um diese Zeit marfehmal von Blassen, wie im Frühjahre, wimmelt. Sobald die Fischerei beginnt, zieht die Hauptmasse weg und sieht man, wenn die Weiher wieder angelassen werden, nur noch Einzelne oder kleine Ketten. Die letzten treibt erst «as völlige Zufrieren der Teiche im November fort. Noch am 24. September 1856 traf ich auf dem Neuweiher bei Neuhaus 2 kleine Kettlein mit ganz kleinen, rothköpfigen Jungen. Grus einerea Beehst. Der Kranich kommt auf dem Zuge öfters hier durch, lässt sich aber selten nieder. Im September 1620 wurde einer bei Neuhaus, 67 ein anderer vor mehreren Jahrzehnten bei Adelsdorf von dem freiherrlich v. Bibra’schen Beamten Bürger daselbst geschossen und 5 Stücke von dem Förster Mattick zu Buch ebenfalls vor längeren Jahren ge- sehen, wie sie über den Aischgrund himmelhoch durch die blauen Lüfte dahinzogen. Während meines Aufent- haltes im Gebiete sass ein Einzelner am 26. März 1855 in den Buchgr Weihern, am 22. März (des folgenden Jahres aber zogen des Morgens 23 Kraniche laut ru- fend durch die Moorweiher. Von denselben wurde ei- ner durch den eben genannten Förster Mattick erlegt und mir überlassen; ein zweites aber, welcher ange- schossen war, entkam. Auch bei Erlangen ist er schon öfters einzeln erlegt und in kleinen Flügen beobachtet worden, so einmal 12 Stück, welche über die Brucker Lache dahintlogen. Oedienemus crepitans Temm. Der Triel zieht manchmal bei uns durch. Im Herbste 1854 wurde ein solcher Vogel bei Dechsendorf erlegt, ein anderer im Herbst 1857 zwischen dem grossen Moor- und Abels- weiher angetroffen. Vanellus eristatus Meyer und Wolf. Nach der oberpfälzischen Sage müssen die alten Jungfern nach ihrem Tode in den Weihern die Kiebitze hüten. Ich habe nichts davon gehört, dass diese Einrichtung auch in Oberfranken und in unserem Gebiete besteht. Hier hätten die armen Seelen eine wahre Riesenarbeit, die Kibitzheerden zu hüten, welche, zur Zeit der- Fische- rei in Flügen zu Hunderten, ja Tausenden umherstrei- .chen ,„ bald auf den Wiesen des Aischgrundes, bald in 'sefischten Weihern sich niederlassend. Die Kiebitze kommen manchmal schon Anfangs Februar, gewöhn- lich erst zu Ende dieses Monats in einzelnen Quartier- machern an, der Hauptzug ist Anfangs März bis aller- längstens Mitte dieses Monats vorüber. Ganze Wolken 5* 8 dieser Vögel sieht man, wie schon gesagt, im Oktober kleine Flüge und Einzelne, welche die ersten Fröste aushalten und sich alsdann auf dem Felde an frisch angefahrenem Dünger umhertreiben, noch im Novem- ber und Dezember, sogar noch an Weihnachten. Im oberen Aischgrund wurde ein junger Kibitz am 15. Ja- nuar 1840 bei Neustadt erlegt. Squatarola helvetica Briss. Da dieser Vo- gel zu den seitensten Strichvögeln des südlichen Deutsch- lands gehört, so ‘will ich nachstehend einen genauen Auszug aus ıneinen Tagebüchern geben. 27 September 1856: 4 Kiebitzstrandläufer führen einen Flug von 15 Alpenstrandläufern in den Moor- weihern an. 4. Oktober 1856: sah und hörte ich mehrere ebenda. Mittags 11 Uhr stand eimer 4 Stunde lang unbe- weglich auf einer Erdscholle in einem gefischten Weiher. 14. Oktober 1856: traf ich 3 Stück auf der Saat im Weihergebiete an. 17. September 1557: 3 Kiebitzstrandläufer führen in den Moorweihern 20 Alpenstrandläufer an und fallen endlich zu einer Schaar von Kampfstrandläufern unter welchen sich ein grosser Rothschenkel (G o- tanus fuscus) befand. 1. Oktober 1855: 3 Kiebitzstrandläufer führen eine Schaar Alpenstrandläufer an. 2. Oktober 1858: 2 Stücke treiben sich allein umher. r „. von 3 Herbstvögeln wurde in den Moorweihern ein junges Männchen erlegt. 8. Oktober 1858: beobachtete ich 4 Stücke. 14. September 1859: hörte ich in den Moorweihern die Kirsten. 15. September 1859: ein Lerchenfalke (Faleo subbu- teo) verfolgte 4 Kiebitzstrandläufer, von denen ww 69 einer von der Truppe sich lossprengen liess, aber doch glücklich entkam. 21. September 1859: abermals 3 Stücke ebendaselbst angetroffen. 1. und 5. Oktober 1859: je ein Stück, am 10. H » 2 Stücke gesehen. 10.—13. h 1860: Jeden Abend wird sein cha- rakteristischer, dreisilbiger Ruf in den Weihern gehört. Charadrius pluvialis L Der Goldregenpfei- fer zieht von Mitte März bis Mitte April und wiederum im Herbst in grösseren oder kleineren Flügen bei uns dureh.: Bei Hochwasser sah ich ihn in Schaaren den Aischgrund (Adelsdorf ete.) entlang ziehen und am 26 November 1853 zog des Abends ein Flug von etwa 50 Stücken, eine lange Querstange bildend und so lange ich sie hören konnte, ihre verschieden modulirten Lock- töne unaufhörlich ausstossend, in den Moorweihern über mich hin. Häufig trifft man sie in den beiden Strich- perioden auf der Saat an. Am 12. April 1859 wurde in den Moorweihern ein Männchen im Uebergang zum Sommerkleid geschossen. Aegialites curonicus Bes. Zieht bei uns in Mitte des Aprils nach seinen nahen Bıutplätzen bei Erlangen, Forchheim etc. und wiederum in der Mitte des Juli durch. Zu anderer Zeit sah ich ihn nie. Aegialites hiaticula L. Kommt in kleinen Flügen zu Ende des Septembers bis Mitte Oktobers durch die Weiher und wurde von mir im Ganzen nur Ö Male, immer 2 bis 3 Stücke beisammen, in ablaufenden oder schon gefischten Weihern, auf dem lettig schlammigen Boden emsig ihrer Nahrung nachgehend, angetroffen. 2 junge Vögel, die ich am 28. September 1854 erhielt, befanden sich, bis zum Tode treu zusammenhaltend, in Gesellschaft einer jungen Tringa subarquata. 70 Hypsibates himantopus L. Auch über das Vorkommen dieser Probe unserer Ornis werde ich Ta- gebuchauszüge geben: 3. und 5. März 1858: An beiden Tagen stand ein Paar dieser Vögel in einem Weiher bei Krausenbech- hofen. ö. Mai 1858: stand ein Paar, vielleicht dasselbe, in ei- nem der Poppenwinder Weiher und wurde das Weibchen davon erlegt. Das Männchen strich nicht weit hinweg, kam auf die Stelle des An- schusses, wo eben der Schütze das geflügelte Weib- chen fing, laut und anhaltend schreiend, zurück, setzte sich nach kurzem Kreisfluge in denselben Weiher, wurde auf 45 Gänge gefehlt und strich nun in einen benachbarten Weiher, in welchen er sich in solcher Entfernung von jedem Ufer stellte, dass ein Schuss nicht anzubringen war. Nach einiger Zeit schwang er sich hoch auf und strich laut schreiend ab. 9. Mai 1858: stand ein Einzelner im Strittweiher und wurde von Weiher zu Weiher über Mechelwind, Oberlindach gegen Weissendorf hin verfolgt. 10. Mai 1858: 2 Stücke stehen im grossen Stöcksee, 5, nemlich 4 Alte und ein Junger, im Strittweiher. Durch Gräserinnen sehr beunruhigt, fielen die Vö- sel nur da und dort auf kurze Zeit ein und hiel- ten, einmal rege gemacht, die Annäherung der Jä- ger auf Schussweite nicht mehr aus. Ein Männ- chen wird gleichwohl angeschossen. 11. Mai 1858: wurde das Tags zuvor angeschossene Männchen in dem Abelsweiher vollends erlegt. 20. April 1859: Abends standen 2 Strandreuter am Moorweiher, streichen in die Poppenwinder und von da in der Richtuug der Bischofsweiher ab. 17. April 1863: standen im Moorweiher, im Steigsee 1 \ und im sogenannten dritten Theil 9 Strandreuter, von denen 2 geschossen wurden, Totanus glottis L, Dieser Vogel gehört nach Naumann im Frühjahr in allen deutschen Ländern un- ter die Seltenheiten. Ich bedaure, dass ich über diesen in dem Weihergebiete während des Frühjahr- und Herbst- striches gewöhnlichen Vogel mit Rücksicht auf den mir zu Gebote stehenden Raum gegenwärtigen Berichtes Tagebuch - Auszüge nicht geben kann. Sie würden meh- rere Seiten füllen und muss ich mich darauf beschrän- ken, zur Begründung meiner Behauptung nur Weniges aus meinen Notizen auszuheben. Im Frühjahr 1859, wo der Strich dieser Wasserläufer allerdings ausseror- dentlich gut war, sah ich in den Moorweihern am 27. April 17 Stück beisammen, am 28. ej. m. 19, Tags da- rauf 15, Nachmittags auf einem Haufen auf dem seicht unter ‚Wasser stehenden Hutwaasen am Moorweiher 14 Stück und 2 Einzelne an kleinen Lachen, am 2. Mai 15 und 10 Stück auf 2 Haufen. In anderen Frühlin- gen traf ich öfters 5, auch 9 Stück beisammen und kann versichern, dass man während des eigentlichen Frühjahrstriches im April und Anfangs Mai mitaller Be- stimmtheit darauf rechnen kann, den fröhlichen Ruf dieses schönen Vogels jeden Tag wenigstens aus etli- chen Kehlen, wenn nicht.von allen Seiten her, wie es oftmals der Fall ist, ertönen zu hören und den Vogel selbst zu sehen. Er kommt zu uns frühestens von Mitte März bis Ende dieses Monats, gewöhnlich erst im April, in dessen letztem Drittel und zu Anfang des Mai der Strich am wärmsten ist. Dieser dauert den ganzen Mai hin- durch und ich sah Einzelne noch am 10. und 14. Juni. Der Wiederstrich beginnt Mitte bis Ende Juli, ist am stärksten im August und September, wo er sehr gemein ist und einzeln, sowie in Haufen von 3 bis 18 und mehr Stücken umherstreift, und dauert, natürlich immer 72 schwächer werdend, den ganzen Oktober hindurch bis in die ersten Tage des Novembers hinein. 1859 ka- men die letzten am 6. November, 1860 am 2. Novem- ber in gefischten Weihern vor, Es ist zu vermuthen, dass seine Brüteorte nicht weit von uns liegen; denn ich traf Einzelne noch am 10. und 14. Juni 1859 und am 15. Juli ej. a. 4 Stück zusammen in den Weihern, 1855 sogar einen Einzelnen schon am 1 Juli in den Weihern an. Totanus fuseus Briss. Ein ziemlich gewöhn- licher Wasserläufer, doch nicht so häufig wie der vo- rige, wiewohl es auch Jahre gibt, wo er ihm an Häu- figkeit nahezu gleich kommt. 