.)'■+<'»' ^^r-^-)s. > ■.■^. yr*-^i »• ...»-: 1 '*t^'^'- il L¥ iJBRARY OK, V BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. NEUNZEHNTEK JAHRGANG. BAND XIX. MIT 34 TAFELN, EINEM BILÜNISS UND 28 HOLZSCHNITTEN. LIBRARY NEW VORK BUTAMCAL GaRUBN BERLIN, GEBRÜDER BORNTRiEGER, 1901. Sitzung vom 25. Januar 1901. NEW VO«K boianiCaL (lAkueN Sitzung vom 25. Januar 1901, Vorsitzender: Herr L. KNY. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Bubak, Dr. Franz, k. k. snppl. Professor, Vorstand der Section für j^flanzenpathologie nnd landwirthschaftliche Bacteriologie in Prag (durch HiERONYMUS und CI. VOLKENS), Hinze, G.. cand. pliil. aus Dessau, z. Z. in Kiel (durch R.EINKE und W. Benecke), Johannsen, Dr. W. J., I^ector der Pflanzenphysiologie an der königlichen dänischen hmdwirthschaftlichen Hochschule in Kopenhagen (durch w. Pfeffer und P. Klemm), Lehmann, E., stud. phil. aus Dresden, z. Z. in Kiel (durch ReiNKE und W. Benecke), Maire, R., Pre})arateur de botanique a la Faculte des sciences de rUniversite de Nancy (durch OTTO MÜLLER und P. MAGNUS), Mikulowski-Pomorski, J., Professor an der Agricultur- Akademie und Director der laudwirthschaftlichen Versuchsstation in Dublany bei Lemberg (durch M. VON RACIBORSKI und L. KNY), Seckt, Dr. Hans, Assistent am pflanzenphysiologischen Institut der Universität und am botanischen Institut der könio-l. landwirth- schaftlichen Hochschule in Berlin (durch S. SCHWENDENER und L. Kny), Simon, Siegfried, stud. phil., pflanzenphysiologisches Institut der Uni- m versität in Berlin (durch L. Kny und R. KOLKWITZ), ""' Voss, W., cand. phil. aus Uetersen, z. Z. in Kiel (durch REINKE und "^ W. BENECKE). ZZ^ Ber. iler deutschen bi)t. fiescllscli. XIX. ^ Sitzung Vom 25. Januar 1901. Zu ordentlichen Mitgliedern sind proclamirt die Herren: Fedde, Dr. Friedrich, in Tarnowitz. Grosser, Dr. Wilhelm, in Breslau, London, S., in Breslau, Wiehe, Dr. Hugo, in Leipzig. Die Gesellschaft hat durch Tod(!sfall vier schwere Verluste er- litten. Es starb am 11. October 1900 in Kudolstadt der Florist Herr c. Dum, welcher unserer Gesellschaft seit ihrer Gründung angehörte. Am 1. Deceniber 1900 starb in 8t. Petersburg unser corre- spondirendes Mitglied Herr Iwan Sergius Korshinski. Der Verstorbene ist wegen seiner Verdienste um die Erforschung der Flora des russischen Reiches auf der letzten Generalversammlung zur Wahl in unserer Gesellschaft vorgeschlagen worden. Die am 1. De- cember vollzogene Wahl traf mit seinem Todestage zusammen, so dass dem Verstorbenen die ihm zugedachte Ehrung nicht mehr zur Kenntniss gelangt ist. Am 13. Januar 1901 verstarb in Lund unser ältestes Ehren- mitglied Herr J. C. Agardh, emeritirter Professor der Botanik und Mitglied der kgl. Akademie der Wissenschaften in Stockholm. Mit ihm verliert unsere Wissen- schaft den Nestor der Phykologie. Am 12. .lanuar 1901 verstarb in Heidelberg unser ordent- liches Mitglied Herr N. J. C. Müller, Geheimer liegierungsrath, Professor der Botanik an der Forstakademie Münden bei Göttingen. Der Vorsitzende widmete den Verstorbenen ehrende Worte der Erinnerung. Auf seine Aufforderung erhoben sich die Anwesenden von ihren Hitzen. Die Gesellschaft beglückwünschte unser Mitglied Herrn Director Professor Dr. Fr. Buchenau zu seinem 70. Geburtstage durch das nach- folgende Schreiben: Sitzung vom 25. Januar 1901. Hoclio-eehrtester Freund und College! o Unter der grossen Zahl von Schülern und Yerehrern, die heute mit Ihnen den Tag festlich begehen, an dem Sie in der körperlichen Rüstigkeit und Geistesfrische, die wir an Ihnen kennen, die Alters- stufe überschreiten, welche schon vor Jahrtausenden als durchschnitt- liches Ziel des menschlichen Daseins galt, darf auch die Deutsche Botanische Gesellschaft nicht fehlen. Gehören Sie derselben doch seit ihrer Stiftung- an und haben ihr als langjähriges Mitglied des Ausschusses und der Coramission für die Flora von Deutschland, deren erster Obmann Sie waren, die wesentlichsten Dienste geleistet. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, die Verdienste zu würdigen, die Sie sich als hervorragender Schulmann, als Mitstifter und Vor- standsmitglied des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen, dessen Schriften eine reichhaltige Fundgrube wichtiger Abhandlungen auch für unsere Wissenschaft geworden sind, als Leiter und Mehrer der naturo-eschichtlichen und besonders der botanischen Sammluno-en Bremens erworben haben. Verdanken doch das Herbarium der Nordwestdeutschen Flora und die einziaartige Sammlung' der Fund- ortskarten seltener Pflanzen Ihnen ihre Entstehung. Wohl aber ist es unsere Pflicht, der reichen Förderung zu me- denken, die unsere Wissenschaft durch Ihre Arbeiten erfahren hat, Arbeiten, geschaflen in den spärlichen Mussestunden, die Ihnen die segensreiche Thätigkeit in einem schwierigen und verantwortungs- vollen Amte übrig Hess. Aus den lieblichen Thäleru und waldumkränzten Bergen ihrer mitteldeutschen Heimath in zeitiger Jugend in die nordwestdeutsche Moor- und Heidelandschaft versetzt, haben Sie deren artenarme, aber so manche wichtige wissenschaftliche Aufgabe bietende Vegetation bald liebgewonnen und durch mehr als vier Jahrzehnte das Flach- land Nordwestdeutschlands, von den Dünen der Nordseeinseln und ihren blumenreiclieu Kesselthälern bis an den Saum des mittel- deutschen Berglandes nach allen Eichtungen durchforscht. Wie ge- wissenhaft Sie strebten, die Ergebnisse ihrer Forschungen immer wieder zu prüfen, zu berichtigen und zu erweitern, das bezeugen die vier Auflagen Ihrer Flora von Bremen, die^lrei Ausgaben der Flora der Ostfriesischen Inseln und, als Krönung des Gebäudes, die Flora der Nordwestdeutschen Tiefebene. Al)er in diesen floristischen Forschungen und Bearbeitungen, so werthvoU sie an sich sind, liegt doch nicht der Schwerpunkt Ihrer botanischen Leistungen. Schon von Beginn ihrer Studien an waren dieselben vor Allem einigen Gruppen monokotyler Familien zu- gewendet, den Juncaceen und den Helobien. In langjähriger ziel- bewusster, geduldiger und gewissenhafter Arbeit, in zahlreichen 1* 4 Sitzung: vom i'o. .laimar 1901. Abliiimllimgcii haben Sie diese Gruppen in niorpliologisclier, systenia- tiseher und |)Han/,engeograpliis(dier Jlinsi(dit aufgeklärt, d.is t'elilende -Material aus allen AVelttlieileii herbeigeschafft, Zweifelhaftes ermittelt und die Krg(d)niss(> in mustergültiger Weise dargestellt. Nicht zu- frieden damit, dehnten Sie noch Ihre Studien auf die anziehende Familie der Tropaeolaceen aus. Die niorphologiscdien Frageu, die Ihnen bei diesen Ihren Lieblingsfamilien begegneten, haben Sie auch in anderen Gruj)pen verfolgt und mimentlicli auf dem schwierigen Uebiete der Teratologie wichtige Beiträge geliefei't. Nicht weniger waren Sie bemüht, die l)otanisclie Kunstsprache auf morphologischer Grundlage weiter auszubauen und für ihre Vereinheitlichung zu wirken. Endlich haben Sie neben so zahlreichen und werthvollen eigenen Forschungen noch Zeit und Kraft zu einer ausgedehnten und eingehenden Thätigkeit als wissenschaftlicher Berichterstatter ge- funden. Und nicht nur durch Ihre eigenen Arl)eiten haben Sie in un- ermüdetem Fleisse gewirkt. Wer jemals an Ihr umfassendes AV'issen nnd au Ihre nie versagende Hfllfsbereitschaft appellirte, weiss Ihnen herzlichsten Dank für mannigfachste Förderung. Möge es Ihnen vergönnt sein, hochverehrtester Freund, Ihre erfolgreiche Thätigkeit für Schnle, AVissenschaft und Vereinsleben noch recht lange in ungeschwächter Kraft und Freudigkeit foi-t- zusetzen ! Berlin, den 12. Januar 1901. Das Präsidium nnd der Vorstand der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Herr BUCHENAU übersandte hierauf die nachfolgend zum Abdruck gelangende Zuschrift: Bremen, li). .lanuar 1901. Das Präsidium und der A'orstand der Deutschen Botanischen Gesellschaft haben die grosse Güte gehabt, mich aus Veranlassung meines 70. Ge- burtstages (am 12. Januar d. J.) durch eine nach Inhalt wie Form gleich vollendete Adresse zu ehren. Ich habe dieselbe mit inniger Freude und herzlichem Danke entgegengenommen. Freilicli muss ich mir sao'en, dass meine wissenschaftlichen Leistungen das ihnen gespendete Lob nur mit wesentlicher Einschränkung verdienen. Dagegen darf ich aussprechen, dass die Beschäftigung mit den Natur- Sitzuug vom '25. Januar 1901. Wissenschaften und namentlich mit der Botanik für mich der Jmia- o brunnen gewesen ist, aus welchem ich immer wieder neue Kraft für die Ansprüche des geistigen Lebens einer sich rasch entwickelnden deutschen Stadt schöpfte. Es war überdies ein besonderes Glück für mich, in einer Zeit zu leben, in welcher die Anatomie imd Physiologie, die Gireographie und Systematik der Pflanzen aus ihrer anfänglichen Isolirung einander immer näher gekommen sind. Ganz neue Gesichtspunkte und Forschungsmethoden wurden dadurch er- schlossen. Aber dieser Verschmelzungsprocess ist noch lange nicht abgeschlossen. Auch der Deutschen Botanischen Gesellschaft, welche alle diese Bestrebungen als gleichberechtigt anerkennt und sie nach ihren Mitteln kräftig fördert, steht daher noch eine höchst bedeutungs- volle Zukunft bevor. Möchte es mir vergönnt werden, noch einige dahre lang Zeuge dieses Blühens und Gedeihens zu sein! Indem ich allen Herren, welche die Adresse unterzeichnet haben, aucli noch persönlich für das mir bewiesene Wohlwollen danke, bleibe ich in aufrichtioer Hochachtun«' o o Ihr ero'ebenster FßANZ BUCHENAU. ACHILLE FoRTi: Ifetcroccnis ii. ccn. Mittheilunuen. I. Achille Forti: Heteroceras n. gen., eine neue marine Peridinieen-Gattung, von Prof. Dr. C. Schroeter im Stillen Ocean gesammelt. Mit einem Holzschnitt. Eingegaiiiten am 5. Jauuar 1901. Heteroceras Scliroeteri ii. gen. ii. spec. 1900. Crestalt ziemlich lang gestreckt, aber nicht so wie in den länger gestreckten Arten der Gattung Amphisolenia Stein, verzweigt bis zur Mitte der Zelle. Die Verzwei^uniien sind nicht dünn wie z. B. in Amphisoleiiia Thrinax Schutt oder in Äm-phisolenia hifurcata Murr, et Witt., sondern erscheinen als dicke und harte Körperforts<ätze, von welchen der eine <>anz u'erade und in der A'erläni'erunii' der Vorder- CO CO hälfte verläuft, der andere mit dei' ( rürtelachse einen stumpfen Winkel bildet. Die Spitze dieses letzten Fortsatzes ist stark ge- krümmt, und das gekrümmte Stück geht annähernd ])ara]lel der Längsrichtung des anderen Fortsatzes. Die Längsfurche erstreckt sich über den ersten Fortsatz, aber nicht ganz gerade, weil die Zelle in der Vorderhälfte zwei Buckel zeigt; der erste, näher dem Apex gelegene, ist kleiner, der andere, grössere befindet sich dem ge- krümmten Fortsatze gegenüber. Die Gürtelringleisten sind l)reit und fein gefaltet, nach vorn gerichtet. Die beiden Randleisten der Längsfurche sind flügelartig wie die linke der Gattung Phalacroma »St. von drei starken, aber durchsichtigen Stacheln gespannt. — Der ganze Panzer ist von Poren bedeckt. Länge 140— 160 ^t, Breite 100—120^«. Systematische Stellung der Gattung Heteroceras. Die phylogenetische Stellung dieser eigenen Gattung bleibt zwischen Phalacroma und Amphisolenia. Die Randleisten der Längs- furche sind in der Gattung Amphisolenia nicht flügelartig, sondern Alexander Artari: Zur Emährungsphysiologie der grünen Algen. 7 bandförmig; auch zeigen sie keine spannenden Stacheln. Die Rand- leisten in der Gattung Heteroceras sind flüo-elartis;, von Stacheln a-e- spannt und ähnlich den Randleisten von PhalacroDia. 3Iit Amphuolenia Fig. I. Fi ff. H. gemeinsam hat Heteroceras die verzweigte und schlanke Gestalt und die geringe Entwickekmg der Oberschale. — Vorkommen: Im Suddin Meer bei Saigon, von Prof. Dr. C. SCHEOETEE im De- cember 1898 gesammelt. Verona, November 1900. 2. Alexander Artari: Zur Ernährungsphysiologie der grünen Algen. Eingegangeil am 6. Januar 1901. In der Mittheilung „Ueber die Entwickekmg der grünen Algen unter Ausschluss der Bediny-uno-en der Kohlensäureassirailation*^) habe ich meine vergleichenden Versuche über die Ernährung einiger grünen Algen und zwar die der Gonidien beschrieben, die aus den 1) Bull. (1p la Societe Imp. des Naturalistes de Moscou, 1899, Nr. 1. S Alexanmeu Autaui: Zur Ernährungsphysiologie der grünen Algen. Flechteu Xnnthoria parietina und Gasparrinia murorum isolirt worden wartM). Aiiorgiuiii^clie und hauptsäclilicli verschiedene organische Ver- bindungen wurden von dein Gesichtspunkte ihi-es Nälirwerthes aus geprüft. Diese Versuclie haben ganz klar gezeigt, dass die oben ge- nannten Algen sich entschieden besser in dem Medium ent- wickeln, welches gewisse organische Stoffe enthält, als in dem Medium, welches nur Mineralsalze hat. Weiter zeigte es sich, dass bei ent- spr(H'h(mder organisclier l^]rnährung diese Gonidien vortrefflich wachsen, olmc Ohlorophyllfunction zu benutzen, d. h. sie entwickeln sicdi in der Atmosphäre, die keine Kohleiisäui'e hat, oder in absoluter Dunkel- heit und l)leiben auch in letzterem Falle normal grün. Ausser von mir wurde diese letzte Thatsaclie auch von A. ETARD und BONILAC^) und von BeyeRINCK^) constatirt und neuerdings wiederum in den Yersuchen von KaDAIS^) über Chlordia vulgaris bestätigt. Indem ich meine Untersuchungen über verschiedene Algen, die nicht nur als Gonidien in den Flechtenthallus leben, sondern auch frei lebende Formen sind, fortsetze, erlaube ich mir, hier mich auf eine kleine Notiz zu beschränken, welche einige von mir in diesem Sommer im Lei])ziger botanischen Institute angestellte Versuche über Stichococcus hacülaris zum (regenstande hat.*) Es wurde schon von verschiedenen Seiten (LAüERHEIM, BeyeRINCK) erwähnt, dass Stichococcus- kxien die Fähigkeit haben, sich durch organische Stoffe zu ernähren. Was Stichococcus bacillaris anbetrifft, so folgt aus meinen Versuchen, dass diese Alge, ähnlich den Flechten- gonidien, bedeutend besser bei der Ernährung durch organische Verbindungen, als durch anorganisclie wächst. Bei Ernährung durcdi organische Verbindungen geht das Wachsthnm eben so gut im Lichte wie im Dunkeln vor sich, dabei ist in beiden Fällen die Ent- wickeluug mit (/hlorophyllbildung verbunden. Bei dem A^ergleiche aber der Entwickelung des Stichococcus bacillaris in den Nährmedien mit verschiedenen Formen der Stickstoffverbindungen (die Grund- lösung in diesem Falle war von folgender Zusammenstellung: Trcaubeiizucker U,5 pCt. KH0PO4 0,2 ,. CaCb 0,2 ., MgSÖ^ 0,1 „ Fe^Cl, Spur) mit den Flechtengonidien beobachten wir zwischen diesen Organismen folgenden wesentlichen Unterschied: 1) Comptes rendus de rAcademi(3 des sciences de Paris, Nr. 2 (11. Juillet 1898). 2) Ceutralblatt für Bacteriologie, 1898, Nr. 21. 3) Comptes rendus de TAcademie des sciences, CXXX, 12, S. 793. 4) Jetzt habe ich zahlreiche Versuche über eine Reihe der Protococcoideen schon angestellt. Alexander Aktari: Zur Ernälirungsphysiologie der grünen Algen. 9 Die Flechtengonidien sind ganz klar und scharf ausgesprochene Peptonalgen, d. h. solche, für welche Pepton die entschieden beste Stickstoffquelle darstellt^), während Stichococcus hacillaris eben so gut wie bei Stickstoft'quelle in der Form von Pepton, so in der Form von Nitratammonium wächst.^) Damit ist nicht ausgeschlossen, dass derjenige Stichococcus bacillaris, der im Thallus einiger Flechten vorkommt, auch zu den Peptonalgen gehören kann. Ich gedenke bei Gelegenheit auch in dieser Richtung parallele Versuche anzu- stellen. Aus der Thatsache, dass die Entwickelung von Stichococcus bacillaris bei Stickstoft'quelle in der Form von NH^NOg auch im Dunkeln ganz gut geht, lässt sich bei dieser Alge auf die Fähigkeit der Bildung der Eiweissstoffe bei Abwesenheit des Lichtes schliessen. In dieser Beziehung sind meine Versuche in gewissem Einklang mit denen von ZaleSKY^) und einigen anderen Gelehrten, die auf ganz andere Weise und bei anderen Bedingungen auch gezeigt haben, dass grüne Pflanzen fähig sind Eiweissstott'e zu bilden, ohne das Licht zu benutzen. Was den Xährwerth verschiedener Verbindungen, die als Kohlen- stoft'quelle dienen, anbetriff't, so wird auch hier bestätigt, was ich in Bezug auf die Flechtengonidien gefunden habe, d. h. dass der Traubenzucker den besten Nährwerth im Vergleiche mit anderen Kohlenhydraten hat. Noch eines bemerke ich. Bei einer Kohleustoffquelle, die in der Form von neutralem weinsauren Kali und apfelsaurem Natron gegeben wurde, wurde das Wachsthum im Dunkeln nicht beobachtet, aber die Culturversuche mit dieser Alge bei diesen Bedingungen im Lichte, bei COg- Zutritt, haben schönes Wachsthum gegeben. Leider habe ich nicht die Culturversuche bei diesen Nährbedingungen im Lichte, aber ohne COg- Zutritt angestellt, daher fehlt jeder Beweis für die Beurtheilung, welche Rolle in diesem Falle das Licht bei der Ent- wickelung dieser Alge snielen kann. Ich hotte nächstens diese Lücke auch auszufüllen. 1) Siehe Beyerinck, Botan. Zeitung, 1890; Artarf, 1. c. S. 6. 2) Der Nährwerth verschiedener Stickstoflfverbindungen für diese Alge wird von mir in nächster Mittheilung behandelt werden. :'>) Berichte der Deutschen Botan. Gesellschaft, 1898. 10 W. Schmidle: 3. W. Schmidle: Ueber drei Algengenera. Mit Tiifel I. Eingegangen am 8. Januar 19()l. I. Gongrosira Ktzg. Seit den Arbeiten von WlLLE') nnd SOHAARSCHMIDT'') sind eine Reihe Arten dieser (lattnng beschrieben woi'cbjn, so dass vielleiclit eine knrze zusamnu^nfassende Arbeit nicht unerwünscht ist. Gongrosira Ktzg. 1845 = Stereococcus Ktzg., Linnaea VIII, 1833. Der Thalhis ])ildet kleine l^olsterchen oder ausgebreitete, oft mit Kalk incrustirte Lager. Diese bestehen am Grunde aus kriechenden, meist dicht gedrängten, unregehnässig und reich ver- zweigten Fäden, aus welchen meist kurze und gedrängt stehende, verzweigte Aeste nach aufwärts sprossen. IJie Zweige gehen vom oberen Ende der Tragzelle ab, sind wieder kurz verzweigt, nicht oder kaum verschmälert imd haarlos. Die Zellen sind meist dünn- wandig, der Gestalt nacli unregelmässig und variabel. Die Zellhaut zeigt Cellulosereaction. Das Zellinnere besteht aus einem parietalen, oft zerrissenen Chromatophore mit einem oder zwei bis drei Pyreuoiden und einem Zellkern. Die Zoosporangien sind theils mehr oder weniger aufgeschwollen und viele zweigeisselige Schwärmer ent- haltend, endständig, selten mittelständig an den aufsteigenden Fäden, theils befinden sich unterhalb der endständigen Sporangien noch andere, kleine, nur zwei bis drei Schwärmer enthaltende, welche von den vegetativen Zellen nicht verschieden sind. Rothyefärbte Ruhezustände, Akineten und Aplanosporen, wurden bei einer Art beobachtet, bei einer anderen Mikrozoosporen, welche aus den unteren Zellen der Fäden hervorgingen und copulirten. Wasserbewolmend. A. Eugongrosira. Die endständigen Sporangien gross, angeschwollen, mit vielen Makrozoosporen. a) Lager nicht mit Kalk incrustirt: 1. G. Debaryana Rabh. Lager ausgebreitet, stark grün, kriechende Fäden fast eine parenchymatische Scheibe bildend, oft mit torulösen Zellen, 1) Wille: Om slägten Gongrosira^ Kongl. Veteuskaps Akad. Förliandl. 1893, Nr. ;> und Algolog. Mittlieilungen in Pringsheim's Jalirbücher etc. 1883. 2) SCHAARSCHmDT: Adatok a Gougrosirak Fejlödesehez. Kolosvar 1883. Ueber drei Algengenera. 11 aufsteigende Fäden sehr kurz, wenig-zellig, kaum verzweigt. Zellen 15— 30/f ( — AO ju) breit. Sporangien endständig, gross, riiud oder oval. Auf Muschelschalen lebend. 2. G. pygmaea Ktzg. Lager polsterförmig, oft zusammenfliessend, blassgrün, auf- steigende Fäden bis 200 /« laug, mit mehrzelligen Zweigen, reich verzweigt. Zweige aufrecht abstehend, oft einseitig, fast gleich hoch endigend. Zellen 15-20 /( breit, ebenso lang oder (am Cirunde) 2 — 3 mal länger, rechteckig. 3. G. stagnalis (G. West) = Pilinia stagnalis West in Journ. of Bot. l'899, pg. 12, tab. 344, fig. 6—9. Lager krustenförmig, stark grün, uneben. Kriechende Fäden oft in ein parenchymatisches Lager verwachsen, auf- steigende Fäden ca. 500 /< lang, wenig und kurz ver- zweigt, Zellen 16 — 25 /t dick (die der liegenden Fäden 16 — 31 //), 2 — 6 mal so laug, Zoosporaugien endständig, rund, eiförmig oder fast birnenförmig. b) Lager mit Kalk incrustirt: 4. G. viridis Ktzg. (= G. Sclerococcus Ktzg.). Lager polsterförmig, ca. 1 mm gross, grün, oft zusammen- fliessend, aufsteigende Fäden büschelig verzweigt, zuletzt fast rosenkranzförmig, Zellen ca. 10 /t lang und breit, an den Enden stark verschmälert. 5. G. trentepoliliopsis Schmidle in Oesterr. bot. Zeitschrift 1897, Nr. 2. Lager polsterförmig, mohn- bis erbengross, oft schwarz glänzend. Aufsteigende Fäden dicht gedrängt, reich verzweigt, Zellen rechteckig, 6 — 8 a breit und 2 — 3 mal so lani>'. Sporangien 1. endständig, gross, keulig mit ver- engtem Halse oder rund, und 2. unterhalb derselben noch weiter von der Gestalt ves-etativer Zellen mit 2 — 4 Schwärmern. ^o^ B. Ctenociadus (Bzi.). Endständige Sporangien von den vegetativen Zellen kaum ver- schieden, oft etwas angeschwollen, oft nicht, darunter fast stets noch weitere, meist wenige Schwärmer enthaltende, welche von den vegetativen Zellen nicht verschieden siud. a) Lager nicht mit Kalk incrustirt: 6. G. circinnata (Bzi.) = Ctenocl. circinnatus Bzi. Stud. Alg. I, pag. 28, tab. III— IV. •_' W. Schmidle: La,y,w knistcMiföniiii;'. ca. 1 viin dick, fast warzii^-, stark grün, aufstt'igeiidt' FädtMi dicht stehend, oben meist ein- seitig-, kammförniig- verzweigt, Zweige wie Haupt- fäden, meist cyniös zunickgekrümmt. Zollen recht- eckig, etwas an den Kunden eingeschnürt, 10 — 14 /< breit und meist ebenso lang. ZoüS[)orangien endständig, so gross wie die vegetativen Zellen oder grösser. 7. G. fastigiata (Bzi.) = 1. c. Ct. fastigiatus Bzi. 1. c, j)ag. 117. Lager krustenförniig, dünn, fein, warzig, stark grün, ca. 2 mvi dick, die cudständigen Zweige aufrocht, gerade, gehäuft, gleichhoch endigend. I)) Lager mit Kalk iucrustirt: 8. G. Schmidlei Richter. Phyc. universalis, Nr. OSO. Lager sehr klein, höchstens 2 min gross, polsterförmig, aufsteigende Fäden locker, radial stehend, meist einseitig verzweigt, mit kurzen Zweigchen; Zellen 9 — 12 // breit, 1—5 mal so lang, meist nur die Endzelle mit Chlorophyll. Endständige Sporangien mit wenigen Schwärmern, von den vegetativen Zellen nicht sehr verschieden. lt. G. incrustans Schmidle — Chlorotylium incrustans Reinsch Contrib. tab. I = Ctenocladus incrustans De AVildemann in Bull, soc. ßelg. microscop. XXII, 1896. Lager krustenförmig, warzig, lebhaft grün, aufsteigende Fäden dicht gedrängt, aufrecht, ])arallel, wenig ver- zweigt, Zellen rechteckig, (> — M) jli breit, 2—3 mal so lang; ausser der Endzelle meist auch die folgenden Zellen mit Chlorophyll. Sporangien unbekannt. C. Mesosporangium. Sporangien gross, mir mitt(dständig im Faden. 10. G. codiolifera Chodat in Bull, l'herb. Boiss. t. YI, Nr. 6, 1898. Lager von Kalk incrustirt, pseudodichotom verzweigt, Zellen meist rechteckig, 1 — 3 mal länger als breit, mittelständige Sporangien codiolumartig. Ungenügend diagnosticirte Arten sind: G Tutiscicola Reinsch, G. 'pygmaea var. yninor Grün.. G. jmchy- derma Reinsch, G. protogenita Gfrunow. Letzte Art hält WILLE 1. c. pag. 15 (Sep.) für den Palmellenzustand einer höheren Alge. lieber drei Algengenera. 13 Von der Gattung- sind aiiszusclili essen: 1. G. onusta Zeller. Diese ist, wie auch WILLE ansieht, eine Trentepoldia = Tr. onusta Wille. '2. G. clavata Ktzg. Diese ist nach STAHL ^) wahrscheinlich der Entwickelungszustand einer Vaucheria. Nach WILLE 1. c. pag'. 31 gehört sie in den Entwickelungskreis von Botrydium granulatum (L.) (ilrev. Letzterer Ansicht scliliesst sich auch HANSGIRG^) an. 3. G. dicJiotoma Ktzg. Diese Alge ist nach STAHL und WiLLE 1. c. ein Ruhezustand von Vaucheria geminata Walz. 4. G. ericetorum Ktzg. WiLLE 1. v.. liält diese Art für ein Moosprotonenia und die Varietät suhsimplew Rabh. für den Zustand einer JJlothrix oder Conferca. Auch HANSGIEG 1. c. hält die erste Pflanze für ein Moosprotonema. SCHAARSCHMIDT dagegen') zieht sie zur Gattung (Joleochaete , weil er die für ein Protonema charakteristischen schiefen Scheidewände nicht gesehen hat. Zur vorstehenden Tabelle bemerke ich Folgendes: 1. Es sind in derselben alle nach den Diagnosen und Ab- bildungen morpliologisch unterscheidbaren Formen als Arten auf- genommen, obwohl es mir wahrscheinlich ist, dass mehrere nur Formen einer und derselben Art sind. Bevor dieses jedoch durch C'ultur oder sonstige Beobachtung sicher gestellt ist, wäre es unwissenschaftlich, auf blosse Vermuthung hin eine Zusammenziehung' vorzunehmen. 2. Die Gattung Ctenociadus gehört meiner Ansicht nach zu Gongrosira. Der einzige Unterschied liegt darin, dass BOEZI bei seinen Arten Mikro- und Makrozoogonidien gefunden hat, während man liei Gongrosira nur die ersteren kennt. Der ganze vegetative Aufbau, die Verzweigung, die Bildnng des Lagers, die Beschaffen- heit des Zellinhaltes, die Bildung der Makrozoosporen in oft ange- schwollenen Sporangien stimmt aber völlig mit Gongrosira überein, so dass mir wahrscheinlich ist, dass auch bei echten Gongrosira- Axiew noch Mikrozoogonidien gefunden werden. Ausserdem kann für den Systematiker das Fehlen oder Vorhandensein von Mikrogonidieu Itei sonst völliger üebereinstimmun,g morphologischer Eigen- schaften kein generisches Merkmal abgeben, da man fast stets die Pflanzen ohne solche findet. 3. Aus diesem Grunde hat auch DE WiLDEMANN 1. c. Chlorotylium incrustans Reinsch zu Ctenociadus gezogen, obwohl bei dieser Art noch nie Mikrozoosporen gesehen wurden. 1) Stahl: Ueber die Rubezustände von Vaucheria geminata in Bot. Ztg. 187!». 2) Hansgirg: Prodromus I, S. 98 u. 89. 3) Citirt nach Just's Jahresbericht 1883, 1 4 W. Schmidle: 4. Nach Wille 1. c.') ist G. pygmaea diT Eiitwickeliiiigszustand fiiies Stigeoclonium. nach KORZl") i^ehört diese Pflan/c zu Cladophora. licidc Autoren halx'ii kein ()riginalexeiu])hir KÜTZING's untersucht, und so schweben diese Beliauptuni^en so zu sagen in der Luft. Nach den Abbihlungen KÜTZING's in Tab. ])hyc. IV, tab. 100, VIT scheint mir die Alge eine gute Gongrosira- Art zu sein, ebenso nach seiner Diagnose'). Fast sicher ist ihre Zugehörigkcdt zu Gongrosira ans der Angalie RABENHOKSTs*) zu sehliessen: articulis superioribus aequalibns. deinde tumidis v. v., wodurch offenbar die Bildung von Sporangien bezeichnet wird. Ich habe deshalb diese Pflanze auch zu den Eugongrosiren gestellt. Ich selbst habe eine Alge aus Neu- Guinea gesehen^), welche in jeder Hinsicht der G. pygmaea entsprach und schon ans dem (frunde nicht zu Cladophora gehört, weil sie in jeder Zelle ein Pyrenoid und einen Zellkern hatte. Ich sehe deshalb G. pygmaea Ktzg. als gute Art an. 5. In wie weit die analogen und oben angeführten Behauptungen von G. clavata Ktzg., G. ericetorum Ktzg.. G. dichotoma Ktzg. der Wahrheit entsprechen, kann ich nicht untersuchen, doch scheint mir hier in der That die Zugehörigkeit zur Gattung höchst zweifelhaft. 6. G. codiolifera Chodat ist viel weiter von einer typischen Gongrosira entfernt als Ctenocladus wegen ihrer mittelständigen grossen Sporangien. Man könnte deshalb hier eher versucht sein, sie in ein besonderes Genus zu setzen. Ich möchte jedoch dieses nicht befür- worten. Denn bei der nahe verwandten Gattung Trentepohlia, welche viel besser als Gongrosira studirt ist, hat die Stellung der Sporangien, ja sogar ihre Form bekanntlich nicht zu grossen diagnostischen Werth und genügt kaum Arten, geschweige denn Gattungen von einander zu trennen. Ich muss hier freilich ausdrücklich bemerken, dass ich ChODAT die Verantwortung überlassen muss, dass die beobachteten Gebilde wirklich Sporangien sind. Nach den Beobachtungen von SCHAAESCNMIDT ist dieses nicht über allen Zweifel erhaben. Denn SCHAARSCHMIDT 1. c. hat ganz genau dieselben codiolumartigen Gebilde, welche ebenfalls im Faden mittelständig sind, bei Gongro&ira De- baryana abgebildet und beschrieben®). Er sieht sie aber als Akineten an. Und in der That scheint die Verdickung der Zellhaut auch bei der Pflanze von ChODAT für die Ansicht SCHAAE- 1) Wille, 1. c. S. 14 im Sep. 2) Citirt nach De Toni, Sylloge Algarum, I, S. 255. 3) KÜTZiNG: Spec. Algar., S. 42:). 4) Rabenhorst: Flora europaea alg., III, S. 388. 5) Gesammelt von Herrn Dr. Lauterbach. 6) SCHAARSuHMiDT 1. c. Tab. V, Fig. 8—14. Ueber drei Algengenera. 15 SCHMIDT's zu sprechen. Diesem widerspricht auch nicht die Be- obachtung- CHODAT's, welcher den Zellinhalt eines solchen codioluni- artigen Gebildes in viele kleine Portionen (Schwärmsporen?) getheilt sah. Denn aucli SCHAARSCHMIDT giebt an, dass solche Akineten sich durch Zoosporen vermehren. Möglicherweise hat aber auch SCHAAR- SCHMIDT die Alge CHODAT's vor Augen gehabt. 7. Zur systematischen Stellung bemerke ich Folgendes: Dass man Gongrosira nicht mit Ti'entepohlia vereinigen darf, wie von HaNSGIRG u. A. vorgeschlagen wurde, ist nun wohl von allen Algologen anerkannt. Denn abgesehen von ihrer hydrophytischen Lebensweise hat Gongrosira Pyrenoide im Zelliuhalt, Trentepohlia dagegen Oeltröpfchen. Aber jedenfalls gehört sie mit Trentepohlia in dieselbe Familie. WILLE ^) hat beide Gattungen zu den Chroole- pideae^ einer Unterabtheilung der Chaetophoraceae, gestellt. Ich bin der Ansicht, dass alle von WILLE zu den Chroolepideen gerechneten Gattungen nebst denjenigen, welche er zu den 3Iycoideen rechnet, in eine selbstständige, den Chaetophoraceen beigeordnete Familie ver- einigt werden müssen. Denn Gattungen wie Trentepohlia, Phycopeltis und Cephaleurus dürfen niclit getrennt werden. Ulvella (resp. Dermato- phyton) gehört wegen ihrer Yielkernigkeit nicht dazu, wie ich früher gezeigt habe^). Sie ist vielmelir eine Cladophoracee und bildet nicht, wie ich 1. c. fälschlich bemerkte, eine besondere Familie. Darnach würde die Familie der Chroolepideae aus folgenden tabellarisch angeordneten Gattungen bestehen. A. Zellen mit Haemotochrom: Trentepohlia (incl. Nylandera Har.), Phycopeltis Mi 11. (incl. Hansgirgia De Toni). Cephaleurus Ktzg. (= Mycoidea Gunigh,), Phylloplax Schdle. (incl. Weneda Racib.). B. Zellen ohne Haematochrom: I. Pflanzen ohne aufsteigende Fäden. a) ohne Pyrenoide. Trichophilus W^eb. v. Bosse, Gloeoplax Schdle. b) mit Pyrenoiden. Pringsheimia Reinke, Chaetopeltis B e rth . ^) . 1) "Wille in Engler und Pkantl: Pflanzenfaniilien, I, S. 97. 2) SCHMIDLE in Allg. bot. Zeitschrift, 1899, S. 39 u. folg. 3) Nach Wille 1. c. S. 103 soll Chaetopeltis keine Pyi-enoide besitzen. Diese 16 W, SCIIMIDLE: II. PHanztMi mit iiiifstoi^onilcii l'"";!«!»'!!. a) ohne Pyrcnoide. Leptosira Bzi., Acrohlastc Reinsch. 1)) mit Pyi'fJioiden. Foriella Chodat, (?) Chlorotylium Ktzg-., Gongros'ira de By. ^) II. Ooniphosphaeria Ktzg. Tal) X, Fig. 1—5. Unter den von (lOETZE »esaramelten afrikanischen Aluen l»efand sich in dem Formohnaterial, welches aus einer heissen (Quelle (Xak- wikwi-Quelle) in Usafua im Songwethal aus einem Hachen Wasser- tümpel von 40^ R. g-esammelt war, Gov/pJiosphaena aponina Ktzg. im fast reineji Zustande ausserordentlich häufig. Ich benutzte dieses Vorkommen, um den inneren Bau der Colonie klarzulegen, da die Beschreibungen, welche KüTZING*), RABENHORST^) und neuerdings wieder KIRCHNER*) von dieser Alge gehen, mit derjenigen HaNSGIRCt's®) wenig übereinstimmen. KIRCHNER*) z. B. diagnosticirt die Ake: ,.Zellen durch farblose (lallerte zu mikroskopisch kleinen soliden Familien vereinigt, die inneren kugelig, die peripherischen ei- bis keilförmig oder herzförmig mit nach innen gerichteter Spitze), w^ährend HANSGIRG^j dieselbe beschreibt: „Yeget. Zellen keil- oder herzförmig, selten rundlich, von farblosen oder gelblichen, meist Angabe ist unrichtig, wie aus den Zeichnungen von Behthold, Moebius und mir hervorgeht-. 1) 0. KuNTZE hat kürzlich in Rev. gen. plant. III, 1898, pag. 432, aufmerkt.am gemacht, dass der Name Gongrosira der früheren KÜTZiNGschen Bezeichnung Sten-eococcus weichen müsse. Er unterscheidet die Arten St. viridis Ktzg., St. Debary- anus (Rabh.) 0. K. und St. (?) onustus (Zeller) 0. K. Wenn sich die Sache so verhält, wie 0. Kuntze angiebt, so muss bei strenger Anwendung der Nonienclatur- regeln der gewohnte Name Gongrosira weichen. Ich unterscheide dann gemäss obigen Auseinandersetzungen noch die weiteren Arten: St. pyginaeus (Ktzg.), St. stagnalis (G. West), St. trentepoliliopsis nob., *S7. circinnatus (Bzi.), St. fastigiatus (Bzi.), Si. Schmidlei .Richter), St. incrustans (P. Reinsch), St. codiolifer iChodat). Eine genaue Anwendung der Nomenclaturregeln macht auch die Gattung Crucigeniella (Lemmerm.) unmöglich, welche in Staurogenielln (Lemmenn.) umzu- wandeln ist, mit der Art Staurog. lunaris (Lemmenn.). •J) KÜTZiNG: Spec. Alg., pag. 233, und Tab. phyc, I, tab. 31. 3) Rabenhorst: Flora eiu*op. algarum, II, pag. 55 und 56. 4) Kirchner in Engler und Prantl: Pflanzenfamilien etc., 1, 1, S. 5G, Fig. 49 P. 5) HansgirG: Prodromus, II, pag. 143. Ueber drei Algengenera. 17 dicken, leicht zerfliessendeD, seltener an der Oberfläche radial ge- streiften Gallerthüllen umgeben und zu kugeligen etc. Familien fast traubenartig vereinigt, an der Peripherie der Familien von ein- ander mehr entfernt, mit nach dem Kugeleentrum gerichteter, stielartig verschmälerter Basis etc. Nach diesen Diagnosen könnte man fast glauben, dass verschiedene Pflanzen vorlägen. Ich muss fast durchweg der Auffassung von HANSGIRG bei- pflichten. Zunächst ist es klar, dass alle Zellen an der Peripherie der Colonie sitzen, und wenn KIRCHNER von inneren kugeligen und peripheren eiförmigen Zellen spriclit, so ist diese xlngabe der ältesten Diagnose von KÜTZING entnommen und entspricht dem mikroskopischen Bilde in so fern, als man von den Zellen, welche mitten im Bilde sind und also auf der uns zugewendeten Seite der Kugel liegen, den optischen, rundlichen Qnerdurchschnitt sieht, und von den peripheren am Rande der kugelförmigen Colonie gelegenen den Längsschnitt. Das Innere der Kugel ist jedoch keineswegs solid, sondern die Zellen sitzen endständig an sehr kurzen, aber dicken Gallertstielen, welche vom Centrum ausstrahlen. Diese theilen sich dichotom rasch auf einander, so dass jeder Stiel in ein ganzes Büschel von ebenfalls kurzen imd dicken Stielen oder Bechern ausläuft und jeder der- selben eine Zelle trägt (Fig. 3 und 4). Wie strenge der dichotome Aufbau ist, erkennt man aus Fig. 3, wo eine junge, etwas ans einander gedrückte Colouie gezeichnet ist. Die Consistenz dieser Stielgallerte ist äusserst zähe, so dass es sehr schwer wird, eine Colonie zu zer- drücken. Sie färbt sich mit Thionin lebhaft blau, ziemlich schwach dagegen mit Bismarekbrann ; Cellulosereaction giebt sie keine. Es ist leicht zu constatiren, dass die Zellen völlig in ihrem Gallertbecher eingeschlossen sind. Bei Anwendung von Bismarck- braun färbt sich eine die Zelle umgebende Schicht etwas stärker als die Gallerte des Stieles. Dieselbe tritt besonders an der peri- pheren, äusseren Seite der Zelle stärker hervor, an dem hinteren centralen Ende geht sie allmählich in die Stielgallerte über (Fig. 4). Nicht immer konnte ich freilich diese Schicht sehen. Um so besser dagegen erkennt man, namentlich nach Färbung mit Bismarckbraun am peripheren Ende über der Stielgallerte noch einmal eine zweite relativ dünne Gallertschicht (Fig. 4). Dieselbe ist viel weicher als die Gallerte des Stieles, färbt sich stärker und zeigt deutlich eine radiale Structur wie verschiedene Desmidiaceengallerten. Auch sie giebt im Allgemeinen keine Cellulosereaction, nur einige Colonien sah ich bei Anwendung von Jod und Schwefelsäure mit einem schwach violetten Hofe umgeben. .Jede Zelle resp. jeder Becher hat seine eigene radiale Gallertschichte und nur dadurch, dass dieselben Ber. der deiitscIuMi bot. (lesellscfi. XIX. o 18 W. Öchmidlb: seitlicli zusammeiifliessen, scheint die i>-5inze Colonio von oiner zu- snnini('iiliiuiii('ii(lon dünnen (iallerte nmgehen zu sein (Fi,g'. 1 und 4). Die Zellen theilen sich dei" Tjängc nacli von (hiui äusseren Scheitel aus. Es ist äusserst schwer zu saj^en, wie sicli der Recher bei dies(M' Theilun^' verhält. N^ach meinen Beobachtungen bilden die 'rochterzellen innerhalb ihres früheren Bechers keine neuen aus, so dass eine huMnanderschachtelung verschiedener Becher erfolgt, wie dieses z. B. bei ßotri/omonas^) oder Botryococcus^) der Fall ist, sondern nachdem die Zelltheilnng erfolgt ist und sich zwischen den Tochter- zellen eine Scheidewand gebildet hat, schnürt sich beiderseits der Becher von aussen liei- ein. In Fig. 1 ist dieser TheilungsTnodus an dem obersten Zellpaare angedeutet. Wenn sich so zwischen die alten Zellen der Colonie stets neue Zellen mit ihren Bechern einschieben, so muss sich nothwendig die (resammtoberfläche der Colonie vergrössern. Dadurch aber wächst auch der Radius. In Folge dessen entsteht ein Zug nach auswärts, so dass sich die (lallertäste im Centrum mit all ihren Zellen dehnen und langsam lösen. Meist schon während des Ablösungsprocesses runden sich die Theile immer mehr und mehr ab, weil sich immer neue Zellen zwischen die alten einschieben. So entstehen 1)ald neue kugelige Colonien und zwar der Dichotomie halber, da vom Centrum zunächst zwei Aeste ausgehen (Fig. 4), meistens zwei.'^) Nun hat vor nicht zu langer Zeit ZUKAL eine zweite Ver- mehrungsweise unserer Alge beobachtet*), welche auch ich an meinem Material Schritt für Schritt nach den Angaben ZUKAL's, soweit es eben an todtem Material geschehen kann, verfolgen konnte. Man findet Colonien, deren Zellen grösstentheils oder sämmtlich einen völlig homogenen, blaugrünen Inhalt besitzen (Fig. 1), an anderen ist der Inhalt mehr oder weniger feinkörnig. Man kann Schritt für Schritt verfolgen wie die Körner grösser werden, und nach ge- ringem Suchen sieht man Colonien, wo diese Körnchen oft bei allen, oft bei vielen Zellen zu selbstständigen, blaugrünen, kugelrunden Körperchen herangewachsen sind (Fig. .">), deren Durchmesser 2 bis 4 im gross ist, während der sonstige Zellinhalt fast völlig farblos ge- 1) SCHMiDLE in Engler's Bot. Jahrbücher 1899, pag. 233, Fig. 5. Botryomonas ist ein ächter liutrtjococcus, wie besser conservirtes Material seither bewies. 2) Chodat, Journ de Bot., 1896, Tab. III, Fig. 20. 3) Einen ähnlichen, aber in den Einzelheiten stark abweichenden Bau scheint nach der kurzen Beschreibung und der etwas unklaren Zeichnung Goiujrosira lacusf.ris Chodat zu besitzen (Chodat: Etudes de biologie lacustre im Bull, de THerb. Boiss., Tome V, No. 5, p. 181, Fig. 1). Speciell erkennt man nicht, ob die Zellen von der Gallerte umhüllt oder an dem peripheren Ende frei sind. Die weiche äussere Gallerte scheint zu fehlen. 4) ZuKAL: Neue Beobachtungen an einigen Cyanophyceen. Ber. der Deutscheu Bot. Ges. 1894, S. 259, Tab. XIX, Fig. 9 und 10. Ueber drei Algengenera. 19 worden ist (Fig. 2). Meist sind dann an solchen Colonien noch Zellen zu sehen, die bis auf einen geringen, fast farblosen Rest durch einen Riss in der Membran entleert sind, und nicht selten sind in dem Materiale sonst ganz intacte Colonien, welche auch nicht ^ine einzige unentleerte Zelle mehr besitzen. Dass durch Präpa- ration oder aus irgend einem anderen Grunde der blaugrüne Zell- inhalt aus diesen Colonien herausgedrückt worden wäre, ist ganz ausgeschlossen, weil, wie man sich leicht überzeugen kann, bei dieser Manipulation die Colonien selbst zerstört werden. Läge eine chloro- phyllgrüne Alge vor, so würde jeder Algologe bei den geschilderten Befunden auf eine Schwärmsporenbildung oder sonstige Vermehrung 4lurch Mikrooonidien schliessen. Dieser Hchluss drängt sich unwill- kürlich auf. Und wenn nun ZUKAL den Austritt dieser Körnchen, die sich selbständig zu bewegen begannen, bei Gomphosphaeria direct gesehen hat, so können die geschilderten Beobachtungen die Richtig- keit seiner Angaben nur bestätigen. Kirchner \) hat in seiner Bearbeitung der Cyanophyceen die Angaben ZUKAL's völlig unberücksichtigt gelassen, obwohl auch «onst schon ähnliche Beobachtungen gemacht wurden. Ich stelle -deshalb dieselben hier kurz zusammen, soweit sie mir bekannt ge- worden sind. Bei Merismopedium elegans sah (jOEBEL, wie er in einer kurzen Notiz bei Besprechung einer BORZlscheu Arbeit an- hiebt, Schwärmer^), ZUKAL^) bei Gloeotrichia pisum und Oscülatoi^ia spec; ähnliche Zustände sah ich an fixirtem Materiale bei Sphaerozyga ■oscülarioides*) und Camjnjlonema indica^), ChODAT®) bei einer unbe- stimmten Cyanophycee, und SaüVAGEAU^) bei einem Nostoc. WOLLE ^) hat ähnliche Zustände bei Gl. natans gesehen und gezeichnet, bei ßcytonema CasteUii und anderen ScytoneTna-Axten, bei verschiedenen Arten von Stigonema. Darnach scheint diese Art der Vermehrung o bei den blaugrünen Algen eine weite Verbreitung zu besitzen. Es ist mir wahrscheinlich, dass die Angaben in der Diagnose blaugrüner Algen „Zellinhalt homogen, fein oder grobgekörnt" nur vorübergehende Rntwickeluugszustände der Mikrosporeubildung bezeichnen. Ob jedoch diese Vermehrungsart die Brücke für den schon so oft 1) Kirchner 1. c. 2) GoEBEL in Bot. Zeitung, 1880, pag. 490. 3) ZuKAL 1. C. 4) SCHMiDLE in Ber. der Deutschen Bot. GesellscL. 1896,' S. 393. 5) SCHMiDLE in Hed-svigia, 1900. 6) Chodat et Mlle. Goldflus: Culture des cyanophycees in Bull, de l'Herb. Boiss. Tome V, p.. 593 u. f. 7; Sauvageau: Sur l'etat coccoide d'un Nostoc. Comptes rendues; t. XX, 1897. 8) Woli,e: Freshw. algae U. St. pag. 247, Tab. 179, Fig. 10, pag. -^55, Tab. 184, pag. 250, pag. 267 u. ff. 9* •_>0 W. Schmidle: behaupteten (z. B. von WOLLE 1. c.) und ebenso abgeleugneten Ueber- gang- der höheren bhiugrünen Algen zu den Chroococcaceen bedeutet, bedarf noch eingehenderer Untersuchungen. Das Vorkommen dieser Vermehrungsweise jedoch scheint mir sicher con- statirt zu sein. III. Coccomyxa Schmidle n. gen. Tab. X, hg. ()— -25. Bei einer Excnrsion auf den Königsstuhl bei Heidelberg fand ich kürzlich im Moose unter Tannen eine Alge, welche einen aus- gebreiteten, dunkelgrünen, schleimigen Ueberzug bildete. Bei der Untersuchung desselben stellte es sich heraus, dass in dem scheinbar structurlosen Schleime eine Menge länglicher, kleiner chlorophyll- grüner Zellen zerstreut lagen, oft einzeln, oft zu zwei oder vieren bei einander, in der Form und Grösse aber äusserst variabel. Meist sind sie länger als breit, gerade, an beiden Ecken abgerundet, auf der einen Seite fast gerade oder schwach und auf 6 A. Tschirch: nahm iiiir damals vor, die Secretbildung zimäehst an den Mchizogeiien Secretbehälteni zu studiren, bei denen sich ja .schliesslicli das Secret in einem Intercellularranm befindet, die demnach die klarste Antwort auf die Frage: Wo l)ildet sich das Secret? geben mussten. Ich habe dann theils allein, tlieils in Gemeinschaft mit meinen Schülern die Secretbildunir nicht nur hei den schizo^enen Secretbehältern, sondern auch bei allen übrigen studirt." Aus diesen Worten geht zunächst hervor, dass s'ch meine Vor- stellung über die Secretbildung nicht auf die Untersuchung weniger, noch dazu ungeeigneter Objecte stützt, sondern auf die Untersuchung aller in Betracht kommenden Fälle. Ich habe seit dem .Jahre 1886, also wälirend 14 Jahren, viele Tausende von Präparaten durch- gesehen, die Untersuchung von den schizogenen Gängen auf die oblitoschizogenen und schizolysigeneu Behälter und endlich auch auf die Oelzelleu und Oeldrüsen ausgedehnt und meine Theorie erst auf- gestellt, nachdem ich durch Vergleichung der Haupttypen das Gesetz- massige in der Erscheinung erkannt hatte. Ich will sogleich an dieser Stelle bemerken, dass sich die Coniferennadeln nach meinen Erfahrungen zur Entscheidung der Frage sehr schlecht eignen. Ich habe dieselben in den 90er Jahren auch viel untersucht, um mir ein Urtheil zu bilden, kann sie aber nicht empfehlen. Aus den obigen Worten geht ferner hervor, dass der Ausgangs- punkt meiner Untersuchungen der Satz war: „Es erscheint nicht wahrscheinlich, dass Harz und ätherisches Oel durch mit Wasser im- bibirte Membranen diffundiren kann." Wolil verstanden, der Aus- gangspunkt. So wie ich meineTheorie der Harzbildung jetzt begründet habe, ist es ganz gleichgültig, ob die Frage bejaht oder verneint wird, ob Harzbalsame diffundiren oder nicht diffundiren können. Die eben citirte These diente mir nur als Anregung, um den Sitz der Harzbilduug aufzusuchen. Nun, nachdem dieser Ort gefunden ist, war es nicht mehr nöthig, die Frage der Diftusionsfähigkeit zu ])rüfen, und ich habe sie auch nicht geprüft. Denn um die Harzbildung mit meiner Theorie zu erklären, brauche ich nicht zu der Annahme einer Diffusionsfähigkeit der Harzbalsame durch wassergetränkte Membranen zu greifen. Und dies betrachte ich als einen Yortheii. » Mögen also auf den Punkt gerichtete Versuche zeigen, dass Harzbalsame durch die lebende Membran diffundiren können oder nicht, für meine Theorie ist dies o-leiehgültig- Solche Versuche sind noch nicht gemacht worden. Frau SCHWABACH sucht zu zeigen, dass fettes Oel und Terpentinöl unter gewissen Bedingungen die Membran durchdringt. Angenommen, die Versuche seien richtig — ich habe sie nicht nachgeprüft — so bleibt der Versuch noch für Harzbalsame zu machen. Aber auch wenn er bei diesen positiv aus- fällt, so ist damit doch noch gar nichts bewiesen. Dass Balsame Einwändo der Frau Schwabach gegen meine Theorie der Harzbildung. •_'< durch eine Haut dringen können, beweist doch noch nicht, dass sie in der Pflanze die lebende Membran wirklich durchdringen. Ich schliesse daher meine Betrachtungen über die Harzbildung- mit den Worten (Harze und Harzbehälter, Ö. 397): „Wenn wir die Frage in der Form stellen: „Muss mau, um die Harzsecretion in den Grängen und Behältern zu verstehen, nothwendig annehmen, dass Oel- oder Harzbalsam durch die wassergetränkte Membran der secernirenden Zellen hindurch ditfundirt?" so können wir die Frage verneinen: Die bisher ermittelten Thatsachen und die in vorstehender Arbeit entwickelte Theorie der Harzbildung erlauben sehr wohl uns vorzustellen, dass die Secretion ohne ein solches Durchdringen erfolgen kann." Meine Theorie gründet sich auf ganz andere Dinge, als die Diffu- sionsmöglichkeit oder -Unmöglichkeit, sie gründet sich zunächst auf die sicher festgestellte Thatsache, dass schon in den allerjüngsten Stadien der Entwickelung des schizogenen Cauals dieser Harzbalsam enthält. In diesem Stadium habe ich bei richtiger Präparation nie- mals Harzbalsam oder richtiger gesagt „ölige Tröpfchen von Harz- balsamaussehn" in den secernirenden Zellen gesehen. Das Gleiche beob- achteten SANIO, de BaRY, MAYR, FRANCHIMONT, A. Meyer. Daraus geht hervor, dass der Harzbalsam im Intercellularkanal und nicht in den secretfreien secernirenden Zellen entstanden sein muss. Von dieser Beobachtung bin ich ausgegangen. Ich habe mir den Ort dieser Bildung etwas näher augesehen und dabei eine eigenartige, der A¥and aufgelagerte Schicht aufgefunden, die nicht Harz war, in der aber das Harz eino-elagert sich findet. Weil ich in dieser Schicht die Harzbildung vor sich gehen sah, habe ich ihr, nichts präjudicirend, als einer Bildung sui generis, den Namen „resinogene Schicht" beigelegt. Ob man dieselbe zur Membran rechnen will oder nicht ist Greschmacksache. Da es sich um eine gegen einen Intercellular- kanal gerichtete Wandpartie handelt, können wir an dieser Stelle Plasma nicht wohl erwarten. Es könnten aber natürlich auch nicht zur Wand i>ehörige Schleimauflagerungen sein. Es ist dies un- wesentlich. Der Grund, warum ich die resinogene Schicht zur Mem- bran zu rechnen geneigt bin, ist der, dass ich eine typische Schleim- membran an dieser Stelle bei den Cycadeenkanälen gefunden habe. Bei diesen bleibt dieselbe typisch erhalten, bei den Coniferen und anderen wird sie resinogen. Das erscheint mir die ungezwungenste Erklärung. Die resinogene Schicht ist von Frau SCHWABACH nicht auf- gefunden worden. Das hat seinen Grund in verschiedenen Um- ständen. Es ist mir auch keineswegs immer o-eglückt, sie sichtbar zu machen; denn sie gehört, wenn auch nicht immer, so doch oft- mals zu den allerdifficilsten Objecten. Erstlich wird sie vom Messer 28 A. T.SCIIIRCH: .sehr leicht heran >s<>orisseii. Dann ist sie bisweilen so empthullich gvgen Wasser, dass sie (hirin bis znr Unkenntlichkeit (|nillt. (Janz l)esoinlers wird sie aber deshalb so hantig liberscdien, weil sie bei planlosem Znsanunenfliessenlassen von Alkohol gelegentlich der ra- piden Anflösnng des Harzsecretes zerrissen und beiseite gedrückt wird. Wenn man so verfährt, wie es Frau SCHWABACH auf S. 420 beschreibt, wird man sie niemals finden, ausser in den aller ecla- tantesten Fällen. Die Vermuthung der Frau SCHWABACH, ich hätte auf meinen Figuren 7 und 18 nur einen Harzschaum gezeichnet, der bei Zufliessenlassen von starkem Alkohol verschwunden wäre, ist völlig unzutreffend. Denn, wie aus der Erklärung der Abbildungen auf S. 398 meines Buches hervorgeht, sind sämmtliche schizogenen Gänge „nach Entfernung des Secretes mittelst Alkohol gezeichnet", und unter Alkohol schlechtweg versteht man bekanntlich starken Alkohol und nicht verdünnten. Ich bediene mich bei derartigen Untersuchungen sehr verschieden starken Alkohols und lasse die einzelnen Verdünnungen successive auf das Präparat einwirken, wie in meinem Buche bereits beschrieben (S. 360). Der Grund, warum man die ersten Stadien der Bildung der resinogenen Schicht, in w^elchen dieselbe noch keinen Harzbalsam enthält, leicht übersieht, liegt darin, dass ganz junge schizogene Be- hälter eben von gewöhnlichen Intercellularräumen nicht zu unter- scheiden sind. Das secretfreie Stadium der Behälter geht jedenfalls s(>hr rasch vorbei. Da auch Frau SCHWABACH wieder von einer Entstehung des Harzes „aus der Membran" spricht (S. 420), will ich nochmals hervor- heben, dass ich eine solche nicht annehme. Ich betrachte die resino- gene Schicht als das Laboratorium der Harzerzeugung. In ihr, nicht aus ihr wird der Harzbalsam gebildet, und zw\^r aus den ihr von den secernirenden Zellen zugeführten resinogenen Substanzen. Die Bildung der resinogenen Substanzen erfolgt jedenfalls in den secer- nirenden Zellen. Ist nun die resinogene Schicht in allen Fällen so schw^er mit Sicherheit nachzuw^oisen? Keineswegs. Es giebt Fälle genug, wo sie aufs Deutlichste hervortritt, wo sie, gemäss ihrer Schleimnatur, abwechselnd contrahirt und wieder zum Quellen gebracht werden kann, also sich als relativ resistent erweist. Es gehört aber üebung dazu, um sie aufzufinden. In ihrer vollendetsten Ausbildung, wie z. B. bei Tmjjeratoria, Arcliangelica, Dammara^ lässt sie sich aber selbst im Anfängerpraktikum demonstriren, wenn gerade gutes Material zur Hand ist. Alle diese Verhältnisse habe ich übrigens in meinem Buche ein- si'ehend geschildert. Ich muss die Interessenten daher auf den Text Einwände der Frau Scliwabach gegen meine Theorie der Harzbildung. 29 S. 360 und folgende verweisen und bemerke nur noch, dass die resinogene Schicht im Alter resorbirt zu werden pflegt. Doch erfolgt diese Resorption sehr verschieden spät, kann wohl auch ganz unterbleiben. Ich kann also nur die HofPnung aussprechen, dass es auch Frau Schwabach mit der Zeit gelingen wird, die resinogene Schicht auf- zufinewissen Bedinounaen auch von Fetttropfen gespeichert, gerade wie von Balsamtropfen. Osmiumsäure wird mit allen den Substanzen reagieren, die un- gesättigte Verbindungen enthalten, also ebenso mit Oelsäure haltigen Fetten w^ie mit Benzolderivaten, also z. B. mit den Tannoiden, den Terpenen, den Oleoleu, den Resinolsäuren etc., in denen sich ja überall doppelte Bindungen finden. Und in der Tliat lässt sich leicht zeigen, dass Osmiumsäure sowohl Fetttropfen wie Balsam- tropfen und Gerbstoffbläschen bräunt. Chloralhydrat soll Fette schwerer lösen, als Harzbalsam. Aber das Verhalten des Cldoral- hydrates zu den Harzsecreten ist, wie ich vor Kurzem gezeigt habe^), ganz abhängig von der chemischen Natur der einzelnen Bestandtheile. Es giobt in Chloralhydrat sehr leicht lösliche Balsambestandtheile (z. B. die meisten Resinolsäuren) und in Chloral gänzlich unlösliche (z. B. viele Resene, Terpene). Der gleiche Grund macht auch das FßANCHIMONT'sche Reagens unbrauchbar. Seine Anwendung beruht darauf, dass «-ewisse Harz- baisame Resinolsäuren enthalten, welche Kupfersalze zu bilden ver- mögen. Demnach ist dies Reagens nur dann anwendbar, wenn ganz bestimmte Secrete vorliegen. Ich habe seine Anwendbarkeit geprüft und gefunden, dass es am besten noch bei Coniferen beimtzbar ist, bei denen es ja auch FeanchiMONT anwendete. Man muss aber die Objecto monatelang darin liegen lassen. Auch bei einigen Hyper- 1) Ich habe über diese Untersuchungen auf der Münchener Naturforscher- versammlung berichtet und die bis dahin erlangten Resultate auch in mein Buch ..Die Harze und die Harzbehälter" aufgenommen. In einigen Wochen erscheint eine mit mehreren Tafeln versehene eingehendere Studie über die Verhältnisse von Herrn Tunmann. '2) Archiv der Pliarmacie, 1900. Einwände der Frau Schwabach gegen meine Theorie der Harzbildung. 31 icaceen und bei Polyporus officinulis gab es noch leidliche Resultate, Aveniger gut waren dieselben bei CapsicuTn und Cannabis. Bei allen librigen versagte es. Das überrascht nicht. Denn nur in den Fällen, wo die Bildung grüner Kupfersalze gewährleistet ist, werden wir Resultate erwarten können. Dazu kommt aber noch, dass Kupfer- salze auch auf Fettsäuren reagiren. 80 wird denn, wenn in einem Fette z. B. freie Oelsäure vorkommt, auch hier Reaction eintreten. Frau Schwabach bedient sich des FRANCHIMONT'schen Reagens. Sie erhält deutliche Reaction im Kanal, die Färbuiig des Inhaltes der Epithelzellen dagegen war „erheblich weniger intensiv". Da die Objecto wochenlang in der Kupferlösung lagen und Salzlösungen sehr leicht durch alle Membranen difPundiren, so ist der Schluss, dass die geringere Reaction auf „erschwertes Eindringen" zurück- zuführen ist, unzulässig. Viel wahrscheinlicher erscheint es, dass eben die Natur der Tröpfchen in den Epithelzellen eine andere war als die der Tropfen im Kanal. Nach den besonders bei den secernirenden Haaren gesammelten Erfahrungen stehe ich gar nicht an, diese letztere Deutung als die wahrscheinlichere zu bezeichnen, falls die Tröpfchen nicht einfach durch das Messer hinübergebracht worden waren. Die gebildete Yerbindung dürfte Kupferoleat gewesen sein oder die Kupferver- bindung einer anderen resinogenen Substanz. Was endlich die Methode der Unterscheidung von Fetten und ätherischen Oelen durch Erhitzen des Präparates betrifft, so ist zu bemerken, dass bei der Temperatur von 100-110° auch nicht alle sog. ätherischen Oele völlig flüchtig sind. Die höher siedenden Ter- pene und Polyterpene verflüchtigen sich hierbei nicht, und viele Oele verharzen bei der Erhitzung. Mir hat zur Feststellung, ob ein Tropfen Fett oder Harzbalsam ist, die Verseifungsmethode noch die besten Resultate gegeben. Da ich dieselbe wiederholt beschrieben habe, setze ich sie als bekannt voraus. Sie gründet sich darauf, dass in den Harzsecreten sich fast immer Terpene finden, die unverseifbar sind, dass die Glycerinester der Fettsäuren schon in der Kälte sich mit Alkali hydraten verseifen lassen und diese Seifen in Wasser löslich sind. Die Methode, zu- nächst an den secernirenden Haaren geprüft, hat mir, wenn sie für die einzelnen Fälle individualisirt wurde, recht gute Resultate ge- geben. Sie wird aber natürlich immer dann im Stiche lassen, wenn in Kali unlösliche Bestandtheile wie Resene, Terpene in den Secreten fehlen oder stark gegen die in Kali löslichen Oleole, Resinole und Resinolsäuren zurücktreten. Es ist dies also ganz abhängig von der chemischen Natur des Harzsecretes. Dass diese chemische Natur der Harze eine ausser- ordentlich verschiedene ist, dies zu zeigen, war Aufgabe des ersten 32 Hans Molisch: Theiles iik'iiu's IWiclu-s. Der Jiogriff „Harz" umseliliesst gi'railc wie der Begriff „(jlerbstüff" eine Menge der verschiedensten Suhstauzeii, und dies ist anch der ürund, warum es ein allgemeines Harzreagens nicht ijiebt und nicht «eben kann. 5. Hans Molisch: Lieber die Panachlire des Kohls. Eingegangen am 21. Januar lilOl. Seit ungefähr sechs Jahren cultivire icli eine Kohlvarietät, Brassica olevacea acephala, welche während des Winters im Kalthause weiss- griin gescheckte, sogenannte panachirte Blätter trägt. Die Blattlamina erscheint theilweise grün, das Geäder. ins- besondere das Hauptgeäder und dessen Umgebung, ist ganz licht- grün, gelblich oder zumeist sehneeweiss; durch dieseii Gegensatz der grünen und weissen Farbe erhält das Blatt ein geschecktes Aussehen, ganz so wie ein panachirtes. Die Panachüre meiner Kohlvarietät vererbt sich sowohl durch Stecklinge, wie dm'ch Samen. Alljährlich habe ich nun an mehr als 100 Exemplaren beob- achtet, dass diese Panachüre im Sommer bei allen Indivi- duen, gleichgiltig ob sie im freien Lande oder in Blumentöpfen, gleichgiltig, ob sie in fruchtbarer oder in magerer Erde gezogen wurden, völlig verschwand, um im Spätherbste, besonders aber im Winter im Kalthause, wieder' in Erscheinung zu treten. Wenn man im Frühjahr, etwa im April, alte Pflanzen oder junge bewurzelte Stecklinge, welche panachirt sind, in's Freie bringt und hier cultivirt, so werden in der Folgezeit die bereits vorhandenen, nicht zu alten panachirten, ebenso wie die neu entstehenden Blätter ganz grün. Während des Sommers wird man nur ganz ausnahms- weise ein Blatt finden, dessen Geäder und Lamina weisse Farbe auf- weist. Sowie aber der October herannaht, stellt sich die Panachüre an den jüngsten, aus der Knospe sich hervorschiebenden Blättern wieder ein. Von Neuem nimmt bei der weiteren Cultur der Pflanzen im Kalthause die Panachüre immer mehr und mehr zu und erreicht etwa Ende Februar ihre höchste Ausbildung. Die langjährige Beobachtung dieser Pflanzen, insbesondere aber lieber die Faiiacliüre des Kohls. 33 die Thatsaclie, dass die Panachüre, sofern der Herbst mit seinen kühlen Nächten früher einsetzte, sich früher einstellte, hino-eo'en in sehr warmen Frühlingen eher verschwand, erweckte in mir die Ver- muthung-, dass die Temperatur das Erscheinen und Verschwinden der Kohlpanachüre bedinge. Es ist leicht, sich von der Richtigkeit dieser Vermuthnng zu überzeugen. Das Gewächshaus meines Institutsgartens besteht aus zwei Abtheilungen, von denen die eine als Warmhaus und die andere als Kalthaus dient Die Beleuchtungsverhältnisse in diesen beiden Abtheilungen sind völlig gleich. Im Monat December und Januar hat das Kalthaus durchschnittlich eine Temperatur von 4 — 7°C., das Warmhaus eine von 12 — 15° C. W^enn ich nun die Panachüre der Blätter zum Yerschwinden bringen wollte, so genügte es, die Kalthauspflanzen in das Warm- haus zu übertragen. Schon nach 8 — 14 Tagen begann das Ver- schwinden der weissen Flecken, nach einem Monat waren die Blätter, und zwar sowohl die schon vorhandenen, als auch die neu entstandenen völlig grün Wurden die nun grün gewordenen wieder in's Kalthaus gestellt, so stellte sich bei den neu hervorspriessenden Blättern die Panachüre wieder ein. Daraus geht hervor, dass für das Auftreten der Panachüre die Temperatur von massgebender Bedeutung ist, in dem Sinne, dass relativ niedere Temperatur die Panachüre erscheinen lässt, günstige Temperatur sie aufhebt oder überhaupt nicht zu Stande kommen lässt. Nun wird es begreiflich, warum mit zunehmender Jahrestempe- ratur die Panachüre verschwindet, im Sommer gar nicht vorhanden ist und warum sie im Herbste, wenn die mittlere Tagestemperatur sinkt und die Nächte kühler werden, von Neuem erscheint. Bekanntlich beruht die Panachüre auf inneren Ursachen, während das Etiolement auf Lichtmangel und die Chlorose auf Eisenmangel beruht. Das Merkwürdige bei der Kohlpanachüre liegt nun darin, dass sie im Gegensatz zur Panachüre anderer Pflanzen nur bei relativ niederer Temperatur auftritt und bei hölieren vollends aufgehoben wird. Nach Angaben in der Litteratur können auch andere äusisere Fac- toren die Panachüre manchmal beeinflussen. So erwähnt A. ER^'ST'^), dass in und um Caracas Solanum aligerum Schlecht, zuweilen Bunt- blätterigkeit aufweise, jedoch nur dann, wenn es auf magerem Boden wachse. Als er ein stark geschecktes Exemplar von seinem mageren Standort in einen guten Gartenboden übertrug, verlor es „sehr bald sein elegantes Aussehen und verwandelte sich in ein unschönes Ge- wächse ohne alles gärtnerisches Interesse''. Auch nach BOUCHE gelingt es in bestimmten Fällen panachirte 1) A. Ernst, Botanische Miscellaneen. Bot. Zeit. 1876, S. 33. 2** 34r Hans Mouscii: lieber Tanachürc des Kolils, Pflanzen durch Umsetzen in nälirstoffreiclie Erde zur Bildun' der Kreuzuno-s- versuche (t. MeNDEL's wurde — leider erst nacli dem Tode dieses bescheidenen, genialen Forschers — dessen eigener Wunsch erfüllt. 1) Die ausführliche Abhandlung wird in der Zeitschrift für das landwirth- schaftliches Versuchswesen in Oesterreich erscheinen. Die Arbeit ist au dieser Stelle auf Wunsch des Autors mit Verzögerung eingerückt worden. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XIX. 3 3i; EUICH TSCIIERMAK: den er in st'iiior AbiiaiKlluiii;' Yorsuclio fibcr IMIaiizeiilivln'Kleii ^) sellist zum Ausdruck gobraoht hatte. Vollbcwiisst von der Traj^weite einer YeraUgeineinerung seiner aus einem umfangreiclien Yersuclis- nuiteriale an Erbsen- und Bolmenmisclilinfien weiterhin auch von Bierarium - Bnstiwdvu o'efolo-erten Sätze hält er die Wiederhoiuni»- seiner Versuche und ihre Ausdehnung auf andere Pflanzenarten für wünschenswerth, vermuthet aber doch, „dass in wiclitigen Punkten eine princi})ielle Verschiedenheit nicht vorkommen könne, da die Einheit im I^^ntwickelungsphuie des organischen Lebens ausser Frage steht". Meine im vorigen Jahre publicirten Versuche „lieber künstliclu? Kreuzung bei Pisiim sativum'''' '") bezogen sich uuter anderem auf (bis Verhalten der durch ]ieteromor])he Xeuogamie verschiedener Erbsen- sorten erhaltenen ersten^) und zweiten Samengeneration, sowie auf das Verhalten einzelner vegetativer Merkmale (Höhe, Hülsenform) in der ersten Mischlingsgeneration. Hier sei nur ganz kurz das Resume meiner weiteren Beobachtungen über das Verhalten der Cotyledonenmorkmale (hauptsächlich in Fällen von zweiter oder dritter Samengeneration), sowie solcher der Samenschale und einzelner „vegetativer" Merkmale bei Erbsen- und Bolmenmischlingen (erster oder zweiter Generation), sowie bei einem Bastard zwischen Phaseolus vulgaris Savi und Phaseolus viultifloriis Willd. gegeben. G. Mendel hatte an Thatsächlichem erkannt, erstens, dass ge- wisse Merkmale nur alternirend an seinen Hybriden zur Ausprägung kamen. Er fand zweitens, dass die Zahl der Träger des einen sog. dominirenden und des anderen sog. recessiven Merkmales in einem für jede Generation bestimmten Verhältnisse stehen, drittens, dass die Träger des sog. recessiven Merkmales durchwegs, jene des sog-, dominirenden Merkmales in einem bestimmten Procentsatze (33,3 pCt. oder 1:3) samenbeständige Formen darstellen, dass also eine gewisse „Spaltung" der Mischung (DE VEIES) eintritt. Diese drei Sätze, nämlich der Satz von der gesetzmässigen Mass- werthigkeit der Merkmale, der Satz von der gesetzmässigen Mengenwerthigkeit der Merkmale, der Satz von der gesetz- mässigen Vererbungswerthigkeit oder Spaltung der Merk- male, bilden den Kern der „MENDEL'schen Lehre von der ge- setzmässigen Verschiedenwerthigkeit der Merkmale für die 1) Verh. des Naturf. Vereines in Brunn, Bd. IV 1865 und Bd. VJII 1869.; 2) Zeitschrift für das landw, Versuchswesen in Oesterreich, 5. Heft, 1900. 3) Form und Farbe des Speichergewebes können als Cotyledonenmerkmale der daraus erwachsenden Pflanze bezeichnet, also an den Samen bereits Merkmale der Folgegeueration (der Mischlinge) abgelesen werden. Demnach bezeichne ich die durch künstliche Bestäubung erhaltenen Kreuzungsproducte als erste Samen- generation. Yerschiedenwerthigkeit clor Merkmale bei Kreuzung von Erbsen und Bohnen. 37 Vererbung" (H. TSCHERMAK). Im Sinne von MENDEL kommen also Ijei dem Studium von Kreuzungsproducten verschiedener Formen (aus heteromorpher Xenogamie) drei Punkte in Frage. In erster Linie die Masswertliigkeit (das relative Ausmass) der beiden dasselbe Gebilde betreffenden Merkmale, d. li. o1» nur das eine der beid(Mi zur Ausprägung kommt (absolute Masswertliigkeit) oder beide zugleich (relative 3Iasswerthigkeit mit deutlicher Praevalenz bezw. Minderwerthigkeit des einen oder mit angenäherter Gleich- wertliigkeit beider Merkmale). MENDEL hat für die von ihm studirten Merkmale an verschiedenen Erbsenrassen und an Bohnen- rassen bezw. -Arten eine volle Exclusion. ein reines Alterniren an- g:egeben. Dem gegenüber haben CORRENS^) und ich") bereits betont, dass ein solches alternirendes Vorkommen, eine reine Ausprägung bloss des einen der elterlichen Merkmale — so dass der Bastard oder Mischliny in seiner äusseren Erscheinung ein Merkmalsmosaik aus väterlichen und mütterlichen Elementen darstellen würde — bloss für gewisse Merkmale, z. B. für Samenmerkmale (Farbe und Form der Cotyledonen) — im Allgemeinen — gelte. Bei anderen, speciell vegetativen Merkmalen kommt sicher eine gleichzeitige Ausprägung, also eine manifeste Merkmalsmischung vor. Ich fand bei den von mir benützten Erbsensorten bezüglich der Form und Farbe der Cotyledonen. wenn auch nur sehr selten, in der ersten Generation eine deutliche Mischung, constatirte also eine fast absolute Mass- ])rävalenz oder Massdominanz der Merkmale gelb und rund gegen- über grün und runzelig. Auch in den späteren Generationen zeigten die Samen- oder Cotvledonenmerkmale fast alkemein absolute Mass- werthigkeit, sowohl das sog. dominirende als das sog. recessive. An zweiter Stelle ist im Sinne von MENDEL das Problem der Mengenwerthigkeit zu behandeln, d. li. die relative Zahl der Träger des einen (allein oder prävalent ausgeprägten) Merkmales in Vergleich zu den Trägem des anderen eorrespondirenden Merkmales in den einzelnen Mischlingsgenerationen. MENDEL fand bekanntlich die Cotvledonenmerkmale gelb und rund an Erbsen in der ersten Generation an allen Producten der künstlichen Kreuzuü"' ausgeprägt, also von absoluter Mengenwerthigkeit. GlLTAY^), CORRENS und ich konnten dies bestätioen: allerdings schienen mir ganz selten Ausnahmen vorzukommen (1. c. S. -i-i:). In der zweiten Sameugeneration coustatirten die beiden letztgenannten Untersucher in Bestätigung von MENDEL eine nur relative Mengenwerthigkeit der betreffenden Merkmale, ausgedrückt durch das Verhältniss 3:1. — 1) Berichte der D. Bot. Ges., IS. Heft J. r.iOü. •2) Lc. p. 4 3 ff. und Tab. XIL 3) lieber den dircctcn Einfluss des Pollens auf Frucht- und Samenbildung. Pringsh. Jahrb.. Bd. XXV, Heft :'.. 3* Hj> Erich Tschermak: Bezüglicli melircrci' vegetativer luid der Saineiisschiileinuerkiiialf liar 3IENDEL absolute Meiigeiiwertliigkeit für d'io erste Mischlingsgeneration ansegelten. Ich selbst habe schon früher das ]\lerknial „hocli" "•eo;en- über „niedrig'' bei gewissen Erbsensorten in der ersten (ieneration (wenigstens anscheiiieiul!) als gleichfalls von absoluter Mengenwerthig- keit und theils absoluter, theils ])loss prävalenter Masswerthigkeit be- funden. Weitere analoge lieobachtungeii werden im Folgenden mit- getheilt. Es sei hier auf die Möglichkeit hingewiesen, dass gewisse Merkmale selbst in mehreren Anfangsgenerationen absolute Mengen- werthigkeit zeigen könnten, während in den späteren Generationen bei einem gewissen Procentsatze das recessive Merkmal in Erscheiiumg treten würde. Die Yererbungswerthigkeit (oder Spaltung) der^lerkmale im Sinne von MENDEL ergiebt sich aus der Zusammenfassung der Mengenwerthigkeit in einer Folge von Generationen. Die von CORRENS und mir in Folgendem bestätigten Sätze, dass einerseits ein an Hybriden einmal aufgetretenes recessives Merkmal bereits (fast) constant bleibt, also (fast) absolute Yererbungswerthigkeit besitzt, andererseits ein Theil, aber auch nur ein Theil der Träger eines dominirenden Merkmales jnit diesem samen beständig wird, sind für die praktische Züchtung durch künstliche Kreuzung von besonderer Bedeutung. Eine exacte und detaillirte Lehre von der Werthigkeit der Merkmale, die für jedes einzelne Merkmal, dessen Mass-, Mengen- und Yererbungswerthigkeit man erst experimentell feststellen oder wenigstens aus verlässlichen älteren Erfahrunuen ableiten müsste, bildet die Yoraussetzung und das Instrument einer rationellen Mischlings- und Bastarderzeugung, einer Züchtung neuer Rassen durch Kreuzung von vorhandenen. 1. In meiner früheren Arbeit wurde über künstliche Kreuzung- zahlreicher reiner Erbsensorten berichtet. Es hatten sich dabei die Cotyledonenmerkmale gelbe Farbe und glatte Form gegenüber der grünen und der runzeligen in der ersten Generation als fast in allen Fällen von absoluter Masswerthigkeit und von fast absoluter Mengenwerthigkeit erwiesen. Der Anbau jener vermeintlichen Aus- nahmsfälle, bei welchen die Bestäubuno- einer castrirten i>-rünsamioen Sorte mit einer gelbsamigen Mischsamigkeit ergab, erbrachte den Beweis, dass infolge mangelhafter Castration Doppelbestäubuug statt- gefunden hatte. Das vegetative Merkmal „glatte, gewölbte Hülsen- form" zeigte sich, übereinstimmend mit den Beobachtungen MENDELS, gegenüber der runzeligen, eingeschnürten Hülsenform (Zuckerhülso) bei meinen Yersuchsptianzen in der ersten Mischlingsgeneration als von absoluter (Mass- und) Mengenwerthigkeit. Die Beurtheiluug der Werthigkeit des Höhenmerkmales ist dadurch complicirt, dass Verscliiedfnwerthigkeit der Merkmale bei Kreuzung von Erbsen und Bohnen. '^\) die heteromorplie Xeuogamie an und für sich bei einzelnen Sorteii geradezu einen Höhenüberschuss über Vater- und Muttersorte ver- anlasst, jedoch gehörten alle Mischlinge der ersten OJeneration der- selben Grössenordnung an, das vegetative Merkmal „hoch" zeigte also in der ersten (reneration absolute Mengenwerthigkeit, gerade so wie die Cotyledonenmerkmale. Ks galt nun andere vegetative Merkmale bezüglich ihrer Mass- und ^Mengenwerthigkeit in der ersten Mischlingsgeneration zu studiren. Solclie boten die Blüthen- farbe, die rothviolette Pigmentirung in den Blattachseln, sowie an den Stengehi, sehr selten auch an den Hülsen, die Färbung der Samenschale und latt, im umgekehrten Falle glichen sie gänzlich den Producten der Selbstbefruchtung von Pisum arcense. Dieses Ergebniss steht im Gegensatze zu dem Befunde von MENDEL und mir, dass dem Merkmale „(stark) runzelig" bei echten Markerbsen, z. B. Rasse „Telephon", gegenüber rund (in der Regel) absolute Mass- w^erthigkeit im Sinne von Recessivität und zwar unabhängig vom Geschlechte des „Ueberträgers" zukommt. In Analogie zu dem obigen Befunde steht ei Selbstbefniclituiiu' Samen vom Pormcliarakter von Pisum ai'cense. Das Formmerkmal flach -runzelii^' hat also nach Wegfall des mütterlichen Einflusses absolute Mass- und Mengen- \Yertliigkeit gegenüber dem Formmerkmal rund-glatt ge- wonnen. (Ein schöner Beweis liierfiir wird auch (Uidurch erbracht, dass die Kreuzung der Mischlinge erst(n" Generation von Pisum sativunt und Pisum arvense und umgekehrt mit (dner Pisum saticum- Elternsorte ausschliesslich Samen mit dem Formnnn'kmal vdu Pismn arvense ergiebt.) Die Farbenmerkmale gelb und grün der zweiten Samengeneration zeigten anscheinend absolute Masswerthigkeit und relative Meni'-enwerthii'keit im Durchschnittsverhältnisse von 3:1. Bezüglich der vegetativen und Samensidialenmerknnile der ersten Mischlino'sgeneration fand i(di durchwegs in üebereinstimmunu' mit MeNDEL's Versuchen, die auch Pisuvi arvense betrafen (S. 11), abso- lute ^lengenwerthio'keit aualoy,- dem A^erhalten der Cotyledonen- merkmale in der ersten Sameugeneration. Bezüglich des Höhen- merkmales dominirte in einem Falle (neue Sortencombination) - desselben Versuches erhielt Darwin zwar weder purpurn Licfärbte Hülsen, noch gleichförmig purpurne Erbsen, doch war die Samenhaut der Kreuzungsproducte viel auffallender purpurroth gefärbt und wolkig gezeichnet, als dies bei den durch Selbstbefruchtung gewonnenen Erbsen zu bemerken war. 1) Die Bezeichnung „Xeuien" ist, wie ich dies schon früher betont habe, für die Veränderungen der Cotyledonen bei Leguminosen, die eines echti-n Endosperms ermangeln und dafür als Ersatzbildung seitens der Eizelle bezw. des Embryos selbst ein ..Speichergewebe-' aufweisen, ganz unberechtigt. Aber auch für die Ab- änderung eines echten Endosperms, also des Productes einer hybriden Embryosack- befruchtung, erscheint mir jenes Wort wenig passend. Die älteren Angaben über das (durchaus fragliche) Vorkommen von ..Xenien" behaupten ja im Allgemeinen eine specifische Veränderung an rein mütterlichen Theilen jenseits von Eizelle und Embryosack im- Anschluss an hybride Befruchtung. 42 Erich Tsciikrmak: der /ii,n('sj)itzten. die scimialc gegenüber der bridtcni. Die genauiiteii vegetiitiveu Merkmale zeigten wiederum absolute jVlengenwerthigUeit in der ersten Miscdilingsgeneration. Die Farben- und Fornimerkmale der zweiten Samengeueration zeigten wieder die gewölmliche relative Meiigeiiwertliigkeit. Es scheint mir wiclitiger zu b(^tonen, dass an den Miscidingen erster (ieneration nur die Cotyledoneninerkmale an einer und derselben Pflanze und in einer und derselben Hülse geniisclit vorkommen, während von den vegetativen Merkmalen das domi- nirende und das recessive anscheinend stets getrennt nach ein- zelnen Pflanzen ausgeprägt sind, also wenigstens augenfällige Mosaik- bildungen mit ungleich gearteten Blüthen, Hülsen u. dergl. ganz fehlen. Bei nicht absoluter Masswerthigkeit der Merkmale ist die Merkmals- mischung an den einzelnen Organen einer Pflanze wenigstens in der Regel gleich beschaffen, fehlen also gleichfalls Mosaikbildungen. Eine solche Yerschiedenheit der vegetativen und der Sanu'umerkmale und zwar für eine Reihe von Generationen hat bereits MENDEL angegeben. Bezüglich der zweiten hyljriden Samengeueration sei nach dt^n Beispiele MENDEL's hervorgehoben, dass weder an der einzelnen Mischlings- pflanze, noch gar in der einzelnen mischsamigen Hülse die Träger des dominirenden und des recessiven Merkmales sich stets im Zahleu- verhältnisse 3 : 1 finden. Ein solches ist nur aus grösseren Summen zu gewinnen. Finden sich doch reichlich (in meinen A'ersnchen IcS — 2!) ])Clt.) gleichsamige, gelbkörnige Hülsen vor, hingegen sind analoge mit ausschliesslich recessivmerkmaligen Samen äusserst selten. Auch in Betreff der vegetativen Merknnile, Höhe, Hülsenform, Blüthenfarbe und Purpur])igmentirung und des Farbenmerkmales der Samenschale in der ersten Mischlingsgeneratiou stimmt das Ergebniss meiner Versuche, nämlich absolute Mengenwerthigkeit (bei theils absoluter, theils relativer Masswerthigkeit) mit den Angaben MENDELS, denen allerdings ein viel umfassenderes Material zu Clrunde liegt, völlig überein. MENDEL bemerkt mit Recht, dass man jedesmal alle geernteten Samen anbauen müsste, um sich dann genau zahlenmässig ausdrücken zu können. Doch war mir dies aus Mangel an Raum und Hülfskräften einfach unmöglich.^) 1) .Mendel hat biuyegeu bei Bieracium -Busturden Ungleiclirörmigkeit schon in der ersten Generation gefunden, auch zeigten sie im Gegensatze zu seineu Erbsen- mischlingen zum Thoil Mischung der elterlichen Merliraale (im Gegensatze zur rein alternirenden Ausprägung bei Mendel's Pr andeutungsw^eise Merkmalsmischung) (s. oben) jede Elternsorte relativ mehr Einfluss auf dasselbe, wenn sie die Samenknospe, als wenn sie den Pollen lieferte, unbeschadet der Ueberlegenheit der Merkmale gelb-rund über die Merkmale grün- runzelig. In der ersten Generation besteht also auch hier absolute bezw. relative prävalente Masswerthigkeit und absolute Mengen- werthigkeit der Merkmale gelb-glatt gegenüber grün-runzelig, trotz der Yertheilung der beiden dominirenden Merkmale auf beide Eltern. III. Zum Studium der Werthigkeit der Merkmale an Erbsen- mischlingen zweiter Generation wurden die Nachkommen von Mischlingen, deren Eltern bezüglich der Samen (Cotyledonen) a) nur ein Paar, b) zwei Paare differenter Merkmale aufgewiesen hatten, geprüft. Zu diesem Zwecke wurden für die Yersuchsreihe a) Erbsen, welche das dominirende und solche, welche das recessive Farben- oder Form- merkuial an sich trugen und aus misch sämigen Hülsen der ersten Mischlingsgeneration stammten, getrennt von einander im Freien an- gebaut, sowie auch solche Erbsen desselben Mischlings mit domi- nirendem Farben- oder Fornmierkmal. welche aus möglichst voll- zähligen gleichsamigen Hülsen stammten, die ausschliesslich Samen mit dominirender Farbe oder Form enthielten. Die Nach- kommen der letzteren verhielten sich bezüglich ihrer Merkmals- werthigkeit u'enau so wie die ^Mischlinge aus dominantmerkmaligen (für 4 und 7). In der zweiten Generation trat durchwegs Vielgestaltigkeit bezw. Spaltung, also relative Mengenwerthigkeit ein. — Im Gegensatz zu den Befunden an Erbsen- und Bohnenmisclilingen hingegen in Uebereinstinimung mit jenen an /y/eracm/ft- Bastarden stehen in Bezug auf Mehrgestaltigkeit schon der ersten Gene- ration die umfassenden Versuche von de Vkies an verschiedenen Oenot/iera-Artcn. Angesichts der sehr wechselnden Zahlenvcrhältnisse der verschiedenen Formen, welche sich übrigens als beeinflussbar durch gewisse Massregeln erwies, bemerkt de Vries: _Aus diesen Zahlen ergiebt sich die Folgerung, dass die Unglcichförmigkeit der ersten Generation unechter Bastarde leicht übersehen werden oder gar fehlen kann. Extreme Versuchsbedinguugen können, namentlich bei geringem Umfang der Saat<^n, leicht nur den einen Typus hervortreten lassen. In solchen Fällen muss man aber sehr vorsichtig sein, denn es ist dann nach einer einzigen Aussaat sogar nicht zu entscheiden, ob die ausgeführte Kreuzung eine erbgleiche oder eine erbungleiche sei. Niu- die Wiederholung des Versuches in einem grösseren Massstab oder das Studium der zweiten Generation bringt dann die Entscheidung." (Ber. der ]). Bot. Ges. 1900, Heft i», S. 140.) -(.4 Erich Tschekmak: Krltscn (lor inisclisainii;eii Hülsen, — sie brachten nämlich keinen hrdiei'en Proeentsatz i;leichsaniiger lliilsen — wesluill» die Besprechuni; heidtu' Mis('hlingsg'ru])pen gemeinsam erfolgen kann. Für die Ver- suchsreihe 1)) wurden die Ramen mit den Merkmalen gelb-glatt, grün- glatt, gelb-runzelig, grün-runzelig se])arat angebaut. Auch hier ver- hielten sich die Abkömmlinge aus gleichsamigen Hülsen mit gelb- glatten Körnern bezüglich der Sanienpi'oduction ganz aiuilog den gelben Samen aus mischsamigen Hülsen (»»ft mit viererlei Samen). Das Eesume über (iruppe a) lautet: Es war im Gegensatze zu MENDEL's weit umfassenderen Yersnchen bezüglich der vegetativen Merkmale erst in der zweiten Mischlingsgeneration Mehrgestaltigkeit bezw. Spaltung eingetreten, allerdings nicht durchw(\gs rein nach den Merkmalen der Elternsorten unter Ausschluss von ^littelfornien uml ^losaikl)ildungen. In einigen Versuchsreihen wurden im (Gegensätze zur Reg(d „Cileichförmigkeit an einem und demselben Individuum" vereinzelt (andeutungsweise) Mosaikbildungen constatirt. Das Vei-- hältniss der hohen und niedrigen Pflanzen war 71:18 = 3,li:l (nach Mendel 3:1), jenes der mischsamigen vmd gleichsamigen Individuen aus dominantmerkmaligen Samen 'M') : '2o = l.C» : 1 (nach MENDEL 2 : 1), das der gelben und grünen Erbsen dritter Samengeneration ■_M49 : f)-24 - 3,4 : 1, der glatten und runzeligen r)(;4 : 11)0 = '2.!) : 1. Die Mischlinge mit recessiven Cotyledonenmerkmalen zeigten mit Aus- nahme von zwei Eällen (5 ge unter 317 gr. bezw. 8 sehr schwach ge- runzelte unter 322 typiscli runzeligen) absolute Vererbungswerthigkeit bezw. Mengenw^erthiokeit in der dritten Samengeneration, wie dies Mendel lehrt. Auch die l)eiden Ausnahmsfälle sind fraglich, der eine wiegen der Möglichkeit ungewollter Doppelbestäubung, der zweite wegen analoger Variation der betreffenden reinen Sorte selbst. Be- züglich der Gruppe b) ergiebt sich Folgendes: Die Höhe der. Misch- linge blieb dieselbe, wie in der ersten Mischlingsgeneration, wobei zu 1)emerken ist, dass die Höhen der Stammsorteu in diesen Ver- suchsreihen nur wenig von einander differirtcMi. Bezüglich der Hülsen- formen zeigten die Mischlinge sowohl Uebereinstimmung mit der reinen Elternform als Mittelstellungen, sowie Mosaikbildungen. Jene Mischlinge, welche aus gelben glatten Samen hei'vorgegangen waren, lieferten — der Selbstbefruchtung überlassen — viererlei Samen, und zwar im Verhältnisse ge gl : gr gl : ge rzl : gr rzl = 57.3 : 178 : 167 : 60 = 9,6:2,06:2,8:1 (nach MENDEL zu erwarten 9:3:3:1). Solche Individuen, deren Cotyledonen grfln-glatt gewesen waren, producirten gr gl und gr rzl — die mit gelben runzeligen im Allgemeinen nur ge rzl und gr rzl Samen (1 Ausnahmsfall neben 105 rzl 23 gl) — , die mit grün-runzeligen wieder gr rzl Samen (ausgenommen 1 Hülse mit gelben neben grünen). Bezüglich des Verhaltens der Cotyledonen- Verschieclemverthigkeit der Merkmale bei Kreuzung von Erbsen und Bohnen. 45 merkiiiale stehen meine ]>eobacbtungen in ulleni A\ esentliclien in Uebereiustinimung mit MENDEL's klassischen Feststellungen^). IV. lieber künstliche Kreuzung bei Phaseolus vulgaris Savi und Ph. viultifionis var. coccineus Lam. Die künstliche Bestäubung ist bei Phaseolus nicht so leicht und rasch ausführbar wie bei Pisum. Sie gelang erst nach vielen missglückten Versuchen etwas leichter, nach- dem ein Mittel gefunden war, welches die Kastration der Blüthe un- nöthig machte, ohne dass eine Bestäubung mit eigenem Pollen — die Antheren platzen bereits im Knospenzustande der Blüthe — zu befürchten war. An der Bohnenblüthe besitzen nämlich die Flügel, welche als Hebel zum Abwärts biei>en des Schiffchens fungiren, einen zahnartigen Fortsatz an ihrer Basis (gewisserniassen den Gelenks- kopf), der in eine entsprechende Einsackung (die Greleukspfanne) des Schiffchens passt. Wird dieser Mechanismus durch starkes Drücken auf den linken Flügel zu heftig in Bewegung gesetzt, so icliwerthig (Mittel- stellung) Meine drei (iruj)pen zw^eifellosei- Mischlinge aus einer Sorte mit ])igmentirter und einer Sorte mit pigmentloser Samen- st'hale zeigten eine auffallende Färbung der Samenschale, welche in zwei Fällen (Schwarzmarmorirung) geradezu als ein neues Merkmal, im dritten (Dunkelbraunfärbung) besser als blosse Verstärkung des väterlichen Merkmales (braungelb) aufzufassen ist. Sowohl die Sameji- merkmale, als auch die vegetativen kommen allen Mischlingen gleicher Herkunft uiul zwar in allen ihren Organgruppen in derselben Weise zu. Es bestand also durchwegs absolute Mengenwerthigkeit unter Ausschluss von Mosaikbildungen. MENDEL, sowie einige frühere Beobachter (VaNDEECOLME, BUTTERBROD) erhielten dasselbe Resultat. Es wurde ferner ein Bastard Fliaseohm vulgaris var. nanusMuchs- dattel ?■ X FJiuseolm vadtiflorvs nir. coccineits d in vier Exemplaren der ersten Generation beoliachtet — einen analogen hat bereits MENDEL Ij Ein solcher wird licuto noch von Gärtnern und in älteren Litteraturangaben behauptet. Verschiedenwerthigkeit der Merkmale bei Kreuzung vou Erbsen und Bolinen. 47 beschriebeil. Mein Bastarrodu<'irten die Mischlinge eine kug(di'unde zweite Samengeneration. CTegenüber diesen Fälleu von deutlichei' V(U-scijiedeidieit der beiden Descendenteu aus reciproker Kreuzung fehlt für zahlreiche ^lerkmale eine solche Differenz. (Bekanntlich ist l)eide]-lei Verhalten seit Alters für Artbastarde, vielleicht abhäugig von dein clicii besprochenen Factor, angegeben wordeu!). Zw'eiteus ist die Rasse bezw. Kassencombination in gewissen Fällen von Bedeutung. AVäln-end an :iukeit von der Rasse bezw. Rassencombination nicht beliauptet w^erden, da »en, an ilcMieii Pisnni an-ensc var. (Jrauo Kiesen als Vater oder Mutter l)etlieiligt ist, bei allen (,'onibinationen ein iloniinii'endes Merkmal: die pui'purne Pnnktiruiii;' der g-elhlicligrüncn Samenschale (Pisum arvenae) verstärkt (ein (Jh'iclies hat bereits MENDEL S. 11 l)eobachtet), bei zwei Com- binationen desgleichen die pnr])uriie Pigmenti rnng der Blattachseln. In analoger Weise war in der ersten (gleicIitVu-migen) Generation meiner liohnenniischlinge die dominirende Violettfarbung von lUiithe und Hülse, welche der einen Hlternsorte, in Bezug auf die? Hülse einnnil auch beideii zukam, verstärkt worden. Aehnliches war bei einer Combination bezüglich der Farlx» der Satnenschale (braun- gelb bei farblos H- und lichtgelb tj) zu beobachten, während in zwei anderen Combinationen geradezu ein neues Merkmal in I'jV- scheinung trat. — An der zweiten (mehrgestaltigeu) Sameiigeneration gewisser Erbsenmischlinge war eine sattere, dunklere (jrünfärbung der recessivnierkmaligen Samen, als sie der grünsamigen Muttersorto zukommt, wahrzunehmen. In der zweiten (mehrgestaltigen) Misch- lingsgeneration meiner Erbsen trat das recessive Höhenmerknial (geringe Axenlänge) fast durchwegs verstärkt hervor: ein (ilei(dies zeigten einige Theilmischlinge. ümgekeln't l)oten "ewisse Misch- linge zweiter Generation eine Verstärkung des dominirenden bezw. prävalirenden Höhenmerkmales. Auch der Höhenüberschuss (und andere „Vortheile", wie sie für zahlreiche Mischlinge und Bastarde in der Litteratur angeführt werden) gewisser Combinationen in der ersten Generation, den die hohen Glieder der zweiten Generation im Allgemeinen bewahrten, erscheint als eine „Verstärkung" des domi- nirenden Merkmales, die allerdings wohl auf andere Gründe wie die A^erstärkung in den bisher angeführten Fällen zu beziehen sein dürfte. (Analoge Beobachtungen citirt bei FOCKE, Pflanzenmischlinge 1881, S. 25, 474, 475, neuerdings von HiLDEBRAND mitgetheilt, Bot. Gbl. lS9i), S. :J6, 1900 No. 4-2, S. 67). Auf der anderen Seite ist in einzelnen Fällen sogar das Auf- treten neuer Merkmale zu constatiren, welche beiden Eltern- formen fehlen, aber wohl im Bereiche der Spontanvariation der Filternspecies liegen oder wenigstens bei Verwandten vorkommen — also luerscheinungtreten einer bei der einen Elternform in ])otentia gegebenen Gestaltungs weise durch die Kreuzung. zu bezeichnen ist, beobachtete ich bei Kreuzung von Matthiola ulabra 5 X incana (/. Die Epidermis der bräunlichen Samen von Matthiola incaiia enthält wenige blau gefärbte Aleuronkörner, jene der hellgelben Samen von Matthiola cjlabra vermuthlicli keine solchen. Die Kreuzungsproducte — es -wurden von 7 Blüthen 173 Samen geemtet — zeigten fast durchwegs tief blaue Epidermis. Meine Versuclie mit Lev- kojen wurden noch vor Kenntniss der Beobachtungen von Correns ausgeführt; nähere Details folgen an anderer Stelle. Eduard Gruber: Verhalten der Zellkerne in den Zygosporen von Sporodinia. 51 All zweifellos neuen Merkmalen habe ich fol,ü,en(ie zwei Fälle be- obachtet. Die Mischlino-e der Bohiiensorten (Phaseolus rulgaris): der weissschaligen Wachssclnvert ? und der lichtbrauiischalig-en Non plus ultra d', der weissschaligen Schlachtschwert 2 und der lichtgelb- (bis dattelbraun-) schaligen Waehsdattel cTj, producirten in der ersten Cieneration ausschliesslich 8amen, deren Sehale auf gelbbraunem UntertiTund sehr stark schwarz niarmorirt war. Bei der ersteren Combination waren die Samen manchmal fast ganz schwarz, ])ei der zweiten zeigte das Schw^arz häufig einen deutlichen Stich in's Grüne. (Aehnliche Fälle sind in der Litteratur nicht selten berichtet: vgl. FOCKE l. c, S. 25, 29, 474, KEENEK, Pfianzenlel)en, II. Aufl., S. 517, COKRENS, Ber. der Deutschen Bot. Ges., 1. c, S. IßT.) Die Werthiokeit der Merkmale erscheint nach dem Vorstehenden nicht allgemein giltig, das in dem einen Falle gewonnene Ergebniss nicht auf alle anderen übertragbar. Sie erweist sich in gew^issen Fällen deutlich durch bestimmte Factoren complicirt, auch fehlt es nicht an zunächst unerklärbaren Ausnahmsfälleii in Bezug auf Mass-, Mengen- und Vererbungswerthigkeit. Immerhin verliert durch all" diese Beschränkungen und Complicationen bloss das MENDEL'sche Schema seine Allgemeingiltigkeit, nicht aber seine klassische Lehre von der gesetzmässigen Yerschiedenwerthigkeit der Merkmale für die Vererbung ihre grosse Bedeutung für die Theorie wi(^ fiii' die prak- tische Pflauzenzüchtunü'. 7. Eduard Gruber: Ueber das Verhalten der Zellkerne In den Zygosporen von Sporodinia grandis Link. Jlit Tafel II. Eingegangen am 12. Februar 1901, Die weiter unten noch genauer zu besprechenden Angaben von Leger ^) über eigenartige, lüsher noch nie beobachtete Vorgänge, welche sich in den Zygosporen von Sporodinia grandis abspielen sollen, nämlich die Bildung sogenannter Embryokugeln, liessen es wünschenswerth erscheinen, den Befruchtungsvorgang bei diesem Pilz noch einmal zu untersuchen. Das hierzu nöthige Material fand sich reichlich in der Nähe von 1) M. Leger, Structure et dcveloppement de la zygospore du Sporodinia grandis. ?ue gen. de bot. 1895. Ber. der deiitscheji bot. (Jesellsrii. XIX. 4 i')l.> EuüAKU Grubkr: Lindau i. li. iuif verschiedenen Aü;arieineen, besonders Auf Amatiita bid- hosii, welche zugleieh mit Brett auch zur Weitercultur benutzt wurden. I)i<' Fixirung- geschah (hirch VO^I KATH'sches Pikrin-Osiniuin- lMatin('hh)rid-Kssigsäure-( Jenlisch in Verdünnung 1 : 1 und 1 : 10, 3j)ro- centige Lösung von clu'omsaureni Kali, Sublimat und Fiisessig. mit Sublimat gesättigte O.'tproci'utige Kochsalzlösung, schwächere FLE.AI- MING'scIu' Lösung u. a. Die besten Jiesnltate ergab die VOM KATH'sche Lösuug, und zwar bei jüngeren Stadien in Stärke 1 : 1 mit kurzer Einwirkung (etwa Vg Minute), bei älteren, schon mit harter, cutinisirter Membran umgebenen Zygosporen in Stärke 1 : 10 dnrcli 1 — "J Minnten langes Kochen und darauf folgende 12 — 24 stündige Einwirkung; doch Hessen sich auch mit den anderen Fixirungsmitteln zum 'Pheil recht brauch- bare Jlesultate erzielen. Von Färbemitteln erwiesen sich die verschiedeneu bekannten llämatoxylin]»räj)arate als die günstigsten, besonders ergab die IlElDEN- HAIN'sche Eisen-Hämatoxylin-Methode klare Kernfärbungen. Um die verschiedenen Altersstadien untersuclien und vergleichen zu können wurden Zygosporen einer und derselben „Ernte" zu den verschiedensten Zeiten fixirt und nach Einbettuni»- in Paraffin in Serien von 5 u dicken (theilweise aucli dünneren) Schnitten zerlegt, soweit dies die überaus harten und sprödeii Membranen zuliessen. Die Versuche, die Zygosporen zum Keimen zu bringen, scheiterten meist an dem Umstand, dass die auf verschied(men Substraten an- gesetzten Culturen trotz aller Vorsiclit durch Bacterien oder Peni- cilliuvi zerstört wurden. Schliesslich gelang es aber doch mit dem von DE BaRY^) angegebenen Verfahren in AV asser nach etwa drei Wochen Keimungen zu erzielen. So lagen die verschiedensten Ent- wickelungsstufen zur Untersuchung vor. Zunächst sei hier in Kürze die sclion von DE J^ARY beschriebene Bildung der Zygosporen wiedergegeben. Die aufrechten Fruchtträger sind wiederholt dichotom verzweigt. An je zweien dieser Myceläste bilden sich birnförmige Ausstülpungen, die Suspensoren. welche einander entgegenwachsen. Nach erfolgter Berührung werden die Endabschnitte durch Querwände abgegrenzt und auf diese Weise die Gameten (DE BaRY) gebildet. Die Mem- branen an der ßerührunosfläche werden aufgelöst, der Inhalt der beiden Gameten vermischt sich, und so entsteht die Zygospore (Fig. 1 — 4 und 8). Dieselbe ist von drei Membranen umgeben (Fig. 10), von denen die äusserste schwarzbraune, warzige und cu- tinisirte von der Membran der copulirenden Gameten gebildet wird, 1) A DE Bary, Beiträge zur Morphologie und Physiologie der Pilze. IV. Sy- zygites megalocarpus. Abhdl. der Senckenb. Naturf. Ges., Frankfurt a. M. 1864. Verhalten der Zellkerne in den Zygosjjoren von Sporodinia. Ö8 während die beiden inneren der Zygospore selbst angehören. Und zwar ist die äussere dieser beiden, also die mittlere der drei Mem- branen, mehr oder minder dick, durchscheinend und fein geschichtet. während die innerste nur aus einer feinen Hautschicht besteht (Figur 10 und 11). Was nun die Vorgänge betrifft, welche sich im Innern der in Bildung begriffenen und weiterhin der reifenden Zygospore abspielen, .so seien zunächst die Angaben LeGERs^) hier kurz wiederholt: Die beiden Gameten enthalten mehrere Hundert kleinster Kerne. Nach Auflösung der Trennungsmembran vermischen sich Plasma und Kerne sofort. Das Plasma ändert, die Maschen werden ungleich und locker. Bei Doppelfärbung werden dann zwei Arten von Kernen sichtbar, die kleinen gewöhnlichen an der Peripherie und grössere, stark färbbare, mit zwei- bis dreifachem Durchmesser im C'entrum. Später ver- schwinden sämmtliche Kerne, dagegen treten an den beiden Polen der Zygote zwei grosse, ölgetränkte, sphärische Massen auf. LeCtER nennt sie „Spheres embryonnaires". Jede derselben enthält eine grössere Anzahl kleiner kugeliger Grebilde. Die sphärischen Massen wachsen heran und verschmelzen schliesslich mit einander. Hierauf werden wieder zahlreiche Kerne sichtbar, welche l)ei der Keimung in den Keimschlauch eintreten und sich dabei theilen. Was nun unsere Befunde anbelangt, so decken sich dieselben bis zu dem Punkte, in welchem die Verschmelzung der beiden Ga- meten eintritt, in der Hauptsache mit denen LeGERs (Fig. .) — 7), weichen aber dann in den folgenden Stadien bedeutend von ihnen ab. In der neugebildeten Zygote sind die in grosser Anzahl vor- handenen Kerne gleichmässig durch das ganze Plasma vertheilt. Dieses zeigt dann meist eine gleichmässige, bald dicht-, bald lockermaschige Structur, bald wechseln auch weitmaschige mit ganz engmaschigen, bei schwächerer Vergrösserung scheinbar compacte Massen bildenden Bezirken ab (Fig. 11 — 15). Im lebenden Zustand sind die Zygosporen reichlich mit Keserve- stoffen, besonders mit Oel angefüllt (Fig. 0). Nach etwa 8— 14 Tagen findet man ntm Stadien, in welchen die Kerne massenhaft an der Peripherie augesammelt erscheinen (Fig. 12), doch zeigte sich stets auch im Centrum der Zygosporen noch eine grössere Anzahl von Kernen; auch konnte ein Unterschied zwischen diesen central ge- legenen und den am Rande angesammelten Kernen nicht festgestellt werden. Auch spätere Stadien, zum Theil bis zu fünf und sechs Wochen, lassen scheinbar dieselben Verhältnisse erkennen (Fig. 15). Was nun weiterhin mit den Kernen geschieht, konnte leider 1> 1. c. S. 51. ,'')4 Eduard Gkuübr: Verhalten der Zellkcnic in den Zygosporen von Sporodinia. nicht neiuui coiistatirt Averdoii. Es liess sich ■weder eiue Verschmel- /ung. iKK'h ein Zevf.ill von Kernen mit Sicherheit feststellen, aucii kamen keine Kernthei hingen zm- Beobachtung. Fest steht nui' soviel, dass in s|)äteren Stadien (es wurden ruheiule Sporen bis zu sechs Monaten untersucht) die Kerne wieder gleichmässig durch das ganze Phisma vertlieilt sind. Ob nun die an der Peripherie angesammelten Kerne zerfallen oder sonst irgendwie ausgestossen werden, in welchem Falle dann ) G. V. ISTVANFFi, Ueber die Rolle der Zellkerne bei der Eutvrickelung der Pilze. Ber. der Deutschen Bot. Ges. 1895. 4) H. Wäger, Reprod. and Fertiliz. in Cystopus. Ann. of Bot. X, Nr. 39, l.s9(;. — The Sexualitj of the Fuugi. Ebenda, Vol. XIIT, Nr. 52, 1899. — On the fertiliz. of Feronospora parasitica. Ebenda, Vol. XIV, Nr. 54, 1900. 5) F. L. Stereus, The Compound oosphere of Albugo Bliti. Bot. Gazette, Vol. XXVIII, Nr. 3 und 4, 1899. 6) Bradley Moore Davis, The fertilization of Albugo Candida. Bot. Gazette, Vol. XXIX, Nr. 5, 1900. F. Heydrich: Befruclitungf des Tetrasporangiums von Polysiphouia. 55 Aelinlicli verliält es sich auch bei Peronospora parasifica, nur daSvS hier die Oospore einkernig ist. Bei Cystopus Bliti })leibt eine grössere Anzahl Kerne im Centruiu der Oosphäre zurück. Dieselben verschmelzen paarweise mit den ebenfalls in grösserer Anzahl aus dem Antheridium eindringenden männlichen Kernen. Die Oospore ist mehrkernig. Dass auch bei Sporodmia zwischen den im Ceutrnm der Zygote zurückbleibenden Kernen eine Copulation stattfindet, ist, wenn auch nicht direcfc beobachtet, so doch sehr wahrscheinlich. Freiburg i. B., Februar 1001. Erklärunff der Abbildungen. Fig. 1 — 4. Verschiedene Stadien der Zygusporenbildung. Vergr. etwa 80. „ 5 — T. Desgl. im Durchschnitt. Vergr. etwa 80. „ S. Zygospore, 1 Tag alt. Vergr. etwa 100. „ 9. Zygospore, 2 Monate alt. Die äussere Membran durch leichtes Quetschen aufgesprengt. Vergr. etwa 100. ,. 10. Durchschnitt durch eine 1 Tag alte Zygospore, die 3 MomI)ranen zeigend. „ 11. Zygospore, 6 Tage alt. Durchschn. Vergr. 240. „ 12. Zygospore, 14 Tage alt. Durchschn. Vergr. 240. „ 13. Kerne aus dem Centrum einer 14 Tage alten Zygospore. Zeiss' Hom. Iram. 7is? Oc. 2. ^ 14, Zygospore, 16 Tage alt. Durchschn. Vergr. 240. „ 1.'). Zygospore, 6 Wochen alt. Durchschn. Vergr. 240. 8. F. Heydrich: Die Befruchtung des Tetrasporangiums von Polysiphonia Greville. Mit Tafel III. Eingegangen am 12. Februar 1901. Bei der Bearbeitung des Genus Sphaeranthera^) Heydr. ^)^) wurden so viele neue Gesichtspunkte gefunden, nicht nur über die Zusammen- 1) F. Heydrich, Weiterer Ausbau des Corallineensystems, — Ber. der Deutsch, botan. Ges. 1900, S. 315. 2) F. Heydrich, Die Entwicklungsgeschichte des Coralliueen-Genus Sphaeran- thera Heydrich. — Mittheil, aus der zoologischen Station in Neapel, 1901, Heft 1. 3) F. Heydrich, Die Befruchtung der in Couceptakel eingeschlossenen Tetra- sporangien der Corallinaceen-Gruppe. (Im Manuscript beendet). 5(1 V. Hevduich: sotziiiij;' tler sexiiellidi Organe, soiidcni auch über ilirjciii^c der iiu- gescIileehtlic'lieiK dass man unwillkürlich zu cinoui Yeri^leicji mir den Totrasporeii dor (ihrigen Florideon i^edräii^t wurde. bjiiie für tlii'sc Zwecke geeignete Floridee, Polijsiphonia riolacea (Roth) (Jrev., sammelte i(di bei (lelegenheit einer i)amj)fer-Kxcursiou in der Kieler Bucht. Die Ujitersuchung schoii damals angefertigter l)aii('ri)i-ä|>arate sowie des Spiritusniateriah^s ergab so günstige Resultate, dass ich hierdurch in die Lage versetzt w^urde, ähnliche neue Gesichtspunkte für den Tiebenslanf Ai^r Tetrasporangien von Po/i/sipJwnia aufzustellen, wie icli es für Sphaeranthera gethan habe. Habitus und Zellen. Wie bekannt, besteht nach HaUCK^) der Thallus von PoUjdphonia vwlacea (Rotli.) ürev. aus einer kaum 1 mm grossen Basalscheibe^ von welcher ein kurzer Hanptstamm ausgeht, der sich bald schlank pyramidal allseitig verästelt. Stamm und Aeste setzen sich aus Gliedern zusammen, deren Grösse sehr verschieden ist; die mittleren sind 1 — .">mak die unteren und obersten 1 — l^/gUial so lang als der Durchmesser. Das einzelne Glied bestellt im Allgemeinen aus einer centralen, vier })eripherischen und einer kleineren, seitlich gelegenen, rundlichen Zelle. Die unteren Glieder erscheinen mehr oder Aveniger höher hinauf berindet. Diese Zusammensetzung ist in ihren unteren Theilen sowohl l)ei den Ge- schlechtspflanzen als auch bei den ungeschlechtlichen eine gleiche. Sobald aber die Pflanze zui' Fortpflanzung schreitet, ändert sicli diese Uebereinstimmung. Cystocarpien und Antheridien sind schon von anderer Seite näher beleuchtet worden, w^ährend die Tetra- sporangien meines Wissens wenig Beachtung erfahren liaben. Diese hier einer näheren Betrachtung zu unterwerfen, soll der Zweck der vorliegenden Arbeit sein. ■^o^ Der Tetrasporangien-Spross. Die ungeschlechtlichen Früchte nehmen im Grossen und (ianzen die Aestchen letzter Ordnung ein; sie stehen einzeln, kreuzweise ge- theilt so in den Gliedern augeordnet, dass sie bei kürzeren Aestchen IVa^ii'^l^ l^ßi längeren 2mal wie eine Spirale um die centrale Zelle oela^ert erscheinen. KOLDERUP - ROSEKVINGE beschreibt in seiner Arbeit „Sur la formation des pores secondaires" ^) das Wachsthum des sterilen 1) Hauck, Meeresalgen. S. 22o. 2) Botauisk Tidsskrift, 1890, S. 10. Befruchtung des Tetrasporaugiums von Polysiplioiiia. 57 Zweiges, besonders der '^^Fermmalzelle und die Theilung derselben. Hiernach und nach der weiteren Arbeit desselben Verfassers über Pohjsiphonia fastigiata ^) scheint sich die Terminalzelle eines sterilen Zweiges ebenso wie die eines fertilen zu verhalten. Aber nicht lange währt diese üebereinstimmnng, denn besonders schnell verändert sich das Bild bei der Tetrasporangien tragenden Pflanze. Betrachten wir die wachsende Spitze eines solchen Exemplars (Taf. HI, Fig. 1), so erkennen wir, dass sich das zweite Segment melir in die Breite aus- dehnt, als im sterilen, um im dritten Gliede gleich eine zweite Terminalzelle abzugliedern. Das vierte zeigt ausser der Zweitheilung wenig Veränderung, dagegen beginnt schon das fünfte Glied An- klänge an die zukünftige Fruclit aufzuweisen. Hier bemerken wir links (Fig. 1) eine breitere Zelle, worin sich drei Theilungen gleich- zeitig' vollziehen und zwar zwei Pericentral- und eine dritte Terminal- zelle für den zweiten Haarast. Die grosse, rundliche der Mitte wird später zur centralen, hingegen vollzieht die Zelle rechts eine verti- cale sowie eine horizontale Theilung gleichzeitig. Im nächsten, dem sechsten Glied, hat sieh diese Trennung bereits vollzogen. Um aber eine richtige Anschauung von derselben zu erlangen, niuss man günstige Beobachtungsmomente aufsuchen und zwar solche, au welchen man das Herausschälen der Fruchtzelle leichter erkennen kann. In seinen „l^]tudes morphologiques''") hat zwar KOLDERUP-ROSEN- VINGE die Entwickelung von P. fastigiata genau verfolgt, nicht aber die von P. sanguinea. So scheint es mir nicht überflüssig, eine genauere Darstellung auch von dieser Species zu liefern, zumal da hier wegen der Vierzahl der peripherischen Zellen die einzelnen Vorgänge sich leichter beobachten lassen. Das Sporaiigium-Segmeiit. Um einen genauen Einblick in das Sporangium-Segment zu er- langen, ist es nöthig, einige Stücke mittelst Methylgrfin zu tingiren und Quetschungen vorzunehmen. Alsdann wird man erkennen, dass aus einer peripherischen Zelle zunächst in der Richtung der centralen zwei dicht mit Plasma gefüllte ovale Zellen abgegliedert werden. (Fig. 3, e, d). Die peripherische Mutterzelle (Fig. 3a) klappt so zu sagen in der Richtung der centralen mittelst einer Längsspalte so auf, dass sie in diesem Augenblick aus zwei schalenförmigen Zellen besteht, die sich schützend über das junge, soeben ausgetretene Sporangium ausbreiten. 1) KoLDERUP- PiOSENViNCiE, Etudes iiiorphologiques sur Ics l'olysiithonia. Bot. Tidsskr. 1884—8?, S. 0. 2) A. a. 0., S. (1. ;j,S I'. HkvUKICH: Von jj;j-osseiM Vortlu'il erscliciiit liier t'iii \\'ri;l<'icli mit dci- scIuMiiiitisclKMi Fiiiiir -JM) von PALKENBERG in EngLER imkI I'RANTL, Di«' iiatürlichoii PHanzeiifamilien, I. IM., Jl. Tli., S. 422. In' u. A. m. wurden zwar heri!S('li(Mi Zellen liieriiufliiii an, so erkeimt man aus (lein CJesagteu, dass dieselben in den älterem Segmenten sich sehr gleichen, dagegcui in Setiinenten d(>r Fruchtbildung ausserordent- lieh variabel erscheinen. Tüpfel. Zu erwähnen wäre noch die 'Püpfelung. Zunächst stehen sämmtliche pericentrale Zeihen des Fruchtsegments mit der centralen in organischer Verbindung mit Ausnahme der kurzen unteren peri- centralen Deckzelle Fig. oc. Dafiir aber tritt zwischen diesen uinl der Stützzelle e). Ein solcher freier Kern konnte öfter beobachtet werden, allein selten uelanü' es, zwei zu erkennen, wovon dann aber immer einer in Auflösung begriffen war. Den Nutzen dieses Wanderkerns kann man sich bisher nicht recht erklären, doch scheint er mit F. Hem>kich: Aus Fii;-. 7 erkennt man das völlige Ijoslösen beider Zellen, die Tetrasporanuiuni - Mntterzelle haftet noeii am Protoplasniaschlaucli. In Fi«;-. S dafjjeyen ist (>s umgekehrt: hier ist die obere Zelle frei und Z(iiiit keine Neigunii;', sieh mit der Stützztdle zu vertü])feln. während letztere bereits (dnen Tüpfelungsscldau(di zu der peripherischen getrieben hat. Wie dem aiuli sei, (bis ( i(>sammtergeliniss gipf(dt in dem Satz: Die organische Verbindung der l)eiden tetrasporis(dien Apparate ist zu einer gewissen Zeit unterbrochen. Während dieser Zeit gehen nun alter in den umgebenden Zellen grosse Veränderungen vor, die schon vorher angedeutet wurden. Besonders ist es die Stützzelle, deren Chroniato])horen völlig aus dem ])rotophisniatischeTi Verband heraustreten und regellos in der Zelle lagern (Fig. 10;. Kann man aber vor diesen Veränderungen nienuils Chroma- tophoren von der vorher beschriebenen weberschiffartigen Form zwischen Stützzelle und Tetrasporanginm - Mutterzelle wahrnehmen, so erkennt man von diesem Augenblick an immer eins oder zwei dieser Chromatophoren zwischen Stützzelle und Mutterzelle. Dabei ist zu bemerken, dass die cilienförmigen Enden dieser Körperchen fast immer in Verbindung bleiben, gerade so wie in den peripherischen Zellen (Fig. IS— 21). Diese wandernden Chromatophoren, denn als solche sind sie vorläufig aufzufassen, verbleiben längere Zeit in dieser Stellung. Um den A'organg aber genauer verfolgen zu können, müssen wir ältere Segmente oder wenigstens Uebergänge der verschiedenen Ent- wickelungsstufen aufsuchen. Dabei wird sich zur Evidenz ergeben, dass, wie Fig. l'-> darstellt, ein solcher Köri)er, so bald er in die jS^ähe der Mutterzelle lielangt ist. zur Hälfte verschwindet. An anderen Momenten kann man das völlige Verschwinden constatiren, und noch weitere Beobacljtungen lehren, dass sofort ein anderes (Jhromatophor an die Stelle des verscliAvundenen rückt (Fig. "Jl). Auffallender Weise erscheint aber immer der Tetrakern oder die Protospore als Mntterzelle für die neue Frucht benutzt wird. Endlich aber stellt es sich heraus, dass «lie Lage des Tetrakerns beidei- (Jenera immer tiefer im Thallns sich befindet, als die Proto- spore, welche stets höher, wenn nicht unmittelliar über dem Tetra- kern liegt. Es unterliegt demnach wohl keinem Zweifel, dass wir es auch hier bei Poli/siphonia mit denselben Organen zu thun haben, und es wird daher von Yortheil sein, die dafür bei Sphaeranthera eingeführten Ausdrücke von nun an beizubehalten. Ob die Fruchtzellen aller Florideen-( Jenera eine ähnliche Gestalt und Lage annehmen, wie bei den bisher beobachteten, dies zu entscheiden, muss späteren Be- obachtungen vorbehalten bleiben. Fasion der Fnichtzelleu. Xach dieser Abschweifung aber entsteht die Frage: Wie verhält sich die Protospore (Tetrasporangium- Mutterzelle) vor und nach der Fusion? Auch hier konnte nur eine geschlossene Reihe von Einzel- beobachtungen Aufschluss geben. Zunächst und kurz nach ihrem Austritt erscheint die Protospore stark mit körnigem Plasma gefüllt. Iro-end eine bestimmte Richtuno' dieser Körner oder ein Plasmastrano' war trotz schärfster YergrösseruuQ' nicht wahrzunehmen. Vielleicht ist auch gerade dieses Abreissen aller protoplasmatischen Verbindung, wie es nach SCH3IITZ^) sonst sämmtliche Thalluszelleu bis an ihr Lebensende bewahren, der Grund zu einer erneuten Thätigkeit. Aehnliches hebt WlLLE^) bei der Beobachtung der Bildung von Akineten in seinen „Algologischen Mittheilungen" hervor. Man ver- folge nun die Figuren 11 — 18 unserer Tafel. Ausser diesem vorher erwähnten Plasma liegt im oberen Theil der jüngsten Protospore nur noch der grosse Zellkern (siehe Fig. 11). Unmittelbar nach der Herstellung der Verbindung zwischen Proto- spore und 8tützzelle erblickt man unter dem Zellkern der Protospore einen grossen vacuolenähnlichen Punkt (siehe Fig. 13). Dieser 1) F. Heydkich. Die Befruchtung der in Conceptakel eingeschlossenen Tetra- sporangien der Corallinaceeu-Gruppo. (Im Mamiscript beendet). 2) Schmitz, Untersuchungen über die Befruchtung der Florideen. — Sitz -Bor Akad. Wiss. Berlin, 1883, S. G. 3) Wille, Algologische Mittheilungen. — Prikgsheims Jahrb. 1887, S. 463. Befiuclituiig des Tetrasporaiifiiums von Polysiphoiiia. 65 Vorgang- ist meines Erachtens so anfziifasseu , als wenn für den ein- tretenden Tetrakern Platz geschaffen werden sollte. Ich habe bereits vorher angedeutet, dass, soweit ich Gelegenheit hatte dies zu beobachten, die organische Verbindung zwisclien Proto- spore und Stützzelle zu einer gewissen Zeit unterbrochen wird. Hierbei sei noch hinzugefügt, dass diese Unterbrechung eine sehr minimale sein kann, die durchaus nicht überall mit gleicher Deut- lichkeit wahrzunehmen ist. (Ob hier eine thatsächliche Unterbrechung des Protoplasmaschlusses und eine Wiederanknüpfung desselben durch* den Tetrakern vorliegt, vermochte ich mit Siclierheit nicht festzu- stellen, trotzdem man dies nach Figuren 7 und , nicht ernstlich in Betracht; indessen scheint es imnierliin den von ORAMER bei Cobglossa beobachteten; . Bildung der tetrasporangialen Zellen. Aus einer langen peripherischen Zelle a sind durch wiederliolte Theilungen vier neue, /', c, d. c, gebildet worden. Die Zellwand von h und c besteht zur Hälfte aus der Mutterzell- wand von a. Die Zahlen a. //, c besitzen in diesem Augenblick nur schalen- förmige Membranen, die in der Richtung de offen sind. Die obere wird Protospore resp. Tetrasporangium-Mutterzelle, die untere die Stützzelle. — Zeiss, Ocular .">, Objectiv Via- Vergr. 1265. .. 4. Stück einer älteren peripherischen Zelle. Die Chromatophoren hängen nach Art der Weberschiffchen im Protoplasmaschlauch. — Zeiss, Ocular ."), Objectiv \,i2- V'ergr. 1265. _ .'i. Stück einer älteren centralen Zelle mit Chromatophoren. — Zeiss, Ocular 5, Objectiv 1/,,. Vergr. 1265. „ 6. Bildung des tetrasporangialen Apparates. Peripherische Zelle im Augen- blick der Bildung der beiden Fruchtzellen, von der Seite der Centralzelle aus gesehen. — Zeiss, Ocular 4, Objectiv ^12. Vergr. 950. _ 7. Bildung des tetrasporangialen Apparates. Die peripherische Mutterzelle hat sich zuerst durch eine horizontale Wand in eine obere und eine untere getrennt. Aus dem Protoplasmaschlauch dieser oberen entspringt soeben die Protospore, spätere Tetrasporangium - Mutterzelle. Aus der unteren 1) F. Heydrich, Beiträge zur Kenntniss der Algentloia von Ostasien. Hed- wigia 1894, S. 295. 5* 70 t- Hk'iLhuch: liefruclituiig des Tetrasporangiuiiis von Polysiphonia. schält sich gleichzeitig' die ovak' Slützzelle iieraus. Hieraus erkennt man deutlich die aufüu;,'liclie Gestaltung der .beiden Fruchtzellen. — ZeiSS, Ocular 4, Objectiv ' ,j. Vergr. 950. Fig. 8. Bildung der Fruchtzellen. Aus der peripherischen Mutterzelle, die vorher diu'cli keine horizontalf Wand eine Trennung erfahren hatte, sind soeben Protosjiüre (Tetras])or;iugium - Mutterzelle) und Stützzelle ausgetreten: letztere hängt )ioch im protoitlasnuxtischen Verband, die Protospore da- gegen schwebt frei ohne jede Tüpt'elbildung über ihr. Die Streifen links sind Membrantheile der Mutterzelle. — Zkiss, Ocular 4, Objectiv '/j^. Vergr. 950. „ 9. Wanderung von Zellkernen. fi,a, Theile zweier (]entralz(dlen. und f>,l>J> dreier Periceutralzelh'n verschiedener Segmente darstellend. Aus einer pericentralcn treten oberhalb bei d zwei Zellkerne durch Schnallenbildung aus der Membran. Zelle e stellt einen freien Kern dar, welcher aus einer pericentralen Zelle ausgetreten ist und nunmehr frei im Intercellularraum schwimmt. Zelle <■ stellt eine dreieckige Rindenzelle vor. Zwischen den Zellen « und A hängen Protospore und Stützzelle. Die Wanderzellbildung setzt nur an der Seite dieser beiden Fruchtzellen ein. — Zeiss, Ocular 2, Objectiv ^12- Vergr. 505. „ 10. Eine Stützzelle mit drei Tetra- (Sporaugium-) Kernen. Dieselben hängen nicht mehr, wie die Chromatuphoren der Fig. 4, im protoplasmatischen Verband, sondern schweben frei in einer sehr feinkörnigen Inhaltsmasse in der Zelle. Sie sind von ovaler Form mit zwei cilienähnlichen Fort- sätzen. (Man vergleiche hier Heydricii, Entwickl. von Spliaeranthera, Neapel 1901, Fig. 17). — Zeiss, Ocular 5, Objectiv ^/i,. Vergr. 1203. „ 11. Frei herauspräparirte Protospore (Tetrasporangium-Mutterzelle) mit Stütz- zelle, jüngstes Stadium. Erstere zeigt nur einen grossen Zellkern, letztere hat bereits drei Tüpfel gebildet; der mittlere hat die Protospore soeben berührt. — • Zeiss, Ocular 4, Objectiv ^j^..,. Vergr. 950. „ 12. Protosporc mit Stützzelle. Weiteres Stadium der Fig. 11. Der Zellkern der Protosporc bat sich in den oberen Theil begeben. In der Stützzelle erkennt man einen vacuolenartigen hellen Punkt. — Zeiss, Ocular 2, Objectiv ' jo- Vergr. 505. „ 13. Protospore mit Stützzelle. Weiteres Stadium der Fig. 11 und 12. Auch in der Protospore tritt ein vacnolenartiger Punkt auf. — Zeiss, Ocular 2, Objectiv \'i2. Vergr. 505. „ 14. Der tetrasporangiale Apparat zwischen Stücken der Centralzelle a und derPericentralzelle h, mit seinen Tüpfelbildungcn. — Zeiss, Ocular 4, Objectiv '/i2. Vergr. 950. „ 15. Der tetrasporangiale Apparat zwischen Stücken der Centralzelle a und der Pericentralzelle l>. Man erkennt deutlich die Verschiedenartigkeit der Chromatophoren dieser beiden vegetativen Zellen. Die Verbindung der Stützzelle mit den vegetativen ist nach rechts und links durch eine Schliess- platte bereits abgegrenzt, zwischen Protospore und Stützzelle ist die Communication noch offen. Den Eintritt des Tetrakemes in die Protosporc direct zu beobachten ist sehr schwierig, da erstere nicht im Ganzen ein- tritt. Die vacuolenartige Bildung der Stützzelle (Fig. 12; hat sich inso- fern hier aufgeklärt, als der Protoplasmaschlauch waudständig zurück- getreten ist und zur Bildung von Tetrakernen schreitet. Im unteren Theil der Protospore strömt Plasma ein, gleichzeitig den Protoplasmaschlauch wandständig drängend. Der Zellkern der Protospore bleibt allein im oberen Theil. — Zeiss, Ocular 5, Objecliv \/j.^. Vergr. 1265. B. SCHMiD: Einwirkung von Ohloroformdämpfen auf ruhende Samen. 71 Fig. 16. Weitere Entwicklung der Protospore (Tetrasporangium-Mutterzelle). Der wachsende Protoplasmaschlauch, der in der Fig. 15 nur in der unteren Hälfte der Protospore zu erkennen war, hat sich in der Fig. 16 bereits in der ganzen Zelle wandständig ausgebreitet. Der vacuolenähnliche Punkt der Fig. 13 ist in Folge dessen grösser geworden; in demselben befinden sich oberhalb der Zellkern der Protospore unterhalb des Tetra- (Sporangium-) Kerns? Das im unteren Theil sich befindende körnige Plasma hat sich merklich seitlich ausgebreitet. — Zeiss, Ocular .'), Objectiv \\>. Vergr. 1265. ^ 17. Weiterentwickelung der Protospore i^Tetrasporangium-Mutterzelle). In dieser Figur nimmt der wachsende protoplasmatische Schlauch den oberen Theil der jungen Protospore noch weit mehr ein, als in der Fig. 16. Es macht den Eindruck, als wenn der Raum in der Zelle zu klein geworden sei, weshalb der Schlauch in der Mitte eine Einbuchtung erhält und so die ganze Protospore in zwei Hälften scheidet. Die beiden Zellkerne ver- bleiben an denselben Stellen. Das im unteren Theil sich befindende kör- nige Plasma hat sich bis zur Hälfte der Protospore ausgebreitet. An dieser Figur sind auch leicht die Anfänge der verticalen Theilungen zu erkennen, welche das Tetrasporangium vervollständigen. — Zeiss, Ocular 5, Ob- jectiv \i2. Vergr. 1265. ^ 18, 19. Austritt der Tetrakerno. .Jüngeres Stadium mit körnigem Plasma. u Stück der Protospore: /> Stück der Stützzelle; c Tetrakern. — Zeiss, Ocular 5, Objectiv V^^. Vergr. 1265. , 20, 21. Austritt der Tetrakerne. Aeltores Stadium mit festem, nicht mehr ge- körneltem Plasma, a Stück der Protospore: /> Stück der Stützzelle; c Tetrakerne. — Zeiss, Ocular 5, Objectiv ^j^^. Vergr. 1265. „ 22. Die obere Zelle stellt die reife Protospore oder das Tetrasporangium dar. Die letzte Tetraspore hängt noch mit der Stützzelle zusammen. Der vier- eckige Pfropf in dem Verbindungsschlauch ist wohl als zusammen- gedrückter Tetrakern oder stark verdickte Verschlussplatte aufzufassen. — Zeiss, Ocular 4. Objectiv '/j^. Vergr. O.")»». 9. B. Schmid: lieber die Einwirkung von Chloroformdämpfen auf ruhende Samen. Eingegangen am 16. Februar 1V)01. Im .lalire 1899 erschien in 13. ScHMiu: stajulfin darin, dass die N'ersuchsobjt^ctc unter Glasglockoii von be- stimmtem Volumen (10/) in A(^tlier- nnd ( 'hlorofonndämpfe gebracht und, naclideni sie dort eine bestimmte Z<'it vei'weilt, herausgenommen und aui' ihre Keimfähigkeit gej)rüft wurden. Ks zeigte sich, dass bei einem gewissen («ehalt der Luft an Aetherdampf (dessen zahien- mässige Angabe indess wenig Werth hat. da die Menge der ver- wendeten Samen nicht mit angegeben ist, auf welche sich die Wirkung vertheilen würde) die Keimung sänimtlicher gequollenen Samen unterbli(d). während die trockenen Samen s(dbst in mit Dämpfen gesättigter Luft, nachdem die Einwirkung (iSO Standen gedauert hatte, eine Eiubusse oder auch nur ein(^ Schwächung ihrer Keim- fähigkeit nicht erkennen Hessen. Als Yersucdisobjecte dienten im letzteren Eall Weizenfrüchte in Chloroform und Kleesamen in Aether- dämpfen. Aus diesen Resultaten zieht COUPIN den Schluss. „dass die auaesthesirenden Dämpfe ohne Einfluss sind auf den Zn- stand des latenten Ijebens". Die nachsteheuden Versuche stammen aus dem Jahre 1898 und waren längst abgeschlossen, als die oben erwähnte Notiz erschien. Sie tragen den Charakter von Vorversuchen, die bei Studien über die Riiheperiode im Pflanzenreich angestellt wurden. Es ist bekannt, ilass es auch mit den emphndlichsten Methoden^) nicht gelungen ist, eine Veränderung der umgebenden Luft durch trockene, kcnmfähige Samen, etwa in einer Anreicherung mit COj bestehend, nachzu- weisen, und doch erleiden diese im Jjaufe freilich sehr verschiedener Zeit nachweisbar eine solche. Sollte sich etwa ein (xaswechsel innerhalb der Samenschale abs])ieien und wegen ihrer Undurch- lässigkeit nicht nachweisbar sein? Oder sollte sich dieser durch Ent- fernung der Schale ergiebiger gestalten? Die Fragestellung, von der ich bei der vorliegenden Untersuchun t? ausging, lautet: Ist durch die Samenschale im lufttrockenen Zu- stand ein Oaswechsel von Belang möglich? Der Beantwortung dieser Frage suchte ich dadurch näher zu kommen, dass ich die Durch- lässigkeit mittelst eines Gases prüfte, dessen Gegenwart sich inner- halb der Samen- bezw. Fruchtschale eben durch seine Wirkung, die es dort ausübte, eventuell auch dem Grad nach, nachweisen Hess. Ich wählte dazu auch noch aus anderen Gründen Chloroformdämpfe, wobei A'orausgesetzt wurde, dass sie für das Plasma auch im latenten Zu- stand ein Gift darstellen; wurden die Zellen des Embryo getödtet, so mussteu die Dämpfe durch die Samenschale durchgedrungen sein. Die Versuchsanstellung war einfach: unter eine kleine, unten abge- schliffene und auf abgeschliffener Glasplatte ruhende Glocke wurden 1) "VV. Kochs, Die Continuität der Lebensvorgäiige. Biol. Ceiitralbl., Bd. X. Ueber Einwirkung: von Chloioformdämpfen auf ruhende Samen. 73 Samen von Pisum satioum, Lepidium satwu/n und Früchte von Tri- ticum mtivum m lufttrooknem Zustand und in Glasschalen, möglichst ausgebreitet, gebracht. Dazwischen fand unter derselben Glocke eine Schale mit flüssigem Chloroform Platz, gross genug, um den Raum stets mit Dämpfen gesättigt zu erhalten. Die Vergleichsobjecte standen auf demselben Tisch daneben. Der Abschluss der Glocke, deren unterer Rand einen dünnen Fettüberzug erhielt, war ein fast vollständiger: will man ganz dichten Abschluss haben, so bringt man die Glocke in eine Schale mit Quecksilber (nicht mit Wasser!). Nach je 24 Stunden wurden der Glocke Proben (je 25 Stück) der Versuchs- ol)jecte entnommen, tüchtig gelüftet, mit Wasser geschüttelt, das oft erneuert wurde, und dann nebst den Controllobjecten günstigen Keim- bedingungen — und zwar in Krystallisirschalen auf Filtrirpapier bei Zimmertemperatur — ausgesetzt. Das Resultat war für die ein- zelneu Yersuchsobjecte ungleich und wurde es um so mehr, je länger die Yersuchszeit gewählt w^urde. Nach einem ununterbrochenen Auf- enthalt in mit Chloroformdämpfen gesättigter Luft zwei Monate hin- durch, zeigten die Samen der Gartenkresse nicht die mindeste Ein- busse ihrer Keimfähigkeit; es keimten stets ebenso viele und diese etwa zu derselben Zeit wie die von Chloroform unberührten Objecto. Dagegen hatte schon nacli 1'4 Stunden ein kleiner Theil der Erbsen- samen und Weizenfrüchte seine Keimfähigkeit verloren, und nach längstens vier Wochen blieb jedwede Keimung der Erbsensamen aus. Ein wechselndes Verhalten zeigte der Weizen. Hier war eine Ein- wirkung der Chloroformdämpfe nach einem Tage noch wenig be- merklich, steigerte sich dann rasch, so dass nacli sechs Tagen 30 bis 60 pCt. der Früchte die Keimfähigkeit verloren Jiatten; dann aber war die Abnahme eine sehr langsame, nach zwei Monaten war nur in einem Fall ein einziges Korn keimfähig gefunden w^orden. Nuu wurden die Versuche mit denselben Objecten erneuert, aber neben die intacten Samen solche unter die Glocke gebracht, denen die Samen- bezw. Fruchtschale abgenommen war. Diese Entschalung trockener Samen lässt sich bei der Erbse ohne Beschädigung des Embryo unschwer vornehmen; eine solche lässt sich aber beim AA^eizen und der Gartenkresse kaum vermeiden. Ich habe deshalb, um die Verletzung möglichst gering zu machen, die Hülle bei Tri- inrnm und Lepidium imr auf einer Seite entfernt. Durch Vergleichs- objecte lässt sich leicht zeigen, dass diese Verletzungen für die ersten Stadien der Keimung ohne Belang sind. Von den nach 24 Stunden der Glocke entnonnneuen Proben (je 25 Stück) zeigten die be- schälten Objecto das oben angeführte Verhalten, von sämmtlichen entschalten blieb jede Keimung aus. Der Versuch wurde wiederholt und ergab stets das gleiche Resultat Daraus folgt mit zwingender Nothwendigkeit erstens, dass die Chloroformdämpfe 74 B- Schmcd: für (la.s IMasma auch im latoiiten Zustajjti (mu i('»df I iclios Gift sind; zweitens, dass die trockene Sanunischale in sehr verschie- denem Masse durchgängii;' ist für Chlorofornidämi>fe, und dass deswegen in deren Beschaffenheit die Entscheidung liegt, ob der Aufenthalt in diesen Dämpfen einem trockenen Samtui s(dia.det oder nicht. Was den (U'sten Punkt Ix'trifft. so sind die Folücruiiiit^n, die COUPIN aus seinen übrigens nur theilweise richtigen Versuchen ge- zogen, demuac]) völlig irrige. Es wird zwar nicht bestritten werden, dass das Plasma trockener Samen, wie gegen Hitze und Kälte, Avider- staudsfähiger auch gegen Gifte ist: und so wird wohl eine grössere Menge l)ezw. eine längere Einwirkungsdauer von Chloroformdampf uöthig sein, nm dieselbe Zelle zu tödten, wenn das Plasma ruht, als wenn die Zelle im Zustand lebhafter Streckung sich befindet. Aber es wird sich hier docli nur um graduelle Unterschiede liaudeln können, und ich glaube kaum, dass ein Stoff sich finden lässt, welcher dem Plasma derselben Pflanze gegenüber in ihren ver- schiedeneu Lebensstadien ein principiell verschiedenes Verhalten aufweist, vorausgesetzt, dass dieser Stoff' ein ausgesprochenes Gift ist. Wie wir sahen, wurden die entschalten Objecte innerhalb 24 Stun- den getödtet. Diese Thatsache setzt voraus, dass die Ohloroformdämpfe bis zu den Vegetatiouspunkten vorgedrungen sind. Das Minimum an Zeit, das hierzu für die einzelnen Arten nothwendig ist, habe ich nicht festzustellen versucht, nur beobachtet, dass Erbsensamen schon nach einem Aufenthalt von sechs Stunden völlig getödtet waren; sie haben in trockenem Zustand ein glasiges, durchscheinendes Aussehen, quellen zwar bei Berührung mit AVasser, bilden aber eine breiige, weiche Masse. In diesei' r(dativ kurzen Zeit war das (-hloroform auch in die Zellen des A^egetationspunktes vorgedrungen, und zwar musste es seinen A\ eg durch die Membranen und das Plasma der Zellen hiudnrch genommen haben, da eine Wandei'ung durch ca- pillare Interstitien wohl ausgeschlossen ist. Ein Eindringen von Gasen und ein Durchwaiulern der Membran^) aber findet nur statt, wenn das Gas in einem Stoff sich löst, der diese imbibirt. ^'un wissen wir, dass besonders ruhende Samen meist reich sind au Eett. Von diesem wird also das Chloroform aufgenommen, gespeichert und durchdriuii'r so allmählich sänimtliche Zellen. Dass ein(* nicht un- beträchtliche Menge von Chloroform gespeichert wird, ergiebt sich u. a. daraus, dass ein nur kurze Zeit in ( 'hloroformdampf gelegtes Weizenkorn, sofern es sich als keinmngsunfähig erweist, beim Zer- beissen den brennend-süssli(dien Geschmack des Chloroforms in sehr deutlicher Weise auf der Zunge zurücklässt. 1) W. Pfeffer, Pflauzcnpliysioloi-ie. I. Bd , IL Aufl., 1897, S. löOff. lieber Einwirkung von ChlorofornKlämjilVTi auf ruhende Samen. 75 Was den zweiten Punkt, die Function der Samenscliale. an- laugt. s(» kann mau zuuächst iui Zweifel sein, ob die Chloroforni- dämpfe durch capillare Interstitien oder auf dem Wege der Imbi- bition die trockene Membran ])assiren. Sehr feine Kisse entgehen leicht der Beobachtung. Besonders das Verhalteu der Weizenkörner scheint mir theilweise darauf zurückzuführen sein, dass das durch Ausdreschen gewonnene Material solche feine Risse besass, (hiss die C^horoformdäuipfe tlieils auf diesem Weg. theils, aber viel laug- samer, durch die Frucht- und Samenschale hirulurch zum l^^mbryo bezw. Endosperm gelangteu. Deswegen die schwankenden Zahlen der verschiedenen Versuche und dalier auch wohl die Erscheinung, dass zuerst nach relativ kurzer Zeit eine grosse Zahl der Versuchs- objecte getödtet werden, während von einer gewissen Zeit an die Zahl der nicht keimenden Früchte nur langsam zunimmt. Dass freilicli die Samenschale selbst sehi' ungleich durchlässig ist. zeigt der Yergleich von PisM'm- und Lepidium- ^^amen. Nach zwei Monaten ist bei letzteren Chloroformdampf in irgend wie s(diädlicher Menge nicht durchge- drungen; ob hier ein Durchdringen überhaupt ausgeschlossen ist, habe ich nicht untersucht. Gerade die Samenschale der Cruciferen ist ihres complicirten Baues wegen schon häufig (Jegeustand der anatomischen Untersuclinng gewesen,^) es wäre von Interesse zu wissen, welcher Zelllage oder Membran die entscheidende den Dnr(di- gaug erscliwerende bezw. hemmende Wirkung zuzuschreiben ist. Eine experimentelle Feststellung wui'de unterlassen, die Yermuthung, dass es die stark quellbaren Schichten sind, welche beim Austrocknen sich sehr dicht zusammenlegen, dürfte einige Wahrscheinlichkeit für sich haben; diese Scliichten sind es, welche nach einem, auch im hiesigen Institut augestellten Versuch, den Aufenthalt der Lepidium- Samen in wasserfreiem Alkohol mindestens drei Monate hindurch unbeschadet ihrer Keimfähigkeit ermöglichen,''') während dieselben Samen in 50 pCt. Alkohol, dadurch dass sie diesem Wasser zu ent- reissen vermögen uiul (piellen, in kurzer Zeit zu (rrnnde gehen. Auf einen für das Mass der Durchgängigkeit wichtigen Punkt soll noch hingewiesen werden, nämlich den wechselnden Wasser- gehalt lufttrockener Frucht- bezw. Samenschalen und der Samen selbst. Dieser schwankt je nach dem Feuchtigkeitsgehalt der um- gebenden Luft, nach einer speciell an der Erbse vorgenommenen Untersuchung, Jahre hindurch, und der Betrag des Samengewichtes — übrigens auch derjenige des entschalten Embryo — geht auch bei Aufbewahrung im Zimmer auf und nieder. Nach den Untersuchungen von F. HabeRLANDT ■*) vermehren zwar viele Samen in sehr wasser- 1) F. NoHBE, Haudliuch der Samenkunde. Berlin 1876, S. 69 ff. 2) NoBBi:, 1. c. S. 116. 3j cf. \V. Detmek, Vergleichende Physiologie des Keirniuigsprocesses der Samen. Jena lf80, S. 55 ff. 7(> H. HCMMiD: (lainpfn'iclun- Luft ilir (gewicht betriiclitlicli. ahor eine Ivoiniuug tritt nur dann ein, wenn in Fol<>(> von Teniperaturscliwankungon sich C^ondensationswassor auf dcMi Samen nioderscldiiiit. Dennoch ist es sehr wahrsciieinlich, dass schon diesi^ Wass(M"(hini]»fanf"nalinie den (irad der Durchlässigkeit Aov Samenschalen auch für (^hloroforni- dämpfe wesentlich ändert, und nm die Versuche vers(diiedeuer Forscher mit einander vergleichen zu können, dürfte es sich empfehlen, die Versuchsohjecte vorher ül)er Schwefelsäuren zu trockueu, was die meisten Samen ohne Schaden ertragen. Aus diesem ( irnnde ist, wie oben angegeben, Wasser als Abschlussmittel der Glocken zu ver- meiden. Dass sich andere giftige l)äm])fe, so voi* allem der sonst in seiner Wirkungsweise ähnliche Schvvefelätlier, ebenso verhalten w«n*den, wie Chloroformdämpfe, dürfte kaum zu bezweifeln sein, wenn auch im Allgem«ünen. wie im Thierreiche, die Dämpfe des Aethers sich vielleicht weniger giftig erweisen als diejenigen des C'hloroform. Schon l^RILLJEUX^) hat bei seinen Versuchen mit Schwefelkohlenstoft' den vorsteheiulen ähnliche Resultate erhalten. Auch findet sich bei ihm schon die Frage, ob nicht die hohe Widei- standsfähi^'keit maucdier Samen liegen solche giftigen (jrase eine ])raktische Verwerthung zulasse. Aus unseren Versuchen lässt sich entnehmen, dass sich manche Samen w'w diejenigen der Gartenkresse mehrere Monate sicher gegen Zerstörung durch Insecten und Pilze aufbewahren lassen, ohne einen Verlust oder auch nur eine Schädigung ihrer Keimfähigkeit zu erleiden; leider gehören die Getreidefrüchte nicht dazu. Tübingen, Botanisches Institut. 10. B. Schmid: lieber die Ruheperiode der Kartoffelknollen. Mit einem Holzschnitt. Eingegangen am 1'.». Februar l'.tOl. „ich begann im -Juli damit, in unserem Stationsgarten die 17 Stück (Rartott'elknoUen) auszulegen .... Und wie einfach war Ernte und Aussaat. Unser Koch hackte vor jeder Mahlzeit die Paar Stauden heraus, nahm die "Tösseren Knollen für uns zum Fssen, steckte die 1) Ed. Prillieux, Action des vapeurs de sulfurc de carbone sur les gfaines. Bnll. de la Soc. Bot. de France, Tome XXV, Paris 1S78, S. 98—99 und 155—158. Ueber die ßuheperiode der Kartoffclknollen. 77 kleinen sogleich wieder ein, und so wuchs uns hinten immer zu, und mehr noch, als wir vorn vertilgen konnten."^) Wem fielen nicht beim Thesen dieser Zeilen die Worte you SACHS ^) ein: „Ich habe es viel- fältig- versucht, die im Herbst geeruteten Knollen imd Zwiebeln während des Novembers, Decembers und -lanuars dadurch zum Austreiben ihrer Keimsprosse zu veranlassen, dass ich sie in feuchte, warme, lockere lOrde legte; allein bei den Kartoft'eln ebenso wie bei unserer Küchenzwiebel blieb jede Spur von Keijuung aus; wiederholt mau dagegen den Versuch im Februar "? Diese so auffallende Verschiedenheit der Kartoffelknollen erklärt sich entweder durch die Annahme, dass den l)eiden Forschern zwei in ihrem Verhalten sehr abweichende Sorten vorgelegen haben, von denen ,en über (bMi nnigebendeii Sand em])orragte; alle Töpfe wurden mit «hirciisicbti^en (xlasplattoii bedeckt. In dieser Weise liergericlitet erliielt nm "il. Oetober 1899 ein Theil der Versuchs- ubjecte seinen Vlntz in einem uiigelieizten Zimmer, ein anderer im Thermostaten bei einer fast constanten Temj)eratui' von "JS" C, ein dritter endlieb im Vei'mehrnngshaus in möglichst sonniger Ijage; in diesen) Hause schwankte die Temperatur etwa zwiscdn^n 1.')' und 30° C, stieg auch mal hidier wälireml kurzer Zeit. Täglich, wtuiigstens in den ersten Wochen, wurden die Objecte mit einer 1 procentigen KNOP'schen Nährlösung besprüht. Yon cm Län^f. Am '1. December wurden die Objofitc in grossen^ Töpfe verpflanzt (von dioseni Tag stammen obenstehende Aufnahmen, die Olijecte befinden sicli noeh in d bekamen an diesem Tag ihren Platz im Faridiaus. l^eider war die Witterung ihrer Weiter- (Mitwickelung nicht besonders günstig, insofern b(u sehr tiefer Tempe- ratur im Freien die Gewächshaustemperatur ebenfalls tief sank — so beobachtete ich manchmal früh um 11 Uhr 7° C. — dazu war hier und da zum Schutz vor Ausstrahlung das (llasdach des Gewächs- liauses einen grossen Theil des Tages bedeckt, so dass Halbdunkel herrschte. Die Objecte wuchsen zwar weiter, zeigten aber starke l^]tiolirungserscheinungen. Am "JO. December ist A 76 l)ezw. ('2. Spross) 70 cm, ß 50 cm lang, am 3. .lanuar halien beide Triebe von A 1 m iiängi^ erreicht. B zeigt reichlich Achselsprosse und Stolonen, welche am l^pfraud hervorschauen. B wurde nochmals verpflanzt, wobei zwei erbsengrosse Knöllchen, 3 — 4 cm von der Mutterknolle entfernt, zum Vorschein kamen. Im Januar herrschte leider trübes Wetter, die Sprosse von A und B wachsen immer noch weiter, so dass sie oben anstossen und sich herabbiegen; die jüngeren Triebe haben sehr stark unter Blattläusen zu leiden. Um die Knollenbildung zu begünstigen, vor allem aber, um die Blüthenbildung anzunagen, wurde die Wasserzufuhr mehr und mehr beschränkt, leider ohne den ge- wünschten Erfolg. Niemals konnt«^ ich Blüthenanlagen auffinden, was nach A^ÖCHTING^) schon der unzureichenden Befeuchtung wegen nicht auffallend ist. Am 6. April wurde der Versuch abgebrochen, die Sprosse wuchsen längst nicht mehr, zidgten aber, wenn auch noch grün, Spuren des Zerfalls. Die Mutt(!rknollen wai'en, wie sicdi beim Austopfen zeigte, noch nicht völlig aufgebraucht; bei A waren die jungen Knollen sehr ungleich an Grösse, bei B melir gleichmässig; leider habe ich das Gesammterntegewicht zu bestimmen unterlassen. Die anatomische Untersuchung ergab nichts Besonderes. Von den Knollen der Sorte B wurden (dnige gekocht, sie waren locker, nicht speckig und schmeckten gut. Von den eben aceernteten Knollen beider Sorten wurden sofort 1) H. VÖCHTING, lieber den Eintluss des Lichtes auf die Gestaltung und Anlage der Blüthen (Jahrb. für wiss. Botanik, Bd. XXV, Heft 2, Berlin 189B). Uebcr die Ruheperiode der Kartoffelknollen. 8i mehrere von verschiedener Grösse zur Keimung ausgepflanzt unter Eiuhaltuns: der oben yeschilderten Massnahmen. Dabei war die be- merkenswerthe Beobachtung zu machen, dass die kleineu Knollen rascher auswuchsen als die grösseren, beide aber eine eher schnellere Entwickelung aufwiesen als ihre Mutterknollen. Das Aussehen der gekeimten kleinen KnöUchen erinnerte an die (I estalten der Luft- knollen, wie sie YÖCHTINC^^) vielfach abgebildet hat. Bei diesem Anlass möge auf eine Erscheinung hingewiesen werden, die sich mutatis mutandis auch bei anderen, gewaltsam zum Wachsthum an- geregten Objecten. beobachten lässt. Bei den normalerweise im Früh- jahr keimenden Knollen bildet sich zuerst ein Spross von besonderer Form, von YOCHTING als „Vortrieb" bezeichnet, der allerdings je nach Sorte und je nach den äusseren Bedingungen sehr verschiedene Form aufweisen kann. Bei den sofort nach der Ernte getriebenen Knollen ist dieses Gebilde sehr kurz, es entwickeln sich zuerst kleinere Blätter, erst nachträglich erfolgt die Streckung errieboii mit doms«>lb(ni Erfolm" wie im Herbst zuvo?'. Ein Abschneiden sämmtlicher über die Erde liervorrao-duler Sprosse nnd die sofortige Entfernung sich neu bildender Avar auf die jungen Knollen im LJoch'n — der Versuch wurde Ende .Inni angestellt — ohne sichtbaren Eintiuss. Ich hielt ein Austreiben nicht für aus- geschlossen, demjenigen zu vergleicln^n, das an Knospen von Zweigen erfolgt, die man frühzeitig der lilätter beraubt hat, also „corre- lativer'' Art. Aus dem Vorstehenden geht zunächst hervor, dass (>s unter be- stimmten Bedniguuge]! gelingt manche, vielleicht alle Kartoffel knolleti. gleich nach der Ernte zum Auswachsen zu zwingen. Daran schliesst sich die weitere Frage, worin bestanden denn die für diese Weiter- entwickelung entscheidenden Mometite, bezw. warum ist das Wachsthuin der übrigen Culturen nicht oder nur wenig vorwärts geschritten? Aus dem Vergleich der Culturen geht eimnal mit Sicherheit hervor, dass hohe Temperatur unerlässiiche Bedingung für das Crelingen der Versuche ist. Das zeigt mit grosser Deutlichkeit der fast vollständige Stillstand der Culturen im ungeheizten Zimmer. Aber dass hohe Temperatur nicht allein im Stande ist, das Wachs- thnm ergiebig zu gestalten, ergeben die Culturen im Thermostaten und die von Sand völlig bedeckten Knollen im Vermehrungshaus. Nothwendig ist als weitere Bedingung eine tüchtige Lüftung der Culturen. Diese Massregel schliesst mehrere Factoren in sich, nämlich erstens die vermehrte Zuführung von Sauerstoff. Icli möchte hier einschaltend bemerken, dass ich bei anderen Versuchen ähnlicher Art stets einen fördernden Einflnss von vermehrter Sauer- toffzufuhr liabe feststellen können. Zweitens die Steigerung der J'ranspiration, über deren Rolle im lieben dei- (Jewächse uns zur Zeit eine erschöpfende Kenntniss fehlt. Im Zusanmienhang mit der Lüftung steht auch die Wirkung des fleissigen Bespritzens der oberen Fläche der Knollen. Durch diese Massregel wurde zwar der Wasser- dam])fabgabe entgegengearbeitet, auf der anderen Seite aber er- schwerte sie die Bildung weiterer dichter Korkschichten, die für den Gaswechsel ein grosses Hiuderniss gebildet hätten. Auch die directe Bestrahlung dieser feucht gehaltenen Fläche, die ja sonst das AVachsthum des Vortriebs hemmt, ist vielleicht insofern der Fmt- Wickelung der Knospen günstig gewesen, als neben der Wärmewirkung die Ergrünung der Liuikoplasten mit einem vermehrten Sauerstoff- consum, überhaupt mit einer erhöhten Thätigkeit der Zellen, ver- bunden war, die auf die l)enachbarten Zellen des A^egetationspunktes nicht ohne Einiiuss geblieben sein wnrd. Die Nährlösung, obwohl auf das weitere Wachstimm der ausge- triebenen Wurzeln von stimulirender Wirkung, dürfte einen directen Einflnss kaum gehabt haben. s Ueber die Ruheperiode der Kartoffelknollen. 83 Fassen wir die Ergebnisse zusammen, so sind für das Gelingen der Versuche als wesentlich zu betrachten hohe Temperatur und tüchtige Durchlüftung der Culturen. Im Herbst 1900 wurden ähnliche Versuche mit einjährigen Zwiebeln von Allium Cepa angestellt, und sie gelangen noch weit leichter als bei der Kartoffel. Zuerst wachsen die schon vorhandenen Wurzel- anlagen aus, dann folgt das Wachsthum_^des Sprosses nach und zwar um so rascher, je mehr Zwiebelsehuppen entfernt worden sind; also auch hier dieselbe Beobachtung des fördernden Einflusses der Luftzufuhr, wie wir ihn bei der Kartoffelkuolle gefunden haben. Durch die oben geschilderten Massnahmen war es uns gelungen, den Zellen des Vegetationspunktes einen anderen Entwickelungsverlauf aufzudrängen, als sie unter gewöhnlichen Umständen genommen hätten; die Zeit des embryonalen Stadiums wurde a))gekürzt und die Phase der Streckung rascher herbeigeführt. Es ist ausser Zweifel, dass die geschilderte Methode weder bei allen Knollengewächsen, geschweige denn bei allen Pflanzen zum Ziele führen wird, noch, dass es die einzige ist, um gerade bei der Kartoffel das erwünschte Resultat zu erreichen. Diese Erwägung macht es aber in hohem Grade wahr- scheinlich, dass wir bei vielen, vielleicht bei allen Objecten Mittel und Wege finden werden, um durch äussere Einwirkung zu erreichen, was bis jetzt entweder überhaupt nicht gelungen oder nur auf dem Wege der sogen. Correlation zu erreichen war. Als ein Mittel, um besonders die Knospen von Holzgewächsen zum frühzeitigen Austreiben zu veranlassen, hat sich die Anwendung von Schwefeläther*) erwiesen. Worin das Wesen seiner Einwirkung auf das ruhende Plasma besteht, wissen wir nicht; dass er auch für dieses ein Gift ist, habe ich neulich gezeigt. Wir können nur die Wirkung auf strömendes Plasma direct beobachten, und diese kann uns vielleicht einen Fingerzeig geben, worin wir den Einfluss zu suchen haben. Bekanntlich steigert sich zuerst die Geschwindigkeit der Strömung, um allmählich abzunehmen, das Plasma verfällt in Narkose bezw. bei noch länger dauernder Einwirkung dem Tod. Das erste Stadium ist ein Excitationsstadium, die Aufnahme von Sauerstofl" und Wasser, die Abgabe von Kohlensäure und Wasser- darapf ist vermehrt, die ganze Stoffwechselthätigkeit gesteigert. Ist einmal die Zelle in 'er wie die Zolle. Membrau Jiur mit einigon (meist 12) sj>iralio- verlaufenden Streifen. Verbreitung: Europa (Ungarji). f) L. textet (])uj.) nob. Synonyme: Onimenula teMaJ)\\].. Hist. des Zoophytes S. 329, Taf. Y, Fig. 8; Kufjlena te.rta (Dnj.) Hübner 1. c, S. 12, Abbildung Fig. 14a; Lepocinclis obtusa France, Protozoa S. 35, Fig. 31. Zelle kurz eiförmig, am Hinterende häufig abgestutzt, .52 — 60 n lang, 38 // breit, mit vielen cylindrisehen, kugeligen oder ringförmigen Faramylonkörnern. Cilie so lang oder länger als der Körper. Mem- bran stark spiralig gestreift. Verbreitung: Europa (Deutscldand, Oesterreich, Ungarn, Frank- reich). g) L. (jlohosa France, Protozoa S. 33, Fig. 29 — 30. Zelle kugelig, 14 — 21 // gross, mit 2 grossen, seitlich gelegenen, ringförmigen Paramylonkörnern. Cilie etwas kürzer wie der Körper. Membran fast glatt, nicht gestreift. Verbreitung: Europa (Ungarn). var. cylindrica nov. var. Synonym: L. glohosa France 1. c, Fig. 27. Zelle cylindrisch, doppelt so lang wie breit; sonst wie die typische Form. Verbreitung: Eurojja (Ungarn). var. fusiformis nov. var. Zelle kurz spindelförmig, \^l^ mal so lang wie breit; sonst wie die typische Form. Verbreitung: Europa (Ungarn). 6. Tetraedron limiieticum Borge var. trifurcatum nov. var. Zelle regelmässig tetraedrisch, 84 fx gross, an den Ecken in lange, hyaline Fortsätze ausgezogen, welche an den Enden in drei 7 // lange Arme getheilt sind. Jeder Arm ist am P^nde mit zwei kurzen Spitzen besetzt. A^erbreitung: Grunewaldsee. ^) Die Varietät unterscheidet sich von T. limjieticum Borge (Bot. Notiser 1900, S. 5, Taf. 1, Fig. 2) durch die JJreitheilung der Fort- sätze; letztere sind bei der BORGE'schen Form bekanntlich stets nur in zwei Arme getheilt. 1) Ich verdanke diese Planktonprobe der Liebenswürdigkeit des Herrn Dr. M. Maksson (Berlin). Beiträge zur Kenntniss der Planktonalgen. 91 6. Lyngbya contorta Lemiii. Forschungsber. der biol. Stat. in Plön. 6. Theil, S. 202, Tat'. V, Fig. 10—13. Diese charakteristische Planktonalge fand ich im Jahre 1896 zu- erst im Plankton des grossen ^^ aterneverstorfer Binnensees in Holstein, halie sie aber seitdem in vielen anderen kleineren und grösseren Gewässern beobachtet. Sie ist nach meinen Erfahrungen im Plankton flacher brackischer Gewässer fast stets anzutreffen, fehlt aber auch nicht in vielen Teichen und Seen mit süssem Wasser. Kürzlich hat R. ÜHODAT iiu Plankton eines Teiches in Däne- mark eine Alge aufgefunden^), welche ebenfalls spiralig gewundene Fäden bildet; er nennt sie Gloeotila contorta Chod.^) und meint, dass sie mit Lyngbya contorta Lemni. zu identificiren sei. Das ist aber sicher nicht der Fall. Zum Vergleiche gebe ich auf Tafel IV Zeich- nungen beider Formen. Fig. 3 stellt ein Fadenstück von Lungbifa contorta Lemm., Fig. 4 ein solches von Gloeotila contorta Chod. dar; letztere Abbildung ist eine Reproduction der von R. ChodaT ge- gegebenen Originalzeichnung. Lyngbya contorta Lemm. besitzt stets eine deutliche, wohl entwickelte Scheide; der Zellinhalt ist homogen und blassblaugrün gefärbt. Gloeotila contorta Chod. hat keine Scheide, aber eine deutliche, der einen Zellwaud anliegende Chromatophoren- platte von grüner (?) Farbe. Ob überhaupt die von R. CHODAT beschriebene Form zur Gattung Gloeotila g^eWöYt., erscheint mir sehr zweifelhaft; handelt es sich wirklich um eine Ulotrichiacee, wie R. Chodat meint, so könnte der Mangel des Pjrenoides möglicherweise wohl die Aufstellung einer neuen Gattung erforderlich machen. 7. Closteriopsis loogissima Lemm. Forschungsber. der hiol. Station in Plön. 7. Theil, S. 124, Taf. 11, Fig. 36—38. Ich habe diese Alge wegen der grossen Aehnlichkeit mit Closterium früher zu den Conjugaten gestellt, später aber wieder davon ge- trennt.^) R. Chodat beschreibt in seiner oben erwähnten Arbeit*) als Raphidium 'pyrogenum Chod. eine Alge, w^elche mit Closteriopsis longissima unzweifelhaft identisch ist. Dieselbe vermehrt sich nach seinen Beobachtungen durch Quertheilung. Da aber bei den bisher beschriebenen Raphidium- Axiew niemals Pyrenoide constatirt worden sind, auch die Vermehrung bei ihnen stets durch schiefe Längstheilung erfolgt, ist es meines Erachtens besser, die 1) Mem. de l'Herb. Boiss. liHJO. S. 10, Fig. 20. 2) S. 8 nennt R. Cuodat dieselbe Alge Gloeotila spiralis Chodat. 3) Algenflora eines Moortümpels bei Plön (Forschungsber. der biol. Station in Plön. 8. Theil, S. 66). 4) 1. c. S. 9. 92 E. Lemmermann: beideu Gattungen RapJiidiiivi und Closteriopsis von einandt.T zu trennen und Rh. pjji'ogentivi Cliodat als Synonym zu ( 'loste riopsis lonciisnima Lenim. zu ziehen. XIII. Das Phytoplankton des Kyck und des Greifswalder Boddens. Infolge meiner Arbeit ül)er das 11 yj»hii 1 myj'o-Plankton ^) hat Herr Dr. MakSSON (Berlin) im .luni IDOO im Greifswa Ider Bodden und im Ryck bei Greifswald für mich Planktonpro])en gesammelt. Ich spreche ihm auch an dieser Stelle dafür meinen verbindlichsten Dank aus. Das Kesultat der Untersuchun g war folgendes: a o TS TS O a o TS o M 1. Flagellatae. * 16. P. Kawraisk/ji Schmidle . . v s 1. üryptomonas erosa Ehrenb. . — s 17. P. Boryanuni (Turp.) Menegh. h ,v 2, Phacus pleuronectes Duj. . . — s 18. P. Boryanuni var. longicorne Reinsch h V 3. Euglena viridis Ehrenb. . . 4. Trachelonionas volvocina var. minima Lemm s s 19. var. divergens Lemm. . 20. P. duplex var. pulchrum Lemm. s V s V 5. T. hispida (Ehrenb.) Stein , — s 21. Oocystis lacustris Chodat . . — s 2. Chlorophyceae. 6. Gonium pectorole Muell. . . 7. G. sociale (Duj.) Warm. . . 8. Eudorina elegans Ehrenl). . . s V s 22. 0. pelagica nov. spec. . . . 23. iJictyosphaerium pulchellum Wood 24. Kirchneriella /«nar/s Schmidle s V s s 9. Pandorina Morum (Muell.) 3. Conjugatae. Bory 10. Spondylo)noruin Ljuaternarium Ehrenb s s 25. Closteriuni striolatuni Ehrenb, 4. Peridiniales. s 11. ScenedesnivR quadricauda (Turp.) Breb 12. Sc. obliquus (Turp.) Kuetz. . 13. Coelastrwii microporum Naeg. 14. C. reticulatum (Dang.) Lemm. V s s V s 26. Glenodiniwn foliaceum Stein. 27. Peridinium divergens var. Le- vanderi Lemm o. Silicoflagellatae^). s h 15. Pediastruin integrum Naeg. var. Braunianum (Grün.) Nordst. . s 28. Ebria tripartita (Schum.) Lemm s 1) Ber. der Deutschen Bot. Ges. 1900. Heft 3, S. 94 ff. und Forschungsber. der biol. Station in Plön. 8. Theil, S. 78—79. 2) Die Gruppe der Silico flagellatae theile ich ich folgendermassen ein: I. Ord. Siphonotestales nob. : Gebäuse aus hohlen Kieselbalken bestehend, ring-, hut- oder pyramidenförmig. Farn. Dictyochaceae nob.: Zellen mit einer Geissei. Gatt. Mesocena Ehrenb., Dictyocha Ehrenb., Distephanua Stöhr, Cannopilus Haeckel. Beiträge zur Kenntiiiss der Planktonalgen. 93 Ö o a o J4 o 6. Bacillariales. 52. N. sigma (Kuetz.) W. Sm. . s , 29. Melosira granulata (Ehrenb.) Ealfs^) V h h s S V V V V s 53. Cymatopleura Solea var. api- culata Ralfs 54. Surirella biser iaia (Ehrenb.) Breb s 30. M. distans (Ehrenb.) Kuetz.*) S 3 1 . Cyclotella Meneghiniana Kuetz . 32. Stephanodiscus Hantzschü var. pusillus Grün 55. -S. Gemma Ehrenb 56. S. ovalis var. ovata (Kuetz.) V. H s s s ^ 33. Coscinodiscm subtilis Ehrenb. 34. Chaetoceras decipiens Cleve und Varietäten 35. Grammatophora marina (Lyngb.) Kuetz 57. pinnata (W. Sm.) V. H. 58. var. minuta (Breb.) V. H. 59. Campylodiscus clypeusEhr enh. 60. C. noricus Ehrenb V s 36. Diatoma elongatum Ag. . . . s V 37. Fragilaria virescens Ealfs. . — V 7. Scüizophjceae. 3S, F. capucina Desmaz 39. F. nmtahilis Grün 40. F. construens (Ehrenb.) Grün. 41. Synedra ülna (Nitzsch) Ehrenb V s s V V s V s V 61. Chrooeoccus litnneticus Lemm. 62. — — var. subsalsus Lemm. . 63. Dactylococcopsis rhaphidioides Hansg h g V s 64. Polycystis viridis Ä. Br. . . 65. P. aeruginosa Kuetz 66. P. incerta Lemm 67. Gomphosphaera lacustris var. compacta Lemm 42. Navicula radiosa Kuetz. . . 43. xV. rhynchocephala Kuetz. . . 44. A'. viridis (Nitzsch) Kuetz. . 45. Amphiprora alata Kuetz. . . s : — S V V V V ,— 46. Amphora ovalis (Breb.) Kuetz. 47. var. Pediculus (Kuetz.) V. H.2) s Y 68. Merismopedium glaucum (Ehrenb.) Naeg 69. M. tenuissimum Lemm. . . . S ! — s , — 48. NitzschiaPalea (Kuetz.)Yf.Sm. — V 70. Lyngbya limnetica Lemm. . . s — - 49. N. acicularis (Kuetz.) W. Sm. — A" 71. L. lacustris Lemm — V 50. A^. curvirostris var. delica- tissima Lemm 51. N. sigmoidea (Nitzsch)W. Sm. : s V 72. L. contorta Lemm 73. Aplianizomenon flos aquae Ralfs V s V Ein Yergleicli dieser Liste mit meinen früheren Angaben lehrt Folgendes: a) Es bestätigt sich zunächst das Fehlen von Dinobryon, Mallo- monas, Synura^ Uroglena etc. Indessen ist daranf wohl kein grosses IL Ord. Stereotestales nob.: Gehäuse aus soliden Kieselbalken bestehend. Fam. Ebriaceae nob.: Zellen mit ZAvei Geisselu. Gatt. Ebria Borgert. Eine ausführliche Zusammenstellung der einzelnen Arten werde ich im uächstet'ors im brackisclicm Wasser eine Reilie brauner Flagellaten gefunden worden sind.^) Es sind folgende: 1. Hymenomonas roseola Stein (Löfö), 2. Si/nura uvelUt Ehrenb. (I^^sho-Buclit), .'}. D. Sertularia Ehrenb. (Esbo - Bucht), 4. Uroglena volvo.r Ehrenb. (Löfö, Kamsö- Sund), 5. Cri/ptomonas ovata'^) Ehrenb. (Ijöfö, Ranisö-Sund). b) Auffällig ist ferner das Vorkommen von Eudorina und Pan- dorina^). sowie das reichliche Auftreten von Pediastrum und Scene- d€s?nus. Es liegt die Vermuthung nahe, dass diese und andere Grün- algen von den Mündungen der grösseren oder kleineren Flüsse aus in das brackische resp. salzhaltige Wasser gelangen. Umgekehrt kommen natürlich auch Salzwasserformen mit in die Flussmündungen. Regelmässig fortgesetzte Untersuchungen der Mündungsgebiete würden wohl genauere Aufschlüsse ül)er diese Verhältnisse geben. Bislang fehlen eingehende Angaben darüber fast ganz. • c) Es fehlen auch im Kyck viele Bacillariaceen ) ,,copiosissini(^" ge- funden worden ist. Die Darstellung der Entwickelung eines Sporangiums. die ich hier gebe, ist nur annähernd vollständig, obwohl ich lange Zeit ge- braucht habe, um das Uutersuchungsmaterial zusammenzubringen. So häufig die Sporangien für den zu finden sind, der die Standorte und die Lebensgewohnheiten der Art kennt, so selten trifft man den- noch die Plasmodien. Das liegt vor allem daran, dass das Plasmodium die (.-{ewohnheit hat, bis unmittelbar vor der Fructification im Holze zu bleiben und nicht erst, wie wir es von Fub'go, manchen Arten von Physarmn^ von Leocarptis und Stemonitis kennen, einen halben Tag oder länger herumzukriechen, bis es einen geeigneten Platz für die S])orenbildung gefunden hat. Die Cribrariaceen scheinen über- haupt während der vegetativen Lebenszeit das Innere des Holzes nur selten zu verlassen. Ich erinnere mich nur einmal, das grüne Plas- modium von Cribraria aurantiaca am Licht herumkriechend gefunden zu haben. Es bildete ein Netz von stärkeren und feineren Adein, genau so, wie die Plasmodien der Physaraceen und Stemonitaceen. Die in der Entwickelung begriffenen Sporangien habe ich mit verschiedenen Fixirungsflüssigkeiten, auf deren Wertli ich am Schluss eingehen werde, gewöhnlich im Walde an Ort und Stelle getödtet. Meiner Erfahrung nach ist dies die beste Methode. Einige Male habe ich die herauskommenden Plasmodien erst nach Hause gebracht und dort fixirt; die Entwickelung wird dann aber durch die fort- gesetzte Erschütterung beim Transport leicht beeinträchtigt. Wenn man Stadien verschiedenen Alters haben will, niuss man im Walde die Reifung abwarten und die Sporangien in bestimmten Zeitab- schnitten tödten. (rlücklicher Weise ist man eines allzu langen Wartens oft dadurch überhoben, dass sich unter einer heraus- kommenden Schar von Sporangien gewöhnlich ältere und eben er- scheinende befinden. Immerhin stellt es si(^h häufig bei der späteren Prüfung des fixirten Materials heraus, dass bestimmte, für den Ent- lO'J K. .Iaiin: \vick('luimsi; StiiduMi ,i;er;ido nicht vorhcuulcu sind. — Jii der Ausbildung- dos .S|)orangiuu)s verhält sich Dictydium ganz anders wie die Stemonitaeoen. Das Plasmodium erscheint :iuf der Obei'Häche des llulzes in y.aidreichen kleinen, breit aufsitzenden schwarzblauen Tröpfchen, den AnLigen der Sporangien. Jedes von ihnen schmirt sich nach einiger Zeit unten in unregelmässiger Weise ein, so dass es als ein dunkler lvlunip(m schief auf einem dicken Sticde zu sitzen scheint. Man be- greift bald, dass diese Erhebung der Plasmakugel nur dadundi zu Stande kommt, dass die feine Haut, die rings die Kugel umgab, unten stark gefaltet worden ist und durch ihre Verengerung die l'lasniakugel etwas nach oben gedrängt hat. Allmählicli wird der Stiel länger und natdi oben hin dünner, auch der Umfang der Plasma- kugel verringert sich. Niemals aber setzt sich auch während der weitereu Entwickelung der Stiel in der Mitte der Plasmakugel an und trägt diese aufrecht; das Plasma hängt immer seitlich am Stiele herab (Fig. .'>). Wenn man ein im Entstehen begritt'enes Sporangium einbettet und in Längs- oder Querschnitte zerlegt, so sieht man, dass der Stiel sich nicht in das Innere des Plasmaballens fortsetzt. Es kann also die Ausbildung des Sporangiums nicht in der Weise erfolgen, dass wie bei den Stemonitaceen das Plasnui an dem in seinem Innern neugebildeten Stiele emporkriecht, sondern nur durch die Zusammen- faltuug der ballonartigen, die Plasmakugel zunächst umgebenden Membran, und zwar muss die Zusammonschuüruug natürlich an der Uebergangsstelle der Kugel in den Stiel erfolgen. Für die Beschaffenheit der Menibr und 11 geben ein Bild der Stielwand wieder. Wie man sieht, ist sie in eigen- rhümlicher Weise zusammengefaltet und gekräuselt. Betrachtet man nun den Stiel eines Exemplars, dessen dunkle Farbe durch Chromsäure zerstört ist, bei stärkerer A^ergrösserung — am besten nach Aufhellung in Xylol — so sieht man, dass in der Stielwandung eine grosse Anzahl dunkelgrauer Linien vorhanden ist. Myxoniycetenstudien. 1()3 Sie be.yiiinen, wie Fij^'. 5 zeigt, schon nm Grunde und gehen auch auf die Wandung der Plasmakugel über, wo sie in ähnlicher Weise verlaufen, wie später die Spangen des fertigen Sporenkörbchens, nur dass sie schon nm Aequator des Kügelchens aufhören. Allerdings verwischen sich im Stiel oft die Cfrenzen der dunkeln Linien, weil sie bei der Zusammenstellung eng zusammengedrängt werden; als Linien zwischen ihnen treten dafür die scharfen Conturen der Meni- branfalten hervor. An der Einschnüruneleimt sind. Wenn der Stiel seiner Vollendung entgegen geht, werden keine ]jeisten mehr anoeleot. Fs finden sich zwar noch Körnchen auf der Innenseite der zarten Membran, wie überhaupt im ganzen Verlaufe des Stiels auch zwischen den Leisten hier und da Granula angeklebt werden, aber diese sind wohl nur zufällig haften geblieben. Die Membran sieht in Folge dessen viel zarter aus als sonst (vergl. den Querschnitt Fig. 11), sie ist bei der Einschnürung viel tiefer und unregelmässiger gefaltet und oft ein paar Mal gedreht. Wenn die Einschnürung vollendet ist, biegt sich der Stiel hier unter der Last der Plasmakugel und bildet so die zierliche Aufhängung. Auf der Innenseite der Kugelmembran sind aber inzwischen die Körnchen aufs Neue zu Reihen zusammengetreten, die regelmässiger sind als sonst. Sie betheiligen sich hier in eigenthümlicher Weise an der Bildung der Spangen des Sporenkörbchens. Ich will diese Körnchen, die bei der Entwickelung der Sporangien eine so merkwürdige Rolle spielen, Dictydinkörnchen nennen (to öih- Tvov das Netz), da sie bei der Bildung des Netzes der Oribrarien und 104 E- Jahn: Dictydieii betheilii;t sind. Sic sind übrigens iiiidit nur im Plusinodiunt vorliandun, sondern ancli noch an den reifen Sporanj;ien erkennbar. Schon CORDA ("i. IV., S. 35; spricht z. B. bei ('ribraria macrocarpa von der .,färl)enden kh^inkörnigen Snbstanz der Cyatliodienhant" und Wildet die Körncln'n anf den Knoten der Cribrarieri deutlidi ab. Lister (8, S. HUJ) nennt sie ansdriicklich „plasniodic granulös", s])richt also die Identität der Körnchen mit (Umi (Iranulis des Plasmas schon aus. Auch ihr Vorkommen in den Sporen von Dicüjdimn hat Lister schon anf Tafid LVI seiner Monographie abgebildet. Was sind die Di c tyd i nk ör n er? Im Plasma eines lebenden Sporaugiums, das man zerdrückt, Hutiien sie als eine Unzahl schwarzer Körnchen hin und her. Das Plasma selbst ist in dünneren Schichten farblos, in dickeren schön blau gefärbt, unten der Stiel, soweit er schon ausgebildet ist, eigen- thümlich violett und an einigen Stellen deutlich roth. Wenn man Kalihume zusetzt, wird gerade der Sti(d schön blau, aber die Plasma- kugel wird missfarben, dur(;h Salzsäure uud Essigsäure wird dagegen der Stiel lebhaft roth. Durch Behandlung mit solchen Reagentien wird der duijkle Farbstoff' der Dictydinkörner schnell zerstört, und sie selber werden im körnigen Plasma unsichtbar. Auch in solchen Exemplaren, die ich in Alkohol oder Glycerin aufbewahrt hatte, waren sie nacii einigen Tagen nicht mehr zu finden und konnten nur künstlich durch Zusatz von Farbstoffen wieder sichtbar gemacht werden. In (irlycerin und Alkohol treten aus dem Plasma Wolken eines bräunlichen Farbstoffes heraus. Von dem Alkoholextract sagt schon ZOPP (15, S 76), dass er durch Säuren in ein leuchtend mennigrothes Pigment verwandidt werde, das durch .Vlkalien seine Farbe wieder erhalte. Diese Thatsachen lege ich mir so zureclit. dass im Plasjua ein l»lauer Farbstoff' vorhanden ist, der von den Dictydinkörnchen reich- lich aufgenommen wird. Er erhält in diesen Körnchen, und nament- lich sobald sie vom Plasma zum Zweck der oben beschriebenen Spangenbildung abgeschieden Averden. eine röthliche Färbung. Im Plasma wird der Farbstoff' bdcht zerstört, in den Körnchen und in der Membran, die ihn auch aufnimmt, ist er haltbarer. Durch Säuren wird er immer roth, durch Alkalien entweder violett oder rein blau. Das von den Dictydinkörnchen schon längere Zeit aufgenommene Pigment wird durch Alkalien nicht wieder blau, sondern höchstens bläulich-violett. Au(di alte trockene Sporangien zeigen noch ähnliche Färbungen. Wenn man den Stiel eines Jahre lang aufbewahrten Sporaugiums in Kalilauge quellen lässt, Averden die Körnchenstreifen roth, die dazwischen liegende ausserordentlich (juellbare Membran Myxomycetenstudien. IQ.") blauviolett; tlurcli Säuren g'eht die Färbimg sogleich in Roth über und verschwindet nach einiger Zeit. Manchmal erhält man soffar einen schönen blauen Farbenton in der wolkig aufquellenden Mem- bran; darin verlaufen dann die Körnchenreihen als röthliche Linien. Ebenso wie die Dictydinkörnchen aus dem Plasma Farbstoffe an sich ziehen, nehmen sie nach der Entfernung dieses leicht zerstör- l)aren Pigments durch die Fixirungsmittel jeden anderen Farbstofi". namentlich alle sogenannten Kernfarbstofie, mit Be2:ierde auf. Als ich die ersten unreifen Sporangien gesammelt und eingebettet hatte, um die Kerne zu färben, machte ich die Erfahrung, dass die Kern- färbung hier nicht so leicht war wie bei anderen Myxomyceten. Nach der Alkohol-Sublinnitiixirung färbten sich immer nur die Dictydin- körnchen deutlich, die Kerne waren nicht zu sehen. El)enso nahmen sie Fuchsin, Safranin, (lentianaviolett und Rutheniumroth auf. Wenn man Fuchsin und .lodgrnn gleichzeitig zusetzt, wird das Plasma roth und die Körnchen grün. (ielingt es, die Kerne gleichzeitig zu färben, so werden bei der Anwendung von Safranin-Gentianaviolett die Dictydinköruer roth, das Chromatin der Kerne blau. Die Körner verhalten sich also i>-enau so wie sonst die Nucleolen der ruhenden Myxomycetenkerne. Nach den überzeugenden Ausführungen ALFRED FiSCHER's (5. bes. S. 110) ist es wohl überflüssig, noch hinzuzusetzen, dass all diese Färbungen nur für das physikalische Adsorptionsverniögen der Körnchen, nicht für ihre ( hemische Beschaffenheit sprechen. Immerhin war zunächst .für mich der Gedanke nicht abzuweisen, dass in den Körnchen Eiweissverbindungen enthalten seien, wenn auch ihre Thätigkeit bei der Membranbildung nicht dafüi- .spricht. Mit dem MiLLON'schen Reagens geben sie aber gar keine Färbung, während die ringsum liegenden Plasmareste ziegelroth werden. Mit .lod werden sie allerdings schwach gelb, aber offenbar nur, weil sie von der .lodlösung (hirchträukt werden. Das Plasma etwa in der Nachbarschaft liegender Sporen zeigt einen ganz anderen bräunlichen Farbenton. Um Eiweissverbindungen handelt es sich also jedenfalls nicht: das Verhalten gegen Farbstoffe erweist sich hier überhaupt als un- geeignet, einen Aufschluss über die chemische Natur der Dictydin- körnchen zu geben. Es bleibt noch ein zweiter Weg übrig, die Prüfung der Wirksamkeit von chemisch verändernden oder lösenden Reagentien. Aber auch da zeigen sie eine merkwürdige Resistenz, Kalilauge bringt diejenigen des Plasmas zunächst zur Quellung, selbst concentrirte löst sie aber nicht. Wenn man Schnitte durch die Plasmakugel eines halb erwachsenen Sporangiums, deren Körn- chen vorher mit Safranin behandelt sind, mit Kalilauge behandelt, löst sich ]iach einiger Zeit die dünne Plasmaschicht völlig auf; die KX; E. Jahn: Ivörncheii alicr werden nur heller iiiid bleiben Meutlich liesen. da die Safraninfiirbniiii in der Kalilauge nur langsam ausbleicht. Ebenso verschwinden die aus den Körnchen gebildeten S]»angeii erst nach längerem Liegen, während die Haut, auf der sie angereiht sind, sehr schnell vergtdit. Beiin l^eginii der Einwirkung der Lauge (|U(dleii die Spangen stark auf und die Körnchen werden heller und deut- licher. Die dunkcdn Körnchenreihen alter Stiele bleiben aucli nach längerem Liegen und Kochen in Kalilange noch deutlich erhalten und erscheinen höchstens etwas mcdir aufgequollen als voi-her. Auch starke Säuren vermögen ihnen nichts anzuhaben. Man kann reife Sporangien Tage hindurch in concentrirter Schwefelsäure liegen lassen, die Körnchenreihen im Stiel bleiben in der alten Anordnung liegen. Die kleineren Körnchen auf den Spangen werden heller und verschwinden schliessliidi. weil die Membran, auf der sie sitzen, sich auflöst. Ueber die chemische Beschaffenheit kiinii man aus diesen Ver- suchen wenig entnehmen. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es sich trotz des Fehlens der charakteristischen Reactionen um eine der Cellulose verwandte Substanz handelt. In Wurzeln und im Kindengewebe finden sich bisweilen Zell wände, deren Cellulose so juodificirt ist. dass sie gegen starke Säuren und Alkalien eine er- staunliche Widerstandskraft zeigt. Bei den Untersuchungen über die Körnchen hatte ich zugleich Gelegenheit, die Reactionen der Membran kennen zu lernen, die vom Plasma abgeschieden und zum Stiel zusammengefaltet wird. Schon WiGAND und DE BARY hab(m gefunden, dass namentlich die jungen Membranen von Trichien und Stemoniteen leicht eine Cellulosereaction geben. Bei alten Exemplaren von Stemonitis fusca (Nr. 