BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. ACHTÜNDDREISSIGSTER JAHRGANG. BAND XXXVIII. MIT 2 TAFELN, 1 BILDNISTAFEL, 3 BILDNISSEN IM TEXT UND 45 TEXTABBILDUNGhN IN 144 EINZEL FIGUREN. BERLIN, GEBRÜDER BOBNTRAEÖER W 36 Schöneberger Ufer 12 a 1920 BAND XXXVIII. JAHRGANG [92(K HEFT 1. BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. ACHTLINDDREISSIGSTER JAHRGANG. HEFT 1. (MIT TAFEL I.) AUSGEGEBEN AM 10. APEIL 1920. BERLIN, GEBRÜDER BORNTRAEGER W 35 Schöneberger Ufer 12 a 1920 Es -wird drinffend g-ebetcn, die veränderten JBestint- [ntnng-en auf der dritten Umschlaffsseite xn beachten» Inhaltsangabe zu Heft 1. ''^ Seite Sitzung \om 30. Januar 1920. . 1 Mitteilungen. 1. Hans Pfeiffer: Zur Systematik der Gattung ChrysithrixL. und anderer Cbrjsithrichinae 6 2. Johannes Buder: Neue phototropische Fundamental- versuche. (Mit 3 Abb. im Text.) 10 3. M. Möbius: Über die Blüten von Kenanthera Lowii. (Mit Tafel I.) 20 4. Kurt Stern: Untersuchungen über Fluorescenz und Zustand des Chlorophylls in lebenden Zellen. (Vorläufige Mitteilung.) . 28 5. Arthur Meyer': Die Plasmabewegung verursacht durch eine geordnete Wärmebewegung von Molekülen. (Mit 1 Abb. im Text.) 36 6. F. Laibach: Die Bedeutung der Narbe und des'Griffels für die Blütenentwicklung von Origanum vulgare. . . 43 Nftcliste Hitzang der Gesellsolialt Freitag, den 30. April 1920, abends 7 Uhr, im Hörsaal des Pflanzenpiiysiolog. Instituts d. Universität, Berlln-Dalilem, Königin-Lnise-Straße 1. Sitzung vom 30. Januar 1920. NEW YORK ÖARüGN Sitzung vom ^^0. Januar 1920. Vorsitzender: Herr P. CL AUSSEN. Als ordentliche Mitglieder werden vorgeschlagen die Herren: Bergsten, Carl, in Leipzig, Oeserstr. 23 (durch J. Buder und P. STARK), Lehmann, Gustav, Professor, in Templin (Uckermark), Prenzlauer Chaussee 5 (durch L. ÜIELS und G. LINDAU), Branscheldt, Dr. Paul, Assistent am Pflanzenphysiologischen Institut der Universität in GÖttJngen (durch G. BERTHOLD und W. WÄCHTER), und Fräulein Herzfeldt, Stephanie, in Wien III, Eennweg 14, Botanisches Institut der Universität (durch R. V. WETTSTEIN und F. KNOLL). Zu ordentlichen Mitgliedern .werden ernannt die Herren: Schellenberg, Dr. Gustav in Kiel, Onken, Dr. Albin in Freiburg i. B., Osvald, Hugo, in Jönköping, und Nordhagen, Rolf in Kristiania. Am 19. Dezember 1919 konnte Herr Geh. Hofrat Prof. Dr. L. ßADLKOFER in München das seltene Fest seines 90. Geburts- tages begehen. Der Vorsitzende teilt mit, daß ein Dankschreiben des Jubilars für die Glückwünsche, die ihm die Gesellschaft über- sandt hatte, eingegangen sei. Am 27. Januar 1920 vollendete Herr Prof. Dr. L. KOOH in Heidelberg sein 70. Lebensjahr. Der Vorstand übersandte dem Jubilar folgendes Glückwunschschreibon : Ber, der Deutschen Bot. Gesellsch. XXXVIII. 1 0 Sitzung vom 30. Januar 1920. Berlin-Steglitz, den 27. Januar 1920. liüthenburgstr. 41. Hochgeehrter Herr Kollege! Die Deutsche Botanische Gesellschaft eilaubt sich, Ihnen zu Ihrem 70. Geburtstage die herzlichsten Glückwünsche als ein Zeichen der Anerkennung und Ehrung zu übermitteln. Die Deutsche Botanische Gesellschaft ist sich der Verdienste wohl bewußt, die Sie sich um die Förderung ihrer Wissenschaft erworben haben. Ausgehend von der Anatomie der Pflanzen haben Sie dies Gebiet durch Ihre vorbildlichen, durch musterhafte Ab- bildungen erläuterten Arbeiten über den Bau und das Wachstum der Sproßspitze der Gymnospermen sowie der vegetativen Ver- zweigung der höheren Gewächse geklärt. Sie konnten das um so eher, als Sie einer der ersten waren, der die große Bedeutung der Paraffineinbettung und der Färbungsmethoden pflanzlicher Objekte für die Pflauzenanatoniie erkannte und durch mehrere wertvolle und erschöpfende Arbeiten in unsere Laboratorien einführte. Später wandten Sie diese Methode auf die Entwicklungs- geschichte der Parasiten, besonders der Arten von Ciiscuta und Orohanche an. Diese Ihre Arbeiten sind für die Pflanzenbiologie grundlegend geworden. Die letzten zwei Dezennien Ihres Lebens Avaren fast ganz der Anatomie der Arznei- Drogen gewidmet. Der jetzt in sechs stattlichen Bänden vorliegende Atlas der Drogen und Drogen-Pulver legt beredtes Zeugnis ab für die Energie, für den Fleiß und die Arbeitsfreude, die Sie sich bis heute zu bewahren gewußt haben. Dies für die Pharmakognosie bedeutsame Werk bildet für jeden Fachmann für alle Zukunft einen treuen Führer und Batgeber, ein festes Fundament, auf das alle weiteren Forschungen auf diesem Gebiete sich aufbauen müssen. Möge Ihnen, Herr Jubilar, noch lange Jahre der hohe Genuß wissenschaftlichen Forschens vergönnt sein. In der Geschichte unserer Wissenschaft wird der Name LUDWIG KOÜH mit der Ent- . Wicklungsgeschichte der Parasiten und deV Anwendung der Ana- tomie zur Charakterisierung der Drogen und Drogen-Pulver stets untrennbar verknüpft sein! Im Namen des Vorstandes: P. Claussen. Sitzung vom 30. Januar 1920. 3 In der Diskussion über die Mitteilung Herrn BUDERs berichtete Herr G. HABERLANDT über das pliototropis che Verhalten junger Stengel von Poh/f/onnm Siebo/di Meißn. bei einseitiger Beleuchtung voninnen. Um die Frage beantworten zu können, ob es bei der photo- tropischen Heizung auf die Lichtrichtung als solche, oder auf Helligkeitsunterschiede ankommt, ist es erforderlich, Lichtrichtung und Lichtabfall durch eine entsprechende Versuchsanstellung un- gleichsinnig, wenn möglich direkt antagonistisch wirken zu lassen. Einen solchen Antagonismus zwischen Lichtrichtung und Lichtabfall hat BUDER mittels einer hübschen Versuchsmethode durch einseitige Beleuchtung von ^yen^-Koleoptilen von innen her erzielt. Auch ich habe bereits im Frühjahr 1910 zu gleichem Zwecke derartige Versuche mit den jungen Sprossen von Polygonum Sieholdi angestellt, einer bekannten japanischen Zierstaude, die im Grazer botanischen Garten in mehreren Exemplaren kultiviert wird. Es sei mir gestattet, im Anschluß an die Mitteilung BUDERs über meine bisher unveröffentlichten Versuche und ihr Ergebnis hier kurz zu berichten. Die jungen Sprosse von Polygonum Siehold/, die im Frühjahr in größerer Anzahl das Erdreich durchbrechen, schienen mir für Versuche mit innerer Beleuchtung deshalb besonders geeignet zu sein, weil sie so dick sind (3 — 4 cm), daß in dem Hohlraum, der sie durchzieht, bequem ein kleines elektrisches Lämpchen unter- gebracht werden kann. Als die jungen Stengel eine Länge von etwa 35 — 40 cm er- reicht hatten, wurden sie knapp über dem Erdboden abgeschnitten und zunächst in der Dunkelkammer in üblicher Weise einseitig beleuchtet, um festzustellen, ob sie .überhaupt in genügender Weise positiv phototropisch reagieren. Das ist in der Tat der Fall, wenn auch die Reaktion viel träger verläuft, als bei Keimpflanzen. Die Beleuchtung von innen her wurde dann in folgender Weise durchgeführt. Man dekapitierte den abgeschnittenen Stengel und durchstieß mit einem Korkbohrer die Diaphragmen, die an den Knoten den Hohlraum des Stengels fächern. Auch ein solcher Stengel führt, von außen beleuchtet, noch eine phototropische Krümmung aus. Dann wurde behufs einseitiger Beleuchtung ein Stanniolband der Länge nach in den hohlen Stengel eingeführt und mittels eines Glasstabes so an die Innenwand angepreßt, daß die eine Längshälfte dieser vom Bande bedeckt (resp. beschattet) war. Die oben und unten vorstehenden Ränder des Bandes wurden, um es in seiner Lage zu erhalten, nach außen unageschlagen. 1* s itzQns; vom 30. Januar 1920. 'ö üen so hergerichteten Stengel stellte man mit seinem unteren Ende in ein GefäH mit Wasser und fixierte ihn in diesem mit Hilfe eines durchlöcherten Korkes. Von oben her wurde dann eine ganz kleine elektiische Birne^j in den hohlen Stengel eingeführt und zwar bis zu jener Höhe, in der bei den Vorversuchen die stärkste phototropische Krümmung einzutreten pflegte. Mit der Wand des Stengels kam das Lämpclien nirgends in Berührung. Der Abstand betrug ringsum 3-5 mm. Der einseitig mit mattgrünem Lichte leuchtende transparente FoJygo)U(m'Stenge\ gewährte in der Dunkel- kammer einen hübschen Anblick. Durch diese Art der Beleuchtung war also der gewünschte Antagonismus zwischen Lichtrichtung und Lichtabfall, bezogen auf das Gesamtorgan, hergestellt. Befand sich z. B die vom Lämpchen durchleuchtete Flanke links, die vom Stanniolband beschattete rechts, so erfolgte die Lichtrichtung von rechts nach links, der Lichtabfall dagegen von links nach rechts. Die Richtung der phototropischen Krümmung, wenn überhaupt eine solche eintrat, mußte demnach jetzt die Antwort auf die Frage geben, ob beim Parallelo-Phototropismus die Lichtrichtung oder der Lichtabfall den Reizanlaß darstellt. Gleich bei den ersten Versuchen erfolgte eine, wenn auch geringe, so doch ganz deutliche Krümmung im Sinne des Inten- sitätsabfalls, also so, daß die beleuchtete Flanke die Konkav- seite des flachen Krüramungsbogens bildete. Das Ergebnis konnte aber deshalb nicht als einwandfrei gelten, weil die Erwärmung der beleuchteten Flanke durch das so nahe Glühlämpchen eine recht beträchtliche war. Der Verlangsamung des Wachtums der be- leuchteten Flanke gegenüber dem der beschatteten beruhte also wahrscheinlich auf einer Schädigung der ersteren. Um diese hintan zu halten und eine zu starke Erwärmung zu verhindern, wurde eine kontinuierliche Wasserkühlung eingerichtet, wobei von oben her anhaltend Wasser in dünner Schicht an den Innenwänden des Stengels herabrieselte. Auch bei der so erzielten Ausschaltung der eben erwähnten Fehlerquelle erfolgten die Krümmungen der Stengel im gleichen Sinne wie vorher. In einigen Fällen waren sie allerdings kaum merklich. Das, Versuchsergebnis spricht also zu gunsten der „Lichtabfallstheorie", Bei der Interpretation des Versuchsresultates ist nicht außer acht zu lassen, daß für die beleuchtete Flanke des Stengels — 1) Mein verehrter Kollege, Herr Prof. R. SCHOLL (jetzt an der techn. Hochschule in Dresden) war so freundlich, mir eine solche elektrische Birne anfertigen zu lassen. Sitzung vom 80 Januar 1920. 5 diese allein betrachtet — Lichtrichtung und Lichtabiall in gleichem Sinne zur Geltung kommen. Es findet eine Abnahme der Hellig- keit von der belichteten Innenseite dieser Flanke bis zu ihrer Außenseite statt und in gleicher Richtung durchstrahlt das Licht die rianke. lo der von innen her beleuchteten Längshäl fte des Stengels kann also jedenfalls nur ein Krümmungsbestreben gegen die verdunkelte Längshälfte zu ausgelöst werden, während das Gesamtorgan, wie der Versuch lehrt, das Bestreben hat sich nach der entgegengesetzten Seite zu krümmen. Daß bei diesem Antagonismus der Krümmungstendenzen das Gesamtorgan den Ausschlag gibt, kann schon deshalb nicht überraschen, weil der Helligkeitsnnterschied zwischen der von innen belichteten und der verdunkelten Längshälfte des Stengels viel größer ist, als der zwischen Innen- und Außenseite der beleuchteten Flanke. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, daß unter dem Einfluß des Ge- samtorgans der Helligkeitsunterschied zwischen Innen- und Außen- seite der durchleuchteten Flanke zwar perzipiert aber nicht mit einer Krümmungstendenz beantwortet wird. — Die Fortsetzung dieser Versuche und ihre Vervollkommnung in methodischer Hinsicht wurde durch meine Übersiedelung nach Berlin unterbrochen. Seither bin ich durch andere Arbeiten in Anspruch genommen, nicht wieder dazu gekommen, das Problem von neuem in Angriff zu nehmen. Die interessante Mitteilung BUDERs veranlaßte mich nun, meine vor 10 Jahren angestellten Versuche kurz zu beschreiben, da es von Interesse ist festzustellen, daß sich zwei so verschiedene Objekte, wie die .4ve«a-Coleoptile und der Po/i/^ow^^m-Stengel bei einseitiger Beleuchtung von innen gleich verhalten. Hans Pfeii-'FER: Mitteilungen. I. Hans Pfeiffer: Zur Systematik der Gattung Chrysithrix L. und anderer Chrysithrichinae. (Eingegangen am 29. Dezember 1919.) Schon R. Brown hielt Chondrachne (nach ihm selber von Lep'iron'id nicht verschieden), Chonsandra vmd Chrysithrix für drei sehr verwandte Gattungen. Nach KUNTH (1839) 7 kann über ihre Verwandschaft kein Zweifel mehr bestehen. NEES (1834) 288 hat zuerst „den weiteren Verwandschaftskreis" erkannt, der" von Endlicher (1836) 115 und in den späteren Bearbeitungen der Cyperaceen von BENTHAM AND HOOKER (1883) 1056, FAX (1887) 118 und BAILLON (1894) 370 beibehalten wurde. So- kamen drei Gattungen zu den Cyperaceen, die aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zu dieser Familie gehören, nämlich: Chrysithrix Linn. (1771) 165; Lepiroiiid L. 0, liich. in Persoon (1805) 70; ■Ghorümtdra ß. Br. (1810) 221. Sie gehören, wie diese Mitteilung zeigen soll, zur Familie der Restionaceen (llestiaceen), die ü. Br. erst (1810) 243 auf- .stellte. Darin mag zum Teil der Grund ihrer unrichtigen syste- matischen Stellung liegen. Eine weitere Ursache dafür mag darin gesucht werden, daß bei diesen in Australien heimischen Pflanzen selten das Material so vollstiindig in den Herborien aufliegt, daß auch die Frucht eingehend untersucht werden kann. Schon KUNTH (1839) 8 erwähnt, „daß die NEESischen Chrysitrichinen einen eigentümlichen Habitus zeigen, der vor- züglich darin besteht, daß die Infloreszenz . . . aus einer scheiden- artigen Spalte des Stengels unter dessen Spitze entspringt oder richtiger iolio basi vaginato, culmum terrainante suffulta ist". Ferner beschreibt man die Pflanzen: Herba ])erennis ßestiacearum nonnullarum habitu usw. Diese und ähnliche Hinweise führten mich darauf, die natürliche Stellung der Gattungen unter den llestionaceen zu suchen. Zur Systematik der Gattung Chrysithrix L. usw. 7 Worin liegt nun der Hauptunterschied z wichen beiden habituell zuweilen so ähnlichen Pflanzenfamilien? Genera Restio- nacearum quibus habitns Cyperacearum ab iisdem facile dignos- cuntur vaginis culmeis ad margines saepissime liberis nee in tubum integrum confluentibus seminibus pendulis embryoneque haud in albuniine incluso. In der Tat sind die Scheiden bei dem durchmusterten Material nicht verwachsen. Ebenso gehören die drei Gattungen nach der Bildung, der Samenanlage zu den Restionaceen. Bei Chrtjsithrix eapensis und Chorizaiidrn sphaero- cephdü konnte ich in der Frucht deutlich den gerade herab- hängenden Samenknospenapparat beobachten. Der Embryo liegt seitlich einem Nährgewebe aus mehligem Endosperm an. Lepiroiiia wird sich genau wie Chorkandra verhalten, wovon sie sich haupt- sächlich in der eiförmigen Gestalt und der deutlichen Rippen- bildung der Frucht unterscheiden soll. Allen genannten Gattungen ist außerdem mit den Restionaceen gemeinsam die stark auffällige Reduktion der Blätter zu Scheiden. Alle diese Gründe dürften aber allein nicht maßgebend sein, wenn nicht auch die anatomische Untersuchung meine Annahme bestätigte. Hier muß man jedoch beachten, daß Merkmale, die allein gewöhnlich als veränderlich aufgefaßt werden, beim Zu- sammentreffen mit andern eine gewisse Beständigkeit erlangen können, die sie geeignet macht, zur Unterscheidung natürlicher Gruppen herangezogen zu werden. Allerdings finden sich zwischen Restionaceen und Cyperaceen eine Reihe von Übereinstimmungen im anatomischen Bau, wiewohl die Restionaceen durchaus xerophytischen Grundcharakter zeigen, die Cyperaceen dagegen wahrscheinlich phylogenetisch von Sumpfpflanzen abzuleiten sind und bei ihnen die Xerophilie haujjt- sächlich durch den Bau des mechanischen Systems bedingt wird. Als anatomische Übereinstimmungen beider Familien erwähne ich nach meinen Untersuchungen kurz : Die =b zarten Wandungen des zentral gelegenen Grundparench3'ms, die kollateralen Mestom- bündel und die kleineren (auch bei den Cyperaceen wahr- scheinlich perihadromatischen) Mestombündel, die Bildung sube- pidermaler Rippen, das zeitweise Auftreten einer einzigen Chloro- phyllschicht zwischen diesen und der Epidermis (bei Cyperaceen allerdings selten), das Vorhandensein von Gerbstoffmassen, die sich allerdings erst in Herbarmat eiial durch ihre braune Färbung- bemerkbar machen usw. Die Stomata sind bei beiden Familien ebensooft phaneropor wie kryptopor. Trotzdem kann man aber von einem anatomischen Bauplan der Restionaceen wie g Hans Pfeiffkr der Cyperaceen sprechen. So ist für die ersteren mechanisch auf dem Querschnitt zylinderischer Organe das System des rinfacluui Hohlzyhnders mit eingebetteten oder angelehnten Mestomstriuigen charakteristisch, obzwar bei einigen Gattungen das System der peripherischen meist durch Mestom verstärkten Bastbündel mit Anschluß der Hippen an die Epidermis zur Geltung kommt. Daliin gehören dann auch die drei hier betrachteten Gattungen. Den Typus der Cyperaceen (wie der Restionaceen- gattung Anarfhria zum Teilj bildet das System der subepidermalen Rippen oder das der zusammengesetzten peripherischen Träger. Als Bausteine finden wir typische, meist deutlich prosenchyrnatische Bast- zellen: KoUenchym fehlt dagegen. Die Radial wände der Epidermis- zellen sind bei den Restionaceen gewöhnlich verdickt, bei den Cyperaceen gar häufig dünn. Mit der Verdickung der Radial- wände geht ihr wellenförmiger Verlauf Hand in Hand. „Strebe- zellen, wie sie von GlLG bei den Restionaceen in so großer Mannigfaltigkeit nachgewiesen wurden, kommen bei dieser Familie (Cyperaceen) nur vereinzelt und ohne spezielle Eigentümlichkeiten vor" |RlKLI fl895) 17]. Dieses letzte Merkmal wie der überaus stark entwickelte mechanische Ring des Stengels und der Blätter lassen uns erkennen, das dem Versetzen der drei Gattungen zu den Restionaceen keine Schwierigkeiten entgegenstehen. Endlich erwähne ich, daß den drei Gattungen die bei den Cyperaceen ziemlich allgemein auftretenden Kegelzellen [PFEIFFER (1919) . . . .] mangeln, gerade wie bei den von mir untersuchten Restionaceen. Die Restionaceen in ihrem bisherigen Umfange sind in ihrer Verbreitung fast ganz auf Australien (hauptsächlich Süd- westteil des Erdteilsj und Südafrika (besonders den Osten) be- schränkt. Auch die hier hinzugezogenen Gattungen haben ihre Vertreter nur in diesen Gegenden, nämlich^): l'hrysithrix L. |spec. 4: capcnsif' L. fil. {1111} SOi: ja uci/annis Nees (1836) 144; Dodii C. B. Clarke in DyER (1898) 760; distlg- 1) Untersuchtes Material: 1. Chnjsitrix copensin: Zeyher no. 4424b (Zwellendam, Tuspar Valley, Cap); — 2. Chr. (Jistif/matosa : DlELS no, 3307 (Westaustr, Victoria, westl. v. Greenough River Crossing, 190 m. s, m.); — M. Lepironia muQronata: H. M. RiDLEY no. 54 (Fl. of Singapore, Mangrovt? Swamp): — 4. Chorizandra ci/ntbarhi: S. H. Camfield, ohne Nr. ex National Herb, of New South Wales, Eotanic Gardens Sidney (Port Jackson Distrikt); B.* CIt. sphaerocephald : Maidex no. 101 (Sandsteinhügel bei Sidney, Port Jackson Distrikt); — 6.* 67/. i-noilis: Coli. M. KoCH no. 1355 (Darling Ranges» und mis. Fkri>. Muell. ohne nähere Bezeichnung (A.nstral, felip.). I Die mit * bezeichneten Belege sind aus dem GeneralUerb. d. Stadt. Mus. Brem., die übrigen sind Proben aus dem Herb. Mus. Bot. Berol.|. ^ Zur Systematik der Gattung Chrjsithrix L. usw 9 mafosa C. B. Clarke ex DiELS et PRITZ. (1905) 82] Afr. austr., Austral. Lcp'nonia L. C. Rieh. [spec. 1: mucronata Rieh, in PERSOON (1805) 70] Ind. or., Aichip. malay., Madagasc.," Austral. Chor/sandra R Br. [spec. 4: cyiiihaiia R. Br. (1810) 221; sp/uicrocejihala R. Br., 1. c. ; mitltiarficulata Nees (1841) 48; enodi^ Nees in Lehmann (1846) 73] Austral., N.-Caledon. Durch die Versetzung in eine andere Familie kommen die drei Gattungen allerdings gleichzeitig in eine neue Reihe und Unterreihe der Monocotyledonen (Farinosae Engler 1886, Enan- fioUastae). Nach dem System von WETTSTEIN (1911) 815 stehen aber die Restionaceen in der Reihe der En anti obl asten voi der 4. Reihe der Vyperahs (einzige Farn.: Cyperaceen), so daß nach dieser Anordnung die geplante Versetzung der drei Gattungen auch nichts Absonderliches mehr hat. An welcher Stelle der Restionaceengruppierung die drei Gattungen nun angeschlossen werden müßten, ist nicht so einfach zu entscheiden. Ich vermute vorläufig wegen der Aus- bildung der Infloreszenz (vgl. hauptsächlich Lejihonia, deren genaue Blütenverhältnisse ich allerdings nur aus der Beschreibung kenne) eine nähere Verwandschaft mit Ecdeiocolea 'F . Muell. (1874) 236 und mit der im anatomischen Bau sich den Cyperaceen stark nähernden Anarthria R. Br. (1810) 248. Für die Überlassung von Untersuchungsmateiial bin ich den Herren Prof. Dr. L. DiELS-Berlin, und Dr. FARENHOLTZ-Bremen, sehr zu Dank verpflichtet. Bremen, Weihnachten 1919. Zitierte Literatur. Baillon, Eist des plant. XII (1894). Bentham, On classific and terminol. in monocotyled., Journ. of the Linn, soc , bot. (1877), Bentham and Hooker, Genera plant. HI. 2 (1888). R. Brown, Prodr. Fl. N. HoU. (1810). — Fl. Austral. VII. (1878). DlELS ET Pritzel, in EnGLERs Jahrb. XXXV. (1905). Dyer, Fl. capens. VII. (1898). ENDLICHER, Gen. plant. I. (1886). GiLG, Beitr. z. Anat. d. xerophil. Fam. d. Restionaceen, in EnGLERs Jahrb. Xlll. (I8!tl) 541—606. KUNTH, Üb. d nat. Pflanzgrupp. d. Sclerineen u. Caricineen. in Ber. d. Akad d. Wiss. Berl. (1839). Lehmann, Plant. Preiss. II. (1846). LlNNAEUS, Mantiss. plant. II. (1771). 10 Johannes Buder: F. MUELLEK, Fragment, phytograph. Austral. VIII. (1874); IX. (1876) 17. Nkes. in Linnaea. IX. (^ISU); X. (1836); in: Ann. Nat. Hist., ser. I. VI. (ISil). P.\X, Beitr. z. Morphol. u. Systemat. d. O^^perac , Sonderabdr. aus EnGLERs Potin. Jahrb. VII. (1886) 23; — in: ENGLER u. Pkantl, Pflanzfam. 11. 2 (1887). l'KUSOUN, Svnop«. I. (1801-). Pkkifker, l'b. d. Stelig. d. Gattg. Üaustis, in: Ber. d. D. B. Ges. XXXVII. (1919) 41Ö fg.: — Kegelzellen innerh. der Gefäßbündelsch , io: Beili. z. Bot. Centralbl. XXXII. (1919). KiKI.r, Üissertat. Basel (1S95), .Sonderabdr. aus Jahrb f. w. Bot. XXVII. 4. Wettstein. Handb. d. syslem. Bot., '2. Aufl.. Leipzig und V^ien (1911). 2. Johannes Buder: Neue phototropische Fundamental- versuche. (Mit 3 Abb. im Text.) (Eingegangen am 11. Januar 1920.) 1. Vor etwa. zweiJahien zeigte ich, daß die Sporangienträger von Phi/coiiij/ces statt der üblichen positiven eine negative Krümmung ausführen, wenn man sie unter flüssigem Paraffin beleuchtet (Ber. 1918, S. 103). Ich wies auf die Ursache dieses Verhaltens hin, und deutete die Folgerungen an, die man daraus für die Theorie des Phototropismus. insbesondere für die von BLAAUW vertretenen Anschauungen zielien kann. Es lag auf der Hand, daß dieser Versuch einen durchschlagenden Beweis gegen die liichtungs- b3-potliese darstellte. Weitere Mitteilungen über seinen Ausbau stellte ich in Aussicht. Die schon damals im Gange befindlichen Untersuchungen mußten indessen vorübergehend unterbrochen wer- den. Nunmehr ist aber ihr Abschluß nahegerückt. Die in letzter Zeit wieder auflebende Diskussion über das alte Problem „Licht- richtung oder Lichtabfall?", das nach der Meinung einiger Autoren noch immer ^ nicht eindeutig .entschieden sei, veranlaßt mich aber schon jetzt aus der Zahl der von mir angestellten Versuche einige bekanntzugeben, die ebenso wie der obengenannte Inversionsversuch von entscheidender Bedeutung sind. Zuvor möchte ich aber mit einigen Worten auf die neuer- dings zugunsten der Richtungshypothese lautgewordenen Stimmen eingehen. Neue i)hototropische Fundamentalversuche. l J 2. HEILBRONN hat(Ber. 1917, S. 641) Resultate von Versuchen mitgeteilt, die seiner Meinung nach für die Bedeutung der Licht- richtung sprechen. Wir haben uns hier nur mit seinem Haupt- versuch zu befassen. Er bestand darin, die Pflanzen zwischen einer diffus strahlenden Fläche und einer unbedeckten Lampe aufzustellen. Sie krümmten sich der letzten zu „selbst wenn der Lichtgenuß der direkt bestrahlten Flanke, sowohl mit dem Photometer wie photochemisch gemessen, ein wesentlich geringerer ist, als der der diffus beleuchteten". BLAAUW (Med. v. d. Land- bouwhoogesch., Wageningen 1918, S. 183) hat diese Versuchsan- ordnung mit den Worten angefochten: „Der Gang der parallelen Strahlung einerseits und der diffusen andrerseits ruft gerade im Innern der Zellen (oder der Gewebe) Intensitätsunterschiede hervor, weil die parallele Strahlung in viel stärkerem Maße der Licht- brechung unterworfen ist, als die mehr diffuse Beleuchtung." Was er in dem Kausalsatz sagen will, ist mir allerdings unverständlich geblieben. Seine Argumentierung ist gerade hier und in den an- schießenden Sätzen durchaus nicht klar und sehr anfechtbar, was LUNDEGARDH freilich nicht hindert, sie als „treffende Bemerkungen" einzuschätzen. Ganz anders wird der HElLBRONNsche Versuch von SiERP (Ztsch. f. B. 1919, S. 520) gewertet. Ihm schien er „für die ganze Frage sehr wichtig" und er wiederholte ihn, allerdings mit anderem Erfolge: In der photometrischen Mitte aufgestellte Keimlinge blieben gei-ade. Der HEILBRONNschen Versuchungsanordnung liegt ein prin- zipieller Fehler zugrunde, den man erkennt, wenn man sich den Strahlengaug klar macht (vgl. Abb. 1). Von jedem Flächenelement der Quelle des diffusen Lichtes L L' gehen Büschel aus, die das Objekt treffen. (In der Abbildung sind nur die alleräußersten ein- gezeichnet.) Wäre jedes dieser Büschel für sich allein w irksam, so müßte die Krümmung im Sinne des durch die Organachse gehenden Hauptstrahles (z. ß. M L') erfolgen. Die von jedem einzelnen Büschel induzierten Krümmungsbestrebungen kombinieren sich nach dem llesultantengesetz zu einer Hauptresultierenden, die auf die Mitte der strahlenden Fläche gerichtet ist. (BUDER, Jahrb. 191 7, S. 129 u. 160 ff.) Ihr Intensitätsfaktor muß aber, da ja die äußersten Komponenten divergieren, natürlich kleiner sein als der des „photometrisch und photochemisch gleichwertigen" entgegen- gesetzten Büschels, das wir als annähernd parallel annehmen wollen. Auch zeigt schon ein Blick auf die Abbildung, daß die seitlichen Büschel nicht nur auf die ihnen zugekehrte Hälfte fallen, sondern 12 Johannes Budee; aucli mit auf die Gegenseite übergreifen. Die Verhältnisse sind in der Abbildung der zeichnerischen Deutlichkeit zuliebe natürlich stark übertrieben: das Prinzip bleibt auch bei anderen Dimensionen das gleiche. Es wird also schon auf den antagonistischen Ober- flächen keine gleichstarke Beleuchtung herrschen — noch weniger im Innern — , sondern die dem offenen Licht zugewandten Qua- dranten werden stets um einen kleinen Betrag im Vorteil sein. Der HEILBRONNsche Versuch ist also in seiner Anlage ver- feht. Praktisch wird der Erfolg im einzelnen Fall natürlich von Z-'r \ \ «; /^ - Neue phototropische Fundamental versuche. 13 Kürzlich ist auch LUNDEGARDH für die Lichtrichtungshypo- these eingetreten. In der merkwürdigen Meinung befangen, die Forscher, die bisher über das Problem nachgedacht haben, wüßten nicht, daß das Licht beim Eintritt in den Pflanzenkörper eine Brechung erfährt, unternimmt er es, den Gang der Strahlen im Innern der Koleoptile zu konstruieren. Er verfährt dabei genau so, als ob es sich um einen zylindrischen, mit Plasma homogen erfüllten Schlauch handle! Die einfachste Überlegung oder ein Blick in das SENNsche Buch, dessen Zahlen er benutzt, hätten ihm zeigen müssen, daß seine Konstruktion nicht einmal für eine einzelne Zelle stimmte, geschweige denn für einen Körper vom Bau der Koleoptile. Die Versuchsresultate, die er mitteilt, sind z. T. durch Fehler getrübt, z. T. beweisen sie gerade das Gegenteil von dem, was sie sollen. Seine wunderlichen Schlüsse verraten ebenso wie seine optischen Konstruktionen und die Diskussion der Literatur eine noch recht geringe Einsicht in den Sachverhalt, so daß es hier nicht lohnt, auf Einzelheiten einzugehen, zumal seine Argumente durch die mitzuteilenden Versuche ohnehin gegenstandslos werden. 3. Die jungen Sporangienträger von Pliyromyces wachsen, solange sie noch keine ausgebildeten Köpfchen haben, auch im Wasser weiter;, freilich ist ihre Wachstumsgeschwindigkeit dann sehr gering, Sie sind indes befähigt, tropistische Krümmungen, auszuführen, wie die geotropische Aufrichtung horizontal gelegter Träger lehrt. Phototropische Krümmungen treten aber bei der üblichen Alt der Beleuchtung nicht auf. Das hängt damit zusammen, daß die der Lichtseite zugekehrte und die von ihr ab- gekehrte Flanke keine zur Herbeiführung einer Krümmung aus- reichende Helligkeitsdifferenz aufweisen. Der Brechungsexponent in der lichtempfindlichen, mit Plasma völlig erfüllten Spitzenpartie des Trägers ist zwar etwas höher als der des Wassers, es kommt infolgedessen auch zu einer, freilich schwachen, Sammellinsenwirkung, Aber das daraus zu erwartende geringe Plus der Beleuchtungsstärke auf der Rückseite wird kompensiert durch die Absorption, die besonders lür die wirksamsten Spektralgebiete eine durchaus nicht zu vernachlässigende Größe ist. Offenbar halten sich diese beiden sie in seine Mitteilung (Ber. 1918, S. 492) aufzunehmen. Ich hielt das damals für untunlich, da es mir geboten erschien zuoächst die, wie ich annahm, schon abgeschlossene ausführliche Arbeit HeilbrONNs mit ihren Zahlenangaben abzuwarten. Da inzwischen aber seine Versuche schon von anderer Seite wiederholt in die Diskussion gezogen wurden und ich jetzt nicht mehr sicher bin, daß die Arbeit noch erscheinen wird, hielt ich es nunmehr für angezeigt, meine bisherige Zurückhaltung aufzugeben. 14 Johannes Buder: gegensinnig wirkenden Faktoren gerade die Wage, denn die Krüm- mungen bleiben aus. Das geschieht nämlich nicht etwa deswegen, weil — wie man vielleicht vermuten könnte — die phototropische Keaktionsfilhigkeit im Wasser überhaupt unterdrückt wäre. Man braucht nur auf irgend eine Weise dafür zu sorgen, daß auf anta- gonistischen Seiten ausreichende Beleuchtungsunterschiede bestehen, um die schönsten phototropischen Krümmungen zu erzielen. Es lüßt sich dieser Erfolg auf verschiedenem Wege erreichen. Ich will hier aber nur eine Versuchsanordnung besprechen. Projiziert man mit Hilfe eines geeigneten Linsensystems auf die im Wasser befindliche Trägerspitze die scharfe Grenze eines Lichststreifens derart, daß nur die eine Längshälfte getroffen wird, so führen die Träger eine Krümmung in einer zur Strah- lenrichtung senkrechten Ebene aus. Dabei wird, wie man ja schon aus dem Inversionsversuche in Übereinstimmung mit BLAAUWs Annahme erwarten mußte, die beleuchtete Seite konvex. Die Krümmung wird, der geringen Wachstumsgeschwindigkeit ent- sprechend, erst verhältnismäßig spät deutlich und schreitet nur langsam vor. In dem Maße, wie dies geschieht, muß man natürlich die Schattengrenze entsprechend nachdrehen und schief stellen. Nach einigen Stunden kann man Krümmungen von 45 ^ und darüber erzielen, und es dürfte, wenn die Träger ihr Wachstum lange genug beibehalten, nur eine Frage der Geduld sein, sie zu zwingen, einen vollen Kreis zu beschreiben. Hier haben wir also eine Krümmung senkrecht zur Strahlenrichtung in schönster Ausprägung und ohne Komplikation. Der Umstand, daß bei Bestrahlung der ganzen Träger Krümmungen ausbleiben, gibt dem Versuch sogar ein doppeltes Gewicht. Ich habe mit den Sj)orangienträgern von Fhycomyccs und anderen einzelligen Organen in verschiedenen Medien und mit mannigfach variierte]- Beleuchtungs weise noch eine große Zahl von Versuchen angestellt, will aber ihre Besprechung der ausführlichen Arbeit vorbehalten und hier nur noch einige Versuche mit Avena beschreiben. II . Beleuchtet man die Spitze eines J.i'enakeimlings durch ein senkrecht von oben kommendes Büschel, so, daß nur die eine Hälfte getroffen wird, so tritt eine Krümmung ein, wobei die beleuchtete Flanke konkav, die verdunkelte konvex wird. Ich realisierte die Versuchsbedingung gewöhnlich in der Weise, daß ich von einem regulierbaren Spalt mit Hilfe eines 70 — 100 cm entfernten Linsen- systems von 30—50 cm Brennweite, das bis auf ca. 3 mm freie Oeffnung abgeblendet wurde, ein Bild entwarf. Es entsteht bei dieser Anordnung ein ganz feines Büschel, gleichsam eine Licht- Neue phototropische Fundamentalversuche. 15 nadel, deren Spitze ich durch ein lieflexionsprisma senkrecht nach unten lenkte. Das winzige Bild des Spaltes wurde genau auf die Spitze der Koleoptile eingestellt. Infolge der geringen Apertur des Büschels bleibt die Schattengrenze aber auch noch einige Milli- meter weiter unten recht scharf. Die Längsrichtung des Spalt- bildes verlief gewöhnlich senkrecht zur großen Achse des Koleop- tilenquerschnitts. In einigen Versuchen war der Spalt so breit, daß gerade die ganze Hälfte der Koleoptilenspitze beleuchtet wurde (Abb. 2a). In anderen wurde nur eine ganz schmale Zone be- strahlt (Abb. 2 b). Der Sinn der Krümmung blieb auch dann der gleiche, wenn die Büschel die Spitze nicht genau senkrecht, sondern 777/////./. ■ Abb. 2. Belichtung der Av^yia Koleoptile von oben und schräg hinten. Vgl. d. Text. (Schematische Seiten- und Oberflächenansicht; die kleinen Pfeile geben die Richtung des einfallenden Lichtes, die großen die Krümmuogsrichtung an.) unter 15 — 20" von hinten trafen (Abb. 2c). Auch bei diesen Versuchen ist es bei Dauerbelichtung selbstverständlich notwendig, mit Beginn der Krümmung die Spitze zu verschieben, da ja sonst die bisher beleuchtete Hälfte in das Dunkele, die bisher beschattete m das Helle gerät. Es ist aut diesem Wege nicht schwer, im Laufe einiger Stunden Krümmungen von 30*^ und mehr zu erhalten. Wenn LUNDEGaRDH und HEILBRONN mit etwas anderer Methodik, die aber das gleiche Ziel verfolgte, keine so eindeutigen Resultate bekamen, so kann das nur an der technischen Unvollkommenheit ihrer Versuchsanordnung oder der Unzulänglichkeit ihres optischen Kalküls gelegen haben. Meine Versuchsergebnisse zeigen jeden- falls klar, daß das Zustandekommen der phototropischen Krüm- mungen auch bei Avena von. der Richtung der Lichtstrahlen als solcher gänzlich unabhängig ist und nur auf der Verschiedenheit le Johannes Buder: der Beleuchtungsstärke antagonistischer Flanken beruht. Viel ele- c];anter läßt sich diese Tatsache aber noch dadurch demonstrieren, daß man die Koleoptile einseitig von innen beleuchtet. 5. Den Plan, durch eine einseitige Beleuchtung der Koleoptile von innen her für die einander gegenüberliegenden Flanken des ganzen Organes eine Helligkeitsdifferenz zu schaffen, die der Rich- tung der Strahlen gerade entgegengesetzt ist, hatte ich schon vor H y K Abb. 3. Beleuchtung einer Koleoptile K von innen mittels der Lichtsonde; bei A deren Spitzenteil in etwa 10 maliger Vergrößerung. Näheres im Text. Jahren (1913) gefaßt, kam aber erst kürzlich zu seiner Verwirk- lichung. Seiner Durchführung scheinen fürs erste unüberwindliche Schwierigkeiten entgegenzustehen, besonders wenn man bedenkt, daß der Durchmesser der Höhlung der lichtempfindlichen Spitze Bruchteile eines Millimeters nicht überschreitet. Ich löste diese Schwierigkeit durch eine Vorrichtung, die ich die „Lichtsonde" nennen will. Sie besteht aus einem kleinen Glaskegel von etwa 2 — 3 cm Höhe. Seine Spitze ist zu einem ungefähr ebenso langen Fäden ausgezogen. Dieser ist an seinem freien Ende umgebogen, das abgebogene Stück hart an der Biegung abgebrochen, und etwaige scharfe Kanten durch Schleifen auf Schmirgelpapier oder Neue phototropische FundameDtalversuche. 17 auch durch ganz vorsichtiges Abschmelzen an kleinstem Flämmchen entfernt worden. Das ganze Gebilde, mit Ausnahme der Grund- und oberen Bruchfläche, ist versilbert und der Silberbelag durch eine Schicht schwarzen Lackes geschützt. Die wesentlichsten Züge der Versuchsanordnung lassen sich aus nebenstehender Abbildung leicht ersehen. Ein konvergentes Büschel wird durch die Grund- fläche des Kegels so in die Sonde hineingeworfen, daß der Ver- einigungspunkt der Strahlen ungefähr in der Höhe der Spitze des Kegels liegt. Das Licht passiert dann in mehrfacher Heflexion den Glasfaden, den es nur an der vorgesehenen Austrittsstelle ver- lassen kann. Ein kleiner Behälter W dient zur Wasserversorgung der Versuchsobjekte. Er besteht aus einem <|uadratischen Stückchen Gummi als Boden, dem ein Rand von schwarzem, durch einen Lacküberzug geschütztem Papier aufgesetzt ist. Der Boden wird in der Mitte mit dünner heißer Nadel durchstochen, so daß der Be- hälter auf den Glasfaden der Sonde gespießt werden kann. Die Koleoptile wird vom Keimling vorsichtig entfernt und — ebenfalls mit größter Vorsicht — über den Glasfaden gestülpt. Aus be- stimmten Gründen füllte ich ihre Spitze zuvor meist mit Wasser. Die Herrichtung der Koleoptile sowie die Einstellung der Sonde auf günstigsten Lichteffekt geschieht natürlich bei und mit rotem Lichte. Die ganze Vorrichtung wird dann mit einem Häubchen H bedeckt, das auf der Blendscheibe B ruht. Nun kann die Bestrah- lung mit weißem Lichte beginnen. Die sich geltend machenden Krümmungen können natürlich nicht weit fortschreiten; der starre Glasfaden bietet ja ein Hemmnis. Der Beginn der Krümmung ist aber leicht festzustellen. Überdies kann man das Krümraungs- bestreben dadurch weiter zur Entfaltung bringen, daß man nach genügend langer Exposition die Sonde aus der Koleoptilenspitze entfernt. Dann treten nachträgliche Krümmungen bis zu 25 und 30° auf. Die beleuchtete Seite wird, wie es ja zu erwarten steht, konkav. Der Sinn der Krümmung ist also genau der gleiche, wie wenn die eine Seite der Spitze nicht von innen, sondern von außen beleuchtet worden wäre. Die Koleoptile krümmt sich also genau entgegengesetzt als wie sie es tun müßte, wenn die Richtung der Strahlen der maßgebende Faktor wäre. Kontrollversuche und nähere Überlegung zeigten, daß für die Krümmung nicht etwa Kontakt- reize verantwortlich zu machen sind. 6. Die Frage: Lichtrichtung oder Lichtabfall? konnte ja selbstverständlich nur mit Bezug auf die empfindlichen Proto- plasmaschichten einen Sinn haben. Die Richtung der Strahlen im Räume außerhalb der Organismen ist natürlich ebenso gleich- Ber. der Deutsehen Bot. Gesellsch. XXXVIII. 2 lg Johannes Büder: «rültiof. wie die dort herrschende Helligkeitsverteihing, was freilich uft nicht genügend beachtet wurde (vgl. J3UDER, Jahrb. 58, S. 203). Eine ausgesprochene Eichtung von Strahlen im Innern der Organe ist nun aber in der Eegel nur dann zu erwarten, wenn es sich um durchsichtige Einzelzellen handelt, wie z. B. bei Fhycomi/ces oder um hyaline Epidermiszellen. Bei mehrzelligen Körpern Avird aber schon durch die oberste Zellschicht und die angrenzenden inter- zellularen die „gerichtete" in diffuse Strahlung umgewandelt. Im Innern der Organe herrschen Beleuchtungsverhältnisse wie hinter einer Milch- oder günstigsten Falls hinter einer Mattglasscheibe. Schon dieser Umstand spräche — wenn wir nicht die Fähigkeit der Lichtperzeption auf die Epidermis beschränken wollen — wesentlich gegen die Richtungshypothese. — Ein zwingender Beweis gegen sie läßt sich, wie ich zeigte, u. a, auch aus dem Resultantengesetz ab- leiten^j. v. GUTTENBPZRGs Einwand (Ber. 1919, S. 307) ist optisch unhaltbar. Eine im Innern der Pflanze herrschende, der resul- tierenden Krümmung entsprechende Strahlenrichtung, die genau proportional mit der Intensität der einzelnen Büschel wechselte, ist ein Unding. Mögen wir es mit durchsichtigen Objekten wie Phycomj/ccs und einzelligen Schwärmern, in deren Innern eine „gerichtete" Strahlung vorhanden sein kann, oder mögen wir es mit kompakten Organen zu tun haben, deren Inneres nur diffus beleuchtet wird, „erfolgt doch stets bei senkrecht gekreuzten Bü- scheln, obwohl an der Richtung der wirksamen Strahlen nichts geändert wird, eine Reaktion, deren Richtung und Aus- mali nur von der wechselnden Intensität der wirksamen Büschel abhängt" (Jahrb. 58, S. 207). Schließlich habe ich bereits 1917 (1. c. S. 205) darauf hinge- wiesen, daß auch mit Rücksicht auf die photochemischen Prozesse, die wir heutzutage für die Perzeption als unerläßlich ansehen, die Richtungshypothese abgelehnt werden muß. „So lange wir annehmen, daß überhaupt photochemische Prozesse irgend welcher Art die Haupt- rolle beim Perzeptionsakt spielen, ... ist die alte Streitfrage von vornherein eindeutig entschieden; denn für die genannten Prozesse spielt nur die Intensität des pro Zeiteinheit zugeführten Lichtes eine Rolle, "tnit anderen Worten: die Lichtmenge; die Richtung nur insofern, als von ihr der Grad der Intensität der Beleuchtung eines flächenhaften photochemischen Systems abhängt". 1) Stakk hat freilich bei der Erörterung dieser Verhältnisse in seinem Bericht (Natw. Woch. lull), S. 202) der Pointe die Spitze abgebrochen. Neue phototropische Fundamentalversuche. 19 So steht also nunmehr lediglich die „Perzeption von Hellig- keitsdifferenzen" zur Erörterung. Sie kann aber nur einen Sinn haben, wenn man darunter versteht, daß die Wachsturasgeschwindigkeit der verschiedenen Flanken entsprechend ihrer Beleuchtung beein- flußt wird. Damit sind wir also zu einem Ergebnis gekommen, das weitgehend mit dem Kern der BLAAUWschen Ausführungen übereinstimmt. Auf die Konsequenzen dieser Anschauung und gewisse Schwierigkeiten, die ihr noch entgegenzustehen scheinen, komme ich in der ausführlichen Arbeit zurück. Die prinzipielle Annahme eines innigen Zusammenhanges zwischen photoblastischen Ileaktionen und Phototropismus involviert aber keineswegs, wie BLAAUW glaubt, die Notwendigkeit, nun be- währte Begriffe der Reizphysiologie wie Auslösung, lieizkette, Er- regung usw. unbesehen über Bord zu werfen. Daß mit ihnen in den letzten Jahrzehnten freilich oft ein unnötiger Aufwand ge- trieben wurde, wird manchem auch vor ELAAUWs Arbeiten klar gewesen seini Leipzig, Botanisches Institut d. Univ. 31, Dez. 1919. •->' 20 M. MÖBIÜS; 3. M. Möbius: Über die Blüten von Renanthera Lowii. (Mit Tafel I.) (Eingegangen am 31. Januar 1920.) « Der Blütendimorphismus von Renmithcra Loiv'ti ist bereits 1905 von Hans WinKLEK besprochen worden. (Annales du Jardin bot. de Buitenzorg, XX, S. 1 — 12.) Wenn ich jetzt den Gegenstand noch einmal vorbringe, so geschieht es, weil ich einerseits den Ansichten WINKLERS, was die Erklärung des Dimorphismus be- trifft, nicht beistimmen kann, andererseits eine genauere Beschreibung vom Bau der Blüte geben möchte, da mehrfach erwähnt wird, daß die bisherigen schriftlichen und bildlichen Darstellungen nicht ganz korrekt seien. Veranlassung zu dieser Untersuchung bot die im Frankfurter Palmengarten kultivierte Pflanze, die im Jahre 1919 außerordent- lich reich blühte. Die Blütenstände wurden bereits im Juli sicht- bar, am 15. August öffnete sich die erste Blüte, und noch jetzt, zu Ende des Jahres, sind Blüten vorhanden, während der größte Teil der Inflorescenzen Mitte Oktober entfernt wurde, um den Stock nicht zu sehr durch das Blühen zu schwächen. Ende August hatte die Pflanze 15 Inflorescenzen, deren längste über zwei Meter maß, und deren jede 25 — 30 Blüten trug. Die Ge- samtzahl der Blüten bezifferte sich demnach auf etwa 400. Leider kann sich die Pflanze im Gewächshaus nicht in natürlicher Weise und Schönheit entfalten, denn die ursprünglich epiphytische Orchidee ist hier eingetoplt und hat ihre eigentlich horizontal ausgebreiteten Laubsprosse schräg nach oben gerichtet. Die im natürlichen Zustand einfach senkrecht herunterhängenden und vier Meter lang werdenden Inflorescenzen sind hier durch Aufbinden hin und her gebogen. Die zwei oder drei untersten^) Blüten jeder Inflorescenz haben breitere und gelb gefärbte Blätter mit wenigen kleinen roten Flecken. Dagegen zeigen die durch einen größeren Zwischenraum von 1) Winkler nennt sie die „obersten", weil sie bei hängenden Bluten- ständen oben sitzen, indessen pflegt man sich doch besser nach den morpho- logischen Verhältnissen zu richten. über die Blüten von Renanthera Lowii. 21 ihnen getrennten, folgenden Blüten schmälere Blätter, die außen weißgelb, innen auf weißgelbem Grunde dicht rot gefleckt sind, stellenAveise bis zum Verschwinden der hellen Grundfarbe. Nur die Lippe und Säule ist in beiden Blütenformen ganz gleich. Bei einem nur 95 cm langen Blütenstand ergeben sich folgende Maße: Vom Ursprung bis zur ersten gelben Blüte 10 cm, bis zur zweiten gelben 8 cm, bis zur dritten gelben 8 cm, dann nach einem Intern odium von 21 cm kamen 7 lauter rote Blüten in Entfernungen von U, 7, 5, 8, 5, 5, 6V2 cm. Die gelben Blüten sind durch- sclmittlich Ö cm breit und b^j^ cm hoch, die roten 7 und 6 cm. Die Blätter der oelben Blüten sind sehr dick und fest und flach aus- gebreitet, das unpaare Sepalum hat an der Spitze eine nach hinten gerichtete spornartige Verdickung von V2 cm Durchmesser. Die Epidermiszellen sind auf beiden Seiten in lange Papillen ausge- zogen und reich an Anthoxanthinkörnchen, m dem Parenchym- gewebe nimmt nach innen zu der Gehalt an Anthoxanthin ab. Die roten Flecken werden durch Auftreten von Anthocyan in den Epideimiszellen hervorgerufen. Bei den roten Blüten ist die Epidermis nur auf der Oberseite stark papillüs, auf der Unterseite fast glatt. Ihre Zellen enthalten auch Anthoxanthin und Anthocyan, von erste rem aber weniger, von letzterem dagegen mehr, ent- sprechend der größeren Ausdehnung der Flecke; auch erstreckt sich der Anthocyangehalt auf die unter der Epidermis liegenden Zellen. Die Färbung der von mir rot genannten Blüten ist also auf der Oberseite ein gelblichweißer Grundton, dei von burgunder- roten, rundlichen Flecken, die auch zu querverlaufenden Bändern zusammenfließen können, mehr oder weniger verdeckt wird und sich besonders an den Rändern erhält. Auf der Unterseite zeigen die Blätter ein schmutziges Weißgelb, auf dem die roten Flecken der Oberseite matt durchscheinen. Wie WiNKLER diese Blüten als „weiss" bezeichnen kann, ist mir unverständlich. Mit mehr Recht werden sie von den englischen Autoren „braun" genannt, weil das ßot ziemlich dunkel und mit Gelb gemischt ist; im Ganzen macht die Blüte einen braunroten Eindruck, da aber die Färbung aiif Anthocyan beruht, glaube ich, sie einfach rot nennen zu dürfen. Bei beiden Blütenformen sind die Sepala auf der Unterseite dicht mit langen Zotten versehen, während die Petala frei davon sind. Diese Zottenhaare, wie solche auch den Fruchtknoten und die Infloreszenzachse dicht bedecken, sind für die an Haaren über- . haupt armen Orchideen eine sehr auffallende Erscheinung. Bei den Blättern find-et man selten, daß die Epidermiszellen zu längeren 22 M. MÖBIUS: Papillen oder wirklichen Haaren aiiswachseni). Die Stengel sind auch meistens glatt, nur bei den Gypripedilinen"^) sind die Stengel oft dicht behaart, und hier sind die Haare entweder nur einfache, mehrzellige, unverzweigte Borsten oder es finden sich daneben noch kürzere Drüsenhaaie. Die bei Renanther(\, zu beobachtenden Zotten stellen aber richtige B]mejgenzen dar, wie die ürsprungs- stt'lle erkennen läfU, an der sich das Parenchym in mehreren Schichten in das Innere der Zotte fortsetzt. (Fig. 13.) Deren Epidermiszellen wachsen wiederum zu spitzen Papillen oder Haaren aus, häufig mit nach unten zuiückgekrümmten Spitzen, was der ganzen Zotte neben ihrer hin- und hergebogenen Form etwas be- sonders Rauhesund Borstiges verleiht. (Fig. 11, 12.) Eigentümlich ist ferner, daß der Farbstoff sicli nur in den inneren Zellen der Zotten findet. Wirkliche Emergenzen, aber von anderem Bau, habe ich nur noch bei einer Orchidee, MasdevaUia nmscosa, als Be- kleidung der Infloreszenzachse getroffen, worauf mich Herr O'ber- gärtner MiETHE im Palmengarten aufmerksam machte. Die Lippe, wie schon erwähnt, in beiden Blütenformen ganz übereinstimmend, ist mit einem schmalen bandförmigen Stück be- weglich angegliedert, was nach PPITZP]R (Natürliche Pflanzen- familien, S. 208) das Merkmal der Grattungen D'rplocentrum. Renantliera und Esmcrcüdd bildet. Sie ist 13 mm lang und ähnlich wie der vordere Teil eines- Schuhes gestaltet, aber nur schwach ausgehöhlt, vielmehr ist das vordere Ende solide und in eine Spitze ausgezogen, die einfach oder gespalten sein kann. (Fig. 1 — 4.) Auf der oberen Seite trägt dieses Stück eine Leiste, die mit einem dreieckigen, nach hinten in eine feine Spitze ausgezogenen Aufsatz versehen ist. Die nach oben geschlagenen Ränder des basalen Teils der Lippe umfassen noch deren Ansatzstelle. Von Farbe ist die Lippe weißlich, rot gesprenkelt und gelblich gefleckt, die gelbliche Färbung findet sich an der Spitze und im Grunde der Höhlung. Auch die Säule ist in beiden Blütenformen ganz gleich (Fig. 5), nämlich kurz und gerade, in der Färbung der Lippe ähnlich, d. h. weißlich mit roten Punkten. Die Anthere ist stark in die Quere ^gezogen und in der Mitte nach vorn und unten mit einem dreieckigen Anhängsel versehen, an den seitlichen Rändern fein gefranst. Unterhalb der Anthere liegt die nierenförmige Narbe. Die auseinanderstehenden Pollinien bilden eine gerade, horizontale 1) Vergl. meine Abhandlung über den anatomischen Bau der Orchideen- blätter in PjunGSHEIMs Jahrb. f. wiss. Botanik, Bd. XVIII (1887) S. 14 u. 16_ 2) Vergl. F. 0. VON Faber, Beitrag zur vergleichenden Anatomie der Cypripedilinae. Stattgart, 1904. S. 47. über die Blüten von Renanthera Lowii. 23 Linie und werden von einer bandförmigen, glasigen Oaudicula getragen, die sich unten verbreitert und nach innen umschlägt. Die Höhe des ganzen Pollinariums beträgt 3 mm. Pfitzer (1. c.) bezeichnet die Pollinien als gespalten, denn jedes besteht aus zwei Teilen, von denen der eine den andern halb umfaßt, wie man am besten auf dem Durchschnitt sieht. (Fig. 9.) Dementsprechend bemerkt man eine von unten und innen nach oben und außen verlaufende Linie, wenn man die Pollinien von vorn betrachtet. (Fig. 8.) Von Farbe sind sie gelb und von Konsistenz fest, beim Zerdrücken zerfallen sie in Tetraden. Im Fruchtknoten läßt sich bei den zweierlei Blüten ein äußerer Unterschied kaum wahrnehmen. Im inneren Bau schien es mir, daß bei den gelben Blüten die Placenten weiter nach der Mitte vorspringen als bei den roten, und zwar dort so weit, daß sie sich berühren. Auch in der Anordnung der G-efäßbündel in der Fruchtknotenwand bemerkte ich gewisse Unterschiede. Diese Wand ist sehr dick und mit sechs Einschnitten versehen, die bei den gelben Blüten nur als Linien erscheinen, bei den roten aber enge Furchen bilden. Vor den Gofäßbündeln tritt bei Jodfärbung die Stärkescheide in einzelnen Bogen deutlich hervor, da das übrige Gewebe des Fruchtknotens keine Stärke enthält'). Seine Oberfläche ist mit Zotten und Drüsenhaaren dicht besetzt, die in Fig. 11 nicht mitgezeichnet sind. Daß die Fruchtknoten der beiderlei Blüten nach der Be- stäubung sich zu samentragenden Früchten entwickeln können, ist wiederholt durch Versuche bewiesen. Wie 11. A. llOLPE berichtet (The Orchid Eeview 1904, Vol. XII. S. 283-286), hat der Gärtner Kramer in Flottbeck bei Hamburg eine gelbe Blüte mit einer gelben, eine gelbe mit einer roten und eine rote mit einer gelben gekreuzt und in allen drei Fällen reife Früchte erhalten. Ferner berichtet J. G. FOWLER (The Orchid Ileview, 1908, Vol. XVI, S. 264), daß er am 17. Oktober 1907 die Pflanze auf vier ver- schiedene Weisen bestäubt hat, indem er gelb mit rot, rot mit gelb, gelb mit gelb und rot mit rot kreuzte. Es bildeten sich vier Samenkapseln, die in ihrer Größe nicht zu unterscheiden waren. Sie wurden am 12. Juni 1908 als reif abgenommen und die Samen ausgesäet, es keimten aber nur die, welche aus der, Kreuzung gelb mit gelb hervorgegangen waren. Wenn dies auch, meint FOWLER, kein sicherer Beweis ist, so läßt sich doch daraus mutmaßen, daß 1) Vergl. meine Angaben über die Stärkescheide im Fruchtknoten von Orchis latifolhis m Fiora, 1918, Bd. XI, S. 412, Fig. 10. 24 M. MöBlUS: die roten Blüten unfruchtbar sind, und daß die gelben nur dann Samen bringen, wenn sie mit gelben gekreuzt werden. WiNKLER (1. c.) hat am 28. November 1903 alle zwischen den gelben und roten Blüten möglichen Bestäubungskombinationen vorgenommen, deren es vierzehn gibt, wenn außer dem Unterschied von gelb und rot auch der zwischen Selbstbestäubung, Bestäubung mit der gleichen Blütenform derselben Infloreszenz, einer anderen Infloreszenz des- selben Stockes oder eines anderen Stockes berücksichtigt wird. Er fand alle vierzehn Bestäubungsarten „erfolgreich", beobachtete aber dabei einen Dimorphismus der Früchte, insofern die aus den gelben Blüten erzeugten kürzer (7,5 cm) als die aus den roten erzeugten (9,5 cm) waren. Über die Keimfähigkeit sagt er nichts aus. Schließlich hat auf meine Bitte Herr Obergäitner MlETHE^) im hiesigen Palmengarten an der oben beschriebenen Pflanze am 10. Oktober 1919 vier Bestäubungen vorgenommen, gelb mit gelb, gelb mit rot, rot mit rot und rot mit gelb, unter Vermeidung der Selbstbestäubung. Der erste Erfolg war in allen Fällen ein deut- liches Einbiegen der Narbenränder, Die Fruchtknoten der roten Blüten schwollen darauf an, die der gelben Blüten aber nicht, weshalb am 28. November nochmals zwei gelbe .bestäubt wurden, die jetzt nach vier Wochen eine starke Anschwellung der Frucht- knoten zeigen. Auch eine zufällig bestäubte gelbe Blüte besitzt einen stark angeschwollenen Fruchtknoten, wahrscheinlich ist bei ihr Selbstbestäubung eingetreten, indem der Gärtner die Anthere abgestreift hat, und dadurch die Pollinien auf die darunter stehende Narbe gelangt sind. Ob reife Früchte entstehen, ist bei den durch die Kohlennot hervorgerufenen ungünstigen Kulturverhältnissen zu bezweifeln, weshalb ich auch nicht darauf gewartet habe. Alle diese Versuche geben zwar noch kein eindeutiges Resul- tat, insofern nach FOWLER alle Früchte gleich, nach WiNKLER aber die der gelben und roten Blüten verschieden sind, nach FOWLER sogar nur die gelb mit gelb gekreuzten Blüten keimfähige Samen erzeugen. Aber das scheint man doch annehmen zu können, daß es sich bei den dimorphen Blüten von Ecnanfhcra Lowii nicht um einen Geschlechtsdimorphismus wie bei Ojcnoclies-) und Gatasetum 1) Dem genannten Berrn sowie dem Direktor des Gartens, Herrn Landesökonomierat Sikbeut. sage ich für ihr freandliches Entgegenkommen auch an dieser Stelle meinen besten Danls. 2) Hier sei auf einen Irrtum aufmerksam gemacht, der sich in Pfitzers Bearbeitung der Orchideen für Engler-Prantls Natürliche Pflanzenfamilien (S. 160/1) findet, wo die männlichen und weiblichen Blüten in der Beschreibung verwechselt werden. Wie es nämlich Pp^tzer in seiner vergleichenden über die Blüten von Renanthera Lowii. 25 handelt, besonders wenn man den ganz gleichen Bau der Sexual- organe in den zweierlei Blüten hervorhebt. Es entsteht also die Frage, warum und wozu diese Art zweierlei Blüten von so verschiedenem Aussehen trägt? WiNKLER sucht den Unterschied dadurch zu erklären, daß „die gelben Blüten Lockorgane für den ganzen Blütenstand darstellen", und begründet seine Ansicht damit, daß „sie während dessen ganzer Blütezeit in unveränderter Frische erhalten bleiben", wpza noch komme, daß die gelben Blüten allein duften. In Hinsicht auf den ersteren Umstand sei auf die Dat Stellung von WiNKLER verwiesen. Auch bei unserer Pflanze ließ sich, beobachten, daß die gelben Blüten noch vorhanden waren, nachdem die roten im unteren Teil der Infloreszenz schon abgefallen waren. Die roten halten aber auch recht lange aus, und eine Zeit lang sind alle Blüten eines Standes zugleich geöffnet. Nun stelle man sich Blütenstände von etwa drei Meter Länge mit 30 — 40 solcher gelblich und rot gefleckter Blüten auf einem grünen Hintergrund vor, wie wir wohl für den natürlichen Standort annehmen dürfen. Sollte es da noch, um auf diese Blütenfülle aufmerksam zu machen, der paar gelben Blüten bedürfen, die noch dazu mehr oder weniger zwischen den Laub- blättern stecken? "Wenn aber später die unteren roten Blüten abgewelkt und nur noch die obersten (natürlich ganz unten hängenden) geöifnet sind, so können doch schwerlich jene gelben Blüten die Aufmerksamkeit der Insekten auf die mehrere Meter entfernt stehenden äußersten roten lenken. Wahrscheinlicher wäre es sogar, daß die untersten Blüten als die versteckter stehenden, um die Insekten anzuziehen, größer und lebhafter gefärbt sind und außerdem noch stark duften, was die roten, freistehenden und durch ihre Menge auffallenden Blüten nicht nötig haben. Wir brauchen aber vielleicht nicht nur an die Bestäubungs- einrichtungen zu denken, sondern können auch versuchen, den Morphologie der Orchideen (1881) ganz richtig darstellt, und auf der bunten Tafel vor dem Titelblatt sehr schön abbildet, unterscheiden sich bei C'i/enoches die (5 und ^ Blüten außer durch den Bau der Geschlechtsorgane auch durch die andere Form und Größe sämtlicher Petala und Sepala. und zwar so, daß diese in den ^ Blüten grüßer und vor allem breiter sind. Die 5 Blüten scheinen gewöhnlich eine reichblütige Ähre, die 9 eine wenigblütige zu bilden, doch sollen beiderlei Blüten auch auf demselben Blütenstand vorkommen, der sogar noch eine dritte Zwischenform tragen kann. Man vergleiche auch die Darstellung und Abbildung in Orchid Review, 1909, vol. XVII, S. 273—274 von C. maculiitum. Das von Pfitzer abgebildete C. WarsceiviczU Rchb. ist übrigens nach Orchid Review (I.e. S. 272) als C.sfe?Zj/e>7. Das Molekulargewicht vieler im Zytoplasma vorkommender Substanzen, vorzüglich der in hydrophilkoUoidaier Lösung befind- lichen, z. B. der Eiweißkörper, ist ein ungeheuer großes. Für die Eiweißkörper des Zytoplasmas darf man die Größe des Moleküls ungefähr auf 14 000 ansetzen. Würden wir bei unserer Berechnung der Geschwindigkeit statt M -= 200, M ^ 14C00 setzen, so würde die Geschwindigkeit = 2,7 mm in 1 Sek. werden. Wir wissen aber nicht, die Bewegung welcher Moleküle die gerichtete ist und können deshalb nicht sagen, wie die Molekulargröße auf v in der Zelle wirkt. Die Plasmabewegung usw. 41^ 4. Die Dichte des Zytoplasmas wird nicht erheblich großer sein als die des Wassers. Wir können also nur sagen, daß es nicht unverständlich ist, wenn die Geschwindigkeit der Zytoplasmaströ- mung eine verhältnismäßig geringe ist. Da es uns wesentlich auf die Beziehung zwischen Zytoplasmabewegung und Temperatur an- kommt und der Wert = ^- nicht merklich von der Temperatur abhängen kann, so köanen wir den Einfluß der Dichte auf das Ergebnis der Berechnung außer Acht lassen. Aus dem Gesagten geht hervor, daß wir nicht erwarten können, daß die absolute Geschwindigkeit, welche wir mittels unserer Formel errechnen, mit der an Ohara beobachteten überein- stimme. Wohl aber wird, wenn meine Hypothese richtig ist, der Verlauf der Kurven, welche 1. die Beziehung zwischen Temperatur und Geschwindigkeit der Zytoplasmaströmung von Ohara und 2. der Temperatur und der errechneten Geschwindigkeit darstellen, übereinstimmen. Maßgebend für den Verlauf der berechneten Kurve ist allein -^ unserer Formel, also auch die Abhängigkeit des Koeffizienten der inneren Reibung der unserer Berechnung zugrunde gelegten Flüssigkeit von der Temperatur. Wir mußten nun eine Flüssigkeit wählen, welche annähernd die Zähigkeit des flüssigen Zytoplasmas hat und konnten nur eine solche gebrauchen, von welcher der Koeffizient für die innere Reibung bei genügend verschiedenen Temperaturgraden bekannt ist. Eine solche Flüssigkeit ist das Rizinusöl (LandolT-BÖRN- STEIN 1912). Übrigens würden wahrscheinlich ähnliche Kurven bei Benutzung anderer zähflüssiger Flüssigkeiten resultieren; für Glyzerin ist z. B. die Zähigkeit bei 2,8^ = 42,2, bei 20,9^=7,8. Q besitzt nun für Rizinusöl bei den verschiedenen Temperaturen folgende Werte: 6,5 Grad = 32,95, 8,7 = 27,14, 9,9 = 24,46, 12,8=18,64, 18,6 = 17,15, 16,1=13,70, 19,6=10,27, 22,6-7,908, 24,8 = 6,592, 26,4=6,003, 28,4 = 5,026, 29,8 = 4,505, 31,9=3.940, 33,0=3,686 35,8 = 3,010, 36,5 = 2,862, 38,3 = 2,549, 40,6 = 2,245. Rizinusöl würde danach die folgenden Zahlen für den Ausdruck liefern: Q 8,452, 10,38, 11,57, 15,44, 16,71, 21,10, 28,49, 37,38. 45.18, 49,88, 59,97, 67,21, 7?,34, 83,02. 102,6, 109,5. 