1859 war der Herbst ein ganz vorzüglicher. Ich sah Flüge von 9, 14 und 40 Stücken und hörte ihren zweisilbigen Ruf von allen Seiten her. Der Frühjahrstrich beginnt Mitte Aprils und dauert bis Anfang und Mitte May’s; der Wielder- strich nimmt selten schon Anfang bis Mitte August, ge- wöhnlich in dessen zweiter Hälfte und Anfangs Sep- tember seinen Anfang, ist iin weiteren Verlaufe dieses Monats und Anfangs Oktbr am lebhaftesten und dauert den ganzen Oktober hindurch bis in die ersten Tage des Novembers. Einen Einzelnen traf ich noch am 17. Juni 1859. Vielleicht pflanzen sich einzelne Individuen dieses und des vorhergehenden Wasserläufers in man- chen Jahren freiwillig oder in Folge von Verwundun- gen gezwungen nicht fort und treiben sich, ohne zu ihren Brüteplätzen zurückzukehren, in Gegenden um- her, welche ihnen zusagen. Totanus calidris L. Der kleine Rothschenkel kommt von Mitte März bis Anfangs, spätestens Mitte Aprils in unsere Weiher, um hier am Strittweiher, am Walpottsee und im dritten Theile zu brüten, zieht im Juli und Anfangs August mit seinen Jungen von uns weg und kommt, jedoch nur in nordischen Passanten, 73 noch im September bei uns durch. Sein Locken und Jodeln, welch Letzteres er sogar bei Schneestürmen im April nicht verstummen lässt, trägt viel zur Belebung unserer Weiher bei. Totanus glareola L. Er kommt einzelu in manchen Jahren schon zu Ende des März, gewöhnlich erst im April und wandert bis tief in den Mai hinein in grösseren und kleineren Flügen, die sich öfters zu ganzen Massen zusammenschlagen, bei uns durch. Er wandert aber nicht blos durch, sondern brütet sicher- lich auch in einzelnen Paaren in unserem weiten, baum- und fast ganz gebüschlosen Weihergebiete. Nicht nur, dass diese Vögel in jedem Frühjahre ihr Jodeln Monate lang alltäglich anhaltend und vollständig, nicht bruch- stückweise, wie sie es auch manchmal an Orten thun, wo sie nicht brüten, vernehmen lassen, sondern ich sah auch Bruchwasserläufer die Monate Mai, Juni und Juli hindurch in Oertlichkeiten, wie sie passendere für ihr Brutgeschäft nicht fmden können. Bekanntlich hat der Bruchwasserläufer schon zu Ende des April und Anfangs Mai Eier, aber an Orten im Sumpf, wohin mich all mein Eifer für Lösung ornithologischer Fragen gleich- wohl nicht vordringen liess. Ich fand demnach weder Eier noch Junge. Ende Juli und den August hindurch sind diese Vögel in allen Weihern haufenweise vorhan- den; allüberall vernimmt man das Gebicker des mun- teren Völkleins und selbst noch einzeln und abgebro- chen ihr eigenthümliches Jodeln, welches so sehr an den Haidelerchengesang erinnert und neben dem lieb- lichen, vollen Pfeifen und Jodeln der verwandten Was- serläufer, dem Wuchteln und Schnurren, dem Flöten und Knarren und Krächzen des übrigen Sumpf- und Wassergeflügels zur Belebung dieses Weiherlandes we- sentlich beiträgt. Totanus ochropus L. In den Moorweihern, 74 wo weithin, wie schon gesagt, kein Baum und nur sehr wenig Buschwerk steht, sieht man ihn nur. selten an tiefen Abzugsgräben, wo Sumpfgewächse üppig wu- chern; am ersten noch an einem Teiche bei Hessel- berg, der mit Erlenbüschen umwachsen ist. Er kommt gewöhnlich im letzten Drittel des März bei uns an, zieht den April hindurch, kommt Mitte Juli. wieder, wo man ihn manchmal auf dem gemähten, schwimmenden, an die Teichränder angetriebenen Riedgrase umherstei- gen sieht, und verschwindet Anfangs September. Auch an der Aisch traf ich kleine Flüge. Sein Lockton. ist hell wie der eines Silberglöckchens und unstreitig einer der schönsten uuscrer heimischen Vogelwelt. Actitis hypoleucos L. Der Uterläufer brütet an unsern Weihern nicht, er streicht vielmehr nur vom Ende des April bis Ende des Mai and wiederum von Ende Juli bis Ende August durch. Limosa aegocephala L. Die Pfuhlschnepfe, ein nobler Vogel und zugleich eine Zierde unserer Weiher „Ornis“ kommt auf dem Frühjahrstriche gar nicht selten vor, während ich sie auf dem Wieder- striche nicht ein einziges Mal sah, und demnach glau ben muss, dass sie’ zu letzterer Zeit unsere Gegenden nie berührt. Um meine Angabe über ihr gar nicht sel tenes Vorkommen im Frühjahre zu belegen, will. ich über diesen meinen Lieblingsvogel möglichst kurze Ta gebuch-Auszüge geben: Am 16. April 1854 traf ich in den Moorweihern 2 Limosen,. neben ihnen viele Kiebitze, Tags darauf wieder eine, am 19. ej. m. 2, am 20. ej. m. 6 Stück beisammen. 1855 kamen sie am 25 April und gewahrte ich an diesem Tage, sowie 2 Tage darnach nur je 2 Stück. Am 11. April 1856 flogen 2. Stück lockend durch die Bucher nach den Moorweihern, wo ich Tags zuvor die erste Limose antraf. Am 17. ej. m. standen 2 Stück 75 im grossen Moorweiher und zwar im Wasser an einer Stelle, wo Riedgras weithin über die Wasserfläche kurz aufgesprosst war, und putzten, ein prachtvoller Anblick, im Sonnenschein ihr Gefieder. Sie standen auf, nach- dem ich mich lange genug an ihren edlen Bewegun- gen geweidet und mich vorsichtig genähert hatte, und wer beschreibt meine Freude, als ich zum ersten Male das .[odeln dieser stattlichen Vögel vernahm? Am 19. 22. und 23. April sah ich jedesmal nur ein altes Mäun- chen, wahrschemlich immer dasselbe, in Gesellschaft von Kampfstrandläufern, Kiebitzen und Staaren, aın 26 ej. m. 5 und Tags darauf 6 Stück, jedesmal auf einem Haufen und manchmal jodelnd. 1857 kamen sie am 7. April an und beobachtete der Sohn des Försters Mat- tick an diesem Tage und am 25 April jedesmal meh- rere Exemplare, ich selbst sah in diesem Jahre nicht ein einziges Stück. 1858 zeigten sich die ersten (2) Limosen im Moorweiher, Tags darauf, am 13. und 17. April nur je eine ebendaselbst und im Blüätterweiher, am 18. und 19. April je 6 auf Haufen. Am 31. März 4859 standen im Soorweiherlein, in welchem die Ried- gräser schon gegen 2 Zoll aus dem Wasser emporge- schossen waren, 2 Stück, wovon ein Weibchen erlegt wurde, bis an dem Bauch im Wasser. Am 4., 5., 6., 9. und 10. April sah ich je eine einzelne Limose, am 8. ej. m. 2., am 12 ej. m. nicht weniger denn 10 auf einem Fluge. Sie standen mit einer grossen Schaar von Kampfstrandläufern, welche sich ihnen angeschlos- sen hatten, bei sehr heftigem Winde in einem Weiher. Am 16. April waren in den Weihern zugleich 2 Haufen , der eine aus 5, der andere aus 10 Stücken bestehend, wo- von 2 angeschossen wurden, Tags darauf auf einem Haufen sogar 18 Stücke. Eine einzelne, ein altes Männ- cken von ausnehmender Schönheit, das sich jener gros- sen Gesellschaft entzogen hatte, und in dem anlocken- 76 den Soorweiherlein stand, wurde erlegt und eine der Tags zuvor Verwundeten vergeblich verfolgt. Sie strich ans den Weihern hinweg und fiel mehrentheils aufs nahe Feld, stand am nächsten Morgen wieder im dem für sie verhängnissvollen Soorweiherlein und wurde aber- mals verfolgt. Au demselben Tage standen 2 Stück in einem kleinen Weiher bei Biengarten, am 20. April 4, wovon ein Weibchen geschossen wurde, am 21. ej. m, eine im Moorweiher und wurde überdiess die Ange- schossene wieder getroffen, und am 23. April, wo aus- ser ihr noch 2 vorhanden waren, endlich erlegt. Sie hatte einen Schrot in die rechte Brust erhalten, der je- doch nur in das Wuskelfleisch eingedrungen war. Ein zweiter Schrot hatte «len Unterkiefer am vordern Drit- tel so verwundet, dass sie ihn zur Aufnahme von Nah- rung von der Erde nicht brauchen konnte., und trotz- dem war der Vogel, ein Männchen, obwohl es all sein Fett zugesetzt hatte, noch gut bei Leibe. Am 27. April 1859 endlich zeigten sich in den 'ersterwähnten Weihern 3 Stücke, Tags darauf nur eines. Im Jahre 1860 lag ich zur Zugzeit an langwierigem Fieber todtkrank dar- nieder und wurden Aufschreibungen nicht gemacht. 1861 zeigten sich am 1. April 7. und 14. Mai je 2, 1862 am 26. März eine, am 29. ej. m. 3 und am 2. und 16. April je 5 Limosen. Nach Naumann kommen diese schönen Sehne- pfenvögel nur in einzelnen Strichen sehr selten auf dem Durchzuge vor, und so mögen denn die obigen Aus- züge entschuldigt und zugleich daraus aufs Neue er- sehen werden, dass unser Weiherland das ist, was ich es nannte, ein wahres Eldorado der deutschen und spe- ciell der bayerischen Vogelwelt. Limosa rufa Briss. Ich traf sie nur ein einzi- ses Mal in den Moorweihern am 8. Mai 1856 an. Machetes pugnax L. Auf dem Frühjahrstriche 7 einer der allergemeinsten Vögel. ‘ Derselbe beginnt öf- ters schon am 10. März und in der zweiten Hälfte die- ses Monats, häufiger erst Anfangs April, wird von da an immer belebter, so dass man nicht blos kleine Flüge von 10, 20 und 40 Stücken täglich, sondern öfters Schwärme von 150, 200, 300 und 400 Stücken bis An- fangs Mai sehen kann, der Strich dauert noch fort, frei- lich in abnehmender Frequenz, bis Ende Mai und selbst bis Ende Juni, beginnt wieder in der zweiten Hälfte des Juli und dauert den August und September hindurch bis zum zweiten Drittel des October. Die ersten An- kömmlinge sind immer junge weibliche Vögel vom vorigen Jahre und junge Männchen im Frühlingskleide deren weisse, schwarze, grün-, blau- und violettschwarze, rostrothe oder rostbraune , gebänderte oder ungebän- derte Hals- und Nackenkrägen weithin sichtbar sind. Solche junge Männchen trifft man mit den jungen Weib- chen oftmals gemeinschaftlich an, doch kann man leicht an den in der Grösse bedeutend abweichenden Gestalten und unterstützt durch den Federschmuck der Männchen gewahr werden, dass beide Geschlechter, auch wenn sie sich zu einem Haufen zusammenschlagen , es lieben, sich