Vierter Bericht der Oberüessisclien Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Mit 1 illuminirten Steintafel und 1 Tabelle. Giessen , i rn Mai 1854. Digitized by the Internet Archive in 2017 with funding from BHL-SIL-FEDLINK https://archive.org/details/berichtderoberhe4185ober I. Physikalische Topographie der Ilmgegend von Biedenkopf. Von Herrn Dr. L. Glaser, Grossh. Reallehrer. Die Umgegend von Biedenkopf, den Raum von ungefähr 2 bis 4 Meilen vom Lahnursprung abwärts mit der Erstreckung von beinahe West nach Ost ein¬ nehmend, gehört dem oberen Lahngebiet, in politischer Beziehung dem Gross- herzogl. hessischen Hinterland an, von dem es in seiner Ausdehnung von Süd nach Nord gerade die Mitte einnimmt. Südwestwärts wird das hier besprochene Gebiet von dem Gebirgszug, der das Lahngebiet von dem nassauischen Dill¬ gebiet trennt, nordwärts von der Wasserscheide zwischen Lahn und Eder, in weiterer Beziehung zwischen dem Rhein- und Weser-Stromgebiet, westwärts von der preussischen , ostwärts von der kurhessischen Grenze eingeschlossen. A. V. Humboldt s 4. nördliche Isotherme von 10° C., Isochimene von zwischen 4- 5° und 0 und Isothere von -f- 20° C. laufen gerade durch dasselbe. Die Gegend liegt innerhalb SchOUW s Bezirk des Roggens und Weizens, aber nicht mehr innerhalb der Grenze des Weinstocks. Das gröfsere deutsche Gebirgssystem, zu dem die ins hessische Hinter¬ land vortretenden Ausläufer zu rechnen sind, ist das westphälische Roth- haargebirge, namentlich in seinem Zusammenhang mit dem Westerwald, welcher zwischen Laasphe, Siegen und Dillenburg besonders in dem Ederkopf am stärksten repräsentirt ist. Die Höhenpunkte, welche wir unter andern in Hofifmänn s schöner Zusammenstellung im 3. Oberhess. Jahresbericht sehr voll¬ ständig angegeben finden , erreichen in der Umgebung von Biedenkopf die bedeutendste Höhe; Sackpfeife und Hasserod , beide nur ungefähr 1 Stunde von Biedenkopf zwischen Lahn und Eder, erreichen, erstere 2680, letzteres 2500 Darmst. Fufs; das Lahnniveau bei Biedenkopf ist zu 1090 Fufs über dem Meer angegeben. Die klimatischen Verhältnisse der Gegend um Biedenkopf sind im Ver¬ gleich zu dem etwas südlicheren und ungefähr gleich hohen Vogelsberg günstig zu nennen ; die Hochrückenbildung des letzteren gibt demselben einen rauhen Charakter, den wir in dem coupirten Hinterland durchschnittlich nicht 1 finden. Die Thäler sind zwischen den Bergkegeln geschützt und gestatten der Sonne kräftige Wirkung. Wenn im Frühjahr die Gegend des Vogelsbergs noch mit Schnee bedeckt ist, treten die sonnigen Bergwände und Thalgründe des Hinterlands, fast gleichzeitig mit denen um Marburg und nur wenig später, als die ausgedehntere, schon bedeutend tiefere Gegend von Giefsen, bereits entblösst zum Vorschein. Die Blüthezeit und Waldentwickelung hat die Gegend auch um einige Tage vor denen um Grünberg, Laubach, Schotten und Nidda voraus. Die Menge der W'aldberge hat übrigens einen grossen Nebelreichthum und häufigere Wasserniederschläge im Gefolge, als in den ebeneren Gegenden Kurhessens und des mittleren Lahngebiets um Giefsen, oder in der Wetterau gleichzeitig stattfinden. Die nächtlichen Nebel stellen sich schon im August mit Macht ein und verschleiern im Herbst an den schönsten Tagen die Sonne bis gegen 9 Uhr des Morgens. Einen malerischen Anblick, wie den einer rings wogenden inselreichen See, gewährt die Aussicht von ganz hohen son¬ nigen Punkten über die im Herbst von Nebel , der auch alle niederen Berge noch begräbt, ausgefüllten Thäler, aus welchem dampfenden, weisswogenden Ocean nur hie und da Berggipfel auftauchen. Die Nebelfeuchtigkeit ist es, welche in trockenen Sommern die Vegetation der mageren Berggegend am Leben erhält. a. Neptiiuisclie (Mebirgsbildiuig, Zunächst um Biedenkopf, feiner ostwärts bis über die kurhessische Grenze hin , westwärts den ganzen Breidenbacher Grund entlang im Gebiet der bei Wallau in die Lahn mündenden Pertf, südwärts bis jenseits des Schnee¬ bergs, herrscht das ältere Glied des rheinischen Schichtsystems, der Spirife- rensandstein oder die rheinische Grauwacke vor. Dieselbestreicht W 35° S — 0 35° N, tritt in mächtigeren und abwechselnd dünneren Schichten, als Grauwacke und Grauwackeschiefer, mit gleichstreichendem Thonschiefer wechsellagernd, überall zu Tage. So zeigt der Berg rechts von der Ludwigs¬ hütte, dessen Abhang dicht die Lahn entlang die Chaussee nach Laasphe durchschneidet (»Kleeberg“ bis zum ,, breiten Stein“), dicht an der Ludwigshütte 3 — 5 Fufs starke Grauwackebänke, 50 — 55° südöstlich fallend, im Hangenden schieferige, wieder dickschichtige, und so abwechselnd immer steilere Grau¬ wackeschichten , dann graublauen, splitterigen Thonschiefer, dazwischen dicke Grauwackeschichten, 70 — 80° südöstlich fallend, endlich mitten im Berg sei¬ gere, mit dünnen Schieferschichten getrennte Grauwackeschichten. Am „breiten Stein“ ragen zuletzt einige 6 — 8 F. dicke, fast seigere, 80—85° nordwest¬ lich fallende Grauwackebänke mauerartig 10— 20 F. über die Oberfläche; sie gehören zu der an verschiedenen Orten bis gegen den kurhessischen Bunt¬ sandstein hin hervorragenden langen, in ungleichen Zwischenräumen hoch er¬ hobenen , im Hinterland als Merkwürdigkeit bekannten 0 35° N — W 35° S streichenden mauerartigen Bank, durch deren Lücke am „breiten Stein“ die Lahn ihr Bett gefunden hat. Die Grauwacke dieser Bank ist feinkörnig, gelbgrau, äusserst fest, stark quarzaderig; 'breite Klüfte trennen die Tag¬ massen. Die Grauwacke der Gegend zeigt nur höchst selten Abdrücke von Thierresten; ich fand in Grauwackestücken zuweilen einzelne Trilobiten- und Crinoideen-Eindrücke. In einem 2 '/j Z. langen, 1 ’/i Z. dicken Grauwackeroll¬ stück zähle ich 9 solcher sehr deutlichen Eindrücke von Encriniten-Stielen oder Gelenken. In dem Grauwackenbruch des Maurers Krich am Schlossberg unmittelbar an der Oberstadt Biedenkopf will derselbe dann und wann auf den Schichtflächen einen Muschelabdruck (Spirifer?) gefunden haben, ob ich gleich auf den gegenwärtig freigelegten Flächen nirgends etwas davon ent¬ decken konnte. Dagegen finden sich am Eingang in den Bruch links auf einer Fläche von ungefähr 1 Q Klafter 6 — 8 sehr deutliche Abdrücke einer 2 Zoll breiten bandartigen, regelmäfsig schräg quernervigen Alge in kleineren und grösseren Partien eingepresst. In einigen losen Grauwackestücken des Schlossbergs am Rand des Schlosshains finden sich einzelne durchaus unkennt¬ liche, aber wie es scheint organische, vielleicht Algen ( Fucus ) zuzuschreibende Abdrücke, eigentlich mehr Eindrücke und Wölbungen. Trotz vielfach gege¬ benen Aufträgen wurden mir bisher von keiner Seite Petrefacten des Spiri- ferensandsteins derGegend vorgezeigt, wie auch meine eigenen Nachforschungen überall fast gänzlich ohne Resultat blieben , und ich kann leider das von VoltZ *) gegebene Verzeichnifs der Versteinerungen des Schneebergs vorläufig noch nicht mit Beispielen vermehren. An vielen Orlen zeigt derbe Grau¬ wacke viel Quarzadern und Gänge mit Schwefelkiesen , auch solche einge¬ sprengt, ferner schöne Barytspathgänge, wie um Rachelshausen, Silberg und am Weissenstein bei Hartenrod. An den nächsten Bergen um Biedenkopf, so am Altenberg und Him¬ melborn bis zu dessen First hinauf, am Frauenberg, an der Lippershardt und überhaupt den Bergen , die in dem südwest-nordöstlichen Streichen der ge¬ nannten liegen, finden sich dünngeschichtete, aber zu dicken Platten zusam¬ menhängende, stark eisenoxydschüssige Rothschiefer mit graugrünen Zwischenschichten; Platten davon aus dem Altenberger Bruch dienen zu Fundamentmauern, Treppenstufen, namentlich zur Lahneinfassung, u. s. w. Diese Schiefer lagern am Schlossberg und Eschenberg in ungleichförmiger Schichtung der Grauwacke an; während diese 55° südöstlich fällt, ist der rothbunte Schiefer in 70 — 80° nordwestlicher Neigung zum Horizont dersel¬ ben aufgelagert, welches Fallen auch an den andern Punkten der Rothschiefer zeigt. Das Streichen dieses um Biedenkopf häufigen Schiefers ist überall, wie das der Grauwacke, so dafs beide Glieder ein und derselben Erhebung anzugehören scheinen. Am „Erpel“ bei Biedenkopf findet sich Grauwacke und Grauwackeschiefer und darauf unmittelbar übereinstimmend gelagerter Rothschiefer, — alles sehr festem, tiefer unterhalb anstehendem, krystallinischem Grünstein steil angelagert. Da sich z. B. am Eschenberg, Staffel, Radeköppel, Läuseköppel u. s. w. bei Biedenkopf mit dem Rothschiefer Kieselschiefer findet (ob dem Rothschiefer, wie ich freilich vermuthe, aufgelagert, oder von ihm überlagert, konnte ich nirgends genau ermitteln), *) S. Dessen Uebersicht der geol. Verli. des Grossh. Hessen. Mainz 1852. S. 93. 4 so bin ich sehr geneigt, diese beiden Schichtglieder als zu Sandberger’a Strin- gocephalengruppe und zwar der C yp r i d i n e nsc h i e fe r abtheilung gehörig anzusehen , obschon mir bis jetzt nirgends Cypridina-Abdrücke , überhaupt keine Abdrücke, weder im Roth-, noch im Kieselschiefer, vorgekommen sind. Die von Sandberger*) als dem Cypridinen-Rothschiefer eigenthümlich bezeich- neten , reihenweise geordneten Kalkknollen dagegen finden sich z. B. am Bertram’schen Felsenkeller zwischen den der Grauwacke des Schlossbergs in ungleichförmiger Schichtung angelagerten Rothschieferschichten als platte Knollen verschiedener Grösse, von Eisenoxyd ebenfalls rothgefärbt. Das Zusammenvorkommen der Grauwacke unmittelbar mit rothbuntem Schiefer und Kieselschiefer ist aber Eigentümlichkeit des hiesigen Gebirgs, und man müsste sich die Zwischenglieder von Sandberger's Spiriferensandstein bis Cypridinenschiefer, also Stringocephalenkalk, Dolomit und Schalstein, ent¬ weder als hier fehlend vorstellen, oder den Roth- und Kieselschiefer, zumal wegen gleichen Streichens, als unmittelbare Glieder der unteren Spiriferen- gruppe annehmen. Die Kieselschiefer zunächst um Biedenkopf, dort unter dem Namen ,, Feuersteine“ zum Chaussiren gebrochen, sind meist schwarz, 3 — 5 Zoll mächtig geschichtet, quarzaderig, oft in’s Hornfarbige spielend; sie gleichen zwar denen des Dünsbergs; nur fand ich hier z. B. noch keine YVavelliten. Auf dem Gipfel des kieselschieferigen „Läusekoppels“ nahe bei Biedenkopf ragen mächtige Hornfelsbänke von heller Hornfarbe, ohne Zweifel Umbildungen des Kieselschiefers, mit dem Streichen 0 35° N — W 35° S 5 — 8 Fuss hoch zu Tage. Hornsteine finden sich, nebst rothen, weissaderigen Jaspisstücken, wovon sich mächtige Blöcke z. B. am Weg nach dem Hof Katzenbach im Biedenkopfer Feld zu Tag liegend finden, aus noch anderen Punkten der Gegend herbeigefahren , ganz gewöhnlich an der Chaussee unfern der Stadt unter den Steinhaufen. Auch führt die Lahn Hornsteine, Eisenkiesel und blutrothe, weissaderige Jaspisgeschiebe in Menge. Am Eschenberg zunächst bei Biedenkopf zeigt der Fuss Rothschiefer mit breiten grünen Zwischenlagen ; zwischen dem Schlossberg und Eschen¬ berg, am Fuss des letzteren, hat der kleine, immerfliessende Kottenbach hinter der Lohmühle die steilen Schieferschichten hohl geschliffen. Nicht etwa durch das Wasser als solches {gutta cavat lapidem ), sondern mit den auf dem Grunde fortgeschobenen Steinen höhlen sich solche Bäche ihr Bett aus. Ain etwas unterhalb daran stossenden Pfeil’schen Felsenkeller wurde blos chlori- tisch grüner, äusserst feinkörniger, schalsteinartig aussehender, aber sehr fester, dickschichtiger Schiefer im Liegenden des Rothschiefers gebrochen. Weiter in der Höhe zeigt der Eschenberg und der hinter ihm liegende, sattelartig mit ihm verbundene Staffel schwarzgrauen, am Staffel steingutartig thonfarbig werdenden Kieselschiefer — alles südostwärts ; die Nordwestseite birgt an mehreren Orten deutlich aufgeschlossene Grauwacke, ganz im Streichen der¬ jenigen des Schlossbergs. *) S. Uebersicht der geol. Verh. des Herzogth. Nassau von Dr. F. S a u d b e r g e r. Wiesbaden 1847. S. 39. 5 Abwechselnd mit Roth- und Kieselschiefern kommt in allen Richtungen um Biedenkopf herum überall nur Grauwacke oder deren Schiefer zum Vor¬ schein. Hinter dem Schlossberg auf der sogenannten „Altenstadt“ zeigt sich die eigenthümlich wellenförmige Zackenform seitwärts zusammengedrückter steiler Schieferschichten in Grauwackeschiefer deutlich verfolgbar. Der schönste Grauwackenbruch ist der schon berührte des Maurers Krich am Schlossberg; er bricht in hellblaugrauen, äusserst festen Bänken mit dünnen Zwischen¬ schichten von Schiefer mit eisenfarbiger Oberfläche , mit einem südöstlichen Fallen von 55°. An dem neuen Weg an der Ludwigshütte nach Hof Ross¬ bach hin steht sehr dickschichtige, compacte, fast hornstein - oder feldstein¬ ähnliche Grauwacke mit vielen eingesprengten schönen Schwefelkieswürfeln an. Weiter nordwestlich nach Westphalen hin, im Wittgenstein’schen, na¬ mentlich bei dem neuen Strassendurchschnitt bei Niederlaasphe in seinen Schichtungsverhältnissen sehr schön blossgelegt, folgt auf Grauwacke Posi- donomyenschiefer. Doch zeigen sich erst Kieselschiefer ; so vor Wallau im Hainbach grauschwarze Kieselschiefer mit einzelnen Anthracitnestern ; einzelne Schichten desselben sind dort stark braunsteinschüssig, oder Mangan¬ erz (Psilomelan) bildet Schichten darin. Auch unmittelbar bei Weifenbach, auf der Grenze des Grauwackengebiets unfern der obenerwähnten aufgerich¬ teten, mauerartigen Grauwackebank, die sich in der Lahn-Eder- Wasserscheide vom „breiten Stein“ Ostnordost wärts bis gegen Kurhessen hin erstreckt, findet man als Grundlage des Posidonomyenschiefers mächtige , oft verdrehte Kiesel¬ schieferschichten, mit zerfallenen Anthracitschichten und von braunem, tripel¬ artigem Anthracitmulm begleiteten Kalkschichten wechsellagernd , — ganz in Uebereinstimmung mit Sandberger’s Weilburger Cypridinenschiefer*). Dieser besteht nämlich von unten nach oben 1) in rothem, dünngeschichtetem Thon¬ schiefer mit oder ohne reihenweise geordnete Kalkknollen (um Weifenbach nur wenig anstehend, dagegen vielfach vor Eifa u. a.); 2) in grauem Schiefer, allmälig in sehr deutlich geschichteten stark kieselhaltigen Kalk schie¬ fer (mit untergeordneten Lagern von mürbem a n thr aciti schem Schiefer, selten reinem Anthracit) übergehend; 3) in stark ge¬ schichtetem Kieselschiefer. „Die ganze Reihe, mit Ausnahme des Kieselschiefers, geht durch Verwitterung allmälig in eine lose, im letzten Stadium ganz zerreibliche, tripelähnliche Masse über.“ Diese Umstände finde ich in dem Weifenbacher Vorkommen, an dem nach Hatzfeld führenden Weg, vollkommen wieder; auch die „Knickungen und wellenförmigen Biegungen“ sind darin nicht selten. Es unterliegt gar keinem Zweifel, dass wir hier Sandberger’s Cypridinenschiefer vor uns haben, dessen Streichen hier freilich 0 35° N — W 35° S, wie überhaupt um Biedenkopf ist, obgleich ich bis jetzt Cypridina-Abdrücke mit Bestimmtheit noch nicht entdecken konnte. Das häu¬ fige Vorkommen der Posidononnja Becheri, wovon mir einö ganze Reihe grösserer und kleinerer Exemplare (gewöhnlich mehrere Abdrücke in einem und demselben Handstück beisammen) vorliegt, an mehreren Stellen in dem *) S. Sandberger i. a. W. S. 39, 6 Schiefer jenes Wegs beweist, dass daselbst die Gruppe des Posidonomyen- schiefers mit dem Cypridinenschiefer zusammenstösst. Auch Schalstein, dieses unmittelbar dem Cypridinenschiefer vorausgehende Glied der Stringocephalen- gruppe, findet sich weiter oberhalb Weifenbach an demselben Weg am ,, Laus¬ feld“, grünlichgrau, dickschieferig, ziemlich fest, nicht zerfallend, voll Ab¬ drücke kleiner Terebrateln ( Terebratula navicula ), so wie grosser Posidono- myen. Der Posidonomyenschiefer, der dort in Begleitung von festem Schal¬ stein, Kalkschichten und zerfallenen schwarzen, zwischen Kieselschieferschichten eingeschlossenen Anthracitschichten vorkommt, findet sich nach Sandberger (S. 42) als eine Art Saum oder Mantel um die Kalk- und Schalsteingruppe in gleicher Richtung und ist durchgängig von kohligen und bituminösen Stollen durchdrungen. Von unten nach oben besteht er*) „1)aus gelbgrauem, thoni- gem Sandstein ; 2) aus sandigem, ziemlich regelmässig geschichtetem Schiefer (z. Th. mit Thonknollen) ; 3) aus dünngeschichtetem, ganz mit Kohlentheilchen erfülltem Schiefer, durch Eisenoxyd rothgefärbt, dazwischen mit grauen Kalk¬ lagen; 4) aus Kieselschiefer in gelben, braunen, grünen und schwarzgrauen Farben, in Streifen mit einander wechselnd. Auf den Schichtflächen des 2. Glieds zeigt er schlangen- und wurmförmige Absonderungen.“ Auch z. B. vor Hatzfeld in der Nähe der Todtenkirche finden sich auf den Schichtflächen am Weg überall Posidonomyen blossgelegt. In einem Bruch unfern Weifen¬ bach im Posidonomyenschiefergebiet und zwischen Holzhausen und Reddig¬ hausen an der Eder finden sich im Hangenden der Grauwacke schöne Dach¬ schiefer; die Schieferkauten unfern Gladenbach liegen verfallen. Am „Böttch“ gegen Buchenau hin, 1'/, Stunden lahnabwärts unterhalb Biedenkopf, finden sich ferner an den neuen Chausseedurchschnitten neben der Lahn die ersten Spuren jüngeren Gebirgs von der Stringocephalengruppe. In einem Streichen von h. 11 (NNW — SSO) kommt auf Hypersthendiorit gegen Nordost fallender, kalkhaltiger, nur wenig fester, oberflächlich sandig anzufühlender Kieselschiefer, worauf wechselnd einige Schichten weissgelben, zu Tag stark verwitterten Dolomits. Daneben finden sich Stücke des wie¬ der bei Mornshausen vorkommenden hellröthlichen Feldsteins, in welcher Ausdehnung — konnte ich wegen des Rasens nicht ermitteln. Nicht sehr weit davon entfernt zeigt sich ein ziemlich mächtiges Lager eines ebenso streichenden graugelben , leicht spaltbaren , sehr glimmerreichen , schieferig sich ablösenden Sandsteins (Grauwacke). Dasselbe ist an der gegenüberlie¬ genden Karlshütte in dem dortigen stark benutzten Steinbruch wieder zu Tag ausgehend, worauf diesem Sandstein aufgelagert der dortige grünstein¬ artige Schalstein folgt. Die Sandsteine heben sich an der Grenze dieses Vorkommens in autfallend gekrümmten, scherbenartigen, dünnen Platten ab und zeigen nicht selten Abdrücke, nach Herrn L. Kleins Angabe als wie von „Fusszehen“ eingedrückt, so wie von „Purpurschnecken“ (?); leider be¬ sitzt Herr Klein vorerst keine einzige solcher Versteinerungen mehr und ich muss mich auf später vertrösten. Der Schalstein der Karlshütte, in welchem die dort von Herrn Hütteninspector Klein im Jahre 1837 entdeckten drei *) Vgl. Sandberger i. a. W. S. 41. 7 Rotheisensteinlager, von jaspisartigem Eisenkiesel begleitet, Vorkommen, ist dunkelgrüngrau mit grösseren und kleineren dunkleren Placken und zerfällt auf den Halden binnen wenigen Tagen völlig zu Mulm. Ueberall kommen übrigens beständigere Mandelsteinpartien mit Kalkspathmandeln in ihm vor. Am „oberen Minhell“ bildet Schalstein sowohl das Liegende, als das Hangende des 16 Fuss starken, aufgerichteten, ostwärts fallenden Rotheisensteinlagers. Der an der Buchenauer Thalseite dem Hyperit angelagerte, in geson¬ derten Partien in ihm eingepackte, theilweise jaspis- oder eisenkieselig um¬ gewandelte Kieselschiefer, im Streichen von NNW — SSO, ist schwarz¬ grau, zerbrechlich und wegen seines Kalkgehalts von verhältnissmässig geringer Härte und Festigkeit. Bei Buchenau selbst zeigt sich derselbe sehr kalkhaltige Kieselschiefer mit grauen, von 3 Zoll bis l1/, Fuss mächtigen, stark kalk- spathaderigen Kalk schichten wechsellagernd, — im Ganzen dem Weifen¬ bacher Vorkommen höchst ähnlich, doch an den verschiedenen Bruchstellen ohne Anthracitschichten und in dem davon abweichenden Streichen h. 11. Der Buchenauer Kalk ist auf den Hütten der Umgegend als Zuschlag beson¬ ders beliebt; er wird dem Weifenbacher, der wenigstens auf der niederlaaspher Hütte der Herren Gebrüder Jung mitunter gebraucht wird, vorgezogen und dient der Gemeinde Buchenau als ständiges Erwerbsmittel. Eine neuere Erhebung scheint um Buchenau das ältere Gebirg- profil local umgestaltet zu haben, wie das dortige Hyperitvorkommen ver- muthen lässt. Ueberhaupt scheinen Dioritdurchbrüche während der ganzen Uebergangsepoche in allen Gruppen wiederholt aufgetreten zu sein. Die ganze Lahnniederung besteht bis an die Bergsohlen , was bei den häufigen Aufwühlungen der Wiesengründe deutlich zu erkennen ist, aus Lahn- schutl oder abgerundetem Geschiebe der meist platten Grauwackestücke, Schiefer und der Diabase, Grünsteine u. s. w., ausgefüllt mit Kies und Sand und bedeckt mit '/, — 1 Fuss hohen Schichten Humus. An einzelnen Stellen der Lahn-Ufer , z. B. am „steten Rain“ oberhalb Biedenkopf nach der Lud¬ wigshütte hin, finden sich lange, bis 20 Fuss hohe Bänke von grobem, mit Lehm und Kies zusammengebackenem Fluthgerölle , auf der dem Lauf des Flusses zugewandten Thalseite, während jenseits die leichteren , dünneren Theile sich als Lehmbänke aus derFluth abgelagert haben. An verschiedenen Stellen des Lahnflusses kann man in der hiesigen Gegend dasselbe bemerken. Lehm und Letten kommt bald als Verwitterungsproduct, bald als Anschwem¬ mung in den Thalmulden, jedoch überall nur in beschränkter Ausdehnung, vor. In der Richtung nach Osten geht das rheinische Schichtsystem ohne Kohlen- und Zechstein-Mittelglieder bei Gettingen, Kölbe u. s. w. in Kurhessen gleich in Triasformation über. Dort begegnen Einem überall schöne horizontale Buntsandsteinbänke, meist von hellröthlicher Farbe. Nach Norden und Nordosten jedoch finden sich um Leysa und bei Battenberg (z. B. an „den Steden“) und in der Herrschaft Itter inmitten der Triasformation einzelne Inseln des Todtliegenden der Zechsteinbildung, welche dort von der Trias nicht erreicht und daher unbedeckt geblieben ist. 8 b. iMutoniscIie Ciebirgsbildniigfen. Die eruptiven Gesteine der Gegend gehören vorzugsweise der Horn¬ blendegruppe an. Den hell fleischfarbigen Feldsteinporphyr, welcher etwa 2 Stunden von Biedenkopf an der Chaussee nach Gladenbach vorkommt und unfern Mornshausen bricht, abgerechnet, zeigen sich überall hauptsächlich nur Diabase. Ueberall im Kern der Berge, oder auch am Fuss derselben austretend (wie am Erpel, Läuseköppel u. a.) findet man graue, grünfleckige, krystallinisch-körnige, deutlich aus Feldstein und Hornblende zusammenge¬ mischte diabasische Gesteine, oft in sehr grobkörnigem, leicht verwitterndem Gemeng, sehr schwefelkieshaltig und dann beim Verwittern eisenocherfarbigen Boden liefernd, oder als krystallinisch-körnige, dicht gemengte, dunkle Grün¬ steine, feste, in neuerer Zeit um Biedenkopf viel zu Feldmarksteinen be¬ nutzte Massen. Von dem „Böttch“ unfern Kombach bis gegen Buchenau hin die Chaussee entlang zeigt sich die durchschnittene Bergwand in Hyperit oder Hypersthen diori t, theihveise wegen Schwefelkiesgehalt rasch ander Luft verwitternd und zu braunem Kies zerfallend. Als Curiosität erwähne ich hier versteinertes, mit weissem Ouarz ganz erfülltes und durchdrungenes Wurzelholz in verwittertem Hyperit unterhalb einer Hecke in einem Hohlweg bei Buchenau. Hinter dem ,, Böttch“ wurde beim Chausseebau ein höchst werthvoller Aphanitbruch (dichter, schwarzgrüner, basaltähnlicher Grün¬ stein sehr feinkörniger Textur) entdeckt, dessen feste Steine vortrefflich zum Pflastern geeignet sind und dazu benutzt werden. Bei Wolfgruben findet sich unmittelbar an der Strasse hellgrüner, kleinkugelig mit Kalkspath gefüllter, Grünsteinmandelstein von sehr dichter Grundmasse; an der »Pinhecke« vor der Ludwigshütte ein fester krystallinischer Diorit mit fleischrothen Kali— feldspathkörnern erfüllt und einzelnen grösseren solcher Krystalle. In dem oberen Stollen der Fahlerzgrube bei Mornshausen (in Grünstein unter der Stringocephalengruppe) kommt ein eigentümlicher, ganz serpentinartiger, frisch aus den Gruben genommen talkartig anzufühlender , höchst weicher und mit dem Nagel ritzbarer Grünstein vor, ganz wie Sandberger (S. 65) an¬ gibt, »ein Gestein, welches, wenn es unter andern Verhältnissen aufträte, je¬ denfalls zum Serpentin gerechnet werden müsste , da es die Härte und alle sonstigen Eigenschaften dieser Felsart besitzt , bisher indessen nur auf den Berührungspunkten des Diorits mit der Cypridinenschiefergruppe beobachtet wurde, aber in so innigem Zusammenhang mit dem Diorit steht, dass es nur als Modification desselben angesehen werden darf.“ „Im Weilburger Tunnel, wo der Diorit unter dem Cypridinenschiefer beginnt, bildet derselbe eine verworrene schieferige, serpentinartige Masse, in der sich allmälrg einzelne Grünerde- und Epidot-Partieen hervorheben, während von einem Feldspath- minerale noch nicht das Geringste zu bemerken ist“ u. s. w. ; — ganz ähn¬ lich so bei Mornshausen. — An fast allen Bergkegeln sieht man in der ganzen Gegend Diabase hervorstehen. Auf der VoltZschen Karte (1852) ist das Grünsteinvorkommen im Hinterland viel zu sparsam und vereinzelt angegeben. Besondere Erwähnung verdient noch der Reichthum des hiesigen Ueber- gangsgebirgs an Erzen verschiedener Art. Die in hiesiger Gegend vor- 9 kommenden Eisenhütten, die Sassmannshäuser des Freiherrn K. V. Wittgen¬ stein , jetzt die productivste , die Niederlaaspher der Herren Gebrüder Jung, die Ludwigshütte, die Kilianshütte (mit sämmtlichen Gruben jetzt an Herrn Grafen V. Reichenbach-LesSOIlitZ übergegangen) und die zuletzt angelegte, schon sehr in Flor gekommene Karlshütte der Herren Klein, beziehen zwar ihre Eisenerze z. Th. aus Gruben auf nassauischem Gebiet, die Ludwigs¬ hütte sogar aus der reichen und werthvollen Grube bei Königsberg; doch haben die Besitzer dieser Werke auch in grösserer Nähe in neuerer Zeit Eisen¬ steinlager genug aufgedeckt. Eisenglanz und Rotheisenstein (z. B. an der Karlshütte im Hachthal und Minhell, dort manganerzhaltig) , Glaskopf, Braun¬ eisenstein, auch schwarzer Eisenglimmer, wie z. B. bei Rachelshausen, sind ausser den zur Eisenfabrikation nicht zu brauchenden Schwefelkiesen, wozu noch rothe und gelbe Ocher kommen, die hier vorhandenen Eisenerze. — Bei Laysa und Battenberg finden sich in den Gruben des Hi n. H. G. Adv. Rosenberg Braunsteine, nämlich Pyrolusite, Manganite, Varvicite, Polianite, bei Wallau im Hainbach, in Kieselschieferlager aus Gängen einschiessend, auch Psilomelan. Kupferkiesgruben existiren in neuerer Zeit in Hommertshausen, Lixfeld und Achenbach, an der Amelose bei Mornshausen, und eine ganz neue bei Herzhausen (alle meistens Herrn Kreisthierarzt Arras angehörig). Ein schönes Vorkommen fand sich in neuester Zeit auch auf einem Quarzgang bei Wie¬ senbach, jetzt an den Staat übergegangen. Ein Hauptfund der neueren Zeit ist die Arras’sche , im Herbst 1851 aufgedeckte mächtige Fahlerzgrube mit nicht unbedeutendem Silbergehalt bei Mornshausen, wovon bereits eine, indessen nicht sehr gelungene, Ausschmelzung auf der Erlenmühle bei Bieden¬ kopf 18 Pfund Silber ergab. Dieselbe steht in grobem, verwittertem Diorit an, die Gangart ist Kiesel; der über 3 Fuss mächtige, schon jetzt in die Teufe aufgeschlossene Gang erötfnete mit blauer Kiesellasur und grünem, er¬ digem Malachit; das Fahlerz ist reich an Kupfer und enthält übrigens Anti¬ mon, aber nur Spuren von Arsenik ; in einer besonderen, den Hauptgang be¬ gleitenden Ader wurde auch Bleiglanz gefunden, dessen Vorkommen sich aber vorerst wieder verloren hat.*) Das im Hypersthendiorit bei Bellnhausen stark eingesprengte ni ekel haltige Schwefeleisen**) der Grube der Herren Pfeiffer, *) Bergrath Breithaupt machte im bergmännischen Verein zu Freiberg eine Mittheilung über den neu auflebenden Bergbau von Mornshausen im hessischen Hinter¬ lande. Es sitzen dort im aufgelösten Grünstein Gänge auf, welche theils flache , theils Spat-Gänge, zum Theil auch schwebende sind, und das Streichen der letzteren lässt sich bei ihren wellenförmigen Biegungen nicht wohl bestimmen. Alle Gänge sind von gleicher Formation und führen Fahlerz von bis 32 pC. Kupfer und zwei Drittel pC. Silber-Ge¬ halt , weniger Bleiglanz von 80 pC. Blei - und nur zwei ein halb Pfundtheil Silber-Ge¬ halt ; noch weniger kommt Kupferkies vor. Zu den Gangarten gehört Quarz und dann der leichteste Braunspatli (carbonites crypticus), zum Theil in paralleler Verwachsung mit Tharandit (carbonites isometricus), wie zu Schweinsdorf bei Dresden. Eine besondere Merkwürdigkeit jener Gänge ist noch, dass die Krystallisationen dieser Gangmineralien mit ihren Polen noch an den aufgelösten Grünstein aufstossen und manchmal in den¬ selben hineinragen. Doch kommen auch eigentliche Gangdrusen vor. Bruchstücke des Nebengesteins sind häufig in der Gangmasse eingewickelt. Sitzung am 25. October 1853. (Aus : Berg- und hüttenmännische Zeitung, 4. Januar 1854.) Anm. d. Red. **) Vgl. V o 1 1 z , i. a. W. S. 120. 2 10 Dr. V. Klipstein, V. Schwarzenberg etc. soll nach neueren Mittheilungen im ursprünglichen Lager zwar bald ausgebeutet, in der Nähe aber noch mehr¬ fach vorhanden sein. Die Quellen des hiesigen Grauwacke-Grünsteingebirgs liefern ein wei¬ ches, süsses Wasser. Bei Eifa kommt in blauschwarzem Schiefer eine Quelle mit ansehnlichem Vitriol- und Bittersalz-Gehalt vor; in dem Salzbödenbecken der Gladenbacher Gegend, am Rand der kurhessischen Trias, wurden schon vor lange Salzlacken gefunden. Uebrigens hat die Gegend weder mineralische, noch kohlensäuerliche Brunnen, was mit der Eigentümlichkeit des Grau¬ wackenterrains zusammenhängt. Da die ältere Grauwacke sehr schwer verwittert, die schieferige haupt¬ sächlich in scharfkantig grilfeligen Kies, der Kieselschiefer in spröden Sand zerfällt, so ist der Hinterländer Boden im Allgemeinen sehr mager und steril. Nur dioritische Strecken der Berge oder Muldenalluvien machen erfreuliche Ausnahmen , und hier finden sich herrliche Pflanzungen — Bei dem unge¬ raden , hin- und hergewundenen und stark fallenden Laufe der Lahn ist es kein Wunder, dass das Feld der Niederung oft sehr leidet und bei jedem Hochwasser ganze Strecken davon aufgewühlt und weggerissen werden. Bei flachem Uferbau, der das Uebertreten des Wassers gestattet und nicht so¬ wohl Widerstand leistet, als die Fluth ungehindert über sich hinlässt, könnte alles Land am Fluss erhalten bleiben. Die musterhaften Wiesenbauten bei Niederlaasphe, so wie auch die auf der Uferwüste vor der Karlshütte durch Herrn Hiitteninspector Klein, welche in diesem Sinne angelegt sind, beweisen die Zweckmässigkeit und alleinige Ausführbarkeit dieses Verfahrens. c. Agricultur-, Forst- und botanische Verhältnisse, Den grössten Theil des Hinterländer Areals bedeckt Bergwald, vor¬ zugsweise Laubwald (Buche, weniger Eiche); die Thalgründe bilden Wiesen¬ flächen, welche namentlich in den Seitenthälern des Lahnthals bis gegen 2000 Fuss ansteigen. Die unteren Theile der Bergabhänge und die sanfteren An¬ höhen, so wie die trockeneren Theile der Lahnebene bilden das verhältniss- mässig beschränkte Ackerland der Gegend, in der unmittelbaren Nähe der Ortschaften Gartenland. Noch gedeihen, in den Niederungen namentlich, Korn und Weizen, im Breidenbacher Grund selbst Spelz, an den höheren Bergabhängen Gerste und Hafer; Iahnabwärts gegen Kurhessen hin wird Hirse gebaut; in manchen Gärten sieht man auch Mais (Zea Mays). Der Wiesenbau könnte bei den überall vorhandenen Bergbächen noch bedeutend gehoben werden. Erlen- und Weiden-Gebüsche, selbst Eichenstümpfe mit ihren Ausschlägen bedecken überall die Wiesengründe. — Der Obstbau gelingt an den geschützten Thal¬ wänden vortrefflich; die Blüthe leidet weniger von rauhen Winden und Maifrösten, ausserdem wegen der Gebirgsnatur nur seltener von Insectenver- derbniss, als an andern Orten. Die Bäume wachsen rasch und tragen schnell 11 Fracht; dagegen erreichen sie selten hohes Alter, sondern stehen bei der geringen Bodentiefe in der Regel bald ab. Durch öfteres Nachholen der Pflanzungen und gröfsere Ausbreitung derselben an allen tauglichen Stellen liessen sich für die Gegend grosse Vortheile bei den fast jährlich gerathenden Obsternten erzielen. Zwetschen und Kirschen, namentlich Sauerkirschen, sind ziemlich allgemein, doch noch nicht zahlreich genug gebaut; in neuerer Zeit wird hin und wieder mehr Augenmerk darauf gerichtet. Namentlich machte sich Herr Oberförster ASSIÜUS durch Ausdehnung der Obstanlagen um Kom¬ bach, so wie in den Gemarkungen Dexbach und Engelbach verdient, wo er selbst Mandeln und Kastanien anpflanzte. Die Süsskirsche ( Prunus avium) zeigt an Chausseen u. s. w. ausserordentlich kräftigen Wuchs; veredelte Süsskirschen werden jedoch fast nirgends gezogen. Apfelobst kommt in vor¬ züglichen Sorten vor; Calville, Reinetten, Methäpfel, grosse Frühäpfel, Pepins u. dgl. m. finden sich in allen Obstgärten, von Birnen namentlich »Asbirnen“, Sommer- und Winter-Graulinge (hier sog. »lange Birnen“) ; selbst von Berga¬ motten und Besstebirnen sah ich einzelne kräftige und gesunde, oft tragende Stämme. Die hoch- und starkstämmige Most- oder sog. Buckel -Birne der Vogelbergsgegend (besonders gewöhnlich um Grünberg) kommt hier nicht vor, dagegen im Feld viele Holzbirnstämme. Wenn in ebneren Gegenden, wie um Giessen, in der Wetterau u. s. w., das Obst oft gänzlich versagt, sei es durch Frost- oder Raupen-Verderbniss oder Blüthenlosigkeit , so hat man im Hinterland in der Regel mehr oder weniger Obsternte ; die Gegend ist der Obstcultur offenbar günstig. Feinere Steinobstsorten, wie Mirabellen, Reineclauden, Damastpflaumen, Eierpflaumen, Aprikosen, Pfirsiche u. s. w., gedeihen auch noch in geschützten Hausgärten. Weinstöcke kommen nicht recht mehr auf, bekommen wenigstens nur sauere Trauben. Die Grenze des Weinstocks wird mit Recht als nicht bis dorthin vorgehend bezeichnet. Nuss¬ bäume kommen zwar in geschützten Thallagen an Abhängen vor; doch ist deren Anbau bei Vielen schon ohne Erfolg gewesen. Zahme Kastanien und schwarze Maulbeeren kamen bisher nicht vor; weisse Maulbeerpflanzungen wurden in neuester Zeit theilweise mit Erfolg versucht. Der Gartenbau umfasst ausser dem Obst hier alle Sorten feiner Gemüse, ln Blumengärten sieht man im ersten Frühjahr ausser »Vorwitzchen“ ( Hepa - tica triloba ), Schneeglöckchen ( Galanthus nivalis ) und Primeln ( Primula elatior u. Auricula ) hier auffallend viel Zwiebelblumen, Hyacinthen, Traubenhyacinthen {Muscari botryoides), Tulpen, Kaiserkronen ( Fritillaria imperialis) und „März¬ becher“ (Narcissus Pseudonarcissus) , späterhin Narcissen ( Narc . poeticus ), Lilien ( Lilium Martagon, bulbiferum u. candidum); Crocus sieht man jedoch nirgends. Die übrigen in unseren Gegenden in den Gärten gewöhnlichen Zierkräuter und Sträucher findet man auch hier in den Gärten. Doch sind z. B. der Goldregen, die englische Weide ( Lycium barbarum ), Waldrebe {Clematis vitalba u. flammula ) , wilde Rebe {Ampelopsis quinquefolia) selten ; Sanddorn, Sumach , Passionsblume, Blasenstrauch und Acacie sieht man nir¬ gends. Die Robinie selbst scheint hier, wie einige Pflanzungsversuche bewei¬ sen, nicht aufzukornmen. 12 Der Feldbau erstreckt sich, ausser auf Cerealien, auf Kartoffeln, Erbsen und Linsen , Lein und die Futtergewächse Dickwurz und deutschen Klee ( Trifolium pratense ). Seltener, namentlich nur gegen Kurhessen hin, werden gebaut : Pferdebohnen ( Vicia faba minor *), z. B. auf dem Elinshäuser Gut von Hrn. Schwan, Hanf und Hirse. Lucerne und Futterwicke werden wenig gebaut, Esparsette gar nicht. Senf ( Sinapis alba) und Mohn sieht man hie und da ein kleines Stück in Gärten oder auf dem Feld füllen, wohl auch Tabak ( Nicotiana Tabacum u. rustica ). Der Mohn, so wie Kohlreps ( Brassica campeslris) eignen sich nicht für den Hinterländer Boden, wo dagegen Rüb- samen (Brass. Rapa L. var. oleifera Koch), namentlich Wintersamen, oft rei¬ chen Ertrag liefert und daher stark gebaut wird. Die Frühjahrfröste schaden hier bei dem Schutz, den sich die Berge gegen rauhe Ostwinde leisten, we¬ niger, als z. B. auf den flachen Rücken der Gegend von Grünberg, die dem vom rauhen Vogelsberg herwehenden Ostwind ausgesetzt ist. Auch für Ta¬ bak, Waid und Krapp ist hier nicht der rechte Boden und nicht das rechte Klima ; dagegen wächst die Farbpflanze Wau (Reseda luteola ) auf den Berg¬ feldern wild. Auf recht mageren Aeckern, namentlich nach dem W'ittgen- stein’schen hin , wird yiel Buchweizen (Polygonum Fagopyrum) gebaut und daraus Grütze bereitet. Ausser den eigentlichen Culturpflanzen dienen dem Hinterländer na¬ mentlich noch die häufig sehr ergiebigen Bucheckern zu Oel, die vielen W aldbeeren, Erd- und Himbeeren, namentlich aber die in erstaunlicher Menge in allen Bergwäldern vorkommenden Heidelbeeren, von denen jährlich enorme Vorräthe an den Stöcken unbenutzt verfaulen, den W'ittgensteinern auch namentlich die zum Einmachen sehr werthvollen Preisselbeeren ( Vacci - nium Vitis idaed) vielfach zum eigenen Verbrauch und zum Versenden. Von einer Benutzung der hier in Massen vorkommenden Vogelbeeren ( Sorbus au- cuparia ) oder der Beeren des rothen und schwarzen Hollunders (Sambucus racemosa u. nigra), welche beide, namentlich der erstere, hier sehr häufig sind, habe ich in hiesiger Gegend noch nichts vernommen. "Waldbau, Die Berge des Hinterlands waren von jeher mit Laubholz, wenn auch vielfach von sehr geringem Bestand und meist krüppelhaftem Wuchs, bedeckt. Namentlich herrscht auch jetzt noch die Buche vor und hat die Veranlassung zu dem Spitznamen »Buchfinkenland“ gegeben, wie auch ein Ort den Namen »Buchenau“ führt. Herr Oberförster V. Zangen hat in dem Revier Bieden¬ kopf zur Abfahrt des Holzes W^ege um die Waldberge herum angelegt und in den Vorbergen um Biedenkopf nach Abtreibung des alten, wenig werthen Buchen - und Eichen-Holzes Kiefern- und Fichten-Pflanzungen angelegt, die ausnehmend im Zuwuchs begriffen sind und für spätere Laubforstcultur ein treffliches Bett vorbereiten. Die Eichenbestände, aus Q. Robur und pedunculata gemischt, sind im Verhältnis zu der Buche weniger ausgedehnt, theilweise *) M ö s s 1 er’ s Handb. S. 1327 : V. equina (Faba minor) „in allen Theilen kleiner, als Faba“. 13 aber junge im Anwuchs begriffen. Schöne alte Stämme finden sich noch im Schlosshain, nach dem Hof Katzenbach hin, am Rossberg, in der Nähe des Hofs Rossbach , auf dem »Kahn« u. a. Der Buchenforst der Stadt Bieden¬ kopf ist mit Ausnahme der Yorberge, die von jeher durch die Heerden sehr devastirt wurden, sehr bedeutend zu nennen, obgleich er an Schönheit den Forst am Schneeberg oder gar im Laubach’schen am Vogelsberg lange nicht erreicht. Die besten Stellen der Wälder finden sich auf verwittertem Diorit oder in ziemlich humösen Mulden. Ein anderes häufiges Laubholz ist die Erle {Ainus glutinosa ), sowie auch hie und da ein Stämmchen der grauen Erle {A. incana) vorkommt. Ausser der Kiefer ( Pinus sylvestris) und Fichte Pinus Abies L .) findet man in neuerer Zeit angebaut und gut gedeihend auch die Lärche ( Pinus Larix) ; am Frauenberg vor Biedenkopf wurden auch junge Weymouthskiefern gepflanzt und wuchsen an, wie auch Edeltannen ( Pinus Picea L.) in einzelnen Stämmchen im Bezirk Vorkommen. Der Wachholder ist um Biedenkopf nirgends häufig; das Unterholz an mageren Abhängen bilden Pfrieme ( Spartium scoparium), Heidekraut und vor Allem Heidelbeer- sträucher, zwischen welchen hie und da auch schon P reisseibeeren Vor¬ kommen, so im Wald vor Eifa, beim Hof Katzenbach, auch am Altenberg bei Biedenkopf. Zu diesen gesellen sich verschiedene Weiden, der rothe Trau¬ benhollunder, hier recht eigentlich zu Hause, Brombeeren- und Himbeeren- Sträucher, Weiss- und Schwarzdorn. F'eldgeliölze. An der Lahn finden sich ausserordentlich viele Weidenarten, an Strassen nur die italienische Pappel, während die Schwarzpappel fehlt. Unter den Rosen findet sich herrschend die filzblätterige*) ( R t tomentosa s. villosa ), auf W'aldblössen die Weinrose ( R . rubiginosa). Ein hier fehlender Strauch ist Spindelbaum; Sauerdorn findet sich nur als Seltenheit. Der Schneeballen¬ strauch ( Viburnum Opulus) ist hier dagegen ziemlich gewöhnlich. Linden, Robinien und Rosskastanien werden in Anlagen jetzt mehr eingeführt ; Trauer¬ weiden sieht man einzelne an Häusern und auf Kirchhöfen. Hin und wieder begegnet man in Feldgebüschen an steinigen Abhängen einem Felsenbirnbaum {Amelanchier vulgaris) und Bilsensträuchern ( Prunus insitilia ), doch finden sich letztere mehr auf den Höhen gegen Nassau hin. Seidelbast ( Daphne Mezereum) finde ich im Hinterland viel seltener, als am Vogelsberg. Sonstige Feld ■ und 'lYaldflora. Die gewöhnlichsten Pilze der Bergwälder sind hier, ausser andern, die allen unseren Gegenden gemein sind, und die ich daher nicht zu nennen brauche, oft colossale Boviste {Lycoperdon Bovista) auf Drieschrasen (von Trüffeln hörte ich nie), von Blätterschwämmen nicht selten Agaricus campester auf den Triften u. s. w. , Ag. emeticus , hie und da Reizker (Ag. deliciosus) und Pfifferling (Cantharellus) , aber nur als wahre Seltenheit der Fliegen¬ schwamm {Ag. muscarius); gewöhnlicher dagegen Boletus edulis , auch hie *) Reichenbach (s. Mössler, Handb. S. 883) unterscheidet „tomentosa“ (in dichten Wäldern) von „villosa“, der hier gemeinten. 14 und da luleus und ramosissimus , sehr gewöhnlich Clavaria coralloides , im Berg¬ wald auch nicht selten Phallus impudicus. Von Flechten sind, ausser den überall ganz gewöhnlichen, in hohen Lagen an Baumstämmen Sticta pulnionacea, auf magerem Boden und Felsen im Wald in dichten Ueberzügen die Renn¬ thierflechte ( Cenomyce rangiferina ), an alten Baumästen, z. B. auf der Sack¬ pfeife, herabhängend die Bartflechte ( Usnea barbata), zu erwähnen. Auf hohen Bergen gibt es hin und wieder Bärlapp ( Lycopodium clavalum ), von Wasseralgen häufig Conferven; Wasser farm, z. B. die in den Quell- bächen um Grünberg häufige Salvinia natans, findet man nicht. Wälder an Bergabhängen, z. ß. der Altenberg, enthalten viel von Polypodium Dryopteris. Adlerfarrn ( Pteris aquilina) , z. B. um Darmstadt gewöhnlich, gibt es hier nirgends; auch sah ich noch nicht die Mondraute ( Botrychium Lunaria ), die ich z. B. im »alten Thurm« bei Grünberg auf trocknen Wiesenstellen antraf. Die Wälder sind reich an Hainsimse ( Luzula albida ), Rauch- und Perl- Gras ( Anthoxanthum u. Melica). An den Flussufern fehlt Phragmiles , wogegen Reithgras ( Arundo Calamagrostis) , Scirpus lacustris , triqueter und marilimus , Igelskolben ( Sparganium ramosum ) und Schwertlilien (Iris Pseudacorus ) ge¬ wöhnlich sind ; der um Giessen vorhandene Calmus ( Acorus Calamus) fehlt hier. Auf Aeckern und mageren Stellen fehlen die Sandgräser, wie Festuca Myurus , Hordeum mur inum, Stipa pinnala , Panicum sanguinale, verticillatum etc. u. a. — Von Sumpflilien ( Helobiae ) bemerke ich Froschlöffel (Alisma)\ es fehlt Buiomus umbellatus ; unter den Kronlilien ( Coronariae ) zeigen sich : Vogelmilch ( Ornithogalum luteum u. arvense) , erstere im ersten Früh¬ ling in Hecken, letztere auf Aeckern häufig; in Waldgebüschen, z. B. am Schlossberg , Lilium Marlagon ; von Sarmentaceen in Gebüschen sehr gewöhnlich die Einbeere (Paris quadrifolia) , und die vielblumige Maiblume (Polygonatum multiflorum). — ; Die Orchideen finden sich nur wenig zahl¬ reich vertreten : Orchis Morio, latifolia , maculata, seltner mascula , sehr häufig Orchis bifolia (Platanthera b .), nicht sehr gewöhnlich Epipactis Nidus avis , sehr selten auch ensifolia; andere Orchideen gibt es hier nicht. — Unter den Kolbenblüthigen ( Spathaceae ) ist Anim maculatum nirgends so häufig, als hier, z. B. im Schlosshain und in Feldgebüschen. Von blumenblattlosen Dicoty ledonen QApetalae) verdienen Er¬ wähnung als sehr gewöhnlich in Hecken der Hopfen, von S pinatkrä ute rn als auf Wiesen häufig die iVatterwurz ( Polygonum Bistorta ), hier »Schlippe« genannt, ferner Blilum bonus Henricus; von Chenopodeen fehlt z. B. Chenopodium olidum; dagegen fand ich vordem an dem Badeplatz an der Lahnwehre bei Biedenkopf Illecebrum verticillatum . Aristolochia Clematitis traf ich nur bei Dodenau an der Eder ; Asarum europaeum ist sehr selten. — Aus der Klasse Gamopetalae will ich hervorheben — von Aggregaten, in Gebüschen gewöhnlich Valeriana offic ., in feuchten Waldwiesen auch dioica , an Feldrainen in Gebüschen viel Karden (Dipsacus sylvestris); von Com- positen auf Wiesen und Rainen : Hieracium umbellatum und sabaudum *), an Abhängen murorum und dubium**) , andere fehlen; Sonchus arvensis , im *) Bei Mössler die Varietät H. umbellatum des Spätsommers. **) Bei Mössler H. Auricula. 