122.1, 139,7 42 Arthur Meyer : Die Piasmabewegung usw. Tragen wir als Abszissen die Celsiostemperatur und als Ordi- naten die Werte " ein, so erhalten wir eine Kurve (R Textfigur), Q welche, wie man sieht, in ihrem Verlauf sehr ähnlich ist der Kurve C, die man erhält, wenn man die Zahlen der Messungen NÄGELIs in TtO 130 120 no ■;oo 90 80 70 bO 50 •VO 30 20 10 c R / \ / \ / / / , / /l / '/ v/ // / / x? ^ ^ ^ ^ ^ ^ 15° £5° 30" J5° A-O- Abb. 1. Mikromillimetern pro sc. ebenfalls als Funktion der Tempeiatur einträgt. Die Kurve C drückt die Beziehung zwischen Temperatur und Geschwindigkeit der Zytoplasmabewegung von Ohara, die Kurve R die Beziehung zwischen Temperatur und der Geschwindigkeit dei gerichteten Wärmebewegung der Moleküle aus. Dieses Resultat muß immerhin dazu anregen, meine Hypothese weiteren Forschungen zugrunde zu legen. F. Laibach : Die Bedeutung der Narbe und des Griffels usw. 43 Literatur. NÄGELI, Carl, Beiträge zur wissenschaftlichen Botanik, 2. Heft, Leipzig 1860. Ostwald, W., Grundriß der Kolloidchemie, Dresden 1909. HÖBER, Physikalische Chemie der Zelle und der Gewebe, 1914, 4. Aufl., WiLH. Engelma.nn. Meyer, Arth., Morphologische und physiologische Analyse der Zelle der Pflanzen und Tiere, I. Teil, 1920, Jena. Landolt-BÖRNSTEIN, Physikalisch-chemische Tabellen, Berlin 1912, 4. Auflage. 6. F. Laib ach: Die Bedeutung der Narbe und des Griffels für die Blütenentwicldung von Origanum vulgare. (Eingegangen am 27. Januar 1920.) I. Eiuleitiiiig. Bei seinen entwicklungsphysiologischen Untersuchungen an Orchideenblüten machte FiTTING (1909a u.b, 1910) die interessante Entdeckung, daß der Narbe dieser Blüten neben ihrer altbekannten Rolle, die sie bei den Befruchtungsvorgängen spielt als Aufnahnae- und Keimstätte des Pollens, eine neue, höchst wichtige Bedeutung zukommt: als einem Organ, „das über das Schicksal der ganzen Blüte entscheidet". Er fand nämlich, daß eine Reizung der Narbe durch einen aus den Pollinien extrahierbaren, den Pollenkörnern äußerlich anhaftenden chemischen Körper (daher auch durch toten oder ungekeimten Pollen) oder durch Verwundung die Entwicklung fast sämtlicher Blütenteile weitgehend beeinflußt, insbesondere das vorzeitige Abblühen der Blüten induziert. Die normalerweise in- folge der Bestäubung eintretende Abkürzung der Blütendauer ist also nicht nur unabhängig von der Befruchtung und der Schwellung des Fruchtknotens, was schon früher bekannt war, sondern ist auch nicht einmal an eine Keimung des Pollens und die Wirkung der Pollenschläuche gebunden. Daraus, daß zur Auslösung der vorzeitigen Postfloration nur die obersten Teile der Narbe verwundet zu werden brauchen, wodurch die übrige Narbe kaum in Mitleidenschaft gezogen wird, Jedenfalls normal weiterfunktionieren kann, daß aber auf Ab- schneiden der Gynostemiumspitze samt Narbe die Blüte nicht 44 F. Laibach: reagiert, schließt FiTTING, daß nicht einfach die Inaktivierung der Narbe die Ursache der vorzeitigen Abblühprozesse ist, sundern daß die Narbe ein Organ ist, das die Fähigkeit besitzt, „bestimmte Ein- flüsse zu j)erzipiereu und nach erfolgter Perzeption durch E-eiz- leitung Entwicklungsumschaltungen in den übrigen Blütenteilen auszulösen, die für das Blütenleben sehr wichtig sind". Es ist klar, daß diese an einer Pflanzenfamilie gewonnenen Resultate nicht ohne weiteres verallgemeinert werden können, und FiTTING selbst weist darauf hin, daß sich andere Familien nicht ebenso zu verhalten brauchen. Wenn er später (1911, S. 261) auch der Narbe einer dikotylen Pflanze, nämlich Erodhim Manescavi, wo es ihm gelang, durch Quetschen des Griffels ein vorzeitiges Ab- stoßen des Perianths herbeizuführen^ eine ähnliche Bedeutung wie der Narbe der Orchideenblüten zuschreibt, so bedarf dieser Fall noch einer näheren Untersuchung. Daß in der Tat in anderen Pflanzenfamilien die Terhältnisse anders liegen können, darauf weist schon eine Beobachtung von A. Schulz (1902, S. 555 f.) hin, der für Geranium pnsiUum kon- statierte, daß nur die normal wachsenden Pollenschläuche und nicht durch ßegen auf der Narbe^ geschädigter Pollen die vor- zeitige Postfloration hervorrufen, und davon überzeugten mich auch eigene Untersuchungen bei Origanum vulgare. Es gelang mir, auch für diese Labiate die hohe Bedeutung der Narbe und des Griffels für das Leben der Blüte festzustellen, andererseits aber auch den Beweis zu 'erbringen, daß die Rolle dieser Organe hier eine ganz andere ist als bei den Orchideen. II. Der Bliili- und Abblühvorgaiig' iiubestäubter und unverletzter Blüten. Bei Origanum vulgare kann man deutlich drei Blütenklassen unterscheiden: Zwittrige, solche mit einzelnen rudimentären und weibliche mit lauter rudimentären Staubgefäßen. Erstere und letztere sind in fast allen möglichen Verhältnissen auf den Stöcken verteilt; doch scheinen ganz rein weibliche Stöcke eben- sowenig vorzukommen wie völlig zwittrige. Bei entwicklungsphysiologischen Versuchen ist zu beachten, mit welcher "der drei Blütenklassen experimentiert wird. Denn bei Öffnung der Blüten befinden sich die Gynaeceen in ganz ver- schiedenen Entwicklungszuständen : In den zwittrigen Blüten sind zu Beginn der Anthese die Griffel noch völlig in der Kronröhre eingeschlossen und haben kaum ein Drittel ihrei- endgültigen Größe erreicht. Die Narben sind noch geschlossen. Sie beginnen meist gegen Ende des zweiten Die ßedejtung der Narbe nnd des Griffels usw. 45 Blühtages zu spreizen und sind erst am dritten Tage voll be- fruchtungsfähig. Die Antheren eilen in der Entwicklung dem Gynaeceum weit voraus: die Theken öffnen sich gewöhnlich im Laufe des Vormittags des ersten Blühtages. Die zwittrigen Blüten zeigen also ausgesprochene Protandrie, eine Erscheinung, die ja in der Familie der Labiaten keine Seltenheit ist. Demgegenüber sind die weiblichen Blüten in der Entwick- lung des Gynaeceum stark gefördert. Schon bald nach Öffnung der Blüten sind die Xarben, die jetzt schon über den oberen Rand der Krone hinausragen, gespreizt und empfängnisfähig. Dieser Unterschied in der Entwicklung des Gynaeceum zwischen zwitt- rigen und weiblichen Blüten ist schon von WILLIS (1892 b, S. 19) für dieselbe Pflanze festgestellt worden, findet sich auch sonst bei Labiaten nicht selten (vgl. KNUTH II2, S. 216 f.) und wird von CORRENS (1907, S. I43j auch Jür Silene dichuloma, S. inflata, Dipsa- ceen und Geraniaceen angegeben. Eine Zwischenstellung nimmt in dieser Beziehung die zweite Blütenklasse ein, wobei sich noch Unterschiede zeigen, je nach- dem, wieviele Staubgefäße rudimentär sind. Daß die ganze Anthese von Witterungsverhältnissen in weitestem Maße abhängig ist, daß z. B, bei regnerischem, kühlem Wetter der Beginn derselben stark hinausgeschoben werden kann, darf nach den vielen anderweitigen Erfahrungen aus den ver- schiedensten Pflanzenfamilien nicht weiter wundernehmen. So findet nur an ganz warmen, sonnigen Tagen das Öffnen sämtlicher blühreifer Blüten schon in den ersten Stunden des Vormittags statt, sonst ist die Blütenentfaltung über den ganzen Vormittag verteilt, bei besonders ungünstiger Witterung kann sie einen ganzen Tag und länger hinausgeschoben werden. Auch die Blütendauer unbestäubter Blüten ist von der Witterung abhängig, dagegen nicht verschieden für die zwittrigen und weiblichen (sowie die Zwischenformen). Trotz des Entwick- lungsvorsprungs, den die Griffel der weiblichen Blüten zu Beginn der Anthese vor dem der zwittrigen besitzt, blühen beiderlei Blüten etwa nach einer Blütendauer von 4 — 6 (selten mehr) Tagen gleichzeitig ab. Das Abwelken der Krone und des Griffels ist in allen Fällen die Folge ihrer vorherigen Abstoßung. Vor allem am Griffel, aber auch an der Krone kann man deutlich erkennen, daß erst nach der Abstoßung die Schrumpfung einsetzt, und zwar an der Basis beginnend und von dort nach und nach weitergehend. Es handelt sich, um mit FiTTING zu reden, um Autochor ismen. -« F. Laibach: Darauf weist auch das Vorhandensein einer deutlichen Trennungs- schicht am Grnnde der Krone und des Griffels hin. Daß diese Organe meist nicht frisch abfallen, beruht nur darauf, daß sie von dem noch lange frisch bleibenden Kelch gehalten werden. Durch leichtes Schütteln der Pflanzen kann man sie zu Fall bringen und sich überzeugen, daß sie in vollkommen lebensfrischem Zustande abgestoßen werden. Krone und Griffel lallen meist nicht gleichzeitig, sondern entweder die Krone zuerst und dann der Griffel (häufig erst zwei Tage später), oder umgekehrt. Auch in den entblätterten Blüten bleiben dann die Narben noch eine Zeitlang befruchtungsfähig. Mitunter kommt es auch vor, daß die Kronen nicht frisch ab- gestoßen werden, sondern unabgestoßen welken und zwar erst 5 bis 6 Tage nach Abstoßung der Griffel. Origanum vulgare gehört demnach blütenphysiologisch zu der Gruppe von Pflanzen, die ihre Kronen (und Griffel) in frischem Zustande abfallen lassen, ^v-eist aber Übergänge auf zu jener Gruppe, bei denen die Blumenkronen vor dem Abfallen welken. J WACKER (1911, S. 568) tut in seiner Untersuchung über das Ver- . blühen die Labiaten mit dem Satz ab: „Die Labiatenblüten zeigen wenig Unterschiede im Verblühen, ihre Kronen fallen in mehr oder minder stark gewölktem Zustande ab." Für unbestäubte und unverletzte Blüten gilt also: 1. die Blütendauer beträgt etwa 4—6 (ausnahmsweise mehr) Tage (je nach den Witterungsverhältnissen); 2. Krone und Griffel werden fast stets m frischem Zu- stande durch einen aktiven Lebensprozeß abgestoßen (x^utochorismus) ; 3. die Abstoßung der Krone und ' des Griffels sind zwei voneinander unabhängige Vorgänge — das Eintreten des einen braucht nicht notwendig den anderen un- mittelbar im Gefolge zu haben; 4. die Konzeptionsfähigkeit der Narben weibhcher Blüten, die zwei Tage früher als die der zwittrigen beginnt, erlischt nicht früher als die der letzteren, und ihre Griffel fallen trotz des Entwicklungsvoi Sprungs zu Beginn der Anthese •nicht früher ab als die Griffel der zwittrigen Blüten i). 1) Die Chancen der weiblichen Blüten, befruchtet zu werden, sind daher ungleich größer als die der zwittrigen. Vielleicht hängt danait die größere Fruchtbarkeit der weiblichen Stöcke gynodiözischer Labiaten zusammen, an der nach den vorliegenden Literaturangaben bei einigen Gattungen kaum zu zweifeln ist. (Vgl. CORRENS, 1907, S. 157 ff.)- Die Bedeutung der Narbe und des Griffels usw. 47 III. Die vorzeitige Abstoßuug der Krone und des Griffels. 1. Die Wirkung der Bestäubung. Bei Blütenzählungen, bei denen ich letzten Sommer an einigen Origmuim-Stöcken während ihrer ganzen Blütezeit täglich meist gegen Abend die neu sich öffnenden Blüten entfernte, fiel mir auf, daß bei den weiblichen an sonnigen, warmen Tagen, an denen sie schon morgens früh geöffnet waren und fleißig von Insekten iHummeln. Syrphiden, Kohlweißlingen usw.) besucht wurden, die Kronen abends vielfach nur noch ganz lose saßen oder schon zu welken begannen. Auch bei vorsichtigem Entfernen derselben war es kaum zu vermeiden, daß der Griffel, der häufig auch schon verbogen war und Welkerscheinungen aufwies, mitheraus- gezogen wurde. Bei den zwittrigen Blüten dagegen saß abends die Krone noch völlig fest und beim Herausziehen blieb der Griffel an seiner Stelle. Es war nicht schwer zu erkennen, daß die frühzeitige Ab- stoßung der Krone und des Griffels auf die Bestäubung der betreffenden Blüten zurückzuführen war. Dafür sprach, daß die Erscheinung sich nur an weiblichen Blüten, deren Narben allein am ersten Blühtage schon empfängnisfähig werden, und nur bei gutem Wetter zeigte, wenn die Blüten sich frühzeitig öffnen und die Bestäubungsraöglichkeiter groß sind. An künstlich bestäubten Blüten konnte gezeigt werden, daß in der Tat nach der Be- stäubung bpii Blüten mit gespreizten Narben (^ wie 9) die Ab- stoßung der Krone und des Griffels ganz bedeutend früher erfolgt als bei unbestäubten. Während letztere, wie wir sahen, ihre Kronen gewöhnlich erst frühestens am fünften Blühtage und ihre Griffel häufig noch später abstoßen, findet bei bestäubten Blüten das Abwerfen dieser Blütenteile etwa sechs Stunden nach •der Bestäubung statt, und zwar fällt die Krone gewöhnlich nur wenig früher als der Griffel. Völlig gleichgültig ist dabei, ob die Bestäubung am ersten oder einem späteren Blühtage erfolgt, Bedingung ist nur, daß die Narbe empfängnisfähig ist. Sind die Narben noch nicht völlig gespreizt, so wird die Reaktionszeit ver- längert, eine Bestäubung geschlossener Narben löst auch später keine Reaktion aus^). 1) Ich muß leider vorläufig des beschränkte a Raumes wegen auf die Veröffentlichung sämtlicher Protokolle verzichten. — Was die Reaktionszeit anlangt, so läßt sie sich für die hier vorliegenden choristischen Reizvorgänge nicht annähernd genau feststellen, worauf schon Hannig (1913, S. 458 ff.) aufmerksam gemacht hat. Unter Reaktionszeit soll hier die Zeit vom Beginn ■der Bestäubung bis zum Abfallen des Gros der Kronen verstanden werden. 4g F. Laibach: Wiederholt machte ich au im Freien stehenden, der Be- stäubung durch Insekten ausgesetzten Stöcken die Beobachtung. dali einzelne Blüten nicht auffällig vorzeitig abblühten, obwohl an den empfiingnisfilhigen Narben einzelne Pollenkörner mit der Lupe festzustellen waren. Ich nahm anfangs an, daß es sich um fremden Pollen handele, glaubte aber doch, einmal prüfen zu SfjUen, ob etwa die Menge des zur Bestäubung verwendeten Pollens von Einfluß sei auf die Reaktionszeit^). Theotetisch sind ja zur vollkommenen Befruchtung einer Labiatenblüte vier Pollen- körner ausreichend. Es fragte sich also: Genügen so geringe Mengen, um fbei günstiger Witterung) auch schon nach sechs Stunden das Abblühen auszulösen? Die Versuche sind noch nicht in genügend großer Zahl angestellt, immerhin gestatten sie schon den Schluß, daß die Zahl der auf die Narbe gelangenden Pollen- körner von Einfluß ist auf die Reaktionszeit. Sehr geringe, aber für die Befruchtung ausreichende Mengen verlängern sie ganz erheblich. Einzelne Blüten, die an der Spitze eines Narbenastes mit nur wenigen Pollenkörnern bestäubt wurden, blühten erst frühestens nach 48 Stunden ab, obwohl sie später Früchte (gelegentlich bis zu drei Klausen) ansetzten. Danach kann die Befruchtung keine oder wenigstens keine große Rolle bei den Vorgängen spielen. Dafür sprechen auch einige Versuche, die ich mit artfremden Pollen anstellte, und die zeigten, daß auch der Pollen anderer Labiaten ein vorzeitiges Abblühen der Blüten hervorrufen kann. Offenbar ist aber nur solcher wirksam, der auf der Origamim- Xarbe zu keimen vermag (z. B. der von Thymus serpullum), während andere Pollensorten, die dazu nicht befähigt sind (von Lamium jnirjmreum, Stachys arvensis u. a.), ohne Einfluß bleiben. Daraus ergibt sich die weitere Frage: Sind auch bei Be- stäubung mit arteigenem Pollen erst die Pollenschläuche für die vorzeitige Posttloration ausschlaggebend, oder ist schon der un- gekeimte oder abgetötete Pollen imstande, abkürzend auf die Blütendauer einzuwirken? 2. Die Wirkung toten und ungeiceimten Pollens. FiTTING war es gelungen, das vorzeitige Abblühen der Orchideenblüten durch Pollen hervorzurufen, den er in strömendem 1) Schon A. Schulz (1902, S. 166) hebt hervor, daß bei Geranium liusilluvi der durch die PoUenschläuche hervorgerufene Reiz, den er lür das vorzeitige Abfallen der Kronblätter verantwortlich macht, in seiner Intensität von der Anzahl der PoUerischläache abhängig sei und durch das Eintreten der Befruchtung noch verstärkt würde. Die Bedeutung der Narbe und des Griffels usw. 49 Wasserdampf abgetötet hatte. Entsprechende Versuche wurden mit Origuniim angestellt. Der Pollen wurde in der Weise ab- getütet, daß ich eine Anzahl Staubgefäße mit aufgeplatzten Theken, die aber noch ihren Blütenstaub enthielten, mit einer Pinzette an den Filamenten fassend, einige Minuten in den Hals einer Kochflasche hielt, in der Wasserdampf entwickelt wurde. Zur Bestäubung wurde dann der aus den Theken hervorquellende Pollen auf der Narbe abgestreift. In keinem Falle wurde auf diese Weise eine Ablcürzung der Blütendauer erzielt. Daraus darf man schließen, daß abgetöteter Pollen nicht mehr die Fähigkeit hat, die vorzeitige Abstoßung von Krone und Grriffel zu induzieren. Es könnte nun sein, daß trotzdem die Pollenschläuche nicht oder nicht allein ausschlaggebend sind, sondern daß es irgend- eine wirksame Substanz des Pollens ist, die aber durch die Hitze zerstört wird. Es war deshalb zu untersuchen, ob vielleicht, wie bei den Pollinien der Orchideen, in kaltem Wasser ein Körper in Lösung ging, auf den die Blüten positiv reagieren. Ich verfuhr zunächst einmal einfach so, daß ich in einem Tropfen Wasser eine größere Menge Pollen zu einem mahr oder weniger dicken Br©i anrührte und damit die Bestäubung der Narben vornahm. Oder aber es wurde zwischen die beiden Narbenäste ein kleiner Tropfen Wasser suspendiert und in diesem dann der Inhalt einiger Theken mit einer Nadel verteilt. Die oben (S. 48) erwähnte Bemerkung von A. SCHULZ, daß Pollen, der auf der Narbe durch Eegen gelitten hatte, bei Geranium pusUluin kein vorzeitiges Abblühen mehr bewirkte, ließ es möglich erscheinen, daß durch die gemachte Versuchsanordnung die Keimfähigkeit des Pollens verloren ging. Diese Annahme wurde durch die Versuche bestätigt: der Pollen keimte nicht mehr, und eine vorzeitige Ab- stoßung der Krone und des Griffels fand nicht statt. Es scheint danach, daß zur Induktion der Abstoßungs- vorgänge die Keimung des Pollens notwendig ist. Dann taucht aber sofort folgende weitere Frage auf: Müssen die Pollenschläuche in den Griffel eindringen, oder genügt ihre Einwirkung auf die Narbe, um die Eeaktion auszulösen? Ein zur Beantwortung dieser Frage angesetzter Versuch brachte leider noch nicht die Ent- scheidung, er muß im kommenden Jahre wiederholt werden. Sollte sich herausstellen, daß das Eindringen der Pollenschläuche in den Griffel nicht notwendig ist, sondern daß die Entscheidung schon auf der Narbe fällt, so bleibt weiter zu untersuchen, ob die Pollenschläuche einen direkten Reiz ausüben, der von der Narbe perzipiert und durch den Griffel weitergeleitet wird, oder ob ihre r^Q F. La I BACH: Wirkung eine melir indirekte ist und darin beruht, daß sie die Xarbo funktionsunfähig machen und erst diese Funktionsaufhebung die Reaktion auslöst. Bezüglich dieser verschiedenen Möglichkeiten war es von Interesse zu untersuchen, ob und wie stärkere und geringere Ver- wundungen der Griffel auf die Blütendauer einwirken. 8. Die Wirkung von Verwundungen und sonstigen Schädigungen. a) der empfängnisfähigen Griffel. Jch j>rüfte zunächst, wie die Blüte auf eine Entfernung des ganzen Griffels oder der Narbe reagiert. Bei den Orchideen war Ja. wie eingangs erwähnt, eine Entfernung der Narbe durch Ab- schneiden der ganzen Gynostemiumspitze wirkungslos. Gleich die ersten Versuche fielen bei Orif/annm positiv aus und, sooft sie auch später wiederholt wurden, stets erhielt ich dasselbe Resultat: die Krone (und der Griffelstumpf) wurden fast ebenso schnell nach Herausziehen des gespreizten Griffels (bzw, nach Abschneiden der befruchtungsfähigen Narbe) wie nach der Bestäubung mit arteigenem Pollen abgestoßen. Ein deutlicher, konstanter unterschied war aber doch vorhanderi: nach Bestäubung war die Reaktionszeit am kürzesten, nämlich 6 — 7 Stunden, bei Ent- fernung des ganzen Griffels 7 — 8 Stunden und bei Abschneiden der Narbe 8—10 Stunden. Sehr wesentlich für die Beurteilung der Frage, welche Bolle der Narbe bei der Induktion des vorzeitigen Abblühens zukommt, war es weiter festzustellen, wie stärkere oder schwächere Ver- letzungen oderVerstü mmol un gen, durch die aber nicht die ganze Narbe funktionsunfähig wird, wirken. Zu dem Zwecke wurden Narben mit gespreizten Ästen in verschiedener Weise verstümmelt oder verletzt: entweder wurde nur ein Ast oder beide mehr oder weniger gestutzt oder mit der Pinzette gequetscht. Mitunter blieben so nur noch geringe Reste der Narbe intakt. Das Er- gebnis war folgendes:' alle Verletzungen, durch die nur Teile der Narbe entfernt oder außer Funktion gesetzt werden, sind ohne nennenswerten Einfluß auf die Postfloration, vielmehr sind nur solche Hingriffe wirksam, durch die die Narbe restlos entfernt oder durch starkes Quetschen des Griffels aus dem Organismus ausgeschaltet wird. Verletzungen des Griffels, durch die die Ver- bindung zwischen seinem unteren und oberen Teile nicht völlig unterbrochen wird, bleiben wirkungslos. Die Bedeutung der Narbe und des Griffels usw. 51 Zu ganz gleichen Ergebnissen führten Versuche, bei denen Griffel und Narbe durch Chemikalien (Essigsäure usw.) entweder total oder partiell abgetütet wurden. Die Ahtotung des ganzen Griffels mittels Essigsäure macht ihn allerdings reaktionsunfähig; er wird dann überhaupt nicht mehr abgestoßen. Woran es liegt, daß hierbei auch die lleaktionszeit für das Abstoßen der Kione verlängert wird im Vergleich zu den Blüten, deren Griffel durch Herausziehen entfernt werden, bliebe noch zu untersuchen. Vielleicht beruht es auf einer schwachen Schädigung der Reaktionsfähigkeit. Jedenfalls konnte ich beobachten, daß Be- schädigungen der Kronenbasis durch Ansengen mittels einer heißen Nadel die Abstoßang der Krone durchaus nicht beschleunigen, mitunter sogar verhindern. b) der noch nicht emp'fängnisf ähigen Griffel. Interessant und wichtig war nun die weitere Frage: Wie reagieren die Blüten auf Entfernung bzw. Verwundung der noch nicht gespreizten Griffel? FlTTlNU hatte einen Versuch in dieser Richtung mit ErodhoN. ^fanescavi angestellt und gefunden, daß eine Quetschung der unempfänglichen Griffel am Nachmittage des ersten Blühtages bei einzelnen Blüten (nicht bei allen !) vorzeitige Ent- blätterung nach sich zog. Wurden aus Zwitterblüten von Oric/anntii am ersten Blühtage oder aus Blütenknospen am Tage vor dem Aufblülren die kurzen, noch geschlossenen Griffel entfernt, so fielen die Kronen erst nach 14 bzw. 20 Stunden und später ab. Bei weiteren Versuchen wurden aus noch jüngeren Blütenknospen die Narbe oder der Griffel herausoperiert. In den meisten Fällen gelangten die Knospen mitunter erst nach 4 Tagen, zum Aufblühen, verblühten dann aber am ersten oder zweiten Blühtage. Ausnahmsweise wurden jedoch auch die Kronen schon im Knospenzustande abgestoßen. Im all- gemeinen gilt: je weniger weit der Griffel entwickelt ist, um so langsamer reagiert die Blüte auf Dekapitierung oder Entfernung desselben. c) anderer Teile der Blüte, Sämtliche Verwundungen anderer Blütenteile (Krone, Staub- gefäße, BlUtenboden, Kronenbasis usw.) wareu gänzlich erfolglos, solange der Griffel und die Narbe unverletzt blieben; auch die vollständige Entfernung der Krone oder sämtlicher Antheren blieb ohne Wirkung auf die Entwicklung und Lebensdauer der noch übrigbleibenden Teile. 52 P- Laibach : IV. Ziisaiiimenfassiiiio^. Aus dem Vorstehenden ziehen wir den Schluß, daß auch der Narbe und dem Griffel der Blüten von Origaiinm vulgare eine besondere Bedeutung bei dem Ablauf der Blüh- und Abblüh- vorgänge zukommt, eine Bedeutung, wie sie sämtliche andere Blütenteile nicht besitzen. Offenbar sind sie auch hier die für die Blütenentwicklung wichtigsten Organe. Alles spricht aber dafür, daß die Rolle, die sie im Leben, der Blüte spielen, eine andere ist, wie sie FiTTING auf Grund seiner Untersuchungen über Orchideen der Narbe dieser Pflanzen zuschreibt. Er faßt die Narbe der Orchideen als das Perzeptions- organ der Blüte für bestimmte Reize auf, die das vorzeitige Ab- blühen induzieren. Er spricht daher von einer „Gehirnfunktion-'^ der Narbe und hält nicht die Behinderung in ihrer normalen Funktion für den auslösenden Faktor. Bei Origanuiii liegen die Verhältnisse anders. Toter und ungekeimter Pollen rufen, auf die Narbe gebracht, keine Reaktion hervor. Eine auffallende Abkürzung der Blütendauer erfolgt nur durch die Pollenschläuche und nur dann, wenn sie in größere)- Menge auf die Narbe bzw., was ich noch nicht genauer feststellen konnte, auf den Griffel einwirken können. Bleiben dagegen bei sehr schwacher, aber für die Befruchtung ausreichender Bestäubung noch Teile der Narbe empfängnisfähig, so wird die Reaktion stark verzögert. Ferner sind Verwundungen und Schädigungen der Narbe und des Griffels nur dann wirksam, wenn dadurch die empfängnis- fähige Narbe völlig entfernt oder funktionsunfähig gemacht wird. Bluße Verstümmelungen oder lokale Schädigungen, bei denen noch Teile empfängnisfähig bleiben, sowie Verletzungen des Griffels, durch die der Zusammenhang mit der Narbe nicht gänzlich unter- . bunden wird, rufen keine Reaktion hervor. Das alles zusammengenommen, berechtigt zu dem Schluß,. daß bei Origannm die Bedeutung der Narbe nicht darin besteht, daß sie gewisse Reize zu perzipieren und da- durch die Entwicklunor der Blüte zu beeinflussen vermag, sondern daß das Leben der Blüte von dem Vorhandensein einer empfängnisfähigen, normal funk- tionierenden Narbe abhängig ist, und daß die Ent- fernung derselben oder eine derartige Schädigung, daß sie dadurch die Fähigkeit zur Ausübung ihrer normalen Die Bedectung der Narbe und des Griffels usw. 53 Funktion verliert, also ihre Inakti viernng, als Reiz wirkt, der die Abstoßung von Krone und Grriffel im Ge- folge hat. Der Wundreiz spielt dabei offenbar keine Rolle. Diese Bedeutung hat aber die Narbe nur zur- Zeit ihrer Reife, wenn sie die zu ihrer eigentlichen Bestimmung notwendigen Funktionen ausübt. Auf Entfernung der noch nicht voll ent- wickelten Griffel und Narben reagieren die Blüten bedeutend laugsamer, und Blütenknospen entwickeln sich nach Amputation der Narbe gewöhnlich ungestört weiter, um erst nach Öffnung der Blüten die Kronen abzustoßen. Auch am Ende der Blütezeit gibt nicht etwa die autonome Abstoßung der Griifel den Anstoß zum Fallen der Kronen. Kronen und Griffel werden vielmehr dann unabhängig voneinander abgestoßen. Fraglich bleibt es zunächst noch, ob die Wirkung der Be- stäubung auch nur auf einer Inaktivierung der Narbe beruht. Die Tatsache, daß nach starker Bestäubung die Reaktionszeit konstant kürzer ist als nach Abschneiden oder Abtöten der Naibe, deutet noch auf andere Möglichkeiten hin. Doch will ich vorläufig auf diese sowie andere naheliegende Fragen, etwa die nach der Deutung der vorzeitigen Abstoßungsvorgänge als beschleunigte Avito- oder als Aitiochorismen sowie die nach der Bedeutung der Narbe bei anderen choristischen Erscheinungen, etwa bei der von H ANNIG (1913) näher studierten Abstoßung ganzer Blüten, schließlich die nach der Rolle des Griffels und der Narbe bei der vorzeitigen Post- floration von Blüten, bei denen die Kronen nicht frisch abgestoßen werden, sondern abwelken, u. a. nicht eingehen. Ich gedenke darauf, nach Fortführung und Ausdehnung meiner Untersuchungen auf andere Objekte im kommenden .Fahr, in einer ausführlichen Veröffentlichung zurückzukommen. Frankfurt a. M., Botanisches Institut, Januar 1920. Zitierte Literatur. CüRRENS, C, 1907, Zur Kenntnis der Geschlechtsformen polygamer Blüten- pflanzen und ihrer Beeinflußbarkeit. Jahrb. f. wiss. Bot. 44, 124—173. riTTiiNG, H., 1909 a, Die Beeinflussung der Orchideen bluten durch die Be- stäubung und durch andere Umstände. Zeitschr. f. Bot. 1, 1-86. , 1909b, Entwicklungsphysiologische Probleme der Fruchtbildung. Biol. Centralbl. 29. 193-206, 225—239. , 1910, Weitere entwicklangsphysiologische Untersuchungen an Orchideen- blüten. Zeitschr. f. Bot. 2. 225—267. 54 i- Laibach : Die Bedeutung der Narbe und des Griffels usw. FlTTING, 1911, Untersuchungen über die vorzeitige Entblätterung von Blüten. Jahrb. f. wiss. Bot. 49, 187—263. HaxniG, E., 1913, Untersuchungen über das Abstoßen von Blüten unter dem Einfluß äußerer Bedingungen. Zeitschr. f. Bot. .">, 417—469. K.NUTH, P., 189», Handbuch der Blütenbiologie, IL 2. Leipzig (EnOELMANN). Schulz, A., 1902, Beiträge zur Kenntnis des Blüliens unserer eiuheiniischen Phanerogamen. I. Geranium. Ber. d. Deutsch. Bot. Gesellsch. 20, 626 — 556. Wackkr, H., 1911, Physiologische und morphologische Uttersuchungen über das Verblühen. Jahrb. f. wiss. Bot. 4t>, 622-678, Willis, J. C, 1892 a u. b, 1893, On Gynodioecism in the Labiatae. Proc Oambr. Phil. Soc. 7, 348—351 (first paper): 8, 17—20 (second paper); 8, 129—133 (third paper). A Es wird gebeten, ali» wiasensohaftliohuu Manuskripte für dio äit^uiigen im Jahre 1920 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders au Herrn Regierungsrat Prof. Dr. P. Ciaaßen, Berlin-Steglitz, Rothenburgstr. 41, zu richten. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate Angnat und September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt BV Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden vollständig druckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format (12/18 cm) — ein- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen den Umfang von 8 Druckseiten nicht äberscbreiten. Den Autoren wird jährlich nur der Raum einer Tafel für Textfiguren in Strichätzung kostenlos gewährt. Tafeln und Autotypieo im Text müssen vom Autor btzahlt werden. Den Mitgliedern können nur 3 Arbeiten jährlich zu- gestanden werden. Arbeiten von Nichtmitgliedcrn können bis auf weiteres nicht aufgenommen werden. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in un- richtigem Deutsch abgefaßt und anleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträglich keiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe desselben die Anzahl der gewünschten Sonderabdrücke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 6 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht statt. Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1920. Für die Generalversammlung: F. Pax, Präsident; F. Rosen, Stellvertreter. Für die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: P. Claußen, Vorsitzender; L.Di eis, erster Stellvertreter; R. Kolkwitz, zweiter Stellvertreter; H. Miehe, erster Schriftführer; W. Magnus, zweiter Schriftführer; F. Duysen, dritter Schriftführer; Schatzmeister: 0. Appel. Redaktions -Kommission: P. Claußen, H. Miehe, W. Magnus, F. Duysen, A. Engler, F. Graebner, H. v. Gutteuberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der Mitgliederversammlung (Generalversammlung): 0. Reinhardt, L. Wittmaok, E. Baur, P. Lindner, H. Harms. Geschäftsführender Sekretär: W. Wächter. Alle Geldsendungen werden franko entvreder auf das „Konto der Deutschen Botanischen Gesellschaft e. V. in Berlin Nr. 35398 bei dem Postscheckamt in Berlin NW 7" oder „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse für die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6", erbeten. Der Beitrag beträgt für alle ordentlichen Mitglieder 25 M. und 5 M. Zuschlag für die Dauer der Teuerung. Die Kursberechnung für die Beiträge der ausländischen Mitglieder wird jährlich fest- gesetzt. Die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüglichen Schriftstücke wolle man an den Schatzmeister Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Appel in Berlin-Dahlem ge- langen lassen. Alle event. Reklamationen, die Versendung der Berichte und Sonder- abdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Bandes unmittelbar an die Verlagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 36, Schöneberger Ufer 12a, zu richten. Adressenänderungen sowie alle das Mitglieder- verzeichnia betreffenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 5 p., zu senden. Sonderabdrucke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 1. Jeder Verfasser erhält 50 Konderabdriicke kostenfrei. Sonderdrucke bis zu einem halben Druckbogen werden nur mit einem Rückenfalz versehen, d. h. ohne Umschlag, geliefert. "2 Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestellung der Überzahl vor der letzten Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 6 Pfennig 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates .15 , 3. für jede Lichtdrucktafel 27 „ 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr .... 6 , 5. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr il *>. bei Doppeltafeln pro Tafel und Farbe mehr . 6 7. Buchbinderlohn für jeden Abdruck 4,05 . 8. für jeden Umschlag 4,5 , 9. für einen besonderen Titel auf dem Umschlage, falls ein solcher gewünscht wird 9, — Mark. Pfennige, welche durch 5 nicht teilbar sind, werden nach oben auf 5 abgerundet. Druck von A. W. Hayn'a Erben, Berlin SW. 68 ~ Veriagvon GebrüderBorntraeger in BeriinW3& Neue Erscheinungen: Einführung in die experimentelle Vererbungs- lehre v'on Prof. Dr. phil. et med. Erwin Baur. Dritte und vierte neubearbeitete Auflage. Mit 130 Textabbildungen und 10 farbigen Tafeln. Gebunden 26 Mk. 50 Pfg;. Syliabus der Pflanzenfamilien. Eine überseht über das gesamte Pflanzensystem von Geh. Regierungsrat Prof. Dr. A. Engler, Direktor des Botanischen Gartens und Museums in Berlin-Dahlem, Achte, mehrfach ergänzte Auf- lage mit Unterstützung von Prof. Dr. E. Gilg. Mit 457 Ab- bildungen. Gebunden 25 Mk. 75 Pfg. Allgemeine Palaeontologie. oedogische Fragen n biologischer Betrachtung von Geh. Reglerungsrat Prof. Dr. Johannes Wallher, Direktor des Geologischen Institutes der Universität Halle (Saale). 1. Teil. Geheftet 15 Mk. Lehrbuch der Palaeobotanik mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse des Geologen von Geh. Bergrat Prof. Dr. H. Potonie. Zweite Auflage, nach dem Tode des Verfassers bearbeitet von Dr. W. Gothan. Dozent an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Mit zahlreichen Textabbildungen. 1. Teil. Geheftet 17 Mk. 50 Pfg. Handbuch der Paläogeographie von prof. or Theodor Arldt. Erster Band. Mit 76 Textabbildungen. Geheftet Vorzugspreis 78 Mk. Zwedter Band, Teil 1. Geheftet Vorzugspreis 10 Mk. Ausführliche Veriagsverzeichnisse kostenfrei BAND XXXVIII. JAHRGANG 1920. HEFT 2. BERICHTE DEU DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. ACMTÜNDDREISSIGSTER JAHRGANG. HEFT 2. (MIT TAFEL II.) AUSGEGEBEN AM 28. APEIL 1920. BERLIN, GEBßÜDEK BOBNTEAEGEK W 35 Schöneberger Ufer 12 a 1920 JSs ^^ird drinffend ffeheten, die veränderten Sestini' mnnffen an± der dritten XTmschlaffsseite xn beachten. Inhaltsangabe zu Heft 2. Seite Sitzung vom 27. Februar 1920 55 Mitteilungen. 7. Günther Schmid: Centaurium pulchellum (Druce) Svv. auf Bittersalzboden. (Mit 1 Abbildung im Text.) ... 58 8. Karl Fritsch: Über den Begriff der Anisokotylie . . 69 9. Harald Kylin: Bemerkungen über den Bau der Sper- matozoiden der Fucaceen. (Mit 2 Abbildungen im Text.) 74 10. Friedrich Oehlkers: Zur reizphysiologischen Analyse der postfloralen Krümmungen des Blütenstiels von Tro- paeolum majus. (Vorläufige Mitteilung.) 79 11. Max Fleischer: Über die Entwicklung der Zwerg- männchen aus sexuell differenzierten Sporen bei den Laub- moosen. (Mit Tafel II und 1 Abbildung im Text.) ... 84 NAcliste Sitzung der Ge«cllsclialt Freitag, den 30. April 1920, abends 7 Uhr, im Hörsaal des Pflanzenphysiolog. Instituts d. Universität, Berlln-Dahlein, Eönigin-Luise-Straße 1. Sitzung vom 27. Februar 1920. 55 Sitzung vom 27. Februar 11)20. Vorsitzender: Herr P. CLAUSSEN. Der Vorsitzende Epacht Mitteilung von dem schweren Verlust, den die Gesellschaft durch den am 31. Januar 1920 erfolgten Tod des Herrn Geh. Rats Prof. Dr. Wilhelm Pfeffer in Leipzig erlitten hat, — Am 15. Februar 1920 verstarb nach kurzem Krankenlager an der Grippe Herr Dr. Georg Schikorra, Ständiges Mitglied des städtischen Untersuchungsamtes für hygie- nische und gewerbliche Zwecke in Berlin. Die Anwesenden ehren das Andenken an die Verstorbenen durch Erheben von ihren Plätzen. Als ordentliche Mitglieder werden vorgeschlagen die Herren: Werdermann, Dr. Erich in Charlottenburg (durch E. Jahn und P. CLAUSSEN), Lettau, Dr. Georg, Augenarzt in Lörrach (Baden) (durch G. LINDAU und G. HiERONYMUS), Kupka, Dr. Theodor, Assistent am Botanischen Institut der Forst- akademie in Tharandt (durch 0. Drude und F. Neger), Stocker, Otto, Oberlehrer in Bremerhaven, Bogenstr. 9 (durch F. OLTMANNS und K. NOAOK) und Frau Härder, Dr. Hilda in Würzburg (durch F. Oltmanns undü. Kniep). Zu ordentlichen Mitgliedern werden ernannt die Herren: Agharkar, Dr. Shankar in Caicutta, Meyer, Dr. Adolf in Göttingen, Skottsbprg, Dr. Carl in Gothenburg, Rytz, Dr. Walter in Bern, Graf, Jacob in Frankfurt a. M. und Brenner, Dr. Widar in Helsingfors. Ber. der Deutschen Bot. GeseUsch. XXXVllI 5g Sitzung vom 27. Februar 1920. Herr JAHN berichtete kurz über die Tätigkeit des Deutschen Ausschusses für den mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht. Herr Prof. Dr. L. KOCH in Heidelberg sandte als Antwort auf die ihm gewidmete Adresse folgendes Dankschreiben: An den Vorstand der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Zu meinem 70. Geburtstag hat mich der Vorstand der Deutschen Botanischen Gesellschaft mit einer Adresse überrascht und hoch geehrt. Ich bin sehr erfreut über Ihre freundlichen Worte und Wünsche. Gestatten Sie mir, meinen herzlichsten Dank dafür auszusprechen. Sie haben in Ihrer Adresse meiner w^issenschaftlichcn Thätig- keit ausführlich gedacht. Wenn ich so zurücksehe, wundeie ich mich eigentlich, wie wenig sie bei dem einmal gewählten Arbeits- gebiet auf die Dauer geblieben ist, wie oft sie dagegen mit recht erheblichen Seitensprüngen die Richtung gewechselt hat. Das war nicht ursprüngliche Absicht, es hat sich, wie po oft im Leben, ich möchte sagen von selbst so gemacht. Die Cuseuteen — mit den phanerogamen Parasiten habe ich mich immer mit besonderer Vor- liebe beschäftigt — bildeten den Ausgangspunkt. Hier wie später bei den Orobanchen, lenkte die Beobachtung der Verwüstungen, welche der Schmarotzer in den Feldern anrichtet, zur praktischen Seite, zur Vertilgung aus den Culturen, deren Bearbeitung sich dann „von selbst" ergab. In streng wissenschaftlichen Kreisen wurde damals eine derartige Verbindung wissenschaftlicher und praktischer Fragen nicht gerade günstig beurteilt. Heute — in der Zeit des Aufblühens der angewandten Botanik — denkt man darüber wohl anders. Bei der Beschäftigung mit den phanerogamen Parasiten fielen df-ren abnorm gebaute Vegetationspunkte ganz besonders auf. Ihr Vergleich mit den normalen regte zum tieferen Eindringen auch in deren Bau an. „Von selbst" entstand die Arbeit über die Sproß- spitze der höheren Gewächse, die denn auch schon früher durch die Notwendigkeit von Schnittserien den Anstoß gab, die Verbesserung der mikroskopischen Technik, speziell der Mikrotom- und Paraffin- einbettungstechnik, in Angriff zu nehmen. Den letzten und größten Sprung von der reinen zur ange- wandten Botanik veranlaßte die damals in pharmazeutischen Kreisen actuelle Frage der Prüfung der pulverförmigen Drogen. Daß sie mich 20 Jahre in Anspruch nehmen würde, ahnte ich nicht, als Sitzung vom 27. Februar 1920. 57 ich mich auf dies abseits gelegene Gebiet begab. Ich hatte mir — dies hat auch pharmazeutischen Kreisen eine gewisse Ent- täuschung bereitet — derartige Untersuchungen leichter und ein- facher vorgestellt. Anderseits gewinnt durch diese Schwierigkeiten die anfangs etwas stumpfsinnig erscheitiende Beschäftigung an Interesse. P]s hat seinen ßeiz, sich an oft fast strukturlosen Gre- vvebstrümmern mit ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten Greweben und deren Herkunft abzumühen und sie, eine Art Jagdfroude, zur Strecke zu bringen. Daß nach Beendigung der Pulveruntersuchung ihre Grund- lage, die Ganzdroge folgte in einem abschließenden, bis zu gewissem Grade selbständigen Werk, wird nicht befremden. Äußere Um- stände, wie Kriegsschwierigkeiten, jetzt die enormen Herstellungs- kosten eines Tafel Werkes, haben das Weitererscheinen verbindet t. Ich hoffe aber, daß es mir noch vergönnt sein wird, das Werk fertigzustellen. Nun muß ich zum Schluß noch bekennen, daß ich einmal in meinem Leben, diesesmal von vornherein beabsichtigt, unter die Gründer gegangen bin. Es war aber eine gute Gründung: Die Deutsche Botanische Gesellschaft. In den Herbsttagen 1882 haben wir — wie wenige davon sind noch unter uns — in dem schönen Eisenach das schwache Eeis gepflanzt, dns jetzt zu einem so statt- lichen Baum gediehen ist. Ich bin sichei, er wird weiter blühen, und gedeihen. Mit vorzüglicher Hochachtung LUDWIG KOüH. ö^ 4* 58 GÜNTHER SCHMID: Mitteilungen. 7 GüntherSchmid: Centaurium pulchellum (Oruce) Sw. auf Bittersalzboden. (Mit 1 Abbildung im Text.) (Eingegangen am 17. Februar 1920.) Im Landschaftsbilde der nächsten Umgebung von Jena sind die Felsen unterhalb der Sophienhöhe (Kernberge) eine bezeichnende- Erscheinung. Die Gipsschichten des unteren E-öthes bilden hier^ wie auch an anderen Orten des Saaletals, eine ins Flußtal deutlich vorspringende Stufe, der die bunten Mergeläcker des mittleren und oberen Köths aufliegen. Die Gipse sind senkreclit vom Tal an- geschnitten und bieten sich in einer Mächtigkeit von 10 bis 20 Metern dem Beschauer dar. Sie bestehen wesentlich aus spätigen und. porphyrischen Bänken, mit vielfachen Zwischenlagen von Faser- gips, und aus dünngeschichteten, sand- und mergelreichen Gips- schiefern. Über die geologischen Verhältnisse ist noch zu sagen, daß die vorliegende Schichtenabteilung der „Zone der fossijfreien Gipse" angehört, vom sogenannten Chirotheriumsandstein bezw. den Sandsteinen des mittleren Buntsandsteins unterlagert wird und im Hangenden unter den schon genannten Mergeln in einem Ab- schnitt von 16 bis 17 Metern zahlreiche Bänke aus Dolomit führt. Nach WaCKENRODEU soll auch der Gifis selber dolomitisch© Bestandteile aufweisen. Dolomit kommt ferner in den Sand- steinen des Liegenden als Bitterspat in kleinen Drusenhölilen, kristallisiert vor^). 1) Die liier in Frage kommenden geologischen Verhältnisse wertlen u. a. von S. Passarge, Das Roth im östlicheo Thüringen, D.ss , Jena 1891,. behandelt. Mineralogische und chemische Angaben bringt J. 0. ZENKERS- Historisch-topographisches Taschenbuch von Jena, Jena ]836, zum Teil von Zenker verfaßt, zum Teil von G. SUCKOW und H. Wackenroder, auf den Seiten 179—183, 194, 199. A. SuCKOW ist der Entdecker des ausblühenden Salzes (Dissertatio de aquis Jenensibus, Jenae 1772), das von ihm aber als „Glaubersalz" falsch bestimmt wurde. G. F. Ohr. Fuuhs erkannte es al»^ schwefelsaure Magnesia (Chemische Versuche mit einer grauen salzigtea Erde u. s. w., Jena 1788). Centaurium pulchellom (Druce) Sw. auf Bittersalzboden, 59 Gips und Dolomit, so nahe wie hier miteinander vergesell- •^chaftet, bewirken Umsetzungen, die zur Bildung von schwefel- saurer Magnesia führen. Dieses Bittersalz ist es, welches unterhalb der Sophienhöhe, bei den sogenannten Teufelslöchern, das Wasser -einer stark fließendeo Quelle zu einem geringprozentigen Bitter- wasser macht. Die Natur des Quellwassers ist seit langem bekannt. JSTach einer Analyse in ZENKERS Taschenbuch vom Jahre 1836 enthält es neben 0,7ö "/oo schwefelsaurem Kalk 0,l5%o schwefel- saure Magnesia; das ist eine kleine Menge, die indes physiologisch wirksam ist. Schon FUCHS erprobte sie 1788, versuchte sogar dies Bitterwasser den Ärzten als Abführmittel zu empfehlen. Es •ist den arbeitenden Leuten benachbarter Gemüsegärten in seiner abführenden Wirkung wohlbekannt; sie benutzen es nicht zum Trinken. Herr Geheimrat Professor ABEL, Direktor des hvcrie- nischen Instituts in Jena, war so liebenswürdig, das Quellwasser im Januar dieses Jahres auf meine Bitte erneut einer Analyse -unterziehen zu lassen. Er hat mir folgende Zusammensetzung mitgeteilt. Auf lOÖO Teile Wasser kommen: Kalk (CaO) .... 1,0106 g, Magnesia (MgO) . . 0,09448 g, Chlor 0,01344 g, Schwefelsäure (SO3) . 1,11566 g. Obiger Gehalt an Magnesia würde 0,28 ''/oo schwefelsaurer Magnesia i( wasserfreier) entsprochen. Nicht allem im Quell wasser ist Jenes Bittersalz zu finden. An dem senkrechten Felsen bemerkt man leicht zu jeder Jahres- zeit, besonders aber in trockenen Sommern, große Teile wie von «inem leichten Schneefall überzogen. Ausblühungen des Salzes in zarten, wolligen, weißen Flocken. Während Bitterwasser im Saaletal anderswo nicht vorzukommen scheint, treten die Salz- ausscheidungen auch an den unteren Schichten des Hausberges, des Jenzigs und jenseits der Saale an ähnlichen Gipsbänken und Pelsen hervor. Die Thüringer Floristen haben anscheinend der Quell- lamgebung bei den Teuielslöchern nie eine Beachtung geschenkt. Sonst wäre ihnen in der Pflanzenwelt nicht jene Kigenart ent- gangen, von der hier die Rede sein soll. Wenige Meter von der icJiougii — Bei fortgesetzten Untersuchungen zeigte es sich aber, daß es besser ist, die von RetziüS und MEVES benutzten Methoden einigermaßen zu kombinieren. Die besten Präparate habe ich be- kommen, wenn die in ALTMANNschem Gemisch fixierten Spermien mit Rosanilin gefärbt und in Kaliacetatlösung eingelegt wurden. In Abb. 1 habe ich einige Spermien von Fucits Äreschongii abgebildet, welche nach der oben erwähnten kombinierten Methode behandelt worden sind. Die Piastomeren waren rot gefärbt. Im allgemeinen war nur ein einziges Körperchen vorhanden, bisweilen aber zwei oder drei, seltener vier. Die Körner liegen unterhalb des Augentlftckes, oder seitlich (rechts oder links) verschoben. Der Augenfleck ist in den frischen Präparaten noch etwas orangefarbig und unterscheidet sich scharf von den Piastomeren. Vor dem Augeni'lecke beobachtet man ein sehr kleines, lebhaft rot gefärbtes Körnchen; bei näherer Beobachtung ist es leicht festzustellen, daß von diesem Körnchen die beiden Zilien ausgehen. Die hintere Zilie läuft erst über den Augenfleck hinweg, und tritt erst dann aus dem Spermienkörper hervor. Das hier in Rede stehende Körnchen stellt demnach einen Blepharoplasten dar. Das Vor- 76 Harald Kylin: kommen eines solchen bei den Fucusspermien ist zuerst von MEVES nachgewiesen worden. Dieser Forscher hat auch gezeigt^ daß der Blepheroplast während der Entwickhing des Spermiums, aus zwei Anlagen entsteht (aus den beiden Centriolen). Abb. 1. Spermatozoiden von Fuchs Areschoiigii : hl Blepharoplast; ehr Chroma- tophor; k Kern; ^A. Plastomer. Jn l ist eia mißgebildetes Spermatozoid ab- gebildet. Vergr. 2260 mal. In Abb. 2 habe ich einige Spermien von Fums Areschougn , abgebildet, die nach dem Fixieren mit ALTMANNschem Gemisch mit Haemalaun gefärbt worden waren. Der Kern wurde dann blau gefärbt, die Plasmaanhäufung mit den Piastomeren in der Näh& des Augenfleckes dagegen ungefärbt. Der Augenfleck ist in dert Bemerkungen über den Bau der Spermatozoiden der Fucaceen. 77 frischen Präparaten noch etwas orangefarbig. Den Blepheroplast beobachtet man in diesem Falle dagegen nicht. MEVES tadelt noch, daß ich geschrieben habe, daß die schnabelförmige Verlängerung des Spermatozoids von Fuciis serrcdus aus Protoplasma bestehe. Nach MEVES fehlt eine merkbare Plasma- verlängerung in der Spitze des Spermatozoids. llETZIUS hat da- gegen eine solche beobachtet und abgebildet. Er schreibt (a. a. 0., S. 100): „Der große ovale Kern hat aber hier am vorderen Ende konstant ein sehr blasses Stück, welches gleichsam wie eine Düte ihm aufgesetzt ist. Die vordere Grenze des Kerns ist scharf ab- Abb. 2. Spermatozoiden voa Facus Areschougii : ehr Chromatophor; k Kern; pl PJastomer. — Vergr. 2200 mal. gesetzt, und die Düte schießt als ein bald kleineres, kegelförmiges, bald größeres, tabenförmiges, abgerundetes Organ hervor. Offen- bar hat man hier eine Partie der eigentlichen Zellsubstanz, des Protoplasma, vor sich." Die fraglichen Angaben habe ich nicht Gelegenheit gehabt, nachzuprüfen. Bei den Spermien von Fuctis Areschougii fehlt indessen in der Regel eine solche Plasmaanhäufung; nur ausnahmsweise beobachtet man bei dieser Ait die Andeutung einer Plasmaanhäufung in der Spitze des Spermatozoids (vgl. die Abbildungen von RETZIUS). In bezug auf die Chromatophoren der Antheridien habe ich geschrieben (a. a. 0., S. 196): „Im 2. und 4. Kernstadium kann man noch die schwachgefärbten Chromatophoren beobachten, im 8. Kernstadium treten sie aber nur selten hervor. Sie haben 7S Harald Kylin: Bemerkungen über den Bau der Spermatozoiden usw. ihro Farbe verloren und sind jetzt als Leucoplasten vorhanden. Im 64. Kernstadium werden sie wieder gefärbt, und treten dann zuerst als sehr kleine Körnchen auf, deren Farbe anfangs schwach gelblich, bisweilen mit einem Stich ins Gelbgrün ist." MevES (a. a. 0., S. 2rt9) schreibt dagegen hinsichtlich des Augenfleckes: „Dieser Chromatophor läßt sich nicht von einem vorhandenen ab- leiten, sondern entsteht wahrscheinlich durch Umwandlung aus einem der Plastochondrien." MEVES Plastochondrien sind wohl in diesem Falle nichts anderes als das, was ich mit Leucoplasten ge- meint habe. In den Sporangien von Chorda ßuin beobachtet man in allen Entwickelungsstadien gefärbte Chromatophoren, die sich bei der Sporenbildung verteilen, und zwar zu Jeder Spore je eineM- Nun sind ja aber die Sporangien und die Sporen von Chorda mit den Antheridien und den Spermien von Fucns homolog. Bei der ersten Alge läßt sich die Herkunft des Chromatophoren der Spore aus den Chromatophoren des Sporangiums direkt beobachten; bei der letzten ist eine solche Beobachtung dagegen nicht möglich, da die Chromatophoren während der Entwicklung des Antheridiums entfärbt werden. In diesem Falle scheint mir aber diejenige Er- klärung am nächsten bei der Hand zu liegen, daß die Chro- matophoren in Leucoplasten umgebildet werden, welche ihrerseits bei der Entwickelung der Spermien die Augenflecke erzeugen. üpsala, Botanisches Institut, im Februar 1920. Kylin, H., Studien über die Entwicklungsgeschichte der Phaeophyceen. — Svensk Botanisk Tidskritt. Bd. 12, Stockholm 1918. rEibnuilOH Okhlkeus: Zur reizphysiologischen Aral\se usw. 79 10. Friedrich Oehlkers: Zur reizphysiologischen Analyse der postfloralen Krümmung«>n des Blütenstiels von Tropaeolum majus. (Vorläufige Mitteilung.) (Eingegangen am 21. Februar 1920.) Die postflorale Krümmung geht im Freien an normalen Pflanzen von Tropaeoliitn inajus folgendermaßen vor sich: Etwa 12 — 14 Stunden nach Bestäubung der proterandrischen, daher auf Fremdbestäubung angewiesenen Blüten, wenige Stunden nach ein- getretener Befruchtung krümmt sich die apicale Zone des Blüten- stiels direkt untei-halb des Fruchtknotens beginnend dorsalkonvex in der Mediane bis zu einem Krümmungsbogen von etwa 90*^ ein. Diese Krümiiuing bezeichne ich weiterhin als 1. Fiinkrümraung. Im Laufe der nächsten 24 Stunden krümmt sich eine von dieser ersten Zone 8' — 5 cm weiter basalwärts gelegene Zone ebenfalls um 90° dorsalkonvüx in der Mediane ein. Diese Krümmung, die von der ersten durch eine gestreckte Zone getrennt ist, bezeichne ich als 2 Einkrümmung. Im weiteren Verlaufe der Bewegung pflegt die 2. Einkrümmung zuzunehmen, oftmals so weit, bis ihr Bogen 180° — 270° erreicht hat, so daß der Fruchtknoten fast in die Ausgangslage zurückgebracht wird. Auf diese starke Ueber- krümmung pilegt meist eine leichte Gegenreaktion zu folgen, die die Schleife wieder etwas ausbleicht. Endlich, ungefähr bei der Samenreife, krümmt sich eine basale, ganz kurze Zone direkt in dar Achsel des Tragblattes in der gleichen ßichtung ein. Diesen so geschilderten Vorgang sehe ich als den normalen an. Von diesem Schema finden sich an Pflanzen im Freien folgende Abweichungen: 1. Die 1. und 2. Einkrümmung lassen sich makro- skopisch nicht trennen, es tritt nur ein zusammenhängender Bogen auf. 2. Die 1. und 2. Einkrümmung erfolgen nicht in einer Ebene, sondern in zwei verschiedenen, die sich unter einem Winkel bis zu 90° schneiden können. 3. Selten findet sich f'igende Form: 1. Einkrümmung fehlt, 2. Einkrümmung nur sc'.iwach ventralkonvex. Um diese Erscheinungen zu erklären, wurden eine gröBero OQ Friedrich Oehlkers: Anzahl von Versuchen') gemacht. Ich berichte hier nur kurz über einige Resultate, die mit folgender Versuchsanordnung gewonnen wurden-): Die Blütenstiele wurden nachmittags abgeschnitten, und zwar solche, deren Blüten bereits empfängnisfähige Griffel besaßen. Diese Stiele wurden in einem halbhohen Wasserglase in feuchtem, nicht allzu nassem Sphagnum in aufrechter, ventralwärts etwas über- oeneigter, etwa 60° von der Horizontalen abweichenden Lage (der normalen Haltung während der Blütezeit) festgestopft. Abends wurden die Narben der Griffel reichlich mit Pollen mindestens zwei verschiedener Blüten bestäubt, so daß bis zum andern Morgen die Befruchtung eingetreten, der Stiel also fertig zum Experiment war. Resultate: 1. Wurden derartige Stiele einseitig beleuchtet, so erfolgte bei einer Lichtintensität, auf die hin praefloraP) eine positiv phototropische Reaktion eintritt (diffuses Tageslicht eines Nord- fensters) postfloral eine starke negativ phototropische Reaktion^ und zwar a) bei dorsalem Lichteinfall dorsalkonvexe Krümmungen in den Zonen beider Einkrümmungen; b) bei ventraler Beleuchtung: 1. Einkrümmung dorsalkonvex, 2. Einkrümmung ventralkonvex. Schneidet man jedoch die ventralen Kronblätter, die die apicale Zone des Stiels in dieser Lage beschatten, fort, so unterbleibt die dorsalkonvexe L Einkrümmung; c) bei lateralem Lichteinfall: ganz schwache dorsalkonvexe 1. Einkrümmung, in der Zone der 2. Ein- krümmung lateralkonvexe negativ phototropische Krümmung. 2. Wurden die Stiele auf einem Klinostaten um die vertikale Achse bei einseitiger Beleuchtung rotiert, so erfolgte eine starke 1. und 2. dorsalkonvexe Einkrümmung. 3. Im Dunkelzimmer erfolgten l. und 2. Einkrümmungen aus der normalen Lage ebenfalls dorsalkonvex. Es wurde mit ent- sprechenden Vorsichtsmaßregeln gearbeitet, um sicher zu sein, daß es sich um einen im Dunkeln perzipierten Reiz handelt, nicht aber um die Nachwirkung des Lichtreizes. Resultat: 2. Einkrümmung vorwiegend dorsalkonvex, Bogen 30°— 90«, selten bis zu 180«. 1) Meine bisherigen Versuche beziehea sich nur auf die sich im Umkreis der 1. und 2. Eiakrümmung abspielendea Vorgäage nicht auf die 8. basale Einkrümmung. 2) Warum ich diasb Versuchsanordnung für besonders günstig halte, kann erst in einer späteren Arbeit erörtert werden. 3) Unter der praefloralen Periode des Blütenstieles von Tiopaeolam verstehe ich die Zeit von der Entwicklung der Knospe und der Blüte bis zur Empfängnisfähigkeit des Griffels. Unter der p o s t f 1 o r a 1 e n Periode die Zeit von derEmpfängnisf&higkeit des Griffels bis zur Samenreife. Zur reizphysiologischen Analyse der postfloralen Krümmungen usw. 81 Bei diesen Versuchen fällt folgendes auf: a) eine Anzahl der Stiele bleibt, obwohl befruchtet, im Dunklen ungekrümnit; b) die 1. Ein- kiümmung ist vielfach schwach oder fehlt, auch wenn die 2. vor- handen ist; c) die 2. Kinkrümmung ist weniger ein Bogen, als viel- mehr ein scharfer Knick. Die Krümmung in verschiedenen Ebenen ist im Dunklen häufiger wie im Licht. Hierzu ist gleich zu be- merken, daß alle Stiele, die eine derartige Krümmung in mehr als einer Ebene bei einer Keaktion auf einen einfachen Heiz hin auf- weisen, tortiert sind. Diese Erscheinung wurde überall, auch an Pflanzen im Freien, festgestellt. Solche Torsionen entstehen stets praefloral, nie postfloral. Da also die Torsion und ihre Folgen, die Krümmung in mehr als einer Ebene nicht direkt mit der post- floralen Reaktion zusammenhängt, wurde später möglichst mit un- tortierten Stielen gearbeitet. 4. Außer der Eeaktion aus der normalen Lage (60'' von der horizontalen abweichend) wurden die Stiele noch in drei anderen Winkellagen geotropisch gereizt, und zwar je voneinander und von der normalen Lage um 90" abgelenkt. Es handelt sich um folgende Lagen: a) Sporn (bezeichnet die Dorsalseite) oben^ 30 "^ unterhalb der Horizontalen. Resultat: Krümmung vorwiegend ventralkonvex, aber auch leicht dorsalkonvex, Bogen nur gering, zwischen 15'' und 45°; b) Sporn unten, 60° unterhalb der Horizon- talen. Resultat: Krümmung vorwiegend dorsalkonvex, Bogen zwischen 45° und 9J°; c) 6porn unten, 30° oberhalb der Horizon- talen. Resultat: Krümmung vorwiegend dorsalkonvex, Bogen 60° bis über 200°. 5. Wurden Stiele mit befruchteten Blüten, die im Dunkel- zimmer gestreckt geblieben waren, nachträglich einseitig beleuchtet, so erfolgte eine starke negativ phototropische Krümmung, die — besonders wenn das Licht dorsal auftraf — einen ganz gleichförmig gekrümmten Bogen von oft 360° darstellt. Auf dem Klinostaten bei vertikaler Achse und einseitiger Beleuchtung fällt die Krümmung auch dieser Blütenstiele dorsalkonvex aus. 6. Kastrierte Blüten, oder sonstwie an der Befruchtung ver- hinderte, zeigen, wenn sie während der ganzen Blütezeit unter- normalen Verhältnissen im Licht stehen (an der Pflanze, oder im feuchten Moos), keinerlei postflorale Krümmung. Wurden dagegen junge kastrierte Blüten ins Dunkelzimmer gestellt und dort mehrere Tage gelassen, so etiolierte der obere Teil des Stieles stark. Ans Licht gebracht und einseitig beleuchtet reagierten die Stiele — obwohl gänzlich unbefruchtet — deutlich negativ phototropisch. 82 FltlEDRlCa OßHLKERS: 7. Genaue Messungen des Wachstums der Stiele mit Hilfe aufgetragener Tuschemarken und dem Horizontalmikroskop er- gaben folgende Resultate: a) das vom basalen zum apicalen Ende fortschreitende praeflorale Wachstum ist vollständig beendet, wenn der Griffel empfängnisfähig geworden ist; b) das postflorale Wachs- tum beginnt unter normalen Verhältnissen mit eingetretener Be- fruchtung. Es schreitet vom apicalen zum basalen Ende hin fort: c) das postflorale .Wachstum an Stielen, die in normaler Lage dorsal oder allseitig beleuchtet werden, weist zwei Maxima auf, und zwar derartig, daß die betreffenden Zonen hinsichtlich der Dauer und der Quantität des Zuwachses ihrer Umgebung über- legen sind. Die Gipfel dieser Maxima sind mit den Scheitel- punkten der beiden Einkrümmungen identisch : sie sind durch eine Zone geringeren Wachstums, nicht aber durch eine solche fehlenden Wachstums getrennt. Aus diesen experimentellen Resultaten ziehe ich folgende Schlüsse: 1. Die postfloralen Krüromungen von Troßaeohoii majns stellen eine kombinierte Reizbewegung dar, die nur auf Grund einer vor- angegangenen Stimmungsänderung erklärbar ist., 2. Die Stimmungsänderung ist von der Befruchtung unabhängig. Durch die Befruchtung wird nur ein erneutes Wachstum angeregt, und damit die Möglichkeit, auf perzipierto Reize eine Reaktion auszuführen, geschaffen^). 3. Die Stimmungsänderung fällt zeitlich etwa mit der Emp- fängnisfähigkeit des Griffels resp. mit der Befruchtung zusammen. 4. Als hauptsächliche Reizursachen sind Licht und Schwer- kraft anzusehen. Die Stiele reagieien postfloral negativ photo- tropisch und positiv geotropisch. 5. Die Stiele reagieren phototropsich, sowohl wie geotropisch j beschrieben. Diese Form hat ein sehr gut entwickeltes schwarzes Stroma und ebensolches Gehäuse und wurde daher von REHM" im Ber. baja-. bot. Gesellsch. München 1912, XIII. Bd. p. 183 zu Ephelina gestellt, zum Beweise, daß die drei Gattungen zusammenfallen. 3. Xyloma repanda Alb. et Sehn, wurde von KARSTEN 1885 1. c. p. 161 ganz richtig zu Pseudopezim Fuck. gestellt. Das sehr verschiedene Aussehen des Pilzes und seine Veränderlichkeit hat es mit sich gebracht, daß der Pilz, dessen Nebenfrucht die Sporonema pimdiforme (Fuck.) v. H. ist, viele Namen besitzt. REHM führt ihn noch 1912 im XIII. Bde. der bayr. bot. Ges. dreimal an. denn ich fand, daß PJiacidiuin repandnm (A. et S.) Fries (1. c. p. 12^), Trochila^ (Hysteropczim) verrucosa (Wallr.) Rehm (1. c. p. 127) und Pyrenopeziza" Galii (Fuck.) (1. c. p. 172) nur Formen desselben Pilzes sind, ded über Pseudopeziza. Pyreaopeziza, Ephelioa und Spilopodia. 199 FUCIiEL auch als Phacidimn vernale und Ph. autumnale, MOUTON als Ttochila molluginea, ItEHM als Pyrenopesisa polymorpha beschrieb und NiESSL als Cenang'ium Äparines Fuck. /". minor ausgab. Wahr- scheinlich gehört hierher auch ExcipiÜa Galii Lasch. Die heutige Gattung Fyrenopesiza Fuck. besteht der Haupt- sache nach aus zwei Reihen von Pilzen ; die eine ßeihe besteht aus Überwinterungsformen von Pseudopeziza- Arien, die ein gut ent- wickeltes eingewachsenes Basalstroma haben. Sie gehören also zu Pseudopcsiza. Die andere Reihe, als deren Grundart Excipula Rubi Fries zu gelten hat, umfaßt Pilze mit Apotecien ohne Basal- stroma, welche Mollisia-Q.xt\g aussehen und daher als hervorbrechende MoUisia-Aiten betrachtet werden können. Diese Arten müssen zu Exciimln Fries gestellt werden. Die Gattung Excipula Fries 1823 ist zwar sowohl bei FRIES wie bei FUCKEL nach Fragm. Nr. 913, XVn. Mitt. 1915 eine arge Mischgattung, allein dies ist bei allen älteren Gattungen der Fall. Was die Gattung Ephelina Sacc. 1889 (Syll. Fung. VIII. Bd. p. 585) anlangt, so ist die Gi-undart derselben Ephelina lugubris (de Not.) V, H. = E. Rhinanthi (Phill.) Sacc. eine Überwinterungs- form von Pseudopeziza mit ungewöhnlich stark entwickeltem Stroma. Schon die zweite Art *E. stromatica (Fuck.) Sacc. ist aber eine Dothideacee (Catacaumella), die dritte Art E. Viburni (Fuck.) Sacc. ist ein ganz unreifer Discomycet ohne Basalstroma, gleich Excipula commoda (Rob.) v. H. Die fünfte Art Ephelina Galii (Lasch;) Sacc. ist sehr wahrscheinlich Pseudopeziza repanda (A. et S.) Karsten. Bei RehM (Ber. bayr. bot. Ges. München 1912, XIII. Bd. p. 182) ist Ephelina auch eine Mischgattung. Die erste Art ist nach dem Exemplare in LiNHART, F. hung. Nr. 379, ein Pilz ohne Stroma und muß den älteren Namen Nipfera Garduorum Rehm behalten. Die zweite Art ist eine P.se^/cZo^e^?