Achter Bericht der Obeibessiscben Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Mit drei Steindrucktafeln. Giefsen, im Mai 1860. Druck von Wilhelm Keller in Giefsen. Inhalt. Seite I. Vergleichende Studien zur Lehre von der Bodenstetigkeit der Pflanzen. Von H. Hoffmann . 1 II. Thatsachen zur Beurtheilung älterer und neuerer geologischer Anschauungsweisen. Von Otto Volger. . . . .13 III. Ueber die Bezeichnungen für Phanerogamen und Kryptoga¬ men. Von Julius Rofsmann . 23 IV. Die Fledermäuse (Chiropteren) Oberhessens und der angren¬ zenden Ländertheile. Von Karl Koch . 25 V. Nachricht von fossilen Gallen auf Blättern aus den Braun¬ kohlengruben von Salzhausen. Von G. H. G. von Heiden. . 63 VI. Klimatologische Beiträge . 64 I. Uebersicht der meteorologischen Beobachtungen im bota¬ nischen Garten zu Giefsen . 64 II. Meteorologische Beobachtungen zu Salzhausen in den Jahren 1857, 1858 und 1859. Von Tasche. ... 66 VII. Beiträge zur Geologie des Odenwaldes, insbesondere die da- sigen körnigen Kalklager und Quarzgänge betreffend. Von Seibert . 76 VIII. Ueber Feuermeteore und Meteoriten. Von Otto Büchner. . 82 IX. Vegetationszeiten in dem Jahr 1859. Von H. Hoffmann. Eine Tabelle zu . 85 X. Kurzer Bericht über die Veränderungen in dem Bestände der Gesellschaft und über ihre seitherige Thätigkeit. Von Diehl. 85 Phanerogamen-Flora der Provinz Oberhessen , insbesondere der Umgegend von Giefsen. Von Karl Heyer und Julius Rofs* mann . l— ■96 Digitized by the Internet Archive in 2017 with fundi'ng from BHL-SIL-FEDLINK https://archive.org/details/berichtderoberhe8186ober I. Vergleichende Studien zur Lehre von der Bodenstetigkeit der Pflanzen. Von Herrn Prof. Dr. Hermann Hoffmann. (Hierzu zwei lithogr. Tafeln.) Die Wissenschaft ist in Betreff der Frage, ob es bodenstete Pflanzen gebe oder nicht, genau denselben Weg gegangen , den heute noch jeder einzelne Beobachter für sich selbst durchmacht. Man hat nicht viele Jahre botanische Excursionen und Reisen gemacht, so drängt sich die Bemerkung auf, dafs gewisse Pflanzen stets nur auf bestimmten Bodenarten sich finden; ja man kommt so weit, dafs man oft mit Glück entweder das Vorkommen oder das Fehlen einer solchen Pflanze auf einer vorher noch nie besuchten Stelle nach der Betrachtung ihres Gesammtcharacters vor¬ aussagt. Auf diesem Standpunkte bleiben alle Diejenigen stehen , welche derartige Beobachtungen nur gelegentlich anstellen, welche sich die Auf¬ lösung der damit verknüpften Fragen nicht geradezu zu einer Hauptauf¬ gabe ihrer Forschungen gemacht haben. Dieser Standpunkt ist daher der allgemeinste. Verfolgt man die Sache aber weiter, sucht man nun diesen zer¬ streuten Erfahrungen einen bestimmten wissenschaftlichen Ausdruck zu geben, das zu Grunde liegende Gemeinsame zu erfassen, so geräth man bald in ein bedenkliches Schwanken. Man beginnt damit die Bodenver¬ hältnisse geognostisch aufzufassen ; aber der Widersprüche , wenn man verschiedene Gegenden mit einander vergleicht, sowie der Ausnahmen sind zu viele. Man sucht dann das Gemeinsame in den chemischen Verhältnissen des Substrats, mit nicht besserem Erfolge, wozu noch der aufserordentliche Mangel an brauchbaren , für diesen Zweck angestellten Analysen kommt. Man glaubt endlich, in der physikalischen Be¬ schaffenheit des Bodens den Schlüssel zu finden ; aber auch diese Ansicht befriedigt nur kurze Zeit. Thurmann hat dieser Hypothese mit grofsem Aufwande von Kenntnissen das Wort geredet, und sie ist jetzt die herr¬ schende geworden, bei uns wie anderwärts. Zum Belege mag angeführt 1 2 werden, dafs bei der Naturforscherversammlung in Wien im Jahr 1856 fast alle Beobachter sich dazu bekannten ; die Verteidigung der chemischen Hypothese war nur eine geringe. So spricht sich DelbOS in einer unlängst erschienenen pflanzen¬ geographischen Untersuchung des Gironde-Departements folgendermafsen aus (Mem. soc. phys. de Bordeaux 1855) : „Le sol agit principalement par sa division mdcanique, et si nous avons constatd des contrastes remarquables entre la Vegetation des sols siliceux et celle des sols calcaires, nous croyons avec M. Thurmann qu’ils proviennent de ce que le mode de desagregation de ces deux roches est totalement different.“ Wirtgen (Flora 1857, S. 708) ist zu dem Resultate gelangt, dafs der chemische Gehalt des Bodens in dem Gebiete des Coblenz-Neuwieder Beckens keinen Einflufs auf die Vegetation hat. Aehnlich sprechen sich fast alle Neueren aus, die sich speciell mit dieser Frage beschäftigt haben. Gegenwärtig dreht sich der Streit um Folgendes. Die Anhänger der physikalischen Hypothese berufen sich auf die grofse Anzahl von anschei¬ nend sicher beobachteten Ausnahmefällen gegenüber der geognostischen und chemischen Schule ; die Anhänger der chemischen Hypothese erwarten, dafs einst, bei ausgeführter chemischer Analyse, diese scheinbaren Ausnahmen sich erst recht eigentlich als Bestätigung der Regel erweisen werden. Von der Marek spricht sich z. B. darüber in folgender, sehr be¬ zeichnender Weise aus (Verh. nat. Ver. d. preufs Rheinl. 1851, S. 381) : „Einen Haupteinflufs auf den Character der Vegetation übt unstreitig das unterliegende Gestein aus. Wenn auch neuere Forscher weniger einen chemischen Einflufs des unterliegenden Gesteins, als vielmehr einen physi¬ kalischen des aus den Gebirgsarten durch Verwitterung entstandenen Ge¬ rölles, Sandes, Lehmes u. s. w. gelten lassen wollen, so spricht doch die tägliche Erfahrung zu laut dafür, dafs gewisse Pflanzen wenigstens vorzugs¬ weise z. B. einen kalkreichen, andere einen kalireichen, noch andere einen an löslicher Kieselsäure reichen Boden lieben. Am häufigsten findet man diese Thatsache bei den s. g. kalksteten oder kalkholden Pflanzen bestätigt; doch sind auch die Verzeichnisse dieser Pflanzen ebenso oft angegriffen, wie diejenigen aller übrigen , welche man ausschliefslich oder auch nur vorzugsweise gewissen Bodenarten zugeschrieben hatte. In sehr vielen Fällen mag die Sache darin ihre Erklärung finden, dafs die Forscher weniger genau die chemische Natur der Gebirgsarten ermittelt, als sich vielmehr an deren petrographische Bezeichnung gehalten haben. — So findet man, um ein Beispiel aus unserer Nähe (Lüdenscheidt im Sauerlande) zu erwähnen, nicht selten die Grauwacke dem Kalkstein entgegengestellt. Allerdings ist die Grauwacke ein Sandstein , häufig sogar mit kiese- ligem Bindemittel, und oft recht sehr arm an kohlensaurer Kalkerde *) ; *) Ein über derartiger Grauwacke liegender Waldboden enthielt nur Vi» pC. kohlensaurer Kalkerde. 3 allein es giebt auch Grauwacken, die bis zu 10 pC. und mehr kohlensaure Kalkerde enthalten, durch deren Verwitterung eine Dammerde entsteht, in welcher gegen J/io pC. und mehr kohlensaure Kalkerde neben ^20 pC. kohlensaurer Magnesia gefunden wurde. Da nun ein Waldboden, welcher den Uebergangskalk überlagert und durchaus characteristische Kalkpflanzen trägt (wenigstens kommen dieselben bei uns nur auf Boden von nicht un¬ bedeutendem Kalkgehalt vor), auch nur 27/ioo pC. kohlensaurer Kalkerde neben 12/100 pC. kohlensaurer Magnesia enthält*), so können wir uns nicht wundern, wenn wir dieselben Pflanzen auch auf jener kalkreichen Grau¬ wacke antreffen. Und so verhält es sich in der That; Arum, Daphne , Sanicula, Brachypodium pinnatum und sylvaticum , Calamagrostis sylvatica finden sich ebenso gut auf reinem Korallenkalk, wie auf thonigem Kalk¬ stein und kalkiger Grauwacke; dagegen habe ich sie hier nie auf kalk¬ armem Thonschiefer (schwarzem, gelbem oder grünlichem) gefunden.“ In ähnlichem Sinne mufs ich bemerken, wenn Bogenhärd angibt, Peucedanum officinale komme am Rhein nur auf sandigen Wiesen, bei Jena nur auf sterilen Kalkfelsen vor, — dafs jener Sand, nach meinen Beob¬ achtungen, am Fufse der Bergstrafse und am Rheine selbst oft so kalkreich ist, dafs er beim Benetzen mit Salzsäure lebhaft aufbraust. R, Richter in Saalfeld führt Folgendes an : „Dafs die Botanik auch der Geognosie gute Dienste leistet, habe ich kürzlich erfahren , als ich beim Begehen eines Terrains (das ich seither, da es von Wald bedeckt, aber rings von sibirischen Schiefern in ununterbrochenem Streichen um¬ geben ist, für sibirisch hielt) Anthyllis Vulneraria fand. Dadurch aufmerk¬ sam geworden, suchte und fand ich endlich einen Punkt, der die Abräumung der Bodendecke gestattete, und erkannte nun Cypridinenschiefer mit reich¬ lichster Kalkführung.“ Allein solche Fälle stehen viel zu isolirt, die grofse Mühe und das Zeitraubende der Arbeit haben die Chemiker bis jetzt abgehalten, solche Analysen in gröfserer Menge auszuführen, die allerdings gerade an schein¬ baren Ausnahmslocalitäten von doppeltem Interesse sein würden. Selbst bezüglich der Salzpflanzen erheben sich Zweifel. Asa Gray gibt bezüglich des Triglochin marilimum an, dafs diese Pflanze in Nordamerica sehr viel¬ fach an Stellen vorkomme, die kein Anzeichen eines irgendwie erheblichen Kochsalzgehaltes darböten**). Man hat ähnliche Beobachtungen bezüglich vieler anderer Pflanzen gemacht ; so findet sich Salsola Kali bei Darmstadt an einer sündigen Stelle, welche durchaus kein Anzeichen gröfseren Salz¬ gehaltes an sich trägt. Ich cultivire seit mehreren Jahren im botanischen Garten in Giefsen sowohl Glaux maritima als auch Triglochin marilimum theils mit, theils ohne Salzzusatz, ohne dafs sich bis jetzt ein auffallender *) Ein daneben liegender , mit gebranntem Kalk gedüngter Ackerboden enthielt 4,9 pC. kohlensaurer Kalkerde. **) *in bigh sphagnous bogs which have not the least trace of saltness“. Sillim. Am. Journ. 1857, no. 69, p. 399. Aehnlich v. Schlechtendal in Flora berolinensis p. 206. 4 Unterschied herausgestellt hätte. Analoge Fälle für s. g. kalkstete Pflanzen sind jedem Beobachter vorgekommen. Sedum album, auf den Basalt und die Kalkformation um Griefsen beschränkt, findet sich ausnahmsweise auch auf Mauern nicht selten, selbst auf solchen von Buntsandstein bei Marburg. Hier ist wohl der Mörtel im Gemäuer das wesentliche Förderungsmoment seines Vorkommens. Aber ist es vielleicht etwas Aehnliches , wenn wir dieselbe Pflanze in Reiskirchen (bei Wetzlar) auf allen Strohdächern in zahlloser Menge wuchern sehen? Dlirocher und Malaguti haben nachgewiesen, dafs die kalkliebende Reseda lutea und Scabiosa Columbaria 41 und 48 pC. der Asche an Kalk enthalten, während die nahestehende, dem kalkreichen Boden aber nicht eigenthümliche Reseda Luteola und Scabiosa succisa nur 17 und 21 pC. Kalk einschliefsen. Dagegen fanden sie in der Asche von Eryngium mari- timum , das nur am salinischen Meeressande wuchs, unerwarteter Weise 3 mal mehr Kali als Natron, was sonst bei Salzpflanzen umgekehrt ist. Die Analysen von Unger und Hruschauer, von Johnson, Röthe, Wiegmann, Harms u. A., sowie die zahlreichen Beobachtungen Sendtner’s und Stur S lassen den rothen Faden in diesem Labyrinthe von Wider¬ sprüchen noch nicht ahnen. Es bedarf hierzu offenbar sehr zahlreicher, in grofsem Mafsstabe und durchaus nach derselben Methode ausgeführter Analysen, ausschliefslich diesem Zwecke gewidmet, um auf diesem Wege weiter zu kommen. Ich habe von einer grofsen Menge von Standörtern einiger wenigen angeblich kalksteten Pflanzen Bodenproben heimgebracht, welche, wenn sich ein Chemiker für deren Analyse fände, vielleicht Licht in diese Sache bringen könnten. Ich sage vielleicht, denn immerhin könnten, im Falle der etwaigen Nichtübereinstimmung dieser Analysen, die Anhänger der chemischen Hypothese zu bedenken geben, dafs ein Schlufs von der Zu¬ sammensetzung einer einzelnen Scholle auf die Umgebung oder gar auf ein ganzes Feld sehr bedenklich sei bei der bekannten Mannigfaltigkeit der mineralogischen Beschaffenheit eines solchen Terrains. Bis wir auf diesem Wege Aufschlufs erhalten werden, dürfte es hiernach noch eine Weile dauern. Aber es gibt vielleicht noch andere Wege, um über die schwebende Frage in’s Klare zu kommen. So z. B. mittelst vergleichender Cultur- versuche. Man hat zu diesem Zwecke eine und dieselbe Pflanze, z. B. eine angebliche Kalkpflanze, in künstlich gemischtem Boden zu cultiviren, mit viel Kalk, mit wenig Kalk, mit Kalk von verschiedener geognostischer Beschaffenheit; endlich mit einem und demselben Kalke, aber von un¬ gleicher physikalischer Beschaffenheit : sandig zerkleinert, in dicken Stein¬ blöcken zugesetzt, u. s. w. Es mufs sich dann wohl im Verlauf der Jahre zeigen, auf welchem von diesen verschiedenen Beeten die Pflanze gedeiht, zunimmt, sich vermehrt, und auf welchem sie — bei ganz gleicher sonstiger Behandlung — allmälig zurückgeht und endlich verschwindet. Ich habe solche Versuche vor einigen Jahren eingeleitet und werde seiner Zeit darüber berichten. 5 Ein anderer Weg zur Lösung der Frage ist der im Folgenden ein¬ geschlagene ; ich möchte diese Methode die vergleichend topographisch¬ statistische nennen. Es wird von einer bestimmten z. B. angeblich kalk¬ steten Pflanze das Gesammtvorkommen in zwei Gegenden von abweichendem geognostiscliem und physikalischem Character ermittelt, das Areal an beiden Orten vollständig abgegangen und auf Specialkarten eingetragen. Eine solche Niederlegung des rein Thatsächlichen , über jede Hypothese erhaben und ein unmittelbares Abbild der Natur, hat den aufserordentlichen Vorzug, auf einen Blick überschaut und mit anderen ähnlichen Karten ver¬ glichen werden zu können. Diefs ist nicht ausführbar , wenn man die Standorte blofs seinem Gedächtnisse anvertraut hat ; es gibt dann nur ver¬ schwommene, unsichere Bilder. Wir überschauen ferner auf einer solchen Karte zugleich das ganze Areal, wo die Pflanze fehlt; und diefs ist offenbar ebenso wichtig, wie ihr Vorkommen. Endlich sehen wir auf einen Blick, wie grofs die Anzahl der Beobachtungen ist, auf welcher statistischen Basis also die darauf zu gründende Beweisführung ruht. Gerade dieser letztere Punkt ist bisher gänzlich unbeachtet geblieben, und doch ist es einleuchtend, dafs eine Angabe des Beobachters A durch entgegengesetzt scheinende Beobachtungen von B ganz anders beeinträchtigt wird, wenn es sich auf beiden Seiten um 100 Beobachtungen handelt, als wenn A sich auf 100, B aber nur auf eine oder zwei Beobachtungen stützt. Bei der bisher üblich gewesenen Darstellungsweise, höchstens noch unterstützt durch die Worte häufig, einzeln, zahlreich u. s. w., war es aber unmöglich, hier¬ über Aufschlufs zu erhalten, und offenbar ist diefs eine Hauptursache der endlosen Widersprüche, welche unsere Literatur bezüglich der Bodenstetig¬ keit der Pflanzen von Tag zu Tag hervorbringt. Ich habe, um über diese Sache in’s Klare zu kommen, eine kleine Anzahl von solchen Pflanzen seit längerer Zeit speciell in’s Auge gefafst, von welchen ich theils nach eigenen Beobachtungen, theils nach den zer¬ streuten Angaben Anderer hoffen durfte, dafs sie sich zu dem vorliegenden Zwecke eigneten. Diese Pflanzen sind folgende : Asperula cynanchica , Bupleurum falcatum , Curonilla varia , Dianthus Carthusianorum , Erucaslrum Pollicliii, Eryngium campestre , Euphorbia Cyparissias , Falcaria Rivini , Medicago falcata , Prunella grandißora, Pteris aquilina, Pulicaria dysenterica , Sedum alb um, Specularia Speculum. Alle diese Pflanzen, in gewissen Strichen äufserst häufig, fehlen oft in geringer Entfernung davon ganz und gar. Sie haben ferner den Vorzug, nicht leicht übersehen werden zu können, und über einen grofsen Theil des Sommers und Herbstes zu blühen, dem Beobachter also möglichst viel Zeit zu gönnen. Der Geognost ist bei Ausarbeitung seiner sonst in vieler Beziehung ähnlichen Karten weit weniger beschränkt, er kann das ganze Jahr benutzen, während der Botaniker aufser der Blüthezeit die betreffende Pflanze nur allzu leicht übersehen wird, vom Winter gar nicht zu reden. Von jeder der genannten Pflanzenarten wurde nun das Gesammtareal auf der Erde überhaupt, dann specieller im östlichen Gebiete des Mittelrheines eingetragen, nämlich in der Gegend zwischen Bonn und Fulda in der einen, 6 | und zwischen Heidelberg und Cassel in der anderen Richtung. Allein es ergab sich allmälig, dafs die Aufgabe, in diesem Umfange genommen, von einem Einzelnen nicht gelöst werden kann , zumal die in der Literatur niedergelegten Angaben meist unbrauchbar, weil für den vorliegenden Zweck bei weitem nicht speciell genug sind. Wenn es z. B. heifst : Coronilla varia „in wärmeren Lagen der Ebene und Gebirge nicht selten“ (Pfalz); oder „im Main- und Rheinthale gemein“ (Flora von Nassau); oder : Dianthus Carlhusianorum „an dürren Rändern und Bergen“ (in Thüringen), Asperula Cynanchica „auf sonnigen, dürren -Triften“ (ebenda); — so ist damit für diese Untersuchung gar nichts anzufangen; um so weniger, als diese Pflanzen in bei weitem den meisten Gegenden dieses Gebietes thatsächlich oft gänzlich fehlen, überhaupt ein ganz scharf be¬ grenztes Areal haben, über welches sie nicht hinausgehen. Alle diese Floren leiden mehr oder weniger an dem Gebrechen, dafs die Verfasser das, was sie in der nächsten Umgebung ihres Wohnortes sahen , ohne Weiteres auf das noch gröfstentheils unbekannte entferntere Gebiet über¬ trugen. Noch aus einem anderen Grunde mufste die Aufgabe in dem an¬ gegebenen Umfange unausführbar erscheinen, weil nämlich die geognosti- schen Verhältnisse, an welche doch immer angeknüpft werden mufs, selbst in diesem beschränkten Bezirke nichts weniger als endgiltig festgestellt sind. Jede neue geognostische Karte weicht oft sehr wesentlich von ihrer Vorgängerin ab, und zwar gilt diefs selbst von solchen, die ein weit engeres Gebiet behandeln. Man vergleiche z. B. bezüglich des betreffenden Gebietes die Karten von Hessen von Becker und vonVolz, die specielleren und ganz neuen Karten der Wetterau von Diefienbach und Ludwig, wo ein flüchtiger Blick schon das Gesagte bestätigt. Es schien hiernach nothwendig, sich sowohl in der Ausdehnung des Gebietes, als in der Zahl der zu beobachtenden Pflanzenarten noch mehr zu beschränken. Denn nur so war es möglich, im Laufe der Zeit das Gebiet vollständig abzugehen und zu erschöpfen, und gerade darauf vor Allem kam es an. Vollständig in dem Sinne nämlich, bis dafs, übereinen gewissen Punkt hinaus, alle ferneren Excursioneu keine Aenderung in der Gestalt des Areals einer Pflanze mehr hervor¬ brachten, sondern nur noch die Zahl der Beobachtungen vermehrten. So wünschenswert vielleicht Manchem eine absolute Vollständigkeit erscheinen mag, so ist sie in der That, wie eine nähere Betrachtung er¬ gibt, weder wirklich nothwendig, wenn anders überhaupt die Zahl der angestellten positiven und negativen Beobachtungen (über Vorkommen und Fehlen) eine gewisse Höhe erreicht hat, noch überhaupt ausführ¬ bar. Der einzelne Mensch verschwindet so sehr gegenüber der Aus¬ dehnung der Erde, ja selbst weniger Quadratmeilen, dafs es als eine reine Unmöglichkeit erscheint, hier jeden Punkt zu betreten; zumal wenn man erwägt, dafs man nicht wohl über 20 Schritte rechts und links mit Sicher¬ heit überschaut. Man mufs diefs versucht haben, um völlig von der Wahr¬ heit des Gesagten überzeugt zu sein. . 7 Die Umgegend von Giefsen, seit lange und in jeder Richtung von mir durchwandert, schien mir ein passendes Areal für die vorliegende Untersuchung. Ein längerer Aufenthalt in Kissingen gab mir die erwünschte Gelegenheit, die dort gewonnenen Erfahrungen durch Vergleichung zu prüfen. Als die geeignetsten Pflanzen wurden ausgewählt : Prunella grandi- flora, Dianthus Carthusianorum , Asperulci cynanchica , Falcaria Rivini, Bu- pleurum falcalum. Yon diesen sind die beiden ersten auf den beifolgenden Specialkarten I und II eingetragen. Was die Methode der Darstellung betrifft, so hat diese ihre eigen¬ tümlichen Schwierigkeiten. Würde man nach der Weise der Geognosten die Areale als mehr oder weniger continuirliche betrachten, was unzweifel¬ haft bei ganz ungestörten Naturverhältnissen das Richtige wäre, und dem- gemäfs mit Einer Farbe oder Schraffirung ganze Flächen bedecken , so würde man nicht nur, wie die Sachen jetzt stehen, der Interpolation allzu¬ viel Spielraum lassen, sondern dadurch zugleich den über alle Hypothesen hinaus bleibenden Ausdruck des wirklich Beobachteten in vielen Fällen verderben. Es schien defshalb nach reiflicher Erwägung besser, das ge¬ wöhnlich gruppenweise Vorkommen dieser Pflanzen in der Natur in der Darstellung nachzuahmen und durch einzelne Punkte zu bezeichnen. Es gehört ja in der That wenig Phantasie dazu, diese Punkte sofort im Geiste zu einem Gesammtareale zu verbinden. Selbst die Punkte ungleich grofs zu machen, als Ausdruck der gröfseren oder geringeren individuenzahl, schien im Interesse der Uebersichtlichkeit bedenklich. Sicher ist, dafs die nun gewählte Methode durch die gröfsere oder geringere Zahl der Punkte auf einem gewissen Raume einen ganz deutlichen Mafsstab dafür abgibt, ob eine gewisse Bodenart das kräftige und nachhaltige Gedeihen der betref¬ fenden Pflanze fördert oder unmöglich macht. Die isolirten, weit vom Haupt¬ areale getrennten Standorte treten um so deutlicher hervor, und gerade sie sind, wie wir sehen werden, von ganz besonderer Wichtigkeit. Hier wäre jeder Versuch, kleinere Areale zu construiren, statt einzelne Punkte des Vorkommens der Natur getreu anzugeben, die offenbarste Willkür. Die Betrachtung der beiden Karten führt uns nun direct zu unserem Ziele. Zur Erklärung derselben mufs Folgendes vorausgeschickt werden. Karte von Giefsen (Taf. II). Die Höhe umfafst 4V2 Stunden, die Breite 5. Die 73 schwarzen Punkte bezeichnen das Vorkommen der Prunella grandiflora , die 102 kleinen Ringe dagegen das des Dianthus Carthusianorum. Das schief schraffirte Terrain ist der Uebergangskalk (Calamoporenkalk oder Stringocephalenkalk) , mit 95 pC. kohlensauren Kalks (nach Fresenius), hart, oft krystallinisch, vorzüglich geeignet zum Kalkbrennen. Das entgegengesetzt schraffirte Terrain stellt die Verbreitung des Basaltes dar, durch einen bedeutenden Kalkgehalt (von 7 — 12 pC.) ausgezeichnet. Das weifs gelassene Terrain ist Alluvialboden längs der Lahn, im Uebrigen und sehr überwiegend Grauwacke, Thonschiefer, Kiesel¬ schiefer, Diabas, nach den Untersuchungen von A. V. Klipstein, Ludwig und E. Dieffenbach ; — sämmtlich durch sehr geringen Kalkgehalt ausge- zeichnet. Den Gang der Excursionen habe ich hier nicht besonders be¬ zeichnet, da ich die ganze Gegend ziemlich gleichmäfsig und vollständig abgegangen habe. Die stellenweise lineare Anordnung der Punkte verräth übrigens noch hier und da (z. B. von Annerod nach Dorfgill) die Richtung derselben. Karte von Kissingen (Taf. I). Jede der 4 Umfangslinien hat eine Ausdehnung von 23/4 Stunden. Auch hier ist mit Weglassung alles für den vorhegenden Zweck Unwesentlichen, wohin auch der gröfste Theil der Terrainzeichnung gehört, im Interesse der Klarheit der Ueber- sicht nur Folgendes eingetragen. Die 99 schwarzen Punkte bezeichnen wieder die Prunella, während Dianthus durch 52 kleine Kreise angedeutet ist. Das schief schraffirte Terrain bezeichnet (nach einer Originalkarte des Sahnenbeamten Laubmaüü, einschliefslich einer kleinen Abänderung am Sinnberg und bei Winkels nach eigenen Beobachtungen) den Muschelkalk, das weit und entgegengesetzt schraffirte das Alluvium längs der Saale und im Thalboden der Nebenflüsse; alles weifs Gelassene ist bunter Sandstein, ein verhältnifsmäfsig sehr kalkarmes Gebirg. Die gestrichelten Linien endlich zeigen den Gang der Excursionen und haben den Zweck, dem Be¬ schauer ein selbstständiges Urtheil über den Grund zu gestatten, auf wel¬ chem diese Statistik ruht. Bezüglich des von Einigen bezweifelten Artenrechts der Prunella grandiflora mufs ich allerdings mit Bentham (Decandolle, Prodr. XII, 409) bestätigen, dafs das von Koch (Synops.) hervorgehobene Unterscheidungs¬ zeichen, nämlich die Länge des Zahnes an den 2 längeren Staubgefafsen, schwankend und unsicher ist. Aber auch die von Bentham in den Vordergrund gestellte Gröfse der Blume ( corolla ampla, calyce plus duplo longiore) ist nicht in allen Fällen ausreichend. Ich habe an verpflanzten Exemplaren der ächten grofsblüthigen Art im October Spätlinge von Blumen beobachtet, welche in der Gröfse durchaus nicht von den Blüthen der Pr. vulgaris verschieden waren. Das von Langethal (Gewächse Deutschlands 1858, S. 463) ange¬ gebene. Unterscheidungszeichen*) scheint mir nicht ausreichend. Dagegen hat mich in allen etwa zweifelhaften Fällen das folgende Kennzeichen niemals im Stiche gelassen. Prun. gratid. : Krone etwas S förmig gebogen, die Oberlippe mit rechtwinkelig abgestutztem Helme; — Prun. vulg. : Kronröhre gerade, ihr Helm in ganz stumpfem Winkel herabgeneigt. Diese Verschiedenheit be¬ dingt einen wesentlich abweichenden Habitus der Blüthen beider Arten. Ncilreich’S Kennzeichen ist ebenfalls brauchbar (Flora von Niederöster¬ reich II, 509) : Prun. grand. : Aehre von dem obersten Paare der Stengel¬ blätter mehr oder weniger entfernt und daher gestielt; — Prun. vulg. : •) Prun. gr. : Zähne der Oberlippe (des Kelches) breit eiförmig, zugespitzt be- grannt; — Prun. vulg. : Zähne sehr kurz und stachelspitzig. Aehre dicht unter der Basis von dem obersten Paare der Stengelblätter gestützt, daher nicht gestielt. Dazu kommt, dafs sehr häufig und zwar in beiden Bezirken die Prun vulgaris ganz unverändert neben der grandißora vorkommt, also nicht etwa durch den Einflufs des Standortes in jene übergeführt wird. Allein um auch den letzten Zweifel bezüglich der Hauptsache abzu¬ schneiden, habe ich auch den Dianthus Carlhusianorum hinzugefügt, welcher sich bezüglich seines Vorkommens nicht nur gerade so verhält wie die Prunella grandißora , sondern auch in einer sehr erwünschten Weise die zufälligen und unvermeidlichen Lücken ergänzt. Eine vergleichende Betrachtung der beiden Karten nun zeigt augen¬ scheinlich, dafs Prunella grandißora und Dianthus Carlhusianorum in beiden, geognostisch so verschiedenen Bezirken, bei aller dieser Verschiedenheit ein Gemeinsames finden und treu in ihrem Areale abspiegeln : nämlich den bedeutenderen Kalkgehalt des Bodens; während sie auf dem kalkarmen Terrain fehlen. Es gibt also doch Kalk pflanzen, und ich mufs hiernach meine in früheren Schriften versuchte Verteidigung der s. g. physikalischen Hypothese zurücknehmen. Niemand wird bezweifeln, dafs eine bestimmte physikalische Be¬ schaffenheit des Bodens für das Vorkommen auch dieser Pflanzenarten eine notwendige Bedingung sei; man wird sie weder im Wasser, noch im Sumpfe, noch in tiefgründigem lockerem Boden, noch im düstern Schatten des Hochwaldes finden. (Auf der Karte von Giefsen sind solche bewaldete Bezirke mit W bezeichnet.) Niemand wird ferner darüber sich wundern, dafs das Areal der beobachteten Standorte hier und da eine unerwartete Lücke inmitten des günstigsten Terrains zeigt , wenn er weifs , dafs an dieser Stelle eine ausgedehnte Ackerfläche ihre bleibende Entwickelung unmöglich macht. Man wird ferner zu erwägen haben, dafs beide Pflanzen, Prunella und Dianthus , nicht selten dem auf den Rainen weidenden Vieh zum Opfer fallen, da sie, wie ich ausdrücklich hervorhebe, von demselben gerne gefressen werden, wodurch dem Beobachter gar mancher Standort entgehen mufs. Aber gewifs wird Jeder, der diese Karten unbefangen be¬ trachtet, zugeben, dafs hier etwas Anderes, als das auch in dem übrigen, weifs gebliebenen Terrain unzweifelhaft nicht selten vorkommende geeignete physikalische Substrat, diese beinerkenswertlie Coincidenz des Vor¬ kommens beider Pflanzen mit dem kalkreichen Boden bedingt. Wenden wir uns schliefslich zu den Ausnah ms fällen, welche, in ihrer gewöhnlichen isolirten Auffassung, bisher stets dahin geführt haben, die Thatsache der Bodenstetigkeit zu schwächen oder zweifelhaft erscheinen zu lassen. Hier wird sich die Gelegenheit bieten, diese discrepanten Fälle zu prüfen, zu erklären; es wird sich zeigen, dafs sie nur anscheinende Ausnahmen sind, die eine rationelle Erklärung zulassen und sich, das Ge¬ setz bestätigend, ohne Schwierigkeit demselben Gesichtspunkte, wie die andern, unterordnen lassen. Es ist nicht zu läugnen, dafs Jeder, welcher von Brückenau her nach Kissingen wanderte und am Rande der Chaussee in der Nähe des 2 10 Claushofes (s. d. Karte I, 1 Stunde nordwestlich von Kissingen) die Pru- nella grandiflora fände, dieses Vorkommen inmitten des Buntsandsteins als einen bedeutenden Gegenbeweis gegen die Kalkstetigkeit dieser Pflanze be¬ trachten müfste. Das nächstliegende Mittel, den Zweifel zu lösen, nämlich die chemische Analyse einer Bodenprobe von dieser Stelle, ist, nach gegen¬ wärtiger Sachlage, in der That das Schwierigste und in der Regel Unaus¬ führbarste. Aber dieser Beobachter irrt nur defshalb, weil er nicht weifs, dafs dicht neben ihm, vom Hochwalde verdeckt, ein hoher Kalkstock sich befindet (s. die Karte : die Claushöhe), von dessen Existenz er beim flüch¬ tigen Vorübergehen nichts bemerkt. Hat er aber das ganze Gebiet voll¬ ständig abgegangen, hat er gesehen, welche Wichtigkeit dieser Kalkstock hat, wie seine steile Böschung nicht nur das Herabrieseln eines mit Kalk- tlieilen reichlich geschwängerten Regenwassers durch das ganze Jahr be¬ dingt, sondern dafs auch wirklich nachweisbare Muschelkalkgerölle fort¬ während von der Höhe herabgeführt werden; — alsdann wird er bedenklich und es gelingt ihm nun, und nun erst, bei absichtlichem Suchen, solche Kalkgerölle an der bezeichneten Stelle wirklich aufzufinden. Eine ähnliche Bewandnils hat es nun auch mit den übrigen an¬ scheinenden Ausnahmsfällen ; die genauere Untersuchung ergibt, dafs solche isolirte und mitunter nur vorübergehende Vorkommnisse bei umsichtiger Betrachtung aller Verhältnisse ihre einfache Erklärung finden. Denn ge¬ rade dafs diese Standorte isolirt, die Individuenzahl stets äufserst beschränkt ist, anstatt dafs die Pflanze sich im Lauf der Zeit vermehrte und Terrain gewänne, beweist, dafs die Pflanze hier nicht ihr rechtes Gedeihen findet, dafs ihr Vorkommen transitorisch ist. Eine kurze Besprechung der wichtigsten Ausnahmefälle auf beiden Karten wird hiernach am Platze sein. A. In der Karte von Giefsen. 1. Prunella am Eisenbahndamm 1 Stunde südlich von Giefsen. Offenbar ganz zufällige Ansaat, begünstigt durch die kleinen Kalkparcellen, welche in dem benachbarten Hochwalde an einigen Stellen sichtbar zu Tage treten. 