'i, S. 21)2) giebt dei' farblose Hypothallus mit Jod und Schwefel- säure sogleich eine schöne Blaufärbung. Bei DicUjöimn und Orihraria habe ich eine solche Reaction niemals erhalten können, auch dann nicht, wenn rhitzt werden, ver- schwinden sie schliesslich gänzlich. Dabei zeigt die Stielhaut immer eine grössere Resistenz als die Membran der Spangen. Farbreactionen irgend einer Art sind bei ihr aber nicht zu erhalten. Wie die Dictydinkörnchen aus dem Plasma abgeschieden werden, weiss ich nicht. Das vegetative Plasmodium lässt sich, wie schon oben gesaot, ausserhalb des Holzes nicht beobachten. Die heraus- kommenden Tropfen enthalten Körnchen sehr verschiedener Grösse, die zwischen unmessbarer Kleinheit und etwa 3 h schwankt. Di<> Myxomycetenstudien. ]<)7 grössteii Körner gelangen znerst bei der Leistenbildung im Stiel zur Verwendung, die kleinsten, meist 1 jx grossen bleiben bis y.ur Sporenbildung übrig und werden den Sporen einverleibt. Sie sind dort in wechselnder Zahl vorhanden, bisweilen kann man zwölf zählen, bisweilen sieht man in einer ganzen Anzahl keine oder «ranz wenige. Auch liier hat man den Eindruck, so weit die Kleinheit der Sporen überhaupt eine sichere Deutung gestattet, als ob die Körnchen der Membran angeklebt wären (Fig. 18). Ol» sie von den Schwcärmern, die aus den Sporen austreten, mit- genommen Averden. oder an der Haut haften bleiben, kann ich wiederum nicht sagen. Bisher liat Niemand die Keimung der Sporen einer Cribrariacee beobachtet, _und mir ist es ebenso wenig gelungen. Es giebt bestimmte Gründe, auf die ich in einer späteren Mittheilung eingehen werde, dass die Sporen ihre Keimungsfähigkeit nicht sehr lange behalten. Aber einige Vorversuche, die ich in diesem Herbst mit frischen Sporen gemacht habe, sind ebenfalls ergebnisslos ge- wesen; icli verschiebe deshalb weitere Versuche anf den nächsten Sommer. Mir erscheint die Ansicht als die wahrscheinlichste, dass wir in den Körnchen iS'eben])roducte des Stoffwechsels voi- uns haben, die al)er bei manelien Arten der Gruppe, vor allem bei Diciydium ., eine wichtige Verwendung gefunden haben. Bei den Organismen, von denen die Myxoniyceten wahrsclieinlich herzuleiten sind, bei den Bhizopoden. sind ähnliche Inhaltsköi'per des Plasnuis. die zum Stoff- wechsel in Beziehung stehen, mehrfach bekannt. Es sei z. B. an die Glanzk<")rper von Pelomyxu palustris erinnert. STOLf (Nr. 13) hat vor Kurzem gezeigt, dass in ilmen bei reichlicher Ernährung Glycogen gespeichert wird, während ihre Membran aus einem in Säuren schwer lösbaren, nur in Kalilauge verschwindenden Stoffe besteht. Bei den Pflanzen haben namentlich die Cellulinkörner der Saprolegnien mit den Dictydinkörnern eine gewisse Aehnlichkeit. auch was das Verhalten gegen Säuren und Alkalien betrifft. Nach den Angjiben von PßlNGSHEIM (Nr. 11) unterscheiden sie sich indessen wesentlich dadurch, dass sie Farbstoffe fast gar nicht speichern. Ob dieser Unterschied so wesentlich ins Gewicht fällt, ist nach den Bedenken, die Alfred Fischer und van WisSELINGH (Nr. 14, S. 222) gegen die Pärbungsreactionen vorgebracht haben, wohl zu bezweifeln. Bei einem reifen Sporangium von Dictudium sind die Körnchen der Innenseite der Spangen angeklebt. Sie bilden dort aber nur eine innere Schicht, während die Spangen selbst aus der ausgefalteteu, verdickten Membran bestehen. Die Bildung der Spangen verläuft eigeuthümlich. Man sieht die Membran der Plasinakugel, die sich zur Sporenbildung anschicken 108 E. Jahn: will, Uli doli ^Ieri(lianlini(Mi, \vu die Öpaii^cii entstml»ran, die in Folae der Präparatioii vom Plasma etwas abgelöst ist, fest/nsetzen. Die Kerne, die in zahlloser Menge über das Plasma vertlieilt sind, halten sich dem Anschein nacli während des Zusanimenströmens dov Körnchen etAA'as ferner. Nnr lüuihst selten findet man einige, die in die Hänfen ) sieht man, dass die durch den geschilderten Voryang (>ntstandenen Iveisten einen dreieckigen Querschnitt haben. Auch in älteren Stielen nehmen die Körnclien nocli mit grosser Begier Farbstoffe auf. Die Substanz, mit der sie verklebt sind, sind Plasmareste, wie man an der Färbung jugendlicher Leisten deutlich erkennt. Was liat jnni die Anlage dieser Körnchenleisten fiir eine Be- deutung? Es liegt nahe, zunächst an eine meclianisclie Function zu denken. Gewiss dienen sie auch zur Verstärkung der Biegungsfestigkeit des Stengels. Wenn man sich den ]5ogen des in Fig. (i dargestellten Querschnitts zu einem Kreise ergänzt denkt, so bilden die Leisten ein ähnliches System von Trägern, wie die Bastrippen auf dem Querschnitt eines Monokotylenstengels Oben an der Aufhängungs- stelle fehlen ilie Leisten (Fig. 11) in der Membran: hier wird auch der Stiel unter der Last der daranhängenden Plasmnkugel uni- geknickt. Es scheint den T^eisten aber noch eine andere Bedeutung zuzukommen. Sie s])ielen bei der Finfaltung der Membran eine Bolle. In Fig. 7 ist ein Querschnitt durch die Einfaltungsgegend eines in der Bildung begriffenen Sporangiums dargestellt, in Fig. 8 ein Schnitt durch dasselbe Sporangium, der aber etwas tiefer liegt. Man sitdit auf der linken Hälfte des obtn-en Schnitts die Leisten regel- mässig vertlieilt; es sind diejenigen, die vom Stiel aus sich über den Rücken der Plasniakugel fortsetzen. ])ie Plasmakugel des durch- schnittenen S])orangiums hat nach rechts hin übergehangen, anf dieser Seite können, was sich aus dem Vergleich mit Fig. b ergiebt, keine Leisten mehr getroffen sein. Der untere Schnitt dagegen (Fig. 8) hat in der Mitte gerade noch einige Körnchenleisten in der „Gurgel" des überhängenden Köpfchens gestreift. Bei ihm sind schon, wenn auch ganz schräg, wiedergiebt, erhalten. Die Leisten sind dann vollständig an oder über einander geschoben. Natürlich kann die Ursache dieses Vorgangs nicht in der Cohäsion des Wassers, überhaupt nicht in rein physikalischen Kräften gesucht werden. Die Ziisammenhaltung wird vielmehr vom lebenden Plasma bewirkt. Ich will hier nicht darauf eingehen, wie der Process im Einzelnen verläuft. Die dabei vorkommenden Bewegungen und Contractioneu des Plasmas sind sicher sehr verwickelter Art. Es ist auch schwer, sich ein Bild von den auf einander folgenden Erscheinungen zu machen, weil man bei der Undurchsichtigkeit des Plasmodiums uur einzelne lietödtete und aufgehellte Partien untersuchen kann. Ich behalte mir eine ausführliche Darstellung der hier auftretenden merkwürdigen Strang- und Kuotenbildungen, die ich gleich erwähnen werde, für später vor und will nur auf eines aufmerksam machen. Schon früher wurde einmal die Einfaltung der Plasmamembrau zum Stiel mit der Einfaltung des Stoffes eines Regenschirms ver- glichen. Die Zusammenlegunij; des Stoffes wird dort in der Weise geregelt, dass in bestimmten Abständen stehende Metallspangen zu- sammengezogen werden. Jedenfalls bedarf auch bei Dict;jdium die Einfaltung einer Regulirung. Störungen in der Faltung werden Krümmungen zur Folge haben. Dadurch wird die Aufgabe des Stiels, die in der Emporhebuug des Sporenkörbchens in die Luft besteht, gehindert. An der regelmässigen Yertheilung der Faltung über die ganze Membran sind augenscheinlich die Körnchenleisten betheiligt. Der Vorgang verläuft bei dem grössten Theil aller Exemplare, die man untersucht, so regelmässig, dass Querschnitte durch den Stiel annähernd einen Kreis geben. Es kommen aber auch gestörte Einfaltungen und damit im Zusammenhang stehende Krümmungen vor. Auch Torsionen, bald rechts, bald links verlaufend, siud zu beobachten; sie sind aber immer sehr gering. An der Spitze des Stiels dagegen, an der Aufhängungsstelle, geht die Einfaltung olme Leisten vor sich. Sie verläuft dann (vgl. den Querschnitt in Fig. 11) ganz unregelmässig und führt auf kurzen Strecken (vgl. Fig. 14) zu mehrmaligen Torsionen. Auch das spricht für die Bedeutung der Leisten als Regulatoren der Faltung. Man kann sich auch ungefähr eine Vorstellung davon machen, wie das Plasma die Haut zusammenzieht. Es treten nämlich in seinem Innern eigenthümliche Knoten und Stränge dichteren, stark färbbaren Protoplasmas auf, die mit der Contraction im Zusammenhang stehen. Sie finden sich in der Einfaltungsgegend aller Sporangien wieder, die man durchschneidet. Der Knoten, der Mittelpunkt der 1 ll' E. Jahn: Straughilfluny, lieii-t g-ewölmlicli über der „durgol" und entsendet von hier aus (wie Fig. 7 zeigt) Stränge, die 'dhor sehr dentlicli nur nach der Stielseite, also ihn' Rückseite des K<)])t'cheiis. iKMVorzutreten pflegen. Sie verhiiifen innner schräg nach oben. In der Fig. 7 sind deshallt diejenigen, die in (Um' l<]hetn> des Schnittes vom Knoten ab- gehen, weggescluiitten . diifiir kommen al»(»r in einiger Entfernung nach dem Knmle liin neue zum Vorschein, liii' Kmh^ am Rande ist ebenfalls wieder weggeschnitten. Wenn nnin nun solche Strände so weit wie möglich verfolüt, so sieht man mehr oder mindtu' klar, dass sie immer zu denjenigen Stellen der Membran hinführen, an denen keine Körnchen sitzen, die also zur Faltung bestimmt sind, in ihrer Fortsetzung erscheint das Plasma dünn . von der Membran zieht es sich bei der Präparation stärker zurück als dasjenige, das mit den Körnchen in Verbindung steht. Zu den Leisten aber ziehen immer breite Bänder von Plasma, das die gewöhnliche Dichte und Färbbark eit besitzt. Die Stränge sind das Zeichen einer (-ontraction; ihr Mittelpunkt ist der Knoten. Dabei wird dafür gesorgt, dass das Plasma mit den Körnchenleisten länger in Yerbindung bleibt, damit die Falten regel- mässig zwischen ihnen entstehen. So sind wohl die Plasmaschichten, die zu den Körnchen führen, zu deuten. Da die Einfaltunii' lano-sam nach oben fortschreitet, müsste der Strangknoten ebenfalls aufwärts steigen, um seine Thätigkeit fortzu- setzen. Das scheint aber nicht zu geschehen. Statt dessen sieht man über ilmi häufig die Anlage eines neuen Knotens, der zunächst noch klein bleibt, aber deutlich seine Stränge auszusenden beginnt, wenn er in die Nähe der Einschnürun<>sgeoend gerathen ist. Die Kerne von Dictijdimn wurden schon gelegentlich erwähnt Sie sind ausserordentlich klein, der Durchmesser ist nur wenig über 2 /* lang. Fm Innern erkennt man wirre Fäden von Chromatin, der Nucleolus ist oft deutlich sichtbar. Nach derFixirnng mit alkoholischer Sublimatlösung, die sich sonst für Myxomyceten wohl empfiehlt, ge- lans; es mir mit keinem Farbstoff, sie sichtbar zu uuichen. Auch bei sorgfältiger Difi'erenzirung behielten nur die Dictydinkörnchen den Farbstoff, das ganze übrige Plasma zeigte (dine Unterschied einen gleichen helleren Farbenton. Erst nach der Anwendung der FLEMMING'schen Fixirnugsflüssigkeit glückte mir eine deutliche Kern- färbung, sowohl mit Hämatoxylin wie besonders mit Safranin und Gentianaviolett. Wenn man die Schnitte mit Safranin beliebig lange gefärbt und mit Salzsäure-Alkohol differenzirt hat, genügt ein kurzes Eintauchen in Crentianaviolett, um eine Kernfärbung zu erzielen. Kerntheilungen, besonders die vor der Sporenbildung stattfindende Karyokinese, die bei allen bis jetzt untersuchten Myxomyceten auf- Myxomyceteiistudien. 1 \ ti gefunden ist. habe ich nicht beobachten können. Ich habe viel Zeit tiarauf verwandt, solche Sporangien, die mir gerade im Kerntheilungs- stadium zu sein schienen, in Schnitte zu zerlegen und zu färben. In allen fanden sich nur ruhende Kerne. Für oder gegen das Vor- handensein der Kerntheilung in der Sporenbildung lässt sich daraus nichts folgern. Wahrscheinlich habe ich gerade dies schnell vorüber- gehende Stadium zufällig nicht tixirt. In neu gebildeten Sporen sind die Kerne besonders leicht zu färben. Sie liegen in der Mitte, um sie herum die für die Spore bestimmten Dictydinköruer (vergl. Pig VI). Auch in reifen Sporen eines nicht zu alten Sporangiums ist der Kern noch ungefärbt (Pig. l^^) als Bläschen im körnigen Plasma zn erkennen. In älteren Sporen. orangien erfolgt nicht durch Hinanfkriechen an einem Stiel, sondern durch Einschnürung der äusseren Membran. Hierbei finden Leisten, die aus den Dictydinkörnern aufgebaut werden, in merkwürdiger Weise Verwendung. Die Einschnürung wird vom Plasma aus durch Knoten und Stränge regulirt. Zweifellos bilden die Cribrariaceen also unter den Myxomyceten eine eigenthümliche Gruppe, die in gewisser Weise allen anderen Familien gegenüber gestellt werden kann. In der Systematik müsste dieser Gedanke deutlicher als bisher zum Ausdruck kommen, wenn auch Lister schon in seiner trefflichen Monographie darauf hinge- wiesen hat, dass für die Zugehörigkeit zur Familie der Cribrariaceen der Besitz von Dictydinkörnern entscheidend ist und nicht der Mangel des Capillitiums Solche Formen wie Tubulina und Licea^ die auch kein Capillitium haben, sind wahrscheinlich weder der Entwickelung, noch den fertigen Zuständen nach mit den Cribrariaceen verwandt. Und ebenso halte ich eine Beziehung zu den Trichien und Arcvrien, ]14 K.Jahn: Myxoniycetensturlieii. mit »leneii sie dif hellen S])oreii gemeinsam haben, für zweifelhaft. Nur aus (>ntwiekeluni;sjj;('SL'hiclitlichen Untersiichnns>'eu ist ein Aiif- schluss über ihre Verwandtschaft zu erwarten. PuTÜn. botanisches Institut der Universität. Verzeichniss der benutzten Schriften. 1. A. J)E IjARY. Die Mycetozoen (Schleinipilze). Zweite umge- arbeitete Auflage. Leipzig 186-I-. 1. CORDA. Icones fungorum hucust|ue cognitoruni. Prag. 1837 bis 1842. .'5. EHRENBERü. Sylvae mycologicae Berolinenses. Berlin 1818. 4. EnglER-PraNTL. Die natürlichen Pflanzenfamilien. Th. I, 1. .'). Alfred Fischer. Fixirung, Färbung und Bau des Protoplasma.s. Jena 18!>9. f). E. Jahn. Zur Kenutniss des Schleimpilzes Comatricha obtusata Preuss. Festschrift für ÖCHWENDENER. Berlin 1899. 7. Chr. LIPPERT. Ein Beitrag zur Biologie der Myxomyceten. Verhandlungen der k. k. zoologisch -botanischen (lesellschaft zu Wien. 1896. S. 23Ö. 8. ARTHUR Lister. A monograph of the Mycetozoa. London 1894. !►. ARTHUR Lister. Mycetozoa of Antigua and Dominica. Journal of botany. XXXVI. 1898. 10. Thomas H. MaCBRIDE. The North American slimemoulds. New- York and London. 1899. 11. N. PRINGSHEIM. Ueber Cellulinkörner, eine Modification der Cellulose in Körnerform. Ber. der Deutschen bot. Gesellschaft. Bd. I, 1883. 12. H. A. SCHRADER. Xova genera plantarum. Leipzig 1797. 13. A. STOLC. Beobachtungen und Versuche über die Verdauung und Bildung der Kohlenhydrate bei einem amöbenartigen Orga- nismus, Pelomyxa palustris Greeff. Zeitschr. für wissensch. Zoologie. Bd. G8, S. 625, 1900. 14. C. VAN WISSELINGH. Ueber den Nucleolus von Spirogyra. Bot. Zeitung. 1898. S. 221. 15. W. Zopf. Die Pilzthiere oder Schleimpilze. Breslau 1887. Paul. Sorauer: Intumescenzen an Blüthen. 115 Erklärnng der Abbildangeu. Fig. 1. Dictydiitm umhilieatwn. Normale Form des Sporangiums. (var. cancellatum Macbride). Vergr. 35 : 1. , 2. D. umbilicatum var. fuscum Lister. Vergr. 35 : 1. „ 3. D. umbilicatum var. anomalum. Vergr. 35 : 1. „ 4. D. umbilicatum var. fuscum List, in der Form D. venosum Schrader. Vergr. 35 : L „ 5. Entwickelungsstadium von D. umbilicatum var. cancellatum. Die Bildung des Stiels hat begonnen. Vergr. 40 : 1. „ 6. Theile eines Querschnitts durch die Stielwand eines reifen Exemplars. Vergr. 380:1. „ 7. Querschnitt durch die Einschnürungsstelle eines in der Entwickelung be- griffenen Exemplars (etwa im Stadium der Fig. 5). Vergr. 10U:1. „ 8. Ein eben solcher Querschnitt, ein wenig tiefer geführt. Vergr. 100 : L „ 9. Schnitte durch zwei eben angelegte Spangen eines jungen Sporenkörbchens. Die Membran ist noch erhalten. Vergr. 1000:1. „ 10. Theil eines Schnittes durch die Plasmakugel eines Exemplars, dessen Stadium dem in Fig. 5 dargestellten entspricht. Die Körnchen sammeln sich an der Membran zur Spangenbildung. Vergr. lOUO : 1. „ 11. Querschnitt durch den reifen Stiel an der farblosen Stelle in der Auf- hängungsgegend. Vergr. 360 : 1. „ 12. Zwei Sporen unmittelbar vor der Reife. Vergr. 1500:1. „ 13. Eeife Spore. Vergr. 1500 : 1. 14. Paul Sorauer: Intumescenzen an Blüthen. Mit einem Holzschnitt. Eingegangen am 22. Februar 1901. Im XYII. Bande dieser Berichte, S. 456, gedachte ich einiger Fälle von Intumescenzen an Blättern und Zweigen; die jetzige Xotiz stellt den ersten mir bekannt gewordenen Fall des Auftretens der- artiger Zellstreckungen an Blüthenorganen dar. Am 11. Februar d. J. erhielt ich aus einer der bekanntesten Orchideen-Gärtnereien eine Anzahl Blätter und Blüthen von Cym- hidium Lowi mit dem Bemerken, dass die Blumen wegen ihrer krankhaften Verfärbung nicht verkäuflich seien und dass wahrschein- lich die Ursache davon in fehlerhafter Anwendung des Schwefels zu suchen sei, der behufs Bekämpfung der auf den Blättern erschienenen schwarzen Flecke reichlich gebraucht worden war. Die genannten Blattflecke waren tiefbjaune, trocknende Stellen, die entweder als kleine Tupfen auftraten oder (durch Verschmelzung) Ber. der deutschen bot. GeseUsch. XIX. g 1 1ß Paul Sorauer: ziisaninieiihänoende iirössero Flächen dai-stellteii. Ihre Yertheiluiis: war meist unregel massig-; manclimal beobachtete man eine Längs- liälfte dos Blattes stark In'aunfleckig und die andere fast ganz fleckenlos Die weiteren anatomischen Verhältnisse brauchen hier nicht dargestellt zu werden, da zwischen dem Auftreten der Blatt- flecke und der intumescenzen an den Blüthenorganen ein ursäch- lichei- Zusammenhang bis jetzt nicht erkannt worden ist. 4 0 die Oberseite, U die Unterseite eines Perigonblattes von Üymbidium Lowi. e Epi- dermis, s jugendliche, s' ältere Intumescenz. g Gefässbündel mit gebräunten Ge- fässwandungen. Abbildung von Frl. Detmann nach der Natur gezeichnet. Letztere machten sich an den normal grossen, sonst gut aus- gebildeten Blüthen in Gestalt hell quittengelber oder gelbgrüner, geschlossener, halbkugeliger Höcker auf der Unterseite der Perigon- blätter und an der Fruchtknotenoberfläche bemerkbar. Am reich- lichsten fanden sie sich an den jüngeren, noch nicht entfalteten Blüthen der Spitzenregion des Blüthenstandes. Die äusseren Perigon- blätter litten mehr als die inneren, die Basis derselben mehr als die Intumescenzen an Blüthen. 117 Spitze. Diese drüsenartigen kleinen Auftreibuugen hatten nur in der Jugend eine glatte Oberfläche; an älteren Zuständen bemerkte man, dass sie in der Gipfelregion geplatzt waren, und sich dort unter fort- schreitender Verfärbung in's Braungelbe eine trichterartige Vertiefung zeigte, die an den ältesten Exemplaren bis zur vollkommenen Durch- löcherung des Perigonzipfels fortgeschritten war. Am Fruchtknoten und bisweilen noch am Blüthenstiel erscheinen die Intumescenzen in Form kleiner, leicht übersehbarer, meist glatter oder etwas rauher, wenig sich vertiefender Längsschwielen. Bau und Entstehung derselben stimmen mit denen auf den Perigonzipfeln überein. Von den Intumescenzen auf letzteren erhält man durch die vorliegende Zeichnung ein charakteristisches Bild. Man sieht hier die unterhalb der Epidermis der Unterseite eines Perigonblattes befindliche Zellschicht zu aufrecht stehenden, anfangs kuppig zusammengeneigten, keuligen Schläuchen ausgewachsen, die zunächst von der an der Streckung unbetheiligten braunwandigen, verquollenen Epidermis zusammengehalten werden. Nach Sprengung der Oberhaut weichen die nunmehr selbst derbwandig, tief braun und inhaltsarm werdenden Schläuche garbenartig aus einander. Der Vorgang der Ueberverlängerung ergreift allmählich immer tiefer liegende Zellpartien und kann sich schliesslich bis direct unter die Epidermis der Perigonoberseite fortsetzen, worauf eine Zerreissung der Oberhautzellen und damit eine wirkliche Durchlöcheruno: erfolgt. Bemerkenswerth ist das Auftreten der stärksten Intumescenzen in der Nähe eines Gefässbündels, dessen Scheidenzellen an der Ueber- verlängerung theilnehraen können. Es ist vielfach zu bemerken, dass derartige üeberverlängerungen von Zellgruppen besonders gern in unmittelbarer Nähe von Gefässbündeln sich bilden. Die ersten Anfänge der Intumescenzen Hessen sich an dem Fruchtknoten besser erkennen als an den Perigonblättern. Man be- merkt zunächst, dass an einer Stelle einige Oberhautzellen eine gelb- braune verquollene Wandung bekommen und ganz unmerklich über die Ebene der Umgebung hervortreten. Unterhalb derartiger Stellen ist das Gewebe noch vollkommen farblos, aber dichter gedrängt und reichlicher mit Plasma und ölig aussehenden Tropfen erfüllt. In einigen dieser Zellen hat bereits eine radiale Streckung stattgefunden, die bis zum steilen Aufrichten und einer Querfächerung sich steigert. Dieser Vorgang breitet sich allmählich auf die anstossenden Zellen, namentlich die dicht unterhalb der Epidermis liegenden aus. Die sich überverlängernde Schicht wird auffällig dickwandig und färbt sich kaffeebraun, während die zusammensinkende, verquellende Epidermis eine hellgelbbraune Kappe bildet. Die Verfärbung ist vom Verkorkungsprocess begleitet, und diesem ist es wahrscheinlich zuzuschreiben, dass an den noch nicht vollständig entwickelten und 8* 11^ Paul Soraubr: Intumescenzen an Blüthen. (lalior noch in Streckung befindlichen Organen die spröde gewordenen Zellpartien zerreissen und abbröckeln. Dadurch wird die trichter- förmige Vertiefung am Gipfel der Intumescenz eingeleitet. Dass derartige Wundstellen Einfallspforten für Pilze werden können, ist nicht zu bezweifeln. Man findet auch verschiedenartige, bisweilen keimende Pilzsporen nicht selten auf dem abgestorbenen Gewebe: indess ist im vorliegenden Falle kein Eindringen von Pilz- fäden (wahrscheinlich in Folge der frülizeitig eintretenden Ver- korkung der Membranen) nachzuweisen gewesen. Die Unverkäuf- lichkeit der Blumen beruhte auch nicht in dem Auftreten der In- tumescenzen, sondern in dem gleichzeitigen Vorhandensein von violettbraunen, anfangs durchscheinenden!, später undurchsichtig, braun und trocken werdenden Gewebestreifen, die meist als Saum- linien an einer oder beiden Seiten der äusseren Perigonzipfel sich bemerkbar machten. Ueber die Ursache der Bildung von Intumescenzen habe ich bereits in der früheren Mittheilung meine Ansicht ausgesprochen. Sitzuiif,' vom 29. .März 1901. 11<) Sitzung vom 29. März 1901 Vorsitzender: Herr L. KNY. Zu ordentlichen Mitgliedern sind proclamirt die Herren: Bubak, Dr. Franz, in Prag, Hinze, G., in Kiel, Johannsen, Dr. W. J., in Kopenhagen, Maire, R., in Nancy, Mikulowski-Pomorski, J., in Dublany, Seckt, Dr. Hans, in Berlin, Simon, Siegfried, in Berlin, Voss, W., in Kiel. Der Vorsitzende machte der (lesellschaft die Mittheilung, dass am 4. dieses Monats unser ordentliches Mitglied Herr Professor Dr. Carl Gramer in Zürich sein 70. Lebensjahr vollendet hat. Da dem Vorstande hiervon erst in letzter Stunde Nachricht zugegangen "war, konnte er dem hochverdienten Lehrer und Forscher nicht recht- zeitig durch eine Adresse seine (Glückwünsche zum Ausdruck bringen; seine Mitglieder mussten sich darauf beschränken, dies auf tele- graphischem Wege zu thun. Wir Alle wünschen dem Jubilar noch viele Jahre rüstigen Schaffens. Morgen werden seit der Gründung der K. K. Zoologisch -Bo- tanischen Gesellschaft in Wien 50 Jahre verflossen sein. Der Vor- stand hat derselben seine Glückwünsche in einer kurzen, kalligraphisch ausgeführten Adresse übermittelt, welche dem Vorsitzenden, Herrn Professor Dr. VON W^ETTSTEIN, übermittelt wurde und folgenden Wortlaut hat: Der K. K. Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien, welche während eines halben Jahrhunderts die Bedingungen und Erscheinungsformen des organischen Lebens in rastloser Thätig- keit erfolgreich erforscht und besonders die Kenntniss der reichen Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XIX. q 120 F. Czai'Ek: Flora und Fauna ihrer schöiuMi Hoiniatli wesentlich «••('fordert hat, .sendet /um Jubelfeste des r)()jährigen Bestehens die herz- lichsten Wünsche füi' weiteres fri'diliclies (Jedeihen Berlin, den -JT. März 1901, Die Deutsche Botanische Ges :!llschaft. S. SCHWENDENEE, L. KNY, z. Z. Präsident. z. Z. Vorsitzonrlcr der wisseiischaftl. Sitzuni'en. Mittheiluii2;eii. 15. F. Czapek: Der Kohlenhydrat -Stoffwechsel der Laub- blätter im Winter. Eingegangen am 1. März 190 . Durch eine Reihe von älteren und neue en Untersuchungen ist die Thatsache festgestellt worden, dass die den Winter über in unseren Klimaten persistirenden Laubblätter im Spätlierbste ihren Stärkegelialt verlieren und erst im Frühjahr neuerdings Stärke- körner in ihren Chloroplasten ausbilden. Dies w^urde bereits von E. MeR^) beobachtet (1876), für eine grössere Reihe von Pflanzen- arten von E. Schulz^) sicher gestellt und neuerdings von B. LlD- FORSS^) durch eine Reihe interessanter Beobachtungen und Betrach- tungen erläutert. LiDFORSS fand als allgemeine Regel, dass die Stärke selbst in den Schliesszellen der wintergrünen Blätter im mitteldeutschen Klima bereits im December völlig verschwunden ist. Durch Temperatur- erhöhung (indem man gänzlich stärkefreie Winterblätter in ein ge- heiztes Zimmer bringt) ist man aber im Stande, schon in wenigen Stunden eine erhebliche Stärkebildung in den Schliesszellen hervor- zurufen, und zwar auch im dunklen Räume. An den Winterblättern 1) E. Mer, De la Constitution et des fonctions des feuilles hivernales. Bulletin de la Soc. bot. de France. 23. Bd., S. 231—238 (1876). 2) E. Schulz, lieber Reservestoffe in immergrünen Blättern. Flora 18SS, S. 223 und 248. 3) B. LiDFORSS, Botan. Centralbl. 1896, Bd. 68, S. 33—44. Der Kohlonliydrat-Stoffwechsel der Laubblätter im Winter. 121 sind sowohl Scliliesszelleu, als Mesopliyllzellen sehr reich an Zucker. LlDFORSS stellte auch die interessante Thatsache fest, dass die Winterblätter nach Verwundung local in den um die Wunde lieruni liegenden Mesophyllzellen Stärkebildung erkennen lassen. Da nach Stahl's Untersuchungen die Spaltöffnungen der Winterblätter wäh- rend des iianzen AVinters geschlossen sind, so vermutliet LlDFORSS, . De- cember in mit Wasser gefüllten Krystallisirschalen in einem Metall- gefässe, welches stets rings von Eis umgeben war, verw^eileu. Die sorgfältig controlirte Temperatur schwankte zwischen 0" und-;-2°C. Unter diesen Temperaturverhältnissen war bei keinem Blatte die in Der Kohlonhydrat-Stoffwecliscl der Laubblätter im Winter. 123 ■eleu Blattzelleu gebotene Zuckerconcentratioii hinreichend, um Stärke- bildung eintreten zu lassen; es liegen also ähnliche Verhältnisse vor, wie sie bei den im Freien vegetirenden Winterblättern herrschen. Parallel diesen Versuchen mit Wasser bei Zimmertemperatur und künstlicher Abkühlung gingen nun Versuche mit Zuckerlösungen verschiedener Concentratioii. Zunächst wurden verwendet Rohrzucker- lösungen von 2, 5 und 10 pCt. Xach den Feststellungen WlNKLER"s wirkt eine Rolu'zuckerlösung von 10 pCt. bei — 20"^ C. nahezu optimal, und eine weitere Concentrationssteigerung liat nur relativ o-eringen EfPect. Der A'erlauf der Versuche, welche vom 1. — 16. De- cember abliefen, war folgender: 1. Zimmertemperatur von — 16 bis 18° C. 2 pCt. Rohrzucker: Die Schliesszellen der in Jod-Chloralhydrat untersuchten, vorher mit Alkohol ausgekocliten Blätter zeigten reich- lichen Stärkegehalt bei Scolopendrium , Hedera, Ruscus. Die übrigen Versuchspflanzen zeigten theils negative, theils schwach positive, nicht zur A^erwerthung geeignete Befunde. Bei 5 pCH. und 10 pCt. Rohrzucker war der Befund noch aus- geprägter. Auch liier erwiesen sich Hedera Belia;, Ruscus aculeatus und Scolopendi'ium vulgare als die best reagirenden Objecte. 2. Die Präparate auf dem Eise bei 0° bis + 2° C. In 2 pCt. und 5 pCt. Rohrzuckerlösung war auch bei den best reagirenden Objecten nur sehr sporadisch und spärlich Stärkebildung in den Schliesszellen zu constatiren. in 10 pCt. Rohrzuckerlösung war jedoch w^enigstens bei Ruscus und Hedera auch bei dieser Temperatur eine sehr reichliche Stärkebildung in den Schliesszellen aufgetreten. Nach weiteren Erfahrungen dürfte eine Tprocentige Rohrzucker- lösung ungefähr die Grenzconcentration darstellen, bei welcher auch bei Temperaturen nahe 0° eine allgemeine nennenswerthe Stärke- formation in den Chloroplasten der genannten Laubblätter statt hat. Die Annahme von LiDFOESS, dass der winterliche Spaltöffnungs- schluss die Ursache des Ausbleibens der Stärkebildung sei, bildet nicht in jeder Hinsicht eine ausreichende Erklärung für die Ab- wesenlieit der Stärke in den Blattzellen während des Winters, wie zum Theile bereits die Versuche desselben Autors zeigten, nach welchen höhere Tem])eraturen viel früher als die Spaltöff'nungsschliess- zellen ihre Oeffnungsstellung wieder einnehmen, eine Regeneration der Stärke wa^nigstens in den Schliesszellen veranlassen. Die oben geschilderten Befunde zeigen nun deutlich, dass für niedere Temperaturen die in den Blattzellen gebotenen Zuckercon- 124 V- Czapek: contrationeii eiiifacli nicht liiiireicheii, um eine ausgiebige Stärke- bilduug zu onnögliolieu. Wohl aber sind sie hierzu mein* ah aus- reicliend, so l)akl die Bhitier in höhere l^oniperatur gebracht werden, und in der Tliat konnte LiDFORSS unter solchen Verhältnissen raschen Eintritt von Stärkeregeneration ct>nstatiren. Wir dürfen denina(di von einer „Aenderung der Zuckerstimmung'' in den Blattztdlen durch Teniperaturerniedrigung sprechen, und in einer solchen haben wir die Ursache der Erscheinung zu sehen, dass die Laubblätter im AVinter stärkefrei bleiben. Es ist in gemässigtem Klima eine bei überwinternden l^flanzen- Organen sehr verbreitete Erscheinung, dass die im Eingang der Winter- rulie aufgestapelte Stärke mit Eintritt der WMntertem])eraturen eine Verminderung erleidet oder auch ganz verschwindet. Das Stärkefrei- werden der Laubblätter im AA iuter, die Verminderung und das theil- weise Verschwinden der Stärke im Holze und der Rinde von Baum- zweigen, in stärkehaltigen Rhizomen und Knollen sind prägnante Beispiele aus dieser Gruppe physiologischer Erscheinungen. LTn- streitig handelt es sich hier nicht um Vorgänge, welche in jedem Entwickeluni>sstadium des Organes, auch im Sommer durch künstliche Abkühlung beliebig in Scene gesetzt w^erden können. So gelingt es nicht die Stärkeverminderung und Zuckerbildung in KartofFelknollen, welche frisch ausgegraben sind, so rasch und ausgiebig wie im Winter hervorzurufen.^) A. FISCHER '''J erzielte ähnliche Misserfolge, als er durch künstliche Abkühlung im Juni an Lindenästen das Verschwinden der Stärke erzielen wollte. Dass aber trotzdem die niedrige Wintertemperatur l)ei diesen Vorgängen einen bestinmiten Einfluss hat, wird durch mehrere Umstände bewiesen. Es gelingt einmal, wenigstens zur passenden Jahreszeit, durch künstliche Ab- kühlung- sicher eine Stärkeauflösung und Zuckeranhäufung bei den verschiedensten Organen zu bewirken; wir sehen ausserdem, dass es bei Aesten, Rhizomen zunächst gerade die peripheren Partien sind, welche eine Verminderung des Stärkegehaltes aufweisen, weil sie eben den Temperatureinflüssen mehr ausgesetzt sind. Dass nun niedere Temperatur bei Winter überdauernden Organen Stärkeauflösung und Zuckeranhäufung hervorruft, ist ebenfalls auf die Erhöhung der „Zuckerstimmung" der Zelle zu beziehen. Diese äussert sich also einerseits in der Erhöhung der Concentrationsschwelle für den Eintritt der Stärkecondeusation, andererseits in einer vermehrten Zuckerbildung auf Kosten des bereit liegenden Materials, der Stärke. Die niedere Temperatur hemmt also den Stärkecondensations- process, fördert dagegen die Hydratation der vorhandenen Stärke. 1) H. MÜLLER-Thurgau, Landwirthsch. Jahrbuch.. Bd. 11, S. 781-82 (1882). 2) A. FisCHEK, Jahrbuch, für wissensch. Botan., Bd. 22, S. 117, lö4 (1890). Der Kohleuhydrat-StöfiVechsel clor Laubblätter iin Winter. 125 Dieses Verhältiiiss kann nun keineswegs durch eine Temperatur- einwirkung' auf die Function der Amyloplasten bedingt sein. Wir wissen von den Amyloplasten, dass sie Stärkekörner aus- bilden, so bald die Coneentration des Zuckers in ihnen durch auto- chthone Zuckerproduction oder in ihrer unmittelbaren Umgebung durch Darbietung fertigen Zuckers ein gewisses Maximum erreicht hat. Diese Coucentrationsschwelle scheint unter normalen Verhältnissen ziemlich tief zu liegen; WlNKLER^) fand sie bei einzelnen Objecten schon zwischen 0,1 pCt. und 0,2 pCt. Saccharose. Die Amyloplasten lösen hingegen ihre Stärkekörner auf, wenn die Zuckerconceutration in ihrer Umgebung ein gewisses Minimum erreicht hat und die Zelle dauernd Zucker consumirt. Bin und derselbe Factor, z. B. Temperaturerniedrigung, kann daher nicht gut Erhöhung der Cou- centrationsschwelle für die Stärkecondensation und vermehrte Stärke- lösung durch directe Einwirkung auf die Amyloplasten gleichzeitig hervorrufen. Ungezwungen lässt sieh hingegen die winterliche Stärkelösung und Erhöhung der Zuckerconcentrationsschwelle für die Stärkebildung durch die Annahme verstehen, dass in Folge der Temperaturer- niedrigung im Cytoplasma ein Anziehungscentruni für Zucker in höherem (Irade als sonst geschaffen wird, dass also der Einfluss der Temperaturerniedrigung auf einer vermehrten Zuckerspeicherung des Zellplasmas, ausserhalb der Amyloplasten, beruht. Wie imsere oben angeführten Versuche zeigen, hat diese An- ziehungskraft des Plasmas für Zucker eine bestimmte Grenze. Auf 7 bis 10 pCt. Rohrzuckerlösung schwimmend, beginnen auch in ab- gekühlten Winterblättern die Chloroplasten Stärkekörner auszubilden. Legt man hingegen diese Blätter, sobald sie Stärke gebildet haben, unter dauernder Abkühlung auf Wasser, so wird der Ueberschuss an Zucker theils durch Diffusion aus den Blättern entfernt, tlieils wohl auch von den Blattzellen verbraucht, und man kann nach Verlauf von 1 bis 2 Wochen feststellen, dass die gebildeten Stärkekörnchen wieder verschwunden sind. Ich sehe mich demnach zur Annahme oenöthii-t, dass die winter- liehe Stärkelösung, wie die gefundene Erhöhung der Zuckercon- centrationsschwelle für die Stärkebildun«' ju einer Kältewirkuno- auf das Plasma, nicht aber in einer Kältewirkung auf die Amyloplasten zu suchen ist. Warum die Temperaturerniedrigung im Cytoplasma eine ver- mehrte Anziehung für Zucker schafft, welche Vorgänge hierbei mit- spielen, müssen weitere Untersuchungen aufklären. Wie LiüFORSS angiebt und ich bestätigen kann, ist die Ver- 1) H. Winkler. Jahrb. für wisscnscl:. Eot., Bd. 82, S. 528 (1898). 12() F. Czapek : Der Kohlenhydrat-StofTwccbsel der LiiubblilKor im ^^'illtcr. mclirung dos Zuckci'nehaltots in Aviiitcrliclicii Blättern diivch «lic Reductionsi)r()l)t' leicht nachzuwoiseii. Die von A. F/SCIIKR fost- gostelltc Zuckeranliäufung in naumzweigeii, das Süsswerdoii der Kartott'eln beweist el)enfalls, dass wenigstens die Haui)tmenge des vom Cytoplasnia festgehaltenen Znckers als freies gespeichertes Material vorliegt. Dass aber wenigstens jjartiell eine lockere Bindnng des Zuckers etwa in (llycosidfoi'in an verschiedene riasmasubstanzen eintritt, ist damit iiiclit ausgeschlossen. Die Vorgänge dürften bei allen überwinternden Organen dieselben sein. Die Bildung von fettem Oel auf Kosten der Keservekohlenhydrate ist wohl nicht überall deutlich ausge))rägt; doch ist auch, wie schon IjIDFORSS angab, selbst in den Mesoj)hyllzellen der Winterblätter ein vermehrter Fettgehalt sicher zu stellen. Es ist recht gut denkbar, dass die ver- mehrte Zuckers})eicherung im Cytoplasma mit der später daselbst einsetzenden FettbJldung in ein und dieselbe Kette von physiologisch- chemischen Yorgängen gehört, als deren auslösende Ursache hier die Temperaturerniedrigung zu betrachten ist Wie die Entstehung von Fett bei der Reife zahlreicher Samen erweist, giebt es aber sicher noch andere auslösende Factoren, die analog wirken, wie die Temperaturerniedrigung in unserem Falle. AVas die Laubblätter und andere chloro})hyllführende Orgaue an- belangt, so ist wohl bei deren winterlichen Zuckerspeicheruug nicht ausser Acht zu lassen, dass unter Umständen ein Theil des in den Zellen aufgespeicherten Zuckers auch der Kohleusäureassimilation der Chloroplasten entstammen kann. Nach den Untersuchungen von EWART^) vermag in den meisten Fällen erst längere Einwirkung von Temperaturen von () bis -f- 4° C. eine temporäre Inactivirung der Chloroplasten zu erzeugen. Ferner sei daran erinnert, dass BOUSSINGAULT^) bei Lariü; noch zwischen -^ 0,5" und -^ 2,5° C. Kohlensäureassimilation fand, und HEINRICH^) bei Hottonia palustris sicher noch bei -r 4,5° C. Gasblasenentwickelung im Lichte beobachten konnte. Diese Momente sind auch bei der Würdigung des winter- lichen Spaltölfuungsschlusses als Assimilation hemmender Factor mit zu berücksichtigen. LiDFORSS hat in seiner obeii citirten Arbeit darauf aufmerksam gemacht, dass man in Winterblättern durch Anbringen von Ritzen oder Herstellen von Schnittflächen locale Stärkebildung in den Mesophyllzellen, welche der Wunde benachbart sind, hervorrufen 1) A. S. EwART, Journ. of the Linnean Society, Vol. XXXI, ßotaiiy, Nr. 217, (1896) p. £389 — 403. Auch W. Pfeffer, üeber die vorübergeh. Aufhebg. der Assimilationstahigkeit in Chlorophyllk. Ber. math.-phys. Ol. der kgl. sächs. Ges. der Wiss. zu Leipzig. Sitzg. vom 1. Juni 1S9G, S. 312. 2) Ann. des scieuces nat. V. ser. T. 10, p. 33G (1869). 3) Landwirthsch. Versuchsstat., Bd. 13, S. 136 (1871'.. I.MM. LOW: "J'ealvholz iiml Jute schon im classischen Alterthum I)ekannt. 127 kann. Er zieht diese Beobachtung als Beweis (Uifür heran , dass es 4f.) Die vierte Holzart Eßevivov ist das bekannte ElxMiholz, Diospyros Ebenum Ketz. uud andere Arten. >. Periplus S. 42, § (J: „Ebenso aus den inneren Gegenden Ariakes indisches Eisen, Stahl, baumwollene Gewebe, und zwar breitere ;/ Xe- yofxevYj juo?iO/h')], Molochineu, genannt, und Sagmatogenen, Gurte, per- sische Pelze, y.ai jLioXoyivai oivdoreg öh'yai, baumwollene Gewänder in geringer Anzahl." Diesen fwkoxivai gegenüber war man bisher rathlos MÜLLER uud Stuck meinen, die Farbe sei malvenartig gewesen; BlCmNER meint, aus Fasern der Malva silvestris L. gewebte Stoffe. MarQUARDT (Privatalterthümer n, S. IOl') weiss mit den Tuolochinae auch nichts anzufanuen. LASSEN meinte eine gröbere Art von (Je- weben. Gemeint sind aber Jute-Stoffe, deren älteste Erwähnung hier vorliegt! Der griechische Name der Malve, /.to/op;, wurde auf den schleimhaltigen Corchorvs übertragen: meluchije, w^ie Corcliorus ja heute noch heisst (ASCHERSON und SCHWEINFURTH, S. 53). Ehe die Jute-Industrie sich in neuerer Zeit so ungeheuer entwickelte, hiess die Corchon/s-F aser arracanischer Hanf, allerdings nicht vom Arjaka des Peiiplns, östlich von Bombay, sondern von Arakau, östlich von Calcutta. IvRAUSS, Lehnwörter 11, 341. Ein jüdischer Lexicograph in Gurgäng (Urgendsch) in Chiwa, der sein Wörterbuch 1339 vollendete, erklärt das talmudische KD21p "^2 durch: „hindustanisches Gras, aus dem man Kleider verfertigt, die vor Wärme schützen sollen". Ob auch da Jutestofte ü'emeint sind? 1) Herr Prof. Dr. Siegm. Fß.acNKEL schreibt mir: „Für Uirc richtige Iflentification des samaritanischen sisam mit arab. säsam Ijildet einen urkundlichen Beleji': Ii3N KuTAiBA lässt in seinem Sinttluthberichte Gott zu Noa sagen, er solle die Arche aus simsär-Holz machen. Darüber steht nun als Glosse = simsär = säsam! Das letztere kommt übrigens sclion bei einem der ältesten arabischen Dichter, Namih ir,N al-Taulab vor.-' (Houtsma, Addäd p. 34). J. Hämmerle: Anatomische Verhältnisse Ijei Dichorisandra ovata. 129 17. J. Hämmer le: Ueber einige bemerkenswerthe anatomische Verhältnisse bei Dichorisandra ovata. Eingegangen am 11. März 1!)01. Bei der Untersuchung einer Anzahl Comnielynacee]i niaclite Eberhard einige Beobachtungen an Dicliorisandra ooata^)^ die mich veranlassten, diese Pflanze etwas eingehender zu untersuchen. Besonders am Blatt, dann aber auch am Trieb selber, zeigen sich hier neben anderen anatomischen Eigentlnimlichkeiten von Interesse besondere Cfesetzmässigkeiten im Auftreten und in der Vertheiluno- von Gerbstoff führenden Zellen, die mit Rücksicht auf die Fragen der Organisationsmechanik von allgemeinem Interesse sind. Untersucht wurden im October lilOO mit Kaliumbichromat injicirte Triebe verschiedener Stärke, dami eine Anzahl von Blättern, im November anderen Trieben entnommen. Die Untersuchungen über das Verhalten von Chlorophyll und rotheni Farbstoff wurden natürlich an frischen Exem})laren angestellt. Zur Yeranschaulichung der Dimensionen gebe icli zunäclist die Masse für drei Triebe. (Die Zahlen geben die Länge in Centimetern an. Für die Blätter bezeichnet die erste Zahl die Länge der Scheide, die zweite die der Spreite). Exemplar L Liternodienlänge (in der Reihe von unten nach oben): 2,5 (1. Blatt) — 7,()— 5,4— 4,2— 1,7 etc. Blätter: 3,6; 5,0—2,7; 17,5—2,5; 23,0—2,5; 24,5. Exemplar IL Internodienlänge: 2,5 — 15,7 (1. Blatt) — 13,5 bis 0,5 — 4,5. Das Blatt am untersten Internodium bildet nur einen kleinen Zipfel am oberen Ende der Scheide. Erst am folgenden Internodium tritt es als kleine Spreite hervor. Exemplar IIL 3,0—8,0 (L Blatt) — 5,5— 3. Stengel und Blatt zeigen den typischen Bau der Commely- uaceen^). 1) Eberhard, Beiträge zur Anatomie und Entwickhiug der Commeljnaceen. Diss. Göttingen 1900. 2) Vergleiche Eberhard und die übrige Litteratur daselbst: Falkenberg, Vergleichende Untersuchungen über den Bau der Vegetationsorgane der Mouocoty- ledonen. Stuttgart 187G. Berthold, Zur Physiologie der pflanzlichen Organisation. Leipzig 1898. Gravis, Recherches anatomiques et physiologiques . . . Bruxelles 18'.)8 (Extrait du tome LVII des Memoircs couronnes et Meinoires des savants etrangers, publies par TAcademie royale des sciences, des lettres et des beaux-arts de Belgiquc). i;}() J. HÄ.M.MERLE: Der Qucrsclinitt (\os Tiiteniofliuius zeigt folgende Vcrliältiiissf^ Auf die kleinzellige Epidermis folgen ein 3 — 6 schichtiges C'ollencliyni, dessen Zcdh-n nach innen grösser werden nnd ein etwa 6 — Sschich- tiges, Chlorophyll fülii'cndes Kindeiiparenchyni. Der zweischichtige, verholzte Stereoniring ist von einer Stärk escheide überdeckt und enthält eine Anzahl Irefässbnndel. Zahlreiche l^ündcd lie2,en ausser- dem im Centralcylinder, dichter gedrängt in seiner mittleren Partie. Die Zellen des Centralcylinders sind viel weitlumiger als die der Kinde. Stärke enthalten namentlich die Stärkescheide, die centralen Partien des Centralcylinders und die unmittelbare Umgebung der Oefässlnindel. Gerbstoffidioblasten liegen sehr zerstreut im (^entral- cylinder, nie oder sehr selten in der Rinde. Der Querschnitt der Spreite eines normalen Blattes lässt Folgendes erkennen. In der Nähe des Mittelnerven, wo alle (iewebe besonders stark entwickelt sind, treffen wir unter der oberen ziemlich klein- zelligen p]pidermis auf ein 3— 4 schichtiges farbloses Wassergewebe, das aus mittelorossen Zellen besteht. Diesem schliesst sich eine Schicht kurzer, weiter Pallisadenzellen und ein L") — 10 schichtiges (am Rande etwa 4 schichtiges) aus rundlichen Zellen zusammen- gesetztes Schwammparenchym an. Unter der unteren, gleichfalls kleinzelligen Epidermis finden sich in der Nähe des Mittelnerven auch 1 — 2 Schichten Wassergewebe, aber aus viel kleineren Zellen bestehend als an der oberen Epidermis. Nervenparenchym ist nur an der Unterseite des Hauptbündels entwickelt, wo es unter einem 3 — 4reihigen Collenchym 7 — 8 Zellen stark liegt. An der Oberseite des Mittelnerven wird elas Wassergewebe oft durch Chlorophyll hal- tende Parenchymmassen unterbrochen, die zu Spaltöffimngen führen. Im Allgemeinen finden sich aber nur an der unteren Epidermis Spalt- öffnungen. Geo-en den Rand hin verliert das Wassergewebe nach und nach an Mächtigkeit und verschwindet in der Nähe des Randes schliesslich ganz. Dort wird es von den hier grosslumigen Epidermis- zellen ersetzt Ueber den Bündeln ist das Wassergewebe stets weniger entwickelt Auf dem Hauptbündel und den angrenzenden Gefässbündeln sind die Fasern "ar nicht oder nur schwach verdickt. Die am Rande liegenden Bündel besitzen einen 1 —'2 schichtigen verdickten Faser- belag auf dem Siebtheil. Auf der unteren Epidermis resp. dem Wassergewebe liegen im Schwamm})arenchym Schlauchzellen, die Gerbstoff enthalten, ebenso Gerbstoffidioblasten, die aber hier in der Mitte der Spreite nur vereinzelt vorkommen. In der Nähe des -Gefässbündels finden sich diese Idioblasten auch seitlich von ihnen, mitten im Schwammparenchym, am Rande in allen Schichten. Diffuser Gerbstoff tritt im Schwammparenchym (sehr wenig"), Collenchym und am Rande in beiden Epidermen in geringer Concentration auf, nie daueii-en im AVassero-ewebe. Kcmerkenswerthe anatomische Verhältnisse bei Dichorisandra ovata. 131 Chlorophyll und rother Farbstoff. Die oaiize Oberfläche des Internodiimis ist zunächst bedeckt mit einer grossen Anzahl weisser Inseln von schild- bis lanzettförniig-er (u'stalt, die fast gar kein Chlorophyll enthalten. Das übrige Rinden- gewebe zwischen ihnen führt ( Uilorophyll. Rother Farbstoff findet, sich in einem Theil der E])idermiszellen im Saft gelöst, nur über den Chlorophyll führenden Zellen, jedoch nicht überall dort, wo Chloro]>hyll liegt. Nie tritt er über chlorophyllfreiem (lewebe auf. Die farblosen Stellen zeigen unter der Epidermis ein relativ klein- zelliges, mit Intercellularen ausgestattetes, schwamm])arenchymartiges (lewebe. An allen anderen Stellen folgt auf die Epidermis eine farb- stofffreie Schicht von lang gestreckten Hypodermzellen, unter denen ein grosszelliges, intercellularenarmes Cldorophyllparenchym liegt. Die Intensität des rothen Farbstoffs nimmt im Stengel von unten nach oben sehr schnell ab. In der Regel ist das erste Internodium sehr lebhaft gefärbt, so dass die grüne (Irundfarbe fast gänzlich ver- deckt ist, das zweite bedeutend schwächer, das dritte oft beinahe o-ar nicht mehr. An der etwas verdickten Knotenregion findet sich ein etwa '2 mm breiter intensiv grüner Ring, fast ohne weisse Flecke. Je nach der ]\[asse des rothen Farbstoffs im Intornodium ist auch hier das Chlorophyll von ihm überdeckt. Die geschlossene Blattscheide ist ähnlich gefleckt wie der Stengel. Nur überwiegen die weissen Inseln derart, dass sie die Hauptmasse bilden, während das Chlorophyllgewebe mit dem darüber auftretenden rothen Farbstoff gitter- und netzförmig dazwischen liegt. Die Scheide besitzt ein helleres Grün als die Internodien. Die Rothfärbung nimmt in den Scheiden von unten nach oben ab. Der obere Rand der Scheide ist an der der Spreite gegenüberliegenden Seite roth ge- färbt. Diese Färbung nimmt aber gegen die Spitze des Triebes hin zu. Ueber dem grosszelligen, intercellularenarmen, grünen Gewebe liegen farblose gestreckte Wassergewebezellen, gleichfalls ohne Inter- cellularen. Das farblose Schwammparenchym besteht aus kleineren Zellen. Der rothe Farbstoff findet sich nur über Chlorophyll haltendem Gewebe. In der stielartigen Uebergangszone von Scheide zu Spreite findet sich die rothe Färbunii- sehr intensiv an den Rändern der Unter- und Oberseite. Je weiter nach unten am Trieb, um so stärker zeigt sie sich auch an der Oberseite am Mittelnerven vom Auftreten einzelner Flecken an bis zur vollständigen Bedeckung der ganzen Uebergangszone. In der Spreite tritt der rothe Farbstoff hauptsächlich an der Unterseite auf. Die untersten kleinen Blätter und die an der Spitze des Triebes sitzenden, noch nicht ausgewachsenen Blätter sind immer am lebhaftesten, die untersten meist an der ganzen Unterseite intensiv 13"2 'f- Hämmerle: rotli üfcfärbt. Am orMfeii Blatt ist die Farbe in »1er Re.ii;el am schwächsten am Mittelnerven nnd an der Basis, etwas scliwächer anch am Kand. Nach oben hin nimmt sie hinsiclitlich der Intensitiit und der Ausdelmnni;- ab. An den fertio'en Blättern tritt der Färb- Stoff am stärksten an der Unterseite der unteren Spreitenhälfte gerade am Mittelnorven und den ihm benachbarten Nerven, ebenso an der Basis auf. Das Roth hält sich gegen die Spitze zn am längsten ;in der Unterseite der Nerven und am Bande. An den oberen un- fertigen Blättern ist die basale Hälfte der Unterseite am intensivsten gefärbt. Am dritten — einem schwächeren Triebe — war die Roth- färbung nach Verbreitung und Intensität durchgehend schwächer. Vertheiluiig der Spaltöifnuugen. Die Spaltöffnungen liegen am Stengel in Gruppen zusammen und zwar uur über den chloropliyllfreien Stellen. In der Scheide treten sie ebenfalls nur über dem farblosen Gewebe auf. Sie finden sich nur an der Aussenseite mit Ausnahme der Scheiden, die nur eine kleine Blattspreite (bis zu. 40 wm Länge) besitzen. Bei diesen ziehen sich von der 01)erseite der Blattspreite die Spaltöffnungen an der Innen- seite der Scheide noch ein Stück hinunter, verschwinden aber dort bald. Die Hauptmasse der Spaltöffnungen findet sich immer an der Unterseite der Spreite, und ihre Vertheilung und Dichte zeigt dort nur geringe Differenzen, während ihr Auftreten auf der Oberseite durch die Grösse und Natur des Blattes bedingt ist nnd weitgehende Unterschiede aufweist. An dem nornuxlen Blatt liefen sie an der Unterseite nur oder fast nur zwischen den grösseren Gefässbündeln. Unmittelbar auf ihnen finden sich solche nur an der Basis des Mittelnerven. Die Anastomosen beeinflussen ihre Lage nicht. Der äusserste Rand der Spreite jenseits des letzten Randbündels ist ganz frei von ihnen. Bei den kleineren Blättern finden wir sie auch schon in der Nähe der grossen Bündel in der Mittelnervzone ebenso wie in der äussersten Randzone, und schliesslich ist in den kleinsten Blättern (von 50 vv») herunter) ihre Vertheilung ganz unabhängig auch von der Lage der Hauptbündel. An diesen Blättern ist an der Basis eine etwa drei- eckige Fläche (die auch ohne Gerbstoffidioblasten ist — diese liegen dort an der Oberseite — ) mit S])altöffmuigen sparsamer bedeckt. Auch an der Oberseite sind an diesen kleinsten Blättern die Spalt- öffnungen ziemlich gleichmässig vertheilt. Sie sind schon makro- skopisch durch die grünen Chloiophyllinseln zu erkennen, die das Wassergewebe durchbrechen und bis an die Epidermis heranreichen, üeber ihnen liegen dann die Spaltöffnungen einzeln oder in Gruppen. Bei den Blättern, die von diesen kleinen zu den normalen über- Bemerkenswerthe anatomische Vcrliälhiisse bei Dichorisaudra ovata. 133 leiten (öO — 100 7»?n S])reiteiilänge', können wir drei Stnfen nnter- scheideu : 1. Sjialtöffnungen überall über und zwischen den Gefässbündeln. aber die Zahl der zwischen den Bündeln vertheilten erfährt vom Rande bis in die Region des Mittelnerven eine ziemlich ansehnliche Zunahme (1 — 3 — 4 — 5 auf einer Einheit). Die meisten dieser Spalt- öffnungen rücken schon näher an die grossen Bündel heran. 2. In der Region des Mittelnerven noch eine grosse Anzahl zwischen den Bündeln, am Rande nur sehr selten solche zwischen, die meisten neben den Bündeln. 3. Nur in der Region des Mittelnerven Spaltöffnungen zerstreut vertheilt. Die dem Mittelnerven nächsten Gefässbündel seitlich von einer Reihe begleitet. In der Randregion keine Spaltöffnungen. Mit zunehmender Gh'össe der normalen Blätter wird nun die Region des Mittelnerven, in der Spaltöffnungen ohne Anschluss an ein grösseres Gefässbündel auftreten können, immer enger. Schliess- lich liegen nur über dem Mittelnerven in den Chlorophyllinseln Spaltöffnungen in Gruppen, während sie die sich vom Mittelnerven abzweigenden Nerven nur auf einer ganz kurzen Strecke begleiten, aber direct über ihnen liegen. Von oben nach unten nimmt im Mittelnerven mit dessen zunehmender Breite die Zahl der Chlorophyll- inseln zu. An der Spitze des Blattes finden sich dann auch über den anderen Nerven wieder Spaltöffnungen ein. Je nach der Grösse der normalen Blätter erstreckt sich diese Zone etwa ^s — V3 cler Spreitenlänge von der Spitze gegen die Basis herab. Vertlieilung- von Gerbstoff und Stärke. Trieb. Gerbstoff findet sich in Stengel und Blatt zunächst in besonderen zerstreuten Idioblasten, dann in langen schlauchförmigen Zellen, die an einander gereiht sehr lange Züge bilden, ausserdem auch noch in diffuser Yertheilunii'. In schlauehförmioen Zellen finden wir ihn nur im Blatt, nicht im Stengel, während Idioblasten in beiden Organen vorkommen. In kräftigen Trieben ist seine Menge grösser. Im Stengel treten die «erbstoffhaltigen Idioblasten nur im Central- cylinder, nie oder sehr selten in der Rinde auf. Im Triebe sind die Differenzen in Bezug auf den Gerbstoffgehalt zwischen kräftigen und schwachen Exemplaren besonders deutlich. Das Princip der Ver- theilung tritt in den schwächeren Trieben scharf hervor. Die grösste Masse der Idioblasten findet sich in der Knotenpartie zwischen den Gefässbündeln und ihren zahlreichen Anastomosen. Ihre Menge nimmt vom basalen Ende bis zur Spitze des Stengels ab. Je nach 134 •'• Hämmerle: (lor Stärke des 10xem[)l!irs siml mehr oder weniger zaldreiche der obersten Knoten vollständiij;- frei von iluien. Im Internodiuni liegt die Haujitniasse an der Basis, von der Knotenregion durcli eine beinahe gerbstofffreie Zone getrennt, die zur Spitze liin immer breiter wird, so dass im vierten [nternodium des scliwächeren Exemplars erst über der Mitte ganz zerstreut einige Idioblasten auftreten. Am oberen Ende des Internodiums findet sich keine derartige gerbstofffreie Zone. Stärke fand ich fast nur im Stengel, aber selbst hier nur bei kräftigeren Exem})laren in grösserer Menge. Im Allgemeinen zeigt sich eine Zunahme von der Basis zur Spitze sowohl in den Knoten wie in den Internodien. Internodium 1 und 2 enthalten meist wenig, 3 — 4 viel, b — 7 das Maximum, 8 — !> zeigen weniger. Die übrigen sind stärkefrei. Im Internodium selbst ist an der Basis meist die gerbstofffreie Zone auch stärkefrei; diese Zone wird nach oben zu breiter. Deshalb ist in den höheren Internodien fast nur noch an der Spitze Stärke. Auch in der Nähe der Spitze der Inter- nodien unter dem Knoten ist die Stärkeansamminng etwas schwächer. Die Stärke liegt nie in der Rinde, immer nur im Centralcylinder und dort vorzugsweise in der unmittelbaren Nähe der Gefässbündel. In den Internodien, die nur wenig Stärke enthalten, findet sich diese inmier in der innersten centralen Region des Centralcylinders. In diesen stärkearmen Internodien, überhaupt in den schwächeren Exem- plaren enthält jedenfalls die Stärkescheide immer ziemlich viel. Blatt. In einem mit Kaliumbichromat conservirten, normalen Blatt erkennt man im durchscheinenden Licht an der Unterseite der Spreite eine grosse Anzahl den Hauptnerven }»arallel verlaufender dunkler Linien. Es sind dies die schon erwähnten Reihen schlauchförmiger Zellen, welche die ganze Spreite von der Spitze bis zur Basis und dann die Scheide durchlaufen. In jeder Spreiteuliälfte finden sich etwa 30 solcher Züge, die etwas weniger als 0,5 mm von einander entfernt sind. Die Schlauchzellen liefen an derGrrenze zwischen Epidermis und Schwammparenchym, unter Umständen auch ganz vom Schwammparenchym umgeben, wie z. B. in der Nähe des Mittel- nerven. Oft treten sie am Mittelnerven auch in das Nervenparenchym hinein. Sie liegen dort sowohl an der Grenze zwischen Collenchym (der Unterseite) und Nervenparenchym wie mitten im letzteren. In der Scheide liegen die Schläuche im Parenchym, das auf die Collenchym- zone unter der äusseren Epidermis folgt. Normales Blatt. Typus III. Die Idioblasten sind am ganzen Rand auf einer 0,5 — 1 wm breiten Zone besonders dicht gedrängt. Gegen die Spitze der Spreite nimmt Bemerkeiiswcrthc anatomische Verhältnisse bei Dichorisandra ovata. Ig^ ihre Menge zu. Diese besitzt überhaupt einen sehr starken Gerbstoff- gehalt und erscheint daher ziemlich dunkelbraun gefärbt Ausserdem finden sich Idioblasten in der Umgebung der Gefässbündel. An der Spitze des Blattes, wo die Bündel dicht zusammentreten, sind sie gleichmässig über die ganze Spreitenfiäche vertheilt. Weiter nach -unten hin drängen sie sich mehr in der Nähe der grossen Gefäss- bündel zusammen. An der Spitze liegen sehr viele direct unter dem Mittelnerveu. Diese besitzen eine einfach gestreckte Gestalt. Auch diese bezeichne ich mit dem Namen Idioblasten. Von der Spitze bis zur Basis findet dann eine Aluiahme statt, die in folgender Weise vor sich geht. Zuerst verschwinden die Idioblasten direct unter den Bündeln und in der Mitte zwischen den Hauptbündeln. Je weiter ein Gefässbündel nach dem Rande hin liegt und je stärker es ist, um so weiter wird es in seinem Lauf zur Basis von Idioblasten be- gleitet. Wie weit überhaupt Idioblasten (abgesehen vom Kand) nacli unten hingehen, hängt vom Gesammtgerbstoffgehalt des Blattes ab. Er ist bei den normalen Blättern sehr verschieden. Aber auch bei Blättern mit maximalem Gerbstoffgehalt ziehen sich die Idioblasten selten tiefer als bis zur Mitte hinunter. Die Basis ist unter allen Umständen frei. Au der Uebergangsstelle zur Scheide nimmt die Zahl der Idioblasten am Rande sehr schnell ab. Sie verschwinden endlich, um erst in der Scheide und zwar am oberen Rande der der Spreite abgewandten Seite wieder aufzutreten, so dass diese wie der Rand der Spreite braun gefärbt erscheint. Bei den normalen Blättern enthält die Scheide weiter keine Idioblasten. Auf die Lagerung' der Idioblasten in den verschiedenen Geweben bin ich schon bei Be- trachtung der Organisation des Blattes eingegangen (S. 134). Bei den kleineren Blättern (100 vim — weniger) finden wir nun wesentlich veränderte Verhältnisse. Wir können dort nach der Idioblastenvertheilung noch zwei Typen mit mehreren Unterstufen unter- scheiden, zwischen denen Uebergänge natürlich nicht fehlen. Typus I. Den ersten (Spreitenlänge 4 — 40 thtti) können wir namentlich dadurch charakterisiren, dass sich dort in der Spreite Idioblasten auch im Pallisadenparenchym finden. Vom normalen Blatt bis hinunter zum 1. Blatt an der Basis des Stengels finden wir eine immer grössere Masse von Gerbstoff, die dem ganzen Blatt schliesslich eine dunkle Farbe verleiht. Die kleinsten Blätter enthalten am meisten Gerb- stoff. Die Idioblasten im Pallisadenparenchym sind makroskopisch von der Oberseite aus deutlich zu sehen. An der Unterseite wird eine dreieckige Fläche (deren Grundlinie in der Blattbasis, deren Spitze im Mittelnerven liegt) von den Idioblasten immer vollständig frei gelassen. Ihr correspondirt auf der Oberseite die Stelle mit den Ber, der deutschen bot. Gesellsch. MX. 1Q 13(i .1. Hämmkule: Idioblasteii im l'aUisiideupiirouchyni. Wenn nicht so reichliche Mengen Gerbstoff vorhanden — ein seltener Kall — so enthalten am meisten immer Spitze, Rand und eine untere Zone, die das idioblastcnfrc^ie Dreieck nach oben hin Ixfgrenzt. Dazwischen können dann idioblasten- freie Flächen auftreten. In diesem Falle finden sich auch an der Oberseite im Pallisadenparenchym nur wenii;' Idioblasten, die dann etwas weiter g'egen die Ö])itzo hin aufrücken und sich halbkreis- förmig" mit nach unten offenem Bogen anordnen. Zu gleicher Zeit verschwinden dann die Idioblasten in der inneren Epidermis der Scheide, wo sie sonst bei diesem Typus (Typus 1) ziemlich zahlreich vertreten sind. Auch au der Ausseiiseite der Scheide finden wir bei Typus I Idioblasten, die bei den normalen Blättern sich nur am oberen Rande fanden. Sie ziehen sich liiei' von der typischen Stelle am oberen Scheidenrande durch die ganze Scheide bis zum Knoten. Typus II. Der zweite Typus (ca. 50—100 mini) umfasst die Uebergangs- formen von Typus I zu Typus III (den normalen Blättern). In den kleineren Blättern findet sich noch recht viel Gerbstoff", in den grösseren weniger. Wir können etwa drei Stufen unterscheiden. 1. Spreite ca. 50 mm lang mit ziemlich viel Gerbstoffidioblasten auch an anderen Stellen als Rand, Basis ^) und Spitze. 2. ca. 75 mm lang: Wenig Gerbstoff; meist nur an Spitze, Basis und Rand. 3. ca. 100 mm lang. Selbst die Zone an der Basis schwer zu erkennen. An der Basis des Mittelnerven fehlt gleichfalls der Gerb- stoff', wohl aber finden sich in dieser Zone an den dem Mittelnerv benachbarten Bündeln noch Idioblasten, während in der Mitte keine mehr zu sehen waren. Am Mittolnerven nimmt ihre Zahl von der Spitze bis unten hin ab; sie verschwinden vollständig schon in grosser Entfernung von der Basis. Auf der ersten Stufe können wir noch einige Unterabtheilungen genauer charakterisiren. Das eine Extrem ist gleichmässige Ver- theihmg der Idioblasten au der ganzen Unterseite (die Oberseite enthält hier nirgends Idioblasten im Pallisadenparenchym) bis auf das Dreieck an der Blattbasis, das sich schmaler oder breiter am Mittelnerven hinaufzieht. Die Blattbasis ist also am Mittelnerven immer frei. Weiterhin treten schon leere Felder anf, die nach unten hin von einer schrägen, vom Mittelnerven zum Rande sich hinziehen- den Zone mit Idioblasten begrenzt werden. Die an den Rand stossende Hälfte des Feldes ist ziemlich frei 1) Ich meine immer die Zone, die über dem idioblasteni'reien Dreieck liegt. Bemerkenswcrtlie anatomische Verhältnisse bei Dichorisandra ovata. 137 Ton Idioblasteii. (Der Kaiicl selber enthält iiniuer eine grosse Menge). Nnr an den grösseren Bündeln treten solche anf. Die an den Mittel- nerven stossende Hälfte des Feldes ist dagegen sehr reicli an ihnen. Die Zahl der Idioblasten in diesen Feldern kann aber so o'erinü" werden, dass eigentlich nur noch Hpitze, Rand, basale Zone und das mittlere Drittel des Mittelnerven Idioblasten aufweisen. ^Vir haben damit den Uebera'ang zur Stufe '2 vor uns. In der Scheide fehhMi bei '^Fypus II die Idioblasten in der inneren Epidermis. Vom Rande der Spreite bis zur Scheide nimmt die Zahl an der 5 — 7 vtm langen Uebergangsstelle schnell ab. Es folgt eine o-anz freie Partie, dann am oberen Raud der Scheide die typische Zone, die hier einen fast schwärzlichen Farbentou besitzt. Von dieser Stelle ziehen sich die Idioblasten längs der Nerven bis zur Mitte der Scheide hinunter, bis sich ihre Zone in der Mitte auskeilt. Kurz darunter setzen sie wieder ein, nehmen an Zahl nach unten zu und umfassen schliesslich den <;-anzen Knoten mit einem dichten Riniie, über der Knospe eine kleine Platte bildend. Typus in wird von den nornuilen Blättern (sielie oben) gebildet .(S])reitenlänge ca. 100 — "230 mm). Typus IV. Zu einem vierten Typus kann man dann noch die au unge- streckten Internodien stehenden Blätter an der Spitze der Triebe von ca. 100 mm herunter, die zum Theil noch nicht ausgewachsen sind, zusammenfassen. Sie enthalten im Alkemeinen recht wenis: Idioblasten. Nur selten treten diese in grösserer Masse auf, dann aber merkwürdigerweise im Pallisadenparenchym. Sie finden sich nämlich zuweilen in zwei Feldern auf der oberen Hälfte der beiden Spreitenhälften in der Nähe des Randes, von der Spitze und dem Mittelnerven durch breite idiobhistenfreie Flächen «j-etrennt. In einzelnen Fällen aber bleiben von der ganzen oberen Spreitenhälfte nur zwei kleine Felder frei von ihnen. Die unterschiedenen vier Typen von Blättern zeigen auch in ihrer inneren Form charakteristische Differenzen. Das Verhältniss Ton Länge zur Breite des Blattes wird vom basalen Ende bis zur Spitze des Triebes immer grösser. (Typus I; 1:1, Typus lY; 4:1). Der Ort der grössten Breite rückt von der Basis der Spreite (Typus I) bis in die Mitte (Typus III), und bei Typus IV finden wir zwischen zwei Breitenmaxima eine Yerschmälerung in der Mitte 4er S])reite. Die Länge der Blattscheiden nimmt von oben nach unten stetig zu. Diffusen Gerbstoff finden wir nur in «erinoer Meuiie in den Epidermen, im Schwammparenchym, CoUenchym des Mittelnerven 10* lo8 P- Sonntag: .uiul einigen Cliloro])liYlIins('ln. Am Uande und an dei' Spitze ist der (ielialt am stärksten. Stärke liahe ich nur ganz vereinzelt in der S])reite in „ TordiiUum maximum 10,3 „ Tordyliuiu apulum .S,0 „ Ich habe diese Resultate KLEIN's für Tordijlium maximum in soferi> bestätigt gefunden, als ich durch mikroskopische Messungen (KLEIN untersuchte makroskopisch) an heranspräparirten Zellen 4,4 pCt. Ver- längerung fand. Auf (rrund dieser Thatsachen stellt SCHELLENBERG die Be- hauptung auf: „Man kann daher die Verholzung der Membranen nicht mit der Quellungsfähigkeit in Zusammenhang l)ringen und die geringe Quellbarkeit vieler verholzten Membranen rührt nicht davon her, dass sie stark verholzt sind." Ich muss diese Behauptung als voreilig bezeichnen. Sehen \\\v uns doch erst einmal die Qucdlungsgrösse unverholzter Membranen gegenüber diesen 5 pCt ^) bei L mbelliferenachsen-Elementen an. Ich gebe zunächst die Tabelle wieder, welche ich in meiner oben anoeführten Arbeit veröffentlicht habe. Hier ist die Querschnitts- (also Flächen-) Zunahme angegeben: 1) Jahrb. für wiss. Bot., Bd. II. 2) Beitr. zur Anat. der Iiiflorescenzacliseii. Jahrb. des bot. Gart., Berlin 1SS7, 3) Auch Klein giebt im Durchschnitt 5 p(,'t. au. Vtn-holzuns; und mechanische Eigenschaften der Zelhvände. 141 Bast (resp. Tracheiden) Zunahme des lufttrockenen Querschnitts Incrustirende Substanz') pCt. pCt. Li natu usitatissimum . 55,5 14,29 Cannabis sativa . . . 5:>,3 15,05 Pfiormium tenax . . . B4,G — Ahies pectinata .... 14,,S 42,0 Agave americana . . . 7,5 4(^,22 Cocos nucifera .... 1,02 58,4 Zum Yeroieich mit den Umbelliferenzelleii mussteu lineare Aus- dehnuugen gemessen werden. Besonders leicht zu demonstriren ist die Quellung- in der Querrichtung' der Han f f as er z eilen, weil hier die Messungen an einer einzigen grossen Bastzelle hncht anzu- stellen sind. Cannabis. trocken lineare (in abs. Alkohol) in Wasser Zunahme Theilstr. pCt. a) Breite .... O 4 38Vs Län.ijc 54 54 0 b) Breite .... 4 5 25 Länge 73 TH 0 Bei meinen früheren Untersuchungen hatte ich mein Augenmerk besonders auf die Flächenzumdnne des Querschnittes gerichtet. Nachdeu) ich meine damaligen Zeichnungen jetzt auf die Zunahme des Durchmessers von Xeueni controUirt, ergab sich linear für Linum 25,'), für Cannabis 26 pCt. durchschnittliche Verbreiterung der Faser'). Die lineare Zunahme in der Richtung senkrecht zu den Poren der verliolzten Fasern der L'mbelliferen-Doldenstiele durch Quelluug beträgt durchschnittlich 5 pCt. (die von KLEIN bei Tordijlium an- 1) Nach eigenen Bestimmungen: nur für Ahies ist d^r von F. Schulze für Filius ermittelte Wertia eingesetzt. 2) Durch eine einfache Rechnung kann man sich überzeugen, dass einer linearen Verlängerung von 25 pCt. eine Flächenvergrösserung von 5(3 pCt. entspricht, vor- ausgesetzt, dass die Qaellung nach zwei senkrechten Eiclitungen der Fläche gleich gross. 142 r. SOXNTAO: g-e^i^ebt'iU' ürüsse von J(),.'i pOt. konnte nicht bestätigt werden, wolil aber die von demselben Autor anueüebene Durchsclmittszahl). Dagegen findet sich l)ei den tinverliolzten rc'sp. sehr schwach incrnstirten Fasern \o\\' Linum und ('annabia 25 pCt. lineare Zu- nahme in derselben Richtung zum Porenverlauf. Damit ist von Neuem die Abhängigkeit der Achse grösster Quellung von der Stellung der Poren (Verlauf der Micellarreihen) constatirt, andererseits aber auch bei gleichem Porenverlauf die grösste Abhängigkeit vom Incrustirungsgrade, wofür ü})rigens das noch zu erörternde Verhalten gebleichter Z(dlwände einen weiteren Belag bieten wird. AVenn die Pflanze so bei den Umbelliferendolden Krümmunu-en hervorruft durch verschiedenartige Lagerung der Micelle in zwei Zell- schichten und dadurch verursachtes verschiedenartiges Quelluugs- vermögen, so sind auch Fälle tiekannt, wo Verholzung dasselbe leistet. Dafür liefern uns nämlich einige Grasblätter (Macrochloa fcnacissima etc.) ein durch TSCHIRCH^) bekannt gewordenes Beispiel. Auf dem Querschnitt dieser Blätter legen sich in dem zusammen- hängenden Bastbelai;- der Unterseite die verholzten Partien nach aussen an die Fjtidermis der Unterseite, die unverholzten nach innen. Das Oeffnen geschieht wie beim Metallthermometer in Folge stärkerer Ausdehnung des Innenl)elags unverholzter Bastzellen durch Wasser- aufnahme. Während bei den Umbelliferen - Doldenstrahleu die Krümmung (um eine zur Längsrichtung senkrechte Achse) durch Orientirung der Poren (Micelle) in gewissen Zellen erreicht wird, ist bei Macrochloa die Krümmung (um die Längsachse) durch, Ver- schiedenheit der Verholzuno- der Bastelemente begründet. Verhalten gebleichter Zellwände. Es liegt hier die Frage nahe, wie sich dieselbe Faser verhält einmal im natürlichen Zustande, wenn sie stark incrustirt ist, anderer- seits nach Auslaugung der incrustirenden Substanzen durch den Bleichprocess. Die Versuche wurden mit der stärkst verholzten Cocosuussfaser und mit Holzwolle aus Coniferenholz aniiestellt. Die Resultate sind in folgender Tabelle zusammengestellt. Die Lösung der in- crustirenden Substanzen wurde durch ein (jemisch von chlorsaurem Kali mit Salzsäure, deren specifisches Gewicht 1,05 nicht übersteigt, meist aber bedeutend schwächer war. Nach zehntägiger Behandlung, Auswaschen mit warmem, ganz schwachem Ammoniakwasser und 1) Beitr. zu der Anat. und dem Einrollmechanismus einiger Grasblätter. Pkings- heim's Jahrb., Bd. XIII, 18.s2. Verholzung und mechanische Eis'enschaften der ZcUwände. 143 reinem Wasser^) zeigte die' Faser keine Holzreaction melir mit Pliloroglucin und Salzsäure. Das Quellen im "Wasser erreicht erst nach ca. 1 Stunde sein Ende. Cocos nuciforii. I. Rohe Faser. Querdurchmesser eines Faserbündols. Nummer In Alkohol abs. Theilstr. In Wasser Theilstr. Procentuale Zunahme 1. 40 41 2,5 2. 91 05 4,4 3. 67 68,.') 2,1 4. 58 59 h"' Mittel . 2,7 pCt. IL Gebleichte Faser. Querdurchmesser eines Faserbündels. Nummer In Alkohol abs. Theilstr. In Wasser Theilstr. Procentuale Zunahme 1. 64 70 9,4 2. 78,5 90 14,0 3. 50 . 65 16,0 4. . 42 48 14,2 5. 68 78 14,7 6. Ol 71 16,4 7.^) 84 41 20,G Mittel 15,1 pCt. (Holzwolle feine). I. Rohe Faser (mit Phloroglucin -- HCl roth). Breite des flachen Bandes (radialer Stammschnitti. I.fd. in Alkohol in Wasser Zunahme Nr. abs. 1 pCt. 1 20 22 10 2 44 to 13,4 3 47 5lVo 9,6 Mittel 11,0 1) Dieses Auswaschen ist absolut nötliig zur Entfernung der Incrustation. 2) Letztere Faser hatte mehrere Wochen gebleicht, die übrigen imr I'/^. Woche. 14] P. Sonntag: II. (i ('l)l('i('lito Faser (mit PlilorogliU'iii -}- HCl mir an «lickere» Stückon iiot'li Kotlifärltmii;-). JJrcite des flachen Bandes (radial). Lid. Nr. in .•Vlko abs. i.d in Wasser Zunahme pCt. 1 21 45 25 19,0 IGJ Mittel . . . ^^ = n,85 Diircli das Entfernen der incrnstirenden Substanzen wurde bei Cocosfaser die Quellungsfähigkeit von 2,7 pCt. auf 15,1 pCt. , bei Holzwolle von ]l,OpCt. auf 17,85 pCt. erhöht. Ich glaube nicht nütliig zu haben, diesen Zahlen weitere Er- läuterungen hinzuzufügen, sie beweisen im Gegensatz zu SCHELLEN- P)ERCt nach meiner Ansicht klar, dass die Verholzung^) der Membranen in untrennbarem Zusammenhan"- mit der Quellungsfähigkeit derselben steht und dass die geringe Quellbarkeit vieler Membranen von ihrer Verholzung her- rührt. Es sei hier noch bemerkt, dass ein Coutrollversuch mit ge- bleichtem Hanf keine Steigerung der Quellungsfähigkeit zeigte, die- selbe betrug nach 14 tägiger Bleichung 24,4 pCt., also ebenso viel wie bei der ungebleichten Faser. Festigkeit. Frühjahrs- und Herbstholz. Will man den Einfluss der Verholzung auf die Festigkeit der Zellwände untersuchen, so niuss man alle übrigen Factoren, welche das Tragvermögen beeinflussen, in Rechnung ziehen oder, falls das nicht geht, dafür sorgen, tlass dieselben überall in gleicher Grösse auftreten. Dass die Verholzun«' als alleinioer Factor in Betracht käme, bei der Verminderung des Tragvermögens, ist von mir nie behauptet worden, ich habe vielmehr schon in meiner früheren Arbeit beim Coniferenholze die AVirkung der Poren (Tüpfel) nachgewiesen, welche durch die Verschiedenheit ihrer. Grösse und Zahl das Trag- vermögen auf die Hälfte und mehr herabsetzen können. So zeigt: 1) Dieselbe wird charakterisirt durch das Vorhandensein der durch den Bleich- process ausziehbaren Stoife. Verholzung und mechanische Eigenschaften der Zellwände. 145 Herb st holz mit kleinen Poren von /Vrtw.s silvestris Ahies pectinata F = 35,6 F = r,2,G F = 50,4 F = 49,1 F =^ 50,9 F = 54,9 F := 45,5 Diirclisclinitt = 45,5 F = 44,G Durchschnitt = •^5,4 Frühjahrs holz mit vielen grossen Poren: Pinus silvestris Ahies pectinata F = 19,8 F = 20,0 F=19,5 — Durchsclinitt = 19,65 F = 20,0 Schellenberg hat bei der Querschnittsbestimmung zwar die verschiedene Dick- resp. Dünnwandigkeit berücksichtigt, aber nicht die Schwächung der Zellwände des Frühjahrs- und Sommerholzes durch die Poren. Bei gleich starker Verholzung zeigen sich eben die Herbst- tracheiden ungefähr doppelt so zngfest als die Frühjahrstracheiden, wie ich schon früher nachgewiesen, aber nicht aus Gründen des zum Aufbau verwendeten Materials, sondern aus Gründen der Construction der Zellwände. Daraus ergiebt sich, dass Zahlen, welche die Unterscheidung von Frühjahrs- und Ilerbstholz unterlassen, überhaupt unbrauchbar sind, um den Einfluss der Yerholzuno' festzustellen. So lange nicht der Antheil von Frühjahrs-, Sommer- und Herbst- holz bei allen Versuchen derselbe ist, was offenbar') nicht der Fall war, kann das constatirte geringe Tragvermögen bei Pinus, Picea und Laricc einfach durch üeberwiegen von Frühjahrs- und Sommer- holz bei den untersuchten Streifen verursacht sein. Alle an diese Zahlen geknüpften Schlüsse sind also, was den Einfluss der Ver- holzung betrifft, hinfällig, im Besonderen der Schluss, j,dass die Festigkeit einer Membran unabhängig von ihrer Verholzung ist." Wenn also Schellenberg sagt (S. 243): „Ans meinen Zahlen geht deutlich hervor, dass die Grösse der Festigkeit unaWiängig ist von dem Grad der Verholzung", so hat er in sofern recht, als für die untersuchten Zellmembranen die Festigkeit in erster Linie abhängig von der Grösse und Vertheilung der Poren ist. Hat man jedoch zwei Zellmembranen von annähernd gleichem Bau, dann kann der Einfluss des Factors der Verholzung deutlich werden, und dann zeigt sich eine Schwächung der Festigkeit, wie ]) Bei Schellenberg's Versuchen. 14() P. Sonntag: «las boi "Ich übereinstiinmeiul gebauten nieoliauischon Zollen der Faser- stoffe zu cüustatiren ist. Hierauf soll im Folüenclen noch etwas näher einyeo'anoeii wen Ich. Einfluss der Zellconstructiou uud des Zellverbandes. Um nun den Umstand der Schwächuno' der Zelhvände durch die grossen behöften PoreMi zu vernunden, wurde nur Herbstliolz der Arten Piniis silvestris. Larix decidua und Picea ea^celsa einer Prüfung auf Festigkeit unterzogen '). Für Abies pectinaia werden die schon früher von mir gefundenen Zahlen gegeben werden. Die Resultate waren folgende: Ahies peciinnta Pinw silvestris 1. F = a2,(; 1. F = 45,5 2. F = 49,l 2. F = 44,6 3. F -- 5i,9 -)^. F = ?.5,6 Durchschnitt := 45.5 ^') ^- F = 50,4 -) 5. F = ÖO,il „ Durchschuitt - 45,4 1. F = 27,0 2. F = 25,6 3. F = 35,1 Picea exceha 4. F-24,0 1. F=18,2 5. F = 27,0 2. F = 25,4 H. F^22.] .3. F^24.2 Durchschnitt ^- 20,8 Durchschnitt = 22,(» Zum Vergleich seien hier die von BCHELLENBERG gefundenen Zahlen gegeben: Abies pectiriatn 32 315 />v/ Finns silvestris 13 755 „ Larix decidua 18 1)45 „ Picea excelsa 18 424 „ Es ergiebt sich also bei Unterscheidung von Herbstliolz^) und Frühjahrsholz ein ganz anderes Bild, als es die SCHELLENBEKG'schen Zahlen zeigen. AlleTdings wurde die erwartete Uebereinstimmung nur bei Abies und Pinus gefunden, während Larix und Picea starke Schwächung zeigten, deren Gründe noch zu suchen waren und später aus einander gesetzt werden sollen. Was zunächst Abies und Pinus anbetrifft, so stimmen sie in den uieisteu Factoren, welche Einfluss auf den Festigkeitsgrad haben. 1) Nach der bekannten Methode (cfr. Landw. Jahrb. 1892, S. 844) des Ein- spannens in Klemmschrauben, Belastens mit Gewichten resp. Schrot bis zum Bruch und Zeichnens des Querschnittes mittelst Camera auf Carton, der ausgeschnitten und gewogen wird. 2) Nach frühereu Bestimmungen cfr. Landw. Jahrb. 21, S. ?54. 3) Richtiger wohl Sommerholz nacli Russow. Verholzung und mechanische Eigenschaften der Zellwände. 147 übereiii. Die Verholzung- (Gehalt an incrustirenden Substanzen) ist auch nach der Analyse bei beiden annähernd dieselbe ^). Die Qnellungs- tahigkeit des Herbstholzes, welche in Folge ihrer Abhängigkeit von der Verholzung einen Gradmesser für dieselbe abgeben dürfte, ist von mir in mehrfachen A'ersnchen für die genannten Arten bestimmt worden; sie sind in Anbetracht der schwierigen nnd mit Fehlern be- hafteten Methode des Zeichnens auf Cartonpapier, des Ausschneidens nnd Wiegens von ziemlicher Uebereinstimmung für Fitius, Abies nnd Larir. Xur Picea zeigt bedeutende Abweichung. Gewicht des Gewicht des Cartons Cartons Zunahme oezeichnet gezeichnet ^^^ Querschnitts trocken m m ^ abs. Alk. Wasser Picea 0,11g 0,liss. angeführt von Wielkr, Landw. Vers.-Station 32, S. 350. 148 P.Sonntag: Verhohung und iiiochanische Eigcnscliaften der Zolhvändc. resp. crleiclitort. ]\Iiin kann aucli an den Zerreissung'.sstellfMi ein ^solches Herausziehen einzelnei- Tracheiden aus dem Verbände fast fcitets beo])acliten. \v(>nn auch die Mehrzahl schliesslich (|uer durch- iierissen erscheint. Dass die Yerschnielzinii' oder Verkittunü,' der einzelnen mechanischen Elemente bei Untersucdmngen der Festigkeit stets zu beachten ist, zeiii't z. B der Hast von Daphne Mezereum, welcher in Folge (h's jjösens der Bastelemente von einander nur geringes Tragvermögen hat. Wir kommen also zu dem Kesultate, dass das Herbstholz von Picea in seinem '^^rragvermögen (22,6) durch starke Verholzung und Interceliularen, das von Larir {2Q,^) nur durch Interceliularen geschwächt wird im Vergleich zu Pinus (45,4) und Abies (45,5). Eine Verschiedenheit in der Cfrösse und Vertheilung der Poren, welche ebenfalls von Einfluss sein könnte, ist bei Picea, Abies und Larid- nicht zu beobachten. Dagegen zeigt Pinu« in dieser Hinsicht ein interessantes Verhalten. Diejenigen Poren nämlich, welche hier zu Markstrahlen führen, sind ganz besomlers gross, nach mikro- metrischen Messungen über doppelt so gross und vor Allem auch breiter wie bei Abies, Lari.v und Picea^). (5:2, Fig. 3). Um die damit verbundene Schwächung der Zellwand wieder auszugleichen, ist aber dieselbe hier ausserordentlich verdickt, fast bis zum Ver- schwinden des Lumens an vielen Stellen. Diese spindelförmigen Verdickungen im Herbstholze sind so charakteristisch, dass sie ein ausgezeichnetes Unterscheidungsmerkmal des Kiefernholzes von dem Holze der anderen genannten Uoniferen bildet; man kann das Kiefern- holz ebenso gut daran erkennen, als an den zackenartigen A'orsprüngen der sogen. Quertracheiden. Nur Larix zeigt mitunter ebenfalls ganz schwache Andeutungen ähnlicher Verdickungen, jedoch sind dieselben kaum bemerkbar. Nach alledem tritt also auch hier der Einfluss der Verholzung deutlich hervor, wenn man nur alle wirksamen Factoren gehörig be- rücksichtigt, nämlich Material, Bau der Zellwände (Poren) und Ver- kittung- oder Zusammenhang der Z(dlen. Das Material der Zellwände wird in allen untersuchten Fällen durch die Incrustation minder- werthig für Festigungszwecke. Für andere Aufgaben des pflanzlichen Organismus mag die Verholzung Vortheile bringen, die sich aus der verminderten Quellungsfähigkeit der Membranen ergeben. Ich denke da an die Beobachtungen, welche nmn mitunter über den Wasser- gehalt der Bäunu' im Winter iiemacht hat^). Die Zweige von Laub- hölzern zeigten z. B. in Folge der langen trockenen und kalten Witterung des Winters 1890/*J1 einen bedeutend geringeren Wasser- 1) Bei l'iceii am kleinsten. 2) R. Hartiü, Foi.stl. uaturw. Ztg. 1892 S. 85— 8S. Hans Molisch: Ein Chromogen bei Schcnckia blumenaviana. 149 ^ehalt als im folgenden Frühjahre. In viel höherem Masse soll dies nach HaRTIG's Angaben nocli bei den Nadelhölzern der Fall sein. Eine ganze Reihe von Beobachtungen werden mitgetheilt, in denen Iviefernzweige im Winter vertrocknet sind, weil sie den bei Er- wärmung gesteigerten Transpirationsverlust ans dem Stamme und dem gefrorenen Boden nicht zu ersetzen vermochten. Bei so starkem Wassermangel könnte nun sicher ein Reissen des Holzkörpers eintreten, wie wir es an Holzscheiben von Stämmen beim Trocknen derselben beobachten, wodurch natürlich eine starke Schädigung des Stammes hervorgerufen würde. Für gewöhnlich ilürften wohl die Schwankungen des Wassergehaltes der lebenden Bäume nur geringe sein, in den oben angeführten Ausnahmefällen würde aber sicher verminderte Quellungsfähigkeit resp. vermindertes Vermögen zu schwinden von Nutzen für den Organismus der Pflanze sein. Erklärmig der Abbilduugeii. Für sämmtliche Figuren Vergr. 500. Fig. I. Querschnitt von Herbsttraclieiden von Pinas silvestris mit linienförmiger Mittellamelle. .. II. Dieselben Zellen von Picea excelsa mit starker Mittellamelle resp. Ver- holzungsscliichten. ..III Si^indelförmige Wandverdickungeu von Tracheiden von Piuus an der Be- rührungsstelle mit Markstrahlen. T, IV. Dieselben Zellen von Abies /lectiaata. (Zum Vergleich}. 19. Hans Molisch: Ueber ein neues, einen carminrothen Farbstoff erzeugendes Chromogen bei Schenckia blumenaviana K. Seh. Eingegaugen am 13. März 1901. Schenckia blume7iaviana K. Seh. ist eine in Brasilien bei Bhimenau in der Provinz S. Catharina vorkommende Rubiacee aus der Ab- theilung Cinchonoideae-Cinchoninae-Rondeletiae. Ich hatte Gelegen- heit diese Pflanze längere Zeit im Gewächshause meines Instituts zu beobachten. Ihre Blätter erscheinen dunkelgrün ohne jede Spur eines rothen Farbstoft's. Stirbt aber ein Stengel oder ein Blatt im Gewächshause langsam ab, so färben sich beide roth. Auch wenn ]-)(( Hans Moliscu: man ein Blatt (luetscht oder mit oinom Fiii,i;eriia^:el /.ersclilitzt, so tritt nach 1 — '-' Tay-on Rothfärbnng an der Wundstelle ein. Hiertlurt'li aufmerksam ,i!;emaclit. unterzog' ich die Pflanze einer mikroskopischen Intersuchnn«;- und faml. (hiss in der kd)enden Pflanze auch nicht eine Spur des carniinrothen Farbstott's vorlianden ist, und dass dersidbe erst postmortal entsteht. Am besten konnte ich den Farbstoff in der Pflanze in folgender Weise erzeugen. Flu cylindrisches (llasgefäss mit eingeriebenem Glasstöpsel wird mit einem friscli abgeschnittenen belaubten Spross von Schenckia be- schickt un' beoriff'enen vegetativen Zellen oft in allen Stadien der Verschrum])fung befindliche Grenzzellen. Aus den geschilderten Thatsachen scheint mir Folgendes hervor- zugehen: 1. Dass die Annahme eines stoflfarmen wässerigen Inhaltes der Grenzzellen, wenigstens in Bezug auf Nostoc commu?ie, auf einer durch die schwache natürliche Färbung dieser Gebilde hervorgerufenen Täuschung beruht. •J. Dass das Plasma der Heterocysten von Nostoc co?nnume einer- seits direct zu vegetativen Fäden auswachsen, in anderen Fällen aber in die benachbarten vegetativen Zellen übergehen kann, um dieselben, wenn sie durch Yertrockuung u. s. f. Xoth gelitten haben, zu neuer Thätigkeit zu I)ofähigen. 15() f- Brand: Achnliolu' ßeobachtiiug-oii habe ich aiicli au Scytoiioincen ge- inaclit. l"iS haben sicli nämlich bei An.icehöri9 dargereicht. Berlin 1899. 2) F. JoHOW, Sitzungsberichte der Akad. der Wiss. Berlin 1898. 3) Hier meist sugarbirds, richtiger, aber nur selten sunbirds genannt. Die Ornithopliilie in der Flora Süd-Afrikas. \'j'j Bei vielen der von SCOTT -ELLIOT^) erwähnten Pflanzen habe ich den Besuch durch Honigvögel ebenfalls beobachtet, ausserdem aber noch bei den folgenden: Erica mammosa, E. concinna^ E. cenn- thoides und E. brachialis, häufig besucht von Cynniris chalybea. Erica coccinea und E. tuhiflora, häufig besucht von Orthohaphes violaceus L. Leucospermum conocarpum B,. Br. und L. ellipticum R. Br. häufig von Promerops cafer^) L.. Mimetes cucullatum und M. hirtuiu var. Ortho- haphes. Die Schilderung der Entwickelung der Blütheu von Protea kili- mandscharica und der Art und Weise der Ausstreuung des Polleus beim Besuch durch Vögel, wie von YOLKENS gegeben, kann mit geringen Abweichungen auch auf alle von SCOTT-EllioT und mir erwähnten Proteaceen — im Ganzen 13 Arten — angewendet werden. Ein Umstand ist dabei jedoch noch nicht erwähnt worden, und das ist die sehr scharf ausge])rägte Proterandrie dieser Blüthen. So lauge die Narbe noch von den die Antheren tragenden Kelchzipfeln ein- geschlossen ist, besitzt dieselbe keine Papillen und ist also nicht empfängnissfähig; das GrifPelende dient dann eben nur zur Aus- streuung des Pollens, sobald durch den ihn berührenden Yogelschnabel die Spannung ausgelöst und das Ende der Perianthröhre gleichzeitig- gespalten wird. Mit diesem Zeitpunkte, also beim Oeffneu des Peri- anths, ist die Function der Antheren erschöpft, denn sie verwelken, nun zugleich mit den schlaff herabhängenden Kelchzipfeln. Die Griffel jedoch bleiben noch längere Zeit gerade gestreckt und steif stehen, und da das Oefluen der Blüthen wie bei den Compositen in centripetaler Ordnung erfolgt, so sind natürlich die Griffel der äusseren Blüthen im zweiten Stadium, wenn die inneren oder innersten Blüthen ihren Pollen explosionsartig nach aussen streuen. Es erfolgt also unbedingt Kreuzung, auch wenn die Vögel den Blüthenstaub gar nicht weiter tragen würden. Doch das geschieht ausserdem auch noch. Die Proterandrie der Protea- und Leucospermum-XviQn ist so ausgesprochen, dass die Blüthenköpfe schliesslich nur die Griffel sämmtlicher Blüthen zeigen, und zwar nicht nur bei Protea^ wo die Griffel überhaupt stehen bleiben und nachher der Samenverbreitung dienen, sondern auch bei Leucospermum, wo sie schliesslich abfallen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch eine Bemerkung von SCOTT-ELLIOT aufklären. Er sagt, dass er den Zweck der starken Behaarung des Fruchtknotens von Protea mellifera nicht verstehen könne, da derselbe doch in der Kelchröhre eingeschlossen sei und die Haare also nichts mit der Pollen-Uebertramno- zu thun haben 1) Scott-Elliot, Ornithophilous flowers in South-Africa. Annais of Botany, vol. IV, p. 265. 2) Scott-Elliot sowohl wie Volkens schreiben durchgängig P. caper, was aber unrichtig ist. 178 R- Marloth: können. Das liabon sie aucli niclit, denn sie dienen nicht der Be- fruchtnni;-, sondern später der Sanicnverbreitnnji,-. Sie sind allerdings schon auf dem Fruchtkiioten vorhanden, entwickeln sich al)er erst Avährend des Reifens der Früchtchen zu Borsten. Schliesslich werden sie so steif, dass sie in Folge des al)wechselnden Feuchtwerdens und Austrocknens die Früchtchen aus dem Involucrum herausdrängen und sie auch noch nachher, wenn dieselben durch den Wind ver- breitet worden sind, auf dem Boden weiter bewegen, Avie das ja von vielen anderen hüpfenden Samen und Früchten bekannt ist. Ich habe diesen Vorgang nicht nur bei Protea mellifera^ sondern auch bei P. cordata und vielen anderen Arten dieser Gattung oft beobachtet. Cotyledon orbiculata Ij. und C. tuberculosa Lam. werden sehr häufig von Nectarinia famosa besucht. Die Karpelle tragen am Grunde grosse schüsseiförmige Nektarien. welche so viel Honig absondern, dass man ihn mit der Zunge schmecken kann. Die Kronröhre ist 16— 20ww« lang, aber am Schlünde ziemlich weit, so dass der Vogel nicht nur den Schnabel, sondern auch den vorderen Theil des Kopfes hineinstecken kann. lusecten habe ich niemals darin gefunden, da- gegen habe ich sowohl bei diesen beiden in der Umgegend von Kapstadt wild wachsenden Arten, als auch bei C. coruscans, welche ich aus der Karroo in meinen Garten nach Kapstadt verpflanzt hatte, N. famosa häufig beobachtet. Bei den Pflanzen in meinem Garten kam ein Pärchen der Vögel regelmässig jeden Morgen und Abend die Blüthen auszusaugen, trotzdem hier keine Insecten darin waren. Dass diese Besuche Kreuzung vermitteln müssen, ist unzweifelhaft, denn während die zehn Staubgefässe ihre Antheren eine nach der anderen entwickeln, bleiben die fünf Griff'el fest an einander g-epresst, dann aber entwickeln sie ihre pinselförmigen Narben und biegen sich nach aussen um. Ganz ähnlich verhält sich Rochea coccinea, deren Blumenblätter so dicht zusammenliegen, dass sie eine 20 — 25 vim lange Röhre bilden. Diese Pflanze ist übrigens ein gutes Beispiel dafür, dass bei derselben Art verschiedene Vermittler die Bestäubung bewirken können, denn öfter noch als von Ortliobaphes werden die Blüthen von einem Schmetter- ling, Meneris Ttdbaghia, besucht. Leonotis Leonurus, eine in der Umgegend von Kapstadt häufige Pflanze, wird viel von Aectarinia famosa, und Watso?iia Meriana, welche auf den Bergen häufig ist, regelmässig von A'. chalybea und Orthobaiiihes besucht. Die Anzahl der in den Arbeiten von SCOTT-ELLIOT, EvaNS und mir erwähnten südafrikanischen Pflanzeuarteu, welche regelmässig von Nectarinien besucht und nach meinen Beobachtungen des Nektars wegen besucht werden, ist 40, welche sich auf 19 Gattungen au& 12 Familien vertheilen. Es ist daher klar, dass die Ornithophilie in Die Oniithophilie in der Flora Süd- Afrikas. ] 7«) der Flora Süd-Afrikas eine beträchtliche Rolle spielt. Andrerseits darf man nicht übersehen, dass diese Vögel sich nicht auf diejenigen Gewächse beschränken, welche ausschliesslich auf sie angewiesen sind, sondern je nach Umständen auch andere besuchen, deren Honig auch Bienen und anderen kurzrüsseligen Insecten zugäno-io' ist. So kann man Nectarinia chalyhea häufig auf den Blüthen verschiedener eingeführter Gewächse sehen, wie z. B. auf Eucalyptus globulus, Erio- botrya japonica [Loquat], Nicotiana glauca, Canna indica u. a. Ob hier Insecten oder Honig die Hauptanziehung bilden, will ich dahin- 2,'estellt sein lassen. Zum Schluss möchte ich noch bemerken, dass die Rolle, welche Xectarien bei der Befruchtung mehrerer Loranthus - Arten spielen, zuerst von EVANS^) ausführlich beschrieben worden ist und zwar für L. Kraussianus und L. Dregei^ welche in Natal regelmässig von Cynniris olivaceus und C. Verreaua:i besucht werden. Zusatz zu „K. Marloth", Ornitliophilie iu Süd- Afrika. Es ist jedenfalls auch von Interesse zu sehen, was ein Ornithologe in dieser Frage zu sagen hat. In dem erst vor Kurzem erschienenen Handbuch^) der Vögel Süd- Afrikas, welches das Gebiet bis zum Zambesi einschliesst, werden die Zuckervögel sämmtlich als Xektar- sauger und Insectenfresser bezeichnet. Es sind 18 Arten, nämlich 15 Nectariniidae {Cynniris 12 Arten; Nectarinia famosa\ Anthohaphes violacea und Anthothreptes collaris) und Zosterops capensis, sowie 2 Arten von Projnerops, nämlich P. cafer und P. guerneyi. Ausser diesen werden aber noch ein Verwandter des Kanarien- vogels {Serinus icterus)^ sowie zwei AVebervögel {Hyphantornis spilo- notus und Sitagra capensis) ganz besonders als Nektar saugend er- wähnt. Der Verfasser hat diese Vögel häufig auf Aloe- und Protea- Arten beobachtet und gesehen, dass die Federn des Vorderkopfes oft mit Nektar gesättigt und mit Pollen ganz bedeckt waren. Dass diese Vögel, also im Ganzen 21 Arten, von denen einige sehr häufig sind, eine wichtige Rolle als Vermittler der Fremdbestäubung spielen, ist auch hiernach unzweifelhaft. Leider wird sich die Fortsetzung dieses Werkes sehr verzögern. Der Verfasser, von Beruf Arzt, befand sich in Natal, als der Krieg ausbrach. So schloss er sich der Ambulanz in Ladysmith an und wurde während der Belagerung durch eine Bombe getödtet. 1) Maurice S. Evans, The fertilisation of Loranthus Kraussianus and L. Dregei in _Natiu-e". January 1895. 2) A. C. Stark, The Birds of South- Aüica, vol. I. London 190('. Behandelt nur einen Theil der Passeres. \^{) 1. llKVUKlCil: 24. F. Hey d rieh: Bietet die Foslie'sclie Melobesien- Systematik eine sichere Begrenzung? Eiugeg'angeii am ij. März l'.XJl. Eine Entgegnung. Seit eiiiigoii Jahren hat FOSLIE in verschiedeiieu Entgegmiiigen sich bemüht, mir Irrthümer nachzuweisen oder die Ergebnisse meiner Beobachtungen in Zweifel zu zielien. Einen Hauptpunkt seiner beiden ersten Entgegnungen^)^) hat er zwar am 11. Juni 1900 in diesen Berichten (S. 240) als einen Irrthum anerkannt und vollständig widerrufen mit den \Aorten: „Freilich habe icli einmal, wie von HEYDRICH angeführt, in einem einzelnen mir von HeYDRICH zu- gestellten Präparate geleerte, vom Thallus überwachsene Sporangien bei diesem Geschlechte {Sporolithon Heydr.) als Höhlen thierischer Eingriffe aufgefasst/' Ein neuer Artikel^) aber strotzt von Wendungen wie „unrichtige Darstellung", irreleitende Anführungen", „Ueber- schreiten von Regeln", „verwerfliclie Note", „unrichtige Bestimmung", „problematische Arbeit", „unrichtige Citate", „Umgehen der Nomen- klaturregelu", so dass es mir falsch gedeutet werden könnte, wenn ich hierzu schweia^en wollte. Deshall> ento-eyne ich Folgendes: Auf Seite 339 dieser Entgegnung, Absatz 1, behauptet FOSLIE, ich hätte in meiner systematischen Skizze fossiler Melobesieae*) (S. 79) eine „unrichtige Darstellung" seines Systems gegeben, und er wiederholt diese Behauptung in seinen jetzigen Bemerkungen ^). Worin aber diese „unrichtige Darstellung" besteht, verscliweigt er; er will „kein System der fossilen, sondern nur der recenten'' auf- gestellt haben, mischt aber dabei sämmtliche fossile S])ecies unter die recenten und stellt sogar ein fossiles Genus auf. Da ich nun sage, dass er eine Eintheilung für fossile gleichzeitig mit geschrieben hat, erklärt er dies für „unrichtige Darstellung". In der That, eine eii'-enthümliche Aufifassuno! Gegen die ausführlichen Beweise meiner Systematik der fossilen 1) FosLiE, Einige Bemerkungen über Melobesieae. Ber. der Deutschen Bot. Ges. 1897, S. 252. 2) FoSLiE, ^yeiteres über Melobesieae. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1897 S. 521. 3) Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1!)00, S. 339, 340. 4) Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 19C0. 5) Ber. der Deutscheu Bot. Gesellsch. 1900, S. 339. Bietet die Foslie'sche Melobcsien-Systematik eiue sichere Begreuzimg? 131 Melobesieae^), also gegen die wissenschaftliche Seite meiner Aus- führungen erwidert er kein Wort. Worin ferner die in demselben Absatz Ö. 339 mir vorgeworfene „unrichtige Darstellung"' in den „Lithothamnien von Helgoland'' ^) besteht, verkündet FOSLIE überhaupt nicht: eine Yertheidigung ist mir also unmöglich. Weiter sollen sich „irreleitende Anführungen" in meiner Arbeit über den „Weiteren Ausbau des Corallinensystems''^) finden; worin diese „irreleitenden Anführungen" liegen, sagt FoSLIE nicht. Es ist mir also kein Mittel gegeben, ilim entgegenzutreten. Im Anschluss hieran erklärt er sogar: ,.Es kann überflüssig sein, dies näher dar- zulegen." Nun, ich meine, wenn augeklagt wird, kann ein Beweis niemals als überflüssig bezeichnet werden. Ebenso wie oben, wo ich dies bereits hervorhob , sind seine Einwände auch hier mehr formeller Natur und richten sich gegen nebensächliche Einzelheiten; gegen meine in obiger Arbeit genau dargelegten, auf wissenschaftlicher Grundlage beruhenden Ansichten im Allgemeinen erhebt er kein Wort des Widerspruches. Doch nun zum zweiten Absatz seiner Angriffe, S. 339. Hier heisst es: „Auch in anderer Hinsicht überschreitet HEYDRICH die o;ewöhnlichen Regeln für wissenschaftliche Arbeit." Der Grund, welclier mich veranlasste, die FOSLlE'sche Systematik von 1898 (Öystematical Survey) und mithin das Genus Phymatolithon nicht anzunehmen, lieot in der Unsicherheit der Begrenzuniien inner- halb dieses Systems. Auf diese Unsicherheit wies ich in meiner Helgoländer Arbeit (S. 74) ausdrücklich hin. Wie recht ich aber gethan, mich an dieses System nicht zu binden, beweist FOSLIE selbst durch seine Liste von 1900*). Hier stellt er (S. 5, Anm. 1) in Aussicht, dass Clathromorphum vielleicht als Subgenus von Phyma- tolithon aufzufassen sei, trotzdem sein Eintheilungsprincip nicht verändert wird! Mithin bezeugt er hierdurch, dass diese Genera vollkommen unsicher begrenzt sind, da der Autor selbst nicht weiss, o\) gewisse Species zu diesem oder jenem Genus gehören. Dies sah ich voraus, und deshalb ging ich nicht auf diese Systematik ein. Wie kann ein System acceptirt werden, dessen Grundlagen man als unsicher erkennt und dessen Unsicherheit der Autor selbst be- .stätigt? Damit wäre der Erkenntniss dieser schwierio-en Klasse wenig g^edieut gewesen, und jeder spätere Autor hätte sagen können, 1) F. Heydrich, Eiue systematische Skizze fossiler Melobesieae. Ber. der Deutscheu Bot. Gesellsch. 1900, S. 79—83. 2) F. Heydrich, Die Lithothamnien von Helgoland. Wissensch. Meeresunter- suchungen. Abth. Helgol., Bd. 1900. 3) Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1900, S. 310—317. 4) FosLiE, Rev. Syst. Surv. of the Melobesieae in K. Norske V. S. S. 1900. !}>•_> F. Hbydkich: dass ilies doch anders sei, und nicht so, wie ich es aufgefasst hätte. Dieser Möglichkeit wollte ich mich nicht aussetzen, sondern einen absolut sicheren Begriff schaffen. Ob damit die „Regeln für wissen- schaftliche Arbeiten überschritten" sind, dies zu beurtheilen über- lasse ich dem geneigten Leser. Beweise für die Unsicherheit des Foslie'schen Systems. Durch die soeben citirte Bemerkung sehe ich mich veranlasst, weitere Beweise für die Unsicherheit des FoSLIE'schen Systems mit- zutheilen. In Rev. System. Survey, 1900, S. 3^) schreibt FOSLIE: „ich veröffentlichte kurz nach meinen letzten „Bemerkungen" eine vor- läufige systematische Uebersicht, obgleich dieses System bis dahin noch nicht völli"' durchoearbeitet war." Auf Seite H der Liste von 1900 gesteht FOSLIE zu, dass diese Liste von der 1898 er sich etwas unterscheide, hauptsächlich, dass die Grenzen von GonioUthon etwas modificirt seien. „Von dem Genus Lepidomorphum''\ fährt er fort, „ist thatsächlich gefunden worden, dass es eng verwandt mit Lithophi/llum ist" etc., so dass der gross te Theil von GonioUthon zu Lithophyllum zu zählen sei; mithin nähert er sich vollständig meiner Ansicht, wie ich sie in „Melobesiae"''), S. 40!>, dargelegt habe. Li der Liste von 1 898 hiess es Melohesia Notarisü, in der von 1 900 GonioUthon Notarisii. 1898 GonioUthon obUmans (Heydr.) FosL, 1900 LithophyUmn obUmans Heydr. 1898 GonioUthon tortuostim (Esp.) Fosl. (gleich Lithophyllum cristatum Men.), 1900 Lithophyllum tortuosum (I]sp.) Fosl. 1898 GonioUthon platjjphyllum (Sect. II CladoUthon), 1900 Lithophyllum. platyphyllum (Sectio EulithopJiylluyn). 1898 lAthotliamnion orhiculatum, 1900 Lithophyllum orbiculatum. 1898 GonioUthon onkodes (Ileydr.), 1900 Lithophyllum onkodes Heydr. 1898 GonioUthon conyestum, 1900 Lithophyllum congestum. 1898 GonioUthon byssoides, 1900 Lithophyllum byssoides. 1898 GonioUthon Bamleri, 1900 Lithophyllum Bamleri. 1898 GonioUthon elegans^ 1900 Lithophyllum elegans. 1898 GonioUthon Carpopliyllii^ 1900 Lithophyllum Carpophyllii. 1898 GonioUthon Marlothii, 1900 Lithophyllum Marlothii. 1898 GonioUthon papillosum, 1900 Lithophyllum p)o.pillosum. 1898 GonioUthon subtenellum^ 1900 Lithophyllum subtenellum. 1) K. Norske Vid. Selsk. Skr. n. ö. 2) Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1897, S. 409. Bidet die Foslie'schc Melobesien-Systematik eine sichere Begrenzung? 183 1898 Meiobesia confink^ 1900 DermutoUthon hapalidioide.s, f. confinis. 1898 Meiobesia (Eumelobesia) zonale, 1900 Meiobesia {Heier od ervia) zonalis. 1898 Meiobesia (Eumelobesia) coccinea, 1900 Meiobesia (Heteroderma) coccinea. 1898 Meiobesia Novae Zelandiae, 1900 Älelobesia? Novae Zelandiae. 1898 bestimmt er Meiobesia prototypus, 1900 DermatoUthonf prototi/ptis. 1898 Meiobesia Laminariae. 1900 Dermatolithon macrocarpum f. Landnariae. 1898 Dermatolithon Lejolisii, 1900 Meiobesia Lejolisii. 1898 Meiobesia (Eumelobesia) coronata, 1900 Meiobesia J/eteroderrna coronata. 1898 Meiobesia. hildebrandioides^ 1900 fehlt es. 1898 Meiobesia inaequilaterata, 1900 Meiobesia farinosa. 1898 Meiobesia rosea Ktz., 1900 felilt es. Noch weitere Beispiele. FOSLIE trennt in seiner Liste von 1898 Meiobesia und Derma- tolithon einerseits und Goniolithon und Lithophyllum andrerseits, trotz- dem zwischen den Tetrasporangiengehäusen dieser Gfenera kein Unterschied zu finden ist, sondern nur im Thallus, wie ich in meiner systematischen Skizze fossiler Lithothamnien ^) S. 80 und in Melo- besiae^) nachgewiesen habe. Nimmt man diese Unterschiede in den Vegetationsorganen nicht mit zu Hilfe, so stehen die Genera Mastophora, Corallina, Aviphiroa und Cheilosporum ausserhalb des Systems, trotzdem sie ähnliche Tetrasporangiengehäuse besitzen wie Meiobesia, Dermatolithon und Lithophijllunt . Auf S. 5 der FOSLIE'schen Liste von 1900 lautet Anm. 1: „Würde z. B. Meiobesia Corallinae unter Lithophyllum classificirt, so wie dies Herr HeYDRICH thut, so würde die Consequenz sein, dass diese beiden Genera zu einem verschmelzen würden." Nun, zunächst hat FOSLIE sich hier nicht correct ausgedrückt, denn von einer Verschmelzung des ganzen Genus Meiobesia mit Lithophyllum ist hier gar nicht die Rede, sondern nur von der Herübernahme der einen Species Meiobesia Corallinae in das Genus Lithophyllum. Dass aber theilweise FOSLIE mit seiner Bemerkung Eecht hat, d. h. dass ein Theil der bisher mit Meiobesia bezeichneten Pflanzen zu Lithophyllum zu ziehen ist, bezweifle ich keinen Augenblick. Ich habe dies deshalb schon vor 3 Jahren^) mit Meiobesia Corallina 1) Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1900. 2) Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1897, S. 408. 3) Heydrich Melobesiae, II, Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1897, S. 409. 15er. der deutschen bot. Gesellsch. XIX. lO \ 184 F. Heydrich: ^etliaii iiml bet'ünilite. dnss (Ins il(Mi wird. Avcliaeolithothamnion (Roth])l.) Fosl. ArcJiaeolithothatnnion crispatum (Hauck) Fosl. Synonym Lithothamnion crispatum (Hauck) Heydr. ^). In h'OSLIE, New or critical Lithothamnia^). wird auf S. 3 mit- getheilt, dass in der Systematical Survey of the Lithothamnia*) die Sectiou Epis})Oi'ae von Archaeolithotliamnion auf einem Exemplar aus dem Mittelmeer basirt, welches identisch zu sein scheine mit Litho'phyllum, crispahim Hauck, doch habe der Verfasser nicht die g'ünstig-e Gelegenheit gehabt, zu entscheiden, ob diese Bestimmung richtig sei oder nicht. Wenn freilich ein Autor auf eine ihm selbst unsichere Bestimmung einer Öpecies hin eine Section eines Genus gründet dann ist es mit seiner Arbeit schlecht bestellt. Nach der eigenen Erklärung FoSLIE's kann man die betreffende Pflanze nicht mit Sicherheit zu Archaeolithotliamnion rechnen, folglich ist die Sectiou dieses Genus durch sie nicht bewiesen®). FOSLIE erkennt selbst an*'), dass nach den Sporangien keine genaue Grenze zwischen den ROTHPLETZ'schen fossilen Genera Archaeolithothamnion, Lithothavinion und Lithothaimiiscum einerseits und Lithothamnion andrerseits gezogen werden kann. Er kommt also auch hier meiner Auffassung näher, die Bildung der Frucht- höhlen im Allgemeinen, ohne Unterschied der Früchte selbst, als Eintheilungsprincip für fossile Species zu benutzen. Archaeolithotliamnion mirabile Fosl. \\as aber die nächste Species, Archaeolithothamnion (Episporae) mirabile Fosl. betrifft, so steht doch ausser Zweifel, dass das Haupt- kennzeichen von Sporolithon und Archaeolithothamnion gegenüber Lithothamnion besonders in den unregelmässigen Sori sowie in den Zwischenzellen und der Tetrasporangiumzelle selbst besteht. Durch das Erhaltenbleiben dieser Zellen entstehen erst die Zonen im Thallus, was bei den flachkugelförmigen Sori von Lithothamnion 1) FoSLiB, llev. Syst. Surv. S. 21. 2) Hkydrich, Die Lithothamuieu des Museum d'histoire naturelle in Paris. — Engler's bütan. Jahrb. 1901 S. 5J0, Taf. XI, Fig. 4, 8. 3) In k. Norske Virl. Selsk. Skr. IrO-i, n. C. 4) In k. Norsk« Vid. Selsk. Skr. 18'.'8, n. 2. 5) In Heydrich, Die Lithuthamnieu des Museum d'histoire naturelle in Paris habe ich S. f 40 auf Grund der vorhandenen Sori diese Pflanze, die nach Hauck's Besclu-eibxmg mit derjenigen von Tasmanien übereinstimmt, zu L. crispatinn gezählt. Da Halck aber weder Sori, noi-h Zeilen angegeben, behalte ich mir für später eventuell eine ergänzende Bestimmung vor. 6) Fosi.iE, Liste 1900, S. 1 Anm. 1. Bietet die Foslie'sche Melobosien-Systematik eine sichere Begrenzung? 185 nicht zutrifft. Herrscht in der Bestimmung einer Bpecies eine Un- sicherheit vor, dann wird man erst in zweiter Linie die Theilung der Tetrasporangien und die weiblichen Organe zu Hilfe ziehen. Nun sollen nach FOSLIE^) die Sporangien von ArchaeolitJio- thamnion mirabüe am häufigsten wie sorusförmige Conceptakel von Lithothamnion sein, rund, beinahe rund oder länglich, 400-500^ im Durchmesser, mit 30 Fori (S. 4). Wenn diese ^Merkmale zutreffen, so kann die Pflanze weder zu Archaeolithothamnion^ noch zu Sporo- Utho7i gezählt werden, weil die Sori nicht „zonenförmig" sind, auch bisher noch keine Zwischenzellen gefunden wurden, die Tetra- sporangien unsicher in der Theilung erkannt und noch weniger irgend welche Geschlechtsorgane beobachtet werden konnten. Archaeolithothamnion Foslei Fosl. Vollkommen unrichtig aber ist die Zuzählung von Lithoi^hiillum Foslei Heydr. ^) zu Archaeolitliothamnion. Ich bin mehr als erstaunt, worin FOSLIE den Grund findet, diese Species hierlier zu zählen Nachdem ich in HeydRICH^) Xorallinaceae'-'- diese Pflanze als Litho- thamnion Foslei Heydr. bestimmt hatte, erklärte FOSLIE^), es sei ein achtes Lithothamnion incrustans. Drei Jahre später, in seiner Ab- handlung über die Systematik A&t Melohesieae^) sagt FoSLlE wörtlich: .^Die Sporangien dieser Art (Lithophylhun Foslei Heydr.) sind unbe- kannt." Trotzdem rechnet er in seiner Liste von 1898^) diese Alge zu Archaeolithothamnion Foslei (Heydr.) Fosl., natürlich ohne die geringsten Beweise®). Selbstverständlich habe ich mir daraufhin die Reproductionsorgane gründlich angesehen und habe bisher nur leere Conceptakel (mit einem Perus) entdecken können. Oder sollte vielleicht meine Mittheilung''), dass der Thallus sich aus grossen und kleinen Zellen zusammensetzt (vergl. Abb. S. 59), die unschuldige Veranlassung für FOSLIE gewesen sein, hier etwas Aehnliches wie bei Sporolithon zu erblicken und die Pflanze danach zu classificiren? Hoffentlich wird hier die Erklärung nicht ausbleiben. Jedenfalls werde ich vorläufig an meiner Auffassung festhalten und diese Pflanze nicht eher von Lithophijllum (Phil.) Heydr. ^) 1) FoSLiE, Soine new or critical Litlioth. 18?8, p. 4. 2) Heydkich, Bcr. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1897, S. 58. 3) FosLiE, Einige Bemerkungen über Melohesieae. — Ber. der Deutschen Bot, -Gesellsch. 1897, S. To t. 4) In Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1900, S. "240. 5) FosLiE, Liste etc. l<-98, S. 4. 6) Herr Foslie schrieb seiner Zeit, dass man nach Bruchstücken sehr schwer Bestimmungen auslüliren könne, und nun diese Sicherheit! 7) Hkydkich, Cura'Jinaceae, insbesondere Mtlubesieae. — Ber. der Deutschen Bot. ^Gesellsch. 1-97. 8) Heydrich, Melobesiue 11, Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1897, S. 440. 13* lS00 ist es Litliothumnion noroegicum f. uncinata ge- worden. 1898 stellt er Lithothamnion Setchelli auf, 1900 ist es Goniolithon Setchelli geworden. 1898 findet man ein Litliothaunnion squamulosum aufgezählt, 1900 fehlt es. 1898 stellt er Lithothamnion agariciforme f. hibernica auf. 190O fehlt es. 1898 gehört Lithothamnion magella^vimmi. zu den Fvanidae, 1900 zu den Innatae. 1898 soll man Lithothamnion orbiculatum als selbständige Species be- trachten. 1900 ist es Lithothamnion incrustans. 1898 bestimmt er Lithothamnion tenue^ 1900 Lithothamnion laeve f. tenuis. 1898 stellt er Lithothamnion adplicitum auf, 1900 fehlt es. In „New or Critical Calcareous Algae" spricht FOSLIE S. 31 von LithophijUum dentatum (Ktz ) Fosl. Ich habe in meinem weiteren Ausbau des t'orallinensystems S. 316 Anm. 6 auf eine weitere Arbeit hingewiesen, worin Lithophyllum incrustana etc. behandelt werden soll. Im Anschluss an die FoSLIE'sche Bestimmung theile ich schon jetzt mit, dass diese so vielfach verkannte Pflanze Lithophyllum in- crustans (Phil.) Heydr. forma dentata (Ktz.) Heydr. mscr. ist= ilyper- aiitherella incrustans (Phil.) Heydr. Bietet die Foslie'sche Melobcsien-Systeinatik eine sichere Begrenzung? 191 Die dazu <>ehörio-eii Formen f. aemulans ? (Fosl ) Heydr. iiiser. f. gyrosa? (Fosl.) Heydr. inscr. f. dilatata ? (Fosl.) Heydr. mscr. f. MacallaTia? (Fosl.) Heydr. mscr. f. Harveyi (Fosl ) Heydr. mscr. f. depressa (Cr.) Heydr. mscr. f. angulafa? (Fosl.) Heydr. mscr. f. lobata ? (Fosl.) Heydr. mscr. f. subdicJwtovia Heydr. f. lalnjrinthica Heydr. f. Echini Chaloii. werden in jener Arbeit näher beleuchtet werden. Ich fü,ne hinzu, dass, nach dem JOHNSTOM'schen^) Holzschnitte Nr. 23 zu urtheilen, nur Hypefantherclla incrustans (Phil.) Heydr. ^) forma labyrinthica Heydr. ^) vorliegt. Ich brauche wohl kaum hinzuzufügen, dass die Nichtanerkennung meiner drei Formen flabellata, subdichotoma und labyrmthica von Seiten FoSLIEs*) nach dieser Auseinandersetzung nicht ernst zu nehmen ist. Lithothumnion agariciforme Fall, forma decussata Ell. et Sol. 1897 sagte FOSLIE^) Uthothamnion agariciforme (Fall.), forma decussata (Ell. et Sol.). 1898*) heisst es Lithothamnion agariciforme (Fall.) Fosl. forma ? de- ciissata (Ell. et Sol.) Fosl. 18H9^) Lithothamnion lichenoiden f. Jieteropliylla Fosl. = Lithothamnion agariciforme Fall. f. decussata (Ell. et Sol.; Fosl. 1899®) in derselben Arbeit S. 33 wird es genannt: Lithophyllum decussatum (Ell. et Sol.) Phil. Was ist nun richtig? Somit rechnet FOSLIE dieselbe Pflanze in derselben Arbeit zu zwei verschiedenen Gfenera. Ich erlaube mir hierzu zu bemerken, dass Melobesia decussata Ell. et Sol. nichts weiter ist als 1) JoHNSTON, Hist. of the Brit. Sponges and Lithophjlls 1842, S. 232. 2) Heydricii, Weiterer Ausbau des Corallinensysteras. — Ber. der Deutschen Botan. Ge?ellsch. 1900, S. 316. 3) Synonym: Litliophyllum irwrasüms {Vh.\\.) Heydr., forma /a^j/r/rt^/ncalloydrich. 4) FoSLiE, New or Grit. Calc. Algae 1899, S. 29 und Foslie, Rcv. Syst. Surv. 1900, S. 19. 5) Foslie, On some Lithoth. S. 5. 6) Foslie, List of Spec. of Lithoth. S. 7. 7) Foslie, New or Grit. Calc. Algae, S. 13. «S) Foslie, New or Grit. Calc. Algae, S. 33. 19'2 F. Heyorich: LitliopJiijUinti ej;panaum (Phil.) Ileydr. forma decussatu (Ell. et Sol.) lleydr. = J/ijper(t7if/ierelIa? expanaa (Phil.) Heydr. f. decussata (El). pI Sul.) Ileydr. ^V Die ausführliche Arbeit erscheint später. Besonders auffallend erscheint die Abänderung in der Restininiung von Lithothuvinion agariciforme (Pall.) forma. 1897 wird die Pflanze Lilhothamnion agariciforme Pall. forma hihernico Fosl. benannt^). I8y8 Lithothavinion agariciforme (Pall.,) t'osl. forma hibernica Fosl.'). 1900 Lithothamnion Lichenoides (Ell. et Sol.) Fosl. f. agariciformvi (Johiist. Pall.y) Fosl.*). 1900 Lithotliamnion lichenoides (Ell. et Sol.) Fosl. forma agariciformJA (.lohnst.)"). In Bezug 'A\\i Litliothamnion lichenoides f. depressa mache ich auf- merksam auf Sphaeranthera decussata (Solms) Heydr., bei der recht ähnliche habituelle Verhältnisse vorliegen. 1898®) begrenzt FOSLIE LithophijUwn calcareum (Pall.) Fosl.. 1899^) Lithothwnmion calcareum (Pall.) Aresch. also Abänderung von Genus und Autor. 1897 ^) begrenzt FoSLIE Lithothamnion fasciculatum (Lam.) Aresch. f. gyrosa Fosl., 1899*) hegrenzt FOÜLIE Lithophulltnn denta.tum (Ktz.) Fosl. f. gyrosa Fosl. 1897") begrenzt FOSLIE Lithothamnion fasciculatum (Lam.) Aresch. forma dilatata Foslie, 1900^^) aber wird es zu Lithophyllum dentatum (Kütz.) Fosl. forma dilatata Fosl. gerechnet. Ich bemerke dabei, dass FOSLIE bei diesen Aenderungen in der Hauptsache sein Eintheilungsprincip beibehalten hat und so eine Aenderung geschaffen, die entweder auf Willkür oder ün- kenntniss beruht. Ausserdem habe ich bewiesen*"), dass die FoSLIE'sche Annahme*^), 1) Heydrich, Weiterer Ausbau des Corallineen-Systems. — Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch., 1900, S. 316. 2) FosLTE, On some Lithothamnia, S. 5. y 8) FoSLiE, List nf Lithoth , S. 7. ' 4) FosLiE. Rev. Syst. Surv., S. 14. •i) FoSLiE, New or Grit. Calc. Algae, S. 13. 6) FoSLiE, Some New or Critical Lithoth., S. 15. FüSlie. Li.^^t, 1898. S. 9. 7) FosLiE, Rev. Syst. Surv., 1900, S. 13. 8) FosLiE, On some Lithoth., S. 8. 9) FoSLiE, New or Critical Calc. Algae. S. ;>2. 10) FoSLiE, On some Lithoth., S. 8. 11) FosLiE, New or Critical Calc. Algae, S. 32. 12) Heydrich, Die Lithothamnien des Museum dhi.stoire nat. in Paris. — Engler's bot. Jahrb. 1901, S. 543. 18) FosLiE, Rev. Syst. Surv., S. 14. Bietet die Foslie'sche Melobesien- Systematik eine sichere Begrenzung? 19S' Lithoiliamnion patena und antarcticum seien nur Formen von Litho- thamnion lichenoides^ auf Irrtliuni beruht. Die Consequenz FOSLIE's in der Prioritätsfrage zeigt sich in folgender Thatsache: In Rev. Syst. Survey ist er bereit, bei Litho- phijllum fasciculatum (Lam.) Fosl. die Prioritätsrechte für sich zu bean- spruchen. Dagegen ignorirt er die Priorität, welche aus denselben CTründen. aus denen er sie bei Lithophyllum fasciculatwni für sich in Anspruch nimmt, mir zukommt bei Xennung von z. B. Litho- phylluTH expansum (Phil.) und Lithophylluvi incrustans Phil. Auch gebührt nicht FOSLIE bei Nennung der Form crassa von Lithophyllum racemus (Laur.) Fosl. die Priorität, sondern es muss heissen: forma crassa (Phil.) Heydr. Leider ;ist die Liste der Unsicherheiten noch nicht damit be- endet, aber vorläufig genügt sie. Anliaiig. Auf Seite '240 seiner Berichtigung „Die Systematik der Melobesieae" sagt FüSLIE*), „dass die beiden HEYDEICH'schen Systeme sich nicht aufrecht erhalten lassen, da beide hauptsächlich auf die Entwickelung des Thallus basirt waren." Die hier folgende Uebersicht soll dar- thun, dass dies nicht der Fall ist, vielmehr nur mein erstes System auf der Entwickelung des Thallus beruhte, während in dem zweiten die Tetrasporangien als grundlegend günstig verwerthet wurden, was FosLIE| bereits selbst eingestanden hatte ''^). Interessant sind die „Gründe", welche er Seite 241^) gegen mein System anführt: „Was gegen das von HeYDRICH jetzt aufgestellte System spricht, darauf will ich hier nicht näher eingehen." Sclilussbemerkung. Ich mache es FoSLIE durchaus nicht zum Vorwurf, dass er öfters sich geirrt hat, vielmehr anerkenne ich sein Bestreben, seine Irr- thümer zu verbessern; aber ich bestreite einem Autor, dem so zahl- reiche Irrthümer nachgewiesen sind, die Berechtigung, jeder seiner unbewiesenen Behauptungen eine autoritative Geltung beizulegen und behaupte, dass ein solcher Autor am allerwenigsten das Recht hat, ohne klare und überzeugende Beweisführung ernste Arbeiten anderer Autoren als „problematisch" zu bezeichnen. 1) FoSLiE, Ber. der Deutschen Bot. Ges., 1900, S. 240. 2) FoSLiE, Weiteres über Melobesieae, Ber. der Deutschen Bot. Ges., 1897, S. 528. 3) FoSLiK, Die Syst. der Melobesieae, Ber. der Deutschen Bot. Ges., 1900, S.241. 194 F. HeydkiCii: Die Foslie'sche Mflobesieii-Systcinatik. a e es 05 5ß P Ca CS s 'S »4 e •♦* es 0) 2 a" S ü o 'o, . !» S a ^^ « es "ö 3 t« CS ^O 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Ö '-^o, .2 a-f. 'a Ö.Si (ä 0,B CO >> t< " o 3- 5/ tiD 0 C a C c B CS .IJ o O O) «3 E-i H H H r-i ^ CD m a> >o CO (O c a a □ a s C3 c 13 c e o c S a et ci Cw OJ CS CS cS CS 3S CS CS CS CS CS tV bo OD Cß t=c bo bX) tX) b£ bC bC bü bc bc Si) M -1 Ui M ;h Sh *ii S>4 t< ^H ;h ;h S-4 IH i4 o o o O O o o O o o o o o o O X, _> _> _>• >■ _> .> .^ .^ >. _> > .^ -H -H .4_< -4-' %-» -*-• -^ -^ '^ < •«- - -t^ -LJ -i-> ■*-> -H c? CS CS CS CS crt CS CC CS CS CS Ä CS es es -4- -*-» -^^ -4-< ■1-2 .4^ -+--*■= -^ -*-' -4— -4-i -kJ fi. o (L, cc Jjt ÖC U bo bC bc ÖC bJD ba bfj CC bc bc ÖD a a> o 1) > r^ >• > r^ > > >■>;>?- > > K* CO s O -w ^ 1 1 C/J 1 1 1 a 1 CO CO "m 1 1 CA 1 1 1 V" CO CO CO cc ' c .c o »1 5^ V- c; "^- TS bc ^ 5 .^ -ij -t.^ -u -+-' -u> -^-' -+— ■u -ti -l-:! c t^ a C c c a 'S c 0) 0) CO U -4.J CO '2, ü p^Q ^ o ?J s: ^ "^ CO CO s X -i-) -kJ S •r^ (— ^ o; < C' a> O) o r^ ^ , CS CS W-( '5 rO o; R Ä o a c «J bc p-«^ O O) o ct. CC CT 0, 5 CO a "S c« 'S tr. 'es 3 bsi 'es "o CS a •J3 5 3 's '"^ ^ o 's »— « H- 1 CS ^ "c 3 S 2 -2 ■«fl o. CC 0- •pH P3 a CS o >j i CO CO CO a 02 « CO a. c o < o O 05 o ^ M ES c o >-< ßS < 'S a 5 0^ -*■* s ü CC 3 Q S T r S 5 j PCO llJ m ^ lj H 03 >< tz K >- X «3 ^ ^ S CS O o -5j O o ä ü o a O o U a CU <; D5 CC w ^ fx. M M a ffi &, Js< a tc ^ r— Cl ^ 1-H lO ■* i- t— I- i- CC c^ o ,£3 CC >o to CO CO Oi S o cri o: CTi o C3 o o CS CC C/j CO CX) CO CJO CO CO CC' oc CC X CO C7^ o-. i-s T- 1-1 T— ' 1—1 T— < 1—1 1—1 T-f T-". Otto MÜLLKR: Kammern und Poren in der Zellwand der Bacillariaceen. IV. 19f, 25. Otto Müller: Kammern und Poren in der Zellwand der Bacillarjaceen. IV.') Mit Tafel IX und drei Holzschnitten. Eingegangen am '25. März 1901. Zur Sichtbarniachung von Poreu und Poreukauälen in Knochen- schliffen wenden die Histologen eine Methode an, welche auch bei Bacillariaceen mit Erfolg benutzt werden kann. Zu diesem Zwecke wird ein Tropfen Balsam oder Styrax auf den Objectträger gebracht und erwärmt, bis das Lösungsmittel verdampft und der Tropfen nach dem Erkalten hart geworden ist. Die Bacillarien werden auf dem Deckglase getrocknet, letzteres auf den Balsam oebracht und «elinde erwärmt, bis das Deckglas eben festklebt, worauf für schnelle Ab- kühlung gesorgt wird. In vielen Porenkanälen, oft auch in Poren, verbleiben alsdann Luftbläschen, welche das ürtheil über die Natur der Bildungen erleichtern. Zur Ermittelung des Membranbaues habe ich noch eine andere Methode angewendet. Es ist bekannt, dass heisse Lösungen von Natroncarbonat, mehr noch von Kalihydrat, die Zellwand der Bacillariaceen mehr oder weniger stark angreifen. Concentrirten Lösungen von kochendem Kalihydrat vermögen sogar stark ver- kieselte Membranen für die Dauer nicht zu widerstehen. Durch geeignete Behandlung mit diesen Lösungen vermag man daher eine Art Abbau der Membran zu erzielen, wodurch dieselbe von deckenden Theilen befreit wird und man einen besseren Einblick in die erhaltenen Theile gewinnt. Auch lässt ein solcher Abbau mit- unter Schlüsse auf das Wachsthum zu. Beide Methoden habe ich bei den nachfolgenden Untersuchuno-en angewendet, soweit mir Material aus Aufsammlungen zur Verfügung stand und ich nicht allein auf käufliche Präparate angewiesen war. Die Arbeiten G. KARSTENS^) und F. SCHÜTT's^) über das Wachs- thum der Kieselstäbchen von Sceletonema costatum veranlassten mich 1) Nr. I, siehe Ber. der Deutschen Bot. Gesellschalt 189!S. Bd. XVI, S. 386 ff. — Nr. II, dieselben Berichte 1899. Bd. XVII, S. •423 ff. — Xr. III, dieselben Be- richte 1900. Bd. XVIII, S. 480 ff. 2) G. Karsten, Fonnveränd. von Sceletonema. Wissensch. Meeresuntersuch., N. F., Bd. III und Bot. Ztg. 1899, S. 330 ff. 3) F. Schutt, Centrif. und simultane Membranverdickungen. Pringsheim'» Jahrb., Bd. XXXV, S. 470 ff. 19H Otto Müller : zu einer genaueren Untersuchung der ähnlichen Bihlungon , die von den Schalenflächen der (erheblich grösseren Zellen von Stephanopyxis Pahneriana ausgehen und deren Colonien znsammenhalten. Steplianopyxis Palmeriaua (Grev.) Grün. Die Form lebt pelagisch in Hongkong und der Arafura-See; sie wurde 1865 von GßEVILLE als Creswellia Pahneriana beschrieben und abgebildet'), 1884 von GRUNOW in die Gattung Stephanopyxis versetzt."''). Ich gehe hier nur auf den Bau der sog. „Stacheln'"', durch welche die einzelnen Zellen mit einander verbunden werden, näher ein, weil dieser Bau offenbar nicht allein auf die Sicherung Fig. 1. Stephnnofnjxis Palmeriana (Grev.) Grun. Kette von drei Gliedern. a) Auxosporenschalen (?), b) Schalen der zweiten Generation (?). des mechanischen Zusammenhanges abzielt. Die nebenstehend ab- gebildete Kette (Vergr. 300) fand ich in einem Präparat von Hong- kong. Ich würde die drei Einzelzellen für Auxosporen halten, wenn nicht zwischen der untersten und der mittleren die zugehörigen Hälften der Mutterzelleu fehlten. Die halbkugelförmigen Schalen a (Auxosporenschalen?) besitzen eine stärkere Zellwand, als die flachen und niedrigeren Schalen b (Schalen der zweiten Generation?). Der 1) Transact. Microsc. Soc, Vol. XIIl, S. 2, tab. I, Fig. 9. 2) A. Grunüw, Diät, von Franz-Josephs-Land, S. 38. — Siehe auch Schmidt, Atlas, tab. 123, Fig. 1, tab. 130, Fig. 44. Kammern und Poren in der Zellwand der Bacillariaceen. IV. 197 Durchmesser des Stachelkranzes der Schalen a entspricht dem einer Mutterzelle, er ist erheblicli kleiner, als derjenige der Zellen h. Die Areolirung der Schale wurde in der Zeichnung fortgelassen; sie ist auf den Schalen a grösser und kräftiger, als auf den zarten Schalen h. Schon A. CfRÜNOW erkannte, dass die Stacheln der Stephanopyxis- Arten immer im Berührungspunkte von mehreren Maschen entspringen, deren' Ränder meist Flügel an dieselben hinaufsenden ^). — Bei Ein- stellung auf die Schalenoberfläche bemerkt man in der Nähe des Randes gewisse Gruppen von je drei oder vier Maschen, welche einen Stern von drei oder vier stärkeren Leisten einschliessen (Taf. IX, Fig. 1). Diese Leisten treffen nicht in einem Punkte zusammen, wie die anderen Leisten des Maschennetzes, sondern gehen von einem kleinen Kreise in ihrer Mitte aus, einem Perus nach der optischen Reaction. Geht man mit der Einstellungsebene höher, so erleiden die von dem Kreise ausstrahlenden Leisten eine leichte spiralige Drehung um eine verticale Axe und werden kürzer. Bei Einstellung auf den Scheitel der Stacheln erscheinen die ursprüng- lichen Leisten nur noch als ganz kurze Fortsätze, zwei von ihnen gewöhnlich in Hufeisenform zusammenhängend (Taf. IX, Fig. 2). — Die Gürtelbandansicht des Intercellularraumes mit den Stacheln bietet das Bild von Fig. 3. Aus der Combination dieser drei Bilder ergiebt sich, dass die Stacheln Röhrchen sind, denen in der Längsrichtung, etwas spiralig gewunden, drei bis vier sehr zarte Flügel anhaften und dieser Befund wird völlig gesichert durch den Nachweis von T^nftblasen im Lumen der Röhrchen (Taf. IX, Fig. 4). Je zwei von benachbarten Zellen ausgehende geflügelte Röhrchen treffen unmittelbar auf einander, Flügel auf Flügel, Porenkanal auf Porenkanal. Die Endkanten der Flügel aber sind nicht fest mit einander verwachsen, häufig trifft man an getrockneten Exemplaren Zellen, bei denen sie durch einen kleinen Zwischenraum glatt ge- trennt erscheinen. Im Leben werden sie vermuthlich durch eine nicht verkieselte Kittsubstanz verlöthet. Mitunter kommen aber auch zwei im spitzen Winkel gegen einander geneigte Stacheln vor, denen nur ein Stachel der anderen Zelle gegenübersteht. — GREVILLE fand nur zweizeilige Colonien; ich habe auch fünfzellige beobachtet, und das Vorkommen solcher mit mehr als fünf Einzelindividuen ist nicht unwahrscheinlich. Beim Trocknen scheinen sie leicht zu zer- fallen. — Das Verhalten der sehr zarten Gürtelbänder ist verschieden; manchmal umschliessen sie noch den Intercellularrauin mit den Flügelröhrchen, in anderen Fällen ist derselbe frei. Vermuthlich 1) 1. c. S. 34. 1J»8 0'i"i"«> iMüixbr: bleibiMi sio mir kürzere Zeit erhalten, da anders die /aiy Krreicliuiif:,' der Sclnvebefähiiikeit vorzüglioli geeigneten Flügel nicht zur Wirkung koniuien würden. Durch den leicht spiraligen Verlauf der Plügel längs der Röhrenwandung wird die Scliwebefähigkeit erhöiit und das Schweben sowohl Itei verticaler Richtung der Pervalvaraxe . als bei deren horizontaler Lage möglich. Als Röhren, der(>n Kanäle auf einander treffen, haben dieselben aber jedenfalls noch eine besondere Aufgabe, die kaum eine andere sein kann, als die Sicherung des Zusammenhanges des Plasmas der Einzelzellen. Die Colonie würde damit die höhere Stufe einer innigeren Vereinigung, als die eines losen Verbandes mehrerer ein- zelliger Individuen erreichen, sie würde als ein nudirzelli'^er Organismus zu betrachten sein, bei welchem die Einheit der zusammen gescharten Zellenmassen in den Vordergrund tritt*). Bei den Colonien der Nitzschia parado.ra ist ein ähnliches Ver- halten nachweisbar, indem das aus der Rhaphe hervortretende Protoplasma den Zusammenhang der gesammten Plasmamasse der (Jolonie vermittelt^). Dadurch werden Beziehungen der Zellen unter einander geschaffen, welche die Thätigkeit der Rhaphe ströme regeln. In diesem Falle handelt es sich, wie F. SCHUTT bereits vermuthete'), um eine Reizleitung durch die Plasmaverbindung. Welche Function den Plasmabrücken von Stephanopijans zufällt, ob Reizleitung orluiii(l(Miseins von Plasmiifädeii bei dei- Tlieiluiig' zitdit aiicdi Schutt in Betracht-, doch uimint er die Uniwaiidhiiii;' der Fäden in solide Stäbchen an, die dann gleichzeitig- mit der Grundinenibran ent- stehen würden^). Die Aussclieidung der Röhrenwandnng dnrch die Plasmafäden und i'ings um (li(!se herum maclit auch mir die simultane Anlage von Rohrchen und Grundmembran wahrscheinlich. Wenngleich die Plasmafäden, als intercelhiläre Verbindungen, je zwei Nachbarzellen gleichmässig angehören, so werden doch die Einzel- zellen der Colonie durch die Ausbildung der Hölirenräuder deutlich von einander abgegrenzt, und die Entstehung (U^r Ränder in der Mitte der Fäden, genau au der richtigen Stelle, beweist, dass auch dem Plasmafaden ein gewisses Alaass von Individualität verlilieben ist. Unter Umständen aber tritt diese Individualität nicht liervor; ich habe an einem Sceletonema-Y adtni aus der Yeddo-Bai einen Intercellular- raum beobachtet, in dem die Röhrehen ungetrennt und ohne Ränder auszubilden von einer Zelle zur anderen verliefen, also eine völlig continuirliehe Verbindung der beiden Zellen herstellten. Da die Röhrenwandung überall mit lebendem Plasma in Berührung steht, so kann ein Längenwachsthum der Röhrchen, welches G. Karsten nachwies und SchCtT bestreitet, durchaus nicht aus- geschlossen werden. Darauf weisen auch die erheblichen Unterschiede der Röhrenlängen in derselben Colonie hin, welche F. SCHUTT auf individuelle Schwankungen zurückführt, die aber wahrscheinlicher ver- scliiedenen Entwickelungszuständen entsprechen. Das Verhalten der Gürtelbänder, welches SCHUTT in Fig. 5 seiner Taf. XII darstellt, deutet das Vorkommen von DrHlingszelleu an, wie ich sie bei Terpsinoe musica Ehr.^), bei Melosira arenaria 3Ioore, Melosira nummuloides Ag. und Melosira Borrerii Grev. nachgewiesen habe®). Die Zelle v w gehört einer Drillingsgruppe an und ist die Zelle, deren Theilung eine Tlieilungsperiode übersprungen liat und nun selber im Begriff steht, sich zu theilen. Die ruliende Zelle pq ist bereits ausgeschoben und wird zur Drilliugszelle, sobald die Zelle n o die begonnene Theilung vollendet hat. Ob aber das Gesetz der Zell- theilungsfolge von Melosira arenaria für Sceletonema Geltung hat, lässt sich erst nach der Untersuchung längerer Fäden ermitteln. Das von F. SCHUTT in seiner Fig. 4 gezeichnete Fadenstück scheint in ein- facher Zweitheilung begriffen. 1) Schutt, 1. c. S. 499 u. 501. 2) 0. Müller, Bau von Terpsinoe. Sitzungsber. der Gesellsch. uaturf. Freunde, 1881, Jan. 3) 0. Müller, Gesetz der Zelltheihmgsfolge von Melosira arenaria. Pringsheim's Jahrb. Bd. XIV, S. 2B2, Taf. XV, Fig. 3-9. Kammern und Poren in der Zellwand der Bacillariaceen. lY. 203 Lauderia auuulata Cleve. A. CtRUNOW^) hält die Ideutität von Cresioellia cylindracea Grev.^) tiiid Creswellia annulata Grev.^) mit CLEVE's Lauderia annulafa*) für wahrscheinlich. Wie die vorher behandelten Formen, lebt Lauderia ■annulata pelagisch. wie es scheint in kurzen Ketten ^), vorzugsweise in den Meeren von Java, China, Japan, Bengalen und der Arafura-Öee. Ohne auf den anderweitigen Bau der Zellen näher einzugehen, kommt es an dieser Stelle darauf an, festzustellen, ob die von einer Zelle ausgehenden Stacheln ebenfalls Röhrchen sind, die mit entgegen- stehenden der Xachbarzelle zusammentreffen, oder in einen Porus der Xachbarzelle münden, oder ob sie, wie es den Anschein hat, frei im Intercellularraume enden. GREYILLE's Abbildung von Creswellia cylindrarea zeigt eine continuirliche Yerbindung der Einzelzellen durch kleine Stäbchen, welche eine Trenuungslinie ,in der Mitte nicht erkennen lassen. Die Abbildung von Creswellia. unnulata Grev. konnte ich leider nicht einsehen. CLEVE s Zeichnung weist ebenfalls einen continuirlichen Zusanmienhang der Schalen durch Stäbchen nach; andere dagegen enden frei im Intercellular- raume. iS'ach CasTRACANE enden sämmtliche Stacheln frei; bei dessen Lauderia elongata^') werden die Xachbarschalen continuirlich verbunden. Die Zeichnungen sprechen daher theils für, theils gegen eine innigere Verbindung im Sinne der vorbesprochenen Formen. Mir stehen nur einige Trocken-Präparate von Bengalen und eins in Styrax zur Verfügung, an denen ich wenigstens das Folgende fest- stellen konnte. Der mittlere Theil der Schalenfiächen wölbt sich vor und ist wellig verljogen; bei gegenüberliegenden Schalenflächen im entgegengesetzten Sinne, wodurch eine Art Verzahnung der Mittel- theile bewirkt wird. Von einer breiten Randzone der gegenüber- liegenden Schalenoberflächen gehen, regelmässig abwechselnd, längere, an der Basis breitere, an der Spitze engere Röhrchen aus, welche den Intercellularraum durchqueren und dicht vor der entgegen- stehenden Schalenfläche enden, Tafel IX, Fig. 9. Das Aufeinander- treffen zweier Röhrchen ist daher wegen ihrer Stellung und wegen ihrer Länge völlig ausgeschlossen. Ausser mit diesen Röhrchen ist die Schalenfläche mit zahlreichen kurzen Fortsätzen besetzt, welche auch noch die Umbiegungskante bedecken. In dem Styraxpräparat fand 1) Grünow, Franz-Jos. -Land, S. o9. 2) Micr. Journ. Vol. XIII, S. 12, Taf. I, Fig. 10. 3) Ann. Nat. Hist. 1865, S. 4, Taf. V, Fig. 8. 4) Cleve, Java, S. 8, Taf. I, Fig. 7. — Castracane, Challenger, S. 89, Taf. 8, Fig. 7. 5) Ich beobaclitete Ketten bis G Individuen, (i) 1. c. Taf IX, Fig. 4. ■JO-i Otto Müller: ich in einii>eii dieser Fortsätze l.iifrbläscheii, ebenso in einem 'e2:en- überliegenden WandHäche frei enden und damit eine andere Be- stimmung haben sollten, als diejenigen von Stephanopij.cis und Sceletoneniu. Die Structur wäre tlemnach derjenigen von Scelefonema ähnlich mit dem Unterschiede, dass bei Lauderia stets ein langes Röhrchen auf einen kurzen gegenüberliegenden Porencanal stösst, während bei ßceletonema zwei gleich lange Röhrchen in der Mitte des Intercellularraumes mit verdickten Rändern auf einander treffen. Die kurzen Porencanäle, welche nicht mit Röhrchen verbunden sind, insbesondere diejenigen auf der Umbiegungskante der Schale, müssen eine andere Function haben, als die Röhrchen, in denen sehr wahr- scheinlich Plasmafäden verlaufen. — Eine weitere Eigenthümlich- keit der Structur besteht darin, dass bei Lauderia je ein Hörnchen in den lutercellularraum hineinragt, welches etwas unterhalb der L^mbiegungskante entspringt und auf entgegengesetzten Seiten der Xachbarzellen steht. Taf. IX, Figur 9. Von der Entstehung und dem Wachsthuni der Röhrchen, sowie von der Auffassung der La?/c/^>7a-Colonien als mehrzellige Organismen gilt dasselbe, was bei Stephanopi/.vis und besonders bei Sceletonema näher ausgeführt wurde. Bei allen diesen Formen ist die Bildung der Röhrchen durch centrifugale Verdickung von der Grundmem- bran aus sehr unwahrscheinlich, vielmehr die directe Abscheidung- Von den Plasmafäden viel näher liegend. Dabei ist sowohl ein Läugenwachsthum möglich, als die Bildung von Flügeln, welche letzteren dann als centrifugale Verdickungen der Röhrchen aufgefasst werden müssten. Die theilweise Auflösung der Zellwäude nach der zweiten Methode hat zunächst bei Eupodiscus und Triceratium zu einigen Ergebnissen geführt, welche ich hier kurz mittlieile: Eupodiscus Argus Ehr. Ueber den eigenthüm liehen Bau der Membran habe ich 1899 berichtet*) und den auf Tafel XXVT, Fig. 12 dargestellten idealen 1) 0. Müller, Kammern uud Poren II. Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. Bd. XVI, S. ?9R, Taf. XXVr. FiV. 'l-A und 1?. Kammern und Poren in der Zellwand der Bacillariaceeu. IV. 205 Schnitt durch die tassenförmigeii Kaniniern. construirt. Ich bin jetzt in der Lage, den optischen Querschnitt der Bruchkante einer so- genannten hellen Form, . d. h. einer solchen ohne den äusseren Körnchenbelag', wiederzugeben (Tafel IX, Figur 10), der meine da-' nuilige Construction vollkommen bestätigt. Je 5 — G Porenkanäle durchsetzen die (irundmembran und münden im Boden jeder Kammer. In meiner Construction werden von diesen nur je "2 oder 3, in derselben Ebene liegende, geschnitten; in dem optischen Schnitt sind alle in den verschiedeneu Ebenen verlaufenden Porencanäle sichtbar. Da es sich um eine helle Form handelt, so fehlt der Körnchenbelag, welcher bei den typischen Formen die Zellhaut undurchsichtig macht. Bei der Behandlung mit kochender Aetzkalilösung -wird dieser Körnchenbelag mehr oder weniger stark angegriffen; aus undurch- sichtigen Individuen entstehen hellere, sogar völlig durchsichtige. In der erwähnten Arbeit wies ich darauf hin, dass auch in der Natur alle Uebergänge von undurchsichtigen zu hellen Formen vorkommen uud bildete Taf. XXYI, Fig. 4 ein halbhelles, Fig. 2 ein völlig durch- sichtiges Membranstück ab. — Bei länger fortgesetzter Behandlung wird nicht nur der Belag, sondern es werden auch die sehr starken, durchsichtigen Kammerwandungen theilweise oder auch ganz auf- gelöst, so, dass nur noch die Grundmembran mit den Porencanälen übrig bleibt. Schliesslich wird auch die Grrundmembran dünner und die in Styrax so stark brechenden Porencanäle werden immer un- kenntlicher. Xaeh Auflösung der Kammerwände tritt die radiale Anordnung der Porencanäle recht deutlich hervor, Taf. IX, Fig. 13. Die durchsichtigen, homogen erscheinenden Kammerwände werden von der Aetzkalilösung in eigenthümlicher Weise angegriffen. Ich habe ein mit heisser Aetzkalilösung behandeltes Membraustück bei zwei verschiedenen Einstellungen gezeichnet; Taf. IX, Fig. 11 zeigt die Einstellung auf die Grrundmembran mit deu Porencanälen, Fig. 1"J den darüber liegenden Membrantheil bei höherer Einstellung. Die Kammerwände sind 2,rösstentheils aufgelöst, nur einige Reste blieben auf der Grundmembran stehen, und diese erscheinen nicht mehr homogen, sondern haben ein körniges Aussehen, Fig. 1 1 . Auch die Grundmembran selbst scheint aus Körnchen von verschiedenem Brechungsvermogen zusammengesetzt und hat ein maschiges Grefüge. Gestützt auf diese, meist isolirt stehenden Reste spannt sich das noch vielfach zusammenhängende Xetz der äussersten Kanten der Kammerwände, deren ursprünglich beträchtliche Breite zu schmalen, aus kleinen Körnchen l)estelienden Streifen abgeschmolzen ist, Fig. 12. Icli habe mehrfach solche zusammenhängenden Xetze aus schmalen körnigen Leisten ohne jeden Zusammenhang mit der Grundmembran aufgefunden, in Fig. 14 l)ildete ich ein Membran- 206 Otto Müller: stück ab. auf" desson (.liuinliiicinbian nur ihhIi wciiii;»-, völlig- isolirte Punkte und oinigf leistenförmige Streifen von den Kaninienvändeu übriy geblieben sind. Das grosse, ihk li von einer starken Körner- schicht nmuebene Locli führt in (b'u Ihddrauni eines der Hörner. Ersichtlich ist die Grundnienibran der widerstandsfähigste Theil der Membran, auf dem sich die minder resistenten Kanmierwände aufbauen. Aus der Aufeinanderfolge der Auflösung darf wohl ge- schlossen werden, dass die widerstandsfähigeren Membrantheile stärker verkieselt sind. Nach Abscheidnng der Grundmombran mit den Porencanälen scheinen dann einzelne isolirte Körnchen abge- lagert zu werden, an welche sich andere reihen, die endlich zu breiteren Leisten und AVänden aus homogener Substanz verschmelzen. Zuletzt würde die Auflagerung der äusseren Körnerschicht erfolgen, diese aber unterbleibt häutig theilweise oder gänzlich, wie das natürliche Yorkonnnen von halbhellen und völlig durchsichtigen In- dividuen beweist. Dieses Yerhalten der Membran gegen Aetzkalilösung spricht daher nicht für simultane Ausscheidung, sondern für einen succedanen Aufbau, für echte centrifugale Verdickung. Das Vorhandensein der zahlreichen Poren in der Grundmembran lässt den Aufbau der cen- trifugalen Verdickungen durch Aussenplasma im Sinne der früheren Auffassung F. SCHÜTT's zu; auch die Abscheidung der Körnerschicht in einem späteren Kntwickelungsstadium kann so gedeutet werden. Indessen ist auch die Möglichkeit intercalaren Wachsthums nicht aus- geschlossen; die Zusammensetzung der Grundmembran aus Körnchen von verschiedener Brechbarkeit, die nach der Kalibehandlung hervor- tritt, ist in dieser Hinsicht bemerkenswerth. '-■> Triceratium Favus Ehr. Den Bau der interessanten Membran dieser Form habe ich in früheren Arbeiten eingehend beschrieben, zuletzt 1899^). Inzwischen beobachtete ich die Einwirkung- heisser Aetzkalilösung, welche zu den folgenden Ergebnissen führte. Die Membran wird durch die Lösung sehr stark angegriffen. Zuerst werden die zarteren Theile mehr oder weniger vollständig gelöst, die poroide Grundmembran und der ihr parallele, auf den freien Kanten der Kammerwände liegeiide und die grossen Oeffnungen umschliessende Membrantheil. Der Zusammenhang der Membraniiäche mit dem umgebogenen und gekammerten Rande ^) ward dadurch gelockert oder auch ganz aufgehoben. Gleichzeitig erfolgt ein Abbau des den 1) 0. Müller, Kammern uud Poren. II. Bev. der Deutscheu Bot. Gesellsch. Bd. XVII, S. 435; Taf. XXIX, Fig. 1-5. 2) 1. c. Tai XXIX, Fig. 1. ± Kammern und Poren in der Zelhvaud der Bacillariaccen. IV. 207 Rand uingebeuden Grates; die Basis der Porencaiiäle, welche letzteren durclisetzen, wird freigelegt, und man erblickt die sonst schwer sichtbaren Anstrittsstellen als grössere Randporen ^). Ton der Membranfläche verbleibt dann wenig mehr, als das Skelett der Kammerwände und die dickere, widerstandsfähigere Membran der Hörner. Auch die Kammerwäude sind mehr oder wenio-er arrodirt, von körnigem Aussehen, widerstehen aber der Aetzkalilösung lange, ebenso der kleine Dorn, der an den Berührungspunkten von je drei Kammern nach aussen hervorragt. — Unter Umständen erfolgt aber auch eine theilweise Auflösung dieser Wände; alsdann bleiben ent- weder die äusseren Theile, oder ihre Basis nebst wenigen Fetzen der Grundmembran. In letzterem Falle habe ich an besonders gelungenen Präparaten eine sehr bemerkenswerthe Erscheinimg beobachtet. An den Stellen, an denen je drei Leisten zusammentreffen, wird ein kleiner, scharf begrenzter Kreis sichtbar, nach seiner optischen Reaction ein Perus, Taf. IX, Fig. 15. Dieser Perus durchbricht also die Grundmembran genau unterhalb der Stelle, an der nach aussen ein Dorn hervortritt. Die Berührungskanten der Kammerwände, sowie die Dornen, werden daher vermuthlich von Leistenporencanälen durchsetzt. An der unverletzten Membran sind hiervon, wie ich hervorhebe, kaum Spuren sichtbar. Xur mit homogenen Systemen, bei stärkster Yer- grösserung und bei hoher Einstellung gelingt es, in der Mitte des dann dunkeln Bildes der Dornen einen kleinen Lichtpunkt zu er- kennen, der nach dieser Reaction der Mündung des Canals ent- sprechen würde, Einbettung in Styrax vorausgesetzt. Jedenfalls sind diese Leistenporencanäle sehr viel enger und schwieriger zu finden, als die Canäle des Grates, und ich vermutho, dass sie nur während des Wachsthums der 31embran eine Rolle spielen, nach Beendigung desselben aber obliteriren, worauf ich später zurückkommen werde. Die Leistenporencanäle neben den schon früher beschriebenen Porencanälen des umgebenden Grates^) lassen die Möglichkeit des Aufbaues durch Aussenplasma zu. Mag man aber zur Erklärung des verwickelten Baues die Thätigkeit von Aussenplasma oder inter- calares Wachsthum heranziehen, immer wird man auf Schwierig- keiten stosseu, welche sich nicht einfach lösen lassen. Meiner Ansicht nach sind aber die Yorbedin"un!Jen einer anderen Möglichkeit des MembranAvachsthums gegeben, wenn während des Wachsthums die vorerwähnten Leistenporencanäle wirklich vor- handen sind. Bleiben bei der Theilmm' die Plasmaoberflächen durch 1) 1. c. S. 435, 4a6. 2) 0. Müller, Kammern u. Poreu fl. Ber. der Deutschen Bot. Ges., Bd. XVII, S. 435, Taf. XXIX, Fig. 1, 2. •^08 Otto Müller: c'beiiSdviclc IMasinal'ii1G C. C0URK^•^?: l']iit\vick('liiiig iimicImK'ii; beides zugleich isl iihcr hoim r]iiil()s|»('i'in (locli nicht mö^licli. Uebor den Zeit[)unkt und den Modus der S[»;iltiuig' vergleiche iiuvn die ausführliche Piiblication; sie sind dort unter IJerücksichtigung der Einwände, die STRASBUKGER mir g'eniacht liat, besprochen. Dort findet man auch ausgeführt, Avie man sicli ungezwungen das Auf- treten der abgespaltenen Anhigen in anderen Verhältnissen als 1 : 1 deuten kann/) Nur soviel sei hier noch bemerkt: die Spaltung des ldioj)lasmas l)ei der Bildung der Keimzellen ist, meiner j\ieinung nach, ein noi'- nialer Vorgang, der auch bei den Individuen einer i-ein gezüchteten Rasse, nicht nur bei Bastarden, eintritt; man sieht hier nur die Folgen nicht. Ist er morphologisch, im Modus 9.Dec. 1899. IT. — , G. MeNDEL's Regel über das Verhalten der Nachkommen- schaft der Rassenbastarde. Ebenda, 1900. IS. 158. III. — , Referat über DE YRIES' und seine eigenen Beobachtungen über Mais-Xenien. Botan. Ztg., 1900. 58. 2:35. \\. — , Peber Ijevkoyenbastarde. Zur Kenntniss der (Irenzen der MENDEL'schen Regeln. Botan. Centralb., 1900. 84. 97. I. Mendel, U., A^ersuche über Pflanzen-Hybriden. Yerhandl. d. naturf. A^ereines in Brunn, 180(5. II. — , üeber i/w-am/m-Bastarde. Ebenda, 1870. I. MiLLARDET, A., Note sur l'hybridation saus croisement ou fausse hybridation. Mem. Soc. Sc. phys. et natur. de Bordeaux, 1894, t. IV. 4. Serie. I.' DE YRIES, Hugo, Sur la loi de disjonction des hybrides. Comptes rendus de l'Acad. des sc. Paris, 1900. II. — , Das Spaltungsgesetz der Bastarde. (Yorl. Mittli.). Ber. der Deutsehen Bot. Gesellsch., 1900. 18. 83. III. — , Ueber erbungleiche Kreuzungen. (Yorl. Mitth.) Eben- dort, 1900. 18. 435. I. AYebbeR, Herbert, J. Xenia, or the immediate effect of Pollen in Maize. U. S. Dep. of Agric. Div. of veg. Phys. and Pathol. Bull. Nr. 22, 1900, 12. Sept. Sitzung vom 26. April 1901. 221 Sitzung vom 26. April 1901. Yorsitzender: Herr L. KNY. Als ordentliches Mitglied ist vorgeschlagen Herr: Heering, Dr. W., in Hamburg-Einisbüttel, Wiesenstr. 39 (durch KUCKUCK und C. BRICK). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proclamirt: Frau Schwabach, E., in Berlin, Herr Hallier, Dr. Hans, in Hamburg, „ Wiedersheim, Dr. Walter, in Tübingen. Der Vorsitzende theilt der Gesellschaft mit, dass unser corre- spondirendes Mitglied Herr Maxime Cornu in Paris verstorben ist. Seine wissenschaftlichen Verdienste, welche besonders auf dem Gebiete der Mykologie und der Erforschung der Reblauskrankheit liegen, zu wwdigen, muss einem späteren Nachrufe vorbehalten bleiben. Um das Andenken des Verstorbenen zu ehren, erhoben sich die in der Sitzung Anwesenden von ihren Plätzen. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XIX. IQ 222 A. Nabokich: Mittheiluimen. 27. A. Nabokich: Wie die Fähigkeit der höheren Pflanzen zum anaeroben Wachsthum zu beweisen und zu demonstriren ist. Zweite vorläufige Mittlieiluiig^). Eingegangen am 1. April 1901. Das Erziehen der höheren Pflanzen im sauerstofPfreien Räume blieb bisher erfolglos. Nach einer ganzen Reihe von Versuchen, deren Beschreibung vorläufig zum Drucke vorbereitet wird, haben wir uns überzeugt, dass die verneinenden Schlussfolgerungen vieler Autoren (WiELER, WORTMANN, PALLADIN, DETMER. CORRENS etc.) dem Wesen der Sache nach nicht überzeugend sind und auf Miss- verstäudniss beruhen; das von ihnen beobachtete Auf hören des AVachs- thums ist nicht durch Sauerstoffabwesenheit (der in den meisten Versuchen nicht völlig ausgeschlossen blieb), sondern durch andere Ursachen zu erklären. Diese letzteren beruhen auf der dem Haupt- zweck nicht in geeigneter Weise angepassten A'^ersuchsmethode: die Erhaltung der Zuwächse. Die Sache liegt darin, dass die Mehrzahl der Autoren zur Entfernung des Sauerstoffs einen Wasserstoifstrom (oft im Verein mit einer Wasserstrahl-Luftpumpe oder einer Luft- pumpe) benutzten; die cultivirten Pflanzen wurden einem andauernden Aufenthalte in einer verdünnten Atmosphäre unterworfen, oder auch in einem mit inertem Gase angefüllten Räume gehalten, dessen Sättigung mit Wasserdampf durchaus nicht immer gelang und in jedem Falle nicht mit der Vollständigkeit, welche a priori als wünschenswerth erscheint. Kurz gesagt, die Pflanzen wurden im Laufe des ganzen Versuchs nicht in dem Zustand des Turgors erhalten, welcher sich bei ihnen im Momente der ersten Messung beobachten liess^). Zweitens hatte die Benutzung der Atmosphäre eines inerten Gases natürlich 1) A. Nabokich, Ueber anaerobes Wachsthum der Wurzeln. Vom 15. XII. 19(^0. HiypHa.Tb OribiTHoii ArponoMiii, 1900, Heft VI. (Zeitschrift für Experimental- Agronomie.) 2) WiELER, Beeinflussung des Wachsens u. s. w. Untersuch, aus dem Bot. Inst, zu Tübingen, Bd. I, Heft 2, 1883, S. 19S, 200, 229 ff. — Palladin, Bedeutung des Sauerstoffs für die Pflanzen. (Russisch). Moskau 1886. S, 21-23, 4.5, 87, 93. — Wortmann, Botanische Zeit. 1834, S. 705—713. — Ders., Arbeiten aus dem Bot. Inst, zu Würzburg. 1880, Bd. II, S. 509. — Correns, Flora 1892, S. 87 ff. Beweis der Fähigkeit der höheren Pflanzen zu anaerobem Wachsthum. 223 das 7AIY Folore, dass die Producte der intramolecularen Athrauiioj (Alkohol etc.) in den Geweben blieben , sich anhäuften und die Pflanze vorzeitig abtödteten. Endlich ignorirten die Autoren in fast allen Versuchen die Er- nährung ihrer Objecto (gewöhnlich Abschnitte A'on verschiedenen Organen) mit organischen Stoffen, z. B. mit Zucker, was in der Gegenwart, nach der Yeröff'entlichung einer ganzen Reihe von Ver- suchen über die Anaerobiose, kaum als zweckmässig erscheint (DlA- KONOW, PALLADIN, RITTER und viele andere). Die angegebeneu Bedingungen genügen, um statt einer Ver- längerung der Lebensdauer der Objecto eine Verkürzung zu erhalten. Der ungünstige Ausgang der Untersuchungen wurde noch dadurch verstärkt, dass ähnliche Versuche nicht länger als 10 — 22 Stunden dauern konnten. Der rasche Wechsel der normalen Atmosphäre durch eine sauerstoff'freie musste auf die Pflanze äusserst ungünstig einwirken: die Pflanzen litten ohne Zweifel durch den Uebero;an2; imd passten sich den neuen Bedingungen des Stoö'wechsels nur all- mählich an, so dass mehr oder weniger bedeutende Zuwächse nur nach Verlauf von lö — 24 Stunden nach dem Beginne des Versuchs constatirt werden konuten. Die angenommene Wasserstoff'methode verlangt das Aufhören des Experiments, nämlich in dieser Zeit. Um also im sauerstoff'freien Medium an den Wurzeln und Sten2:eln der höheren Pflanzen mehr oder weniger bedeutende Zuwächse zu constatiren, war es nöthig, die anaeroben Versuche den aufgezählten Forderungen anzupassen. Zu diesem Zwecke kann man sich an die Beschreibung einiger classischeu Versuche PASTEUß's wenden; wir experimentiren gegenwärtig mit dem günstigsten Resultate folgeuder- raassen: Es wird ein kleiner Destillirkolben (von 50 — 70 ccm) mit einem am Halse angeschmolzenen Seitenrohre genommen, welcher auf einem Blasetisch zu einer dickwandigen Capillare ausgezogen wird (Fig. I). In den Kolben werden 40 — öO cc77i 0,5— 2,0procentige Glukose- oder Rohrzuckerlösung gegossen. Es werden bei Zeiten etiolirte Keimlinge des Mais, der Sonnenblume, der Zwiebel und andere vorbereitet; Ab- schnitte von Stengeln und Wurzeln werden 1 — 4 Stunden vor dem Versuche in Wasser gehalten, danach werden sie sortirt und für die Messung durch Einschnitte markirt. Die Messung wird mit einem Zirkel und genauem und feinem Lineal unmittelbar vor dem Ein- tauchen der Keimlinge in die Zuckerlösung ausgeführt. Gleich nach dem Eintauchen wird der breite Hals des Kolbens zugeschmolzen and nach Abkühlung des letzteren wird der Kolben mit dem Vacuum irgend einer starken Pumpe verbunden. Zur Vereinigung dient ein dicker, aber nicht besonders schwerer Kautschukschlauch mit einer gewöhnlichen Klemme am freien Ende. Die Klemme wird unweit 16* 224 A. Nabokich: der Capillareii aTii,^ebrnclit und zur A^erbindung des Kolbens mit der arbeitenden Luft])uni])e geöffnet. Nach Erreichung des möglichen Minimums des Evacuirens (0 — 15 mni) wird der Kolben ein Wonig in kochendes Wasser gesenkt. Das Nährsubstrat fängt sofort stürmisch an zu kochen, wobei die sich bildenden Dämpfe allmählich aus dem Kolben die letzten Sauerstoffspuren austreiben, natürlich nur, wenn die Arbeit der Pumpe während des Versuchs nicht unterbrochen wird. Nach dem Entfernen der Gase lässt sich ein sclmelles Ueberhitzen der Lösung beobachten, und deshalb ist es nöthig, den Kolben recht oft wiederholt in kochendes Wasser einzutauchen und mit der Ab- kühlung zu wechseln. Um einem entgegengesetzten Strom der Sauer- F^g. I. stoffspuren aus dem Vacuum in den Kolben vorzubeugen, empfiehlt es sich, nur im Momente des stärksten Kochens die Klemme zu öffnen. Das Kochen im Laufe von 5 — 8 Minuten genügt völlig, um Phosphorleuchten aufhören zu lassen, aber es bietet keine Schwierig- keiten, wenn man den Process des Kochens bis auf 20 — 30 Minuten und mehr verlängert. Nach möglichst völliger Entfernung des Sauerstoffs wird die Ca- pillare des Seitenrohrs in der Flamme eines Gasbrenners vorsichtig- erhitzt, zugeschmolzen und endlich abgebrochen (Fig. I, h). Somit verweilen die ausgemessenen Objecto in einem von Sauer- stoff befreiten, zugeschmolzenen Kolben, und folglich können wir sagen, dass die anaeroben Culturen der höheren Pflanzen im Nähr- substrate in ähnlicher W^eise von uns ausgeführt werden, wie die PASTEUR'schen Culturen der Mikroorganismen und der Hefe. Diese Methode bietet völlige Garantie vor Sauerstoffspuren. Wir wenden hier weder Wasserstoff, Kautschukschläuche, Gummipropfen, Hähne, noch Quecksilber an. Das Entfernen des Sauerstoffs wird am ener- Beweis der Fähigkeit der höheren Pflanzen zu anaerobem Wachsthmn. 225 gischsten ausgeführt, wenn man noch die Vollkommenheit der jetzigen automatisch arbeitenden Quecksilberpumpen in Betracht zieht. Wir benutzten eine grosse MENDELEJEW'sche Olaspumpe, wie auch auto- matische Pumpen nach E. MCncke, in Verbindung mit einer mit dem BABINE'schen Hahn versehenen Luftpumpe. Ausserdem darf man nicht vergessen, dass das Kochen bei Er- hitzung der Kolbenwände im kochenden Wasser ausgeführt wird, und dabei wird nicht nur das Substrat, die Wände des Kolbens und die Atmosphäre über der Lösung von Sauerstoff befreit, sondern auch die Untersuchungsobjecte, nämlich die Pflanzen. Wenn man den Einfluss des Processes der Sauerstoffbefreiung auf die Pflanzen er- forschen will, so muss vor dem Aufstellen des Kolbens im Dunkeln eine sorgfältige Durchsicht der Objecto, ihre Messung und Abzeich- nung ausgeführt werden, wozu man durch Neigung des Kolbens die Keimlinge an die Wände des Halses bringt und die Lösung in den Kolben abgiesst. Auf Grund einer zahlreichen Reihe von Beobachtungen ent- schliessen wir uns, zu behaupten, dass in der grössten Mehrzahl der Fälle alle Operationen von der Messung bis zum Zuschmelzen keinen Einfluss auf die Grösse und Form der Keimlinge ausübten. Dies versteht man auch leicht, denn die Vollziehung des Experiments ver- langt zu wenig Zeit, um bei den Versuchsbedingungen irgend welchen merklichen Zuwachs zu ermöglichen. Die Dauer der verschiedenen Operationen war bei einiger Gewandtheit und geeigneter Wahl der Apparate folgende: Das Messen 3 — b Minuten Das Zuschmelzen 2— .3 „ Das Verdünnen der Luft 2— b „ Das Kochen . 15 — 30 Die Dauer des ganzen Versuchs . . 22 — 45 Minuten. Im Ganzen vor dem Kochen . . . 7 — 15 Minuten. Diese Daten sind den Versuchsprotokollen entnommen, in denen 10 — 15 Pflanzen gemessen wurden. Das Quantum des Substrats überstieg nicht 40 — 45 ccm, die Kolben aber hatten eine Capacität von nur 60—65 ccm. Natürlich werden die Pflanzen, der Blasetisch, der Brenner, das Wasserbad und anderes schon bei Zeiten vor- bereitet; die Luft wird in dem Trockenkolben mit CaClg, in den Kautschukschläuchen bis auf das mögliche Minimum schon vor dem Versuche verdünnt. Die ununterbrochene Ausführung aller Opera- tionen verlangt eine gleichzeitige Theilnahme von zwei bis drei Per- sonen; mit Hilfe einer Wasserluftpumpe aber gelingt es leicht einem einzelnen Beobachter, den ganzen Versuch allein auszuführen. Wenn es als wünschenswerth erscheint, sich endgültig vor den geringsten Mengen Sauerstoff sicher zu stellen, da solche in dem Kolben in •22^') A. Nabükich: Folge der UiiYollkommenheit der Pumpen oder ungenügenden Kochens vorhanden sein könnten, so empfiehlt es sich, schon bei Zeiten eine Nährlösung mit Zusatz von 0,1 — 0,5 pCt. Pepton oder Asparagin vor- zubereiten. In den Kolben wird dann die trüb gewordene Flüssig- keit mit einer Flora zahlreicher, die letzten Spuren des Sauerstoffs verzehrenden Mikroorganismen gegossen. Wir haben uns überzeugt, dass, wenngleich die Bacterien einen schnelleren Tod der Pflanzen hervorrufen, sie dennoch im Laufe von 40 — 50 Stunden das Wachs- thum nicht unterbrechen. Die sterilen Culturen kanii man nur beim Erziehen sehr junger Keimlinge, z. B. der Erbse, der Sonnenblume und anderer benutzen. Die trockenen Samen werden in einer Brom- lösung von 1 : 1000 im Laufe von 20 — 30 Minuten sterilisirt, in einem Strom sterilisirten Wassers gewaschen und in dem letzteren zur An- quellung und Aufkeimung 24 — 50 Stunden aufbewahrt. Bei der Messung wird die Testa unweit den Wurzeln vorsichtig geöffnet; nach der Messung wdrd sie fortgeworfen. In die Cultur ge- langen also Backte Keimlinge mit ganzen Cotyledonen oder nur mit Abschnitten der letzteren. Alle Instrumente und Glasapparate müssen natürlich in solchen Versuchen sterilisirt werden. Bei der Messung werden die Instrumente jedesmal durch eine F^lamme geführt. Die Dauer der Culturen der höheren Pflanzen unter den Be- dingungen der Auaerobiose ist für verschiedene Objecto sehr ver- schieden. Am widerstandsfähigsten sind scheinbar einjährige Zwiebel- chen von Allium Opa und sehr junge Keimlinge von Fisum sativum und Helianthus annuus. Merkbare Zuwächse lassen sich hier schon nach Verlauf von 15 — 24 Stunden beobachten, bisweilen treten sie aber nur am dritten und vierten Tage deutlicher hervor. Die Ab- schnitte der Endinternodien der Maiskeimlinge oder die Abschnitte der Stengel von Helia7ithus annuus lassen erst nach 15 — "20 Stunden nach dem Kochen einen Zuwachs erkennen; starke Exemplare ent- wickeln sich erst am zweiten Tage, aber sie gehen schon nach 45—50 Stunden vom Beginne des Versuchs zu Grunde. Die Keim- linge der Gurke sterben 15 — 20 Stunden nach dem Beginn des Kochens, also noch früher ab, so dass sie für Versuche unbequem sind. Nicht besonders günstige Resultate erhielten wir mit Bohnen- und Schminkbohnen-Keimlingen. Das Vorhandensein der Testa auf den Keimlingen ist für das Wachsthum äusserst ungünstig, wodurch war die Resultate der Versuche GODLEWSKl's und MASE's erklären, die die Frage des anaeroben Stoffwechsels oder Wachsthums be- arbeiteten. Die Grösse der Zuwächse in einer jeden Cultur wird scheinbar vor allem durch die individuellen Besonderheiten der Keim- lino-e bestimmt. Obgleich die vorläufige Auswahl ganz gleicher Objecto von grossem Nutzen ist, so beseitigt sie doch nicht diese Schwierigkeit. Wir Beweis der Fähigkeit der höheren Pilanzep zu anaerobem Wachsthum. 227 müssen jedoch bemerken, dass die Procentzahl der nicht wachsenden Pflanzen in den meisten Fällen sehr gering ist, nicht mehr als 5 bis 10 pCt. beträgt und in einigen Fällen bis auf Null sinkt. Der Zu- wachs hängt noch von dem Alter und der Länge der genommeneu Pflanzen oder ihrer Abschnitte ab. Sehr junge, kurze Keimlinge wachsen weniger als grössere, welche wiederum nur bis zu einem gewissen Masse sich gut entwickeln. Auf Grund dessen kann man annehmen, dass die Gesetze „von den Perioden des Wachsthums", wie sie SACHS aufgestellt hat, auch für die Erklärung der Er- scheinungen unter den Bedingungen der Auaerobiose anzuwenden sind. Um einige Vorstellung von den Resultaten der oben be- schriebenen Culturen zu geben, theilen wir einige Daten aus gleichen von uns in der letzten Zeit ausgeführten Versuchen mit. Versuch XXXI. Die Länge des Stengelabschnittes von Zea Mays in Millimetern: Pflanzen I. IL 20. IL, Morgens, vor dem Versuche 27.5 27,5 21. IL, Morgens, während des Versuchs .... 29,0 29,0 2L IL, Aheuds, nach dem Versuche 29,8 85,0 Zuwachs in Millimetern in 36 Stunden ... 2,3 7,5 In der Cultur befanden sich in 35 ccyn Zuckerlösung 7 Keim- linge, welche im Ganzen in 36 Stunden 19,5 mvi Zuwachs ergaben. Versuch XXXIV. Die Länge des Stengelabschnittes von Zea Mays in Millimetern: 1. III., 11 Uhr Morgens, vor dem Versuche 35,0 2. III., 8 Uhr Morgens, während des Versuches 3(i,5 2. III., 8 Uhr Abends, „ „ „ 38,6 2. III., 10 Uhr Abends, „ , „ 39,6 3. III., 8 Uhr Morgens, nach dem Versuche 43,2 Zuwachs in Millimetern in 45 Stunden 8,2 Nach dem A^ersuche stellte es sich heraus, dass die Pflanze lebend und ausserordentlich elastisch war. Das Tödten im kochenden Wasser rief eine Verkürzung bis auf 5,2 Tnm hervor. Somit über- stieg der durch Messungen erhaltene Zuwachs um einige Millimeter jene Grenzen, die durch die Schwankungen des Turgors könnten er- halten werden. In demselben Kolben, also in 35 — 40 ccm Zucker- lösung, befanden sich noch 20 Keimlinge, unter denen 7 Zwiebeln von Allium (ohne die oberen dicken und dünnen Scheiden). Die Zwiebeln wurden nicht gemessen, sondern nur Wurzelbildung' an der sorgfältig angeschnittenen Basis beobachtet; auf ihr zeigte sich in der 228 A. Nabokich: Tliat eine grosse Anzahl kleiner, 0,2 — 0,5 mm langer Würzolchen. Die übrigen 15 Keimlinge ergaben im Ganzen in 45 Stunden 44,5 7>r/« Zuwachs. Versuch XXXV. Die Ijänge des Stengelabschnittes von Zea Mays in Millimetern: Pflanzen I. II. III. IV. 2. III., vor dem Versuche 30,7 30,7 P,0,7 30,7 4. III., nach dem Versuche 36,0 3.')/) ,%,0 35,0 Zuwachs in 46 Stunden 5,3 4,8 4,3 4,3 Verkürzung nach dem Kochen in Wasser 2,0 2,4 2,6 3,6 Die Länge der Stengelabschnitte von Helianthus annuus in Milli- metern: Pflanzen I. II. III. 2. III., vor dem Versuche 27,6 27,6 27,6 4. III., nach dem Versuche . . 32,0 ^12/) 29,0 Zuwachs in 46 Stunden 4,4 4,4 1,4 Verkürzung beim Kochen in Wasser .... 2,0 2,5 0,5 In dieser Cultur befanden sich im Ganzen IG Keimlinge, wobei vier Zwiebelchen von Allium Cepa nicht gemessen wurden, sondern nur die Bildung der Wurzeln beobachtet wurde. Die übrigen 12 Keimlinge ergaben im Ganzen in 46 Stunden 34,7 7nvi Zuwachs. Versuch XXXVII. Die Länge des Stengelabschnittes von Zea Mays in Millimetern: Pflanzen I. II. III. Vor dem Versuche lebend 52,7 40,2 40,2 Nach dem Versuche todt . 53,r, 45,.3 44,B Minimalzuwachs in 50 Stunden .... 0,6 5,3 4,1 Der Gesammtzuwachs für 16 Exemplare der Keimlinge betrug hier 22 wim; aber diese Grösse ist um so viel kleiner als die wirk- liche, um wieviel diese von der Yerkürzung der Keimlinge durch das Absterben bedingt war. Die Grösse der Verkürzung kann mau nach den Daten der vorigen Versuche beurtheilen. Um den Charakter und die Grösse der Zuwächse aller Objecto einer jeden Cultur bekannt zu machen, wollen wir die Messungs- resultate des 34. Versuches mittheilen; aus diesem Versuche haben wir oben nur specielle Beobachtungen über einen Maisabschuitt und den Gesammtzuwachs anoeführt. Beweis der Fähigkeit der höheren Pflanzen zu anaerobem VVachsthum. 229 Zea Mays^ in Millimetern (Stengelchen): Vor Nach Zuwachs dem Versuche dem Versuche in 45 Stunden 35,0 43,3 + 8,2 mm 29,5 31,0 + 1,5 ., 29,5 34,5 + 5,0 , 29,5 31,7 + 2,2 .. 29,5 34,0 + 4,5 „ 24,5 26,2 + 1,^ . 24,5 24,5 0,0 „ 24,5 27,2 + 2,7 „ nthus annuus (dieselben) : Vor Nach Zuwachs dem Versuche dem Versuche in 45 Stunden 24,5 2G,8 + 2,3 mm 24,5 27,0 + 2,5 „ 24,5 26,3 + 1.8 . 24,5 27,0 + 2,5 „ 24,5 28,0 + 3,5 „ 24,5 29,5 + 5,0 , 24,5 25,(5 + 1,1 „ Der Versuch, die Keimlinge im kochenden Wasser zu tödten, zeigte, dass nur die mit fettem Druck bezeichneten Zuwächse die Grenzen der vom Turgor abhängenden Längenveränderungen über- schritten. Um nicht eine ganze Reihe von Versuchen anzuführen, wollen wir nur darauf hinweisen, dass alle Versuche im Glänzen ein äusserst übereinstimmendes Resultat liefern, so dass wir keinen Versuch registriren können, in dem sich ein völliges Auf- hören des Wachsthums beobachten Hess. Zahlen genügen nicht, um die beobachteten Wachsthumserschei- nungen charakterisiren zu können. Mit den letzteren Hessen sich nämlich in den meisten Fällen Bewegungserscheinungen, d. h. Krümmungen beobachten. So fano-en die ffanz o-eraden Maisabschnitte nach mehr- stündigem Aufenthalte in den Kolben an sich zu krümmen (Fig. 3). Die Krümmungen sind bald bogenförmig, bald haben sie in der Mitte (resp. dem einen Ende näher) einen Winkel; bisweilen lässt sich eine spiralige Krümmung oder eine gewöhnlich schwach ausgeprägte Doppelbiegung beobachten. Aehnliche Krümmungen wurden sehr oft an Sonnenblumenstengeln bemerkt. Die Wurzeln der Erbse erheben sich bisweilen mit ihrem freien Ende von den Cotyledonen bis auf 45—90°. Am Ende der Wurzeln bildet sich eine zweite Krümmung, oder die ganze Wurzel erhebt sich von der Berührungsfläche der Cotyledonen zur Seite. Wie die Zuwächse, so erscheinen auch die Krümmungen erst nach Verlauf von 12 — 15 Stunden seit dem Zu- schmelzen und verstärken sich erst am Ende des zweiten Tages oder, wie bei der Erbse, noch später. Die Natur der beobachteten Krüm- 230 A. Nabokich: muno-eu wurde bislior von uns nicht völlii>- aufgeklärt. AVir können jetzt nur darauf liinw eisen, dass sie an jene Krümmungen sehr erinnern, welche man in der Luft nach einigen Stunden beobachtet, wenn die Keimlinge in Wasser ge- halten werden. Auf den beigefügten schematischen Abbildungen (Fig. 2 — 5) sind verschiedene Arten von Krümmungen voroefüln-t, die sich in unseren Oulturen beobachten Hessen (i), wobei auch die Keimlinge vor dem Versuche angegeben sind («). Die Wiedergabe des ganzen Apparates, FLg.2. Ilc Ha n tliiia aiiiui us . W (b d, h. des Kolbens zum Trocknen, des Manometers, der Pumpen und anderes lassen wir an dieser Stelle fort\\ Um alles oben Gesagte zu illustriren, wollen wdr noch einen Tersuch mit der vollen Aufzähluno- aller in ihm auso-eführten Mani- pulationen, Messungen und Beobachtungen anführen. Tersuch XXXIX. Es wurden 45 ccm bacterienhaltiger Eohrzuckerlösung (1 pCt.) in einen Kolben von 65 ccm Capacität gebracht. Die Untersuchungs- objecte waren 10 etiolirte Stengelabschnitte des Mais, die nach dem Abschneiden zwei Stunden in Wasser gehalten wurden. Es wurde 1) Unter den Abbildungen sind auch hufeisenförmige Abschnitte der Stengel von Heliantliusi angeführt. Div Absclmitte wurden durch einen glatten Schnitt er- halten. Diese Objecto verlangen zum Constatiren der Wachsthumserscheinungen keiner vorhergehenden Messung. Die hufeisenförmigen Abschnitte sehr junger Keimlinge der Sonnenblume wachsen nämlich sehr ungleichmässig, und zwar wächst das von den Cotyledonen entferntere energischer, und deshalb wird die Krümmung unsymmetrisch. Dieses Object ist für das Demonstriren des anaeroben Wachsthums in Vorlesungen und in dem physiologischen Praktikum wohl geeignet. Beweis der Fälligkeit der höheren Pflanzen zu anaerobem Wachsthum. 231 die ganze Länge des Abschnittes gemessen; um das Verwechseln der Abschnitte zu verliiudern, wurden sie entweder durch Einschnitte un- mittelbar unter dem Internodium (unweit dem Schnitte) markirt, oder sie unterschieden sich nach ihrer Länge so sehr von einander, dass ihr Verwechseln unmöglich war. Alle Objecto waren völlig gerade. Ihre Messung geschah viermal: unmittelbar vor dem Versuche, nach "24 und 36 Stunden nach dem Zuschmelzen, wozu die Keimlinge auf die Wände des Halses versetzt werden, und endlich nach 44 Stunden, a. I? Fig.JK a. 7/ FL ff. N a fig. 7. Figf. III. Ze,a Moys. — Fig. IV. Allium Cepa. Fig. V. Pisum sativum. sogleich nach dem Oeffnen des Kolbens. Der Process der Sauerstoff- eutfernung verlangte 42 Minuten Zeit, und zwar wurde die Messung angefangen 12 Ulir 5 Minuten beendet 12 „ 12 „ das Zuschmelzen des breiten Halses . 12 „ 14 „ das Kochen angefangen 12 ,, 16 „ „ beendet 12 „ 46 ,, das Zuschmelzen der Capillare ... 12 „ 47 „ Die Verdünnung der Atmosphäre in dem Kolben während des Kochens wurde mit einer automatischen Quecksilber -Luftpumpe (R. MÜNCKE) in Combination mit einer starken Luftpumpe aus- geführt. Das Manometer zeigte völlige Verdünnung. Unmittelbar nach dem Kochen wurden keine Formveränderungen der Keimlinge be- merkt, was sich auch auf den Abend desselben Tages bezieht. Die 232 A. NabokiCH: Krümmungen erschienen erst am zweiten Tage in sehr schwacher Form; nach 36 Stunden seit dem Beginne des Versuchs nahmen sie an zwei Objocten unbedeutend zu. Besonders bemerkbar wurden sie aber nach 44 Stunden, als die grösste Hälfte der Keimlinge sichtlich ihre Form veränderten. Einige von ihnen bildeten nämlich eine doppelte bogenförmige Krümmung, die anderen bogen etwas ihr Ende zurück, einige aber bildeten eine einfache bogenförmige Krümmung. Alle Keimlinge waren am Ende des Versuchs lebend und so elastisch, dass die Krümmungen in keinerlei Weise sich gerade biegen Hessen^). Ausser der Länge der Keimlinge wurden auch vor und nach dem Versuche die inneren zusammengefalteten Blättchen gemessen, die deutlich durch ihre grelle gelbe Färbung hervortraten. Die Blättchen zeigten keine Merkmale des Ergrünens (wie in diesem, so auch in allen anderen Versuchen). Die Cultur wurde ausser der Zeit, in welcher die Messung ausgeführt wurde, im Dunkeln gehalten. Versuchsdauer 8. — 10. März, im Ganzen 44 Stunden. Die Messungen ergaben Folgendes (die Stengelabschnitte in Milli- metern) : I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X. Länge der inneren Blätt- chen vor dem Versuche 32,3 29,3 22,7 23,6 1S,G 21,0 20,0 24,5 21,5 24,5 Länge nach dem Versuche 33,2 30,2 '22,8 24,0 19,2 21,3 20,0 25,0 25,0 25,0 Zuwachs in 44 Stunden 0,9 0,7 0,1 0,4 0,6 0,3 0,0 0,5 (J,5 0,5 Länge der Pflanzen vor dem Versuche .... £0,2 39,5 35,2 37,9 29,5 24,5 24,5 Länge der Pflanzen nach dem Versuche .... 57,2 41,8 39,6 ,^,8,3 32,2 27,5 26,0 C4,5 16,5 16,5 30,3 19,0 20,0 Zuwachs in 44 Stunden 7,0 2,3 4,4 0,4 2,7 3,0 1,5 5,8 2,5 3,5 Die Grösse der Zuwächse in verscüiedeneu Perioden der Cultnr in Millimetern. in in in Pflanzen 24 Stunden SO Stunden ' 41 Stunden 1 +15! +2,0 +7,0 Schwache Krümmung 2 +0,5 +1,0 +2,3 3. ..... +0,0 +0,0 +4,4 Starke Krümmung 4 +0,4 +0,6 +0,4 5 +0,0 +0,0 +2,7 6 +1,1 +2,0 +3,0 Krümmung 7 - +0,5 +1,5 8 - +3'5 +5,8 9 +0,5 +0,7 +2,5 10 + 0,8 +1,0 + 2.5 .. ^ Gesammtzuwachs 5,7 12,0 33,1 mm Gesammtzuwachs der 10 Keimlinge = 36,6 m7/i. 1) Am folgenden Tage konnten alle Pflanzen im sauerstoffhaltigen Wasser ihr Wachsthum und ihre Krümmungen fortsetzen. Beweis der Fähigkeit der höheren Pflanzen zu anaerobem Wachsthum. 