>a-Überwinterungsform mit stark entwickeltem schwarzem Stroma. Die dritte Art ist die oben hes,^voc\\e,nQ Pseudopeziza radians (Rob.) Karsten. Die vierte Art Ephelina Phyteumatis (Fuck.) Rehm ist noch ganz zweifelhaft, denn es ist noch durchaus unsicher, welcher Schlauchpilz zu dem. Asteroma Phyteumae DC. gehört (siehe Fragm. Nr. 961, XVIIL Mitt. 1916). Während MORTHIER (Revue mycol. 1884, VI. Bd. p. 3) bestimmt sagt, daß dazu der obige Discomycet gehört, meint FüCKEL (Symb. myc. 1871, I Ntr. p. 47 [335]) daß dieser Discomycet nur auf der Asteioma-lLyxxHie schmarozt und nimmt an, daß zur Asteroma Phyteu)nac die Euryachora stellaris (P.) gehört, die in Ann. myc. 1915, XIII. Bd. p. 616 zu Montagnellina v. H. gestellt wird. Da ich bei der LTntersuchung von etwa 20 Exemplaren der 100 ^- HÖHNEL: Astcroma keinen Schlauchpilz finden konnte, kann ich diese Frage nicht entscheiden. Daher bleibt auch die von mir im Fragm. Nr. 961 aufgestellte G-attung PJacopezisa noch in Schwebe. Die von BOUDIER 1885 (Bull. myc. France I. Bd. p. 120) auf Grund von Peziza nervlsequa Persoon (Mycol. e.urop. 1822, I. Bd. p. 308) aufgestellte Gattung Psilopo'dia ist nach den sicheren Exemplaren des Pilzes in DESMAZIHRES, PI. crypt. France 1850 Nr. 2012 und MOUGEOT et NESTLER, Stirp. Voges.-rhen. Nr. 786 vollkommen berechtigt. Doch muß sie auf die Grundart beschränkt werden, denn die anderen von BOUDIER dazugestellten Arten: Spilopodia melcmogramma Boud., Phytemnatis (Fuck.) und Polygonati (Feltg.) gehören nicht dazu (Hist. Olassif. Discom. 1907 p. 143). Schon FRIES bemerkt in Elench. Fung. 1828, 11. Bd. p. 147, daß die Pesiza nerrisequa P. ein höchst bemerkenswerter Pilz ist. Die Untersuchung zeigte mir, daß in den vom Pilze befallenen Blättern des Spitzwegeriches fast alle Blattnerven in ein mehr oder weniger zusammenhängendes Netz von Rhizomorpha-'i\\\n\'\c\iQn, teils ganz dünnen, teils bis über 160 //- dicken, schwarzen Stromaten verwandelt werden. Diese sind zylindrisch und bestehen aus parallel verwachsenen, schwarzbraunen, 2 — 4 fi breiten dünnwandigen Hyphen. In diesen Stroma-Strängen sinJ die Gefäßbündel ein- gelagert. Auf diesen Stromaten entwickeln sich nun nacheinander zweierlei Fruchtkörper, eine Tubercularieae und ein Discomycet. Das Exemplar DESMAZIERES' zeigt den letzteren nur ganz unentwickelt, hingegen die Tubercularieae sehr schön ausgebildet, während das andere in den Stirps Yoges.-rhen. den Discomyceteo gut entwickelt zieigt. Beide Fruchtarten entwickeln sich meist blattoberseits und brechen durch die obere Epidermis. Wo der Conidienpilz entsteht schwellen die Stromastränge bis auf über 250 fi stark an, werden unregelmäßig parenchymatisch und großzelliger, mit 8 — 14 ^t großen Zellen. So entstehen kleine, rundliche oder längliche, schwarze, ganz flache Polster, die meist in Reihen längs der dünneren Blattadern stehen, und oben wenig vorbrechen. Die Konidialschicht ist etwa 30 — 35 p dick und besteht aus dicht parallel stehenden 1 //- dicken hyalinen Trägern, die an der Spitze schleimig verklebte, hyaline längliche, 3— 4;=:;1 — l -bp große Conidien bilden. Unter der Trägerschicht ist das Basalgewebe sehi- kleinzellig, wird nach obenhin parallelfaserig lind bildet zahlreiche unregelmäßige kegelige Vorsprünge, die gleichmäßig mit den Konidienträgern bekleidet sind. Diese Nebenfruchtform gehört zu den Tubercularieae-dematiae und paßt in keiner der bisherigen Gattungen. Ich stelle für die- über Pseudopeziza, Pjrenopeziza, Ephelina und Spilopodia. 101 selbe die neue Formgattung Melanodiscus auf, die nach der obigen Beschreibung leicht charakterisiert werden kann (Melanodiscus nervisequa v. H.). Die Apothecien der Fez'tza nervisequa sitzen in lockeren Reihen auf der Oberseite hauptsächlich jener Stromastränge, die den der Blattlänge nach verlaufenden Hauptnerven entsprechen. Wenn die Blätter vermgrscht sind, werden diese schwarzen Stränge frei und sehen ühizomorj^ha-'Fäden gleich. Auf denselben sitzen oben die Apothecien, wie schon FRIES angibt. Diese sind schwarz, haben eine blasse Scheibe, sind unten kegelig verschmälert und sind fast ungestielt. Das Excipulum ist unten seitlich 40 — 50 fi, oben 20 ,« dick und besteht aus mehreren Lagen von schwarzen, dünnwandigen anscheinend leeren, 5 — 9 ,u großen Parenchymzellen. Der kegelige schwarze Basalteil des Pilzes ist etwa 120 — 140 (i hoch und sitzt mit einer 120 (t breiten Basis dem Stromastrange auf. Dieser Basalteil ist innen fein parallelfaserig, außen klein- zellig parenchymatisch mit 3 — 4 fji, großen Zellen. Ein Epithecium fehlt, das Excipulum steht am Rande wenig vor. Man sieht, daß dieser auffällige Pilz, der wohl zu den Dermateen gestellt werden kann, nicht als Pseudopeziza betrachtet werden kann. Aus dem Gesagten ergibt sich folgende Übersicht: 1. Pseudopeziza Fuckel emend. v. H a. Sommerform: Pseudopeziza Fuck. sens. str. Syn.: Lepto- trochiJa Karsten 1871. b. Überwinterungsforra : Pyrenopeziza Fuckel 1869 (nur Formen mit StromaV Syn.: Ephelis Phillips (non FribS) 18.87; Ephelina Saccardo 1889. 2. Excipula Fries p. p. (Formen ohne Stroma). Syn.: Pyrcnopeziza Aut. p. p. 3. Sjnlopodia Boudier 1885 (nach der Grundart). Mit Excipula Fr. v. H. ist sehr nahe Drepanopeziza (Kleb.) V. H. (Ann. myc. 1917, XV. Bd. p. 322) verwandt. Noch bemerke ich, daß sich bei den meisten Pseudopeziza- Arten nur die Überwinterungsformen entwickeln, die bisher alle als Pyrenopeziza- AriQn beschrieben wurden. 102 F. HÖHNEL: 13. F. Höhnel: Über die Gattung Phlyctaena Desmazieres. (Eingegangen am 3. März 1920.) Diese Gattung wurde von DESMAZIERES in den Annal. scienc. nat. 1847, III Ser., VIII. Bd., p. 16 aufgestellt und nicht von MONTAGNE und DESMAZIERES, wie SACCARDO (Syll. fung. III. p. 593) und seine Nachschreiber angeben. Über diese Gattung besteht eine große Unsicherheit, die durch DiEDICKEs Bemerkungen in Annal. inycol. 19 12, X. Bd., p. 487 noch vergrößert wurde. DiEDICKE stellt die Gattung zu den Nectrioideen, wohin sie nicht gehört. Die Unsicherheit der Gattung wurde schon von DESMAZIERES verursacht, der in den PI, cryt. France, 1847, Nr. 1624 als Typus der Gattung unter dem Namen Phlyctaena vagabunda zwei voneinander ganz verschiedene Pilze mit ähnlichen Konidien ausgab. Seine Cliarakteristik der Gattung ist teils nichtssagend, teils falsch. Die eine der beiden vou ihm ausgegebenen Formen wächst auf Stengeln von Psoralea hituminosa, die andere auf Stengeln von Tamtis communis. Schon mit der Lupe erkennt man, daß beide Pilze voneinander verschieden sind. Da DESMAZIERES in seiner Gattungsbeschreibung von unechten Perithecien spricht, die nur von der geschwärzten Epidermis gebildet werden und aus- drücklich sagt, daß seine (untersuchten) Exemplare auf FsoraJe« wuchsen, so nehme ich an, daß der auf dieser Nährpfianze wachsende Pilz die Ty])us-Art der Gattung ist, was dadurch noch weiter begründet wird, daß der Pilz auf Tmnus ganz typische Pykniden besitzt, im Gegensatz zu DESMAZIERES Gattungsbeschreibung. Die Phl ijctaena vagabunda auf Psoralea ist nun ein sich in der Epidermis entwickelnder und mit der Außenwand derselben fest verwachsener stromatischer Pilz. Die Stromata stehen in großer Menge, die Stengel ringsum bekleidend, sind schwarz, ilach, 100—300 |U. lang, 100 — 180 ^ breit und bis 75 /* dick und unregel- mäßig rundlich. Häufig verschmelzen 27—4 Stromata miteinander. Das Stromagewebe ist nur oben gut entwickelt in Form eines bis 20 /t* dicken braunschwarzen Clypeus, der aus 4 — 5 /* breiten, braunen, isodiametrischen, gegen den Rand hin auch gestreckten Zellen besteht. Am Rande wird der Clypeus dünn und geht in ein lockeres mit der Epidermis verwachsenes braunes Hyphen- gewebe über. Nur die jungen Stromata sind auch in der Mitte über die Gattuog Phljctaena Desmazieres. 103 vom Clypeus bedeckt. Später wird derselbe in der Mitte dünn und verschwindet hier ganz, so daß die reifen Stromata in der Mitte eine große rundliche, oder meist ganz unregelmäßige gelappte und gezackte Öffnung zeigen, durch welche die Konidien austreten. Von einem gut begrenzten Ostiolum ist nichts zu sehen. Rings- lierum reicht der Clypeus weit über den darunter liegenden Stroma- körper hinaus. Dieser zeigt eine dünne subhyaline bis bräunliche, weiche, fleischige Wandung und ist unten flach oder konvex. Der einzige Lokulus zeigt unten und seitlich mehr oder weniger weit hinaufreichend die sehr kurzen Träger mit den dickfädigen, hyalinen, zylindrisch-spindeligen, schwach gekrümmten, einzelligen, 18 — 25 wl.5— 2 [i großen Konidien. Die Gattung Phlydaena im Sinne der beschriebenen Typus- Art scheint mir am nächsten mit der Gattung Sporonema Desm. (nach der Typus- Art: Sp. pliaddioides Desm., s. Fragm. Nr. 547) formverwandt. Sie unterscheidet sich von ihr durch die fadenförmigen FConidien und die kurzen (oder fehlenden'?) Konidienträger. In Fragm. Nr. 557, 1910, XI. Mitt. stellte ich Sacidium junceum Mont. m die Gattung Phlyctaena, mit der es eine große Überein- stimmung zeigt. Indeß unterscheidet es sich doch mehrfach, schon durch den Aufbau aus großen offenen Zellen. Mit Sacidium jumeam Mont. ist nicht nur Septoria Spartn Cocc. et Mor., sondern auch Cryptosporium hmulatum Bäumler identisch. Auch Gloeosporium subfalcafam. B. R S. ist derselbe Pilz. Zum Überflusse wurde der- selbe neuerdings noch einmal als Phhjdaena spartn Bubak beschrieben (Ann. mycol. 19to, XLV. Bd. p. 39). Konidienträger sind bei diesem Pilze nicht zu finden. Ich stellte ihn daher mit Zweifeln (Fragm. Nr. 988, 1916, XVIII. Mitt.> in die Sclerophomeen-Gattung Sarcophoma. Da mir aber die Art und Weise seiner Konidienbildung nicht klar ist, müssen spätere Untersuchungen über seine Stellung entscheiden. Der zweite von DESMAZIKRES ausgegebene, auf Tamm wachsende Pilz ist von dem auf Fsoralea generisch verschieden. Er besitzt unzweifelhafte, weichhäutige Pykniden, mit unten und seitlich nur 2—4 [i dicker Membran, die undeutlich mikroplecten- chj-enatisch gebaut und blaß, nur oben bräunlich ist. Die Pykniden sind meist länglich und auffallend gelappt, und dabei sehr stark flachgediückt, 300—450 a lang, 200—260 fi breit und nur 60—70 ft dick. Sie entwickeln sich unter der Epidermis und ist das Gewebe über denselben durch eingelagerte braune Hyphen clypeus-artig geschwärzt. Oben zeigt sich ein rundliches, 14-20^ großes, dunkelumringtes Ostiolum. Die Konidien werden ringsum auf sehr 104 !''• HÖHNEL: kurzen Trägorn gebildet und sind fadenförmig, etwa 20 — 25 w 1.5—1-8 fj>. Generisch wohl hierher gehörig sind die in KRIEGER, F. saxon. Nr. 1795 und 1796 als P/di/daena vagahunda Desm. auf Melilotus- und Linaria Stengeln ausgegebenen Pilze. Ihre Pykniden sind indeB mehr rundlich und nicht gelappt. Ob diese Pilze, die formell eine Art Mittelding zwischen Septoria und Bhahdospora (sensu DiEDICKB) vorstellen, eine eigene Gattung bildr-n, oder besser zu Rhahdospora gestellt werden, kann nur eine kritische Untersuchung letzterer Gattung lehien. Mit DesmazIERES" Pilz auf Tamus ist identisch Ascochijta caulinm Libert, PI. crypt. Arduennae Nr, 248 (1834), von welchem Exsiccate ich drei Exemplare untersuchen konnte, die sich als identisch erwiesen. Nur sind hier die Pykniden meist etwas dunkler gefärbt und mehr rundlich. Diese Formen müssen nun bis auf weiteres Rhahdospora caidium (Lib.) V. H. genannt werden. Zu Phlycfaena werden jene Formen zu stellen sein, welche kleine in und unter der Epidermis eingewachsene Stromata haben, die bald einzeln stehen, bald meist in Reihen zu wenigen, verwachsen sind. Der Lokulus ist meist einfach und emthält einzellige, fast allantoide, seltener an den Enden spindelig verschmälerte, bogig gekrümmte, mittelgroße, etwa 15 — 25^:^2 — 3-5 /w große Konidien auf kurzen Trägern. Das Stromagewebe ist meist nur oben gut entwickelt und reißt unregelmäßig, seltener rundlich auf. Fhlyctaena Psornleae (Gast.) Karst, et Har. (Syll. fung. X. p. 400) ist wahrscheinlich nur eine Form von Phl. vagahunda Desm. mit größeren Konidien (21 — 30^3 — 4 /u). Wäre mit Fusarium Castagnei Mont. (Syll, Cryptog. 1856 p. 295) zu vergleichen. Phhjdaena lejjfothi/rioides Bubak et Kabät (Hedwigia 1912, 52. Bd., p. 352) ist nach dem Original- Exemplare in KAB. et BUB., F. imp. Nr. 767 eine Phh/ctaena. Der Pjlz entwickelt sich stets in den Atemhöhlen der Spaltöffnungen, ist rundlich oder länglich und stark flachgedrückt, bis 250 fi, lang und 70 ;* dick. Das Gehäuse ist pseudophyknidal, ist manchmal ganz gut entwickelt und öffnet sich dann weit rund oder länglich und dann sieht der Pilz wie eine kleine Excipulee aus, es kann aber auch so gut wie völlig fehlen, dann gleicht der Pilz einer Phleospora. Phlycfaena Stachyiis Bubak et Serebrianikow (Hedwigia, 1912, 52. Bd., p. 268) ist nach dem Original Exemplare in TRANZSCHEL et. SEREBRIAN., Mycoth. ross. Nr. 287 nichts anderes als Septoria Sfachydis Rob. et Desm. Stimmt mit der Art in KRIEGER, F. saxon. über die Gattang rhlyctaena Desmazit'res. 105- Nr. 1393 auü Stachys palustris überein. Daß diese Septoria auf den verschiedenen Stachys- Arten in der Fleckenbildung, Größe und Ausbildung der Pykniden und Konidien etwas verschieden ist, ist bekannt (s. DiEDICKE, 1. c. p. 515). Die Konidien fand ich beim russischen Exemplare unter 2 /* und nicht 2-5 — 3 /* breit. Auch waren die Pykniden nicht hyalin, sondern bräunlich. Die Art ist daher völlig zu streichen. Fhlydaena Jas iones Bressidola, (Hedwigia, 1897, 36. Bd., p. 381), ausgegeben in KRIEGER, F. saxon. Nr. 1342, wird von DiEDICKE (1. c. p. 474 und Ann. mycol, 1912, X. Bd., p. 486) für eine typische Septoria erklärt. Der Pilz hat aber schwärzliche, oben schwarze, wohlansgebildete Gehäuse mit einem gut abgesetzten, 24 /i- langen und 28 fA. breiten Mündungszylinder, der oben oft mit bis 8 fi langen, stumpfen Borsten endigt. Während sonst die Septoria- Konidien stets schon frühzeitig leicht zum Austritte gelangen, sind sie hier nur schwer aus den fast knorpelig-zähen Gehäusen heraus- zudrücken. Auch hängen sie dann noch büschelig zusammen. Die Gehäusewandung des Pilzes ist ringsum gut entwickelt. Ein Medianschnitt durch ein 60 /* breites und 80 ^ hohes Gehäuse zeigte einen 7 /* weiten, 16 /* langen Mündungskanal und eine gut ent- wickelte, 8 f* dicke Wandung, die aus 4 — 5 Lagen von subh3^alinen, relativ stark verdickten 2 — 3 |t* großen Zellen bestand. Der oberste- Teil bestand aus schwarzen Zellen, die am Mündungskanal parallel- faserig wurden. Man sieht, daß der Pilz keine Septoria ist, sondern eine Ehahdospora im Sinne DiEDICKEs, den ich auch annehme. Der Pilz hat RkaMospora Jasiones (Bres.) v H. zu heißen. Fhlyciaena arcuata Berkeley (Syll. fung. III., p. 595) ist nach der Beschreibung des Pilzes auf ^S'o^idla^o-Stengeln'und dem Exemplar auf Ainhrosia irifida in WILSON and SEAVER, Ascomyc. and lower fungi Nr. 41 eine Phomopsis mit fädigen, an der Spitze etwas gebogenen Konidien. Ist eine Miscbart, die zu einer der vielen auf Stengeln vorkommenden DiapoHhe- Axien gehört. Fhlyctaena asparagi Fautrey et lioumeg (Revue mycol., 189:^, 14. Bd., p. HO), ausgegeben in ßOUMEG., F. sei. exs. Nr. 6057,. fehlt in der Sylloge fungorum. Der Pilz ist ähnlich der Phlyctaena lepiothyrioides K. et B. Das Gehäuse ist meist blaß. Die Konidien sind allantoid, meist bogig gekrümmt, einzellig, und 18 — 20 ^ 2 — 2-5 /A groß. Mit dem Pilze ist vielleicht identisch Ehahdospora Asparacji Sydow (Hedwigia, 1900, 39. Bd., p. 128), die von DiEDICKE (1. c. p 7C0) auch zu Phlyctaena gestellt wird. Phlyctaena Pseudophoma Saccardo (Michelia, 1879, I., p. 528,- sub. Septoria) ist nach der Beschreibung eine Phomopsis. Wurde 106 ^- HÖHNEL: ursprünglich von Populus alba beschrieben. Da auf Pojmlus eine ganze Reihe von Diaporthe-A.xten auftritt, so ist der Pilz eine Mischart, um so mehr, als sie später auch von Citrus und Evonymus angegeben wurde. Ist ohne Wert und ganz zu streichen. Phhjdaena cheilarioides Desmazieres, beschrieben in den Ann. scienc. nat. Botan., 1852, 3. Serie, 18. Bd.. p. 369 und ausgegeben in Desmazieres, PI. crjpt. France 1859 Nr. 691. fehlt in der Sylloge fungorum. Die Untersuchung des Original -Exemplares zeigte mir, daß der Piis ein Gloeosporidium v. H. (-= Gloeosporium Sacc. Syll. non Desmaz.) ist. Die Fruchtkörper sind in der Epi- dermis eingewachsen, stehen zerstreut oder in Reihen, sind länglich, etwa 150 fi lang, schwärzlich, in der Mitte blaß. Die Basalschichte ist blaß oder bräunlich, kleinzellig und bis 20 fi dick, flach oder konkav. Die dichtstehenden Konidienträger sind einfach, kurz. Die hyalinen, einzelligen Konidien sind länglich-zylindrisch, oben abgerundet, unten spitz und 12 — 20^4 — 5 /u. groß. Damit identisch ist Macrephoma rJiahdosporioldes Lamb. et Fautrey (Revue mycol. 1896, 18. Bd., p. 69) nach dem Original- Exemplare in ROUMEG., F. sei. exs. Nr. 7234 auf derselben Nähr- pflanze (Iris foetidissima). Hier sind die Fruchtkörper meist blaß. Sonst vollkommen übereinstimmend. Phlyctaena semiannulata Bubäk et Serebrianikow (Hedwigia, 1912, 52. Bd., p. 267), ausgegeben in TRANZSCHEL et SEREBR., Mycoth. ross. Nr. 241. Warum der Pilz als Phlyctaena beschrieben wurde, ist unerfindlich. In der Tat ist er von Cylindrosporium Pruni -Geras/ C. Mass. in Kab. et BUB., F. imp. Nr. 13.S nicht spezifisch verschieden. Auch bei dieser Art sind die Konidien vereinzelt halbkreisförmig gebogen. Die Angaben über die Sporen- träger sind bei MASSALONGO, BUBAK und DlEDK'KE falsch. Die Konidienträger sind meist einfach, 20 — 30 ,u lang und 8 fi dick, mit 2 — 3 Querwänden versehen, die oberste Zelle ist langpfriemlich zugespitzt. Je eine Konidie entsteht an der Spitze und an den -Querwänden der Träger. Die paraphysenartigen Grebilde MaSSA- LONGOs sind nicht „Anfänge von Schläuchen", wie DiEDICKE (1. c. p. 845) meint, sondern einfach längere Konidienträger. Beide Pilze haben genau die gleichen Konidienträger. Was die Benennung des Pilzes anbelangt, ist folgendes zu •bemerken: Die Gattung Cylindrosporium Grev. (non Sacc.) muß auf die Typus -Art ('. concentricum Grev. beschränkt bleiben Phloespora Wallroth, 1883, ist gleich Septoria Fries, gleich Septo- ßloeum Sacc, 1880, und hat kurze, einfache Konidienträger. LiherteUa Desmazieres, 1830, hat bei seinem Typus L. faginea über die Gattung Phljctaena Desmazi^res. 107 Desm. etwa 8^2 — 4 /* große Konidienträger, die oben besenartig verzweigt sind, mit oft sehr zahlreichea 25 — 30^1 f* großen, steifen, pfriemlichen, parallel liegenden Ästen, an deren Spitzen die Konidien sitzen. Es kann daher Gyl/ndrosßorium Pnmi-C'erasi in keine der genannten Gattungen gestellt werden und ist eine eigene Gattung, die ich Lihertina nenne. Lihertina v. H. ist eine blattbewohnende Lihertella mit meist einfachen, dicken, septierten Konidienträgern, die oben pfriemlich zugespitzt sind und deren Konidien end- und seitenständig sind. Der Pilz hat Libertina effusa (Lib.) v. H, zu heißen, da Ascochyta effusa Libert, 1837, Crypt. Arduen. Nr. 355 damit identisch ist. "* Plilydaena Lappae (Karsten) Sacc. Syll, fung., III., p. 595, ist nach der Beschreibung in Hedwigia, 1884, 23. Bd., p. 58 (sub Septoria) und nach dem gut stimmenden Exemplare in E.OTJMEG., F. sei. exs. Nr. 5284 eine Phomopsis mit fädigen Konidien. Phlijctaena comjdanata (B. et C.) Sacc; Phl. phomateUa Sacc; Phl. GossypU Sacc; Phl. simulcms (B. et C.) Sacc; Phl. dissepta Berk. und Phl. Smüacis Cooke, sämtlich in der Syll. fung., III. Bd., angeführt, sind nach den Beschreibungen lauter Phomopsis-Arten. Phlpctaena maculans Fautrey (üevue myc 1896, 18. Bd., p. 70) ist nach der Beschreibung und dem Original-Exemplare in Koume- guere, F. sei. exs. Nr. 6954 eine Phomojjsts. Phlydaena sepiorioides Sacc (Syll. fung., III., p. 594) = Septoria phlyctaenoides B. et C. ist nach der Beschreibung und den Exemplaren in ELLIS and EVERH., F. Columb. Nr. 79 (North-Am. f. Nr. 37) und ThÜMEN, Herb. myc. oecon. Nr. 509 eine Phomopsis mit teils fädigen, teils spindeligen Konidien. Alle diese Phomopsis-Arten, deren Zugehörigkeit unbekannt ist, sind ohne Wert. Phlydaena Plantag inis Lambotte et Fautrey (Revue mycol. 1896, 18 Bd, p. 70) ist nach dem Original-Exemplare in ROUMEG., F. sei. exs. Nr. 6955 eine Phomopsis mit fadenförmigen Konidien. Diese Form ist offenbar identisch mit Ph ahdospora pachi/derma Kah. et Bub. (Hedwigia, 1904, 43. Bd., p. 420), die auf P^aw^o- Stengeln mit der Phoma paradoxa Kab. et Bub. in Gesellschaft vorkommt. Letztere ist nach dem Original-Exemplare in KabäT et BUBAE,. F. imp. exs. Nr. 7, identisch mit Phoma suhordinaria Desm. (Ann. scienc. nat. Botan., 1849, HI. Ser., XI. Bd.. p. 284) nach dem Original-Exemplare in DESMAZIKRES, PI. crypt. france 1849, Nr. 1866. Phoma occulta Cesati (Botan. Zeitg. 1852, X. Bd., p. 288) und Naenuispora Plantaginis Cesati, beide in KLOZTSCH, Herb. viv. mycol., 108 ^'- HÖHNEL: 1852, Nr. 1664 (nomina nuda), sind offenbar dieselben beiden Pilze, was noch zu prüfen ist. Hystcr'mm Plantaghiis Kirchner (Lotos, 1856, p. 246) ist auch wahrscheinlich derselbe Pilz. Septoria continua B. et C. (Syll. fung., IIE., p. 593) wäre zu vergleichen. Der Pilz hat wie die meisten Phomopsis- Arien bald spindel- förmige, bald fadenförmige Sporen für sich oder gemischt. Er muß Phomopsis sahordinaria (Desm.) Trav. genannt werden und ist die Nebenfrucht von Diaporthe adunca (Rob.). Nach dem Gesagten ist seine Synonymie folgende: Phomopsis S'ubordinar/a (Desm ) Trav. Syn.: Phoma subordinarla Desmazieres, 1849. Phoma occulta Cesati, 1852. Naeinaspora Planiaginis Cesati, 1852. Uysteriurn Plantaghiis Kirchner, 185Ö. PJilyvtaena Plantaginis Lambotte et Fautrey, 1896. Phoma paradoxa Kabät et Bubäk, 1903. Ehabdospora pachyderma Kab. et Bubäk, 1904. Phlgdnena tortuosi Kabät et Bubäk (Hedvvigia 1912, 52. Bd., p. 352 m. Fig,\ Der Pilz soll mit Fusarium torti(osum Thüm. et Pass (in THÜMEN, Pilze des Weinstockes, Wien, 1878, p. 51) identisch sein, was nach der Originalbeschreibung kaum glaublich erscheint. Allein SAOCARDOhat anscheinend ein Original-Exemplar PASSERINIS von Parma untersucht und in den Fungi italici, Taf. 10^1, abgebildet, wonach dies wohl richtig sein wird. Derselbe nennt den Pilz in Michelia, 1880, IT. Bd., p. 117 Gloeosporium tortuostim (Thüm. et Pass.) Sacc. BUBAK verglich das Original- Kxemplar aus dem Herbar SAUUARDOs mit dem in KaBAT et BUBÄK, f. iraperf. exs., Nr. 72.3, ausgegebenen Pilze und fand beide identisch. Septoria Falx B. et C. (^= Phahdospora Falx (B. et C) Sacc. in Syll. fung., III., p. 582) und Leptoiltyrium longlsporum Thüm. et Pass. (in THÜMEN, Pilze des Weinstockes, Wien, 1878, p. 153) = Phoma longispora (Thüm. et Pass.) Sacc. Syll. fung., III., p. 79) =:r Macrophoma longispora (Thüm. et Pass.) Berl et Vogl. in Syll, fung-, X., 4). 201, wären mit dem Pilze zu vergleichen, da sie ver- mutlich damit identisch sind. Der Pilz wird wohl am besten als Phlyfaena betrachtet. Die Stromata sind unter der Oberhaut oder wenig tiefer ein- gewachsen und brechen etwas hervor. Sie sind klein, oliv-schwärz- lich, rundlich oder länglich, 180—500 ^i* groß, flach und 100—170 (i dick. Das Gewebe ist überall weichfleischig und an der sehr über die Gattung Phlyctaena Desmazieres. 109 dünnen Basis ganz hyalin, während sich oben eine schmutzig olivgrüne, etwa 20 fi dicke Schichte zeigt, die sich schließlich in der Mitte randlich oder unregelraäBig bis über 70 jt* weit öffnet. Die dunkle Färbung dieser Deckschichte rührt von dem Inhalte der kaum 2 3 /* großen Zellen her, deren Membranen fast hyalin sind. Der ganze Pilz ist mikroplectenchymatisch- zellig gebaut und an der Basis ganz flach. Die etwa 2 ^ dicken Konidienträger sind büschelig, unregelmäßig verzweigt und verschieden lang, an der Basis am längston und am besten entwickelt, weiter hinauf kürzer weidend. Oben gegen die Mitte fehlen sie ganz. Um die konidienführenden Stromata, deren Lokulus stets einfach, unge- kammert ist, breitet sich an der Basis das hyaline oder blaß oliv- farbige Stromagewebe aus in Form einer dünnen, eingewachsenen Schichte, die verschiedene Stromata miteinander verbindet. Die hyalinen, einzelligen Konidien sind zylindrisch, bogig gekrümmt, an den Enden abgerundet und zirka 15— 20-2-5 — 3 fi groß. Sie stehen einzeln an den Enden der Konidienträger und ihrer Zweige. Fhlijctdena Magimsiana (Ällesch.) Bresadola (XO. Ber. Bot. Verein Landshut, 1892, p. 62) ist Septoria Apii Chester = Septoria Apii Rostr, siehe KLEB AHN in Zeitschr. f. Pflanzenkrankh., 1910, XX. Bd., p. 1. Phlyctaena variabilif< Penzig et Sacc. (Jcon. fung. javanic, 1904, p. 93, Taf. 62, Fig. 3) ist nach der Beschreibung und einem Original-Exemplare im Wiener Hofmuseum eine Fhomopsis, zweifel- los die Nebenfrucht von Diaporthe javanica Penz. et Sacc. (1. c. p. 35, Taf. XXIV, Fig. 4). Hat Phomopsis variabilh (P. et S.) v. H. zu heißen. Auch Septoria phlyctaenoides Penz. et Sacc. (1. c. p. 93, Taf. 62, Fig. l) ist eine Phomopsis (auf -Brt/w&HS'«-Blättern), jedenfalls verschieden von Septoria phlyctaenoides B. et C. (Syll. fung., III., p. 594), die auch eine Phomopsis ist. Die Phomopsis phlyctaenoides (B. et C.) v. H. wächst auf Phyto- ^«cca-Stengelo. Die Septoria pJilyctaenoides P. et S. gehört wahr- scheinlich zu Dio.porthe Bamhusae Pat. (Syll. fung., XIV., p. 547) und hat Phomopsis Bnmhiisae v. H. zu heißen. Phlyctaena Berheridis v. Höhnel (Ann. mycol. 1904, II. Bd., p. 47) erkannte ich . nacli wiederholter Untersuchung als eine typische Eriospora. Rhahdospbra eriosporoides Vestergveen (ßihang Svensk. Vet. Akad. Handl. 1896, XXII. Bd. III. Afd. Nr. 6, p. 23j ist derselbe Pilz. Die Pykniden sind unter der Epidermis ein- gewachsen und durchbohren dieselbe mit dem wenig vorgewölbten, rundlichen, etwa 40 ,a weitem Ostiolum. Die Pyknidenmembran ist weich, fleischig: und besteht aus zwei Schichten. Die äußere Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. XXXVIII. 7 110 ^' HöHNEL: Über die Gattung Phlyctaena Desmazieres ist bräunlich, unten blaß und dünn, von undeutlicher Struktur, nach oben um das Ostiolum 40 fi dick und mit zahlreichen un- regelmäßigen, eingelagerten Oxalatkristallen inkrustiert. Die innere Schichte ist dicker, hyalin, gelatinös und enthält zarte, locker netz- und baumartig verzweigte Hyphen, an welchen die locker stehen- den, stäbchenartigen Sporenträger sitzen, an deren Spitze wenige fadenförmige, gerade oder bogenförmig gekrümmte, 70=; 1 fi große Konidien gebildet werden. Vergleicht man das G-esagte mit meiner Beschreibung von Eriospora leucostoma Berk. et Br. in Fragm. Nr. 548 (1910. XL Mitt.), so erkennt man die völlige G-attungsübereinstimmung. Der Pilz muß Eriosjjora Berberidis (v. H.) genannt werden, da der ältere Name Eriospora eriosporoides (Yest.) v. H. kaum brauchbar ist. . Es scheint, daß nur die genannten zwei Eriospora- ^riQH exi- stieren. Denn Eriospora amhiens Sacc. (Syll. f., XIV. Bd., 1899, p. 987) gehört nicht in die Gattung und ist vermutlich eine Ceuthospora. Eriospora hypsophüa Spegazzini (Annal. Mus, Xac. Buenos Aires, XX. Bd.. 1910, p. 391) ist vielleicht eine Septoria. Eriospora pircnniicola Speg. (1. c.) i^it ein stromatischer Pilz. F. HöHNEL: Über ßotryosphaeria. Epiphjma und Pilgeriella. Hl 14. F. Höhnel: Über ßotryosphaeria, Epiphyma und Pilgeriella, (Eingegangen am 3. März 1920.) 1. Die Gattung Botrijosphaeria Ces. et de Not. 1863 wurde in Oomm. Soc. critt. ital. I. Bd. Pt. IV. p. 211 mit der Grundart B. pulicaris (Fr.) C et de Not. aufgestellt. Dieselbe ist eine Misch- gattung, die von SaCCARDü 1877 in Michelia I. p. 42 geteilt wurde. Dieser versetzte gerade die Grundart in die neue Gattung Gihberella Sacc. Daher ist Gihherella Sacc. 1877 gleich Boiryosphaeria Ces. et de Not. 1863. Gleichzeitig stellte SACOARDO hierbei die Gattung Botryo- sphaeria Sacc. (non C. et de Not ) auf, mit der Grundart B. Beren- geriana de N. Nach den Nomenklatur-Gesetzen müssen daher die Gibberella- Arten zu Botryosphaeria C. et de Not. gestellt werden und kommt für die heutigen Arten der Gattung Botryosphaeria Sacc. der Name Melanops Nitschke 1869 zur Geltung, wie dies seither WEESE (in diesen Berichten 1919 S. 83) gründlich ausgeführt hat. Im Folgenden ist indes noch die heute übliche Benennungs- weise in Anwendung. Botryosphaeria quercitwn (Schw.) Sacc. ist zwar in der Sjil. Fung. 1882, I. Bd. p. 456 als erste Art in der Gattung angeführt, ist aber nach dem Gesagten nicht die Grundart derselben, wie THEISSEN und SyDOW (Ann, mjc. 1915, XIII. Bd. p. 661) meinen. Im Fragmente Nr. 311 (VII. Mitt. 1909) habe ich von Botryo- sphaeria Berengeriana angegeben, daß ein Ostiolum fehlt und das die Öffnung der Lokuli durch Ausbröckeln einer kleinen Partie am Scheitel der Lokuli oder durch Abbrechen einer warzenförmigen Papille daselbst geschieht. Ferner gab ich an, daß die typischen Botryosphaeria- Krten eigentlich Pseudosphaeriaceen sind. Diese Angaben sind aber nach meiner neuerdings vorgenom- menen genauen Untersuchung nicht stichhaltig. Die Lokuli von Botryosphaeria Berengeriana sind teils ganz im Stroma eingewachsen, teils ragen sie mehr minder vor. Sie sind rundlich, zeigen aber •oben eine etwa 100 fx, breite und hohe Mündungspapille. Diese bricht nicht ab, sondern öffnet sich oben und ragt dann als kurzer Zylinder vor, den man an guten Stücken schon mit der Lupe sehen kann. Wenn die Lokuli ganz eingesenkt sind, bricht die Mündungs- papille aus dem Stroma hervor, ganz ähnlich wie bei Sphaeriaceen- 7* \12 ^- Höhnel: « Stromaten. Dei' Bau der Stromata ist aber dabei ganz dothideaceen- artig, mit senkrechten Reihen von offenen kohligen großen dünn- wandigen Zellen. Die Lokuli zeigen keine Spur einer eigenen. Wandung. Der ganze Pilz macht den Eindruck einer typischen Dothideacee, nur die eigenartig vorbrechende Mündungspapille stellt eine kleine sphaeriaceenartige Abweichung dar. Bei Botryospliaeria quercuum (Schw.), wo die Lokuli meist ganz eingewachsen sind, ist das Hervoi^brechen der Mündungspapille ganz besonders gut zu sehen. Hier hat diese sogar eine eigene 12 [i, dicke opake Wandung, die von dem großzelligen Stroma- gewebe stark absticht. Gute Axialschnitte machen hier ganz den Eindruck, als würde es sich um eine Sphaeriacee handeln. Die Mündungspapille der Lokuli erscheint an Axialschnitten mit einem hyalinen Gewebe ausgefüllt, das aus flachen quergestreckten, etwa 10 — 12 [ji langen Zellen besteht. Flächenschnitte zeigen aber, daß dieses Gewebe garnichts anderes ist als die Fortsetzung der hya- linen Gewebeschichte, welche die Lokuli innen auskleidet, in die Papille hinein. Daher ist dieses die Papille scheinbar ganz aus- füllende Gewebe von einem Mündungskanal durchsetzt, der mit dem Ostiolum endigt. Gute Medianschnitte durch eben geöffnete, reife Lokuli zeigen diesen Kanal ganz deutlich, und an solchen macht das hyaline Gewebe den Eindruck von dicken Periphysen. Nach dem Gesagten müssen Botryosphaeria Berengciiana und B. quercuum als Dothideaceen betrachtet werden mit stärker differen- ziertem Mündungsapparat, als dies gewöhnlich der Fall ist. Als Pseudosphaeriacee darf ein Pilz mit deutlicher, sei es dothidealer oder sphaerialer Mündung niemals angesehen werden. Die echten Pseiidosphaeriaceen haben, sowie die echten Perisporia- ceen keine Andeutung einer vorgebildeten Mündung. Aber auch der Bau des Nucleus entspricht nicht dem der echten Pseudophaeriaceen. Der junge Nucleus der beiden genannten Botryosphaeria- Arten besteht allerdings aus dicht verwachsenen senk- rechten Reihen von etwa 2 — 2-5 /* breiten, gestreckten Zellen, zwischen welche die Schläuche von unten hineinwachsen. Allein bei jeder mit zahlreichen Paraphysen versehenen Sphaeriacee und Dothideacee ist dies eigentlich der Fall. Denn überall sind zuerst die dicht parallel stehenden Paraphysen vorhanden, zwischen welchen dann die Schläuche hineinwachsen. Wenn nun das Gewebe klein- zellig ist, wenn das Paraphysen gewebe dünnfädig ist, dann macht der Pilz nicht den Eindruck einer Pseudosphaeriacee. Anders aber wenn das Gewebe großzellig ist, die Paraphysen breit und deutlich zellig gegliedert sind, dann glaubt man einen Pseudosphaeriaceen- über Botryosphaeria, Epiphyma und Pilgeriella. 113 Nucleus vor sich zu haben. Auch der Umstand, daß bei den Pseudosphaeriaceen das ganze Binnengevvebe parenchymatisch ist und daher die senkrechten Zellreihen in der Mitte oben in das Deckengewebe übergehen und mit demselben verwachsen ist, ist für sich allein nicht maßgebend zur Feststellung, ob es sich um eine Pseudosphaeriacee handle oder nicht. Denn alle Sphaeriaceen und Dothideaceen haben einen anfanglich ganz parenchymatischen Nucleus, und auch die sich in demselben durch Differenzierung entwickelnden Paraphysen sind anfänglich oben angewachsen. In dieser Beziehung ist also gar kein wesentlicher Unterschied vor- handen. Der Unterschied ist nur ein relativer und zeitlicher. Bei den Pseudosphaeriaceen, die phylogenetisch tiefer stehen, ist der anfängliche Zustand ein bis zur Schlauchreife bleibender, erst die fast oder ganz reifen Schläuche verwandeln durch Zug und Druck das sie trennende Lokuligewebe in paraphysoides Gewebe; gleich- zeitig öffnet sich das Stroma oben durch Ausbröckeln. Während bei den Sphaeriaceen schon frühzeitig, meist schon vor der Bildung der Schläuche eine deutliche Differenzierung der Paraphysen, ihre Ablösung vom deckenden Gewebe und die Anlage eines Ostiolums stattfindet. Diese zwei Vorgänge hängen miteinander zusammen, wo kein vorgebildetes Ostiolum zu Stande kommt, wird auch die Paraphysenbildung fohlen oder unvollkommen bleiben. Daher gibt es zwischen den Pseudosphaeriaceen, Sphaeriales und Dothideales in der Entwicklung des Nucleus keinen so prin- zipiellen Unterschied, wie ThEISSEN annimmt, und müssen in dieser Beziehung auch alle denkbaren Übergänge stattfinden. Wenn man das Gesagte festhält, wird man nicht jede beliebige Sphaeriacee oder Dothideacee mit dickeren, zellig gegliederten Paraphysen für eine Pseudosphaeriacee halten. Diese müssen als das festgehalten werden, was ich ursprüng- lich darunter verstanden habe. Übrigens haben dieselben noch verschiedene Eigentümlichkeiten, die wenigstens die typischen Gattungen sofort erkennen lassen, so die wenigen, ungestielten, großen, relativ breiten Schläuche, die großen Sporen usw. Daher ist für mich nun Botryosphaeria Sacc. 1877 eine Dothi- deaceen-Gattung. Soweit ich sehen kann, scheint die starke Mün- dungspapille der Lokuli für die Gattung charakteristisch zu sein. Zwei mir bekannte Arten, die keine Mündungspapille haben, ge- hören nicht in die Gattung. Botryosphaeria Dothidea (Moug.) Ges. et de Not. hat ein großes flaches Stroma, das wenigstens eine gewisse Zeit lang am Umfange weiter wächst und neue Lokulianlagen bildet, so daß das Stroma 114 F- HÖHNEL: konzentrisch gebaut erseheint. Dasselbe entwickelt sich in und unter der Epidermis der Rosenziweige. Nur einzelne Epidermis- zellen bleiben frei vom Stromagewebe, Die bis 22 (i, dicke Epi- dermisaußenwand reißt über den Lokuli auf und legt diese bloß. Das Stromagewebe schließt keine Gewebebestandteile der Nähr- pflanze ein, gränzt innen an die äußerste Rindenparenchj-mzell- schichte. Der Pilz ist wohl eine Catacanma, G. Dofhidea (Moug.) v. H. THEISSEN (Ann. myc. 1916, XIV. Bd. p. 328) hat die B. Dothidea nicht untersucht, erklärt sie aber trotzdem nach WINTERS Beschreibung für eine der charakteristischsten Arten der Gattung,^ was, wie aus dem Gesagten hervorgeht, nicht der Fall ist. Die von mir im Fragm. Nr, 75 (II. Mitt. 1906) beschriebene Botryosphaeria ALoJluginis ist nach wiederholter Untersuchung des 0riginal6xem[ilares gewiß keine Botryosphaeria, schon weil in der Tat Paraphysen meist völlig fehlen. Aber auch von der charakte- ristischen etwas vorbrechenden Papille der Lokuli ist nichts zu sehen, die Lokuli sind ganz eingesenkt und die Stromata oben fast glatt. THEISSEN und SydOW (Ann. myc 1915, XII t. Bd. p. 297> haben den Pilz zu Amerodothis gestellt. Allein diese Einreihung ist gewiß falsch, denn der Pilz ist nicht gut ausgereift und nur notreif. Man sieht zwar ziemlich viele einzellige Sporen außerhalb- der Schläuche, aber das ist bei notreifen Formen meist der FalL Ich fand in der Tat einige freie zweizeilige Sporen. Der Pilz ist; daher gewiß eine Dothidella. Vergleicht man ihn mit dem Original- exemplar von BofhideUa Peridi/ment (Fuckel) in den F. rhen. Nr. 1006, so sieht man, daß er diesem Pilze äußerlich vollkommen gleicht.. Leider ist FüCKELs Pilz ganz schlecht entwickelt, daher sich d\& Frage, ob es sich nur um eine Form desselben oder eine eigene- damit nahe verwandte Art handelt, nicht entscheiden läßt. Da sich die beiden Nährpflanzen systematisch nahe stehen, ist mir das- erstere wahrscheinlich. Der Pilz kann demnach Dothidella Pericly- meni (Fckl.) v. Mollm/inis v. H. oder Dothidella ÄfoUuginis v. H. genannt w^erden. Botryosphaeria anceps v. H. (Fragm. Nr. 311) hat keine Mün- dungspapille und ist gewiß keine Dothideacee. Gute Medianschnitte- zeigen, daß ein typisches, kleines, flaches Ostiolum mit Paraphysen vorhanden ist. Der Pilz ist eine Sphaeriacee mit dünnen fädigen; Paraph^'sen. Der Pilz paßt gut in die Gattung Wallrothiella Sacc. 1882.. Die meisten Arten dieser Gattung haben kleine Perithecien und Sporen. Allein es sind auch einige großsporige Alten beschriebeni über Botryosphaeria, Epiphyma und Pilgeriella. 115 worden. So W. e/motiaespora (C. et. H.) Beil. et Vogl. (Syll. F. IX. p 605) mit 80 — 35—12-14 fi großen Sporen; W. Fenderi ß. et C. (Sporen 50 ^ lang) und W. SnUcis Har. et Br. (Revue myc. 1891, XIII. Bd., p. 15) mit 14-18^6 ju, großen Sporen. Ob diese echte WaUrothklla-Arten sind, müßte noch geprüft werden. Der Pilz muß bis auf w^eiteres WallrothieUa anceps v. H. genannt werden. TheISSEN stellte (Verh. zool.-bot. Ges. Wien 1016, 66. Bd., p. 306) für den Pilz die neue Gattung Epiphyma auf. Ob diese von WallrothieUa genügend verschieden ist, müßte geprüft werden. Eine Pseudospliaeriacee ist sie aber gewnß nicht, ebenso wenig wie Parodidla und Botri/osphaerid. Die bisherigen echten Pseudosphaeriaceen sind lauter ein- gewachsene Pilze. Mir ist nun aber auch ein oberflächlich wachsender Pilz bekannt geworden, der eine typische Pseudosphaeriacee ist. Es ist da« die von mir genauer beschriebene Pilgeriella perisporioides P. Henn (Fragm. Nr. 622, XII. Mitt. 1910). Dieser Pilz hat keine Spur einer Mündung, nur bis zehn Schläuche in dem Frucbtkörper, die durch dünne Gewebeplatten von einander geschieden sind, die aus 10—20 ^ großen rundlichen sich leicht von einander lösenden Zellen bestehen. Demnach ist Pilgeriella mit Boirijosphaeria anceps nicht verwandt, wohl aber mit den Capnodiaceen. Man sieht in der Tat, daß das wenig entwickelte, oberflächliche Hypostroma von Pilgeriella in steife, septierte, brauae 8—12 /* breite Hyphen aus- läuft, welche ein Capnodiaceen-Siibiculum darstellen. Die nun nahe liegende Vermutung, daß die Capnodiaceen überhaupt oberflächliche Pseudosphaeriaceen sein werden, hat sich in der Tat bestätigt. So ist auch Perisporiopsis Struthanthi P. H. (Fragm. Nr. 608, XII. Mitt. )910) nach meiner Beschreibung eine zweifellose Pseudosphaeriacee. Die wenigen, breitsitzenden, breiten Schläuche, die 6— 8 /* breiten „Paraphysen", die leicht in ihre 10 ^ langen Zellen zerfallen, die großen Sporen, zeigen dies aufs deutlichste. Die Durchsicht meiner Präparate zeigte mir auch, daß eine eigentliche Mündungsöffnung fehlt. Ebenso ist Perisporina raanaosensis P. H. (Fragm. 609 1. c.) gewiß eine Pseudosphaeriacee. Paraphysen fehlen hier offenbar, denn sie sind nach meinen Angaben spärlich und meist undeutlich. Schläuche sind nur wenige vorhanden, stumpf sitzend und sehr breit. Die Sporen sind sehr groß und zeigen anfangs einen grob- körnigen, reichlichen Inhalt, lauter Eigentümlichkeiten, die auf die Pseudosphaeriaceen-Natur des Pilzes hinweisen. Gewiß werden alle bisherigen Capnodiaceen sich als pseudosphaeriaceenartig entwickelt 116 F. HÖHNEL: Über Botryosphaeria, Epiphyma und Pilgeriella. erweisen. Wahrscheinlich gibt es noch andere Pseudosphaeriaceen, die zu weiteren Sphaeriaceen-Familien als Anfangsglieder gehören. Man ersieht daraus, daß die Pseudosphaeriaceen eine immer größere systematische Bedeutung erlangen. Doch wäre es einerseits verfrüht, schon heute ein System derselben aufstellen zu wollen, da noch viele zu erwartende Glieder desselben fehlen und weitere mit Muße ausgeführte vorurteilsfreie Einzeluntersuchungen nötig sind zum Ausbau dieses Systems, andererseits darf man sich nicht verleiten lassen, Formen zu den Pseudosphaeriaceen stellen zu wollen, deren objektive Prüfung sie als echte sphaeriale oder dothideale Pilze erkennen läßt. Als ich 1909 in Fragra. Nr. 311 Botri/osphaeria als pseudo- sphaeriaceen-artig gebaut zu erkennen glaubte, bemerkte ich wohl, daß die Gattung starke Abweichungen von den echten Pseudo- sphaeriaceen zeigt. Die zahlreichen ziemlich langgestielten Schläuche, das ganz typische Dothideaceen-Stroma und anderes zeigten mir, daß die Gattung nicht in die Familie paßte. Ich wollte weitere Erfahrungen abwarten und hielt daher mit meinem endgiltigen Urteile zurück. Daher zog ich aus meiner Beobachtung keinen weitergehenden Schluß und reihte Botryosphaeria nicht in die Familie ein. Solche erwartete Erfahrungen blieben nun nicht aus. Ich sah öfter sonst ganz sichere Sphaeriaceen, deren Nucleus mehr oder weniger deutlich pseudospheriaceen- artig beschaffen war. Insbe- sondere fand ich 1915 ein Perithecium von Karstemda hirta (Fr.) V. H. (Fragm. Nr. 1042, XX. Mitt. 1917), das zellig-gegliederte Paraphysen zeigte und ganz pseudosphaeriaceenartig aussah. Daher machte ich in der Österr. bot. Ztschr. 1916, QQ. Bd., p. 54, Nr. 33 eine entsprechende Angabe. Als ich aber die Sache später weiter verfolgen wollte, gelang es mir nicht mehr ein solches Perithecium zu finden, weshalb ich 1917 in Ber. deutsch, bot. Ges. 35. Bd., p. 249, Nr. 2 a diese Angabe strich. Derartige Beobachtungen zeigen, wie vorsichtig man in dieser Frage sein muß. TheiSSEN und SYDOW (Ann. myc. 1915, XV. Bd., p. 661, 1916, p. 297) griffen aber meine Angaben über Botryosphaeria auf, hielten sie für richtig und zogen daraus weitgehende „Konsequenzen". Daß ich diese für ganz falsch halte, geht aus Obigem hervor. A. NestleR: Zur Kenntnis des Rhinanthocyans. I1'( 15. A. Nestler: Zur Kenntnis des Rhinanthocyans. (Eingegangen am 13. März 1920.) Wenn man einige Samen von Alectorolophus hirsutus All. (es genügt auch ein einziger) in einer ßeibschalo unter Zusatz von 10 cm^ Alkohol - Salzsäure (70 "„iger Alkohol plus 5 "<, Salzsäure) zerreibt, dann filtriert und das Filtrat im Wasserbade erwärmt, so färbt sich die Flüssigkeit schön blau. Bei einer Temperatur von ungefähr 70" 0. des Wasserbades geht die Bildung des Farb- stoffes in 2 — 3 Minuten vor sich; bei 30 — 40'' 0. dauert es 1/.3— 1 Stunde. Das durch Alkohol -Salzsäure extrahierte Glykosid E/hinan- thin wird durch die Säure gespalten in einen blauen Farbstoff lihinanthocyan und in Zucker i). Nach Ziisatz von Kali- oder Natronlauge geht die blaue Farbe in orangerot oder rotbraun über; nach Zusatz von Säure tritt die blaue Farbe nicht wieder auf 2), Wenn man 10 Samen von Alectorolophus hirsutus^) unter Zu- satz von 10 cm^ Alkohol - Salzsäure zerkleinert und, ohne zu filtrieren bei Zimmertemperatur (l7 — 18 " 0.) stehen läßt, so erhält man nach ungefähr 24 Stunden eine sehr schöne blaugrüne Farbe. Bei 7—9° C. zeigt sich nach 2 Tagen noch keine Spaltung des Rhinanthins, nach 4 Tagen eine kaum merkbare Färbung. Macht man denselben Versuch mit dest, Wasser, das 5 % verdünnter Salzsäure enthält, so ist die Flüssigkeit bei günstiger Zimmer- temperatur in 24 Stunden schwach grünlich, nach 2 Tagen schwach olivengrün gefärbt. 1) H. Ludwig, ArcKiv f. Pharm. (2) 136, S. 64; 142, S. 199; cit. nach Dr. VAN Rl.JN, Die Glykoside. 1900. S. 427. 2) Nach K. B. LEHMANN (Über blaues Brot — Archiv f. Hygiene 1886, 4. Bd., S. 149) läßt sich durch vorsichtigen Ammoniakzusatz das Blau in Blaurot und schließlich in Karminrot verwandeln : nach Zusatz von Säure tritt die blaue Farbe nicht wieder auf. 3) Nach Hartv^'ICH (Archiv f. Pharm. 1870) kommt Rhinanthin in den Samen verschiedener AI edorolop /ms- Arten (A. hirmitus, major, uiinor). sowie in denen von Melampyrum cristatum. Euphrasia Odontites, Fediciilaris palustris, Antirrhinum tna/jus u. a. vor. (Cit. nach Dr. VAN Rl.iN I. c. S. 427). Für die folgenden Untersuchungen wurden nar Samen von Alectorolophus hirsutus All. verwendet. 118 A. Nestler: Salzsäure spaltet das Rhinanthin besser als Schwefelsäure; Oxalsäure, Zitronensäure, Milchsäure und Essigsäure vermögen nach meinen Untersuchungen gleichfalls Rhinanthin zu spalten, doch bedeutend schwächer als Salzsäure; — 5'\ige Oxalsäure gibt einen ziemlich guten Erfolg. Die Entstehung des sogen, blauen (in der Regel dunkelbraun- violetten) Brotes — Verfärbung desselben infolge Verunreinigung des Mehles durch mitvermahlene rhinanthin haltige Samen (bei uns hauptsächlich von Alecforolophus hirsutus und Melompyruni arvense) beruht im wesentlichen auf der Spaltung des Rhinanthins durch die bei der Teiggärung entstehende Milchsäure^). Essigsäure hat nach meinen Versuchen keinen nennenswerten Einfluß, da ihr Spaltungsvermögen zu gering ist. Vielfache, unter sonst gleichen Bodingangen augestellte Versuche zeigten mir, daß 70",iger Alkohol plus 5 % Salzsäure^), ferner heißer Alkohol die besten Extraktionsmittel sind; dest. Wasser extrahiert gleichfalls sehr gut, sein Extraktionsvermögen wird durch Salzsäure verstärkt; 70 %iger kalter Alkohol extrahiert besser als 96 %iger. — Der Erfolg wird natürlich in jedem Falle um so günstiger sein, je länger das Extraktionsmittel einwirkt. Die Farbe, die nach der Spaltung des Rhinanthins auftritt, wird um so kräftiger sein, je besser das Extraktionsmittel ist, je länger es einwirkt, je mehr Samen extrahiert werden und je länger erwärmt wird (bis zu einer gewissen Grenze, wo Ausscheidung des Farbstoffes in Flocken beginnt). Die Art der Farbe — blau, grün oder blau- grün — hängt wahrscheinlich wesentlich von dem Extraktions- mittel ab. Denn es ist von vornherein verständlich, daß neben dem Rhinanthin noch andere Substanzen, namentlich gelbe und braune Farbstoffe aus der Samenschale in den Extrakt gelangen und sich mit dem durch Spalten des Rhinanthins entstehenden Farbstoffe vermischen. Die Extraktion mit oder ohne Säure hat, wie aus folgenden Versuchen ersichtlich ist, einen deutlich merkbaren Einfluß: a) Wenn man 10 Samen mit kaltem dest. Wasser extrahiert, filtriert und zum Filtrate (= 9 cm^) 1 cm^ verd. HCl. 1) Die bei der Teiggärung entstehenden Säuren sind nach K. B.LEHMANN im wesentlichen Milchsäure und Essigsäure. (Th Paul, Dar Säuregrad des Brotes. Mitteilung aus der Deutschen Forschungsgesellschaft für Lebensmittel in München. 1919). 2) A. E. VOGL, Die gegenwärtig am häufigsten vorkommenden Ver- fälschungsmittel des Mehles. Wien 1880. — Derselbe: Die wichtigsten veget. Nähr.- u. Genußm. 1899, S. 24 u. 47. Zur Kenntois des Rhinanthocyau.s. 119 hinzufügt, so erscheint nach kurzer Erwärmung eine ausgesprochen grüne Färbung. (Nach erfolgter Ab- kühlung tritt, wie schon mit unbewaffnetem Auge sichtbar ist, eine starke Flockenausscheidung ein. Die Flocken bestehen nach mikroskopischer Untersuchung aus etwa 0,7 — 1 fi großen dunkelgrünen Kcirnchen und 'Z — l(j> großen hellgrünen Tröpfchen.) b) Dieselbe Menge Samen wurde mit einem Extraktions- mittel behandelt, das aus 9 cm^ dest. kaltem Wasser und 1 cm^ verd. HCl. bestand. Das Filtrat wurde gleichzeitig mit a) erwärmt: Färbung ausgesprochen blau; die Flüssigkeit klar. (Nach dem Abkühlen sind erst bei miki'. Betrachtung zahlreiche kleine Flocken erkennbar, von der Beschaffenheit wie bei a), jedoch Körnchen und Tröpfchen blau.) c) Nimmt man zu denselben Versuchen statt dest. Wasser 96 %igeu kalten Alkohol, so ergibt sich derselbe Effekt: bei Extraktion ohne Säuie grün, mit Säure blau. Bei Verwendung von Schwefelsäure statt Salzsäure erhält man nach Extraktion mit Säure eine blaue Farbe, ohne Säure eine sehr schwache grünliche Färbung. (Ich habe schon erwähnt, daß Schwefelsäure ein geringeres Spaltungsvermögen besitzt als^ Salzsäure.) Wer sich mit den Eigenschaften des ßhinanthocyaus näher beiaßt, dem fällt es vor allem auf, daß die gefärbte Flüssigkeit, ob sie nun auf diese oder jene Weise hergestellt wurde, mehr oder weniger rasch sich verändert i). In der Regel beobachtet man, daß nach mehreren Tagen, mitunter schon nach wenigen Stunden, ein blaii oder grün gefärbter Bodensatz sich bildet,, während die darüber stehende Flüssigkeit noch eine Zeitlang grün gefärbt und klar erscheint. Schließlich wird die Flüssigkeit vollkommen farblos; auch die Körnchen des Bodensatzes verlieren allmählich ihre blaue oder grüne Farbe und erscheinen braun. Es kommt jedoch auch vor, daß die Farbe des Bodensatzes sich viele Wochen lang unverändert erhalten kann. Von einem Farb- stuff, der am 15. Dezember 1919 hergestellt worden war, erschien der Bodensatz am 11. Februar 1920 noch vollständig grün, be- stehend aus kleinen grünen Körnchen, die in Flocken zusammen- geballt waren; braune Körnchen oder Schüppchen waren nicht vorhanden. Es macht den Eindruck, als ob der ganze Farbstoff 1) K. B. Lehmann, 1. c, Seite 156. ,120 ^- Nestler : an verschieden schwere Gebilde gebunden wäre, die nach kürzerer oder längerer Zeit sinken und den Bodensatz bilden. Von der Flockenansscheidung des Farbstoffes im wässerigen Samenextrakt habe ich schon gesprochen. Wenn man einen filtrierten x\lkohol- Salzsäure -Extrakt nur 2 — 3 Minuten im Wasserbade erwärmt, was zur Bildung eines schönen blauen Farbstoffes hinreicht, dann sofort abkühlt und wieder filtriert, so erscheint das Filtrat nicht mehr blau, sondern grün; im Filter ein starker blaugrüner Bückstand, der aus kleinen Kömchen besteht. Es ist nicht wahrscheinlich, daß dieser Zustand des Farbstoffes nach so kurzer Erwäi-mung der Flüssigkeit schon als Beginn einer Zersetzung anzusehen ist. Denn wenn man den Farbstoff unter sonst gleichen Bedingungen wie beim letzten Ver- such bei Zimmertemperatur (17—18" C.) entstehen läßt — man erhält bereits nach 24 Stunden eine schöne Farbe — , so kann man in der Flüssigkeit ebenfalls zahlreiche kleine blaugrüne Körnchen leicht nachweisen. Nach Lehmann^) teilt Rhinanthocyan mit Indigo die Eigen- schaft, sich in Chloroform (nicht in Äther) zu lösen. Er schließt diese Löslichkeit aus folgender Erscheinung: „Wenn man die mit Wasser verdünnten Lösungen des Rhinanthocyans in saurem Alkohol mit Chloroform ausschüttelt, färbt sicli letzteres dunkelblau bis dunkelgrün." Diese Blau- oder Grünfärbung des Chloroforms beruht, wie mikroskopische Untersuchungen und entsprechendes Filtrieren lehren, darauf, daß der Fai-bstoff an verschieden große, blau oder grün gefärbte Körnchen und Tröpfchen gebunden ist, die in der ursprünglichen Flüssigkeit und nach dem Ausschütteln im Chloroform schweben. Die Körnchen sind, soweit überhaupt meßbar, ungefähr 0,7 — 1 ;it groß, die Mehrzahl wahrscheinlich unter 0,7 fj,; die Tröpfchen 2,5 — 7 ju/. Der Erfolg der Aus- schüttelung ist, je nach der Art, wie man das Rhinanthocyan gewonnen hat, etwas verschieden. Wenn man die zerriebenen Samen mit Alkohol kocht, dann filtriert und zum Filtrat (= 10 cm^) ^2 ^^^ Salzsäure hinzufügt, nun abermals kurz kocht, so tritt sofort eine intensive Grün- färbung ein. Schüttelt man nun nach ' Zusatz von Wasser mit Chloroform aus, so geht der ganze Farbstoff in das Chloroform über. Das Chloroform verliert auch nach mehrmaligem Filtrieren durcii ein gewöhnliches Filter seine Farbe nicht; es wird aber 1) K. B. Lehmann, 1. c, Seite 155. Zur Kenntnis des Rhioanthocyans. 12 f vollkommen farblos, wenn man es dnvch das Ultrafilter von WOLPGANG Ostwald 1) filtriert. 2. Die Samen werden unter Zusatz von Alkohol - Salzsäure- zerrieben, dann filtriert. Das Filtrat ist schwacli rötlichgelb, etwas trüb. Als Ursache der Trübung kann man sehr kleine, farblose Körnchen nachweisen. (Ob diese Bestandteile mit den nach der Spaltung des Bhinanthins in der Flüssigkeit wahrnehm- baren, gefärbten Körnchen irgendwie zusammenhängen, ist zweifel- haft.) Bei Beginn der Erwärmung im Wasserbade verschwindet die Trübung, die Flüssigkeit wird blau und erscheint dem un- bewaffneten Auge vollkommen klar. Die mikroskopische Unter- suchung läßt jedoch deutlich blaue Körnchen und Flöckchen erkennen. Ausschütteln mit Chloroform nach Zusatz von Wasser: Chloroform grün; die wasserhaltige Schicht schwach himmelblau; zwischen beiden eine farblose, schaumige Masse, in der kleine blaue Körnchen eingelagert sind. Das Chloroform geht farblos durch das Ultrafilter hindurch; der blaue, wässerige Teil wird schon durch ein gewöhnliches Filter farblos und läßt einen tief- blauen Rückstand zurück. Ob das ühinanthocj^an auf diese oder jene Weise, mit oder ohne Erwärmung im Wasserbade dargestellt wird, stets kann die betreffende Flüssigkeit wie das nach dem Ausschütteln gefärbte Chloroform durch das Ultrafilter farblos gemacht werden. Prag, Untersuchungsanstalt für Lebensmittel (Deutsche Univ.). 1) Th. Paul, 1. c. "122 Bruno Schröder: 16. Bruno Schröder: Schwebepflanzen aus dem Saabor See und aus den größeren Seen bei Liegnitz. (Mit 3 Textabbildungen.) (Eingegangen am 23. März 1920.) Die reiche Ausbeute an Scbwebepflanzen aus dem Schlawa- See und deren biologische Verhältnisse^) waren die Veranlassung ^uch andere Seen Schlesiens hinsichtlich ihres Phytoplanktons kennen zu lernen, besonders da sie in dieser Hinsicht bisher noch völlig unbekannt waren, Herr Lehrer HUGO SCHMIDT in Grün- berg i. Schles. war so freundlich, aus dem im dortigen Kreise gelegenen großen See bei Saabo r auf meinen Wunsch am 25. Juli 1919 mit dem Planktonnetz Untersuchungsmaterial zu entnehmen und mir zu übersenden, wofür ich ihm auch an dieser Stelle bestens danke. Außerdem sammelte ich selbst solches aus einzelnen größeren Seen in der Umgebung von Liegnitz und zwar am 30. Juli 1919 vormittags aus dem Jeschkendorfer und aus dem Kunitzei See und nachmittags aus dem Pansdorfer See, sowie tags darauf aus dem Koischwitzer See. Ende Juli war das Wetter in Schlesien still und sonnig und zeigte am 30. 7. leichte Neigung zur Gewitterbildung. Die Proben wurden vom Ruder- boote aus mit dem Netze entnommen und sogleich in Formol konserviert. Hinsichtlich der Zusammensetzung ihres Phytoplanktons sind alle bisher von mir untersuchten schlesischen Seen mehr oder weniger von einander verschieden, auch weisen sie durchaus nicht alle die große Reichhaltigkeit an Arten auf, die das Plankton dos Schlawasees auszeichnet. Mit Ausnahme des Saabor-Sees wurden in allen anderen im Sommer blaugrüne Wasserblüten gefunden, die stets aus mehreren Arten von Schizophyceen gebildet waren. Ich habe sie deshalb als polymikte Wasser bluten bezeichnet. Die betreffenden Seen gehören säjntlich ZjU den Chroococcaceen- seen, während der Saabor-See ein Dinobryonsee ist. Fanden sich im Schlawa-See nicht weniger als fünf Formentypen von Ceratium hirundinella, so wies der Jeschkendorfer See nur deren 1) Siehe Band XXXV, Seite 681—695 und Band XXXVI, Seite 648-669 dieser Berichte. Schwebepflanzeo aus dem Saabor-See usw. 123 vier, der Saabor-See deren zwei und der Pansdorfer See nur deren eine auf. Im Kunitzer und im Koischwitzer See fehlte Geratium gänzlich. Insbesondere ist der Kunitzer See dadurch merkwürdig, daß in ihm nicht nur sämtliche Planktonperidiniaceen, sondern auch alle Planktondiatoraaceen absolut fehlen. Attheija ZacJiariasi Brun kam einzig und allein im Pansdorfer See sehr selten vor, und WiisosoJenia longiseta Zach, wurde in keinem der neuerdings von mir bearbeiteten Seen aufgefunden. Dagegen birgt der Jeschken- dorfer See eine phykologische Neuerwerbung für die schlesische Flora, nämlich Centionella JReklielti Voigt, die bisher nur aus Seen von Holstein^), von Preußen^) und von Polen ^) bekannt ge- worden ist. Der Saabor-See liegt 16 km östlich von Grünberg i. Schles. in der Nähe der dort knieförmig nach Westen gekrümmten Oder. Er ist 5 km lang und 2 km breit und stellt mit einigen kleineren Wasseransammlungen wohl die Reste eines früheren Oderbettes dar, dessen Verlauf sich nach dem Meßtischblatte Nr. 2262 in der Richtung von Süden nach Norden über die Orte Zahn, Saabor und Hammer leicht verfolgen läßt. Auch heut steht der See noch durch einen 3 km langen Abfluß mit der Oder in Verbindung und hat mehrere Zuflüsse. Die Ufer und die G-rundregion des Beckens vom Saabor-See sind nach Angabe des Herrn SCHMIDT durch Ceratophi/Uiim stark verkrautet. Ein breiter Schilfgürtel umgibt den See, und an der Ostseite tritt der Kiefernwald fast an ihn heran*). Das Phytoplankton dieses Sees muß im allgemeinen als ein arten- armes bezeichnet werden. Die häufigste Planktonalge in ihm ist Dindbryon divergens Imhof, das in den Proben in sparrigen, dichten Büschelkolonien weitaus überwiegend auftrat. Weniger häufig fanden sich in ihm Volvox aureus Ehrbg., JEudorina elegans Ehrbg. und Pandorina Moruni Bory, ebenso Gonatosygon monotacnium De By. Von Ceratium Mrundinella 0. F. Müller, das vereinzelt vorkam. 1) Voigt, M., Neue Organismen aus Plöner Gewässern, in: Forschungsber. a. d. Bioi. Station zu Plön, Bd. 9, Seite 41, Taf. 2, Fig. 10. 2) Seligo, A., Tiere und Pflanzen des Seenplanktons, in: Micrologische Bibliothek, Bd. 3, S. 66, Abb. S. 58, Fig. 228. 3) WOLOSZYXSKA, J., Plankton jezior i stawow kujawskich, in: Odbitka z. Rocznika Towarzystwa PrzyjaciolNauk Rocznik XXXVIII, S. 7, 12 u. 19, Fig. 9, Poznan 1912 u. dies., Beitrag z. Kenntnis des Phytoplanktons polnischer Seen, in: Sitzungsber. d. Warschauer Gesellschaft d. Wissenschaften 1913, S. 600 u. 601. Warschau 1913. 4) SCHVVENKEit, Der Saaborer See, in: Zeitschrift Schlesien, Bd. 2, S. 171. Breslau 1908. 124 Bruno Schhöder: wurde der Austriacum- undderi2ofe?^5^wmtypus^jbeobachtet(Textabb. 1). Namentlich bei der letzteren Form fallen das stark verlängerte Antapikalhorn und das etwas gebogene, oft weitabstehende rechte Postäquatorialhorn besonders auf. Von echten Planktondiatomaceen sah ich hin und wieder nur Fragilaria crotoncnsis Kittou, dagegen hatten sich leere Schalen von AmpliipJeura peUncida Kütz., ebenso wie die Blaualge Spindma major Kütz. öfter in das Plankton ver- irrt. Hin und v/ieder trat auch Closterium aciculare var. subpronum / 3. Abb. 1. Abb. 1. Fig. 1. Ceratinm hirundinella 0. F. Müller: AiistrlacHmtypas; Fig. 2 u. 3. Eobustumtj-pns. Aus dem Saabor-See. (SOOfach.) forma lacustre Lemm. in außerordentlich langen und schmalen Nadeln (long. 600, lat. 6 ,u-) auf. Am bemerkenswertesten ist das allerdings spärliche Vorkommen von Mallomonas tonsuraia Teiling, die bisher nur in schwedischen Seen gefunden wurde^). Die größeren Seen bei Liegnitz liegen in relativ flachen Hohlformen der Oberfläche der nordischen Grundmoräne in der 1) Schröder, |Br, Die neun wesentlichen Formentypen von Ceratium hirundineUa 0. F. Müll., in: Archiv f. Naturk., Bd. 8. Berlin 1920. 2) Teiling, E., Schwedische Plankton algen. 