2. Dieselbe vor Rödchen, 3/4 St. ONO von Giefsen. Wohl durch Ueberfluthung des benachbarten Grabens aus dem Basaltgebiete von oben her abgesetzt. Das vereinzelte Vorkommen des Dianthus bei Grofsrechtenbach ist wohl wieder wie sub 1 zu erklären. In negativer Beziehung ist die Seltenheit der Prunella in den Ba¬ saltbergen jenseits Altenbuseck, IY4 St. NO von Giefsen, bemerkenswerth. Dieselben sind mit Buchenhochwald bestanden. Dasselbe gilt bezüglich des Kalkstockes jenseits Bieber, 2 Stunden W von Giefsen. Um so in¬ teressanter ist das Vorkommen von Dianthus auf einem nackten Kalkfels (am Eberstein) in demselben Bezirke, vorzüglich aber das der Prunella an den Feldrainen von Blasbach, 3 Stunden W von Giefsen, auf einem ganz isolirten, über die Umgebung nicht hervorragenden Kalkstocke, 4 Stunden von dem eigentlichen Hauptgebiete dieser Pflanze (auf Basalt, östlich von 11 Giefsen) entfernt. Ebenso das Vorkommen dieser Pflanzen auf dem isolirten Kalkstocke bei Wetzlar, bei Langgöns und auf der Basaltkuppe vor Daubringen. Was den Kalkstock von Kleinlinden betrifft, so tritt derselbe nur an zwei Stellen (Steinbrüche) zu Tag, im Uebrigen ist er von einem Thon (Kramenzelformation, zum Cypridinenschiefer gehörig) überdeckt, daher sein Umfang unsicher, Avie sich diefs auch in den zwei mir vorliegenden Originalkarten von v. Klipstein und E. Dieffenbach, sowie in der petrographischen Karte der Wetteräu von Ludwig (1852), auffallend aus¬ spricht. Unter solchen Umständen hat das Fehlen von Kalkpflanzen nichts Auffallendes. B. In der Karte von Kissingen. 1. Pmmella und Dianthus in der Thalsohle der Saale, 7a — 1 Stunde unterhalb Kissingen. Scheint Anschwemmungsproduct. 2. Prunella an der Chaussee, Vs St. S von Kissingen. Abschwem¬ mung vom finsteren Berg. Ganz ähnlich : 3. am N und S Abhange der Staffelshöhe '/4 St. W von Kissingen, und 4. rechts von der Saline Friedrichshalle, St. NO von Kissingen ; vom Sinnberg. Ebenso : 5. am Mühlbach, Va St. S von Kissingen, wo sich die Muschel- kalkgerölle vom finsteren Berg zahlreich vorfinden. 6. bei Hausen, 1 St. N, und 7. rechts von Amshausen, 1 St. S von Kissingen. Hier scheinen einige schwache Reste der ehemaligen Muschelkalkdecke auf den nahen Anhöhen einzuwirken. Aehnliche Bewandtnifs mag es mit dem Vorkom¬ men bei Garitz (V2 St- W von Kissingen) und bei Niidlingen (1 St. O von Kissingen) haben. 8. an der Chaussee hach Euerdorf, V2 St. WSW von Kissingen. Wohl unter dem Einflüsse des Muschelkalks, mit welchem die Chaussee befahren ist. Asperula cynanchica, Bupleurum falcatum und Falcaria Bivini zeigen ganz analoge Verhältnisse und müssen defshalb ebenfalls als constatirte Kalkpflanzen bezeichnet werden. Bupleurum macht unter ihnen die gröfsten Ansprüche auf einen vorzüglich kalkreichen Boden ; sie geht nur ausnahms¬ weise auf den Basalt über. — Auf diesem Wege, und bei einer Ausdehnung derartiger Untersuchungen auf andere Gegenden, wird sich ohne Zweifel die Kalkstetigkeit für noch viele Pflanzen feststellen lassen. Ob diese chemisch-geognostische Beweisführung auch für die s. g. Kali- und Kiesel¬ pflanzen ausführbar ist, wird die Zukunft zeigen. Das Folgende mag als ein weiterer Anhaltspunkt für derartige Un¬ tersuchungen dienen. Die Flora von Kissingen ist in hohem Grade ausgezeichnet durch die Schärfe, mit welcher sich das geognostische Substrat in der Pflanzen¬ decke abspiegelt. Die Cultur hat hier nur wenig Aenderungen und Ver- 12 Zerrungen der Areale hervorzubringen vermocht. Ein kleiner Spaziergang nach der Bodenlaube auf der Ostseite (Muschelkalk) und dann wieder in die Umgebung des Seehofs auf der Westseite (Buntsandstein) mufs selbst dem Laien diefs überzeugend aufdringen, und wochenlang fortgesetzte Ex- cursionen nach allen Richtungen bestätigen es nur desto mehr. Dem Muschelkalk eigenthümlich sind hier : Aster Amellus, Teucrium Chamaedrys , Anthericum ramosum , Asperula cynanchica , Coronilla varia, Carlina acaulis, Peucedanum Cervaria , Viburnum Lantana , Hepatica nobilis , Anthyllis Vulneraria , Linum tcnuifolium, Rosa pimpinellifolia, Brachy- podium pinnatum, Stachys recta , Cynanchum Vincetoxicum , Medicago falcata , Onobrychis sativa (anscheinend wild), Dianthus Carthusianorum , Scabiosa Columbaria , Anemone Pulsalilla und sylvestris , Bupleurum falcatum ; und auf Feldern : Bupleurum rolundifolium , Passerina annua, Caucalis daucoides , Ajuga Chamaepitys , Erysimum orientale , Stachys annua , Anagallis coerulea , Galium tricome , Falcaria Rivini , Alyssum calycinum. Der Buntsandstein characterisirt sich in auffallendster Weise durch die Abwesenheit der genannten, dort meist sehr häufigen Pflanzen. Ferner fand ich hier ausschliefslich : Dianthus superbus und Pteris aquilina , während die folgenden diesen Boden mindestens sehr entschieden bevor¬ zugen; nämlich Quercus pedunculata , Buchen und Weifsbuchen (statt der Kiefern des Muschelkalkes) ; Betonica ofßcinalis , Vaccinium Myrtillus , Genista germanica , Calluna vulgaris , Serratula tinctoria , Solidago Virgaurea. Ohne Unterschied auf beiden, sowie auch theilweise auf dem Alluvialgebilde im Saaltliale finden sich u. a. Prunella vulgaris , Euphorbia Cyparissias, Rosa canina , Cirsium acaule, Centaurea Jacea, Anagallis ar- vensis , Viola tricolor f. arvensis, Hieracium umbellatum, Agaricus campester und procerus. Den salinischen Localitäten ausschliefslich oder vorzugsweise eigen sind : Triglochin maritimum, Spergularia marina , Glyceria distans, Atriplex latifolia f. salina , Senebiera Coronopus , Trifolium fragiferum ; während die an anderen Salinen meist sehr häufige Planlago maritima (an¬ geblich früher auch hier vorhanden) und Glaux maritima von mir nicht gefunden worden sind. Es ist hiernach als ein Vorurtheil zu bezeichnen , wenn man be¬ hauptet hat, die Bodenfrage könne nur im Hochgebirge entschieden werden. 13 II. Thatsaclien zur Beurteilung1 älterer und neuerer geolo¬ gischer Anschauungsweisen. Von Herrn Dr. Otto Volger zu Frankfurt a. M. (Vortrag, gehalten zu Salzhausen am 2. Juli 1859.) Der Vortragende wünscht den Versammelten eine Reihe von Gegen¬ ständen zur Ansicht vorzulegen, hei welchen sich zum Theil eine nicht geringe wissenschaftliche Bedeutsamkeit mit so grofser Seltenheit verbindet, dafs eine gewisse Neuheit derselben für die Mehrzahl der geehrten An¬ wesenden erwartet werden darf, während ein anderer Theil, zwar minder selten, jedoch nicht minder wissenschaftlich bedeutungsvoll genannt und besonders defshalb beachtet zu werden verdient, weil den an diesen Vor¬ kommnissen sich darbietenden Erscheinungen bisher nur allzuwenig Be¬ achtung zu Theil geworden ist. Bunt zusammengewürfelt, wie diese Gegenstände vielleicht erscheinen möchten, fügen sich dieselben doch einem leitenden Gedanken des Vortragenden : es sollen dieselben redende Zeugen sein in dem Streite älterer und neuerer geologischer An¬ schauungen. Paläontologische und mineralogische Verhältnisse greifen in der Geologie in der innigsten Weise in einander. Dieser Verknüpfung entsprechend sollen auch hier theils paläontologische, theils mineralogische Gegenstände vorgelegt und besprochen werden. In grofser Allgemeinheit hat sich in neuerer Zeit, wesentlich unter dem Einflüsse der Arbeiten von Agassiz, die Anschauung geltend gemacht, dafs die in den verschiedenen Schichtenreihen des Erdbodens vorliegenden Ueberreste von Pflanzen und von Thieren einer allrnähligen Entwicklungs¬ reihe und Stufenleiter immer gröfserer Vermannigfaltigung und Vervoll¬ kommnung der Formen von den älteren Zeiträumen zu den neueren hin entsprächen. Nicht allein also, dafs im Laufe der Zeiten immer andere Formen aufgetreten seien, wären vielmehr die früheren Arten einer Ord¬ nung, einer Klasse, eines ganzen Reiches nur den niederen unter den jetzt lebenden Arten der betreffenden Abtheilung näher vergleichbar. Aufserdem seien jene niederen Formen früherer Zeiten gleichsam gemischte Wesen, keiner unserer jetzigen Abtheilung genügend entschieden angehörig, son¬ dern die gemeinsamen Vorläufer zweier oder mehrerer solcher Abtheilungen, welche erst in späterer Zeit in gesonderter Entwicklung aufgetreten wären. — Niemand hat bisher so entschiedenen Widerspruch gegen diese Auf¬ fassung und Deutung erhoben, als Hermann V. Meyer von dem Gebiete seiner gründlichen Untersuchungen der Wirbelthierklassen aus. Dieser Widerspruch gründet sich auf eine sehr grofse Zahl von Entdeckungen, von welchen man noch keine Ahnung hatte, als jene Anschauungsweise zuerst entstand, und welche gegenwärtig eine reiche Menge von Thatsachen darbieten , die mit derselben unvereinbar sind. Die Zahl dieser Ent- 14 deckungen vermehrt sich mit jedem Jahre. Man dürfte nicht mehr über¬ rascht sein, wenn morgen in den ältesten Schichtenreihen, aus welchen Pflanzen- und Thierüberreste uns bekannt sind, die sichersten Spuren der höchsten Klassen beider Reiche angetroffen würden. Sogenannte verneinende Beweise haben überall wenig Werth. Wenn aber die Entdeckungen höherer Formen in den Schichtenreihen verschiedenen Alters um so später eintreten, je älter eine Schichtenreihe ist, so vermag der einstweilige Mangel unserer Kenntnisse um so weniger das Nichtvorhandensein höherer Formen in den ältesten Schichten zu beweisen, je mehr man erkennt, dafs, je älter eine Schich¬ tenreihe ist, von derselben im Boden der jetzigen Festländer gerade solche Ablagerungen vorwalten, in welchen, weil sie den damaligen Hochseeflächen entsprachen, die mehr und mehr an das Land gebundenen höheren Klassen um so weniger erwartet werden können. Jene ältere Anschauungsweise fafste auch dieses Verhältnifs auf, deutete dasselbe aber in ihrem Sinne so, als habe es in den ältesten Zeiten gar kein Land auf der Erde gegeben ; erst allmählig sei eine Inselwelt und erst in neuester Zeit eine Anzahl grösserer Festländer hervorgetreten. Allein die schon in den ältesten Schichtenreihen auftretenden Massen von Sandsteinen und Geschiebefelsen („Conglomeraten“) beweisen mit Sicherheit das frühere Vorhandensein von Festländern mit grofsen Flufsläufen, ohne welche solche Ablagerungen nicht denkbar sind. In Betreff der Pflanzen galt es lange Zeit als feststehende Thatsache, dafs es in den ältesten Zeiten nur Akotyledonen, später auch gymnosperme Polykotyledonen („Coniferen“), noch später auch angiosperme Monokotyledonen und erst seit der Ablagerungszeit der oberen Kreide¬ oder Quadersandsteine auch angiosperme Dikotyledonen gegeben habe. Zu den hiegegen sich erhebenden Widersprüchen gehören, aufser den Spuren angiospermer mono- und dikotyledonischer Pflanzen im Buntensandstein der Trias besonders die in der Steinkohlenbildung bei Newcastle gefundenen Blüthenstände, welche man als Genus Antholithus aufgestellt hat. Unter den massenhaften, bisher ungeordneten Petrefactenvorräthen des Sencken- bergischen Museums in Frankfurt, welche seither ungeordnet und unbe¬ kannt in Nebenräumen lagen und mit deren Bearbeitung der Vortragende seit längerer Zeit eitrigst beschäftigt ist, entdeckte derselbe auf Kohlen¬ schiefer von Lalaye im Elsafs einen ähnlichen Fruchtstand mit Blüthen- überresten, welcher, in Ermangelung näherer Beziehungen, von ihm einst¬ weilen als Angiosperma ignota V. bezeichnet worden ist. Noch viel merkwürdiger erscheinen freilich gewisse Früchte , welche derselbe auf schwarzen Dolomitschiefern der alpinischen Trias oder St. Cassian-Trias von Perledo unweit Varenna am Comer-See erkannte , und welche Herr Dr. Rüppel, der eigentliche Schöpfer des Senckenbergischen Museums, an Ort und Stelle erkauft und, immerhin schon in der Ueberzeugung, dafs dieselben Reste von Pflanzen seien, ihm zur Untersuchung übergeben hat. Hier zeigen sich nämlich in Schichten, welche zu einer Zeit abgelagert worden sind , in welcher , der oben besprochenen Anschauung zufolge, dikotyledonische Pflanzen noch lange nicht vorhanden waren und wegen 15 gänzlich von der jetzigen Natur abweichender Zustände der Erdoberfläche auch noch gar nicht bestehen konnten, Früchte von einer bestimmt diko- tyledonischen Pflanze , aber nun nicht etwa , als erste Vorläufer der Dikotyledonenklasse, von der niedrigsten Familie derselben, sondern viel¬ mehr gerade von der allervollkommensten , der Familie der Schmetter¬ ling sblüthigen. Es sind Schotenfrüchte, geradezu der gemeinen Erbsenschote so ähnlich, dafs man zu einer unmittelbaren Vergleichung sich versucht fühlen könnte. Dieser Versuchung jedoch widerstehend hat der Vortragende diese Frucht einstweilen nur mit einer allgemeineren Genus-Bezeichnung versehen, zugleich aber dieselbe nach ihrem Finder und Geber speciell benannt : Legumen Rüppelli V. In Betreff der T hie re lautete bis vor wenigen Jahren die allge¬ meine Lehre so, dafs in den ältesten Zeiten von allen Wirbelt liieren nur Fische vorhanden gewesen seien; erst in der Zeit der Ablagerung des Lias seien auch Reptilien aufgetreten und vollends erst in der Tertiärzeit Säugethiere und Vögel. Hinsichtlich der Reptilien war bei dieser Lehre freilich der schon seit mehr als hundert Jahren be¬ kannte, aber seiner Seltenheit wegen ziemlich unbeachtete Proterosaurus Speneri aus dem Kupferschiefer vergessen worden. Jene Lehre lautete ferner, dafs die ältesten Fische nur Placoiden und Ganoiden gewesen seien, deren Wesen aus ächter Fischnatur und Reptiliennatur gleichsam gemischt sei, was sich zumal darin ausspreche, dafs die Schwanzflosse nicht ebenmäfsig, «homocerk“, am Ende des Rumpfes stehe, sondern vielmehr ungleichgabelig, „heterocerk“, mit ihrem oberen Lappen das eidechsenschwanzähnlich verlängerte Rumpfende nur umsäume, während der untere Lappen unter jener Verlängerung steht. Die ältesten Eidechsen des Lias seien sogenannte Fischeidechsen gewesen , mit flossenförmigen Gliedmafsen. Erst später seien reinere Eidechsennaturen aufgetreten. Die Flugeidechsen seien die Vorläufer der Vogelnatur, welche sich erst später entwickelt habe. Von den Säugethieren seien Cetaceen und Dickhäuter die Erstlinge gewesen, der niederen Stufe dieser Ordnungen gemäfs. Die Affen seien zuletzt aufgetreten, zu gesell weigen vom Menschen, der „Krone der Schöpfung“. Freilich kannte man schon seit Cuvier Spuren von Säugethieren im Plattenkalke von. Solenhofen und im Schiefer von Stones- field in England, also in Ablagerungen der jurassischen Schichtenreihe und Zeitgenossen der Pterodakty len und Fischeidechsen. Allein wenn man die un¬ zweifelhaften Säugethierkiefer, um welche es sich hier handelt, nicht ihres vereinzelten Vorkommens wegen übergehen zu dürfen glaubte , so gefiel man sich doch darin, hervorzuheben , dafs es Kiefer von Beutelthieren seien, welche somit einer niederen, unvollkommeneren, jetzt fast unbedeutend gewordenen Abtheilung der Säugethierklasse angehören. — Wie Vieles hat sich nun allmählig so ganz anders herausgestellt ! Längst konnte Hermann V. Meyer nachweisen, dafs die Reihenfolge des Auftretens der Säugethier¬ ordnungen nach dem Stande unserer Kenntnisse von Ueberresten solcher Thiere nicht entfernt mit einer Stufenleiter der Vervollkommnung ver¬ glichen werden könne. Als Plieniüger in Stuttgart vor mehr als einem 16 Jahrzehnt zuerst im oberen Keuper der Trias, also vor der Blüthezeit der Ichtliyosauren, unzweifelhafte Säugethierzähne auffand, zeigte sich eine grofse Neigung, diese störende Thatsache hei Seite zu schieben. Gleiches war freilich nicht mehr möglich, als im vorigen Jahre in England aus dem sogenannten Dirt-bed des Portlandgebildes, einer Ablagerung, welche man schon lange als den Modergrund eines sumpfigen Waldes zu betrachten gewohnt war, durch die kostbaren Arbeiten eines Liebhabers der Wissen¬ schaft hinnen wenigen Monaten Theile von mindestens vierzehn verschie¬ denen Säugethierarten zu Tage gefördert wurden , von welchen gewisse Kiefer ganz die nämliche Zahnform darbieten, welche Plieninger im Keuper entdeckt hatte. Also eine offenbar reiche — nämlich ohne Zweifel aus diesen Funden, welche sich auf eine Fläche von wenigen Geviertruthen beschränken , uns nur einem geringen Bruchstücke nach bekannte — Säugethierwelt aus Zeiten, während deren die Erde nach der älteren Lehre noch nicht einmal für die höheren Reptilienformen genügend veredelt sein sollte. Eine bunte Reptilienwelt, welche in den Hauptformen theilweise allerdings mit den Flossensauriern des Lias zunächst verwandt ist, wies H. V. Meyer in der Trias, zumal im Muschelkalke nach. Hier treten die den Plesiosauren so nahe vergleichbaren langhalsigen Nothosauren u. s. w. auf. Der Vortragende legt eine U/s Schuh grofse Platte des Schiefers von Perledo vor, gleichfalls vom Herrn Dr. Rüppel ihm zur Bearbeitung übergehen und für das Senckenbergische Museum bestimmt, welche geeignet war, den geehrten Anwesenden, denen sich etwa noch nicht Gelegenheit geboten haben sollte, einen dieser langhalsigen Flossensaurier anders, als in Abbildung zu sehen, von derartigen Thieren eine deutlichere Vorstellung zu geben. Denn es zeigt sich auf dieser Platte in wundervoller Erhaltung das fast einzig dastehende, beinahe vollständige Gerippe des, den Plesio¬ sauren sehr ähnlichen, Macromirosaurus Plinii Cur-, eines Thieres, welches nach unvollständigeren Stücken im Giornale del Istituto Lombardo be¬ schrieben worden ist, nachdem dieses schönste Stück sich schon seit drei Jahren leider unbearbeitet in Frankfurt befunden hatte. Solche Flossen¬ saurier waren nun aber keineswegs die ältesten Reptilien der Erde, noch haben dieselben vermuthlich jemals ausschliefslich diese Klasse vertreten. H. V. Meyer hat vielmehr nachgewiesen, dafs vielfach niedere und höhere Formen gleichzeitig und insbesondere während der Ablagerung der Kreide¬ schichtenreihe sämmtliche Hauptgruppen der Saurier neben einander vor¬ handen waren. Vollends ist der Prolerosaurus Speneri des Kupferschiefers, dieser fast vergessene, uralte Vorläufer der nun freilich längst in die Trias zurückverfolgten „Eidechsenzeit“, nicht etwa ein Flossensaurier, sondern ein Daktylopode mit freizeliigen Füfsen, welche an Vollkommenheit selbst hinter denen unserer „höchsten“ Landeidechsen nicht zurückstehen. Unter¬ dessen deutete der von H. V. Meyer zuerst erkannte Apateon pedestris aus dem Steinkohlengebirge von Münsterappel in Rheinbayern, dessen Glied- mafsenbildung freilich noch dunkel ist, schon auf noch frühere Eidechsen hin, und vollends hat die Auffindung des Telerpeton Elginense im Old-red- sandstone von Morayshire in Schottland das Alter der Reptilien plötzlich 17 bis in die devonische Abtheilung des Uebergangsgebirges hinaufgerückt. Dieses älteste aller bis jetzt entdeckten Reptilien ist aber keineswegs eine gemischte, den Fischen nahe stehende Natur, sondern erinnert vielmehr in vieler Beziehung an die Lacerten der jetzigen Lebenswelt. Wie wenig der Mangel bisheriger Entdeckung betreffender Ueberreste in den Boden¬ schichten uns verführen darf, auf einen wirklichen Mangel einer ganzen Thiergruppe während der Zeit der Ablagerung solcher Schichten zu schliefsen, darüber kann man sich freilich wohl klar werden, wenn man bedenkt, dafs die bis jetzt durchwühlten Theile der Bodenschichten ein unnennbar geringes Bruchstück der aus geschichteten Massen bestehenden Erdrinde sind. Aber recht handgreiflich wird die Warnung, wenn man die Geschichte der Ent¬ deckung der Archegosaurus-Arten im Steinkohlengebirge beachtet. Ge- wifs wurden seit Jahrhunderten zahllose Stücke dieser Thiere dem Erdboden entrissen , um — als Eisenstein in die Hochöfen zu wandern. In den Eisensteinknollen von Lebach bei Saarbrücken finden sich sehr häufig Fischüberreste in vollständig erhaltener Gestalt. Diese waren früh beachtet und von den Arbeitern der Nachfrage wegen gesammelt. Von anderen Thieren wufste man nichts — nur ein Stück war vor hundert Jahren schon von Frankfurt in die Stuttgarter Sammlung übergegangen und von Agassiz, als Erzeugnifs einer Ablagerung, welche längst vor der „Eidechsenzeit“ gebildet war, zwar für einen Wirbelthierkopf erkannt, aber der von ihm auf¬ gestellten „Theorie“ zuliebe als Fisch : Pygopterus lucius beschrieben. Das ungeheuer häufige Vorkommen von Auswürfen („Koprolithen“) in den Lebacher Eisensteinknollen, welche ihrer Gröfse nach von den Amblyp- teren- und Acanthoden-Fischen nicht herrühren konnten, brachte Herrn Berghauptmann V. Dechen auf den Gedanken, ob sich wohl nicht noch andere, gröfsere Thiere würden auffinden lassen. Er belehrte die Arbeiter und versprach ihnen Lohn — und siehe, kurz darauf waren die ersten Stücke grofser eidechsenartiger Thiere entdeckt, welche Goldfufs mit Recht als Archegosaurus Decheni benannte. Seitdem (1845) sind Hunderte von diesen Thieren, zum Theil zwei Ellen grofse Stücke, gefunden, von wel¬ chen Hermann V. Meyer bei der Bearbeitung seiner ausgezeichneten Mono¬ graphie nicht weniger als 279 zeitweilig vereinigt hatte und von welchen das Senckenbergische Museum wiederum durch die Fürsorge und Auf¬ opferung Dr. Rüppel s 27, zum Theil aufserordentlich schöne, besitzt. Das Gebiet der fossilen Fische ist seit Agassiz’s bahnbrechenden, aber begreiflicher Weise keineswegs abschliefsenden, Arbeiten wohl allzu¬ wenig von selbstständigen Forschern betreten worden. Gleichwohl sind auch in Betreff dieser Thierklasse wo nicht die Anschauungen, so doch die thatsächlichen Grundlagen der Anschauungen, in neuerer Zeit bedeu¬ tend verändert worden. Wie für alle Klassen der niederen Thiere, so war auch für die Klasse der Fische die genauere Erforschung der Alpinischen oder St. Cassian-Trias von grofser Bedeutung. Indem man in den Schichten der östlichen und südlichen Alpen, welche den Ablagerungen des Deutschen Steinsalzgebirges gleichalterig sind, Thierformen vereinigt fand, welche, 3 18 zufällig sogar in gleicher Anzahl der Genera, theils bisher ausschliefslich dem Uebergangsgebirge, theils ausschliefslich der Trias, theils endlich aus¬ schliefslich den jurassischen Schichtenreihen zugeschrieben waren, mufste man erkennen, dafs unsere bisherige scharfe Zerstückelung der Schichten¬ reihe des Erdbodens und der Geschichte der Erde nur auf allzu örtlich beschränkter Beobachtung beruhe. Wie die Abschnitte, welche man in der menschlichen Geschichte eines Staates bedeutungsvoll geschieden findet, völlig verschwinden, sobald man den Ueberblick erweitert, so werden, man sieht dies bereits klar voraus, alle Abgränzungen der „Formationen“ und „Erdperioden“ sich nur als Ausdrücke örtlich beschränkter Verhältnisse erweisen. Was nun die Fische anbetrifft, so finden sich in der St. Cassian- Trias die ausgezeichnetsten heterocerken Formen mit vollkommen homo- cerken vereinigt, wie die vorgelegten Stücke von Perledo beweisen. Einer der ausgezeichnetsten Homocerken von letzterem Fundorte ist erst durch ein einziges deutliches Stück bekannt, welches, durch Herrn Dr. Rüppel’s Vertrauen in des Vortragenden Händen und hier vorgelegt, ebenfalls dem Senckenbergischen Museum verbleiben wird, und von welchem selbst das Mailänder Museum nur einen Gypsabgufs besitzt, nach welchem von Bellotti eine, den Rücken des Thicres zum Bauche, die Nackenflosse zur Brust¬ flosse erklärende Beschreibung geliefert worden ist*), Heplanema para- doxci Rüpp., ein rundschuppiger Ganoidfisch. Carl Vogt hatte aus Beob¬ achtungen über die Entwicklung von Coregonus , eines Salmoniden der Schweizer See’n, entnommen, dafs bei den Fischen im Fötuszustande ein heterocerker Zustand dem homocerken vorausgehe. Demgemäfs sah nun Agassiz in den Homocerken überhaupt eine höhere Entwickelungsstufe, als in den Heterocerken, und er bezog diese Auffassung nicht etwa allein auf die Gauoiden, sondern auch auf die Teleostei, die ächten Gräthenfische. Da diese letzteren überhaupt erst gegen das Ende der Ablagerungszeit der Schichtenreihe der Kreide aufgetreten sein sollten — weil man in älteren Schichten bisher keine Spuren von ihnen gefunden, — so fand Agassiz die Reihenfolge des Auftretens 1) heterocerker Ganoiden, 2) homocerker Ganoiden, 3) ächter Gräthenfische (welche nur im Fötuszustande Spuren von Heterocität zeigen sollten) jenem embryonalen Entwickelungsgange entsprechend. Freilich hat neuerdings der Engländer Hlixley dargelegt**), dafs alle Salmoniden im ausgebildeten Zustande deutlich heterocerk seien, und dafs bei Coregonus selbst der heterocerke Zustand keineswegs der früheste, sondern im Gegentheil ein verhältnifsmäfsig später eintretender, der Schwanz hier vielmehr gerade anfänglich entschieden homocerk ist. Ja, Hlixley ist geneigt, der Vogt-Agassiz’schen Annahme entgegengesetzt, anzunehmen, dafs der homocerke Zustand allgemein in der Entwicklung *) cf. Stoppani, Studii geologici e paleontologici sulla Lombardia. Milano 1858. pag. 435. **) On the hypothesis of the progressive development of animal life in time — in den Annals and Magazine of natural history. Juli 1855. Nr. 91, pag. 71. der Fische dem heterocerken voran gehe! — Wäre diese Annahme begründet, so würde man, um allfällig bei der bisherigen Anschauung stehen zu bleiben, annehmen müssen, dafs homocerke Fische den hetero¬ cerken in der Reihe der Formationen vorangegangen wären — womit freilich der bisherige Befund nun gar nicht stimmen könnte. Immerhin mögen solche Bedenken warnen, den allzu bereitwillig aufgenommenen geologischen uud paläontologischen Lehren zu grofsen Werth beizumessen. Der Vortragende ist nun aber aufserdem durch den glücklichen Zufall be¬ günstigt worden, das Vorkommen eines vollkommen homocerken ächten Gräthenfisches aus den Schichten einer Formation nachzuweisen, welche weit dem bisher nachgewiesenen frühesten Auftreten von Homocerken selbst unter den Ganoiden vorangeht. Das hier vorgelegte Stück Dach¬ schiefer aus den bekannten Brüchen von Caub am Rheine zeigt die sehr wohlerhaltene vollständige homocerke Schwanzflosse und eine Anzahl voll¬ kommen verknöcherter Wirbel, kurz das ganze hintere Ende der Wirbel¬ säule eines Fisches mit ansitzenden Schwanzflossen-Strahlen. Dieser, bisher einzig in seiner Art dastehende Ueberrest möge einstweilen den Namen Teleosleus primaevus V, führen — bis ein anderer, noch weiter zurück¬ greifender Fund ihm das Vorrecht des höchsten Alters nimmt ! Jeder Tag kann uns neue, unvermuthete Entdeckungen bringen; das der Form nach noch vor wenigen Jahren so vollendet erscheinende Lehrgebäude, welches uns Plan und Gang der Entwicklung des pflanz¬ lichen und thierischen Lebens so verständlich darzustellen schien, ist schon jetzt vollkommen durchlöchert und theilweise verkehrt, so dafs es nicht mehr gehalten werden kann. Dieses Lehrgebäude entsprach einem anderen ihm zur Seite stehenden, und beide waren mit einander und für einander errichtet worden. Man schlofs aus dem Mangel höherer Pflanzen und Thierformen in den älteren Formationen auf einen Zustand der Erde, welcher mit dem Leben dieser Formen unverträglich gewesen sei. Man schlofs aus der in den älteren Formationen immer gröfseren Häufigkeit halb- oder vollständig krystallinischer Gesteine, welche man nicht als „nep- tunische“ Absätze aus den Gewässern ansehen konnte und in Betreff deren man nun nicht Bedenken trug, sie dem „Feuer“ des Pluto zuzuschreiben, dafs in früheren Zeiten vulkanische Erscheinungen und Vorgänge weit allgemeiner und grofsartiger gewesen seien, als gegenwärtig. So kam man bald zu der Annahme eines geschmolzenen Urzustandes der Erde und setzte die allmählige Entwicklung des pflanzlichen und thierischen Lebens dann in Beziehung zu der allmähligen Abkühlung und der Ausbildung klima¬ tischer Verschiedenheiten. Auf diese Weise lehnten sich beide Lehrgebäude, das der Vervollkommnung der Organismen und das Plutonistische, gegen¬ seitig an einander. Kein Wunder, wenn beide auch mit einander wankten. Man hatte den sogenannten platonischen Gesteinen , vorab dem Granite und seinen Verwandten, eine feurige Entstehung zugeschrieben, weil man dieselbe nicht als Absätze aus Gewässern betrachten konnte. Genauere Untersuchung dieser Gesteine lehrte nun aber, dafs man sie min¬ destens ebensowenig als erstarrte Schmelzmassen betrachten durfte. Zu 20 diesem Ergebnisse führte die Berücksichtigung ihrer Bestandteile und der Art der Verbindung, in welcher letztere in ihnen auftreten. Die ver¬ schiedenen Mineralien, welche in diesen Gesteinen vorhanden sind, würden sich aus einem gemeinsamen Schmelzflüsse nach dem durch chemische Erfahrungen bekannten Verhalten der Stoffe zu einander nimmer haben bilden können. Gerade die genannten , verbreitetsten und für die pluto- nistische Lehre wichtigsten Gesteine enthalten freie Kieselsäure („Quarz“) nicht allein neben neutralen Silicaten, sondern selbst neben freien Oxyden und neben Carbonaten. Es bedarf rein den chemischen Erfahrungen wider¬ sprechender und daher in der Naturwissenschaft nicht zulässiger Hypothesen, um diesem Einwurfe aus dem Wege zu gehen. Auch ist in den wirklich unter Mitwirkung von höheren Hitzgraden in den Vulkanen gebildeten Gesteinsmassen freie Kieselsäure noch nie beobachtet worden. Vollends widerspricht die Reihenfolge, in welcher die Bestandteile jener „pluto- nischen“ Gesteine ihre eigenwüchsigen äufseren Gestalten oder inneren Gefüge angenommen haben sehr häufig und mehrfach derjenigen Reihen¬ folge, in welcher sich diese Stoffe ihren Schmelz- und Erstarrungspunkten zufolge aus dem Schmelzzustande hätten in den Krystallisationszustand be¬ geben müssen. Sehr häufig ist der Quarz in den Graniten u. s. w. später entstanden, als der Feldspath, welcher letztere seine Formen mit möglichster Freiheit ausgebildet hat, während ersterer sich, Drusenräume ausgenommen, nur in die Zwischenräume fügt. Der oft noch weit leichter schmelzbare Glimmer ist sogar in der Regel früher gebildet selbst als der Feldspath. Aufserdem sind die Quarzmassen, wie die Feldspathe, häufig mit verschie¬ denen mehr oder minder leichtflüssigen Mineralien erfüllt, welche mit voll¬ kommen ausgebildeten Krystallformen, und oft in äufserster Zartheit, als dünne Blättchen oder Haare, in denselben eingeschlossen sind. Am Schön¬ sten zeigen sich solche Erscheinungen bekanntlich bei den klaren Quarzen oder Bergkrystallen. Bei aufmerksamer Beobachtung findet man häufig solche Mineralien von mehreren verschiedenen Massen oder Krystallen umschlossen; ein und dasselbe Blättchen, eine und dieselbe Nadel, steckt halb im Bergkrystall, halb in einem benachbarten Feldspathe. Durch Be¬ achtung dieser Verhältnisse kommt man zu sehr bemerkenswerthen und, was besonders wichtig ist, zu ganz bestimmten, auf den verschiedensten Punkten der Erde genau sich wiederholenden Reihenfolgen der Bildung der Mineralien, wie dieses der Vortragende zuerst in seinen Studien zur Ent¬ wickelungsgeschichte der Mineralien (Zürich, 1853) dargelegt hat. Es sei nebenbei bemerkt, dafs man, um diese Reihenfolgen mit Sicherheit und Schärfe aufzufassen, die Mineralien nicht blos ihren Stoffen nach, sondern auch ihrer speeiellen Krystallform nach betrachten mufs. Kalkerdecarbonat, Kieselsäure, Feldspath können in sehr verschiedener Reihenfolge auftreten. Aber das einemal ist der Kalkspath tafelförmig, das anderemal rhomboe- drisch , skalenoedrisch u. s. w. — Verhältnisse, auf welche