233 Es sei noch aus unserem Protokoll erwähnt, dass ausser den Er- scheinungen des Wachsthums und der Krümmungen die anaeroben Culturen der höheren Pflanzen, wie sterile so auch nicht sterile, die Möglichkeit gaben die Kohlensäureausscheidung in äusserst eigen- thümlicher Form zu beobachten. Das Vacuum über der Zucker- lösung mit den Keimlingen hatte zur Folge, dass die Gfasbläschen sich sehr schwer in dem Substrat auflösten, und deshalb konnte man einen ununterbrochenen Strom von den Pflanzen zur Oberfläche der Lösung beobachten. Dieser Strom war bisweilen so stark, dass das Substrat schäumte und die Pflanzen bald untertauchten, bald auf- schwammen; eine ähnliche, an die Hefegährung der Zuckerlösung erinnernde Erscheinung kann man künstlich durch Temperatur- erhöhung der Kolben hervorrufen. Die COg-Ausscheidung verstärkt sich hierbei sehr bedeutend, was auch das Schäumen der Lösung und das Aufschwimmen der Pflanzen zur Folge hat. Alle diese äusserst interessanten Erscheinungen veranlassen uns zu glauben, dass man die eingeschlagene Methode nicht ohne Nutzen zu Demonstrationen für Studirende anwenden könnte. Das ganze Experiment ist so einfach, dass es für gut eingerichtete Laboratorien keine Schwierigkeiten bietet. Somit führt unser erster unvollkommener und noch unbeendeter Versuch die Frage „lieber die Rolle des Sauerstoffs im Leben der höheren Pflanzen" von Neuem zu erforschen^ zu folgenden Schlussfolgerungen: 1. Die Wachsthumsprocesse hören bei den meisten Pflanzen im sauerstofffreien Räume nicht auf. 2. Hierbei lassen sich auch Krümmungen beobachten^ und die Pflanzen bleiben befähigt, wohl auf äussere Reize zu reagiren. 3. Das anaerobe Wachsthum der höheren Pflanzen wird nur allmählich ^vahrgenommen und nimmt nur allmählich zu, was aber nur nach einem mehr oder weniger andauernden Aufenthalte der Objecto im sauerstofffreien Räume geschieht; deshalb lassen sich die grössten Zuwächse und Krümmungen erst am zweiten Tage der Cultur und so- gar am Ende des zw^eiten Tages, d. h. kurz vor dem Unter- gange der Objecto beobachten. 4. Die Grösse der Zuwächse hängt scheinbar von dem Alter der ausgemessenen Zonen ab. (Die grosse Periode des aeroben Wachsthums.) 5. Chlorophyllbildung lässt sich im sauerstofffreien Räume nicht beobachten, wenn auch die Pflanzen dem Lichte ausgesetzt werden. 234 A.- Nabokich: 6. Die Mö2:lichkeit des anaeroben Keimens einiger 8am(Mi ersclieiiit als sehr wahrscheinlicli, aber sie ist eiidgiltig uiclit bewiesen, da die angequollenen Samen während des Versuches einige Zeit der Wirkung des Sauerstoffs aus- gesetzt wurden. Andererseits kann man behaupten, dass 7. die anaerobe Entwickelung des Schimmels aus Sporen sich nicht beobachten lässt, obgleich die Mycelien sich energisch und rasch in grosser Anzahl nach dem OefFnen der zugeschmolzenen Kolben entwickeln. 8. Die Hinw^eisungen von GODLEWSKY und PüLZENIUS') auf die verstärkte Bildung von Kohlensäure in der mittleren Periode der anaeroben Cultur und auf die Bilduns: von Alkohol verdienen anscheinend A'ertrauen. 9. Eine mehr oder minder ausführliche Bearbeituns^ der erörterten Fragen ist äusserst wünschenswerth und verspricht uns eine ganze Reihe unverständlicher Facta und Widersprüche in der Litteratur der Anae- robiose zu erklären, wie z. B. in der Litteratur der intra- molecularen Athmung, des Zerfalls und der Synthese der Eiweisskörper und auch der Bewegung des Plasmas, der Theiluno- der Zellkerne und ähnlicher Fragen. 10. Die experimentelle Lösung verschiedener mit den aufge- zählten Fragen verbundenen Probleme darf nicht, wie dies bisher geschah, das Wachsthum der höheren Pflanzen ausser Acht lassen; dieser neue Factor muss sich unter den Bedingungen der anaeroben Cultur in allen Lebenserseheinungen des Plasmas äussern. Die aufgezählten Probleme sind für eine richtige Vorstellung der Lebenserscheinungen so wichtig, dass ihre baldige Bearbeitung äusserst wünschenswerth erscheint. Das Ziel unserer vorläufigen Mittheilungen wäre erreicht, wenn nach einer Wiederholung der an- geführten Versuche die vielseitigen Erforschungen der Anaerobiose der höheren Pflanzen sich vervielfältigen würden. Es bleibt uns noch übrig, einige kurze kritische Bemerkungen zu machen. Oben wurden schon die Dinge angeführt, welche negative Resultate in den Versuchen der vorangehenden Autoren bedingten. Wir müssen noch bemerken, dass eine nicht unbedeutende Rolle die Vorurtheile über die Wichtigkeit des Sauerstoffs spielten. Nach der Arbeit von AViELEE, welche schon im Anfang der achtziger Jahre erschien, wurde die Frage keiner ernstlichen Erforschung unterworfen. WORTMANN ''^) wandte sich nach Versuchen in über 1) Anzeiger der Akad. der Wiss. in Krakau, Juli 1897, Nr. 7, S. 267—271. 2) Bot. Zeit. 1881, S. 708—711. Beweis der Fähigkeit der höheren Pflanzen zu anaerobem Wachsthum. 235 dem Quecksilber sich befindlichem Vacmim zm' Methode von WiELER und benutzte sogar Heliantlms annuus als Reagens auf Sauerstoff- spuren. Professor PALLADIN^), welcher die Hälfte seiner Unter- suchung der Frage über das anaerobe Wachsthum widmete, unternahm anscheinend keine Messungen der Abschnitte; sie verwelkten un- zweifelhaft in seinen Versuchen, aber der Autor erklärt dies nicht durch Ausbleiben des Wassers, sondern durch Unfähigkeit der Pflanzen im sauerstofffreien Räume Stoffe zu bilden, die den Turgor erzeugen^). Indessen begnügt sich der Autor mit einmaligem Be- feuchten des zur Aufnahme der Pflanzen dienenden IS^etzchens, worauf er durch den Apparat einen dauernden Wasserstoffstrom durchleitet. Aehnliche Fehler liess auch CORRENS') zu, der mit dem Apparate WIELER's jene minimalen Mengen Sauerstoff erforschte, die zur Ver- wirklichung der Reizbewegung absolut nöthig sind. Er verlässt sich ganz auf die Methode und Schlussfolgerungen seines Vorgängers und berechnet selber eine dieser minimalen Mengen für Drosera^ nämlich als 0,000,000,000,000,000,000,000,250. DETMER^) empfiehlt in seinem physiologischen Practicum, um „in ganz exacter Weise den Nachweis zu führen", dass ohne Sauer- stoffgegenwart höhere Pflanzen nicht wachsen, ein Reagensglas mit einem Kautschukpfropfen und mit zwei Röhrchen zum W^asserstoff- durchlassen zu nehmen. Die Wände des Reagensglases werden von ihm nur mit einigen Tropfen Wasser benetzt, die Pflanze aber in der Mitte des Pfropfens angehängt; der Sauerstoff wird durch ein- bis zweistündiges Wasserstoffdurchleiten entfernt. Kann ein solcher „Trockenapparat'' etwas beweisen? Als MASE^) im vergangenem Jahre das Keimen der Samen im Wasser untersuchte und die Schlussfolgerung über die Nothwendigkeit des Sauerstoffes machte, fand er es sogar nicht nöthig, einen speciellen Versuch unter den Bedingungen der Anaerobiose auszuführen. Ueber- haupt berufen sich fast alle Autoren auf WiELER (SCHAIBLE, RlTTER, Clark, PeeFFER etc.). Also können wir sagen, dass die Arbeit WiELER's einen grossen Einfluss auf das Schicksal der ganzen Frage hatte. In der gegenwärtigen Zeit ist es uns ganz unverständlich, wie die erwähnte, prämiirte Untersuchung als genügend und beweisend angesehen werden konnte. Die Methode, wie auch die Schluss- folgerungen des Verfassers sind unwahrscheinlich, das factische Material aber so unbestimmt und widersprechend, dass es uns 1) Ibid. p. 21—23 etc. 2) Ibid. p. 87, 93. 3) Ibid. p. 87 etc. 4) Pflanzenphysiol. Practicum, 2. Aufl., § 160. 5) Ann. de l'Inst. Pasteur, 1900, Juni. 236 A. Nabokich: Fähigkeit der höheren Pflanzen zu anaörobcin Wachsthuni. schwerer fällt dorn Autor beiziistiiumon, als ihn zu kritisiren. So erfahren wir auf Seite 200, dass der Autor Stengelabsclmitte der Sonnenblume, der Bohne und des Kürbis in eine danipfgesättigte Rühre (?) stellte, aus der nachher Luft ausgesaugt und gleichzeitig lange Zeit Wasserstoff durchgeleitet wurde; die Pflanzen verweilten da eine lange Zeit, wurden mit Hilfe eines Mikroskops gemessen, und da sie viele Stunden ohne einen Tropfen Wasser blieben, wuchsen sie natürlich nicht, sondern verwelkten; der Autor hält es sogar für überflüssig, seine Messungen auszuführen und bemerkt nur, dass wenn man ein Wenig Wasser giebt, so ruft der in ihm aufgelöste Sauerstoff sofort Wachsthuni hervor. Dies ist die einzige Versuchsreihe, die zu dem Schlüsse führte : „Das Wachsthum hört sofort nach der Ent- fernung des Sauerstoffs auf," Alle anderen Versuche wurden vom Autor beim Vorhandensein des Sauerstoffs und mit dem Ziele aus- geführt die minimalen für das Wachsthum nöthigen Sauerstoffmengen zu bestimmen. Der Apparat WiELER's hatte vier Hähne, acht Kaut- schukschläuche, zwei Gummistopfen; die Luft wurde von ihm nur mit einer Wasserluftpumpe ausgesaugt und nachher Wasserstoff durch- gelassen; die Pflanzen wurden in einen Thoncylinder mit Sägespänen gestellt u. s. w., und dennoch bestimmt der Autor nach genauen Formeln mit zahlreichen Correcturen, dass in seinem Apparate 0,000,000,000,301 (S. 227) oder 0,000,000,000,298 ccm Sauerstoff übrig geblieben waren, die das Wachsthum noch unterhalten könnten. Bei der Kritik einer ähnlichen Methode oder ähnlicher Schluss- folgerungen, weun eine solche nöthig wäre, kann man endlich daran erinnern, dass alle veröffentlichten Zuwachsgrössen einander wider- sprechen (siehe Tabelle I, II, III und andere); es stellte sich heraus, dass die Zuwächse beim Vorhandensein der minimalen Mengen, wie die oben erwähnten, grösser waren, als bei recht beträclitlichen Mengen, wie dies z. B. die Zuwächse von Helianthus oder von Brassica Napus zeigten, welche letztere im Apparate WiELER's bei 7,37 ccm Sauer- stoff überhaupt nicht oder schlechter wuchsen als Vicia Faba bei 0,000,000,000,248 ccvi. Unter diesen Athmungsbedingungen wuchs Vicia Faba sogar nach einem 50— 70stündigeni Aufenthalte im Apparate. Dies ist auch verständlich, denn die Vollkommenheit aller Abschlüsse konnte nur mit einem Manometer bestimmt werden. Wie es uns scheint, genügt das Mitgetheilte, um zu einer ver- neinenden Ansicht auf die Zweckmässigkeit imd Richtigkeit dieser Untersuchung zu gelangen. Wir fühlen uns hier verpflichtet, Professor D. 0. IWANOWSKI unseren grössten Dank auszusprechen, einen Dank, nicht nur für seine werthvollen Rathschläge und Hinweisungen, sondern auch für sein ermuthigendes Zutrauen und sein Interesse für die ihm fort- während mitgetheilten Resultate Chr. LuERSSEN : Zur Renntniss der Formen von Äspidium Lonchitis Sw. 237 28. Chr. Luerssen: Zur Kenntniss der Formen von Äspidium Lonchitis Sw. Eingegangen am 14. April 1901. Im 18. Bande (1000) dieser Berichte, S. 4(i7 u. f., Imt L. GeisEN- HEYNER fünf vom Typus des Äspidium Lonchitis abweichende Formen beschrieben und auch H. CHRIST hat in seinein 1900 erschienenen Werke „Die Farnkräuter der Schweiz" auf S. 114 zwei Varietäten der bis dahin als sehr constant betrachteten Art aiifoestellt. Da ich selbst gelegentlich der Einordnung eines im Laufe der letzten zehn Jahre erhaltenen ziemlich umfangreichen Materials unter demselben ein paar abweichende, sowie bei einer nochmaligen Revision einige mit den von GeisENHEYNER resp. CHRIST beschriebenen identische Formen entdeckte, so sei es mir gestattet, an dieser Stelle weitere Notizen zum Formenkreise der genannten Art zu geben. Ich bemerke ausdrücklich, dass mir durch die Liebenswürdigkeit von CHRIST und GEISENHEYNER die von diesen aufgestellten Formen zum Studium vorgelegen haben und zum Theil Belegexemplare für meine Sammlung überlassen wurden, so dass ein Irrthum über die etwaige Identität einzelner derselben ausgeschlossen ist. Vorab möchte ich zw^ei mir bis jetzt unbekannte resp. zweifel- hafte Formen der neueren Litteratur erwähnen. In seinen „Xachträgeu zur Flora von Kärnten"'* (Jahrb. des naturhist. Landesmuseums von K. Heft 22, 1893, S. 29) stellt FÄCHER eine var. muct-onatum Fach, auf mit der Diagnose: „Alle Fiederblättchen stachelspitzig, die gewöhnliche Form bei Kanning und in den Karawanken, bei denen an einzelnen Stücken sich die Fiedern erster Ordnung in kleinere Fiederblättchen zertheilen." Wodurch diese „Varietät" sich von der typischen Form unterscheiden soll, ist mir ganz unklar, noch unverständlicher der letzte Satztheil. Möglicherweise sind diese Pflanzen mit in kleinere Fiederblättchen getheilten Segmenten 1. Ordnuuii- auch nur die Jugend- form von Äspidium iohatum Sw., da PaCHER a. a. O. diese Jugendform gleichfalls als var. PluckenetM unter A. Lonchitis Sw. aufführt, sogar mit dem in ( ) gegebenen Zusätze „.4. lohatumy^Lonchitis''\ also als Bastard bezeichnet. Oder handelt es sich wirklich um den echten Bastard A. Iohatum X Lonchitis Murbeck? Darüber kann nur die Unter- suchung von Originalpflanzen entscheiden. Sodann hat MaRCHESETTI in seiner „Flora di Trieste'- (1896/97), S. 678, unter A. Lonchitis Sw. eine var. lobata Marches. (gefunden bei Madonna Marcellina bei Monfalcone und Lindaro bei Pisino in Istrien) Ber. der deutschen bot. Gesellscb. XIX. 1 7 238 Chr. Luerssen: aufgestellt. Er charakteri.sirt dieselbe als „var. lobata a lacinia coii denti triangolari assai profoiidi, di cui i 2 inferior! nelle laciiiie iu- feriori giungenti fiiio al nervo mediane, sieche esse appaiono trilobe." Auch über diese Varietät möchte ich mich nicht äussern, bevor ich Originale derselben licsehen. Was nun zunächst die von CHRIST a. a. 0. beschriebenen Varie- täten betrifft, so konnte ich Pflanzen, die entschieden seiner f. hastaia „mit sehr stark entwickelten, rechtwinklig abstehenden Oehrchen der Oberseite der Fiederbasis und öfters auch einem kleineren Oehrchen an der Unterseite" ents})rechen, unter den Exemplaren meines Herbars nicht constatiren. Bemerkt sei nur auf den Zusatz CHRIST's (a. a. 0. S. 115) bezüglich des zuweilen „völlig eingeschlitzt - abgetrennten" oberen Oehrchens, dass man sich hier vor einer Täuschung in sofern sehr hüten muss, als, wie ich mich bei vielen Pflanzen überzeugt habe, diese „Abtrennung'" ausserordentlich häufig nur auf einem mechanischen Einreissen der Fiederfläche bis zur Mittelrippe des Segmentes beruht.^) f. longearistata Christ a. a. 0. Wie Christ bemerkt, kommt eine aussergewöhnlich lange Be- grannung der Zähne, Spitze und des Oehrchens der Segmente meist bei kleineren Pflanzen und Jugendzuständen, doch auch bei alten kräftigen, reich fructificirenden Individuen vor. Ich füge daher im Folgenden, die Maasse der Spreite bei. Dass ferner zwischen der aussergewöhnlich langgrannigen Form und dem Typus sich Ueber- gänge finden, braucht kaum erwähnt zu werden. Bei Durchsicht meines Herbars fand ich Exemplare, w^elche dieser Form einzureihen sind und zum grossen Theile die aussergewöhnlich lange Begrannung der Zähne noch viel kräftiger zeigen, als bei den Pflanzen der CHRIST'schen Sammlung '*), von folgenden Fundorten: Bayern: Bei Gefrees im Fichtelgebirge; FüNGK, Exsicc. No. 306 part. (vgl. f. imbricata). Blatt einer jungen Pflanze ohne besondere 1) Dasselbe gilt auch für die als f. lacera beschriebenen Formen anderer Arten {Polypodium vulgare, ßlechnum Spicant etc.). Was ich unter diesem Namen erhielt, waren in der Regel vorwiegend in Folge mechanischen Einreissens der Segmente verunstaltete Blätter. — Uebrigens befand sich au einem der Blätter von der Tanay- Alpe (Herb. Christ) am Grunde des oberen Spreitendrittels ein Segment, das an seinem unteren Rande bis mehr als halbwegs zur Mittelrippe monströs fiedertheilig- gelappt war: von den breit- bis eilanzettlichen Lappen waren zudem einige über den Segmenti-and hinaus bedeutend verlängert (der eine Lappen zeigte — von der Mittelrippe des Segmentes aus gemessen — eine Länge von fast 1,5 cm). 2) Christ schrieb mir übrigens, dass er diese Form (und auch die f. hastata) in anderen Herbaren „entschiedener ausgeprägt" sah, als bei den in seiner Sammlung befindlichen Exemplaren. Zur Kenntniss der Formen von Aspidium Lonchitis Sw. 239 Fuudortsaugabe, doch wohl vom genannten Fundorte stammend, da die Art daselbst vorkommt und FUNCK als Apotheker in Gefrees lebte. — Felsen bei Oberstdorf (812 w) im Allgäu, leg. ENTLEUTNER f Blätter bis 54 cm lang und 0,5 on breit, äusserst lauggrannig). — Schweiz (ohne specielle Fundortsangabe), leg. SCHLEICHER (Blätter 31 cm lang, 4,5 cm breit). — Netstall im Canton ülarus, leg. ZABEL (junge Pflanze). — Rhonethal (ohne spec. Fundort), A. LÖSCH (Blätter 43 cvi lang, 4 cm breit). — Galizien: Westabhang des Czerwony wierch bei Koscielisko in der Tatra, leg. HEIDEXREICH (Blätter 27 cm lang, 5 cm breit). — Im Fischseethal der Tatra, leg. v. ÜECHTRITZ (Blätter 30 cm lang, 5 cm breitj. — Spanien: Sierra Nevada, leg. Willkomm (altes kräftiges Rhizom, aber die Blätter auffallend klein, höchstens 18 cm lang, kaum 3 cm breit). — Norwegen: Sandvigen bei Christiania, leg. M. N. BlytT (Blätter 44 cm lang, 7 C7n breit). — Holmestrand am Christianiafjord, leg. R. E. FridtZ (Blätter 41 cm lang, 6 cm breit). — Schweden: Storlien in Jeratland, leg. M. EUREN (Blätter 35 cm lang, 4 cm breit). — Island (ohne specielle Angabe), leg. ThIENEMANN (Blätter 23 cw lang, 3,5 cm breit). f. inibricata Geiseiih. a. a. 0. 468. Wie ich bereits in meinen „Farnpflanzen" (RABENH. Kryptfl. 111), S. 326 erwähnte, kommt bei sonst typischen Blättern eine schwache Deckung der Segmente auf kurzer Strecke der Spreite oder bei wenigen Segmenten vor, und wie die spätere Untersuchung eines um- fangreicheren Materials zeigt, ist sie sogar nicht gerade selten. Wollte man alle solchen Exemplare zur f. imbricata Geisenh. ziehen, so würde die Zahl der Fundorte derselben sich sehr vermehren. Es ist daher zweckmässig, als f. imbricata nur solche Blätter (Pflanzen) zu be- zeichnen, bei denen der grösste Theil der Segmente oder sämmtliche Segmente stärker und schliesslich bis zur Hälfte oder mehr ihrer Breite sich dachziegelig decken und die ersteren Formen nur als Uebergangsformen zu betrachten. In diesem Sinne sind für die Form die folgenden weiteren Fundorte zu nennen. Bayern: Bei Gefrees im Fichtelgebirge, FUNCK Nr. 306 part. (vgl. f. longearistata). Das Blatt gehört einer älteren Pflanze an, liegt aber leider nur in seiner oberen Hälfte vor, so dass es unent- schieden bleibt, ob nur die Segmente dieses Theiles oder alle Seg- mente des Blattes sich dachziegelig decken. Bezüglich der Ausbildung seiner rasch verjüngten Spitze schliesst es sich der GeiSENHEYKER- schen Pflanze von Churwalden an, desgleichen auch im Yerhältniss der Breite zur Länge der Segmente. — Salzburg: Am Untersberg, leg. Hoppe 1823. Ein Blatt unter der typischen Form desselben Standortes. Dasselbe ist wie bei dem vorigen an seiner Spitze auf- 17* 240 Chr. Luerssen-. falU'ml rasch verjüngt, auch die Dimonsioncii clor Segmente sind die gleichen. Die Deckung der Segmente erstreckt sich aber auf den Basaltlieil der Spreite so weit abwärts, dass von derselben nur das eine unterste Seginentpaar ausgeschlossen bleibt. — Norwegen: Hedemarken; auf dem Trondfjeld bei Lille Elvedal, leg. HaGLUND et KÄLLSTRÜM. Bei den mir vorliegenden Blättern, welche sich unter normalen Blättern desselben Fundortes fanden, geht die Seg- mentdeckung fast bis zum Blattgrunde oder trifft auch noch das basale Segmentpaar. Dabei ist die Deckung bereits im unteren Drittel der Spreite angefangen bis nahe zur Spitze derselben eine so starke, dass das auffallend breite obere Ohr bis über die Mitte des nächst oberen Segmentes hinaufreicht. Auch die grosse Breite der Segmente ist auffallend, da sich das Yerhältniss derselben zur Segmentlänge fast wie 1 : '2 stellt; desgleichen die Form der Segmente, w^elche selbst noch im mittleren Blatttheile eine verlängert-delta- förmige mit gerade oder fast gerade vorgestreckter Spitze ist; letztere erscheint erst an den oberen Segmenten schw^ach aufwärts gekrümmt. Dagegen ist die Blattspitze allmählich verjüngt wie bei der f. typica. Die von GeisenheyNER gegebene Diagnose möchte ich nach Obigem folgendermassen erweitern: Segmente sehr dicht gestellt, vom Grunde oder fast vom Grunde der Spreite ab oder nur im mittleren und oberen Theile derselben sich stärker (bis zu halber basaler Breite oder mehr) dachziegelig deckend, dabei verhältnissmässig kurz (1 : 2 — 3), bisweilen auch noch im mittleren Spreiten- theile verlängert-deltaförmig und mit gerade oder fast gerade vorgestreckter Spitze; Blattspitze allmählich (wie beim Typus) verjüngt, oder die Spreite bis kurz unter der Spitze von fast gleicher Breite und dann sehr rasch und kurz zugespitzt. Bezüglich der von (JEISENHEYNER a. a. 0. zum Vergleiche heran- gezogenen f. conferta Lowe, bei welcher übrigens (wenigstens der Abbildung nach) die Segmentdeckung auch bereits am Spreitengrunde beginnt, möchte auch ich es vorläufig unentschieden lassen, ob sie mit der f. imbricata zu vereinigen oder von ihr nur als Zwergform mit schmalen Segmenten etc. verschieden ist. Im ersteren Falle raüsste selbstverständlich der LOWE'sche Name als der ältere voran- gestellt werden. Im Uebrigen scheinen imbricate Blätter oft nur vereinzelt unter typischen des gleichen Rhizomes aufzutreten, wie es auch in anderen Fällen (z. B. bei Blechnum Spicant f. imbricata Moore) beobachtet wird. Die Entscheidung darüber ist — falls man nicht selbst die Pflanzen lebend zu beobachten das Glück hat — dadurch erschwert, dass die Sammler allermeist vom Rhizome abgetrennte Blätter und dann leider wohl auch vielfach solche von verschiedenen Individuen gemischt, unter einer Nummer in den Verkehr bringen. Zur Kenatniss der Formen von Aspidium Lonchitis Sw. 241 f. inaristata Geiseuh. a. a. 0. Zu der von GEISENHEYNER (a. a. O. 469) gegebenen Beschreibimg dieser Form möchte ich zunächst bemerken, dass vereinzelte Stachel- grannen zerstreut auch an anderen Theilen der Segmentränder — vorzüglich gegen die Spitze derselben — und nicht nur an einzelnen Oehrchen der Segmentbasis vorkommen: Beweis ein von G, erhaltenes und von mir behufs o-enauerer Untersuchuno- wieder aufgeweichtes Blatt, an dem die streckenweise nach unten umü,erollten Seo-ment- ränder wieder flach wurden. ^) Beim Vergleiche meines erst nach Abschluss meiner „Farnpflanzen" eingegangenen Herbarmateriales habe ich die f. inaristata auch aus anderen Gebieten vorgefunden, leider nur in vereinzelten Blättern, von denen es wie bei der f. imbricata unentschieden bleibt, ob sie von einer im Uebrigen normalblätterigen Pflanze oder von einem nur inaristate Blätter tragenden Rhizome abstammen. Galizien: Im Thale des Grossen Fischsees in der Tatra, leg. von UeCHTRITZ. Blatt kleiner als an der GEISENHEYNER 'sehen Pflanze (Spreite 23 ein lang, 3 cm breit), seine Segmente wie bei der Churwaldener Form entfernt gestellt, aber im Yerhältniss zu ihrer Länge im unteren und mittleren Theile der Spreite breit (1 : 3) und erst gegen die Blattspitze schmaler werdend; Oehrchen der Segmente fast alle mit einer Stachelgranne an der Spitze, sonst Grannen an den Zähnen der Seomentränder nur vereinzelt sehr zerstreut auftretend. — Salzburg: Steinernes Meer der Salzburger Algen, leg. L. HOLTZ. Durch die breiten (im mittleren Spreitentheile 1 : 3 — 3, .5) und ge- drängten Segmente vom Churwaldener Typus ebenfalls verschieden, die Begrannung der Zähne aber spärlich und den oberen und nament- lich unteren Segmenten (mit Ausnahme der Segmentspitze und des Oehrchens) oft ganz fehlend. Uebergangsformen „versus inaristata^ besitze ich aus Galizien ^ Westabhang des Czerwony wierch bei Koscielisko in der Tatra, leg. HEIDENREICH: Blatt ca. 23 cm lang und 3 cm breit, die Segmente dichter gestellt, die Zahl ihrer begrannten Zähne grösser, aber immer- hin diejenige der unbegrannten nicht erreichend. — Bosnien: bei Bihac, leg. BOLLER. Blatt 38 cm lang, 4,3 cm breit, seine Segmente im oberen Theile dagegen schmäler (1 : 4 — 5) und um etwa die eigene Breite von einander entfernt, der Habitus daher demjenigen der Chur- waldener Pflanze ähnlich; aber die Segmentränder mit reicherer Be- 1) Die beim Trocknen der Blätter nicht selten eintretende Einrollung der Seg- mentränder ist auch die Ursache, dass solche Segmentpartien bei oberflächlicher Betrachtung „ganzraudig" erscheinen. Im eigentlichen Sinne auch nur stellenweise gauzrandige Segmente konnte ich nicht finden. 242 Chr. 1-uerssen: /-, tri-, multifida bei Gabeltheilung von Segmenten zu geben. 2) In der Octavausgabe ^Natuie printed Brit. Ferns I" wird die Form auf S. 119 ohne Namen nur gelegentlich erwähnt. 3) Ich hatte im Sommer 1900 Gelegenheit, unter Führung des Herrn Apotheker F. ^YlRTGEN-Bonn sämmtliche Pflanzen an ihren Standorten zu sehen und vou den- selben Blätter für mein Herbar zu entnehmen. 24() Chu. liUEKSSEN: Zur Kenntniss der Formen von Aspidiuiii Lonchitis öw. Holstein (Lehrer JUL. SCHMIDT in Hanibur«<:, scliriftl. MittlieiL nebst Belegexemplaren); etc. f. moiistr, bifida Lssn. Einzelne Segmente mehr'oder weniger tief gegabelt. Gelegentlieh bei sonst normalblätterigen Pflanzen. Schweden: Bei Storlien in Jemtland, leg. EUREN. Eine mehr oder minder deutliche Gabelung einzelner Segmente wird auch von GeiSENHEYNER (a. a. 0. 470) für monströse Blätter seiner f. angustata von Churwalden in der Schweiz erwähnt. Ebenso kommt sie bei einem Blatte der f. lacera Lssn. aus den Berner Alpen vor (vgl. diese). f. moiistr. lacera Lssn. Spreite bis 35 cm lang und ca. 3,5 cm breit, jederseits mit ca. 43 Segmenten, die untersten Segmentpaare wie bei der f. typica aus- gebildet, die folgenden bis 1,5 cm langen und 5 — 7 mm breiten Seg- mente sehr unregelmässig, sehr ungleich dicht bis locker gestellt und stellenweise diejenigen der einen Seite bedeutend kürzer als diejenigen der gegenüberstehenden (1,5 : 2,5an Länge), von der Rhachis horizontal bis aufrecht abstehend, zum Theil aus gleich- oder ungleichhälftigem breit bis schmal keilförmigem Grunde lanzettlich oder oberhalb ihrer Mitte etwas verbreitert und ohne Oehrcheii, zum Theil ihre Basis wie beim Typus gestaltet, aber sehr unregelmässig und schwach geöhrt und letztere Segmente theils gerade, tlieils schwach aufwärts gekrümmt. Unterste Segmente noch ziemlich regelmässig gesägt, die folgenden und ganz besonders diejenigen der oberen Blatthälfto ungleich grob bis sehr grob gesägt oder bis halbwegs zur Mittelrippe oder tiefer zerschlitzt-gesägt und einzelne Zähne unregelmässig lappenartig ver- grössert, Lappen und gröbere Zähne mit einem bis mehreren kleineu Seitenzähnchen, das basale Oehrchen oder an seiner Stelle ein ein- oder zweispitziger Zalin des oberen Segmentrandes bisweilen tiefer selbst bis zur Mittelrippe abgetrennt; Zähne aller Segmente kräftig, aber ungleich bis zuweilen auffallend lang begrannt. Obere Blatt- hälfte reich fructificirend. Tirol: Oberberg im Stubaithal, leg. SONKLAR. Das Blatt fand sich auf einem noch zwei normale Blätter tragenden Rhizonistücke. Nach seinem welligen Gesammtumrisse gleicht es der f. irregularis Christ, denn die Spreite verschmälert sich etwas unterhalb der Mitte auf 2,5 cm', es unterscheidet sich aber von ihr durch die um-egelmässig gestalteten und unregelmässig grob bis zerschlitzt- oder lappig-gesägten Segmente, so dass der ganze Habitus ein sehr eigenartiger ist. Dieser Form stehen die von GEISENHEYNER (a. a. 0. 470) be- schriebenen monströsen Blätter seiner f. angustata von Churwalden E. Lemmermann: Silicoüagellatae. 247 in der Schweiz sehr nahe, so dass ich sie als Monstrosität mit der f. lacera vereinigen möchte. Etwas weniger aber immerhin in gleicher Weise monströs ausgebildet ist ein aus den Beruer Alpen in der Schweiz (ohne nähere Bezeichnung des Fundortes) stammendes Blatt, welches ich von Herrn Hauptleln-er A. LÖSCH in Zastler (Baden) zur Bestimmung erhielt und das nach der Gesammtform gleichfalls der f. angustata Geisenh. angehört. Die Spreite ist nur ca. 2^ cm lang und in ihrem breitesten Theile 3 cm Ijreit. Auch an diesem Blatte sind vereinzelte Segmente mehr oder weniger gegabelt. Nach den vorstehend angegebenen Funden zu schliessen, dürfte sich die Monstrosität noch mehrfach, aber vielleicht immer nur ver- einzelt unter normalen Blättern finden lassen, wenn Floristen und Sammler etwas mehr als bisher auf derarti^'e ßildunii-sabweichuuo-en CO O achten möchten. 29. E. Lemmermann: Silicoflagellatae. Ergebnisse einer Reise nach dem Pacific. — H. SCHAU- INSLAND 1896/97. (Aus der botanischen Abtheilung des Stadt. Museums in Bremen.) Mit Tafel X und XI. Eingegangen am 20. April 1901. In einer mir von Herrn Prof. Dr. H. SCHAUINSLAND gütigst überlassenen Planktonprobe ^) fand ich bei genauerer Durchsicht auch eine ganze Anzahl zierlicher Silicoflagellaten und zwar hauptsächlich aus dem Formenkreise von Distephanus speculum (Ehrenb.) Haeckel. Eine eingehende Untersuchung der J]xemplare zeigte mir die ausser- ordentlich mannigfaltige Variabilität derselben und führte mich in Folge davon zu einem Studium der ganzen Gruppe. Um möglichst von allen bekannten Formen wenigstens die Kieselskelette unter- suchen zu können, bezog ich von Herrn E. THUM in Leipzig eine grössere Anzahl mikroskopischer Präparate und fand darin zu meiner grossen Freude nicht bloss Vertreter der bisher beschriebenen Arten, sondern auch eine ganze Anzahl neuer Formen. Ausserdem gestattete mir Herr Stud. rer. nat. C. BÖRNER in Marburg die Durchsicht einer 1) Vergl. meine Arbeit: Planktonalgen. Ergebnisse einer Reise nach dem Pacific. H. Schauinsland 189G/'J7 (Abh. Nat. Ver. Brcm., Bd. XVI, Heft 2). 248 K- Lemmkrmann: Saniiiiliinj;' von Präparaten aus Barbados. Allen diesen Herren spreche ich auch an dieser Stelle für ihre Unterstützung meinen besten I^ank aus. Die Silicoflniielhitcu wurden zuerst von KHRENBERG aufgefunden und zu den Baeillariaceen gestellt; später rechnete man sie l)is in die Xeuzeit hinein zu den Radiolarien. Erst durch die eingehenden Untersuchungen von A. ßORGERT ^) über den Weichkörper von Diste- pluttius apeculum (Ehrtaib.) Haeckel hat sich herausgestellt, dass es sich um eine besondere Gruppe von Organismen handelt, für welche A. BORCiERT die Bezeichnung „Silicoflagellatae" vorge- schlagen hat*^). Das Skelett derselben besteht aus Kieselsäure und stellt ent- weder einen einfachen Ring (Gatt. Mesocena Ehrenb.) oder ein liütchenförmiges (Tebilde dar (CJatt. Dictrjoclia Ehrenb., Distephavus Stöhr, Cannopilus Haeckel, Ebria Borgert). Die einzelnen Theile des Skelettes werden aus hohlen oder massiven Kieselstäben gebildet; demgemäss unterscheide ich die beiden Gruppen der Siphonotestales und Stereotestales'). Die hutförmigen Gehäuse lege ich zur Orientirung so, dass die flache Seite nach unten gerichtet ist. Dann sieht man 2 Kieselringe, einen grösseren und einen kleineren; ich will sie nach dem Vor- gänge von A. Borgert als Basalring (annulus basalis) und Apical- ring (annulus apicalis) bezeichnen. Beide sind durch Kieselstäbe (radii basales et apicales) in einzelne Felder getheilt (vergl. z. B. Taf. XI, Fig. 24—26). Von den Basal- und Apicalringen einerseits und den Basal- und Apicalstäben andererseits werden ])olygonale oder rund- liche Oelfimngen eingeschlossen, welche ich Basalfeuster (fenestrae basales) und Apicalfenster (fenestrae apicales) nennen will. Häufig sind sowohl die Kieselringe als auch die Kieselstäbe mit kürzeren oder längeren Stacheln besetzt. Von diesen sind die centri- petal nach innen gerichteten Stacheln des Basairinges besonders her- vorzuheben, weil das Vorhandensein oder Fehlen derselben zur Auf- stellung einer Reihe von Arten geführt hat, welche nach meinen Untersuchungen nur blosse Entwickelungsformen zu sein scheinen. Man findet in derselben Probe Exemplare ohne diese Stacheln, ferner solche mit schwach entwickelten, sein* kurzen Stacheln und endlich solche mit vollkommen entwickelten Stacheln. Bei manchen Arten sind übrigens auch die Stacheln nur ganz kurz und nicht selten unter den Basalstäben versteckt, so dass sie erst bei sehr sorgfältiger Untersuchung erkannt werden können. Es kommt auch vor, dass 1) Zeitsch. für wiss. Zool. Brl. 51, S. (;-29 ff. 2) 1. c. S. 661. 3) Ber. der Deutschen bot. Ges. 1901, S. 92-93. Silicoflagellatae. 249 nur wenige Stacheln (1 — 2) vorhanden sind (Tafel XI, Fig. 5 und 10). Manchmal sind sie ausserordentlich lang und in feiue, oft gebogene Spitzen ausgezogen (Tafel X, Fig. 20 — 21). Nach der Ansicht von A. Borgert haben die centripetal nach innen gerichteten Stacheln die Aufgabe, dem Weichkörper als Stütze zu dienen.*) Ich will sie daher der Kürze halber als Stütz stacheln bezeichnen. Die Randstacheln des Basairinges sind bald sehr lang (Taf. X, Fig. 25—26; Taf. XI, Fig. 12, 1.3, 15), bald ganz kurz (Taf X, Fig. 19— 20; Taf. XL Fig. U und 10), bald fehlen sie ganz (Taf. X, Fig. 21). Meistens sind zwei einander gegenüber liegende Stacheln bedeutend länger wie die übrigen (Taf. X, Fig. 24; Taf. XI, Fig. 4 bis 11, 21 — 26.) Es ist nicht unmöglich, dass die Ausbildung längerer oder kürzerer Randstacheln mit der Beschaffenheit des Meerwassers in irgend einem Zusammenhange steht, wenigstens kommen Exem- plare mit langen Randstacheln besonders häufig in kälterem Wasser vor. Hierzu nur einige Beispiele: E. YanhOfFEN consta- tirte für das nördliche Eismeer langstachelige Formen von Dictyocha fibula Ehrenb. und Distephanus speculum (Ehrenb.) Haeckel^); ich fand solche in einer westlich von Falkland gesammelten Probe, ^) welche wahrscheinlich aus der kalten Cap Horn-Strömung stammt.*) In einer Planktonprobe von der Rhede bei Samarang (Java) sah ich eine Form von Dictyocha fibula var. stapeclia (Haeckel) Lemm.*) mit sehr langen Stacheln (Taf. X, Fig. 25). Aus dem gleichzeitigen Vorkommen von Thalassiothrix longissima Cleve ist wohl der Schluss zu ziehen, dass es sich auch in diesem Falle um kälteres Wasser handelt. Die von E. HAECKEL untersuchten Exemplare von D. fibula var. Stapedia (Haeckel) Lemm.^) stammen aus wärmeren Meerestheilen, „the tropical and warmer regions"®); sie haben aber auch viel kürzere Stacheln (vergl. Challenger, Report, Taf. 101, Fig. 10 bis 12). Doch ist auf diese Verhältnisse bisher noch gar nicht weiter geachtet worden, so dass ein abschliessendes Urtheil augen- blicklich nicht darüber gefällt werden kann. Es wird vor allen Dingen nothwendig sein, künftig bei der Entnahme von Plankton- proben nicht bloss die Lage des Fundortes, sondern auch den Salz- gehalt und die Wassertemperatur genau zu bestimmen. 1) 1. c. S. 639. 2) Fauna und Flora Grönlands. 3) Abhandl. Nat. Ver. Brem. Bd. XVI, S. 333. 4) Ich fand darin viele Exemplare von Ceratiuin farca var. bnlticum Moeb., Asteromp/ialus reticulatus Cleve, Coret/tron hispidum Castr., Rhizosoknia alata Brightw., Chaetoceras peruvianutn Brightw, nebst var. robustum Cleve, Cli. laciniosum Schutt, Näzsc/iia pungens var. atlantica Cleve, Fragüaria Castr acanei De Toni nebst var. brevior Lemm. 5) Vergl. S. 261 dieser Arbeit. 6) Challenger, Report, S. 1562. •J'jO E. Lemmermann: J)as Vorkoiniiion der laiij^staclieligen Formen in kälterem Wasser ist auch deshalb besonders interessant, weil nach Ansicht von C. ChUN die Ausbiklung der langen, bizarren Fortsätze des Peridineenpanzers auf das geringere specifische (lewicht des betreffenden Meer\A'assers zurückzufülireu ist^). Ich möchte indessen darauf hinweisen, dass auch in kälterem Wasser Planktonorganismen mit langen Fortsätzen nicht selten sind; ich erinnere nur an Ceratium tn'pos var. arcticum (Ehrenb.) deve, L'orethron hispiduvi Castr., Chaetoceras ijeruvianum Brin'htw.") Es ist eine allgemein verbreitete Eigenthümlichkeit vieler, wenn nicht der meisten Organismen der Tro})enwelt, in überaus sonderbar gestalteten, bizarren Formen aufzutreten, und zwar gilt das sowohl für die l^and- als auch für die Wasserbewohner beider Keiche. Die Organismen der kälteren Erdstriche zeichneu sich da- gegen vielfach durch die Einfachheit ihrer Formen aus. Es liegt daher die Annahme nahe, dass bei dem Zustandekommen dieser allgemein verbreiteten, gesetzmässigen Erscheinungen gleiche oder wenio'stens ähnliche Einflüsse thätis; o-ewesen sind. Ich bin deshalb auch der Meinung, dass die Ausbildung bizarrer Fortsätze bei den Planktonorganismen nicht ausschliesslich auf Rechnung des geringeren oder grösseren specifischen Gewichtes zu setzen ist, sondern dass auch andere, bisher nicht bekannte Einflüsse dabei berücksichtigt werden müssen.^) Es wäre sonst nicht zu erklären, warum gerade die Silicoflagellaten des kälteren AVassers sehr lange Rand- stacheln ausbilden. Die Variabilität der Kieselskelette ist bei den Silicoflagellaten ausserordentlich gross. Neben sehr kleinen winzigen I^xemplaren findet man in demselben Präparate auch wahre Riesenformen (vergl. Taf. X, Fig. 11 und 12; Taf. XI, Fig. 4 und 5). Die bei den Art- beschreibunj^en anoesrebenen Grössenverhältnisse haben deshalb auch nur einen sehr beschränkten Werth. Wollte man Varietäten bilden, so könnte man bei jeder Öpecies eine forma majoi\ minor, minu- tissima, gracilis, robusta, crassa, tenuh etc. unterscheiden. Ebenso variabel ist die Länge der Basal- und Apicalstäbe und die damit zusammenhängende Grösse der Fenster (vergl. Taf. X, Fig. 27 und 28, Taf. XI, Fig. 1 und 2, Fig. 8, 9 und 10).^ Manchmal fehlen auch einzelne Kieselstäbe oder sind sehr verkümmert; dadurch ent- stehen vielfach ganz abnorme Formen. Ich habe diese in vorstehender Arbeit nicht weiter berücksichtigt, werde aber darauf in einem weiteren Aufsatze wieder zurückkonmien. Die Gruppe der Siphonotestales besitzt Gehäuse aus hohlen 1) Aus den Tiefen des Weltmeeres, S. 72—74. 2) Vergl. auch die Abbildungen in Chun, 1. c. S. 208. 3) Vergl. auch meine Bemerkungen in den Ber, der Deutschen bot Ges. 1900, S. 511. Silicoflagellatae. 251 Kieselstäben, deren Höhlungen alle mit einander in Verbindung stehen. Was sie bei den lebenden Individuen enthalten, ist mir nicht be- kannt; ich finde auch in der Litteratur keine Angaben darüber. Lässt man einen Tropfen mit Kieselskeletten auf dem Objectträger ein- trocknen, so füllen sich die Hohlräume mit Luft, welche sich durch Behandlung mit Alkohol wieder vertreiben lässt. Bringt man aber auf die aufgetrockneten Skelette einen Tropfen Canadabalsam, .so bleibt die Luft in den Hohlräumen. Es scheint daraus hervorzu- gehen, dass die Hohlräume der Kieselskelette durch feine Oeffnungen mit dem sie umgebenden Medium in Verbindung stehen. Ich habe freilich bislang derartige Oeffnungen nicht aufzufinden vermocht. Doch besitzen die meisten Skelette feine Granulationen, welche möolicherweise zu den Hohlräumen in Beziehnno' stehen. Man könnte aber auch annehmen, dass die Skelette beim Eintrocknen zusammen- fallen und feine Risse bekommen, durch welche die Luft einzudringen vermag. Jedenfalls bedarf diese Eigenthümlichkeit einer genaueren Untersuchung; vielleicht giebt das Studium lebender Objecto die gewünschte Aufkläruno-. Wie Ehrenberg, BoRCrERT, Haeckel, StOhr und MObius habe auch ich bei den verschiedensten Arten sogenannte Doppel- skelette aufgefunden, welche mit den Basairingen an einander sassen. Es dürfte sich bei diesen Bilduno-en um Theiluui'szustände handeln. Ihre Entstehung ist ebenfalls nicht bekannt; sicheren Aufschluss können darüber auch wohl nur Culturversuche ergeben. Im Innern des Kieselskelettes ist bei manchen Dictyoclia- und Distephanus - Arten ein protoplasmatischer Weichkörper beobachtet worden. Ich habe denselben bei einzelnen Exemplaren von Diste- phanus speculum (Ehrenb.) Haeckel untersuchen können. Er ist ent- weder kugelig oder von oben nach unten etwas abgeplattet und voll- kommen hyalin; eine äussere Hüllmembran ist nicht vorhanden. An der Peripherie finden sich bei Distephanus zahlreiche scheibenförmige Chromatophoren (Tabula nostra XI, Fig. 12), welche bei lebenden Exemplaren gelbbraun gefärbt sind. Nach Behandlung mit Alkohol bekommen sie eine schwach grünliche Farbe. Im Innern des Weich- körpers befindet sich ein eigenthümlich zusammengesetzter Kern; er besteht aus einer peripherischen, vacuolären Zone und einem stärker färbbaren, ziemlich grossen Nucleolus. A. BORGERT hat bei einzelnen Exemplaren von Distephanus speculum (Ehrenb.) Plaeckel statt des fehlenden Kernes mehrere länglich runde Körperchen beobachtet und nimmt an, dass sie durch Theihmg des ursprünglichen Kernes entstanden sind. ^) Der Weichkörper von Dictyocha und Ebria ist gelblich gefärbt und scheint keine bestimmt geformten Chroma- 1) 1. c. S. 649, Taf. XXXIII, Fig. 11 und 12. 'J5'i E. Lemmermann: tophoiHMi zu enthalten, docli sind die Untersuchnngen djirüber noch nicht als abgeschlossen zu betracliten. Ueber die Vermehrung der Silicoflagellaten ist bisher noch nichts bekannt. Auch die Angaben über die Verbreitung der einzelnen Arten bedürfen noch sehr der Ergänzung. Die Skelette der meisten be- kannten Formen finden sicli fossil in tertiären Lagern, imd Jiur verhältnissmässig wenige Arten werden noch heute im Plankton der llochsee lebend angetroften. Allerdings ist dabei zu bemerken, dass bei den jetzt allgemein üblichen Fangmethoden mittels feiner Gaze- netze sehr viele der winzigen Organismen durch (Yw Maschen der Ketze entweichen werden, und dass bei den wenigen erl)euteten Exemplaren die zarten Weichkörper meistens schon aus den Kiesel- skeletten herausgefallen sind. Die Öilicoflagellaten sind echte Planktonorganismen. Die Geisseln werden als Bewegungsorgane benutzt, während die hohlen Kieselstäbe und die langen radialen Basalstacheln zur Erhöhung der Sclnvebfähigkeit wesentlich beitragen dürften. Das aus massiven Kieselstäben aufgebaute Skelett von Ebria tripartita (Sclium.) Lemm. besitzt nach den Angaben von V. HenSEN^) eine dünne Gallert- hülle, durch welche ebenfalls das Schwebvermögen sehr vergrössert wird; ausserdem hat der Weichkörper bei dieser Art zwei Geisseln^). Die Silicoflagellaten treten nur periodisch im Plankton auf. Nach Beobachtungen von A. BORGERT*') finden sie sich im Plankton der Kieler Bucht vou Mai bis Juli nur selten, werden dann im August etwas häufiger und erreichen im October und November ihr Maxinnim*). Zu den Silicoflagellaten zähle ich die Gattungen Mesocena Ehrenb., Dictjjocha Ehrenb., Distephanus Stöhr, Cannopilus Haeckel und Ebria Borgert; von diesen gehören die ersten drei zu den Siphonotestales, die Gattung Ebria Borgert aber zu den Stereo- testales. Es sind freilich bisher bei den Mesocena- und Canno- pilus-Xxiew noch keine Weichkörper aufgefunden worden, und es ist deshalb fraglich, ob sie mit den DicUjoclia- und Disteplianus- Formen in dieselbe Familie eingereiht werden müssen. Indessen lassen sich wenigstens die Kieselskelette der einzelnen Gattungen in auf einander folgende, mitunter lückenlose Reihen anordnen, wie folgende Uebersicht zeigt. 1) V. Bericht der Kommission zur wiss. Unters, der deutschen Meere, S. 78. 2) Borgert 1. c, S. 662. 3) 1. c, S. 651. 4) Vergl. auch die Tabellen von V. Hensen im V. Bericht der Kommission zur wiss. Unters, der deutschen Meere. Silicoflagellataf. 253 ßasalring einfach ringförmig Mtrsoce/in Basalring mit gebogenen Kieselstäben Dictyoclia Basal- und Apical- ring vorhanden, Apicalstäbc fehlen Distephnnus Basal- u. Apicalring vorhanden, Apical- stäbc vorhanden Cannopilus M. crenulata D. navicula — — j\l. crenulata var. dioduii 1). naiucula var. (jiapict/lata — M. crenulata var. elliptica D. navicula var. pons D. Scliauinslandii — M. po/yinurjilia var. trtanyula D. triacantha — — M. polyinorplia var. ijuandrnngula D. staurodon D. staurodon var. Medusa D. crux C. diplostaurus C. superslructus M. polyinorplia var. pentagona — D. speculiiiii var. pentngunus — M. polyinorplia var. hexagona — D. speculum C. Iiemispliaericus, C. Cdly/itra etc. M. pulymorplia var. Iieptagona — Ü. speculum var. septenartus C. calyptrn var. heptacanthus M. polyinorplia var. octogona — D. speculum var. octonarius C. cyrtoides M. polyinorplia var. nonaria — D. speculum var. poly actis — Es geht daraus hervor, dass die Distephatius- und Cannopüus- Formeii ungezwungen aus entsprechenden Dictijocha- und Mesocena- Arten abgeleitet werden können. Ganz vollständig ist freilich nur die mit Mesocena polymorpha var. quudra.ngula beginnende Reihe, doch ist zu hoffen, dass durch Untersuchungen einer grösseren Anzahl fossiler Formen die noch fehlenden Uebergänge resp. Endstadien ent- deckt werden, habe ich doch auch für Mesoceiia crenulata var. elliptica und j\Jesocena polymorpliu var. pentagona die entsprechenden Diste- jjhatius -F ormen (D. IScliauinslandii und D. speculum var. pentagoniis) auffinden können. Es wäre jedenfalls wunderbar, wenn sich aus den einfachen Mesoce7ia-A.vie\\ ohne Weiteres die ziemlich complicirt ge- bauten Distephanus- und Cannopilus-Fouwew entwickelt haben sollten. Weniger auffällig würde allerdings das Fehlen der entsprechenden höheren Formen sein, da es wohl denkbar ist, dass eine einfache Form sich unter gewissen Bedingungen nicht weiter entwickelt, sondern auf der ursprünglichen Stufe stehen bleibt. Das würde nach unseren bisherigen Kenntnissen z. B. für Dictijoclia navicula et var. biapiculata und D. triacantha zutreffen. Die Kieselskelette der Öilicoflaoellaten zeio-en äusserlich grosse Aehnlichkeit mit einer Gruppe der Radiolarien, den Tympaniden. Ich möchte diese Verhältnisse durch einige Beispiele erläutern. Ber. der deutseben bot. Gesellsch. XIX. jg 254: E. liEMMERMANN: 1. Parastephanus quadrispinus Haeckel, Report 1. c. Taf. 93, Fiff. 21 besteht aus zwei mit einander verbundenen Skeletten von Mesocena crenulata var. elliptica. 2. Prismatium tripodiuvi Haeckel 1. c. Tafel 93, Fig. 22 lässt sich aus Mesocena polymorpha var. triang^da oder var. quadrangida ableiten. 3. Litkocubus geovietricus Haeckel 1. c. Taf. 94, Fig. 13 erinnert sehr an Mesocena poli/morpha var. quadranyula. 4. Dxßtxjmpanum dicüjocha Haeckel 1. c. Taf. 94, Fig. 15 — IG, Paratym^janum octostiilum Haeckel 1. c. Taf. 94, Fig. 14 und Circo- tijmpanum octogonium Haeckel 1. c. Taf. 94, Fig. 1 7 zeigen grosse Aehnlichkeit mit Distephanus-Forraen. Da aber von allen diesen Organismen, mit Ausnahme von Pn's- matium tripleurum der Weiclikörper nicht bekannt ist, lässt sich über die Beziehungen der Tympanidon zu den Silicoflagellaten nichts Ge- naueres sagen. Jedenfalls aber bilden die Silicoflagellaten wegen ihres eigenthüm- lichen durchbrochenen Skelettes und des Vorhandenseins von Geissein und Chromatophoren eine scharf abgegrenzte Gruppe. Sie scheinen mit einigen, erst neuerdings aufgefundenen Peridineen nahe verwandt zu sein; ich erinnere \\\ir im Gymnaster pentasterias (F\\VQ\\h.^ ^clmit^)^ Monaster rete Schutt^) und Ämphitolus elegans Schutt^). Die Skelette von Gymnaster pentasterias (Elirenb.) Schutt sind ja auch schon früher von Ehrenberg als Actiniscus pentasterias Ehrenb. beschrieben und in die Nähe von Dictyocha gestellt w^ordeu. Zur Klarlegung aller dieser in vorstehender Arbeit angedeuteten Beziehungen bedarf es vor allen Dingen der Untersuchung lebenden Materiales; die ver- schiedenen Meeresstationen dürften für die Ausführung solcher Studien am geeignetsten sein. Klasse Silicoflagellatae A. Borgert Zellen ohne äussere Hüllmembran, mit einer bis zwei Geissein, einem centralen Kerne und häufig mit vielen gelbbraunen Chromato- phoren, innerhalb eines aus hohlen oder massiven Kieselstäben be- stehenden Gehäuses lebend; Vermehrung unbekannt. I. Ordnung'. Siphonotestales Leinni. Gehäuse aus hohlen Kieselstäben zusammengesetzt, ring-, hut- oder pyramidenförmig. 1) Peridineen der Plankton-Expedition, I. Theil, S. 31—32, Taf. 27, Fig. 100. 2) Peridineen 1. c. S. 33, Taf. 27, Fig. 101. 3) Peridineen 1. c. S. 34, Taf. 27, Fig. 102. Silicoflagellatae. 255 1. Familie Dictijochaceae Lemm. Zellen mit einer Geissei. Gattung Mesocena Ehrenb. Gehäuse einfach rino-förmio;. 1. M. crennlata Ehrenb., Monatsber. der Akad. der Wissensch. in Berlin 1860. Synonym: M. ^mwi^/ws Haeckel, Report on the Radiolaria collected by H. M. S. Challenger during- the years 1873—1876. Zoology. A^ol. XVIII, 188i), S. 1555. Gehäuse elliptisch, 30 : 20 /.i gross, glatt oder am äusseren Rande schwach gezähnt, ohne Stacheln. Verbreitung: Atlantic, fossil in Griechenland. var. diodo7i (Ehrenb.) nob. Tabula nostra X, Fig. 1—2. Synonym: M. diodon Ehrenb., Monatsber. 1844, S. 84, Mikro- geologie Taf. XXXIII, Nr. XV, Fig. 18. Gehäuse elliptisch, 30 - 49 : 40 — 62 i^i gross, au den beiden Polen mit je einem 5 — 10 /t langen Stachel besetzt. Verbreitung: Fossil in Barbados, Nordamerika, im Kalkmergel von Moron*) in Spanien (3478 a et b). var. elUptica (Ehrenb.) nob. Synonym: M. elliptica Ehrenb., Monatsber. 1844, S. 84, Mikro- geologie Taf. XX, Fig. 44. Gehäuse elliptisch, 15 : 30 /x gross, an den Polen, sowie in der Mitte der Seiten mit je einem 5 /j, langen Stachel. Verbreitung: Fossil in den tertiären Lagern des Mittelmeeres (Placca di Furni von Zante; Caltanisetta, Sicilien); ]\Iaryland. 2. M. jJohjmorpha nov. spec. Gehäuse flrei- bis vieleckig, mit oder ohne Stacheln an den Ecken. var. friangula (Ehrenb.) nob. Tabula nostra X, Fig. 3 — 4. Synonym: AI. triangula Ehrenb., Monatsber. 1840, S. '208, Mikro- geologie Taf. XXI, Fig. 41; Dictyocha triangula Ehrenb., Monatsber. 1875, S. 46; Lithocircus triangularis Stöhr, Palaeontographica XXVI, S. 121, Taf. VII, Fig. 10. Gehäuse dreieckig, mit meist etwas convexen Seiten, 42 — ^49 zu 55 — 63 fi gross, an den Ecken mit drei 4 — 8 /t langen Staclieln. Verbreitung: Fossil in Caltanisetta, Tripoli von Grotte, Kalk- mergel von Moron in Spanien (3478b). 1) Die in Klammern stehenden Zahlen bezeichnen die betreffenden Nummer der von E. Thum bezogenen Präparate. 18* 25G K- Lemmermann: var. quadrangula (Ehrenb.) nob. Tabula nostra X, Fig. 5 — 7. Synonym: M quadrangula Ehrenb., Mouatsber. 1872, S. 145, 273. Gehäuse viereckig-, quadratiscli oder rechteckig, mit geraden oder convexen Seiten, glatt oder mit feineu Spitzchen besetzt, 20 — 48 zu 25 — 51 ju gross, an den Ecken mit je einem 3 — 10 ju langen Stachel besetzt. Verbreitung: Nord -Atlantic, Earoer, Golfstrom, Challenger b. (Präparat von E. ThüM), fossil im Kalkmergel von Moron in Spanien (3478 a et b), Kreidemergel von Zante (3715), Polycystineonmergel von Nankoorii, Indien (3716). var. pentagona (Haeckel) nob. Tabula nostra X, Fig. 8. Synonym: M. pentagona Haeckel, Report 1. c. S. 1556. Gehäuse fünfeckig, glatt oder mit feinen Spitzchen besetzt, 20 — 53 ju gross, an den Ecken mit ]e einem 3,5 — 5 ju langen radialen Stachel besetzt. Verbreitung: Fossil in Barbados, im Kalkmergel von Moron in Spanien (3478b). var. hexagona (Haeckel) nob. Synonym: M. Jiexagona Haeckel, Report 1. c. S. 1556. Gehäuse sechseckig, 25 — 30 /^ gross, au den Ecken mit je einem radialen. 7— 10/^t langen Stachel besetzt. Verbreitung: Mittelmeer; fossil auf Corfu und der Krim. var. heptagona (Ehrenb.) nob. Synonym: M. heptayonaWarenh.^ Monatsber. 1843, S. 417, Taf. I, Nr. HI, Fig. 26, Mikrogeologie Taf. XX, Fig. 49; M. septenaria Ehrenb., Monatsber. 1872, S. 163, 273. Gehäuse siebeneckig, mit concaven Seiten, an den Ecken mit je einem radialen Stachel besetzt. Verbreitung: Fossil im Placca di furni von Zante; in Peru. var. octogona (Ehrenb.) nob. Synonym: M. octogona Ehrenb., Monatsber. 18^3, S. 417, Taf. I, Nr. III, Fig. 27. Gehäuse achteckig, 20 ju gross, an den Ecken mit je einem 5 /j, langen, radialen Stachel besetzt. Verbreitung: Pacific; fossil in Peru. var. bioctonai'ia (Ehrenb.) nob. Synonym: M. bioctonaria'EAweiüh., Monatsber. 1845, S. 78, Mikro- geologie Taf. XXXV ^, Nr. XVIII, 10. Gehäuse achteckig, 20 fx gross, an den Ecken mit je einem 5 fi langen, radialen Stachel, am inneren Rande in der Mitte der Seiten mit je einem kürzeren Stachel. Silicoflagellatae. 257 Verbreitung: Fossil im Guano von Peru, in Südafrika und Barbados. var. nonaria (Ehrenb.) nob. Synonym: M. nonaria Ehrenb., Monatsber. 1872, S. 163, 273. Gehäuse neuneckig-, an den Ecken mit je einem radialen Stachel. Verbreitung: Pacific, fossil im Guano von Peru. var. binonaria (Ehrenb.) nob. Synonym: M. binonaria Ehrenb., Monatsber. 1845, S. 78; Mikro- geologie Taf. XXXV A, Nr. XV, i). Ebenso, aber ausserdem noch am inneren Rande in der Mitte der Seiten mit je einem kürzeren Stachel besetzt. Verbreitung: Fossil im Guano von Peru, in Südafrika. 3. M. circulus Ehrenb., Monatsber. 1840, S. 208, Mikrogeologie Taf. XIX. Fig. 44. Gehäuse kreisrund, 20 — 30 fx gross, glatt oder am äusseren Rande schwach gezähnt. Verbreitung: Fossil in Barbados, Aegina, Caltanisetta. var. apiculata nov. var. Tabula nostra X, Fig. 9—10. Gehäuse kreisrund oder etwas eckig, 55 — 83 fx gross, am Rande mit zwei Reihen, ca. 3 ^ langer Stacheln besetzt, von denen die eine Reihe aufwärts, die andere aber abwärts gerichtet ist. Verbreitung: Fossil in Barbados, im Kalkmergel von Moron in Spanien (3478 a et b). var. stellata (Haeckel) nob. Synonym: M. stellata Haeckel, Report 1. c. S. 1557, Taf. 101, Fig. 9. Gehäuse kreisrund, 30 fx gross, am äusseren Rande mit acht längeren und acht kürzeren Stacheln besetzt, welche regelmässig mit einander abwechseln. Verbreitung: Pacific. Gattung Dictyocha Ehrenb. Gehäuse hutförmig, Basalring" mit convex gebogeneu Kieselstäben versehen. 1. D navicula Ehrenb., Monatsber. 1838, S. 129, Mikrogeologie Taf. XX, Fig. 43. Tabula nostra X, Fig. 11 — 13. Synonym: D. ponticulus Ehrenb., Monatsber. 1844, S. 267. Basalring elliptisch oder ol)long, 27 — 64 /< breit und 89—131 /t lang, durch einen in der Richtung der kurzen Achse verlaufenden Kieselstab in zwei gleich grosse Fenster getheilt. 258 E. Lemmekmann: Yerbreitung: Atlantic; Bermuda Islands; fossil im Kreidemergel von Zante (3715), Cementstein von Für in Jütland (3844 und 384.')). var. biapiculata nov. var. Tabula nostra X, Fig. 14—15. ßasalring oblong, 17— 32 /< breit und 4H — 82 /t lang, durch einen in der Richtunjj; der kurzen Achse verlaufenden Kieselbalken in zwei gleich grosse Fenster getheilt, an den beiden Polen mit je einem 30 — 35 jii langen Stachel besetzt. Verbreitung: Fossil im Mergelschiefer von Dolje in Croatien (3711), im Cementstein von Für in Jütland (3844 und 3845). im Polycystineenmergel von Kusnetzk in Kussland (35'24b et c). var. 1)0118 (Ehrenb.) nob. Ebenso, aber ausserdem in der Mitte der Seiten des Basairinges mit je einem kurzen radialen Stachel versehen. Verbreitung: Fossil in Oran (Afrika). 2. D. triacantha Ehrenb., Monatsberichte 1844, S. 40. Tabula nostra X, Fig. 18. Basalring dreieckig, mit geraden oder etwas convexen Seiten, 26 — 41 /< gross, an den Ecken mit drei radialen Stacheln von 15 — 34 /t Länge. In der Mitte der Seiten entspringen drei Basalstäbe, w^elche sich an der Spitze mit einander vereinigen. Stützstacheln vorhanden oder fehlend. Basalfenster gleich gross. Verbreitung: Fossil in Maryland, im Cementstein von Für in Jütland (3844 et 3845). E. HAECKEL unterscheidet zwei Dicüjocha-F OYn\e\\ mit dreieckigem Basairinge, nämlich D. triommata Ehrenb. und D. tnpyla Ehrenb.; erstere soll sich von letzterer durch das Fehlen der Stützstacheln unterscheiden. Für beide Arten citirt E. HAECKEL Fig. 38, Taf. XIX der Mikrogeologie! Die EHRENBERG'sche Diagnose von D. triommata Ehrenb. lautet: „D. sexangula, angulis spinosis, cellulis inermibus internis i), tribus mediis." Daraus geht doch hervor, dass es sich nicht um eine Form mit dreieckigem, sondern mit sechseckigem Basairinge handelt. Die von EHEENBERG, Mikro- geologie Tafel XXXIII, Nr. XV, Fig. 11 als D. triommata Ehrenb. abgebildete Art gehört wahrscheinlich zu D. triacantha Ehrenb., deren Diagnose lautet: „D. triangula regularis, angulis spinescentibus cellulis tribus margine interno inermibus." E. HAECKEL zieht zu D. triommata Ehrenb. auch D. trifenesirata Ehrenb. und D. abyssorum Ehrenb.; beide sind meiner Ansicht nach nichts weiter als Abnormitäten. Dasselbe gilt auch für D. triprjla Ehrenb., Mikrogeologie Taf. XXI, Fig. 41; ich halte diese Art für eine abnorme Form von D. fibula Ehrenb. Silicoflagellatae. 259 var. apiculata nov. var. Tabula nostra X, Fig. 19 — 20. Basalring dreieckig, mit couvexen Seiten, 51 — 89 fx gross, an den Ecken mit drei, ca. 1,5 ^< langen radialen Stacheln. Stützstacheln 14 [.i lanüf, in feine, am Ende hakenförmig nach innen gebogene Spitzen ausgezogen. Basalfenster gleich gross. Verbreitung: Fossil im Cementstein von Für in Jütland (3844 et 3845), Polycystineen-Mergel von Kusnetzk in Russland (3524 c). var. inermis nov. var. Tabula nostra X, Fig. 21. Basalring an den Ecken ohne radiale Stacheln; sonst wie die var. apiculata nob. Verbreitung: Fossil im Cementstein von Für in Jütland. var. liastata nov. var. Tabula nostra X, Fig. 16 — 17. Basalring spiessförmig, 34-69// lang und 40 — 48 /* breit, mit geraden oder etwas concaven Seiten, an den Ecken mit drei, ca. 5 fi langen, radialen Stacheln. Basalfester gleich. Stützstachelu in feine, am Ende hakenförmig nach innen gebogene Spitzen ausgezogen, zu- weilen fehlend. Verbreitung: Fossil im Cementstein von Für in Jütland (3844 et 3845). Diese sehr charakteristische Form würde vielleicht auch ebenso gut als eigene Species D. hastata nob. aufgefasst werden können. 3. D. quadrata Ehrenb., Monatsber. 1844, S. 267. Gehäuse quadratisch oder rechteckig, 15 /< gross, durch einen in der Richtung der kurzen Achse verlaufenden Kieselstab in zwei Fenster getheilt. Zwei einander gegenüber liegende Ecken des Basal- ringes sind mit je einem radialen Stachel besetzt. Verbreitung: Atlantic, Bermuda Islands; fossil in Barbados. 4. D. staurodon Ehrenb., Monatsber. 1844, S. 80; Mikrogeologie Taf. XVIII, Fig. 58. Tabula nostra X, Fig. 22—23. Gehäuse pyramidenförmig. Basalring quadratisch, 38 — 42 /./ gross, glatt oder mit feinen Spitzchen besetzt, an den Ecken mit je einem ca. 21 fx langen radialen Stachel versehen, am inneren Rande mit vier Stützstacheln besetzt. In der Mitte der Seiten des Basairinges entspringen vier aufrechte Basalstäbe, welche sich an der Spitze ver- einigen und einen aufrechten Endstachel tragen. Basalfenster gleich gross, dreieckig. Verbreitung: Atlantic. Fossil in Barbados, Tripel von Richmond in Virginia, Mergelschiefer von Dolje in Kroatien (3711), Kalkmergel von Moron in Spanien (3478b), Cementstein von Für in Jütland (3844 und 3845). 2(i0 E. Lemmermann: var. medusa (Hjieckel) nob. Synonym: D. medma Haeckel, Keimrt S. löfiO, Taf. 10], Figur 18- li. Ebonso, aber ohne Endstaclicl unrl oliiio Sfützstaolieln. Basal- ring nur '10 ii gross. Verbreitung: Pacific. 5. 1) ßida Ehrenb., Monatsber. 1839, S. 149; IMikrogeologie Taf. XXII, Fig. 42 c, Taf. XYIII, Fig. 54 und 55, Taf. XX, Fig. 45, Taf. XIX, Fig. 43. Tabula nostra X, Fig. 24. Gehäuse hütclienförmig. Basalring quadratiscli, rhombisch oder rechteckig, 10 — 45// gross, an den Ecken mit vier radialen Stacheln, von denen zwei einander gegenüber liegende doppelt so lang sind wie die beiden anderen. Am inneren Rande mit ein bis vier kürzeren Stützstacheln l)esetzt. Von zwei einander gegenüber liegenden Seiten des Basairinges entspringen in der Mitte oder näher nach den Enden hin zwei Paar aufrechte Basalstäbe, welche oben durch einen dia- gonal verlaufenden Kieselstab verbunden sind. Verbreitung: Ostsee, Nordsee, Atlantic, Mittelmeer. Fossil in Afrika, Sicilien, Virginia, im Tripel von Licata in Italien (3470, I et II), Polycystineen-^Iergel von Nankoorii in Indien (3717), Poly- cystineen- Mergel von Knsnetzk in Russland (3524, b et c), Kiesel- schiefer von Ngermegy in Ungarn (3452), Polycystineen-]\Iergel von Naparima auf Haiti (3718). var. asperu nov. var. Tab. nostra X, Fig. 27 — 28. Basalring quadratisch oder etwas rhombisch, 42 — 44 /< gross, mit vier radialen Stacheln, von denen zwei 3 ,«, die beiden anderen 9 f.i lani-- sind. Stützstacheln meistens fehlend. Alle Kieselstäbe sind mit vielen feinen Stacheln besetzt. Verbreitung: F^ossil im Tripel von Licata (3470, 1 et 11), im Poly- cystineen-Meugel von Nankoorii in Indien (371()). var. longispina nov. var. Tabula nostra X, Fig. 26. Synonym: I). fibula in VaNHÖFFEN, I'auna uml Flora (Jrönlands. Taf. 20, Fig. 18. Radiale Stacheln des Basairinges gleich gro.ss, ca. 12 — 15 /< lang. Basalring 23—27 /< gross; sonst wie die typische Form. Verbreitung: Nördliches Eismeer, Karajakfjord; fossil im Poly- cystineen-Mergel von Kusnetzk in Russland (3524 c). var. brevispina nov. var. Synonym: D. fibida Ehrenb. pr. p. Mikrogeologie, Taf. XXI, Fig. 42 b, Taf. XXI L Fig 42, a—b. Silicoflagellatac. . 261 Basalriiig- mit vier gleich ,trro.ssen, aber sehr kurzen radialen Stacheln besetzt; sonst wie die typische Form. Verbreitung: Fossil in Oran (Afrika), Caltanisetta (Sicilien), im Tripel von Ijicata in Italien (3470, I et IT). var. viessanensis (Haeckel) nob. Synonym: D. messaneiisis Haeckel, Monographie der Radiolarien, S. 272, Taf. XII, Fig. 3— (!; D. fibula Hertwig, Organismus der Radio- larien, S. 89, Taf IX, Fig. 5. Basalring fast quadratisch, 20 — 30 /^< gross, an den Ecken mit vier gleich grossen, ca. 15—22 /< langen, radialen Stacheln. Diagonal verlaufender oberer Kieselstab in der Mitte mit einem aufrechten Stachel besetzt. Stützstaclieln bisher nicht beobachtet. Verbreitung: Mittelmeer, Atlantic (canarische Inseln). var. stapeclia (Haeckel) nob. Synonym: D. stapedia Haeckel, Report l. c, S. 15H1, Taf. 101, Fig. 10-12. Basalring rhombisch, 20 /t gross, an den Ecken mit ca. 8 — \) u langen, radialen Stacheln besetzt, am inneren Rande mit vier Stütz- stacheln versehen. Diagonal verlaufender Kieselstab in der Mitte mit einem aufrechten Stachel besetzt. Verbreitung: Atlantic, Pacific, Indischer Ocean etc. Dürfte wohl nur eine besondere Form der var. messanensis sein! forma longispi?ia nov. forma. Tabula nostra X, Fig. 25. Basalring fast quadratisch, 15 /< gross, mit vier gleich grossen, 12 - 15/« langen, radialen Stacheln besetzt; sonst wie die var. stapedia. Verbreitung: Plankton der Rhede von Samarang (3387), var. aculeata nov. var. Tabula nostra XI, Fig. 1 — 2. Basalring quadratisch, 34 — 38 /< gross, an den Ecken mit vier, 7 ,« langen Stacheln besetzt; in der Mitte des äusseren Randes mit vier kurzen Stacheln, am inneren Rande mit vier Stützstacheln besetzt. Diagonal verlaufender Kieselstab, in der Mitte mit einem aufrechten Stachel versehen; auch die aufrechten Basalstäbe sind nicht selten mit kurzen Stacheln besetzt. Verbreitung: Challenger f. (Präparat von E THUM). var. rhovibus (Haeckel) nob. Tabula nostra XI, Fig. 3 Synonym: D. rliombus Haeckel, Report 1 c, S. 15G2. Basalring rhombisch, 20 — 30,« gross, zwei einander gegenüber liegende Basalfenster dreimal so gross wie die beiden anderen. Die vier Stützstacheln ragen nur in die grösseren Fenster hinein. Verbreitung: Nord- Atlantic, Faroer, Golfstrom, Challenger f. (Präparat von E. Thuji). 2(52 E. Lemmeumann: Gattung Distephanus Stöhr Gehäuse abgestumpft pyramidenturmig-, mit Basal- und Apicalring. 1. D. Schauinslandii nov. spec, Ta1)ula nostra XI, Fig. 4 — 5. Basalring elliptisch, 25 — 84 // breit und 41 — 56 /t lang, an den Polen mit zwei radialen, l(i — 21 fi langen Stacheln, in der Mitte der Seiten mit je einem 3 — 4 ^t langen Stachel. Apicalring quadratisch, ■8 — 11 /t gross, an den Ecken durch vier Basalstäbe mit den Seiten des Basairinges verbunden. Stützstacheln vorhanden oder fehlend. Verbreitung: Fossil im Mergelschiefer von Dolje in Croatien. 2. D. crux (Ehrenb.) Haeckel, Report 1. c, S. 15(53. Tabula nostra XI, Fig. (> — 7. Synonym: Dictijoclia crux Ehrenb., Monatsber. 1840, S. 207; Mikrogeologie Taf. XYIII, Fig. 56, Taf. XXXIII, Xr. XV, 9. Basalring quadratisch oder rhombisch, 20 — 30 /< gross, an den Ecken mit vier radialen Stacheln besetzt, von denen zwei einander gegenüber liegende gewöhnlich grösser sind als die beiden anderen. Vier Basalstäbe verbinden die Eckeu des quadratischen Apicalringes mit den ]\Iitteu der Seiten des Basairinges. Stützstacheln vorhanden oder fehlend. Verbreitung: Atlantic. Fossil in Caltanisetta (Sicilien) und Oran (Afrika). var. apiculatus nov. var. Synonym: Dictyocha crux Ehrenb. pr. p.; Mikrogeologie, Taf. XX, Fig. 46. Basalring an den Ecken mit sehr kurzen Spitzen besetzt; sonst wie die typische Form. Verbreitung: Fossil im Flacca di Furni von Zante. var. mesophthalmus (Ehrenb.) nob. Tabula nostra XI, Fig. 8 — 10. Synonym: Dictyocha mesophthalmus Ehrenh.^ Monatsber. 1844, S. 80; Mikrogeologie, Taf. XXII, Fig. 43. Basalring quadratisch oder rhombisch, 23 — 26 jli gross, an den Ecken mit vier radialen Stacheln, am inneren Rande mit vier Stütz- stacheln besetzt. Apicalring quadratisch, au den Seiten mit vier radialen Stacheln besetzt. Verbreitung: Pacific. Fossil in Caltanisetta (Sicilien), im Kiesel- schiefer von Xgermegy in Ungarn (3452). Eine sehr veränderliche Form. Besonders stark variirt die Länge der Basalstäbe; sie sind manchmal so kurz, dass es scheint, als sei der Apicalring direct an dem Basalring befestigt (Taf. XI, Fig. 8), manchmal aber ziemlich lang (Taf. XI, Fig. U). Sie erheben sich auch nicht selten senkrecht vom Basairinge. Der Apicalring ist Silicoflagellatac. 263 quadratisch, rechteckig (Taf. XI, Fig. 10) oder rundlich. Er ist mit ein bis vier schräg aufwärts gerichteten Stacheln besetzt, welche eben- falls sehr verschieden lang sind. Die Stützstachelti sind manchmal sehr kurz (Taf. XI, Fig. 9), manchmal fehlen sie ganz (Taf. XI, Fig. 8), oder es ist nur ein einziger Stachel ausgebildet (Taf. XI, Fig. 10). Auch die Länge der radialen Stacheln des ßasalringes ist sehr variabel. var. stauracanthus (Ehrenb.) nob. Synonym: Dictyocha stauracantha ^hxewh.^ Monatsber. 1845, S. 76; Mikrogeologie, Taf. XXXIII, Nr. XV, Fig. 10; Distephanus staura- canthus (Ehrenb.) Haeckel, Report 1. c, S. 1564. Basalring achteckig, 20 /.i gross, an den Ecken mit acht kurzen radialen Stacheln, am inneren Rande mit vier kurzen Stützstacheln besetzt. Apicalring quadratisch, mit dem Basairinge durch vier kreuz- förmig gestellte Basalstäbe verbunden. Verbreitung: Fossil in Nordamerika (HoUis ClifF, Virginia; Nor- wich, Connecticut). 3. D. speculum (Ehrenb.) Haeckel, Report 1. c, S. 1565. Tabula nostra XI, Fig. 11. Synonym: Dictyocha speculum Ehrenb., Monatsber. 1837, S. 150; Mikrogeologie, Taf. XVIII, Fig. 57, Taf. XIX, Fig. 41, Taf. XXI, Fig. 446, Taf. XXII, Fig. 47; D. ornainentum Ehrenb., Monatsber. 1844, S. 80; Distephanus rotundus Stöhr, Palaeontographica XXVI, Taf. Vn, Fig. 9; D. ornamejitum Haeckel, Report 1, c, S. 1565. Basalring sechsseitig, 19 — 34 i^i gross, an den Ecken mit sechs radialen Stacheln, von denen zwei einander gegenüber liegende doppelt so lang sind wie die übrigen (einzelne Stacheln zuw^eilen verdoppelt), am inneren Rande häufig mit sechs Stützstacheln be- setzt. Apicalring sechsseitig, an den Ecken mit den Mitten der Seiten des Basairinges durch sechs Basalstäbe verbunden. Verbreitung: Nordsee, Ostsee, Atlantic, Mittelmeer, Indischer Ocean, Pacific. Fossil in Barbados, Caltanisetta etc., im Tripel von Licata in Italien (3470, 1 et II), Polycystineen-Mergel von Nankoorii in Indien (3716), Kalkmergel von Moron in Spanien (3478, a et b), Diatomeen-Erde von Redondo-Beach in Californien (3617). var. regularis nov. var. Tabula nostra XI, Fig. 12 — 13. Synonym: D. speculum (Ehrenb.) Haeckel, bei BOEGERT, 1. c, Taf. XXXIU, Fig. 1. Basalring mit sechs gleich grossen, langen Stacheln; sonst wie die typische Form. Verbreitung: Ostsee, Pacific. 2G4 E. Lemmermann: Viir. brevüpmus nov. var. Tabulii nostrii XI. Fig. 14. Synonym: D. speculum (l^lironh.) Ilaeckel, bei BÜRGERT, 1- c, Taf. XXXill, Fii.-. i>. Basalring mit soclis gleich grossen, aber seiir knrzen Stacheln; sonst wie die typische Form. Verbreitnng: Ostsee, Pacific. var. Jied-athyra (Ehrenb.) nob. Synonym: DicUjocka hexaHnfra Ehrenl)., ]\Ionatsber. 1844, S. 80; ^likrogeologie, 4\af. XXII, Fig. ic. Apicalring mit dem Basalring nur durcii fünf Kieselstäbe ver- bunden; sonst wie die typische Form. Verbreitung: Fossil in Caltanisetta var. aculeatus (Fjhrenb.) nob. Tabula nostra XI, Fig. 23. Synonym: Dicüjodia acideata Ehrenb., Monatsber. 1839, S. 149; Mikrogeologie, Taf.'xXI, Fig. 47, Taf. XXII, Fig. 48. Apicalring mit sechs, seltener ein bis zwei kurzen, radialen, oft schräg aufwärts gerichteten Stacheln besetzt; sonst wie die typische Form. Verbreitung: Ostsee, X^ordsee, Atlantic, Pacific. Fossil in ter- tiären Lagern des Mittelmeeres, im plastischen Thone von Griechen- land und Sicilien, Tripel von Licata in Italien (3470, 1 et II), Poly- cystineen-Mergel von Nankoorii in Indien (3716), Diatomeen-Erde von St. Monica in Californien (3r)99), Kalkmergel von Moron in Spanien (3478, a et b), Diatomeen-Erde von Redondo-Beach in Californien (3617). var. Corona (Haeckel) nob. Synonym: D. corona Haeckel, Report 1. c, S. 15G6, Taf. 114, Fig. 7 — 9. Basalring 25 — 30/^ gross, am oberen Rande mit sechs aufwärts gerichteten kürzeren Stacheln besetzt, vou denen jeder in ein Basal- fenster hineinragt; am unteren Rande sind sechs Stützstacheln vor- handen. Radiale Stacheln des Basairinges gleich lang. Apicalring 12 — 20 jLi gross. Verbreituu"-: Xordwest-Pacific, Java-See. var. pentagonus nov. var. Tabula nostra XI, Fig. 19. Basalring fünfeckig, 19 /t gross, an den Ecken mit fünf radialen, 9 - 10 /t langen Stacheln besetzt, am inneren Rande mit fünf ceutri- petal nach innen gerichteten Stacheln versehen. Apicalring 12 /* gross. Verbreitung: Challenger f. (Präparat von E. THÜM). forma armata nOV. forma. Tabula nostra XI, Fig. 20. Basalrino- 29 — 31 u o-ross, mit fünf radialen, (5 — 8 a langen Stacheln Silicoflagollatae. 265 besetzt. Apicialring 14 — 16 jx gross, mit kurzen, radialen Stacheln versehen. Verbreitung: Fossil im Tripel von Licata in Italien (3470, I, II et III). var. septenarius (Ehrenb.) Joerg., Bergens Mus. Aarbog 189!>, S. 50. Synonym: Dictyocha septenarin Ehrenb., j\Ionatsber. 1844, S. 80; Mikrogeologie, Taf. XXI, Fig. 45; D. ovnamentum Ehrenb., Mikro- geologie, Taf. XXII, Fig. 49. Basalring siebenseitig, an den Ecken mit sieben radialen Stacheln, von denen zwei (seltener drei) einander gegenüber liegende viel länger sind wie die übrigen; sonst wie die typische Form. Verbreitung: Ostsee, Nordsee, Atlantic, Pacific. Fossil in Calta- nisetta (Sicilien), Richmond (Virginia) und Oran (Afrika). forma regularis nov. forma. Tabula nostra XI, Fig. 15. Synonym: D. ornamentum bei BORGERT, 1. c, Taf. XXXIII, Fig. 6; VaNHOfFEN, 1. c, Taf. V, Fig. 19. Radiale Stacheln des Basairinges gleich lang. Verbreitung: Ostsee, Karajakfjord. var. oetonarius (Ehrenb.) Joerg., 1. c, S. 50. Tabula nostra XI, Fig. 1«. Synonym: D. octonaria Ehrenb., Monatsber. 1844, S. "201. Basalring achtseitig, mit acht radialen Stacheln; sonst wie die typische Form. Verbreitung: Xordsee, Atlantic, Pacific, Südliches Eismeer. Fossil in Oaltanisetta (Sicilien), Oran (Afrika). forma octogonia (Haeckel) nob. Synonym: Disteplianus octogonius Haeckel, Report 1. c, S. 1567. Apicalring mit kurzen, radialen Stacheln versehen; sonst wie die var. oetonarius (Ehrenb.) Joerg. Verbreitung: Südliches Eismeer. var. diadema (Haeckel) nob. Synonym: D. diadema Haeckel, Report 1. c, S. 1567. Basalring achtseitig, 40 ß gross, an den Ecken mit acht radialen Stacheln; an jeder Seite derselben befindet sich ein fast senkrecht abwärts gerichteter kürzerer Stützstachel. Apicalring 20 i^i gross, an den Ecken mit acht radialen Stacheln. Verbreitung: Süd-Pacific. var. polyactis (Ehrenb.) nob. Tabula nostra XI, Fig. 17. Synonym: Dictyocha polyactis FAirenh., Monatsber. 1S38 ; Distephatms speculum var. octonaria forma polyactis (Ehrenb.) Joerg., 1. c. S. 50. •26(i 1^- Lkmmermann: Basalriiig- neun- bis vielseitij»-, an den Ecken mit je einem radialen Stachel. Stacheln entweder «gleich oder zwei einander gegenüber stehende sind länger wie die übrigen. Apicalring neun- bis vielseitig. Verbreitung: Westküste von Norwegen. Fossil in Griechenland, Virginia, Tripel von Licata in Italien (3470, T, TI et IIl), Kalkmergel von jMoroii in S|)niii('n (3478, a et h). Gattung Cannopilus Haeckel Gehcäuse abgestumpft ])yramidenförmig, mit zwei über einander liegenden Reihen von Fenstern. Apicalring durch Kieselstäbe in mehrere Fenster getheilt. 1. C. hipartita (Ehrenb.) nob. Synonym: Dictyocha hipartita Ehrenb., Monatsl)er. 1844, S. 71); Mikrogeologie, Taf. XXII, Fig. 44. Basalring quadratisch, 30 — 50 p, gross, an den Ecken mit vier kurzen, radialen Stacheln. Apicalring quadratisch, an den Ecken durch vier Basalstäbe mit den Mitten der Seiten des Basalrinses verbunden, durch einen Apicalstab in zwei Fenster getheilt. Verbreitung: Fossil in Oran (Afrika), Caltanisetta (Sicilien). "2. C. superstructus (Ehrenb.) Haeckel, Report 1. c, S. 15ß8. Synonym: Dicfyocha superstructa ~EihYen\)., Monatsber. 1844, S. 80; Mikrogeologie, Taf. XXII, Fig. 45. Basalring quadratisch, 30 p gross, an den Ecken mit vier radialen Stacheln. Apicalring viereckig, mit einer abgestumpften Pyramide, mit einem centralen und vier randständigen Fenstern versehen, an den Ecken durch vier Basalstäbe mit den Mitten der Seiten des Basairinges verbunden. Verbreitung: Fossil in Caltanisetta (Sicilien). 3. C. diplostaurus Haeckel, Report 1. c, S. 15G8, Taf. 114, Fig. 10. Basalring quadratisch, 40 p gross, an den Ecken mit vier radialen Stacheln. Apicalring quadratisch, IG /i gross, durch zwei rechtwinklig sich kreuzende Apicalstäbe in vier quadratische Fenster getheilt, an den Ecken durch Basalstäbe mit den Mitten der Seiten des Basal- ringes verbunden. Enden der Apicalstäbe in vier schwach aufwärts gerichtete Stacheln verlängert. Kreuzungspunkt der Apicalstäbe mit einem aufrechten Stachel. Verbreitung: Pacific. 4. C. hinocuJiis (Ehrenb.) nob. Tabula nostra XI, Fig. 22. Synonym: Dictijocha hiiioculus Ehrenb., Monatsber. 1844, S. 79. Basalring sechsseitig, 33 — Gl p gross, an den Ecken mit sechs radialen Stacheln, von denen zwei einander gegenüber liegende am grössten sind, am inneren Rande mit sechs Stützstacheln besetzt. Silicoflagellatae. 267 Apicalring sechsseitig-, durch einen in der Richtung der beiden langen Stachehi des Basairinges verlaufenden Apicalstab in zwei P^'enster ge- theilt. Verbreitung: Challenger f. (Präparat von E. ThUM). Fossil in Aegina. var. diommata (Ehrenb.) nob. Synonym: DicUiocha diovimata Ehrenb., Monatsber. 1845, S. 7(). Basalring 41 /t gross, mit sechs gleich langen radialen Stacheln. Apicalring durch einen Apicalstab in zwei Fenster getheilt. Verbreitung: Fossil in Virginia. 5. C. triommata (Ehrenb ) nob. Tabula nostra XI, Fig. 2.5. Synonym: Dictyocha triommata Ehrenb,, Monatsber. 1845, S. 7<). Basalring sechsseitig, mit sechs radialen Stacheln, von denen zwei einander gegenüber liegende am längsten sind. A})icalring sechsseitig, an den Ecken durch seclis Basalstäbe mit den Mitten der Seiten des Basairinges verbunden, durch drei Apicalstäbe in drei Fenster getheilt. Stützstacheln vorhanden oder fehlend. Verbreitung: Fossil in A'irginia, im Kieselschiefer von Xgermegy in Ungarn (;;452). 6. C. Haeckelii nov. spec. Tabula nostra XI, Fig. 26. Basalring sechsseitig, an den Ecken mit sechs radialen Stacheln, von denen zwei einander gegenüber stehende am grössten sind. Apicalring sechsseitig, mit vier Fenstern, an den Ecken durch sechs Basalstäbe mit den Mitten der Seiten des Basairinges verbunden. Von vier einander gegenüber liegenden Seiten des Apicalringes ent- springen in der Mitte vier aufrechte Apicalstäbe, welche oben durch einen waagerechten Kieselstab verbunden sind (ähnlich wie bei Dic- tyocha fibula Ehrenb.). Stützstacheln vorhanden oder fehlend. Verbreitung: Fossil im Kieselschiefer von Xgermegy in Ungarn (3452). 7. 6'. calyptru Haeckel, Kei)ort 1 c, S. 1568. Basalring sechsseitig, 50 f.i gross, an den Ecken mit sechs radialen Stacheln. Apicalring sechsseitig, 20 /t gross, an den Ecken durcli sechs Basalstäbe mit den Mitten der Seiten des Basairinges ver- bunden, mit einem centralen und fünf randständigen Fenstern. Verbreitung: Fossil in Griechenland und Sicilieu. var. spinosa nov. var. Tabula nostra XI, Fig. 24. Apicalring in der Mitte der Seiten mit sechs radialen Stacheln. Stützstacheln vorhanden oder fehlend; sonst wie die typische Form. Verbreitung: Fossil im Kieselschiefer von Xgermegy in Ungarn (3452). 268 E- I^emmekmann: var. heptacantJiiis (Ehreiib.) nob. Synonym: Dictijoclia lieptacuntJius Klironb., Monatsher. 1840, S. 208; Mikrogeologie, Taf. XIX, Fig. 39 Basal- und Aj)icalring siebenseitig, durch sieben Basalstäbe ver- bunden. Apiealring «hircli siob(>ii A])ioalstäbe in sechs ungleich grosse Fenster getheilt. Verbreitung: Fossil in (Jriechenhui1. Synonym: Dictijocha lunnsphaerica Ehrenb., Monatsber. 1841, S. 266. Gehäuse fast halbkugelig. Basalring sechsseitig, 20 — 40/« gross, an den Ecken mit sechs radialen Statdieln, von denen zwei einander gegenüber stehende länger sind wie die übrigen, am inneren Rande mit sechs Stützstacheln besetzt. Apiealring 10 — 20 /< gross, an den Ecken durch sechs Basalstäbe mit den Glitten der Seiten des Basalrinires verbunden, mit einem centralen und sechs randständigen Fenstern. Verbreitung: Nord-Atlantic, Bermuda Islands. 9. C. cifi'toides Haeckel, Report 1. c, S. 15G9, Taf. 114, Fig. 11 — 12. Synonym: Dicüioclta cyrtoides ]Iaeckel. Basalring achtseitig, 40 ix gross, au den Ecken mit acht radialen Stacheln; zu beiden Seiten eines jeden Stachels ist ein kurzer Stütz- stachel vorhanden. Apiealring achtseitig, an den Ecken durch acht Basalstäbe mit den Mitten der Seiten des Basairinges verbunden, mit einem centralen und acht randständigen Fenstern. Verbreitung: Pacific. II. ürdnuuff Stereotestales I,emni. Gehäuse aus soliden Kieselstäben zusammengesetzt. 1. Familie Ebriaceae Lemm. Zellen mit zwei Geissein. Gattung Ebria Borgert Gehäuse planconvex. 1. E. tripartita (Schum.) Lemm., Abh. Naturw. Verein Bremen, Bd. XVI, S. 375. Synonym: DictyocJui tripartita Schum., Schriften der Physik.- Oekon. Ges. zu Königsberg 18(')7, S. 67. Taf. I, Fig. 28; Dictijocha foriiix Moebius, Comm. zur wiss. Unters, der deutschen Meere 1887, S. 122, Taf. VIII, Fig. 53—59; Ehria fornix (Moeb.) Borgert, 1. c, S. 662. Gehäuse planconvex, Z\ p lang und 24 /.( breit, mit mehreren kleineren und zwei neben einander liegenden grossen Fenstern; letztere Silicoflapellatae. 269 sind durch einen geraden Kieselstab von einander getrennt. Einzelne Kieselstäbe sind zuweilen mit kleinen Stacheln besetzt. Weichkörper farblos oder schwach gelblich gefärbt, mit zahlreichen stark licht- brechenden Körnchen und einem grossen bläschenförmigen Kern. Verbreitung: Ostsee, Golf von Xeapel. Diese Art scheint sehr variabel zu sein; ich habe aber leider nur wenige Kieselskelette untersuchen können, vermag daher über die Grösse der Variation keine Ano-aben zu liefern. Zweifelhafte Arten. Gattung Actiniscus Ehrenb. Wozu die von EHRENBERG als Actiniscus beschriebenen Skelett- formen gehören, lässt sich nach den kurzen Beschreibungen derselben nicht ohne Weiteres entscheiden. Fß. SCHUTT hat neuerdings o-ezeifirt, dass Actiniscus jjentasierias Ehrenb. das innere Skelett einer Peri- dinee ist, welche er Gynmaster jJentasterias (Ehrenb.) Schutt nennt. Ob auch die übrigen Actiniscus-F oxmen zu den Peridineen zu rechnen sind, müssen weitere Untersuchungen entscheiden. 1. A. tetrasterias Ehrenb., Monatsber. 1844, S. 76; 3Iikrogeol., Tafel XVIII, Fig. 62. 2. A. pentasterias Ehrenb., 1. c, S. 69; Mikrogeol., Taf. XVIII, Fig. 61, Taf. XIX, Fig. 45, Taf. XX, Fig. 47. 3. A. quinarius Ehrenb., 1. c, S. 76; Mikrogeol., Taf. XIX, Fig. 46. 4. A. elegans Ehrenb., 1. c, S. 80; Mikrogeol., Taf. XXII, Fig. 51. 5. A. cliscus Ehrenb., 1. c, S. 75; Mikrogeol., Taf. XXI, Fig. 49. 6. A. rota Ehrenb., 1. c, S 76; Mikrogeol., Taf. XXI, Fig. 50. 7. A. lancearius Ehrenb., 1. c, S. 199. 8. A. Sirius Ehrenb., Monatsber. 1840, S. 70; Mikrogeol., Taf. XVIII. Fig. 59—60. 9. A. Stella Ehrenb., Mikrogeol., Taf. XIX, Fig. 47, Taf. XX, Fig. 47, Taf. XXI, Fig. 48, Taf. XXII, Fig. 52. 10. A. sexfurcatus Ehrenb., Monatsber. 1854, S. 237. 11. A. biseptenarius Ehrenb., 1. c, S. 237. 12. A. bioctonarius Ehrenb., 1. c, S. 237. Gattung Mesocena Ehrenb. 1. M. spongolithis Ehrenb., Monatsber. 1844, S. 204. 2. M. stephanolithis Ehrenb. (nomen nudum). 3. M. octorudiata Ehrenb. (nomen nudum). Gattung Dictyocha Ehrenb. 1. D. borealis Ehrenb. (nomen nudum). 2. D. cenostephania Ehrenb. (nomen nudum). 3. D. compos Ehrenb. (nomen nudum). Ber. der deutscheu bot. Gesellsch. XIX. 19 270 E. Lemmeumann: bilicoflagcllatae. 4. D. coi'onata Elireuli. (iionien imduni). 5. D. socialis Klirenb. (uoiueii imdiuii). 6. D- specillum Elirenb. (nomen uudum). 7. D. splendens Elironb. Verbr. und Einfluss des mikr. Lebens in Nord- und Südamerika, S. 124, Taf. I]], Fig. Y II, 35. 8. D. bitevnana Ehrenb., Monatsber. 1844, S. 201. 9. D. anacantha Ehrenb., Monatsber. 1854, S. 238 10. D. uhera Ehrenb., Monatsber. 1844, S. 80. 11. D. Erebi Ehrenb., Monatsber. 1S54, S. 238. 12. D. trifenestrata Ehrenb., Monatsber. 1841, S. 410; Mikrogeol., Taf. XIX, Fig. 38; KÜTZING, Bacill., Taf. 28, Fig. 20a. 13. D. ahyssorum Ehrenb., Monatsber. 1854, S. 238. 14. D. tripyla Elirenb., Monatsber. 1844, S. 80. 15. D. elegans Ehrenb. - Actiniscus elegans Ehrenb. 16. D. abnormis Ehrenb., Monatsber. 1845, S. 7(1; Mikrogeol., Tafel XXXY A, Xo. XVI, Fig. 4, Xo. XYII, Fig 9. 17. I). haliomma Ehrenb., Monatsber. 1844; 3Iikrogeol., Taf. XXI, Fig. 46. 18. D. Sirius Ehrenb. = Actitiiscus Sirius Ehrenb. 19. D. asteroides Haeckel, Report 1. c, S. 15(j4 20. D. pentasterias Haeckel = Actiniscus peiitasterias Ehrenb. 21. D. quinaria Ehrenb. = Actiniscus quinaria Ehrenb. 22. D. tenella Ehrenb., Monatsber. 1841, Taf. IL Fig. 11. 23. D. Stella Ehrenb. = Actiniscus Stella Ehrenb. 24. D. fibula var. pentagonalis Auriv., Kongl. Sv. A^et.-Akad. Handl., Bd. 30, S. 53, Fig. 15. Erklärung- der Abbilduiigeu. Die Figuren sind mit Hülfe des kleinen SEiBERx'schen Zeichenapparates nach einem SEiBERx'schen Mikroskope entworfen. - Tafel X. Fig. 1 — 2. Mesocena crenulata var. diodon (Ehrenb.) nob. Vcrgr. 4.50. „ 3-4. M. polymorpha nob. var. triantjula {Ehxenh.) nob. Vergr. 4.50. „ .5 — 7. M. polymorplia nob. var. quadranyula (^Ehrenb.) nob. Vergr. 305. „ 8. M. polymorplia nob. var. pentagona (Haeckel) nob. Vergr. 450. „ 9. M. circulus var. apiculata nob. Vergr. 450. „ 10. Theil des Basairinges von M. circulus var. apiculata nob., von der Seite gesehen. Vergr. 750. „ 11-18. Dictyocha navicula Ehrenh. Fig. 11 Vergr. 450; Fig. 12— 13 Vergr. 305. „ 14 — 15. D. navicula var. biapiculata nob. Vergr. 4.50. „ 16 — 17. D. triacantha var. hastata nob. Vergr. 450. „ 18. D. triacantha Ehrenb. Vergr. 450. „ 19 — 20. D. triacantha var. apiculata nob. Vergr. 450. „ 21. D. triacantha var. inermis nob. Vergr. 450. „ 22 — 23. D. staurodon Ehrenb. Vergr. 450. F. Heydrich: Eine neue Kalkalge von Kaiser-Wilhelmslaud. 271 Fig. 24. D. fi/mla Ehrenb. Vergr. 450. ' „ 25. D. fihula var. btapedia forma lonyispiaa nob. Vergr. 750. '„ 26. D. fihula var. longispina nob. Vergr. 450. .„ 27 — 28. D. fihula var. anpera uob. Vergr. 450. Tafel XL Fig. 1 — 2. D. fihula var. oculeata nob. Vergr. 4.50. „ 3. /-*. fihula var. rhomhus (Haeckel) nob. Vergr. 450. „ 4 — 5. D. Schauinslandti nob. Vergr. 450. „ 6-7. D. crux (Ebrenb.) Haeckel. Vergr. 450. „ t — 10. D. crux var. vteso})htlialnius (Ehrenb.) nob. yevgv. 450. „ 11. Distephanus speculum (Ehrenb.) Haeckel. Vergr. 450. „ 12 — 13. D. speculum var. reyularis nob. Fig. 12 Vergr. 750, Fig. 13 Vergr. 450. ., 14. D. speculum var. brevispinus nob. Vergr. 450. „ 15. D. speculum var. septenarius f. regularis nob, Vergr. 450. „ 16. D. speculum var. septenarius (Ehrenb.) Joerg. forma. Vergr. 450. „ 17.- D. speculum var. polyacti'< (Ehrenb.) nob. Vergr. 450. „ 18. D. speculum var. octonarius (Ehrenb.) .loerg. Vergr. 450. „ ly. D. speculum var. pentagonns nob. Vergr. 750. „ 20. D. speculum var. pentagonus forma armatn nob. Vergr. 450. „ 21. Cannopilus hemispitaericus Haeckel nob. Vergr. 450. ■ „ 22. C. binöculus (Ehrenb.) nob. Vergr. 450. „ 23. Distephanus speculum var. aculeatus (Ehrenb.) nob. Vergr. 450. „ 24. Cannopilus calyptra var. spinosa nob. Vergr. 750. „ 25. C. triommata (Ehrenb.) nob. Vergr. 750. ., 26. C. Haeckelii nob. Vergr. 750. 30. F. Heydrich: Eine neue Kalkalge von Kaiser- Wilhelmsland. Eingegangen am 22. April 1901. Lithophyllum cephaloides sp. uoy. Thallus anfangs mit einer 1 mm dicken Kruste besonders die Spitzen der Kai*allen sehr fest rundum überziehend. Die anfängliche Grösse dieser Rasalkruste richtet sich vollkommen nach dem Sub- strat: ist dasselbe klein und kugelig, so wird auch ein kleiner, kugel- förmiger Thallus sich bilden; ist dagegen das Substrat flach und aus- gedehnt, so entsteht ein grosses Exemplar, welches aber schliesslich doch kugelförmig sich ausbildet. Der Rand der Basalkruste ist bis auf ^|^ mm verdünnt. Auf dieser Kruste wachsen anfänglich in Abständen von etwa 1 mm warzenförmige, rundliche Erhebungen, die '1 — 3 mm dick und 2 — 4c mm 19* '212 V- Hkydrich: lang sind. Sol)al(l die PHanze sich nun weiter entwickelt, bilden sich auf der Spitze dieser Erhebungen wiederum 2 — 3 kugelige oder warzenförmige Verbreiterungen von 3 mm Dicke und Breite, wodurch die Aeste dicht an einander zu stehen kommen; der ursprüngliche Abstand von 1 mm verschwindet, und so entstellt nach und nach eine neue, dicht geschlossene Kugel, bis 10 C7n im Durchmesser haltend. Die Erhebungen eutwickeln sich auf zwei leicht zu unter- scheidende "Weisen, wodurch ebenso viele gut getrennte Formen eutstehen. f. racemus f. nova. Diese Form besitzt rundliche Erhebungen von 3 — 5 m?n Dicke und 3 — D mm Höhe. Die Spitze ist meist 1 wm breiter als die Basis dieser Erhebungen und mehr oder weni^-er abgeflacht; indessen kommen auch abgerundete Kuppen vor. Diese Zweige wachsen in den älteren Exemplaren dicht an einander, so dass eine harte und feste, faust- oder kopfgrosse Knolle entsteht. Zerschlägt man ein etwa 6 cm im Durchmesser betragendes Exemplar, so findet man im Centrum als Kern ein Stück des Sub- strats und strahleuförmio- rinosum in 3 — 8 Reihen die rundlichen Aeste, in subdichotomer Verzweigung dicht an einander gedrängt, sa dass ein solches Exemplar den Eindruck eines mit recht dicht ge- stellten Zweigen versehenen Litliopliyllum racemus oder eines kugel- förmigen Sporolithon j)tychoides Heydr. macht. (Vergl. S S 52. 2) Jahrb. für wiss. Botanik, XX, S. 108, Anm. Innere Vorgänge bei der geotropischen Krümmung der Wurzeln von Chara. 283 der concav werdenden Wand nähern. Bei der aufwärts gerichteten Wurzel, deren Krümmungsvorgang in Fig. 1 der Tafel dargestellt worden ist, zeigte sich die Wirkung der Schwere zunächst darin, dass die Glanzkörperchen sich der Schwere folgend merklich von der Spitze entfernten, und zwar war dieses Zurückbleiben hinter der fortwachsenden Spitze schon nach wenigen Minuten deutlich bemerkbar. Ich habe, um die Bewegung der Gflanzkörperchen verfolgen zu können, das folgende Verfahren eingeschlagen. Von Zeit zu Zeit, zwischen den Beobachtungen, die in der Figur Ib gezeichnet worden sind, wurde die Spitze der Wurzel auf einem besonderen Blatt gezeichnet und in derselben durch eine punktirte Linie der Bezirk abgegrenzt, innerhalb dessen sich die Glanzkörperchen befanden. War die Gruppe sehr gelockert, so wurden mehrere getrennte Umrisslinien gezeichnet. Auf diese Weise ist die Fig. 5 der Tafel entstanden. Die Zeit der Zeichnung ist bei jeder einzelnen Abbildung angegeben. Schon die erste Zeichnung, welche 8 Minuten nach der Inversstellung der Wurzel angefertigt wurde, zeigt die Glanzkörperchen weiter hinter der Spitze als in der normalen Lage, welche in Fig. 2 dargestellt ist Nach weiteren 10 Minuten sind sie noch mehr zurückgerückt, und die Rückwärtsbewegung geht, wie die von 10 zu 10 Minuten wieder- holten Beobachtungen zeigen, zunächst noch weiter, bis sie gegen 10 Uhr ihr Maximum erreicht. Dabei ist nicht eigentlich die ganze Gruppe der Körnchen dem Zuge der Schwerkraft gefolgt, sondern einzelne Körnchen dringen besonders weit zurück, andere, die sich mehr zusammenhalten, nehmen gemeinsam eine mittlere Lage ein. Deutlich erkennt man aus den Zeichnungen, dass mit der Senkung zugleich eine Lockerung der Körnchengruppe stattfindet, und es werden aus der gelockerten Gruppe einzelne Körnchen selbst der Wirkung der Schwere entgegen wiederum der Wurzelspitze genähert, wie aus der Zeichnung von JOV* Uhr hervorgeht. Erst nach Stunden zeigt sich in der Körnchengruppe das Bestreben, aus der unregel- mässigen Vertheilung zur Ansammlung an der linken Wurzelseite überzugehen. Und zugleich werden auch äusserlich die ersten An- zeichen der beginnenden Wurzelkrümmung wahrnehmbar. Das Zu- sammenfallen dieser beiden Yoroänge ist aus den directen Beob- achtungen eigentlich noch viel deutlicher zu entnehmen, als aus der Wiedergabe derselben durch die Zeichnung. So erwecken z. B. die Figuren von 10 Uhr 32 Min. und 11 Uhr 33 Min. den Anschein, als ob damals noch grössere Körnchenmengen der rechten Wurzelseite genähert waren, in Wirklichkeit aber waren dort nur vereinzelte Körner, welche nur durch die punktirte Linie der Zeichnung mit der die Hauptmenge der Körperchen umfassenden, der linken Wand ge- näherten Gruppe verbunden sind. Dasselbe gilt im beschränkteren Masse auch noch für die folgenden Figuren. Je weiter die Krümmung 284: ^' GiESENHAGEN: Innere Vorgänge bei Krümmung der Wurzeln von Ohara, fortschreitet, desto ausgesprochener wird auch die Kelle ersichtlich, welche die Glanzkörperchen bei dem Vorgang- zu spielen haben. Ich stehe heute nicht an, die von einer sensibelen Plasmamasse umhüllte (Jruppe der Glanzkörperchen als ein der Perception des Schwerkraftreizes dienendes Organ anzusprechen. Ich habe derselben, ohne einen Prioritätsanspruch geltend machen zu können und zu wollen, eine solche Function auch schon in meinen, 1892 ent- standenen Notizen zugewiesen, glaubte indessen damals, dass es sich hier um ein ganz vereinzeltes Vorkommen handele, welches höchstens- in den mit Kryställchen versehenen Endvacuolen gewisser richtungs- empfindlicher Desmidieen ein Analogen fände. Dass übrigens die normale Wachsthumsrichtung, welche die Zellen der Wurzel ohne experimentellen Eingriff einschlagen, direct von dem Vorhandensein und der Wirksamkeit dieses Organes abhängig ist, scheint mir unter zahlreichen anderen auch die Beobachtung zu erhärten, welche ich in der Fig. 3 der Tafel in einer Skizze wiedergegeben habe. Es ist, w^ie schon ZaCHARIAS ^) erfahren und klargestellt hat, nicht selten, dass die Spitzen der Wurzeln von Chara bei Aenderung der äusseren Bedingungen ihr Längenwachsthum gänzlich einstellen und sich ab- norm verdicken. Häufig bildet sich dann an einer anderen Stelle im Verlauf der Wurzel eine Ausstülpung, die zu einer Fortsetzung der Wurzelzelle heranwächst und deren Spitze sich dann genau wie die ursprüngliche Spitze des Wurzelfadens verhält. Meist entsteht diese Ausstülpung ganz in der Nähe der abnorm gewordenen AVurzel- spitze, und von Anfang an wandert das Plasma der Spitze mit der Gruppe der Glanzkörperchen in die neue Spitze hinein. In dem Falle aber, auf den sich die Fig. 3 der Tafel bezieht, wuchs statt der abnorm gewordenen Spitze an einem abnorm getheilten Wurzel- faden das entgegengesetzte Fadenende, welches mit der benachbarten Knotenzelle in Berührung stand, zu einer neuen Wurzelspitze aus, Zellkern und Protoplasmaansammluug wanderte allmählich an die neue Stelle des intensiven Wachsthums. Bei dieser Umlagerung wurden zunächst die Glanzkörperchen über die ganze Ausdehnung der Zelle zerstreut, und die neugebildete Wurzelspitze wuchs in der Ptichtung, die sie bei der Anlage zufällig empfangen hatte, geradeaus. Erst als in der Plasmaansammlung an ihrer Spitze Glanzkörperchen in grösserer Zahl auftraten, begann die Abwärtskrümmung, w^elche die Spitze allmählich in die normale Lage überführte. Die Zeichnung, in w^elcher die Strömunosrichtung des Plasmas durch Pfeile ange- deutet ist, wurde für einen anderen Zweck angefertigt, es ist deshalb die Lage der Glanzkörperchen, deren Verhalten in den zugehörigen Notizen nur nebenbei erwähnt ist, nicht besonders bezeichnet worden. 1) Berichte der Deutschen Botan. Gesellschaft 1890, S. (56). R. Kolkwitz: Ueber die Athmnng ruhender Samen. 285 Die Configuration der p]ndzelle lässt aber ohne Weiteres erkennen, dass die Wachsthumsrichtung der neuen \Yurzelspitze erst nachträg- lich erreicht Avorden ist. Erklärnug der Abbildungen. Fig. 1. Wurzel von Cham, n Zuwachs bei normaler Stellung. /' Zuwachs bei Inversstellung. „ 2. Wurzel von Chara. Vertheilung der Inhaltsbestandtheile an der Wurzel- spitze. „ 3. Abnorm wachsende Endzelle einer Wurzel. „ 4. Zuwachs der Wurzelspitze, a bei senkrechter Stellung, h in horizontaler Lage „ 5. Vertheilung der Glanzkörperchen in der sich geotropisch krümmenden Wurzelspitze bei dem in Fig. 1 dargestellten Versuch. 32. R. Kolkwitz: Ueber die Athmung ruhender Samen. Eingegangen am 24. April 1901. Auf freundliche Veranlassung des Herrn Greh. Rath Prof. Dr. Delbrück, Vorstehers des Instituts für Gährungsgewerbe und der Versuchsbrauerei in Berlin, begann ich vor längerer Zeit eine ein- gehende Untersuchuug über die Athmung der trockenen Getreide- körner, wobei mir Gerste {Hordeum distichuTn) als Versuchsobject diente. Die Hauptschwierigkeit dieser Untersuchungen lag in der Wahl einer geeigneten Methode, denn ein Schwanken im Feuchtigkeitsgehalt der hygroskopischen Körner während des Versuches hätte die Ge- nauigkeit der Resultate ernstlich in Frage gestellt. Bei der grossen Zahl Yon Versuchen war es ausserdem nöthig, einen ebenso schnell wie sicher arbeitenden Apparat zu construiren, der zudem auch eine korrekte Messung kleiner COj-Mengen zuliess. Eine Abbildung des- selben und eine genauere Beschreibung der Versuche unter gleich- zeitiger Berücksichtigung der Litteratur werde ich in dem Organ der oben genannten Anstalt veröffentlichen. Die Gerstenkörner hatten in dem Zustande, wie ich sie aus dem Speicher erhielt, einen Feuchtigkeitsgehalt von ungefähr 15 pCt., der beim Liegen des Getreides in den trockenen Institutsräumen all- mählich auf 10 — II pCt. sank. Die Athmung derartiger Körner war Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XIX. 20 286 R. Kolkwitz: sehr schwacli, denn pro Kilogramm wurden in 24 Stunden nur Va bis 1 Ya it'9 COg ausgeschieden. Sobakl aber bei zweckcntsprecliender J^efeuchtung der Wasser- gehalt der Körner weiter zunahm, stieg auch die Athniungsintensität schnell an, wobei der Feuchtigkeitsgrad von 15 — Iß pCt. einen kritischen Wendepunkt bezeichnete. Bei 20 pCt. war die Athmnng schon viel stärker, als sie bei lufttrockenen Körnern durch Erhöhunu- der Temperatur überhaupt erreicht werden kann. Bei 33 i)Ct. Feuchtigkeit endlich wurden pro Kilogramm in 24 Stunden ca. 2000 mg COg ausgegeben, und wenn man dabei noch die Temperatur steigert und den Sauerstoffgehalt der Athemluft erhöht, wird die Respiration noch weit (etwa zehnmal) stärker und erreicht somit eine erstaunliche Höhe. Dabei ist der Uebergaug aus einem relativen Scheintod zu lebhaftester Athmung ein sehr schneller. Zerschneidet man die Körner der Quere nach in zwei Hälften, so kann man sich überzeugen, dass der Theil, welcher den Embryo enthält, etwa dreimal stärker athmet, woraus man auch wohl auf eine verschiedene Lebenszähigkeit von Embryo und Endosperm wird schliessen können, so dass bei schlechter Behandlung der Körner der Embryo absterben, das Nährgewebe aber am Leben bleiben kann. Zermahlt man ganze, trockene Körner grob in einer Kaffeemühle, so steigt dadurch die Athmung im Yerhältniss von 2 : 3, wobei ich noch unentschieden lassen will, ob diese Steigerung auf Wundreiz oder erleichtertem Eindringen von Sauerstoff beruht. Man kann nun die Zerkleinerung der trockenen Körner noch weiter treiben und sie zu einem groben Mehl zerschroten: die Athmungsthätigkeit hört dadurch nicht auf. Ja, die Zähigkeit dieser Körner o-eht so weit, dass man solches Mehl mehrere Stunden lauir auf 100° C. erhitzen kann, ohne dass beim AViederbefenchten die Athmung ausbleibt. Dabei muss an die längst bekannte Thatsache erinnert werden, dass gut getrocknete Gerstenkörner ein Erhitzen auf 100° C. vielfach aushalten, ohne ihre Keimfähigkeit zu verlieren. Solche zermahlenen Körner werden vielleicht in Zukunft ein kurzlebiges Athmungspulver liefern können, welches man mit Zncker- lösuugen, Salzlösungen, alkalischen oder sauren Flüssigkeiten je nach dem beabsichtigten Zweck eines Versuches wird einweichen können. Eben so wenig wie grosse Hitze vermag auch Uebergiessen mit absolutem oder l)6procentigem Alkohol die Athmungsfähigkeit zu vernichten. Giesst man beispielsweise den Alkohol erst nach einigen Tagen wieder ab, lässt das Pulver trocknen und befeuchtet es dann mit Wasser, bis es eine Masse ähnlich lockeren feuchten Sägespähnen giebt, so entwickelt sich wieder reichlich COg. Dann kann man auch das Wasser, mit dem man befeuchtet, vorher mit Toluol schütteln, bis es ein trüb-milchiges Aussehen er- lieber die Athmimg ruhender Samen. 287 hält: auch bei solcher Behaiidluug tritt lebhafte, wiewohl nicht so energische Athmuug ein. Nach einigen Tagen verschwindet der Sauer- stoff sogar aus der Versuchsflasche, wenn sie fast ganz mit solchem feuchten Pulver ano-efüUt ist, und es entsteht ein Ueberdruck von mindestens Va Atm., ein sicherer Beweis, dass Gährung durch die Thätigkeit der Zellen eingetreten ist. Lässt man dann das Toluol verdunsten, so erhält man wieder den schönen Geruch nach frischem Mehl, woraus zu schliessen ist, dass die Kokken und Bacterieu, welche selbstverständlich in geringer Menge von vornherein vorhanden sind, durch das Toluol in relativer Unthätigkeit gehalten worden sind. Mit Thymolwasser gelingt dieser Versuch nicht; das Mehl nimmt nach einioer Zeit einen unanoenehm-säuerlichen Geruch an und wechselt seine Farbe. Quecksilberchlorid dagegen tödtet von vornherein alles ab, ohne aber eine unbedeutende COg-Abgabe zu verhindern. Fassen wir das bisher Gesagte kurz zusammen, so ergiebt sich, dass die grosse Lebenszähigkeit des ruhenden Plasmas, die wir zwar schon seit Langem bewundern, in noch viel höherem Masse unser Staunen erwecken muss. Im LTebrigen aber beweisen diese Versuche nur, dass ebenso wie kleine Kartoffelstücke auch einzelne Samen- partikel noch athmen können. Will man sich nun noch vom sicheren Boden der Thatsachen er- heben und an ev. weitere Consequenzen aus den mitgetheilten Befunden denken, so sei an die Arbeit von HäHN^) erinnert, der aus dem Presssaft des energisch athmenden Kolbens von Arum maculaium mittelst Alkohol Eiweiss niedergeschlagen hat, welches beim Befeuchten Kohlensäure abschied und dadurch merkwürdige Aehnlichkeit mit der Zymase von BÜCHNER verrieth. Es ist danach vielleicht zu erwarten, dass die Samen ähnliche Er- scheinungen aufweisen und dadurch zu denselben Erörterungen Anlass geben werden, wie sie über die interessanten Zymasestudien BUCHNER's nun schon seit einigen Jahren gepflogen werden. Zur Entscheidung solcher Fragen muss aber erst das eventuelle A^orhandensein autoxy- dabler Körper in den Samen näher studirt werden. Botanisches Institut der Universität und K gl. Landwirthschaft- liehen Hochschule zu Berlin. 1) Hahn: Chemische Vorgänge an zellfreiem Gewebesaft von Aruiit maculatum. Berichte der chemischen Gesellschaft, Bd. 33 (1901), S. 3555. 20* 288 K. Kolkwitz: 33. R. Koikwitz: Zur Biologie von Leptomitus lacteus'). ^Vorläufii^o ^littheiluiig aus der Königliclien Versuchs- und Prüt'ungsanstalt für Wasserversorgung- und Abwasser- beseitigung.) Eingeganfijen am "24. April 1901. Die grosse Bedeutung der Mikroorganismen für die Reinigung der GeAvässer hat, wie bekannt, seit Langem ein lebhaftes Interesse für diese kleinen, thatkräftigen Lebewesen erweckt und eine stattliche Zahl von Veröffentlichungen gezeitigt, durch welche wnr zunächst mit den in Betracht kommenden Formen gut bekannt geworden sind. Aber auch über ihre Lebensweise liegen bereits wichtige Arbeiten vor, so dass wnr uns schon einen ungefähren Einblick in die durch sie hervorgerufenen chemischen Umsetzungen verschaffen können. Mit allen diesen Forschungen sind die ersten Handhaben o-es^eben, regulirend in die sich abspielenden biologischen Processe einzugreifen und sie durch geschicktes Lenken nutzbringend zu verwerthen. Aus solchen Erwägungen heraus regte der Fachreferent im Cultus- Ministerium, Herr Geh. Obermedicinalrath Dr. SCHMIDTMANN, die Frage an, ob diese Mikroorganismen sich nicht für die Beurtheilung des Grades oder der Art einer Wasserverunreinigung gleichsam als Leitpflauzen, zur Unterstützung der chemischen und bacteriologischen Analyse, verwenden Hessen^). Eine daraufhin staatlicherseits eingesetzte Commission, bestehend aus Chemikern, Zoologen, Bacteriologen und dem Vorsitzenden der Kryptogameucommission für die Provinz Brandenburg, unternahm deshalb in den Jahren 1899 und 1900 die systematische Untersuchung- einiger (rewässer, welche verunreinigte Zuflüsse verschiedenster Art aufnehmen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind vor Kurzem publicirt 1) Bezüglich der Nomeiiclatur vergleiche man: Cornu, Monographie des Sapro- legniees. Ann. d sc. nat. 5. ser., tome 15 (1872), p. 14. — Schröter, Fungi in Engler-Prantl, Die natürlichen Pflanzenfamilien. Bd. 1, Abth. 1 (1897), S. 101. — A. Fischer, Phycomycetes in Rabenhorst's Kryptogamenflora. 2. Aufl 1^92. S. 370. — Pringsheim, Ueber Cellulinkörner, eine Modification der Cellulose in Köruerform. Berichte der Deutschen Botan. Gesellschaft. Bd. I (1883), S. 289. 2) Schmidtmann: Gutachten betreffend Städtecanalisation und neue Verfahren für Abwässerreinigung. Vierteljahrsschrift für gerichtliche Medicin. 3. Folge, Bd. 16 (1898), Supplement-Heft S. XXXVIII; ferner ebenda, Bd. 19 (1900), Supplement- Heft S. 182. Zur Biologie von Leptomitus lacteus. 289 worden^) und enthalten worthvolle Anregungen zu physiologisclien Studien über zahlreiche Sehniutzwasser-Mikroorganismen. Solche Studien im Verein mit einschlägigen ehemischen und physikalisch -technischen Untersuchungen zu pflegen, ist in diesem Jahre die „Kgl. Versuchs- und Präfungsanstalt für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung-' zu Berlin in's Leben gerufen worden ^^. Als ihrem wissenschaftlichen Mitgliede ist mir Seitens der Anstalt die Aufo-abe aestellt worden, in Weiterverfolgung der Commissions- Untersuchungen die Lebensgeschichte des berüchtigten Abwasserpilzes Leptomitus lacteus zu erforschen, weil zu erhoffen steht, dass bei Kenntniss seiner Physiologie durch geeignete Vorkehrungen die durch übermässioe Entwickeluno- dieses Pilzes in den Gewässern hervor- gerufenen Missstände gemildert, wenn nicht gänzlich beseitigt werden können, dass also durch wissenschaftliche Forschung practi scher Be- thätigung auf diesem Gebiete die Wege geöffnet werden. Während ich hier nur kurz über die Resultate meiner ersten Studien mit Genehmigung des Anstaltsleiters berichte, wird die aus- führliche, mit einer Tafel versehene Mittheilung in den Veröffent- lichunuen der Anstalt selbst seiner Zeit erscheinen. Die botanische Litteratur lehrte bisher, dass Leptomitus zu deu nur schwer zu züchtenden Pilzen gehört. Seine aus dem Freien in's Laboratorium gebrachten Fäden konnten bisher im selben Wasser auf keine Weise lebend erhalten werden; sie starben bereits nach einigen Stunden ab^). Da der Pilz sich nur in fliessenden*) Ab- wässern findet, versuchte man es mit Cultur in solchem Wasser, aber auch dieser Versuch missglückte*). Dagegen gelang es einige Male, aus seinen Keimen auf Mehlwurm- und Schweinsblasenstücken Culturen des Pilzes zu erziehen®), aber auch hierbei kamen neuere Autoren nicht zu dem gewünschten Ziel und sprachen die Vermuthung aus, 1) Lindau, Schiemenz, Marsson, Elsner, Proskauer und TmESiNG: Hydi-o- biologischo und hydrochemische Untersuchungen über die Vorfluthersysteme der Bake. Nuthe, Panke und Schwärze. Sonderabdruck aus der A^ierteljahrsschrift für gerichtliche Medicin und öffentliches Sanitätswesen. 3. Folge, Bd. XXI (1901), Supplenientheft. 2) Vergl. Schmidtmann: Viertcljahrsschrift für gerichtliche Medicin. Bd. XXI (1901), Supplementheft S. II und III. 3) Pringsheim: Beiträge zur Morphologie und Systematik der Algen. Jahrb. für wissensch. Botanik. Bd. 2, 1860; S. 113 u. 114 der gesammelten Abhandlungen. 4) Mez: Mikroskopische Wasseranalyse, 1898. — Göppert: Ueber Leptomitus lacteus in der Weistritz. Ber. der Schles. Ges. für vaterl. Cultur, 1852, S. 54—62; vergl. auch Bot. Ztg. l85o, S. 1(15. — Schikora, 1. c. S. 2. 5) Radais: Sur Tappareil vegetatif des Saprolegniees. Bull. Soc. mycol. de France, 1898, S. 147. 6) Pringsheim 1. c. S. 114. — Zopf: Die Pilze in Schenk's Handbuch der Botanik, Bd. IV (1890), S. 569. 2*i() R. Kolkwitz: Leptomitus lacteiis köinito niög-licher Weise als Sclimarotzer^) leben oder aus epiphytisclieni Wachsen auf anderen Pilzen Vortlieile ziehen''). Jedenfalls galt soviel als feststehend, dass ohne Anwendung eines besonderen Knnst^TifPes die Cultur von Leptomitus kaum Aussicht auf durchschlagenden Erfolg bieten würde ^;. Meine eigenen, jüngst eingeleiteten Culturversuche lehrten mich indessen, dass bei der Wahl eines geeigneten Ausgangs- materials der Pilz auch im Laboratoriimi mit leichter Mühe in üppigen Rasen gezogen werden kann und dann ebenso wie die als leicht cultivirbar bekannte Saprolegnia wächst. Man kann ihn auch viele Tage lang in demselben Wasser, in welchem er im Freien lebt, im Zimmer halten, ohne dass die heimgebrachten Fäden ab- sterben ; und dazu ist weder Abkühlung, noch reicher Sauerstoffgehalt, noch besonders ü:eartete Nahruns,- nöthio- wie nach den bisher vor- liegenden Angaben zu erwarten war. Danach nahm man also an, dass der Pilz sehr vergänglich*) wäre, und seine Vegetationsperiode nach dem Ausschwärmen der Zoosporen bald zur Neige ginge. Deshalb war auch nicht bekannt, wie er ungünstige Perioden seines Lebens zu überdauern vermöchte, denn Eier mit ihren derb- wandigen, schützenden Häuten waren und sind auch jetzt nicht be- kannt; auch nach Gemmen^), welche das Pilzprotoplasma in ein Ruhestadium überführen, hat man bei dieser Species vergeblich ge- sucht. Bei der verwandten Gattung Saprolegnia dagegen sind solche Zustände ganz allgemein verbreitet und bekannt^). Das Pilzmycel ist aber, wie ich feststellen konnte, lebenszäh und gar nicht so vergänglich als man bisher annahm, und es ist sicher, dass sehr plasmaarme, im Wachsthum sistirte Hungerstadien der Basalstücke des Pilzes für todt gehalten worden sind''). Der strenge Winter 1900/1901 hatte in der Panke bei Berlin 1) Maurizio: Beiträge zur Biologie der Saprolegnieen. Separatabdruck aus deu Mittheil, des Deutscheu Fischerei-Vereius. Bd. VII (1899), Heft 1, S. 44, 45. 2) Lindau, Schiemenz, Marsson etc. 1. c. S. 26. — Schikora, Entwickclungs- bedingungeu eiuiger abwässerreinigender Pilze, insbesondere Sphaerotilus fluüans nov. spec. und Leptomitus facteus. Zeitschr. für Fischerei und deren Hilfswissensch., 1899, Heft 1, 2, S. 21. 3) Siehe Vierteljahrsschrift für gerichtl. Medicin, Bd. XXI (1901), ö. 118. 4) Zopf 1. c. S. 551. 5) A. Braun: Verjüngung in der Natur, 1851, 8.289. Vergl. dazu Pringsheim 1. c. S. 114. 6) DE Bary: Vergleich Morph, und Biologie der Pilze (1884), S. 155, 156. — Alfr. Fischer: Phyeomycetes in Rabenhorst's Kryptogamenflora, 2. Aufl., 1392, 8.312, 322, 325. — KlebS: Saprolegnia mixta. Jahrb. für -wissenschaftl. Botanik. Bd. 33, 1899, S. 573. T) Schikora 1. c. S. 19. — Maurizio: Die Wasserpilze als Parasiten der Fische. Zeitschr. für Fischerei. Bd. III (1895), 8. 276. — Mez 1. c. 8. 84. Zur Biologie von Leptomitus lacteus. 291 nur noch kümmerliche, zum Theil mit Schlammpartikehi umgebene Reste von Leptomitus übrig gelassen, welche nur noch so wenig Plasma in ihren Gliedern enthielten, dass dieses durch Ablösen des Plasmaschlauches von der Zellwand mittelst Salz- oder Zuckerlösnng unter Zusammenziehen desselben zu zarten Kügelchen sichtbar ge- macht werden musste. Diese kümmerlichen, übrigens auch durch ihre Auszweigung interessanten Ueberbleibsel mit zum Theil abgerissenen Enden wuchsen zwischen 8phaerotilus-V olsiern und sassen, mit diesen gemeinsam, an Pfälden und in's AVasser gefallenen Zweigen fest. Solche Reste des Pilzes, durch die Strenge des Winters zum Darben verurtheilt und im Wachsthum gehemmt, nmssten natürlich, im Laboratorium wieder unter günstige Bedingungen versetzt, viel eher ein kräftiges Auswachsen erwarten lassen, als wenn man üppig vegetirendes, mit Plasma erfülltes Material sammelt, seinem günstigen Standort entrückt und künstlich weiter ziehen will. Dass solche Fäden in Bezug auf Ernährung viel grössere Anforderungen stellen, dürfte ohne Weiteres einleuchten. So zeigt denn das Gedeihen meiner jetzt üppig auf Mehlwürmern und Gelatineplatten vegetirenden Rasen, dass ein sonst schwierig zu behandelnder Organismus, in seinem Verhalten in der freien Natur richtig belauscht, sich willig der Behandlung im Laboratorium fügt. Es ist mir die weitere Aufgabe gestellt worden, die so erhaltenen Culturen, welche auch schon junge Keimpflänzchen enthalten, ähn- lichen Versuchen zu unterw^erfen, wie es KlebS (1. c.) mit Sajjrolegnia mixta gethan hat, um einen näheren Einblick in die Lebenseigeu- thümlichkeiten von Lejytomitus zu gewinnen. Ist dieses erste Ergebniss auch noch als bescheiden zu bezeichnen, so bildet er zum mindesten die unentbehrliche Grundlage zu den auüereoten weiteren Studien. Die fernere Untersuchung wird sich dahin erstrecken, durch Forschungen im vorbedeuteten Sinne au der Hand der practischen Erfahrungen diejenigen Stoffe kennen zu lernen, welche man entweder aus dem Wasser ausscheiden muss oder die man ihm zuzusetzen hat, um einer lästigen Entwickelung des Pilzes vorzubeugen und so Behörden und betheiligte Industrien in ihrem Bestreben bei der Beseitigung öffentlicher Missstäude zu unterstützen. 292 1'- Magnus: 34. P. Magnus: Ueber einige von J. Bornmüller im Jahre 1900 auf den canarischen Inseln gesammelte Uredineen. Mit Tafel XIIT und XIV. Eingegangen am 26. April 1901. Herr J. BORNMClLER hatte die Freundlichkeit, mir die von ihm im Jahre 1900 auf Madeira und den canarischen Inseln gesammelten Pilze zur Bearbeitung' zu übergehen. Ueber diese Sammlung werde ich später im Zusammenhange mit dem über die Pilzflora dieser Inseln bisher Bekannten ausführlicher berichten. Heute will ich hier nur über einige Uredineen berichten, deren Auftreten mich besonders interessirte. Ks ist nicht die Neuheit der Arten, da sie sich be- kannten, weit verbreiteten Arten nahe anschliessen, als vielmehr die Verwandtschaft zu letzteren, die meine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Auf den Com])Ositen treten viele Arten von Puccinia auf, die zu verschiedenen Gruppen nahe verwandter Arten gehören. Diese Gruppen sind jede durch den sehr nahe übereinstimmenden Bau der Teleutosporen ihrer Arten gut charakterisirt, und die Arten einer Gruppe ähneln sich im Baue der Teleutosporen so sehr, dass sie früher von den Autoren für eine Art oder nur wenige Arten an- gesprochen wurden. Solche Gruppen sind Puccinia Asteris Duby, P. conglovierata (Str.) Kze. et Schm., die DiETEL in Hedwigia 1891, S. 291—297, behandelt hat, die Puccinia Hieracii Mart., die ich selbst in diesen Berichten Bd. XI, 1893, S. 453-464, und JaoKY in der Zeitschrift für Pflanzen- krankheiten 1899 behandelt haben. Eine eben solche Gruppe bilden die Arten, die WINTER zum grössten Theil als Puccinia Tanaceti DC'., andere Autoren als P. Discoidearum Lk. zusammengefasst hatten. Bei ihnen stehen die Teleutosporen in festen dunkeln Rasen. Die Teleutosporen haften fest an dem langen Stiele (fallen nicht ab, wie bei P. Hieracii^; sie sind lang elliptisch, in der Mitte nicht oder nur wenig- eing-eschnürt. Die obere Zelle trägt am Scheitel eine starke Verdickung- (von SCHROETER oft Kappe oder kappenförmig genannt), die von dem apicalen Keimporus durchsetzt wird. Der Keimporns der unteren Zelle liegt stets dicht unter der Scheidewand; die untere Zelle ist unten abgerundet oder etwas verschmälert und sitzt dem Stiele auf, der oben stets mehr oder weniger breit cylindrisch ist und sich unten oft Im Jahre 1900 auf den canarischen Inseln gesammelte Uredineen. 293 bandartig abflacht. Die Teleutosporeii kennien erst nach überstandener Winterruhe ans. Die Arten sind, soweit icli sie kenne, mit Uredo- sporen nnd zuweilen mit Aecidien versehen, welche letzteren auch oft nicht bekannt sind oder fehlen oder sich vielleicht auf anderen Wirthspflanzen entwickeln. In diese Gruppe gehören Puccinia Tanaceti DC, P. Artemisiae (Lk.) Fckl., P. Chrijsanthemi Roze, P. Balsainitae (Str.) Rabenh., P. Helianthi Schwein., P. Verbesinae Schwein, und wahrscheinlich noch viele amerikauische Arten, die ich noch nicht untersucht habe. Diese Arten unterscheiden sich von einander durch die Grössenverhältnisse der Uredo- und Teleutosporen, durch die Zahl und Stellung- der Keimporen der Uredosporen, durcli die Stärke und Forui der a])i- calen, vom Keimporus durchsetzten Verdickung (Papille oder Kappe) der oberen Zelle der Teleutospore und etwas durch die Gestalt der unteren Zelle. Auch durch die Eiitwickelung scheiuen sie sich von einander zu unterscheiden. Wenigstens bildet Puccinia Helianthi Schwein, sicher Aecidien, Uredo- und Teleutosporen, während P. Bahamitae (Str.) Rabenh. bei uns an den ergriffenen Stöcken jährlich nur Uredo- und Teleutos])oren bildet, also des Aecidiums zu ent- behren scheint. Auch durch die Verbreitung des Mycels in den ganzen Trieben weicht letztere Art von den anderen Arten der Gruppe ab. In diese Gruppe der Puccinia Discoidearum Lk. gehören nun zwei von Herrn .1. BüRNMÜLLEE, auf den Compositengattungen Lugoa DC. und Gonospermum Less., die den Canarischen Inseln eigen- thümlich (indigen) sind, gesammelte Puccinien. Auf Gonospermum friiticosum Less. sammelte er auf Teneriffa bei Laguua(6()0 — 700??? ü. M.) eine Puccinia, die ich P.GonospermiV . Magn. nenne. Ihre Häufchen treten meist einzeln auf, nur seltener stehen mehrere genähert (s. Taf. XIII, Fig. 1). Die Teleutosporen, die ich nur getroffen habe, sind durchschnittlich 41,8 [x lang und 21,7 /t breit. Die kappenförmige Verdickung des oberen Faches ist nicht sehr stark, sie beträgt an der höchsten Stelle durchschnittlich (),5 ^, so dass das Verhältniss der Kappe zur Länge der ganzen Spore 1 : H4 ist, mithin die Höhe der Kappe 15,4 pCt. der Sporenlänge beträgt. Die Membran der Spore ist mit feinen niedrigen, dicht stehenden Wärzchen be- setzt (siehe Taf. XIII, Fig. 2 — 4). Die Stielzelle ist circa viermal länger als die Spore. Auf einer anderen indigenen Anthemidee, der Lugoa^) revoluta DC, hat Herr BORNMÜLLER ebenfalls auf Teneriffa an den Strandabliängen bei Taganana eine Puccinia gefunden, die ich von der Art auf Gono- spermum unterscheiden muss und Puccinia Lugoae P. Magn. nenne. 1) Die Gattung; Lugoa J)C. wird von neueren Autoren, z.B. Hoffmann iu Engler-Prantl, Die Natürlichen Fflanzenfamilien, IV. Theil, 5. Abth., S. 271, zu Qonosperinuin gezogen. 294 i' Magnus: Bei ilir treten die lläui'clien stets zu bestiininteii Gru})pon vereinigt auf (s. Taf. XIII, Fig. ö). In den lläufclien Inibe icli Tredosporen und Teleutosporen angetrotl'cn. Die Uredos])oren sind kugelig bis länglich oval, durchschnittlich 32,4 /* lang und 20,G // breit. Sie tragen drei Keimporen im Aequator (s. Taf. XIII, Fig. 10 — 13), und die äussere Menibranschicht ist um die Poren ziemlich weit auf- gequollen und bildet einen in der Richtung des Längsdurchmessers der Spore länglich gestreckten Hof um dieselbe. Das Epispor zeigt die bei allen Uredosporen der Puccinien bekannten Wärzchen. Die Teleutosporen sind durchschnittlich 38,8 /f lang und 23,:-^ /f breit, also etwas kürzer und breiter als die von Puccinia Gonospermi P. Magn. Namentlich sitzt die untere Zelle mit einer weit breiteren Basis der Stielzelle auf, als bei F. Gonospermi (s. Taf. XIII, Fig. 6 — 9). Das der breiteren Ansatzfläche entsprechende, oben breitere Lumen der Stielzelle verschmälert sich nach unten, indem sich ihre cylindrische Wandung bandförmig zusanmienlegt und so das Lumen parallel der Bandfläche zusammengedrückt wird. Auch hier ist die apicale Kappe verhältnissmässig niedrig, sie beträgt durchschnittlich 6,5 u, so dass das Yerhältniss der Kappe zur Länge der ganzen Spore etwa gleich 1 : (), mithin die Höhe der Kappe etwa 16,6 pCt. der Sporenlänge be- trägt. Das Epispor ist mit niedrigen, dicht stehenden Tuberkeln besetzt. In der Niedrigkeit der apicalen Kappe stimmen die beiden Arten von Teneriffa mit einigen in Amerika auf Helianthoideen auftretenden Puccinien dieser Gruppe überein, z. B. der P. Verbesinae Schwein, auf Verhesina australis aus Argentinien, sowie einer von mir ?iui Actinomeris squan'osa Nutt. bei Washington D. C. angetrofl'enen Puccinia, die ich wegen der abweichenden Uredosporen als neue Art von der Puccinia Verbesinae Schwein, aus Argentinien unterscheiden muss, und P. Actino- meridis P. Magn. nenne. Aber bei allen auf Helianthoideen in Amerika auftretenden Puccinien dieser Gruppe, die ich bisher untersucht habe, haben die Uredosporen nur zwei Keimporen, während sie bei den in der alten Welt auf Anthemideen auftretenden Arten mit drei Keim- poren verseilen sind, wohingegen diese Arten meist höhere apicale Kappen der Teleutosporen haben. So ist es z. B. bei Puccinia Tana- ceti DC. und am ausgesprochensten bei P. Artemisiae (Lk.) Fckl. Ob- gleich also die beiden Puccinien von Teneriffa in der Niedrigkeit der apicalen Kappen der Teleutosporen mit einigen amerikanischen hierhin gehörigen Arten übereinstimmen und sich dadurch von den europäischen Arten unterscheiden, zeigt Puccinia Lugoae doch deutlich durch den Bau ihrer Uredosporen mit drei Keim])oren ihre nähere Verwandtschaft zu den in der alten Welt auf Anthemideen auf- tretenden Arten. Es ist interessant, wie sich auf den Arten dieser offenbar schon eine sehr lange Zeit von den europäischen Anthemideen Im Jahre 1900 auf den canarischen Inseln gesammelte Uredinecn. 295 isolirteii, auf den Canareu indigeneii Gattung- Gonospermum (oder Gattungen Gonospermum Less. und Lugoa DC.) die parasitischen Puccinien, wenigstens morphologisch, nur wenig modificirt luiben. Ich erwähnte eben, dass ich wegen des abweichenden Baues der Uredosporen die Puccinia auf Actinomeris von der auf Verbesina australis aus Argentinien unterscheiden nuiss. Beide haben, wie er- wähnt, nur zwei Keimporen. Aber bei Puccinia Verbesinae Schwein, auf Verbesina australis aus Argentinien liegen diese stets nahe der Basis, also der Stielnarbe (s. Taf. XIII, Fig. 16 — 18), und die Uredo- sporen sind breit, liäufig breiter als hoch; sie waren durchschnittlich 2,1,9 f.1 lang und 24,1 // breit. Bei Puccinia ActinomericUs P. Magn. auf Actinomeris squarrosa hingegen liegen die beiden Keimporen meist in der Nähe des Aequators (s. Taf. XIII, Fig. 21 und 22) und sind durchschnittlich 21,9 /t lang, aber nur 18,5 fj, breit. Ich muss daher diese beiden Arten unterscheiden. Aber vielleicht ist die argentinische Art die neue. Wenn ich sie als Pucciiiia Verbesinae Schwein, bezeichne, so folge ich JUEL, der sie in Bihang tili K. Svenska Vet.-Akad. Handlingar Band 23, Afd. III, No. 10 so bestimmt hat, aber nicht ihre Uredosporen erwähnt. Auch LAGERHEIM, der in Tromsö Museums Aarshefter, vol. 17, 1894, S. 78 und 79, die auf Verbesina Siegesbeckia Michx. in Xordamerika auftretende Puccinia be- schreibt, giebt nichts über die Stellung der beiden Keimporen der Uredosporen an. Ich habe letztere Form nicht untersucht. Eine andere auf Compositen auftretende Art ist Puccinia Sonchi Rob. Sie tritt auf Sonchus oleraceus L., /S. arvensis L., S. paluster L. und anderen SoncJius-kview an den Küsten Europas und in den Alpen auf. Herr BORNMÜLLER hat sie auch auf Sonchus oleraceus L. am Strande bei Funchal auf Madeira, sowie auf 8. leptocephalus Cass. bei Tafira auf Gran Canaria gesammelt. Sie gehört zu den PuCcinien, deren reife Teleutosporenlager von der Epidermis bedeckt bleiben und bei denen die Teleutosporen partienweise von mehreren Lagen von Paraphysen eingeschlossen oder in einem krustenförmigen Lager von einander getrennt sind. Erst durch das Faulen der Epidermis werden die Teleutosporen zum Auskeimen frei. Hiermit hängt es zusammen, dass, wie ich in diesen Berichten Bd. XVII, 1899, S. 183 entwickelt habe, durch den Druck der über den Teleutosporeulagern gespannt bleibenden Epidermis sich häufig, namentlich am Rande des Häuf- chens, einzellige Teleutosporen ausbilden, was speciell bei Puccinia Sonchi Rob. häufio- eintritt. Zu diesen Puccinien s>;ehören viele auf Gräsern und anderen Monocotylen auftretende Arten, wie die alten Sammelarten Puccinia Rubigo vera DC. und P. coronata Cda. Während die Teleutosporenlager von der Epidermis bedeckt bleiben, bricht natürlich die Epidermis über den Uredolagern auf, die im Zusammen- hange damit von anders ausgebildeten Parai)]iysen umgeben und be- '2[H') I'. Magnus: gleitet sind. Bei den liierlier gehörigen grasbowohnenden Puccinien sind die üredolager und Teleutosporenlager sehr scharf von einander geschieden. Niemals treten Uredosporen in ,'nip]jen und Tclentosporonhanfeu Fig. 4 von der Intorseite, Vi'j;. 5 von der Oberseite der BUlttciien. Nat. Grösse. 6. Gruppe von Aecidiunisporen. Vergr. 240. 7 — 1». Einzelne Aecidiumsporen. Aus ihrer Membran sind zum Theil schon einige Membrantheilchen ausgefallen, während andere noch haften und buckelartig h'^rvorragen. Vergr. 765. ^ 10. Einzelne aus der Membran der Aecidiumsporen ausgestossene Membran- iheilchen. Vergr 765. „ 11. Längsschnitt der Peridie des Aecidiums. Vergr. 240. , 12—16. Teleutosporeu. Vergr. 765. Sitzung vom 31. Mai 1901. 301 ■■b Sitzung vom 31. Mai 1901, Vorsitzender: Herr L. KNY. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen: Fräulein Ternetz, Dr. Charlotte, in Basel (durch W. SCHIMPER und S. SCH WENDENER), Herr Ursprung, Dr. Alfred, in Basel (durch W. SCHIMPER und S. SCHWEN- DENER), Herr Willis, John C, Director des botanischen Gartens in Peradeniya rCeylon) (durch S. SCHWENDENER und A. ENGLER). Mitth eilungen. 35. BohumilNemec: Ueber centrosomenähnliche Gebilde in vegetativen Zellen der Gefäss pflanzen. Mit Tafel XV. Eingegangen am 14. Mai 1901. Während es Forscher giebt, welche die Centrosomen in vegeta- tiven Zellen der Gefässpflanzen gesehen haben wollen, wird von anderer Seite die Richtigkeit derartiger Angaben energisch bestritten. Ich habe in der letzten Zeit bei meinen Untersuchungen über die reizleitenden Structuren Gelegenheit gehabt, zahlreiche Arten von Gefässpflanzen cytologisch zu untersuchen und habe dabei auch nebenbei den Theilungsfiguren einige Beachtung zugewandt. Ich muss, wie schon früher, auch jetzt die Anwesenheit von Gebilden, welche thieri sehen Centrosomen sowie analogen Gebilden bei den niederen Pflanzen gleich wären, für die vegetativen Zellen der Ge- Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XIX. 21 302 BOHUMIL Nkmec: fässpflanzcn l)estreiten. Jedoch iiiuss icli bemerken, betrachte es als den Zweck dieser Abhandlung, den damals ausgesprochenen Gedanken weiter auszu- bauen. Während bis jetzt die verschiedenen Arten des excentrischen Diekenwachsthums meist auf verschiedene Weise erklärt wurden, möchte ich, indem ich alle Arten des excentrischen Diekenwachs- thums von einem Gesichtspunkte aus betrachte, auch den Versuch einer einheitlchen Erklärung machen. Diesen Gesichtspunkt ge- winnen wir dadurch, dass wir uns auf den Standpunkt des Ingenieurs stellen, indem wir unser Interesse vor allem den kühnen mecha- nischen Constructionen zuwenden, die uns die Natur beinahe in jeder Pflanze vorführt. In Uebereinstimmung mit dem allgemeinen Satze von der Zweckmässigkeit in der Natur, wurde nun, in den unter- suchten Fällen, auch die mechanische Festigung als äusserst zweck- mässig erkannt. So hat unter anderem SCHWENDENER in seinem „Mechanischen Princip" diesen Satz bei den Monocotylen auf's Treff- lichste bestätigt gefunden, und METZGER hat neuerdings in ver- schiedenen Abhandlungen gezeigt, dass der Bau der Schäfte und Aeste gerader, symmetrisch gewachsener Coniferen diesem Satze mit mathematischer Genauigkeit Genüge leistet, indem Schäfte und Aeste die Form der Träger von gleichem Widerstand besitzen. Das Neue in meinem Erklärungsversuch besteht nun einfach darin, dass ich dieses alte, schon längst erkannte Princip der möglichst zweck- mässigen mechanischen Festigung auf das excentrische Dicken- wachsthum auszudehnen suche. Bekanntlich unterscheidet man nach C. SCHIMPER^) drei Arten von excentrischen! Dickenwachsthum. Man spricht von Hyponastie, Epiuastie und Diplonastie, je nachdem ein nicht verticaler Ast auf der Unterseite, der Oberseite oder zugleich auf Unter- und Ober- seite stärker entwickelt ist. Die gleichen Bezeichnungen werden auch auf excentrische, nicht vertical stehende Stämme und Wurzeln an- gewendet. Der Querschnitt der excentrischen Organe zeigt in der Regel elliptische Gestalt. Nach diesen orientirenden Bemerkungen soll nun an erster Stelle das excentrische Dickenwachsthum nicht verticaler Aeste zur Sprache gelangen. Der Querschnitt solcher Aeste ist in der Regel elliptisch 1) Ursprung, Beiträge zur Anatomie und Jahresriugbildung tropischer Holz- arten. Inaug.-Diss., Basel 1900. 2) Amtlicher Bericht ül^er die 31. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Göttingen im September 1854. Beitrag zur Erklärung des excentrischen Dickenwachsthums. 315 mit vertical gerichteter grosser Achse ^), gleichgültig ob Hypo-, Epi- oder Diplonastie vorhanden ist. Der elliptische Querschnitt ist also das Gemeinsame, verschieden ist nur die Art und Weise seiner Ent- stehung. Daneben giebt es allerdings auch nichtverticale Aeste mit rundem Querschnitt und solche mit elliptischem Querschnitt, bei dem die grosse Achse nicht vertical^) liegt. Ich beginne mit dem Fall eines elliptischen Querschnittes mit vertical gerichteter grosser Achse, als dem am häufigsten vorkommen- den und, vom Standpunkte unserer Theorie aus, am einfachsten zu erklärenden. Es liegt auf der Hand, dass bei gleicher Querschnitts- fläche, also gleichem Materialaufwand, der Ast mit elliptischem Quer- schnitt und verticaler grosser Achse eine grössere Biegnngsfestigkeit besitzt als der mit rundem Querschnitt, denn die zur Hervorbringung einer bestimmten Deformation nothwendige Kraft ist proportional der dritten Potenz der Höhe, aber nur der ersten Potenz der Breite des Querschnittes. Wird ein an dem einen Ende eingemauerter, prisma- tischer Balken (Taf. XVI, Fig. 1) von der Länge l und dem Elasticitäts- modul E von einer am freien Ende angreifenden Kraft P nach unten gezogen, so ist die Senkung des freien Endes der sogenannte Biegungs- pfeil l: 0/3 / = PI SET wo T das Trägheitsmoment des Querschnittes zur neutralen oder Schwerpunktsachse bedeutet. Je nach der Querschnittsform hat nun T und somit auch ^l einen andern Werth. Für einen kreisförmigen Querschnitt vom Durchmesser d ist r= -^ • d* 64 Für einen elliptischen Querschnitt mit verticaler grosser Halb- achse und horizontaler kleiner Halbachse — r- ist Die zur Hervorbringung desselben X nothwendige Kraft ist somit bei kreisförmigem Querschnitt 3 TT EX 6T ■ ~T' bei elliptischem Querschnitt Pk= ^•^^^^- d' 3 TiEX 64 ' ^ Pe=~- ^^^ hJl- 1) Bei nicht horizontalen Aesten steht die grosse Achse allerdings nicht vertical, sondern nur senkrecht auf einer in der Querschuittsfläche liegenden Horizontalen. Der Einfachheit wegen nenne ich aber auch eine solche Achse vertical. 2) Vertical wieder in dem allgemeineren Sinne verstanden. 316 A, Ursprung: Setzen wir den constanten Factor 64 TiEX = 1, so wird In der folgenden Tabelle sind nun für eonstantes k die ent- sprechenden Werthe von P berechnet für Balken von kreisförmigem und elliptischem Querschnitt, welche gleiche Länge, gleichen Elasti- citätsmodul und gleichen Querschnittsinhalt besitzen. Sämmtliche Ellipsen haben eine verticale grosse Achse und gleichen Inhalt mit einem Kreis von 20 cm Radius. Die auf einen bestimmten Quer- schnitt sich beziehende Kraft ist jeweils hinter den Angaben der Achsenlänge angeführt. Pic wurde hierbei willkürlich 1000 gesetzt. Hiilbe grosse Achse Halbe kleine Achse P 20,0 20,0 1000 21,1 19,0 1116 22,2 18,0 1231 23,5 17,0 1379 25,0 16,0 1563 26,7 15,0 1784 28,6 14,0 2047 30,8 13,0 2374 33,3 12,0 2770 36,4 11,0 3316 40,0 10,0 4000 Hieraus ist ersichtlich, dass durch elliptische Ausbildung des Querschnitts, d. h. durch escentrisches Dickenwachsthum bei gleichem Materialaufwand die Festigkeit ganz enorm gesteigert wird. So ist die zu einer bestimmten Deformation uothwendige Kraft bei einem Achseuverhältniss von 1,5 : 1 anderthalbmal so gross, von 2 : 1 zweimal so gross, von 3 : 1 dreimal so gross als bei rundem Querschnitt. Elliptischer Querschnitt wird also vor allem da von Vortheil sein, wo es sich darum handelt, möglichst grosse Festigkeit zu erlangen oder aber die nothwendige Festigkeit mit möglichst wenig Material zu erzielen. Die wenigen bisher angestellten Messungen zeigen, dass der Baum auch bestrebt ist, diese Yortheile auszunützen. So finden wir die stärkste elliptische Ausbildung des Querschnitts an der Ast- basis, also an der Stelle, an welcher auch das Moment der biegenden Kraft am grössten ist. Für einen nach oben geneigten Ast von Pinus silvestris, der mit der Verticalen einen spitzen Winkel von ca. 60° bildete und auf eine Entfernung von 2 m vom Ansatz weg gerade war, be- Beitrag zur Erklärung des exccutrischen Dickenwachsthums 317 rechnet sieh nach Angaben von SCHWARZ '^) das Yerhältniss der Achsen des elliptischen Querschnitts an der Ansatzstelle und 2 m davou entfernt zu 1,4: : 1 und 1,1 : 1. Die Stelle der stärksten mecha- nischen Beanspruchung zeigt also die grösste Abweichung des Quer- schnitts von der ursprünglichen Kreisform. Wie nun ferner auch für ein und denselben Querschnitt die biegende Kraft nicht constaut ist, sondern mit dem Alter des Baumes, d. h. mit Länge und Gewicht des Astes wächst, so nimmt auch, wie nachstehende Tabelle zeigt, mit den Jahren die Excentricität zu^). Verhältniss des Alter in Jahren verticalen zum horizontalen Durchmesser 4 1 :1 14 1,05 : I 24 1,04:1 34 1,11 : l 44 1,26 : 1 54 1,B1 : 1 64 1,37 : l 82 1,40 : 1 Die Ausbildung des elliptischen Querschnittes kann nun auf drei verschiedene Arten vor sich gehen, durch Hyponastie, Epinastie oder Diplonastie. Wie wir durch Anwendung des Satzes an von mög- lichst zweckmässigen meclianischen Festigung zur Erklärung des excentrischenDickenwachsthnms im Allgemeinen gelang-t sind, so wollen wir auch mit Hilfe desselben Satzes versuchen das excentrische Dickenwachsthum im Einzelnen dem Yerständniss näher zu bringen. Es leuchtet ein, dass bei einer Construction, wie wir sie in Fig. 2 vor uns sehen, die Verstärkungen (punktirt) auf der Oberseite an- gebracht werden, bei Fig. 3 dagegen auf der Unterseite. Lassen wir nun die Strecken al) hc etc. sowohl in Fig. 2 als in Fig. 3 immer kürzer werden, an Zahl al)er entsprechend zunehmen, so erhalten wir in 2 das Schema der Epinastie, in 3 dasjenige der Hyponastie. In beiden Fällen ist der Materialaufwand ein minimalster, da die Yer- stärkungen auf der kürzeren concaven Seite angebracht wurden. Unter den bis jetzt auf ihr Dickenwachsthum geprüften Bäumen haben die Aeste der Laubhölzer gewöhnlich eine schief nach oben 1) Schwarz, Dickenwachsthum und Holzqualität von Pinus silüestris. Berlin iS99, S. 162, Tat". I, Fig. 4 und 5. •2) Schwarz, 1. c. Taf. I, Fig. 4. Ber. der deutschen bot. Gesellscli. XIX. 99 318 '^- Ursprung: o-ericlitete Lage, währoiid dio Coniforenäste in der Regel horizontal stehen oder nach nnten geneigt sind. Di(;s ist wohl verständlich, wenn man bedenkt, dass jeder Banm bestrel)t sein mnss, seine Blätter so vi(d als möglich dem Lichte znzut'ühreii. Während nnn dieses Emporheben der assimilirenden Organe bei den Coiiif'ereii gewöhnlidi durch den Stamm besorgt wird, der meist als Monopodium ausge- bildet bis in die äusserste Baumspitze reicht, ist dies l)ei der Mehr- zahl der Lanl)liölzer nicht der Fall. Hier hal)en die Aeste auch die Aufgabe die Blätter zum Licht emporznführen. In Folge dessen nehmen die domiuirenden Laubholzäste in der Kegel eine verticale oder schief nach ol)en geneigte Stellung ein, während l)ei den Coniferen eine horizontale oder selbst abwärts o-eneio-te Lao-e meist völlio- o-enüiit. Der Laul)holzast wird daher mehr oder weniii-er die in Fig. 2, der Coniferenast die in Fig. 3 dargestellte Form annehmen. Werden ferner auch die Yerstärknni>en in der auo-edeuteten Weise angebracht, so müssen die Laubholzäste epiuastisch, die Coniferen- äste hyponastisch sein. Der Satz von der möglichst zweckmässigen mechanischen FestijJunM' verlano-t also "erade die Art des excentrischen Dickenwachsthums, welche sich in der Natur findet. Wenn nun auch im Grossen und Ganzen die Coniferen als hyponastisch, die Laubhölzer als epiuastisch bezeichnet werden können, so erleidet diese Reoel doch zahlreiche Ausnahmen. Bei den Coniferen wurde allerdings bisher nur Hyponastie constatirt, dagegen zeigen die Laubhölzer mannigfache Abweichungen und Unregelmässigkeiten, die es nothwendio; machen, die Sache etwas einoehender zu verfolgen. Da die Unregelmässigkeiten bei den regelmässig gebauten C-oniferen am geringsten, bei den unregelmässig gebauten Laubhölzern am grössten sind, so liegt die Yermuthung nahe, dass eine Beziehung bestehe zwischen der Richtung und äusseren Form einerseits und dem excentrischen Dickenwachsthum andererseits. Es dürfte daher interessant sein zu untersuchen, in welcher Art das Dickenwachsthum, bei verschiedener Lage und Form eines Astes zu modificiren ist, wenn die mechanische Festigung auf möglichst zweckmässige Weise erreicht werden soll. Als erstes Beispiel diene ein gerader, schief nach oben ge- richteter Ast. Es ist diejenige Art excentrischen Dickenwachsthums anzugeben, welche in diesem Fall von unserem Standpunkt aus den grössten Yortheil bietet. Soll die Construction mit möglichst wenig Materialaufwand ausgeführt werden, so ist entschieden Epinastie am Platze. Es leuchtet aber auch ohne Weiteres ein, dass das Plus an plastischem Material, das bei Hyponastie verwendet werden müsste, nicht gross ist, der Yortheil somit nur ein geringer sein kann. Liegt der Ast gar horizontal, so muss die Wahrscheinlichkeit für Epinastie, Hyponastie und Diplonastie «Is gleich bezeichnet werden. Beitrag zur Erklärung des exccntrischen Dickenwachsthums. 319 Ein in Hinsicht auf die erreichte Wirkung vielleicht geringfügiger Factor dürfte hier den Ausschlag geben. Wenn eine Kugel auf der Spitze eines Kegels sich in labilem (lleichgewicht befindet, so genügt schon eine minimale Kraft sie zum Hernnterrollen zu bringen. Wie hier der geringfügige Anstoss nicht für die (Irösse der erlangten lebendio-en Kraft massgebend ist, wohl aber die Bahn bestimmt, welche von der Kugel eingeschlagen wird, so dürfte auch beim excentrischen Dickenwachsthnm in den in Kede stehenden Fällen irgend ein nebensächlicher Factor massgebend sein nicht für die Orösse und Eichtung, wohl aber für den Sinn der Excentricität. Es ist nun weiter zu bedenken, dass die bisherigen Betrachtungen für Aeste entweder mit homogenem oder zum horizontalen Durch- messer symmetrisch ge1)autem Querschnitt — Diplonastie — gelten. Sobald aber, wie bei Epi- und Hyponastie, Ober- und Fnterseite verschieden ausgebildet sind, so wird auch die Zugfestigkeit auf der Oberseite eine andere sein als auf der Unterseite und ebenso die Druckfestigkeit der Unterseite verschieden sein von der der Ober- seite. Während bei einem homogenen, radiären oder diplonastischen Ast an der Biegungsfestigkeit nichts geändert wird, wenn man den Ast um seine Längsachse um 180° dreht, so ist es für einen epi- oder hyponastischen Ast nicht undenkbar, dass eine solche Drehung um 180° auch eine Aenderung der Biegungsfestigkeit nach sich ziehen könnte. Denn ein und dasselbe Gewebe kann dem Zuge einen sehr grossen, dem Druck aber nur geringen Widerstand ent- oegensetzen. Sicheren Aufschluss hierüber können nur experimentelle Bestimmungen geben. Ich stellte diesbezügliche Versuche an mit einem 108 cm langen, excentrisch gewachsenen Sprossstück von Fradinus excelsior. Leider ist mir nicht bekannt, ob dasselbe epi- oder hyponastisch, einem Ast oder Stamm entnommen war. Der Querschnitt ist ein Kreis mit einem Durchmesser von Ul mm; die übrigen Dimensionen sind in Fig. 4 angegeben. Der Balken wurde nun an dem einen Ende senkrecht zur Richtung der grössten Excentricität mit zwei parallelen Flächen versehen und in horizontaler Richtung mittelst des rechtwinklig zugeschnittenen Holzstückes e und der Keile Ä\ und K^ zwischen zwei feste Lager eingekeilt. Das untere Lager bestand aus einer starken hölzernen Unterlage u, die .auf dem auscementirten Kellerboden ruhte, das obere wurde von einem Bogen des Kellergewölbes gebildet. In der Nähe des vorderen Balkenendes wurde ein Gewicht F von 20,6 kg angehängt. Die Be- lastung dauerte je .5 Minuten. In Ä,, H^ und H^ waren Horizontal- mikroskope mit Ocularmikrometer angebracht; H^ und H^ dienten zur Messung eines durch Nachgiebigkeit der Widerlager eventuell entstehenden Fehlers; mit H^ wurde die Senkungsgrösse X bestimmt. Die mit allen nöthigen Correctionen versehenen W^erthe von A sind 22* 320 A. Uuspkung: in der folg-endeii Tabelle ziisainiiieugestellt. Die Versuche wurden hinter einander in der angegebenen Keihenfolge ausgeführt. Nacli jeder Bestimmung wurde der Balken um 180" gedreht, so dass ab- wechslungsweise die Seiten c und d nach oben zu liegen kamen. In der letzten Colonne ist die Differenz zwischen je zwei auf einander folgenden Werthen von / — der jeweilig grössere Werth gleich 100 gesetzt angegeben. nach oben ;. Differenz gekehrte Seite in Millimetern in Procenten d 2,49 12,1) (•■ 2,17 d 2,44 11,1 5,7 e 2,30 4.2 d 2,40 4,2 c 2,30 9,1 d 2,53 9,1 c 2,30 Wie sich hieraus ergiebt, ist A im Mittel um s dürfte zweckmässig sein, neben diesem Moment, dessen formbildender Einfluss durch zahlreiche Untersucliungen sicher nachgewiesen ist, erst dann andere Factoren von unbekannter oder zweifelhafter Wirkungsweise zur Erklärung herbeizuziehen, wenn dieselbe auf dem angedeuteten Wege nicht gegeben werden kann. Basel, Botan. Institut. 38. E. Winterstein: lieber die stickstoffhaltigen Bestandtheile grüner Blätter. Vorläufige Mittheilung. Eingegangen am 25. Mai 1901. Während über die Proteinstoffe der verschiedenen Organe und Flüssigkeiten des thierischen Organisnnis umfangreiche Untersuchungen vorliegen, die zu wichtigen Resultaten geführt haben, sind dagegen von den Proteinsubstanzen der Pflanze fast nur diejenigen genauer untersucht, welche sich in den Samen finden und aus denselben durch Extraction mit verdünnter Lauge oder Kochsalzlösuug dar- gestellt werden können. Eingehendere chemische Untersuchungen über die Eiweissstoffe der vegetativen Organe, insbesondere der chlorophyllführenden, sind Ueber die stickstoffhaltigen Bestandtlieile grüner Blätter. 327 mir nicht bekannt^). Bei Versucben, die ich schon vor längerer Zeit mit grünen Blättern angestellt habe, erhielt ich Kesnltate, welche in manchen Punkten in Uebereinstimmung mit den in Bezug auf die Proteinstoffe der Pilze gemachten Beobachtungen stellen. Ich gestatte mir daher, zunächst die an den letztgenannten Pflanzen gemachten Beobachtungen in aller Kürze mitzutheik^n. Extrahirt man das zuvor mit Aether und Alkohol erschöpfte feine Pilzpulver wiederholt mit Wasser, so geht ein grosser Theil der stick- stoffhaltigen Substanzen in Lösung'; diese Bxtracte geben weder beim Ansäuern mit verdünnter Essigsäure, noch beim Kochen Ausscheidung von Eiweisssubstanzen. Auch gelang es mir nicht, aus den Extracten, welche durch Behandlang des Pulvers mit lOprocentiger Kochsalzlösung erhalten wurden, nach den bekannten Methoden Eiweiss abzuscheiden. Ich versuchte nun durch Behandeln der bei der Extraction mit Aether, Alkohol und Wasser verbliebenen Rückstände mit verdünnter 0,2 bis 1 procentiger Natronlauge in der Kälte Eiweisssubstanzen zu gewinnen; trotzdem auch hier stickstoffreiche Lösungen erhalten wurden, fand auf Zusatz von Essigsäure oder Mineralsäuren nur geringe Aus- Scheidung statt. Diese Ergebnisse waren um so auffallender, als die verschiedenen Pilze nach den Resultaten der Analysen sehr viel Eiweissstoff'e einschliessen miissten. Es gelang nun, aus den Pilzen durch Extraction mit gesättigter Barytlösung in der Kälte und Ent- fernen des Baryts aus der alkalischen Lösung mit Schwefelsäure Lösungen zu erhalten, welche die bekannten Farbenreactionen der Eiweissstoffe zeigten und beim Eindunsten schwach gefärbte Producte lieferten, deren Stickstoffgehalt mit demjenigen der Eiweissstoffe übei- einstimmte. Es wurde ferner constatirt, dass 20procentige Salzsäure in der Wärme einen noch grösseren Bruchtheil der stickstoffhaltigen Verbindungen in Lösung bringt, als kalte Lauge; in diesen Lösungen bringt Phosphorw^olframsäure einen dicken, voluminösen Nieder- schlag hervor, welcher, nach dem Zersetzen mit Baryt, eine hellgelbe Flüssigkeit liefert, die — nach Entfernen des Baryts — eine hell- gelbgefärbte, in Wasser leicht lösliche Substanz hinterliess, welche die Reactionen der Eiweissstoffe zeigte, sie gab mit Natronlauge und verdünnter Kupfersulfatlösung die Biiiretreaction, mit MlLLON'scheni Reagens trat beim Kochen eine Rothfärbung der ausgeschiedenen Flocken ein. Das erhaltene Product gab beim Erhitzen mit Schwefel- säure oder Salzsäure die für die Eiweissstoffe charakteristischen 1) Einige Beobachtungen hierüber liegen von Tu. Bokorny vor (Ueber das Vorkommen von Albumin, Albumose und Pepton in den vegetativen Pflanzentheilen. Archiv für die gesammte Physiologie von E. Pflüger, 1900). Schon vor einigen Jahren hat W. Palladin im hiesigen Laboratorium constatirt, dass Kochsalzlösung aus Blättern der Rosskastanie keine globulinähnlichen Körper auszit^ht. 328 I^- Winterstein: Spiilhingsproducte Ijouciii, Tyrosin und beträchtliche Mengen von Hexonbiisen*). Aus den mitgetheilten Beobachtungen sclieint man schliessen zu dürfen, dass in den Pilzen die Eiweissstoffe in Verbindung mit anderen Atomcomplexen vorliegen und in Folge» davon ein oigenthüniliches Verhalten zeigen. Einige Beobachtungen, deren Mittheilung ich mir vorbehalte, machen es wahrscheinlich, dass die Eiweissstoffe in den untersuchten Pilzen in Verbindung mit Kohlenhydraten vorliegen^). Ich gehe nun zur Beschreibung der Versuche über, die ich mit chlorophyllhaltigen Organen angestellt habe. Für die Versuche ver- wendete ich in der Regel je 100^ bei 40 — 45° getrockneter Objecte, deren Stickstoffgehalt nach KJELDAHL bestimmt war. Die Protein- bestimmung wurde nach der Methode von STUTZER ausgeführt. Das grob zerstossene oder auf der Mühle fein gemahlene Material wurde zunächst mit viel lieissem Wasser ausgekocht^), der Rückstand mit warmem Wasser wiederholt ausgewaschen, gut abgepresst und mm in einem hohen Cylinder mit ca. 2 Liter Wasser unter Zusatz von etwas Lauge, so dass die Flüssigkeit deutlich alkalisch reagirte, einige Stunden digerirt, die alkalische, meistens klare Lösung wurde abgehebert, mit Essigsäure angesäuert, wobei die Lösungen bei allen den von mir untersuchten Pflanzen opalescent wurden, ohne dass eine eigentliche Ausscheidung stattfand, erst beim Kochen schieden sich kleine Mengen von Flocken in wechselnder Quantität aus. Die iji den Cylindern verbliebenen Rückstände wurden nun 10 Stunden mit 1 procentiger Natronlauge in der Kälte behandelt, die erhalteneu alkalischen Extracte wie oben mit Essigsäure angesäuert und auf- gekocht, hierbei schieden sich stets grössere Mengen von Flocken aus. Die in beiden Fällen erhaltenen Ausscheidungen wurden auf eiuem Filter gesammelt, mit Wasser ausgewaschen, alsdann in ver- düimter Lauge gelöst und vom Ungelösten durch Filtration getrennt, aus der alkalischeu Flüssigkeit wurde die in Lösung gegangene Sub- stanz auf Zusatz von Essigsäure wieder abgeschieden, die Fällung, behufs Entfernung der Salze mit Weisser ausgewaschen, dann mit Alkohol ausgekocht, um den Farbstoff möglichst zu entfernen, zuletzt mit Aether behandelt und getrocknet. In einigen der so erhaltenen Präparate habe ich dann den Stickstoff nach K.TELDAHL bestimmt. Im Folgenden theile ich die bei den beschriebenen Versuchen er- haltenen Resultate mit: 1) Eine vorläufige Mittheiluug — „lieber die stickstoffhaltigen Stoffe der Pilze" — habe ich in der Zeitschrift fnr physiologische Chemie, B(J. 24, S. 438 veröffentlicht. Die eingehendere Bearbeitung dieses Gegenstandes habe ich mittlerweile mit Hrn. J. Hofmann durchgelührt. Eine Publication darüber steht bevor. 2) Bekanntlich enthalten die schleimigen Flüssigkeiten des thierischen Organismus solche Körper, die Glycoproteide. 3) Das gleiche Endresultat erhält man beim Behandeln mit kaltem Wasser. Ueber die stickstoffhaltigen Bestancltheile grüner Blätter. 329' ]. 100^ Blättclien von Lupinus albus gaben bei der Extraction mit Lauge 0,4 _g eines dunkelgefärbten Präparats, welches beim Er- hitzen mit MiLLON'schem Reagens dunkelrothbraun gefärbt wurde; eine deutliche Biuretreaction konnte ich nicht eonstatiren. Die Sub- stanz war nur zum Theil löslich in verdünnter Lauge. Der GesammtstickstofFgehalt der verwendeten BUtttchen betrug 6,57 pCt., der Gehalt an Proteinstickstoff 4,11 pCt. "2. Um die färbenden Beimengungen möglichst auszuschliessen,. verfuhr ich mit Blättchen von Öpinat {ßimiacea oleracea) in folgender Weise: 50 g der bei 40 — 45° getrockneter Blätter wurden im Mörser möglichst fein zerrieben, das mehlige Pulver im Extractionsapparat 2 Tage mit Aether ausgezogen, darauf viermal mit je 250 can Alkohol ausgekocht, mit warmem Alkohol auf dem Filter ausgewaschen und zuletzt mit Wasser wiederholt ausgekocht; der dabei verbliebene Rückstand, welcher 7,15 pCt. enthielt, wurde in der oben angegebenen Weise weiter behandelt. Ich erhielt 0,6 g eines hellgraugefärbten Präparats, mit einem Stickstoffgehalt von 11,2 pCt. Dasselbe wurde beim Erwärmen mit MiLLON'schem Reagens deutlich roth gefärbt, in verdünnter Lauge löste sich die Stubstanz nicht vollständig; auf Zusatz von Kupfersulfat zur alkalischen Lösung schieden sich violette Flocken aus; auch die Lösung wurde violett. Die Lösung der Substanz in concentrirter Schwefelsäure gab auf Znsatz einiger Tropfen einer alkoholischen Alpba-Naphtol-Lösuug eine dunkelrothblaue Flüssigkeit. 3. Aehnliche Ergebnisse erhielt ich bei der Extraction von frischen Blättern der Rosskastanie {Aesculus Hippocastanum')^ der Buche {Carpinus Betulus), des Spinats {Spinacea oleracea) und des Kopfsalats {Lactuca sativa vericeps) bei Behandlung mit Lauge in der Kälte. Für die folgenden Versuche verwendete ich junge Pflänzchen, also Materialien, die neben den Blättern auch die Stengel enthielten. 4. 100 c/ Kleepßänzchen {Trifolium pratense)^ auf der Mühle fein gemahlen, gaben 0,3 g eines Präparats, welches sich ebenso verhielt.^ wie das aus Lupinenblättchen gewonnene. Der Gesammtstickstoff der Pflänzchen betrug 1,64 pCt., der Protein-Stickstoffgehalt 1,28 pCt. 5. 100 g der Bohnenpflänzchen, äusserst fein gemahlen, gaben 3,5 g eines dunkelgefärbten Präparats, dessen Stickstoffgehalt 7,2 pCt. betrug. Die verwendeten Bohnenpflänzchen enthielten 3,68 pCt. Gesammt- und 2,98 pCt. Protein-Stickstoff. 6. 100 g englisches Raygras {Lolium perenne)^ fein gemahlen, gaben 2,8^ eines Präparats, dessen Stickstoffgehalt 10,2 pCt. betrug. Auch an demselben konnte ich wegen der dunklen Farbe die Biuret- reaction nicht eonstatiren. 7. 100 g fein gemahlener Luzerne {Medicago satioa) lieferten mir bei der Extraction mit Lauge 2,8 g eines Präparats, dessen Stick- :ySO E. WiNTiiRSTKiN: Die stickstoflhaltigen Bestandtheilc jSfvüner Blätter. stoff'^^ohiilt 12,'J ])Ct. lietrui;'. Der Gosainmt-Ötickstoffi;elialt des ver- wendeten Materials betrug' 2,8 pCt. Gegenüber dem aus den Er<>-ebnissen der Analysen sich be- reclmenden Proteingehalt ist die Quantität der durch F^xtraction mit Tjauge und Ansäuern abgeschiedenen Substanz in allen Fällen eine ganz unbeträchtliche. Die nach Fxtraction mit verdiinnttu' und 1 procentiger Lauge ver- bliebenen Kiickstände wurden durch Decantation bis zur neutralen Reaction ausgewaschen, dann auf's Filter gebracht, mit sehr verdünnter Salzsäure, zuletzt mit destillirtem \A' asser ausgewaschen und 2:e- trocknet. Alle die dabei nun verbliebenen Rückstände waren stick- stoffhaltig, wie aus folgender Tabelle zu ersehen ist. Kuckstand von p,*^ Lupinua albus 3,61 Spinacea oleracea .... 6,20 Trifolium pratense .... 1,90 Vicia Faba 1,74 Lolium perenne 0,60 Auf Grund der bei den Pilzen gemachten Beobachtungen lag die Yermuthung nahe, dass es gelingen würde, durch Behandeln dieser Rückstände mit concentrirter Salzsäure Eiweisssubstanzen zu isoliren. Die Yermuthung wurde durch den Yersuch bestätigt, als ich 5 g des aus Si)inat erhaltenen Rückstandes 10 Minuten mit 30procentiger Salzsäure auf dem Wasserbade erwärmte, löste sich ein Theil der Substanz auf; in der mit Wasser verdünnten und nbfiltrirten Lösung erzeugte Phosphorwolframsäure einen flockigen Niederschlag. Diese Fällung wurde abfiltrirt, mit 5 procentiger Schwefelsäure ausgewaschen, bis kein Chlor mehr nachzuweisen war. Der Niederschlag wurde sodann mit Barytlösung zerlegt, in die vom Baryumwolframat getrennte Flüssigkeit Kohlensäure eingeleitet, und die vom ausgeschiedenen Baryumcarbonat al)fitrirte Lösung vorsichtig eingedunstet. Ich erhielt in dieser Weise eine hellgelbe, in Wasser leicht lösliche Substanz, welche die bekannten Farbenreactionen der Eiweissstoffe gab und mit den bekannten Eiweissfällungsmitteln: Gerb- säure, Phosphorwolframsäure, Phosphormolybdänsäure, BRCCK'schem Reagens traten Fällungen ein; Ferrocyankalium mit Essigsäure gab keine Fällung. Eine Substanz mit gleichem Verhalten erhielt ich in der an- gegebenen Weise aus dem Rückstande \on Lupinus albus. Zürich, Agriculturchem. Laboratorium des Polytechnikums. W. Zaleski: Zur Keuntniss der Eiweissbüduiig in den Pflanzen. 331 39. W. Zaleski: Beiträge zur Kenntniss der Eiweissbildung in den Pflanzen. Eingegangen am 28. Mai 1901. Yor Kurzem^) habe ich gezeigt, dass die Keimung der Zwiebeln von Allium Cepa mit Eiweissbildung verbunden ist. Nähere Unter- suchungen haben ferner dargelegt, dass diese Eiweisssynthese nicht von der Keimung der Zwiebeln abhängt, da die Eiweissstoffe, wie aus den nachstehenden Experimenten zu ersehen ist, auch beim Auf- bewahren der Zwiebeln im Keller während der sogenannten Ruhe- periode allmähliche Zunahme erfahren. So z. B. entfallen in ver- schiedenen Stadien der Ruheperiode vom Gesammtstickstoff auf Ei- weissstofl'e folgende Zahlen: I. Versuch (Jahr 1898). Januar 32,0 pCt. Februar 40,9 ,. März (^22) 49,6 „ März (25) 51,S „ Mai 54,2 „ IL Versuch (Jahr 1898-1899). September 33,0 pCt. Januar 32,9 ,, Februar 42,4 „ März 53,1 „ Es gehen also im Innern der Zellen der ruhendei^den Zwiebeln chemische Vorgänge, in diesem Falle die Eiweissbildung, vor sich, die sich unabhängig von der Keimung oder, genauer gesagt, vom äusseren Wachsthum der Zwiebeln abspielen. Diese innere chemische Arbeit der Zellen der Zwiebel ist auch keine nothwendige Bedingung oder Vorbereitung zur künftigen Keimung der Zwiebeln, da die letzteren, wie unsere früheren Experimente^) zeigen, auch bei weit nrinderem Eiweissgehalt keimen. Die Keimung der Zwiebel beschleunigt nur in ihren Zellen den Eiweissbildungsprocess der in ungekeiniten Zwiebeln sehr langsam und allmählich vor sich geht. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Beschleunigung der Eiweiss- synthese mit der verstärkten Athmung, üerhaupt mit der gesteigerten 1) W. Zaleski, Ber. der Deutschen Bot. Gesellscli., 1893, Bd. XVI. 2) W. Zaleski, 1. c. 332 ^V• Zaleski: Zelleiitliätigkeit, dif mit der Keimung der Zwiebeln eintritt, ver- bunden ist. Wir besitzen jedoch auch künstliche Mittel behufs Erregung der Zellen der Zwiebeln zu energischer Thätigkeit. So haben STICH*) und RlCHARDY^) nachgewiesen, dass die Zwiebeln und Knollen nach ihrer Zerschneidung oder Verletzung eine gesteigerte Thätigkeit zeigen, welche sich in Vermehrung der Kohlensäureproduction und des Sauerstott'verbrauchs äussert. Es ist demnach schon a priori sehr wahrscheinlich, dass nach der Zerschneidung der Zwiebeln eine Beschleunigung der Eiweissbildung in denselben zu constatiren sein wird. Diese Vermuthung wurde durch Experimente bestätigt. Bei diesen Versuchen wurde ein Quantum einjähriger kleiner Zwiebeln von Allium Cepa^ die zu unseren früheren Experimenten gedient hatten, mit einem Scalpell oder Rasirmesser in vier gleiche Theile zerschnitten und dann in zwei Portionen, von denen jede zwei Stück aller Zwiebeln enthielt, getheilt. Darauf wurde eine Portion bei 80° getrocknet, die andere aber in dampfgesättigte Atmosphäre unter eine mit schwarzem Papier bedeckte Glasglocke eingeführt. Nach beendetem Versuche (3—4 Tage) wurde auch diese Portion (Versuchsportion) bei 80° getrocknet. Darauf bestimmte man in dem getrockneten Versuchsmaterial den Gesammt- und Eiweiss- stickstoff. I. Versuch. 15 Zwiebeln wurden in vier gleiche Theile zerschnitten und in zwei Portionen getheilt. Eine dieser Portionen wurde sofort ge- trocknet, die andere (Versuchsportion) aber auf drei Tage in einen danipfgesättigten dunklen Raum gebracht. Controllportion Versuchsportion Gesammt-N 0,12103 0,12425 Eiweiss-N 0,03909 0,06386 Vom Gesammtstickstoff' fallen: Auf Eiweissstoffe 32,3 pCt. 51,4 pCt. Tl. Versuch. 16 Zwiebeln wurden in vier gleiche Theile zerschnitten und in zwei Portionen getheilt. Eine dieser Portionen (Controllportion) wurde sofort getrocknet, die andere aber (Versuchsportion) auf vier Tage in einen dampfgesättigten dunklen Raum gebracht. 1) Stich, Athmung der PÜanzen bei verminderter Sauerstoffspaiinung und bei Verletzungen 1890 (Inaug.-Diss.). 2) Richards, Annais of Botany, Bd. 10, Beiträge zur Kenntniss der Eiweissbilduiig in den Pllanzeu. 333 Controllportiou Vorsuchsportion Gesammt-N 0,12256 0,12043 Eiweiss-N 0,04179 0,O(;93ß Vom Gesammtstickstoflf fallen: Auf Eiweissstoffe 34,1 pCt. 57,') pCt. Diese Versuche zeigen, dass die Eiweisssyntliese nach dem Zer- schneiden der Zwiebeln in diesen mit grosser Geschwindigkeit vor sich geht, so z. B. gingen im zweiten Versuche gegen 23,5 pCt. Stickstoff nach vier Tagen in eiweissartige Verbindungen über. Die Thatsache der Eiweissbildung, welche in den in vier Theile zerschnittenen Zwiebeln mit so grosser Schnelligkeit vor sich geht, ist für die Kenntnisse der Eiweisssyntliese sehr wichtig, da wir auf diese AVeise die Wirkung des Sauerstoffs, der Temperatur und anderer Factoren auf den Eiweissbildungsprocess näher studiren können. Zuerst habe ich der Rolle des Sauerstoffs meine Aufmerksamkeit gewidmet, da der Gedanke nahe lag, dass die Beschleunigung der Eiweisssynthese, die man nach dem Zerschneiden der Zwiebeln be- obachtet, mit gesteigerter Zufuhr von Sauerstoff verbunden ist Diese Experimente wurden von uns Ende des Jahres 1898 vor- genommen, mussten aber unvorhergesehener Umstände halber bis zum Jahre 1900 zurückgestellt werden. Gerade in dieser Zeit erschien die Arbeit von GeTTLINGER^), welcher die Eiweissbildung in grossen Zwiebeln von Allium Cepa nach Zerkleinerung derselben in kleine Stückchen constatirt hatte. Der Verfasser hat eine Zwiebel und Kartoffelknollen von 40 g Frisch- gewicht in vier Theile getheilt, von denen zwei, jeder besonders, sofort zur Eiweissbestimmung benutzt, die anderen aber, in 7* ^^* lange Stückchen geschnitten, auf fünf Tage in einen dampfgesättigten dunklen Raum gebracht wurden. Hiernach vermehrte sich der Eiweiss- gehalt der Zwiebeln um das Doppelte. So z. B.: Controllportion Versuchsportion Eiweiss-N (in Procent des Frischgewichts) .... ^'^^JoOT ^''^^ i 0 14 ^ ' 0,06/^'^' 0,14/^'^* Da der Verfasser die Bestimnning des Gesammtstiekstoffs nicht ausgeführt hat, so haben wir keine Vorstellung von der Gleichartigkeit der von ihm benutzten Portionen und von der Grösse der Eiweiss- synthese, weil die doppelte Zunahme von Eiweissstoffen keinen ver- gleichenden Wertli hat. Die Bestimmung des Gesammtstiekstoffs war besonders nothwendig bei den Versuchen des Verfassers mit 1) Gettlinger, Ueber den Einfluss der Verletzung auf die Bildung von Eiweiss- stoffen in den Pflanzen. Warschauer Nachrichten 1900. Ber. der deiitscnen bot. Gesellsch. XIX. 90 384 ^^- Z ALESKI : Kiiitcttt'elii. da die (J rosse dor l'^iweisssyiitlicse. die man naolt der Vi'rletzuiii; dieser Objecte beobachtete, die Difterenz (\ov Porti(*neE, aus welchen (Um- Verfasser die Durchschnitts/ahl^Mi t'rhälr. nicht ü!>er- steig't. So z. I).: _- ControUporMitii ViM-suchspoi-fion Eiwciss-N (in Proceiit des Frisclio;ewichts) .... '"''^09'-! ' * 05'ö 0,21 I "'" 0,24 I ^''^'■'^ Gegenwärtig ist es angenommen älnilich«' Processe mit ^Keiz;* zu bezeichnen, indem man nnter letzterem jede Tc'ränderunn- frölner wirksamer Bedingungen, welche zur Auslösung von Yorgängeui Ter- schiedenster Art im Proto])lasma führen, versteht. Indem wir je*llä>el» die gegebene Erscheinung zu denen der Heize zuzählen, trägem wir wenio- zur Erkenntniss derselben bei. da diesfv Betritt* stillschwei!2??inid zugesteht, dass keit zeigt, welche num in den in viele kleine Stückchen zerkleinerten Objecten beobachtet. Die Grösse der Zerkleinerung der Objecte, welche einen EinHuss auf die Energie der Eiweiss- bildung indessen ausübt, erreicht also eine bestimmte Grenze, die meiner Meinung nach durch die Bedingungen des Sauerstoffverbrauchs regulirt wird. Es ist demnach möglich, dass bei den Versuchen mit grösseren Objecten die (J rosse der Verletzung einen EinHuss auf die Energie der Eiweissbildung ausübt, da nach dem Zerschneiden der Objecte in grosse Stücke der Sauerstoff nicht so leicht und schnell in diese dringen kann. - Die Verletzung giebt uns ein Mittel in kurzer Zeit solche chemischen Vorgänge hervorzurufen, welche langsam bei der Keimung, noch laugsamer aber in uugekeimten Zwiebeln vor sich gehen. Es ist demnach sehr interessant auch andere perennirende Organe, wie Wurzeln und Knollen, deren Keinumg, wie man sich das im A^orauS schon vorstellen kann, mit Eiweissbildung verbunden sein muss, einer Untersuchung; zu unterwerfen. Es ist o-anz ver- ständlich, dass zu diesen Versuchen nur solche Objecte geeignet 1) Diese Versuche sind aus der russischen Arbeit: „W. Zaleski, Ueber die Bc- •deckte und vorher mit Sublimatlösung sterilisirte Cirlasglocke gebracht. Nach beendetem Versuche wurde auch diese Portion (Versuchsportion) bei 8(P getrocknet. Das getrocknete Versuchs- material wurde in eine feine Form gebracht und zur Gesammt- und Eiweissstickstoffbestimmung benutzt. I. Wurzeln von Beta vulgaris. Controllportion von 31,025 ^, Versuchsportion von 30,48 g Frisch- gewi clit. Versuchsdauer 3 Tage. Controllportion Versuchsportion Gesanimt-N 0,05148 (),0484!J in Procent des Frischgew. . . 0,16278 Ü,1590S Eiweiss-N ' . . 0,03174 0,03588 in Procent des Frischgew. . . 0,1'"03() 0,11771 Beiträge zur Koiinti;iss der Ehveissbilduiig- in den Pflanzen. 337 Vom Gesamnitstic'kstoff" fallen: Controllportion Versuchsportion Auf Eiwcissstoffe . 61,6 73,9 Differenz . + 12,3 pCt. II. Wurzeln von Daucus Carota. Controllportion von 32.18 g, Yersuclisportioii von 31,86^ Frisch- iiewiclit. Versuchsdauer 4 Taoe. ControU- Versuchs- ^^^tt^„^^„ ,. ,• Dmerenz portion portion Gesammt-N 0,0^,77(5 0,03864 — in Procent des Frischgew. . 0,11734 0.12128 — Eiweiss-N 0,02276 0,02565 — in Procent des Eriscligew. . 0,07072 0,08051 ^ Vom Gesainmtstickstoif fallen: Auf Eiweissstoffe CO 3 66,4 + 6,1 III. Wurzeln von Petroselinuni sativum. Controllportion von 30,20^, Versuchsportion von 29,42 c/ Friscli- Controll- Versuchs- •oewiclit. Versuclisdauer 4 Taoe ,- .. Differenz portion portion Gesammt-N 0,06512 0,06503 — in Procent des Frischgew. . 0,21563 0,22101 — Eiweiss-N 0,04919 0,05072 — in Procent des Frischgew. . 0,1(;288 0,17240 — Vom (Jesainnitstickstoff fallen: Auf Eiwcissstoffe 75,5 78.0 + 2,5 IV. Wurzeln von Apium graveolens. Controllportion von 25,40 c/, Yersuclisportion von 27,75 g Frisch- -gewiclit. Versuclisdauer 2 Taye. Controll- Versuchs- 1)5^,,,^, portion portion Gesammt-N 0,06824 0,07259 — in Procent des Frischgew. . 0,26813 0,26158 — Eiweiss-N 0,03755 0,04819 — in Proceut des Frischgew. . 0,14755 0,17366 — Vom Gesammtstiekstott' fallen: Aul Eiwcissstoffe 55,0 .66,4 +11,4 V. iliuoUen von Solanum tuberosum. Controllportion von 33,02 g^ Yersuchsportion von 34,04 g Friscli- ^■ewicht. Versuclisdauer 372 ^fage. 338 ^V. Zalkski: Controll- Versuchs- ,.-,v Portion Portion 1^'ff^^i-^^"^ Gcsiniuiit-N 0,0938G 0,09853 — in Procent des Friscligcw. . 0,28425 0,28945 Eiweiss-N 0,035(i2 0,05252 — in Procent des Frischgew. . 0,10790 »»,15429 Vom Gosanimtstickstoff' fallen: Auf Eiweissstoffe :{7,9 53,3 + 15,4 VI. Knollen von Solanum tuberosum. C^ontrollportiou von "28,52 g, \'ersuc]isportion von 'l\\i)\ y P^riscli- gewicht. Versuchsdaiier 4 Tage. Controll- Versuchs- ,^.„. ,. ,- Dinerenz portion portion Gesamnit-N 0,07141 0,0729:'. — in Procent des Frischgew. . 0,25040 0,24G30 — Eiweiss-N 0,03020 0,08913 — in Procent des Frischgew. . 0,105S9 0,13215 — Vom desammtstickstoft' fallen: Auf Eiweissstoü'.' 42,3 53,7 -1- 11,4 YII. Knollen von Dahlia variabilis. (^ontrollportion von 30,18,(5', Versnclisportion von 31,41 g FriscJi- gewicht. Versuclisdauer 3 Tage. Controll- Versuchs- Y)i^^^cm portion portion Gesamiut-N (M>4853 0,04997 — in Proceiit des Friscligcw. . 0,16080 0,15909 — Eiweiss-N 0,01181 0,01772 in Procent des Friscligew. . 0,03913 0,05641 — Vom (iresamnitstickstoff fallen: Auf Eiweissstoffe 24,3 35,4 -f 11,1 A'III. Knollen von Dahlia variabilis. Contrullj)ortion von 32,15^, Versnchsportion von 31,22 _^ Friscli- gewicht. Versuchsdauer P/a 'l'age. Controll- Versuchs- j^-^^^^^^^ portion portion Gesanimt-N 0,06269 0,06120 — in Procent des Frischgew. . 0,19499 0,19603 — Eiweiss-N 0,01729 0,02238 - in Procent des Frischgew. . 0,05378 0,07169 — Vom Gesammtstiekstoff fallen: Auf Eiweissstotie 27,6 36,6 , -1- 9:0^ Beiträge zur Keniitriiss der Eiweissbildung in den Pflanzen. 335) Unsere Yersiu-he zeigen, cltiss die Eiweisssyiitbese nach dem Zersfliiieiden einig-er Wurzeln und Knollen in diesen mit grosser i-Jtseliwindig-keit vor sich geht. Öo z. B. gingen im letzten Versuche mit Da/i/i'a - Knollen gegen 9,0 pCt. Stickstoff nach V/^ Tagen in eiweis!;!artige A^erbindungeu über. Auch im vierten Versuche mit Wurzeln von Apium graveolens vermehrte sich der Eiweissgehalt nach zwei Tagen auf 11,4 pCt. Die Grösse der Eiweisssynthese ist je nach dem anfänglichen Eiweissgehalt verschieden, da die Eiweissvermehrung in . Beiträge zur Keniitniss der Planktonalgen. 341 2. Diuobryon elongatnm Imhof. Diese Species ist durch die nach der Spitze der Colonie hin stetig- zunehmende Länö-e der Gehäuse deutlich von allen bekannten Dinohrijon-Arten zu unterscheiden. Die (lehäuse sind meistens regel- mässig gebaut, seltener auch bilateral symmetrisch, besonders dann, wenn sie sich an der Peripherie sehr dichter Colonien befinden. In diesem Falle ist die nach aussen gerichtete Wandung etwas bauchig, die nach dem Tunern der Colonie liegende Wauduug dagegen mehr oder weniger gerade. Dieselbe Erscheinun"- lässt sich fast für alle Di?iobri/oti-F armen constatireu, welche in dichten Colonien aufzutreten pflegen. Ich nenne z. B. D. Sertularia Ehrenb. et var. thyrsokleum (C'hodat) Lemm. und D. sociale Ehrenb. Der Stiel von D. elongatuvi Imhof ist kurz vor dem Ende schwach lanzenartii'' verbreitert. Nach meinen Beobachtungen lassen sich drei Varietäten dieser Species unterscheiden. a) var. iindulatum Lemm., Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1900, S. 28, S. .