15 Sommersaatfeld häufig; Crepis teclorum u. polymorpha*) ; Picris , auf den Wiesen um Grünberg gewöhnlich, fehlt hier gänzlich; Cychorium Intybus ist selten, wird aber von Manchen, der Wurzeln wegen, gebaut. Von Radiaten im Gras vieler lichten Bergwälder Arnica montana , an mageren Bergabhängen höchst gemein Solidago virgaurea , weniger Inula Pulicaria und dysenterica , hin und wieder Cineraria palustris ; in Saaten, namentlich um Eifa noch, Chry¬ santhemum segelum (die „böse Blume“), sonst vertilgt; die überall gewöhnlichen Cynareen finden sich auch hier; Krebsdistel ( Onopordon ), z. B. um Fried¬ berg einheimisch, fehlt hier; Arctium Bardana zeigt sich an frisch aufge¬ worfenen Waldwegböschungen, an Rainen sehr gewöhnlich Centaurea Sca- biosa , in Wäldern hie und da Cent, montana, nur als Seltenheit im Getreide C. Cyanus ; von Eupatorineen fehlt Eupatorium cannabinum; Artemisia Absinthium, früher in Menge am Schlossberg, ist bis auf einige Stöcke ver¬ schwunden; von Gnaphalium ausser arvense und uliginosum in magerem Waldrasen namentlich sehr reichlich „Katzenpfötchen“ oder rosenrothe Immor¬ tellen ( Gn . dioecum); luteo-album und arenarium gibt es hier nicht. Auf den Lahnwiesen sehr verderblich wird die Pestwurz ( Tussilago Petasites) , deren grosse Blätter auf Wiesen streckenweise allen Graswuchs ersticken. Tuss. Farfara ist im ersten Frühling auf Aeckern und Lahnkiesstellen auch sehr gewöhnlich. Von Glockenblumen sind im Wald, z. B. im Schlosshain, hier sehr gewöhnlich Phyteuma spicatum, auf mageren Rasenplätzen orbiculare. Von Rubiaceen erwähne ich als sehr gewöhnlich den Waldmeister (Aspe- rula odorala ), der in allen Waldgebüschen zu finden ist, und Galium saxatile , wovon lichte Waldflächen ganz überzogen sind; von Cont orten als Sel¬ tenheit Vincaminor , als weit gewöhnlicher Schwalbenwurz (Vinceloxicum offic .), z. B. am Rossberg in Menge in Steingerölle. Von Enzianen gibt es nur die violette Gentiana germanica in Menge auf kahlen, mageren Anhöhen, und sehr selten das Tausendgüldenkraut ( Erythraea Centaurium ), das sich z. B. um Laubach u. s. w. so gewöhnlich findet. Menyanthes kommt nicht vor. Von den Labiaten ist Origanum nur sparsam vorhanden, Wiesensalbei fehlt ganz. Auch die Viticee Verbena off. findet sich nirgends. Von Asperifolien zeigen sich nur an Mauerstätten hie und da Echium vulgare , bei Buchenau und Elmshausen Cynoglossum officinale , ferner hie und da Symphytum off.', andere, wie Pulmonaria, Anchusa, Lilhospermum u. s. w. fehlen ganz; Borago findet sich in Hausgärten. Von Rö h r en b lumi ge n ( Tubiflorae ) hebe ich hervor den Stechapfel ( Datura Stramonium) und die Tollkirsche (Atropa Belladonna ), beide gewöhnlich, Bilsenkraut ( Hyoscyamus niger ) als beinahe verschwunden und nur noch am neuen Friedhof vor Buchenau reichlich zu finden ; Verbascum nigrum und Lychnitis gewöhnlicher als V. Thapsus (hier zu Oel benutzt, „Oelbluine“ genannt). Unter den M a ski r tbl um igen (Personatde) ist vor Allen hervorzuheben der hier überaus gemeine rothe Fingerhut (Digitalis pwpurea), ein wahrer Schmuck der hiesigen Bergabhänge *) Bei Mössler Cr. virens. und Strassenböschungen ; Dig. ochroleuca kommt nicht vor. In den Wäldern zwischen Heidelbeersträuchern wuchert in Menge der Wiesenwachtelweizen [Melampyrum pratense) , wie auf Wiesen der Klappertopf ( Rhinanthus major u. minor) und der Augentrost ( Euphrasia off.), wovon auch die verwandte lutea in Saaten sich findet. Von Primulaceen sind zu erwähnen : auf Wald¬ wiesen Primula elatior , häufiger als P. veris; Lysimachia vulgaris, ein Schmuck der Flussufer und Waldbäche, Trientalis europaea im Rossbergwald ; Hottonia palustris , in Gräben an der Bergstrasse zu finden, fehlt hier ganz. Aus der Klasse der Dialypetalae hebe ich folgende Dolden pflanzen als sehr gewöhnlich hervor : Conium maculcctum überall in Raingebüschen, Aethusa Cynapium in allen Gärten, Laserpitium lalifolium am Ufer der Lahn und an Waldbächlein. Von Vielfrüchtigen ( Polycarpicae ) nenne ich: als besonders allgemein unter den Ranunkeln Ranunculus auricomus , acris, repens, in Biedenkopf unter dem Namen »Watzen“ im Frühling als Viehfutter auf Grabland gesammelt ; bei Hatzfeld auf Feldgräben R. hederaefolius als Seltenheit; es fehlen arvensis und sceleratus ; von Anemonen nur Anemone nemorosa , sehr reichlich, und ranunculoides (z. B. im Schlosshain); An. Pulsar- tilla und An. sylvestris fehlen. Vereinzelt findet sich Thalictrum angustifolium, häufig Caltha , aber kein Trollius , wie im Vogelsberg, in Hecken zuweilen Helleborus viridis , viel Ackelei ( Aquilegia vulg.), in Saaten fehlt Delphinium Consolida; Mohnpflanzen sind selten, Papaver Rhoeas nur hie und da sichtbar, noch seltener P. Argemone; Actaea spicala findet sich im Schlosshain, Cory- dalis bulbosa nur selten in Grasgärten. Von Cruciferen nenne ich unter andern : an steinigen Bergwänden viel Alyssum calycinum; auf magerem Rasen, z. B. des »Erpels“, Teesdalia nudicaulis; im Lahnschutt Nasturtium sylveslre und amphibium , wogegen officinale selten vorkommt, auch kein Lepidium ruderale und nur wenig Sisymbrium officinale. — Von Wandfrüchtigen ( Parietales ) nenne ich : als gemein Helianthemum vulgare; seltener Drosera rotundifolia , z. B. auf Waldwiesen um den Hof Katzenhach ; häufiger Pamassia palustris. Die Kürbispflanze , Bryonia dioica , sah ich hier nirgends. Von Caryophylleen hebeich als herrschend hervor : Saponaria officinalis , in Menge in Lahnschutt und an Abhängen neben Steinbrüchen. Von Säul- chenträgern ( Columniferae ) fällt im Hinterland angenehm auf die Moschus¬ malve ( Malva moschala ), überall an Feldwegen und Rainen vorhanden; von Schnellem ( Tricoccae ) nur eine Wolfsmilch, Euphorbia Peplus , in Ge¬ büschen in Menge Mercurialis perennis , auf Grabland nicht häufig annua; unter den Storchschnabel igen ( Gruinales ) sind häufig : Oxalis Aceto¬ selia und an den kiesigen Bergbächen Impatiens noli tangere. — Kelch- blüthige ( Calyciflorae ) der Gegend sind : nur hie und da Nachtkerze ( Oenothera biennis ), von Epilohien an den Waldbergen in grösster Menge das schöne Epil. angustifolium, ausserdem montanum und parviflorum , wogegen palustre fast ganz fehlt ; gemein Lylhrum Salicaria, an Waldbächlein gewöhn¬ lich Circaea lutetiana. Von Rosaceen sind z. B. Fragaria collina neben vesca, von Spiräen nur Sp. VlmaHa allgemein. Hülsenfrüch tige der Gegend sind : Orobus vernus , niger u. tuberosus, alle drei z. B. im Schlosshain ge¬ wöhnlich, Genista tinctoria, fast so häufig als scoparia, viel Trifolium alpestre. 17 Anthyllis vulneraria , Coronilla varia , Astragalus und beinahe auch Melilotus fehlen um Biedenkopf; nur Anthyllis kommt um Gladenbach schon vor. Was im Allgemeinen die Gegend in Bezug auf Vegetation charakteri- sirt, ist Sterilität. Der harte Grauwackeboden und magere Schieferkies sind an vielen Stellen noch von Humus unbedeckt, und gewisse Bergabhänge bieten, zumal in dürren Sommern, einen trostlosen Anblick dar; namentlich war dies längere Zeit vor Herrn V. Zangen’s Anwesenheit um Biedenkopf bei den Vorbergen der Fall, welche den Heerden offen standen. An Stallfütterung war nicht zu denken ; aber der Viehstand prosperirte damals um so weniger ; kein ärmlicheres Vieh ist zu sehen, als das im Hinterland den ganzen Som¬ mer in den Bergen umhergetrieben wird. Nur in recht nassen Jahren, wie 1853, sehen die Fluren des Hinterlands frisch aus; nach einem Hinterländer Spruch gehört dem Land dort immer „einen Tag über den andern« Regen. Der Sterilität im Allgemeinen ist das Wegfallen sehr vieler Pflanzenspecies oder das sporadische und karge Vorkommen anderer, überhaupt die nichts weniger als üppige, sondern eigentlich spärliche Flor, der Eigenthümlichkeit des Terrains auf der andern Seite allerdings das Vorherrschen dieser und jener Species zuzuschreiben. Wiesen- und Obstcultur, so wie ordentlicher Forstbau und Forstwirtschaft , wie sie anerkannt jetzt eingeführt ist, sind die wahren Factoren zu einem künftig gehobneren Ackerbauleben der Hinter¬ länder Bergbevölkerung. d, Vielistaiid und Fauna der Gegend« Wir haben in den letzten Zeilen den hiesigen Viehstand berührt. Der Rindviehstand ist im Allgemeinen kleiner, unansehnlicher Race; nur Höfe und Oekonomien mit ordentlichem Wiesenbetrieb und mit Stallviehzucht er¬ ziehen, mit Hülfe von Futtergewächsen, kräftiges, fleischiges Schlacht- und ergiebiges Milchvieh. Von ersterem geht viel in die Gegend von Elberfeld. Im Allgemeinen ist das Terrain der Ziegenzucht , ähnlich wie auf den ioni¬ schen Inseln und den griechisch- albanesischen Bergen, besonders günstig. Man sieht daher auch überall ganze Heerden solcher Thiere. Die Schafzucht ist viel unbedeutender. «Pferde haben viele Bauern und Fuhrleute. Die Schweinezucht ist bei dem starken Kartoffelbau nicht gerade unbedeutend, jedoch nicht mit derjenigen von Fruchtgegenden zu vergleichen. Esel sieht man auf Mühlen nur wenig in Gebrauch. Vom Wild stand ist zu bemerken, dass bis zu 1848 der Rehstand noch ziemlich bedeutend war, dass es wegen geringer Feldausdehnung nie viel Hasenwild hier gegeben hat, während allerlei Raubwild, wie Füchse und Marder, doch weniger Dachse, wohl auch wilde und verwilderte Katzen, an den Flüssen Lahn und Perff auch Ottern, verhältnissmässig reichlicher Vor¬ kommen. — Als sonstige Säugethiere will ich anführen : selten Eich¬ hörnchen , Haselmäuse ( Myoxus muscardinus s. avellanarius) ; Hamster nicht mehr, wogegen früher einzeln manchmal angetroffen; die Feldwühlmaus (Hypudaeus arvalis) , in manchen Jahren verderblich; an Ufern die Wasser¬ ratte ( Hypud . amphibius ) ; im Feld sehr häufig die gemeine Spitzmaus ( Sorex araneu&j, an Wasser die Wasserspitzmaus ( Sorex fodiens ), Feld- und Wald- 3 Mäuse (Mus agrarius und sylvaticus ) nur selten, häufig dagegen Hausmaus und Ratte ( Mus musculus et raltus); Maulwürfe nicht sehr zahlreich; Igel gewöhnlich ; von Fledermäusen die kleine gemeine ( Vespertilio murinus ), die grössere Speckmaus ( Vesp . Noctula) , vielleicht auch die frühe ( V . proterus ), wofür ich im hellen Sonnenschein im Hausgarten umherflatternde halte, die ich im Sommer 1852 sah. Von Vögeln werde ich der Kürze wegen auch nur hervorheben, was mir von hier bemerkenswerth erscheint. In den Bergwäldern gibt es Auer-, Birk- und Hasel- Hühner an den höheren Punkten ziemlich gewöhn¬ lich, von Tauben Ringel-, Holz- und Turteltauben, doch keine Art zahlreich, vielmehr im Verhältniss zu den ebneren Gegenden unserer Provinz nur wenige. Die Waldschnepfe (Scolopax rusticola) nistet hier hie und da auf Bergwaldrasen, passirt die Gegend und hält sich beim Wiederstrich öfter längere Wochen darin auf. Von Beccassinen und der kleinen Haarschnepfe ( Seol . gallinago et gaüinula) hört man nur selten, auch zeigen sich keine der grossen kruinm- schnäbeligen ( Numetiius arqualus , phaeops und subarqualus) auf ihren Durch¬ zügen. Dagegen wird an der Lahn und Eder oft der graue Reiher ( Ardea cinerea ) gesehen, auch wohl ein schwarzer Storch ( Ciconia nigra), wie im Sommer 1853 täglich einer bei der Karlshütte die Lahn besuchte; auch wurde schon die Rohrdommel ( Ard . stellaris ) geschossen. Von Strandläufern ( Tringa ) finden sich mehrere , sehr gemein an kiesigen und steinigen Lahnstellen der gemeine (Tr. hypoleucus *) , der des Nachts bei Mondschein gern laut ist, seltener der grössere punktirte (Tr. ochropus ). Der Kiebitz (Tr. Vanellus ) verfliegt sich nur im Winter zuweilen dorthin. Wachtelkönige (Rallus crex) hört man auf den Lahn- und Eder-Wiesen oft schnarren. An der Lahn und Eder kommen Winters zuweilen Möven (Larus canus, ridibundus u. a.), wohl auch Tauchergänse (Mergus merganser) zum Vorschein; öfter findet man ver¬ schiedene Enten darauf, ausser der gemeinen Stockente (Anas boschas fera ) z. B. die kleinere Krieckente (An. crecca ), seltener die Trauerente (A. nigra), die Qiiakente (A. clangula) und die Knäkente (A. querquedula). Auch giebt es Taucher (Podiceps minor) und Wasserhühner (Fulica), gewöhnlicher F. atra (Blässente) als F. chloropus , an Lahnwehren und auf Teichen. — Rebhühner und Wachteln sind nicht zahlreich. — Unter den Singvögeln hebe ich hervor den Zahnschnäbler, Dorndreher oder rothrückigen Würger (Lanius collurio s. spinitorquus), hier überaus gemein ; von Scharfschnäb¬ lern als sehr gewöhnlich den Eisvogel (Alcedo ispida), als ziemlich gewöhn¬ lich, doch scheu und dadurch nur selten bemerkbar, den Wasserstaar (Cinclus dqualicus) (der gemeine Staar, Sturnus europaeus , ist hier verhältnissmässig selten), als sehr zahlreich den Kukuk; von kleineren Zahnschnäblern als vorherrschend den Zaunkönig, das Rothkehlchen und den kleinen grauen Fliegenschnäpper (Muscicapa parva)', einige Grasmücken (Sylvia alricapilla, curruca , Salicaria , fitis) kommen ziemlich gewöhnlich vor, aber keine Nachti¬ gallen; Sleinfletschen (Süxicola rubetra), die ich diesen Sommer um Bieden- *) Nicht hippoleucus, wie Walther in seiner Forstphysiogr., 1800, Hartig in seinem Lelirb. für Jäger, I. 1822, u. A. haben. 19 köpf öfter sah , und sehr gemein Steinschmätzer ( Saxicola oenanthe ) ; von Spaltschnäblern*) die Uferschwalbe ( Hbrundo ripariä) , an der Lahn un¬ terhalb Buchenau, und ziemlich gewöhnlich Ziegenmelker ( Caprimulgus euro- paeus); die Kegelschnäbler : Buchfink, Hänfling (Fringillacannabina), Citro- nenfink fF. citrinella ) und Blutfink, wogegen Zeisige und Flachsfinken (F. li- naria ) Seltenheiten sind ; von Lerchen ausser der Feldlerche als gewöhnlich auch die Brach- oder Heiden -Lerche ( Alauda campestris) , die Waldlerche (Al. arborea ) und Winters zuweilen anzutrefFen die Haubenlerche (Al. cristata)] von Meisen unter andern gesellig umherziehende Schwanzmeisen (Parus cau- datus). Unter den Kletterern zeichnet sich der Drehhals (Jynx torquilla) durch ausserordentliche Häufigkeit aus; auch die verschiedenen Spechte, die Spechtmeise (Sitta europ .) und Baumläufer, so wie die Wiedehopfe, fehlen nicht. — Von Raubvögeln, deren es im Allgemeinen hier nicht so viele gibt, als in ebneren Waldgegenden, kommen ziemlich alle gewöhnlicheren vor; ein Steinadler (Aquila fulvä) wurde vor einigen Jahren im benachbarten Wittgenstein’schen geschossen. Von Eulen sind Uhu’s vorhanden, doch selten; ich sah diesen Sommer ein junges Thier in Laasphe unterhalten ; mittlere Ohr-, Nacht-Eulen, grosse und Stein-Käuze (Strix otus , aluco , ulula u. passerind) gewöhnlich, ungewöhnlicher die Perleule (Str. flammca). Die Amphibien des Hinterlands sind im Allgemeinen die wenigen Oberhessens überhaupt. Ich nenne : die gemeine graue Eidechse (Lacerta agilis **), Salamander (Salamandra vulgaris) und Molche (. iloctuae. N. Acronycta strigosa (favillacea H. u. Esp.) zog ich in Biedenkopf zweimal aus Raupen, die ich gegen Herbst von Obstbäumen erhielt. Vigelius , G. Koch u. Dichore erwähnen sie nicht. N. Phlogophora ligustri erhielt ich voriges und dieses Jahr aus Raupen, die ich im Spätsommer an Eschengebüsche in einer Gartenhecke bei Bieden¬ kopf sammelte. iV. Simyra venosa »um Grünberg« beruht auf einer Verwechslung mit iV. Leucania pallens. E. Geometrae. G. Aspilates artesiaria , mit etwas gekrümmten Vorderwinkeln, fing ich im Sommer Abends öfter bei Biedenkopf an Seifenkraut zwischen Weiden. Von Eulen und Spannern habe ich verschiedene mit f (als in Ober¬ hessen schwerlich vorkommend) bezeichnet, die bei näherer Erwägung besser nicht damit bezeichnet wären, da ihr theilweises, wenn auch vereinzeltes Vorkommen erwiesen werden kann; so namentlich bei den meisten der Gat¬ tungen N. Agrotis , Amphipyra , Noctua , G. Gnophos u. s. w. Biedenkopf, 2. Sept. 1853. IV. leber das Vorkommen organischer Reste in den Tertiär- ablagcningen der Wetterau. Von dem Kurf. Salinen-Inspector Herrn R. Ludwig zu Nauheim. Die Tertiärmassen der Wetterau sind im Allgemeinen als Schlamm-, Sand- und Kalkabsätze innerhalb eines ausgedehnten Bassins anzusehen, 30 welches, mit Brackwasser erfüllt, durch mehrere Zuflüsse süsses Wasser er¬ hielt. Ein grosser Theil dieser Schichten entstand aus dem , durch jene Süsswasserzuflüsse eingeschwemmten Abnutz des umgebenden trocknen Lan¬ des, oder durch die Einwirkung des Wellenschlages auf die Seeufer; ein anderer Theil ward durch chemische Actionen aus dem Wasser selbst und der darauf ruhenden Atmosphäre ausgeschieden , ein dritter aber erzeugt, indem Wasser und Säuren auf den Boden des Beckens selbst einwirkten. Bei einem nähern Eingehen in die Verhältnisse, unter denen die, die Wetterauer Tertiärschichten bildenden Substanzen in eine Lagerungsfolge ver¬ einigt sind, ist es vor Allem nothwendig, dafs über die Bildungswege eine feste Ansicht begründet werde, weil dadurch bei der Vergleichung der Altersfolge der entfernter liegenden Schichtenabtheilungen und der geologi¬ schen Kartirung unserer Gegend vielfache Aufschlüsse zu erhalten sind. Es ist der Natur der Sache nach nicht anders denkbar, als dass sowohl die zugeflössten, wie die aus der Einwirkung chemischer Kräfte im Innern des Bassins entstandenen Stoffe in vielfacher Verkettung auf einander folgen, sich innigst durchdringen. Es müssen Gerölle, Sand, feiner Schlamm (Thon und Letten), bestehend aus Quarz, Glimmer, Thonschiefer und Kalk, vielleicht auch aus Stücken eruptiver Gebilde, als Diabas, Trachyt, Phonolith, Dolerit und Basalt und deren Zersetzungsproduete, eingeschwemmt und abgelagert sein mit Kalkcarbonat, Eisenoxyd, Kieselerde, Kohle, welche durch den in thierischen und pflanzlichen Körpern vorgehenden chemischen Prozess , den man den Lebensprozess genannt hat, aus den wässerigen Lösungen und der luftigen Form abgesondert und in bestimmte regelmässige Gestalt gebracht wurden. Wo der eingeschwemmte Detritus mehr angehäuft ward , also an Fluss- und Bach-Mündungen , musste die Summe jener durch den Lebens¬ prozess geformten Bildungen verhältnissmässig zurücktreten, ln denjenigen Seeabtheilungen dagegen, in welchen das W7asser durch ruhigeres Stehen und durch Verdunstung geklärt ward, mussten auf feinerem Schlammboden die durch den pflanzlichen und thierischen Lebensprozess aus der wässerigen und luftförmigen Lösung gesammelten Stoffe vorherrschen. Die von den Ufern hereingewälzten Massen verdrängten , überdeckten die chemisch abgesonderten Seeniederschläge; veränderten Bäche und Flüss¬ chen aber mit der Zeit ihre Einmündungspunkte oder nahmen ihre Strömungen nur zeitweise eine andere Richtung, so schritten diese organischen Bildungen wieder über jene Schutthaufwerke vor, u. s. f. Aber es war nicht allein dem Wasser Vorbehalten, die Ausfüllung dieses Seebeckens zu bewirken; auch das vulkanische Feuer sollte theilneh- men an diesem die Erdoberfläche umgestaltenden Prozesse. Aus den Tiefen geförderte, hoch erhitzte Lava floss über in den See, erfüllte ihn auf weite Strecken, wies den Flüssen andere Bahnen an und richtete den Gang der Geröllablagerungen auf andere Strassen. Aus den Spalten des durch Erd¬ beben zerrissenen Seebodens drangen Säuren, heisse Dämpfe herauf, wandel¬ ten, gemeinschaftlich mit den atmosphärischen Säuren und den Verwesungs- producten von Pflanzen und Thieren, jene Laven in Thon und Lehm um, und gaben Veranlassung zur Metamorphose mancher altern Sedimente. 31 In dem Texte zu meiner petrographischen Aufnahme im Umfange der Grossh. Hess. Generalstabskarten-Section Friedberg, welche demnächst durch den mittelrheinischen geologischen Verein der Oelfentlichkeit über¬ geben werden wird, habe ich neben der Verbreitung der Wetterauer Tertiär¬ gebilde auf deren Bildungsweise hingewiesen ; hier sei es mir vergönnt , aus der Art und Weise des Vorkommens der in ihren Schichten eingeschlossenen organischen Reste einige Folgerungen zu ziehen. Die aus der Bewegung des Wassers entstandenen, in den Ter¬ tiärsee eingeschobenen Massen sind entweder Gerolle (Kies , Grand) , oder Sand, oder feiner Schlamm. Während des Transportes fielen zuerst die groben schweren Massen, zuletzt die feinen staubartigen; daher bezeichnen Gerolle die alten Uferlinien des Sees, Sand folgt zunächst, und endlich, in den Tiefen des Beckens, feiner Schlamm. Diese Anordnung der Theile ist besonders deutlich zu erkennen an den Deltas, die vor den Flussmündungen angehäuft wurden. Sehr belehrend ist das Schuttdelta an der Mündung der Usa in den Tertiärsee. Es reicht von Obermörlen über Butzbach, Griedel nach Münzenberg, von da über Wölfersheim nach Friedberg zurück nach seinem Ausgangs¬ punkte, und bildet ein Dreieck von 50000 pariser Fuss Basis und 30000 Fufs Höhe, eine Fläche von *175 Millionen pariser Quadratfuss bedeckend. Im Anfänge, als der Tertiärsee in einer Senkung der Grauwacken¬ schichten eben erst entstanden war, liess die Usa, aus einer der Schichten¬ stellung jener Grauwackenformation parallelen Falte (Usingen-Ziegenberg) tretend, die Grobe des abgenagten Gesteines an dem Punkte, wo jetzt Ober¬ mörlen steht, fallen, förderte den Sand bis in die Umgebung von Niedermörlen und Nauheim, und schob den thonigen Schlamm bis tief in das Becken herein. Damals konnten noch Thiere, welche ein mit Salztheilen geschwänger¬ tes Wasser lieben, in der Nähe der Usamündung leben, auf Stellen, welche später durch das fortschreitende Delta in trockenes Land verwandelt wurden; es konnten Algen und Conferven an flachen Ufern die Kohlensäure der Atmosphäre absorbiren und deren Kohlenstoff in Moderlagern auf dem schlammigen Seeboden fixiren. — Solche Spuren einer organischen Thätigkeit hat der Erdbohrer zu Tage gefördert in unmächtigen schwefelkiesreichen Braunkohlenlagern und unregelmässig gebildeten Cerithien- und Litorinellen- kalkschichten bei Nauheim, Ostheim, Butzbach, Rockenberg. Der Grund des Meeresbeckens an dem Ausmündungspunkte der Usa war nicht eben; er fiel zwar im Allgemeinen sanft gegen die Mitte des Bassins hin ein, auf ihm erhoben sich aber mehrere Klippen und kleine Inseln, welche, nicht vom Schutte des Delta’s überdeckt, noch heute als Inseln in den Tertiärablagerungen sich darstellen. Diese Inseln wiesen den Strom der eintretenden Usa in der Richtung von Südwest nach Nordost fort , wes¬ halb denn auch die Geröll- und Schuttmassen bis nach Münzenberg hinauf geschoben werden mussten. Zwischen Nauheim und Wisselsheim besitzt das Schuttdelta noch heute, obgleich ein grosser Theil von der sich südwärts durcharbeiten- 32 den Usa fortgewaschen worden ist, eine Mächtigkeit von mehr als 250 Fuss ; bei Rockenberg und Münzen berg ist es über 200 Fufs dick, es stellt eine Platte von einer Stärke zusammen, die auf 200 Fuss gesetzt werden kann, enthält also an 35000 Millionen Cubikfuss Masse. Das Stromgebiet der Usa umfasst bis Obermörlen herab eine Fläche von 2,9 oder rund 3 Q Meilen. Wenn jährlich, wie jetzt in unsern Breiten, 33 Zoll atmosphärisches Wasser fällt, so beträgt die auf diese Fläche niedergeschlagene Wassermenge jährlich 4384 Millionen Cubikfuss. Da ein sehr grosser Theil dieses Wassers alsbald wieder verdunstet oder durch die Vegetation absorbirt wird, da ein anderer grosser Theil durch die steil auf¬ gerichteten Schichten der Grauwacke in die Tiefe versinkt, so bleiben jetzt kaum 526 Millionen Cubikfuss Wasser für die bei der Saline Nauheim vor- überfliessende Usa übrig. Angenommen, in frühem Epochen hätte die Regen¬ menge 66" , die jährlich durch die Usa in den Tertiärsee geförderte Wasser¬ menge 1100 Millionen Cubikfuss betragen; die von diesem Wasser eingeschleppte gröbere, im Delta abgelagerte Schlamm- und Geröll -Masse hätte siefi auf 0,01 pCt. oder jährlich 11 Millionen Cubikfuss belaufen, so würde zur Bildung des Delta s ein Zeitraum von 3200 Jahren erforderlich gewesen sein. Dieser Zeitraum fällt zwischen die Einsinkung der Grauwacke zu dem Bassin des Tertiärsee’s der Wetterau und das Eintreten des Basaltlavastromes, welcher sich auf den Litorinellenkalk und Blättersandstein, an der Basis des Usadelta’s herab , legte und dadurch dem Flusse die noch heute von ihm eingehaltene Richtung anwies. Diese Berechnung masst sich keineswegs an, ein auch nur annähernd genaues Maass der Zeit, binnen welcher die Tertiärablagerungen erfolgt sind, darzustellen; sie soll nur zeigen, welch’ lange Zeiträume erforderlich sind, um so unbedeutende geologische Erscheinungen, als das Usadelta ist, hervor¬ zubringen. Auf der, den Wetterauer See umschliessenden Landfläche, namentlich an den Ufern der Usa, grünte eine Flora eigenthümlicher Art. Sie unter¬ scheidet sich durch exotische Formen wesentlich von der jetzigen Flora unserer Breiten. In die Bäche hereingewehte Blätter, bei Fluthen und Ueber- schwemmungen fortgewaschene Baumstämme mit Früchten und Blättern, gelangten damals in den See und wurden theilweise in den Schlamm und Schutt des Delta’s begraben, um noch heute Zeugniss von dem Formen- reich thume jener Pflanzenwelt zu geben. Es ist eine bemerkenswerthe Erscheinung, dass nur an wenigen Punk¬ ten des Delta’s Pflanzenreste gefunden werden. Aber eines Theiles ward der weitaus beträchtlichste Theil der Pflanzen in die Tiefen des See’s hinaus ge¬ führt, und half dort mit Conferven und Algen jene schwachen mulmigen Kohlenlager bilden, die wir auf weite Erstreckung, von ziemlich gleich bleibender Stärke in mehreren Lagen über einander, den Cyrenen-Mergeln, Cerithien-Thonen , Litorinellen-Letten untergeordnet finden; andern Theils gingen unzählige Reste in den grobem Geröll- und Sand-Schichten durch Fäulniss zu Grunde, während nur diejenigen, welche in feinsten Thon- schlämm oder in eisenhaltige Quellabsätze gebettet wurden , Abdrücke ihrer Formen bis auf unsere Tage herauf bringen konnten. Auf dem fortschreitenden Delta siedelten sich in Sümpfen und auf dem Trockenen Pflanzen von allerlei Art an, und diese konnten uns selbst an ihren ursprünglichen Standorten erhalten werden. Bemerkenswerth ist hier alsogleich der Unterschied im geologischen Vorkommen eingespülter und an ihrem Standorte verschütteter Pflanzen. Während letztere mit aufrecht stehenden Stengeln in den Erdschichten liegen, sind die Theile der erstem in jeder Lage angeordnet. Bei Rockenberg befinden sich über dem, die Thalsohle bildenden Litorinellenthone mächtige Quarzsand-Ablagerungen, welche nach oben all— mälig in einen festen Quarzsandstein verlaufen, der endlich durch Aufnahme starker Geschiebe zu einem groben Puddingsteine wird. An einigen Punkten ist zwischen Sandstein und Sand ein thonig-sandiges Gelbeisenstein-Lager entblösst, welches unzählige Pflanzenreste einhüllt. Manche, besonders die tieferliegenden Theile dieses Lagers zeigen, wenn man sie noch anstehend in Wasserrissen findet, zahlreiche senkrecht stehende Röhren von Strohhalm- bis Arm-Dicke, kantigem oder rundem Querschnitte, und verticaler Reifung. Es sind die Abdrücke von Sumpf¬ pflanzen , die an ihrem Standorte von Schlamm umhüllt wurden. Zwischen diesen dicht stehenden Stengeln ist bis jetzt noch nie ein Blatt oder eine Frucht vorgekommen, wahrscheinlich weil die dicht neben einander stehenden Pflanzen allem von auswärts Kommenden den Eingang versperrten. An andern Stellen häufen sich im loskörnigen Sandsteine Holzbruch¬ stücke; die Holzfaser ist ganz durch Gelb- und Braun-Eisenstein ersetzt, so dass ein holzförmiger Eisenstein vorliegt. Wieder an andern Stellen werden zahllose breitgedrückte Höhlungen j im feinkörnigen Sandsteine bemerkt, welche von Holzstücken, Aestchen, Stengeln herrühren, die, in horizontaler Lage verschüttet, faulten. Die horizontal liegenden Dimensionen dieser Gegenstände blieben dabei unverändert, selbst die untere Hälfte des verti¬ kalen Querschnittes blieb wohlerhalten, während die obere Hälfte desselben bei dem Verschwinden der Pflanzensubstanz verdrückt und selbst bis tief in die untere Hälfte herabgequetscht wurde. Die Wände aller dieser Höhlungen sind genaue Abdrücke des Aeussern der verwesten Pflanzentheile. Manche sind glatt, manche mit Dornen oder feinen Schuppen besetzt; andere sind schrundig, andere gereift. In manchen stecken Lamellen eines sandigen Gelbeisensteines, wahrscheinlich mit Schlamm erfüllte Markröhren, in andern Reste in Gelbeisenstein umgewandelten Holzes. Ausser diesen Holzbruchstücken enthalten jene Sandsteine aber auch Früchte und Blätter vieler Pflanzen. Sehr häufig finden sich darunter wohlerhaltene Fruchtzapfen von Nadelhölzern in 5 bis 6 Arten. Diese Zapfen, von der Grösse einer Mannes¬ faust bis zu der eines Kleinfingergliedes eines Säuglinges herab, sind entweder ihrer ganzen Masse nach unter Beibehaltung der Pflanzenstructur in Gelb¬ eisenstein umgewandelt und dann nur im Allgemeinen erkennbar; oder ihre Substanz ist gänzlich verschwunden, und nur ihre Form mit mehr oder 5 34 weniger Sauberkeit, je nachdem feiner Schlamm, Sand oder gröbere Geschiebe der umhüllende Teig waren, erhalten. Die Schuppen der Zapfen mit allen, auch den zartesten Reifungen und allen andern Auszierungen sind auf das Zierlichste abgeformt. Waren die Zapfen in senkrechter Stellung einge¬ schwemmt, oder waren sie zwischen grobe Geschiebe, die durch Eisenoxyd¬ hydrat verkittet sind, eingekeilt, so sind ihre Abdrücke kreisrund im Quer¬ schnitte; verdrückt sind solche dagegen, wenn ihre Spindeln in feinerem Schlamme horizontal gerichtet waren. Andere Abdrücke haben grosse Aehnlichkeit mit den Hülsen der Magnolien, andere mit Juglans- Arien. Es finden sich Kerne wie die der Mandel, kleine runde Beeren, und mancherlei andere Früchte mit glatter, rauher, gekörnter oder gereifter Oberfläche. Zu diesen Früchten gesellen sich endlich Blätter. An einigen Orten liegen nur Aestchen von Taxus , Araucarien, langnadeligen Fichten, an andern dagegen werden nur vereinzelte oder in buntem Gewirre vereinigte Laub¬ holzblätter gefunden. Es sind namentlich Blätter von Dombeyopsis , Daphno- gene , Melasloma , Ceanothus , Acer , Ulmus , Rhamnus, Salix, Quercus, Juglans , welchem wir begegnen. Manche Blätter liegen gebogen um Quarzgeschiebe, manche sind gefaltet und umgeklappt, andere dagegen wieder gerade aus¬ gestreckt. Ueber diesem Pflanzenreste umschliessenden Lager ist Sandstein und Conglomerat ausgebreitet. Der Sumpf, in welchem eingespülte und gewach¬ sene Vegetabilien durch Eisenoxydhydrat (vielleicht einen Quellabsatz) um¬ hüllt wurden, muss demnach bei irgend einer Veranlassung wieder der Ein¬ strömung der Usa geöffnet worden und von ihr unter Schutt und Gerolle begraben worden sein. — Jene Gerölle sind verkittet durch Kieselerde, sie sind sohin unter ganz andern Einwirkungen das geworden , was sie jetzt sind, als die von ihnen bedeckten Schichten, in denen Eisenoxydhydrat das Ceinent abgiebt. An einem andern Punkte des Usadelta’s, über 10000 Fuss entfernt von der Fundstätte bei Rockenberg, jenseits Münzenberg, treffen wir, ebenfalls unter einer mächtigen Conglomeratablagerung, Pflanzenreste in einen nun verhärteten Thon eingelegt wie in flie Mappe eines Herbariums. Auch hier sind in einem Sumpfe auf äusserst feinem Thonschlamme gewach¬ sene Pflanzen neben andern, eingespülten petrificirt. Es sind namentlich Schilfarten, Equiseten, Algen und Fairen, welche mit Süsswasserschnecken, Cyclas , Unio, Cyrena Vorkommen, doch beweisen einzelne eingehüllte Litori- nellen, dass das salzige Seewasser nicht fern war. Holzstücke, nun in Kieselerde umgewandelt, Blätter und Früchte von Nadel- und Laub-Holz, selbst von Palmen, vereinzelt und in Gruppen ver¬ eint, finden sich in den feinen Schlamm eingebettet, die Blätter, dunkler ge¬ färbt als das umgebende jaspisartige Gestein, heben sich malerisch ab auf dem isabellfarbigen Grunde. Sie gehören zu einer bei weitem grossem Anzahl von Arten als die bei Rockenberg vorkommenden, was wohl nur daher kommt, dass in dem feineren Thonschlamme jeder auch noch so zarte Orga¬ nismus erhalten werden konnte. — Wo die Blätter in sandige Thone einge- 35 lagert sind, ist ihre Form nur in groben Zügen erkennbar; wo sie aber in dem feineren Thone liegen, da erkennt man ihre mikroskopischen Nerven noch deutlich; Filze und Brande, welche auf ihnen schmarotzten, die Arbeiten von Raupen und Larven, welche das Blattfleisch zwischen den Nerven zer¬ störten, und andere zufällige Verletzungen sind eben so Avohl erhalten. Von Früchten finden sich Nüsse von Juglans , Flügel von .Acer und einiges andere, aber solche Tannenzapfen wie die bei Rockenberg vorkommenden habe ich hier bis jetzt noch nicht aufgefunden. Die Münzenberger Blättersandsteine sind einem Litorinellenkalksteine angelagert und ruhen wahrscheinlich auf diesem; sie sind bedeckt durch Conglomerate, in denen Quarz- und Kieselschiefer-Gerölle verkittet sind durch Chalcedon und Schwerspath. Jener Litorinellenkalk ist ziemlich kieselerdehaltig; er besteht vorzugs¬ weise aus Bruchstücken von Mytilus Faujasii , Litorinella acuta und Land¬ schnecken, von denen die beiden letztem als Seltenheiten auch im Blätter- thone Vorkommen. Dieser Kalk ist zum Theil durch Einseihungen krystal- linisch geworden, andern Theils ist er durch Aufnahme von Kieselerde zu einer Art Hornstein umgewandelt, welche sich namentlich bei Ga mb ach und Eberstadt Litorinellen umschliessend unter dem Basalte findet. Ob der Blätterreste umschliessende Kalk von Dorfgill ebenfalls hierher oder in eine jüngere Schichtenfolge gestellt werden muss, kann noch nicht ent¬ schieden werden, ehe über dessen Lagerungsverhältnisse und dessen organische Einschlüsse noch weitere Beobachtungen vorliegen. Herr Professor Dief- fenbach zu Giessen wird hierüber demnächst »eine sehr schätzbaren Er¬ mittelungen veröffentlichen. Die Verkieselung von Kalkschichten ist eine Erscheinung, welche sich am Rande des Vogelsberges an vielen Punkten wiederholt : besonders be¬ lehrend sind in dieser Beziehung die Litorinellenschichten zwischen Bön¬ stadt und Stammheim. Es liegt jedoch ausserhalb der Grenzen dieses Aufsatzes, der Ereignisse zu erwähnen, welche solche Metamorphosen be¬ wirkten, gleichzeitig die Sande und Gerolle des Usadelta’s durch Kieselerde verkitteten, dem Blätterthone von Münzenberg durch Zuführung kiesel¬ saurer Alkalien seine Plasticität nahmen , und die Kieselhölzer, Chalcedon- trauben, Quarzrosen und Schwerspathverkittungen im Blättersandsteine bei Münzenberg hervorriefen. Ich halte alles dieses eher für die Wirkung in Folge der vulkanischen Ausbrüche stattgehabter heisser Quellbildungen, als für die unmittelbare Folge der Hitze übergeflossener Lava. — Es ist in hohem Grade auffallend , dass in dem Schutte des Usadelta’s noch niemals Reste von Wirbelthieren gefunden worden sind : ich vermuthe, dass solche Reste, wenn sie überhaupt von der schwachen Strömung des Usabaches bis in das Delta transportirt werden konnten, im groben Schutte rasch durch den Sauerstoff und die Kohlensäure der Atmosphäre aufgelöst worden sind. Die Knochen von Elephas pritnigenius und Rhinoceros tichorrhinus , welche unter herabgefallenen Platten des Rockenberger Sandsteines begraben gefunden wurden, gehören der Deltabildung nicht an; sie kamen erst an 36 diese Stellen, als das Delta von dem Wetterbache zerrissen war, als durch die Strömung dieses Wassers jene Sandsteinplatten ihrer lockern sandigen Unterlage beraubt herabstürzten, und wurden, unter diesen Blöcken begraben, bis zu unsern Zeiten gegen Zerstörung geschützt. — Die im Thone , Sande und Kalke der tiefer im Wetterauer Tertiärsee¬ becken gebildeten Schichten vorkommenden organischen Formen sind wie jene im Schutte des Usadelta’s vorliegenden ebenfalls theilweise einge- schweinmt, theilweise an ihrem Standorte verschüttet. Zu den eingeschwemm¬ ten rechne ich ausser den Land- und Süsswasser-Schnecken auch alle Reste solcher Weichthiere, welche, freier Bewegung fähig, entweder im See herum¬ schwammen oder am Boden desselben und an auf diesem wachsenden Pflanzen umher krochen. Die Bulla , deren aufgerollte Schale im Cerithiensande von Klein¬ karben vorkommt, ist eine nicht selten bis weit in die offene See heraus¬ rudernde Schnecke; die Cerithium -, Fusus -, Buccinwn -, Nerita- und Neritina- Arten kriechen auf Steinen, auf dem Sande des Seebodens umher; die Lito- rinellen leben zwischen Wasserpflanzen. Erst nachdem die Bewohner dieser Schalen abgestorben oder getödtet waren , konnten sie bleibend in den See¬ absätzen versenkt werden. Sie sind sohin von wo anders her an ihre jetzigen Orte gelangt; sie sind herabgesunken und zugeschlemmt, oder auch durch Fluth und Wellenschlag an einzelnen Stellen zusammengespült worden, und bilden einen Gegensatz zu den Schalen von Cyrena, Cytherea , Mytilus , Perna uud Tichogonia, deren Thiere im Schlamm eingegraben oder durch Byssus an den Boden befestigt, gesellschaftlich vereint wohnten und sterbend an dem Orte blieben, den sie ihr ganzes Leben lang eingenommen hatten, obgleich auch manches Bruchstück dieser Schalen durch den Wellenschlag transportirt sein mag. — Die deutlichsten Spuren der gewaltsamen Fortbewegung von Ort zu Ort tragen die Schalen der Cerithien, Neritinen, Fusus u. a. Schnecken, welche in dem zwischen reinem Quarzsande bei Klein karben auftretenden, etwa 2 Fuss starken kalkigen Sandlager Vorkommen. Diese Schalen sind zer¬ brochen, zermalmt, abgerieben, zugerundet; sehr viele sind zernagt, ange¬ fressen, von runden Löchlein durchbohrt. Die in ihnen lebenden Thiere wurden also durch irgend ein anderes nach ihrem Fleische begieriges Ge¬ schöpf getödtet; dann blieben die leeren Schalen am Seeboden liegen und wurden entweder im Schlamm begraben, oder, wo die Windeseinwirkung bis auf den Grund herab die Wellen erregen konnte, hin und her gespült. — Die Sandmasse, in welcher diese Schneckenschalen bei Kleinkarben liegen, ist ein Gemenge von feinen Quarzkörnchen, welche, unter dem Mikro¬ skope betrachtet, noch kantig sind, und zu feinem Mehl zerriebenen Schnecken¬ schalen. Zwischendurch finden sich einige, jedoch verhältnissmässig wenigei kugelige, eiförmige, cylindrische Kalkkörperchen, welche entweder Foramini¬ feren oder Incrustationen von Diatomeen sein dürften. Die meisten in diese Sandmasse eingebetteten Schneckenschalen sind mit einer etwa V, Linie dicken Kruste von erdigem kohlensauren Kalke überzogen; ich halte diese für hervorgegangen aus der Einwirkung der auf vielen Wasserschnecken so 37 gerne wachsenden Chaetopkoru auf den doppelt kohlensauren Kalk des See¬ wassers. Auf Planorben , Paludinen und Limnäen unserer Teiche und Bäche wird man oft Chaetophora pisiformis , eine grüne Schleipe, und deren kalkige Incrustation finden. Manche Schneckenschalen sind mit andern neben "ihnen liegenden ver¬ kittet durch kalkige Incrustationen von Pflanzen ; manche sind in feste Kalk¬ knollen eingewickelt, welche wahrscheinlich ebenfalls solchen Pflanzen ihren Ursprung verdanken. Ueber diesem kalkigen Sandlager befindet sich eine, wenige Zoll dicke Schicht, die fast ausschliesslich aus den Resten von Verna Soldani besteht. Diese perlmutterglänzenden Bruchstücke sind verkittet durch erdigen Kalk. — Dann folgen nach oben reine Quarzsande, worjn einzelne noch vollständige Verna. , Cytherea , Cerithien zerstreut liegen. Diese Schneckenschalen sind, so lange sie im Sande stecken, zwar sehr weich und zerbrechlich; wenn man sie aber mit einem grösseren Ballen heraushebt und erst nach vollen¬ deter Austrocknung ausschält, so erhält man sie in den vollständigsten Exemplaren noch mit Farbe und Glanz. Weiter nach oben liegt im Sande eine dünne Schicht blauen kalkigen Mergels, ganz und gar erfüllt von Land- und Süsswasser-Schnecken, denen sich nur sehr selten Cerithien und Tichogonien zugesellen. Darüber folgen wieder in Sandstein übergehende Sandmassen mit Fusus , Cerithien , Neritinen , Tichogonien in grosser Menge und seltener mit jenen Land- und Süsswasser-Schnecken. Die Kalksubstanz dieser organischen Einschlüsse ist gänzlich verschwunden; die Formen sind als sehr nette Stein¬ kerne und saubere Abdrücke übergeblieben. Diese Sandsteine verlaufen nach oben in sandige Kalke mit denselben Versteinerungen , denen sich Mytilus Faujasii zugesellt. In den Kalkschich¬ ten, die auch bei Kloppenheim schön aufgeschlossen sind, bemerkt man eine grosse Anzahl jener runden Körnchen, welche ich für Foraminiferen und Pflanzenincrustationen halte. Die eingeschlossenen Muschelschalen haben eine krystallinische Structur angenommen und zerfallen beim Herausnehmen aus dem Gesteine zu Pulver; dagegen bleiben ihre Kerne als Röhren und Lamellen übrig, deren innere Wände mit Kalkspathkrystallisationen bedeckt sind. Auf diese Cerithienkalke folgt eine Reihe von kalkigen und thonigen Schichten, die fast nur aus Cyrena Faujasii , Mytilus Faujasii , Tichogonia ßrardii und Litorinella acuta und inflata bestehen. Die Litorinellen und wenige eingeschwemmte Landschnecken verbreiten sich über alle diese Lager; die übrigen zweischaligen Schnecken aber sind jedesmal nur auf bestimmte Lagertheile angewiesen und bilden förmliche Muschelbänke. Zu unterst liegt z. B. eine Bank Mytilus; dann folgen Litorinellen und Thonlagen, weiter eine Bank Tichogonien, wieder Litorinellen und Thon, nun Cyrena , abermals Litorinellen, Thon, Litorinellen, Thon u. s. w. Bei Ilbenstadt begegnet man einer ähnlichen Lagerungsfolge. Auch hier findet sich in der Tiefe wie bei Kleinkarben ein blaugrüner Letten 38 mit Cyrena subarala , darauf ein unmächtiges schwefelkieshalliges, mulmiges Braunkohlenflötz , zuweilen durch eine Thonlage in zwei Etagen getrennt, dann Thone mit Cerithien u. s. w. , nun Letten mit Mytilus, mit Cyrena Faujasii , endlich Litorinellenkalke. An andern Stellen ist auch hier der Cerithienlelten durch Cerithiensand ersetzt, die Litorinellenkalke sind dagegen reiner abgeschieden , weniger oft durch Zwischenlagen von Letten getrennt, und enthalten schon jene Incrustationen von Charen und Conferven, die den Litorinellenkalk von Bönstadt so sehr vor andern ähnlichen Kalken auszeichnen. Bei letzterem Orte besteht diese Kalkschicht in grosser Mächtig¬ keit einzig und allein aus den Incrustationen dieser Wasserpflanzen; hier ist das im Seewasser gelöst gewesene Kalkbicarbonat durch den Lehensprozess der Pflanzen zersetzt , der einfach kohlensaure Kalk an dem Standorte der Pflanzen fixirt. Die Schalen von Litorinella acuta , von Cypris faba und wenigen eingespülten Landschnecken sind zwischen diesen Incrustationen ab¬ gelagert. Bei dem Dorfe Seckbach und an einigen andern Stellen des von Frankfurt über Bergen nach Marköbel ziehenden kalkigen Höhen¬ zuges finden sich ähnliche Bildungen wie die Bönstadter; während wieder an andern Stellen die organischen Reste in ganz abweichender Weise ange¬ ordnet sind. Die Tertiärkalke, welche zwischen Vilbel und Bergen abgebaut werden, sind sehr bituminös, daher dunkelblau und schwarzgrau gefärbt. In den untern Abtheilungen liegen Cerithien, Cyrenen, Cythereen, Nalica , Neri¬ tinen, Dreissenen, Mytilus , mit wenigen Litorinellen vereint, so dicht an und in einander geschoben, dass fast für nichts anderes Platz vorhanden ist; nach oben verlaufen diese Schichten in den an Pflanzenincrustationen reichen Litorinellenkalk. Wo die bituminösen Kalke durch Klüfte in Absonderungs¬ stücke zertheilt sind, hat sich ihre Farbe in ein lichtes Grau und selbst in Gelb verwandelt, indem die Kohle verbrannte. Die dadurch entstandene Kohlensäure hat die Substanz der Muschelschalen angegriffen und zuweilen gänzlich entfernt, so dass nur Steinkerne und Abdrücke überblieben. Wo in den Soole-Bassins der Saline Nauheim Conferven wachsen, bildet sich ein schwarzer kalkiger Schlamm, welcher aus Incrustationen der verfaulenden Conferven besteht. Die pulverigen Absätze der Art enthalten das Kalkcarbonat und einen Theil der Kohlensäure der Salzsoole, von welcher durch den Lebensprozess der Pflanze der Sauerstoff abgeschieden und der Atmosphäre übergeben worden ist. Ich bin der Ansicht, dass die bituminösen Kalke gleiche Entstehung haben, dass auch sie aus den Substan¬ zen gemengt sind, welche kryptogamische Wasserpflanzen aus dem Wasser und der Atmosphäre abgeschieden haben. Die Kalkablagerung von Vilbel-Bergen ist am Rande einer aus Kohlensandstein gebildeten Insel entstanden; vielleicht hat hier die fette Weide in jenen Pflanzen, welche Kalkschlamm und Kohle absetzten, die Mollusken, deren Gehäuse jetzt in so unzähliger Menge zu Baustein verkittet sind, an¬ gezogen. Weil keine Fluss- und Bach-Mündung nahe war, und die dicht 39 gestellten Conferven das Seewasser filtrirten, so finden wir hier den Kalk weniger durch Sand und Lett verunreinigt. — In den Litorinellenkalken liegen die Schalen der Litorinella acuta und inflatä so gedrängt an einander, dass kaum noch Raum zu einem Bindemittel vorhanden ist. Ein solches Bindemittel fehlt jedoch nicht; es besteht aus einem dünnen kalkigen Ueberzuge der einzelnen Schneckenhäuschen. Auch diesen erdigen Kalk muss ich als Incrustation ansehen , erzeugt durch den Lebensprozess einer Chaetophora. Wo die feinzertheilten Kohlenreste dieser Pflanze sich noch erhalten haben, ist der Kalk grau, die Litorinellengehäuse sind noch vollkommen unverändert. Wo dagegen die Kohle durch den atmosphärischen SauerstotF verbrannt ist, da hat die gebildete Kohlensäure diese Schalen aufgelöst, da finden wir jetzt nur Steinkerne von Litorinellen, oft aus Kalkspath gebildet. Die Anzahl der in diesen sehr verbreiteten Schichten begrabenen Thierreste geht ins Ungeheure. Ich zählte die Anzahl Litorinellen, welche in einem Cubikzolle Gestein liegen, indem ich einen mürben Litorinellenkalk zerdrückte, in schwacher Säure ätzte und die Individuen so isolirte, und fand sie = 3497. Jeder Cubikfuss eines solchen Lagers enthält sohin sechs Millionen Individuen, und jede fusshohe Schicht des Lagers, welches zwischen Rendel und Bönstadt eine Fläche von 150 Millionen Ouadratfuss be¬ deckt, an 900 Billionen Litorinellen. Nun ist dieses Lager aber über 70Fuss dick; welch’ ungeheure Anzahl von Thieren musste also vergehen, ehe dieses Lager gebildet werden konnte! Anfangs, ehe die Nidda und Nidder, ehe der Main mit seinen Neben¬ flüssen den abgesetzten Kalk wieder hinweggewaschen hatte, betrug dieser Kalkabsatz, den Thiere und Pflanzen aus dem irn Wasser des Tertiärsee’s aufgelösten Chlorcalcium , Gypse und Kalkbicarbonat niedergeschlagen haben, mehr als doppelt so viel als wir jetzt noch finden ; welch’ ungeheure Masse Wassers musste sohin mit solchen Salzen beladen dem See zugeführt werden, ehe durch die vereinte Thätigkeit so kleiner organischen Wesen ein so grosses Resultat hervorgebracht werden konnte! Betrachten wir die Reihenfolge der Schichten in den tieferen Theilen des Tertiärsee’s, so finden wir : zu unterst Letten mit kalkigen Mergeln, Sand und Gerolle, darüber reinere Kalke; sohin als Unterlage von letzteren, welche nur im Innern des See’s, dem Ufer ferner, entstehen konnten, Strand¬ bildungen (die Muschelsande von Kleinkarben). Diese Anordnung der Organismen und Substanzen veranlasst mich zu folgenden geologischen Schlössen. 