schon Breit¬ haupt grofsentheils seine »Mineralspecies“ gegründet hat. Hinsichtlich des Kalkspathes mufs es, gegenüber den plutonistischen Vorstellungen ganz besonders befremden, dafs derselbe, wie der Vortragende zuerst nachge- 21 wiesen hat, in gewissen Formenspecien stets älter ist, als der Feldspath und der Quarz. Nichts ist häufiger, als Vorkommnisse, welche dieses be¬ weisen, und ist auch aus vielen plutonischen Gesteinen dieser ältere Kalk- spath dem Stoffe nach völlig verschwunden, durch die in den Boden ein¬ dringenden und quellbildenden Gewässer gänzlich ausgelaugt, so lassen sich doch die sichersten Spuren seines früheren Daseins in Abdrücken seiner Krystallfläclien und anderen Merkmalen in bündigster Weise aufzeigen. Sehr häufig ist aber der Kalkspath auch selber noch vorhanden. Man hat ihn meistens übersehen ; auch haben die Mineralienhändler ihn, weil er meistens, halb zerfressen, das schöne Ansehen der Stufen stört, nicht gern und befreien die letzteren von ihm, indem sie solche in verdünnten Säuren ausätzen. Der Vortragende legt nun eine reiche Menge von besonders schönen und deutlichen Stufen vor, an welchen sich diese Verhältnisse in so grofsem Mafsstab zeigen, dafs sie selbst dem ungeübten Beobachter so¬ gleich erkennbar sind : grofse Kalkspathtafeln mit Feldspathkrystallen überdrust, dann Feldspathgruppen und körnige Massen von Feldspath mit Hohlräumen und Flächen, welche in der vollkommensten Weise die Kalk- spathformen und ihre zart schraffirten Oberflächen abformen. Ferner solche Kalkspathe mit Bergkrystallen besetzt und Bergkrystallgruppen, sowie Massen von Quarz mit denselben Hohlräumen und Flächenabdrücken. Endlich Bergkrystall und Feldspath in ihrem gemeinsamen Verhalten zu einander und zu den Kalkspathen. Die vollkommene Klarheit, mit welcher zum Theil papierdünne Täfelchen von Kalkspath im Feldspathe und im Bergkrystalle eingeschlossen und erhalten geblieben sind, schliefst jeden Gedanken an eine Entstehung der letzteren Mineralien aus dem Schmelz¬ flüsse unwidersprechlich aus. Der Vortragende legt nun in Kürze die von ihm aus der obigen und aus ähnlichen Beobachtungen geschöpfte Entste¬ hungsgeschichte der vermeintlich plutonischen Gesteine, insbesondere der Granite, Syenite u. s. w. dar und zeigt, wie dieselben aus sedimentären, hauptsächlich kalkigen Gebirgsmassen durch eine Reihenfolge von Ansiede¬ lungen der einzelnen schwerer löslichen Mineralsubstanzen in denselben entstanden seien. So wird der jurassische und selbst der tertiäre Kalk der Alpen, durch die, von oben, aus überlagernden lind der Verwitterung unterliegenden Schichten, in ihn hineinfiltrirten Stoffe, allmählig erfüllt mit einer Menge verschiedener Mineralien. Alle diese umschliefsen sich gegen¬ seitig nach ihrem Altersverhältnisse. Der Feldspath und der Quarz kom¬ men im Allgemeinen zuletzt, d. h. sie verdrängen die letzten Kalkmassen, welche vorhanden waren und die Umwandlung des Gesteins ist mit ihnen gewissermafsen zu einem Abschlüsse gelangt. Da nun die zuerst im Kalke angesiedelten Mineralien bei ihrer Bildung im Kalke lagen und Feldspath und Quarz später an dessen Stelle traten, so liegen jene nun in diesen und werden von ihnen umschlossen und getragen, trotzdem, dafs Feldspath und Quarz späterer Entstehung sind. Der Vortragende erläutert diesen Fall noch besonders durch Vorzeigung von sphenhaltigen Gesteinen. An einer Stufe, welche dem äufseren Ansehen nach noch körniger, zum 22 Theil grofsspäthiger Kalk ist, liegen Sphenkrystalle theils im Kalke, theils an Krystallen desselben ; in letzterem Falle reiten sie deutlich auf den Kanten des Kalkspathes und haben, als spätere Ansiedler, tiefe Abdrücke derselben an sich, wie man beim Absprengen derselben oder bei Auflösung des Kalkes in Säuren erkennt. Der Kalkspath ist aber bereits wimmelnd erfüllt mit kleinen Feldspathkrystallen, welche bei der Auflösung des ersteren als ein Sand Zurückbleiben. Einzelne derselben bemerkt man auch äufserlich. Sie zeigen nicht blofs Eindrücke von Kalkspatliformen, sondern, wo sie mit einem Sphenkrystalle in Berührung gekommen sind, auch von Splien, dessen Ecken und Kanten von ihnen umschlossen erscheinen. Also ist der Feldspath später angesiedelt, als der Splien. Andere Stufen von demselben Gestein zeigen nun den körnigen Feldspath schon so sehr vorherrschend, dafs man den Kalk leicht gänzlich übersieht und erst bei der Benetzung mit Säure durch das Aufbrausen bemerkt. Die Sphenkrystalle finden sich auch hier, unver¬ kennbar dieselben Formen und in derselben , Art des Auftretens wie im und am Kalkspatlie — aber hier sind sie im und am Feldspathe. Jedoch zeigt jede Berührung zwischen Sphen und Feldspath, dafs letzterer, obgleich er jetzt den Sphen umschliefst und trägt, später entstanden ist, als der Sphen. Denkt man sich nun einer solchen Stufe gegenüber in die Zeit vor der Bildung des Feldspatlies zurück, so bleibt zunächst nur der Sphen, dessen Krystalle dann freischwebend gedacht werden müfsten. Hieraus mufs man schliefsen, dafs vor der Bildung des Feldspatlies irgend ein anderer Körper den Sphen enthielt und trug — und dafs dieser andere Körper eben der Kalk war, das verrathen und beweisen, wenn die Vergleichung mit den sphen- und feldspath-führenden Kalken selbst auch bei Seite gelassen wird, an sich allein schon die Sphenkrystalle, welchen auch hier die Abformungen der Kalkspatliformen nicht mangeln. Diese Andeutungen und Belege mögen genügen, um zu zeigen, wie wenig auch auf dem mineralogischen Gebiete der Geologie ein solcher Abschlnfs und eine solche Vollendung und Festigkeit herrscht, als man vielfach annimmt, und um in der Anwendung der verbreitetsten geologi¬ schen Tlieorieen auf andere Gebiete der Naturwissenschaft zu gröfster Vorsicht zu mahnen. 23 III. Heber die Bezeichnungen für Phaneroganien und Kryptogamen. Von Herrn Professor Julius RofsiMßn. Es ist mir immer auffallend gewesen, dafs man für „Plianero- gamen“ und „Kryptogamen“ fast bei allen Schriftstellern, deren Arbeiten mir zu Gebot stehen, vergeblich nach zweckmäfsigen deutschen Namen sucht, um so auffallender, als beide fremde Namen unseren heutigen Kenntnissen nicht mehr entsprechen und füglich als der Geschichte ange¬ hörend betrachtet werden können. Die (nicht ganz richtigen) Ueber- setzungen sichtbar oder offen blühenden und verborgen blühenden sind mindestens ebenfalls antiquirt, seitdem uns Loupen und Mikroskope bei der Beobachtung zu Gebot stehen. Willkomm ist meines Wissens der Einzige, welcher einen besseren Namen einzuführen versucht hat, indem er sich der Bezeichnungen Samenpflanzen, Spermalophyta , und Sporen pflanzen, Sporophyla, bedient. Das was die Phanerogamen am Wesentlichsten von den Kryptogamen scheidet, ist die Bildung von S taub gefäfsen und Samenknospen und die durch beide vermittelte Befruch¬ tung, während der Samen nur ein Endproduct dieser Reihe wesentlicher Erscheinungen ist. Staubgefäfse u. Samenknospen, letztere in einem Frucht¬ knoten eingeschlossen oder nackt, beide Geschlechtsapparate von besonderen Blättern umhüllt oder solcher Hüllen entbehrend, — sie sind es, welche man ursprünglich allein als Blütlie bezeichnete, auch heute noch vor¬ zugsweise so nennt und nach meiner Ansicht ausscliliefslich als solche festhalten sollte. Dafs die umhüllten Geschlechtsapparate der Moose ebenfalls Blüthen genannt werden, scheint mir keine wissenschaftlich rich¬ tige Bezeichnungsweise, — wenn nämlich das Wort Blüthe nicht blos ein durch den Usus gegebenes sein, sondern einen bestimmten Begriff ent¬ halten soll. Da man auf die Anwesenheit oder den Mangel umhüllender Blattorgane bei der Anwendung des Wortes sonst nicht das geringste Ge¬ wicht legt, und da die Art und das nächste Product der Befruchtung bei den Moosen ganz andere sind, als bei den Phanerogamen, so müfste man entweder die Bezeichnung „Blüthe“ auf die Geschlechtsapparate überhaupt ausdehnen, oder müfste sie für die Kryptogamen ganz fallen lassen, welch letzteres meiner Ansicht nach entschieden den Vorzug verdient. Mein Vorschlag geht demnach dahin, den Ausdruck Blüthe auf die Geschlechtsapparate der Phanerogamen wieder einzuschränken und diese Pflanzen dann gradezu als Blüthenpflanzen*), Anthophyta , zu bezeichnen. Für die Krypto- *) Diese Bezeichnung habe ich bereits auf dem Titel der in dem vorliegenden Berichte theilweise enthaltenen Flora Oberhessens angewendet. 24 gamen läfst sich kein entsprechender Name aufstellen, da wir für deren Geschlechtsapparate keinen ähnlichen Collectivnamen besitzen, und es ist wohl keine andere Wahl, als sie nach der Bildung von Sporen mit Willkomm Sporen pflanzen, Sporophyta , zu heifsen. Die Aus¬ drücke Phanerogamen und Kryptogamen könnte man dann all- mählig ganz fallen lassen. Auch ich hin gegen Namenveränderungen, wenn solche nicht wirk¬ lich nothwendig sind; dies ist aber der Fall, wenn hei einem wissenschaft¬ lichen Systeme die angewendeten Ausdrücke den heutigen Kenntnissen nicht entsprechen, das Princip der Eintheilung mangelhaft oder unrichtig be¬ zeichnen. Die Namen Phanerogamen und Kryptogamen, so geläufig und fast lieb sie uns auch durch eine lange und von Jugend auf geübte Ge¬ wohnheit geworden sind, müssen Jedem fatal sein, dem der Name nicht ein leeres, unverstandenes Wort ist. Der Bau und die Thätigkeit der Ge¬ schlechtsapparate ist ja hei beiden Abtheilungen nur dem bewaffneten Auge zugänglich, und diesem sind die „kryptogamischen“ Algen jedenfalls mehr phanerogam , d. h. in ihren geschlechtlichen Erscheinungen mehr zugänglich, als die schwer zu verfolgenden Blüthenpflanzen. Bei der Benennung der Gattungen und Arten hat man (beiläufig erwähnt) ebenfalls, wie mir scheint mit vollem Rechte, in neuerer Zeit mehr Werth gelegt auf richtige Namen. Namen, wie Gypsopliila , welche für manche Arten gewifs ganz unrichtig sind, müssen allmählig verschwinden; den Namen Sagina apetala L. habe ich in dem hier vor¬ liegenden Theile der Flora Oberhessens verworfen und durch Sagina inconspicua ersetzt, weil es dem gesunden Verstände doch zuwider ist, eine Pflanze kronblattlos zu nennen, deren Kronblätter man beschreibt. Dem neuerdings im Anschlufs an eine keineswegs überall festzuhaltende Regel vorgeschlagenen Namen Potentilla sterilis für P. Fragariastrum Ehrh., — weil nämlich Linne die Pflanze Fragaria slerilis nannte, — würde ich schon defswegen entgegen sein, weil er einen Unsinn enthält. Als Fragaria hatte das „ slerilis “ eine freilich laienhafte Bedeutung, indem der Frucht¬ boden nicht fleischig wird, die Pflanze also nach der Ansicht des Volkes keine „Frucht“ entwickelt. Bei Polentilla fällt diese Bedeutung aber ganz weg , indem alle zu der genannten Gattung gehörenden Arten keinen fleischigen Fruchtboden ausbilden, und die erwähnte Pflanze sich keines¬ wegs durch wirkliche Unfruchtbarkeit auszeichnet. 25 IV. Die Fledermäuse (Cliiropteren) Oberliessens lind der angrenzenden Ländcrtlieile. Von Herrn Carl Koch in Dillenburg. (Hierzu die lithographische Tafel III.) §• i. Wenngleich den Chiropteren , den einzigen Thieren aus der Säuge¬ thier- Abtlieilung Primates , welche in unserer Zone wild Vorkommen, in neuerer Zeit von mehreren gefeierten Zoologen gröfsere Aufmerksamkeit zugewendet wurde und gegenwärtig ausgezeichnete Arbeiten über diese interessanten Thiere vorliegen , so dürfte doch deren Mannigfaltigkeit, so¬ wie deren Lebensweise, Nutzen und Schaden einem gröfseren Tlieile der Leser unserer Blätter weniger bekannt und eine Vorführung der verschie¬ denen Gattungen und Arten, sowie eine kurze Beschreibung ihrer Lebens¬ weise von Interesse sein. In den anatomischen und physiologischen Theilen fasse ich mich kurz, indem Besseres, als ich zu geben vermag, von Seiten gelehrterer Fachmänner bekannt gemacht wurde, worauf in §. 7 betreffs der Literatur hingewiesen ist; vielmehr sei es hier meine Aufgabe, eigene Beobachtungen in der Natur möglichst getreu niederzulegen und dadurch die Kenntnifs der interessanten Lebensweise gedachter Thiere nach Kräften zu erweitern. % Allgemeines über Cliiropteren. §• 2. Linne stellt in seinem Syst. Nat. XII. die Fledermäuse zu den Raub- thieren, später aber mit den Affen und dem Menschen zusammen in die erste Abtheilung der Säugethiere , Primates. Illiger in seinem Prodromas Mammalium theilte die Primaten in vier Ordnungen (Unterordnungen), welche Eintheilung bis jetzt die gültigste geblieben. Danach zerfallen die Primaten, welche durch die zwei Brust-Saugwarzen und den opponirbaren Daumen characterisirt sind, in : Bimana (Zweihänder oder der Mensch), Quadrumana (Vierhänder oder Affen), Dermoptera (Pelzflatterer) und Chiroptera (Handflügler oder Fledermäuse). ' Die Chiroptera zerfallen nach ihrer Zahnbildung wieder in zwei Ab¬ theilungen (Sippen) : Entomophaga (Insectivora , Vespertilionida, oder eigentliche Fleder¬ mäuse) und Carpophaga ( Frugivora oder fliegende Hunde). Die fliegenden Hunde gehören den Tropen der alten Welt an (eine Species kommt in Australien vor) und es sind zwischen 30 und 40 Arten bekannt. 4 26 Die Etitomophaga zerfallen in zwei Zünfte : Gymnorrhina (Glattnasen, Vesperliliones oder echte Fledermäuse) und Phyllorrhina (Blattnasen, Phylloslomala oder Blutsauger). Zu den Vesperliliones ( Gymnorrhina ) gehören die meisten der bis jetzt bekannten Chiropteren, im Ganzen über 130 Arten, von welchen fast gleichviel in Europa, Asien und Afrika (je zwischen 20 und 30), wenige in Nordamerika und Australien, die meisten aber (über 40) in Südamerika beobachtet wurden. Die Blutsauger ( Phyllorrhina ), deren es zwischen 60 und 70 Arten gibt, finden sich mehr in den Tropen, als in den nördlichen Klimaten ; Südamerika zählt deren circa 30, in Asien und Afrika wurden je halb so viel beobachtet , und in Europa finden sich nur wenige Repräsentanten aus der Gattung Rhinolophus , wovon eine Art aber bei uns sehr häufig ist. Zu den Blutsaugern gehören die berüchtigten Vampyre, von denen aber in populären Schriften und Reisebeschreibungen mehr Fabel als Wahrheit verbreitet wurde. Im Ganzen kennt man bis jetzt zwischen 230 und 240 Chiropteren, von denen in Südamerika und Asien je über 70 Arten, in Afrika zwischen 40 und 50, in Nordamerika circa 11, in Australien circa 5 und in Europa circa 28 Arten beobachtet wurden; jedoch dürften die meisten dieser Zahlen bei gründlichen Beobachtungen in verschiedenen Ländertheilen be¬ deutend erhöht werden ; namentlich sollte man denken, dafs Nordamerika unserem Europa darin nicht nachstehen dürfte. ' §. 3. Der Knochenbau der Chiropteren ist leicht, dabei aber kräftig; die vorderen Extremitäten sind weit ausgedehnter, als die hinteren, indem sie mehr zum Fluge, als zum Laufe ausgebildet sind. Die Röhren¬ knochen enthalten Marksubstanz , und es sind keine Lufteinpressungs- Apparate vorhanden, wie bei vielen Vögeln der Fall ist. Der Schädel ist dünn, stark gewölbt und mit grofsem Hinterhaupts¬ loch; die dünnen Jochbogen vollständig, Augenhöhle und Schläfengrube nicht getrennt und die Kinnladen verhältnifsmäfsig stark. Die Halswirbel sind breit und kurz; 8 — 12 rippentragende Brust¬ wirbel; die Lendenwirbel sind höher und schmäler, die Kreuzwirbel mit hohem Dornkamme versehen, die Schwanzwirbel sehr lang und dünn. Die Rippen sind lang und stark gebogen, 10 — 12 an Zahl ; die Hüftknochen schmal und gestreckt, die Sitzbeine sehr schwach. Die langen Schlüssel¬ beine sind gekrümmt und die grofsen länglichen Schulterblätter mit stark vorspringendem Acromion und Coracoideum. Der Oberarm ist ziemlich lang, der Vorderarm aber noch einmal so lang, gebogen, Olecranon verkümmert, mit der Speiche verwachsen; Hand¬ wurzel sehr kurz, Daumen opponirbar, Zeigefinger verkümmert, die übrigen Finger vollständig und sehr lang, an der Spitze knorpelig verlängert. Der Daumen trägt eine Kralle, die übrigen Finger nicht. 27 Die Oberschenkelknochen und Schienbeinknochen sind normal und viel kürzer, als die entsprechenden Theile der Vorderextremitäten ; bei den Phyllorrhinen fehlt das Wadenbein; Fufswurzel mit einem Spornbein; Zehen normal fünf, stark bekrallt. Die Zahn reihe der Chiropteren ist sehr vollständig entwickelt ; alle Zahnarten sind vertreten ; jedoch ist das Zahnsystem bei den ver¬ schiedenen Arten sehr mannigfaltig , wodurch die Gattungen scharf chara- kterisirt sind. Bei unseren Arten findet man meist 32 bis 38 Zähne, welche durch die allgemeine Formel : y- z. ts o X. W o a> Ö N es CD dargestellt werden können. Die Muskeln und Sehnen sind bei den Chiropteren sehr eigenthüm- lich und von anderen Säugethieren abweichend gebaut ; auch finden sich Muskeln , welche diesen Thieren besonders eigen sind, wie der von Kolenati entdeckte M. occipito-pollicalis, welcher vom Hinterhaupt nach dem Daumen geht und die Vorderflughaut spannt. Die Brustmuskeln sind sehr bedeutend entwickelt, ebenso die Muskeln am Oberarm und Vorderarm; auch über den Kopf laufen stark entwickelte Muskeln; dadurch kann auch der Hirnschädel sehr dünn sein, ohne dafs das Thier am Kopfe leicht ver¬ letzt wird. Die Eingeweide sind vollständig vorhanden und normal entwickelt, der Darm ist ziemlich lang und gleich weit, bei den meisten ohne Blind¬ sack, die Leber stets mit einer Gallenblase. Die Sinne, namentlich Gefühl und Gehör, sind sehr scharf entwickelt’ worüber schon viel die Rede war, namentlich sind die Versuche von Spallanzani mit geblendeten Fledermäusen in weiteren Kreisen bekannt. Die verschiedenartigen Häute und Hautaufsätze an Ohren und Nase deuten schon äufserlich auf eigenthümliche Entwicklung gewisser Sinnesorgane hin, und lassen sich in dieser Richtung noch vielfache Versuche und Be¬ trachtungen anstellen. §. 4. In dem Hautsysteme mit seiner Bekleidung bieten die Chiro¬ pteren gegen alle anderen Thiere vieles Abweichende und Interessante dar ; diese Eigentümlichkeiten gehen sogar bis in das einzelne Haar, welches eine ganz andere Construction hat, als alle anderen Thierhaare, so dafs man nicht nur das Fledermaushaar von anderen Haaren unterscheiden, sondern auch in einzelnen Fällen die Art, wovon ein solches herrührt, danach bestimmen kann. Die Flughaut, eine Fortsetzung des Coriutn und der Epidermis des Körpers , besteht aus zwei Lamellen , von denen die obere mit der Rückenhaut, die untere mit der Bauchhaut zusammenhängt; zwischen bei¬ den liegt eine besondere, aus feinen Muskelfasern gebildete Haut, welche sich an die Knochentheile anlegt und feine Ernährungsgefäfse enhält. Die Flughaut oder das Patagium wird eingetheilt (siehe Taf. III, Fig. 1) in : d. das Propalagium , die Vorarmflughaut, e. das Plagiopatagium, die Flanken- oder Ellenbogen-Flughaut, f. das Dactylopatagium , die Fingerflughaut ( welche aus vier Theilen zwischen den fünf Fingern besteht), g. das Uropcilagium , die Schwanzflughaut, Schenkelflughaut oder Periscelis. Bei einigen Gattungen kommt noch ein weiterer, zur Flughaut ge¬ hörender , Hautlappen zur Sprache , nämlich das Epiblema oder der Haut¬ lappen des Spornbeins, Taf. III, Fig. 2 bei i (h in Fig. 1 und 2 stellt das Spornbein dar). Dieses Epiblema ist darum von Wichtigkeit, weil es durch sein Vorhandensein oder Fehlen Hauptgattungen unterscheidet. Das Patagium ist theilweise mehr od^r weniger mit feinen Härchen bedeckt, die aber immer bis auf wenige Ausnahmen vereinzelt stehen; da¬ gegen ist der Körper ziemlich dicht und gleichförmig behaart; die Haare haben alle gleiche Dicke und Länge, Wollhaar ist nicht vorhanden. Das einzelne Haar ist interessant gebaut; Taf. III, Fig. 3, a, b, c, d und e stellen solche Haare und Haartheile stark vergröfsert dar. An der Wurzel ist das Haar schmal und rissig, darauf entwickeln sich spirale Umgänge, diese werden nach oben dichter, enger und undeutlicher, womit sich das Haar auf die zwei- bis dreifache ursprüngliche Dimension ver¬ dickt und dann wieder bis zur Spitze verschmälert. Kolenati sucht den Zweck dieses sonderbaren Haarbaues dadurch dar- zuthun, dafs der spiralige Theil sich stauen läfst , die dickeren Haartheile sich aneinander schliefsen und so Schutz gegen Kälte bieten , oder die Fneumacität ersetzen; allerdings hat diese Erklärung Vieles für sich und gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man bedenkt, dafs allen fliegenden Thieren derartige Apparate nothwendig sind. Das untere Drittel (zwischen Wurzel und dem dicksten Theile) nennt Kolenati das characteristische Haardrittel, weil dieser Theil bei den verschiedenen Gattungen und Arten verschieden ist. Diese Verschie¬ denheit besteht, in Zahl, Höhe und Gestalt der schraubenförmigen Um¬ gänge , oder (wie mir geeigneter scheint) der verschiedenartigen Ein¬ stülpungen. §. 5. Schon in §. 2 bei der Eintheilung ist durch die Benennungen auf die Nahrung der verschiedenen Fledermaus-Gruppen hingedeutet. Eine besondere Abtheilung, die Carpophaga (Frugivoren), welche zum gröfseren Theil im tropischen Asien, namentlich auf den Südseeinseln, wenige auch in Afrika Vorkommen , nährt sich von Baumfrüchten ; dies 29 sind meistens grofse Arten, die unter dem Namen „Flederhunde“ oder „fliegende Hunde“ bekannt sind und gegessen werden. Alle übrigen Chiropteren fressen Insecten, die gröfseren Arten (sowohl unter den Tro¬ pen, als auch bei uns) fressen auch gröfsere Thiere , sogar andere Fleder¬ mäuse , und ebenso (aber seltener) Fleisch ; an den Speck, wie dies so vielfach behauptet wird, gehen keine, sondern thuen dies die Mäuse (Mus musculus, Mus sylvalicus , Sorex und andere) , und weil in den dunkeln Kammern, wo der Speck aufbewahrt wird, sich häufig Fledermäuse auf¬ halten, gelten diese als die Thäter. Der Name Speckmaus ist ein sehr alter, in einem grofsen Theil von Deutschland verbreiteter, und könnte seinen Ursprung daher haben, dafs unsere deutschen Fledermäuse vor dem Hiberniren (Ueber wintern) dicke Fettlagen und Wülste (Speck) anlegen, die bei einigen so bedeutend sind, dafs sie die Fleischmasse bei weitem überwiegen. Die Phyllorrhinen saugen auch Blut, neben ihrer Hauptnahrung, die auch hier immer in Insecten besteht. Sie saugen dieses Blut aus einer kleinen Bifswunde, die sie lebenden Thieren beibringen. Die Hauptblut¬ sauger, Vampyre, sind grofse Thiere, welche in dem südlichen Amerika, im tropischen Asien und in Afrika Vorkommen ; unsere europäischen Phyllorrhinen saugen blofs kleinere Thiere an und dieses selten und nur wenn .es ihnen an sonstiger Nahrung fehlt. Den Tag über halten sich die Chiropteren an dunkelen, trockenen, vor Regen und Wind geschützten Schlupfwinkeln auf; nur wenige sieht man zu gewissen Tageszeiten umherfliegen, die meisten nur dann, wenn sie auf¬ gescheucht, oder an ihrem Zufluchtsorte sonst wie beunruhigt werden. An den gleichen oder ähnlichen Orten, wo sich die Chiropteren bei Tage aufhalten, hiberniren sie auch ; das heifst sie verfallen in einen lethargischen Zustand, in welchem sie ruhig schlafen, ohne Nahrung einzunehmen. Dies ist nicht allein bei allen Fledermäusen kälterer Zonen während des Winters der Fall, sondern auch die der Tropengegenden befinden sich theilweise während der Regenzeit in einem ähnlichen Zustande. Die Aufenthaltsorte während des Hibernirens sowohl, wie die für kürzere Rast gewählten , sind .sehr verschieden , namentlich verschieden nach den Gattungen und Arten , welche die betreffenden Orte bewohnen, und stehen mit der Natur der Thiere in gewissem Einklang; immer be- thätigen sie aber bei der Wahl ihres Schlupfwinkels eine Spur gewisser höherer Fähigkeit, indem sie weder instinktmäfsig stets denselben Platz wählen, noch ihre Wahl einem blinden Zufall anheimgeben : sie suchen sich die Plätze so aus, dafs sie weder von störenden Witterungsverhältnissen, noch von ihren mehrfachen Feinden belästigt werden können, und zwar zu einer Zeit mitunter , wo eine directe Wahrnehmung des einen wie des andern nicht möglich ist, wie ich dies mehrfach selbst beobachtet habe. Alte Gebäude, Keller, Bergwerke, Baumlöcher, Felsspalten etc. sind ihre gewöhnlichen Aufenthaltsorte; mitunter sind sie daselbst so versteckt, dafs ihre Auffindung schwierig, zuweilen fast unmöglich ist. 30 Wie, je nach der Natur der betreffenden Gattungen, die Localität, wo sie sich niederlassen , eine verschiedene ist , so ist auch ihre Stellung, welche sie bei der Ruhe einnehmen, eine verschiedene. Einige und zwar die meisten hängen mit dem Kopfe nach unten frei an den Hinterfüfsen, andere sitzen gekauert mit aufliegenden Vorderextremitäten u. s. w., einige schlagen die Flughäute um den ganzen Körper, andere legen die Flughäute einfach zusammen, wieder andere ziehen die Ohren unter die Flügel dicht an die Seite u. s. w., worauf wir bei den betreffenden einheimischen Arten weiter zurückkommen werden. Ebenso wie die Ruhe eine verschiedenartige ist, ist auch ihr Flug und ihre Nahrung, wie das Gebiet, auf dem sie sich des Nachts umhertreiben, verschiedenartig. Einige fliegen blofs in Wäldern und um Baumgruppen, andere in Hohlwegen, wieder andere zwischen Gebäuden, und die meisten über stehendem oder fliefsendem Wasser. Unsere Fledermaus-Arten sind unschuldige Thierchen, die sich an den verschiedenartigen Orten herumtreiben, durch Vertilgung vieler schädlicher imd lästiger Insekten vielfachen Nutzen bringen und im Grunde nirgends einen Schaden anrichten; denn gar Manches, was man von ihnen erzählt, beruht auf Vorurtheil und Aberglauben : sie setzen sich weder Jemanden in die Haare , noch fressen sie sich in den Speck , noch verbreiten sie schädliche Ausdünstungen u. s. w. In heifsen Klimaten giebt es allerdings unter den Chiropteren einige recht unangenehme Gäste, zum Theil von ansehnlicher Körpergröfse. Ab¬ gesehen davon, dafs die Frugivoren (fliegende Hunde) keinen Nutzen durch Vertilgung von Insekten gewähren, dagegen an den Baumfrüchten mitunter erheblichen Schaden anrichten , so sind andere den Hausthieren , ja nach Terbet, Tschudi und Anderen sogar den Menschen durch Ansaugen sehr lästig, wenn auch nicht lebensgefährlich. Die Frugivoren halten sich immer in den schattigen Wipfeln hoher Bäume, namentlich der früchtetragenden, auf. Die Vampyre ( Phyllostoma Spectrum und Ph. hastalum) halten sich in den Pflanzungen Brasiliens und Guyana’s auf und sind die unangenehmsten und schlimmsten Blutsauger ; die Schneidflatterer ( Desmodus rufus und D. Orbignyi ) Südamerikas suchen die Nähe von Gebäuden und Stallungen und saugen Pferde und Rinder an. Die Leyernase ( Megaderma Lyra ) ist in Indien zu Hause, flattert an Süm¬ pfen umher und frifst lediglich andere, kleinere Fledermäuse, Frösche etc. Die gebänderte Blattnase ( Phyllorrhina vitlala) von Mozambique schwärmt um die Cocospalme und saugt den Palmwein auf; andere Gattungen findet man vorzüglich am Seestrand u. s. w. Besonders reich an Fledermäusen, sowohl in Betracht der Arten und Gattungen , wie der Zahl der Individuen, sind die Südseeinseln ; von dort¬ her kommen prachtvoll gefärbte, gestreifte und hochfarbige kleinere Arten, welche ich mehrfach in Schmetterlingssammlungen getroffen habe. Aber auch in Deutschland ist die Fauna der Fledermäuse gegen andere höher organisirte Thiere eine reichhaltige zn nennen; ebenso ist in einigen Gegenden die Zahl der Individuen gewisser Arten eine beträcht- 31 liehe; man braucht nur auf die Böden alter Kirchen zu gehen, dann kann man schon aus den grofsen Haufen ihrer Excremente auf das Vorhanden¬ sein vieler Thiere dieser Art schliefsen, während andere Arten nur selten und vereinzelt Vorkommen. §• 6. Knochenreste von Chiropteren sind aus dem Travertin und den Knochenhöhlen Englands , Piemonts , Belgiens und Deutschlands bekannt ebenso aus den Tertiär-Mergeln von Oeningen und Weisenau. Quenstcdt sagt darüber : „Es sind nächtliche Thiere, die am Tage und besonders im Winter finstere Schlupfwinkel suchen. Man findet daher ihre Knochen in Höhlen und Spalten der Erde gar häufig, aber meist nicht fossil, obgleich viele derselben als fossil ausgegeben werden. Die aus den Bärenhöhlen möchten wohl alle nicht fossil sein, selbst die Reste aus den tertiären Schiefem von Oeningen und Weisenau stehen den bei uns lebenden For¬ men so nahe , dafs ein Theil derselben leicht noch angezweifelt werden könnte, wenn man berücksichtigt, wie leicht bei so kleinen Knochen Täu¬ schungen möglich sind. Jedenfalls knüpft sich an keinen Fund ein be¬ sonderes petrefactologisches Interesse.“ Auch Kolenati ist der Ansicht, dafs die gedachten Vorkommen, wenn auch durch Travertin verbunden oder von Bergmilch durchdrungen , nicht als Fossilien zu betrachten sein dürften. Derselbe führt eine Reihe in¬ teressanter Vorkommen von calcinirten Fledermausknochen verschiedener Fundorte auf, diese gehören aber alle jetzt noch lebenden Arten an, darunter Phyllosloma Spectrum (Vampyr) aus den Knochenhöhlen Brasiliens. Wichtiger ist Cliviei* s Vespertilio parisiensis vom Montmartre bei Paris , welcher in den Gypsbrüchen vorkam. Aufserdem fand man im Bernstein Fledermaushaare, was beweist, dafs in der Tertiärzeit die Chi¬ ropteren schon vorhanden waren. Aeltere Vorkommen sind nicht bekannt. §• 7. Früher glaubte man die Fledermäuse zu den Vögeln stellen zu müssen, erst Wotten stellt sie zu den Säugethieren ; Beobachtungen aus jener Zeit haben aber jetzt allenfalls nur kulturgeschichtlichen , aber keinen natur¬ wissenschaftlichen Werth. Linne kannte nur sechs Arten : vier Exoten und zwei einheimische {Vespertilio murinus und Plecotus auritus ). Die Trennung der Primaten in vier Ordnungen stammt von Illiger her, Geoffroy führte diese Eintheilung weiter aus und Cuvier acceptirte dieses System. Wagner beschrieb 23 Arten, 15 Gymnorrhinen und 8 Phyllorrhinen. Diese Zahlen wurden vermehrt durch neue Arten von Peters, Prinz von Wied, Horsfield, Kühl und Anderen; so wurden successive neue Arten aus Deutschland und den Tropenländern beschrieben , und noch jetzt ver¬ mehrt sich mit jedem Jahre die Zahl der bekannt gewordenen Arten. Blasius (Wiegmann’s Archiv 1839 und später in den Sitzungsberichten der Münchener Acad. 1843 und 1853) trennt die Gymnorrhinen in die Gattungen Plecotus , Synotus , Vesperugo und Vespertilio . Blasius und 32 Graf Keyserling (Wiegmann’s Archiv 1839) beschrieben neue Arten zu der Wirbelthier-Fauna Europas und stellten die Gattungen Miniopterus und Vesperus auf. Kolenati (in der Dresdener Isis, 1856) giebt die Synopsis europäischer Chiropteren und trennt das Genus Vesperus in Cateorus und Meteorus, das Genus Vesperugo in Hijpsugo , Nannugo und Panugo, und das Genus Vesper- tilio in Brachyolus , lsolus und Myotus. In derselben naturhistorischen Zei¬ tung von 1857 veröffentlicht Kolenati sehr interessante Beiträge zur Kenntnifs der europäischen Chiropteren; in den Sitzungsberichten der Academie der Wissenschaften von 1858 beschreibt derselbe drei neue Gymnorrhinen aus Südeuropa und stellt eine ausführliche Bestimmungs- tabelle der fünf Arten aus dem Subgenus Nannugo auf. Blasius (Säugethiere Deutschlands, 1857) giebt eine vollständige Be¬ schreibung aller bei uns vorkommenden Arten, und sind darin sichere Anhaltspunkte zur Bestimmung derselben enthalten. Mit den in unserem Gebiete vorkommenden Fledermäusen hat sich Herr Professor Kirschbaum in Wiesbaden besonders beschäftigt und die Resultate seiner Beobachtungen in den Sectionssitzungen des natur¬ historischen Vereins für das Herzogthum Nassau vorgetragen. Eine ausführliche Zusammenstellung der Arbeiten über Chiropteren findet sich in der allgem. deutschen naturhist. Zeitung, II. Band (1856), S. 126 — 130; daraus sind aufser den oben schon genannten noch die Mit¬ theilungen von Buonaparte, Daubenton, Geoffroy, Pallas, Rüppell, Schinz, Schreber, Spix, Temminck, Tschudi und Wagner besonders hervorzuheben. Bestimmung der einheimischen Arten. §. 