■)16. Taf. XYITI, Fig. 21—22. Auch bei dieser Varietät ist die lanzenartige Verbreiterung des Stieles vorhanden. Der Stiel ist an dieser Stelle im Querschnitt ab- gerundet dreieckig, erscheint daher von der einen Seite gesehen, lanzenartig; dreht man ihn aber um 90°, so ist er an der einen Seite gerade, an der anderen dagegen dreieckig verbreitert. Die lanzenartige Verbreiterung liegt stets der Wandung des Muttergehäuses an; sie erleichtert jedenfalls wegen ihrer grösseren Fläche die An- heftung des Stieles ziemlich bedeutend. Aehnliche Einrichtungen zu einer festeren Verbiuduuii' der Gehäuse finden sich auch bei anderen Diiiobryon-Ai'ieii. Ich rechne dazu die seitlichen Vorsprünge bei D. protuberans Lemm. 1. c. S. ."j14, Taf. XVIII, Fig. 12 — Ui und bei D. cijlindricum var. ji^difonne Lemm. 1. c. S. 517, Taf. XIX, Fig. 12 bis 14; ferner die Ausbildung des eigenthümlichen Endkegels bei D. balticuvi (Schutt) Lemm. 1. c. S. 518, Taf XVIII, Fig. 25 - 29 und anderen Dinobri/on- Arten. b) var. of/ine nov. var. Colonie sehr schlank, schmal imd dicht. Gehäuse im vorderen Tlieile cyliudrisch, circa 8 /u breit, mit geraden oder schwach concaven Seiten, an der Mündung wenig verbreitert, mit einem langen, kurz vor dem Ende lanzenartig verbreiterten Stiele. An der Uebergangs- .stelle des Cylinders in den Stiel ist eine deutliche ündulation vor- handen. Untere Gehäuse ()4 — S'2 /.i, obere 9()— 114/« laug. Cysten kugelig. \1 ju dick, inuerhall) einer kugeligen, eng anliegenden weichen Hülle. ;)4-J 1- LEMMtKMA-NN: Verbreitung: Deiitselilaud (Braiideiil)tirg); Italien (Lago di Monate- 1111(1 L;igoofn.-ii l-jidke<;el, zeigt auch geringere Dimensionen, stimmt aber im Utdirigeti ganz mit der Form aus dem Wakatipu-See auf Neu-S«-«- la nd libiTein. Die Cysteu sind kugelig und liegen stets in der !^[itrr einer elliptischen, jiallertartiueu, weiclien Hülle. Dadurch untt-rscheidet sich diese Varietät deutlich von D. ajthidricum var. diverfjens (Imhof) Lemm. 1. c. S. 517 und var. palustre Lemm. l. c. S. ölH. mir deiieji sie sonst einige Aehnlichkeit hat. Die Cysten der var. ilirenfen^ (Imhof) Lemm. lieoen im oberen Ende einer mehr oder weniger dcntlieh keulen- förmigen oder länglichen Hülle (vergl. Her. A^-v I »entschen Bot. Gesellsch. li)0(>, Taf. XIX, Fig. lU); bei der v:,r. i><,Ui.stie [..-mm. ist die Hülle kugelig und liegt dicht der eigentlinien. Sie decken sich zum grössten Theile vollständig mit meinen früher gegebenen Diagnosen^), nur dass statt der Ausdrücke „DrelnniL'- tiiti 45° resp. 90°" die Bezeichnungen „Y*- i't'sp. Vs-Drchuug' gel.ranrht werden. Interessant ist aber die Ar])eit deshalb, weil darin znm ersten Male „iMHOF'sche'' Abbildungen von T)inobryon-Xnv]\ reprodniirt worden sind. Ich habe leider von IMHOF trotz seines mir sehon im Januar 180i) gegebenen und sj)äter wiederholteu \ ers|>ree|iens weder Prä[)arate noch Zeichnungen erhalten und diese dahej- ln-i Abfassung meiner Arl)eit über die Clattuiig Dinobryon auch niehr lierinksichtigen können. Ich möchte das jetzt nachholen, s<» weit die gegebenen Abbildungen es ermöglichen. Im Uebrigen beistimmen 1) Verhaudl. der k. k. zool.-bot. Ges. in Wien 1901, -S. 2;»3— 30<;. 2) Ber. dor Deutschen Bot. Ges. 1ten Wandungen der F]inzelg(diäuse kommt ))ei vitden, dicht ))iischigen Colonieen vor. kann daher nicht als Art- merlvuial l)enutzt wei'den. Aucdi 11. BACHMANN ist vollständii;- un- aldiängig von mir zu derseDien Anschauung gelangt. '1. D. cylindricum var. dicergens ([mhof) Lemm. 1. <•.. S. 517, Taf. XIX. Fig. i:)--JO. Ich hal)e D. divergen-s fnihof als Varietät zu D. cylindricum Im- hof gezogen, weil die (iehäuse die für letztere S]>ecies cliarakte- ristische Theilung in einen vorderen Cylindcr und einen schiefen Endkegel zeigen. J. BRUNNTHALER hält D. divergens Imhof für eine gute Art und recdinet dazu die Varietäten pediforme (Lemm), Scluiuinslandii (Lemm.) und angnlatum (Seligo). Die Species umfasst luudi ihm alle Foi'UK'n, deren (Jehäuse eckige Conturen Ix'sitzen. Diese An- schauung lässt sich wohl schwerlich autVecht erhalten, da in der- selben Colonie Gehäuse mit abgerundeten und mit eckigen Conturen vorkommen; vergl. Taf. XIX, F^ig. 16 un()l bei Ü. stipitatum Stein nur iin'inc früher gegebene Beschreibung der Gehäuse und der Colonie und giebt erst bei der Besprechung von Ü. elongatum Imhof an, dass auch D. stipitatum Stein in ab- nehmender Grösse vorkomme. ;^4t) K- 1.K>!ME1<.MA^N; I.MHOF'sclifu /."i .Im II Uli nicht ül)ereiii. t|;i die Coloiiieii schmal und liUiLi'. l>- gestielt sind. Icli bezeichne meine Form als J>. '■/ouyntui» var. Vanhoeff'enii nob.. (hi sie zuerst von E. VaNHOEI'KEN in icrönhindischen Gewässern angefunden worden ist. Audi dif Voll .1. KRUNNTHALER als D. bavaricum Tmhof gegebene Al)bildung gtdiürt zu Jk i'lonqatum Inihof: sie scheint mit 1>. elongatiim var. undnhtfuiii I.<'Miiii nahe verwandt zu sein, ist aber nicht damit identisch, wb- .1. P»KLNNTHALEH annimmt. Ich gebf miimiflii; «dne Uebersiclit ii]»er die bislier beobachteten Formen von />. ilonquimn Imhof: {Alb* . elongaiiivi Inilud" biiig in der Mitte der Gehäuse w»dbMitVii iiml;- Tt-rbogen . . . . . vai'. 'inediuin [iCinui. :-^. Wauduui;- d.M- (ieliäuse glatt .... var. Fa;i//o^;f(^n?Y Lemui. AVaiidutiii- mii' Mii dm- Uebergangsstellc des vorderen Theiles in d. <•:■;<,!. i;iH>'nU.. Infus. S. 12:). Taf. YIII. Fig. IX. Ich lüilif in nn'iut>i- Monographie gezeigt, dass die von K. CHODAT i.\\a D. stipiiatinii vitr. lacustre Chodat beschriebene Form mit D. sociale Ehrenb. i geringere 3lasse angiebt*). .1. BruNNTHALEK bezeichnet di^^ GHJuiuse dieser Art als ^vasenförmig", während sie «loch in AMrkli.-hU'.-it kngelförinig sind (ChODAT I.e., Fig. 4 und 7, LEMMERMA.WN J. .-.. 'r;if. XVIir. Fig. IS). ich bemerke dabei, dass J. BRUNN'J'HaLEI; für die ganz abweichend gebauten Gehäuse A'on D. Sertulariit EliitMib. ;iuch die Bezeichnnng ,. vasenförmig" gebraucht; dass es sirli nher lt»'i beiden Arten um zweierlei Gehäuseformen handelt, zeiur -^iu Vt-i-bdch von Fiy. IS uml Fi-. 10 meiner Taf. XVIII auf den ei-st-n l'.li.k. 1) Ehrknjjkku = 3l,o/^; IjEMmkumann = r»4— 45//. Beitrage zur Konntniss der Plaiiktonalg-en. 347 0. D. balticum (Scliütt) Leimii. I.e. S. älS. Taf. XVIU. Figur 25— •_>*). Fr. SCHTtt fand im Plankton der Kieler Bucht „eine dem Dinohrrjon des Süsswassers ähuliche. mit zwei Gei.sseln und einem C.liromatophor versehene Flagellate. deren Zellen baumartig verzweigte Colouien bilden" und uannte sie Dinodendron balticum Schutt.^) Im fidgeuden Jahre beschrieb K. LEVANDER denselben Organismus als D. pellucidum. Diesen Namen hält J. BRUNNTHALER für den allein richtigen. Ich habe in meiuer Monographie den älteren Speciesnamen ^balticum"' wieder aufgenommen, da es unzweifelhaft ist, dass es sich in beiden Fällen um dieselbe Form handelt, wie auch alle bisherigen Planktonforscher zugegeben haben. Die von FR. SCHITT gegebene Beschreibung ist freilich unvollständig, aber doch deutlich genug., um den Organismus in jeder Plaukton])robe aus der Hochsee sofort wieder zu erkennen. Es giebt nämlich keinen zweiten Organismus des Hochseeplanktons, auf den obige Beschreibung von FR. SCHL'TT passt. D. Sertularia Ehrenb. kommt nicht in Betracht, da es nur im Brackwasser zuweilen vorkommt (Esbo-Bucht bei Helsingfors). aber im Plankton der Kieler Bucht fehlt. l(di sehe daher nicht ein. weshalb nicht der ältere Name „balticum''- der allein richtige sein soll. Im Uebrigeu bemerke ich, dass auch J. BRUNNTHALER die ihm von IMHOF gelieferte Zeichnung Fig. 4 ohne Weiteres mit D. ba- varicum identiticirt. obuleich die von IMHOF seinerzeit gegebene Diagnose absolut nicht dazu passt. Die Gehäuse von D. balticum (Stdiütt) Lemm. werden nach der Spitze der (-olonie hin kürzer, eine Eigenthümlichkeit. welche sonst nur noch J)ei D. americanum (Brunnthaler) Lemm. vorzukommen scheint*); sonst zeigt die (restalt der Gehäuse sehr grosse Aehnlich- keit mit D. cjilindricuvi Imhof. Da J. BRUNNTHALER die nach der Spitze der Colonie hin auftretende Verkürzung der (lehäuse als Art- merkmal nicht anerkennt — er zieht D. americanum (Brunnthaler) Lemm. zu I). stipitatum. Stein — müsste er consequenter Weise auch die bei D. balticum (Schutt.) Lemm. A^orhandene Verkürzung der Ge- häuse nicht als Artmerkmal benutzen, sondern diese Foi'm als blosse Varietät von D. cylindricum Imhof bezeichnen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch hervorheben, dass die in der Ostsee lebenden Exemplare von D. balticum (Schutt) Lenmi. mit denen der Nordsee vollkommen übereinstimmen. Ich habe Plankton 41US der Nordsee und aus verschiedenen Theilen der Ostsee genau untersucht, aber keine Unterschiede in der Form und CJrösse der 1) Ich habe bei Bearbeitung- der Gattung l>lnul>ri)()ii auch eine Planktonprolie ».WS der Kieler Bucht untersuchen können, welche diese Form enthielt. 2) ^.Grösse nach olien abnehmend" (Brunnthaler. 1. c. S. 301\ ;}48 ^'- I'KMMERMANN: Beiträge zur Kenntniss der Planktonalgen. Zolle und ilor Gehäuse oder in der Coloniebildun^■ auffinden können. Es ist das um so merkwürdiger, weil viele makroskopische Algen in tler Ostsee in viel schmaleren und zarteren Formen vorkommen wie in der Nordsee. Wie weit das für die Planktonformen beider Meere /.ntrifft, btHJarf noch einer genaueren vergleichenden Untersuchung. Bisher ist darauf meiiu's Wissens ül»erhau])t nicht geachtet worden! Sitzung vom 28. Juni 1901. 349 *o Sitzung vom 28. Juni 1901. Yorsitzender: Herr L. KNY. Als ordentliches Mitglied ist vorgeschlagen Herr: Artari, Dr. Alexander, Docent der Botanik an der Universität Moskau (durch A. LINDAU und G. HiERONYMUS). Zum ordentlichen Mitgliede ist proclamirt Herr: Heering, Dr. W., in Hamburg-Eimsbüttel. Der Vorsitzende nahm Gelegenheit, Herrn Dr. BUSSE nach der Eückkehr von seiner Reise nach Ostafrika, sowie den in der Ver- sammluno- anwesenden Herrn G. FaRLOW namens der Gesellschaft zu begrüssen. Einladung zur Generalversammlung der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Die Mito-lieder der Gesellschaft werden hiermit zu der am Dienstag den 24. September, 9 Uhr Vormittags, in Hamburg im Hörsaale des Botanischen Gartens (am Stephansplatz) stattfindenden Generalversammlung eingeladen. Ausser den durch § 15 des Reglements vorgeschriebenen Punkten der Tagesordnung wird die Wahl eines in Vorschlag gebrachten Ehrenmitgliedes und von vier correspondirenden Mitgliedern zu erledigen sein. Nach Absatz f) des § 15 bedürfen Anträge, welche einem Be- schlüsse der Gesellschaft durch Abstimmung unterliegen sollen, einer vorherigen Bekanntgabe durch den Vorstand. Bis jetzt liegen solche Anträge nicht vor. Sammelberichte haben die Herren A. ENGLER und C. CORRENS freundlichst übernommen. ^ T . T T . orv S. SCHWENDENER, Berlin, im Juli 1900. rz n •• • i ^ ' z. Z. rrasident. Ber. der deutschen bot. Gesellech. XIX. 24 350 A. Nestlbr: Mittheilungen. 41. A. Nest I er: Der directe Nachweis des Cumarins und TheVns durcii Sublimation. Mit Tafel XVII. Eingegangen am 4. Juni 1901. Eine rein praktische Aufgabe, welche bisher nicht gelöst -war, nämlich der sichere Nachweis von extrahirtem chinesischen Tliee in einer Mischung mit intactem Thee veranlasste mich, zunächst für die Prüfung des Theingehaltes in jedem einzelnen Theefragmente eine einfache Methode der Sublimation anzuwenden^). Weitere Ver- suche lehrten, dass dieses Verfahren nicht allein für alle the'in- (= kaffem-) haltigen Substanzen anwendbar ist, sondern dass auch in derselben Weise Cumarin in allen cumarinhaltigen Pflanzenorganeu direct nachgewiesen werden kann. Cumarin und Thein sublimiren sehr leicht, ohne sich zu zer- setzen, in gewissen Krystallformen und sind durch mikrochemische Reactionen genau bestimmbar. Das von mir angewendete Verfahren der Sublimation führt sehr rasch zum Ziele und ist insofern leicht durchführbar, als es nicht nothwendig ist, die betreffenden Objecto vorher mit anderen Sub- stanzen zu behandeln. Ich benutze für diese Methode Uhrgläser von 8 — 9 cm Durch- messer des Kantenkreises und ungefähr 1,5 mm Dicke. In einem solchen Uhrglas (Fig. 1) wird die zerkleinerte Probe des zu unter- suchenden Objectes in Form eines kleinen Häufchens (p) an- geordnet und mit einer runden Glasplatte {g) bedeckt. (Eine solche Glasplatte eignet sich für die nachfolgende, mikroskopische Untersuchung bedeutend besser als ein Uhrglas, wie ich dasselbe bei den ersten Versuchen^) zur Deckung verwendete.) Um das Subli- miren zu befördern, kann man auf die Aussenseite der Glasplatte über dem zu prüfenden Objecto einen Wassertropfen {vi) anbringen. 1) A. Nestler, Ein einfaches Verfahren des Nachweises von Thein und seine praktische Anwendung. Zeitschrift für Untersuchung der Nahrungs- und Genuss- mittel, Berlin 1901, Heft 2. 2) A. Nestler, 1. c. S. 292. Directer Nachweis des Cumarins und Theins durch Sublimation. 351 Das Ganze kommt auf ein von einem Dreifiiss getragenes Draht- netz über die kleine Flamme eines Bunsenbrenners (Mikrobrenners). Die Spitze dieser kleinen Flamme war bei allen diesen Yersuchen durchschnittlicli 7 cm von dem Uhrglase entfernt. Nach 5 — 15 Mi- nuten der Einwirkung dieser Flamme zeigt sich auf der Unterseite der Glasplatte ein mehr oder weniger starker Beschlag, welcher nun mikroskopisch und mikrochemisch geprüft werden kann. — Man untersuche nicht allein das Centrum der Glasplatte, welches über dem zu prüfenden Objecte lag, sondern auch die übrigen Theile der Platte, da bisweilen die schönsten Krystallformen nicht in der Mitte der Platte, sondern mehr gegen den Rand zu liegen. An Stelle des Uhrglases und der Glasplatte habe ich mitunter mit Yortheil eine Petrischale verwendet. Die Temperatur, welcher das Object bei der oben angegebenen Lage der Flamme ausgesetzt ist, beträgt nach 5 Minuten 40°, nach 10 Minuten 55°, nach 15 Minuten 60°, nach 30 Minuten 70° C. Ein Springen des Uhrglases in Folge der Erwärmung ist bei dieser Tem- peratur vollständig ausgeschlossen. Da der Gasdruck nicht immer gleichmässig ist, so unterliegt auch die Grösse der Mikroflamme und somit die Temperatur kleinen Schwankungen, welche für diese Unter- suchungen von gar keiner Bedeutung sind. Sollte sich für gewisse Substanzen das Bedürfniss herausstellen, eine höhere Temperatur als die oben angegebene anzuwenden, so kann dieselbe auf leichte "Weise durch entsprechende Unterlagen unter dem Bunsenbrenner erzielt werden. So ist z. B. für Theobromin eine Temperatur von 80° C. erforderlich (siehe S. 360). Diese einfache Sublimationsmethode habe ich zunächst auf Cumarin- und kaffein(them) haltige Objecte angewendet; es wurden geprüft: Dipteryx odorata Willd. (die Samen = Tonkabohnen), Age- ratum mexicanum Vilm., Hierochloa australis R. et S., Hierochloa odo- rata Wahlb., Anthoxanthuvr odoratum L., Prunus Mahaleb L., chine- sischer Thee des H.andels, Mate, Kaffeebohne (roh und ge- brannt), Kaffeeblatt, Colanuss, Colapräparate, Pasta Guarana, Cacao. Dass auch das leicht sublimirbare Yanillin sich durch diese Me- thode nachweisen lässt, habe ich zum Schlüsse an einem Beispiele gezeigt. Wie die einzelnen Objecte zu behandeln sind, wird im Folgenden des Näheren angegeben werden. Dipteryx odorata Willd. Die Samen (Tonkabohnen) dieser Leguminose sind bekanntlich sehr cumarinreich. Einige wenige kleine Fragmente (0,005 g) der 24* 35'2 A. Nestler: Cotyledoneu geben bereits nach 3 — 5 Minuten der Dauer des Yer- suchs mit oder ohne aufgesetzten Wassertropfen zahlreiche Krystalle und Aggregate derselben auf der Unterseite der Glasplatte; bei einem etwas grösseren Quantum (0,01 g) von Cotyledonartheilen erhält man einen sehr starken Anflug, welcher vorherrschend aus Krystallaggre- gaten besteht. Diese Aggregate bilden lange, gerade, meistens aber gekrümmte Formen, welche aus einzelnen, mehr oder weniger deut- lich erkennbaren Prismen zusammengesetzt sind. Ausserdem findet man einzelne, gut ausgebildete Prismen und Combinationen derselben (Fig. 2). Diese Krystalle, der Luft ausgesetzt, verflüchtigen sich all- mählich, so dass nach einer Stunde die Kanten derselben bereits sehr undeutlich sind; sie entwickeln einen starken Cumaringeruch. Folo-ende mikrochemische Reactionen sind für dieselben charakte- ristisch: schwer löslich in kaltem, leicht löslich in heissem Wasser; sehr leicht löslich in Alkohol (96 pCt.), Aether und Essigsäure; leicht löslich in Olivenöl, sehr träge löslich in Glycerin, träge löslich in warmer, verdünnter Natronlauge; nach Zusatz von verdünnter Essig- säure zu dieser Lösung entstehen in kurzer Zeit lange Krystalluadeln, theils einzeln, theils in Aggregaten, ferner zahlreiche, kleine Prismen^). Ageratum mexicanum Tilm. H. Molisch ^) hat zuerst nachgewiesen, dass Ageratum mexi- canum Cumarin besitzt und dass dasselbe erst nach dem Absterben der oberirdischen Organe auftritt. „Ageratuvi riecht im lebenden Zu- stande niemals nach Cumarin, sondern erst im todten. Der Geruch der frischen Pflanze rührt vermuthlich von einem öligen Körper, von einem ätherischen Oele her." Die Hauptmenge des Cumarins ist nach Molisch in den Blättern; die Blüthen scheinen nur Spuren, die Wurzeln gar keins zu enthalten. 1. Versuch. Fünf frische Blätter dieser Pflanze wurden in einer gut gereinigten, geschlossenen Petrischale auf (nicht in) den Heissluft-Sterilisirapparat gebracht, welcher auf ungefähr 75° C. er- hitzt war. Ab und zu wurden auf die Aussenseite des Deckels dieser Schale einige Wassertropfen gebracht, welche allmählich verdunsten. Die Innenseite des Deckels beschlägt sich nun, wie begreiflich, sehr stark mit Wassertropfen. Nach vier Stunden wurde die Schale von dem erhitzten Apparat genommen und, ohne den Deckel zu öffnen, so lange stehen gelassen, bis die Wassertropfen auf der Innenseite des Deckels verschwunden waren. Hier sieht man schon mit un- bewaffnetem Auge einen weisslicheu Beschlag; namentlich fallen 1) H. Behrens, Anleitung zur mikrochem. Analyse. 1897, 4. Heft, S. 94. 2) H. Molisch und S. Zeisel, Ein neues Vorkommen von Cumarin. Diese Be- richte 1888, Bd. VI, S. 354. Directer Nachweis des Cumarins und Theins durch Sublimation, 353 Krystallnadeln bis zu 1 cm Länge sofort auf. Dieselben sind, wie die mikroskopische Untersuchung bei schwaclier Yergrösserung zeigt, einfache oder mit Ansätzen anderer Nadeln versehene Prismen, deren Enden in der Regel undeutlich e-estaltet sind. Ausserdem sieht man überaus zahlreiche, meistens kleine, mitunter auch längere Prismen und Aggregate derselben, welche eine deutliche Querstreif ung^) zeigen (Fig. 3). — Alle diese Formen haben dieselben Lösungsverhältnisse, wie sie für das Cumarin der Tonkabohne angegeben worden sind; auch verflüchtigen sich dieselben, der Luft ausgesetzt, allmählich und lassen einen starken Cumaringeruch erkennen. 2. Versuch. Die zu dem ersten Versuch verwendeten ^^a'a^^f?n- Blätter sind nun vollständig trocken geworden, so dass sie sich zwischen den Fingern leicht zerreiben lassen; diese Fragmente werden nun mittelst ührschale, Glasplatte und aufgesetztem Wassertropfen in der bekannten Weise auf Cumarin geprüft. Nach einer Viertelstunde des Versuchs ist der aufgesetzte Wassertropfen verdunstet; auf der Innenseite der Glasplatte sieht man einen deutlichen Anflug, welcher mikroskopisch geprüft wird. Man findet neben ölartigen Tropfen die- selben Krystallformen, wie sie für das Cumarin der Tonkabohne an- gegeben worden sind: einzelne Prismen und Aggregate derselben (Fig. 4), ausserdem öfters verschiedenartig gekrümmte Formen, Aggregate vieler Krystalle (Fig. 5). Diese eigenthümlich gestalteten Aggregate werden wir im Folgenden noch öfters erwähnen; sie scheinen für Cumarin charakteristisch zu sein. 3. Versuch. Frische Blätter wurden in einer offenen Schale im Trocken -Sterilisirapparat bei 100° C. getrocknet. Dieselben waren bereits nach einer halben Stunde vollständig dürr, so dass sie leicht zerrieben werden konnten. Die Sublimationsprobe ergab keine Spur von Krystallen, nur ölartige Tröpfchen. Durch jene Erhitzung wurde, wie vorauszusehen war, das ganze Cumarin verflüchtigt. 4. Versuch. Nach vollständiger Entfernung der Blätter wurden einige Stengel in geschlossener Petrischale auf den Sterilisirapparat gebracht, welcher im Innern 80° C. zeigte. Nach zwei Stunden waren dieselben noch nicht trocken, sondern nur stark welk; sie wurden mit der Schere in kleine Stücke geschnitten und mittelst ührglas etc. auf Cumarin geprüft: nach 10 Minuten (mit aufgesetztem Wasser- tropfen) konnten die bekannten Cumarin-Krystallformen nachgewiesen werden. 5. Versuch. Zahlreiche Wurzeln wurden in geschlossener Schale getrocknet, hierauf zerschnitten und auf Cumarin geprüft: es wurde kein einziger Krystall beobachtet. — Dasselbe Resultat ergab der Versuch mit frischen Wurzeln. 1) Siehe H. Behrens, 1. c. S. 94. 354 A. Nestler: ßuta graveolens L. Nach ZWENGER iiud BODENBENDER ^) soll die Ruta graveolens L. Cumarin besitzen. Einige Blätter derselben wurden getrocknet, zerrieben und ge- prüft: nach 10 Minuten sieht man auf der Glasplatte zahlreiche, kleine, 7 fx lange Nadeln, ferner grössere, bis 3G ja, lange Krystalle und büschel- und sternförmige Aggregate. Diese Formen sind, wie die mikrochemischen Reactionen zeigen, kein Cumarin, sondern eine andere, vorläufig nicht näher bestimmte Substanz. Damit soll nicht gesagt sein, dass jene Pflanze kein Cumarin besitze und die Angabe ZWENGER's und BODENBENDER's nicht richtig sei. Es ist möglich, dass aus irgend einem Grunde die Öublimationsmethode hier versagt. Asperula odorata L. Frische Blätter von Pflanzen, welche noch keine Blüthenknospen- Anlage zeigten, wurden in geschlossener Petrischale auf dem Trocken- Sterilisirapparat, welcher im Innern 80° C. zeigte, durch zwei Stunden getrocknet, hierauf zerrieben und mittelst Uhrschale und Glasplatte auf Cumarin geprüft. Versuchsdauer 20 Minuten, mit aufgesetztem Wassertropfen. Nach weiteren 10 Minuten war die Glasplatte voll- ständig kalt und wurde nun mikroskopisch untersucht: zahlreiche sehr schöne, flache Prismen und Aggregate derselben; ferner ge- krümmte Formen. Die Prismen waren bisweilen sehr dünn, so dass sie die Farbenerscheinungen dünner Plättchen zeigten. Bei einem und demselben Aggregate von Krystallen wurden neben farblosen Prismen solche mit carminrother, gelber, blauer und grüner Farbe beobachtet. Einfacher und rascher zum Ziele führend ist folgendes Verfahren, welches mit Blättern von Waldmeisterpflanzen angestellt wurde, deren Blüthen unmittelbar vor der Entfaltung standen: Ganze, lebende Blätter werden in geschlossener Petrischale eine halbe Stunde lang der Erhitzung durch die kleine Flamme des Bunsenbrenners in derselben Weise ausgesetzt, wie bisher die Ver- suche mittelst Uhrglas und Glasplatte angestellt wurden; auf die Aussenseite des Deckels wurde kein Wasser gebracht. Die Innen- seite des Deckels ist nun ganz bedeckt mit Wassertropfen, welche nach dem Oeffnen der Schale sehr langsam verdunsten. An jeder Stelle, wo ein Wassertropfen sich befand, sieht man bei mikro- skopischer Betrachtung sehr zahlreiche Krystalle, theils lange Nadeln und Combinationen derselben, theils kürzere und längere Prismen, öfters mit jener Querstreifung der Seitenwände, wie dieselbe für 1) Th. Husemann, Die Pflanzenstoffe. I. Bd., 1882, S. 1037. Directer Nachweis des Cumarins und Theins durch Sublimation. 355 Quarzkrystalle charakteristisch ist. Lässt man den Deckel auf der Petrischale, so lassen sich jene Krystalle einige Tage lang vollständig intact erhalten. Der kräftige Cumaringeruch, die bekannten Krystallformen, ferner ihre Lösungsverhältnisse geben die Grewissheit, dass auf diese einfache Weise Cumarin aus Waldmeisterblättern in Krystallform dargestellt werden kann. Die zu diesem Versuche verwendeten Blätter sind, nachdem die- selben eine halbe Stunde der Mikroflamme ausgesetzt waren, fast trocken und lassen sich leicht zerreiben. Yersuch mittelst Uhrschale, Glasplatte und aufgesetztem Wassertropfen eine Viertelstunde: ob- wohl dieses Material bereits einmal verwendet worden war, kamen mm er noch sehr zahlreiche Cumarin-Krystalle zur Ausbildung. Hierochloa australis R. et S. Einige Blätter wurden in geschlossener Petrischale im Trocken- kasten bei 75° C. durch zwei Stunden getrocknet, hierauf zwischen den Fingern zerrieben und mittelst Uhrschale und Glasplatte mit aufgesetztem Wassertropfen in der bekannten Weise auf Cumarin geprüft. Nach 7 Minuten des A^ersuchs wurde die Glasplatte mikro- skopisch untersucht: die Innenseite derselben ist bedeckt mit sehr zahlreichen kleinen Tröpfchen, zwischen welchen vor dem Auge des Beobachters zahlreiche, meistens sehr lange, etwas gekrümmte, mit federartigen Ansätzen versehene Krystall- Aggregate sich bilden; ausserdem büschelförmige Aggregate von kleinen Nadeln und deut- liche Prismen, ferner Aggregate derselben, hier und da in Folge ihrer dünnen Gestalt in verschiedenen Farben erscheinend. Dasselbe Material wurde noch zweimal mit läno-erer Versuchszeit (10 — 30 Minuten) geprüft und ergab stets in abnehmender Menge verschiedene Krystalle. Alle diese Krystallformen erwiesen sich als Cumarin; die schönsten Formen wurden hierbei nicht in der Mitte der Glasplatte, sondern mehr gegen den Rand zu beobachtet. Frische Blätter wurden eine Stunde lano- in o-eschlossener Petri- schale bei 100° C. getrocknet; dieselben besassen, wie der Versuch zeigte, nach dieser Erhitzung nur noch Spuren von Cumarin. Hierocliloa odorata Wahlb. Die Blätter dieser Pflanze verhalten sich bezüglich des Cumarin- gehaltes ebenso wie die von H. australis; namentlich wurden hier die schon öfters erwähnten, verschiedenartig gekrümmten Formen (Fig. 6) beobachtet; bei stärkerer Vergrösserung erweisen sich dieselben, als Aggregate von mehr oder weniger deutlich ausgebildeten Prismen (Fig. 7). 356 A. Nestler: Yei'suche mit den Blüthen ergaben nach 20 Minuten der Ein- wirkung der Mikroflamme nur ganz vereinzelte Krystalle und Aggre- gate derselben. Anthoxanthuni odoratum L. verhält sich ebenso wie die bereits behandelten Gräser. Prunus Mahaleb L. Von einem 5 cm langen und 6 vim dicken, frischen Zweigstücke (abgeschnitten am 26. April) wurde die Rinde in einem einzigen Stücke abgelöst und in geschlossener Petrischale zwei Stunden lang im Trockenkasten bei 75° C. gehalten. Nach dem Erkalten der Schale zeigte die Innenseite des Deckels in der Mitte grosse Wasser- tropfen, gegen den Rand hin gekrümmte Krystallformen und einzelne Prismen. a) Die Hälfte dieser Rinde wurde, da sie noch nicht vollständig trocken war, mit der Schere in kleine Stücke zerschnitten und dem Sublimationsverfahren mittelst Uhrglas, Glasplatte und aufgesetztem Wassertropfen unterworfen. Yersuchszeit 10 Minuten: sehr zahlreiche, kleine Nadeln; zahlreiche grössere, meist gut ausgebildete Prismen, sehr selten As-o-reo-ate. oo o b) Dasselbe zerkleinerte Material wurde noch einmal benützt; Yersuchszeit ^/^ Stunde ohne Anwendung eines Wassertropfens: bei schwacher Vergrösserung sieht paan auf der Mitte der Glasplatte überaus zahlreiche Nadeln, welche bei stärkerer Vergrösserung als lange Prismen erscheinen; dieselben sind 120 [x lang, die sichtbare Fläche 4 /t breit, die Enden bisweilen undeutlich ausgebildet, in der Regel Einzelkrjstalle, selten Yereinigungen von zwei oder mehreren derartigen Prismen (Fig. 8). Gegen den Rand der Glasplatte zu findet man überaus zahlreiche, kürzere, aber viel breitere Prismen. Das Gesammtbild dieser Krystallbildungen ist im Allgemeinen ein anderes, als bei den früher untersuchten Pflanzen; dessen uuo-eachtet halte ich auch alle diese Formen für Cumarin: sie be- sitzen kräftigen Cumaringeruch und zeigen alle Lösungsverhältnisse des Cumarins. c) Ein 3. Yersuch mit demselben Material; Yersuchszeit 7^ Stunde mit aufgesetztem Wassertropfen: ein starker Beschlag bestehend aus sehr zahlreichen, mehr oder weniger deutlichen Prismen, gegen den Rand der Glasplatte zu zahlreiche gekrümmte Formen, wie sie namentlich bei HierocJüoa erwähnt wurden. Da selbst eine dreimalige Verwendung derselben Rindenfragmente noch eine sehr reiche Krystallbildnng ergiebt, so muss der Gehalt dieser Rinde an Cumarin als bedeutend bezeichnet werden. Directer Nachweis des Cumarins und Theins durch Sublimation. 357 Das Holz von Prunus AJahaleb, fein zerkleinert und dem Sublimationsverfahren unterworfen, Hess gar keine Krystalle er- kennen. Dagegen sind die Laubblätter sehr cumarinreich : ein einziges frisches Blatt, zerschnitten, V2 Stunde in geschlossener Petrischale über der Mikroflamnie, Hess jene oben erwähnten Krystallformen in sehr reicher Menge erkennen. 'o^ Thea chinensis L. Behrens^) giebt für die Darstellung des Theius durch Subli- mation folgendes Yerfahren an : „Etwa 50 mg der trockenen Blätter werden gröblich gepulvert und mit gebranntem Kalk gemengt unter Zusatz von so viel AVasser, dass eine krümelige Masse entsteht. Kach dem Trocknen wird dieselbe mit Alkohol ausgezogen, der Auszug tropfenweise auf einem dünnen Objectträger oder einem Glimmerblättchen verdampft und der Rückstand der Sublimation unterworfen. Man erhitzt bis zu beginnender Bräunung und kann bei geschickter Ausführung von einer Menge, welche 1 mg Thee ent- spricht, drei brauchbare Anflüge erhalten. Dieselben sind weiss, oft in der Mitte pulverig, an den Rändern die charakteristischen Nadeln zeigend. Sie bestehen aus fast reinem Kaff ein". Zu dem von mir angewendeten, einfachen Yerfahren des Nach- weises von Thein (= KafPein) kann man jedes einzelne, kleine Theeblattfragment gebrauchen, was, wie ich gezeigt habe*), für den Nachweis von bereits extrahirtem Thee in einer Mischung mit intactem Thee von grosser praktischer Bedeutung ist. Ein gerolltes Blattfragment eines käuflichen Thees (= nicht extrahirten Souchong ff.) von 1 cm Länge wird in einer Reibschale oder einfach zwischen den Fingern zerrieben und mittelst Uhrglas und Glasplatte mit oder ohne aufgesetztem Wassertropfen in der bekannten Weise auf seinen Theingehalt geprüft: nach 5 — 15 Mi- nuten der Einwirkung der kleinen Flamme zeigt sich ein starker Anflug auf der Innenseite der Glasplatte, welcher aus zahlreichen feinen, bis 48 jn langen Nadeln besteht (Fig. 9). Diese Krystallnadeln sind, wie die von H. MOLISCH^) angegebene, mikrochemische Reaction mittelst Salzsäure - Goldchlorid beweist, Thein. 1) H. Behrens, Anleitung zur mikrochemischen Analyse der wichtigsten orga- nischen Verbindungen 1897, Heft 4, S. 15. 2) A. Nestler 1. c. 3) H. Molisch, Grundriss einer Histochemie der pflanzlichen Genussmittel 1891, S. 7 und 15. 358 A. Nestler: H. Molisch hat nämlicli bereits vor 10 Jahren ein Verfahren ausgearbeitet, um selbst in kleinen Blatttheilen des käuflichen, natür- lichen Thees The'in nachweisen zu können. Das Verfahren besteht darin, dass das betreffende Fragment in einen Tropfen conc. Salzsäure gelegt und nach einer Minute ein Tröpfchen 3 procentiger Groldchloridlösung hinzugefügt wird. Sobald ein Theil der Flüssigkeit verdampft wird, schiessen am Rande des Tropfens mehr oder minder lange, gelbliche, zumeist büschelförmig ausstrahlende Nadeln von charakteristischem Aussehen an." Ich habe dieses Verfahren des Themnachweises zur Bestimmung jener durch Sublimation erhaltenen Krystallnadeln sehr oft ange- wendet und dasselbe als ganz verlässlich gefunden. Dabei ist ganz besonders darauf zu achten, dass die charak- teristischen Krystalle — einzelne, spitz zulaufende, gelbe Nadeln; Gruppen von düunen Nadeln, meist sternförmig angeordnet, die Strahlen von ungleicher Länge, oder büschelig von einem Punkte ausstrahlend; lange Nadeln mit am Ende federartigen Bildungen — nahezu augenblicklich entstehen und nach wenigen Minuten in grosser Menge am Rande des Tropfens vorhanden sind. Macht man den gleichen Versuch nur mit conc. Salzsäure und Goldchlorid (3pro- centig), also mit Ausschluss von The'in, so sieht man nach einer Stunde noch keine Krystalle, erst nach langer Zeit entstehen am Rande des Tröpfchens kleinere und grössere, sehr dünne, scheinbar farblose Krystallstäbchen, ferner kürzere und längere, dicke, stab- förmige, gelbe Prismen, niemals aber jene büschel- oder stern- förmigen oder federartigeu Gestalten. Auch L. CadOR^) machte die Beobachtung, dass Salzsäure und Goldchlorid allein „niemals spitz endende oder büschelig ausstrahlende Nadeln geben." Das Verfahren des Themnachweises durch Sublimation wurde ausser auf Souchong noch auf die Sorten Glendower, Brakfast, Congo, Pecco und Imperial angewendet. Alle diese Proben bestanden natürlich aus noch nicht extrahirtem Thee und gaben bei derselben Menge des Thees und derselben Dauer des Versuches mehr oder weniger Krystallnadeln, je nachdem die Theesorte aus jüngeren oder älteren Blättern oder Blattfragmenten bestand^). Ein Thee, welcher 5 — 10 Minuten lang mit heissem Wasser extrahirt und dann bei ge- wöhnlicher Zimmertemperatur getrocknet wird, enthält kein Them, das durch Sublimation nachweisbar ist. Nimmt man für den Thein- nachweis ein intactes (nicht extrahirtes) Theeblatt oder ein Fragment 1) Anatomische Untersuchung der Mate-Blätter unter Berücksichtigung ihres Gehaltes an Thein. Bot. Centralbl., Bd. 84, S. 251. 2) Vergl. H. Molisch, Grundriss einer Histochemie der pflanzlichen Genuss- mittel 1891, S. 15, und G. Clautriau, Nature et signification des alkaloides vege- taux. Bruxelles ll'OO, S. 62. Directer Nachweis des Cumarins und Theins durch Sublimation. 359 desselben, ohne dasselbe zu zerreiben, so erhält man in derselben Zeit, wie sie bei den frühereu Versuchen eingehalten wurde, keine oder sehr wenige Krystallnadeln ; in diesem Falle verhindert offenbar die unversehrte Epidermis des Blattes, beziehungsweise die Cuticula desselben die Verflüchtigung des Theins. Es ist daher das Zer- kleinern des Theeblattes oder Fragmentes auf diese oder jene Weise zur raschen Erzielung eines Erfolges unbedingt nothwendig. Dass dieses Verfahren des The'innachweises für alle the'in- (kaffein-) haltigen Substanzen verwendbar ist, geht aus den folgenden Versuchen hervor; nach 5 — 10 Minuten Versuchszeit mit aufgesetztem Wassertropfen zeigt die Glasplatte stets einen deutlichen Anflug, bestehend aus Krystallnadeln verschiedener Länge , welche auf mikrochemischem Wege als The'in (Kaffein) bestimmt werden können. Mate: Einige zerriebene Blattstücken der Handelswaare Hessen nach 10 Minuten Versuchszeit zahlreiche durchschnittlich 36 fx lange Krystalle erkennen. Kaffee: Einige kleine Stückchen einer rohen Kaffeebohne gaben in kurzer Zeit einen starken Anflug, bestehend aus zahlreichen Krystallen von durchschnittlich 48 /^ Länge. Ein Stück einer gebraunten Kaffeebohne wurde in der Reibe- schale zerrieben; bereits nach 5 Minuten war die Glasplatte von zahlreichen durchschnittlich 40 jx langen Krystallnadeln bedeckt. Ein lebendes Kaffeeblatt von 6 cm Länge wurde im Trocken- Sterilisirapparat bei 80'^ C. vollständig getrocknet; hierauf ein Stück- chen desselben zerrieben und der Kaffeinprobe unterworfen. Nach kurzer Zeit entstand ein Anflug von zahlreichen, 57 /* langen Kaffeinnadeln. Denselben Erfolg erzielte ich mit einem Blatte von 14 cm Länge ^). Kola: Eine kleine Menge von Stückchen, welche von einem Cotyledon der Kolanuss {Cola acuminata R. Br.) abgeschabt wurden, Hess in 10 Minuten zahlreiche Nadeln von 33 jj. Länge erkennen. Eine sehr kleine Menge einer Kola-Pastille^) gab, fein gehackt, nach 5 Minuten des Versuches auf der Glasplatte einen starken Anflug, bestehend aus überaus zahlreichen, dicht gelagerten kleinen Nadeln. Auf dieselbe Weise können Kola-Zucker, Kola-Chocolade und andere gebräuchliche Kolapräparate geprüft werden. Guarana (^Pasta Guarana, Paullinia sorbilis Mavt.): Abgeschabte Fragmente sowohl von der homogen erscheinenden Grundmasse als auch von den in derselben eino-ebetteten Sameutheilen eroaben nach kurzer Versuchszeit zahlreiche, dicht gelagerte Krystalle. 1) Nach VAN EoMBURGH (G. Clautriau 1. c, S. 61) enthalten die jüngeren Blätter von Coffea ambica 1,6 pCt., die ausgewachsenen 1,1 pCt. Ivaffein, dagegen die Blätter von Coffea liherica 0,6 pCt. bezw, kein Kaffein. 2) Hergestellt von Dallmann & Comp, in Gummersbach (Eheinland;: Kola- auszug 5 ^, Cacao 1,5 ^, Zucker 14,5 g zu 21 Pastillen ä 1 ^ verarbeitet. 3()0 -A-. Nestler: Cacao. Cacao enthält neben dem Alkaloid Tlieobromin (0,8 — 2p Ct.), nach EmingeR^) auch Kaffein (0,05—0,36 pCt.). Das Pulver eines zerriebenen Cacaokernes, auf die bekannte Weise der Mikroflamme ausgesetzt, giebt gar keine Krystalle. Anders verhält sich entöltes Cacaopulver. Man kann dazu das käufliche Cacaopulver verwenden oder einen Cacaokern in der Reibschale zer- reiben, die zerriebene Masse mit Aetlier schütteln, den Aether ab- giessen und den Rückstand dem Sublimationsverfahren unterziehen. Ein kleines Häufchen entölten Cacaos wird durch 15 — 20 Minuten der Mikroflamme ausgesetzt, während die Aussenseite der Glasplatte einen Wassertropfen trägt: es bildet sich auf der Unterseite der Glasplatte ein sehr starker Anflug, bestehend aus verschieden grossen Nadeln: kleine 5 — 7 // lange, in der Mitte etwas verdickte Kryställ- chen; ferner Nadeln bis zu 48 ^w Länge; einzelne Nadeln erreichen eine Länge von 0,2 7nm und zeigen bisweilen federartige Ansätze. Bei Zusatz von concentrirter Salzsäure und 3 procentiger Gold- chloridlösung erhält man dieselben Krystallformen, wie dieselben für Kaffem beschrieben worden sind. Ob unter jenen durch Sublimation entstandenen Krystallformen neben Kaffein auch Theobromin^) vor- handen ist, muss ich bezweifeln, da bei der durch jene Lage der Mikroflamme erzielten Temperatur (etwa bis zu 60°) eine Subli- mirung des Theobromins nicht stattfindet, wie der Versuch mit reinem Theobromin zeigt. Nach Behrens^) ist für die Sublimation des Theobromins, welche er wie die des Theins ausführt, eine Temperatur von etwa 300° C. erforderlich. Reines Theobromin sublimirt jedoch nach meinen Versuchen schon bei einer bedeutend tieferen Temperatur. Erhöht man den Bunsenbrenner bei meinem Sublimationsverfahren durch Unterlegen einer Petrischale, so dass die Mikroflamme um 1,5 cm dem Uhrglase näher kommt, so findet in 20 Minuten eine Steigerung der Temperatur des zu prüfenden Objectes auf ungefähr 80° C. statt. Bei dieser Temperatur nun geht die Sublimation des reinen Theobromins sehr leicht vor sich; die Glasplatte zeigt nach kurzer Zeit einen starken Beschlag, bestehend aus kleinen Körnchen; durch wiederholtes An- hauchen entstehen am Rande des Beschlages kleine Krystalle. 1) A. VoGii, Die wichtigsten vegetabilischen Nahrungs- und Genussmittel, 1899, S. 288. 2) Nach H. Molisch (Histocliemie, S. 23) giebt Theobromin mit Salzsäure- Goldchlorid dieselbe Reaction wie Kaffein. 3) 1. c, S. 16. Directer Nachweis des Cumarins und Theins durch Sublimation. 361 Setzt man nun entöltes Cacaopulver dieser Temperatur aus, so erhält man nach 20 Minuten der Yersuchszeit neben kleineren und grösseren Nadeln auch kleine Körnchen, welche möglicher Weise dem Theobromin angehören; der Nachweis desselben mittelst Silber- nitrat ^) gelang mir jedoch nicht. Tanilla planifolia Andrew. Vanillin sublimirt bekanntlich sehr leicht. Der Innenraud eines geschlossenen Glases, in welchem Vanillin- früchte sich befinden, bedeckt sich nach einiger Zeit mit sehr zier- lichen, federartigen Bildungen, welche aus reinem Vanillin bestehen. Die frisch geerntete Vanillefrucht hat, wie von H. MOLISCH^) zuerst hervorgehoben worden ist, höchst wahrscheinlich gar kein oder sehr wenig Vanillin; die Hauptmasse desselben entsteht erst beim Trocknen der Früchte aus einer anderen Substanz. Einige sehr kleine Fragmente einer Vanillefrucht des Handels (Bourbon-Vanille) werden dem Sublimationsverfahren unterworfen: nach 7* Stunde ist ein deutlicher Beschlag vorhanden, welcher aus kleinen Tröpfchen besteht. Nach ungefähr einer Stunde (nach dem Entfernen des Objectes vom Mikrobrenner) zeigen sich am Rande des Beschlages, welcher im Allgemeinen keine bestimmten Formen erkennen lässt, Aggregate von mehr oder weniger deutlichen, farblosen Prismen. Der ganze Beschlag besteht, wie die Reactionen beweisen, aus Vanillin. Prag, Pflanzenphysiolog. Institut der k. k. deutschen Universität. Erkläraug der Abbildnngen. Fig. 1. Uhrglas (w) mit Glasplatte (g): auf derselben ein "Wassertropfen {w) über der zu untersuchenden Probe (p). Etwas verkleinert. » 2—8. Cumarinkrystalle und Aggregate derselben, durch Sublimation gewonnen aus den Samen von Dipteryx odorata (Fig. 2, Vergr. 300); aus den Blättern von Ageratum mexicanum (Fig. 3, Vergr. 50, Fig. 4, Vergr. 300, Fig. 5, Vergr. 50); aus den Blättern von Hierochloa odorata (Fig. 6, Vergr. 50, Fig. 7, Vergr. 300) ; aus der Rinde von Prunus Mahaleb (Fig. 8, Vergr. 150). „ 9. Kaffeinkrystalle aus dem rohen Samen von Coffea arabica. Vergr. 300. 1) H. Behrens 1. c, S. 17. 2) H. Molisch, Histochemie, S. 49. 362 ^- Heinricher: 42. E. Heinricher: Notiz über das Vorl^teln an den befallenen Theilen oder zur convexen Hervorwölbuno- ^ -^ ■6* ^i > »Li |\. %>.J^ ' ' ^"^" ^- 1 ^ < -ut ausgestattetes Laboratorium zur Verfüguno- stand. Dass der Autor versucht, diese Versuchsanstellung und die A'^er- suche als werthlos hinzustellen, ist begreiflich; denn es muss ihm darauf ankommen, alle Versuche, deren Ergebnisse mit seiner Auf- fassung in Widerspruch treten, als unrichtig erscheinen «u lassen. Dahingegen ist es mir unverständlich, warum er bei dieser Gelegen- heit die Methode bekrittelt, mit welcher ich bestrebt gewesen bin, die untere Grenze im Sauerstoffgehalt der Luft zu ermitteln, bei welcher das Wachsthum zum Stillstand kommt, da dieser Punkt gar keine directe Beziehung zu NabOKICH's Untersuchungen hat. Alle Mängel, welche meine Methode besitzt, können nur dahin wirken, dass der Sauerstoffgehalt, bei dem das Wachsthum zum Stillstand kommt, noch höher ist, als ich angegeben habe. Die in Betracht kommenden Fehlerquellen habe ich in Erwägung gezogen und an passender Stelle besprochen. Für das Ergebniss der Untersuchung macht es wenis- aus, ob die Grenze etwas höher oder niedrio-er liegt: das Ergebniss bleibt dasselbe, dass geringe Mengen Sauerstoff noch das Wachsthum zu unterhalten vermögen. NABOKICH nimmt auch daran Anstoss, dass die Grenze für verschiedene Arten verschieden hoch liegt. Darin kann ich nichts Sonderbares erblicken; deshalb braucht man noch nicht gleich an mangelhafte Methode zu denken. NabOKICH schliesst seinen Aufsatz mit der Bemerkung: „Wie es uns scheint, genügt das Mitgetheilte, um zu einer verneinenden Ansicht auf die Zweckmässigkeit und Richtigkeit dieser Unter- suchung zu gelangen." Wer meine Arbeit sorgfältig durchsieht, wird im Gegensatz zu dieser Behauptung wohl zu dem Schlüsse kommen, dass ihre Ergeb- nisse werthvoU und brauchbar sind, bis der Nachweis erbracht ist, dass die phanerogameu Pflanzen auch unter ihren normalen Lebens- verhältnissen bei vollem Sauerstoffentzug zu wachsen vermögen. G. Hinze: Uober den Bau der Zellen von Beggiatoa iiiirabilis Colin. 369 44. G. Hinze: Ueber den Bau der Zeilen von Beggiatoa mirabiiis Colin. (Aus dem Botanischen Institut in Kiel.) Mit Tafel XVIII. Eingcffanffen am 12. Juni 1901. Ueber den Bau der Sclüzomyceten-Zelle ist bislan«; keine Ueber- ■einstimmuno- zwischen der Auffassuno- der verschiedenen Beobachter erzielt worden. Insbesondere kann die Frao-e noch nicht als er- ledigt gelten, ob die Zelle der Bakterien kernlos ist, ob sie einen grossen, unvollkommen gegen das übrige Protoplasma abgesetzten Zellkern (Centralkörper) enthält, oder ob ein im Protoplasmakörper in kleinen Portionen vertheiltes Chromatin als biologisches Aequivalent des Zellkernes anzusehen ist. Der Grund für die Meinun2:s- Verschiedenheiten zwischen den einzelnen Beobachtern ist sicher zum ^uten Theil in der Kleinheit der Bakterieuzelle zu suchen; es darf aber auch nicht übersehen werden, dass die Yorfrage noch nicht als erledigt gelten kann, ob alle Schizomyceten einen übereinstimmen- den Zellenbau besitzen. Unter allen zu den Schizomyceten gerechneten Organismen be- sitzt Beggiatoa mirabiiis, die zuerst von COPIN^) beschrieben wurde und die ENGLER ^) auf sogenannten todtem Grunde des Kieler Hafens aufgefunden hat, bei Weitem die grössten Zellen. Schon bei schwacher Yergrösserung kann man an den cylindrischen, lebhaft beweglichen Fäden die einzelnen Zellen unterscheiden. Die Dicke der Fäden beträgt bis zu 45 /«, die Länge der Gliederzellen kommt ungefähr dem halben Fadeudurchmesser gleich. Wegen dieser ansehnlichen Grösse ihrer Zellen ist Beggiatoa mirabiiis ein besonders werthvolles Object, und ich habe daher auf Anregung von Herrn Prof. Dr. Reinke die Zellen dieser Pflanzen einer eingehenden Untersuchung unterzogen, über deren Ergebnisse im Nachstehenden kurz berichtet werden soll, während ich die ein- gehende Darstellung unter umfassender Berücksichtigung der Litteratur einer anderweitigen Veröffentlichung vorbehalte. 1) COHN, Zwei neue Beggiatoen. Hedwigia 1865. 2) Engler, Ueber die Pilzvegetatiou des vreissen oder todten Grundes in der Kieler Bucht. IV. Bericht der Commission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere in Kiel. VII. bis IX. Jahrg. Berlin 1884. 370 ^- Hinze: Wir besitzen über den Bau der Zellen von Beggiatoa mirabilis eine Notiz von BÜTSCHLl'^\ welche folg-endermassen lautet: „Wenn ich glaubte, dass ihre Grösse die Untersuchung er- leichtern werde, so habe ich mich getäuscht; dieser Umstand wirkt vielmehr erschwerend. Da ferner meine Studien an dieser Art noch nicht genügend abgeschlossen sind, so begnüge ich mich einstweilen mit der Bemerkung, dass sie nach meiner Ueberzeugung im Princip denselben Bau wie Beggiatoa alba besitzt. Ein colossaler Central- körper bildet die Hauptmasse der Zelle und enthält eine sehr grosse Vacuole, in deren Innern man an lebenden Zellen kleine blasse Körperchen in Molecularbewegung bemerkt. In der relativ dünnen Wand des Centralkörpers liegen die Schwefelkörner. Zwischen der Oberfläche des Centralkörpers und der Membran findet sich eine dünne einfache Lage von Plasmawaben der Rindenschicht. Feine rothe Körnchen lassen sich nach Hämatoxylinfärbung im Central- körper nachweisen." In Bezug auf die viel kleinzelligere Beggiatoa alba bemerkt BÜTSCHLI an der gleichen Stelle, dass der „Centralkörper" in der Regel von einer ansehnlichen Vacuole erfüllt sei, dem auch seine Figur 20 Ausdruck verleiht; BÜTSCHLI fand aber häufig auch Fäden von Beggiatoa alba, „an welchen eine Rindenschicht zwischen den Centralkörpern und den Scheidewänden der Zellen nicht sicher nach- zuweisen war, wo vielmehr die intensiver gefärbten Centralkörper bis zu den Scheidewänden der Zellen zu reichen schienen." Im „Central- körper" Hessen sich nach Behandlung mit Hämatoxylin zahlreiche roth gefärbte Körner nachweisen. In einer zweiten Arbeit^) kommt BÜTSCHLI auf die kleinzelligen Beggiatoa alba und Beggiatoa media zurück, bestätigt seine früheren Angaben und giebt auf Taf. V eine grössere Zahl seiner Auffassung als Belegstücke dienender Abbildungen. Bei meinen Untersuchungen über Beggiatoa mirabilis habe ich in erster Linie möglichst die Zellen im lebenden Zustande beob- achtet. Ausserdem gelangten Fäden zur Untersuchung, die in FLEMMING'scher Lösung (Chrom-Osmium -Essigsäure) oder in MeRKEL- scher Flüssigkeit (Chromsäure-Platinchlorid) fixirt waren. Die Fäden wurden damit theils als Ganzes, theils als feine Mikrotomschnitte mit HEIDENHAlI^'schem Hämatoxylin gefärbt. 1) BÜTSCULi, lieber den Bau der Bacterien und verwandter Organismen. Leipzig 1890, S. 26. 2) BÜTSCHLT, Weitere Austührungpn über dfn Bau der Cyanophyceen und Bacterieu. Leipzig 1896. Ueber den Bau der Zellen von Beggiatoa mirabilis Cohn. 371 Die Zelle von Beggiatoa mirabilis ist von einer deutlich doppelt con- tourirten Wand umgeben (Taf. XVIII, Fig. 1 und 2). Der Zelleninhalt besteht aus Protoplasma und mehr oder weniger zahlreichen grossen, von Zellsaft erfüllten Vacuolen. Das Protoplasma liegt, wie bei den Zellen höherer Gewächse, als Wandbeleg der Membran an und durchsetzt in zuweilen mächtigen Platten das Innere, die Vacuolen von einander scheidend. Ein Gegensatz zwischen einer protoplasma- tischen Kinde und einem Centralkörper im Sinne BÜTSCHLl's war nicht aufzufinden. Ein Zellkern lässt sich im Protoplasma nicht unterscheiden. Die Zellen sind daher als kernlos aufzufassen. Die inneren Plasmalamellen verlaufen überwiegend in der Kich- tung des ganzen Fadens, doch können auch Querverbindungen zwischen ihnen auftreten, so dass dann zwei Reihen von Vacuolen vorhanden sind. Das farblose Protoplasma ist sehr feinkörnig und macht einen fast homogenen Eindruck. Grosse, stark lichtbrechende Schwefelkörner sind in unregelmässiger Zahl sowohl dem wand- ständigen Protoplasma, wie den inneren Platten eingebettet, häufig in solcher Menge, dass dadurch das Bild der Zelle ein undeutliches wird. In Fig. 1 ist eine mittlere Zahl von Schwefelkörnern sicht- bar, in Fig. 2 sind Zellen mit ausnahmsweise wenig Schwefelkörnern gezeichnet. Die Querwände der Zellfäden sind dünner als die Längswände; beide geben keine Cellulosereaction, dagegen färben sie sich mit Rutheniumroth, Safranin und Methylenblau, Reactionen der soge- nannten Pectinstoffe. Eine sichere Reaction auf Chitin habe ich nicht erhalten; in concentrirter Kalilauge auf 160° erwärmte Mem- branen gaben mit Jod keine Färbung. Die Längswände bestehen aus zwei Schichten von verschiedener Quellbarkeit. Wenn man einen Faden in Chlorzinkjod bringt, so löst sich eine äussere, doppelt contourirt erscheinende Lamelle von der inneren, dem Plasmakörper anliegenden Membranschicht ab, die ebenfalls doppelt contourirt ist. An den Enden des Fadens kann man dann auch häufig beobachten, dass die innere Membranlamelle mitsammt dem Plasma in der Längsrichtung des Fadens sich weit von der äusseren Schicht zurück- gezogen hat. Das gleiche Resultat kann man auch beim Behandeln mit Chloralhydrat erzielen; auch beim Absterben der Fäden tritt zu- weilen solche Spaltung ein. Beide Schichten färben sich mit Safranin in Wasser und mit Rutheniumroth. Ganz besonders bemerkenswerth erscheint noch, dass durch Anwendung geeigneter Lösungen von Salpeter, Zucker und Glycerin sich die Zellen von Beggiatoa mirabilis nicht plasmolysiren lassen, d. h. dass sich das Protoplasma nicht von der innersten Membranschicht zurückzieht. W^enn es gelang, eine Con- traction des Plasmakörpers hervorzurufen, so schrumpfte entweder die ganze Membran mit zusammen oder sie spaltete sich, und die 372 G. Hinzk: innere Membranschiclit blieb im Zusamnienliang mit dem schrumpfen- den Protoplasma. Die Behandlung des Plasmakörpers mit Farbstoffen ergab Folgendes: Bei Färbung sowohl ganzer Fäden wie auch der aus Paraffin angefertigten Mikrotomschnitte mit HEIDENHAIN'schem Hämatoxylin zeigten sich zahlreiche, unregelmässig durch das ganze Protoplasma zerstreute und ungleich grosse Klümpchen einer färbbaren Substanz, die kurzweg als Chrom atinkörner bezeichnet sein mösen. In Fig. 4 ist der Mikrotom-Längsschnitt eines Fadenstückes gezeichnet, aus dem die Schwefelkörner mit absolutem Alkohol gelöst waren und nunmehr farblose Vacuolen an ihrer Stelle auftreten Hessen; die zwischen diesen Schwefelvacuolen im Protoplasma liegenden schwarzen Punkte sind die Chromatinkörner. Fig. 5 zei2,t die Ter- theilung der Chromatinkörner auf dem Querschnitt eines Fadens. Die Grösse des Durchmessers der Chromatinkörner schwankte in einer Zelle zwischen 0,1 und 0,8 /x. Ausser diesen Chromatinköruern findet sich noch eine zweite tingir- bare Substanz im Innern des Zellenleibes, die höchst wahrscheinlich ein Kohlenhydrat aus der nächsten Verwandtschaft der Stärke ist. Wenn man die Zellen von Beggiatoa mirabilis mit einer Lösung von Jod in Jodkali behandelt, so zeigen sich im Protoplasma zahlreiche Klümp- chen bald von mehr bläulicher, bald von mehr bräunlicher Färbung. Glykogen kann die Substanz nicht sein, weil sie in Wasser nicht löslich ist. Ich will sie daher einstweilen mit dem Namen Amyliu benennen. Die Amylinkörner sind wie die Chromatinkörner durch das ganze Protoplasma zerstreut; Fig. 6 zeigt ihre Vertheilung (neljen einigen Schwefelkörnern) auf dem Längsschnitt, Fig. 7 die Vertheilung auf dem Querschnitt eines Beggiatoafadens. Die Amylin- körner sind bald kugelig, bald oval, von sehr verschiedener Grösse, durchschnittlich grösser als die Chromatinkörner. Manche Zellen sind sehr reich, andere ärmer an ihnen; ist man erst auf dieselben aufmerksam geworden, so kann man sie auch wegen ihres etwas ab- weichenden Lichtbrechungsvermögens ohne Anwendung von Jod in der lebenden Zelle erkennen. In Speichel sind die Amylinkörner langsam löslich. Dass die Amylinkörner mit den Chromatiukörnern nicht identisch sind, wird durch den Vergleich von Fig. 5 und Fig. 7 bewiesen, da diese Figuren nach einem und demselben Schnitt gezeichnet sind. — Die Vermehrung der Beggiatoa mirabilis findet nach unserem Wissen ausschliesslich durch Theilung der Zellen und Zerbrechen grösserer Fäden in kleinere Stücke statt. Das Zerbrechen der Fäden erfolgt derart, dass eine oder mehrere Zellen absterben, z. B. in Folge äusserermechanischer Einflüsse und die Nachbarzellen in die todten lieber den Bau der Zellen von Beggiatoa mirabills Cohn. 373 Zellen sich vorwölben, wodurch die beiden Enden der neuen Fäden wiederhergestellt werden. Schliesslich reisst dann die letzte Ver- bindung durch; daher kommt es, dass man am Ende von Fäden häufig noch einen Rest einer Membran nachschleppen sieht Die Zelltheilung ist bei Beggiatoa mirabilis vollkommen intercalar; jeder Zelle kommt die Fähigkeit zu, sich theilen zu können. Und zwar ist bei einem normalen Faden die Theilung sehr intensiv; bei einem ziemlich langen Faden war z. B. fast der vierte Theil sämmtlicher Zellen fast gleichzeitig in Theilung begriffen. Gewöhnlich theilen sich zwei oder meist drei neben einander liea-ende Zellen g-leichzeitio- oder kurz nach einander; während dieser Zeit sind dann die Nachbar- zellen so weit in die Länge gewachsen, dass sie sich nach ihnen theilen u. s. w. Die Zelltheilung vollzieht sich in folgender Weise. In der Halbirungsebene der Mutterzelle bemerkt man zuerst eine Eingleiste um die Längswand des Fadens herumlaufen, die von Protoplasma überzogen ist (Fig. 3, a). Diese Ringleiste rückt vor ^egen die Achse der Zelle, ganz wie bei der Scheidewandbildung von Spirogyra, bis sie zu einer vollständig durchgehenden Platte wird (Fig. 3, b). Man kann sclion bei lebenden Fäden diese Theilung verfolgen; noch besser gelingt es bei mit Hämatoxylin stark ge- färbten Präparaten. Am Schlüsse dieser Mittheilung kann ich es mir nicht versas-en, Herrn Professor Dr. BenECKE für die mannigfachen Rathschläge, die er mir bei diesen Untersuchungen zu Theil werden Hess, meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Erklärnug der Abbildnng'en. (Alle Figuren sind bei ISOOfacher Vergrösserung gezeichnet). Fig. 1, Optischer Längsschnitt der Spitze eines lebenden Fadens von Beggiatoa mirabilis mit einer Endzelle und einer Gliederzelle. Im Protoplasma liegen zahlreiche Schwefelkörner, „ 2. Optischer Längsschnitt zweier lebenden Zellen mit verhältnissmässig wenig Schwefelkörnern. „ 3. Optischer Längsschnitt aus einem in lebhafter Zelltheilung begriffenen Faden, nach Fixirung durch Fi.EMMiNG'sche Lösung mit HEiDENHAiN'schem Hämatoxylin behandelt. Bei a die Theilung noch unvollendet, bei b vollendet. „ 4. Mikrotomlängsschnitt, mit FLEMMiNG'scher Lösung fixirt und mit Häma- toxylin gefärbt. Die Chromatinkörner treten als schwarze Punkte hervor, ausserdem sind die Höhlungen der aufgelösten Schwefelkörner sichtbar. „ 5. Mikrotomquerschnitt, fixirt in MERKEL'scher Lösung und mit Hämatoxylin gefärbt. Die Chromatinkörner treten als schwarze Punkte hervor. 374 F. W. T. Hunger: Fig. 6. Optischer Längsschnitt zweier Zellen eines lebend in Jodlösung gebrachten Fadens, Die Amylinkörner sind schwarz und unterscheiden sich daher leicht von den grösseren Schwefelkörnern. „ 7. Derselbe Schnitt wie in Fig. 5 vor der Färbung. Fixirt nach Merkel. Präparirt in Jodjodkali und darin beobachtet. Amylinkörner. 45. F. W. T. Hunger: Ueber die reducirenden Körper der Oxydase- und Peroxydasereaction. Eingegangen am 15. Juni 1901. Vielfach passirt es, dass die Oxydase- oder Peroxydasereaction unterbleibt, das geschieht dann nicht immer, weil das Untersuchungs- material keine oxydirenden Enzyme enthält, sondern durch die An- wesenheit bestimmter anderer Stoffe, welche die Guajakreaction, auch mit HgOj, verhindern. Solche Stoffe bestreiten die Uebertragung des Sauerstoffes ent- weder direct aus der Luft oder nach der Zerlegung des HgOg an die Guajaconsäure, wodurch die Blaufärbung unterbleibt, weil das Guajakblau ein Oxydationsproduct der Guajaconsäure darstellt. Die Folge der misslungenen Reaction ist dann oft, dass man auf ein Fehlen der oxydirenden Fermente schliesst, trotzdem die- selben in Wirklichkeit vorhanden sind. Die Störung der Reaction durch solche beigemischten Stoffe findet statt, weil sie den Sauerstoff für ihre eigene Oxydation anziehen. Unter den Stoffen, welche den oxydirenden Fermenten stark entgegenarbeiten, muss ich allererst die Gerbstoffe erwähnen. Abgesehen von den durch RACIBORSKI^) angeführten Einwänden gegen die Auffassung, nach der die Guajak-Wasserstoffsuperoxyd- reaction als eine Diastasereaction . zu betrachten wäre, kam GE.ÜSS schon früher betreffend die diastatischen Fermenten zu demselben Schluss. Nach ihm wird sowohl die hydrolytische als die katalytische Wirkung der Diastase durch die Anwesenheit von Gerbstoffen sehr stark beeinträchtigt. In Bezug hierauf sagt er: „Sind in einer Zelle Gerbstoffe und Fermente vorhanden, so tritt bei Anwesenheit der Guajak-Wasserstoffsuperoxydreaction ent- weder keine Bläuung oder eine solche nur in geringem Masse ein. 1) Raciborski, Ein Inhaltskörper des Leptoms. Berichte der deutsch. Botan. Gesellschaft 1898, Bd. 16, S. 56. lieber die reducirenden Körper der Oxydase- und Peroxydasereaction. 375 Die Farbe ist dann kein reines Blau, sondern mehr Blaugrün und schwindet auch allraählig." ^) Mohr ^) fand auch, dass von einem wässerigen Extract frischer Tabaksblätter die Guajak- und Gruajak-WasserstofFsuperoxydreaction merkbar resistenter war, wenn der anwesende Gerbstoff vorher durch Alkohol entfernt wurde. Am Ende des vorigen Jahres erschien eine kurze Arbeit von ASO über: „A Physiological Function of Oxydase in Kaki-Fruit')", worin ASO sich auf die folgende Weise äussert: ,,In Order to test the unripe Kaki-fruit for the presence of oxy- dase, it was necessary to remove the tannin, since a large amount of it interferes with the blue guaiac reaction. The aqueous extract prepared at the ordinary temperature was therefore mixed with streng alcohol, whereby the oxidizing enzymes were precipitated, while tannin remained in the Solution. The precipitate was then dissolved in a little water, which Solution now gave a very intense blue color with guaiac tincture."*) Ferner auf S. 180: ,,The peroxydase test with guaiac and hydrogen - peroxyde succeeded directly with the aqueous extract of a ripened fruit." Es würde mich wundern, wenn hier kein Druckfehler vorläge und ASO statt des letzten „ripened'' nicht „unripened" gemeint hätte. E.ACIBORSKI ^) hat im Korkgewebe keiner Pflanze Leptomin nachweisen können; würde das vielleicht auch bedingt sein durch den oft dort localisirten Gerbstoff? Einige Versuche mit Blättern einer Acalypha-^i^ecies zeigten mir, dass ein wässeriges Extract derselben keine Spur einer Guajak- Wasserstoffsuperoxydreaction gab. Es zeigte sich dann, dass die Blätter sehr reich an Gerbstoff waren und zwar hier an eisen- bläuendem. Nachdem der anwesende Gerbstoff mit 807oigem Alkohol ent- fernt war, gelang die Peroxydasereaction prachtvoll. In Folge meiner eigenen Untersuchungen über die Oxydasen in der Cocosmilch®) und im Zuckerrohr'') habe ich mich davon über- zeugt, dass es auch noch andere Stoffe giebt, welche, wie die Gerb- stoffe, die Reaction oxydirender Enzyme verhindern. 1) Grüss, Beiträge zur Physiologie der Keimung. Landwirthsch. Jahrbücher 1898, Bd. 25, S. 390. 2) Verslag 's Lands Platentuin to Buitenzorg over 1899, pag. 83. 3) The Botanical Magazine. Tokyo. 1S90, Vol. XIV, Nr. 166. 4) 1. c. pag. 179. 5) 1. c. pag. 60. 6) Hunger, Ueber die Oxydasen und Peroxydasen in der Cocosmilch. Bulletin de ITnstitut botanique de Buitenzorg, 1901, Nr. Vllf. 7) Hunger, Het optreden der oxydasereactie in verband met de localisatie der glycose in het suikerriet. Archief voor de Java-Suikerindustrie, 1901. 37(i F. W. T. Hunger: Reducirende Körper der Oxydase- und Peroxydasereaction. Der Zucker, welcher in der inneren Flüssigkeit reifer Cocos- früchte gelöst ist, wirkt z. B. reducirend auf die dort anwesenden Oxydasen. Der Einfluss ist hier sehr stark; die Cocosmilch aus iuns-en Früchten giebt mit einer alkoholischen Guajakharzlösung nicht die geringste Spur einer Blaufärbung; bei ganz reifen, frischen Früchten, wo schon ein Theil des Zuckers in Cocosöl bezw. Fett umgewandelt ist, giebt die Milch bisweilen eine undeutliche und bald verschwindende Ouajakreaction. Gerade die enorm schwache und höchst labile Andeutung einer Oxydasereaction brachte mich auf den Gedanken, ob hier vielleicht stets Oxydasen anwesend wären, aber durch reducirende Stoffe ver- deckt. Es hat sich herausgestellt, dass jene Auffassung richtig ist und cm. Höhe entstehen, die Litliothamnionf Peruviense^) Heydrich etwas ähnlich sehen. Diese Pflanze beweist, wie schwierig es ist, bestimmte Formen aufzustellen; denn würde man diese Entwickelung nicht kennen, so könnte man geneigt sein, bei geringerem Yergleichsmaterial zwei Formen oder sogar zwei Species zu unterscheiden. Eine ähnliche Verzweigung, nur viel kleiner, tritt ein bei L. ■cristatum; indessen bleiben bei diesem die einmal sich bildenden Spitzen resp. Verbreiterungen in jedem Exemplar erhalten und wechseln nicht" Die Farbe der getrockneten Exemplare ist gelblich weiss; im lebenden Zustande erscheint die Pflanze mattrosa. Baa des Thallas. Auch hier besitzt der Thallus, wie bereits früher hervorgehoben, einen weicheren Charakter gegenüber dem festeren, steinigeren der Species kälterer Zonen; er lässt sich daher entkalkt vortrefflich schneiden. Der Querbruch erscheint völlig weiss. Die Haftscheibe enthält nur gerade Zellreihen ohne coaxiläres System, was besonders auffallend gegenüber den Erhebungen erscheint; denn jeder Quer- schnitt zeigt hier ein vollkommenes, schönes, radiäres Zellsysteni, von rundlichem oder ovalem oder länglichem Umfang, je nach Be- schaffenheit der Aeste. Im Längsschnitt tritt aber besonders auf- fallend die fächerförmige Stellung der Zellschichten hervor, die in regelmässig scharf abwechselnden Reihen den Thallus durchziehen. Die einzelnen Zellen seines central gelegenen Fadens wechseln mit kurzen von 14 /^ Breite und 20 ^ Länge und langen, von gleichfalls 14: ju Breite, aber 40 /t Länge regelmässig ab. Nach der Peripherie zu bleiben sie sich dann in der Grösse gleich. Die oberen Zellen enthalten 1 — 3 längliche, kaum 2 ju grosse Chromatophoren; dagegen schliessen die langen mittleren Zellen bis 80 kleine, kaum Ys /-* .grosse Chromatophoren ein. 1) Heydricu, Die Lithothamnien des Museum d'histoire naturelle in Paris. IEngler's Botan. Jahrb. liOn, Bd. i'!:^, S. 545, Taf. XI, Fig. 5. 41-J F. Heydricii: Die Tetrasporangien. Die Tetrasporang'ieii dieser Species sind in Conceptakel mit einer Oeffnuno; gebettet. IJie junge, in voller Entwickchmg be- griffene Conceptakelliöhle liegt unter der Cuticula, die Decke da- gegen ragt als kleine, flache Wölbung über die Oberfläche hinweg. Durch Nachwachsen der Zellen kommen schliesslich die daim aber meist schon leeren Höhlen ein klein wenig tiefer in den Thalhis, jedoch nur so weit, dass sie mehr oder weniger in einer Linie unter der Oberfläche zu liegen kommen. Ueber einander sind sie selten anzutreffen. Auffallend und recht bezeichnend ist die Yertheiluno- der Con- ceptakel auf nur einer Seite der Erhebungen und zwar meist auf der Rückseite, also mehr nach dem Substrat zu. Stehen die Blättchen aufrecht, dann befinden sich die Conceptakel immer auf der äussi^'ren Seite der gemeinsamen Thallusknolle. Xoch wäre hervorzuheben, dass sie sehr regelmässig und ziemlich dicht auf dem Thallus ver- theilt sind und nur eine kaum 1 mm breite Randzone frei lassen. Die Grösse des Conceptakels beträgt 400 ^a, die Höhe etwa 90/^. Die kurzen und dicken, viermal zonenförmig getheilten Tetrasporangien sind 80 ,a lang und 32 w breit. Die Tetrasporangienhöhlen sind durch eine mehr ovalkugelige Gestalt gegenüber den ganz flachen und lang gestreckten Höhlen der Geschlechtsorgane scharf gekennzeichnet und mittelst Lupe leicht zu bestimmen. Keimung der Tetraspore. Des Oefteren ^vurde in letzter Zeit auf den Keimungsprocess der Corallinaceensporen hingewiesen^), so dass es vielleicht überflüssig erscheinen könnte, nochmals diesen A^organg näher zu beleuchten; allein bisher konnte nur das Verhalten der Spore nach vollendeter Theilung erörtert werden. Die vorliegende Pflanze aber beherbergte in ihrem Innern eine grosse Menge der verschiedensten Entwickelungs- stufen, die sich so unmittelbar an die vortrefflichen Darstellungen von ThURET und BORNET") anschliessen, dass ein näheres Darauf- eingehen angemessen erscheint. Zunächst wird die reife Spore abgerundet und umgiebt sich mit einer dicken Membran, wie in dem soeben citirten Werke von Gra- cilaria confervoides (Taf. 40, Fig. 10), Polyides rotundus (Taf. 39, Fig. 3"i) und Jania rubens (Taf. 51, Fig. 21) gezeigt wird. Dann theilt sich die Spore durch eine Querwand, welche durch die Mitte geht, in zwei gleiche Hälften (siehe Fig. 1). Aber so wie 1) Für Eleul/ierospora: Heydrich, Lithothamnieu von Helgoland. — Für Sp/iaer- antkera: Heydrich, Das Corallinaceengenus Sphaeranthera Heydr. Mitth. zool. Stat. zu Neapel 1901, S. 14. 2) Thuret et BoRNET, Etudes phycologiques. Paris 1878. Die EntwickeluDgsgeschichte des Corallineen-Genus Perispermum. 413 in jenen Figuren bei THUßET-BORNET die weitere Theilung in diesen beiden Hälften in verschiedener Weise vor sich geht, so geschieht dies auch bei der Tetraspore von Perispermiwi. Zunächst bleibt die eine Hälfte — und dies ist aus später zu erörternden Grründen die basale Seite — eine Zeit lang ungetheilt, während die andere sich durch ein bis vier schräge und fächerförmig gestellte Wandungen in meist 2 bis 5 Dreiecke sondert, wie dies Fig. 1 und 2 darstellt. Dabei folgt sie in mehr oder weniger scharfer Weise dem SACHS'schen ^) Lehrsatz von der rechtwinkligen Schueiduns; des Ur- meristems. Beobachtet mau die Spore von der Seite, wie Fig. 1 sie darstellt, so erblickt man anfangs meist eine Querwand, welche die obere Hälfte der Spore in zwei spitzwinklige Dreiecke theilt, deren Winkel einen Ursprungspunkt haben, was eben aus Fig. 1 deutlich hervor- geht, so dass zwei Dreiecke mit je zwei fast gleich langen und einer Fio:. 2. Erste Phase der keimenden Tetraspore. Weiteres Stadium der keimenden Tetraspore (600 : 1). kürzeren Seite entstehen. Diese beiden Dreiecke werden nun ihrer- seits wieder durch eine oder zwei Querwände getrennt, die auf einer langen Seite des Dreiecks, weil der jüngsten, senkrecht stehen. Lagen also die spitzen Winkel dieser Dreiecke links vom Beschauer, so wird man jetzt auch links zwei kleinere Dreiecke und rechts zwei Vierecke mit annähernd rechten Winkeln als Resultate der zweiten Theilung erblicken. Nun wird aber die Trennung der oberen Sporenzelle nicht bloss durch eine Querwand, sondern, wie oben gesagt, durch drei oder vier bewirkt; betrachtet man daher eine solche Spore von vorn, so kommen nicht nur zwei, sondern, z. B. bei vier Wänden, fünf spitz- winklige Dreiecke zu Stande, deren spitze Winkel natürlich nun bei der veränderten Lage der Spore nicht mehr rechts oder links liegen, sondern im Centrum der ganzen Spore zusammentreffen, wie dies 1) Sachs, Ueber die Anordnung der Zellen in den jüngsten Pflanzentheilen I. Sep.-Abdr. der Verh. der phys.-med, Gesellschaft 1877 und in Arbeiten des botan. Instituts zu Würzbiirg 1882. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XIX. 28 414 F- Heydrich: Fig. 2 zu veranschaulichen .sucht. Man erblickt dann vom Centrum aus fünf kleine Dreiecke und fünf ]{echtecke. Diese letzteren werden nunmehr ihrerseits wiederum so getheilt, dass die neue Trennuno-s- wand senkrecht zur Peripherie der S})ore steht, wie aus Fig. 2 deut- lich hervorgeht. Man vergleiche hierzu auch die F^ig. 32 der Tafel 39 und die Fig. 21 und 22 der Tafel 51 bei ThüRET-BORNET. Die jungen Zellen der oberen Hälfte der Tetraspore nehmen also in dieser Ansicht (Fig. 2) und in diesem Augenblick eine voll- ständige fächerförmige Stellung ein. Die peripherischen Zellen dieses Fächers durchbrechen alsbald die gemeinschaftliche Zellhaut der Tetraspore; auf diese Weise entsteht die erste Schicht der vegeta- tiven Zellreihen. Selbstredend kommen verschiedentlich Abweichungen von dieser Art der Zelltheilung vor; so z B. können die Spitzen der Dreiecke in entgegengesetzter Richtung liegen, oder es komm-t zu keiner Dreiecks-, sondern zu einer Rechtecksbildung. Immer aber zeigt die keimende Spore das Bestreben, ihre eine Hälfte schneller sich theilen zu lassen als die andere: die erstere wird die zukünftio-e Oberfläche, die andere die spätere Rhizoidenschicht, die sich dann auf ähnliche Weise theilt wie die erstere. In fünf Fällen konnte ich eine uhrglasförmige Ausstülpung der gemeinsamen Membran beob- achten, die allem Anschein nach den Zweck hat, die Spore vor dem Keimprocess am Substrat zu befestigen. Die Gesclilechtsorgaue. (Siehe Fig. 3). Die Geschlechtsorgane entstehen in einem gemeinschaftlichen Conceptakel, welches, von oben gesehen, nach der Grösse dem der Tetrasporangien gleicht. Die inneren Grössenverhältnisse sind aber ganz andere. Denn während das Tetrasporangien-Conceptakel als scharf begrenzte, ovale Höhle erscheint, besteht das der Geschlechts- organe, wie schon bei Lupenvergrösserung ersichtlich ist, nur aus einem flachen Riss, der ziemlich dicht unter der Oberfläche gelegen ist. Durch diesen Umstand fällt es aussergewöhnlich leicht, un- geschlechtliche Exemplare von den geschlechtlichen zu trennen. Die Entwickelung eines geschlechtlichen Conceptakels beginnt mit der Streckung eines rundlichen Complexes von etwa 2000 Zellen, 10 bis 15 Zellreihen unter der Cuticula, wovon ungefähr der grössere Theil der Mitte auf das Achtfache seiner anfänglichen Länge aus- gedehnt wird, bis die meisten 12// Breite und 80 — 90 p Länge be- sitzen, während sie nach der Peripherie zu kürzer werden. Diese Entwickelung ist also durchaus verschieden von der des weiblichen Conceptakels in Sphaeranihera Heydrich*). 1) Heydrich, Das Corallineen-Genus Sphaeranihera Heydr. Mitth, zool. Stat. Neapel 1901, 14, S. 586-619. Die Eutwickelungsgeschichte des Corallineen-Genus Perispermum. 415 Im Laufe dieser Zellstreckimg- geht aber im Centrum der ganzen Anlage eine grosse Veränderung vor; denn während die übrigen Zellen noch geraume Zeit in ihrer Verbindung verbleiben, löst sich diese Verbindung bei einer centralen Gruppe von etwa 20 schnell auf. Diese bringen ausschliesslich w^eibliche Organe hervor, die übrige grosse Zahl erzeugt sämmtlich nur männliche Zellen. Die numerische Ueberlegenheit der männlichen Organe gegenüber den weiblichen ist daher eine ausserordentlich grosse und lässt sich un- gefähr durch das Zahlenverhältniss 2000:20 ausdrücken. Sobald man diese Verschiedenheit erkennen kann, erscheint das Conceptakel im Längsschnitt als eine flache Höhle von 200 — 280 /^t Durchmesser mit wenig über die Cuticula erhobenem, spitzen Perus (siehe Fig. 3). Fig. 3. öisfe.j^^jji&i^i^i^^j^^feM 'ö 'ca Längsschnitt durch ein hermaphroditisches Conceptakel (230 : 1). Das weibliche Org-aii. (Siehe hierzu Fig. 3.) Die soeben erwähnten 20 Zellen des Centrums, w^elche die Pro- karpien hervorzubringen im Stande sind, zeigen anfangs und un- mittelbar nachdem die organische Verbindung mit den über ihnen liegenden verloren gegangen ist, eine längliche, nach unten spitz zu- laufende Form. Der Eest der 20 Zellfäden, welcher über den Zellen noch eine kurze Zeit sich erhält, bildet später durch Auflösung den Porus des Conceptakels. Somit besteht das Prokarp vor der Befruchtung aus einer ein- zigen oberhalb zugespitzten Zelle [etwa von der Form des Carpo- gonium mit Trichogyn von Corallina rubens nach SOLMS^)J und sitzt direct auf der rundlichen hypogynen Zelle. Nach der Befruchtung wird der bauchförmige Theil des Pro- karps mittelst eines länglichen Pfropfens, wie bei Batrachos'permum monüiforme, in eine w^asserhelle Zelle abgegrenzt, die zur Auxiliar- 1) SoLMS in Engler und Prantl, Die natiii-licheu Pflanzenfamilien. I. Theil, -2. Abth., S. 543, Fig. 288 Ä. 28* 416 F- Heydrich: zelle orlioben wird. Vor der Befruchtung orwockt die ganze pro- carpiale Zelle den Eindruck einer solchen von Batrachospervium monüiforme, Chantransia corjjmbifera oder Nemaliom multifidum^ aber wegen des besonderen Verlialtens der hellen, unteren Zelle und des eigentlichen Carpogoniums sehe ich die Zelle als eine besonders ausgebildete Auxiliarzelle an. Man vergleiche hier z. B. die SCHMITZ- sche Figur 201c zu Batrachospermmn.^) Dort hat SCHMITZ den- jenigen Theil des Prokarps, der zwischen c = Carpogonium und Tr = Trichogyn liegt, zwar hell gelassen, aber scharf abgegrenzt. Nach wiederholten Tinctionsversuchen an frischem Material habe ich »'e- funden, dass das Prokarp dieser Pflanze nach der Befruchtung aus drei Tollständig getrennten, durch Tingiren nachweisbaren Theilen besteht, und zwar: bleibt das Trichogyn und der mit c bezeichnete Theil der SCHMITZ'schen Figur hell, hingegen wird der mittlere^ eingebuchtete und verschmälerte Theil scharf gefärbt. Einer ähnlichen Erscheinung begegnet man, wie ich schon her- vorgehoben, bei dem Prokarp von Eleutherospora'^). Dort ist in diesem Entwickelmigszustand das Prokarp stark tiuctionsfähig, Auxiliarzelle und Trichogyn widerstehen der Färbung. Wollte man diese abgetrennte Zelle nicht als Auxiliarzelle auf- fassen, so würde das Carpogonium von Perisperviuvi direct den Gonimoblasten erzeugen, was bisher von den Nemalionales ange- nommen wurde. Jedenfalls ist die Zusammensetzung des weib- lichen Organs bei Perispermum noch einfacher als bei Eleutherospora und Stichospora, und der Unterschied des ersteren gegenüber den beiden letzteren besteht hauptsächlich darin, dass die Auxiliarzelle von Eleutherospora und Stichospora vor der Befruchtung bereits vor- handen ist, während sie bei Perispermum erst nach der Befruchtung abgegrenzt wird. Der weitere Verlauf der Gonimoblastbildung ist folgender. Un- mittelbar nachdem der untere Theil des Carpogoniums als Auxiliar- zelle sich abgegliedert hat, verlängert sich diese bis fast an den Perus in Form eines etwa GO — 80 fi langen dünnen Fadens, welcher an seinem oberen Ende eine keulig verdickte Zelle trägt, die zum zweisporigen Gonimoblasten nach und nach heranreift. (Fig. 3.) Die Sporen sind birnenförmig, 12 /* dick und 16 ju lang. Da der Gonimoblast bis in den Perus hineinragt, so ist es leicht erklär- lich, dass reife Sporen selten im Conceptakel angetroffen werden. Sehen wir uns aber in Bezug auf die eigenthümliche Gestaltung dieses Gonimoblasten nach ähnlichen Verhältnissen in der Litteratur 1) Engler und Prantl, Die natürlichen Pllanzenfamilien. I. Th. II. Abtb S. 330. 2) Heydrich, Die Lithothamnien von Helgoland. Taf. II, Fig 8—10. Die EntwickelungsgescliicMe des Corallineen-Genus Ferispermum. 417 um, so finden wir, dass der einzelne Gouimoblastfaden (das Ganze ist bekanntlich aus einem Bündel solcher Fäden zusammengesetzt^) von Liagora, Trichogloea oder Helminthora dieselben Eigenschaften, wie ein Gonimoblast von Ferispermum besitzt. Das männliche Organ. (Siehe Fig. 3.) Wie bereits oben hervorgehoben, beginnt die Entwickelung eines Conceptakels mit der Streckung eines rundlichen Complexes von etwa 2000 Zellen. Im Centrum lagern die soeben beschriebenen 20 weiblichen Organe und rings herum die männlichen (Fig. 3). Die Entstehung der Spermatozoiden konnte hier ziemlich ausführlich von Beginn an beobachtet werden. Mit der Streckung jener etwa 2000 Zellen geht natürlich eine solche des Plasmas Hand in Hand, so dass der Schlauch als dünner, zarter Faden in der Nähe der Zell- wand gelagert erscheint. Nun scheint das Streckungsvermögen der Zellmembranen, welche Anfangs nur etwa 16 p. lang sind, immerhin ein sehr begrenztes zu sein, denn mehr als das Vierfache ihrer ur- sprünglichen Länge vermögen sie sich nicht auszudehnen. In Folge dessen zerreissen sie und befreien so den Protoplasmaschlauch, der dann auf der Spitze das Spermakörnchen trägt. Die in der Nähe des weiblichen Organs und mehr central gelagerten Zellen strecken sich nicht so lang, wie die peripherischen, weshalb die Spermatien der Conceptakelbasis unmittelbar den Boden bedecken, während die der Peripherie langgestielt sind und nach erlangter Reife auch nur mit kurzen Cilien bewaffnet entweichen. Noch mehr als diese im Centrum und in der boo;enförmi2:en Peripherie gelagerten männlichen Zellen sind die noch weiter aus- wärts gelegenen geeignet, Aufschlüsse über die Entstehung der Sper- matien zu geben. Es war vorher mitgetheilt worden, dass die ge- schlechtlichen Conceptakel, mittelst Lupenvergrösserung betrachtet, wie ein Schlitz erscheinen. Dies hat seinen Grund darin, dass die Zellen der Peripherie immer kürzer werden, bis sie dann völlig den kleinen Thalluszellen gleichen. Aus diesen peripherischen Zellen (Fig. 3) kann man die Ent- wickelung der Spermatien leicht verfolgen. Zunächst erkennt man, dass statt des sich ablösenden freien Chromatophors mehrere kleine keulige Verdickungen vom wandständigen Plasmaschlauch aus in das Innere der Zelle sich abgrenzen. (Also ein Mittelstadium zwischen freiem Sperma und im Protaplasmaschlauch hängenden Chromato- phor.) Dann wieder trifft man Chromatophoren mit langgeschwänzten 1) Schmitz in Engler und Prantl, Die natürlichen Pflanzenfamilien. I-.-Th., 2. Abth., S. 3r3, Fig. 203 B, F, G. 418 F- Hevdrich: Körnchen und schliesslich solche mit kurzen Cilien, wie das S})erma- körnchen selbst, aber immer noch innerhalb der peripherischen Zelle des Conceptakels, Das Endergebniss dieser Untersuchungen gipfelt in der Thatsache, dass hier ein vollkommen hermaphroditisches Conceptakel vorliegt, in welchem, wie überall im Pflanzenreiche, die männliche Energiden an Zahl den weiblichen weit überlegen ist. Man könnte hier in Versuchung kommen, den Charakter dieser Floridee entsprechend der 13. iJNNE'schen Klasse in folgende kurze diagnostische Phrase zusammenzufassen: Polyandria Polyciijnia. 20 und mehr freie Staubgefässe auf dem Blüthenboden einer Zwitter- blüthe mit mehr als 5 Stempeln. Aehiilicbe Species. / Bei der immer mehr anwachsenden Anzahl der beschriebenen Corallinaceenspecies ist es unbedingt nothwendig, ausser dem Habitus Zellen und Früchte zur sicheren Bestimmung zu Hülfe zu nehmen. Nun enthalten leider die Diagnosen vieler Arten nur Angaben über den Habitus; in Folge dessen kommt es recht häufig vor, dass eine sichere Bestimmung erschwert wird, oder dass man sich vor die Möglichkeit gestellt sieht, eine Pflanze mit demselben Hecht zu zwei oder drei Species zählen zu können. Wollte man dann die fragliche Pflanze so ohne Weiteres einer dieser Species zutheilen, so möchte dies der Botanik, als einer exacten Wissenschaft, wenig nützen, und der Autor könnte nachher in die unangenehme Lage kommen, dass die nicht beschriebenen Merkmale solcher Species mit denen der von ihm hinzugerechneten Pflanze nicht im Einklang stehen. Es ist daher jetzt unbedingt nothwendig, dass ein Autor, wenn er Prioritäts- ansprüche erheben will, die Diagnose nicht nur auf den Habitus be- schränkt, sondern sie auch auf Zellen und Früchte ausdehnt. Thut er dies nicht, so läuft er Gefahr, unbeachtet zu bleiben. Wie noth- wendig ein solches Verfahren ist, beweist die Thatsache, dass unge- fähr 8 — 10 verschiedene Species existiren, welche den Habitus von Stichospora racemus (Lenn.) Heydr. besitzen. Ebenso, wie bei dieser Species verhält es sich aber auch bei Perispermum. hermaphrodituvi. Audi hier ähneln sich im Habitus und nach der Beschreibung noch folgende Arten: L. frutescens Fosl., L. affine Fosl., L. Andrussoc Fosl., L. craspedium Fosl., L. platy- phyllum Fosl., L. africanuvi Fosl., L. congestum Fosl. Indessen scheiden alle bis auf drei wegen dickerer Aeste und tiefer liegender Conceptakel aus, bei den übrigen drei ist Folgendes zu bemerken: Goniclithon (Cladolithon) frutescens Fosl. ^) Diese Species wird 1) FoSLiE, Calcarejus Algae from Funafati. S. 9. Die Entwickelungsgeschichte des Corallineen-Genus Perisperinum. 419 beschrieben: „Brauches repeatedly subdichotomous or irregulary divi- ded, terete or subcompressed with rounded or truncate euds, iipper brauches frequently 1,5 — 3 mvi thick" etc. Ferner soll diese Species im Habitus Goniolithon moluccense Fosl. ähnlich sein, doch wird hin- zugefügt ,,being however coarser." Nach der weiteren Bemerkung FoslIE's auf derselben Seite besitzt Goniolithon moluccense dieselben Zellen wie Lithothamnion Tamiense; es unterliegt somit nach dieser nachträglichen Mittheilung FOSLlE's keinem Zweifel, dass G. moluccense und L. Tamiense ein und dieselbe Pflanze ist. Da diese Pflanze nun erst nachträglich vom Autor sicher gekennzeichnet ist, so gehört nicht FOSLIE, sondern mir die Priorität, denn ich hatte zwei Jahre früher Lithophijllum Tamiense so ausgiebig beschrieben, dass ein Ver- wechseln mit einer anderen Species nicht stattfinden konnte; dies war aber bei der FOSLIE'schen ersten Beschreibung^) recht wohl möglich. Was mich aber veranlasst, dies hier zu constatiren, sind die Worte: „the present species much approaches G. moluccense in habit" und „being however coarser", wie von G. frutescens gesagt worden. Hiernach muss man annehmen, dass die Zweige kräftiger (coarser) und dicker sind, als bei L. Tamiense, und sobald dies zutrifft, kann man Perispermum herynaphroditum nicht zu G. frutescens ziehen, da bei Perispermum im Gegentheil die Verzweigungen zarter sind, als bei Lith. Tamietise. Endlich aber besitzt unser Perispermum weder die regelmässigen Zellen, noch die Heterocysten, welche nach FOSLIE G. frutescens eigen sind. Eine weitere Species, die hier zu erwähnen wäre, ist Gojiiolithon congestum^), doch sollen hier die Lappen sein ^,towards the blunt summit generally folded or winded." Ebenso ist der Gipfel oft „de- pressed in the centre." Dies kommt bei Perispermum nicht vor. Noch weniger trifft für Perispermum zu, was über die Bildung der Tetrasporangien und neuer Krusten von Goniolithon congestum gesagt wird.^) Auch ist der Standort weit verschieden. Die dritte dem Habitus nach in diesen Formenkreis gehörige Pflanze wurde von FOSLIE als Goniolithon platyphyllum beschrieben.*) Leider wird aber hier nur eine Beschreibung des Habitus gegeben; die Zellen werden nicht berührt. Dann aber füot der Autor hinzu, dass er diese Pflanze mit einigen Zweifeln zu Goniolithon rechne, mithin ist nicht annähernd festzustellen, ob dieselbe Pflanze vorliegt 1) FoSLiE, On some Lithothamnia 1897, pag. 12., 2) FosLiE, Some new or critical LithothamDia. K. Norske Vid. Selsk. Skr. 1898, Nr. 6, S. 13. 3) Ebenda, S. 14. „New crusts are often formed" etc. 4) Ebenda, S. 13. 420 F- Heydricii: Eutvrickelungsgeschichtc des Coralliueen-Genus Perispermum . wie PeiHspermum. Standort ist gleichfalls sehr getrennt wie l)ei der vorigen Species. Junge Exemplare von Perispermum sind übrigens Lithophyllum pygmaeuvi Heydr. ^) sehr ähnlich. Diagnose der Species. Thallus halbkugelig, mittelst einer Basalscheibe von 8 mm Durch- messer und 7* ^^^'^ Dicke festgewachsen. Erhebungen 5 — 10 mm hoch, b — 20 mm breit, Ya — ^ ^'^^ dick, welche abwechselnd einmal stielruude, dann wieder fächerförmige Sprossen hervorbringen und später ziemlich dicht zusammenwachsen. Früchte in Conceptakeln mehr auf der Rückseite der flachen Sprosse. Tetrasporaugienconceptakel 320 fx im Durchmesser und 90 /t hoch mit wenig erhobenem Perus. Tetrasporangien 80 fx lang und 32 i-i dick. Männliche Organe um die weiblichen herum in einem 200 fx im Durchmesser und 80 /t in der Höhe messenden Conceptakel mit er- hobenem Porus. Spermatieu einzeln abgeschnürt mit langem Schwänz- ende. Prokarpien aus einer Zelle bestehend, welche nach der Be- fruchtung den unteren Theil als Auxiliarzelle abgrenzt. Auxiliarzelle zum lauggestielten, zweisporigen Gonimoblasten auswachsend. Sporen birnenförmig, 12 fji dick und 16 /^ lang. Vorkommen: Tami-Inseln am Huon-Golf in der Nordostecke von Kaiser-Wilhelmsland (Deutsch-Xeu-Guinea). Coli. BamLER. AnhaiiiT. Durch die mir soeben erst zugänglich gewordene Arbeit Foslie's New Melobesieae 1901 und die dortige Aufstellung S. 12 eines Litkothammon Farlown Fos. sehe ich mich veranlasst den Kamen des bisher von mir als Lithophyllum Far- lowii Heydrich (Üie Lith. des Mus. d'histoire naturelle de Paris in Engler's Jahrb. 1901, S. 532) bezeichneten Alge in Lithophijlluin claudescens Hejdr. mscr. umzu- ändern, damit Verwechselungen vermieden werden. 1) Heydrich, Neue Kalkalgen von Deutsch-Neu-Guinea. Bibl. Bot. Heft 41, S. 3, Taf. I, Fig b-10 und Hf.ydrich, Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. 1897, S. 412. J. Klein: Staminodienartige Bildungen bei Dentaria bulbifera. 421 51. Julius Klein: Staminodienartige Bildungen bei Dentaria bulbifera/) Mit Tafel XIX. Eingegaugen am 24. Juni 1901. Bei Gelegenheit meiner Untersuchungen über den „Bau der Cruciferen-Blüthe auf anatomischer Grundlage"^) habe ich auch die 'Blüthen von Dentaria bulbifera studirt und schon damals die Be- obachtung gemacht, dass in gewissen Blüthen der genannten Pflanze am Grunde des Pistills beiderseits und zwar in transversaler Stellung eigenthümliche, fadenförmige Gebilde auftreten (Taf. XIX, Fig. 1), die schon nach oberflächlicher Untersuchung sich als staminodienartige Bildungen erwiesen und daher hier auch als Staminodien bezeichnet werden sollen. Damals konnte ich aber diese Beobachtung nicht weiter verfolgen; nachher untersuchte ich die Blüthen von Dentaria bulbifera jedes Jahr wieder, ohne die erwähnten Gebilde wieder zu finden. Erst dieses Jahr durchsuchte ich eine grosse Menge Blüthen, und so gelang es mir, genügendes Material zu sammeln, um die ge- nannten Gebilde genauer untersuchen zu können^). Da ich über dieselben in der Litteratur nichts vorfand, so will ich dieselben hier kurz abhandeln. Untersucht man die Blüthenstände der Dentaria bulbifera näher, so ergiebt sich, dass wenn die erwähnten Staminodien in einer Blüthe vorkommen, sie dann meist in allen Blüthen desselben Blüthenstandes zu finden sind (Taf. XIX, Fig. 2 — 6), höchstens fehlen sie in den obersten noch unentwickelten Blüthen. Dabei aber stimmen die einzelnen Blüthen weder in der Zahl, noch in der Grösse, noch in der Form ihrer Staminodien mit einander überein (Fig. 2 — 6). Ge- wöhnlich findet man am Grunde des Pistills rechts und links, also in transversaler Anordnung, je ein solches Staminodium (Fig. 1 und 2), doch sind dieselben nicht immer gleich (Fig. 2). Oft ist nur auf 1) Aus den Berichten der ungarischen Akademie der Wissenschaften. •2) Diese Berichte, Bd. XII, Heft 1. 3) Dentaria bulbifera kommt bei Budapest in den Ofener Bergen reichlich vor und -wird von den Bäuerinnen gesammelt und in Sträusse gebunden nach den Markthallen zum Verkaufe gebracht: so konnte ich mir von dieser Pflanze eine grosse Menge leicht verschaffen und ihre Blüthen durchsuchen. Obgleich ich nun viele hundert Exemplare untersuchte, konnte ich doch nur bei verhältnissmässig wenigen (fiöO) Exemplaren die erwähnton Bildungen finden. 4-J2 •^- Klein: einer Seite ein solches (iebikle (Fig. 5) und manchmal sind wieder mehrere vorhanden, die dann aber sehr verschieden sein können: so erscheint eines in ty])isclier Form, die anderen aber sind kleiner und vielleicht noch unentwickelt (Fig. 1). Bezüglich des Ortes, wo diese Htaminodien auftreten, muss ich erw^ähnen, dass Dentaria zu jenen Cenciferen gehört, deren Blumen- blätter einen Nagel haben und wo die vier längeren Staubblätter, zu zweien einander genähert, sich eng an das Pistill anschmiegen und so gleichsam in die Mediane sich stellen, dadurch zu der An- sicht Veranlassung gebend, als wären je zwei und zwei aus der Spaltung je eines Staubblattes hervorgegangen. Tn meiner oben citirten Arbeit habe ich solche Blüthen geschlossene genannt und dort auch gezeigt, dass die in die vier längeren Staubblätter ein- tretenden Gefässbündel von Anfang an diagonale Anordnung zeigen, und die vier längeren Staubblätter je einem Ganzen entsprechen. Im Uebrigen giebt es ja auch Cruciferen, wie Crambe und andere, bei denen die Blumenblätter unbenagelt und ausgebreitet sind, so dass eine offene Blüthe entsteht und in dieser ofl'enen Blüthe stehen die vier längeren Staubgefässe deutlich diagonal aus einander und sind den Blumenblättern superponirt. In den sogenannten geschlossenen Blüthen entsteht nun dadurch, dass die vier längeren Staubblätter zu zweien gegen die Mediane zusammeuschliessen, in der dazu senkrechten Richtung, also in der transversalen ein grösserer Raum, der über den kürzeren Staub- blättern sich befindet, und das ist der Ort, wo die hier erwähnten Staminodien aufzutreten pflegen, so gleichsam einen zweiten zwei- gliedrigen Staubblattkreis andeutend (Fig. 2—4). In einem Falle fand ich wirklich an der Stelle eines Staminodiums ein vollständig ausgebildetes Staubblatt (Fig. 6), das dem kürzeren Staubblatt super- ponirt war, jedoch ein längeres Staubblatt war, welches man ent- weder für ein zum Staubblatt entwickeltes Staminodium halten kann, oder war es ein längeres Staubblatt, das in Folge gestörten Wachs- thums an diesen ungewöhnlichen Ort gelangt ist. Da aber in diesem Falle die gewöhnlichen vier längeren Staubblätter vorhanden waren, so hatte diese Blüthe nun ein Staubblatt mehr. Vielleicht könnte jemand dieses Staubblatt auch aus der Spaltung eines kürzeren her- leiten, und deshalb habe ich in der betreffenden Zeichnung auch den Verlauf der Gefässbündel hineingezeichnet, der da zeigt, dass hier keine Spaltung vorliegt, natürlich, wenn man ujiter Spaltung das ver- steht, was dem Sinne des Wortes entspricht. Bezüglich der Grösse der von mir beobachteten Staminodien erwähne ich, dass dieselben in entwickelten Blüthen höchstens 5 mm messen, so dass sie bis zur Mitte des Stempels reichen (Fig. 1). In jungen, noch nicht geöffneten Blüthen erscheinen die Staminodien Staminodienartige Bildungen bei Dentaria bulbifera. 423 oft so lang wie das unterhalb stehende kürzere Staubblatt, und dann reichen sie über die Mitte des Stempels hinaus, da derselbe erst später seine definitive Grösse erreicht (Fig. 5). Yon den 5 mm messenden Staminodien giebt es abwärts alle möglichen Grössen bis hinab zu solchen, die nur bei stärkerer Ver- grösserung sichtbar werden, doch diese letzteren sind oft andere Bildungen, von denen noch weiter unten die Rede sein wird. Bezüglich der Gestalt dieser Staminodien ist zu erwähnen, dass, wenn man von den kleinsten absieht, dieselben gewöhnlich aus einem unteren, verschmälerten Theil, dem Stiele, und aus dem oberen, verbreiterten Theil, dem Köpfchen, bestehen (Fig. 7 — 15). Der Stiel ist gewöhnlich am Grunde etwas verschmälert, dann hinauf zu etwas breiter und beim Uebergang in's Köpfchen wieder ver- schmälert. Das Köpfchen ist keulig, ellipsoid-eiförmig, seltener kugelig oder selbst unregelmässig und an der Spitze warzenartig. Gewöhnlich steht das Köpfchen schief zum Stiel oder ist selbst unter einem rechten Winkel dem Stiele angefügt (Fig. 15); übrigens ist es aber in seiner äusseren Ausbildung sehr verschieden: oft an einer oder mehreren Stellen eino-ebuchtet oder ausgehöhlt und diese Aushöhlung setzt sich in eine innere Höhlung fort. Die Höhlung ist manchmal geschlossen und doppelt, wo dann das Köpfchen aus zwei Hälften bestehend erscheint, so an die Form eines gewöhnlichen Staubblättchens erinnernd (Fig. 15). In dem in Fig. 15 abgebildeten Falle waren in den beiden Hälften plasmatische. Massen, ein grosszelliges Aussehen zeigend, wie wenn es Pollenmutterzellen wären. Anatomisch sind die Stiele der Staminodien sehr einfach gebaut und bestehen aus gleichartigen, dünnwandigen, in der Längsrichtung etwas gestreckten, viereckigen Zellen, die einen spärlichen, farblosen Inhalt führen. In der Mitte des Stieles verläuft meist ein sehr dünnes Spiralgefäss, oft bis zur Mitte des Köpfchens (Fig. 12, 13, 15), manchmal aber ist dieses Gefäss nur an der Uebergangs- stelle zwischen Stiel und Köpfchen entwickelt und steht nach unten zu mit den übrigen Gefässen der Blüthe nicht in Verbindung (Fig. 11, 14), was übrigens nur ein Entwickelungsstadium sein dürfte. Die Oberhautzellen des Stieles zeigen auf ihrer äusseren Wand gleichfalls die für die normalen Staubfäden charakteristische zarte Läugsstreifung, die wie bekannt in der Runzelung der Cuticula ihren Grund hat, nur dass diese Streifung an den Stielen der Staminodien viel zarter ist und daher nur schwer bemerkt wird. Der anatomische Bau des Köpfchens ist dagegen viel mannig= faltiger, doch ändert er sich je nach der Ausbildung desselben. In einzelnen Fällen besteht auch das Köpfchen nur aus gleichartigen. 424 J- Klein: würfelio-en Zellen (Fig. ^— !^*): und höchstens die Zellen der oben erwähnten warzenartigen Spitze weichen etwas ab, indem sie mehr oder weniger dentlich papillär ausgebildet sind. Diese Eigenthüm- lichkeit hat eine gewisse Bedeutung, da wie bekannt das Connecti- vum der gewöhnlichen Staubblätter bei Dentaria als kleine Spitze über die Staubbeutel hinausragt, und die Zellen derselben sind auch etwas papillär. In manchen Fällen aber sind die Zellen dieser warzenförmigen Spitze der Staminodien derart hervorgewölbt und zugespitzt, dass sie geradezu an die Narbenzellen erinnern. Doch darauf komme ich noch zurück. Yiel interessanter und wichtiger ist es, dass wir in dem Köpf- chen der Staminodien gleichfalls solche fibröse Zellen finden, wie sie für die Wand der Staubbeutel so allgemein charakteristisch sind. Diese fibrösen Zellen treten in dem Köpfchen der Staminodien bald nur an einzelnen Stellen und- in geringer Zahl auf (Fig. 12 und 14, die stärker schraffirten Stellen), und sie sind beinahe über das ganze Köpfchen — natürlich in dessen zweiter Zellschicht, dem Endothecium — entwickelt (Fig. 15), oder wenn das Köpfchen zwei Hälften erkennen lässt, in jeder Hälfte in geringerer oder grösserer Ausdehnung. Diese fibrösen Zellen besonders zeigen es deutlich, dass wir es hier mit staubblattartigen Gebilden zu thun haben; da aber in den- selben sich niemals Blüthenstaub entwickelt, können dieselben nur als Staminodien ano'esehen werden. Staminodien sind, wie bekannt, in den Blüthen verschiedener Pflanzen zu finden und sind dieselben je nach der Pflanze verschieden gebaut und auch von verschiedener Function. Bei Sterculia haben sie die Form gewöhnlicher Staubblätter, deren Beutel sich auch öffnen, ohne aber Pollen zu erzeugen^). — Bei Ei'odium und Linum sind sie fadenförmige Grebilde, die mit den normalen Staubblättern alterniren. Sehr bekannt sind die eigen- thümlich gebauten Staminodien von Famassia, die als Xektarien functioniren. Bei Tilia argetitea und Triglochin sind die Staminodien schalenförmige Blättchen, in welche der Pollen hineinfällt, um dann von dort zu geeigneter Zeit fortgetragen zu werden'''). Und schliess- lich erwähne ich noch die allbekannten Staminodien von Nymphaea, die den Uebergang zwischen Blumen- und Staubblättern vermitteln und je nach ihrer Stellung etwas verschieden ausgebildet sind. In allen diesen Fällen aber sind die Staminodien normale Be- standtheile der betrelfendeu Blüthe und daher in jeder Blüthe der 1) Siehe: Baillon, Traite de botanique inedicale, pag. 152, Sig. 3ü8. 2) Siehe: Kkrxee, i'llanzenlpben. Erste Autlage, Bd. I, S. Guo u. 606. Staminodienartige Bildungen bei Dentaria bulbifera. 425 betreffenden Pflanze zu finden und zwar immer in derselben charak- teristischen Form. Ganz anders verhält es sich mit den in den Blüthen von Den- taria bulbifera gefundenen Ötaminodien. Dieselben sind nicht in jeder Blüthe vorhanden und zeigen nebenbei eine sehr mannigfaltige Ausbildung. Dieselben sind daher anders zu beurtheilen, und um ihre wahre Natur zu erforschen, untersuchte ich diese Gebilde noch weiter und fand, dass besonders am Grunde des Pistills schon ab- geblühter Blüthen oft noch andere, von den bisher beschriebenen abweichend gebaute Bildungen auftraten, welche, wie es scheint, erst nach dem Abblühen der Blüthen entstehen, nachdem ausser dem Pistill alle übrigen Blüthentheile und selbst die oben beschriebenen Staminodien abgefallen waren. So fand ich dünne fadenförmige Ge- bilde, welche an ihrem Ende gar nicht oder nur schwach keulig waren und an deren Spitze die Zellen besonders auffallend hervor- gewölbt waren, so dass sie ganz narbenartig aussahen (Fig. 16 a). Besonders stark papillös war die Spitze jener Gebilde, die ganz nahe am Grunde des Pistills oder, was manchmal auch vorkommt, aus dem Pistill herausgewachsen waren (Fig. la). Die mehr keuligen Gebilde wiesen unter ihrer narbenartigen Spitze eine uuregelmässige Oeffnung auf, die in eine im Innern des Köpfchens befindliche Höhlung führt, so ein primitives Pistill vor- stellend. In der Wand dieser Gebilde fanden sich nichts desto weniger oft auch die für die Staubblätter charakteristischen fibrösen Zellen, wenn auch nur in geringer Ausdehnung (Fig. 17). Diese Gebilde wären also einigermassen combinirte Bildungen, da sie einerseits mit ihrer papillösen Spitze und der inneren Höhlung an Pistille erinnern und andererseits wegen der fibrösen Zellen auch Staubblattnatur verrathen. Nach unserer jetzigen materialistischen Auffassung über die äussere Gestaltung des Pflanzenkörpers kamen wir bezüglich der Entstehung der hier beschriebenen Gebilde zu folgender Erklärung. Dieselben entstehen, wie erwähnt, zwischen den Staubblättern und dem Pistill, also an einem Orte, wo wir die für Staubblätter und Pistille nöthigen Bildungsstoffe annehmen müssen und daher sehen wir, dass diese Gebilde je nach ihrer Entstehungsart, theils mehr Staubblattnatur, theils aber mehr Pistillnatur zeigen, ja in ein- zelnen Fällen selbst beide Naturen in sich vereinigen (Fig. 17). Manchmal findet man am Grunde des Pistills schon abgeblühter Blüthen noch ganz andere Gebilde, die an ihrem verbreiterten Ende unregelmässig gelappt sind und welche in ihrem Bau weder an Staubblätter, noch an Pistille erinnern (Fig. 16 b). Während nun der eigenthümliche Bau der hier beschriebenen Gebilde aus dem Orte, wo sie entstehen, abgeleitet werden kann, 426 J- Klein: ist es dagegen eine andere Frage, was die Ursache ihrer Entstehung- ist. Die Antwort daranf finden wir in der biologischen Eigenthüni- lichkeit von Dentaria bulbifera^ die auch im Namen zum Ausdruck kommt. Diesbezüglich will ich hier vorausschicken, was KeRNER^) über Dentaria bulbifera sagt: „Der Pollen gelangt bei ihr nur durch Mit- hilfe der Insecten auf die Narbe, und nm- dann, wenn diese Thiere die Blüthen besuchen, kommt es zur Bildung von Früchten. Sie wächst theils in jungen Buchengohölzen und in der Nähe des sonnigen Waldrandes, wo sich Insecten mit Vorliebe herumtreiben, aber auch noch im Hochwalde, der sich im Laufe der Zeit aus den jungen Gehölzen herausgebildet hat und in dessen tiefschattigem, lichtarmem Grunde die Bienen, Hummeln, Fliegen und Falter nur selten Einkehr halten. Im Jungwald und unfern vom Saume des Gehölzes entwickeln sich aus den von Fliegen und Bieneu befruchteten Blüthen allent- halben Schotenfrüchte; in der einsamen Tiefe des Hochwaldes da- gegen blühen und verblühen die meisten Doldentrauben, ohne von Insecten besucht worden zu sein. Die Mehrzahl der Fruchtanlagen verkümmert dort, welkt, fällt ab und nur selten kommt eine oder die andere samentragende Schote zur Auslükluno-. In dem Masse aber, als die Fruchtbildung beschränkt ist, er- scheint die Bildung von Ablegern gefördert^); in den Blattachseln w^achseu grosse, zwiebeiförmige Knospen heran, welche sich, sobald der Hochsommer kommt, von der vergilbenden Pflanze ablösen, von dem im Winde schwankenden Stengel weggeschleudeit werden, auf den feuchten Boden des Laubwaldes gelangen, alsbald anwurzeln und zu unterirdisch kriechenden Rhizomen heranwachsen. Au den schattigsten Stellen des Waldes trifft man auch Stöcke, w^elche selbst an der Spitze des Stengels keine Blüthen entwickeln und daher nur auf die Vermehrung durch Ableger angewiesen sind." Die von mir gesammelten Exemplare der Dentaria bulbifera^ an denen die hier beschriebenen Bildungen vorkamen, entwickelten gleichfalls keine Schoten, nach dem Abblühen fielen die Pistille ent- weder gleich herab, oder sie blieben klein; in ihrem Innern waren entweder überhaupt keine Samenanlagen, oder dieselben blieben klein und zeigten nicht jene Veränderungen, welche als die Folgen der Be- 1) Kerner, Pflanzenlebcn. Erste Autlage, Bd. II, S. 455. 2) Nichts desto weniger werden auch an fruchtenden Exemplaren Brutknospen erzeugt; so liegt mir ein Exemplar von Dentaria bulbifera vor, das sieben wohl- entwickelte Schoten trägt und dabei dennoch auch recht grosse Brutknospen hat. Dieselben sind eben eigenthümliche Bildungen der Dentaria bulbifera, welche, wie es scheint, sich hier immer bilden; sie sind der Pflanze vom Nutzen und deshalb hat sich ihr Auftreten im Laufe der Zeit stabilisirt. Staniinodienartige Bildungen bei Dentaria bulbifera. 427 stäubung und Befruchtung nach dem Verblühen sich an ihnen einzu- stellen pflegen und die Zeichen der begonnenen Samenbildung sind. Diese Exemplare der Dentaria bulbifera mussten daher wahr- scheinlich gleichfalls an schattigen Orten gestanden haben, wo die Bestäubung in Folge Mangels von Insecten ausblieb und daher auch keine Schoten sich ausbildeten; statt dessen entstanden aber die hier beschriebenen Gebilde. In den Blüthen wurden nämlich die für die Samenbildung bestimmten Stoffe — in Folge der unterbliebenen Be- stäubung — nicht verbraucht, und so wurden sie für diese Gebilde verwendet. Dieselben sind also eventuell entstehende, adventive Bildungen, welche mit der Samenbildung in Zusammenhang stehen und so einen neueren Fall jener Correlationen abgeben, die in der Gestaltung des Pflanzenkörpers eine so grosse Rolle spielen. Da der Pflanzenkörper mit allen seinen Theilen ein organisches Ganze bildet, so ruft das Ausbleiben eines Theiles die Entstehung eines anderen hervor. Denn die Pflanze trachtet die einmal erworbenen plastischen Stoffe unbedingt auf irgend eine Art zu verwenden, und wenn sie die für einen bewussten Zweck bestimmten Stoffe dafür nicht aufbrauchen kann, so benutzt sie diese Stoffe zur Hervor- briugung neuer Bildungen. Von den hierher gehörigen Fällen ist unter anderem Rhus Cotinus ein allgemein bekanntes Beispiel, wo an denjenigen Blüthenstieleu, die keine Früchte tragen, nach dem Abblühen sich reichlich Haare bilden, so zu der Bezeichnung „Perrückenstrauch" Anlass gebend. Aehnlich ist es nun in den Blütheu der Dentaria bulbifera. An im Schatten stehenden Exemplaren unterbleibt die Bestäubung und so entstehen keine Früchte; die dazu bestimmt gewesenen Stoffe werden zur Bildung der hier beschriebenen Gebilde aufgewendet. Au sonnigen Stellen wachsende Exemplare werden bestäubt, sie erzeugen daher auch Früchte, und so bleibt kein Stoff übrig zur Bildung anderer adventiver Gebilde. Nach diesem ist es nun auch verständlich, warum man die hier beschriebenen Gebilde nicht in jeder Blüthe und nicht an jedem Stocke findet und nicht immer in derselben Ausbildung, denn das hängt ja davon ab, ob Samenbildung eintritt, dann von der Menge der zu ihrer Bildung zur Verfügung stehenden Stoffe und gewiss auch von anderen Umständen. Die hier beschriebenen Gebilde sind natürlich für die betreffende Blüthe von keiner Bedeutung und sind nur neue Beweise dafür, dass die Natur bei der Ausgestaltung des Pflanzenkörpers oft in ganz eigentJmmlicher Art vorgeht und mit ihren verschiedenen Bildungen zu einer unerschöpflichen Quelle für wissenschaftliche Beobachtung und Forschung wird. Budapest (Polytechnikum), Ende Juni 1901. 428 A. Meyer: Erkläruiisir der Abbildungen. Fig. 1. Eine abgeblühte Blüthe von Üenturia bulhifcra, am Grunde des Pistills 2 Staminodien std und andere fadenförmige Gebilde, die bei a, a eine narbenartige, papillöse Spitze haben: //, n Nektarieu, p Pistill. „ 2 — 6. Blüthen eines Blüthenstandes, an denen nur die beiden kürzeren Staub- blätter und das Pistill belassen wurden, die verschiedene Ausbildung der Staminodien zeigend: in Fig. 6 an Stelle des Staminodiuras ein normales Staubblatt. „ 7 — 15. Staminodien in verschiedener Ausbildung. Die dunkler gehaltenen Stellen im Köpfchen deuten die fibrösen Zellen an. „ 16. Am Grunde des Pistills entstandene Gebilde; a mit papillöser, narben- artiger Spitze: h von anderer, abweichender Ausbildung. , 17. Staminodien mit deutlich narbenartigem Ende, innerer Höhlung und an der schraffirten Stelle fibröse Zellen zeigend. 52. Arthur Meyer: Ueber Chlamydosporen und über sich mit Jod blau färbende Zeiimembranen bei den Bacterien. Mit Tafel XX. Eingegangen am 25. Juni 1901. In meiner Abhandlung „Ueber Geissein, Reservestoffe, Kerne und Sporenbildung der Bacterien" (Flora 1899, S. 462) habe ich auf S. 462 auseinander gesetzt, was ich unter Gemmen, Oidien, Schwärm- oidien und Chlamydosporen verstehe. Ich zeigte dann, dass als das phylogenetisch primäre Vegetationsorgan der Gattung Bacillus der Zellfaden aufzufassen sei und dass die schwärmenden Stäbchen als Schwärmoidien zu bezeichnen seien. Die Frage, ob die Bacterien Chlamydosporen besitzen, also Reihengemmeu, welche morphologisch mehr als Dauerform ausgebildet erscheinen, ist in letzter Zeit völlig verneint worden. Die Angabe VAN TiEGHEM's (Ann. des sciences natur., Ser. VI, T. VII, 1878, p. 180, und Traite de botanique, II. Aufl., 1891, S. 1206) über Leuconostoc sprechen nicht sicher dafür, dass bei dieser Species Chlamydosporen vorkommen, und auch alle anderen „Arthrosporen" DE Bary's können keinen Anspruch auf den Namen Chlamydosporen machen. Dennoch scheint es mir fast, als ob manche Arten der Gattung Bacillus im Stande seien, Chlamydosporen zu bilden. Bei der grossen Wichtigkeit, welche die Frage, ob die Bacterien ausser den Endo- sporen noch andere Dauersporen unter bestimmten Verhältnissen er- zeugen können, für die Bacteriologie, also die praktische Bacterien- kunde hat, halte ich es für zweckmässig, einige auf diese Fragen Ueber Chlamydosporen und die Zellmembranen bei den Bacterien. 429 bezügliche morphologische Beobachtungen mitzutheilen , die einer weiteren Verfolgung werth sind. In alten Culturen von Bacillus cohaerens, Ellenbachensis und ruvii- natus, deren allgemeine botanische Beschreibung bei GOTTHEIL (Centralblatt für Bacteriologie 1901, IL Abth., S. 430 u. f.) mitgetheilt ist, fand ich Gebilde, welche den Chlamydosporen der Pilze äusserst ähnlich sehen. Bacillus cohaerens A. M. et Gottheil ist eine typische Species der Gattung Bacillus^ welche auf Nähragar mit Dextrose eine sehr regelmässige Entwickelung zeigt, ziemlich lauge Zellfäden, Schwärmoidien und normale Sporangien bildet. Untersucht man eine ungefähr vier Monate alte oder ältere Cultur dieser Species, welche auf der schrägen Fläche des in einem Reagenzglase befindlichen Nähragars angelegt worden ist, so findet man in dem oberen, trocknen Theile der Cultur fast nur isolirte Sporen; im unteren, noch schwach feuchten Theile der Cultur erkennt man neben in Lösung begriffenen relativ dünnen, septirten Zellfäden und Stäbchen Gruppen von dickeren Fäden. Diese sind stellenweise gerade, meist jedoch mehr oder weniger stark, oft unregelmässig und kräftig gekrümmt. Zwischen plasmafreien Zellen (Z) dieser Fäden liegen mehr oder weniger stark angeschwollene, sehr plasmareiche, aber glycogenfreie Zellen {g\ die, wenn der Protoplast bei Jodbehandlung contrahirt wird, meist eine dickere Membran zeigen als die gewöhnlichen Zellen des Spaltpilzes. Das stark lichtbrechende Protoplasma erscheint nach Behandlung mit Jodjodkalium oft ganz homogen, oft mit einer oder einigen grossen Vacuolen versehen (Fig. 3). Bei Behandlung mit Formolfuchsin färben sich diese plasmareichen Zellen intensiv roth; auch die Mem- branen färben sich dabei, und man erkennt dann deutlich (Fig. b g) die verhältnissmässig grosse Dicke der Membran dieser Chlamydo- sporen. Zum Yergieich habe ich in Fig. 6 die normalen Sporangien der Species abgebildet; sie sind mit Jodjodkalium gelb gefärbt. Ganz ähnliche „Chlamydosporen" fand ich in der gleichen Region alter Colonien, welche aus reinem Sporenmaterial auf Dextrosenähr- agar erwachsen waren, bei Bacillus Ellenbachensis Stutzer. Ich sah sie in gleicher Weise in 4 Monate und in 17 Monate alten Culturen, welche bei gewöhnlicher Temperatur gestanden hatten, in der Region des Condens Wassers. An den trockenen, oberen Stellen lagen auch in diesen Culturen nur Endosporen. Die Gemmenbildung tritt auch hier anscheinend unter Umständen ein, welche für die Sporangien- bildung ungünstig sind. Bacillus Ellenbachensis bildet sofort bei der Keimung Schwärmoidien, später kurze Zellfäden, schliesslich, schon nach ungefähr 50 Stunden, bei 28 "" meist etwas anschwellende, fett- führende Sporangien. Die in den alten Culturen vorkommenden Chlamydosporen gleichen in ihrer Form angeschwollenen Sporangien, sind aber meist bedeutend Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XIX. oq 430 A. Meyer: grösser als die Sporangien, besitzen eine dickere Zellmembran als diese und enthalten dichteres, meist ganz homogenes, fettfreies Cyto- plasma. In Fig. 8 ist eine Chlamydosporenreihe, welche zwischen ent- leerten Stäbchen lag, aus einer 17 Monate alten Cultur abgebildet. Wie es scheint, handelte es sich bei dieser um noch wenig aus- gebildete Sporen, da ihr Cytoplasma ganz homogen war und sich noch relativ schwach mit Jod färbte, während die Chlamydosporen, die in Fig. 9 abgebildet sind, Jod sehr reichlich aufnahmen. In Fig. 10 ist eine mit Jodjodkalium braun gefärbte Chlamydospore ab- gebildet, die sich durch eine kräftige Membranspitze auszeichnet. Fig. ] 1 und 12 zeigen mit Jod gefärbte Chlamydosporen mit Yacuolen und Contrahirten Protoplasten, Fig. 13 eine mit Formolfuchsin roth gefärbte, dickwandige Spore mit Zellkern und roth gefärbter Mem- bran. Interessant ist der seltene, in Fig. 14 abgebildete Fall, in welchem ein Zellfaden die Membranen abgestorbener und ausgesogener Gemmen {l), krankhafte Sporangien (5) und gut ausgebildete Geramen (g) neben einander enthält. Bei Bacillus ruminatus A. M. et Gottlieil fand ich Chlamydo- sporen in 4 Monate alten Culturen nur vereinzelt. Sie waren meist kugelförmig, mit homogenem Protoplasten und mit dicker Membran versehen. Im Vergleich mit der von einer dicken Schleimmasse um- hüllten Spore (Fig. 17) erscheinen sie nicht besonders gross. Bei einigen anderen erdbewohnenden Bacterien konnte ich keine Gemmen auffinden. So lagen an den feuchten Stellen alter Culturen bei Bacillus suhtüis (Fig. 18), simplex und fusiformis nur plasmaarme Stäbchen. Bei Bacillus carotarum fanden sich dort neben den Massen der abgestorbenen Stäbchen gesunde Stäbchen normaler Form, nur bei Bacillus graveolens (Fig. 20) waren derartige Stäbchen meist etwas mehr abgerundet als die normalen Stäbchen. Ich habe die zuerst beschriebenen Gebilde als Chlamydosporen bezeichnet, weil sie in der That ihrer Morphologie nach ungemein den Chlamydosporen anderer Sporangien erzeugender Pilze gleichen. Ich verweise z. B. auf die Gemmen von Endomyces decipiens, von Dothiora Sorbi (BreFELD, Untersuch, aus dem Gesammtgebiete der Mykologie, X. Heft, 1891, Taf. X, Fig. 13 und 14), Dothidea pucci- nioides (Taf. XI, Fig. 32), Sphaerulina intermixta etc.; auch auf die von Will beschriebenen Gemmen der Saccharomyceten (Abbildung bei KlÖCKER, Die Gährungsorganismen, 1900, S. 166). Nach der Morphologie dieser Gebilde möchte ich also annehmen, dass sie mehr oder weniger gut entwickelte Dauerformen der Gattung Bacillus sind; eine sichere Entscheidung über ihre biologische Be- deutung kann aber selbstverständlich nur eine genaue biologische Untersuchung bringen, wobei jedoch zu beachten ist, dass eine solche Dauerform nicht nur dann biologisch werthvoll für die Species zu Ueber CUamydosporen und die Zellmembranen bei den Bacterien. 431 sein braucht, wenn sie gegenüber höherer Temperatur oder beim Austrocknen sich widerstandsfähiger erweist als die Oidien; sie kann auch andere biologische Vorzüge besitzen. Zu Keimungsversuchen eignete sich leider das mir vorliegende Material nicht gut, weil die vereinzelt beigemengten Endosporen die Versuche meist störten und gut ausgebildete, also reife und gesunde Chlamydosporen nicht häufig genug in dem Material vertreten waren. Wenn diese Deutung der Gebilde richtig wäre, so würde meine Anschauung, dass die Bacterien sporangienbildende Pilze sind, eine neue Stütze erhalten. Mit Kücksicht auf letztere Ansicht ist nun auch die Thatsache von Interesse, dass die Zellmembran einiger Bacterien sich mit Jod intensiv blau färbt. Die Zellmembranen dieser Bacterien verhalten sich wie diejenigen der Hyphen und Asken mancher flechtenbildender und anderer Ascomyceten, die sich auch mit Jod wie Stärke färben. Emil Chr. Hansen in Kopenhagen hat gezeigt, dass sich die Schleim- massen der Zellen von Bacterium. Pasteurianum Hansen und Bacterium Kützingianum Hansen mit Jod blau färben (siehe Comptes rendus des travaux du laborat. de Carlsberg, Th. I, 1879; Th. III, Heft 3, 1894; Th. V, Heft 1, 1900). Er hält diese Schleimmassen für eine directe Fortsetzung, eine Aussenschicht der Membran, deren Verhalten gegen Jod er wegen der Kleinheit des Objectes damals (1894) nicht fest- stellen konnte. Ich habe die Frage an Material von Bacferium Pasteurianum^ welches HANSEN mir in liebenswürdiger Weise zur Verfügung stellte, und welches ich vorzüglich aus anderen Gründen genau angesehen habe, jetzt sicher entscheiden können. Ich unter- suchte sowohl Stäbchen, welche nach drei Tagen in einem V/^ pCt. Alkohol enthaltenden Biere bei 28° gewachsen waren, als solche, welche aus Culturen stammten, die sich zwei Tage bei 28° auf Dextroseagar entwickelt hatten. Bei Zusatz von sehr wenig Jodjod- kalium zu den Präparaten färbte sich der Schleim zwischen den Stäbchen und eine periphere Membranschicht hellblau, die innerste Schicht der Zellmembran dunkelblau, ehe sich der Protoplast braun färbte (Fig. 24). Setzte man etwas mehr Jodjodkalium zu, so färbte sich der Protoplast braun. Bei zu grossem Jodzusatz wird die Blau- färbung der Membran verdeckt. In schleimarmen Culturen findet man eventuell die Membran der ganzen Dicke nach gleichmässig blau gefärbt (Fig. "22). Die geschilderten Thatsachen machen es zu- gleich sehr wahrscheinlich, dass der Schleim der Bacterien durch Verquellung äusserer Membranschichten gebildet wird. 29* 4:32 A. Meyer: Ueber Clilamydosporen und die Zellmembranen bei den Bacterien. Erkliiniii^ der Abbildungen. Die Intensität der in der Beschreibung angegebenen Farben der Figuren ist durch die Tiefe des grauen Tones der Bilder ausgedrückt. Die Figuren sind, mit Aus- nahme der Fig. 4, bei 3500facher Vergrösserung gezeichnet. Fig. 1. Bacillus coltaerens. Stück eines ungefärbten Zellfadens aus einer 4 Monate alten Cultur. , 2. Gerader Faden aus derselben Cultur, mit Jodjodkalium braun gefärbt. „ 3. Mit Jodjodkalium braun gefärbter Chlamydosporenverband, mit grossen Vacuolcn. ., 4. Zellfadon von Bacillus cohaerens, mit Formolfuchsin gefärbt, schwach ver- grössert. Die nicht angeschwollenen Zellen sind plasmafrei; die an- geschwollenen, an gekrümmten Stellen des Zellfadens liegenden sind mit Plasma dicht gefüllt und mit dicker Membran versehen. „ 5. Die Partie g des Zellfadens in stärkerer Vergrösserung. „ 6. Mit Jod gefärbte normale Sporangien von Bacillus cohaerens in gleicher Vergrösserung gezeichnet wie die Chlamydosporen. ,. 7. Sporangium von Bacillus Ellenbachensis , mit schon etwas verquollener Membran. ., 8. Chlamydosporenreihe aus einer 17 Monate alten Cultur des Spaltpilzes, mit Jodjodkalium gelbbraun gefärbt; die unterste Zelle plasmafrei. „ 9. Zellfaden mit leereu Zellen und Chlamydosporen, aus einer 4 Monate alten Cultur, mit Jodjodkalium braun gefärbt, „ 10 — 12. Chlamydosporen, mit Jodjodkalium braun gefärbt. „ 13. Durch Formolfuchsin roth gefärbte Chlamydosporen. .. 14. Zellreihe mit ungesunden Sporangien, Chlamydosporen und leeren Zellen, ungefärbt; ebenfalls von Bacillus Ellenbachensis. „ 15. Zellreihe von Bacillus ruminatus, mit leeren Zellen (/), vacuoliger ange- schwollener Zelle (o) und mit Chlamydosporen (g), „ 16. Durch Methylenblau blau gefärbte Chlamydosporen. „ 17. Eine Spore des Spaltpilzes mit der von Gottheil zuerst beobachteten Schleimhülle, welche durch Methylenblau intensiv blau gefärbt wui"de. „ 18. Mit Jod gelb gefärbtes, plasmaarmes Stäbchen von Bacillus subtilis. „ 19. Spore desselben Spaltpilzes, deren Exine mit Fuchsin roth gefärbt worden ist. „ 20. Mit Jod möglichst intensiv braun gefärbtes Stäbchen aus einer 4 Monate alten Cultur von Bacillus graveolens. „ 21. Spore desselben Spaltpilzes, mit Jod gefärbt. „ 22. Mit Jod gefärbte und septirte Zellfäden von Bacterium Pasteurianui/t , aus einer bei 40° gehaltenen Cultur in Bier; die Membran blau, der Proto- plast braun gefärbt und contrahirt. .. 23. Zelle aus einer 6 Tage bei 28° auf Dextrose-Nähragar gewachsenen Cultur von Bacterium Pasteurianum, mit wenig Jodjodkalium gefärbt. Der cen- trale Theil ist braun, die dunkle Linie, welche der innersten Membran- lamelle entspricht, ist dunkelblau; die äussere, den schon ein Wenig ver- quollenen Lamellen entsprechende, scharf begrenzte Zone ist hellblau ge- färbt. „ 24. Wie Fig. 23, nur aus einer drei Tage alten Cultur und mit sehr wenig Jodjodkalium behandelt, so dass das Cytoplasma noch farblos blieb, während die innerste Membranlamelle dunkelblau, die äussere hellblau gefärbt er- schien. Sitzung vom 26. Juli 1901. 433 Sitzung vom 26. Juli 1901 Vorsitzender: Herr L. Kny. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Saida, Dr. Kotaro, Professor aus Tokio (Japan), z. Z. Berlin, Pflanzen- physiologisches Institut der Universität (durch L. KNY und Vi. Seckt), Woods, Dr. Albert F., Chief of Division oi Vegetable Physiology and Pathology of the U. S. Department of Agriculture in Washington D.C. (durch L. KNY und P. MAGNUS), Svedellus, Dr. Nils Eberhard, in Stockholm, Floragatan 16 (durch K. GOEBEL und F. W. Neger), Senn, Dr. Gustav, Privatdocent der Botanik an der Universität in Basel (durch W. SCHIMPER und S. SCHWENDENEE), Haupt, Dr. Hugo, zur Zeit Leipzig -Reudnitz, Gutenbergstr. 1,1 (durch W. Pfeffer und P. Klemm), Katitsh, Danilo, Gymnasialoberlehrer aus Kragujewatz (Serbien) (durch G. KLEBS und KÜSTER). Zu ordentlichen Mitgliedern sind proclamirt: Fräulein Ternetz, Dr. Charlotte, in Basel, Herr Ursprung, Dr. Alfred, in Basel, Herr Willis, John, C, in Peradeniya. Herr Dr. VON SCHRENK legte der Gesellschaft eine Auswahl von Präparaten vor, veelche den Originalarbeiten von SMITH über Bac- terienkrankheiten zu Grunde lagen. Die Präparate zeigten phyto- pathogene Bacterienmassen im Innern von Gefässen und im Innern erkrankter Pflanzenorgane. Herr VON TUBEUF berichtete im Anschluss an die Mittheiluno- von E. Fischer über Aeddium elatinum über seine eigenen Beob- achtungen betreffs des Wirthswechsels dieses Pilzes. Dieselben sind in den „Arbeiten aus der Biologischen Abtheilung für Land- und Forstwirthschaft am K. Gesundheitsarate" veröffentlicht und ergaben einen Infectionserfolg auf Stellaria media., nemorum und graminea., sowie auf Cerastium semidecandrum. Die Hexenbesen, die zu den In- Ber. der deutschen bot. Gesellscli. XIX. '>/\ 434 Hugo Mikhe: fectionen auf Stellaria media verwendet worden waren, entstammten drei Waldgebieten: den oberbayerischen Voralpen, dem bayerischer Walde und dem württembergischen Schwar/walde. Der Infections- erfolg war der gleiche. Auf Sorbus Aucuparia wurde dagegen mit zahlreichen Infectionsversuchea während zweier Jahre kein Erfolg erzielt. Mittheilunseii. 53. Hugo Miehe: Crapulo intrudens, ein neuer mariner Flageilat. Mit Tafel XXI. Eingegangen am 11. Juli 1901. Während meines Aufenthaltes in Neapel fielen mir auf dem Thallus von Nitophyllum punctatum, jener sehr gewöhnlichen, schön roth gefärbten Floridee, zahlreiche über die Fläche verstreute Wunden und Narben auf. Besonders letztere erregten mein Interesse, da der Wundverschluss durch dieselben local begrenzten Ausstülpungen der Wundrandzellen bewirkt wurde, wie ich es neuerdings für die Epi- dermis von Tradescantia beschrieben habe. Doch hierauf will ich nicht näher eingehen. In den offenen Wunden des einzelligen Thallus, die gewöhnlich aus einer kleinen Anzahl abgestorbener Zellen be- standen, entdeckte ich nun einige ziemlich kleine, spindelförmige Organismen, welche sich in den leeren Zellräumen hin und her wälzten. Ich fand sie dann bei genauer Durchmusterung überall, wenn auch in wechselnder Menge in den noch ungeschlossenen Wunden vor, so dass diese mir bald in unzweifelhafter Beziehung zu jenen kleinen "Wesen zu stehen schienen. Ich durchsuchte dann das übrige in einem Becherglase aufbewahrte Material nach ähnlichen Erscheinungen und fand bald sehr grosse zerstörte Complexe, in denen jene Organismen in ungeheuerer Anzahl angetroffen wurden. Mit diesem als dem auffälligsten Stadium will ich meine Beschreibung beginnen. An den dichten Büscheln von Nitophyllum punctatum und zwar nur an dem Material, welches ich an einem bestimmten Morgen er- hielt, waren schon bei oberflächlicher Betrachtung grössere abge- Crapulo intrudens, ein neuer mariner Flagellat. 435 storbene Partien bemerklich, die eine schmutzig weisse oder grau- liche Farbe hatten. Sie sind wohl zu unterscheiden von jenen ab- gestorbeneu Theilen, die häufig an cultivirten Florideen auftreten und sich durch eine prachtvolle orangerothe Farbe auszeichnen. Weshalb diese gerade den anderen todten Lappen fehlte, werden wir später sehen. Die zu Grunde gegangenen Theile waren gegen das gesunde Gewebe mit einer scharfen, violetten Linie abgegrenzt, die einen bogigen Verlauf hatte. Unter dem Mikroskop boten solche Thallusstücke folgendes Schauspiel. Die leeren abgestorbenen Zellen waren von einer Unzahl jener Organismen erfüllt; ihre Menge nahm nach der Grenze hin zu, diese selbst bestand aus zwei oder drei Zellreihen, die buchstäblich vollgepfropft von dem Parasiten waren (Fig. 1). Hier lagen sie in Reihen dicht neben einander ge- packt, sämmtlich senkrecht zu den Grenzwänden gegen die gesunden Zellen; in den weiter entfernten Zellen hingegen lagen sie, wenn auch ziemlich dicht, so doch unregelmässig zerstreut. An diesen Stellen lassen sich die einzelnen Individuen am Ijesten betrachten Das Auffälligste an ihnen sind ihre lebhaften metabolischen Be- wegungen, die in ihrem Verlauf einigermassen an diejenigen der Euglenen erinnern. Bald ist der ursprünglich keulenförmige schlanke, '20 — 27 f.L lange Körper zu einem unförmlichen Klumpen zusammen- gezogen, aus dem nur der hin und her tastende Schwanz hervorragt, oder er ballt sich gänzlich zur Kugel zusammen; bald drängt sich die Körpermasse nach dem vorderen dickeren Ende, von dem dann unter seitlichen Krümmungen Contractionswellen abfliessen, bahl werden besonders am dicken Ende kleine Zapfen oder Lappen vorgewölbt, die wellenartig fortwandern, oder es kommen durch Krümmungen des ganzen Körpers s- und c-förmige Gestalten zu Stande. Auch keil-, ei- und nagelartige Formen sind nicht selten Diese Bewegungen sind typisch metabolisch, nie amöboid, da die Grundform immer wieder hervortritt. Diese ist, wie angedeutet, langgestreckt keulig (Fig. 2). An dem dickeren, schief abgestutzten Ende ist eine kleine vorspringende Lippe kenntlich, an die sich eine- seichte Furche anschliesst. Bei ganz scharfem Zusehen bemerkt man, wie diese Furche sich nach dem Innern des Körpers in eine Schlundröhre fortsetzt. Am Rande der Furche entspringen zwei dicht neben einander inserirte, gleich lange Geissein, von der halben Länge des ausgestreckten Körpers, welche etwas nach der Seite ge- richtet sind. Für gewöhnlich schlagen sie träge zur Seite, oder aber die eine beschreibt einen Kegelmantel, während die andere die Flanke peitscht, ohne dass jedoch die Geissein in der Ruhe stets diese verschiedene Richtung- aufwiesen. Beim Schwimmen bewegen sie sich zitternd, schraubig, unter Drehung um die Längsachse. Uebrigens habe ich sie nie im freien Wasser schwimmen sehen, 30* 43G Hugo Miehe: sondern immer nur in den Zellen. Die Län^e der Geissein variirt sehr. Bei träfen Individuen, welche in noch nicht gänzlich entleerten Zellen schmarotzen, sind sie viel kürzer als bei gut beweglichen, ja in der Grenzlinie schrumpfen sie zu kleinen, träge zur Seite schlagenden Stummeln zusammen (Fig. 3) oder aber verschwinden auch gänzlich. Ich konnte wenigstens in den Grenzzellen oft keine Spur mehr von ihnen entdecken. Vielleicht brechen sie bei der überaus dichten Lagerung von selbst ab, oder aber sie werden abgeworfen, weil sie bei dem später zu erwähnenden Durchschlüpfen durch die Mem- branen hinderlich sind. Eine feste Membran ist nicht vorhanden, vielmehr ist der Körper nur mit einer dünnen Schicht hyalinen Plasmas überzogen. Ziemlich oft Hessen sich Tbeilungen beobachten (Fig. 4). Am Yorderende tritt eine Einbuchtung auf (a), die sich allmählich vertieft (6). Unter fortwährenden rythmischen Contractionen schneidet der Spalt immer weiter ein (c). Gleichzeitig entfernen sich die beiden Hälften von einander, so dass ein Winkel entsteht (c?). Seine beiden Schenkel stellen sich schliesslich in dieselbe Achse (e), ein Stadium, welches einem Bisquit ähnelt und, wenn nicht in seiner Entstehung verfolgt, leicht den Anschein einer Quertheilung erweckt. Unter höchst ener- gischen Contractionen drehen und krümmen sich die beiden Tochter- individuen jetzt um ihre Längsachse und zwar in entgegengesetztem Sinne, der Isthmus wird dünner und dünner, schliesslich trennen sie sich mit einem Ruck. Sie drehen sich gegenseitig ab. Das Ver- halten der Geissein konnte leider nicht genau festgestellt werden-, doch scheinen mir die neuen Geissein erst nach dem Theilungsact aufzuti'eten, da ich sie während desselben an den Theilungsindividuen nicht nachweisen konnte. In der Grenzzone, wo die Individuen ausserordentlich dicht ge- lagert sind, weisen sie viel weniger intensive Gestaltsveränderungen auf, sind vielmehr ziemlich langgestreckt keulenförmig. Das auf- fälligste ist die schön carminrothe oder violette Färbung, welche die . Organismen in diesen frisch abgetödteten Zellen aufweisen und die sich schon makroskopisch in jenem rothen Streifen zu erkennen o-iebt, der sich an dem Thallus zwischen dem todten und lebendigen Gewebe hinzieht. Bei starker Vergrösserung lässt sich leicht con- statiren, dass die Färbung von zahlreichen im Plasma des Parasiteu eingelagerten violetten oder carminrothen Kügelchen herrührt. Das Bild ähnelt durchaus einem gefärbten Dauerpräparat. Diese rothen Kügelchen sind kein constanter Bestandtheil des Parasiten, sondern stellen kleinste Nahrungsvacuolen dar, die mit rothem Inhalt gefüllt sind. Bekanntlich geben die Chromatophoren der Florideen, be- sonders deutlich die von Nitophyllu^n^ im Moment des Absterbens ihren rothen Farbstoff, das Phycoerythrin her, der sich sofort im Crapulo intrudens, ein neuer mariner Flag-ellat. 437 Zellsaft auflöst und ihm eine rosa Farbe verleiht^). Dieser Zellsaft dient nun den Eindringlingen hauptsächlich als Nahrung, und zwar nehmen sie alles Phycoerythrin auf, das in der Zelle vorhanden ist. Man kann dies leicht daraus schliessen, dass in den von den Para- siten besetzten abgestorbenen Zellen nur sehr selten einmal einzelne jener rothen Krystalle gefunden wurden, die regelmässig nach einiger Zeit in dem rothen Zellsaft getödteter Zellen sich in ziemlicher Menge abscheiden und solchen Partien die charakteristische orangerothe Farbe geben. Wie schon gesagt, sind die von dem Parasiten aus- gestossenen Grewebecomplexe stets grau oder weisslich. Ob die Para- siten wirklich den Farbstoff als Nahrung benutzen und ihn nicht etwa nur nothgedrungen mit anderen Stoffen aufnehmen, kann aller- dings nicht streng bewiesen werden, ist jedoch höchst wahrscheinlich, da das Phycoerythrin ein Eiweisskörper ist. Versuche, die Parasiten in einer Nährlösung zu cultiviren, die aus einer Auflösung des nach der Vorschrift von MOLISCH^j dargestellten Phycoerythrins in Meer- wasser bestand, sowie einige andere Versuche über eine etwaige chemotaktische Wirkung des Farbstoffes scheiterten daran, dass die Parasiten aus meiner Cultur plötzlich verschwanden und nicht wieder auftraten. Die Chlorophyllköruer selber, die Stärkekörner und die kleinen Zellkerne werden zunächst nicht in toto verzehrt, wie ich überhaupt den Eindruck gewann, dass sich unser Organismus nur von gelöster Nahrung nährt. Sie bleiben als klumpige grünliche Reste in den Zellen zurück, können jedoch wahrscheinlich später, nachdem sie durch Zersetzung aufgelöst sind, noch verzehrt werden, denn man sieht oft ganz entleerte Zellen. Nur die Stärkekörner widerstehen der Zersetzung lange, sie bilden jedenfalls keine Nahrung für den Parasiten. Die durch die Abtödtuug der Zellen austretenden Stoffe locken übrigens noch eine Menge anderer saprophytischer Mikro- organismen herbei; besonders waren grosse Mengen von farblosen Dia- tomeen bemerkenswerth, welche sich in dichter Reihe oenau auf der Linie der frisch getödteten Zellen angesammelt hatten, chemotaktisch an- gelockt durch austretenden Saft, von dem sie augenscheinlich profitiren. In dem Masse, als die Parasiten entfernt sind von den frisch getödteten Zellen, verändert sich die Farbe der Nahrungströpfchen, sie werden grünlich, gelblich, bräunlich und werden schliesslich in fester Form am hinteren Schwanzende ausgestossen (Fig. 5). Diese Excremente bleiben dann als feinkörnige Massen in den Zellen zurück. JUEL^) hat ganz kürzlich in einem kleinen Organismus, den er sapro- 1) H. Molisch, Das Phycoerjthrin, seine Krystallisirbarkeit und chemische Natur. Bot. Zeitg. 1898. 2) 1. c, S. 183. 3) H. 0. JuEL, Pyrrhosoriis , eine neue marine Pilzgattung. Bihang tili K. Svenska Vet.-Akad. Handliugar, Bd. 2(S Afd. III, No. 14, 1901. 438 Hugo Miehe: phytiscli in abgestorbenen Aesten von Cystoclonium purpurascens fand, ebenfalls rothe, in diesem Falle orangerothe, Kügelclien gefunden, die er jedoch für constante Bestandtlieile des Plasmas hält. Nach Analogie unserer Beobachtungen wäre es jedoch gar nicht aus- geschlossen, dass hier eine ähnliche Lebensweise vorliegt wie bei unserem Parasiten, mit dem er jedoch allem Anschein nach in keiner verwandtschaftlichen Beziehung- steht. In den (irenzzellen lässt sich der Process des Durchwanderns durch die Membranen relativ leicht beobachten. Die Individuen liegen hier dicht mit dem Kopfende an die Membranen angepresst. Stellt man diese bei starker Vergrösserung ein, so sieht man zu- weilen, wie ein kleines Zäpfchen in die gallertige, durchsichtige Membran vorspringt, das sich allmählich vergrössert (Fig. 5). Die Membran wird hier aufgelöst. Bald erscheint in der Nachbarzelle ein kleines Knöpfcheu, dies schwillt an, rasch strömt das rothkörnige Plasma durch das enge Loch, bis schliesslich das Individuum ganz in der Nebenzelle angelangt ist. Der Process des Durchschlüpfens durch das Loch dauert ca. 40 Secunden, geht also ziemlich flott. In dem Moment, wo die Wand durchbohrt ist, stirbt die Zelle ab, färbt sich rosa. Häufig tritt der Tod schon früher ein, so dass ein oder zwei Reihen todter, aber noch unbewohnter Zellen vorhanden sind. Das durchgeschlüpfte Individuum begiebt sich gewöhnlich stracks nach der o-egenüber liegenden Wand und loyt sich dieser an. Bald folgen andere nach, so dass in ziemlich kurzer Zeit die eben ab- getödtete Zelle von einer Masse dicht neben einander liegender Para- siten erfüllt ist. An manchen Stücken, besonders au sehr verrotteten, trifft man nur noch sehr wenige Parasiten in den Zellen an; auch in der Grenzzone sind sie verschwunden. Dafür sieht man auf der Ober- fläche des Thallus, seltener im Innern der leeren Zellen, grosse Massen von kleinen kugeligen Gebilden, die oft zusammen gelagert sind und kleine flächen- oder reihenförmige Colonien bilden, jedoch auch ebenso oft ganz isolirt liegen. Dies repräsentirt uns das zweite Stadium unseres Parasiten. Er hat die ausgefressenen Zellen ver- lassen, ist auf die Oberfläche des Thallus gelangt und hat sich hier encystirt durch Ausscheiden einer Membran, innerhalb welcher er sich oft noch lebhaft hin und her wälzt. Mehrere Individuen haben sich fest an einander gelegt, so dass sie sich polygonal abplatten (Fig. 6), verschmelzen jedoch nicht etwa zu einem Plasmodium. In der Cyste finden einige Theilungen statt, deren Anzahl ich leider nicht constatiren konnte. Jedenfalls schlüpfen eine Anzahl (ich schätze mindestens acht) Schwärmer aus. Sie haben dieselbe langgestreckte Gestalt wie die Mutterindividuen, nur etwas schlanker, und besitzen zwei relativ sehr lange Cilien. Ihre Be- Crapulo intrudens, ein neuer mariner Flagellat. 439 weaimo- ist sehr u'eschwiiid, weshalb man auf der Oberfläche des Thallus o-ewöhnlich keine mehr antrifft. Clenauer kann man sie nur beobachten, wenn sie zufällig in eiuer Zelle eingeschlossen sind. Die Geissein sind von ungleicher Grösse und verschiedener Richtung. Diese schnell beweglichen Schwärmer haben offenbar die Aufgabe, neue Infectionen hervorzurufen. Man sieht in der That die Infection ziemlich rasch um sich greifen und auch an differenten Stellen neu auftreten. Kurz zusammengefasst ist also die Lebensweise des Parasiten folgende. Kleine, durch Theilung im encystirten Ruhestadium ent- standene Schwärmer dringen in die Zellen von Nitophyllutn punctatum ein, wachsen hier heran, vermehren sich durch Längstheilung, wandern von Zelle zu Zelle, zerstören auf diese Weise grosse Gewebecomplexe und encystiren sich schliesslich auf der Thallusoberfläche. An fixirtem und gefärbtem Material war wenig Neues zu sehen. Ich fixirte inficirte Gewebestücke in Chromosmiumessigsäure oder in Osmiumdämpfen, wusch mit Leitungswasser aus und härtete in Alkohol, indem ich die Stücke in ein Uhrgläschen mit ganz wenig 20procen- tigem Alkohol brachte und dies dann auf einem Fusse in eine flache, zum Theil mit absolutem Alkohol gefüllte verschliessbare Glasdose setzte. Auf diese Weise wurde der Alkohol allmählich concentrirt und eine Schrumpfung vermieden. Später wurden dann die Objecte mit Mayer's Hämalaun gefärbt und in Glyceringelatine eingeschlossen. An solchen Präparaten konnte vor allem Lage und Structur des Zell- kerns festgestellt werden (Fig. 3). Er ist ein rundes Bläschen, in dessen homogener, schwach tingirter Grundmasse eine dunkler ge- färbte Chromatinkugel liegt, die man auch als Nucleolus bezeichnen könnte, wenn sie nicht hier die gesammte tingirbare Masse des Kernes darstellte. Es ist ein typischer Bläschenkern, wie er bei Flagellaten gewöhnlich angetroffen wird. Er liegt in dem dicken Vorderende ungefähr central. Das Plasma ist mit einer Menge dunkler Körner erfüllt, eben jenen Nahrungströpfchen. Die Cilien waren theils gut erhalten, theils fehlten sie. Nach der gegebenen Beschreibung kann man über die systema- tische Stellung des Organismus nicht lange im Zweifel sein. Es ist ein Flagellat. Wenn wir die von SENN in ENGLER's und PRANTL's „Natürliche Pflanzenfamilien" gegebene Charakteristik der Flagellaten vergleichen, so lassen sich an unserer Form sämmtliche Flagellaten- merkmale nachweisen. Schwieriger ist die nähere Einordnung in das System. Von den bekannten Formen passt keine Beschreibung auf ihn; speciell ist er mit keinem der von DE BrUYNE^) beschriebeneu Algenparasiten des Golfes von Neapel mit Sicherheit zu identificiren. 1) DE Bruyne, Archive de Biologie. Bd. X, 1890. 440 Hugo Miehe: Wir liabeu es also mit einer nonen Art zu thuii. Bei der Beur- theilung der Merkmale ist zu berücksichtigen, dass wir einen Para- siten vor uns liaben. Vor allem ist das unregelmässige Yerlialten der Geissein wohl eine Folge des Parasitismus; sie werden nur da voll entwickelt, wo sie nöthig sind, hingegen reducirt oder gänzlich abgeworfen, wenn sie hinderlich werden. Zwei Gruppen würden hauptsächlich in Betracht kommen, erstens die Protomastigineae, speciell die Bodonaceen, zweitens die Euglenieae, speciell die Astasia- ceen. Für die Zugehörigkeit zu den Bodonaceen würde vor allem die Lebensweise sprechen, dann die Structur des Kernes, während die Anwesenheit eines Mundtrichters, die Richtung der Geissein nicht dem Bodonentypus entspricht. Andererseits weist die lebhafte Me- tabolie, besonders aber der Mundtrichter auf eine Verwandtschaft mit den Euglenieae hin, die allerdings durch die Structur des Kernes, der nicht jene bei den Eugleninen regelmässig radiale Anordnung des Chromatins trägt, sowie durch das Fehlen einer festen Plasnia- menibran wieder in Frage gestellt wird. Eine gewisse Aehnlichkeit besteht mit der von ClENKOWSKY') beschriebenen Colpodella pugna.i\, besonders bezüglich der Lebensweise und Cystenkeimung, nur ist bei dieser Form nur eine Geissei vorhanden, auch bohrt sie mit dem Hintereude die Chlamydomonaden an. Ziemlich gut stimmt er ferner mit einer von demselben Forscher in todten Rotatorien angetroffenen Zweigeisseligen Bodo-Art in der äusseren Form überein (vergi. seine Fig. 39); leider ist diese nur unvollständig bekannt und auch von ihrem Entdecker nicht benannt worden. Das hauptsächlichste Hinderniss gegen die Zuordnung zu den Bo- donaceen bildet der Mundtrichter. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass sich dieser auch bei anderen Vertretern dieser Familie vielleicht wird nachweisen lassen, um so mehr, da er durchaus nicht sehr in"s Auge fällt. Mir selbst entging seine Anwesenheit bei der Beobachtung unseres Parasiten lange Zeit, erst bei sehr genauem Zusehen ent- deckte ich ihn. Wägen wir das pro und contra für Bodonaceen und Astasiaceen ab, so neigt sich die Entscheidung, glaube ich, nach der Seite der ersteren. Ich möchte also Crapulo zu den Bodonaceen stellen. Dies ist auch die Ansicht von Dr. SENN, für dessen brieflichen Rath ich auch an dieser Stelle meinen herzlichsten Dank aussprechen möchte. Zum Schluss will ich noch die Diagnose unseres Flagellaten an- geben. Crapulo nov. gen. In ihrer typischen Gestalt lang gestreckte, keulenförmige, farb- lose Organismen mit lebhafter Metabolie, die sich in Contractionen 1) L. CiENKOWSKY, Archiv für mikroskopische Anatomie T. 1865. Crapulo intrudens, ein neuer mariner Fiagellat. 441 und wellenartigen Yeränderungen der Oberfläche äussert. Letztere ist von festerem Plasma gebildet, das jedoch keine unterscheidbare Membran formirt. Das dicke Vorderende schräo- abgestutzt mit schwach vorspringender Lippe und einer seichten Furche, von der aus sich ein schmaler Trichter in das Lmere des Körpers hinabsenkt. Am Eingang des Trichters zwei gleich lange, gleich gerichtete, dicht neben einander inserirte Geissehi von wechselnder Länge (eine halbe Körperlänge bis kurz stummelartig, zuweilen gänzlich fehlend). Cen- tral, im dicken Vorderende ein bläschenförmiger Kern. Zweitheilung in der Bewegung der Länge nach, sowie mehrfache Theilung in einem encystirten Ruhestadium. Aus den Cysten geht eine grössere Anzahl kleiner, spindeliger Schwärmer hervor mit zwei ziemlich langen, ent- gegengesetzt gerichteten Cilien. C. intrudens nov. spec. Körper 20 — 27 ju lang. Parasitirt in den Zellen von NifophijUum punctatum in grossen Mengen. Ist in frisch getödteten Zellen schön carmin oder violett gefärbt, sonst farblos. •Cysten gewöhnlich in Colonien auf der Thallusoberfläche. Golf von Neapel. Leipzig, Botanisches Institut. Erklärnug- der Abbildung-eu. 'S- 1. ^ 2. ?? 3. 5« 4. Ein Stück des Thallus von Nitopliyllam 'punctatum, von Crapulo intrudmis inficirt. Nach fixirtem Material gezeichnet. Vergr. 70. Ein Exemplar des Parasiten. Nach dem Leben gezeichnet. Vergr. 900. Dasselbe. Nach einem fixirten und gefärbten Präparat gez. Vergr. 900. 7 auf einander folgende Theihingsstadien desselben Individuums. Nach dem Leben aus freier Hand gezeichnet. Vergr. 325. 5. 2 Exemplare des Parasiten, im Begriffe, die Membran zu durchbohren. Die dunkelen Körner sind in Natur violett gefärbt. An dem Individuum rechts ist die Ausscheidung eines Excrementtheilchens zu sehen. Nach dem Leben gezeichnet Vergr. 900. (}. Eine Colonie von , Cysten auf der Thallusoberfläche. Nach dem Leben ge- zeichnet Vergr. 900. 7. Ein aus den Cysten hervorgehender, stark beweglicher, langgeisseliger Schwärmer. Nach dem Leben gezeichnet. Vergr. 900. 442 Fkitz BLUMENTRirr: 54. Fritz Blumentritt: Ueber einen neuen, im Menschen gefundenen Aspergillus (Aspergillus bronchialis n. sp.). Mit Tafel XXII. Eingegangen am 14. Juli 1901. Vor einioer Zeit fand Hofrath Prof. Dr. H. ChiarI ireleseutlich der Section eines Diabetikers im Bronchialbaume desselben einen Aspergillus, den er in einer Reincultur an Herrn Prof. H. MOLISCH mit dem Ersuchen übergab, den Pilz genauer zu bestimmen. Diese Arbeit wurde mir von Herrn Prof. H. MOLISCH, dem ich an dieser Stelle für seine Unterstützung bestens danke, zugewiesen. Um die wahre systematische Stellung des Aspergillus zu eruiren, verfolgte ich das Wachsthum und die Entwickelung desselben auf verschiedenen Nährböden und suchte die Frage zu lösen, ob auf dem Mycel ausser den regelmässig auftretenden Conidienträgern noch andere Fortpflanzungsorgane zur Ausbildung kommen Solche blieben aus, womit aber noch nicht gesagt ist, dass dem Pilze keine höhere Fructification möglich sei, da vielleicht gewisse Vorbedingungen bei meinen Culturen nicht realisirt waren. Das Verhalten des Pilzes in der Lunue selbst konnte ich leider nicht studiren; ich erhielt von Hofrath ChiARI nur die Mittheilung, dass der Aspergillus die Zweige des Bronchialbaumes im Menschen mit seinem Mycelium auskleidete und Conidienträger in die Luft- räume trieb. So muss ich also rein aus dem Verhalten in der Cultur zurückschliessen auf das in der Natur, und bin mir des Wagnisses wohl bewusst, das ich damit begehe. Die Bestimmung fülirte ich an der Hand von P. A. SACCARDO's „Sylloge Fungorum" ^) durch, bei welcher mir der Mangel eines Be- stimmungsschlüssels und die unvollständigen Angaben bei den ein- zelnen Species die Arbeit sehr erschwerten. Identificiren konnte ich 1) Sylloge Fungorum oninium hucusque cognitorum. P. A. Saccardo. Yol. IV. Patavii X. Aprilis MDCCCLXXXVI. Weiter benützte ich: Dr. J. Leunis, Synopsis der Pflanzenkunde. II. Bd. Hannover 1885. — Sur le developpement de quelques Ascomycetes par M. Ph. van Tieghem. Premiere partie: Aspergillus et Sterupim- tocystis. (Bulletin de la Societe botanique de France. Tome 24. Paris 1877.) — Von Dr. L. Rabenhorst's Kryptogameuflora von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz ist der Theil über die ,.Pilze" noch nicht vollständig erschienen. — Die in letzter Zeit angekündigte Monographie über Aspergillus von Wehmek, welche in den „Memoires de la Societe de Physique et d'Histoire nat. de Geneve" erscheinen soll,, war mir nicht zugänglich. Ueber einen neuen, im Menschen gefundenen Aspergillus. 44^ den vorliegenden Aspergillus mit keinem der dort beschriebenen, so dass ich denselben als einen bisher unbekannten, noch nicht ein- gereihten bezeichnen muss. Ich will den Pilz, welcher der Form Aspergillus fumigatus^^ noch am nächsten kommt, Aspergillus bron- chialis nennen, womit sein erster Fundort berücksichtigt ist. Die zusammenfassende Beschreibung, zu der mir vorwiegend die Culturen auf Fleischagar^) als Grundlage dienen, werde ich am Schlüsse der Arbeit bringen. Vorher theile ich mit, welche Nährböden ich ausser dem vorher- genannten benutzte und bei jedem das, was sich bei seiner Ver- wendung Bemerkenswerthes zeigte. Die Culturen bestätigten vor allem eine Aussage KLEBS' in einer seiner Abhandlungen^), wo er bemerkt, dass die Qualität der Nähr- lösung nicht bloss die Entstehung sowie die Menge der Fortpflanzungs- organe beeinflusst, sondern auch das Mycelium selbst in recht ver- schiedenen Formen erscheinen lässt. Sie zeigen weiter, dass die Farbe der Sporenmassen, die doch als wichtiges Merkmal bei Be- stimmungen berücksichtigt wird, ziemlich variiren kann. Der Aspergillus, der, wie ja zu erwarten war, sehr aerob ist und für den 32° C. das Optimum des Wachsthumes darstellen, verflüssigte Gelatine bei Zimmertemperatur während des Winters. Auf diesem guten Nährboden*) verbreitet sich der Pilz sehr rasch-,, die Mycelien sind reichlich verzweigt und deutlich septirt, die Hyphen fast durchwegs cylindrisch und messen im Diameter durch- schnittlich 3 /i. Die Farbe der Sporenmassen ist bei Betrachtung mit freiem Auge grau bis bräunlich (ältere Culturen). Auf Brod gedeiht der Aspergillus ausserordentlich gut und üppig. 1) Das die beiden Formen Trennende ist vor allem die Sporengrösse, die bei Af^perc/ilhis fuinigatns nur 2 // beträgt. Ferner trifft die Bezeichnung der fertilen Hyphen als „humosogriseis" und der Diam. 16—30^ der „vesicula sphaeroidea'' nicht bei dem vorliegenden Asperyillus zu. 2) Zusammensetzung des Agar: 1 / HgO 500^ Fleisch 20 g Agar 10 g Pepton bg Na Gl. (V. W. MiGULA, Bact. Practicum, Herstellung der Nährsubstrate. Karlsruhe 1892.) 3) Georg Klebs, Zur Physiologie der Fortpflanzung einiger Pilze. III. Th. S. 2L Leipzig 1901. 4) Zusammensetzung: 1 / HjO 500 f/ Fleisch 10 g Pepton 100^ Gelatine 5 g Na Gl. (V. W. MiGULA, Bact. Practicum. Karlsruhe 1S92.) 444 Fritz Blumenthitt: Die Zellen der sterilen Hy])lien sind meist sehr kurz, der Inhalt Anfangs ganz homogen; die älteren Hyphen zeigen sehr viele und o;rosse, stark lichtbrechende Tropfen, wahrscheinlich Fett. In der Continuität der Hyphen liegende Stücke werden bei mehr als zehn Tage alten Culturen oft zu Gemmen abgegrenzt. Versuche nach BREFELD, durch Anpressen einer mit Sporen be- schichteten Brodscheibe an eine Glasplatte Perithecienbildung zu ver- anlassen, blieben erfolglos. Die Farbe der Sporenmassen von Brod- culturen ist deutlich grün bis graugrün. Pflaumendeco et: Auf diesem Nährmedium tritt der Aspergillus etwas langsamer auf. Die Mycelien sind sehr wenig verzweigt, die Querwände nur schwer sichtbar und der Zellinhalt von körniger Be- schaffenheit. Die älteren Hyphen zeigen zerstreut kugelig ausge- bauchte Zellen von dem Diameter bis zu 22 //. Während die Sporenmassen zuerst graugrün sind, werden die älteren ausgesprochen olivengrün. Runde Zellen (Diameter ca. 8 fx) sieht man oft in Ballen beisammenliegen, welche ganz den Eindruck sprossender Colonien machen und zu wiederholten Malen von mir auch direct an den Köpfchen von Conidienträgern, die wahrscheinlich an die Fläche der Nährlösung gesunken waren, beobachtet werden konnten. Etwas ganz Aehnliches konnte ich bei Culturen auf MOLISCH's Nährlösung^) beobachten. Auch hier zeigten zahlreiche Präparate, dass an den Fruchtträgern oft die Abschnürung normaler Sporen unterblieb und statt ihrer Zellwucherungeu in Sprossform entstanden. Die Gestalt des Mycels ist eine auffallende. Ich möchte den Habitus als oidiumähnlicli und knorrig bezeichnen. Die Zellen sind meist kurz, oft kugelig, dann wieder unregelmässig gestaltet. Dieses eigenthümliche Wachsthum verräth sich schon bei mikro- skopischem Beschau durch den flockigen Charakter des Mycels. Die Abschnürung einzelner, bauchig erweiterter Zellen, deren Wand ver- dickt ist, wird wohl als Gemmenbildung aufzufassen sein. In der Nährlösung, deren Rohrzuckergehalt durch Glycerin er- setzt wurde, ist das reichverzweigte Mycel zum Theil sehr zart und die Septirung schwer sichtbar, zum Theil dieselbe knorrige, opuntien- ähnliche Wucherung zu bemerken, wie ich sie eben erwähnt habe. 1) ZusammensetzuDfj: 500^ H2O 15 g Rohrzucker 3 g Chlorammonium 0,25 g schwefelsaure Magnesia 0,25 g Monokaliumphosphat eine Spur Eisen. H. Molisch, Die mineralische Nahrung der niederen Pilze. I. Abth. (Sitzungsber. der k. Akademie der Wissensch. in Wien. Bd. CHI, Abth. I. Oct. 1898.) Ueber einen neuen, im Menschen gefundenen Aspergillus. 445 Mistdecoct: Der Aspergillus wächst nur langsam, dann aber werden massenhaft Conidienträger gebildet. Die Sporenmassen sind bei jungen Cnlturen erdig grau, bei älteren geht die Farbe in braun über. Die Verzweigung ist eine ziemlich starke und die Septirung durch Verdickungen an diesen Stellen sehr auffallend. Sie geben einem ganz das Bild der Internodialknoten bei Gramineen. Den Ursachen dieser Bildung forschte ich nicht näher nach, muss mich daher jeder weiteren Aeusserung enthalten. Das Mycel, das sich in öprocentiger Zuckerlösung entwickelt, sehr zart ist und zahlreiche, liehtbrechende Kügelchen in seinem Innern birgt, bildet häufig Anastomosen. Conidienträger werden nicht so massenhaft gebildet wie auf anderen Substraten. In lOprocentiger Zuckerlösuug blieb das Mycel klein und kam zu keiner Fructi- fication ^). Nach Vorausschickung dieser kurzen Besprechung des Verhalten* des Aspergillus bronchialis auf den verschiedenen Nährböden will ich nun die zusammenfassende Beschreibung desselben folgen lassen: Das Mycel des Pilzes, das, im Innern und an der Oberfläche des Substrates wuchernd, ziemlich rasch und gleichmässig nach allen Seiten wächst, ist Anfangs weiss und wird erst bei älteren Culturen etwas gelblich. Die Hyphen sind reich, meist monopodial verzweigt; doch kann auch gabelige Verzweigung beobachtet werden. Die Zellen der sterilen Hyphen an der Oberfläche des Substrates sind nicht durchwegs cylindrisch, sondern sehr oft mehr oder minder blasig- aufgetrieben und führen dann ein oder mehrere deutliche Vacuolen. Die Hyphen sind stark septirt; die Querwände meist gut sichtbar. Die Masse für die normalen Hyphen schwanken zwischen 5 — 8 [x in der Breite, die für die zarteren, wahrscheinlich mehr im Nährboden lebenden, zwischen 2 — 4,2 //, für die blasig aufgetriebenen Zellen zwischen 6,2 — 12,6 /,(. An diesem Mycel, das auf einigen Substraten (besonders Mistagar und MOLISCH's Nährlösung) auch viele Lufthyphen emporsendet, ist 24^ nach der Impfung bei makroskopischem Beschau das Vorhandensein äusserst zahlreicher Conidienträger zu bemerken. Dieselben sind aufrecht, einfach, selten septirt und fast farblos; der Durchmesser des Köpfchens schwankt zwischen 12 — 19 jj.. Von sehr zahlreichen, etwa verkehrt flaschenförmigen Sterigmen werden durch successive Sprossung die Sporenketten abgeschnürt. Die Länge der Conidienträger beträgt durchschnittlich 280—300 /a. 1) Der Erwähnung werth scheint mir noch Folgendes: Zufällig nahm ich einmal einige Eprouvetten mit 3 pCt. Salzagar, welches Prof. Molisch bei Beschäftigung mit einer wissenschaftlichen Frage verwendet, und impfte. Die Untersuchung der auftretenden Mycelien ergab, dass der AsptrgilluH auch auf einem so salzreichen Nährboden vegetiren und fructificiren kann; allerdings waren die Fruchtträger und die Sporen etwas abnormal. 446 Fritz Blumentritt: Ein neuer, im Menschen jjefundener Aspergillus. Die Conidieu sind rund, glatt und haben die Grösse von 3 — 4,2 a. Iln-o Farbe, die, wie früher bemerkt, je nach Nährboden und Alter, zwischen grau, "rüngrau, olivengrün, braun schwanken kann, stellt meist ein erdiges Gh'augTün dar. Die Sporen treiben gewöhnlich nur einen Keimschlauch. Die Versuche, welche die pathologische Wirkung dieses Pilzes ergründen sollen, werden im patholog. -anatomischen Institute der k. k. deutschen Universität Prag gemacht und seiner Zeit von diesem veröffentlicht werden. Pflanzenphysiolog. Institut der k. k. deutschen Universität Prag. Erklärung der Abbildungen. Alle Figuren sind bei einer 4i50 fachen Vergrösserung gezeichnet. Fig. 1. Theile eines auf Fleischagar aus einer Conidiensporc gezogenen Myceliums. a zwei normale Hyphen, bestehend aus cjlindrischen Zellen (von der Ober- fläche des Substrates die starke, die zarte aus dem Substrate selbst), h ein Mycelfaden mit blasig aufgetriebenen Zellen, c ein normaler Conidien- träger. An der einen Seite sind die Sporeumassen entfernt. „ 2. Stück eines Mycels, welchem Kuhmistdecoct als Nährboden diente: a an den Querwänden bemerkt man nur kleine Knötchen. An den Stellen l> wird das Bild des Internodialknotens bei Gramineen nachgeahmt. „ 3. Einige Hyphen aus öprocentiger Zuckerlösung, welche Anastomosen bilden. .„ 4. Opuntienartiges, knorriges Wachsthum der Hyphen in Molisch's Nähr- lösung. An diesem Mycel sieht man a einen Conidienträger, der offenbar in die Nährlösung gesunken und an dem nun eine lebhafte Zellwucherung auftritt. „ 5. Ein solches Conidienträgerköpfchen von einem Mycel aus Pflaumen- decoct. ^ 6. Mycel von einer Brodcultur: n Zellen älterer Hyphen. Jede Zelle birgt in ihrem Innern einen oder zwei grosse, stark lichtbrechende Tropfen, wahrscheinlich Fett, b Gemmen, an deren einer ein kümmerlicher Conidien- träger zur Entwickelung kam. c abgestorbene Hyphentheile. P. Magnus: Mycel und Aufbau des Fruchtkörpers eines neuen Leptothjrium. 447 55. P. Magnus: Mycel und Aufbau des Fruchtkörpers eines neuen Leptothyrium. Mit Tafel XXIII. Eingegangen am 20. Juli 1001. Herr J. BORNMClleR hatte mir auch freundlichst einen Pilz mitgetheilt, den er auf einem Exemplar eines von Herrn LiTWINOW lö98 bei Askabad in Turkmenien gesammelten Calligonum comosum bemerkt hatte. Da nach SaCCARDO, Sylloge Fungorum, Yol. XHI und XIY, kein parasitischer Pilz auf Calligonum bisher bekannt ist, und da das Mycel und der Bau und die Anlage des Fruchtkörpers ■einiges Interesse bieten, so will ich ihn etwas eingehender erörtern. Der Pilz gehört zur Gattung Leptothyrium^ und ich benenne ihn nach dem Einsender, der ihn auf dem Calligonum entdeckt hatte, Leptothyrium Bornmülleri P. Magn. Das Leptothyrium wurde an den oberen dünnen Zweigen des Calligonum bemerkt. Es trat dort in unregelmässigen Gruppen an ■den langen Internodieu auf (s. Fig. 1 und 2). Es tritt sowohl mitten auf den Internodien auf, als auch den Knoten genähert. Die oberen dünnen Zweige von Calligonum werden aus sehr langen Internodien gebildet, die an ihrem oberen Ende nur ganz niedrige, scheidenförmige Blättchen tragen (s. Taf. XXIII, Fig. 1 und 2). Dem entsprechend ist, wie bei vielen Xerophyten, die Func- tion der Assimilation auf die Achse übergegangen. Die Internodien von Calligonum comosmn zeigen daher unter der Epidermis eine ge- ringe Lage lockeren Parenchyms, das von Collenchymgruppen unter- brochen wird (s. Fig. 10) und dem sich eine mächtige Lage engen Pallisadenparenchyms anschliesst. Letzteres ruht auf einem Cylinder {im Querschnitte einem Kreise) von breiteren, niedrigeren, chloro- phyllführenden Parenchymzellen, der wie eine Schutzscheide oder Endodermis^) ein centrales Parenchym umgiebt, in dem das Mark und der Ring der Gefässbündel enthalten sind. Letztere liegen in den einjährigen Aestchen einzeln durch breitere Markstrahlen von einander getrennt. Ihr nach aussen gelegenes Libriform ist meist durch ein bis zwei Parenchymschichten, die häufig Krystalldrusen enthalten, von dieser chlorophyllführenden Endodermis getrennt; seltener liegt es ihr mit wenigen Zellen unmittelbar an (s. Fig. 11). Der Pilz tritt, wie gesagt, in localen unregelmässigen Gruppen 1) G. VoLKENS ueunt sie in seinem Werke: Die Flora der Aegyptisch-Arabischen Wüste auf Grundlage anatomisch-physiologischer Forschungen (Berlin 18b7) mit £ezug auf ihre Function „Sammelzellen". 448 P- Magnus: auf. Wo er die Grruppeii von Fruchtkörpeni bildet, kann man leicht «ein Mycel durch das in seiner Anordnung durch das Mycel alterirte Pallisadenparencliym hindurch bis in die Zellen der grünen Kndo- dermis verfolgen. Innerhalb dieser grünen Endoderniis habe ich das Mycel nicht gefunden. An den von Leptotkyrium Bornviülleri befallenen Stellen sind nun die Zellen dieser grünen Endoderniis vollständig vom Pilzmycel erfüllt (s. Fig. 3, 4 und 11). Es tritt unter Durchbohrung der Seitenw^ände von Zelle zu Zelle und ist in jeder Zelle des Cylinders der grünen Endodermis enthalten in der Ausdehnung der localen PilzafFection. Von diesen Zellen aus durchbohrt es deren äussere Wandun«' und veo-etirt nun intercellular in der Rinde zvv^ischen den durch seinen Angriff sehr veränderten Pallisadenzellen, sov^ie zwischen den Zellen des lockeren subepidermalen Parenchyms, und zwar ohne Haustorien. Sodann wächst das Mycel zwischen den Epidermiszellen nach aussen und bildet hier die Fruchtkörper zwischen der oberen Wandung der Epi- dermiszellen und der abgehobenen Cuticula. Wir haben hier also den sehr merkwürdigen Fall vor uns, wo das Mycel sich nur so weit im Gewebe ausbreitet, als das Gewebe noch Chlorophyll führt. Es wächst intracellular in der innersten breit-parenchymatischen Schicht des chlorophyllführenden Gewebes, durchbohrt dessen Aussenwandung und wächst nun intercellular zwischen den engeren Zellen der chloro- phyllführenden Rinde. Wahrscheinlich entlehnt es ausser deren Ei- weissstoffen hauptsächlich die im Chlorophyll assimilirten Kohlen- hydrate und wächst intracellular in den breit-parenchymatischen Zellen des grünen, endodermisähnlichen Cylinders (der Sammelzellen von G. YOLKENS), weil es so die dort befindlichen Stärkekörner angreift, während es zwischen den schmäleren Pallisadenparenchymzellen zur Bildung der Fruchtkörper auswächst. Aehnliches, das sich hiermit morphologisch vergleichen Hesse, kenne ich nur bei einigen Ustila- gineen. Doch lässt sich auch physiologisch damit vergleichen, dass bei den parasitischen Uredineen es die im inneren Gewebe des befallenen Pflanzentheiles einherziehenden Hyphen sind, die häufig Haustorien in die Zellen entsenden und letztere mittelst der Haustorien aussaugen, während von den sich zur Anlage der Rasen oder der Aecidienbecher unter der Epidermis verflechtenden Hyphen nur wenige derselben Haustorien in die benachbarten Zellen des Wirthes hineinsenden können. Auch hier liefern die im inneren Gewebe wachsenden Hyphen den mittelst der Haustorien den Wirthszellen entnommenen Baustoff den sich zur Bildung der Fructification verflechtenden Hyphen. Die Fruchtkörper des LeptothyriuTn Bornmülleri werden also zwischen der entblössten äusseren Wandung der Epidermiszellen und der davon abgespaltenen Cuticula gebildet. Ueber dem inneren Theiie der äusseren Wandungen der Epidermiszellen bilden die zwischen Mycel uud Aufbau des Fruchtkörpers eines neuen Leptothyrium. 449 den Epidermiszellen heraustretenden Mycelfäden den Fruchtbodeu des Pruchtkörpers, d. h. ganz niedrige Sterigmen, welche die ein- zelligen Sporen abschnüren. In der durch den sich bildenden Prucht- körper abgehobenen Cuticula breiten sich ebenfalls Pilzhyphen aus, die eine dichte, lückenlose, einschichtige Lage von Zellen bilden (s. Fig. 3 und 5), welche eine Decke des Pruchtkörpers darstellt. Wegen dieser Decke gehört eben der Pilz nicht in die Gattung Gloeosporium, woran ich zuerst dachte, sondern zu Leptothyrium. Die Pruchtkörper sind etwa 200 ju lang und ebenso breit, oder etwas schmäler (s. Fig. 2, die etwa 5mal vergrössert ist). Sie bilden sich daher über einem ziemlich ausgedehnten Felde von Epidermis- zellen. Die Fruchtkörper sind daher flach schildförmig (dimidiata); sie sind schwarz. Sie haben aussen eine einschichtige Decke, die durch die vom Pruchtboden gebildeten ausgewachsenen Sporen ge- sprengt wird (s. Fig. 3). Die im Bereiche des Pruchtbodens zwischen den Epidermiszellen heraustretenden Pilzhyphen bilden die Sterigmata, die den flachen Boden des Pruchtkörpers vollständig einnehmen. Die Sterigmata bleiben ganz kurz und niedrig und schnüren die ein- zelligen Sporen ab. Die Sporen (s. Fig. 6 — 9) sind hyalin, einzellig, länglich oval, doch oft die eine Seite etwas stärker gewölbt als die andere, durchschnittlich 16 /li lang und 5,5 ju breit. Zu welcher Ascomyceten-Gattung dieses Leptothyrium Bornmülleri P. Magn. gehören mag, darüber wage ich nicht einmal Yermuthungen auszusprechen. Die beigegebenen Figuren hat Herr Dr. PAUL ROESELER bei mir nach der Natur gezeichnet. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Leptothyriu7u Bornmülleri auf Calligonuin comosum. Natürl. Gr. „ 2. Dasselbe, etwa 5 mal vergr. „ 3. Querschnitt des Calligonuin comosum mit zwei benachbarten Fruchtkörpern. Man sieht die innerste Chlorophyllschicht mit Mycel erfüllt. Vergr. 16?. „ 4. Theil eines solchen Querschnittes. Vergr. 420. „ 5. Einschichtige Decke des Fruchtkörpers an der abgehobenen Cuticula in einem mehrfach umgeschlagenen Stücke. An den Umschlagungsstellen sieht man die Seitenwände der collabirten Pilzzellen der Wandung hervor- ragen. Vergr. 420. „ 6 — 9. Einzelne Conidien. Vergr. 765. ,, 10. Querschnitt des peripherischen Theiles eines Fruchtkörpers mit dem darunter befindlichen intercellularen Mycel. „ 11. Querschnitt des inneren Theiles des chlorophyllführenden Gewebes eines von Leptothyrium Bornmülleri besetzten Fleckens. Man sieht das intra- cellulare Mycel in den Zellen des Cylinders der innersten breiten und niedrigen, Chlorophyll führenden Parenchymzellen, und wie es aus diesen Zellen heraustritt und in den Intercellularräumen des modificirten Palli- sadenparenchyms weiter wächst. Ber. der deutschen bot. GeseUsch. XIX. 31 450 Eduaku Strasburger: 56. Eduard Strasburger: Einige Bemerkungen zu der Pollenbildung bei Asciepias. Mit Tafel XXIV. Eingegangen am 25. Juli 1901. Dank den zahlreichen Arbeiten aus neuester Zeit darf wohl die Homologie zwischen den in Pollen- und Embryosackmutterzellen sich al)spielenden Entwickelungsvorgängen als klar gelegt gelten. Meine Aufgabe aber soll es hier nicht sein, die umfangreiche Litteratur, die auf diesen Gegenstand Bezug hat, aufzuzählen. Sie ist jedem zu- gänglich und in botanischen Zeitschriften hinlänglich besprochen worden. Das Facit lautet dahin, dass die Pollenmutterzellen und Enibryosackmutterzellen homolog sind. In den Embryosackmutter- zellen muss derjenige Entwickelungsgang als der wenigst abgeleitete gelten, bei welchem vier Tochterzellen entstehen, von denen eine zum Embryosack wird, während die anderen auch wohl noch den ersten Anlauf zur weiteren Entwickelung nehmen können, meist aber vorher schon verdrängt werden. Der am meisten abgeleitete Fall ist jener, wo die Embryosackmutterzelle direct sich zum Embryosack ausbildet. Da liegt eine weit fortgeschrittene Reduction der ur- sprünglichen Ontogenese vor. Das Merkmal, an welchem in dem Gewebecomplex des Nacellus die Embryosackmutterzelle sich als solche erkeunen lässt, ist die Re- duction der Chromosomenzahl im Kern. Speciell auf diesen Punkt gerichtete Untersuchungen haben ergeben, dass diese numerische Re- duction der Chromosomen auch dann erst in der Embryosackmutter- zelle sich vollzieht, w^enn diese, in Folge der Entwickelungsverkürzung, direct zum Embryosack wird. Au die numerische Reduction der Chromosomen schliesst sich in dem von ihr betroffenen Kern eine heterotypische Theilung an. Die heterotypische Theiluug wird aber unter allen Umständen von einer homöotypischen, diese von einer typischen gefolgt. Daher die heterotj^ische Theiluug zwar immer die Embryosackmutterzelle kennzeichnet, die aus ihr und der homöo- typischen Theilung hervorgehenden Producte aber verschieden sein können. Entweder liefern sie Embryosackanlagen oder deren Ein- schlüsse. In dem am wenigsten abgeleiteten Falle gehen aus der heterotypischen und der homöotypischen Theiluug vier Embryosack- aulagen hervor, genau so wie in Pollenmutterzellen diese beiden Theilungsschritte die vier Polleukörner liefern. In jenem extremen Falle, wo die Embryosackmutterzelle selbst zum Embryosack wird, Einige BemerkuDgen zu der Pollenbildung bei Asclepias. 