1) Der Wetterauer Terliärsee ist gebildet in einer Einsenkung, welche entstand auf der längst vorher ins Trockene gehobenen Grauwackenformation und auf den daran gelagerten Steinkohlen-, Kupferschiefer- und Zechstein- Schichten. 2) Das Einsinken des Seebodens schritt aber noch fort, während die Abscheidung der Tertiärschichten erfolgte. 3) Diese Senkung fand vorzugsweise in einer gegen Westen fort¬ schreitenden Richtung nach dem Grauwackengebiet statt, während sich das 40 Terrain des Kupferschiefers und Buntsandsteines im Osten des See’s (Vogels¬ berg) hob. Es kamen so allmälig Stücke, welche anfänglich am Rande des Taunus Strand- und Küsten -Gebiet waren , mehr in die Mitte des See’s zu liegen, und eigentliche Meeresbildungen, die Septarienthone von Romsthal, wurden ins Trockene gehoben, ehe neuere Seeabsätze darauf fielen. 4) Hierdurch und durch die Erhöhung des östlichen Seeufers >vard den später den See entleerenden Abflüssen ihre Bahn bei Vilbel vorge¬ zeichnet. — Es ist sehr auffallend, dass trotz eifrigen Suchens, wobei ich mit meinen Freunden grosse Massen des Gesteines zerstörte und ganze Lager- theile durchsiebte und auswusch, noch keine Spur eines Wirbelthieres in den Tertiärschichten der Wetterau gefunden worden ist, während doch bei Hochstadt (Hanau), bei Glimbach (Giessen) und jenseits des Rheines so schöne und zahlreiche Knochenreste von Fischen, Reptilien und Mammalien aufgedeckt wurden. Die Beantwortung dieser Frage muss noch ausgesetzt werden, jedenfalls fordert aber deren Stellung zu neuen Forschungen in dem bezeichnten Terrain auf. — Sowohl in den Cyrenenmergeln , als auch in den Cerithien- und Litorinellen-Thonen begegnen wir schwach entwickelten Braunkohlenflötzen. Die Vegetabilien , aus denen sie entstanden, sind wohl zum grössten Theile an dem Orte ihres jetzigen Vorkommens gewachsen; es mögen Algen und Conferven gewesen sein, welche in dem anfänglich noch flachen Seebecken, der Küste nahe, grünten. Die im Cerithienletten und Cyrenenmergel bei Gronau vorkommenden Braunkohlen umhüllen Cerithien, Perna , Fusus , Buccinum u. s. w., ein Zeichen, dass sie innerhalb des Brackwassers wuchsen. Die darin vorkommenden spärlichen Holzreste sind wohl ebenso einge¬ schwemmt, wie die wenigen im Cerithiensande und Litorinellenkalke gefun¬ denen Holzstücke. Auch diese Kohlenflötzchen bestätigen die obigen Voraus¬ setzungen unter 2 und 3, denn Kohlenflötze konnten sich wohl nicht mitten im See anhäufen ; sie setzen flache, dem eingespülten Schlamme verschlossene Bassins voraus. Nach ihrer Bildung senkte sich ihre* Unterlage, der See er¬ goss sich über sie hin, es entstanden Strand- und endlich Hochsee-Gebilde über ihnen. Die schwache Bank Landschneckenkalkes, welche bei Kleinkarben mitten im Cerithiensande vorliegt, kann nur erklärt werden durch die An¬ nahme, dass damals durch irgend ein ungewöhnliches Ereigniss eine Masse kalkigen Schlammes, welcher diese Helix-, Bulimus -, Pupa -, Succinea -, Limneus -, Planorbis -, Paludina- Arten eingewickelt enthielt, in den See herein geschoben wurde. Vielleicht bestand im Taunus, da wo jetzt in flachem Becken Werheim liegt, eine kleine Süsswasseransammlung, aus welcher ein Bach, der jetzige Erlenbach, in den Tertiärsee floss. Wenn dieser Bach das enge Querthal , in welchem er jetzt rauschend fliesst, durch den Quarzit gewaschen hat, so musste er jenes Süsswasserbecken entleeren. Ge¬ schah diese Entleerung plötzlich, so mussten Schlammmassen und darinnen zerstreute organische Reste plötzlich an den Strand des See’s gelangen. — Ohne Zweifel hat der Erlenbach s. Z. viel Schutt und Schlamm und manches 41 Landthier und manche Landpflanze in die Wetterauer Tertiärschichten ge¬ führt; an seiner Mündung besteht noch ein mächtiges Schuttdelta, welches von Holzheim über Dortelweil bis Kleinkarben reicht, und dessen Spuren sich bis Rossbach herauf verfolgen lassen. Die Braunkohlenablagerungen, welche bei Laubach (Hessenbrücken¬ hammer), Salzhausen und zwischen Bauernheim und Berstadt durch Bergbau ausgebeutet werden, enthalten neben wohlerhaltenen Pflanzen¬ resten eine grosse Menge formlos gewordenen Pflanzenstoffes. Wir wollen versuchen , aus der Art des Vorkommens der ersteren Schlüsse auf die Ent¬ stehungsgeschichte dieser KohlenstolT-Nie'derlagen zu ziehen. Das Braunkohlenlager bei Salzhausen bildet eine grosse Linse mit etwas aufgebogenen Rändern , welche auf einem bituminösen Thone ruht, der nach unten in weissen Thon übergeht. Unter diesem bitumenfreien Thone trafen Bohrlöcher eine Schicht thonigen Sphärosiderits und endlich ein Gestein, welches für von Bitumen durchdrungenen Basalt gehalten wird. In nicht grosser Entfernung umschliessen das Lager Basaltmassen; sein Dach ist Thon und Letten. Die Kohle selbst besteht aus zwei verschiedenen, jedoch nicht scharf getrennten Lagen. Die tiefste Lage, 43 Darmstädter Fuss dick, ist ein sehr bituminöser Thon oder, mit andern Worten, eine durch eingespülten Schlamm sehr verunreinigte Kohle, welche unzählige, schön erhaltene Blätter von ganz gleichen Baumarten, wie die in den Münzenberger Sandsteinen und Thonen verschütteten, umhüllt. Dass diese Braunkohle in einem Süsswasser¬ bassin abgesetzt ist, unterliegt keinem Zweifel, denn es fanden sich in ihr Reste eines Frosches und dessen Larven. Der blälterführende Theil der Lage ist nichts anderes als der etwas tiefer liegende bituminöse Thon mit gestei¬ gertem Kohlengehalte. — Diese unreine Kohle verläuft allmälig in die obere Lage, eine reinere, aus Baumstämmen, Holzstücken und einer erdigen, moder¬ artigen Substanz bestehende. Die Baumstämme mit anhängenden Aesten, oft von sehr beträchtlichen Dimensionen, liegen in verschiedenen Richtungen ge¬ neigt; die umliegenden sind von ovalem, die stehenden von kreisrundem Querschnitte. Sie bilden wohl ein Viertheil der Masse und gehören der Mehrzahl nach Nadelhölzern an, doch sind auch Laubholz- und Palmen- Stämme nachgewiesen. Die Räume zwischen diesen Stämmen sind mit einer schwarzbraunen oder einer braunrothen, rothfaulem Holze ähnlichen Substanz erfüllt, worin kleinere, in Pechkohle verwandelte Aestchen, Tannennadeln, unkenntlich gewordene Blätter, Bruchstücke moosartiger Pflänzchen, Samen und Nüsse zerstreut liegen. Dieser obere Lagertheil besitzt eine Mächtigkeit von 54 Darmstädter Fuss. An eine Anschwemmung der Braunkohlen von weiter Ferne kann hier kaum gedacht werden ; es könnten aber aus der Art des Vorkommens folgende geologische Schlüsse abgeleitet werden. 6 42 In einer Einsenkung (einem Krater?) auf vulkanischem Gesteine ent¬ stand eine kleine Wasseransammlung, deren Boden sich allmälig durch die von den Atmosphärilien abgenagten Schlammtheile der Trichterwände erhöhte. Der weisse Thon , das Sphärosiderit-Lager sind aus dieser Ursache hervor¬ gegangen. Als sich Pflanzen auf den Trichterwänden ansiedelten, mengte sich jenem Thonschlamme Pflanzensubstanz bei; es entstand bituminöser Thon. Als endlich der tiefer, humusreicher gewordene Boden Bäume tragen konnte, vermehrte sich durch herein gefallene Blätter, Aestchen , Früchte, Flechten, durch Conferven und Algen, welche im Bassin wuchsen und schwammen u. s. w., der Kohlengehalt des Thones; es entstand im Laufe der Jahrhun¬ derte jene Blätterkohle, welche dem bituminösen Thone folgt. — Endlich zerbrach nach Verlauf von Jahrhunderten das Alter die an den Abhängen des Trichters gewachsenen (bis 11 Fuss dicken) Bäume, sie sanken in Ge¬ meinschaft mit andern, vielleicht von Erdbeben oder Sturm entwurzelten, ge¬ knickten Genossen in den Wasserbehälter und näherten sich faulend dem Boden, vermischt mit den stets neu zuwachsenden Wasserpflanzen. Da Baumstämme lange Zeit im Wasser schwimmen, ehe sie gesättigt zu Boden sinken, so mochten sich mit der Zeit noch neue H»lzmassen zu den alten gesellen, und der eingespülte Schlamm sank durch die Zwischenräume dieses Flosses den tieferen Punkten zu. Endlich aber erlagen die leichter zer¬ störbaren Laubholzstämme der Verwesung und wurden Moder, der dann die harzreichem Tannenbäume einschloss. Als vielleicht eine Hebung des Terrains oder ein Erdbeben oder auch der Zahn der Zeit den Damm zerbrach, welcher jenes Bassin von dem grossen Wetterauer See trennte, verlief sich das Wasser; die Kohlenbildung musste ihr Ende erreichen. — Es sammelten sich nun allerhand Gesteins¬ abgänge auf den abgelagerten Vegetabilien und entstand das Kohlendach. — Bei Hessenbrückenhammer nächst Laubaeh sind die Lagerungs¬ verhältnisse nach V. Leonhard folgende : Dammerde. Fester Basalt, 50' dick. Bituminöser Thon mit Blätterabdrücken, 6 bis 15' dick. ltes ßraunkohlenflötz mit flachgedrückten Holzresten, 4' dick. ßasaltconglomerat, nur einige Zolle dick. 2tes Kohlenflötz wie 1., 3' mächtig. Basaltconglomerat, 3 bis 4' mächtig. 3tes Kohlenflötz mit sehr viel Holzresten, 7 bis 8'. Basaltconglomerat, 3 bis 4V 4tes Kohlenflötz, 4 bis 5'. Basaltconglomerat, 4 bis 5'. 5tes Kohlenflötz, 10 bis 12'. Basaltconglomerat mit vielen Gesteinseinschlüssen, 50'. 6tes Kohlenflötz, 3/. Basaltconglomerat, 1 7tes Kohlenflötz, mit viel Holz. 43 Das 7te Braunkohlenflötz wird nach der Tiefe der Mulde hin sehr mächtig; es ruht auf einem bitumenreichen Thone ohne thierische Versteine¬ rungen, in welchem mehrere hundert Fuss tief gebohrt worden ist, ohne dass eine Veränderung bemerkt worden wäre. Die Kohlen bestehen wie die Salzhäuser aus Mulm , worin sehr viele starke, abgeplattete Baumstämme liegen. Die Abplattung dieser ehemals kreisrunden Hölzer muss schon eingeleitet gewesen sein, ehe sich die darüber liegenden Conglomerat- und Lava-Massen bildeten. Denn hätten die Baum¬ stämme rund, mit ihren Aesten sparrig neben einander, und nicht schon in dem Moder der erdigen Kohle gebettet gelegen , so wäre durchaus nicht ab- zusehen, weshalb die vulcanische Asche oder die Lava, welche das zwischen den Kohlen liegende Basaltconglomerat bildet, nicht alle Zwischenräume zwischen jenen sparrigen Holzmassen erfüllt haben sollte. Wenn während des Faulens umliegender Baumstämme ein Theil der Holzsubstanz in Gasform entweicht, so muss eine Schrumpfung der Masse eintreten. Werden nun durch diesen Prozess die Gefässbündel und Holzfasern ausser Zusammenhang gebracht, sohin leichter verschiebbar, so muss die eigene Schwere die höher liegenden auf die tiefem herab bewegen, und es muss aus dem kreisförmigen Querschnitte ein elliptischer entstehen, weil sich die horizontalen Achsen nicht nach jenem Gesetze der Gravitation zusammen¬ ziehen können. Auflastender Druck, z. B. von Wasser in einem Bassin, musste diese Abplattung beschleunigen ; später zugeführte Gesteinsdecken pressten allerdings die Massen zusammen und verdichteten sie, sie waren aber nicht die Veranlassung jener Abplattung. Zwischen den Kohlen liegen Früchte und Blätter, denen von Salz¬ hausen sehr ähnlich. Die Bildungsgeschichte dieser Koblenflötze mag mit der des Salzhäuser Lagers viel Aehnlichkeit haben; in einem abgeschlossenen Bassin sammelte sich eingeschlemmter Detritus der umliegenden Felsmassen, vermischt mit Ab¬ gängen der Land- und Wasser-Vegetation, und bildete das tiefste Thonflötz; darauf siedelte sich das tiefste Kohlenlager an, indem auch hier Baumstämme und anderes Holzwerk mit Wasserlinsen, Wasserarmleuchtern, Conferven aller Art, gemeinschaftlich zu Boden sanken. Auf diese Pflanzenablagerung warf der Ausbruch eines nahen Kraters vulkanische Asche; es senkte sich das tiefste feinkörnige Basaltconglomerat zu Boden. Abermals wuchsen Pflanzenreste zu einem mehrere Fusse starken Lager auf dieser Erdschicht an , welche nach einiger Zeit unter einer 50/ mächtigen Masse vulcanischer Auswürflinge begraben wurden. Dieser Wechsel von Pflanzensubstanz und Aschenablagerung fand noch öfter statt, bis endlich ein starker Lavastrom das Bassin vollständigst erfüllte. Die Zeiträume, welche zwischen dem ersten Kohlenniederschlage und dem letzten Eintreten basaltischer Lava liegen, sind ohne Zweifel sehr bedeutend. Wahrscheinlich schloss die Bildung zu der Zeit, als eine ungeheuere Lavarnasse aus dem vulcanischen Heerde des Vogelsberges sich über die Litorinellenschichten der Wetterau ergoss; denn alle in den obern Thonen unter dem obersten Basalte 44 gefundenen Pflanzenreste stimmen überein mit den Pflanzenabdrücken von Münzenberg, welche ebenfalls unter dem Basalte liegen. Jedenfalls reicht aber die vulcanische Thätigkeit des Vogelsberges tief in die Tertiärzeit herab; vielleicht trug sie mit zur Bereitung des Wet¬ terauer Tertiärbeckens bei. — Die bei H essen brücken ha m me r vorkommenden Braunkohlen¬ ablagerungen stammen sohin von Pflanzen ab, welche von den ersten Zeiten der Tertiärablagerung bis fast zu deren letzten die Ufer des Wetterauer See’s bedeckten. Anders verhält es sich mit den Braunkohlen, welche zwischen Ber¬ stadt und Bauernheim ein so mächtiges und umfangreiches Klotz dar¬ stellen; diese liegen entschieden über einem Basalte, welcher die meerischen Absätze jenes See’s unterbrach, welcher wahrscheinlich jene Laubacher Kohlen selbst bedeckt. Dieses grosse Wetterauer Kohlenflötz ist ausgebreitet auf einem Basaltthone, der hervorgegangen ist durch Zerstörung des Basaltes an Ort und Stelle. — Nachdem jener schon mehrfach erwähnte Basaltlavastrom den oberen Theil des Wetterauer Tertiärsee’ s bedeckt hatte, musste die von ihm abgedämmte Usa ein neues Bett sich eingraben. Wir gewahren die Ufer dieses Bettes Niedermörlen gegenüber längs der Main -Weser- Eisenbahn bei Nauheim einen weilen, südwärts gekrümmten Bogen bildend, hoch über der jetzigen Thalsohle der Usa. Die auf dem neu entstandenen trockenen Lande am Hange des Vogelsberges zusammenrinnenden Wasser tieften sich auf der Grenze jenes Lavastromes und den lockern Massen des Usadelta’s ein Bett aus und bereiteten somit der Wetter ihre jetzige Bahn. — Ein Stück jener Basaltmasse unterlag aber der Einwirkung vulcanischer Gase, \velche zwischen Nauheim, Schwalheim, bis herauf nach Traishorloff noch heute in ausserordentlicher Menge dem Boden ent¬ steigen. Denken wir uns, dass Salsen und Fumarolen in dem Bassin der Horloff ihr Wesen trieben, so haben wir die Veranlassung zu der Umwand¬ lung jenes Basaltes in Thon , der oft noch die Structur des Basaltes beibe¬ halten hat und öfters grosse Bruchstücke weniger zerstörten Gesteines um- schliesst. Dieses Spiel chemischer Kräfte entführte an andern Punkten alle auflöslichen Substanzen aus dem zerlegten Basalte; es entstanden Schwin¬ dungen, Vertiefungen und Senkungen, welche jetzt noch als sogenannte Seeen an der Oberfläche, und als Mulden im Liegenden des Kohlenlagers wahrge¬ nommen werden. In dieser gewaltigen Vertiefung sammelte sich natürlich Meteorwasser; es entstand ein See, welcher von der Horloff durchflossen wurde. In diesem Bassin nun haben sich die Wetterauer Braunkohlen abge¬ setzt; — auf welche Weise dieses geschah, darüber geben die Pflanzenein¬ schlüsse der Kohlen selbst genügenden Aufschluss. Die Braunkohle des Wetterauer Lagers selbst besteht aus moder- und torfartigem braunem Stoffe, welchem ziemlich viel einer graulich- gelben harzigen Masse (weisse Kohle) und bituminöser, der Bergseife ähnlicher Thon beigemengt sind. Sehr zersetzte, durch weit fortgeschrittene Fäulniss fast 45 unkenntlich gewordene Holzreste stellen kaum ein Zehntheil des Volums dar, doch häufen sich in einzelnen von der Hauptniederlage getrennten kleineren Bassins diese Baumstämme mehr. Anthracitartige Kohlen finden sich häufig durch die ganze Masse. Jene Holzreste gehörten wohl meist Coniferen an; wie denn auch Tannennadeln und drei Arten von Pinuszapfen nicht selten gefunden werden. Ausser diesen Früchten sind 3 Arten Wallnüsse, 2 Arten Haselnüsse, Kasta¬ nien, Fruchtkerne denen der Magnolie und der Buche ähnlich, und Steinobst¬ kerne vorgekommen. — Ferner treffen wir in weit grösserer Anzahl Samen von Kräutern, namentlich Kerne denen des Hanfes ähnlich, schuppige Frücht¬ chen wie die des Hopfenklee’s , fast staubfeine Samen, gewöhnlich zwischen Schilfstengeln. Von ncfch grösserer Bedeutung sind aber andere Pflanzenreste, weil sie, im Gegensätze zu jenen eingespülten, an Ort und Stelle gewach¬ senen Pflanzen angehört haben. Es sind Schläuche von mehreren Utricularia- Arten, Blätter, die, nach ihrer schwammigen Structur zu urtheilen, schwim¬ mende Blätter eines Potamogeton waren, Schilfstengcl , Schachtelhalme und Wurzeln von Wasserpflanzen. Das so häufige Vorkommen dieser Wasserpflanzen, welche auch noch heutiges Tages in Torfmooren und stillen Wassern wachsen, bezeugt zur Genüge, dass die Wetterauer Braunkohle nichts als ein verschüttetes Torf¬ moor ist. Bei Enkheim*) wird ein Torfmoor ausgebeutet, in dessen ausge¬ grabenen Theilen unter Wasserbedeckung von 10 bis 12 Fuss sich seit 20 Jahren eine etwa 4 Fuss dicke Moder- und Torfschicht aufs Neue ge¬ sammelt hat. Dieser Torf wächst der Hauptsache nach aus Lemna trisulca, Uiricularia vulgaris und mancherlei Conferven zusammen, umschliesst aber auch Stengel und Blätter von Iris pseudacorus, Arundo phragmites , Aeste und Blätter von am Ufer stehenden Bäumen und Sträuchern. — So denke ich mir auch die Wetterauer Kohlen entstanden. Schlamm ward während der Torfbildung genug zugeführt; der meiste blieb aber in den dichten Pflanzenrasen längs des Ufers wie in einem Filter zurück, und bildet nun entweder bituminöse Thone oder die unreine, mit sich gegen das Lager hin ausspitzenden Thonkeilen wechselnde Kohle der Ausgehenden; ein geringerer, feinerer Antheil ward über das ganze Becken verbreitet und hat den starken Aschengehalt dieser Kohlen veranlasst. Wenn Schalthiere in diesem Wasserbehälter lebten, was sehr wahr¬ scheinlich ist, so wurden ihre in den Kohlenschlamm gebetteten Schalen wohl aufgelöst, als sich die Torfsubstanz zu Braunkohle fortentwickelte; dagegen konnten Flügel und Körper von Käfern sehr wohl erhalten bleiben. Der Torfsumpf ward gespeist durch die Horloff und Nidda. Als der südliche Theil des Wetterauer Tertiärsee’s schon entleert war, die Nidda ihr Bett austiefend den Basaltdamm bei Wickstadt und Assenheim durchnagt hatte, da entleerte sich auch jenes Bassin ; die Torfpflanzen starben ") R. Ludwig, das Wachsen der Steine. Darmst. 1853. S. 158. 46 ab und Regenfluthen schoben Schlamm bis in die Mitte des Lagers. Es ent¬ stand hierdurch das Kohlendach, ein Letten und Lehm. Die HorlotF hat in diesem Kohlenletten wohl zuweilen ihren Lauf verändert; es konnten also hier und da Sehalthiere leben, welche reines fliessendes Wasser, aber weichen Roden lieben, wie die vor einiger Zeit in dem Kunstschachte des Wölfers- heimer Berk Werkes in einer Höhe von 3 bis 4 Fuss über den Kohlen aufge¬ fundene zweischalige Muschel, die der Gattung Unio anzugehören scheint. Nauheim, im Januar 1854. V. Verzeichntes der wildwachsenden Pflanzen der Umgegend von Nidda nach dem natürlichen Systeme aus Schnittspähn’s Flora. 1. Aufl. 1839. (vgl. 2., 1846) vom Gymnasiallehramtscandidaten Herrn Dr. Fried. Möller aus Nidda. Nachstehendes Verzeichniss hatte ich vor einigen Jahren zu meinem eignen Gebrauche zusammengestellt, und zwar fast ausschliesslich nach den Anhaltspunkten, welche mir mein während 14 Jahren gesammeltes Herbarium darbot. Der Kreis der Fundorte ist daher ein sehr kleiner; nur hier und da ist eine Pflanze verzeichnet, deren Heimath über diesen Umfang hinausliegt. Die Angabe solcher Standorte verdanke ich der Güte des Herrn Dr. Borberg, ehemaligen Apothekers , dahier. Daneben sind aber gar manche Pflanzen, wennschon nicht ganz gewöhnlich, ohne Bezeichnung ihres Fundortes geblie¬ ben, da ich ihn früher nicht angemerkt hatte, wie überhaupt das Verzeichniss durchaus keinen Anspruch auf Vollständigkeit machen kann. Nur auf Zu¬ reden meines verehrten Freundes TäSChe in Salzhausen, der lebhafte Theil- nahme für diesen Gegenstand zeigt, habe ich mich dazu verstanden, diesen Beitrag von so enger Begrenzung mitzutheilen. Zur besseren Beurtheilung der Verhältnisse unserer kleinen Pflanzen¬ welt gebe ich zuerst eine Darstellung der Bodenbeschatfenheit, nach Herrn Tasche’s Bestimmungen. (Näheres wird Derselbe noch in diesem Bericht selbst veröffentlichen.) I. Gebirgsarten : 1. Basalt, fast überall. — 2. Phonolith, am Schieferberg beim Häuserhof. — 3. Zechstein, bei Bleichenbach. — 4. Bunter Sandstein, um Ortenberg. — 5. Braunkohlensandstein und Sand, in Salzhausen. — 6. Braunkohlen : a) erdige; b) bituminöses Holz; c) Blätterkohle, da¬ selbst. — 7. Braunkohlenthon, Salzh., Nidda, Ranstadt. — 8. Torf, Echzell, Salzh., Berstadt. 47 II. Mineralwässer : 1. Säuerlinge, Schwalheimerhof, Häuserhof. — 2. Soolqu eilen, Salzh., Selters. III. Einfache Mineralien : 1. Chabasit (in schönen Krystallen), Neu-Wirthshaus , Michelnauer Weg (Keller). — 2. Phillip psit (in weingelben Zwillingskr.), daselbst. — 3. Bolus, das. und an vielen a. 0. — 4. Einachsiger Glimmer, Gold¬ kaute bei Eckartsborn. — 5. Hornblende, das. und bei Ranstadt. — 6. Hya- lith, Geisnidda, Unterwiddersheim. — 7. Retinit, 8. Schwefelkies, 9. Eisenvitriol, 10. Gypsausblühungen, 11. Kalialaun (sehr selten), im Salzhäuser Bergwerk. I. Dicotyledonen. A. Farn. 1. 1. Thalictrum flavum 2. Anemone sylvestris 3. r> nemorosa 4. 99 ranunculoides 5. 11 Pulsatilla 6. Adonis vernalis 7. „ aestivalis 8. Myosurus minimus 9. Ranunculus aquatilis 10. 99 fluitans 11. 99 Lingua 12. 99 Flammula 13. 91 Ficaria 14. 19 auricomus 15. 99 acris 16. 99 nemorosus 17. 9 repens 18. 99 bulbosus 19. 99 sceleratus 20. „ arvensis 21. Caltha palustris 22. Trollius europaeus 23. Nigella arvensis 24. Aquilegia vulgaris Tlialamifloreu. Ranunculaceen. Nachtweide. Harbwald. Wälder und Hecken. Hoher-Wald (Rand). Oberwald (Vogelsberg), daselbst. *) Wege und Aecker. Schäferteich (Salzhausen). Fluthgraben. Gräben der Breite, das. Schmale-Wiese. Gemein. Wiesen, Raine. Hecken der Schlosswiese. Gräben der Nachtweide. Harbwald. Gemein. Wiesen. Alter Stadtgraben (Schloss). Gräben der Breite. Gemein. Aecker. Gern. Feuchte W'iesen. Oberwa ld. Beunde. Ziegelhütte (Harb). e) Von solcher kann ich den Standort nicht angeben. 48 25. Delphinium Consolida 26. Aconitum Lycoctonum 27. » Cammarum Fam. 2. 28. Berberis vulgaris Fam. 3. 29. Nympkaea alba 30. Nuphar luteum Fam. 4. 31. Papaver Argemone 32. v hybridum 33. „ dubium 34. » Rhoeas 35. Chelidonium majus Fam. 5. 36. Fumaria officinalis 37. n parvißora 38. Corydalis cava 39 n solida Fam. 6 40. Raphanus Raphanistrum 41. Alyssum monlanum 42. » incanum 43. Lepidium Draba 44. n latifolium 45. n campestre 46. » ruderale 47. Draba verna 48. Teesdalia nudicaulis 49. Iberis amara 50. Capselia Bursa 51. Thlaspi arvense 52. n perfoliatuin 53. Camelina sativa 54. n dentata 55. Nasturtium officinale 56. y> sylvestre 57. Cardamine amara 58. n pratensis 59. n sylvatica Gern. Saat. Oberwald? (B). das. B erb erid een. Gern. Hecken. Nymphaeaceen. Schäferteich (Salzh.). Mündung d. Salzh. Bachs. Papaveraceen. Vor d. Hohen-Wald. Bindes (Klüfte). Wallernhäuser Berg. Gern. Saat. Gern, an Mauern. Fumariaceen. Gärten, Aecker. *) *) Altenburg. Cru eifere ii. Aecker. Geisniddaer Berg. Kieselberg. Salzh. Runder Bau. Altenburg. Kirchhofsmauer (S. 0.). Gern. Wege. Johanniterhofgärten. Gärten, Aecker. Gern. Aecker. Aecker. Vor dem Kunstrad. das. Hochsteiner Quelle. Schloss wiesenäcker. ßorsdurfer Weg (Phil. Höhe). Gern. Wiesen. *) Von solchen kann ich den Standort nicht angebeu. 49 60. Dentaria bulbifern 61. Arabis arenosa 62. n ihaliana 63. Barbarea vulgaris 64. Sisymbiium ofßcinale 65. » Sophia 66. Erysimum Alliaria 67. n cheiranthoides 68. n hieracifolium 69. n virgatum 70. Sinapis arvensis 71. Diplotaxis muralis . Fam. 7 72. Helianthemum vulgare Fam. 8 73. Viola odorata 74. v hirta 75. n canina 76. n sylvestris 77. n tricolor Fam. 9 78. Reseda lutea 79. n luteola Fam. 10. 80. Drosera rotundifolia 81. n longifolia 82. Parnassia palustris Fam. 11. 83. Polygala vulgaris 84. n amara Fam. 12. C 85. Gypsophila muralis 86. Saponaria ofßcinalis 87. » Vaccaria 88. Dianthus prolifer 89. n Armeria 90. i) Carthusianorum 91. Silene conica 92. n Otites 93. n nutans 94. v inflata Geisn.-Echzeller Wald. Hartmannsberg. Schlossgraben (N. 0.). Gern. Feldwege. Eisenried. Gern. Hecken. Altenburg. Eisenried. Gern. Aecker. Gern. Mauern. Cislineen. Feld am Kieselberg. Violarien. Gern. Hecken. Bindes. Altenburg. Altenburg. Gern. Aecker (Beunde). Resedaceen. Droseraceen. Vogelsberg. Gern. (Schlosswiesen). Polygaleen. Harb. Hinter dem Gänsewäldchen. aryophyllaceen. Am Kirchhof (S. W.). Rumpelbrücke. Wallernhäuser Berg (S. W.). Altenburg (Gern.). Harb. Gern. Altenburg. Altenburg, das. Bindes. Beunde. Altenburg. 7 50 95. Lychnis Githago Gern, im Korn. 96. v viscaria Altenburg. 97. n Flos cuculi Gern. Wiesen. 98. v vespertina Kohder Bach. 99. » diurna das. Farn. 13. Al sin een. 100. Sagina procumbens Gärten am Kohder Bach. 101. Spergula arvensis Bindes. Kieselberg. 102. n nodosa 103. Als ine rubra 104. » marina Salzh. (Gradirbäue). 105. » tenuifolia 106. Arenaria trinervia 107. n serpyllifolia Bindes. 108. Stellaria nemorum 109. n tnedia Gern. Felder. 110. v Holostea Gern. Harb. 111. » glauca Schlossgraben. 112. v graminea Gern. Gräben. 113. Cerastium aquaticum 114. i> arvense Gern. Aecker. 115. n semidecandmm Harb (gegen Kohden S. 0.). 116. » vulgatum 117. » glomeratum Fam. 14. ] Elatineen. ? Fam. 15. Lin een. 118. Radiola lino'ides Altenburg (Gern.). 119. Linum tenuifolium Kieselberg. 120. v catharticum Salzh. Wiesen (Chaussee N. 0.). Fanr. 16. M a 1 v a c e e n. 121. Malta Alcea Altenbg. Geisnidd. Berg. 122. •» moschata Zwischen Salzhausen und Borsdorf benstein N. 0.). 123. v sylvestris Gern. Wege. 124. v rotundifolia Gern. Mauern. 125. « Althaea officinalis Salzhausen. Fam. 17. T iliac een. Fam. 18. H !yp ericineen. 126. Hypericum perforatum Gern. Raine. 127. n quadrangulare Harb. 128. y> humifusum Hinter dem Karlshof. 51 Fam. 19. A cerin een. Fam. 21. Geraniaceen. 129. Erodium cicutarium Gen». Aecker. 130. Geranium sanguineum 131. v pratense Kohder Bach (nur 1 Platz). 132. „ palustre das. 133. » pusillum Gern. Aecker. 134. » rotundifolium Altenburg. 135. » molle das. 136. » Robertianum Gern. Hecken. Fam. 22. Balsamineen. 137. Impatiens Noli-langere Weidchen (Dietrich s Hecke). Fam. 23. Oxali d een. 138. Oxalis Acetosella Gern. Harb. 139. » slricta Garten am Ausfluss d. Hochsteiner Bachs. Fam. 24. Rutaceen. ? B Calicifloren. Fam. 25. Celastrine en. 140. Evonymus europaeus Gern. Hecken (Rumpelbrücke). Fam. 26. Rhamneen. 141. Rhamnus Frangula Hoher-Wald. 142. n cathartica Hain. Fam. 27. Papi lio n aceen. 143. Ononis spinosa Gern. Raine. 144. » repens Salzh. Gradirbäue. 145. Anlhyllis vulneraria Hoher-Wald (Spitze). 146. Genista pilosa das. 147. n sagittalis Wald bei Schleifeld. 148. Spartium scoparium Gänselöffelstein. 149. Trifolium repens Gern. Wege. 150. » hybridum Breite. 151. » ochroleucum Finkenloch. 152. » pratense Gern. Wiesen. 153. » medium Harb (Philippshöhe). 154. n arvense Gern. Beunde. 155. » procumbens Gern. Aecker. 156. v filiforme Gern. Graswege. 157. Melilotus officinalis Gern. Beunde. 158. r> Petitpierreana das. 52 159. Medicago lupulina Gern. Aecker. 160. v denticulata Beunde (Steinbruch). 161. Lotus corniculatus Gern. Wiesen. 162. Tetragonolobus siliquosus 163. Astragalus glyciphyllos Harb. Hoher-Wald. 164. Ervum hirsutum Beunde (Saatfeld). 165. Vicia Cracca Gern. Hecken. 166. n sylvatica Harb. 167. » sepium Gern. Hecken. 168. » anguslifolia 169. n lathyroides Bindes. 170. Lathyrus Aphaca Beunde (N. 0.). 171. » hirsutus 172. » luberosus Beunde. 173. » pratensis Altenburg (Keller). 174. Orobus vernus Harb. Hainborn. 175. » tuberosus Harb. 176. » niger Hain. 177. Hippocrepis comosa Kieselberg. 178. Coronilla varia Johanniterhofhecken. 179. Ornithopus perpusillus Harb (s. g. Hohe Tannen). Fam. 28. Rosaceen. 180. Prunus spinosa Gern. Altenburg. 181. » insititia siehe das Verzeichniss der Bäume. 182. n avium desgl. 183. n Padus desgl. Hoher-Wald. 184. Spiraea Aruncus 185. n JJlmaria Gern. Hecken, Gräben. 186. » ßipendula 187. Agrimonia Eupatorium Gern. Chausseeraine. 188. Geum urbanum Gern. Hecken. 189. n rivale 190. Potentilla anserina Gern. Wegränder. 191. n supina 192. n Tormentilla Gern. Altenburg. 193. »/ reptans 194. » argentea Altenburg. 195. » vema Altenburg. (Gern.) 196. v Fragaria Gern. Altenburg. 197. Comarum palustre 198. Fragaria vesca Gern. Wälder. 199. r> collina Eschberg bei Bobenhausen. 200. Rubus ldaeus Gern. Harb. 201. » fruticosus Gern. Altenburg. 202. Rosa canina Gern. Hecken. 53 203. Pyrus. — Sorbus siehe die Bäume. 204. Crataegus Oxyacantha Gern. Hecken. Fam. 29. Onagrari e n. 205. Oenothera biennis Fluthgraben. 206. Epilobium angustifolium Wiesen am Kieselberg. 207. » hirsutum Kohder Bach. 208. n parvißorum Hochsteiner Fluthgraben. 209. n montanum Borsdorfer Harbwiesen. 210. v palustre 211. Circaea lutetiana Gern. Harb. Fam. 30. Salicar ien. 212. Lythrum Salicaria Gern. Bäche, Gräben. 213. n hyssopifolium Fam. 31. Saxifrageen. 214. Saxifraga granulata Gern. Harbwiesen. 215. » tridactyliles Stadtmauer (N. 0.). 216. Chrysosplenium oppositifol. Vogelsberg. Fam. 32. Crassula ceen. 217. Sedum Telephium Hoher- Wald (Spitze). 218. n album Kirchhofsmauer zu Ulfa. 219. v reflexum Hoher-Stein. 220. n acre Gern. Mauern. Fam. 33. ] Portulaceen. ? Fam. 34. Paronychien. 221. Hemiaria glabra Altenburg. 222. Scleranlhus annuus 223. n perennis Fam. 35, Ribesinen. 224. Ribes Grossularia Gern. Hecken. Fam. 36. i Cucurbitaceen. 225. Bryonia dioica Jöckelsberg. Fam. 37. Corneen. 226. Comus sanguinea Gern. Hecken. Fam. 38. Araliaceen. 227. Hedera Helix Stadtm. Gern. Harb. Fam. 39. Umbelliferen. 228. Eryngium campestre Altenburg. 229. Sanicula europaea Hoher-Wald. 54 230. Bupleurum rotundifolium Beunde. 231. Oenunthe ßstulosa 232. v Phdlandrium Nachtweide. 233. Caucalis daucoides Beunde. 234. Daucus Carola Gern. Raine. 235. Torilis Anthriscus Chausseegraben (Salzh.). 236. Cervaria Oreoselinum 237. Pastinaca sativa Gern. Wegränder. 238. Heracleum Sphondylium Gern. Wiesen. 239. Selinum carvifolium Gern. Wiesen. 240. Angelica sylvestris Krötenburg (Niddaufer). 241. Aethusa Cynapium Gern. Beunde. 242. Cicuta virosa Schlossgärten. 243. Apium graveolens Salzh. (runder Bau). 244. Aegopodium Podagraria Gern. Hecken, Wiesen. 245. Pimpinella Saxifraga Gern. Triften. 246. Silaus pratensis Wiesen am Rad-Haus. 247. Sium latifolium Stadtgraben. 248. r> angustifolium Kunstrad. Nachtweide. 249. Carum Carvi Gern. Wiesen. 250. Chaerophyllum sylvestre Gern. Wiesen, Hecken. 251. Myrrhis temula Hainborn. 252. n hirsuta Gänselöffelstein. Fam. 40. Lorantheen. 253. Viscum album Selten. Fam. 41. Capri foliaceen. 254. Adoxa moschalellina Hecken am Kieselberg (S. W.). 255. Samhucus Ebulus Häuserloch (unter der Brücke). 256. n nigra das. (Wald). 257. n racemosa Weg von Borsdorf nach Oberwiddersheim. 258. Vibumum Opulus 259. Lonicera Xylosteum Gern. Hecken. 260. » Periclymenum Fauerbacherhecke. Fam. 42. Stellaten. 261. Sherardia arvensis Gern. Felder. 262. Asperula arvensis Altenburg. 263. u odorata Gern. Wald. 264. i» cynanchica Kieselberg. 265. Galium cruciatum Langer Steg (Niddaufer). 266. n palustre Gern. Gräben. 267. v uliginosum Schlossgraben. 268. n verum Gern. Raine. 269. n Mollugo Gern. Hecken. 55 270. Galium sylvaticum 271. » Aparine Gern. Hecken. Farn. 43. Valerianeen. 272. Valeriana officinalis Hochsteiner Bach. 273. » dioica Kohder Wiesen. 274. Valerianella olitoria Gern. Beunde. Fam. 44. D ipsace en. 275. Dipsacus sylvestris Alter Kohder Weg. 276. Scabiosa arvensis Philippshöhe. 277. Succisa pratensis Johanniterhofwiesen. 278. Asterocephalus canescens Altenburg. Fam. 45. Compo siten. 279. Cirsium palustre Radhauswiesen. 280. i) lanceolatum das. 281. » arvense Altenhurg. 282. v oleraceum Kohder Wiesen. 283. Carlina vulgaris Liebhölzchen. 284. Carduus nutans Gern. Aecker. 285. v crispus 286. Onopordon Acanthium 287. Arctium tomentosum Beunde. 288. » Lappa Gern. Wegränder. 289. Serratula linctoria Neuwirthshauswiese. 290. Centaurea Jacea Altenburg. 291. » Scabiosa Kieselberg. 292. n paniculata Bindes. 293. r> Cyanus Gern. Saat. 294. Eupatorium cannabinum Nachtweide. 295. Bidens cernua Neuer Steg. 296. » tripartita das. 297. Tussilago Farfara Gern. Altenburg. 298. Petasites officinalis Borsdorfer Harbwiesen. 299. Gnaphalium dioicum Vor dem Hohen-Wald. 300. n arenarium 301. n uliginosum Schlosswiese 302. Tanacetum vulgaie Gern. Hochsteiner Bach. 303. Artemisia vulgaris Kirchhofsmauer. 304. Conyza squarrosa Beunde. 305. Erigeron acre Altenburg. 306. n canadense Salzh. — Atzelwäldchen. 307. Pulicaria dysenterica Rumpelbrücke. 308. Inula sdlicina das. 309. Aster Tripolium Salzh. (Gradirbäue). 310. » Amellus Hoher-Wald. 56 311. Solidago Virgaurea Gern. Altenburg. Harb. 312. Senecio Jacobaea Altenburg. 313. n erucaefolius das. 314. » viscosus das. 315. » sylvaticus Harb. 316. » vulgaris Gern. Wegränder. 317. Amica tnontana Ober wald. 318. Belli s perennis Gern. Triften. 319. Matricaria Chamomilla Gern. Saat. 320. Chrysanthemum segelum Kieselberg. 321. n Leucanthemum Gern. Wiesen. 322. n corymbosum 323. » Parthenium Altenburg. 324. » inodorum 325. Anthemis Cotula Beunde. 326. n linctoria Ober wald. 327. Achillea Ptarmica Hochsteiner Bach. 328. n Millefolium Gern. Wiesen. Wege. 329. Lapsana communis Gern. Hecken. 330. Amosens pusilla 331. Cichorium Intybus Gern. Wegränder. 332. Hieracium Pilosella Gern. Triften. 333. » praeallum 334. n murorum Harb. 335. » umbellatum 336. Crepis praemorsa Kieselberg. 337. » virens 338. n tectorum Gern. Raine. 339. n biennis Am Kohder Radhaus. 340. Barkhausia foetida 341. Prenanthes muralis 342. Chondrilla juncea Bindes. 343. Leontodon Taraxacum Gern. Wiesen. 344. r> y) palustre Weidchen. 345. Lactuca virosa 346. n Scariola Gern. Gärten der Vorstadt. 347. Sonchus arvensis Altenburg (Keller). 348. n palustris Radhaus. 349. n oleraceus Gern. Aecker. 350. n asper Eisenried. 351. Tragopogon pralense Altenburg. 352. Picris hieracioides Beunde (Steinbruch). 353 Apargia communis Harb (Hohe Tannen). 354. n autumnalis Weidchen. 355. Thrincia hirla Am Karlshof. 356. Hypochoeris radicala 57 Fam. 46. Ambr osiaceen. ? Farn. 47. Campanulaceen. 357. Jasione montana Hainhorn. 358. Phyteuma spicalum Hoher-Wald. 359. Campanula patula Altenburg. 360. v rotundifolia 361. r> Rapunculus Hoher-Wald. 362. v persicifolia das. 363. n Trachelium Hainborn. 364. n glomerata Altenburg. 365. Prismatocarpus Speculutn Beunde (Saat). Fam. 48. Eric een. 366. Vaccinium Myrtillus Hoher-Wald. 367. Calluna vulgaris Kieselberg. 368. Pyrola rotundifolia Harb (gegen Ulfa). 369. » chlorantha das. 370. » minor das. 371. n secunda das. 372. n uniflora das. 373. n umbellata das. 374. Monolropa Hypopitys das. (Hohe Tannen). c. Corollifloren. Fam. 49. Jasmin een. 375. Ligustrum vulgare Gern. Hecken. Fam. 50, A s cl epia d een. 376. Cynanchum Vincetoxicum Kieselberg. Fam. 51. Apocyneen. 377. Vinca minor Harb. Fam. 52. Gentianeen. 378. Menyanthes trifoliata Hinter dem Gänsewäldchen. 379. Gentiana ciliata Hain (gegen Ranstadt). 380. v vema Harb (gegen Ulfa). 381. » Amarella i Kieselberg (s. g. Haiäcker). iVor dem Hohen-Wald. 382. Erythraea Centaurium Weg nach dem Hainborn. 383. n ramosissima Salzh. — Borsdorfer Harbwald. Fam. 58. Convolvulace en. 384. Convolvulus sepium Schlossgärten. 385. » arvensis Gern. Aecker. 386. Cuscuta europaea Vorstadt (März’ Garten). 8 58 Fam. 54. Boragin een. 387. Myosotis palustris Gern. Gräben. 388. » sylvatica Gern. Harb. 389. n intermedia Altenburg. 390. » arvensis das. 391. » hispida Kieselberg. 392. Anchusa officincilis Beunde. 393. Lycopsis arvensis Gern. Aecker. 394. Echinospermum Lapp ul a Altenburg. 395. Cynoglossum officinale Beunde. 396. Symphytum officinale Kunstrad-Wiesen. 397. Lithospermum arvense Wallernhäuser Berg. 398. Pulmonaria officinalis Harb (gegen Ulfa). 399. Echium vulgare Gern. Altenburg. Fam. 55. Solanaceen. 400. Solanum nigrum Rumpelbrücke. 401. n Dulcamara Fluthgraben. 402. Atropa Belladonna Hain (N. W.-Ende). 403. Hyoscyamus niger Kohder Bach (Aecker). 404. Datura Stramonium das. 405. Verbascum Thapsus Altenburg. 406. n thapsiforme das. 407. „ nigrum das. Fam. 56. S crophularineen. 408. Scrophularia nodosa Neuer Steg. 409. n aquatica Rumpelbrücke. 410. Digitalis purpurea 411. » ambigua zw. Häuserloch und Oberwiddersheim. 412. Anlirrhinum majus Altenburg. 413. » Orontium Eisenried. 414. Linaria Cymbalaria ? 415. » spuria Altenburg (S. 0.). 416. n minor das. 417. v vulgaris Gern. Raine. 418. Gratiola officinalis 419. Veronica serpyllifolia Oberschmitten (Wiesen). 420. » Beccabunga Hochsteiner Bach. 421. v Anagallis 422. » officinalis Harb. 423. n montana Bei Eichelsdorf. 424. » Chamaedrys Gern. Hecken. 425. n Teuer ium Altenburg. 426. n agreslis Beunde. 427. n hederaefolia Gern. Raine. 59 428. Veronica arvensis 429. » triphyllos 430. n verna 431. Limosella aquatica 432. Rhinanthus glaber , a) 433. n angustifolius 434. Euphrasia offic ., a ) u. ß) 435. n Odontites 436. Pedicularis palustris 437. » sylvatica 438. Melampyrum arvense 439. » cristatum 440. y> pratense Fam. 57. 441. Orobanche Epithymum Fam. 58. 442. Utricularia vulgaris 443. Pinguicula vulgaris Farn. 59. 444. Primula ofßcinalis 445. n elatior 446. Hottonia palustris 447. Trientalis europaea 448. Lysimachia vulgaris 449. » Nummularia 450. Anagallis arvensis 451. » coerulea 452. Centunculus minimus 453. Glaux maritima Fam. 60. 454. Lycopus europaeus 455. Salvia pratensis 456. Prunella vulgaris 457. » grandißora 458. Thymus Serpyllum 459. Calamintha Acinos 460. Clinopodium vulgare 461. Scutellaria galericulata 462. n minor 463. Ajuga reptans 464. » genevensis 465. Teucrium Scordium Altenburg. Aecker hinter Salzhausen. Zw. d. Salzh. Gradirbäuen. Schlosswiese. Gern. Triften. Gern. Harb. Schmalewiese (Aecker). Harb. Orobancheen. Vor dem Hohen-Wald. Lentib ularien. ? ? Prim ulaceen. Harb. das. Hoher-Wald (gen Oberschmitten). Weidchen (Hecken). Gern. Wiesen. Beunde. Altenburg. Salzh. (Gradirbäue). Labiaten. Neuer Steg. Altenburg. Gern. Wiesen. Wallernhäuser Berg. Gern. Triften. Altenburg. — Rabenstein. Gern. Kunstradkanal, das. Harb. Gern. Triften. Harb. Hoher Stein. Liebhölzchen. — 60 — 466. Teucrium Scorodonia Harb. 467. Origanum vulgare Gern. Altenburg. 