dennoch nach “Geschlechtern zu gruppiren. Wäh- rend die chevaleresken Männchen beisammen stehen; oder gegenseitig hadern und in Boxerstellung auf ein- ander zufahren, weiden etwas seitwärts die harmloseren Weibchen, emsig auf dem kurzen Rasen umhertrippelnd. Auf einmal aber, von einer Rohrweihe etc. erschreckt oder aus eigenem Antriebe steht Alles auf und eilt in einer Schaar, Männchen und Weibehen beisammen, in reissend schnellem Fluge davon. Die alten Weibchen ziehen Anfangs bis Ende Mai und in Flügen von 5, 9 und 12 Stücken noch bis Ende Juni durch. Der Herbst- strich ist gegen den Frühjahrstrich sehr gering, es kom- men nur einzelne und kleinere Flüge bis zu 12 Stü- 78 cken durch und solche machen dann, was sie auch im Frühjahre thun, gerne die Anführer der Alpenstrand- läufer, Grössere Schaaren sah ich im Herbste nie. Schon Mitte Aprils, häufiger im Mai war ich öfters Zeuge dass sie schon auf dem Striche von dem Verlangen er- griffen werden, mit einander zu kämpfen. Zu eigentli- chen Kämpfen sah ich es wohl nicht kommen, auch bemerkte ich nicht, dass sie besondere Kampfplätze ge- habt hätten, wie diess an ihren Brutörtern der Fall ist. Es rannte nämlich an einem beliebigen Orte, wo sie zufällig eingefallen und eine Zeit lang beisammen ge- stauden waren, plötzlich ein Männchen gegen -einen ruhig dastehenden oder umherlaufenden Kameraden her- ausfordernd an. Die Partie wurde entweder nicht an- genommen oder es kam nicht zum Ernste, indem nach kurzem grimmigem Gegenüberstehen der Eine oder An- dere fein über die Mensur zurückging. Die männlichen Streitvögel sind prächtige Geschöpfe, voll Anstand und Würde, ritterlich und rauflustig, wie die Ritter es waren, dabei unruhig wie Quecksilber und alle Augenblicke in der Höhe. Der Jäger muss ein listensinnender Odys- . seus sein und die feinsten Praktiken anwenden, wenn er diesen Vogel an unseren flachuferigen Teichen überlist- en will. Tringa subarquata Güld. Einzelne, einmal in Gesellschaft mit zwei jungen Charadrius hiati- cula, ein andermal 3 Stück beisammen, habe ich die- sen Vogel von Ende September bis Ende Oktober nur wenige Male in ausgefischten Weihern bei Buch und Moorhof auf dem Schlamme angetroffen und ein erleg- tes junges Männchen erhalten. Tringa einelus L. kommt auf seiner Herbst- wanderung manchmal schon am 7. August, häufiger im weiteren Verlaufe dieses Monats zu uns; der Hauptzug ist im September und Oktober, wo man ihm in staaren- 19 ähnlichen Flügen sehen kann, und dauert bis in die er- sten Tage des November. Zur ‘Zeit der Fischerei sind viele in den leeren Weihern und ich traf noch Einzelne und kleine Flüge, als alle kleinen Weiher schon ganz, die grossen theil- weise überfroren waren. Schon am 17. und 18. März pflegen sie sich in manchen Jahrgängen auf dem Rück- striche wieder in den Weihern einzufinden, der Haupt- strich ist Anfangs bis Mitte April und dauert bis in die zweite Hälfte des Mai hinein. Der späteste von mir notirte Termin, wo ich noch 2 Stücke anträf, ist der 24. Mai 1855. Im Frühjahr sind sie um Vieles selte- ner, als im Herbst; ich beobachtete sie da nur in klei- nen Gesellschaften von 3—12 Stücken. Am 13. April 1855 erhielt ich aus den Moorweihern ein Männchen im Uebergang zum Sommerkleide, am 14. Mai desselben Jahres und am 18. Mai 1855 zwei Männchen im rein- sten Hochzeitskleide, am 16. Mai 1858 aber sah ich. am Ufer des Moorweihers einen Flug von S Männchen beisammen, welche alle dieses Gewand vollständig tru- gen. Auf dem Striche pflegen sie sich Kampfstrand- läufern, verschiedenen Wasserläufern (Totanus glot- tis, fuscus), aucl, Kiebitzstrandläufern (Squatarola helvetiea) anzuschliessen. Tringa minuta ‘Leisl. Dieses artige Vögel- chen sah und erhielt ich nur 'em einziges Mal am 5 November 1860. Es befand sich in Gesellschaft zweier Alpenstrandläufer (Tringa einelus) im leeren Kirch- weiher bei Buch und wurde mit seinen Begleitern ge- schossen. ’ Limieola pygmaea Lath. Diesen seltenen deutschen Vogel habe ich mehrere Male beobachtet und einmal erhalten. Den ersten sah ich am 9. Mai 1854 am Rande des Moorweihers, einen zweiten am 17. Mai in einem Weiher bei Buch, am 20. Mai den dritten 80 wieder in den Moorweihern, woselbst mir am 22 ej. m. ein Bauer von Poppenwind ein schönes Männchen schoss. Seitdem sah ich dieses Vögelchen nur noch einmal am 4. October 1856 in einem gefischten Weiher bei Pop- penwind auf dem Schlamme umhertrippeln. Das harm- lose Thierchen kam langsam auf den Weiherdamm, an welchem ich stand, zugelaufen und näherte sich mir bis auf etliche Schritte, so dass ich es ganz bequem längere Zeit beobachten konnte. Wie ich und mein Begleiter , der leider sein Pulverhorn zu Hause hatte liegen lassen und die beiden Schüsse, über welche er zu verfügen hatte, eben auf einen Kiebitzstrandläufer vergeblich abgefeuert hatte, auf das Vögelchen zugin- sen, flog es auf und strich so niedrig an uns vorüber, dass es ein geschickt geführter Peitschenhieb aus der Luft hätte schleudern können. Im nächsten morastigen Weiher fiel es ein und trieb sich wieder nur etliche Schritte vor uns gemüthlich umher. Der Körper wa- gerecht, die Brust etwas höher getragen, der Hals ein- gezogen, die Schnabelspitze gegen die Brust gesenkt, so trippelte es in wundersamer Grandezza einher. Im Fluge wird der Schnabel, was die nahe Verwandtschaft mit den Sumpfschnepfen zeigt, stark abwärts gehalten. Andere, die ich aus dem Riedgrase nur ein Paar Schritte vor meinen Füssen herausstiess, flogen bald in weite- ren, bald in kürzeren Bogen weg, kehrten aber ziem- lich genau an dieselbe Stelle zurück und waren nun durch Suchen und Lärmen nicht mehr aus dem Ge- sümpfe herauszubringen. Im Magen des erlegten Männ- chens fand ich ausser vielen Kieskörnchen unkenntliche Reste von Wassergewürm, Flügeldecken eines kleinen Wasserkäferss (Cyelonotum orbiculare) zwei Ge- häuse von Tellerschnecken (Planorbis hispidus) und verschiedene Pflanzensamen von Rumex, Pilu- laria globulifera, Polygonum Persicaria, Hy- ropiper und Potamogeton). 81 Ascalopax gallinula L. Die kleine Bekassine kommt nur auf dem Striche im Oktober bis Anfangs November und wiederum Ende März und den ganzen April hindurch zu uns. Ascalopax gallinago L. Die Bekassine kommt manchmal schon zu Ende des Februar und Anfangs März, gewöhnlich erst in der zweiten Hälfte des März an, brütet und zieht Ende Oktobers und Anfangs No- vember weg. Einzelne bleiben auch in milden Wintern ganz da und halten sich an warmen Quellen auf, die nicht zufrieren. Nach Kobell sind Bekassinen die ei- gentlichen Wahrzeichen eines so zu sagen vernünftigen Mooses, es müssen also unsere Weiher sehr vernünftig sein, da sie, nur kurze Zeit ausgenommen, fast das sanze Jahr hindurch Bekassinen beherbergen und sich im August viele Hunderte derselben in den Sumpfia- gen am Moor- und Strittweihern anzusammeln pflegen. Ein ausgezeichnetes Bekassinenjahr war 1857. Ihre Eier und zarte Nestjunge werden von weidendem Horn- vieh öfters zertreten, erstere mit Kiebitzeiern zu Markte gebracht. Ascalopax major J. Fr. Gm. Die Doppelbekas- sine habe ich ein einziges Mal am 17. August 1857 aus dem hohen Riedgrase am Moorweiher aufgestöbert Sie kommt jedenfalls alljährlich, wiewöhl nur selten vor. Scolopax rustieula L. Die Waldschnepfen kommen. selten schon zu Ende des Februar und An- fangs März, gewöhnlich erst Mitte März und kann für unsere Gegend als Ankunftstarmin mit ziemlicher Si- cherheit Josephi (19. März) angenommen werden. Der ° Herbststrich fällt in das Ende des Septembers und dauert den ganzen Oktober hindurch bis tief in den Novem- ber; in gelinden Wintern bleibt manchmal auch eine Schnepfe da. Einzelne Paare brüten von Zeit zu Zeit, be- sonders in Jahren, wo der Frühling später als gewöhn- w.M. 6 82 lich eintritt, jedoch durchaus nicht regelmässig alle Jahre. Man hat Brütende und Junge schon hei Adelsdorf und auf den Revieren Heroldsbach und Oesdorf, auf letzte- rer in der einsam gelegenen Waldabtheilung Papierer- schlag angetroffen. Auf den Ausläufern des Steiger- waldes bei Wachenroth , Weingardsgreuth und Reich- mannsdorf ist diess ungleich häufiger der Fall. Diese Standschnepfen falzen im Juni zum zweiten Male so eifrig wie im Frühjahre und machen unzweifelhaft eine zweite Brut. Numenius phaeopus L. Den kleinen Brach- Schnepfen habe ich nur selten zu Gesichte bekommen. Am 13 Mai 1854 traf ich einen in den Moorweihern, er liess im Sitzen und Fliegen über eine Viertelstunde lang seinen Lockton hören, jodelte auch einmal, wobei er im Fluge nach Art der Wasserläufer in die Höhe stieg. Von da an sah ich keinen dieser Vögel bis zum Jahre 1857.