451 kommen die aus der heterotypisclien und homöotypischen Theilung hervorgegangenen yier Kerne zu Paaren in die beiden Erabryosack- enden und erzeugen beim nächsten Theilungsschritt den Eiapparat, die Geo-enfüsslerinnen und die beiden Polkerne. Eine ähnliche Verkürzung der Ontogenese, wie sie uns in Embryo- sackmutterzellen so oft entoeo-entritt, ist in Pollenmutterzellen bis jetzt nicht beobachtet worden, zum Mindesten erscheinen einige ähn- lich lautende Angaben dort fraglich. Das darf nicht Wunder nehmen, denn eine Einschränkung der Zahl weiblicher Geschlechtsproducte im Verhältniss zu den männlichen macht sich aus sputen Gründen mit fortschreitender Entwickeluns; im o-anzen organischen Reiche geltend. Die Heterosporie ist bei den Pteridophyteu sofort mit einer E-eduction der Zahl der Makrosporenmutterzelleu und zum Theil schon mit der Einschränkung der Weiterentwickeluug auf nur eine Tochterzelle einer einzigen Makrosporenmutterzelle verbunden. Aehn- liches lässt sich hingegen für Mikrosporenmutterzellen dort nirgends nachweisen. Und auch bei Phanerogamen steht nur ein Fall fest, in welchem die Mikrosporenmutterzellen, zwar ohne selbst eine Zahlen- reduction zu erfahren, von ihren Tochterzellen nur je eine zur Weiter- entwickelung bringen. Dieser Fall liegt bei den Cyperaceen vor. Wille gab im Jahre 1882 zuerst an^), dass die Pollenmutter- zellen der Cyperaceen zwar durch zwei auf einander folgende Kern- theiluugen vier Kerne erzeugen, aber nur je ein Pollenkorn liefern. Ich fand dasselbe im Jahre 188-4^), constatirte zugleich, dass die vier Kerne in jeder Pollenmutterzelle nicht, wie es WILLE angab, mit einander verschmolzen, vielmehr drei von ihnen zur Seite gedrängt werden, während der vierte dem einzigen Pollenkorne, das sich ent- wickelt, zufällt. Dass eine Verschmelzung der Kerne zu einem ein- zigen Polleukern in einem solchen Falle möglich sein sollte, würde unseren heutigen Kenntnissen gemäss schwer anzunehmen sein, im Jahre 1882 war das aber noch möo'lich. Dass thatsächlich diese Ver- Schmelzung nicht vorliegt, zeigte neuerdings auch wieder JUEL in seiner der Pollenentwickelung bei Carex gewidmeten Studie ^J. Es liegt also in diesem vereinzelten Falle, den uns die Cyperaceen dar- 1) Om Pollenkornenes Udvikling hos Juncaceer og Cyperaceer. Christiania Vidensk. Selsk. Forhandl. 1882, Ko. 16. Und ausführlicher: Ueber die Entwicke- lungsgeschichte der Pollenköruer der Angiospermen und das Wachsthum der Mem- branen durch Intussusception. Chi-istiania Vidensk. Selsk. Forhandl. 1886, No. 5, p. 41). 2) Neue Untersuchungen über den Befruchtuugsvorgang bei den Phanerogamen als Grundlage für eine Theorie der Zeugung. 1884, S. 11. 3) Beiträge zur Kenntniss der Tetradentheilung. III. Die Entwickclung der Pollenkörner bei Carex. Jahrb. für wiss. Botanik, Bd. XXXV, 1900, S. 649. 81* 452 Eduard Strasburger: bietcMi, etwas Aehiiliches vor wie bei der Entwickeluiii? der Makro- sporen aus ihren Makrosporenmutterzellen bei Hydropterideen. Zum Unterschied gegen jene findet aber in den Antherenfächern, also den Mikrosporangien der Cyperaceen, nicht eine Verdrängung der Mutter- zellen bis auf eine statt, so dass die Zahlenreduction der erzeugten Pollenkörner, also Mikrosporen, bei Weitem nicht so extrem ausfällt. Thatsächlich wäre der Nutzen einer solchen Reduction der PoUeu- meuge hier auch nicht einzusehen, ja die so schon gegebene Ein- schränkung der Zahl ist schwer zu erklären, da alle Cyperaceen Windblüthier^) sind, eine grosse Menge von Pollen ihnen daher Noth thut. Wille führte in seiner Arbeit von 1886^) auch noch andere Fälle an, wo weniger als vier Pollenkörner aus einer Pollenmutter- zelle hervorgehen; doch er vereinigte sie alle mit Recht unter den Begriff von „Missbildungen", die als solche mit den hier behandelten Fragen nichts zu thun haben. Es bleibt also nur der Fall der Asclepiadeen, der immer noch in der Litteratur seinen Platz findet. AViLLE gab im Jahre 1886') an, es scheine ihm, dass bei Asclepias ganze Massen ungetheilter Pollen- mutterzellen von einer exineartigen Membran umgeben seien. Das glaubte ich im Jahre 1889*) bestätigen zu können. Ich hielt die radial gestreckten Zellen, die das junge Pollenfach bei Asclepias syriaca füllen, für „Urmutterzellen" und Hess sie in vier oder weniger Zellen sich theilen, die ich als Pollenmutterzellen bezeichnete und die ohne weitere Theilung den zum Pollinium vereinigten Pollen liefern sollten. Dem entgegen behauptete ChaüVEAUD®) im Jahre 1892, dass bei Cynanchum eine Theilung der Pollenmutterzelle sich, vollziehe, doch lauteten seine Angaben so, dass aus ihnen, wie schon JUEL hervorhob^), eine bestimmte Schlussfolgerung sich nicht ziehen Hess. Denn nur eine einzige Theilung der Pollenmutterzellen wird ano-egeben. Daher auch SYDNEY H. YlNES in seinem Lehrbuch der Botanik behaupten konnte^), dass bei ^scZepms jede Mutterzelle direct zum Pollenkorn im Pollinium werde und seine Angabe sich in einem diesjährigen Aufsatz von GeO. F. ATKINSON*) über die Homo- logien und den wahrscheinlichen Ursprung des Embryosacks noch wiederfindet. 1) Paul Knuth, Handbuch der Blüthenbiologie. Bd. II, Theil II, 1899, S. 527. 2) L c, S. 56 ff. 3) L c, S. 41. 4) Ueber das Wachsthum vegetabilischer Zellhäute. Histologische Beiträge, Heft II, S. 80. 5) De la reproduction chez le Dompte-venin. Paris, Dissert, p. 41 ff. 6) 1. c, Jahrb. für wiss. Botanik. Bd. XXXV, 1900, S. 650. 7) A Students Text-Book of Botany. 1895, S. 435. 8) On the Homologies and probable Origin of the Embryo-Sac. Science N. S, Vol. XIII, No. 327, p. 537. Einige Bemerkungen zu der Pollenbildung bei Asclepias. 453 An sich wäre die Möglichkeit, dass bei Asclepias die Pollen- mutterzellen direct zu Pollenkörnern werden, nicht ausgeschlossen. Warum sollte in der That sich nicht einmal in den Pollenniutter- zellen eine ähnliche Reduction vollzogen haben, wie sie die Embryo- sackmutterzellen so mancher Familien der Angiospermen aufweisen. Dann musste ich aber auf Grrund meiner sonstigen Kenntnisse er- warten, dass in solchen direct aus Pollenmutterzellen hervoro'eu-ano-enen Polleuzellen die zur Bildung des generativen und vegetativen Kernes führende Theilung eine heterotypische sei und die Theilung des generativen Kernes sich dann homöotypisch vollziehe. Ja, bei der Tendenz auf die numerische Reduction der Chromosomen rasch zwei Theilungen folgen zu lassen, wäre hier wo möglich ein sehr rasches Eintreffen der ersten Theilung im Pollenkorn zu erwarten, und ihr hätte eine zweite Theilung schon im Pollenkorn, und nicht erst im Pollenschlauch folgen, event. sich auch am vegetativen Kern voll- ziehen können. Diese vom theoretischen Standpunkt nicht unwichtige Frage veranlasste mich, Asclepias Cornuti auf seine Pollenbildung hin zu prüfen. Das Resultat ergab alsbald, dass alle theoretischen Speculationen über diesen Fall überflüssig waren, da auch Asclepias sich dem allgemeinen Schema der Pollenbildung fügt. Die Pollen- mutterzellen der Asclepiadeen liefern, so wie andere Pollenmutter- zellen, je vier Pollenzelleu, und diese sind es, und nicht Pollen- mutterzellen, welche das Pollinium zusammensetzen. Dessen un- geachtet bot doch die Pollenentwickelung der Asclepiadeen einige interessante Einzelheiten und bestimmte mich auch, wegen der sehr einladenden Anordnung der Zellen, der Centrosomenfrage nochmals nachzuforschen. Aus letzterem Grunde liess ich keine der bewährten Fixirungs- methoden an diesem Object unversucht und wandte auch ausser dem in unserem Institut besonders erprobten Dreifärbungsverfahren auch jene Färbungsmittel an, welche für Centrosomennachweis bei thieri- schen Objecten am sichersten zum Ziele führen. Quer- und Längsschnitte durch Blüthenanlagen von Asclepias Cornuti lehren, dass in derselben Weise wie sonst üblich, das sporo- gene Gewebe der Theilung einer hypodermalen Zellschicht der Staub- blattanlage seine Entstehung verdankt. Es stellt meist nur eine ein- fache Schicht, annähernd radial oder etwas schräo- zu der Blüthen- achse orientirter und in dieser Richtung gestreckter Zellen dar. Diese Zellen entsprechen in ihrer Entstehung den Pollen-Urmutterzellen WaRMING's^), fungiren aber uachweislich bereits als Pollenmutter- zellen. Darin liegt an sich nichts Besonderes, da es auch an anderen ähnlichen Yorkommnissen nicht mangelt, und Malva, Datura, Mentha, 1) Ueber Polleu bildende Phyllome und Kaulouie. Abbandl. von Hanstein, Bd. 11, Heft 2, 1873, S. 31. 454 Eduard Stuasburgek: Chn/santhemum als derartige Beispiele, in Anscliluss an WaRMING, in den Leiu'biichern angeführt werden. Anffällig erscheint aber immerhin, dass die Pollenmntterzellen bei Asdepias in Theilung ein- treten, ohne sich znvor zu trennen und abzurunden, und dass sie ihre beiden Theilungen in derselben Richtung vollziehen. Was für ihre Pollenmutterzeilnatur sofort entscheidet, das ist die Zahlen- reduction der Chromosomen, die sich in ihren Kernen nachweisbar vollzieht. Ich zählte meist gegen zehn Chromosomen in der Aequa- torialplatte dieser Kerne und gelangte schliesslich zu der Ueber- zeugung, dass diese Zahl die hier herrschende sei. Die Zahl zehn war mir bisher in den Reductionsbildern generativer Zellen nicht vorgekommen, doch stellte sie vor Kurzem im hiesigen Institut F. E. Lloyd auch für eine Crucianella fest, während andere Rubia- ceen ihm die Zahl zwölf ergaben. Die Theilungsbilder, die ich in den Geweben jüngster Samenanlagen von Asdepias stets zahlreich antraf, wiesen eine weit grössere Zahl von Chromosomen als jene der Pollenmutterzellen auf. Bei der Kleinheit der Chromosomen in den vegetativen Zellen war ihre ganz sichere Abzahlung nicht mög- lich, doch wiesen die Kernplatten oft bestimmt gegen 20 Elemente auf, wie denn das Bild Fig. 12 die Wiedergabe von 18 bis 19 Ele- menten mit einiger Sicherheit gestattete. Auch Seiteuansichten der Kernplatten in den Pollenmutterzellen (Fig. 2) und den vegetativen Geweben (Fig. 13) geben beim Vergleich diesen Zahlenunterschied der Chromosomen sofort an. Auch die Chromosomen der Pollenmutterzellen sind sehr klein, was um so mehr auffällt, als die ruhenden Kerne dieser verhältniss- mässig grossen Zellen einen bedeutenden Durchmesser aufweisen (Fig. 1). Doch sind diese Kerne eben sehr inhaltsarm und nur durch ein auffallend grosses Kernkörperchen ausgezeichnet. Eine sehr schmächtige Kernspiudel (Fig. 2), deren fein ausgezogene Enden sich meist eine Strecke weit in dem Cytoplasma der Mutterzelle ver- folgen lassen, geht aus diesen Kernen hervor. Die Längsachse der Kernspindel fällt mit jener der Pollenmutterzelle zusammen, so dass man es in seiner Gewalt hat, die Bilder in den Schnitten in der ge- wünschten Lage zu bekommen. Da die sämmtlichen Pollenmutter- zellen eines Antherenfaches in demselben Theilungsstadium sich be- finden, so lassen sich stets zahlreiche Ansichten desselben Zustandes mit einander vergleichen. Die Chromosomen sind zu klein, als dass ein näheres Eindringen in den Theilungsvorgang bei ihnen möglich wäre. Ich begnügte mich mit der Abzahlung der aus einander weichen- den Tochterchromosomen (Fig. 4, 5) und der Feststellung ihrer ver- ringerten Grösse. Zwischen den beiden Tochterkernanlagen wird ein linsenförmiger Complex von Verbiudungsfäden ausgebildet (Fig. 6) und durch Vermittelung seiner Zellplatte eine Quertheilung der Pollen- Einige Bemerkungen zu der Pollenbildung bei Asclepias. 455 muttei'zelle in zwei gleich grosse Tochterzellen vollzogen. Die Kerne erreichen in diesen Zellen den vollen Ruheznstaiid und fallen dann wieder durch ein verhältnissmässig grosses Kernkörperchen und ihre sonstige Inhaltsarmuth auf. In Vorbereitung zum weiteren Theilungs- schritt, der alsbald folgt, strecken sich die Kerne lang spindelförmig (Fig. 7). Eine ähnliche Erscheinung lässt sich auch schon beim ersten Theilungsschritt beobachten. Diese Streckung stellt sich be- sonders in den schmäleren Zellen der Staub fachmitte ein, während die kürzeren und breiteren Randzellen gleichzeitig annähernd runde oder ellipsoidische Kerne aufweisen. Der zweite Theilungsschritt erfolgt in derselben Richtung wie der erste, so dass nach seinem Abschluss jede Pollenmutterzelle, so wie das unsere Fig. 8 zeigt, in vier hinter einander liegende Zellen zerlegt erscheint. Dass die zweite Kerntheilung hier eine homöotypische ist, lässt sich aus dem etwas abweichenden Aussehen der Kernplatteneleinente wohl schliessen, bei der Kleinheit dieser Elemente, die körnchenartig er- scheinen, aber nicht beweisen, unser Bild Fio. 8. führt den medianen Längsschnitt durch ein Antherenfach vor. In dem gegebenen Falle war, wie meist, die PoUenmutterzellenschicht durchgehends einfach, doch sind mir auch Staubfächer vorgekommen, in welchen, bei be- sonders schräger Orientirung der Pollenmatterzellen, diese stellen- weise in doppelter Lage auftraten. Sowohl die einzelnen Pollenzell- reihen, wie auch die PoUeuzelleu in jeder Reihe, sind durch sehr zarte Wände getrennt, die alsbald etwas verdickt werden Eine stärkere Yerdickuuo' erfährt nur die o-emeinsame Aussenwand des Polliniums. Diese Verdickungsschichten sind cutinisirt und müssen als polleneigene Wände, als die Exine der einzelnen Körner gelten. Zu dieser Zeit beginnen die Pollenkörner auch sich mit körnigen Stoffen zu füllen. Der Inhalt manches Pollenkorns wird dabei be- sonders grobkörnig und speichert begieriger Farbstoff auf. Solche Zellen collabiren später und werden mehr oder weniger vollständig verdrängt. Das findet in weit höherem Masse in den oberen sich verschmälernden Enden und an den Seitenwäiiden der Pollinien, als in ihrem mittleren Theile statt. Durch jene Verdrängungen einzelner Zellen und sonstige Verschiebungen bei Grössenzunahme verwischt sich stellenweise die ursprüngliche Anordnung der Pollenkörner mehr oder weniger vollständig. Erst kurz vor der Reife wird in jedem Pollenkorn die Theilung ausgeführt, durch welche es in eine ver- hältnissmässig kleine generative und weit grössere vegetative Zelle zerlegt wird (Fig. 11). Die doppelschichtigen Tapetenzellen bleiben bis in diese Entwickelungsstadien hinein erhalten und haben nur zum Theil ihren Inhalt eingebüsst. Sie erscheinen jetzt körnerarm, schaumig. Mehr oder weniger vollständig resorbirt sind sie erst in der geöffneten Blüthe. Die einzelnen Pollenkörner weisen jetzt eine 456 Eduard Strasburoer: ziemlich starke lutine auf. Diese ist es, die zum Pollenschlauch auswächst, nachdem ein Insect das Pollinium in eine Narbenkammer übertrug-. Während der Bildung' der Pollenschläuche werden die zarten Mittellamellen, die ursprünglichen Mutterzellwände, zwischen den PoUenkornern gelöst, und sie treten mehr oder weniger aus dem Verbände. Durch Quellung der Pollenkörner und Bildung der Schläuche wird auch die gemeinsame Aussenwandung des Polliniums gesprengt. Was in der Theilungsart der Pollenmutterzellen von Äsclepias besonders instructiv erscheint, das ist die volle Uebereinstimmung mit der Theilungsart der Embryosackmutterzellen, so weit als diese vier Embryosackanlagen liefern. Die Aehnlichkeit wird noch auf- fälliger dort, wo mehrere Embryosackmutterzellen vorhanden sind, mit demselben annähernd parallelen Verlauf wie ihn die Pollen- mutterzellen bei Äsclepias aufAveisen. Mir trat ein solcher Fall für Embryosackmutterzelleu zum ersten Mal bei Rosa livida entgegen^); seitdem haben sich ähnliche Beobachtungen gemehrt. Das Verhalten der Pollenmutterzellen von Äsclepias beweist für alle Fälle, dass in der Theilungsrichtung ein principieller Gegensatz zwischen Pollen- und Embryosackmutterzellen nicht zu suchen ist. Augenscheinlich entscheiden die Raumverhältnisse in den Pollenfächern von Äsclepias über die Richtung, in welcher die Theilung der Pollenmutterzellen fortschreitet, und dasselbe lässt sich auch für die Theilungsrichtung der Embryosackmutterzellen annehmen. Im Uebrigen sind auch schon andere Fälle bekannt, in welchen die aus einer Pollenmutter- zelle hervor o-eo-anoenen Enkelzellen sich unter Umständen in einer einzigen Reihe anordnen können. So bei jenen Orchideen, deren Pollennmtterzellen vereinigt bleiben, wo für die Theilung der letz- teren somit ähnliche Bedingungen wie bei den Asclepiadeen be- stehen. Für Orchis mascula giebt demgemäss WiLLE ") an, dass, wenn deren Urmutterzellen im Antherenfach „sehr lang und schmal ge- wesen sind", „alle Specialmutterzellen in einer Reihe liegen" können. Nicht uninteressant erscheint es, dass bei den meist den Asclepiada- ceen beigezählten Periplocoideen, deren Blüthenstaub in Vierergruppen vereinigt ist, die Pollenzellen in diesen Gruppen gelegentlich auch gerade Reihen bilden. Einen solchen Fall reproducirt SCHUMANN^) in den Natürlichen Pflanzenfamilien für Atherandra pubescens. Bei Periploca graeca fand ich vorwiegend Vierergruppen mit zwei mitt- leren Zellen und je einer Endzelle. Kommen iui Präparat die beiden 1) Die Angiospermen und die Gymnospermen. 1879, S. 14 und Taf. IV". 2) Ueber die Entwickelungsgeschichte der Pollenkörner der Angiospermen. 1886, S. 40. 3) Engler und Prantl, IV. Theil, 2. Abth., 189.5, S. 196, Fig. 64, H rechts, S. 217. Einige Bemerkungen zu der Pollenbildung bei Asclepias. 457 mittleren Zellen über einander zu liegen, so bekommt man nur eine Reihe von drei Zellen zu sehen. Eine Anordnung zu vier in ge- rader Richtung auf einander folgender Zellen kam mir hier nicht vor. Für den Nachweis von Centrosomen, falls solche vorhanden wären, schienen die Pollenmutterzellen von Asclepias wie geschaffen. Denn ihre radiale Anordnung, sowie ihre Theilungen, die eine Rich- tung einhalten, ermöglichen es, die Schnitte ganz nach Bedarf zu Orientiren. Dazu kommt, dass das Cytoplasma der Pollenmutter- zellen zur Zeit ihrer Theilungen fast frei von allen körnigen Ein- schlüssen ist, solche Körnchen somit meist auch fehlen, welche die Centrosomen verdecken oder ihre Unterscheidung erschweren könnten. Das Alles veranlasste mich, die Frage nach dem Vorhandensein von Centrosomen bei den höher organisirten Pflanzen hier nochmals aufzunehmen, eine Frage, die ich, der eigenen Ansicht nach, zeit- weise für hinlänglich erschöpft halte und die ich demgemäss ihrem Schicksal sonst riihio' überlassen hätte. Ich will damit nicht be- haupten, dass der Nachweis von Centrosomen ein für alle Mal bei den höher organisirten Pflanzen ausgeschlossen sei, wohl aber, dass die ganz neuerdings veröff'entlichten Untersuchungen, welche diesen Nachweis behaupten, nicht geeignet sind, mich in meiner Auffassung der Sachlage zu beeinflussen. Das gilt von den Untersuchungen, die BeRNARD^) über die Attractionssphären bei Lilium candidum, Helosis guyanensis^ und noch mehr von jenen, die YamANOUCHI''^) für die Polleumutterzellen von Lilium longiflorum veröffentlicht hat. Da habe ich doch viel zu viel in der vorzüglichsten Weise fixirte und tingirte Objecto solcher Art gesehen, als dass anders lautende Angaben meine Auffassung hier ohne Weiteres erschüttern könnten; es müssten denn völlig neue Hülfsmittel zum Nachweis der Centrosomen in Anwendung gekommen sein, was in den genannten Publicationen nicht der Fall ist. Zu berücksichtigen wäre auch, dass ich bei den niederen Gre- wächsen Centrosomen, wo vorhanden, sehr wohl nachzuweisen wusste, und damit auch ein Urtheil darüber gewann, was von einem Gebilde, welches als Centrosom, als Attractionssphäre oder dergleichen gelten soll, zu verlangen sei. Nicht minder bot sich mir oft auch Gelegenheit, die vorzüglichsten Präparate thierischer „Centralkörper'^ zu sehen. So hatte neuerdings der College FRIEDRICH Meves die Gefälligkeit, mir seine ausgezeichneten Präparate von Paludina und von Myriopodeu zu demonstriren. Gerade die Schärfe dieser Bilder, welche alle Zweifel an der Richtigkeit der Deutung ausschloss, veranlasste mich zu der Bitte, es möchte dem Assistenten am hiesigen botanischen 1) Recherches sur les spheres attractives de Lilium candidum, Helosis cjuya- nemis etc. Journal de Botanique 1900, No. 4, 6 et 7. 2) Beihefte zum Bot. Centralblatt. Bd. X, 1901, S. 301. 458 Eduard Strasburger: Institut, Dr. MaX KORNICKE, gestattet sein, sich im auatoniischen Institut zu Kiel in die dortige Technik des Ceutralkorpernachweises einzuarbeiten. Die Oollegen FLEMMING und MevES gingen bereit- Avilligst auf meine Bitte ein, und so konnten denn meine Asclepias- Präparate bereits genau nach den für thierische Objecte erprobten Methoden behandelt werden. Ueber dieses Verfahren wird dem- nächst Dr. KÖRNICKE eingeliend berichten, ich selbst beabsichtige es auch bei späterer Gelegenheit zu thun. Hier sei nur vorausgeschickt, dass mein Asclepias-M-dtenul in verschiedener Weise fixirt und dann, zum Zweck des Centrosomennachweises, der Eisenhäraatoxylinfärbung unterworfen wurde, mit Berücksichtigung aller jener Xebenumstände und Einschaltung aller jener Nebenoperationen, die sich bei thierischen Objecten bewährt haben. Das Resultat blieb jedoch negativ, so dass die Behauptung: Centralkörper müssten dessen ungeachtet noch bei den höher organisirten Pflanzen gefunden werden, zunächst nur den Werth einer persönlichen Ueberzeugung beanspruchen kann. Die theoretische Wahrscheinlichkeit, dass auch den höheren Pflanzen solche Centralkörper zukommen müssten, beherrschte mich auch seinerzeit und bedingte es, dass ich ebenfalls für deren Vorhanden- sein in. .den Pollenmutterzellen von Larix eintrat^). Später blieb mir, bei weiterer Ausdehnung meiner Erfahrung, nichts anderes übrig, als mich den gegentheiligen Ergebnissen zu fügen. Diese be- stehen auch noch in diesem Augenblicke für mich zu Recht, und kann ich nicht verschweigen, dass mir das Gelingen des Nachweises individualisirter Centralkörper bei höher organisirten Pflanzen immer unwahrscheinlicher wird. Selbstverständlich bin ich bereit, diese Yorstellung jeden Augenblick mit einer besseren zu vertauschen, so- bald letztere erwiesen wird. Ja, in theoretischer Beziehung wäre mir ein solcher Nachweis sogar erfreulich, weil er eine weitere Aehn- lichkeit in den grundlegenden histologischen Vorgängen zwischen Metazoen und Metaphyten schaffen würde, eine Analogie, deren Ur- sache, wie in vielen anderen entsprechenden Fällen, nur durch den inneren Gang der Entwickeluug bedingt sein könnte. Zu Asclepias bemerkte seiner Zeit RaCJBORSKI'^;: „Dagegen ist es verhältnissmässig leicht, die Centrosomen während der Theilung der Pollenmutterzellen von Asclepias sichtbar zu machen. Hier sind die Zellen im Verhältniss zu den Kernen enorm gross, mit Plasma dicht angefüllt, die karyoly tischen Spindeln sind zwar schmal, aber sehr lang. An der Spitze derselben, und zwar ebenso bei Fixation mit Alkohol wie mit Salpetersäure oder HERMANN'scher Lösung und Färbung mit Haematoxylin, sind die Centrosomen — besonders 1^ Karyokinetische Probleme. Jahrb. für wiss. Bot., Bd. XXVIII, 1895, S. 179. 2) Flora Bd. 83. 1897, S. 351. Einige Bemerkungen zu der Polleubildung bei Asclepias. 459 mit schwacher Vergrösserimg untersucht — deutlich. Siud jedoch die Schnitte sehr dünn und die Linse stark genug, so erscheinen die vermeintlichen kuo-elio-eu Centrosonien nur als Centreu der radiären Plasmastrahlungen." Mir sind genau centrirte Strahlungen in den Pollenmutterzellen von Asclepias Coimuti nicht entgegengetreten, wohl aber an den Endeu der zur Theilung sich anschickenden Kerne, so wie nach den Spindelpolen, im Beginne der Anaphase, convergirende Strahlen, so wie ich sie in den Figg. 7 und 4 möglichst genau wieder- zugeben versuchte. Da an den Orten, nach welchen die Strahlen con- vergiren, das Plasma dichter angesammelt ist, so treten solche Stellen, bei schwächerer Vergrösserung, wie Strahlungscentren hervor. Würden die Pollenmutterzellen von Asclepias individualisirte Centralkörper besitzen, so müssten diese schon an dem ruhenden Kern, wie ihn unsere Fig. 1 darstellt, zu entdecken sein. Das ist aber nie der Fall. Es gelingt dies auch nicht an den Enden so gestreckter Kerne, wie sie uns die Fig. 7 zeigt. Ebenso wenig fand ich sie an den Enden der langgestreckten Spindeln (Fig. 2), sowie den Spindelpolen in späteren Theilungsstadien (Fig. 4) und der Aussenseite junger Tochterkerne (Fig. 6). Da aus den Untersuchungen von MeVES und und V. KORFP^) neuerdings sich ergab, dass unter Umständen die Centralkörper in nicht unbedeutender Entfernung von den sichtbaren Spindelpolen liegen können, so wurden alle in Betracht kommenden Strecken auf sie durchsucht. Die radiale Anordnung der Pollen- mutterzellen und ihrer Theilungsproducte musste auch diese Aufgabe begünstigen, förderte trotzdem ein positives Ergebniss nicht eu Tage. MevES-) hat neuerdings in den Spermatocyten der Süsswasser- schnecke Paludina vivipara bei der zweiten Reifungstheiluug Vor- gänge beobachtet, die an die Anlage mehrpoliger Spindeln in pflanz- lichen Pollenmutterzellen erinnern. Dabei waren an den zahlreichen Polen der Anlage Centralkörperchen nachzuweisen, die weiterhin zu- sammenrückten, um die Pole der zweipolig sich ausgestaltenden Spindel einzunehmen. Damit fielen die Einwände weg, die aus der Vielpoligkeit der Spindelanlagen in Pollenmutterzellen gegen das Yorhandensein von Centralkörperchen mehrfach erhoben wurden. Nichts desto weniger müssten aber doch in den Pollenmutterzellen die Centralkörperchen erst nachgewiesen werden, um berechtigten Anspruch auf Kealität zu erlangen. Dieser geht ihnen zunächst noch ab. Die Frage nach der Natur der Blepharoplasten in den Spermatiden der Pteridophyten und einiger Gymnospermen habe ich so eingehend 1) Zur Kenntniss der Zelltheilung bei Myriopoden, Archiv für mikr. Anat. und Entwickelungsgeschicbte, Bd. 57, 1901, S. 481. 2) lieber die sogen, wurmförmigen Samenfäden von Fah/dina und über ihre Entwickelung. Mitth. für den Verein Schlesw.-Holst. Aerzte, Jahr-;- X, Nr. 1. 1901. 460 Eduard Strasburger: Pollenbildung bei Asclepias. in meiner Arbeit „über Reductioustheiluug, Spindelbildung, Centro- sonien und Cilienbildner im Pflanzenreich" ^) behandelt, dass ich dieser Erörterung hier nichts Neues hinzuzufügen wüsste. Ich bin auch jetzt gegen die Deutung dieser Gebilde als Centrosomeu. Mass- gebend für meine Auffassung wurden im Besonderen phylogenetische, auf den Vergleich sich gründende Gesichtspunkte. Doch da sich über die Beweiskraft phylogenetischer Speculationen streiten lässt, so muss ich hier auch den entgegengesetzten Standpunkt gelten lassen. Daran halte ich aber unter allen Umständen fest, dass auch durch die Deutung der Blepharoplasten als Centrosomen das Vorhandensein der letzteren an anderen Orten bei den höher organisirten Pflanzen nicht erwiesen ist. Eine anCynanchumVmcetoxicum gleichzeitig durchgeführte Parallel- untersuchuug ergab, dass sich die Dinge dort nicht anders als bei Asclepias verhalten. Doch sind die Pollenmutterzellen bei Cynanchum weit steiler emporgerichtet, dazu weniger zahlreich, und nicht nach der gemeinsamen Mutterachse, sondern seitwärts orientirt. Aus dem steilen Aufsteio-en der Pollenmutterzellen erklärt es sich, warum Querschnitte durch das Pollinium vorwiegend nur zwei Lagen Pollen- körner ergaben. Diese Bilder mögen wohl auch die Angabe ChaUVEAUD's veranlasst haben, dass die Pollenmutterzellen von Cynanchum nur eine einzige Theilung erfahren. Erklärung der Abbildungen. Asclepias Cornuti. Fig. 1. Theil einer Pollenmutterzelle mit Kern. Sublimat-Eisessig. Eisen-Häma- toxylin. Vergr. 1500. „ 2. Kernspindel des ersten Theilungssclirittes. Sublimat -Eisessig. Eisen- Hämatoxylin. Vergr. 1500. „ 3. Kernplatte des ersten Theilungsschrittcs in der Polansicht. Sublimat- Eisessig. Dreifärbung. Vergr. 1500. „ 4. Auseinanderziehen der Tochterchi-omosomen bei der ersten Theilung. Sublimat-Eisessig. Dreifärbung. Vergr. 1500. „ 5. Tochterchromosomen des ersten Theilungsschrittes in schräger Polansicht. Sublimat-Eisessig. Dreifärbung. Vergr. 1500. „ 6. Junge Tochterkerne und Zellplatte beim ersten Theilungsschritt. Pikrin- Essig-Schwefelsäure. Dreifärbung. Vergr. 188. „ 7. Gestreckter Tochterkern vor der zweiten Theilung. Sublimat-Eisessig. Eisen-Hämatoxylin. Vergr. 1500. „ 8, Pollensack im Längsschnitt nach der zweiten Theilung der Pollenmutter- zellen. Pikrin-Essig-Schwefelsäure. Dreifärbung. Vergr. 188. 1) Histol. Poitv. Heft VI. 1900, S. 177 ff. D. MiANi: Einwirkung von Kupfer auf dasWachsthum lebender Pflanzenzellen. 461 Fig. 9. Aus dem Querschnitt eines Pollensackes. Mittlere Partie. Junge Pollen- körner. Sublimat-Eisessig. Dreifärbung. Vergr. 188. , 10. Querschnitt aus der oberen Partie eines Pollensackes, etwas älter als Fig. 9. Sublimat-Eisessig. Dreifärbung. Vergr. 188. „ 11. Querschnitt aus den mittleren Theilen eines Pollensackes; die Pollenköruer bereits in eine generative und vegetative Zelle getheilt. Sublimat-Eisessig. Dreifärbung. Vergr. 188. „ 12. Kernplatte eines vegetativen Kerns aus dem Nucellargewebe in der Pol- ansicht. Sublimat-Eisessig. Dreifärbung. Vergr. 1500. „ 13. Kernspindel mit Kernplatte in Seitenansicht aus demselben Gewebe und bei gleicher Behandlung wie in Fig. 12. Vergr. 1500. 57. D. Miani: Ueber die Einwirkung von Kupfer auf das Wachsthum lebender Pflanzenzellen. Vorläufige Mittheilung. Eingegangen am 26. Juli 1901. Auf Veranlassung meines Lehrers, Herrn Prof. Dr. G. LOPRIOREt unternahm ich in dem letzten Winter eine Reihe von Untersuchungen, um die Einwirkung des Kupfers auf das Protoplasma wachsender Pflanzenzellen zu erforschen. Der Leitgedanke bei diesen Untersuchungen war nämlich der, mit Bestimmtheit festzustellen, ob das Kupfer durch blosse Gegen- wart dieselben oligodynamischen Wirkungen wie bei den Unter- suchungen NAEGELI's hervorzurufen vermag. Es galt daher, die be- treffenden Versuchsobjecte nicht in Flüssigkeiten, sondern in feuchter Luft, bei verschiedener (nicht zu grosser) Entfernung vom Kupfer zu halten. Unter den Versuchsobjecten (Pollen, Sporen) wurden daher diejenigen vorgezogen, die in feuchter Luft gut zu keimen vermochten. Nur vergleichsweise wurde es auch mit denjenigen versucht, die aus- schliesslich in Flüssigkeiten keimen. Was die Versuchsmethode betrifft, so wurden die Culturen in Hängetropfen in feuchten Kammern angestellt. Als feuchte Kammern dienten die gewöhnlichen Embryogläser, welche mit geschliffenem Rande versehen und mit 37 qmm breiten Deckgläsern überstülpt waren. Vaselin oder Lösungen von arabischem Gummi dienten zu- gleich als Verschluss- und Befestigungsmaterial, damit der Tropfen 462 D. MiANi: nicht allzu rasch verciainpfte und das Deckglas bei der Durch- musterung der Kammern von denselben nicht abrutschte. Derart vorbereitete Kammern wurden unter Glaskasten oder Glocken ge- bracht und mit den Controllkammern bei genau gleichbleibenden Be- dingungen gehalten. Von den Embryoschalen wurden nach Messung ihrer halbkugeligen A^ertiefung mittels Quecksilber diejenigen ausgewählt, die gleiche Volumina besassen, und paarweise für die Parallelversuche bestimmt. Um in letzteren das möglichst gleiche Feuchtigkeitsquantum zu er- reichen, wurde dafür gesorgt, mittels eines besonderen, hier nicht beschriebenen Instrumentes, einen gleich grossen AYassertropfen hin- einzubringen und ihn bei sonst gleichen Verhältnissen verdunsten zu lassen. Diese Massregel erwies sicli als unentbehrlich, da die Keimung vom Feuchtigkeitsgehalt direct abhängt und sich je nach demselben verschieden verhält. Zur Bereitung von Nährlösungen für die Keimung von Pollen- körnern und Sporen wurde nur in Glasgefässen destillirtes Wasser ge- braucht, um die Einwirkung von Mineralsalzen und von in der Wasser- leitung etwa enthaltenen Metallspuren auszuschliessen. Die ersteren sind bekanntlich für die Keimung oft nachtheilig (LlDFORSS) und die anderen können oligodynamische Wirkungen hervorrufen (NaeGELI). Dasselbe Wasser wurde auch für die in reinem Wasser keimenden Pollenkörner ebenso" zur Herstellung des nöthigeu Feuchtigkeits- gehaltes in den Kammern verwendet. Was das Kupfer betrifft, so wurde dasselbe in Form von Stäb- chen, Ringen und sehr dünnen, fast durchsichtigen Lamellen in An- wendung gebracht, oder es wurde in Form von neuen, ganz unge- brauchten Zwei-Centimes-Kupferstücken in destillirtes Wasser oder in Nährlösung hineingebracht, um daraus erst nach 1, 2, 3, 4 . . n Tagen ein bestimmtes Quantum zu nehmen und es für die Culturen im Hängetropfen zu verwenden. Solche eine gewisse Zeit mit Kupfer- münzen in Berühruno- o-ewesenen Flüssigkeiten werden hier der Kürze halber als gekupferte Lösungen bezeichnet. Das in Form von Stäbchen oder Ringen gebrauchte Kupfer wurde je nach den Versuchen in verschiedenen Entfernungen vom .Hängetropfen aufgestellt oder allmählich mit demselben in Berührung gebracht und dem Deckglas entweder durch die Nährflüssigkeit oder durch etwas Vaselin angeheftet, das vorher sterilisirt worden war. Die Kupferlamellen wurden in derselben Weise dem Deckglas ange- heftet und dann mit Sporen oder Pollenkörnern übersäet. In diesem letzten Fall war zwar die mikroskopische Durchmusterung etwas schwieriger; es Hessen sich jedoch, wenn auch mit etwas Mühe, die Keimschläuche beobachten und in ihrem Wachstimm verfolgen. Einwirkung von Kupfer auf das Wachsthum lebender Pflanzenzellen. 463 Als Versuchsmaterial wurde der Pollen folgender Arten mit Vor- liebe benutzt: Lathyrus latifolius^ Cytisus trifiorus, Svainsonia astragali- folia. Medicago arhorea^ Sutherlandia frutescens, Narcissus intermedius, N. Tazetta, Aesculus Pavia, Aesculus macrostachya. Die zu verwendenden Blüthensprosse wurden des Abends abge- schnitten und in Gläsern an einem Südfenster aufgestellt, um den Pollen am nächsten Morgen in den eben geöffneten Blüthen für die Versuche ernten zu können. Von den verschiedenen Pollenarten wurden diejenigen bevorzugt, die erfahrungsgemäss eine rasche und sichere Keimung zeigen, um die Versuche in wenigen Stunden, höchstens im Laufe eines Tages, beenden zu können. Für die Keimung jeder Pollenart wurde erst versucht, ob sie in feuchter Luft keimfähig ist, oder es wurde die Concentration der Rohrzuckerlösung ausprobirt, bei welcher sie am besten erfolgt, falls sie in destillirtem Wasser nicht stattfindet. Die Lösungen wurden aus reinem Kandiszucker durch Auflösen bestimmter Gewichtsmengen in destillirtem Wasser hergestellt. Die- selben wurden alle vier oder fünf Tage erneuert, um sie der Ver- änderung durch Verdunstung oder der Zersetzung durch Mikro- organismen möglichst wenig auszusetzen. Für jeden Versuch wurde der Pollen nur aus einer Anthere oder, im Falle, dass eine einzelne nicht genug enthielt, aus mehreren Antheren derselben Blüthe entnommen und in einem Tropfen destil- lirtes Wasser oder der betreffenden Zuckerlösung oder auf ein sterili- sirtes Deckglas vertheilt. Ohne die Einzelheiten der Versuche hier ausführlich aus einander zu setzen, dürfen wohl die Resultate der bis jetzt ausgeführten Unter- suchungen sich in folgender Weise zusammenfassen lassen. 1. Das Kupfer und die gekupferten Lösungen hindern die Keimung von Pollenkörneru und C7s^;^7o^o- Sporen nicht. ISTur die mehr als zwei W^ocheu lang gekupferten Lösungen sind je nach den einzelnen Arten mehr oder weniger nachtheilig, besonders dann, wenn der Pollen etwas alt, oder wenn die Anthese der Blüthe nahe zu Ende ist. 2. Keimfähige Pollenkörner keimen in leicht (nur wenige Tage) gekupfertem W^asser oder Lösungen viel besser als in einfachem Wasser oder Nährflüssigkeiten. Es zeigt sich also eine befördernde Wirkung, welche sich nicht nur in der grösseren Anzahl der ge- keimten Pollenkörner, sondern auch in dem regelmässigeren und rascheren Wachsthum der Keimschläuche äussert. 464 D- MiANi: Einwirkung von Kupfer auf dasWachsthum lebender Pflanzenzellen. 3. Das Kupfer vermag eine solche befördernde Wirkung auch durch blosse Gegenwart hervorzurufen und zwar in um so ent- schiedenerer Weise, je näher es dem Hängetropfen liegt. Danach äussert die Ring- im Vergleich zu der Stäbchenform eine grössere Wirkung. In jedem Fall erfordert es, dass das Kupfer in dunst- gesättigtem Raum bleibt. Botanisches Institut der k. Universität zu Catania. Sitzung vom 25. October 1901. 465 Sitzung vom 25. October 1901 Yorsitzeiider: Herr L. KNY. Zu ordentlichen Mitgliedern sind proclamirt die Herren: Saida, Dr. Kotaro, Professor in Tokio, Woods, Dr. Albert F., in Washington D.C., Svedellus, Dr. Nils Eberhard, in Stockholm, Senn. Dr. Gustav, in Basel, Haupt, Dr. Hugo, in Leipzig -Reudnitz, Katitsh, Danilo, in Kragujewatz (Serbien). Der Vorsitzende macht der Oresellschaft Mittheilung von dem schweren Verluste, welchen sie und die Wissenschaft durch den Tod zweier unserer hervorragendsten Forscher, der Herren Prof. Dr. A. F. W. Schimper in Basel und Prof. Dr. Robert Hartig in München erlitten haben. Die Anwesenden ehren das Andenken der Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen. Die für die Octobersitzung in üblicher Weise anberaumten Wahlen für die in Berlin in Function tretenden A'orstandsmitglieder hatten folgendes Ergebniss : Für das Jahr 1902 übernehmen die Aemter: Herr A. EngLER, erster Vorsitzender, L. KNY, erster 1 Stellvertreter des „ L. WiTTMACK, zweiter I Vorsitzenden, „ P. Magnus, erster j „ E. KÖHNE, zweiter l Schriftführer, „ I. URBAN, dritter | „ Otto Müller, Schatzmeister, „ P. ASCHERSON i ^.-^ i- i i t> i r „ -^ Mitglieder der Kedactions- „ O. Reinhardt \ "^ „ „ I commission, „ R. Kolkwitz J ' Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XIX. «2 466 Sitzung vom 25. Octobcr 1901. Die NN'ahl .der Herren mit Ausniilime des ersten Scliriftfiihrers erfolgte auf Antrag aus dem Soliosse der Versammlung durch Zuruf. Die Wahl des ersten Schriftführers an »Stelle des durch eine Heise in die Colonialgebiete zum Ausscheiden aus seinem Amte gezwungenen Herrn G. VOLKENS erfolgte durch Zettelabstimmung. Vorgeschlagen waren die Herren P. MAGNUS und 0. REINHARDT. Da Herr P. Magnus bisher der Redactionscommission angehörte, so ist an seine Stelle Herr KOLKWITZ durch Zuruf gewählt worden, nachdem Herr ADERHOLD gebeten hatte, von seiner in Vorschlag gebrachten Wahl absehen zu wollen. Als Secretär wird wie bisher Herr CARL MÜLLER die Auits- geschäfte der Gesellschaft führen. Im Anschluss an die Wahlen gab der Secretär eine kurze Mit- theilung über den Verlauf der in Hamburg abgehaltenen General- versammlung, über welche demnächst ein besonderer Bericht er- scheinen wird. Aus dem geschäftlichen Theil mag hier mitgetheilt werden, dass in Hamburg gewählt wurden: Herr S. SCHWENDENER zum Präsidenten, „ J. REINKE zum Stellvertreter desselben. In den Ausschuss sind gewählt worden die Herren: BUCHENAU -Bremen, PFITZER- Heidelberg, Gramer- Zürich, RADLKOFER-München, CONWENTZ- Danzig , Drude -Dresden, Fischer -Leipzig, GOEBEL- München, HABERLANDT - Graz, HEGELMAIER - Tübingen, REINKE-Kiel, Stahl -Jena,. Strasburger - Bonn, Wiesner -Wien, ZACHARI AS -Hamburg. Auf einen von mehr als 1.3 ordentlichen Mitgliedern gestellten Antrag hin erfolgte sodann die Wahl des Herrn Emil Christian Hansen in Ko])enhagen 7Aim Ehrenraitgliede, sowie die Wahl der Herren Gaston BONNIER in Paris, BOWER in Glasgow, Na W ASCHIN in Kiew, ThAXTER in Cambridge (Mass.) zu CO rrespondir enden Mitgliedern unserer Gesellschaft. Ueber die weiteren Verhandlungen muss auf den Sonderbericht verwiesen werden. F. W. Neger: Uebcr Eriosphaeria salisburgensis (Niessl) Neger. 4G7 Mittheilungen. 58. F. W. Neger: Ueber Eriosphaeria salisburgensis (Niessl) Neger. (Ein interessanter Fall von Dimorphismus der Ernährungshyphen). Mit Tafel XXVIII. Eingegangen am 1. October li>01. An Ostern 1901 beobachtete ich in der Cfegend von Reichenhall auf Erica carnea in »rosser Mensie und weit verbreitet einen schwarzen Pilz mit runden stacheligen Fruchtkörpern vom Aussehen derjenigen einer Coleroa oder Trichospliaeria. Unter allen auf Erica carnea bisher beobachteten Pilzen findet sich keine den beiden oben genannten (rattungen angehörige Art. Wohl aber hat NiESSL für Erica carnea eine Gibbera beschrieben, welche er G. salisburgensis nannte, weil sie von ihm im Erzherzogthum Salzburg, nämlich bei liofer (also sehr nahe dem Fundort meines ^?'?'c«-Pilzes) beobachtet worden ist. NiESSL h'at seinen Pilz als ^y. 3550 der Collection „RabeNHORST- WlNTEE, Fungi europaei" herausgegeben. Herr Hauptlehrer ALLESCHER hatte die Güte mir Material aus dieser Collection zur Verfügung zu stellen, und so war ich in der Lage constatiren zu können, dass der von mir beobachtete Pilz identisch ist mit NiESSL's Gibbera salis- burgensis. Bei näherer Untersuchung ergab sich nun: 1. Dass ' der Pilz (wie ich schon von Anfang an vermuthete) nicht in die (xattung Gibbera., auch nicht in die Familie der Cucur- bitariaceen (die Fruchtkörper werden nicht unter der Epidermis an- gelegt, um später erst hervorzubrechen), vielmehr in die Familie der tSphaeriaceen gehört und zwar in die nächste Nähe von Trichosphaeria '/AI stellen ist, eine Gattung deren einziger als parasitisch lebend be- kannter Vertreter^), T. parasitica, sich allerdings in einigen, nicht unwesentlichen Punkten von dem vorlieoenden Pilz unterscheidet. 2. Die Ernährungseinrichtung des Ej'ica - Pilzes zeigt eine höchst merkwürdige Eigenthümlichkeit; nämlich einen deutlichen Dimorphismus der Ernährungshyphen. \) Die übrigen Arten scheinen sämmtlich Sapropbyten zu sein. 32* 468 i'- ^V- Negkr: Das Wosoii «üpscr aiiffalloiidon Ersclieiiiuiig' zu ergründen, sowie die systomatiscdie Stellung des Pilzes zu ermitteln, war (legenstaud dieser Untersuchung, welche mir dadurch erleichtert wurde, dass es mir gelang, den Pilz schliesslich auch in der Nähe von München auf Ei'ica carnea zu finden. So war ich in der J^age den ganzen Ent- wickelungsgang des Pilzes von der Infection an bis zur Ascosporen- reife zu verfolgen. Die hier folgende Beschreibung dieses Entwickelungsgangea enthält zugleich die wicditigsten für die systematische Stellung des Pilzes nuissgebenden Momente, w^ährend ich mir die Discussion über letztere für den Schluss verspare. Die Infection erfolgt Ende Juli bis Anfang August. Die Ascospore treibt einen Keimschlauch, welcher die Cuticula der jungen Blätter durchbohrt und bildet sodann ein mehr oder weniger ausgedehntes, wirr verflochtenes farbloses Mycel zwischen Cuticula und der äusseren Wand der Epidermiszellen. Haustorien konnte ich, trotzdem ich unzählige Schnitte untersuchte, niemals finden. Offenbar erfolgt die Nahrungsaufnahme von Seiten des Pilzes durch Osmose, so wie es Kartig für seine Trichosphueria parasitica (auf Tannen- und Fichten- nadeluj beschreibt, nur dass sich bei diesem letzteren Pilz das Hyphen- geflecht nicht der Wand der Epidermiszellen, sondern der Cuticula anlegt, und, um bis zur Epidermiszellwand zu gelangen, kleine die Cuticula durchbohrende Zäpfchen bildet. Eine zerstörende Wirkung auf die vom Mycel befallenen Zellen ist zunächst nicht zu erkennen. Derjenige Theil des Pallisadengewebes, welcher im Bereich der osmotischen Wirkung des Pilzmycels liegt, zeichnet sich häufig durch auffallende Armuth an Stärkekörnern aus. Noch sei erwähnt, dass häufig da, wo sich das subcuticulare Mycel ausbreitet, die A'er- schleiniung der Innenwand der Epidermiszellen auffallend selten zu beobachten ist, oder sich wenigstens nicht auf so zahlreiche Zellen erstreckt wie an gesunden Blattstellen. Hat das subcuticulare Hyphengeflecht einen gewissen (rrad von Ausdehnung und Mächtigkeit erreicht, so durchbricht dasselbe die Cuticula an verschiedenen Stellen und breitet sich auf der Oberfläche des Blattes aus, wobei die Mycelfäden dunkle Farbe annehmen. Das Luftmycel bildet weder Appressorien, noch Haustorien und lässt sich daher sehr leicht vom »Substrat abheben. Dann erscheint der das subcuticulare Mycel deckende Theil der Blattoberfläche als heller Fleck mit eingestreuten schwarzen Punkten — den Durch- bruchsstellen des Ijuftmycels. Nach meinen Erfahrungen hat das Luftmycel nicht die Fähigkeit die Cuticula an einer anderen Stelle zu durchbohren und so eine neue Infection zu bewirken; diese Fähigkeit scheint nur den Keimschläuchen der Ascosporen zu- zukommen. Ueber Eriosphaeria salisburgensis (Niessl) Neger. 46*) Die einzelnen Fäden des Luftmycels kriechen vielmehr vom €entrum ausstrahlend auf der Blattoberfläche hin, nehmen aber sehr bald in der Mehrzahl den We«- nach der Unterseite des Blattes, wachsen um die Kanten herum und versenken sich schliesslich in den mit Haaren ausgekleideten, nur durch einen engen Spalt mit der Aussenwelt communicirenden Hohlraum, welcher die eigentliche (morphologische) Unterseite des Ei-ica-BlatteH darstellt und in welchem sich die Spaltött'nungen befinden. In einem etwas vorgeschrittenen Stadium der Entwickelung, z. B. in den Monaten September— October, fällt es schwer ein Luftmycel zu finden, dessen Fäden nicht zum grossen Theil in den Spalt ein- dringen, auch wenn der Ausgangspunkt des Luftmycels in der Mittel- linie der Blattoberseite lag. Es drängt sich uns die Frage auf: „Haben wir es hier mit einer zufälligen Erscheinung zu thun, etwa der Art, dass die wachsenden Mycelfäden dem Gesetz des positiven Hydrotropismus folgend dem feuchten Raum zustreben, oder handelt es sich um eine erbliche und dementsprechend mit gewissen Vortheilen für den Organismus verbundene Einrichtung? Folgende Thatsachen sprechen für die letztere Auffassung: 1. Ich habe Hunderte von verpilzten Et^ica- Nudeln untersucht, und stets gefunden, dass die Mycelfäden im Bogen herum dem Spalt an der Unterseite zuwachsen. 2. Wenn es sich nur um eine zufällige Aeusserung des positiven Hydrotropismus handelte, so müsste, wenn man die Pflanze in einem mit Feuchtigkeit gesättigten Raum zieht und also ein Unterschied zwischen der Luftfeuchtigkeit der äusseren Umgebung und derjenigen der Blatthöhlung nicht oder kaum besteht, das Wachsthum des Pilz- mycels in der Richtung gegen den Spalt unterbleiben, weil dann der hydrotropische Reiz ausgeschaltet wäre. Ich cultivirte eine Erica-Füanze mit frischen Infectionsstellen (meist auf der Oberseite der Nadeln) unter einer Glasglocke und hielt die Cultur sehr feucht (20. August 1901). Nach drei Wochen waren zahlreiche Ausläufer des Luftmycels dem Spalt zugewachsen und mit ihren Enden im Hohlraum verschwunden; nach weiteren zwei Wichen war kaum eine Infectionsstelle noch zu finden, welche nicht durch das Luftmycel mit dem Hohlraum communicirte. Dem- nach ist die Eigenthümlichkeit, dass ein Theil des Luftmycels unter allen Umständen den Hohlraum aufsucht, als eine erbliche Ein- richtung in der Biologie des Pilzes zu betrachten. Untersuchen wir nun den Verlauf von Mycelfäden im Innern des Hohlraumes! Dieselben wachsen, wie Querschnitte lehren, in gerader Linie der hinteren mit Spaltöffnungen bedeckten Wand zu, 470 V. W. Neger: wo sie sidi schwach verzweigen, inii sich mit ilirou zartwaiidigeii Endigiiiigen der Cuticiüa oder den jenen Hohlraum auskleidenden Haaren eng anzulegen. Diese Mycelendigungen haben durchaus das Aussehen von typischen Haustorien, wie sie z. B. bei Peronospora, Urointjces, EndophyUum etc. vorkommen. Bei stärkerer Yergrösserung lässt sich an denselben eine Differenzirung in eine dickwandige Ober- seite und eine zartwandige, dem Substrat angepresste Unterseite er- kennen (Fig. 3). Nach diesem Befund scheint es kaum zweifelhaft, dass die in den Hohlraum hineinragenden Mycelfäden dem Pilz als wasserzuführende Organe dienen. Die der Wand angepressten Mycelendigungen — hier wohl als Appressorien zu bezeichnen — vermögen sehr wohl osmotisch ans dem stets mit Wasserdampf ge- sättigten Kaum Feuchtigkeit — vielleicht auch entsprechend ihrem dorsiventralen Bau an den Wänden niedero-eschlasienes Wasser - aufzunehmen und dasselbe vermittelst der im übrigen Verlauf dick- wandigen Mycelfäden zum Yerbrauchsort zu leiten. Welche Bedeutung die l)eschriebene Einrichtung sonst haben könnte ist schwer einzusehen. Ein directer Beweis freilicli dafür, dass diese Art der Wasser- versorgung eine wesentliche Kolli^ im Leben des Pilzes spielt, wird schwer zu erbringen sein; ich habe in einigen, freilich ver- schwindend wenigen Fällen, beobachtet, dass man nur ganz wenige Ausläufer des Luftmycels den Hohlraum erreichen; in diesem Fall mögen vielleicht locale Yerhältnisse — günstigere Ernährungs- bedingungen — den Ersatz für die sonst übliche Wasserversorgung geboten haben. Auch könnte man sich vorstellen, dass es sich hier so zu sagen um eine Luxuseinrichtung handelt, wie es ja so manche im Leben der Pflanzen giebt, d. h. eine solche, welche dem Organismus zwar Nutzen bringt, ohne dass indessen die Existenz des letzteren gefährdet ist, wenn die Thätigkeit des fraglichen Orgaues ausgeschaltet wird. Die Entwickelung des Pilzes in ihrem weiteren Yerlauf ist mit wenigen Worten geschildert: Die ersten Anlagen der Fruchtkörper sind im September sichtbar in Form von Knäueln, welche aus zwei sich gegenseitig umwickelnden Mycelfäden bestehen. Ihre volle Grösse erreichen sie im Lauf des Winters, ihre volle Reife dagegen erst im folgenden Sommer. Die Sporen sind dann zweizeilig, graubraun gefärl)t und an beiden Enden verjüngt. Einen deutlichen Perus oder eine die Bildung eines solchen andeutende Papille konnte ich selbst an reifen Perithecien (im Juli, also kurz vor der Neuinfection der jungen ^'nca - Sprosse gesammelt) nicht beobachten. Dagegen zeigt sich, wenn man zarte Schnitte durch reife Perithecien unter dem Deckglas zerdrückt, dass der Scheitel des Fruchtkörpers aus zarterem Gewebe besteht als die Ueber Eriosphaeria salisburgensis (Niessl) Neger. 471 übrigen Tlieile der Perithecieiiwand, und dem entsprechend die Sclmitte stets an dieser Stelle zerreissen. Eine Nebenfruclitform habe ich bis je'tzt noch nicht zu beobachten (lelegenheit gehabt. Einmal bemerkte ich schwarze, mauerförmig zusammengesetzte Sporen in grosser Menge den inficirten Blättern anhaften. Doch scheinen mir diese von einem anderen Pilz zu stammen; wenigstens gelang es mir nicht nachzuweisen, dass dieselben am Luftmycel oder etwa einem mit diesem in Verbindung stehenden Conidienträger abgeschnürt werden. Systematische Stellung des Pilzes. Aus der oben gegebenen Beschreibung der Ernährungseinrichtuug mittelst eines subcuticulareu Mycels, sowie der oberflächlichen Ent- stehung der Perithecien, ergiebt sich, dass der Pilz nicht der ( rattung Gibbera, auch nicht der Familie der Cucurbitariaceen angehören kann, bei welcher die Fruchtkörper stets unter der Epidermis angelegt werden. Dickwandiges Peritheciengehäuse ferner, sowie Mangel eines Schnabels charakterisiren den Pilz als zu den echten Sphaeriaceen üehörio-, bei welchen er seinen Platz wohl in der Nähe von Trichosphaeria erhalten muss (Gehäuse kolilig, Sporen zweizeilig, ellipsoidisch), oder noch genauer, wenn man an der Unterscheidung der Arten von Trichosphaeria in solche mit einzelligen (^Trichosphaeria s. s.) und solche mit zweizeiligen Sporen (^Eriosphaeria^ festhält, bei letzterer Gattung, und wäre danach zu bezeichnen als Eriosphaeria salisburgensis (Niessl) Neger. Der Pilz ist übrigens in Frankreicli schon o-efunden und beschrieben worden als Venturia Straussii Sacc. et Roum.^) auf Erica scoparia. Ich habe in beiden Angelegenheiten (systematische Stellung unseres Pilzes und sein Verhältniss zu Venturia Straussii) den Rath des Herrn Medicinalrath Dr. RehM eingeholt und spreche ihm auch an dieser Stelle für sein gefälliges Entgegen- kommen meinen verbindlichen Dank aus. In beiden Punkten be- stätigte er meine Ansicht, wenn auch, wie er mir gütigst mittheilte, die Originalbeschreibung der Venturia Straussii (in Revue mycologique 1884, p. 95, tab. XLVII, Fig. 2) nicht in allen Punkten auf den vor- liegenden Pilz passt.^) Allen Ansprüchen an „Natürlichkeit" entspricht die Unterbringung unseres Pilzes in der Gattung Trichosphaeria bezw. Eriosphaeria freilich auch nicht, nachdem fast alle bisher bekannt gewordenen Trichosphaeria- Arten Saprophyten sind, wir es hingegen hier mit 1) Saccardo, Sylloge fungorum IX, p. 603. 2) Es wäre interessant zu erfaliren, wie sich auf dieser Pflanze, deren Blätter mit zwei gleichfalls mit Haaren ausgekleideten, aber weniger geschlossenen Längs- rinneu versehen sind, die wasseraufnehmenden Ausläufer des Luftmycels verhalten. 472 Friedrich Hildebrand: i'iiicm unzweifelhaft (»eilten Parasiten zu tliiin haben. Jedenfalls aher zeig-t der Erica-Vüz sehr nahe Beziehuni2;en zu Trichosphaena parasitica Hartig; das Zweckmässigste wäre wohl für diese beiden parasitisch lebenden Arten eine neue Gattung zu schaffen, da es offVmbar widersinnig ist, parasitische und sapro])hytisch lebende Formen in eine Gattung zu vereinigen. Doch sei dies lieber dem- jenigen vorbehalten, der es in der Zukunft unternehmen wird, die complicirte Systematik der Sphaeriaceen zu entwirren und nach natürlichen Gesichtspunkten neu zu ordnen. Erklärunj«' der Abbilduiig:eu. Fig. 1. Querschnitt durcli ein von dem Pilz befallenes Blatt von Erica cor neu, c Cuticula, SCHI subcuticulares Mycel, sj verschleimte Epidermiszellen, '/ Durchbruchstelle des Mycels durch die Cuticula, Im Luftmycel, p Peri- thecien, /V ein in der Entwickelung stehen gebliebenes Perithecium, h Haare des Hohlraums, .sp Schliesszellen der Spaltöffnungen, app Appressorieii. (Dieselben sind hier ganz schwarz dargestellt, um sie besser hervortreten zu lassen, in Wirklichkeit sind sie nahezu hyalin.) Vergr. 140. 2. Unterseite eines ii'r/c-a- Blattes; zahlreiche Mycelfäden streben dem Spalt zu und verlieren sich darin; einige sind über den Spalt hinweggewachsen. Vergr. 35. 3. Appressorien, stark (ca. 1000) vergrössert. 4. Ein dreijähriger Spross von Erica carnea im Juli 1901 abgezeichnet. I. Spross im Jahr 1S99 entstanden II. „ „ „ l'JOO III. ,. „ „ 1901 Die verpilzten Nadeln des Sprosses I sind bereits abgefallen; Spross II stark inficirt; Spross III noch nicht inficirt. Die Infection erfolgt 1 — 2 Monate später. 59. Friedrich Hildebrand: Einige biologische Beobachtungen. Eingegangen am 5. October 1901. 1. Zur Kenntniss von Jeffersonia diphylla. Es ist die Jeffersonia diphylla, welche in Nord- Amerika (West- Tenessee und Virginien) sich findet, eine in vieler Hinsicht interessante Pflanze, welche in mehrfacher Beziehung unrichtig beschrieben worden, so dass es w^ohl geeignet ist, auf dieselbe, namentlich auf ihre Früchte, etwas näher einzugehen und die Beobachtungen zusammen- zustellen, welche in einer Reihe von Jahren hinter einander an lebenden Exemplaren gemacht wurden. Einige biologische Beobachtungen. 473 Schon die aus dem Wurzelstock im Frühjahr entspringenden Laubblätter sind interessant durch ihre eigenthümlich gestalteten, schwer zu beschreibenden, zweizähligen Spreiten, auf welche aber nicht näher eino-eoangen werden soll. Noch ehe deren beide, in der Knospenlage auf einander liegenden Tlieile sich ganz von einander gebreitet haben, erscheint die Blüthe, an jedem Spross nur eine, welche nun namentlich in der Diagnose von DE CaNDOLLE (DE CAN- DOLLE: Prodromus I, S. 111) ganz unrichtig beschrieben worden, wo es von der ganzen Gratttung heisst: Calyx 4-sepalus, Petala 8, Capsula circumscisse dehiscens. Es sind iiämlich an den ganz — mit Aus- nahme des Fruchtknotens — radiär gebauten Blüthen nicht 4, sondern 8 Kelchblätter vorhanden, welche, undeutlich in zwei Kreise gestellt, bei ihrer kapuzenartigen Gestalt die anderen Theile der Blüthe ganz einhüllen und dann, wenn die Blüthe aufgeht, wie bei den Papavera- <'een abfallen; sie sind schmutzig grünbraun gefärbt. Bald nach dem Abfallen der Kelcliblätter gehen die 8 Blumenblätter von einander, breiten sich aber nicht horizontal aus, wie bei der in manchen Punkten ähnlichen Sanguinaria canadensis^ sondern bleiben gewölbt und in schief aufsteigender Lage; sie sind von sclmeeweisser Farbe. Auf sie folgen die 8 Staubgefässe, welche an kurzen, etwa ä mm langen Filamenten die 7 mm langen linealen Antheren tragen, welche ähnlich den anderen Berberidaceen — denn zu diesen gehört die Gattung Jeffersonia und nicht zu den Podophyllaceen — mit 2, oben fest sitzenbleibenden Klappen aufspringen. Diese Klappen breiten sich von der Spitze der Antheren her horizontal oder etwas geneigt aus und stehen hier wie zwei Hörner ab. Das in der Mitte der Blüthe stehende Pistill hat nun schon in der frühesten Jugend eine sehr eigenthümliche (lestalt. Der Fruchtknoten ist im Allgemeinen länglich- elliptisch, zeigt dabei aber an der einen Seite eine schwache hori- zontale Furche, welche durchaus nicht rings um den Fruchtknoten herum geht, denn derselbe ist auf der anderen Seite, wo im Innern seiner Länge nach die Placenta verläuft, ganz glatt und furchenlos. Durch diese genannte Querfurche wird schon in ganz früher Zeit das später zu besprechende, eigenthümliche Aufspringen der Kapsel vor- bereitet. An der Spitze des Fruchtknotens findet sich ein sehr kurzer Griffel, welcher die unregelmässig gelappte Narbe trägt. Diese Narbe ist, wenn die Blüthe aufgeht, schon vollständig entwickelt, während die Klappen der Antheren erst später aufspringen, so dass also die Blüthe protogynisch ist. Bei ihrer kurzen Blüthezeit gelang es nicht, an ihr Bestäuber zu beobachten, welche bei ihren Besuchen den Pollen von älteren Blüthen auf die Narbe der soeben geöffneten, jüngeren bringen würden. Durch den Einfluss des Wetters wird es manchmal bewirkt, dass die Blüthen sich nicht öffnen und Kleistogamie stattfindet. So fanden 474 FaiKURicii Hiluebranu: sieh im Jahr 181K) JmkIc A])i'il zwei lilütlieii, welche bei «lein kiilteii Wetter nicht ;uif<;in«;iMi, iiuleiii die Bliinieiiblätter kii])uzenförmi,i;- über den (Jeschleclitstheilen dicht geschlussen blieben. Als tUuin am 4 Mai die durch die Blumenblätter ,<>'ebildete Ka})uze entfernt wurde, zeig'te sich die Narbe mit Pollen bedeckt, und der Fruchtknoten war schon angeschwollen, aus welchem sich nun weiter zwei Kapseln mit guten Samen entwickelten. Diese Kapseln schwellen nun bis zur Reifezeit der Samen stark, in ihrem unteren Theile bis zu 8 mm Durchmesser an und haben hierbei eine leuchtend grüne Farbe. Die oben schon beschriebene (^uerfurche hat sich durch Ueberwallung ihrer Ränder noch stärker ausgebildet, und in ihr tritt nun, nachdem die Kapselwand angefangen hat sich zu bräunen und abzutrocknen, ein Querriss auf, welcher aber durchaus nicht rings um die Kapsel herum geht, sondern auf der der Furche entgegengesetzten Seite bleibt die Wand vollständig in Zusammenhang, so dass hier also von einer Capsula circumscissa nicht die Rede sein kann. Durch dieses Oetfnen der Kapsel, das Eintrocknen ihrer Wände und das Umbiegen ihres Stieles wird nun ein sehr eigenthttmlicher Mechanismus für die Verbreituno- der Samen hervorgebracht. Wenn der einseitige Querriss sich zu öffnen beginnt, so steht die Ka])sel noch ganz aufrecht, und die Samen sitzen fest an der dem Risse gegenüberliegenden Placenta. Während der Querriss nun grösser wird, beginnt die Kapsel an ihrer Basis sich umzubiegen, so dass sie wie zweilippig aussieht, wobei dann die Oberlij)pe sich noch etwas zurückbiegt. A¥enn dann die Kapsel bis zur horizontalen Lage angelangt ist, so fallen die Samen von der nun obenliegenden Placenta auf die Unterlippe, wo sie einstweilen liegen bleiben, aber leicht durch den Wind herausgeweht werden können. Aber auch wenn dieser nicht weht, müssen sie schliesslich aus der Frucht von selbst herausfalleu, was beim Aufstellen im Zimmer beobachtet wurde. Die Kapsel biegt sich nämlich nun aus der horizontalen Lage mehr und mehr abwärts, bis sie ganz senkrecht steht, so dass, bis sie diese Lage erreicht hat, alle Samen nach und nach aus ihr heraus- gefallen sind. In einigen Kapseln wurden bis zu 17 Samen gezählt. Dieselben haben eine ovale Gestalt, bei brauner, glänzender Oberfläche und haben eine Länge von etwa (5 wm, bis 2,5 mm Durchmesser. Sie sind an ihrer Basis mit einem weissen, fleischigen, zweispaltigen Anhang versehen, dessen beide Theile in zahlreiche, zugespitzte Lappen ausgehen, welche aus langgestreckten, von Saft strotzenden Zellen bestehen. Die Samen werden nun vielleicht wegen dieser Anhänge von Ameisen verschleppt und so noch weiter verbreitet, w^enn sie vom Winde in dem näheren L'mkreis der Pflanze vcrtheilt Einige biologische Beobachtungen. 475 wordeil. Für die Verbreitung- durch Ameisen spricht der Umstand, dass einmal die Kapsehi sich draussen bei vollständiger Windstille geöffnet hatten, und so die Samen direct auf die Erde des Topfes gefallen sein mussten; die meisten derselben waren hier aber niclit aufzufinden. Wenn die Samen Ende Juli, wo sie reifen, sogleich ausgesät werden, so gehen sie im Mai des nächstfolgenden Jahres auf, jedoch meistens nur wenige. Es kommt dies vielleicht daher, dass die Ameisen, wenn sie den fleischigen Arillus abfressen, dabei die harte Haut des Samens etwas verletzen, an welcher Stelle dann später das zur Keimuno- nöthii>e Wasser leichter eindrino-en kann. Beim Keimen der Samen bleiben die beiden Cotyledonen in der aufklaffenden Samenschale eingeschlossen, und aus dem Spalt dieser tritt nach unten senkrecht die Wurzel, während sich nach oben das erste, in der ersten Vegetationsperiode einzig- bleibende Laubblatt erhebt, welches sogleich den späteren Laubblättern ganz gleich ge- staltet ist. Ln folgendem Jahre zeigt sich dann im Frühjahr, dass die nicht abgestorbene erste Wurzel sich stark verzweigt hat. An das abgedürrte Blatt des vorigen Jahres schliessen sich 3 — 4 schuppige Niederblätter, ohne starke Achsenstreckung, und auf diese folgt dann wieder ein Laubblatt, selten deren zwei. 2. Ueber die Blüthen und Früchte von Yeltheimia Yiridifolia. Die in Süd-Afrika heimische Veltheimia viridifolia zeigt in ihren IJlüthen und Früchten einio-e Eioenthümlichkeiten, welche vielleicht nicht bekannt sind und der näheren Besprechung- werth sein dürften. Aus der bei uns im Sommer ruhenden Zwiebel tritt g-egen den Winter hin eine Rosette von etwa 6 Laubblättern hervor, welche so gerichtet sind, dass ihre lanzettlichen, am Rande grob gezähnten und sehr stark gewellten, oberwärts dunkelgrünen Spreiten sich nicht unter einander decken. Aus der Mitte dieser erhebt sich dann im Laufe des Januar oder Februar der Blüthenschaft, welcher bei kräftigen Pflanzen eine Länge bis zu 50 cm erreichen kann. Der untere, etwa 25 — 30 cm lange, ganz blüthenlose Theil ist drehrund, von schmutzig braunrother F^arbe, aus welcher grünliche Striche schwach hervortreten. Daran schliesst sich der bis 25 cm lange Achsentheil, an welchem dicht gedrängt die zahlreichen, wohl gegen 100 Blüthen in den Achseln von kleinen, weisslichen Flochblättern sitzen. Wenn die Knospen dem Aufgehen nahe sind, so haben sie sich aus der ursprünglich aufrechten Lage so nach abwärts geneigt, dass sie etwa um ^j^ Rechten von der Blüthenstandsachse abstehen. Das ungefähr 4 cm lange, schmutzig rosenrothe, nach der Spitze etwas grünliche und mit zahl- 47(1 PiiiEDiuCH Hildebrand: reiebon Spaltütt'nungoii vorsolieiie Perigon hat ciiio etwas schiefe, g-lockig-röhrige Gestalt, iiideiu dort, wo iU)r mehr glockige Theil sich an den rührigen anschliesst, ein schwach nach aussen liervortretender Winkel sich zeigt, wodurch sclion eine Neigung zur Zygonior}diie hervorgebracht wird Diese Zygomorphie zeigt sich nun noch mehr in den Staubgefässen, sowohl in deren Länge, als in deren Richtung, welche beide es bewirken, dass aus der mit sechs abgerundeten Zipfeln sich öffnenden Blüthe die aus ihr etwas hervorragenden Anthoren in einer hufeisenförmigen Anordnung liegen. Wenn nun die Antheren sich öffnen, so ist der vom Gripfel des Fruchtknotens entspringende Griffel noch so kurz, dass seine Spitze oberhalb der Antheren liegt, so dass auf diese durch Fall der Pollen nicht gelangen kann, was auch ohnehin von keinem Belang sein würde, da zu dieser Zeit die Narbe an der S])itze des Griffels noch gar nicht entwickelt ist. In dieser ersten Blühperiode kann also nur Pollen aus den Blüthen von den Besuchern geholt und keine Be- stäubung der Narbe vollzogen werden. Honigsaft wird in dieser Zeit CT" »_j O im Blüthengrunde in so grosser Menge ausgeschieden, dass er beim leichten Erschüttern des Blüthenstandes in Tropfen aus den Blüthen herausfällt Allmählich verlängert sich nun der Griffel, und während das Perigon sich an seinem glockigen Theil schmutzig grün färbt und seine 6 langen Zipfel sich zusammenschliessen, tritt der Gipfel aus diesen, manchmal bis zu 5 mm, hervor und biegt sich hierbei etwas nach aussen um, so dass seine nunmehr entwickelte Narbe von den Besuchern der Blüthenstände, wenn sie von unten her anfliegen, bestäubt werden kann. Die Blüthen sind ausserdem zu dieser Zeit in die senkrechte Lage getreten, in welcher nun, wie gesagt, die Bestäubung mit dem von anderen Blüthenständen herbei gebrachten Pollen stattfindet. Hierauf tritt ein dritter Zustand der Blüthen ein: sie neigen sich nämlich unter Verfärbung noch mehr über die senkrechte Lage hinaus der Blüthenstandsachse zu, wodurch es bei den unteren Blüthen dazu kommt, dass ihre weit aus ihnen hervorragende, nunmehr längst be- stäubte Griffelspitze sich eng der Achse des Blüthenstandes anlegt,, und so an sie nicht unnöthig Pollen angewischt werden kann. — Die Blüthen von Veltheimia viridifolia sind hiernach sehr hervortretend protandrisch. Noch hervorzuheben ist es, dass durch die verschiedene Richtung der Blüthenknospen, der offenen und der abgeblühten Blüthen, der ganze Blüthenstand nicht das Aussehen einer Pyramide hat, sondern unten und oben verschmälert ist: unten liegen nach abwärts die Griffel der untersten Blüthen der Blüthenstandsachse zu, oben wird ein zugespitzter Schopf durch die letzten Hochblätter gebildet, in deren Achseln die Blüthen nicht zur Entwickelung gekommen sind. Einige biologische Beobachtungen. 477 Durch die so stark ausgesprochene Protandrie der Blüthen von Veltheimia viridifolia wird auch bewirkt, dass dieselben bei uns in den Gewächshäusern nur dann Früchte ansetzen, wenn künstliche Be- stäubung vorgenommen worden, indem die Blüthezeit in den Februar und März fällt, wo noch keine Bestäuber fliegen. Hierdurch kommt es wahrscheinlich, dass wohl nur wenigen die Früchte von Veltheimia viridifolia bekannt sein dürften, welche sehr interessante Eigenthüm- lichkeiten besitzen und die Hauptursache der vorliegenden Mittheilung sind, da ja die Protandrie der Blüthen schon bei so vielen Pflanzen beobachtet worden, dass es von keinem besonderen Werthe gewesen wäre, die Anzahl dieser Fälle noch um einen zu vermehren. Während bei den meisten Liliaceen sich aus dem dreifächerigen Fruchtknoten eine Kapsel entwickelt, welche mit drei Klappen fach- spaltig aufspringt und zahlreiche Samen enthält, welche an sich durch ihre platte Clestalt (Tulpen) oder durch einen Flügelrand (Lüiurn gigantemn) die Verbreitungseinrichtung haben, so bildet sich hier bei Veltheimia viridifolia eine ganz andere Frucht aus, nämlich eine drei- flügelige Trockenfrucht, welche nicht aufspringt und nur ein bis drei Samen enthält. Diese Ausbildung von nur wenigen Samen, welche in grossem Gfegensatz zu den meisten Liliaceen steht, ist schon da- durch vorbereitet, dass schon im Fruchtknoten der Blüthe nur wenige Samenanlagen vorhanden sind. Wenn die Blüthe sich öffnet, so ist ihr Fruchtknoten schon bis 14?7«w lang; ungeachtet dieser Länge ent- hält er aber in jedem Fache und in der Mitte dessen Länge nur zwei, sich gegenüber stehende Samenanlagen, also im Ganzen nur sechs, von denen sich dann nur eine bis zwei zu Samen entwickeln. Es ist hier also nicht wie etwa bei Tilia und anderen, wo in dem Frucht- knoten sehr zahlreiche Samenanlagen enthalten sind, von denen aber nur eine sich zum Samen entwickelt, womit es dann im Zusammen- hange steht, dass die einsamige Frucht sich nicht öffnet und an sich, nicht an ihrem Samen, die Yerbreitungseinrichtung trägt. Wenn, um die interessante Ausbildung der Frucht von Veltheimia viridifolia näher zu besprechen, die Befruchtung in den Blüthen ein- getreten ist, so bleibt um den anschwellenden Fruchtknoten noch lange, vielfach bis zur Samenreife, das abdürrende Perigon als Schutz an der Spitze der Frucht sitzen, nachdem es sich beim Anschwellen der Frucht an seiner Basis von der Blüthenachse losgelöst hat. Der Fruchtknoten hat in der Blüthe sechs vorspringende, nach aussen abgerundete Kanten, welche, zu drei Paaren genähert, dem Rücken der drei Fruchtblätter entsprechen. Diese drei Rücken entwickeln sich nun zu den drei Flüo-eln der ca. 4 cm langen Frucht und haben in der Mitte ihrer Länge einen Durchmesser von etwa 8 mvi. Diese Flüo-el bilden nun ein ausoezeichnetes Yerbreituno-smittel für die O O O reife, nicht aufspringende, wenigsamige Frucht. Die Stiele der reifen 478 FuiEDiticii Hilüebrand: Früchto siiul nämlich so hrücliig. dass ein leiser Luftzug sie zerreisst und so die Früchte davonführt. Mit Sorgfalt war ein Fruchtstand vor j(>der Erschütterung bewahrt worden, als er dann aber piioto- graphirt werden sollte und hierzu im Freien aufgestellt wurde, l>e- wirkte ein leichter sich erhebender Wind, dass ein Theil der Früchti' abgeweht und weit hinweg geführt wurde. Während nun zu der Zeit, wo die Flügelfrüchte reif sind und vom Winde verbreitet werden können, dieselben ganz geschlossen sind, so tritt doch nach längerei" Zeit ein Aufreissen derselben von ihrem Gipfel nus ein, nnd zwar in der Weise, dass an dej- Spitze der einen von den drei Klappen iler lange, nicht abgefallene, sondern stark erhärtete Griffel als ein peitschenartiger Körper sitzt. Wenn nun auch hierdurch ehin«-t, was in diesem Sommer auch im Freiburger botanischen (rarten in sehr reichem Masse geschah, so dass icli (üelegeiiheit fand, die sehr interessanten Blüthen näher zu uiitersucluMi und hierbei den (rrund zu finden, aus welcliem dieselben fast nieuuils Frucht an- setzen. Es ist diese Fruchtlosigkeit zwar sclion mehrfach bemerkt worden, so namentlich in letzter Zeit von W. X. ('LUTE (Keferat in JüST"s Jahresberichten 189(5, 11., S. 12(')) besproclien. Derselbe beobachtete in einem .lahre an den Blüthen <'iner Apios tuberosa, welche bis über 12 Fuss hoch wurde und äusserst zahlreiche Blüthen trug, zwar den Besucli von Bienen und einer Schaar kleinerer lusecten; die so besuchten Blüthen setzten aber nicht eine Frucht an. Letzteres geschah ebenfalls an den zahlreichen, wildwachsenden Exemplaren der Umgegend, welche aber, wenn überhaupt blühend, stets sehr armblüthig waren; während im nächsten Jahre zwei Hülsen reiften. Nähere Ilntersuchunnen ül)er den Grund dieser Unfruchtbar- keit der Apios tuherosa scheinen nun nicht gemacht worden zu sein, so dass meine soeben gemachten Beobachtungen vielleicht etwas Neues bieten. Die kurz gestielten Blüthen der Apios tuherosa stehen zu 3 — 5 in Büscheln an einer gestreckten Achse etwa horizontal von dieser ab und sind sehr schwer durch eine Zeichnung darzustellen, aber auch eine anschauliche Beschreibuno' hat ihre Schwierigkeiten. Der zygomorph-glockige Kelch hat oben zwei kleine, genäherte Zipfel, seine beiden seitlichen Zipfel sind etwas länger und spitzer als die oberen; der unterste ist der längste und s])itzeste. Die Blumenkrone hat eine schmutzig braun(^ Farbe, welche nicht etwa durch Combination von zwei reinen Farben, wie bei den meisten braunen Blüthen hervorgebracht wird, sondern durch einen braun- roth gefärbten Zellsaft. Das Yexillum hat nun namentlich eine schwer zu beschreibende Gestalt: seine beiden Hälften sind dachartig abwärts gebogen, wie bei vielen Papilionaceen, haben aber an dem vorderen Ende dieser Dachfirste eine nach aussen schwach wulstig erscheinende Tasche, in welcher die Spitze der Carina und der von dieser eingehüllten Ge- schlechtssäule fest eingeschlossen liegt und liegen bleibt. Dem Haupt- theil nach ist dies Vexillum auf der Innenseite braunroth gefärbt, an der Basis hat es aber auf hellgrünem Grunde dunkelgrüne Streifen, welche mit dunkelbrauner Farbe sich in das hellere Braunroth des Vexillums eine Strecke hineinziehen, so dass also hier ein deutliches Saftmal vorhanden ist. Die beiden Alae sind zu beiden Seiten der Carina, diese zwischen sich hindurchlassend, derartig umgebogen, dass sie fast horizontale- Einige biologische Beobachtungen. 481 Lage liabeu imd den anfliegenden lusecten als Stützpunkt dienen können. Sehr merkwürdig gestaltet ist nun die Carina. Dieselbe bestellt nämlich in einer fast drehrunden, von der Seite nur schwach zu- sammengedrückten Röhre, welche im Halbkreise nach oben um- gebogen ist und mit ihrem Gipfel fest in der Tasche des Vexillums eingeschlossen liegt. Diese Röhre hat nur an der oberen, inneren Seite einen Spalt, dessen Ränder eng an einander liegen, während an seiner unteren, äusseren Seite kein solcher Spalt sich findet, indem hier, wie die mikroskopische Untersuchung ergab, die beiden Carinal- blätter nicht etwa nur eng an einander liegen, sondern vollständig mit einander verwachsen sind; au den Zellen der Oberhaut lässt sich hier in keiner Weise die Grrenze zwischen den beiden Blättern, aus denen die Carina zusammengewachsen ist, erkennen. In dieser eigenthümlich gestalteten Carina liegt nun die Ge- schlechtssäule fest eingeschlossen. Von den 10 Filamenten ist das obere frei, die neun anderen sind eine Strecke lang mit einander verwachsen. Sie laufen an ihren Enden spitz zu und tragen hier die ungefähr herzförmigen Antheren. Diese Antheren zeigten sich nun in allen untersuchten Blüthen mehr oder weniger verkümmert und enthielten nur ganz wenige Pollenkörner, von denen die 'meisten ver- schrumpft waren; nur ganz wenige zeigten sich normal ausgebildet. Aber auch diese wenigen Pollenkörner können nicht auf die Narbe gelangen, denn diese, von schief köpf förmiger Gestalt, liegt ein Stück höher als der Gipfel der Antheren. Dies Yerhältniss ist nun an sich nicht merkwürdig, denn dasselbe kommt ja bei vielen anderen Papi- lionaceen vor, wo dann aber durch die Thätigkeit der Insecten die Selbst- oder Fremdbestäubung ermöglicht wird, was aber hier bei Apios tuherosa nicht der Fall ist. Die Geschlechtssäule und nament- lich ihr Gipfel liegt hier nämlich so fest in der Carina eingeschlossen, und dazu der Gipfel der Carina in der Tasche des Vexillums so fest eingeklemmt, dass es keinem Insect gelingen kann, die Antheren und die Narbe frei zu le^-en und zu berühren und hierbei die Be- stäubung zu bewirken. Während bei den anderen Papilionaceen die lusecten bei ihrem Besuch der Blüthen sich auf die Mitte der Carina setzen — wobei diese entweder nach unten klappt und so Antheren und Narbe von dem Bauche des Besuchers berührt werden, oder wobei durch den Pumpenmechanismus der am Ende verbreiterten Filamente {Lotus), oder eine Griifelbürste (Fhaseolus) der Pollen aus der Spitze der geschlossen bleibenden Carina herausgedrückt wird — so kann dies bei der Krümmung und Gestalt der Carina, und weil deren Gipfel fest in der Vexillumstasche eingeschlossen ist, nicht stattfinden, sondern die Insecten müssen rechts und links von der Carina durch Ber. der deutschen bot. Gesellscli. XIX. gg 4Ki> Friedrich Hildebrand: Eiin>c biologische Reobachtunffcn ö^ einos der beiden hier befindlichen Tliore zum (Jrimde der liHithe vordringen, wobei ihnen einer der beiden, rechts und links von der Carina horizontal aus der Blüthe hervorstehenden Alae zum Stütz- punkt dienen kann, und bei welchem Besuch sie niemals den Gipfel der Geschlechtssäule freilegen, geschweige denn berühren können. Nur mit Anwendung von Messer und Nadel gelang dies bei der Untersuchung der Blüthen, wo dann die freigelegte Geschlechtssäule sich noch etwas mehr herunikrümmte. Hier liegt also eine sehr ungewöhnliche Papilionaceenblüthe vor, welche von dem sonstigen Typus der Familie sehr abw^eicht, un- geachtet die Aulagen zu dem Bestäubungsmechanismus anderer Papilionaceen vorhanden sind, und sogar auch noch ein Saftmal aus- gebildet wird und die Blüthen stark duften. Es ist hier, so zu sagen, eine Degeneration der typischen Papilionaceenblüthe eingetreten. Aus diesem Verhältniss erklärt sich nun auch mit Leichtigkeit, woher es kommt, dass die Blüthen von Apios tuberosa fast nie Früchte ansetzen — auch im Freiburger botanischen Garten bildete sich in diesem Herbste keine einzige Frucht — indem einmal der Pollen in den Antheren nur in einigen Körnern normal ausgebildet ist, und diese wenigen normalen Körner weder von selbst auf die höher als die Antheren stehende Narbe gelangen oder durch die Blüthen- besucher dorthin gebracht werden können. Wenn ausnahmsweise ein Fruchtansatz stattfindet, wie ClUTE beobachtete, so rührt dies vielleicht daher, dass manchmal in einer oder der anderen Blüthe die Antheren sich gut ausgebildet haben und dabei so lang geworden sind, dass einige der Pollenkörner mit der höher stehenden Narbe in Berührung kommen. Mit dieser Yerhinderung des Fruchtansatzes bei Apios tuberosa hängt es nun zusammen, dass, wenn die Pflanze ausnahmsweise zum Blühen kommt, die Blüthenstände ungemein reich und lange mit den braunrothen Blüthen bedeckt sind. Diese Blüthenstände, welche auf den ersten Anblick Trauben zu sein scheinen, bestehen, wie schon oben gesagt, in einer gestreckten Achse, an welcher seitlich in un- gleichen Entfernungen die Blüthen zu 3 — 5 in Büscheln sitzen. Diese Blüthen gehen zwar nach einander in den einzelnen Büscheln auf, da sie aber unbefruchtet bleiben, so halten sich ihre Blumenkronen lange frisch, so dass die Blüthenstände mit Blüthen von sehr ver- schiedenem Alter bedeckt sind. Es liegt nun sehr nahe, wie auch schon Clute gethan hat, die Un- fruchtbarkeit der Blüthen von Apios tuberosa in Zusammenhang damit zu bringen, dass die Pflanze sich sehr stark durch Wurzelknollen, also ungeschlechtlich, vermehrt. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat die Blüthe von Apios tuberosa ursprünglich den Bau und den Be- stäubungsmechanismus anderer Papilionaceen gehabt, und es hat sich J. SCHRODT: Zur OeffnimgsmecliaDik der Staubbeutel. 483 hier aus der bei diesen noch möglichen Fremdbestäubung, meist aber -Selbstbestäubung, der oben beschriebene Zustand herausgebildet, welcher die Bestäubung auch durch fremde Beihülfe unmöglich machte, womit es Hand in Hand ging, dass die ungeschlechtliche Fortpflanzung durch Wurzelknollen sich immer mehr ausbildete. Diese letztere ist nun heutzutage in den meisten Fällen zur Allein- herrschaft gekommen, und nur dann und wann, vielleicht durch den Einfluss des Wetters, kommt es dahin, dass an Exemplaren, welche sonst keine Blüthen tragen, diese plötzlich wieder auftreten, als eine Rückkehr zu früheren Zeiten. Diese Blüthen kehren aber dann doch meist nicht wieder zur Fruchtbarkeit und nie zu dem früheren Be- stäubungsmechanismus zurück, sondern zeigen die im Vorstehenden beschriebene Degeneration desselben. 60. J. Sehr od t: Zur OefTnungsmechanik der Staubbeutel. Eingegangen am 22. October 1901. Bekanntlich besteht bei den mono- und dicotylen Pflanzen die Wand der Staubbeutel aus drei differenten Schichten: der Epidermis aussen, der Tapeteuschicht innen, deren Zellen bei der Reife des Organs aufgelöst sind und in diesem Zustande oft einen schleimigen üeberzuo- bilden, und der Faserschicht zwischen beiden. Deren bald längs-, bald quertangential gestreckte Zellen sind mit eigenthümlichen faserförmigen Verdickungen versehen, die auf der inneren Tangential- wand stets am stärksten sind und hier oft zu sternförmigen Platten zusammenfliessen, dann auf den Seitenwänden sich verjüngend entlang- laufen und auf der äusseren, mit der Epidermis verwachsenen Tangentialschicht zapfenförmig endigen. Von dieser mittleren Schicht steht fest, dass sie das Instrument ist, dessen sich die Pflanze zum Oeffnen der Fächer bedient; es ist einwandsfrei nachgewiesen, dass Querschnitte durch dieselbe für sich allein nach Beseitigung der beiden anderen Schichten beim Trocknen und Befeuchten dieselben Bewegungen ausführen, welche sich bei vollständigen, alle drei Lagen aufweisenden Querschnitten beobachten lassen. Ob das Vorhandensein der äusseren und inneren Schicht die Wirksamkeit der mittleren in irgend einer Weise beeinflusst, was man von vorn herein doch annehmen sollte, ist bisher noch nicht Oegenstaud der Untersuchung gewesen, da die Forschung genug mit 33* 484 J- SCUKODT: i\ov Frago /AI tliiiii liatto, Avio deiin nun cij^eiitlicli die Kascr/clleii wirken, oder in welcher Bezieliun«;- der aiiatoniisclie Hau derselben znr Fnnction steht. Bis in die jüngste Zeit wurde von den Botanikern auf Grund von Untersuchungen von LeCLERC DU SABLON, STEIN- BRINCK und mir wohl allgemein angenoninien, dass die Antheren- khippen ihre Bew'egungen beim Austrocknen durch die Verkürzungen der dünnen Memhrantheile zwischen den Fasern und durch die Ver- längerungen beim Befeuchten ausführen, also im Wesentlichen liygTO- skopischer Natur sind, wobei die Anordnung- der Verdickungsleisten für die Richtung der Bewegung bestimmend ist. Als aber von STEINBRINCK und mir für die Bewegungen des Annulns dei- Farne die Cohäsion des Wassers in den Zellen und die Adhäsion desselben an den Zellwänden zur Erklärung herangezogen wurden, hielt sieh KaMERLINGt auf Grund seiner Studien über die Zellmembran und über Oberflächenspannung und Cohäsion^) für berechtigt, unsere An- schauungen auf die Antheren zu übertragen, also die Behauptung' aufzustellen, dass nicht die hygroskopische Verkürzung der dünnen Membrantheile, sondern die Adhäsion und Cohäsion der Wasser- molekeln beim Schwinden des F^üllwassers die Ursache der Volum- verkleinerung der F^aserzellen und somit der Bewegung der Antheren- klappen sei. Ihm schloss sich alsbald STEINBRINCK an^), w\as für die Sache um so mehr in's Gewicht fallen musste, als derselbe bisher auf Grund seiner eingehenden Studien über den Gregenstand in mehreren VeröfPentlichungen sich als überzeugter Anhänger der Schrumpfungstheorie gezeigt hatte. Doch nicht alle Vertheidiger der letzteren folgten KaMERLING. Schon im Jahre 1899 trat SCHWENDENER, aus dessen Institute meine Arbeiten über den Gegen- stand hervorgegangen waren und der wie STEINBRINCK den Anspruch erheben durfte, durch eigene Beobachtungen an zahlreichen Präparaten sich ein Urtheil gebildet zu haben, im 17. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften zu Berlin für die alte Anschauung auf's Ueber- zeugendste ein. Somit stehen sich gegenwärtig zwei Theorien ziemlich unvermittelt gegenüber. Beiden gemeinsam ist die Anschauung, dass die Mechanik ihren Sitz in der mittleren, der Faserschicht, hat, und dass das Zurückrollen der Klappen, das OefPnen, darin seinen Grund hat, dass die Zellwände der activen Schicht auf der äusseren Tangential- seite dünner sind als auf der inneren, dort also sich stärker contra- hiren oder falten und dadurch, sich aufrollen, etwa wie ein Blatt Papier, dessen eine Seite man befeuchtet, so dass sie grösser wird als die trockene, sich dadurch so aufrollt, dass die kürzere trockene Seite die innere wird. Beide nehmen ferner an, dass die activen 1) Bot. Centralblatt 1837 und 189S. 2) Berichte der Deutschen Bot. Ges. 1898. Zur Ocffnungsmechanik der Staubbeutel. 485 Zellen todt sind und für das Spiel des Mechanismus keine dem Lebensprocess entstammenden Kräfte in Betracht kommen. Der wesentliche Unterschied zwischen beiden ist folgender: Die einen sehen in der auffallend grossen Contraction der dünnen Membran- theile zwischen den Fasern, die in der zu den Fasern senkrechten Kichtung bis zu 75 pCt. betragen kann, die wirksame Kraft und be- haupten, dass die Bewegungen erst beginnen, nachdem das Wasser aus dem Zelllumen geschwunden ist, oder nachdem das Zellbild unter dem Mikroskop dunkel geworden wie das einer Luftblase^); sie be- haupten . ferner, dass die dünnen Membrantheile im trockenen Zu- stande straff gespannt sind, wie es die Theorie fordert. Die anderen erblicken in dem Schwinden des an den Zellwänden adhärirenden Füllwassers die Ursache der Volumverminderung und behaupten dem entsprechend, dass die Bewegungen der Klappen schon eintreten, wenn die Zellen noch mit Wasser gefüllt sind, also bevor die „Luft- blase" in ihnen auftritt, und dass ferner im trockenen Zustande die dünnen Membrantheile zwischen den Yerdickungsleisten nach innen gefaltet und zerknittert, aber nicht straff gespannt sind. Das sind in den Hauptziigen die Gegensätze. Man sollte meinen, dass es leicht möglich sein müsste, durch eine einfache Beobachtung zwischen den beiden Auffassungen zu entscheiden. Geht man aber an die Sache heran, so stösst man sehr bald auf Schwierigkeiten wie die Kleinheit der Objecte, die verschiedene Grösse der Faserzellen, welche sich ungleich schnell entleeren u. a. m. Jedenfalls sind seit der oben citirten SCHWENDENER'schen Veröffentlichung keine Beiträge zur Entscheidung der Frage erschienen hezw. zu meiner Kenntniss ge- langt. Die nachfolgenden Versuche und Beobachtungen, welche an meine früheren Arbeiten über den Gegenstand anknüpfen, wurden ursprünglich in der Absicht unternommen, die Thatsachen für die eine oder andere der beiden Theorien zu vermehren, und ich ging an die Aufgabe heran in der Meinung, dass es sich nur um Contraction der Membran oder um Adhäsion und Cohäsion handeln könne. Im Laufe der Untersuchung bin ich jedoch zu der Ueberzeugung gelangt, dass neben der einen oder der anderen jener beiden Kräfte dem Turgor der lebenden Zelle noch eine bisher übersehene Bolle zufällt. Wie ich oben schon erwähnte, gehen alle mir bekannten Forscher von der Annahme aus, dass die Zellen der Faserschicht todt sind und im Innern Wasser oder Luft enthalten; sie benutzen daher zu ihrer Argumentation meist Querschnitte durch trockenes Material. Ich machte 1) Der Kürze halber will ich im Folgendeu das uuter dem Mikroskop dunkel erscheinende Lumen der Faserzelleu nach Verlust ihres Füllwassers als „Luftblase" bezeichnen, ohne damit über die Beschaffenheit des Inhalts, über welche die An- sichten noch getheilt sind, etwas aussagen zu wollen. 48B J- Sciikodt: es mir nun /Ainäelist zur Aufgiil)e, festzustellen, in welcliciii Stmliuiu des Blühens das Absterben jener Zellen erfolgt, bezw. wann in ihnen die Luftblase auftritt. Zu diesem Zwecke entnahm ich im Frühjahr d. .1. einer Forsijthia -Avt Staubgefässe verschiedensten Alters, legte dieselben sofort nach dem Abpflücken in bereit gehaltenes gut ge- reinigtes Maschinenöl und untersuchte nun zu Hause mit schwacher und stärkerer Vergrösserung die ganzen abgetrennton Klappen der verschiedenen Altersstufen. Diejenigen von ihnen, welche trocken, geschrumpft, und nur noch mit wenig Blüthenstaub bedeckt waren, zeigten ausnahmslos im Innern Luftblasen; dagegen enthielten die- jenigen, welche eben aufgesprungen waren, keine Spur davon, eine Thatsache, welche in keine der beiden obigen Theorien hineinpasste. Um dieselbe ganz sicher zu stellen, sammelte ich dasselbe Material noch einmal ein, suchte nun aber nur diejenigen Staubbeutel heraus, welche sich eben öffneten oder geöffnet hatten und legte einen Theil derselben in Oel, den anderen in Glycerin. Bei der Auswahl nahm ich vorzugsweise solche, bei denen entweder der Oeffnungsspalt sich deutlich zeigte, ohne bereits seine volle (frösse erlangt zu haben oder bei denen die eine Hälfte des Staubbeutels schon aufgesprungen, während die andere noch geschlossen war. Wiederum konnte ich unzweifelhaft feststellen, dass bei beiden Arten der Aufbewahrung- die Faserzellen keine Luft enthielten. Nur war der Oeffimngs- vorgaug bei den Grlycerin-Präparaten, wie leicht erklärlich, etwas weiter vorgeschritten. Damit war die weitere Frage nach dem Inhalte jener Zellen gegeben. Zu ihrer Beantwortung wurden sowohl ganze Klappen als auch Querschnitte von Antheren verschiedener Arten von Irideen und Liliaceen, die natürlich alle der Bedingung entsprachen, dass^ sie sich eben geöffnet hatten, erst kurze Zeit mit Glycerin be- handelt und darauf mit Methylgrün oder Jodgrün gefärbt. Die dann erhaltenen Bilder Hessen jedesmal einen von der Wand abgelösten Plasmnkörper und in denselben eingebettet einen grossen, fein granu- lirten scharf begrenzten Zellkern erkennen, woraus ich schliessen zu dürfen glaubte, dass lebende Zellen durch das Glycerin getödtet worden waren. Ferner wurden einer ^lagnolienblüthe unreife Antheren ent- nommen, die Staubbeutel an der Naht mit einem feinen Messer auf- geschnitten und dann einige Stunden in Glycerin gelegt. Der Erfolg war, dass sich die Staubbeutel wie reife geöffnet, d. h. aufgerollt hatten. Hier hatten sicher noch wachsende turgescente Zellen vor- o-eleaen, und die Oeffnunnsbewoo-unuen sind nur durch Schwinden des Turgors in dem wasserentziehenden Glycerin zu erklären. Denselben Versuch änderte ich in der Weise ab, dass ich als wasserentziehendes Mittel die Luft verwendete: Aus einer Fuchsien- Zur Oeffnimgsmechanik der Staubbeutel. 487 blüthe, deren äusserer Perigonkreis sich eben zu offnen begann, entnahm ich die Antheren, zerlegte dieselben in etwa V2 ""^^ dicke Querschnitte, öffnete au jedem derselben die Fächer durch einen feinen Schnitt und liess diese Präparate Va ^'^ ^ Stunde auf Lösch- papier an der Luft liegen. Dann streckten sich die vier Klappen und rollten sich rückwärts um, wie bei normalen reifen Antheren, ohne dass irgendwie Luft in den Faserzelleu aufgetreten wäre. Aus diesen Versuchen, die mit verschiedenen Arten wiederholt wurden, scheint mir mit Sicherheit hervorzugehen, dass bei dem erst- maligen Oeffnen der Staubbeutel die bisherigen Vorstellungen über die Ursache desselben keine Geltung haben können, vielmehr das Schwinden des Turgors als die allein mögliche betrachtet werden muss; denn die Zellen der aufspringenden Staubbeutel enthalten keine Luft, sondern Plasma. Die Fasern und Verdickungen auf der iunereu Tangentialseite spielen bei dieser Erklärung dieselbe Rolle wie bei den früheren: Die lebenden Zellen sind durch den Turgordruck gespannt, natürlich dort am meisten, wo sie am dehnbarsten sind, d. h. auf der äusseren Tangentialseite. Schwindet der Turgor, so wird auch hier die Contraction am stärksten sein, und die Klappe muss sich nach aussen umroUen. Nach diesen Beobachtungen und den daraus gezogenen Schlüssen drängt sich von selbst die Frage auf, welche Bedeutung für das Leben der Pflanze die früher festgestellten bemerkenswerthen That- Sachen: das Oeffnen und Schliessen der Klappen und Querschnitte abs-estorbener Organe beim Trocknen und Befeuchten haben. Ich meine, sie sind eine willkommene Ergänzung der durch Turgescenz- schwankungen eingeleiteten Vorgänge. Die todte Anthere hält den Zustand der aufgeblühten fest, vergrössert noch die Dehiscenz und, indem sie bei feuchtem Wetter sich schliesst, schützt sie den Pollen vor dem Verderben und Abgewaschenwerden; indem sie bei trockenem Wetter sich wieder öffnet, macht sie ihn aufs Neue für die Be- fruchtung zugänglich. Es leuchtet endlich ein, dass mein hiermit gelieferter Beitrag zur Oeffnungsmechanik bis hierher keine der beiden früheren Theorien unterstützt. Ich will jedoch bei dieser Gelegenheit nicht unterlassen meine Ansicht dahin auszusprechen, dass ich der ersten, zuletzt von SCHWENDENER vertretenen Auffassung den Vorzug gebe. Denn 1. ist die auffallend starke Contractionsfähigkeit der Faser- zellen, wie sie von SCHAVENDENER constatirt wurde, nach der KAMERLING'schen Deutung eine völlig nutzlose Eigenschaft; 2. habe ich unter meinen zahlreichen Präparaten niemals eins gefunden, bei welchem die trockenen Faserzellen gefaltete oder zerknitterte Wände gehabt hätten; 3. sollte man erwarten, dass bei dem Vorhandensein 48S •'• Hkgelmaier: der ziemlich starken U-füniiig- verbuiidencii Strebepfeiler, die Si'HlNZ mit Zariij-eii veroliclieii hat. heim Zerreissen dos schwiiuleiideii Füll- Wassers Spriiig'hewegungeii ähnlich d(>neii am Annuhis dei- Farne sich zeigen miissten. Auch etwas dem Aehnliches habe ich nie beobachtet. . Ich lialte also bis auf Weiteres an folgender Auffassung fest: Das Aufblühen der Autheren, d. h. das Oeffnen und erste Kückwärtsrollen wird durch den schwindenden Turgor der lebenden Faserzellen liervorgebracht. Die Bewegungen der abgestorbenen Antherenklappen haben als Ursache die Contraction der Membran. 61. F. Hegelmaier: Ueber einen neuen Fall von habitueller Polyembryonie. Eingegangen am 24. Octobev 1901. Die Veranlassung zu der nachstehenden Mittheilung giebt dem Verfasser nicht sowohl die Beschaffenheit der darin beschriebenen Entwickelungsverhältuisse, denn dieselben bieten an sich nichts Neues insofern, als sie von einem Charakter sind, der von dem einiger anderen in der Litteratur verzeichneten Fälle nicht wesentlich ver- schieden ist, als vielmehr der auffallende und schwer zu erklärende Umstand, dass regelmässige Polyembryonie bei einem unserer gewöhn- lichsten Waldkräuter — wenigstens gilt diese Bezeichnung für den Wohnort des Verfassers -- besteht, ohne bis jetzt, soweit sich irgend hat ermitteln lassen, von einem Beobachter bemerkt worden zu sein. Längeren eifrigen Suchens nach einschlägigen Vorkommnissen liat es allerdings bedurft, um ein solches bei Euphorbia dulcis Jacq. auf- zufinden, üebrigens hat, wie aus dem Weiteren hervorgehen wird, das im verflossenen Vorsommer gesammelte sowie sonst zur Ver- fügung stehende Material noch nicht hingereicht, um einige auf das Verhalten dieser Pflauze bezügliche Punkte zu erledigen, daher auch diese Zeilen nur den Charakter einer vorläufigen Notiz beanspruchen können, die bei nächster Gelegenheit noch einer Vervollständigung bedürfen wird und alsdann auch mit den nöthigen Figuren belegt werden mag. Wenn vorhin der Fall von Euphorbia chdcis als ein neuer be- zeichnet wurde, so bedarf dies zunächst eiuer Begründung insofern. Ueber einen neuen Fall von habitueller Polyembryonie. 489 als unter den Gattungsverwandten dieser Art sich zwei befinden, für welche das gelegentliche Vorkommen Ton Zwillingskeimen längst angegeben ist: Euphorbia platyphylla L. ^) und Euphorbia helioscopia L. "), beide citirt in der ausführlichen Zusammenstellung der bis 1860 be- kannten Fälle von Polyembryonie bei A. BRAUN ^). Diese beiden Arten bieten, wie jetzt schon bemerkt w^erden soll, in ihrem gewöhn- lichen embryologischen Verhalten durchaus nichts Besonderes dar, und ihre Polyembryonie bildet jedenfalls einen jener Ausnahmefälle, wde sie bei einer ganzen Anzahl von Angiospermen da und dort vor- gekommen, und wenn auch noch nicht immer mit Bestimmtheit, so doch öfters auf abnorme Weiterentwickelung einer der Nebenzellen des Eiapparates zurückführbar gewesen sind. Bei Euphorbia dulcis liegt aber ein wesentlich anderes, typisch fixirtes Verhalten vor. Geht man von der Untersuchung in vorgeschrittener Entwickelung begriffener, etwa halbreifer Samen dieser Pflanze aus, so findet man nur in der Minderzahl (etwa Vs) derselben, im Scheitelende des den Keimsack erfüllenden Endosperms eingeschlossen, einen einzigen in der Entfaltung entsprechend weit gediehenen Keim, meist deren mehrere, 2 — 9, und zwar, wie für andere Fälle mehrfach beschrieben, von verschiedener Grösse und Ausbildung, öfters 1 — 2 mit schon an- gelegten Cotyledonen und differenzirten Histiogenen des Radicular- endes, die anderen als unregelmässig -birnförmige, ungegliederte Körper, alle aber in der Regel zu einem einzigen unregelmässig höckerigen Paket so zusammengeklebt, dass es künstlichen Aus- einanderpräparirens oder noch bequemer eines massigen Druckes mit dem Decko'las bedarf, um ihre Zahl und Form zu erkennen. Die letztere ist denn auch in Folge des gegenseitigen Druckes häufig eine unsymmetrische, in gelegentlich gewonneneu Querschnittansichten bei manchen fast ])olygonale; die etwa vorhandenen Cotyledonen- anlagen sind öfter von ungleicher Grösse, und die verschmälerten Basalteile in verschiedenen Combinationen auf kurze Strecken mit einander verwachsen. Nur selten fanden sich von dem beschriebenen Klumpen getrennt ein oder selbst zwei kleine Keimanfänge, eine unbedeutende Strecke vom Scheitel entfern*, dem Nucellus ansitzend. In ausgereiften, mit dunkler, spröder Testa versehenen Samen ist die Anzahl der scheitelständigen Keime stets reducirt; sind solche noch dreifach vorhanden, so ist einer von ihnen klein geblieben, und die zwei anderen, wenn sie auch beide Cotyledonen besitzen, sind doch von verschiedener Grösse; das Letztere gilt auch, wenn überhaupt nur noch zwei erhalten geblieben sind. Verwachsungen der Basal- 1) EÖPER, Enum. Euph. (1824), T. I, Fig. 67. 2) DE Candolle, ürg. veg. (1827) III, 71., T. 54, Fig. 1. 3) Abhandl. der K. Akad. der Wissensch. zu Berlin, 1859, S. 156. 4<)0 V- Hegelmaieh: stücke finden sich auch Jetzt noch in (.'incin Theil der Fälle, doch durchaus nicht in allen; ebenso Asymmetrien und Unregelmässig-keiten der Gfestalt, die sich bei Berücksichtigung der Art der Zusammen- lagerung leicht als mechanisch bedingt kennzeichnen, sowie ungleiche Grösse der Cotyledonen oder Dreizahl derselben, die deutlich als durch Theilung des einen entstanden zu erkennen ist. Alier auch in den Fällen, in welchen nur ein reifer Keim vorhanden ist, zeigt dieser öfters Formwidrigkeiten. Offenbar ist seine Ausbildung durch den Druck des oder der anderen in eine fehlerhafte Richtung ge- drängt worden, was sich auch nach der Verdrängung und Aufsaugung jener nicht mehr hat ausgleichen können. Endlich fällt bei der Untersuchung ausgereifter Früchte auf, dass ein ganz 1)esonders starker Procentsatz der polyembryonal angelegten Samen die Weiter- entwickeluno- eino-estellt hat, oder, wenn auch äusserlich Yollkommen ausgebildet, durch Absterben der Keime taub geworden ist. Aus- Saaten zu machen wurde bisher versäumt: es kann aber kaum be- zweifelt werden, dass die Keimungsergebnisse den für andere Pflanzen aus fremden Darstellungen bekannten entsprechen werden. Für die Untersuchung der Frage nach der Herkunft der vor- stehend aufgeführten embryonalen Producte ist Euphorbia dulcis kein sehr günstiges Object. Die Schwierigkeiten der Untersuchung be- ruhen nicht sowohl auf der Enge des Keimsackes, der sich in lang- gestreckt-cylindrischer (oder in der Mittelregion etwas verschmälerter) Gestalt durch den grössten Theil der Länge des Samenknospenkerns erstreckt und an seinem abgerundeten Scheitelende von einer spitz kegelförmio-en, sich in das Endostom hineinschiebenden Kernwarze bedeckt ist, als vielmehr auf dem Umstand, dass das genannte Scheitelende zur Zeit der Anthese und während der darauf folgenden Entwickelunosstadien von einer dichten Plasmamasse erfüllt zu sein pflegt, welche die zarten Inhaltstheile der Scheitelregion einhüllt und auch den angewandten Aufhellnngsmitteln — Essigsäure, Kali- und Chloralhydratlösung — erheblichen Widerstand entgegensetzt, so dass solche Schnitte, welche diese Partie bloss streifen, an Un- durchsichtigkeit leiden, ^während solche, welche sie durchtrennen, ohnehin mit weitgreifenden Zerstörungen verbunden sind. In geringer Entfernung vom Scheitel setzt sich die besagte kappenförmige Plasma- anhäufung meist ziemlich unvermittelt in den dünneren Beleg des übrigen Keimsackes fort; die Endospermkerne vertheilen sich während der auf die Anthese folgenden Periode in der Scheitelkappe in geringeren Distanzen als im übrigen Plasmaschlauch, und ihre Vermehrung ist dort schon erhe])lich vorgeschritten, ehe es zu Vor- keimbildungen irgend welcher Art kommt, Umstände, welche zur Erleichterung der Beobachtung keineswegs beitragen. Xur selten traf ich Fälle, in denen die scheitelständige Plasma - Anhäufung Ueber einen neuen Fall von habitueller Polyembryonio. 491 weniger reichlich ausfiel, und die in Folge dessen, wenn sie zufällig- brauchbare Präparate lieferten, einen besseren Einblick in die inner- halb jener Region stattfindenden Processe gestatteten. Zur Zeit der Anthese bietet der Inhalt des Keimsackes gewöhn- liche Verhältnisse dar: einen dreizelligen Eiapparat; das Ei unter- halb seiner Schwesterzellen in Contact mit einer derselben oder beiden inserirt; an ihm angelagert den Kern des Keimsackes; im hinteren Ende die Gruppe von sehr kleinen und vergänglichen Anti- poden. Insbesondere konnten in keinem Falle mehr als drei Zellen im Eiapparat gefunden werden; scheinbare Fälle von nur zwei solchen mochten auf ungünstigen Lagerungsverliältnissen beruhen. Die Theilung des Eies liefert einen Vorkeim, dessen basale Zelle sicli zu einem sehr zart fadenförmigen, etwa 4 Zellen langen 8us- pensor entwickelt; es verdient dies betont zu werden, weil einerseits an den adventiven Keimen kein solcher zu finden ist, andererseits es aber auch nicht ohne Schwierigkeit ist, sich von seinem Vor- handensein an dem eibürtigen Vorkeim zu überzeugen; nicht bloss verschrumpft er frühzeitig, so dass er nachher überhaupt nicht mehr zu entdecken ist, sondern er entzieht sich auch während seiner Existenz gewöhnlich der Wahrnehmung, so dass dieselbe mir längere Zeit entging; es bedarf vorsichtigen Herauspräparirens des Vorkeims, um den Suspensor im Zusammenhang mit diesem zu erlangen. Der weitere Verlauf zeigt nun, dass dieser eibürtige Vorkeim, welchem vor seinen Nachfolgern von vornherein ein von diesen nicht mehr auszugleichender Vorsprung in der Ent\vickelung zu statten kommt, auch derjenige ist, der im endgültigen Zustand als der grösste oder einzige auftritt. Mindestens muss dieses Verhalten das regelmässige sein; es mag wohl vorkommen, dass dieser Keim von den nach- folgenden wieder verdrängt wird, doch ist hierüber nichts Bestimmtes zu sagen! In Beziehung auf die Entstehung adventiver Keime nun sei in Kürze die vorläufige Bemerkung gestattet, dass dieselben nicht alle gleichartigen Ursprunges sind, sondern dass die vorliegenden Be- obachtungen keine andere Erklärung zulassen, als die, dass die Poly- embryonie von Euphorbia dulcis durch einen gemischten Process ent- steht, dass die Adventivkeime theils nucellare Aussprossungen sind, theils Zellen des Eiapparates entstammen So ungern man sich zu einem solchen Zuo'eständniss verstehen mag, so kann doch daran er- innert werden, dass nach den für Allium odorum^ bei welchem ei- und wandbürtige Vorkeimbildungen sogar mit einer dritten Kategorie von solchen combinirt vorkommen und jene selbst der Entwickelung zu reifen Keimen fähig sind, vorliegenden Erfahrungen ein solches Verhalten keineswegs vereinzelt dasteht. Es ist schon oben gelegentlich erwähnt worden, dass in vereinzelten Fällen etwas rückwärts von dem 4y'_' l'- Hegklmaihk: figentliflioii Sclieitcl des Keiinsackes nucollaro Sprossiingen zu he- obacliton gewesen sind; iiikI dein ents])reclien aucli solche mitunter aiifstossende Fälle, i)i welchen bei vorgesclirittenern Zustand der eine der adventiven Keime von den librigen räumlich getrennt gefunden wird. Namentlich aber sieht man an der äussersten S])itze des Keimsackes papillentormige Auswüchse hervortreten; es sind dies die am spätesten entstehenden und die geringste Grösse erreichenden, sich von vornherein zu Kümmerlingen entwickelnden .Mitglieder des sich dort bildenden embryonalen Klumpens. Die kegelförmige Spitze des Nucellus, die den Keimsackscheitel bedeckt und sich, wie auch der übrige Samenknospenkern, ziemlich lange erhält, hat grosse Aehnlichkeit mit der von STßASBUßGER^) für den entsprechenden Theil von Alchornea (ßaelehogyne) üicifoUa gegebene Darstellung; und man sieht in den inneren, an den Keimsack grenzenden, jenen Sprossungen als Basis dienenden Zellen dieser Partie den Inhalt, der sowohl aus der eigentlichen Spitze als aus den rückwärts ge- legenen Nucellustheilen schwindet, sich anhäufen und länger erhalten. Ist also nach dem Gesagten ein Theil der adventiven Yorkeinigebilde offenbar nucellaren Ursprungs, so kann dies doch niciit von allen o-elten. In die Plasmakappe eingebettet und zw^eifellos ausser Zu- sammenhang mit dem Xucellusgewebe sieht man in manchen Fällen 1 oder "2 mit 31embran nach aussen abgegrenzte, durch eine Quer- wand in 2 oder durch abermalige longitudinale oder schiefe Seo-men- tirungen weiterhin in 4 und mehr Zellen abgetheilte, von dem um- hüllenden, Endospermkerne einschliessenden Plasma durch stärker lichtbrechenden Inlialt sich abhebende Gebilde; will man nicht etwa die unwahrscheiuliche Hypothese aufstellen, dass diese endosper- matischer Entstehung seien, — was ja nicht ganz ohne Analogie sein würde nach den von TREUB^) für Bala7iophora gemachten Er- mittelungen — so können sie nur aus „Synergiden" hervorgegangen sein. In der Folge, wenn sich der ganze Complex der Vorkeime zu einem geschlossenen Ballen vereinigt hat, ist der genetische Charakter der einzelnen adventiven Producte nicht mehr erkennbar; wirkliche Suspensorbildungen felilen ihnen allen. Die oben erwähnten öfters vorkommende]! Yerwachsungen zwischen den basalen Theilen der Keimgebilde sind offenbar grosseutheils Verwachsungen im strengen Sinne des Wortes; man findet gelegentlich auch Verklebungen zwischen an einander gepressten Oberflächenpartien, die noch trenn- bar sind, aber l>ei längerer Dauer sicherlich zu wirklicher Ver- wachsung geführt haben würden. Indessen scheinen auch eougenitale Verbindimgen zwischen den am spätesten entstehenden apicalen Aus- 1) Jenaische Zeitschr. für Naturwissfiiisch. XII (1878) T. XIX, Fig. 51. 2) Annales jard. bot. Buitenz. XV (18j8). I. Ueber einen neuen I'''all A'on habitueller Polyenibryonie. 493^ sprossungen vorzukommen; solche sind ja auch sonst bekannt, z. B. bei den zu mehreren aus gemeinschaftlichen Wülsten hervorgehenden nucellaren Aussprossungen von Mangifem^) und Opuntia vulgaris^). Es ist seither ein für die Auffassung des Verhaltens unserer Euphorbia wesentlicher Punkt nicht berührt worden, der als zur Zeit nicht erledigt betrachtet werden muss, und um dessen willen haupt- sächlich der ganze. Gegenstand oben als noch nicht abgeschlossen- bezeichnet Morden ist: die Frage der Befruchtung. Gleichwohl sollen dieser einige Bemerkungen gewidmet werden. Das besprochene Ob- ject ist für die Untersuchung einschlägiger Vorgänge sicherlich eines der uno^ünstio-en; schon die «eschilderte Beschaffenheit des Scheitel- endes des Keimsackes würde die Erkenntniss des Verhaltens eines in dasselbe einoedrunüenen Pollenschlauches und seiner Inhaltstheile zu den Theilen des Eiapparates und dem Kern des Keimsackes zu einer sehr schwierigen, zur Zeit wohl kaum lösbaren Aufgabe machen. Ich muss nun aber weiterhin unumwunden gestehen, dass es mir bisher bei mehrfachem Suchen nicht möglich gewesen ist, einen durch das Gewebe des Nucellusscheitels durchtretenden Pollenschlauch positiv zu Gesicht zu bekommen. Andererseits ist, wie aus dem Früheren hervor geht, das Ei entwickelungsfähig, und dass ein negatives Er- gebniss wie das angegebene keine endgültige Bedeutung beanspruchen kann und jeden Augenblick durch einen positiven Befund gegen- standslos gemacht werden kann, ist ja selbstverständlich. Einstweilen aber kann nicht unterlassen werden, auf einige Eigenthümlichkeiten von Euphorbia dulcis hinzuweisen, die in ihrem Zusammentreffen mindestens eine sehr erhebliche Reduction des gesummten männ- lichen Apparates anzeigen imd schon an sich der Erwähnung nicht unwerth sein mögen, weil sie meines Wissens den Autoren der ganzen beschreibenden Litteratur entgangen sind. Das Urtheil, das sich aus denselben ergeben wird, lässt sich kurz dahin zusammen- fassen, dass unsere Pflanze, wenn nicht wirklich apogam-partheno- genetisch geworden — was für jetzt dahingestellt bleiben muss — immerhin auf dem Wege der Entwickelung zu solchem Verhalten sich befinden dürfte. Die fünf wickelartigen Gruppen männlicher Blüthen, welche das Cyathium der Euphorbien, je eine in der Achsel eines der ver- wachsenen Involucralblätter, umschliesst, bestehen bekanntlich in der Regel aus mehreren, je nach den einzelnen Formen verschieden zahlreichen Gliedern. Reduction der Wickel auf Eiazelblüthen, somit Pentandrie der Cyathien, ist für kleinwüchsige Formen der Ani&o- phi/llum-(jr\i^])e bekannt^), dagegen nicht für grössere und speciell 1) Strasburger, a. a. 0. S. 11. 2) Ganong, Bot. Gaz. XXV (189S) S. 223. 3) J. Müller, Flora 1872, S. 70. 4i)4 F. Hegelmaieu: solche aus; dein i'iigeron Yerwaiidtscliiiftskreis der Euphorbia dulrh. Bei dieser aber finde ieli mit auso-edelmter Untersuclinii«'' in keinem Fall nielir als fünf Staubblüthen in einem Cyathium, öfters aber auch deren vier oder drei, und bei Fünf- oder Vierzahl öfters eine rück- ständig- und geschrumpft, wobei es ziemlich irrelevant ist, ob etwaige weitere Glieder auch entwickelungsgeschichtlich ganz fehlen oder doch nachweisbar sein mögen. Von den effectiv vorhandenen und wohl ausgebildeten Staubblättern erheben die allermeisten überhaupt nicht ihre Antheren über den Rand des Cyathiums; nicht häufig trifft mau ein solches, über dessen Saum einer der Staubbeutel — durch Indielängestreckung hauptsächlich des unter der Gliederungsstelle gelegenen Theils des Trägers (des muthmasslichen Blüthenstieles), weniger des eigentlichen Filamentes — ein Wenig hervorragt. Für die übero-rosse Mehrzahl der Antheren ist Eino-eschlossenbleiben das normale Verhalten, und untersucht man ihre Fächer, so findet man, dass sie entweder überhaupt geschlosseu bleiben oder, wenn auch die Suturen klaffen, doch kein Auseinanderschlagen der Kla])pen mit Austritt der Pollenzellen erfolgt. Wichtiger aber ist die Qualität der letzteren. Dass zwischen den Pollenkörnern verschiedener Euphor- bien Structurverschiedenheiten bestehen, ist seit lange bekannt; es existiren solche noch in weitergehendem Masse als bei H. MOHL^) für einige Arten angegeben ist; insbesondere zeigt der Bau der Pollen- körner einiger sonst der Euphorbia dulcis ähnlichen Arten: Eupliorbia angulata Jacq. , carniolica Jacq., papulosa Pouz., verrucosa Lam. ge- wisse charakteristische Verschiedenheiten von jenem bei Euphorbia dulcis und anderen darauf untersuchten Euphorbien, wie Euphorbia Peplus, helioscopia, striata, splende?is', näher auf diesen Gegenstand ein- zugehen ist hier nicht der Ort. Wohlgebildete Pollenzellen der letz- teren Reihe nun zeigen einen im Wesentlichen gemeinsamen, typischen Bau, der sie leicht erkennen lässt. Bei Euphorbia dulcis aber besitzen die allerwenigsten Pollenkörner diese Normalstructur; die Mehrzahl ist von einer Beschaffenheit, die sie schlechtweg als untauglich charakterisirt. Das Mengenverhältniss derjenigen, die als tauglich zu bezeichnen sind, ist sehr verschieden und schwankt nach Untersuchung des Inhaltes einer grossen Zahl reifer Antheren zwischen schätzungsweise etwa Ys und 7i5 t^er untauglichen; ob jene etwa eine bestimmte Lage in den Loculamenten einnehmen, wurde nicht untersucht^). Pleomorphie der Pollenkörner wird auch von ein- 1) Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Gewächse (1834), S. 65, 98. 2) Die Anwendung der "Worte „tauglich" und „untauglich" im vorliegenden Fall sei gestattet, obwohl sie hier unter anderem deshalb, weil es sich um gleichzeitige morphologische Differenzen handelt, eine etwas andere Bedeutung haben als bei CORRENS (diese Berichte 1900, S. 427ff.). Es soll dadiu-ch nur der Gebrauch neuer Ausdrücke vermieden werden. Ueber oineu nfeucn Fall von habitueller Polycmbryonie. 495 zelneii anderen Pflanzen angegeben; was die als untauglich bezeichneten von Euphorbia dulcis betrifl't, so sind sie von den tauglichen nicht bloss durch viel geringere Grösse und durch Mangel cytoplasmatischen Inhalts, sondern auch durch Form und 8tructur ihrer Membranen verschieden; besondere Keimungsversuche, die ich leider mit Kück- sicht auf die tauglichen zu machen noch versäumt habe, würden ohne Zweifel die Unfähigkeit der untauglichen zur Schlauchbildung er- weisen. Uebrigens sind auch mitunter Uebergangsbildungen zwischen beiden Formen zu treffen. Wie bekannt, sind die jKwp/iorJm-Cyathien stark proterogyn; Euphorbia dulcis speciell, als Bewohnerin des Waldschattens — eine Eigenschaft die sie zwar nicht von allen, aber doch den meisten ihrer europäischen Gattangsverwandten unterscheidet — erfreut sich von vornherein eines nur beschränkten Besuchs durch lusecten, und diese werden bei dem Verhalten der Ötaubblüthen und bei dem Umstand, dass sie gar keines Eindringens in die Cyathieu bedürfen, um die Kanddrüsen-Nektarien za erreichen, nur selten einer Anthere Pollen entnehmen können; Luftbestäubung endlich ist durch die Beschaffen- heit des Pollens ausgeschlossen. Die Vereinigung aller dieser Um- stände lässt daher die Wahrscheinlichkeit des Zustandekommens einer Bestäubung, zumal einer wirksamen, a priori recht gering er- scheinen, während der Fruchtansatz sehr regelmässig erfolgt. Es wurden daher auch zahlreiche Narben im geeigneten Stadium unter- sucht, mit einem Resultat, das immer noch keine festen Anhalts- punkte für die Beantwortung der besprochenen Frage zu geben im Stande war, das aber den nach Lage der Dinge zu hegenden Er- wartungen entsprach. In sehr vereinzelten Fällen konnte das eine oder andere Euphorbia-Fo\\e\\\ov\\ von der Beschaffenheit der taug- lichen auf einer Narbe aufgefunden werden, ob mit Austreibung eines Schlauchs liess sich nicht positiv bestimmen; manche Narben trugen überhaupt eine grössere oder geringere Anzahl, andere ganz ver- einzelte Pollenkörner, mitunter untaugliche, aber in weit über- wiegender Anzahl verschiedene fremdartige, die nicht specifisch be- stimmt wurden. Für weitere Beobachtungen werden namentlich iso- lirt cultivirte, durch Excision eines Theils der Cyathien geeignet zu- gerichtete Pflanzen verwendet werden können. Als sicherer Beweis einer stattfindenden Befruchtung kann auch die Entwickelung eines Endosperms bei Euphorbia dulcis nicht gelten, da mehr als ein Fall bekannt ist, in welchem dieses Gewebe ohne Zutritt eines generativen Kerns zu den (vereinigten oder nicht vereinigten) Polkernen zur Ausbildung kommt. Mag es sich mit der Angabe von COULTER^) für Ranunculus verhalten wie es will, so 1) Bot. Gaz. XXV, 83. 49() F- Hegelmaieu: stellt Miicli woiti'i'liiii «Icr l''iill von yilchonwa, wo der SaclivcMliiilt längst festgestellt ist, nicht mehr vereinzelt da; dass das „partheno- genetisch'* entstehende ]^]ndosperm von Antennaria alpina^) und Alche- milla spec. plur.^) als transitorisches auftritt, entspricht ja lediglich den Gepflogenheiten der weiteren Yerwandschaftskreise dieser Gattungen. Im Yorstehenden ist das Verhalten unserer Euphorbia an ihren natürlichen Wohnorten in hiesiger Gegend beschrieben worden; ob dasselbe überall das gleiche ist, weiss ich nicht zu sagen. Dass dies aber anderwärts wenigstens für den Punkt der Polyembryonie gilt, geht aus einer bestimmten Erfahrung hervor. Im hiesigen Garten werden unter dem Namen Euphorbia ulpigena Kern, (einem Synonym von Euphorbia dulcis) etliche Stöcke dieser Pflanze cultivirt, die aus dem Innsbrucker Garten stammen, und die ich zwar zur Zeit der Anthese und in der unmittelbar darauf folgenden Periode, weil leider zu spät auf sie aufmerksam geworden, nicht mehr untersuchen konnte, die aber mit den unserigen, soweit es die Erscheinung der Polyembryonie betriff't, ganz übereinstimmen, bloss mit dem Unter- schied, dass sie sich durchschnittlich, vielleicht in Folge des Cultur- verhältnisses, noch productiver erwiesen, und bis zu 11 Keimanfänge auffinden Hessen. Im Uebrigen aber muss, während über die Ursachen, aus denen sich Euphorbia dulcis zu habitueller Polyembryonie entwickelt haben mag, sich kaum Yermuthungen aufstellen lassen werden, die Frage sehr nahe liegen, ob bei einer Gattung von so ungeheurem Umfang, so weiter Yerbreitung und so reicher Gliederung, wie die Euphorbien, diese Eigenschaft auf eine einzige, zumal eine verschiedenen anderen sehr ähnliche Form beschränkt sein könne: die seither gemachten, nicht zahlreichen Erhebungen sind indessen durchaus negativ aus- gefallen. Ausser den schon im Eingang erwähnten einjährigen Formen: Euphorbia helioscopia und platt/phi/Ua, ferner Euphorbia Peplu^ und der schon vor längerer Zeit zu anderen Zwecken untersuchten Euphorbia Lathyris wurden Euphorbia stricta^ nicaeensis und namentlich etliche perenne Formen aus dem engeren Yerwandtschaftskreis von Euphorbia dulcis vorgenommen: Euphorbia angulata Jacq., carniolica Jacq., papulosa Pouz., verrucosa Lam., in getrockneten Materialien; endlich selbst die vielcultivirte Euphorbia splendens. Bei allen aber war das Resultat dasselbe: bei allen besteht die sattsam bekannte, reiche Entwickelung der männlichen Inflorescenztheile, wobei stets Staubblätter in Menge aus den Cyathien vorragen, combinirt mit dem Yorhandensein von nur einerlei inhaltreichen Pollenkörnern; — dass 1) JuEL, in Kongl. Svensk. Vetensk.-Akad. Handl, Vol. 33, Nr. 5, nach dem Referat in Bot. Ztg. 1891, S. 132. 2) Murbeck, Liinds Univ. Arsskr., Vol. 88, 8. ^.4, Ceber einen neuen Fall von habitueller Polyembryonie. 497 unter diesen da und dort eines ausnahmsweise verkümmert ist eine auch anderwärts verbreitete Erscheinung; — und in den unter- suchten Samenanlagen fand sich stets nur ein einziger Keimanfang, an dessen Charakter, als generativ und eibflrtig entstanden, zu zweifeln kein flrund vorliegt. So lange die Frage nach der generativen AVeiterentwickelung des Eies bei Euphorbia dulcis nicht positiv entschieden ist, kann es nicht angezeigt sein, über den Platz, der in der Reihe der anderen Fälle von Polyembryonie dem hier besprochenen angewiesen werden kann, massgebende Betrachtungen anzustellen. Doch seien noch einige Bemerkungen gestattet, wobei die viel zahlreicheren Fälle von bloss accidenteller Polyembryonie überhaupt ausser Acht zu lassen sein werden; übrigens mögen auch von den Fällen von habi- tueller Polyembryonie, wie sie in der Abhandlung von A. ERNST ^) zum Oegenstand einer übersichtlichen Zusammenstellung unter Be- rücksichtiüuno- der aus neuerer Zeit vorliegenden Beobachtungen •j'emacht worden sind, einzelne einer wiederholten Untersuchung nicht unwerth sein. Soweit dieselben näher beschrieben sind, gleicht keiner ganz dem unserigen, gleichviel, ob die Befruehtungsfrage in positivem oder negativem Sinne gelöst werden wird. Bei Alchornea ilicifoUa^) und Opuntia vulgaris^) kommt ein Eiapparat in Folge früh- zeitiger Desorganisation überhaupt nicht in Betracht, obwohl bei letzterer bis an den iCeimsack vordringende Pollenschläuche beob- achtet wurden; es sind dies die reinsten Fälle von Tsucellarausprossung; aber auch sie lassen sich nicht, wie auch in neuerer Zeit da und dort versucht worden ist, mit gewöhnlichen vegetativen Sprossungen in eine einfache Reihe stellen aus Gründen, die schon längst und wiederholt ausdrücklich hervorgehoben worden sind*). Zahlreicher sind diejenigen Fälle, in welchen Nucellarembryonen neben generativ angelegten eibürtigen Keimen entstehen: Citrus, Evonymus, Funkia, Nothoscordon^), die letzteren aber sich (^Evoni/mus, Funkia, Nothoscordon) nur „selten" weiter entwickeln, und die Ad- ventivanlagen ihrerseits, wie wenigstens bei Nothoscordon sich ergab, ohne den von einem Pollenschlauch ausgeübten Reiz die allerersten Ansätze zur Entwickelung nicht überschreiten können. Dass bei Econi/mus ausser den successiv entstehenden, theils mit breiterer, theils mit schmaler, fast suspensorartiger Basis ansitzenden nucellaren Aussprossungen auch ein eibürtiger Keim angelegt wird, davon konnte ich mich auch überzeugen; in einem Fall unter ziemlich zahlreichen 1) Flora 1891, S. 64 ff. 2) Strasbürger, a. a. 0. S. 15. 3) Ganong, a. a. 0. S. 224. 4) A. Braun, a a. 0. S 121; Strasburger, a. a. 0 S. 13. .5) Strasburger, a. a. 0. S. 10, 13, 3, 6. Ber. der deutscnen bot. Gesellsch. XIX. g^ 4! IS I". Hecelmaiek: nntersiichkM) S.miciiknospen fjind ich auch zwei Eiapijarat-Zellen gc- theilt; ol» dies öft(M- voi-komnit ofler zu uoeh weiterer Entwickelung führen kann, bleibt dahingestellt; vorgeschrittenere Zustände erlauben kaum mehr zu bestimmen, welchen Ursprung die einzelnen Keim- aidagen genommen haben. Einige Bemerkungen in Bezug auf Allium odoru7n, das sieh, soweit es die dem Integument entstammenden Adventivkeime betrifft, hier anfügen lässt, mögen bei diesem Anlass gemacht werden, da es mir früher^) so wenig als TRETJAKOW gelang, irgend welche Adventivproducte in Samenknospen, in welchen nicht ein eibürtiger Keim angelegt war, aufzuünden. Spätere gelegent- liche Beobachtungen, die hauptsächlich den Zweck hatten, zu unter- suchen, ol) nicht etwa in frühzeitig verschnittenen Inflorescenzen, denen nur eine geringe Zahl (4 — 11) von Blüthenknospen belassen wurde, eine noch reichlichere Erzeugung von irgend welchen Adventiv- embryonen hervorgerufen werden könne, schienen zu zeigen, dass solche auch in solchen Samenaulagen, die keine Normalkeime an- legen, entstehen können. Es fand sich bei Durchmusterung von einigen Hunderten in Weiterentwickelung begriffener Samenknospen sowohl aus verschnittenen als auch in zur Yero-leichuno- heran- gezogenen unverschnittenen Inflorescenzen immerhin eine massige Anzahl solcher, welche bloss Adventivvorkeime theils aus den Anti- poden, tlieils aus der Keimsackwand angelegt hatten, in einem Fall sogar gleichzeitig vier der letzteren neben einem der ersteren Sorte. In solchen Fällen ist natürlich immer die Hypothese zur Hand, dass eibürtige Producte vorhanden gewesen, aber bereits wieder abortiv verkümmert und verschwunden (oder gar bloss weggeschnitten worden) seien. Allein diese letztere Eventualität Hess sich nach der Beschaffenheit der betreffenden Präparate leicht zurückweisen, und auch die erstere liess sich nach positiven Befunden keineswegs wahrscheinlich machen. In dem vorhin erwähnten Falle, z. B. von ungewöhnlich grosser Fruchtbarkeit waren daneben zwei Zellen des Ei- apparates mit festen Wandungen, aber nicht vergrössert und uu- getheilt, noch vorhanden; in einem anderen, wo bloss eine, (noch sehr kleine) Sprossung im Mediansclmitt der concaven Seite der Samenknos])e aufgetreten war, war im Scheitelende des Keimsackes überhaupt jede Spur des Eiapparates schon verschwunden, u. s. w. Was übrigens die gehegte Erwartung 1)etrifft, durch Verschneiden vou Inflorescenzen einen reichlicheren Ertrag von Adventivvorkeimen zu erzielen, so ging dieselbe durchaus nicht in Erfüllung; das sta- tistische Ergebuiss fiel sogar eher umgekehrt aus. Doch kann hierauf aus dem C-rrund kein Gewicht gelegt werden, weil sich zeigte, dass auch irgend welche anderen ursächlichen Momente mit ein- 1) Bot. Zeit. 1897, S. 1H5. Heber einen neuen Fall von habitueller Polyembryonie. 499 gi-eifen müssen, denu verschiedene Jahrgänge waren überhaupt sehr verschieden reich an Adventivprodncten, der eine (1899) sehr viel ärmer als der andere (1900). Namentlich lieferte die Untersuchung einer Anzahl verschnittener Fruchtdolden bloss einen einzigen Fall, in welchem ein wandständiger Vorkeim sich bis zu muthmasslicher Keimfähigkeit entwickelt hatte. Ich möchte bei dieser Gelegenheit bemerken, dass das anscheinend eigenartige Vorkommen von wandständigen, in grösserer Entfernung von der Mikropylegegend entspringenden Adventivkeimen bei Alliwni odorum doch schon jetzt als keine ausschliessliche Specialität dieser Pflanze wird gelten dürfen: denn betrachtet man die von A. BRAUN gegebenen Darstellungen der reifen Samen verschiedener Arten von Ardisia, sowie die Keimungsbilder von Hymenocallis- Arten^), so wird man kaum fehlgehen in der Annahme, dass hier ein entsprechender Frocess, und zwar in ausgiebigster Form, Platz greift, mögen nun dessen Ausgangspunkte in nucellarem oder im Integumentgewebe liegen. Falls die oben angedeutete Hypothese bezüglich der Bedeutung der Verarmung des Staubblattapparates und ihres Zusammenhanges mit der Polyembryonie bei Euphorbia dulcis der Wirklichkeit ent- sprechen sollte, so könnte es sich um die Frage handeln, welches der beiden correlativen Verhältnisse das primäre sei. Für die eiue wie für die andere Möglichkeit Hessen sich wohl Gründe anführen, doch möchten die zu Gunsten des Staubblattapparates sprechenden stärker in die Wagschale fallen. Phylogenetisch wäre das Verhalten unserer Euphorbia kaum anders zu deuten, denn als der Ausdruck eines nicht sprungweise, sondern allmählich sich vollziehenden Um- biUlungsprocesses, als dessen Ursache weder bekannte äussere Fac- toren, noch denkbare Einflüsse natürlicher Auslese in Anspruch ge- nommen werden könnten. In dem vorliegenden Falle wäre ein solcher Process, als Ausfluss der speciellen Constitution einer einzelnen Sippe, die doch mit anderen nicht der gleichen Abänderung unter- worfenen in offenbarer Verwandtschaft steht, von nicht allzu weit zeitlich zurückgehender Entstehung, jedenfalls neuerer, als der eine und andere der übrigen bekannten Einzelfälle, die ja zum Theil eine Mehrzahl von Mitgliedern einer und derselben Gattuno- umfassen. Tübingen, im October 1901. 1) A. a. 0. T. IV, Fig. 1—17; T. VI, Fig. 1- Sitzung vom 29. November 1901. 501 Sitzung vom 29. NoYeniber 1901. Vorsitzender: Herr L. KNY. Als ordentliche Mitglieder sind vorgeschlagen die Herren: Baesecke, P., Apotheker in Bingerbrück (durch F. WiRTGEN und L. Geisenheyner), Hegl, Dr., z. Z. in Berlin (durch P. ASCHERSON und P. MAGNUS), Miltner, Dr., Regierungsrath in Berlin (durch ADERHOLD und APPEL), Winkler, Dr. Hubert, Assistent am kgl. botanischen Garten in Breslau (durch F. PAX und A. ENGLER). Der Vorsitzende macht der Gesellschaft Mittlieilung von dem am 24. d. M. erfolgten Ableben des Herrn Professor Dr. Carl Ed. Gramer in Zürich. Nachdem derselbe seinen vs^issenschaftlichen Namen schon als Mitarbeiter NaegELI's bei einer Anzahl von dessen Untersuchungen begründet hatte, ist er später besonders auf dem Gebiete der Algen- kunde selbstständig thätig gewesen. Zu Ehren des Verstorbenen erhoben sich die Anwesenden von ihren Plätzen. Mittheilungen. 62. A. Ursprung: Anatomie von Cadaba gJanclulosa Forsk. Mit Tafel XXIX. Eingegaugen am 2(i. Juii lüOl^) Der Untersuchung liegt ein ca. 30 cm langer, beblätterter, blütheu- loser Zweig zu (rrunde (Fig. 1), der aus Aden stammt. Die Be- 1) Diese Mittheilung war für die Juli-Sitzung angekündigt, traf jedoch erst nach dieser ein. Die Veröffentlichung wurde daher für das Generalversammlungs-Heft vorbehalten, geschieht aber auf Wunsch an dieser Stelle. Die Redaction. Ber. der deutsch, bot. Gesellscb. XIX. 35 ■)02 A. Ursprung- Stimmung- des Materials (Alkoholmnterial) erfolgte an der Hand der „Ploriila Adeuensis'' von ANDEßöüN^). Da die Ca|)])arideen zu den auffälligsten Pflanzen jener Felsemvüste gehören, so machte es schon ein flüchtiger Blick in die Flora von Aden wahrscheinlich, dass es sich um einen Vertreter dieser Familie handelte. Eine sorufältiue Bestimmung rechtfertigte diese Yermuthung und zeigte, dass der Zweig einer Cadaba glandulosa Forsk. angehörte. Da diese Cadaba in der von ANDERSON gegebenen Diagnose als „frutex" bezeichnet ist, der zu untersuchende Zweig aber von einem .,arbor" stammt, so war es angezeigt, das Material einem erfahrenen Botaniker zur Nachbestimmung zu übergeben. Herr Dr. ( 'HRIST in Basel, welcher die Güte hatte, dieselbe zu übernehmen, konnte das von mir gefundene Resultat bestätigen. Es ist mir eine auüenehme Pflicht, ihm an dieser Stelle meinen besten Dank auszudrücken. Der Irrthum von ANDERSON ist übrigens, wie aus dem Folgenden hervor- gehen wird, wohl begreiflich. Cadaba glandulosa Forsk. findet sieh auf trockenem, felsigem Ge- stein, vom Strande entfernt, und weist, den äusseren Verhältnissen entsprechend, durchaus xerophilen Charakter auf. Trotz der geringen Höhe, die nur wenig über 1 rn (*) beträgt, haben wir einen Baum (*) vor uns mit kurzem, ca. 10 cm (*) dickem Stamm und dichter, immer- grüner (*) Krone. Die Aeste sind äusserst stark verzweigt und die jüngsten Zweige reichlich mit Drüsenhaaren bedeckt. Der gedrungene Wuchs sowohl, als der Bau der Blätter und der Besitz zahlreicher Drüsenhaare können als wirksame Schutzmittel gegen zu starke Transpiration augesehen werden. Der Alkohol, in welchem das Material aufbewahrt wurde, hatte einen eigenthümlich scharfen, stechenden Geruch, der wohl durch die Secrete der vielen Drüsen- haare bedingt sein dürfte. Die Blätter der dicht belaubten Krone sind gestielt, oval bis rundlich, ganzrandig und haben eine relativ dicke, lederartige, im Maximum nur 2 cm lange Spreite, die eine kleine, oft kaum sichtbare Spitze trägt. In Folge der vielen, dick- wandigen Drüsenhaare fühlt sich das Blatt rauh an. Abweichungen von der Diagnose ANDERSON's sind nicht vorhanden, mit Ausnahme der bereits erwähnten. Wie schon KRÜGER") nachgewiesen, besitzt der Stamm von Cadaba glandulosa Forsk. anomales Dickenwachsthum. Ich gebe in Folgendem eine eingehende Beschreibung desselben. Auf dem Querschnitt eines etwa 3 mm dicken Zweiges findet (*) Die mit diesem Sternchen versehenen Angaben verdanke ich Herrn Pro- fessor SCHIMPER. 1) Anderson, Flornla Adeneusis. Journal of the Linuean Society, Vol. 5. 2) 0. Krügkr, Beitrag zur Keuntniss der sogenannten anomalen Holzbilduugen. Dissertation. Leipzig 1884. Anatomie von Cadaba glandulosa Forsk. 503 man zu innerst das Mark, das eine Scheibe A'on ca. 380 // Diircli- niesser darstellt. Es besteht ans ziemlich dickwandigen Zellen von regelmässig sechseckigem Querschnitt, die ca. 30 /< weit und 7* so hoch sind. Die Wände sind verholzt und tragen eine grosse Zahl einfacher Tüpfel. Sämmtliche Markzellen haben gleichartigen Bau und führen als Inhalt bedeutende Mengen Stärke. Das Mark ist umgeben von dem durch regelmässige cambiale Thätio-keit ent- standenen Holzcyiinder. welcher aus Libriform, Holzparenchym, Tracheen, Trache'iden und Markstrahlparenchym zusammengesetzt ist. Holzparenchym findet sich allerdings nur in äusserst geringer Menge, weshalb das Libriform zum Theil seine Functionen übernehmen muss, was an der Dünnwandigkeit des letzteren und seinem reichen Inhalt zu erkennen ist. Das Libriform, welches die Grundmasse des Holzes bildet, hat einen mehr oder weniger regelmässigen, sechseckigen Querschnitt, einen mittleren Querdurchmesser von 9 /< und eine Länge von circa 380 /(. Die Wandstärke der Fasern beträgt nur etwa 1,5 //, sie ist also verhältnissmässig sehr schwach und nicht stärker als bei ge- wohnlichem Holz])arenchyni; bei stärkerer Vergrösserung lässt sich aber doch deutlich eine verholzte Mittellamelle mit Zwickeln und eine ebenfalls verholzte Yerdickungsschicht erkennen. Die Wände sind mit sehr kleinen, schief gestellten, einfachen Spaltentüpfeln be- setzt. Besonders bemerk enswerth ist der reiche Inhalt, der aus sehr grossen, rundlichen Stärkekörnern besteht, deren Durchmesser dem- jenigen der Faser gleichkommt und welche, ein Korn auf dem andern liegend, die Zellen mit Ausnahme der sich zuspitzenden Enden oft ganz ausfüllen. In diese Grundmasse ans Libriform finden wir die einzeln stehenden Gefässe regellos oder etwas radial gruppirt eingestreut. Sie haben einen rundlichen Querschnitt und eine maximale Weite von 45 ji. Ihre verholzten, ca. 3 /t dicken Wände zeigen schon am Querschnitt eine reiche Tüpfelung, bestehend aus elliptisch behöften Spalttüpfeln. Die spaltenförmige Mündung und die grosse, 3 ^t messende Achse des Hofes stehen senkrecht zur Längsachse des Gefässes. Die Hof- tüpfelung ist durchgehends vorhanden, findet sich also auch in Be- rührung mit Markstrahlparenchym. Die Querwände sind gar nicht oder doch nur wenig geneigt und einfach, rundlich perforirt, die Enden der Gefässglieder oft in eine seitliche Spitze ausgezogen. Ring- oder schraubenförmige Waudverdickungen kommen ausser in den Primordialgefässen nicht vor. Ziemlich häufig finden sich auch behöft getüpfelte Trache'iden. Holzparenchym ist, wie schon bemerkt, nur sehr spärlich vorhanden und auf die nächste Umgebung der Ge- fässe beschränkt. Die Markstrahlen (Fig. 3) sind ein- oder zweireihig, im Maximum 35* öOi A. Ursprung: 3.") fi breit, drciriMliigo Striililcii geliöreu schon /u den ScltcnlicitciK Ihre Hulie beträgt im Maxiiiiuin 25 Zellen = 480 /<. Die einzelnen Zellen sin»! ziemlich gleichartig gebaut, auf dem Tangentialschnitt mehr oder weniger rundlich; auch die Kanten werden von dt-n gleichen Elementen gebildet; Palissadenzellen kommen nicht vor. Die radiale Länge der Markstrahlelemente schwankt zwischen If) und 30 /t. Ihre dünnen Wände tragen kleine, einfache Tü[>fel. Als In- halt sind reichliche j\lengen Stärke vorhanden. Dieser vollständig normal gebildete Holztheil wird umgeben vom Cambiumring, der nach aussen nur Weichbast erzeugt. Dem Siebtheil fehlen somit verholzte, mechanisch wirksame Elemente vollständig. Da die Zellen sehr eng und oft auch noch stark in einander gepresst sind, so konnte ich keinen klaren Einblick in ihren Bau bekommen. Diesseits des Cambiums werden die Markstrahlzellen etwas weiter. .-\uf den Weichbast folgt der Pericykel, der aus einem nur wenii;- unterbrochenen Ring verholzter Zellen von parenchymatischer Gestalt besteht, die gewöhnlich je einen grossen Einzelkrystall aus oxal- saurem Kalk enthalten. Der Rino- ist in der Resrel "2 bis 4 Zellen breit; hin und wieder ist er aber auch etwas mächtiger entwickelt (Fig. 3). Ausser den bereits erwähnten Elementen finden sich im Pericykel vereinzelte, kleine Gruppen von Sklerenchymfasern mit stark verdickten, verholzten Wänden. Diese sind schon von Anfang an vorhanden und bilden in yanz dünnen Zweiten die einzigen ver- holzten Elemente des Pericykels; erst mit fortschreitendem Dicken- wachsthum, bei welchem die Sklerenchymgruppen immer weiter aus einander zu liegen kommen, wird dann auch das zwischenliegende, parenchymatisclie Pericykelgewebe verholzt, so dass beständig eine deutliche Abgrenzung des Centralcylinders vorhanden ist. Ausserhall» des Pericykelringes folgt die primäre Rinde, die sich aus parenchymatischen, unverholzten, weitlumigen Zcdlen zu- sammensetzt, die reichen plasmatischen Inhalt führen und keine oder doch nur äusserst kleine Intercellularen aufweisen. In der Mitte der Rindenzone finden sich unregelmässige, grössere oder kleinere ( Jruppen verholzter, sklerenchymatischer Zellen, die meist eine nur unbedeutende Wantldicke aufzuweisen haben. Dieselben bilden in jungen Zweigen einen ziemlich vollständigen, verholzten Ring, ähnlich wie der Peri- cykel, lösen sich aber bei zunehmendem Dickenwachsthum in einzelne Gruppen auf, welche, da die benachbarten Elemente nicht wie im Pericykel nachträglich verholzt werden, in dickeren Zweigen mehr und mehr zurücktreten. Den Schutz nach aussen übernimmt in ganz jungen Zweigen eine einschichtige, viele Drüsenhaare tragende Epidermis, welche aber bald dem Dickenwachsthum nicht mehr zu folgen vermag und durch Kork ersetzt wird, der einem dicht unter der Oberhaut entstehenden Anatomie von Cadaba glandulosa Forsk. 505 Phellogen seinen Ursprung verdankt. Phellodernibildung findet in nur sehr beschränktem Masse statt. Der Kork besteht aus tafel- förmigen, stark abgeplatteten Zellen mit dünnen, bräunlich gefärbten Wänden. Bis jetzt war das Dickenwachsthum ein vollständig normales. Hat aber der Zweig durch die Thätigkeit dieses ersten Cambiums ■eine Dicke von etwa 3 mm erreicht, so hört dasselbe auf zu arbeiten. Es entstehen dann in der primären Rinde, und zwar dicht ausserhalb des Pericykels, neue Cambien, w^elche nach innen Holz, nach aussen AVeichbast erzeugen. Aber, auch diese kommen nach einiger Zeit wieder zur Ruhe, um anderen ihre Function zu überlassen. Das Dickenwachsthum ist somit, von einem gewissen Alter an, ein voll- ständig anomales und geht in der Weise vor sich, dass durch Cambien, die in der inneren Zone der primären Rinde erzeugt werden, die Bildung successiver secundärer Holzbastgruppen statt- findet. Da alle Cambiei"!, ausser dem ersten, keine vollständigen Ringe, sondern nur grössere oder kleinere, meist sehr unregelmässig verlaufende Bruchstücke von solchen darstellen, so finden wir auf dem Astquerschnitt (Fig. 4) keine regelmässigen, concentrischen Zonen. In Fig. 2, welche einem etwa 3 mm dicken Zweig entnommen wurde, ist die Entstehung einer anomalen Holzbastzone schematisirt. k bedeutet den Kork, pr die primäre Rinde, fc den Pericykel, h den Siebtheil, h den Holztheil eines bis dahin vermittelst des Cambiums c normal in die Dicke gewachsenen Zweiges. Die mit dem Index 1 versehenen Buchstaben bezeichnen die entsprechenden Theile einer anomal gebildeten Gefässbündelzone. Wie aus der Fig. "2 deutlich zu ersehen ist, entsteht in den inneren Schichten der primären Rinde fr ein Cambium q, welches Holz Aj und Weichbast s^ erzeugt; die äusseren, angrenzenden Rinden- elemente verholzen und bilden einen neuen Pericykel "pc^. Wenn wir daher in einem älteren Aststflek vom Mark »eo-en die Rinde hin gehen, so treffen wir ausserhalb jedes Siebtheils verholzte, dem Peri- cykel entsprechende Elemente, darauf unverholztes, aus der primären Rinde stammendes Pareuchym — das noch innerhalb des Cambiums gelegen hatte — und erst nach diesem den Holztheil einer weiteren Gefässbündelzone. Die einzelnen Siebtheile stehen durch paren- chymatische Stränge mit einander in Yerbindung. Die Gelasse werden in jeder Zuwachszone zuerst spärlich ausgebildet und treten erst später häufiger auf. Wie lange die einzelnen Cambien in Thätigkeit bleiben, vermag ich nicht zu sagen, da mir über das Alter des Unter- süchungsniiiterials nichts bekannt ist. Zu den Untersuchungen von KRÜGER^) habe ich Folgendes zu bemerken: 1) 1. c. S 21 und -22. 50H A. Ursprung: Hxcentrisiclies Dickenwachstliuiii kuiintt.' icli aucl» an meinem Exemplar constatiren, docli ist dasselbe l)ei Weitem nicht so stark, als es KRÜCtEK für sein von SCHAVEINFURTH auf Cap VAhn, Nubia, gesammeltes Material ang'iebt. Allerdings lagen mir keine so alten Stücke zur Untersuchung vor, aber auch 10 cm dicke Stämme haben nach Mittheilungen von Herrn Prof. SCHIMPER einen rundlichen und nicht — wie bei dem h^xemplar KrÜGER's — dreieckigen Quer- schnitt. Der von mir untersuchte Ast, welcher einen elliptischen Querschnitt zeigt, war im Maximum 2 cm breit, während der grösste Durchmesser bei KrÜGER'.s Exemplar 9 c7n aufzuweisen hatte. Das stärkste excentrische Dickenwachsthum fand icii au etwas dünneren Aesten, während der dickste, in Fig. 4 abgebildete, das Mark im Centrum der Ellipse hat. Wie KRÜGER habe auch ich die Zuwachs- ringe ca. 2 mm breit und als blosse Theile der Kreisperipherie vor- gefunden. Wenn KRÜGER, wie er in iler Einleitung bemerkt, in Bezug auf die „Deutung der Gewebe" die Eiutheilung DE BarY's zu Grunde gelegt hat, so stimmen die Angaben über die „Holzfasern" und „Faserzellen" KRÜGER"s mit meinen Befunden absolut nicht übereiu. Die Resultate KRÜGERs decken sich dagegen einigermassen mit den von mir gefundenen, wenn er unter „Faserzellen" das versteht, was ich als Holzfasern bezeichnet habe. Hiermit steht aber wieder die Thatsache im Widers])ruch, dass die „Faserzellen" nach KrCgeR in Gruppen vereinigt sein sollen, während sie liier die weitaus vorherrschende Grundmasse des Holzes bilden. Wenn KRÜGER ferner schreibt, dass die „Holzfasern" und die ,,Gefässe" gleiche Tüpfeluug haben, so kann er hier unter „Holzfasern" nur die Tracheiden ver- stehen, da die stärkeführenden Holzfasern nur äusserst spärliche Tüj)fel aufweisen, die mit denen der Gefässe nicht die geringste Aehnlichkeit besitzen. Da solche Schwankungen in der Form des Stammes und in der Zusammensetzung des Holzkörpers nicht au- genonnnen werden können, und auch eine derartige Confusion in der Terminologie wohl ausgeschlossen ist, so dürfte KRÜGER, trotz der sonstigen Uebereinstimmung, keine Cadaba glandulo-sa Forsk. zur Untersuchung vorgelegen haben. Der Blattstiel ist im Maximum 1) mm lang, ca. Vg «^''^ dick und rundlich. Das Querschnittsbild ist ganz ähnlich dem junger Zweige; wir treffen zu äusserst eine Epidermis mit stark verdickter Aussen- wand und vielen Drüsenhaaren. Da die Oberhaut an jungen Zweigen, Blattstielen und Blättern denselben Bau zeigt, so soll sie erst bei der Behandlung der letzteren besprochen werden. Auf die Epidermis folgt ein der primären Rinde entsprechendes und auch beim Ein- münden in den Stamm in sie übergehendes, parenchymatisches Gewebe mit reichlichem, plasmatischem Inhalt und vielen grösseren oder kleineren, oft drusenartig vereinigten Krystallen aus Calciumoxalat. Anatomie von Cadaba glandulosa Forsk. 507 Grosse Einzelkrystalle fehlen. Hin und wieder sind auch vereinzelte, kleine Zellgruppen verholzt. Die Innenseite der Rinde ist begrenzt durch kleine Gruppen von Sklerenchymfasern, welche in einem die Gefässhündel einschliessenden Ring angeordnet sind. Sie entsprechen dem Pericykel der Zweige, mit welchem sie auch zusammenhängen. Die ( retassbüudel liilden einen an der dem Zweig zugekehrten Seite etwas geöffneten Ring; die Gefässe zeigen schrauben- und ringförmige Verdickungen. Im Centrum des Blattstielcjuerschuittes finden wir ziemlich dickwandiges, zum Theil relativ weitlumiges, verholztes Gewebe, welches mit dem Mark des Stengels zu vergleichen ist und auch in dasselbe übergeht. Ein mit MlLLOISi'schem Reagens behandelter Querschnitt zeigt in dem als Mark zu bezeichnenden Gewebe zwei Zellen mit rothem Inhalt — sogenannte Myrosinzellen — welche sich auf dem Längsschnitt als pareuchymatisch oder schlauchförmig gestreckt erweisen. Diese eiweissreichen Zellen sind nichts Auf- fallendes, da sie bei Cruciferen und vielen Capparideen schon längst na cho-e wiesen wurden. Die Blätter sind im 3Iaximum 600 // dick und isolateral. Beide Epidermen haben vollständig übereinstimmenden Bau, sie tragen eine gleiche Zahl von Spaltöffnungen und weisen gleich viel und gleich grosse Drüseuhaare auf. Die unverholzten Epidermiszellen besitzen eine 6 — 9 u dicke, cutinisirte Aussenwand; sie sind in der Flächen- ansicht klein, von unregelmässioem Umriss. Der grösste Durch- messer einseitig- o-estreckter Zellen geht selten über 45 n hinaus; die Wände sind nicht gewellt, die Lumina frei von krystallinischen Ein- schlüssen. In grosser Zahl treten die Drüsenhaare (Fig. 5) auf, welche bis 300 /t lang werden können. Sie sind meist vielzellreihig, wenigstens an der Basis, und besitzen eine dicke, cutinisirte Aussen- wand; auch die Köpfchen können ein- oder mehrzellig sein. Hin und wieder, doch ziemlich selten, sind am Blattstiel auch Candelaber- haare anzutreffen, die aus einem ziemlich dicken, im Quersclmitt vielzelligen Hauptstamm bestehen, an welchem seitlich die Drüsen- haare sitzen. Durch die Thätigkeit derselben dürfte um die Pflanze eine Atmosphäre ausgebildet werden, welche durch Verminderung der Transpiration und Absorjition der Sonnenstrahlen der Pflanze von Nutzen sein könnte. Spaltöffnungen finden sich sowohl auf der Ober- ais auf der Unterseite ca. 20 auf 0,1 4 mm' und sind ziemlich gleich- massig über die gesammte Blattfläche vertheilt. Sie haben einen rundlichen Umriss von ca. 24 /* Durchmesser. Die Spalten sind regellos gestellt und von fünf Epidermiszellen von gewöhnlichem Bau umgeben; besonders ausgebildete Nebenzellen fehlen. Oft gehen von den etwas erhöht liegenden Spaltöffnungen kreuz- oder stern- förmig angeordnete Cuticularstreifen aus. Im Querschnitt weisen die Stomata äusserst einfachen Bau auf und sind durch zwei kleine, vor- 508 A. Ursprung: Anatomie von Cadaba glandulosa Forsk. springeiifle Hörnchen nach anssen abgegrenzt. Unter den Schliess- zellen liegt die Atlienihöhle, sie erreicht eine massige (Jrösse nnd ist senkrecht zur Bhittol)er[läche gestreckt. Innerhalb des Mesophylls ist ebenfalls kein Unterschied zwisciieii Ober- und Unterseite bemerkbar (Fig. 6). Die Zellen sind senkrecht zur Hlattoberfläche etwas gestreckt und zeigen besonders gegen den Blattrand hin oft stark palissaden- artige Ausbildung, auch wieder eine jener Eigenthümlichkeiten xerophiler Ötructur. Als Inhalt finden wir eine grosse Menge viel- gestaltiger Gypskrystalle. Höchst auffallend ist die grosse Zahl von Sklerenchymfasern, welche das Blattgewebe unregelmässig durch- ziehen, sie verlaufen stets nur zwischen den beiden Epidermen, ohne je in letztere hinein oder gar über dieselben hinaus sich zu er- strecken. Die Fasern selbst sind oft ausserordentlich stark ver- zweigt, sie haben eine Breite von ca 18 ^t, besitzen ca. 4 /i dicke, verholzte Wände, welche zahlreiche kleine Tüpfel führen; das Lumen ist nur von Luft erfüllt. Häufig finden sich in der Nähe der Epidermis grosse sphärokrystallinische Massen aus (jyps. Der Querschnitt des Mittelnervs ist dem des Blattstiels ähnlich, doch fehlt der dem Peri- cykel entsprechende Ring stark verdickter Elemente, während die Myrosinzellen auch hier leicht nachzuweisen sind. Von den Angaben SOLEEEDER's^) und VESQUE's^) habe ich nichts Abw^eichendes ge- funden. Meinem verehrten Lehrer, Herru Prof. SCHIMPER, spreche ich für die Ueberlassung des Untersuchungsmaterials, sowie auch für das Interesse, welches er meiner Arbeit entgegenbrachte, an dieser Stelle meinen|herzlichsten Dank aus. Basel, Botanisches Institut. Erklärung- der Abbildungen. Fig 1. Photographie eines Zweiges von Cadaha (jlandulosa Forsk., ca. ^4 natür- licher Grösse. „ *2. Dickenwachsthum. k Kork, pr primäre Rinde, pc Pericykel, -s Siebtheil, /i Holztheil, c Cainbium. Die mit Index 1 versehenen Buchstaben bezeichnen die entsprechenden, anomal gebildeten Gewebe. Vergr. 2(i. ,, 3. Aeussere Partie des Querschnittes durch einen ca. ;; mnt dicken Zweig" Vergr. y-J.^. ,, 4. Photographie des Dünnschliffs eines ca. 2 cm breiten Achsenquerschnittes. „ 5. Drüsenhaar. Vergr 200. ., G. P>lattquerschnitt. Vergr. 270. -n^ sphärokrystallinische Gypsmassen. 1) Soleredkr: Anatomie der Dicotyledonen. 2) J. Vesque; L'cspece vegetale, Ann. sc. nat., sor. 6, t. lo. Alexander Nathansohn: Zur Lehre vom Stoffaustausch. 509 63. Alexander Nathansohn: Zur Lehre vom Stoffaustausch. (Vorläufige Mittheilung.) Eingc}janoen am U. November 1901. Die ausserordentliche Bedeutung, die der Aufnahme anorganischer Salze durch die Pflanzen für die landwirthschaftliche Praxis zukommt, veranlasste von jeher die Botaniker, sich mit den einschlägigen Verhältnissen zu beschäftigen, und so haben uns namentlich von DE Saussure an zahlreiche Untersuchungen die werthvollsten Auf- schlüsse, insbesondere über das Electionsvermögen der Pflanzen ge- bracht. Dabei konnte aber zur Zeit jener Untersuchungen die Ein- sicht in die Causalität der Stoffaufnahme nur eine höchst mangelhafte sein, da die physikalischen Kenntnisse über die diosmotischen Er- scheinungen noch zu lückenhaft waren, und es liegt sowohl dem so- genannten „DE SAUSSUßE'schen Gesetz" als auch dessen Widerlegung durch WOLP^) die unrichtige Prämisse zu Grrunde. dass die Menge des aufgenommenen Salzes zu dem absorbirten AVasserquantum in einer bestimmten Beziehung stehen müsse. Wie dann namentlich durch die Arbeiten der Biologen unsere Einsicht in die Voro-äno-e der Diosmose eine mächtige Förderung erfahren hat, ist bekannt genug; und vielleicht sind gerade diese durch die Physiologie veranlassten Fortschritte zum Theil die Ursache davon, dass man vielfach unter den Vertretern dieser Wissenschaft der Neigung begegnet, die Erscheinungen des Stoffaustausches allzu- sehr vom rein physikalischen Standpunkte aus zu betrachten. Wir müssen uns fragen, ob durch eine derartige Auffassung, wie sie z. B. neuerdings auch OVERTON^) vertritt, indem er die diosmotischen Qualitäten der Plasmahaut durch Imprägnation mit einem Cholesterin- Lecithingemisch erklärt wissen will, deuThatsachen allseitig Rechnung getrao-en wird. Besondere Scliwierio-keiten würden einer derartigen Anschauungsweise dann erwachsen, w^enn sich zeigen Hesse, dass die Permeabilität der Plasmahaut für einen bestimmten Stoff keine con- stante Eigenschaft, sondern je nach Umständen veränderlich ist. „Manche Erfahrungen sprechen in der That dafür, dass in der Pflanze vielfach mit Modificationen der diosmotischen Qualität operirt wird, doch lassen sich freilich ganz einwaudsfreie Beweise zur Zeit nicht beibringen^)." Namentlich muss die Erscheinung auffallen, dass 1) Wolf, Landwirthschaftliche Versuchsstationen. Bd. VII (1865). 2) OVERTON, .lahrbücher für wisseaschaftl. Botanik, Bd. 34 (1900). 3) Pfeffer, Pflanzenphjsiologie I (2. Aufl. 1897), S. 87. 510 Ai.EXANDEii Nathansohn: Salze, deren Eindringen in diis Protoplasma wir ans ernähruniis- physiolog'iscdien (»runden mit Sicherheit annehmen müssen, hei plas- molytischen Yersnohen das entgegengesetzte Verhalten zeigen. Zur Entscheidung dieser Frage habe ich eine Anzald von Ver- suchen an Meeresalgen angestellt, über deren hauptsächlichste Er- gebnisse ich hier in aller Kürze berichten will, da sich ihre ausführ- licht' Mittheilung aus äusseren Rücksichten ein Wonig verzögern wird. Mein Hau])tobject war Codknii fomentosuvi. Zunächst konnte festgestellt werden, dass die Plasnnihaut unter normalen Bedingunoen für Chloride permeabel ist: bestimmen wir im ausgepressten Safte ^) der Pflanze und in dem umgebenden Medium den HOl-U ehalt, so finden wir, dass die beiden Flüssigkeiten in dieser Beziehung sich im Gleichgewicht befinden Bringen wir nun das Object in eine ver- dünntere Lösung, etwa in ein Gemisch von 75 pCt. Seew^asser und 25 pCt. Leitungswasser, so stellt sich binnen Kurzem das neue Gleicli- gewicht her, und dasselbe tritt ein, wenn die Objecto wieder in gewöhnliches Seewasser zurückgebracht werden. Analoge Verhältnisse konnten bei Anw^eudung reiner NaCl-Lösuug beobachtet werden, und so geht aus diesen Versuchen hervor, dass unter deu beobachteten Bedingungen die Plasmahaut für Chloride, speciell für NaCl in l'eideu Richtuugeu permeabel ist. Wir können aber mit Leichtigkeit eine durchgreifende Aeuderuno- 0 0 o in diesen Permeabilitätsverhältnissen herbeiführen, nämlich, indem wir die Objecto aus dem Seewasser in chloridfreie Lösungen über- tragen. Die Ergebnisse dieser Versuche lassen sich kurz folgender- massen zusammenfassen: Versetzen wir die Versuchspflanze in chloridfreie Lösungen ge- wisser Stoffe, die dem Seewasser annähernd isotonisch oder hypo- tonisch sind, so tritt innerhalb der ersten 12 — 24 Stunden ein gew^isser Theil der in dem Zellsafte enthaltenen Chloride aus. Sodann bleibt aber während der folgenden 4 — 7 Tage (bei täglichem Wechsel der Lösung), so lange die Objecto ihre volle Turgesceuz bewahren, der Chloridgehalt der Objecto innerhalb der Fehlergrenzen constant. Die Höhe des Chloridgehaltes fällt je nach den Umständen sehr ver- schieden aus: Sie ist abhängig einmal von der Zusammensetzung der Lösung, dann von ihrer Concentration: in ooncentrirteren Lösungen einer Substanz wird mehr Chlorid zurückoehalten, als in verdünnteren o '' Lösungen derselben. Die in der Aussenflüssio-keit gelösten Stoffe o o O dringen in die Zellen ein, jedoch kommt es auch hier nicht zur Herstellung des physikalischen Gleichgewichtes. Die im Innern der 1) Näheies über dieses Verfahren, dessen sich schon de Vries [Jalirbücher f. wiss. Botanik Bd. 14 (1884)J bediente nnd über die angewandten analytischen, Methoden soll später berichtet werden. Zur Lehre vom Stoffaustausch. 51 1 Zelle erreichte Conceutration bleibt unterhalb devjeiiigeTi der Aussen- flüssigkeit, und ihre Höhe ist gleiclifalls von der Coneentration des Aussenniediums abhängig. Einige Belege mögen hier das Gesagte illustriren. Der Chloridgehalt der Objeete entspricht gewöhnlich einem ({ehalte von 2,25 pCt. HCl. Die meisten Versuche wurden mit NaXOg- Lösungen angestellt, deren Gehalt sich zwischen 3 pCt. und 5,5 pCt. bewegte. Die letztere Lösung ist dem Meerwasser annähernd isotonisch. Der Chloridgehalt der Objeete in der 3procentigen Lösung entspricht im Durchschnitt 0,67 pCt. HCl, in der 5,5procentigen 1,2 pCt. HCl. Die "Zahlen sind Mittelwerthe, die einzelnen Versuchsreihen weichen natürlich unter sich etwas ab, docli bleibt das A'erhältniss des HCl-Gehaltes in den Lösungen verschiedener Conceutration ungefähr das gleiche. Der gleichfalls sich constant erhaltende Salpetergehalt der Objeete aus 5,5 pCt. Na NOg- Lösungen beträgt etwa 1,6 pCt. NaNOg, aus HpCt. Lösungen 0,95 pCt. NaNOg. Ich will noch der Versuche, die mit Harnstoff-, Glycerin- und Traubenzuckerlösungen ano-estellt wurden, kurz gedenken. In Harn- Stofflösung von 6,5 pCt. (dem Meerwasser annähernd isotonisch) werden 0,64 pCt. HCl zurückgehalten, in Glycerinlösung von gleicher niolecularer Conceutration 1,0 pCt. HCl, in Traubeuzuckerlösung von 16,5 pCt, deren osmotischer Druck etwa 80 pCt. desjenigen gewöhn- lichen Seewassers gleichkommt, finden wir 1,45 pCt. HCl im Press- safte der Algen bei Abwesenheit von Chlorid in der Aussenfiüssig- keit. Nun geht schon aus den Untersuchungen von DE VßiES, KLEBS und OVERTON ') hervor, dass die beiden erstgenannten Körper relativ leicht in die Pflanzenzelle eindringen, Traubenzucker dagegen sehr schwer. Es erhebt sich die Frage, ob zwischen diesem Unterschiede und demjenigen, der sich in Bezug auf die in chloridfreien Lösungen zurückgehalteneu HCl-Mengen ergiebt, ein Zusammenhang zu er- kennen ist: in den Lösungen der leichter eindringenden Stoffe hält ja die Pflanze weniger, in der Traubenzuckerlösung mehr Chlorid in deu Zellen zurück, als z. B. in den Salpeterlösungen von ent- sprechendem osmotischen Druck. Wenn nun in unseren A^ersuchen der in der Aussenlösung dargebotene Stoff' langsamer in die Zelle eindringt als das im Innern enthaltene Chlorid austritt, so wird das nothwendiger Weise eine Senkung des Turgors, eine Abnahme des osmotischen Ueberdrucks im Innern der Zelle zur Folge haben. Diese Verhältnisse treten nun ein, wenn mau das Object aus 3proc. NaCl- Lösung in eine isotonische Traubeuzuckerlösung bringt: die in der 1) Vergl. Klkbs, Unters, aus dein Bot. Institut zu Tübingen, Bd. 2 (18S8). deVries, Bot. Ztg. 1888 u. 1889: üverton, Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschalt in Zürich, -Jahrg. 44 (1899), S. 1051". 5l"J Alexandeu Natiiansoiin: LTsteii Stiiiidc iiacli\veisl)are ])i'träclitlicho Gewiclitsal)njiliiiie' dos 01)- jectes (z. B von '20,4: g auf \9 (/) zeugt von dem durch die Senkung des osmotischen Druckes in der Zelle veranlassten Wasseraustritt. Es leuchtet ein, dass es nun für die Regulation des Turgors von üTOSser Bedeutung ist, wenn durch die Hemmung des Chloridaustrittes ein weiterer Wasserverlust verhütet wird, und wir dürfen wohl den relativ hohen HCl-Werth. den wir in den Zellen der in Trauben- zuckerlösung übertragenen 01)jecte finden, mit der Turgorregulation in Zusammenhang bringen. Freilicli kann dies nicht der einzige für die Zurückiialtung der Chloride massgebende Punkt sein, deini in den Harnstoff- und Glycerinlösungen, in denen ein solcher Turgor- abfall nicht stattfindet, wird ja. wie wir sahen, ebenfalls ein Tlieil der Chloride von dem Protoplasten zurückgehalten. Wenn, wie z.B. in 4 procentigen NaNOg-Lösungen, die längere Cultur der Yersuchsobjecte gelingt, so lässt sich nach einiger Zeit eine ganz langsame Abnahme des HCl-(Jehaltes beobachten. So fand sich l)ei einem derartigen Objeet als ursprüiiiiliclior Gelialt 2,?4 jiCt. HCl nach 24 Stunden in 4iJroc. NaNO.^-Lösimg . . . 0,92 ^ „ 3 Tagen „ „ ... 0,93 ,. „ 8 „ „ , ... 0,90 , „ 15 . , „ ... 0,84 ,. „ 25 „ .. „ ... 0,7(; ,. Es braucht wohl kaum gesagt zu werden, dass sich diese ganz allmähliche Abnahme nicht durch die mit sinkender Concentrations- differenz sich verringernde Diffusiousgeschwindigkeit erklärt %verden kann. Worauf beruhen nun die beobachteten Erscheinungen? Sie können nicht etwa dadurch erklärt werden, dass die Yer- suchsobjecte von vornherein das Chlorid zu einem gewissen Theil in nicht diosmirender Form enthalten; denn dann könnten die grossen Verschiedenheiten in der Quantität des zurückbleibenden Chlorides nicht bestehen; zudem lässt sich aus dem Presssaft der Yersuchs- objecte NaCl in beträchtlicher Menge durch Auskrystallisation erhalten, und für dieses Salz konnten w^ir ja zeigen, dass es im normalen Objeet die Plasmahaut zu passireu vermag. Man könnte aber sagen, dass die zurückbehaltene Chloridmenge niclit im Zellsaft gelöst sei, sondern in irgend welcher AA eise physikalisch oder chemisch - an das Protoplasma gebunden, und dass es erst beim Auspressen des Saftes als Chlorid in Lösung ginge. Das lässt sich aber durch Messung des osmotischen Druckes des Presssaftes widerlegen. Denn der osmotische Werth des Zellsaftes nmss uothwendiger Weise höher sein, als derjenige der Aussenlösung; dazu würde, wäre die obige Auffassung richtig, noch der osmotische Werth des sich abspaltenden Chlorides kommen müssen, und es ist Zur liChre vom Stoffaustausch. 513 somit leicht einzusehen, wieso wir aus dem osmotischen Druck des Presssaftes ein Kriterium zur Entscheidung unserer Frage gewinnen können. Die Messungen wurden mit der in der thierischen Physio- logie vielfach angewandten Gefrierpunktsmethode, gemacht. Der osmotische Druck des Meerwassers entspricht hier gewöhnlich einer Gefrierpunktserniedrigung von 2,10° bis 2,15", der osmotische Ueber- druck des Zellsaftes normaler Objecto einer solchen von 0,19° bis 0,20°; haben wir nun ein Object vor uns, welches 1,0 pCt. zurück- gehalten hat, so würde — obige Annalime vorausgesetzt — das in Lösung gehende Chlorid (als Na Gl berechnet) den Gefrierpunkt des Presssaftes um weitere 0,81° erniedrigen müssen, so dass wir, unter Hinzurechnung des osmotischen ITeberdruckes, den Gefrierpunkt dieser Flüssigkeit um etwa 1 ° niedriger finden müssten, als den des Aussenmediums. Das ist nun niemals der Fall. Öo er""ab z. B. ein Object aus Glycerinlösung, mit dem Gefrierpunkt von 2,27° C., einen Presssaft mit 1,02 pCt. HCl und dem Gefrierpunkt 2,49°. Die Differenz betrug hier 0,22°, was, wie wir sehen, mit dem osmotischen Ueberdruck der normalen Objecte gut übereinstimmt. Auch über diesen Punkt soll die ausführliche Abhandlnuii' Weiteres brinoen. Wir können demnach sagen, dass die Ursache der Zurückhaltung einer gewissen Chloridmenge in einer Qualitätsänderung des Protoplasten zu suchen ist, und eine andere Erklärung liess ja das Verhalten gegenüber den eindringenden Substanzen gar nicht zu. Ob wir nun von Impermeabilität oder, wie es im Hinblick auf die Erfahrungen bei fortgesetzter Cultur richtiger erscheinen möchte, von wesentlicher Herabsetzung der Permeabilität reden wollen, darauf kommt es nicht viel an, die Hauptsache ist für uns, dass sich die diosmotischen Eigenschaften der Plasmahaut als eine regu- latorisch veränderliche Grösse erwiesen haben. Ueber weitere Versuche mit anderen Salzen, insbesondere über die Aufnahme und Speicherung von Salpeter, soll ^später berichtet werden; ich hoffe, daran fernere theoretische Erörterungen und Aus- blicke auf die thierische Physiologie, deren Ergebnisse für uns in dieser Hinsicht sehr lehrreich sind, zu knüpfen. 514 l". Stkinbkinck: Zum Howc<.'niigsniecli;iiii.simis «Ics Coinpositcupappus. 64. C. Steinbrinck: Zum Bewegungsmechanismus des Compositenpappus. Eingeg-augen am 25. November 1!)01. Vor Kurzem ist eine Würzburger Dissertation über die Be- wegungsursachen des Compositenpappus von ARNOLD HIRSCH er- schienen, die gegen KameRLING's und meine Auffassung polemisirt, dass diesem (abgesehen von einigen Ausnalimen) ein Cohäsions- niechanismus zukomme. Ich hoffe, dass diese und verwandte Fragen von anchn'er Seite eine Nachprüfung erfahren werden, die den Sachverhalt in ausführlicher, von Abbildungen unterstützter Dar- Stellung klarlegt. Hier möchte ich nur kurz auf einen Piyikt der Controverse eingehen, der allerdings für sich allein schon ausschlag- gebend sein dürfte. Ich habe nämlich behauptet'), dass die activen Zellen der frag- lichen Bewegungspolster beim Wasserverlust eine ausserordentlich starke Faltung erfahren, die während des trockenen Zustandes an- dauert; Hirsch erklärt: „Im Gegentheil, die Zellwände erscheinen nach dem Austrocknen straff uiul ohne jegliche Faltenbildung"' (S. 36). Nach S. 33 soll dies ,, besonders klar an Radialschnitteu durch das Polstergewebe von Tragopogon pratensis zu Tage treten " Wie ist es nun möglich, dass zwei Mikroskopiker so diametral ent- gegengesetzte Behauptungen aufstellen? Ich glaube, diesen Zwiespalt aufklären zu können. Nach den bis- herigen Erfahrungen scheint es mir aber hierzu unerlässlich zu sein, einen einfachen Vergleich voraus zu schicken. Man denke sich bei einer offenen cylindrischen ßlechröhre die Wandung derart verbogen, dass sie in mehreren der Achse parallelen Längsfalten in den inneren Hohlraum, ihn verengend, einspringt, und denke dann die Röhre in dünne Längsschnitte zersägt. Augenscheinlich vermögen uns diese Schnitte von der Faltung keine Vorstellung zu geben. Sie zeigen ja lediglich parallel zu einander streichende „straffe Wände ohne jegliche Faltenbildung". Selbst wenn das Lumen durch die ein- springenden Wülste stark eingeengt war, kann der Schnitt oft Falten- ränder treffen, die ziemlich weit aus einander liegen und daher nur ein schwach verengtes Lumen vortäuschen. Erst ein Querschnitt o'iebt über die wirkliche Faltenbilduu»' Aufschluss. Die trockenen Bewegungszellen des Tragopogon-]^ •a^^'^ms sind nun 1) Diese Ber. Bd. XVII, 1899, S. 172. H. LiNDEMUTH: Verhalten durch Copulatiou verbundener Pflanzenarten. 515 solchen o-estreckten Röhren, die starke Länosfalten aufweisen, ver- oleichbar. Und zwar werden sie auf den Radialschnitten, auf die sich Hirsch bezieht, ebenfalls längs durchschnitten, scheinen also faltenlos. HiESCH mag sein Urtheil nur aus solchen Schnitten ge- wonnen haben. Hätte er auch Tangential- und namentlich Quer- schnitte gebührend untersucht, so würde er durch das krause Gewirr der verbogenen Wände, das diese bieten, geradezu über- rascht gewesen sein und mit mir jeden Zweifel an der Zugehörig- keit des Compositenpappus zu den Cohäsionsmechanismen für aus- o-eschlossen erachten. — Uebrio-ens hätten ihn bei anderen Compositen- Gattuno-en auch Radialschnitte hierüber belehren können. 65. H. Lindem uth: Das Verhalten durch Copulation verbundener Pfianzenarten. Mit Tafel XXX. Eingegangen am 25. November 11)01, 1. Beobachtungen an Kartoifel Stecklingen, a) Frühsteckling-ei Bevor ich über die Bildung von Knollen und Stolonen an den Sprossen gepfropfter Kartoffelstöcke spreche, möchte ich einige Beobachtungen an Kartoffelstecklingen mittheilen. Im Mai steckte ich eine Anzahl wurzelloser Kartoffelsprosse einzeln in Blumentöpfe. Sie standen im Garten und entwickelten sich den Sommer hindurch ungehindert. Im October untersuchte ich den Inhalt der Töpfe. Jeder Spross befand sich nur mit einer Knospe in der Erde; diese gehörte, da ich nur die oberen Theile der Kartoffelreiser verwendet hatte, der Laubknospenregion an. Aus dieser Laubknospe ist unterirdisch ein Trieb entstanden, zu- nächst horizontal gewachsen, sodann mit der Spitze aufwärts an das Licht gestiegen. In der Erde, bis zur Biegungsstelle, finden sich an diesem Triebe eine Anzahl Kartoffeln und Stolonen. — Man kann die Pflanze verstehen. Es w^ar noch früh im Jahre, als ich den Spross steckte. Die eine Knospe hätte ja, ihrer ursprünglichen Be- stimmung gemäss, sofort aus dem Boden als Laubspross emporsteigen, oder sie hätte, wie an den nachstehend besprochenen Spätsteck- 51 6 H. LlNDEMUTH: liiigen, in dtn- l']r(.le unmittelbar zur Knolle werden können. — Aber fern ist noch der Winter. Die Pflanze hat noch eine lanjie Veseta- tionszeit vor sich und mit einer einzigen Knolle jetzt schon abzu- schliessen keinen Anlass. Die assimilirende Thätigkeit des Steck- lingsprosses reicht einstweilen aus. Nachdem aber eine Anzahl von Knollen und Stolonen entstanden sind, will der Stock sicli ausdehnen, seine Lanbmenge vergrössern, er sucht sich durch anfsteige]ide Triebe eine umfangreichere Blattfläche zu schaffen und den Knollenertrag zu vermehren, denn er kann nicht stillstehen, und der Winter ist noch fern. Fig. 1 zeigt die besprochene Pflanze. Ich meine, sie handle zweckmässio-. 