8. Die sichersten Anhaltspunkte zur Bestimmung liegen hier, wie auch bei anderen Säugethieren, in den Schädelknochen und in der Zahn¬ bildung; da man aber in den meisten Fällen eine Blofslegung des Schädels nicht beabsichtigt, und diese Untersuchung, wie die der Zähne, schon mehr Uebung erfordert, so dürfte eine Bestimmung nach anderen Merkmalen, wie Ohren, Hinterfüfse u. s. w., welche ganz sicher zum Ziele führen — wenigstens bei den bis jetzt bekannten Arten, — vor¬ zuziehen sein. Bei zweifelhaften Arten und sehr nahe verwandten Typen leitet bisweilen eine mikroscopische Untersuchung der Haare und anderer Organe zum Ziel. Die Phyllorrhinen unterscheiden sich von den Gymnorrhinen durch die häutigen Nasenaufsätze bei ersteren, wo auch bei dem Weibchen die Haftzitzen über der Vulva Vorkommen, welche bei den Gymnorrhinen durchgehends fehlen ; erstere haben einen Ohrdeckel, letztere nicht. Die Gymnorrhinen oder Glattnasen, welche am zahlreichsten bei uns vertreten sind, werden unterschieden : 1) Nach dem Fehlen oder Vorhandensein des Epiblema (ein seitlicher Lappen am Spornbein). 33 Taf. III, Fig. 2 stellt den Hinterfufs von Vesperus serotinus dar, mit dem Epiblema bei i; Fig. 4 den Hinterfufs von Vespertilio flatteren, ohne Epiblema. 2) Nach dem Ohr, dessen Form und Länge im Yerhältnifs zur Kopflänge. Taf. III, Fig. 1 Vespertilio mystacinus ; Fig. 5 das Ohr von Plecotus auritus : a. ist der Innenrand, b. der Aufsenrand, an welchem bei mehreren Arten, mehr oder weniger der Mitte genähert, die characteristisclie Einbucht vorkommt ; k. der Kiel; m. die Querfalten, welcher hier über 20 sind , bei den anderen aber immer weniger, meist nur 4 — 5; l. der Lappen kommt nur bei Plecotus vor; bei s. der Scheitel, wo die Aufsenränder entweder verwachsen sind (wie hier), oder getrennt, wie bei Fig. 1. 3) Nach dem Tragus (Ohrdeckel), dessen Gestalt und Gröfsen- verhältnifs zur ganzen Ohrlänge. Taf. III, Fig. 1, 5, 6 und 7 stellen verschiedene Ohren von Fleder¬ mäusen dar, bei c der Tragus : ad 1 von Vespertilio mystacinus , „ 7 „ V. murinus , „ 6 „ Vesperugo noctula und „ 5 „ Plecotus auritus. 4) Zur Bestimmung der verwandten Arten dienen in einzelnen Fällen Zahn-Unterschiede, welche aber stets mit dem Habitus des ganzen Thieres im Einklang stehen. 5) Das Verhältnifs des von der Flughaut ( Plagiopatagium ) umschlos¬ senen Theiles der Fufssohle zum ganzen Fufse, wie die aus dem Uropa- tagium ganz, theilweise oder gar nicht hervortretende Schwanzspitze. 6) Zum Wiedererkennen einmal bestimmter Arten, wie auch zur Bestimmung selbst, dient die Körperlänge, die Flugweite und die Beschaffen¬ heit des Pelzes. Die Untersuchung einzelner Haare ist nur Besitzern guter Mikro- scope möglich; aufserdem erfordert dieselbe bedeutende Uebung und trügt mitunter dennoch. — Ob aber das einzelne Haar zweifarbig oder einfarbig ist, was man durch Blasen auf den Pelz auf den ersten Blick sieht, dient zuweilen zur Erkennung, z. B. bei Unterscheidung von Vesperugo serotinus und Leisten. §. 9. Nachstehende Bestimmungs-Tabelle, welche nicht allein die in Oberhessen u. s. w. bereits beobachteten Chiropteren- Arten , sondern auch solche, deren Vorkommen daselbst möglich oder wahrscheinlich sein könnte, berücksichtigt, wird die Bestimmung dieser Thiere sehr einfach 5 34 und leicht erscheinen lassen. Möge sie Veranlassung sein, dafs mehrere Naturfreunde auf Chiropteren achten und dadurch die bis jetzt nur auf 14 Arten festzusetzende Fauna Oberhessens erweitern. I. Häutige Nasenaufsätze vorhanden, Tragus fehlt. (Abtheil. Pliyllorrhinen.) *) Einbucht am Aufsenrande des Ohres tief eingeschnitten, winklig ; Plagiopatagium bis zur Ferse. (Nördliche Arten des Genus Rhinolophus.) 1) Hufeisen gekerbt ; Flugweite 0,20 — 0,24 franz. Metre. (Rh. Hipposideros Bechst.) 2) Hufeisen ganzrandig; Flugweite 0,31 — 0,34 M. (Rh. ferrum equinum Daub.) **) Einbucht stumpf ausgerandet, Plagiopatagium die Fufssohle nicht erreichend. (Südliche Arten des Genus Rhinolophus.) 3) Sattel ein abgerundetes Viereck; Hufeisen an der Mittelbucht mit zwei kaum sichtbaren , sturfipfen Zähnchen ; Schienbein um die ganze Fufssohlenlänge frei; Flugweite 0,26 M. (Rh. Euryale BlasiUS.) 4) Sattel dreieckig, Hufeisen an der Mittelbucht mit zwei deutlichen spitzen Zähnen; Schienbein um die halbe Fufssohlenlänge frei; Flugweite 0,28 M. (Rh. clivosus Cretschmar.) 11. Nase glatt, Tragus vorhanden. (Gymnorrhinen.) f) Ohren am Scheitel mit einander verwachsen. A. Epiblema (Spornbeinlappen) vorhanden. (Genus Synotus Keys. u. Bl.) 5) Flugweite 0,24 — 0,26 M. (Syn. Barbastellus Keys. u. Bl.) B. Epiblema fehlt. (Genus Plecolus Geoffr.) 6) Flugweite 0,23 — 0,27 M. (PI. auritus Geoffr.) ff) Ohren getrennt. A. Epiblema vorhanden. (Genus Vesperugo Blasius.) *) Zahl der Zähne 32, oben ein, unten zwei Lückenzähne. (Subgenus Vesperus Keyserl. u. Bl.) 35 a) Der Ohrdeckel erreicht seine gröfste Breite unter der Mitte seines Aufsenrandes, nach oben verschmälert; das Haar einfarbig. (Subgenus Cciteorus Kolenati.) 7) Flugweite 0,33 — 0,36. (C. serotinus Daub.) b) Der Ohrdeckel erreicht seine gröfste Breite über der Mitte seines Aufsenrandes, mit der wenig verschmälerten Spitze nach vorn ge¬ richtet; Haar zweifarbig. (Subgen. Meteorus Kolenati.) 8) Der erste obere Schneidezahn eben so hoch und stark, als der zweite ; alle Haare zweifarbig mit braungelber Spitze ; Flug¬ weite 0,26 M. ( Meteorus Nilssonii Keys. u. Bl.) 9) Der erste obere Schneidezahn doppelt so hoch und stärker , als der zweite; Haare der Kehle einfarbig weifs, die übrigen zwei¬ farbig mit weifslicher Spitze; Flugweite 0,28 M. (M. discolor Natterer.) **) Zahl der Zähne 34, oben zwei und unten zwei Lückenzähne. (Subgen. Vesperugo Keys. ü. Bl.) a) Tragus an der Basis zweizahnig, zweites Schwanzglied frei. (Subgen. Hypsugo Kolenati.) 10) Flugweite 0,23 M. (//. Maurus Blas.) ß) Tragus an der Basis einzähnig; zweites Schwanzglied vom Uropa- tagium umschlossen. a) Der Tragus nach oben verschmälert, seine gröfste Breite unter der Mitte. (Subgen. Nannugo Kolenati.) aa) Der erste obere Schneidezahn zweispitzig. 11) Der zweite obere Schneidezahn länger, als die äufsere Spitze des ersten; der erste obere Lückenzahn aufs er der Zahnreihe; Afterschlufs sechsfältig; Flugweite 0,19 M. (iV. minulissimus Schinz.) 12) Der zweite obere Schneidezahn länger, als die äufsere Spitze des ersten; der erste obere Lückenzahn in der Zahnreihe; After¬ schlufs siebenfältig; Flugweite 0,22 M. (A. Nathusü Keys. u. Bl.) 13) Der zweite obere Schneidezahn kürzer, als die äufsere Spitze des ersten ; Flugweite 0,17 — 0,18. (IV. Pipistrellus Daub.) bb) Der erste obere Schneidezahn einspitzig. 14) Das Epiblema winkelig abgegränzt; 7 Gaumenfalten; Flugweite 0,20 M. (IV. Ursula Wagner.) 36 15) Das Epiblema stumpf zugerundet; 8 Gaumenfalten; Flugweite 0,22 M. (N. Kuhlii Natt.) b) Der Tragus nach oben verbreitert , seine gröfste Breite über der Mitte. (Subgen. Panugo Kolenati.) 16) Haar zweifarbig, Flugweite 0,30 M. (P. Leisleri Kllhl.) 17) Haar einfarbig; Flugweite 0,35 bis 0,36 M. (P. noctula Daub.) B. Epiblema fehlt. *) Zahl der Zähne 32 , Lückenzahn oben fehlend, unten einer ; Tragus kurz. (Genus Amblyotus Kolenati.) 18) Flugweite 0,24 M. (. A . atratus Kolenati.) **) Zahl der Zähne 36, oben einen und unten zwei Lückenzähne ; Tragus breit (wie bei Vesperugo ). (Genus Miniopterus Buonaparte.) 19) Flugweite 0,30 M. (M. Schreibersii Kllhl ) ***) Zahl der Zähne 38, oben zwei und unten zwei Lückenzähne ; Tragus in die Länge gezogen , schmal, unter dem Aufsenrande einen deut¬ lichen Zahn. (Genus Vespertilio Keyserl. U. Bl.) a) Ohren länger als der Kopf, mit mehr als 6 Querfalten. (Subgen. Myotus Gray.) 20) Plagiopatagium bis zur Mitte der Fufssohle angewachsen; Flug¬ weite 0,35 bis 0,38 M. ( M . murinus Schreb ) 21) Plagiopatagium bis zur Zehenwurzel angewachsen, Flugweite 0,23 bis 0,26 M. (M. Bechsleinii Leisler.) 22) Plagiopatagium bis zur Zehenwurzel angewachsen; Tragus aufsen gekerbt, bis zur Einbucht am Aufsenrande des Ohres reichend; Flugweite 0,24 M. (J. emarginatus Kolenati.) b) Ohren so lang, als der Kopf, mit 6 Querfalten; V ropatagium ge- wimpert. (Subgen. lsotus Kolenati.) 23) Plagiopatagium bis zur Zehenwurzel angewachsen; Tragus glatt, nicht bis zur Einbucht am Aufsenrande des Ohres reichend; Flug¬ weite 0,22 M. (J. ciliatus BlasillS) 37 24) Plagiopatagium bis zu 8/8 der Fufssohle angewachsen ; Trgus glatt, über die Einbucht am Aufsenrande des Ohrs hinausreichend ; Flugweite 0,24 bis 0,25 M. (J. Nattereri Kühl.) c) Ohren kürzer, als der Kopf, mit 4 Querfalten. (Subgen. Brachyotus Kölenati) 25) Plagiopatagium bis zur Zehen wurzel angewachsen ; Flugweite 0,20 bis 0,22 M. (B. myslacinus Kllhl.) 26) Plagiopatagium bis zur Mitte der Fufssohle angewachsen; Flug¬ weite 0,22 bis 0,24 M. (. B . Daubentonii Kllhl.) 27) Plagiopatagium bis zur Ferse angewachsen; Flugweite 0,27 bis 0,28 M. ( B . Dasycneme Boi0.) §. io. Rhinolophus Hipposideros Bechst. Die kleine Hufeisennase. Rh. bihaslalus Geoffr. Rh. Ilippocrepis Herm. Noctilio Hipposideros Bechst. Vespertilio minulus Mont- (Siehe §. 9 Nr. 1 der Tabelle.) Durch die für die Phyllorrhinen hervorgehobenen Merkmale nur der folgenden ähnlich, mit welcher sie aber durch die geringere Gröfse nicht verwechselt werden kann. Körperlänge 0,041 — 0,043 M. Schwanzlänge 0,018 — 0,019 M. Flugweite 0,20 — 0,24 M. Der Pelz ziemlich einfarbig, oben röthlichgrau mit hellerem Grunde, unten gelblichweifs mit blafsröthlichem Anfluge ; das Patagium dunkelrauch¬ grau, Ohren und Nasenhäute hellgrau. Der Flug ist flatternd, schwerfällig; sie fliegt in Wäldern und Fel¬ dern, wie auch zwischen bewohnten Gebäuden, nährt sich hauptsächlich von Insekten, saugt aber auch das Blut anderer Fledermäuse (besonders Myotus murinus ), seltener von Vögeln. Im Winter trifft man sie einzeln und mehrere zusammen in Gruben, Gewölben, Kellern und anderen Orten an; während des Hibernirens schlägt sie die Flughäute ganz um den Kör¬ per herum, so dafs man den Pelz nicht wahrnimmt, und hängt dabei ganz frei an den Hinterfüfsen an der Decke ihres Aufenthaltsortes. Wenn sie in vorübergehender Ruhe sitzt, bewegt sie beständig den Kopf, wittert umher , leckt sich und kratzt sich. Wenn sie erregt wird, blutet sie leicht aus der Nase, hat ein sehr leichtes Leben und hält nicht aus in der -‘Gefangenschaft, obgleich sie daselbst gebotene Nahrung an¬ nimmt. Die kleine Hufeisennase ist diejenige Phyllorrhine, deren Verbrei¬ tung am weitesten nach Norden reicht, indem sie sich noch an den Küsten der Nordsee findet : sie ist über ganz Mittel- und Südeuropa verbreitet und steigt hoch in die Gebirge hinauf. 38 In Oberhessen und der Umgebung ist sie eine der häufigsten Fleder¬ mäuse und findet sich allenthalben, besonders in tiefen Gewölben alter Ruinen, in dem Dillenburger Schlofs bisweilen über 50 (in der Mehrzahl Männchen) zusammen; während des Hibernirens findet man sie in der Regel in den hintersten Strecken der Gruben und den tiefsten Gewölben. Diese Art ist sehr geplagt von Schmarotzer-Insekten und Arach- niden , in ihrem Pelze finden sich die meisten und gröfsten Nyderebien (flügellose Dipteren) , auch die Waldzecke saugt sie an und schwillt an ihrem Halse bis zur Gröfse einer kleinen Bohne an. §• 11. Rhinolophus ferrum equinum Daubenton. Die grofse Huf¬ eisennase. Rhinolophus unihaslatus Geoffr. Vespertilio ferrum equinum DcLUb. (Siehe §. 9 Nr. 2 der Tab.) Sie hat viele Aehnlichkeit mit der Vorhergehenden, ist aber bedeu¬ tend gröfser : Körperlänge 0,057 — 0,058 M. Schwanzlänge 0,037 — 0,039 M. Flugweite 0,31 — 0,34 M. Der Pelz ähnlich der Vorhergehenden, auf dem Rücken mehr asch¬ grau und am Bauche ganz licht gelblichgrau , besonders beim Männchen, beim Weibchen etwas mehr in’s Röthlichgraue ; Patagium , Ohren und Nasenhäute rauchgrau. Sie kommt spät zum Vorschein; der Flug ist schwerfällig und nicht hoch, und fliegt sie mehr in Wäldern, als an bewohnten Orten umher ; ihre Nahrung besteht in Insekten , doch soll sie auch vierfüfsige Thiere ansaugen. Im Winter findet man sie, wie die vorige, in ihre Flughäute einge¬ schlagen an den Hinterfüfsen frei hängend in Gewölben alter Schlösser und in Gruben, aber stets mehr vereinzelt, als die vorige. Die grofse Hufeisennase ist weit weniger in nördlicheren Gegenden ver¬ breitet, als die kleine, geht nicht so hoch in die Gebirge hinauf, und findet sich am häufigsten in Süd-Europa, besonders in Italien. In den Heidelberger Schlofsgewölben ist sie nicht selten, in Oberhessen findet sie sich hin und wieder, aber selten; bei Dillenburg fand ich sie kürzlich in einer Grube, früher soll sie auf dem dortigen Schlofs vorgekommen sein, in neuerer Zeit wurde sie aber daselbst nicht mehr angetroffen; auch soll sie bei Hadamar einmal beobachtet sein ; aus dem hessischen Hinterlande kenne ich sie nicht. Da sie in unserem Gebiete so wenig gefunden wird, mufs sie daselbst selten sein, indem sie nicht leicht zu übersehen ist, be¬ sonders im Winter, wo sie ganz frei hängt und dabei sehr grofs ist; das bei Dillenburg vereinzelt gefundene Exemplar war ein Männchen. 39 §. 12. Synotus Barbastellus Keyserl. u. Blasius. Die Mopsfleder¬ maus oder das Bindeohr. Vespertilio Barbaslellus Schrei). (§. 9 Nr. 5 der Tab.). Durch die Nasenlöcher, welche in einer Grube liegen, die breiten, am Scheitel verwachsenen Ohren, welche am Aufsenrande ein vorstehen¬ des, zungenförmiges Läppchen tragen, und durch den länglich zugespitzten Tragus beim Vorhandensein eines Epiblema von allen übrigen Fleder¬ mäusen leicht zu unterscheiden. Körperlänge 0,064 — 0,065 M. Schwanzlänge 0,046 M. Flugweite 0,24 — 0,26 M. Der Pelz ist undeutlich zweifarbig, oben dunkel, schwarzbraun, zu¬ weilen mit graulichen Haarspitzen, unten graubraun; bei dem Weibchen geht die Farbe mehr in das Dunkelrauchfarbene ; Patagium und Ohren dickhäutig und schwärzlich; überhaupt ist diese Fledermaus von den ein¬ heimischen die am dunkelsten gefärbte. Die Mopsfledermaus fliegt hoch und rasch in mannigfachen Wen¬ dungen , sowohl in Gärten und Wäldern, als auch in der Nähe von Ge¬ bäuden. Ihr Winterschlaf ist entweder ein sehr unterbrochener, oder es kommt bei ihr ein eigentliches Hiberniren nicht vor ; denn ich habe sie des Abends bei 7° C. Kälte in diesem Winter in Gruben fliegend ange- troffen. Wo sie auch an den Wänden festsitzt oder in Ritzen versteckt ist, wird sie doch, wenn man mit einem Lichte vorübergeht, wach, ehe sie bemerkt wird, und verräth sich durch ihren Schrei; sie sitzt mit dem Kopfe nach unten gekehrt, mehr an Seiten wänden als an der Decke, und stützt dabei den Daumen des Vorderarms auf. Man findet sie vielfach in besagter Stellung in Gruben , Kellern und Gewölben; immer sitzt sie in den Gruben ganz vorn, nahe dem Mundloch, sogar an solchen Stellen, wo noch die Grubenwasser zu Eis gefrieren. Im Winter scheint sie auch Nahrung zu nehmen , denn ich fand in ihrem Magen zu solcher Jahreszeit Reste von Gonoplera Libatrix , einem Schmetterlinge, der in den Gruben zahlreich überwintert. In der Gefangenschaft hält sie gut aus und gewöhnt sich gar leicht daran; ich habe vier Exemplare in diesem Winter sehr lange im Zimmer gehalten und mit Gonoptera Libatrix gefüttert , welche sie aber todt nicht annahm, sondern die eingebrachten Schmetterlinge im Fluge und Sitze fing. Die Verbreitung dieser Fledermaus ist eine grofse zu nennen, doch gehört sie im allgemeinen nicht zu den häufigen Arten, wiewohl in unserem Gebiete Orte sind, wo sie zahlreich vorkommt, wie z. B. durch das ganze Hinterland und das Herzogthum Nassau. Bei dieser Art sind zwar die Männchen auch an Zahl überwiegend, doch die Weibchen häufiger als bei andern; sie scheint gesellig zu sein, und hängen auch öfters zwei, seltener drei zusammen, wobei ein Weibchen sich befindet; dieses aber obenauf, so dafs das Männchen zu unterst ist. 40 §• 13. Plecotus auritus Geoffr. Das Grofsohr, Langohr oder Flechtohr. Vespertilio auritus L. V. cornutus Fab er. V. Olus Boie. V. brevinianus Jenyns. (§. 9 Nr. 6 der Tab.). Durch die Gröfse der Ohren, welche die Körperlänge erreichen, und den entsprechend langen Tragus von allen anderen auf den ersten Blick zu unterscheiden. Körperlänge 0,046 — 0,051 M. Schwanzlänge 0,044 — 0,049 M. Flugweite 0,23 — 0,27 M. In der Regel ist der Pelz graubraun, am Bauche etwas heller; die Männchen und Weibchen sind nicht besonders verschieden; jedoch variirt diese Fledermaus in der Farbe des Pelzes, wie in anderen Merkmalen sehr, so dafs schon gar oft Trennung der Art und Aufstellung neuer versucht wurde , wie z. B. von Faber mit V. cornutus , von Jenyns mit V. brevima- nus etc.; bei allen Spielarten ist das einzelne Haar aber zweifarbig, am Grunde nämlich schwarz. Flughäute und Ohren sind dünnhäutig, licht¬ graubraun. Die Verschiedenheit der Farbe, die Gröfse des Körpers, das Verhält- nifs zwischen Körper und Schwanz , wie das der Finger unter sich und zum Vorderarm, nicht minder Ohren und Tragus und die Zehen mit den Nägeln sind so wandelbar , dafs man bisweilen nicht glauben kann , eine und dieselbe Art vor sich zu haben , und doch möchten sich die extremen F ormen , wovon auch vor mir einige auffallende Individuen liegen , nicht wohl als besondere Arten aufstellen lassen. Auf die extremsten Formen passen nachstehende Beschreibungen. a. Farbe graubraun, unten heller, ins Röthliche neigend; das Ohr erreicht die Länge des Rumpfes; an seinem Innenrande ein spitz-parabolischer Lappen, welcher blofs am Grunde behaart, an der Spitze aber kahl ist ; der Tragus hellbraun, am Aufsen- rande buclitig verschmälert, zugespitzt; die Nägel der langen Daumen und Zehen verhältnifsmäfsig lang, stark gebogen und gelblich gefärbt; auch sind die Schneide¬ zähne und Lückenzähne etwas gegen die andere Form verschieden , jedoch halte * ich diese Form für die typische. Körper und Flugweite sind kleiner , als bei der anderen Form, dagegen der Schwanz länger.* Diese Form fand ich stets in Wäl¬ dern, weit von bewohnten Orten entfernt. b. Farbe oben dunkelgrau, unten aschgrau bis schmutzigweifs ; das Ohr erreicht die Länge des Rumpfes nicht ganz; an seinem Innenrande ein breiter, ganz mit dunkeln Haaren besetzter Lappen , der Tragus dunkel schwarzgrau , ganz allmählig und gleichförmig verschmälert; die Nägel der kurzen Daumen und Zehen sind dick und nur halb so lang als bei a, weniger gebogen und von grauer Farbe. Diese im Ha¬ bitus wesentlich von der erstbeschriebenen verschiedene Form , deren Körper um 0,007 bis 0,009 M., die Flugweite um 0,010 bis 0,012 M. gröfser, dagegen der Schwanz gleich lang oder auch 0,001 bis 0,002 M. kürzer, und der Daumen stets um 0,001 M. kleiner und mit entsprechend längeren Zehen, gegen jene vorkommt, hatte ich erst unter dem Namen „Plecotus Kirs chbaumii “ von dem PI. auritus abge¬ trennt; Uebergänge oder scheinbare Uebergangsformen nöthigten mich aber, diese Abtrennung vorläufig zurück zu halten und noch weitere Beobachtungen an Som¬ mer-Individuen anzustellen. Die ad b beschriebene Form fand ich mehr an Wie¬ sen und in der Nähe von bewohnten Orten; möglich ist es, dafs hier eine Alters¬ verschiedenheit zu dem abweichenden Habitus beiträgt. 41 Der Flug von Plecotus ist ziemlich hoch und langsam , das Thier krümmt dabei die grofsen Ohren nach hinten wie ein Widderhorn zusammen, ebenso wenn es gereizt wird; nur beim Horchen streckt es dieselben aus. Die Grofsohren überwintern in Gewölben und Gruben, gewöhnlich ver¬ einzelt, selten in gröfserer Anzahl beisammen. Sie hängen an den Hinter- füfsen , jedoch meist an den Seitenwänden , so dafs sie sich mit dem Daumen stützen; eigenthümlich ist in dieser Lage, dafs die Ohren dabei nicht sichtbar sind, indem diese zurückgelegt und von den seitlich ange¬ drückten Flügeln bedeckt werden. Der Winterschlaf ist fest, beginnt früh und dauert ziemlich lange. Sowohl in Gruben als auch in Gewölben suchen sie zum Hiberniren nicht die hintersten Räume , sondern finden sich mehr vorn, jedoch gewöhnlich hinter dem Aufenthaltsorte von Synotus zurückge¬ zogen, weil sie weniger Zug, Nässe und Kälte vertragen können. Diese durch ihr Gehörorgan besonders interessante Fledermaus hat eine ausgedehnte Verbreitung und findet sich fast in ganz Europa, sowohl in Schweden und Finnland, als in Sicilien und Griechenland, aufserdem kennt man sie aus Ostindien und anderen Ländern Asiens. In vielen Gegenden ist sie häufig und gehört zu den gewöhnlichsten Arten , jedoch nicht in allen. Bei Giefsen und durch die Wetterau findet man sie überall, beson¬ ders in Kellern, dagegen ist ihr Vorkommen in Gebirgsgegenden ein ver¬ einzeltes , wenn auch nicht gerade seltenes , so z. B. im hessischen Hin¬ terlande. Bei Dillenburg ist sie durchaus nicht häufig, besonders selten die ad b beschriebene Form, wogegen sie im unteren Dillthale von Her¬ born abwärts viel häufiger ist als Synotus, wo in den höheren Waldgegen¬ den gerade das Gegentheil beobachtet wurde. Sie hält in der Gefangenschaft aus und wird sogar zutraulich. Weibchen und Männchen sind fast in gleicher Anzahl vorhanden; nur um wenige Individuen war die Zahl der gefundenen Männchen gröfser, was noch mit daher kommen mag, dafs die Weibchen sich besser zu ver¬ bergen scheinen. §. 14. Cateorus serotinus Kolenati. Die spätfliegende Fledermaus. Vespertilio serotinus Schreb. Vesperugo serotinus Blas. Vesperus serotinus Keyserl. U. Blas. Vespertilio noclula Geoffr. Vespertilio murinus Pall, (Siehe §. 9 Nr. 7 der Tab.) Durch die bedeutende Gröfse sehr auffallend und in dieser Beziehung Myotus murinus und Panugo noclula blos an die Seite zu stellen ; mit erste- rer aber durch ihre kurzen schwarzen Ohren , den Tragus , durch das Vorhandensein des Epiblema und durch das einfarbige Haar nicht zu ver¬ wechseln, von letzterer durch den längeren Tragus und die stumpferen breiteren Flügel leicht zu unterscheiden. Flugweite 0,33 — 0,36 M. Körperlänge 0,072 — 0,074 M. Schwanzlänge 0,043 — 0,044 M. 6 42 Das Haar ist einfarbig , der Pelz dunkel-rothbraun , unten heller, gelblichbraun; das Patagium und die Ohren dunkel-schwarzbraun und um den Körper licht behaart. Die spätfliegende Fledermaus hat ihren Namen daher , weil sie erst nach eingebrochener Dunkelheit zum Vorschein kommt ; sie fliegt niedrig und langsam und nähert sich in ihrer ganzen Lebensweise den Arten des Genus Vespertilio , indem sie weniger gewandt im Fliegen und ziemlich empfindlich gegen schlechtes Wetter, wie Regen und Kälte ist, und auch während des Hibemirens mehr Luft bedarf, daher sie sich nicht so tief, wie andere Arten aus dem Genus Vesperugo, in enge Ritze zurückzieht. Sie überwintert nicht in hängender Stellung, sondern setzt sich so, dafs der Hand-Daumen aufliegt, stets in Spalten, aus denen sie aber die äufserste Schnauzenspitze hervorstreckt. Gewöhnlich [zieht sie sich in altes Mauerwerk und verborgene Schlupfwinkel unbewohnter Gebäude zu¬ rück; seltener in hohle Bäume und Bergwerke; ein einzigesmal habe ich ein Weibchen in einer Grube hibernirend gefunden, dasselbe safs in einer erweiterten, kaum 3" tiefen Spalte. Diese Fledermaus ist ebenfalls über ganz Mittel- und Südeuropa ver¬ breitet, findet sich in England und ist aufserdem aus Sibirien und Ostin¬ dien bekannt; im Allgemeinen ist sie nicht selten, es giebt jedoch Gegenden, wo sie vereinzelter auftritt, wie z. B. im gröfseren Theile unseres Gebietes. In der Umgegend von Giefsen und Wetzlar findet sie sich ziemlich häufig ; dagegen ist sie im hessischen Hinterlande, wie in der Umgegend von Dillenburg, noch sehr wenig beobachtet worden. In der Gröfse nimmt sie unter den einheimischen Arten den zweiten Rang ein ( Myotus murinus ist noch gröfser) und kann mit ihrem zarten braunen Pelze und der proportionirten Ausbildung aller Theile für eine der schönsten einheimischen Fledermäuse gelten; sie hat ein nicht so zähes Leben , als andere Arten , und hält in der Gefangenschaft schwerlich lange aus. §. 15. Nannugo Pipistrellus Kolen. Die Zwergfledermaus. Vesperugo Pipistrellus Keys. u. BldS- Vespertilio Pipistrellus Schreb, Ves¬ pertilio pygmaeus Leach. V. brachyotus Bdill. (§. 9 Nr. 13 der Tab.) Durch ihre Kleinheit nur Brachyotus mystacinus an die Seite zu stellen, welcher sie auch in Farbe des Pelzes, Flughäute und Ohren nicht unähnlich ist, durch das Vorhandensein des Epiblema und den kürzeren und breiteren Tragus aber nicht damit verwechselt werden kann. Andere Arten des Subgenus Nannugo, welche zwar bis jetzt in dem Gebiete noch nicht beobachtet zu sein scheinen, aber schwerlich fehlen dürften, stehen dieser Art jedoch so nahe, dafs nur eine genauere Unter¬ suchung nach den in §. 9 näher angegebenen Merkmalen entscheidend sein kann. Eine besondere Bestimmungstabelle der fünf Nannugo- Arten nach Zähnen, Gaumen, Nebenzunge, Afterklappen u. s. w. gab Kolenati 43 in den Sitzungsberichten der Academie der Wissenschaften (28. Band, S. 249 vom 21. Januar 1858). Flugweite 0,17 — 0,18 M. Körperlänge 0,035 — 0,039 M. Schwanzlänge 0,023 — 0,029 M. Das Haar ist zweifarbig, am Grunde schwärzlich, an der Spitze leb¬ haft braun, der Pelz ist sehr zart, rostbraun bis dunkelbraun, am Bauche heller, mehr ockerbraun, welche Farbe überhaupt bei dem Genus Vesperugo die vorherrschende ist. Die Zwergfledermaus fliegt hoch, rasch und gewandt, man sieht sie schon während des Sonnenunterganges zum Vorschein kommen und erst bei der Morgendämmerung sich in ihre verborgenen Schlupfwinkel zu¬ rückziehen. Ihre Winterruhe ist eine kurze, sehr leichte und vielfach unter¬ brochene : nicht nur dafs sie sich im Herbste erst bei Eintreten der Win¬ terkälte zurückziehen und wieder im frühesten Frühjahr zum Vorschein kommen, sondern sie fliegen auch häufig an gelinden Wintertagen umher, und in den Häusern , wo sie versteckt sitzen , hört man sie den ganzen Winter hindurch schreien , gleichviel wie warm oder wie kalt es ist. Darum kann hier von einem eigentlichen Winterschlafe nicht die Rede sein, ebenso wenig oder noch weniger wie bei Synolus Barbastellus (§. 12), sondern es suchen diese Fledermäuse bei eintretender Kälte nur vor¬ übergehend Schutz gegen dieselbe , was schon daraus hervorgeht , dafs die im Winter aus ihrem Verstecke hervorgezogenen Individuen Magen und Darmkanal gewöhnlich gefüllt haben, während andere im festen Winter¬ schlafe aufgenommene Fledermäuse einen leeren Magen und leeren Darm¬ kanal haben ; nichtsdestoweniger legen die Zwergfledermäuse eine starke Fettschichte im Spätsommer an, welche während kalter Wintertage oder bei Futtermangel die Nahrung entbehrlicher macht und den Körper vor Erfrieren schützt. Sowohl ihren Aufenthalt zu vorübergehender Ruhe als auch beson¬ ders den Winteraufenthalt suchen die Zwergfledermäuse in engen Spalten und Löchern , die , weil sie häufig Winkelgänge haben , nicht leicht zu¬ gängig sind; daher kommt es, dafs man trotz ihres sehr häufigen Vor¬ kommens und massenhaften Zusammenseins ihrer im Winter schwer und selten habhaft wird, während sie im Sommer leicht in beleuchtete Zimmer zu locken sind; man würde sie im Winter gar nicht aufsuchen können, wenn sie ihren Aufenthalt nicht durch ihr eigenthümliches Geschrei ver- riethen, was besonders gegen das Frühjahr, wo ihre frühzeitige Begattung schon beginnt, hörbar wird. Sie halten sich besonders zwischen dem Fachwerk alter Gebäude auf, oft gegen hundert in einer Wand , seltener in hohlen Bäumen und Baumlöchern ; in Kellern oder Gruben habe ich sie niemals beobachtet. Diese Fledermaus ist durch Europa und Asien am weitesten ver¬ breitet, kommt sehr weit nördlich vor, steigt auch in die Gebirge hinauf, und ist im Allgemeinen sowohl, wie auch speciell für unser Gebiet, die 44 häufigste, aber auch die kleinste Fledermaus, die in keinem Dorfe, in keiner Stadt, auf keinem Hofe und in keiner Waldgegend fehlt; aber (wie oben bemerkt) sie ist nicht so leicht zu erhalten, wie andere weit seltenere Arten. §. 16. Panugo Leisten Kolenati. Die kleine Speekfledermaus (Speckmaus). Vesperugo Leisleri Keyserl. U. Blas. Vespertilio Leisleri Kühl. (§. 9 Nr. 16 der Tab.) Diese Fledermaus zeichnet sich durch die dickhäutigen , dunkel¬ schwarzbraunen , sehr stark abgerundeten kurzen Ohren mit breitem rund¬ lichem Tragus , welcher fast nicht viel länger , als breit ist , vor anderen Fledermäusen hinlänglich aus ; durch diese Merkmale steht sie aber den bei¬ den Arten des Subgenus Meteorus , sowie der folgenden Art ( Panugo Noctula ) nahe. Von ersteren ist die gegenwärtige Art nach den Zähnen (siehe §. 9) zu unterscheiden, ferner dadurch, dafs hier die Schwanzspitze von dem Uropa- tagium umschlossen ist, bei Meteorus aber aus demselben hervorsteht, und die dichtere Behaarung des Plagiopatagium ; einmal erkannt, wird diese Art überhaupt nicht mehr verwechselt. Von dem verwandten Panugo Noctula unterscheidet sich Panugo Leisleri durch die Haarfärbung und geringere Gröfse sehr leicht. Flugweite 0,30 M. Körperlänge 0,055 M. Schwanzlänge 0,042 M. Das Haar ist zweifarbig , an dem Grunde schwarzbraun , an der Spitze rothbraun, ins Fahlbraune gehend; der Pelz ist ziemlich zart, roth- braun bis schwarzbraun, am Bauche heller bis gelbbraun, junge Individuen dunkler; Ohren und Flughäute dickhäutig und schwarz. Die kleine Speckmaus oder rauharmige Fledermaus fliegt immer in Wäldern und an Waldrändern, wo sie viele Gewandtheit im Fluge zeigt; sie verbirgt sich in der Ruhe in Baumlöchern, soll auch nur in hohlen Bäumen hiberniren, jedoch hat Herr Professor Kirschbaum in Wiesbaden auch ein Exemplar in einem Bierkeller bei Mainz gefunden. In Europa scheint sie ziemlich verbreitet vorzukommen , geht aber nicht so weit gegen Süden, als andere hier beschriebene Arten, und ist immer ziemlich selten. Im hessischen Hinterlande und bei Dillenburg, Siegen etc. wurde diese Art noch nicht beobachtet; ich sah sie mehrmals zwischen Giefsen und dem Stauffenberg um die Gipfel grofser Eichbäume herum¬ fliegen, und zwar ziemlich früh nach Beginn der Abenddämmerung , auch soll sie bei Wetzlar hin und wieder Vorkommen ; Herr Professor Kirscb» bäum beobachtete sie bei Mainz, und dürfte diese Art noch an mehr Orten des Gebiets zu erwarten sein, wiewohl sie immer zu den selteneren Fleder¬ mäusen gehören wird. 45 §. 