468. Mentha sylvestris Gern. Rumpelbrücke. 469. n aqualica1 a u. b) das. 470. n arvensis Eisenried. 471. n Pulegium Oberwald. 472. Galeopsis Ladanum Beunde. 473. n ochroleuca das. 474. n Tetrahit Gern. Bäche, Raine. 475. Galeobdolon luteum Harb. 476. Lamium amplexicaule Beunde. 477. n purpureum Gern. Aecker. 478. n maculatum Gern. Hecken. 479. » album Gern. Hecken. 480. Glechoma hederaceum Gern. Raine. 481. Nepeta Cataria Am Ufer des Wehrs. 482. Stachys recta Gern. Altenburg. 483. » arvensis Gern. Beunde. 484. » palustris Gern. Gräben. 485. » sylvatica Harb. 486. v germanica Hohlkeller der Vorstadt. 487. Betonica officinalis Harb. Hain. 488. Ballota nigra Gern. Hecken. Fam. 61. Verbenaceen. 489. Verbena officinalis Gern. Triften. Fam. 62. 63. Globu larien. Plumbagineen, Fam. 64. Plantagineen. 490. Plantago maritima Salzh. (Gradirbäue). 491. v lanceolata Gern. Weidchen. 492. » media Gern. Raine. 493. » major Gern. Wiesen. D. Monochlamydeen. Fam. 65. San guisorbeen. 494. Alchemilla vulgaris Altenburg (Fuss in Kohden). 495. n arvensis Eisenried. 496. Sanguisorba pratensis Gern. Wiesen. 497. Poterium Sanguisorba Altenburg (0.). Fam. 66. Amaranthaceen. ? Fam. 67. Chenopodeen. 498. Chenopodium Bonus Henr. Gern. Schutt. 499. v hybridum Eisenried. 61 — 500. Chenopodium rubrum Gern. Aecker. 501. » glaucum Gern. Aecker. 502. „ album Gern. Aecker. 503. » polyspermum Eisenried. 504. Salsola Kali Salzh. (s. g. Rothes Haus). 505. Salicomia herbacea das. (Gradirbäue). 506. Atriplex patula Gern. Aecker. 507. » latifolia (== salina ) Salzh. (Gradirbauwiesen). Farn. 68. Polygoneen. - 508. Polygonum amphibium Kohder Bach (a u. ß). 509. » Persicaria Eisenried. 510. n Hydropiper Gern. Gräben. 511. „ aviculare Gern. Wege und Pflaster. 512. » Convolvulus Gern. Aecker. 513. » dumetorum 514. Rumex crispus Gern. Wiesen. Furchen. 515. „ Hydrolapathum Gern. Gräben. 516. n obtusifolius 517. n maritimus Salzh. (Wiesen). 518. » pratensis 519. „ Acetosa Gera. Wiesen. 520. n Acetosella Hoher Stein. Fam. 69. Thymeleen. 521. Daphne Mezereum Harb. Fam. 70. Santalac een. 522. Thesium linophyllum Fam. 71. Aristolochien. 523. Aristolochia Clematitis Altenburg (0. Fuss). 524. Asarum europaeum Hoher-Wald (Spitze. S. 0.). Fam. 72. Euphorbiazeen. 525. Euphorbia helioscopia Eisenried. 526. » dulcis Hoher-Wald. 527. n Peplus Gern. Gärten. Aecker. 528. n exigua Gern. Altenburg. 529. n Esula 530. n Cyparissias Eisenried. 531. n palustris 532. Mercurialis perennis Hainborn. 533. n annua Gern. Aecker. 62 Fam. 73. Urtic een. 534. Urtica dioica Gern. Hecken. 535. » urens desgl. 536. Hwnulus Lupulus desgl. Fam. 74. Cupuliferen. 537. 538. Fagus. Quercus siehe »die Bäume“. 539. Corylus Avellana Gern. Hecken. 540. Carpinus Betulus Gern. Hecken. Fam. 75. Betulin een. 541. Betula (Bäume.) 542. Ainus glutinosa Bäche. Fam. 76. Salicin ee n. 543. Salix alba Gern. Bäche. 544. » fragilis 545. » triandra Gern. Bäche. 546. » purpurea Rumpelbrücke. 547. n viminalis Bei Unterschmitten (Nidda). 548. » cinerea Gern. Fluthgraben. 549. » Caprea Harb. 550. » aurita Hochsteiner Bach. 551. Populus (Bäume.) Fam. 77. Coniferen. 552- -54. Pmus. Abies. Larix (Bäume.) 555. Juniperus communis Gern. Liebhölzchen. Fam. 78. Callitricheen. 556. Callitriche verna Salzhäuser Teiche. 557. 9 stagnalis das. Fam. 79. H ippurideen. ? Fam. 80. Halorageen. 558. Myriophyllum verticillatum 559. 9 spicatum Fam. 81. Ceratophy lleen. ? II. Monocotyledonen. A. Fruchtknoten unterständig. Fam. 82. Hy dro charideen. ? 63 Fam. 83. Orchideen. 560. Orchis Mono Breite. 561. „ mascula Harb. 562. n laxiflora Wiese am Neuwirthshaus. 563. „ militaris 564. „ ustulata Hoher- Wald. 565. n latifolia Gern. Wiesen. 566. n maculata desgl. 567. Platanthera bifolia Hain. 568. Habenaria viridis Bei Volkartshain. 569. Herminium Monorchis Hain (Niddagrund). 570. Ophrys myodes das. 571. Spiranthes autumnalis das. 572. Neotlia Nidus avis das. 573. n latifolia das. 574. Goodyera repens Harb (Hohe Tannen). 575. Epipactis latifolia das. 576. n palustris Nachtweide. 577. Cephalanthera rubra Harb. Fam. 84. Irideen. 578. Iris Pseud-Acorus. Nachtweide. Fam. 85. Amaryllideen. 579. Leucoium vernum Harb. Hain. B. Fruchtknoten oberstäudig. Fam. 86. Ar oi'd een. 580. Lemna minor Salzhäuser Teiche. 581. Arum maculatum Eschberg. Fam. 87. T y p h i n e e n. 582. Typha latifolia Nachtweide. 583. » angustifolia das. 584. Sparganium ramosum Neuer Steg. Fam. 88. Fluvialen. 585. Potamogeton natans Salzh. (Schwenkteich). Fam. 89. Juncagineen. 586. Triglochin palustre Wiese am Neuwirthshaus. 587. „ maritimum Salzh. (Gradirbauwiesen). Farn. 90. Alismaceen. Gern. Bäche. Gräben. 588. Alisma Plantago 64 Fam. 91. Butomeen. 589. Butomus umbellatus Hochsteiner Bach (Gern.). Fam. 92. Sarmentaceen. 590. Convallaria tnajalis Gern. Harb. 591. „ multiflora das. 592. „ verticillata das. 593. Majanthemum bifolium Gern. das. — Hohcr-Wald. 594. Paris quadrifolia Hoher-Wald (selten). Fam. 93. Col chic ac een. 595. Colchicum autumnale Gern. Wiesen. Fam. 94. Liliaceen. 596. Ornithogalum umbellatum Altenburg (Fuss in Kohden). 597. Gagea lutea Gern. Altenburg. 598. „ stenopetala das. 599. „ arvensis Philippshöhe. 600. Allium ursinum Hain (Niddagrund). Fam. 95. Junceen. 601. Juncus conglomeratus Gern. Gänsewäldchen. 602. n glaucus das. 603. „ Gerardi Salzh. (Gradirbäue). 604. w buffonius Breite. 605. Luzula vernalis Harb. 606. „ campestris Hainborn. Fam. 96. Cyperoi'deen. 607. Cyperus fuscus Hinter der Schlosswiese. 608. Scirpus palustris Gern. Krötenburg. 609. n manlimus Neuwirthshaus. 610. „ Tabcrnaemontani Salzh. (Gradirbäue). 611. » sylvaticus Harb. 612. Eriophorum lalifolium Breite. 613. „ angustifolium das. 614. Rhynchospora fusca das. 615. Car ex dioica das. 616. „ muricata Hainborn. 617. n paradoxa Neuwirthshaus. 618. „ intermedia Radhaus-Wiesen. 619. n Schreberi Hoher Stein. 620. „ leporina Hoher-Wald. 621. „ remota das. 622. „ stellulala Breite. 623. n caespitosa Neuwirthshaus. 65 624. Carex acuta Breite. 625. „ praecox Hoher-Wald. 626. „ ciliata Liebhölzchen. 627. » flava Breite. 628. „ Hornschuchiana das. 629. „ distans Salzhausen (Gradirbäue). 630. n sylvatica Harb. 631. n Pseudo- Cyperus Hinter dem Kirchhof (S.). 632. „ pallescens Hoher-Wald. 633. n panicea Nachtweide. 634. n glauca Harb. 635. „ paludosa Hoher Stein. 636. n riparia das. 637. n vesicaria Breite. 638. » ampullacea Nachtweide. Fam. 97. Gramineen. 639. Nardus stricta Salzhausen (Runder Bau). 640. Hordeum murinum Gern. Wege. 641. „ pratense Salzh. (Gradirbau-Wiesen). 642. Triticum repens Gern. Gärten. 643. Brachypodium pinnatum Gern. Raine. 644. n gracile Salzhausen (Anlagen). 645. Lolium lemulenlum Seltner geworden. 646. „ perenne Gern. Wegränder. 647. Setaria glauca 648. n viridis 649. Echinochloa Crusgalli Gern. Gräben. 650. Anthoxanthum odoratum Gern. Waldwiesen. 651. Alopecurus pratensis Gern. Gänseweide. 652. n agrestis Beunde. 653. Phleum pratense Gern. Hoher Stein. 654. n Boehmeri das. 655. Baldingera arundinacea 656. Milium effusum Harb. 657. Agrostis vulgaris Gern. Wegränder. 658. „ Spica venti Gern. Saat. 659. Calamagrostis Epigeios 660. Holcus mollis Gern. Wegränder. 661. n lanatus Altenburg. 662. Arrhenaterum avenaceum 663. Aira caryophyllea Gern. Hoher Stein. 664. » f lexuosa Hainborn. 665. „ caespitosa Gern. das. 666. Melica uniflora Salzhausen (Anlagen). 667. n nutans Harb. 9 66 668. Cynosurus cristatus Gern. Altenburg. 669. Koeleria cristata das. 670. Poa pratensis Gern. Raine. 671. n trivialis Gern. Waldwege. 672. „ nemoralis das. 673. v annua Gern. Wege. 674. „ bulbosa Kieselberg. 675. Briza media Gern. Wiesen. 676. Daclylis glomerata Gern. Wiesen. Triften. 677. Glyceria fluitans Gern. Gräben. 678. „ distans Salzhausen (Wiesen). 679. Festuca rubra Gern. Triften. 680. » sylvatica Harb. 681. v elatior Gern. Gräben. 682. n pratensis Gern. Wiesen. 683. Brornus secalinus Gern. Saat. 684. » arvensis Gern. Raine. 685. » mollis Gern. Wiesen. 686. n tectorum Gern. Mauern. 687. » inermis Gern. Chausseegräben. 688. Avena slrigosa In der Saat. 689. n pubescens Gern. Wiesen. Salzh. 690. Anindo Phragmites Dreissig Morgen. III. Acotyledonen (nach der 2. Ausgabe). Fam. 98. Equisetac 691. Equisetum arvense Altenburg. 692. yy sylvaticum Harb. 693. yy paluslre Gern. Gräben. 694. yy hiemale Fam. Kieselberg. 99—102. Lycopodiacet»n. Rhi zospenne en. Ophioglosseen. 0 s in u n d a c e e n. ? Fam. 103. Filiceen. 695. Polypodium vulgare 696. Aspidium Filix mas 697. n v femina 698. Asplenium Ruta muraria 699. Scolopendrium officinale 700. Pleris aquilina Harb. das. das. Stadtmauer. Hoher Stein. Hoher- Wald. Harb. (Hohe Tannen.) 67 Verzeichnis» der Bäume. Fam. 17. . 28. * 49. » 73. » 74. » 75. » 76. » 77. Tilia parvi-, grandifolia. Prunus insititia , Avium , Padus. — Pyrus communis , Malus ( acerba ). Fraxinus excelsior. Ulmus campestris. Fagus sylvatica. — Quercus pedunculata. Betula alba. Populus iremula. % Pinus sylvestris. — Abies excelsa , pectinala. — Larix europaea. Topographische Uebersiclit. 1. Partie oder Excurs i on.*J 1. **) Echzell-Schleifelder Wald. Dentaria bulbifera. Genista sagit- talis. 2. Atzelwäldchen. Erigeron canaden$e. 3. 1) Nacht weide. 2) Breite. 3) Fluthgraben. 1) Thalictrum flavum. Nuphar luteum. Oenanthe Phellandrium. Eupatorium cannab. Epipactis palustr. Iris Pseud-Acorus. Typha latif !, anguslif. Eriophorum latif., anguslif. Carex panicea , ampullacea. — 2) Trifolium hybr. Orchis Morio. Juncus buf. Rhynchospora fusca. Carex dioica , stellulata, acuta , flava , Hornsch. , vesicaria. Ranunculus Lingua , sceleratus. — 3) Ranun- culus fluitans. Oenothera biennis. Solanum Dulc. Salix cinerea. 4. Johanniterhof. Teesdalia nudic. Coronilla varia. Succisa pratensis. 5. 1) Geisniddaer Berg. 2) Kirchhof. 3) Jöckelsberg. 1) Alys- sum mont. — 2) Lepidium rüder ale. Gypsophila mural. Artemisia vulg. Carex Pseudo-Cyperus. — 3) Bryonia dioica. 6. Be unde. Viola tricol. Silene nut. Trifolium arv. Melilotus oflßc. Medicago dentic. Ervum hirsut. Lathyrus Aphaca , tuberos Bupleurum rotundif. Caucalis daucoides. Valerianella olit. Arctium Lappa , tomen- tos. Conyza squarr. Picris hieracioides. Prismalocarpus Spec. Anchusa off. Cynoglossum off. Veronica agrest. Anagallis arv. Galeopsis Lad. Lamium amplex. Stachys arv. Alopecurus agrestis. II. Partie. 1. 1) Gänselöffelstein. 2) Häuserloch. 3) Oberwiddersheiiner Wald. 1) Spartium scop. Myrrhis hirsuta. — 2) Sambucus Ebul., nigra , racem. — 3) Digitalis ambigua. *) Dabei sind nur solche Pflanzen verzeichnet, von denen ein specieller Stand¬ ort oben angegeben ward. **) Die Nummern bezeichnen die Aufeinanderfolge der wichtigeren Oertlich- keiten, welche zu besuchen sind. A. d. Red. 68 2. Salzhausen. Sherctrdia arvensis. Veronica Iriph. Ranunculus aquat. Nymphaea albet. Lepidium latif. Alsine mar. Linum calhart. Althaea off. Ononis repens. Apium grav. Erigeron canad. Aster Trip. Rhinan- thus glaber. Glaux mar. Plantago mar. Salsola K. Atriplex sal. Sali- cornia herb. Rumex mar. Callilriche verna , stagnal. Lemna minor. Potamogeton nat. Triglochin mar. Juncus Ger. Scirpus Tabern. Carex dislans. Hordeum prat. Nardus stricla. Brachypodium grac. Melica unifl. Glyceria dislans. Avena pubescens. 3. 1) Rabenstein. 2) Borsdorfer Harbwiesen. 1) Malta mosch. Tussilago Farf. Calamintha Acinos. — 2) Epilobium mont. Petasites off. Erythraea ramosissima. 4. Harbwald. Ranunculus nemor. Aquilegia vulq. Polygala vulg. Dian- thus Armeria . Stellaria Hol. Cerastium semidec. Hypericum quadr. Oxalis Acet. Astragalus glycyph. Vicia sylv. Orobus tuber. Ornilhopus perpus. Fragaria vesca. Rubus Id. Circaea lutet. Saxifraga granul. Hedera Helix. Asperula odor. Solidago Virg. Hieracium mur. Apargia comm. Pyrola (6 Arten). Monotropa Hypopit. Vinca minor. Gentiana verna. Myosotis sylv. Pulmonaria off., elatior. Prunella grandiß. Scutellaria minor. Ajuga genev. Teucrium Scorod. Galeobdolon lut. Stachys sylv. Betonica off. Daphne Mez. Orchis masc. Goodyera repens. Epipactis latif. Cephalan- thera rubra. Convallaria majalis , multiß., verlic. Luzula vern. Scirpus sylv. Carex sylv. , glauca. Anthoxanthum odor. Milium effus. Melica uniß., nut. Festuca sylv. Equisetum sylv. Polypodium vulg. Aspidium F. m. Cystopteris F. fern. Pteris aquilina. 5. Ij Philippshöhe. 2) Schmale Wiese. 1) Cardamine amara. Tri¬ folium prat. Scabiosa arv. Gagea arv. — 2) Ranunculus Flamm. Me- lampyrum arvense. 6. Alten bürg.*) Lepidium camp. Erysimum cheiranth. Viola can. Dian- thus prol , Carthus. Silene con. , Olit. , inß. Lychnis visc. Radiola lin. Malta Ale. Hypericum perf. Geranium rolundif. , molle. Trifolium filif. Lathyrus prat. Prunus spin. Potentilla Torrn., arg., verna. Rubus frut • Herniaria glabra. Eryngium camp. Galium ver. Aster ocephalus canesc. Centaurea Jacea. Tussilago Farf. Senecio Jac., erucaef., viscos. Chry¬ santhemum Parth. Sonchus arv. Campanula Tr ach-, glomcr. Myosotis intermed ., arv. Echinospermum Lapp. Echium vulg. Verbascum Thaps ., thapsif , nigr. Antirrhinum maj. Linaria spur., vulgaris. Veronica Teuer., arv. Salvia prat. Calamintha Acin. Stachys recta. Alchemilla vulg. Polerium Sang. Aristolochia Clemat. Euphorbia exigua. Spiranthes aut. Ornilhogalum umbell. Gagea lut., stenop. Holcus lanat. Cynosurus crist. Koeleria crist. Equisetum arv. 7. Bin des. Papaver hybr. Viola hirta. Silene Otit. Spergula arv. Arenaria serpyllif. Vicia lathyroid. Centaurea panic. *) Hier gehen alljährlich durch Anroden immer mehr Pflanzen aus. 69 III. Partie. 1. Oberschmitten. Veronica serpyllif. Unterschmitten. Salix vimi- nalis. 2. 1) Hoher Wald. 2) Hainborn. 1) Anemone ranunc. Papaver Arg. Rhamnus Frang. Prunus Pad. Sedum Teleph. Hedera Hel. Sanicula europ. Gnaphalium dioic. Aster Amellus. Phyteuma spie. Campanula Rapunc. Vaccinium Myrt. Gentiana Amar. Orohanche Epith. Trientalis europ. Asarum europ. Euphorbia dulc. Orchis ustul. Majanthemum bif. Paris quadr. Carex lepor. , remota , praec ., pallesc Scolopendrium ofßc. — 2) Aslragalus glyc. Orobus vern. Myrrhis tem. Jasione mont. Campanula Trach ., glom. Erythraea Cent. Mercurialis perennis. Luzula camp. Carex muric. Aira flex., caespit. 3. 1) Gänse Wäldchen. 2) Eisenried. 1) Polygala amara. Menyan- thes trif. Juncus congl ., glauc. — 2) Sisymbrium Soph. Erysimum virg. Sonchus oler. Antirrhinum Oront Mentha arv. AlchemiUa arv. Cheno- podium htjbr ., polysp. Polygonum Pers. Euphorbia hei, Cyp. 4. 1) Krötenburg. 2) Neuwirthshaus (wiese). 1) Angelica sylvm Scröphularia aq. Scirpus pal. — 2) Serratula linctoria. Orchis laxiß. Triglochin pal. Myosotis pal. Scirpus marit. Carex parad., cespit. Alo- pecurus prat. 5. 1 ) R u m p e 1 b r ü c k e. 2) W e i d c h e n. 1 ) Saponaria off. Pulicaria dysent. Mentha sylv., aquat. Galeopsis Tetr. Salix purp. — 2) lmpa- tiens Noli lang. Evonymus europ. Leontodon palustr. Apargia aulumn. Solanum nigr. Lysimachia vulg. Plantago lanc . 6. 1) Kohder Bach. 2 Ku ns trad (wiese, -Kanal, -äcker). 1) Lychnis vesp., diurna. Sagina proc. Geranium prat., paluslre. Epilobium hirs. Lythrum Sal. Hyoscyamus nig. Datura Stram. Polygonum amph. — 2) Camelina sat., dent. Silaus prat. Sium angustif. Valeriana dioica. Dipsacus sylv. Cirsium pal., oler. Crepis biennis. Symphylum off. Clino- podium vulg. Carex intermedia. IV. Partie. 1 . F a u e r b a c h e r Hecke. Lonicera Periclymenum. 2. 1) Liehhölzchen. 2) Hoher Stein. 1) Carlina vulg. Carex ciliata. — 2) Sedum reß. Hieracium Pilosella. Carex Schreb. , palud. , riparia. Phleum prat., Boehmeri. 3. Hochsteiner Bach. Nasturtium off. Oxalis stricta. Epilobium parviß. Valeriana off. Tanacetum vulg. Achillea Ptarm. Veronica Beccab. Ori¬ ganum vulg. Alisma Plant. Butomus umb. Salix aurita. 4. 1) Schloss wiesen. 2) Schlossgraben. 1) Ranunculus auricom. Nasturtium sylv. Parnassia pal. Galium ulig. Euphrasia off., Odont. Cyperus fuscus. Arundo Phragm. — 2) Barbarea vulg. Stellaria gram. Convolvulus sepium. 5. 1) Stadtgraben. 2) Stadtmauer. 1) (N. 0.) Ranunculus bulbos. Sium latif. — 2) Saxifraga tridact. Hedera Hel. Asplenium Ruta mur. 70 6. Zwischen 1) dem Neuen u. 2) Langen Steg. 1) Bidctis cernua , tripart. Scrophularia nod. Lycopus europ. Sparganium ramos. — Cuscuta europ. Nepela Cat. — 2) Conium macul. Galium cruciatum. V. Partie. 1. Eschberg. Fragaria coli. Arum macul. 2. Finkenloch. Trifolium ochrol. 3. Hai n. Rhamnus cathart. Orobus nig. Gentiana ciliata , Amar. Atropa Bellad. Belonica off. Platanthera bif. Herminium Mon. Ophrys myod. Spiranthes aut. Neoltia N. avis , lalif. Leucoium vern. Allium ursinum. 4. Wallernhäuser Berg. Papaver dub. Saponaria Vacc. Epilobium angustif. Lithospcrmum arvense. 5. Kieselberg. Alyssum incan. Helianthemum vulg. Linum tenuif. Hip- pocrepis com. Asperula Cyn. Chrysanthemum seget. Crepis praem. Calluna vulg. Cynanchum Vincet. Myosotis hisp. Poa bulbosa. Equiselum hiemale. 6. Karls hof. Hypericum humifus. Thrincia hirta. ßlütlien -Kalender ftir den Practlker.* **)) März — April. 47«*), 50. — 253. - 316. - 521, 39, 42, 46, 47, 48,49,50,51,79. April — Mai. 3, 4, 5, 6, 8, 13, 14, 21 , 31 , 32, 36, 38, 39, 47, 50, 52, 58, 62, 73, 74, 77. - 109, 15, 38, 69, 74, 75, 95. - 215, 21, 22, 23, 54, 73, 74, 97, 98. — 380. - 426, 27, 28, 29, 30, 44, 45, 80. - 530, 32, 40, 43, 44, 45, 55, 97, 98, 99. — 615, 25, 26, 73. Mai — Juni. 2, 9, 10, 15, 16, 17, 18, 20, 22, 23, 24, 28, 31, 33, 34, 35, 36, 37, 40, 41, 45, 48, 50, 51, 53, 54, 57, 59, 60, 61, 63, 65, 66, 67, 75, 76, 77, 83, 84, 91, 93, 96, 97, 99. — 100, 6, 7, 8, 9, 10, 14, 15, 16, 17, 24, 29, 30, 31, 34, 35, 40, 41, 42, 45, 46, 47, 48, 49, 52, 59, 67, 68, 69, 76, 77, 80, 81, 82, 83, 89, 95, 96. — 204, 14, 16, 21, 22, 23, 24,26,44,49,57,58,59,61,63,65,73,99.- 316, 17, 18, 32, 33, 34, 36, 43, 44, 58, 66, 77, 78, 87, 90, 91,95, 97. — *) Nach eigenen Beobachtungen des Verfassers. **) Die Zahlen bezeichnen die Ordnungsnummern im vorstehenden systematischen Verzeichnisse, wo die Namen nachgesehen werden können. 71 414, 19, 20, 22, 23, 24, 28, 32, 37, 41, 43, 46, 47, 53, 63, 64, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 91, 92, 95. — 520, 24, 26, 40, 56, 57, 60, 61, 63, 64, 65, 68, 70, 72, 73, 78, 80, 81, 90, 91, 92, 93, 94, 96. — 600, 5, 6, 8, 12, 13, 16, 17, 18, 19, 22, 23, 24, 27-39, 50, 51, 54, 56, 60, 66, 67, 73, 74, 80, 86, 89. Juni — Juli. 1, 7, 9, 10, 11, 12, 15, 17, 19, 22, 26, 29, 30, 33-37, 40, 43—46, 48—51, 53—56, 59, 61, 64, 65, 67—72, 77, 78, 80, 83, 84, 86-90, 92, 94, 95, 98. — 100, 1, 3, 4, 7,9, 11, 12, 13, 16, 17, 18-24, 29, 30, 32, 34-37, 41, 44, 45, 49, 51, 52, 53, 54, 55, 58, 59, 61, 62, 64, 66-68, 71, 73, 78, 79, 84, 88, 90, 92-94, 97-99. — 200-2, 8, 9, 21-23, 25, 29-31, 33, 41, 50, 52, 56, 60-62, 64, 66, 67, 69, 71, 72, 76, 81, 90, 93. - 302, 5, 12, 16, 18, 20-23, 26, 28, 29, 30, 32, 37—39, 49-51, 53, 59, 61-65, 68—73, 74, 75, 82, 84, 87, 89, 92-97, 99. — 400-3, 5, 6, 8, 10-12, 14, 15, 18-21, 25, 33, 36, 38, 40, 42, 45, 50, 51, 53, 55, 59, 61, 76, 77, 81, 82, 85, 86, 89, 91, 92, 94, 95, 97, 98. — 502, 19, 20, 22, 23, 29, 31, 35, 56, 57, 62, 65-67, 69, 74—77, 82, 83, 85, 88, 89. — 601, 2, 8, 14, 16, 20-22, 27, 40—45, 52, 55, 57-65, 68—73, 75—86. Juli — August. 12, 15, 19, 20, 25, 27, 29, 30, 35-37, 40—42, 44, 46, 48, 50, 51, 55, 56, 64, 65, 67, 70-72, 77, 79, 81—85, 90, 92, 98. — 100, 1, 2, 4, 5, 7, 9, 13, 17, 18-20, 22-29, 32-37, 39, 41, 43—45, 49, 50, 54-61, 63—67, 70—73, 79, 85—88, 90—94, 97. - 201, 5-7, 10-13, 17—23, 28, 35-43, 45-48, 51, 52, 55, 61, 64, 67—71, 75-89, 91-96. — 300-4, 6-10, 12—15, 18, 19, 21, 22, 24—30, 35, 37, 38, 40—42, 45—57, 60, 62—64, 67, 76, 82—87, 92-94, 97, 99. - 400, 1, 3-7, 9-19, 21, 31, 33-36, 38-40, 42, 46, 49-52, 54, 56-62, 65—74, 76, 77, 81—89, 90, 91, 93-99. — 500—20, 22, 25, 27—29, 31, 33—36, 56, 57, 84, 85-89, 95. — 601-4, 7, 9-11, 21, 40-42, 45-49, 53, 57, 58, 60, 72> 73, 76, 77, 87. August — September. 12, 19, 40, 42, 50, 51, 65, 67,82—85. - 100, 2, 9, 19, 20, 24, 29, 33, 36, 45, 49. — 221-23, 32, 41, 80, 88, 93. — 302, 6, 14, 16, 18, 19, 32, 38, 42, 67, 79, 81, 84—87. — 72 400, 4, 5, 6, 14, 16, 57, 73, 83-85, 87, 91, 93, 99. — 500-2, 8—11, 25, 27-29, 33, 35, 71, 85, 95. — 607, 46, 73, 90. September — October. 50. - 109, 36. — 227. — 316, 18, 81. - 493. — 525, 33. - (Bis November : 227.) Nidda, im Juli 1853. VI. Salzliauseu. Mit besonderer Rücksicht auf die geognostischen Verhältnisse seiner Umgegend. Von dem Grossherzogi. Salinen-Inspector Herrn Tasche zu Salzhausen. (Hierzu eine petrographische Karte und ein Profilriss.) Einleitung. Oertliche Verhältnisse und kurze Geschichte der Saline , des Bergwerks und des Bades zu Salzhausen. Die Grossherzoglich Hessische Domäne Salzhausen liegt am südwestlichen Rande des Vogelsbergs und der östlichen Gränze der fruchtbaren YVetterau, ungefähr 5 .Meilen von Frankfurt entfernt, in einem von niederen Basalt¬ hügeln umschlossenen Thalkessel, und besteht aus einer Saline, einem Sool- bad und einem Braunkohlenbergwerke. An die wenigen Gebäulichkeiten, welche fast alle ärarisches Eigenthum sind, und welche theils zu Wohnungen für die Angestellten, theils zum Betriebe dienen , reihen sich geschmackvolle Parkanlagen, die den Ort während des Sommers zu einem lieblichen Aufent¬ halt machen. Die Gegend an sich würde lange nicht von so angenehmem Eindruck auf den Besucher sein , wenn hier nicht freundlich die schaffende Hand des Menschen der Natur zur Seite gestanden und Alles aufgeboten hätte, um jeden Punkt und jede Gelegenheit zur Verschönerung zu benutzen. — Nur durch einen schmalen Bergrücken getrennt (etwa l/4 Stunde von Salz¬ hausen) durchschlängelt das Niddaflüsschen ein anmuthiges Thal, an das sich das Kreisslädtchen Nidda anlehnt. Gegen Osten und Nordosten ragen die höchsten Punkte der Centralmasse des Vogelsbergs empor, von denen der Taufstein, der erhabenste Punkt des Grossherzogthums, eine Höhe von 3131, der Hoherodskopf 3070 und der Bilstein bei Schotten 2693 Fufs über der Meeresfläche hat. Gegen VN esten und Südwesten verflacht sich das Land in 73 kleineren Hügelzügen nach der wellenförmig ebenen Wetterau , indem nur eine schmale Einsenkung zwischen den Phonolithen des Häuserhofs einen kleinen Theil seiner gesegneten Fluren überschauen lässt. Ein aus dem Zerfall des Basaltes hervorgehender warmer Boden und die geschützte Lage des Orts erzeugen einen üppigen Pflanzenwuchs ; Getreide und Obst gedeiht daher vortrefflich und überall begegnet man einem kräftigen, frischen Baumschlage. Nur die Wiesen der Thalsohle sind von mittelmässiger Güte, weil die Feuchtigkeit des Bodens, in welchem sich vormals die Salz¬ quellen aufstauten und einen Morast bildeten, wahrscheinlich erst im vorigen Jahrhundert einen hinreichenden künstlichen Abzug nach der Nidda erhielt. Jetzt werden dieselben aber von Jahr zu Jahr besser. Der Ort hat eine Meereshöhe von 601' und liegt etwa 67' höher als das benachbarte Nidda. Was seine historischen Verhältnisse betrifft, so verdankt er ohne Zweifel den Salzquellen seinen Namen und seine Entstehung. Vermuthlich wurden dieselben schon in den ältesten Zeiten von den Bewohnern der nächsten Umgebung benutzt, welche den zu ihrem Haushalte nöthigen Kochsalzbedarf auf rohe Weise selbst dargestellt haben dürften. Hierauf deutet auch der Name des benachbarten Dorfes Kohden hin , welchem die Saline einge¬ markt ist. Die ältesten mir bekannt gewordenen Urkunden datiren übrigens aus den Jahren 1187, 1329 und 1492, wo von der Besitzung Salzhausen in Schenkungen die Rede ist. Vor dem Jahre 1577 muss indessen schon ein förmlicher Salinebelrieb stattgefunden haben, da um diese Zeit mit einem gewissen Herrn V. Dorneck eine schriftliche Uebereinkunft getroffen wurde, in welcher dieser dem da¬ maligen Landgrafen versprach, die wegen Mangel an Holz in Verfall gerathene Saline wieder in Flor zu bringen. 1592 wurde Rouland VOn Krug durch den Landgrafen Ludwig V- mit der Saline belichen. Er liess drei Salzbrunnen fassen und Strohleckwerke zur Anreicherung der Soole vorrichten. Das Salz wurde damals bei 10 pC. Stärke in einer einzigen Pfanne versotten, soll sehr weiss und gut und von grobem Korne gewesen sein. 1729 kaufte der Staat den Krilgen von Nidda das Werk wieder ab und betrieb es von da an auf eigene Rechnung. Bis zum Jahr 1776 wurden nach dem Gutachten der berühmten Salinisten VOn Beust und V0H WaitZ bedeutende Veränderungen vorgenommen. Die Dorngradirung wurde ein¬ geführt und die Kunstwerke durch Maulthiere in Bewegung gesetzt. Eine totale Umgestaltung erfuhr die Saline ferner von 1776 — 1786 durch den un¬ ermüdlichen Eifer des J. W. Langsdorf, Hofkammerraths zu Darmstadt. Dieser legte, zum Theil durch das ungünstigste Terrain und unter Gebäulichkeiten der Dörfer Unterschmitten und Kohden her, einen von der Nidda abzweigen¬ den Kanal an, um damit eine Wasserkunst zu beaufschlagen, welche das Betriebswasser in einen Sammelteich pumpte, der 140' über der Thalsohle des Flusses lag. Von hier gelangte das Wasser in hölzernen Röhrenfahrten auf die Saline, um dort Wasserräder und Pumpwerke in Bewegung zu setzen. Noch jetzt sind die von Langsdorf getroffenen Einrichtungen mit kleinen Ab- 10 74 änderungen vorhanden; sie mögen aber solchen, die dem heutigen Stand¬ punkt der Technik mehr entsprechen, erst dann Platz machen, wenn die Erschrotung besserer Soole den Aufwand bedeutender Kapitalien zu einer Umgestaltung rechtfertigt. In den Jahren 1838—1840 unternahm man zu diesem Behufe , 2000' von den Quellen entfernt, auf einer Anhöhe einen Bohrversuch, den man aber, eingetretener Schwierigkeiten halber, schon in einer Teufe von 620', ohne Soole erschürft zu haben , aufgeben musste. Bei der geognostischen Beschreibung werde ich Gelegenheit finden , noch einmal auf diesen Bohr¬ versuch zurückzukommen. Die Anreicherung der im Mittel höchstens 1 V8 pC. feste Bestandtheile haltenden Brunnensoole geschieht gegenwärtig auf 6 Gradirgebäuden , die eine Gesammtlänge von 2510' und eine einseitige Gradirungsfläche von 83,160 QFuss haben. Nur mit Mühe gelingt es, die schwierig verdampfende arme Soole im Mittel auf 8,9 pC. zu bringen, worauf sie in 5 Siedpfannen von 2691 □Fuss Bodenfläche versotten wird. Die jährliche Salzproduction übersteigt bei den obwaltenden Verhältnissen nur bei sehr günstigem Zehrwetter die Summe von 4000 Centnern. Bedeutenden Schaden erfährt auch die Saline durch früh eintretende und gewöhnlich lange anhaltende Fröste. Zur rechten Zeit für das Fortbestehen der Anstalt, bei dem immer fühlbarer werdenden Mangel an Brennmaterial, wurde durch den Bergrath Langsdorf im Jahr 1812 das vortreffliche Braunkohlenflötz entdeckt, welches jetzt Gegenstand der Gewinnung ist. Seine Aufsuchung fällt in die Epoche, in welcher fast sämmtliche Braunkohlengruben der Wetterau bis auf das Ossenheimer-Bauernheimer Berg¬ werk, welches schon seit 1809 in Betrieb stand, in Aufnahme gekommen waren. Die ersten Kohlenspuren fanden sich in dem zum hiesigen Bade gehörigen Kurgarten ; sie Hessen jedoch auf nichts Bauwürdiges schliessen, bis man endlich nach vielen Bohrversuchen so glücklich war, die Kohle in bedeutender Ausdehnung und Stärke auf dem jetzigen Betriebspunkte anzu- tretfen. Es ist nicht unwichtig, zu bemerken, dass man nach Angabe der älteren Bergleute im Anfang der Versuche meistens nur zerstreute Stücke von bituminösem Holze vorfand, welche von einem festen Basalte überlagert waren. — Um den Abbau der neuen Lagerstätte vornehmen zu können, trieb man vom Salzhäuser Thale aus im Jahr 1813 einen 2910 Fuss langen Wasserabführungsstollen , welcher binnen 3 Jahren vollendet wurde. Die eigentliche Förderung begann jedoch erst mit dem Jahr 1815, und wurden die gewonnenen Kohlen anfangs nur auf der Saline verbraucht. Erst im Jahr 1817 versuchte man die gröberen Sorten an Private abzusetzen, was endlich nach Besiegung der herrschenden Vorurtheile gegen dieses Brenn¬ material auch gelang. Durch Nichtausförderung des Kohlenkleins auf den Strecken brach in früheren Jahren mehrmals der Grubenbrand aus, der jedoch durch unermüdliche Thätigkeit der Bergmannschaft mittelst Lettverdämmung 75 gelöscht worden ist und jetzt bei gehöriger Vorsicht nicht mehr zu befürch¬ ten steht. In genauer Verbindung mit den vorerwähnten Anstalten steht das Bad. Obschon es als solches noch ziemlich jugendlich ist, gehört es doch als Sool- bad unter die älteren Deutschlands. Schon im Jahr 1810 wurden hier Ver¬ suche gemacht, die Soole zur Heilung von mancherlei inneren und äusseren Krankheiten anzuwenden, jedoch erlangten diese erst seit 1821 eine grössere Ausdehnung, nachdem einige glückliche Kuren den Ort bekannter gemacht hatten. Nun nahm der Staat die Sache in die Hände und es wurde die Erweiterung der bisherigen Vorkehrungen zu einem wahren Bedürfnisse. Anfangs baute man ein Badhäuschen mit 5 Zimmern und einem Badekessel, in welchem täglich etwa 40—50 Bäder verabreicht werden konnten. Aber schon von 1826 — 1827 schritt man zur Errichtung eines stattlichen Kurhauses und eines besonderen Tanzsaales, benutzte das günstig gelegene gebirgige Terrain zur Anlage eines weilläuftigen Parks und verband damit 2 grosse Baumschulen. Als ausserordentlich wirksam zeigten sich die salinischen Quellen zur Heilung von Hautkrankheiten, zumal Flechten, und von Scropheln, was wohl in den eigenthümlichen chemischen Verhältnissen derselben und namentlich in ihrem Brom-Gehalte begründet sein mag. Die Frequenz der Badeanstalt, welche sich in den letzten Jahren ziem¬ lich gleich blieb, kann auf 300 — 350 Fremde für eine Saison angeschlagen werden, und ist bei den vorhandenen Räumlichkeiten als sehr erfreulich zu betrachten. — Die Badegastwirthschaft ist verpachtet, dagegen hat sich die Regierung die Abgabe der Bäder Vorbehalten. Naturgescliicliiliclie Bedeutung' des Orts. Bei weitem wichtiger als durch die eben berührten technischen Ver¬ hältnisse wird Salzhausen durch seine naturwissenschaftlichen und namentlich geognostischen Beziehungen. Das Auftreten von Salzquellen mitten in einem von vulkanischen Pro- ducten umgebenen Terrain, das inselarlige zu-Tag-gehen von Tertiärforma¬ tionen und die auf einem kleinen Raume zusammengedrängte Braunkohlen¬ masse mit einer reichen, wohl erhaltenen Flora, hätten wohl schon lange die Aufmerksamkeit der Forscher fesseln können; indessen blieb es erst der neuesten Zeit Vorbehalten, diese Bedeutung des Orts nach Verdienst zu wür¬ digen. Es hing dies mit den Fortschritten der Wissenschaften überhaupt und namentlich der paläontologischen innig zusammen. L. V. Buch besuchte schon 1819 Salzhausen, doch sind mir die Resul¬ tate seiner damaligen Wahrnehmungen nicht näher bekannt geworden. Allem Vermuthen nach wurde durch ihn die Königl. Academie der Wissenschaften zu Paris einige Jahre später veranlasst, durch Brongniart eine Untersuchung der fossilen Pflanzenreste Salzhausens vorzunehmen. Auch V. Leonhard gedenkt, in seinem Werke über die Basaltgebilde, des Ortes, doch haben erst die unschätzbaren neueren Arbeiten der Herren GÖppert, Unger, V. Ettings- 76 hausen, 0. Weber und Anderer über die untergegangene Pflanzenwelt ein allgemeineres Interesse für denselben erwecken können. Unter diesen Umständen mag es gerechtfertigt sein, wenn ich es wage, das Resultat meiner eigenen Beobachtungen über die naturgeschichtlichen und insbesondere geognostischen Verhältnisse hiesiger Gegend der Oeffentlichkeit zu übergeben. Sie können, wenn ihnen auch sonst kein weiterer Werth beizumessen ist, wenigstens als Erläuterung der hoffentlich in der Kürze im Druck erscheinenden monographischen Untersuchungen von Göppert und von V. Ettingshausen über Salzhausens Tertiärflora dienen. Ob die Forschungen der Herren V. Heyden und H. V. Meyer zu Frank¬ furt über die kleine hiesige Braunkohlenfauna bereits publicirt worden sind, habe ich nicht erfahren. Betrachten wir in naturgeschichtlicher Hinsicht zunächst die lebende Welt, so finden wir hier manches der Localität Eigenthümliche ; auch dürfte sich dem Zoologen, namentlich in der Salzinsecten-Fauna und der mikroskopischen Thierwelt, die bis jetzt leider noch zu wenig untersucht worden sind, noch ein reiches und dankbares Feld für fernere Forschungen darbieten. Interes¬ sant ist das Vorkommen von Gasterosteus gymnurus C. , einer Stichlingsart, welche ein grosses Rohsoolenbassin bevölkert. Die Flora Salzhausens kann ich hier nur so weit berühren, als sie als eine lokale angesehen werden kann. Aus dem in diesem Berichte abge¬ druckten Verzeichniss der wildwachsenden Phanerogamen der Umgegend von Nidda von Dr. Fr. Möller dürfte hervorgehen, dass die botanischen Erschei¬ nungen im Allgemeinen denen des mittleren Südwestdeutschlands analog sind. Eine besondere Aufmerksamkeit verdient daher nur die an den Soolquellen und in dem von ihnen durchdrungenen Moorgrunde der Thalmulde, an Soolen- leitungen, Brunnen und Bassins wuchernde Salzflora , die übrigens, was Con- ferven, Algen und mikroskopische Urpflänzchen anbetritft, noch einer sorg¬ fältigeren Untersuchung entgegensieht. Von grösseren Salzpflanzen sind hier bekannt : Glaux maritima L., Triglochin maritimum L. , Poa distans L. , Rumex marilimus L. , Apium graveoleas L. , Aster Tripolium L- , Plantago maritima L- , Atriplex salina Wahlb., Salsola Kali L. , Scirpus marilimus L. , Salicornia herbacea L., Alsine marina Koch. Von Conferven werden angeführt : Melosira salina Ktz., eine kiesel- schalige Diatomee, welche die Hauptmasse bildet und den Kieselgehalt der Sinter, auf denen sie wahrgenommen wird , verräth ; Phormidium Tinoderma Ktz., welche auch am Meeresufer, z. B. auf Wangerooge, vorkommt; Oscillaria antliaria Ktz. (eine sonst in Brunnentrögen gewöhnliche Alge) , Rhizoclonium littoreum Ktz , Vaucheria clavata KtZ- , V. sessilis KtZ- , V. dichotoma Ktz. Merkwürdig sind die letzteren kryptogamischen Gewächschen hauptsächlich dadurch, dass sie zu den Sinterbildungen an den Pumpwerken, Soolenlei- tungen u. s. w. bei weitem mehr als die Verdampfung Anlass geben. Indem sie einen Theil der Kohlensäure zu ihrer Vegetation aus den Flüssigkeiten aufsaugen und Sauerstoff ausathmen, schlagen sie die als Bicarbonate in Auf¬ lösung befindlichen Metall- und Erd-Arten als einfach kohlensaure Verbin- 77 düngen oder Hydrate nieder, die sich dann an die Wände der Gefässe anlegen und mit der Zeit dicke und feste Ueberzüge bilden. Das Ausgeben von Sauerstoff, welches man bei diesen Körpern beobachtet hat, gibt neben ihrem Mangel an freiwilliger Bewegung den Beweis, dass sie nicht dem Thierreich, sondern dem Pflanzenreich angeboren. Schliesslich möchte noch die Spongia fluvialilis anzuführen sein, eine Pflanze, die sonst mehr im Norden einheimisch ist und die ich hier, mit einer Masse von Insecten- und Schnecken - Eiern u. s. w. durchsäet, in einem klaren, von Bäumen umschatteten Weiher des Kurgartens angetroffen habe. Creognostisclier Uebertolick. Eine allgemeine Uebersicht der petrographischen Verhältnisse der näheren und ferneren Umgebung Salzhausens soll die Karte verschaffen. Zu ihrer Grundlage dienten 4 zusammenstossende Sectionen der Generalstabs¬ karte des Landes, welche mit einer ausserordentlichen Schärfe und Genauig¬ keit in 555 5 5 der natürlichen Grösse durch tüchtige Ingenieur-Offiziere auf¬ genommen und mit künstlerischer Sorgfalt lithographirt worden sind. Die einzelnen Theile der Sectionen wurden von mir so zusammengelegt , dass Salzhausen ungefähr die Mitte einer Fläche bildet, welche eine Länge von 6500 Klafter, eine Breite von 2670 Klafter und somit einen Quadratgehalt von circa 2 geograph. Meilen hat. Hieraus ergibt sich, dass man an einem Tage recht bequem nach den äussersten Punkten des Kärtchens von Salz¬ hausen aus gelangen und an demselben Tag wieder dahin zurückkehren kann. Eine grössere Ausdehnung wollte ich demselben nicht geben, theils um den Zweck dieser Monographie nicht zu überschreiten, theils um den Arbeiten des mittelrheinischen geologischen Vereins, der sich die geognostische Auf¬ nahme Hessens und der angrenzenden Länder zur Aufgabe gemacht hat, nicht vorzugreifen. Die Einträge sind übrigens zumeist auf eigene Anschauung gegründet. Um nun gleichzeitig die Kosten einer besonderen Karte für die oben erwähnte Arbeit des Herrn Dr. Möller zu sparen, ist die Fläche, welche seinem Verzeichniss zu Grunde liegt, durch rothe Strichelchen auf meiner Karte bemerkt und sind die Standorte der Pflanzen näher angegeben. Wenn man, von Berstadt aus kommend, bei dem Häuserhof ein anmuthiges Wiesenthälchen , das naturgemässe Thor des Vogelsberges, betritt, so sieht man, links und rechts der Strasse, Phonolilh in schiefrigen Partieen anstehen; darauf folgt zwischen ziemlich parallel laufenden Basalthügeln in beinahe horizontaler Verflachung die Thalebene von Borsdorf und die Mulde von Salzhausen, welche ihrerseits wieder gegen Südwest durch ein allmälig an¬ steigendes Lehmplateau mit ersterer in Verbindung steht. Auf diesem liegen die schwarzen Halden und Tagegebäude eines Braunkohlenbergwerks , und weiter nach der Saline zu sieht man Haufen gelben Sandes, um Gruben herum, tertiäre Formationen verrathen. In der Thalsohle endlich entspringen aus moorigem Torfgrunde die schwachen sali— nischen Quellen. 78 In weiterer Entfernung tritft man gegen Norden fast nur basaltische Bildungen an , dagegen findet man gegen Süden und Osten, kaum wenige Stunden von hier, die jüngeren und älteren Glieder des Todtliegenden bei Selters, Effolderbach, Staaden, Stammheim und Niedermockstadt u. s. w. Auf diesen ruhen die Zechsteine mit ihren Unterabtheilungen von Selters und Bleichenbach, über die sich der bunte Sandstein in mächtigen Bänken und grosser Ausdehnung auflagert und bis zum Spessart und der Rhön hin fort¬ setzt. Gänzlich scheinen die übrigen Theile der älteren Tertiärgruppe , der Jura, der Muschelkalk und der Keuper zu fehlen und statt dieser jüngere tertiäre Schichten mit vorherrschenden Braunkohlensanden die grossen geo- gnostischen Lücken vollständig auszufüllen. Gegen Westen bilden die Diluvial- und Braunkohlen - Absätze der Wetterau die Grenze, auch erscheint noch Basalt in einzelnen Durchbrüchen. Erdiger Trachyt hebt sich bei Borsdorf und porphyrartiger Trachyt bei Rabertshausen in inselartiger Ausscheidung aus der grossen vulkanischen Masse heraus , und ebenso ist auch an diesem Ort ein Lappen sedimentären Gesteins, Todtliegcndes und darauf ruhender Zechstein, einem vereinzelten Wachtposten vergleichbar, zu bemerken. Dolerit erscheint Ortenberg gegenüber und auf der Höhe des Glau¬ bergs, während Trachydolerite hinter Nidda nach Eichelsachsen zu beträcht¬ liche Züge bilden und endlich auch die basaltischen Tuffe nicht fehlen. Nachdem wir ein Bild der Gebirgsformationen in allgemeinen Umrissen gegeben haben , versuchen wir eine detaillirtere Schilderung der einzelnen Glieder. Wir trennen hierbei die geschichteten von den basaltischen und beginnen mit den jüngsten. Den Mineralquellen widmen wir alsdann eine besondere Betrachtung. Bei der folgenden Darstellung verweisen wir zugleich auf den Profilriss, auf dem die Länge in IZ5öö und die Höhe in g^jg der natürlichen Grösse aufgetragen ist. Es bezieht sich dieser Durchschnitt jedoch nur auf Salzhausen nach der Linie AB der Karte. I. Grescliiclitete Formationen, 1) Alluvium. Als jüngste der geschichteten Gebirgsarten deckt die Dammerde in verschiedener Mächtigkeit die hier auftretenden Formationen, jedoch wird sie an einigen von Pflanzenwuchs entblössten Basaltkuppen, die kümmerliche Gräser, Moose und Flechten ernähren, so wie in den Thalmulden, wo Torf oder Thon an ihre Stelle tritt, gänzlich vermisst. Je nach ihrem Ursprung ist sie von sehr wechselnder Beschaffenheit. Wo sie aus Phonolith entstanden ist, wird sie lehmig und von weisslicher Farbe; wo sie dem Basalt ihre Entstehung verdankt, ist sie braun bis schwärzlich. Letztere Eigenschaft ist so entschieden, dass man sie bei einer geogno- stischen Aufnahme zum Einträgen der Basaltregion benutzen kann , indem, wo sie fehlt, kein Basalt mehr als unmittelbarer Untergrund zu erwarten steht. Die schwarze Dammerde bildet einen warmen fruchtbaren Boden, der, wenn auch kaum 1 Fuss mächtig, schon der Cultur zugänglich 79 ist, indem der darunter befindliche Basalt bei Bearbeitung des Bodens und durch den Einfluss des Vegetalionsprozesses gar bald in Verwitterung über¬ geht. Man hat hier in neuerer Zeit z. B. mehrere Wüstungen anroden lassen, von denen man sich nur wenig versprach , aber schon nach Verlauf weniger Jahre trugen sie die herrlichste Frucht. Nadel- oder Laubholz, Ziersträucher oder Obstbäume, Gras oder Getreide, ich wüsste nicht, was da am besten gedeiht. Rothe thonige Dammerde, welche in hiesiger Umgegend eine untergeordnetere Rolle spielt, verräth Basalttuff. Sie hält die Feuchtigkeit lange zurück und zeigt überhaupt die einen thonigen Boden gewöhnlich be¬ gleitenden Nachtheile, doch scheint sie schneller zu zerfallen, als dies bei derjenigen der Fall ist, die von plastischen Thonen, Schieferthonen und dergl. herstammt. Die letzte, jedoch am meisten verbreitete Ackererde ist die, welche Lehm zur Unterlage hat. Sie ist von lehmig-mergeliger Beschaffenheit und weissgelblicher bis schwach bräunlicher Färbung. Sie hat unter allen die bedeutendste Mächtigkeit und bedeckt die Gehänge der Berge und die höher gelegeneren Bergmulden und breiteren Sättel. Sie nimmt wohl den grössten Theil der auf der Karte dargestellten Fläche ein. Die bekannte Fruchtbarkeit der Wetterau und ihr blühender Getreidebau ist durch diesen Boden bedingt, der aber nordöstlich noch weil nach dem Centralpunkt des Vogelsbergs hineinreicht und gerade an der Grenze zwischen ihm und der genannten Landschaft Korn und Waizen her¬ vorbringt, der dem jener gesegneten Gegend nichts nachgibt, ja von den Fruchthändlern sogar noch vorgezogen werden soll. Zu den Alluvionen gehören ferner je nach dem Grade der Zersetzung Thon- und Lehmbildungen, welche aus basaltischen Gesteinen und Tuffen entstanden sind und noch ihre ursprüngliche Lage behaupten. So sieht man in den Salzhäuser Anlagen einen Thon oder, um sich des bezeichnenderen vulgären Namens zu bedienen, einen Letten, der durch eine Grube am Fusse eines Basalthügels aufgeschlossen ist. Oberhalb bedecken ihn Basaltgerölle, nach unten geht er in einen förmlichen Tuff über. Er ist von vorherrschend rostgelber Farbe, gefleckt durch weisslich-gelbe Tupfen. Trocken fühlt er sich rauh und körnig an , an der feuchten Zunge haftet er nur wenig. In diesem Letten findet man einzelne blaue Knollen, die man auf den ersten Anblick für Bruchstücke von festem Basalt erkennen muss, die aber so weich geworden sind, dass man sie mit dem Messer schneiden kann. Noch zeigen sie in frischen Bruchstücken die Anordnung der zusammensetzenden Theilchen, welche kleinlöcherigen Basalten und Wacken eigen ist. In Auflösung be¬ griffene Olivin- und Bolus-Körner sind nicht zu verkennen und die Blasen- räumchen sind mit einem mehligen Anfluge ausgekleidet, der unter dem Ver- grösserungsglase traubenförmig erscheint und wahrscheinlich Phillippsit ist. Auch Blättchen von Glimmer habe ich schon gefunden , deren secundäre Er¬ zeugung auf nassem Wege durch Umwandlung augitischer Bestandteile somit unbezweifelt ist- 80 Um den Grad der Modificationen kennen zu lernen, welchen Basalte, Dolerite, Tuffe u. s. w. nach und nach durch Entmischung und durch Aus¬ tausch ihrer Bestandtheile erleiden, würden genaue chemische Analysen an¬ zustellen sein, die über Ihon-, Letten- und Lehm - Erzeugung genügende Aufschlüsse geben könnten. So viel scheint aber gewiss, dass die höhere Oxydation des IVIagneteisens , die leichte Zersetzbarkeit des Olivins und dann später die des Labradors zum Zerfallen dieser Gesteine den ersten Anstoss liefern. Während sich Eisenoxydhydrat bildet und einzelne Bestandtheile der vulcanoidischen Gesteine fortgeführt oder zu andern Verbindungen umgestaltet werden, bleibt ein anderer Theil, wie Augitkörnchen, Labradorstäubchen u. s. w. unverändert an Ort und Stelle, nur dass sie jetzt nicht mehr so fest an einander haften, wie früher. Gasexhalalionen mögen bei diesem Prozesse neben den Atmosphärilien vormals häufig mitgewirkt haben, und ob Lehm oder Thon gebildet wurde, möchte von der mehr oder weniger vorgeschrit¬ tenen Auflösung bedingt worden sein. Mit Wasser angefeuchtet und nach Verlauf einiger Zeit auf Brettern gestossen, wird der erwähnte Letten ausserordentlich plastisch und so dicht, dass er nicht allein zu Verdämmungen mit grossem Vortheil, sondern sogar zum Schmieren und Verdichten der Soolkästen hiesiger Saline verwandt wird. Lehmbildungen, an denen man noch eine pfeilerförmige Absonderung oder die Umrisse von Kugeln wahrnimmt, die ihren basaltischen Ursprung als beredte Zeugen verrathen, sind bekanntlich keine Seltenheit. Von dem Schwemmlehm oder Löss unterscheiden sie sich leicht durch den gänzlichen Mangel an Schneckenschalen und Ueberresten von Quadrupeden ; auch sind ihnen seltener Kalk- und Kiesel-Knollen beigemengt, die meistens erst durch Translocationen und Infiltrationen hinzukommen. Uebrigens lässt sich auch für den Schwemmlehm keine genaue geologische Grenzlinie ziehen, indem derselbe häufig wohl eben so gut zum Alluvium als zum Diluvium gezählt werden kann. Den Alluvionen reihe ich weiter die benachbarten Torflager der Wetterau, des Niddathaies und Salzhausens an, wenn schon theilweise ihre Fortbildung durch die Cultur unterbrochen worden ist. Der Torf der Salzhäuser Thalsohle tritt theils zu Tage aus, theils wird er von einem blauen Thone mantelförmig umhüllt. Er trennt sich in zwei Arme, von denen sich der eine von Norden nach Süden, der andere aber unter einem stumpfen Winkel von Osten nach Westen erstreckt. Der erste hat im Maximum eine Mächtigkeit von 20, im Durchschnitt aber eine von 8 Fuss und ist stellenweise, wie schon erwähnt, von jeder Auflagerung frei; letzterer dagegen ist durch eine 12—15 Fuss hohe Schicht von Dammerde und blauem Thone bedeckt und -zeigt eine ziemlich unveränderliche Mächtig¬ keit von 2 Fuss. Nach der auf Bohrversuche gegründeten Berechnung ist der körperliche Inhalt der hier befindlichen Masse auf etwa 1,180,000 Cub. Fuss anzuschlagen, wovon nur 130,000 Cub. Fuss dem tiefer gelegenen und der Gewinnung kaum zugänglichen Schenkel angehören. Die vegetabilischen Bestandtheile des Torfes, namentlich in den oberen Lagen, sind noch deutlich zu erkennen. 