2, Weitere Beobachtuugen au Kartoffelsteckliugen. b) Spätsteckliuge. Am 4. August steckte ich eine Anzahl Sprosse einer dunkel- blauen, kaum mittelgrossen, länglichen Kartofl'elsorte mit dunkelviolett gefärbtem Fleische, die unter dem Namen „Zulu" bekannt ist, in Töpfe, in der Weise, dass nur eine Knospe von der Erde des Topfes umgeben wurde — ganz wie die vorher beschriebenen Frühstecklinge — stellte sie in ein Gewächshaus und Hess sie hier stehen bis in den October. Die Untersuchung bot mir eine grosse Ueberraschung. Aus den Töpfen herausgenommen, fand sich in jedem Topfe eine, ohne Tragfaden am Spross fest ansitzende Knolle, die aus der einzigen Knospe, welche beim Stecken des Sprosses von Erde umgeben wurde, unmittelbar entstanden war. Es waren sieben Töpfe vorhanden. Alle Knollen waren schräg aufwärts gerichtet, hatten also die Richtung der Laubknospen beibehalten, aus denen sie unmittelbar geworden waren. Alle Knollen, die an ihren zwar vergilbten, aber noch festen Trieben hafteten, zeigten in jeder Hinsicht eine vollkommene Ueber- einstimmung. Die abgebildete Pflanze hat eine Höhe von 'M) cm erreicht. — Alle sieben Pflanzen, von Erde befreit und neben einander gelegt, erschienen vollkommen uniform. Zweckmässig handelt auch dieser Spätsteckling! Er hat keine Zeit zu verlieren, der Winter ist im Anzüge. Schnell rafft die Pflanze ihre Reservestofte zusammen, bildet und baut eine einzige, wohl- abgeschlossene, sitzende Knolle, unmittelbar aus der einen Laub- knos])e, die der Spross in der Erde besitzt! — Fig. 2 stellt einen der sieben Spätstecklinge dar. 3. Knollen au oberirdischen Pflanzeutlieilen. Auf dem Tische vor mir liegt ein Büschel Kraut von Oxalis crassi- cauHs Zucc., welches ich am A. November, schon etwas vom Froste Das Verhalten durch Copulation verbundener Pflanzenarten. 517 berührt, abriss und in mein Arbeitszimmer auf einen Tisch legte. Die äussersten Spitzen der Stengel und die Blätter sind trocken ge- worden, die übrigen Theile zeigen sich noch saftreich und frisch und haben sich mit zahlreichen, bis erbsengrossen Knöllchen bedeckt. Ungefähr acht Tage bedarf das Kraut, um kleine, etwa hanfkorn- srosse Knöllchen hervorzubrino-en. Auf den ersten Blick könnte man wohl den Verlust der Wurzeln als Ursache der Knöllchenbiklung an- sehen. Das Kraut würde — und insofern ist diese Annahme richtig — keine Knöllchen gebildet haben, wenn ich dasselbe nicht ausser Zu- sammenhang mit der Wurzel gebracht hätte. — Auch am Kraute der Kartoffel kommen zuweilen Knöllchen vor. Abgetrennte Zweige und Blätter sind aber minder saftreich, widerstandsfähig, zäh und langlebig, als das Kraut von Od-alis crassicaulis und verwelkten viel früher, als es zur Bildung von Knöllchen kommen konnte. Vielleicht würde Kartoffelkraut, in Wasser gesetzt, zur Bildung von Knöllchen gebracht werden können. Wenn man am unteren Theile eines Kartoffelkeimes alle Vegeta- tionspunkte zerstört, so dass in der Erde Knollen nicht entstehen können, so werden und müssen oberirdisch Knöllchen gebildet werden. Dasselbe geschieht, wenn ein Kartott'elzweig als Steckling, zum Zwecke der Bewurzelung, nur mit einem knospenlosen, nackten Internodium in den Boden gesteckt wird. Auch hier fehlen in der Erde Vegetations- punkte, aus denen Knospen bezw. Knollen entstehen können, und ebenso an Reisern, die auf bewurzelte, verwandte Arten vermittelst Pfropfung aufgesetzt werden. — Die Wurzel kann wohl die Pflanze am Leben erhalten, nicht aber kann der Verlust der Wurzel, sondern ausschliesslich das Fehlen von Knospen bezw. Knollen in der Erde unmittelbar Anstoss geben zur Entstehung von Luftknöllchen, mag die Bilduno' der Erdknollen aus den verschiedensten Ursachen unter- bleiben, oder mögen die schon vorhandenen Knollen auf die ver- schiedenartigste Weise zerstört, vielleicht aufgefressen werden, ver- fault oder sonstwie verloren gegangen sein. — An Stecklingen, nach der beschriebenen Art behandelt, entstehen stets, mit voller Cxewiss- heit, ausnahmslos, in Achseln von Blättern die erwähnten Luft- knöllchen. — Nach meinen Beobachtungen scheinen sich die hier in Betracht kommenden Stecklinge leichter und schneller als andere zu bewurzeln. Dass sie später absterben bezw. einziehen, als die- jenigen, welche mit Knospen in die Erde gebracht wurden und in der Erde Knollen zu bilden Gelegenheit hatten, habe ich oft beobachtet. 4. Oberirdische Stolouen an Kartoffelsprosseu, welche auf Datura Stramouium copulirt waren. Manche Solanaceenarten lassen sich durch Uebertragung von Reisern der Kartoffel mit dieser nicht fest und dauernd verbinden, Ber. der deutsch. Iiot. Gesellsch. XIX. 3g 518 "• Lindkmuth: andero dagegen verwachsen in fast allen Fällen leicht, schnell und inniii'. Sehr "ut verwächst die Kartoffel mit Datura Stramonmm. sowohl als Unterlage, als auch als Edelreis. — Am 2. Juni 1896 (Vers. 66) veredelte ich u. a. eine Datura Stramonium mit einer Kartoffel der Sorte Seed durch Co])ulation. Am 13. Juni zeigten sich beide Theile so fest verwachsen, dass der Verband gelöst werden konnte. Am 20. Juni wurde die Pflanze in's freie Land versetzt. Am 29. August desselben Jahres machte ich mir über die in Rede stehende Pflanze folgende Notiz: „Am unteren Theile des Edel- reises, sowie an den unteren Theilen aller ISTebensprosse zeigen sich, zunächst fast genau in horizontaler Richtung sich verlängernd, lange, fadenförmige Triebe, die erst nach längerer Zeit mit der Spitze auf- steigen. Die ganze Pflanze ist 90 cm hoch. — Also nach längerer Zeit stiegen die Luftstolonen mit ihren Spitzen empor, wahrscheinlich um zu Laubsprossen zu werden, weil bei warmem Wetter und reich- licher Ernährung durch die Unterlage noch kein Anstoss zum Ein- ziehen und zur Knollenbildung gegeben wurde. Ich besass in dem genannten Jahre noch mehrere ähnliche Stöcke. Sie hatten ein apartes, auffallendes Ansehen, die kräftigen Kartoffelbüsche, aus denen, zwischen normalen Zweigen und Blättern, die zahlreichen, wagerechten, dünnen, blattlosen, aus den Stolonen- kuospen entstandenen Zweige hervorsahen, als ob sie mit langen, grünen Stricknadeln gespickt wären. — Ich empfinde es als einen Mangel, dass ich meinen heutigen Mittheilungen einen solchen Stock nicht in Abbildung beifügen kann. — Meine späteren, nach Hunderten zählenden Versuche hatten meist die Beantwortung anderer Fragen zum Ziele. — Stöcke der beschriebenen Art habe ich nicht wieder erzogen; solche können aber in jedem Jahre leicht von Neuem gewonnen werden. Die unteren Knospen am oberirdischen Kartoffelspross bilden zu diesem einen grösseren Winkel als die oberen. Die unteren sind von vorn herein zu Stolonen bestimmt und angelegt, die oberen zu beblätterten Laubtrieben. Die unteren kommen bei normaler Vegetation und normalem Anbau der Kartoffel am oberirdischen Stocke nicht zur Entwickelung; sie verbleiben in ruhendem Zustande und gehen im Herbste mit dem Kraute als Knospen zu Grunde. Es wirft sich nun die Frage auf: „Warum kommen an auf- gepfropften Kartoffelstöcken die Stolonen oberirdisch zur Entwickelung, während sie an ungepfropften, auf ihren eigenen Wurzeln stehenden Individuen, selbst bei üppigstem Wachsthum, niemals hervortreten?" In der kräftigen Entwickelung, beliebigen Verlängerung und reichen Verzweigung der aus den Laubsprossknospen entstehenden Triebe hat die Pflanze Mittel genug, um im reichsten Masse ihrem Vegetationsbedürfniss zu genügen und die umfangreichste, assimi- Das Verhalten durch Copulation verbundener Pflanzenarten. 519 lirencle Blattfläche zu schaffen. Das Austreiben der oberirdischen tStolonenkuospen kann also unmöglich den Zweck haben, die Laub- menge zu vermehren. Wäre dies der Fall, so würden die, obgleich Stoloneuknospen entspringenden Triebe sehr bald Laubsprossnatur annehmen. Hierzu ist aber nicht der geringste Anlass vorhanden, auch können die dünnen, unbeblätterten Stolonen nur wenig zur Lebensarbeit des Stockes beitragen. — Nicht das Bedürfniss des Kartofifelreises, auf kräftig vegetirenden Unterlagen üppig zu wachsen, die Laubmenge zu vermehren, kann es mithin sein, w^elches die Stolonen am oberirdischen Theile des Stockes entstehen lässt, sondern nur der Trieb der Selbsterhaltung, das Bestreben, sich fortzupflanzen durch vegetative Organe, durch Knollen. Woher aber und wodurch empfängt die Pflanze hierzu den An- stoss? Es müssen in ihr wohl Elemente leben, die nach den Stoloneu- knospen hindrängen und sich hier bethätigen. An jenen nadeiförmigen Trieben kam es nicht zur Bildung von Knollen, es kam nicht zum „Einziehen", zum Absterben des Krautes. Die aufsitzende Kartoffelpflanze wurde durch die reiche Nahrungs- zufuhr aus der Unterlage über die Nothwendigkeit, Knollen zu bilden, • hinweggetäuscht, sie fühlte nicht das Nahen des Winters, nicht ihren nahe bevorstehenden, unvermeidlichen Tod. 5. Knöllchen und Stolonen an kümmerlich wachsenden, auf Solanum Pseudocapsicum und Capsicum annuum copulirten Kartoffelsprossen. Anders verhalten sichKartofiPelreiser, die auf ihnen wenig passenden Unterlagen nur kümmerlich vegetireu. Sie haben nichts zu ver- schwenden, keine Zeit zu verlieren und verstehen mit Wenigem vor- trefflich Haus zu halten. Sie fühlen die Nähe des Todes und beginnen daher bald die spärlich in dem kränklichen Reise vorhandenen Reserve- stoffe zu sammeln, zur Bildung vegetativer Fortpflanzungsorgane in Form von Luftknöllchen zu verwenden. Je kraftloser das Edelreis, je kürzer die ihm noch vergönnte Lebensfrist, je näher der Winter, desto kürzer der das Knöllchen tragende Spross. Vielfach sind erstere sitzend. Solanuvi Pseudocapsicum und Capsicum sind schlechte Unterlagen für Solanum tuberosum. Das erkannte ich bald, habe dieselben aber trotzdem vielfach angewendet, um Kartoffelreiser auch in dieser Ver- bindung, bei kümmerlicher Vegetation zu beobachten. Drei Beispiele einer Copulation von Solanmri Fäeudocapsicwn und Capsicum annuuvi mit Kartoftelreisern führe ich hier an. Vers. J (•2U. 1896). Der obere Theil eines Kartoffelsprosses der Sorte ^^Magnum honum'"'' wurde am 3. Juli mit Capsicum annuum. copulirt. Am 16. Juli wurde der Verband gelöst; das Reis erwies 36* 520 H. Lindemuth: sich festsitzend. Am. "28. Juli versetzte ich die Ftiaiize in das freie Land. Am 5. Septem h(>r wieder eingepflanzt und in ein Gewächs- haus gestellt, zeichnete ich die Fig. 8, am 9. September ej. a. Den ■Jü. October machte ich diese Notiz: Edelreis abgestorben, ein erbsen- grosses, sitzendes Knöllchen gesammelt, das kleinere nicht mehr vorhanden. Das Edelreis hat einen kaum merklichen Zuwachs erfahren. Vers. 2 (5. 1896). Ein Spross der Kartoffelsorte ,,'Welkersdorfer" wurde am 2. Mai auf Solanum Pseudocapsicum. eppulirt. Am 10. Mai löste ich den Verband und versetzte die Pflanze in's freie Land. — Ts^otiz vom 5. September ej. a. : Pflanze wieder in einen Topf gesetzt und in ein (Tewächshaus gestellt. Edelreis an der Spitze abgestorben, fast ohne Zuwachs, blattlos, zwei bohnengrosse und ein kleineres Knöllchen haben sich oberirdisch gebildet. — Den 26. October: Edelreis abgestorben, zwei Knöllchen gesammelt. Fig. 4. Vers. H (39. 1896). Der untere Theil eines Kartoffelsprosses der Sorte Magnum honum wurde am 18. Mai auf Solanum Pseudo- capsicum copulirt. Am 21. Mai löste ich den Verband und am 4. Juni versetzte ich die Pflanze in das freie Land. Am 5. September habe ich sie in einen Topf gepflanzt und am 6. September gezeichnet. S. Fig. 5. Den 26. October war das Edelreis vollkommen ab- gestorben; es trug zwei Luftknöllchen. Die vorerwähnten Versuchspflanzen geben Anlass zu einem Vergleich. Das schwächste Kartoffelreis (Fig. 3) auf Capsicum hatte seine spärlichen Reservestoffe zur Bildung eines einzigen, nur erbseii- grossen, sitzenden Knöllchens verwendet. Immerhin war dieses gross genug, um, bei zweckmässiger Aufbewahrung, den Winter zu über- dauern und im Frühling einem jungen Kartoffelstocke das Leben zu geben. — Versuchspflanze Fig. 4, mit etwas kräftigerem Kartoffel- reise auf Solanum Pseudocapsicum wachsend, hat zwei grössere, etwa bohnengrosse, ebenfalls sitzende Luftknöllchen gebildet. — Die Stolonenbildung ist in beiden Fällen Ijei einem schwächlichen A"er- suche geblieben. Besser ist das Edelreis der Versuclispflanze Fig. 5 gediehen; es ist 19 cm lang geworden und hat, da es im Augenblick des Auf- pfropfens 9 cm lang war, einen Längenzuwachs von 10 cm erhalten. Das Edelreis, ohne Endknospe, trug zwei Seitenknospen. Die untere hat einen kurzen Stolo gebildet, der an der Spitze zu einer beblätterten, knollenartigen Verdickung sich entwickelt hat; die obere wuchs -in verticaler Richtung zu einem Laubspross aus und bildet die directe Verlängerung der senkrechten Aclise, des Stammes^ Auch au diesem neu entstandenen Spross gingen aus den unteren Knospen horizontal gerichtete Stolonen hervor; am oberen Theile Das Verhalten durch Copulation verbundener Pflanzenarten. 521 kam es im Laufe der Vegetationsperiode nicht mehr zum Austreiben der Knospen, die, nach allen Erfahrungen zu schliessen, Laubsprosse würden ergeben haben. — Man hätte von vorn herein glauben möuen, dass dieses kräftigere, verlängerte, an Baustoffen reichere Edelreis mehr und grössere Luftknöllchen bilden würde, als die schwachen Edelreiser der Fig. 8 und 4. Das Gegentheil trat ein. N^ur der unterste, horizontale Hauptstolo hat an der Spitze die erwähnte, be- blätterte Verdickung gebildet, die als eine Knolle kaum angesehen werden kann. Es zeigen sich aber an Fig. 5 noch andersartige Triebe, die in den vorstehenden Ausführungen noch keine Erwähnung fanden. Aus den Hauptstolonen gehen, fast senkrecht abwärts wachsend, den Boden suchend, zahlreiche Nebenstolonen hervor. Die auf der Oberseite der Hauptstolonen hervorbrechenden ISTebenstolonen richten sich sofort mittelst einer kurzen Krümmung abwärts. Zur Bildung von Luftknollen lässt sich im vorliegenden Falle die Pflanze noch Zeit; erst in der höchsten Noth bildet sie solche aus den Resten ihrer Reservestoffe. Sie hatte noch Kraft genu«' zu einem Versuche, mit den abwärts wachsenden Xebenstolonen in die Erde zu o'elano:en, um wieder selbstständig zu werden, eigene Wurzeln zu entwickeln, sich auf eigene Füsse zu stellen, aus dieser unpassenden Verbindung sich zu lösen, welche die vegetative Fortpflanzung hindert, den Haushalt stört und irreführt. Die verschiedenartigen Gebilde am KartofPelkraute der drei Ver- suchspflanzen, sowie der vorher besprochenen copulirten Daturen, sind also bedingt, werden hervorgerufen und modificirt durch den Kräftezustand des Kartoffelstockes, durch das Mass der Nährstoff- zufuhr, bezw die Ernährung durch die Unterlage, durch die gute oder schlechte Verwachsung und die Nähe des Herbstes oder Winters, — des Todes. — Der Kartoffelstock verwendet die ihm zu Gebote stehenden Bau- stoffe haushälterisch in zweckentsprechender Weise. Die verschiedenen Organe entstehen nach Bedarf, ändern nach innerer Nothwendigkeit ihre äussere Gestalt, sowie die ihnen ursprünglich zugewiesenen Functionen. Es können oberirdisch Stolonen und Knöllchen gebildet werden, letztere sitzend, an kurzen dicken oder langen dünnen Trägern. Bei Bedarf an Laub bedecken sich soyar die Knöllchen mit Blättern. Oberirdische Stolonen w^achsen aufwärts, um als Laub- sprosse zu dienen und zu nützen, andere richten sich senkrecht ab- wärts, um in die Erde zu gelangen und neue, selbstständige Kartoffel- stöcke erstehen zu lassen, je nach Bedürfniss, wie es im gegebenen Falle der Pflanze nützt und frommt. Oefter fand ich in Kästen meines Samenschrankes, in denen Kartoffeln liegen geblieben waren, im Herbste eine grössere Anzahl, 522 ''• Ijindemutm: iiber kleinere Knollen, als ursprünglich darin gelegen hatten. Die- selben waren, ohne Mitwirkung von Wurzeln und Blättern, unmittelbar aus den alten Knollen hervoro-eo-anoen. Der Vollständiiikeit wes:en erwähne ich auch diese bekannte Erscheinung'. G. Wurzelbilduug au Pfroi»t'reisern, als Mittel, ihre Selbst- stän(liu;keit zu j^ewiuuen. Ihre Selbstständigkeit und ünabhäniii^keit suchen viele Edel- reiser — selbst solche, die, als Stecklinge fortgepflanzt, sich nicht allzu leicht bewurzeln — auch dadurch zu gewinnen, dass sie an der Basis, oft büschel- und pinselförmig, AVurzeln hervorbringen. Im Freien wird diese Wurzelbildung durch die bewegte, trockene Luft erschwert, meist ganz verhindert, sie tritt aber nach wenigen Tagen ein, wenn man die Pflanze in ein Gewächshaus stellt. Ich benutze diese Wurzelbildung gern, um Edelreiser, welche durch den Einfluss der Unterlage eine Veränderung erfahren haben, selbstständig zu machen. Man braucht nur das Edelreis an der Verbindungsfiäche von der Unterlage zu trennen, in ein Töpfchen mit sandiger Erde zu pflanzen und in abgeschlossene Luft zu stellen. Das Reis bewurzelt sich sehr schnell, ich möchte sagen mit „Begierde". 7. Vortreffliches Gedeihen mancher Arten auf anderen. Man ist gewöhnlich geneigt, von vorn herein eine leichtere und innigere Verwachsung zwischen nahe verwandten Arten, also vor Allem zwischen den Arten einer Gattung, anzunehmen. Die That- sache aber, dass Kartoffelreiser auf Datura^ Physalis u. s. w. besser gedeihen, als auf manchen Arten der Gattung Solanum^ dass Apfel- und Birnbaum sehr schwer verwachsen, vielleicht niemals dauernd in Gemeinschaft gedeihen können, zwischen dem Birnbäume {Pirus communis) und Ci/donia, Crataegus, Sorbus, Mespilus^ jedoch eine innige Verwachsung leicht erfolgt, zeigt uns die Haltlosigkeit jener Voraus- setzung und das Vorhandensein noch anderer verwandtschaftlicher Beziehungen, als sie der Systematiker kennt. (Hierüber habe ich ausführlich gesprochen und eigene Versuche mitgetheilt in meinem Handbuche des Obstbaues auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Berlin 1883.) Ich habe mehrfach wahrgenommen, dass einzelne Arten auf anderen, und zwar keineswegs immer den nächsten Verwandten, sich in überraschender, aussergewöhnlich üppiger Weise entwickelten. Als Beispiele führe ich an Physalis auf Kartoffel, Arabis albida auf Brassica oleracea, Solanum auriculatum auf Solarium tuberosum, Solanum erythrocarpum auf Solanum Lycopersicum, Abutilon striatum (var. Thoinpsoni) auf Modiola u. s. w. Durch diese und andere Beispiele Das Verhalten durch Copulation verbundener Pflanzenarten. 523 halte ich für erwiesen, dass bei passender Verbindung' durch das so- genannte „Yeredehi" manche Gewächse auf fremden Unterlagen gedeih- lichere Lebensbedingungen finden, als sie für das selbstständige, mit eigenen Wurzeln versehene Individuum oft örtlich vorhanden sind. Es ist übrigens nicht immer der Fall, dass, wenn Sorte a auf b vorzüglich gedeiht, auch b auf a in gleicher Weise sich entwickelt. 8. Wiuterkuospen an Althaea offlcinalis, auf Abutilon Thompsoni copulirt. Ich habe vielfach Sprosse des gewöhnlichen Eibisch durch Copu- lation auf das bekannte Abutilon Thompsoni (eine gelbbnntblätterige Varietät von Abutilon striatuni) mit gutem Erfolge übertragen. Oft erschienen an der Althaea durch den Einfluss des Abutilon gelbbunte Triebe, die aber, als Stecklinge fortgepflanzt, nur während des Sommers bunt blieben. Im folgenden Frühling gingen aus dem alten Stocke nur grünblätterige Trie'be hervor. Anders verhielten sich andere Malvaceenarten, z. B. Kitaibelia vitifolia, -die, auf gleiche Weise mit Abutilon copulirt, eine dauernd buntblätterige Varietät Gebildet hat. Althaea ofjicinalis ist eine im Freien ausdauernde Staude. Nach dem Absterben des Laubes und der Stengel findet man auf dem Boden, nur zum Theil in der Erde verborgen, dicke, von grossen Niederblättern umgebene Winterknospen, aus welchen zahlreiche, bis 5 cm lange Blattstiele hervorragen. , Die Blattspreite ist noch voll- kommen uuentfaltet und kaum angedeutet. Die ^/^'/m^a-Edelreiser auf Abutilon wuchsen meist üppig und wurden in einigen Fällen gegen 1 tti lang. Man musste nun fragen: Wie lange werden die Althaea-^e\^eY auf den Abutilon-^iöcken leben, was werden sie im Herbste beginnen? Werden sie absterben, wie werden sie ihre Reservestotfe verwenden? Die /l/^Aaea-Reiser verhielten sich auf dem Abutilon fast ebenso wie auf eigenen Wurzeln. Sie fingen beim Nahen des Herbstes an, von oben herab abzusterben und einzutrocknen; nur ein kurzes Stammstück zu unterst am Spross blieb frisch und bedeckte sich in relativ kurzer Zeit mit dicken Dauerknospen, die fast genau denen der unveredelten Eibischstöcke des freien Landes glichen, nur die Blattspreiten waren etwas deutlicher, immerhin in minimaler Weise angedeutet. Waren die ^Ma^a-Reiser bis zum Herbste sehr lang geworden, so kam es in einigen Fällen vor, dass die Reservestoffe auf ihrem Abstieg einmal Halt machten, gewissermassen ermüdeten, eine Station anlegten und hier Dauerknospen bildeten und zurück- liessen. An den Stöcken des freien Landes habe ich diese Erscheinung niemals wahrgenommen. Bald starb der Spross weiter und weiter 524 H- Lindemuth: nacli iinton ab. Am Orundc des Edelreises entstanden mittlerweile mehrere Dauer- bezw. Winterkiiospeii, die grösser waren, als die der Station. Letztere blieben zuweilen den Winter hindurch ain Leben, kamen aber im Frühling nicht zum Austreiben. Die untersten Knospen dagegen entwickelten sich im Frühling zu bel)lätterten Trieben. Gegen den Herbst hin waren sie erschöpft und starben. Ich erwähne die Dauerknospenbildung an ^4Ma^«-Kdelreisern auf Abutilon hier deshalb, weil sie gleichwerthig ist der oberirdischen Knöllchenbildung am Kartoffelstöcke. Dort wie hier wurde der Pflanze unmöglich gemacht, in der Erde am eigenen Stocke Reserve- magazine bezw. vegetative Fortpflanzungsorgane zu bilden; es ist ihr auch nicht möglich, mit ihren Zweigen den Boden zu berühren. Sie sucht nun oberirdisch ihre Art zu erhalten ; in dem einen Falle durch Knöllchen, in dem Anderen durch die beschriebenen Winterknospen. Beide Organe sind zähe, langlebige Reservespeicher. Anscheinend hat die Knolle grössere Aussicht auf Rettung ihrer Art, indess, auch die Dauerknospe kann herabfallen, der Spross sich niederlegen, die Knospe in Contact mit dem Boden gelangen und sich schnell be- wurzeln. 9. Reiche Knollenbildimg in der Erde an Kartoffelstöcken, die mit Datura Stramonium copulirt waren. Es mögen noch einige Beispiele von reicher Knollenbildung in der Erde an i)a^^^ra-Kartoff'elstöcken angeführt werden. El)enso vor- trefflich, wie die Kartoffel auf der Datura, wächst auch die letztere auf der ersteren. Um die Menge der Knollen, die ein Kartofl'elstock trägt, nach Zahl und Gewicht festzustellen, Hess ich auf einem Gute in der Mark vier Kartoffelstöcke verschiedener Sorten ausheben. Die Wägung wurde am 11. November ausgeführt und ergab folgendes Resultat: 1. Sorte „Simson". 11 Knollen im Gewichte von 34—137 g. Gesammtgewicht 914 g. Durchschnittsgewicht einer Knolle 91 g. 2. Sorte „Zwiebelkartoflfel". 19 Knollen von 14 — 85^. Gesammt- gewicht 730 g. Durchschnittsgewicht einer Knolle 38 g. 3. Sorte „Reichskanzler". 14 Knollen im Gewicht von 14—72^. Gesammtgewicht 653 g. Durchschnittsgewicht einer Knolle 47 g. 4. Sorte „Athene". 14 Knollen im Gewicht von 15—100 g. Gesammtgewicht 367 g. Durchschnittsgewicht einer Knolle 26 g. 1) (Yersuch 63. 1896) Datura Stramonium auf Kartoff'elsorte „Seed". Veredelt den 2., Verband gelöst den 9., ausgepflanzt den 20. Juni. Den 5. September ausgehoben und gezeichnet. Es ergaben sich 8 Knollen (und 2 Knöllchen). Das Verhalten durch Copulation verbundener Pflanzenarten. 525 Knolle 1 wiegt 69 unreife Datiira-Früchte. 10. Yerlängerte Lebensdauer einjähriger Sprosse von Stauden und annuellen Pflanzen in Folge der Verwachsung mit Gehölzen. Viele Fragen giebt es noch, die meines Erachtens ein wissen- schaftliches Interesse zu besitzen scheinen, wie z. B. diese: Ist es in einzelnen oder vielen Fällen möglich, kurzlebige Triebe von Stauden und einjährigen Gewächsen mit Gehölzen durc-h Veredelung erfolgreich und dauernd zu verbinden? Werden einjährige Sprosse von Stauden, mit Gehölzen oder auf Gehölze veredelt, mehrere oder viele Jahre dauern, und werden einjährige Pflanzen, in Verbindung mit Gehölzen, eine mehrjährige oder vieljährige Lebensdauer erlangen? Diesen Fragen kann ich mich heute nur flüchtig zuwenden. Von besonderem Interesse, wegen der langen Lebensdauer des einjährigen Unterstammes, erscheint mir eine durch einen Abutilon- Spross copulirte Modiola caroliniana (L.) Don. (Versuch 250. 1897.) Modiola caroliniana gehört zu den Malvaeae Abutilinae, ist also dem Abutilo?i nahe verwandt. Die Modiola- Arten sind einjährige, niederliegende, kriechende Kräuter mit gelappten Blättern und kleinen, rothen, in den Achseln von Laubblättern stehenden Blüthen. Modiola caroliniana ist in Amerika häufig und auch in Südafrika gefunden worden. Die meisten der übrigen beschriebenen Arten scheinen (nach K. SCHÜMANN) von dieser nicht verschieden zu sein. Die Aussaat erfolgte am 22. April 1897, die Veredelung mit Abutilon Thompsoni mittelst Copulation am 21. Juli desselben Jahres. Der A'erband w^urde am 28. August von der Veredelungsstelle ab- genommen, viel später, als es bei der guten Verwachsung hätte geschehen können. Die Pflanze gedieh vortreff'lich und kam im Kalthause gut durch den Winter. Am 21. Mai 1898 machte ich mir folgende Notiz: „Edelreis frisch und gesund, uu verzweigt, mit gesunden, bunten Blättern ver- sehen. Die Unterlage hat nur dicht über der Erde einen kurzen Trieb entwickelt. Edelreis 45 cm lang." Das Verhalten durch Copulation verbundener Pflanzenarten. 527 Der erwähnte Nebeutrieb der Unterlage ging' bald zu Grunde. Bunte Blätter wurden an demselben nicht beobachtet. Seitdem blieb die Unterlage bis zu ihrem Tode vollkommen blattlos und brachte keinen neuen Trieb mehr hervor. Das Abutüon-l^delYeh trieb fortdauernd üppig, verzweigte sich und wurde so hoch, dass es bald an die Glasscheiben des Gewächs- hauses stiess und wiederholt verkürzt werden musste. Im December 1900 fing die Pflanze plötzlich zu kränkeln und zu welken an. Die Untersuchung ergab, dass die Unterlage todt war; der Zeitpunkt ihres Absterbens konnte nicht mehr festgestellt werden. Nach meinen Erfahrungen können fest aufgewachsene Pfröpflinge auf todten Unterlagen monatelang am Leben bleiben und ihr frisches, grünes Laub erhalten. Setzen wir den Tod der in Rede stehenden Pflanze auf den 21. December fest, so hat das strauchartige Abutilon in Verbindung mit der Modiola, einem einjährigen Kraute, drei Jahre und fünf Monate gelebt. Ueberraschend war das üppige Wachsthum des hartholzigen Abutilon auf dieser weichen, krautartigen Unterlage. Die todte Unter- lage zeigt sich weichliolzig, lässt sich leicht schneiden und mittelst der Finger etwas zusammendrücken. Ich habe die Modiola unveredelt nicht weiter cultivirt Es erübrigt, zu untersuchen, ob unveredelte Pflanzen in gleicher Weise verholzen, wie hier als Unterlage des Abutilon^ oder ob die Verholzung im vorliegenden Falle dem Ein- flüsse des Edelreises, bezw. dem höheren Alter des Tl/odw^a-Stammes, welches dieser durch den lebenerhaltenden Einfluss des Abutilon- Strauches erlangte, zuzuschreiben ist. Ob die Pflanze durch einen unglücklichen Zufall oder besonderen Anlass, vielleicht zu staikes und häufiges Begiessen, oder durch innere Nothwendigkeit zu Grunde gegangen ist, vermag ich nicht zu entscheiden Es müssen zukünftige Versuche lehren, ob kraut- artige, ausgesprochen einjährige Pflanzen, als LTnterlage oder Edelreis mit Stauden oder Gehölzen verbunden, noch länger leben oder dauernd lebend erhalten werden können. Hat die Modiola etwa deshalb so lange leben können, weil sie nur als Saftleiter diente, eigene Blätter nicht besass, Blüthen und Früchte nicht hervorbrachte? — Würde sie ihr Leben früher abgeschlossen haben, wenn sie — als Edelreis oder Unterlage — Blüthen und Früchte getragen, mithin ihren Lebens- zweck erfüllt, für die Erhaltung ihrer Art gesorgt hätte? — Ein weiteres Beispiel von verlängerter Lebensdauer ein- jähriger Sprosse durch Verwachsung mit dem strauchartigen Abutilon Thompsoni möge noch angeführt werden. — Eine grössere Anzahl junge, aus Samen erzogene Aithaea narbonensis wurden am 1. August 1900 durch Reiser von Abutilon Thompsoni copulirt. Die Verwachsung erfolgte leicht und innig in fast allen Fällen. Die 5-j}^ TT. T.indkmuth: Pllaii/eii blit'biMi in 'Pöpfon uml ü])or\vinterten in einem (irewäclis- liause. Ueber zwei Pflanzen machte ich am 18. Mai lüOl folgende Notiz: a) Versuch 71. Edelreis 43 cm lani>', mit frischen Blättern lind Knospen. Aus der Knie an der Unterlage ein Trieb in Ent- wickelung. In das Freie verpflanzt am gleichen Tage. — b) Y(;rsuch 72. Edelreis 25 cm lang, friscli b(d)lättert. i^]in Erdtrieb der Unter- lage 20 ein lang, in kräftiger Entwickelung. Ausge])flanzt gleichfalls den 18. Mai. — Notiz vom 10. November 1901 über Pflanze a: Edel- reis 50 cm lang geworden, gesund, verzweigt. Edelreis trägt nur noch wenige, im Absterben begriffene Blätter. Unterlage zeigt nur noch eine kleine, in der Erde steckende, kümmerliche Winterknos])e. — Pflanze b: Edelreis 75 cm lang geworden. Ein längst abgestorbener, 90 cm lang gewordener Spross der Unterlage ist noch mit i-eifen Früchten besetzt. Unterlage besitzt zwei kräftige Winterknospen, die mit ihren langen Blattstieleu aus der Erde hervorragen. Die Pflaittce a w^ar am 18. Mai 1901 die kräftigere, das Edelreis das längste, jedoch brachte die Unterlage keinen eigenen Spross zur Entwickelung. Das Abutiloyi allein kann nicht länger durch eigene Kraft die Althaea am Leben erhalten. Reservestoffe der erforder- lichen Beschaffenheit zur Bildung von kräftigen, normalen Althaea- ^^'interknospen hatte das Abutilon-RQ\% nicht zu vergeben. Unterlage und Edelreis sind daher dem Tode verfallen. — Anders verhält sich Pflanze b. Neben dem mit Abutiion ver- edelten Triebe entwickelte sich ein kräftiger ^Maea-Spross, der sich an der Ernähruno- der Unterlage betheiligte, vor Allem die Ent- stehung von Dauerknospen bewirkte. Damit ist die Ueberwinterung und das Weiterleben des ^Mata-Unterstockes gesichert. Aber auch das Edelreis steht sich gut bei dieser Arbeitstheiluug. Es nimmt für sich, was es braucht, für die Erhaltung des ^/^/m^a-Stockes aber lässt es dessen eigene Triebe, bezw. Blätter sorgen. Das am 18. Mai nur 25 cm lange Edelreis ist 75 cm lang geworden. Die Althaea narhonen&ia ist eine Staude, die oberirdisch voll- kommen abstirbt. Die im Frühjahr aus dem Boden kommenden Triebe sind, wenn man den Knospenzustand nicht mitzählt, nur von halbjähriger Lebensdauer; sie erscheinen im April, fructificiren und ziehen im September ein. Beide copulirte Triebe hätten ihrer Natur nach schon im September 1900 absterben müssen; aber noch leben sie, noch vegetirt auf ihnen — in dem einen Falle (a) an- scheinend mit unverminderter Kraft und in friedlicher (remeinschaft — Abutiion Thompsoid. — Die Unterlagesprosse haben das ihnen von der Natur gesetzte Lebensziel bereits um ein Jahr und zwei Monate überschritten, und noch sind sie frisch und vermitteln die Wechselzufuhr von Nähr- und Baustoffen zwischen der Althaea -S^w.vze\ und dem Abutilon-VAe\ve\^e. Das Verhalten durch Copulation verbundener Pflanzen arten. 529 !Noch ein Fall erscheint mir benierkenswerth. Abutilon ThompsonI wurde copulirt auf eine Species der Malvaceengattung Falnva am 25. Juni 1901. (Versuch 69.) In's Freie gepflanzt den J9. Juli. — Notiz vom 26. Auo'ust: Edelreis sehr kräftig entwickelt: reife Samen von den Seitenzweigen der Unterlage gesammelt — Notiz vom 28. October: Alle vier Seitenzweige der Unterlage abgestorben, hängen geknickt am kräftigen Stamme. Edelreis 25 cm lang, sehr kräftig, hat Blüthen- knospen. Das Edelreis hat die Seitenzweige der Unterlage ab- gestossen und verkehrt auf dem directesten Wege mit der Wurzel. Mit Energie hat aber der Grundstock noch für die Portpflanzmig seines eigenen Geschlechtes durch Zeitiguug der Samen gesorgt; ihn hieran zu hindern, ist dem Abutilon nicht gelungen. Bekannt ist mir VüCHTJNG's umfangreiche Arbeit: Ueber die Bildung der Knollen, Cassel 1887. — Er hat meist mit Kartoffeln experimentirt. Während YÖCHTING aber an seine Versuchspflanzen sehr zahlreiche, manniofache und schwierio'e Frao'en stellt, habe ich mich nach Möglichkeit darauf beschränkt, meine Pflanzen in ihrem natürlichen Verhalten zu beobachten. — Einige Male habe ich gelegentlich eine Arbeit von L. DANIEL an- geführt gefunden. Es sind zwei Abhandlungen in der Revue generale de Botanique, dirigee par GASTON BONNIER, Professeur de botanique ä la Sorbonne. Tome sixieme. Paris 1894. — 1. Recherches morpho- logiques et physiologiques sur la greffe. 2. Sur quelques applications pratiques de la greffe herbacee. Ich habe das Werk gelesen, will heute aber nicht bei demselben verweilen, um so w^eniger, als die von mir angeregten Fragen nicht unmittelbar berührt werden. Ich habe die schon im Jahre 1870 begonnenen Pfropfversuche ununterbrochen fortgesetzt. In den Jahren 1875 — 82 habe ich in Poppeisdorf namentlich viele Pfropfungen unter Gattungen und Arten der Solanaceen, einschliesslich der Kartoffel, ausgeführt. Vom Jahre 189G führte ich die Versuche in grösserem Umfange weiter. Die Zahl der einzelneu durch Pfropfung verbundenen Versuchspflanzen hat jetzt zweitausend überschritten. Einige Resultate, von denen ich glaubte, dass sie auch für Gärtner und Gartenfreunde Interesse und für den Gartenbau einige Bedeutung hätten, habe ich in den Sitzungen des Vereins zur Beförderung des (iartenbaues in den königlich Preussischen Staaten kurz besprochen, meist unter Vorzeigung der Versuchsobjecte, und in der Gartenflora mitgetheilt. Noch zahlreiche Beobachtungen, die mir der Mittheilung werth erscheinen, harren der Darstellung und Veröffentlichung. Bei Anstellung von wenigen Ver- suchen scheinen sich viele Beobachtungen zu widersprechen. Ich bin zu der Ansicht gelangt, dass nur eine grosse Zahl von Versuchen, wenigstens der hier in Betracht kommenden Art und Richtung, zu sicheren Schlüssen führen. 530 Hans Mouscii: 66. Hans Molisch: Peristrophe angustifolia Nees, fol. var., eine Cumarinpflanze aus Java. Eingegangen am 28. November 1901. Das frische Laub dieser auf Java einheimischen uud in unseren warmen Gewächshäusern verbreiteten Aeanthacee weist keinen Duft auf. Wenn man aber die beblätterten Zweige pflückt und im Zimmer auf dem Tische liegen lässt, so tritt beim Vertrocknen ein ungemein angenehmer Geruch nach Cumarin auf. Ein blosses Verwelken genügt nicht, die Blätter müssen thatsächlich durch Vertrocknen absterben, erst dann duften sie nach Cumarin. Viel rascher kommt man zum Ziele, wenn man die frischen Blätter bei langsam ansteigend Temporeratur in ein Luftbad von 60° bringt und hier etwa 7« Stunden belässt. Die Blätter nehmen dann bei gewöhnlicher Zimmertemperatur alsbald den erwähnten Geruch an. Hingegen ist es höchst auffallend, dass die Blätter keinen Cumarin- duft entbinden, wenn sie momentan einer Temperatur von 100° C. im kochenden Wasser ausgesetzt werden. Ich werde auf diese eigen- thümliche Thatsache noch weiter unten zu sprechen kommen. Frische beblätterte Sprosse, welche man steif gefrieren und nachher auftliauen lässt, duften einige Zeit darauf nach Cumarin. Dasselbe zeigen Blätter, die man in einer Schale verreibt und dann stehen lässt. Ich habe seiner Zeit gemeinsam mit ZeiSEL^) nachgewiesen, dass Ageratum mexicanum Sims, eine Cumarinpflanze ist, dass diese im Leben keinen Cumarinduft aufweist, sondern dass derselbe erst post- mortal, z. B. nach dem Vertrocknen oder Erfrieren auftritt. Wie aus dem Vorhergehenden erhellt, verhält sich Peristrophe angustifolia gleichfalls so, auch hier wird Cumarin erst nach dem Tode unter den angegebenen Verhältnissen in Freiheit gesetzt. Vor Kurzem hat A. NeSTLER^) gezeigt, wie man Cumarin uud Tliem durch Sublimation direct aus cumarinhaltigen Pflanzentheilen gewinnen kann und darauf eine einfache Methode begründet, welche es gestattet, den genannten Körper, selbst wenn er nur in geringen Mengen vorliegt, nachzuweisen. NestLER giebt, wenn er z. B. Cumarin 1) H. Molisch und S. Zeisel: Ein neues Vorkommen von Cumarin. Diese Berichte 1888, S. 353. 2) A. Nestler: Der directe Nachweis des Cumarins imd The'ins durch Subli- mation. Diese Berichte 1901, S. 350. Peristrophe angustifolia Nees fol. var., eine Ciimarinpflauze. 531 in den Blättern von Ageratum mexicanum, im Laube von Waldmeister oder von Hierochloa nachweisen will, ein paar ganze oder zerkleinerte frische oder trockene Blätter in die Mitte eines mittelgrossen Uhr- glases, bedeckt mit einer Glasscheibe, giebt auf ihre Mitte zur Unterstützung der Sublimation einige Wassertropfen und erhitzt mit einem Mikrobrenner auf 40 — 70° C. Gewöhnlich sublimiren dann die Krystalle unter dem aufgesetzten Wassertropfen. Da sich Cumarin schon bei relativ niederen Temperaturen verflüchtigt, habe ich anstatt eines Uhrglases mit Vortheil oft ein kleines 8 cm hohes Becherglas verwendet, die Sublimation fällt dann reichlicher aus. Diese Methode auf die trockenen Blätter von Peristrophe an- gewendet, giebt auf der dllasplatte Sublimationen der charakteristischen Cumarin-Krystalle: Es sind meist prismen- oder stabartige Formen, die, wenn sie vom Rande eines durch Condensation entstandenen Wasser- tropfens aus entstehen, gew^ölmlich eine strahlige Anordnung zeigen. Es sei mit Rücksicht auf die verschiedenen Formen auf die Abbildung von Cumarin -Krystallen bei BEHRENS^) und NesTLER^) verwiesen. Die Krystalle verlieren, der Luft ausgesetzt, bald ihre glatte Oberfläche, werden rauh und verflüchtigen sich bereits nach mehreren Stunden. Sie duften stark nach Cumarin. Sie lösen sich langsam in kaltem, etwas rascher in heissem Wasser, ausserdem schnell in absolutem Alkohol, Aether, Benzol, Olivenöl, desgleichen verschwinden sie rasch in Schwefelsäure, Salzsäure und Salpetersäure. Auch Ammo- niak bringt sie zum Verschwinden, desgleichen Kalilauge, wenn auch lano-sam. AVie kommt es nun, dass unsere Cumarinpflanze den Duft erst postmortal zu erkennen giebt? Zunächst wäre die Möglichkeit zu erwäo-en, dass das Cumarin schon im Inhalt der lebenden Pflanze existirt, dass es aber das lebende Plasma nicht zu durchdringen vermag, sondern erst das todte. Wäre dies der Fall, dann müsste, wenn Peristrophe plötzlich in siedendes Wasser oder in absoluten Alkohol getaucht und hier belassen wird, das Cumarin in Lösung o-ehen und sich in der Flüssio-keit oder im Kraute durch seinen Duft verrathen. Dies ist aber nicht der Fall, daher können wir von dieser Eventualität absehen. Eine andere Möglichkeit wäre die, dass in der abgestorbenen Zelle Stoffe, die früher in dem mikroskopisch kleinen Räume iocali- sirt und räumlich getrennt waren, postmortal auf einander prallen und dann zur Abspaltung oder Bildung von Cumarin Veranlassung geben können. Bereits in der Einleitung zu meiner Histochemie '"') wurde 1) H, Behrens: Anleitung zur mikrochemischen Analyse. 4. Heft. S. 94. 1897. 2) A. Nestler 1. c. 3) H. Moltsch: Grundriss einer Histochemie der pflanzliclien Genussmittel. Jena 1891. S. 2-8. 532 Hans Molisch: Peristrophe angustifolia Nees, eine CumariiipflaDze. darauf hosoiidors hing-ewiesen, «lass zahlreiche, als GeinissTiiittol (lioiioiiiU^ I*Han/<'ntlH'ile, wie Tabak, Tliee, Kaffee, Vanille und andere, der uns wünschenswerthen Eigenschaften im lel)enden Zu- stande noch entbehren, und dass sie dieselben c^rst nach dem Al»- sterl>en oder nach bestimmten Proceduren ((iähruny, Trocknen, Erhitzen etc.) erhalten. Auch habe ich bereits am selben Orte (S. 4'.)) bemei'kt, „dass die frisch geerntete Yanillefrucht gar kein oder nur sehr wenig Yanillin enthält und dass die Hauptmasse des Vanillins erst beim Trocknen der Früchte aus einer anderen Substanz entsteht". Auf Java habe ich micb in dem Culturgarten von Tjikoumeuh bei Buitenzorg selbst von der Richtigkeit meiner Vermuthung über- zeugt. Die reifen Früchte wiesen keinen Vanilleduft auf. ^) Nach den Mittheilungen von J. BEHRENS^) dürfte vielleicht bei der Vanille ein Vanillinglykosid postmortal eine Spaltung erfahren. Die von demselben Autor geäusserte Vermuthung, es könnte das Cumarin bei Ageratum viexicanum seine Entstehung einem erst post- mortal wirkenden Fermente verdanken, gewinnt an Wahrscheinlich- keit, wenn man bedenkt, dass ja analoge Processe bereits bekannt sind, wie die Entstehung des Bittermandelöls aus dem Amygdalin unter dem Einflüsse des Emulsins, die Production von Salicylsäure- methyläther (Wintergrünöl) aus dem (Traultherin u. s. w. ^) Das Eingreifen eines Fermentes wird um so wahrscheinlicher, als Ageratum. wie J. BEHRENS gezeigt hat, den Cumarinduft nicht immer nach dem Absterben aufweist, z. B. nicht, wenn die Pflanze durch Einwerfen in Wasser von 90° oder in 95 pCt. Alkohol rasch getödtet wird, also vniter Bedingungen, unter welchen auch Fermente gewöhnlich vernichtet werden. Ebenso wie Ageratum verhält sich im Wesentlichen unsere neue Cumarinpflanze Peristrophe angustifolia', mit Rücksicht auf das spärliche mir zur Verfügung stehende Material war es mir jedoch nicht möglich, die Untersuchung im Hinblicke auf ein etwa vorhandenes Cumarin erzeugendes Ferment in Angriff zu nehmen. 1) Vergl. darüber auch W. Busse: Studien über die Vanille. Sonderabdruck aus den „Ai-beiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamte", Berlin. Bd. XV. S. 102. 2) J. BEHRENS-Karlsruhe: üeber das Vorkommen des Vanillins in der Vanille. In dem „Tropenpflanzer". Zeitschrift für tropische Laudwirthschaft 1899. S. 299. 3) Derselbe, ebenda. L. Feinberg: lieber den Erreger der Kolilhernie. 533 67. L Feinberg: lieber den Erreger der Kohlhernie (Plasmodiophora ßrassicae Woronin). Eingcijangen am 28. November l'JOl. Bereits im Jahre 1874 hatte Prof. WüßONIN in der Petersburger Naturforscher-Gesellschaft einen von ihm als Plasmodiophora Brassicae genannten Myxomyceten als den Erreger der Kohlhernie demonstrirt. Die im Jahre 1878 publicirte hervorragende Arbeit') über diesen Gegenstand gab dann ausführlichen Aufschluss über diesen Parasiten. Den Beweis für den Parasitismus dieses Myxomyceten hat AYORONIN dadurch geliefert, dass er die aus dem Samen verschiedenster Kohl- sorteu gezogenen Keimlinge mit Wasser täglich begoss, in welchem Hernienauswüchse fein zerstückelt waren. Fast an allen Wurzeln der auf diese Weise cultivirten Kohlpflanzen traten gleichfalls Hernien- auswüchse auf. Controllversuche gaben letztere nicht. Dieser hervorragenden Arbeit folgte erst im Jahre 1898 (Flora) ^) eine zweite, die sich mit diesem Gegenstande beschäftigt. Professor NaWASCHIN in Kiew hat uns, indem er durch Färbungen diesen Parasiten zur Darstellung brachte, einen weiteren, sehr wichtigen Aufschluss über ihn gegeben. Diese Auswüchse, die sich beim Kohl finden, hatten nun schon lange (WORONIN spricht bereits darüber) den Verdacht einer ähnlichen Ursache bei den beim Menschen auftretenden krankhaften Gechwülsten, wie Krebs u. a., erweckt. Dieser Yerdacht hat neue Nahrung durch die vortreffliche Arbeit von NawaSCHIN erhalten und auch bereits bemerkenswerthe Litteratur über diesen Gegenstand gezeitigt. Angeregt durch Herrn Geheimrath VON LEYDEN, unter dessen Leituno- ich Jahre lana,' auf der ersten medicinischen Klinik über die Pathologie der Geschwülste zu arbeiten die Ehre hatte, habe ich mich mit dieser Krankheit bei den Pflanzen beschäftigt, um aus dieser Beschäftigung vielleicht wichtige Momente für die pathologische Anatomie und Histologie der menschlichen Geschwülste verwerthen zu können. Die Beobachtungen, die aus dem mir freundlichst von den „Gräfin ABNIM'schen" Besitzungen gesandten Material genommen wurden, sind folgende : 1) Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik XI (1878). S. 548. 2) Flora 1898. S. 404. Ber. der deutsch, bot. üe.sellsch. XIX. 37 584 I^- Feinbekg: 1. Bei der frischen Besichtigung von Schnitten aus verschiedenen Kolilhernien (Kohlrabi, Wirsingkohl, Blumenkohl, Rothkohl) sah man die Sporen des Plasmodiums in einer Unmasse liegen, so dass die Diagnose einer Infection sehr leicht gestellt werden kann; ungleich schwerer ist es, das Netzgewebe des Plasmodiums selbst zuerkennen; ich verweise hier auf die Angaben von WORONIN^). Eine directe Unmöglichkeit ist es, die Kerne des Plasmodiums frisch zu sehen. 2. Lässt man kleine Stückchen einer frischen Kohlhernie in destillirtem Wasser 1 — 2 Tage liegen, so sieht man nach dieser Zeit auf den Schnitten dieser Stückchen keine der noch vor Kurzem in so grosser Zahl sichtbaren Sporen; dagegen finden sich in dem Wasser, in welchem diese Stückchen gelegen haben, feine Flocken, die vollständig aus solchen Sporen bestehen, ja man findet sie in grosser Zahl frei im Wasser. Diese Thatsache erklärt wolil auch die ausserordentliche Infectionsfähigkeit der Kohlhernie. 3. Bei den Färbungen kleiner in ,FLEMMINü'scher' Lösung fixirter Stückchen der Kohlhernie erhält man die bereits von NAWASCHIN in seiner Arbeit beschriebenen Resultate. In den durch die verschiedenen Färbemethoden gefärbten Präpa- raten sieht man: a) Zellen, die mit Sporen vollgepfropft sind, b) Zellen, welche die ausgewachsenen Amoeben enthalten, c) Zellen, welche die Uebergangsformeu des Plasmas in die Sporenform darstellen. Die Sporen sind runde Körperchen, etwas grösser, als die normalen Kernkörperclien der Kerne ihrer Wirthszellen, mit einer doppelt contu- rirten Membran umgeben, von der sich der Inhalt scharf abhebt. Die ausgewachsenen Amoeben sind zusammengesetzt aus fein- maschigem Plasma und einem bis mehreren Kernen. Die Form dieses Kernes möchte ich besonders hervorheben. Der Kern der ausgewachsenen Amoebe, wie der eines jungen Parasiten, besteht aus einem Kernkörperclien und einer dieses Kernkörperclien umgebenden, hellen, un- gefärl)ten Zone, die ihrerseits durch einen scharfen Hand von dem Plasma getrennt ist. Wenn ich diese Form des Kernes hervorhebe, so verweise ich zugleich auf eine Arbeit, die ich im Jahre 1899^) veröffentlichte und in welcher die Unterscheidung der Körperzellen und der thierischen einzelligen Organismen scharf gesondert wird. Als Haupcharakteristieum für diese Unterscheidung ist dort bereits hervorgehoben, dass der Kern 1) 1. c. 2) Fortschritte der Mediciu. Bd. XVII, S. 9. Ueber den Erreger der Kohlheniie. 535 bei allen Amoeben aus einem Kernkörperchen, der dieses Kern- körperchen umgebenden hellen Zone und einem scharfen Rande besteht, der die Zone ihrerseits von dem Plasma scharf abhebt". Herr Geheimrath VON LEYDEN hat diesen Kern mit dem Aussehen eines Yogelauges verglichen. Bei allen von uns bisher unter- suchten einzelligen thierischen Organismen haben wir diese Form des Kerns gefunden. Auch bei dem Malariaplasmodium hatten wir das Glück, wenn auch erst in einem einzigen Falle, dieselbe zu beobachten; durch die ROMANOAVSKI-ZlEMANN'sche Färbemethode (Methylenblau-Eosin) gelingt es bekanntlich, den Kern (Chromatin) wie das Plasma des Malariaplasmodiums sehr anschaulich zu sondern. In einem einzigen Falle gelang es uns bisher, ein kreisrundes Individuum in einem Präparat eines „Tertiana-Falles" durch diese Färbung zu erhalten. In dem Centrum der Amoebe befand sich nämlich analog unseren bisherigen Beobachtungen ein leuchtend roth gefärbter Punkt, umgeben von einer hellen Zone; diese Zone wiederum war durch einen scharfen Rand von dem blau ge- färbten Plasma geschieden! Da der Kern der thierischen Zellen bekanntlicli diese Form nie hat, so kann wohl nach diesen Mittheilungen über den Bau des Kerns bei den einzelligen thierischen Organismen der allgemeine Satz aufgestellt werden, dass ein so beschaffener Kern schon ein Beweis für das Vorhandensein einer Amoebe oder eines anderen einzelligen thierischen oder })flanzlichen(?) Organisrausses ist, ein Beweis, der Ijei dieser Amoebe, der Plasmodiophora Brassicae, dem Erreoer der Kohlhernie, ganz besonders anschaulich bereits durch die Zeichnungen von NaWASCHIN geführt worden ist und ihn markant als Parasiten auch in diesen Präparaten hinstellt^). In Betreff der sonstigen Form dieses Parasiten, seiner Sporen- bildung etc. verweise ich ganz auf die Arbeit von NAWASCHIN (Flora 1899). Was nun die ursprüngliche Aufgabe betrifft, die mich auf die Beschäftignng mit diesem Parasiten hinwies, nämlich die Frage, ob der Krebs beim Menschen durch einen ähnlichen oder denselben 1) Es soll auch nicht unberücksichtigt werden, dass vielleicht diese das Keru- körperchen umgebende helle Zone, die sich nicht färben lässt, durch noch feinere Ausbildungen von Mikroskop und Technik später einmal ein Gerüst erkennen lassen könnte, heute können wir nur von einer farblosen ungefärbten Zone sprechen. — Zu erwähnen wäre auch noch, dass wir in dem menschlichen Organismus eine einzige Zelle kennen, die einen etwas ähnlichen Bau in Bezug auf ihren Kern aufweist, das ist die Ganglienzelle; doch fehlt ihr stets die scharfe Abgrenzung des Kerns vom Plasma. Nawaschin giebt bereits an, dass ihm in besonders günstigen Fällen die Darstellung des Chromatingerüstes in dieser selben Zone gelungen ist. 37* 53(5 li. Feinberg: Uobor den Erreger der Kohlhernic. Parasiten bedingt wird, so ist eine sichere Antwort zur Zeit noch uuinöiilich. Nur soviel kann bereits hervorgehoben werden, dass die Ver- hältnisse bei den menschlichen Tumoren, wenn ich mich so aus- drücken darf, in jedem Falle andere sein müssen, als bei den Auswüchsen des Kohles; dies erhellt schon aus der einen Thatsache, dass Sporenformen dort überhaupt nicht vorkommen. Denn diese letzteren treten bei der Kohlhernie so massenhaft auf und sind so charakteristisch, dass ein Uebersehen derselben bei so zahlreichen Untersuchungen der Carcinome ausgeschlossen ist. Ich hoffe, in nicht all zu lauger Zeit weitere Mittheilungen hierüber machen zu können. Auch die Untersuchungen über die Infectionsart des Kohles durch den Parasiten, die Keimung der Sporen und das Austreten der Schwärmer aus deuselben sind noch nicht abgeschlossen. Nachtras:: Zu meiner Freude habe ich in einigen Lehrbüchern der Botanik^) Abbildungen von einzellige]!, selbständigen Organismen \Copromya;a protea^) u. a.] vorgefunden, die bereits diese Bildung des Kerns bei den Amoebenformen in der von uns beschriebenen charakte- ristischen Art zur Darstellung bringen, ohne dass dieselbe im Text erwähnt worden ist. 1) Strasburger, Lehrbuch der Botanik. Jena 181»8, S. 43. •J) Engler und Prantl, Die natürlichen Pflanzenfamilien. Leipzig 1897. S. :>. Sitzung vom 27. December 1901. 537 Sitzung vom 27. December 1901. Vorsitzender: Herr L. KNY. Als ordentliche Mitü-lieder sind vori^esclilaoen: Frl. Perkins, Janet, Dr. phil., z. Z. in Berlin W., Fiirther Str. Ha (dnrch K. Schumann nnd E. Gilg), Herr Feinberg, Dr. med. Ludwig, Arzt in Berlin W., Rankestr. 23 (durch L. KNY nnd H. SeCKT), Herr Tobler, Dr. phil. Friedrich, in Berlin W., Kurfürstendamm 25 (durch S. SCHWENDENER und L. KNY). Am 30. December d. J. feiert die Societe nationale des sciences naturelles et niathematiques de Cherbourg das Fest ihres 50jährigen Bestehens. Der Vorstand unserer Gesellschaft hat derselben folgende Adresse o-ewidmet: o^ Der Societe nationale des Sciences naturelles et niathematiques de Cherbourg sendet die Deutsche Botanische Gesellschaft zur Jubelfeier ihres 50jährigen Bestehens die herzlichsten Glückwünsche. Zur Pflege des Gesammtgebiets der Naturwissenschaft in's Leben gerufen und nach den verschiedensten Richtungen hierin thätig, hat unsere Cherbourger Schwestergesellschaft der von uns gepflegten Theilwissenschaft stets ihr ganz besonderes Interesse zugewendet. Unter den zahlreichen botanischen Arbeiten, welche die stattlichen Bände ihrer Verhandlungen zieren, finden wir nicht nur solche, welche der Vegetation des Meeres gewidmet und an dem Orte ihrer Veröffentlichung entstanden sind; auch Abhandlungen über die Flora des Festlandes, sowie wichtio-e Untersuchunoen über die Anatomie und Physiologie der Pflanzen haben darin Aufnahme gefunden. Be- sonders dankenswerth ist dabei die Gastlichkeit, mit welcher die Spalten der Jahrbücher auch auswärtigen Gelehrten geöffnet waren. Ber. der deutsch, bot. Gesellsch. XIX. 33 538 •'• Hämmekle: Möge die verdiente Gesellschaft weiter blühen und gedeihen, und mögen ihr noch viele .lubelfeiern beschieden sein! Berlin, den lä. JJecember 1901. Der Vorstand der Deutschen Botanischen Gresellschaft. SCHWENDENER. 8TAHL. KNY. Engler. Wittmack. Köhne. ürban. O. MÜLLER. Mittheilungen. 68. J. Hämmerle: Ueber das Auftreten von Gerbstoff, Stärke und Zucker bei Acer Pseudoplatanus im ersten Jahre. Eingegangen am 9. December 1901. Die vorliegenden Untersuchungen über das Verhalten von Gerb- stoff, Stärke und Zucker bei Acer Pseudoplatanus im ersten Jahre der Entwickelung reihen sich denjenigen an, die Prof. BeRTHOLD im ersten Theil seiner „Untersuchungen zur Physiologie der pflanzlichen Organisation" 1898 über den Jahrestrieb von Acer Pseudoplatanus veröffentlichte (S. J02 ff.). Ebenso dienen sie als Ergänzung für die Ergebnisse meiner eigenen früheren Untersuchungen über die Organi- sation von Acer Pseudoplatanus. Die Untersuchung wurde im pflanzenphysiologischen Institut zu Göttingen im Sommerhalbjahre 1900 durchgeführt; die Keimlinge, die, aus Samen eines einzigen Exemplars, auf Beeten im Göttinger botanischen Garten ausgesät waren, wurden im Laufe desselben mit Kaliumbichromat conservirt oder in frischem Zustande geprüft. I. Exemplare von Ende April und Anfang Mai. 1, Untersuchungen eines am 24. April 1900 couservirten Exemplars. Erstes Internodium, Hypokotyl, Wurzel besitzen eine Länge von 3, 39, 140 mm. Die Cotyledonen haben eine Länge und Breite von 46,5 und 51 bezw. 9 und 11 mm. Ausser den Cotyledonen sind nur Gerbstoff, Stärke und Zucker hei Acer Pseudoplatanus im ersten Jahr. 539 die beiden erst(Mi noch zusammengefalteten Laubblätter sichtbar (Stiel- und Spreitenlänge 2 — 13 resp. 2 -\- 15 mm). Die Dicke des Hypokotyls und der Wurzel am Wurzelhals und 20 mm darunter beträgt 1,5, 1,75 IS mm. Gerbstoff. Laubblätter: Die beiden jungen Laubblätter stecken ganz voll von Gerbstoff. Namentlich die Epidermis und subepidermale Schicht sind sehr reich daran; die Stärkescheide enthält wenig. Unter der flachen Kuppe des Yegetationskegels findet sich eine Reihe Gerbstoffzellen, ebenso in den jüngsten, noch ganz unent- wickelten Blättern.^) Cotyledonen: An der Basis der Cotyledonen enthält die Epi- dermis wenig Gerbstoff, sehr viel jedoch die erste subepidermale Schicht, die an der Oberseite der Cotyledonen continuirlich mit Gerbstoff erfüllt ist, an der Unterseite viele Lücken zeigt. Diese Zellen, von rundlicher Form, stehen an Stelle der Pallisadenzellen und sind etwas grösser als die Epidermiszellen. In den übrigen Schichten findet sich hier an der Basis kein Gerbstoff. In der Mitte der Cotyledonen ist Pallisadenparenchym entwickelt. Dort liegen die grössten Gerbstoff'mengen in der oberen Epidermis; dann folgen die Pallisadenschicht, in der die 4 — 5 Zellen an der Rundung der beiden Ränder am meisten enthalten, während dort gerade die Epidermiszellen weniger haben. Weniger enthalten auch die dann nach innen folgenden, den l'ebergang zum Schwammparenchym bildenden Zellen. Eben so viel findet sich auch an der Unterseite in der ersten subepidermalen Schicht, die eine continuirliche Reihe Gerbstoffzellen bildet. Die untere Epidermis enthält auch hier sehr wenio; Ausserdem findet sich Gerbstoff noch hin und wieder im Schwammparenchym und in der L'mgebung der Gefässbündel. Auch die Stärkescheide, in der viel Stärke lagert, zeigt etwas Gerbstoff. Erstes Internodium (Länge 3 mm). Viel Gerbstoff in der Epi- dermis und in den drei nächsten Schichten, die Hauptmasse liegt in der ersten und zweiten subepidermalen Schicht. Ausserdem finden sich aber noch ganz vereinzelt Gerbstoff'zellen, so z. B. im Mark. Hypokotyl: An der Spitze enthält die Epidermis wenig, die erste subepidermale Schicht sehr viel, die folgenden sehr wenig. In der Mitte enthält gleichfalls die erste subepidermale Schicht am meisten. In der Epidermis und den 2—3 auf die erste subepidermale Schicht folgenden colleuchymatisch verdickten Zellreihen tritt aber auch noch Gerbstoff auf, wenn auch in weit geringerer Concentration. Die Stärkescheide ist vollständig frei von Gerbstoff. Wurzelhals: Hier ist die Vertheilung der Gerbstoffzellen in der 1) Die näheren Verhältnisse über den Vegetationskegel bei Acer fseudoplatanus vergl. bei Berthold: Untersuchungen zur Physiologie der pflanzlichen Organisation J. 1898. S. 104, HO ff. r8* 540 ^- Hämmkrle: primären Kinde eine ^leioliniässi^ere geworden als im Hypokotyl; sie liegen zwischen den gerbstofffruien zerstreut, nicht mehr aus- schliesslich Jin der ]*eripherie. Sehr bemerkenswerth ist, dass hier die Stärkescheide sehr viel Gerbstoff zeigt. Der Uebergang von der vollständig gerbstofffreien zur stark gerbstoffhaltigen Stärkescheide geht sehr schnell auf einer Strecke von etwa 1,5—2 mm vor sich. Wurzel. Zur Spitze hin nimmt der (Jerbstoffgehalt ab. Die primäre Riude ist vielfach todt oder ganz abgestossen. Sie und die Bndodermis enthalten sonst hau])tsächlicli Gerbstoff. 120 mm unter dem Wurzelhals fand sich kein Gerbstoff mehr. Ueber die Spitze siehe weiter unten. Stärke. Laubblätter: JS^ur in der Stärkescheide des Mittelnerven ziemlich viel Stärke, in der der Seitenbündel und im Parenchym recht wenig. Cotyledonen: Mit Ausnahme der oberen und unteren Epidermis, die ganz bez. fast ganz frei sind, und der l'allisadenzellen, die nur wenig enthalten, besitzen die Cotyledonen recht viel Stärke. Auch die Stärkescheideu der Bündel enthalten viel. An der Basis der Cotyledonen findet sich in der Peripherie des Blattes wenig. Erstes Internodium: Das Mark besitzt recht viel in allen Zellen, selbst den gerbstoff'haltigen ziemlich viel Körnchen, am meisten in den peripheren Zellen. In der Stärkescheide findet sich viel. Im Rindenparenchym hat mit Ausnahme der 2—3 subepidermalen Schichten jede Zelle etwas Stärke, seien es auch nur einige Körnchen. Hypokotyl: In der Mitte des Hypokotyls ist am wenigsten vor- handen. Hier, in der Streckungszone, ist der centrale Theil des Markes beinahe ganz frei, der periphere enthält dagegen recht viel. Nach oben und nach unten hin findet im Hypokotyl eine Ausgleichung zwischen den verschiedenen Theilen des Markes und eine Stärke- zunahme statt, die namentlich auch in der Rinde dicht unter dem Knoten Ijemerkbar ist. In der Stärkescheide tritt hier sehr viel Stärke auf, ebenso in der inneren Rinde, im basalen Theil auch etwas mehr in den Holzfasern. Wurzelhals: Im Mark ist die in sehr grosser Menge vorhandene Stärke ziemlich gleichmässig vertheilt. Im Pericambium findet sich ziemlich viel, in der Endodermis nichts (hier nur Gerbstoff), eben so wenig im Rindenparenchym. Wurzel: '20 mm unter dem Wurzelhals lässt sich im Mark noch ziemlich viel Stärke nachweisen. Es enthalten dort die meisten Zellen wenigstens geringe Mengen von Stärke. Ueber das Verhalten der Markzellen habe ich an anderer Stelle^) einige Bemerkungen '• 1) HÄMMEKLE, Zur Organisation von Acer Fseudop/atanus. Bibliotheca Botanica 1900, Heft 50, S. 12 und 81. Gerbstoff, Stärke und Zucker bei Acer Pseudoplatanus im ersten Jahr. 541 gemacht, auf die ich hier verweise. Erwähnen möchte ich hier nur, dass im Mark die meisten Zellen lebendig- bleiben und auch in späteren Zeiten Yornehmlich zur Stärkespeicherung dienen, während im Stamm das centrale Mark wenigstens gegen die oberen Inter- nodien eine sehr rasche Abnahme der Stärkemengen zeigt. Im noch nicht ausgewachsenen Zustande — in einem ziemlich frühen Wachs - thumsstadium — besitzen die Internodien im Mark jedoch ziemlich viel Stärke. Im Mark, das in diesem Exemplar ziemlich weit heruntergeht^), nimmt die Stärke zur Wurzelspitze hin schnell ab, so dass 70 mm unter dem Wurzelhals keine mehr zu finden ist. Das Stärkemaximura liegt also hier etwa im Wurzelhals. Einige Bemerkungen über die Wurzelspitze folgen S. 549. An einem anderen Exemplar wurden dieselben Verhältnisse au- getroffen. 2. Exemplar vom 7. Mai 11K>1. Die Wurzel war bis zu 130 vim Länge herausgebracht, wo sie noch eine Dicke von 1 mm besass. Das Hypokotyl war 60 mm lang, 1,5 W7M dick, das erste Internodiuni •23 mm lang und ebenso dick; die Cotyledonen massen 47 mm, die Laubblätter 45 mm (Stiellänge 10, Spreitenlänge 35 ??^m-), das zweite Paar 6 mm. Das ganze Exem- plar war ca. 220 mvi lang (erstes Exemplar vom 24. Mai = 134 mm). Gerbstoff. Der einzige Unterschied gegen das vorige (erste) Exemplar besteht darin, dass hier im Wurzelhals und 60 mm dar- unter in der secundären Rinde eine bemerkensw^erthe Men^e von GerbstofFzellen sich findet. Stärke. In der Mitte des ersten Internodiums enthält das Mark hier central sehr wenig und peripher nicht viel mehr Stärke, während im Exemplar vom 24. Mai sehr viel vorhanden war. Ebenso ist auch an der Spitze des Hypokotyls im centralen Mark weniger Stärke. Auch die Cotyledonen enthalten sehr wenig Stärke, wie durch die Untersuchung einer Anzahl weiterer Exemplare bestätigt wurde. Da- gegen trat in Wurzelhals und Wurzel in der secundären Rinde ziemlich viel Stärke auf, in der Wurzel weniger als im W^urzelhals. Auch hier zeigt sich eine rasche Abnahme des Stärkegehalts gegen die Spitze der Wurzel zu. So fanden sich 60 mm unter dem Wurzel- hals in den w^enigen Zellen, die das Mark dort bildeten, nur noch ein Paar Körnchen. 3. Exemplar vom 14. Mai 1901. Die Wurzel war bis zu 120 mm Länge herausgebracht. Die Cotyledonen waren noch frisch. Die Länge des Hypokotyls, ersten 1) 1. c. S. 540. 54'i •'• Hämmkrle: und zweittMi Iiiternodiunis betrug 70, 35, 6 mm: das erste Paar Laub- blätter mass ci\. b{) vim. das zweite Paar Iß ?//m (ohne Stiel). Dieses Exemplar wurde auf Stärke und Zucker untersucht. Stärke. Ini zweiten Internodiuui war die Stärke im Mark gleichmässig in grosser Menge vertheilt, peripher aber doch noch etwas dichter. Dieses zweite rnternodium, das (5 mm lang war, also noch nicht ausgewachsen, verhält sich demnach wie das erste Inter- nodiuni von Exemplar 1, das 3 mm lang war. Erst wenn das Streckungsstadium beendet, wie im ersten Internodium von Exem- plar '2. das "23 mm mass, zeigt sich eine Abnahme der Stärkemenge. Ausserdem besassen nur die Stärkescheide und die primäre Rinde in den an die erstere stossenden inneren Scliichten Stärke und zwar in grosser Menge. Vom Exemplar (2) vom 7. Mai unter- scheidet es sich dadurch, dass das Hypokotyl (hier sind in der secundären Rinde die Fasern schon verdickt) viel stärkearmer, aber sehr reich an Zucker ist und auch in seiner Mitte im Mark nur wenig Stärke besitzt, in ; überein. Im ausgewachsenen dritten Inter- nodium enthält die äussere Regiou der primären Rinde, die collen- chymatische Zone, sehr wenig, die innere Region sehr viel Grerbstoff, — gerade umgekehrt in den peripheren Schichten sehr viel, in den inneren nur mittlere Mengen — die secundäre Rinde führt massige Mengen, die Stärkescheide viel, inneres Holz, Markstrahlen und peripheres Mark gleichfalls viel. Im zweiten und ersten Internodium ändern sich die Verhältnisse nur in sofern, als in der primären Rinde die Stärkemengen zunehmen — von innen nach aussen in die peripheren gerbstoffreicheren Regionen vordringen — Holz und peripheres Mark weniger enthalten. Das Stärkemaxinnim befindet sich im Hypokotyl (im Juni im .Wurzelhals!), was namentlich an den stärkeren Exemplaren deutlich hervortritt. Das schwächere Exemplar besitzt in der äusseren primären Rinde wenig, in der inneren viel, in der secundären Rinde viel, im inneren Holz und im Mark mittelviel bezw. viel Stärke. Das stärkere Exemplar dagegen enthält in der ganzen primären und secundären Rinde sowie im Mark und inneren Holztheil erhebliche Mengen. Gerbstoff, Stärke und Zucker bei Acer Pseudoplatamis im ersten Jahr. 547 In der Wurzel iiinimt die Stärke schon vom M iirzelhals an rasch ab, die primäre Rinde, Mark und Holz besitzen noch viel, die secundäre Rinde weniof. 100 mm unter dem Wurzelhals finden sich in der secundären Rinde, in Holz und Mark nur geringe Mengen von Stärke, 200 mm darunter nur noch im Holz. Zucker. Die auf Stärke und Zucker untersuchten Exemplare 2 und 3 zeigen in Bezug auf diese Stoffe das schon erwähnte Corre- lationsverhältniss. Das stärkere Exemplar (8\ das mehr Stärke besitzt, enthält dafür viel weniger Zucker als das schwächere (2). Im dritten Internodium (ausgewachsen) ist mit Ausnahme der im Juli entstandenen Korkschicht und der äussersten primären Rinde recht wenig Zucker vorhanden. Im zweiten Internodium ist in Kork und Holz ziemlich viel, im Mark sehr wenig, in der primären Rinde etwas, in der secundären Rinde nichts. Im ersten Internodium ist der Zucker gleichmässiger vertheilt, in der secundären Rinde am wenigsten. Im Hypokotyl enthalten namentlich das innere Mark, Holz, Kork und primäre Rinde recht viel, die secundäre Rinde wenig. Im Holz ist der Zucker sehr gleichmässig vertheilt. Das schwächere Exemplar zeigt im Wurzelhals grosse Massen von Zucker im Mark, etwas weniger im Holz, wenig in der secuudären Rinde, viel im Kork. Das stärkere Exemplar besitzt dagegen in Holz und Mark nur sehr wenig (dort dafür sein' viel Stärke gespeichert); es hat im Wurzelhals bedeutend weniger Zucker als im Hypokotyl (Maximum), während beim schwächeren Exemplar an beiden Stellen etwa gleiche Men^-en sich finden. 100 mm unter dem Wurzelhals treten im Holz noch bemerkenswerthe Mengen auf; 200 mm tief ist überhaupt kein Zucker mehr vorhanden. In der Wurzel findet also eine rasche Abnahme statt. IT. Exemplare vom 15. und 17. October. Am 15. und 17. October wurde je ein Exemplar auf Stärke und Zucker, am 15. auch eins auf Gerbstoff untersucht. Die Exemplare hatten sämmlich ihre Winterknospe ausgebildet, ihre Blätter waren jedoch noch vollständig grün. Die Längen des Hypokotyls, der Internodien sowie des herausgebrachten Wurzelstiels waren folgende: Exemplar 1: 50, 20, 25, 32, 39, 24, 12, 16, 23, 17, 3; UO mm. Die Wurzel besass am Wurzelhals eine Dicke von 6 mm^ 15 resp. 340 ?wm, darunter eine solche von 7 und 1 vim. Exemplar 2: 55, 29, 35, 35, 29, 25, 25, 20, 25, 12; 360 mm. Die Wurzeldicke am Wurzelhals betrug 7 vim. '2b mm darunter 9 mm. (Maximum). 548 "'■ Hämmeule: Exempliir :\: 40. 10, 18, 30, 30, 28, 18, 25, 24. 35, K), 18, 15, 20, () 7«m. Die Wiir/.i'l uahelto sich \ 20 min unter okotyl und W'urzellials ist zienilicli viel Gerbstoff in der primären und secundären Rinde enthalten, in den anderen Geweben weniger. Das Gerbstoffmaximum liegt im Hypokotyl. Es hat gegen früher eine starke Vermehrung des Gerbstoffgehaltes stattgefunden. Namentlich auffallend ist diese in der secundären Rinde. Tm Wurzelholz ist nur wenig Gerbstoff; zur Spitze der A\'urzel hin zeigt sich eine ganz geringe Zunahme. Jedenfalls ist der Gerbstoffgehalt auch in der AVurzel gestiegen. Etwas Gerbstoffgehalt findet sich in einigen ^Markstrahlzellen. In der Rinde ist 100 und 203 ??«7?i unter dem Wurzelhals sehr viel Gerbstoff; weiter nach unten nimmt er ab. 340 vivi tief sind nur noch massige Mengen in der Rinde vorhanden. Die Wurzel steckt ganz voll Stärke. Stärke. Von oben nach unten findet im Stamm eine erhebliche Steigerung des Stärkegehaltes statt. Am Wurzelhals wird ein Quer- schnitt durch Jod vollständig schwarz gefärbt. Tm Stamm ist das Mark verholzt und bis auf wenige Zellen stärkefrei. Sonst enthalten alle Gewebe Stärke. Das Holz führt mehr wie die Rinde. Im vierten Internodium enthalten in der primären Rinde alle Gewebe Stärke, in der secundären nur ein Theil, diese dann aber in sehr bedeutender Concentration. Im ersten Internodium besitzt die primäre Rinde aber schon sehr viel, die secundäre Rinde namentlicli in den Rindenstrahlen. Im Ganzen enthalten überhaupt die Mark- und Rindenstrahlen viel. Die Concentration in den stärkehaltigen Zellen der secundären Rinde und der Rindenstrahlen ist grösser als die der primären Rinde. Die eigentlichen Siebröhicn iiiid Geleitzellen enthalten weniger. Das Stärkemaximum liegt im Wurzelhals. Alle Gewebe führen hier Stärke in enormen Massen. In der Wurzel ist in der Cambiumgegend die Zone der nicht fertigen und noch stärkefreien Holzzellen grösser als im Hypokotyl und im ersten Internodiuni — dort ist der Ring nur eben an- gedeutet — und wird gegen die Wurzelspitze hin immer breiter. Das cambiale Wachsthum der AN'urzel ist also bei Weitem noch nicht abgeschlossen, während es im Stamm schon erloschen ist. Die W^urzel enthält sonst überall grosse Massen von Stärke bis auf die äusserste Korkschicht. Im Allgemeinen speichert die Rinde in der Wurzel mehr wie im Stamm, In derW^urzel scheint indessen hier das Maximum der aufzuspeichernden Mengen noch nicht erreicht zu sein. Auch hier sind die meisten Markzellen in der Wurzel noch lebendig und dicht mit Stärke angefüllt. Erst 200 iiu7i unter dem Gerbstoff, Stärke und Zucker bei Acer Pseudoplatanus im ersten Jahr. 549 Wurzelhals ist eine Abnahme der Stärke zu constatiren, 300 mm tief sind nur noch geringe Mengen vorhandeu. Gegen Juli ist eine ganz o-ewaltige Zunahme des Stärkegehalts eingetreten. Es ist ungefähr die Zeit des Inn-bstlichen Stärkemaximums erreicht. Das am 17. October untersuchte Exemplar zeigte ganz ähnliche Verhältnisse. Zucker. Im Stamm enthält die Rinde am meisten, das Holz wenig. Im Exemplar vom 17. October fand sich im neunten Inter- nodium Zucker im Mark. In der primären Rinde ist immer mehr als in der secundären Rinde. Die AVurzel enthält sehr wenig Zucker. Im ersten Internodium ist sehr deutlich zu sehen, dass die stärke- haltigen Holzfasern sehr wenig oder gar keinen Zucker besitzen. Es findet also eine Zunahme gegen die Spitze des Stammes statt. Gregen die vorigen Monate ist eine entschiedene Abnahme festzustellen. Es ist die Zeit des herbstlichen Zuckerminimums. Untersuchung der Spitzenregionen der wachsenden Wurzel. Am 9. Juli, 17. October und 1. November wurden frische, kräftige AYurzeln auf Zucker und auch auf Stärke geprüft. Exemplar 1 vom 9. Juli, Zucker. Die ersten 2 mm am Siebtheil sind frei von Zucker. Dann folot eine etwa 4 — 5 mm lanoe Zone, die ziemlich viel Zucker enthält und zwar in der Rinde. Hierauf folgt eine Zone, in der wieder wenig auftritt (ca. 7 vim). Dann ist wieder etwas mehr an- zutreffen. Weiter hinauf findet sich aber kein Zucker mehr. Exemplar 2 vom 17. October. Die ersten 2 'tnm am Scheitel sind frei von Zucker, die folgenden 8 — 9 m7n sehr reich. 7 — 9 mm lang ist sehr wenig, dann wieder mehr anzutreffen. Exemplar 3 vom 1. >^ovember. An dem 37 mm langen Wurzelstück konnten von der Spitze aus sechs Zonen unterschieden werden. 1. 3 mm lang ganz frei von Zucker. 2. 4 „ „ überall sehr viel Zucker. 3. 1,5 .. Uebergangszone zur zuckerarmen Zone. 4. 5 .. „ .... ziemlich frei von Zucker. 5. 8 „ „ etwas mehr Zucker. 6. 14 „ r wieder viel, aber namentlich im Holzkörper. Stärke, a) Die eben angeführte auf Zucker untersuchte Wurzel (vom 1. November) zeigt folgende Verhältnisse. Die Spitze ist nach Behandlung mit Jod intensiv gefärbt, die Wnrzelhaube voll von Stärke: Im Wurzelgewebe tritt die Stärke erst 17 mm unter der Spitze 550 J. Hämmekle: juif. zuorst in > vnii hin.^vn Wurzcd cntiiielt die Wurzelhaube viel Stärke. J)ann fanden sich etwa 1 mm von der Spitze der AYurzel- liaul>e ziemlich dicht am Ende derselben in der Mitte der Rinde ganz schwache Stärkemengen, ziemlich vertlieilt (nur ein l)läulicher Schimmer), etwa 1 — 2,5 mm unter der Spitze. Erst \'} — \l mm unter der Spitze tritt die Stärke in Kinde und Endodermis, dann im Holz- körper in beträchtlicheren Mengen auf. Zusainmenfiissimg in Bezug auf Gerbstoff, Stärke und Zucker. Gerbstoff. Der Same ist frei von Gerbstoff. In den jungen, noch nicht ausgewachsenen Pflanzentheilen ist verliältnissmässig viel Gerbstoff vorhanden, in den fertigen weniger. In der Wurzel ist am wenigsten Gerbstoff enthalten. Im Stamm zeigt sich in den fertigen Theilen eine Zunahme gegen die basalen Partien. Von den Geweben enthält die primäre Rinde am meisten und zwar namentlich die peripheren Theile, die collenchymatisch verdickten Zellen, während die inneren Regionen vorwiegend Stärke führen. Die Stärkescheide enthält im Stamm nur Stärke, nie Gerbstoff, in der Wurzel nur Gerbstoff. Der Uebergang findet in der Gegend des Wurzelhalses auf einer Strecke von etwa 1 — 2 vim statt. Von Mai bis October ist nun eine erhebliche Zunahme im Gerb- stoffgehalt zu verzeichnen, die sich namentlich in den basalen Partien in der Rinde bemerkbar macht. Das Maximum liegt im Hypokotyl. Auch in der AYurzel ist Steigerung des Gerbstoffgehalts eingetreten, doch ist immer noch wenig vorhanden. Die Zunahme zeigt sich sowohl in der Zahl der gerbstoff haltigen Zellen, wie in der Con- centration des Gerbstoffes. Die Zunahme erfolgt namentlich in der primären und secundären Rinde. Die primäre Rinde enthält im Hypokotyl sehr viel, die secundäre weniger. Dennoch ist die Zu- nahme gerade in der letzteren besonders in die Augen fallend, da sie im Mai ausserordentlich wenig Gerbstoff enthält. Stärke. In den jüngeren Exemplaren vom Mai findet sich wenis: Stärke. In der Wurzel besitzt nur das Mark etwas. Im Stamm enthalten die unausgewachsenen Internodien Stärke namentlich im Mark und in der Stärkescheide, in der primären Rinde weniger. Dort sind auch die peripheren Schichten stark gerbstoffhaltig und deshalb fast ganz stärkefrei. In den fertigen Internodien findet sich weniger Stärke im Mark, mehr in der Rinde; die Stärkescheide ist immer sehr reich. Gegen Juni und Juli zeigt sich eine beträchtliche Vermehrung des Stärke- gehalts. Dann ist auch deutlich zu sehen, dass die Stärke von oben Gerbstoff, Stärke und Zucker bei Acer Pseudoplatauus im ersten Jahr. 551 nach unten zunimmt. Das Maximum lai»' im Juni im Wurz^lhals, im Juli im Hypokotyl. Es enthalten dort sehr viel die primäre Rinde (auch die g^erhstoffhaltigen Zellen), die äussere secundäre Rinde, Mark und inneres Holz. Erst in dieser Zeit (Juli) fängt auch die AVurzel an. erhebliche Stärkemengen zu speichern. Es ist die Zeit, in der das Wachsthum der oberirdischen Oro-ane im Wesentlichen abgeschlossen ist. Im October liegt das Stärkemaximum im Wurzelhals. In der Wurzel sind jetzt gewaltige Massen von Stärke gespeichert worden. Es tritt die Zeit des herbstlichen Stärkemaximums ein. Die secundäre Rinde hat trotz ihrer grossen Clerbstoff zun ahme auch noch grosse Stärkemengen aufnehmen müssen. Zucker. Der Zucker zeigt sich meist in einiger Entfernung Yom Vegetationspunkt. Weiter abwärts scheint er zunächst abzu- nehmen. In dem eben ausgewachsenen Internodium erreicht er sein Maximum und nimmt dann wieder ab. Die jungen Pflanzen vom Mai und Juni sind noch relativ reich an Zucker. Bei ihnen zeigt sich eine Zunahme von oben nach unten. Das Maximum liegt im Wurzelhals Im October, zu einer Zeit, wo sehr wenig Zucker vorhanden ist, sinkt dagegen der Zuckergehalt von oben nach unten. Die grössten Zuckermenoen treten in der primären Rinde auf, und zwar in den peripheren (gerbstoffhaltigen) Theilen, dann im Mark und Holz. Auch in der cambialen Wachs- thumszone findet sich Zucker (nie Stärke!). In der secundären Rinde ist meist sehr wenig vorhanden, nur im Juli etwas mehr. Die Wurzel führt meist sehr wenig, abgesehen von den jugendlichen Theilen. Nur im Juli treten auch 100 mm tief bemerkenswerthe Zucker- mengen auf. Wie schon erwähnt, füllt sich scheinbar erst in dieser Zeit die Wurzel mit Assimilaten. Es sind aber immer doch nur geringe Zuckermassen, und diese lassen gegen October noch überall in AVurzel und Stamm eine beträchtliche Almahme erkennen. Zur Zeit des Stärkemaximums können wir ein Zuckerminimum fest- stellen.^) Zwischen Mai und Juli ist im Zuckergehalt der einjährigen Pflanzen kein grosser Unterschied. Ein Exemplar (das kräftige, stärkereiche) enthielt allerdings bedeutend weniger Zucker im Juli. Bemerkenswerth ist noch, dass der Kork ausserordentlich grosse Mengen von Zucker speichert, was auch für andere Objecto zutrifft, z. B. Populus canadensis^ Carpinus Betulics, Pirus prunifolia, Fraximbs aniericana. 1) Vergl. Vandeveldk: Bijdrage tot de selieikundige physiologie van den stam der boomen. Gent 1895. ,'');(•> C. Steinbuinck .).> 69. C. SteinbrJnck: Zum Oeffnungsproblem der Antheren Eiugepangen am 11. Deceniber 1901. Das Octoberheft der diesjälirig-en Berichte unserer Clesellschaft eutliält (S. 483 bis 488) eine Mittheiliniü- von SCHRODT, die sich, um für die Oeff'nungsbeweiijungen der Antherenkhi|)[)en die „Schrum^^fungs- theorie" wenigstens theilweise zu retten, l)ejiiüht, einen (legensatz im Verhalten der frischen, eben gereiften, und der trockenen Staub- beutel aufzustellen. Für den ersten Oeffnungsvorgang- der Antheren innerhalb der Blüthe lässt SCHRODT nämlich die Annahme eines Schrumpfungsmechanismus fallen, weil er die dynamischen Zellen derselben safterfüllt und sogar Proto])lasma führend gefunden hat. Dagegen hält er hinsichtlich der Bewegungen, die an vertrockneten Staubbeuteln nachträglich auftreten, wenn sie von Neuem wasser- durchtränkt worden sind und dann wieder austrocknen, an der Membranschrumpfung als Ursache fest. Für die erste Auswärtskrüm- muug der frischen Antheren macht er jedoch nicht, wie KAjMERLING und ich, die Cohäsionswirkung des Zellsaftes ihrer fil)rösen Elemente, sondern die Herabsetzung des Turgors derselben verantwortlich. Dieser neue Lösungsversuch ist meines Erachtens völlig verfehlt. Ich könnte seine Widerlegung von anderer Seite stillschweigend ab- warten. Da ich mir aber bewusst bin, es mitverschuldet zu haben, wenn man geneigt ist, der sogenannten Schrum])fungstheorie der hygroskopischen Objecte einen erheblich grösseren Geltungsbereich zuzuweisen, als ihr gebührt, so möchte ich durch die nachfolgenden Zeilen, sowie für die Theilnehmer an der Decembersitzung unserer Gesellschaft durcli Beifügung einiger erläuternder makro- nnd mikro- skopischer Prä])arate meinen Theil ilazu beitragen, um den ver- ursachten Irrthum möglichst l)ald wieder zu beseitigen. Zudem er- achte ich die Klärung des Antherenproblems darum für wichtig, weil dasselbe seine Lösung in einfachen physikalischen Yorgäugeu findet, die zwar vorläufig Manchen noch etwas fremdartig anmuthen, denen aber nichts desto weniger innerhalb der Pflanzenwelt in lebenden und todten Geweben ein ausgebreiteter Wirkungskreis zugesprochen werden muss. Was zunächst die frischen Antheren anbetrifft, so legt SCHRODT ein Hauptgewicht darauf, dass sie, wenn sie innerhalb der Blüthe zum ersten Male den Blüthenstaub entlassen, in den Faserzellen noch lebendes Protoplasma mit dem Zellkern enthalten. Er scheint zu glauben, dass diese Wahrnehmung Anderen entgangen sei. Ich bin Zum Oeffnungsproblem der Antheren. 553 jedoch bereits vor drei Jahren durch Herrn Prof. ROTHERT hierauf aufnierksam gemacht worden, habe jenen Umstand in meinen späteren kurzen Berichten aber gar nicht erwähnt, weil es hinsichtlich der Mechanik der in Rede stehenden OefPnungsbewegung ohne wesent- liehen Belang ist, ob in jenen Zellen ansser dem Zellsaft noch lebendes oder todtes Protoplasma vorhanden, oder ob dasselbe vorher resorbirt worden ist. Erweist es sich doch ferner auch als gleich- giltig, ob die Flüssigkeit im Innern der Faserzellen aus dem ur- sprünglichen Zellsaft besteht, oder ob sie nach dem Austrocknen der Staubbeutel und erneuter Schwellung durch „fremdes", von aussen eingedrungenes Wasser ersetzt ist! Wenn SCHRODT meine Behauptung, die Faserzellen der Antheren enthielten beim Auf- springen derselben noch keine Gasblasen, zu meiner (xenugthuung bestätigt gefunden hat, warum macht er nun mit dieser Prüfung bei den eben erst gereiften Antheren halt? Hätte SCHRODT meine An- gaben über die Contraction der wassererfüllten todten Grewebe auf Seite 169 und 170 der SCHWENDENER-Festschrift, sowie in diesen Berichten, 1899, Seite 103, mehr beachtet, so hätte er die unhaltbare Grenze zwischen frischen und älteren Antheren nicht gezogen und die Turgorabnahme ^) der ersteren aus dem Spiel gelassen. Wie wenig der lebende Znstand der fibrösen Antherenzellen zum Zustande- kommen des normalen Aufspringens ihrer Fäclier nöthig ist, ergiebt sich ja auch schon daraus, dass sich reife Staubbeutel, die vor dem Aufspringen in Alkohol getödtet sind, nachher ganz in gewöhnlicher Weise zu öffnen vermögen, wenn man sie austrocknen lässt. Auch in rein physikalischer Beziehung erweckt die „Turgor- hypothese" SCHRODT's grosses Bedenken. Nach ihr müssten wir die Membranen der fibrösen Antherenzellen vor dem Aufspringen ganz ausserordentlich gedehnt denken, denn ihre Entspannung soll ja erst eintreten, wenn die Klappen stark nach aussen gekrümmt oder gar gerollt sind. Welche Kraft soll es nun aber sein, die die völlig aus- getrockneten Klappen bei erneuter Wasserdurchträukung (annähernd oder vollständig) in die Form des geschlossenen Faches zurückführt? Die Membranquellung könnte sie doch nur bis zu jenem (Tleich- gewichtszustand der Entspannung bringen, so dass sich die Fächer nie auch nur halbwegs wieder zu schliessen vermöchten, die Klappen vielmehr auch in Wasser ihre Auswärtskrümmung bewahren müssten. Jedoch verweilen wir nicht länger bei diesen Bedenken, deren sich SCHRODT wolil zum Theil selbst bewusst gewesen sein wird. 1) Diese hat inanchmal allerdings oiiien gewissen l)Pschränkten Einfluss auf die Form der Antheren, wenn die aufgesprungenen Klappen nach der völligen Imbibi- tion, wie bei CVocms, nicht genau zu ihrer ursprünglichen Krümmung zurückkehren. Im Grossen und Ganzen ist die Turgoränderung für unsere Frage nicht von Be- deutung. (Siehe diese Berichte 1900, XVIII, S. 50.) Ber. der deutsch, bot. Gesellsch. XIX. 39 5ö4 C. Steinbkinck: Wenn er sich trotzdem zu einer solchen Nothhypothese entschlossen liat. so scheint mir, abgesehen von der oben erwälmten Unvol I stand ij;- keit seiner Beobaclitungeii über die Bewe,fj;ungsvorgäuge bei todteni Material, der Hanptanlass zu dieser Stellungnahme der Umstand zu sein, dass er sich nicht in der Lage sieht, die von mir behauptete Faltung oder gar Zerknitterung der fibrösen Antherenzellen als richtig anzuerkennen. I{lr sagt darüber nämlich: „Ich habe unter meinen zahlreichen Präparaten niemals eins gefunden, bei welchem die trocken im Faserzellen gefaltete oder zerknitterte Wände gehabt hätten". Hier stehen sich also wieder zwei Meinungen über eine Frage der mikroskopischen Wahrnehmung anscheinend diametral gegenüber, ebenso wie in dem Falle, den ich im vorigen Heft dieser Berichte vorgebracht habe; sogar die Streitfrage ist genau dieselbe, wenn sie sich auch auf ein anderes Object bezieht. In gewissem Sinne könnte mir nun jenes negative Ergebniss SCHKODT's und Anderer, die sich mit der betreffenden Frage be- schäftigt haben, zur Befriedigung gereichen. Denn es gewährt mir vielleicht einige Entschuldigung dafür, dass ich bis zum Jahre 1898 einen Theil jener Falten, nämlich die Längsfaltung der Radial- wände des fibrösen Antherengewebes ebenfalls übersehen habe und daher in meiner grösseren Antherenarbeit vom Jahre 1895^) zu einem unrichtigen Resultat ffekommen bin. Diese Längsfaltung führt näm- lieh selbstverständlich, wenn die verbogenen dünuen Wandpartien ziemlich ausgedehnt sind, zu einer sehr erheblichen Verkürzung der betreffenden Gewebe, und diese Yolumverringerung habe ich damals ausschliesslich der Membranschrumpfung zugeschrieben. So ist die Meinung entstanden, dass jene Membranen einen ganz ausserordent- lich hohen Schrumpfungscoefficienten hätten, der sich bis zu etwa 70 pCt. steigern könne. Diese Auffassung ist dann in andere Publi- cationen übergegangen und hat auch diesmal SCHRODT's Entscheidung beeinflusst. Ich nehme daher die Gelegenheit wahr, sie meiner- seits nochmals ausdrücklich zu widerrufen. Man wird imn sicherlich von mir die Antwort auf die Frage er- warten, warum denn jene Faltung so lange übersehen worden und noch jetzt bestritten ist. Nach meinen ^Erfahrungen dürfte dies zwei Ursachen haben. Es bedarf, um sich ein klares Bild namentlich von der Zerknitterung der Radialwäude zu machen, um so zarterer Schnitte, je stärker diese ist. Denn die Schleifen der dünnen und oft recht schmalen Membranpartien zwischen den Leisten verschwinden für das Auge leicht zwischen den enggepressten Leistendurchschnitten. Bis zum Jahre 1898 war ich nicht in der Lage, von zehn Anthereu so dünne Schnitte herzustellen. Sie gelangen mir in mustergiltiger Aus- \) Grundzüge der Oeffuungsmechanik von Blütlienstaub- und einigen Sporen- behältern. Jahrbuch der Dodonaea, Gent, 1896 Zum Oeffnungsproblem der Antberen. 555 fülinmg erst, seit ich mich durch die gütio-e Yermitteluug des Herrn Dr. Kolkwitz eines regulirbaren Paraffinofens nebst Mikrotom be- dienen konnte. Ein zweiter Umstand ist aber wohl im Allo-emeinen von noch o-rösserem Eiufluss «ewesen. Er erinnert an den Fall des !rra^o/)o^ow- Polsters, den ich im vorigen Hefte dieser Berichte er- örtert habe. Es handelte sich dort um gestreckte Zellen, die vor- wiegend Längsfalten aufweisen. Denkt man nun an die verschiedenen Widerstände, die eine Strohmatte der Längs- und der Querfaltung entgegensetzt, so ist es leicht verständlich, dass auch die Griff-, Ring- und U-Zellen der An- theren, über deren Radialwände zahlreiche Leisten in radialer Richtung verlaufen, auf diesen Wänden ganz vorwiegend Falten zeigen, die den Leisten parallel streichen. Aus diesem Grunde müssen sie aber sowohl auf Quer- wie auf radialen Längsschnitten annähernd straff erscheinen; diese Falten können somit nur auf Tangentialschnitten, die senkrecht zu den Radialwänden der Faserzellen geführt sind, mit voller Deut- lichkeit zur Anschauung kommen. Ich vermuthe nun, dass das nega- tive Ergebniss der Untersuchung bei meinen Opponenten hauptsächlicli darauf beruht, dass sie solche Schnitte durcli die trockenen Gewebe nicht anoeferti"t haben. Zur bequemen Herstellung solcher Schnitte habe ich bereits früher (diese Berichte 1899 S. 103) die Antherenklappen von Digi- talü purpurea wegen ihrer ziemlich flachen Form im trockenen Zu- stande, weo-en der Mächtiokeit ihres Fasero-ewebes und der Derb- waudigkeit ihrer Griffzellen besonders empfohlen. Sie eignen sich eben so sehr auch zu Quer- und Radialschnitten. Ich benutze dabei, wie ge- sagt, Paraffinmaterial, das nach den Vorschriften von StrasBURGER's Practicum (1896) hergestellt ist^). Ich bringe die Schnitte sofort auf den Objectträger, setze wiederholt Xylol zu. um das Paraffin zu ent- fernen, und verdränge dann das Xylol durch wiederholtes Betropfen der Schnitte mit absolutem Alkohol. Dieser treibt in Folge der ungleichen Oberflächenspannung beider Flüssigkeiten das Xylol rund um die Ob- jecto herum nach dem Rande der Glasplatte fort und lässt zugleich die vorher kaum sichtbaren und sehr durchsichtigen Schnitte beim ersten Auftreffen sofort undurchsichtig-grauweiss erscheinen. So bieten sich auch sehr kleine und zarte Schnittstückchen dem Auge sehr deutlich dar und lassen sich leicht nach Wunsch zusammenrücken und gruppiren. Zu ihrer Einschliessung bedecke ich sie nun unmittelbar, nachdem der Alkohol einigermasseu abgedunstet ist, mit einem Deckgläschen, das mit der nöthigen Menge geschmolzener Glyceriugelatine bestrichen worden ist. Hiermit sind sie zur Beobachtung fertig. 1) Die Paraffineinbettung ist übrigens bei gröberen Authereu (Digitalis, Tulipa, Fritillaria etc.) durchaus nicht nöthig. Es genügt, sie für das Schneiden mit dem Rasirmesser auf erwärmtem Siegellack zu befestigen. 39* 5f)H C. Stbinbiunck: Zum Oiiffiiungsproblom der Autlieroii. Wer solche Schnitte von hinreichender Zartheit untersuclit, wird erstaunen, dass die Faltung bei einem so hohen (irade iln-er Aus- bildung so lange strittig bleiben konnte. Die Figur 2 auf Tafel YII der SCHWENDENER - Festschrift, in der ich mehrere massig defor- mirte Zellen von Digitalis im l^ingentialschnitt dargestellt habe, giebt noch gar keine Vorstellung von dem Masse der Verschlingung und Verknäuelung, das die Radiahvände stellenweise darbieten. Aber auch die Faltung der Tangentialwände tritt auf Quer- und Radial- schnitten auf's Deutlichste hervor. Wer das Auge nun an solchen Schnitten geübt hat, wird die Faltung dann auch bei wenigei' günstigen Objecten (Antheren mit schmaleren und zarteren Falten) deutlich er- kennen. Ich verweise auf meine Figuren 1, 2, 3, 4, 0 in der SCHWEN- DENER-Festschrift, sowie auf Fig. 15, 18, 21, 25 der Dodonaea 1. c. und füge meinem Manuscript nur einige Digitalis-Yv-A^'Avaie zur eventuellen Prüfung durch die Theilnehmer an der Sitzung unserer Gesellschaft bei. Zur Ergänzung dieser mikroskopischen Untersuchungsmethode habe ich mir gestattet, als Gegenstücke noch einige makroskopische Präparate von Antheren beizulegen, an denen es mir gelungen ist, die Membranfaltung (das. „Schrnmpfeln") bei der Austrocknung zu verhindern. Sie haben trotz der Membranschrumpfung nahezu ihre volleGrösse und geschlosseneForm bewahrt; auch ein Beweis dafür, dass die Membransehrumpf ung die Ursache der Oeffnungsbewegungen und der überaus hohen Contraction mancher Antheren nicht sein kann. In früheren Publicationen habe ich bereits gelegentlich hierüber be- richtet. Vielleicht dürfte es sich empfehlen, solche Objecto zur Con- trole der normalen zu benutzen. An Schnitten durch sie wird man die Membranen in der That falteulos, im Uebrigen aber unverändert finden. Sollte sich SCHRODT schliesslich noch hinter den letzten Ein- wand, den er der Gohäsionshypothese gegenüber erhoben hat, ver- schanzen und erst die Beantwortung der Frage verlangen, warum von den genauer initersuchten Cohäsionsmechanismen nur Farnspo- rangien und Lebermoosschleudern „Springbewegungen" ausführen, so würde ich mit der Gegenfrage antworten: Weiss denn Jemand genau, worin die verschiedene Festigkeit von Pappel- und von Teakholz, oder die ungleiche Elasticität von rascher oder langsamer gekühltem Stahl begründet ist? Wenn der Mensch es in der Hand hat, die Elasticitätskräfte eines und desselben Stahlstückes je nach der Wahl des Temperaturgefälles so zu sagen nach seinem Belieben zu modeln, sollte es der Natur verwehrt sein, die Elasticitätsgrenzen verschiedener Membranen derart gegen die im speciellen Fall in Wirkung tretenden Cohäsionskräfte der Zellflüssigkeit abzumessen, dass bei der Unter- brechung des Cohäsionszuges in dem einen Falle ein Zurückschnellen stattfindet, im anderen nicht? A. ScHERFFEL: Beobachtungen über Oedogouien mit halbkugeliger Fusszelle. 557 70. A. Scherffel: Einige Beobachtungen über Oedogonien mit halbkugeliger Fusszelle. (Oedogonium rufescens Wittr., subspec. Lundelli (Wittr.) Hiru, forma oogouiis seriatis, und Oedogonium Yirceburgense Hirn.^) Mit Tafel XXXI. Eingegangen am 17. December 1901. Genannte Oedogonium- k^view gelangten im Frühjahre des Jahres 1889 zwischen Cladophora^ welche dem Teiche des botanischen Gartens zu Budapest entstammte und die ich in Cultur liielt, zu üppiger Ent- wickelung. Es gelang mir damals vorzugsweise an Oedogonium rufes- cens ^) einige interessante Beobachtungen zu machen, welche noch heute einiges Interesse bieten, und welche ich mithin — um einige, an damals angefertigten Präparaten, jetzt nachträglich gemachte, ver- mehrt — der Vergessenheit entreissen und der Oeffentlichkeit über- geben möchte. Was damals vor nun mehr als 12 Jahren meine volle Aufmerk- samkeit erregte, war die „halbkugelige"^ Fusszelle, welche heute für eine ganze Reihe von Oedogonium- Axiew bekannt (vergl. HiRN, Mono- graphie Ö. 15), für Oedogonium rufescens und Oedogoriium Virceburgense jedoch neu ist. PßlNGSHEIM^Jwar wohl der erste, welcher ein derartiges Oedogoniwn beobachtete und abbildete. Durch die so abweichende Form der Fusszelle irregeführt, wollte er die Annahme machen, es handle sich hier nicht um junge, aus Schwärmsporen hervorgegangene Pflänzchen, sondern um direct gekeimte Oosporen. Später trat JURANYI*) für 1) Herr Dr. Karl Hirn, der verdienstvolle Verfasser der neuesten, umfassenden Monographie der Oedogoniaceen, hatte die Güte meine ihm zugeschickten Präparate anzusehen und di(^ Bestimmung vorzunehmen, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen vei-bindlichsten Dank sage. Zwar war es ihm nicht möglich, die letztere Art mit „völliger Sicherheit" zu bestimmen; er meint jedoch, dass dieselbe „sehr wahrscheinlich" mit seinem Oedogonium Virceburgense (Hirn, Monographie und Icono- graphie der Oedogoniaceen. Acta Societatis scientiarum Pennicae. Tom. XXVII, pag. 301 n. 174) identisch ist. 2) Der Kürze halber werde ich die oben genannte Form von Oedogonium rufes- cens stets kurzweg als Oedogonium rufescens bezeichnen. 8) Pringsheibi, N., Beiträge zur Morphologie und Systematik der Algen. Mor- phologie der Oedogonieen. Pringsh. Jahrb. für wiss. Bot. I. Bd. 1858, S. 58, Taf. I, Fig. -20, 21; Gesammelte Abhandlungen I. Bd., S. 253, Taf. VI, Fig. 20, 21. 4) JüRANYr, Ij., Beiträge zur Morphologie der Oedogonien. Pringsh. Jahrb. für wiss. Bot., IX. Bd 1873, S. 20. 558 A- SCIIERFFEI.: diese Aut'fassuug- ein. J)ass diese jedoch füv den von ilnuMi im Ange «ehabten Fall, in welchem ein Ooo-oninin oder ein unzweifel- hafter Rest eines solchen nicht zu beobachten war, nicht zu- treffend ist, sondern dass es sich hier thatsächlicli um aus Schwärm- sporen lierA'orgegangene Pflänzchen handelt, dafür sprechen unsere heutigen Kenntnisse über derartige Oedogonien mit halbkugeliger Fusszelle und die im Nachstehenden mitgetheilten Beobachtungen über die Keimung der Zoosporen von Oedogonium rufescens. Die Zoosporen von Oedogonium rufescens werden auf die für die 0^f/o^owmw2- Schwärmer wohlbekannte Art gebildet. Erwähnenswerth ist es aber, dass hier sclion in den Mutterzellen, welche die Schwärmer bilden, der rothe, strichförmige Augenpunkt des zukünftigen Schwär- mers oanz deutlich zu sehen ist. Es sind dadurch die Schwärmer- bildenden Zellen sehr gut markirt^). Besonders scharf trat derselbe hervor, wenn ich mit dem vollen Strahlenkegel des ABBE'schen Be- leuchtungsapparates beobachtete, also eine Methode anwendete, welche nachher LUDWIG KLEIN ^) veröffentlichte. Das Zoosporangium öffnet sich durch einen Kreisriss am oberen Ende der Zelle, und der Schwärmer tritt von einer Blase umschlossen hervor. Die eiförmigen Schwärmer besitzen einen etwas schlanken, stumpf kegelförmigen Mundfleck. Während allgemein der für die Oedogoniaceen-Schwärmer so charakteristische Cilienkranz als an der Grenze vom farblosen Mundfleck und gefärbten Körper entspringend angegeben wird, findet sieh hier diesbezüglich eine auffallende Abweichung. Die Cilien entspringen nämlich in der Mitte, am Aequator des farblosen Mund- fleckes (Taf. XXXI, Fig. 1). Kommt der Schwärmer zur Ruhe, so kugelt er sich ab, ändert nachher die Form seines Umrisses (Taf. XXXI, Fig. 2), er besitzt also wohl etwas Amoeboidität. Der Augenpunkt bleibt eine Zeit lang noch erhalten. Dem Substrate sich fest anpressend, plattet er sich an der Fläche, mit welcher er an diesem haftet (wenn dasselbe eben ist) ab, wodurch er die charakteristische, halbkugelige, brotförmige Gestalt erhält. Alsbald von einer Membran umgeben zeigt er meist gerundete Umrisse (Taf. XXXI, Fig. 86). Auch frei liegende Keimlinge entwickeln keine Haftfortsätze, und so würde man dem zufolge diese rundlichen, manchmal jedoch unregel- 1) Die Schwärmer anderer Oedoijoninin- Puten sind in dieser Hinsicht weniger günstig. Stbasburger (Zellbildung und Zelltheilung, 3. Aufl. 1880, S. 84) konnte den Augenpunkt erst nach Essigsäureeinwirkung beobachten, und Hirn (I. c. S. 14) bemerkt, dass es ihm nie geglückt sei denselben zu sehen. 2) Klein, L., Vergleichende Untersuchungen über Morphologie und Biologie der Fortpflanzung bei der Gattung Volvox. Volvox-Studien, III. Theil, Berichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. B. V. Bd. 1890, S. 48. Beobachtungen über Oedogonien mit halbkugeliger Fusszelle. 559 massigen Zellen eher für irgend eine einzellige Alge, als für das Eutwickelung-sstadium eines Oedogoniums ansehen (Tafel XXXI, Fig. 3). ' Die Zoosporenkeimung eines solchen, mit halbkugeliger Fuss- zelle versehenen Oedogoniums wurde bisher nur von LEMMERMANN ^) — für Oedogonium africanum Lagh. = Oedogonium fusillum Kirchner — geschildert. Da dort einit-i-i, 4.1, „n„ „4-.,«i- „,..,.., Basis der übrigen Blüthentheile stark, Kelch regelmässig ,. ,„, i^J^,^,,,„ -dl dicker und mit m chan cb m ohne Stereom. | Ironilla Emerus I ^''''^' ^'''''' ^"^S^^^^^^^* als in A. Diese Verhältnisse näher zu schildern wird die Aufgabe der aus- führlichen Abhandlung sein. Hier sei beispielsweise nur darauf hin- gewiesen, dass die langen, von Baststrängen durchzogenen Kelche von Anthyllis Vulneraria und die kurzen, stereonifreien Kelche von Coro- nilla Emerus natürlicli für die eingeschlossenen Blüthentheile erheblich verschiedene mechanische Verhältnisse bedingen. Diese aber spiegeln sich im anatomischen Bau dieser Blüthentheile wieder ab. Von Interesse dürfte noch der Hinweis darauf sein, dass viele Papilionaceen-Kelche in ihrem Aufbau eine „mechanische Symmetrie" aufweisen in dem Sinne, dass nicht alle Partien der Kelchröhre gleich stark sind. Während bei senkrecht herunterhängenden Blüthen (Jüohinia Pseudacacia^ Rohinia liispida^ Cytisus Laburnuni) der Kelch mechanisch radiär construirt ist, weist er bei schief aufwärts oder wagrecht hinausstehenden Blüthen [Trifolium pratense^ Orobus vertius^ Lathyrus pratensis, Lotus corniculatus etcj eine besonders starke Unter- seite auf. Es hängt das wohl damit zusammen, dass die Kelchröhren von herunterhängenden Blüthen durch das Gewicht der die Blüthe besuchenden Insecten (event. auch durch die auf die Corolle fallenden Regentropfen) nicht angegriffen werden, während die Kelche von horizontal gelagerten und schief aufwärts strebenden Blüthen beim Insectenbesuch (und Regenfall) einen einseitigen Angriff erfahren. Im Laufe der Untersuchungen sind mir nun allerdings auch Er- scheinungen begegnet, w^ofür ich eine befriedigende Erklärung nicht zu geben vermag. Ich erinnere bloss an die Thatsache, dass im Kelche Ueber die Systeme der Festigung und Ernährung in der Bliithe. 567 von Trifolium repens die obere Seite stärker ist als die untere. Ein Specialfall, welcher einer physiologischen Deutung wieder zugäng- licher ist, liegt in den Blüthen von Anthyllis Vubieraria vor. Wie- wohl dieselben entweder wao-recht hinausstehen oder schief nach oben gerichtet sind, ist ihr Kelch mechanisch radiär constrnirt. Der Grund hierfür darf wohl darin gesucht werden, dass die Blüthen von Anthyllis Vulneraria nicht jene regelmässige Orientirung im Räume einnehmen, wie z. B. die Trifolimn-B\vii\\G\\. Das Vexillimi der Krone befindet sich nicht selten statt über dem Schiffchen unterhalb des- selben, und sehr oft liegt die morphologische Symmetrieebene der Blüthe parallel zum Horizonte. Setzt sich nun ein Insect auf die Corolle, so wird bald die morphologisch obere, bald die untere Seite und bald eine Seitenwand des Kelches am directesten angegriffen. Yerffeuenwärtio-t man sich so die Art und Weise, wie der Kelch von Anthyllis Vulneraria beansprucht wird, so kann dessen radiäre Con- struction nichts Befremdendes mehr an sich tragen. Beim Studium der mechanischen Yerhältnisse in der Papilionaceen- blüthe konnte natürlicher Weise auch das Schiffchen nicht ununter- sucht bleiben. Dasselbe wird jedenfalls bei sehr vielen Blüthen an- lässlich des Insectenbesuches mechanisch beansprucht. Da es aber in seinem Vordertheile Partien der wichtigsten Blüthenorgane um- hüllt, so muss ihm eine hohe Sicherheit gegen jede erhebliche Defor- mation geoeben sein. In Uebereinstimmung mit dieser Forderung sind denn auch alle Schiffchen, die ich untersucht habe, durch gewisse mechanische Einrichtungen verstärkt. Bald weisen die Schiffchen- wände in der Region des Kiels eine grössere Dicke auf als nach oben hin (Robinia hispicku Rohinia Pseudacaria, Coronilla Emenis). bald wird der Kiel gegen die Spitze hin von einem Collenchym- strang durchzogen (Orobus vernus, Trifolien pratense, Trifolium repens, Lotus cornimlatus und andere). Im Vordertheil des Schiffchens von Trifolium pratense besitzt die Epidermis sehr dicke Tangentialwände und die Aussenwand der subepidermalen Schicht ist ebenfalls sehr dick und nebstdem verholzt. Im Schiffchenvordertheil von Trifolivm repens verläuft auf jeder Seite des Collenchymstranges noch ein Leit- bündel, welches von einer Röhre aus typischen Steroiden umgeben ist u. s. w. Wenden wir uns nun zur Betrachtung der mechanischen Yer- hältnisse in den Labiaten blüthen. Ein Yergleich zwischen den Blüthen von Teucrium montanum und Clinopodium vulgare zeigt, dass auch bei dieser Familie mechanische Beziehungen existiren zwischen dem Ausbildungsgrade des mechanischen Systems im Kelche und der Länge der Corolle. Der Kelch der Clinopodium-\^\i\i\\e wird von 13 sehr dicken Strängen aus typisch mechanischen Zellen durch- zogen, während die Kelchröhre der Teucrium-^XnÜie verhältnissmässig 568 Jakob Herzog: Systeme der Festigung und Ernährung in der Blütlie. spärliclu' 1111(1 nicht hcsoiulers dickwandige liastfaseni enthält. Als den am nächsten liegenden (Jrund für diese nH'chaniscIie Differenz zwischen den zwei Kelcliröhren darf man wohl die verschiedenen Längenverliältnisse der zugehörigen Corollen betrachten. Die Untersuchung der Labiaten blüthen zeigte weiterhin, dass bei ihnen meclianische Elemente im Allgemeinen nur im Kelche vor- kommen. Die Krone, sowie die Staub- und Fruchtblätter besitzen in der Regel keine mechanischen Zellen. Im Kelche dagegen treten Stereiden häufig und oft sehr reichlich auf. Sie bilden entweder Belege an den Mestomsträngeu, wie das z. B. im Kelcli von Salvia pratensis der Fall ist, oder sie schliessen sich bloss zum Theil an die Leitbündel an und durchziehen zum Theil die Kelchröhre in Form von mestomfreien Stereonisträngen {Lamium maculatum^ Lamium purpureum^ Galeobdolon luteum u. s. w.). Von einer ausführlicheren Schilderung der mechanischen Yer- hältnisse in den verschiedenen untersuchten Blüthenkategorien muss hier natürlich abgesehen werden. Ich gehe daher noch dazu über, einige Angaben zu machen bezüglich ernährungsphysiologischer Verhältnisse. Meine in dieser Hinsicht angestellten Untersuchungen schliessen sich an ein Factum an, welclies HABERLANDT in seiner „Physiologischen Pflanzenanatomie" erwähnt (S. 289). Genannter Forscher weist daselbst auf die Thatsache Jiin, dass gewisse leitende Gewebe in Blüthenstielen und Inflorescenzachsen oft relativ grössere Dimensionen erreichen, als in vegetativen Stengeln oder Zweigen. Als Grund hierfür wird sicherlich mit Recht die Pollen- und Sanien- bildung in der Blüthe angegeben. Meine Untersuchungen erstreckten sich nun nicht auf Yer- gleichungen von Achsen oder Stielen verschiedenartiger Organe, sondern ich drang in die Blütlie selbst ein und suchte zu erfahren, wie sich die leitenden Gewebe in den einzelnen Blüthenblattkreisen verhalten hinsichtlich ihrer relativen Ausbildung. Zahlreichen Beob- achtungen zu Folge konnte ich folgende Sätze aufstellen: 1. In den Leitbündeln des Andröceums und Gynäceums ist die Zahl der Gefässe im A'erhältniss zum übrigen Mestom geringer, als in den Bündeln von Kelcli und Krone {Gratiola officinalis, Dianthns Caripphyllus etc.). 2. Das gesteigerte Leitungsbedürfniss für plastische Stoffe in den zwei inneren Blüthenblattkreisen spricht sich oft nicht bloss durch eine relative Stärke des betreffenden Mestomcomponenten aus, sondern kann auch mächtigere Bündel überhaupt Ijedingeu (^Loranthus spec, Saponaria ocymoides etc.). 3. In den Gefässbündeln der inneren Blüthenblattkreise wird sehr oft der Reichthum an Geweben zur Leitung plastischer Stoffe G. Haberlandt: üeber fibrilläre Plasmastrncturen. 569 hauptsächlich durch eine Vermehrung der Leptom-Elemeute verur- sacht (^Lilium bulbiferum, Lilium Martagon etc.). Vorstehende drei Sätze erscheinen im Lichte der physiologischen Betrachtimo- ohne Weiteres leicht verständlich. Damit möge der Bericht über meine vergleichend-anatomischen Blüthenstudien seinen Abschluss finden. Eine eingehendere Schilderung der erwähnten Verhältnisse wird meine demnächst im Druck er- scheinende Abhandlung: „Ueber die Systeme der Festigung und Er- nährung in der Blüthe"^) bieten. Botanisches Institut der Universität Freiburg (Schweiz). 72. G. Haberlandt: Ueber fibrilläre Plasmastructuren. Mit Tafel XXXII. Eingegangen am 23. December 1901. Tu einer kritischen Besprechung^) des bekannten Buches von B. NeMEC „Die Eeizleitung und die reizleitenden Structuren bei den Pflanzen, Jena 1901" habe ich das Schwergewicht auf die phy- siologische Seite des Gegenstandes gelegt. In morphologischer Hin- sicht glaubte ich die von I^^EMEC beschriebenen laserigen Bildungen den „Kinoplasmafasern" im Sinne STRASBURGER's zur Seite stellen zu sollen; ich habe speciell auf die Möglichkeit hingewiesen, dass die „reizleitenden Fibrillen" der Wurzelspitzen persistirende und in die Länge gewachsene Spindelfasern sein könnten. Eigene Beob- achtungen lagen dieser Vermuthuug nicht zu Grunde. XeMEC hat dieselbe bald darauf in einer Erwiderung^) zurückgewiesen. Die Gründe, die er dagegen anführt, muss ich nunmehr für durchaus zu- treffend halten. Um mir über die fraglichen „Fibrillen Systeme" ein auf eigener Anschauuni»' basirendes Urtheil bilden zu können, habe ich seither die Wurzelspitzen von Allium Cepa, das Hauptobject der NEMEC'schen 1) Inauguraldissertation. Erscheinend in den „Mittheilungen der natiu-forschenden Gesellschaft in Freiburg (Schweiz)-. 1902. '2) Ueber Reizleitung im Pflanzenreich, Biolog. Centralblatt, Bd. XXI, 1901, S. 3(i9 ff. 3) Die Bedeutung der fibrillären Structuren bei den Pflanzen, Biolog. Central- blatt, Bd. XXI, S. 529 ff. Ber. der deutsch, bot. Gesellscb. \1X. 40 570 ^- Habeulandt: Urtersut'hun^en. eiuiT niüglichst genauen Nacliuntersucliuug unter- worfen und l»in dabei zu folgendem Ergebnis^ gekommen. Vor allem hielt ich es für nöthig, die fraglichen Structuren im lebenden Znstande der Zelle zu beobachten. Längsschnitte durch frische, in Wasser gewachsene Wurzelspitzen wurden in w^ässeriger 5procentiger Rohrzuckerlösung untersucht. Natürlich dürfen die Schnitte nicht zu dünn sein Da sieht man zunächst in den grossen Pleromzellreihen, die später zu Gefässen werden, sofort die von NeMEC beschriebenen mächtigen Plasmastränge, welche die Zellen der Länge nach durchziehend die Zellkerne in sich eiuschliessen. An den Querwänden verbreitern sie sich in der von NeüEC angegebenen Weise. Bei genügend starker Yergrösserung (z. 13. mit ReiCHERT's Objectiv 8a, noch besser mit Objectiv 9) sieht man sehr deutlich, dass diese Stränge eine längsfaserige Structur zeigen, d.h. man sieht langgestreckte Plasmafasern oder Plasmalamellen, die durch lange, spaltenförmige Yacuolen von einander getrennt werden (Fig. 1—3). Dass diese spaltenförmigen, schwach lichtbrechenden, röthlichen Zwischenräume zwischen den stärker licht- brechenden Plasmafasern thatsächlich Yacuolen^) oder Waben sind, lässt sich mit Sicherheit dann erkennen, wenn sie sich stellenweise etwas verbreitern; dies ist namentlich an den Enden der Plasma- stränge der Fall, wo NeMEC ein „pinselförmiges" Auseinanderweichen seiner Fibrillen beobachtet hat. Hier sind die Yacuolen in nächster Nähe der Querwand oft elliptisch verbreitert, während sie sich in dem an Dicke rasch abnehmenden Plasmastrange allmählich zu ganz schmalen Spalten verengern. Zuweilen beobachtet man alle üeber- gänge zwischen diesen schmalen Spalten und breiten langgestreckten Yacuolen, welche den Plasmastrang seitlich begleiten (Fig. 1). Wie bereits NeMEC angegeben hat, ist diese faserige Structur des Plasma- stranges continuirlich von einer Querwand der Zelle bis zur andern zu verfolgen. Sie ist also auch rings um den Zellkern oder wenigstens in gewissen Längszonen desselben zu beobachten. Ob die spaltenförmigen Zwischenräume zwischen den Plasnia- fasern resp. Lamellen isolirte Yacuolen sind, oder ob sie ein zu- sammenhängendes System bilden, lässt sich natürlich nicht mit Sicher- heit entscheiden. Jedenfalls repräsentirt der Plasmastrang ein Netz- werk oder Lamellensystem mit sehr langgestreckten Maschen, welches principiell von einem gewöhnlichen Plasmakörper mit unregelmässig 1^ Ich fasse hier den Begriff ..Vacuolen" im weitesten Sinne auf, rechne also auch die Wabenräunie des „Älveolarplasmas" (Strasburger) dazu, die ja zweifellos durch alle Uebergänge mit den grösseren Zellsafträumen, den Vacuolen im engeren Sinne des Wortes, verbunden sind. Ob der Inhalt der spaltenförmigen Vacuolen im centralen Plasmastrange mit dem der grossen, den Strang seitlich be- grenzenden Yacuolen in stofflicher Hinsicht übereinstimmt, lässt sich nicht angeben. Ueber fibrilläre Plasniastructuren. 571 •durch den Zellsaftraiim gespannten Plasmafäden und Plasmalaniellen nicht verschieden ist. Der die Zelle der Länge nach durchziehende Plasmastrano- ist sowie die an ihn sich ansetzenden Querstränge und der Wandbeleg- feinkörnig. An dem Wandern der Körnchen sieht man, dass im Plasmastrange Strömungen auftreten, die freilich bei der Em- pfindlichkeit des Objectes oft sehr bald schon zum Stillstand kommen. Diese Empfindlichkeit ist auch Ursache, dass die längsfaserige Structur des Plasmastrauges oft nur kurze Zeit, einio-e Minuten lang, deutlich zu beobachten ist. Der Wundreiz führt in der Res'el bald zu einer Zerstörung dieser vStructur; ihr Beginn lässt sich gewöhnlich in der Nähe der Querwände zuerst beobachten; hier runden sich die elliptisch-spaltenförmigen Yacuolen zu kleinen Tröpfchen ab, das Plasma wird mehr oder minder schaumig. Allmählich erstreckt sich diese Desorganisation auf die übrigen Theile des Plasmastranges, wobei ich es unentschieden lasse, ob die zahlreich auftretenden kut^e- ligen Yacuolen nur durch Abrundung der spaltenförmigen entstehen, oder ob auch neue Yacuolen hinzutreten. Ersatz der Zuckerlösuno-. in der die Schnitte liegen, durch Wasser beschleunigt das Schaumig- werden des Plasmastranoes. In seinem oben erwähnten Buche giebt NeMEC an, dass er an Längsschnitten durcli Wurzelspitzen von Allium Cepa^ die er im lebenden Zustande in Wasser oder Hühnereiweiss untersuchte, eine feinere Structur der in Rede stehenden Plasmastränge nicht beob- achten konnte. Sie erschienen ihm bloss „verschwommen körnig".^) In seiner späteren Mittheilung dagegen^) hebt er hervor, dass sich am besten bei Farnen, speciell an den Adventivwurzeln von Aspi- dium decussatuvi, die Fibrillenbündel in den Pleromzellen mit über- raschender Deutlichkeit auch im lebenden Zustande beobachten lassen. Die Fibrillen selbst sind stark lichtbrechend und bilden hier und da anscheinend ein Reticulum. Ich selbst habe die Adventivwurzeln des im Grazer botanischen Oarten cultivirten Aspidium violascens unter- sucht und in der That die „fibrilläre Structur" der Plasmastränge sehr deutlich beobachten können. Dieselbe war trotz der Feinheit der Fibrillen noch schärfer ausgeprägt, als wie bei Allium Cepa^ im Uebrigen aber handelte es sich ohne Zweifel um dieselbe Erscheinung. Die Thatsache, dass sich die längsfaserige Structur der die Wurzelzellen durchziehenden Plasmastränge auch im lebenden Zu- stande deutlich beobachten lässt, und dass es sich dabei um Plasma- massen handelt, die sich in strömender Bewegung befinden, lässt die Identificirung der von Ne:meC beschriebenen Structuren mit schon 1) 1. c, S. 71, 72. 2) Biolog. Centralblatt, Bd. 21, S. .537. 40* 57'J G. Haberlandt: von anderen Forschern beobachteten Erscheinnngen gerechtfertiüT erscheinen. In th'r Litteratnr über Plasnnistructuren nnd Phisnm- strönmugen limbni sich nämlich ziemlich zahlreiche Angaben über den faserigen Aufbau strömenden Protoplasmas. So bildet z. B. FßOMMANN ^) die Zelle eines Staubfadenhaares A'on Tradescantia mit centralem Plasmastrange ab, dessen längsfaserige Structur in der Abbildung lebhaft an maiiche von . 5. Desgleichen. Chromessigsänre, Hämalaun, verdünntes Glycerin: Zeiss' Apochromatobjectiv für homogene Immersion 2,0 mm, Apert. 1,30. „ tj. Langgestreckte Pleromzelle aus der VViirzelspitze einer im Warmhause gewachsenen Pflanze. Pikrineisessigschwefelsäure, Safranin-Gentianaviolett, Oanadabalsam. Reichert's Objectiv für homogene Immersion 181). „ 7. Periblemzelle aus der Wurzelspitze. Pikrineisessigschwefelsäure, Hämalaun, verdünntes Glycerin. ReiCiiert's Objectiv für homogene Immersion 18/)- „ 8 und 9. Endzeilen von Schleimhaaren von Tradescaiitia zebrina im lebenden Zustande. Reicherts Objectiv 9. / 73. P. Magnus: Weitere Mittheiiung über die auf Farn- l P. Magnus: Wio ich in diesen Berichten lid. XIII (1895), S. 287 schon im Goi^on- satze zur Uredo Scolopendrii (Fckl.) Schroet. hervorgehoben habe und 1. c. auf Taf. 23, Fig-. G und 7 abgebildet ist, sind die Uredolager der beiden letztgenannten Arten nicht von einer nur am Scheitel geöffneten Peridie umgeben, sondern ihre Sterigmen und Paraphysen liegen frei unter der aufspringenden Epidermis und sind am Rande von einem Walle von Paraphysen umgrenzt. Ferner sind bei ihnen die üredo- sporen mit Keimporen versehen, während die Uredosporen von Melampsorella Kriegeriana, wie oben dargelegt, keine Keimi)oren haben. Ich kann daher diese beiden Arten nicht mehr als (rlieder der Gattung Melampsorella betrachten und muss sie als Repräsentanten einer neuen (Jattung anseilen. Ich nenne diese Gattung Hyalopsora (hyaliner Krätzepilz), zu der die zwei Arten Hyalopsora Aspidiotus (Peck.) P. Magn. auf Phegopteris Dryopteris und Hyalopsora Folypodü (Pers.) P. Magn. auf Cystopteris fragilis gehören. Meine Gattung Hyalopsora unterscheidet sich von der SCHROETER'schen Gattung Melampsorella vielleicht in etwas analoger Weise durch ihre Uredo, wie sich meine Gattung Schroeteriaster von der DlETEL'schen Gattung Phacopsora unterscheidet. Die beiden letzteren Gattungen stimmen auch in ihren Teleutosporencharakteren nahe mit einander überein, während sie sich durch die Charaktere ihrer Uredolager so sehr von einander unterscheiden, dass ich im Gegensatze zu DlETEL Schroeteriaster in die Verwandtschaft von Uromyces ziehe, während Phacopsora eine echte Melampsoree ist. So könnte es sich vielleicht auch später herausstellen, dass Hyalopsora mit ihrer von vielen Melampsoreeu so abweichenden Uredo einer anderen Verwandtschafts- reihe angehört. Wenn ich daher zum Schlüsse versuche, Beziehungen der nahe verwandten Melampsoreen-Gattungen in Form einer Ableitung von der Gattung Pucciniastrura Otth zum Ausdrucke zu In-ingen, so soll damit nicht diese genetische Verwandtschaft behauptet sein. Dazu sind leider meine Kenntnisse noch zu lückenhaft Bei der Ableitung der Gattungen einer Familie von einander hat man selbstverständlich meistens von den typischen in der Familie am meisten verbreiteten Formen zu den abweichenden Gattungen zu gehen. So sind bei den Uredineen - wenigstens in unseren Breiten — die intercellular gebildeten Teleutosporen mit meistens braun ge- färbter Membran das Häufigste, das Typische. Ich gehe daher unter den Melampsoreeu mit mehrzelligen Teleutosporen von der Gattung Pucciniastrum Otth aus, die intercellular ihre mit braun gefärbter Membran versehenen Teleutosporen bildet. Ihre Uredolager sind von einer sich am Scheitel mit einem Ostiolum öff'nenden Peridie umgeben. Von Pucciniastrum leiten sich einerseits ab Thecopsora P. Magn. mit eben solchen Uredolagern und intracellular gebildeten gefärbten Te- leutosporen, und Calyptospora J. Kühn, mit eben solchen Teleutosporen, MittheiluDg über die auf Farnkräutern auftretenden Uredineen. 583 aber ohne Uredolager. Ausserdem unterscheiden sich beide (iattuugen sehr bedeutend durch ihre Tracht, die durch den Ort und den Wuchs des die Teleutosporen bildenden Mycels bedingt ist. Andererseits leitet sich von Pucciniastrum Uredmopsis ab, die ähnliche Uredolager und intercellulare mehrzellige Teleutosporen mit farbloser Membran hat. Von Uredinopsis gelangen wir zu Melampsorella mit intraeellular gebildeten mehrzelligen Teleutosporen mit farbloser Membran in ganz analoger Weise, yf'iQ wh' \oi\ Pucciniastrum zu Thecopsora gelangt sind. Weit abseits von MelampsoreUa steht durch ihre abweichenden Uredo- lager die in den Teleutosporen mit MelampsoreUa übereinstimmende Gattung Hijalopsora. Wir werden also folgendes Bild haben: xMelainpsorella Hyalopsora Schroet, P. Magn. (^'^lyptospora Thecopsora Uredinopsis y p. Ma.n. J. Kühn P. Majrn Pucciniastrum Otth. Es soll dies, wie nochmals hervorgehoben sei, nur die Be- ziehungen der Gattungen zu einander andeuten, keineswegs ein Ur- theil über genetische Verwandtschaft enthalten. Man könnte z. B. auch MelampsoreUa direct von Thecopsora dadurch ableiten, dass die intraeellular in den Epidermiszellen gebildeten Teleutosporen farblos werden. Es würde dann zwei Mal au verschiedenen Stellen der Schritt von der gefärbten Membran zu der farblosen Membran der Teleutosporen anzunehmen sein, während wir so zwei Mal den Schritt von der intercellularen zu der intracellularen Bildung der Teleuto- sporen sich vollziehen lassen. Nur die offenbar nahe Verwandtschaft der MelampsoreUa Kriegeriana zu den Uredinopsis- Arien der Farn- kräuter liess mich die gewählte Anordnuno- als Andeutung der Be- Ziehungen der Gattungen zu einander den A^orzug geben. Auch könnten die morphologisch übereinstimmenden Arten der Gattung MelampsoreUa verschiedener Abstammung sein. So könnten die Melampsorellen der Farnkräuter von Uredinopsis abstammen, während MelampsoreUa Caryo- phyUacearum aus einer Thecopsora ähnlichen Art hervorgegangen sein könnte. Die 'beigegebenen Abbildungen hat Herr Dr. PAUL RÖSELER bei mir nach der Natur gezeichnet. f)^4 ^^ WllTMACK niltl J. KUCIIWALD: Ei'kläriiiii^ der Abbildungen. Sämiiitlichc Figiiron stellen Melaiiipaorella Kriej/erlana P. Mn'^n. auf Aspidium spinulosuiii Sw. vom Uttowaldcr Grunde in der Sächsischen Schweiz dar. Fig. 1. Längsschnitt des üredolagers. Vergr. 420. 2. Ansicht der Peridie des Uredolagors von oben. Vergr. 420. 3 und 4. Einzelne Uredosporen. Vergr. 420. _ ö. Telentosporenlager von der Fläche gesehen. Vergr. 420. 6. Längsschnitt des ungekeiniten Teleutosporenlagers. Vergr. 420. 7. Längsschnitt eines ungekeimten Teleutosporenlagers mit doppelter Lage von Teleutosporen in einer Epidermiszelle. Vergr. 765. 8. Epidermiszellen mit einzelnen ausgekeimten Teleutosporen von der Fläche gesehen. Vergr. 420. ., 9. Längsschnitt des ausgekeimten Teleutosporenlagers. Vergr. 420. „ 10. Drei ausgekeimte Teleutosporen mit ihren zum Theil über einander liegenden Proniycelieu im Längsschnitte. Vergr. 765. 74. L Wittmack und J. Buchwald: Die Unterscheidung der Mandeln von ähnlichen Samen. Mit Tafel XXXIV. Eingegangen am 27. December 1901. In der Pharmaeie wird schon längst das echte Mandelöl, welches aus süssen und bitteren Mandeln gewonnen wird, als „Oleum amyg- dalaruin verum" unterschieden von ähnlichen fetten Oelen, die von verwandten Samen herstammen (und den Namen „Oleum amyg- dalarum aus sogenannten Pfirsichkernen" führen). Letztere Oele werden bereitet aus Kernen, die unter dem Namen ,, Pfirsichkerne'' gehandelt werden, aber selten wirkliche Pfirsichkerne, öfter Kerne von Pfiaumenarten bezw. -sorten oder Aprikosenkerne sind. So geben z. B. Hager, Fischer und HarTWICH im Kommentar zum Arznei- buch für das Deutsche Keich, Berlin 1891, Bd. I, S. 270 an, dass die im Preise billigeren, unter dem Namen „Pfirsichkerne" aus Süd- Russland und Ungarn in den Handel gelangenden mandelartigen Samen von Prunus nana Jess. und Prunus persica Jess. stammen; ferner S. 272, dass die sogenannten „chinesischen Mandeln" die ess- baren Kerne einer Aprikose sind. Das Arzneibuch für das Deutsche Reich 1900, S. 259 giebt eine einfache und sichere Methode an, beide oben genannten Oele nach ihrem Ursprung zu unterscheiden: Unterscheidung der Mandeln von älinlichen Samen. 585 Werden 1 ccm rauchende Salpetersäure, 1 ccm Wasser und 2 ccm Mandelöl bei 10'^ kräftig durchgeschüttelt, so soll ein weissliches, nicht rothes oder braunes Gemenge entstehen, welches sich nach zwei, höchstens sechs Stunden in eine feste, weisse Masse und eine kaum gefärbte Flüssigkeit scheidet. Die weisse Masse ist feste Elaidinsäure, nach der diese Prüfungs- methode die Elaidinprobe genannt wird. Das Mandelöl aus soge- nannten Pfirsichkernen nimmt bei der Elaidinprobe eine orange bis röthliche Färbung an. Gegen die von dem Arzneibuche angegebene Form der Elaidin- probe wenden HAGER, FISCHER und HARTWICH a. a. 0. S. 319 ein, dass dieselbe sehr liänfig zu Täuschungen führen wird wegen der nicht immer gleichen Beschaffenheit der rauchenden Salpetersäure. Wenn daher das Erstarren des Mandelöles zu der weissen festen Masse nicht stattfindet, so ist das noch lange kein Beweis dafür, dass ein unechtes Mandelöl vorliegt. In solchen Fällen sind noch nachfolgende Proben anzustellen: a) Man bringt in ein Probirrohr 10 ccm der gewöhnlichen Salpetersäure, trägt einige Kupferschnitzel ein und schichtet auf die Flüssigkeit 2 — 3 ccm Mandelöl. Nach sechs bis zehn Stunden muss das einer Temperatur von 10° ausgesetzte Oel erstarrt sein, b) Man bringt in einen Reagircylinder 20 ccm ge- wöhnlicher Salpetersäure, 1 g Quecksilber und 2 — 3 ccm Mandelöl. Nach sechs bis zehn Stunden muss bei einer Temperatur von 10° die Oelschicht erstarrt sein. Das starre Elaidin ist weiss, von der Consistenz des Stearins. Richtig ausgeführt ist die Elaidinprobe ein sehr werthvolles Hülfsmittel bei der Beurtheilung der Oele. In neuester Zeit werden besagte Kerne auch den Bäckern und Conditoren als Ersatz für bittere Mandeln angeboten. Dieser Um- stand macht es wünschenswerth, ein Unterscheidungsmerkmal zu kennen, welches es eben so sicher ermöglicht, die echten bitteren Mandeln von verwandten Kernen, wie Pfirsiche, Pflaumen und Apri- kosen zu trennen, als es bei den Oelen möglich ist. Ueber die Unterschiede der Samen ist nirgends in der Litteratur etwas zu finden. Hervorzuheben ist, dass Mandeln und Pfirsiche bo- tanisch so nahe verwandt sind, dass man z. B. in den vegetativen Organen und in der Blüthe fast gar keinen Unterschied findet. E. KOEHNE giebt in seiner Deutscheu Dendrologie, Stuttgart 1893 als wesentliche Unterschiede an: S. 314. Prumis Persica Sieb, et Zucc. Pfirsichbaum. Blattstiel kürzer als die halbe Breite des Blattes, Blüthen einzeln, selten zu zweien, Fruchtfleisch sehr weich und saftig. Stein unregelmässig tief gefurcht und mit Löchern. S. 315, Prunus Ami/gdalus Stokes. Gemeiner Mandelbaum. Ber. der deutscli. bot. Uesellsch. XIX. 4]^ 5H(J I-. WirrMACK mid J. Buciiwald: Blattstiel meist so lang oder länger als die lialbe Blattbreite, Blüthen meist zn zweien, selten einzeln, FriHditfieiscii niclit saftig, Steinschale mit Löchern, sonst ziemlicii glatt. Man sieht, dass diese Unterschiede nnr geringe sind. Es kommt noch hinzu, dass es eine Varietät der Mandel giebt, Prunus Amygdalus var. persicoides Seringe, die eine hartfleischige Frucht und einen dem des Pfirsich ähnlicheren Stein hat. Ueberhaupt ist neuerdings die An- sicht vertreten worden, dass der Pfirsich keineswegs von der Mandel zu treinien ist, sondern nichts weiter als eine Culturform der letzteren darstelle, bei welcher die Fruchtschale eine Umbildung erfahren habe. Blattstieldrüsen kommen, wie es uns scheint, bei den Mandeln immer vor, bei den Pfirsichen zwar nicht allgemein, aber häufig. Nach Lucas (in WiTTMACK's 111. Gartenbaulexicon, 3. Aufl., S. G05) sind die Pfirsichsorten mit Blattstieldrüsen derber im Laub und winter- härter. Nach ihm sind die Pfirsichkerne zwar meist bitter, doch bis- weilen auch süss (z. B. bei der Nektarine „Stanwick''). Solche Pfir- siche könnte man dann von den süssen Mandeln, die anderen von den bitteren Mandeln ableiten. Nach FlCCKIGER, Pharmakognosie, 3. Aufl. 1891, S. 1008 haben die bitteren Mandeln häufig keine Blattstieldrüsen. In ähnlicher Weise, wenn auch lange nicht so nahe, sind Pflaume und Aprikose mit einander verwandt. Beide nehmen wegen ihrer in der Knospenlage eingerollten Blätter allen anderen Unter- gattungen der Gattung Prunus gegenüber eine besondere Stellung ein. Sie gehören bei KOEHNE a. a. 0. S. 315 zur Untergattung Prmio- phora. Diese zerfällt in zwei Sectionen 1. Euprunus, echte Pflaumen, Fruchtknoten und Frucht kahl. 2. Armeniaca, Aprikosen, Frucht- knoten dicht zottig, Frucht sammetfilzig. Blüthen sitzend oder ihr Stiel kaum länger als der Kelchbecher. Zur ersteren gehört u. a. unsere runde Pflaume. KOEHNE sagt von ihr a. a. 0. S. 316. Prunus insiticia L. Kriechenpflaume. Blüthen meist zu zwei aus jeder Knospe, Stiele weich haarig, Frucht kugelig, weichfleischig, süss; Stein wenig zusanmi engedrückt, nicht löslich. Ueber die Aprikose schreibt KOEHNE a. a. 0. S. 318. Prunus Armeniaca L. Gemeine Aprikose. Blüthen fast sitzend, Frucht rund- lich, ziemlich gross, gelb mit rother Backe, Stein glatt, löslich, am Rande scharf, Samen süss. Bei der nahen "Verwandschaft dieser Pflanzen lässt sich von vorn herein annehmen, dass die Unterschiede im anatomischen Bau der Samen bei Mandel und Pfirsich einerseits und Pflaumen und Aprikosen andererseits kaum merkliche, zwischen den beiden ersteren und letzteren nur geringe sein werden. Um die nöthigen Untersuchungen ausführen zu können, war es zunächst nöthig, authentisches Material zu erhalten, was ausserordent- lich schwierig war. Die grosse Berliner Drogenhandlung BRÜCKNER, Unterscheidung- der Mandeln von ähnlichen Samen. 587 Lampe & Co. hatte die Güte, uns Pfirsichkerne, Aprikosenkerne und Mandeln, bittere als auch süsse, zu besorgen. Allein es zeigte sich, dass die augeblichen Pfirsichkerne überhaupt keine solche waren, sondern sicherlich zu einer Pflaume gehörten. Es fanden sich nämlich unter diesen Kernen auch nicht entschälte, welche sich noch in einer unversehrten Öteinschale von länglicher platter Form befanden, deren Inhalt genau mit den übrigen angeblichen Pfirsichkernen überein- stimmte. Von uns gekaufte grosse blaue Pflaumen (sog. Aprikosen- pflaumen) zeigten genau dieselben Steine und Kerne, wie die angeb- lichen Pfirsichkerne, so dass wir also mit voller Sicherheit behaupten können, dass die im Handel käuflichen Pfirsichkerne Pflaumeukerne sind, oder wenigstens in diesem Falle Pflaumenkerne waren. Be- merkt sei noch, dass die Firma BRÜCKNER, LAMPE & Co. diese an- geblichen Pfirsichkerne uns erst durch Vermittelung eines grossen Hamburger Importeurs besorgt hatte. Als wir auf diesem Wege nicht in den Besitz von echten Pfirsich- kernen kommen konnten, kauften wir selbst Pfirsiche, da eben die Zeit derselben begonnen hatte, und wandten uns auch an hiesige Gärtner, die uns solche lieferten. Leider enthielten zur Zeit unserer Uutersuchuno- fast sämmtliche der geöffneten Pfirsichsteine verkümmerte Samen, meist zwei, seltener einen; diese waren natürlich zu unserem Zweck unbrauchbar. Ob die Verkümmerung nur bei den frühen Pfirsichen so oft vorkommt, müsste noch näher untersucht werden. Dass die Pfirsiche auch bei uns im Allgemeinen ihre Samen gut ausbilden, geht schon daraus hervor, dass z. B. in Werder a. H., bei Potsdam, die meisten Pfirsichbäume aus dort gewonnenen Kernen erzogen werden. Schliesslich erhielten wir Mitte August 1901 aus dem Garten der Frau C. VEIT in Tegel bei Berlin mehrere Pfirsichkerne, die 1 bis 2 gut ausgebildete Samen enthielten, und endlich Mitte September fanden sich unter den käuflichen Pfirsichen auch einzelne besser aus- gebildete Kerne. Im December erhielten wir von der grossen Samen- handlung ViLMORIN, ANDRIEUX et Cie. in Paris nicht nur acht Pfir- sichsteine mit gut ausgebildeten Samen, sondern auch Steine von Mandeln, Mirabellen, Damascener- und Reineclaudepflaumen. Das Ergebniss unserer Untersuchung der fraglichen Kerne in makroskopischer und mikroskopischer Beziehung ist nun folgendes: Die anatomischen Unterschiede im Aufbau der Samenschale bei den Mandeln (süsse und bittere Mandeln zeigen vollständig gleiche Verhältnisse), den Pfirsichen, Pflaumen und Aprikosen sind reclit geringe, wie auch die Fig. 6, 7, 12, 13, 18, 19, 25 und 26 lehren. Die äusserste Zellschicht ist eine Lage grosser dickwandiger Epidermiszellen, welche ursprünglich wohl eine zusammenhängende Schicht bildeten, bei den reifen Samen aber nur noch einzeln oder in 41* 5g8 \j Wi'iTMACK 1111(1 .1. Hucmiwald: Grujipen zu zwei bis vielen juelir oder weniger diclit verstreut auf der Sanienseliale sitzen. Diese Zellen veranlassen die sammetartige und doch rauhe, schülferige Oberfläche der vorliegenden Öamenarten. Unter den I^-5«-:7'X>^ Bericht über die am 24. September 1901 in Hambm*ii' abuelialtene achtzehnte General -Versammlung der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Entsprechend der im Jiinihefte des laufenden Jahrganges dieser Berichte an die Mitglieder der Deutschen Botanischen Gesellschaft ergangenen Einladung (yergl. S. 349 dieses Bandes) wurde die durch § 3 der Statuten vorgeschriebene und in ihren Geschäften durch § 15 des Reglements bedingte General-A/ersammlung in Anlehnung an die in Hamburg tagende Versammlung der Gesellschaft Deutscher IS^atur- forscher und Aerzte abgehalten. In herkömmlicher Weise wurde die auf den 24. September, Vormittags 9 Uhr, im Hörsaal des botanischen Gartens anberaumte Geschäftssitzung von dem wissenschaftlichen Theile abgetrennt und letzterer mit den Sitzungen der Abtheilung Botanik der Naturforscher -Versammlung A^erbunden. Es soll hier zunächst über den geschäftlichen Theil berichtet werden. Der Präsident Berr S. SCHWENDENER begrüsste die zur General- Versammlung erschienenen Mitglieder und gab einen kurzen münd- lichen Bericht über den derzeitigen Staiid der Gesellschaft. Es konnte mit Befriedigung auf das abgelaufene Geschäftsjahr zurückgeblickt werden. Die Zahl der Mitglieder hat seit der Gründung der Gesell- Schaft ihren höchsten Stand (42ü zahlende Mitglieder) erreicht, und, wie auch aus dem nachfolgend gegebenen und als Anlage I beigefügten Rechnungsabschluss des Schatzmeisters hervorgeht, entspricht dem die dauernd günstige Einan/lage der Gesellschaft, welche trotz des Umfanges der Berichte und trotz der Beigabe von Tafeln zu denselben keine Aenderung gegen die Vorjahre erfahren hat. Es muss jedoch hervorgehoben werden, dass der günstige Rechunngsabscliluss nicht aus der Zahlung der Mitgliedsbeiträge erklärt werden kann, es über- steigen vielmehr die Gesammtkosten, welche der Gesellschaft er- wachsen, die Summe der Mitgliedsbeiträge. Der Geschäftsüberschuss Ber. der detitschen bot. Gesellsch. XIX. H) C2) Bericht über die achtzehnte General -Versammlung'. ist aus Ziiisyeiniiss aus den angelegten Kaj)italien und unserem Antlieil am Gewinn, welclien die Verlagsbuchhandlung- aus (U'in Vortrieb der Berichte erzielt, herzuleiten. Der Vorstand hat überdies beschlossen. die erzielten Ueberschüsse zum grösseren Tlieilo in den kommenden Jahren zu besonderen Zwecken zu verwenden. Es ist anlässlich des 'iSjährigen Bestehens unserer Gesellschaft die Herausgabe eines Jubelbandes in Aussicht genommen, auch stellt sich die Nothwendig- keit der Herstellunj»' eines Registerbandes für die bisher veröft'ent- lichten Jahrgänge ein. üeberdies darf ein llückgang in (h'r Zahl der Mitglieder nicht als eine Unmöglichkeit erachtet werden, wenn auch zur Zeit eine solche Befürchtung nicht gehegt zu werden braucht. Nach dieser einleitenden Betrachtung konnte mit Genugthuung fest- gestellt werden, dass die Zahl der anwesenden Mitglieder die ordnungs- mässige Erledigung der weiteren Geschäfte der General -Versamm- lung ermöii'lichte. In die Präsenzliste trugen sich ein die Herren: BENECKE-Kiel BlTTER-lMünster BLASIÜS-Braunschweig BRICK-Hamburg COERENS-Tübingen CZAPEK-Prag GEISENHEYiNER-KreTiznach GlESENHAGEN-München HALLIER-Hanibnrg Haussen ECHT-Weimar JAAP-Hamburg JüNSSON-Lund JOST-Strassburg KARSTEN-Bonn KLEBAHN-llaiuburg KNY-Berlin Magnus (P.)- Berlin Magnus (W.)-Berlin MARSSÜN-Berlin MlEHE-Lei])zig MOLTSCH-Prag MÜLLER (CARL)-Berlin NATHANSOHN-Leipzig NEMEC-Prag NOLL-Bonn PAZSCHKE-Leipzig POTONIE-Berlin RA ATZ- Wanzleben REINKE-Kiel SCHOBER-Hambury SCHWENDEN ER-Berlin SONDER-Oldesloe THOST-Berlin TSCHIRCH-Bern "ÜHLWORM-Berlin VOIGT-Hambnrii- WARBURG-Berlin WiNKLER-Tübingen WlTTMACK-Berlin ZAGHARIAS-Hainburg An den späteren wissenschaftlichen Verhandlungen nahmen noch Theil die Herren Mitglieder: BURCHARD-Hamburg EOCKE-Bremen HeERING -Hamburg Hinneberg- Altena KOLKWITZ-B erlin MÖLLER-Eberswalde MUTH-Karlsruhe POMORSKI-Krakau SCHMIDT-Hambnrg THOMS-Berlin DE VRIES- Amsterdam Bericht über die achtzehnte General -Versammlungr. (3) ^()ll Xifhtmitgliederu unserer (fesellsclial't nahmen an einzelnen Hit/Ainoen Theil die Herren: ARENDS-Berlin BATESON, VV. BERNEGAU-Hannover BOVERI- Würzburg- BRUCm[ANN-(iotha ßrCHEL-Hamburg CZERNY-Heidelberg ElLERS-Heckliugen FiSCHER-Bergedorf HAACK-Flensburg- HEINSEN-Hamburg- Henning -Upsala HlLCKER-Hamburg KATZ-Leipzig KNAUER-Elmshorn KNOOP-Strassburg KRAEPELIN- Harn bürg MeRTZ H AUS-Mag< I eb urg NiLSSON-Svalöf PETERS-Hamburg PlEPER-Hamburg KEINBOLD-Hamburg KEISS-Berlin RlCHTERS-Frankfurt a. R üSSOW-Petersburg 8CHAER-8trassburg ÖCHÄFFER-Hamburg SCHMIDT-Clöttingen ÖELK-Hamburg TiMPE-Hamburg WEGNER-P]mstetten ZiEGLER-Jena ZüMBROICH-Berlin M. An Stelle des an dem Besuch der (Jeneral- Versammlung behinderten Schatzmeisters legte der Secretär Herr CARL MÜLLER den vorschrifts- mässig geprüften Kassenbericht vor (siehe Anlage I). Der Präsident >;prach im Namen der Gesellschaft dem Schatzmeister den Dank für «eine Geschäftsführung aus, worauf in üblicher Form die Entlastung für das Jahr 11>00 ertheilt wurde. Die hierauf eingeleiteten Wahlen, bei welchen die Herreu Bitter, Nathansohn und Voigt auf Ansuchen des Präsidenten das Amt tler Scrutatoren übernahmen, führten zu folgender Aemter= besetzung^). Zum Präsidenten der (iesellschaft für (Urs Jahr 1902 wurde mit grosser Stimmenmehrheit Herr SCHWENDENER wiedergewählt, welcher sich zur Fortführung des Amtes bereit erklärte. Für das Amt des Stellvertreters des Präsidenten wareu die Herren (JOEBEL und HeINKE in A'orschlag gebracht wortlen. Die Wahl ergab eine Stimmengleichheit für den derzeitigen Stellvertreter Herrn STAHL und Herrn EeiNKE. Da der Präsident sich der Stimm- abgabe enthalten hatte, so gab er mit Zustimmung der Versammlung ,17 .. I. Beiträge-Conto II. Interessen-Conto III. Gewinn-Couto IV. Berichte-Conto V. Kosteu-Conto Am 31. December 1900 Vermögen im Ueber- trage : Fester Bestand 5000,00^^ Flüssiges Vermögen . . . 4697,11 ., 9 697 16 314 03 I6r.i4 Voranschlag- tnr 1901. /Durchschnitt nach den letzten drei Jahren ) Vortrag des Vermögens am 1. Januar . . . . Beiträge Zinsen , Gewinn-Conto Berichte Bd. XIX Kosten Vermögen am 31. December 1901 9 697 6 260 505 271 11 00 00 00 4 858 1516 10 359 16 733 11 16 733 8 976 17 6 487 62 567 •20 283 04 . . 5 006 05 1 610 87 11 03 00 00 11 11 Dil' laufeiideii Eiiiualmien des Jahres 1!)()0 betrugen 7837,86 t/Ä, die laufenden Ausgaben 6616,92 Ji\ niitliin sind 720.94 Jt mehr eingenommen als ausgegeben. Werden nur die Beiträge in Be- tracht gezogen, dann betragen die Einnahmen ()487,62 JH, die Aus- gaben 6616,92 ^/^, und es sind 129,30 .^Ä mehr ausgegeben, als an Beiträgen eingenommen. Bei 420 zahlenden Mitgliedern kommt auf jedes Mitglied ir),44: Jl- Beitrag und ir),75 tM Ausgabe. Das flüssige Vermögen ist zur Herausgabe eines Begisterbandes nach Abschluss des Bandes XX und einer Festschrift zum 2') jährigen Bestehen der Gesellschaft bestimmt worden. Berlin. Mai 1901. Otto Müller. (10) Fkikukich KkOgkr: Nachrufe'. Albert Bernhard Frank. Von Friedrich KrCger. Am ■JT. Se|)tenil»er iUOO verschied, für weitere Kreise völlig un- erwartet, iiacli kurzem Krankenlager der Vorsteher der bioloo:ischen Ahtheilunir am Kaiserlichen Gesiindheitsamte zu Berlin, der (Jeheime HeKieruno-srath, Prof. Dr. ALBERT BERNHARD FRANK. In ihm hat die botanische Wissenschaft einen ihrer hervorra,i,^endsteu Vertreter verloren, dem wir aufrichtige Bewunderung zollen müssen. Geboren wurde FRANK am 17. Januar 1839 zu Dresden. Er er- hielt den Unterricht zunächst in Aer Annen-Realschule daselbst, dann im dortigen Gymnasium zum heiligen Kreuz. Nach bestandener Maturitätsprüfung bezog- er im Sommersemester 18()1 die Universität Leipzig, an der er zunächst, ein Semester lang, Medicin, dann Natur- wissenschaften, um! zwar s])eciell Botanik, studirte. Fr gehörte zu den eifrigsten Schülern von METTENIUS und REICHENBACH und nahm ausserdem noch an verschiedenen anderen Vorlesungen, so z. B. Physik bei HANKEL, Ghemie bei KÜHN und ERDMANN, Minera- logie bei Neumann und Agriculturchemie l>ei IvNOP theil. Im Jahre 1865 promovirte er in Leipzig und erhielt im Juni desselben Jahres die Custodie des dortigen üniversitätsherbars gegen eine von Zeit zu Zeit durch Gratification gewährte Remuneration. Bald darauf habilitirte er sich daselbst als Privatdocent der Botanik und erlangte 1S78 dort eine ausserordentliche Professur. In dieser ersten Zeit seiner wissenschaftlichen Thätigkeit er- streckten sich FRANK's Studien neben den systematischen, denen er naturgemäss als Gustos des Herbars oblag, auf physiologische Fragen rein wissenschaftlicher Art, und die Resultate dieser seiner Erstlings- arbeiten sind, obwohl theilweise anfänglich bekämpft, jetzt zu allge- meiner Anerkemiung durchgedrungen. Eingehender auf dieselben an dieser Stelle zurückzukommen, würde zu weit führen. Es sei nur kurz erwähnt, dass durch seine Untersuchungen die schon früher aufgestellte Behauj)tuug bestätigt worden ist, nach der die W^urzelkrünmiungen als active Wachsthums- erscheinuugen zu betrachten sind, und dass dieselben durch einen Albekt Bernhard Frank. (Ü) Heiz zu Stande kommen, den die Schwerkraft auf das Protoplasma ausübt. Er ist es ferner auch gewesen, der die Begrift'e Traus- versalgeotropismus und Trausversalheliotropismus in die Wissenschaft einführte, und ferner den Xachweis erbrachte, dass der Druck des Wassers die Pflanzen bestimme, die Länge des wachsenden Blatt- stiels der Schwimmblätter je nach der Höhe des Wasserstandes zu reguliren. Er beschäftigte sich ferner mit den biologischen Verhält- nissen des Tliallus einiger Krustenflechteu. studirte weiter den Ein- fluss lies Lichtes auf den bilateralen Bau von Thuja, sowie ferner auch auf die Lage der (Uilorophyllköruer, kurz er hat, w^ie die in dem Schriftenverzeichniss von Nr. 12 bis Nr. 31 aufgeführten Arbeiten zeigen, über eine ganze Reihe wichtiger physiologischer Fragen Klarheit o;eschafPen und sich dadurch ein bleibendes Verdienst um diesen Zweig der Wissenschaft erworben. Im Jahre ISSl folgte FRANK dann einem vdu Berlin aus an ihn ergangenen Kuf als Professor für Pflanzenphysiologie an der Königl. Ijandwirthschaftlichen Hochschule. Damit beginnt die zweite Periode seiner wissenschaftliehen Thätigkeit. Während er sich bisher, wie gezeigt, dem Studium der rein wissenschaftlichen Botanik gewidmet hatte, wandte er sich von jetzt ab solchen botanischen Fragen zu. die für die Landwirthschaft von Bedeutung waren. Speciell war es die Frage der Nutzbarmachuug des freien atmosphärischen Stickstoffs durch die Pflanze und in Verbindung damit das Studium über die Wurzelknöllchen der Leguminosen und die Mykorrhizen. was ihn bis in den Anfang der 90er Jahre ]iau])tsächlich beschäftigte. Seine Beobachtungen und die Kesultate seiner Versuche hat er in einer grösseren Reihe von Arbeiten niedergelegt, jedoch ist es auch ihm nicht gelungen, dies Gebiet völlig zu klären, und gerade er glaubte auf (Irund der Ergebnisse seiner Untersuchungen sich vielfach in scharfen (regensatz zu anderen Forschern stellen zu müssen. Während HRLLRIEOEL. und mit ilnn manche anderen tüchtigen Forscher, die Fähigkeit, den freien atmosphärischen Stickstoff zu assimiliren, für eine specifische Eigenthümlichkeit der Leguminosen ansehen und den Pilz resp. die Bacterienart, Bactenum radicicola, die in den Wurzelknöllchen dieser Pflanzen leben, nicht aber die Leguminosen selbst, für den Factor halten, der die stickstoft'ldndende Fähigkeit dieser Pflanzen bedingt, behau})tet FRANK und glaubt den experimentellen Nachweis erbracht zu haben, dass die Pflanzen der genannten (Jruppe auch ohne Symbiose mit den Wurzelknöllchenpilzeu den freien Stickstoff zu assimiliren vermögen, und dass auch Nicht- leguminosen — sowohl Pilzen, Algen, wie Moosen und Phanerogaraen — die o-leiche Fähigkeit zukomme. Nach FRANK stammt ein mehr oder weniger grosser Theil des in der Ernte enthaltenen Stickstoffs aus der Luft. Die Assimilation des freien Stickstoffs ist dabei an (I-J) Frieukicii Krüger: «liejeiiii^t'ii Lebonsbinliiii'iniücii .«^ekiiüpft. die auch hei anderen Er- niilirunirsthätitikeiten sioli «adtend niaclien. dass niinilicli die Pflanze Aen schwächlichen .Tui;endzn.stand erst überwunden und sicli in ihren vegetativen Organen, besonders in ihrem r>hxtta])i)arat gekräftigt liaben nuiss. und dass. je nielir dies geschieht, desto energischer die Kraft, den elementaren Stickstoff zu assimiliren. zum Ausdruck kommt. Stickstoffdüngungen bedeuten nach FRANKs Ansicht für di(> Pflanze somit etwas anderes, als die AgricultnrclKsmiker im Allge- meinen anzunehmen [)flegen. Sie stellen gewisserniassen die dugend- nahrung der Pflanzen b«'züglich des Sti(distoffs dar. indem ihre Gegen- wart im Boden für die Niehtleguminosen das einzige Mittel ist, um dem Stickstoffhunger der Pflanzen vorzubeugen und dieselben so zu kräftigen, dass die Stickstofferwerbung aus der Luft erfolgen kann. N^acli Frank ist die Wirkung des Leguminosenpjlzes nur diejenige eines Reizes, durch welchen die Krnährungs- und Assimilations- thätigkeit der Pflanzen überhau]it, und damit auch die auf die Er- werbung des freien Stickstoffs gerichtete, gekräftigt wird. Dank dieses stimulirenden Einflusses ist daher die Energie der Stickstoff- assimilation bei den Leguminosen eine weit grössere als bei den Niehtleguminosen. Durch vereinte Wirkung von Symbiose und Stick- stoffdüngung wird somit bei ersteren — allerdings angeblich mit Ausnahme der Lupine — hinsichtlich der Fähigkeit, den freien Stick- stoff zu assimiliren, das Maximimi erreicht, eine Theorie, die hin- sichtlich der Düngung und des Anbaues von Leguminosen auf den verschiedenen Bodenarten für die landwirthschaftliche Praxis von srrösster Bedeutung ist. Die Infection der Legumiuoseuwurzeln mit den die Knöllchen derselben erzeugenden Mikroorganismen findet nach FßANK je nach der Pflanzenart auf zw^eierlei Weise statt, nämlich mit oder ohne Infectionsfadeii. Fiezüglich der dabei sich abspielenden Yorgäuge und der Bedeutung derselben für «len pflanzlichen Organismus stimmt Franks Ansicht wiederum mit derjenigen mancher anderen Forscher nicht überein. Nach Franks ursprünglicher Ansicht sollte in Folge des Ein- dringens eines, von ihm Rhizohium Leguminosariim benannten Mikro- organismus in das Protoplasma einzelner Zellen der Wurzeln eine innige A erschmelzung des Ijeguminosenprotoplasmas mit dem Pilz (Mycoplasma) stattfinden, dies sich jedoch nicht auf die Wurzeln allein beschränken, sondern sich durch die ganze Pflanze verbreiten. An denjenigen Stellen der Wurzeln, an denen der Pilz eingedrungen, wird dadurch der lmi)uls zu einer eigenthümlichen neuen Wachs- thimisthätigkeit gegeben, und in Folge dessen entsteht ein Gewebe von protoplasmareichen Zellen, nämlich die als Leguminosenknöllchen bekannten Gebilde, in denen das Rhizobium zu ausserordentlicher Albert Bernhard Frank. (i-^) Vermelirung gelangt. Auch FRANK stand nun Anfangs auf dem von BRUNCHORST vertretenen Standpunkt, dass dann später innerhalb dieser Knöllclien das Mycoplasma sich in zahllose, eigenthümliche, aus Eiweiss bestehende Fermentelemente differenzire, in denen vor- zugsweise die Coccen des genannten Mikroorganismus eingebettet seien. Während erstere gegen Ende der Vegetation von der Pflanze selbst wieder absorbirt werden, bleiben einzelne der letzteren un- gelöst und gelangen beim Zerfallen der Knöllchen wiederum in den Boden, um von Neuem die Urheber der Infection zu werden. Dass diese Theorie unhaltbar sei, sowie ferner, dass die Bacteroiden that- sächlich Umwandlungsformen eines Mikroorganismus seien, woran auch Frank später eine Zeit lang gezweifelt hatte, erkannte er jedoch selbst bald, und auch er ging zu der von BeYERINCK vertretenen Ansicht über, dass die Bacteroiden als degenerirte Bacterien aufzu- fassen seien, die die Pflanze sich gegen Ende ihrer Vegetationsperiode zu Nutze mache. Obgleich also FRANK selbst mehrfach hinsichtlich dieser Fragen seinen ursprünglichen Standpunkt änderte, stehen doch, wie schon erwähnt, einige der von ihm hinsichtlich der Bacteroiden, sowie der Assimilation des freien Stickstoffs überhaupt vertretenen Theorien mit denjenigen mancher anderen Forscher in Widerspruch, und es ist der Zukunft vorbehalten zu entscheiden, welches die richtigen sind. In mancher Beziehung haben freilich die letzten Jahre hin- sichtlich der umstrittenen Punkte schon Klarheit geschatt'en, und als unhaltbar hat sich dabei z. B. die Theorie erwiesen, dass der Legu- minosenpilz durch die ganze Pflanze verbreitet sei. Weniger als bei den vorstehend erörterten Fragen l>ezüglich der Assimilation des freien Stickstoffs sowie der Wurzelknöllchen weichen die Resultate der FRANK'scheu Studien über die Mykorrhizen von denjenigen anderer Forscher ab. Mit grossem Erfolge hat er viel- mehr die Lehre von der Ernährung höherer Pflanzen durch Pilze *» ausgebaut. Er führte für solche Pilzwurzeln den allgemein ange- nommenen Namen Mykorrhiza ein. Nach ihm lassen sich biologisch zwei Formen solcher Symbiose unterscheiden. Einmal — bei den ektotrophen Mykorrhizen — finden sich die Pilzmycelien auf der Oberfläche der Wurzeln, wo sie, dem Kinfluss des Protoplasmas nicht ausgesetzt, iils eigentliche und ausschliessliche Ueberträger von Wasser und Nährstofl'en fungiren. So ist es bei den Wurzeln der Cupuliferen, der meisten Coniferen und anderer Waldbäume. Im anderen Falle — bei den endotroplien Mykorrhizen — werden die Pilze dagegen in das Protoplasma aufgenommen und hier — nach FRANK's Beob- achtungen — ausgesogen, wie bei den fleischfressenden Pflanzen die Insecten. Hierhin gehören nach FRANK's späterer Ansicht auch die den (ialleii vergleichbaren (febilde. die er als Mycodomatien oder (14) Fkieüricii KRÜaER: l*il/kainmi'rii Itc/ciflincte. Sie, sowie die schon erwähnten endo- trophen ]\rykorriiizen, .sind <;leich . S. 2.")() ans: ,, . . . sie wissen . . Pilze als ihre auserkorenen Opfer in ihr Proto])lasnni einzufangen. darin gross zu züchten und schliesslich zu verdauen, um so von der reichen Eiweissproduction gerade der Pilze, die die letzteren ja auch als meuschliches Nahrungs- uiittel werthvoll macht, Nutzen zu ziehen. Es geht hierbei also der eine der beiden Symbiouten im Organismus des anderen derart auf, dass er wie ein stofflicher Bestandtheil des letzteren erscheint, der im Stoffwechsel schliesslich verbraucht wird", eine Theorie, die nach neueren Forschuni>en indessen doch vielleicht etwas zu modificiren ist. Anders als bei den besprochenen endotrophen Mykorrhizen liegen die Verhältnisse bei den ektotrophen. Hier ist der gauze Wurzel- körper vo]i einem aus Pilzhyphen bestehenden Mantel lückenh)s überzogen, der mit jenem fortwächst und mit ihm organisch verbunden ist, indem die Pilzhyphen zwischen den Epidermiszellen der Wurzeln eindringen. Dabei ist in der Regel die Mykorrhize etwas dicker als die gewöhnliche, unverpilzte Wurzel, doch hat sie ihr Längenwachs- thum im Vergleich zu letzteren vermindert, dafür aber die Verzweigung gefördert, so dass diese Gebilde dadurch ein korallenförmiges Aus- sehen bekommen. Ausser dieser gewöhnlichen Form hat FRANK dann auch noch zwei andere Formen beobachtet und beschrieben, uämlich eine langästige mit wurzelhaarähnlichen Seitenorganen und eine fuehsschwanzartige. Bezüglich der Verbreitung der Mykorrhizen hat Frank die Theorie aufgestellt, dass überall das Wurzelsystem der schon genannten Baumarten mit dem Mycel der verschiedensten grösseren Pilze unserer Wälder in Symbiose stehe, und dass letztere für die Existenz solcher Bäume fast ausnahmslos nothwendig sei. Er glaubte dies aus seinen, nach dem heutigen Stande der Wissen- schaft freilich nicht ganz einwandsfreien Versuchen daraus folgern zu müssen, weil die von ihm in sterilisirtem Sandboden ohne die My- korrhizen gezogenen Bäumchen eingingen, während solche in unsteri- lisirtem Substrat und mit Mykorrhizen am Leben blieben. Nach Frank sollen diese Pilze die ganze Ernährung des Baumes aus dem Boden übernehmen, indem sie ausser dem nöthigen Wasser und den mineralischen Bodennährstoffen auch noch organische, direct aus dem Humus und von verwesenden Pflanzenresten stammende Stoffe dem Baume zuführen, wozu letzterer nur durch den Mykorrhizapilz befähigt wird, eine für die Forstwirthschaft hinsichtlich der Bedeutung des Humus für die grüne Pflanze wichtige Entdeckung. Diese die Stickstoffernährung der Pflanzen betreffenden Unter- suchungen, die der Verstorbene theils allein, theils mit Unterstützung Albert Bernhard Frank. (15) seiner danuiligeu Assistenten TSCHIRCH und später OTTO, sowie einer Reihe seiner Schüler ausführte, beschäftigten ihn etwa bis in den Anfang der 90 er Jahre. Dann, als in dieser Zeit die Umwandlung des Instituts für Pflanzenphysiologie in ein solches für Pflanzenphysiologie und Pflanzen- schutz stattgefunden, beginnt eine neue Periode seiner Thätigkeit, die dritte, in der der eifrige Forscher seine Kräfte fast ganz dem Studium der Pflanzenkrankheiten widmete. Es war dies freilich schon von jeher eins seiner Lieblingsgebiete, und schon während seiner Leipziger Zeit hatte er sich mit einer Reihe bezüglicher kleinerer Arbeiten, vero-l. Nr. Iß9 u. f. des Schriften- Verzeichnisses, hervorgethan. Tm Jahre 1880 war auch bereits sein Buch: Die Krankheiten der Pflanzen als selbständiges Werk erschienen, dessen Neuauflage in drei Bänden 1895/96 erfolgte, und mit dem er sich selbst ein un- vergängliches Denkmal gesetzt hat. Es ist die erste Herausgabe dieses Werkes für die Grescliichte der Pflanzenkrankheiten ein Ereigniss von hoher Bedeutung, denn trotz der classischen Arbeiten DE BaRY's. WorONIN's und Anderer, trotz des KÜHN'schen Buches „Die Krank- heiten der Kulturgewächse" herrschte zu jener Zeit auf dem Olebiete der Pflanzenpathologie noch grosse Unkenntniss und Unsicherheit. Es fok'ten den erwähnten Arbeiten bald andere mehr oder weniger umfangreiche, für die Allgemeinheit jedoch nicht so bedeutungs- volle, wie jene, bis dann neben den schon besprochenen Studien über die Stickstoffassimilation solche über die (xMowJoma - Krankheit iten, ferner e- kannte Phijtophthora-Fäule, verursacht durch die P/iytophthora infestuns de By. , ferner '2. die ebenfalls schon länger bekannte Rhizoctonia- Fäule, erzeugt durch den für gewöhnlich harmlos auf der Kartoffel- oberfläche saprophytisch lebenden Pilz Rhizoctonia Solani Kühn, der nach FßANK vermuthlich durch Wund- imd Schorfstellen in das Innere der Knollen eindringen kann, dort die Rhizoctonia -VdiwXi' hervorrufend, die sich von der erstgenannten dadurch unterscheid er, dass die Pilzfäden dicker und septirt sind, auch im Innern der Zellen wachsen und das Stärkemehl, nicht aber die Zellwandung, auflösen: .'>. die Bacterieufäule, entstanden durch die Thätigkeit von Bacterien. betreffs derer es bi.sher noch nicht ganz mit Sicherheit entschieden war, ob es sich um primäre Kraukeitserreger oder nachträgliche Ein- dringlinge handle: 4. die von WehMER zuerst genauer studirte Fusariwn-¥'A\\\e\ 5. die bisher noch gänzlich unbekannte Pliellomyces- Fäule, erzeugt durch einen ebenfalls sehr verbreiteten, im Allgemeinen gutartigen und nur saprophytisch lebenden Schalenbewohner, dem Frank den Namen Phellomyces sclerotiophorus gegeben hat, und 6. end- lich die Nematodenfäule, die KÜHN schon vor Jahren beobachtete, von der aber FRANK nachgewiesen, dass sie weit häufiger sei. als man bisher anzunehmen pflegte. Von seinen Studien über Obstbaumkrankheiten seien an dieser Stelle dann noch die in Gemeinschaft mit dem Verfasser gemachten l ntersuchungen über die i1/omZ^o-Krankheit erwähnt, jenes zunäclist an Sanerkirschbäumen, dann aber auch an Süsskirschen und anderen Obstbäumen constatirte typische, plötzliche Absterben der Triebspitzen und der Blüthenbüschel. Als Mittel zur Bekämpfung dieser Krank- heit hat Frank s. Z. empfohlen: Herausschneiden und A^erbrennen der todten Zweige, Entfernen der im Herbst sitzen gebliebenen Fruchtmumien und Bespritzen der erkrankt gewesenen Bäume mit Bordelaiser Brühe vor dem Knospenaufbruch. Hiervon hat letzteres mehrfach Meinungsaustausch in der Fachpresse hervorgerufen, bezüg- lich dessen hier nur kurz bemerkt sei, dass für den Verstorbenen auch hier wohl seine anderweitigen Erfahrungen massgebend gewesen sein dürften, nach denen sich das Kupfer in hohem Grade als ein Keizmittel für den nflanzlichen Organismus erwiesen hat. Nach ihnen Albkrt Beunhakd Frank. (l-O ist es nicht imwalirscheinlicli, dass die fimgicide Wirkung des Kupfers zum Theil auf diesem indirecten Einfluss l^eruht, worüber aus den im Scliriftenverzeichniss Xr. 78 bis 81 aufoefülirten Arbeiten Ge- naueres hervorgeht. Wie aus dem Vorstellenden ersichtlich, lag der Schwerpunkt der FßANK'schen Thätigkeit von jeher auf botanischem Gebiet. Seine pflanzenpathologischen Bestrebungen brachten es freilich mit sich, ' der Wissenschaft zu dienen. Von Seiten der amerikanischen Fachleute selbst, sowohl Zoologen wie Praktikern, war nämlich seiner Zeit auf die den dortigen Obst- <;ulturen durch den lienannten Schädling drohende Gefahr in leb- haftester Weise aufmerksam «j-emacht, und die einzelnen amerika- nischen Staaten suchten sich selbst vor der Binschleppung desselben durch gesetzliche Bestimnmngen zu schützen und gingen gegen etwaige «chon vorhandene Infectionsherde mit grösster Schärfe vor. Als dann ferner die Thiere mehrfach auf importirtem amerikanischen Obst in Deutschland gefunden und seitens der deutschen Regierung die auch in der Parteipresse vielfach erörterten Massnahmen getroffen waren, wandte sich das allgemeine Interesse nicht nur der Fachzoologen, trechein;les Werk g(»sclmffen hat. sowie der kleine, im Auftrage n einigen Seiten u. a. dei* Vorwurf ginnacht wird, dass er seinen Lieblingsgebieten, wie z. B. der Stickstofffrage, einen allzugrossen Raum in demselbeji gewährt habe. Neben seiner forschenden und schriftstellerischen Thätigkeit lag Frank mit nicht mindtu' grossem Eifer seinem Amt als Lehrer ob. Er gehörte bis an sein Lebensende zu den beliebtesten Docenteu der Königl. Landwirthschaftlichen JTochschule zu Berlin, denn seine Vor- lesungen zeichneten sich dui'ch grosse Klarheit aus. Nur die elemen- tarsten Kenntnisse voraussetzend, baute er, von diesen ausgehend, .seine Aorträge nach wcdddurchdachtem l'lan. s(dirittweise vorwärts- (•J2) I'uiEUKicii kKÜOEi;: •;i'lieii(L auf, so datss jeder Schule)- iliin mit Leichtigkeit folgen konnte. Mit riihi<>eii Worten wusste er seine Hörei' zu überzeuo'en und ihnen das Interesse für den (Jegenstand ein/jiHössen, an dem er selbst mit solcher Begeisterung- hing. Er bereitete die einzelnen Collegieu sorgfältig- vor. um seine Worte durch mögliclist instructive Demon- strationsobjecte, die ihm in so reicldicher Menge zur Verfügung-^ standen, zu erläutern. Hierbei benutzte er vielfach auch seine in ( Jemeiiischaft mit TSCHIRCH lieransgegebenen Wandtaftdn. die. wenn sie aucli liinsichtlicli der technischen Ausführung inid der Wiedergabe von Einzelheiten diejenigen von KNY ni(dit erreichen, sich docli gerade für solclie Unterriclitszwecke als sehr geeignet erwiesen haben. Aus FßANKs Institut sind auch eine yanze Keihe von Männ»M-n der Wissenschaft, so-wohl des In- wie des Auslandes hervorgegangen. Indessen war dies in früheren Jahren mo]\v als in den letzten der Fall, denn merkwürdiger Weise legte FRANK später auf diese Art Lehrthätigkeit keinen allzu grossen Werth mehr. Er wai- zu sehr mit Arbeiten anderer Art überhäuft, mn sich genügend mit seinen Praktikanten beschäftigen zu können, auch war dei- Kaum in seitient Institut durch die pflanzenschutzliche Thätigkeit nn-enschaften auf dem Gebiete der Pflanzen- Physiologie und des Pflanzenschutzes, soweit dieselben für die Praxis i)i Betracht kamen, Vorträge gehalten, die zu den besuchtesten gehörten, und dabei die Anwesenden durch seine klare Vortragsweise an sich zu fesseln gewusst, wofür weite Kreise ihm zu Dank verpflichtet sind. Nel)en seiner so umfangreichen Thätigkeit als Professor an der Kgl. Landwirthschaftlichen Hochschule l)ekleidete FRANK seit der (irründung der Deutschen Botanischen (Tesellschaft das Amt des I. Schriftführers derselben, an deren Verhandlungen er stets regen Antheil nahm, und in «leren Sitzungen er. wenn es ihm irgeml möglich war, nicht fehlte. Ausserdem war der Verstorbeue stellvertretender Vor- sitzender des Sonderausschusses für Pflanzenschutz, und auch als solcher entfaltete er eine ausserordentlich rege Thätigkeit. Xiclit nur, dass er die schon erwähnten Auskünfte an Interessenten ertheilte, sondern er stand auch mit den einzelnen Auskunftsstellen für Pflanzen- schutz der Deutschen Landwirthscliaftsgesellschaft, von denen er selbst eine solche für Brandenburg innehatte, in regem brieflichen Verkehr, und alljährlich bearbeitete er mit SORAURR zusammen die aji den Albert Bkrnhard Frank. (28) einzelueii Stellen gesammelten Xotizeu über beobachtete Ptlanzeii krankheiten zu den bekamiiiten „Jaliresberichten", von denen bis zu seinem Tode 9 erschienen sind. Sie geben ein beredtes Zeugniss von der Thätigkeit dieses x4.ussehusses und damit auch von derjenigen FfiANK's selbst, denn der erste, im Jahre 1892 erschienene, unit'asste 106 Nummern, der 1890 veröffentlichte — der letzte, an dessen Herausgabe FßANK betheiligt war — dagegen fast 3000! l^]s ist dies wohl zum nicht geringsten Tlieil auch dem FRANK'schen Eifer und dessen Rührigkeit mit zu danken. (Irosses hat der Verstorbene für den Pflanzenschutz gethan, und einen ungeahnten Aufschwung hat dieser Zweig tler Wissenschaft durch seine Bestrebungen genommen; dass freilicli trotzdem noch gewaltige Aufgaben ihrer Lösung harren, dessen war auch er selbst sich sehr wohl bewusst. Vor allem fehlt es noch an Einheitlichkeit der Bestrebungen uiul „an einem gemein- samen Vorgehen, namentlich gegen die schlimmsten Feinde des Pflanzenbaues, denn ein solches gehört", so führte er in seiner am 26. 1. 96 gehaltenen Festrede aus Aulass des (feburtstages S. M. des Kaisers aus, „gerade auf diesem (Jebiete mit zu den Bedingungen des Erfolges". — An Anerkennung seiner grossen Verdienste, sowie an Ehren- bezeugungen hat es Frais K nicht gefehlt. Va l)ekleidete in den .lahren 1895 — 97 das Amt eines Rectors an der Kgl. Landwirtb- schaftlichen Hochschule, erhielt damals auch den Rothen Adlerorden lY. Klasse und 1897 die ( •entennarmedaille, und 1S99 bei seiner Berufung an (bis Kaiser!, (lesundheitsamt wurde er zum Kaiserl. Geheimen Regierungsrath ernannt. Schon als Professor an der Land- wirthschaftlichen Hochschule wurde er ferner in wichtigeren pflanzen- sclmtzlichen Fragen nicht nur vom preussischen Ministerium für Landwirthschaft etc., sondern vielfach auch von anderen höheren Behörden zu gutachtlichen Aeusserungen hinzugezogen, und auch in dieser Beziehung haben ihm die Deutsche Landwirthschaft und die verwandten Gewerbe viel zu verdanken. — Etwa 18 Jahre lan<>' hatte FßANK in der geschilderten Weise an der Kgl. Landwirthschaftlicheu Hochschule zu Berlin selbst mit unermüdlichem Fb'iss geschafft, anregend auf seine Umgebung gewirkt und auch weitere Kreise für seine Wissenschaft, speciell für die Pflanzenkraukheiten zu interessiren gewusst und erkennen gelehrt, von welch einer Bedeutung gerade diese Wissenschaft für den Land- wirth, Forstmann imd Gärtner ist, als er im Jahre 1899 einem Rnt an das Kaiserliche (Jesundheitsamt folgte, woselbst ihm die neu errichtete Biologische Abtheiluug für Land- und Forstwirtlischaft unterstellt wurde. Kine neue schwere Aufgabe trat damit au ihn heran; leider war es ihm nicht vergönnt, sich derselben, der er sich mit Freudigkeit hinüegeben hatte, lange zu widmen. Auch in seiner (24) Fkikduich Kkügi;i!: ih'iicii Stellung, in ilcf Vi'r\v:iltimgs_i>escli;ift(' seine Zeit selir in Aii- Mpnn'li naiiineii. und in der er ne1»en;mitlicli noch ivls Leliror der l'Hnn/enpntliologie nn der Kgl. 1 jandwirthsidniftlichen Hecdisclnile rliiitiii Idiel). hat ersicdi wiederum eitViü,- wisseiiscliaftlielieii l^^'orscljnniien liinnegolien. Grosse, über viele Jahre sich ersti-eckende ArbeitfMi liattc^ er beo'onnon. als eine Magenerkranknn«; ihn l)efiel, die anfangs zwar leiclit und unbedeutend erschien, sieh bahl aber derart vei'schlininierte, «hiss er im Anfang des Sommers liKK) phUzlich seine Thätigkeit unterbrechen und Kissingen, sowie Oberhof anfsnclien musste. Docli «lie ärztliche Kunst wai- umsonst; ki'ank kehrte er nacli einigen Wochen nach Berlin zniMick. woselbst ein schnell fortschreitender Kräfteverfali sich hald bemerkViar nnichte. Aber er se]})st hoffte noch immer auf Wiederherstellung seiner Uesundheit und. an Llnthätig- keit nicht gewöhnt, versuchte er auch jetzt noch zn schaffen und zu arbeiten, bis ein heftiger Blnterguss ihn nöthigte. am 11. September das Bett aufzusuchen, aus dem er sich nicht wieder erheben sollte. Am Donnerstag, den 21. September 1900, verschieil er frühmorgens sanft, betrauert von seiner Frau, seiner Tochter und seinem Schwieger- sohn, dem Oekonomierath Dr. MÜLLER-Dai'nistadt, nicht minder aber von seinen Collegen und allen denen, die ilnn dienstlich oder w^issen- schaftlich nahe gestanden hatten. Die Leiche wurde nach ])armstadt überführt. Die reiche Betheiligung an der in Berlin stattgehabten Leichenfeiei' am 20. September bew^ies, welch allgemeiner An- «'rkennung sich «ler Tjutschlafene erfreute. Ye r/.e i ch n i ss der FKANK seilen \' ei'f>ffe n tl i eh n nge n. ') A. Lehrbücher etc. 1. Pflanzentabellen. Leipzig (SCHMIDT & UüNTHER], 111. Aufl. 1877, lY. Auff. 1881, Y. Aufl. 1887, VL Aufl. 181)1, YIT. Aufl. 1897. '2. Grundzüge der Pflanzenphysiologie. Hannover (HAHN) 1882. 3. Die Krankheiten der Pflanzen. Breslau (TREWENDT), I. Aufl. 1880. IL Anh. 1895/96. 4. LEUNIS'sche Schulnaturgeschichte. Hannover (HaHN), IX. Aufl. 1879, X. Aufl. 1884, XI. Aufl. 1890, XH. Aufl. 1900. ."). LeüNIS, Synopsis der Pflanzenkunde. Hannover (HAHN), II.Aufl, 1877. m. Aufl. 188P,/8H. 1) Bei der ausserordentlich rej,'eu litterarischen Thätigkeit Franks, sowie seiner Gewohnheit, über ein und denselben Gegenstand in verschiedenen Zeitschriften zu berichten, ist es sehr schwierig, eine vollständige Zusammenstellung aller seiner Publicationen zu geben. Auch dieses Verzeichniss dürfte noch nicht ganz lückenfrei sein, doch hoffe ich, wenigstens die wichtigsten .\rbciten des Verstorbenen aufgeführt zu haben. Albert Bkrnfiaud Frank. ("iö) ■5a. LeüNIS, Aimlytisch«n' Leitfaden für . — und SORAUER: Pflanzensclnitz. SanuuUnig von Arbeiten der Deutschen Landwirthsehafts - Oesellschaft, 1. Aufl. 1892, H. Aufl. 1896. 10. Kampfbuch gegen die Scliädliuge unserer Feldfrüchte. Berlin (Parey) 1897. 11. — und KrCGER: Schildhuisbuch Berlin (PaREY) 1900. Ferner gehören hierher, als selbstständig im Hiichhaudel er- schienen: Nr. 20, 46, 58, 69, 79, 82. 163. 196. 20(>, 203—208. B. Specielle Arbeiten^). I. Aus dem (iebiet der allgemeinen Botanik. a) Arbeiten ans der L Periode. 12. Ein Beitrag zur Kenutniss der CTefässbüudel. Bot. Z. 1864. 13. Ueber die anatomische Bedeutung und die Entstehung der vege- tabilischen Schleime PRINGSH. -lahrb. LSCC. 14. Chemis(die ÜJitersuchnng der vegetabil. Schleime, .lahrb. für l)ract. Chemie XC'Y. 15. Ueber die Entstehung der Intercellularräume der Pflanzen. 1867. 16. Eluorescenzer'soheinungen als Ursache der Farben von Pflanzen- theilen. Bot Z. 1867, 17. Ueber die Einwirkung der (iravitation anf das YVachsthum eiuiger Pflanzentheile Bot. Z. 186S. 18. Ueber HOFMEISTER's Eiuvvendnngen gegen meine Lehre vom (reotropismus. l)(»t. Z. 18(;8. 1) Gebrauchte Abkürzungen: Ber. D. B. G. - Berichte der Deutschen botanischen Gesellschaft. Bot. C. - Botanisches Gentralblatt. Bot Z. -- Botanische Zeitung. Bact. C. = Ccntralblatt für Bactcriologic und I'arasitenkunde II. D. L. G. - Deutsche J.,andwirthschafts-Gesellscliatt. D. Ldw, Pr. = Parey's Deutsche landwirthschaftliche Presse. Ldw. Jahrb. = Thiel's landwirthschaftliche Jahrbücher. Z. f. Pflkrkh. - Sorauer's Zeitschrift für Pflauzenkrankhciteu. Z. d. V. f. Tl.-Z.-Ind. Zeitschrift des Voreins für die Rübenzucker-Industrie. (2(>) Friedkiuii Kuüger: 19. Uel)er die Bedin^im^cii ilcr liori/ontnlcMi StHlluiii^ von l*H;mzHii- theilcii. 18(58. ■JO. Die natürliche waj2;er(>c]ite Kiclituii;;' von Pflanzentheilen iiml ihre Abhängii«;keit von (h^ni Einfluss (h's Lichtes und NTtn dei- Gravitation. Leipzig 1870. ■_'l. ITeber die Veränderung- der Lage der Chloro])hynküi-iier und des Proto])lasnias in der Zelle und deren innere und äussere Ursachen. PkingsiI. Jahrb. 