‘ Am 30 Juli flog einer an der Aisch bei Gremsdorf vor meinen Füssen unter lautem Angstge- schrei heraus und kehrte in weitem Bogen an den Fluss zurück, der an jener Stelle tief in die Wiesen einschnitt, und viel Schilf und Gebüsch hatte. Zwei Tage darauf flog wieder ein solcher Vogel, vielleicht derselbe, von der Aisch unter anhaltendem Locken nach den Weihern bei Buch und am 17. August strichen 2 über Neuhaus und den wenige Schritte vom Pfarrhöfe liegenden klei- nen Thorweiher bei strömendem Regen lockend hin- weg, liessen sich kurze Zeit nieder und antworteten mir, da ich schnell an, das Fenster meiner Studierstube eilte und ihren Ruf nachahmte, sehr eifrig. Bei eini- ger Uebung lässt sich bekanntlich der Brachschnepfen- ruf mit dem blossen Munde so gut nachmachen, dass die beiden Arten, besonders der grosse Brachschnepf, gegen den nur einigermassen versteckten Jäger heranstreicht und auf diese Weise gar nicht selten geschossen wird. 83 Numenius tenuirostris Vieill. Ist nach Dr. Küster in 2 Exemplaren bei Erlangen, höchst wahr- scheinlich in unserem Gebiete erlegt worden. Numenius arquata L. Der grosse Brachschnepf ist während des Frühjahrstriches eine gewöhnliche, wäh- veixl des Herbststriches eme sehr häufige Erscheinung in unserem Weiherlande. Er kommt bereits in der Mitte des März und ist von da ab den ganzen April hindureh bis Mitte Mai einzeln oder in kleinen Ge- sellschaften täglich zu sehen und zu hören. Mitte Juli trifft er von seinen Brüteplätzen wieder bei uns ein und sammelt sich von Mitte Augusts bis Mitte Octobers der- massen an, dass man ihn auch während dieser ganzen Zeit täglich, öfters in grösseren Schaaren zu 30, 40, 50 bis 80 Exemplaren anzutreffen gewiss sein kann. So war es z. B. in den Jahren 1857 und 1859. Da- mals lagen manchmal 3 bis 4 starke Haufen zu 16, 24, 30»und mehr Stücken zu gleicher Zeit in den Weihern und es war ein herrlicher Anblick, wie diese furcht- samen -Vögel einmal vor einem durch die Weiher re- vierenden Flussadler, vor dem sich doch nicht leicht ein anderer Sumpf- oder Wasservogel fürchtet, plötzlich haufenweise ‘und laut schreiend das Weite suchten. Vereinzelte, auch 2 oder 3 Stücke beisammen trifft man noch bis Ende Novembers und diese halten selbst den ersten Schneefall und Frost aus; erst ernstliches Win- terwetter treibt sie von dannen. In Mittelfranken habe ich in früheren Jahren noch zu Ende Dezembers ein Paar gesehen und einen Erlegten nach Weihnachten erhalten. Ardea cinerea L. Der graue Reiher ist bei uns Zug-, Strich- und Standvogel oder vielmehr: es gibt keine Jahreszeit, wo dieser Vogel nicht bei uns anzu- treffen wäre. Am häufigsten sehen wir ihn in den Weihern zur Zeit der Fischerei, man trifft da Schaa- 6* 54 ren von 40, 60 bis 100 Stücken an. Ende Oktober und im November verlassen uns die meisten, einzelne aber sieht man den ganzen Winter hindurch an der Aisch, an den Weihern und Bächen , wo sie offen sind. Hat die Aisch ihre Eisdecke abgeworfen, was Ende Februars und im März zu geschehen pflegt, so kom- men diejenigen, welche uns im Späthherbste verliesen, wieder zurück und machen wenigstens theilweise in den grösseren Waldungen der weiteren Umgebung ihr Brutgeschäft ab. Einen Horst fand ich nicht, konnte auch bei den Forstleuten der Umgegend keinen erkunden und doch müssen Reiher in nicht allzu gros- ser Entfernung von uns brüten, da man nicht nur auf der Aisch, sondern vernehmlich in den Weihern wäh- rend der Frühlings- und Sommermonate diese Vögel fischen und hin- und wieder streichen sieht. Dass früher bei Neuhaus bedeutende Reiherstände waren, ist ur- kundlich nachzuweisen. Am i3. Mai 1602 schickte Markgraf Georg Friedrich von Ansbach seinen Falkner nach Neuhaus mit dem Ansuchen, die gnädige Herrschaft daselbst möge demselben gestatten, dass er so viele junge Reiher absteigen dürfe, als er haben könne. Am 16. Mai 1606 schrieb Markgraf Joachim Ernst zu Brandenburg-Onolzbach von Ansbach aus an Friedrich ven Crailsheim zu Fröhstockheim: „Nachdem die Zeit herbeikommt, dass die jungen Raiger abgestiegen werden und wir zu Unserm Lust allhier in Unserm Hoflager gerne dergleichen haben möchten, solchem nach ist hiemit an Dich Unser gnä- diges Gesinnen, du wollest auf deinen Ständen 15 Rai- ger, die etwas erstarket, absteigen lassen und uns die- selben übersenden.“ Friedrichvon Crailsheim be- fahl d. d. Fröhstockheim den 11. Juni 606 seinem Vogt in Neuhaus, etliche Raigerstände besteigen zu lassen und so viel man an jungen ‘Raigern gehoben möge, ab- 85 zugeben. Gleiches Ansuchen stellte der Markgraf am 18 Mai 1607. Wie weit diesen scheuen, vorsichtigen Vogel die Lüsternheit treiben kann, sah ich einmal bei dem Fi- schen des grossen Brandweihers bei Neuhaus. Als der- selbe in der Nacht so weit abgelaufen war, dass er Morgens fischig geworden, kam in der Nacht oder am sehr frühen Morgen ein Reiher gegen die Schlegelgrube heran, wo auf kleinem Raume in wenig Wasser die Fische gross und klein zusammengedrängt und zahlrei- ches Geschnälze*) im Schlamme stecken geblieben war. An dem Damme bei der Schlegelgrube lagen in einer Strohhütte nahe einem die ganze Nacht lodernden Feuer die wachthabenden Fischknechte und doch kam der Reiher, wie seine Fährten zeigten, so auffallend nahe heran. Egretta alba L. Am 14. October 1854 Nach- mittags 3 Uhr standen im Moorweiher beiläufig 60 graue und unter ihnen ein Silberreiher, wie sich später herausstellte, ein junger Vogel. Als ich nahe kam, standen sie alle wie Soldaten in langer Linie hoch auf- gerichtet da, flogen, da ich mich endlich noch mehr näherte, alle auf und gewährten, als sie über dem Weiher kreisten und endlich wieder einfielen, einen un- vergleichlich schönen Anblick. Im Osten standen dunkle Wolken und ein Regenbogen, im wolkenlosen Westen ging die Sonne unter und beleuchtete die von dem dunkeln Gewölke grell abstechende blüthenweisse Gestalt des Silberreihers. Er hielt sich noch längere Zeit in den Weihern und in der Umgegend auf und wurde Ende Oktobers geschossen. Ich salı ihn ausgestopft bei Herrn Professor Dr. Rosenhauer in Erlangen. %) Werthlose kleine Fische (Barsche, Schleihen ete.), welche nach vollendeter Fischerei den Sackfischern, armen Leuten und Kindern, zum Ausfangen überlasseu werden. . 86 Ardeola minuta L. Die Zwergrohrdommel habe ich sechsmal eingeliefert erhalten. Am 31. Juli 1859 wurde ein junger Vogel bei Oesdorf geschossen, am 6. August 1857 strich von 3 Stücken, welche mit einander flogen, eines an die Telegraphenleitung bei Bayersdorf an und brach den Flügel, am 25. August 1858 wurde ein Junges nahe an Neuhaus im Anger- weiher, am 29. August ein desgleichen bei Pommers- felden, am 11. Oktober wieder ein solches im abge- lassenen Strittweiher und auf dem Striche im Frühjalır abermals ein junger Vogel Anfangs Mai beiMühlhau- sen an der reichen Ebrach geschossen. Botaurus stellaris L. Die Rohrdommel hat früher auf den Bucher Weihern, auf dem grossen Moor- und Strittweiher gebrütet, wurde aber wegen ihres Ge- brülles verfolgt, bis sie sich wegzog. Jetzt kommt sie nur noch auf dem Striche vor, häufiger im Herbst, als im Frühjahr. Ich stöberte sie zu verschiedenen Malen im Moorweiher schon am 12. September und im zwei- ten. Drittel dieses Monats 'auf und erhielt 5 Stücke, welche alle während des Oktobers im Strittweiher, im Aubweiher, bei Kairlindach, Buch und Oesdorf erlegt wurden. Von letzterer Revier erhielt ich ein Exemplar am 23. April 1859. Cieconia nigra L. Der schwarze Storch wurde schon öfter au der Regnitz bei Erlangen und auch in unseren Weihern erlegt. Am 26. August 1857 stauden 2 am. Moorweiher, am 19. August 1858 wurde ein Jun- ger, der sich längere Zeit in den Brand- und Bucher Weihern umhergetrieben hatte, im Espansee bei Hepp- städt geschossen und mir gebracht und am 26. August 1559 befand sich in den Moorweihern ein solcher Storch bei 3 grauen Reihern. Ciconia alba Briss Nach 2öjährigen Auf schreibungen über Ankunft und Abzug des Storches in ° 87 den Aischgegenden ergibt sich, dass er nur einmal am 22. Februar und das Weibchen 6 Tage darnach an- kam, gewöhnlich erst im zweiten und dritten Drittel des März, spätestens bis %, April erscheint und zwischen Laurentii und Bartholomäi (10—24 August) uns wieder verlässt. Einzelne kommen bis Ende Augusts vor. Die Ankunft der beiden Gatten erfolgt selten an einem Tage, ebenso selten ist es, dass nur ein Tag da- zwischen liegt; gewöhnlich kommt das Weibchen 3 bis 6, auch 10 bis 11 Tage später als das Männchen bei uns an. Der Storch brütet in Lonnerstadt‘, Höchstadt a. A., Neuhaus, Adelsdorf, Kairlindach, Herzogenaurach, Erlangen, Bayersdorf, Forchheim und anderwärts im Ge- biete. Die Störche zu Neuhaus sind urkundlich seit Jahrhunderten da; es wurde das Nest auf dem Amt- hause mehrfach wegen zu grosser Schwere und Feuer- gefährlichkeit herabgenommen, 1724 schoss des Jägers zu Buch Lehrbursche einen der Schlossstörche vou dem Hochgerichte bei Neuhaus herab und dennoch verliessen sie die liebgewordene Stätte nicht. In Adelsdorf brannte auf dem Schlote des dortigen Schlosses ein Nest ab, das neugebaute ‚warf der Sturm herunter, gleichwohi erneuerte es das Storchenpaar 1855 wieder und brütete. Auf dem Schlossdache zu Neuhaus versammeln sich Anfangs August manchmal 20—30 Störche, um daselbst Nachtruhe zu halten‘, wobei es bis in die Nacht hinein viel Geklapper und Unruhe, Ab- und Zulliegen und Streit um das einzige Nest gibt. Während einer solchen Soirce am 7. August 1859 strichen schreiende Brach- schnepfen über dem Schlosse und den daran liegenden grossen Teichen umher, zu dem Frau-Basen-Geklapper der Störchinnen und der Storchien-Jünglinge und Jung- frauen gewiss ein seltenes Aecompagnement. Ich könnte aus dem Familien- und ehelichen Leben der Störche viele Züge erwähnen, welcher in den besten Bi) 88 Werken nicht gedacht wird, will aber Raumersparniss wegen nur Weniges hervorheben. Am 5. Juni 1855 sperrten die alten und die 5 jungen Störche zu Neu- haus bei 21 Grad Hitze im Schatten lechzend die Schnä- bel auf. Ein Alter brachte Wasser, flösste es den dur- stigen Jungen ein und bespritzte sie durch Schütteln seines zu diesem Zwecke durchnässten Gefieders. Nach- dem der andere Gatte vom Neste abgestrichen war, stellte er sich mit dem