17. Panugo Noctula Kolenati. Die grofse Speckfledermaus oder die frühfliegende Fledermaus. Vesperugo Noctula KßySGFl. U. Bl. Vespertilio Noctula SchFßb. Vespertilio proterus Suhl. (§. 9 Nr. 17 der Tab.) Gehört mit Cateorus serotinus und Myolus murinus zu den drei gröfsten einheimischen Gymnorrhinen ; mit Myolus murinus kann sie durch das Vorhandensein des Epiblema und die Ohrhäute, welche die charakteri¬ stischen Merkmale für das Gen. Vesperugo tragen, nicht verwechselt wer¬ den; von Cateorus serotinus unterscheidet sie sich durch den breiteren, kürzeren Tragus und die schmalen , spitzen Flügel , von Panugo Leisleri durch das einfarbige röthliche Haar , welches sie auch unter den übrigen Fledermäusen hervorhebt. In Bezug auf Gröfse nimmt sie den dritten Rang ein : Flugweite 0,355 M. Körperlänge 0,074 M. Schwanzlänge 0,044 M. Das Haar ist einfarbig, der Pelz zart röthlichbraun bis braunroth, am Bauche heller , in’s Gelbliche neigend , Ohren und Flughäute derb, schwärzlichbraun. Die frühfliegende Fledermaus ist die kräftigste, zugleich aber auch die bissigste aller einheimischen Arten; sie fliegt trotz ihrer schmalen Flügel sehr gewandt und schnell, erhebt sich dabei zu beträchtlicher Höhe, und kommt Abends ganz früh zum Vorschein, oft schon lange vor Sonnen¬ untergang. Sie überwintert in hohlen Bäumen oder auch auf alten Kir¬ chenspeichern und sonstigen unbewohnten Gebäuden gesellschaftlich, ist aber daselbst schwer zu erhalten , indem sie sich unter die Böden und in tiefe Höhlungen ganz zurückzieht; auch schlüpft sie in das Mauerwerk alter Gruben-Abbaue. Was ihre Verbreitung anbetrifft, so scheint sie den gröfseren Theil von Europa, Asien und Afrika zu bewohnen, geht aber nicht hoch in die Gebirge hinauf; daher man sie auch in den höher gelegenen Orten unseres Gebietes im Sommer selten, im Winter gar nicht antrifft. In der Lindener Mark bei Giefsen habe ich sie vielfach angetroffen , und scheint sie im Allgemeinen auch bei uns nicht sehr selten zu sein, wiewohl sie an ande¬ ren Orten Deutschlands häufiger Vorkommen mag. Herr Professor KirSCh- baum erhielt sie einmal aus einer Grube, ich selbst habe sie noch nicht hibemirend gesehen, jedoch mufs ich aus ihren grofsen Exkrementen, die z. Th. mit unverkennbaren Haaren dieser Art untermischt sind und massen¬ haft (V2' tief) auf dem Kirchenspeicher liegen, schliefsen, dafs daselbst ein günstiger Aufenthalt für diese Thiere ist. — 46 §. 18. Myotus murinus Kol. Die gemeine Fledermaus oder das grofse Mäuseohr. Vespertilio murinus Schreb. V. myotis Bechst. (§. 9 Nr. 20 der Tab.) Durch die bedeutende Gröfse, die ziemlich langen Ohren mit ge¬ strecktem Tragus auf den ersten Blick kenntlich; von den beiden anderen grofsen Arten unterscheidet sie sich durch das Fehlen des Epiblema und die Farbe. Sie ist die gröfste aller einheimischen Fledermäuse : Flugweite 0,35 — 0,38 M. Körperlänge 0,075 — 0,077 M. Schwanzlänge 0,040 — 0,042 M. Das Haar ist zweifarbig, am Grunde schwarz, an der Spitze braun oder weifslich; der Pelz oben braungrau, bisweilen graubraun ins Röth- liche neigend, am Bauche graulichweifs ; Patagium und Ohren durchschei¬ nend dünnhäutig, hell graubraun. Die gemeine Fledermaus kommt Abends spät, erst mit anbrechender Dunkelheit zum Vorschein, fliegt unbeholfen und langsam zwischen Bäumen und Gebäuden umher, und hält sich des Tages über am liebsten in Ge¬ wölben und Bergwerken auf. Während des Hibernirens in solchen Gewölben, Höhlen und Gruben hängt sie frei an den Hinterbeinen an der Decke, während die Ohren gerade herunterhängen, die Flügel aber fest an der Seite ganz zusammen gefaltet anhegen; dabei erwacht sie nicht leicht. Bei weitem die meisten hängen ganz frei , nur hier und da habe ich alte Männchen in offenen, •weiten Spalten hängen sehen, dort aber ganz in derselben Weise, wie die freihängenden. Sie leben meistens von Insecten , fressen aber auch warmblütige Thiere, besonders kleine Fledermäuse ; ich selbst habe beobachtet, dafs zwei Exemplare dieser Art in der Gefangenschaft während drei Tagen drei Stück Brachyotus mystcicinus ganz und zwei derselben Art theilweise auf¬ gefressen haben, Pelz und Patagium davon liefsen sie unangerührt; eine andere aber bifs zwei Rhinolophus Hipposideros todt und frafs davon zuerst die Flughäute ; dagegen saugen ihnen diese kleinen Hufeisennasen beim Schlafen Blut aus, und zwar gewöhnlich am Plagiopatagium und Vorder¬ arm, wo man öfters jene Saugwunden bemerkt. Die gemeine Fledermaus ist über Mittel- und Süd-Europa, einen Theil von Asien und Afrika verbreitet; im Norden scheint sie nicht vorzukommen, geht aber sehr hoch in die Gebirge hinauf, in den Alpen bis nahe an die Schneegränze. Sie ist überall, besonders in Mitteleuropa häufig, findet sich aber während des Hibernirens nicht gesellig zusammen, sondern mehr vereinzelt. In Oberhessen fehlt sie nirgends, am häufigsten ist sie im hessischen Hinterlande bei Biedenkopf und Gladenbach, ebenso im Dillenburgischen, wo sie in den Gruben der Gemarkung Eibach beson¬ ders zahlreich überwintert (bisweilen über 80 in einer Grube), jedoch stets 47' — einzeln und weit von einander hängend; ein einziges Mal fand ich zwei auf einander hängend, das Männchen hing unten, das Weibchen haftete an dessen Uropatagium, ihr Schlaf war fest. §. 19. Myotus Bechsteinii Kolenati. Die mittelöhrige Fledermaus oder das Grofsmausohr. Vespertilio Bechsteinii Leisler. (§. 9 Nr. 21 der Tab.) Diese hat nächst Plecotus auritus die gröfsten Ohren; durch diese Ohren unterscheidet sie sich von anderen Fledermäusen, wie von der ge¬ nannten durch das Freistehen der Ohren, welche bei jener mit dem Innen¬ rande verwachsen sind. Sie ist von mittlerer Gröfse : Flugweite 0,23 — 0,26 M. Körperlänge 0,050 — 0,054 M. Schwanzlänge 0,041 — 0,042 M. Das Haar ist zweifarbig ; Pelz langhaarig, weich, oben röthlich-braun- grau, unten schmutzig-weifs ; Flughäute und Ohren zart, durchscheinend und hell braungrau. Diese Art kommt ebenfalls des Abends erst spät zum Vorschein, fliegt niedrig, langsam und unbeholfen über Wegen und lichten Waldstellen; selten, dafs sie bewohnten Orten nahe kommt. Ihr Winterschlaf ist fest, ununterbrochen und lang, sie hiberniren in hohlen Bäumen, mehr aber noch in alten Gruben, wo sie bis in die aller¬ hintersten Strecken Vordringen , und dort ganz frei an den Hinterfüfsen, stets oben unter der Decke hängen, die Flügel zur Seite angedrückt und die langen Ohren strack nach unten gerichtet. Sie lebt ausschliefslich von Insecten, ist sehr bissig und unverträglich , und lebt weder gesellig , noch duldet sie andere Fledermäuse in ihrer Nähe. Diese Art hat eine geringere Verbreitung, als alle übrigen, sie be¬ wohnt nur Mittel-Deutschland und wenige angrenzende Länder, ist im All¬ gemeinen sehr selten. In unserem Gebiet habe ich sie im Schiflenberger Walde bei Giefsen beobachtet, ferner in der Grube Rainborn bei Römers¬ hausen hibernirend gefunden , und Herr Professor Kirschbaum erhielt sie aus der Lahngegend ; überall selten und vereinzelt ; dagegen scheint sie in der Umgegend von Dillenburg ungleich häufiger zu sein , indem ich in einem Winter allein 18 Exemplare in Gruben hibernirend gefunden habe, darunter waren 5 Weibchen und 13 Männchen; ein altes Weibchen hing in einer Spalte in der Firste, alle andern ganz frei. §. 20. lsotus ciliatus. Die gewimperte Fledermaus oder das fein- wimperige Gleichohr. Vespertilio ciliatus BlasillS. (§. 9 Nr. 22 der Tab.) Alle lsotus- Arten charakterisiren sich durch die Wimpern am Uropa¬ tagium. ( Brachyotus Daubenlonii hat zwar auch scheinbar eine Andeutung 48 davon, dies sind aber blofs überhängende Härchen der Oberfläche und keine eigentliche Wimpern; aufserdem ist diese Fledermaus durch die kur¬ zen Ohren schon nicht mit einem Isotus zu verwechseln.) Unter sich sind nun die drei Arten von Isotus schwer zu unter¬ scheiden ; die Unterschiede sind so gering, dafs die Bestimmung eine ganz genaue Untersuchung erfordert, obgleich die Aechtheit der Arten nicht wohl bezweifelt werden dürfte , indem schon die verschiedene Lebensweise und die verschiedenartigen Bewegungen des Thieres etc. darauf hinweisen, dafs etwas Verschiedenes vorliegt; zudem kommen nun die kleinen, aber typischen Unterscheidungsmerkmale, welche — wenn auch oft nicht auf den ersten Blick — die betreffenden Arten unter sich abgränzen. Ganz geord¬ net scheint mir die Sache freilich noch nicht, indem die Diagnosen ver¬ schiedener Autoren nicht übereinstimmen. Vespertilio emarginatus Geoffr. steht z. B. auf eine so merkwürdige Weise zwischen den betreffenden Arten, dafs Blasius (Säugethiere Deutschlands. 1857 , S. 93) darüber sagt, dafs sie wie ein Gespenst einherwandle , ohne mit Sicherheit festgehalten werden zu können. Kolenati (in der Dresdener Isis, II. Bd. von 1856, S. 178) vereinigt diese V. emarginatus mit unserer gegenwärtigen , von BlasiUS in Wiegmann’s Archiv 1853, S. 288 aufgestellten Art, und führt ein Original-Exemplar des k. k. Wiener Hofnaturalienkabinets an , woran er die Ueberzeugung der Identität gewonnen ; seine Beschreibung weicht aber von der BlasiüS'schen ab , und kann ich mich vorläufig noch nicht entschliefsen, diese Vereinigung zu acceptiren, vielmehr will es mir scheinen, dafs Isotus emarginatus (Kolenati) eine selbstständige Art ist , obgleich die hier in der Gegend für Vespertilio Natt er er i erkannten Exemplare auch da¬ gegen Einwendungen aufkommen lassen (siehe §. 21). Ich besitze aus der Gegend von Herborn ein Exemplar, welches in allen Theilen genau nach der Beschreibung von BlasiüS auf dessen Vespertilio cilialus pafst, und sich von Isotus emarginatus (Kolenati) in folgenden Theilen unterscheidet : Dasselbe ist in allen Theilen kleiner als Vespertilio Naltereri , während die Kolenati’sche Art als gröfser angegeben wird; mein Exemplar hat nur 0,22 M. Flugweite und 0,08 M. Totallänge, während jene 0,24 Flugweite und 0,09 Totallänge haben soll. Ferner hat V. cilialus (Bl.) ganzrandigen Tragus, V. emarginatus (Geoffr. U. Kol.) gekerbten Aufsenrand des Tragus, und gibt Kolenati nicht an, dafs der Tragus die Ausbucht am Aufsenrande des Ohres nicht erreicht, während Blasius diesen Unterschied hervorhebt, womit mein Exemplar übereinstimmt. Ferner erwähnt Kolenati, dafs nicht nur das Uropatagium mit einer einfachen Reihe von Wimperhaaren besetzt, sondern dafs auch das Plagiopatagium gewimpert sei ; nach BlasiüS — so wie auch an meinem Exemplar — stehen die geraden weichen Wimper¬ haare am Uropatagium in doppelter Reihe , während am Plagiopatagium keine Wimperhaare vortreten. Endlich soll der Pelz von V. emarginatus auf dem Rücken rothbraun, am Bauche licht rothbraun sein ; bei V. cilialus (BlasiüS) ist er hell bräunlichgrau auf dem Rücken, am Bauche weifslich, letzteres bestätigt auch mein Exemplar. 49 Die Unterschiede zwischen Isolus ciliatus und I. emarginatus sind im Gesagten somit hervorgehoben ; von I. Nattereri unterscheidet sich jene Art durch das Plagiopatagium, welches bei 1. ciliatus bis zur Zehenwurzel, bei I. Nattereri nur bis zu 2/3 der Fufssohle angewachsen ist , aufserdem durch die zarten geraden Wimperhaare, welche bei I. Nattereri stärker und abwärts gebogen sind, ferner durch den Tragus, welcher hier die Ausbucht am Aufsenrande des Ohres nicht erreicht, dort überragt, und schliefslich durch den dritten unteren Schneidezahn, welcher hier nur halb so dick als der Eckzahn, dort fast eben so dick erscheint. Flugweite 0,22 M. Körperlänge 0,045 M. Schwanzlänge 0,035 M. Diese sehr seltene Fledermaus fand ich ein einziges Mal während des Hibernirens in einem kleinen Schürfstollen am Weifsberg bei Burg im Amte Herbom; sie hing in einer Spalte an der Decke. BlasiüS kennt sie aus der Gegend von Cöln und aus Piemont. §. 21. Isotus Nattereri Kolenati. Die gefransete Fledermaus oder das dickwimperige Gleichohr. Vespertilio Nattereri Kllhl. V. N. Blasius. (§. 9 Nr. 23 der Tab.) Die Unterschiede der Isotus- Arten gegen alle anderen Fledermäuse bestehen in der Wimperung des Uropatagium (siehe §. 20); die Unter¬ scheidungen unter sich sind in §. 9 und §. 20 auch im Wesentlichen her¬ vorgehoben , so dafs nur noch Weniges bei dieser Art hinzuzufügen wäre, wenn nicht gerade in unserer Gegend Formen vorkämen, die zu den auf¬ gestellten Diagnosen nicht genau passen und bei einer genauen Verglei¬ chung mit Originalexemplaren sich als Zwischenformen herausstellen könnten (leider fehlen mir die entsprechenden Originalexemplare). Hierauf komme ich weiter unten zurück. Bei I. Nattereri sind nur 2/3 der Fufssohle vom Plagiopatagium um¬ schlossen , die Wimpern des Uropatagium sind derb , die einzelnen Haare nach abwärts gebogen und der Tragus länger als das halbe Ohr, die Ein¬ bucht an dessen Aufsenrande überragend. Kolenati führt an , dafs der Tragus ganzrandig sei. Flugweite 0,24 — 0,25 M. Körperlänge 0,047 — 0,048 M. Schwanzlänge 0,034 — 0,036 M. Das Haar zweifarbig, der Pelz oben röthlichbraungrau , am Bauche schmutzig-weifslich oder weifsgrau; Flughäute und Ohren zart, durchschei¬ nend hellgraubraun, am Grunde ins Fleischfarbene neigend. In der Tabelle zu §. 9 habe ich mich an die Diagnosen von Kolenati gehalten und mufste danach mit Einschaltung der Blasius’schen Art drei verschiedene Isotus- Arten, welche sich allerdings sehr nahe stehen, anneh¬ men. Im vorigen §. habe ich zwar gesagt, dafs Isotus emarginatus (Kol) 7 50 eine selbstständige Art zu sein scheint, zugleich aber auch erwähnt , dafs die in unserem Gebiet Vorgefundenen Exemplare Einwendungen dagegen aufkommen lassen ; die betreffenden Formen zu trennen will mir nicht ge¬ eignet scheinen, daher führe ich I. emarginalus hier nicht besonders auf, sondern lege meine Beobachtungen darüber hier unpartheiisch nieder, und überlasse es späteren Untersuchungen, ein klareres Licht über das Subgenus Isotus (Kolenati) zu verbreiten. Im hessischen Hinterlande und in der Umgegend von Dillenburg und Herborn habe ich während des Hibernirens aufser dem erwähnten Isotus ciliatus noch 15 Exemplare (14 Männchen und 1 Weibchen) in Gru¬ ben und in den Erdbacher Steinkammern gefunden ; die von letztgenann¬ tem Orte (5 an Zahl) safsen in der interessanten aber wenig bekannten Kalkhöhle in kleinen engen Drusen, je 3 und 2 zusammen (lauter Männ¬ chen), und noch andere , welche in solchen lang und weit nach hinten gehenden Drusen safsen, waren nicht hervorzubringen, indem selbst mit 2‘ langen Drähten das Ende der Spalte nicht erreicht werden konnte. Dieses Zusammenleben war mir um so auffallender, als alle übrigen zu gleicher Jahreszeit gesammelten Individuen sehr vereinzelt in den ver¬ schiedenen Gruben vorkamen , daselbst ganz frei an den Seitenwänden hängend, obgleich Gelegenheit vorhanden war, dafs sie sich in Spalten hätten verbergen können. Dafs diese gesellig hibernirenden Fledermäuse kleiner waren, als die anderen, und auch dunkler von Farbe, fiel mir auf, jedoch ergab die genauere Untersuchung, dafs keine Gränze festgestellt werden konnte, indem Farbe und Gröfse bei allen wandelbar waren und in dieser Beziehung die Formen in einander übergingen ; ebenso verhält es sich mit dem Aufsenrande des Tragus, welcher bei allen mehr oder minder gekerbt ist; bei denen von Erdbach ist die Kerbung zwar bedeutender , jedoch läfst sich aus den anderen eine vollständige Uebergangsreihe bilden von auffallend tiefer Kerbung bis beinahe zum glatten Rande des Tragus. Entscheidender, aber zu einer Trennung doch nicht ausreichend, ist das Verhältnifs des Plagiopatagium zur Fufssohle : bei den Erdbachern , mit denen ein anderes Exemplar von der Grube Rainborn bei Römershausen (Kreis Gladenbach) übereinstimmt, reicht das Plagiopatagium bis zur Zehen¬ wurzel, jedoch nicht wie bei Brachyotus myslacinus (Taf. III, Fig. I) gerad¬ linig , sondern wie bei Fig. 4 mehr nach der Mitte der Fufssohle gerich¬ tet und dann in einem Bogen an derselben bis zur Zehenwurzel herab¬ laufend ; dagegen reicht bei den anderen, gröfseren Individuen das Patagium entschieden nur bis zu z/3 der Fufssohle, so dafs das Enddrittel frei her¬ vorsteht. Im Uebrigen stimmen die beiden Formen in entscheidenden Merkmalen überein ; einige derselben sprechen für Isotus emarginalus , andere für /. Nattereri : Zu ersteren gehört die Kerbung am Aufsenrande des Tragus , ein¬ zelne Härchen am Rande des Plagiopatagium , welche aber so dünn und vereinzelt sind, dafs die Bezeichnung „Wimper“ keine Anwendung finden dürfte, ferner Gaumen und Schwirrzunge. Nach Kolenäti s vortrefflichen Untersuchungen (in den Sitzungsberichten der k. Akademie der Wissen- 51 schäften, Bd. 29, Nr. 10 vom 15. April 1858, S. 329 bis 345) haben alle Chiropteren unter der Fleischzunge noch ein besonderes blattartiges, häutig¬ knorpeliges Organ, die sogenannte Nebenzunge oder Schwirrzunge , welche beim Schreien in tremulirende Bewegung gesetzt und dadurch ein eigen- thümlicher , jeder Art besonders eigener Laut hervorgebracht wird. Diese Organe sowohl , wie auch die Gaumenfalten sind bei den verschiedenen Arten verschieden und für jede einzelne charakteristisch geformt. Nach Eolenäti ’s Beschreibung und Abbildungen hat der Gaumen von Isolus Nal- tereri 8 Falten, und diese sehen aus, wie auf Taf. III, Fig. 8 dargestellt, die Schwirrzunge wie die Fig. 11 ; während lsolus ciliatus nur 7 Gaumenfalten wie Fig. 9 und eine Schwirrzunge wie Fig. 12 hat. Die hier vorliegenden Individuen haben 7 Gaumenfalten, welche die in Fig. 10 dargestellte Form haben, und eine Nebenzunge, wie die Fig. 13 abgebildete. Diese von den bekannten Formen abweichenden Vorkommen stimmen für das Vorhandensein einer neuen Art; jedoch kann ich mich noch nicht entschliefsen , die in Rede stehenden Individuen als einer be¬ sonderen Art angehörend zu betrachten, ehe ich noch genauere Beobach¬ tungen darüber auch während der Sommermonate gemacht habe; auch glaube ich, dafs die Schwierigkeiten , welche gerade das Subgenus Isotus darbietet , durch Aufstellung weiterer Arten eher vermehrt , als beseitigt werden. Nach Gaumen und Schwirrzunge steht unsere Form am nächsten dem Isolus ciliatus (KolCüclti) ; warum ich sie aber bei Isotus Nattereri unterbringe, rechtfertige ich durch folgende Thatsachen. Die Bucht am Aufsenrande des Ohres ist flach, nicht rechtwinkelig ausgeschnitten ; der Tragus überragt dieselbe , wie er fast 3/6 der ganzen Ohrlänge erreicht ; die Wimperhaare am Uropatagium stehen entschieden in zwei Zeilen, sie sind derb und nach unten gebogen ; die Fufssohle steht — wenigstens bei den meisten und ausgebildeten Individuen — mit dem Enddrittel frei über das Plagiopatagium hervor, und der zweite Schneide¬ zahn oben ist fast ebenso dick, als der Eckzahn. Was die Verschiedenheit der hier vorliegenden Individuen betrifft, so möchte ich vermuthen , dafs es keine Spielarten sind, sondern eher In¬ dividuen verschiedenen Alters, indem alle Unterschiede der Art sind, dafs eine Auswachsung denkbar ist; diese Vermuthung möchte ich aber nicht als Behauptung angesehen wissen. Das rauhwimperige Gleichohr fliegt in Wäldern, wohl nie an be¬ wohnten Orten, und soll sich meist in hohlen Bäumen niederlassen. Diese Art ist in Mitteleuropa und einem Theile des nördlichen Europa verbreitet; südlich der Alpen wurde sie noch nicht beobachtet; sie gehört zu den seltenen Fledermäusen. Im hessischen Hinterlande und n der Gegend von Dillenburg scheint sie verhältnifsmäfsig mehr vorzu¬ kommen, als an anderen Orten ; besonders viel kommt sie vor in der Gegend von Schönbach, Amdorf und Erdbach im Amte Herborn , wo ich dieselbe wenigstens während des Hibernirens öfters in Gruben, deren Mund¬ loch im dichten Waldgebüsch nahe an Waldbächen ausgeht, angetroffen habe ; eine gleiche Localität bieten die Steinkammern bei Erdbach. 52 §. 22. Brachyotus mystacinus Kolenati. Die Bartfledermaus oder das Schwarzkurzohr. Vespertilio mystacinus Leisler u. Kllhl. V. humeralis Baillon. V. collaris Meissner. (§. 9 Nr. 24 der Tab.) In der Gröfse, z. Th. auch in der Farbe steht diese Fledermaus den Nanugo-Avten zur Seite , mit diesen kann sie aber wegen des für das Genus Vespertilio (Blasius) charakteristischen langen Tragus , gegen jenen breiten , und des fehlenden Epiblema nicht verwechselt werden ; dagegen steht sie der folgenden sehr nahe; diese hat aber kürzere und hellere Ohren , während B. mystacinus vorstehende schwarze , derbe Ohren hat ; ebenso unterscheidet sie sich von jener durch geringere Gröfse, am sicher¬ sten aber durch das Plagiopatagium , welches hier deutlich bis zur Zehen¬ wurzel reicht, bei jener aber 2/3 der Fufssohle frei läfst , und durch das Uropatagium , welches bei B. mystacinus ganz glatt ist, bei B. Daubenlonii aber durch einzelne Härchen, welche über den Rand hinaus ragen, den Anschein einer lockeren Wimperung hat. Flugweite 0,20 — 0,22 M. Körperlänge 0,042 — 0,048 M. Schwanzlänge 0,026 — 0,028 M. Das einzelne Haar ist zweifarbig, am Grunde schwarz, mit verschie¬ den gefärbter hellerer Spitze; der Pelz ist auffallend langhaarig (lang¬ haariger als er wohl bei einer anderen Fledermaus vorkommt), oben röth- lichbraun, graubraun bis ins Grauschwarze gefärbt, am Bauche blafsgrau bis ins Weifsliche oder lichtbraungrau bis ins Schwarzgraue gefärbt. Hinsichtlich Farbe und Gröfse sowohl , wie auch in Dichtigkeit des Pelzes , Haarlänge zur Ohrenlänge etc. variirt diese Art mehr , als jede andere Fledermaus , so dafs man sich bei oberflächlicher Beobachtung leicht zum Aufstellen verschiedener Arten verleiten lassen könnte; die übrigen typischen Kennzeichen sind aber ziemlich constant , so dafs die Art ziemlich sicher und scharf umgränzt immer wieder gefunden wird. Bei den aus unserem Gebiet stammenden Individuen, deren ich in diesem Winter bereits 73 Exemplare untersucht habe, kann man zwei Hauptformen unterscheiden , welche durch mannigfache Uebergänge mit einander verbunden sind : £>ie erste Form, var. a ist ziemlich klein : Körperlänge 0,042 — 0,045 M. Flugweite 0,200 — 0,212 M. Farbe oben dunkel-schwarzgrau, bisweilen ins Braungraue neigend, unten hell schwärzlichgrau bis ins Aschgraue; die Haare verhältnifsmäfsig kurz, zart und ziemlich gleichförmig. Die zweite Form, var. b ist gröfser : / Körperlänge Flugweite 0,045 — 0,048 M. 0,212 — 0,224 M. Farbe oben rothbraun , bisweilen kastanienbraun und schön seidenglänzend, unten gelblichweifs bis hellbraungrau ; die Haare länger , als bei a , einzelne Haarspitzen aus dem zarten Pelze hervortretend; Behaarung weiter über das Uropatagium verbreitet ; durch die längeren Haare am Kopfe scheinen die Ohren und Schnauze kürzer, und mitunter umschliefst das Uropatagium die Schwanz¬ spitze weiter, als bei normalen Formen der Fall ist. Die Bart fiedermaus fliegt sowohl an Waldrändern und Wie¬ sen , als auch in Städten und Dörfern , gewöhnlich und am liebsten über Wasser, wo sie nach Wasserinsecten schnappt; oft sieht man sie in den Strafsen den Gossen entlang fliegen. Sie ist im Fluge ausdauernd und gewandt, fliegt aber selten hoch, sondern meist niedrig über die Erde oder das Wasser hin. Sie überwintert sowohl in hohlen Bäumen, als auch in Gebäuden , Gewölben und Stollen , wo sie nicht an der Decke , sondern an der Seite hängt, den Daumen der Hand mit als Stützpunkt benutzt, den Kopf nach unten kehrt und die Flügel zur Seite zusammengefaltet anlegt. Diese Art ist in Mitteleuropa , besonders in Deutschland , ziemlich häufig und verbreitet; in nördlichen Gegenden ist sie seltener; im Süden findet sie sich gar nicht. In unserem Gebiete fehlt sie nirgends ; sie fliegt im Sommer gerne in erleuchtete Zimmer, und im Winter trifft man sie häufig an den genannten Orten an, indem sie daselbst gewöhnlich frei hängt ; sie hibernirt gesellig, aber häufiger vereinzelt. §. 23. Brach/otus Daubentonii Kolenati. Die Wasserfledermaus. Vesperlilio Daubentonii Leisler. V. emarginatus JenynS. V. aedilis Jenyns. V. volgensis Eversmann. (§. 9 Nr. 25 der Tab.) Am nächsten verwandt mit der Vorhergehenden , aber gröfser und durch die in §. 22 angegebenen Merkmale leicht zu unterscheiden ; vor den Wimperfledermäusen ( Isolus ) zeichnet sich diese Art durch die kurzen Ohren und das Fehlen einer eigentlichen Wimperung aus. Flugweite 0,22 — 0,24 M. Körperlänge 0,048 — 0,049 M. Schwanzlänge 0,033 — 0,034 M. Einzelne Härchen, welche von der Oberfläche des Uropatagium Überhängen, geben demselben das Ansehen einer lockeren Wimperung; die Fufssohle ist auf 2/3 ihrer Länge frei , das Haar zweifarbig , der Pelz auf dem Rücken röthlich-graubraun, am Bauche schmutzig-grauweifs, Flughäute imd Ohren ziemlich dünnhäutig, graubraun. Diese Art hält sich besonders in der Nähe gröfserer Wasserflächen auf, fliegt ziemlich gewandt aber niedrig über das Wasser hin, und kommt des Abends ziemlich früh zum Vorschein. Sie ruht an Bäumen und Baum¬ zweigen , hibernirt aber , wo keine sehr hohlen Bäume sind , gerne in Kellern und in alten Stollen. Die Wasserfledermaus findet sich in ganz Europa häufig , von Schweden und Finnland bis nach Sicilien, gehört zu den gewöhnlicheren Arten, ist aber da, wo die gröfseren Wasserflächen fehlen, seltener. In unserem Gebiet kommt sie in den Lahngegenden häufig vor; bei Bieden¬ kopf, Marburg und Giefsen habe ich sie in zahlreichen Individuen be¬ obachtet, daselbst aber noch nicht hibernirend gefunden; dagegen fand ich sie mehrfach im gebirgigen Theil des hessischen Hinterlandes und bei Dillenburg in Stollen, jedoch gegen andere Arten scheint sie daselbst selten zu sein. Allgemeines über die einheimischen Fleder¬ mäuse. §. 24. Alle hier vorkommenden Fledermäuse ernähren sich von Insecten, sind dabei sehr gefräfsig und schnappen ihre Beute im Fluge; einige Arten nagen auch bei Ermangelung von Insecten andere Sachen, gewöhn¬ lich Fleisch etc. an, dies thun sie aber nur bei grofsem Hunger; ebenso fressen sie nicht leicht getödtete Insecten, wozu sie auch der Hunger erst bringen mufs. Die gröfseren Vespertilionen , besonders die Myotus-Arteu, fallen kleinere warmblütige Thiere, besonders kleinere Fledermäuse an und machen diese zu ihrer Beute , dies aber erst in der Noth , wenn sie keine Insecten haben. Die Gymnorrhinen trinken Wasser , einigen ist das Wasser sogar sehr nöthig und gehen dieselben viel danach (so z. B. die Isotus- Arten, die Brachyotus- Arten und Plecotus auritus ). Die Phyllorrhinen scheinen gar nicht oder selten nach dem Wasser zu gehen, dagegen sau¬ gen sie Blut aus lebenden Thieren ; die bei uns vorkommenden zwei Arten sind aber dadurch nichts weniger als gefährlich , indem sie nur solche Thiere belästigen, für die wir gleichgültig sind, wie grofse Fleder¬ mäuse, verschiedene Vögel etc. ; tödten können sie ein Thier nicht durch dieses Ansaugen, auch hinterläfst dieser Bifs keine nachtheiligen Folgen. Die Fledermäuse sind Abends und des Nachts über muntere Thier- chen und beleben, wenn die übrige Natur schläft, die Frühlings- und Sommerabende durch ihr rasches, durch allerlei geschickte Wendungen be¬ wegliches Einherfliegen , wobei sie nicht den geringsten Schaden , wohl aber durch das Wegfangen vieler schädlichen Insecten grofsen Nutzen schaffen. Was ihnen zu Last gelegt wird, beruht gewöhnlich auf Irrthum und Täuschung : so behauptet man von ihnen, dafs sie den Speck fressen, was aber — wo es geschieht — von Mäusen oder auch von Insectenlarven herrührt, und dann diesen unschuldigen Chiropteren, welche wohl hin und wieder in den dunkelen Speckkammern getroffen werden, zugeschrieben wird ; dafs sie aber hin und wieder einmal Fleischspeisen annagen , will ich weniger in Abrede stellen, obgleich ich keine Erfahrung darin habe, ob sie solches wirklich thun. Noch unsinniger und rein aus der Luft ge¬ griffen ist die Behauptung, dafs sie nach den Haaren fliegen und dann nicht mehr vom Kopfe zu entfernen seien : es kommt häufig vor, dafs Fledermäuse in Abendgesellschaften etc. als ungebetene Gäste in das 55 Zimmer kommen , wo vielfach mit Taschentüchern etc. nach ihnen ge¬ schlagen wird ; dadurch wird das Thier oft fluglahm getroffen , und wenn es nicht mehr fliegen kann, klammert es sich mit den langen gebogenen Krallen an jeden beliebigen Gegenstand fest ; geräth es nun beim Herunter¬ fallen in Folge eines Schlages zufällig in den aufgesteckten Kopfputz einer Dame, dann möchte allerdings ein gewaltsames Herausnehmen auf Kosten der Aesthetik geschehen müssen ; aber dafs Fledermäuse aus freien Stücken nach dem Kopfhaar eines Menschen fliegen , kommt nicht vor, es sei denn , dafs Jemand so viele Insecten auf dem Kopfe habe , dafs eine Fledermaus Jagd darauf anstellen kann. Dafs dieser Aberglaube , so ver¬ breitet er auch ist, nicht bei allen Menschen Eingang gefunden , habe ich während meines Sammelns bemerkt, indem mir unter vielen Fledermäusen, die man mir übergab , auch einige unter der Mütze lebend gebracht wurden , welche die Ueberbringer längere Zeit unter derselben auf dem Kopfe sitzen hatten, ohne dafs ihre Haare im Geringsten gefährdet waren. Interessant ist das Hiberniren unserer Fledermäuse , was man in einer Gegend , wo viele alte Bergwerke sind , wie z. B. bei Dillenburg, leicht beobachten kann, wenigstens bei solchen Arten, welche nicht zu verborgene Schlupfwinkel beziehen. In den Bergwerken findet man ge¬ wöhnlich Synotus, Plecotus , beide Rhinolophus , Myotus, Brachyolus und Isotus , seltener und nur ganz vereinzelt einen Cateorus oder Panugo, diese aber immer in Ritzen versteckt , während die anderen genannten Genera ge¬ wöhnlich frei hängen; Myotus und Isolus hängen hin und wieder auch in senkrechten Spalten , die nicht zu enge sind , auch Synotus sitzt bisweilen in Spalten oder Bohrlöchern; Brachyolus und Plecotus suchen gerne zwischen Vorsprüngen an den Wänden geschützte Plätze; dagegen hängen die bei- i den Arten von Rhinolophus stets frei und niemals in Spalten, wo sie den 1 Raum zum Umschlagen der Flughäute nicht haben würden. Nicht in jedem Gewölbe und nicht in jeder Grube hiberniren Fle- | dermäuse, sondern es sind gewisse Bedingungen erforderlich, wenn sie einen solchen Ort beziehen. Vor allem dürfen die betreffenden Stollen keinen starken Wetterzug haben, indem sonst die Kälte zu tief eindringt; ferner mufs es in den Strecken trocken von oben sein, weder