1. Phjtoplankton aus dem Rässasjön bei Stockholm, in: Svensk botanisk Tidskrift, Bd. 6, S. 274 u. 277. Stockholm 1912. Schwebepflanzen aus dem Saäbor-See usw. 125 Welligen Diluviallandschaft der schlesischen Ebene links der Oder am Nordrande der Neumarkter Platte^). Dieses Seengebiet läßt sich in die östliche und in die westliche Seenplatte von Liegnitz gliedern^). Sie wird von Talfurchen in ostwestlicher Richtung durchzogen, die als Breslau-Magdeburger Urstromtal das Gletscher- wasser der Eiszeit zur heutigen Elbe abfließen ließen, als die Oder noch nicht bei Maltsch nach Norden abbog. . In diesen Tal- f Lirchen blieben Auskolkungen des eiszeitlichen Urstromes zurück, die durch Q-rundwasserquellen oder durch oberirdische Zuflüsse mit Wasser angefüllt wurden^). Auf der östlichen Liegnitzer Seenplatte befinden sich zwei solcher Talfurchen, die nur durch einen Höhenzug von 140 m Höhe getrennt sind. In der nördlichen Talfurche liegen der Jeschkendorfer und der Kunitzer See, in der südlichen der Koischwitzer See. Sie gehören ins Flußgebiet der Katzbach. In der Talfurche der westlichen Liegnitzer Seenplatte, die in dem Gebiet des Schwarzwassers gelegen ist, befindet sich der Pansdorfer und der Seedorfer See, von denen aber der letztere so klein ist, daß er „den Namen See kaum noch verdient"^). Die Liegnitzer Seen sind meist von Acker- und Wiesenland umgeben. Eine mehr oder weniger reigh entwickelte Vegetation von Schilf, Binsen und Kolbenrohr umsäumt ihre Ränder; strecken- weise fehlt sie aber auch, während fast stets eine mehr individuen- als artenreiche submerse Flora die untergetauchten Ufer und weite Strecken des Grundes bedeckt^). Der Jeschkendorfer See befindet sich nördlich der Haltestelle Jeschkendorf an der Bahnlinie Breslau — Liegnitz, etwa 9 km östlich von letzterem Orte. Er ist 1 km lang und V2 ^^"^ breit. Seine Ufer sind flach, doch steigt das Ostufer etwas an und ist von einem stattlichen Schlosse und Dominium gekrönt^). Von Norden her fließt ein Bach in den See. Auch Abwässer aus den Ställen des Dominiums werden in den See entlassen. Ein Abfluß des- selben ist im Südwesten vorhanden. In der Nähe des Ufers wachsen 1) Partsch, J., Schlesien, 2. Bd, S. 351. Breslau 1911. 2j Langenhan, A., Das Tier- u. Pflanzenleben der Moränenhöhenzüge Schlesiens, S. 21—84. Schweidnitz 1896. 3) ('LEMENZ, B., Liegnitz und die Liegnitzer Landschaft, S. 166 — 169, Liegnitz 1912. 4) Jander, A., Liegnitz und Umgebung. IV. Aufl., S. 10. Liegnitz 1897. 5) PaX, f., Schlesiens Pflanzenwelt, S. 203 u. 204. Jena 1916. 6) Gerhardt, J., Ein Rundgang um den Jeschkendorfer See bei Liegnitz, in: 53. Jahresber. d. Schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur v. 1876, S. 121—123. Breslau 1876. Ber. der Deutschen Bot. Gesellscli. XXXVIII. 8 126 Bruno Schröder: unter Wasser besonders Myrioplujllum und Polygonum ampliibmm^). Schon früher wurde der See von HlLSE^} besucht, der auf Steinen und Ziegelstücken am Seeufer Mastichonema caespitosum Kütz. und Lynghya cmcmnata Kütz, fand. Ich konnte dort nur Cladophora glomerafa Kütz. sammeln, die an gleichen Substraten in kurzen Raschen aufsaß. Herr Oberinspektor WiLPERT aus Jeschkendorf hatte die Güte, mich über den See zu rudern und mir wertvolle Auskünfte über ihn zu geben, wofür ich ihm auch hiermit ver- bindlichsten Dank sage. Das Plankton des Jeschkendorfer Sees ist, wahrscheinlich durch die düngende Kraft des in ihm fließenden Dominialabwassers, Abb. 2. Abb. 2. Fig. 1. Ceratium hinmdinelhi 0. F. Müller: la. Car'mt'iiacumiyi^us aus dem Pansdorfer-, Ib. aus dem Jeschkendorfer See. 2. Brachi/ceroidestypns, 3. Gracüetypns und 4 AustriaciimtyTpus. (Fig. 2 — 4 aus dem Jeschkendorfer See. alles 300fach vergrößert.) quantitativ und qualitativ am reichlichsten von allen Seen um Liegnitz, sodaß der Jeschkendorfer See in fischereilicher Beziehung als der produktivste der Liegnitzer Seen bezeichnet werden muü. Die Wasserblüte dieses Sees bestand hauptsächlich aus Clnthrocystis aeruginosa Henfr., zwei Microcystis-Arte-n, Coelosphaerium duhium Grün, und aus Botryococcua Brauni Kütz. Sonst war die vor- herrschende Alge Astcrionella gracillhna {Jia,ntzsch) Heib. in reich- lich strahligen Kolonien, daneben vielleicht noch Peridinium cmctum 1) Schübe, Th., Flora von Schlesien preußischen und österreichischen Anteils. Breslau 1904 2) HiLSE, W,, Beiträge zur Algenkunde Schlesiens und insbesondere Breslaus, in: 42. Jahresber. d. Scbles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur v. 1864, 8. 77—100. Breslau 1865. Schwebepflanzen aus dem Saabor-See usw. 127 Ehibg. und Geiatium MrundineUa 0. F. Müll, in dem Oarinthiacum-, dem Brachy ceroides-, dem Gracile- und dem Ausfcriacum- typus (Textabb. 2). Häufig waren Sccnedesmus quadricauda Turp., sowie verschiedene Arten von Coelastrum, z. B. G. microporum Näg., C. camhricum var. iiitermedinm (Bohlin) G. S. West und C. reticulatum (Dangeard) Senn. Mitunter fanden sich auch Desmidiaceen aus den Gattungen Staurastrum, Cosniar'mm und Clnsterium im Plankton, jedoch wurde die für Schlesien neue Diatomacee Centronella Reichelti Voigt nur dreimal gesehen. Ihre Arme hatten die Länge von 34 fi. Der größte der Seen bei Liegnitz ist der Kunitzer See, 4 km östlich davon. Seine bedeutendste Ausdehnung erstreckt sich von SW. nach NO. und beträgt l'/g km. Er ist auch von allen schlesischen Seen der bekannteste, weil in ihm -^am Südost- «nde eine ungefähr 1 ha große, flache Insel liegt, die während der wärmeren Jahreszeit von zahlreichen weißen Lachmöven {Larus ridibimdus) bewohnt wird. Der Kunitzer See hat abgesehen von Grundwasserquellen keinen Zufluß, und nur bei Hochwasser ent- steht ein Abfluß nach NO. Seine Ufer sind im W., N. und 0. sandig, im S. dagegen sumpfig. Die Westseite des Sees ist frei von Schilf. Im Wasser v achsen außer 3Iyriox>hyllunt und Poly- gonum ampMh'mui noch Potamogeton semipellucidns, P. acutifoUus und P. crispus. sowie Stratiotes^). Weitere hydrographische Angaben hat Apotheker JÄCKEL in Liegnitz früher schon gemacht^), ebenso Langen HAN in späterer Zeit^). Der erste, der aus dem Kunitzer See Algen untersuchte, war ß. GÖPPERT. Er hat dort am 9. 10. 1861 Tolypothrix pygmaea Kütz. und Pediastrum Boryawim Kütz. ge- funden^). Nach ihm kam auch W. HiLSE zu gleichem Zwecke an den Kunitzer See und zwar am 13. 9. 1863 und am 9. 9. 1864. Seine Funde, die sich allerdings vorwiegend auf Grund- und Ufer- formen beziehen'^), fanden in der Algenflora von KiROHNER Auf- nahme, der aus dem Kunitzer See 19 Algenarten aufführt^), von 1) Gerhardt, J., Flora von Liegnitz, S. 6 und 124, Liegnitz 1885, und ders., Der Kunitzer See mit seiner Möveninse], in: Bunte Bilder aus dem Schlesierlande, S. 98 — 100. Breslau 1898. 2) JÄCKEL, Über die Seen der Umgebung von Liegnitz, in: Übersicht d. Arb. d. Schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur 1848, S. 75 u. 76. Breslau 1819. 3) Langenhan, A., Streif Züge durch das Seengebiet bei Liegnitz, in: Zeitschrift Schlesien Bd. 2, S. 419. Breslau 1909. 4) HiLSE, 1. c. S. 78. 5) HiLSE, W., Beiträge zur Algenkunde Schlesiecs, in: 43. Jahresber. d. Schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultar v. 186B, S. 109—129. Breslau 1866. 6) Kirchner, 0., Algen, in : F. COHN, Kryptogamen-Plora von Schlesien, B\. 2, 1. Hälfte. Breslau 1878. 8* j2g Bruno Schröder: denen sicli einige auch im Plankton wiederfanden. Unter ihnen sind Formen, die nach der heutigen Auffassung anders bezeichnet. werden müssen. So ist Polyedrium trigonuni var. jmyidatum Kirchn. (1. c. S. 104) = Arthrodemms glaucescens Wittr.^) und Polyedrium enorme var. hasiatum Rabenh. (1. c. S. 104) = Tetraedron hastatum (Rabenh.) Hansg.^). Im Gegensatze zu dem Phytoplankton des Jeschkendorfer Sees ist das des Kunitzer Sees das artenärmste, unter allen Seen von Liegnitz, was sich vielleicht hauptsächlich dadurch erklären läßt, daß der. Guano von nahezu 60 000 Möven (PARTSUH 1. c), die die genannte Insel bewohnen, und die ihre lebhaften JTlugspiele über deni Seespiegel ausführen, dem zulluß- und meist abflußlosen Seewasser Stoffe beimengt, die zu scharf sind und deshalb eine reichere Planktonflora nicht aufkommen lassen. Der hohe Prozentsatz des Peru- Guanos an Oxalsaurem Kalk und O^alsaureni Ammoniak ist ja bekannt, und es wäre interessant, durch eine chemische Analyse des Wassers aus dem Kunitzer See in Erfahrung zu bringen, ob sich darin viele, dem Gedeihen der Planktonalgen schädliche Stoffe vorfinden, denn das schon erwähnte gänzliche Fehlen sämtlicher Diatomaceen und Peridiniaceen im Kunitzer' See ist doch zu auf- fällig. Andererseits läßt auch das zahlreiche Vorkommen von Glathrocystis aeruginosa und von Mkroctjstis-Avten, die eine auf- fallende Wasserblüte bilden, auf stark verschmutztes Wasser schließen^). Erstere Alge wird von HiLSE sowohl 1868 wie 1864r als sehr häufig angegeben, und da ich dieselbe im Kunitzer See ebenfalls zahlreich im Plankton, sowie am Westufer des Sees, auf das der Wind zuwehte; fand, so dürfte diese Wasserblüte alljähr- lich im Sommer auftreten. Auch Anabaena Flos-aquae Klebahn und Aphanisomenon Flos-aquae var. gracüis Lemm. kamen in ihr vor. Das häufige Auftreten von Desmidiaceen aus den Gattungen Staurastrum und Closterium dürfte sich ebenfalls durch die An- wesenheit der Möven erklären, die die benachbarten Torfsümpfe (Tschocke und Kuhbruch) besuchen und an ihrem Gefieder und an den Beinen diese Algen in den See verschleppen. Auf Closterium 1) WlTTROCK, V., B,, Om Gotlands öch Ölands sötvattensalger, io: Bihang tili K. Sv. Vet. — Akad. Handl. Bd. 1, Nr. 1, Taf. 4, Fig. 11. Stock- holm 1872. 2) PASCHER, A., Die Süßwasser-Flora Deutschlands, Österreichs und der Schweiz, Heft 5, Chlorophyceen. J. Bkunnthaler: Protococcales, S. 157 Jena 1915. 3) Lemmermann, E., Algen I (SchizopbyceeD, Flagellaten und Pendineen> in: Kryptogamenflora der Mark Brandenburg und angrenzender Gebiete. S. 72.. Leipzig 1910. ^ Schwebepflanzen aus dem Saabor-See usw. 129 piwium Breb. hatte sich ein Planktonepibiont angesiedelt, nämlich Microdisrus parasiticus Steinicke, den dieser Autor auf den gleichen Algen im Zehlaubruch in Ostpreußen^ entdeckt und be- schrieben hat^). Etwa 9 km westlich von Liegnitz kommt man an den Pans- >dorfer See, der auch Jakobsdorfer See heißt. Sein Durchmesser beträgt nur V.. km. Er erhält im Fellendorfer Wasser einen kleinen :Zufkiß, und im Norden fließt ein Bach nach Jakobsdorf zu ab. .Von untergetauchten Wasserpflanzen sei in ihm nur Fotamogeton perfoliatus erwähnt. Die Wasserblüte des Pansdorfer Sees zeichnet sich besonders durch das reichere Vorkommen von fadenförmigen Schizophyceen vor den bisher erwähnten aus, denn es finden sich hier neben den angeführten Ohroococcaceen noch Anabaena Flos- ■aquae, Anabaena spiroides Klebahn, Aphawsomenon Flos-aqfme var. gracilis Lemm. und Oscillatoria Agardhi Gomont, außer dieeen auch MicrocijsHs Umnetka Lemm., CoeJospliaermn Nägelianum Unger und Chroococcus limnet/cns Lemm. Besonders charakteristisch für den Pansdorfer See ist der Reichtum an echten Planktondiatomaceen. .('eratiam hirundinella 0. F. Müll, war nur im Carinthiacumty pns spärlich aufzufinden (Textabb. 2, Fig. la), dagegen Pendinium cinctum und P. polonicum Wolosz. etwas häufiger'-). Vertreter der Chloro- phyceen wurden in diesem See nur wenige festgestellt, aber auf dem Seegrunde in dem kleinen -Bootshafen am NO.-Ende des Sees lag Aegagropüa Sauten (Nees) Kütz. in wallnuß- bis hühnereigroßen, bräunlichgrünen, sphaerischen oder ellipsoidischen sogen. Seebällen^j, und an Pfählen und Steinen des Sees wuchs wie im Jeschken- dorfer See Gladopliora c/lomerata Kütz. Der knapp eine Meile von Liegnitz in der südlichen Tal- furche der östlichen Seenplatte gelegene Koisch witzer See, zwischen den Dörfern Koischwitz und Greibnig, bildet fast ein gleichseitiges Dreieck mit einer in ihn hinein vorspringenden Halbinsel am Ost- ufer. Sein größter Durchmesser beträgt kaum 1 km. Der See hat im Grenzgraben einen Zufluß von Osten und im Seegraben ^inen westlichen Abfluß. Nur der mittlere Teil seines Südufers ist steiler und sandig, die anderen Ufer sind mit Erlen, W^eideu und Schilf bewachsen oder sumpfiges, zum Teil schwer zugäng- 1) StEINECKB, F., Die Algen des Zeblaubruches in systematischer und biologischer Hinsicht. Diss. S. 26, Fig. 7. Königsberg 1914. 2) Schröder, Br., Über Seebälle, in: Die Naturwissenschaften von A. Berliner und A. Pütter, 8. Jahrg. Berlin 1920. 3) Bei der Bestimmung der Peridiniaceen war mir Herr Dr. E. LlNDB- JMANN in Berlin-Tempelhof wiederum in dankenswerter Weise behilflich. 130 Bruno Schröder: Verbreitung der Seh web epfl anzen in schlesischen Seen, Vorkommen Vorkommen Namen im Namen im (0 r/5 0) (D t» Nr. der t.1 IS 03 1 >-> ® o 0) \* N (0 o OD u N OJ ^3 _. V ^ • 2. Mensmopedia tenimsima Lemm. V • • 35. Glosteriuiu aciculare var. suhpronumW .etG.S.W est SS s • • 3. Clathrocystis *aeru(finosa Heofr. sh sh sh sb 36. 37. C. graeile Breb. C. pronum Breb. • V V • ' 4. MicrocysUs marginn ta (Menegh.) Kütz. ^ h h hih j 38. Gona fozyg<>n monotaenium De Bj. h ■ • 5. M. viridis (A.. Br.) Lemm. , V • |V 6. M. Flos-aquae (Wittr.) Kirchn. '' s s h D. Ohlorophjceae. 7. M. Umneiica Lemm. s 39. Colaciiim. calvum Stein . . V 8 Coelosphaerium duhiniii Grün. h h h h 40 Trachelo monas volvocina Ehrbg. • V • V 1). 10 G. Kützingianum Nag. C. Nügelianum Unger Microd iacus paro s iticus V • sh sh 41 42 Euglena spirvides Lemm. Volvox aureus Ehrbg. h • • s 11. h . 1 . 48. Eudorina elegans Ehrbg. h • • • Steinecke 1 44. Pandorina Morum Bory h V • . 12. Lynghga contorta Lemm. OscÜlatoria Agardti Gom. . Iv 45. Gloeocystis planctonica (W. . s • • 13 i V . et (ji. S. West) Lemm. 14 Spindina nuijor Kütz. . . 46 Botryococcus Braimi Kütz. • sh s s 15. AnahaenU Flos-aquac Klebahn • sh sh|h \ 47. Kirchneriella lunaris var. Dianae Moeb. • " 8 16. A. spiroides Rlebaha h: . 48 DictyosphacriumpidcheUam s s • • • 17. Aphanizomenon Flos aiiuac var. gracilis Lemm. V sh li • 49. Wood. Oocystis Borgei Snow . V s , 1 50. Richteriella botryoides Lern. . . . SS . B. Bacillariaceae. ! 61 Lagerheimia ivratislawien- ■ . SS 18. Centronella Beichelti Voigt SS • i • sis Schröder L.javanica (Bern.) Schröd. 19. Cyclotella comla Kütz. Melosira granulata Ralfs V h V 52. • • SS 20. . h h 53. Gliaracium limneticum • SS • • • 21. Attheya Zachariasi Brun SyttedradeJicdtismnn'W.Sm. S. Umneiica Lemm. SS . Lemm. 22. h . 54. Ankistrodcsmus falcatus s • • S Sä 23. V var. siipitatus West 24. Asterionella gracillima (Hantzsch) Heib. sh h • 56. A. falcatus var. mirahile West • s . S S 2& Diatomatenue{K\itz.)GT\ixi. h , 66. Staurogenia reclangularis A. Br. s s • V 26. Fragilaria crotonensis Kitt. Nitzschia palaea W. Sm. V . h 27. . h 57. S. triangularis Ohodat S. pmarqinata (W. u. G. • V . . 28. N. acicularis W. Sm. !:v 68 s • • S. We.'^t) Schmidle C. Conjugatae. 69. Tetraedron limneticum . V • V 29. Staurastrum yracile Ralfs V V Borge i 30. S. paradoxum Mayen V V a V 60. T trigonmn var. minus . i . V 31. S. paradoxum var. longipes V h V s ■ Reinsch. 1 Nordst. 61. T. trigonum var. papilii- . SS 32. \S. punctulatum Breb. . s . . ferurn iSchröder) Lern. Schwebepflaazen aus dem Saabor-See usw. 131 Vorkommen Vorkommen Namen im Namen im 1 3. 1 1 (S 1 1 ® 1 i V © X! Nr. der 1 l. 1 0) . Qj 1 Nr der V 0. IXI G o '/. i (- . s HJ 1 o M u N 0, TD 1 0) .-^ oj i-o 0) Schwebepflanze n ■/5 u O x: cd X Jeschken Kunitzer J- 'T. Schwebepflanzen Saabor-S Jeschken N 'S o C 0^ 2 'o t4 62. T. trigonum var. yracüe Reinsch • • SS 77. 78 C. sphmricum Näg. C. r^'f/cifZa^M/H (Dang.) Senn . v 1 . s 63. T. trifurcatum (Lemm.) , , . s 79 Pediastrmn Boryanum V v V . V Schröder Menegh. 64. .4 cünastrum Hantzschi Lao;erh. • ■• • V V 80. P. Boryanum vax.perfora- tum Racib. VjV h V V 66. Soradrum spinulosum Näg. , SS , . 81. P. Boryanum var granu' ■ i ' V . 8 66. Scenedesmus hijugatus var. s , , latum A. Br. i (lexuosus Lemm. 82. P. pcriusum. var. clathrn- • ;V V V V 67. S. bijugatus var. alternans (Reiüsch) Hansg. s • "* • s 83. tii'iii. A. ßr. P. Ehrenbergi A. Br. i SS . s SS . 68. 5'. ncimiinatm (Lagerh.) . s s V E. Phaeophyceae. Chodat , 69. 6'. arthrodesmiforniis nov. ppec. V • • Si? 84. Mallomonas tonsurata Teiling V • • • s 70 S quadricauda(TaT-p.)BTeh h V , h 86. M. prodxicta Iwanow • ■ s 71. S. quadricauda var. abun- dans Kirchn. V • • S 86. 87. Dinohryon divergens Inihof Gera tium h irundinella sh V h s '72. 6'. pseudodispar nov. Fpec. . . . • s 0. F. Müll. 1 73. S. opoliensis Richter , , s V 88. Peridinium cinctum Ehrbg • sh s 74. 'S. opoliensis var. carinaius Lemm. • - • s 89 P. cinrimn forma angula- fum L'ndem. • S 76. Coelastrum microporum Näg h V • s 90 91. P. polonicum Wolosz. P. umbonatum var. papilU- s s s 76. C7 ^ C. cambricum var. mter- niediwm (Bohlin) G. S. Wesf V ! 92. fermn Lindem. P. acutum Paul.sen . i , s Zusammen Arten: ■20 40 f. 33 48 liebes Wiesenland, da der See allmählich zu verlanden droht, namentlich von Südwesten und Südosten her. Auch ist sein wenig tiefes Becken stark verschlammt und mit untergetauchten Wasser- pflanzen reich erfüllt, von denen Ni/mphaea alba und Nuphar luteum ihre Blätter und Blüten auf der Wasseroberfläche schwimmen lassen. Außerdem machte sich auf ihr eine etwas gelbliche blau- grüne Wasserblüte bemerkbar, die besonders von Microcysiis Flos- aquae (Wittr.) Kirchn. herrührt und auch noch aus anderen Cbroo- coccaceen bestand. Von fadenförmigen Planktonalgen kamen Lywjhya contorta Lemm., Anabaena Flos-wpme Klebahn und Melosira granulaia Ralfs vor. Die Chlorophyceen sind im Koisch witzer See am artenreichsten vertreten, wodurch sein Phytoplankton mehr Teichcharakter erhält, denn es wurden in ihm 7 Scenedesmus-, 132 Bruno Schröder: 4 Pediastrum- und 5. Tetraedron- Arten aufgefunden, von denen T. trifnrcatum (Lemm.) Schröder neu ist. Schließlich wäre noch der Nachweis von Peridinium Jatum Paulsen und von MuJlomonas tonsuraia Teiling hervorzuheben, sowie das häufige Auftreten von Nitsschia palaea W. Sm. und von NiUschiii acicularis W. Sm. in den Gallert- hüllen von Clailirocystis aeruginosa Henfr., ebenso das sehr seltene Vorkommen von Lagerheimia wratislaiviensis Schröder, von Av. ja- vanica (Bern.) Schröder, von Scenede^mns arthrodcsmi forme nov. spec und von S. pseudod?spar nov. spec. Be.schreibiing neuer oder kritischer Formen. 1. Von Lagerheimia ivratislawiensis Schröder schreibt CHODAT^) p. 188: „La multiplication de cette espece n'est pas connue." Ich sah bei ihr im Plankton des Koisch witzer See» einmal ein Exemplar, das in seinem Zellinnern 4 ellipsoidische, gleichgroße Autosporen hatte, deren Zellhaut glatt und ohne jede Spur von Schwebeborsten waren. Dieselben können sich erst mit dem Verschleimen der Mutterzellhaut bilden, denn es ist nicht ein- zusehen, woher der Platz für die Bildung der starren Borsten in dem engen Mutterzellraume kommen sollte, wie man sich an meiner Fig. 1 der Textabb. 3 überzeugen kann. 2. Lagerheimia javanica (Bern.) Schröder kam nur sehr selten einzeln und durch Autosporenbildung in Kolonien zu 4 Individuen vor, von denen letztere, eine gemeinsame, ziemlich weite Gallert- hülle haben, die in ihrer Gestalt und Beschaffenheit der- jenigen von Staurogenia Lanterbornei ßchmidle^) glich und die eben- falls durch Verschleimung der Mutterzellhaut entstanden war, wie dies z. B. bei Schisochlamys gelatinosa A Br. schon längst bekannt ist. Die Zellen von L. javanica w-aren 8 — 10 /t* lang und 5 — 6 /< bieit. Sie hatten eine verhältnismäßig dicke Zellhaut, welche U feine, haarförmige, gerade und ungleich lange Borsten von 8— 12 fi Länge trugen. Das Chromatophor war einfach (Fig. 2a), doch zeigte es in einem JFalle eine beiderseitige Einschnürung (Fig. 2 b), als ob es sich in zwei Platten teilen wollte. Das Pyrenoid war vorhanden, aber nur undeutlich sichtbar. In Gestalt und Größe stimmt diese Art fast mit L. amphitricha (Lagerh.) Schröder überein, nicht aber in der Beschaffenheit, Zahl und Stellung der Borsten. Letztere Art hat 10 gleich lange, ziem- 1) Ohodat, R., Algues vertes de la Suisse. Berne 1902. 2) Schröder, BB., Planktonpflanzen aus Seen von Westpreußen, in diesen Berichten, ßd. XVII, Seite 157, Taf. X, Fig. la Berlin 1899. . Schwebepflanzen aus dem Saaboi-See usw. 133 lieh starke, nach dem Grunde zu etwas verbreiteite Borsten, von denen je eine an den Polenden der Zelle steht, während von den haarfeinen, ungleichlangen Borsten der L. javanka je zwei rechts und links von den Polen stehen. Außerdem waren bei ihr stets 11 Borsten vorhanden. BERNARD^) gibt sogar deren 10 — 15 an und teilt auch noch andere Unterschiede zwischen beiden Arten auf S. 172 mit. Abb. 3. Abb. 3. Fig. 1. Lagerheiviia wratislawieims Schröder mit Autosporen; Fig. 2. a. b. L. javanica (Bern.) Schröder; Fig. 3. Tetraedron trigonum (Näg.) Hansg. var. gracilis Reinsch forma tetraedrica n. f.; Fig. 4. T. trigonum (Näg.) Hansg. var. minus Reinsch; Fig. 5. T. trifarcatum (Lemm.) Schröder; Fig. 6. Scene- desmus arthrodesnii forme nov. spec. ; Fig. 7. S. pseudodispar nov. spec; Fig. 8. Gentronella Reichelti Voigt. (Sämtliche Figuren der Abb. 3 sind mit einem ABBfcschen Zeichenapparate bei eingeschobenem Tubus in Tischhöhe von mir gezeichnet worden. Fig. 1, 3, 6, 7 u. 8 sind 570fach, Fig. 2a, b u. 5 sind 975fach vergrößert.) 3. Tefraedron trigomim(^?ig.)}isLnsg. var. gracile Reinsch forma tetraedrica nov. form. Zellen tetraedrisch, nicht triedrisch, 25 — 27 /(t breit. (Fig. 3), sonst wie die Varietät von ÜEINSOH^), 4. T. trigonum (Näg.) Hansg. var. minus Reinsch. Hierzu gibt BrunnthaLER, der var. minor Reinsch schreibt, als Durchmesser 1) Bbrnard, Ch., Protococcac^es et Desmidiees d'eau douce. Batavia 1908. 2) Reinsch, P., Die Algenflora des mittleren Teiles von Franken, S. 74 und 75, Taf. Ilt, Fig. 1. Nürnberg 1867. 134 Bädno Schröder: 10 — 14 fi an, womit er die Dicke, nicht aber die Breite der Zelle meinte (Fig. 4). 5. T. trifurcatui/i (hemm.) Schröder. Zellen tetraedrisch; Seiten des Zellkörpers konvex; Ecken mit je einem langen Fortsatze, der drei zweispitzige Äste trägt. Breite der Zellen 30 jit (Fig. 5). T. trifurcafum steht dem T. palatinum Schmidle am nächsten, dieses hat aber nur Ecken mit zwei spitzigen Fortsätzen. Ersteres ist auch mit T. limnetimm Borge nahe verwandt. 6. Scenedesmus arthrodesmiforme nov. spec. Coenobien zwei- zeilig; Zellen länglich-ellipsoidisch; Enden abgerundet mit je einem einwärts gerichteten, gebogenen, kurzen Stachel besetzt. Länge des Ooenobiums 10 /*, Breite 12 /* (Fig. 6). Vorwiegend zweizeilige Coenobien sind bisher nur bei -S'. spicatus W. u. Gr. S. West und hin und wieder bei S. quadricouda (Turp.) Breb. und anderen beobachtet worden. 7. 8. pseudodispar nov. spec. Coenobien vierzellig; Zellei abwechselnd nach oben und nach unten stehend; Außenzellen trape- zoidisch; Innenzellen ellipsoidisch; erstere mit 3 kurzen Stacheln, von denen je zwei nach außen und je einer nach innen gerichtet sind; Mittelzellen mit je einem kurzen, nach innen gerichteten Stachel ' oben oder unten. Zellhaut mit meridionalen Strichel- graneln (wie bei *S'. serrat/is (Corda) Bohlin). Erinnert in der Anordnung der Zellen an S. dispar Breb. (Fig. 7). 8. Centronella Heichelii Voigt mit etwas schmaleren Armen wie von WOLOSZYNSKA (1. c. 1, Fig. 9) gezeichnet (Fig. 8). Schwebept'lan^en aus dem Saabor-See usw. 135. ( ® 1 J3 ^ 1 -C a 0 0 ^ j2 Ogisc haffe heit CL4 CS 0 wach osapr 2 Ol eö 0 m aprob hwach aprob 0 -d Ökol Besc "o IS 0 © 00 a 0 © a 0 .SP 'S OC Ü OB 0 M 0 •3'5a larakter er Seen Uhroo- cocca- eensee Dino- ryonsee 1 0 0 i-i 0 1 ü 0 0 0 © © ü a © V tn 0 a o "= o "^ ja ^_^ ^_ — ' — . fl (U 10 0 0 «0 CO 00 C<1 l— (N ■* SM CO M< (M Cfl 0 N CB CO , ö S^ CO CO ■^ 0 -+ C-l ^H 1— ( fit-i .3^. (M Ol 0.^ ■ ä 0 O) r Schw Chlor phyee 00 T— 1 0 fM 05 0 ■* ■* ■^ CM CO 0 d CO CO CO 10 00 CM US Oi r:2 S'^ T— 1 ^^ — H ' , ü M c« fl N -2 (1) a .■3 «> CO »-H CO 0 1^ 10 r-i 1-H .4:3 Bac riac IM 0 05 '-I CI tH •— « ''S * (M ec eis ^^ _ä M 1 bßö a '-' i5 bß J3 bß rd _Cl 2 0 strom- artig lang- estrec undlic iförmi © © 'S a 3 0 _© '© undlic änglic rund bC t- © > u TS '"' ^-^ » .2 © lO U3 CO GO lo 00 s ^ s t- 00 CO Oi •* 0 C~ -H lO 10 r—^ C<1 — C^l y—i f-H *— * »-H .^ T— 1 e-^igsjapo 9^q09J 9;i9SJ9pO 951011 0) 9';i9SJ9pO 95ini| h^ naespuBiq 0 'S IJ uaasSjag 4/ © © © 0 cc © © ® © M © © © © :§ 'S 1^ « © 0 rn (H N <» *s © TS © a es CO 1 0 CG 1 l-c 0 Xi eö t8 'T3 © ü © 1-3 © M © 0 O c« 0-1 'S "0 Kleiner T Großer T " ci CC ■v" lO «D i-' 06 K © d 0 CJ J3 4J Kl n 1 P z d' !5 < t-l © t_t M -c rO © W :d Ü n1 pq :^ n ;a n d M © a 0 © bC d (1 0 -73 < © cS 00 © ü © 02 TS d 03 J3 :0 ci '^ «J1 -4J d rr" U4- © © rd f1 <1 cd ^ »; N © bC 0 d d © □ © 0 d Ö ^ d d CS © © *"* 'O -u u © CD © © 0 J3 00 u cd d 0 ^'^ tn © PQ © CO d ^ © © 1 >-i © © CO M na d © ;-i t« m © Q d © a 0 d © •TS d es d © -t-> © CC © bO © d (1> © j2 d © u -4-> 00 © a H <1 bß d CO bC ^ © d © pq © Q 1« © 'S a © kl kl d bC c 0 ^ © © 05 — © TS d © © ■73 d 'r/1 »-1 © ;^ 0 © 3 > © © EH d cd -I-I X T3 ■«r O, 136 ^- Kolkwitz: 17. R. Kolkwitz: Die icünstliche Zelle. (Mit 1 Abb. im Text.) (Eingegangen am 24. März 1920.) Bei Behandlung des Kapitels „Osmose und Turgor" in pflanzen- pbysiologischen Übungen wird man, im Anschluß an die Ausführung von Versuchen mit dem Endosmometer von DUTROCHEI (1), von künstlichen Zellen mindestens diejenigen von HofMEISTER-SAOHS (1) und Traube (l u. 2) vorführen, die von PFEFFER (1) und LEDUC (1) wenigstens besprechen. Während die Zelle von TRAUBE ohne besondere Mühe aus- führbar ist, erfordert die Herstellung derjenigen von HOFMEISTER- SäCHS umständlichere Vorbereitungen und erschwert dadurch die Vorführung dieses lehrreichen Experimentes zur Erläuterung des Blutungsdruckes. Ich war deshalb darauf bedacht, die einschlägigen Methoden zu vereinfachen und eine neue Zelle zu konsti'uieren, die bei mög- lichst einfacher Handhabung in verhältnismäßig kurzer Zeit präzise Resultate ergibt. Diese Zelle ist in der nebenstehenden Abbildung in etwas verkleinertem Maßstabe wiedergegeben. Sie besteht aus «inem in der Hauptsache kugeligen unteren Teil mit einem Fassungs- raum von etwa 100 cc, einem mehr zylindrischen oberen von ca. -5 cc Inhalt und einem Glashahn als Mittelstück, Der Hahnkegel besitzt zwei getrennte Durchbohrungen, a b und c d (vergl. die Abb.). Die Bohrung a b stellt die Verbindung zwischen dem unteren Kugelstück und dem oberen ZyJinderteil her, die Bohrung c d gestattet je nach der Drehung des Hahnkegels eine Verbindung •des unteren oder des oberen Teiles seitlich mit der Atmosphäre^). Der Apparat ist so ausgeführt, daß er zu einer Reihe von Experimenten nacheinander verwendet werden kann, hauptsächlich zu drei Grundversuchen, die im Folgenden kurz beschrieben werden .sollen. . 1. Wasseraufnahme durch Saugwirkung. Die untere größere Öffnung wird mit Tiermembran (Schweins-, Kalbsblase oder dergl.) mittels Hanfschnur von ca. % — 1 mm Durchmesser oder 1) Die von mir benutzten Apparate wurden von der Firma BLECKMANN .& Bürger, Glasbläserei, Berlin N, Anguatstr. 3 a, hergestellt. Die künstliche Zelle. * 137 dünner Darmsaite fest und faltenlos Überbunden. Zu ihrer Säuberung von Fett genügt im Allgemeinen abseifen. Man prüfe nach dem Überbinden mit der Lupe auf Falten unter der Um- schnürung und beseitige sie evtl. nachträglich durch Ziehen nach rechts und links. Ein Abschleifen des Glasrandes ist nicht erforderlich. Setzt man mittels Stopfen ein Rohr von l bis mehreren Milli- metern lichtem Durchmesser oben auf den Apparat auf, so kann er nach Füllung mit Zucker, Alkohol oder Kupfersulfat von hohen Konzentrationen als DUTROCHETsches Endosmometer in bekannter Weise benutzt werden. Das ßohr könnte auch bei entsprechender Stellung des Hahnkegels an dessen seitliche Öffnung angeschlossen werden'' (vergl. die Abb.). Beim Einhängen der Zelle in Wasser dienen der Hahngriff und das seitliche Rohr als Lager auf dem Rand des Glasgefäßes. 2. Spannung durch Wasseraufnahme. Zur Erzeugung von künstlichem Turgordruck füllt man den unten mit Tier- membran überspannten Apparat mit starker Zuckerlösung (100 g Rohrzucker, 75—100 cc Wasser)^) und stellt zum Verschluß den Hahngriff auf etwa 45» Neigung zur Längsachse der Zelle. Dann ist der untere, kugelige Teil rings abgeschlossen und kann durch längeres Einlegen oder Einhängen in Wasser starken Innendruck gewinnen, wobei die Tiermembran eine Wölbungshöhe von etwa U, cm gewinnt. Dieser Innendruck wird im Allgemeinen weniger als"l Atmosphäre betragen, wie man aus der Kompression einer evtl. eingeschlossenen kleinen Luftblase angenähert schließen kann. Ge- naue Werte lassen sich durch Verbindung des seitUchen Röhrchens mit einem Quecksilbermanometer oder aus der Parabelform des unten erwähnten Straiiles ermitteln. Nach Verlauf von 6—8 Stunden oder mehr ist der Druck soweit gestiegen, daß mit der Zelle ein weiterer Versuch angestellt werden kann? Der Hahn wird nochmals um 45 » gedreht, um da- durch den Innenraam der Zelle mit dem seitlichen Rohr und so mit der Atmosphäre in Verbindung zu setzen. Sofort schießt die unter Druck stehende Lösung in einetn über 1 m langen Strahl aus dem Spritzrohr hervor. Bei dieser Versuchsanordnung ist die Blase- nicht, wie es sonst bei ähnlichen Versuchen üblich ist, durchstochen worden, sodaß der Apparat wieder ohne Weiteres für spätere Ver- suche Verwendung finden kann. 1) Der „Sirapus siraplex" des deutschea Arzneibuches, der für die vor- liegendea Zwecke aber zu konzentriert, w&re, besteht aus drei Gewichtsteilea Zucker und 2 Gewichtsteilen Wasser. 138 R. Kolkwitz: Das Fetten des Hahnes geschieht am zweckmäßigsten mittels L/uftpumpenfett. einer Mischung von Schmalz und Wachs, oder Vaselin, das aber bei Druckversuchen nicht immer vollkommen gaudens- 172 Ernst Lehmann: Homozygote. Dieselbe Ursache erklärt uns nun aber auch die- ganze Sonderstellung der fallax überhaupt. Eine veUns-ruhenx ist dann nahezu gleich relans > gaudens, also nahezu Lamarck'uma; di& Lainarchiana aber ist der laeta außerordentlich cähnlich, so daß also- der phaenotypische /ae/fl-Charakter der fallax nicht verwunderlich ist und auf die, wie gandens dominierende rM^>enÄ-Keimzelle zurück- zuiühren ist. Wenn aber fallax laetag\Q\c\\ ist, so ist es sehr ver- stcändlich, das man, da man ja den Phaenotypus bei der Namen- aebung laeta und velutina als ausschlaggebend betrachtete, di& fallax nicht als velutina bezeichnete. Da man aber eine velans- Verbindung andererseits auch nicht laeta nennen konnte, so gab man ihr einen neuen Namen und als solchen wählte llENNER treffend fallax. Aber wie die Pflanze selbst, so erwies sich auch der Name als trügerisch. Man kann, wie wir weiter oben schon hervorhoben, die Unterschiede von laeta und velutina nicht absolut auffassen, sondern relativ innerhalb eines jeweiligen Zwillingspaares, beein- flußt naturgemäß von dem Nicht-Xrt^nayc/j/rt«rtpartner. Velans - riihen& oder /hZ/aa; hat breitblättrigen ke/a- Phaenotypus dank der Anwesen- heit des ruhens-Komplexes, wie wir sahen. Dennoch ist fallax der schmalblättrige oder vehitmatypvis zu den ihn- E-ENNER auch stets, z. T. im Gegensatz zu DE VRIES(1918, Ber.) rechnete; denn würde der in den tauben Samen vorhandene gandens 'rubens-Tyi>ns lebensfähig sein, so würde er noch breitere Blätter haben als fallax oder velans 'vuhens. Das ist an sich wahrscheinlich, denn breit «breit wird breiter ergeben, als schmal -breit; es läßt si'ch aber auch per analogiam beweisen. Die von DE VRIES beschriebene Mutante Simplex ist gaudens (ohne letalen Faktor) • gaudens (ohne letalen Faktor). Hier treten also die beiden breitblättrigen Sexualtypea gaudens wirklich einmal zusammen auf. Und diese siniplex erweist sich breitblättriger als die velans- gaudens- Komhina,tion, also die Lamarckiana (vgl. DE VRIES 19.9, Ber. S. 67). Fallax ist also zwar, wie RENNER ausführt, der eine Zwilling, der seinen Bruder sehr frühzeitig verloren hat, es ist aber nicht eine der velutina durch besondere Namengebung gegenüber- zustellende Form; denn fallax ist ja als velans-Y erhindving eine ZwilHngsw/M^maform, wie alle anderen, obwohl der Phaenotypus der fallax ?rte/aähnlich ist. Ein Einw^and ließe sich gegen diese Schlußfolgerungen aller- dings erheben. Rubens sei gleich gaudens; fallax sei demnach gleich velans ■ gaudens, also LamavcJciana; RENNER betont ja 1918 (STAHL- Festschrift, Flora, S. 654), er könne fallax nicht von Lamarckiana-] Oenothera fallax Renner und die Nomenklatur usw. 173 luitetscbeiden und liabo ihr nur deswegen einen besonderen Namen gegeben, weil er ihre Herkunft kenne. Lamarcklana aber ist zwar phaenotypisch laeta, genotypisch aber velaiis- gaudens, also entweder velaiimi und laeta oder keins von beiden. Ist das zutreffend, so ließe sich unter der von B-ENNER gegebenen Begründung der Name faUax rechtfertigen; wenn aber die Nomenklatur dann noch einen Sinn haben soll, so müßte naturgemäß die Konstitutionsbezeichnung der hiennis geändert werden und statt rubens wäre dort gaudem zu setzen, was aber natürlich für die gesarate Oenotherennomenklatur wieder zu erheblichen Veränderungen führen müßte. Bleiben wir aber auf dem Boden der bisherigen haplontischen Bezeichnungsweise, so haben unsere Überlegungen bezüglich der logischen Benennung der Oenotherenbastarde die weitgehendsten Konsequenzen. Fallax aus Lamarckiana und hiennis ist dann eine hiennivelufina, wie die bisher von ßENNER der fallax gegenüber- gestellte hiennivelntina aus albicans • Celans. Ich habe diese Bezeich- nung schon in meinem letzten Sammelreferat einmal unwillkürlich so eingefühlt (S. 70), obwohl es dort, vor den speziellen hier vor- gebrachten Darlegungen, wie mir später auffiel, nicht angebracht war; meine Schemata und die Verwendung der Nomenklatur auf S. 70 lassen aber den Zwiespalt in der Literatur nun besonders deutlich hervortreten. Der Name hiennivelntina verliert nun natürlich nach meinen jetzigen Darlegungen seine P]indeutigkeit; kann er doch albicans ■ vel ans, wie rnhens • vel ans darstellen. Es wiederholt sich hier also dasselbe, was schon in der Kreuzung suavcolens K La- marckiana und hiennis-Chicagox Lamarckiana hervorgetreten war. Im Falle der suavcolens hatte sich RENNER, wie wir sahen, zurächst so zu helfen gesucht, daß er albicans • velans aus suaveolens als bicnniv'ehäina bezeichnete, flavens • velans aber als suavivelutina. Da die albicans • velans aus suaveolens und die aus hiennis aber gewisse Unterschiede aufwiesen und wohl auch diese Benennung zu Irr- tümern führen mußte, indem man annahm, die hiennivelutina müsse immer aus biennis stammen, hat ßENNER (Zeitschr. f. Bot. 1919, S. 309) statt hiennivelutina aus suaveolens den Namen albivelutina eingefühlt, die flavens ■ velans aber weiter Sih suavivelutina bezeichnet. Auch dies ist, wie jedermann einsieht, eine logisch nicht haltbare Bezeichnungsweise. Man müßte hier besser die suarivelutina als flavivelntina benennen und warum dann albicans . relans aus hiennis als hiemiivelutin.a und nicht auch als «/^äW^^^iw« bezeichnet werden soll, vielleicht mit Hinzufügung eines hiennis in Klammern, ist nicht einzusehen. Die homozy gotischen velans- bzw. ^a«rfe«.s- Kombinationen in 174 Ernst Lehmann-. den tauben Samen kann man dann, wie ich es schon in meinem mehrfach erwähnten Sammeheferat getan habe, als homolaeta und homordutina bezeichnen. Ehe wir nun zu unseren letzten Schlußfolgerungen kommen, wollen wir indessen mit kurzen Worten auch noch auf die anderen eingangs genannten Typenbezeichnungen eingehen. DE VRIES hat gracilis-¥ormen solche genannt, welche durch Kreuzung von verschiedenen Arten mit dem männlicheu Sexual- typus der murieata, den RENNER curvans nennt, und dem diesen offenbar sehr ähnlichen männlichen Sexual typus der cruclata zu- stande kommen und deren phaenotypische Eigentümlichkeiten in besonderer Schwäche, Schmalblättrigkeit, gelblichgrüner Beschaffen- heit usw. bestehen. Nachdem RENNER den curranstypns neuer- dings auch in den weiblichen Sexualzellen der tnuricata aktiv- werdend gefunden hat, ist nun wohl richtiger zu sagen, daß der ^raci/^.s-Typus durch Zustandekommen der Verbindung des curvans- Komplexes mit einem anderen Komplexe entsteht. Dabei ist aber nicht etwa gesagt, daß durch Verbindung des curvans-Kom\)\exes mit einem anderen immer der ^mc/^/s- Phaenotyp ausgelöst werden muß. RigenS' curvans bildet ja muric(da, eine Form weit entfernt vom gracih's-Pha,enoijp. Auch gracilis ist- also wieder eine Klassenbezeichnung, welche einerseits auf die geno- typische Grundlage des f?/rrrtn.s--Komplexes, andererseits auf die phaenotypische Beschaffenheit zurückzuführen ist. Ganz entsprechend verhält es sich mit der Bezeichnung rig/da, welche aus dem Genotypus rigens und dem hochaufvvärtswachsenden dichttraubigen Phaenotypus hergeleitet ist, wenn auch gerade bei dieser Bezeichnung die genotypische Grundlage im einzelnen noch recht w^enig geklärt ist. Ebenso bezeichnet Conica den albicans- Komplex und einen hohen, steifen Phaenotypus mit rinnigen Blättern. Bei eingehender Betrachtung der Sachlage, die uns aber hier zu weit führen würde, kommt man zu dem Ergebnis, daß man auch bei Verwendujig dieser Namen in halb genotypischem, halb phaenotypischem Sinne zu unmöglichen Konsequenzen geführt wird. Wir kommen damit zu dem Hauptergebnis unserer Darlegungen: Es muß hei der strukturellen genotypischen Betrachtungs- weise der Oenotheren ebenso -wie bei etwaigen anderen ähnlichen Untersuchungen durchaus gebrochen werden mit der Bezugnahme der Namen auf den Phaenotypus und der wechselweis phaenotypisch - genotypischen Nomen- klatur. Wie die Chemie bei allen strukturellen Bezeich- Oenothera fallax Ueoner und die NomeDklatur usw. 175 nungen von der äußeren Beschaffenheit der zu bezeich- nenden Körper vollkommen absieht, so wird das auch bei der strukturellen Betrachtung der Organismen nötig. Weder aus der Bezeichnung Phosphoroxychlorid, noch aas POCI3 können wir auf die Beschaffenheit des betreffenden Körpers schließen. Und jeder Chemiker wird uns sagen, daß eine halb strukturelle halb auf die Eigenschaften der Körper Rücksicht nehmende Nomen- klatur ein Unding sei. Bringen wir aber bei den Organismen geno- typische und phaenotj^pische Betrachtungsweise durcheinander, so führt das zu Verwirrungen, wie auf jedem, so auch auf dem Gre- biete der Nomenklatur und damit des allgemeinen Verständnisses. Vorschläge zu einer konsequenten Nomenklatur auf rein struk- tureller Basis und im Rahmen der Komplexhypothese RENNERs ließen sich leicht verschiedene machen, doch möchte ich Ausarbeitung und Durchführung lieber den experimentell mit den Oenotheren beschäftigten Autoren überlassen. Dabei wird sich allerdings störend bemerkbar machen und zu ganz erheblichen weiteren Schwierig- keiten führen, daß unsere bisherigen Kenntnisse der Oenotheren- kreuzungen noch staik auf phaenotypischer Basis beruhen und die genotypisch-faktorielle Untersuchung noch im Anfangsstadium sich befindet, eine Schwäche der Komplexhypothese, auf die ich schon in meinem ersten Sammelreferat in Zeitschrift für Botanik 1917 hingewiesen hatte und die sich in dem immer weitergehenden Aufgeben dieser Hypothese durch RENNER selbst aasspricht. Trotz allem aber wird, wenn anders die heutige Oenotheren- forschung nicht ein Gebiet werden soll, welches zu durchschauen nur einem sehr kleinen Kreis von Forschern möglich ist, die baldige Einführung eines logischen Nomenklatursystems dringendes Er- iordernis. 176 RUD. SKELIGER: 22. Rud. Seeliger: Über einige physiologische Wirkungen des Osmiumtetroxyds. (Mit 2 Abb. im Text.) (Eingegangen am 22. April 1920.) 1. Bei Gelegenheit einer Untersachung über die selektiv permeabele Hülle des Weizenkornes beobachtete ich, daß Weizen- körner, welche bei Zimmertemperatur (ca. 18° C.) 14 1 2 Std. lang^) in %% OSO4 gelegen hatten, noch zu üO'^o — allerdings mit starker Keimungsverzögerung — auskeimten, obwohl schon durch SCH BOEDER-) festgestellt war, daß Osmiumsäiire schnell in das Korn eindringt. Diese Beobachtung veranlaßte mich zu einer näheren Prüfung der physiologischen Wirkung dieses Stoffes, die zu folgendem Hauptergebnis führte : Das Weizenkorn kann verhältnismäßig hohe Konzentrationen des Osmiumtetroxyds mehrere Stunden ertragen, ohne abgetötet zu werden; dagegen wirken schon verhältnismäßig niedrige Kon- zentrationen bei gleicher Einwirkungszeit schädlich. Die Schädi- gung äußert sich: 1. In einer Verzögerung der Keimung. Osmierte Weizen- körner können mehrere Tage, ja 2 bis 3 Wochen^) scheintot im Keimbett liegen, ehe sie die an der Sprengung der Hülle kennt- lichen ersten Anzeichen beginnender Keimung zeigen. 2. In einer Ver längs amung des Wachtums der Organe der jungen Weizenpflanze. Gemessen wurde das Wachstum des Scheidenblattes und der ersten drei Laubblätter. 3. In einer Verminderung der endgültigen Größe dieser Oigane (Verzwergung). 1) Die Lösung hatte längere Zeit in meinem Arbeitsraum gestanden. Die für die ina folgenden mitgeteilten Versuche verwendeten Lösungen ■wurden stets' frisch bereitet. 2) SCHROEDEtt, H, Flora 1911, Bd. 102, p. 190. 3) Eine mehr als 3 Wochen anhaltende Keimungsverzögerung beobachtete ich nur in einem Fall. Da der Versuch bereits abgebrochen war, und die Keimschalen nicht mehr täglich beobachtet wurden, ließ sich der Tag der Keimung nicht genau feststellen. J über eüiige physiologische Wirkungen des Osmiumtetroxyds. 177 Im Gegensatz zu den Zellen des ruhenden Weizenerabryos sind Paienchymzellen der roten Rübe gegen Osraiumtetroxyd hoch- gradig empfindlich. Ich lasse eine Beschreibung der Versuche folgen. 2. Für die Vorversuche kam Sommerweizen (roter Schlan- stedter), für die im folgenden mitgeteilten Versuche Winterweizen fCriewener 104) zur Anwendung. Die Körner wurden sorgfältig ausgelesen. Alle Körner, deren Embryohälften irgendwelche auch nur schwache Verfärbung zeigten, schieden aus. Durch eine der- artige Auslese gelingt es mit einiger Übung leicht, stets nur keim- fähige Körner zu erhalten. Von diesen gelangten gleichmäßige Proben von je 15 oder 20 Stück in kleine, ca. 25 ccm fassende, mit eingeschliffenem Glasstöpsel versehene Gläser, Jedes dieser Gläser wurde mit je 5 ccm einer frisch bereiteten Lösung von Osmiumtetroxyd, ein Kontrollgefäß mit destilliertem Wasser be- schickt. In diesen Flüssigkeiten blieben die Körner 8, in einem Falle 5 Stunden; die Gefäße standen während dieser Zeit in stark gedämpftem Tageslicht auf einem Tisch in der Mitte meines Ar- beitszimmers. Nach Ablauf dieser Zeit wurden die Körner in kleinen mit numerierten Korken versehenen FAIRCHILDschen Siebeimerchen in einem mit siebartig durchbrochenem Boden ver- sehenen Porzellangefäß etwa 1 Std. lang in fließendem Leitungs- wasser ausgewaschen. Endlich gelangten sie in PETRI-Schalen^ deren Boden mit einem Filter ausgelegt war. Das Filter wurde mit Leitungswasser gründlich befeuchtet, das überschüssige Wasser durch Umkippen der Schale entfernt. Die Beobachtungen wurden jeden Vormittag gegen 9 Uhr ausgeführt (vgl. Tab. 1). Die Versuche wurden öfters wiederholt; sie zeigten im Prinzip stets die gleichen Verhältnisse. Nur waren die Einzelheiten im Verlauf der Keimung je nach der Länge der Einwirkungszeit und der Temperatur der wirksamen Lösung etwas verschieden Da sich während des langen Aufenthalts im feuchten Raum leicht Bakterien und Pilze auf den Körnern entwickelten, und da- mit zu rechnen war, daß die geringen Keimprozente der mit l%iger Lösung behandelten Körner z. T. auf den schädigenden Einlluß dieser Organismen zurückzuführen wären, wurden bei einem Parallelversuch zu dem Versuch vom 31. 12. 1919 (Tab. 1) die Körner nach dem Auswaschen 8 Minuten lang in 5 ", iger Sublimat- lösung äußerlich sterilisiert und in sterilisierte PETRI Schalen über- tragen, deren Boden mit einer dünnen Schicht sterilen Wassers bedeckt war. Es gelang auf diese Weise von den mit 1 'q OSO4 178 RuD. Seeliger: ^ 00 31 u ^ ■K o - O ^O .. c r r p ö^ o^ o^ o - o ^ ^ (/> 3 p o o o o o o O CC' IC ^ ^ ^^ IC ^ c Cn 00 O — — O «O O C' o o o o o <:o OD O «J c: CO O 5C o o *Ni — o lo Ol P: O^ D ffi "-1 C ^ ■3 p ^ CO „ cn — OS 3 (D i-S P et- 1-1 t> .1 D I N ! P 1 er i i I 00 I a ' w I "^ er CD y o o a h-b CO Q-. IC a> o (/-• w O 73 ü o p |C> oo p i= r/3 h+s p . U- • k— • 0) er CP ►— 1 t7- K-^l P O ö ^- • CLi CD fi CTQ <, O CD CSl (B D ?r O: ö CD •-S P tc H er CD a> über einige physiologische Wirkungen des Osraiumtetroxjds, 179- behandelten Körnern 50% gegenüber 10% bei dem Parallel- Versuch (Tab. 1) zur Keimung zu bringen.^ Weitere Versuche zeigten, daß auch Körner, deren Hülle über dem Embryo abpräpariert ist, diese Keimungsverzögerung zeigen^ Eine durch die Einwirkung des Osmiumtetroxyds hervorgerufene Veränderung der Kornhülle kann also nicht die alleinige Ursache der Keimungsverzögerung sein. Endlich wurden Körner unter- sucht, die bereits zu keimen begonnen hatten, und bei denen die Hülle über den Embryonen gesprengt war. Auch bei diesen trat eine erhebliche Verlangsamung der weiteren Entwicklung ein. Angekeimte Körner sind gegen Osmiumtetroxyd empfindlicher al& trockene; bei gleicher Konzentration genügt eine kürzere Ein- wirkungszeit, um dieselbe abtötende Wirkung hervorzurufen. Wie groß die Widerstandsfähigkeit des Weizenkornes gegen OsOj ist, geht am besten aus einem Vergleich mit der Wirkung hervor, welcher dieser Stoff auf Parenchymzellen der roten Rübe ausübt. Rasiermesserschnitte wurden verschieden lange mit Lösungen von OSO4 verschiedener Konzentration behandelt, in fließendem Leitungswasser ausgewaschen und für 24 Std. in 5proz. KNO^- Lösung gelegt. Normale Zellen ei tragen diesen Aufenthalt ohne sich merklich zu verändern (vgl. Tab. 2). T a b e 1 1 e 2. Einfluß des Osmiumtetroxyds auf Parenchymzellen einer roten Rübe. Nach 24stündigem Aufenthalt in 5"o KNOg-Lösung: — alle Zellen lebend, + alle Zellen tot, rt ein Teil der Zellen tot, ein Teil lebend. Nr Konzentra- Tempe- Alter d Elnwirkungsze t in Sek iinden tion ratur Lösung 0 5 10 20 40 80 160 320 1 V3, % OsO, 20,8 0 4 Tage — i i H- + + -+- + 2 764 » » 19,2" 5 . — 11. i ± ± + H- 3 /l28 n y> 18,7 » 6 „ — ± i ± ± + + + 4 / iöG 1 n 18,30 7 „ — — ± ± ± 4- + -i- 3. Zur Entscheidung der Frage, ob trotz Keimungsverzögerung, und Wachstumshemmung die aus osmierten Körnern hervorgehen- den Pflanzen ihre Organe zu normaler Größe entwickeln, ver- 180 RüD. SEELIGER: folgte ich das "Wachstum des Scheidenblattes und der ersten drei Laubblätter, bis sie ihre endgültige Länge erreicht hatten. Zu diesem Zweck M^urden die Körner des Versuchs vom 3L 12. 1919 (vgl. Tab. 1) unmittelbar nachdem sie die an der Sprengung der Hülle erkennbaren ersten Anzeichen beginnender - Keimung zeigten, in Blumentöpfe mit lockerer Humuserde über- tragen. Die Messungen wurden zuerst täglich, später alle 2 Tage aus- geführt. Mit Rücksicht auf den mir zur Verfügung stehenden Raum muß ich auf die Wiedergabe der umfangreichen Tabellen ver- zichten. Ich beschränke mich auf die Mitteilung der Ergebnisse. Es wurde berechnet für jede Konzentration und jedes Organ: 1. Der Mittelwert M und der mittlere Fehler^) m der Gresamt- länge, 2. der Mittelwert M und der mittlere Fehler m der Spreite, 3. der Mittelwert M und der mittlere Fehler m derjenigen Zeit, die ein Blatt brauchte, um 80% seiner endgültigen Länge zu erreichen, 4. die Wachstumsgeschwindigkeit. Zur Feststellung der unter 3 angegebenen Zeit wurde die Wachstumskurve eines jeden Blattes auf Millimeterpapier auf- getragen, und nach Ausgleichung der Unebenheiten dieser Kurve durch graphische Interpolation die betreffende Zeit eimitteit. Die Methode erwies sich als praktisch; die Abweichungen der einzelnen Messungen von einander sind, wie die mittleren Fehler der Mittel- werte zeigen, sehr gering (vgl. Tab. 3 bis 6). Tabelle 3. Scheidenblatt. a n I n z c Wasser 20 33,2 ±Ü,7ö 2\) 7,1 ±0,14 3,74 V32 % OSO4 19 20,13 ± 2,43 19 8,68 ± 0,32 1,86 /IG •> » 18 14,6 t ±2,46 15 10,08 ± 0.62 1,16 Is y> 19 6,21 ± 0,46 ^8 13,60 ±0,63 0,37 U n 19 4,66 ± 0,49 5 15,42 ± 0,50 0,24 /■> » II 14 3,04 ± 0,38 — «• — . ' 11 » 1 — — — , — 1) Vgl. JOHANNSEN, W., Elemente der exakten Erblichkeitslehre, 1. A., 1909, p. 69 ff. über einige physiologische Wirkungen des Osmiumtetroxjds. Jgl Tabelle 4. 1. Laubblatt. a n 1 n sp n z c Wasser 20 135,75 ± 4,46 20 84,9 +3,21 20 11,87+0,09 9,15 V32 % OsO, 17 86,29 +10,03 17 52,44 + 6,73 17 12,37 + 0.14 6,58 /16 » » 18 64,94 ± 2,41 18 39,30 + 4,70 18 13,68 + 0,42 3,80 /s » » 16 39,60 ± 3,75 16 • 22,5 +2,48 15 16,73 + 0,42 2,01 li I> It 18 27,81 ± 2,17 17 16,16 + 1,44 18 18,61+0,61 1,20 V2 « » 10 24,30+ 2,30 10 13,10+ 1,37 10 20,71+0 83 0,94 1 „ „ 1 10 1 5 . — — — Tabelle 5. 2. L a u b b 1 a 1 1. a n 1 n sp n z c Wasser 17 186,76 ± 6,27 17 131,0 ±5,93 17 16,00 ±0.49 9,34 1/2% OSO4 17 140,35+11,71 15 98,8 ±8,93 17 16,4 ±0,12 6,85 1 ; '' 16 " » 17 116,65+ 9,71 17 74,65 ±7,52 15 17,66 ±0,44 6,28 /» » » 16 87,19+ 6,19 16 62,09 + 3,46 16 19,61 ±0,42 3,66 1 1 » » 17 71,00+ 4,10 17 39,97 + 2,88 17 22,55 ±0,55 2,62 / 2 » n 12 58,67+ 2,9 10 34,10 ±2,63 10 24,26 ± 0,80 1,94 1 « « 1 19 1 10,5 1 26,9 0,67 Tabelle 6. 3. L a u b b 1 a 1 1. a n 1 n sp n z c Wasser 9 191,44 ±2,79 9 146,03 ±5,91 9 26,83 ±0 77 6,71 V32 % 0.0, 12 192,67 ±8,78 12 141,96 ±7,64 12 24,46 ±0 65 6,30 /16 " n 13 169,77 ±9,64 13 118,62 ±7,92 13 23,96 ± 0,47 6,34 /s » » 14 143,96 ±6,86 11 104,14 ±6,46 14 25,56 ±0,75 4,60 li y> n 14 131,89 ±4,83 14 94,64 ±3,71 14 27,71 ±0,64 3,81 /■i n n 9 106,17 ±5,28 9 75,3 ±3,91 9 28,91 ± 0,62 2,91 1 „ r, 1 43,5 1 2.3,6 1 42,6 0,82 jg2 RuD. Seeliger: In den Tabellen 3 bis 6 bedeutet: "a die Lösung, mit welcher die Körner 8 Std. behandelt wurden (die Temperatur schwankte innerhalb der Grenzen 14,2 und 15,2 oC), n die Anzahl der Einzelmessungen für den dahinterstehenden Mittelwert, I M db m der Länge des Blattes (Scheide -\- Spreite), bei dem. Scheidenblatt die Länge, in mm, sp M zb m der Speite, z M =b m derjenigen Zeit, die das Blatt brauchte, um 80 % seiner endgültigen Länge zu erreichen, in Tagen, c die mittlere Wachstumsgeschwindigkeit des Blattes für 80 1 1 Tag in mm, berechnet nach der Formel : z. Ergebnis: 1. Verminderung der Wachstumsgeschwindigkeit: a) Die Abnahme der Wachstumsgeschwindigkeit ist bei derselben Pflanze unter dem Einfluß einer bestimmten Konzentration bei dem Scheidenblatt am größten, bei dem 3. Laubblatt am geringsten. Die Wachstums- geschwindigkeit für I4 % OSO4 beträgt in Prozenten der normalen Wachstumsgeschwindigkeit: Scheidenblatt . . 6,4 1. Laubblatt . . * 13,1 2. „ . . 27,0 3. „ , . 66,7 b) Die Wachstumsgeschwindigkeit nimmt bei demselb.^n Organ mit steigender Konzentration der Lösung ab. 2. Verzwergung. a) Eine Verminderung der endgültigen Länge tritt bei allen Blättern und allen Konzentrationen ein. Eine Ausnahme bildet das 3. Laubblatt bei V32 % OSO4. b) Der Grad der Verzwergung ist bei derselben Pflanze unter dem Einfluß einer bestimmten Konzentration bei dem Scheidenblatt am größten, bei dem 3. Laubblatt am geringsten. Die mittlere l^änge für I/2 % OSO4 be- trägt in Prozenten der normalen Länge: Scheidenblatt , . 9,2 1. Laubblatt . . 17,9 ^. „ . . . 31,4 3. „ . . 54,9 über einige physiologische Wirkungen des Osmiumtetroxyds. 183 4. Fertigt man Längs- und Querschnitte von Weizenkörnern an, die verschiedene Zeit in Lösungen von Stoffen gelegen haben, welche eindringen und eine Verfärbung des durchdrungenen Ge- webes hervorrufen, so kann man verfolgen, wie sich diese Lösungen allmählich innerhalb der Körner ausbreiten. Jod- und Pikrinsäure- lösung sind hierzu besonders geeignet. In methodischer Hinsicht « Abb 1 Mediane Längsschnitte durch Weizenkörner, a mit V20 Q-Jodlösung, b mit \o %iger wässeriger Pikrinsäure 8 Std. lang behandelt. Schwarz be- deutet deutlich gefärbt, schraffiert sehr schwach gefärbt. Vergr. 12. sind bei diesen Untersuchungen einige Fehlerquellen zu berück- sichtigen, auf die hier aber nicht eingegangen werden soll. Pikrin- säure ruft eine sehr gleichmäßige Färbung der durchdrungODen Gewebepartien hervor; bei Jodlösung nimmt die Färbungsintensität in der Richtung auf die Mitte des Korns etwas ab, die Gesamt- ausbreitung bei gleichlanger Einwirkungszeit ist etwa die gleiche (vgl. Abb. 1, a und b). Schnitte durch osmierte Weizenkörner zeigen dagegen die peripheren Zellschichten des Embryos intensiv (in 184 RUD. Seeliger: Über einige physiologische Wirkungen usw. Abb. 2 schwarz), die inneren nur schwach (in Abb. 2 schraffiert) oder garnicht gefärbt. Jedenfalls ist aber das Osmiumtetro- xyd sicher in einem Teil derjenigen Gewebepartien nachzuweisen, welche, wie Keimungsversuche zeigen, Abb. 2. Medianer Längsschnitt und drei schräg geführte Querschnitte durch ein 8 Std. lang mit 14 %'^geT OsOj-Lösung behandeltes Weizenkorn. Die Lage der Querschnitte ist durch die Übersichtsskizze veranschaulicht. Schwarz be- deutet intensiv gefärbt, schraffiert schwach gefärbt. Vergr. 12. noch zu einer Weiterentwicklung befähigt sind (vgl. Tab. 3, y2%ige Lösung). Auf eine Deutung der beobachteten Erscheinungen und einige Folgerungen, zu denen die auffällige physiologische Wirkung des Osmiumtetroxyds auf die Grewebe des ruhenden Weizenembryos Anlaß gibt, hoffe ich später zurückkommen zu können. Naumburg a. S., Zweigstelle der Biologischen ßeichsanstalt. Es wird gebeten, alle wisseoaohaftliohen Manuskripte für die Sitzungen im Jahre 1920 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Regierungsrat Prof. Dr. P. Claußen, Berlin-Steglitz, Rothenburgstr. 41, zu richten. Die wissenachaftliohen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August and September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt. Hir Sämtliohe Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden tollständig druckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format (12/18 civ) — ein- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen den Umfang von 8 Druckseiten nicht überschreiten. Den Autoren wird jäbriich nur der Raum einer Tafel für Textfiguren in Strichätzung kostenlos gewährt. Tafeln und Autotypien im Text müssen vom Autor bezahlt werden. Den Mitgliedern können nur 3 Arbeiten jährlich zu- gestanden werden. Arbeiten von Nichtmitgliedern können bis auf weiteres nicht aufgenommen werden. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in un- richtigem Deutsch abgefaßt und unleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträgliohkeiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe desselben die Anzahl der gewünschten Sonderabdrüoke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 6 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht statt Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft ffir das Jahr 1920. Für die Generalversammlung: F. Pax, Präsident; F. Rosen, Stellvertreter. Für die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: P. Claußen, Vorsitzender; L. Diels, erster Stellvertreter; R. Kolkwitz, zweiter Stellvertreter; H. Miehe, erster Schriftführer; W. Magnus, zweiter Schriftführer; F. Duysen, dritter Schriftführer; Schatzmeister: 0. Appel. Redaktions -Kommission: P. Claußen, H. Miehe, W. Magnus, F. Duysen, A. Engler, F. Graebner, H. v. Guttenberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der Mitgliederversammlung (Generalversammlung): O.Reinhardt, L. Wittmaok, E. Baur, P. Lindner, H. Harms. Geschäftsführender Sekretär: W. Wächter. Alle Geldsendungen werden franko entweder auf das „Konto der Deutschen Botanischen Gesellschaft e. V. in Berlin Nr. 35398 bei dem Postscheckamt in Berlin NW 7" oder „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse für die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6", erbeten. Der Beitrag beträgt für alle ordentlichen Mitglieder 25 M. und ^ M. Zuschlag für die Dauer der Teuerung. Die Kursberechnung für die Beiträge der ausländischen Mitglieder wird jährlich fest- gesetzt. Die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüglichen Schriftstücke wolle man an den Schatzmeister Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Appel in Berlin-Dahlem ge- langen lassen. Alle event. Reklamationen, die Versendung der Berichte und Sonder- abdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Bandes unmittelbar an die Verlagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 35, Sohöneberger Ufer 12a, zu richten. Adressenänderungen sowie alle das Mitglieder- verzeichnis betreffenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 6 p., zu senden. X Sonderabdrucke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: l. Jeder Verfasser erhält 50 Sonderabdrttcke kostenlrei* Sonderdrucke bis zu einem halben Druckbogen werden nur mit einem Rückenfalz versehen, d. h. ohne Umschlag, geliefert. 2 Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestellung der Überzahl vor der letzten Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 6 Pfennig 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates .16 3. für jede Lichtdrucktafel 27 „ 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr 6 5. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr 9 6. bei Doppeltafeln pro Tafel und Farbe mehr . 6 7. Bnohbinderlohn für jeden Abdruck 4,05 , 8. für jeden Umschlag 4,6 , 9. für einen besonderen Titel auf dem Umschlage, falls ein solcher gewünscht wird 9, — Mark. Pfennige, welche durch 6 nicht teilbar sind, werden nach oben auf 5 abgerundet. Druck von A. W. Hayn's Erben, Berlin SW. 68 ~ Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W 35 Soeben erschien. Die Stellung der grünen Pflanze im irdischen IvOSmOS von Professor Dr. H. Schroeder. Leicht kartoniert (S Mark. In dieser kleinen geschmackvoll ausgestatteten Schrift wird der Versuch gemacht, die Bedeutung der grünen Pflanze für die übrigen Lebewesen unserer Erde, ihre Stellung innerhalb des irdischen Stoffkreislaufes überhaupt in einer für den gebildeten Leser, der Laie auf natur- wissenschaftlichem Gebiet ist, berechneten Form darzustellen. Nicht Tatsachen sind es, die gelehrt und behalten werden sollen, sondern die Rolle der Pflanze soll verstanden werden. Dazu wird zuerst durch die Besprechung des menschlichen und tierischen Stoffwechsels und seiner Folgen gewisser- maßen ein Problem aufgestellt und dann gezeigt, wie die Einführung der grünen Pflanze oder ihrer Ernährungs- tätigkeit den durch die einseitige Betrachtung künstlich geschürzten Knoten löst. Beschränkung war dabei not- wendig. Es wird deshalb in der Hauptsache nur der Kreislauf des Kohlenstoffes und aie mit diesem verbundenen Energiewandlungen behandelt. Allgemeine Ausblicke, die den Rahmen des gegenwärtigen Geschehens überschreiten, sind eingestreut. Ausführliche Verlagsverzeichnisse kostenfrei BAND XXXVIII. JAHRGANG 1020 HEFT 5. BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. ACHTÜNDDREISSIGSTER JAHRGANG. HEFT 5 AUSGEGEBEN AM 9. JULI 1920. BERLIN, GEBRÜDER BOENTEAEGER W 3B Schöneberger Ufer 12 a V920 Es 'wird drinffend g-ebeten, die veränderten JSestim.- nnnffen ant der dritten Xlmschlagsseite xn beachten» Zu verkaufen gegen Höchstgebot Ber. der Deutsch. Bot. Ges., Bd. XVII -XXX, gebunden, Festschrift, Bd. XXXI u. XXXII, ungebunden. Angebote unter B. Q. 1 an den Sekretär der Ges. Inhaltsangabe zu Heft 5. Seite Einladung zur Generalversammlung der Deutschen Botanischen Gesellschaft 185 Sitzung vom 28. Mai 1920 186 Mitteilungen. 23. A. C. J. van Goor: Das Wachstum der Zostera marina L, 187 24. Otto Schüepp: Über Form und Darstellung der Wachs- tumskurven • 193 25. Walther Gleisberg: Beitrag zur Algenflora des Pros- kauer Teichgebietes. (Mit 2 Abbildungen im Text.) . . 199 26. Hans Pfeiffer: Über die Stellung der Gattung GaustisR.Br. im natürlichen System. II. (Mit 1 Abbildung im Text.) 207 NAohsfee Sitzung der GesellschaU Freitag, den 30. Juli 1920, abends 7 Uhr, im Hörsaal des Pflanzenphysiolog. Instituts d. Universität, Berlin-Dahlem, Eönigin-Luise-StraBe 1. Einladung zur Generalversammlung. J^5 Einladung zur Generalversammlung der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Die Mitglieder der Deutschen Botanischen Gesellschaft werden hierdurch zur Teilnahme an der am Freitag, den 6. August, vormittags 9 Uhr, im Hörsaal des botan. Instituts in Halle a. S. stattfindenden Generalversammlung eingeladen. Die Tagesordnung ist durch §§ 15 u. 16 der Geschäftsordnung gegeben. F. Pax, z. Zt. Präsident. Wegen der Schwierigkeit, die Teilnehmer unterzubringen, mußte Breslau als Versammlungsort aufgegeben werden. — ■ Das gemeinsame Programm der drei botanischen Vereinigungen wird den Mitgliedern durch die. Post zugesandt werden. Der Vorstand. Ber. der Deutsehen Bot. Gesellsch. XXXVIII. 12 186 SitiUDg vom 28 Mai l!»20. Sitzung vom 28. Mai 1920. Vorsitzender : Herr P. ULAUSSEN. Der Vorsitzende teilt mit, daß Herr Prof. Dr. Michael Tswett, in Woronesli gestorben ist. Die Anwesenden ehren das Andenken an den Verstorbenen durch Erheben von ihren IMätzen. Als ordentliche Mitglieder werden vorgeschlagen die Herren: Köhler, Dr. Erich, Assistent an der Hochschule für Landwirtschaft und Brauerei in Weihenstephan (durch 0. RENNER und F. BOAS), Schwemmle, cand. rer nat. in Tübingen (durch W. Ruhland und E, Lehmann», GistI, Dr. Rudolf, Assistent am Tierärztlich-botanischen Institut in München, HohenzoUernstr. 