81 Einen Gebrauch hat man wegen Ucberflusses an Braunkohlen von dem hiesigen Torfe noch nicht gemacht, doch wird man wohl in späteren Zeiten, wenn die Saline erhalten bleibt, hierzu genöthigt sein. Die Unterlage des Torfs ist ein schwarzblauer Thon , von dem schwer zu sagen ist, ob er der Diluvial- oder Tertiär-Zeit angehört. Doch bin ich geneigt, ihn der ersteren zuzurechnen und nur die auf ihn folgenden gelben und weisslichen Thone, welche sich über einer mächtigen Sandablagerung ausbreiten, mit dieser zu identificiren. Mit einem leichten Bohrgestänge habe ich viele Flussthäler und Mulden der Umgegend untersucht und meistens zu oberst blauen, dann schwarzen Thon angetroffen. An der Luft wurden die Bohrproben nach Verlauf weniger Tage ganz hell, wohl ein Beweis, dass die dunklere Färbung von beige¬ mischten Organismen herrührt. — Ausgedehntere Torflager finden sich, unter ähnlichen Verhältnissen, wie bei Salzhausen, längs dem HorlofF- und Niddaflüsschen noch an vielen Orten. Eine förmliche Gewinnung des Torfes geschieht jedoch nur bei Inheiden, Echzell, Gettenau und Bingenheim, wird aber auch hier wegen Ueberflusses an Brennmaterial nur schwach und zeitweise betrieben. — An einzelnen Stellen erreicht der Torf an der Horloff eine Mächtigkeit von 20 — 30 Fuss und ist alsdann von grosser Güte. Schneckenschalen noch lebender Gattungen sind eine gewöhnliche Er¬ scheinung, wie z. B. bei Echzell : Paludina impura Lam ; Planorbis mar - ginafus Drap. ; Planorbis spirorbis Müll. ; Limnaeus vulgaris C. PfiFr. ; Cyclas cornea Lam. Ebenso trifft man Knochenreste von Einhufern und Wieder¬ käuern, wie sie noch jetzt in Deutschland vorhanden sind. Bei Echzell fand man auch vor einigen Jahren bei der Strassenanlage einen Pinienzapfen; wie derselbe aber in den Torf gekommen, bleibt vor der Hand noch ein Rälhsel; dagegen sind Gegenstände menschlichen Kunstfleisses, besonders kleine von Maulthieren , Mauleseln und Eseln herrührende Hufeisen sehr häufig und auch für den Alterthumsforscher von Interesse. Sie sind theils aus Eisen, theils aus einer messingartigen Composition gefertigt. Wahrschein¬ lich wurden in Kriegszeiten diese Thiere in diese Sümpfe versprengt, wo sie ihren Tod fanden. Vor ungefähr 67 Jahren soll man bei dem Abteufen des Hauptsalzbrunnenschachtes zu Salzhausen auf ein Rhinoceroshorn von be¬ deutender Grösse gestossen sein und dabei einen ungewöhnlich starken me¬ tallischen Sporn entdeckt haben. Endlich gehören zu den Alluvionen die Raseneisensteine, wie man sie in den hiesigen Wiesengräben in dem ersten Stadium ihrer Abschei¬ dung, in der Pulverform, beobachten kann, sonst aber in festen Knollen, Scheiben und Bohnen an vielen Orten der Umgegend im aufgeschwemmten Lande liegen sieht. Auch sie verdanken basaltischen Gesteinen ihren Ursprung. Kohlensäurehaltiges Wasser löst die Eisentheile des Basaltes auf und benetzt die Wurzeln der Rasendecke. Hierdurch wird die Kohlensäure, die den Pflanzen als Nahrung dient, frei und Eisenoxydhydrat schlägt sich nieder. Phosphorsaure Verbindungen der in Verwesung begriffenen Vegetabilien werden zu gleicher Zeit aufgehoben und phosphorsaures Eisen erzeugt, 11 82 welches mit dem Hydrat ein Gemenge bildet, an dem noch Kieselerde, Thon- und Kalkerde Antheil nehmen. Mit der Zeit Wird die lose Verbindung, die häufig vegetabilische Reste einschliesst, fester und formt sich zu den bekann¬ ten Knollen des thonigen phosphorsäurehaltigen Brauneisensteins. — Unter dem Mikroskop erscheint das Pulver in blumenkohlartigen unregelmässigen gelbgelarbten Häufchen, die nicht das Licht durchlassen. Zuweilen werden die vulkanoidischen Felsarten auch in der Art zer¬ setzt, dass die im Wasser löslichen Bestandtheile weggeführt werden und Eisenoxydhydrat unmittelbar am Platze zurückbleiht. Merkwürdig ist dabei die Erscheinung, dass die Raseneisensteine hiesiger Gegend bestimmte Züge einhalten, gleichsam als ob ihre Erzeugung von den herrschenden Witterungs¬ verhältnissen und namentlich den Regen bringenden Südwestwinden bedingt worden sei. Ich habe hierüber im V. Leonhard'Bronil’schen Jahrbuch, Jahr¬ gang 1852, Genaueres mitgetheilt. Man findet übrigens Holzstücke nicht bloss von Eisenstein umgeben, sondern auch förmlich in Brauneisenstein übergegangen, wobei die Holztextur deutlich sichtbar geblieben ist. So unter andern bei dem Schleifelderhof. Die jüngeren Eisensteine werden jetzt von den Eisenhüttenbesitzern wieder mehr aufgesucht wie früher und mit den Uotheisensteinen von Wetzlar gattirt und verschmolzen. In Folge dieses Eifers werden täglich neue Ent¬ deckungen über das Vorkommen dieses weit verbreiteten Minerals gemacht. Wäre man im Stande, dasselbe für sich allein mit Vortheil zu verhütten, so würde die Eisenhüttenindustrie hiesiger Gegend einen grossen Aufschwung nehmen! Noch steht aber der Phosphorgehalt einer allgemeineren Anwendung sehr im Wege. Auf ähnliche Weise, wie die Raseneisensteine, entstehen Kalktuffe. Obschon kein Kalkflötz in der nächsten Umgebung Salzhausens ansteht, so liegt doch ein schöner Kalktuff vor mir, der sich dadurch gebildet hat, dass das Wasser des Bergwerkstollens über Moos hinweg geflossen ist. Die Pflanzen sind theils ganz verschwunden, theils ragen sie noch in grünen Spitzen aus dem schinutzig-weissen Kalkabsatze hervor. Letzterer ist ein Gewebe von vielfach in einander verschlungenen Fäden, an denen man mit Hülfe einer guten Lupe wasserhelle, nadelförmige Kryställchen anhängen sieht. Unter dem Mikroskope theilt sich das Pulver in milchweisse unregelmässige Körper¬ chen und dünne, scheinbar hohle Glascylinderchen. — Strenge genommen müssten wir uns jetzt mit den sauren und salinischen Quellen beschäftigen, die auf der Karte angegeben sind, denn sie gehören unstreitbar zu den Alluvionen. Da man aber erst nach Kenntnissnahme sämmtiieher geognostiseher Beziehungen der Gegend es wagen darf, eine Hypothese über ihre Entstehung auszusprechen, so mag es gerechtfertigt sein, wenn ihre Beschreibung bis zum Schlüsse dieser Monographie verspart wird. 2) Diluvium. Obschon es misslich ist, zwischen Alluvium und Diluvium eine strenge Grenzscheide zu ziehen, so bin ich doch hier dem gewöhnlichen Gebrauche 83 gefolgt und habe diejenigen jungen Bildungen dem Diluvium zugerechnet, die aller Wahrscheinlichkeit nach der vorgeschichtlichen Zeit angehören. Wir betrachten daher vor Allem als Diluvialgebilde jenen Lehm, der sich durch eine mehr gelblich-weisse Farbe und durch seine organischen Ein¬ schlüsse von dem l öthlich-braunen Lehm des Alluviums deutlich unterscheidet. Ich nehme keinen Anstand, ihn gleich den lehmigen Ablagerungen des Rhein- thales »Löss« zu nennen, weil nicht allein seine äussere Beschaffenheit, sondern auch eine ähnliche Zusammensetzung und die in ihm häufig vorkommenden Schneckenschalen und Knochen von gleichzeitig lebenden Vierfüssern u. s. w. ganz zu dieser Bezeichnung berechtigen. Geologisch ist es ja einerlei, ob er aus der Zersetzung von Basalten und Doleriten, oder ob er aus Graniten, Syeniten, Porphyren, Buntsandsteinen und Thonschiefern entstanden ist, und ob sich, statt Labradorstäubchen, feldspathige Gemengtheile als seine Haupt¬ masse erkennen lassen, wenn nur die Zeitepoche und die Art seiner Bildung eine gleiche war. Die pelrographischen Rücksichten treten überhaupt in den Hintergrund, ln der nächsten Umgebung Salzhausens bedeckt der Löss zumeist die Gehänge der Berge, die höher gelegenen Ebenen und Mulden, und steigt bis zu einer Höhe von ca. 200Fuss über die Salzhäuser Thalsohle, somit bis zu 800 Fuss über die Meeresfläche herauf. Er fühlt sich mager und sandig an und geht stellenweise, wie z. B. auf dem Wege von Borsdorf nach Steinheim, in fast lehmigen Sand , bei den Schwalheimer Höfen in ein Gerolle, wieder an andern Orten in einen Thon über. Unmittelbar bei Salzhausen, Nidda, Ranstadt, Dauernheim, Echzell u. s. w., wo er vielfach durch Gruben blossgelegt ist, zeigt er eine sehr gleich- inässige Beschaffenheit. Die einzelnen Theile seines Gemenges lassen sich unter dem Mikroskop und mit Hülfe von Säuren als Blättchen von Labrador, Kieselkörner, kohlensaurer Kalk und durch Eisenoxydhydrat gelb gefärbte Partikelchen unterscheiden. Durch Glühen verliert der getrocknete Lehm 10 — 12 pC. seines Gewichtes, durch Entweichen von Kohlensäure, Wasser und organischen Substanzen. Er schliesst thonig-kalkige Congregationen, die sogenannten Lössmännchen, in sphäroidischen und gezogenen Knollen ein. Aehnlich wie bei der Entstehung von Raseneisensteinen, Kalk- und Kiesel- Sintern, Chalcedonen und Halbopalen, mag auch hier der Vegetationsprozess von Pflanzen mächtig zur Bildung beigetragen haben. *) Aeusserlich sind diese Kalknieren mit runden Erhöhungen versehen und von der verschiedensten Gestalt, bald rund, bald zwiebel- , bald wurst¬ förmig; sie dürften wohl häufig durch Vermittlung der Wurzeln von Rumex- und Orchis-Arten entstanden sein. Schlägt man sie auf, so sieht man sie *) Was die Absclieidung von einfach kohlensaurem Kalk aus gewöhnlichem Wasser durch Pflanzen betrifft, in denen er sich als doppelt kohlensaurer Kalk gelöst befindet, so bemerkt man denselben häufig an Gräben, in welchen das Wasser längere Zeit gestaut war und dann wieder abgelassen wird , als einen weissen mehligen Nieder¬ schlag auf den Gewächsen und zwar in einer die frühere horizontale Oberfläche der Flüssigkeit genau bezeichnenden Weise. 84 meistentheils hohl und strahlenförmig geborsten und ihre Wände mit mikro¬ skopischen Kalk- und Bitter-Späthchcn bedeckt. Betrachtet man den Durch¬ schnitt genauer, so findet man, dass er aus concentrischen Schalen besteht, deren Dichte nach dem Innern abnimmt. Die Bildung ist hier offenbar von Aussen nach Innen vor sich gegangen. Die äussere Schale erhärtete zuerst um die Pflanzen, an sie schlossen sich mit der allmäligen Verwesung die übrigen an, bis endlich durch die gänzliche Auflösung der Pflanzen ein leerer Raum blieb, der bei dem Auslrocknen der teigartigen Masse und ihrem Zurückziehen an die festeren Wände sich mit den entstehenden Spalten ver¬ band. Die Knollen blieben porös genug, um den auflösenden und Bestand¬ teile austauschenden Flüssigkeiten den Ein- und Ausgang zu verstauen, wiewohl die inneren strahlenförmigen Kerben niemals die äussere Rinde durchbrachen. Viele Strontiane, Schwerspate, Hornsteine u. s. w. von ähn¬ licher Structur sind wohl auch auf ähnliche Weise entstanden, auch mögen nicht bloss vegetabile, sondern auch tierische Körper hierzu Veranlassung gegeben haben. Was sind endlich die Petrefacten und die meisten Pseudo- morphosen des Mineralreichs anders, als durch den Austausch ihrer Bestand¬ teile durch die nämlichen Vorgänge entstandene Körper, nur dass sieb bei ihnen die Matrize nachweisbarer erhalten hat. Wir sehen also hier, wie dort, immer ein nach gleichen Prinzipien schaffendes Walten der Natur. Die Mächtigkeit des Lösses ist sehr verschieden, sie wechselt von 4 bis zu 40 und mehr Fussen. Die horizontale Schichtung ist nur selten deut¬ lich ausgesprochen. Aufgelagert ist der Löss auf die verschiedenen älteren Gebirgsformationen , aber auch — was wegen der Altersbestimmung der eruptiven Felsarten wichtig ist — sehr häufig auf basaltischen Gesteinen. Wo er auf dem Braunkohlensande ruht, bemerkt man eine, meistens nur wenige Zolle starke Geröllschicht zwischen beiden. Es besteht dieselbe dem grössten Theile nach aus Schalen von kieselig-thonigem Brauneisen¬ stein, aber auch aus Bruchstücken von dichtem schwarzen Basalt, Tuffen, Hornblende und Augit, wie die Nachbarschaft sie aufweist. Ob einige Basaltausbrüche noch innerhalb der Diluvialzeit erfolgten, lässt sich noch zur Zeit nicht mit schlagender Evidenz behaupten, obschon dies nicht ganz unwahrscheinlich ist. Der Löss konnte sich nur auf Rasenboden, wo das Gras als Filter die feinen Labrador- und Feldspath-Körnchen aufhielt, oder in ruhigem, aber nicht stagnirendem Wasser absetzen; dafür scheint wenigstens die völlige Entblössung von Fischen und andern Wassergeschöpfen ein Beweis zu sein. Die Fische ziehen dem abfliessenden Wasser nach und verschwinden mit demselben. Wir finden daher nur Reste von Landthieren, die in dem Schlamm der Buchten durch Ungefähr begraben wurden. Bei dem Abraum einer Sandgrube und später bei dem Umroden einer Baumschule fand man hier, 2' unter der Bodenfläche : a) Theile eines Schulterblattes von Elephas primigenius Bluiüb.; b) den beinahe ganz unversehrten Unterkiefer von Equus caballus fos- silis . 85 (Jm beide Knochen hatte sich eine dicke Kruste von thonigem Kalk¬ mergel angelegt, dessen YVegschafFung viele Mühe und Zeit kostete. Zähne von Rhinoceros tichorrhinus , Bären, Nagern u. s. w. traf man bei Selters und andern Punkten der Umgegend an. Von Mollusken beobachtete ich : Succinea oblonga Drap ; Pupa mu- scorutn Nills. fast allenthalben; seltener, wie z. B. bei Dauernheim : Helix strigella Drap.; Helix hispida L., wiewohl an diesem Fundorte in grosser Häufigkeit. Der Gebrauch des Lehms ist bekannt und ich will nur erwähnen, dass einige sandige Abänderungen als Formsand auf den benachbarten Eisen¬ hüttenwerken benutzt werden. Die Thonarten, welche den Uebergang zur Tertiärformation vermitteln, sind, wie gesagt, meistens von blauer oder schwärzlicher Farbe; sie werden, wo sie rein genug sind, durch Tagebau gewonnen und zur Darstellung irde¬ ner Gefässe verwandt. Endlich möchte noch derjenigen Raseneisensteine zu gedenken sein, die von Lehm bedeckt sind, deren Erzeugung also vor der geschichtlichen Zeit stattfand. Sie sind mitunter so mächtig und von solcher Ausdehnung (jedoch in nierenförmigen, nicht immer unmittelbar zusammenhängenden Massen) abgelagert, dass sie, wie z. B. bei Hungen, Stammheim u. s. w., förmlich bergmännisch durch unterirdische Abbaue gewonnen werden müssen. 3) Tertiärformation. a) Die Braunkohlen mit ihren Thonen. Die Stellung der Salzhäuser Braunkohlen zu den sie begleitenden Thonen, zu dem darüber und darunter befindlichen Gestein ist durch den Bergbau und durch Bohrversuche ziemlich genau ermittelt. Ueber ihren Platz im geologischen System und ihr Verhältniss zu den benachbarten Koh¬ lenablagerungen aber werde ich, nach Abhandlung der Tertiärformation, zu sprechen Gelegenheit finden. Aus dem beigegebenen Profilriss ersieht man, dass man nach einer starken Schicht von Dammerde und Lehm auf plasti¬ schen Thon kommt, der ein längliches unregelmässiges Braunkohlenellipsoid rnantelartig umgiebt. Seine Längenachse fällt ungefähr in die Stunde 1% von Norden nach Süden und beträgt 1500, seine Quer- oder Breitenachse 900 und seine grösste Mächtigkeit 100 Fusse. Auf der Sohle von Schacht Nr. XI habe ich 140 Fuss unter Tage im September 1849 ein Bohrloch niederge¬ trieben, welches über die Unterlage der Braunkohlen gewünschten Aufschluss gab. Zählt man die Schichten im Schachte mit, so hat man von oben nach unten : 68' Dammerde und Lehm. 31' plastischen Thon, erst von röthlicher, dann von weisser Farbe, ( vulgo Dachletten). 96,6' Braunkohlen. 12,5' schwarzen plastischen Thon ( vulgo Sohlletten). 49,1' weissen plastischen Thon und 3,1' weissgrauen thonigen Sphärosiderit , worauf ein festes Gestein 86 folgt, das man als olivinreichen, von Bitumen durchdrungenen Basalt erkannte. In diesem gab man den Bohrversuch auf. Es scheint, dass man hier auf denjenigen Gang des Basaltes gestossen ist, der in der Nähe der Grube die Zone eines Rückens bildet und hier aus der Spalte übergequollen ist; doch könnte es auch ein älterer Lavastrom gewesen sein. Die Kohlenmasse seihst spaltet sich in zwei von einander verschiedene Theile, nämlich : 53 Fuss gute und 43,6 Fuss schlechte, der Hauptsache nach die sogenannte Blätterkohle. Letztere ist gewissermassen die Schale, die sich dem Band der ehemaligen Mulde angeschmiegt und darauf die festeren Kohlen aufgenommen hat. Sie ist die Fundstätte unserer herrlichen Braun¬ kohlenflora. Nach dem Ende des Lagers zu verschwächen sich allmälig alle einzelnen Schichten, so dass man die mittlere Stärke der Braunkohlen nur zu 60 Fuss rechnen kann. An einer anderen Stelle des Flötzes hat man unter dem Sohlletten den Triebsand des Salzhäuser Thaies angetrolfen , der sich von da unter die jüngeren Anschwemmungen der Wetterau verliert; von ihm als von einem älteren Gebilde wird später die Rede sein. Die unmittelbare Auflagerung des Basaltes auf diesem Sande ist an vielen Orten der Umgegend zu beobach¬ ten, nirgends aber gewahrt man ein umgekehrtes Verhältniss. Basalt bedeckt die Kohlenspuren und den Braunkohlenthon in der Nähe des Kursaales, wie schon in der geschichtlichen Einleitung erwähnt worden ist. Auf Basalt ist man in dem Bohrloche des Schachtes Nr. XI gestossen , mit Basalt wechsel¬ lagern viele Braunkohlenflötze der Provinz Oberhessen, so dass die Stellung der Braunkohlen zu diesem vulkanischen Gebilde eine leicht zu bezeichnende ist. Sie scheinen während der revolutionären Epoche der Basalt-Durchbrüche und Ueberfluthungen entstanden zu sein , und mögen diese Laven zu den Braunkohlen etwa in derselben Beziehung gestanden haben, wie Porphyre und Diorite vormals zu den Steinkohlen. Viele Braunkohlenniederlagen mögen an Ort und Stelle gebildet wor¬ den und aus Torf hervorgegangen sein, aber von allen, und namentlich von denen zu Salzhausen, lässt sich dies gewiss nicht behaupten. Betrachten wir die Braunkohle etwas näher, welche über der Blätter¬ kohle vorkommt, so sieht man, dass sie aus einer dichten, zerreiblichen Masse, der sogenannten erdigen Braunkohle besteht , die Theile von Stämmchen, Aesten und Wurzeln und zuweilen Früchte zu einem Conglomerat verbindet. Sie könnte allerdings aus Torfschlamm erzeugt worden sein, den die Haupt- fluth mit fortgerissen und in der Bucht mit den übrigen Hölzern abgelagert hätte. Hierüber kann die botanische Untersuchung vielleicht näheren Auf¬ schluss ertheilen. Wahrscheinlich ist jedoch diese Annahme gerade nicht. Bemerkens werth ist übrigens die Thatsache, dass das bituminöse Holz über¬ wiegend von Coniferen herrührt, während Blätter, Blüthen und Früchte meistens Laubhölzern angehören. Wo sollen aber die Stämme und Aeste hingekommen sein, welche einst die letzteren trugen? Ist es nicht am ein¬ leuchtendsten, dass sie zuerst der Vermoderung anheim fielen und zu erdigen Braunkohlen wurden, während das harzreiche Nadelholz der Zersetzung am längsten widerstand? Die Stämme sind mitunter sehr dick; solche von 4 87 bis 8 Fuss Durchmesser sind, namentlich in den unteren Etagen der Grube, gar nicht selten ; ja eine aufrechtstehende Conifere, deren Basis durch eine Strecke entblösst ist, hat einen Querschnitt von 13' Breite und wird desshalb den Kurfremden als eine besondere Merkwürdigkeit gezeigt. Verflossenes Jahr wurde bei dem Abbau eine nicht minder colossale Conifere an der Firste eines Orts entdeckt und den am 21. bis 24. August hier versammelten Forstwirthen zu Liebe einige Wochen hindurch erhalten. Alles zollte dem gigantischen Baumschlage der Vorzeit seine volle Bewunderung. Früher schien es mir wohl, als ob die Stämme in ungeregelter Weise durcheinander lägen ; als ich aber, den Kompass in der Hand, die Lage der Mehrzahl von den grösseren untersuchte, fand ich zu meinem Erstaunen, dass die Wurzelenden mit schwacher Neigung gegen Nordosten und die Wipfel¬ enden dagegen nach Südwesten und zwar im Mittel parallel der Längen¬ erstreckung des Flötzes, in der Stunde lä/8 abgesetzt waren. Da bekannt¬ lich ein schwimmender Baum sich mit seinem schwereren Ende nach dem Boden senkt, das Astwerk aber über dem Wasser hervorragt und gleichsam als Segel dient, so darf man annehmen, dass die Strömung von Norden nach Süden und nicht umgekehrt erfolgt sei. Es ist von Wichtigkeit, diese Beobachtung auch in andern ßraun- kohlengruben zu wiederholen, um mit der Zeit über die Richtung der Treib¬ holz-Ströme ins Klare zu kommen, welche das Material zu einem für Deutsch¬ lands industrielle Zukunft gewiss noch einflussreich werdenden Brennstoff geliefert haben. Man wird dann vielleicht im Stande sein, sichere Anhalts¬ punkte zur Aufsuchung dieses nützlichen Fossils zu gewinnen, um unnöthige Kosten und Mühe zu sparen. Basaltdurchbrüche, Ueberfluthungen und Erhebungen veränderten die Gestalt der Bodenfläche durchaus. Wassermassen, vorher ruhig in ihren natürlichen Dämmen eingeengt , wurden plötzlich durch die entstandenen vulkanischen Querriegel zu hoch angestaut und durchbrachen die schwachen Theile ihrer Ufer, oder fanden durch neu gebildete Senkungen ihren Ausweg. Wild Alles vor sich aufwühlend und mit sich fortführend, was zu schwach war, dem Andrang zu widerstehen, nahmen sie die erdige Decke des Bodens und seine Vegetation mit sich fort. Die specifisch schwereren Erdtheiie fielen zuerst nieder, während die leichteren Holzstücke den weitesten Weg nahmen und endlich in ruhigen Buchten Halt machten. Die Blätter flogen, zuvor durch die Herbststürme von den Bäumen herabgeschüttelt, vor den grösseren Stücken her und fielen endlich mit Wasser gesättigt zu Boden, um den grö¬ beren Theilen als Unterlage zu dienen. Weit kann übrigens die Reise, welche die Vegetabilien machten, nicht gewesen sein, sonst würden sie sich nicht so erhalten haben. Ich habe den Cubikinhalt der Salzhäuser Lagerstätte annähernd zu 33,900800 Cubikfuss berechnet. Nimmt man nun nach dem Urtheile sachver¬ ständiger Forstleute an, der Maximalbestand von 40,000 QFuss (= I Hess. Morgen) Waldfläche irgend welcher Holzart bei lOOjährigem Umtriebe und ziemlich regelmässiger Altersabstufung, so wie sie auch im Urwald angenom¬ men werden darf, sei 4,000 Cubikfuss reine Holzmasse, so würde zur An- 88 flössung ein Wald von circa 8475 Morgen nöthig gewesen sein, welchem Raum etwa T5g der Provinz Oberhessen entspräche. Die Veränderung, welche der räumliche Gehalt der Holzsubstanz durch Verwandlung in Braunkohlen erhal¬ ten hat, ist hierbei ausser Berechnung geblieben, was auch nichts zu sagen hat, da solche Annahmen überhaupt nur den Werth annähernder Schätzungen haben. Die Salzhäuser Kohle ist fast ganz ohne erdige Beimengungen, und nur ein unbedeutendes keilförmiges Lettmittel ist bis jetzt darin entdeckt worden. Die Ablagerung muss somit das Erzeugniss einer schnellen und ununterbrochenen Zuführung gewesen sein, weil nirgends ein Thonbesteg oder dergleichen das Flötz in gesonderte Theile scheidet. Wäre nach der ersten Zeit der Anflössung eine längere Zeit der Ruhe eingetreten, so hätten sich die im Wasser suspendirten Erdtheilchen schon früher über der Kohle und mit ihr niedergeschlagen und sie in besondere Flötze getrennt. Auch in der Kohlenmasse selbst, mit Ausnahme der, einem bestimmten Horizont angehörenden, Blätterkohle, lässt sich äusserlich keine Schichtung erkennen; doch behaupten die Bergleute, Andeutung einer solchen zuweilen bei der Gewinnung zu bemerken, indem weichere Lagen mit festeren ab¬ wechselten, auch die Farbe der Kohle nicht immer die nämliche bliebe. Zerklüftungen sind in der Kohle nicht, wohl aber ganz unregelmässige Ab¬ lösungen bekannt. In den tieferen Theilen des Braunkohlenlagers befindet sich an einigen Stellen eine Schicht, die zuweilen bis zu 6' Mächtigkeit anwächst und fast nur aus den früher Carpolithes genannten Fruchtkernen besteht. Doch trifft man diese Samenkörner vereinzelt sowohl in der oberen Kohlenmasse , wie auch in den Blätterkohlen an. Als seltenere Vorkommnisse sind die verschiedenen Arten von Wallnüssen, Haselnüssen, Wachholderbeeren ähnliche Früchte u. s. w. zu betrachten, welche in der Kohle über der Blätterkohle zerstreut liegen. — Rosinenkerne mit ihrem Fruehlhäutchen bilden eine schwammige Kohle nächst der Karpolithenschichl. Nach Absatz der Braunkohlen erfolgte die Bedeckung durch plastischen Thon. Dieser kann , da noch niemals Petrefactem in ihm gefunden worden sind, aus der Zersetzung aufgelagerter Tuffmassen hervorgegangen sein. Bedenkt man, dass der Dachletten weit höher als die benachbarten Thalsohlen liegt, und dass an eine Emporhebung des Terrains durch den Basalt nicht gedacht werden kann , indem sonst Risse und Sprünge in dem Kohlenlager hätten entstehen müssen, die mit Erde ausgefüllt worden wären; — erwägt man ferner, was ich über die Lagerungsverhältnisse bei der Entdeckung der ersten Kohlenspuren gesagt habe, — so wird sich kaum eine andere Ansicht bilden können. Die ganze in einem Thonmantel begrabene und von der äusseren Atmosphäre fast ganz abgeschlossene Brennstoffmasse gerieth allmälig in Gährung oder, wenn man will, in eine langsame, unvollständige Verbrennung, indem, unter Hinzutreten von Sauerstoff aus der Luft, sich Wasser und Koh¬ lensäure bildeten und von der Holzmasse abschieden , wobei diese sich zu Braunkohle umwandelte. 89 Bituminöses Holz, welches längere Zeit der Luft ausgesetzt ist, geht nach und nach bei dem Fortschreiten des eben entwickelten Processes in eine Pechkohle von schwarzer Farbe und muscheligem Bruch über, während das organische Gewebe ganz verschwindet. Die Art, wie sich Braunkohlen erzeugen, kann man übrigens noch täglich an den zurückgebliebenen Wurzeln abgehauener Bäume beobachten, die in thonigem, Feuchtigkeit zurückhaltendem Boden fussen. Nach Verlauf mehrerer Jahre sind diese oft schon zu wahren Braunkohlen umgeschaffen. Die Verwandlung von Holz in Braunkohle durch die Einwirkung feurig¬ flüssiger Basalte ist eine Annahme, die man nach dem Vorhergehenden nur mit grosser Vorsicht aufnehmen darf, und die in den meisten Fällen wohl in die Rumpelkammer der Geologie gehört. Wer den Basalt in Berührung mit anderen Gesteinen beobachtet hat, wird selten einen Einfluss wahrnehmen können, der sich an den Berührungsstellen auf einen oder mehrere Fusse hindurch geltend macht ; in der Regel sind nur die Trennungsflächen alterirt. Untersuchen wir die Salzhäuser Braunkohlen in oryctognostischer Beziehung, so können wir unterscheiden : a. Bituminöses Holz , durch Einwirken von Grubenbränden zum Theil in die sogenannte mineralische Holzkohle übergehend. b. Faser- und Bast-Kohle. c. Gemeine Braunkohle, öfters wie bei a in Russkohle umgewandelt. d. Pechkohle. e. Blätterkohle. f. Fruchtkohle. Das bituminöse Holz findet sich in Gestalt von Wurzeln, Stämmen, Aesten, wie bei den lebenden Bäumen, theils als Maser-, theils als knorren¬ freies Holz mit deutlicher Holztextur vor. Es ist kurzsplitterig, mild, und steht in der Härte zwischen Gyps und Steinsalz, indem es ersteren ritzt und von letzterem geritzt wird. Auffallend ist es, dass den Coniferen die Rinde fehlt, während die dünne Epidermis an Birken und verwandten Holzarten noch vollkommen erhalten blieb. Nach dem specifischen Gewicht lassen sich unsere sänimtlichen bitumi¬ nösen Hölzer in lufttrockenem Zustande in drei Gruppen bringen : 1) leichte von 0,46 — 0,49 ; 2) mittlere von 0,74 ; 3) schwere von 0,89. Aus diesen geringen specifischen Gewichten geht hervor, dass sie wenig von mine¬ ralischen Stoffen imprägnirt sein müssen ; die ähnlichen Kohlen auf dem Westerwalde werden von Dr. W. Casselmann *) zu 1,27 — 1,30 specif. Gew. angegeben. Diese Gewichte hängen nicht bloss von der Anzahl der Jahres¬ ringe für eine gegebene Länge ab , sondern sind häufig durch die verschie¬ denen Grade der Zersetzung bedingt. Der Glanz ist rnatt oder schimmernd, die Farbe hell bis dunkel braun. Die Faser- oder Bast-Kohle gehört streng genommen zum bitumi¬ nösen Holz. Sie erscheint in langen, bändigen, Fäden, schwarzbraun, seiden- *) Chemische Untersuchungen über die Braunkohlen des Westerwaldes , in den Jahrbüchern d. Vereins f. Naturkunde im Herzogtli. Nassau. Heft 9. Abth. 2. 1853. S. 52. 12 90 artig glänzend, auf Stammstücken, von denen sie sich leicht ablösen lässt. Unter dem Mikroskop stellt sie schön morgenrothe Bänder mit dunkler Ein¬ fassung dar. Die Faserbüschel laufen in gerader Richtung und lassen die Maschen der Markstrahlen durchblicken. Die gemeine Braunkohle ist ein Conglomernt, das aus erdiger Braunkohle und mehr oder weniger erkennbaren Holzresten besteht. Ihre Charaktere sind daher nicht constant. Bald geht sie in eine förmliche Erd¬ kohle über , die aller organischen Structur bar ist ; bald ist sie durchwebt von Gräsern, Wurzeln, Holz, Blüthenhüllen und Früchten, die zum Theil noch bestimmbar sind. Der Bruch ist mehr oder weniger flachmuschelig bis erdig. Die Härte ist in der Regel etwas grösser , als die des bituminösen Holzes, was aber nur von der Art ihrer Zusammensetzung abhängt , denn wo sie erdig wird , ist sie so weich , dass sie sich mit der Hand zerreiben lässt. Das specifische Gewicht der lufttrockenen Kohle variirte von 0,94— 1,25. Glanz : matt. Farbe : dunkelbraun. Durch Grubenbrände bildet sich aus ihr die Russkohle, stark glän¬ zend, pechschwarz, sehr bröcklig. Die Pechkohle, welche aus der allmäligen Umwandlung des bitu¬ minösen Holzes, vielleicht unter Mitwirkung von fein eingesprengtem Schwe¬ felkies, entsteht, kommt in der Grube nur in geringer Menge vor, dagegen bildet sie sich fortwährend an den dem Luftzuge ausgesetzten Orten über Tage. Ihre Härte kann = 2,5 gesetzt werden ; sie ist spröde, sammetschwarz, von starkem Fettglanz und muscheligem Bruch. Die Blätter kohle besteht in der Grube aus deutlichen Schichten, die von dem Rande der Braunkohlenmulde ringsum ihrem Tiefsten zufallen. Diese passen sich überall dem oberen Lager an, und man kann sie daher nicht besser als mit einer Schale oder Schüssel vergleichen, in der die übrige Braunkohlenmasse ruht. Was nun den Fallwinkel anbelangt, unter welchem sie sich auf den Sohlletten anlegt, so ist dieser nach dem Streichen sehr verschieden und wechselt von 0 bis 12 Grad. Die Blätterkohle theilt sich leicht in die dünn¬ sten Lagen, wenn man bei dem Aufspalten mit der gehörigen Vorsicht ver¬ fährt, und zeigt jedesmal auf der Ablösungsfläche deutliche Blätterabdrücke oder vielmehr Blätter in Substanz. Eine Hauptregel ist hierbei, die Kohle langsam austrocknen zu lassen, da sie sich sonst gern wirft und Qiierrisse bekommt, welche die Freude, ein schönes unversehrtes Blatt erobert zu haben, leicht verderben können. Die Blätterkohle scheint fast nur aus über¬ einander gehäuften Blättern erzeugt worden zu sein. Auch findet man keine Holzstücke darin, eben so wenig, wie es mir bisher gelang, einen Stamm anzutreffen, der durch die Blätterkohle hindurch griffe, also an der Stelle hätte gewachsen sein können. Sie ist äusserst leicht, von geringer Härte, mild, schimmernd bis matt, meistens graulich-braun, auf den Ablösungsflächen mitunter weiss. Die Färbung rührt häufig von der Art der Blätter her, so sind z. B. die Flächen mit Ahornblättern in der Regel weiss, die mit Reben¬ blättern braun u. s. w. 91 Die Frucht kohle endlich, welche, wie bereits erwähnt, in Hauf¬ werken und Schichten walzenförmiger Früchtchen erscheint, dürfte erst nach ihrer paläontologischen Bestimmung ein grösseres Interesse gewähren. Bisher haben sich Al. Braun und GÖppert sehr eifrig mit dem Studium dieser und anderer in Salzhausen vorkommenden Samen beschäftigt, aber noch hat es nicht gelingen wollen, ihre Natur zu enträthseln. Viele mögen Kerne der .Fleischbeere von Vitis teutonica Al. Bf. sein, deren Fruchthülle sie noch häufig umgibt. Einfache Mineralien , welche die Salzhäuser Braunkohlen begleiten. 1. Schwefel. Erscheint theils als gelber mehliger Beschlag auf der sogen, mineralisirten Holzkohle, theils als Zersetzungsproduct von Eisen¬ kies in Gesellschaft von diesem und Eisenvitriol. 2. Gyps. Als mehlige Ausblühung und in dünnen, glashellen Nadeln und Blättchen. Er wird nur in den otFenen Räumen der Grube wahrgenom¬ men, die jahrelang im Betrieb sind. 3. Kalialaun. Wcisse, seidenglänzende, oft 12 Linien lange Nädel- chen, welche unter dem Mikroscop gerieft erscheinen. Findet sich im Ganzen selten und vorzugsweise da, wo Kohlen und Letten an offenen Stellen zu- sammenstossen. 4. Eisenkies. Zumeist in trauben- und nierenförmigen krystalli- nischen Aggregaten, auch in dünnen Plättchen und als Versteinerungsmiltei von bituminösem Holz. 5. Eisenvitriol. In wasserhellen, nadelförmigen und gebogenen Krystallen, die aber, mit blossem Auge wenigstens, keine nähere Bestimmung zulassen. 6. Retinit. Die Harze sind leider noch zu wenig untersucht, um specifische Merkmale aufstellen zu können. So werden unter dem Namen Retinit viele Pflanzenharze aufgeführt, die mit einander oft nichts gemein haben als ihren vegetabilischen Ursprung. — Man unterscheidet hier zwei Modificalionen von hierher gehörigen Harzen. Die eine hat einen muscheligen Bruch, ist spröde, rothgelb, auf den Bruchflächen stark fettglänzend. Sie ist dem Storax nicht unähnlich. Die andere ist erdig, fahlgelb, sehr leicht, und hat alle Eigensc haften des bekannten erdigen Retinits. Beide Harze scheinen verschiedenen Bäumen anzugehören. — Eine chemische und physikalische Prüfung der fossilen Pflanzenharze dürfte hohes wissenschaftliches Interesse darbieten und daher Männer von Fach zu einer monographischen Behandlung auffordern. Die Salzhätiser Braunkohle in paläontologischer Beziehung. Da wir in der Kürze einer besonderen Bearbeitung der paläontologi¬ schen Verhältnisse der hiesigen Braunkohle von bewährten Händen entgegen sehen, so sei mir nur eine kurze Zusammenstellung des bis Dato ßekannt- gewordenen erlaubt. — 92 — A. Fauna. Lurche. Rana Sahhausensis H. V. Meyer. Abdruck eines Frosche« nebst einer Quappe. Käfer. Dicerca Tuschet V. Heyden. Ferner finden sich verschiedene Larvengänge auf bituminösem Holz vor, die zum Theil mit dem Koth der Insecten angefüllt sind und auf 3 bis 4 von einander abweichende Species hinweisen. B. Flora. Namen der Pflanzen. Sonstige Fundorte. Heimath der ver¬ wandten lebenden Pflanzen. Pecopterideae. Pteris crenala Web. Niederrheinische Braunkohle. Tropen und gemässig¬ Typhaceae. Sparganium latum Web. Niederrheinische Braunkohle. te Zone. Palmae. Fasciculites Hartigii Göpp. Münzenberg. Niederrh. Braunkohle. Voigt¬ Subtropisches Ame¬ et Stenz. stadt, lYluskau. rika. Cupressineae. Cupressites Brongniarti Niederrh. Braunkohle. I Göpp. Cupressites racemosus Göpp. 1 Niederrh. Braunkohle. ; Mittelländisches Meer. Cupressinocaulon nodosum Göpp. Thuytes Langsdoi'fii Göpp. 1 Gemässigte Zone. (Früchte u. Nadeln v. Cupress.) Glyptostrobus oeningensis Al. Br. Abietineae. Pinites Protolarix Göpp. Niederrh. Braunkohle. Hes¬ Taxineae. senbrücker Hammer. Taxiles Langsdorfii Brongn. Niederrh. Braunkohle. Zil— Gemässigte Zone. lingsdorf. Swoszowice. j Bernstein. Ariern. Niet¬ leben. Schlesien. 93 Namen der Pflanzen. Sonstige Fundorte. Heimath der ver¬ wandten lebenden Pflanzen. Betulaceae. Ainus Kefersleinii Ung. Niederrh. Braunkohle. Sagor. Gemässigte Zone. (Blätter und Blüthen.) Swoszowice. Bilin. Betulites Sahhausensis Göpp. (Blätter, Blüthen u. Stämme.) Cupuliferae. Quercus . . . Salicineae. Populus crenata Ung. Salix nereifolia Al. Br. Gemässigte Zone. n lancifolia Al. Br. Laurineae. Laurus primigenia Ung. Niedrrh. Braunkohle. Sotzka. Ostindien. Santalaceae. Nyssa rugosa Web. Niederrh. Braunkohle. Nordamerika. (Frucht.) Corneae. Cornus rhamnifolia Web. Niederrh. Braunkohle. Gemässigte Zone. Büttner iaceae. Dombeyopsis Decheni Web. Niederrh. Braunkohle. Madagaskar. Tropi¬ » subtriloba Ung. Acerineae. Acer trilobalum Al. Br. Niederrh. Braunkohle. Oe¬ sches Asien. Europa. 11 tricuspidalum Al. Br. ningen. Parschlug. Bilin. Silweg. Trofeiach. Niederrh. Braunkohle. Oe¬ Nordamerika. » vitifolium Al. Br. ningen. Bilin. Oeningen. Bilin. Münzenberg. (wahrscheinlich Vitis teutonica nach neuerer Bestimmung). Gemässigte Zonen. Acerites Langsdorfii Göpp. Münzenberg. (Flügelfrüchte von Ahorn.) Juglandeae. Juglans ventricosa Brongn. Niederrh. Arnsberg. V\ ie— Nordamerika. n costata Ung. liczka. Franzensbrunn Niederrh. Altsattel. W ie— Desgl Juglandites laevigata Brongn. liczka. Hessenbrücker Hammer. 94 Namen der Pflanzen. Sonstige Fundorte. Heimath der ver¬ wandten lebenden Pflanzen. Juglans acwninala Al. Br. » polymorpha GÖpp. (Blätter u. Früchte verschiede¬ ner Juglans-Arten.) Niederrh. Parschlug. Oe¬ ningen. Polygoneae. Polygonum ? . . . Viniferae. Vitis teutonica Al. Br. Wir sehen aus dem vorstehenden Verzeichniss, dass die Flora von Salzhausen mit der der niederrheinischen und böhmischen Braunkohlenforma¬ tion viele gemeinschaftliche Species hat. Ein Gleiches wird sich auch mit der vom Westerwalde herausstellen. Ebenso finden wir viele Aehnlichkeit mit den Vorkommnissen von Oeningen, Wieliczka u. s. f. Dies deutet auf ein Klima hin, wie es jetzt den südlichen Gegenden Nordamerika^ zukommt. Technischer Betrieb. Um ein vollständiges Bild der interessanten Braunkohlen-Ablagerung zu geben, können wir eine kurze Darlegung ihrer technischen Gewinnung nicht umgehen. Die Braunkohlengrube besitzt gegenwärtig 2 Schächte von 140 und 145' Teufe und einen Wasserabführungsstollen von 2910/ Länge, welcher im Salzhäuser Thale angesetzt ist. Er bringt nur eine Teufe von 1 45' ein, so dass er nicht die Wässer der ganzen Kohlenmasse zu lösen vermag, indem stellenweise noch 20 bis 30' gute Kohlen unter seiner Sohle abzübauen sind. Zur Zeit der stärksten Förderung ist die Belegschaft nur 16 Mann, welche unter der Aufsicht eines Obersteigers stehen. Die Gewinnung der Kopien geschieht durch den sogenannten Etagen¬ bau, von oben nach unten und von den äussersten Punkten der Lagerstätte aus rückwärts nach ihrer Mitte. Mit alleiniger Ausnahme des Bergwerks auf dem Hessenbrücker Hammer , wo eine etwas verschiedene Gewinnung statt hat, ist dieser Betrieb auf sämmtlichen Braunkohlengruben der Wetterau der nämliche. — Soll in irgend einer Etage ein Abbau vorgerichtet werden, so treibt man eine söhlige Förderstrecke, welche mit einem der Schächte in Verbindung gesetzt wird. Auf diese werden nun senkrecht die eigentlichen Abbauörter von 20 zu 20' geführt, wodurch das ganze Feld in so viele schmale Pfeiler, als es gerade Bedürfniss, Wetterlosung u. s. w. erheischen, getheilt wird. Diese Pfeiler werden nun von dem äussersten Saume des Flötzes, d. h. wo Dach und Sohle zusammenstossen , weggenommen. Lett- mittel oder bereits vorhandener Abbau modificiren diese Methode nur wenig. — Die Bergleute unterschrämen mit der Keilhaue die Stösse und schützen sich 95 vor dem Nachfall des Dachs durch Stempel und Anpfähle. Nach Wegnahme der Kohle sucht man das zu diesem Zweck verwandte Holz wieder zu ge¬ winnen. Das Dach senkt sich nun allmälig und füllt die leeren Räume aus, während sich über Tag eine entsprechende Vertiefung bildet. Nach Verlauf mehrerer Jahre, oft sogar schon in kürzerer Frist, hat sich das Erdreich so fest gesetzt, dass die Kohlen der zunächst tieferen Etage in Angriff genommen werden können. — Jeder Abbauetage entspricht eine Kohlenmasse von 11 Fuss; den Strecken giebt man im Allgemeinen eine Breite von 5' und eine Höhe von 7 Fuss, so dass also noch 4 Fuss Firste herausgehauen werden müssen, bis man an den oberen jüngeren Abbau reicht. — Sämmtliche Gru¬ benbaue stehen in Kohlen und bedürfen mit Ausnahme der Schächte nur an wenigen Stellen der Verzimmerung. — Im Sommer ist die Förderung schwächer, wie im Winter, indem die Hälfte der Knappschaft alsdann mit dem Verklötzen des Kohlenkleins für die Saline beschäftigt ist. — Sämmtliche Arbeiten geschehen im Gedinge. Die jährliche Förderung beträgt 60,000 Ctr. ; von diesen werden die beiden besseren (gröberen) Sorten zu 10 und 8 Kr. pr. Centner an Private verkauft und 30,000 Ctr. der dritten (kleine Kohlen und Abfall) in der Regel für die Saline reservirt. Der Kohlenabfall erfreut sich , trotz des geringen Preises von 1 Kr. pr. Ctr., wegen Ueberflusses an Holz, kaum einer Abnahme; er wird nur hier und da zum Verbessern feuchter Wiesen und schwerer Aecker von den Landwirthen der Umgegend gesucht. Er wird daher vorzugsweise mit Wasser zu einem Brei angerührt und zu Klötzen geformt, welche als vortreffliches Brennmaterial bei dem Soggen des Salzes dienen. Bei dem Kochen oder Stören des Salzes gebraucht man diejenigen kleineren Kohlen¬ brocken, welche sich nicht verklötzen lassen. — Unter diesen Verhältnissen müssen leider circa 10,000 Ctr. Kohlenklein als unverkäuflich und bei den eigentümlichen Verhältnissen des Salzwerks unverbraucht auf den Halden liegen bleiben. b) Thon- und Sand-Bildungen. Nächst den plastischen Thonen, auf denen die Braunkohlen ruhen, folgen im Alter mächtig entwickelte Triebsandschichten mit zwischengelager¬ ten Thonen. Der Sand ist durch Gruben aufgeschlossen und durch Bohrver¬ suche fast überall, wo man tiefer niederging, in der Mulde des Salzhäuser Thaies angetroffen worden und steht mit den ausgedehnten Sandablagerungen der Umgegend, von denen noch weiter die Rede sein wird, in Verbindung. Bei dem Bohrversuche a des ProPilrisses, etwa 65' über dem Punkt b, den inan zum Behuf der Entdeckung besserer Salzsoole, wie bereits Seite 74 erörtert wurde, niedertrieb, durchsank man nach den Bohrregistern von oben nach unten folgende Gebirgsschichten : Vulkanischen Tüll und derartiges Gestein Aequivalent [Rother Thon, nach unten mit Sand gemengt Braun- ■{ Gelber „ mit Sand der kohlenthone. I Kollier ohne Sand 380,0 Fuss 12,5 „ 20,0 * 9,5 » 422,0 Fuss 96 Uebertrag 422,0 Fuss Eisenschüssiger Sandstein, dünne Lage. Sand von gelber, weisser und rother Farbe 11,0 99 Weisser Sand mit Thon gemengt 31,0 99 Gelber Sand nach unten mit Thon gemengt 14,0 Thon von gelber, blauer und rother Farbe ohne Sand 14,0 Sand mit Thon vermischt .... 