dürfen die Wände schwitzen, noch dürfen sich Stellen, wo Tropfwasser sind, viel wiederholen, indem die Fledermäuse bei ihrem Einzuge nicht gerne unter solchen Stellen hindurch fliegen; ferner ziehen die Fledermäuse zu ihrem Winter¬ aufenthalte die hohen Räume den niederen vor, weil sie an letzteren leicht von Raubthieren erhascht werden; ferner müssen die Wände Gelegenheit zum Ankrallen bieten, dürfen defshalb nicht mit Tropfstein überzogen sein; auch darf der Eingang zu den betreffenden Bauen nicht zu eng oder wohl verwachsen sein, ersteres hindert sie weniger, als letzteres, weil sie fliegend einziehen; und so lassen sich noch eine Reihe von Fällen auf¬ zählen , in welchen man auf die Anwesenheit von Fledermäusen rechnen kann , und andere , wo man von dem Gegentheil schon vor der Unter¬ suchung überzeugt sein darf. Am liebsten halten sie sich in Gruben auf, i 56 welche von Thälern nicht zu entfernt sind , auf höheren Bergen fand ich nur Myolus murinus. Die Nannugo- Arten kommen nicht in Gruben vor, sondern halten sich mehr in alten Gebäuden auf; daselbst sind sie im Sommer während der Tagesruhe wohl zu finden ; aber im Winter ziehen sie sich so tief unter die Böden und in Ritzen zurück , dafs man sie nur durch Zufall fin¬ den kann, obgleich auf alten Kirchen oft mehrere Hundert verborgen sind. Durch ihr Geschrei, welches die gröfseren Gattungen des Genus Vesperugo im Frühjahre, die Nannugo- Arten aber auch an warmen Abenden während des ganzen Winters hören lassen, verrathen sie ihren Aufenthalt; es hält daher schwer , die gröfseren Arten in ihrer eigentlichen Winterruhe zu beobachten. Ehe die Fledermäuse ihr Winterquartier beziehen, nehmen sie reich¬ liche Nahrung ein und halten sich ziemlich ruhig, wodurch sie so fett werden, dafs die Fetttheile in vielen Fällen (wie z. B. bei der kleinen Hufeisen¬ nase) die Fleischtheile an Volumen und Gewicht übertreffen. Kurz vor dem lethargischen Zustande scheinen sie nichts zu fressen ; denn man findet schon gleich im Anfang, noch ehe alle Individuen eingezogen sind, dafs der Magen leer und nur noch das hintere Darmende mit Excrementen gefüllt ist ; dagegen habe ich fast zu jeder Zeit die Harnblase gefüllt ge¬ funden, und wenn man das Thier erweckt, so giebt es gleich Urin von sich. Wenn man von einem Orte, wo sich viele Individuen niedergelassen, diese während des Winters nach und nach wegnimmt und untersucht , so findet man ein ziemlich regelmäfsiges Ahnehmen der Fettschichte ; selten verbrauchen sie dieselbe aber vollständig bis zum Frühjahr. Im Anfang ist das Fett sehr rein und weifs, gegen den Anfang Januar wird es dunkler, oft von den durchziehenden Gefäfsen röthlich, und schliefslich erscheint der letzte Rest ganz dunkel-braungelb, mit rothen Adern unterlaufen. Sehr häufig werden die Fledermäuse in den Gruben bei Befahrungen gestört; sie fliegen dann gleich fort, aber selten aus den Gruben heraus, und nachdem sie eine Zeit lang hin und her geflogen, setzen sie sich an einem geeigneten Orte (aber nicht wieder dahin, wo sie gestört wurden) wieder fest , nehmen die jeder Art besonders eigene Stellung ein und schlafen weiter. Zu jeder Zeit des Winters habe ich einzelne Individuen verschiedener Arten wachend gefunden, so dafs sie sich, ehe ich sie sah, durch ein Schreien kund gaben , oder ehe ich ihnen nahe gekommen be¬ wegten; läfst man diese wachenden Individuen ungestört, so trifft es sich sowohl, dafs sie bald wieder einschlafen und später an demselben Orte wieder zu finden sind , als es auch vorkommt , dafs sie den Ort verlassen und einen anderen aufsuchen. Andere Individuen gleicher Gattung — und zwar die meisten — schlafen aber ganz fest; viele kann man sogar berühren, ohne dafs sie erwachen. Nimmt man sie aber weg, so sind sie gleich wach und werden munter ; ihr Erwachen giebt ein gedehnter Schrei kund. Ich habe viele Exemplare im Winterschlafe aufgenommen und in meinem Hause in Zimmern mit verschiedener Temperatur , wie im Keller 57 untergebracht. Einige (namentlich Rhinolophus Hipposideros und Plecolus auritus ) suchten sich, sobald sie die Localität genau erforscht hatten, nach einer Zeit von einem bis drei Tagen wieder einen passenden Ort auf und schliefen selbst im warmen Zimmer wieder ein ; Rhinolophus starb aber bald, und fand ich die Thiere eingetrocknet in der Stellung des Hiber- nirens. Die Vespertilio- Arten schliefen in ungeheiztem Zimmer blos ein ; dagegen blieb Synotus barbastellus wach, nahm die dargebotenen Insecten, welche ich mir in Gruben leicht verschaffen konnte (Gonoptera und Vanessa ), gerne an, und während sie im Anfang , so lange ihnen das Local noch fremd war, auch den Tag über flogen , zogen sie sich später während des Tages in die Falten der Gardinen zurück , um Abends wieder um so munterer zum Vorschein zu kommen. Mit der Zeit gewöhnten sie sich an ihre Umgebung und wurden ganz vertraut und gemüthlich und schnappten im Fluge die Nachtschmetterlinge, welche ich aus den Gruben mitgebracht hatte; diese Beute trugen sie auf den Boden oder den Tisch, fafsten sie mit den Daumen, rissen erst die Flügel, dann die Beine aus und verzehr¬ ten den Körper vom Kopfende aus in kleinen Bissen. Dieselbe Art ( Synotus barbastellus) fand ich auch zu verschiedenen Zeiten des Winters fliegend in den Gruben ; wo sie fest safs, war es immer ganz vorn , wo sie in vielen Fällen gar nicht vor Kälte geschützt war, denn in ihrer Nähe traf ich noch Eiszapfen. Daraus und aus dem Um¬ stande, dafs ich bei zwei Exemplaren Ende December frische Insectenreste im Magen gefunden , schliefse ich , dafs von einem eigentlichen Winter¬ schlafe hier nicht die Rede sein kann. Eben so scheint Nannugo pipislrellus im Winter nur zu ruhen und vorübergehend zu schlafen, indem diese Fledermaus sogar an gelinden Winterabenden im Freien umher fliegt. Möglich ist es zwar , dafs hier der Ort ihres Aufenthaltes (Häuser etc.) Veranlassung ist, dafs sie öfters gestört und aufgeschreckt wird. Bei kei¬ ner anderen unserer Fledermäuse habe ich noch eine derartige Munterkeit im Winter beobachtet. Dafs diejenigen Fledermäuse, welche einen eigentlichen Winterschlaf halten , sich dabei durch jeder Art eigenthümliche Wahl des Aufenthaltes sowohl, wie durch Lage und Stellung, welche sie beim Schlafen einnehmen, auszeichnen , ist schon mehr hervorgehoben und namentlich bei Beschrei¬ bung der einzelnen Arten erwähnt worden; es wäre hier nur noch eine allgemeine Uebersicht aufzustellen : Rhinolophus immer frei hängend, in die Flughäute eingewickelt. Myotus frei an den Hinterfüfsen hängend, mit seitlich angedrückten Flughäuten, bisweilen in gleicher Weise in verticalen Spalten. Brachyotus und Isotus an den Wänden mit den Hinterfüfsen festgekrallt, mit dem Vorderarm aber aufgestützt, letztere in ähnlicher Weise vielfach in Spalten gesellig zusammen ; die Ohren immer frei und nach vorn gerichtet. Plecotus an Wänden, seltener in Ritzen, in ähnlicher Weise, wie Brachyotus ; dabei aber die Ohren unter die Flughäute zurückgelegt. Synotus z. Th. frei, z. Th. in kleinen Spalten und Bohrlöchern theilweise auf¬ sitzend, bisweilen auch vertical hängend oder auch seitlich angehängt , wo¬ bei stets nicht nur die Hinterfüfse , sondern auch die Daumen angekrallt werden. 8 Cateorus und Meteorus stets in Spalten, die Schnauze aber vorstehend; dabei sitzen sie mehr, als sie hängen. Nannugo und andere endlich immer in Ritzen, und zwar sitzend, oder in verticalen Spalten eingeklemmt hängend. §. 25. Die Zeit des Erwachens ist hei den verschiedenen Arten ebenso verschieden, wie die Zeit, wann sie ihre Winterquartiere beziehen. Am frühesten kommen zum Vorschein die kleineren Arten, namentlich die Nannugo- Arten, welche oft schon im Februar ihr Winterquartier verlassen und Abends munter umher fliegen ; Rhinolophus Hipposideros und Brachyo- tus mystacinus kommen auch verhältnifsmäfsig sehr früh zum Vorschein ; dagegen sind Caleorus serotinus , Myolus Bechsteinii und Isolus Nattereri solche, welche erst, nachdem die Frühlingslüfte fühlbarer geworden, ihre tiefen Schlupfwinkel verlassen. Gleich nach dem Erwachen aus dem Winterschlafe , noch ehe die Fledermäuse Gelegenheit hatten, hinreichende Nahrung an Insecten etc. zu sich zu nehmen, beginnt die Begattungszeit, welche man schon durch die Töne, welche die Thiere ausstofsen, wahrnehmen kann. Kolenati giebt die Spermatozoidien als aufserordentlich klein an , jedoch habe ich bei Nannugo pipistrellus gerade das Gegentheil gefunden, nämlich verhält¬ nifsmäfsig ziemlich grofse Spermatozoidien , welche gleich zu Anfang mit dem völlig gebogenen Schwänzchen schlugen, bei der Erkaltung aber ohne Bewegung waren. Ich nahm das Sperma aus dem stark angeschwollenen und herausgetretenen Hoden eines Exemplars, welches ich in der Mitte des Monats Januar (also schon sehr früh) aus einer Mauerspalte eines Wohnhauses gezogen hatte; es stimmt dieses Factum mit einer Beobach¬ tung des Herrn Dr. Pagenstecher in Heidelberg überein (Verhandl. des naturhist.-med. Vereins zu Heidelberg vom 31. Januar 1859), wonach bei einem Weibchen vom Heidelberger Schlofs die Begattung schon am 23. Januar vor sich gegangen war. Männchen und Weibchen sind bei den Chiropteren sich an GrÖfse, Farbe und Gestalt, mit wenigen Ausnahmen, sehr ähnlich; desto deutlicher kann man sie nach den stark hervortretenden Geschlechtstheilen unter¬ scheiden. Auffallend ist, dafs man bei den meisten, ja fast bei allen Arten, viel mehr Männchen als Weibchen findet, und zwar ist das Vorwiegen ersterer so bedeutend, dafs sie an Zahl oft das Zehnfache und mehr be¬ tragen, und scheint es nach mehrfachen Beobachtungen , dafs vollständige Vielmännerei hier vorkommt; jedoch liegen über diesen Punkt noch nicht hinreichende Beobachtungen vor, ebenso über die Stellung etc. während der Begattung, indem man alle Resultate nur durch genauere Untersuchungen der betreffenden Theile erzielt hat. Die Angaben in verschiedenen Naturgeschichten (auch in Kolenati’ s Beiträgen etc. in der Isis) stimmen nicht mit meinen Erfahrungen überein, indem die Zahl zwischen Männchen und Weibchen sonst als ziemlich gleich angegeben wird ; daher lege ich die Resultate meiner Excursionen, soweit sie diesen Punkt berühren, hier vollständig nieder. 59 Im gegenwärtigen Winter (1859/eo) untersuchte ich während des Hibemirens bis jetzt (Januar) 327 Fledermäuse ; darunter waren : 79 Rhinolophus Hipposideros, 21 1 „ ferrum equinum, — 27 Plecotus auritus, . 6 53 Synotus Barbastellus, 15 1 Cateorus serotinus, 1 7 Nannugo pipistrellus, 2 46 Myotus murinus, 18 18 » Bechsteinii, 5 15 Isotus Nattereri, 1 1 „ ciliatus, 1 72 Brachyotus mystacinus, 21 7 „ Daubentonii, 2 Durchschnittlich fanden sich also wenig über 1/4 Weibchen oder 28 pC., bei einigen Arten mehr, bei anderen weniger. Die Fledermäuse werfen gewöhnlich Ende Mai oder Anfang Juni ein, höchstens zwei Junge, die Tragzeit scheint 6 bis 8 Wochen zu sein; das Weibchen trägt das Junge, welches sich fest an die Zitzen ansaugt, im Fluge mit herum, schützt und ernährt dasselbe mit aller mütterlichen Sorgfalt. In acht bis zehn Wochen ist das Junge ausgewachsen, erreicht aber seine Selbstständigkeit schon früher. §. 26. Die Chiropteren haben , wie alle kleineren warmblütigen Thiere, viele Feinde, sowohl unter den Säugethieren , als unter den Vögeln, wel¬ chen sie zur Nahrung dienen; aufserdem aber werden sie von kleineren Thieren , wie Insecten , Arachniden und Eingeweidewürmer , sehr stark heimgesucht , und giebt es schwerlich ein Thier , welches eine gröfsere Menge von Parasiten (sowohl an Individuen als an Arten) aufzuwei¬ sen hätte. Die Füchse , Marder , Iltis , Wiesel und Eulen stellen den Fleder¬ mäusen nach, und erhaschen namentlich während des Hibernirens in Gru¬ ben und Gewölben viele derselben. Schon in §. 24 wurde erwähnt , dafs man in manchen Bergwerken, welche sich durch Trockenheit, Form und Lage, überhaupt in jeder Beziehung zum Winteraufenthalte für Fleder¬ mäuse eignen, doch keine Spur derselben findet; dies habe ich namentlich in entfernt gelegenen Waldstollen gefunden, und glaube, dafs die Raub- thiere die Fledermäuse entweder geholt oder vor dem Hiberniren beunruhigt haben, so dafs sie den Ort gemieden haben. Mehrere Male habe ich be¬ obachtet, dafs im Anfang des Winters Fledermäuse an einem Orte vorhan¬ den waren , während nach einiger Zeit dieselben gradezu verschwunden waren, ohne dafs man annehmen konnte, dafs sie freiwillig einen anderen Aufenthaltsort gewählt hätten. Auch habe ich nie in einer Grube , wo Fuchs- oder Dachs-Baue waren, Fledermäuse gefunden, obgleich die Orte, welche Füchse und Dachse wählen, im Uebrigen auch für die Chiropteren zum Aufenthalte geeignet sind. Weibchen und 58 Männchen m » 1 n M 21 60 Wenn in einem alten Stollen die Rösche (Wasserabzugscanal) ver¬ stopft ist , so dafs sich das Wasser tief darin anstaut , im Uebrigen aber Decke und Wände trocken sind, so kann man sicher auf das Vorhanden¬ sein von Fledermäusen rechnen ; denn durch das Wasser auf dem Boden können die nichtfliegenden Feinde ihnen nicht leicht beikommen und die Eulen gehen nicht so tief in die Bergwerke, wie die Fledermäuse. Dafs die Rhinolophus- Arten andere Fledermäuse ansaugen , und die Myotus- Arten kleinere Fledermäuse fressen, wurde schon mehrfach erwähnt ; aber auch aufserdem, dafs sie sich fressen , feinden sich viele Fledermäuse heftig an , beifsen sich und dulden sich gegenseitig nicht in ihrer Nähe. Am schlimmsten und bissigsten sind die Myolus- und Panugo - Arten, und Isolus scheint viel davon zu leiden zu haben ; denn man findet da, wo Myotus murinus häufig ist, selten einen Isotus ohne verletzte und zer¬ rissene Ohren , aber auch Myotus selbst findet man mit zerbissenen Ohren sehr oft , was daher kommt , dafs sie sich unter sich und mit Panugo noctula gebissen haben. Ueber die zahlreichen Parasiten , welche in und auf den Fleder¬ mäusen Vorkommen , hat Herr Professor Dr. F. A. Kolenati in Brünn ein besonderes Werk geschrieben, aufserdem Verschiedenes in der Isis und anderen Zeitschriften darüber veröffentlicht. Die Eingeweideschmarotzer gehören meist den Genera Distomum , Ophiostomum und Taenia an ; aufser diesen finden sich Cysticercus (in der Leber), Nematoideum , Trichosomum, Filaria und andere; die Arachniden sind Pteroptus, Caris und andere Milben, welche an den Flughäuten saugen; aufserdem finden sich im Pelze noch Zäcken , welche oft bis zur Gröfse einer Bohne anschwellen. Die Insecten, welche im Pelze der Fledermäuse leben, sind hauptsächlich Nycteribien und Ceratopsyllus- Arten, damit kommen aber auch Läuse, diese aber seltener, vor; interessant sind die verschiede¬ nen Arten des Genus Nycteribia , flügellose Dipteren, welche nur auf Fle¬ dermäusen beobachtet wurden. §. 27. In Sammlungen findet man die Fledermäuse in der Regel ausge¬ stopft, und zwar gewöhnlich in der Flugstellung aufgespannt ; diese Manier dürfte auch , wo es blos darauf ankömmt , den Habitus festzuhalten , am empfehlenswertesten sein; wo man aber nähere Vergleichungen verwandter Arten und genauere Untersuchung der Maasverhältnisse etc. beabsichtigt, genügen die ausgestopften Bälge nicht; weil beim Ausstopfen zu häufig Verzerrungen etc. Vorkommen und die Ohren- und Nasen-Häute, die Neben - zungen (Schwirrzungen), Afterfalten etc. daran entweder abnorm zusammen¬ schrumpfen, oder gar nicht mehr vorhanden sind. Für solche Fälle thut man am besten, die Thiere in Spiritus zu legen; auch ist es sehr interes¬ sant und wichtig, Skelette zu präpariren. In Fallen oder mit Angeln lassen sich die Fledermäuse nicht fangen, wenigstens sind bis jetzt alle derartigen Versuche gescheitert, von denen die von Herrn Pfarrer Jäckel zu Neuhaus, wie andere von Herrn Professor 61 Dr. Kolenati ZU Brünn angestellten hervorzuheben sind. Dagegen kann man in den Sommerabenden und Nächten leicht die Fledermäuse in er¬ leuchtete Zimmer durch Oeffnen der Fenster locken, die Fenster schliefsen und sich dann ihrer bemächtigen. Auch lassen sich die Fledermäuse leicht mit dünnem Schrot schiefsen; man findet sie in der Dunkelheit dann durch den Schrei, welchen sie ausstofsen , wenn sie nicht gleich todt sind, was gewöhnlich der Fall ist. Am sichersten erhält man jedoch Fledermäuse , wenn man sie in der Ruhe während des Tages und während des Hibernirens aufsucht; letzteres erfordert bei den verborgen sitzenden Arten eine gewisse Uebung und gelang mir bei einigen , wie bei den Panugo- Arten , Meleorus discolor, noch nicht, bei anderen, wie Cateorus und Nannugo- Arten , erst nachdem ich lange vergeblich danach gejagt hatte; nun ich aber die Natur ihrer Schlupfwinkel kennen gelernt, finde ich sie besser. §. 28. Der Eingriff der Chiropteren in die Naturökono¬ mie und der damit für die Existenz des Menschen verbundene Nutzen ist kein unbeträchtlicher. Wie schon mehrfach bemerkt' wurde, leben alle unsere Fledermäuse hauptsächlich von Insecten, und zwar meist von sol¬ chen , welche für die Land- und Forstwirtschaft schädlich sind, z. B. Nachtschmetterlinge, Nachtkäfer etc., eben so Nachtmücken und andere, Menschen und Thiere belästigende Insecten. Wie nun die Singvögel be¬ sonders bei Tage aufräumen und dem Ueberhandnehmen jener Insecten entgegen wirken, so sind die Fledermäuse hauptsächlich geeignet und da¬ zu bestimmt, diejenigen Insecten, welche während des Tages versteckt sitzen, und nur bei Abend und des Nachts sich herauswagen , zu vertilgen und ihrer Vermehrung eine Schranke zu setzen, ohne welche die Vege¬ tation in Wäldern und Feldern gefährdet wäre. Die Fledermäuse gehören demnach mit zu den nützlichsten Thieren, und sollten alle Forst- und Landwirthe auf ihre Erhaltung möglichst bedacht sein. Leider werden viele dieser nützlichen und übrigens harmlosen Thiere von Leuten, welche von jenem Nutzen nicht unterrichtet sind, aus bloser Abneigung und aus Aberglauben getödtet , was aber vielfach verhindert werden könnte, wenn die Lebensweise dieser Thiere in weiteren Kreisen bekannt würde. So geht es aber nicht hier allein ; noch viele andere Thiere werden in ihrem Wirken in der Naturökonomie noch zu wenig ge¬ würdigt, andere überschätzt; nur durch fortgesetzte Beobachtungen und Mittheilungen kommt man dem Ziele näher, und so werden auch diese Thiere , welche von Manchem nur interessant aber nicht nützlich genannt werden dürften, für die Existenz der Menschen praktisch. Die ganze Natur erscheint in ihren kleinsten Theilen stets in unver¬ ändertem Einklang ; eine Erscheinung bedingt die andere und eine Existenz setzt der andern ihre gesetzliche Schranke. Nur der Mensch im Eigen- 62 dünkel höherer Weisheit, wie im rücksichtslosen Streben nach Weiterem, als den blosen Lebensbedürfnissen , greift ein in diesen gesetzlichen Kreis¬ lauf, den eine unergründliche Weisheit waltender Vorsehung anordnet. Erklärung von Taf. III. Fig. 1. Brachyotus mystacinus Kol. a. Innenrand des Ohrs. b. Aufsenrand desselben. c. Tragus oder Ohrdeckel. d. Propatagium. e. Plagiopatagium. f. f', f" und {'" Dactylopatagium. g. Uropatagium. h. Spornbein. Fig. 2. Hinterfufs von Cateorus serotinus Kol. h. Spornbein. i. Epiblema oder Spornlappen. Fig. 3. Vergröfserte Fledermaushaare. a. und b. von Nannugo pipistrellus Kol. c. Myotus murinus Kol. d. Plecotus auritus Kol. e. Rhinolophus Hipposideros sehr stark vergröfsert. Fig. 4. Hinterfufs von Isolus Naltereri Kol., doppelt vergröfsert. Fig. 5. Ohr von Plecotus auritus. a. Innenrand. b. Aufsenrand. c. Tragus. k. Kiel. l. Hautlappen am Innenrand. m. m. Querfalten, s. Scheitel. Fig. 6. Ohr von Panugo noctula. c. Tragus. Fig. 7. Ohr von Myotus murinus. c. Tragus. Fig. 8, 9 u. 10. Gaumenfalten. 8 von Isotus Nattereri, nach Kolenati. 9 „ „ ciliatus, nach demselben. 10 „ „ Nattereri, bei Dillenburg beobachtet. Fig. 11, 12 u. 13. Sch wirrzungen (Nebenzungen). 11 wie 8, 12 „ 9, 13 „ 10 oben. Dillenburg, im Januar 1860. Oberhessische (ieseUschaFl fnrlTafnr- and Heilkunde Yill . TaPlU ! )te Qiiiopteröi OlaAßsseiiß ttou Caillfocb.. Ittii r’.H>WtfI)ib-aünng 63 V. Nachricht von fossilen Gallen auf Blättern aus den Brannkohiengruben von Salzhausen. Von Herrn Senator C. H. G. VOI1 Heyden zu Frankfurt a. M. Herr Dr. Otto Volger hat aus den Braunkohlengruben von Salz¬ hausen eine Anzahl vegetabilischer Reste zusammengebracht , die er der Senckenbergschen naturforschenden Gesellschaft zu Frankfurt zum Geschenk gemacht hat. Unter diesen befindet sich ein Blatt, das Derselbe als Salix abbreviata Göpp. erkannte und wegen einer an solchem befindlichen eigen¬ tümlichen Bildung mir zur näheren Untersuchung mittheilte. Auf den ersten Anblick glaubte ich ein auf dem Blatte liegendes, flachgedrücktes, weibliches Weidenkätzchen von etwa U/2 Zoll Länge zu erkennen. Bei näherer Untersuchung zeigte es sich jedoch, dafs es zu beiden Seiten der Mittel- und Seitenrippen festsitzende Gallen sind , ähn¬ lich denen, welche schon Reaumur auf den Blättern der Linde beschrieb und abbildete. Sie scheinen mir auf der Unterseite des Blattes zu sitzen und unterscheiden sich von den auf der Oberseite der Lindenblätter mehr vereinzelt stehenden Gallen schon dadurch, dafs sie in grofser Menge zu¬ sammengedrängt an den Blattrippen befestigt sind. Auch in ihrer Gestalt zeigen sie sich als verschieden. Die einzelnen Gallen sind etwa 2 Pariser Linien lang, halbmondförmig gekrümmt, schmal, nach der Spitze zu bis zu etwa V, bis 1/2 Linie verdickt und an einer Blattrippe stets nach derselben Seite hin gebogen. Soviel mir bekannt, ist dieses die erste fossile Pflanzengalle welche aufgefunden worden ist. Ihr Standort, ihre Gröfse und Gestalt zeigt, dafs sie keine Galle von Cynips oder Cecidomyia sein kann , sondern ohne Zweifel von einer Milbe aus der Gattung Phytoplus (Düjardin) herrührt. Da die noch lebenden Milbenarten dieser Gattung ihre Gallen aufser auf Linden auch auf Weiden erzeugen, so bestätiget das Vorkommen dieser fossilen noch mehr, dafs die Blätter, welche GÖppert Salix abbreviata nannte, wirklich einer Weidenart angehören. Obgleich die Milbe selbst, welche diese fossilen Gallen hervorbrachte, schon wegen ihrer Kleinheit wohl nie aufgefunden werden wird, so glaube ich doch mit demselben Rechte, womit man z. B. Gehäuse von Phryganeen benannt hat, auch ihr einen Namen geben zu sollen und nenne sie daher : Phytoptus antiquus. 64 VI. Klimatologisclie Beiträge. I Uebersicht der meteorologischen Beobachtungen 1858. Atmo- Lufttemperatur im Schatten sphär. Nieder¬ schlag (Regen u. Schnee) in Par. Zol¬ len (an .. Tagen) ^ fl fl C V fl a <0 -w a 2^ Zeit Mittel der täglichen o ^ J4 • — c =2 bo « “ o CQ-°tS3 mum des Monats OK. Mini¬ mum des Monats Maxima Minima Maxima und Minima - ^ s o w ® r_ c jEj CG V «3 co ’S j* & n Jan. 5,5 — 14,0 0,64 — 5,20 — 2,28 0,52 (13) 2 10 2,0 Febr. 5,7 — 12,3 1,75 — 5,85 — 2,05 0,52 (5) 6 4 1,0 März 13,2 — 12,0 5,60 — 2,92 1,33 0,63 (10) 9 10 7,0 April 18,7 - 4,6 11,18 0,99 6,08 0,70 (12) 0 4 0,0 Mai 19,0 - 1,0 13,26 4,76 9,01 1,60 (15) 0 0 0,0 Juni 25,3 4,6 21,21 9,92 15,56 1,15 (4) 0 0 0,0 Juli 23,0 4,3 17,98 10,22 14,10 3,46 (16) 0 0 0,0 Aug. 23,6 5,6 18,38 9,45 13,91 2,19 (15) 0 0 0,0 Sept. 20,7 3,0 16,78 7,51 12,14 0,66 (8) 0 0 0,0 Oct, 14,8 - 6,4 10,43 2,82 6,62 1,05 (9) 0 0 0,0 Nov. 5,8 — 22,0 0,47 — 5,99 — 2,76 1,43 (13) 20 10 5,0 Dec. 6,8 — 9,0 2,70 — 0,87 0,92 1,78 (18) 0 4 0,0 1 1 Summe Summe Summe Maxi¬ mum Jahr (Mittel) 15,18 — 5,32 10,03 2,07 6,05 15,69 (138) 37 42 5,0 Mitteltempeiratur des Jahres 6,05° R. 65 I. im botanischen Garten zu Giefsen. 1§S». Lufttemperatur im Schatten Atmo- sphär. Nieder¬ schlag (Regen u. Schnee) in Par. Zol¬ len (an . . Tagen) 8 © o M 0 13 SS © © o © c$ *-a <3 OQ O 55 Q >-5 27.9,60 27.9,76 27.8,88 27.9,53 27.9,42 27.9,66 27.8,76 27.9,46 27.9,24 27.9,64 27.8,62 j 27.9,19 27.9,42 27.9,69 27.8,75 27.9,39 28.0,49 28.0,79 27.11,79 28.0,67 (25.) (13.) (26.) (16.) 27.6,28 27.6,49 27.5,19 27.6,92 (30.) (!•) (16.) (2.) 28.0,65 28.1,01 27.11,92 28.0,87 (25.) (14.) (26.) (16.) 27.5,86 27.6,33 27.5,00 27.6,23 (30.) (i.) (16.) (2.) 0.6,79 0.6,68 0.6,92 0.6,64 11,63 12,71 12,41 8,58 17,26 17,80 19,30 14,80 11,30 13,65 13,84 10,79 13,39 14,72 15,18 11,39 16,20 18,80 19,27 14,57 (6.) (15.) (5.) (8.) 7,73 11,03 12,50 6,06 (14.) (9.) (19.) (20.) 22,0 23,0 24,8 18,9 (28.) (15.) (4.) (8.) 6,2 9,9 7,0 2,9 (l.) (30.) (29.) (30. 15,8 13,1 17,8 16,0 ~ 1 - 1 ! 27.8,56 27.8,68 27.8,62 27.11,00 27.11,05 27.10,92 28.1,22 28.1.57 28.1.58 27.9,37 27.9,43 27.9,25 j 27.8,62 27.11,99 (13.) 27.3,21 (9.) 27.10,99 28.4,04 (11.) 27.3,85 (24.) 28.1,46 28.4,85 (8.) 27.10,52 (21.) 27.9,35 28.4,85 26.11,40 28.0,10 (13.) 27.3,12 (9.) 28.4,47 (12.) 27.3,55 (24.) 28.5,35 (8.) 27.10,01 (21.) 28.5,35 26.10,36 0.8,98 1.0,92 0.7,34 1.6,99 5,47 10,53 6,36 + 0,62 4,76 2,04 — 0,78 + 2,28 + 0,28 4,77 9,82 5,86 7,45 12,37 (l.) 4,83 (31.) 2,47 7,83 (8.) — 3,17 (20.) + 0,59 6,20 (22.) — 3,23 (29.) 6,82 19,27 — 9,73 15,0 (5.) 2,0 (13.) 11,2 (6.) - 7,0 (20.) 7,4 (22.) — 7,0 (29.) 24,8 — 12,2 13,0 18,2 14,4 37,0 — 7 12 56 _ 12 15 84 68 185«. Januar Februar März April Mai II. Thermometer 1 nach ß^aum. Anzahl der Tage, an welchen die Temperatur auf 20° 1 und darüber stieg III. Winde hei zwei¬ maliger täglicher Be¬ obachtung. Anzahl der Beobachtungen 3 62 56 62 60 1 62 Anzahl der Nordwinde 1 1 1 3 2 „ „ Nord ostwinde 3 — 4 3 6 „ „ Ostwinde 5 — 5 7 11 „ „ Südostwinde 12 20 15 9 12 „ „ Südwinde 7 5 10 4 2 „ „ Südwestwinde 23 22 12 15 23 „ „ Westwinde 5 7 12 14 3 „ „ Nordwestwinde Wenn die Anzahl der Beob¬ achtungen = 100 gesetzt wird, so verhalten sich die vorstehenden 8Winde der Reihe nach wie die Zahlen 2,6 : 4,1 : 9,0 : 16,9 : 15,1 : 34,4 : 13,7 : 4,2. IV. Niederschläge und W itterung. Anzahl der Tage mit 6 1 3 5 3 Regen 6 1 8 10 11 Schnee 9 1 3 3 — Schnee und Regen 1 — 1 1 — Gewitter — — — — 5 Hagel — — 1 2 2 Nebel 1 — — — 2 Stürmen 2 — 2 1 — Heitere Tage 8 19 13 9 20 Trübe und bedeckte Tage 19 6 9 10 8 Gemischte Tage V. Gröfse des Nieder¬ schlags durch denRe- genmesser bestimmt in Par. Zollen. 4 3 9 11 3 Höhe des Niederschlags 1,5869 0,0621 1,0444 1,2523 2,3589 Reducirt in Darmst. Zollen Auf Schnee kommen von dem gesammten Nieder¬ schlag circa VI. Sonstige Beob¬ achtungen. Nichts. 69 Juni Juli August September j October November December ! Jahr 9 7 14 — — — — 33 60 62 62 60 62 60 62 730 ' 3 1 2 1 2 2 — 19 6 2 3 — — 3 — 30 12 2 7 5 3 8 1 66 7 1 18 4 8 12 5 123 5 10 10 20 12 12 13 110 19 28 13 23 28 16 29 251 8 16 5 4 8 5 13 100 2 4 3 1 2 31 7 13 1 4 8 9 4 8 89 — — — — — 1 — 17 — — — — — _ _ 3 2 3 4 3 — — — 17 — — — — — — _ 5 — 1 — 2 8 4 4 22 2 — 1 — 2 2 _ 12 24 17 27 16 12 15 8 188 4 . 9 1 4 15 13 21 119 2 5 3 10 4 2. 2 58 0,6453 1,1376 0,8771 1,5511 0,9775 0,7743 0,2987 12,5662 — — — — 13,9263 — — — — — — 0,7170 70 s* cö 1858. 3 C t, N U 1 1 .- c$ -a ! August September j October November December 1 Jahr 1 — — — | 1 I ! 0,57360 0,37045 1,19590 setzter Richtung, in hora 8, 9 und 10 streichend, die metamorphosirten Schiefer- und Massen-Gesteine. *) Das Gebirgsstück, in welchem die kör¬ nigen Kalklager und ein Theil der erzführenden Quarzgänge auftreten, kann als Typus der übrigen Odenwälder Gesteine betrachtet werden. Es stellt ein längliches Viereck dar, dessen Grenzen durch Linien von Bens- heim über Reichenbach, Hochstätten und Auerbach bestimmt werden. Ein Gesammtüberblick der zu beschreibenden Gegend zeigt uns vierzehn ver¬ schiedene Felsarten und drei geologische Epochen : 1) die Zeit der Entstehung der kry stallinischen Ge¬ steine; 2) die Basalteruption, und 3) die Ablagerungen aus der Zeit des Elephas primi- genius. A. Die körnigen Kalklager. Der körnige Kalk ist ein durch die Sickerwasser umgewandelter sedimentärer Kalkstein und enthält eine grofse Menge von organischer Substanz, die beim Glühen in Form von Kohlensäure und Kohlenoxydgas entweicht. Die körnigen Kalklager beginnen im Kirchberg bei Bensheim und setzen in nordöstlicher Richtung, an mehreren Stellen zu Tag tretend, *) Ausführlicher hierüber : Text zu der von mir geologisch bearbeiteten Section Erbach der Grofsherzoglich Hessischen Generalstabskarte , welche demnächst durch den mittelrheinischen geologischen Verein veröffentlicht werden dürfte. 78 fort bis oberhalb Hochstätten , wo sie sich am Fufse des Felsbergs in Syenit auszukeilen scheinen. Der durchreisende Mineralog , welcher sich in kurzer Zeit einen flüchtigen Ueberblick über die Verbreitung dieser Lager verschaffen und Einiges für seine Sammlung mitnehmen will, beginnt von Bensheim aus seine Excursion. Den Eingang zum Kirchberg öffnet die Kalkgasse und in wenigen Minuten befindet man sich in einem grofsen , tief ausgebrochenen Kalk¬ steinbruche, welcher jetzt noch von Zeit zu Zeit betrieben wird. Das kör¬ nige Kalklager hat hier eine Mächtigkeit von 30 bis 40 Fufs und ist theils massig abgesondert, theils in 3 bis 4 Fufs dicke Bänke zerklüftet , welche unter Winkeln von 30 bis 50 Grad nach Südost einfallen. Das Nebenge¬ stein, aus welchem zugleich der ganze Kirchberg besteht und das ein be¬ ständiges Schwanken zwischen Granit und Gneifs einhält, ist ein röthlicher Granit von mittlerem Korne, in welchem zuweilen gröfsere, fleischrothe Orthoklasprismen ausgeschieden sind und der von Eisenkiesellagern und Syenitschieferstreifen in nordöstlicher Richtung durchschnitten ist. Man haut frische Handstücke auf der Höhe des Kirchbergs unter dem daselbst erbauten Tempel, von wo man zugleich eine prachtvolle Aussicht in den ehemaligen mittelrheinischen Tertiärsee hat. Das Kalksteinlager des Kirchbergs birgt sehr schöne Drusen von zolllangen Kalkspathscalenoedern , von 3 Linien erhabenen spitzen Kalk- spathrhomboedern, welche durch Eisen und Mangan braun, roth, gelb und schwarz gefärbt, oder farblos und wasserhell sind. Aufserdem bemerkt man erdige Kupferlasur und Malachit, Kupferkies und Arsenikeisen in mikroskopischen Plättchen , sowie Graphit und hexaedrische Flächen von Bleiglanz im Kalke eingesprengt. Rothe und weifse krystallinisch-späthige Kalkspathmassen sind keine Seltenheit im Kalke. Grünlicher Chalcedon ist dem Saalbande eingelagert. Ein zweites zu Tag ausgebeutetes körniges Kalksteinlager nimmt man wahr, wenn man in der Streichungslinie fortgeht , oberhalb des Für¬ stenlagers in dem Graf Schönberg’schen Weinberge an der Linde in dem¬ selben Granit. Der Kalk enthält hier eine Menge Idokraskörner und in den Saalbändern beobachtet man Granatfels und Epidosit mit Granat- und Epidot-Krystallen. Der Steinbruch wird nicht mehr betrieben und ist durch Granitgrus verstiirzt. Das mächtigste und über eine halbe Stunde in die Länge ausge¬ dehnte körnige Kalksteinlager sieht man im Hochstätter Thale in den fis- calischen Waldungen. Das Liegende des lagerhaften Ganges besteht aus Syenit und grobkörnigem, röthlichweifsem Gneifse , wovon man frische Handstücke haut in dem Steinbruche am letzten Hochstätter Hause, im Fahrwege nach Elmshausen. Das Hangende wird auf dieser ganzen Strecke von grobkörnigem Syenit , welcher aus grünlichweifsem Albit und schwarzer Hornblende besteht, gebildet. Frische Exemplare mit schwarzen Kaliglimmerschüppchen haut man am Stollenmundloch oberhalb der Bangertshöhe in der sogenannten Striet. 