106, 1 (durch K. GlESENHAGEN und G. DUNZINGER), Müller, Dr. Wilhelm, Assistent am Botan. Garten der Universität in Münster i. W. (durch W. BENECKE und A. HEILBRONN), Mevius, Walter, cand. phil. in Münster i. W. (durch W. Benecke und A, Heilbronn) und BerS9, Egon von in Graz, Pflanzenphysiolog. Institut der Universität (durch E. PALLA und K. LiNSBAUER). Zum ordentlichen Mitglied wird ernannt Herr Süssenguth, Dr. Karl in München. A. 0/J. VAN Gooit: Das Wachstum der Zostera marioa L. 187 Mitteilungen. 23. A. C. J. V a n G o o r : Das Wachstum der Zostera marina L. (Aus dem Reichsinstitut für biologische Fischereiuntersuchangea io Helder) (Eingegangen am 12. Mai 1920.)- Durch eine biologische Untersuchung der hoUändischen ^o.'^^era- Wiesen im Wattenmeere, welche ich 1915 und 1916 aus- geführt habe, war ich imstande, die Zosfera- Asso7Äa,tion näher zu studieren, und ich möchte jetzt die Ergebnisse über das Wachstum dieser Pilanzen 'hier mitteilen, weil sie in nahem Zusammenhang mit den von OSTENFELD für die Zosfem-'BGstä.nde der dänischen Gewässer gefundenen Resultaten stehen, während ich die ver- schiedenen Formen der -Zbs/e;Y(-Vegetation nebst den in den Feldern vorhandenen Algen im Recueil trav. botan. Neerl. einer eingehen- den Behandlung zu unterziehen gedenke. Bekanntlich finden sich im Wattenmeere hinter den Nordsee- inseln ausgedehnte Sand- und Schlammbänke zwischen den bis 10 'ö und 20 ra durch die Ebbe- und Flutströmungen ausgetieften Kinnen. Nicht nur an den seichten Stellen nahe an den Küsten, sondern namentlich auf den unterseeischen Bänken in der Mitte des Watten- meeres unter dem Niveau des niedrigsten Wasserstandes^) bis zu einer Tiefe von 3 bis 4 m wächst hier und dort auf ausgedehnten Flächen die Zostera marina in dichten Seegraswiesen, Betreifs des AVachstums kam OSTENFELD (1908, S. 13) durch seine Messungen zu folgendem Ergebnisse: „As it is thus ira- possible to make sure that the leaves on the inner sido of the longest leaf are full-growu, one cannot draw any conclusion as to their length being final. I do not think therefore that by means of the tables it is possibl? to decide the exact yearly number of leaves on one shoot. Taking for granted that the growth during the winter half-year (November— April) is extremely small, I venture liowever to express the supposition that the grass-wrack yearly produces 4 to 6 new leaves on each shoot," 1) Der Unterschied im Wasserstande bei Ebbe und Flut beträgt im holländischen Wattenmeer durch Interferenz der beiden Gezeiten in der Nord- see durchschnittlich nicht mehr als 1 m. 12* 188 A. C. J. VAN Goqr: Tabelle I. Datum Fundort 1915 7. Juli 7. Juli 9. Juli 9. Juli 30. Juli 3. Aug. 3. Aui;. 4. Aug. 4. Aug. 9. Sept. 9. Sept 10. Sept. 28. Sept. 23. Nov. 15. Dez 16. Dez. 1916 15. Febr. 21. Febr. 21. Febr. 22. Febr. 22. Febr. 22. April 9. Mai 9. Mai 11, Mai 20. Juni 21. Juni 18. Aug. 26. Sept. 27. Sept. Stompe Riepel Schans Mok Vangdam Stompe Riepel Wierbalg T. Ewycksluia Stompe Riepel Schaoa Vangdam Vangdam Stompe Riepel Vangdam Schans Stompe Riepel Wierbalg Vaugdam Schans Stompe Riepel Stompe Riepel Mok Stompe Riepel a> a d « «'S ^ (U 1—2 1-^2 0—1 0—1 1 1—2 1—2 1 1 1—2 2 1 1 1 2—3 1—2 cn J3 orj eS ^ a <" (-1 00 S H )-l u M nS :c8 S g GO a :c8 Pf ra a I «p^ IS S xi a 0) t.1 4-> 4J O ^.H ^ s QPCQ ■ o c - «- a ® dj TS -u tn S^ «8 1 Zahl der Pflanzen, bei welchen das- iängste Blatt ist das © ® ® 60 42 60 50 16 40 17 32 46 50 60 50 60 60 50 32 5,2 30,0— 4,6 4,8 4,8 5,0 36 46 40 43 44 48 40 1 0-1 2 I-r2 0—1 1 1 2—3 60 1—2! 50 2 i 50 L-2' 45 1 i 50 1 I 40 2 19 8,5- 23,2- 68,2- 51,3- 4,8 49,8- 4,3:46,7- 4,3' 19,9- 4,2|lO,7- 4 5i36,6- 8,8'57,0- 3,6 3,9 20,0- 33,8- 3.5il2,fi- 8,921,6- 3,8' 16,4- 4,3, 4,4 4.7 42 4,7 4,7 6.4 6.4 6,3- 8,3- 18,9- 9,8- 7,8- 11,6- 11,2- 8,0- 5,2ilO,4- 4,8 38,1- 4,8 4,1 16,3- 12,1- 4.4t66,o- 3,8i37,6- 76,2 66,0 - 46,3 - 93,2! - 78,6 - 84.8 - 97,6 - 57.2 - 61,4 -119,9 -113,9 - 72,81 -102.41 - 77,0 - 9D,2i -■78,7] - 65,1 ■ 49,7 ■ h5,4 - 63,3; - 40,8| - 43.81 - 36,9j - 79,4 - 61,2 -116,8 - 50,6 - 34,7 i -118,4 -103,3 55,2 25,r 37,0 78,1 60.4 70.3 66,7 36 8 37,1 82,2 79,6 51,1 71,1 61.7 68,2 51,4: 0,4 - 0,2 - 0,4 - 0,6 - 0,4 - 0,4 - 0,4 - 0,3 - 0,2 - 0,4 - 0,4 - 0,3 - 0,3 - 0,15- 0,3 - 0,3 - -0,8 -0,6 -0,6 -0.7 -0,6 -0,8 -0,7 -0,6 -0.7 -0,7 -0,7 -0,5 -0,6 0.5 -0,6 -0,7 32,0 0,2 - 24,6 0,15- 60,9 0,3 - 25,0:0,16- 2 V, 9 0,2 - 25,3 0.2 - 26,9 0,2 - 0,58') 0,38 0,56 0,61 Ö<;53 0,61 0,55 0,40 0.43 0.55 0,64 0,43 0,39 0,37 0,50 0,46 37,7 28,0 86,5 36,4 22,6 0,3 0.3 0,3 0,3 0,2 -0,5 0,31 -0,6.0.28 -0,6!o,43 -0,5j0,32 -0,60,33 -0,6!o,34 -0,6;0,45 -0,6 -0,6 -0,8 -0,7 -0,4 0,42 0,46 0,57 0,52 0,30 92,6,0,4 69,010,3 -0,70,57 -0,7iO,62 1.1^) 1,5 1,6 0,8 0,9 0,9 0,8 1,1 1,2 0,7 0,7 0,8 0,6 0.7 0,7 0,9 1,0 1.1 0,9 1,3 1,6 1,3 1.7 1,1 1,6 0,7 1,4 1,3 0,6 0,8 2III -!14 2 2 1 3 2 3 45 22 25 29 29 3 24 12 24 35 "5^8 24 21 28 . 6 17,32 21 11 :o ■ 9: 29 10 25 14 31 12 30| 9 11 4 2 3 4 4 13 14il7 311 28 18 1 6 1 6 31 22 22 27 28i- I 4 7 19 12 10 1 2 16 — 5 12 26 20 26 20 19 31 7 5 20 4 2 Da meine Untersuchungen mich veranlaßten, immer wieder dieselben Stellen zu besuchen, war ich in der Lage, das Wachs- tum in verschiedenen Jahreszeiten auf denselben Feldern ver- gleichen zu können. Die meisten Messungen habe ich an Material ausgeführt,, das auf Stompe in einer ausgedehnten Zostem-Wieser 1) Wie aus einer einfachen Berechnung hervorgeht, muß im Breiten- (Mbr \ %-^) einem Fehler von 0,1 bis 0,3 Rechnung getragen- werden. Dieser Fehler wäre beträchtlich größer gewesen, wenn im Mittelwert der Breiten die ungenaue zweite Dezimale fortgelassen worden wäre. Das Waclistum der Zostera marina L. Ig9 in der Mitte des Wattenmeeres zwischen Helder und Harlingen herausgezogen worden war; weiter habe ich auf diese Weise beim Riepel in einer kleinen Wiese 5 km südlich von Terschelling Material gesammelt und in den Zostera-Feldern beim Vangdam von Nieuwediep und bei der Schans von Texel, während einige weitere Messungen in der Mok bei Texel, beim Wierbalg uod bei Van Ewycksluis (nördlich und westlich von Wieringen) vorgenommen Avurden. Die Resultate dieser Messungen habe ich in Tlibeile I zusammengestellt. Außer dem Datum und dem Fundort ist die Tiefe und die Individuenzahl angegeben. Für die Feststellung der Blätterzah1,en habe ich, um die verschiedenen i;iesultate genau vergleichen zu können, als erstes Blatt dasjenige gezählt, welches unmittelbar ,am •Sprosse, deshalb nicht fiei am Rhizom, stand und: überdies noch nicht bis auf ein ganz schwarzes Stückchen abgerissen war. Als letztes Blatt wurde dasjenige gezählt, dessen Spitze gerade aus der vorletzten Blattscheide zum Vorschein kam. Bei jeder Pflanze habe ich die Länge und die Breite des am weitesten hervorragenden Blattes gemessen und deren Maximum-, Minimum- und Mittelwerte in die Tabelle eingetragen, während in der nächsten Spalte sich der Breiten-Längen-Index in Prozenten findet. Schließlich ist angegeben, wie oft das längste Blatt das Ite, 2te usw. war und daraus ist sofort ersichtlich, daß im Sommer meistens die dritten oder vierten Blätter die längsten sind, später di^; izweiten und im Winter meistens die ersten. Im April und Mai sind dann plötzlich die dritten und vierten Blätter wieder die längsten.. Um eine übersichtlichere Darstellung zu erlangen, habe ich ■diese Zahlen in die Tabelle II für die vier wichtigsten Fundorte gesondert zusammengestellt und daraus ergibt sich, daß sich die Länge der Blätter an allen Fundorten im Laufe des Jahi'es mehr ändert als die Breite und deshalb ändern sich auch die Bfeiten-Längen-Indices. Diese haben, in Prozenten angegeben, im September überall den niedrigsten Wert. Die Blätter erreichen ■dann ihre größte Länge. Im November und Dezember sind schon viele dieser langen Blätter abgebrochen und verschwunden, die Prozentzahl ver- größert sich. Die Blätter dieses Jahres sind dann dunkelbraun tind zwischen den Scheiden dieser langen älteren Blätter erscheinen kurze, junge, hellgrüne, wodurch die Seegraswiesen eine besondere zweifache Färbung erhalten. Die ersten und zweiten Blätter sind 190 A. C. J. VAN GOOK: Tabelle II. Stomp e R i e p e I g ja to a ! 3 CD "i« %. 1 v 1 es ^ 1_ W a 0) M lätterzi i|5 .. o 'iefe in M Hätterz IN . o Längst Blatt s pq 1 m 191 f> VII 1-2 5,2 0,6/65 1,1 4(3—4] 1-2 4,5 0,4/25 1,6 3(1-4) VIII 1-2 4,8 0,6/70 0,9 3(2-6) 1—2 4,3 0,6/87 0,8 3(2-4) IX 1—2 4,6 0,6/82 0.7 3(1-4) 2 3.8 0,5/80 0,7 2(1 -3> XI u. XII 2—3 3,9 0,6/68 0,7 2(l-3j 1—2 3,8 0,6/61 0,9 l(l-2> 1916 • 11 2 4,7 0,4/61 0,9 1(1-3) 1—2 4,2 0,3/25 1.3 l(l-2> IV u. V 2-3 6,4 0,4/38 1,1 4(2-4) 1—2 . 6,2 0,5/28 1,6 3(2-4) VI 2 4,8 0,6/86 0,7 3(2—4; 1—2 4,8 0.5/36 1,4 4(2-6} IX 1 4,4 0,6/93 0,6 2(1-4) 2 3,8 0,6/69 0,8 2{\-3y Va n gd a m S c h a D s 1915 ■ VII 1 6,0 0,6/60 0,9 4;3-6) 0-1 4.8 0,6/37 1,5 3(2-4) VHI IX 1 3,9 0,4 71 0,6 2(1-4! 1 3,6 0,4/61 0,8 3(1-3) XI u XU 1 3,5 0,4/62 0,7 1(1-2] 1916 II 1 4,3 0.3/32 1,0 1(1-4) 0—1 4,4 0,3/25 1,1 1(1-41 IV u. V 1 4,7 0,3/25 1,3 '8(1-4; 1 6.4 '0,5/27 1,7 3(2-6) dann die längsten. Sie sind die einzigen der älteren Blätter, welche- noch übrig geblieben sind. Auch im Februar sind, wie ich an allen Fundorten fest- stellen konnte, die braunen Blätter noch vorhanden, aber der Breiten-Längen-Index hat sich wieder vergrößert, weil wieder mehr längere Blätter verschwunden sind. Die grünen Blätter sind länger und in größerer Zahl vorhanden, aber immer noch 'kürzer als die braunen. Der Unterschied zwischen den vorjährigen dunklen und den jungen hellen Blättern kann deshalb während des ganzen Winters delitlich beobachtet werden. Im April und Mai sind die letzten braunen Blätter ab- gebrochen und von den grünen sind sogleich die 3ten und 4tent die längsten. Jetzt erreicht der Breiten- Längen-Index überall sein Maximum; das Seegras ist am kürzesten. Auf Stompe wird es- J Das Wachstum der Zostera marina L. 191 jedoch niemals so kurz als an den anderen Fundorten. Es wächst hier so üppig, daß die grünen Blätter schon eine beträchtliche Länge erreicht haben, ehe die ältesten abgestorben sind. Vom Mai bis September verringert sich der Breiten-Längen-Index schnell, weil die Blätter sich verlängern. Die Blätterzahl erreicht das Maximum an allen Fundorten im Mai. Während des Winters sind dann 4 bis 5 Blätter aus den inneren Scheiden zum Vorschein gekommen und überdies sind noch kurze Stückchen der letzten vorjährigen Blätter vorhanden. Von Mai bis Dezember verringert sich allmählich die Blätter- zahl dadurch, daß das Absterben der äußeren schneller vor sich geht als die Bildung neuer Blätter. Im Anfang des Winters findet man den niedrigsten Wert für die Blätterzahl, es gibt dann nur noch ein oder zwei lange braune und ein bis zwei kurze grüne Blätter. Von Dezember bis Mai nimmt die Blätterzahl wieder zu, die jungen Blätter erscheinen daher schnell hintereinander. Im Mai sind die letzten Stückchen der braunen Blätter durch Farbe und Beschaffenheit noch deutlich von den jungen Blättern zu unter- scheiden ; die 4 bis 5 dann vorhandenen grünen Blätter bilden die ganze Blätterzahl, welche seit November zum Vorschein ge- kommen ist. Wenn wir jetzt fragen, ob während des Sommers immer noch neue Blätter erscheinen, so muß die Antwort sein, daß dies wahr- scheinlich nicht der Fall ist. Erstens geht aus der Verringerung der Blätterzahl im Sommer, geradie wenn man die kräftigste Ent- wicklung erwarten sollte, hervor, daß keine oder nur sehr wenige neue Blätter gebildet werden, während die vorhandenen schnell in die Länge wachsen. Zweitens beweist der deutliche Unterschied zwischen den älteren und den jüngeren Blättern, welche im No- vember aus den Scheiden zum Vorschein kommen, daß die Blatt- bildung seit Monaten eingestellt gewesen ist. Wir dürfen deshalb annehmen, daß jede Seegraspflanze im Winter und Früh- ling nur eine Blätterreihe von fünf bis sechs, höchstens sieben Blättern erzeugt (schwache Pflanzen nur 3 bis 4). Dann wird die Blattbildung einige Zeit eingestellt, und während die Blätter hauptsächlich in die Länge wachsen, sterben die äußeren älteren allmählich ab. Nach PETERSEN (1915, S. 29) sollte die Produktion der Seegraspflanzen ungefähr doppelt so groß sein; wie jedoch aus vorstehendem hervorgeht, ist dies für das holländische Wattenmeer jedenfalls nicht zutreffend. Aus diesen Messungen folgt weiter ein wächtiges Ergebnis 192 A. C. J. VAN GOOK: Das Wachstum der Zostera marina L, für die Erhaltung des Seegrases an den holländischen Küsten. Im Juli und August schneiden die Fischer von Wieringen an ver- schiedenen Stellen die Pflanzen bei Ebbe möglichst dicht am Boden ab, um die Blätter und die ganzen Pflanzen zu sammeln und zu trocknen. Dieses Seegrasmähen schadet jedenfalls der Produktion der künftigen Jahre, denn mäht man früh, so werden der Vegetationspunkt und das Bhizom ihrer Nahrungsquelle be- raubt, mäht man später, so werden auch die Blätter des folgenden Jahres, welche im November schon aus den Blattscheiden zum Vorschein kommen und deshalb im August gewiß schon im Innern der Sprosse vorhanden sind, abgeschnitten. Ein glücklicher Um- stand ist es jedenfalls, daß bis jetzt das Mähen nicht über sehr große Strecken stattfindet. Jedenfalls wäre es unerwünscht, all- jährlich einen großen Teil der Seegraspflanzen abzumähen, weil mit dem Seegras eine reiche Nahrungsquelle für viele unserer Nutzfische verschwinden würde. Literatiirvcrzolclinis. Boysbn-Jensen (1914). Studies concerning the organic mattor of the sea- bottom Rep Danish Biol. Station, XXH. VAN GOOK (1919). Het zeegras en zyn beteekenis voorliet leven der visschen. Kapp. Verh. Uykt^inst Visscherjonderz. Dl. 1, Afl. 4. Grönland (1861). Beitrag zar Kenntnis der Zostera marina L. Botan. Ztg., Bd. 9. OSTENFELü (1908). On the ecologj and di.stribution of the Grass-Wrack in 0^ Danish waters. Rep. Danish Biol. Station, XVI. Petersen (1916). A preliminary result of the investigations on the valuation of the sea. Ibidem, XXlIl. Petersen and Boysen- Jensen (1911). Animal life of the seabottom, its food and (juantity. Ibidem, XX. Reüeke (191B). Over het wier en de wiervisschery. Meded. over Visschery, Dl. 22. Otto SchujepP: Über Form und Darstellung der Wachstumskurven. 193 24. Otto Schüepp: Über Form und Darstellung der Wachstumskurven. (Eingegangen am 13. Mai 1920.) In einer früheren Mitteilung') stellte ich als Grundiorm der Wachsturaskurven die Exponentialkurve auf, y = yo-G* (1) }-: Größe zur Zeit t, yo : Größe zur Zeit 0, c: konstanter Wachs- tumsfaktor, t: Zeit. Der Formel liegt die Anschauung zugrunde, daß die Größe' des Zuwachses in erster Linie bestimmt sei durch die Größe des wachsenden Körpers; daß das Wachstum als eine Leistung des wachsenden Körpers seiner Menge proportional sein müsse. Für einen Zuwachs von 5 ",, in der Zeiteinheit ergibt sich Größe zur Zeit to = Jo » h = Ji = Jp + 0,05 .Yo = 1,05 yo „ „ » t2 = y2 = 1,05 yi = 1,05 -yo „ t = yt = 1,05 *-yo Der Faktor c ist chaiakteristisch für die Wachstumsintensität, hängt aber auch von der Größe der Zeiteinheit ab. In einer neueren Veröffentlichung gibt BLACKMAN-) die Formel W, = Wo-e'-t (2) Wj: Gewicht zur Zeit t, Wo: Anfanfangsgewicht, e = 2,718, r: In- tensitätsfaktor, t: Zeit. Die Formel ist inhaltlich identisch mit Formel (1); anstelle meines Intensitätsfaktors c steht die Konstante e^; r ist, wie sich weiter unten zeigen wird, von der Wahl der Zeiteinheit nicht mehr abhängig. Aus der Form der Schneckenschalen leitete PETERSEN^) das folgende Fundamentalgesetz ab: y =: e* ^ ''=' + '=^' (3) y: Länge; e = 2,718; a, b, c: Konstante; x: Zeit. 1) 0. SCHÜKPP, Diese Berichte, XXXII (1914), p. 328—339. 2) BLACKMAN, V. H., Annais of Botany, XXXIII (litl9), p. 353— 360. 3) Petersen, CHR , Une loi fundamentale de l'accroissement des orga- nismes. Oopenhague 1919, 36 p. J94 Otto ScHüEpr: Die Konstante c ist sehr klein, oft gleich 0. Dadurch verein- facht sich die Formel y _- ga + bx __ ga . gbx Da e* konstant ist, gelangen wir zu unserer Formel (2) zurück. Als Wachstumsgeschwindigkeit [absolute W. g] ist zu definieren der Zuwachs in der Zeiteinheit, oder: abs. '^2 ^1 Zur Berechnung ersetze ich in meiner Formel (1) die Kon- stante c durch e'. y = yo-e^^ (4) dv Dann ist v = —-= jo-e^* -log- nat. e^ abs. cit V =y-r (5) abs. - Das heißt: Für unsere Normalkurve ist die. absolute Wachs« tumsgeschwindigkeit das Produkt aus der Größe im betrachteten Zeitpunkt und aus dem BLACKMANschen Intensitätsfaktor r. Als relative Wachstumsgeschwindigkeit ist zu definieren der Zuwachs der Längen-(Gewichts-)einheit in der Zeiteinheit, oder: ■ V = V 72 — .Yl abs. rel 7i (h — ^l) y Aus Formel (5) berechnet sich v:=r (6) r 1 Die relative Wachstumsgeschwindigkeit ist mit dem Intensi- tätsfaktor r von BLAOKMAN identisch. Für eine beliebige empirisch festgestellte Wachstumskurve berechnen wir die relative Wachstumsgeschwindigkeit unter der Annahme, daß wir für das Zeitintervall zwischen zwei Messungen die Wachstumskurve durch eine Exponentialkurve ersetzen dürfen. Messen wir zur Zeit t^ die Größe Vj, zur Zeit t^ die Größe Vj, so ist y2 = yo-e'-f= yj = yo-e^f> duich Division ^-^^ = — = e'" (^:-*i' durch Logarithmieren log. nat. y.,~log-. nat. y, = r (ta — tj-log. nat. e V = r = ^^^J^: y^—^og- "^t. y, rol h~U >Über Form und Darstellung der Wachstumskurven. 195 Setzen wir das Intervall tj t^ gleich der Zeiteinheit, so er- halten wir die Formel, nach welcher ASKENASY') schon im Jahre 1880 die Wachstumsgeschwindigkeit berechnete V " log, nat, l^— log. nat. Ij (8) Wollen wir mit BRIGGschen Logarithmen rechnen, so ist V ^ log y 2 -log y, rei (t^-ti) • log e • Robertson-) setzt für die Berechnung seiner Fundamental- kurve den Zuwachs nicht nur proportional der Menge der wachsenden Substanz (x bei ROBERTSON), sondern zugleich auch dem Abstand zwischen der Größe x und der im betreffenden Wachstumszyklus erreichten Endgröße A, also proportional der Differenz (A — x). Seine Formel lautet log^3^ = K (t~ti) (10) K: Konstante, t: Zeit, t^: Zeitpunkt in welchem die Größe —- er- reicht wird. Eine einfache Umformung ergibt: log X— log (A— x) = Kt— Kti log X =r [log (A— x)-Ktil + Kt Für Werte von x, die im Vergleich zu A sehr klein sind, darf man log (A — x) durch log A ersetzen, wodurch der. Inhalt der eckigen Klammer konstant wird. log X = C + Kt. Aus unserer Formel (1) erhalten wir log y = log yo + t • log c = C + Kt. Für den aufsteigenden Teil der Wachstumskurve, etwa bis gegen den Wendepunkt in der S-förmigen Krümmung, fällt die Kurve ROBERTSONS mit derjenigen des Verfassers und BLACKMANs zusammen: ROBERTSON nimmt das Ausklingen des Wachstums mit in seine Gleichung hinein, während wir auf die theoretische Dar- stellung dieses Kurvenabschnittes verzichten. 1) ASKENASY, E , Veih. d. naturhist. med. Vereins z. Heidelberg. N. F. II, 1880, S. 70 2) ROBERTSON, T. Br., Archiv f. Entwicklung^mechanik, XXV, 1908,. p. &B1-614. ^9ß Otto Schlepp: MITSCHERLICH 1) leitet aus seinem Gesetz der physiologischen Beziehungen folgendes Wachstumsgesetz ab: y = A (1— e-«=^)° ' (11) y =r Ertrag zur Zeit x, A: Höchstertrag, e = 2,718, c: Wirkungs- grad der Wachstumsfaktoren, x: Zeit, n: Anzahl der Wachstums- faktoren. Bei der Ableitung der Formel wird ein Gesetz, das für die Beziehungen zwischen Nährsalzkonzentration und Ernteertrag sich als gültig erwies, übertragen auf die Beziehungen zwischen Größe zur Zeit x und den Mengen der Wachstumsfaktoren, welche den Pflanzen nach und nach in bestimmten Intervallen zu- fließen. Charakteristisch isl, daß die Anfangsgröße, die Menge dei- wachsenden Substanz, gar nicht in Betracht gezogen wird; es muß sogar vom gemessenen Gewicht das Gewicht der Aussaat abgezogen werden, um das y der Formel zu erhalten. So steht auch die Formel in keinem theoretischen Zusammenhang mit unseren Formeln (1) oder (2); es ist nicht möglich durch Umrechnung eine Ver- wandtschaft nachzuweisen. Mit Robertsons Formel gemeinsam ist die Beziehung des Wachstums auf die Endgröße A, welche bei MiTSCHERLICH mit einer Eeihe von Faktoren multipliziert sind, welche alle die Form M —\ aufweisen, sich also erst rasch, dann immer langsamer dem Werte 1 annähern. ElPPEL-j verglich für verschiedenes Beobachtungsmaterial die Leistungsfähigkeit der Formeln von ROBERTSON und MiTSCHER- LICH ; er entscheidet sich zugunsten ROBERTSONS. MiTSCHERLICH ^) gelangt in einer Nachprüfung zu dem Resultate, daß beide Formeln sich den Beobachtungen gut anpassen lassen, so daß eine experi- mentelle Entscheidung schwerlich gelingen wird. Das ist auch nach den Ausführungen von ENRIQUES"*) nicht zu verwundern, da auch andere Gleichungen mit einer genügenden Anzahl von Kon- stanten dasselbe leisten werden. Was für eine mathematische Kurve wir der Betrachtung der Wachstums Vorgänge zugrunde legen wollen, muß somit durch bio- logische Betrachtungen entschieden werden. 1) MiTSCHERLICH, E. A , Landwirtschaftliche Jahrbücher LKI (1919)- p. 167—182. 2) RlPPEL, A., Diese Berichte XXXVII (1919), p. 169—176. 3) MiTSCHERLICH, E. A., FÜHLiNG3 landwirtschaftliche Zeitung LXVIII <1919), p. 419—426. 4) Enriques, P., Biologisches Centralbl. XXIX (1909), p. 331—352. über Form und Darstellung der Wachstumskurven. 197 Die Forderung, daß die Größe des Zuwachses zur Größe der wachsenden Pflanze oder des wachsenden Pflanzenteiles in Bezie- hung gesetzt werden müsse, scheint mir notwendig; dabei sind zwei Fälle auseinanderzuhalten. . Bei der Gewichtszunahme einjähriger Pflanzen können wir mit BLACKMAN voraussetzen, daß sie abhängig sei von der Größe der Assimilationsfläche. Ein bestimmter Anteil der assimilierten Substanz wandert in die Knospen und wird dort zur Bildung neuer Assi- milationsflächen verwendet. Die Proportionalität zwischen Gewicht und Gewichtszunahme ist das Resultat einer ganzen Reihe inein- andergreifender Vorgänge, Die Ernährung, bestimmt durch die begrenzte Leistungsfähigkeit des Absorptions- und Assimilations- appafates ist im Minimum vorhandener Wachstiimsfaktor. Ein Vergleich mit einer Antokatalyse ist hier, wie BLACKMAN hervorhebt, nicht möglich. Bei der Betrachtung eines einzelnen wachsenden Pflanzen- teiles, z. B. eines Blattes oder Stengelgliedes innerhalb einer un- begrenzt fortwachsenden Knospe darf für viele Fälle die Ernährung als dauernd optimal betrachtet werden. Begrenzender Faktor ist hier die Menge der wachsenden Substanz. Die Synthese von Protoplasma ist gebunden an das Vorhandensein von artgleichem Protoplasma; die sich vermehrende Substanz wirkt bei der Synthese wesentlich mit; die Wachstumsleistung ist also der wachseuden Masse proportional zu setzen. Derselbe Gesichtspunkt kann geltend gemacht werden für das Intussuszeptionswachstum der Zellwand, das man andererseits auch der Oberfläche des Zellwandstoffe aus- scheidenden Protoplasten proportional setzen kann. Wir dürfen mit WO. OSTWALD') solche Vorgänge als „auto- katakinetisch" charakterisieren, haben aber kritisch zu prüfen, ob wir sie mit der dem Chemiker bekannten „Autokatalyse" gleich- setzen dürfen. Es fehlt dazu das Kennzeichen, das Wl. OSTWALD-) für alle kataly tischen Vorgänge aufgestellt hat: „Die Vorgänge, welche in solcher Weise beeinflußt werden, müssen immer solche sein, die auch ohnedies freiwillig verlaufen könnten." Für das Wachstum organischer Körper ist aber gerade charakteristisch, daß sie nicht freiwillig verlaufen, sondern nur unter Mitwirkung des praeexistierenden Wachstumsproduktes. Gegenüber dem speziellen Vergleich, den ROBERTSON zwischen Autokatal^'se und Wachstum durchführt, ist noch hervorzuheben, 1) Ost WALD, Wo., Vorträge u. A. üb. Entwicklungsmecbanik d. Org. V (1908), 71 p. 2) Ost WALD, Wl., Grundriß d. allg. Chemie. 3. Aufl. Leipzig 189.9, p. 518. 198 Otto SchÜEPP: Über Form und Darstellung der Wachstiimskurven. daß zam Wachstum eine Konz entrations ander ung der rea- gierenden Stoffe (Nährstoffe), und des Reaktionsproduktes (wachsen der Körper), nicht notwendig gehört. Die Nährstoffe können ständig zufließen und der wachsende Körper nimmt vor allem an Volumen zu. Zur Ableitung von ROBERTSONS Formel genügt aber, wie MlTSCHERLICH^) zeigt, die Annahme, daß neben der Wachstums- förderung durch die Zunahme wachsender oder ernährender Substanz, eine Wachstums he mmung wirkt, welche sich mit der Annäherung an den Höchstertrag verstärkt und dadurch berück- sichtigt wird, daß man die absolute Wachstumsgeschwindigkeit nicht nur der Größe y, sondern auch der Differenz (A — y) pro- portional setzt. Die Formel von MiTSOHERLIUH (Formel 11), ruht auf einer ganz anderen theoretischen Grundlage. Sein Gesetz der physio- logischen Beziehungen stellte ursprünglich den Zusammenhang dar zwischen Ernteertrag und Nährsalzkonzentration im Boden. Bei Variation bloß einer Salzkonzentration gilt: y = A\l— e das heißt, die Steigerung der Ernte mit der Nährsalzgabe ist am stärksten bei geringer Salzkonzentration, sie nimmt ab bei höherer Konzentration, so daß ein bestimmter Grenzwert A nicht über- schritten wird. Bei der gleichzeitigen Variation der Konzentrationen verschiedener Salze erhält man dann Kurven von S-Form, welche den t^^pischen Wachstumskurven gleichen. Es handelt sich bei MlTvSüHERLICH zunächst um das Ver- hältnis 2 wischen Wachstumsertrag und äußeren Wachstums- faktoren. Auch wenn man es ablehnt, ein hier gefundenes Gesetz auf das Verhältnis zwischen Wachstum und inneren Wachstums- faktoren und das Verhältnis von Wachstum und Zeit zu über- tragen, so bleibt die Frage, wie die äußeren Faktoren in der W^achstumsformel zu berücksichtigen sind. Die Intensität des Wachstums ganzer Pflanzen oder einzelner Pflanzenteile haben wir charakterisiert durch den BLAOKMANschen Faktor r oder die relative Wachstumsgeschwindigkeit. Diese ist sicher keine konstante Größe, sondern eine komplizierte Funktion innerer und äußerer Faktoren. Neben dem Einfluß der „spezifischen 1) MlTSCHEELICH. E. A., FÜHLING3 landwut. Ztg. LXVI[I(1919J, p. 419. WalTHKB GLEISBERG: Beitrag zur Algenflora desProskauerTeichgebietos. I99 Struktur" kommen sämtliche „inneren Bedingungen" in Betracht. Wir kennen eine Differenz /Avischen dem vvachsturastätigen und dem ruhenden Zustand einer Knospe. Weiter kommen die äußeren Faktoren in Betracht, für welche möglicherweise MlT- sCHERLICHs Formel gilt: r = r \1 — e / Maximum Von den Wachstumsbedingungen hängt aber auch die Wachs- tumsdauer ab. Diese kann unter optimaler Nährsal/versorgung unbegrenzt sein für ganze Sproßspitzen (KlebS); sie ist immer begrenzt für einzelne Blätter oder Stengelglieder. Dabei ergeben die allgemeinen Erfahrungen, daß die hemmenden inneren Faktoren um so später zur Wirkung gelangen, je günstiger die äußeren Wachstumsbedingungen sind. Aus der Steigerung der Wachstumsgeschwindigkeit und der Wachstumsdauer zusammengenommen, ergibt sich dann die Steige- rung des Gesamtertrages, wie ihn MiTSCHERLICH durch sein Gesetz der physiologischen Beziehungen aus den äußeren Be- dingungen ableitet. 25. Walther Gleisberg: Beitrag zur Aigenflora des Proskauer Teichgebietes. (Mit 2 Abbildungen im Text.) (Eingegangen am 25. Mai 1920.) Das Proskauer Teichgebiet, von dessen Kormophyten-Gesell- schafteu an anderer Stelle im Hinblick auf einen besonderen Abschnitt, das Neuhammerteich-Gebiet, berichtet worden wird'), stellt in algologischer Hinsicht ein einheitliches Florengebiet dar, nicht nur, weil die Teiche'^) durch den Proskau-FluB und Gräben in direkter Verbindung zueinander stehen und die Algenübertragung vom Oberlauf in alle Teiche wahrscheinlich ist, sondern weil Ufer- zonen aller Teiche (mit Ausnahme des kleinen Mühl- und Czech- 1) Jahresbericht der Lehranstalt für Obst- und Gartenbau in Proskau, 1920, siehe auch Auffallende Typenbildung bei Vacc. oxycoccus L. Ber. Deutsch. Bot. Ges., 1919, Bd. XXXVII, Heft 10. 2) Ellguth-, Przjschetz-, Nadimatz-, Mühl-, Czech-, Rudnitz- und.Neu- hammer-Teich. 200 Wai.ther Gleisberg : Teiches) anmooriges Gepräge tragen wie das moorige Ursprungs- gebiet des Proskau-Flusses und nirgends die natürlichen Wasser- verhiiltuisse durch Abwässer verändert oder gar völlig verwischt werden. Aber nicht allein der moorige Charakter der Gewässer übt J bestimmenden Einfluß auf den Algenbestand aus, auch durch in anderen Gebieten seltene Kormophyten, wie Aldrovaudia, Utricularia, Trapa und andere werden epiphytische Algengenossenschaften von eigenartiger Struktur geschaffen und mit Gesetzmäßigkeiten, die zwar noch im einzelnen der Klärung bedürfen, aber im Verein mit Befunden der Algenwatten und -Überzüge auf anderen 'Wasser- pflanzen doch schon den verallgemeinernden Schluß zulassen, daß es für den Algenbestand eines Teiches nicht gleichgültig ist, ob die Kormophyten-Gesellschaf t nur aus Pflanzen besteht, deren assimilierende Teile vor allem dem Wasser entragen, den Hauptvertretern des Litorales, oder aus benthonischen oder pelagischen Formen, abgesehen von sonstigen biologischen Eigentümlichkeiten der Substrat- pflanzen, die genossenschaftsbestimmend für Algen wirkqn. Einzelheiten seien einem späteren Bericht vorbehalten!^) Zwei Gruppen einzelliger Algen, Desmidiaceen und Proto- coccales, sollen herausgegriffen werden, da .hier besonders kenn- zeichnende Formen für die Einheit des Gebietes vorliegen, von ihnen aber nur die Gattungen behandelt werden, die seit Kirchner^) neue Befunde bei der Bearbeitung des Neuhammer- Teiches ergeben haben. Von den Desmidiaceen waren besonders häufig während der Monate August bis Oktober 1919 die Gattungen Closterium, PJeuro- taeniiim, Euastrum und Micrasterias. Dabei ist es eigentümlich, daß Pleurotaenien, diese auffallenden Formen, in der KiRCHNERschen Bearbeitung überhaupt nicht für Proskau angegeben werden, wie auch nicht Enastrum verrncosum Ehrb., das hier häufigste Euastrum^ und schließlich besonders auch auffallende Micrasterias-¥ ormen, von denen il/. rotata, AI. WalUchii und M. americana in den Unter- 1) Der Liebenswürdigkeit von Herrn Professor Dr. KOLKWiTZ verdanke ich die Mitteilung, daß der Wernsdorfer See, südöstl. von Berlin, ähnliche Planktonverhältnisse wie mein Untersuchungsgebiet aufweist. Plankton dabei im weiterea Sinne gebraucht. „Er enthält gleichfalls viel Trapa und Utricu- laria vulgaris als höhere Flora und viele Desmidiaceen und Protococcales im Plankton." Für die Klärung der hier angeschnittenen Fragen wird sich dem- nach eine vergleichende Bestandsuntersuchung als notwendig erweisen. 2) COHX, Kryptogamen-Flora v. Schlesien, Bd. 2, 1. Hälfte, bearb. v. Kirchner 1878. Beitrag zur Algenflora des Proskauer Teichgebietes. 201 suchungsmonaten bis Februar 1920 eine hervorragende Rolle im Gesamtalgenbestand der Filnge spielten, für Proskau im KIRCHNER fehlen. Selbstverständlich kann die Liste bei weitem nicht als abge- schlossen bezeichnet werden, zumal die überhalb des Neuhammer Teiches liegenden Wasserbecken in die Untersuchung noch nicht einbezogen sind. Der Neuhamraer Teich kann aber als Sammel- gebiet betrachtet werden und stellt bei seiner Größe und seinem geringeren Gefälle auch ein Absetz- und Staugebiet für Schwebe- stoffe mit ihren lebenden Komponenten dar. Desmidiaceen: Außerdem von KlRCÜNER für das Gebiet angegeben: Während der Monate August 1919 bis Februar 1920 wurden festgestellt: Spirotaenia Breb. Sp. cmidensata Breb. — P^) | Sj). minuta Thur. \ a.r. minutisslma I Kirch. K(Na) Closterium Nitzsch. C. didymotocum Corda — P (.'. acerosum Ehrb. K (N, Ne, E) (\ atfcniiatiim Fjhrh. — P ('. l/neatum Ehrb. — P C. Venus Kg. — P C. Ehrenhergil Menegh. — P G. monüiferam Ehrb. K (E) C. LeibJenii Kg. — P ( '. praegrande ßabh. — K C. Pritchardianum Arch. — K C. ohiusuin Bteb. K (Ne) C. gracüe Breb. K (Pz) C. stnolatiim Ehrb. K (Pz) ('. striolatum Ehrb. var. donga- tum Rabh. K (P) C. cosiatiim Corda K (N) G. acutum Breb. K (Ne) (\ acuminatum Kg. K (N, E) C. Jenneri Ralfs K (W, Pz) G. parvulum Näg. K (Ne, E, Pz) C. rostratum Ehrb. K (N, W, E) 1) Lokal zusammeDgehurige Fundorte ElKCHNERs werden unter folgenden Zeichen geführt: K (P) = bei Proskau; im Teich und an der Mühle von Proskau; K (Ne) = bei Neuhammer; im Nenhammer Teich; Graben b. Neuhammer; K (R) = Rudnitz-Teich: R (N) = Nadimatz-Teich ; Graben am Nadimatz; am Nadimatz-Teich; K (W) = Wilhelmsberg; Gräben bei Wilhelmsberg; Gräben am bzw. im Wilhelmsberger Walde; K (E) = bei EUguth; im Ellguth-Teiche; an der Mühlrinne in Ellguth; K (Pz) = beiPrzyschetz; am Przyschetz-Teich; Graben b. Przjsch.-Teicb; — P = nicht für das Proskauer Teichgebiet angegeben ; — K = überhaupt nicht in der Kryptogamen-Flora für Schlesien. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. XXXVIII. * 13 202 WALTHEK Gr. EISBERG: Pleurotaenlum Nag. P. TrdbecHla Näg. -P P. nodulosum DBy — P P. truncata Näg. — K P. Archen Delp , syn. P. maxi- inum (lieinsch) Liind. — K C saxonicum Breb. Cosmocladium Breb. ■K I Cosmarium Coida. C. bioculatum Breb. — P C. pachydermum Lundell — P G. margaritiferum Mene^h. K (Ne) C. Botrytis Menegh. K (N, Ne, E) C. tetraophthalmum Breb. — K C. latum Breb. var. minor Iloy u. Biss — K C, ochthodes Nordst. — K C. Cucumis Corda K (E) (\ tinctum lialfs K {\^z) G. dcpressum Lundell K (Ne) C. Mcneghinii Breb. var. gcnuinum Kirch. K (N, E) C. crenatum Ralfs K (Ej C. notahilc Breb. K (E) C. Phaseolus Breb. K (No) ('. ahit'um Kirch. K (Ne) ('. caeIatH)n -RdiUs K (E) Euastrum Ehrb. E. ohlo)>gum Ralfs — P E. verrucosum Ehrb. — P E. rosiratum Rabh. — K E. monom'f/lum(Sordst.) Rabh. K E. Bidclta Ralfs K (W, Pz) E. (insntum Ralfs K (N) E. clegans Kg. K (Pz) E. himde Ralfs K (Ne) E. pectinaiiim Breb. K (N) Mlerasterlas Ag. M. dcnticulata Breb. K (N, Pz) M. pajyilliferd Breb. K (Pz) il/. Rabenhorstii Kirch. K (Ne) M. WalUcini Grün -P M. americana Ralfs — P M. Crux Melitensis Ralfs — P M. truncata Breb. — P M. roiata Ralfs -P M. denticulüta Breb. var. xotata Nordst. — K M. radiata Hass. — K M. Hcdis Racib. — K (Abb. 1) M. llalis Racib. wurde dreimal gefunden. Von einem Exemplar konnte ein Einzolpräparat hergestellt werden. Beitrag zur Algeoflora des Proskauer Teichgebietes. 203 Staurastrum Meyen. St. dilatatum Ehrbg. K (Pz, E) ßt. furdgemm Breb. — P St. gracilc Ralfs — P .St. teliferum llalfs — P St. miiticuin Brrb. K (Ne) St. orhiculare Ralfs K (Ne) St. puiiduJatum Bieb. K (W, Ne, Pz, E) St. sexcosfatnm Breb. K (Ne) St. dilatatum Ehrb. K (Pz, E) St. hirsutmn Breb. K (W, Pz) St. deieduni Bn'b. var. mucrnnaia (Ralfs) K Pz Gonatozygon DBy. ^T. monotaenium DBy. '- — K Abb. 1. Micrasterias Halis Rac. Vergr. 140fach. Photogr. nach Zeichnung mit Zeiss' Zeichenapparat. Von den Protococctiles sind besonders vertreten die Gattungen ■Scenedesiiiiis und Ped'wstru)». Aus dem Formenreichtum von Scenedesmiis seien einige Formen, die von den bisher bekannten abweichen, hervorgehoben (Abb. 2): 1. Cönobien vierzellig, Stachelung von je 2 Zellen am ent- gegengesetzten Ende wie bei Sc. äispar Breb., Einzelstacheln fehlen. Zellen 5—7 ^ breit, 15 jt* lang. — Häufig. Scenedesmiis d'ispar Breb., f. pa/icispinosa^) ^) nov. f. (Abb. 2, la). 2. Cönob. vierz., Stachelung wie vorig., alle Zellen mit Längs- rippe, auf dieser, gleichsinnig aus der Zellmitte verschoben, je ein 1) Die mit 5) bezeichneten Formennamen akzeptiere ich nach einem Vorschlag von Dr. Br. Schröder, dem ich auch an dieser Stelle für die vielfache und bei dem Mangel an Literatur im Abstimmungsgebiet hochwill- kommene Unterstützung bei meiner Algenarbeit Dank sage. 13* 204 "Walther GleisbErg: kurzer Stachel, Chromatophor stark granulieit, Zelle 8— 10 |t* breite 25 fi lang. — Häufig. Sccnedesmus dispar Breb. f. mirabüis'^) nov, f. (Abb. 2, Ib). 3. Cönob. vierz., Endzeilen an jedem Ende mit einem Stachel, einer in Verlängerung der Zellängsachse, der andere zum Cönobium diagonal gestellt, die entsprechend gestellten Stacheln an den diagonal entgegengesetzten Enden der Endzellen. Mittelzellen mit je einem diagonal gestellten Stachel neben dem senkrechten der Endzelle. Chromatophor fein granuliert. Zellen 9 — 11 ^ breit,. 25 ^i lang. — Zerstreut. Scenedcsmus quadricauda Breb. f. obscura^) nov. f. Abb. 2. Fig. la Scenedesmus dispar, f. paucispinosa nov. f. „ Ib „ „ f. mirabilis nov. f. „ IIa „ quadricauda, f. obscura nov. f. , IIb „ „ i. cornuta nov. f. „ IIcu. d „ „ typ. Fig. la 500fach, Fig. Ib, IIa u. IIb 640fach, Fig. IIc u. Ild 560 fach. 4. Cönob. vierz., Zellen fast rechteckig, eng zusammenschließend, Endzellen mit hornartigen, in Stacheln endigenden Ecken. Membran dünn. Chromatophor fein granuliert. Zellen 6,5 jt* breit, 21 [i lang. — Nur zweimal gefunden. Scenedesmiis quadricauda Breb. f. cornuta nov. f. Ubeii die Konstanz dieser Formen liegen experimentelle Be- funde noch nicht vor. Die Bezeichnungen dienen also nur der vorläufigen Orientierung, bis sichere Varietäten in den Formen identifiziert sind. Die Variationsbreite der quadricauda -Stsimmiorm in Gestalt der Einzelzellen und Länge und Gestalt der Stacheln zeigt Abb. 2, Figg. IIc u. d. Bemerkenswert ist, daß sich die langbestachelto Beitrag zur Algenflora des Proskaaer Teichgebietes. 205 Form (Zellen 5 (i breit, 19 [j, lang) in den Fängen nur vereinzelt fand. In einem dieser Fänge, der 2 Wochen in einer Petrischale aufbewahrt worden war, hatte sie sich so stark vermehrt, daß mit 'bloßem Auge flockige Zusammenballungen zu erkennen waren. Diese Form scheint danach ruhigem Wasser die starke Entwicklung -der Stacheln zu danken zu haben, während die Stacheln der kurz- bestachelten Form (Zellen 7 fi breit, 17 ,«/ lang) vielleicht nichts anderes als Hemmungsbildungen darstellen, die unter dem Einfluß mechanischer Hemmungen in ihren Lebensbedingungen entstanden zu denken sind. Doch das bedarf noch der Stütze durch Befunde im freien Wasser. Fornienmannigfaltigkeit wie die Sccncdesmen weisen auch die Pediasfren auf. Dies und auch die Größenunterschiede der Formen eines Fanges erwecken häufig den Eindruck, als handle es sich um ein Gemisch von Formen der verschiedensten Ursprungsgebiete mit mannigfach variierenden Bedingungen, so daß auch hierdurch die Bezeichnung des Neuhammer-Teiches als eines floristischen Staugebietes an Berechtigung gewinnt. Protococcales: Während der Monate August 1919 bis Februar 1920 wurden festgestellt: Außerdem von KiRUHNER für das Gebiet angegeben: Scenedesmus Mej. Sc. Ujugatus (Turpin) Kützing f. seriains (Chordat), syn. Sc. oh- iasus Meyen K (E) Sc. acutifonnis Schröder — K Sc. hrasilicnsis Bohl in — K Sc. (jKadrlcduda Breb. typ. K (R, Pz, E) Sc. quadricrmdd Breb. f. abundans Kirch. K (R, Pz, E) Sc qu. icielifulid Palla) durch die Morphologie der Blätter wie durch den anatomischen Bau von Cladium sich so unter- 21U Hans Pfeiffer: Assimilationsgewebe. Als Gefäßbücdelscheide treten nur bei wenigen Cladmmsirten Kegelzellen auf, meistens fehlen sie dort wie auch bei Cmisf/s. Der Grad der Verkieselung ist nach Phenol- präparaten bei beiden Gattungen ungefähr gleichartig. 2. AuBer mit Ckidnim kann Caustis auch mit Lepidosperma Labill. (1804) 14 in Zusammenhang gebracht werden. Sicherlich lassen sich Übereinstimmungen mit dieser Gattung wie mit der aufgegebenen Machaerlna Tahl, die wahrscheinlich zu Lepido- sperma zu ziehen ist, unschwer finden. Es wäre auch möglich, | daß weitere Untersuchungen auch diese Gattung (dann wohl zu- sammen mit Cosfular/a und Tricoshdaria) als verwandt mit Tetraria und Cyathochaeta erkennen lassen. Vorläufig scheint mir diese Änderung höchstens in bezug auf die aus Australien untersuchten Arten zuzutreffen. In der harten nußartigen Frucht unterscheiden sich Caustis (und Gahnia) scharf von Lepidosperma. 3. Die Anordnung derart, daß Tetraria und Cyathochaeta wegen der in Gestalt von Borsten vorhandenen Blütenhülle und der zwei- zeilig gestellten Deckschuppen zu den Schoeneen zu bringen seien, alsdann Canst'ts mit Gahnia und Cladium (Blütenhülle fehlend, spiralig gestellte Deckschuppen) den Rhynchosporeen einzu- ordnen sei, scheint mir kaum haltbar, ist auch nur unter der Vor- aussetzung möglich, daß es keine Gattung gibt, unter deren xlrten die Stellung der Deckschuppen wechselt. €. Versuch einer uatürliclien (Triippieniu;^ der Unterfam. Kliynchosporoideae A. et (I. (1U0:J) 339. Trotz der angeführten Gründe könnte man gegen die teil- weise Auflösung der Tribus Rhynchosporeae Fax (1887) 113 Bedenken hegen, wenn die innere Zusammengehörigkeit der hierher gestellten Gattungen nicht so schwer zu erkennen wäre. Besonders die Abtrennung gegen die Gahnieae Fax be- reitet erhebliche Schwierigkeiten, indem zur Unterscheidung nur die Zahl der Staubblätter und der Grad der Häufigkeit, in dem die terminale Blüte 5 auftritt, sowie die Häufigkeit des Fehlens der Blütenhülle den Ausschlag geben. Nach meinem Dafürhalten sind in den Rhynchosporeae Fax zwei verschiedene Verwandt- schaftskreise verwoben, die den Gahnieae Fax koordiniert werden scheiden, daß die Berechtigung zur Bildung der früheren Gattung Baumea Gaudich. (cf. dessen Gruppierung [1826J 416 und tab. XXIX) nicht verkannt werden dürfe, xihnliches müßte aber auch für andere, der Sekt. .Baumea Benth. (1S78) 401 zugerechnete Arten geltend gemacht werden. > über die Stellang der Gattung Caustis R. Br. im natürlichen System. II. 211 müssen^). Wie Cladium kann auch ('ijathochade (besonders bei einer Spaltung der Paxschen Tribus Rhynchosporeen) nur in die Nähe von Tetraria gebracht werden, wohin auch sclion die habituelle Übereinstimmung weist. Die geringere Zahl der Staubblätter darf, kein hinreichender Grund für die Stellung dieser Gattung sein. Bei dem Versuche einer möglichst natürlichen Gruppierung der Gattungen sollte die von vielen Autoren bekannte Tendenz zur Vereinfachung des Blütenstandes und zur Reduktion der fertilen Organe selber zum Ausdruck gebracht werden. Bekannt- lich widerstrebt es unseren Anschauungen, aus den nackten ein- geschlechtigen Blüten der Cariceengenera die zum Teil hermaphro- diten Blüten anderer Gattungen hervorgehen zu lassen, indem für solche Ansicht wohl kaum eine Stütze beigebracht werden könnte. Wahrscheinlich entstanden die Perigonborsten als Neubildungen aus wirklichen Perigonblättern, wie sie noch bei Oreobolus auftreten, nicht aber können sie als erster Ansatz zu einem Perigon gelten. In der Ausbildung des Blütenstandes zeigen sämtliche Gattungen zusammen mit denen der Cariceen den bemerkenswerten Gegen- satz, daß nur die rein 5 Blütenstände echte Ähren darstellen, die $ oder allein $ Blütenstände streckenweise oder in ganzer Aus- dehnung Scheinährchen sind. Die Entwicklung führte innerhalb der Unterfamilie Ehynchosporoideen ferner zur Fixierung eines rispig aufgelockerten Blütenstandes von wenigen Blütchen. Ebenso entstand wahrscheinlich aus der mehrzellig spiraligen Anordnung der Hochblätter die zweizeilige, worüber nach weiteren Unter- suchungen eine spätere Mitteilung gesondert berichten wird. Teil- weise wurden bei Aufstellung einer Übersicht noch andere Ent- wicklungstendenzen herangezogen, wie die Heranbildung ge- schnäbelter Früchte u. a. So teilte sich die Unterfamilie in drei Triben, die nach zugehörigen, in Mitteleuropa vertretenen Gattungen nach dem Vorgange früherer Autoren ihren Namen bekommen haben. Durch Lopliocarpux scheint habituell ein Zusammenhang gegeben zu sein zwischen Schoeneen und Rhynchosporeen, durch. Costularia ein ähnlicher Übergang zwischen diesen und den Cladieen. Typisch sind die Perigonborsten in der 6-Zahl ausgebildet. Sehr häufig beobachten wir bei ihnen eine Reduktion, die bisweilen so weit geht, daß innerhalb einer Gattung ihre Zahl schwankt und 1) Nachdem ich Cladium nunmehr zu dieser Tribus wieder zurückführe, mag ich nicht verzichten, die alte Bezeichnung Cladieae Nees (1834) 297 wieder einzuführen, wenngleich ich ihren Umfang wie unten ersichtlich nicht unwesentlich beschneide. 212 Hans Pfeiffer: einige Arten sie überhaupt nicht mehr aufzuweisen haben (Schocnus). Ebensooft Mit sich die Vermehrung der Perigonborsten fest- stellen, so bei einzelnen ßhynchosporaarten auf 7 — 9. Typisch sind in dieser Unterfamilie wie bei allen Oyperaceen 3 + 3 Staub- blätter, wie es z. B. bei Arthrostijlis vorkommt. Doch läßt sich bei Tetrana und Evandra eine Vermehrung der Staubblätter bis auf 8 oder 9 konstatieren. Worauf die Überzahl beruht, ver- mochten meine Untersuchungen ebensowenig wie die f ruhet er Beobachter klarzustellen. Meist sind nur 3 Staubblätter voi banden, z. B. bei Trianojd/Ics, CycJocampe, die meisten Schoenusarten, Gi/m- noscJioemis, Boeclcehria, Lejdolepis, Bemirca, Adinoschoemis, Rhyncho- spora u. a. Nicht selten geht die E-eduktion noch weiter, so bei Lophocarpus und Cpathochacfa bis auf 2, bei einzelnen Schoenusarten bis auf ein einziges Staubblatt. BlONTHAM und HOOKER konsta- tierten bei ArÜirostylis Abort bis auf 3 Staubblätter als Staminodien. Anatomisch besitzen die Blätter^) aller drei Triben wenig geraeinsame Züge. Die Epidermiszellen sind von der Fläche ge- sehen gewöhnlich länglich- rechteckig geformt. Typisch sind den meisten Blättern vorspringende Zähne am llande. Bei vielen Arten treten solche auch bei der dann vorspringenden Mittelrippe wie auf der Fläche des Blattes selber auf. Meist ist die innere Scheide der GefäBbündel deutlich sklerenchj^matisch, die äußere parenchymatisch"'). Wegen des Fehlens einer Chlorophyllscheide an den Gefäßbündeln Avürden sämtliche Gattungen den Eucyperaceae RiKLI (1895) 82 zugerechnet w^erden müssen. Die Schoeneen besitzen, mit Ausnahme der in Südafrika heimischen Ästerochaeid-KxiQxx durchgängig Blätter ohne Gelenk. Typisch sind bei ihnen 3 Hauptgefäßbündel. Unterseits werden diese von Sklerenchymrippen gestützt, die allerdings zuweilen von der Epidermis ausgehend iiicht bis an die Gefäßbündel herantreten. Bei den Ehy nchosporeen haben die Blätter vielfach (mit Ausnahme von JJoecJceleria und Hemiren und den meisten E,hyn- chosporaarten) ebenfalls kein Gelenk. Bei den hierher gestellten Gattungen konnte durchgängig oder (z. B. Filiynchospora) in vielen Arten ein schöa ausgebildetes Hypoderma festgestellt werden. Typisch ist eine mehr oder weniger vorspringende Mittelrippe. 1) Die Stengel konnten bislang nur in weniger zahlreichen Fällen unter- sucht werden, so daß darüber noch kein abschließendes Urteil vorliegt. 2) Die Ausnahme TrianopUles Fenzl. war schon Kaphahn (1905) 267 bekannt. über die Stellung der Gattung Caustis R. Br. im natürlichen System. II. 213 Die Blätter der Cladieen (ausgenommen die zu Scheiden reduzierten) sind anatomisch ohne, zuweilen mit Gelenk, Hypo- derma und I-förmigen Trägern. Olt liegt die Mittelrippe nicht ganz in der Medianlinie des vorsgringenden Kieles, wie bei ßhyn- chosporaarten, sondern nach rechts oder links etwas abgekehrt. Conspectus generum Rhynchosporoidearum. Unterfam. Rhy nchos poroideae A. et G (19U3) 339. — (Jaricoi- deae-Rhynchosporeae et Gahnieae Pax (1887) 105. — Flores in spiculis') solitarii vel pauci, vel rarius co, hermaphroditi vel ex parte steriles. Setae hypogynae variae, saepe nuUae. Herbae perennes habitu et inflorescentia varius. A, Schoeneae Dumort. (1827) 146. — Rhynchosporeae Pax (1887) 113 pro parte. — Spiculae 1 = v. pauciflorae, rarius multiflorae. Bracteae pancae vel complures, plerumque distichae. Flores hermaphroditi v. inferiores steriles. Setae hypogynae variae v. noliae. Stamina 3 v. 2, rarios 1 v. 4—6. Caryopsis varia, plerumque mutica v. styli basi persistente superata, crassa apicalata.- Herbae perennes, habitu valde vario. I. Setae hypogynae plumulosae. 1. Setae plerumque 6, iubrigidulae. Flores in spicalis 2— ~, infimus steiilis, bracteae ^ . . Cydocampe Steud. 2. Setae 3. Flores in spiculis 1 v. 2, bracteae 4 v. 6 Trianoptiles Fenzl. II. Setae hypogynae ligidae v. nnllae. 1. Fructus siccus :i erostris. a) Hores in spiculis 2, v. pauci, interdum 1. Setae 6 v. 1—5, Stamina 3 v.4 -6, rarius 1 v. 2 Schoenus L. b) Fiores in spicalis pauci. Setae 0. Stamina 2. Lojphocarpus Bcklr. 2. Fructus rostratns. a) Flores in spiculis 1—3. Setae circ. 6, scabri- dulae. Fructus oblongotriqueter, faciebus planis granulosis, nunc nudis Asterochaete Nees. b) Flores in spicalis soJitarii, v. rarius 2. Setae 3. Fructus subovoideus Gymnoschoenus Nees. B. Rkynchosporeae Nees (1834) 294 emend. — Rhynchosporeae Pax (1887) 113 pro raaxima parte. — Spicalae pauciflorae, interdam multitlorae {Rhyncho.'^por'i). Bracteae florales ± spiraliter dispositae. Flores hermaphroditi V. superiores masculi sterilesve^). Setae hypogynae variae v. O. Stamina plerumque 3, v. 6. Caryopsis cartilaginea v. crustacea, subdurata. Herbae^ perennes; ramis aphyllis v. saepe foliatis; foliis saepe ± planiusculis acninina- tis, rigidulis, pleruraiiue basilaribus confertis. 1) Über den Aufbau der Scheinährchen verbreitet sich CelaKOVSKY (1887) 148. 2) TricostularnietBfedia: Fiores infer. S. — Bocclcderia: Flores monoeci. Diese Gattung steht mit ihrem eigenartigeu Blutenstand auch habituell etwas gesondert. Aber nicht alle diese Feiaheiten konnten bislang berücksichtigt werden. 214 Hans Pfeiffer: I Setae hjpogjnae exstaates, sub anthesi interdum rninutae. 1. Setae longae, et tenerae G v. 5 Costularia C. B. Olarke. 2. Setae primo minutae, demum accrescentes et adolescentes 3 — 6 Lepklospernia Labill. 8. Setae breves 3 — 6 Tricostularia Nees. Abb. 1. Ola.lieae: 1—3 Gahnia procera Gaertn.; 4—7 G. trißda Labill.; 8—11 Cladium spec. (Sect. Baumea Benth.); 12—14 Causüs rm'TH, EnunQ. plant. II (1837). Labill., Nov. HoH. pl. spec. I (1804). Mkjuel, Fl. Ind. Batav. III (1865) 335—341. F. V. MUELLER, Key to the syst, of Victor, plants. I (1887/8S) 103 und 453 ff. II (1889) 54. Fax, Beitr. z. Morph, u. Systemat. d. Cyperac, Sonderabdruck aus EngleRs Jahrb. VII (1886). Pfeiffer, üeb. d. Stellung d. Gattg. Caustis etc., Ber. d. D. Bot. Ges. XXXVII (1919) 416-419, Taf. V. Post et KuntzE, Lexic. gen. Phanerogam. (1904). Walpers. Annal. Bolan. Systemat. I (1848/49) 903 ff. — III (1852/53) 690 ff. i Es wird gebeten, alle wissensohaftlioheD Manuskripte für die Sitzungen im Jahre 1920 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Regierungsrat Prof. Dr. P, Ciaaßen, Berlin- Steglitz, Rothenburgstr. 41, zu richten. Die wisaensobaftliohen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August and September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt. BV Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden vollständig druckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format (12/18 cm) — ein- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen den Umfang von 8 Druckseiten nicht fiberschreiten. Den Autoren wird jährlich nur der Raum einer Tafel für Textfiguren in Strichätzung kostenlos gewährt. Tafeln und Autotypien im Text müssen vom Autor bezahlt werden. Den Mitgliedern können nur 3 Arbeiten jährlich zu- gestanden werden. Arbeiten von Nichtmitgliedern können bis anf weiteres nicht aufgenommen werden. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in un- richtigem Deutsch abgefaßt und unleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträglich keiten beanstandet werden. Die Beanstandung betriflft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe desselben die Anzahl der gewünschten Sonderabdrücke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 6 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht statt. Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1920. Für die Generalversammlung: F. Fax, Präsident; F. Rosen, Stellvertreter. Für die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: F. Claußen, Vorsitzender; L.Di eis, erster Stellvertreter ; R. Kolkwitz, zweiter Stellvertreter; H. Miehe, erster Schriftführer; W. Magnus, zweiter Schriftführer; F. Duysen, dritter Schriftführer; Schatzmeister: 0. Appel. Redaktions -Kommission: P. Claußen, H. Miehe, W. Magnus, F. Duysen, A. Engler, P. Graebner, H. v. Guttenberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der Mitgliederversammlung (Generalversammlung): O.Reinhardt, L. Wittmack, E. Baur, P. Lindner, H. Harms. Geschäftsführender Sekretär: W. Wächter. Alle Geldsendungen werden franko entweder auf das „Konto der Deutscheß Botanischen Gesellschaft e. V. in Berlin Nr. 35398 bei dem Postscheckamt in Berlin NW 7" oder „An die Kur- und Neumärkisohe Darlehnskasse für die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6", erbeten. Der Beitrag beträgt lür alle ordentlichen Mitglieder 25 M. und 5 M. Zuschlag für die Dauer der Teuerung. Die Kursberechnung für die Beiträge der ausländischen Mitglieder wird jährlich fest- gesetzt. Die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüglichen Schriftstücke wolle man an den Schatzmeister Geh. Regierungsrat Prof, Dr. Appel in Berlin-Dahlem ge- langen lassen. Alle event. Reklamationen, die Versendung der Berichte und Sonder- abdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Bandes unmittelbar an die Verlagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 3B, Schöneberger Ufer 12a, zu richten. Adressenänderungen sowie alle das Mitglieder- verzeichnis betreflfenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. B p., zu senden X Sonderabdrucke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 1. Jeder Verfasser erhält 50 Sonderabdrücke kostenfrei. Sonderdrucke bis zu einem halben Druckbogen werden nur mit einem Rückenfalz versehen, d. h. ohne Umschlag, geliefert. -2. Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestellung der Überzahl vor der letzten Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 6 Pfennig 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates .15 3. für jede Lichtdrucktafel 27 , 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr 6 , 5. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr 9 6. bei Doppeltafeln pro Tafel und Farbe mehr . 6 7. Buchbinderlohn für jeden Abdruck 4,05 , 8. für jeden Umschlag 4,5 , 9. für einen besonderen Titel auf dem Umschlage, falls ein solcher gewünscht wird 9, — Mark. Pfennige, welche durch 6 nicht teilbar sind, werden nach oben auf 5 abgerundet. Drnck von A. W. Hayn's Erben, Berlin SW. 68 Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W 35 Lehrbuch der Palaeobotanik mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse des Geologen von Geh. Bergrat Prof. Dr. H. Potonie. Zweite Auflage, nach dem Tode des Verfassers bearbeitet von Dr. W. Gothan, Dozent an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Mit zahlreichen Textabbildungen. 1. Teil: Geheftet 21 Mk. 2. Teil: Geheftet 22 Mk. JJas Potonie' sehe Lehrbuch ist seit langem vergriffen. Eine Neubearbeitung hat der Verfasser nicht mehr aus- führen können. Die neue Auflage stellt eine vollständige Umarbeitung des Stoffes dar, der seit Erscheinen der 1. Auflage durch die zahlreichen und z. T. umstürzenden Neuentdeckungen auf verschiedenen Gebieten der Paläo- botanik außerordentlich angeschwollen ist. Die Lehrbüdiei aus der Jahrhundertwende sind daher alle veraltet. Soweit die Literatur rechtzeitig zu beschaffen war, ist dem neuesten Stande der Wissenschaft nach Möglichkeit Rechnung ge- tragen worden. Das Buch versucht sowohl dem Bedürfnis des Geologen wie des Botanikers entgegenzukommen; es wird auch über die Angiospermen einen Abschnitt aus der Fedei von Sanitätsrat Dr. P. Menzel- Dresden enthalten^ sowie einen Beitrag über die Diluvialflora von Dr. J. Stoller. Die Ausgabe erfolgt in 3—4 Lieferungen, die nach Mög- lichkeit beschleunigt werden. Hierzu Teuerungszuschläge Ausführliche Verlagsverzeichnisse kostenfrei BAND XXXVIII. JAHRGANG 1920. HEFT ß. BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882, ACIITÜNDDREISSIGSTER JAHRGANG. HEFT 6. AUSGEGEBEN AM 4. SEPTEMBER 1920. BERLIN, GEBEÜDER BORNTEAEGEB W 35 Schöneberger Ufer 12 a 1920 JEs xvird drinffend ffeheteUf die veränderten JBesiim- mnnffen a,n± der dritten Xlmschlaffsseite xn heachten* Inhaltsangabe zu Heft 6. Seite Sitzung vom 25. Juni 1920 217 Mitteilungen. 27. P. N. Schürhoff: Der Embryosacli von Tussilago Farfara. (Mit 1 Abbildung im Text.) 217 28. E. Heinricher: Arceuthobium Oxycedri (D. C.) M. Bieb auf Cupressus 220 29. M. Möbius: Über die Größe der Chloroplasten . . . 224 30. Friedl Weber: Notiz zur Kohlensäureassimilation von Neottia, Aus dem pflanzenphysiologischen Institute der Universität Graz 233 NAcliste Sitzung der Gesellschal« Freitag, den 29. Oktober 1920, abends 7 Uhr, im Hörsaal des Pflanzenphysiolog. Instituts d. Universität, Berlln-Dablem, Königin-Lnise-StraBe 1. P. N. SCHÜRHOFF: Der Embrjosack von Tossilago Farfara. 217 Sitzimg vom 25. Juni 1920. Vorsitzender : Herr P. ULAUSSEN. Als ordentliches Mitglied wird vorgeschlagen Herr Michaelis, Peter Georg, cand. rer. nat. in München, Botan. Institut der Technischen Hochschule (durch K. GrIESENHAGEN und G. DUNZINGER). Zu ordentlichen Mitgliedern werden ernannt die Herren Bröske, Max in Hindenburg O.-S., Khek, Eugerr, Mag. pharm, in Wien und Fischer, Dr. Gustav in Berlin. Mitteilungen. 27. P.N. Schürhoff: Der Embryosack von Tussiiago Farfara. (Mit 1 Abbildung im Text.) (Eingegangen am 28. Mai 1920.) Die Embryosackentwicklung der Kompositen zeigt unterein- ander mancherlei Abweichungen, unter welchen besonders das Verhalten der Makrosporen sowie die Ausbildung des Antipoden- apparates hervorzuheben ist. Über Tussiiago Farfara liegen Mitteilungen von GUIGNARD') sowie von HEGELMAIER^) vor. GUIGNARD gibt insbesondere die Entwicklung der mikropylaren Makrospore zum Embryosack an und HEGELMAIER beschreibt die Antipoden folgendermaßen: „Es sind hier der Begel nach ihrer • drei durch Querwände getrennt 1) GUIGNARD, L., Recherches sur le sac embryonnaise des phanero- games angiospermes. Ana. des sc. nat. de Bot., Bd. 13, 1882, 2) HEGELMAIER, F., Über den Keimsack einiger Compositen und dessen Umhüllnng. Bot. Ztg , Jahrg. 47, 1889. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. XXXVIII. 14 218 P. N. SCHÜEHOFF: und so eine einfache Reihe bildend; einmal fanden sich auch die zwei vorderen nebeneinanderliegend und in einem Falle eine vier- zählige Beihe". Meine Nachuntersuchung bestätigte die Entwicklung des Embrjosackes aus der mikropylaren Makrospore; andererseits fand Ei Sek. Embryosackkera Antipoden. ^fe^— deg. Makrosporen 12 3 Abb. 1. Tussilago Farfara. Vergr. 500 mal. 1. Zweikerniger Embryosack mit den degenerierenden cbalazalen Makrosporen. 2. Antipodenapparat eines fast reifen Embryosackes zeigt die Entstehung aus drei Antipoden. 3. Reifer Embryosack, bei dem infolge ausgebliebener Befruchtung die Syner- giden degeneriert sind. 2^ Antipodenkerne, darunter die Reste von zwei Makrosporen. ich, daß der reife Embryosack entweder sechs zweikernige Anti- poden oder sechs vierkernige oder zwölf zweikernige enthielt, so daß meistens, vierundzwanzig Antipodenkerne vorhanden waren. Bei den Kompositen kommt es häufig vor, daß sich die übrigen drei Makrosporen, wenn sich die mikropylare weiter ent- wickelt, an der Bildung des Antipodengewebes beteiligen. Bei Tussilago ist dies nicht der Fall, hingegen sieht man unter den. Der Embryosack von Tussilago Farfara. 219 Antipoden meist zwei gewöhnlicli etwas seitwärts gelagerte plasma- freie Zellen mit je einem degeneriei enden Kern, die, wie sich aus der Entwicklungsgeschichte ergibt, zwei von den drei entarteten Makrosporen darstellen. Ich möchte bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen, daß bei Tragopogon neben den drei kleinen Antipodenzellen meistens auch zwei Zellen, die keinen Farbstoff aufnehmen, und einen kleinen, manchmal aber auch zwei, selbst drei Kerne führen, von ElCHLER^) beschrieben sind, die dieser Autor als reduzierte Embryosack- mutterzellen deuten möchte. Da bei Tragopogon nach GUIGNARD) jedoch gleichfalls die mikropylare Makrospore zum Embryosack wird, ist es klar, daß es sich" hier ebenfalls um degenerierende Makrosporen handelt. Die Entwicklung des Embryosackes aus der mikropylaren bzw. aus der chalazalen Makrospore scheint eine gewisse syste- matische Bedeutung zu haben: so finden wir bei den Astereae beide Arten vertreten, bei den Inuleae, Heliantheae und Anthe- mideae entwickelt sich die chalazale Makrospore, bei den Sene- cioneae und Calenduleae die mikropylare, bei den Cynareae die chalazale und bei den Cichorieae kommen wieder beide Arten vor. 1) Eichler, K , Über die doppelte Befruchtung bei Tragopogon orlentalis. Sitz-Ber. d. K Ak. d. Wiss , Wien B 1. 