5,0 Rother Sand ..... 15,0 n Eisenschüssiger Sandstein mit Quarz 1,0 Gelber Sand ..... 13,0 Sand mit Thon ..... 2,0 Sand und thoniger Sand, wobei aber der Sand immer vorherrscht 86,5 99 Sand, welcher fortsetzt .... 5,5 99 Teufe des Bohrlochs 620,0 Fuss. Bohrversuch bei b. Dieser, sowie eine Menge ähnlicher Versuche wurden von mir aus- geführt, um die geognostischen Verhältnisse der Oberfläche und die Verbrei- tung der Salzquellen zu ergründen. Dammerde, blauer und schwarzer Thon, welcher ganz in der Nähe das Torflager umgiebt . 31,6 Fuss Thon von röthlicher bis gelblicher Färbung 10,4 99 Röthlicher Thon mit Sand gemengt 8,0 99 Gelber Thon mit Sand gemengt 5,6 Y> Grauer Sand mit Thon gemischt 6,1 99 Gelber und röthlicher Thon, nach der Teufe sandig 7,4 n Gelber Sand und Thon in Schichten wechselnd 10,8 99 Gelber Sand nach unten .... 11,6 n Weisslicher Sand ..... 43,0 99 Gelber Thon ..... 4,0 99 Weisslicher Thon und Sand wechselnd 12,3 99 Gelber Sand ..... 6,0 99 Weissgelber Thon .... 2,5 99 Weisslic her Sand ..... 7,7 99 Gelber und röthlicher Thon . 4,4 99 Weisslicher Sand ..... 28,1 99 Röthlicher Thon ..... 6,0 99 Weisslicher Sand, nach unten mit Thon gemischt, welcher fortsetzt 7,1 99 Teufe des Bohrlochs 212,6 Fuss. Eine Vergleichung der beiderlei Resultate zeigt deutlich, dass man hier ganz gleiche Bildungen vor sich habe. Sieht man von kleinen Nüancirungen in Farbe und Mächtigkeit ab, so ist klar, dass man sich der Hoffnung, festere Gebirgsbänke zu erreichen, bei b fast ebenso genähert hatte, als bei a. Bei letzterem Punkte war man von der Ansicht ausgegangen, der vulkanische Tulf, welcher bis zu Tage ausgeht, sei das ältere Gebilde, an welchen sich der Sand angelagert habe, während gerade das umgekehrte Verhältniss ob¬ waltet. — Wären beide Bohrversuche zu gleicher Zeit angcstellt worden, 97 und hätte man die verschiedenen Bohrproben unmittelbar mit einander ver¬ gleichen können, so -würde die Uebereinstimmung der Schichten noch hand¬ greiflicher geworden sein. *) Die oberen, röthlichen , weisslichen und gelben Thone sind die Aequi- valente der plastischen Thone, in welchen die Braunkohlen nierenförmig ein¬ geschlossen sind. Besuchen wir die Sandgruben, wo uns die oberen Sande deutlicher vor Augen treten, so begegnen wir zu oberst einer Schale von unreinem kieseligen Brauneisenstein, ihrer gewöhnlichen Bedeckung. Der Sand ist von verschiedenstem Korne und den mannigfaltigsten Farben. Staubartige Theil— chen bis zu solchen, die die Grösse eines Stecknadelkopfs erreichen, wechsel¬ lagern mit einander. Die Färbung ist vorherrschend gelb. Durch Eisenoxyd dunkler gefärbte Adern durchziehen die ganze Masse und bilden ein vielfach verschlungenes Maschennetz, dessen Läufe gewöhnlich etwas fester als der sie umgebende Sand sind. — Schwarze Mangantropfen liegen zerstreut , wie aufgespritzt, auf dem Sande. Dieser ist mehr oder weniger thonig und hat eine wellenförmige Oberfläche, die oft mit einzelnen langgezogenen, mehrere Fuss über die allgemeine Undulation hervorragenden Höckern bedeckt ist. Einzelne schwache sandige Thonlager durchsetzen denselben oft auf eine kurze Erstreckung, bald ein bestimmtes Streichen und Fallen einhaltend, bald aber sich wieder in eine gebogene Falte umlegend, und selbst sogar in horizontaler Richtung sich weiter verbreitend. Man hat es hier mit einer Dünenbildung zu thun. Die Thone begleiten die Biegungen der Sandhügel, mit denen sie zugleich entstanden sind, an die sie sich angelegt haben und von denen sie zum Theil wieder abgewaschen worden sind. Hierzu lieferten die Ufer des rheinischen Binnenmeeres, westlich von der Grauwacke des Taunus und östlich von den Buntsandsteinen der Rhön und des Vogelsbergs begrenzt, das Material. Die an den Sandstein- und Thonschiefer-Vorgebirgen sich brechenden Wogen zerstörten die festen Bänke und wirbelten sie als losen Sand oder feinen Thonschlamm mit in die Fluthen , um sie an den feuchten Ufern wieder als Dünen abzusetzen. Ob nun dieser Sand mit der Zeit wieder erhärtet sei und ob die späteren vulkanischen Exhalalionen und die mit Soole und Säuren geschwängerten Wässer eine abermalige Auflösung des Bindemittels verursacht haben, muss ich füglich dahin gestellt sein lassen. *) Man war bisher im hiesigen Publikum durch das Aufgeben des ersten Bohr¬ versuchs der Ansicht, der Triebsand setze den Bohrversuchen unübersteigliche Hinder¬ nisse entgegen. Abgesehen davon, dass man denselben schon in beträchtlicher Mäch¬ tigkeit durchschnitten hat , gibt es auch ein Mittel , mit welchem man diesen Feind sehr wohl besiegen kann. Ich habe das Verfahren in der Berg- und hüttenm. Zeitung, Jahrg. 1847, Nr. 49 näher entwickelt und besteht es in der Hauptsache darin, dass man mit einem weiten Bohrloch die Arbeit beginnt und die Ausfütterungsröhren nicht ein¬ rammt, sondern unter dem Bohren eindreht. — Das Misslingen des Bohrversuchs hing davon ab, dass man im Anfänge dem Bohrloche eine zu geringe lichte Weite gab, wo¬ durch, nach der erforderlichen Einschachtelung mehrerer Röhrentouren , dasselbe nur noch einen Durchmesser von 31/* Zoll behielt, so dass es zuletzt unmöglich wurde, mit irgend einem Instrumente voi’wärts zu kommen. 13 98 In dem Sand selbst, namentlich in den oberen Schichten, beobachtet man einzelne sehr feste rundliche Blöcke von fettglänzendem, sehr dichtem, schmutzig gelblich-grauem Sandstein von muscheligem Bruche, dessen Ober¬ fläche in eine zerreibliche Sandrinde übergeht. Man hat diesem Sandstein den Namen „Braunkohlensandstein" gegeben. Petrefacten habe ich an hiesigem Orte noch nicht in demselben entdecken können. Technischer Betrieb. Der Sand wird in Salzhausen durch Tagebau und zwar auf regel¬ mässige Weise durch Bergleute gewonnen, die im Gedinge bezahlt werden. — Er ist ein sehr beliebtes Baumaterial, dient ferner zum Bestreuen von Gartenwegen und in seinen weissen Abänderungen als Streu- und Reib-Sand. — Die sandigen Thonlagen, hier unter dem Namen Töpfererde bekannt, werden von den Töpfern der Umgegend als Beisatz bei der Darstellung ihrer Waaren sehr gesucht. Die Braunkohlen mit den tertiären Thonen und Sanden im geologischen System. Die Ablagerungen von Braunkohlen, Thonen und Sanden bei Salz¬ hausen stehen keineswegs vereinzelt da, sondern gehören den Schichten des Mainzer Beckens an, dessen Rändern sie sich angelagert haben. Das Mainzer Binnenmeer zwischen den Orten Mainz, Frankfurt und Hanau noch von be¬ trächtlicher Breite, zog sich zwischen dem Rheinischen Schiefergehirge des Taunus und dem bunten Sandstein des Vogelsbergs als schmale Meerenge durch, um sich oberhalb Giessen, bei Amöneburg, Neustadt u. s. w. wieder zu erweitern und mit dem Kasseler Meeresbecken und den noch nördlicher gelegenen Mulden in Verbindung zu treten. Neuere Untersuchungen und Entdeckungen haben diese Fortsetzung und den Zusammenhang mit den nördlichen Tertiärgebilden unzweifelhaft festgestellt. Zwischen Vilbel und Altenstadt war durch eine schmale Insel von Todtliegendem, Steinkohlen¬ sandsteinen und Grauwacke der Meeresarm in zwei Theile geschieden, so dass bei Hanau sich ein Meerbusen bogenförmig nordöstlich einhog. Auch von dem westlichen Meeresarm gingen gegen Osten weite Busen ab, die aber jetzt durch die basaltischen Decken des Vogelsberges dem Auge ent¬ zogen sind. Ueber den älteren Meeressanden lagerten sich zuerst Thone und Kalkschichten ab, zwischen denen vereinzeltes Treibholz begraben wurde. Ihm gehören die gering mächtigen Braunkohlenniederlagen zwischen Homburg v. d. Höhe und Hanau an, welche, wohl bemerkt, sich hier von Westen nach Osten in grösserer Ausdehnung zeigen, als weiter gegen Norden. AU- mälig zog sich das Meer zurück, aber die Einströmung von Süsswasser- Flüssen dauerte fort und bedeckte vorherrschend mit Sand und Thon die Meeresgebilde. — In diese Epoche fallen die Durchbrüche von Tuff- und Basaltmassen, welche das Zusammenschwemmen von Wäldern und Torfmassen veranlassten und diese nach der jetzigen Vertheilung der Flussgebiete nörd¬ lich oder südlich in den Rinnsalen absetzten. Diese untergegangenen Vege- 99 tabilien sind die jüngeren Braunkohlen der Wetterau, welche, wo sie nicht weit von ihrem Ursprünge liegen blieben , als bituminöses Holz , in grösseren Entfernungen aber oder da, wo Torf in ihre Verbindung einging, als erdige Braunkohle uns begegnen. Mit dem Aufsteigen der vulkanischen Laven bahnten sich auch die an Kieselerde reichen Quellen, Geiser, den Weg zur Oberfläche, und inkru- stirten Pflanzen und Thiere , die sich ihnen darboten ; daher treffen wir ver¬ steinerte Hölzer, Halbopale, Chalcedone u. s. w. sehr häufig in der Nähe oder in Begleitung der jüngeren Braunkohlensande und Basalte, wie uns unter andern das an schönen Petrefacten so reiche Münzenberg deutlich be¬ weist. Nach Entrollung dieses allgemeinen Bildes sehen wir uns nach wissen¬ schaftlichen Gründen um, die uns das Recht verleihen, die hiesigen ßraun- kohlenthone und Sande einem bestimmten geologischen Systeme anzureihen. Doch bemerken wir zuvor, dass die nicht weiter geschilderte, aber auf der Karte dargestellte Tertiärformation von Stockheim, Dauernheim, Niedermock¬ stadt u. s. w. beinahe analoge Verhältnisse, wie die Salzhäuser, darbietet, daher, um Wiederholungen zu vermeiden, nicht weiter in Betracht gezogen worden ist. Neuerdings hat es Herr Dr. Fr. Sandberger zu Wiesbaden mit vielem Scharfsinn versucht, dem Mainzer Tertiärbecken seine Stelle im geologischen Systeme anzuweisen*), und indem wir diesem Gewährsmann folgen, nehmen wir an, dass jenes Becken von oben nach unten durch folgende Hauptglieder characterisirt sei. ( i) a. Meerisch. Meeresschichten von Kassel. Obere ' b. Süsswasserbildung. Knochensand von Eppelsheim. Abthei J ^ Blättersandstein von Münzenberg, Laubenheim, Wiesbaden. \ 3) Braunkohlenletten mit Litorinella. lun&* 1 4) Cerithienkalk. 5) Landschneckenkalk. Nr. 7, die tiefste bekannte Schicht des Mainzer Beckens, ist das Aequi valent der mittleren Schichten von Belgisch- Limburg , welche dem Grobkalke auflagern, und daher als miocen zu betrachten. Der Cyrenen- mergel entspricht den oberen Schichten jener Gegend. Ebenso müssen die Septarienthone von Celle, Berlin und Mecklenburg mit dem Cyrenenmergel, und der Sand von Magdeburg mit dem Meeressandfe (dem Sand von Wein¬ heim) in Parallele gestellt werden. Eine ähnliche Bildung findet sich ver¬ einzelt in den bairischen Alpen bei Bad Sulz, Miesbach u. s. w. , wo man einen blauen Mergel , fast nur aus Cyrena subarata und Cerithium margari- *) Untersuchungen üb. d. Mainzer Tertiärbecken u. dessen Stellung im geolog. Systeme, v. Dr. Fr. Sandberger. Wiesbaden 1853. 100 taceum bestehend, und aufwärts zahlreiche erdige Braunkohlenflötze mit Planorbis, Vnio, und Schieferletten mit Blätterabdrücken getroffen hat. Wahr¬ scheinlich findet man derartige Schichten auch noch bei Basel und andern Orten der Schweiz. Der Landschneckenkalk von Hochheim -Ilbesheim bei Mainz lässt sich mit dem Süsswasserkalke des nordböhmischen Beckens bei Tuchorzie, Lipen , Kolosoruk identificiren ; auch zeigen sich dort ähnliche Störungen in der Fortsetzung dieser Kalke durch Basalt, wie an den Rändern des Vogelsbergs, worauf ich besonders zu achten bitte. Den Blättersandstein würde man dem Sandstein von Altsattel mit seinen Pflanzenabdrücken zur Seite stellen können. Endlich lässt sich der Landschneckenkalk auch noch mit den Kalken von Ulm und Ehingen vergleichen, die unter Schichten ruhen sollen, welche dem Litorinellenkalke angehören. — Den Cerithienkalk und die ihm aufwärts folgenden jüngeren Gebirgsglieder des Mainzer Beckens stellen wir den miocenen Schichten von Wien und denen von Bordeaux über dem Calcaire d'eau douce de Saucals zur Seite, während die jüngsten Bildungen des Mainzer Beckens, wie z. B. die Meeresschichten von Kassel, mit der Subapenninenformation übereinstimmen. Dem Braunkohlenletten Nr. 3 und dem sogenannten Litorinellenkalke, zweien zusammengehörigen Gliedern, sind als gleichaltrig oder unmittelbar auflagernd die Braunkohlenformationen des Westerwaldes, des Niederrheins, der Wetterau, des Habichtswaldes, der Rhön und des Egerbeckens anzusehen, wenn wir wenigstens die Erscheinung im Grossen und die auf gleiche Weise erfolgten Basalteruptionen ins Auge fassen. Wie es sich mit den Braunkohlen der Mark und einzelner Orte Oesterreichs verhält, werden die paläontologischen Arbeiten von GÖppert, von V. Ettingshausen und Andern sehr bald lehren. Nimmt man endlich das Systeme bolderien in Belgien nach Dumont als der Reihe des Mainzer Beckens vom Cerithienkalke bis zuin Litorinellenkalke entsprechend oder als meerisches Aequivalent der niederrheinischen Braunkohle an, so wäre das darauf folgende Systeme diestien desselben Geologen mit den Schichten von Kassel auf einen Horizont zu stellen. Indem wir Herrn Sandberger zu grossem Dank verpflichtet sind, unsere Tertiärformation mit der geologischen Aussenwelt in Zusammenhang gebracht zu haben, dürfen wir unter Zugrundlegung seiner Forschungen noch etwas näher auf den Gegenstand, so weit er hiesige Gegend betrifft, eingehen. Wir müssen aber hierbei die Greifen unserer Karte überschreiten und den ge¬ neigten Leser bitten, uns auf der Wanderung von Marburg und Giessen, dem alten Meeresarm längs dem Taunus entlang bis in die Umgebungen von Frankfurt, Mainz und Hanau zu begleiten. Rechts von den Städten Marburg und Giessen bei der Amöneburg bis nach der Rabenau hin, sehen wir Tertiär¬ gebilde auftreten, welche sich nordöstlich mit den ähnlichen Ablagerungen v.on Neustadt, Treysa an der Schwalm, dem Ebsdorfer Grund bis Kassel, südlich aber mit denen der Wetterau in Verbindung setzen. Durch die auf¬ gelagerten Basalte können wir letztere nicht überall unmittelbar wahrnehmen, aber einzelne Entblössungen und Aufschlüsse lassen hierüber keinen Zweifel obwalten. Cerithienkalk, angefüllt mit Cerithium plicalum Var. postulatum , wurden 101 bei Dannerod, und die Schichten des Litorinellenkalks bei Homburg a. d. Ohm, Appenrod und Climbach entdeckt, nachdem schon im Jahr 1848 Herr Geiltb in einem thonigen Sphärosiderite bei Mardorf und andern Orten der Umgegend von Marburg und Amöneburg characteristische Versteinerungen des Litorinel¬ lenkalks nachgewiesen hatte. So weit ich mich noch aus einer vor 1848 unternommenen Reise erinnere, sind in einem plastischen Thone, der über jenen Kalken lagert, Braunkohlen gewonnen worden. Die aus jener Gegend bekannt gewordenen Petrefacten sind : Cyrena Faujasii Desh.; N eritina ßuviatilis Lam. , var. gregaria Thomae; Litorinella acuta Desh.; Melanopsis Olivula Grat., a ) minor , ß) major\ Limnaeus sub- paluslris Thomae; Limnaeus striatellus Grat.; Planorbis pseudammonius VoltZ; Planorbis declivis Al. Braun. Zwischen den Braunkohlenthonen und über dem Litorinellenkalke deh¬ nen sich mächtig entwickelte Sandablagerungen aus, wie man sie von hier bis Giessen, Münzenberg, Salzhausen und fast rings um den Vogelsberg herum verfolgen kann. *) Zuweilen sind diese Sande zu Quadern verkieselt oder schliessen deutlich erhaltene Pflanzenreste oder Land- und Süsswasserschnecken, am seltensten Brackwassermuscheln , wie z. B. Cyrena Faujasii , ein. Jedoch sind diese Einschlüsse mehr örtlicher Natur und an vielen Orten, z. B. Salz¬ hausen , nicht eine Spur von einem Petrefact zu entdecken. Was nun die zu oberst auf den Sanden häufig ruhenden Süsswasserquarze anbetrilft, so mögen diese als eine den jüngeren Braunkohlen und ihren Thonen der Zeit nach ungefähr gleichlaufende und den letzten vulkanischen Ausbrüchen un¬ mittelbar vorhergehende Bildung zu betrachten sein , die ihren Ursprung kieselsäurehaltigen Quellen verdankt. Die Blätterabdrücke von Münzenberg und Laubenheim, identisch mit denen von Salzhausen und dem Braunkohlenbergwerk am Hessenbrücker¬ hammer, sprechen für ein ziemlich gleiches Alter beider Formationen. Ich gebe nun, von Norden nach Süden schreitend, ein Verzeichniss der hierher gehörenden Orte, an welchen Braunkohlen gefunden worden sind, mit kurzer Berührung der mir bekannt gewordenen und auf das Vorher¬ gehende sich beziehenden Lagerungsverhältnisse. Man Avird hieraus einestheils entnehmen, welchen reichen Schatz hier die Natur niedergelegt hat, andern- theils Avird man den Zusammenhang jener Bildungen unter einander nicht mehr verkennen. Allendorf a. d. Lu mb da. Dysodil. Eine Kaulquappe, der Rana diluviana Goldf. ähnlich, soll hier vorgekommen sein. Leuciscus papyraceus Ag. Diatomeen. Verkieselte Hölzer. ( Leuciscus papyraceus Ag. und Dia¬ tomeen bei Breitscheid in der Westerwälder Braunkohle.) Climbach. 1) Basalt. 2) Basalttuff, conglomeratisch. Nach einer mir von Hrn. Prof. Dieffenbach *) Die Tertiärformation am Rande des Vogelsberges uud ihre Bedeutung, von H. Tasche in v. Leonh. u. Bronn’s Jahrb., 1853. S. 141. 102 gewordenen Mittheilung ist dieser Tuff ein ausgezeichneter Palagonittuff. Er schliesst eckige Brocken eines Olivin führenden grauen doleritischen Basaltes, nebst Stücken von buntem Sandstein, Kieselschiefer, Quarz u. s. w. ein und ist nach oben sehr zersetzt. Ein ganz ähnlicher Tuff tritt ferner in mächtigen Bänken in der unmittelbaren Nähe vonGrossen- Buseck , 1 '/, Stunden nordöstlich von Giessen, und weiterhin indem Ebsdorfer Grund, so wie an vielen andern Orten des Vogelsberges, auf. 3) Basalttuff mit Pflanzenresten, verkieselten Hölzern, Knochen. 4) Dysodil bis zu einer Mächtigkeit Süsswasserquarz mit Helix u. Planorbis. von 25' noch nicht durchsunken, Halbopal. Plasma. aus Diatomeen bestehend , mit Planorbis declivis , Pflanzenresten höherer Gattungen u. s. w. 5) Grünliche Mergel mit Süsswasserkalk , Planorbis declivis , u. s. w. Wirbellhierreste nach Hrn. Professor Dieffenbach , welche sowohl im Tuff, als in den Mergeln und Kalken gefunden worden sind : Knochentheile von Mastodon , Rhinoceros , Hyotherium medium V- Meyer, Palaeomeryx Scheuchzeri V- Meyer, P. pygmaeus V. Meyer, Cervus anoceros Kaup ; Vögel, Schildkröten und Krokodile. Im neuen Walde bei Allendorf. Itschhausen. Hierhin ge¬ hörige Kalkablagerungen. Treysa. Mainzlar. Daubringen a. d. Lumbda. Sande und Quarze. * Beuern. Braunkohlen von Basalt bedeckt. Wieseck. Sand und Sphärosiderit. R ödchen. Tertiärer Kalk, plattenförmig und reich an Bittererde. Grossen-Buseck s. oben. Annerod. Versuche in den Jahren 1822, 23 und 1836 ergaben : 1) Dammerde. 2) Basalt in groben Geschieben. Geschlossener Basalt von ziemlicher Festigkeit. 3) Walkererde. 4) Braunkohlen : a. obere Schicht, 2'; b. blättriger bituminöser Thon, l1/,' (Blätlerkohle). c. 2te Kohlenschicht, 1' (holzige Kohlen). d. blättriger Thon, 21/,' (Blätterkohle). Zusammen 7'. Die Kohlen werden, wo sich b verliert, 4' mächtig. — In den Blätter¬ kohlen Abdrücke von Gräsern. 5) Geschlossener poröser Basalt. Oppenrod. Braunkohlen unter ähnlichen Verhältnissen wie bei Annerod. Grube Lud wigs höhe bei Leihgestern. 1) Gelber Thon und Basalt bilden neben einander das Dach. 2) Holzstreifchen, 5". 3) Taube Kohlen, 1'. 4) Schlechtere Kohlen, 2,5". 103 5) Lettstreifen, der aber zum Theil nicht fortsetzt. 6) Bessere Kohle, 2'/,'. 7) Graulicher Thon (Sohlletten). Die im Mittel 5 — 6' mächtigen Kohlen sind so mit Schwefelkiesen und andern Schwefelverbindungen imprägnirt, dass sie sich an der Luft entzünden und mit Alaun und Schwefel beschlagen. Es sind bröckliche Erdkohlen , in denen bituminöse Hölzer von geringer Grösse hier und da zerstreut liegen. Die Grube ist noch zur Zeit verliehen. Von Steinberg nach Leihgestern und Grüningen tritt tertiärer Sand zu Tag. Hessenbrücker Hammer. Seit 1817 in Betrieb stehende Braun¬ kohlengrube der Herren Bllderus Söhne. Das Braunkohlenlager, von V. Leonhard in seinen Basaltgebilden, II. S. 52, ausführlich beschrieben, dürfte eine besondere Monographie verdienen, da es ebenfalls eine reiche fossile Flora birgt, die übrigens mit Salzhausen und Münzenberg eine grosse Uebereinstimmung zeigt. Längenerstreckung in Stunde 3 = 1500', Breite circa 1450', mittlere Mächtigkeit 20 — 22'. Die Kohlen bilden eine förmliche Schale, in der Basalt gelagert ist; auch zwischen den Kohlen finden sich Basaltconglomerate oder in Thon verwandelte Tuffe. Die Sohle des Lagers, so weit sie bekannt ist, besteht aus Thon. Jährliche Fördermenge 90— 100,000 Centner. Blätter¬ abdrücke finden sich hauptsächlich in den Thonen. Die Braunkohle ist vor¬ zugsweise bituminöses Holz, welches so dicht auf einander gelagert ist, dass die Bergleute sich bei der Gewinnung des Beils bedienen. Schwefelkies zu¬ weilen Versteinerungsmittel des bituminösen Holzes. Flora. Namen der Pflanzen. Sonstige Fundorte. Heimath der ver¬ wandten lebenden Arten. Abietineae. Pinites Protolarix GÖpp. Cupulijerae. Quercus Drymeja Uüg. j n Buchii Web. n mediterranea Web. I Salzhausen, Laasen, Tö- kerö. Kärnthen. Ungarn. Bernstein. Niederrheinische Braunkohle. Salzhausen. Laurineae. Laurus protodaphne Web. Niederrh. Braunkohle. Ostindien. » obovata Web. Dsgl. Japan. Karolina. n primigenia Uüg. Daphnogene lanceolala Uüg. Dsgl. Sotzka. Salzhausen. Niedrrh. Braunkohle. Sotzka. Radoboj. Münzenberg. Ostindien. n cinnamomifolia Ung Ndrh. Braunkohle. Radoboj. Oeningen. Parschlug. Alt¬ sattel. Münzenberg. Ostindien. 104 Namen der Pflanzen. Sonstige Fundorte. Heimath der ver¬ wandten lebenden Arten. Apocynaceae. Echilonium Sophiae Web. Apocynophyllum lanceolalum Ung. Büttneriaceae. Dombeyopsis Dechenii Web » lanceolata Göpp. Celastrineae. Celastrus scandentifolia W eb. Rhamneae. Rhamnus acuminatifolia Web. Ceanothus lanceolalus Ung. Juglandeae. Juylans macrocarpa Web. n acuminata Al. Br. n obscura ? Göpp. » costata Ung. Combretaceae. Terminalia miocenica Ung. » radobonensis Göpp. ? Dicotyledones dubiae affinitatis. Folliculites Kaltennordhei- mensis Zenk. (Frucht.) Malachocarpus insignis GÖpp. (Frucht.) Niederrh. Braunkohle. Dsgl. Radoboj. Sotzka. Swoszowice. Münzen- berg. Salzhausen. Niedrrh. Braun¬ kohle. Niederrh. Braunkohle. Mün¬ zenberg. Niederrh. Braunkohle. Dsgl. Sotzka. Münzen- Niederrh. Braunkohle. Par- schlug. Oeningen. Salz¬ hausen. Salzhausen. Tropische Gegenden. Madagaskar. Tropi¬ sches Asien. Nordamerika. Nordamerika. Nordamerika. Niederrh. Braunkohle. Ra- Jamaika, doboj. Von Thieren ist bis jetzt nur, und zwar in allerneuester Zeit, im Sohlletten ein Zahn von Palaeomeryx medius V. Moyer gefunden worden. Do r fgi 11. Herr Professor Diefifenbach entdeckte beim Dorfe Dorfgill einen wenig mächtigen plattenförmigen Süsswasserkalk mit einer Libellenlarve, schönen Abdrücken der Blätter von Quercus Oreadum Al. Br., Ulmus zelkovaefolia Ung., 105 Acer tricuspidatwn Al. Br. und andern für die Wetterauer Braunkohlen eharacteristischen Pflanzen. Kloster Arnsburg. Braunkohlen beim Graben von Brunnen entdeckt. Eber stadt. Grubenbetrieb von 1810 — 1813. Zwei Kohlenlager zwischen plastischem Thon wurden hier abgebaut. Haupterstreckung von N. n. S. Meistens bituminöses Holz mit Schwefelkies. Gambach. Bettenhausen. Kohlenspuren zwischen plastischem Thon. Oberhörgern. Schwache Salzquelle, die aus Thon und Sand ent¬ springt. Von hier bis Griedel, Münzenberg und Rockenberg bedeu¬ tende Sandablagerungen, zum Theil mit einer schön erhaltenen Flora. Neuer¬ dings hat die Fauna neben der Cyrena Faujasii durch Abdrücke von Insecten eine Erweiterung erfahren. — Wichtig ist das Auftreten von Litorinellen- und Süsswasserkalk in der Nähe am sogenannten Peterwatzborne. Es ist ein sandiges Muschelconglo- merat, in welchem sich äusserst selten eine ganze Muschel findet; diese ge¬ hören zumeist der Gattung Mytilus an. Dieser Kalk ruht auf einem blauen Thon mit bituminösen Streifen. Ihn bedeckt weisser und bunter Sand, auf welchen der bekannte Braunkohlen-Sand und -Sandstein liegt. Zwischen dem Sand und Sandstein befinden sich nach Hrn. Llldwig’s brieflichen Mittheilungen an mehreren Orten Thone mit Cypris Faujasii. Nach Seite 183 u. ff. des Jahresberichts der Wetterauischen Gesell¬ schaft für die gesaminte Naturkunde, 1850/51. Hanau 1851., zeigt die vom Basalte durchbrochene Tertiärformation von Münzenberg, am sogenannten Steinberge, folgende Schichtenfolge : 1) Quarziger Sandstein in unregelmässigen Blöcken. 2) Verhärtete Thonschichten (roth, jaspisartig) mit Chalcedon. 3) Gelber Sandstein, feinkörnig. 4) Verhärteter Thon mit Blätterabdrücken, roth. 5) Grobkörniger Sandstein mit Baryt. 6) Verhärteter Thon, roth, gelb, bläulich, streifig, auch concentrisch ge¬ bändert. 7) Quarziges Conglomerat aus Gesteinen des nahen Uebergangsgebirgs und durch kieseliges Bindemittel verkittet. Die tieferen Schichten sind nicht bekannt. A. Fauna. Insectenreste. M ollusca : Cyrena Faujasii Desh. Litorinella acuta Al. Bräun. Unio. Cyclas. 14 106 B. Flora. (Nach der vorliegenden Bestimmung des Hrn. Theobald in Genf.) Namen der Pflanzen. Sonstige Fundorte. Heimath der ver¬ wandten lebenden Pflanzen. Algae. Eine Species. Eqiäsetaceae. Calamites ? Pecopterideae. Ein Farrnkraut. Cycadeaceae. Cycas sp. ? Typhaceae. Sparganium latum Web. Rheinische Braunkohle. Salz- Palmae. hausen. Fiederblätter von Palmen, noch nicht näher untersucht. Cupressineae. Glyptostrobus oeningensis China. Japan. Al. Br.*) Cupidiferae. Qiiercus angustilobata Al. Br. » Oreadum Web- Rhein. Braunkohle. Radoboj. „ Lonchitis Ung. Desgl. Radoboj. Sotzka. Subtropisches Mexico. Carpinus oblonga Ung. Desgl. Parschlug. Sagor. Ulmaceae. Ulmus plurinervia Ung. Rhein. Braunkhle. Parschlug. Nordamerika. Cauca- „ zelkovaefblia Ung. Desgl. Desgl. sus. Moreae. Ficus elegnns Web. Niederrh. Braunkohle. Java. Philippinen. Salicineae. Salix arcinervia Web. n elongata Web. .Niederrh. Braunkohle. » grandifolia Web. Balsamifluae. Liquidambar europaeum Parschlug. Oeningen. Mexico. Nordamerika. Al. Br. *) Früher Taxodium oeningense. Höchst ähnlich dem in China und Japan leben- den Glyptostrobus heterophyllus. 107 Namen der Pflanzen. Laurineae , Laurus sp. Daphnogene lanceolala Ung. „ elliptica Web. n cinnamomifolia Ung. Santalaceae. Nyssa obovataVf eb . Frucht. Apocynaceae. Apocynophyllum lanceolalum Ung. Büttneriaceae. Dombeyopsis sp. Acerineae. Acer tricuspidatum Al. Br. » vitifolium Al. Br. „ Langsdorfti Göpp. Sapindaceae. Dodonaea prisca Web. ? Celastrineae. Celastrus scandentifolia W eb. Rhamneae. Rhamnus Deckend Web. ? Ceanothus polumorphus Al. Br. n lanceolatus Ung. Juylandeae. Juglans elaenoides Ung. ? „ deformis Ung. ? Anacardiaceae. Rhus pleleaefolia Web. n Nöggerathii Web. Melastomaceae. Melastomites miconioides Web. Pomaceae. Crataegus incisa Web. Sonstige Fundorte. Heimath der ver¬ wandten lebenden Pflanzen. Rhein. Braunk. Sotzka. Ra- doboj. Hessenbr. Hammer. Rh.Brkhle. Sotzka. Radoboj. Desgl. Radoboj. Oeningen. Parschlug. Altsattel. Hes¬ senbrücker Hammer. Tropisches Ostindien. Niederrh. Braunkohle. Nordamerika. Dsgl. Radoboj. Sotzka. Tropische Gegenden. Swoszowice. Hessen¬ brücker Hammer. Wahrscheinlich ähnlich wie Desgl. auf d. Hessenbr. Hammer. Niedrrh. Braunkohle. Oenin¬ gen. Bilin. Salzhausen. Dieselben. Salzhausen. Nordamerika und gemässigte Zonen. Niederrh. Braunkohle. Westindien. Dsgl. Sotzka. Hessen¬ brücker Hammer. Nordamerika. Niederrh. Braunkohle. Desgl. Radoboj. Oeningen. Mombach. Swoszowice. Niedrrh. Braunkohle. Sotzka. Hessenbr. Hammer. Nordamerika. Niederrh. Braunkohle. Par- Desgl. schlug. Sotzka. Niederrh. Braunkohle. Par- Desgl. schlug. Swoszowice. Niedrrh. Braunkohle. Desgl. Desgl. Desgl. Tropische Länder. Desgl. Nordamerika. Tau- rien. 108 Fast unter demselben Längengrade, wie die zuletzt genannten Orte, liegt Salzhausen. Während sich nun westlich längs dem Taunus die Sand- und Geröll-Schichten von hier bis Homburg hinziehen, die ihrer petrographi- schen Beschaffenheit nach ihren Ursprung von der rheinischen Grauwacke ahleiten, setzen sich von Salzhausen aus die gleichaltrigen, aber mehr aus der Zerrüttung von buntem Sandstein hervorgegangenen Sande über Dauern- heim, Staaden, Stammheim bis Hanau fort, wo sie bereits als die Decke über älteren Braunkohlen erkannt worden sind. In der Mitte dieser Sand- und Geröll-Ablagerungen zieht sich nun ein fast zusammenhängendes Flötz bauwürdiger Kohlen hin, in welchem das bi¬ tuminöse Holz mehr zurücktritt und der eigentlichen erdigen Braunkohle Platz macht. — Man hat es 1 */, Stunden von Salzhausen hei dem Dorfe Berstadt erbohrt , verfolgt es von da über Echzell, Wölfersheim, Melbach, Weckesheim, B e i e n hei m, D orhei m, Bauernheim, Dorn- assenheim, bis nach Ossenheim in einer Länge von beinahe 4 Weg¬ stunden von N. 0. nach S. W. In dieser Ausdehnung fand man es überall in plastischen Thonen eingebettet. — Blätterabdrücke von Laubhölzern sind in diesen Kohlenlagern eine Seltenheit, dagegen trifft man öfters Zapfen von Coniferen, auch verkieselte Hölzer an; Knochen vom Rückgrat eines Wirbel¬ thiers, die aber meines Wissens nicht näher bestimmt worden sind, kamen ein einziges Mal in den Braunkohlen von Dornassenheim vor. Bei einem Bohrloche indess, das man auf dem Dorheimer Bergwerk im Jahr 1850 auf der Seite des Kohlenlagers absank, stiess man auch auf grünliche Thone mit Blätterabdrücken. Statt einen Gebirgsdurchschnitt von verschiedenen Punkten dieses grossen Wetterauer Kohlenlagers zu geben, beschränke ich mich darauf, die Schichten dieses für die Altersbeziehungen entscheidenden Abteufens von oben nach unten anzuführen. Lehm Dach- I ®e^er un(^ gelblich-brauner Thon letten | Gelb,ich-grauer Thon •• ( Weisser und weisser sandiger Thon Reine und taube Kohlen ...... Bläulicher Thon mit Holzkohlen Desgl. ins Grüne übergehender, weiss gefleckter Brauner Thon ...... Desgl. hellgrüner, marmorirter und weissgefleckter mit Körnchen von Bohnerz . . . . Grünes verwittertes tuffartiges Gestein . . . . Dunkelblauer Thon ...... Gelber und fahler Thon mit Blätterabdrücken von Laubhölzern Basalttuff, mehr oder weniger verwittert Desgl. mit rothen Thoneinschlüssen . . . . Basalttuff ....... Fester Basalt ....... 3,0 Fuss 55.9 „ 3.4 „ 3,0 „ 6,0 n 12,0 » 14,0 „ 2,2 „ 16,2 „ 28.9 „ 2,0 n 3.5 » 26,4 » 9.6 » 56,0 » 3,9 „ Summe 246,0 Fuss. 109 Es ist sonach unbezweifelt, dass sämmtlichen bisher betrachteten Braun¬ kohlen ein gleiches Alter zugesprochen werden muss. Bemerkenswerth ist auch hier der Umstand, dass die Blätterabdrücke, wie bei Salzhausen, das eigentliche Kohlenlager unterteufen. Da es nicht Gegenstand dieser Monographie ist , in weitere Details einzugehen , so will ich nur des wissenschaftlichen Interesses wegen noch mittheilen , dass man auf dem Dorheimer Bergwerk einen Holzschwamm auf bituminösem Holz ansitzend gefunden hat. Ferner fand Herr Ludwig in den Wetterauer Braunkohlen : Utricularia , 3 Species; Polamogeton , 1 Sp. ; mehrere Samen von Kräutern; Zapfen von Pinus, 3 Sp. ; Nüsse, Juglans cinerea L. ähnlich; 2 andere, von den Salzhäuser verschiedene Juglans- Arten ; Corylus , 2 Sp. ; endlich eine grosse Unio. Die Mächtigkeit des Wetterauer ßraunkohlenflötzes wechselt von 20 bis 40' im Durchschnitt. Es bauen darauf die Gr. Hessische Grube bei Dor¬ heim, die gewerkschaftlichen Gruben zu Wölfersheim, Weckesheim, Bauern¬ heim und Dornassenheim. Nauheim. Der Bohrversuch Nr. 10 bei Nauheim, in den letzten Jahren ausgeführt, zeigt folgenden Durchschnitt. 1- 6 Fuss Dammerde. 6-14 n Flussgrand und Thon. 14—52 55 Quarzgeschiebe, durch Eisenoxydhydrat verkittet. 52—95 55 Braunkohlen, Thon und Sand, worin Eisenkiese und Gyps. .95-100 55 Mergel, Braunkohlen, ebenfalls Gyps führend, darin Litorinella acuta. 100—145 55 Sand und Letten. 145-150 55 Kalk mit Cerithien. 150-234 » Bunter Letten ohne Versteinerungen. 234—240 55 Steinkohlensandstein, u. s. w. Die hierher gehörigen östlichst gelegenen Braunkohlen sind die von Ranstadt und Bergheim, Bindsachsen und Rinderbügen, deren Vorkommen bis jetzt nur durch Schürfe oder Ausgehendes constatirt ist. Unterhalb Friedberg und Assenheim treten die Litorinellen- und Ceritbien-Kalke schon in beträchtlicherer Entwickelung auf, während die Mäch¬ tigkeit der Braunkohlen immer mehr abnimmt, wodurch sie sich zum Theil schon als ältere Ablagerungen beurkunden. Welche davon als relativ jüngere und ältere zu betrachten sind , lehren die Durchschnitte. Ich fahre daher fort, die mir bekannt gewordenen anzuführen. Auflässige Grube Ludwigshütte bei Oberwöllstadt. fDammerde ..... Ausgehendes Dunkelgelber Letten Weisser Letten Kohlen 1' 1' 0,4' U'. Von diesem Punkt 200' entfernt, nach dem Einfallen des Lagers hin, fand sich in 14' Teufe gelber Letten; darauf folgte weisser Letten, 14— 19' 110 mächtig, dann grauer Letten 1 ', Kohlen 4', grauer Letten 25 — 30', abermals Kohlen 4' und schliesslich brauner Letten. Andere Bohrversuche ergaben unter diesen Schichten abwechselnd Lagen von Thon , Kies und Sand und meistens rothen Thon als Sohle. Zwei von mehreren im Herbst v. Jahres durch die Verwaltung des Dorheimer Bergwerkes auf Braunkohlen unternommene Bohrversuche bei Ilbenstadt lieferten folgende Resultate (ich bezeichne durch die gleichen Buchstaben die einander entsprechenden Schichten). Nr. I. Gelblichweisser Sand, nach unten thonig 7,0 Fuss Graulicher Thon mit Litorinella .... 17,0 » Schwarzbrauner Thon ..... 10,0 n Gelbbrauner Thon mit Kalkstücken .... 3,5 n Kalkiger Thon mit Litorinellenkalk .... 6,2 n a. Fester Kalkstein ...... 16,1 n b. Gelber Sand ....... 4,8 n c Fester Kalkstein ...... 17,1 n l Gelbweisser Thon mit Kalkstein .... 9,5 » d. Weissgrauer Thon mit Cerithien (Dachletten der Bergleute) 13,4 n e. Kohlen ....... 1,6 n f. Blauer Thon mit Schwefelkies .... 1,0 » g- Kohlen ....... 3,5 n h. Schwarzer Thon (Sohlletten der Bergleute) . 0,8 9 Blauer bis ins Weissgraue variirender Thon mit Mytilus und Schwefelkies, nach unten sandig, welcher fortsetzt 18,4 9 Summa. 129,9 Fuss. a.i Nr. II. (Kalkstein mit Cyrena Faujasii und Mytilus 7,0 Fuss 1 [Kalkiges Geröll mit Kalkbrocken .... 9,3 r> b. Graugelber Sand ...... 17,6 n c. Weisser Thon mit Kalkeinschlüssen .... 12,8 d. Gelbgrauer Thon mit Cerithien (Dachletten der Bergleute) . 2,0 » e. Kohlen ....... 1,6 99 f. Blauer Thon mit Schwefelkies (sandig) 1,0 99 g- Kohlen ....... 2,6 h. Schwarzer und blauer Thon mit Schwefelkies und Mytilus (Sohlletten der Bergleute) .... 1,8 » Thon von verschiedener Farbe, nach unten sandig, theilweise mit Kalkstein ...... 93,7 99 Summa 149,4 Fuss. Eine Vergleichung dieser Schichtenfolge mit Nauheim zeigt eine über¬ raschende Aehnlichkeit und lehrt, dass die nach dem Quarzgeschiebe erwähn¬ ten Braunkohlen mit denen der Wetterau, die unteren aber, zwischen den Mergeln und Kalken, mit den älteren von Ilbenstadt zu identificiren sind. 111 Die schwefelkiesreichen Kohlen von Obererlenbach, Gonzenheim, Ober- und Nieder-Eschbach sind denen der Ludwigshütte bei Ober¬ wöllstadt beizuzählen. Braunkohlen bei Langenbergheim, Lindheim, Himbach, Ma¬ rienborn u. s. w. Durch den Grafen von Meerholz wurde in der Nähe des erst genann¬ ten Orts von 1840 auf 1841 eine Menge von Bohrversuchen nach Braun¬ kohlen unternommen, deren Resultat mir durch dienstliche Verhältnisse bekannt geworden ist. Da sich die Angaben der durchteuften Schichten sehr häufig wieder¬ holen, so will ich nur zwei der wichtiger scheinenden Durchschnitte er¬ wähnen : Im Köhler wa Id bei Langenbergheim I. Lehm mit Sand Letten, zum Theil mit Sand . Braunkohlen, feste Masse Blauer Sand mit Letten II. Lehm mit Sand Letten, zum Theil mit Sand vermischt Braunkohle, feste Masse Letten mit Sand . 17,0 Fuss . 53,0 „ . 5,6 » . 14,0 „ Summa 89,6 Fuss. . 20,0 Fuss . 75,0 » 9,0 » . 21,6 „ Summa 125,6 Fuss. Blauer Letten mit Kalk. Hel den berge n. Spuren von Kohlen. — Sämmtliche bis hierher besprochene Kohlen können wir also, mit Ausnahme derer von Ilbenstadt, als obere (jüngere) Kohlen-Bildung der Pro¬ vinz Oberhessen ansprechen. Wir nahen nun in der Umgegend von Frankfurt und Hanau einer entschieden älteren ßraunkohlenbildung , wie die folgenden Profile lehren. Alle auf dieselbe geführten Grubenbaue sind wegen der zu geringen Mäch¬ tigkeit erloschen. Berkesheim, Massenheim. Mit Ausgehenden von holzförmiger Braunkohle. Bergen. 3' Kalksteingeschiebe. 44' bläulicher Thon. 2' weisser Thon. 7' Braunkohlen, nach Wille *). Ginheim, Br eungesheim. 11' grober Sand. 14' blauer Thon. 2' Kohle. Schwarzer Thon. *) Geogn. Beschreibung d. Gebirgsmassen zwischen Taunus und Vogelsberg v. G. A. Wille. Mainz 1828. 112 Fechenheim. 35' weisser Thon. 14' bläulicher Thon. 1*' Kohlen. Hochstadt. 1. Löss. 2. Aschgraue Lettenschichten mit Litorinella acuta , Neritina gregaria , Cerithiutn plicatum var. postulatum. 3. Dichter gelblicher Kalkstein, fast nur aus Litorinella acuta , Palu- dina lenta , Helix invohita , Tichogonia clavata u. s. \v. bestehend. 4. Letten mit Sand von verschiedener Farbe, mit dünnen Braunkohlen¬ schichten, mit zahlreichen Septarien, Cyrena subarata u. s. w. 5. Rothe Mergel des Todtliegenden. Rossdorf, Ostheim und Gronau. 1. Löss. 2. Sand mit Letten, wie bei dem vorhergehenden. 3. Braunkohlen. Erdkohle mit bituminösem und verkieseltem Holz, ßastkohle. Zapfen von Pinus und andere Früchte. 4. Sandiger Letten mit Buccinum Cassidaria. 5. Todtliegendes. Von Hanau verbreiten sich die Braunkohlen östlich nach Langen¬ selbold, Ravolzhausen u. s. w. , südlich über den Main hinüber nach Steinheim, Seligenstadt und Offenthal bei Langen. Bei Steinheim hat der bekannte schöne Anainesit die Kohlen durchbrochen und liegt auf denselben. Wir kommen nun nach dem Vorausgegangenen zu dem Ergebniss, dass der Absatz von Braunkohlen unserer Gegend 1) in der mittleren Tertiärzeit zwar schon begonnen, aber erst während und nach der Bildung des Litorinellenkalkes zu einer bedeutenden Entwicke¬ lung gelangt sei ; 2) die meisten Wretterauer Braunkohlen, einschliesslich der Salzhäuser, dieser Epoche angehören, und 3) die basaltischen Laven nicht allein vor, sondern auch nach der Ablagerung der jüngsten Braunkohlen geflossen sind und zu ihrer Entstehung beigetragen haben. Für die Sand- und Thon -Lager Salzhausens finden wir endlich das Analogon in den oberen Grand-, Thon- und Sand-Schichten von Hanau bis Frankfurt. 4} Triasgruppe. Die ganze Reihe der Bildungen zwischen der Tertiärformation und dem bunten Sandstein ist innerhalb der Grenzen unseres Kärtchens bis jetzt noch nicht angetrolfen worden. Den nächsten Muschelkalk findet man 8 — 9 Stunden von hier in südöstlicher Richtung entfernt, bei den kurhess. Orten Saalmünster und Steinau. Dagegen sieht man den bunten Sandstein in der Umgegend von Ortenberg und Selters schon in bedeutender Ausbreitung. In einem schmalen Saume, oberhalb von Basalt bedeckt, beginnt er bei Eckarts- 113 born auf der rechten Seite des Nidderflüsschens, wird bei Ortenberg durch den Basalt und schwarzen Dolerit des Gaulsbergs durchbrochen und ver¬ breitet sich sodann zwischen Wippenbach, Bellmuth und Selters, indem der Basalt des Biberbergs sich inselförmig daraus erhebt. Sehr wahrscheinlich ist es , dass der Sandstein bis in die nächste Umgebung von Nidda fortsetzt , obschon er anstehend bis jetzt noch nicht nachgewiesen worden ist, und dass die tertiären Schichten ihm unmittelbar aufliegen. Am sogenannten Liebhölzchen unfern Nidda und Michelnau liegen in der Nähe und in einer Schlucht, an welcher der Fusspfad nach Fauerbach vorbei geht , eine Menge grösserer Sandstein-Platten und -Brocken auf dem Felde zerstreut, welche aus einem BasalttufF, der dort ansteht und damit erfüllt ist, ausgewaschen worden sind. — Sie sind nicht im Mindesten abge¬ rundet, was dafür spricht, dass sie aus der nächsten Umgebung stammen. Auf der linken Seite des Nidderflusses bei Ortenberg steht der bunte Sandstein schon in ausgedehnterer Masse an , setzt von hier nach Aulendie- bach, Büdingen u. s. w. fort und hängt mit den grossen Ablagerungen der Rhön, des Spessarts und des Mains unmittelbar zusammen, nur stellenweise durch emporgestiegene Basaltkegel unterbrochen. Was seine Lagerungsver¬ hältnisse zu andern Gesteinen betrifft, so ist er theils den jüngsten Schichten des Todtliegenden , wie bei Effolderbach, Selters und Bleichenbach, theils dem Zechsteine, wie an dem letztgenannten Orte, aufgesetzt. Er liegt meistens in horizontalen und nur schwach geneigten Bänken, was den Beweis liefert, dass er bei den Basaltergüssen und mannichfaltigen Durchbrechungen sehr wenig ln Anspruch genommen worden ist. Bisweilen sind seine Bänke so stark, dass man keine deutliche Schichtung mehr wahrnehmen kann, dann aber wieder durch schwache Schieferthonlagen geschieden. Am Hardtberge bei Ortenberg beobachtete ich ein Streichen h. 7. von S. 0. nach N. W. und ein Einfällen von 9° gegen N. 0. Er theilt den petrographischen Character, der allen grösseren Buntsandsteinablagerungen gemeinsam ist, und besteht aus mehr oder weniger feinen Quarzkörnchen ? dje durch ein rothes thoniges Bindemittel verkittet sind. Selten ist er weiss. Ausgeschiedene Thongallen (Röthel) sind eine gewöhnliche Begleitung. Die technische Brauchbarkeit des Gesteins hat einer Menge von Steinbrüchen das Dasein gegeben. Das speci- fische Gewicht des Bundsandsteins von Babenhausen ist == 2,25, dessen von Ortenberg = 2,20. Versteinerungen hat man im Buntsandstein bis dato noch nicht entdeckt. 