Rücken gegen die Sonne und breitete die Flügel zum Sonnenschirm für die schmach- tenden Jungen aus. Am 9. Juni 1859 mochte der eine Gatte mit Wasser für die Jungen allzu lange ausgeblieben sein, da flog denn der andere Gatte, um die Jungen nicht allzu lange allein, und in der grossen Hitze nicht verschmachten zu lassen, an den etwa 20 Schritte vom Amthause entfernten mitten im enge gebauten Dorfe stehenden Pumpbrunnen herab, stellte sich auf den stei- nernen als Viehtränke dienenden Trog und holte Was- ser. Solche gewiss recht verständige Bethätigungen thierischen Seelenlebens bezeichnet man mit dem sehr bequemen, aber nichts sagenden Worte ‚.Instinkt“. Sehr interessant sind die ersten Flugübungen der Jungen. Anfangs Juli springen sie im Neste in die Höhe und breiten dabei die Flügel aus, nach wenigen Tagen schon springen sie klafterhoch empor und halten sich fliegend mit herabhängenden Beinen und vorsichtig nach dem Neste heruntersehend, eine Zeit lang über demselben. Diese Uebungen werden noch 2 oder 3 Tage fortge- setzt, gehen immer besser und ermuthigen endlich, das sichere Nest zu verlassen und den ersten Flug zu wa- gen. Kreisen alsdann die Alten und 2 oder 3 der stärk- sten Jungen unter Geklapper hoch oben in blauer Luft, so sehen die im Neste zurückgebliebenen , noch nicht genugsam erstarkten Jungen sehnsüchtig zu Ael- tern und Geschwistern hinauf. Die erste Rückkehr auf 89 das Nest wird manchmal einem Jungen gefährlich; denn obwohl die Alten schon im Mai den Nestrand mit Dor- nen erhöht haben, um das Herabfallen ihrer Kinder zu verhüten, so kann doch hie und da ein von der ersten Exkursion zurückkehrender Junger mit dem Zusammen- lesen der Flügel nicht schnell genug fertig werden, ver- liert das Gleichgewicht, fällt herab und bricht ein Bein. Platalea leucerodius L. Am 22. September 1857 stand in den Moorweihern und zwar auf dem Damme des Blätterweihers in der Nähe einer Heerde zahmer Gänse ein Löffelreiher, am 29. ej. m aber wa- ren 4 Stücke in einem gefischten Weiher zwischen Ze- ckern und Heppstädt eingefallen, von welchen ein Bauern- schütze ein junges Männchen erlegte und mir über- brachte. Am 18. Mai 1859 sah ich wieder einen Löf- felreiher in den Moorweihern. Mitte Mai 1863 zeigte sich auf dem über 100 Tagwerk grossen Kanerlach- weiher Reviers Burggriesbach Bezirksamts Beilngries in Mittelfranken eine Schaar von 33 Löffelreihern. Sie hiel- ten sich daselbst längere Zeit auf und strichen, nach- dem in 8 Tagen 2 alte Männchen erlegt worden wa- ren, in nordwestlicher Richtung und zwar in Pflugschlei- fenform wie Wildgänse ab. Nach 14 Tagen wurden wieder 6 Stück auf einem anderen Weiher unweit Burg- griesbach gesehen und Anfangs Juli ein vereinzelter junger Vogel ebendaselbst geschossen. Ein kleiner Flug dieser Fremdlinge kam auch an den Dutzendteich bei Nürnberg und ein Paar in unsere Weiher. Dasselbe stand am 20 Mai auf dem Damme des Moorweihers und trieb sich in der Gegend bis zum 29 ej. m. umher, wo das Männchen spät Abends von dem freiherrlich von Crailsheimschen Revierförster Steurer zu Neuhaus in den Brandweihern erlegt wurde. Es befindet sich aus- gestopft im Bureau des k. Forstmeisters Eduard Frhrn. von Crailsheim zu Nürnberg. 90 Cygnus musicus Bechst. Im Frühjahr 1822 kamen auf die Bischofsweiher bei Dechsendorf 5 Schwane. Sie strichen von da öfters in die Weiher bei Moorhof und Poppenwind herauf und wurde einer im sogenann- ten dritten Theile von dem Revierförster Peter Mat- tick zu Buch am Palmsonntage erlegt. Einige Jahre darauf erschienen auf den Bischofsweihern wiederum 3 Stücke und blieben bis Mitte Mai, so das man hoffte, sie würden da bleiben und brüten. Um das zu erzie- len, wurde. von Forstamtswegen ein Schwanenhaus (!) in den: Weiher gesetzt, das die Vögel, die freilich ohne- hin nicht geblieben wären, sofort vertrieb. Auf der Aisch. zeigen sich bei Hochwasser nicht. selten diese stattlichen Thiere; so wurde schon vor Jahren von,dem obengenannten Förster Mattick von 2 Schwanen der eine bei Gremsdorf, von 4 ebenfalls einer von Carl Frhrn. von Bibra bei Adelsdorf geschossen. Aus- serordentlich viele gab es im Jahre 1855. Am 7. März strichen 6 Stück bei Medbach und Aisch, die Aisch ab- wärts gegen Forchheim zu. Tags darauf wurde ein sehr schönes. altes Männchen einzeln in den Bucher weihern angetroffen und von dem Förster Mattick ge- schossen, Es wog 21 bayerische Pfunde. Am 11 März wurden wieder 2 bei Forchheim erbeutet. Am frühen Morgen und wieder am. Abend des 14. März lagen 4 Stück ganz nahe an Neuhaus auf dem Angerweiher, bei Adelsdorf 2 auf der Aisch, 4 Stücke, 2 Alte und 2 Junge, auf dem grossen Bischofsweiher. Sie wechsel- ten zwischen diesem und dem Brand-, Moor- und Pop- pendorfer Weihern und der Aisch und Regnitz häufig hin und.her, schienen aber, wenn sie beunruhigt oder verscheucht wurden, hauptsächlich die Bischofsweiher aufzusuchen, woselbst ich am 15. März 11 Stück in Gesellschaften zu 4,5 und 2 Stücken antraf. Zwei lagen an demselben Tage auf der Aisch bei Aisch. 91 Ganz zu derselben Zeit lag eine andere Schaar von 10 Stückeu auf dem grossen Wasserspiegel der beiläufig 200 Tagwerke grossen Breitenau bei Bamberg. Von diesen Schwänen wurden mehrere bei Hallstadt, Bautz- feld, Neuses und Forchheim geschossen. In hiesiger Ge- gend bemerkte ich die letzten, nemlich 5 Stücke, am 21. März auf den Bischofs- und Brandweihern. Tags da- rauf noch 3 auf dem Moorweiher und erhielt ein bei Wil- lersdorf erlegtes, 138 Pfunde schweres, altes Männchen. Cygnus minor Pall., melanorhinus Naum. Am November 1860 erschienen 2 kleine Schwäne auf dem Moorweiher, von wo sie, vergeblich beschossen, in den Walpotsee und dritten Theil einfielen. Nach 2 abermaligen fruchtlosen Schüssen strichen sie über Biengarten hinweg nach den Weihern bei Ailers- bach. Tags darauf sassen sie mitten im Neuweiher nahe an Neuhaus, an einer eisfreien Stelle umher- schwimmend. Der eine hievon wurde von dem freihrl. von Crailsheimschen Revierförster Steurer erlegt, der andere strich nach dem Reutweiher bei Adels- dorf. von da in die Weiher bei Lauf und endlich in den Piaffenweiher bei Weppersdorf, in welchem er „m Rande des Eises umlıerschwamm. Der erste Schuss zerschmetterte ihm hoch oben den Armknochen, gleich- wohl zog das edle Thier, ohne zu schlagen oder zu (lattern, als ob er nicht ein Schrotkorn erhalten hätte, ruhig tiefer in den Weiher hinein; ein zweiter Schuss streckte ihn im Feuer nieder. Diesen Schwan erhielt ich und gab ihn an das Naturalienkabinet in Augsburg ab, der andere steht im Bureau des k. Forstmeisters Eduard Frhr. von Crailsheim zu Nürnberg. Beide waren Weibchen und gehören der Bildung und Färbung des Schnabels nach zu den sogenn. Altums-Schwänen- Anser segetum J. Fr. Gm. Vor 30 und 40 Jahren waren die Gänse im Allgemeinen um Vieles 92 häufiger, denn jetzt. Es gibt zwar noch immer Jahre, die sich den besten Zeiten alter Jagdherrlichkeit wür- dig anreihen, aber selbst solche vorzügliche Jahrgänge in die andern, oft herzlich schlechten gerechnet, ver- mögen die Behauptung alter Jäger, dass es früher weit- aus besser gewesen, nicht zu entkräften. Sonst kamen die Gänse schon Mitte Oktobers, wenn das Hornvieh noch ausgetrieben wurde, auf die Aischwiesen und in die Weiher, Schaaren von Hunderten lagen im Spät- herbst und Winter auf der Saat und dem Jäger gelang es da öfters, durch Anpürschen mit einer Viehherde schon im Herbste reiche Beute zu machen. Die Gänse waren so häufig, dass der Schaden an der Saat fühlbar wurde und Hütknaben durch Schreien, Kuhschellen und dergl. die weidenden Heerden verscheuchen mussten. Jetzt ist eine einzelne Gans oder kleine Truppe zu Ende des September und Anfangs bis Ende Oktobers eine grosse Seltenheit, vom Anpürschen redet nur noch ein alter Jäger, wenn freudige oder, was häufiger ist, weh- müthige Erinnerungen in ihm aufsteigen und die Saat braucht kein Hütbube mehr zu bewachen. Gegen viele Gegenden ist freilich die hiesige auch in Bezug auf diese Vogelgattung eine vorzügliche. Wer gewohnt ist, von vielen Wildgänsen zu reden, wenn er in einem Winter etliche Flüge von je 20 bis 30 Stücken gesehen hat, der wird freilich staunen, wenn er hört, dass zu Zeiten auch jetzt noch ein Saatstück aussieht, als ob der Gänsehirte dahin getrieben hätte, und dass man, wie diess 1853/54, im Januar 1859 und im Februar 1862 der Fall war, Schaaren von 150, 200 bis 400 Gänsen beobachten kann. Gewöhnlich kommen sie Ende Novembers oder im December und bleiben bis Ende Februars, auch bis Mitte, einzeln sogar bis Ende März, Anser cinereus M. et W. Die Graugans kommt auf dem Herbst- und Frühjahrstriche selten hier durch. 