115, 1906. 14^ 290 E. Heinricheb: 28. E. Hein rieh er: Arceuthobium Oxycedri (D. C.) M. Bieb auf Cupressus. (Eingegangen am 7. Jani 1920.) Vertreter der Gattung Arceuthobium finden sich auf zahlreichen^ Gattungen der Nadelhölzer, so auf: Ähies, Picea, Pimts, iMvix,. Pseudotsuga, Tsuga und Junipenis. Die meisten Arceitt hohium- Arten dürften in ihrem Vorkommen auf die Angehörigen einer Gattung^ beschränkt sein, innerhalb dieser aber mehrere Arten als Wirte besiedeln können. Der Befall von Wirtpflanzen verschiedener Gattungszugehörigkeit durch dieselbe Arceuthobium- Art scheint be- schränkt zu sein, soweit wenigstens die einläßliche Studie, die kürzlich V. TUBEUF Arceuthobium gewidmet hat, erkennen läßt^). Wohl wurden früher von RasoumotvsJcia (= Arceuthobium) Bouglasiij. die auf Pseudotsuga Douglasii vorkommt, die Formen: abietina bmI Abtes, microcarpa auf P^'cm- Arten, Laricis auf Larix occidentalis und, Tsugensis auf Tsuga Mertensiana unterschieden-), doch scheint es sich dabei um vier verschiedene Arten zu handeln, von denen. Rasoumowshia Douglasii auf Pseudotsuga DougJasii, R. Tsugensis auf Tsw^rt Arten, R. Douglasii abietina und R. occidentalis abietina auf Abies-Arten leben dürften^). Sicher scheint das Vorkommen auf Vertretern von zwei Gattungen nur für Rasoumoiüskia pusilla (Pech) Kuntze zu sein^ für welche drei Picea-Arten und Larix microcarpa als Wirte ange- geben werden*). 1) Überblick über die Arten der Gattung Arceuthobium {Razoumoivskiay mit besonderer Berücksichtigung ihrer Biologie uod praktischea Bedeutung,. (Naturwiss. Zeitschr. f. Forst- u. Landwirtschaft, 17. Jahrg , 1919.) 2) Vgl. V. TuBEUF a. a. 0., S. 193, lt4. ?•) Die letzten beiden, vielleicht Formen einer Art, die nach V. TUBEUF' als R. abietina f. parvula und R. abietina f. magna zu untercheiden wären. Angaben ron Weir, nach denen R. Douglasii auf Douglastanne, auf Engöl- maoasfichte und auf Abies grandis vorkommen soll, hebt V. TUBEUF als mit jeuen von Hedgcock nicht übereinstimmend hervor; ebenso bemerkt er bei R. Laricis auf Larix occidentalis: „Weir gibt als neue Wirtspflanze dieser Art Pinus albicaulis und nach älteren Funden Pinus contorta, Picea Engelmanni und Abies subalpina an. Diese Freizügigkeit in den Wirtspflanzen erscheint auffallend und stimmt nicht zu der Liste von HEDGCOCK." 4) V. TUBEUF a. a. O., S. 195. Arceuthohium Oxycedri (D. C.) M. Bieb auf Oupressus. 221 Experimentell ist die Frage, ob engere Spezialisierung an be- stimmten Gattungen und Arten herrscht oder größere Freizügigkeit, •die den Befall von Arten verschiedener Gattungen ermöglicht, bis Vor kurzem nicht geprüft gewesen. In jüngster Zeit scheint sie WEIR behandelt zu haben, von dem eine Abhandlung „Experimental Investigations on the Genus Razunmofskya" in Bot. Gaz. LXVI, 1918 erschien. Das Original konnte ich nicht einsehen. Das Referat im Bot. Centralblatt H. Nr. 32, 1919, berichtet nur: „A series •of significant Calture Experiments on varied hosts". Von unserem europäischen Arceuthdbium Oxycedri ist bisher nur das Vorkommen auf einer Anzahl Arten von Juniperus bekannt gewesen. Als meine durch künstliche Aufzucht aus Samen ge- wonnenen Arceuthobinm-'KnMvirexi^) jährlich Früchte brachten, ge- dachte ich, Versuche über Aufzucht an andern Coniferen-Gattungen aufzunehmen, wozu mir das Vorkommen von Vertretern der Gattung Arceuthohium = Ba^oumowsJcia auf so verschiedenen Conif eren-Gat tungen den Anstoß gab. Allerdings war ich wegen des nicht zu großen Ertrages meiner Kulturen an Beeren von vornherein bei diesen Versuchen etwas eingeengt, wie sie andererseits durch den Krieg in verschiedenster Weise ungünstig beeinflußt wurden. Der erste Versuch wurde am 28. November 1916 eingeleitet; es folgten ihm noch Wiederholungen 1917 und 1919. Die Aus- saaten wurden auf eingetopfte Pflanzen von Pinus silvestris, Cu- j)ressus pendula, Chamaecyj^aris pisifera und Juniperus comrminis vor- genommen. Juniperus wurde einerseits als Vergleichsobjekt gewählt, andererseits auch, um einiges ergänzendes Material für die Unter- suchung der ersten Entwicklungsstadien des intramatrikalen Para- sitenkörpers zu gewinnen. Die Versuchspflanzen standen in der Periode Oktober bis April im ungeheizten Nord-Gewächshaus des Institutes, in der übrigea Jahreszeit mit den Töpfen versenkt im Preilande des Versuchsgartens. Über die Versuche und die dabei auf die einzeliien Wirte ausgelegten Saraen des Parasiten soll umstehende Tabelle kurz belehren. Em Erfolg schien auszubleiben. Wie die Tabelle zeigt, war insbesondere 1916 die Zahl der verfügbaren Samen noch gering. In allen Jahren wurden Keimlinge von Arceuthohium an den Ver- suchs-Wirten nachgewiesen, eine Weiterentwicklung und gesichertes Eindringen von Arceuthohium aber bis Ende 1919 nicht festgestellt. 1) E. HülNRiCHER: Die Keimung und Entwicklungsgeschichte der Wacholdermistel, Arccuthohhim Oxycedri, auf Grand durchgeführter Kulturen geschildert. (Sitzungsber. d. Akad. d. Wissenscb. in Wien, mathem.-naturw. KI., Abt. I, 124. Bd., 1915: 34 p., 3 Taf., 6 Textfig.) ; 222 E. Heinricher: Zahl der auf die einzelnen Wirtpflaazen ausgelegten Samen Tag der Aussaat Phius Ciipressus Chamae- cyparis Juniperus 28. XI. 1916 15. XII. 1917 9. J. 1919 Gelungene Aufzucht 7 30 60 7 30 30 11 22 2B 17 25 97 67 1 58 42 1 Erst im Mai 1920 entdeckte ich je eine aufgegangene Ärceuthohium- Pflanze auf Cupressus pendula und auf Juniperus communis Das Arceuthobium auf Cupressus war schon recht kräftig und nach seinem Stand mindestens auf die Infektion vom Jahre 1917, .wenn nicht gar auf jene von 1916, zurückzufühien. Die Pflanze war auf früherer Stufe einfach der Beobachtung entgangen. Der tragende Zweig mit 2 — 3 mm Durchmesser war an der Befallstelle hypertrophiert; im Zentrum, wo der Parasit eingedrungen war, kann der Durchmesser auf 8 mm bis 1 cm eingeschätzt werder. In der Länge erstreckt sich die Hypertrophie auf 4 cm und bietet die charakteristische spindelförmige Gestalt, da sich der Parasit von der Befallsstelle grund- und spitzenwärts intramatrikal aus- gebreitet hat. Es sind schon an die 40 Sprosse nach außen vor- gebrochen, wovon die stärksten in der Mitte stehen und bis 07 cm lang sind. Eine in ungefähr ^^ natürlicher Größe ausgeführte Aufnahme des Objektes kann wegen der gegenwärtig herrschenden Schwierigkeiten leider nicht reproduziert und beigegeben werden. Die Versuche erwiesen also vorläufig, daß Ärceuihohinm Oxyccdri nicht auf die Gattung Jnniperus beschränkt ist und auf Cupressus gut und kräftig zu gedeihen vermag. Die Ubergangsfähigkeit auf Cupressus, als die Juniperus nächst ver- wandte Gattung, war ja von vornherein am wahrscheinlichsten. Allerdings muß ich betonen, daß durch die angeführten Versuche noch keineswegs die Übergangsfähigkeit auf Chamaecyparis als widerlegt anzusehen ist. Denn wie die Tabelle ergibt, war in diesen Versuchen, auch auf Juniperus, nur eine Pflanze erwachsen und diese steht an Kraft hinter der auf Cupressus bedeutend zurück. Es darf aus den Versuchen auch nicht geschlossen werden, daß Arceuthobium Oxycedri (D. 0.) M. Bieb auf Capressus. 223 Arceutliohium auf Cupressus schwer aufzuziehen wäre. Die Üppig- keit der erzogenen Pflanze läßt erwarten, daß Cupressus ebenso willig angenommen wird wie Juniyerus- Krtein. Die geringen Erfolge der Kultur, d. h,, daß sowohl auf Juniperus, als auf Cupressus von den drei, doch viele Samen .umfassenden Aussaaten, nur je eine Pflanze erzielt wurde, liegen in Außeabedingungen. Vor allem standen die Kulturpflanzen während des Sommers im Freiiande, wo die Lufttrockenheit das Eingehen vieler Keimlinge bewirkt haben mag, denn im allgemeinen ist Arceuthobium Oxycedri wohl an die feuchtere Seeluft angepaßt. Die Kultur im Nord-Gewächs- hause des Institutes wäre zweckmäßiger gewesen, worauf mich ja schon frühere Erfahrungen hinwiesen^). Sie wurde wegen fehlenden Personals unterlassen, da die Gefahr vorlag, daß ein völliges Ver- gessen der Kultur ihr Zugrundegehen herbeiführen könnte. Endlich war infolge der Verhältnisse der Kultur überhaupt, wie auch den Revisionen zu wenig Sorgfalt gewidmet worden. Das trotzdem erzielte, nicht uninteressante Ergebnis kann nur aufmuntern, die Versuche fortzusetzen und außer Chamaecyparis auch andere Gattungen der Cupressoideae einzubeziehen. Auch die Prüfung anderer Coniferen-Gattungen, wenn selbstredend weniger Wahrscheinlichkeit für das Gelingen einer Infektion bietend, ist nicht abzuweisen. Die Versuche vermögen in ihren Ergebnissen auch auf die mutmaßlichen Verhältnisse der neuweltlichen Ar- ceuthobien ein Licht zu werfen. Innsbruck, Botanisches Institut der Universität, im Juni 1920, Kachschrift gelegentlich der Korrektur: Kollege Harms, Referent über meine Mitteilung, hatte die Liebenswürdig- keit, mir in Abschrift die „Conclusions" aus WEIRs Abhandlung einzusenden. Diese enthält Kulturversuche mit mehreren Basou- mowsJcia- Arien. Am extremsten erscheint das Ergebnis mit B. laricis, von der es heißt: „R. laricis, with infect Larix europea, L. leptolepis, Ahies grand/s, Pinus ponderosa and P. contorta. All are new hosts for this species except the last". Die beiden Lärchen sollen mit Leichtigkeit, die andern Genannten aber „with difficulty" befallen werden. 1) Vgl. Heinricher a. a. O., die Angaben S. 13. 224 M- MöBlUS: 29. M. Möbius: Über die Grösse der Chloroplasten. (Eingegangen am 16. Juni 1920.) Bei meinen Studien über die Farben der Pflanzen habe ich auch die Größe der Chloropbyllkörner untersucht und im Verlauf längerer Zeit diese Gebilde bei mehr als 200 verschiedenen Pflanzenarten geraessen. Ich bediente mich dabei eines ZEISSschen Mikroskops, des Objektivs E und des Okularmikrometers 2 bei einer bestimmten Tubuslänge, Avobei ein Teilstrich im Okular 2,5 y, entsprach. Abgesehen von den thallosen Formen wurden Blätter zur Untersuchung genommen, und wenn diese nicht wie bei Moosen und Elodea direkt untersacht werden konnte ü, wurden die Präparate so hergestellt, daß von dem frisch gepflückten Blatte ein kleiner Flächenschnitt von der Unterseite mit der Epidermis auf den Objektträger gelegt wurde, so daß man in den flachen Schwamm- parenchymzellen die Chloroplasten deutlich unterscheiden konnte. Diese scheinen in den verschiedenen Zellen des Mesophylls überall gleich groß zu sein bei demselben Blatt, wo sie aber in der Epidermis der Unterseite — die der Oberseite enthält sehr selten welche — vorkommen, sind sie gewöhnlich etwas kleiner. Das Alter des Blattes ist ohne Einfluß auf ihre Größe, sobald es ganz entfaltet ist, denn natürlich sind ganz junge Chloroplasten, wie wir schon aus SOHIMPERs Untersuchungen wissen, kleiner als ältere; aber so junge Zustände habe ich hierbei nicht untersucht. Daß in frischen und alten Blättern kein Größenunterschied der Chloroplasten besteht, konnte ich in mehreren Fällen an immergrünen Pflanzen feststellen, indem ich im Frühling alte und neue Blätter mit einander verglich. Die Chloroplasten selbst sind nun bekanntlich teils kugelig, teils linsenförmig, teils polyedrisch abgeplattet oder anders gestaltet; gemessen wurde daher immer ihr größter Durchmesser, der dann meistens zwei Teilstriche des Okularmikrometers einnahm. In gewissen Fällen ließ sich eine Messung nicht ausführen wegen der vorhandenen Stärkeeinschlüsse. So konnte ich bei manchen Coniferen, Palmen, Proteaceen und Kakteen die Chloroplasten nicht messen, über die Größe der Ohloroplasten. 225 weil sie entweder durch Stärkeeinschlüsse verzerrt waren oder als kleine mit Oeltröpfchen leicht zu verwechselnde Körnehen erschienen, überhaupt ein klares Bild nicht zu erhalten war. Die abnonn großen Ohloroplasten, wie sie SCHÜRHOFF bei Peperomia metalUca (Beihefte z." bot. Oentralbl. XXIII, I, S. 17) und WlNCKLER bei seinen Pfropfbastarden mit erhöhten Chromosomenzahlen fand, (Zeitschr. f. Bot. 1916) habe ich dabei nicht berücksichtigt. Das Resultat meiner Messungen an 215 Pflanzenarten ist nun, daß die Ohloroplasten bei 36 Arten einen Durchmesser von 3—4 (3 — 5) (i hatten, „ 34 ,, „ „ „ 4—5 (4—6) II „ ,, lUO ,, ,, ,, ,, 0 • /* ,, . „ 14 ,, „ „ „ 5—6 (6) fi „ » 17 „ „ „ „ 5—7,5 (6 — 7) ß „ „ ^ !, „ „ „ 7 — 10 (7,5) fi „ daß also bei fast der Hälfte die Ohloroplasten 5 ju. und bei 75 % 4 — 6 (i groß sind. Dies harmoniert auch mit der Größe der Phaeoplasten bei den Phaeophyceen nach den Messungen von SenN^), der folgende Maße angibt: Didyota dichofoma 5 fi Taonia aiomaria 3— 6 //- Padina Pavonia 3,4—5,6 ii Zanardinia coUaris 4,5 — 6,5 /* Asperococcus compressus 5 — 7 fi Trotz der verhältnismäßig kleinen Anzahl der untersuchten Pjlanzen scheint es demnach nicht zu gewagt zu sein, wenn wir den Satz aufstellen, daß die Chlorophyllkörner typisch einen Durchmesser von 5 {x besitzen, denn ich habe meine Untersuchungs- objekte aus den verschiedensten Abteilungen des Pflanzenreichs, von den Moosen bis zu den Compositen, und aus zahlreichen Pamilien genommen. Es zeigen sich aber, wie aus der oben gegebenen kleinen Zusammenstellung hervorgeht, doch so große Unterschiede, daß die kleinsten Ohloroplasten fast nur den halben Durchmesser, die größten den doppelten Durchmesser der typischen besitzen, und es entsteht die Frage, ob sich ermitteln läßt, von welchen Umständen die Größe dieser Gebilde abhängt. 1) G.Sbnn, Weitere Untersuchungen über Gestalts- und Lageveränderung der Chromatopboren. IV. und .V. (Zeitschr. f. Botanik, XI, Jahrg., S. 81—141.) 226 M. MöBiUS: Nr. Speziesname 1. Vaucheria sessilis 2. Nitella spec. 3. Fegatella conica 4. Lunularia vulgaris 6. Lophocolea caspidata 6 Sphaf/num spec. 7. Mnium hornum 8 Blioilobrijuin roseum 9. Brachijthccium rutabulum 10. Piothallium 11. Poli/podium adnascens 12. Asp/'dium Filix mas 13. Platycerium divergens 14. — irklioides 16. Ceratozamia rohusta 16. Enccphidartos Altensteinii 17. Dioon edide 18. Ginkgo biloba 19 Taxus baccata 20 CepJialotaxus Fortmiei 21. Fitivs excelsa 22. Larix leptolepis 28. Pandanus utilis 24. Vallisncria spiralis 25. Elodea canadrnsis 26. — densa 27. Alopccurus pratensis 28. Elymus arenatius 29. Phijllostachijs niger 30. Arundinaria Japonica 31. Cyperus spec. 3"..^. Carex pendula 38. Sflirti Adansonii 34. Wiapis flaheUiformis 36. Carludovica pfihnata 36. Ca'Za inaculata 37. Caladium speo. 38. Arum maculatum 39. Pisiia straiiotes 40. Lcmna minor 41. Spirodela polyrrhiza 42. Nidulariuiit spectabile 43. Tradcscantia fuscaia 44. — inrginica 46. Spironema fragrans 46. AspJiodelus lutnis 47. Tulipa Gcsnrriana 48 Lachenalia iricolor 49. Dracacna ensifolia 5ü. Funkia albomarginata 51. Danac' racemosa ^2. ConvaUaria majalis 63 Aspidistra elatior 64. ^^c/ve riibicola 66. Zfphyrardhes atamasco 66. Strditzia rcginae, 67. Ziriyibcr of/icinale 68. Hcdychinm Gardnerianum Familie Messung Bemerkungen Siphonac. Ohara c. Marchantiac. Junge rmanniac. Sphagnac. Mniac. Bryac Hypnac Polypodiac. Oycadac. Giokgoac. Ooniferae Pandanac. Hydrocharitac. Gramina Cyperac. Palmae >> Oyclaothac. Arac. Lemnac Bromeliac. Ooaimelinac. Liliac. Amaryllidac. Musac. /.ingiberac. 5 8—6 6-7 8—5 3—4 3-4 6-6 6—6 5 6 6 5 6 6-6 6 3 3 3-6 3—6 5 5 5 6 6 6 (4—6) 5 J> 6 4 6 6 5 3 6 6 6 5-7 4 5 5 6-7 3-5 6 3 3—4 6 6 6 5—7 i/^ 6 5 5-71/2 71/2 5 6-7 (3-)6 3—6 Al^e . Lebermoos Torfmoos Laubmoos Thallus krautig holzig Wasserpflanze kraiitig holzig krautig holzig krautig Wasserpflanz© krautig hoUig krautig succuleoL krautig holzig krautig über die Größe der Chloroplasten. 227 Nr. Speziesname Familie Messung Bemerkungen 59. Calathea Lietzei Marantac. 6 krautig 60. Cypripecliiim insigne Orchidac. 5 M 61. Coelogi/ne cristata >' (4-)B » 62. Ci/mbidüim giganteum I) 6-7 , )» 63. thalaenopsis ^pec. »» 6-7 1» 64 Sohl alia Veitchii )» 5-71/2 »» 65. Stanhopca tigrina 5* 6 »» 66 Piper macrophijlluui Piper ac. 3-5 holzig 67 Peprromia scandcns }i 3—4 succulent 68. Chlor anthus inconspicuns Chlor anthac. 3-4 holzig 69 Populus nigra vSalicac. 3—4 i> TU. Juglans regia Juglandac. 6 t> 71. Pterocarga- caucasica 5) 4—6 1» 72. Beiula verrucosa Betulac. 8—4 »1 73. Alnns glutinosa »» 5 j 74. Fagus silvatica Fagac. 5 »» 76. Dorstenia convexa Morac. 6—6 krautig 76. Humulus Lupiilus Cannabinac 5 )> 77. Pellionia Daveauana Urticac 71/2-10 1» 78. Protea leucadmdron Proteac. 6 holzig 79. Aristolochia Sipho Aristolochiac. 3—4 M 80. Asarum europacum •» 4—5 krautig 81. Polygonum sacchalinense Polygon ac. 3-4 l! 82 Bheum officinale i> 4 t» 83. Beta vulgaris Ohenopodiac. 7—10 (rote Rl be) 84. Ämarantus caudatus A marantac. 6-7 1/2 »» Bö. Phytolacca decandra rbytolaccac. 6 »» 86. — Kuempferi »j 6—6 M 87. Mesemhryanthemum EcMoni Aizoac. 6-6 succuleat 88. — linguifoime M 6 »» 89. Tctragonia expansa ?» 5-6 M 90. Stellaria media Caryophjllac. 7—10 ki'autig 91. Saponaria officinalis »» 6 '» 92. Ni'hnnbium speciosum Nvmphaeac 4-6 WasserplJanze 93. Ny)iipha(:a spec. M 4—6 )? 94. Victoria regia »> 7-10 )» 95. Ci'ratophgllum suhiitei sunt Ceratophyllac 6-7 »» 96. Helleboriis purpurascens Ranunculac. 4—6 krautig 97. Eranthis hiemais 51 6 '» 98. Aquilcgia vulgaris )I 4—6 )» 99 Akebia quinata Lardizabalac. 3—4 holzig 100. Berbcris vulgaris Berberidac. 6 )i 101. Mahonia aquifolium ^J 6 M 102. Magnolia .»^pec. Magnoliac. 3—4 JJ 103. Calycanthus flondus Calycanthac. 6—7 M 101. Cinnamom um ceylanicutn Laurac. 5 M lOS. Bocconia cor data Papaverac. 6 krautig 106. Papaver pilosum »j 6 j> 107. — bracteatum j ) 6 j» 108. Crambe cordifolia Oruciferae 6 »» 109. Capsella bursa pastoris V 6 M HO. Brassica oleracea >> 6 „ (Rotkraut) 111. Sisymbriuni Alliaria )> 6—7 if 112. Bcscda lutea Resedac. 4—6 »» 113 Sarracenia hybrida Sarraceoiac. 4—6 )» 114. Nepenthes phyllamphora Nepenthac. * 3 J^ IIB. Echeveria metallica Crassulac. 6—6 succulent ^28 M. MÖBlUS: • Nr. Speziesname Familie Messung Bemerkungen 116. Saxifraga longifolia Saxifragac. 6 krautig 117. Phüadelphus coronarius )> 6 bolzig 118. Hydra ngea hortensis *j f— 7 )» 119. Ribes sanguineum Ribesiae 3—4 )i . 120. Platanus acerifolia Platariac. 6 »? 121. Sorbus aucuparia Rosac. 6 1 9 122. Ci/donia vulgaris )i 4—5 »> 123 Rhaphiolepis rubra M 6 99 124. Fragaria vesca )» 4—5 krautig 125. Poterium Sanguisorba )' 5 j* 126 Rosa polyaniha »> 5 holzig 127. Prunus Padus «1 ,^ M 128. — Laurocerasus ff 5 »» 129. Acacia Sophora Mimosac. 4 ?» 130. Toluifera cocMnchinensis Papilionac. 4—5 5» 131. Robinia Pseudacacia »> ü »> 132. Sophora japonica »t 5 M 188. Laburnum alpinum >) 6 6 »T 134. PJuiseolus midtiflorus 99 4—6 krautig 135. Galega ofßdnalis »» 4—5 1» 136 Pelargonium zonale Geraniac. 4--5 -»i 137. — tetragonum 9» 6 succulent 138. Tropaeolum majus Tropaeolae. 5 krautig 139. Choisya ternati Rutac (3-6) 4 bolzig 140. Citrus trifoUa ta >» 3 !> 141. Ailanthus glavdulosa Simarubac. 6 J> 142. Trichilia undulatifolia Meliac. 4 »» 143. Polygala myrtifoUa Polygalac. 5 •) " 144. Mercurialis annua Euphorbiac. 6 krau' ig 14 B Ricinus communis » 5 krautig-holzig 146. Euphorbia caput Medusae »» 4-B succulent 147. — liclioscopica j\ 5 krautig 148. Buxus sempervirens Buxac 4-5 holzig 149. Coriaria myrtifoUa Üoiiariac. 6 " IBO. Pistacia lenliscKS Anacard. 3-4 >i 151. Hex aquifoUurn Aquifoliac. 3-5 99 152. Evonymus japonica Celastrac. 6 9! 163. Acer ])seudoplatanus Acerac. 5 )> 154. — platanoidcs It 6 ff 15B. Aesculus rubicunda Sapindac 5 ff 166. Impatiens jmroiflora Balsanüioac. 5 krautig 157. Vitis vinifera Vitac. 4—6 holzig 168. — inconsfans 1 ) 4-5 )> 159. Ampelopsis hederaeea n 6 )> 160. Gossypiuiu barbadense Malvac. 4—5 «f 161. — herbaceum ■ f 4 , krautig 162. Alcea rosea )t 6-6 „ 163. Abutilon spec. »» 5 holzig 164. Theobroma Cacao Stercuüac. 4 — 5 j 165. Marcgravia dubia (Jai)iellia japonica Marcgray. 6 (-7) f • 166. Theac. 4 (-5) ,, 167. Datisca cannabina Datiscac. B krautig 168. Begonia hybrida Begoniac. 4—6 9> 169. ■ — nietallica 1? 7,5 f « 170. Metrosideros coriacea Mjrtae. 4— f. holzig 171. Bertolonia spec. Melastomatac. 7—9 krautig 172. Sonerila spec. 1) 5 »* 173. Fuchsia- spec. OnagrdC. 5 holzig über die Größe der Chloroplasten. 229 Nr. Speziesname Familie Messung Bemerkui Igen 174. Gunnera chilcnsis Halorrhagidac. 6-71/2 krautig 176. Hrdcra helix Araliac. 6 holzig 176. Aral/'a (juatcmalensis )) 7—10 )» 177. Erynoiiim pandanifolium Umbelliferae 3 krautig 178. Accjopodiuni Fodagraria )» 6 n 179. Cornus mas Cornac. 4-5 holzig 180. Aucuba joponica '» 5 )> 181. Rhododendron spec. Ericac. 4-6 *t 182. Ardiaia crenulata Myrsinac. 6 1 j 183. Fraxin us excclsior Oleac. 3-4 >j 184. Syrlii(ja vulgaris » 6 9f 186. Olca europaea »j 5 99 186. Osmanthus fragrans j» 6 »J 187. Buddleia Lindleyaiia Loganiac. 6 J» 188 Ncrium Oleander Apocjnac. 6 99 189. Hoya carnosa Asclepiadac. 6 sncGule^t 190. Stapelia muUiftora »» 6 •» 191. Clerodendron Thomsonae Verbenac. B holzig 192. Pldomis tuberosa Labiatae 6 krautig 193. Teucrimn f'ruticans jj 6 holzig 194. Datura Slramonium Solanac. 6 krautig 195. Solanum nigrimi 99 6 >» 196. Nicotiana rustica )| 3—5 )f 197. Eyiscia fulgida Gesneiiac. 6 99 198. Saintpaulia ionanthe •) . 4 9f 199. Acantlins spec. Acanthac. 5-7 )> 200. Planta go major Plaotaginac. 6 ' > 201. Sambucus nigra Oaprifoliac. 6-71/2 holzig 202. Symphoricarpus racemosa )> 3—4 »» 203. Loniccra caprifoUum 9t 4-6 )) 204. -'- orient'dis ^ 9 3—4 j? 205 DieruiUa coraernsis • 9 6 ^t 2C6. Cucio hita Pepo Oacurbitac. 6 krautig 207. Bellis percnnis Compositae 6 ij 208. Daldia variabilis jf 6 91 209. HeliontJws tubcrosus 11 8-4 »» 210. Achill ea millcfoliu m »> 6 »1 211. Petasiles palustris >» 6 »J 212. Crassocephalum aurantiacuifi 1» 6 »» 213. Kleinia ariicidata »> 5—6 succulent 214. Leonhdon Taraxacum »> 6-6 krautig 216. Laciuca sativa )> 5 j» Zunächst wird man einen Zusammenhang zwischen den Größenverhältnissen und den natürlichen Verwandschaftsverhält- nissen vermuten, und zwar, wenn auch nicht durchgehend, doch insoweit, daß die Angehörigen derselben Familie ziemlich gleich große Chloroplasten aufweisen. Damit man dies beurteilen kann, habe ich die Pflanzen in der folgenden Tabelle in systematischer Reihenfolge, mit den Algen beginnend, aufgeführt. Um nicht zu weitläufig zu werden, will ich nur sagen, daß man bei der Durch- sicht der Tabelle allerdings in gewissen Fällen den vermuteten 230 M- MöBius: Zusammenhang finden wird, wie z. B. bei den Cycadeen und Ginlcgo, bei den Compositen, in andern aber auch wieder nicht, insofern z. B. Victoria regia auffallend große Chloroplasten hat, Nym2)haea spec. und Nelumhium speciosum aber etwas unter dem Tjpus bleiben. Nicht einmal die Arten einer Gattung stimmen immer in der Größe ihrer Chloroplasten überein. Was sodann die morphologischen Verhältnisse betrifft, so würde man vielleicht zunächst an die Größe der Zellen denken und in kleinen Zellen kleine, in größeren auch größere Chloroplasten erwarten. Von einer derartigen Abhängigkeit habe ich aber nichts bemerken können und halte es auch für recht schwierig, bei der Ungleichheit der Zellen in demselben Blatt solche Verhältnisse festzustellen. Das- selbe gilt für die Größe des Blattes, denn man braucht nur eine Liste der Pflanzen mit den größten Chloroplasten durchzugehen, lim hier neben Victoria regia und Gunnera chilensis auch Stellaria media und Pellionia Daveauana zn finden. Schwer ist auch, die Blätter ihrer Beschaffenheit nach, als weiche, lederige, sukkulente usw., in bestimmte Gruppen zu ordnen, die Grenzen sind hier zu wenig scharf. Ich habe nur die sukkulenten in dt^r Tabelle be- sonders bezeichnet, von denen aber die meisten (8 von 12) 5 — 6 fi große Chloroplasten haben, 3 Arten haben 3, 3 — 4, 4 — 5 fj- große und eine Art {Agave rubicola) hat sogar 7,5 /i* große. Wir sind damit schon zu der Abhängigkeit von den biolo- gischen Verhältnissen gekommen, und von diesen seien nur noch die der Wasserpflanzen in Betracht gezogen. Aber auch in dieser Gruppe zeichnen sich die Chloroplasten nicht vor den andern aus, denn bei den meisten entspricht der Durchmesser der Chloroplasten dem Typus (bei 5 von 9 Arten) bei einigen (3) ist er kleiner, und bei einer Art, Victoria regia, ist er abnorm gr-oß, 7 — 10 ii. Die nicht sukkulenten und nicht zu den Wasserpflanzen gehörenden Arten habe ich als krautige und holzige unterschieden, denn aller- dings scheint mir diese Trennung einigermaßen derjenigen in größere und kleinere Chloroplasten zu entsprechen und zwar in der Weise, daß die kleineren Chloroplasten sich mehr hA den holzigen Pflanzen finden, wie aus folgender Tabelle hervor-geht : Von 36 Arten mit 3-4 // großen Chlor, sind 20 bolzig, 14 krautig: Verh. : 5/4 31 >» ■»45 ,« -•» >» »» 16 18 »» 8/9 90 >» ,1 5 ,/* M )» Jf 44 46 «) ca l/l 14 »> „ 5—6 /n » 11 )» 2 12 '> 1/6 17 >• „ 6—7,6 /u )J '» f» 5 12 >i 6 12 9 »I M 7—10 u »? ?> >J 1 8 >i 1/8 Welcher Zusammenhang zwischen der krautigen und holzigen über die Größe der Ohloroplasten. 231 Beschaffenheit der Gewächse und der Größe ihrer Chlorophyll- körner besteht, ist schwer zu erklären, man kann höchstens darauf hinweisen, daß im allgemeinen die holzigen Pflanzen derbere und trockenere Blätter als die krautigen besitzen, es könnten also möglicherweise bei geringerem relativem Wassergehalt der Zellen auch die plasmatischen Träger des Chlorophyllfarbstoffs sich etwas stärker kontrahiert haben. Doch müßten zur Klärung dieser Frage wohl noch ausgedehntere Untersuchungen vorgenommen werden. Hier kommt es mir nur darauf an, die Hauptsache hervor- zuheben, nämlich die aus meinen Beobachtungen sich ergebende Erkenntnis, daß die Chloroplasten und zwar die eigentlichen Chlorophyllkörner eine ziemlich konstante Größe besitzen, daß ihr Durchmesser meistens 5 [ju beträgt. Sehr selten geht der Durch- messer auf die Hälfte herab, in manchen Fällen bis auf das Doppelte hinauf. Wir dürfen wohl annehmen, daß dies mit der Assimilation zusammenhängt. Wie die Pflanzen im Lauf der phylogenetischen Entwicklung von der Mannigfaltigkeit in Größe und Form der Chloroplasten bei den Algen zu der Konstanz der kleinen rundlichen Chlorophyllkörner von den Moosen an über- gegangen sind, so sind sie auch zu einer konstanten Größe dieser Gebilde gekommen, offenbar weil beides sich als das Zweck- mäßigste für den Assimilationsprozeß ergeben hat. Wenn wir die Chlorophyllkörner als kugelig annehmen, so ergibt sich für den Durchmesser von 5 [i eine Kugeloberfläche von 315 qu [j, und ein Kugelinhalt von ungefähr 520 cub. //, da sie aber meistens nicht wirkliche Kugeln, sondern mehr oder weniger abgeplattet und linsenförmig sind, so ist das Verhältnis der Oberfläche zum Inhalt €twas anders, die Oberfläche relativ größer. Wir könnten uns nun die Sache so vorstellen, daß jene typische Größe der Chloroplasten am günstigsten sei für die molekularen Adsorptionskräfte, mit denen nach WILLSTÄTTER der Chlorophyllfarbstoff an das Skelet des Chlorophyllkorns gebunden ist, wenn es darauf ankommt, für die erforderliche Menge des Farbstoffs das richtige Verhältnis zwischen Oberfläche und Masse des protoplasmatischen Trägers, der für eine Zelle bestimmt ist, zu schaffen, und daß sie andererseits auch am günstigsten sei für die Anlagerung der Moleküle des Kohlendioxyds an die des Farbstoffs. Die Konstanz der Größe der Chlorophyll- körner, wie sie hier aus der Untersuchung von mehr als zwei- hundert Pflanzenarten ermittelt worden ist, dürfen wir somit wohl gegenüberstellen der konstanten Zusammensetzung des Chlorophylls, wie sie WiLLSTÄTTER aus der Untersuchung von ungefähr ebensoviel Pflanzen anzunehmen berechtigt ist. 232 M. MÖBIUS: Über die Größe der Ohloroplasten. Wir werden uns aber auch erinnern, daß in morphologischer Hinsicht noch andere solche konstanten Größen festgestellt sind. So hat bekanntlich SACHS für die Pflanzenzelle eine gewisse mittlere Größe gefunden, die sich allerdings innerhalb weiterer Grenzen bewegt als die der Ohloroplasten, es schwankt nämlich der Durchmesser der ausgewachsenen Parenchymzellen zwischen 0,01 und* 0,09 mm. Hierbei muß auch angenommen werden, daß dieses Maß für die physiologischen Verhältnisse, wie sie durch den zelligen Aufbau der Pflanzen bedingt sind, am zweckmäßigsten ist. Anders ist es beim Zellkern, dessen Größe sehr verschieden ist. Abgesehen von den winzigen Kernen gewisser Pilze und Algen und den Riesenkernen, die in manchen Organen der höheren Pflanzen vorkommen, wechselt doch schon der Durchmesser des Kerns in den vegetativen Organen der Monokotyledonen^) zwischen 2,5 (Maranta) und 17 fj, (Crinum). Der Kern hat ja auch, selbst in vegetativen Zellen, sehr viel mehr verschiedenartige Aufgaben zu erfüllen als die Ohloroplasten — doch näher auf diese Betrach- tungen einzugehen, müssen wir uns an dieser Stelle versagen. Frankfurt, Botanisches Institut, Juni 1920. 1) E. Klieneberger, Über die Größe und Beschaffenheit der Zellkerne mit bescunderer Berücksichtigung der Systematik. (Beihefte zum botanischea Zentralblatt 1917.) FR[EDL,WjaBER: Notiz zur Kohlensäureassimilation von Neottia. 233 30. Friedl Weber: Notiz zur Kohlensäureassimilation von Neottia. Aus dem pflaDzenphysiologischen Institute der Universität Graz. (Eingegangen am 21. Juni 1920.) WlESNER (1871) hat zuerst gefunden, daß die im lebenden Zustande braune Infloreszenz von Neottia nidus avis nach Be- handlung mit Alkohol und anderen Lösungsmitteln des Chlorophylls ergrünt, und daß sich aus ihr Chlorophyll extrahieren läßt. DRUDE (1873) gelang es, „das Ergrünen der Neottia noch viel schöner zu beobachten, als es beim Hineintun in Alkohol geschehen kann. Es färbten sich nämlich die Pflanzen beim Auskochen in reinem Wasser ausgezeichnet grün, in dem Moment, wo das Wasser in das Sieden geriet." Es erfolgt also beim raschen Abtöten ein Farbenumschlag von Braun in Grün. Genau dasselbe hat MOLISCH (1905) für Braunalgen und Diatomeen festgestellt. MOLISOH (1905 und 1913) erklärt den Farbenumschlag für diese Algen und analog auch für Neottia durch die Annahme, daß in der lebenden Pflanze kein Chlorophyll sondern ein brauner Farbstoff, das Phaeophyll, vorkommt, das im Moment des Todes in grünes Chlorophyll über- geht. Zugunsten des Vorkommens eines eigenen braunen Farb- stoffes als der Muttersubstanz des iVeof^/a- Chlorophylls sprechen auch Beobachtungen von SCHIMPER (1885) und LiNDT (1885). Für die Phaeophyceen versuchten dagegen insbesondere TSWETT, KYLIN, WILLSTÄTTER nachzuweisen, daß das Chlorophyll als der fertige grüne Farbstoff in den lebenden Algen präexistiert. In diesem Chlorophyll der Phäophyceen sollte nach TSWETT außer der Komponente a des gewöhnlichen Chlorophylls eine neue Chloropbyllkomponente [y) vorkommen. WiLLSTÄTTER und PAGE (1914) konnten dagegen von dieser dritten Chlorophyllkomponente nie eine Spur beobachten. „Trotz des Fehlens einer spezifischen Komponente zeigt das Chlorophyll der Phaeophyceen eine sehr merkwürdige Abweichung von den Landpflanzen sowie von den Grünalgen. Es besteht nämlich fast ausschließlich aus der Kom- ponente a. Von Chlorophyll b sind nur Spuren zu beobachten, höchstens 5 Proz." WiLLSTÄTTER weist in dieser Arbeit darauf hin, daß es mit Rücksicht auf die Ergebnisse seiner Studien über Ber. der Deutschen Bot. Gesellsoh. XXXVIII. 15 234 FßiEDL Weber: die Pigmente der Braunalgen von Interesse wäre auch Neottia spektroskopisch zu untersuchen'). 1914 hat WiLSCHKE noch ohne die genannte Arbeit von WiLLSTÄTTER und PAGE zu kennen in seiner Untersuchung über die Fluoreszenz der Chlorophyllkompo- nenten auch die fluoreszierenden Komponenten des NeoUia-Farh- Stoffes studiert. Die braunen Chromatophoren der lebsnden Zellen zeigten im Fluoreszenzmikroskop durch das Spektroskop betrachtet „scharf das Fluoreszenzband der a-Komponente bei l 68'0— 66'0. Von einem Fluoreszenzband einer etwa vorhandenen b-Komponente war nichts zu sehen." Auch die durch siedendes Wasser ab- getöteten Chromatophoren und ebenso die alkoholische bx;w. petrol- ätherische Lösung ließ nur die a-Komponente erkennen. In gleicher Weise war mit Hilfe der Chromatogramm-Methode — abgesehen von den gelben Xanthophyllen nur das a-Chlorophyll nachzuweisen. Aus WiLSCHKEs „Beobachtungen erhellt, daß in den Chromato- phoren von Neottia n. a. nicht das gewöhnliche Chlorophyll vor- handen ist, sondern ein Chlorophyll, welches nur eine einzige Komponente, nämlich a enthält. Die Frage, ob mit Hilfe dieses Chlorophylls die Assimilation ermöglicht ist, bedarf noch ihrer Beantwortung". WiLSCHKE war es nicht bekannt, daß DRUDE bereits 187. S Assimilationsversuche mit Neottia angestellt hat-). Die ISeottia erhielt in einem weiten Glasrohr „am Nachmittage S'^ zu- gefügt 4,35 cbm Kohlensäure . . . am Abend um 6*^ wurde das Kali zugesetzt . . . jetzt stieg sie (die Quecksilbersäule) erst rasch, dann immer langsamer; am Abend, gegen 8^30, betrug die vom Kali absorbierte Kohlensäureraenge 2,87 cbm". DRUDE meint: dieser und ein analoger Versuch „zeigen, daß die Neottia in der Tat imstande ist etwas Kohlensäure zu zerlegen, zu assimilieren." Noch in Unkenntnis dieser Versuche ÜRUDEs schreibt auch Wiesner (1874) der Neottia die Fähigkeit der COg- Assimilation zu: „Hierfür spricht . . . die durch meine bisherigen Versuche wahrscheinlich gewordene partielle Zerlegung der Kohlensäure durch Blütenschäfte von N. n. a., welche unter mit Kohlensäure gesättigtem Wasser dem Lichte ausgesetzt wurden." Eine weitere 1) Es hatte allerdings schon DRUDE (1873) am Chlorjphyllextrakt der Neottia „mittels eines MERZschen Mikrospektralapparates betrachtet alle Eigen- tümlichkeiteji des normalen Chlorophylls, sämtliche sieben Absorptionsstreifen an ihrer richtigen Stelle* beobachtet. 2) Und zwar nach der 1871 von PFEFFER ausgearbeiteten Methode, deren Prinzip darin besteht, „bestimmte Mengen Kohlensäure zuzuführen, die nach der Exposition zurückgebliebene Quantität dieses Gases zu bestimmen und als Differenz die zei setzte Kohlensäure zu finden". Notiz zur Kohlensäureassimilation von Neottia. 235 Publikation über diese Versuche scheint nicht erfolgt zu sein. Auf Grund der zitierten Veröffentlichungen von DRUDE und WiESNER weist Pfeffer in seiner Pflanzenphysiologie (1897 I, p. 287) darauf hin, daß bei sehr guter Beleuchtung Neottia soviel CO2 ver- arbeitet, „daß etwas mehr Sauerstoff durch die Assimilation pro- duziert als durch die Atmung konsumiert wird". Es muß jedoch als fraglich bezeichnet werden, ob die wenigen Versuche DRUDEs als einwandfrei und beweisend gelten können. Vor allem wurde die Absorption der Kohlensäure, die auch bei unbelichteten Pflanzenteilen energisch vor sich geht (WlLLSTÄTTER und STOLL 1918) nicht berücksichtigt; es fehlen jedenfalls bei DRUDE Parallel- versuche im Dunkeln. Eine Nachprüfung der DRUDEschen An- gaben unterblieb jedoch lange Zeit; sie wäre aber schon damals um so erwünschter gewesen, als die Vermutung ausgesprochen wurde, es könnte sich bei Neottia vielleicht um ein „physiologisch gänzlich bedeutungsloses" (VVlESNER 1874) gewissermaßen funktions- loses, inaktiees Chlorophyll handeln. Erst JOSOPAIT (1900) wies dann bei den A^eoiDT, 1885, Über die Umbildung der braunen Farbstoffkörper in Neottia Nidus avis zu Chlorophyll. Bot. Ztg. 43. Magnus, 1890, Eine weiße Neottia nidus avis. Deutsche botan. Monatsschrift 8. — , 1891, Weitere Nachtichten über das Auftreten weißer Stöcke bei chlorophyllosen Pflanzeaarten. Ebenda 9. Molisch, 1905, Ueberden braunen Farbstoff der Phaeopbyceen und Diatomeen. Bot. Ztg. 63. — , 1913, Mikrochemie der Pflanzen. Jena. p. 230. — , 1918, Das Chlorophyllkor a als Redaktion sorgan. Sitzb. Ak. Wissensch. Wien 127. Pfeffer, 1897, Pflanzenphysiologie I. Bd , II. Aufl. SCHiMFER, 1885, Untersuchungen über Ohlorophyllkörper. Jahrb. wiss. Bot. 16. SCHROEDER, 1917, Die Hypothesen über die chemischen Vorgänge bei der Kohlensäureassimilation. Jena. Schulze, 1894, Die Orchideen Deutschlands, Deutsch-Österreichs und der Schweiz. Senn, 19o7, Les chromatophores de quelques plantes vasculaires depourvues de Chlorophyll. Archives des Scienc. Geneve, 24. — , 1908, Die Gestalts- und Lageveränderung der Pflanzenchromatophoren, Leipzig. Wiesner, 1871, Vorl. Mitt. über das Auftreten von Chlorophyll usw. Bot. Ztg 29. — , 1872, Unters, über die Farbstoffe einiger für chlorophyllfrei gehaltener Phanerogamen. Jahrb. f. wiss. Bot. 8. — , 1874, Über die Menge des Chlorophylls in den oberirdischen Organen von Neottia n. a. Flora 5 WiLLSTÄTTER und PaGE, 1914, Über die Pigmente der Braunalgen. Ann. d. Ohem^ 404. i WiLLSTÄTTER und Stoll, 1918, Unters, über die Assimilation der Kohlen- säure. Berlin. WiLSCHKE, 1914, Über die Fluoreszenz der Chlorophyllkomponenten. Zeitschr. f. wiss. Mikroskopie 31. Es wird gebeten, alle wissensohaftlioheD Manuskripte für die Sitzungen im Jahre 1920 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Regierungsrat Prof. Dr. P. Claußen, Berlin-Steglitz, Eothenburgstr. 41, zu richten. Die wissensohaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August and September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt. WtF" Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden i ollständig druckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format (12/18 cm) — ein- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen den Umfang von 6 Druckseiten nicht überschreiten. Jedes Heft darf vorläufig den Raum von' 2 Druckbogen nicht über- schreiten. Überzählige Arbeiten müssen zurückgestellt werden. Den Autoren wird jährlich nur der Raum einer Tafel für Textfiguren in Strichätzung kostenlos gewährt. Tafeln und Autotypien im Text müssen vom Autor bezahlt werden. Den Mitgliedern können nur 3 Arbeiten jährlich zugestanden werden. Arbeiten von Nichtmitgliedern können bis aot weiteres nicht aufgenommen werden. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch abgefaßt und anleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträglich keiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe desselben die Anzahl der gewünschten Sonderabdrüoke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 6 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht statt. — - Vorstand und Kommissionen der Gesellsctiaft für das Jalir 1920. Für die Generalversammlung: F. Pax, Präsident; F. Rosen, Stellvertreter. Für die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: P. Claußen, Vorsitzender; L.Di eis, erster Stellvertreter; R. Kolkwitz, zweiter Stellvertreter; H. Mi ehe, erster Schriftführer; W. Magnus, zweiter Schriftführer; F. Duysen, dritter Schriftführer; Schatzmeister: 0. Appel. Redaktions -Kommission: P. Claußen, H. Miehe, W. Magnus, F. Duysen, A. Engler, F. Graebner, H. v. Guttenberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der Mitgliederversammlung (Generalversammlung): 0. Reinhardt, L. Wittmaok, E. ßaur, P. Lindner, H. Harms. Geschäftsführender Sekretär: W. Wächter. Alle Geldsendungen werden franko entweder auf das „Konto der Deutschen Botanischen Gesellschaft e. V. in Berlin Nr. 35398 bei dem Postscheckamt in Berlin NW 7" oder ,,An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse für die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6", erbeten. Der Beitrag beträgt für alle ordentlichen Mitglieder 25 M. und 5 M. Zuschlag für die Dauer der Teuerung. Die Kursberechnung für die Beiträge der ausländischen Mitglieder wird jährlich fest- gesetzt. Die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüglichen Schriftstücke wolle man an den Schatzmeister Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Appel in Berlin-Dahlem ge- langen lassen. Alle event. Reklamationen, die Versendung der Berichte und Sonder- abdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Bandes unmittelbar an die Verlagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 35, Schöneberger Ufer 12a, zu richten. Adressenänderungen sowie alle das Mitglieder- verzeichnis betreffenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 6 p„ zu senden. K^ Sonderabdrücke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 1. Jeder Verfasser erhält 50 Sonderabdrttcfee kostenlrei. Sonderdrucke werden nur mit einem Rückenfalz versehen, d. h. ohne Umschlag, geliefert. 2. Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestellung der Überzahl vor der letzten Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 6 Pfennig 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates .16 , 3. für jede Lichtdrucktafel 27 , 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr 6 , 5. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr 9 6. bei Doppeltafeln pro Tafel und Farbe mehr .6 , • 7. Buchbinderlohn für jeden Abdruck 4,05 , 8. für einen Umschlag mit Titel, falls ein solcher gewünscht wird 15, — Mark. Pfennige, welche durch 5 nicht teilbar sind, werden nach oben auf 5 abgerundet. Druck von A. W. Hayn'a Erben, Berlin SW 68. Inhaltsangabe zu Heft 7. Seite Sitzung vom 30. Juli 1920 243 Mitteilungen. 31. Friedrich Czapek: Zur Kenntnis der silberreduzierenden Zellsubstanzen in Laubblättern 246 32. M. Möbius: Die Entstehung der schwarzen Färbung bei den Pflanzen 252 33. F. V. Wettstein: Künstliche haploide Parthenogenese bei Vaucheria und die geschlechtliche Tendenz ihrer Keimzellen. (Mit 2 Abb. im Text.) 260 34. Georg Funk: Über das Verhalten der 'Oscillatoria amphibiaAg. im Kolonie- Verband. (Vorläufige Mitteilung.) (Mit 1 Abb. im Text.) 267 NAcbste Sitzung der Gesellschal« Freitag, den 29. Oktober 1920, abends 7 Uhr, im Hörsaal des Pflanzenphysiolog. Instituts d. Universität, Berlin-Dahlem, Königin-Luise-Straße 1. i Sitzung vom 30. Juli 1920. 243 Sitzung vom :]0. Juli 1920. Vorsitzender: Herr P. CLAUSSEN, Der Vorsitzende teilt mit, daß am 4. Mai 1920 Herr Professor Dr. Giovanni Briosi in Pavia, und am 24. Juni 1920 Herr Geheimer Hofrat Professor Dr. Adolph Hansen in Gießen gestorben sind. Die Anwesenden erhoben sich zu Ehren der Verstorbenen von ihren Plätzen. Zu ordentlichen Mitgliedern werden vorgeschlagen die Herren: Hustedt, Friedrich, Lehrer in Bremen, ßüdesheimer Str. 7 (durch G. Bitter und H. Farenholtz), Buchholtz, Dr. F., Professor, Direktor des Botan. Instituts und Gartens in Dorpat (durch Fr. ELPVING und P. CLAUSSEN) und Kotte, Dr. Walter, Assistent am Pflanzenphysiolog. Institut der Universität Beilin in Bln.- Dahlem (durch G. HABERLANDT und F. Herrig). Zu ordentlichen Mitgliedern werden ernannt die Herren: Köhler, Dr. Erich in Weihenstephan, Schwemmle in Tübingen, GistI, Dr. Rudolf in München, Müller, Dr. Wilhelm in Münster 1. W., Mevius, Walter in Münster i. W. und Bersa, Egon von in Graz. Herr PRINGSHEIM sprach unter Vorweisung von Kulturen über die im Anschluß an eigene Versuche von Herrn K. 0, MÜLLER angestellten Untersuchungen über die Entwicklungsphysiologie des Pilzmyzels. Die Hauptergebnisse waren: 1. Die Spitzen der Randhyphen eines Saprolegnien-Myzels wachsen auf geeigneten Nährböden, z, B. Erbsenagar, mit gleich- mäßiger Geschwindigkeit vom Entstehungszentrum fort und suchen Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. XXXVIII. 16 244 Sitzung vom 30. Juli 1920. gleichen Abstand voneinander innezuhalten. Dadurch kommt eine vollkommen kreisförmige Kolonie zustande, deren Durchmesser sich in gleichen Zeiten um das gleiche Maß vergrößert. 2. Ursache des radiären Wachstums und damit der Kreis- gestalt des Myzels ist der negative Chemotropismus gegen eigene Stoff Wechselprodukte. 3. Auf anderen Nährböden, z. B. Peptonagar, sowie bei Aspergillus niger und Mucor mucedo auf allen geprüften Nähr- böden, zeigte sich zeitlich zunehmende Hemmung in der Wachs- tumsgeschwindigkeit, die offenbar auf die Veränderung des Nähr- bodens während des Wachstums durch die Stoffwechselprodukte zurückzuführen ist. 4. Die Verzweigung kommt in der Hauj^tsache durch Aus- wachsen von Seitenhyphen dicht hinter der Spitze der relativen Haupthyphe zustande. Doch entstehen zwischen den schon ge- bildeten Tochterhyphen auch nachträglich Verzweigungen, die aber meist im Wachstum stehen bleiben. Die Dicke der neu entstandenen Seitenhyphen ist dicht hinter dem Entstehungspunkt eine geringere als die der Mutterhyphe. Die relativen Seitenhyphen stellen sich vermöge ihres nega- tiven Chemotropismus fast parallel zu den in radiär zentrifugaler Richtung fortwachsenden Haupthyphen ein und füllen den zwischen ihnen und den Nachbarfäden gelegenen und noch unbesiedelten Raum durch Bildung neuer Seitenhyphen, die sich ebenso ver- halten, gleichmäßig aus. Ein Teil der Tochterhyphen erreicht durch Beschleunigung der Wachstumsgeschwindigkeit, die eine größere wird als die der schon mit ihren Spitzen am Rande befindlichen Haupthyphen, unter Zunahme ihrer Hyphendicke den Rand des Myzels, um dann als relative Haupthyphen mit der gleichen Wachstumsgeschwindigkeit wie die übrigen Randhyphen weiter fortzuwachsen. Hierdurch kommt eine gleichmäßige Be- siedelung und Ausnutzung des Nährsubstrates zustande. 5. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Pilzmyzels, die durch den Zuwachs des Myzelradius in der Zeiteinheit zum Ausdruck kommt, ist von der Art und Konzentration der gegebenen Nahrung abhängig. Wird von sehr geringen Konzentrationen ausgegangen, so steigt bei Zunahme der Konzentration die Ausbreitungs- geschwindigkeit rasch bis zu einem Optimum, um hierauf langsam wieder abzufallen. Dagegen nimmt die Dichtigkeit des Myzels, deren Maß durch die Dicke der Hyphen und die Anzahl der von einer relativen Haupthyphe in einem Abschnitt bestimmter Länge Sitzung vom 30. Juli ]920. 245 gebildeten Seitenhyphen gegeben ist, mit steigender Konzentration kontinuierlich zu. 6. Die Größe der Ausbreitungsgeschwindigkeit wird ferner •durch die Höhe der Temperatur bestimmt. Sie steigt vom Minimum langsam bis zu einem Optimum an, um hierauf sehr schnell bis zum Maximum herabzusinken. Dagegen ist die Dichte des Myzels fast unabhängig von der Höhe der Temperatur. 7, Von der Größe der Ausbreitungsgeschwindigkeit und von •den Massen für die Dichtigkeit des Myzels aus konnte synthetisch mit Hilfe einer mathematischen Funktion auf die Abhängigkeit •des Erntegewichtes von der Höhe der Konzentration und den anderen YegetatioEsfaktoren geschlossen werden. Es zeigte sich, ■daß der Massenansatz mit Zunahme der Nährstoffkonzentration proportional mit dieser steigt, wenn von niedrigen Konzentrationen ausgegangen wird. In bezug auf die Untersuchungen selbst möge auf die aus- führlichere Arbeit verwiesen werden. Herr R. KOLKWITZ legte „Kristallisiertes Chlorophyll" in mikroskopischen Dauerpräparaten vor. Es läßt sich in ein- fachster "Weise aus dem Hohlzahn [Galeopsis tetmhif), dem Spargel- kraut (Asparagiis offichialis), der Wasserminze (Mentha agiiaiica) M. e. m. gewinnen. Man stellt aus den Blättern mit wenig Alkohol einen tief- grünen Extrakt her (ca. 6 — 24 Std.) und läßt einige Tropfen davon auf dem Objektträger langsam (ca. 4 — 12 Std.) eindunsten. An- fertigung mikroskopischer Schnitte ist nicht erforderlich. Neben den rötlichen Kristallen von Karo tinoiden entstehen •dann die grünen, mikrokristallinischen Dreiecke oder Sechsecke •des Aethylchlorop hy 11 ids ohne weiteres. Betreffs Literatur sei auf BORODIN (Bot Ztg. 1882), MONTE- VERDE (1893), AVILLSTÄTTER (1913) und die Ztschr. f. d. naturwiss. ai. erdkundl. Untenicht („Aus der Natur" 1920, Bd. IGj verwiesen. lö" 246 FßlEDRICH CZAPEK: 3Iitteilungen. 31. Friedrich Czapek: Zur Kenntnis der sifher- reduzierenden Zeilsubstanzen in Laubblättern. (Eingegacgen am 26. 6. 1920.) Im Verlaufe meiner Studien zur Biochemie des pflanzlichere Zellplasmas ergab sich die Notwendigkeit, auch auf die lange bekannte Eigentümlichkeit des lebenden Inhaltes vieler Pflanzen- zellen näher einzugehen, Lösungen von Silber nitrat unter Bildung- schwärzlicher Silbersole oder dunkler Niederschläge zu reduzieren. Bekanntlich hatsich Oskar LOEW in Gemeinschaft mit TH. BOKORNYi). zuerst ausführlicher mit dieser auffallenden Reaktion befaßt und seine viel diskutierte Theorie von der aldehydischen Natur des ,, lebenden Eiweißes" daran geknüpft. In neuerer Zeit hat man sich wenig mit dieser Reaktion beschäftigt, und es ist eigent- lich nur eine Arbeit von C. VAN WlSSELINGH^) zu erwähnen,, in der dieser Forscher es wahrscheinlich macht, daß die silber- reduzierende Substanz der Spirogyrazellen chemische Beziehungen, zu den Grerbstoffen hat. Es ist ein Verdienst von H. MOLISCH^) in einer interessanten mikrochemischen Studie gezeigt zu haben, daß sich die Chloro- plasten der meisten Pflanzen durch ein besonders starkes Reduktions- vermögen auszeichnen, besonders wenn man konzentriertere Silber- nitratlösungen, als sie LOEW und BOKORNY verwendeten, ein- wirken läßt. Während die Lösung von LOEW eine ammoniakalische Silberlösung war, die nur 1 ccm einer 1 '^q Silbernitratlösung im Liter enthielt, wendete MOLISCH 0,1 — 1*^0 Silbernitrat ohne jeden. Zusatz an und konnte damit besonders in der Epidermis der Blätter von Blütenpflanzen eine tiefschwarze Färbung der Chloroplasten erzielen. Bei Spirogyra schwärzen sich nur die Zacken des- Chlorophyllbandes. 1) 0. LOEW und Th. BokOENY, Die chemische Kraftquelle im Proto- plasma, München 1882. 0. LOEW, Die chemische Energie der lebenden Zellen, München 1899. Kritik: W. Pfeffmr, Flora, Bd. 47, p. 46 (1889). 2) C. VAN WiSSELiMGH, Beihefte zum bot. Oentralbl. Bd. 32, I, p. 165 (1914> 3) H. Molisch, Sitzg.-Ber. d. Akad, d. Wiss. in Wien, Math. nat. Kl. Abt. 1^ Bd. 127, 6/7. Heft, Wien 1918, p. 449. Zur Kenntnis der sflberreduzierenden Z-ellsubstanzen in Laabblättern. 247 Bezüglich der Ursache dieser Reaktion meint MOLISCH, daß «s sich ,,um einen äußerst labilen Stoff handelt, der sein Redaktions- vermögen schon beim Absterben des Chlorophyllplasmas einbüßt". Er sagt weiter: ,,Wenn das tote Chlorophyllkorn mit Silbernitrat ■die Schwärzung nicht mehr zeigt, so ist da« nicht etwa so zu •erklären, daß der reduzierende Körper das tote Chlorophyllkorn verläßt und sich in das Protoplasma oder in den Zellsaft begibt, ■denn man kann sich leicht überzeugen, daß sehr oft außerhalb der toten Chlorophyllkörner weder im Protoplasma, noch im Zellkern, noch im Zellsaft irgend eine Spur einer Schwärzung eintritt. Der reduzierende Körper muß also im Chlorophyllkorn selbst im Momente des Todes eine Wandlung erleiden, und dabei seine reduzierende Fähigkeit gegenüber dem Silbersalze einbüßen". Molisch schien der Parallelismus der Erscheinung, daß mit dem Tode der Chlorophyllkörner das Vermögen Kohlensäure zu redu- zieren, ebenso verloren geht, wie die Fähigkeit Silber abzuscheiden, zugunsten der Auffassung zu sprechen, daß vielleicht der die Kohlensäure reduzierende und der Silber abscheidende Körper ein- und derselbe sei, oder mit der Kohlensäure-Assimilation in näherer Beziehung stehe. ,,Der ßeduktor ist wegen seiner erstaunlichen Labilität unversehrt gar nicht makrochemisch zu packen und zu untersuchen". Die Frage nach der chemischen Natur der redu- zierenden Substanz läßt MOLISOH offen. Wir hätten also eine neue ,, Lebensreaktion", diesmal an den Chloroplasten, vor uns, wenn die Auffassung von MOLISOH richtig ist. Daß' geschädigte Zellen der Schnitte die Silberreaktion der Chloroplasten nicht geben, läßt sich an vielen Blättern leicht zeigen: -an dieser Tatsache ist nicht zu zweifeln. Nun war mir aber bereits aus früheren Studien über die Gerbstoffzellen von Echeveria bekannt, daß das Ausbleiben der Koffeinreaktion an nekrobiotisch veränderten Zellen auf nichts anderem beruht, als daß der Gerbstoff zum größten Teile oder ganz ausgetreten ist, und sich in der umgebenden Flüßigkeit nachweisen läßt^). Deshalb schien es mir auch hier an den Blatt zellen nötig, das eigenartige Verhalten beim Absterben nochmals kritisch zu untersuchen. Es ist unbedingt zuzugeben, daß man abgesehen von der Silberreaktion an den Chloroplasten keine andere charakteristische mikrochemische Probe erhalten kann, welche bestimmte Schlüsse auf die Natur des fraglichen Stoffes gestatten würde. Nach Einlegen in l%\gQ Osmiumsäure sieht man zwar 1) F. Czapek, Versuche über Exosmose aus Pflanzenzellen, Berichte der Deutsch. Bot. Ges. Jahrg. 1910, Ed. XXVIII, Heft 6, p. 159. 248 Friedrich Czapek: meist eioe leichte diifuse Schwärzung des Zelhnhaltes auftreten; mit Eisenazetat beobachtet man gleichfalls in verschiedenen Zellen eine dunklere Färbung, ja bei Ancuha, Ranunculus repens u. a, glaubte ich bei Sodazusatz hier und da selbst einen Umschlag in eine rötliche Nuance zu erkennen. Ein leichtes Nachdunkeln ist auch mit Kaliumbichromat zu erhalten, und Anwendung von Uranyl- azetat, Ammoniummolybdat oder Ferricyankaliumlösung bewirkt ähnliche diffuse leichte E-eaktionen im Zellinhalt. Ob aber diese ßeaktionen auf die aus den Chloroplasten austretenden Stoffe zu beziehen sind, blieb fraglich, da man den Austritt nicht direkt nachweisen kann. Jedenfalls ist die Silberreduktion die einzige scharfe Reaktion, die man an den Chloroplasten erhalten kann. Mithin muß ein anderer Weg eingeschlagen werden. Aus chemischen Gründen dachte ich zunächst an Beziehungen der fraglichen Substanz zum Brenzkatechin, das gleichfalls Silbernitrat in der Kälte reduziert. Brenzkatechin ist durch neutrales Bleiazetat fällbar, und ein gut ausgewaschenes, von freiem Brenzkatechin völlig freies Brenzkatechin-Bleisalz gibt noch immer nach einiger • Zeit eine deutliche Silberreduktion. Macht man nun mit Schnitten von Äuci(ha-B\ättein oder anderen passenden Objekten den Versuch, sie , zuerst einige Stunden in Bleizuckerlösung zu logen, und nach Aus- waschendes überschüssigen Bleisalzes die Silberreduktion einzuleiten,, so siehtman leicht, daß die Reduktion geradeso gelingt, wie mit lebenden Zellen. Es handelt sich mithin um keine ,, Lebensreaktion", sondern um einen mit Bleiazetat fixierbaren (fällbaren) Stoff. Damit war auch der Weg gewiesen, die Ursache der Silberreduktion präparativ- chemisch zu erforschen. Man kann einmal so vorgehen, daß man das frische Blättermaterial in wässerige oder (besser) alkoholische Bleiazetatlösung (ich verwendete halbnormalige Lösung von neu- tralem Bleiazetat, die 38 g auf 200 g Wasser enthält) einlegt. Nach einigen Stunden oder länger, erschöpft man das Material mit abso- lutem Alkohol und mit Äther, so lange als Chlorophyll in Lösung i Blättern einen flockigen Niederschlag, der sich in der Kälte sofort " oder nach wenigen Minuten bräunt und schw^arz färbt. Es ist aber nicht nötig, erst mit Bleiazetat zu fixieren, wenn man ganz frische, feinzerschnittene Blätter verwendet. Dieselben werden rasch in einen Glaskolben gebracht, mit kochendem Wasser über- gössen, um die Fermente zu inaktivieren, und dann 1—2 Stunden bei Wasserbadtemperatur digeriert. Sie liefern so ein klares gelb- grünliches P]xtrakt, welches genügend konzentriert ist, um sofort eine geht, und extrahiert nach Verjagen des Äthers mit Wasser. Die wässerige Lösung nun gibt mit Silbernitrat bei den verschiedensten Zur Kenntnis der silberreduzierenden Zellsubstanzen in Laubblättern. 249 starke Silbeireduktion in der Kälte zu geben. So weit untersucht, verhalten sich die meisten Blätter, wie Ancuha, Bedera, Tinea, Ligustrum, Aesculus, Aegopodinm, Lamium alhuui, Petas'ites, Samhucus, Sijringa u. a., reaktioneil sehr ähnlich, sowohl hinsichtlich der Silberprobe, als in einigen anderen Reaktionen. Verdünnte Eisen- chloridlösung erzeugt intensiv dunkelgrüne Färbung, die auf Zusatz von etwas Natriumkarbonat in ßotviolett umschlägt. Neutrales Bleiazetat liefert einen starken gelben Niederschlag. Alkalien färben die Probe intensiv gelb, ebenso Salpetersäure, Die MiLLONsche Probe fällt bei Syr'mga positiv aus, schön rot, wie bei Tyrosin oder den Oxybenzoesäuren; sonst erhält man nur Gelbfärbung und Nieder- schlag beim Erwärmen. Kaliumbichromat erzeugt starkes Nach- dunkeln. Osmiumsäure wird rasch reduziert. Mit dem FOLINschen Phenolreagenz (100 g Natrium wolframat, 20 g Phosphormolybdän- säure und 50 ccm Phosphorsäure auf 1 Liter Wasser) entsteht eine Rotfärbung vom Aussehen verdünnter Chromsäure. Der ganze Komplex dieser Reaktionen kehrt bei der Kaffeesäure und ihren Verwandten wieder. Insbesondere mußte ich an das Didepsid der Kaffeesäure mit Chinasäure denken, die von PAYEN entdeckte Chlorogensäure denken, welche GORTER^) in einer schönen Arbeit behandelt hat, und die neuestens durch FreudenbERG^) als Depsid der Kaffeesäure mit Chinasäure definitiv bestätigt worden ist. GORTER nahm auf Grund einer Farbenreaktion: Kochen mit Mineralsäure, Ausäthern, Ausschütteln der blau fluoreszierenden Ätherlösung nacheinander mit Bikarbonatlösung, Wasser und ver- dünntem Eisenchlorid, wobei sich der Äther gelb, die Eisenchlorid- schicht schwach olivbraun, bei größerer Substanzmenge grauviolett färbt, an, daß die Chlorogensäure in Laubblättern sehr verbreitet vorkommt. Isoliert wurde sie allerdings, auch von GORTER, nur aus Kaffeebohnen, wo sie als Koffein-Kaliumsalz vorkommt, eine Verbindung, die offenbar der früher als „Kaffeegerbsäure" ange- gebenen Substanz zugrunde liegt. Dem Entgegenkommen von Herrn Kollegen Prof. Dr. FREUDENBERG in Kiel verdanke ich die Gelegenheit die Reaktionen und das sonstige Verhalten der reinen Chlorogensäure aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Chlo- rogensäure erzeugt mit Silbernitrat versetzt keinen Niederschlag, sondern bräunt sich in der Kälte und scheidet beim Erwärmen 1) K. GORTER, Liebigs Annal. Bd. 358, p. 327, 1907. Bull, du Dcpartm. de r Agriculture aux Indes Neerland, Nr. 15, 1907. Ferner Archiv f. Pharmazie Bd. 247, p. 436 (1909). 2) Karl Freudenberg, Berichte d. deutsch, ehem. Gesellsch. Jahrg. L III, Heft 2, p, 232. Berlin 1920. 250 Friedrich Czapek: ähnlich wie Brenzkatechin einen intensiv^en Silberspiegel ab. Sonst sind die Reaktionen der Ohiorogensäure analog den oben erwähnten in Blätterauszügen. Die chemische Untersuchung der fraglichen Blattsubstanzen ist im vollen Gange und noch lange nicht abgeschlossen, so daß hierüber erst später berichtet Averden kann. Ich bemerke nur, daß die silberreduzierende Substanz sehr leicht als kristallisiertes E/ohpräparat zu erhalten ist, wenn man die in der oben beschriebenen Art hergestellten Blätterextrakte zur Trockene eindampft, den Rück- stand mit einem Gemisch von gleichen Teilen Methylalkohol und 96% Äthylalkohol auskocht und sodann den Alkohol abdestiliert. Ebenso gewinnt man die in Rede stehenden Körper, wenn man die frischen filtrierten Wasserextrakte mit Bleiazetat fällt, den aus- gewaschenen Bleiniederschlag mit Schwefelwasserstoff oder mit Schwefelsäure zerlegt, und den eingedampften Rückstand hiervon mit Methyl-Athj^alkoholmischung auszieht. Sollte da noch keine Krj'stallisation erfolgen, so gewinnt man die genügend reinen Substanzen durch eine weitere Extraktion mit 96% Äthylalkohol dem 10% Wasser zugesetzt sind, oder mit kochendem Alkohol, der b% Wasser enthält. Aus dem letzteren fällt die Substanz beim Erkalten aus. Die Untersuchung hat gezeigt, daß es sich augen- scheinlich um verschiedene komplexe aromatische Säuren, Depside, im Sinne EMIL FlSCHERs handelt, und daß Chlorogensäure selbst in den bisher untersuchten Blättern nicht vorhanden war. Da die isolierten Blätter-Depside sämtlich die oben ange- führten Reaktionen: gelber Bleiniederschlag, Silberreduktion, Eisen- reaktion wie Brenzkatechin, geben, so wird es sehr wahrstheinlich, daß die eingangs mitgeteilten mikrochemischen Reaktionen mit Eisenchlorid, Osmiumsäure, Kaliumbichromat, aber auch die Silber- reduktionsprobe, sämtlich demselben Ohloroplastenbestandteil an- gehören, und daß die so scharfe Lokalisation der Silberprobe da- herrührt, daß sofort ein Silberniederschlag entsteht, der sich an Ort und Stelle schwärzt. Bei den anderen Reaktionen, auch bei der Osmiumprobe, hat der reduzierende Körper Zeit aus den Chloro- plasten herauszudiffundieren, und man erhält im Zellumen die ent- sprechend schwachen ,, Gerbstoffreaktionen". Es erscheint somit nachgewiesen, daß die Ursache der Silber- reduktion der Chloroplasten in verschiedenen Depsiden zu suchen ist, welche wahrscheinlich mit dem Kohlensäure-Assimilationsprozeß nichts zu tun haben werden. Es ist aber nicht überflüssig zu be- merken, daß die starke Silberreduktion in der Kälte bei aromatischen Verbindungen recht verbreitet ist. Auch eine Aminosäure, das von Zur Kenntnis der silbeireduzierenden Zellsubstanzen in Laubblättern. 