79 Der Syenit nimmt am Königsplatz im Fürstenlager bis zum todten Manne in der Herrneich Quarzkörner auf, gebt im Thälchen nach der Schönberger Kirche zu in porphyrartigen Syenit und dieser wieder in porphyrartigen Granit über. Man haut frische Handstücke im Hauptfahr¬ wege, der aus dem Fürstenlager über den Koppernickel nach dem Felsberg führt. Zahllose röthlichweifse Orthoklassäulen finden sich hier lose im Syenitgrus. In dem Dache und der Sohle dieses colossalen Lagers liegen mäch¬ tig entwickelte Granulitmassen mit Einschlüssen von Sphen , Zirkon, Strahlstein und Orthit oberhalb des Stollenmundlochs am Hochstätter Brunnen. Der Granulit ist durch Granatfels, welcher Krystalle von Granat, Idokras und Diopsid führt, mit dem Kalke verbunden. Als Einschlufs ent¬ hält der Kalk eine Bank von silberweifsem, faserigem, durch Pyroxen grün geflecktem Wollastonit. Hier ist auch die Stelle, wo sich vor 14 Jahren beim Eintreiben eines Stollens auf das Kalklager mitten im Kalke und dem Saalband nahe eine colossale Druse von rothem und milchweifsem Kalkspath aufschlofs, in deren Innern fufslange Kalkspathscalenoeder herab¬ hingen. Durch Zerschlagen der Kalkspathplatten entstanden Zwillinge und aus den Scalenoedern erhielt man Doppelspath , welcher an Gröfse , Rein¬ heit und Schönheit dem isländischen nicht nachsteht. Eine kleine Schlucht führt von hier in wenigen Minuten auf die Höhe des Bergrückens , wo ein prachtvoller Schriftgranit im Dache des Marmorlagers ansteht , der aufser Granat und weifsen Kaliglimmer-Täfel¬ chen schwarzen Turmalin in grofser Menge führt, dessen Krystalle jedoch ohne Endflächen und von nicht besonderer Schönheit sind. Ganz in der Nähe wird unterirdischer Steinbruchbau auf den Kalk betrieben. Das Lager ist hier 80 bis 100' mächtig und steht ganz in Syenit. Der Kalk ist massig abgesondert und von vorzüglicher Reinheit, und enthält Schwefel¬ und Arsenik-Eisen in Körnern und mikroskopischen Krystallen, Magnetkies und Buntkupfererz in Plättchen, Bergleder in dünnen und dickern, papierähn¬ lichen Lappen. Interessant ist eine mannsdicke Röhre mitten im Kalke, welche durch die Sickerwasser entstanden ist und diesen nun als Abflufs in die Tiefe dient. Als Einschlufs enthält hier der Kalk rothe Eurit- und graue, durch Strahlstein grün gefleckte , vielen Sphen führende Labrador- Massen; auch zieht sich eine über 30 Fufs breite Syenit wand mitten durch das Kalklager. Am Fufse der Bangertshöhe ist das Marmorlager nur wenige Meter breit. Granatfels steht im Liegenden zu Tage und führt Epidot- und Granat-Kry stalle von ausgezeichneter Schönheit, sowie Molybdänglanz in dünnen Blättchen, welche zuweilen sechsseitige Täfelchen bilden. Einige Schritte weiter bemerkt man einen noch im Betrieb stehenden Kalkstein¬ bruch , welcher die Fundstätte der schönsten im Kalke vorkommenden Mineralien ist. Aufser Granat, Buntkupfererz und Magnetkies findet man hier ausgezeichnet schöne Kalk- und Bitterspath- Drusen mit grünen, büschelförmig geformten, radial strahligen Malachitnadeln von smaragd¬ grüner Farbe. Auch umschliefst hier der Kalk dunkelgrüne , von Kalk- 80 spathadern durchzogene Serpentinmassen, welche mit Borax vor dem Löth- rohre leicht zu einem grünlichen Glase schmelzen und mit Säure brausen. Auf dem Rücken der Bangertshöhe angelangt steht man vor zwei nun verlassenen Steinbrüchen , in denen der Marmor nur 4 bis 5 Fufs mächtig ansteht. In dem Nebengestein beobachtet man Granatfels mit Epidosit, Granat- und Epidot-Krystallen ; Asbest in faserigen Aggregaten findet sich häufig auf dem Kalke. In wenig Minuten hat man das Ende des Kalklagers erreicht. Es wird abermals 30 Fufs breit und durch unterirdischen Steinbruchbau aus¬ gebeutet. Der Kalk ist gleichfalls massig abgesondert, oder in Bänke zer¬ klüftet und entweder krystallinisch-körnig, oder dicht, weifs oder grau- und grünlichblau. Die Färbung rührt von Eisensalzen her und trifft insbeson¬ dere die feinkörnige und dichte Varietät. In Salzsäure gelöst bleibt ein sandiger Rückstand, welcher unter der Lupe aus Kieselerde-, Schwefelkies- und Arsenikeisen-Körnchen besteht. Im Kalke selbst kommen hier silber- weifse mikroskopische Krystalle von Arsenikeisen , Granat und Idokras, sowie Magnetkies und Tremolit vor. Im Liegenden und Hangenden stehen Serpentin- und Granulit-Massen mit Titanit- und Strahlstein-Krystallen an. Der Bangertshöhe gegenüber beginnt im Teufelsberg der Reichen¬ bacher Quarzgang. Er steht hier 10 Fufs aus dem Syenit, ist 12 bis 14 Fufs mächtig und erstreckt sich in südöstlicher Richtung bis vor Reichen¬ bach. Der grofse und kleine Borstein bilden in dieser Linie 70 Fufs über das Nebengestein hervorragende, über 20 Fufs mächtige, in Bänke zerklüf¬ tete Felsmassen. Da wo die Atmosphärilien auf die Bänke einwirken konnten, ist der Gang über Tag bedeutend niederer geworden, indem die Bänke zu¬ sammenstürzten , die nun als riesige Blöcke die Abhänge der Bergrücken krönen. Der Gang verschwindet in Reichenbach, während er das Thal durchsetzt, kommt aber wieder am Hohenstein als 80 Fufs hoher, in Bänke zerklüfteter Fels zu Tag ; er setzt in südöstlicher Richtung , sich nur un¬ bedeutend über Tag erhebend, bis zum Katzenstein fort, den er bis zu 16 Fufs Höhe bildet, macht hier einen stumpfen Winkel und geht ganz unscheinbar und in einzelnen Blöcken sichtbar werdend durch Raidelbach bis zur Kolmbacher Höhe , wo er sein Ende erreicht. Auf der ganzen Strecke vom Hohenstein bis zur Kolmbacher Höhe sind die Abhänge mit Abwürfen des Quarzganges übersäet und bilden kleine Felsenmeere in dem Wiesengrunde, von der Ultramarinfabrik bei Reichenbach nach dem Katzenstein. Der Gangquarz hat krystallinisch-körnige und blätterige Structur und ist durch den Stoffwechsel aus Kalkspath hervorgegangen. Er ist entwe¬ der weifs, oder durch Eisenoxyd und Eisenoxydhydrat gelb, roth und braun, durch kohlensaures Kupferoxyd grün und blau und durch Mangan schwarz gefärbt. Die Bänke haben einen Durchmesser von 2 und 41/2 Schuh und auf ihren Trennungsflächen beobachtet man eine Menge Quarzkrystalle, welche zuweilen von Kupfer- und Blei-Erzen überrindet sind; sie fallen am Borstein unter Winkeln von 40 und 50 Grad nach Südost und am Hohenstein unter denselben Winkeln nach Nordwest. Der Quarzgang hat 81 ein Hauptstreichen in hora 8. Die Saalbänder bestehen aus abwechseln¬ den Massen von Syenit und Gneifs. Diese Massen sind in der Nähe des Ganges zersetzt. Die kohlensauren Sickerwasser haben den Feldspathbe- standtheil in ein lösliches Kali- oder Natronsilicat und in ein unlösliches Thonerdesilicat zerlegt. Kali, Natron und überschüssige Kieselerde sind durch die Gewässer fortgeführt, während als unlösliches Endresultat der Kaolin zurückgeblieben ist. Man hat Bergbau auf diese Erde versucht, damit aber viel Geldverlust mit sich führende Geschäfte gemacht ; denn die Erde ist zum grofsen Theil durch Eisenoxyd gelb gefärbt, nicht nach¬ haltig vorhanden und gibt geschlämmt circa 21 pC. reine kieselsaure Thonerde. Einfache Mineralien des Quarzganges. 1) Pyrolusit; kleine, spiefsförmige Kry stalle. 2) Psilomelan; trauben- und nierenförmige Gestalten von dichter Zu¬ sammensetzung. 3) Bleiglanz; amorph, eingesprengt in Quarz von mehreren Lotlx Gewicht. 4) Pyromorphit; gelb und grün, als Umhüllungspseudomorpliose über Quarzkrystallen. 5) Kohlensaures Bleioxyd; in mikroskopischen Krystallen. 6) M olyb dän saure s Bleioxyd; gelb als Ueberrindung über Quarz¬ krystallen. 7) Brauneisenstein; Schnüre im Hangenden des Ganges. 8) Gediegen Kupfer; erbsengrofse Körner und Plättchen und Platten bis zu 10 Loth Gewicht. 9) Rothkupfererz ; karminroth, von 74 Zoll breiten Schnüren im Quarz. 10) Kupfergrün und Kupferblau; amorphe Massen auf Quarz. 11) Kupferglanz; derbe Massen, schwärzlich-bleigrau. 12) Malachit; dunkelgrün, faserig, auch haarförmige Kry stalle. 13) Kupferlasur; mikroskopische Säulchen. 14) Kieselkupfer; spangrün in’s Bläuliche ; als Ueberzug in Quarzdrusen. 15) Fahlerz; mikroskopische Tetraeder. 16) Kupferkies; mikroskopische, nicht vollständig ausgebildete Quadrat- Octaeder im Syenit des Saalbandes. 17) Ziegelerz; zinnoberroth , hat den Gneifs und Syenit des Saalbandes imprägnirt und ist aus der Zersetzung von Kupferkies hervor¬ gegangen. Bensheim, im Januar 1860. 11 VIII. Heber Feuermeteore und Meteoriten. Von Herrn Dr. Otto Büchner in Giefsen. In letzterer Zeit sind mir aus unserem Gesellschaftsgebiet folgende Notizen über Feuermeteore bekannt geworden : Herr Professor KüOp hatte die Güte, mir Folgendes mitzutheilen : „Im August 1859 kam ich mit einer kleinen Gesellschaft Abends 11 Uhr vom Schiffenberg in die Nähe von Giefsen. Eine anscheinend raketenartig aufsteigende Sternschnuppe zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Nachdem sie verschwunden , war die gradlinige Bahn, welche sie durchlaufen hatte, noch mehrere Minuten lang durch einen breiten leuchtenden Nebelstreifen bezeichnet, welcher allmälig schwächer werdend mit Beibehaltung seiner Form verschwand. Da ich eine optische Täuschung befürchtete und den Nebelstreifen einer subjectiven Empfindung zuschrieb , befragte ich Herrn Baurath Läubonheimor, welcher etwa 20 Schritte hinter mir ging , ob er die Sternschnuppe gesehen habe ; er verneinte dieses, bemerkte aber, dafs ein allgemeiner heller Schein seine Augen auf die Stelle des Himmels gelenkt habe, wo die Schnuppe eben verschwunden sein müsse. Dagegen er¬ kannte er noch unzweifelhaft den leuchtenden Nebelstreifen, welchen sie hinterlassen hatte. Wir verfolgten beide das langsame Verschwin¬ den desselben. Dr. Ä. Knop.“ Giefsen, Feuerkugel 1859, 9. Nov., etwa 6V2 Uhr Abends. Sie flog von NO nach SW und senkte sich dabei; das Licht war weifs, so auch das des Schweifs, der scheinbar etwa 4mal so lang war, als der Durchmesser des Meteors. Am 11. Novbr. 1859 Abends 7 Uhr sah man bei hellem Mondschein südöstlich von Darm stadt eine weifsgelbe Feuerkugel, scheinbar von etwa 172 Zoll Durchmesser, welche sich unter einem Winkel von etwa 70° mit dem Horizont von Westen nach Osten bewegte. Am 8. Decbr. Abends 53 4 Uhr ebenso bei hellem Mondschein westlich von Darmstadt eine hellgelbe Feuerkugel, scheinbar von etwa 2" Dicke und 3" Länge, in einem Winkel von etwa 50° mit dem Horizonte sich von Norden nach Süden bewegend. (Darmst. Ztg. 14. Dec. 1859). Mannheim, 11. Dec. (1859). Gestern Abend 7 Uhr 22 Minuten bei ganz klarem Himmel war ein von Nordost nach Südwest ziehendes Meteor zu sehen , das trotz des hellen Mondlichtes in prachtvollem bläulichem Feuer strahlte (ebd. 15. Dec. 1859 a. d. Mannh. Journal). Dieses Meteor wurde auch in Giefsen beobachtet. Am 25. Dec. 1859 Nachmittags 572 Uhr sah man zu Erbach im Odenwald ein Meteor, das gegen Westen in einem Seh winkel von 15 — 20° von Süden nach Norden flog; dasselbe mochte etwa 1 bis 2 Par. Zoll 83 scheinbaren Durchmesser gehabt haben , das Licht war gelb und schien zuletzt grünlich zu werden. (Darmst. Ztg. 28. Dec. 1859). Die Darmstädter Zeitung, der das Lob gespendet werden mufs, ein aufmerksames Auge und eine offene Spalte für diese Naturereignisse zu haben, bringt in ihren Nrn. 24, 32, 35, 38, 40 und 46 von 1860 No- s tizen über ein Feuermeteor, das trotz des bedeckten Himmels und des viel¬ fach fallenden Regens doch besonders glänzend und auffallend gewesen sein mufs. Die erste Nachricht von Cassel 20. Januar 1860 sagt, dafs Morgens 5 Uhr die noch dunkle Nacht mit einem Male von einem blen¬ denden, den ganzen Horizont erhellenden Lichtschein erfüllt wurde, wel¬ cher einige Secunden anhielt und dann wieder der Dunkelheit Platz machte. Aehnliches wird von Petterweil zwischen Frankfurt a. M. und Friedberg i berichtet, wo der Himmel bedeckt war und die „Tageshelle“ etwa 5 Sec. anhielt. In Umstadt (Odenwald) wurde der Lichtschein von mehreren Personen beobachtet. Trotz des bedeckten Himmels liefs die einige Sec. anhaltende blendende Helle die nahen Berge deutlich erkennen. An der Bergstrafse zwischen Zwingenberg und Hähnlein (auf d. sog. Sandbuckel) war trotz des ganz bedeckten Himmels und des Regens eine 4 — 5 Sec. dauernde so starke Helligkeit, „dafs man einen Kreuzer auf dem Boden hätte aufheben können“. Aehnliches wird von Gernsheim a. Rh. und aus dem Oden¬ wald (auf dem Wege zwischen Hirschhorn und Beerfelden) be- i richtet. Von Flonheim, Kreis Alzey in Rheinhessen, heifst es : „Es war so finster, dafs man nicht auf 5 Schritte weit sah. Dabei regnete es stark. Am Flonheimer Friedhof ward es auf einmal so hell , dafs das I Pferd plötzlich stehen blieb und der Reiter erschrocken nach Flonheim I sah, in der Meinung, ein Brand sei daselbst ausgebrochen. Etwa 8 Sec. kann die Lichterscheinung gedauert haben , der dann wieder plötzliches Dunkel folgte. Keinerlei Geräusch in der Luft! Auch in Wiesenbach, | Kreis Biedenkopf , wurde die 4 — 5 Sec. dauernde Lichterscheinung be¬ obachtet, „und war jeder Gegenstand wie am Tage zu erkennen“. Ein Meteor aber , welches wie das vom 20. Januar 1860 (5 Uhr Morgens) trotz bedeckten Himmels und Regen auf eine Entfernung von j etwa 26 geogr. Meilen Tageshelle verbreiten konnte, ist gewifs noch ander- I weit, vielleicht unter günstigeren Umständen beobachtet worden und wären I Notizen darüber höchst erwünscht. Auf S. 115 meiner Schrift über Feuermeteore (Giefsen, Ricker 1859) erwähnte ich des Meteoreisens von Darmstadt. Herr Dr. L. Müller, Lehrer an der Selectenschule in Frankfurt a. M., besitzt die Masse und war so freundlich, mir nicht nur verschiedene Notizen darüber zu geben , sondern das Eisen selbst mir zur Einsicht zu schicken. Hier in Giefsen und im ganzen Vereinsgebiet hat man keine Gelegenheit, ganze Meteoriten mit Rinde etc. kennen zu lernen, es ist also nicht zu verwun- ' dem, dafs mir die Keilgestalt des Eisens und die fingerartigen Eindrücke für die meteorische Natur zu sprechen schienen, zumal da nach einer No- j tiz des Herrn Müller bei einer qualitativen Analyse durch den verstor¬ benen Reallehrer Dr. Schleussner Nickel nachgewiesen und dieses unter seiner Leitung quantitativ zu 18,66 pC. bestimmt worden war. Leider fehlte mir das Material, um nochmals eine Analyse zu machen, ich vermittelte aber die Sendung des Eisens behufs etwaigen Ankaufs nach Wien. Von Herrn Dr. Hömes erhielt ich darauf folgende Antwort : „Das Darmstädter Meteoreisen ? kam wohlbehalten in meine Hände und ich mufs gestehen , dafs mir dasselbe gleich anfänglich ungemein fremdartig und ganz abweichend von allen bis jetzt bekannten Meteor¬ eisen erschien. Ich übergab dasselbe Herrn Director Haidinger zur An¬ sicht und erhielt gestern von demselben die Nachricht, dafs dieses Eisen nach den Untersuchungen des Herrn Hauptmann Hauer , Vorstandes des chemischen Laboratoriums der k. k. geologischen Reichsanstalt, keine Spur von Nickel enthielte und daher wahrscheinlich kein Meteoreisen sei. Bei diesem Umstande erlaube ich mir dasselbe Ihnen, Hochverehrter Herr, mit der Bitte zurückzuschicken, das Stück Herrn Müller in Frankfurt wieder zukommen zu lassen.“ Das Meteor eisen von Darmstadt ist demnach aus der Liste der Meteoriten (auch BogUSlavski hat es in Pogg. Ann. Erg. Bd. 4 aufgeführt) zu streichen. Dagegen sind mir über den Meteorstein von Darmstadt, der in der Heidelberger academischen Mineralien-Sammlung sich findet und von wel¬ chem Hofr. Muncke in Gilberts Annalen Bd. 73, 1823, S. 382 in d. Anm. eine Notiz gab, folgendes mitgetheilt worden. Er wurde im Jahr 1815 bei Darmstadt gefunden und obgleich nicht bekannt ist, ob sein Fallen be¬ obachtet wurde, so ist doch an seiner meteorischen Natur nicht zu zwei¬ feln. Er stammt aus der Sammlung des Herrn Prof. Suckow und ist keine Notiz, als die Etikette vorhanden. Seine Farbe ist braun mit deutlicher schwarzer Rinde , jedoch nicht glänzend, im Innern lassen sich deutlich die Theilchen von gediegen Eisen erkennen (nebst Augit?). Eine chemische Analyse ist nicht vorhanden. Sein Gewicht beträgt etwas über 6 Loth (badisch) = 94 Gramm (neufranz.). Obige Notizen beruhen theils auf Selbstanschauung des gütigen Correspondenten, theils auf den Angaben der Herrn Prof. Blum. Aus Hessen sind sonst keine Meteorsteine in den Mineralien-Samm¬ lungen Heidelbergs, Darmstadts und Giefsens. In der „ geogr. Beschreibung der Gebirgsmassen zwischen dem Taunus- und Vogelsgebirge von G. H. Wille“ (Mainz 1828), S. 51 ist das Meteoreisen von Nauheim erwähnt. Eine Analyse desselben existirt nicht und wollte ich die geringe Probe, die ich der Güte des Herrn Wille verdanke , nicht dazu verwenden , zumal da sie schon halb und halb der Wiener Sammlung zugesagt ist. Die gröfsere Masse des Eisens ist in sehr harten Brauneisenstein übergegangen , der das zackige Eisen in dicken Krusten umgibt. Beim Anschleifen werden nur ganz kleine Partien des Eisens entblöfst und konnte ich an denselben beim Aetzen keine Wid- mannstätten’sche Figuren entdecken. An den dunkelen Stellen der Masse treten da und dort kleine Tröpfchen von Eisenchlorid auf, was ja auch an anderen Meteoriten schon häufig beobachtet wurde. IX. Vegclalionszeiten im Jahre 1859. Mitgetlioilt von Herrn Prof. H. Hoffmann. Zu Seite 85. Gie sse n dd r sh e i m Mar bui *g M ess el 1858 1 Mes: L857 Mess el 1859 Namen erste Voll- | Pfe Tage Voll- erste 1 T nge erste 1 ’ago Voll- 1 erste . ’age Von. erste Tif Mona blüthe Gi efsmf blüthe Blüthe Ir- l^nacl: Blüthe Giefsen 1858 ' blüthe I Blüthe Giefsen 1857 1 blütho Blüthe TGl«f«onh Acer platanoidcs .... 29. III 5. IV - - - - 10. IV* _ - _ 1 _ _ _ _ Aesculus Hippocaslanum 1. V 7. V 21. IV 10 - 2. V. 8. V - 9 18. V - 10 - 16 V 0 0 22. V 3. V 2 Berberis vulgaris .... 30. IV 9. V 3. V — 3 ■ 12. V 11. V _ 11 — — _ _ _ _ _ Caslanca vulgaris .... 19. VI* 29. VI - - — - - _ _ - - - - _ _ _ _ Catalpa sgringaefolia . . 10. VII 13. VII — — - - 7. VII 3 _ - — — - _ _ _ _ Colchicum aulurnnalc 11. VIII* - — - - — — _ _ 12. IX — 13 _ -1 2. IX _ _ 1. IX Cunvallaria majalis . . . 7. V* 11. V 25. IV. 12 - 6. V 28. IV 9 - - - - - 18. V _ 2 24. V 8. V 1 Comtis mas . 5. in. i4. m Corylus Avellana .... 3. n 23. II - — - 2. III 20. II - - 29. m - 8 - 5. III 6 _ 24. II _ Crocus vemus . n. m 14. III — — — 6. III — _ — — — - - _ - _ __ Cytisus Laburnum 0 0 Daphne Mezereum . . . 26. n* 28. n 1. III - 3 8. III _ Fagus sylvatica .... - - - - - - - — — 23. IV 8 - - 28. IV - _ 4. V 27. IV _ Fraxinus excelsior . . . 26. IV 29. IV — — - — 20. IV 6 - - - - _ _ - _ _ Fritillaria imperialis . . . 6. IV 11. IV — - - 6. IV 9. IV — 4 — - _ - _ _ _ _ 11. IV 6 Hepalica triloba .... 22. II 8. m - — — 6. in - — _ 15. IV - 19 - _ _ _ _ _ Hordeum vulgare aeslivum . 17. VI 23. VI 2. VI — - 7. VI — _ _ - — _ - _ _ _ _ _ Leucoium vernum .... 19. II * 5. III - — - 6. III — _ _ 24. III - 1 _ _ _ _ _ 1. III Lilium candidum .... 22. VI 27. VI - — - - — _ _ _ - _ _ | _ _ _ _ _ Lonicera alpigena .... 16. IV 26. IV 21. IV. - 5 - - _ _ - - _ - _ _ _ _ _ Pcrsica vulgaris .... 1. IV* 12. IV 14. III - — 24. III - _ Prunus Avium . 5. IV* 12. IV - — - 7. IV 7. IV _ 2 27. IV - 1 -9 20. IV _ 1 _ 10. IV _ ß Prunus Cerasus .... 8. IV 27. IV — — — 10. IV — _ _ _ — _ »_ _ _ _ _ _ Prunus Padus . 12. IV 23. IV — - - - 4. V* - - - - _ - _ - - _ _ _ Pyrtts communis .... 9. IV 17. IV — - — 6. IV — - _ — — _ - _ — - _ _ _ Pyrus Malus . 24. IV 4. V 22. IV 2 - 29. IV 29. IV - 5 - - _ - 20. V - 17 27 V 29. IV _ 6 Ilibes Grossularia .... 28. ni* 10. IV 23. III 5 — 27. III 7. IV _ 10 1. V — 6 — 3. V — 17 _ 11. IV _ _ Ribcs rubrum . 5. IV | 11. IV 25. III 11 - 28. III 5. IV 0 0 30. IV - 2 - 29. IV - 12 - 17. IV _ _ Robina Pseudacacia . . . 1. VI 6. VI — — — - 2. VI — i ! _ _ _ _ _ — _ _ _ Sambucus nigra .... 30. V 8. VI - - - - 2. VI - 3 - - — - _ - - - _ _ __ Secale cereale hibernum 28. V | 1. VI — — - 25. V 21. V 7 - 5. VI - 5 - 2. VI — 4 13. VI 31. V _ 3 Solanum tuberosum . . . 5. VI* 29. VI. _ — _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ F. frühe, S. späte Sorbus Aucuparia . . . 7. V 14. V. _ _ _ _ 7. V* 0 0 _ _ _ _ Syringa vulgaris .... 28. rv 8. V 25. IV 3 - 1. V 29. IV — I | - — _ - _ - - - 30. IV - 2 Tilia parvifolia .... 18. VI 23. VI — - — 28. VI - — — - - _ - _ - — - - - Trilicum vulgare hibernum . 8. VI 20. VI 6. VI 2 - 10. VI - _ — - - _ - _ — - - 15. VI _ 7 Vilis vinifera . 16. VI 26. VI * 29. V - - 6. VI - - - 20 VI. - 1 1 - 26. VI - 18 - 22. VI - 6 Letzter Frost oder Reif 13. V | _ 18. IV 1 25 -1 - 1 _ - _ 25. VII _ 59 1 - 1 16. VI 1 0 0 1 - 16. VI - 34 Erster Horbstfrost oder Reif 4. X | - "23. X | - 19 1 - 1 - -1 - 9. X - 2 1 - 1 12. IX | 12 - 1 - 22. X. -1 8 Hiernach orgiebt sich durch Vergleichung Folgendes für die durchschnittliche Zeit der ersten Bltithcnentfaltung : Tage vor . nach Giefsen Pfeddersheim . 3,4 — • Marburg . — 1,4 Messel 1859 . — I 4,1 Für Rainholz bei Schlüchtern, von woher Beobachtungen Uber das „erste Sichtbarwerden der Blattobcrflächo“ von Carl Reuss eingelaufen sind, ergiebt sich durch Verglolcbung mit den gleich¬ artigen Beobachtungen von Giefsen, dafs in Ramholz die Laubentfaltung im Mittel von 13 Fällen um 6,4 Tage hinter Giefsen zurück war. Die Beobachter sind : Giefsen : H. Hofftnann und W. Weifs. — Marburg : Wigand. — Messel : G-lock. — Pfeddersheim : W. Ziegler. Dio mit * bczeichneten Beobachtungen sind nur annähernd genau. 85 Sehr dankenswerth wäre es, wenn weitere gütige Mittheilungen über Feuermeteore und Meteoriten des Vereinsgebiets etwa an mich eingesandt würden und soll durch vorstehende feilen nur dazu angeregt werden. X. Kurzer Bericht über die Veränderungen in dem Bestände der Gesellschaft und über ihre seitherige Thätigkcit. Von Herrn Gymnasiallehrer Dr. Diehl. JPersonalverhiiltnisse. 1. Beamte für das Gesellschaftsjahr 1859/6o : Director : Professor Dr. PhÖbllS. Vicedirector : Professor Dr. Wasserschieben. Erster Secretär : Professor Dr. Knop. Zweiter Secretär : Reallehrer Dr. Büchner. Bibliothekar : Gymnasiallehrer Dr. Diehl. Rechner : Kaufmann Theodor KÜChler. 3. ftedactionscommission. Professor Dr. PhÖbtlS. Gymnasiallehrer Dr. Diehl. Buchdruckereibesitzer Keller. 3« Mitglieder. Bei Abschlufs des 7. Berichtes zählte die Gesellschaft 322 Mitglieder. Von diesen sind bis heute (1. Mai 1860) theils durch den Tod , theils durch freiwilligen Austritt 19 ausgeschieden; dagegen gewannen wir 29 neue Mitglieder, so dafs die Gesammtzahl sich gegenwärtig auf 332 beläuft, bestehend aus 39 Ehrenmitgliedern, 65 correspondirenden, 222 ordentlichen, 6 aufserordentlichen Mitgliedern. Zum Eliremnitgliede wurde ernannt: Seine Excellenz Herr Dr. Freiherr VOÜ Dalwigk, wirklicher Geheime¬ rath, Präsident des Gesammt-Civil-Ministeriums , Minister des Grofsherzog- lichen Hauses und des Aeufseren, sowie des Innern, etc. etc. ferner zu correspondirenden Mitgliedern : Herr Dr. Claus, Professor an der Universität zu Würzburg. „ Friedrich Hessenberg zu Frankfurt a. M. „ Dr. James Hunt zu Hastings. „ Dr. O Leary, Professor der Medicin etc. am Queen’s College zu Cork in Irland. Herr Dr. jur. Scharff in Frankfurt a. M. „ Dr. Welcker, Professor und Prosector an der Universität zu Halle. 86 Herr Dr. WieneCkO , königlich niederländischer GesundheitsofFicier auf Java. Als ordentliche Mitglieder wurden neu aufgenommen : a. in Giefsen wohnhaft : Herr Dr. phil. Joseph Berger, Lehramtscandidat. » Dr. med. Friedrich Birnbaum, pract. Arzt. » Brehm, Dirigent der Gasbeleuchtungsanstalt. » Dr- phil. Ernst Hausleutner. » Ludwig Jahreis, Kaufmann. n Ludwig König, Brauereibesitzer. » Dr. Muhl, Hofgerichtsadvokat. n Adolf Noll, Kaufmann. » Eduard Silbereisen, Kaufmann. b. Auswärtige : Herr Julius Ahlefeld, Apotheker zu Ortenberg. » Buff, Landrichter zu Nidda. „ A. von Harnier zu Echzell. „ Franz Kreuder, Veterinärarzt in Winnerod. „ Reuning, Bürgermeister zu Nidda. „ Scriba, Buchhändler zu Friedberg. „ Dr. E. Schütz, pract. Arzt zu Calw im Königreich Württemberg. „ Von Zangen, Kreisrath zu Grünberg, Als aufserordentliclie Mitglieder traten bei : Herr Studiosus ehern. Albert Hunt aus Bath. „ „ „ Julius Wilbrand aus Giefsen. n „ archit. Wilhelm Meyer aus Büdingen. Kassehestanil bei der Reehnungsablage im Januar 1860. Einnahme . 624 fl. 53 kr. Ausgabe . 587 „ 50 „ Kasse vorrath 37 fl. 3 kr. ThiitfgUeit der Gresetlschafi. In den monatlichen Sitzungen, deren 11 Statt hatten, und für welche Grofsherzogliche Landesuniversität seit dem 23. Mai 1859 die kleine Aula des Collegiengebäudes .als Versammlungslocal in liberalster Weise gütigst bewilligt hat, wurden folgende V orträge gehalten : am 7. März 1859, über Galvanokaustik von Dr. med. Baur ; am 4. April 1859, 1) über Entstehung der Quellen von Professor PhÖbuS. 2) über die Luftpumpe von Mechanikus Staudinger, insbesondere über eine von ihm neu construirte und aufgestellte Luftpumpe mit Schwungrad und doppelter Wirkung ; am 9. Mai über die Rolle des Zuckers in der Oeconomie des Thier- und Pflanzenlebens von Dr. Engelbach. 87 am 8. Juni über Niesekrampf von Dr. med. Moslei*. Am 2. Juli, in der Generalversammlung zu Salzhausen , sprach Salinenin¬ spector Tasche 1) über die bisherige Wirksamkeit des mittelrheinischen geologischen Vereins, 2) über die von ihm (dem Vortragenden) bearbeitete und soeben vollendete geologische Karte der zu dem grofsen Kartenwerke des ge¬ nannten Vereins gehörenden Section Lauterbach, 3) über neuerdings angestellte Versuche, aus Salzhäuser Braun¬ kohlen a) Leuchtgas und b) sogenannte Klötze darzu stellen. Ferner sprach Dr. Volger aus Frankfurt a. M. in ausführlichem Vortrage gegen die in der Geologie, hauptsächlich unter dem Einflüsse von Agassiz zur Geltung gekommene Ansicht, dafs die in den verschiedenen Schichtenreihen des Erdbodens vorliegenden Ueberreste von Pflanzen und Thieren einer allmäligen Entwicklungs¬ reihe und Stufenleiter immer gröfserer Vermannigfaltigung und Ver¬ vollkommnung der Formen von den älteren Zeiträumen zu den neueren hin entsprächen , ferner gegen die zum Theil durch jene Ansicht gestützte, übermäfsig weite Ausdehnung des Plutonismus in der Geologie. Hierauf theilte Dr. Heldmann aus Selters seine Beobachtungen mit über das Vorkommen der gelben, rothen und blauen Farbstoffe im menschlichen Harn und ihren Werth zur Erkennung von Krankheiten. Dann berichtete Herr Senator von Heyden aus Frankfurt a. M., dafs er soeben an Aster Tripolium, welche aufser anderen Salzpflan¬ zen an den Salzhäuser Gradirwerken wächst, eine kleine Raupe ge¬ funden und diese als die der Bucculatrix maritima Stainlon erkannt habe, einer Motte, die bis jetzt nur an einigen Stellen der Meeres¬ küsten von England, gleichfalls auf Aster Tripolium gefunden worden. Am 2. August trug Dr. Büchner vor über Photometrie und erläuterte das von ihm zur Controlirung der Strafsenlaternen neu construirte Ph oto meter ; am 16. November Professor Hoffmann über die Wanderungsfähigkeit von Pilzsporen, als Gährung erregende Ursachen, und ihre morpholo¬ gischen Aenderungen unter abweichenden Lebensbedingungen, insbe¬ sondere auch über die Entstehung der Kartoffelkrank¬ heit durch Peronospora Solani ; am 10. December Professor Buff über das verbesserte Bunsen’sche P hotometer ; am 14. Januar 1860 Dr. Mosler 1) über Jeffrey’s Respirator, 2) Professor Leuckart über Entwickelung des thierischen Körpers ; am 15. Februar Dr. Berger über den Sp häroidalzustand der Körper. Am 7. März sprach Professor Leuckart über menschliche Parasiten und schilderte dabei die Entwickelungsgeschichte und Wanderungen 88 des Pentastomum denticulatum (P. taenioides) und der Trichina spiralis nach eigenen Untersuchungen. Beziehungen zu auswärtigen Vereinen . Die seitherigen Verbindungen mit anderen Instituten , Gesell¬ schaften etc. haben sich von 86 auf 120 vermehrt. Die 34 neu hinzuge¬ tretenen sind : Alten bürg : Naturforschende Gesellschaft etc. Berlin : Botanischer Verein für die Provinz Brandenburg und die an¬ grenzenden Länder. „ Meteorologisches Institut. „ Redaction der Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde, herausgegeben von Koch und Fintelmann. „ Redaction des Kalenders für den Berg- und Hüttenmann , Jahr¬ buch der Fortschritte im Gebiete des gesammten Berg- und Hüttenwesens. „ Redaction der Berliner pharmaceutischen Zeitung. „ Statistisches Büreau. Bordeaux : Societe Linneenne. Boston : Society of natural history. Bruxelles : Academie royale des Sciences, des lettres et des beaux arts de Belgique. Bunzlau : Redaction der pharmaceutischen Zeitung. Caen : Socidte Linneenne de Normandie. Carls ruhe : Centralstelle für die Landwirtschaft. Charleston : Elliot society of natural history. Crefeld : Naturwissenschaftlicher Verein. Erlangen : Physikalisch-medicinische Societät. Frankfurt a. M. : Aerztlicher Verein. Fürth : Gewerbeverein. Görlitz : Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. Halle : Redaction der „Natur“, Zeitung zur Verbreitung naturwissen¬ schaftlicher Kenntnifs und Naturanschauung. Hannover : naturhistorische Gesellschaft. Innsbruck : Ferdinandeum. Leipzig : Redaction der bibliotheca historico-naturalis. London : the geological society. „ the ethnological society. Lüneburg : Naturwissenschaftlicher Verein. New-York : Lyceum of natural history. Passau : Naturhistorischer Verein. Pesth : Ungarischer naturwissenschaftlicher Verein. St. Petersburg : Acaddmie imperiale des Sciences. Stockholm : Kongliga Svenska Vetenskaps- Akademie. Strasbourg : Societe des Sciences naturelles. 89 Wien : K. K. Geographische Gesellschaft. Würz bürg : Direction des polytechnischen Vereins und Kreis-Comite des landwirtschaftlichen Vereins für Unterfranken und Aschaffen¬ burg. Bibliothek, Diese wai’d seit Anfang des Jahres 1859 bis zum 1. April 1860 um 252 Nummern bereichert und besteht gegenwärtig in 1214 Nummern, oder in nahezu 1600 Bänden oder Heften. Ein Verzeichnifs sämmtlicher Ge¬ schenke, wodurch uns theils auswärtige Societäten , theils einzelne gütige Geber zum verbindlichsten Danke verpflichtet haben, giebt Anlage 1, und eine Uebersicht der zur Gesellschaftsbibliothek gehörigen Zeit- und perio¬ dischen Vereins-Schriften Anlage 2. Zur Schluf sbemerhung des vorigen Berichtes. Von der vom verstorbenen Forstmeister und Professor Dr Hey er hinterlassenen und durch Professor Dr. Rofsmailü umgearbeiteten Flora von Oberhessen, insbesondere von Giefsen, deren Heraus¬ gabe durch die Gesellschaft S. 115 des 7. Berichtes angekündigt war, lassen wir vorläufig die 1. Abtheilung, aus 6 Bogen bestehend, mit dem Anfügen erscheinen, dafs die folgenden unter fortlaufender Paginirung sich möglichst bald an diese anreihen werden. Kalender für das Gesellehaftsjahr 1SGO—1&61. Sitzungen in 1860 : 15. Februar, 7. März, 4. April, 8 Mai, 5. Juni, 7. Juli, Generalversammlung, Morgens 10 Uhr, zu Nauheim, 7. August, 7. November, 5. Deoember. 