93 Am 7. März 1859 sassen 2 Stück im Blätterweiher bei Poppenwind und wurde eines davon erlegt. Bernicla brenta Pall. Am 7. März 1559 und an den folgenden Tagen lag ein, wahrscheinlich durch die heftigen Februarstürme verschlagenes altes Männ- chen der Ringelgans auf dem Moorweiher. Wie wenig - scheu solche hochnordischen Gäste sind, mag folgendes Jagdabenteuer beweisen. Die Gans lag tief in dem Weiher bei einer Schaar von etwa 40 Tafelenten, meist an der Seite dieser, selten in ihrer Mitte. Ich suchte sie auf alle Weise von der grossen Wasserfläche zu verscheuchen und zum Einfallen in einen kleineren Weiher zu veranlassen, wo ihr eher beizukommen ge- wesen wäre. Wenn die Enten aufstanden, flog auch die Gans auf, fiel aber nach kurzem Fluge wieder in denselben Weiher ein und die Tafelenten setzten sich zu ihr. Der weitere Versuch, sie meinen beiden Be- gleitern, Förster Mattick und Sohn, zuzutreiben, miss- lang gleichfalls. Der fortgesetzten Beunruhigung müde, strich die Gans endlich aus dem Weihergrunde weg und brachen wir Mittags missvergnügt die Jagd ab, worauf zu einigem Ersatze eine beschwerliche Jagd auf Graugänse ein Stück in unsere Hände lieferte. Nach- mittags 3 Uhr, wo wir die Verfolgung wieder aufnah- men, lag die Ringelgans wieder auf dem Moorweiher, dessen mächtige Wasserfläche auf sie eine grosse An- ziehungskraft ausüben mochte. Wiederum war sie nicht herauszubringen und vor dem Hühnerhunde, den wir endlich nach ihr in das Wasser schickten, schwamm sie nur tiefer in den Weiher hinein, schlug unwillig, als er näher kam, mit dem einen Flügel auf das Was- ser, strich endlich, ein tiefes, kurzes, rauhes „korrrr, korrrr“ ausstossend, eine kleine Strecke weiter und fiel wiederum in denselben Weiher ein. Nun ward ein Schuss auf Enten abgefeuert, März-, Spiess-, Pfeit-, 94 Kräk-, Schell-, Tafel- und Moorenten und auch die Gans stand auf, ein verwundeter Spiesantvogel strich vom Haufen weg, ihm nach die Gans; nach kurzem Fluge stürzte die Ente todt in den Weiher herab, dass das Wasser aufschlug. und «ie Gans fiel hart bei der Todten ein und stand nicht eher auf. bis der apporti- rende Hühnerhund sehr nahe herangeschwommen war. Am 8 März nahmen wir die Jagd nochmals auf, er- folglos wie Tags zuvor. Ueber eine Stelle am Damme, wo aus dem Hinterhalte auf sie gefeuert worden war, flog sie höchstens 2 Minuten nach diesem Schusse zum zweiten Male und zwar über den offen dastehenden, ladenden Jäger schussmässig hinweg, liess sich dann noch 2mal schwimmend gegen den Hinterhalt, einmal auf 70, das andere Mal sogar auf 25 Gänge, hintrei- ben und wurde mit dem sechsten Schusse meiner Be- gleiter, welche der Schrotsorte, dem die Gans heben- den und senkenden starken Wellengange und Anderem die Schuld gaben, in Wahrheit aber vor brennendem Eifer zum Erbarmen schossen, — &efehlt, stand auf und fiel nach höchstens 60 Gängen, niedrig über das Wasser streichend, abermals ein, treu gefolgt von ei- nem Tafelentenweibcehen, welches während dieser drit- ten Verfolgung nicht von ihrer Seite wich. Noch- mals entsendeten wir den Hund, mussten aber die schöne Gans, als ihr derselbe auf 40 Gänge nahe ge- koınmen war, schliesslich in der Richtung gegen die Bischofsweiher, von dannen ziehen sehen. Solche Be- handlung musste aber auch selbst der dummsten Gans zuwider werden. Mareca penelope L. Die Pfeifente kommt auf ihrem Striche in gelinden baldigen Frühjahren schon Mitte bis Ende Februars, gewöhnlich erst An- angs bis Mitte März zu uns. Ende März und Anfangs April ist der Strich am lebhaftesten und kann man zu 95 dieser Zeit Flüge von 30 bis 100 und 250° Stücken sehen. Zu Ende des April pflegt der Strich beendigt zu sein, doch sieht man noch bis gegen Ende des Mai einzelne und auf Haufen 6 bis 10 Paare beisammen, wie es auch vorkommt, dass einzelne Paare ganz da bleiben und höchst wahrscheinlich brüten. Auf dem Herbststriche kommen die ersten Pfeifenten schon wie- der zu Ende des August oder Anfangs September, manch- mal auch erst Anfangs Oktober zu uns, und bleiben bis Ende Novembers in Flügen zu 30 bis 50 Stücken. Mit dem Eintritte ernstlichen Winterwetters verlassen sie uns. Cyanopterus querquedula L. Die Knäkente kommt Anfangs März in grossen Schaaren, brütet häu- ig auf den Weihern, sammelt sich Mitte August da- selbst massenhaft und verlässt uns mit den übrigen Süss- wasserenten im Oktober und November. Einmal erhielt ich noch am 12. September ein ganz schwaches Junges. Chauliodes strepera L. Die Schnatterente be- obachtete ich mit Gewissheit nur etliche Male einzeln oder in kleinen Flügen Ende Septembers und Mitte Oktobers auf den Weihern bei Neuhaus und im Moor- weiher. Dafila acuta L. Die Spiessente kommt meist schon in den ‘ersten Tagen des März im Striche auf unsere Gewässer; der Hauptstrich ist Ende dieses Mo- nats; die letzten verschwinden der Hauptmasse nach bis zum Ende des zweiten Drittels des April; einzelne Paare und kleine Flüge sieht man noch bis Mitte Mai und im März trifft man öfters Schaaren bis zu 80 bis 160 Stücken. In der Mitte bis zu Ende des Oktobers streicht sie bei uns wieder durch, doch in viel germge- rer Anzahl, ist jedoch eine unserer gemeinsten Enten, durch ihre schöne Haltung und Färbung eine grosse Zierde unserer Teiche. 96 Anas boschas L. Zug-, Strich- und theilweise auch Standvogel. Nach trockenen heissen Sommern und bei schlechtem Wasserstande, oder wenn gerade die grossen (Bischofs- und Moor-) Weiher trocken lie- gen, gibt es wenig Streichenten, das heisst, man kazın dann in den Weihern an guten Entenfällen 100 bis 150 Stück liegen sehen, was in unserer Gegend ein höchst mittelmässiger Strich genannt wird. Als vorzüglich oder doch sehr gut bezeichnet man ihn dann, wenn etwa auf den Bischofs- und Moorweihern, wie diess 1856, 1853 und 1856 der Fall war, drei bis vier Tausende und mehr Enten den weiten Wasserspiegel zugleich be- decken. Zu solcher Zeit ist ein Leben und Treiben in diesen Weihern, wie es grossartiger nur in den Vögel- Kolonien des Nordens geschaut werden kann. Tag und Nacht streichen von der Aisch und der Regnitz in die Weiher, in diesen bald da, bald dorthin, und wieder auf die Flüsse zahlreiche grössere oder kleinere Flüge; fällt ein Schuss, und erhebt sich mit einem Male eine nach Tausenden zählende, Wolken ähnliche Enten- Masse, dann ist's ein Brausen wie ferner Donner, ein buntes Durcheinander von Stock-, Kriek-, Knäk-, Pfeif-, Spiess-, Schell-, Reiher-, Moor-, Tafel- und anderen Ar- ten Enten. Das dauert jedoch nur kurze Zeit; denn bald gruppiren sich die Arten in der Luft zusammen, streichen unschlüssig, ob und wo siewieder einfallen sol- len, in Schwenkungen, wie auf Commando von der gan- zen Truppe ausgeführt, dem Beschauer bald die Rücken, bald die weissen Bäuche zukehrend, immer tiefer zur Wasserfläche sich senkend und wenn man glaubt, nun würden sie sich aufs Wasser werfen, wieder in die Höhe fahrend, lange umher, bis sie endlich doch wie- der einfallen und einander unter tausendstimmigem Schnattern und Quaken erzählen, dass der Schuss, der sie so sehr beunruhigt, nichts denn ein Schreckschuss 9 gewesen sei. Auf der Aisch trifft man den ganzen Winter hindurch Enten, wo sie nur offene Stellen hat und gibt es im Januar und Februar eine auch nur ge- ringe Ueberschwemmung, so sieht man ziemlich viele. Der Hauptzug fällt in den März und dauert bis Ende dieses und des nächsten Monats. Zum Brüten bleiben nicht eben viele Paare da, vom August an sammeln sich aber in den Weihern, von Nah und Fern herbei- komınend, wiederum Massen von Enten und ziehen Ende Oktobers, den November hindurch und Anfangs December von uns fort. Wenn sie am Tage unruhig viel hin- und herstreichen, so darf erwartet werden, dass die Weiher zufrieren und der Strich seine End- schaft erreicht hat. Ich traf noch Ende Augusts und Anfangs Septembers junge Enten, die noch nicht auf- stehen konnten und eben flugbar gewordene am 12 September 1855. Grosse Schaaren erhalten sich im Frühjahre durch unablässiges nächtliches: Umherschwim- men und Bewegen des Wassers in den Weihern grosse Stellen eisfrei. Daselbst sitzen sie dann so dicht an ein- ander gedrängt, dass 2 Schützen am 8. März 1856, nachdem in der Nacht bei Ostwind aber Windstille alle Weiher so zugefroren waren, dass sie fast einen Mann trugen, mit 4 Schüssen etliche und 20 Stück er- legten, von denen 1b liegen blieben, die andern schwer verwundet abstrichen und erst in den nächsten Tagen, leider von Krähen ausgehackt yefunden werden konnten. Anas creeca L. Die Kriekente kommt während der beiden Strichperioden massenhaft in den Weihern vor. Manchmal brütet auch ein Päärchen da. Am 23. August 1859 wurde in meinem Beiseyn im Blätterweiher bei Poppenwind eine Kette dieser Entlein beschossen. Die Alte, um ihre Jungen besorgt, ıleren eines todt im Weiler lag, strich wie verwundet, halb fliegend, halb auf dem Wasser plätschernd, in einen nahen Weiher, so dass W.M. 7 98 ihr der Hund folgte. Als dieser endlich von ihrer Ver- folgung abstand und das todte Junge apportirte, kam die Alte so nahe an den Hund heran, dass dieser seine Beute fallen liess und zum zweiten Male der sich ver- wundet Stellenden nachjaste. Rhynchaspis elypeata L. Die Löffelente kommt auf dem Striche in der zweiten Hälfte des März und Anfangs April bei uns durch und bleibt bis zum 2. Drittel des Mai in der Gegend. 1857 waren aın 9. Mai auf dem Moorweiher 2 gepaarte Paare und bei ei- nem dritten Weibchen nicht weniger denn 4 Antrache, welche sich gegenseitig jagten und bissen. 1859 muss ein Paar im Blätterweiher gebrütet haben; ich traf we- nigstens einen Antrach den ganzen Juli hindurch in dem- selben Weiher an. Sie ist eine unserer selteneren Enten, kommt nur in kleinen Flügen, einmal 30 Stück beisam- ınen, vor und streichtim September wieder durch das Gebiet. Oidemia fusca L. Am 1. November 1856 wurde bei Krausenbechhofen ein herrliches altes Männchen, welches ganz allein in einem Weiher lag, geschossen und mir gebracht. Auch auf der Regnitz bei Bayers- dorf wurde schon eine Sammetente erlegt Glaucion elangula L. Die Schellente streicht in kleinen Flügen bis zu 20 Stücken von der Mitte des Februar, den März hindurch bis Anfangs April und wie- derum im November nicht selten bei uns durch.: Am 17. März 1855 lagen auf dem Angerweiher ganz nahe am Schlosse Neuhaus 15 Stücke dieser Euten. Die Männchen schwammen um die Weibchen wit lang aus- gestreckten (zur Wasserfläche in halbem rechten Win- kel) Hälsen herum, bogen alsdann dieselben zurück, dass die Köpfe auf den Rücken lagen und die Schnä- bel in die Höhe standen und gaben hiebei einen hohen schrillen Ton von sich, der wie „Knirrr“ lautete, Neumann erwähnt von diesem Cour-Machen nichts. 