251 'TORQUATI und GUGGENHEIM aus den Fruchtschalen der Vkia Faha isolierte Dioxyphenylalanin, verhält sich analog, und könnte noch in Blättern nachgewiesen werden. Hinsichtlich der mikrochemischen Lokalisation fiel mir öfters auf, daß eine schalenförmige Partie in der Peripherie der Chloro- plasten besonders stark reduziert. Doch braucht dies nicht auf eine periphere Lagerung der Depside bezogen zu werden, sondern könnte auch auf der raschen Bildung von Niederschlagshäutchen beim Eindringen der Lösung in die Ohloroplasten beruhen. Bei der Untersuchung der Verbreitung und der relativen Intensität der Reaktion, die in den Wintermonateu vorgenommen wurde; sah ich, daß viele unserer Warmhauspflanzen, ja die meisten derselben, die Silberprobe schwächer zeigten, hingegen die Kalthausgewächse, und die überwinternden Blätter der Freilandpflanzen in der Regel sehr stark. "Worauf dieser Unterschied beruht, vermag ich noch nicht zu sagen. Es könnte der im allgemeinen wenig günstige Er- nährungszustand der Insassen des Warmhauses im Winter in Betracht kommen, aber auch ein tatsächlicher spezifischer Unterschied. Jedenfalls gelang es mir nicht, durch Einstellen kräftig reduzie- render Kalthaus-Pflanzen in das Warmhaus, bis zu wochenlanger Dauer, die Silberreaktion abzuschwächen. An einen direkten Einfluß der Temperatur ist daher kaum zu denken. Die bisher gänzlich übersehene, so große Verbreitung krystallisierbarer depsidartiger Verbindungen in Laubblättern legt den Verdacht nahe, daß viele dieser Stoffe den bisher angegebenen .„Blättergerbstoffen" zugrundeliegen, nachdem anscheinend niemals anderes Material als getrocknete Blätter den Untersuchungen zur Basis diente. In der Tat konnte ich mich leicht überzeugen, wie schnell die krystallisierbaren Depside durch Enzymwiikungen ver- loren o-ehen, und wie leicht andererseits in den Blättern und Extrakten dunkle kolloide Produkte durch Kernkondensation und Polymeri- sierung entstehen. Legt man Blätter irgend einer passenden Pflanze, z. B. Aegoj)odiwn Podagraria, möglichst von den saftigen Stielteilen befreit, im Zimmer zum Trocknen auf, zerreibt das tiockene, noch schön grün gefärbte Mateiial und extrahiert mit siedendem Wasser, so ist trotzdem bereits ein Teil der Depside verloren. Besser ist die Ausbeute, wenn man die Blätter frisch zerschnitten in kaltes Wasser bringt, und nun auf dem Wasserbad allmählich erwärmt. Aber auch da ist weniger unversehrtes Depsid erhältlich, als aus Blättern die mit siedendem AVasser momentan auf 100 Grad erhitzt werden, offenbar, weil die Enzyme im ersten Falle Zeit genug haben um merklichen Umsatz zu bewirken. 252 M. MÖBIUS; Werden die Blätter in dünner Schicht im Thermostaten bei 55 Grad getrocknet, so genügt die kurze Zeit, da sie getötet und. noch feucht liegen, um die Depsidreaktionen zu schwächen. Noch viel weniger der nativen Stoffe bleibt erhalten, wenn man die mit Glasstaub verriebenen Blätter 1 — 2 Tage lang bei mäßiger Wärme mit Wasser bedeckt stehen läßt, oder die ganzen Blätter in Chloroformdampf bei 55 Grad hält. Im letzteren Falle ist nach 2 Tagen die Eisen- reaktion bis auf Spuren verschwunden, und die FOLINsche Probe negativ, wenn man die Methyl-Äthylalkoholextrakte in der oben angegebenen Weise prüft. Prag, Pflanzenphysiol. Institut der Deutschen Universität. 32. M. Möbius: Die Entstehung der schwarzen Färbung bei den Pflanzen. (Eingegaogen am 14. Juli 1920.) Je länger man sich mit den Farben der Pflanzen beschäftigt, um so mehr überzeugt man sich von der Mannigfaltigkeit der Mittel, mit denen die Natur diese Farben hervorbringt. Im be- sonderen Maße ist dies der Fall bei Weiß und Schwarz, die wir im physiologischen Sinne doch auch zu den Farben rechnen dürfen. Da eine ausführliche Darstellung dieser Verhältnisse noch nicht so bald erfolgen kann, möchte ich hier nur eine Übersicht der Ur- sachen geben, auf denen die schwarze Färbung bei den Pflanzen beruht, und zugleich auf einige neue Farbstoffe oder Farbstoif- modifikationen aufmerksam machen. Vorauszuschicken ist, daß es sich in den meisten Fällen nicht um einen wirklich schwarzen^ sondern um einen blauen, roten oder braunen Farbstaff handelt, so daß noch andere histologische Momente, wie das Vorhanden- sein anderer Farben im darunterliegenden Gewebe oder durch Luft undurchsichtiger Unterlagen u. dergl. in Betracht kommen. Wir finden also folgendes: I. Der Zellinhalt ist gefärbt, die Membran nicht: 1. Der Farbstoff ist an das Plasma gebunden: Die Raschen einiger fadenförmiger Cyanophyceen besitzen eine schwärzliche Färbung. So beobachtete ich im Gewächshaus auf Die Entstehung der schwarzen Färbung bei den Pflanzen. 253- Blättern von Fiais repens schwarze oder wenigstens schwarz bräun- liche ßasen von Scijtonema javaniciini Born. Die grüne Unterlage- trägt hier wenig dazu bei, daß die Farbe dunkler erscheint, denn wenn man die Häschen abhebt und auf eine weiße Unterlage- bringt, zeigen sie dieselbe dunkle Färbung. Untersucht man aber die Fäden im Mikroskop, so erscheinen die Zellen schmutzig-violett gefärbt, die Scheiden farblos. Hierher gehören auch die schwarzen Streifen und Flecken an Felsen, die durch Cyanophyceen be- wirkt werden. Berühmt sind die schwarzen Felsen von Angola- in Südafrika, die durch Scijtonema myochrous var. chorographlca ge- Järbt werden. Näheres darüber findet man in WarMINGs Lehr- buch der ökologischen Pflanzengeographie (1918, S. 722) und iu' der Kryptogamenflora der Mark Brandenburg (Bd. III, 1, S. 27). 2. Der Farbstoff ist im Zellsaft gelöst: A) Anthokyan: a) für sich allein, ohne andern Farbstoff: Blumenblätter der tief schwarzen Garten- Varietät von Viola tricolor. — Schwarzer Fleck an der Basis der Perigonblätter gewisser Garten-Varietäten von Tulipa Gesneriana. — Beeren von Ligustrum vulgare (Epidermis mit dunkelviolettem, Parenchym mit hellviolettem Inhalt). — Schwarzer Fleck an der Samenschale von Äbrus precatorius. — b) In Kombination mit anderen Farbstoffen: Perigon- blätter und Narbenlappen von Iris Susiana fdunkelviolettes Antho- kyan und Anthoxanthin zusammen in den Epidermiszellen). — Nektarien auf den Stipulen von Vicia Faba: die schwarze Farbe,, die diese kleinen Flecke auf der Unterseite der Nebenblätter zeigen, wird durch roten Zellsaft in den Epidermiszellen und den Köpfchen der hier dicht stehenden Drüsenhaare in Verbindung mit dem darunter liegenden Grün des Mesophylls erzeugt. — Etwas anders- ist es bei den schwarzen Flecken auf den Laubblättern von Arum maculatum. Denn hier findet sich violettrotes Anthokyan in de» Zellen des Palisaden- und Schwammparenchyms, nur ausnahins- \).eise in der Epidermis, und dies kombiniert sich mit dem Chloro- phyll, das sowohl in den roten als auch in den nicht roten Mesophyllzellen und Epidermiszellen der Unterseite vorhanden ist,. zu schwarz Übrigens sind die Palisadenzellen mit Anthokyan meistens nur halb so hoch wie die rein grünen, es treten dafür zwei Schichten auf. Da das Blatt an der Stelle des schwarzen Flecks häufig auch stark gerunzelt ist, so dürften die schwarzen Flecke auf einer pathologischen Erscheinung beruhen, worüber später Mitteilungen folgen sollen. — Bei den schwarzen Beeren von Ribes nigrum kombiniert sich das violette Anthokyan in der Epidermis mit dem Chlorophyll in den Samenhüllen des Beeren- 254 M- MÖBIUS: l'leisches. — Bei Phaseolus multiflorus gibt es Sorten mit ganz schwarzen und solche mit schwarz und braun marmorierten Bohnen. Bei beiden haben alle Zellen der unter der Epidermis liegenden Schichten einen bräunlichen Inhalt, wenn die darüber liegenden Epidermiszellen violettes Anthokyan führen, entsteht die schwarze Farbe. — Die schwarzen Kerne von Helianthns annuus verdanken ihre Farbe 1. der Epidermis mit hellrotem bis dunkelviolettem Anthokyan, 2. dem bräunlichem Zellinhalt der darunter liegenden Reihen und 3. der darauf folgenden „Kohlenschicht". B) Anthopliaein: Die schwarzen Flecke auf den Flügeln ■der Blüte von Yicia Faha sind von mir bereits beschrieben worden. . Die Zeichnungen auf der Lippe der Blüte von Coelogijne 3Iayeriana fand ich teilweise bis zu schwarz vertieft. — Der braune Farb- stoff, den die Epidermis auf beiden Seiten in den Fetalen von Aeckmea clavata enthält, ist wahrscheinlich Anthopliaein. — Eine Kombination des überhaupt selten vorkommenden Anthophaems mit andern Farbstoffen ist mir nicht bekannt geworden. — 3. Der Farbstoff tritt in mehr oder weniger fester und körniger Form auf: A) Ein brauner körniger Farb- stoff, der aus Anthokyan entsteht: Er findet sich in den Brakteen, Kelch- und Kronblättern von Plantago lanceolata. Die Blütenähren zeigen vor dem Aufblühen ein mattes Grauschwarz. Die Brakteen sind im oberen Teil, bei Betrachtung mit schwacher mikroskopischer Vergrößerung, braun gefärbt, im äußeren Teil heller, im mittleren dunkler. Ähnlich verhalten sich die Kelch- und Kronblätter, aber bei letzteren finden sich nur noch ein paar braun gefärbie Zellen an der Spitze. Der braune Farbstoff macht den Eindruck einer zäheo Masse, die sich durch ihre Schwere im basalen Teil der Zelle zusammenzieht. 'Durch Schwefelsäure wird er rut gefärbt, durch Kalilauge, besonders beim Erhitzen, auf- gelöst. An ganz jungen Ährchen findet man nun in den später braun geJärbten Zellen roten Zellsaft, Anthokyan, und kann die stufenweise Umwandlung des letzteren in braunen Saft und körnige Ausscheidungen verfolgen. Vermutlich vollzieht sich die Um- wandlung unter dem oxydierenden Einfluß der Luft, vielleicht ist ^uch noch ein anderer Stoff vorhanden, mit dem sich das Antho- kyan unter jQxydation verbindet. B) Ein anderer brauner, wohl ebenfalls aus Antho- kyan entstehender, körniger Farbstoff bewirkt die Schwärzung an den Spitzen der Involukralblätter bei gewissen Kompositen: Seneclo-KriQn, Chrysanthemum Icucanfhemum, Centaurea Scahiosa. Der Farbstoff ist in heißem Wasser und in Alkohol unlöslich, wird von Die Entstehung der schwarzen Färbung bei den Pflanzen. 255^' Schwefelsäure nicht gefärbt und von Kalilauge nicht aufgelöst. Bei Senecio vulgaris fand ich schon an ganz jungen Köpfchen, wo die braune Farbe eben sichtbar wird, in den Zellen bereits kugelige, braune Inhaltskörper, Aber bei Ceiitaurea Scab/osa ergab die Unter- suchung jugendlicher Zustände, daß an Stelle der Zellen mit festem, braunem Inhalt größtenteils Zellen mit violettrotem Anthokyan gelegen waren. Es ist also zu vermuten, daß der braune Inhalts- stoff aus Anthokyan entsteht, das sich vielleicht mit einem anderen,, fettartigen Körper verbindet, dann zu zähen Tropfen gerinnt und später größere Klumpen darstellt. Der .fettartige Körper könnte ein Zersetzungsprodukt des Chlorophylls sein, denn je jünger die Schuppen sind, um so weiter hinauf sind sie grün gefärbt; die jüngsten sind hellgrün mit farblosem Hand ohne alle rote oder braune Färbung. C) Ein s chwärzlichei- Farbstoff, der nicht aus An- thokyan entsteht, findet sich in den schwarzen Drüsenhaaren, mit denen in charakteristischer Weise die Involukralblätter von Hieracimn muroriim bedeckt sind. Der Inhalt der Köpfchenzellen des Drüsenhaares si--ht schmutziggelb, der der Stielzellen bräunlich- schwärzlich aus und ist an einem oder an beiden Enden oder auch in der Mitte klumpig zusammengeballt, stellenweise ist er granuliert. Die andern Epidermiszellen sind nach der Spitze des Blattes zu in Papillen ausgezogen, und in diesen sammelt sich der dunkle In- halt an, so daß die Epidermis, bei schwacher Vergrößerung von der Fläche gesehan, mit schwarzen Punkten besetzt erscheint. Der in Alkohol und Xylol unlösliche Farbstoff wird von Schwefel- säure nicht gelöst, sondern nur in mehr körnige Form gebracht, durch Kalilauge aber beim Erhitzen orangerot gefärbt: eine charakteristische Beaktion! Im ganz jugendlichen Zustand erscheint der Farbstoff als ein hell olivengrüner Saft, der wie eine Antho- kyanlösung die Zellen erfüllt. Der Saft wird dann dunkler, es scheiden sich schwarze Granulationen aus, und zwar geht dieser Prozeß von der Basis nach der Spitze des Haares weiter, so daß zuletzt an alten Schuppen sogar die untere Hälfte des Köpfchens schwarz gefärbt ist. D) Ein anderer brauner Farbstoff ist enthalten in den Schildhaaren, welche die Knospenschuppen von Fraxinus excelsior bedecken und schwarz färben. Die Schildhaare sind gestielt, die Stielzelle ist farblos, die Zellen des Schildes aber sind gefärbt. Der Farbstoff sieht im Mikroskop dunkelbraun aus und wird durch Kalilauge ausgezogen. Schwefelsäure färbt die zwischen den ge- stielten Haaren befindlichen jungen, noch ungestielten Haare gold- *2ö6 M- MöBius: ■gelb, so daß aus den Reaktionen auf einen eigenartigen Stoff zu -schließen ist. E) Braune oder schwarze Massen füllen die Zellen aus ■in der Epidermis von verschiedenen Samenschalen. Ich unter- suchte die einiger Liliaceen, wie LachenaUa serotina, Xanfhorrhoea ■ ausfraJis und AUium-Arten mit kohlschwarzen oder glänzend- schwarzen Samen. Die Entstehung wurde bei Alliuin atro-purjmreum verfolgt. Hier bilden sich in den Epidermiszellen zunächst hell- glänzende, nach außen und den Seiten mit höckerigen Fortsätzen versehene Körper, in denen dann ein gelblicher Farbstoff auftritt ■mit dunklen Flecken, die sich zuerst an den Buckeln zeigen und von da über die ganze Masse verbreiten, bis die Zellen von den braunschwarzen höckerigen Körpern erfüllt sind. Diese letzteren wie auch die Farbstoffmassen der andern genannten Liliaceen werden von Alkalien und Schwefelsäure nicht verändert. F) Schwarzer Inhalt in fester Form bewirkt die schwarze Farbe des Ebenholzes. Nach den Untersuchungen von MOLISOH (vgl. seine Mikrochemie, 1. Aufl. S. 321) entsteht der schwarze Farbstoff aus Gummi infolge eines Humifikationsprozesses und bildet eine gegen Eeagentien ungemein widerstandsfähige Masse. Er füllt die Zellen und Gefäße des Kernholzes bis in die Tüpfel hinein aus, während die Membranen ungefärbt sind. II. Die Zellmembran ist gefärbt, der Zellinhalt farblos: Die Einteilung wird hier besser nach morphologischen und .systematischen Verhältnissen als nach der Beschaffenheit des Farbstoffs gemacht. Also: 1. Die Brakteen von Carex- und Lusula- A.vtein. Bei L. cani- pcsfris ist der obere Teil der Braktee zuerst dunkelbraun, bei der Fruchtreife glänzend schwarz gefärbt. Die mikroskopische Unter- suchung zeigt eine rotbraune Färbung der wenig verdickten Mem- branen der langgestreckten und zugespitzten Epidermiszellen auf der Außenseite. Bei Carex spec. sehen die noch geschlossenen männlichen Ähren schwarz aus, die einzelne Braktee erscheint im oberen Teil schwarzrot mit grünem Kiel. Die langgestreckten Epidermiszellen der Außenseite sind nach der Blattspitze zu papillös vorgewölbt, und hier ist die Membran stärker verdickt. Diese ist dunkelrot gefärbt, der Farbstoff geht durch Alkalien in violett, durch Salzsäure in gelbrot über, zeigt also ähnliche Reaktionen wie Anthokyan, und ist vermutlich aus diesem ent- standen, was entwicklungsgeschichtlich noch festzustellen ist. — .Bemerkenswert ist die Ähnlichkeit zwischen Carex und LusuJa in Die Entstehang der schwarzen Färbung bei den Pflanzen. 257 dieser Beziehung, was die Ansicht von der nahen Verwandtschaft der Cyperaceen und Juncaceen zu unterstützen scheint. 2. Die schwarzen Spitzen der Blätter gewisser Equisetum- Arten. Die Membran erscheint bei der Aufsicht von außen in diesem Teil an den periklinen Wänden braun, an den antiklinen schwarz gefärbt. Salzsäure und Salpetersäure wirken entfärbend, Schwefelsäure ist ohne Wirkung, Kalilauge macht nach längerer Einwirkung die Farbe noch dunkler. Benzin und Alkohol ziehen den Farbstoff nicht aus. 3. Die Fruchtschale von Chamaedorea- Arten. Die Epidermis- zellen sind durch sekundäre Teilungen in sehr kleine, dickwandige Zellen zerfallen, und diese sind von besonderen, dicken, braunen Wänden umgeben, während die dazwischen liegende Membranschicht ungefärbt ist. Die subepidermalen Zellen haben in den zwei äußeren Lagen auch braune, aber ziemlich dünne Wände, und da- durch sieht die Frucht tiefschwarz aus. Schwefelsäure und Kali- lauge bewirken keine Veränderung des Farbstoffs. Ähnlich verhält sich Trachycarpus exccJsa. 4. Samenschalen können auch durch die Zellmembran schwarz gefärbt sein, z. B. bei Nigella sativa. Hier erhalten die Samen ihre schwarze Farbe durch tiefbraun gefärbte Wände der Epidermiszellen, vielleicht unter Mitwirkung der innersten Schicht der Samenschale, denn auch ihre Wände sind braun gefärbt, während die dazwischen liegenden Schichten aus farblosen Zellen bestehen. Säuren und Alkalien verändern den Farbstoff der Epidermiszellen nicht. 5. Bei den Fi li einen kommt schwarze Farbe an verschiedenen Teilen vor: So an den Blattstielen mancher Adiantum-Krien, die wie poliertes Ebenholz glänzen, an den Rhizomen von Pteridinm aquil/num und an den meisten Wurzeln, die bis auf die Vege- tationspunkte schwarz aussehen; im Innern von Wurzeln, Stämmen und Blättern treten die Gefäßbündelscheiden und andere skleren- chymatische Elemente auf Durchschnitten als schwarze Figuren hervor. Das letztere findet man außer bei echten Faraen auch bei Sahinia, Marsilia und Pilularia. Die Membranen sind in ver- schiedenen Nuancen von goldgelb bis dunkelbraun gefärbt. So wird z. B. bei Dicksonia antaretica die äußerlich schwarze Farbe der Wurzeln durch die dunkelbraunen Wände der Epidermiszellen und der subepidermalen Schicht bewirkt, während bei der dicken Scheide des Gefäßbündels, die auf dicken Querschnitten schwarz erscheint, die stark verdickten Zellvvände auf dünnen Schnitten nur goldgelb aussehen. Man vergleiche dazu die Arbeit von 258 M. MÖBIUS: Gr. Walter, über die braunwandigen, sklerotischen Gewebselemente der Farne, mit besonderer Berücksichtigung der sog. Stützbündel RUSSOWs (Bibliotheca botanica, Bd. IV, H. 18, 1890). Wahrscheinlich ist mit dem Farbstoff der Filicinen derjenige identisch, der bei Palmen, z. B. Caryota urens, die Gefäßbünd'el- scheiden schwarz färbt. 6. Die schwarze Farbe bei Pilzen und Flechten: Bei den verschiedenartigsten Pilzen kommt schwarze Farbe vor, wovon z. B. die Brand- und Russtaupilze ihre Namen haben. Ich erinnere ferner an die Sporangien von Mucor und Pilobolus, an die Fruchtgehäuse der Hysteriineae, z. B. von Wiytisma acerinum, an die Fruchtkörper von Geoglossum hirsutnm, Bulgaria polymorpha, Xylaria davata, Cordyceps milifaris, von Sordaria- und C/iaetomiiim- Arten und Tuher hrumale, sowie an die Sklerotien von Claviceps purimrea. Seltener wird die schwarze Farbe bei echten Basidiomyceten gefunden, z. B. auf dem Hut von Fom.es pinkola und Strobilomyces, am Stiel von Boletus scaber, an den Lamellen (durch die schwarzen Sporen) bei Coprinus- und Coprinarius- Arten. Eigenartig sind die schwarzgefärbten Membranen an den Frachtkörpern, besonders der Fußzelle, gewisser Laboulbeu iaceen. Wohl in den meisten Fällen ist die dunkelbraune Färbung der Membran die Ursache, weshalb ich sie auch an dieser Stelle erwähne, ob aber bei systematisch so entfernt stehenden Pilzen auch in den brauneu Membranen überall derselbe Farbstoff vorliegt, kann mit Recht bezweifelt werden. Bekannt scheint darüber noch wenig zu sein. Zopf führt in seinem Lehrbuch der Pilzkunde (1890) keine schwarzen Farbstoffe an, sondern sagt nur: „undeutlich blaugrün bis oliven- grün ist der Farbstoff der schwarzen Apothecien von Basidia murorum" (S. 160) und erwähnt (S. 161) „einen braunen Farbstoff (nach BachMANN) in den schwarzen Apothecien mancher Flechten". Genauer besprochen wird (S. 160) der Farbstoff in den Zell wänden der oberflächlichen Gewebeschicht des Mutterkorns und bezeichnet als eine blauviolette Verbindung (wahrscheinlich Kalciumverbindung) des Scleroerythrins, begleitet von Sclerojodin. Ich selbst habe die Farbstoffe der Pilze noch nicht näher untersucht. III. Die Membran und der Zellinhalt ist gefärbt: 1. Bei gewissen Samenschalen, z. B. Paeonia ofßcinalis und Datura Stramonium. Bei ersterer sind die Epidermiszellen sehr groß und senkrecht zur Oberfläche gestreckt. Ihre innere Wand ist braun, die darüber liegende Schicht der Außenwand nur schwach gelblich. In jeder Zelle bildet der Inhalt eine braune Masse. Die Entstehang der schwarzen Färbung bei den Pflanzen. 259 Unter der Epidermis liegt eine Schicht schmaler Palisadenzellen, deren bräunliche Wände bis auf ein fadenförmiges Lumen verdickt sind, das aber auch dunkelbraun gefärbt ist. Kalilauge zieht den Farbstoff der Palisadenschicht aus, den der Epidermis nicht. Schwefelsäure färbt ins rotbraune. Die schwarzen Samen von Batlira Stramonium haben sehr eigentümlich gebaute Epidermis- Zellen, die DODEL-PORT im Text zu seinen Wandtafeln genau beschrieben hat. Die Membran ist hellbraun, der Inhalt dunkel- braun gefärbt. Darunter liegen noch 4 — 5 Schichten flacher, dünn- wandiger Zellen mit festem, braunem Inhalt, der sich in Kalilauo-e löst, von Schwefelsäure aber nicht verändert wird. Bei der innersten Schicht der Schale sind die Wände braun. 2. Die Stacheln am Stamm and den Blättern gewisser Ästrocanjum- Arten, z. B. A. mexicanum. Sie verdanken ihr glänzend schwarzes Aussehen der Oberhaut und den darunter liegenden Schichten. Die Zellen beider Gewebe sind langprosenchymatisch mit dicken biaungelben Wänden und braunschwarzem Inhalt. IV. Der Farbstoff liegt zwischen den Zellen: Dieser Fall wird repräsentiert durch das Auftreten der sogen. Phytomelane. Nach HaNAUSEKs Untersuchungen^) enthalten gewisse Grattungen der Kompositen in den Früchten, in Hüll- und Spreu- blättern, in einem Fall in der Wurzel, eine kohlschwarze Substanz, die der Kohle ähnlich ist und aus der Mittellamelle entsteht. Die verschiedenen chemischen Modifikationen dieser Kohlenschicht heißen Phytomelane. Da die Kohlenschicht an die inneren Sklerenchym- gewebe gebunden zu sein pflegt, braucht sie nicht eine äußerlich wahrnehmbare schwarze Färbung zu bewirken. So sehen z. B. die mit einer Kohlenschicht versehenen Früchte von Carthamus tinctorius weiß aus, während die schwarzen Früchte von Helianthiis annwts, wie oben gezeigt, ihre Färbung dem Anthokyan in der Epidermis verdanken. Eine Ausnahme nun bilden die Involukralblätter der einblütigen Köpfchen bei Echinops, insofern die Kohlenschicht hier direkt unter der Epidermis der Oberseite liegt. Diese sieht deshalb auch äußerlich beinahe schwarz aus, wenigstens im oberen Teile, M^o unter der gitterartig durchbrochenen Kohlenschicht das grüne Grewebe einen undurchsichtigen Hintergrund bildet. 1) Hanausek, T. f. Untersuchungsn über die kohleähnliche Masse der Kompositen, 1. botanischer Teil. (Denkschr. d. Wiener Akad. Bd. 87. 1912. S. 93-142.) Dafert, f. W. und R. MiKLAUZ, Untersuchungen über die kohleähnliche Masse der Kompositen, 2. chemischer Teil. (1. c. 8. 143 — 152.) Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. XXXVIII. 1'^ 260 F. V. Wettstein; V. Die gefärbten Pflanzenteile sind von anderen Pflanzen überzogen: Die schwarzen Streifen an den Bäumen, die dem Weg des an den Stämmen herabfließenden Regenwassers entsprechen, werden wohl hauptsächlich durch hier sich ansiedelnde Pilze von dunkler Färbung hervorgerufen. So fand ich an einer Buche besonders Asterospormm Hofmanni. Die hier gegebene Übersicht kann und soll natürlich noch vervollständigt werden, und zwar sowohl hinsichtlich der Beispiele als auch der Entwicklung und chemischen Natur der Farbstoffe. Aber auch so gibt sie doch einen Begriff davon, auf wie ver- schiedene Art das schwarze Aussehen bei den Pflanzen zu Stande kommen kann. i Frankfurt a. M., Botanisches Institut, Juli 1920. 33. F. V. Wettstein: Künstliche haploide Parthenogenese bei Vaucheria und die geschlechtliche Tendenz ihrer Keim- zellen. (Mit 2 Abb. im Text.) (Eingegangen am 18. Juli 1920.) Von einigen Beobachtern werden Fälle angegeben, daß bei Vaucheria verschiedene Mißbildungen in Gestalt von Durchwachsungen der Sexualorgane und ihrer Träger auftreten, die auf ein großes Regenerationsvermögen dieser Pflanze schließen ließen. Da durch OLTMANNS (6) die zytologischen Einzelheiten der Oogonium- und Antheridium-Bildung untersucht wurden und wir durch KLEBS (5) über die Bedingungen einigermaßen unterrichtet sind, welche Sexualität überhaupt auslösen und die Bildung der männlichen oder weiblichen Geschlechtsorgane beeinflussen, war die Grundlage für die Lösung experimenteller Fragen bei dieser Alge gegeben. Ich versuchte haploide Parthenogenese auszulösen und im folgenden seien einige sich daraus ergebende Schlüsse besprochen. Als Versuchsobjekt diente Vaucheria hamata (Vauch.) DC, die von einem Standort bei Erkner nächst Berlin mitgenommen wurde. Zwischen den Rasen dieser Art fanden sich auch einzelne Fäden von V. sessilis (Vauch.) DC, die zur Kontrolle der Versuche Künstliche haploide Parthenogenese bei Vaacheria usw. 261 mit ersterer herangezogen wurden. Bei Y. hamaia stehen beide Sexualorgane auf kurzen Seitenästchen der Hauptfäden. Das Antheridium bildet das Ende dieses Seitenästchens, während die (beiden Oogonien zu dessen Seiten sitzend oder auf kurzen Stielchen angeheftet sind. Die Sexualorgane von V. sessilis sitzen auf dem Hauptfaden direkt auf, und zwar in Gruppen von meist zwei seit- lichen Oogonien und einem in der Mitte stehenden Antheridium. Die frischen Rasen wurden in Glasschalen mit KNOPscher Nähr- lösung (0,05 °o) längere Zeit erhalten; aus diesen Rohkulturen iso- lierte ich einzelne Fäden in Uhrschälchen mit gleicher Lösung. Diese wuchsen sehr rasch und sobald sie aus der Flüssigkeit heraus am Glase emporwuchsen, bildeten sie Sexualorgane, ein Auslöse- faktor, der immer zum Ziele führt. Nach zwei Monaten waren die Hohkulturen zu Grunde gegangen, einzelne Fäden lassen sich auf Agar-Platten weiterziehen, doch ist ihr Wachstum bedeutend lang- samer. Eine große Zahl erhaltener Oosporen konnte bisher (etwa S Wochen) noch nicht zum Keimen gebracht werden. Die Bildung der Oogonien geht nach OLTMANNS in der Weise vor sich, daß in den als Oogonanlagen gebildeten Bläschen eine Umlagerung der zuerst zahlreichen Kerne erfolgt, die alle bis auf einen einzigen, den weiblichen Sexualkern, in den Thallus zurück- wandern, worauf das Oogonium durch eine Querwand abgegliedert wird. In ihm ist dann nur ein Kern und eine größere Zahl von ■Chromatophoren vorhanden. Die Antheridien bilden sich in ähn- licher Weise, nur bleibt eine große Zahl von Kernen in den Bläschen, die gegen die Mitte verlagert werden und den Hauptbestandteil der Spermatozoiden bilden. An der Wand des Antheridiums bleibt ein Plasmarest mit wenigen Chromatophoren, die bei der Entleerung im Antheridium verbleiben und zu Grunde gehen, während die Kerne alle als Spermatozoiden ausschwärmen. Vor der Entleerung ist auch das Antheridium durch eine Wand vom übrigen Thallus abgegliedert. Da OLTMANNS keinerlei Kernteilungen bei der Bil- dung der Sexualorgane beobachten konnte, die als Reifeteilungen zu deuten wären, muß angenommen werden, daß der Thallus von Vaucheria in Homologie mit andern Chlorophyceen haploid ist, ebenso die Sexualorgane. Die Reduktionsteilung dürfte bei der Keimung der diploiden Oospore vor sich gehen. Die in Ruhe be- findlichen Oosporen enthalten bisher unverändert einen verschmolzenen Kern, so daß die Reduktionsteilung noch nicht beobachtet werden konnte. Von den Versuchen, Parthenogenese mit der bei Experimenten an Tieren ausgearbeiteten Methodik (GODLEWSKI 4) auszulösen, 17* 262 F- V. Wettstein: führten nur jene durch Anstechen zum Ziele. Die den Rohkulturent entnommenen Fäden wurden gut abgespült und dann die vorhandenen noch ganz jungen Antheridium-Anlagen mit einer Nadel entfernt. Ungefähr 24 Standen später waren die Oogonien voll entwickelt^ und während des Intervalles zwischen der Abgliederung und der Öffnung des Oogons, das nur kurze Zeit währt, erfolgte der Anstich mit sehr feinen Nadeln, später sehr dünnen, scharfen Glaskapillaren.. Anfangs hatte die Operation, die zur Vermeidung von Schädigung •vä?% • : 1- : I i . ' ' '■ :. ^ ' .1 i ..■ ... I - ' I' ,'' rv-i \y.-\:'\ i'\ ■,' '/:■■ )■■'." ■■ \- ' . .■ ;■ ' ■ ■■i; M '-^^ <-y Abb. 1. Vaucheria hamata (Vauch.) DC. — Oo^onmw-Regenerat. a. 2 Tage- alter Faden, rechts ein absterbendes Oogon. b. Ausgewachsenes Regenerat,. Basalteil. c. Aasgewachsenes Regenerat mit Sexualorganen. Vergr. 80 fach.. durch Druck der Unterlage auf Agarplatten ausgeführt wurde, immer negatives Ergebnis, da sofort ein Austreten eines Teiles de» Inhaltes eintrat, der Rest war wohl bei dieser Gelegenheit infiziert worden und ging zu Grunde. Diesem Umstände wurde dadurch abgeholfen, daß ich die Operation in einer plasmolysierenden Flüssig- keit (3 % KNO3) ausführte. Die Plasmolyse verhinderte das Heraus- treten des Inhaltes, und nachdem etwa zwei Minuten später der Faden abgespült und in normale Nährlösung gebracht war, wodurch die Plasmolyse aufgehoben wurde, war bereits Verschluß der Wunde durch Verschleimung eingetreten. Das Austreten war verhindert. Der gleiche Vorgang wurde auch bei Entfernung der Antheridium- anlagen benutzt, wodurch nur wenige so operierter Fäden abstarben. Künstliche haploide Parthenogenese bei Vaucheria usw. 263 "Von einer großen Zahl angestochener Oogonien entwickelten sich •drei parthenogenetisch weiter, von denen eines nach kurzer Zeit als kleiner, steriler Faden abstarb, während die beiden anderen zur Fruktifikation gebracht wurden. Die parthenogenetische Entwick- lung erfolgte aber ohne Oosporenbildong durch einfache Weiter- entwicklung des Oogoniums. Schon nach zwei Tagen bemerkt man ein leichtes Anschwellen des angestochenen Oogoniums, das sich bald etwas streckt und in der der Anheftungsstelle entgegen- gesetzten Richtung auszuwachsen beginnt. Nach vier Tagen ist bereits ein kleiner Faden vorhanden, der durch eine Membran ge- trennt dem Mutterfaden aufsitzt und an seiner Basis leicht ange- schwollen ist. Die Spitze ist gleichfalls etwas verdickt und lebhaft grün. Das Wachstum geht ebenso rasch vor sich wie bei normalen Fäden. Die parthenogenetisch entstandenen Fäden waren erwachsen den normalen vollkommen gleich, sie waren monöcisch, trugen Antheridien und Oogonien in gleicher Zahl und Stellung und bildeten auch reichlich normale Oosporen. Die Sexualität wurde auf die gleiche Weise ausgelöst wie bei der Stammkultur. Die Mutterfäden wurden, sobald die parthenogenetischen Fäden herangewachsen waren, entfernt (Abb. 1, a— b). In derselben Weise wie die Oogonien wurden auch die Antheridien durch Anstechen behandelt und unter vielen Fällen gelang es auch hier zwei Antheridien zur Regeneration zu bringen und ein Auswachsen zu einem neuen Faden auszulösen, wobei selbstverständlich nur abgegliederte Antheridiumzellen verwendet wurden. Die regenerierende Zelle behält ihre Wachstumsrichtung bei und da das Antheridium eingekrümmt ist, wächst es eine Schlinge hildend weiter. Anfangs ist das Regenerat sehr schwach mit Chromatophoren erfüllt und bleich, allmählich aber vermehren sich diese bedeutend und der auch hier etwas erweiterte Endteil des Fadens ist lebhaft grün gefärbt. Von diesem Stadium an wächst der Faden mit gleicher Schnelligkeit heran wie normale Fäden. Es gelang aber nur einen zur Sexualität zu bringen, der andere ßtarb früher ab. Der erstere zeigte das gleiche Bild wie die Oogonium-Regenerate und die normalen Fäden in bezug auf Sexual- organ-Verteilung, auch hier wurden normale Oosporen erzielt eizursachen die Bezeichnung Aggregationsbewegungen^) vor- schlage, sollen für Oscillarien neue Beiträge geliefert werden. Sie sind scharf zu trennen von rein passiven Ansammlungen, wie sie durch Wasserströmungen zustande kommen können (wie u. U. bei Chlamydomonaden, Schwärmern u. a.) und den durch äußere Faktoren (z. B. Lichtrichtung) hervorgerufenen taktischen Ansamm- lungen. Die Frage, ob bei den Aggregationen gegenseitige chemo- taktische Beeinflussung der Individuen, Cytotaxis nach ßOUX und Pfeffer^), vorliegt, soll später auf Grund des bis jetzt gesammelten Tatsachenmaterials und mit Hilfe absoluter Reinkulturen zu ent- scheiden versucht werden. Untersuchungsobjekt war Oscillatoria am'phihia Ag., eine kleine, äußerst bewegliche Sapropelform, die in Teichen spangrüne Kolonien bildet. Sie ist phototaktisch außerordentlich niedrig gestimmt (am Nordfenster auch bei trübem Wetter stets negativ). Über die ökolo- gischen Verhältnisse am Standort werden in der ausführlichen Arbeit genauere Mitteilungen gemacht. Das Material, das in mög- lichst frischem Zustand rasch nach Entnahme vom Standort in filtriertem Teichwasser zur Beobachtung kam, wurde stets einer eigens ausgearbeiteten sorgfältigen Reinigungsmethode unterworfen, so daß an natürlichen Beimengungen (andere Oscillarien, Bakterien, Protozoen) nur höchstens 1—2 p. c. des Untersuchungsmaterials zu rechnen waren. Zunächst wurde das Verhalten der Kolonien bei mechanischen Reizen untersucht. Hautartige Kolonie-Flocken kontrahieren sich bei Erschütterungen (z. B. infolge Übertragens aus einem Gefäß in ein anderes) durch dichteres Aneinandergleiten der Individuen. Diese Erscheinungen, die in wenigen Minuten Verkürzungen der Kolonien auf ^/g bis ^/g ihrer ursprünglichen Längenausdehnung ergeben und makroskopisch gut zu verfolgen sind, lassen sich nach 1) Vergl. Potts, Flora 91. 1902 und PFEFFER, Physiologie II. Bd. 1904 wo diese Bezeichnung für ähnliche Vorgänge bei Myxomyceten (Acrasieen) angawandt wird. 2) Physiologie IL, p. 823. über das Vei halten der Oscülatoria amphibia Ag. im Kolonie -Verband. 269 mikroskopischen Beobachtungen mit den Erfahrungen SCHMIDs^} über Bewegungsbeschleunigung der Einzelfäden nach Erschütte- rungsreizen in Verbindung bringen. In ihrem Habitus zeigen diese sozialen Reaktionen völlige Übereinstimmung mit den mechanischen Reaktionen gewisser koloniebildender Diatomeen-), wie Homoeodadia und Bacillaria paradoxa. Den Schlüssel zu weiteren Untersuchungen lieferte die Beob- achtung, daß größere Mengen isolierter Fäden, durch Schütteln von Oscillarien-Häuten in Wasser hinreichend dicht suspendiert,, ^ich in wenigen Augenblicken zu einer kompakten Ansammlung, einer Aggregationskolonie, zusammenschließen. Aus Versuchen mit solchen Suspensionen verschiedener Konzentration'^) ging her- vor, daß die Dichte der so entstehenden Kolonie unter sonst gleichen Verhältnissen stets annähernd gleich ist. Aus sehr verdünnten Suspensionen entstanden gewöhnlich eine giößere Anzahl kleinerer Kolonien. Füllt man Oscillarien-Suspension in gerade Glasröhren, die man beiderseitig verschließt und dann wagrecht auflegt, so erhält man Aggregationskolonien von linearer, fadenförmiger Gestalt (Vergl. Abb.), an denen die Einflüsse verschiedener Außen- bedingungen auf Geschwindigkeit des Aggregationsverlaufs und Dichte der resultierenden Kolonie an den Längenveränderungen des Kolonie-Fadens bequem zu verfolgen sind. Zur Erklärung des Aggregationsphänomens bei Oscillarien läßt sich die FECHNERsche Theorie^) des Bewegungsmechanismus heranziehen, aus der hervor- geht, daß 2 Oscillarienfäden, deren Bewegungsschleim nach diffuser Reizung von den Fadenenden nach den Fadenmitten hin quillt, sich bei Berührung an den Enden, wobei sie sich gegenseitig als Bewegungssubstrat benutzen, bis zu mehr oder weniger völligem Nebeneinanderlagern nähern müssen. Dasselbe muß auch bei längeren Fadenketten eintreten. Die Aggregationserscheinung bei dem Zu- sammenschluß suspendierter Fäden ist im wesentlichen die Folge der nur bei gegenseitiger Berührung in Wasser möglichen aktiven Gleitbewegung. Rein physikalische Vorgänge, wie Adhäsion und Abrundungsbestreben der erzeugten Schleimmassen treten dem- gegenüber völlig zurück, wie aus Versuchen mit Suspensionen toter Oscillarien und auf andere Weise festgestellt wurde. 1) Flora 111/112 (1918). 2) Funk, Mitt. a. d. zool. Stat. Neapel, Bd. 22, 1914. ^ 3) Bezüglich der Methodik dieser ULd der folgenden Versuche muß auf die ausführl. Arbeit verwiesen werden. 4) 1. 0. p. 846 ff. 270 Georg Funk: Ökologisch sind diese sozialen Reaktionen der Oscillarien- kolonien bei Erschütterungen und die Bildung von Aggregationen -aus SusjDensionen isoherter Fäden so zu verstehen, daß sie den '^iv^xv^0m li. 5r G. \\ \Ui'4li/ W / W-^LU I LUV H^ \\\\l/m ^^ Abb 1. Scbematische Dar&tellang der Bildung und Kontraktion einer Aggre- gationskolonie aus suspendierteu Oscillaioria-F&den und ihrer Wiederausbreitung. (Auföinanderfolgeode Stadien in Glasröhre.) 1. In Wasser suspendierte Einzelfäden in regelloser Lage. Soeben eingefüllt. 2. Die Fäden haben sich aneinandergekettet und sich in der Längsrichtung zu Flocken und Strängen parallel aneinandergefügt. 2 Mio. nach Nr. 1. 3. Die Kolonie verdichtet sich zunächst im Querschnitt und kontrahiert sich dann durch Zusammen gleiten der Fäden nach der Mitte zu. 4 Min. nach Nr. 1. 4. Die Kolonie nach Beendigung ihrer Kontraktionsbeweguag (Relatives Dichtemaximum), die Fäden sind zunächst noch längs gelagert. 8 Min. nach Nr. 1. ö Die Fäden stellen sich quer und streben strahlenförmig auseinander. 30 Min nach Nr 1. ■6. Die strahlige Wiederausbreitung der Kolonie vollendet (längs der Glaswand). 2 Stunden nach Nr. 1. Kolonien ermöglichen, bei gewaltsamer Zersplitterung durch im Schlamm wühlende Tiere sich rasch wieder zu größeren Gruppen zn vereinigen, die beim Herausarbeiten aus dem Schlamm größere Kraftäußerungen als Einzelfäden entwickeln können. übet das Verhalten der Oscillatoria amphibia Ag. im Kolonie -Verband. 271 In eigenartiger Weise zeigte sich eine Lichtwechselwirkung an hautartigen Kolonien am Boden flacher Kulturschalen. Diese bildeten bei Tage ausgebreitete homogene Schleier, die bei Nacht sich in eine große Menge kleiner, dichter Klümpchen zerteilten und in diesem Zustande bewegungslos zusammengeknäult bis zur Wiederausbreitung am nächsten Morgen verharrten. Auch durch künstliche Verdunkelung konnten ähnliche partielle Aggregationen hervorgerufen werden. Auffallende Übereinstimmung zeigen diese Gruppierungen mit solchen gewisser Algenschwärmer, wie sie NÄGELI^) beobachtet und abgebildet hat, doch ist bei den kriechend am Boden sich fortbewegenden Oscillarien eine Wirkung von Konvektionsströmungen des Wassers, mit denen SACHS''^) solche Figurenbildungen erklärte, völlig ausgeschlossen. Hier ist die Möglichkeit, daß die Oscillarienfäden sich bei Dunkelheit stärker gegenseitig chemotaktisch beeinflussen, nicht von der Hand zu weisen. Im übrigen besitzen diese Bewegungen eine Parallele in den „Schlafbewegungen" bei BaciUaria paradoxa^), bei denen die Individuen auch bei Dunkelheit dicht aneinanderrücken und bei Beleuchtung sich voneinander entfernen. Andere, sehr eigen- tümliche Erscheinungen traten an etwas dichteren Hautkolonien auf, an deren Oberfläche sich bei Tage sehr regelmäßig angeordnete Stränge bildeten aus parallel nebeneinandergelagerten Fäden, die von bestimmten Punkten ausstrahlend, das Lager in eine große Anzahl 3- bis 6eckiger Felder teilten. Auch diese Gruppierung wandelte sich abends in die klumpenförmige Anordnung um. Zur Untersuchung der Wirkung von Außenfaktoren (Licht- wechsel, Temperaturwechsel, elektrischer Strom) wurden zumeist Aggregationskolonien in Glasröhren (Stadium 4 d. Abb.) verw^andt, die selbst schwache Reaktionen durch Verlängerung oder Verkürzung (Auseinander- bzw. Gegeneinandergleiten der Fäden) innerhalb weniger Sekunden bereits makroskopisch erkennen und über Millimeterpapier messen ließen. Solche Versuche mit Glasröhren zeigten zunächst, daß die Aggregationsbewegung bei höherer Lichtintensität wesentlich schneller verläuft, entsprechend der von PIEPER und HÄRDER*) festgestellten schnelleren Ortsbewegung von Cyanophyceenfäden im Lichte. Auf Lichtwechsel reagieren Kolonien außerordentlich exakt durch Verlängerung oder Verkürzung, und zwar löst jegliche- 1) Beiträge zur wis«. Botanik, Heft 2. 1860. 2) Flora 69. 1876. 3) Funk, Ber. d. D. Bot. Ges. 87. 1919. p. 190. 4) Zeitschr. f. Bot. 10. 1918. p. 201 if "272 Georg Funk: Verstärkung des diffus einfallenden Lichtes energische Kon- traktion, Verringerung dagegen weniger deutliche Streckung der Kolonien aus. Diese Reaktionen sind bei hinreichender Größe der Glasröhren (25 cm Länge, 4 — 6 mm lichte Weite) und entsprechend starker Erhellung leicht mit bloßem Auge zu verfolgen, wobei die Kolonielänge auch hier in wenigen Minuten oft auf weniger als die Hälfte sich reduziert. Sie sind in der Hauptsache zurückzu- führen auf negative Topo-Phototaxis der Fäden, wobei jeder Einzel- faden bei überoptimalem Licht sich in das Innere der Kolonie zurückzuziehen, gewissermaßen im Schatten seiner Genossen zu verbergen sucht. Da sie aber bei jeglicher Lichtverstärkung auch unterhalb der optimalen Intensität erfolgen, ist darin auch eine phobotaktische Reaktion, wenigstens im ersten Augenblick der Lichtverstärkung zu erblicken. Die Kontraktionen sind gewöhnlich nach etwa 10 Minuten beendet, worauf die Kolonien trotz fort- dauernder Beleuchtung sich wieder zu entfalten beginnen. Diese „Gegenreaktion" erfolgt im wesentlichen als Verdickung der Kolonien mit darauf folgender strahliger Ausbreitung der Fäden (Stadium 6 in der Abb.), und setzt eine phototaktische Umstim- mung der Fäden nach kurzer Einwirkung der höheren Licht- intensität voraus. Kurz andauernde Intensitätserhöhung des diffusen Tageslichts (1 Minute) hatte schwächere Kontraktion mit sofort folgender Wiederausdehnung der Kolonie zur Folge. Am natürlichen Standort sind solche Kolonie-Kontraktionen infolge starker Beleuchtung von Bedeutung, wenn es den Oscilla- rien auf Steinen oder sonstigen glatten Flächen (faulende Laub- blätter) nicht möglich ist, bei direkter Besonnung in Schlamm zurückzukriechen. Die hautartigen Kolonien sind dann befähigt, sich in dichte Klümpchen zu teilen und so — analog gewissen Chromatophorenverlagerungen, die SENN ^) Systrophen nennt — die belichtete Oberfläche zu verringern. Untersuchung der Aggregationsbewegung bei verschiedenen Temperaturen erbrachte mit besonderer makroskopischer Methode die Bestätigung der VAN t'HOEFschen Regel, deren Gültigkeit durch Härder und SOHMID mit mikroskopischen Beobachtungen an Cyanophyceen-Einzelfäden dargetan worden war. Auch die Dichte der Kolonie nach beendeter Aggregationsbewegung ist von der Temperatur abhängig, und zwar in gesetzmäßiger Weise bei iiefer Temperatur größer als bei höherer, d. h. die Fäden kriechen 1) Die Gestalts- und Lageverändernngen der Pflanzenchromatophoren. W. Engelmann, Leipzig 1908. Vergl. auch Zeitschr. f. Bot. 11. 1919. p. 86. über das Verhaltea der Oscillatoria amphibia Ag. im Kolonie -Verbind. 273 bei niedriger Temperatur näher zusammen. Dabei muß vorläufig noch dahingestellt bleiben, inwiefern das bei höherer Temperatur erhöhte Quellungsvermögen des Bewegungsschleimes von Einfluß auf die Bewegungen ist. Auf Temperatur Wechsel reagieren Kolonien in Glasröhre ebenfalls so, daß die Ausschläge mit Millimeter- papier ohne optische Hilfsmittel zu verfolgen sind. Abkühlung hat Kontraktion der Kolonien (oder Zusammenkriechen der Fäden), Erwärmung Entfaltung (oder Auseinanderrücken der Fäden) zur Folge. Homogene Hautkolonien in Petrischalen zeigen bei plötz- lichen Temperatursprüngen nach dem Minimum oder Maximum ähnliche Zerklüftung in kleine Klümpchea, wie bei starker Be- leuchtung oder Verdunkelung. Ob dieses Verhalten der Oscillarien bei Temperaturwechsel auf Thermotaxis beruht, bleibt mit anderer Versuchsanordnung noch zu entscheiden. Bei Ablauf von Licht- reaktionen unter verschiedenen Temperaturen konnte ebenfalls die Gültigkeit der VAN t'HOFFschen Regel erkannt werden. Als weiterer Außenfaktor, mit dem sich im Experiment die Bewegungen der Oscillarienkolonie schön beeinflussen lassen, wurde der galvanische Strom festgestellt und dessen Wirkungsweise durch eine Reihe von Versuchen geprüft. Mit einfachen Hilfsmitteln Avurde der Strom einer Lichtleitung von 220 V. durch eine frisch mit Oscillariensuspension gefüllte Glasröhre hindurchgeleitet. Der Strom hemmte fast augenblicklich die Aggregationsbewegung, die erst nach Unterbrechung des Stromes fortgesetzt wurde. Kolonien, die nach Beendigung ihrer Aggregationsbewegung elektrisch ge- reizt wurden, zeigten ein augenblickliches Auseinanderweichen der Fäden durch Verlängerungen an und nach Stromunterbrechung erneutes Zusammenrücken der Fäden durch Koloniekontraktion. Es ist anzunehmen, daß der Strom von der dichten Kolonie besser geleitet und dann als schädigender Reiz von den Oscillarien stärker perzipiert wird als in lockerer Verteilung der Fäden. So wäre €S zu verstehen, daß die Fäden während der Stromdauer weiter auseinanderrücken, wodurch sich die Leitfähigkeit der Kolonie verringern muß. Starke Schädigungen der Oscillarien durch den angewandten Strom, dessen Wirkungsdauer immer nur auf einige Minuten beschränkt wurde, waren nicht festzustellen, denn kurz darauf zeigten alle so elektrisierten Kolonien normale Reaktionen auf Licht und mechanische Reize, nach mehreren Stunden auch normales, strahliges Ausbreitungsvermögen. Auffallend ist eine Versuchsanordnung, bei der nach mehr- maligen Stromreizungen, die unter schwachem Licht ausgeführt wurden, Strom und Lichtverstärkung gleichzeitig zur Einwirkung 274 Georg Funk: Über das Verhalten der Oscillatoria amphibia Ag. usw» kamen. Hier reagierte die Kolonie in den ersten 3 Minuten noch auf den Strom durch Ausbreiten, bis dann die Lichtreaktion die Oberhand gewann und energische Verkürzung eintrat. Aus den gesamten Untersuchungen ergibt sich also, daß eine Reihe von Bewegungsformen der Oscillarien im Kolonieverband auf phototaktische und mechanische Reaktionen zurückgeführt werden können. Die beschriebenen Reaktionen auf thermische - und elektrische Reize waren bisher für Oscillarien noch nicht be^ kannt. Das Phänomen der Aggregation in Wasser suspendierter Fäden, das sich aus dem Bewegungsmecbanismus der Oscillarien gemäß der FECHNERschen, bzw. SCHMIDschen Theorie verstehen läßt, sowie die exakte Reaktionsfähigkeit solcher Aggregations- kolonien auf die verschiedensten äußeren Einflüsse bildet die Grundlage einer Untersuchungsmethode, die für die verschiedensten reizphysiologischen Fragen noch weiter ausgebaut werden soll. Das eigenartige Verhalten hautförmiger Kolonien, besonders unter dem Einfluß des tagesperiodischen Lichtwechsels, das sich weder aus dem Bewegungsmechanismus, noch aus phototaktischen Reaktionen völlig erklären läßt, ist wohl noch am ehesten auf gegenseitige chemotaktische Beeinflussung der Fäden zurückzu- führen, worüber in Vorbereitung begriffene Versuche Klarheit bringen sollen. Ea wird gebeten, alle wiasensohaftlioben Manuskripte für die Sitzungen im Jahre 1920 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Regierungsrat Prof. Dr. P. Claußen, Berlin-Steglitz, Rothenburgstr. 41, zu richten. Die wissensohaftliohen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate Augaat and September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt. ■HF* Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen apätestena acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt aind, dem Vorsitzenden tollständig druckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format (12/18 cm) — ein- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen den Umfang von 6 Druckseiten nicbt überschreiten. Jedes Heft darf vorläufig den Raum von 2 Druckbogen nicht über- schreiten. Überzählige Arbeiten müssen zurückgestellt werden. Den Autoren wird jährlich nur der Raum einer Tafel für Textfiguren in Strichätzung kostenlos gewährt. Tafeln und Autotypien im Text müssen vom Autor bezahlt werden. Den Mitgliedern können nur 3 Arbeiten jährlich zugestanden werden. Arbeiten von Nichtmitgliedern können bis anf weiteres nicht aufgenommen werden. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch abgefaiit und unleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträglichkeiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe desselben die Anzahl der gewünschten Sünderabdrücke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 6 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht statt. Vorstand und Kommissionen der Gesellscliaft für das Jahr 1920. Für die Generalversammlung: F. Fax, Präsident; F. Rosen, Stellvertreter. Für die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: P. Claußen, Vorsitzender; L. Diels, erster Stellvertreter ; R. Kolkwitz, zweiter Stellvertreter; H. Miehe, erster Schriftführer; W. Magnus, zweiter Schriftführer; F. Duysen, dritter Schriftführer; Schatzmeister: 0. Appel. Redaktions -Kommission: P. Claußen, H. Miehe, W. Magnus, F. Duysen, A. Engler, F. Graebner, H. v. Guttenberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der Mitgliederversammlung (Generalversamnalung) : O.Reinhardt, L. Wittmack, E. Baur, P, Lindner, H. Harms. Geschäftsführender Sekretär: W. Wächter. Alle Geldsendungen werden franko entweder auf das „Konto der Deutschen Botanischen Gesellschaft e. V. in Berlin Nr. 35398 bei dem Postscheckamt in Berlin NW 7" oder „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse für die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6", erbeten. Der Beitrag beträgt für alle ordentlichen Mitglieder 25 M. und 5 M. Zuschlag für die Dauer der Teuerung. Die Kursberechnung für die Beiträge der ausländischen Mitglieder wird jährlich fest- gesetzt. Die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüglichen Schriftstücke wolle man an den Schatzmeister Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Appel in Berlin-Dahlem ge- langen lassen. -Alle event. Reklamationen, die Versendung der Berichte und Sonder- abdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Bandes unmittelbar an die Verlagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 35, Schöneberger Ufer 12a, zu richten. Adressenänderungen sowie alle das Mitglieder- verzeichnia betreffenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 6 p., zu senden. K Sonderabdrücke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 1. Jeder Verfasser erhält SO Sonderabdrücke bostenirei. Sonderdrucke werden nur mit einem Rückenfalz versehen, d. h. ohne Umschlag, geliefert. 2. Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestellung derÜberzahl vor der letzten Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 6 Pfennig 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates .15 , 3. für jede Lichtdrucktafel 27 , 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr 6 , 5. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr 9 6. bei Doppeltafeln pro Tafel und Farbe mehr . 6 , 7. Buchbinderlohn für jeden Abdruck 4,05 , 8. für einen Umschlag mit Titel, falls ein solcher gewünscht wird, muß der Preis mit der Verlagsbuchhandlung vereinbart werden. Pfennige, welche durch 5 nicht teilbar sind, werden nach oben auf 5 abgerundet. Druck von A. W. Hayn'a Erben, Berlin SW 68. Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W35 Wandtafeln zur Vererbungslehre herausgegeben von Prof. Dr. E. Baur (Berlin) und Prof. Dr. R. Goldschmidt (Berlin). Diese Tafeln sind in Farbendruck ausgeführt und haben ein Format von 120 : 150 cm. Den Tafeln wird eine Erklärung in Deutsch und Englisch beigegeben. Es liegen vor: Tafel 1. Kreuzung zweier Schneckenrassen (Helix hortensis), die einen mendelnden Unterschied aufweisen. Preis 60 Mark. Tafel 7. Kreuzung zweier Löwenmaulrassen (AntlrrJiinum mafus), die nur einen mendelnden Unterschied: rote — elfenbein- farbige Blüte, aufweisen Preis 60 Mark. Tafel 8. Kreuzuug zweier Haferrassen mit einem mendelnden Unterschied: Rispenhafer — Fahnenhafer. Preis 60 Mark. Tafel 9. Kreuzung zweier Löwenmäulchen mit zwei selbständig mendelnden Unterschieden : rot — elfenbein, zygo- morphe — radiäre Blütenform .... Preis 60 Mark. Tafel 10. Kreuzung zweier Weizenrassen (Compactum'x Squarehead), die drei mendelnde Unterschiede aufweisen. Preis 60 Mark. Preis der Erklärung 1 Mark 50 Pfg. Aus Mangel an Leinewand können die Tafeln bis auf weiteres nur unaufgezogen geliefert werden. Ausführliche Prospekte in betreff dieser Wandtafeln mit verkleinerter Wiedergabe der einzelnen Tafeln stehen kostenlos zur Verfügung. Ausführliche Ve r I ag s v e rz ei c h n i sse kostenfrei! BAND XXXVIII. JAHRGANG 1020. HEFT 8. BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. ACHTUNDDREISSIGSTER JAHRGANG. HEFT s AUSGEGEBEN AM 15. DEZEMBER 1920. BERLIN, GEBßÜDEE BOENTBAEGEli W 35 Schöneberger Ufer 12 a * 1920 Es -wird drinffend g-ebeten, die veränderten Sestim- munffen an± der dritten TJmsch.la.ffsseite xn beachten. Inhaltsangabe zn Heft 8. Seite Sitzung vom 29. Oktober 1920 275 Mitteilungen. 35. Widar Brenner: Über die Wirkung von Neutralsalzen auf die Säureresistenz, Permeabilität und Lebensdauer der Protoplasten 277 3P. K. Boresch: Ein neuer die Cyanopbyceenfarbe be- stimmender Faktor. (Vorläufige Mitteilung.) .... 286 37. Karl Höfler: Ein Schema für die osmotische Leistung der Pflanzenzelle. (Aus dem Pflanzenphjsiologischen Institut der Universität Wien, Nr. 144 der II. Folge.) (Mit 4 Textabbildungen.) 288 38. Hans Molisch: Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze. Nr. 14 und 15 . 299 NAohste Sltznng der Gesellschaft Donnerstag, den 30. Dezember 1920, abends 7 Uhr, im Hörsaal des Pflanzenphysiolog. Instituts d. Universität, Berlln-Dablem, Königin-Luise-Straße 1. Sitzong vom 29. Oktober 1920. 275 Sitzung vom 29. Oktober 1920. Vorsitzender: Herr L. DiELS. Der Vorsitzende macht Mitteilung von dem Ableben unserer ordentlichen Mitglieder, der Herren: Dr. Fritz Kurtz, Professor der Botanik an der Universität Cordoba (Argentinien), gestorben am 23. August 1920, und Dr. Godo Voss in Helmstedt, gestorben im August 1920. Die Anwesenden ehren das Andenken an die Verstorbenen durch Erheben von ihren Plätzen. Als ordentliche Mitglieder werden vorgeschlagen die Herren: Nicolic, Dr. Mato, Prof. am Realgymnasium in Cettinje (Jugoslavien) (durch K. LiNSBAUER und F. WEBER), Kisser, Jose*', Assist, am pllanzenphjsiol. Institut in Wien II, Leo- poldsplatz 6 (durch H. MOLISOH und W. FlGDOR), Brunswik, H., Demonstrator am pflanzenphysiol. Institut in Wien 111/3, Beatrixgasse 19 (durch H. MOLISCH und W. FlGDOR), Kretz, Fritz, stud. phil. in Wien IV, Theresianumgasse 25 (durch H. MOLISOH und W. FlGDOR), Jungmann, Dr. Wilhelm, Assistent am Senckenbergischen Bot. Institut zu Frankfurt a. M. (durch M. MöBiüS und Fr. Laibach), Freund, Dr. Hans, Studienrat in Halle (Saale), Blumenstr. 19 (durch E. KÜSTER und W. WÄCHTER), Cammerloher, H., Assistent am bot. Institut in Innsbruck (durch E. HEINRICHER und AD. WAGNER), Thenne, Dr. Erich, in Münsterberg I. Schi, (durch G. Karsten und P. Claussen), Zimmermann, Dr. Walter, Assistent am bot. Institut zu Freiburg i. Br. (durch F. OLTMANNS und K. NOACK), Glcklhorn, Josef, Lektor für wissenschaftl. Zeichnen an der Universität Graz (durch K. Linsbauer und F. Weber). Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. XXXVIII. 18 27 ß Sitzung vom 29. Oktober 1920. Zu ordentlichen Mitgliedern werden ernannt die Herren: Michaelis, Peter Georg in München, Hustedt, Friedrich in Bremen, Bucholtz, Dr. F., Professor in Oorpat, Kotte, Dr. Walter in Berlin-Dahlem. Der Vorsitzende berichtet kurz über die Generalversammlung in Halle und teilt mit, daß eine Kommission, bestehend aus den Herren DiELS, CLAUSSEN, KNIEP, EUHLAND und WiNKLER. gewählt wurde, die sich um die Beschaffung der ausländischen Literatur bemühen soll; ferner seien die Herren MiEHE und KNIEP beauftragt worden, sich wegen Erhaltung des Bot. Zentralblattes mit der Verlagsbuchhandlung GUSTAV FISCHER in Jena in Ver- bindung zu setzen. Der Jahresbeitrag für 1921 sei auf 40 M, fest- gesetzt und für die Vorträge auf der Generalversammlung, die den Mitteilungen gleichgeachtet würden, sei der Umfang auf sechs Seiten festgelegt worden, während die Nachrufe an keine Seiten- zahl gebunden, aber möglichst kurz abzufassen seien. Weiter macht der Vorsitzende darauf aufmerksam, daß wegen der schlechten Geldverhältnisse und der erhöhten Druckkosten die Berichte stark eingeschränkt werden müssen und daß es wün- schenswert sei, wenn durch freiwillige Beiträge, über den Mitgliedsbeitrag hinaus, die Gesellschaft finanziell unterstützt würde. In der Sitzung fand satzungsgemäß die Wahl des Berliner Vorstandes für das Jahr 1921 statt. Ergebnis: Vorsitzender: Herr L. DIels, 1. Stellvertreter: Herr R. Kolkwitz, 2. Stellvertreter: Herr H. Miehe, 1. Schriftführer: Herr W. Magnus, 2. Schriftführer: Herr F. Duysen, 3. Schriftführer: Herr E. Jahn, Schatzmeister: Herr 0. Appel. E-edaktionskommission: Außer dem Vorsitzenden und den Schrift- führern die Herren A. Engler, P. Graebner und H. v. Guttenberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der Generalversamm- lung: die Herren P. Lindner, H. Harms, P. Claußen, E. Pritzel und E. Tiegs. Die Geschäfte der Gesellschaft wird wie bisher Herr W. Wächter weiterführen. WiDAR BRENNER: Über die Wirkung von Neutralsalzen xisW. 277 Herr J. GRÜSS legte einige Stücke von Kalkwurzeln vor, die Hr. Dr. M. HERBERG in der Nähe von Glinike bei Neutomischel, ehem. Prov. Posen, aufgefunden hat, und überwies sie dem Botanischen Museum. Es handelt sich hierbei um die gleichen Verkalkungen, wie sie Vortragender für das Vorkommen bei Wolteisdorf beschrieben hat. An dem neuen Fundort ließen sich nach dem Sammelbericht viele dieser Bildungen an einem aus kalkhaltigem Sande bestehenden Hügel einsammeln. Nach diesem Befunde würde sich die Frage ergeben, ob nicht häufig auf der- artigem Boden an der Kiefer verkalkende Wurzeln auftreten. Beobachtungen hierüber könnte vielleicht auch eine pflanzen- geographische Bedeutung zukommen. Es wäre daher wünschens- wert, daß noch an anderen Orten auf diese Erscheinung geachtet werde. Mitteilungen. 35. Widar Brenner: Über die Wirkung von Neutralsalzen auf die Säureresistejiz, Permeabilität und Lebensdauer der Protoplasten. (Eingegangen am 22. Jali 1920.) In einer früheren Arbeit über die Empfindlichkeit und Permeabilität pflanzlicher Protoplasten für Säuren und Basen habe ich die Vorgänge studiert, die sich abspielen, wenn lebende Pflanzenzellen in Säuren oder Alkalien von geringen Kon- zentrationen gebracht werden. Als Objekte dienten mir ver- schiedene anthocyanführende Gewebe, vor allem die Hypodermis- zellen der gewöhnlichen Rotkohle, deren Farbstoff als Indikator diente. Es zeigte sich, im Gegensatz zu der früheren Auffassung (siehe z. B. HÖBERj, daß die gewöhnlichen Säuren, Mineralsäuren, wie Salzsäure, Salpetersäure, Schwefelsäure, Phosphorsäure, und Pflanzensäuren, wie Zitronensäure, Äpfelsäure, Weinsäure, Oxal- säure, sehr schwer durch das unbeschädigte Plasma einzudringen vermochten. Bei sehr niedrigen, nicht tödlichen Konzentrationen konnte nur nach längerer Zeit, 2—3 St., eine Verschiebung des Farbentons nach rot beobachtet werden, die eine unbedeutende Ansäuerang des Zellsaftes angab. 18* 278 ' WiDAR Brenner: Etwas höhere Konzentrationen dringen schnell in die Zellen hinein, bewirken aber gleichzeitig tiefgreifende Veränderungen im Plasma, die zu dessen Tod führen. Die Vorgänge verlaufen in derselben Weise bei den meisten Zellen und können in den Staubfadenhaaren von Zehina pendula besonders schön beobachtet werden. Am meisten auffallend ist die Quellung und Volumens- vergrößerung des Plasmas auf Kosten der Vakuole i). Etwa gleich- zeitig hört die Plasmaströmung auf, es bildet sich um den Zellkern eine deutliche Membran, und erst darauf, nachdem das Plasma zweifellos tot ist, wird der Zellsaft durch die eindringende Säure rot gefärbt, um später nach kürzerer oder längerer Zeit seine Farbe gänzlich zu verlieren. In vielen Zellen sind aber diese Veränderungen, die den Tod begleiten, weniger deutlich. Es war deshalb notwendig, ein sicheres Indizium herauszufinden, wodurch eine Zelle als lebend oder tot, resp. unbeschädigt oder beschädigt erkannt werden konnte. Als solches Indizium benutzte ich die Fähigkeit der Zelle, eine normale Plasmolyse bzw. Deplasmolyse durchzumachen. Die Versuche wurden in folgender Weise angestellt: Kleine, 2x2 mm große Stückchen eines anthocyanführenden Gewebes, in den meisten Fällen die Epi- und Hypodermisschichten der Botkrautblätter, kamen in eine 20prozentige Rohrzuckerlösung. Nach 2 St. und Eintreten einer deutlichen Plasmolyse wurden die Schnitte in 20prozentige ßohrzuckerlösungen überführt, die außer dem Zucker noch die zu prüfende Säure in verschiedenen, geringen Konzentrationen enthielt. Nach Verlauf der Versuchszeit (10 Min. bis 4 St.) wurden die Gewebestücke herausgenommen und in eine reine lOprozentige Eohrzuckerlösung gebracht, woraus sie nach ^ St. in 5proz. Rohrzucker und nach abermals ^4 ^^- schließlich in reines Wasser gelangten. Hatten die Zellen nach dieser Be- handlung eine normale Deplasmolyse durchgemacht, so wurden sie als lebend bzw. unbeschädigt betrachtet. War dies nicht der Fall, so kam die Beschädigung zutage entweder dadurch, daß die Proto- plasten geplatzt waren, oder daß sie in unverändertem plasmolj^- siertem Zustand verharrten (fixierte Plasmolyse). Auf diese'Weise w^urden die kritischen Konzentrationen vieler Säuren gegenüber verschiedenen Pflanzenzellen ermittelt. So gaben z. B. die Rot- kohl - Hypodermiszellen nach 4 St. für HCl die kritische Kon- zentration ^05" Mol., was einer H-Ionenkonzentration von 1,43 «10"^ entspricht. 