1871. 22. Ueber lichtwärts sich bewegende (Jhlor(>(diylllvi. Z. 1871. 23. üeber die Lage und Kichtnng schwimmender und siibnierser Pflanzentheile. COHN's Beiträge zur Biologie der Pflauzeu 1872. 24. Ueber den Einfluss des Lichtes auf die Differenziruug der Ober- uud Unterseite bilateraler Gebilde. 1872. 25. Ueber den Einfluss des Lichtes auf den hilateralen Bau der symmetrischen Zweige von Thuja orientaUs. PRINCtSH. Jahrl». 1873. Dgl. TageVil. der Naturforscher -Versammlung. Leipzig 1872. 26. Zur Frage übei' den Transversalgeotropismus und Heliütropisntus. Bot. Z. 1873. 27. Ueber das Verhalten der (Jonidien im Lhallus einiger homoeo- merer und heteromerer Krustenflechten. 1874. Dgl. Natui- forscher-Versammlung Wiesbaden 1873. 28. Lieber die Entwickelung einiger Blüthen mit besonderer Berück- sichtigung der Theorie der Interponirung. PRINGSH. Jahrb. 1875. 29. Ueber die einseitige Beschleunigung des Anfl)lüh<'ns einiger kätzcheuartiger Inflorescenzen durch die Einwirkung des Tiichtes. COHN's Beiträge zur Biologie der Pflanzen 1875. .■)0. Ueber die biologischen Verhältnisse des Thalhis einiuer Kvusten- flechten. F^benda 1877. 31. Ueber das Hypochlorin und seine iMitstehimgsItedingungeu. Bot. C. X. Dgl. Sitzungsbor. des botan. Vereins für die Provinz Brandenburg 1S82. 1)) Die Stickstoff-Prage Ix-treffend. 32. Ueber die Parasiten in den Wurzelanschwellungen d<'r Papilio- naceen. Bot. Z. 1879. 33. Ueber dir auf Wurzelsymhiose beruhende Ernährung gewisser Bäume durch unterirdische Pilze. I>er. D. B. G. 1885. 34. Neue Mittheilungen über die Mycorrhiza der Bäume und Mono- tropa hijpopüijs. Lbenda. Dgl. Tagebl. der Naturforscher-Ver- sammlung Strassburg 1885. 35. Ueber den gegenwärtigen Stand der Trüffelfrage etc. M ITT- MACKs Gartenzeituno- 18><5. Albert Bernhard Frank. ("27) 36. Ueber die Quellen der Stickstofferuälirung- der Pflaiij:eii. Ber. D. B. (h 1886. 37. Ueber die Mikroorganismen des Erdbodens. Ebenda 1886. 38. Ueber die Mikroorganismen des Erdbodens und ihre Beziehungen zu den oxydirenden Processeji im Boden (Vortrag). Deutsche Medicinalzeitung 1866. 39. Ueber die Ursache der Nitrification der Ammoniaksalze im Erdboden. D. Ldw. Pr. 1887. 40. Ueber Salpeterbildung im Boden. Ebenda 1887. 41. Ursprung und Schicksal der Salpetersäure in der Pflanze. Ber. D. B. G. 1887. 4:2. Ueber neue Mycorrhiza-Yormen. Ebenda 1887. 43. Sind die Wnrzelanschwellungen der Erlen und Elaeagnaceen Pilzgallen? Ebenda 1887. 44. Ueber die Mikroorganismen des Erdbodens. WOLLNY's For- schungen auf dem Gebiete der Agriculturphysik X 1887.^) 45. Bemerkungen zu dem PLATHschen Aufsatz: Ueber Nitrification des Ammoniaks und seiner Salze. Ldw. .lahi-b. 1887, 46. Untersuchungen über die Ernährung der Pflanze mit Stickstoff und über den Kreislauf desselben in der Landwirthschaft. Ebenda 1888. 47. Ueber den Einfluss, welchen das Sterilisiren des Erdbodens auf die Pflanzenentwickelung ausübt. Ber. D. B. G. 1888. 48. Uel)er die Symbiose der Pflanzenwurzeln mit Pilzen. Natur- wissenschaftliche Wochenschrift 1888, 49. Ueber die physiologische Bedeutung der Mycorrhiza. Her. 1). B. G. 1888. 50. Ueber die stickstoffbindenden Algen des Ackerbodens. Chemikei- Zeitung 1888. Vgl. Naturforscher-Versammlung Cöln 1888. ,31. Bemerkungen zu IvREUSLER's Artikel: Zum Nachweis von Nitraten im Erdboden. Ldw. Jahrl). 1888. .')2. Ueber den experimentellen Nachweis der Assimilation freien Stickstoffs durch erdbewohnende Algen. Ber. D. B. G. 1889. 53. Ueber den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse der Assi- milation elementaren Stickstoffs durch die Pflanze. I]benda 1889. 54. Ueber die Pilzsymbiose der Leguminosen. Ebemla 1889. 55. Was nützen den Waldbäumen die Wurzelpilze? Forstliche Blätter 1889. Ö6. Ueber Assimilation \on Stickstoff aus der Luft durch Robinia Fseudacacia. Ber. Ü. B. G. 1890. 57. — und OTTO: Untersuchungen über Stickstoffassimihition der Pflanze. Ebenda 1890. 1) Citirt nach Just, Jahresberichte. C28) Fkieukicii Krügeu: .')8. üt'ber die Pilzsymbiose der Leguminosen. Ldw. .lalnh. DSiX». .")9. üeber die Symbiose der Le,i>iimiiiosen (Vortrag). Nachrichten aus dem Club der Liiiidwii-the 1H90. Dgl. Natnrforsclicr-Ver- sammlung 1889.'J <>(). Ueber die Pilzsymbiose (b'r LciiiiinJMnst'n. Xaturwisseiischaft- liclie Wochensclirift 1890. fU. In wie weit ist der freie Jjuftstickstoif für die l^irnährnng der l'flanzen verwerthbar? D. Ldw. I'r. 1S91. 62. — und OTTO: l'eber einige neuere Versuche betreffs der Stick- stott-Assimihition in <1ei' Pflanze. I^^benda I89L (j3. Uel)er die auf V(u"daiiiing von l^ilzen abziehende Symbiose der mit endotroplien Mycorrhizen begabten Pflanzen, sowie der Leguminosen und Erlen. Bcm-. D. B. (t. 1, 1895. 80. Erhöhung der Kartotteier träge durch die Beizung der Saat- kartoffeln. D. Ldw. Pr. 1898. 81. Das Beizen der Saatkartoffeln. Zeitsclirift für die Spiritus- Industrie 1898. d) Wandtafeln. 82. — und TSCHIRCH: Wandtafeln für ^. Der Lupinenrost:, ein neuer F<'inil der Tjupiuen. I). Ldvs\ l*r. 1898. 96. Pflügt zeitig die Stoppeln unter: L). Ldw. I'r. 189.') 97. Ueber die Zerstörung der Gerste durch einen neuen (Jetreide- pilz. Wochenschrift für Brauerei 1897. 98. Die neueren Forschungen über den Getreiderost und andere damit verwechselte schädliche Pilze (Vortrag), Nachrichten aus dem Club der Landwirthe zu Berlin 1898. 99. Beeinflussung von Weizenschädlingen durch Bestellzeit und Chili- salpeter-Düngung. Arbeiten aus der biol. Abth. für Land- und Forstwirthschaft am Kaiserl. Gesundheitsamt 1900. (Versehent- lich doppelt aufgeführt, cfr. 89.) 100. Die eigenthümlichen diesjährigen Frostbeschädigungen am Kooo-en. D. Ldw. Pr. 1900 'oo*^ b) Krankheiten der Zuckerrüben. r<) Phoma Betae. 101. Ueber Phoma Betae. einen neuen parasitischen Pilz, welcher die Zuckerrüben zerstört. Z. d. V. f. E.-Z.-Ind. 1892. 102. Phoma Betae Frank, ein neuer Rübenpilz. Z. f. Pflkrkh. 1893. 103. Die neue Rübenseuche, Phoma Betae Frank, und ihr gegen- wärtiger Stand. D. Ldw. Pr. 1893. 104. Neuere Beobachtungen ühev Phoma Betae. Ebenda 1894; ferner Z. d. V. f. R.-Z.-Ind. 1894. lOä. Zur Bekämpfung von Phoma Betae. Z. d. V. f. R.-Z-lnd. 1894. 106. Vorläufige Mittheilungen und Beobachtungen über Phoma Betae. Ebenda 1894. 107. Mittheilun^eii über Phoma Betae. Der Landwirth 1894. 108. Kampf gegen Phoma Betae. Blätter für Zuckerrübenl)au 1894. 109. Wiederauftreten von Phoma Betae. Ebenda 1894. 110. Die Resultate der Itisherigen Untersuchungen ül)er Phoma Betae. Ebenda 1895. 111. Ueber die biolooischen Verhältnisse des die Herz- und Trocken- faule der Rüben erzeugenden Pilzes. Ber. D. B. G. 1895. 112. Mittheilungen über die Herz- und Trockenfäule der Zucker- rüben aus dem Jahre 1895. Z. d. V. f. R.-Z.-Ind. 1895. 113. Neue Untersuchungen über Phoma Betae. 2 Theile. Ebenda 1895. 114. Bericht über Versuche zur Bekämpfung der Herz- und Trocken- fäule der Zuckerrüben im Jahre 1896. Ebenda 1896. Albert Bkrnhakd Frank. (^1) IL''). Die Benierkmigeu der Landwirthschaftskaminer für die Pro- vinz Sachsen über die Bekämpfimg der Herz- und Trockenfäule der Rübeu. Blätter für Zuckerrübenbau 1890. Dgl. iu D. Ldw. Pr. 189H. 1 1 (i. Neue Ergebnisse der Untersuchungen über die Herz- und Trocken- fäule der Zuckerrüben. Blätter für Zuckerrübenbau 1896. 117. Phoviu Betae-\\.x&\\k\\Q\t der Rübenpflanzen. Ebenda 1896. HS. Der Charakter des Jahres 1896 betreffs der i'*Äow7« ße^ae-Krank- heiten der Zuckerrüben. Ebenda 1896. IP». Ergebnisse der im Jahre 1896 angestellten Feldversuche gegen die Herz- und Trockenfäule der Zuckerrüben. Ebenda 1897. 120. Ueber die durch Phoma Betae verursachte Blattflecken- und Samenstengelkrankheit der Rüben. Z. d. Y. f. R.-Z.-Ind. 1898. Pil. Beobachtungen über Phoma Betae aus dem Jahre 1898. Blätter für Zuckerrübenbau 1898. /)') Thierischc ScliädliuüiC. 122. Massregeln gegen den Schildkäfer der Rüben. Blätter für Zuckerrübenbau 1896. ;') Verschiedenes. 128, Besprechung der JENSEN'schen Arbeit: Die Verbreitung. Ur- sache und Bekäm|)fung des Wurzelbrandes. Z. d. V. f. R.-Z.- Ind. 1894. 124. Neuere Beoachtungen über rlie Blattfleckenkrankheit der Rüben {Cercospora heücold). Ebenda 1897. 125. Ist es^ praktisch gerechtfertigt, dass die Sämereien, insbesondere die Zuckerrübensamen auf Behaftung mit parasitären Keimen untersucht werden und daraus eine Beeinflussung des Samen- handels hergeleitet wird? Blätter für Zuckerrübenbau 1899. 126. Der Gürtelschorf der Zuckerrüben. D. Ldw. Pr. 1899. c) Krankheiten der Kartoffeln, o) Kartoffelfäule. 127. Ueber die Ursachen der Kartoffelfäuk^. Bact. C. 1897. 128. Ueber Kartoffelnematoden. Zeitschr. für die Spiritusind. 1896. 129. Neuere Forschungen über die Ursache des Faulens der Kar- toffeln. Ebenda, Ergänzungsheft H 1897. 130. Neue Ergebnisse über die Ursachen der Kartoffelfäule. D. Ldw. Pr. 1897. 131. Welche Verbreitung haben die verschiedenen Erreger der Kar- toffelfäule in Deutschland? Ebenda 1898. 132. Untersuchungen über die verschiedenen Erreger der Kartoffel- fäule. Ber. D. B. G. 1898. (32) KuiiCDRK'H Kiuk-.Ki:: /)') 'J'hicriscli 0 Schii (Hinge. Coiif. siil. Xr. 1 27—182 ;■) Vürscliiedenes. 1H3, Frank und KRÜGKR: Untersuclmug-en über don Schorf der Kar- toffeln. Zoitsclir. für die öpiritusiiidiistr . Ergän/unosheft I, 189H. 184. Eine neue Kartoftelkranklielty Bact. C. 185)7. 135. Bemerkungen über die Kräuselkrankheit und verwandte Stsiuden- kranklieiteu der Kartoffeln. Ebenda 185)8. \3<ö. Die Bacterienkrankheiten der Kartoffeln. Ebenda 1895). 137. Zur Frage der Behandlung des Kartoffelkrautes nach der Frnte. Illnstrirte Landwirthschaftliehe Zeitun«' 1899. 'O d) Krankheiten der Obstbäume. (i.) Griioiiionia «erythros tonia. 138. \j eher Gno?}ionia erythrostovia, die Ursache einer jetzt herrscheudeii Blattkrankeit der Süsskirschen im Alten-Lande, nebst Bemerk- ungen über Infection bei blattbewohnenden Aseomvceten der Bäume überhaupt. Ber. D. B. G. 1880. 139. Ueber eine neue Krankheit des Kirschbaums. Sächsische laniologischen Abtli. des Kaiserl. Gesundheitsamtes 1899. fi) Obstbaumschildläuse. 156. Frank und Krüger: Die europäischen Verwandten der San Jose-Schildlaus. (Jartenflora 1898. 157. — und KRÜGER: Ist die San Jose-Schildlaus in den deutschen Obstculturen vorhanden? D. Ldw\ Pr. 1898. 158. — und Krüger : Noch einmal die europäischen Verwandten der San Jose-Schildlaus. Ebenda 1898. 159. Das Tyroler Obst und die San Jose-Schildlaus. Ebenda 1898. 160. — und KRÜGER: Schildlausbuch. Berlin 1900. (Conf. 11.) 161. Das Preisausschreiben des Stettiner Gartenbau -Vereins über Insectenwauderungen zwischen den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Deutschland. Gartenflora 1900. 162. Neues über einheimische Obstschildläuse im Vergleich zur San Jose-Schildlaus. D. Ldw. Pr. 1899. 163. Ferner bearbeitete FRANK einen Theil dei- vom Kaiserlichen Gesundheitsamt herausgegebenen Denkschrift: Die San Jose- Schildlaus. Berlin [SPRINGER] 1898. f) Thierische Schädlinge (excl. Schildläuse). 164. Ueber die Kirschfliege (Spilographa Cerasi^ und ihre Bekämpfung. Z. f. Pflkrkh. 1891. ' 165. Die Bekämpfung der Kirschenmaden (Vortrag). Gartenflora 1891. s) Verschiedenes. 166. Das Kirschbaumsterbeu am Rhein. D. Ldw. Pr. 1899. 167. Gelungene Infectionsversuche mit dem Pilze des rheinischen Kirschbaumsterbens. D. Ldw. Pr. 1900. 168. Mittheilungen über das Clasterosporium Amygdalearum. Arbeiten der biol. Abth. für Land- und Forstwirthschaft am Kaiserl, Gesundheitsamt. Bd. 1. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XIX. (jt,\ (34) Friedrich Krüger: (') Krau k lieitt'ii v erscliiedciicr Kulturpt'laiiztHi. ' «) Pilzlicho und pflanzlicho Schädlinge. I(i9. Ueber einige Schmarotzerpilze, welche Blattfleckeiikraiiklieiteii verursachen (Isariopsis pusilla, Ramularia, Cercospora). Bot. Z. 187S. 170. Notiz über den Zwiebelbraiul. Bot. Z. 1880. 171. Leber das Abfallen der l^indeublätter, verursacht durch Ascocliytu Tiliae. Monatsschrift des Vereins zur Beförderung des (Jarteu- baues in den kgl. preussischen Staaten. 1881. 172. Der Rapsschinimel, die Sklerotienkrankheit des Rapses oder der Rapskrebs. FÜHLlNG's Landwirthschaftl. Zeitung 1881. 173. Ueber Feziza sclerotiorum Lib. Verhandl. d. Bot. Vereins d. Prov. Brandenburg 1881. 174. Ueber einige neue und weniger bekannte Pflanzenkrankheiten (1. GloeosporiuTn Lindemuthianutn. 2. Hypochnus Cucuvieris 8. Fusi- cladiwn tremulae. 4. Polystigma rubrum^ Ldw. Jahrb. 1883. 175. Desgl. Ber. D. B. R. 1883. 176. Ueber einige neue und weniger bekannte Pfianzenkrankheiten. WiTTMACK's Gartenzeituug 1887. 177. Ueber das 'Rosen- Asteroma. Rosenzeitung 1885. 178. Ueber ein parasitisches 67ac/oÄporm»« auf (rurken. Z. f. Pfikrkh. 1893. 179. Ein neuer Rebenschädling in Rheinhessen. Zeitschr. f. d. landw. Vereine des Grossherzogtlmms Hessen 1897. ISO. — und KOTTMEIER: Beobachtuno' über einen an Kiefern schädioend auftretenden Pilz. Mündener forstliche Hefte 1897. 181. Ueber den Kleekrebs. Landbote 1897. 182. Beiträge zur Bekämpfung des Unkrautes durch Metallsalze. Arbeiten der Biol. Abth. f. Land- u. Forstwirthschaft am Kaiser!. Gesundheitsamt 1900. 182a. Conf. 95. ß) Thierische Schädlinge. 183. Angaben über das Wurzelälchen. Verhandl. d. bot. Vereins der Prov. Brandenburg 1881. 184. Ueber das Wurzelälchen und die durch dasselbe verursachten Beschädigungen der Pflanzen. Ldw. Jahrb. 1884. 185. Desgl. Ber. D. B. G. 1884. 186. Berichtigung der Angriffe des Herrn 0. MÜLLER. Ebenda 1884. 187. Ueber das neuerdings vorgeschlagene Mittel, die Maikäferlarven mit Botrytis tenella zu vertilgen. Zeitschr. f. Forst- und Jagd- wesen 1893. 188. Prüfung des A'erfahrens, die Maikäferlarven mit Botrytis tenella zu vertilgen. D. Ldw. Pr. 1892. Albert Bernhard Frank. (^35) 189. lieber eine Kräuselkrankheit der Mohrrül)enl)lätter durch eine Aphide. Z. f. Pflkrkh. 1893. 190. Ein neuer Rosenfeiud (Oculirmade). Gartenflora 1893. 191. Bekämpfung- des Erbsenkäfers. D. Ldw. Pr. 1895. 192. Bekämpfung der Erdraupe durch die MOLL'sche Fanglaterne. Mittheil. d.'"D. L.-G. 1895. 193. — in Verbindung mit Prof. RÖRIG: üeber Fanglaternen zur Bekämpfung landwirthschaftlich schädlicher Insecteu. Ldw. Jahrb. 1896. 194. Die Bekäm])fung der Wintersaateulen mittelst Fanglaterneu. D. Ldw. Pr. 1896. Dasselbe. Der Landwirth 1896. 195. Der Erbsenkäfer, seine wirthschaftliche Bedeutung und seine Bekämpfung. Arbeiten der biol. Abth. f. Land- und Forstwirth- schaft am Kaiserl. Gesundheitsamt 1900. f. Yerschiedenes. 396. — und HORAUER: Jahresbericht über die Thätigkeit des Sonder- ausschusses für Pflanzenschutz; 1891 und 1892 im Jahrbuch der D. L.-G. erschienen, dann 1893 als Heft 5 der Arbeiten der D. L-G., 1^94 als Heft 8, 1895 als Heft 19, 1896 als Heft 26, 1897 als Heft 29, 1898 als Heft 38, 1899 als Heft 50. 197. Forschungen und Erfahrungen über Pflanzenkrankheiten aus dem Institut für Pflanzenphysiologie und Pflanzenschutz der Landwirthschaftlichen Hochschule. D. Ldw. Pr. 1896. 198. Die Pflanzenschutzthätigkeit des Instituts für Pflanzeuphysio- logie und Pflanzenschutz an der Kgl Landwirthschaftlichen Hochschule 1897. Illustr. Landw. Zeitung 1897. 199. Uebersichtliche Zusammenstellung der praktisch wichtigsten Ergebnisse aus dem Bericht der D. L. G. über Pflanzenschutz von 1898. Illustr. Ldw. Ztg. 1898. 200. Die Entwickelung und Ziele des Pflanzenschutzes. Festrede zur Feier des Geburtstages S. M. des Kaisers, gehalten in der Kgi. Landwirthschaftlichen Hochschule am 26. 1 96. Berlin (PaREY) 1896. Abdruck in der Gartenflora 1896. 201. Mittheiluno-en des Sonderausschusses für Pflanzenschutz bez. pflanzenschutzliche Nachrichten, erschienen seit 1898 von Zeit zu Zeit in den Mittheiluugen der D. L.-G. im Original, sind dann in verschiedenen landwirthschaftlichen Zeitungen theils wörtlich, theils im Auszug abgedruckt. 202. Der Uebergang des Instituts für Pflanzenphysiologie und Pflanzen- schutz zu Berlin an die biologische Abtheilung des Kaiserl. Gesundheitsamtes. D. Ldw. Pr. und im Abdruck in mehreren anderen landwirthschaftlichen Zeitungen 1899. (3*) (:^(i) G. Karstex: g. FarboiKli'uckplaU att' mir Tfxt. 208. Dil' PritHiego. "204. Die Zworgcikade. 205. Die San .losö-Scliildlaiis. .'iOG. Die Fusicladium oder Scliurfkrankheit des Kernobste.s. 207. — und KRÜGER: Die Monüia-Kv;\nk\\e\i der TvirschbäuiiU' 208. Der Weizeiihalmtödter. Robert Hegler. Von G. Karsten. Am 29. September 1900 starb in Stuttgart der Privatdoceut der Botanik an der Universität Eostock, Dr. ROBERT HeGLER, 33 Jahre alt. Der Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn Hess die grössten Hoffnungen für die Zukunft gerechtfertigt erscheinen, doch ist es ihm nicht vergönnt gewesen, die auf ihn gesetzten Erwartungen zu er- füllen. Egbert Hegler Avar am 24. Juni 1867 zu Esslingen geboren;' sein Vater war Landgerichtsrath. HeGLER besuchte das Gymnasium in Stuttgart, verliess es jedoch vor dem Abiturientenexamen. Er trat in eine Apotheke ein, bestand nach zwei Jahren die pharmaceutische' Prüfung und war ein weiteres Jahr in einer Schweizer chemischen Fabrik und Droguerie thätig. Xach Absolvirung der militärischen Dienstpflicht hörte und arl)eitete HEGLER anderthalb Jahre in München an der Technischen Hochschule und an der Universität, ging wieder auf ein Semester an die mathematisch-naturwissenschaftliche Fach- schule des Stuttgarter Polytechnikums und kam zum Herbst . 1889 nach Leipzig, wo er hauptsächlich im botanischen Institut unter Pfeffer arbeitete. Xach einem Jahre wurde er dort dritter, nach zwei weiteren Jahren zweiter Assistent und blieb bis Ostern 1893 in dieser Stellung. Im AVinter-Semester 1892/93 fand HegLER"s Doctor- promotion in Leipzig statt, und zu Ostern 1893 siedelte er als Assi- stent des botanischen Institutes nach Eostock über. Hier hat er sich im Laufe des Jahres 1897 habilitirt. Seiner Vorbildung entsprechend lagen HEGLER diejenigen Fragen botanischer Art am nächsten, welche mit Hülfe der Chemie zu lösen Robert Hegler. ^H7) wareu. Bereits wälireud seines Aufenthalts in München entstanden an derartigen Arbeiten: „Thallin. ein neues Holzreagens" (Sitzungs- berichte des botanischen Vereins in München, März 18S9) und „Histo- <'.]ieniischo Untersuchungen yerholzter Membranen, ein Bei- trag zur Physiologie der Gewebe-Metamorphose" (Flora 1890). Unter dem Einflüsse PFEFFER's wandte HeglER dann seine Auf- merksamkeit in Leipzig den verschiedensten anderen physiologischen Fragen zu. Er verfügte dabei über eine grosse Geschicklichkeit und Findigkeit im Ausprobiren und Anwenden neuer Methoden; zum Bei- spiel scheint die von PFEFFER später in so vollendeter Weise aus- gearbeitete Methode des Eingypsens zuerst von HEGLER angewandt zu sein. So findet sich HegleR's Xame auch häufig in vielen aus aus den Jahren 1891 bis 1895 stammenden Arbeiten PFEFFER's ge- nannt. An eigenen litterarischen Erzeugnissen ist aus dieser Zeit zu er- wähnen ein auf der Naturforscher-Yersammlung in Halle 1891 ge- haltener Vortrag: „Ueber die physiologische Wirkung der HERTZ'schen Electricitätswellen auf Pflanzen (Verhandl. der Ges. Deutscher Naturf. und Aerzte 1891, Leipzig 1892) und seine Dissertation: „Ueber den F^influss des mechanischen Zuges •auf das Wachsthuni der Pflanzen" (F. COHN's Beiträge zur Bio- logie VI, Breslau 1893). Der Inhalt der Dissertation stellt nur einen Theil der Unter- suchungen und Beobachtungen dar, nämlich „den Einfluss des mecha- nischen Zuges auf den äusseren Wachsthumsverlauf . Der Verfasser hatte die Absicht, „die Resultate ttlier die Wirkung von Zugkräften auf den inneren W^achsthum «verlauf, über die unter Zug- spannung erfolgende Zunahme der Zerreissungsfestigkeit. erreicht durch Ausbildung mechanisch wirksamer Elemente und Vergrösserung des wirksamen Wandquerschnittes in besonderer Arbeit" zusammen zu fassen; leider ist er niemals dazu gekommen. Das Einzige, was •darüber veröffentlicht worden ist. findet sich in der Mittheiluug PFEFFER's: „E. HeGLER's Untersuchungen über den Einfluss von Zugkräften auf die Festigkeit und die Ausbildung mechanischer Gewebe in Pflanzen" (Ber. der Kgl. Sachs. Ges. derWiss.. math.-phys. Cl., 7. Dec. 1891), eine Mittheilung, die grosses Aufsehen erregte und vielfache Erwähnung fand. Bedauerlicher Weise Hess HEGLER nach seinem Fortgange von Leipzig diese und andere mehr oder weniger fertig gestellte Arbeiten völlig liegen. Die mit seiner Stellung verbundene Lehrthätigkeit ■nahm ihn zunächst sehr in Anspruch, und, wie es nur zu leicht ge- schieht, die Gegenstände, über welche er mit sich einig geworden war, hatten das Interesse für ihn verloren; warum sich weiter damit beschäftigen. — (;^8) Cr. Karsten: Robert Hegler. Als Fruclit langjähriger Untorsuchungen in Kostociv ist jiach s«nnem Tode die zur Habilitation benutzte Arbeit erschienen: „Unter- suchungen über die Organisation der Phy cochroniaceen- zelle (PRINGSHEIM's Jahrb. für wiss. Bot. 36, Leipzig 1901). ÜEGLER gelangt darin zu dem Schlüsse, dass der Centralkör])er der i'hyco- chroniaceenzelle trotz mancher Verschiedenheiten den Kernen der höheren Pflanzen entspricht. Ob nun schliesslich diese Folgerung- allgemeine Anerkennung finden wird oder nicht, die aufgewandte Arbeit ist keineswegs verloren. Zu einem gleichen Resultate war liEGLER schon viel früher ge- langt: bereits auf der Naturforscher-Versammlung in Lübeck 1895 hatte er sich in einem Vortrage darüber ausgesprochen. Dass er auch hier mit der Veröffentlichung zögerte, ist ihm vielfach sehi- verdacht worden. Mag es zum Theil auf den oben bereits hervorgehobenen Umstand zurückzuführen sein, einen grossen Theil der Schuld trägt die tückische Krankheit, ein schweres Nierenleiden, das ihn di«' letzten Jahre in immer kürzeren Intervallen heimsuchte und seine Arbeitskraft erlahmen liess. Ob das Wesen der Krankheit nicht i'ichtig erkannt wurde, ob er sich selbst darüber klar war, aber die Operation scheute, ist schwer zu sagen; jedenfalls war es, als schliess- lich der operative Eingriff geschah, zu spät und nichts mehr zu retten. Es war hier nur meine Aufgabe, das zu skizziren, was HEGLER der Wissenschaft war: was er ihr hätte sein können, ist schwer zu ermessen. Wenn man dem Verstorbenen nahe stand, ihn mit Enthu- siasmus von seinen Arbeiten und Plänen s])rechen hörte, so ist man immer wieder in A^ersuchnng, das Schicksal anzuklagen, welches der glänzenden Begabung HegLER's eine entsprechende Thatkraft ver- sagte, ihn so oft auf halboni Wege stehen liess. Was hätte er sonst alles leisten können. Der Liebenswürdigkeit des Menschen HeGLER, seinem Witz, Ue- wandtheit und geselligen Talenten werden alle, die ihm begegneten, ein gutes Andenken bewahren; einen wie zuverlässigen und treuen Freund man an ihm besass, das erfuhren naturgemäss nur Wenige. Carl Holtermann: Karl Dufft. (39) Karl Dum. Von Cakl Holtermann. Am 11. October 190U starb nach längerem Leiden Hofapotheker Karl Dufft. Thüringen hat in ihm einen guten Kenner seiner Flora und die botanische Systematik einen eifrigen Sammler verloren. Karl Dufft war am 14. Juli 1825 in Rudolstadt geboren; er l)esuchte das dortige (iymnasium und trat später als Lehrling in die Apotheke seines Oheims, des Apothekers TROMMSDORF in Erfurt ein. Nach bestandenem Gehülfenexamen conditionirte er in einer Apotheke in Glarus. Hier fand er eine gute Gelegenheit seinen botanischen Interessen nachzugehen, indem die reiche Flora der Umgebung ihm oft genug Anregung zu Excursionen gab. Um seine hierdurch erworbenen systematischen Kenntnisse zu erweitern und um die alpine Vegetation durch eigene Anschauungen kennen zu lernen, durchschweifte er im Jahre 1847 die Umgebungen von Zermatt und acht .lahre später Ober- l)ayern, Nord- und Südtirol. Nachdem er seine Stelle in Glarus auf- gegeben hatte, studirte er in Berlin und bestand daselbst das pharma- ceutische Staatsexamen; im Anfang der fünfziger .lahre übernahm er die väterliche Apotheke in Rudolstadt, und hier verblieb er bis zu seinem Tode. In Eudolstadt widmete KARL DUFFT sich mit Vorliebe dem Studium der Gattungen Rubus und Bosa. Seine Beobachtungen hierüber hat er als „Beiträge zur Flora von Thüringen"' zusammen- gefasst, nämlich: 1. „Die Rosen in der Umgebung von Rudolstadt"^ in Irmischia II, 1882, S. 29 — 32; 2. „Die Brombeeren in der Um- gebung von Rudolstadt"' in D. B. Mtsschr., I, 1883, S. 4-8 und 19 bis 22; 3. „Nachträge zur Flora von Rudolstadt", ebenda I, 1883, S. 100 u. f. Von allen Seiten wird sein Herbarium als ein musterhaftes be- zeichnet, es wurde immer in gutem Stande gehalten und zeugte von grossem Fleiss und vortrefflicher Beobachtungsgabe; er hat es seinem entfernten Vetter. Hofrath Prof. HAUSSKNECHT, vermacht Für das Studium der Thüringer Flora wird dasselbe stets ein wichtiges Hülfs- mittel sein. Seit dem Jahre 1858 musste DUFFT die Excursionen einstellen, indem er bei einem Sturze das Bein brach, das seine ursprüngliche Gelenkigkeit nie wieder erhielt. Karl DUFFT's Andenken wird auch durch einige ihm zu Ehren benannte Pflanzen erhalten bleiben. Y40) G. 1'anfiljkw Ssergei Iwanowitsch Korshinsky. Von G. Tanfiljew. Am 18 /l. Deceiiiber 1900 verhreiteti! sicli in hotaiiischeii Kreisen St. Petersbiirii's die '^rviiuerkiinde vom Al)lel)(>n des Akademikers SSERGEI IWANOWITSCH KOESHINSKY. Zwar kam die Nachriclit nicht ^aiiz unerwartet, denn schon im Sommer stand es ziemlich fest, dass Korshinsky an einer unheilbaren Krankheit litt, doch hofften seine Preunde, dass der — leider nur scheinbar — so kräftige Mann im Süden, wohin er sich begeben, um seine erschütterte Gesundheit zu kräftigen, im Kampfe mit dem Uebel nicht so bald unterliegen werde; die Nachricht von seinem Hinscheiden uiusste »hilier ganz besonders betrübend wirken. Korshinsky erwarb sich einen Namen in der Wissenschaft durch seine hervorragenden pflanzengeographischen Arbeiten. Auf seinen Reisen zuerst in den Wolgagegenden, dann im Ural, in West- und Ostsibirien, endlich in Turkestan und im Pamir hatte er sich zur Auf- gabe gestellt, nicht allein die Zusammensetzung der Flora dieser Gegenden kennen zu lernen, sondern ganz besonders deren Vegetation zu erforschen, die gegenseitigen Beziehungen zwisclien den einzelneu Ptlanzenformationen, zwischen Vegetation, Boden und Klima, die Herkunft der Formationen, überhaupt Fragen, die bei einem wissen- schaftlichen Studium der Pflanzenwelt einer Gegend Berücksichtigung finden müssen. Eine seiner ersten und besten Arbeiten, sein zweibändiges Werk über die nördliche Grenze des Schwarzerde-Gebietes in Ostrussland behandelt gerade die vielumstrittene Frage über die gegenseitigen Beziehungen zwischen Wald und Steppe. In der Mitte der 80er Jahre, wo er seine Studien in den Gouvernements Kasaii, Ssimbirsk und Ssamara begann, bildeten gerade pflanzengeogrnpliische Fragen ein Haupttliemn in otnnica Soe. Imp. Petrop. naturae curiosorum editum. 1898. 37. Tentamen florae Rossiae orientalis. id est provinciarum Kazan, Wiatka, Perm, Ufa, Orenburg, Samara partis borealis atque Simbirsk. — Mem. de l'Aead. 1898. 38. Fragmenta florae turcestanicae. — Bullet, d l'Aead. 1898. 39. Ueber die Cleistogamie bei (ien Arten von Caynpanula. — L. c. 1898. (Russ.) V 40. Ueber den Dimorphismus der Blüthen bei den Arten von Krasche- ninniKowia Turcz. — L. c. 1898. (Russ.) "^ 41. Zur Systematik des Genus Krascheninnikowia Turcz. — L. c. 1898. 42. Heterogenesis und Evolution. Zur Theorie der Abstammung der Arten I. — Mem. d. l'Aead. 1899. (Russ.) 43. Zur Fraoe über die Heimath des Pfirsichs. — Bull. d. l'Aead. 1901. (Russ.) 44. Ueber die Stammform der «-ewölinlicheu Mandel. — L. c. (Russ.) 45. Die Pflanzenwelt Russlands. — Russische Ausgabe von BROCK- HAUS's Conversat. Lex. Mit 3 Karten. 46. Die Steppe. — Daselbst. Jl. P. Magnus: Maxime Corku. (47^ 47. Notiz über Abies Semenowi Feclcz. — Bullet, de TAcad. Ii^'- (?//- 3JS 48. S. KOHSHINSKY und N. MONTEVERDE. Bestäubuugsversuche au Buchweizen. — Bot. Centralbl. 49. Die Ampelographie der Krim. — Im Druck. KORSHINSKY redigirte folgende Werke: MajewSKY, Flora von Mittelrussland. 1895. (Rus!>i.) Hoffmann, Botanischer Atlas. Russische Ausgabe von BatALIN und MONTEVERDE (KORSHINSKY redigirte den allgemeinen Theil). COHN, Die Pflanze. (Russ. Ausgabe. Den grössten Theil des Bandes L). Buch der Natur. (Botanischer Theil). Maxime Cornu. Von P. Magnus'). Am 3. April 1901 starb in Paris im Alter von 57 Jahren MaxDIE Cornu, eines der ersten correspondirenden Mitglieder der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Er wurde am 16. Juli 1843 zu Orleans geboren. Er empfing seinen ersten Unterricht am Lyceum zu Orleans, später an dem zu Sainte-Barbe. Nachdem er das Lyceum absolvirt hatte, stndirte er von 1865 — 1868 an der Ecole normale superieure. section des sciences. in Paris. 1867 wurde er Licencie es-sciences mathematiques et phy- siques und 1868 Licencie es-sciences naturelles. 1869 wurde er zum Repetitor für Botanik an der Faculte des sciences zu Paris ernannt, in welcher Stellung er bis 1874 blieb, wo er aide-naturaliste an der Botanischen Abtheilun«; des Museum d'histoire naturelle in Paris wurde. Schon frühzeitig wandten sich CORNU's Studien den niederen Cryptogamen und insbesondere den Pilzen zu. Mit eiuer ausgezeich- neten Arbeit ül)er die Saprolegnieen. für die er mit dem Preise 1) Herrn D. Bois sage ich für die freundliche Zusendung seiner beiden in der Revue horticole April 1901, Nr. 8, S. 185—188. und Nr. 9, S. 208-209 veröffent- lichten Artikel über M. Cornu, sowie der Notice sur M. Maxime Cornu von L. Henry meinen verbindlichen Dank. Desgleichen danke ich Herrn P. Hariot für die freund- liche Uebersendung seiner im Journal de le Societe nationale d'Horticulture de France Mai 1901 erschienenen Notice biographique sur le professeur Maxime Cornu. (48) ^- Magnus: DeSMAZIERES von der Academie des scienees in Paris gekrönt wurde, und die in den AnnaJes des sciences naturelles, Botanique, 5"" Serie,i Tome 15, erschienen ist, erwarb er 1872 den Doetor der sciences naturelles, was unserem heutiiren Doetor der Naturwissenschaften an manchen deutsehen Universitäten entspricht. Er zeif^te in dieser Arbeit, dass Bildungen, welciie PRINGSHEIM für Fortpflanzung-sorgane und zum Tlieil speciell für Antheridien der Saprolegnieen angesj)rochen hatte, von Parasiten herrühren, die in den Su])r()legnienschläuchen vegetireu und fructifieiren. Man kann behaupten, dass PRINGSHEIM ohne diese Studie nicht die Verbreitung der Parthenogenesis bei den Saprolegnieen erkannt hätte. CORNU verfolgte genau die Entwickelung dreier solcher parasitischen (Tattungen, die er Olpidiopsis, Rozella und Woronina nannte. Ferner beschrieb er in derselben Arbeit den Bau und die Entwickelung der von ihm entdeckten neuen Gattung Mono- hlepharis in zwei Arten, und wies darauf hin, dass sie sich von allen anderen Saprolegnieen dadurch unterscheidet, dass die Oosporen ((Ionosphären, wie er sagt) durch bewegliche Antherozoiden be- fruchtet werden. Sie j)räsentiren die eigene Abtheilung oder Familie der Mouoblepharideen, die dadurch ein besonderes Interesse bean- spruchen, weil sie die Befruchtungserscheinungen der Saprolegnieen und Peronosporeen mit denen mancher grünen Algen verbinden. CORNU bezeichnete diese Abhandlung als den ersten Tlieil einer Monographie der Saprolegnieen. Leider ist kein zweiter Theil er- schienen, weil ihn andere Arbeiten in Anspruch nahmen. Nur 1877 veröffentlichte er im Bulletin de la Societe botanique de France eine Kritik der in PRINGSHEIM's Jahrbüchern für wissenschaftliche Bo- tanik Bd. XI, S. 283 seq. erschienenen Untersuchung über Saprolegnieen von P. ReINSCH. Auch hatte er schon 1869 in Gemeinschaft mit ERNST ROZE eine Studie über die neue Saprolegnieengattung Cystosiphon und die neue Peronosporeengattung Basidiophora veröffentlicht (Ann. sc. nat., Botan , 5. Serie, t. XI). Den niederen Cryptogamen, und namentlich den Pilzen, blieben in den nächsten Jahren seine hauptsächlichsten Studien zugewandt. Die kürzeren Mittheilungen erschienen in den Comptes rendus und im Bulletin de la Societe botanique de France, die grösseren Ab- handlungen in den Annales des sciences naturelles und in den Ab- handlungen des Institut de France, Academie des sciences. Hier will ich zunächst erwähnen seine 1874 im Bull, de la Soc. bot. de France erschienene Studie über die Befruchtung der Ulothrix seriata. Er behauptet dort, dass bei der Bildung der ruhenden Arthro- sporen derselben der Inhalt der anschwellenden Gliederzellen in zw ei Partien zerfällt, die dann wieder zusammenfliessen, und deutet letz- teres als Befruchtungsact. Es dürfte dies, soviel ich weiss, der erste Fall sein, wo ein Beobachter eine geschlechtliche Fortpflanzung in Maxime Cornu. (49) dem Zusaiuinenfliesseii zweier Theile einer Mutterzelle innerhalb der g-eschlossenen Membran derselben gesehen hat, während später und auch jetzt noch viele Autoren in der innerhalb der geschlossenen Mutterzelle erfolgenden Copulation der Theilkerne des Zellkerns der- selben einen geschlechtlichen Fortpflanzungsact sehen. Man kann behaupten, dass CORNÜ der Erste war, der eine solche Ansicht aus- gesprochen hat. Yielen Pilzgruppen waren seine Studien zugewandt. Schon früh beschäftigte er sich eingehend mit den Peronosporeen, die er noch besonders wegen der von ihnen hervorgerufenen Pflanzenkrankheiten in ihren biologischen Verhältnissen eingehend verfolgte. In der gemeinschaftlich mit E. ROZE veröffentlichten, schon oben citirten Arbeit stellten sie die Peronosporeengattung BasifHophora auf, deren Entwickelung sie verfolgt hatten. Besonders studirte er die durch Peronospora gangliiformis Berk. (jetzt meistens als Bremia Lactucae Reg. bezeichnet) am Salat hervorgebrachte Krankheit, sowie den durch Peronospora viticola (Berk. et Curt.) de By. [jetzt meist Plasmopara viticola (Berk. et Curt.) Schroet. genannt] hervorgebrachten falschen Mehlthau des Weines. Auch beobachtete er in Gremeinschaft mit E. ROZE eine Peronospora auf den Erdbeeren, die sie Peronospora Fragariae Roze et Cornu nannten. CORNU studirte nicht nur den Bau und die Entwickelung dieser Peronosporeen, sondern auch eingehend die Mittel zu ihrer Bekämpfung. Mehrere vorläufige oder zusammen- fassende Mittheilungen gab er in den Comptes rendus des seances de TAcademie des sciences de Paris heraus. Seine Beobachtungen und Erfahrungen fügte er zusammen in der Etüde sur ies Peronosporees, deren Part. I 1881 und deren Part. II 1882 im Institut de France, Academie des sciences in Paris, erschienen. Er behandelt hier haupt- sächlich, wie schon gesagt, sehr eingehend die durch Peronosporeen veranlassten Erkrankungen des Salats und des Weinstocks und deren Bekämpfung, vergleicht sie mit äusserlich ähnlichen Krankheits- erscheinungen, so namentlich den falschen Mehlthau des Weins mit dem echten Mehlthau {Oidium Tuckeri), giebt eine allgemeine Natur- geschichte der Peronosporeen und eine Uel)ersicht der durch Perono- sporeen veranlassten Erkrankungen der Culturpflanzen. Ausserdem hat er noch 1878 im Bull, de la Soc. bot. de France, tome 25, eine Aufzählung der Peronosporeen Frankreichs veröffentlicht. Zur Kenntniss der Uredineen lieferte er einige wichtige Beiträge. Ausser der Bestätigung und Erweiterung der früheren Inipfversuche anderer Forscher wies er nach, dass zu einer aui Pkragmites arun- dinacea auftretenden Puccinia (er nannte sie irrthümlich Puccinia arundinacea DC, während sie Puccinia Magnvsiana Körn, ist) ein Aecidium auf Rammculus repens gehört, und brachte den über- raschenden Nachweis, dass die Sporen von Peridermium Pini var. Ber. der deutsch, bot. Gesellsch. XIX. (4) (äO) !*• Magnus: corticola eiiulrinojeii in VincetOMcum ofßcinale und dort zum Crnnartiuvi asclepiadeum Fr. auswachsen. Diese liesultate wurden in den Coraptes rendiKs des seances de TAcadeniie des sciences de Paris veröffent- licht. Von Ustilagineen studirte er den Zwiebelbrand, TJrocystis Cepulae Farl. Kr wies diese bisher nur aus Nord-Amerika durch FaRL(>W bekannt gewordene Krankheit INTi) in Paris nach und wies auf deren Schädlichkeit hin (Comptes rendus des seances de l'Academie des sciences de Paris, Juli 1879, und Bull, de la Soc. bot. de France tome XXVI, Juli 1871)). Im Jahre 1888 veröffentlichte er seine wichtig-e Arbeit: Sur quelques Ustilaginees nouvelles ou peu connues in den Ann. des sc. uat., Bot., 6'"'= Öer., tome XV, Er behandidt dort die alte IvLOTZSCH'sche Gattung Testicularia, grenzt sie ab und charak- terisirt sie wissenschaftlich und beschreibt eine neue Art derselben, die Testicularia Leersiae (Dur. in sched.) Cornu auf Leersia hevandra aus Algier. Er begründet dort die Gattung Cintractia auf die basi- petal fortschreitende Bildung der Sporen aus einer lange thätigen Hymenialschicht. Vor Allem wichtig war aber, dass er auf Grund der Keimung nachwies, dass einige bisher als Sclerotien betrachtete Pilze zu den üstilagineen gehören, auf die er die Gattung Doassansia be- gründete. Von Ascomyceten fand er viele interessante Arten in Frankreich auf und erörterte im Bull, de la Soc. bot. de France deren Auftreten und systematische Unterscheidung. Von besonderer Wichtigkeit sind seine Untersuchungen über die Stylosporen und Spermatien der Asco- myceten, die er in den Comptes rendus des seances de TAcademie des sciences de Paris 187G und ausführlicher in den Ann. des sc. nat.. Bot., 6'"" ser., t. III, veröffentlichte. Er setzte den Bau und die Morphologie dieser Fructificationen aus einander und wies namentlich die Keimung vieler Stylosporen nach, die man bisher als Spermatien betrachtet hatte, denen man die Keimung abgesprochen hatte. An den Mandelbäumen beobachtete er das Auftreten des Polystigma fulvum und schilderte die dadurch hervorgebrachte Erkrankung derselben. Auch mit den Basidiomyceten beschäftigte er sich sehr eingehend. Er kannte die so artenreichen Hymenomyceten ausgezeichnet. Er theilte seine interessanteren Funde wiederholt im Bull, de la St)c. bot. de France mit und besprach dort auch eingehender das Auftreten einzelner Arten. Ferner veröff'entlichte er 1881 in derselben Zeit- schrift eine Studie über die Morphologie des Kinges der Agaricineae. A^on mehreren Arten wies er die Entwickelung aus den Sclerotien nach, worüber er in derselben Zeitschrift 1877 und 1878 berichtete. In Gemeinschaft mit dem Entomologen ÜH. BRONGNIART unter- suchte er einige auf Läusen und Dipteren {ISyrpJius) auftretende Pilze. Sie wiesen nach, dass ein von dem Zoologen LICHTENSTEIN auf Maxime Cornu. (51) Tetraneura rubra beobachteter Pilz ein Cladosporium ist, das erst auf den todten Tliieren auftritt und daher keine Krankheit oder Ver- nichtung der schädlichen Läuse veranlasst (Institut de France, Aca- demie des sciences 1881). Im Gegensatz hierzu haben sie auf Syrphus eine durch Entomophthora bewirkte Epidemie beobachtet und darüber 1878 auf der Versammlung der Assocation frauQaise pour l'avance- ment des sciences zu Paris berichtet. Sie, und namentlich BßONG- NIART, haben später wiederholt in Anregung gebracht, der Heu- schreckenplage in Algier durch Aussaat von Entomophthora entgegen zu treten. Das Studium der durch parasitische Pilze hervorgebrachten Pflanzenkrankheiten machte ihn zum Pflanzenpathologen. Er wurde daher 1872 von der Academie des sciences in Paris zum Delegirten für das Studium der dem französischen Weinbau so sehr gefährlichen Phyllo.vera gewählt und war 1872 — 1878 der Schriftführer dieser aka- demischen Commission. Ausserdem war er noch 1874 — 1877 Director der Weinbau-Station von Cognac und wurde 1 879 Mitglied der Com- mission superieure du Phylloxera. In diesen Stellungen hatte er den Auftrag, die Entwickelung der Phylloxera und ihre Einwirkung auf den Weinstock genau zu verfolgen und nach den Ergebnissen die Mittel zu ihrer Bekämpfung auszuwählen, und sie in Bezug auf ihre Einwirkung auf den Weinstock und ihren Erfolg gegen die Phylloxera zu prüfen. Es standen ihm hierzu die Materialien und Versuchs- ergebnisse aus ganz Frankreich zur Verfügung. Er verwerthete die- selben in umfassender Weise. Nachdem er in vorläufigen Mit- theilungen einzelne Ergebnisse mitgetheilt hatte, fasste er alle seine Erfahrungen und Beobachtungen in seinen Etudes sur le Phylloxera vastatricc zusammen, welches umfangreiche Werk 1878 im Institut national de France, Academie des sciences, tome XXVI, No. 1 er- schien. Er zeigt dort zunächst, dass die in den Blättern des Wein- stocks auftretende Phylloxera identisch ist mit der an den Wurzeln lebenden. Er schildert ausführlich die Einwirkung der Reblaus auf das Blatt, den Blattstiel, den Stamm und die Wurzeln des Wein- stocks in morphologischer und histiologischer Hinsicht, giebt ihre Entwickelungsgeschichte und sucht die histiologischen Veränderungen ätiologisch zu erklären. Die durch Phylloxera veranlassten Wurzel- anschwellungen vergleicht er mit ähnlichen, durch andere Ursachen hervorgebrachten. Er beleuchtet die Widerstandskraft der Wurzeln der amerikanischen Reben und führt sie auf einen der Entwickelung der Phylloxeren wenig günstigen Nahrungssaft der Würzelchen der amerikanischen Reben, sowie auf deren kräftigere Neubildung von Ersatzwurzeln zurück. Im zweiten Theile wird ausführlich die Natur- geschichte der Reblaus in ihren verschiedenen Generationen gegeben und ihre biologische Entwickelung, namentlich die Ueberwinterung, (4*J (52) !'• Maunus: genau und kritisch geschildert. 24 schöne, von ihm gezeichnete Quarttafein ilhistriren diese Darlegung. In Folge seiner eingehenden Studien über die PHanzenkrank- heiten wurde er 1881 zum Inspecteur general de TAgrifulture pour la sericiculture, la viticulture et les maladies des plantes ej'nannt und war als solcher thätig bis 1884. Ich würde das Bild von CORNU's botanischer Thätigkeit bis 1884 unvollständig lassen, wenn ich nicht auch einiger histiologischen und physiologischen Studien gedächte, die er freilich meist nur in kurzen Mittheilungen in den Comptes rendus veröffentlicht hat. So fand er an Crassulaceen einen neuen Typus anormaler Stammbildung und setzte den Werth der anatomischen Charaktere zur systematischen Anordnung der Crassulaceen aus einander. Einige Eigenthümlich- keiten der Nebenwurzeln suchte er mechanisch zu erklären (Bull, de la Soc. bot. de France 1S81). Mit E. MeR zusammen untersuchte er die Absorption von Farbstoffen durch die Wurzeln (( A>ngr. intern, de Botau. et d'Horticulture ä Paris 1878). 1878 erschien eine Mit- theilung von ihm über die Wichtigkeit der Zellwand bei der Er- nährung der Zellen in den Comptes rendus. Die Absorption der Epidermis der in der Luft befindlichen PHauzenorgane behandelte er 1882 in den Comptes rendus. Als er 1874 zum Aide-naturaliste am Museum dhistoire naturelle ernannt war, wurde ihm iu demselben Jahre die Vertretung der Vor- lesungen BRONGNIART's über Organogra[)hie und Physiologie der Pflanzen übertragen, und dieselben Vorträge wurden ihm bis 1879 anvertraut, wo er dann anderen schon oben erwähnten Aufträgen nachzukommen hatte. Sein lebhafter Wunsch war immer eine Pro- fe-sur für Cryptogamenkunde und die Leitung eines botanischen Laboratoriums zu erhalten. Er hat es leider nicht erreichen können. Das Jahr 1884 führte eine grosse Veränderung in der wissen- schaftlichen Thätigkeit CORNU's herbei. Er wurde als Nachfolger von .1. DeCAISNE zum Professeur de culture und Director des bo- tanischen Grarteus am Museum d'histoire naturelle ernannt. Er widmete sich den Pflichten seines neuen Amtes mit hingebendem Eifer, wodurch er von der Erforschung der niederen Cryptogamen gänzlich fern gehalten wurde. Sein Interesse wandte sich nun der Pflanzencultur im weitesten Massstabe zu. Seine Thätigkeit als Gartendirector haben die Herren D. BOIS und A. HENRY in den vorn citirten Veröffentlichungen geschildert. Er veröffentlichte später jedes Jahr kleinere, auf die Cultur oder auf die gezogenen Pflanzen be- zügliche Mittheilungen, so 1892 Methode pour assurer la vitalite des graines provenant des regions tropicales — 1892 Asclepias sibirica — ISdd Cyphomanclra betacea — 1894 Kola Ballayi sp. nov. — 1894 Les Palmiers-dattiers — 1895 Le Bouturage d'ete — 189.3 (Ireffe herbacee Maxime Cornu. (53) sur gerniiiiation — 1895 La Vegetation du ble — 189G Siir un genre iiouveau de Poutederiacees — 1896 Note sur Colea floribunda et les Cresceiitiees cultivees au Museum — 1896 Note sur le Quassia afri- cana — 1896 Note sur une Cuseute de Turkestan — 1897 Nouvelles plantes ä eaoutchouc — 1900 Sur la culture du Coton — 1900 Fumi- gatious au jus de tabac — 1901 Le Jardin des Plantes et les Colonies francaises. Er trug auch namentlich Sorge, in den ihm unterstellten Culturen Beobachtungen anzustellen und Erfahrungen zu sammeln, die dem Pflanzenbau in den französischen Colonien zu Nutzen gereichten. Er zog einerseits in Paris viele Nutzpflanzen aus den verschiedensten Ländern in zahlreichen Exemplaren und vertheilte sie unter Berück- sichtigung der dabei gewonnenen Erfahrungen und der klimatischen Yerhältnisse der einzelnen Colonien an diese. Er regte sie so mit gutem Erfolge zur Pflege vieler Culturpflanzen an. Andererseits zog er viele in Colonien wachsende Nutz- und Heilpflanzen zu Paris, be- stimmte sie wissenschaftlich genau, stellte ihren Nutzwerth für die Menschheit, sei es als Nahrung oder als Heilmittel oder in technischer Beziehung, fest, um dann zu ilu'er Cultur zu ermuntern oder von der- selben abzurathen. Li dem oben citirten, noch 1901 erschienenen Schriftchen: Le Jardin des Plantes et les Colonies Frauvaises findet sich seine Thätigkeit seit 1884 übersichtlich berichtet und zusammen- gestellt. Li einem Anhange sind noch die Nutzpflanzen, welche die Chaire de culture am Museum d'histoire naturelle seit 1886 vertheilt hat, nach ihrem Nutzen in Abtheilungen geordnet, aufgeführt. Dieser Bericht giebt daher am besten ein Bild von dieser so ausserordent- lich umfassenden und so grossen Nutzen schaffenden Thätigkeit CORNU's. So wurden 1900 an die Colonialgärten 537 Säckchen Sämereien und 546 lebende Pflanzen und gleichzeitig au einzelne Colonial-Correspondenten 217 Säckchen Sämereien und 139 lebende Pflanzen gesandt. So war er unermüdlich bis an sein Lebensende thätio-. Er ver- stand es stets, die Ergebnisse der exacten wissenschaftlichen Forschung dem Wohle der Menschheit dienstbar zu machen. ('54) H. Sciienck: A. F. Wilhelm Schimper.) Von H. SCHENCK. (Mit Bildniss). Am 9. September 1901 starb zu Basel im Alter von 45 Jahren der Professor der Botanik, A. F. WILHELM SCHLMPER, ein Mann von hervorragender Begabung-, den wir mit schmerzlicliem Bedauern aus unserer Mitte scheiden sahen, ein Forscher, von welchem die botanische Wissenschaft nach seinen ideenreichen Werken noch be- deutende Förderung hätte erwarten dürfen. Auf dem Felde wissen- schaftlichen Schaffens hatte er den Todeskeim in sich aufgenommen, an den afrikanischen Küsten, während der deutschen Tiefsee-Expedition 1898/99, die tückische Malaria sich zugezogen, deren bösartige jS^ach- wirkungen seinem Leben und Streben ein frühzeitiges Ende bereiten sollten. Aus der Familie SCHIMPEE, welche Ende des 18. Jahrhunderts in der Pfalz ansässig lebte, sind vier bedeutende Botaniker hervor- gegangen. Zunächst ist der Vater des jetzt verstorbenen Baseler Professors zu nennen, WILHELM PHILIPP SCHIMPER^), der im Jahre 1808 als Sohn des protestantisclien Pastors SCHIMPER zu IJossenheim bei Zabern im Elsass geboren wurde, erst Theologie studirte, 1835 aber den Predigerberuf aufgab und als Präparator am Naturhisto- rischen Museum der Stadt Strassbnrg seine wissenschaftliche Laufbahn antrat. Seit 1862 hatte er die Professur für Geologie an der Strass- burger Faculte des sciences und nach dem Kriege 1870/71 an der neuen Kaiser-Wilhelm-Universität inne, bis zu seinem Tode im Jahre 1880. Er ist der bekannte Verfasser zahlreicher bryologischer und phytopaläontologischer Werke, unter denen Bryologia europaea, Sy- nopsis Muscorum Europaeorum und Traite de Paleontologie vegetale in erster Linie hervorzuheben sind. 1) Eine Reihe von Notizen zu vorliegendem Nachruf erhielt ich freundlichst von den Herren Prof. Groth in München, Prof. Stahl in Jena, Assistent Dr. An- HEISSER in Basel, Privatdocent Dr. Körnicke in Bonn und Prof. Askenasv in Heidelberg. Diesen Herren spreche ich dafür verbindlichen Dank aus. In der „Naturwissenschaftlichen Rundschau" 1902, S. 36 habe ich auf Veran- lassung der Redaction derselben bereits einen kürzeren Nachruf publicirt. 2) Vgl. die Biographie, von Charles Grad verfasst, im Bulletin de la Societe d'histoire naturelle de Colmar 1880, p. 351, mit Portrait. — Ferner Allgemeine deutsche Biographie, 31. Band 1890, S. 277. A. F. Wilhelm Schimper. (55) Friedtiich Ludwig Heinrich Schimper, ein Bruder des Dossen- heimer Pastors, lebte zu Anfang des 19. Jahrhunderts als Geometer und Mathematiklehrer zu Mannheim. Von den beiden Söhnen desselben wurde KARL FRIEDRICH SCHIMPER^) 1803 zu Mannheim geboren. Auch dieser studirte zunächst Theologie, dann Medicin, war später Docent in München, unternahm viele wissenschaftliche Reisen und verbrachte die letzten Jahre bis zu seinem Tode 1867 als Privatgelehrter in Schwetzingen. Berühmt wurde er durch seine genial entworfene Blattstellungstheorie. Sein Bruder war "WILHELM SCHIMPER 0, ge- boren 1804 zu Reichenschwand, welcher seine Laufbahn als Soldat beoann, dann aber wissenschaftliche Reisen unternahm und besonders in Südfrankreich, Algier, Aegypteu, Arabien und Abessinien als botanischer Sammler thätig war. In letzterem Lande liess er sich seit 1837 dauernd nieder, von dem König ÜBIE von Tigre in freund- schaftlicher Weise aufgenommen. Er war mit einer Abessinierin verheirathet und starb im Jahre 1878 zu Adua. Sein Sohn studirte in Strassburs: und Karlsruhe und kehrte 1878 in die afrikanische Heimath zurück. Andreas Franz Wilhelm Schimper wurde am 12. Mai 1856 zu Strassburg geboren als Sohn des bekannten Bryologen und Phyto- paläontologen WILHELM PHILIPP SCHIMPER (1808 — 1880) und dessen Gattin ADELE (f 1876), w^elche der im Schweizer Jura ansässigen Familie BesSON entstammte. Seine Mutter nahm mit lebhaftestem Interesse Theil an den botanischen Studien ihres Gemahls und so mag die hervorragende Begabung ihres Sohnes auch als ein von ihr überkommenes Erbtheil gelten. Schon als Knabe sammelte AViLHELM Schimper eifrigst Pflanzen und besass bereits mit 7 Jahren ein kleines Herbarium. Von 1864—1874 absolvirte er das protestantische Gymnasium seiner Vaterstadt. Ausserdem empfing er Unterricht von seinem Hauslehrer VICTOR jSTeSSLER, dem Componisten des „Trom- peters von Säkkingen". Als Gymnasiast setzte er das Sammeln von Pflanzen fort und erwarb sich dadurch eine genaue Kenntniss der Flora seiner Heimath und der benachbarten Alpen. Dr. HeitZ, der damalige Director des protestantischen Gymnasiums zu Strassburg und besonders der vor einigen Jahren verstorbene Arzt Dr. LeRCH zu Couvet im Schweizer Jura, ein vorzüglicher Kenner der Alpenflora, nahmen den geistig frühzeitig entwickelten jungen SCHIMPER öfters mit auf ihren botanischen Excursionen, und auch sein Vater liess ihn 1) Vgl. Sachs, Geschichte der Botanik 1875, S. 175. Ferner ^Allgemeine deutsche Biographie" 31. Bd. 1890, S. 274 und Bot. Ztg. 1868. Von K. F. Schimper ist ein Portrait erschienen, gestochen von C. Geyer in München. 2) Vgl. „Allgemeine deutsche Biographie" ol. Band 1890, S. 279, und Botan. Zeitung 1879. (56) H. Schenck: au den mit Studireiiden unternommenen botanisch-geologischen Aus- flügen thoihiolimeu. Nach Ablegung der Abiturientenprüfung 1874 widmete sich ÖCHBIPER 4 Jahre lang dem Studium der Naturwissenschaften an der Strassburger Universität. Im November 1878 erfolgte seine Promotion zum Doctor ]>hilosophiae naturalis, mit dem Prädicat summa cum laude, auf Grund seiner Dissertation: „Untersuchungen über die Proteinkrystalloide der Pflanzen"-. Als Hauptfach studirte er Botanik, ausserdem aber neben den übrigen naturwissenschaftlichen Fächern eingehender Mineralogie und Zoologie. Seine Dissertation entstand theils im l)0tanischen Institut unter Leitung des 1888 ver- storbenen Professors ANTON DE BaRY, theils im mineralogischen unter Leitung des später nach München übergesiedelten Professors P. GROTH. Beide erstatteten auch gemeinsam das Gutachten über die Arbeit und sind neben seinem Yater als die eigentlichen Lehrer anzusehen, die ihn mit den Methoden exacter naturwissenschaftlicher Forschung vertraut machten. Insbesondere sind auch die krystallop- tischen Methoden, die er bei Prof. GroTH kennen lernte, ihm späterhin bei seinen mikroskopischen Arbeiten von grossem Nutzen gewesen, Herr Prof. Groth theilte mir freundlichst mit, dass SCHIMPER als Praktikant des mineralogischen Instituts zur Uebung einige kleinere krystallographische Untersuchungen gemacht habe, die von ihm in der Zeitschrift für Krystallographie, Bd. I, S. 70 und S. 218, publicirt worden seien, ferner dass SCHIMPER nicht die Absicht gehabt hätte, Mineraloge zu werden, wie irrthümlich in dem in der „Nature" 1901 erschienenen Nekrologe^) angegeben sei. Die Resultate seiner Disser- tation wurden im Jahre 1880 nochmals, in theilw^eise umgearbeiteter Form in der Zeitschrift für Krystallographie, Bd. Y, herausgegeben. Nach der Doctorpromotion widmete sich SCHIMPER nun aus- schliesslich der Botanik im Laboratorium von Prof. A. DE Bary, unter dessen Leitung damals von jüngeren Botanikern MATTIROLO, Backe, ErRERA, Arthur Meyer und KleBS ihren Studien ob- lagen. So trat also SCHIMPER in einen anregenden Kreis von Fach- collegen ein. Als Extraordinarius war Graf H. ZU SOLMS-LaUBACH im botanischen Institut thätig, vom März 1880 ab dessen Nachfolger, Prof. E. Stahl, vorher 1877—1880 Privatdocent in Würzburg, mit welchem SCHIMPER schon als Gymnasiast und junger Student sehr befreundet war, und mit welchem er manche botanische Excursionen in der beiden gemeinsamen elsässischen Heimath unternommen hatte. Die erste rein botanische Arbeit SCHIMPER's, im Jahre 1879 aus- geführt, behandelt die Anatomie der Vegetationsorgane von Proso- panche Burmeisteri^ einer interessanten, auf Wurzeln von Frosojns 1) Nekrolog, von Percy Groom verfasst, in Nature 1901, S. 551. A. F. Wilhelm Schimper. (57) lebenden Schmarotzerpflanze aus Argentinien, sowie von den zu der- selben Familie der Hydnoraceen gehörigen Parasiten Hydnora abyssinica und africana. Sie erschien 1880 im 15. Band der Abhandlungen der naturforscheuden Gesellschaft zu Halle. A. DE BarY hatte bereits im Jahre 18G8 im 10. Band derselben Zeitschrift den Blüthenbau von Prosopanche dargestellt. Auf seine Anregung untersuchte SCHIMPER neues Alkoholmaterial der Pflanze, das von SCHICKENDANTZ und HiERONYMUS aus Argentinien gesandt war, während das Material von Hydnora von Prof. Graf ZU SOLMS - LAUBACH zur Verfügung gestellt wurde. Von grösserem Interesse ist bereits die zweite im Strassburger Institut ausgeführte Arbeit: „Untersucluiugen über die Entstehung der Stärkekörner'' (erschienen December 1880 in der Botan. Zeitung, der Kedaction eingereicht am 27. Juli 1880), mit welcher SCHIMPER ein Gebiet betritt, auf dem er Hervorragendes geleistet hat. Diese Abhandlung enthält zwar noch einige, von ihm später berichtigte Irrthümer, so z. B. S. 886 die Angabe der Entstehung der luudlichen Stärkebildner von Philodendro7i aus Proeminenzen des den Zellkern einhüllenden Protoplasmas, andrerseits aber bereits sehr wichtige Resultate, vor allem den Nachweis der von ihm entdeckten und be- nannten „Stärkebildner", durch deren Thätigkeit die Stärke in chloro- phyllfreien Pflanzentheilen erzeugt wird, ferner den Nachweis, dass die Stärkebildner in den meisten Fällen sich unter dem Einfluss des Lichtes in Chlorophyllkörner umwandeln können uud dass sie identisch sind mit den Leucophyllkörnern oder auch mit den farblosen jugend- lichen Stadien der Chlorophyllkörner. In dieser Arbeit tritt seine Beoabunü,- zu selbständiger Forschung schon hervor. Am 20. März 1880 starb, im Alter von 72 Jahren, SCHIMPER's Vater, welcher seit dem Jahre 1835 erst als Conservator, dann als Director an dem städtischen naturhistorischen Museum thätig gewesen war. Mit der Directorstelle war eine Amtswohnung im inneren Flügel des alten Akademiea^ebäudes verbunden. Sein Sohn hatte bereits im letzten Jahre die Assistenteustelle am Museum verwaltet. Ueber die Neubesetzung der Stelle theilte mir Herr Prof. GROTH in München freundlichst Folgendes mit: „Die aus Altelsässern bestehende Com- mission, der jene Sammlung unterstellt war, wählte umi den jungen SCHIMPER zum Nachfolger seines Vaters und wollte so der Familie des Verstorbenen, der so grosse Verdienste um Strassburg hatte, jene AVohnung erhalten. Dagegen erhob nun die naturwissenschaftliche Facultät der Universität Einspruch und erreichte es, dass der junge Mann selbst seine Stellung aufgab und ganz verzweifelt nach Frank- reich sJ:ino'. Die Art, wie er behandelt wurde, hatte meinen Beifall nicht, und ich war der Meinung, dass namentlich sein Lehrer DE BaRY hierbei sehr unfreundlich handelte, aber ich niusste als damaliger (58) H. SchenCk: Dokaii die betrett'endon Schritte gegen ilni tliim und war in der un- angenehmen Lage, nicht erreicheii zu können, dass mau einen anderen AVeg in der Sache einschlug. SCHIMPER nahm eine Stelle am bota- nischen Garten zu Lyon an, kehrte ab(jr bald zurück und sagte mir, er habe es nicht ausgehalten, es habe ihm die „deutsche Wissen- schaft" gefehlt, er wolle zu SACHS gehen, ein Entschluss, den ich lebhaft billigte.« Während des Soumiers 18.S0 arbeitete SCHIMPER in Folge dieser Vorgänge nicht mehr in dem Institut von DE BaRY, mit welchem er in der Folge übrigens in Beziehungen blieb und den er als seinen Lehrer stets hoch schätzte. Er sah wohl auch selbst ein, dass die Direction des Museums nicht seine Aufgabe sein konnte. Gegen Ende des Jahres 1880 begab er sich nach Nordamerika und blieb dort ungefähr ein Jahr lang als Fellow an JOHN HOPKIN's University zu Baltimore. Für seine Weiterentwickelung war der Auf- enthalt in ximerika von besonderer Bedeutung. Auf einem zwei- wöchentlichen Ausfluge nach Florida im Frühjahr 1881 sowie auf einem kurzen Abstecher nach Westindien, im Winter 1881, lernte er die tropische Vegetation zum ersten Male kennen. Die Eindrücke und Anregungen, die er dort empfing, waren so mächtige, dass sie seine spätere Forschungsrichtung bestimmten. Zunächst setzte er in Baltimore noch seine wichtigen Studien an Stärkekörnern fort und sandte bereits im Januar 1881 von dort seine zweite diesbezügliche Arbeit an DE BaRY ein, welche im März in der Botanischen Zeitung unter dem Titel: „Untersuchungen über das Wachsthum der Stärkekörner" erschien. Einen Auszu"- aus dieser Arbeit publicirte er im „American Naturalist" Juli 1881. In dieser Abhandlung bringt SCHDIPER den Nachweis des Wachsthums der Stärkekörner durch Apposition, das in unzweifelhafter Weise bei der Anlage neuer Stärkeschichten um corrodirte Körner sich fest- stellen Hess; er kritisirt in eingehender W^eise die herrschende NAEGELl'sche Theorie und findet, dass sämmtliche Eigenschaften der Stärkekörner sich ohne die Annahme von Intussusception erklären lassen. Im Laufe des Sommers 1881 hielt sich SCHIMPER einige Zeit im zoologischen Sommerlaboratorium zu Annisquam (Massachusetts) auf. Hier hatte er Gelegenheit morphologische und physiologische Untersuchungen an einigen Insectivoren (^Sarracenia purpurea und ütricularia cornutd) anzustellen. Erschienen sind dieselben in der Botanischen Zeitung 1882. Im Januar 1882 kehrte SCHIMPER aus Nordamerika nach Europa zurück und begab sich nach Bonn, wo er im botanischen Institut der Universität I6V2 Jahre lang thätig verblieb, bis zum Antritt der deutschen Tiefsee-Expedition Ende Juli 1898. In Bonn war es vor A. F. Wilhelm Schimper. (59) allem Prof. STRASBÜRGER, der Director des Instituts, welcher in richtiger Erkenntniss der besonderen Begabung des jungen Gelehrten, ihn in ento:eo:enkoramender Weise aufnahm und ihn in seinen wissen- schaftlichen Bestrebungen in jeglicher Weise förderte. SCHIMPER besass ein lebhaftes Naturell, eine durch den Aufenthalt in den Tropen besonders geweckte Neigung zum Reisen. Es fiel ihm oft, namentlich in den ersten Bonner Jahren, sehr schwer, sich in die geregelte Thätigkeit des Docenten hineinzufinden. So stand er einmal, im Jahre 1889, schon im Begriff, wieder nach Nordamerika an eine neu zu orändende Universität überzusiedeln. Es ist ein Yerdienst STRASBURGER's, ihn durch seinen freundschaftlichen Einfluss in Bonn, wo er sich ohne Ablenkungen seinen Arbeiten widmen konnte, fest- o-ehalten und dadurch der deutschen Wissenschaft erhalten zu haben. Während des Jahres 1882 beschäftigte sich SCHIMPER mit weiteren eingehenden Untersuchungen über die Stärkebildner, Chlorophyll- körper und Farbkörper, stellte die Homologie dieser Gebilde fest und fand, dass dieselben sich nur durch Theilung vermehren, also nicht nachträglich aus dem Zellplasma sich differenziren , sondern schon in den embryonalen Zellen vorhanden sind in Form von kleinen, runden, farblosen Anlagen, welche diese Zellen bei der Theilung aus ihren Mutterz eilen mitbekommen. Die wichtigsten Resultate dieser Untersuchungen erschienen im Februar und März 1883 in der Botan. Zeitung, ein kürzeres eigenhändiges Referat im Botanischen Central- blatt XII, October 1882. Auch in der Folge und nach der Rück- kehr von der unten zu erwähnenden westindischen Reise setzte er die Studien über die feinere Structur der Chromatophoren in ihren verschiedenen Ausbildungsformen bei den einzelnen Pflanzenklassen, über ihre Einschlüsse, über die Theilung, über den Einfluss des Lichtes und der Temperatur auf die Bildung und Zerstörung der Pigmente, über die Lagerung in der Zelle fort und vereinigte die Ergebnisse zu einer grösseren Monographie, welche im XVI. Bande der Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik, 1885, erschien. SCHDIPER verliess nun das Gebiet der Zellenlehre, nachdem er noch 1885 das Referat über Morphologie und Physiologie der Zelle für den botanischen Jahresbericht von JUST, Bd. XI, Jahrg. 1883, be- arbeitet hatte, und verlegte sich nunmehr hauptsächlich auf biologische und pflanzengeographische Studien, zu denen er die Anregung auf seinen botanischen Reisen in den Tropen erhielt. Die erste seiner vier grösseren Tropenfahrten unternahm er von Ende December 1882 bis August 1883 nach W^estindien, ge- meinsam mit dem damaligen Assistenten am Bonner Institut, Dr. Friedrich JOHOW (seit 1889 Professor am Istituto pedagojico zu Santiago in Chile). Zu dieser Reise erhielt er eine Unterstützung von Seiten des Elsass - Lothringischen Ministeriums. Die beiden (60) H. Schenck: Forscher besuthten zunächst die Insel Barbados, durchstreiften dann die Insel Trinidad und unternahmen von dort einen melirwöchent- lichen Ausfluu' nach Venezuela über Maturin und über die Llanos bis zu der durch HUMBOLDT und BONPLAND bekannt «.gewordenen Höhle del Guacharo. Mitte März bis Mitte Juni hielten sie sich auf der herrlichen Insel Dominica auf, zuletzt wieder auf Trinidad. Inter- essante Schilderungen von dieser Reise hat Dr. JOHOW in der Zeit- schrift Kosmos Band 1884 und 18(S5 unter dem Titel: „Vegetations- bilder aus Westindien und Venezuela" oeo-eben. Während JOHOW die Saprophyten^) einer monographischen Bearbeitung unterzog und die interessanten Hymenolichenen^) studirte, widmete sich ÖCHIMPER vorwiegend dem Studium der für die tropischen Wälder so überaus charakteristischen Pflanzengenossenschaft der Epiphyten, die ihn be- reits auf seinem ersten kurzen Abstecher nach AVestindien 1881 in hohem Masse interessirt hatten. Bald nach seiner Eückkehr aus AVestindieu reichte SCHIMPER die Abhandlung: „Ueber Bau und Lebensweise der Epiphyten West- indiens" (erschienen 1884 im Botanischen Centralblatt XVII), mit welcher die Reihe seiner wichtigen biologischen Monographien be- ginnt, der philosophischen Facultät der Universität Bonn als Halnli- tationsschrift ein. Die Habilitation für „physiologische Botanik" er- folgte am 16. November 1883 mit der Antrittsvorlesung über pflanzliche Parasiten. Zunächst hielt er kleinere Vorlesungen über pflanzliche Ernährungsphysiologie (W.-S. 1883/84), Pflanzengeographie, speciell von Amerika (S.-S. 1884), Geschichte und geographische Verbreitung der wichtigeren Culturpflanzen (W.-S. 1884/85), bis ihm vom Sommer- semester 1885 ab, nach der Berufung des damaligen Extraordinarius F. Schmitz nach Greifswald, dessen Vorlesungen für Pharmaceuten über officinelle Gewächse und Pharmakognosie, sowie die mikro- skopischen Uebungen im Untersuchen von Drogen und Nahrungs- mitteln und die botanischen Excursionen übertragen wurden. Die Ernennung zum ausserordentlichen Professor datirt vom 12. Fe- bruar 1886. Seine Leiu'thätigkeit für Pharmaceuten, die er bis zum Schluss des Sommersemesters 18i)8 erfolgreich ausübte, veranlasste ihn zur Herausgabe des „Taschenbuchs der medicinisch - pharmaceutischen Botanik und pflanzlichen Drogenkunde", welches 1886 in Strassburg erscliieu, ferner eines kürzeren Auszugs aus demselben, unter dem Titel „Repetitorium der pflanzlichen PJiarmakognosie und officinellen Botanik", das 1887 in erster, 1893 in zweiter und 1901 in dritter Auflage erschien. Ein sehr brauchbares Werk ist ferner seine „An- 1) Vgl. Jahib. für wiss. Botanik XVI, 1885. 2) ibid. XV, 1884. A. F. Wilhelm Schimper. (61) leitung- zur mikroskopischeu Untersuchung von Nahruugs- und Genuss- mitteln" (I.Auflage Jena 1886, 2. Auflage 1900), die in ihrer knappen Form, durch die scharfe Hervorhebung der wesentlichen auatomischen Structuren der pflanzlichen Nahrungsmittel als Muster für derartige Unterrichtsbücher gelten kann und in der That grosse Verbreitung gefunden hat. Die Vorlesungen über officinelle Pflanzen erforderten naturgemäss eine eingehende Beschäftigung mit der Systematik der Phanerogamen, deren Bearbeitung er für das aus dem Bonner Institut auf Anregung von Prof. STRASBüRGER hervorgegangene Lehrbuch der Botanik von Strasburger, Noll, Schenck, Schimper (l. Auflage Jena 1894, 4. Auflage 1899) übernahm. Während des Sommers 1901, noch kurz vor seinem Tode, war er mit der Umarbeitung des allgemeinen Ab- schnittes über die Phanerogamen für die fünfte, Februar 1902 er- schienene Auflage des Buches beschäftiot. Nachdem SCHlMPER seine Chromatophorenstudien 1885 zu Ende geführt hatte, stellte er im Anschluss an dieselben physiologische Untersuchungen an „über Bildung und Wanderung der Kohlehydrate in den Laubblättern'' (Bot. Ztg. 1885). Er kam zu dem Resultat, dass höchst wahrscheinlich „überall im Assimilationsprocess Glycose gebildet wird und dass die Stärke aus dieser Glycose entsteht, wenn die Menge derselben in der Zelle ein bestimmtes, je nach der Art ungleiches Maximum überschreitet." Für das Jahr 1886 plante SCHIMPER, gemeinsam mit dem Ver- fasser dieser Zeilen, eine zweite grössere Tropenreise. Wir schwankten in der Wahl, ob Kamerun oder Brasilien vorzuziehen sei. Ich darf an dieser Stelle wohl eine charakteristische Stelle aus einem Briefe citiren, den ich von SCHIMPER am 10. October 1885 aus Lützel- hauseu im Elsass betreffend Kamerun erhielt: „Bedenklich ist die klimatische Frage; ich finde in GRISEBACH II, S. 112 folgenden Satz den man sich wohl beherzigen muss : „Wie allgemein die Verderb- lichkeit des Klimas sei, geht schon daraus hervor, dass weitaus die meisten wissenschaftlichen Reisenden und in den verschiedensten Landschaften hingerafft wurden, während aus den übrigen Tropen- ländern die namhaften Forscher fast ohne Ausnahme o-lücklich heim- gekelirt sind." Für die Wissenschaft zu sterben ist zwar nicht minder dulce et decorum als pro patria mori, aber ich möchte nicht bloss durch meinen Tod, sondern auch durch meine Werke mir einen ge- achteten Namen in der Geschichte der Wissenschaft erwerben." Beides ist ihm zu Theil geworden! Dr. Fritz Müller in Blumenau (t 1897) hatte uns wiederholt in liebenswürdiger Weise zu einem Besuche Brasiliens aufgefordert; die Aussicht, unter der Führung eines so erfahrenen Naturforschers die Tropenveg-etation zu erforschen, veranlasste uns Brasilien als (6-2) H. Schenck: Roisezit'l zu wäliloii. ])i(^ Abreise erfolgte am 4. August 188(5 von Hamburg. Nach kurzem Aut'eutlialt in Rio, wo Herr Dr. W. SCHWACKE, Botaniker am 3Iuseii nacional, jetzt Professor in Ouro Preto. die Freundlichkeit hatte, uns durch die Wälder des unvergleichlichen Corcovado zu geleiten, begaben wir uns nach Desterro, unternahmen dort mit Herrn E. ULE, jetzt in Rio am Museum, interessante Ex- cursiouen auf der Insel Santa Catharina und erreichten am IG. Sep- tember Blumenau, wo es uns vergönnt war, fast täglich mit dem verehrten Dr. FRITZ MÜLLER gemeinsam Streifzüge in den an bota- nischen Schätzen unerschöpflichen, südbrasilischen Wald zu veran- stalten. Mitte November lernten wir bei Joinville die Mangrove- vegetation. auf dem Hochland der Provinz bei Säo Bento die Arau- carienwälder kennen und trafen Anfang December wieder in Rio ein, von wo wir unter Führung von Dr. SCHWACKE eine Excursion in die interessante, an der Grenze von Minas gelegene Serra do Picü ausführten. SCHIMPER musste am 13. December in Rücksicht auf seine Vorlesungen von Rio aus die Heimreise antreten, während Verfasser nach längerem Aufenthalt in Rio, Minas, in der Serra dos Oro-aös und Pernambuco im Juli 1887 zurückkehrte. Zwei wichtige biologische Monographien waren zunächst das wissenschaftliche Ergebniss dieser Reise, nämlich „Die Wechsel- beziehungen zwischen Pflanzen und Ameisen im tropischen Amerika" und als Neubearbeitung der Epiphyten „Die epiphytische Vegetation Amerikas". Beide Werke erschienen 1888 als 1. und 2. Heft der im Verlage von G. FISCHER, Jena, von SCHIMPER herausgegebenen Botanischen Mittheilungen aus den Tropen. Die von THOMAS BeLT in Nicaraoua aufgedeckten und von FRITZ MÜLLER in Brasilien bestätigten wunderbaren Einrichtungen der von Ameisen bewohnten Cecropienbäume wurden in Blumenau vonSCHIMPER einer erneuten kritischen Prüfung durch Beobachtungen in der Natur und durch Experimente unterworfen und auf diese Weise festgestellt, in w^elchen Punkten thatsächlich Anpassungen vorliegen. Von beson- derem Interesse und überraschend war die Entdeckung einer ameisen- freien Cfcropia am Corcovado bei Rio, welche durch Wachsüberzug der Blattstiele gegen die Blattschneiderameisen geschützt ist, ferner auch einer neuen Ameisenpflanze, der L'ordia nodosa, bei Pernambuco. Die Abhandluno- SCHIMPER's lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Myrmekophyten, über die nun bereits eine umfangreiche Litteratur vorliegt. Das Werk über die epiphytische Vegetation Amerikas ist eine zu einer Monographie erweiterte vollständige Neubearbeitung der oben erwähnten, 1884 erschienenen Abhandlung über die in Amerika vorhandenen A'ertreter dieser Gewächse. SCHIMPER bringt zunächst eine systematische Aufzählung der Epiphytengenossenschaften und A. F. Wilhelm Schimper. (63) weist nach, dass die Beschaffenheit der Früchte und Samen, welche entweder durch Vögel und baunibewohnende Thiere, oder durch den "Wind verbreitet werden, massgebend ist für die Ermöglichung epi- phytischer Lebensweise; sodann schildert er die Anpassungen an den Standort und unterscheidet danach bestimmte Gruppen; ferner er- örtert er den Eiufluss äusserer Factoren auf die Vertheilung der epiphytischen Pflanzeuarten innerhalb der Yerbreitungsbezirke, stellt die geographische Verbreitung dar, die verschiedenen selbständigen Epiphyteuherde in- und ausserhalb der Tropen und findet die klima- tischen Bedingungen für das Auftreten von Epiphyten in reichlichen Niederschlägen von mindestens 200 cmt jährlichem Regenfall und in hohem Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Von grosser Bedeutung ist diese Abhandlung somit auch für die biologische Pflanzengeographie. Schimper verfolgte in seineu weitereu Arbeiten gerade diese von physiologischer Grundlage ausgehende Richtung, über deren Stellung zu der von ihm durchaus als berechtigt anerkannten systematischen Richtung in der Pflanzengeographie er sich im Schlusswort äussert. Sowohl in W^estindien als in Brasilien hatte SCHIMPER sein Augenmerk auch auf die Mangrove- und Strandvegetation gerichtet und bereits zahlreiche Beobachtungen über dieselben gesammelt. Da unter den Lebensbedingungen der Strandpflanzen der Gehalt des Substrats an Salzen eine wichtige Rolle spielt und überhaupt die Kenutniss der Verarbeitung der Salze im Stoffwechsel zur Entscheidung gewisser pflanzengeographischer Fragen erforderlich ist, so suchte S('HIMPER durch physiologische Versuche, während der Sommer- monate 1887, 1888, 1889, weitere Aufklärung über die Bedeutung der Salze für die Pflanze zu gewinnen. Zunächst beschäftigten ihn die Untersuchungen „Ueber die Kalk- oxalatbildung in den Laubblättern" (publicirt in der Bot. Ztg. 188S). Er unterschied bezüglich der Bildung dieses Salzes das primäre Kalkoxalat, das unabhängig vom Licht und vom Chlorophyll beim Wachsthum der Organe als Nebenproduct, und das secundäre Kalk- oxalat, das in den Blättern proportional der Intensität des Lichtes, abhängig vom Chlorophyll und der Transpiration, aber nicht von der Assimilation, entsteht und aus den grünen in die chlorophyllfreien Zellen, wo es sich krystallinisch ausscheidet, auswandert. Die Be- deutung des Kalkes soll eine zweifache sein; einerseits spielt er bei der Translocation der Kohlenhydrate eine wesentliche Rolle, anderer- seits dient er dazu, den Pflanzen Stickstoff, Schwefel und Phosphor in assimilirbarer Form zuzuführen, um dann durch die Bindung an Oxalsäure dem Stoffwechsel entzogen zu werden. In der Zeitschrift Flora 1890 erschien sodann eine längere Ab- handlung „Zur Frage der Assimilation der Mineralsalze durch die grüne Pflanze". Nach Feststellung der mikrochemischen Methoden (64) H. Schenck: zum Nachweis der Salze in den Zellen bringt SCHIMPEß wichtige Capitel über die Vertheilung und Leitung der Aschenbestand- theile in der Pflanze, über die organischen Kalksalze, über die Rolle des Kalkes und des Kali im Stoffwechsel, über die Assi- milation der Mineralsalze. Im Mesophyll werden fast sämmtliche Rohstoffe znerst verarbeitet; hier soll auch, wahrscheinlich durch die Chlorophyllkörner, die Reduction der Salpeter- und Schwefelsäure stattfinden, während die Phosphorsäure als solche an dem Aufbau der organischen Substanz thinlnimmt. Beide Arbeiten und die oben genannte über Wanderung der Kohlenhydrate sind die einzigen, rein physiologischen unter den Publi- cationen SCHlMPER's. In erster Linie zum Studium der tropischen Strandflora unter- nahm SCHIMPER während des Wintersemesters 1889/90, mit Unter- stützung der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, seine dritte Tropeureise, welche Ceylon und Java zum Ziel hatte. Die Abreise erfolgte am 19. August 1889 von Genua. Während des Sep- tembers veranstaltete er zum Theil gemeinsam mit dem Ethnographen Prof. E. SCHMIDT aus Leipzig Streifzüge durch Ceylon und bestieg zweimal den höchsten Gipfel der Insel, den Pidurutallagalla. Im October traf er in Buitenzorg ein, nachdem er bei seiner Ankunft in Batavia ein drolliges Abenteuer erlebt hatte. Von Singapore war der Zollbehörde die Ankunft einer Ladung Opium telegraphirt worden. Die Beamten hielten SCHIMPER für den Opiumschmuggler und uuter- w^arfeu sein Gepäck einer peinlichen Durchsuchung, um sich mit langen Gesichtern von dem harmlosen Inhalt der grossen Kisten über- zeugen zu müssen. In gastfreundlichster Weise wurde er von Dr. M. TREUB in dem herrlichen botanischen Garten zu Buitenzorg auf- genommen. Von dieser Station aus unternahm er dann, überall liebenswürdiges Entgegenkommen findend, seine grösseren Excursionen durch die ganze Insel, nach zahlreichen Küstenorten, nach den Sol- fataren am Salak, Kawah Manoek, Telaga Bodas mit ihrer halophy- tischen Vegetation, auf die höchsten Vulkanberge, von denen er eine Anzahl erstieg, so in Westjava den Pangerango, 9326', in Ostjava den Gunung Ardjuno (Widodaren) 10350'. Unter den vielen Botanikern, welche in den letzten Jahrzehnten das gastliche Buitenzorg von Europa aus besuchten, hat wohl keiner so wie er auf recht anstrengenden Touren die Vegetation der Insel in ihren verschiedensten Formationen kennen gelernt. Nach der Rückkehr überreichte er der Akademie zu Berlin eine kurze, aber w^ichtige Abhandlung „Ueber Schutzmittel des Laubes gegen Transpiration, besonders in der Flora Java's", welche von PRINGSHEIM in der Sitzung am 31. Juli 1890 vorgelegt wurde. Sie schliesst mit der These, dass Schutzmittel gegen übermässige Trans- A. F. Wilhelm Schimi'ku. (65) si)iratioii „allen Pflanzen zukomniei), die dauernd oder periodisch gegen erschwerte Wasserversorgung zu kämpfen haben, möge die Ursache der letzteren in Trockenheit der Atmosphäre und des Bodens, in kräftiger Insolation und Luftverdünnung, in Salzreichthum des Substrats oder zu niederer Temperatur desselben zu suchen sein." Xerophile Structuren kehren dalier in ähnlicher Ausbildung wieder bei Wüstenpflanzeii, bei Halophyten, bei alpinen (Tewächsen, bei immergrünen Holzpflanzen der kälteren temperirten Zone, bei vielen ^]piphyten und bedingen unter Umständen einen gegenseitigen 8tand- ortswechsel bei gewissen Vertretern dieser (fenossenschaften. Abgesehen von einem lS9o in der Forstlich - naturwissenschaft- lichen Zeitschrift. Band II, erschienenen Aufsatz über die Gebirgs- wälder Javas, in welchem auch die Uipfelvegetation der Vulkanberge geschildert wird, ist das wichtigste Resultat der javanischen Reise die umfangreiche. Herrn Dr. M. TREUB gewidmete Monographie über „Die indomalayische Strandflora" (erschienen Jena 1891). die nach ähnlichen (lesichtspunkten verfasst ist wie das Epipliytenwerk und sehr viel J^eues darbietet. Die Strandflora Asiens wird gegliedert in die Formationen der Mangrove, der Nipa, der Barringtonia und der Ipomoea pes caprae. Von besonderem Interesse ist das ('a])itel über die Samen und Früchte der Drift und die Bedeutung der Meeres- strömungen für die geographische Verbreitung der Litoralgewächse, für die Physiologie von Wichtigkeit der auf den Ergebnissen zahl- reicher Clulturversuche beruhende Abschnitt ül)er die Striu-tur der Strandpflanzen in ihrem Zusammenhang mit dem Salzgehalt des Substrats. Das Studium der Mangrovegewäclise gab die A'eranlassung. dass SOHDIPER die Bearbeitung der Familie der Rhizophoraceen für die „Natürlichen Pflanzenfamilien", Theil III, 7, 1892, übernahm. Nach der Publication der javanisclien Reiseergebnisse nahm ihn zunächst die Bearbeitung der Phanerogamen fiir das aus dem Bonner Institut liervorgegangene Lehrbuch der Botanik in Anspru(di. und nun schritt er an die Ausführung- eines schon längst gehegten Planes, eine umfassende Darstellung der „Pflanzengeographie auf physiolo- gischer Grundlage" zu versuchen und in derselben seine gesammten, auf Reisen gesammelten Beobachtungen, sowie die Resultate seiner frühereu biologischen .Monographien zu verwerthen. Nach mehrjähriger angestrengter T'hätigkeit konnte er im Jahre 1898 an die Publication dieses seines llauptwcn'kes herantreten, welches als eine . Ueber die Kntwickelung der Chlorophyllkörner und Farbkörper. - Bot. Ztg. 18S3. No. 7-10. 4^ is S.. 1 Taf. 7. Untersuchungen über die Chlorophyllkörper und die ihnen homo- logen Gebilde. - .lahrl). für wiss. Bot. XVI 188.-). 8«, 247 S., 5 Taf. 8. Morphologie und Physiologie der 'Zelle. — Referat für Jahrg. 1883 in JUST. Botan. Jahresbericht XI. 8^ 28 S. Physiolog'ie. ^>. Ueber Bildung und Wanderung der Kohlehydrate in den Laub- blättern. — Bot. Ztg. 1885. 4», 18 S. 10. Ueber Kalkoxalatbildung in den Laubblättern. — Bot. Ztg. 1888. 4^ 25 S. 11. Zur Frage der Assimilation der Mineralsalze durch die grüne Pflanze. - Flora 18!»0. 8^ 55 S. Parasiten. 12. Die Vegetation sorgane von Prosopanche ßurmeisteri. — Abhandl. der naturf. Gesellsch. Plalle, XV, 1880. 4°, 24 S , 2 Taf. Insectivoreu. 13. Xotizen über insektenfressenrle Pflanzen. — Botan. Ztg. 1882. 4". 9 S., 1 Taf. Epiphyteu. 14. Ueber Bau und Lebensweise der Epiphyten Westindiens. — Bot. Centralbl. XVII 1884. 8", 50 S., 2 Taf. K). Die epiphytische Vegetation Amerikas. — Heft 2 von 8CHIMPER"s Botan. Mittheilungen aus den Tropen. Jena 1888. 8°, 162 S., 6 Taf. Myrniekophyten. 16. Die Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Ameisen im tropischen Amerika. — Heft 1 von ÖCHIMPER's Botan. Mittheil, aus den Troi)en. Jena 1888. 8«, 97 S., 3 Taf. Straudftora. 17. Die indomalayiscJie Strandflora. — Heft 3 von SCHlMPEKs Bot. Mittheil, aus den Tropen, .lena 1891. 8", 204 S., 7 Taf., 1 Karte, 7 Fig. ^70) H. Schenck: A. f. Wilhelm Sciifmpek. IS. Wiizophoraceae. — Tu ENGLER-PßANTL, Natürl. PHaiizeiifiimilieii, lll.Thoil. Abth. 7. (iedruckt Mai 18!)2. S», i:, S.. 11 Fisi-. PtlaiiKongeographie. 11>. TehtT Schutziiiittel des Jjaubes gegen Transpiration, besonder?; in der Flora Javas. — Sitznngsber. der Kgl. Akad. der Wissenscli. zu Berlin, pliys.-niath. Classe XL, 181)0. s«, 18 S. •J(». Die Gebirgswälder .lavas. — Forstl. Xatnrwiss. Zeitsclir. IL 1893. 8", 17 S. ■Jl. Die gegenwärtigen Aufgaben der PHanzengeograpliie. — Geograph. Zeitschrift II, 18i)(;. 8", öS. •J2. Pflanzengeographie auf physiologischer (irrundlage. — Jena. Verlag von G. FISCHER, 1898. ^8", 876 S., 502 Fig., 5 Taf.. -HCarten. (Ausführliches Referat von G. KARSTEN in der Geogr. Zeitschr. Y, 1899.) "23. Bericht über die Fortschritte der PHanzeugeographie in den Jahren 1896—1898. — Geogr. Zeitschr. YI. 190(K 8^ 14 8. Lehrbücher. 24. Taschenbuch der Medicinisch - Pharinaceutischen Botanik und pflanzlichen Drogenkunde. — Strassburg 188('). 10°, 214 S. 25. Syllabus der Yorlesungen über pflanzliche Pharmakognosie. — Strassburg 1887. 16", 83 S. - 2. Aufl. 1893, 98 S. — 3. Aufl. 1901, 98 S. — Die 2. und 3. Auflage unter dem Titel: Repeti- torium der pflanzlichen Pharmakognosie und offlciuellen Botanik. 2(). Anleitung zur mikroskopischen Untersuchung der Nahrungs- und Genussmittel. — Jena 1886. 8°, 140 S., 79 Fig. — 2. Aufl. 1900. 158 S, 134 Fig. .27. Die Phanerogamen in STRASBÜGER, NüLL, SCHENOK, SCHIMPER. — Lehrbuch der Botanik. Jena 1894. — 2. Aufl. 1895. - 3. Aufl. 1898. — 4. Aufl. 1899. — 5. Aufl. 1902. C. CoKRKNS; Neueste Bastardfoiscliimgen uud die Vererbungslehre. (71) Mittheilungeii. I. C. Correns: Die Ergebnisse der neuesten Bastard- forschungen für die Vererbungslehre. Sammelreferat, erstattet für die Deutsche Botanische Gesellschaft am 2(5. September 1901 ^). Einaegangen am 23. October 1901. Das uachstehende Referat wird, wie uoclinial.s ausdrücklich be- merkt werden soll, nur über jene Fortschritte auf dem Gebiete der Bastardforschuug berichten, die für die Lehre von der Vererbung von Wichtio'keit sind. Man kann nach den Fragen, auf die sich das rein wissenschaft- liche Interesse bezog, in der Geschichte der Bastardforschung''') drei, naturgemäss niclit scharf getrennte Epochen unterscheiden. Im Vorder- grund stand in der ersten, etwa bis 1830 reichenden, die Frage nacli der Sexualität der Pflanzen, in der zweiten, etwa bis 1875 zu rechnenden, die Speciesfrage, in der dritten die Vererbungs- frage. Die Bedeutung der Bastarde für diese ist so selbstverständ- lich, dass ich hierbei nicht zu verweilen brauche. Anerkannt ist. dass die Pflanzenbastarde bis jetzt mehr und besseres Material geliefert haben, als die Thierbastarde. Es würde zu weit führen, auf die ver- schiedenen Gründe hierfür einzugehen. Im Folo-enden wird "eleoent- lieh auch auf einige zoologische Arbeiten verwiesen werden. In der dritten Epoche, in der wir noch stehen, sind grössere experimentelle Untersuchungen in relativ geringer Zahl ausgeführt worden; es wurde vorwiegend das in den beiden früheren Epochen gesammelte Material verwerthet. Im Jahre 1880 erschien FOCKE's (1881) treffliche Zusammen- stellung des bis dahin Bekannten. Von den Errungenschaften der folgenden Zeit verdient zunächst einmal die Anwendunu- der ana- toniischen Methode auf die Bastarde hervorgehoben zu werden. Inaugurirt') durch VON WeTTSTEIN (1887), gepflegt von HiLDEBRAND 1) Es musste wegen Zeitmaugels beim Vortrag hier und da gekürzt werden. 2) Eine gute Uebersicht giebt Focke, 1881, S. 429—445. 3) Einen Versuch in dieser Richtung hatte schon 18BI J. S. Henslow gemacht 5,0u the Examination of a Hybrid Digita/is: Transact. Cambr. Philos. Soc.;, und v, Wettstein erwähnt selbst Schott (Wilde Blendlinge österr. Primeln, 1852; vergl. (7-.>) C CORUENS: (I8sy). MAOFARLANE (1S9-J) und MlLLARDET (1S«J4) — wenn ich von wcni^)'!' wiclitinen Arix'iten absclu' — . hat s'u' j;(^lehrt, dass die histo- log'isclu'n Mcrkinah^ (h>r heitern sich im IJastard nicht anch'vs vcr- lialfcii als die äusseren, inorplioluuisclicn. ein l'jrgebniss, das von vornlicrciii stdir wahrsclieiidich war. Dif rein |)Iiysiol()i^isclu-'n Merk- male. /.. li. der Zeitpunkt des Anfbhiliens^), verlialten sich ja auch iiiclir anders. Dann ist dei- wissensciiuftlichrn l'^xiifriincnte zn i^cdcnken. in erster Linie Jener II[Ll)EBRANDs (188!) u. f.), MlLLARDETs (z. B. 18!»4). KöRNICKE's fz. V>. 1S8.-)) und UlMI'AU's (z. W. 1S91); von kleineren Arbeiten z. 15 Jenei- von NOBBE (18S.S) übei- lievkojenbastarde, von FOCKE (z. 15. 18iJ3, 18!»7), FRITZ MrLLER (]89;j, 181)7), Miss Saunders (1897), J. H. Wilson (1900;, ll. .1. Webber (1900) etc. Wie intensiv ü-leiehzeitiu' die Praktiker bearbeitet haben. zeii>t für das («ebiet des Gartenbaues der Bericht der im Juli 189!) in Lon(h)n abgehaltenen „Hybrid Conference'' (1900); derselbe Bericht lehrt aber auch, wie ungeklärt die Ansichten noch sind, Neue Untersuchungen sind dringend nöthig. Wenn daher im letzten -lahr des vertlosseuen -lahrhunderts drei Forscher') im Wesentlichen übereinstimmende l^jrgebnisse ihrer Unter- suchungen veröffentlicht haben, fast gleichzeitig und unabhängig von einander, so ist dieses Zusaninientrefifen — nicht das erste «lerartige in der (Jeschichte unserer Wissenschaft — nur auf (b'U ersten Blick t'ra|)j)irend. Zum (flück ist diesmal ein Prioritätsstreit überflüssig; die i'h'gebnisse sind im Grossen und Ganzen nur eine Bestätigung jener, die der Augustinermönch Gregor Mendel bei den l^^xperimenten erhielt, die er in den (>Oer .Jahren im Garten sidnes Klosters in Brunn aus- geführt hatte. Sie sind für die uns hier interessirenden Probleme wohl die wichtigsten, die im verflossenen .Jahrhundert angestellt wurden, ja man wird überhaupt neben sie nur KüLREUTER's Arbeiten stellen können. Auf ihre eminent praktische Bedeutung kann ich hier nicht eingehen. l^s ei'scheint uns jetzt merkwürdig, dass diese Untersuchungen so lange unbeachtet bleiben konnten. Wir können es aber begreifen, wenn wir bedenken, dass sie noch in der zweiten der vorher unter- schiedeneu Epochen erschienen, wo man hoffte, die Speciesfrage durch das Bastardirungsexperinient zu lösen. Als dann die Ver- erbungslehre mehr in den Vordergrund des Interesses trat, verhinderte d andere Hälfte die. «las andere Merkmal (a) hervorzubringen. IJeini obeneivviihnten Krbsenbastard besitzt eine Keimzelle also entweder nur die Anlage für weisse oder nur die für rothe Blüthen und nur die für grüne oder nur die für gelbe Kotyledonen (Hpaltungsgesetz: DE VRIES, IIKK), ay). Einige weitere Sätze ergeben sich sofort aus diesen Hauptsätzen, wie ich hier nicht im Einzelnen zeigen kann. So folgt aus Satz 1 und 3, dass ein Bastard, dessen Eltern sich durch n Merkmalspaare unterscheiden, 2" erlei Keimzellen in gleichen Mengen lüldet (weil bei der völligen Unabhängigkeit der Merkmale von einander imr der Zufall bestimmt, welche Merkmale zusammenkonmien); aus Satz 2 und 3, dass in der zweiten Generation 2'> pCt. der Individuen das recessive, 75 pCt. das domiuirende Merkmal tragen, uiul dass von diesen letzteren ^/g ('_'.')) nur Nachkommen mit dem dominirendeu. ^/s C'^^) Naclikommon mit dem recessiven oder dem dominirendeu Merkmal geben werden, wieder 'J5 pCt. mit dem einen und T.") pCt. mit dem anderen. Auch das Verhalten bei der Verbiner j^ehnbt. von denen ich nnr SAGERET (I82(i) und NaUDIN (1S()3) liervorlicdtc. W.w jener zur Annainne gekdnnnen. dass der liastard im Aikenieinen keine Verschmelzuu«;' der tdterlichen Charaktere, sondern eine Y ertlieilung' der unveränderteu zeig'e^), So wurde dieser (hirch seine Versuche darauf geführt, (hiss eine ,,dis- joiictioji des deux cssences s|)(''('iliqu('s (Ums Ic })ollen et dans Ics ovuh's de rhybridc" vorkomnie. Auch (lüDRON's (1S73) Stecliapfel- Itastarde sind hier y.u ei'wälinen. Es felilte alter noch jenes tiefere Eindringe]), ung dej" Zahlenverhältnisse erreichte. — A on s))äteren Arheiten. die wir jetzt in seinem Sinne verwenden können, seien jtMie LiEBSCHER's über J{L"\rrAU"s Gi'rstenbastarde (l8,' an die Hieraciurn-Hixsiiwdo MeNDEL's au und uuterseheideu si(di uur dadundi, dass eiu Vei-iuilteu, welches bei diesen nur i>elear einheitlichen Anlage für Scharlachroth an, resp. die Entfaltung einer latenten Anlage. J)ass etwas derartiges wirklich vorkommt, ist sicher; ich erinnere nur an den bekannten violettblühendeu Bastard zwischen Datura ferox und Datura laevis, die beide weiss blühen. (Ein hübsches Beispiel aus der zoologischen Litteratur bieten nach (HaaCKK und) V. GUAITA (1898) die stets grauen Bastarde zwischen der weissen Hausmaus und der schwarzweiss gefleckten japanisclieii Tanzmaus.) Ich halte aber eine derartige Annahme nicht für aus- ]'eichend. Wenn w^ir mit ihr z. B. das Aussehen der Endosperme bei der Verbindung zwischen weissem Mais und blauem Mais in der ersten (leneration erklären wollen, von denen ein grosser Theil unver- ändert weiss ist, während andere intensiv blau sind, und noch andere alle denkbaren Abstufungen mit Mischung und Scheck ung zeigen (1901, 6, S. 53 u. f.), so müssten wir die Ejxistenz einer Unzahl von latenten Anlagen annehmen. (Vom Verhalten der zweiten Gene- latiou sehen wir noch ganz ab.) Aehnliche Thatsachen lassen sich noch viele finden, man denke z. B. an die Vüis-Basturde MiLLARDET's (1894, p. 28), die auf demselben Blatt den SpaltöfPuungsap})arat theils wie die Mutter, theils wie der Vater ausbilden und dazu noch alle Uebergänge. Wenn ich DE VKIES recht verstehe, so stellt er das Vorkommen einer Mischung der elterlichen Merkmale zu einem neuen in x\brede, um keine Mischung der entsprechenden Anlagen zu einer neuen annehmen zu müssen. Meiner Meinung nach verträgt sich die Mischung der Merkmale ganz gut mit dem Getrenntbleiben der An- lagen; denn man kann aus dem Verhalten der Merkmale nicht ohne Weiteres auf des der Anlagen schliessen (vergl. S. 84). (Inzwischen ist die dritte Lieferung des ersten Bandes der Mutationstheorie erschienen. De VRIES nimmt dort zur Erklärung der Zwischenstufen (,, Halbrassen" und ,, Mittelrassen"), die zwischen einer Art und einer von ihr abgeleiteten einfachen und reinen Varietät auftreten können, an, dass sich die Anlage für die Eigenschaft der Art und die für die Eigenschaft der Rasse neben einander zeigen können, wobei die eine die andere herabsetzen und eine mittlere Eigenschaft sich entfalten kann, während die Anlagen getrennt bleiben. So schieben sich zwischen Hespens matronalis typica^ mit violetten Blüthen, und die Sippe alba, mit weissen Blüthen, Sippen mit weisslichen, blasslila und lila (einfarbigen oder gestreiften) Blüthen ein. Diese Vorstellung über das Auftreten nicht Ergebnisse der neuesten Bastardforschungen für die Vererbungslehre. (83) hybrider Mittelformen deckt sieb mit der, die ich mir von dem Auf- treten der hybriden Mittelformen bei Bastarden mit homodynamen Merkmalspaaren gemacht habe (1900, d). [Zusatz bei der Correctur.]) Im Allgemeinen dürfte von den zwei Anlagen eines Merkmal- paares jene stärker sein, die, nach anderen Gesichtspunkten be- urtlieilt, phylogenetisch älter ist; eine Regel, die schon StanD- FUSS (1896) für seine Schmetterlingsbastarde aufstellte, die aber DE VRIES (1900, b) und icli (1899) nicht immer bestätigen konnten. Man wird in solchen Fällen nicht schliessen dürfen, dass die bisherige Annahme über das phylogenetische Alter der Merkmale falsch sei; der Grund für das unerwartete Verhalten der Bastarde kann eben so gut darin liegen, dass die Anlage für ein schwindendes Merk- mal so schwach sein wird, wie die für ein neu auftretendes. Ausserdem sind Fälle bekannt, wo ein neu auftretendes Merk- mal (wenigstens theilweise) sofort dominirt. Ich erinnere nur an das bekannte Otter- oder Anconschaf (DarWJN, 1868). Wir werden also durch das Bastardirungsexperiment keine eindeutige Antwort auf die Frage nach dem phylogenetischen Alter der Merkmale er- halten. Möglicher Weise wird sich später einmal herausstellen, dass ein Merkmal a, wenn es aus dem Merkmal A durch einen starken Sprung hervorgegangen ist, mit diesem ein heterodynames Paar bihlet, wenn es aber allmählicli durch zahlreiche kleine Sprünge entstanden ist, ein homodynames. Eine principielle Grenze zwischen Homodynamie und Heterodynamie der Merkmale existirt nicht, wie wir schon sahen (S. 78). Dasselbe Merkmalspaar kann ausserdem hei nahe verwandten Sippen homodynam und lieterodynam sein, und in diesem Falle kann das Stärkeverhältniss wechseln, so dass, wenn die Sippe I das Merkmal A, die Sippe II und III das Merkmal a be- sitzen, beim Bastard I -^ 11 A über a, beim Bastard I -|- III a über A dominiren kann. So bei Erbsenrassen, aucli bei Hieracien. Rieracium flagellare überträgt z. B. seine Ausläufer bei der Bastardirung mit ausläuferlosen Arten niemals, was H. Filosella stets thut (PeTER, 1884). Es liegt also uiclit in der Natur der Anlagen, dass sich die Merkmale so oder so verhalten. Ja, das A" erhalten des Merkmals kann sich unter den Händen des Experimentators verändern. Ueber die Wirksamkeit äusserer Einflüsse besitzen wir beachtensw^erthe Angaben, schon von KÖLREUTER, AViEGMANN und GÄRTNER. De YRIES giebt an (1900, e), dass man aus dichodynamen Paaren durch künstliche (vorläufig nicht näher bezeichnete) Eingriffe und durch die A¥ahl des Pollens heterodyname machen könne. Das Umgekehrte gelang mir neuerdings bei dem Bastard zwischen der (6*) (84) C. CORRF.NS: «•elblicliweiss blülK'iideii Mattki.ola qlabra und der violett' blttliendcii M. incana. Ich erhielt durch uni;(Mm<>,(>nde Eniähruni>- statt höuioo-eii violetter Blumeuhlätter violett- und weissucstdieckte; aus einenl heterodynanieu Paai- war iilso ein diehodynames mit Mosaik- hilduns; o-ewordon. Und bei meinen Yersuclien mit Maisrassen (1901,6) zeigte es sich, dass Merkmalspaare, die bei ihrer Vereinigung honiodyuaui waren, nach der Spaltung (in der zweiten Generation), sich fast rein heterodynam erweisen konnten. Einige Angaben auch bei TSCHERMAK (1901)^). Nach VeRNON (1898 und 1900) hat die Jahreszeit, in der das Experiment angestellt wird, (d. h. der Reifegrad der Keimzellen?) bei den Seeigeln einen gross(^n EinHuss auf das Aussehen der Bastardlarveu. Aelmliches Hesse sich vielleicht auch bei Pflanzen nachweisen, w^enn schon mit grösseren Schwierigkeiten. Warum ;ehen. die andere die „halbiden- tischen" (1!H>0, r/) oder ,.halbselbstcändi<'en" Merkmale (IDOl, A). Ein Beispiel von solchen hat schon MENDEL (1866, S. 11) gefunden: Bei den Erbsen wird mit der rothen Blüthenfarbe stets der rotlu' Fleck in der Blattachsel vererbt. Beide Merkmale entstehen durch die Entfaltung derselben Anlage, der zur Anthocyanljildung; da- neben muss aber auch noch der Ort bestimmt sein, wo sie auf- treten. Ich kann mir nun vorstellen, dass dieser Ort gegeben wird durch Entwickelungsvorgänge, die ausserhalb des Kernes liegen; steckt dann in den Kernen die Anlage für die Ausbildung des rothen Farb- stoffes, so giebt es die rothen Blumenblätter und die rothen Flecken in den Blattachseln, fehlt sie, so bleiben die Blumenblätter weiss und die Blattachseln grün. — Eine Consequenz dieser Ansicht ist, dass der Entfaltungsmechanismus beim Kinde im Wesentlichen der der .Mutter sein wird, eine Annahme, vor der ich nicht zurückschrecke Sie steht auch nicht ganz allein; wie ich nachträglich fand, ist DRIESCH schon 18!)4 auf anderem Wege dazu gelangt, neben dem Anlagengemisch im Kern den Eibau als gegeben anzunehmen, „von denen nur letzterer formal, aber nicht complicirt formal ist". Auch REINKE (189!)) hat betont, dass, wenn man „Pangene" etc. annehme, doch besondere Dominanten erforderlich wären, um sie zu bilden und in die richtigen Bahnen zu leiten und an die Orte zu bringen, wo sie thätig sein sollen. Er hält deshalb diese Hypothese für über- flüssig^). De VRIES hat die Yorstellung entwickelt (1888), die sich auch schon bei NÄGELI (1884) findet, dass dasselbe Merkmal bei allen Sippen, die es besitzen, durch die Entfaltung derselben Anlage be- "dingt ist, dass z. B. alle grünen Pflanzen dieselbe Anlage zur Chloro- phyllbildung I^esitzen. Darauf beruht gerade die bestechende Ein- fachheit seiner Theorie, die aus relativ wenigen Elementen durch Combination alle die verschiedenen Formen entstehen lässt, wie die- selben bunten Körperchen im Kaleidoskop immer und immer wieder neue Bilder geben. Zu den Consequenzen der Hypothese gehörte aber, meiner Meinung nach, dass dieselben Anlagen auch stets das gleiche Verhalten gegen einander zeigen; das ist jedoch, wie wir schon sahen (S. 83), nicht der Fall. Ich glaube, dass die ganze Annahme von der Identität der An- lagen, genauer betrachtet, in den meisten Fällen ohnehin an Wahr- scheinlichkeit verliert. Halten wir uns an das eine, schon erwähnte 1) Man vergleiche auch die inzwischen erschienene Einleitung iu die thoo- rethische Biologie Reinke's, vor allem Ca]). :>2, die Vererbung. (Zusatz bei der Correctur.) Ergebnisse der neuesten P.astardforschuugen für die VererbuugsleJire. (89) Beispie], die Chlorophyllbildung der grünen Pflanzen. Hier kommen quantitativ die Yerschieden«ten Abstufungen vor, auch noch unter Formen, die in den gleichen äusseren Verhältnissen leben. Ich zweifle nicht, dass mit einer hinreichend genau arbeitenden Methode sich nachweisen liesse, dass der Chlorojdiyllgehalt auch bei nächst- verwandteu Sippen gerade so oft und so gut specifische 3Ierkmale liefern kann, wie etwa die Blattstellung oder die Höhe der ganzen Pflanze. Statt einer einzigen Anlage für Chloro]>hyllbildung müssten wir also, wenn wir an der Unabhängigkeit der Aiilagen von einander festhalten, eine ganze Meiige der verschieden.sten Anlagen annehmen, und dadurch geht gerade der oIm'u betonte Vorzug der Theorie ver- loren. Die heutigen A'orstellungen über die Natur der Anlagen, die sie beinahe zu Mikroorganismen machen, haben gewiss nur eine temporäre Giltigkeit^). Es lassen sich jetzt schon Bausteine zu einer anderen Auffassunü' sammeln. Wir wissen z. B., dass l)ei den Erbsen die grüne Farbe der Cotyledoneu recessiv, die gelbe dominirend ist. So gut wie durch die Bestäubung der Blütlie mit dem Pollen einer gelb- keimigen Erbse, werden die grünen Folger-Erbsen auch dadurch in gelbkeimige verwandelt, dass eineLarve (des Erbsenkäfers?) daran frisst. Das Gelbwerden beruht natürlich nicht auf der Entfaltung einer latenten „gelben" Anlage, sondern auf einem auf die „grüne" An- lage ausgeübten Reiz, wohl einer chemischen Einwirkung.^) Es würde zu weit führen, noch näher auf den „Einfluss des Geschlechts" auf das Aussehen des Bastardes einzugehen, obwohl sich die Frage hier ]iaturgeniäss anschliessen würde. Auf zoologischem Gebiet sind solche Angaben häufig. Allbekannt, aber meines Wissens noch immer nicht genau festgestellt, ist das Beispiel von Maulesel unil Maulthier. Erst neuerdings hat STANDFÜSS (1896) für seine Schmetterlingsbastarde einen stärkeren Einfluss des Männchens be- hauptet, und DRIESCH (1898) hat bei seinen Seeigelbastardlarven ge- funden, dass sie in einer ganzen Beihe von Merkmalen (die sich aber sänmitlich auf frühe Entwickelungsstadien beziehen) ganz gleich den Larven der als Mutter dienenden Sippe waren. Von den Angaben in der botanischen Litteratur ist ein Theil 1) Man vergleiche dazu die inzwisclien erschienene Arbeit Hans Winkler's „üeber Merogonie und Befruchtung" (Jahrb. für wissensch. Botanik, Bd. xxxvi, pag. 767). Dort sind auch die einschlägigen Aeusserungen F. Miescheu's (Histo- cheniische und physiologische Arbeiten, Bd. I, 1897) citirt. (Zusatz bei der Cor- rectur). 2j Ich bemerke daher, dass eine Polleniib ertragung durch die Mütter der Larven, wie in den von Tschekmak (1901, S. 24 d. S.-A.) beobachteten Fällen, nicht die Ursache der Farbänderung gewesen sein kann.) (!)()) 0. CORRBKS: sicher irrthünilicli^), ein anderer zwar richtig beobachtet, aber da- durch zu erklären, dass das betreffende Merkmal des Bastardes nicht selbstständig, sondern von einem Merkmal der Mutterpflanze direct abhängig ist. Besonders deutlich ist das bei der Grösse und Form dos Bastardendosperms und des Bastardkeimlings beim Mais, für welche die Porm und ('apacität der von der Mutter gebildeten Frucht- schale bedingend sind. Die neuerdings von TSCHERMAK (1901) be- obachteten Fälle bei Erbsen und Bohnen sind wohl alle hierher zu rechnen. Nach Abzug von alledem bleiben immer noch eine Anzahl sicher festgestellter Fälle übrig, aus der neuesten Litteratur z. ß. die von FßlTZ MÜLLER untersuchten Bastarde zwischen Ruellia formosa und silvaccola (1893). Bei jenen, die ich selbst untersucht habe, den Endospermbastarden des Mais (1901, 6) und den Keimlingen der Levkojen (1900, c^), gleicht der Bastard in dem fraglichen Punkte stets mehr der Mutter als dem Vater, ähnlich den schon erwähnten Bastardlarven von Seeigeln nach DßlESCH. Auf die Erklärung dieser Fälle will ich hier nicht eingehen (vergl. 1899 und 1900, c, 1901, Z»)'^, 1) Von den verschiedenen, immer wieder citirton Fällen, deren Controlle ich begonnen habe, will ich hier nur einen erwähnen. Bei dem Bastard Petunia iiyctaginiflora + violacea soll „die männliche Stammart den stärkeren Einfluss auf die Blüthenfarbe des Bastardes ausüben", indem n $ + u c/ vorherrschend blass- violette, V ^ f " c/ weisse oder kaum merklich violett angehauchte Kronen besitzen soll (FocKE, 1881, S. 293, dort die ältere Litteratur). Ich verglich 158 Individuen der einen V'erbindung mit 124 der anderen und erhielt folgendes Resultat: Farbe der Krone ntjct. $ + tnoL cf viol. $ + nyct. (J pCt. pCt. 14!) »4,3 117 94,4 7 4,4 4 3,2 2 1,3 3 2,4 9 5,7 7 5,6. I. purpurviolett . . II. auffällig blasser. III. fast weiss . . . II und III zusammen Es zeigte sich also gar kein Einfluss des Geschlechtes. Bei den als „purpurviolett'" zusammengefassten Kronen schwankte die Farbe auch noch merklich, doch machten die Aenderungen, die eine und dieselbe Krone vom Aufblühen bis zum Verblühen zeigt, eine genauere Feststellung zu unsicher. Beide Stammarten waren auf ihre Constanz geprüft worden. Ich weiss reclit wohl, dass meine „ l\ violacea" nicht der ursprüngliclien Form (Salpiylossis tntegrifo/ia, Bot. Mag. t. 3113) entspricht; das that aber Gärtner's Pflanze ebenso wenig. (Vergl. dazu L. H. Bailey, The Survival of the Unlike, 1896, p. 465: Evolution of the Petunia.) 2) Driesch hat aus seinen Versuchen den Schluss gezogen, dass nicht der Kern allein, sondern auch das übrige Eiplasma Träger erblicher Eigenschaften sei. Ich glaube, wir können auch annehmen, dass es sich nur um Eigenschaften handle, für deren Entfaltung schon vor der Vereinigung des männlichen Kernes mit dem Ergebnisse der neuesten Bastardforschungen für die Vererbungslehre. (^91)- und nur noch bemerken, dass auch hei Pflanzen ein ül)erwiegender Einfluss des männlichen Geschlechts angegeben wird, so von NOBBE (1888) für Matthiola-BaninYQle, speciell für den Habitus und die Neigung, gefüllte Blüthen hervorzubringen. Doch konnte ich bei meinen Matthiola-BixstsLrden hiervon nichts wahrnehmen. Auf das räthselhafte, von F. MÜLLER (1897), beschriebene Ter- halten der i/aWca-Bastarde sei hiermit aufmerksam gemacht. Ich niuss noch die Frage nach dem Vorkommen . 189i*. Daniel, L., La Variation dans la greife et Thi-redite des caracteres acquis. Ann. des sciences natur., 8. serie, Botanique. t. VIII, p. 1 — 22&. 1868. Darwin, C. R. , The Variation of animals and plants under domestication. 2 Vol., London. 1894. 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Gonf.; Journ. R. Hort. Soc, Vol. XXIV, p. 146 u. f. 1899. CORRENS, C., Untersuchungen über die Xenien bei Zea Mays. (Vorl. Mitthlg.) Berichte der Deutsch. Bot. Gesellsch., Bd. XVII, S. 410 f. 29. Dec. 1900, a. — G. Mendel's Regel über das Verhalten der Nachkommenschaft der Rassen- bastarde. Ebenda, Bd. XVIII, S. 158. 1900, h. — Gregor Mendel's „Versuche über die Pflanzen-Hybriden" und die Bestä- tigung ihrer Ergebnisse durch die neuesten Untersuchungen. Botan. Ztg., Bd. 58, Sp. 229. 1900, c. — Referat über de Vries' und seine eigenen Beobachtungen über Mais- Xenien. Botan. Zeitg., Bd. 58. Sp. 235. 1900, d. — Ucber Levkoyenbastarde. Zur Keuntniss der Grenzen der MENDEL'schen Regeln. Botan. Centralbl., Bd. 84, S. 97. 1901, a. Ueber Bastarde zwischen Rassen von Zea Mays, nebst einer Bemerkung über die „faux hybrides" Millardet^s und die „unechten Bastarde" de Vries'. Berichte der Deutsch. Bot. Gesellsch, Bd. XIX, S. 211. 1901, h. — Bastarde zwischen Maisrassen, mit besonderer Berücksichtigung der Xenien. Bibliotheca botanica, Heft 53. G. Tischler: Heterodera-Gallen an den Wurzeln von Circaea lutetiana L. (^95) 2. G. Tischler: lieber Heterodera-Gallen an den Wurzeln von Circaea lutetiana L. Mit Tafel XXV. Eingegangen am 3. August 1901. Als ich im August 1900 eine Untersuchung- der Ausläufer von ■Circaea lutetiana L. vornahm, die eine so eigenartige Ausbildung als Speicherorgane besitzen*), fand ich an den Wurzeln derselben eine reiche Menge von knötchenartigen Anschwellungen (s. Textfigur), denen gleichend, welche bei vielen Pflanzen von Heterodera radicicola C. Müller hervorgerufen werden. FRANK ^) giebt eine laste der Arten, auf denen dieser Nematode Gallenbildung verursachen kann; wir iinden darunter Angehörige der verschiedensten Familien. Für Circaea wie überhaupt für irgend welche Onagrariaceen liegt eine Angabe auch in der späteren Litteratur nicht vor. Um mich nun zu vergewissern, ob wir es in der That mit den T^on mir geargwöhnten Würmern zu thun hatten, präparirte ich ein- mal dieselben aus den frischen Gallen heraus und fand eine völlige Uebereinstimmung mit den von C. MÜLLER^), FRANK*) und 1) Ich nenne nur : Ascherson und Magnus, Bemerkungen über die Gattung CircaeOy Botan. Zeitung, 1870, Nr. il — 49. — Warming, Smaa biologiske og mor- fologiske Bidrag. Botanisk Tidsskrift; bot Foren, i. Kjöbenhavn, 3. Reihe, 2. Band, 1872. 2. Slaegten Circaea, p 87—93. — Nölle, Beiträge zur vergleichend ana- tomischen Untersuchung der Ausläufer, Frdburg i. Br., 1892. Inaug.-Dissert. 2) Frank I, Lehrbuch der Pflanzenki-ankheiten. 3) C. Müller, Mittheilungen über die unseren Culturpflanzen schädlichen, das Geschlecht Heterodera bildenden Würmer. Landwirthschaftliche Jahrbücher, Bd. XIII, 1884. 4) Frank II, Ueber das Wurzelälchen und die durch dasselbe verursachten JBeschädigungen der Pflanzen. Landwirthschaftliche Jahrbücher, Bd. XIV, 1885. 0»6) G. 'I'ischler: ATKINSON^) goii^ebeiien Bildern und Beschreibun^^eii. Dann aber machte ich entsju'ecliende Iinpfversuclie an zwei Pflanzen, die als besonders günstig-e ]Sährj)fliinzeu für lleterodera radicicola angegeben werden: an (Joleus Verschafcltii Lern, unif Plantago major L. Ich untersuchte, ob diese Pflauzon bei Ansetzen der Culturen etwa Gallen hätten, und that, als dieses nicht der Fall war, dieselben (Anfang- Mai inOl) in einen Topf mit Erde, die vou dem 6Mraö«-Standorte genommen war. Anfang .luli dieses dahres fand ich Cole^is recht dick, Plantago etwas weniger mit Gallen besetzt vor. Die Nematoden, die ich durch Zerzupfen aus diesen Gallen er- hielt, glichen vollkommen denen aus den (lallen von Circaea. Merkwürdiger\A"eise wurdeCircaea intermedia Ehrh., die dicht neben der Circaea lutetiana^ am Kande sogar zwischen letzterer, wu(dis, nie von Heterodera befallen; es beweist dies, ein wie feines Wahl vermögen unsere Nematoden besitzen. Pflanzte ich Circaea intermedia dasi'eo-en 'O" allein in nematodenhaltige Erde, so wurden häufig, aber nie so zahl- reiche Gallen erzielt als bei Circaea lutetiana. — Dass auch bei Circaea lutetiana das Vorkommen jedenfalls streng local war, lehrte mich ausser dem Umstände, dass noch nirgendwo eine Angabe darüber veröffentlicht war, trotzdem doch schon so viel über Circaea- Km^- läufer gearbeitet worden, vor allem die Thatsache, dass bei keinem der zahlreich untersuchten Exemplare unserer Pflanze aus dem Heidel- berger Stadtwalde, wo dieselbe in grosser Menge vorkommt, irgend welche Gallen zu finden waren. Mir schienen diese Gallen von Heterodera insofern von Interesse zu sein, als vor Kurzem von M. MOLLTARD^) eine Arbeit publicirt wurde, in der eigenartige Amitosenbildunii- in den zahlreichen durch Heterodera verursachten „Riesenzellen" bei Cucumis, Coleus etc. beschrieben wurde. TßEUB') hatte für Heterodera javanica^ die Gallen an Zucker- rohr-Wurzeln hervorruft, ähnliche Angaben gemacht. Es fragte sich für mich, olt diese Deutung richtig ist. oder vielmehr auch hier die Ansicht von W. MAGNUS*), der betont, dass nirgends bei irgend welchen Gallen, soweit er sie untersuchte, Abnormitäten in der Kern- theiluu"' zu finden waren. 1) Atkinson. Xematode Root-Galls. Jourual of the Elisha Mitchell Scientific Society VI, 1S89. Ich mache noch besonders auf diese Arbeit aufmerJisam, die ■wenige]' bekannt zu sein scheint als die vorigen, aber uel)en einer eingehenden Beschreibung eine Reihe gut ausgeführter Abbildungen giebt. 2) M. MoLLiARD, Sur quelques caracteres histologiques des cecidies produites par V Heterodera radicicola Greef. Revue generale de Botanique, T. XII, 190(,), p. 157—165. 3) TßEUB, Annales du Jardin Botanique de Buitenzorg, Yol. 1, 1886. 4) W. Magnus, Studien an der endotrophen Mycorrhiza von Neottia Nidus avis L. Pkingsheims Jahrb., Bd. XXXV, Heft 2, 1900. Separat-Abdruck. Ueber Heterodera-Galleii an den Wurzeln von Circaea lutetiana L. (97) Sodaiiu war zu constatiren, in wie weit die Ötructur des ruhenden Kernes dieser „Riesenzellen'' von der normalen abwich. Es Hessen sich vielleicht irgend welche Analogien mit den von MAGNUS beschrie- benen Kernstructuren in den von Mykorrhiza-Pilzen befallenen Wurzelzellen von Neottia Nidus avis Ricli. auffinden. Weiterhin veranlasste mich eine Bemerkung von VUILLEMIN und LeGEAIN^), nach der in den Eiesenzellen, die bei einigen (Gemüse- pflanzen durch eben unsere Heterodera hervorgerufen werden . eine besonders starke Verdickung der Membran eintreten sollte, auch hier eine genauere Untersuchung vorzunehmen. Bevor wir uns nun aber auf die botanischen Details einlassen wollen, mag kurz wiederholt werden, wie der Parasit in die Wurzeln einwandert und sich dort weiter entwickelt. Die Einwanderung der noch nicht geschlechtsreifen Thiere erfolgt im Frühjahre, Ende April bis Mitte Mai, vereinzelt auch noch später, in der Nähe der Wurzel- spitze und zwar in erster Linie im Plerom. Dieses") „wird nun zu- nächst und zwar in der Strecke, auf welcher es die Parasiten birgt, zu einer erhöhten Zellbildung veranlasst, in Folge deren hier seine cylindrische Form in eine schwach ellipsoidisclie übergeht, und dies bewirkt die erste schwaclie Anschwellung der Wurzel. 8ehr bald betheiligt sich aber auch das Periblem an der gesteigerten Zellbildung, so dass nun auch die Wurzelrinde dicker als im normalen Zustande wird; beide Gewebe bestehen jetzt in querer Richtung aus mehr Zellen als in den vor- und rückwärts der Gralle liegenden, nicht an- geschwollenen Wurzelpartien." In dieser Phase der Zellbildung beginnen nun auch die eigenthümlichen, schon mehrfach erwähnten Riesenzellen sich zu bilden. FßANK wie ATKINSON erwähnen sie nicht. Ich glaube mit MOLLIARD, dass dieselben für Theile des Parasiten gehalten wurden. Doch färben sich ihre Wände, meist allerdings erst nach kurzer Einwirkung von JAVELLE'scher Lauge, mit Chlorzinkjod violett, was, so weit wir wissen, für Gewebe eines Wurmes nicht zutreffen kann. M. MOLLIARD wandte wässerige Anilinblau-Lösungen an, die den Parasiten allein färbt. — Derartige Zweifel können überhaupt bloss im Anfange der Untersuchungen auf- treten; man lernt bald pflanzliche und thierische Zellen hier so scharf unterscheiden, dass ein Irrthum ausgeschlossen ist. Mit dem FlemMING- schen Dreifarbengemisclie tritt ausserdem stets eine Differenzirung der Art ein, dass die Würmer im Anfange mehr Safranin, im alten Stadium mehr Orangegelb speichern als die pflanzlichen Zellen. Folgen wir weiter den Ausführungen MÜLLER's, FßANK's und 1) VuiLLEMTN et Legbain, Symbiose de Y Ihterockra radidcola avec las plantes cultivees au Sahara. Comptes rendus des seances de l'Acad. des sciences de Paris, Bd. 118, 1894. 2) Frank II 1. c. p. 153. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XIX. ^7) (i)^) G. Tischler: ATKINSON s. so liiuleii wir bald die mäiiuliclicii und weiblichon ThiiM'o von oinauder verscliie(l(.'ii, da letztere mit ilirein Hinterleibe blasenfönnig- angescliwollen. In dieser „Blase" entwickeln sich nun die Kier nnd auch die ganzen Würnichen. Die Gallen beginnen bei Eintritt des Winters abzusterben, die Jungen Aeichen wandern in's Freie, um im nächsten Frühlinge neue Nährptlanzen zu befallen. Gehen wir nun zu den genaueren cytologi sehen Untersuchungen über. Hjinige der Zellen des Pleroms beginnen bald nach dem Ein- wandern dei" Parasiten grösser zu werden, als dies normaler Weise der Fall ist; in der Nähe des Periblems besitzen sie meist nur einen Kern, während weiter nach innen zu rasch Mehrkernigkeit eintritt. Fig. 1 zeigt uns ein Stadium, auf dem diese verschieden grossen „Riesenzellen" deutlich zu sehen sind. Bei A liegen die noch ein- kernig gebliebenen, bei B die mehrkernigen Zellen. H bedeutet den eindringenden Wurm. Für die zu beschreibenden Kernstructuren ist dies das interessanteste Stadium. MOLLIAED erwähnt nur ganz allgemein: „La chromatine, au lieu d'etre regulierement distribuee, se condense souvent en certaines regions." Auch die Abbildungen ergeben nichts Näheres. Chromatin- imd Nucleolen-Anordnung verdient aber eine ausführliche Betrachtung. Ich will zunächst, um eine bei diesen kleinen Unterschieden nur zu leicht mögliche Verwirrung zu ver- meiden, die mir bekannten leicht zu verwechselnden Structuren zusammenstellen. Es kämen in Betracht: 1. Das sogenannte ,, Bai lungs- Stadium" von W. MAGNUS. Rosenberg') und Magnus^) haben für die gefütterten Drüsenzellen in den Tentakeln von Drosera und die von Mykorrhizen befallenen Wurzelzellen von Neottia gefunden, dass eigenthümliche, „chromo- somenähnliche", ziemlich gleichmässige Kügelchen, die nur selten feine Ausläufer zeigen, sich ausbilden. Der Nucleolus ist dabei von diesen deutlich zu unterscheiden^). 2. ISHIKAWA*) beschrieb für die Kerne tler Pollenmutterzellen von Allium, ich selbst^) für die des Embryosackwandbelegs von Cory- 1) 0. EoSENBERG, Phjsiologiscli-cj'tologischc Untersuchungen über Drosera rotundifolin. Upsala 1899. 2) W. Magnus, 1. c S. 36ff. 3) Dieselbe Structur kommt nach Rosenberg auch den Kernen der Tapeteuzelleu von Arum inaculatain auf einem gewissen Stadium zu. Vergl. Rosenberg 1. c. S. 112, die hier noch sonst aufgeführte Litteratur. 4) ISHiKAWA, Studios of reproductive Clements IJI. Die Entwickeluug der Pollenkörner von Allium fistolusuui L. Journal of the College of Science Imperial üniversity Tokyo, Japan. Vol. X, pt. II, 1897. 5) Tischler, Untersuchungen über die Entwickelung des Eudosperms und der Samenschale von Corydalis cava. Verhandl. des nat. -bist. -med. Vereins zu Heidel- berg, N. F., Bd. 6, 1900. Uober Hetcrodera-Gallen an den Wurzeln von Circaea lutetiana L. (99) dalis eine von der vorigen ein Wenig verschiedene Structur. Die Chroraatinklümpchen sind hier nicht so regelmässig und zeigen ganz allgemein feine amöboide Ausläufer. Vor Allem sind sie beträchtlich grösser als die vorigen und oft vom Nucleolus schwer zu unter- scheiden. Dieser ist bei dem gewöhnlichen Färbeverfahren nach FlEMMING nur daran kenntlich, dass diese amöboiden Ausläufer ihm fehlen. 3. Die Structur der „Pseudonucleolen": PeTEES^) in seiner Dissertation, weiterhin namentlich ROSEN ^j und ZACHARIAS^) beob- achteten eigenartige Chromatiukügelclien vom Habitus der Nucleolen, durch ihre Cyanophilie, vor allem aber durch den Mangel eines ,.Hofes'' von den echten Nucleolen unterschieden*). 4. Eine grosskörnig-flockige Structur des Chromatins; ein fädiges Netzwerk tritt so gut wie gar nicht hervor. Die Chromatinkugeln sind von den s>-rosseu Nucleolen deutlich unterschieden. So bei Magnus in einem gewissen Stadium in den iV(?o^^m-Zellen. '). Chromatolytische Absterbeerscheinuugen, grosse unregel- niässige Massen von Chromatin ballen sich namentlich um den Nucleolus oder die Nucleolen herum. Ausserhalb dieser Ballen liegt )mr wenio- reoulär ano-eordnetes Chromatin. Gewisse Formen können ähnlich wie 2. aussehen, doch fehlen bei 5. immer die feinen, die gesammten Chromatinmassen verbindenden Ausläufer. Diese Er- scheinungen sind häufig beschrieben, u a. von BUSCALIONI®), MAG- NUS^) und mir selbst'). 6. Die Fälle, in denen wirkliche Nucleolen in grosser Zahl auftreten und das Chromatin recht schwach entwickelt ist. Diese kommen vor: a) bei Kernverschmelzungen, wie z. B. bei dem von mir be- schriebenen Falle von Corydalis cava, b) auch sonst in unverschmolzenen, sich stark vergrössernden Kernen. 1) Teters, Untersuchungeu über den Zellkern in den Samen während ihrer Entwickeliing. Ruhe und Keimung. Rostock 1S91. 2) Rosen, Beiträge zur Kenntniss der Pflanzenzcllen. Cohn's Beitr. zur Biologie der Pflanzen V, 3, 1892. 3) Zacharias, lieber das Verhalten des Zellkerns in wachsenden Zellen. Flora, Bd. 81. Ergänzungsband 1803. 4) Nach letzterem Kriterium unterscheidet Rosen vor allem S. 445 ^. . . sollen die runden, von einem Hof umgebenen Kernkörperchen vorläufig als „Eunucleolen", die übrigen als „Pseudonucleolen" bezeichnet werden." 5) BusCALiONi, Osservazoni c ricerche sulla cellula vegetale. Annuario del r. Istituto botanico di Roma, Vol. III, 1898. G) 1. c. S. 47. 7) 1. c. S. 366. (7*; (lUO) G. Tjschlbu: In unseren Ncnmtodcnnallon köuiieu wir bei der sc» lebhaft vor sich gehenden Zellverniehrun««' häufig Mitosen auffinden. Die Klein- heit der Kerne mögen die Fig. '2 — 4 veranschaulichen. So weit ich sah, waren die Mitosen ganz regulär. Hecht häutig bemerkte ich aber bei den ruhenden Kernen Stadien, die ilt also, wie für alle übrigen normalen Zellen, die Vermehrung der Kerne durch Mitose. Diese wird durch den Parasiten aber bereits in einem sehr frühen Stadium gestört. Die öfters vorhandenen „Ballungs-Stadien'' sind möglicher Weise als Beispiele für solche Störung anzusehen. Von nun an hört die Mitose überhaupt für die Riesenzellen auf. Der Einfluss des Parasiten lässt es auch nicht mehr zu deren vor- bereitenden Stadien kommen; so finden wir in ein Wenig älteren Zellen auch nicht mehr die unter 1. beschriebene Chromatinstructur. Die weitere Kerntheilung erfolgt nun, wie ich mich trotz meiner Ueber Heterodera-Galleii au den Wurzeln von Circaea lutetiana L. (101) anfäDglichen Bedenken überzeugen musste, durch typische Amitose *). Wir haben hier in der That einen Fall vor uns, bei dem durcli Araitose entstelienrle Kerne auch weiterhin nocli für eine gewisse Dauer lebenskräftig sein können. Üa es mir scheiiit, als wenn unter dem Worte Amitose zwei von einander zu trennende Erscheinungen zusammengefasst werden, möchte ich hier unterscheiden: 1. Zwischen amitotischen Th eilungen, die nicht gleich zum Tode der entstehenden Theile des Kerns führen, sondern die- selben noch für eine Menge weiterer Theilungen befähigt er- halten (= Amitosen schlechtweg), und '2. Zum sofortigen Tode führenden amitotischen Fragmenta- tionen, verbunden mit Structurzerstörung der Kerne und der daraus entstehenden weiteren Theilungsunfähigkeit (= Frag- ment a t i o u e n schlechtweg). Meist werden die Ausdrücke Amitose und Fragmentation pro miscue gebraucht, doch scheint mir eine Trennung erwünscht. Die xA^mitosen im obigen Sinne möchte ich weiter eintheilen in a) solche, bei denen nur Zweitheilung, und b) solche, bei denen Mehrtheilung durch ,, Knospung" oder „Sprossung" beobachtet wird"). Zwischen diese Amitosen und die Mitosen dürften sich die „Pseudoamitosen" HÄCKER's') stellen. Diese beruhen bekanntlich darin, dass durch irgend einen ungünstigen Factor die begonnenen Mitosen nicht zu Ende geführt werden und so amitotisch enden. Wenn nun dieser ungünstige Factor auch weiterhin für die nächsten Theihingen noch fortwirkt, und in Folge dessen auch die Yor- bereitungen zur Theilung in den Kernen sich in keiner Weise mito- tisch abspielen, so dürften wir zu unseren Amitosen kommen. Es seheint mir nicht angängig, auch letztere Theilungen noch als „pseudo- amitotisch" etwa zu bezeichnen, weil diese von den Yater- oder Grossvaterkernen noch typisch ausgeführt sind. Als solche ,,Ami- 1) Icli halte den Einwand, der möglicher Weise erhoben werden könnte, dass ■wohl Mitosen vorkämen, nur nicht in meinen Präparaten zu linden waren, aus dem Grunde für recht wenig begründet, dass ich einmal an möglichst verschiedenen Tageszeiten (gewöhnlich zwischen 10 bis IV j^ Uhr Vormittags und .5 bis 6 Uhr Abends) tixirte, dann aber bei einer ganzen Menge von mitotischen Theilungen in den umliegenden Zellen niemals irgend welche in unseren Rifsenzellen antraf. Sehr häulig waren dagegen die amitotischen Erscheinungen zu finden. 2) So bei Molliard, Hypertrophie pathologique des cellules vegetales (Rcv. gen. de Botanique IX, 1897): In Riesenzellen, hervorgerufen durch Cecidophyes fSchlechtendali Nal. auf Geranium dissectum L. ?<) HACKER, Mitosen im Gefolge amitosenähnlicher Vorgänge. Anatom. An- zeiger XVir, Bd. 1900. (10l>) u. 10 : 4 u etc. gross), sehe ich häufig die unter 2. oben angeführte Chromatinstructur. Fig. 7 giebt uns ein Beispiel dafür. Das gesammte Chromatin bildet zum Theil regelmässige, zum Theil ein Wenig unregelmässige blassen, die oft nur schwer von Nucleolen zu unterscheiden sind. Letzteren fehlen aber die feinen Ausläufer, die die Chromatinmassen unter ein- ander verbinden. Diese selbe Erscheinung ist, wie wir oben sahen, ausserdem in Kernen gefunden, die sich rasch zu theilen haben — denen der Polleumutterzellen und des Embryosackwandbeleges. Feh glaube, wir dürfen vielleicht diese Structur als ein Zwischenglied zwischen der ganz normalen ,, netzförmigen'- nud der des „ßallungs- Stadinnis" auffassen, somit als eine nicht ganz so wie die letztere gegangene „Störung". Tu noch älteren Zellen fand ich auch diese Kernstructur nicht mehr vor. Meine Präparate zeigten überall das Chromatin fein netz- förmig angeordnet. Die Kerne wachsen nun selir energisch, ihre Urösse schwankt daher sehr; einige von mittlerer Grösse sind 16 : TJ, 15 : 8 /.t gross. Noch rascher aber wachsen für die erste Zeit die Nucleolen, so dass oft das gesammte Kerninnere mit Ausnahme eines ziemlich schmalen Saumes von einem Nucleolus eingenommen ist. Darauf werden sie, die anfangs meist nur zu einem oder zweien vor- handen waren, recht zahlreich, wie Fig. 9 und 10 zeigen. Zuweilen sah ich Durchschnürnngs=Stadien des Nucleolus, aber da diese relativ selten sind, glaube i(di vielmehr, dass die einzelnem gewöhnlich un- abhängig von einander entstehen. Sie werden von den Kernen oft in grosser Anzahl für die nun folgenden „Amitosen durch Knospung" 1) Gerassimoff, Ueber die kernlosen Zellen bei einigen Conjugateu. Bull, de la Sog. Imp. de Nat. de Moscou 1892. Citirt nach Zimmermann. Die Morphologie und Physiologie des pflanzlichen Zellkerns. Jena 189(1, S. 76, 2) . Nathansohn, Physiologische Untersuchungen über amitotische Kerntheilung. Pringsh. Jahrb. 1900. 3) Ausser derartigen „ausseien" Eeizen können auch „innere", von den Nachbar- zellen ausgehende, Amitosenbildung hervorrufen; so dürl'ttin vielleicht die Amitosen in den Tapetenzellen von Drosera (Rosenberg) aufzufassen sein. lieber Heterodera-Gallen an den Wurzeln von Circaea lutotiaua L. (103) gebraucht. Diese Formen sind ungleich häufiger als die diu'ch Zwei- theilung entstandenen, wie sie etwa Fig. 8 uns darstellt. Besonders Fig. 10 giebt uns ein schönes Beispiel für einen dieser gelajjpten Kerne, die gleich auf einmal eine ganze Anzahl Kerne neu entstehen lassen^). Figuren wie Fig. 9 erweckten zeitweise in mir die A^or- stellung, als ob wir es hier mit „Kernverschmelzungen" zu thuu hätten; da aber alle Uebergäuge zu Fig. 10 vorhanden sind, und vor allem später mehr und nicht weniger Kerne in der Zelle liegen, ver- w^arf ich wieder diesen Gedanken. Diese „Amitosen durch Knospung'' zeigen mir noch etwas anderes Interessantes. Neben den typischen Xucleolen finde ich stets noch ganz kleine, sich wie Nucleolen färbende Körnchen. Da sie immer o gleich den anderen Nucleolen von einem „Hof" umgeben sind, ist es mir unwahrscheinlich, dass wir es hier mit Pseudonucleolen, also Chromatinkörpern zu thun haben. Vielleicht sind sie als in Ent- stehung begriffene Xucleolen aufzufassen. MOLLIARD beschreibt und bildet ab aus den Gerantuvi-GnWen ganz ähnliche (iebilde, fasst sie aber als „pseudonucleoles ou nucleoles accessoires de PeTERS et de ROSEN'" auf. — In rascher Folge werden nun eine grosse Menge Kerne in den Riesenzellen erzeugt, alle runden sich dann wieder ab, haben einen deutlichen Nucleolus und netzförmige Chromatinanord- nung. Ein Absterben dieser Kerne lässt sich vorläufig noch nirgends constatiren. Fig. 11 giebt uns eine Vorstellung davon, wie dicht die Kerne in den .,Riesenzellen''' neben einander liegen. Die Tlrösse der Kerne ist etwa ungefähr diesel])e wie die der meisten ver- grösserten Kerne in der Jugend der Riesenzellen, durchschnittlich 8:5, 7:4 /.t gross. Schon zu Ende Juli oder Anfang August sind die Würmer sehr gross geworden, während die Riesenzellen mehr und mehr ver- schwinden. Während die Zellen nun thatsächlich von den Nema- toden angegriffen werden, beginnen die Kerne Chromatolyseu, also die oben unter ö. bezeichnete Structur zu zeigen. Als Beginn der- 1) Derartige ,.gelap])te" Kerne in voraussichtlich gleichem Stadium sind nur noch von Molliard bei den oben erwähnten Gallen auf Geraniuin gefunden: im Uebrigen liegen nur relativ wenige ßericlite vor, die erkennen lassen, dass es vor- bereitende Stadien zu einer Amitose sind. Zimmermann (1. c. 8. liJ) giebt als Bei- spiele an einmal die sehr gelappten Kerne in den lang gestreckten Epidermiszellen von Allium Porruin, dann besonders solche im Mesophyll älterer Blätter von Semper- vivuin tectoruin. Bei CItnra sind derartige Fälle ja schon lange bekannt. Von unseren in Gallen beobachteten untex'scheiden sich aber alle diese sonst angeführten Kerne darin, dass sie als beginnende Todeserscheinungen aufzufassen sind, während bei ersteren noch lebhafte Kernvermehrung statthat. — W. Magnus beschreibt in seinen von Mykorrhiza befallenen Zellen ähnliche Bilder. Er fügt aber hinzu, dass es nur in den seltensten Fällen zu einer Fragmeutation komme. Für unser Object bin ich nicht gleicher Ansicht. (104) rschiedenen Nähr- lösungen, aber besonders ausgezeiclinet in Rübendecoct. Wie K. PURIEWITSCH bei Aspergillus niger und Peniciltium glau- cum feststellte, steht die Stickstoffassimihition auch bei Phoma Betae im directen Verhältniss zum Zuckergehalt der Nährlösung. Ist der Gehult an Zucker zu gering, so findet keine Stickstoffassimilation statt. Diese Thatsnche hat P. MaZE') auch bei KnöUchenbacterien der Le"'umiuosen festiiestellt. Die Sömmertemperatur ist sehr günstig für die Stickstoff- assimilation. In diffusem Lichte findet dieselbe ebenso ausgiebig, statt, wie im Dunkeln. Wenn die Nährlösung eine grosse Menge von gebundenem Stick- stoff enthält, findet keine Assimilation freien Stickstoffs statt. Wenn die Stickstoffassimilation durch den Pilz in einer stick- stoffarmen Nährlösung stattfindet, ist die Quantität der Kohlensäure- production grösser, als wenn die Nährlösung eine erhebliche Menge 1) Fixation de lazotc libre par It- bacille des nodosites des legumineuses. (Annales de l'Inst. Pasteur t. 11, 1897, p. 44.) bes microbes des nodosites des legu- mineiises. (Ann. de l'Inst. Pasteur t. 12, 1S98, p. 1 et 128; Ilmc et Ulme memoire.) lieber die Assimilation freien Stickstoffs durch Schimmelpilze. (109) ,ü:ebundenen Stickstoffs enthält und die Assimilation freien Stick- stoffes in Folge dessen nicht stattfindet. Eine Ausnahme bildet das erste Stadium der Entwickelung des Pilzes. Hier ist die Kohlen- säureproduction beim Pilze in einer stickstoffreicheu Nährlösung leb- hafter als in einer stickstottarmen Nährlösung. Die Resultate der Yersuche, welche mit folgenden Nährlösungen angestellt wurden und die je '2,^1^ Monate dauerten, sind in den nach- stehenden Tabellen zusammeno-estellt. A. Nährlösungen ohne gebundenen Stickstoff. 1. Auf 100 ccm Wasser: I K2HPO, . . 0,4 y a MgSO, 0,4„ 1 CaClj sehr wenig Rohrzucker 17,0 rj 2. Auf 100 ccm Wasser: a + 5 9 Rohrzucker. 3. Auf 100 ccm Wasser: a + 17,0^ Dextrose. 4. Auf 100 ccm Wasser: a + 1,0 ^ Dextrose. Nr. der Nähr- lösungen Stickstoffgehalt der Nährlösungen Gehalt an Reine Nähr- lösungen mg Mit getödteten Sporen mg Nach Abschluss des Versuches mg assimilirtem Stickstoff mg 1 2 3 4 0 0 0,1478 0,0180 0,1478 0,1478 0,2957 0,1608 1,3306 0,8871 1,7742 0,1608 1,1828 0,7393 1,4785 0 B. Nährlösungen mit gebundenem Stickstoff. 1. Auf 100 ccm Wasser: j K.HPO, 0,4 y ^ b I MgSO, 0,4„ j CaClz sehr wenig ' (NH4)2C03 wenig Rohrzucker 5,0 g 2. Auf 100 ccm Wasser: b + 10,0 g Rohrzucker. 3. Auf 100 ccm Wasser: b -h 15,0 g Rohrzucker. 4. Auf 100 ccm Wasser: b + 17,0 g Rohrzucker. 5. Auf 100 ccm Wasser: b + 20,0 g Rohrzucker. (110) K. Saida: 6. Auf 100 cou Wasser: 1) + 30,0 II Rohrzucker. 7. Auf 100 ccm Wasser: b -(- 17,0 // Dextrose. 8. Auf 100 ff??? Wasser: KH.PO, 0,4^ M^'SO^ 0,4. CaCI_, sehr wenig (NHjoCOs wenig Rohrzucker 17,0 tj 1). Auf 100 ccm Wasser: K2HPO4 0,4 (/ MgS04 0,4 „ CaCl^ sehr weuig Rohrzucker 17,0 (j (NH,),SO, wenig 10. Auf 100 ccm Wasser: c -f- wenig Asparagin. 11. Auf \Q<) ccm Wasser: c 4- wenig Pepton. VI. Auf 100 ccm Wasser: Zuckerrübendecoct + 10,0/y Rohrzucker. 13. Auf 100 ccm Wasser: c + wenig (NHJaNOs. 14. Auf 100 ccm Wasser: K2HPO, 0,4.9 MgSO, 0,4 „ CaCl^ sehr wenig Rohrzucker 5,0 Stärkekörner in gewissen Zellen mit 1) F. Nqll, Jahrb. für wiss. Bot. Bd. 34, S. 502 (1900). (ll>2) F. Czapek: HABERLANDT') und NExMEC eine «lerartige Rollo zu vindicireu. Dass Lageverän(loruii_i>eu durch den Einfluss der Schwerkraft selbst beim Zellkern vorkommen können, hat HEINE ^) beobachtet, und ge- wisse Oytoi)lasmaansammlung-en im physikalisch unteren Theile der Zellen hat NeMEC^) abgebildet und beschrieben. Alle diese Dinge können und werden auch gewiss vielfach mit der Aufnahme des Schwerkraftreizos in Beziehung stehen, ohne dass sich die sensiblen Zellen durch besondere Einrichtungen in ihrem Proto))lasteu auszu- zeichnen brauchen. Damit muss natürlich auch zugegeben werden, dass die Eigenschaft der geotropischen Sensibilität nicht auf der Fähigkeit der Zellen beruht, passive Lageveräuderungen von Inhalts- körpern vor sich gehen zu lassen, sondern auf der Existenz einer Fähigkeit in bestimmter Weise durch solche Vorgänge reizbar zu sein. Und die Natur dieser Reizbarkeit ist uns heute noch durchaus unbekannt. Ich habe l)ei früherer Gelegenheit*) darauf aufmerksam gemacht, dass geotropisch gereizte Wurzelspitzen gewisse histochemische Differenzen gegenüber ungereizten Orgauen aufweisen, nämlich ver- minderte Oxydation von leicht oxydablen Reagentien (Guajak, Indig- weiss, a Naphthol -^ p Pheuylendiamin) und Vermehrung gewisser reducirender Stoffe. Diese Veränderungen im sensiblen Organ sind von einigem In- teresse, weil sie sich bestimmt schon vor dem Krümmungseintritte an der Stelle der Reizperception einstellen. Sell)stverständlich ist auch hierdurch ein näheres Verständniss der geotropischen Reiz- perception nicht gewonnen, und NOLL^) hat mich offenbar missver- standen, wenn er meint, dass ich in diesen chemischen Veränderungen den Perceptionsvorgang zu erblicken glaube. Dass diese chemischen Veränderungen sich in der ganzen Wurzelspitze gleichmässig zeigen, ohne Bevorzugung einer oder der anderen Flanke, spricht durchaus nicht gegen ihren Zusammenhang mit der geotropischen Reizperception. Wenn sich auch die geotropische Reaction in einem Antagonismus zwischen Ober- und Unterseite (äusserlich!) äussert, so kann es doch eine ganze Anzahl von anderen Reactions- wie Perceptionsvor- gängen geben, welche in beiden Wurzelflanken ganz gleichartig ab- laufen, gleichwie verschiedene Maschinentheile trotz verschiedener Bewegung und Function sich gleichmässig erhitzen können, oder andere Veränderungen erleiden. 1) G. Habeulandt, Berichte der Deutsch. Bot. Ges. Bd. 18, S. 261 (1900). 2) Heine, Berichte der Deutsch. Bot. Ges. Bd. 3, S. 190 (1885). 3) B. Nkmec, Jahrb. für wiss. Bot. Bd. 36, S. 70 (1901) u. ff. 4) F. Czapek, Berichte der Deutsch. Bot. Ges. Bd. 15, S. 51G (1897) und Jahrb, für wiss. Bot. Bd. 32, S. 208 (1898). 5) F. NoLL, Jahrb. für wiss. Bot. Bd. 34, S. 485 (1900). Vorgang der geotropischen Reizperception in der Wurzelspitze. (1^3) Es lässt sich, wie zu ersehen, heute noch den Vorgängen der Reizperception in der einzelnen Zelle ein recht geringes Verständniss abgewinnen, wenn wir auch im Sinne mehrerer Autoren der jüngsten Zeit die Annahme zulassen wollen, dass passive Lageveränderungen von gewissen Inhaltskörpern mit dem Processe der Schwerkraftwahr- nehmung in irgend einem Zusammenhange stehen. Als dasjenige Organ im Cytoplasma, in welchem die Reizaufnahme höchst w^ahrscheinlich statt- findet, möchte ich conform mit NOLL^) die ruhende Hautschichte des Protoplasten betrachten, eine Anschauung, welche auch durch die neueren Arbeiten über geotropische Reizwahrnehmung nichts von ihrer Bedeutung eingebüsst hat. Der geotropische Perceptionsvorgang theilt aber mit allen anderen physiologischen Processen in vielzelligen Organen die Eigenschaft, dass er nicht nur eine Function der Einzelzelleu darstellt, sondern auch eine Function des Gewebeverbandes, indem alle sensiblen Zellen in innigstem Contact mit einander cooperiren , in Reaction, wne in Perception. A priori kann man sich ein solches Zusammenwirken der sensiblen Zellen bei der Reizperception in doppelter Weise vor- stellen: erstens verbunden mit einer weiteren directen Schwerewirkung (Grewichtswirkung bei auf einander gelagerten Zellcomplexen) und zweitens ohne das Hinzutreten von Wirkungen, die durch solche Schw^erkrafteinflüsse zu Stande kommen. Ich habe in einer früheren Arbeit^) ausführlich die Möglichkeiten erwogen, die sich an eine gegenseitige Beeinflussung von Zellreihen durch ihr Grewicht knüpfen, doch ohne diesen Momenten ausschliesslich eine massgebende Bedeutung beilegen zu wollen, und ohne die geo- tropische Sensibilität der Einzelzellen in ihrer thatsächlichen Wichtig- keit zu vergessen. Auch war es gar nicht meine Absicht irgend ein Moment auf Kosten der anderen ungebührlich in den Vordergrund zu rücken und etwa eine „neue Theorie" für den Geotropismus auf- zustellen. Gegenüber einer eingehenden kritischen Erörterung, welche ein Theil dieser Arbeit durch NOLL erfahren hat, kann ich nur sagen, dass die Hauptschwiorigkeiten des geotropischen Problems dieselben sind, ob man nuu den Einzelzellen oder den Geweben eine Ausschlag- gebende Bedeutung bei der Perception zuschreibt — eine Bedeutung, die thatsächlich beiden zukommt. Ein Gewichtseinfluss von darüber liegenden Zellen auf darunter liegende kann nun in sehr verscliiedener Weise zu Stande kommen. Sowohl die ganzen Zellen mit ihren Häuten können einen Druck nach unten ausüben, wie eine jede andere Masse unter dem Einflüsse 1) F. NoLL, Arbeiten dos Bot. Inst, in Würzburg. Bd. 3, S. 532 (1888) und Naturwiss. Rundschau 1888, S 43. 2) Weitere Beiträge zur Kenntniss der geotropischen Reizbewegungen. Jahrb. für wiss. Bot., Bd. 32, S. 175—308 (1H!)8). (124) F. Czapek: . die Differenz des Yerhaltons von plagiotropen Seitenw^urzeln oder Seitenästen in gleicher Winkeldistauz oberhalb und unterhalb der horizontalen Lage ebenso wenig unge- zwungen verstehen, wie durch die Radialdruckhypothese, da in beiden Fällen symmetrische gleiche Veränderungen angenommen werden müssen. Meine Meinung geht dahin, dass es besonders die nähere Kenutniss vom Seitenwurzelgeotropismus sein dürfte, welche uns in der Lösung des so interessanten geotropischen Problems einige Schritte weiter bringen wird. 5. F. Czapek: Zur Kenntniss der Stickstoff Versorgung und Eiweissbildung bei Aspergillus niger^). Eingegangen am 25. September 1901. Die Schimmelpilze, darunter besonders auch AspergiUus niger. sind im Hinblick auf ihre Versorgung mit Stickstoff sehr häufig einer eingehenden Untersuchung unterzogen worden, so dass wir wissen, dass eine ausserordentlich grosse Zahl verschiedener organischer und anorganischer Stickstoffverbindungen im Stande ist Aspergillus mit Stickstoffnahrung zu versorgen^). Doch liessen sich, wie noch die letzte Zusammenstellung in PfEPFERs*) Handbuch lehrt, kaum irgend welche Beziehungen zwischen der chemischen Constitution der dargereichten Stiekstoffnahrung und dem Nährwerthe sicher stellen. 1) G. Haberlandt, Berichte der Deutschen Bot. Ges. Bd. 18, S 271 (1900). 2) Ausgeführt mit Unterstützung der Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft, Kunst und Litteratur in Böhmen. 3) Hauptsächliche Litteratur: C. Nägeli, Untersuch, über die niederen Pilze, S. Iff. (1882). J. Reinke, Untersuch, ans dem botau. Instit. zu Göttingen, IIF, S. 37 (1888). W. Pfeffer, .Jahrb. für wissensch. Bot., Bd. 28, S. 206 (1895) und Pflanzen- physiologie, II. Aufl., Bd. 1, S. 398 (1897) und die hier citirte Litteratur. Aus der neuesten Litteratur ist besonders zu nennen: L. Lutz, Annal. des sc. nat. Bot. (8) 7, S. 1 (1899). 4) W. Pfeffer, Pflanzenphysiologie 1897, 1. c. Stickstoffversorgung und Eiweissbilduug bei Aspergillus niger. (131) Iniiiierliin sind, wie PFEFFER besonders hervorhebt, die Pilze geradezu prädestinirt. um uns eine Keihe wichtiger Aufklärungen über den Zusammenhang von Stickstoffnahrung und Eiweissbildung zu ver- schaffen. Bei meinen Untersuchungen ging icli zunächst von dem Gedanken aus. die bedeutsamen Fortschritte auf dem Gebiete der Eiweiss- chemie, welche wir vor allem den Schulen W. KÜHNE's, F. HOF- MEISTER's und A. KOSSEL's verdanken, für die Eruähruugsphysiologie roducten mehr oder weniger streng angepasst sind. Solche Organismen sind auch die saprophytisch lebenden Schimmelpilze. Diese Erwägungen, im Vereine mit theoretisch biochemischen Ueberlegnngen, führten mich dazn. zu untersuchen, in wie weit es für Aspergillus niger thatsächlich gleichgültig ist, ob er zur Stickstoff- nahrung die als ausgezeichnete Nährstoffe bekannten Aminosäuren erhält, oder andere nährende Stickstoffverbindungen, und ob die Aminosäuren für Aspergillus eine hervorragende Bedeutung haben. Solche Untersuchungen müssen quantitativ angestellt sein, was ja bei dem rasch wachsenden Aspergillus mit seinen hohen Ernte- uewichten leicht erreicht werden kann, und die Methodik niuss be- strebt sein, wirklich streng vergleichltare Yersuche in grösserer Anzahl zu ermöglichen. Auf die Erörterung der angewendeten Methoden gehe ich hier, in dieser vorläufigen Mittheilung, nicht näher ein, indem sie in der im Erscheinen begriffenen Reihe meiner „Unter- suchungen über Stickstoffnahrung etc." in HOFMEISTER's Beiträgen, Bd. I. ausführlich «j-egeben wird. Hier sei nur erwähnt, dass sich bei exactem Arbeiten zwischen gleichartigen Versuchen nur Differenzen finden, die häufig bis an die Fehlergrenze chemisch analytischer Arbeiten herabreichen, und es thatsächlich möglich ist, quantitative Differenzen bei verschiedener Stickstoffnahrung als Kriterium für die Tauglichkeit der dargereichten Substanz hinzunehmen. Es wurde ferner eruirt, dass bei annähernd normalem Wachstimm des Pilzes das Verhältniss Trockenerntegewicht : Gesammt-N, ferner das Ver- hältniss Gesammt-N : Prote'in-N ein constantes ist, so dass wir aus den Trockensubstanzzahlen einen directen Rückschluss auf die Menge des Gesaramt-N und Protein -N ziehen können. Da wir durch die Arbeiten des Strassburger physiologisch-chemischen Institutes in den Stand gesetzt sind, den Eiweiss-N in seinen verschiedenen Bindungs- formen (Amid-N, Diamino-N, Monamino-N) quantitativ zu bestimmen, so unternahm ich es auch diese Bestimmungen für Aspergillus niger unter verschiedener Stickstoffernährung vorzunehmen. Das Resultat war, dass sich die Zahlen für die drei X- Gruppen des Eiweiss in ihrem Verhältnisse zu einander nicht ändern. Die Gesammtprotem- zahl giebt uns somit auch an, wieviel N in Form der genannten drei Bindungen in dem Pilzgewichte enthalten ist. Damit hängt es zu- sammen, dass die Trockengewichtszahl nicht nur ein Mass für die Eiweisssynthese (Gesammtprotem) darstellt, sondern auch ein Mass für die Quantität der gebildeten Aminosäuren, falls wir eine Er- nährung mit nicht-aminosäurenhaltiger X-Substanz durchführen. Als erstes Resu_ltat dieser Untersuchungen stellte es sich heraus, (134) F- Czapek: (lass für Aspergillus trotz seiner Befähi^uMg zur Synthese von Amino- säuren, t'erti<4-e Aminosäuren weitaus die beste Stickstoft'nahrung dar- stellen. VjV erweist sicli duroli rasclies AYachstliuni und schöne Ent- wickelung ungemein dankl>ar, wenn man ihm die Arbeit der Synthese von Aminosäuren erspart. Hingegen ist es für Aspergillus fast gleich- gültig, welche Aminosäure man iimi (hirreicht Er gedeiht auf Aminoessigsäure, Aminopropionsäure, Aminobutter- säure, Aminovaleriansäure, Aminocapronsäure (unter Zuckerzufuhr) gleich ausgezeichnet, und vermag augenscheinlich aus irgend einer dargereichten Aminosäure gleich gut Pej)ton aufzubauen, wie ein Peptonorganismus aus beliebigen Peptonen und Albnmosen Eiweiss construirt. Die llauptschwnerigkeit bei der Versorgung mit N liegt bei Aspergilhis otfenl>ai in der Synthese von Aminosäuren, d. li. in der Construction der (Iruppe (^H. NH2 mit schwerabspalt))areni X. Diese Bevorzugung des Aminosäurenstickstoffs durch Aspergillus tritt ])rägnant hervor, wenn man die verschiedenen stickstoffhaltigen Derivate der Fettsäuren hinsichtlich ihrer Nährwirkuug in sonst genau gleichen Versuchen mit einander vergleicht. In 50 com Nährlösung, welche 3 pOt. Rohrzucker und 1 pCt. der StickstofFnahrung enthielt, bildete Aspergillus in dreiAvöchentlichcr Cultui' bei 28° C. folgende Trockensubstanz mengeu. 1. Die grössten Erntegewichtszahlen bildet er auf den Amino- säuren (500 bis übel' (iOO mg') ohne Bevorzugung einer oder der anderen Aminosäure. Auch Diamiuopropionsäure als Repräsentant der Diaminosäuren war in gleicher Weise günstig. Als Amid der Amino- ameiseusäure oder Carbaminsäiire gehört auch Harnstoff hierher, der aber um die Plälfte schwächer wirkt als die übrigen Aminosäuren. Urethan oder Carbaminsäure- Aethylester wirkt gleich gut, wie Harnstoff. "i. Den Aminosäuren an Wirksamkeit zunächst stehend sind die Animoniumsalze der Oxyfettsäuren. welche, wie das milchsaure und das oxybuttersaure Amnion, fast ebenso gut sind wie die Amino- säuren. 3. Bedeutend weniger wirksam sind end welche Umsetzungen Aminosäuren, d. Ii. Stickstoff' in der BiudungCH.NHg liefern können. D^ Aspergillus zur Synthese von Amino- säuren relativ gut befähigt ist, so lassen sich auch diese interessanten, auf das bisher noch gänzlich un])ekannte (Jehiet der Synthese von Aminosäuren in der Pflanze bezüglichen Fragen bei diesem Schimmel- pilz experimentell studiren. Schon in den oben angeführten Yersuchsresultaten ist die gute Wirkung der oxyfettsauren Ammonsalze gegenüber der minimalen Nährkraft der einfachen Fettsäureammoniumsalze hervorgehoben worden. Ammonglycolat ist weitaus besser als Ammonacetat; Ammoii- oxypropionat oder Lactat ist weitaus besser als Propionamid, Propio- nitril und Ammoniumpropionat u s f. Treffliche Nährstoffe für Aspergillus niger findet man ferner in den Alkylaminen und Alkyldiamineu (unter gleichzeitiger Zucker- darreichung), wie die Untersuchungen von NÄGELI, PaSTEUR, L. LUTZ uud meine eigenen Beobachtungen gezeigt haben, (ierade die CTrup])e der Amine ist Avohl dazu geeignet, um die hier aufgestellte Meinung, dass der Eiweisssynthese eine Aminosäuresynthese aus der dar- gereichten Stickstoffnahrung vorausgehe, zu begründen. Alle alipha- tischen Monamine (Methyl-, Aethyl-, Propylamin etc.) mit niedrigerem ('-Gehalt bis zum Heptylamin sind gute Stickstoffqutdleii. Die zwei- und dreifach methylirten Amine, sowie die Tetraalkylammoniumbaseu stehen an Nährwerth nach. Auch die Salze des Pheuylamin oder Anilin sind nach meinen l^^rfahrungen keineswegs schlechte N-Quellen (bis 150^ Erntegewicht). Noch bessere Nährstoffe sind zum Theil die Diamine: Aethylendiamin, Tri-, Tetra- und Peiitamethylendiamin (13(i) F. Czapek: in Form ihrer s.ilzssaureii Salzt-. Die Aiiiiiie stehen nun in nahem Ziisamnienhanjj; mit den AniinosäurL'n, wie aucli auf physiologischem Gebiete durch EllINGERs^) Beobachtungen erwiesen wurde, der zeigte, dass Bacterien dargereichte Diaminocaprousäure (Lysin) und Ornithin oder Diaminovaleriansäure verarbeiten unter Bildung von Pentamethylendianiin resp. Tetramethylendiamin unter Kohlensäure- jilispaitung: Dianiinovaloriausäure Tetramithylendiaiiiiri CHj . CHa NH, CH, • NH., • CH, • GH., • CH • NH^ • COOK - CO, + | CHä-CH^NH, Diaminocapronsäuro Pentanietl)jlei]diamin CTT CH N^H CHü NH, • CHo . ( 'Ha . CHo • CH NH^ • COOH - CO, + CH^ -< ^T;' ' ^C' xtu Es liegt nahe, anzunehmen, dass bei der erfolgreichen Ver- arbeitung der Diamine durch Aspergillus die Synthese von Diamino- säuren als umgekehrter Process unter Kohlensäureaufnahme unter- läuft. Alle Amine und Diamine können in dieser Weise in Amino- säuren übergehen. So giebt Trimethylendiamin Diaminobuttersäure, Aethylendiamin Diaminopropionsäure. Aus den Alkylaminen gehen analoi;- Moniiminosäuren hervor. Methylamin giebt Glykokoll. Aethyl- amin Alanin etc. Auch für secundäre und tertiäre Amine (hirften solche Ueber- oäno-e möo-lich sein, wenngleich schwierii'er; wahrscheinlich sind sie deswegen schlechtere Stickstoffquellen. Uebrigens beeinträchtigt auch bei den einfachen Aminosäuren Alkylirung öfters etwas die Nährwirkung. So ist Methylgly kokoll oder Sarkosin schlechter als Gly kokoll. Scheint es also bei Alkylaminen und Alkyldiaminen relativ leicht, die Aminosäurensynthese als Vorlauf orin der Eiweisssynthese bei Aspergillus sich chemisch verständlicher zu machen, so begegnen wir bei der Ernährung mit Ammoiiiakstickstoff, welche bei Aspergillus Tielfach erfolgreich bewerkstelligt werden kann, schon viel grösseren Schwierigkeiten, (lehen wir die Reihen der organischen Ammoniak- salze hinsichtlich ihrer Nährwirkimg durch, so können wir, wie ich durch zahlreiche Versuche gefunden halte, die Ergebnisse etwa in folgenden Sätzen ausdrücken 1. Sehr gute Nährwirkung entfalten die Ammonsalze der Oxy- parafflnmono-Carbonsäuren (Glycolsäure, 3Iilclisäure. Oxybuttersäure etc.); sehr schlecht wirken die Ammonsalze der l'jssigsäurereihe selbst, ohne Ausnahme, wie jene der Oelsäurereihe. 1) A. Ellinger, Berichte der ehem. Ge.sellscli. Bd. 31, III, S. 3183 (1898) und Bd. 32, lir, S. 3Ö42 (1&!)9). — Zeitschr. für physiol. Chemie. Bd. 29, S. 334 (1900). Stickstoö'versorguiig und Eiweissbilduiig bei Aspergillus niger. (137) ■J. Sehr -wirksam sind die Amnioiisalze der Oxalsäurereihe (Oxal- säure. 3Ialoiisäure. Beriisteiiisäure etc.), ferner die Ammonsalze der hiervon ableitbaren Oxy- und Dioxysäuren. 3. (xute N-Quellen sind endlich die Ammonsalze zahlreicher anderer hydroxylirter Säuren: Dioxymono- Carbonsäuren (Glycerin- säure), Oxytricarbonsäuren (Citronensäure). Auch Ketonsäuren, wie Brenztranbensäure. Lävulinsäure. haben gut nährende Ammonsalze. Bei allen diesen A' ersuchen ist Yersorgung des Pilzes mit Zucker vorausgesetzt, so dass das Ammonsalz nur die X-Nahruno- zu ver- schaffen braucht. Trotzdem sind nicht alle organischen Ammonsalze, wie man sieht, wirksam. Hierbei spielen wohl verschiedene Umstände eine Rolle. Wir haben als wirksamen Nährstoff natürlich in allen Fällen die freien NH,-lonen anzunehmen, welche als Material zur Synthese der Amino- säuren dienen. A priori dürfen wir auch erwarten, dass alle stark dissociirteu Anmionsalze, deren Anionen oder Säurereste genügend rasch im Stoffwechsel verarbeitet werden und nicht mit ihrer An- häufung durch Erzeugung einer schädlichen Menge von freien H-Ioneu (d. h. durch Säurewirkung) oder auf andere Weise eine Noxe ent- falten, gute Nährstoffe sein dürften. So wird es verständlich, dass die schwach dissociirteu NH^-Salze der Essigsäure, Propionsäure, Buttersäure etc. schlechter wirken als die stark dissociirteu NH^-Salze der entsprechenden Oxysäuren: Glykolsäure, Milchsäure, Oxybutter- säuren etc.. und die stark dissociirteu NH^-Salze der Dicarbonsäuren. Zugleich trat aber allgemein in meinen Versuchen eine Begün- stigung der Wirkung ) da.ss sich diese Kiugsprenguiig nur schwierig vollzieht. Das Piperidiu und Pyridin sind übrigens mit Diaminen in Zusammenhang zu bringen, indem man das Piperidin als cyklisches Imid des Pentamethylen- dianiins auffassen kann: Peutamethyleii-Diamin Piperidin H,C CHj - NH3 =: H.,C CH, ■2 H„C ('Ho H^C CH2 " I I \,/ XHo Ne, NH und das Piperidin als Hexahydropyridin zu l)etrachten ist. welches durch Oxydation Pyridin liefert. Zu vermuthen ist. dass au(di das mit dem Tetramethylen-Diamin zusammenhängende Pyrrolidin oder Tetrahydropyrrol wie das Pyrrol selbst von Aspergillus gesprengt werden kann. Eine gute Stickstoff- nahrung geben aber gewiss alle diese Stoffe, wie auch die vielen liiervon ableitbaren Pflanzenalkaloide, wegen der Schwierigkeit der Kingsprengung, gewiss nicht ab. Ein Zusammenhang mit Aminen und Aminosäuren ist aber bei diesen Substanzen in physiologischer Hinsicht wohl zu beachten, und vieles deutet darauf hin. dass die Pyridinderivate im l'fianzenorganismus schliesslich aus Diaminen, die bei der Eiweissspaltung secundär entstehen, oder im Zusammenhang mit der Pjiweisssynthese intermediär auftreten könnten, hervorgehen. rränzlich dunkel sind endlich die Processe, welche bei der Assi- milation von Nitratstickstoff unterlaufen, und welche bei der Fixirung von elementarem Stickstoff eine Rolle spielen. Kaliumnitrat ist übrigens für Aspergillus niger nur eine massig gute StickstoffVinelle; ich erhielt nur bis 160 mg Erntegewicht auf KNO3 gegen .')()0— 600 mg Ernte bei Ernährung mit Aminosäuren. Da Aspergillus freien Stickstoff nicht fixirt, so lassen sicli die einschlägigen Fragen über die Vorgänge bei der Assimilation elemen- taren Stickstoffes leider an unserem so liünstioen Material niclit l)eant werten. Die Fortsetzung meiner Studien wird lehren, in wie weit wir berechtigt sind, die von mir aufgestellte und nach den bisherigen biochemischen l']rfahrinigen plausible Meinung, enen Pflanzen seit -lahren erregt worden ist. Schon vorher habe icli (»rwälnit. thiss meine Aufmerksamkeit auf sie /.uerst fhirch Blattei' von a))weicliender Form gelenkt wurde. All- jährlich nämlich finde ich an ihnen, ebenso an einem Exemplare, das sich im Schulgarten spontan gebildet hat, theilweise in grosser Menge Blätter von dreispitziger Gestalt. Meist in der Nähe der Spitze sind seitlich zwei grosse s])itze Lap])en ausgebildet, und der Mittellappen steht diesen bedeutend an (Jrösse nach. Oft sind die seitlichen Tjappeii mein' nach der Blattmitte gerückt; dann ist der Mittellappen vergrössert und neigt sehr häufig zu abermaliger Dreitheilung. Da das nicht immer ganz regelmässig ist. auch wohl nur einseitig vor- kommt, sind solche Blattei- oft sehr unregelinässig geformt und haben vielfach das Ansehen von sehr scharf «loppeltgesägten. Eine Anzahl derartiger Blätter habe ich zur Ansicht auf einer Tafel zusammen- gestellt. Wie ist nun das Auftreten solcher anders geformten Blätter auf- zufassen? Darüber habe ich bis jetzt noch keine befriedigende Er- klärung finden können. Zwar glaubte ich durch eine Mittheilung von W. O. FOCKE im 13. Bande (S. 81) der Abhandlungen des natur- wissenschaftlichen Vereins in Bremen einen Fingerzeig zu erhalten, aber bei näherer Untersuchung bin ich doch zu keinem Resultate o-ekommen. FOCKE theilt nämlich dort mit, dass bei einem Blendlinu; aus Firus communis und Pirus salicifoliu auch dreilappige Blätter auf- getreten seien und deutet dieses Yorkommen als einen Rückschlag, findet auch eine Art in der mediterranen Firus amygdaliformis Vill., die möglicher Weise als Stammart angesprochen werden könnte. Nun suchte ich unter den P/*M7iws- Arten auch nach einer, die drei- spitzige Blätter hat, glaubte sie auch, verleitet durch den Namen in Prunus triloha Lindl. finden zu könniMi. Aber die Ansicht dieser Pfianze. von der ich durch die Freundlichkeit des Herrn Garten- ins])ektors PURPUS in Darmstadt Zweige erhielt, zeigte mir. dass meine abnormalen Blätter mit den normalen dieser Pflanze auch nicht die geringste Aehnlichkeit haben, ganz besonders aber sich durch ihre vollkommene Kahlheit von den dichtliehaarteii der Prunus triloba unterscheiden, an eine Abstammung von ihr also kaum zu denken ist. Wenn ich durch die Betrachtung der Frucht zu der Meinung von einem Rückschlag nach A. Ispahanensis gekommen bin, so würde diese noch bedeutend gestützt werden, wenn bei Originalexemplaren der Pflanze gleichfalls das Auftreten drei- oder mehrspitziger Blätter constatirt werden könnte. Ich bin bis jetzt nicht in der Lage gewesen, diese Prunus- Art kennen zu lernen, und gebe hiermit die einstweilen noch unerklärte Thatsache als solche bekannt. Kleinere Mittheilungen. (143) 2. Gnaphaliiim silvaticuni L. f. raraosa. In allen mir zugäni;lichen Floren wird der Stengel dieser Pflanze als einfach bezeitdinet und bisher hatte ich ihn auch noch nie anders gesehen. Im vorigen Jahre jedoch und gleichfalls in diesem ist mir die Pflanze an verschiedenen Stellen durch ihren sehr ab- weichenden Habitus aufgefallen. Am 19. August 1900 fand ich im Hoxthal, einem linken Seitenthale der Nahe, nicht allzuweit entfernt von der Sommerfrische „Waldfriede" eine Anzahl von Pflanzen, bei denen im mittleren Stengeltheile sehr reichlich 10 — 20 cm lange Aeste ausgebildet sind. Mir schien der Grund dieser abweichenden Aus- bilduno- darin liefen zu müssen, dass sie an solcher Stelle standen, wo gewöhnlich grosse Ueppigkeit des Pflanzenwuchses zu finden ist, nämlich auf Schälwaldboden im ersten Jahre nach dem Schälen. Aber an einer zweiten Stelle, meilenweit von der ersten entfernt, fand ich drei Wochen später auf ganz dürrem Boden am Wegrande Exemplare dieser Species, die sich durch noch viel reichlichere Stengel- verästelung und noch grössere Ausbildung der Zweige (bis über 30 cm Länge) auszeichnen. Es war an der Chaussee zwischen Katzenloch im Idarthal und Kempfeld. Und in diesem Jahre habe ich dieselbe ästige Form der Pflanze wiederum im Fürstenthum Birkenfeld ge- funden, nämlich nicht weit von Rinzenberg. Die Aeste sind zwar nicht ganz so vollkommen ausgebildet, wie bei den vorjährigen Pflanzen, das schiebe ich aber zum grossen Theil auf die frühere Fundzeit. Gnaphalium silvaticuw f. ramosa scheint mir darnach doch nicht so selten zu sein, wie man es nach dem Fehlen von Beobachtungen annehmen sollte, sondern die Form ist sicher nur übersehen worden, wenn das auch bei der stattlichen Grösse der Pflanze nicht recht begreiflich ist. M. DÜRER-Frankfurt hat sie, durch mich aufmerksam gemacht, jetzt auch bei Amorbach nachgewiesen. Nachträglich habe ich erfahren, dass die ästige Form yonGnaphalium bihaticum bereits von KITTEL (Taschenbuch der Flora von Deutsch- land, 1S44) als Gnaphalium virgatum erwähnt worden ist, und dass auch Beck in der Flora von Niederösterreich eine schmale einfache und eine verästelte Form unterscheidet. 3. Nachtrag zu meinen „Beobachtungen an Farnen." Auf der Versammlung in Düsseldorf im Jahre 1inentbildun<>: aber häufioer O ö Ö vor, und wenn sie an demselben Wedel mehrfach, bisweilen fast ausschliesslich auftritt, dann ist dieser an der betreft'enden Stelle fast nie der einzige seiner monströsen Art, sondern es scheint, dass die Formabweichung allen aus demselben Rhizom entspringenden Wedeln eigenthümlich ist. Da aber eine Verzweigung eines und desselben Rhizomes über so grosse Strecken, wie sie inzwischen be- oljachtet worden sind, nicht gut denkbar ist, so ist sogar anzunehmen, dass auch bei der Fortpflanzung durch die Sporen eine Vererbung dieser Eigenthümlichkeit stattgefunden haben muss. Zu solchen Stellen scheint mir die Gausupschlucht an der samländischen Ostseeküste zu gehören, von woher die bi-multifide Form von CHR. LUERSSEN für die Pter. exs. (Nr. 336) eingeschickt worden ist und, wie ich weiss, auch in diesem Jahre eingeschickt werden wird, zum Beweise der In- härenz dieser Bildungen. Auch M. DÜRER hat sie im Frankfurter Walde in grösserer Zahl gefunden, ebenso hat sie JUSTUS SCHMIDT-Hamburg im südwest- lichen Holstein in ziemlicher Menge gesammelt und ich gleichfalls im August dieses Jahres im Hochwald. Hier, in der Nähe von Rinzenberg, nicht weit vom Saustäbel, waren etwa 80 — 100 qm dicht mit lauter solchen Stöcken bestanden, bei denen die meisten Ab- P. Magnus: Eine neue unterirdisch lebende Art der Gattung Urophlyctis. (145) schnitte zweiter Ordnung in 2— 5 Spitzen ausliefen, und hier waren auch Spitzengabelnngen der Primärsegnieute nicht allzu selten. Die weitgehendste Entwickelnng solcher f'urcaten Formen bei Ptendium, verbunden mit grösster räumlicher Ausbreitung ist mir aber erst vor Kurzem bekannt geworden: etwa VJ2 Stunden von Amorbach, nach Eulbach zu, entdeckte sie mein Sohn HANS beim Durchschreiten des Waldes am Chausseerande. Hier stehen auf einer Strecke von über 74 Stunde fast nur Stöcke, deren Secundär- segmente sich mehr- und vielmals wiederholt gabeln, so dass die meisten Endverzweigungen zwischen 10 und 15 Spitzen zeigen, viele aber auch die Zahl 20 übersteigen. Die Pflanzen erinnern lebhaft an die bekannte monströse CTartenform von Aspidium filia; mas, die unter dem Namen cristatum oft in den Gärten zu finden ist; nur der Unterschied besteht, dass bei Pteridium die Verzweigung nicht an der Spitze des Wedels stattfindet. Selbst nur einmal gegabelte Primär- segmentspitzen sind von M. DÜRER und MÜLLER-Knatz, die die Pflanzen für die neue Lieferung der WiRTGEN'schen Exsiccaten von diesem Standorte geholt haben, bloss in äusserst geringer Menge gefunden worden. 7. P. Magnus: Ueber eine neue unterirdisch lebende Art der Gattung Urophlyctis. Mit Tafel XXVII. Eingegangen am 26. September 1901. Auf dem von WALLROTH 1883 in seiner Flora cryptogamica Ger- maniae beschriebenen Physoderma pulposumWaWr. stellte G. SCHEüETER 1882 in der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, Botanische Section, Sitzung vom 16. März (abgedruckt im Botanischen Centralblatt 1882, Vol. XI, S. 219—221) die Gattung Urophlyctis auf. p]r begründete sie auf die den vergrösserten Parenchymzellen auf- sitzenden Zoosporangien mit in die Nährzelle eindringenden Haft- oder Wurzelfasern, sowie auf die Bildung der Dauersporen durch Copulation; doch giebt er bereits dort schon au, dass in diese Gruppe auch sein auf Rumex acetosa lebendes Pkysoderma majius gehört, das dieselbe Art der Dauersporenbildung hat, aber keine Schwärm- sporangien bildet. Ebenso umgrenzte SCHROETER 1886 (in diesem Jahre erschien die betreflende zweite Lieferung) im dritten Bande der Kryptogamen- Ber. der deutscheu bot. Gesells>cli. XIX. HQ) C14B) P- Magnus: Flora von Schlesien, S. 196—197, die (iattmiü,' Urophli/ctüy zu der er Urophli/ctis pulposa (Wallr.) und Uropidyctis majus Scln'oet. (sicher nur Flüchtigkeitsfehler für major, da er ja das WALLROTH"sche ^pulposum^ beim Versetzen in die (lattung Urophlyctis in ,,pulposa'''- umgeändert hat) stellt und von letzterer- hervoi-hebt, dass keine Schwärm- sporangien gebildet werden. Er beobachtete sie auf den Blättern und Stengeln von Rumex acetosa, R. arifolms und R. maritimus. Im Jahre 1888 beschrieb ich in den Sitzungsberichten der Ge- sellschaft naturforschender Freunde zu Berlin, S. 100, die in den gallenartig vergrösserten l^]pidermiszellen von Carurn (Jarvi auftretende ürophljjctis Kriegerinna P. Magn. In L. KABENHORST's Kryptoganien - Flora von Deutschland, Oesterreicli und der Schweiz, Zweite Auflage, Erster Band, Pilze, IV. Abtheilung Phycomycetes (Leipzig 1892), S. 131—141, vereinigte Alpred Fischer die Glattungen Cladochytnum Nowak., Fhysoderma (Wallr. sens. strict.) Schroet. und Urophh/ctis Schroet. in eine einzige Gattung, die er offenbar nach BÜSGEN's Vorgange als Cladochytrimn bezeichnete. Er erkannte daher die Verschiedenheit von Urophlyctis und Physoderma nicht an. Er stellt die Bildung der Dauersporen durch Copulation in Abrede und meint, dass sie entspreche „doch wohl nur der Theilung der Sammelzellen in eine inhaltsreichere und inhaltsärmere, zuletzt leere Zelle, von denen die erstere dann zur Dauerspore wird, nachdem sie den Inhalt der anderen aufgenommen hat." Eine Untergattung dieser Gattung Cladochytrium bezeichnet er als Urophlyctis und stellt in dieselbe nur die Arten mit Zoosporangien, während er die beiden anderen Urophlyctis- Arten, Ur. major Schroet. und Ur. Kriegeriana P. Magn., von denen keine Zoosporangien be- kannt sind, in die Untergattung Physoderma verweist. In A. Engler und K. PRANTL: Die Natürlichen Pflanzen- familien. I. Theil, 1. Abth. X, S. 86, hält SCHROETER seine Gattung Urophlyctis aufrecht und ebenso die Entstehung der Oosporangien durch Copulation. Er stellt aber dazu merkwürdiger Weise das Cladochytrium Butotni Büsgen, offenbar verleitet durch dessen von BÜSGEN nachgewiesene Zoosporangienbildung. Ich werde nachher kurz berühren, dass diese Art nach meiner Auffassung in die Gattung Physoderma gehört. Am 14. September 1896 trug ich in der Versammlung der British Association in Liverpool eine Untersuchung über die Gattung Urophlyctis vor, von der ein kurzer zusammenfassender Bericht bereits für diese Sitzung zur Vertheilung an die Zuhörer gedruckt war, wie das dort bei allen Vorträgen zu geschehen pflegt. Dieser Bericht findet sich wörtlich abgedruckt im Botanischen Centralblatt, Bd. LXIX, 1897, S. 319. Die Arbeit selbst erschien in den Annais of Botany, Vol. XI, No. XLI, März 1897. Ich zeigte in derselben, dass der von Eine neue unterirdisch lebende Art der Gattung Ürophlyctis. (147) TrabUT in den knolligen Auswüchsen erkrankter Zuckerrüben ent- deckte Pilz, den er als Entyloma leproides Trab., ÖACCARDO als Oedomyces leproides (Trab.) Sacc. beschrieben hatten, in die Gattung Vrophlijctis gehört, während ihn YUILLEMIN in einer späteren Arbeit in der Sitzung der Societe botaniqiie de France vom 13. November 1896 für Cladockytrium pulposmn erklärte. In meiner Arbeit erklärte ich kurz, dass ich SCHEOETER's Beobachtungen über die Bildung der Dauer- sporen bei wiederholten Untersuchungen bestätigt fand, und hielt des- halb die Gattung Ui^ojMyctis im Gegensatze zu ALFRED FISCHER im SCHROETER'schen Sinne aufrecht. Ich behandelte in dieser Arbeit monographisch die drei mir zugänglichen Arten Uropklyctis Kriegenana P. Magn., Ur. leproides (Trab.) P. Magn. und Ur. pulposa (Wallr.) Schroet. Ich ging namentlich näher auf die Verschiedenheiten in der Entwickelung der Gallen ein. Ich habe aber dort vor allen Dingen auch an Urophlyctis Kriegeriana gezeigt, dass von den copu- lirenden Zellpaaren die aufnehmenden zu den Dauersporen werdenden Zellen und die abgebenden (männlichen) Zellen stets von ver- schiedenen Mycelfäden stammen. Ich sage dort S. 89: It is note- worthy that the male cells going off their contents always spring from oue distinct set of hyphae; so that we have here male plantlets developiug at long intervals male cells which conjugate with female cells originating from otrher hyphae (Figs. 10 and 13). Ich hebe dies deshalb hervor, weil ALFRED FISCHER 1. c. für seine erweiterte Gattung Cladockytrium aussprach, dass die Dauersporen entweder aus der inhaltreichen Zelle der zweizeiligen Anschwellungen entstehen und dann eine kleinere leere Anhangszelle tragen oder terminal an kurzen, von den Sammelzellen ausgehenden, unverzweigten Fäden stehen. Diese Auffassung der reifen Dauersporen von Urophlyctis mit ihrer kleineren leeren Anhangszelle als Geschwisterzellen oder Nachbar- zellen der zweizeiligen Anschwellung ist dadurch widerlegt. Ich musste das hier hervorheben, weil VON LAGERHEIM eine offenbar ähnliche Auffassung in einer gleich zu erwähnenden Veröffentlichung wieder ausgesprochen hat. Im Bihang tili K. Svenska Vet.