99 Fuligula ceristata Raj. Die Reiherente kommt nur auf dem Striche von Mitte des März bis Mitte des April und wieder zu Ende des Oktobers bis Anfangs Dezember in Flügen zu 12 bis 15, anch 30 Stücken bei uns durch. Fuligula nyroca Güld. Die Moorente ist ein Zug- und Strichvogel, der Anfangs März in Flügen bis zu 18 Stücken zu uns kommt und durchstreicht, all- jährlich in 6 bis 8 Paaren in den Bucher-, Poppenwin- der-, Moor-, Biengartener- und den Weihern in der Kraus- sen brütet. Mitte August zu grösseren Schaaren, als im Frühjahre durchziehen, sich ansammelt und uns bis zum November wieder verlässt. Mitte Juli sind die Jun- gen flugbar, doch traf ich eben flügge Gewordene noch am 1. September. Fuligula ferina L. Auch diese Ente ist bei uns Zug- und Strichvogel, kommt Anfangs März in klei- nen und auch in grösseren Flügen bis zu 60 Stücken zu uns und hat Mitte April ihren Strich vollendet. Ein- zelne Paare aber, manchmal 4—6 brüten im Stritt- und in den Moorweihern, in anderen Weihern jedoch nie- mals. Diese und ihre Jungen schlagen sich zu Ende des August mit fremden Zuzüglern zu grösseren Flü- gen zusammen und verlassen uns im Oktober und An- fangs November. Am Sonntag den 21. Oktober 1860 lag auf dem kleinen Thorweiher im Dorfe Neuhaus früh 11 Uhr ein Antrach der Tafelente unter meinen Haus- enten. Nach dem Schlusse des Gottesdienstes gingen einige hundert Menschen an ihr nahe vorüber , ohne dass sie aufgestanden wäre. Als mehrere meiner zah- men Enten, von mir gelockt, auf mich zuschwammen, kam sie mit ihnen auf 15 Schritte heran, kehrte aber wieder um, stieg 25 Schritte von mir entfernt an das Land und setzte sich zu meinen 2 auf dem Vieinalwege von Buch stehenden zahmen Enterichen und putzte sich 7* 100 gleich diesen das Gefieder. Hier sass sie 12 Schritte von dem nächsten Hause, 25 von mir und mehreren Zuschauern entfernt, lange Zeit, ging endlich zutraulich in den Weiher zurück und wurde von einem dazu ge. kommenen Jäger erschossen. Die Ente war kerngesund. Fuligula rufina Pall. Am 21. Juni 1857 schoss ein Bauernschütze von Poppenwind in den dortigen Weihern im sogenannten dritten Theil-Weiher von 4 Stücken dieser Ente 2 Männchen im Prachtkleide und lieferte mir dieselben ab. Merganser eastor L. und M. serrator L. kommen zu Zeiten auf die Pegnitz; in den Weihern sah ich nur Mergus albellus L. paarweise oder ein- zelne während der eigentlichen Wintermonate, einen Einzelnen sogar noch am 7. April 1855. Phalacerocorax carbo L. Am 13. April 1857 fanden sich auf dem Angerweiher ganz nahe an Neu- haus 3 Cormorane ein, von denen ein junger Vogel er- legt und mir geliefert wurde. Sylbeocyelus minor Lath. Ein Zugvogel, der im März und April als ein sehr gemeiner Bewoh- ner unserer Weiher zu uns kommt, brütet und Ende Oktober und Anfangs November uns wieder verlässt. Podiceps eornutus Lath. Am 14. Oktober 1854 schwammen 3 Steissfüsse dieser Art inmitten von 16 Blassen (Fulica atra) auf dem Blätterweiher umher. Podiceps eristatus L. Der Haubentaucher, in der ganzen Gegend Langhals genannt, ist bei uns Zug- und Strichvogel. Er kommt Mitte März bis An- fangs April, und zwar die Männchen einige, auch 14 oder 18 Tage, früher als die Weibchen an. Am 4. April 1854 sah ich auf dem grossen Moorweiher nicht weniger als 23 Langhälse auf Einem Haufen, was nach Naumann im Frühjahre nicht der Fall sein soll, ein reizender Anblick, welcher durch eine grosse Zahl von 101 Blassen, zwischen deren dunklen Gestalten sie sich herumtrieben, noch erhöht wurde. Der Haubentaucher brütet in der Gegend nur auf den grössten Weihern, z.B. auf den Bischofsweihern bei Dechsendorf, auf dem Moor- und Strittweiher bei Hesselberg und Biengarten und auf dem Mühl- und Angerweiher ganz nahe an Neuhaus. Nach Naumann hat er selten 3, im Jahre 1855. hatte das auf dem Angerweiher brütende Paar vier Junge. Nächst dem Storche ist nicht leicht ein Vo- gel, welcher dem Naturfreunde reichere Gelegenheit zu den interessantesten thierpsychologischen Beobachtungen böte, als der Haubentaucher. Ich habe freilich, um («as eheliche und Familienleben des Storches zu studieren, in Neuhaus nur zum Fenster hinans sehen und des Haubentauchers wegen nur einen starken Büchsenschuss vom Hause weggehen dürfen, eine Situation, welche sich nicht leicht wieder so finden wird. Höchst merk- würdig ist die Art des Coitus dieser Vögel und die Präliminarien Jdazu. Das Männchen umschwimmt sein Weibchen, nachdem sich beide durch vieles Geschrei ihre Gefühle kund gegeben haben, bleibt endlich in ge- wöhnlicher schwimmender Stellung auf dem freien Wasserspiegel vor demselben liegen. Ein paar Fuss von einander entfernt, Brust gegen Brust gekchrt, schütteln nun beide ohne zu schreien, mit aufgeblähten Halskrausen den Kopf heftig nach links und rechts, schlängeln die langen Hälse bis auf den Rücken hinab, richten sie wieder auf und das Alles lange so fort, bis sie endlich Brust an Brust, Bauch an Bauch enge an- geschiniegt in die Höhe fahren, die Begattung also voll- ziehen, augenblicklich wieder in die gewöhnliche schwim- mende Stellung zurückkehren und daun, wie Naumann trefflich sagt, ein Geschrei aufführen, als ob alle Welt es vernehmen sollte, welch wichtiger Akt hier eben vor sich gegangen sei. Nicht ıninder interessant ist es, das 102 Familienleben dieser Thiere zu beobachten und zu sehen, wie bald eines, bald mehrere Junge, ermüdet von dem anhaltenden Schwimmen oder dem oft starken Wellen- gange, der Mutter auf den Rücken steigen und diese sich nach einiger Zeit ihrer geliebten Last wieder ent- ledigt, indem sie untertaucht und das junge Völklein in das Nasse setzt; oder wie die Jungen im Tauchen nach Nahrung ihren Lehrkurs durchmachen müssen. Bis Mitte Juni legen nemlich die Alten den noch unbeholf- enen Jungen über dem Wasser vor. Lässt eines der letzteren ein ihm vorgelegtes Fischlein wieder fallen, so fährt Vater oder Mutter schnell unter das Wasser nach, fängt es wieder auf, legt es auf's Neue vor und sieht zu, wie das hoffnungsvolle Kind sich abmüht, mit der Beute fertig zu werden. Um genannte Zeit fängt der förmliche Unterricht im Tauchen an. Die Alten bringen Nahrung herbei, tauchen sobald die Jungen zu- greifen wollen, damit unter, um dieselben zu veran- lassen, ihnen zu folgen, und wiederholen diess zu ver- schiedenen Malen. Oder es fängt eines der Aeltern ein Fischlein und lockt aus ziemlicher Ferne die Jungen heran, worauf der beste Schwimmer den Preis erhält. Allmählich lernen die Kleinen das schnelle Untertauchen und fangen die von ihren Alten während des Tauchens losgelassenen Fischehen. Larus ridibundus L. Die Lachmöve ist bei uns Strichvogel, zieht Anfangs März, gewöhnlich erst in der Mitte dieses Monats, den April und Mai hindurch öfters in grossen Schaaren oder doch in kleineren Flü- gen und ebenso im Oktober und Anfangs November bei uns durch. Am zahlreichsten erscheint sie zur Zeit des Hochwassers und der Herbstfischereien auf der Aisch, Regnitz und den ‚grossen Weihern der Gegend. Einzelne Möven und kleine Truppen sieht man übrigens bei uns, auf den Weihern sowohl, als auch auf den 103 Flüssen, den ganzen Sommer hindurch, ohne dass sie irgendwo in der Gegend brüteten. Wohl aber war diess 1511 der Fall, in welchem Jahre sie in solchen Massen in den Moorweihern nisteten, dass sie der Aberglaube als Vorzeichen welterschütternder Kriegsereignisse be- zeichnete. In Folge dessen und weil die Möven das Weidevieh beunruhigten, zertrat und vernichtete man auf alle Weise Eier und Junge und vertrieb sie dadurch nachhaltig von diesem Brüteplatze. Andere Möven sah ich in den Weihern nie, die Dreizehen (Carus tridactylus L.) und die Herings- (Larus fuscus L.) Möve aber ist schon ölter von an- deren Forschern in der Umgegend, namentlich im Reg- nitzgrunde beobachtet worden. m Sterna hirundo L. und Sterna minuta L. sah ich beide nur ein einziges Mal auf dem Frühjahr- striche im April in den Moorweihern. Sterna hybrida Pall. — leucopareia Natt. Diese Seeschwalbe ist auf dem Striche in Deutschland nur sehr einzeln und erst an wenigen Orten, in Nord- deutschland nur ein paar Male, in Süddeutschland noch nicht beobachtet worden (Naumann). Es ist daher gewiss von grösstem Interesse, dass sie durch unsere Weiher nicht blos regelmässig auf dem Frühjahrstriche kommt, sondern sogar in einzelnen Jahrgängen hier brütet. Ich habe sie vielfach beobachtet und Alte, Junge und Eier erhalten, Am 8. Juli 1854 hielten sich 5 Stücke, herrliche alte Vögel im reinsten Hochzeits- kleide, fast den ganzen Nachmittag auf dem ganz nahe am. Schlosse zu Neuhaus liegenden grossen Angerweiher auf und konnten von mir, da sie bei strömendem Regen lange Zeit auf den Blättern einer grossen Partie weisser Seerosen, die Brust dem heftigen Winde und Unwetter zugekehrt, unbehaglich mit eingezogenen Köpfen oder zwischen die Schulterfedern gesteckten Schnäbeln da- 104 sassen und nur manchmal einen kurzen F lugthaten, mit aller Musse betrachtet werden. Am 22 Juli strich eine einzelne über dem Moorweiher umher und am 3. August fand ich seitlich in einem Binsenwalde des Strittweihers bei Biengarten das Nest, von dessen 3 Eiern ich am 10. August ein einziges wegnehmen liess. Die ihnen gelassenen beiden Eier bebrüteten wechsels- weiss Männchen und Weibchen, beide fütterten auch die Jungen 8 Tage lang gemeinschaftlich, bis das Weibchen wahrscheinlich durch einen Raubvogel ver- unglückt war, worauf das Männchen die Pflege der Jungen mit grösster Sorgfalt bis zum 26. August fort- setzte, wo ich das Nest leer, die Jungen geraubt und den Vater derselben, reichliche Aetzung im Schnabel, noch längere Zeit an der Unglückstätte verweilen, end- lich hoch in die Luft aufsteigen und klagend von dannen ziehen sah. Zuvor flaiterte sie in bedeutender Höhe ängstlich schreiend in respektvoller Entfernung über eineın Lerchenfalken, welcher fleissig die Teiche abre- vierte und ohne Zweifel Mutter und Kinder zerfleischt und seiner nichtswürdigen Brut zugetragen hatte. Nach- stehend noch einige Tagebuchauszüge, welche will- kommen sein werden: 14. Mai 1855: eine weissbärtige Seeschwalbe treibt sich auf dem Strittweiher unter schwarzen Gattungs verwandten umher. ; 41. Juni 1857: ein altes Weibchen wurde auf dem Strittweiher geschossen und mir gebracht. 