5) Zechstein und Todtliegendes. Ganz an der nordwestlichen Gränze des Kärtchens, rings von Basalt umgeben, erscheint bei dem Dorfe Rabertshausen eine abgerissene Zechstein¬ partie. Die Notiz, dass man vor einigen Jahren dort Kalk gebrannt haben soll, war die Ursache, dass ich auf diesen Ort aufmerksam wurde. In einer Hohle, welche von Rabertshausen nach dem Harbwalde zuführt, findet sich an den tiefsten Stellen ein aus Taunusquarziten , Quarz- und Feldspath- 15 114 Körnern, Grauwackeschiefern u. s. w. zusammengesetztes Conglomerat, das nichts anderes als Todtliegendes sein kann. So viel es die geringen Ent- blössungen gestatten, erkennt man eine sattelförmige Lagerung des Gesteins, einmal ein Einfallen nach der Thalebene zu in nordwestlicher Richtung, weiter oben aber ein Verflachen nach der entgegengesetzten Weltgegend; der anstehende Basalt jedoch macht eine genauere Anschauung des Verhaltens unmöglich. Bergleute, welche im Dorfe Brunnen gruben, versicherten mich, dass man unter einem rothen Thone wieder auf 'das eben erwähnte Con¬ glomerat stosse. An der Gränze, wo der zersetzte tulfartige Saum des Basalts beginnt, bemerkt man ein weisses schieferiges Gestein, das eine Art von PhonolithtufF sein mag. Es besteht nämlich aus feldspathigen Brocken, in denen man mit der Loupe glasigen Feldspath eingesprengt sieht. An dünnen Kanten schmilzt es vor dem Löthrohr zu einem Email. Wenige Schritte von da stösst man auf porphyrartigen Trachyt. In der durch die Sattelbiegung des Todtliegenden am Abhange des Berges kaum bemerkbaren Mulde ist nun der Zechstein abgesetzt. Eine kleine kesselartige Vertiefung verräth die Stelle, wo ehemals der Kalk zum Brennen gebrochen wurde. Anstehend kann man denselben jedoch nur in einer etwa 1' mächtigen Lage unter den Wurzeln eines alten Birnbaums finden. Er ist dunkel-rauchgrau, mit einzelnen helleren Partieen und ziem¬ lich hart. Auf den frischen Bruchflächen ist er mit Mangandendriten ver¬ sehen und in kleinen Drusenräumchen mit Kalkspathkryställchen ausgefüllt. Mit Säuren braust er sogleich und stark auf und durch Salpetersäure wird .er fast ganz zersetzt. Petrefacten habe ich in den einzelnen abgerissenen Kalkstücken noch nicht wahrnehmen können; möglich, dass wenn derselbe einmal mehr entblösst ist, solche auch hier nachgewiesen und interessantere und genügendere Aufschlüsse über diesen Zechstein gewonnen werden. Bisher hat man die Umgegend von Selters als die nördlichste Gränze der Zechsteinbildungen in der Wetterau betrachtet; jetzt ist Rabertshausen der äusserste Vorposten. Von hier gegen Norden sind Gemünden und Fran¬ kenberg hinter Marburg die nächsten Punkte, wo man den Zechstein wieder antriflt. Mit der Zeit werden gewiss noch mehr Zwischenpunkte zwischen den genannten Orten ermittelt und die westlichen Ränder jenes Zechstein¬ meeres genauer bezeichnet werden. Ich vermuthe übrigens, dass Zechstein und Todtliegendes von Rabertshausen unter dem Lehmlande des Harbwaldes und den tertiären Schichten Salzhausens fortsetzen und sich den analogen Bildungen von Bleichenbach und Selters anschliessen. Herr V. Klip Stein hat in seinem „Versuche einer geognost. Darstellung d. Kupferschiefergebirges d. Wetterau u. d. Spessarts“, Darmstadt 1830., die Verhältnisse des Zechsteins zur Genüge dargestellt, nur hat er die rothen glimmerreichen und sandigen Thone dieser Gegend dem bunten Sandstein beigezählt und als den Zechstein überlagernd angenommen , während dieselben als oberste Glieder des Todt- liegenden zu betrachten sind. Links von der Strasse, welche von Selters nach Stockheim führt, kann man das Einschiessen dieser Thonbildungen und das Todt liegende unter dem Zechstein sehr deutlich beobachten. — Indem 115 ich auf die V. Klipstein sehe Schrift verweise und darauf aufmerksam mache, dass auch Herr Ludwig in dem nächsten Jahresbericht der Wetterauer Ge¬ sellschaft eine Monographie über die Zechsteinformation dieser Gegend ver¬ öffentlichen wird, genügt es, ein Profil zu geben, wie es sich mir durch die Bleichenbacher Brüche dargeboten hat. Man hat hier : Dammerde, lose Kalksteinbrocken, zum Theil Rauhkalk. 1. Abtheilung v. Klipstein. II. Abtheilung Desselben. Grünlicher Mergel ...... Obere Kalkbank, welche bei dem Abraum mitge¬ wonnen wird . Grünlicher Mergel ...... Dolomitischer Kalkstein mit Bitterspath-Krystallen Grünliche und lilafarbene Mergel Dolomitisch. Kalkstein, gelblich-grau, mit Tropfstein Hellgrüner bis gelblich-grauer Mergel Gelbliche Staubbank ...... Blaulich-grauer Mergel . Röthhche verhärtete sandige Kalkmergel Gelblich-graue Mergel mit 2 dünnen Lagen des vorigen dazwischen . 0,5 Fuss 3,0 „ 3,0 * 0,5 „ 2.5 » 4.5 » 0,5 n 0,3 „ 1,0 „ 0,2 » 2,0 „ S. 18,0 Fuss. III. Abtheilung J Desselben. Fester Dolomit, nach den Aussagen der Steinbrecher circa 32' tief und auf Mergeln ruhend , die von röthlicher Farbe und verhärtet sein sollen. Die Höhlungen dieses Dolomits sind mit den schönsten Kalk- und Bit¬ terspath-Krystallen geziert. — Diese Bank ist vorzugsweise Gegenstand der Gewinnung und liefert einen sehr guten Mörtel. Versteinerungen findet man in diesem Rauhkalke mit seinen Mergeln meines Wissens nicht. Unter dem oberen Steinbruch folgt nach Bleichenbach zu, tiefer unten, ein zweiter. Leider aber können die Schichten desselben nicht unmittelbar mit denen des oberen in Verbindung gebracht werden, weil sie von Abraum bedeckt sind. Nach den Aussagen der Steinbrecher kommen hier nach dem Dolomit nur Mergelschichten, zusammen etwa 10 — 15' mächtig, und an diese schliesst sich das nachstehende Profil an. Schmutzig gelbe, prismatisch abgesonderte Mergellagen, etwas verhärtet 2 Fuss Grau-blaue Mergel . . . . . . . 1 „ Gelblich-graue oder schmutzig gelbe Mergel mit vielen Petrefacten, darunter Pflanzenreste . . . . . . 4 „ Härtere kalkige Mergel, die senkrecht auf ihre Schichtung spalten . 1 „ Sehr weiche, schmutzig graue Mergel mit Productus . . . 1 » S. 9 Fuss. Harte blaue Kalkbänke, die nicht weiter verfolgt werden konnten und ohne Zweifel die Aequivalente des »Stinkkalks« sind. Vor Jahren wurde an dieser Stelle ein Bohrversuch nach Steinsalz unternommen, ohne jedoch zu einem günstigen Resultat zu führen. Man soll hierbei den eigentlichen Zechstein mit Kupferschiefer durchsunken haben. 116 Die Zechsteinformation, welche sich von Selters und Bleichenbach nach Büdingen und dem Spessart hin weiter verbreitet, enthält, nach den Unter¬ suchungen von Geinitz, hier folgende Versteinerungen : Pflanzen. Cupressites Ultnanni etc. Thiere. Foraminifera. Nodosaria Geinitzii ReilSS. Bleichenbach. Polypi. Fenestella retiformis Schloth. Bleichenbach und Selters. v antiqua Goldf Bleichenbach und Selters. » Ehrenbergii Gein. Bleichenbach und Selters. Acanthocladia anceps Schloth. (od. Georgina anceps Schloth). Bleichen¬ bach und Selters. Fenniretepora dubia Schloth. Bleichenbach und Selters. » Geinilzii d’Orbigny. Bleichenbach. Stenopora Machrothi Gein. Bleichenbach. Retepora Ehrenbergii Gein. Selters. Coscinium dubium Gein. Bleichenbach. Echinodermata. Cyathocrinus ramosus Schloth. Bleichenbach. Brachiopoda. Produclus Cancrini de Verneuil. Bleichenbach, Büdingen, Selters. » horridus SOW. Bleichenbach, Büdingen, Selters. » Geinitzianus de Koningk. Büdingen. Terebralula pectinifera SOW. Bleichenbach und Selters. » Schlolheimii V. Buch. Bleichenbach. » elongata Schloth. Bleichenbach und Selters. » multiplicata King. Büdingen. Orlhothrix lamellosus Gein. Bleichenbach und Selters. n Goldfussii Münst- Bleichenbach. Pelecypoda. Pecten pusillus Schloth. Bleichenbach, Selters. Gervillia ceralophaga Schloth. Bleichenbach, Selters. Avicula speluncaria Schloth. Selters. Area antiqua Münst. Bleichenbach. Schizodus truncatus King. Bleichenbach, Selters, Büdingen. Panopaea lunulata Keyserl. Bleichenbach. Gasteropoda. Natica hercynica Gein. Bleichenbach, Selters. Turbo Taylorianus King. Selters. 117 Turbonillct Altenburgensis Gein. Bleichenbach, Selters. Pleurophorus Murchisoni Gein. Bleichenbach. Cephalopoda. Nautilus Theobaldi Gein. Büdingen. Entomozoa. Serpula pusilla Gein. Bleichenbach, Selters. Crustacea . Cytherina plebeja RetlSS. Bleichenbach, Selters. n Geinitm RetlSS. Bleichenbach. Cytherc regularis RetlSS. Bleichenbach. *) Die jüngeren, rothen, sandigen und glimmerreichen Schieferthone des Todtliegenden verbreiten sich von Selters , Bleichenbach , Effolderbach längs dem Nidderthale hinunter bis Windecken , wo theilweise schon die älteren Glieder dieser Formation für sich oder unter ihnen hervortreten. Es sind dies Conglomerate von verschiedener Zusammensetzung, meistens aus den Taunusgesteinen oder dem Rheinischen Schiefergebirge abstammend. Bei Stockheim finden sich in diesem Gebilde abgerollte Quarze von der Grösse eines Kindskopfs. Bei Stammheim und IViedermockstadt ist das Todtliegende stark mit Kalkstücken gemengt und einige festere, mehr feinkörnige und sandsteinartige Abänderungen brausen stark mit Säure. Die auf der Karte links in der Ecke dargestellte Partie gehört zu dem ältesten Todtliegenden, welches schon den Uebergang zu der Steinkohlenformation bildet, und kann vielleicht mit eben so viel Recht dieser, als jenem zugewiesen werden. Sie enthält häufig wohl erhaltene Pflanzenreste und ist durchzogen mit vegeta¬ bilischem Moder, der hier mehr den Character von Braunkohlen an sich trägt. Ausgeschiedene Eisenkiesel und sonstige Quarz-Gebilde, wie Chalcedone, Karneole, verkieselte Hölzer, sowie vereinzelte kugelige Absonderungen in der Masse aus demselben Gestein sind eine häufige Erscheinung. Die Sand¬ steinbänke sind meistens durch grünlich gefärbte Schieferthonschichten getrennt. Die reichste Fundstätte für Pflanzenabdrücke ist das von IViedermockstadt etwa 1 Stunde entfernte Altenstadt, wo die Steine als Baumaterial gebrochen werden. Göppert hat von diesem Fundorte folgende Pflanzen bestimmt : Walchia pinnala Goldf. ; Calamites gigas Brongn. sp. ; Annulatia carinata Glltb- ; Odontopteris oblusiloba NctUm. ; Asterophyllites sp. ; Vohia n. sp. Bei der Naumburg unfern Windecken ist schon der Character der Steinkohlenflora entschiedener ausgesprochen , obschon in petrographischer Hinsicht die dortigen Sandsteine mit denen von Altenstadt ganz identisch sind. Ich gebe noch das Verzeichniss der daselbst aufgefundenen Yegetabilien, wie es mir durch die Güte des Herrn Ludwig mitgetheilt worden ist : Artisia *) Herr Salineninspector Ludwig zu Nauheim und Herr Rössler zu Hanau hatten die Güte , mir das Verzeichniss der einzelnen Petrefacten , welche Herr Dr. Geinitz bestimmte, mitzutheilen. 118 transversa Stemb. \ Araucariles Rhodeanus GcriQ. ; Nöggeralhia 1 Sp. ; Neu- ropteris 1 Sp.; Odontopteris 2 Sp.; Trigonocarpum 2 Sp. ; Calamites varians Germ.; Calamites Durri Glltb-J Calamites arundinaceus Gutb. ; Walchia pinni- formis Schloth. ; Carpolithes umbonatus Stemb. ; Cardiocarpum Ottonis Glltb. II. Vulkanische Formationen, Ein Blick auf die Karte lehrt, in welchem Masse die basaltischen Bil¬ dungen die geschichteten überwiegen. Wie ich bereits gezeigt habe , fallen die Basalteruptionen in die Zeit , wo der Litorinellenkalk sich niederschlug und die Braunkohlen abgelagert wurden. Eine Auflagerung des Basaltes auf dem tertiären Sand ist überall nachzuweisen, während ein umgekehrtes Verhältniss mir in hiesiger Gegend wenigstens nicht bekannt geworden ist. Auch sind alle Angaben, wo der Sand den Basalt bedecken soll, nur mit der grössten Vorsicht aufzunehmen. Es scheint sogar, dass sich die basaltischen Lavaergüsse noch bis zur Diluvialepoche fortgesetzt haben, und so können sie auch nur von ganz jungen Sanden überlagert sein. Unter den verschiedenen Basaltvarietäten scheinen übrigens regel¬ mässige Altersabstufungen obzuwalten. So sind für unsere Nachbarschaft Phonolith, Trachyt, Tuffe und Trachydolerite in der Regel älter als der blaue, körnige Basalt, der zu oberst liegt, und jünger wiederum als diese sind die schwarzen Basalte, Anamesite und Dolerite. Dieses spricht sich häufig schon in dem äusseren Ansehen der Gebirgszüge aus. Wo die Rücken und Spitzen der Berge mit steilerer Böschung aus ihrem sich sanfter verflachenden Fusse hervorragen, da kann man meistens sicher sein, unten Tuff, Trachy- dolerit oder sonst ein älteres Gestein anzutreffen, während oben blauer oder schwarzer Basalt ansteht, der die ersteren durchbrochen und Überflossen hat. Neulich hat es Herr Glltberlet versucht , aus den Einschlüssen des Basaltes der Rhön die Altersbeziehungen der einzelnen Basaltgattungen festzustellen, die auch zum Theil auf den angrenzenden Vogelsberg passen. Diese Unter¬ suchungen werden für die Geologie, wenn sie namentlich mit Rücksicht auf die geschichteten Formationen unternommen werden, sehr förderlich, sein und dereinst den Zusammenhang constatiren, der zwischen den Basalten, Phono- lithen und Trachyten verschiedener Länder der Welt stattfindet. Ebenso wichtig werden dieselben in der Folge werden, um die Relationen zwischen den einzelnen Tertiärbecken näher zu begründen. Die Einschlüsse von geschichteten Felsarten sind in hiesigem Basalt nicht selten. So trifft man z. B. bei der Altenburg unfern Salzbausen eckige Brocken , buntem Sandstein , vielleicht auch tertiären Sanden angehörig, die oft über 5" Länge erreichen. Ueber die Breite einzelner Basaltströme gibt uns der Stollen der hie¬ sigen Braunkohlengrube Auskunft. Wir wollen daher die Gebirgsbildungen in horizontaler Erstreckung von seinem Mundloche bis zur Grube angeben. Triebsand ......... 660 Fuss. Thon mit Sand gemengt . 30 » 690 Fuss. 119 Uebertrag 690 Fuss. Basalttuff, in welchem das tiefe Bohrloch stand . . 290 » Fester Basalt . . 80 » Basalttuff ......... 530 » Basalt . 400 » Sehr eisenschüssiger Basalt .*.... 140 >» Eisenschüssiger Letten . 400 » Plastischer Thon, welcher das Braunkohlenflötz einhüllt. 2530 Fuss. Die Basalte bilden im Vogelsberg seltener isolirte kegelförmige Berge, obwohl auch diese nicht fehlen, vielmehr meistentheils langgestreckte Rücken oder Kämme, die sich nach drei Seiten hin verflachen, sich auf der vierten schmalen Seite dagegen rasch zu einer Spitze erheben und dann nach der Thalebene gewöhnlich stark abfallen. Sie gleichen an diesen Stellen oder Vorsprüngen auf flacher Tafel ausgesetzten und zu einem Konus abgerundeten Pyramiden. Ich gehe nun zu einer kurzen Beschreibung der vulkanischen Gesteine über, so weit sie in den Bereich vder Karte fallen. A. Familie des Trachyts. 1) Trachyt. Die einzigen Stellen des Vogelsbergs, wo bisher trachytische Gesteine entdeckt wurden, sind Rabertshausen und Borsdorf. Bei dem erst genannten Orte ist es ein porphyrartiger Trachyt, der nur auf einem Flächenraum von wenigen Quadratklaftern zu Tag verfolgt werden kann. In einem feldspathigen Teige von weisslich- grauer bis schwach röthlicher Farbe liegen kleine Krystalle von glasigem Feldspath , die durch Verwitterung milchweiss und undurchsichtig werden. Sind diese von den Wassern ganz aufgelöst und weggeführt, so entstehen parallelepipedische hohle Räumchen , wodurch das Gestein ein poröses Ansehen erhält. Als zu¬ fällige Gemengtheile trifft man Magnesiaglimmer in öseitigen Blättchen durch die ganze Masse zerstreut. Die Absonderung des Trachyts scheint, so weit es sich nach den Entblössungen beurtheilen lässt, eine schiefrige zu sein. Sein specif. Gewicht fand ich = 2,454, den Gehalt an Kieselsäure = 67,28 pC., den Glühverlust nur = 0,82 pC. Bei Borsdorf slösst man in einer Hohle auf einen weissen erdigen Trachyt (Domit), der sich rauh und mager anfühlt, und so weich ist, dass er sich mit den Fingern ritzen lässt. Unter einem Gerolle von glimmerreichem Quarze steht er in dickschiefrigen Partien an. Er ist schmutzig weiss, mit braunen Tupfen und Streifen, die wahrscheinlich von zersetzter Hornblende herrühren. Einzelne hellleuchtende Kryställchen deuten auf glasigen Feld¬ spath hin. — Vor dem Löthrohr schmelzen dünne Stücke zu einem Email. Specif. Gewicht = 2,301, Kieselsäuregehalt == 72,56 pC. , Glühverlust = 3,62 pC. 120 2) Phon olith. Eigentlicher Phonolith ist im Vogelsberg ebenfalls eine ungewöhnliche Erscheinung. Mir sind bis jetzt nur 2 'Fundorte bekannt, zu Salzhausen und beim sogenannten Buschhorne im Oberwald. Der Klingstein von hier stellt eine nur durch ein enges Thälchen ge¬ trennte stockförmige Masse mit deutlicher Schichtung dar, die über Tage eine Länge von 5500 und eine Breite von 3000 Fuss diaben mag. Sie wird an ihren höchsten Umfangsstellen von schwarzem Basalt umkrümmt. Obschon sich das Gestein gern in Platten spaltet, so erscheinen doch die bankartigen Schichten mit ihren unbestimmten Nebenabsonderungen in der Art, dass kein vorherrschendes Einfallen nach irgend einer Weltgegend beobachtet werden kann. An manchen Stellen ist letzteres 24—26° g. S. Der Bruch ist splitlrig bis ins Dichte. Die Farbe, lichtgrau bis dunkelgrau, wird bei der Verwitte¬ rung schmutzig weiss. Specif. Gewicht = 2,533; Kieselsäuregehalt = 68,03, Glühverlust = 2,72 pC. 3) Trachydolerit. Wir verstehen unter Trachydolerit nach Abich ein zwischen Phonolith und Trachyt auf der einen und Basalt auf der andern Seite stehendes Misch¬ lingsgestein, meistens grau oder roth, das in seinem Kieselsäuregehalt den ersteren meistens nachsteht, den letzteren übertritft, und seine Gemengtheile zum Theil mit blossem Auge wahrnehmen lässt. Höchst wahrscheinlich lässt es sich als ein Gemenge von krystallinischem Oligoklas, etwas Hornblende oder Augit und wenigem Magneteisen betrachten, das mit zeolithischer Sub¬ stanz verkittet ist. Es ist diese Felsart im Vogelsberge sehr verbreitet und kommt in allen möglichen Variationen der Structur vom Dichten bis zur grössten Poro¬ sität vor. In den Hohlräumen findet sich oft ein blauer Anflug, der eine nähere Untersuchung verdiente. — Manche Gattungen sind unter dem Namen Lungstein als ein sehr zähes, leicht bearbeitbares Baumaterial sehr beliebt. So ist unter andern die schöne Lahnbrücke bei Giessen daraus gebaut. Auf der Karte sind Züge von Trachydolerit in grösserer Ausdehnung hei Michelnau und Niedermockstadt zu bemerken. Die Grundmasse ist hier meistens ein grauer körniger Feldspath- und Zeolith-Teig, in welchem man glänzende Punkte von Magneteisen, mitunter aber auch von Olivin erblickt. — Sehr schöner porphyrartiger Trachydolerit mit langen Nadeln von Zeolith, Horn¬ blende, Rhyakolith und Magneteisen findet sich am östlichen Ende des Michel- nauer Zuges bei dem Dorfe Eichelsachsen. — Das specifische Gewicht dieser Felsart fand ich, wie den Gehalt an Kieselsäure und Wasser, so verschieden, dass ich die Angabe nach den einzelnen Fundorten machen müsste. So wechselt das specif. Gewicht von 2,594 — 2,956, der Kieselsäuregehalt von 53,56 — 71,56 pC., der Wassergehalt von 0,60—6,74 pC. B. Familie des Basaltes. 1 ) D o 1 e r i t. Eigentlicher schwarzer Dolerit, wenn man von den Felsarten absehen will, die man eben so gut Basalt, wie Dolerit nennen könnte, ist im Vogels- 121 berg nicht häufig. Sehr schön ausgesprochen ist derselbe dem Städtchen Ortenberg gegenüber am Gaulsberg entwickelt, der einzigen Stelle, wo er jin Bereich der Karte bekannt ist. Er steht dort in schönen 6seitigen Säulen an, und ist von grobem Korne und schwärzlich-grün. Olivin ist ihm, wie fast allen Doleriten, obschon man das Gegenlheil behauptet, in ganz kleinen Partikelchen beigemengt; die Hauptmasse aber ist Labrador und Magneteisen. Ich fand das specif. Gewicht = 2,946, den Kieselsäuregehalt = 55,87 pC., den Glühverlust = 1,56 pC. Die feinkörnigen Dolerite oder Anamesite mit Sphärosiderit spielen in hiesiger Gegend eine sehr untergeordnete Rolle; erst bei Hanau treten sie als selbstständige, Berge zusammensetzende Felsgebilde auf. In der Nachbar¬ schaft Salzhausens habe ich sie nur in kleineren Ausscheidungen auf dem Wege von Nidda nach Eichelsachsen im Walde angetroffen, aber ohne Spur von kohlensaurem Eisenoxydul. 2) Basalt. Wir unterscheiden a) schwarzen. — Der schwarze, feinkörnige bis dichte Basalt mit muscheligem Bruch tritt gegen die andern Abänderungen, die wir sogleich kennen lernen werden, eben so zurück wie die Dolerite. Er ist im Ganzen durch ein grösseres specifisches Gewicht und geringeren Kieselerdegehalt vor den anderen Abänderungen ausgezeichnet. Beimengungen von Olivin, Aus¬ scheidungen von Bitter- und Kalk-Spath fehlen ihm fast nie. Häufig steht er in schönen polygonalen Säulen an. Als Fundorte in der Nähe sind der Schif¬ ferberg bei Salzhausen , das Dorf Oberwiddersheim , der Hain vor Ranstadt und der Dünstberg bei Stockheim anzuführen. Spec. Gew. == 2,801 — 3,076, Kieselsäuregehalt = 45,27 — 48,66 pC. , Glühverlust == 1,22 — 4,40 pC. bj blauen. — Er ist bei weitem der verbreitetste unter den Basalt¬ laven des Vogelsbergs. Er scheint nach seinem Alter zwischen den trachy- tischen Felsarten einerseits, dem Dolerit und dem schwarzen Basalt anderer¬ seits zu stehen. Ich übergehe die bekannten petrographischen Eigenschaften der hierher gehörigen Gesteine, um nicht zu weitläuftig zu werden. Als fremde Einschlüsse siud ausser Olivin auch Hornblende, Hyalith und glasiger Feldspath und als ausgezeichnete Fundorte beider letztgenannten einfachen Mineralien Unterwiddersheim und Geisnidda zu bemerken. Durch Ausschei¬ dung von Hornblendekrystallen geht das Gestein, wie an dem Hasensprung bei Salzhausen, zuweilen in einen förmlichen Hornblende-Basalt über. Auch Chabasite, Phillipsite, Bolus u. s. w. sind ihm an einzelnen Orten beigemengt. Der blaue Basalt ist meistens körnig und wird durch Auswitterung einzelner Bestandteile, namentlich des Olivins, öfters porös. Spec. Gewicht = 2,749 — 3,036, Kieselsäuregehalt = 46,33 — 53,58, Glühverlust = 1 ,48 — 4,67 pC. — Vor einigen Jahren teufte man in dem Dorfe Unterschmitten einen Brunnen ab, welcher einen wahren Reichthum von verschiedenen Mineralien des Basaltgebietes und zwar in besonderer Schönheit aufschloss. Leider ist der Brunnen jetzt durch Ausmauerung jeder wissenschaftlichen Forschung entzogen. Unter einer Decke von 40' Mächtigkeit, die nach oben aus gelbem Lehm, nach unten aber aus graulich -weissem Thone bestand, folgte zunächst 16 122 eine zerborstene, sehr weiche, zerreibliche, weisse Schicht, deren Pulver unterm Mikroskope als eine Menge kleiner Ringe und ringförmiger Bruch¬ stücke erschien. Im Wasser zerfiel die Masse unter Entweichen von Luft sehr schnell. Man hatte also eine sogenannte Infusorienerde oder vielmehr einen Polirschiefer vor sich, aus dem Herr Theobald zu Genf bestimmte : a) Cyclotella. Hat Aehnlichkeit mit Cyclotella Rotula Kütz. , welche sich fossil im Infusoriensande zu Klinken an der Elbe finden soll. Kann auch eine zerfallene Melosira sein. — b) Navicula. — c) Melosira italica KütZ. (vel Galionella italica Ehr.), sonst fossil im Bergmehl von St. Fiora. Darauf folgte ein 3' mächtiges Nest von Bolus, zum Theil mit dem reinsten Hyalith überkleidet und Basaltbrocken in sich schliessend. Die ein¬ zelnen Bolusknollen, oft zu der Grösse eines Kindskopfes anwachsend, waren äusserlich fieischroth und fleischgelblich, in der Mitte von lichterer bis weisser Farbe, und stark fettglänzend. Sie waren so weich, dass sich mit dem Mes¬ ser allerlei Figuren daraus schneiden Messen, nur sprangen dieselben, sobald der Bolus austrocknete, wesshalb sich keine Anwendung davon machen liess. Unter dem Bolusnest, welches sich an dem einen Schachtstoss auf 2' verschwächte, kam man auf Kugelbasalt von dichtem Korn und dunkler Fär¬ bung. Auf einzelnen Stücken sah man tropfsteinartige Erhöhungen von Bolus, die mit Chabasitkryställchen wie überzuckert waren. Schnürchen von weissem Bolus durchzogen andere Theile des Basaltes, und einzelne Blasenräume waren mit traubenförmigen und kugeligen Anhäufungen von nicht bestimmbaren zeolithischen Substanzen , Bitterspath und Kieselsinter erfüllt. Ein Theil des Bolus war weisslich-blau, von muscheligem Bruch, sehr spröde, durchschei¬ nend und opalisirend und, um mich eines trivialen Vergleichs zu bedienen, manchen Talgarten nicht unähnlich. Der Kieselsinter oder Kieseltuff lief strahlenförmig von einzelnen Mittelpunkten aus und endete in die**, neben einander stehenden Nadeln, während Chabasit in gestrickten Aggregaten, gleich Spinnengeweben, Blasenräume ausfüllte. Betrachtete man den Kiesel¬ sinter unter einer starken Loupe näher, so gewahrte man hohle Röhrchen, die mit erhabenen Streifen versehen waren. 3) Basalt mandelstein. Zwischen festeren Basaltlagen sieht man häufig an den Rändern und an dem Fusse der Berge ein röthliches oder braunes blasiges Gestein an¬ stehen, das den vollständigen Character eines Mandelsteins trägt. Da es von der Bedeckung und der Unterlage sehr häufig abgegrenzt ist, so erscheint es wie ein älterer Lavenerguss, über den bald nach seiner Erstarrung ein jün¬ gerer geflossen ist. Merkwürdig bleibt es immerhin, dass man diese Mandel¬ steine in den radialen Thälern des Vogelsbergs bis zu dem Mittelstock des Gebirges im Zusammenhänge bleiben sieht. In diesem Gesteine haben sich die chemischen Metamorphosen vorzugsweise geltend gemacht. Es kommt dasselbe in einer ähnlichen Stellung vor, wie die später zu betrachtenden Tuffe, welche ebenfalls zumeist von einem dichten Basalt bedeckt zu sein pflegen und oft da fortsetzen, wo die Mandelsteine enden. Es scheint die Bunsen’sche Theorie über die Genese der vulkanischen Gesteine Is- 123 lands*) auch hier ihre Anwendung zu finden, wonach die Mandelsteine durch die Einwirkung pyroxenischer Gesteine metainorphosirte Tuffe sind , wobei aber weder rein plutonische, noch rein neptunische Einflüsse sich allein geltend gemacht haben. Die Wände der ßlasenräume sind mit den schönsten glashellen Chabasiten und weissen oder weingelben Phillipsiten in Durch- kreuzungskrystallen wie übersäet oder der leere Raum ganz mit Bolus erfüllt, welcher häufig durch secundäre Bildung aus jenen beiden Fossilien hervor¬ gegangen ist. An den der Atmosphäre ausgesetzten Gebirgsstellen ist dieser Bolus braun , während er bei frischem Anbruch so weiss und weich wie Talg ist. Man kann die Uebergänge der Zeolithe in dieses Mineral Schritt für Schritt verfolgen. Zuletzt zerfällt auch der Bolus zu einem gelben Staube, wird aus seiner Umgebung herausgewaschen und hinterlässt hohle Mandeln. Besonders interessant ist der 10 bis 20' mächtige Mandelsteinstrom an dem Wege von Nidda nach Michelnau. Hier ist er nämlich durch Weg¬ füllarbeiten und die Anlage einer Menge von Kellern dem Auge des Be¬ schauers in einem langen Durchschnitte blossgelegt. Hier finden sich Chaba- site in Rhomboedern, theils einzeln, theils durch einander gewachsen, deren Seitenlänge von 7, bis 3 Linien wechselt. Der Phillipsit kommt in zwei Modificationen vor. Einmal in ganz kleinen wasserhellen Kryställchen, deren Form nur unter einer guten Loupe bestimmbar ist, das anderemal in schönen weingelben, lang gezogenen Prismen in Durchkreuzungszwillingen , deren Hauptachse oft 1 '/» Linie erreicht und deren Einzelgestalt oo P oo oo P oo . P? oft noch mit Poo , zeigt. Die kleinen Phillipsite sind häufig zu kugelförmigen, strahlig auslaufenden Buckeln verbunden. Die Basaltmandelsteine gehen mitunter in ein dichteres röthlich-braunes Gestein über, so dass die poröse Structur verschwindet, während es noch von Chabasiten und Phillipsiten durchmengt bleibt, aber auch andere einfache Mineralien einschliesst. Als hierher gehörige Fundorte schöner Mineralien nennen wir : die Strasse von Ranstadt nach Selters, wo man aus einem ver¬ witterten Basaltmandelstein an der Böschung zur rechten Seite grosse Horn- blendekrystalle in Menge herauslesen kann. Wichtiger aber ist die Goldkaute bei Eckartsborn, wo neben sehr regelmässig krystallisirten Hornblenden ein¬ achsiger oder Rubellan-Glimmer neben kleineren Chabasiten und Phillipsiten getroffen wird. Sämmtliche Basaltmandelsteine erleiden einen Glühverlust, der von 5 bis 12 pC. variirt. Das specif. Gewicht fand ich = 2,608 — 2,860, den Kie¬ selsäuregehalt von 46,71 — 57,54 pC. 4) Bas alt tu ff. Der Basalttuff lässt sich petrographisch schwer beschreiben. Bald ist er porös, fast bimssteinartig, bald besteht er aus einem gelben bis grünlichen pulverartigen Cement, das Brocken verschiedener Basaltgattungen und häufig auch geschichteter Felsarten in sich schliesst. Der Conglomeratcharacter ist *) Pogg. Annalen LXXXIII. 197 f. 124 ebeji das Bezeichnende für ihn, doch ist dieser bald mehr, bald minder in die Augen fallend. So gibt es Tuffe, die aus grobem Gerolle von Doleriten, Basalten, Mandelsteinen u. s. w. zusammengesetzt sind, die dem festgeworde¬ nen Bindemittel aus vulkanischer Asche nur wenigen Antheil an der Masse gestattet haben ; andremal herrscht das Bindemittel vor und hat nur spärliche kleine Brocken anderer basaltischen Gesteine in sich aufgenommen. Wollte man genau sein, so müsste man jede Tuffbildung besonders beschreiben. Der Basalttuff theilt, wie bereits erwähnt, mit den Basaltmandelsteinen die Eigen¬ schaft, dichteren Lavenausbrüchen vorausgeeilt zu sein. So sehen wir ihn meistens den Fuss und die Gehänge von Bergen einnehmen, deren Gipfel aus blauem oder schwarzem Basalte zusammengesetzt sind. Bei Schotten, Grossen¬ eichen und andern Orten ist er so deutlich geschichtet, dass man Streichen und Fallen der Bänke abnehmen kann, was hier zugleich auf einen regel¬ mässigen Absatz in Wasser hin weist. Von den Einschlüssen bunten Sandsteins neben vulkanischen Producten, Thier- und Pflanzenresten in dem Tuffe von Climbach haben wir bereits ge¬ sprochen. Ebenso ist er zwischen Nidda und Fauerbach nicht allein deut¬ lich geschichtet, sondern führt bunten Sandstein in solcher Menge und in so grossen Platten, dass sie technisch verwandt werden könnten. Dagegen nähert sich der bei Ulfa und Salzhausen vorkommende mehr den Basalt¬ mandelsteinen, nur dass er leichter als diese ist und andere vulkanische Er¬ zeugnisse in sich birgt. Von fremdartigen Mineralien findet man zu Salzhausen und Ulfa Chabasite und Phillipsite, jedoch nur sehr klein; dagegen auch noch wohlgebildete Hornblende-Krystalle, einachsigen Glimmer, Bitterspath und sehr selten Augit-Krystalle : oo P . (oo P oo) . oo P oo . -J- P . + P oo. Die Tuffe erleiden nicht allein von allen beschriebenen vulkanoidisehen Gesteinen den grössten Glühverlust, sondern entweichen sehr gern aus dem Tiegel, wenn man die Hitze nicht sehr allmälig steigert. Sie verrathen somit noch ganz ihre ursprüngliche Natur, die ihnen vor der Eruption der Laven den Weg zur Oberfläche gebahnt und sie mit den Winden auf meilenweite Entfernungen fortgeführt hat. — Specif. Gewicht = 2,009 — 2,168, Kiesel¬ säuregehalt = 45,34—51,76, Glühverlust 12,06—21,66 pC. 5) Basaltwacke. Unter Wacke versteht man ein durch die Atmosphärilien zersetztes vulkanisches Gestein , welches eben so abwechselnd in seinem Ansehen , wie die Felsart ist, von der es herstammt. Gewöhnlich ist die Farbe schmutzig grau bis gelb. Da ihre Eigenschaften demnach nicht ausgeprägt genug sind, auch mannichfaltige Uebergänge zu Thon und Lehm stattfinden, so ist ihr keine besondere Bezeichnung auf der Karte gewidmet worden. III. Ulineralquellen* Rings um den Saum des basaltischen Vogelsberges begegnen wir einer Menge von Sool- und Sauer-Quellen. Ich erinnere hier nur an die Sool- brunnen von Orb, Büdingen, Selters, Salzhausen, Traishorloff, Oberhörgern, Nauheim, Salzschlirf, Sooden und Grossenlüders, an die Sauerwässer von 125 Kissingen , Brückenau, Staaden , dem Häuserhof, den Schwalheimer Höfen, Berstadt, Echzell u. s. w. Die Soolquellen scheinen entstanden zu sein, indem die basaltischen Durchbrüche den Tagewässern Klüfte und Spalten zu unterirdischen Salz¬ lagerstätten geöffnet haben. Die Säuerlinge und Exhalationen kohlcnsauren Gases dagegen dürften eine noch fortbestehende vulkanische Thätigkeit im Erdinnern verrathen. Was nun die hiesigen Soolquellen insbesondere betrifft, so entspringen sie in dem tiefsten Theile der Thalmulde unmittelbar aus einem moorigen Untergründe. Hier trifft man sie fast überall, auch wenn man nur 15 — 20' einschlägt, an. — Durch eine Reihe in den letzten Jahren angestellter Bohr¬ versuche ist man zu der Ueberzeugung gelangt, dass sich die Quellen auf einem ziemlich beschränkten Flächenraume, entsprechend der Ausdehnung des Torflagers, aufsuchen lassen. Man bekömmt sie unter dem letzteren in den von Thonschichten begrenzten Sandlagen in sehr verschiedener Stärke, mit kaum merklichem Salzgehalte bis zu 1 V, pC. Bei dem Punkt b der Karte habe ich sie bis zu einer Tiefe von 213' verfolgt und mit 1 pC. Soole- gehalt verlassen. Bei dem Punkt a, nur ca. 1200' von b entfeint, will man auch keine Spur mehr von Soole aufgenommen haben. Am westlichen Ab¬ hange eines Basaltrückens, welcher Salzhausen von dem Niddathale scheidet, hat man bis zu einer Tiefe von 100' keine Soole mehr angetroffen, dagegen nach der Längenachse des Thaies bei c, wo man bis zu 128' niederging, er¬ hielt man ein sehr bitterschmeckendes, 1 */a — l5/* pC. feste Bestandtheile ent¬ haltendes Wasser. Hält man diese Erfahrungen zusammen, so kommt man zu der Ansicht, dass die Quellenstränge aus der Tiefe in ziemlich senkrechter Richtung auf¬ steigen, zwischen den einzelnen Thonlagen hinlängliche Durchgänge finden und sich mit süssem Wasser vermischen. Je nachdem nun in die zwischen den Thonschichten befindlichen Sandablagerungen mehr oder weniger wilde Wässer zudringen können, wird auch der Gehalt der Soole mehr oder weniger verschwächt werden; daher trifft man bei nur geringer Höhendifferenz auf eine um */* — V* pC. verschiedene Soole. Wenn man sich die geognostischen Verhältnisse wieder ins Gedächtniss ruft, so wird sich einem der Gedanke aufdrängen, dass man in grösserer Teufe die — entweder festeren oder durch die stete Einwirkung des Salzwassers in Sand umgewandelten — Bänke des bunten Sandsteins und noch weiter die Zechsteinformation erreichen würde. Durch die Entdeckung der letzteren bei Rabertshausen und deren wahrschein¬ lichen Zusammenhang mit der von Selters, Bleichenbach, Büdingen u. s. w. gewinnt diese Hypothese eine sehr grosse Unterstützung. Man ist berechtigt, anzunehmen, dass in diesen Bildungen ein Salzstock oder salzhaltige Gebirgslagen vorhanden seien, welche die salinischen Quellen in der Richtung von Orb bis Münzenberg fortwährend nähren. Durch neue Erfahrungen ist dargethan, dass Steinsalz oder doch salinische Quellen in allen plutonischen und neptunischen Formationen beherbergt werden können, nur dass das permische System und das der Trias vorzugsweise reichlicher damit bedacht zu sein scheinen. Auch wäre es nicht unmöglich , dass unter 126 dem mächtigen Triebsand ältere tertiäre Schichten in grösserer Ausdehnung auftreten, als man bisher gewusst hat , und dass auch sie eine reiche Salz¬ niederlage, wie dies unter ähnlichen Verhältnissen bei Wieliczka der Fall ist, bergen können. Man ist daher nicht genöthigt, einen Zusammenhang der Quellen mit dem Meere anzunehmen, oder dem Auslaugen der nahen Basalte, wie es auch schon geschehen ist, ihre Erzeugung zuzuschreiben. Die mit salpetersaurem Silberoxyd auf Chlorverbindungen geprüften Basalte der näch¬ sten Umgebung Salzhausens liessen keine Spur davon entdecken *). Eben so schwierig möchte die Unterstellung zu beweisen sein, dass die Quellen ihren Ursprung vom Meere nähmen. — Beachtenswerth bleibt der Umstand , dass die Salzquellen von Orb, Büdingen, Selters, Salzhausen, Traishorloff und Oberhörgern bei Münzenberg beinahe in einer graden Linie liegen, ebenso wie die Mineralquellen von Soden, Homburg, Nauheim, Wisselsheim und Münzenberg. Es sind also 2 Quellenzüge , die an dem letztgenannten Orte ihren Knotenpunkt haben. Der Gehalt der Salzhäuser Soole an festen Bestandtheilen ist bei den schwächsten Brunnen 3/*5 bei den stärksten 1 '/4 , zuweilen 1 '/, pC. , so dass man im Durchschnitt 1 '/8 pC. annehmen darf. Die Grösse des Quellenzuflusses ist sehr verschieden, am bedeutendsten in dem Hauptbrunnen Nr. 2, der auch der tiefste ist. — Nach dem Ergebniss mehrerer Jahre kann die während 9 Monate aus den Brunnen geförderte Soole zu 5,050000 Cub. Kuss ange¬ schlagen werden. — W'ürde man die Soole ihrem natürlichen Lauf überlassen, so würde kaum ein Abfluss erfolgen, wenn nicht ein besonderer Abzugskanal nach der benachbarten Nidda gegraben wäre. Die Temperatur der Soole beträgt im Mittel 12° Reaumur. — Setzen wir die mittlere Temperatur Salzhausens = 7° R. und nehmen wir an, dass die Temperaturzunahme nach dem Mittelpunkt der Erde für je lOOFuss 1°R. betrage, so würde der Ursprung der hiesigen Soolquellen in eine Tiefe von ca. 500' unter der Thalsohle zu setzen sein. Da jedoch die Sandschichten, durch welche sie strömen, durch Zufluss von Tagewässern eine bedeutende Ab¬ kühlung erfahren mögen, abgesehen von dem Umstand, dass Salzquellen aus derselben Tiefe, wie Süsswasserquellen, kälter als diese sind, so dürfen wir ihre muthmassliche Werkstätte mindestens in einer Teufe von 7 — 800' vom Boden suchen. Die Schwäche ihres Salzgehaltes ist übrigens kein Grund, um ihren Ursprung nach horizontaler Richtung weit von Salzhausen weg zu verlegen. Man weiss , dass das Steinsalz fast stets von dem Salzthon um¬ hüllt ist, welcher die Salzmasse vor den Angriffen des süssen Wassers so schützt, dass immer nur verhältnissmässig sehr wenig davon aufgelöst werden kann. Bedenkt man dabei noch weiter, dass mächtige Schichten losen Sandes im Thale ruhen, die zur Vcrschwächung der Soole so mannichfaltigen Anlass geben, so müsste man sich darüber wundern, wenn ihr Salzgehalt beträcht¬ licher wäre. Haben doch vormals Salinen, wie die schwäbischen, deren Quellen dem festen Gestein des Muschelkalks entsprangen , sich anfangs nur *) Vgl. Plock, im Dritten Bericht d. Oberhess. Gr. f. N. u. H. S. 116. 127 einer sehr armen Brunnensoole bedienen können, später aber gesättigte Soole erschürft, wie z. B. die Saline bei Wimpfen, die früher nur etwa s/* bis 1 pC. Salzgehalt gehabt haben soll.*) liitteratur. Geschichte Salzhausens, nebst Beschreibung der in den Jahren 1779 bis 1789 vorgenommenen Verbesserungen auf der Saline. Nebst einem Situationsriss. Von Langsdorf. Ein in den 90er Jahren gedrucktes Manu- seript. Ueber die Mineralquelle zu Salzhausen und ihre Heilkräfte, von Dr. Grafif. Darmstadt 1825. Mittheilungen aus der Erfahrung über die Wirkung und Anwendung der Soolbäder, insbesondere zu Salzhausen. Mit einer Ansicht und einer Karte von den Kuranlagen. Von Dr. C. Ph. Möller. Darmstadt 1835. Fortgesetzte Mittheilungen über die Soolbäder von Salzhausen nach ihren Resultaten zusammengestellt von Dr. C. Ph. Möller. Friedberg 1842. Das Soolbad Salzhausen in der Wetterau von H. Tasche. Mit 1 Stahl¬ stich. Giessen 1853. Ferner wird Salzhausens noch gedacht : 1) in verschiedenen Abhandlungen in den Berichten der Oberhessischen Gesellschaft f. N. u. H. 2) Die Saline Salzhausen von H. Tasohe. Im Gewerbblatt für das Grossherzogth. Hessen. Jahrg. 1849 S. 173 f. 3) Klipstein s mineralog. Briefwechsel. Giessen 1781. Heft I. S. 586. 4) Wille’s, S. 111, Note, angeführtes Werk, S. 67. 5) V. Leonhard s Basaltgebilde. Abth. 11. Stuttg. 1832. S. 48 f. *) Ich verweise für die neueste Analyse der hiesigen Soolquellen, von v. Liebig, auf Ann. d. Chem. u. Pharm. 1843. Oct. S. 28 f., oder mein Schriftchen : das Soolbad Salzhausen, 1853, S. 18, 19. — Die Analyse des Soolsprudels zu Orb, von Kästner, s. in Corresp. Blatt baier. Aerzte 1847. Nr. 17 oder daraus in Ludwig, geogn. Beobach¬ tungen i. d. Gegend zw. Giessen , Fulda u. s. w. Darmstadt 1852. — Die Analysen der Sauerquellen der Grünschwalheimer Höfe, von v. Liebig, und zu Echzell, von Rein¬ hold Hoffmann, s. im 3. Bericht d. Oberhess. Gesellsch. f. N. u. H. S. 110, 113 oder in meinem angef. Schriftchen S. 7, 8. — Von den schwachen Mineralquellen von Selters (Soolq.) und dem Häuserhofe (Sauerq.), die noch in den Bereich der Karte ge¬ hören, sind mir keine Analysen bekannt geworden. 128 VII. Klimatologisclie Beiträge. I. Resultate aus den im Jahre 1853 zu Giessen von dem Grossherzogi. Criminalcasserechner Januar Februar März April s Juni I. Barometer bei 0° R in Pa¬ riser Linien. Mittel d. Beobacht, um 7 Uhr Morgens 329,65 326,84 330,78 329,84 330,38 330,12 n n n „12 » Mittags 329,69 326,84 330,75 330,86 329,63 330,13 330,03 » V „ n 10 „ Abends 329,72 326,85 329,80 330,26 330,21 » „ sämmtlichen Beobachtungen 329,68 326,84 330,79 329,76 330,25 333,5 330,12 Höchster Stand 335,4 333,8 335,3 333,5 332,8 (!•) *) 00 (10.) (10.) (13.) (8. 16. 17.) 325,3 Tiefster » 322,7 320,6 326,2 325,4 324,7 (17.) (10.) (2. 16.) (23.) (8.) (23.) Schwankung 12,7 13,2 9,1 8,1 8,8 7,5 Grösste Schwankung in 24 Stunden (+ steigend, — fallend) 6,2 ~ 9,4 4,2 ±4,0 4,1 -3,2 (18.) (23.) (30 (23 . 25.) (10.) (19.) Kleinste Schwankung in 24 Stunden (± steigend, — fallend) 0,4 - 0,5 - 0,2 -0,4 -0,3 ±0,2 (6. 27.) (10 (31.) (14.) (21.) (5. 16. 17.) 1,27 Mittlere Schwankung in 24 Stunden 2,44 2,73 1,59 1,96 1,56 11. Thermometer nach R. Mittel um 7 Uhr Morgens 2,31 - 2,22 - 2,94 3,94 8,31 11,99 » 0 12 0 Mittags 3,61 — 0,10 1,10 7,66 13,06 15,85 » 0 10 0 Abends 2,68 - 1,79 - 1,29 4,58 5,39 8,45 12,40 aus diesen 3 Beobachtungen 2,87 - «,37 - 1,04 9,94 13,41 Höchstes Mittel eines Tages 6,5 2,6 3,7 10,4 14,3 18,0 (8.) (10 (310 (30.) (25.) 5,1 (29.) Niedrigstes „ 0 » — 0,6 - 5,0 - 6,3 1,6 10,5 (28.) (18.) (19.) (15.) (70 (26.) Mittel der täglichen Maxima, nach dem Thermometrographen 4,58 0,86 2,87 9,29 14,41 17,41 Mittel der täglichen Minima, nach dem Thermometrographen 1,12 - 3,55 - 3,93 2,48 5,93 10,03 Mittel aus den beiden Extremen 2,85 - 1,34 - 0,53 5,88 15,3 10,17 13,72 Höchster Thermometerstand 9,0 3,8 11,0 20,0 23,2 (11.) (!- 3-) (31.) (30.) (25.) (29.) Tiefster Thermometerstand -3,6 — 13,0 -10,8 -2,0 0,0 6,5 (28,) (26.) (19.) (15.) (9.) (13.) Unterschied der beiden Extreme 12,6 16,8 21,8 17,3 20,0 16,7 *) Die in Klammern geschlossenen Ziffern bezeichnen den Tag der Beobachtung. 129 L angestellten meteorologischen Beobachtungen Herrn Th. Conzen. Jm 's •—> August September October November December tl M cs •— s Winter v. 1. Decbr. 1852 bis 28. Febr. 53. F rühling vom 1. März bis 31. Mai. Sommer vom 1. Juni bis 31. August. Herbst vom 1. Septbr. bis 30. JSov. 331,70 331,41 331,27 330,22 333,12 331,01 330,53 329,03 330,33 331,08 331,54 331,47 331,34 331,27 330,08 333,09 330,85 330,43 329,08 330,17 330,95 331,48 331,60 331,48 331,30 330,19 333,15 ■ 330,85 330,52 329,16 330,31 331,10 331,55 331,59 331,41 331,28 330,16 333,12 330,91 330,49 329,07 330,27 331,04 331,52 334,6 335,0 334,7 335,4 336,3 335,9 336,3 336,8 335,3 335,0 336,3 (3.) (10.) (5.) (23.) (29.) (i.) 327,7 327,4 323,8 324,6 327,4 321,6 320,6 320,6 324,7 325,3 323,8 (u.) (17.) (26.) (18.) (16.) (15.) 6,9 7,6 10,9 10,8 8,9 14,3 15,7 16,2 10,6 9,7 12,5 -4,0 3,7 -6,1 -5,1 -3,4 — 7,4 - 9,4 9,8 4,2 -4,0 -6,1 (13.) (18.) (25.) (5.) (13.) (30.) 