1861 : 12. Januar, Generalversammlung, Abends 5 Uhr, in Giefsen. Die regelmäfsigen Monatssitzungen werden in der kleinen Aula der Uni¬ versität gehalten und beginnen um 6 Uhr. Anlage 1 . Verzeichnifs der im Laufe des Jahres 1859 und bis zum 1. April 1860 für die Gesellschaftsbibliothek erhaltenen Geschenke. a. von Akademien, Behörden, Instituten, Redactionen und Vereinen. Naturforschende Gesellschaft etc. in Altenburg : Mittheilungen, Band 14, Heft 1 — 4. Koninklyke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam: 1) Verhandelingen , Deel VII. — 2) Verslagen en Mededeelingen. Afdeeling Natuurkunde, Deel VIII u. IX, 1— 8. — 3) Jaarboek van de k. Akademie v. WT voor 1858. 12 Naturhistorischer Verein zu Augsburg : Bericht XII, pro 1859. Naturforschende Gesellschaft in Basel : Verhandlungen, II, 2 u. 3. Gesellschaft für allgemeine Erdkunde in Berlin : Zeitschrift, neue Folge, Band V, 4 — 6; VI, 1 — 6; VII, 1 — 6. Deutsche geologische Gesellschaft zu Berlin : Zeitschrift, X 3 u. 4; XI, 1 u. 2. Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin : Ver¬ handlungen, neue Reihe, Jahrg. V, 3; VI, 1 — 3; VII, 1. Königlich Preufsische Akademie der Wissenschaften zu Berlin : Monatsberichte für Juli bis December 1858 und für Januar bis December 1859. Statistisches Büreau in Berlin : 1) Tabellen und amtliche Nach¬ richten über den preufsischen Staat, für das Jahr 1849, Nr. I — VI, A. u. B. 7 Bände Fol. 2) Dieselben für 1852 u. 1855 , 2 Bände. 3) Dieselben, enth. Ergebnisse der in den Jahren 1848 — 57 ange- stellten Beobachtungen des meteorologischen Instituts. Meteorologisches Institut zu Berlin : 1) Uebersicht der von demselben gesammelten Ergebnisse der Wetterbeobachtungen für das Jahr 1855. 2) Uebersicht der Witterung im nördlichen Deutsch¬ land nach den Beobachtungen desselben, Jahrg. 1857. Botanischer Verein für die Provinz Brandenburg und die angren¬ zenden Länder in Berlin : Verhandlungen, Heft 1. Redaction der Wochenschrift für Gärtnerei und Pflan¬ zenkunde, herausgegeben von Koch und Fintelmann in Berlin : 1. Jahrg. 1858. Redaction des Kalenders für den Berg- und Hüttenmann zu Berlin : Jahrbuch der Fortschritte im Gebiet des gesammten Berg- und Hütten-Wesens. 8. Jahrg. 1859. Redaction der Berliner pharmaceutischen Zeitung, heraus¬ gegeben von Eltester. Jahrg. 1858 u. 1859. Naturforschende Gesellschaft in Bern : Mittheilungen aus den Jahren 1856 u. 1857. Societe d’Emulation du departement du Doubs ä Besancon : Memoires, III serie, vol. 1 u. 2. Kaiserlich Leopoldinisch-Karolinische Akademie der Na¬ turforscher zu Bonn und Breslau : Nova acta, Band XXVI, Abth. 2. Naturhistorischer Verein der preufsischen Rheinlande und Westphalens in Bonn : Verhandlungen, Jahrg. XV, 1 — 4; XVI, 1—4. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau : 1) die entomologische Section derselben in ihrem ÖOjähri- gen Bestehen; 2) 34 — 36. Jahresbericht, pro 1856, 1857 und 1858. K. K. Mährisch - Schlesische Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landes-Kunde in Brünn : Mittheilungen, Jahrg. 1858 u. 1859. 91 Wernerver ein zur geologischen Durchforschung vonMähren und Schlesien in Brünn : 6. und 8. Jahresbericht, pro 1856 u. 1858. Academie royale des Sciences, des lettres et des beaux arts de Belgiqueä Bruxelles : 1) Bulletins des seances de la classe des Sciences , annee 1858. 2) Annuaire de 1’ Academie pour 1859. Redaction der pharmaceutischen Zeitung, eines Centralor¬ gans für Apotheker , Aerzte , Droguisten in BlinzläU : 4. Jahrg. Nr. 1—52. Societd Linneenne de Normandie a Gaen : Bulletins, vol. I, II, III, IV, annee 1855/S6 — 18 58/59. Sociöte imperiale des Sciences naturelles ä Cherbourg : Memoires, t. IV. 1857. Naturforschende Gesellschaft Graubündtens in Chur : Jahres¬ berichte, 4. Jahrg. pro 1857/s8* Naturwissenschaftlicher Verein in Crefeld : Erster Jahresbericht. Centralbehörde für die landwirthschaftlichen Vereine des Grofsherzogthums Hessen in Darmstadt : Zeitschrift, Jahrg. 1859 u. 1860, Nr. 1 — 12. Naturforschende Gesellschaft in Emdon : 44. Jahresbericht für 1858. Physikalisch - medicinische Societät zu Erlangen : Wissenschaft¬ liche Mittheilungen, Band I, Heft 1 u. 2. Senckenb er gische natu r forschende Gesellschaft in Frank¬ furt a. M. : Abhandlungen, III, 1. Physikalischer Verein zu Frankfurt a. M. : Jahresberichte pro 1857/s8 u. 1858/59. Aerztlicher Verein in Frankfurt a. M. : Jahresbericht über die Verwaltung des Medicinalwesens, die Krankenanstalten etc. der freien Stadt Frankfurt, 1. Jahrg. 1857. Königliche Bergakademie in Froiberg : Jahrbuch für den Berg* und Hütten-Mann pro 1858 und 1859. Gesellschaft für Beförderung der Na tur wis senschaften in Freiburg i. Br. : Berichte über die Verhandlungen , Band I, Heft 4 und Band II, Heft 1. Gewerbeverein der Stadt Fürth : Gewerbezeitung, Organ für die Interessen des bayerischen Gewerbstandes , Jahrg. VIII u. IX pro 1858 u. 1859; X, Nr. 1—3. Naturforschende Gesellschaft in Görlitz : Abhandlungen Band 9. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz : Neues Lausitzisches Magazin, Band 36, Heft 1 — 4. Königliche Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen: Nachrichten von derselben und der Georg - Augusts-Universität, Jahrg. 1858 u. 1859. Geognostisch-montanistischer Verein in Steiermark zu GratZI 1) Achter Bericht pro 1858. 2) Die Umgebungen von Turrach in Obersteiermark in geognost. Beziehung von Pichler. 3) Geologische 92 Untersuchungen in der Gegend zwischen Weitenstein, Windisch-Gratz, Cilli und Oberburg von Rolle. 4) Neunter Bericht pro 1859. 5) die geologischen Verhältnisse von Untersteiermark , Gegend südlich der Sann und Wolska, von Th. V. Zollikofer K. K. Steiermärkische Land wirthschaftsgesellschaft in GratZ: Wochenblatt, redig. von Hlubeck, Jahrg. VIII, 1859; IX, 1 — 6. Naturwissenschaftlicher Verein für Sachsen und Thüringen zu Halle : Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, redig. von Giebel und Heintz, Jahrg. 1858, Band 12. Naturforschende Gesellschaft zu Halle : Abhandlungen, V, 1. Rejlaction der Zeitschrift „die Natur« zur Verbreitung naturwissenschaft¬ licher Kenntnifs und Naturanschauung, herausgeg. von Ule u. Müller in Halle : Jahrg. 1859, in 4 Heften. Naturhistorische Gesellschaft in Hannover : Neunter Jahresbe¬ richt pro 1858/59. Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes : Bericht für 1857— 58. Naturhistorisch - medicinischer Verein zu Heidelberg : Ver¬ handlungen, Nr. VI und VII. Sieb enbürgischer Verein für die Naturwissenschaften in Hermannstadt : Verhandlungen und Mittheilungen, IX Jahrg. 1858. Ferdinandeum in Innsbruck : Zeitschrift für Tirol und Vorarlberg, 3. Folge, Heft 8. Centralstelle für die Landwirthschaft in Karlsruhe : 1) Landwirtschaftliches Centralblatt, Jahrg. 1859. 2) Landwirt¬ schaftliches Correspondenzblatt für das Grofsherzogthum Baden, Jahrg. 1859. 3) Statuten der Gr. Badischen Ackerbauschule Hochburg. Kurfürstliche Commission für landwirths chaftliche An- gelegenheiten in Kassel: 1) Landwirtschaftliche Zeitschrift für Kurhessen. IV Jahrg., Heft 5 und 6; V Jahrg., 1 — 6. 2) Land¬ wirtschaftlicher Anzeiger, IV Jahrg., Nr. 19 — 24; V Jahrg., Nr. 1 — 24. Naturhistoriske Forening i Kjöbenhavn : Videnskabelige Meddelelser for 1858. Societe Vaudoise des Sciences naturelles ä Lausanne : Bulletins, tome VI, 43 u. 44. Königlich Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften in. Leipzig : Berichte über die Verhandlungen, Jahrg. 1858, II und III. Societe royale des Sciences ä Liege : Memoires, tome 14. Museum Francisco - Car olinum in Linz : Achtzehnter Bericht und 13. Lieferung der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enz und Salzburg. Geological society of London : quarterly journal, vol XV, 3. 4 u. 5, Nr. 59 u. 60; vol. XVI, p. 1. Ethnological society of London : Transactions, vol. I, p. 1. Naturwissenschaftlicher Verein für das Fürstenthum Lü¬ neburg zu Lüneburg : Achter Jahresbericht pro 1858/59. Verein für Naturkunde zu Mannheim : 25. Jahresbericht. 93 Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissen¬ schaften in Marburg : Allgemeine Theorie der Curven doppelter Krümmung in rein geometrischer Darstellung von Schell. Societe imperiale des naturalistes de MOSCOU : Bulletin, annee 1858, Nr. II, III; 1859, Nr. I. Verein der Freunde der Naturgeschichte in Meklenburg zu Neubrandenburg : Archiv, Jahrg. 13 für 1859. Societe des Sciences naturelles de Neuchätel : Bulletin, tome IV, 3. Pollichia, natu rwissenschaftli eher Verein der Rhein pfalz in Neustadt a. d. H. : 16. und 17. Jahresbericht. Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und gerichtliche Psychologie : Archiv, herausgeg. von Erlenmeyer in Neuwied, Band 1, Heft 2, 3 und 4. Lyceum of natural history of New-York : Annals , vol. VI, N 1—7; 10-13. Societd geologique de France a Paris : Bulletin, tome XV, f. 32-51; XVI, f. 1-64; XVII, f. 1-6. Naturhistorischer Verein in PaSSau : 1. u. 2. Jahresbericht. Naturwissenschaftlicher Verein zu Pest : 1) Jahrbücher, 4 Bände, in magyarischer Sprache. 2) Originalabhandlungen aus dem 3. Bande der Jahrbücher in deutscher Uebersetzung, redig. von Dr. SzabÖ. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg : Bulletin, tome I, f. 1—9 in 3 Heften. Verein böhmischer Forstwirthe in Prag : Vereinsschrift für Forst-, Jagd- und Natur-Kunde, redig. von SlUOler- Heft 20, 21 u. 22. Verein für Naturkunde in Prefsburg : 1) Verhandlungen, Jahrg. III, 1. 2. 2) Populäre naturwissenschaftliche Vorträge im Verein gehalten. 3) Beitrag zur Kenntnifs der climatischen Verhältnisse Prefsburgs von Kornhuber. Zoologisch - mineralogischer Verein in Regensburg : Correspon- denzblatt, Jahrg. 12 u. 13 für 1858 und 1859. Naturfor s ch end e Gesellschaft in Riga : Correspondenzblatt, X. Jahr¬ gang, 1856—1857. Allgemeine Schweizerische naturforschende Gesellschaft : Ver¬ handlungen bei ihrer 41. und 42. Versammlung in Basel u. Trogen in den Jahren 1856 und 1857. Entomologischer Verein zu Stettin : Entomologische Zeitung, Jahrg. XIX u. XX pro 1858 u. 1859. Königlich Schwedische Academie der Wissenschaften zu Stockholm : 1) Jahrbuch, 15. Jahrg. pro 1858. 2) Verhandlungen, I, 1. 2 ; H, 1. Societe des Sciences naturelles de Strasbourg : Memoires, tome V, livr^ 1. Verein für vaterländische Naturkunde in Württemberg zu Stuttgart: Württembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte, 15. Jahrg., Heft 1. 2. 3; 16. Jahrg., Heft 1. 94 Gesellschaft für nützliche Forschungen in Trier : Jahresbe¬ richt für 1858. Smithsonian institution to Washington 1) Annual report of the board of regents of the Smithsonian institution for 1857 a. 1858 ; 2) Smithsonian contributions to knowledge, vol. X ; 3) List of works published by the Smithsonian institution; 4) Zwölfter Jahresbericht des Ohio Staats-Ackerbaurathes für das Jahr 1857; 5) Annals of the Lyceum of natural history of New- York, vol. VII, Nr. 1 — 3 ; 6) The transactions of the academy of Sciences of S t. Louis, vol. I, Nr. 3; 7) Geological report of the country along the line of the South-Western Brench of the pacific railrood, state of Mis¬ souri by Swallow, St. Louis 1859; 8) First report of a geological reconnoissance of the northern counties of Arkansas, for 1857 and 1858; 9) Proceedings of the academy of natural Sciences of Phila¬ delphia, for 1859; 10) Proceedings of the Elliott society of natural history of Charleston, South-Carolina, vol. I.; 11) Journal of the Elliott society of Charleston, vol. I, article 1 a. 2 ; 12) Boston, Journal of natural history, vol. VI, Nr. 1 — 4; VII, 1 — 9. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien: ^Sitzungs¬ berichte, mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse , Band XXVII, 2; XXX, Nr. 16 u. 17; XXXI, Nr. 18. 19. 20; XXXII, Nr. 21— 23; XXXIII, Nr. 24—29; XXXIV, Nr. 1- 6; XXXV, Nr. 7—9; 2) An¬ leitung zu den magnetischen Beobachtungen von Kreil, 2. Auflage. K. K. geologische Reichsanstalt in Wien : Jahrbuch, IX Jahr¬ gang, 3 und 4; X Jahrgang, Nr. 1. 2. 3. K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien : Verhand¬ lungen, Band VIII. K. K. geographische Gesellschaft in Wien : Mittheilungen, redig. von Fötterle, Jahrg. I, 1. 2; II, 1. 2. 3; III, 1. 2. Verein für Naturkunde im Herzogthum Nassau zu Wiesbaden : 1) Jahrbücher, Heft 13 ; 2) Die Athysanus-Arten der Gegend von Wies¬ baden von Kirschbaum. Verein nassauischer Land- und Forstwirthe zu Wiesbaden : Wochenblatt, 10. Jahrg., Nr. 40 — 52; 11. Jahrg., Nr. 1 — 52. Physikalisch-medicinis che Gesellschaft in Würzburg : Ver¬ handlungen, Band IX, 2 und 3 ; X, 1. Polytechnischer Verein zu Würzburg Gemeinnützige Wochen¬ schrift, Organ für Technik, Landwirthschaft etc., IX Jahrg., Nr. 1—53; X Jahrg., Nr. 1—8. b. von Privaten t von Herrn Dr. BOS0 in Ortenberg : Die Käfer Deutschlands von Gutfleisch, vervollständigt und herausge¬ geben von Bose, Darmstadt 1859. von Herrn Dr. Buchenau in Bremen : Zur Naturgeschichte von Narthecium ossifragum von Buchenau- 95 von Herrn Dr. BllChner : 1) Die Feuermeteore, insbesondere die Meteoriten, historisch und natur¬ wissenschaftlich betrachtet von BllCbner, Giefsen 1859. 2) Geogno- stische Beschreibung der Umgegend Eisenachs von Senft von Herrn Professor Claus in Würzburg : Ueber Physophora hydrostatica nebst Bemerkungen über andere Siphonophoren von Claus, Leipzig 1860. von Herrn Professor Feilitzsch in Greifswald : Magnetische Rotationen unter Einflufs eines Stromleiters von unverän¬ derlicher Gestalt von Feilitzsch. von Herrn Geheime Medicinalrath Professor GÖppert in Breslau : Ueber die angeblich in dem s. g. Uebergangs- oder Grauwacken-Ge¬ birge Schlesiens vorhandenen Kohlenlager von GÖppert. von Herrn Fr. Hessenberg in Frankfurt a. M. : Mineralogische Notizen von Hessenberg, Nr. 3, Frankfurt 1860. von Herrn Steuercommissär Hirsch : Der Kalender, Giefsen 1859. von Herrn Professor Hoffmann dahier : 1) Ueber den climatischen Coefficienten der Vegetation. 2) Mykolo- gische Studien über die Gährung, beide von Hoffmann. 3) Nr. 10 u. 11 des Jahrg. 1858 der Zeitschrift „Kosmos“, von Herrn Professor Knop : 1) Ueber einige histologisch merkwürdige Erscheinungen an Gang-Ge¬ steinen aus dem Hochstätter Thale bei Auerbach an der Bergstrafse, insbesondere über die sogenannten Perimorphosen von Kalkspath und Epidot in Granat. 2) Ueber die Krystallform des Faujasits. 3) Ueber ein dem Amphibol ähnliches Mineral von Waldheim in Sachsen. 4) Beiträge zur Kenntnifs der Steinkohlenformation und des Rothliegen- den im Erzgebirgischen Bassin, sämmtliche Nummern, von Knop. von Herrn Carl Koch in Dillenburg : Paläozoische Schichten und Grünsteine in den Herzogi. Nassauischen Aemtern Dillenburg und Herborn von Koch, von Herrn Ludwig Bankdirectionsmitglied in Darmstadt : Palaeontographica, Beiträge zur Naturgeschichte der Vorwelt, heraus¬ gegeben von Hermann von Meyer, 8. Band, Lief, l u. 2. von Herrn Professor MartillS in Erlangen : 1) Die ostindische Rohwaarensammlung der Fried. -Alex.-Universität in Erlangen, beschr. u. erl. von Martius. 2) Pharmakologisch - medi- cinische Studien über den Hanf , von G. MartillS. 3) Versuch einer Monographie über die Sennesblätter von C. Martius. 1 von Sr. Excellenz dem Herrn Geheimerath Dr. von Otsolig in St. Petersburg: Bericht über den Volks-Gesundheitzustand und die Wirksamkeit der Civilhospitäler im russischen Kaiserreiche für 1856 und 1857, heraus¬ gegeben vom Medicinaldepartement, 2 Bände. — , 96 — von Herrn Professor PhöbUS : 1) Die Waldertrags-Regelungsverfahren der Herrn Dr. Carl Heyer und H. Carl nach ihren Principien geprüft und verglichen von Eduard Heyer. 2) Das Verhalten der Waldbäume gegen Licht u. Schatten von Heyer. 3) Newton und die mechanische Naturwissenschaft von Snell. 4) Die höhere Gewerbschule zu Darmstadt nach Zweck und Einrichtung von Külp. 5) Chemische Untersuchung der Hermannsborner Stahl- und Sauer-Quellen von W. VOn der Mark. 6) Abwehr von Schmähungen, welche Herr Dr. Pözl wegen einer 1859 zu Giefsen vollzogenen me- dicinischen Promotion gegen mich gerichtet hat, von PhöbüS. 7) Ueber die Taubstummheit von Wolff. von Herrn Buchhändler Ricker dahier : Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie und verwandter Theile anderer Wissenschaften von Kopp und Will, für 1858. von Herrn Dr. Seiche, pract. Badearzt zu Teplitz : Die Moorbäder zu Teplitz-Schönau in Böhmen und ihre Wirksamkeit bei Lähmungen, Gicht etc. von Seiche, Teplitz 1858. von Herrn Salineninspector Tasche in Salzhausen : 1) Die Braunkohlengrube „ Nordstern u bei Hungen , ein Gutachten. 2) Kurzer Ueberblick über das Berg-, Hütten- und Salinen- Wesen im Grofsherzogthum Hessen. 3) Versuche zur Darstellung von Leucht¬ gas aus Salzhäuser Braunkohle, sämmtliche Nummern, von Tasche. von Herrn Professor Welcker in Halle : Cryptogamenflora des Herzogthums Nassau und der Rheingegenden von Speier bis Cöln von Genth, 1. Abth., Mainz 1836. von Herrn Ritter von Zepharovich, Professor in Krakau : 1) Mineralogisches Lexicon für das Kaiserthum Oestreich. 2) Ueber die Krystallformen des Epidot, beide von V- Zepharovich. von Herrn Ernst A. ZllChOld in Leipzig : 1) Dr. Ludwig Leichhardt , eine biographische Skizze , nebst Bericht über dessen zweite Reise im Innern des Austral-Continents. 2) Bibli- otheca historico-naturalis, physico-chemica et mathematica, VIHJahrg., Heft 1 u, 2; IX Jahrg., Heft 1, beide Nummerrn. von Zuchold. Anlage 2. Uebersichtliches Verzcichnifs der zur Gesellschaftsbibliothek gehörigen Zeit- und periodischen Vereinsschriften. A* Zeitschriften für die gesummten Natur¬ wissenschaften* Abhandlungen der Senckenber gischen Gesellschaft zu Fran- furt a. M. 4. „ der naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz. 8. 97 Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle, redig. von M. Schultze. 4. „ des naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg. 4. Acta nova regiae societatis scientiarum Upsaliensis. 4. Almanach der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien. 8. Annals of the Lyceum of natural history of New- York. 8. Annuaire de l’Academie royale de Belgique a Bruxelles. 8. Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg, herausgeg. von Boll, Neubrandenburg. 8. Berichte des naturhistor. Vereins zu Augsburg. 8. „ des naturhistor. Vereins zu Bamberg. 8. „ des naturwissenschaftlichen Vereins des Harzes, Blanken¬ burg. 4. „ des Clausthaler naturhistorischen Vereins Maja. 8. „ über die Verhandlungen der Gesellschaft für Beförderung der Naturwissenschaften zu Freiburg i. Br. 8. „ über die Verhandlungen der Kön. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften in Leipzig. 8. Bibliotheca historico -naturalis, phy sico-chemica et mathe- matica, herausgeg. von E. A. Zuchold, Göttingen. 8. Bulletins de rAcademie royale des Sciences de Belgique ä Bruxelles. 8. „ de la societd Linneenne de Normandie, ä Caen. 8. n de la soci^te V a u d o i s e des Sciences naturelles ä Lausanne. 8. „ de la socidtd impdriale des naturalistes de Moscou. 8. » de la societe des Sciences naturelles de Neufchätel. 8. „ de l’Academie imperiale des Sciences de St. Petersbourg. 4. Correspondenzblatt des naturforsch. Vereins in Riga. 8. Jaarboek van de kon. Akademie van Wetenschappen gev. te Amster¬ dam. 8. Jahrbuch des naturhistorischen Landesmuseums in Kärnthen , Klage n- furt. 8. Jahrbücher des naturwissenschaftl. Vereins zu Pesth. 8. » des Vereins für Naturkunde im Herzogth. Nassau, Wies¬ baden. 8. Jahresberichte der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur „ in Breslau. 4. » der naturforschenden Gesellschaft Graubündtens in Chur. 8. „ des naturwissenschaftl. Vereins zu Crefeld. 4. » der Gesellschaft für Natur- und Heil -Kunde in Dresden. 8. „ des naturwissenschaftl. Vereins von Elberfeld und Barmen, Elberfeld. 8. „ der naturforschenden Gesellschaft zu Emden. 8. n der Wetterauischen Gesellschaft für die gesammte Na¬ turkunde in Hanau. 8. 13 98 Jahresberichte der naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover. 8 . „ des naturwissenschaftlichen Vereins für das Fürsten- thuni Lüneburg. 8. „ des Mannheimer Vereins für Naturkunde. 8. „ der Pollichia , eines naturwissenschaftl. Vereins der baierischen Pfalz, Neustadt a. d. H. 8. „ des naturhistorischen Vereins zu Passau. 8. „ der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier. 4. Jahreshefte, Württembergische, naturwissenschaftliche, herausgeg. von v. Mohl, Plieninger, Fehling, W. Menzel, Kraus in Stuttgart. 8. Journal of the Elliott society of natural history of Charleston, South- Carolina. 4. Journal of natural history, read to the Boston society of natural history, Boston. 8. Kosmos, Zeitschrift für angewandte Naturwissenschaften , redig. von Reclam in Leipzig, fol. Magazin, neues Lausitzisches , herausgeg. von der oberlausitzischen Ge¬ sellschaft der Wissenschaften in Görlitz. 8. Meddelelser, videnskabelige , fra den naturhistoriske Forening i Kj ö- benhavn. 8. Memoires de la societe d’emulation du Departement du Doubs ä Besan^on. 8. „ de la societd des Sciences physiques et naturelles de Bordeaux. 8. „ de la societd imperiale des Sciences naturelles de Cher¬ bourg. 8. „ de la societe royale des Sciences de Liege. 8. „ nouveaux de la societe imperiale des naturalistes de Moscou. 8. „ de la societd des Sciences naturelles de Strasbourg. 4. Mittheilungen aus dem Osterlande, gemeinschaftl. herausgeg. von dem Kunst- und Gewerb-Verein, von der naturforsch. Gesell¬ schaft und dem landwirthschaftl. Verein in Alten- b u r g. 8. „ der naturforschenden Gesellschaft in Bern. 8. Monatsberichte der Königl. Preufsischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 8. Nachrichten von der Georg-Augusts-Universität und der Königl. Gesell¬ schaft der Wissenschaften zu Gott in gen. 8. Natur, die, Zeitung zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenn tnifs und Naturanschauung, herausgeg. von Uhle und Müller, Halle. 4. Oefversigt af K. Svenska Vetenskaps - Akademiens Förhandlingar Stockholm. 8. Proceedings of the Elliott society of natural history of Cha rle ston. 8. „ of the Academy of natural Sciences of Philadelphia. 8. Rapports de la societe des Sciences naturelles du Grand-Duche de Luxembourg. 8. Report, annual, of the board of regents of the Smithsonian Institution, Washington. 8. Smithsonian contributions to knowledge, Washington, fol. Schriften der Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissen¬ schaften in Marburg. 8. Schriften, neueste, der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. 4. Sitzungsberichte der K. Akademie der Wissenschaften zu Wien. 8. Transactions of the Academy of Science of St. Louis. 8. Yerhandelingen der Kon. Akademie van Wetenschappen , Amster¬ dam. 4. Verslagen en Mededeelingen der Kon. Akademie van Wetenschappen, Amsterdam. 8. Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel. 8. „ des naturhistorischen Vereins der preufsischen Rhein¬ lande und Westphalens zu Bonn. 8. „ des naturhistorisch-mediciniselien Vereins zu Heidel¬ berg. 8. „ und Mittheilungen des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften in Hermann Stadt. 8. „ der Kaiserl. Leopoldinisch - Carolinischen Akademie der Naturforscher, Jena. 4. » des vaterländischen Museums in Böhmen, zu Prag. 8. „ des Vereins für Naturkunde zu Prefsburg. 8. „ der allgemeinen Schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften. 8. Vierteljahrsschrift der naturforschenden Gesellschaft in Zürich. 8. Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, herausgeg. von dem naturwissenschaftlichen Verein für Sachsen und Thüringen in Halle, redig. von Giebel und Heiütz> 8. „ des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg, Innsbruck. 8. „ Lotos für die Naturwissenschaften, herausgeg. von d. natur- wissenschaftl. Verein „Lotos“ in Prag. 8. Zeitung, allgemeine deutsche naturhistorische, im Auftrag der Gesell¬ schaft „Isis“ in Dresden, herausgeg. von Drechsler. 8. JB. Speciell naturwissenschaftliche Zeitschrif ten • a. Für Geologie , Mineralogie und verwandte Disciplinen. Abhandlungen der K. K. geologischen Reichsanstalt zu Wien. 4. » des mineralogisch-zoologischen Vereins zu Regens¬ burg. 8. 100 Beiträge zur Geologie des Grofsherzogthums Hessen und der angren¬ zenden Gegenden , Ergänzungsblätter zum Notizblatt des Ver¬ eins für Erdkunde zu Darm stadt. 8. Berichte des geognostisch-montanistischen Vereins für Steier¬ mark, G r a t z. 8. Bulletin geologique de France, Paris. 8. Correspondenzblatt des min e r alogisch - zoologischen Vereins in Regensburg. 8. Jahrbuch der K. K. geologischen Reichsanstalt zu Wien. 4. Jahresberichte des Wernervereins zur geologischen Durchforschung von Mähren und Schlesien, Brünn. 4. Journal, the quarterly, of the geological society, London. 8. Verhandlungen der Kaiserl. Russischen mineralogischen Gesellschaft zu St. Petersburg. 8. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft zu Berlin. 8. b. Botanik und Horticultnr. Jahresberichte und Mittheilungen des Gartenbauvereins für Neuvor¬ pommern und Rügen in Greif sw aide. 8. Mittheilungen über Flora, Gesellschaft für Botanik und Gartenbau in Dresden. 8. Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Kön. Preufsischen Staaten zu Berlin. 8. „ des botanisch-zoologischen Vereins in Wien. 8. » des botanischen Vereins für die Provinz Branden¬ burg und die angrenzenden Länder in Berlin. 8. Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde, herausgeg. von Koch „ und Fintelmann, Berlin. 4. c. Zoologie. Abhandlungen des zoologisch -mineralogischen Vereins in Regens¬ burg. 8. Bydragen tot de Dierkunde , uitgegeben dor het Kon. zoologisch Genootschap „Natura artis magistra“ te Amsterdam, fol. Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins in Wien. 8. Zeitung, entomologische, herausgeg. von dem entomologischen Verein zu Stettin. 8. d* Chemie, Physik, Meteorologie, Astronomie! Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie , Physik und ver¬ wandter Wissenschaften, herausgegeben von Kopp und Will, Giefsen. 8. 101 Jahresberichte des physikalischen Vereins zu Frankfurt a. M. 8. Ueber sicht der Witterung imnördl. Deutschland nach den Beobachtungen des meteorologischen Instituts zu Berlin. 4. Wochenschrift für Astronomie , Meteorologie und Geographie , redig. von HeiS, Halle. 8. e. Technologie. Centralblatt, polytechnisches, herausgeg. von Schnedermann und Böttcher, Leipzig. 4. Gewerbezeitung, Organ für die Interessen des bayerischen Gewerbe¬ standes , herausgeg. von dem Gewerbverein der Stadt Fürth. 4. Kalender für den Berg- und Hüttenmann, Jahrbuch der Fortschritte im Gebiete des gesammten Berg- und Hütten-Wesens, Berlin. 12. Notizblatt, polytechnisches, für Ge werbtreibende , Fabrikanten etc. herausgeg. von Böttcher, Mainz. 8. Wochenschrift, gemeinnützige, Organ für Technik etc., herausgeg. von der Direction des polytechnischen Vereins zu Würz bürg. 8. f. Geographie, Statistik, Ethnologie. Jahresberichte des geographischen Vereins zu Frankfurt a. M. 8. Mittheilungen aus J. Perthes geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiet der Geo¬ graphie von Petermann, Gotha. 4. » der geographischen Gesellschaft in Wien, redig. von Fötterle. 4. Notizblatt des Vereins für Erdkunde und verwandte Wissenschaften in Darmstadt. 8. Tabellen und amtliche Nachrichten über den preufsischen Staat, heraus¬ gegeben v. d. statistischen Büreau zu Berlin, fol. Transactions of the ethnological society of London. 8. Zeitschrift für allgemeine Erdkunde, herausgeg. vom Neumann, Berlin. 8. g. Land< und Eorstwirthschaft. Anzeiger, landwirtschaftlicher , für Kurhessen, redig. und herausgeg. von Kurf. Commission für landwirtschaftliche Angelegen¬ heiten in Kassel. 8. Blätter des landwirtschaftlichen V ereins im Fürstentum W a 1 d e c k , Arolsen. 4. 102 Centralblatt, landwirtschaftliches, herausgeg. von der Centralstelle für die Landwirtschaft in Carls ruhe. 8. Correspondenzblatt, landwirtschaftliches, für das Grofsherzogthum Baden, Carls ruhe. 8. Jahrbücher für Volks- und Landwirtschaft, neue Folge der Schriften und Verhandlungen der ökonomischen Gesellschaft im Kö¬ nigreich Sachsen, Leipzig. 8. Jahresberichte der landwirtschaftlichen Behörde des Staates Ohio, Columbus und Chillicothe. 8. Mittheilungen der K. K. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beför¬ derung des Ackerbaues, der Natur- und Landes-Kunde in Brünn. 4. Vereinsschrift für Forst-, Jagd- und Natur-Kunde, herausgeg. von dem Verein böhmischer Forstwirte in Prag, redig. von Smoler. 8. Wochenblatt der K. K. steiermärkischen Landwirthschaftsgesellschaft in Gr atz. 4. „ des Vereins nassauischer Land- und Forstwirte, heraus¬ gegeben von Thomä, Wiesbaden. 4. Wochenschrift, gemeinnützige, Organ für Landwirthschaft , Tech¬ nik , Handel und Armenpflege , herausgeg. von dem Kreiscomite des landwirtschaftlichen Vereins v. Unter¬ franken etc., Würz bürg. 8. Zeitschrift, landwirtschaftliche für Kurhessen, Kassel. 8. „ für die landwirthschaftl. Vereine des Grofsherzogth. Hessen, herausgeg. von Zell6r, Darmstadt. 8. Medicin und Pliarmacie. Archiv der deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und gerichtliche Psy¬ chologie, herausgeg. von Erlenmeyer, Neuwied. 4. Berichte über den Volks -Gesundheitszustand und die Wirksamkeit der Civilho spitäler im russischen Kaiserreiche, herausgeg. von dem Medicinaldepartement in St. Petersburg. 8. Correspondenzblatt des Vereins für gemeinschaftliche Arbeiten zur Förderung der wissenschaftlichen Heilkunde, Hannover. 8 „ der deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und gerichtliche Psychologie , herausgeg. von Berg¬ mann, Erlenmeyer und Eulenberg, Berlin. 4. Jahresbericht über die Verwaltung des Medicinalwesens, die Kranken¬ anstalten und die öffentlichen Gesundheitsverhältnisse der freien Stadt Frankfurt, herausgeg. von dem ärzt¬ lichen Verein unter Mitwirkung des Physikats in Frank¬ furt a. M. 8. 103 Mittheilungen, wissenschaftliche, der physikalisch-medicinischen Socie- tät zu Erlangen. 8. Verhandlungen der physikalisch-medicinischen Gesellschaft in Würz¬ burg. 8 Zeitung, pharmaceutische , Centralorgan für Apotheker, Aerzte etc., red. von Hermann Müller in Bunzlau, fol. „ Berliner pharmaceutische, herausgeg. von Eltester, Berlin. 4.