-Akad. Handlingar Band 24, Afd. III, No. 4 (Stockholm 1898) berichtet VON LAGERHEIM, dass er in Ecuador an der dort gebauten Luzerne zahli'eiche, mehr oder weniger korallenartig verzweigte, hellbraune Anschwellungen am Grunde der Stengel und am oberen Theile der Wurzel (also unter- irdisch) lieobachtet habe, die von einer in den Anschwellungen wuchernden, von der Urophlyctis leproides (Trab.) ununterscheidbareu Urophlyctis veranlasst sind, die er als Physoderma leproides (Trab.) V. Lagerh. bezeichnen will, weil, wie er mit Recht hervorhebt, der Gattungsname Physoderma Wallr. älter als Cladochytrium Nowak.' ist. Weil er die Entstehung der Dauersporen bei den Arten von Physo- (10*) (^148) P- Magnus: (Jcrma (Wallr.) Soliroot. und boi Uroplilijrfk Scliroct. für dieselbe hält, iiiul, wie schon oben erwähnt, meint, dass die „kleinere Copu- hitionsz(dle" SCHROETER's der Sannnelzelle der Phi/soderma- Arten entspreche, erkennt auch er die Abtrennuno; der SCHROETER'schen Gattung Uvophlyctis nicht an und vereinio;t, wie ALFRED FISCHER, alle Arten in die (Jattung Phijsodei-v/a. Er will aber nur nach dem N'orhandensein oder Fehlen der Zoosporangien die Untergattungen Urophli/ctis und Physoderma gelten lassen uiul meint dann, dass, wenn man diese als eigene Gattungen ansehe, man Oedomifces lepro'ides zu P/i)/soder)na stellen müsse. .' Ich gehe deshalb hier etw^as näher auf die Unterschiede der Gattungen Urophlyctis und Physoderma ein. Die Dauersporen von Urophlyctis haben eine charakteristische Gestalt. Sie gleichen etwa einer Kugel, von deren einer Seite eine Calotte abgeschnitten ist; sie haben stets eine kugelig vorgewölbte und eine abgeflachte Seite und stets liegt an der abgeflachten Seite die Einmündung eines kurzen Verbiudungsschlauches der farblosen Zelle, die ich mit SCHROETER als abgebende männliche copulirende Zelle betrachte, während sie ALFRED FISCHER als kleinere leere Anhangszelle, VON LAGERHEIM als der Sammelzelle entsprechend be- zeichnen. Durch diese Gestalt der Dauersporen mit kugelig vorgewölbter Fläche und einer abgeflachten Seite, der stets die farblose Zelle mittelst eines kurzen Verbindungsschlauches anliegt, unterscheidet sich Urophlyctis sehr scharf von Physoderma, bei dem die Dauer- sporen gleichmässig oval sind, denen die sogenannten Sammelzellen an unbestimmten Stellen anliegen. Schon an dieser verschiedenen Gestalt der Dauersporen erkenne ich sofort, ob ich es mit einer Urophlyctis oder einem Physoderma zu thuu habe. Dazu kommt noch ein anderer, sehr wichtiger biologischer Unterschied. Während die Physoderma- Arten die von ihnen befallenen Wirthszellen, in denen sich die Dauersporen bilden, stets unverändert lassen, so dass die Wirthszelle, z. B. die vielarmige Sternparenchymzelle ihre Form voll- kommen behält und ihre Wandung keine optisch merkliche Ver- änderung aufweist, werden bei Urophlyctis die Wirthszellen stets sehr bedeutend vergrössert und quellen ihre Wände stets gallertartig auf und werden bei den vielzelligen Gallen zum Theil resorbirt. Urophli/ciis ist daher eine sehr gute und natürliche, von Physoderma scharf unterschiedene Gattung. Bei diesen beiden Gattungen Urophlyctis und Physoderma kommen Arten mit Zoosporangien vor, und solche, bei denen wir Zoosporangien nicht kennen. So ist Physoderma Butomi Karst., das SCHROETER offenbar nur wegen der .von BÜSGEN nachgewiesenen Zoosporangien in ENGLER und PranTL's Natürlichen Pflanzenfamilien, I. Theil, Abth. 1, S. 86, zu Urophlyctis Eine neue unterirdisch lebende Art der Gattung Urophlyctis. (149) gestellt hatte, ein echtes Physoderma mit ZoosporangienbikUmg;, und sicher werden wir Zoosporangien bei noch mehr Arten von Physo- clenna kennen lernen, wenn wir deren Entwickelung so verfolgt haben werden, wie das BÜSGEN für Physoderma Butond Karst, gethan hat. Hingegen stelle ich mit SCHROETER 1. c. die von L. NOWAKOWSKI in F. COHN's Beiträge zur Biologie der Pflanzen, Bd. 11, Heft 1 (1876) beschriebenen Cladochyfrmyn- Arten nicht in die Gattung Physo- denna, sondern in die Gattungen Cladochytriuvi Nowak, und Noiva- kowskiella 8chroet. Wir kennen von ihnen keine Dauersporen, und iiire Zoosporangienbildung weicht von der von Physoderma Butomi Karst, in vielen Punkten sehr ab. So sitzen die Zoosporangien von Physo- derma Butomi Karst, äusserlich der Epidermiszelle auf und senden Phizoiden in dieselbe hinein, während die Zoosporangien von Clado- chytriuvi tenue Nowak, sich in der Wirthszelle aus endständigen oder intercalaren Anschwellungen der Mycelfäden bilden, mittelst eines schnabelförmigen Fortsatzes die Wand der Wirthszelle durchbohren und durch diesen Fortsatz die Schwärmsporen nach aussen austreten. Yon der Gattung Urophlyctis sind bisher nur wenige Arten be- kannt geworden. Während sie in der Gestalt und Grösse der Dauer- sporen fast völlig mit einander übereinstimmen, unterscheiden sie sich durch ihr Auftreten auf der Wirthspflanze und die Art, wie sie die- selbe angreifen, d. h. durch die Gallbildung, sehr wesentlich von einander. Die mir zur Zeit bekannten Arten sind folgende: 1. Ui'ophlyctis pulposa (Wall.) Schroet. auf Blättern und Stengeln (oberirdischen Organen) von Chenopodium glaucum, Ch. rubrum^ Ch. urbicum und Atriplex patulum. Die Dauersporen treten in vielzelligen Gallen auf; die Wände der Wirthszellen werden gitterartig durch- brochen. In der Oesterreichischen Botanischen Zeitschrift 1900, Nr. 9, theilt F. BUBAK mit, dass er Cladochytrium pulposum (Wallr.) A. Fischer auf den Grundblättern von Ambrosia Bassi L. von der Insel Sardinien (Sinnai Punto sa Corsetta lg. MarTELLI 31. December 1896) bestimmt habe. Dies möchte sicher eine andere Art sein. 2. Urophl. major Schroet. auf Blättern und Stengeln (also ober- irdisch) von Rumex acetosa, R. arifolius und R. maritimu^ (bei letzterem sollen aber nach SCHROETER die Dauersporen etwas kleiner sein). Auch sie tritt nach SCHROETER in vielzelligen Gallen auf, deren Zell- wände siebartig durchlöchert werden (s. Botanisches Centralblatt, Bd. XI (1882), Nr. 5/6). Ich konnte diese Art leider bisher noch nicht untersuchen. 3. Urophl. Kriegeriana P. Magn. an Blättern und Stengeln von Carum- und Pimpinella- Arten. Bei ihr ist der Theil der Galle, in (150) P- Magnus: der sich die Dauersporeii bilden, von eiiKu- einzigen beträchtlich ver- grösserten Epidermiszelle gebildet, in der das Mycel des eingedrun- genen Pilzes verbleibt. Die Wandung dieser einzigen Wirthszelle der Gralle ist gleichmässig aufgequollen, ohne irgend welche Durch- brechungen zu zeigen. 4. Urophl. lepro'ides (Trab.) P. Magn. an unterirdischen Aus- wüchsen der Kübe von Beta vulgaris. 8ie wächst in einer riesigen Zelle des durch sie veranlassten Auswuchses. Die Zelle durch- wuchert mit deren Fortsätzen und Ausläufern das Parenchyni des durch ihren Reiz gebildeten Auswuchses nach allen Eichtungen, und ihre Wandung ist stark aufgequollen und nirgends durchbrochen. Alle mit dieser Wandung versehenen Räume in einem Auswüchse sind Theile derselben Zelle, in denen das Mycel einherzieht und Dauersporen bildet. 5. Urophlyctis sp. in Auswüchsen der unterirdischen Theile der Hauptwurzeln und des Wurzelstockes von Medicago sativa L. In seiner oben citirten Yeröffentlichung meint VON LaGEEHEIM, dass sie mit Cladochytrium lepro'ides (Trab.) Alfr. Fisch, identisch sei und will sie als Physoderma lepro'ides (Trab.) v. Lagerh. bezeichnen. Xachdem sich mir aber die Urophlyctis- Arten auf Chenopodium- und Atriple.r- Arten, die auf Beta vulgaris und die gleich zu besprechende auf Rumex scutatus als verschieden erwiesen haben, bin ich überzeugt, dass die Arten in der Luzerne und in der Runkelrübe nicht identisch sind. Ein Versuch, davon Material zur Untersuchung zu erhalten, blieb leider ohne Erfolg. Die sechste Art, die ich jetzt beschreiben werde, erhielt ich von Herrn Ew. H. RÜBSAAMEN, der vom Oberpräsidium in Coblenz mit der Untersuchuuo- der Krankheiten des Weinstockes im Bezirke von St. Goar betraut war. Er fand bei St. Goar in der Nähe eines Weinbei'gs knollige Auswüchse an den Wurzeln von Rumex scutatus L. und erkannte, dass in denselben ein Pilz wucherte. Er sandte sie mir freundlichst zu, und die Untersuchung zeigte mir, dass diese Wurzelknollen von einer neuen Urophlyctis herrühren, die ich zu Ehren des Entdeckers Urophlyctis Rübsaameni P. Magn. nenne. Wie schon erwähnt, tritt Urophl. Rübsaam,eni P. Magn. unter- irdisch in kugelig- knolligen Auswüchsen der Wurzeln von Rumex scutatus L. auf. Diese Auswüchse sind von sehr verschiedener Grösse, bis 2 — B cm hoch. In Fig. 1 sind zwei kleinere in natürlicher Grösse abgebildet. Durchschneidet man solchen knollenförmigen Auswuchs, so sieht man meist eine Anzahl grösserer oder geringerer Hohlräume, die mit den brauneu Dauersporen der Urophlyctis, erfüllt sind. Die äussersten sind häufig von schon vermoderndem Korkgewebe um- Eine neue unterirdisch lebende Art der Gattung' Urophlyctis. (151) geben und oft schon durch das Vergehen dieses vermodernden Kork- gewebes nach aussen geöffnet, wodurch die Dauersporen in den Boden gelangen. Macht man von einem kugeligen Auswüchse successive Querschnitte (parallel der ihn tragenden Wurzel), so gelangt man oft in eine Region, wo man eine grössere mittlere mit Dauersporen erfüllte Höhlung sieht, von der nach den mannigfaltigsten Richtungen Fortsätze und Zacken ausstrahlen (s. Fig. 2). Oefter sieht man solche Zacken in schmale, das Parenchyni des Auswuchses durchsetzende Züge übergehen, die sich wiederum zu grösseren oder kleineren mit Dauersporen erfüllten Höhlungen erweitern. Auch Sieht man durch Parenchyni getrennte, mit Dauersporen erfüllte Höhlungen mehr oder minder in der Richtung einer Ausstrahlung der centralen Höhlung liegen und kann sich auf den successiven Querschnitten überzeugen, dass sie höher oder tiefer mit dieser Aus- strahlung zusammenhängen. Mit anderen Worten, man überzeugt sich auf successiven Querschnitten, dass alle in einem Auswüchse liegenden, mit Dauersporen erfüllten Höhlungen unter einander durch längere oder kürzere, schmälere oder breitere, das Parenchyni durch- setzende Hohlräume zusammenhängen, die auch an deren nicht ganz engen Stellen mit Dauersporen erfüllt sind (s. Fig. 6.) Untersuchen wir nun die junge Höhlung, so überzeugen wir uns, dass sie aus vielen stark vergrösserten Zellen zusammengesetzt ist (s. Fig. 3, 4 und 5). Die peripherisch gelegenen Wände sind stark aufgequollen und nach aussen charakteristisch ausgebaucht in Folge des bedeutenden Wachsthunis der befallenen Wirthszelle. Daher ragen auch zwischen diesen ausgebauchten Wänden die Zellen des benachbarten (Tewebes hinein und diese Zellen werden allmählich immer stärker zusammengedrückt (s. Fig. 3 — 5). Die Wände, mit denen zwei benachbarte, vom Pilze befallene Wirthszellen an einander grenzen, werden vom durchwuchernden Pilzmycel zum grössten Theile resorbirt. Im Gegensatze zu Urophlijctis pulposa (Wallr.) Schroet., wo die Wände der benachbarten Wirthszellen gitterartig durch- brochen werden, wird hier die ganze Wand bis auf eine schmale Randpartie resorbirt. Von den Scheidewänden benachbarter Wirths- zellen bleibt daher nur eine ringförmige hervorspringende Leiste, die eine centrale, fensterartige Oeffnung umschliesst (s. Fig. 3, 4 und 5). Später werden diese Reste der Scheidewände undeutlich. Sie werden theils von den die Wirthszellen dicht ausfüllenden Dauersporen und Mycelien abgestossen, theils resorbirt, und Gleiches gilt auch von den durch die ausgewölbten Wände zusammengedrückten Parenchym- zellen und den an einander gedrückten Theilen der ausgewölbten Zellwände selbst. So werden die vielzelligen Infectionsherde zu ausgedehnten mit Dauersporen erfüllten Höhlungen in der Galle. Gleichzeitig bildet sich das umgebende Parenchym durch dem Umfange (152) P. Magnus: des Infectiüiisheercles parallele Theilmigeu zu einer den Infectious- heerd einseliliessenden Korkscliicht aus (s. Fig-. 2 und 6). Die Wandung älterer, pilzbehafteter Zellen wächst oft an peri- pherisch gelegenen Punkten oder kurzen Linien zu Fortsätzen aus, die zwischen die benachbarten Parenchymzellen hineinstrahlen. Sie bilden die Zacken der mit den Dauersporen erfüllten Höhlungen (s. Fig. 2). Durch diese Ausstrahlungen wandert das Pilzniycel von einem Infectiousherde nach anderen, noch nicht befallenen Stellen des Parenchyms der iTalle und inficirt dieselben. Oft wächst es so radial nach aussen, zunächst von Zelle zu Zelle, bis es sich wieder in einer Gruppe intacter Parenchymzellen ausbreitet. So bilden sich die längeren oder kürzeren, schmäleren oder breiteren Yerbindungs- brücken zwischen den verschiedeneu Höhlungen einer Galle. So w^ ändert das Mycel in das neugebildete Parenchym des kugeligen Wurzelauswuchses, den die Vegetation des Pilzes veranlasst. Das Mycel ist von sehr ungleicher Stärke. Von den dünnsten Mycelfäden werden gew^öhnlich die männlichen copulirenden Zellen abgeschieden (s. Fig. 5). Diese Mycelfäden wachsen nach Abscheiden der männlichen Zellen weiter und verzweigen sich oft. Ausserdem treten aber viele stärkere Mycelfäden mit stärkeren Wänden auf, die oft sehr verzweigt sind. Ob von letzteren, wie ich vermuthen möchte, die Anlagen der Dauersporen abstammen, konnte ich bisher leider nicht entscheiden. Der grösste Durchmesser der Dauersporen be- trägt im Durchschnitte 45,7 ^. Oft sitzt den männlichen Zellen oder den Dauersporen oder auch einzelnen Stellen der Mycelwandung ein Schöpfchen feiner und kurzer Anhängsel an, wie sie SOHROETER und BÜSGEN schon erwähnt haben. SCHROETER nennt sie Protoplasma- Anhängsel. Sie gehen wahrscheinlich aus den vom Pilze resorbirten Zelltheileu der Wirthsgalle hervor. Ich kenne somit bisher drei oberirdisch und drei unterirdisch vegetirende Arten der Gattung Urophlyctis. Von den oberirdischen vegetirt Urophlyctis Kriegenana P. Magn. nur in der einen befallenen, stark vergrösserten Epidermiszelle der einzelnen Galle, während Urophl. pulposa (Wallr.) Schroet. vielzellige Infectiousheerde mit gitterartig durchbrochenen Wänden bewohnt. Und ebenso verhält sich nach SCHROETER's Angaben Urophlyctis major Schroet. Von den unterirdischen Arten lebt Urophl. leproides (Trab.) P. Magn. nur in der ersten befallenen Zelle, welche mächtig aus- wächst und mit ihren Ausläufern und Ausbreitungen das Gewebe der Galle durchsetzt. Aehnlich soll sich nach VON LAGERHEIM die Uro- phlyctis auf Medicago sativa verhalten. Ur. Rübsaameni P. Magn. dagegen bewohnt in den unterirdischen Knollen vielzellige Infections- herde mit fensterartig durchbrochenen Wänden. Wahrscheinlich giebt es noch viele bisher unbekannte unterirdische Urophlyctis - Arten, Eine neue unterirdisch lebende Art der Gattung Urophlyctis, (153) deren genaueres Studium auch manche interessantere Einzelheiten, namentlich der Art des Angriffs der Wirthspflanze ergeben würde. Die beigegebenen Abbildungen hat Herr Dr. PAUL RÖSELER bei mir nach der Natur gezeichnet. Erklärung der Abbildnugeii. Urophlyctis Rübsaameni P. Magn. Fig. 1. Zwei Gallen an den Wurzeln von Rumex scutatus L. Natürl. Grösse. 2. Querschnitt durch den älteren Theil einer Wurzelgalle. Vergr. 36. ^ 3. Querschnitt durch den jüngeren Theil einer Wurzelgalle. Vergr. 68. Meist erkennt man noch die einzelnen Zellen mit den durchbrochenen Scheidewänden. „ 4. Querschnitt eines jüngeren Infectionsherdes. Man sieht deutlich den fensterartigen Durchbruch der Scheidewände und die allmähliche Ver- grösserung der befallenen Parenchymzellen. Vergr. 162. ,. 5. Querschnitt des peripherischen Theiles eines Infectionsherdes, der wieder die fensterartigen Durchbrechungen der Scheidewände und das Einwandern des Mjcels in benachbarte Parenchymzellen zeigt. Vergr. 240- „ 6. Querschnitt des Endes einer alten Höhlung, die von den Dauersporen erfüllt ist. Man sieht die peripherische Korkbildung. Leider konnten viele Einzelheiten, wie z. B. die Mycelien, die Zackenbildung der älteren Gallen, die Bildung der Verbindungsbrücken u. a. wegen mangelnden Platzes auf der Tafel nicht in Abbildungen wiedergegeben werden. Die bereits von Herrn Dr. P. Eoeseler gezeichneten Abbildungen werden bei anderer Gelegen- heit veröffentlicht werden. 0. Warburg: Geschichte und Entwickelung der aBgewandten Botanik. (153) dereu genaueres Studium auch manche interessantere Einzelheiten, namentlich der Art des Angriffs der Wirthspflanze ergeben würde. Die beigegebenen Abbildungen hat Herr Dr. PAUL RÖSELER bei mir nach der Natur gezeichnet. ErkläruLg der Abbildungen. Urophlyctis Rübsaameni P. Magn. Fig. 1. Zwei (Jallen an den Wurzeln von Ruinex scutatus L. Natürl. Grösse. „ 2. Querschnitt durch den älteren Theil einer Wurzelgalle. Vergr. 36. „ 3. Querschnitt durch den jüngeren Theil einer Wurzelgalle. Vergr. 68. Meist erkennt man noch die einzelnen Zellen mit den durchbrochenen Scheidewänden. „ 4. Querschnitt eines jüngeren Infectionsherdes. Man sieht deutlich den fensterartigen Durchbruch der Scheidewände und die allmähliche Ver- grösserung der befallenen Parenchyrazellen. Vergr. 162. „ 5. Querschnitt des peripherischen Theiles eines Infectionsherdes, der wieder die fensterartigen Durchbrechungen der Scheidewände und das Einwandern des Mycels in benachbarte Parenchymzellen zeigt. Vergr. 240. „ 6. Querschnitt des Endes einer alten Höhlung, die von den Dauersporen erfüllt ist. Man sieht die peripherische Korkbildung. Leider konnten viele Einzelheiten, wie z. B. die Mycelien, die Zackenbildung der älteren Gallen, die Bildung der Verbindungsbrücken u. a. wegen mangelnden Platzes auf der Tafel nicht in Abbildungen wiedergegeben werden. Die bereits von Herrn Dr. P. Roeseler gezeichneten Abbildungen werden bei anderer Gelegen- heit veröffentlicht werden. 8. 0. Warburg: Geschichte und Entwickelung der angewandten Botanik. Referat, erstattet für die botanische Section der Deutschen Naturforscher-Versamm- lung am 26. September 1901. Eingegangen am 14. April 1902. Die angewandte Botanik reicht bis in die Uranfänge mensch- licher Cultur zurück, sie ist zweifelsohne die älteste aller botanischen Disciplinen. Dass die angewandte Botanik ihren Ursprung im Orient hat, ist sicher; wo sie aber daselbst zuerst in Erscheinung getreten ist, lässt sich nicht mehr feststellen, es mag in Indien resp. Süd-China^), es 1) Die ältesten Religionsurkunden der Inder erwähnen Pflug und Webstuhl, und in China wird die Ceremonie des Pflügens durch den Kaiser im Frühjahr bis auf den Kaiser Chinnong im Jahre 2700 v. Chr. zurückgeführt. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XIX. /^Y) (154) 0. Warbürg: mag in Central- oder Vorderasien gewesen sein: zweifellos ist, dass sie dort, wo wir ihr zuerst begegnen, schon eine ganz stattliche Ent- wickelung hinter sich hat. Es sind drei der noch heute wichtigsten Zweige der angewandton Botanik, denen wir gleichzeitig in den üeberlieferungen der ältesten Völker der grossen vorderasiatisch-aegyptisclieu Culturzone in schon ziemlich hoher Ausbildung begegnen, nämlich der Ackerbau-, der Gartenbau- und der Heilniittellehre; aber auch die technologische Botanik reicht in ihren Anfängen bis in jene Periode zurück, wie das Bierbrauen, die Weinbereitung, das Brotbacken, die Papier- bereitung, das Färben, Spinnen, Weben, sowie die Kunst der Ein- l)alsamirung z. B. der Aegypter beweist. Wir dürfen wohl annehmen, dass im Orient eine wissenschaftliche Grundlage dieser Discipünen nicht existirt hat, dass also die relativ hohe Ausbihlung derselben auf durch Tradition erhaltener und allmählich sich erweiternder Empirie beruht; aber bei den auf Beobachtung beruhenden induc- tiven Wissenszweigen ist es ja stets schwer, eine Grenze zwischen Empirie und wissenschaftlicher Behandlung festzusetzen. Bei der noch sehr mangelhaften Kenntniss der Culturzustände vieler der alten vorderasiatischen Völker ist es kaum möglich, die Verdienste an der Entwickelung der einzelnen Disciplinen der an- gewandten Botanik gerecht zu vertheilen. Genau über das häusliche Leben orientirt sind wir fast nur bei den Aegyptern, durch Mumien- beigaben, Abbildungen und Bilderschrift; vieles wissen wir auch durch das alte Testament von den Juden; spärlicher sind uns bisher noch die Culturzustände der Babylonier bekannt, von den Assyrern sind fast nur politische Daten erhalten, und was die gleichfalls sehr culturreicheu Phönicier, die erst neuerdings etwas mehr als Cultur- völker erkannten Chalden und Chetiter, sowie die älteren Völker- schaften Irans betrifft, so schwebt über ihre häusliche und wirtli- schaftliche Cultur bisher ein noch fast vollständiges Dunkel. Namentlich ist es der Ackerbau, der sowohl in Bezug auf die Technik, als auch in Bezug auf die Hülfsmittel und das Pflanzen- material in dem alten vorderasiatischen Culturcentrum einen erstaun- lich hohen Grad der Ausbildung erlangt hat. Die sorgfältige Bewässerung des Nilthaies konnte in alten Zeiten wie jetzt nur durch ein ausgebildetes System von Dämmen. Canälen und Schleusen geregelt werden, und das Heben des Wassers geschah dazumal wie auch jetzt noch hauptsächlich durch Schöpf- eimer. In Babylon sind die bis 24 m hohen Uferdämme sogar noch theilweise erhalten, und die Scliöpfmaschinen wurden wie noch heute durch Wasserräder oder Ochsen getrieben; nur die hierdurch erzielte Sicherheit der Ernten macht es erklärlich, dass das Reich trotz aller Kriege und Verwüstungen seitens der Assyrer -und arabischen Stämme Geschichte und Entwickplung der angewandten Botanik. (l'^iJ) sieh stets äusserst schnell wieder erholen konnte im Gegensatz zur Jetztzeit, wo beim Fehlen der geordneten Canalisation im heständioen Kampf mit den Nomaden der arabischen Wüste und. den Räuber- stämmen der iranischen Grenzgebirge der Ackerbau auf einen traurigen Rest zurückgedrängt ist. Ebenso war es in Assyrien, wo eine unendliche Masse von Schutthaufen die Lage der vielen früheren Dörfer in jetzt aus- ^'estorbener Gfegend zeigt. Schildert doch ein assyrischer Feldherr sein Heimathland den Juden als ein Land reich an Getreide und Oelbäumen, sowie ergiebig an Wein und Honig (2. Kön. 18, 32; Js. 36, 14). Auch Palästina war bekanntlich in alten Zeiten ein Land blühend durch Ackerbau und Viehzucht; eine durch religiöse Vor- schriften geregelte Brache in Gestalt des alle sieben Jahre wieder- kehrenden Jubeljahres sorgte in gleicher Weise für die Erholung ■des Bodens, wie das Sabbatgesetz für diejenige des Menschen. Aus- führliche Bestimmungen über die Behandlung des Bodens und der C'ulturpflanzen im siebenten Jahr, sowie die Eintheilung des Landes in Bezirke, diente zur rationellen Durchführung der Brache und ver- hinderte, dass in dem Brachjahr oder in dem folgenden Mangel an Lebensmitteln eintrat. Auch das Pfropfen war den Juden und Phöniciern schon bekannt, und nach Graf SOLMS' Untersuchungen kannten die Juden sogar schon die Caprification der Feigen. Was die maschinellen Hülfsmittel des Ackerbaues betrifft, so kannten sowohl die Aegypter, als auch die vorderasiatischen Völker bis Babylon Pflüge und zwar von verschiedener Construction, die Aegypter ferner auch Eggen, Sicheln, Hacken. Hechel, Getreide- magazine, die Juden auch die noch jetzt im Orient gebräuchlichen Dreschbretter. Was das Pflanzenmaterial betrifft, so wurden nach UNGER allein in Aegypten drei Weizenarten gebaut, Triticum vulgare, tur- j/idum und Spelta; ebenso sind mindestens zwei Gerstenarten, Hm^deum mdgare und hexustichon, sicher constatirt; ferner ist Sorghum durch Abbildungen imd Hieroglyphen festgestellt, wohingegen die Cultur der anderen Hirsearten {Panicum tniliaceuvi, Setaria italica und Penni- ^etum typlioideum) immerhin noch fraglich ist. Dazu kommen als wichtige Culturpflanzen Lein und Papyrus, Oelbaum und Weinstock, Dattel, Feige. Dumpalme und Sycomore; Knoblauch, Zwiebeln, Porre und Schalotten; Gurkenmelonen, Wassermelonen, Flaschenkürbis; Artischoke> Bamia {Hibiscus esculentus)^ Spargel und Taro (Colocasia); Rettig und vielleicht die Runkelrübe; Pferdebohne, Ackererbse, Kichererbse, Linse und Lupine; Kohl, Cichorie, Corchorits olitariu^, Fenchel, Basilikenkraut, Kresse, Kuminkümmel, Anis, Dill, Coriander, Majoran, Absynth, Schlafmohn, Sesam und Ricinus; Granatapfel, (11*) (löf)) 0. Warburg: Zizijphus, Cordia Mijxa, Mimusops Sc/iimperi^ Balunites aegyptiaca; Henna und Saflor, vielleicht auch Indigo. Auch Judäa war reich an Kulturpflanzen; grossentheils waren es natürlich die gleichen w^e in Aegypten, wenn man von einigen mehr tropischen Formen, sowne den Sumpfpflanzen Aegyptens absieht; auch war wahrscheinlich bei den in einfacheren ökonomischen Verhält- nissen lebenden und in Bezug auf künstliche Bewässerung weit w^eniger glücklichen Israeliten die Gemüse- und Gewürzcultur nicht so hoch ausgebildet wie in Aegypten. Dagegen kommen nördlichere Culturpflanzen hinzu, Pflaumen, Birnen, Aepfel, ferner Mandel und Johannisbrotbaum, sowie wahrscheinlich auch die Pistacie. Von be- sonderem Interesse ist aber die Cultur des südarabischen Mekka- balsambaumes im heissen Thale des Jordan, sowie, wenigstens in späterer Zeit, auch die der aus dem Osten stammenden Cedratcitrone. Für die übrigen vorderasiatischen Völker besitzen wir leider weit weniger zuverlässige Documente, doch ist es sicher, dass gerade Kleinasien nebst den angrenzenden Hochländern der Cultur manche hervorragend guten Früchte geschenkt hat, z. B. Pflaumen, Kirschen, Nussbaum, wahrscheinlich auch den Weinstock und nach neueren Forschungen den Hopfen, sowie die Luzerne (^Herba medica); ebenso war in den syrischen Ländern zweifellos die Aprikose und der Pfirsich heimisch, und im südlichen Mesopotamien war auch die Cultur von Reis, ^or^Äwm-Hirse und Baumwolle schon früh bekannt. Stets waren die Beziehungen der Länder des Orients unter einander recht enge, sei es im Frieden, sei es im Krieg; weder Sprach-, noch Stammesverschiedenheiten bildeten scheidende Cultur- grenzen; Hamiten, Semiten und Japhetiten wurden durch Handel oder Eroberungszüge culturell mit einander verkettet, und selbst klimatische Factoren, wie mediterranes Hochland, mediterranes Tief- land und Subtropengebiet verursachten keine bleibenden Trennungen. Im Gegentheil, gerade hierauf ist die wunderbare Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse jenes imposanten Culturcentrums zurückzuführen. Die Tribute, der Kauf fremder Sklaven, Ansiedelung von Gefangenen oder Verpflanzung ganzer Stämme mussten nothwendiger Weise eine Vermehrung und Verbesserung der Culturpflanzen und Culturmethoden in den einzelnen Ländern zur Folge haben; dass aber auch absicht- liche Neueinführungen vorkamen, beweist die vor einigen Jahren in Magnesia a. M. entdeckte Inschrift des DaREIOS HystaSPES, worin der König seinen Statthalter belobt, weil letzterer aus dem transeuphra- tischen Gebiet Früchte nach Anatolien verpflanzt habe^). Auch der dem Ackerbau so nahe stehende Gartenbau fand im vorderasiatischen Culturcentrum zuerst Förderung und brachte es 1) cf. Viltenberger's Sylloge inscriptionum graecarum. Geschichte und Entwickelung der ungewandten Botanik. (1^^) ZU ziemlich hoher Entwickeluno'. Von der Gemüse und Obstcultur Aegyptens haben wir schon gesprochen, aber auch Ziergärten mit Wasserbassins, schattigen Bäumen und bunten oder wohlduftenden ßlmnen sind uns durch Grundrisse von Tillen, Pflanzenreste und Beschreibungen bekannt. Berühmt sind auch die Salomonischen Gärten am Berge Zion mit ihren Rosen, Lilien, Tannen (vermuthlich sind Kiefern gemeiut) und Cedern; ebenso die sogenannten hängenden Gärten der SemIRAMIS, in Wirklichkeit grosse von NebUKADNEDZAE in Babylon angelegte Gartenterrassen mit Freitreppen. Die phönici- schen Kaufleute liebten es, ihre Villegiaturen mit schattigen Gärten zu umgeben; der ältere CyRUS, der Gründer des persischen Reiches, liess sogar schon Schulgärten anlegen; bekannt sind auch die Park- anlagen des DarIUS und jüngeren CyRUS, die sogenannten Paradiese bei den Karawansereien an den grossen Poststrassen. Leider sind wir über die Einzelheiten des Gartenbaues nicht so weit unterrichtet, um beurtheilen zu können, ob die Pflege der Blumen schon damals dem entsprach, was wir jetzt unter rationeller Blumencultur verstehen, wenn aber der Ackerbau auf die Gartencultur einen Rückschluss gestattet, so müssen wir dies doch wohl annehmen. Künstlerische Principien sind jedenfalls schon beim orientalischen Gartenbau fest- zustellen. Keineufalls reine Empirie war die Heilmittellehre der orientalischen Völker. Wenn auch anzunehmen ist, dass die Chaldäer, wie in der Astronomie und Magie, so auch in der Heilkunde ziemlich fortgeschritten waren, so wissen wir doch eigentlich Genaueres auch nur wieder von Aegypten, zumal da bei den Israeliten das starke Gottvertrauen der Ausbildung der menschlichen Heilmittellehre enge Schranken zog. Bei den Aegyptern war sie hingegen eine im Dienste der Gottverehrung gepflegte Geheimlehre mit religiös -wissenschaft- lichem Anstrich, und im speciellen Besitz der Priesterordnung der Pastophoren; es gab daher eine Art wissenschaftlicher Tempelschulen und in Heliopolis später sogar eine Art Hochschule für die besten Schüler, die dann Specialärzte wurden. Die Yerquickung mit der Religion ging freilich so weit, dass nicht nur die Heilwissenschaft als solche von den Göttern abgeleitet wurde, sondern sogar manche }Ieilmittel direct göttlichen Ursprung hatten; so z. B. gab es ein göttliches Mittel gegen den Kopfschmerz, das Isis selbst für Ra V)ereitet hatte. Xichts desto weniger lässt sich ein wissenschaftlicher Anstrich dieser Disciplin nicht verkennen, während Ackerbau und Gartenkunst offenbar von Yorderasien aus Griechenland und somit Europa erobert haben, so kam die Heilmittellehre von Aegypten auf dem Wege über Griechenland zu uns. Die engen culturellen Beziehungen Griechenlands zum Orient werden fortgesetzt durch die neueren Ausgrabungen in helleres Licht (158) 0. Warbukg: gebracht, uml wenn die Griechen ilireni Gott Dionysos die Erfindung des Weins, ihrer Göttin Demeter die Lehre des Getreidebaues und Päon, später Apoll, die Kenntniss der heilenden Kräuter zuschreiben, so kann dies schon deshalb nicht als ein Beweis autochthoner Aus- bildunu- dieser Künste gelten, weil ja ihre Götter selbst nicht autochtlion sind, sondern grossentheils mit orientalischen (jottheiteu zusammenhängen. AYeniger zu entschuldigen ist die Aumassung der Athener, dass alle A'ölker von ihrem Gerstenfelde bei der Stadt Eleusis den Getreidesamen erhalten hätten, welche Annahme darauf beruht, dass der Sage nach die Göttin Demeter den König Triptolemus zu Eleusis in der Kunst des Ackerbaues unterwiesen haben soll. Die Heilmittellehre Griechenlands stand offenbar in enger Beziehung zu der ägyptischen Geheimlehre; AESCULAP, angeblich ein Schüler des Centauren Chiron, der die Lehre wiederum von Päon überkommen hatte, vererbte sie auf seine Nachkommen; später wurden AESCULAP wie einem Gott Tempel errichtet, 1) Die Heilmittellehre kam erst mit oriecliiscliem Einfluss uacli Rom, zuerst durcli griechische Sklaven, und erst am Ende der Republik gelang-teu Aerzte wie ANTONIUS MUSA und sein Bruder EUPHORBUS zu gTösserem Ansehen. Dem zu Augustus' Zeiten leben- den Aemilius Macer aus Verona wird ein tfedicht „de virtutibus herbarum" und dem Philosophen LUCIUS ein Werk „de herbis" zugeschrieben. Alles aber überstrahlt an weitreichender Bedeutung durch das ganze Mittelalter der cilicische Arzt DiOSCORIDES, denn was später während der Verfallzeit des römischen Reiches hinzukam durch Männer wie GALENUS, MARCELLUS EMPIRICUS, ORIBASIUS, AETIUS, Paulus AEGINETA etc., ist nur eine Erweiterung in Bezug auf Einzelheiten und stellt keine wesentlichen weiteren Fortschritte dar. So hatten denn im Alterthum drei der wichtiij;sten Fächer der angewandten Botanik, Heilmittellehre sowie die Landwirthschafts- und Gartenbaulehre schon eine systematische und daher als wissenschaftlich zu bezeich- nende theoretische Ausbildung erlangt; alle Fragen nach Causalität waren freilich entweder ganz offen geblieben oder doch in sehr naiver Weise beantwortet worden. Eine Forstwissenschaft existirte überhaupt noch nicht und die botanische Technologie nur in Form einer durch Theorien nicht angekränkelten Empirie. Das Mittelalter hat wie für die wissenschaftliche Botanik so auch für die angewandte keine neuen Bahnen erschlossen. Zwar liaben die Araber, aufbauend auf den alten Schriften, die Heilmittellehre um manche neue Thatsache bereichert und gut geordnete Apotheken begründet, wesentlich Neues aber nicht ge- leistet. Was die Landwirthschaft betrifft, so haben sie dieselbe zwar praktisch in den von ihnen eroberten Ländern zu ausserordent- licher Entwickelung gebracht, z. B. in Spanien und Sicilien, auch haben sie manche asiatische Oulturpflanze, wie Zuckerrohr, Baum- wolle und Reis, wahrscheinlich auch Krapp und Färberwaid, im Mittelm.eergebiet verbreitet, die Lehre des Ackerbaues haben sie aber kaum gefördert. Auch der Gartenbau wurde nur praktisch ver- vollkommnet, und die Höfe der Paläste der Khalifen mit ihren Wasserkünsten, Orangenhainen und Blüthensträuchern müssen zwar von grosser Schönheit gewesen sein, principiell und theoretisch Neues haben sie aber nicht gebracht. Das christliche Abendland, das durch die Stürme der Völker- wanderung den Zusammenhang mit dem klassischen Alterthum grossen- theils verloren hatte, begann erst im 11. Jahrhundert durch die Bene- dictiner von Salerno und Monte Cassino wieder auf dem Umweg durch die arabischen Schriftsteller mit den Gelehrten des Alterthums bekannt zu werden. Erst die folgenden Jahrhunderte brachten der (161>) 0. Warburg: Hoilniittollühro eine Neubelebung-, da »Ijisjenige, was vorher einige isolirte .Mönche, wie der Abt WalAPRIED STRABO und die Ael»tissin IIILDEGARDIS geleistet hatten, im Vergleich zu den Zusainnienfassungen von DlUriCüRlDES u. s. w. kaum genannt zu werden verdient. Weit bedeutender war zwar die Leistung von ALBERTUS MAGNUS um die Mitte des 13. Jahrhunderts, dessen Werk ,,de virtutilius herbarunr' einen klaren und umfassenden Geist verräth, die eigentlichen Fort- sehritte der Heilmittellehre gingen aber von Salerno aus. Anfangs des 14. Jahrhunderts cultivirte MATTHAEUS SYLVATICUS daselbst sogar schon exotische, d. h. ägyptische und griechische Pflanzen. In Venedig gab es zu jener Zeit sogar schon einen öffentlichen medicini- schen Garten, dessen Pflanzen von ANDR. AMADEI genullt wurden. lu dieselbe Zeit fällt auch das alphabetische Werk JACOB DE DONDrs über die officinellen Pflanzen, das Vorbild der vielen späteren Orti sanitatis und Kräuterbücher. Auch die Landwirthschaft war durch die Völkerwanderung ausserordentlich heruntergekommen und die Lehre derselben völlig in A^ergessenheit gerathen. Erst langjährigen Bemühungen Karls des Grossen gelang es, durch Musterwirthschaften bei seinen Villen wenigstens den praktischen Ackerbau etwas zu heben. Später wurden diese Bestrebungen unterstützt durch die Städte mit ihren speciell Garten-, Heil- und Industriepflanzen bauenden sog. Ackerbürgern, und in manchen Geü'enden Deutschlands brachten holländische Colonisten die Bodencultur merklich in die Höhe. Eine Litteratur über die Landwirthschaft gab es in dieser scholastischen Spitzfindig- keiten gewidmeten Zeit natürlich kaum, nur mag erwähnt werden, dass der vielseitige ALBERTUS MAGNUS auch eine Abhandlung über die Landwirthschaft schrieb, und aus derselben Zeit stammt das von PETER von CRESCENTIA geschriel)ene „opus ruralium commodorunr'. Der Gartenbau muss durch die Klöster, wenigstens in praktischer Beziehung, mehr vor Verwahrlosung geschützt gewesen sein als der Landbau; auch Karl der Grosse bemühte sich um Einführung von Küchen- und Medicinalkräutern in die Gärten. Die Theorie des (Gartenbaues wurde natürlich nicht im Mindesten beachtet, und eine Litteratur darüber gab es nicht, wenn man von einem uns erhaltenen Gedicht von WaLAFRIED STRABO absieht, worin er eine Beschreibung des Klostergartens von Reichenau liefert. Die Neuzeit der Botanik begann bekanntlich mit einer engen x\n- knüpfung an die Botanik des Alterthums, doch kam als Neues hinzu die Kritik wie die Beobachtung der Natur. Der blinde Glaube, dass DiOSCORIDES schon Alles erforscht und beschrieben habe und dass seine Pflanzen sich auch bei uns wiederfinden müssten, schwand nach heftigen Kämpfen dahin, und erst damit war der weiteren Forschung Thür und Thor geöffnet. (Jeschichte und Entwickelang der angewandten Botanik. (163) Für die Heilkunde kam freilich zimäclist nicht viel dabei heraus, nur das Thatsachenmaterial wurde vermehrt und von jeder neu entdeckten Pflanze sorgfältig die Nutzanwendung notirt. Yon grossem Einfluss auf die Entwickehing der Heilkunde wurde aber 1»ald die Erschliessung von Ost- und Westindien, da viele der Fabeln und Märchen über die Herkunft der exotischen Drogen hierdurch zerstört wurden; die Werke von üARCIAS AB ORTA, ACOSTA. FERNANDEZ de OVIDO Y YALDES und HERNANDEZ sind noch heute wichtige Quellenwerke, ebenso für den näheren Orient die Werke von RaUWOLF undPROSPER ALPINUS; auch die Holländer DODONAEUS, LOBELIUS, namentlich aber CLUSIUS haben sich durch Sammlung der Daten über fremde Medicinal- und Nutzpflanzen sehr verdient ge- macht; später kamen auch RHEEDE's und RUMPH's bedeutende Werke über die Flora von Malabar und von Amboina hinzu. CTleichzeitig entstanden die botanischen Gärten allerorts, zuerst in Italien, dann in Deutschland und Holland und schliesslich gegen Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts auch in Frankreich; selbst Privatleute, wie der Nürnberger Arzt CamERARIUS, legten medicinische (rärten an. Freilich kamen alle diese Bestrebungen bei der geringen Entwickehing von Physiologie und Anatomie sowie dem Fehlen jeder chemischen Kenntniss fast nur der beschreibenden Botanik zu Gute; das 16. bis 18. Jahrhundert trug eine gewaltige Masse Rohmaterial über die Heilpflanzen zusanmien, wie man am Ende des 17. Jahrhunderts aus POMET's ,,Histoire generale des drogues'\ am Ende des 18. Jahrhunderts aus MURRAY's „Apparatus medicaminum'^ ersehen kann. Auch die Landwirthschaft nahm in diesen Jahrhunderten wieder einen beträchtlichen Aufschwung, und Hand in Hand damit auch die Agriculturbotanrk. Namentlich die vielfachen Neueinführungeu ameri- kanischer Pflanzen, wie Mais, Kartoffeln, Tabak, Sonnenblume, Tomate wirkten anregend, auch neue Futterpflanzen wurden eingeführt, die Cultur von Buchweizen, Raps und Safran kam hinzu, der Wiesenbau wurde ausgestaltet und die Düngung sorgfältiger betrieben. Anfang des 18. Jahrhunderts gestaltete sich dann die Landwirth- schaft zu einer ausgesprochen wissenschaftlichen Disciplin um. Freilich wurde sie nicht wie heute als Naturwissenschaft behandelt, sondern als angewandte Cameralwissenschaft und wurde auch von den Lehrern dieses Wissenszweiges in den Universitäten gelehrt; jedoch trat dieser Schule der Cameralisten bald eine Schule der Empiriker entgegen, die gestützt auf die Naturwissenschaften und in Verbindung mit der Praxis gegen Mitte des Jahrhunderts den Sieg davontrug und land- wirthschaftliche Lehrstühle an der Universität schuf. Freilich war weder Botanik, noch Chemie damals weit genug vorgeschritten, um der Landwirthschaftslehro eine tiefer»; Grundlage geben zu können. (164) 0. Wauburg: es liandcUe sich in jener Periode meist nur um VerTireituno- neuer Culturen und besseren Pflanzenmaterials, wie Rüben, Runkeln, Kar- toffeln zu Brennereizwecken, um neue empirisch gefundene Dünge- mittel, wie Salpeter, Gyps, Knochenmehl, Salz, Tang u. s. w., um Verbesserungen des Betriebes, um Stallwirthschaft, künstlichen Futter- bau, Bekämpfung von Brache und Trift, Verbesserung der Geräthe und Theorie derselben. Erst am Schlüsse des Jahrhunderts begannen die grossen chemischen und ])hysiologischeu Entdeckungen eines PRIESTLEY, SAUSSUKE, SKNEBIER und INGENHOUSS einen mächtig umgestaltenden Einfluss auf die Landwirthschaftslehre auszuüben. Auch der Gartenbau wurde in dieser Periode gleichsam wieder neu geschaffen; es entstanden die eigenartigen Gartenstyle der ver- schiedenen Länder, der italienische, holländische, englische und französische Styl, die Zahl der cultivirten Ziersträucher und Zier- blumen wurde durch die Neueinführungen seitens der botanischen (Järten zusehends grösser, auch Obst- und Gemüsecultur bildeten sich weiter aus, und eine besondere Gartenbaulitteratur entstand schon im 16. Jahrhundert; das 17. Jahrhundert w^eist schon Dutzende von Büchern über Gartenbau und Obstzucht auf, und im 18. Jahrhundert entstanden dann die ersten umfassenden und für die Folgezeit grund- legenden Werke, wie DUHAMEL DU MONCEAU: „Traite des arbres et arbustes'% das 1754 in 2 Bänden erschienen, 1801 — 1809 eine zweite siebenbändige und 1808—1835 noch eine dritte sechsbändige Auflage erlebte, ferner HlRSCHrELD's fünf bändige „Theorie der Gartenkunde", der gleichfalls eine zweite Auflage folgte. Auch diese bisher mehr als Kunst, denn als Wissenschaft angesehene Disciplin begann sich Ende des 18. Jahrhunderts wirklich im modernen Sinne wissenschaftlich zu vertiefen. Als vierte Disciplin der angewandten Botanik begann sich die Forstwirthschaft in dieser Periode zu entwickeln. Noth lehrt beten, und erst als die Wälder sich im 16. und 17. Jahrhundert in Folge der vielen Kriege in beängstigender Weise zu lichten begannen, entstand eine zuerst freilich noch roh empirische Forstwirthschafts- lehre. Analog der bei der Landwirthschaft geschilderten Entwickelung entstand dann im 18. Jahrhundert eine Art cameralistischer Forst- ökonomie, eine Art Systematik ohne inneren wissenschaftlichen Kern. Auch hier lehnte sich die Praxis dagegen auf, es entstanden private, meist nur von einem Lehrer geleitete Forstschulen ohne Zusammen- hang mit der Universität; die erste öffentliche Forstschule wurde im Jahre 1770 in Berlin errichtet, der als einziger Lehrer bis zu seinem Tode im Jahre 1786 der Botaniker GlediTSCH vorstand. Auch die schon in der Besprechung des Alterthums kurz er- wähnte botanische Technologie, die damals über eine rohe Empirie nicht hinausgekommen war, und die auch im Mittelalter Geschichte und Entwickelung der angewandten Botanik. (165) natürlich wicht völlig verschwunden war, trat wieder mehr in den Vordergrund, und zwar nicht nur in der Praxis, sondern auch in der Litteratur. Schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstanden Bücher, wie ValENTINI's „Museum museorum oder Yollständige Schaubühne aller Materialien und Specereyen" sowie Lemery's „Vollständiges Materialien -Lexicon"; MaeperGER's „In I^atur- und Kunstsachen neu eröffnetes Kaufmannsmagazin'' erlebte noch 1766 eine vierte Auflage. Auch diese Disciplin errang am Ende des Jahrhunderts eine etwas wissenschaftliche Grundlage, wie KERNER's „Handlungs- produkte aus dem Pflanzenreich" (1781) bew^eist, vor Allem aber BOhmer's ,, Technische Geschichte der Pflanzen, welche bei Hand- werken, Künsten und Manufacturen bereits im Gebrauch sind". Kritik und ein den ursächlichen Verhältnissen nachgehendes Studium muss man freilich selbst hier nicht erwarten. Das 19. Jahrhundert zeigt uns nun einen gewaltigen Aufschwung in allen Gebieten der angewandten Botanik. Die Heilmittellehre entwickelte sich allmählich über eine pharmaceutische Botanik hinaus zu der wissenschaftlich durchaus ge- festigten Disciplin der Pharmakognosie, und ich brauche nur Namen wie GüIBÜURT, PeREIRA, FLÜCKIGER und HaNBURY zu nennen, um den Aufschwung dieser Disciplin zu kennzeichnen. Die namentlicli in den letzten Jahrzehnten überaus geförderte Kenntniss der wärmeren Gegenden hat uns auch mit dem Ursprung der schwerer zugänglichen Drogen näher bekannt gemacht, Anatomie und Chemie hat die innere Kenntniss derselben vertieft, und schon besitzen wir einige wissen- schaftlich gehaltene Monographien einzelner Drogen, von denen die ganze Kenntniss derselben nach den verschiedensten Seiten und unter Berücksichtigung der Geschichte behandelt wird. Nach dieser Richtung liegt freilich noch ein weites Feld für strenge Kritik offen; aber auch die für den Arzneischatz wichtigen Pflanzen werden noch beträchtlich vermehrt werden können, beginnt man doch erst in aller neuester Zeit mit einer systematischen Absuchung des gesammten Pflanzenreiches. Gerade hierin kann die neuerdings so mächtig geförderte systematische Botanik werthvolle Fingerzeige geben, die in den Tropen entstehenden botanischen Gärten schaffen und cultiviren das Material und werden in Zukunft immer mehr selbst Mittelpunkte für pharmakognostische Studien werden. Versuche, durch Cultur und verbesserte Ernte- bereitung die wirksamen Stoffe quantitativ zu vermehren und qualitativ zu verbessern, werden, wie bei der Chinarinde, so auch bei vielen anderen Heilmitteln zu bedeutenden Erfolgen führen, und es hat durchaus nicht den Anschein, als sollten diejenigen Recht behalten, die prophezeien, dass die Pharmakognosie sich schliesslich vollständig von der Botanik loslöst und der Chemie anheimfällt. Ebenso wie es eine botanische Heilmittellehre oder Pharma- (166) 0. Waubcrg: koi'nosie i;i('bt, sollte sit-li auch in Zukunft eine hotanisclie Scliäd- liolikeitslehre oder Blabognosie^), wie ich diese Disciplin nennen möchte, entwickeln. Die Grundlagen hierzu sind schon vorhanden. Einerseits gehört die von den Pharmakologen hauptsächlich gepflegte botanische Toxikognosie hierzu, andererseits die von den medicinischen Pathologen und Anatomen zumeist behandelte Bacteriognosie und pflanzliche Parasitenlehre, ferner die von den Hygienikein in neuester Zeit mehr beachtete Kenntniss der pflanzlichen Organismen in Trink- wässern und Abwässern, sowie schliesslich die für die Landwirthschaft so wichtigen pflanzlichen Parasiten der Nutzgewächse; auch die Lehre unkt für diese neue Industrie wird. Sollten dann wirklich später einmal anderswo grössere Ramie- industrie-Centren entstehen, so würden doch die französischen Häfen den Hauptmarkt für Ramie behalten, da die Erfahrung lehrt, dass der Handel gewöhnlich bei den Märkten bleibt, die zuerst eine ge- sicherte Position in dem betreffenden Artikel erreicht haben, wie z. B. Liverpool für Baumwolle, Bremen für Reis, Hamburg für Kaffee und, um einen neueren Artikel zu nennen, für Quebracho mass- gebend geblieben sind. Geschichte und Eutwickelung der angewandten Botanik. (1^7) Eine andere Frage, die speciell Hamburg- eng berührt, ist die Zukunft des Cacaobaues in Kamerun. Man ist der Ansicht, dass die Bitterkeit des bisher dort erzeugten Productes, welche diesen Cacao nur als Beimischung werthvoll macht, nur so lange die jetzigen o-enüo-end hohen Preise dieser Sorte zulassen wird, als die Quantitäten, die von Kamerun kommen, nocli relativ geringe sind; wir würden uns in wenioen Jahren auf einen starken Preisfall, wenn nicht auf Unverkäuflichkeit dieser Sorte gefasst machen müssen, was die Plantagen, in die viele Millionen investirt sind, natürlich dem Ruin zuführen müsste. Da gilt es nun, die Ursachen der Bitterkeit aus- findig zu machen, resp. ein Verfahren, den Bohnen die Bitterkeit zu nehmen; ausserdem sind gleichzeitig andere Sorten einzuführen, um für den Fall, dass eine Verbesserung der indigenen Sorte nicht mög- lich ist, sofort Ersatzsorten an der Hand zu haben. Der letztere Theil dieser Fragen ist schon durch das colonialwirthschaftliche Comite vermittelst der Reise des Dr. PEEUSS, Leiters des botanischen Gartens in Kamerun-Victoria, gelöst worden; der erstere Theil kann mit Erfolg nur in einem botanisch-chemischen Institut in Angriff ge- nommen werden. Eine recht wichtige Frage ist ferner die Einführung von Kaut- schuk- und Guttaperchaculturen in unsere Colonien;^) wenn auch das rein culturelle dabei von den tropischen Gärten ausgebildet werden muss und die Einführung der Sorten wohl durch die Ver- bindungen unserer botanischen Gärten resp. durcli dafür ausgerüstete Expeditionen besorgt werden kann, so giebt es doch gerade in dieser noch sehr entwickelungsfähigen Cultur und Industrie eine Menge zum Theil kaum angeschnittener Fragen, die nur in hiesigen Instituten und theilweise auch nur durcli eine Combioation von Praktikern und Gelehrten gelöst werden können. Dasjenige Volk, welches hier die besten Resultate erzielt, wird auch die Kautschuk- und Guttapercha- cultur am weitesten ausdehnen können und den grössten Handel in diesen Waaren erlangen.^) 1) Dass der cultivirte Kautschuk den wilden in Bezug auf den Preis zu unter- bieten vermag, kann schon jetzt als sicher angenommen werden; bei Guttapercha ist die Cultur in Folge der abnehmenden wilden Bestände geradezu eine Lebens- frage der Kabelindustrie: wenn Deutschland oder andere Staaten nicht bald sich energisch auf Guttaperchacultur werfen, so gerathen wir später in Bezug auf Gutta- percha in vollständigste Abhängigkeit von Holland, welches in Java diese Cultur schon im Grossen aufgenommen hat. 2) Dass es bei der Kautschukcultur zu einem ernsten Wettstreit kommen wird, lässt sich schon jetzt erkennen, da die Engländer in den Straits und Trinidad, die Holländer auf Java und Sumatra, die Nordamerikaner speciell in Mexico und die Deutschen in Kamerun und Neu-Guinea die Cultur schon im Grossen betreiben. Es handelt sich hier also darum: 1. nicht zu spät zu kommen und 2. die besten Methoden auszuarbeiten. (178) 0. Warburg: Was ältere Handelsartikel betrifft, so möchte ich nur auf" Thee und Cin chonariiide hinweisen, für welche Artikel wir nur dann ofüssere primäre Märkte erlangen können, wenn es gelingen wird, diese Culturen in unseren Colouicn in grösserem Massstabe einzu- führen. Dieses ist aber nur dann möglich, bei der schon jetzt herrschenden Ueberproduction in Indien für Thee, in -lava für Cin- chona, wenn in der einen oder anderen Weise, durch Cultur, bessere Erntemethoden oder neue Fabrikationsart, ein Vorsprung errungen werden kann. Es wird dies zwar nicht leicht sein, immerhin ist es möglich, und da wird es die Aufgabe des botanisch-technologischen Institutes sein, die verschiedenen darauf bezüglichen Untersuchungen theils selbst auzustellen, theils zu veranlassen, vor allem aber, wo es Noth thut, die dafür erforderlichen grösseren Arbeitsorganisationen in die Hand zu nehmen^). Dass es eine grosse Zahl ähnlicher und zum Theil noch wich- tigerer Fragen der productionswirthschaftlichen und commerciellen Botanik giebt, die nur durch systematische und gut organisirte Arbeit zu Gunsten Deutschlands entschieden werden können, liegt auf der Hand. Ich will nur noch auf die durch die Ergebnisse der BUSSE- schen Expedition nach Deutsch-Ostafrika näher gerückte Möglichkeit hinweisen, eine Cultur von Grummi arabicum auszuarbeiten, was auch nur durch combinirte Arbeit verschiedener Factoren, der tropischen Agricultur, des Handels, der Fabrikation und der botanischen und cliemischen Analyse möglich sein wird, wozu die Organisation gleich- falls durch das oben geschilderte Institut in die Hand genommen werden könnte. Selbstverständlich gilt das Gleiche für Copal, dessen Bildung ebenfalls auf pathologische, leicht künstlich hervorzurufende Ursachen zurückgeführt werden muss, ebenso wie wir es vom Peru- balsani wissen, dessen Cultur thatsächlich schon im Grossen betrieben Avird und dessen Einführung in unsere Colonien im letzten Jahre hoffentlich auch den Beginn einer Cultur dieses Baumes daselbst be- deuten wird. Auch die Cultur von Elemi und Dammarharz, Copaiva- balsani, Benzoe, Myrrhe und Weihrauch könnte versucht werden, wie überhaupt die Cultur der Secrete (z. B. auch des Kamphers) noch zu vielerlei Arbeiten mit wichtigem, praktischem Hintergrund Ver- anlassung geben wird, die aber weder allein in chemischen, noch in botanischen Instituten genügend behandelt werden können, da meist eine combinirte Organisation in A^erbinduug mit dem Handel, der Fabrikation und der tropischen Landwirthschaft dafür erforderlich ist. 1) Um welche Summen es sich bei diesen Fragen handelt, mag man daraus ermessen, dass allein die relativ kleine Insel Ceylon jetzt 60 Millionen Kilo Thee im Werthe von ca. 70 Millionen Mark jährlich producirt. Dass der Chininconsum in Folge der jetzt in Angriff genommenen systematischen Malariabekämpfung ge- waltig zunehmen Avird, ist gleichfalls sicher. Geschichte und Entwickehing der augewandten Botanik. (179^ • Aelmlich ist es mit den ätherischen Oelen, von denen gewiss viele bisher wegen ihres zerstreuten Vorkommens nicht in den Handel gelangende Ingredienzen sich bei geeigneter Cnltur, Aus- arbeitung der Ernte- und Fabrikationsmethoden, unter Berücksichti- gung der Handelsusancen und der Wünsche der Fabrikation, bald einbürgern würden. Für den Kenner der Tropen brauche ich nur auf Aglaia odoratissima, Pandanus odorutissimus, Borsfieldia Iri/ac/kedhi, Plumeria, Mimusops Elengi hinzuweisen, um einige schon für die Ein- geborenen als ßlumenparfum werthvolle, im Handel noch unbekannte Stoffe anzuführen, die sich aber gewiss ebenso Eingang verschaffen würden, wie Ylang-Ylang, Champaca^ Acacia Farnesiana etc/) Auch unter den Faserpflanzen und Rohstoffen für Papier- bereitung dürfte es noch manches für den Handel Wichtige geben, das zwar schon wissenschaftlich bekannt ist, aber erst nach Ueber- windung vieler Hindernisse durch rationell angestellte Vorarbeiten der rentablen Cultur zugänglich gemacht werden kann. Ich erinnere nur an die grossen Sansevierien Deutsch-Ostafrikas, an manche bisher nur wild bekannte Pita-Fasern von amerikanischen Bromeliaceen, an Ixtleagaven, an Zacaton, einen bedeutenden Handelsartikel Mexikos, an die wilde Dattel als Ersatz der sogenannten Indiafaser von Clia- maerops liumilis, an die grossen tropisch-afrikanischen Steppeugrami- neen als Ersatz der Haifa etc. etc.; ferner an die überaus wichtige technische Verbesserung der Manila -Hanfcultur, bekanntlich des besten Materiales für Öchiffstaue, die es unseren Colonien ermög- lichen würde, den Wettstreit mit den Philippinen aufzunehmen. Auch in Bezug auf die Fette ist noch manche Cultur auszu- arbeiten oder durch Verbesserung der Fabrikation rentabler zu machen. Ich erinnere nur an die noch heut zu Tao-e trotz ihrer «e- waltigen Ausdehnung überaus primitive Erntebereitung des Palmöles von Elaeis, an die nur auf die Cultur wartende Sheabutter von Butyro- spermum Parkii^ an Allanblackia Stuhlmannii^ Pentademia butyraceuvi, die Pflanzentalg haltigen Dipterocarpaceen Borneos etc. Ebenso ist die Cultur und Fabrikation der Gerbstoffe grosser Ausdehnung und erheblicher Verbesserungen fähig, die zum Theil abhängig sind von unserem Wissen über Bildung und Zersetzung derselben. Auch hier werden nur combinirte Arbeiten grössere prak- 1) Die Furcht vor Verdrängung der pllanzlichcn ätherischen Oele durch künst- lich hergestellte ist unberechtigt; wenigstens haben bisher die vielen künstlichen Eiechstoffe, Vanillin, lonon, Rosen- und Neroliöl, Cumarin, Gcraniol etc. trotz ihrer relativen Billigkeit den natürlichen Parfüms keinen Schaden gethan. Es fehlen ihnen stets bestimmte Eigenschaften, die einen Zusatz von Naturstoffen wünschens- werth machen; da diese so gemischten Parfüms wegen ihrer Billigkeit eine weit grössere Verwendung erlangen als die früheren Naturparfums , so hebt sich gleich- zeitig auch der Consura der natürlichen ätherischen Oele. (180) 0. Warburg: tische Erfolge haben; bei der Unzalil vorhandener Rohmaterialien wird es sieh darum handeln, die für jedes Gebiet am Besten passen- den Arten ausfindig- zu machen, und dann snccessive die vielen ihrer rentablen Verwerthung' entgegen stehenden Hindernisse zu beseitigen. Während es sich bei den meisten Producten nur um einen Kampf der verschiedenen an der Production iuteressirten Länder unter ein- ander handelt, so dreht sich der Wettstreit bei den Farbstoffen auch gleichzeitig um den Kampf gegen die Chemie, welche diesell)en bekanntlich nicht aus lebenden Pflanzen, sondern aus den Producten früherer Lebewesen, aus Kohle und Petroleum herzustellen versucht. Wenn die Chemie aus einigen orossen Erfolo-en die Hoffnung schöpfte, bei allen Farbstoffen siegreich aus dem Wettstreit hervor- zugehen, so erscheint den wenigen, welche auch die Productions- verhältnisse der natürlichen Farbstoffe zu übersehen vermögen, die Sache doch noch durchaus nicht gewiss zu sein. Ist das Ausgangs- niaterial der Chemie auch meist billig und genügend vorhanden, so ist doch die Synthese meist complicirt und theuer. Wirklicli erfolg- reich ist die Chemie bisher nur in der Verdrängung der Krappwurzel- cultur durch das künstlich aus Antiiracen hergestellte Alizarin ge- wesen, und in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde in kurzer Zeit die Krappcultur des Mittelmeergebietes, von Frankreich, Elsass, Holland und Schlesien durch die deutsche Alizarinindustrie verdrängt^). Trotzdem hat sich die Kra])pcultur noch heute im Orient und Indien erhalten, und es ist noch nicht einmal sicher, ob sie nicht, durch europäische Intelligenz verbessert, als Eingeborenön- cultur auch heute noch in grossem Massstabe gegenüber dem Kunst- product concurrenzfähig sein würde. Auch die Zurückdrängung der Cochenillencultur kann man zu Gunsten der Chemie anführen, jedoch handelt es sich hierbei um ein thierisches Product, nicht um ein pflanzliches. Viel folgenschwerer ist jedenfalls der augenblicklich tobende Kampf zwischen künstlichem und natürlichem Indigo, und gerade dies ist ein klassisches Beispiel für die Xothwendigkeit, dass die technolooische Botanik Orüanisationen schafft, um besser als bisher die Rechte der Landwirthschaft und des Handels mit pflanzlichen Rohstoffen gegen Angriffe seitens der Chemie vertheidigen zu können. Bei dem principiellen Interesse dieses interessanten Kampfes lohnt es sich schon, etwas näher auf den Kampf um den Indigo einzugehen. Bekanntlich glaubte man schon im Jahre 1880 in Folge der BAYER'schen Indigo -Synthese aus Orthouitrophenylpropiolsäure, die 1) 1869 wurde «n-st eine Tonne Alizarin producirt, 187G betrug die Produc- tion Deutschlands an Alizarinpastc schon 400O Tonnen und stieg bald auf über lOUOO Tonnen im Werthe von '.)) Millionen Mark. Geschichte und Entwickoluiig der angewandten Botanik. (181) Todesstunde der Indigocultur sei gekommen, aber die Methode scheiterte in der Praxis an der Unmöo-lichkeit der Beschaffuno- o-y- nügender Quantitäten von Toluol. HeU3IANN's Synthese des Indigo aus Phenylgflykoll und Aetzkali vom Jahre 1890, sowie einige andere gleichzeitige Entdeckungen führten zu dem in genügender Quantität verfügbaren Naphthalin als Ausgangspunkt. Noch war zwar eine Reihe anderer Schwierigkeiten zu überwinden, aber es gelaug durch me- thodische, unablässige Arbeit innerhalb 17 Jahren und durch ein ge- radezu grossartiges Ineinandergreifen der verschiedensten technischen und chemischen Processe, die Herstelkmg Schritt für Schritt so zu verbilligen, dass schliesslich die Concurrenz mit dem natürlichen Indio'o aufgenommen werden konnte. Für diese Versuche hat die Badische Anilin- und Sodafabrik nach dem Berichte von Dr. BrunCK, des Directors der Fabrik, nicht weniger als 18 Millionen Mark aus- gegeben. Wie weit aber der Erfolg schon jetzt die Arbeit gekrönt hat, geht daraus hervor, dass die ludigoeinfuhr nach Deutschland iu den Jahren 1895 bis 1900 von 17 945 Dz auf 5644 Dz zurückgegangen ist, während die Ausfuhr in den gleichen Jahren von 658 Dz auf 18 728 i)^ gestiegen ist. Im Jahre 1895 zahlte Deutschland noch 21,5 Millionen Mark für Indigo an das Ausland, und erhielt 8,2 Mill. Mark für die Ausfuhr zurück; im Jahre 1900 zahlte es nur noch 4 Mill. Mark und erhielt 9,3 Mill. Mark zurück. Sollte der natür- liche Indigo gänzlich verdrängt werden, so würde die angewandte Chemie einen jährlichen Betrag von 50 bis 60 Mill. Mark der an- gewandten Botanik abgerungen haben; schon jetzt produciren die genannte Fabrik, sowie die Farbwerke MEISTER, LUCIUS & BRÜNING zusammen ein Fünftel des Weltconsums an Indigo. Was hat nun gegenüber diesen gewaltigen zwanzigjährigen Bemühungen der Chemie die tropische Landwirthschaft für die Indigocultur gethan? Der Kampf wurde wirklich mit sehr ungleichen Mitteln geführt. Auf der einen Seite eine alle Fortschritte der AVissenschaft und Technik benutzende, conceutrirt arbeitende und über enorme Mittel verfügende Organisation, auf der anderen Seite die unwissenden, von niemand unterstützten indischen Indigobauern und einige wenige auf einem relativ recht geringen Bildungsniveau stehende und mit geringen Mitteln arbeitende holländische oder eng- lische Pflanzer in Java und Indien. Was konnte es da nützen, dass sich vor einigen Jahren letztere zusammenschlössen und eine kleine isolirte und meist mit unwesentlichen Dingen belastete Versuchsstation in Klatten auf Java errichteten? Erst als im Jahre 1897 plötzlich die Concurrenz des Kunstindigos in ihrer ganzen Gefahr erkannt wurde, beauftragte man einen Gelehrten in Holland, für die Zeit von einem halben Jahr — denn weiter reichte das aufgebrachte Geld nicht — Versuche anzustellen, speciell über den vergleichsweisen Werth des (182) 0- VVarbukg: künstliclien und natürlichen Indioos. Die holländisclie Regierun«;' sali niliig zu, wie die javanische Indigoproduction von 904 000% im Jahre 1898 auf 566000 kg im .lahre 1901 fiel. Erst ganz neuer- dings hat sich England resp. Britisch Indien aufgerafft, die kleine Summe von r)0 000 Rupies (70 000 Mk.) auszuwerfen für Unter- suchungen zur Verbesserung der Indigocultur, obgleich Britisch Indien 6— Tmal mehr Indigo fabricirt als Java. Das ist alles, was geschehen ist, es sei denn, dass die mehr zufälligen und ])riYaten wissenschaft- lichen Arbeiten einiger Botaniker in Holland, Deutschland und Oesterreich verzeichnet werden, deren Resultate aber für die Praxis meist nicht verwerthbar sind. Wenn trotz der geringen bisherigen Verbesserungen in der Indigocultur und Erntebereitung dennoch die besseren Pflanzungen auf Java noch mit einem, wenn auch geringen Gewinn arbeiten, wenn in Britisch Indien sogar bisher die Production nur wenig ab- genommen hat, trotzdem die Londoner Preisnotirungen für Mittel- ware des Pflanzenindigo von 4 sh. 2 d. p. Ib. engl, im Jahre 1896 auf 3 sh. im Jahre 1900 gefallen sind^), so kann dies als ein Zeichen betrachtet werden, dass die pflanzliche Production des Indigo bei energischer Organisation durch die botanische Technologie und deren ernster, andauernder, wissenschaftlich -praktischer Arbeit vielleicht auch in Zukunft mit dem künstlichen Indigo wird concurriren können, ebenso wie sich ja Zuckerrohr und Zuckerrübe dauernd neben einander zu erhalten vermögen. Es handelt sich beim Indigo einer- seits darum, bessere Varietäten resp. Arten zu züchten, wobei Strobi- lantlies flaccidifolius, Lonckocarpus cyanescens. Marsdenia tinctoria ev. in Betracht kommen könnten, andererseits die Cultur selbst durch Düngung, Lieferung bester und reinster Saat etc. zu verbessern, sowie auch die Gewinnung des Indigo aus den Blättern methodisch auf eine hohe Stufe zu bringen; daneben müssten aber auch die Creditverhältnisse, die Frachten, die Wünsche der Fabrikanten studirt und berücksichtigt werden, um durch viele kleine Verbilligungen die Concurrenzfähigkeit zu sichern. Dies Beispiel berührt nun freilich Deutschland in geringem Masse, weil es bisher in unseren Colonien nur eine ganz minimale Indigocultur im tropischen Westafrika giebt; aber es hat -für uns Botaniker ein ganz besonderes Interesse: zeigt es uns doch zu unserer Beschämung, wie weit unsere Wissenschaft gegenüber der angewandten Chemie zurflckoeblieben ist. 'O^ Diese unsere Rückständigkeit zur Erkenntniss zu ei- bringen und dadurch vielleicht den Anstoss zu geben, dass die angewandte Botanik aus ihrem naiven und sorglosen 1) 1871 betrugen sie noch 9 sh. 6 d., 1891 6 sh. 10 d. Geschichte und Entwickeluiig der angewandten Botanik. (183) Kindheitsstadiuin heraustritt in das vorausschauende und vorsorgliche Mannesalter, dass sie sich an die Spitze stellt grosser und wachsender Organisationen, wie sie die moderne Zeit unbedingt fordert, dass sie sich mehr als bisher der vollen auf ihr lastenden Yerantwortlichkeit bewusst wird, für die stetige und beschleunigte Entwickelung der wich- tigsten Productionszweige unserer Cultur, das halte ich für das wesentlichste Ergebuiss dieses kurzen Ueberblickes über Geschichte und Entwickelung der anoewaudten Bo- tanik. Verzeichniss der Pflanzennamen. Ahies 141, U(;— 148. — pectinata 141, UG, 149, 394. — Seiiienoivi (47). AhutUon 523, 524, 526—528. — striatum 52P». — — var. Thoinpsoni 522. — Thompsoni 52;>, 52G— 529. Acacia Farnesiana (179). Acalypha 375. Acanthaceeii 530. Acer Pseudoplatanus 538—540. Acetahularia 560. Acroblaste 1(5. Acrostalag inus ciniiabnrinus (107), (113), (114). Actiniscus 269. — bioctonarius 269. — biseptenarius 2(59. — discus 269. — e^ei^a/is 269, 270. — lancearius 269. — pentasterias 254, 269, 270. — guinarius 269, 270. — rote 269. — sexfarcatus 269. — -SjV/us 269, 270. — Stella 269, 270. — tetrasterias 269. Actinomeris 295. — squarrosa 294, 295, 299. Adenophora (46). .Idtan^M/rt 380, 392, 579. Adoxa bl2. Aecidium elatinum 397, 398, 433. — Hamamelidis 297, 299. Aesculus Hippocastnnuin 329. — macrostachya 463. — Pavia 463. Agaricineen 52. (108), Agave americana 141. Ageratum 353, 532. — wexicanum 351, 352, 3(?1, 530—532. Aglaia odoratissima (179). i//»«9o 54, 171, 174, 175. — ^//^t" 54, 55, 171—173. — Candida 54, 171, 174, 175. — Fortulacae 171—173. — Tragopogonis 171 — 175. Alcheinilla 496. Atchornea 49G. — UicifoUa 492, 497. Aldrovandia vesiculosa (45). Allanblnckia Stuhlinanni (179). ^//iM7« 227, 303, (98). — Cepa 83, 226, 228, 231, 305, 331 bis 333, 336, 569, 571, 574, 576, 578. — fistulosuin (98). — odorum 491, 498, 499. — Porrum (103). Alnus glutinosa 304, 307, 310. Aloe 179. Althaea 523, 524, 528. — narbonensis 527, 528. — officinalis 523. Amanita bulbosa 52. Amhrosinia Bassii (149). Amphiprora alata 93. Amphiroa 183. Amphisolenia 6, 7. — bifurcata 6. — Tlirinax 6. Amphitolus elegaas 254. Amphora ovalis 93. var. Pediculus 93. Amygdalus (6). — ispahanensis (141), (142). Anabaena flos aguae 157. Antennaria alpina 496. Verzeichniss der Pflanzennamen. (185) Anthoxanthum odoratuiti o5l, 356. Anthyllis Vulneraria 566, 567. Antirrhinum inajus 122. Anuraea cochlearis var. recarvlspina 94. Aplianizomenon flos aqtcae 93. Apios tuberosa 479—482. Apium graveolens 337, 339. Arabis alhida 522. ArchaeoUtliothamnion 1S4 — 186. — crispaiuin 184. — FosUei 185, 188. — mirabile 184, 185. Archangelica 28. Ardisia 499. Anneniaca 586. Arnica montana 363. Arnoseris minima 363. ^rw/ft maculatum 287, (98). rl.sc/epms 450, 452—454, 456-460. — Cornuti 453, 459, 460. — sibirica (52). — syriaca 452. Aacochyta graminicola (17). — rZ/iae (34). A.yjer(jillus 442-445, (132)- (136), (138), (139). — bronchialif^ 442 — 444. — fumigatus 443. — /«^er (107), (108), (112), (130), (132), (133), (135), (138), (139). Asperula odorata 354. Aspidium 380, 392. — decussatum 308, 571. — Filix 7iias (145). — — f. cristata (145). — lobatain 237. — lobalum X Lonchitis 237. ■ — Loncliitis 237. var. lobatum 237, 238. — — var. mucronatum 237. — — var. Fluckenetii 237. f. angustata 243, 244, 246, 247. — — f. conferta 240. f. daedalea 244. — — f. hastata 238. f. imhricata 238—241. f. iiiaristata 241, 242, 244. — — — subf. angustifjinnata 242. — — — subf. ijracllis 242. — — — subf. latipinnata 242. f. lacera 243, 244, 246, 247. — — f. longearistata 238, 239, 244. f. bifida 246. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XIX. Aspidium Lonchitis f. monstr. furcnta 244. f. monstr. irregularis 242 — 244, 246. — — f. moustr. lacera 246. — — f. monstr. multifida 245. — — f. multifida 244. — — f. multifarcata 245. f. typica 240, 242, 24G. — spinulosum 579, 580, 584. — violascens 571. Asplenium Ruta muraria 579. — viride f. furcata 245. Astasiaceen 440. Asterionella 86, 94. Asteroina (34). Asteromphalus reticulatus 249. Astragalus Zingeri (45,. Atherandra pubescens 456. Athyrium Filix fennna f. multifida 245. — — — f. concinna 245. Atriplex (150). — patulum (149). Atilieya 94. Aulacospermunt tenuilobum (45). Bacillariaceen 93, 94, 195, 248. 5«a7/«s 428—430. — carotaruin 430. — cohaerens 429, 432. — Ellenbackens i.s 429, 432. — fusiformis 4.30. — graveolens 430, 432. — rundnatus 429, 430, 432. — Simplex 430. — 6«6i:(//s 430, 432. Bacterien 428. Bacteriuni Kützingianum 431. — Pasteuriunuin 431, 432. — radicicola (11). Balanites aegyptiaca (15G). Balanophora 492. Barringtonia (65). Bartscida 362. Basidiomyceten 308. Basidiophora (48), ('49). Batractiosperinum 416. — moniliforme 415, 416. Beggiatoa alba 370. — media 370. — mirabilis 369 — 373. Bellidiastrum Micheld 363. i?era>iiliense 303. — Spicant 579. f. iiiibricata 24f>. f. lacera "238. — — f. trinervia 245. — — 1". m. furcata '245. f. m. bifida 245. Bodo 440. Budonaceen 440. Boehiiieria nivea (1T6). Bohnen 35, 151. Hotrydium granulatum 13. Botryococcus 18. — Braunii 157. Botryomonas 18. Botrytis tenella (34). Brassica Napus 236. — oleracea 522. acephala 32. Bremia Lactucae (49). jSücAe 329. Bulbochaete 559, 562. Butyrospermum Parkii (179). Buxus sempervirens 122. C'acao 351, (177). Cadaba 502. — glandulosa 501, 502, 506, 508, (5). Caeleboyyne 492. Ca^/a palustris 576. Calligonum 447. — comosum 447, 449. Caloglossa 69. — Leprieurii 68. Caltha palustris 392. Calyptospura r)82, 583. Calystegia dahurica (46). Cainpnnula (46). — patula 566. Campylodiscus clypeus 93. — noricus 93. Catiipylonema indicum 19. Canna indica 179. Cannabis 31, 141. — sativa 141. Cannopilus 92, 248, 252, 253, 266. — binoculus 266, 271. — — var. diommata 267. — bipartita 266. — calyptra 253, 267. var. heptacanthus 253, 268. var. spinosa 267, 271. Cannopilus cyrtoides 253, 26S. — diplostaurus 253, 266. ^ Haeckelii 267, 271. — heiiiisphnericus 253, 268, 271. — superstructus 253, 266. — trioniinata 267, 271. Capparideen 502. Cnpsicum 31, 519, 520. — annuuin 519. Cfirex 451. Carpiiius 324. — ße/«/Ms 329, 551. Carteria cordiformis 94. Caru/tt (149). — Carüt (14*;). Caryota 139. Caucalis hispida 140. Cecidophyes Schlechtendali (lOlj. Cecropia (()2). Cephaleurus 15. Ceramiaceae 67. Cerastium semidecandrum ABB. Ceratiuiii furca var. halticum 249. — hirundinella var. furcoides 94. — tripos 94. — — var. arcticuiii 250. Ceraiopteris thalictroides 379, 381. Cercospora (34). — beticola (31). Chaetoceras decipiens 93, 94. — laciniosum 249. — peruvianum 249, 250. var. robustum 249. Chaetoceros 199. Chaetopeltis 15. Chaetuphoraceae 15. Chaiuaerops humilis (179). Ckainpaca (179). (Jhnntransia coryiiibifera 416. CViara 277, 278J 280, 281, 284, 285, 379, 380, 383, 384, (103). — aspera 278. — /oe^/rfa 278. — fragilis 278. Characeen 384, 385. Cheilosporum 183. Chenopodiuin (150). — glaucum (lid). — rubrum (^149). — urbicum (149). Chlorangium stentorinum 94. Chlorella vulgaris 8. Chloropeltis 87, 88. Verzeichiiiss der Pflanzennamen. (187) Chloropeltis hispidula 88. — iHuniliatn 88. — oviim 88, 89. Chlorophijceae 92. Chlorospkaera 24. Chlorotyliuin 16. — incrustans 12, 13. Chroococcus limneticus 93. — — var. suhsalsus 93. Chroolepideae 15. Chrysantheiiiuin 454. Chylocladia 68. Chytridiuceen 560. (Jhytridium 560. — xylophilum 560. Cinckona 150. Cintractia (50). aVcaea (5), (95), (96), (104), (105). — intermedia (96). — lutetiann (95), (96). Circotyinpanuin octogonium 254. CiVrH.s 497. Cladocliijtrium (146), (147), (149). — ^//«/ (146). — kproides (150). — pulposum (147), (149). — ^e/iue (149). Cladolithon 182. Cladophora 14, 557, 582. Cladosporium (30), (34), (51). Clasterosporiuin Ainygdnlearum (33). Clat/irotitorphiiiii 181. Clinopodiuiii 557. — vulgare 567. ■Closteriopsis 92. — longissiina 91, 92. Closterium 91. — striolatuin 92. Coccomyxa 20, 23, 24. — dispnr 23. — natans 23. CocoÄ 139. — nucifera 141, 143. L'odium tomentosuni 510. Coelastrum microporum 92. — reticulatum 92. Coelosphuerium 158, 340. ■ — Naegelianuin 158. Coffea arabica 359, 361. — liherica 359. C'o/rt acuminata 359. Lolacium vesiculosum 94. 'Colanuss 351. 6'o/ea florihunda (53). Coleocliaete 13. Coleroa 467. C'o/ews (96), (104). — V er Schaf feltii (96). Colocasia (155). Üolpodella pugnax 440. Comatricha obtusata 114. Cominelinaceen 129. Conferva 13. Conjugatae 91, 92. Copromyxa protea 53(5. Corallina 183. — ruhens 415. Corallinaceae 185, 187, 407. Corchorus 128. — olitorius (155). Cordia Myxa (156). — nodosa (62). Corethron liispidum 249, 250. Coronilla Emerus 566, 567. Corydalis (98). — cat'a (98), (99). Coscinodiscus suhtilis 93, 94. Cotykdon coruscans 178. — orbicitlata 178. — tuherculosa 178. Crambe 422. Crapulo 440. — intrudens 434, 441. Crataegus 522, Creswellia annulata 203. — cylindracea 203. — Pulineriana 196. Cribraria 97—100, 106, 113. — aurantiaca 98, 101, 109. — inacrocarpa 104. Cribrariaceen 98, 100, 101, 113. Crocus 553. — vernus 95. Cronartium asclepiadeuin (50). Crucianella 454. Crucigeniella 16. Cruinenula texta 90. Cryptoinoiias erosa 92. — inarina 94. — ovata 94. Ctenocladus 11, 13, 14. — circinnatus 11. — fastigiatus 12. — incrustans 12. Cucumis (96). — iWe/o - CitruHus vulgaris (46). (13*) (188) Verzeichnisß der Pflanzeunanicii. Cucurbita 576. üucurbitariaceen 467. Cyanopinjceen 19, 152, 156, 158, 381, 390. Cycadeen 385. Cycas revoluta 385. Cyclamen (92). Cyclanura 88. — orbiculata 88. Cyclotella Meneghiniana 93. — socialis 193. Cydonia 522. Cymatopleura Solea var. apiculata 93. Cyinbidium Lowii 115, 116. Cynanchuiii 452, 460. — Vincetoxicum 460. Cyperaceen 451. Cyphomandra betacea (52). Gystocloniuin purpurascens 438. Cystopteris fragilis 580—582. Cystopus 54. — Candidas 54, 171. — Ficariae 54. — Portulacae 54. Cystosiphon (43). Cylisus Laburnuiii 566. — triflorus 463. Daciylococcopsis rliaphidioides 93. Dacttjlococcus 22, 23. — dispar 22. — natans 22, 23. — obtusus 22. Dactylothece 22, 23. Dahlia variabilis 338, 339. Dalbergia Sissoo 128. Dammara 28. Dapline Mesereum 148. Dasya eiegans 68. /)a^«ra 453, 522, 524-526. — /ez-ox (82). — /aeü/s (82). — Strainonium 518, 524, 525. Daucus Balansae 140. — Carola 140, 336, 337. — polygamus 140. Delcsseria alata 60. Dentaria 422, 424. — bulbifera 421, 425-428, Dermatoiithon 183. — hapalidioides f. confiais 183. — Lejolisii 183. — macrocarpum f. Lammaria 183. — prototypus 183. Dermatophyton 15. Dianthus 564. — Caryop/iyllus 564, 568. Diatoma elongatuiit 9;>. Dlatomaceen 302. Dichorisandra ovata 129. Dictydium 98—102, 104, 106, 107, 109,. 111—113. — anomalum 99. Dictydium fuscum 99 — 101. — umbilicatuni 97, 98, 115. — — var. anomalum 115. — umbilicatum var. cancellatum 101, 115. var. fuscum 115. — venosuni ICO, 115. Dictyocha 92, 248, 251—254, 257, 258^ 269. — abnormis 270. — abyssorum 258, 270. — aculeata 264. — anacantlia 270. — asteroides 270. — binoculus 266. — bipartita 266. — bitemaria 270. — borealis 269. — compos 269. — conostephaiiia. 269. — coronata 270. — crwa; 262, 271. var. mesoplithalmus 271. — cyrtoides 2G8. — diommata 267. — eiegans 270. — i:reA« 270. — ^6M/a 249, 258, 260, 261, 267, 271. — — var. aculeata 261, 271. var. asper a 260, 271. — — var. brevispina 260. — — var, lonyispina 260, 271. . — — var. messanensis 261. — — var. pentagonalis 270. var. rhombus 261, 271. — — var. Stapedia 2 19, 261. — — var. Stapedia forma longispina 261, 271. — fornix 268. — haliomma 270. — hastata 259. — hemisphaerica 268. — heptacantha 268. — hexatbyra 264. — medusa 260. Verzeichniss der Pflanzennamen, (189) Dictyocha mesophthalmus 262. — messanensis 281. — navicula 253, 257, 270. var. biapicvlnta 253, 258, 270. — — var. fons 253, 258. — ornamentum 263, 265. — 'pentasterias 270. — polyactis 265. — ponticulus 257. — quadrata 259. — quinaria 270. — rhomhus 261. — Sehmiinslandit 271. — septenaria 265. — Sirius 270. — socialis 270. — specillum 270. — speculum 263. — splendens 270. — Stapedia 261. — stauracantha 263. — staurodon 253, 259, 270. var. i/ec/usa 253, 260. — sfe//a 270. — superstructa 266. — «erte//« 270, — triacantha 258, 258, 270, — triacantha var. apiculata 259, 270. var. hastala 259, 270. — — var. inerinis 259, 270. — triangula 255. — trifemstrata 258, 270. — triommata 258, 267. — tripartita 268. — fri>)2/^o 258, 270. — «Äera 270. Dictyochaceae 92, 255. Dictyosphaerium pulchellum Vt2. Digitalis 555, 556, (71). — pur pur ea 555. Dinobryon 86, 93, 341—343. — americanum 345, 347, — balticum 341, 347. — bavaricum 342, 346, 347. — cylindricum 344, 345, 347. var. divergens 343, 344. var. palustre 343. — — var. pediforine 341, 345. — — var. Schauinslandii 343, 344. — divergens 344, 345. — — var. angulaium 344. var. pediforine 344. — — var. Schauinslandii 344. Dinobryon elongatum 341, 345, 346. var. a/^ne 341, 342, 346. — — var. bavaricum 346. var. medium 342, 346. — — var. undulatuin 341, 346. — — var. Vanhoeffenü 346. — protuberans 341. — Sertularia 94, 341, 344, 346, 347. — — var. thyrsoideum 341, 344. — soc«a/e 341—343, 346, — — var. stipitaiutn 342, 345. — stipitatum 342, 345, 347. var. americanum 345. — — var. bavaricum 342. var. lacustre 343, 346. — thyrsoideum 344. Dinodendron balticum 347. — pellucidum 347. Dinophysis acuta 94. — rotundata 94. Diospyros Ebenum 128, Diplazium pubescens 303, 304, 309, Dipteryx odorata 351, 361. Distephanus 92, 248, 251—254, 262. — Corona 264. — crM.-r 253, 262. — — var. apiculatus 262. — — var. nicsophthalinus 262. — — var. slauracanthus 263. — diademd 265. — octogonius 265. — octonarius 265. — ornamentum 2(>3, 265. — rotundus 263. — Schauinslandii 253, 262. — speculum 247—249, 251, 2G3, 264, 271, ^ — var. aculeatus 264, 271. — — var. brevispinus 264, 271. var. Corona 264. — — var. diadema 265. — — var. hexathyra 264. — — var. octonarius 253, 265, 271. — — var. octonarius f. octogonius 265. — — var. octonarius f. polyactis 265, var. pentagonus 253, 264, 271. — f. armatus 264, 271. var. polyactis 253. 265, 271, — — var. regularis 263, 271. — — var. septenarius 253, 265. — — var. septenarius i. regularis 2Qb, 211. — — var. septenarius f. 271. — stauracanthus 263. Distichia 160. (190) Verzeiclmiss der Pllanzenuanicii. Doassansia (50). Dothidea puccinioides 430. Dotliiora Sorbi 430. Dracaena arborea 303—805, 30! i. Drosera 235, (98), (100), (102). — filiforitm (93). — intermedia (93). — rotundifolia (98). Dystympanuin dictyocha 254. Ebria 93, 248, 251, 252, 268. — fornix 268. — tripartita 92, 252, 2G8. Ehriaceae 93, 268. Elaeis (179). Eleutherospora 4U7, 409, 412, 416. — polymorpha 188, 189, 274. Endococcus purpurascens (107), (112). Endoiiiyces decipiens 430. Endopliyllum 470. Entomophthora (51). Entyloma 362 — 366. — Calendulae 363, 365. — Corydalis 365. — leproides (147). — microsporuni 363. — Ranunculi 363. — ro22iae 363-366. — Unyerianuin 362 — 366. — verrucosum 363. Erbsen 35, 151. £nca 467, 469, 472. — brachialis 177. — Cornea 467, 468, 472. — cerinlhuides 177. — coccinea 177. — concinna 111. — maminosa 177. — scoparia 471. — tubiflora 177. £}riobotrya japonica 179. Eriospiiaeria 471. — salishuryensis Mu, 471. Erudiuiu 424. Eucalyptus ylobulus 179. Eudinohryon 86, 343. Eudorina 94. — eleyans 92. Euylena 87, 88, 308. — ac«8 87. — Ehrenhergii 87. — fusiformis 89. — oblonga 87. Euglena ovuin 88. — or;u7/i var. striata 89, — ^<'a;). — pyrrhnnthes a genuinum, I obtusuin (75). II acntulum a. majoricepx (75), ^. minoriceps (75). — — /?. purpuriflorum (75). — — y. inquilinum (75). — raripiluin (75). — tardans -\- H, Auricula 1 epilosum (75). — tardiusculum (75). — trigcnes (76). — virenticnnum (75). — vulgare a. genuinmn 1 normale + /i. Auricula 1 epilosum (75). Hierochloa 356, 5:U. — australis 351, J^55. — odorata 351, 355, 861. Ilordeum dislichum 285. — hexastichon (155). — sativum (92). — vulgare (155). Horsfieldia Iryaghedhi (179). Hottonia palustris 126. Hyalobryon 86. ~ Lauterbornii 85, 86, 95, 340. — — var. mucicola 340. Hyalobryon ramosuiii 86. Hyalopsora 582, 583. — Aspidiotus 582. — Polypodii 582. Hyacinthen 34. Hydnora [bl). — abyssinica (57). . — africana (57). Hymenocallis 499. Uym^nomonas roseola 94. Hyoscyaiiius niger (80). f. paUidus (HO). Hyperantherellaf expänsa f. decussata 192 — incrustans 190, 27;». — — f. aeiiiulans? 191, — — f. angulata 191. — — f. depressa 191. f. dilatata 191. — — f. Eckini 191. f. flabellata 191. f. gyrosa 191. — — f. Harveyi 191. — — f. labyrinttiica 191. f. Zo6ai!a 191. f. Macallana 191. f. subdichotoma 191. Hypochnus Cucuiiieris (34). 7/ea; Aquifolium 122. Imperatoria 28. Ipomoea pes caprae (65). Isariopsis pusitla (34). Jania rubens 412. Jeffersonia 473. — diphylla 472. Juncaceae 159, 165, 167. Jwncws 159, 160, 162, 166—168, 170. — acutus 167. — asper 167. — beringensis 167. Vorzeichniss der Pflanzennamen. (193) Juiicus brachycephalus 167. — bufonius 168. — Chamissonis 168. — chrysocarpus 167. — Clarkei 167. — Druinmondii 167. — effusvs 164, 165, 168. — — vittalus 164. — Greenei 167, — Grisebachii 167. — Hallü 167. — imbricatus 168, 169. — Jacquinii 167. — lainprocarpus 168. — Leersii 164. — baldciis 163. — maritimus 16o, 164, 166, 167. — uiexicanus 163, 164. — minimus 167. — obtusifloriis 167. — pallidus 167. — Parryi 167. — proeerus 167. — punctorius 167. — Reyelii 167. — styyius 167. — ^e«««s 168. — fri/irfws 167. — trigonocarpus 167. — ustulatus 167. — Vaseyi 167. Jurinea (46). Kartoffel 522. KirchnerieUa lunaris 92. Kitaibelia viiifolia 523. ÜTo/a ßa;/a?/j (52). Kopfsalat 329. Krnschninnikowia (46). Lactuca sativa vericeps 329. — Scariola (45). Lamium maculatum 402, 568. — purpureum 568. Lflna; 126, 14(1—148, 391, 458. — europaea 146, 308. Lastraea spinulosa 579. Lathyrus latifolius 463. — pratensis 566. Lauderia 204, 208. — annulata 203, 210. — elongata 203. Leersia hexandra (50). Leocarpus 101. Leonotis Leonurus 178. Lepidium 73, 75. — sativum 73. Lepidotnorphum 182. Lepocinclis 87, 88. — acicularis 89. — Buetscklii 89. — fusiforiiiis 89, 95. — globosa 90. — globosa var. cylindrica 90. var. fitsiformis 90. — globulus .S8. — obtusa 90. — oyuwi 88, 89, 94. var. globulus 88. — — var. Steinii 89. — — var. striata 89. — . Macrocliloa 142. — ienacissima 142. Jüais 151. Malloinonas 93. — rfwiija 87. — — var. longiseta 87. Malva 453. — silvestris 128. Malveae Abutilinae 526. Mangifera 493. Marchantia 393. — polymorpha 380. Marica (91). Marsdenia tinctoria (182). Marsüia 394. Marsipposperunim 159, 160, l('i2, 165 — 169. — irractfe 159, 1(50, 163— ICiJ, 168, 170. — grandiflorum 159, 160, 163-166, 168. — ÄeicAfj 159-161, 165, 166, 168, 169. Mastopitora 183. ilia<. — Corallinae 183. — {Eumelobesia) coronata 183. — {Heteroderma) coronata 183. — decussata 191. — farinosa 183. — hildebrandioides 183. — inaequilatera 183. — Laminariae 183. — Lejolisii 183. — Notarisii 182. — Novae Zelandiae 183. — prototypus 183. — rosea 183. — {Heteroderma) zonalis 183. Melobesiae 180—182, 185, 186, 188, 410. Melosira 198. — arenaria 198, 200, 202. — ßorrerii 202. — distans 9;'). — granulata 93, 199, 200. — numinuloides 202. Mentha ibS. Merismopedium elegans 19. (19H) Verzeicliniss der Pflanzennanicn. Merismopediuiii (jidncuni HS. — tenuissimum 93. Mesocarpu8 380. Mesocena 92, 248, 252, 253, 255, 2(i9. — annulus 255. — binonaria 'Ibl. — hioctonaria 250. — circulus 257. — — var. apiculata 257, 270. var. stdlata 257. — crenulata 253, 255. var. lUodon 253, 255, 27^. var. dliptica 25B— 255. — diodon 255. — elliptica 255. — heptagona 25G. — hexagona 2.56. — nonaria 257. — octogona 25G. — octoradiata 269. — pentagona 256. — polymoiyha 255. — ■ — var. binonaria 257. var. bioctonaria 256. var. heptagona 253, 256. var. hexagona 253, 256. var. nonaria 253, 257. var. octogona 253, 256. var. pentagona 253, 256, 270. var. quadrangiila 253, 254, 256, 270. var. triangula 253—255, 270. — quadrangvla 256. — septenaria 25(). — spongolithis 2(19. — stellata 257. — stephanolithis 269. Mesosporangium 12. Mespilus 522. Mimetes cucullatum 177. — kirtum var. Orlhobaphes 177. Mimusops Elengi (179). — Scliiinperi (156). Mirabilis Jalapa (79). i- iW. longiflora (79). Modiola 522, 526, 527. — caroliniana b'li\ Monaster rete 254. Jionj/m (18), (32), (36). — fructigena (33). — variabilis (107), (108), (113), (114). Monoblepharis (48). Monotropa Hypopitys (2()). i/oose 384, 385. Mucor stolonifer (107), (111). Mycoidea 15. Myeorrhiza (27), (2S). Myxomycetm 533. Narciasen 34. Narcissus intermedius 463. — poeticus 96. — Tazetta 463. Navicula radiosa 93. — rhynchocephala 93. — viridis 9)'». Nemalionales 416. Nenialion multifidwin 416. iVeo«m (98—100), (101). — Mrfws auis (96), (97). Nicotiana glauca 1,79. — rustica + paniculata 219. iV/jors (65). MYe//ö 379, 383, 384. Niiop/iyltum 436 — punctatum 434, 439, 441. Nitzschia acicularis 93. — curvirostris var. delicatissima 93. — Pa/« 93. — paradoxa 198. — pungens var. atlantica 249. — sigina 93. — sigmoidea 93. iVosioc 19. 153, 155. — commune 153 — 156, 158. Nostocaceen 153. Nothoscordon 497. Nowakowskiella (149). Nylandcra 15. Nymphaea 424. — a/Aa 303, 306. Ochropsora Sorbi 397. Oedogonium 557 — 559, 561, 562, — africanum 559. — pusillum 559. — rufescens 557 — 563. — — siibsp. Lundeliii 562. — — subsp. Lundeliii f. oogoniis seriati» 557. — Virceburgense 557, 5(i0 — 563. Oedomyces leproides (147), (14S). Oenothera 43, 220, (77). Oenotheraceae 160. Oidium Tuckeri (49). Olpidiopsis (48). Onoctea 392. Verzeichniss der Pflanzennamen. (197) Oocystis 24. — lacustris 92, 95. — pelagica 92, 95. Opliiobolus (17). — herpotrichus (17). Opuntia vulgaris 493, 497. Orchis mascula 456. Orobus vernus 566, 567. Oscillaria princeps 158. Oscillatoria 19. Osmunda regalis f. if/iV/a 245. Oxafe (92). — crassicaulis 516, 517. Oxychloe 160. Palmella 24. Fandanus odoratissimus (179). Pandorina 94. — Morum 92. Panicum miliaceuiii (155). Papaver Rhoeas (87). Papaveraceen 473. Papilionaceen 567. Pnrastephanus cjuadrispinus 254. Paratympa7iuin octostyium 254. Parnassia 424. Patosia 160. Paullinia sorbilis 359. Pediastruiii 94- — Boryanum 92. — — rar. divergens 92, 95. — — var. longicorne 92. — duplex var. pulchrum 92. — integrum var. Braunianum 92, 95. — Kawraiskyi 92, 95. Pellia epip/iylla 3bO. Pelomyxa palustris 107, 114. Penicillium 52. — glaucum (107), (108). Pcnnisetum typhoideum (155). Pentadesma butyraceum (179). Peridermium Pini var. corticola (49). Peridineen 92, 91, 254. Peridiniuiii balticum 94. — catenatum 94. — divergens var. Levanderi 92. 94. — Levanderi 94. Periploca graeca 456. Perispermum 409, 410, 413, 416, 417, 419, 420. — hermaphroditum 410, 418, 419. Peristrophe 531. — angustifütia fol. var. 530, 532. Peronospora 54, 470, (49). — Fragariae (49). — gangliifijrmis (49). — parasitica 54, 55, (173). — viticola (49), Petroselinum sativum 337, 339. Pcfunia 572. — nyctaginiflnra + violacea (90). — violacea (90). Peziza sclerotiorum (34). Phacopsora 582. P/iöcus S7, 88. — anacoelus 88. — hispidulus 88. — longicauda 88. — moniliatus 88. — oüM«j var. cytindricits 88. — — var. glubulns 88. — pleuronecies 92. — pyrum 83, 94. — Stokesii 88. — striatus 88. — teres 89. Phalacroma 6. Phaseolus 45, 47, 481, (74). — multiflorus 36, 45, 47. — — var. coccineus 45, 46. — — + PA. vulgaris nanus (82). — rtö«Ms 310-312. — vulgaris 36, 45, 46, 57. — — var. nanus 46. Phegopteris Dryopteris 580 — 582. Phellomyces (18). — sclerotiophorus (IS). Pldlodendron (57). Phleum Boehmeri var. macranthum (45). PAo;na (30). — 5e;ae (16), (30), (31), (107), (108), (111). — Hennehergii (17). Pkormidium. ambiyuum 158. Phormium tenax 141. Phragmites arundinacea (49). — communis 572. Phycomyces (126). — ntVens (127). Pliycomyceten 171. P/iycopeltis 15. Pliylloplax 15. Phymatolitlion 181. P/iysalis 522. Pliysaraceen 101. Physarum 101. Physoderma (146)— (149). <19cS) Verzoiclmiss der Pflanzennamen. Physoderina Butomi (i48), (1+9). — lepruides (147), (150). — majus (145). — pulposuiit (145). Phytlto/i/ithora (18). — infestnns (IS). Picea 146-148. — excelsa 146, 149. Pilifiio, sta(fnalis 11. Päoselloidea (75). Piinpinella (149). Pinus 141, 146—149, 321, 323. — sUvestris 99, 139, 145, 146, 149, 316, 317, 393, 394. Pirus aiiiyijdalif'ormis (142). — communis 522, (142). — prunifolia 551. — salicifolia (142). Pisum 42, 45, 47, 75, 212. — arven>/vo rer-rt 295, 296. — ruhiivora 297 — 300. — Äortc/(« 295—297. — Tagananensis 297, 299. — Tanaceti 292—294. — Verbesinae 293-295, 299. Pucciniastruin 582, 583. — Epilobii 397. — üredinopsis 583. Verzeichiiiss der Pflanzeniiameii. (199) Palmonaria officinalis 566. Pyrrhosorus 437. Quassia africana (53). Quercus sessiliflora 139. Ramularia (34). Ranunculus 363, 364, 495. — bulbosii» 363. — Ficaria 363. — lanuginosus 363, 364. — repens 363, (49). Raphidium 22, 23, 92. — pyrogenum 91, 92. Rhinanthaceen 363. Rhizidium 560. Rhizobium Leguminosarum (12). Rhizoctonia (18). — iSo/«?u" (18). Rliizophidiuin 560. Rkizophoraceen (65), (70). Rliizosolenid 94. — a/öto -249. Rhodociiorton 68. Rhododendron hirsutum 566. Rhodoiiionas marina 94. ÜÄMS Cotinus 427. Robinia 325. — hispida 566, 567. — Pseudacacia 566, 567, (27). Rochea coccinea 178. — Äosa (39). — livida 4oB. Rostkovia 160. — (jraiidiflora 160. fio^e//a (48). i?///;m fruticosa 297, 300. — petiolaris 298, 299. Rahiaceae 149, 150. /i'-(A«s (39). Ruellia formosa (90), (93). — silvaccola (90), (93). Ramex acetosa (145), (146), (149). — arifolius (146), (149). — maritiinus (146), (149). — scutatus (150), (153). Ruscus 123. — aculeatus 122, 123. i?Meros«»n 337, 338, 519, 522. Soldanella 401. Sonchus 295, 296. — arvensis 295. — leptocephalus 295, 296. — oleraceus 295, 296. — paluster 295. — radicatus 296, 297, 299. (20U) Verzeichuiss der Fflauzeiuiamcn. Sonnenrosen 151. Sorbus 522. — Auciiparia 397, 4o4. Sorghum (155), (156). Sorosporiuiii Trientalis 363. Sphaernnthera 55, 5(>, 63, ö'^, 70, 404, 409, 412, 414. — decussata 192. Spkaerella basicola (17). — exitialis (17). Sphaeriacecn 467. Spliaerocysiis 340. Sphaeroplea 392. Sphaerotilus 291. — fluitans 290. Sphaerozyga os ciliar loides 19. Sphaerulina intermixta 430. Spinacea oleracea 329, 380. Spirodiniiün fissum 94. Spirogyra 373, OSO, (102). Spirophacus 88. Spondylomorum quaternarium 92. Sporodinin 54, 55. — grandis 51. Sporolithon 65, 180, 184—187, 409. — /no//e 272. — plychoides 272, 407. — f. durum 407. — f. mo//e 272. Sttturogeniella 16. — lunaris 16. Stellaria yraininea 433. — wj. Synura uvella 94. Syringa persica + vulgaris 216. Syzygiles inegalocarpus 52. Tabellaria 94. Taenioma perpusillum 69. Tanacetum vulgare (45). Taxus baccata 122. Tectona grandis 127. Terpsinoe 202. — musica 202. Testicularia (50). — Leersiae (50). Tetraedron limneticum 90. — — var. trifurcatum 90. Tetraspora 24. Teuer ium 567. — montanum 567. Tlialassiothrix longissiiua 249^ TAea chinensis 351, 357. Thecaphora aterrima 363. Thecopsura 582, 583. r%a (11). — Orientalin (26). ra/a 477. — argentea 424. Tordylium 141. — apulum 140. — maximuin 140. 2'o2^m 362—364. Verzeichniss der Pflnnzennaiaon (201) Tozzia alpina 362. Tracheloinonas hispida 92, — volvocina var. minima 92. Tradescantia 434, 572, 573. — zebrina 573, 578. Tragopogon 514, 555. — pratensis 514. TrentepohUa 14, 15. — onmta 13. Trianaea bogotensis 512. Triceratium 204, 208, 209. — Favus 206, 210. var. maxinia 209. — gründe var. septangulatain 209. — polygonum 209. — Rohertsianum 209. — Schmidtü var. pustulatum 209. Trichogloea 417. Trichophilus 15. Trichosphaeria 4(i7, 471. — parasitica 467, 468, 472. Trifulvum 73, 567, 588. — pratense 329, 330, 566, 567. — repens 566, 567. — sativum 73. Trigloc/iin 424. Trigonella foenum graecum (159). Triticum Spelt a (155). — turgidum (155). — vulgare (155). Tropaeolum 160. Tubulina 113. Tuburcinia Trientalis 363. Tulipa bbb. Ulotrichaceae 91. Ulothrix 13. — seriaia (48). Ulvella 15. Uredineen 292. Uredinopsis 578, 579, 583. . — Adianti 579. — fUicina 578, 579. — Pteridis 578. — Scolopendrii 579. — Struttiiopteridis 578. f/rerfo 582. — Aspidii 581. — Polyp odii 581. — Scolopendrii 579, 582. ürocystis Cepulae (50). Uroglena 86, 93. — radiata 87. — volvox 86, 94. Uroglenopsis 86. — americana 86. Uromyces 470, 582. Urophlyctis (7), (145)-(150), (152). — Kriegeriana (146), (147), (149), (151), (152). — leproides (147), (150)— (152). — mo;or (146), (149), (151), (152). — p«//)csa (146), (147), (149), (151), (152). — Rübsaameni (150), (152), (153). tV/ica 573, 576. Ustilagineen 362. Ustilago 468. Utricularia cornuta (58). Vanilla planifolia 361. Vaucheria 13. — geiiiinata 13. Veltheimia viridifolia 475 — 478. Venturia Straussii 471. Verbesina australis 294, 295, 299. — Siegesbeckia 295. TeroM/ca longifolia (79). F/cm i-aöa 236, 310, 330, (118). Vincetoxicum officinale (50). Fi^es (82). — vinifera (6). Volvox 558. — aureus 380. Watsonia Meriana 178. H^eirfe« (7). W''e/iec?ö! 15. Woro/uVia (48). Xanthoria parietina 8. Xanthosoma maximilianum 308. Zea 212. — iVa2/.s 211, 220, 227 - 229, 231, 572, (94). a/ia 214, 215. 5 '^^'^'^ + cf c^w^t«» 215. — — cyanea 214. — — cyanea ■\- vulgata 215. rf«/cis 214, 215. $ rf«/cis + cT a^'^a 215. — — leucoceras 214, 215. — — vulgata 214. Zizyphus (156). Ber. der deutsclien bot. Gesellsch. XIX. (14) Mitgliederliste. (Abgeschlossen am 20. A|»ril 1902). Ehrenmitglieder. Bornet, ]Jr. E., Membre ile rinstitiit de France in Paris, Quai de la Tournelle 27. Erwählt am 17. September 1884. Delpino, F., Professor der Botaiiik und Director des kgl. botanischen Gartens in Neapel. Erwählt am l.December 1898. Hansen, Dr. E. Chr., Professor und Director der physiologischen Ab- theilung des Carlsberg Laboratoriums in Kopenhagen. Erwählt am 24. September 1901. Hooker, Sir Jos., in The Camp, Sunningdale, Berkshire. (England). Er- wählt am 17. Se])tember 1883. Philipp!, Dr. R. A., jubilirter Director des Nationalmuseunis in Santiago (Chile). Erwählt am 21. September 1897. Treub, Dr. Melchior, Director des botanischen Gartens in Buitenzorg (Java) Brw^ählt am 24. September 1891. Vries, Dr. Hugo de, Professor der Botanik an der Universität in Amsterdam. Erwählt am 24. September 1891. Warming, Dr. Eugen, Professor der Botanik und Director des bo- tanischen Museums, Mitglied der königl. Akademie der Wissen- schaften in Kopenhagen. Erwählt am 24. September 1891. Woronin, Dr. IVI., ordentlicher Akademiker der kais. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, Wasilii OstrofF, 9. Linie, Haus 2, Wohnung 12. Erwählt am 17. September 1895. Correspondirende Mitglieder. Balfour, J. Bailey, Professor der Botanik an der Universität in Edinburg. Beccari, Odoardo, vordem Director des botanischen Gartens und botan. Museums in Florenz, z. Z. in Baudino bei Florenz, Villa Beccari. Mitgliederliste. ("203) Bonnier. Dr. Gaston, Professor der Botanik an der Universität in Paris. Bower, F. 0., Professor der Botanik an der Universität in Glasgow, Hillhead, 1. St. Johns Terrace. Christ. Dr. Hermann. Oberlandesoerichtsrath in Basel, St. Jacobstr. 9. Crepin. F., Director des botanischen Gartens, Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Brüssel, rue de l'Esplanade 8. Famintzln, A., emeritirter Professor der Botanik, Mitglied der kais. Akademie der AVissenschaften in St. Petersburg. Farlow, Dr. W. 6., Professor der Botanik an der Universität Cambridge, Mass. (Vereinigte Staaten). Grunow, A.. Chemiker in Berndorf bei Wien. Guignard, Dr. Leon, Professor der Botanik an der Ecole superieure de pharniacie, Mitglied des Institut de France, in Paris, 1 rue des Feuillantiiies. Henriques, Dr. J. A., Professor der Botanik und Director des bo- tanischen (Jartens in Coimbra (Portugal). King, Sir George, vordem Director des botanischen Gartens in Caicutta. Kjellman, Dr. G. R.. Professor der Botanik an der Universität in Upsala. Millardet, A., Professor an der Faculte des sciences in Bordeaux, rue Bertrand de Goth 128. Nathorst, Dr. Alfred G., Professor und Director des paläontologischen Museums in Stockholm. Nawashin, Dr. S., Professor der Botanik in Kiew. Oliver. Daniel, Professor der Botanik, Mitglied ■ der Royal Society in Kew bei London. Oudemans, Dr. C. A. J. A., emeritirter Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens, Redacteur des „Nederlandsch kruid- kundig Archief" in Arnhem. Renault, Dr. B., Aide-naturaliste de paleontologie vegetale am Museum d"histoire naturelle in Paris, 1 rue de la Collegiale. Rostrup, E., Lector an der Landbauhochschule in Kopenhagen. Saccardo, Dr. P. A., Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens in Padua. Thaxter, Dr. Roland, Professor des Botanik an der Harvard-Universität in Cambridge (Mass.), 7 Scott Str. - Van Tieghem, Ph., Professor der Botanik, Mitglied des Institut de France in Paris, 16 rue Vauquelin. Wittrock, Dr. V. B., Professor der Botanik und Director des botanischen Museums, Mitglied der königl. Akademie der Wissenschaften in Stockholm. (14*) (204) Mitgliederliste. Mitglieder '). Abromeit, Dr. Johannes. Privntdocent dor Rotaiiik an der Universität, Assistent am botanischen Garten in Königsberg i. Pr.. Koperiiikns- strasse lOA. Aderhold, Dr. Rudolf, Regiernngsrath im kaiserlichen Gesnndheitsaint zu Berlin, Charlottenburg, Schillerstr. 11 5/1 IG. Ambronn, Dr. H., Professor an der Universität und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der optischen Werkstätte von CARL ZeISS in Jena, Saalbahnstr. 88 Anderson, Dr. Alexander P., in New-York, City, Botanical Garden. Bronx Park. (U. S. A.). Andree, Ad., Ai)othekenbesitzer in Hannover, Scliiffgraben 36. Appel, Dr. Otto, Hilfsarbeiter für Botanik am kais. Gesundheitsamt in Charlottenburg, Schlossstr. 67 a. Arcangeli. Dr. Giovanni, Professor der Botanik und Director des bo- tanischen (rartens in Pisa. (Italien.) Areschoug, Dr. F. W. C, ehemaliger Professor der Botanik an der Uni- versität Lnnd, Mitglied der königl. Akademie der Wissenschaften in Stockholm, in Lund (Schweden). Arnold!, Dr. Wladimir, Privatdocent der Botanik an der Universität in Moskau. Merkanskaja 28. Artari, Dr. Alexander, Privatdocent der Botanik in Moskau, Kaiserliche Technische Hochschule, Deutsche Strasse. Ascherson, Dr. P., Professor der Botanik an der Universität in Berlin W., Bülowstr. .51, pt. Askenasy, Dr. Eugen, Professor der Botanik an der Universität in Heidelberg, Ploeckstr. 77. Bachmann, Dr. E., Professor, Oberlehrer an der Realschule in Plauen im Yoigtlande, Leissnerstr. 1. Bachmann, Dr. Hans, Professor -in Luzern. Baesecke, P., Apotheker in Marburg i. H., Am Rudolfplatze 3. Barnewitz, A., Professor am VON SALDERN'schen Realgymnasium in Brandenburg a. H., Havelstr. 14, IL Bartke, R., Oberlehrer an der Realschule in Schmalkalden. Weidebrunner Chaussee No. 8. Baur, Dr. Erwin, Assistent am zoologischen Institut in Kiel, Niemanns- weg 147. 1) Die ausserordentlichen Mitglieder sind mit einem * bezeichnet. Mitgliederliste. (205) Beck, Dr. Günther, Ritter von Mannagetta, Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens der deutschen Universität in Prag II, Weinberggasse 1965. Becker, H.. Dr. med. in Grahamstown (Südafrika), Die Duveneck. ^'Behrens. Dr. Joh,, Professor, Vorstand der grosserzogl. landwirthscliaft- lichen Yersuchsanstalt Augustenberg bei Grötzingen (Baden). Behrens, Dr. W. J., Redacteur der Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie, in Göttingen. Belajeff, W.. Professor der Botanik, Director der landw. Hochschule, Novo-Alexandria, Grouvernement Dublin. Benecke, Professor Dr. W., Privatdocent der Botanik, Botanisches Institut in Kiel. Berthold, Dr. 6., Professor der Botanik und Director des pflauzen- physiologischen Institutes in Göttingen. *Beyer, R., Professor, Oberlehrer in Berlin 0., Raupachstr. 13, I. Bitter, Dr. Georg, Assistent am botanischen Institut in Münster (West- falen). Blasius, Dr. Wilhelm, Geh. Hofrath, Professor und Director des herzog- lichen botanischen Gartens und des herzoglichen naturhistorischen Museums in Braunschweig, Gaussstr. 17. *Blezinger, Richard, Hofrath, in Crailsheim (Württemberg). Boergesen, Fr., scient. mag., Bibliothekar an der Bibliothek des botanischen Gartens in Kopenhagen. Oesterbrogade 18. Bohlin, Dr. Knut, in Stockholm, Ostgotagaten 35 a. Borzi, A., Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens und des pflanzenphysiologischen Instituts der königl. Universität in Palermo. (Italien.) Brand, Dr. Friedrich, Arzt in München, Liebigstr. 3, HL Brandes, W., Apotheker in Hannover, Prinzenstr. 12 a. Brandis, Dr. Dietrich, Professor in Bonn, Kaiserstr. 21. Braungart, Dr. R., Professor in München, Fürstenstr. US, 1. Brehmer, Dr. W., Senator in Lübeck, Königstr. 57. Brendel, R., Fabrikant botanischer Modelle in Grunewald bei Berlin, Bismarck-Allee 37. Brick, Dr. C, Assistent am Botanischen Museum, Leiter der Station für Pflanzenschutz, in Hamburg V, St. Georgskirchhof 6, I. Briosi, Dr. Giovanni, Professor der Botanik an der Universität und Director des Laboratorio crittogamico in Pavia. (Italien.) Bruns, Dr. Erich, in Barmen-Wichlinghausen, Weststr. 38. Bubak, Dr. Franz, Professor an der k. k. böhmischen technischen Hoch- schule in Prag, 1845, II. Buchenau, Dr. F., Professor, Director der Realschule am Doven Thor in Bremen, Contrescarpe 174. Bucherer. Dr. Emil, in Basel, Jurastr. 54. (•20()) Rlitgliedprliste. Burchard, Dr. 0., Vorstaiid Aw ;ii;i'ic.-botaii. Ycrsiiolisstiition und Sanieii- ])riifiiii^s- des Mnseums in Trondhjem in Norwegen. Freeman. W. 6., Imperial Department of Ag-riculture, Barbados (West- indien). Freyn, J., in Smichow bei Prag, Jungnninnstr. 3. Fritsch, Dr. Karl, Professor der Botanik und Vorstand des botanischen Laboratoriums an der Universität in Graz (Steiermark), Alber- strasse 19. Fuchs, Dr. Coelestin Anton, Pater am (lymnasium in Komotau (Böhmen). FünfstUck, Dr. Moritz, Professor der Botanik an der königlichen tech- nischen Hochschule in Stuttgart, Kernerstr. 29, 1. Fürnrohr, Dr. Heinrich, Yorstaud der botanischen Gesellschaft in Regensburg. Gaidukov, N. M., in St. Petersburg, Botanisches Institut der kais. Uni- versität, z. Z. in Berlin, NW., Dorotheenstr., Physiolog. Institut Garcke, Dr. Aug., Geh. Kegierungsrath, Professor der Botanik an der Universität, Gustos am königl. botanischen Museum, in Berlin SW., Gneisenaustr. 20. Gardiner, Walter M. A., F. R. S., Fellow and Bursar of Glare College in Cambridge (England), Hills Koad 45. *Geheeb, A., in Freiburg i. Br., Göthestr. 39, II. Geiger, Dr., Gymnasiallehrer in Landshut i. B., Annaberg 44. Geisenheyner, L., Gymuasialoberlehrer in Kreuznach. Gibson, Dr. R. J. Harvey. Professor der Botanik in Liverpool, Botanisches Institut, University College. Giesenhagen, Dr. Karl, Professor der Botanik an der Universität in München, Thorwaldsenstr. 17,1. Giessler, Dr. Rudolf, Custos am botanischen Institut in Leipzig, Sidonien- strasse 19. Gilg, Dr. Ernst, Privatdocent der Botanik an der Universität, Steglitz bei Berlin, Neuer königl. Botanischer Garten. Gjurasin, Stjepan, Dr., Professor am Mädchenlyceum in Agram (Croatien). Glück, Dr. Hugo, Privatdocent der Botanik und Assistent am botanischen Institut der Universität in Heidelberg, Brücken str. 18, I. Gobi, Dr. Chr., Professor der Botanik an der Universität in St. Petersburg, Wassilii Ostrow, Erste Linie, 54. Goebel, Dr. K., Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens, sowie des pflanzenphysiologischen Institutes in München, Friedenstr. 17. I. Goethart, Dr J. W. Chr., Conservator am Pveichsherbarium in Leiden (Niederlande), Ryn-Öchickade 78. . Mitgliederliste. (209) Golenkin, Dr., Privatdocent der Botanik an der Universität Moskau, Botanisches Institut der kaiserlichen Universität. Botanischer Garten. Goodaie, Dr. George Lincoln, Professor der Botanik an der Harvard- Universität in Cambridge, Mass. (Ver. Staaten). Graebner, Dr. P., Assistent am königl. botanischen Garten in Berlin, in Gross-Lichterfeide, Yictoriastr. 8. Gran, H., Docent in Bergen (Norwegen), Fiskeriundersögelsernes Labo- ratorium. Grosser, Dr. Wilhelm, Assistent am königl. botanischen Garten in Breslau, IX, Kreuzstr. 44b. Grube, Stadtgartendirector in Aachen. Grüss, Dr. J., Oberlehrer in Berlin N., Gartenstr. 177, IL Gurke, Dr. M., Custos am königl. botan. Museum zu Berlin in Steglitz bei Berlin, Rothenburger Strasse 10, IL Haberlandt, Dr. G., Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens in Graz, Elisabethstr. 16 a. Hallier, Dr. Hans. Assistent am Haniburgischen Botanischen Museum und am Botanischen Laboratorium für Warenkunde in Hamburg 24, Hohenfelder Str. 17 1. Hämmerle, Dr. J., Cand. an der Oberrealschule vor dem Holstenthor in Hamburg, Weidenstieg 11,11. Hanausek, Dr. T. F., k. k. Inspector und Professor in Wien YIL, Breite Gasse 5. Hannig, Dr. E., Privatdocent der Botanik, Assistent am botanischen Institut der Universität in Strassburg i. Eis., Botanisches Institut. Hansen, Dr. Adolf, Professor der Botanik, Director des botanischen Gartens in Giessen. Harms, Dr. H,, wissenschaftlicher Beamter der königlichen Akademie, in Schöneberg-Berlin, Erdmannstr. 3. Harper, R. A., in Madison, Wisc. (U. S. A ), 423 N. Carroll Street. Hartwich, Dr. C, Professor der Pharmakognosie am Polytechnikum in Zürich. Haupt, Dr. Hugo, in Dresden-A., Dürerstr. HO. Hauptfleisch, Dr. Paul, in Stuttgart, Bismarckstr. 34, 1. Haussknecht, C, Hofrath, Professor in Weimar. Heering, Dr. W., in Flensburg, Friesische Str. 55. Hegelmaier, Dr. Fr., Professor der Botanik in Tübingen, Olgastrasse 5. Hegi, Dr. in Zürich, II., Pianogasse 10. Heinricher, Dr. E., Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens der Universität in Innsbruck. Heinsius, Dr. H. W., in Amsterdam, Yondelkerkstraat 10. Herpell, Gustav, in St. Goar. (210) Mitgliederliste. ■n Hesse, Dr. Rud., Director der iiiiidwirtliscliaftliclieii Winterscliulo in Marburg i. H„ Hjiif'üsserthor Jl). Hesselmann, H., liicentiat der Philosophie, in Stockholm, Högskola. Heydrich. F.. Kcntncr in Wiesbaden, Parkstr. 20. Hieronymus, Dr. Georg, Professur, Custos am botanischen Mnseuni zn lierlin, in Schöneberg bei Berlin, Hauptstr. 141. Hildebrand, Dr. F., Geh. Hofrath, Professor tier Botanik und Director des botanischen Gartens in Freiburg in Baden. Hinneberg, Dr. P., in Aliona-Ottensen, Flottbeker Chaussee 29. Hinze, Dr. G.. in Kiel, Ilospitalstr. 28, IL Hiitner, Dr., Regierungsrath am kaiserl. Gesundlieitsamt zu Berlin. NW. Hobein, Dr. M., Chemiker in München, Gabelsbergerstr. Tüa. Hock, Dr. Fernando. Oberlehrer in Luckenwalde. Breite Strasse 12/13. *Hoffmann, Dr. Ferd., Oberlehrer in Charlottenburg. Spandauer Strasse 6. Höhnel, Dr. Fr., Kitter von, Professor an der technischen Hochschule in Wien IV., Karlsplatz 18. Holtermann, Dr. Carl, Privatdocent der Botanik und Assistent am bo- tanischen Institut der kgl. Universität in Berlin NW., Dorotheen- strasse 5. Holzner, Dr. G., Professor a. D. in München, Louisenstr. 39, III. *Horn, Paul, Apotheker in Waren (Mecklenburg). Hunger, Dr. F. W. T., Botanisclier Garten in Buitenzorg (Java). Jaap, 0., Lehrer in Hamburg-Borgfelde, Henrietten-Allee 8. Jaczewski. Arthur von, Vorsteher des pathologisclien Laboratoriums am kais. botanischen Garten in St. Petersburg. Jahn, Dr. Eduard, in Berlin NW.. Spenerstr. 22. Jensen. Hjalmar, in 's Lands Plantentuin in Buitenzorg (Java). Jentys. Dr. Stephan, in Krakau, Batorego 22. Johannsen, Dr. W. J., Lector der Pflanzenphysiologie au der königl. landwirthschaftlichen Hochschule und Vorstand des pflanzen- physiologischen Laboratoriums in Kopenhagen. Jones, Charles E., B. Sc, Royal College of Science, South Kensington, London SW. Jönsson, Dr. Bengt, Professor der Botanik und Director des morpho- logisch-biologischen Museums in Lund (Schweden). Jost, Dr. Ludwig, Professor der Botanik in Strassburg i. Eis., Ruprechtsau, Adlergasse 12. Issatschenko, Boris, Directorgehülfe am bacteriologischen Laboratorium des Ministeriums für Ackerbau in St. Petersburg, Aptekarskii- Prospekt 14. Istvanffi, Gyula von (Schaarschmid, J.), Director des königl. ungarischen^ ampelologischen Institutes in Budapest I., Attila utca 10, III. Mitgliederliste. (" 1^ ' ) Kabät, Jos. Em., Zuckerfubriksdirector in Welwarn in Böhmen. Karsten, Dr. George, Professor der Botanik in Bonn, Botanisches Institut der Universität, Arndtstr. '20. Katitsh. Danilo, Gymnasialoberlehrer in Kragujewatz (Serbien). Keller, Dr. Robert, Rector in Winterthur, Frollstr. 32 (Schweiz). Kienitz-Gerloff. Dr. F., Professor in Weilburg, Re,i;.-Bez. Wiesbaden. Kirchner, Dr. 0., Professor der Botanik an der landwirthschaftlichen Akademie in Hohenheim bei Stuttgart. Klebahn, Dr. H., in Hamburg 13, Hoheluftehaussee 130. Klebs, Dr. Georg, Professsor der Botanik und Direetor des botanischen Gartens in Halle a. S. Klein, Dr. Edmund. Profes.sor in Diekirch in Luxemburg. Klein, Dr. JuL Professor am königl. ungarischen Josephs-Polyteclmicum in Budapest. Klein, Dr. Ludwig, Professor der Botanik, Direetor des botanischen Gartens, des botanischen und des bacteriologischen Institutes und der landwirthsch.-botau. Yersuchsanstalt an der technischen Hoch- schule in Karlsruhe in Baden, Kaiserstr. '2 (Botanisches Institut). Klemm, Dr. P.. in Gautzsch bei Leipzig, Bauverein. Kneucker, A , Kedacteur der Allgemeinen botanischen Zeitschrift in Karlsruhe i. B., Werderplatz 48. Kny, Dr. L., Geheimer Regierungsrath, Professor der Botanik, Direetor des ])flanzenphysiologischen Institutes der Universität und des botanischen Institutes der königl. landwirthschaftlichen Hoch- schule zu Berlin, Wilmersdorf bei Berlin, Kaiser-Allee 92 — 93. Koch, Dr. Alfred, Professor, Direetor des landwirthschaftlich-bacterio- logischen Institutes an der Universität Göttingen, Herausgeber des Jahresberichtes über die Fortschritte in der Lehre von den Gärungsorganismen, in Göttingen, Sehildweg L3. Koch, Dr. Erwin, Apothekenbesitzer in Pfullingen (Württemberg). Koch, Dr. L, Professor der Botanik in Heidelberg. Sophienstr. 25. Koehne, Dr. E.. Professor, Redacteur des „Botanischen Jahresberichtes" in Friedenau bei Berlin, Kirchstr. 5. Kohl, Dr. F. G., Professor der Botanik und Redacteur des „Botanischen Centralblattes" in Marburg i. H., Renthofstr. 12. Kolkwitz, Dr. Richard, Privatdocent der Botanik an der kgl. Universität und an der kgl. Landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin, wissenschaftliches Mitglied der kgl. Versuchs- und Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Abwässerbeseitigung, in Charlottenburg, Schillerstr. 75. Körnicke, Dr. Max, Assistent am botanischen Institut der königl. Uni- versität in Bonn, Bonner Thal weg 45. Korscheit, Dr. P., Oberlehrer am königl. Realgymnasium in Zittau i. S., Schillerstr. 16. (212) Mitplieflerliste. ''Koster, A.. Apothokcr in Bitburg. K(\ij;.-Bez. Trier. Krasser, Dr. Fridolin, Privatdocent Aer Botanik in Wien I, Burgring 7 (Botanische Abtheilung). Kraus, Dr. C, Professor an der technischen Hochschule in München, Ivuisenstr. 45, I. Kraus, Dr. Gregor, Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens in Würzburg. Krüger, Dr. Friedrich, Hilfsarbeiter im kaiserlichen Gesundheitsamt, in Berlin NW., Platz am Neuen Thor 1. Kruli, Rudolph, Apotheker in Breslau, Gneisenauplatz 9. H. Kuckuck, Dr. Paul, Gustos für Botanik an der königl. })iologischen Anstalt auf Helgoland. Kuegler, Dr., Marine-Oberstabsarzt 1. Kl. a. D. in Berlin W., Lützow- strasse 6, pt. Kühn, Dr. Jul., Geh. Oberregierungsrath, Professor der Landwirthschaft und Director des landwirthschaftlichen Institutes der Universität in Halle a. S. '"Kündig, Dr. J., Docent an der Universität in Zürich, lY, Scliönbühl- strasse 14. Kuntze, Dr. Otto, in San Remo (Italien), Ailla Girola. Kurtz, Dr, Fritz, Professor der Botanik und Director des botanischen Museums an der Universität und Mito-lied der Academia nacional de ciencias in Cördoba (Argentinische Republik). Küster, Dr. Ernst, Privatdocent der Botanik an der Universität in Halle a. S., Botanisches Institut im königl. botanischen Garten, Bismarckstr. 2. Lagerheim, Dr. G., Professor der Botanik an der Universität und Director des botanischen Institutes in Stockholm, N., Stockliolms Högskola. Lakowitz, Dr. C, Oberlehrer in Danzig, Brabank 8. Landauer, Robert, Privatier in Würzburg, Sanderring 24. Lang, William H., Assistant in Botany an der Universität Glasgow, 10 Fedburgh Gardens, Kelvenside, N. (Schottland) Lauterbach, Dr. C, Rittergutsbesitzer auf Stabelwitz bei Deutsch-Lissa. Laux, Dr. Walther, A])othekenbesitzer in Berlin C, Prenzlaner Str. 45 a. Lehmann, E., stud. phil., in Dresden-Blasewitz, Striesener Str. 27. Leisering. Dr. Bruno, stellvertretender Assistent am botanischen Institut der Universität, in Pankow bei Berlin, Breite Strasse 31. Lemcke, Dr. Alfred, Assistent an der land^Yirthschaftlichen Versuchs- station in Königsberg i. Pr.. Köttelstr. 11. Lemmermann, E., Seminarlehrer, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Städtischen Museum in Bremen, Mecklenburger Str. 27. Liebenberg, Dr. Ad. Ritter von, k. k. Hofrath, Professor an der Hoch- schule für Bodencultur in Wien XIX, Hochscliulstr. "24. Mitgliederliste. (213) *LleraUj Dr. Max, Oberlehrer in Danzig, Sperlingsgasse 18/19. 'Limpricht, 6., Oberlehrer an der ev. Kealschule IL in Breslau, Palin- strasse 29. Lindau, Dr. Gustav, Privatdocent der Botanik, Gustos am königl. bo- tanischen Museum, in Berlin W., Grunewaldstr. 6/7. Lindemuth, H., königl.. Garteninspector und Docent an der königl. land- wirthschaftlichen Hochschule in Berlin NW. 7, Dorotheenstrasse, Universitätsgarten. Lindner, Dr. Paul, Professor in Berlin N. 65, See- mid Torfstrassen-Ecke, Institut für CTährungsgewerbe. Linhart, Dr. Georg, Professor an der königl ungarischen landwirth- schaftlichen Akademie in Ungarisch-Altenburg. Linsbauer, Dr. Karl, Assistent am pflanzenphysiologischen Institute der k. k. Universität in Wien XIX, Hartäckerstr. 26. Loesener, Dr. Th., Assistent am königl. botanischen Museum in Berlin^ in Steglitz, Humboldtstr. 18. Loew, Dr. E., Professor in Berlin SW., Grossbeerenstr. 67, III. London, S., in Breslau, Kaiser Wilhelm-Str. 13. Lopriore, Dr. Guiseppe, Professor an der Reale Scuola di Enologia in Catania (Sicilien). Luerssen, Dr. Chr., Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens in Königsberg i. Pr. IVIac-Leod, Professor der Botanik und Director des botan. Gartens in Gent (Belgien). MaC'Owan, P., Professor, Cape Government Herbarium, Agricultural Department, in Kapstadt (Südafrika) Burg-Street. Magnus, Dr. P., Professor der Botanik an der Universität in Berlin W., Blumes Hof 15. Magnus, Dr. Werner, in Berlin W., Am Carlsbad 3. Maire, R., Preparateur de la Faculte des sciences de TUniversite de Nancy. Malkoff, Konstantin, aus Sofia, z. Z. in Göttingen, Landwirthschaftliches Institut. Mankiewicz, Dr., Apothekenbesitzer und Medicinalassessor in Posen. Marloth, Dr. Rudolf, in Kapstadt (Süd- Afrika), P. O. box 359. Marshall-Ward, H., D. Sc, F. R. S., Professor der Botanik an der Uni- versität in Cambridge, 11 Cranmer Read (England). Marsson, Dr. Maximilian, in Berlin W., Neue Winterfeldstr. 20. Mattirolo, Dr. 0., Professor der Botanik und Director des königlichen botanischen Gartens in Turin, AI Valentine. Matz, Dr. A., Oberstabs- und Regimentsarzt des Fussartillerie-Regiments Encke in Magdeburg, Mittelstr. 7. Mäule, Dr. C, Professor am Gymnasium in Schwäbisch-Hall. (214) Mitsiiedorliste. Meyer. Dr. Arthur, Profes.sor der Botanik und Diroctor des botanischen (jlartens in Marburg in Hessen, Rentliofstr. 10. Mez, Dr. C Professur der Botanik in Halle a. S., Botanisches Institut. Miehe, Dr. Hugo, Assistent am hotanisclien Institute in Leipzig, Klisen- strasse 19. 111. "^Migula, Dr. W.. Professor der Botanik an der technischen Hochschule in Karlsruhe in Baden, Kudolfstr. 14. Mikosch, Dr. C, Professor an der technischen Hochschule in BrUnn. Mikulowski-Pomorski, J., Professor der Agricultur-Akademie, Director der landwirthschaftlichen Versuchsstation in Dublany bei Leniberg. Miliarakis, Dr. S., Professor an der Universität in Athen, Rue Didot 12 A. Minks. Dr. Arthur, Arzt in Stettin, Luisenstr. 14/15, H (Rossmarkt- Ecke). Mitschka, Dr. Ernst, T.elirer in Prag, Taborgasse 1830. Miyoshi, Dr. Manabu. Professor der Botanik an der kaiserlichen Uni- versität zu Tokio, Botanisches Institut der Universität. Möbius, Dr. M., Professor in Frankfurt a. M., Botanischer Garten, Grüne- hao'weo- 34. Möller, Dr. Alfred, königl. Forstmeister und Professor an der königl. Forstakademie in Eberswalde. Moeller. Dr. Herrn., Professor der Botanik in Greifswald, Brinkstr. 75. *Moeller. J. D., Präparator für Mikroskopie in Wedel in Holstein. Moewes, Dr. Franz. in Berlin SW., Blücherstr. 7. *Möhring, Dr. W., Oberlehrer in Schöneberg bei Berlin, Eiseuacher 8tr. 43. Molisch, Dr. Hans, Professor der Anatomie und Physiologie der Pflanzen und Vorstand des pflanzeuphysiologischen Institutes an der deut- schen Universität in Prag II, Weinberggasse 3a. *Mülberger, Dr Arthur, ]nakt. Arzt und Oberamtsarzt in Crailsheim in Württemberg. Müller, Dr. Carl, Professor, Docent für Botanik an der kgl. technischen Hochschule und Privatdocent der Botanik an der kgl. landwirth- schaftlichen Hochschule zu Berlin. Secretär der D. B. G., Wild- park bei Potsdam, Victoriastrasse 30 a. Müller, Dr. Julius, in Pommerswitz (Schloss), Prov. Schlesien. Müller, Dr. Otto, Schatzmeister der D. B. G., in Tempelhof bei Berlin, Blumenthalstr. 1. MUller-Thurgau, Dr. Herm., Professor und Director der deutsch-schweize- rischen Versuchsstation und Schule für Obst-, Wein- und Garten- bau in Wädensweil bei Zürich. Muth, Dr., in Durlach (Baden), Karlsruher Allee 11. Nathansohn, Dr. Alexander, in Leipzig, Lampestr. 3. Neger, Dr. F. W., Gustos am königl. botanischen Museum, Privatdocent an der kgl. Universität in München, Karlstr. 29. Mitgliederliste. (215) Nemec, Dr Bohumil, Privatdocent der Botanik an der k. k. böhmischen Universität in Prag, Slupy. Nestler, Dr. A., Universitätsprofessor, Privatdocent der Botanik, In- spector der k. k. Untersuchungsanstalt für Lebensmittel an der deutschen Universität in Prag, Kgl. Weinberge, Manesgasse 6. Nevinny, Dr. Joseph, Professor in Innsbruck. Niedenzu, Dr. F.. Professor am Lyceum Hosianum in Braunsberg in Ost- preussen. Nobbe, Dr. F., Geheimer Hofratli, Professor der Botanik und Director des forstakadeniischen Gartens in Tharand. Noil, Dr. F., Professor der Botanik an der landwirthsch. Akademie und ausserordentl. Pi ofessor au der Universität in Bonn, Niebuhrstr. 53. Nordhausen, Dr. Max, Assistent am botanischen Institut der kgl. Uni- versität in Kiel, Bruuswiker 8tr. 16,11. Oliver. Francis Wall, Professor der Botanik an dem University College in London, "i the Yale, Chelsea, S. AV. Olimanns, Dr. Friedrich, Professor der Botanik, Redacteur der Botan. Zeitung IL, in Freiburg i. B., Belfortstr. 26. Orth, Dr. A., Geheimer Eegierungsrath, Professor und Director des agronomisch-pedologischen Institutes der königl. landwirthschaft- lichen Hochschule in Berlin SW.. Anhaltstr. 13,1. ^Osterwald, Carl. Professor am Lessinggymnasium, in Berlin NW., Spener- strasse 35. Otto, Dr. Richard, Lehrer der Chemie und Leiter der chemischen Ab- theilung der Versuchsstation am königl. pomologischen Institut zu Proskau (Ober-Schlesien). Palla, Dr. Eduard, in Graz, Schubertstr. 21, Botanisches Institut. Pammei, L. H., M. 8., B. Agr., Professor der Botanik an dem lovra College of Agriculture in Arnes, Iowa (U. S. A.j, Pax, Dr. Ferdinand. Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens in Breslau. Pazschke, Dr. 0., in Leipzig-Reudnitz, Heinrichstr. 35. ^Peckolt, Dr. Gustav, in Rio de Janeiro. Peckolt, Dr. Theodor, Apotheker in Rio de Janeiro, Rua da Quitanda 159. Peirce, Dr. George James, Assistant Professor of Botany and Plant Physiology an der Leland Stanford Junior University in Palo Alto bei San Francisco in Californien (U. S. A.). Pentz, Carl, Besitzer der Sonnen-A])otheke in Hannover, Runde Str. 20. Penzig, Dr. Otto, Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens in Genua. Corso Dogali Nr. 1. Perkins, Dr. Janet, z. Z. in Berlin. W., Fürther Str. IIa. (216) Mitgliederliste. Perring, W., Inspcctor »les köiiigl. hotmiischeii (iartens in Berlin W.. Potsdamer Strasse 75. Peter, Dr. A., Professor der Botanik und Director des botanischen (iartens in Göttingen, Untere Karspüle '2. Pfeffer, Dr. W., Geh. Hofrath, Professor der Botanik und Director des botanischen Institutes und botanischen Gartens in Leipzig. Pfitzer, Dr. E., Geh. Hofrath, Professor der Botanik und Director des botanischen Institutes und botanischen Gartens in Heidelberg. Philippi. Federico, Professor der Botanik, Director (Ud Museo National in Santiago (Chile). *Phillips, W. Reginald, M. A., D. Sc, Professor am University College in Bangor (Wales), England. Pilger, Dr. R, in Charlottenburg, Hardenbergstr 37. Pirotta, Dr. R., Professor der Botanik und Director des königl. bo- tanischen Institutes in Rom, Panisperna 89 B Portheim. Leopold Ritter von, in Wien VII, Burggasse 100a. Potonie, Dr. H., Professor, Landesgeologe, Eedacteur der „Xatur- wissenschaftlichen Wochenschrift" in Gross- Lichterfelde-West, bei Berlin, Potsdamer Strasse 35. Potter, M. C. M. A , Professor of Botany am Durham College of Science in Newcastle upon Tyne, 14 Highbury, AVest Jesmond. Puriewitsch, Dr. Konstantin, Professor der Botanik an der Universität Kiew, Botanisches Institut (Eussland). Quedenfeld, Ludwig, städtischer Lehrer in Berlin, in Gross-Lichterfelde. Riuo-str. 54. "O" Raatz, Dr. Wilhelm, an der Zuckerfabrik Klein-Wanzleben bei Magdeburg. Raciborski, Dr. M. von, Professor der Botanik und Director des bo- tanischen Gartens an der landwirthschaftlichen Akademie in Dublany bei Lemberg (Oesterreich). Radlkofer, Dr. L., Professor der Botanik, Vorstand des königlichen botanischen Museums (Herbariums), Mitglied der Akademie der Wissenschaften in München, Sonnenstr. 7, 1. Rehder, A., Arnold Aboretum, Jamaica Piain, Mass. (U. S A) 4 Harris Ave. Reiche, Dr. Carlos, Chef der botanischen Section des Museo Nacional in Santiago (Chile), ca. 2105. Adresse für Deutschland: Wilhelm Boree, Dresden, Ludwig Richter-Str. 5,1. Reinhardt, Dr. M. Otto, Privatdocent der Botanik in Berlin N., Elsasser Strasse 31, Portal IL *Reinitzer, Friedrich, Professor an der technischen Hochschule in Graz (Steiermark). Reinke, Dr. Joh., Geheimer Regierungsrath, Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens in Kiel. Düsternbrook 17. Mitsrliederliste. 'ti (217) Reinsch, Dr. P. F., in Erlangen. *Richter, Dr. P., Oberlehrer in Lübben in der Lausitz. Richter. Paul, Oberlehrer in Leipzig, Thalstr. 12b, Richter, Oswald, stud. phil., Assistent am pflanzenphysiologischen Institut der Deutschen Universität in Prag, IL Weinberggasse. RIemerschmid, Anton, in Pasing bei München. Rikli, Dr. Martin, Privatdocent und Couservator der botanischen Samm- lungen am eidgenössischeu Polytechnikum in Zürich 1\ (Unter- strass), Alte Beckenhofstr. (i4, IL Rimbach, Dr. A., per Adr. Dr, J. Vaquero Davila in Guayaquil (Ecuador). Rodewald, Dr. Herrn,, Professor und Director des Landwirthschaftlichen Institutes in Kiel, Bartels-Allee 20. Rompel, Dr. Josef, S. .1., Professor der Naturgeschichte am Jesuiten- gymnasium zu Feldkirch (Yorarlberg). Rosen, Dr. Felix. Professor der Botanik und Assistent am pflanzen- physiologischen Institut der Universität in Breslau, Marienstr. 19. Rosenberg, Dr. 0., Privatdocent der Botanik an der Universität in Stockholm, Odengatan 70. Ross, Dr. H,, Gustos am königlichen botanischen Garten in München, Volkartstr. 14, IL Rössler, Dr. Wilhelm, Oberlehrer in Charlottenburg, Rosinenstr. 13 a. Rostowzew, Dr. S., Professor der Botanik in .Moskau, Petrowskoe- Rasumowskoe (Landwirthschaftliches Institut). *Roth, Dr. Ernst, Bibliothekar der königlichen Universitätsbibliothek in Halle a. S., Schillerstr. 10. Rothert, Dr. Wladislaw, Professor der Botanik an der Universität in Charkow (Russland). Ruhland, Dr. W., in Berlin N,, Schönhauser Allee 164. Rumm, Dr. C, in Stuttgart. Schlossstr. 83, lY. Russow. Emma, verwittwete Frau Professor, in Dorpat. Ruthe, R,, Kreisthierarzt in Swinemünde.' Saccardo, Dr. P. A., Professor der Botanik in Padua, Sadebeck, Dr. R., z. Z. auf Reisen; gef. Adresse Berlin, W., Grunewald- Strasse 6/7. Saida, Dr. Kotaro, Professor der Botanik in Tokio (Japan). Saupe, Dr. A., in Dresden, Kyffhäuserstr. 17. Schaible, Dr. F., in Esslingen. Schellenberg, Dr. H. C, in Zürich, Hofstr. 40. Schenck, Dr. Heinrich, Professor der Botanik an der Technischen Hocli- schule und Director des botan. Gartens in Darmstadt, Nicolaiwey- 6. Scherffel. Aladär, in Iglö, Zips, Ober-Ungarn. Schiffner, Dr. Victor, ausserordentlicher Professor der systematischen Bo- tanik an der k. k. deutschen Universität in Prag II, Weinberggasse ö. Ber. der deutschen bot. Gesellsch. XIX. /15) (218) Mitgliederliste. "fi Schilling. Di". Aug. Jg., Privat(lo(M'iit mi dor toohTiischoii Hocliscliule in Diiniistadr. wohnhaft in Grossgerau. Schinz, ])r. Hans, Professor der Botanik an der Universität und Director des botanisclien Gartens und des botanischen Museums der üni- A^ersität in Zürich V, Seefeldstr. 12. Schlechter. Rudolf, Afrikareisender und botanischer Sammler, z. Z. in Westafrika. Schmidt, Dr. Bernhard. Privatdocent und Assistent am botanischen In- stitut in Tübingen, (Irabenstr. 29. Schmidle. W., Professor in Mannheim S. 6, 21. Schmidt, i)v. Aug., Professor, Grymnasialoberlehrer in Lauenburg I. P. *Schmidt, Dr. J. A., emer. Professor der Botanik in Horn bei Hamburg-, Jjandstr. (iö. Schober, Dr. Alfred, Professor und Schulinspector in Hamburg -Eilbeck. Pa])enstr. öO. *Schönland, Dr. S., Curator of the Albany Museum in Grahamstown, Südafrika. Schorler, Dr. Bernhard, Institutslehrer und CUistos am Herbarium der königl. technischen Hochschule in Dresden, Haydnstr. 5, III. Schostakowitsch, Dr. Wladimir, Gustos am Museum in Irkutsk (Eussland). Schottländer, Dr. Paul, in Wessig bei Klettendorf-Hartlieb. Schrenk, Hermann von, B. S., A. M., Ph. D., Instructor of Cryptogamic ßotany an der Shaw School of Botany in St. Louis, Mo. (U. S. A.). Schröder. Dr. Bruno, in Breslau VII, Sadowstr. 88, II. Schrodt, Dr. Jul., Professor, Director der YII. Kealsclmle in Berlin SO. 26. Mariannenstr. 47, IL Schröter, Dr. C, Professor der Botanik am Polytechnikum in Zürich, Hottingen-Zürich, Merkurstr. 70. Schübe, Dr. Theodor, Professor, Oberlehrer in Breslau, Forckenbeck- strasse 10. Schultz, Rieh., Oberlehrer in Sommerfeld, Pförtnerstr. 13. Schulz, Dr. A., Privatdocent der Botanik in Halle a. S., Albrechtstr. lO. Schulze. Max, in Jena, Zwätzengasse 14. Schumann, Dr. Karl, Professor und Custos am königl. botanisclien Museum in Berlin, Privatdocent an der Universität, Berlin W. 30, Neue ßayreutherstr. 12. Schutt, Dr. Franz, Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens und Museums in Greifswald. Schwabach, Frau Elise, in Berlin, W., Am Carlsbad 1 A. Schwacke, Dr. Wilhelm, Lehrer der Botanik an der Schule für Phar- macie in Ouro Preto (Provinz Minas Geraes) in Brasilien. Schwarz, Dr. Frank, Professor der Botanik an der Forstakademie in Eberswalde. Schweinfurth, Dr. Georg, Professor in Berlin W.. Potsdamer Strasse 75 a. Mitgliederliste. (219) Schwendener, Dr. S., Geheimer Eegieruiig'8ratli, Professor der Botanik und Director des botanischen Institutes der Universität, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, in Berlin W., Matthäikirchstr. 28. Scott. Dr. D. H., F. R. S., Honorary Keeper of the Jodrell Laboratory, Royal Gardens, Kew, one of the Editors of the Annais of Bo- tany, Old Palace, Richmond. 8urrey (England). Seckt, Dr. Hans, Assistent am pfianzenpliysiologischen Institut der Universität und am botanischen Institut der kgl. landwirthschaft- lichen Hochschule, Berlin W., Gossowstr. 10. Seemen, 0. von, Rittmeister a. D., in Berlin W., Potsdamer Strasse 110. Senn, Dr. Gustav, Privatdocent der Botanik an der Universität in Basel. Simon, Dr. Friedrich, in Frankfurt a. IVI., Schwarzburgstr. 86. Simon, Siegfried, stud. phil., in Leipzig, Sternwarteustr. 42, IL Singer, Dr. Max, Professor am Deutschen Gymnasium in Prag. König- liche Weinberge. Solereder, Dr. Hans, Professor der Botanik in München, z. Z. in Er- langen, B(»tanisches Institut der Universität, Bismarckstr. 8. Solms-Laubach, Dr. H. Graf zu, Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens, Redacteur der „Botan. Zeitung" in Strass- burg i. Eis., Botanischer Garten. Sonder, Dr. Chr., in Oldesloe (Holstein). Sonntag, Dr. P., an der Oberrealschule St. Petri und Pauli in Danzig, Langfuhr, Marienstr. 27, IL Sorauer, Dr. Paul, Professor, Redacteur der. „Zeitschrift für Pflanzen- krankheiten", in Schöneberg bei Berlin, Apostel-Paulus-Strasse 23. Spiessen, Freiherr von, köuigl. Forstmeister in Winkel im Rheingau. Stahl, Dr. A., in Boyamon auf Puerto-Rico. Stahl, Dr. Ernst, Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens in Jena. Stameroff, Kyriak, Privatdocent der Botanik an der Universität zu Odessa, Puschkinskaja Strasse, Haus Pitkis, No. 10, Wohnung 15. Staub, Dr. Moriz, königk Rath, Professor am Uebungsgymnasium des königlichen Seminars für Lehramtscandidaten der höheren Lein*- anstalten in Budapest YII, Kerepeser Strasse 8. Steinbrinck. Dr. C, Professor am Realgymnasium in Lippstadt. Steinvorth. H., Oberlehrer a. D., in Hannover, Grosse Aegidienstr. 20, Strasburger, Dr. Ed., Geh. Regierungsrath, Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens in Bonn. *Strauss, H. C, Obergärtner am königl. botanischen Garten in Berlin W.. Potsdamer Strasse 75. • • Svedelius, Dr. Nils Eberhard, in Stockholm, Floragatan 16. Tangl, Dr. Ed., Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens in Czernowitz (Oesterreich), Seminargasse 1. (15*) (2'2i)) Mitgliederliste. Tansley, A. G., Assistant in tlic Botaiiical De])artnioTit at tlic üiiivor.sity Colleg-o, in London W.C. (ircat Rüssel Stroet ÖO. Ternetz. Fräulein Dr. Charlotte, in Basel, Fcldljorgstr. 118. Thiele, Dr. Rudolf, in Halle a, S., (licbiclionstein, Wittekindstr. 9a. Thomas, Dr. Fr.. Professor, Oberlehrer am herzoglichen GYniuasiuiii (ik^ichense in Ohrdruf. Thoms, Dr. Hermann, Professor der Chemie au der königl. Universität in Berlin NW.. Rathenower Strasse 5. Thost. Dr. R., Verla,i>sbuchhändler in Berlin SW., Des.sauer Str. 29. Privatadresse : Gross-Lichterfelde bei Berlin, Potsdamerstr. 43. Tischler, Dr. Georg, in Heidelberg. (Jaisbergstr. 19. Tobler, Dr. Friedrich, in Berlin, W., Kurfiirstendamm 25, z. Z. Neapel, Stazione zoologica. Toni, Dr. G. B. de, Laureat de Tlnstitut de France, Herausgeber der ,,iNuova Notarisia", in Padua, Via Rogati 2236 (Italien). Trail, Dr. James W. H., F. R. S., Professor der Botanik an der L'ni- versität Aberdeen in Old Aberdeen, High Street 71 (Schottland). *Troschel, Dr. Innocenz, Verlagsbuchhändler in Berlin W., Augsburger Strasse 4/5, part. Trow, Dr. A. H., Lecturer in Botany am University College of South- Wales and Monmouthshire in Cardiff (England). Tschirch, Dr. Alexander, Professor der Pharnuikognosie, pharmaceutischen und gerichtlichen Chemie, Director des pharmaceutischen Insti- tutes der Universität in Bern. Tubeuf, Dr. Carl, Freiherr von, Regiernngsrath, Professor der Botanik. München, Amalienstr. 67. Uhlworm, Dr. Oskar, Bibliothekar, Redacteur des „Ceutralblattes für Bacteriologie und Parasitenkunde" in Berlin W., Schaperstr. 2/3. L Ule, Dr. Ernst, botanischer Forschungsreiseuder, in JVIanäos, Consulado allemdo. Urban, Dr. Ign., Professor, Unterdirector des botan. Gartens und botan. Museums zu Berlin, Redacteur von „MaeTII Flora Brasiliensis, in Friedenau bei Berlin, Sponholzstr. 37. Ursprung, Dr. Alfred, in Basel, Kornhausgasse 1(5. Valckenler Suringar, Dr. J., in Wageningen (Holland). Vöchting, Dr. H., Professor der Botanik und Director des botanischen Grartens in Tübingen. VogI, Dr. August E., Ritter von, k. k. Hofrath und Universitätsprofessor in Wien IX , Ferstelgasse 1. Voigt, Dr. Alfred, Assistent am botanischen Museum in Hamburg VII, Bei dem Besenbinderhof 52. Volkart, Dr. A., Assistent an der eidgenössischen Samencontrollstation in Zürich V., Hochstr. !)9. Mitgliederliste. "o (221) Volkens, Dr. Georg. Professor, Privatdocent der Botanik und Cnstos am botanischen Museum in Berlin W., Grunewaldstr. 6/7. Voss, Dr. W. . Assistent am botanisclien Institut der Universität in Marburg i. H., Steimveg 6. Wächter. Dr. Wilhelm, in Aachen, Stephanstr. 12. Wager. Herold, Inspector of Science Schools for the Science and Art Department in London. Derby, Arnold Honse, Bass Street. Wagner, Dr. Adolf, Privatdocent für Botanik und Assistent am bota- nischen Institut der Universität in Innsbruck, Mühlau, Yilla KLOTZ. Warburg, Dr. 0., Professor, Privatdocent der Botanik, Lehrer am orien- talisclien Seminar in Berlin W., Uhlandstr. 175. •Weber, Dr. C. A., in Bremen, Meterstr. 2, IL Weberbauer. Dr. A., Privatiloceut der Botanik und Assistent am königl. botan. Garten in Breslau, Gneisenauplatz 6, III, z. Z. in Südamerika. Wehmer, Dr. C. Professor, Docent an der kgl. Technischen Hochschule in Hannover, Callinstr. 12. Weiss, Fr. E., Professor der Botanik und Director des Botanical Labo- ratory of the Owens College in Manchester. Weisse, Dr. Arth., Gymnasialoberlehrer in Zehlendorf bei Berlin, Park- strasse 2. I. Went, Dr. F. A. H. C, Professor der Botanik und Director des bot. Gartens in Utrecht (Holland). Westermaier. Dr. M., Professor der Botanik an der Universität in Frei- burg (Selnveiz). Weltstein, Dr. Richard. Eitter von Westerhelm, Professor und Director des botan. Gartons und Museums der Universität Wien, Herausgeber iler österreichischen botan. Zeitschrift, in Wien III. 3, Rennweg 14. Wiedersheim, Dr. Walter, in Tübingen, Waldhäuserstr. 13. Wieler, Dr. A., Professor, Docent für Botanik an der kgl. technischen Hochschule zu Aachen, Schlossstr. 2, III. Wiesner, Dr. Jul., k. k. Hofrath, Professor der Botanik und Director des pflanzenphysiologischen Institutes der Universität, Mitglied der Akademie der AVissenschaften in Wien IX., Liechtensteinsti-. 12. Wilhelm, Dr. K., Professor der Botanik an der k. k. Hochschule für Bodeneultur in Wien XIX., Hochschulstr. 17 (Türkenschanze). Willis, John C . Director des botanischen Gartens in Peradeniya (Ceylon). Wilson, William Powell, Director of the Philadelphia Commercial Museum in Philadelphia (U. S. A.). Winkelmann, Dr. J., Professor in Stettin, Politzer Str. 85, III. Winkler, Dr. Hans, Privatdocent der Botanik und Assistent am bota- nischen Institut der Universität in Tübingen, Waldhäuserstr. 13. Winkler, Dr. Hubert, Assistent am königlichen botanischen Garten in Steglitz bei Berlin. (2-J2) Mitgliederliste. Wirtgen, Ferd., Apotheker in Bonn, Niebuhrstr, 55. Wittmack. Dr. L., Geheimer liegieruiiinsratli. Professor an der köiiiul. laiichvirthschaftliehen Jloclischiile uiid an (h'i- kcinigl. riiiversität in Berlin N., Invalidenstr. 4'2. Wortmann, Dr. J., Professor, Dirigent der ])fian/.('n])liysiolo,ii'. Vcrsuclis- station der königl. Leliranstalt, sowie dei' Jlefereiiizuehtstatioii zu Geisenheim a. Kli. Wünsche, Dr. Otto, Professor am Gymiiasimn in Zwickau in Sachsen. Woods, Dr. Albert F., Chief of Division of Yeg-etable Physioloyy and Pathology of the ü. S. Department of Agricultiire in Washington D. C. (U. S. A.). Wunschmann, Dr. E., Professor, in Friedenau hei Berlin, Handjerystr. 49.11. Zacharias, Dr. E., Professor der Botanik, Director des botanisclien Gartens in Hamburg, Sophienterrasse 15a. Zahlbruckner, Dr. A., Leiter der l»otaiiischen Ahtheilung des k. k. iiaturhistor. Hofnmseums in Wien I., Bm-gring 7. Zander, A., Oberlehrer am Bismarck-Gymnasimii in Wilmersdorf bei Berlin. Meekleubm-giscdie Strasse, ViUa RICHTER. Zenetti, Di'. Paul. Professor am kgL Lyceum in Dillingen a. D. Zimmermann, Dr. Albrecht, Professor, Botaniker an der biologischen Station Amani, Poststation Tanga (Deutsch Ost-Afrika.) Zimmermann, Dr. 0. E. R., Professor am Realgymnasium in Chemnitz, Zscho])auer Str. 115. Zopf, Dr. W., Professor der Botanik und Director des botanischen Gartens in Münster 1. W.. A\ ilhelmstr. 2 a. Verstorben. Cornu, Dr. Maxime, Professeur de culture am Jardin des plantes in Paris, correspondirendes Mitglied. Verstarb am 3. April 1901'). Cramer, Dr. C, Professor der Botanik in Zürich. Verstarb am 24. X<>- vember 1901. Hartig, Dr. Robert, Professor der Botanik in München. Verstarb im October liJOl. Jack, Dr. J. B., enieritirter Apotheker in Konstanz. Schimper, Dr. A. F. W., Professor der Botanik an der L'niversität Basel. Verstarb am 9. September 1901^). 1) Vergl. den Nachruf auf S. (47) — (53). 2) Vergl. deu Nachruf auf S. (53) — (70). Register zu Band XIX. 1. Geschäftliche Mittheilungen. Seite Sitzung vom 25. Jauuar 1901 . 1 Sitzung vom 22. Februar 1901 35 Sitzung vom 29. März 1901 , 119 Sitzung vom 29. April 1901 221 Sitzung vom 31. Mai 1901 301 Sitzung vom 28. Juni 1901 :')49 Sitzung vom 2(5. Juli 1901 433 Sitzung vom 25. October 1901 465 Sitzung vom 25. November 1901 501 Sitzung vom 27. Deeember 1901 537 Bericht über die am 24. September 1901 in Hamburg abgehaltene achtzehnte Generalversammlung der Deutschen Botanischen Gesellschaft. ... (1) Rechnungsablage des Jahres 1900 (Anlage I) . . (6) Verzeichniss der Pflanzennamen (184) Mitgliederliste (202) 2. Nachrufe. Albert Bernhard Frank von Friedrich Krüger (10) Robert Hegler von G. Karsten (36) Karl Diifft von Carl Holtermann (39) Ssergei Iwanowitsch Korsliinsky von G. Tanfiljew (40) Maxime Cornu von P. Magnus (47) A^ F. Wnhehn Schiiuper von H. Schenck. (Mit Bildniss) (54) 3. Wissenschaftliche Mittheilungen. a) In der Reihenfolge der Teröffentlichung geordnet. 1. Sitzungsberichte. 1. Achille Forti, Heteroceras n. gen , eine neue marine Peridineen-Gattung, von Prof. Dr. C. Schroeter im Stillen Ocean gesammelt. (Mit einem Holzschnitt) 5 2. Alexander Artari, Zur Ernährungsphysiologie der grünen Algen .... 7 (•J-J4) Register. Seite ;'.. W. Sclmiidle, lieber drei Algengencra. (Mit Tafel I) 10 4. A. Tschircli, Die Einwände der Frau Schwabach gegen meine Theorie der Harzbildung 25 5. Hans 31olisch, lieber die Panachüre des Kohls 32 i>. Erich Tschcrmak, Weitere Beiträge über Vcrschiedenwerthigkeit der Merkmale bei Kreuzung von Erbsen und Bohnen. (Vorläufige Mit- theilung) 3.') 7. Eduard Gruber, Ueber das Verhalten der Zellkerne in den Zygosporen von Sporudiaia grandifi Link. (Mit Tafel II) 51 8. F. Heydrleh, Die Befruchtung- des Tetrasporangiunis von Polysijphonia Greville. (Mit Tafel III) 55 9. B. Schinid, Ueber die Einwirkung von Chloroformdänipfen auf ruliende Samen 71 10. ß. Schmid, Ueber die Euheperiodc der Kartoffelknollen. (Mit einem Holzschnitt) 76 11. E. Lemuiermauu , Beiti-äge zur Kenntniss der Planktoualgen. (Mit Tafel IV) S5 12. K. A. riiilippi, Eine Wurzel direct in ein Blatt verwandelt. (Mit einem Holzschnitt) 95 1.".. E. Jahn, Mjaomycetenstudien. (Mit Tafel V) 97 14. Paul Sorauer, Intumescenzen an Blüthen. (Alit einem Holzschnitt). . . 115 15. F. Czapek, Der Kohlenhydrat-Stoffwechsel der Laubblätter im Winter. . 120 16. Imni. Low, Teakholz und «Inte schon im classischeu Alterthum bekannt . 127 17. J. Häinmerle, Ueber einige bemerkenswerthe anatomische Verhältnisse bei Dichorisandra ovata 129 18. P. Sonntag, Verholzung und mechanische Eigenschafton der Zelhvände. (Mit Tafel VI) .^ U'.S 19. Haus 3Ioliscll, Ueber ein neues, einen carminrotheu Farbstoff erzeugendes Chromogen bei Schenckia bluinenaviana K. Seh 149 20. F. Brand, Bemerkungen über Grenzzellen und über spontan rothe Inlialts- körper der Cyanophyceen 152 21. Franz Bnchenau, Marsippospermum Reiche)' Fr. B., eine merkwürdige neue Juncacee aus Patagonien. (Mit Tafel VII) 159 22. F. L. Stevens, Die Gametogenese und Befruchtung bei Alhucjo. (Vor- läulige Mittheilung.) (Mit Tafel VIII) ' 171 23. R. Marlotb, Die Ornithophilie in der Flora Süd- Afrikas 176 24. F. Heydrich, Bietet die FoSLiE'sche Melobesien-Systematik eine sichere Begrenzung? 180 25. Otto Slüller, Kammern und Poren in der Zellwand der Bacillariaceen. IV. ßlit Tafel IX und drei Holzschnitten) 195 20. C. Correns, Ueber Bastarde zwischen Rassen von Zca Mays, nebst einer Bemerkung über die „faux hybrides" Millardet's und die „unechten Bastarde" de Vries' 211 27. A. Xabokicli, Wie die Fähigkeit der höheren Pflanzen zum anaeroben Wachsthum zu beweisen und zu demonstriren ist. (Zweite vorläufige Mittheilung.) (Mit fünf Holzschnitten) 222 28. Chr. Luerssen, Zur Kenntniss der Formen von Aspidium Lonchitis Sw. . 237 29. E. Leminermann, Silicoflagellatae. (Mit Tafel X und XI) 247 30. F. Heydrich, Eine neue Kalkalge von Kaiser- Wilhelmsland 271 31. K. tJiesenhagen, Ueber innere Vorgänge bei der geotropischen Krümmung der Wurzeln von Ckara. (Mit Tafel XII) 277 32. R. Kolkwitz, Ueber die Athmung ruhender Samen 2S5 Register. (225) Seite 33. K. KolkTvitz, Zur Biologie von Leptomitus lacteus. (Vorläufige Mittheilung aus der Königl. Versuchs- und Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung) 288 34. P. Magnus, Ueber einige von J. Boenmüller im Jahre 1900 auf den canarischeu Inseln gesammelte Uredineen. (Mit Tafel XIII und XIV) 2i»2 35. Boliiimil ^^emec, Ueber centrosomenähnliche Gebilde in vegetativen Zellen der Gefässpflanzen. (Mit Tafel XV) 301 36. — Ueber das Plagiotropwerden orthotroper Wurzeln. (Mit fünf Holz- schnitten 310 37. A. Ursprung, Beitrag zur Erklärung des excentrischen Dickenwachsthums. (Mit Tafel XVI 313 38. E. Winterstein, Ueber die stickstofl haltigen Bestandtheile grüner Blätter. (Vorläufige Mittheilung) 326 39. >V, Zaleski, Beiträge zur Kenntniss der Eiweissbildung in den Pflanzen . 3:>1 40. E. Lennuerniaun, Beiträge zur Kenntniss der Planktonalgen 340 41. A. Xestler, Der directe Nachweis des Cumarins undTheins durch Sublima- tion. (Mit Tafel XVII) S50 42. E. Heinricher, Notiz über das Vorkommen eines Brandpilzes aus der Gattung EnUjloina auf Tozzia alpina L. (Mit zwei Holzschnitten) . 362 43. A. IVieler, Die Beeinflussung des Wachsens durch verminderte Partiär- pressung des Sauerstoffes 366 44. (t. Hinze, Ueber den Bau der Zellen von Beygiatoa inira/nlis Cohn. (Mit Tafel XVIII) 369 45. F. W. T. Hunger, Uel}er die reducirenden Körper der Oxydase- und Peroxydasereaction 374 46. E. Zacharlas, Beiträge zur Kenntniss der Sexualzellen. (Mit fünf Holz- schnitten) 377 47. Ed. Fischer, Die Uredo- und Teleutosporengeneration von Aecidium ela- tinum. (Vorläufige Mittheilung) 396 48. Fr. Thomas, Anpassung der Winterblätter von Galeohdolun luteum an die Wärmestrahlung des Erdbodens 398 49. F. Heydrich, Einige tropisclie Lithothamnien 403 50. F. Heydrich, Die Entwickelungsgeschichte des Corallineen- Genus Peri- sperinuin Heydrich. (Mit drei Holzschnitten) 409 51. Julius Klein, Staminodienartige Bildungen bei Dentaria Imlbifera. (Mit Tafel XIX) 421 52. Arthur Meyer, Ueber Chlamydosporen und über sich mit Jod blau färbende Zellmembranen bei den Bacterien. (Mit Tafel XX) .... 428 53. Hugo Miehe, Crnpalo intrudens, ein neuer mariner Flagellat. (Mit Tafel XXI) 4:>4 54. Fritz Blumeutritt, Ueber einen neuen, im Menschen gefundenen Asper- gillus (Aspergillus bronchiolis n. sp.j. Mit Tafel XXII) 442 55. P. 3Iaguus, Mycel und Aufbau des Fruchtkörpers eines neuen Lepto- thijrium. (Mit Tafel XXIIl) 447 56. Eduard Strasburger, Einige Bemerkungen zu der Pollenbildung bei Asdepids. (Mit Tafel XXIV) 450 57. D. 31iaui, Ueber die Einwirkung von Kupfer auf das Wachsthum lebender Pllanzenzellen. (Vorfäuiige Mittheilung) 461 58. F. W. Neger, Ueber Eriosphaerin salisburgeiisis (Niessl) Neger. (Ein interessanter Fall von Dimorphismus der Ernährungshyphen.) (Mit Tafel XXVIII) 467 59. Friedrich Hildebrand, Einige biologische Beobachtungen 473 60. J. Schrodt, Zur Oeffnungsmechanik der Staubbeutel 483 (226) Register. Seite 61. F. He^eluiaier, Ueber einen neuen Fall von habitueller Polyenibryonie . 488 62. A. Ursprung, Anatomie von Cadaba glandulosa Forsk. (Mit Tafel XXIX) 501 63. Alexander Nathansolin, Zur I>e1ire vom Stoffaustausch. (Vorläufige Mit- theiluuy) 509 64. C. Steinbrinck, Zum Bewegungsniechanisraus des Compositenpappus . . 514 65. Hugo Liudemuth, Das Verhalten durch Copulation verbundener Pflanzen- arteu. (Mit Tafel XXX) 515 66. Hans Mollsch, Peristrophe angmtifolia Nees, fol. var., eine CumarinpÜanze aus Java 5150 67. L. Feiuberg-, Ueber den Erreger der Kohlhernie 5:>3 68. J. Hämmerle, Ueber das Auftreten von Gerbstoff, Stärke und Zucker bei Acer Fxeudojdatanus im ersten .Jahre 538 69. C. Steinbrinck, Zum Oeffnung-sproblem der Autheren 552 70. A. Sclierlfel, Einige Beobachtungen über Oedogonien mit halbkugeliger Fusszelle. {Oedogonium rvfescens Wittr., subspec. LundelU (Wittr.) Hirn, forma oogoniis seriatis und Oedogonium V irceburgense Hirn). (Mit Tafel XXXD " 557 71. Jakob Herzog, Ueber die Systeme der Festigung und Ernährung in der Blüthe '. 564 72. G. Haberlandt, lieber fil.rilläre Plasmastructuien. (Mit Tafel XXXII) . 569 73. P. Magnus, AVeitere Mittheiluug über die auf Farnkräutern auftretenden Uredineen. ^Älit Tafel XXXIII) 579 74. L. TVittniack und J. Buchwald, Die Untersclieidung der Mandeln von verwaudten und ähnlichen Obstkernen. (Mit Tafel XXXIV) .... 584 IL Greneralversainmluiii;'. 1. C. Correns, Die Ergebnisse der neuesten Bastardforschungen für die Ver- erbungslehre. (Sammelreferat, erstattet für die Deutsche Botanische Gesellschaft am 26. September 1901) (71) 2. G. Tischler, Ueber Heterodera-GaWen au den Wurzeln von Circaea litte- tiaim L. < Mit Tafel XXV) (95) o. K. Saida, Ueber die Assimilation freien Stickstoffs durch Schimmelpilze. (107) 4. F. Czapek, Ueber den Vorgang der geotropischen Pteizperception in der "Wurzelspitze . (116) 5. F. Czapek, Zur Kenntniss der Stickstoffversorgung und Eiweissbildung bei Äspcrqillas niger (130) 6. L. Geisenheyner, Kleinere Mittheilungen. (Mit Tafel XXVI) (140) 7. P. Magnus, Ueber eine neue unterirdisch lebende Art der Gattung üro- phlyctl.^. (Mit Tafel XXVII) (145) 8. 0. Warburg, Geschichte und Entwickelung der angewandten Botanik . . (153) b) Alphabetisch nach den Verfassern geordnet. Artari, Alexander, Zur Ernährungsphysiologie der grünen Algeu 7 Blumentritt, Fritz, Ueber eiuen neuen, im Menschen gefundenen Aspergillus {Aspergillus bronchinlis n. sp.). (Mit Tafel XXII) 442 Brand, F., Bemerkungen über Grenzzellen und über spontan rothe Inhalts- körper der Cyanophyceeu 152 Bucheuau, Franz, Marsippospernnim Reichet Fr. B., eine merkwürdige neue Juncacee aus Patagonien. (Mit Tafel VII) 159 Buchwald, .7. siehe Wittmack. Register. (227) Seite Correns, C, Die Ergebnisse der ueuesteu Bastardforscliungen für die Ver- erbungslehre. (Sammelreferat, erstattet für die Deutsche Botanische Gesellschaft am 2(5. September 1901) (71) — Ueber Bastarde zwischen Rassen von Zta Mays, nebst einer Bemerkung über die „faux hybrides" Millardet's und die „unechten Bastarde" DE Vries' 211 Czapek, F., Der Kohlenhydrat-Stoffwechsel der Laubblätter im Winter . . . 120 — Ueber den Vorgang der geotropischen Reizperception in der Wurzelspitze. (116) — Zur Kenntniss der Stickstoffversorgung und Eiweissbildung bei Aspergillus niger (180) Feinberg', L., Ueber den Erreger der Kohlhernie 533 Fischer, Ed., Die Uredo- und Teleutosporengeneration von Aecidium elatinuin. (Vorläufige Mittheilung) 396 Forti, Achille, Heteroceras n. gen., eine neue marine Peridineen-Gattung von Prof. Dr. C. Schroeter im Stillen Ocean gesammelt. (Mit einem Holzschnitt) 5 CTeisenheyner, L., Kleinere Mittlieilungen. (Mit Tafel XXVI) (140) Giesenhagen, K., Ueber innere Vorgänge bei der geotropischen Krümmung der Wurzeln von Chara (Mit Tafel XII) 277 Gruber, Eduard, Ueber das Verhalten der Zellkerne in den Zygosporen von Sporodinia grandis Link. (Mit Tafel II) 51 Haberlaudt, G., Ueber fibrilläre Plasmastructuren. (Mit Tafel XXXII) ... 569 Hämmerle, J., Ueber das Auftreten von Gerbstoff, Stärke und Zucker bei Acer Pseudoplatanus im ersten Jahre 538 — Ueber einige bemerkenswerthe anatomische Verhältnisse bei Dichorisandra ovata 1S9 Hegelmaier, F., Ueber einen neuen Fall von habitueller Polyembryonie. . . 488 Heinricher, E., Notiz über das Vorkommen eines Braudpilzes aus der Gattung Entglomu auf Tozzia alpina L. (Mit zwei Holzschnitten) 3(i2 Herzog, Jakob, Ueber die Systeme der Festigung und Ernährung in der Blüthe 564 Heydrich, F., Bietet die FosLiE'sche Melobesien-Systematik eine sichere Be- grenzung? 180 — Die Befruchtung des Tetrasporangiums von Polgsiphonia Greville. (Mit Tafel III) 55 — Die Entwickelungsgeschichte des Corallineen-Genus Perispennum Heydrich. (Mit drei Holzschnitten) 409 — Eine neue Kalkalge von Kaiser-Wilhelmsland 271 — Einige tropische Lithothamnien 403 Hildebraud, Friedrich, Einige biologische Beobachtungen 473 Hiuze, G., Ueber den Bau der Zellen von ßeggiuta inirabilis Cohn. (Mit Tafel XVIII) ' 369 Holtermaun, Carl, Nachruf auf Karl Dufft (39) Huuger, F. W. T., Ueber die reducirenden Körper der Oxydase- und Per- oxydasereaction 374 Jahn, E., Myxoniycetenstudien. (Mit Tafel V) 97 Karsten, G., Nachruf auf Robert Hegler (36) Klein, JnHus, Staminodieuartige Bildungen bei Dentaria bulbifera. (Mit Tafel XIX) 421 Kolkwitz, R., Ueber die Athmung ruhender Samen 285 — Zur Biologie von Leptomitus lacteus. (Vorläufige Mittheilung aus der Köuigl. Versuchs- und Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Abwasser- beseitigung) 288 Krüger, Friedrich, Nachruf auf Albert Bernhard Frank (10) (•_>28) Register. Seite Lemuieriuaiiii, E., Beiträge zur Kcnutniss der Planktonalgeii. (Mit Tafel IV) 85 — Beiträge zur Kenntniss der Plauktonalgen 340 — Silicon agellatac. (Mit Tafel X und XI) 247 Lindemntli, Hugo, Das Vorhalten durch Copulatiou verl)undeiior Pflanzen- arten. (Mit Tafel XXX) .'il5 Low, Imni., Teakholz und Jute schon im classischen Alterthum bekannt . . 127 Luersseu, Chr., Zur Kenntniss der Formen von Aspidium Lonchitis Sw. . . . 237 Magnus, P., Mycel und Aufbau des Fruclitkörpers eines neuen Leptot/iyrium. (Mit Tafel XXIII) 447 — Nachruf auf Maxime Coknu (47) — Ueber eine neue unterirdisch lebende Art der Gattung Urop/ilijctis. (Mit Tafel XXVII) (145) — Ueber einige von J. Bornmüller im Jahre VJVO auf den canarischen Inseln gesammelte Uredincen. (Mit Tafel XIII und XIV) 1^92 //— Weitere Mittheilung über die auf Farnkräutern auftretenden Uredineen. '.Mit Tafel XXXIIF 57<) Marloth, K., Die Ornithophilie in der Flora Süd-Afrikas 176 ]Heyer, Arthur, Ueber Chlamydosporen und über sich mit Jod blau färbende Zelhnembranen bei den Bacterien. (Mit Tafel XX) ........ 428 Miaui, I)., Ueber die Einwirkung von Kupfer auf das Wachstbum lebender Pilanzenzelleu. (Vorläufige Mittheilung'i 461 3Iiehe, Hugo, Crapulo intrudens, ein neuer mariner Flagellat. (Mit Tafel XXI) 4B4 Molisch, Haus, Peristrophe angustifoUa Nees, fol. var., eine Cumarinpflanze aus Java 5*^0 — Ueber die Panacbüre des Kohls 32 — Ueber ein neues, eineu carminrothen Farbstoff erzeugendes Chromogen bei Schenckia blumenaviana K. Seh 149 Müller, Otto, Kammern und Poren in der Zellwand der Bacillariaceen. IV. (Mit Tafel IX uud drei Holzschnitten) 195 Xabokich, A., Wie die Fähigkeit der höheren Pflanzen zum auaeroben Wachs- tbum zu beweisen und zu demonstriren ist. (Zweite vorläufige Mit- theilung.) (Mit fünf Holzschnitten) 222 Xathausolm, Alexander, Zur Lehre vom Stoffaustausch. (Vorläufige Mit- thoilung 509 Xeger, F. W., Ueber Eriosphaen'a salisburgensis (Niessl) Neger. (Ein inter- essanter Fall von Dimorphismus bei Ernährungshjphen. (Mit Tafel XXViri) 467 Xemec, Bohumil, Uelier controsomeuähnliche Gebilde in vegetativen Zellen drr Gcfässpfianzen. :31it Tafel XV) 301 — Ueber das Plagiotropwerden orthotroper Wurzeln. (IMit fünf Holzschnitten) 310 »stier, A., Der directe Nachweis des Cumarins und Theins durch Sublima- tion. (Mit Tafel XVII) 350 Philippi, R. A., Eine Wurzel direct in ein Blatt verwandelt. (Mit einem Holzschnitt) 95 Saida, K., Ueber die Assimilation freien Stickstoffs durch Schimmelpilze . . (107) Schenck, H., Nachruf auf A. F. Wilhelm Schimper (54) Scherffel, A., Einige Beobachtungen über Oedogouien mit halbkugeliger Fuss- zelle. (Oedoi/oniuin rufescens Wittr., subspec. Lundelli (Wittr.) Hirn forma oogoniis seriatis und Oedogonium Virceburgense Hirn. (Mit Tafel XXXI) 557 Schmid, B., Ueber die Einwirkung von Chloroformdämpfen auf ruliende Samen 71 — Ueber die Ruheperiode der Kartoffelknollen. (Mit einem Holzschnitt). . . 76 Register. (229) Seite Sch midie, W., lieber drei Algeiigenera. (Mit Tafel I). . 10 Schrodt, J., Zur Oeffnungsmechanik der Staubbeutel 483 Sonnta^T) P., Verholzung und mechanische Eigenschaften der Zellwäude. (Mit Tafel VI) ^ 138 Sorauer, Panl, lutumescenzen an Blüthen. (Mit einem Holzschnitt) .... 115 Steinbriiick, C, Zum Bewegungsmechanisnius des Compositeupappus .... 514 — Zum Oeffnungsprobleni der Antheren 552 Stevens, F. L., Die Gametogenese und Befruchtung bei Albwjo. (Vorläufige Mittheilung.) (Mit Tafel VIII) 171 Strasburger, Eduard, Einige Bemerkungen zu der Pollenbildung bei Asclepias. (Mit Tafel XXIV) 450 Tanflljew, G.. Nachruf auf Ssergei Iwanowitsch Kokshinsky (40) Thomas, Fr., Anpassung der Winterblätter von Galenhdolon luteum au die Wärmestralilung des Erdbodens Z'dS Tischler, (j., Ueber //eferor/era-G allen an den Wurzeln von Circaea lutetiana L. :Mit Tafel XXV) (1)5) Tschermak, Erich, Weitere Beiträge über Verschiedenwerthigkeit der Merk- male bei Kreuzung von Erbsen und Bohnen. (Vorläufige Mittheilung) 47 Tschirch, A., Die Einwände der Frau Schwabach gegen meine Theorie der Harzbildung 25 Ursprung, A., Anatomie von Cadaba glandulosa Forsk. (Mit Tafel XIX) . . 501 — Beitrag zur Erklärung des excentrischenDickenwaclisthums. (Mit Tafel XVI) 313 Warburg, 0., Geschichte und Entwickeluug der angewandten Botanik . . . (153) Wieler, A., Die Beeinflussung des Wachsens durch verminderte Partiärpressung des Sauerstoffes 3üG Winterstein, E., Ueber die stickstoffhaltigen Bestandtheile grüner Blätter. (Vorläufige Mittheilung) 32G Wittmack, L. und Bnchwald, J., Die Unterscheidung der Mandeln von ver- wandten und ähnlichen Obstkernen. (Mit Tafel XXXIV) 584 Zacharias, E., Beiträge zur Kenntniss der Sexualzellen. (Mit fünf Holz- schnitten! 377 Zaleski, W^., Beiträge zur Kenntniss der Eiweissbildung in den Pflanzen . . 331 Verzeichniss der Tafeln. Tafel I zu W. Schmidle, Drei Algengenera. Erklärung auf S. 24. Tafel II zu Eduard Gruber, Verhalten der Zellkerue der Zygosporen von Sporo- dinia. Erklärung auf S. 55. Tafel III zu F. Heydrich, Befruchtung des Tetrasporangiums von Polydphonia. Er- klärung auf S. G9. Tafel IV zu E. Lemmermanii, Zur Kenntniss der Plankton algen. Erklärung auf S. 95. Tafel V zu E. Jahn, Myxomycetenstudien. Erklärung auf S. 115. Tafel VI zu P. Sonntag, Verholzung und mechanische Eigenschaften der Zellwäude. Erklärung auf S. 149. Tafel VII zu Franz Buchenau, Marsippospermum Reichet. Erklärung auf S. 169. Tafel VIII zu F. L. Stevens, Gametogenese und Befruchtung bei Alhugo. Er- klärung auf S. 175. (230) Kegister. Tafel IX zu Otto Müller, Kammern und Poren in der Zellwand der Bacillariaceen. Erkläruni;- auf S. 210. Tafel X und XI zu E. Lemiiierniauu, Silicoflagellatae. Erklärung auf S. 270. Tafel XII zu K. Giesciihageu, Innere Vorgänge bei der geotropischen Krümmung der Wurzeln von Chara. Erklärung auf S. 285. Tafel XIII und XIV zu P. Magnus, Ueber auf den canarischen Inseln gesammelte Uredineen. Erklärung auf S. 299. Tafel XV zu Boliumil Neiiiec, Heber centrosomenähnliche Gebilde. Erklärung auf S. 309. Tafel XVI zu A. Ursprung, Zur Erklärung des excentrischen Dickenwachsthums. Erklärung im Text auf S. 313ff. Tafel XVII zu A, Ncstler, Der direete Nachweis des Cumarins und Theins durch Sublimation. Erklärung auf S. 350. Tafel XVIII zu Gr. Hinze, Bau der Zellen von Beggiatoa nnrabilis. Erklärung auf S. 373. Tafel XIX zu Julius Klein, Staminodienartige Bildungen bei Dentaria bulbifera. Erklärung auf S. 423. Tafel XX zu Arthur Meyer, Chlamydosiiorcn und mit Jod sich blau färbende Zell- membranen bei Bacterien. Erklärung auf S. 432. Tafel XXI zu Hugo Miehe, Crapulo intrudens. Erklärung auf S. 441. Tafel XXII zu Fritz Blumentritt, Ueber einen im Menschen gefundenen Asper- gillus. Erklärung auf S. 446. Tafel XXIII zu P. Magnus, Mycel und Fruchtkörper eines neuen Leptothyrium. Erklärung auf S. 449. Tafel XXIV zu Eduard Strasburger, Bemerkung zur Pollenbilduug bei Asclepias. Erklärung auf S. 460. Tafel XXV zu G. Tischler, Heterodera-G&Wen an Wurzeln von Circaea lutetiann. Erklärung auf S. (106). Tafel XXVI zu L. Geisenheyner, Kleinere Mittheilungen. Erklärung im Text auf S. (140) ff. Tafel XXVII zu P. Magnus, Eine neue Art der Gattung Urophlyctis. Erklärung auf S. (153). Tafel XXVIII zu F. W. Neger, Ueber Eriosphaeria salishurgensis. Erklärung auf S. 472. Tafel XXIX zu A. Ursprung, Anatomie von Cadaba glandulosa. Erklärung auf S. 508. Tafel XXX zu Hugo Lindeniuth, Verhalten durch Copulation verbundener Pflanzcn- arten. Erklärung im Text auf S. ölöff. Tafel XXXI zu A. Scherffel, Einige Beobachtungen über Oedogonien. Erklärung auf S. 5G2. Tafel XXXII zu G. Haberlandt, Ueber librilläre Plasmastructuren. Erklärung auf S. 578. Tafel XXXIII zu P. Magnus, Ueber die auf Farnkräutern auftrendcn Uredineen. Erklärung auf S. 584. Tafel XXXIV zu L. Wittniack und J. Buchwald, Unterscheidung der Mandeln von verwandten und ähnlichen Obstkernen. Erklärung auf S. 594. Verzeichniss der Holzschnitte. Seite Achille Forti, Heteroceras u. gen 7 B. Schmid, Buheperiode der Kartoffelknollen. Sorte Kaisertreib und Phöbus 79 R. A. Philippi, Wurzel direct in ein Blatt verwandelt 96 Register. ' (231) Seite Paul Sorauer, Intumescenzen an Blüthen. Perigonblatt von Cymbidium Lowi 116 F. Brand, Bemerkungen über Grenzzellen der Cyanophyceeu 154 Otto Müller, Kammern und Poren in der Zellwand der Bacillariaceen. Fig. 1. Stephanopyxis Palmeriana 196 Fig. 2. Melosira granulata 199 Fig. 3. Melosira ijranulata 19'.) A. >'abokicli, Fähigkeit der höheren Pflanzen zum anaeroben Wachsthum. Fig. 1. Vcrsuchskolben 224 Fig. 2. Heliant/nis a/muiis 230 Fig. 3. Zea Mays 231 Fig. L Allmni Cepa 231 Fig. 5. Pisuin sativum 231 Bohumll Neiuec, Plagiotropwerden orthotroper Wurzeln. Fig. 1 — 5 receptive Zellen aus der Wurzelhaube von Fhaseolus nanus 311 E. Heinricher, Entyloma auf Tozzia alpina. Fig. 1. Mj'cel und Sporen 363 Fig. 2. Blattstück von Tozzia 365 E. Zacliarias, Zur Kenntniss der Sexualzellen. Fig. 1—5 378 F. Heydrich, Das Corallineengenus Perispermum. Fig. 1 und 2. Keimende Tetrasporen 413 Fig. 3. Hermapluoditische Conceptakel 415 ü. Tischler, Ueber Beter oder a-GaX\.Q\\ an Wurzeln von Circaea lutetiana . . . (95) Uebersicht der Hefte. Heft 1 (S. 1—34) ausgegeben am 20. Februar 1901. Heft 2 (S. 35-118) ausgegeben am 26. März 1901. Heft 3 (S. 119—220) ausgegeben am 24. April 1901. Heft 4 (S. 221-300) ausgegeben am 29. Mai 1901. Heft 5 (S. 301—348) ausgegeben am 26. Juni 1901. Heft 6 (S. 349-432) ausgegeben am 24. Juli 1901- Heft 7 (S. 433—464) ausgegeben am 7. September 1901. Heft M (S. 465— 500) ausgegeben am 27. November 1901. Heft 9 (S. 501—536) ausgegeben am 24. December 1901. Heft 10 (S. 537—596) ausgegeben am 29. Januar 1902. Generalversammlungs-Heft, I. Theil, S. (1)— (153), ausgegeben am 10. März 1902. Generalversammlungs-Hett, IT. Theil (Schlussheft), S. (153)-(232), aus- gegeben am 13. Mai 1902. (•j;3-_>) Register. Berichtigungen. Seite 3, Zeile 4, 11 und 15) von unten lies „Ihrer"' statt ..ihrer". „ iG, „9 von oben lies „Tab. I" statt „Tab. X-'. .. 20, „ 6 von oben lies ,Tab. I" statt ..Tab. X«. .. 37, „ 1 von oben lies „E. Tschermak" statt „H. Tscmermak". .. MS, „ 21 von unten muss das Komma vor „dessen'" wegfallen. .. :>8, .. 20 von unten ist das Wort „mau" zu streichen. „ 42, .. 5 von oben lies „richtiger" statt „wichtiger". „ 44, .. 9 von oben ist statt „im Gegensatze zu"" zu setzen „in Ueber- cinstimmung mit". „ 44, „ 12 von oben soll hinter „allerdings" den Zusatz erhalten „im Gegen- sätze zu Mendel"'. „ 119 ist in der Reihe der proclamirten Mitglieder Lelimanu-Kiel ausgelassen worden. „ 306, Zeile 16 von oben lies „kugelförmig-"' statt „kegelförmig". „ 308, in Anm. 2 Zeile 1 lies „Pleroms" statt „Periblems". ., 313, Zeile 21 und 24 von oben lies „enbiontischen" statt „eubiontischen". „ 421, letzte Zeile der Fussnote 3 soll die Zahl „(50)", nicht „(60(1'"' angeben. ., 422, Zeile 6 von oben lies „Cruciferen"" statt „Cenciferen"". „ 424, .. 3 und 7 lies „papillös" statt „papillär". „ 424, „ 17 von oben lies hinter der Klammer ..oder" statt „und". „ 425, .. 14 von unten lies „kommen" statt „kamen" ., 425, „ 9 von unten lies ..ihrem Entstehungsort" statt „ihrer Ent- stehungsart". Druck von Gebr. Unger in Berlin, Bernbiirger Str. 30. BerüMe, dIfeutscherLBot.OesdLsdLßdJnX. Taf.I. ro. 7« 17. HO. X2. WjchradlA aöLruxt.del Berithu d.Beutsdm Bot. Gesdlsdi. Bd.JCßC. Taf. E. 1 / V.- i-O ■<ä- •''■vi:■-■;'>■^- -f. Gruiier^ez ■ \ii '•• '"• ? .*.'.'. '• Ä Lojze liöv. Beridite cLDeatsdien Bot. GeseUsduBdJdX . TafM. Elcuie üzJb. Ben Ate d. Deutschen Bot. Gesdlsdi.Bd.XlX. Taf.JV. s. 9. /.* x.^ EX errunirmoTin. ge.z. Lazu axJu { Beridiie d.Beuisdien Bot. GeseUsck. Bd. JUX. Taf.V. » @ 3. ^ > w m ^^*<» s»^ ^" ... V-'- //. ^ 3i^'®'^ £'.Zaiif. Ijx^j, J/erüMe dJJtutsche/i Bot.tkselhch. Bd^XK. MW. jy-2. s / / / / / ^ / / / / / / / / / / / — 1— / / ! / / / 1 / NffA^. fiff.3. F Sartnto^ ^tx/. ÄZauAlitbj Be/iddc tl./)vHts(J)m,BoL &se/h(Ji. ßd.XIX. Tur.ni. f.2pi''herjCiyi' gtJ^ £Z(Vu, bth'. Beriditc dümtsc/im IM.GcscUsvh. Bd.X/A '. rf/f:Vf//. <%■. \ ■ :s-' S •^-i*?»r :^^ //. i. (S". --SJ: ^ BerirJOe. dMeutsdunBot. (k^cUsch. ßd.XK Tuf'S. OOflf! <-■• m JUl M' m. 11. oo!oo°o°oC^\.it>o:o!< oo o'>°o oO OOo 0,, O ^"Ä. "^' O'^ ■ ofrt O^ o.^oo.-o o- o* ° *. o 72. vit^ N*.- V-'^. >• ^.- -^- Y- ^>' . / O 0\ .OO;0 1.3. o op'o o- 0 °°°r.^^^34.°. -..;o O O -^: >.^ ° o o o 0 o 0 0°, °-tr ^ o o o o o* o o Q o Q '£_.;_p &"'" o o o Q o o -O o -^-S — p. „ ° O O ° 0° o^g-.-.Q.^^ o_o. O -.-.0 o ■ O o O O u o- ■ 0-0 0 0 oS"^c^'y-9'o O ooo O /o/n / ? lo ■■P o O o CnoAS/lerp'cz,. I.Lau, ai\. Beixchte d. DnctfrAm Bot. GesrUsch. BdJHX. Taf-.X. ZI: f'.LnjfMiy. ficru^/^ d. DeiitirJfc/i Bot. (Jeseli.uA. Bd.JIX. TafXf. Kle/T'Jiferw/jr'p.^ gkx.. BivuAie d.DmtsrJie7ißot.Ge.if]hch BdXH Taf.XII. 6 KW. 70'^ 32' ri>^33'. /2*. /2'^30'. 3''./y' ¥\/c>'. iUljMU. iU.'t Beruhte d.ßentsrJwn Bot.GeseR^rJi . MJJLV TalMl. - -"- -?^ Jl'-Z- Berichte d.ßcutsc/imßot.Gesdbch,.ßdJlY. Tafxn: ( A. ^\' ^ 6. ^^'•^ Pjiselerjez. E.ZcLVf Uth. ßerichlf d. DeMsdim Bot. Gesdüidi Bd XDC. 2. WJi^- ^ i ^^ TaCKV. / - \/^ J6 '^■ /;: \y /o 4^ w // 12 AV /^ /■i^. ^ / « '-i 6. 'Sf-yr-^-,. :k \ '^^:.'W-.\ 8 \v:'>."V>^ ^V" •■\~ ^ Strdsivurffer ad not. del ZLojjLe Utk Berichte (IDeiäsihert Baf^GeseHsA Bd. XIX TnfXX.VI. E-Läui. ath,. ßeriditc d Deuisdien Bot.(ksdlsdi,B(LXK. TarSXVlf. EUcesdsr ')ez ELvu Juh . Beridite dJJmisdien Bot. Gesellsdi. BdJCIX . rarxxYiu. sp fv. "-fP Ib-2. Fu,.3. Fy^'-ifegergez ELaue, Iah. Bcrulite d. Dmtsdien Bot.GcscHsA.,B(LIK. c, h. ■^, /?er TcifÄXDC. .,«%?, pe Urspran^ gez. S.Xaae- Vth. Berichte dDaüsAaLÜot CTeseäsclt.ßdJUX TafTDiK. I FhjZ Fz^.3 Fi^.5 v\ ^h. vviyh 1.^ Wii^ß ^Ül ^/t|s-^ \}k^'H\\\ J -1 ILLvideiTtzcih,^ez. ELau£ UiJv ßeriJde d Daitsdim Bot. (kscUsch. Bd. ?JX. Tat:XKKI.. ASchjcrffeL gez EXaue. lüJv ßeridiie d.I)aasAcnBol.GeseUsduBdJQK. TafSXXlL. 2. 1 ~1 G.HaJberlcuifd£ deL. / Berichte, d.Deulsditn ßotCeseUsch^Jb'd. XIX Tacxxxni. BEo'seleT'^ez . Beneide d.Deu/sJicn BatHeselhxli ,ß\L\'IX . '/'. 'i'ai: xxxiv. ^„B^gggggg^l^^gEggEn^igEraaEKigtr^ /'/. /t\ 16 /9. -r x< U *f ii } . ^ M--:. - ' ''Jk'. ^ - ■- :■ r^, '-■ ... m ■, ■. '^- .^ '^^•■. -■"'-.^l >E