0,0 0,0 +0,1 —0,3 0,0 0,1 0,0 0,4 - 0,2 0,0 0,0 (26.) 8. 12.) (14.) (28.) (30.) (7.) 1,94 1,22 1,55 1,73 1,30 1,89 1,76 2,43 1,70 1,48 1,53 12,80 10,99 8,40 5,34 1,56 - 5,35 4,59 1,26 3,10 11,93 5,10 17,63 16,38 13,41 9,87 3,32 — 2,83 8,25 2,87 7,27 16,62 8,87 13,53 11,95 9,24 6,34 1,87 — 4,45 5,29 1,56 3,91 12,63 5,82 14,65 13,11 10,35 7,18 2,25 - 4,21 6,04 1,87 4,76 13,72 6,59 20,1 18,5 13,2 9,8 6,8 0,9 20,1 8,0 14,3 20,1 13,2 (9.) (23.) (2.) (8.) (8.) (7-) 11,1 9,9 6,1 3,4 -4,1 *7,1 — 17,1 - 5,0 - 6,3 9,9 —4,1 (31.) (30.) (27.) (4.) (28.) (26.) 19,22 17,88 14,73 10,98 4,16 — 1,77 9,55 3,91 8,86 18,17 9,96 10,66 9,07 6,96 4,02 0,38 - 7,08 3,01 - 0,18 1,49 9,92 3,79 14,94 13,47 10,84 7,50 2,27 — 4,42 6,28 1,86 5,17 14,04 6,87 25,8 24,2 18,5 14,8 10,1 2,5 25,8 9,8 20,0 25,8 18,5 (9.) (23.) (12.) (8.) (i.) (7.) 7,0 4,2 3,0 0,0 -7,0 —22,0 -22,0 —13,0 -10,8 4,2 —7,0 Bi (29.) (28.) (25.) (29.) (26.) 18,8 20,0 15,5 14,8 17,1 24,5 47,8 22,8 30,8 21,6 25,5 17 130 Januar Februar N Im ••SS Z April 'SS z Juni Forts. II. Thermometer nach R. Grösster Unterschied der Extreme innerhalb 24 Stunden 5,7 13,0 13,8 15,0 14,0 12,8 (5.) (26.) (31.) (29.) (2.) (18.) Kleinster Unterschied der Extreme innerhalb 24 Stunden 0,5 1,6 2,2 3,2 4,0 2,7 (3.) (6.1 (24.) (18.) (12.) (26.) Mittlerer Unterschied der Extreme innerhalb 24 Stunden 3,46 4,41 6,80 6,81 8,48 7,38 Anzahl der Tage, an welchen die mitt- lere Temperatur 0° oder unter 0° war 3 19 19 — — — Anzahl der Tage, an welchen die Tem- peratur unter 0° sank 8 25 27 3 — — Anzahl der Tage, an welchen die Tem- peratur auf 20° oder darüber stieg — — — — 1 7 III. Winde, bei dreimaliger täglicher Beobachtung. Anzahl der Nordwinde 12 23 37 9 10 20 n » Nordostwinde 5 15 19 2 50 14 » » Ostwinde 1 3 2 — 3 1 » » Südostwinde 6 2 11 3 2 2 v „ Südwinde 32 3 1 5 1 3 v » Süd Westwinde 18 8 6 32 14 23 » n Westwinde 8 12 8 18 6 13 » n Nordwestwinde 11 18 9 21 7 14 Verhältniss der nördlichen zu den südlichen Winden wie 1 zu 2,00 0,23 0,28 1,25 0,25 0,58 Verhältniss der östlichen zu den west¬ lichen Winden wie 1 zu 3,08 1,95 0,72 14,20 0,49 2,94 Mittlere Windrichtung S.380W. W.64oN. N.60O. S.850W. N.260O. W.550N. IV. Niederschläge und Him¬ melsansicht. Anzahl der Tage mit Regen 17 2 3 19 12 12 » v n n Schnee 2 16 13 1 — — » » n » Schnee u. Regen 1 2 — 1 — — „ „ „ Gewitter — — — — 5 4 r> » „ „ Hagel — — — 4 — — n n n „ Nebel 4 2 6 — 1 — n n stürmischen Tage 1 1 8 4 5 4 1 n n ganz heiteren Tage 1 — 4 2 7 5 „ „ bewölkten Tage 10 1 1 16 13 17 13 „ „ trüben Tage 20 17 11 15 7 12 131 "5 *-> August September October | November December Jahr. Winter v. 1. Decbr. 1852 bis 28. Febr. 53. Frühling vom 1. März bis 31. Mai. Sommer vom 1. Juni bis 31. August. Herbst vom 1. Septbr. bis 30. Nor. 13,2 (7.) 12,1 (20.) 12,7 (10.) 11,6 (26.) 9,0 (li.) 12,0 (27.) 15,0 13,0 15,0 13,2 12,7 3,4 (14.) 4,7 (17.) 2,9 (26.) 3,1 (20.) 1,3 (25.) 1,2 (8.) 0,5 0,5 2,2 2,7 1,3 8,56 8,81 7,77 6,96 3,78 5,31 6,54 4,08 7,37 8,25 6,17 — — — — 8 29 78 24 19 - 8 — — — — 11 30 104 4t 30 — 11 13 6 — — — — 27 — 1 26 — 3 15 27 1 37 32 226 35 56 38 65 — 16 10 — 13 29 173 23 71 30 23 — 1 — — — 1 12 4 5 2 — 2 _ 2 12 13 5 60 32 16 4 27 7 11 — 34 9 10 116 53 7 21 43 62 30 25 35 5 9 267 62 52 115 65 12 10 18 10 7 2 124 29 32 i 35 35 7 10 8 1 6 5 117 32 37 ! 31 15 7,10 1,00 0,60 40,50 0,48 0,36 0,86 1,63 0,46 1,4« 1,31 40,50 2,94 4,25 3,83 0,69 0,46 2,07 2,08 1,31 5,03 2,30 S.53«W. W.30N. W.330N. S.22°W. N.7«0. N.20OO. W.20oN. S.490W. W.70ON. S.780W. S.740W. 16 9 12 17 2 1 122 40 34 37 31 — — — — 3 7 42 18 14 — 3 — — — — — — — 4 6 1 — — 6 3 — — _ — 18 _ 5 13 _ 1 — — 1 _ — 6 _ 4 1 1 2 2 4 12 5 3 41 9 7 4 21 1 2 4 2 _ 7 49 26 13 4 6 3 1 2 — — 7 32 1 13 9 2 24 26 20 19 9 9 187 34 46 63 48 4 4 8 12 21 15 146 55 33 20 41 132 Zu den vorstehend mitgetheilten Resultaten meiner meteorologischen Beobachtungen im Jahre 1853 halte ich fürnöthig, einige Bemerkungen zu machen. Das Beobachtungslokal liegt gegen Nordwest, 31 P. F. über dem Strassenpflaster und ungefähr 520 P. F. über der Meeresfläche; die Strasse hat eine Breite von 26 P. F., und gegenüber befinden sich Gebäude; gegen die von denselben reflectirte Wärme werden die Instrumente da, wo es nölhig ist, geschützt. Directes Sonnenlicht trilft das Lokal zu den Beobachtungs¬ zeiten nicht, und selbst im hohen Sommer liegen zwischen dem letzten Son¬ nenblicke und der letzten Beobachtung immer mehrere Stunden. DerThermometro- graph wird in den Monaten März bis September Mittags auf die Nordostseite des Hauses und Abends wieder zurück gebracht. Es sind überhaupt, so weit thunlich, alle Vorsichtsmassregeln angewandt, um ein möglichst reines Resultat zu erlangen. Die Instrumente sind sämmtlich von LOOS in Darmstadt gefertigt, und bestehen in einem Heberbarometer, auf dessen Glasröhre */s Millimeter ein¬ geätzt sind, einem Gefässbarometer mit cylindrischem Glasgefässe und Messing¬ scala, mehreren genau verglichenen empfindlichen Thermometern, zwei Minimumthermometern mit Weingeist gefüllt, und einem Maximumthermometer nach der gewöhnlichen Einrichtung mit Stahlmarke. Die Psychrometer-Beobachtungen sind in 1853 nicht fortgesetzt worden, da nach den gründlichen Untersuchungen von Regnaalt dieses Instrument nicht unter allen Umständen richtige Angaben liefert, und namentlich im Winter beinahe gar nicht zu brauchen ist, so lange die Temperatur in der Nähe des Gefrierpunktes oder unter demselben ist. — Die Beobachtungsstunden sind gegen 1852 insofern verändert worden, als statt der Stunde um 9 Uhr Abends die Stunde um 10 Uhr angenommen wurde. Es geschah dieses aus dem Grunde, weil ich wünschte, aus den einzelnen Beobachtungsstunden ohne Zuziehung der Extreme solche Data zu 11. Meteorologische Beobachtungen zu Von dem Grossherz. Salinen- Januar Februar März April I. Thermometer nach R°. Mittel der Beobachtungen um 7 Uhr Morgens 1,93 — 2,66 -3,15 3,78 * » n „ 12 » Mittags 3,74 0,17 2,21 7,98 w r> v v 9 „ Abends 2,24 2,64 -2,56 -1,85 4,56 „ aus sämmtlichen Beobachtungen — 1,68 — 0,93 5,44 Höchstes Mittel eines Tages 6,2 2,5 3,5 11,3 (8.) (i.) (15.) (3p.) Niedrigstes » „ * -1,0 -6,3 -6,6 1,2 (26.) (26.) (19.) (14.) Höchster zu den oben angegebenen Stunden beobachteter Thermometerstand 8,6 3,8 9,0 15,6 (ii.) (3.) (31.) (30.) 133 erhalten, deren Mittel sich dem wahren Mittel möglichst nähert, und eine nähere Prüfung der öffentlich mitgetheilten Tabellen über den täglichen Gang der Temperatur an 6 verschiedenen Orten in Deutschland lehrt, dass dieses bei den Beobachtungen um 7 Uhr Morgens, 12 Uhr Mittags und 10 Uhr Abends in sehr zufrieden stellendem Masse der Fall ist. Es sind demnach die hier berechneten Mittel sehr nahe als wahre zu betrachten. Zur Vergleichung mit anderen Stationen, bei welchen die Temperatur- Mittel nur aus den täglichen Extremen genommen werden, habe ich auch hier dieselben berechnet, und es dürfte nicht uninteressant sein, eine kurze Ver¬ gleichung derselben mit den von mir berechneten Mitteln aus den in der Darm¬ städter Zeitung veröffentlichten Beobachtungen bei dem Grossh. Katasterbureau zu Darmstadt anzustellen. Es ergeben sich als Mittel aus den täglichen Extremen : in 1852 in 1853 für Darmstadt für Giessen für Darmstadt für Giessen. im Januar „ Februar „ März » April » Mai „ Juni » Juli » August y» September n October n November n Dezember fürs ganze Jahr 3,2° 2,3° 2,7 2,2 3,0 2,1 6,2 5,5 12,3 H,4 14,1 12,7 17,8 16,7 15,9 14,7 12,0 11,4 7,2 6,4 7,4 6,1 4,8 4,1 8,9 8,0 3,8° 2,8° 0,0 -1,3 u -0,5 6,9 5,9 11,1 10,2 14,4 13,7 16,7 14,9 15,6 13,5 12,0 10,8 8,4 7,5 3,5 2,3 -3,1 —4,4 7,5 6,3 Salzhausen im Jahr 1853. Inspector Herrn Tasche. S s s ’s m S PJD S < September October November December Jahr 8,18 11,54 12,60 11,45 7,72 4,89 1,24 — 5,59 4,33 13,08 15,52 17,06 16,43 13,13 9,80 3,67 — 2,08 8,39 8,54 12,15 12,98 12,22 9,61 6,20 1,23 - 4,68 5,05 9,93 13,06 14,21 13,37 10,15 6,96 2,04 -4,12 5,92 15,1 17,7 19,1 18,5 12,5 9,2 6,6 0,5 19,10 <-*.) (29.) (8.) (23.) (2.) (8.) (i.) (70 5,3 10,0 U,1 9,7 6,4 3,7 — 3,0 — 16,0 -16,00 (70 (22.) (4.) (30.) (27.) (24.) (30.) (26.) 18,1 19,9 21,4 23,1 17,0 13,2 9,0 3,3 23,10 (25.) (18.19.29.) (8., 9., 25.) (23.) (12.)i (8.) (i) (2.) 134 Januar Februar H :«8 s April Fr. I. Thermometer nach R°. Tiefster zu den oben angegebenen Stunden beobachteter Thermometerstand - 3,0 -15,0 - 10,2 — 0,8 Grösster Unterschied der Thermometerstände (28.) 11,6 (26.) 18,8 (19-) 19,2 (14. u. 15.) 16,4 Anzahl der Tage, an welchen die mitt- lere Temperatur 0 oder unter 0 war 2 24 19 — Anzahl der Tage an welchen die Tempe- ratur auf 0 oder unter 0 sank 7 25 29 3 Anzahl der Tage, an welchen die Tempe- ratur auf 20° und darüber stieg — — — — II. Winde bei zweimaliger täg¬ licher Beobachtung. Anzahl der Beobachtungen 62 56 62 60 Anzahl der Nordwinde 1 1 7 — n n Nordostwinde 4 12 8 3 n „ Ostwinde 2 4 9 1 „ „ Südostwinde 9 11 12 5 » n Südwinde 11 3 4 3 n » Südwestwinde 23 11 13 32 » n Westwinde 10 12 4 13 „ » Nordwestwinde 2 2 5 3 Wenn die Anzahl der Beobachtungen = 100 gesetzt wird, so verhalten sich die vor¬ stehenden 8 Winde der Reihe nach wie die Zahlen 2,5 : 7,9 : 9,9 : 18,2 : 13,1 : 32,1 : 12,0 : 4,3. III. Niederschläge und Witterung. Anzahl der Tage mit Regen 13 2 3 19 „ n v „ Schnee 3 14 11 4 n n n n Schnee und Regen — — 1 2 » „ » „ Gewitter — — — — » n n n Hagel 2 1 1 4 n * * „ Nebel 4 — — — » Stürmen 4 1 — 1 Heitere Tage 5 3 11 6 Trübe und bedeckte Tage 21 20 12 13 Gemischte Tage 5 5 8 11 IV. Grösse des Niederschlags durch den Regenmesser bestimmt in Par. Zollen. Höhe des Niederschlags 2,40195 0,84128 0,58555 2,81303 Reducirt in Darmstädter Zollen — — — — Auf Schnee kommen in Par. Zollen von dem gesammten Niederschlag circa — 0,78392 0,19120 - 1 135 *3 £ Juni 's <—> August September October November December Jahr 2,4 9,2 8,2 7,0 4,0 — 1,0 -4,4 - 19,0 -19,00 (9.) (21.) (4.) (30.) (27.) (25.) (30.) (26.) 15,7 10,7 13,2 16,1 13,0 14,2 13,4 22,3 42,10 — — — — — — 8 29 82 — — 4 3 — 1 12 31 108 7 62. 60. 62. 62. 60. 62. 60. 62. 730. — 1 — 1 2 — 1 4 18 6 6 — 2 6 — 2 9 58 19 6 — 9 7 6 7 2 72 9 6 1 7 7 12 31 23 133 9 4 11 11 10 18 7 5 96 12 18 39 20 22 25 3 16 234 3 11 10 11 5 1 6 2 88 4 8 3 1 31 12 13 14 10 10 14 6 116 — — — — — 2 7 41 Q 3 2 8 4 — — 1 1 1 1 ö 17 Q _ _ _ 1 3 5 4 O 17 1 — 1 — 2 2 — 1 13 18 9 13 14 11 12 4 11 117 10 9 10 8 10 15 23 19 170 3 12 8 9 9 4 3 1 78 1,84269 3,13807 2,86800 1,83791 1,60130 1,68495 0,43020 0,69788 20,74281 — — — — — — — — 22,98 — — - — — — — 0,69788 1,673 136 III. Beiträge zur Klimatologie von Giessen. Von Hermann Hoffmann, Prof. 1§53. Zeit Temperatur Sei Maxi- 1 Mini¬ mum 1 mum des Monats der Luft i latten Mittel der tag Maxi-j Mini¬ ma ma n liehen Maxi- ma u. Mini¬ ma Bodi tur S 3 a 'S CB s entern | bei L Tiefe a 3 a H £ aera- 2" p. Mittel der täg¬ lichen Be¬ obach¬ tun* gen Quell¬ wärme (Fürsten¬ brunnen) « Attno- sphär. Nie¬ der¬ schlag (Regen und Schnee) Schneedecke an j Tagen A 11 C D E E G H | I 1 *4 ! L Jan. 8,5°K - 3,5 4,4 0,9 2,6 5,3 1,2 3,6 3. Jan. 7,6 15 : 7,4 3t : 7,2 2,07" p. 0 Febr. 4,5 -12,7 0,8 -3,7 -1,4 2,1 0,3 1,2 15: 6,9 28 : 6,6 0,95" 15 März 8,3 -10,5 1,9 -4,1 -1,1 2,1 o,i 0,7 15 : 6,5 30 : 6,3 0,70" 15 April 14,5 - 2,0 8,6 2,4 5,5 7,5 0,8 5,4 15 : 6,6 29 : 6,9 3,36" 0 Mai 19,0 0,0 13,6 5,9 9,7 13,3 8,0 10,5 13 : 7,3 31 : 7,5 1,69" 0 Juni 20,9 6,5 15,9 9,8 12,8 16,0 12,7 14,1 15 : 7,9 29 : 8,2 6,15" 0 Juli 24,0 7,5 17,7 10,8 14,2 18,0 14,1 15,6 15 : 8,5 31 : 8,8 2,58" 0 Aug. 22,8 5,2 16,5 9,6 13,0 16,5 12,2 14,5 15 : 8,9 30 : 9,1 2,67" 0 Sept. 19,0 3,5 14,0 7,5 10,7 13,2 9,3 10,4 9 : 9,0 19 : 9,1 30 : 9,1 2,92" 0 Oct. 13,5 0,5 10,3 4,5 7,4 10,4 7,3 8,8 1 5 : 8,9 31 : 8,7 |2,36" 0 Nov. 10,2 -- 6,3 4,0 0,8 2,4 8,3 2,1 5,3 15 : 8,6 rw kq// 30 : 8,2| ’°y 0 Dec. 1,8 -22,0 -2,0 -7,7 -4,8 2,1 -1,1 0,3 14 : 7,5 31 : 7,0 0,92" 16 Mittel des Jahres 13,9 - 2,8 8,8 3,0 6,0 9,5 5,6 7,5 Mittel aus Max. u. Min. 7,7 Summe 26,96" Summe 46 Tage Bemerkung« n. Die Coiumnen A bis 11 kommen auch in der Uebersicht der Beobach¬ tungen Herrn C. C. Conzen’S vor; beide mögen zur gegenseitigen Controle dienen. Man wird finden , dass die Mittel in beiden Beobachtungsreihen 137 nahezu gleich, die Extreme aber bei Herrn Gonzeil’S Beobachtungen grösser ausfielen, als bei den ersteren, im botanischen Garten angestellten ; ent¬ sprechend der weniger freien Beobachtungsstelle in dem letzteren. — Die Beobachtungen der folgenden Rubriken mit Ausnahme von I und Et wurden täglich Morgens um 9 Uhr im botanischen Garten (wie früher, s. den 3. Be¬ richt, p. 128 tf.) eingetragen; diese beiden (1 und Et) sind von mir ausge¬ führt. Die Instrumente waren sämmtlich controlirt und verglichen. Zu Columne A, Das Maximum blieb 3° unter der überhaupt seit mehreren Jahren beobachteten höchsten Temperatur, von 27,0°, welche am 24. Mai 1847 (Conzen) und am 4. Juni 1845 notirt wurde. Zur Vergleichung bemerke ich, dass in Frankfurt a. M., wo die Beobachtungen von 1758—1777 und von 1826 weiter reichen, das beobachtete Maximum 28,8°, das Minimum — 22,3° war; ein Intervall von 51,1°. — Sommertage (mit 20 und mehr Grad) hatten wir in Giessen : im Juni 2, Juli 9, Aug. 3; im Ganzen 14. Zu II. Die niederste Temperatur blieb ebenfalls einige Grade unter dem bis jetzt notirten Minimum früherer Jahre, — 27° am 22. Jan. 1850, ist aber ausgezeichnet durch die Zeit ihres Eintritts : im December. Es hat dabei den Anschein, als wenn Giessen von vielen anderen Orten Westdeutsch¬ lands durch starke Kälteextreme ausgezeichnet wäre, wie folgende kleine Zusammenstellung einiger Fälle von hohen Kältegraden an gleichen Tagen ergibt, aus welchen weiter zu entnehmen sein dürfte, dass, wenn auch die kalten Punkte auf der Erdoberfläche in einer bestimmten Linie (Windesrich¬ tung) liegen, doch innerhalb des an der Oberfläche des Erdbodens sich hin¬ wälzenden kalten Luftstromes eine Menge wärmer bleibender Höhepunkte Vorkommen, sowie umgekehrt wieder sehr gesteigerte Kältepunkte von offen¬ bar localem Charakter, wahrscheinlich durch weite, muldenförmige Thalbil¬ dungen am Fusse von Gebirgen bedingt, welche den Wärmeverlust durch Strahlung begünstigen müssen. Minima. 1853. 25. Decbr. Giessen — 11,0. Salzhausen — 11,0. Frankfurt — 10,5. Darmstadt — 9,8 (Ostwind). Köln, Morgens 7 : — 7,0; Mittags lh : — 4,0; Abends 9 h : — 10,5. Berlin, Morgens7h : —6; Mittags 1 V, h : — 4'/4; Abends 9h : — 6,5. Marseille, Abends Donner und Blitz. 26. Decbr. Sonntag. Giessen — 33,0 (NW). Salzhausen — 19,0. Frank¬ furt — 13,8. Darmstadt — 15,8 (SO). Köln (s. oben) — 14,0; — 8,5; — 11,0 (Ostwind). Wahlheimer Hof b. Mainz — 14. Berlin (s. oben) — 12,5; — 8,0; — 7,5. Am Fusse des thü¬ ringer Waldes «auf Weihnacht“ — 22 bis 26° (Dorfzeitung 1853, p. 1070). München — 14°. N. — 27. Decbr. Giessen — 31,0. Salzhausen — 12,2. Frankfurt — 16,0. Darmstadt — 17,4 (SW!). Köln (s. oben) — 7,0; — 5,0; — 7,5. Berlin (s. oben) — 7,5; — 6,0; 6,5. 18 138 München -*«■ 14°. N. — 28. Decbr. Giessen — 13,0. Frankfurt — 9,6. Darmstadt — 12,0 (NO). Köln (s. oben) —8,0; — 4,0; — 4,5. Berlin (s. oben) — 7'/4; — 6'A; — 7,0. Chiswick — 10,7. In Hamburg sank „in diesen Tagen“ das Thermometer bis — 12°, in Innspruck bis — 15°, in Strassburg bis — 17°. Lyon (am 30.) — 11,2°. Nevers — 12,8. Marseille — 4,0. Genf — 9,6. Chur — 12,8 (30. Decbr., kältester Tag). Samaden im Ober-Engadin — 18,4. Klosters (Prättigau) — 14,8; dabei Wetterleuchten, ebenso in Chur. — Meran — 11,0. Obermeis bei Meran — 13. — Verona — 1 1,8 (Sylvesternacht). Pisa — 5. Madrid : dickes Eis ; Schlittschuhlaufen. Athen : milder Winter, viel Regen. Brabant, tiefere Theile, bis — 18,4°. Christiania — 5°. In England fiel das Minimum auf den 28. Dec. mit — 11,5°. N. Amerika hatte ebenfalls Ende December starke Kälte. Am 23. : letztes Mondviertel; am 30. Neumond. Zur deutlicheren Darstellung der oben ausgesprochenen Ansicht füge ich hier die zahlreicheren Beobachtungen über das Januarextrem von 1850 bei, welches überhaupt wohl für Deutschland nahezu als grösste Kälteentwicke¬ lung gelten dürfte und dadurch ein besonderes Interesse hat. l§SO. 21. Januar. Giessen — 20. Ulrichstein — 12. Darmstadt — 15,7. Bonn — 14,2. Gütersloh — 17,1. Aachen— 11,0. Brocken — 10,5. Köln — 14,8. Cleve — 16,0. Leipzig — 21,8. Frankfurt a. d. 0. — 22,3. Conitz — 22,2. Torgau — 22,3. Cöslin — 18,2. — St. Bernhardshospiz — 12,2. Sutherland : Thauwetter; vorher tiefer Schnee. 22. Januar. Giessen — 3 7.0 (Morgens zwischen 4 und 5h). Wind: Nord¬ ost. — Ulrichstein — 12. Frankfurt — 19,4 e). Darmstadt — 15,8. Hanau — 20,5. Mainz — 14. Köln — 13,0. Neuenkirchen — 18,5. Trier — 16,9. Boppard — 17,0. Bonn — 14,2. Aachen — 11,0. Paris — 4,8. — Paderborn — 15,1. Mühlhausen — 24,0. Heiligenstadt — 22,0. Brockenhaus — 10,5. Erfurt — 22,5. Arys — 24,6. Brom¬ berg — 30,3 ! Ratibor — 20,7. Wien — 22. Prag — 23. Posen — 29,2. Neisse — 27,0. Breslau — 21,8. Görlitz — 24,0. Frankfurt a. 0. — 20,6. Stettin — 21,6. Berlin — 20,0. Potsdam — 20,0. Hinrichshagen — 20,1. Salzwedel — 19,5. Salzuflen — 20,3. St. Bernhardshospiz : — 10,0. Lucca, Morgens 6h : Erderschütterung. *) Nach dem Protok. Ansz. d. Gart. Ges. Flora dagegen als Mittel aus 15 Beob. wahrscheinlich — 22. 139 23. Januar. Athen — 8; Schnee fusshoch; letzteres ebenso in Neapel und Capri. 26. Januar. Petersburg — 24,6. 27. Januar. Petersburg — 28. 28. Januar. Petersburg — 28. Sonstige Minima „in diesen Tagen«. Barnaul — 37,0. Slatust — 37,2. Katharinenburg — 29,3. Königsberg — 23,9 (20. Jan.). Tilsit — 22,0 (eod.) Memel — 18,7 (eod.). — Chur — 12. Constantinopel — 12. Piemont und Lombardei — 18. Genf — 10,5 (am 11.). London — 5,3; am 29. Jan. : höchste Fluth seit 12 Jahren, 28% Fuss. Paris — 5,6 das Minimum (am II.) «Die Kälte trat überall nach mehrere Wochen anhaltenden überwie¬ gend östlichen Winden ein“; das Barometer erreichte »in diesen Tagen eine ungewöhnliche Höhe«. Dove. Anfangs Februar : Hochwasser und Wassernoth in Belgien, am Rhein, in Bremen, Wien, an der Weschnitz etc. Am 21. erstes Viertel des Mondes; am 28. Vollmond. 184’S1, Febr. 12 : Giessen — 17,8. Darmstadt — 10,6. 1846. Decbr. 19: » —16,1. » —11,6. 1845. März 20: » —20,0. » —13,8. Febr. 12 : „ — 17,1. » - 13,6. Billertshausen b. Alsfeld — 18. Febr. 10 : Giessen — 17,9. Darmstadt — 12,8. Billertshausen — 23. Ulrichstein — II. » — 10. » — 5. » - 13. Ulrichstein — 12. Der letzte Eistag (Temp. unter 0) war in Giessen der 28. April (—0,5°); der erste fiel auf den 12. November (— 3,8°). Die Lahn ging zu um den 6. December. Zu C und O. Die Mittel dieser Rubriken bezeichnen ein mildes, aber an heissen Tagen für Vegetationszwecke viel zu armes Jahr. Es liegt auf der Hand , dass gerade die Betrachtung der durchschnittlichen höchsten und niedersten Temperaturen eines jeden Tages, zumal in den Sommermonaten, das bessere oder schlechtere Gedeihen von Garten- und Feldfrüchten am vollständigsten erklären wird. Unser Klima hat in diesem Jahre den Cha¬ rakter eines Seeklima’s gezeigt. Für die Frühlingsmonate, zumal die Zeit der thätigsten Saftentwickelung, Anfangs Mai, ist dagegen die Betrachtung der monatlichen Extreme (wegen der Gefahr der Nachtfröste) besonders lehrreich; das Minimum des Mai ging nicht unter den Eispunkt. Zu E. Das Temperaturmittel des wärmsten Monats (Juli) mit 14,2° bestätigt das unter C Bemerkte. Es mag hier daran erinnert werden, dass, wenn z. B. der Wein nur einigermassen trinkbar werden soll, diese Zahl (wie für Frankfurt als Mittel gültig ist) 15,3° betragen müsste. — Die Mittel¬ temperatur des December ist tiefer, als in 6 früher beobachteten Jahrgängen. Vergleicht man die Monatsmittel mit jenen von 1852, so begreift man, warum das Endresultat ein so übles war, nämlich ein Jahresmittel der Luft- 140 temperatur von nur 6,0*) ergab, gegen 7,6 für 1852. Nur Januar, April, Juni und October hatten ein (überdiess nur wenig höheres) Mittel als 1852, während die übrigen Monate meist bedeutend niedere Mittel ergaben; zumal der December mit — 4,8, statt + 4,2 für 1852, also eine Differenz von 9°! Man wird selten so gute Gelegenheit haben, wie hier, sich zu über¬ zeugen, wie fehlerhaft ein Rückschluss von ein- oder wenigjährigen Jahres¬ mitteln auf das wirkliche Jahresmittel einer Gegend sein würde. Der milde Winter 1852 auf 53, wo der Frost nicht einen Fuss tief in die Erde drang, hatte hier, wie in ganz Europa, eine Flora hiemalis von seltener Fülle zur Folge; meist verspätete Herbstblumen, doch auch einige verfrühte Früblingsblüthen. So z. B. zeigte sich die erste Blüthe von Corntts mascula 1853 am 1. Febr. ; 1852 am 20. März. Eranthis hiemalis blühte am 17. Jan.; 1852 am 10 Febr.; 1851 am 20. Febr. Petasites niveus blühte am 17. Jan., Caltha pal. und Nardosmia fragrans schon (1852) am 17. Decbr. Für das Obst blieb diese Abnormität ohne Nachtheil. Zu Gr, H. Die Bodentemperatur wurde mittelst eines Thermo¬ meters bestimmt, welches in eine Röhre mit dünner Holzwand in den Boden versenkt war und mit der Kugel den Erdboden berührte. Die obere Oeffnung war doppelt verschlossen, um das Eindringen der Luft zu verhindern. Die Stelle ist im freien Lande, dem Gedeihen der Pflanzen günstig, sie wird von der Sonne beschienen am 25. Decbr. von 3/* nach 9 Uhr bis 10 Min. nach 1 Uhr; am 24. August von 10 bis 2?/4. — Die grösste Schwankung von 24 zu 24 Stunden betrug in den einzelnen Monaten nur : J. 1,0 Grad; F. 0,3; M. 1,1; A. 1,7; M. 1,5; J. 1,3; Jl. 1,0; A. 1,1; S. 1,0; 0. 1,1; N. 0,9; D. 0,6; — also schwächer im Winter; Maximum im April. Die Schwankung von Morgen zu Abend scheint sehr gering, gegen 1°. Auch in diesem Winter wurde wieder beobachtet, dass mitunter **) die Temperatur in jener Tiefe wieder steigt, und zwar bei fortdauernd sehr niederen Lufttemperaturen und ohne den geringsten Sonnenschein, wenn nur die äussere Temperaturerniedrigung nicht allzu kräftig fortwirkt. Man kann nicht umhin, diess der Mittheilung von Seiten der herbstlichen Wärmevorräthe in etwas tieferen Erdschichten zuzuschreiben. So am 27. Decbr. : Boden¬ temperatur um 9 Uhr : — 1,1°; um 33/* Uhr : — 0,9. Schneedecke 3 Zoll. Lufttemperatur : Min. — 21,0; Max. — 12,0. Himmel bedeckt. Aus diesen und mehreren ähnlichen Beobachtungen ist zu schliessen, dass an dem Schmel¬ zen des gefrornen Bodens im Nachwinter zwei Factoren betheiligt sind ; die Herbstwärme in der Tiefe des Bodens, aufwärts wirkend, und die Frühlings¬ wärme in der Luft (von der Sonne), abwärts wirkend. Das Fortschreiten extremer Temperaturen in diese Tiefe von 12" ge¬ schieht, wenn auch sehr abgeschwächt, ziemlich rasch, schon innerhalb 24 Stunden. So wurde durch das Sinken der Lufttemperatur-Minima vom 25. *) Das Jahresmittel ist aus der Summe der Tage berechnet ; aus der Summe der Monate würde sich nur 5,9 ergeben. **) Diess Phänomen ist nicht identisch mit dem sehr gewöhnlichen schwachen Steigen und Fallen des Thermometers über Tag, parallel dem Gange der Lufttemperatur. 141 auf den 26. Decbr. (von — 11,0° auf — 22,0°J die Erdtemperatur von -J-0,1 auf — 0,6 herabgedrückt. Die grösste Tagesdifferenz der Lufttem¬ peratur im Juni fiel auf den 30. Es wurden abgelesen um 9 Uhr am 29. Juni : Min. 14,5. Max. 20,6.*) Erdtemperatur 15,1. * 30. „ : „ 10,4 » 20,9. „ 15,5. » 1. Juli : » 12,9. « 20,0. » 15,8. Das Vorhandensein oder Fehlen einer Schneedecke hat auf diese Verhältnisse den grössten Einfluss. Die stärkste Schwankung der Lufttempe¬ ratur im Februar (am 26.) belief sich auf 13,2°; die Erde war mit 4" p. hohem Schnee bedeckt; die Boden wärme zeigte vom 25. zum 27. : 0,6; 0,7; 0,6, — also nur '/io Grad Differenz. Im April, bei schneefreiem Boden, betrug die grösste Tagesschwankung der Lufttemperatur am 28. Min. — 0,5. Max. 7,5. Erdtemp. 5,9 n 29. n 0,0. w 9,5. » 6,8 n 30. » 5,0. n 14,5. » 7,8 Am 29. bewirkte also das Steigen der Lufttemperatur von 0,0 auf 14,5 0 ein Steigen der Erd wärme um 1°, also 10 mal soviel, als vorhin. Vereinzelte Beobachtungen über ßodentemperaturen dürfen nur mit grosser Vorsicht zu Schlüssen benutzt werden. Ich habe -an einem andern Orte in einem schattigen Grasgarten in dieser Richtung gleichzeitige Beobach¬ tungen an 6 Stellen angestellt, welche in Bezug auf die Bodenbeschaffenheit, Neigung, Exposition, Beleuchtung und Feuchtigkeit möglichst übereinstimmend ausgesucht wurden. Sie ergaben bei 14" 8'" Tiefe im Mittel 6,2°, die ein¬ zelnen wichen aber im Maximum um 0,5° von einander ab , nämlich : 6,4 ; 6,0; 6,1; 6,4; 6,3; 5,9. — Die Temperatur nimmt nach der Tiefe rasch ab; so fand sich in einem Falle bei 6" 3"' : 6,9°; bei 14" 8"' : 6,4°; bei 17" 3'" : 6,1°. — - Starke Begenfäile drücken im Allgemeinen im Sommer die Bodentemperatur schnell herab, im Winter erheben sie dieselbe. Vom 20. zum 21. Juni sank das Thermometer von 16,0° auf 14,9°, da nach 3 trockenen Tagen 0,5 p. Zoll Regen fielen (am 21.). Am 5. und 6. Januar fielen nach 5 trockenen Tagen 0,2 p. Z. Regen ; das Thermometer stieg vom 5. zum 7. von 3,2 auf 4,3°. — Bemerkenswerth ist das rasche und bedeu¬ tende Steigen der Erdwärme im Mai. Zu I. Die Quellwärme des beobachteten Brunnens zeigte sich jener der beiden letzten Jahre fast gleich. Die Schwankung zwischen Max. und Min. betrug 1853 : 2,8°; 1852 : 2,7; 1851 : 2,9°. Das Mittel aus Max. und Min. **) war sogar ganz gleich , in allen drei Jahren 7,7°, ziemlich nahe dem Mittel der Bodenwärme (mit 7,5°) ; sehr verschieden von dem Mittel der Luftwärme (mit 6,0°). Da die beobachtete Quellwärme nach Ausweis der Bodenwärme offenbar von der Lufttemperatur bedingt wurde, so fragt es sich, was die Ursache dieser grossen Differenz sei. Eine Ursache scheint in *) Die Maxima gehören in der Regel dem vorherigen Tage an. **) Das Mittel aller einzelnen Beobachtungen, deren Zahl übrigens nicht in jedem Monate dieselbe war, betrug 1853 : 7,86o. 1852 : 7,39o. 142 der Schneedecke zu liegen. Das Jahr 1852 hatte etwa 20 Tage mit Schnee¬ fall; Schneedecke in den einzelnen Monaten : Jan. 0, Febr. 0, März 6, April 0, Mai 0, Juni 0, Juli 0, Aug. 0, Sept. 0, Oct. 0, N. 0, Dee. 2 Tage, im Ganzen 8 Tage; dagegen 1853 nicht weniger als 46 Tage. Man sieht ein, dass bei so lange anhaltender Schneedecke die Lufttemperatur sich nur sehr unvollständig der Erdtemperatur mittheilen wird, zumal wenn, wie eben diesmal, gerade die kältesten Monate (Febr., März und Dec.) zugleich die stärkste Schneedecke (statt Regens) brachten. Die grösste Dicke derselben betrug im Febr. 4" p., im März 6", Dec. 8". Der stärkste Schneefall in 24 Stunden lieferte im Febr. 0,3", März 0,2", Dec. 0,3" Wasser; also nicht mehr , wie ein mässiger Regentag. Hiernach sind die Jahresdurchschnitte der Erd- und Quellentemperaturbeobachtungen sehr brauchbar zur Aufstellung des wahren Jahresmittels eines Ortes , aber unbrauchbar zur Erklärung der Vegetationsverhällnisse und der Meteorologie eines einzelnen Jahres. Das Minimum (30. März) fiel später als 1852 (20. März) und 1851 (9. März); das Maximum (30. Aug.) gleichzeitig mit 1852 (31. August) und früher als 1851 (15. Septbr.). Der Meisterbrunnen*), dessen Temperatur ungefähr um die Zeit des Max. und Min. des Fürstenbrunnens beobachtet wurde, zeigte 5,1° (am 16. Febr.) und 10,5° (am 19. August); Schwankung 5,4°; Mittel 7,8°. Der Gang der Temperaturcurve des Fürstenbrunnens ist auifallend regelmässig, die Steigung selbst sehr gleichförmig; beide gehen nicht parallel mit den Regen- und Schneefällen. Die Depression am 9. September scheint bedingt durch den starken Regenfall am 7. (0,8"). Zu 14« Die Masse des atmosphärischen Niederschlags ist etwas ge¬ ringer, als 1852 (26,96" statt 27,94"); dabei weit ungleicher auf die einzelnen Monate vertheilt. Die Zahl der Tage, an welchen messbare Quan¬ titäten fielen, war : Jan. 20, Febr. 11, März 16, April 21, Mai 13, Juni 19, Juli 20, Aug. 14, Sept. 14, Oct. 20, N. 11, D 12 ; Summe 191 (1852= 177); also mehr als jeder zweiter Tag ein Regen- oder Schneetag; was um so übler war, da sich die meisten dieser Tage in die wichtigste Vegetationszeit, den Sommer, zusaminendrängten, während dagegen November und December auffallend trocken waren (1852 : 42 Tage; 1853 : 23 Tage mit wässerigem Niederschlag im November und December). Diess (d. h. die überwiegende atlantische Luftströmung **) erklärt die ungünstigen Aerndteergebnisse des Jahres 1853. — Der stärkste Regenfall, fast ein Wolkenbruch, (am 3. Juni) brachte 1,32"* Zu li. Hier wurden die Tage gezählt , an welchem Mittags um 12 Uhr die ebene Erde in unserer Niederung mit Schnee zugedeckt war. *) Siehe den vorigen Bericht, S. 130. **) Die mittlere Windesrichtung in Giessen war nach Conzeu : 1852 : S 75 W 1853 : W 20» N ; in Salzhausen nach Tasche 1853 ungefähr SSW. 143 Der letzte Schneefall wurde am 26. März, der erste am 25. Nov. beobachtet. Die grösste Dicke der Schneedecke betrug 8" p. (am 31.Dec.). Weit länger noch als in Giessen war die Dauer der Schneedecke auf den Gebirgen umher, z. B. auf dem im Horizonte von Giessen liegenden Plateau zwischen Königs¬ berg (1588' h. d.) und Hohensolms ( 1 834'), also etwa 1700' über dem Meere. 1853 im Febr. auf der Höhe 27, in Giessen 15 Tage; 1852 im März auf der Höhe 16, in Giessen 6 Tage mit Schneedecke. — Vergleichende Beobach¬ tungen über die Dauer der Schneedecke sind leider bis jetzt weit seltener, als es die Wichtigkeit derselben für Vegetationsverhältnisse wünschen Hesse. VIII. Litteratur des Jahres 1853 für die rein- und angewandt-natur¬ wissenschaftliche Kenntniss des Gesellschaftsgebiets der Oberliessisclien Gesellschaft f. Pi. u. H. In der Voraussetzung, dass es unseren, meist in dem Gesellschaftsgebiete wohnhaften Mitgliedern erwünscht sein werde, die über dasselbe veröffent¬ lichten, zerstreuten und mitunter wenig zugänglichen Arbeiten, wenigstens dem Titel nach kennen zu lernen, fahren wir fort, die bereits in dem letzten Berichte initgetheilten Zusammenstellungen der Litteratur zu geben, wie diess auch fernerhin geschehen soll. Mineralogische Disciplinen. Diesen wird durch mehrere verdienstvolle Forscher eine noch immer im Wachsen begriffene Aufmerksamkeit zugewandt. [i] R- Ludwig in Nauheim hat Untersuchungen über die Lagerungs¬ verhältnisse der Taunusgesteine (Schiefer und Quarzite) angestellt , deren eigentliches Alter bisher noch zweifelhaft war, und welche derselbe nun, statt als älteste, als jüngste Schichten der ganzen Reihenfolge ansieht. (Siehe Ueber das rheinische Schiefergebirge zwischen Butzbach und Homburg vor der Höhe. Nebst Karte in Farbendruck. Jahrbuch d. Vereins f. Naturk. im Herz. Nassau. Heft IX. Abtheilung 2.) Als älteste Abtheilung des rheinischen Schiefergebirges tritt im genann¬ ten Gebiete am Hausberge bei Butzbach, dann in einer grossen zusammen¬ hängenden Partie nordwestlich einer Linie von Fauerbach I, Langenhain, Kransberg, Westerfeld und als vereinzelt aus den Tertiärmassen der Wetterau auftauchende Insel bei Oppershofen — der Spiriferensandstein auf. Bei Oppershofen, und, im Streichen der Gesteinsschichten in h. 4'/, und mit 144 südwestlichem Einfallen, zwischen Obermörlen und Fauerbach I, Langenhain, Kransberg bis Westerfeld findet sich eine Versteinerungen führende Schicht, die besonders in Oppershofen folgende Versteinerungen bietet : Cyathophyllum sp., Fenestella infundibuliformis Goldf. ; Pleurodictyon problemalicum Goldf ; Lingula n. sp ., Terebratula strigiceps F. Roemer; T. livonica V. Buch, T. sub Wilsoni d’Orb.; T. sp., Spirifer macroplerus Goldf. et var., Orthis striatula V. Schloth ; 0. Dumonti, de Vemeilil; 0. umbraculum V. Buch var. , Choneies sarcinulata V« Schloth ; Pterinea costata Goldf. ; Nucula cornuta Sandb. ; N. sp. indeterm. , Lucina sp. Pileopsis sp. , Pleurotomaria crenatostriata Sandb. Conularia subparallela Säüdb. , Orthoceras planiseplatum Sandb. , Phacops lacinialus F. Roem., Ph. brevicauda Sandb. Krinitenstiele. Auf den Spiriferensandstein folgen mit demselben Streichen die soge¬ nannten Orthocerasschiefer, die amFussedes Hausberges gegen Münster hin, am kleinen Hausberg zwischen Hausen und Oes, hei Steinfurth, bei Obermörlen, Pfaffenwiesbach, Wehrheim, Anspach bis zum Feldberge hin regelmässig demselben aufgelagert sind. Am kleinen Hausherg fand Ludwig in einem solchen Dachschiefer : Orthoceras reguläre V. Schloth var. gracile , Orth, trianguläre d’Arch. et Vemeuil; Pleurodictyon problematicum, Goldf. ; Phacops latifrons Bronn; Ph. brevicauda Sandb.; Terebratula strigiceps F. Roem.; Spirifer macroplerus Goldf. ; Cyatophyllum sp. , Kriniten, ganz kleine Art. Jünger sind die Kalksteine (Stringocephalenkalk) bei Espa, Grie¬ del, Niederweisel, Hasseleck, Nauheim, im Gambacher Wald, ferner weiter nördlich bei Ebersgöns, Oberkleen, Polgöns, Kirchgöns. Diese Kalksteine führen Stromatopora polymorpha Goldf., bei Espa, Griedel, Niederweisel, Hasseleck, Nauheim; Calamopora spongites Goldf. bei Niederweisel, Caunopora placenta Phill., Hasseleck, Nauheim; Krinitenstiele überall ; Cyathophyllum und andere Korallen, bei Niederweisel, Hasseleck, Nauheim. Die Kalklager ver¬ folgen die Hauptrichtung der Schichten des unterliegenden Thonschiefers. In Nauheim wurde sowohl der Thonschiefer , wie der Kalkstein , der hier unter Tertiärschichten verborgen liegt, mit mehreren Bohrlöchern erreicht, und dort entspringt auf dem Gesteinswechsel der grosse Nauheimer Sool- sprudel. Hier hat sich aber auch unzweideutig ergeben, dass der Taunus¬ quarzit dem Kalkstein in übergreifender Lagerung aufliegt, und somit der Repräsentant der als Posidonomyenschiefer und flötzleerer Sandstein bezeichneten und dem Kalksteine aufgelagerten Schichtenfolgen ist. Während in dem flötzleeren Sandstein hinter Philippseck bei Münster, ferner auch in der unmittelbaren Nähe von Giessen Pflanzen¬ reste, bei Ockstadt sogar fossile Baumstämme Vorkommen, finden sich in dem Quarzit keine organischen Reste und es sind nur in diesem Gestein vom Johannisberge bei Nauheim sehr undeutliche Spuren vorgekommen. Auf die Taunusquarzite folgt als jüngstes Glied des rheinischen Schiefergebirgs der Taunusschiefer oder Sericitsch iefer. *) *) Das neue Bohrloch in Homburg v. d. Höhe, welches jetzt eine Tiefe von 1900 Fuss erreicht hat, wurde im Sericitschiefer angesetzt und erreichte, wir wissen nicht 145 [2] V. Klipstein hat eine ausführliche geognostische Beschreibung des westlichen Theils des im Königl. Preussischen Kreise Wetzlar gelegenen Ge- birgsdistrictes zwischen der Dill und der Bahn (Grauwacken, Schaalsteine, Kalksteine, Eisensteine etc.) mitgetheilt in Zeitschr. der deutsch, geolog. Ge¬ sellschaft. Bd. V, p. 516 mit einer Karte und Profilen (Taf. XIII u. XIV.) Sie schliesst sich der in unserem letzten Berichte (S. 162) erwähnten geogn ostisch en Darstellung des Grossherzogthums Hessen an und vermehrt auf dankenswerthe Weise unsere Kenntnisse über die noch lange nicht hinreichend aufgeklärten Verhältnisse der älteren Schichtgesteine Deutschlands. [3] F. VoltZ theilte (Neues Jahrb. f. Mineral. 1853. S. 129) einige die Schichtenfolge im Mainzer Becken erläuternde Profile mit, die auch über die Lagerungsverhältnisse der Wetterauer Bildungen desselben Alters Licht verbreiten. [4] Tasche (Neues Jahrb. f. Mineral. 1853. p. 141) verfolgte die tertiären Bildungen des Mainzer Beckens um den Rand des Vogelsberges. Ueberall deuten hier Ablagerungen von Sand, Sandsteinen, Quarziten, Thonen, Kalksteinen , welche unter dem sie bedeckenden Basalte hervortreten , die Fortsetzung der Mainzer Schichten nach Norden hin an. Diese tertiären Thone, Sande und Sandsteine lagern vielfach auf dem bunten Sandstein und finden sich fast um den ganzen Vogelsberg herum. Der bekannte Dysodil von Climbach, nordöstlich von Giessen, der mit Süsswasserkalk und Planorbis pseudammonius , VoltZ, führendem Süsswasserquarz, Basalten und Basalttuifen vergesellschaftet ist, stellt ein solches Tertiärvorkommen dar. Der Kalk ent¬ hält Planorbis declivis. A. Braun, in grosser Menge (und derselbe findet sich auch in dem Dysodil. d. Red.). Es ist diess dieselbe Bildung, in welcher Dieffenbach (Jahrb. f. Mineral. 1853, p. 685) eine Wirbelthier-Fauna ent¬ deckte. (S. diesen Bericht S. 102.) Bei Homberg an der Ohm fand Tasche einen Kalkstein mit Litorinella acuta , und Bruchstücke von Limnäen. Derselbe Kalk kommt bei Dannerod vor, und in diesem waren Abdrücke von Limnaeus acutninalus und Cerithium punctulatum deutlich erkennbar. — Tasche meint, dass die Tertiärbildungen fast überall unter den Erzeugnissen vulkanischer Ausbrüche hindurchziehen, und dass die breiteren und söhligen Thäler des Vogelsberges das ursprüngliche, von den vulkanischen Strömen unberührte Terrain verkündigen, in welchem man in der Tiefe geschichtete oder pluto- nische Bildungen finden würde. [5] Göppert (Geolog. Zeitschr. 1852. IV. 484. Ueber die ßraun- kohlen-Flora des nordöstlichen Deutschlands), Unger (die Pflanzen¬ reste im Salz-Stock von Wieliczka in der Denkschr. d. Kaiserl. Acad. d. in welcher Teufe, den Taunusquarzit. Wegen der ausnehmenden Festigkeit dieses Gesteins sind indessen die Arbeiten in demselben unterbrochen worden , und werden auch wohl nicht wieder aufgenommen werden, was im Interesse der Geologie sehr zu bedauern ist , wenn auch wenig Hoffnung auf baldige Erreichung des vorgesteckten Ziels, nämlich der Erbolirung warmer und steigender Quellen vorhanden war. D. Red. 19 . 146 Wissensch. 1851. I. 311), sowie C. V. Ettingshausen (fossile Pflanzen-Reste aus dem trachytischen Sandstein vom heiligen Kreuz bei Kremnitz (Abhandl. d. k. geolog. Reichs-Anstalt. 1852. I, III. Nr. 5), ziehen auch die Braun¬ kohlenflora von Salzhausen in den Bereich ihrer Vergleichungen. [6] E. Dieffenbach hat aus Diluvialschutt unter zusammengebrochenen (lesteinsplatten des Blättersandsteins (der Braunkohlenformation) von Rocken¬ berg und aus Spalten in diesem Gestein einen wohl erhaltenen Unterkiefer von Rhinoceros tichorhinus , ferner Pferde- und Hyänen-Reste erhalten, und ausserdem sind daselbst Elephantenzähne und Knochen vorgekommen. (Neues Jahrb. f. Mineral. 1853, 685.) [7] Reuss in Prag hat einige Foraminiferen, Bryozoen und Entoino- straceen des Mainzer Beckens beschrieben und abgebildet. (S. N. Jahrb. f. Mineral. 1854. 670.) [8] F. Sandberger beschäftigt sich in einer Schrift (Untersuchungen über das Mainzer Tertiärbecken und dessen Stellung im geologischen Systeme, Wiesbaden 1853) mit gründlichen Vergleichungen der miocaenen Tertiärschichten in verschiedenen Ländern Europas und bespricht darin auch mehrere Vor¬ kommnisse unserer Provinz. Wir theilen die von ihm gegebene tabellarische Uebersicht dieser Schichtenreihe und ihrer Vergleichung mit gleichalterigen Bildungen untenstehend mit. (Siehe die beigeheftete Tabelle.) [9] J. Gutberiet (Einschlüsse in dem Basalte des Kalvarienberges bei Fulda in N. Jahrb. f. Mineral. 1853. 659 und „Einschlüsse in vulkanoidi- schen Gesteinen, Fulda bei C. F. Euler 1853«; auch in Zeitschr. d. deutsch, geolog. Gesellsch. IV. 520, 687) beschreibt die Einschlüsse und ihre Ver¬ wandlungen in den vulkanoidischen Gesteinen der Rhön und der Breitfirst (dem Gebirgsrücken, welcher Vogelsberg und Rhön verbindet), nämlich von Glimmerschiefer, Gneus, Hornblendeschiefer, Granit, Syenit, wahrscheinlich auch Diabas, Hypersthenfels und Melaphyr, ferner Augitfels und dem Basalt fremde Augite, weiterhin die Einschlüsse von sedimentären Gebirgsarten, wie Rothliegendes, Kalkstein (der letztere am Kalvarienberg und am Kirsch¬ berg bei Hünfeld), ferner die Einschlüsse vulkanoidischer Gesteine seihst in anderen. Er knüpft daran interessante Betrachtungen über das verschiedene Alter der vulkanoidischen Gesteine, über die Lagerung der krystallinischen und krystallinisch-schieferigen Gebirgsarten in dem vielleicht schaaligen Bau der Erde und über die allgemeine Verbreitung krystallinisch-schieferiger und plutonischer Gesteine unter den übrigen Auflagerungen. Bei den vulkanoidi¬ schen Gesteinen der Rhön selbst unterscheidet Gutberiet nach den Einschlüs¬ sen und der wechselseitigen Durchbrechung derselben 4 Durchbruchsperioden, nämlich : 1) die Phonolithperiode oder Phonolith 1 ; 2) die Periode des älteren Basaltes, des Basaltes 1 oder des Hornhlendebasaltes; 3) die Periode der trachytischen Bildungen, des trachytischen Phonoliths, des Phonoliths 2, welcher wahrscheinlich durch Oligoklas mit dem Andesin in eine Reihe tritt; 4) die Periode des jüngeren Basaltes, des Basaltes 2. Glltberlet glaubt auch, dass sich diese Durchbruchsperioden noch um einige Glieder vermehren lassen , indem man nämlich der Gruppe des Basaltes 2 noch eine jüngere Basalthildung, Basalt 2 a zuzählen könne, eine fünfte Gruppe aber durch den I Mecklenburg, Pommern, Mark. 8. fehlt. ' 7. fehlt. 6. fehlt. 5. fehlt. 4. fehlt. 3. fehlt. 2. Septarien- Tbon von Celle, Biere , Berlin, Neubranden¬ burg. M. I. Sandstein von Sternberg und Dömitz, ?Sand von Mag¬ deburg. M. Vergleichende Uebersicht der Entwickelung der Miocän-Reihe in verschiedenen Ländern Europa ii. III IV. V. VI. VII. VIII. IX. X. XI. Belgien. Mainzer Würtemberg Pariser Wester» Niederrheini¬ Nordböh» Wiener Aqnitanische Piemont. Becken. und Becken. wald. sches mische Becken Becken. Baiern. Becken. Becken. Systeme diestien. M. 8 b. Meeres¬ 8. fehlt. 8. fehlt. 8. fehlt. 8. Sandstein 8. fehlt. s - 8. Terrain plio- 8. Formazione sand von Cas¬ von Düsseldorf. cöne inferieur. pliocena mari- sel. M. M. p M. na dell’ Asti- 8a. Knochen¬ jls giana etc. sand. Sw. J | 7. Blättersand¬ stein. Br. 7. Blättersandstein von Bad Sulz. 7. fehlt. 7. Braun- kohlensand u. Conglo;^ 7. Blättersand¬ stein von Queg- st-ein etc. Sw. v 7. Blätter- Sandstein ron Altsat- 0) Q. C 3 S a. Arenarie s merat. Sw. tel etc. Sw. £ S i serpenti- c 6b. Braunkoh¬ • 7 a. Braunkohlen¬ 6. fehlt. 6. Braun- I (6a. Braunkoh¬ ’S nosee con- glomerati di Superga etc. M. lenletten. Br. 6 a. I.itorinel- schichten v. Bad Sulz. 6b. Bohnerze der Alb kohlenthon Sw. 1 lenthon. Br. 1 6 b. Hornstein I * s . ] . Groupe superieur #o CB -Q 1 [ lenkalk. Br. - z. Th. von Mutfen- % ™ ii 1 < ' (de Merig- 1 b. Marne di 6 c. Litorinellenkalke i dorff. Br. CO C £ ■% & i 10 nac). M. Ex. Narzoli,del Tortonese jj von Steinheim, Nörd- £ CO co t> co lingen etc. Br. M|i i GO | 1 kO etc. 5. Cerithien- 5. fehlt. 5. fehlt. 5. fehlt. 5. fehlt. 1 CO kalk. Br. Si ca ce £ ^ Ca. 4. Land¬ 4. Kalke von Ehingen 4. Calcaire 4. fehlt. 4. fehlt. w 3 4. fehlt. ( 4. Calcaire 4. fehlt. schneckenkalk und Zwiefalten. Sw. d’eaudoucede co *5 •Jd’eau douce de Br. la Beauce Sw. -Q er l Saucats. Sw. ?. fehlt. 3. fehlt. 3. fehlt. 3. fehlt. 3. fehlt. 3. fehlt. . 3. fehlt. 3. fehlt. ( 3. Groupe infdr. \(de Löognan.) M. 3. fehlt. ä Ä 2 b. Sandiger |2b. Septarien- 2. Cy renenmergel von 2. Sables de 2. fehlt. 2. fehlt. 2. fehlt. 2. fehlt. r 1 -2. 2. fehlt. •2 5 Thon mit Nu- j | Thon. M. Miesbach u. Bad Sulz Fontaineblau Faluns bleus de Gaas etc. M. cula Lyelliana. 1 M. 2 a. Cyrenen- [ mergel. Br. Br. sans coquilles. u . 3 1 2a. Septarien- .2 Thon von Boom etc. M. •S Syst. fl b. Pectuncu- 1. Sand von t. Sandstein von Bad 1 a. Sables co- 1. fehlt. 1. fehlt. 1. fehlt. 1 1. fehlt. | Calcaire ä 1. fehlt. rup.