27. Mai 1858: ein Paar fliegt mit einem Schwarme schwarzer Seeschwalben über dem Strittweiher und lässt sich mit denselben an einem grossen Binsenfeld auf dem in woller Blüthe stehenden Froschkraute (Ranunculus agnatilis) nieder, ein unvergleichlich schöner Anblick. 5. Juni 1858: 3 Paare schwärmen auf dem ritSttweiher 105 mit schwarzen und weissschwingigen Seeschwalben umher. 6. Juni 1858: eben dort 3 Stücke gesehen. 26. Juni 1858: auf dem Moorweiher eine Einzelne. 25. Mai 1859: auf dem Blätterweiher eine Einzelne unter schwarzen Verwandten. 19. Mai 1861: über dem Moorweiher 3 Stücke. 6. Mai 1862: eben dort 3 Stücke. 20. Mai 1862: ein Paar auf dem Moorweiher. Dasselbe ist da geblieben und hat gebrütet. Sterna leucoptera Meissner und Schinz. Auch diese in Deutschland noch an wenigen Orten be- obachtete Seeschwalbe kommt regelmässig auf dem Frühjahrstriche bei uns durch und brütet sogar in manchen Jahren. Am 17. Mai 1854 schwärmten in den Moorweihern unter schwarzen Seeschwalben 25 — 30 weissschwingige in Truppen von 3, 6 bis 8 Stücken über allen Weihern umher, am 25. Mai 1855 gewahrte ich eben dort 8, am 11. Juni 1856 nur 2 Stücke, am 20. Juni 1857 drei Paare und erhielt am letztgenannten Tage ein altes Weibchen, dessen Achseln noch nicht ganz ausgefärbt, das heisst, noch mit einzelnen schwarzen Federchen untermischt waren. Am 5 Juni 1858 wurde von 6 Paaren, die mit schwarzen und weissbärtigen Verwandten gemeinschaftlich ilogen, ein Weibchen ge- schossen. 1859 sah ich die ersten am 2. Juni und brütete ein Paar im Blätterweiher. Ich habe oftmals das Nest, die Jungen darin sitzen und die Alten mit Aetzung herbeifliegen und füttern, die ausgeflogenen wimmernden Jungen mit den Alten umherfliegen sehen und von dieser Brut einen Alten und ein Junges, am 26. und 29. Juli erlegt, gegen meinen Willen erhalten 1861 kamen sie in den Moorweihern in Flügen zu 2 bis 5 Paaren an und haben 2 Paare im Strittweiher gebrütet, 1862 dagegen zeigten sich die ersten schon 7 w.M. 106 am 2. Mai bis zum 20. j m. in Flügen zu 4—7 Stücken und hat nur ein Paar in den Moorweihern gebrütet. Sterna nigra Briss. Die schwarzen Seeschwal- ben, in der ganzen Weihergegend vom Volke „Scheer- geierlein“ genannt, sind sehr gemeine Zugvögel, kommen wiewohl selten schon Mitte, gewöhnlich erst im letzten Drittel des April und Anfangs Mai zu ‚uns, brüten in „rosser Anzahl auf allen grösseren Weihern, bringen aber wegen des Vieheintriebes, des Ausgrasens und Ausmähens der Weiher. „verhälinissmässig wenig, in manchen Jahren, wenn das Viehfutter in den Scheunen zu Ende gegangen und wegen trockener Witterung schlechte Gräserei ist, demnach das Weiherfutter (Schwä- gel genannt) in Anspruch genommen werden nıuss, gar keine Junge auf. Da werden durch die Gräser- innen und durch das Vieh Nester und Eier verdorben, beziehungsweise abgenommen und was diesen entgangen ist, geht im Juli durch das Ausmähen der Weiherstreu, wenn nicht etwa die Jungen noch zuvor abilogen,. vol- lends zu Grunde. So war es im Jahre 1954, wo un- gemein viele Seeschwalben bei uns ihn Gehecke mach- ten und sicher keine 25 Junge ‚aufkamen; 1859 da- gegen brüteten sie wieder in grosser Anzahl, nament- lich im Blätterweiher, welcher das Jahr zuvor trocken gelegen und nun durch das üppigst wuchernde Enten- gras förmlich überfilzt und wie zur. Wiese geworden war, und brachten auch ihre Bruten auf, da die Jungen am 23. Juli sämtlich abgeflogen wären und das Mähen erst 2 Tage darnach seinen Anfang nahm, Ende Juli beginnen sie wegzustreichen; Mitte August ‚sieht man nur noch einzelne kleine Flüge und Anfangs. bis Mitte Septembers nur noch sehr wenige von Norden her durchwandernde Spätlinge durch das Gebiet ziehen. Die schwarzen Seeschwalben gehören zu den charakteristi- schen Vögeln unserer Gegend. Die meiste Zeit des Tages, . 107 flaggen sie über den Weihern, nach dem Wasserspiegel herabspähend und schnell niederstechend, wenn sich Nahrung für sie zeigt. Dann sitzen sie wieder auf dem dichten Filz des Entengrases (Glyceria fluctans), oder auf dem lichtgrünen mit weissen Blüthen über- säeten Teppich des Froschkrautes oder auf den breiten Blättern der weissen Seerose (Nymphaea alba) oder endlich auf den Dämmen, mit ihren dunklen Gestalten von dem vielfarbigen Flore ihrer Umgebung lieblich abstechend, ruhen aus, schwatzen und baden sich, fliegen wieder auf, stechen laut zankend nach einander, fallen wieder ein und erheben sich urplötzlich aufs Neue, um gemeinsam eine nach Eiern lüsterne Krähe zu verjagen, oder gegen den Jäger und seinen Hund heraus zu stürzen und mit zornigem ohrenzerreissendem Geschrei beide zu umschwärmen. Das ist die Ornis der Gegend von Neuhaus. Und nun sei zum AÄbschiede gegrüsst du lieber Leser und du schönes, schönes Weiherland! Geschrieben, Sommersdorf im August 1863. PIROFERKER SEEN PR RER Erer daig. oe, ‚borfinkeruhaie Meitirhoe «Ircar brach ah ran, ob a are ih At ein. Ra Sy ira) ui. nat uam. Hr Pe ol (adie naar Ar zoerwerh ergehen lee aorile Dog este it ie A eh taildeik, aaudegen) ao) Sl: peter. i wong abe ah briak ersdarerhhe, un endine, een ung amp u . ne Hain Ber RR % ycil Dry iR E könin Fi Are Au | Behiesi! 03 wir. Koch adr Raser. Bi ur Eh Blllogr Aisch! url a Kr ‚srähwa Ben; Sa ‚or 44 109 Literarisches. Die Käfer von Tyrol nach ihrer horizontalen und vertika- len Verbreitung verzeichnet von Prof. P, V. M. Gredler. Botzen 1863. Verlag der Eberle’schen Buchdruckerei, (Erste Hälfte Cieindelidae bis Ende der Elateridae.) Es wird immer Hauptaufgabe wissenschaftlicher Sammler und naturforschenden Vereine bleiben, die na- türlichen Verhältnisse ihrer Gebiete so weit als immer mög lich kennen zu lernen und die gewonnenen Resultate zu veröffentlichen, um aus diesem Material endlich ein Gan- zes zu bilden. Jede Veröffentlichung dieser Art hat ihren grossen Werth, besonders, wenn die Arbeit die Frucht gründlicher Studien und anhaltenden Fleisses ist und die gewonnenen Resultate mit der, der Wissen- schaft würdigen Gewissenhaftigkeit‘ der Oeffentlichkeit übergeben werden. In diesem Sinne ist die oben angezeigte Schrift verfasst. Die Gründlichkeit des Verfassers ist bekannt, sie hat sich schon vielfach bewährt, besonders bei einer früheren ähnlichen Arbeit „Tyrols Land- und Süss- wasserconchylien“, glänzend dargethan und zeigt sich hier ebenso, so dass dieses Verzeichniss der Käfer Tyrols als Muster für ähnliche Arbeiten betrachtet wer- den kann. Der Verfasser zählt nur die von ihm selbst ge- sammelten oder von bewährten Autoritäten als in Ty- e 110 rol vorkommend angegebenen Arten auf. Bei jeder ist das Vorkommen speciell aufgeführt, die localen Abän- derungen, sowie die Varietäten genau angegeben, eben so, was wohl noch in keiner Fauna durchgeführt wurde, die geographische Verbreitung im ganzen Gebiete mit Angabe der Fundorte, sowie mit Angabe der Höhen, bis zu welcher die Arten aufsteigen. Dadurch erhält die Schrift einen Werth, der sie. weit über ähnliche fau- nistische Arbeiten erhebt. Man muss staunen, wie der Verfasser es ermöglichte, den grössten Theil seines schönen Vatorlandes so genau zu untersuchen und bei diesen Untersuchungen, die nicht den Käfern allein gal- ten, ein so grossartiges Resultat zu erzielen. Nicht al- lein der Reichthum an Arten ist sehr gross, es kom- men auch Seltenheiten vor, welche man in Tyrol nicht vermuthet hätte, sowie mehrere neue, durch gute Be- schreibungen kenntlich gemachte Arten. Wie eben 'gesagt, darf die vorliegende Schrit als imustergültig betrachtet werden und verdient in hohem Grade die Beachtung der Entomologen, überhaupt Aller, die für geographische Verbreitung der Tiiere sich m- teressiren, sodass es ‚allen Vereinen als willkomme- ner Zuwachs ihrer Bibliotheken erscheinen wird. Auch die äussere Ausstattung ist sehr freundlich und der Druck sauber und correct, so dass dem Ver- leger wirklich alles Lob zu spenden ist. K. 111 Inhalt. Die Lacunosa-Schichten von Würgau von Dr. Th. Schrüfer p. 3. Die Thiere des Feigenbaumes von P. V. M. Gredler . . — 26. Die Vögel des unteren Aisch-, Seebach- und Aurach-Grundes RE IE KAT A Te OH ne a en rt a ae ee in Para ER rk Dres Sr gar Er Bra dert