1) Die Erscheinung hat FlTTlNG später bei den i?/(0^o-Zellen beschrieben. über die Wirkung von Neutralsalzen anf die Säureresistenz usw. 279 Nach Abschluß dieser Studien schien es mir interessant, zu 'untersuchen, inwieweit die Resultate, und in erster Linie die Säureresistenz der Objekte, durch die Art des verwandten Plas- molyticums beeinflußt werden. Ich verwendete deshalb bei späteren Versuchen, die sich alle auf die ßotkrautzellen beziehen, statt des 20prozentigen Rohrzuckers verschiedene Neutralsalz- lösungen in Konzentrationen von demselben osmotischen Effekt. Ich werde hier über diese Experimente, soweit sie mit HCl aus- geführt wurden, in aller Kürze vorläufig berichten. Ein paar andere Säuren sind schon geprüft, weitere sind noch herbeizuziehen. Die zu beantwortenden Fragen waren: 1. Wird die Resistenz der Rotkraut- Hypodermiszellen gegen HCl durch ^eutralsalze, Chloride, Nitrate und Sulfate von Na, K, Mg und Ca beeinflußt? 2. Können irgendwelche Veränderungen in den Permeabilitäts- verhältnissen der Protoplasten bei Anwesenheit dieser Neutralsalze beobachtet werden? 3. Wie wirken diese Salze für sich auf die Plasmolysierbar- keit und die Lebensdauer der Zellen? Die Säiireresistenz bei Anwesenheit von Nentralsalzen. Folgende Neutralsalze wurden in angegebenen Konzentrationen, die eine etwa gleich starke Plasmolyse hervorrufen, benutzt: NaCl 2,2 proz. KNO3 ...... 3,75 „ KCl ....... 2,8 „ K.3SO4 ...... 5,0 „ Mg(N03)2 -f 6 aq. . . 8,8 „ Die Salze waren sämtlich KAHLBAUMs „Zur Analyse", außer MgfNOg), und Ca(N03).^, welche die reinsten KAHLBAUMschea Präparate darstellten, die zu beziehen waren. Bei Untersuchung erwiesen sie sich als befriedigend rein. Nitrit war in kaum nach- weisbaren Spuren vorhanden. Die Salzlösungen enthielten HCl in Konzentrationen von 1^~2^ Mol. Mit Hilfe der Deplasmolysemethode wurden die kritischen Konzentrationen der HCl bei Anwesenheit der ver- schiedenen Salze als Plasmolytica bestimmt. Die Versuchsschnitte kamen nach durchschnittlich 20 Min., nach welcher Zeit die Plas- molyse schon ihr Maximum erreicht hatte, in die Säure-Salzlösung, wo sie 4 St. blieben. Die Deplasmolyse fand in j bzw. - so starken Salzlösungen statt als die ursprüngliche, zum Schluß in reinem Wasser, MgCla + 6 aq. . . . 7,0 proz MgS04 + 7 aq. . . . 16,1 „ CalNOg)^ 4- 4 aq. . . 6,5 „ CaCla -h 6 aq. . . • 6,2 „ 280 WiDAB Brenner: Die P^rgebnisse sind der Tabelle, Spalte I, zu entnehmeni). I II irr Plasmolyticum Kritische Konz. in Mol. H-Ionenkonz. der krit. Lösungen H-Ionenkonz. der entspr. reinen HOl-Lösangen NaCl 1 1000 8,9M0-'» 1-10-3 KNO3 1 800 1,29.10-=^ 1,25.10-3 KCl 1 600 1,38.10-3 1,67-10-3 K2SO4 1 400 4,68-10-' 2,5-10-3 Mg(N03)2 1 1000 1,09.10-=* 1-10-3 MgCl, 1 400 3,16-10-=* 2,5-10-3 MgSO^ 1 260 1,12-10-=* 4-10-3 Ca(N03), 1 500 1,95-10-=* 2-10-3 OaCla 1 250 5,50-10-=* 4-10-3 Dextrose 1 70U 8,90-10-* 1,43-10-3 Saccharose 1 700 8,71-10-4 1,43-10-3 Es treten sehr bedeutende Differenzen zutage. Die größte HCl-Konzentration, ^ Mol, haben die Protoplasten in den MgSO^- und CaCla-Lösungen ertragen, die geringste, -^^^ Mol., in NaCl und Mg(N03)2. Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Giftigkeit der Salz- säure ausschließlich von ihrem Gehalt an ireien H-Ionen abhängt. Es bleibt also noch zu untersuchen, inwieweit diese Verschieden- heiten dadurch erklärt werden könnten, daß die Neutralsalze die H-Ionenkonzentration der Säure in die eine oder andere Richtung ver- schoben haben. Zu diesem Zweck wurden die H-Ionenkonzentrationen in den verschiedenen kritischen Säure-Salzlösungen ermittelt. Die Bestimmung geschah in allem wesentlichen nach den von Michaelis gegebenen Vorschriften mit Benutzung der Gasketteri- methode. Als regulierbarer Widerstand diente jedoch statt des Reostaten eine Konstantanbrücke. Aus der elektromotorischea Kraft der Gaskette wurde die H-Ionenkonzentration berechnet. Spalte II gibt die Resultate dieser Messungen. Zum Vergleich 1) Versuche mit Dextrose und Saccharose sind zum Veroleich herbei- gezogen. über die Wirkung von Neutralsalzen auf die Säureresistenz usw. 281 sind in der Spalte III die H-Ionenkonzentrationen der den kritischen Säure-Salzlösungen entsprechenden reinen HCl-Lösungen herangezogen. Aus einem Vergleich zwisclien den Spalten II und III sehen wir, daß die H-Ionenkonzentrationen in Säurelösungen mit Nitraten von K, Mg und Ca identisch sind mit denjenigen in reiner Säure. Dagegen ergeben die K2SO4- und MgSO,,-Lösungen Zahlen, die - bzw. 4- der H-Ionenkonzentrationen der reinen HCl-Lösungen 6 4 ausmachen. Die hohen kritischen Säurekonzentrationen bei An- wesenheit dieser Salze werden hierdurch erklärt. NaCl und KCl haben unbedeutend die H-Ionenkonzentration herabgesetzt, wo- gegen MgCia und CaOla diese ein bißchen erhöht haben. Ich übersiDringe die physikalisch-chemischen Erklärungen dieser Tat- sachen. Schließlich geht aus dem Vergleich noch hervor, daß auch Nichtleiter, wie Dextrose und Saccharose, die Dissoziation einer Säure unbedeutend herabsetzen können. Durch diese Er- kenntnis erhellt, daß die in meiner früheren Arbeit angelührten. kritischen H-Ionenkonzentrationen sämtlich unbedeutend zu hoch sind. Wie man aus der Tabelle sieht, bleiben noch mehrere aul- fallend hohe kritische Konzentrationen unerklärt. Da die Spalte II die in den verschiedenen Versuchen tatsächlich vorhandenen H-Ionenkonzentrationen ergibt, kann man behaupten, daß die Protoplasten mit CaClg 6mal, mit MgCl, i3,5mal, mit Ca(N03)2 2mal und mit KCl l,5mal soviel H-Ionen er- tragen haben als ohne diese Salze, d. h. mit Rohr- oder Traubenzucker. Die Anwesenheit von NaCl hat die Giftigkeit der H-Ionen nicht beeinflußt, und dasselbe ist wohl auch von Mg(N03)2, MgS04 und KNOg^) zu sagen. Merkwürdigerweise sieht es aus, als ob ein Zusatz von K2SO4 die Giftigkeit der HCl auf das Doppelte gegenüber der von der H-Ionenkonzentration bedingten gesteigert hätte, ein Sachverhalt, auf dessen Erklärung ich hier nicht eingehen möchte. Es ist also erwiesen, daß einige Neutralsalze die Giftigkeit der tatsächlich vorhandenen H-Ionen einer Säure höchst bedeutend herabsetzen können. Die Tatsache erinnert sofort an die inter- essanten Erscheinungen, die unter dem Namen antagonistische lonenwirkungen, vor allem durch die Arbeiten von J. LOEB, OSTERHOUT, BENEOKE und SZÜOS, bekannt geworden sind. Zwar 1) Die Zahl für KNO;j ist zwar etwas zu hoch. Die H-Ionenkonzen- trationsbestimmungen gaben aber in diesem einzelnen Falle sehr abweichende Werte, weshalb auch der erhaltene Mittelwert mit Vorsicht aufzunehmen ist. 282 WiDAR Brenner: handelte es sich bisher immer um die gegenseitige Beeinflussung zweier oder mehrerer Neutralsalze. Ich zögere aber nicht, auch die Unterdiückung der Säurewirkung als eine antagonistische lonenwirkung zu bezeichnen, wo die H-Ionen durch andere adsorbtive Kationen daran verhindert werden ihre koagulierenden oder sonst schädlichen Einflüsse auf die Plasmakolloide geltend zu machen. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie die geprüften Kationen in Verbindung mit dem Anion Cl' wirksam sind, so bekommt man die gewöhnliche Eeihe Ca>Mg>K>Na, die auch für die Adsorbtivität dieser Ionen gilt. Prinzipiell neu ist aber, daß auch das Anion des Neutralsalzes eine deutliche ßolle spielt. Die antagonistische Wirksamkeit des Ca-Ions gegenüber den H-lonen wird z. B. durch das Anion NO3' stark herabgesetzt, die der Mg- und K- Ionen völlig vereitelt. Diese Tatsache macht eine Erweiterung der Theorie der antagonistischen lonenwirkungen nötig. Daß auch Säuren ebensogut wie schädliche Salze durch ge- wisse Neutralsalze entgiftet werden können, erklärt manche bis jetzt dunkle Tatsachen. So versteht man z. B. jetzt, weshalb Zell- säfte, die an Salzen u. a. auch an Ca-Salzen reich sind, Säuren in Konzentrationen enthalten können, die für sich von außen geboten unzweifelhaft tödlich wirken. Auch in der Praxis dürfte das Er- gebnis wertvoll sein, da die gewöhnlichen Säuren in Kulturmedien, Böden usw. bei weitem nicht so schädlich wirken können, wenn lösliche Ca-Salze, vor allem CaClg, anwesend sind, als bei Mangel an Ca. Die Permeabilität bei Auweseuheit von Neutralsalzeu. In meiner früheren Arbeit habe ich gezeigt, daß die stäikeren Säuren, und unter ihnen auch die HCl, äußerst schwer durch die Plasmamembranen permeieren, solange diese einigermaßen anbe- schädigt bleiben. Hieran wird nichts geändert, wenn statt Rohr- zucker die oben erwähnten Neutralsalze als Plasmolytica verwendet werden. Zwar tritt der Farbenumschlag, der das Eindringen der Säure kiuidgibt, bei Verwendung verschiedener Salze bei sehr ver- schiedenen Zeitpunkten und Säurekonzentrationen auf, aber dies hängt eng damit zusammen, ob das Salz die Giftigkeit der Säure beeinflußt oder nicht. So ist z. B. mit K2SO4, MgS04 und CaClg der Nachweis der HCl in den Zellen erst viel später und nur bei viel höheren Konzentrationen möglich als bei Rohrzucker, NaCl oder Mg(N03)2, wo weder die H-Ionenkonzentration der Säure herabgesetzt, noch sonst die Giftigkeit der H-Ionen abgeschwächt worden ist. Dies zeigt, daß das Eindringen der Säure, auch wenn eine durch die Deplasmolysemethode nachweisbare Be- über die Wirkung von Neutralsalzen auf die Säureresistenz usw. 283 Schädigung nicht vorliegt, doch mit der Aktivität der H-Ionen eng zusammenhängt. Im Gegensatz zu der Permeabilität der Säuren wird die Durchlässigkeit des Plasmas für die natürlichen Zellenfarbstoffe in vielen Fällen sehr deutlich von den Neutralsalzen beeinflußt. Zwar handelt es sich hier nicht mehr um lebendes Plasma, da dies nie die Anthocyane passieren läßt, sondern um abgetötete Protoplasten. Mit Eohrzucker plasmolysierte und mit HCl abgetütete Proto- plasten behalten gewöhnlich ihre Farbe 2 — 3 St. nach der Tötung, wenn die Isotonie beibehalten wird und also kein Riß in den Plasmahäuten entsteht. Durch NaCl, KCl und KNO3 scheint die Entfärbung etwas begünstigt zu werden, KgSO^ wirkt dagegen vielleicht etwas verzögernd. Die Erdalkalisalze MgCig, MgS04, CaCIo und vor allem Mg(N03)2 und Ca(N03)2 bewirken aber, daß die toten Protoplasten noch tagelang ihre Farbe ungeschwächt behalten können. Das Heraustreten sowohl der roten als blauen Modifikation der Anthocyane wird durch diese Salze kräftig ver- hindert. Tote Zellen in Erdalkalisalzlösungen machen deshalb einen ganz normalen, lebendigen Eindruck, was zu schweren Täuschungen Anlaß geben kann. Die Lebensdauer der Protoplasteu in verschiedeuen Salzlösungen. Es ist bekannt, daß reine Salzlösungen von höherer Kon- zentration die Zellen beschädigen und nach längerer oder kürzerer Zeit töten. Es seien hier noch anhangsweise einige Experimente mit den llotkrautzellen erwähnt, wo die bei den vorigen Unter- suchungen benutzten annähernd isotonischen Neutralsalzlösungen noch einmal Verwendung fanden. Unter den geprüften Salzen erwiesen sich die Mg-Salze als stark schädlich, vor allem das Mg(N03)2. In dieser Lösung waren nach 24 St. keine, in MgCla und MgSO^ nur wenige Zellen lebend. Ein auf Salzaufnahme deutender Eückgang der Plas- molyse war nirgends zu sehen. Schädlich wirken auch, wie bekannt, die Alkalisalze. Gewöhnlich waren nach 24 St. nur noch ein geringes Prozent der Zellen am Leben. In KCl sah ich einmal Zellen in größerer Anzahl sogar 2 Tage aushalten. Die Plasmolyse war etwas zurückgegangen, wahrscheinlich durch Salzaufnahme. Von den bisher besprochenen Salzen unterscheiden sich ftie Ca-Salze in hervorragender Weise. In einer plasmolysierenden CaClg-Lösung hielten sich einmal die Rotkrautzellen 21 Tage 284 WlDAR BßKNNER: lebend. Nach 2 Tagen waren die Zellen unverändert und plas- inolysiert. Nach 6 Tagen war die Plasmolyse in den meisten Zellen schon völlig zurückgegangen. Diese Zellen kamen in reines Wasser, wo sie 24 St. verweilten, ohne irgendwelchen sichtbaren Veränderungen zu unterliegen. Wurden diese Schnitte wiederum in die frühere OaClg-Lösung gebracht, wo sie schon einmal von selbst eine völlige Deplasmolyse durchgemacht hatten. so plasmolysierten mehrere Zellen deutlich, wenn auch schwach. Dies zeigt, daß die Zellen zu bedeutender Regulation des osmo- tischen Druckes fähig sind, eine Regulation, die wohl nur durch Aufnahme und Abgabe des Ca-Salzes stattfinden kann, da den kleinen, von jeglicher Nahrungszufuhr abgeschnittenen, chloro- phyllosen G-ewebestückchen kaum andere Wege zur Verfügung stehen dürften. OaNOa verhält sich in allem wesentlichen dem CaClg gleich. Reine Elektrolj^tlösungen sind für lebendes Plasma immer ungünstig, wenn auch, wie wir gesehen, und wie z, B. BENEOKE und OSTERHOUT früher an anderen Objekten gezeigt haben, Oa-Salze das Leben der Zellen ziemlich lange aufrechterhalten können. Erst durch das Zusammenwirken mehrerer Salze, deren Ionen sich gegenseitig antagonistisch beeinflussen, werden Elektrolyt- lösungen völlig unschädlich. Dies sind die sog. balanzierten Lösungen, von denen das Meereswassor, das Blut, verschiedene Nährlösungen usw. als Beispiele erwähnt werden können. Inter- essant war nun, zu sehen, wie die Rotkrautzellen sich gegen eine solche Lösung als Plasmolyticum verhielten. Ich benutzte eine Lösung von etwa derselben relativen Zu- sammensetzung wie das Meereswasser, nur natürlich stärker, Sie enthielt pro 100 g Wasser: 1,82 g NaCl, 0,06 g KCl, 0,47 g MgCla + 6aq., 0,28 g MgSO^ + 7 aq. und 0,16 g CaOU + 6 aq. Die Lösung war als Plasmolyticum ausgezeichnet. Die bei Ver- wendung von reinen Elektrolytlösungen, aber auch von Zucker so häufigen Verluste an Zellen bei der Deplasmolj'se blieben völlig aus. Die Gewebestückchen konnte ich bis 2 Monate lebend und bei guter Kondition halten. Nach so langer Zeit is.t das Zugrundegehen der Zellen schon aus Nahrungsmangel verständlich. Die erst schnell eintretende Plasmolyse ging in einigen Tagen v(?llständig zurück. Nachdem man solche Schnitte 24 St. mit reinem Wasser ausgelaugt hatte, plasmolysierten sie wieder sehr deutlich, bisweilen sogar stark, wenn sie zurück in die balanzierte über die Wirkung von Neutralsalzen auf die Säureresistenz usw. 285 Lösung kamen. Eine ausgesprochene und bedeutende liogulier- barkeit des Turgors ist vorhanden. Wenn man bedenkt, daß man bei Verwendung reiner Salz- lösungen als Plasmolytica immer auf anormale Veränderungen der Plasmakolloide von Seiten des Elektrolyten gefaßt sein muß, kann ich nicht umhin, zum Schluß kräftig zu betonen, daß bei künftigen Plasmolyseuntersuchungen nicht reine Elektrolytlösungen, wie etwa KNO... eebraucht werden sollten, sondern entweder Nichtleiter oder noch besser genau balanzierte Lösungen von einer oder der anderen Zusammensetzung. Erst hierdurch gewinnt man Garantien dafür, daß man mit Protoplasten in natürlichem Zustand arbeitet, und fehlerhafte Angaben, die in der Literatur nicht selten sein dürften, werden vermieden. Helsingfors, Botanisches Institut der Universität, Mai 1920. Zitierte Literatur. Benecke (1907), Über die Giftwirkung verschiedener Salze auf Spirugi/m und ihre Entgiftung durch Calciumsalze. Ber. d. Deutsch. BoL Ges., Bd. 26, S. 322. Bbbnnee, W. (1918), Studien über die Empfindlichkeit und Permeabilität pflanzlicher Protoplasten für Säuren und Basen. Öf versigt af Finska Vetenskaps-Societetens Förhandlingar, Helsingfors, Bd. LX. FiTTiNG, H. (1919), Untersuchungen über die Aufnahme und über anomale osmotische Koeffizienten von Glyzerin und Harnstoff. Jahrb. f. wiss. Bot, Bd. 59. HÖBER, R. (1914), Physikalische Chemie der Zelle und der Gewebe. Leipzig u. Berlin, Aufl. IV. LOBB, J. (1906), Vorlesungen über die Dynamik der Lebenserscheinungen. Leipzig. Michaelis, L. (1914), Die Wasserstoff ionenkonzentratlon. Berlin. OSTERHOUT, W. J. V. (1906 u. 1907;, On the importance of physiologically balanced Solutions for plants. Bot. Gaz., Vol 42, S. 127, u. Vol 44, S. 259. SzÜCS, J. (1913), Experimentelle Beiträge zu einer Theorie der antagonistischen lonenwirkuDgen. Jahrb. f. wiss. Bot., Bd. 52, S. 85. 236 K. BORESCH: 36. K. Boresch: Ein neuer die Cyanophyceenfarbe bestimmender Faktor. (Vorläufige Mitteilung ) (Eingegangen am 24. Juli 1920.) Abgesehen von der Spezieseigentümlichkeifc hängt die Färbung der Blaualgen auch von äußeren Faktoren ab. Als solche wurden einerseits Intensität und Wellenlänge des Lichtes, andererseits der Stickstoffgehalt des Nährsubstrates experimentell sichergestellt. Während die Verfärbungen im monochromatischen Lichte im wesent- lichen nur in einer Änderung der wasserlöslichen Cyanophyceen- farbstoffe bestehen, hat intensive Bestrahlung mit Sonnenlicht ebenso wie eintretender Mangel an verfügbarem Stickstoff einen fast völligen Schwund des Chlorophylls und Phykocyans, also tiefgreifende, mit Wachstumsstillstand einhergehende und schließ- lich zum Tode führende Vorgänge, welche deshalb mit Eecht als pathologische Erscheinungen anzusprechen sind, zur Folge. Unter meinen in Kultur genommenen Cyanophyceen lernte ich nun eine Alge kennen, welche eine bisher für Algen überhaupt noch unbekannte Beziehung der Farbe zum Eisengehalt des Nähr- mediums aufweist. Es ist Phormidium Betsii (Ag.) Gom. var. nigro- violacea Wille n. var., deren Diagnose Prof. Dr. N. WILLE in liebens- würdiger Weise ausgeführt hat. Die normale Lagerfarbe dieses Phormidiums ist olivgrün bis oliv-, auch sepiabraun. In älteren Kölbchenkulturen aber sind sehr auffällige Umfärbungen zu beobachten; es treten violette, rot- violette, braunrote, rotbraune, mitunter auch gelbbraune Töne auf, wie solche von N-chlorotischen Rasen her bekannt sind. Setzt man nun einer solcherart verfärbten Kölbchenkultur eine geringe Menge eines Eisensalzes zu, so kann man in der Regel schon nach wenigen Tagen in dem dem diffusen Tageslichte ausgesetzten Kölbchen die Rückkehr ^der normalen Farbe beobachten. Nach einiger Zeit, offenbar dann, wenn das zugesetzte Eisen wieder verbraucht ist, wird der PÄor)«?dmmrasen abermals violett, Darreichung von Eisen hat wiederum dieselbe Wirkung wie das erstemal und so läßt sich dieser Vorgang mehrmals wiederholen — vorausgesetzt, daß die Nährlösung noch genügend Stickstoff (Nitrat) enthält. Ist jedoch mit dem Verbrauch des Eisens auch Stickstoffmangel eingetreten, Eitt neuer die Cjanophyceenfarbe bestimmender Faktor. vgj dann vermag nur die gleichzeitige Darreichung beider fehlender Elemente die Rückbildung des Normaltones in die Wege zu leiten. Die Untersuchung normal gefärbter und violetter liasen auf die darin enthaltenen Farbstoffe ergab folgendes: Das normal ge- färbte, also olivgrüne bis braune PhoriN/diwii lieferte ein intensiv rotviolett gefärbtes Wasserextrakt mit venetianischbrauner Fluores- zenz. Seine Hauptabsorption liegt merkwürdiger Weise zwischen den FRAUNHOFERschen Linien D und E. Neben diesem Farb- stoff sind Chlorophyll und Karotene in reichlicher Menge zugegen. In dem violett verfärbten Phorm/dmr» Retsii hingegen sind nur die oelben Farbstoffe annähernd in derselben Menge wie im normalen Rasen vorhanden, das Chlorophyll und die wasserlöslichen Pigmente haben stark abgenommen. Man findet um so weniger von diesen Farbstoffen, je mehr sich die Rasenfarbe von Violett über Rot dem Gelbbraun nähert. Auf Grund dieser Ergebnisse läßt sich also sagen, daß die Verfärbungen des Phormidiums Retzü bei eintretendem Eisenmangel auf einem fortschreitenden starken Abbau des Chlorophylls und der wasserlöslichen Farbstoffe (Phykochromoproteide KyLINS) be- ruhen. Nun kennen wir schon seit langem eine ganz ähnliche Erkrankung der höheren grünen Pflanzen, die Chlorose. Wir werden daher nicht anstehen, auch die bei unserer Cyanophycee beobachtete Erscheinung als durch Eisenmangel hervorgerufene Chlorose anzu- sprechen. Diese meines Wissens zum ersten Mal für Algen fest- gestellte Eigentümlichkeit hat mit der Stickstoffchlorose der Cyano- phyceen das gemeinsam, daß in beiden Fällen das Chlorophyll im Verein mit den Phykochromoproteiden abgebaut wird; bei der Eisenchlorose unseres Phormidiums aber bestimmt der rotviolette Farbstoff noch längere Zeit die Färbung des Lagers. Auf die interessanten Beziehungen zwischen diesen beiden Erscheinungen soll in der ausführlichen Mitteilung näher eingegangen werden; hier sei nur betont, daß die Heilung der Eisenchlorose, d. h. die Wiederausbildung der abgebauten Farbstoffe auf Eisenzusatz nur dann erfolgen kann, wenn im Nährsubstrat noch genügend Stick- stoff enthalten ist, was verständlich erscheint, weil der Stick- stoff am konstitutiven Aufbau beider Farbstoffe beteiligt ist. Prag, im Juni 1920. 288 Karl Höfler : 37. Karl Höfler: Ein Schema für die osmotische Leistung der Pfianzenzelie. (Aus dem Pflanzenpbysiologischen lastitat der Universität Wien, Nr. 144 der II. Folge.) (Mit 4 Textabbildungen.) (Eingegangen am 29. Juli 1920.) Vier Größen kennzeichnen den osmotischen Zustand der Pflanzenzelle zur gegebenen Zeit : der osmotische AVert, die Turgor- dehnung, der Turgordruck und die Saugkraft. Man könnte sie passend die „osmotischen Zuständegrößen" der Zelle nennen. Unter dem osmotischen Wert der Zelle wollen wir di© Maßzahl für die dem Zellsaft genau isotonische Konzentration «ines gelösten Yergleichsstoffes verstehen, — resp. den dieser Kon- zentration physikalisch entsprechenden osmotischen Druck in Atmosphären. Vielfach nennt man die gleiche Größe noch „osmo- tischen Druck" der Zelle^), Der osmotische Wert für die turgor- lose Zelle läßt sich bekanntlich auf plasmolytischem Weg am einfachsten und am relativ genauesten unter den Zustandsgrößen experimentell bestimmen. 1) Ferner unrichtigerweise „Turgor", „Turgordruck" usw., (vgl. hierzu URSPRUNG und BLÜM, Diese Ber., Bd. 34, 1916, S. 88). Obige Definition für „osmotischen Wert" gilt strenggenommen nur für konstante Temperatur. Doch kommt dies, wenn man die Werte im Kon- zentrationsmaß ausdrückt, praktisch meist nicht in Betracht; die Werte würden sich mit der Temperatur z. B. ändern, wenn der Molekularzustand des gelösten Stoffes, auf den sie bezogen werden, ein anderer würde. Drückt man die osmotischen Werte im Atmosphären maß aus, so wachsen sie natürlich außerdem direkt proportional mit der absoluten Temperatur. Aus praktischen Gründen bezieht man die osmotischen Werte gewöhnlich auf Rohr- zucker als Vergleichsstoff und auf das volumnormale KonzentrationsmaÖ; die Definition erfordert dies jedoch nicht. Lepeschkins Ausführungen (Diese Bei-., Bd. 26a, 1908, S. 203), wonach der „osmotiiche Druck" der Zellen von deren Permeabilität abhängt, scheint vom theoretischen Standpunkt einer Revision bedürftig. Der »osmotische Wert", wie wir ihn hier definieren, wird durch Permeabilität nicht berührt, nur seine Messung kann durch solche erschwert werden. — Zellen besonderer osmotischer Funktion, wie Sekret- und Drüsenzellen, sollen im vorliegenden Aufsatz nicht behandelt werden. Ein Schema für die osmotische Leistung der Pflanzenzelle. 289 Turgordehnung nennen wir im folgenden das Volumver- hältnis zwischen dem Innenraum der Zelle im turgeszenten und demjenigen im turgorlosen Zustand. Die Maßzahl für dieses Ver- hältnis heiße der G-rad der Turgordehnung. Man kann die Turgor- dehnung im linearen oder im räumlichen Maß angeben. Wir ziehen hier das letztere vor. Der Turgordruck ist der gesamte mechanische Druck des Zellinhaltes auf die Zellwand, er ist in Atmosphären auszudrücken. Er ist nach dem Gegenwirkungsprinzip gleich dem Wanddrnck. dem mechanischen Druck der elastisch gedehnten Zellwand nach innen. Unter Saugkraft schlechthin sei im folgenden die Saugkraft der ganzen Zelle für Wasser verstanden, während die Saugkraft des Zellsaftes ja einfach dem (in Atmosphären ausgedrückten) osmotischen Zellwerte gleich ist. Die Unterscheidung dieser vier Größen war im Prinzip ge- geben, seit DE VRIES (1871, L877) die Semipermeabilität des Proto- plasmas nachgewiesen und die Erscheinungen der Turgordehnung und des Turgordruckes als Folgen der osmotischen Kräfte des Zellsaftes erklärt und seit PFEFFER in seinem Osmometer ein physikalisches Modell für die osmotische Leistung der Pflanzen- zelle geschaffen hatte. Trotzdem herrschte bei einem großen Teil der Autoren bis in die jüngere Zeit im Gebrauch der Bezeich- nungen und, was wichtiger ist, auch der zugrunde liegenden Be- griffe, vielfach Unklarheit^). LEPESOHKIN (1908;^) hat zuerst auf diesen Umstand hingewiesen und den Entwurf zii einer eindeutigen Terminologie geliefert. URSPRUNG und BLUM^J (1916) haben dann restlose Klarheit geschaffen. URSPRUNGS Bestimmungen liegen der folgenden bloß theoretischen Ausführung, die an experimentellen Tatsachen nichts Neues bietet, zugrunde. Die klare Unterscheidung der Zustandsgrößen und die Kennt- nis der zwischen ihnen waltenden Zahlenbeziehungen ist aber so wichtig für den täglichen Gebrauch des Physiologen und dabei doch eigentlich so elementar, daß der Wunsch nicht unberechtigt 1) [Anm. nach Manuskriptschluß.] Zahlreiche Beispiele dafür bringen Ursprung und Blum in einer jüngst erschienenen Abhandlung, die mir soeben zugänglich wird, betitelt: »Dürfen wir die Ausdrücke osmotischer Wert, osmotischer Druck, Turgordruck, Saugkraft synonym gebrauchen?" (Biolog. Zentralblatt, Bd. 40, 1920, S. 193.) 2) Diese Ber., Bd. 26a, 1908, S. 198. 3) Ebd.; Bd. 34, 1916, S. 88, 625; ßiolog. Zentralblatt, 1. c. 1920. 290 Karl Höfler : erscheint, diese Dinge möchten künftig in jedem Lehrbuch der Botanik ihren Platz finden. Zur besseren Veranschaulichung erlaube ich mir das bei- stehende Kurvendiagramm (Abb. 1) vorzuschlagen. In einem Koordinatensystem v;ählen wir als Abszissen die Grade der Turgotdehnuug, als Ordinaten die zugehörigen osmo- tischen Werte einer Zelle, Der Punkt Gr =: 1 entspricht der ent- spannten, die Strecke Gr/ der turgeszenten, der Punkt Gr der wassergesättigten Zelle. In unserem Beispiel sei das Volumen im vollturgeszenten Zustand eineinhalbmal so groß als im entspannten, i Abb. 1. Schema der osmotischen Zustandsgrößen. G = Grad der Turgor- dehnung, 0 = osmotischer Weit der Zelle, T = Turgordrack, S ^ Saugkraft der Zelle. Weitere Erklärung im Text. also Gy =: 1,5. Der (plasmolytisch meßbaie) osmotische "Wert der turgorlosen Zelle, der „osmotische Grundwert", wie wir weiter- hin sagen wollen, heiße 0 (ohne Index). Der osmotische Wert der turgeszenten Zelle 0^ wird kleinerj als 0, weil der Zellsaft entsprechend der Yolumzunahme minder konzentriert wird. Der osmotische Wert sinkt — mit einigen später zu besprechenden Einschränkungen — umgekehrt propor- tional der Turgordehnung G^, nach Gl. , . . 0^:= —- . DerKurvenastJ G/ Oi fällt von links nach rechts ab in flach hj^perbolischem Bogen. Der Turgordruck T (und der gleichgroße Wanddruck) wird! am größten für die wassergesättigte Zelle, nämlich T = O7 ■"•). 1) Bei dieser Gleichsetzung darf man den nach innen gerichteten Zentral- druck des Protoplasmas vernachlässigen. Ein Schema für die osmotische Leistung der Pflanzenzelle. 291 Wassersättigung tritt ja dann ein, wenn (bei unbeschränkter Wasser- zufnhr) der Wanddruck der osmotisclieu Kraft des Zellsaftes die Wage hält. Für die turgorlose Zelle ist T = 0. Zwischen beiden Punkten steigt der Turgordruck (zumindest für die isolierte Zelle) sehr annähernd linea,r mit der Turgordehnung (URSPRUNG und BLUM 1. c. 1916, S. 536); nach Gl. T = a (G/ - 1) für G/ 1 P). Was endlich die Saugkraft S der Zelle betrifft, so ist sie am größten für die entspannte Zelle, nämlich gleich dem ganzen osmo- tischen Zellsaftwert 0, am kleinsten für die wassergesättigte Zelle, nämlich gleich Null. Sie ist in jedem Punkte, mit dem osmotischen Wert 0/ verglichen, um soviel kleiner, als dem Turgor- druck T im betreffenden Punkte entspricht. Die Saugkraft S = der Differenz 0; — T^). Während die Saugkraft also im voUturges- zenten Zustand Null ist, steigt sie bei Wasserentzug rasch an und die Pflanzenzelle hat in diesem rein physikalischen Verhältnis einen höchst zweckmäßigen Regulationsraechanismus für ihre Wasserversorgung zur Verfügung. Es mögen nun einige Punkte diskutiert werden, die zu Komplikationen des einfachen Schemas der Abb. 1 führen können. Das Schema gilt zunächst für den Grenzfall einer Zella mit sehr großem Saftraum und wenig Plasma. Ist der Plasmagehalt der Zelle größer, dann gilt die bisher übliche Berechnungsweise des turgeszenten osmotischen Wertes 0/ aus dem osmotisehea Grundwert 0 der turgorlosen Zelle und dem Grad der Turgordehnung G;" nach der einfachen Gl nicht strenge. Ich habe darauf schon früher hingewiesen. Wenn in einer plasmareichen Zelle z. B. G^ = 1 ^^ ist, so ist der Wert 0/ nicht -/a ^om. plas- molytisch gemessenen Grundwert 0, sondern kleiner; nämlich (Diese Ber. Bd. 35, 1917, S. 723) 0^ = 0 J,~P (2) G/ — p wenn p den Volum anteil des Plasmas sammt Einschlüssen und Zellkern (und sammt eventuellen im Zellsaft befindlichen Kristallen und Niederschlägen) am Innenraum der turgorlosen Zelle bedeutet. 1) Pantanellis (Jahrb. f. wiss Bot., Bd. 40, 1904, S. 317) Ausdruck für die Größenbeziehung zwischen Turgor (d. i. osmot. Wert). Turgordruck etc., der auch bei HÖBER (Physik. Chemie der Zelle u. d. Gewebe, IV. Aufl.. 1914, S. 70) Eingang gefunden hat, ist unrichtig. 2) In der ersten Darstellung bei ÜKSPRUNG und BLUM (Diese Ber. Bd. 37, 1916, S. 630) hat sich ein sinnstörender Druckfehler eingeschlichen: .Saugkraft der Zelle = Saugkraft des Inhaltes = Wanddruck" anstatt „Saugkraft der Zelle = Saugkraft des Inhaltes — Wanddruck". Derselbe ist auffallender- weise in das Referat im Bot. Zentralblatt (Bd. 137, I, 1918, S. 40) über- gegangen. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. XXXVIII. 19 292 Karl Höfler: Wir dürfen nämlich keinesfalls annehmen, daß das Plasma mit seinen Einschlüssen an den osmotischen Volumschwankungen des Protoplasten ebenso stark beteiligt sei wie der Zellsaft. Bei Plasmolyse bleibt das Plasma- vnlumen wahrscheinlich genau oder nahezu genau konstant; denn das Quellungs- wasser des lebenden Protoplasmas ist wohl viel zu fest gebunden, um für den bloßen osmotischen Wasseraustausch disponibel zu sein. Bei Wasserauf- nahme der Zelle, die zur Torgordehnung führt, wäre mit der Möglichkeit einer Erhöhung des Plasmavolumens vielleicht eher zu rechnen, wenn eine solche auch nicht nachgewiesen ist; doch wäre sie — wenn auch vielleicht von großer physiologischer Bedeutung — räumlich doch sicher nur gering und die Annahme, daß das Plasma sein Volumen im selben Verhältnis ver- größere wie der osmotisch wasseransaugende Zellsaft, entbehrt, wie erwähnt, Abb, 2. Bezeichnung wie in Abb. 1, ferner 0 = Konzentration des Plasmoly- tikons, G,, = Grad der Plasmolyse. Die Saugkraft S ist als Kurve ausgezogen. offenbar jeder Berechtigung. Diese Annahme liegt aber der bisher üblichen Berechnungsweise nach Gl. (1) . . 0/ = 0 : G/ stillschweigend zugrunde. Man könnte nun in Gl. (2) p als Konstante oder, im Hinblick auf möglicherweise später nachzuweisende Variationen des Plasmavolumens bei Turgorändarung und Plasmolyse, als Variable ansetzen. Wir wählen p konstant; eventuell wäre p dann mit einem Faktor «, der mit G variierte, auszustatten. Gl. (2) erhielte dann die Form: 1 — C( p 0/= 0 (3) (ii — «p Abb. 2 zeigt das Schema der osmotischen Zustandsgrößen bei Berück- sichtigung der' Plasmakorrektur für ?=%('• = konst. = 1). Der Kurvenast 0/ wird ceteris paribus ein wenig steiler als in Abb. 1. Wir können das Schema ferner auf die plasmolysierte Zelle ausdehnen, indem wir die Kurven über die zum Punkte G = 1 gehörigen Werte weiter nach links verfolgen. G/ < 1 ist dann der Grad der Plasmolyse. T wird gleich Null, weil in der plasmolysierten Zelle kein Torgor bestehen kann. Da die Saugkraft S = 0 — T, so wird für T - 0 .... S == 0; die Kurvenäste Ein Schema für die osmotische Leistung der Pflanzenzelle. 293 S und 0 fallen somit für G < 1 zusammen. Die osmotische Saugkraft des plasmolysierten Protoplasten ist aber im Gleichgewichtszustande genau gleich derienigen der plasmoljsierenden Außenlösung und der linke Kurvenast C bedeutet also die Konzentration des Plasmolytikums, resp. die isotonische Konzentration des plasmolysierten Zellsaftes. Zur weiteren Diskussion des Schemas sei noch folgendes bemerkt. Die funktionale Abhängigkeit zwischen Tnrgordehnung und osmotischem Wert und zwischen Tnrgordehnung und Turgordruck f (G/, 0/) und f (G^, T), müßte, auch abgesehen von der Berücksichtigung der Protoplasmagröße p, nicht gerade immer von der einfachen Form 0/ = -^ und T = a (G/— 1) sein. Wenn wir unter dem osmotischen Wert die Maßzahl der dem Zellsaft genau isotonischen Konzentratioa eines bestimmten gelösten Stoffes verstehen, so wären Abweichungen dadurch denkbar, daß im Gang des physikalischen osmotischen Druckes mit der räumlichen Konzentration Unterschiede be- stünden zwischen Zellsaft und gewähltem Vergleichsstoff'). Solche Unter- schiede xvürden z. B. erheblich, wenn die osmotischen Werte auf Konzentra- tionen eines Elektrolytsalzes bezogen würden; dagegen wohl gering, weno man sie wie üblich auf Rohrzucker als Vergleichsstoff bezieht; sie dürften in diesem Falle für physiologische Zwecke in den meisten Fällen zu vernach- lässigen sein. — Wählte man zur Konstruktion anstatt der Rohrzuckerweite die zugehörigen Atmosphärenwerte, dann würden die Abweichungen der 0-Kurve von der einfachen hyperbolischen Form im allgemeinen wohl größer. Betreffs der zweiten Kurve T = a {Gi — 1) sei bemerkt, daß auch der Turgordruck nicht gerade genau linear mit der Dehnung zuzunehmen brauchte^). Elastische Kräfte wachsen zwar, Konstanz des Elastizitätsmoduls voraus- gesetzt, proportional der Dehnung. Doch einmal ist zu beachten, daß die Abszissen G;" nicht die lineare Dehnung, sondern die Volumdehnung darstellen, ferner, daß auch die geometrische Zellform auf die Elastizitätskurve von ge- wissem, wenn auch nicht gerade großem Einfluß ist^j. Für die Einzelzelle, d. h. bei Vernachlässigung der Außenkräfte, Gewebespannung usw., bleibt gleichwohl die zu erwartende Abweichung der T-Kurve vom linearen Verlauf gering. Wichtiger jedoch als das bisher Besprochene, und vor allem für die Physiologie von mehr Bedeutung, sind die Änderungen, welche das Schema für die Betrachtung der im Gewebsverbande eingeschlossenen Zelle zu erfahren hat. Wenn eine Einzelzelie osmotisch Wasser aufnimmt und sich dehnt, so hat sie dabei nur den elastischen Widerstand der eigenen Wand zu über- 1) Dieses Bedenken gilt auch für dij Berechnung des osmotischen Grundwertes aus stärkeren Plasmolysegraden nach meiner plasmometrischen Methode. (Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss., Wien, math.-naturw. Kl., I. Abt., Bd. 95, 1918, S. 100, 111). RENNER (Zeitschr. [f. Bot., Bd. 10. S. 410) und FlTTING (ebd.. Bd. 11, S. 213) haben dies mit Recht hervorgehoben. Es sei hier vorläufig nur darauf hingewiesen, daß praktisch die hieraus entspringen- den Unstimmigkeiten durch meine „Stufenversache" und die lineare Extra- polation, die ich an den Resultaten derselben, zutächst zum Zweck der Proto- plasmakorrektur, ausführe, gleichfalls mit verschwinden müssen. 2) Vgl. Ursprung und Blum, diese Ber., Bd. 34, 1916, S. 634. 19* •294 Karl Höflee: windeD. Für Gewebszellen liegen die Verhältnisse offenbar komplizierter. — Denken wir uns einmal ein Gewebe aas turgorlosen, beiläufig zylindrischen Zellen, etwa ein entspanntes Palisadengewebe, und fassen wir hier eine ein- zelne Zelle ins Auge; feie möge osmotisch Wasser aufnehmen. Im Beginn erfolgt die Dehnung gleichmäßig nach allen Seiten. Bald stößt die Zelle aber längs ihrer Seitenwände an die gleichfalls schwellenden Nachbarzellen. Sie plattet sich an ihnen ab. Für die weitere Dehnung stehen nur mehr die zwischen den Zellen freigebliebenen Räume zur Verfügung. Dabei wird die Elastizität der einzelnen Wändpartien offenbar in ungleichem Maße in An- spruch genommen werden. Die Zelle wird sich deformieren. Außer dem Gegendruck der eigenen Wand kommen noch die vonseiten der gleichfalls deformierten Nachbarzellen her ausgeübten Druckkomponenten in Betracht. Ähnlich liegen die Dinge für Parenchymzellen, die an mechanische oder ver- holzte Elemente grenzen und durch diese an der freien Dehnung gehindert werden. — Die Verhältnisse sind physikalisch nicht einfich. Sie sind bisher weder theoretisch noch e.xperimentell im einzelnen untersucht. Wenn ich aber recht sehe, so muß die Komplikation in unserem Schema darin ihren Ausdruck finden, daß der Kurvenast T nur anfangs linear verläuft und dann steiler, konkav nach oben, gegen rechts ansteigt (Abb. 3, S. 296). Denn sobald ungleiche Dehnung, einseitige elastische Spinnung und Druckwirkung der Nachbarzellen sich geltend macht, wird der Wanddruck mit der räumlichen Dehnung rascher zunehmen müssen, als wenn nur der gleichförmige Wider- stand der eigenen Zellwand bei der Volomzanahme zu überwinden ist. Ist dieser Gedanke richtig, dann liegt auch eine biologische Folgerung bezüglich der Saugkraftleistung von Gewebszellen auf der Hand. Die Saug- kraft S ist, wie immer die T-Kurve verlaufen ma?, gegeben durch die Diffe- renz S = 0/ — T. Wie man in Abb. 3 sieht, steigt hier die S-Kurve von rechts her sehr steil an: Einem geringen Turgeszenzverlust entspricht ein unver- hältnismäßig großer Zuwachs an Saugkraft. Vom ökologischen Standpunkt ist dies für die Pflanze offenbar ein nützlicher Umstand. Innerhalb eines kleinen Tnrgeszenzbereiches kann die Saugkraft in weitergehendem Maße variiert werden. Ein Gewebe kann stärkere Saugwirkung ausüben, ohne sich vom gewohnten Turge^zenz^rad allzuweit zu entfernen und ohne erst an- welken, d. h. abnormale Turgeszenzzustände in Kauf nehmen zu müssen. Wie die T-Kuive für Zellen von besonderem, ungleichseitigem Wand- bau, für Schließ-iellen, ferner für lebende Colienchyrnzellen u. dgl., verläuft» werden erst eigens darauf gerichtete Untersuchungen lehren können. Die einzelnen osmotischen Zustandsgrößen scharf auseinander- zuhalten, ist von Wichtigkeit für alle jene Gebiete der Physiologie, in welchen osmotische Fragen eine Rolle spielen. Wohl nirgends aber hat die klare begriffliche Fundierung bisher so schöne Früchte gezeitigt, wie in URSPRUNGS und BLUMs- eigenen Untersuchungen über die Wasserbewegung im Pfianzenkörper. Man war vordem vielleicht geneigt zu erwarten, daß die osmotischen Werte in der Richtung des Wasserstroraes stetig ansteigen^). U. a. schienen 1) Diese Meinung hat vom theoretischen Staudpunkt bereits RENNER (Jahrb. f. wiss. Bot., Bd. 66, 1915, S. 623) nachdrücklich beanstandet. Ein Schema für die osmotische Leistung der Pflaozenzeiie. 295 vergleichende Messungen HANNIGs^) an Wurzelrinde und Blatt- epidermis dafür zu sprechen. — Die ausgedehnten Untersuchungen von URSPRUNO und BLUM^) haben jedoch jene Erwartung nicht bestätigt. Dafür zeigte sich, daß die Saugkräfte der lebenden Zellen in schöner Gesetzmäßigkeit von der absorbierenden Wurzel- zone in der Richtung des Wasserstromes bis zum transpirierenden Blattparenchym ansteigen, desgleichen im Querschnitt der ober- irdischen (Jrgaue mit der Entfernung vom wasserleitenden Hadrom, und daß das spezifische Saugkraftgefälle im allgemeinen um so steiler ist, je größere Widerstände der sich bewegende Wasser- strom zu überwinden hat, — ein Ergebnis, durch welches unsere Einsicht in den Mechanismus der Wasserbevvegung wohl um einen der wichtigsten Schritte vorwärts gebracht wurde, der auf diesem Gebiete seit Jahrzehnten geschehen ist. Wie für die Fragen der Wasserbewegung die Saugkraft diejenige von den Zustandsgrößen ist, auf welche es unmittelbar ankommt, so ist für die chemische Kenntnis des Zellsaftes, für Stoffwechsel, chemische Umsetzung, Osmoregulation und für Perme- abilitätsstudien der osmotische Grundwert, für Wachstum- Streckung und die meisten Bewegungserscheinungen die Turgor- dehnung, für mechanische Leistungen, Spritz- und Schleuder- mechanismen etc., der Tur gordruck die maßgebende osmotische Größe. — Zum Schluß möge noch eine Frage an die ökologische Pflanzengeographie oder Geobotanik, wie wir heute besser sagen, aufgeworfen werden. FiTTING (1911) hat in seiner Untersuchung über die osmo- tischen Verhältnisse der Wüstenpflanzen die Rolle, die den ein- zelnen osmotischen Größen hier zukommt, entgegen der Gepflogen- heit jener Jahre, in klarer Weise unterschieden. Er sagt^): „Die wngeheuien osmotischen Druckkräfte, die ich bei vielen Wüsten- pflanzen gefunden habe, sind zwar, wie ich glaube, ein brauchbares Maß für die Größe der von diesen Pflanzen entwickelten Saug- kräfte^), lassen aber kein üiteil zu über die Größe des in der Turgeszenz der Gewebe zum Ausdruck kommenden Überdrucke, 1) Diese Bar., Bd. 30. 1912, S. 194. — Vgl. fernor Faber, ebd , Bd. 31, 1913, S. 277. 2) Diese Her., Bd. 34, 19iS, S. 88, 105, 123, 526, 639; Bd. 36, 1918, -S. 677, 599; Bd. S7, 1919, S. 453; BLUM, Beih. bot. Zentralblatt, Bd. 33, I 19 17, S. 339. 3) Zeitschr. f. Bot., Bd. 3, 1911, S. 268. 4) Ganz streng wäre: der im Maximum möglichen Saugkräfte. 296 Karl Höfler : mit andern Worten des sog. Turgordruckes. Von großem Interesse ist in dieser Hinsicht meine Beobachtung, daß bei vielen der Ge- wächse mit besonders hohen osmotischen Druckkräften, z. B. bei Asteriscus pygniaeus, ... u. a. auf trockenen Standorten längst nicht die volle Turgeszenz erreicht wird, ein Beweis dafür, wie schwierig diesen Pflanzen trotz der hohen Saugkräfte die Wasser- versorgung gleichwohl noch wird, . . . Stellt man solche Gewächse in Wasser, so werden ihre Organe nach kurzer Zeit blechartig O r^ ■^0, s\ ---Or t/ 1 !>- G-/ G Gj' Abb. 3. Hypothetisches Schema für eine im Gewebsveibande einge- schlossene Zelle. Die Abweichung vom normalen Schema ist karrikiert. 0 G = / a a -I-' >^ n >, >^ ji o, Jq A Ol o %4 o 00 o im tu •4J n3 s tt) >-, (^, M ^ tu t^ G, 1 0/ ^^^-^^^ 8 T ><[ Gr Abb. 4. Zar Frage an die Geobotanik Erklärung im Text. und glasartig spröde"^). Demnach befinden sich die Wüsten- pflanzen normaler AVeise in einem Zustand recht niederer Turges- zenz und hoher Saugkraftleistung, entsprechend einer Ordi- nate in unserm Schema, die ziemlich weit nach links verschoben ist (Abb. 4). Anderseits ist klar, daß für submerse Wasserpflanzen der vollturgeszente Zustand der normale sein muß. Mesophytische Landpflanzen dürften eine Mittelstellung einnehmen. So scheint, aus den Mitteilungen URSPRUNGS und BLÜMs für Fagus und Hedera hervorzugehen, daß der relative Tu rgeszenz- 1) Ich habe diesen Versach gelegentlich unserer letzten Wiener üniver- sitätsreise im April 1914 in Kairo wiederholt, u. a. mit der in den Rand- gebieten der lybischen Wüste häufigen Borraginacee Ltthospermumcai^miim Y9.hl Ein Schema für die osmotische Leistung der F/Ianzenzelle. 297 grad^), für die einzelnen Gewebe zwar natürlich recht verschieden, doch vielfach etwa ^j^ — ^/^ vom maximal möglichen beträgt-). Angaben für hygrophytische Landpflanzen L'ehlen noch. — Die Frage scheint nun berechtigt, ob nicht allgemein in der Natur zwischen der Wasserversorgung und dem Wasserhaushalt der Pflanze und den Turgeszenzgraden, in denen ihre Gewebe zu ver- weilen pflegen, Beziehungen solcher Art bestehen, wie Abb. 4 sie in hypothetischer Form versinnlicht: Die (nicht sukkulenten) Xero- phyten werden vielleicht niedere Turgeszenzgrade und entsprechend hohe Saugkräfte aufweisen, während sich die Hygrophyten umge- kehrt, die Mesophyten intermediär verhalten dürften. Kbenso be- 2;eichnend und spezifisch verschieden wie die mittleren Turgeszenz- grade mag ferner für die Arten und ihre einzelnen Gewebe der Turgeszenzbe reich sein, innerhalb dessen sie sich im normalen Leben bewegen. In der Lehre von den Pflanzengesellschaften werden vielleicht die mittleren Turgeszenzzustände und -bereiche der Lebensformen und Arten, die eine Genossenschaft zusammen- setzen, ein gleich gutes oder noch besseres ökologisches Charakte- ristikum abgeben als die osmotischen Grundwerte, auf die allein sich die mehrfachen experimentellen Untersuchungen des letzten Jahrzehntes beziehen. In der physiologischen Anatomie ist es wohl bekannt, daß au xerophytische Lebensweise angepaßte Pflanzen meist besonders 1) Sollen verschiedene Zellen, in denen der Grad der Targordehnung bei Wassersättigung, Gt verschieden groß sein kann, verglichen werden, so kann es sich empfehlen, diesen weiteren neuen Begriff einzuführen: Der , relative Turgeszenzgrad" (in Prozenten auszudrücken) beträgt z. ß. für eine Zelle, in welcher Gr = 1,5 , für G = 1 . . . 0%. für G^= 1,2 . . . 40 %, für G/= 1,4 .. . 80%. fürGr = l,5 . . . 100%. — Ähnlich hat [RENNER (1. c. 1915; Flora, Bd. 103, 1911, S. 273) den Begriff des „Sättig ungsdefizits" vor- geschlagen, der definiert wird „als die — etwa in Prozenten ausgedrückte — Differenz zwischen dem bei voller Turgeszenz möglichen und dem jeweils gegebenen Wassergehalt". Doch beziehe ich den „relativen Turgeszenzgrad* prozentisch auf den Wert (Gr— 1) als Einheit, während RENNER den „bei voller Turgeszenz möglichen Wassergehalt" der Zelle zugrunde legt. Ist z. B, in einer Zelle Gr=l,6 und im gegebenen Moment G/ 1,35, so ist der relative Turgeszenzgrad = 70%, das Sättigungsdefizit, nach RENNER, aber nicht 100 — 70 = 30%, sondern (1,60—1,35): 1,50 = 10%. 2) Für das erste angeführte Beispiel, eine oberseitige Blattepidermiszelle von Hedera helix, deren Saugkraft nach Methode I ermittelt wurde. (Diese Ber., Bd. 34, 1916, S. 636) berechnet man den relativen Turgeszenzgrad zu 75 %. Derselbe läßt sich dageg-sn aus osmotischem Grundwert 0 und Sang- kraft S allein noch nicht genau bestimmen, wenn nicht auch Gt bekannt ist. 298 Karl HÖFLBR : Ein Schema für die osmotische Leistung der Pflanzenzelle. reichlich mit mechanischen Elementen ausgestattet sind. Die an- gedeuteten Verhältnisse ergeben vielleicht einen Gesichtspunkt für die teleologische Beurteilung dieser Tatsache. HAIJERLANDT^) weist darauf hin, „daß bei krautigen Pflanzen, welche in trockener Luft an trockenen Standorten wachsen, die Bedeutung des Turgors für die Festigung der Organe eine geringere ist als sonst, da die Grefahr zeitweiligen Welkens viel näher liegt. Die reichere Aus^ bildung der spezifisch mechanischen Zellen wird unter solchen Umständen nur von Vorteil sein". Diesen gleichen Dienst zur Erhöhung der Festigkeit wie bei vorübergehendem Turgor- verlust werden nun die mechanischen Elemente der Xerophyten in noch erhöhtem Maße zu leisten haben, wenn der Turgeszenz- grad der Gewebe — wie wir erwarten — der spärlichen Wasser- zufuhr entsprechend und der Entfaltung höherer Saugkräfte zuliebe, dauernd ein niederer ist. 1) Physiologische Pflanzenanatomie, V. Aufl., 1918, S. 183. Hans Molisuh: Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze. 299 38. Hans Molisch: Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze. Nr. 14 und 15. (Eingegangen am 4. Augast 1920.) Nr. 14: Über die Bläuuii§: von Pflanzenaschen durch Chlorzinkjod. A. Das in der botanischen Mikrochemie unter dem Namen „Chlorzinkjod" benutzte Reagens dient bekanntlich zum Nachweis fon Zellulose. Vegetabilische Zellhäute, die aus reiner oder nahezu reiner Zellulose bestehen, färben sich damit intensiv violett bis blau. Diese sehr brauchbare und daher jedem wissenschaftlich geschulten Botaniker geläufige Reaktion galt bisher als ziemlich eindeutig, denn es war meines Wissens, abgesehen von Stärke und einigen anderen Stoffen, die sich aber schon mit Jod allein blau färben, keine Substanz bekannt, die die erwähnte Reaktion zeigt. Gelegentlich meiner Untersuchungen über die Morphologie und Mikroskopie der Asche^) habe ich gegen alle Erwartung die etwas überraschende Beobachtung gemacht, daß geglüHte Kalkoxalat- kristalle, manche Zystolithen und andere Aschenbestandteile häufig mit Chlorzinkjod sich genau so tiefblau oder violett färben, wie Zellulosemembranen es tun. Dies regte mich an, verschiedene Mineralsalze, insbesondere solche, die sich in Pflanzenaschen vor- zufinden pflegen, auf ihr Verhalten mit Chlorzinkjod zu prüfen. Bringt man ein mohnsamengroßes Stückchen von festem kohlensaurem Natron auf einen Objektträger, fügt einen Tropfen Ohlorzinkjod hinzu und bedeckt mit einem Deckglas, so sieht man unmittelbar darauf im Mikroskope lebhafte Gasblasenentwicklung und die Bildung eines flockig häutigen Niederschlags, der sich samt den Soda- partikelchen intensiv violett bis indigblau färbt. Das verwendete Chlorzinkjod bestand aus: 100 g Chlorzink, 32-5 g Jodkalium, 6-5 g Jod und 52-5 g Wasser. 1) MOHSCH H., Aschenbild und Pflanzenverwandtschaft. Sitzber. d. Akad. d. Wissensch. i. Wien. Mathem.-aaturw. Kl. 1920. 300 Han8 Molisch: Der Versuch gelingt auch, wenn man zur Soda zuerst einen Tropfen Zinkchlorid (2:1) zusetzt und dann einen Tropfen Jod- jodkaliumlösung hinzufügt. Unter der Einwirkung des alkalisch reagierenden kohlensauren Natrons bildet sich aus dem Zinkchlorid des Chlorzinkjod basisches Zinkoxyd hydrat bzw. basisches Zinkkarbonat und dieses dürfte es sein, das das Jod in blauer Farbe einlagert. Um ein Urteil über die Verbreitung dieser Erscheinung zu gewinnen, wurde eine Beihe von festen anorganischen und organischen Verbindungen, wie sie mir gerade zur Hand waren, auf ihr Verhalten zu Chlorzinkjod geprüft. I )as Ergebnis zeigt die folgende Tabelle. Die Substanzen, die Bläuung veranlassen, wurden mit einem -{-, die keine Bläuung hervorrufen, mit einem — bezeichnet, a) Anorganische Verbindungen. Natriumchlorid — - Natriumhydroxyd Natriumkarbonat (Soda) — Natriumsulfat — Natriumbiphosphat — Lithiumkarbonat Lithiumnitrat Kaliumkarbonat Kaliumnitrat Kaliumnitrit Ammoniumchlorid Ammoniumkarbonat Ammoniumsulfat Ammoniumnitrat Ammonium alaun KupfersuUat Kupferhydrox^^d Silberkarbonat Magnesiumkarbonat Kalziumhydroxyd Kalziumkarbonat Kalziumsulfat Kalziumchlorid Baryumkarbonat Baryumchlorid Zinksulfat + + + + — später feine violette Nadeln + später violette bis blaue Nadelbüscke Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze. 3()| Zinkhydroxyd (festes) — Zinkkarbonat — Qaecksilbernitrat — Quecksilberchlorid — Aluminiumnitrat — Siliziumdioxyd als neutrale Kieselgallerte — Cernitrat — Bleinitrat — Mangankarbonat — Mangansulfat — Eisenchlorid — Eisenoxyd ■ — F]isenoxydphosphat — Eisensulfat — Nickelsulfat — b) Organische Verbindungen. Oxalsaures Kalium — „ Mangan — Weinsaures Ammonium — „ Kalium — „ Kalzium — Silber — Milchsaures Eisen — Essigsaures Eisen — „ Silber — „ Natrium — Blei — „ Nickel — Ameisensaures Amraon Huttersaurer Kalk — Salizylsaures Eisen — Zitronensaures Ammonium — „ Natrium — Wie aus der vorhergehenden Liste erhellt, reagiert Ohlor/.ink- jod mit keinem organischen Salz in der angegebenen Weise wie mit Soda. Und von den untersuchten anorganischen Vorbinduntien nur: Natriumkarbonat, Lithiumkarbonat, Kaliumnitrit, Ammonium- karbonat, Silberkarbonat und Baryumkarbonat, wenn sie in fester 302 Hans Molisch: Form angewendet werden. Alle diese positiv reagierenden Ver- bindungen zeichnen sich durch starke alkalische Reaktion aus und dies scheint mir von wesentlicher Bedeutung zu sein. Was geschieht beim Zusammentreffen des Chlorzinkjod-E-eagenö mit den erwähnten Substanzen? Das Chlorzinkjod Reagens besteht aus einem Gemisch von Zinkchlorid, Jodkalium und freiem Jod in Wasser. Beim Zu- sammentreffen dieses Gemisches mit Soda oder einer der andern genannten alkalisch reagierenden Verbindungen entsteht unter mehr oder minder starker Entwicklung von Gasblasen Kohlensäure und überdies gelartiges basisches Zinkkarbonat bzw. Zinkoxydhydrat, in dem wie in einer festen Lösung Jod in blauer Farbe ein- gelagert wird. Unterm Mikroskop sieht man, wie sich um die Sodabröckchen eine wolkige oder häutige Masse - bildet, die sich violett bis blau färbt. Ob diese nur aus basischem Zinkkarbonat oder auch aus Zinkoxydhydrat besteht, vermag ich nicht anzugeben, da ich diese Frage nicht speziell untersucht habe. Erhitzt man die blaugewordene Masse bis zur Blasenentwicklung, so verschwindet die blaue Farbe, ohne aber heim Abkühlen wieder zurückzukehren. Der gegebenen Erklärung von der Bläuung scheint die Tat- sache zu widersprechen, daß gefälltes und am Filter mit Wasser sorgfältig gereinigtes Zinkoxydhydrat mit Chlorzinkjod keine Bläuung erfährt. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, daß das Zinkoxydhydrat nur im Augenblicke der Fällung oder nur noch kurze Zeit nachher jenen gelartigen Zustand besitzt, der die Ein- lagerung des Jods ermöglicht, später aber diesen Zustand ändert. Verhalten von Pflanzenaschen gegenüber Chlorzinkjod. Es sollen zunächst einige Beispiele über das auffallende Ver- halten von Kalkoxalat- bzw. Kalkkarbonat-Kristallen in der Pflanzenasche zu Chlorzinkjod angeiührt werden. Samhueus nigra. Das Blatt enthält bekanntlich im Mesophyll zahlreiche parenchymatische Zellen, die mit Kalkoxalat-Kristallsand vollständig erfüllt sind. Wird das Blatt verascht, so gehen die Kalkoxalatkristalle in kohlensauren Kalk, bei längerem Glühen auch in Kalziuraoxyd über. Der Kristallhaufen bleibt aber in seiner* ursprünglichen Gestalt gut erhalten. Man erhält gerade in der Asche einen ausgezeichneten Überblick über die Zahl und did 1 Beiträge zar Mikrochemie der Pflanze. 303 Verteilung der Kristallsandzellen, zumal wenn man das Aschen präparat in Phenol, Anilinöl oder in Canadabalsara betrachtet. Fügt man zu der wohlerhaltenen Asche einen Tropfen Chlor- zinkjod von der bereits angegebenen Zusammensetzung, so sieht man im Mikroskope eine lebhafte Gasblasen- (CO^,) Entwicklung und gleichzeitig eine intensive Bläuung der Kristallsandhaufen. Sie treten infolgedessen in der Asche als tiefblaue Flecke hervor. Für diejenigen, die diese Versuche nachzumachen wünschen, sei bemerkt, daß es für das sichere und gute Gelingen des Ver- suches notwendig ist, das zu prüfende Ascheteilchen zuerst in den Chlorzinkjodtropfen zu legen und erst nach 2 — 4 Minuten mit dem Deckglas zu bedecken. Macht man es umgekehrt, d. h. bringt man zuerst das Deckglas auf die Asche und fügt man dann vom Deck- glasrande das Chlorzinkjod zu, so erfolgt die Bläuung bei zahl- reichen Kristallhaafen oft mangelhaft. Es färben sich zumeist nur die am äußeren Aschenrande befindlichen Haufen blau, diese nehmen das Jod großenteils so in Anspruch, daß zu den mehr innen gelegenen Kristallen zu wenig Jod gelangt. Anders im zu- nächst unbedeckten Tropfen; hier steht viel mehr freies Jod zur Verfügung und daher die intensive Bläuung. Ahnlich verhalten sich ja auch Stärkekörner gegenüber Jodlösung, denn versetzt man ein Häufchen Stärkekörner unter Deckglas mit Jodlösung, so färben sich die Kandstäi-kekörnchen intensiv, die mehr innen gelegenen schwach und die inneren oft gar nicht, entsprechend den Jod- mengen, die zu den einzelnen Stärkekörnern gelangen. Juglans regia. Viele große und kleine Drusen von Kalkoxalat^) in der Asche. Besonders die großen färben sich blau. Philadelphus coronarms. Die vorhandenen Drusen färben sich .samt der übrigen Asche blau. Nur die Haare bleiben in der Regel farblos. Atrijilex rosea. Die Asche färbt sich tiefblau, insbesondere die Drusen. Iris germanica. Die großen spießförmigen Kalkoxalatkristalle färben sich nicht oder wenig. Etwas besser mitunter die kleinen Kristalle, doch ist das Verhalten aller Kristalle sehr launenhaft. Mirdbilis Jalapa. Die zahlreichen Raphidenbündel erfahren keine Bläuung. Scilla maritima. Keine Blaufärbung der ßaphiden. 1) Wenn von Kalkoxalat in der Asche die Rede ist, so ist selbstver- ständlich immer kohlensaurer Kalk gemeint. 304 Hans Molisch: ( 'yprixjedhmi sp. Die zahlreichen großen Einzelkristalle und die ßaphidenbündel nehmen eine blaue Farbe an. Interessant ist, daß das Aschenzellnetz sich intensiv blau färbt, wie es Zellulose- membranen tun würden. Hartwegia comosa. Raphidenbündel und Einzelkristalle werden großenteils intensiv blau. Wie die vorhergehenden Beispiele zeigen, verhalten sich die Kalkoxalatkris talle, nachdem sie durch Glühen in Kalk- karbonat umgewandelt worden sind, verschieden. Die einen färben sich mit Chlorzinkjod blau, die andern nicht. Es ist dies eine recht auffallende Tatsache. Da sich chemisch reines Kalkkarbonat und auch Kalziumoxyd mit Chlorzinkjod nicht blau färben, so wäre eigentlich von vornherein zu erwarten gewesen, daß sich geglühte Kalkoxalatkristalle überhaupt nicht blau färben. Dies ist nun in der Asche vieler Pflanzen tatsächlich der Fall, aber, wie bereits bemerkt, nicht bei allen. Was ist der Grund? Sollte vielleicht das, was man gewöhnlich als Kalkosalat anspricht, vielleicht doch nicht immer Kalkoxalat, sondern ein Kali-Kalzium- doppelsalz sein? Dann wäre die Bläuung derartiger Kristalle begreiflich, da ja kohlensaures Kali sich mit Chlorzinkjod bläut. Oder sollten gewisse in der Asche vorkommende Substanzen die Bläuung verhindern? Analoge Schwierigkeiten ergeben sich für das Verhalten der Zystolithen, denn auch diese verhalten sich gegenüber Chlor- zinkjod ungleich. Die meisten färben sich nicht blau {Morus alba, Urtica dioica, Boehneria utilis, Broussonetia papyrifera, Strobi- lanthes anisophylla, S. glomerata, S. Dyerianus). Hingegen nehmen die von Fitionia Vcitclm in dem genannten Reagens eine tiefblaue Farbe an. Auch hier könnte man daran denken, daß die verschiedene Reaktion auf der verschiedenen chemischen Zu- sammensetzung beruht und daß die Bläuung der i^i^^onia-Zystolithen vielleicht darauf zurückzuführen ist, daß hier neben kohlensaurem Kalk auch Kalikarbonat vorliegt. Doch das sind Vermutungen, ob sich die Sache wirklich so verhält, bedarf weiterer Unter- suchungen. — ) ~ Wenn manche Pflanzenaschen, wie z. B. die von Atriplcx rosea sich in ihrer Gänze oder andere in den Membranskeletten sich blau färben, so ist dies wohl auf verschiedene Karbonate, in erster Linie auf Kali-, Natron- und Magnesia-Karbonat zurück- zuführen, die in vielen Aschen einen oft recht bedeutenden Teil ausmachen. Man denke nur an die Pottasche. Beiträge zur Mikrochemie dei' Pflanze. 305 Nr. 15: Über die Ausscheidung- von Fettröpfchen auf einer Apfelfrucht (Malus coriarius). Gelegentlich eines Besuches im September 1918 gelangte ich durch meinen verehrten Kollegen, Herrn Hof rat Prof. Dr. K. Wilhelm, in den Besitz einiger Früchte von Malus coriariun, die aus seinem reichhaltigen Arboretum stammten. Diese Äpfel erregten in zweierlei Hinsicht meine Aufmerksamkeit. Erstens hauchen sie einen wunderbaren Duft aus, der an den von gelben Reineclauden lebhaft erinnerte; und zweitens fühlten sie sich in einer für einen Apfel ganz ungewöhnlichen Weise fettig an. Als ich einen solchen Apfel, der von grüner Farbe und von der Größe einer Walnuß ist, mit der Lupe betrachtete, bemerkte ich, daß seine Oberfläche reichlich mit außerordentlich kleinen, glänzenden Tröpfchen bedeckt war, die den fettigen und klebrigen Charakter der Oberfläche bedingten. Bekanntlich erscheinen viele Früchte an ihrer Oberfläche mit sog. Wachsüberzügen bedeckt, die als feste, häufig sogar kristall- lisierte Ausscheidungen der Oberhaut zu betrachten sind. In dem vorliegenden Falle aber — bei der Frucht von Malus coriarius — handelt es sich, wie ich vorgreifend bemerken will, um eine Sekretion von flüssig bleibendem Fett in Tröpfchenform. Da ein solcher Fall meines Wissens bisher noch nicht beobachtet worden ist, habe ich ihn untersucht. Die Tröpfchen lassen sich durch An- drücken auf eine Glasplatte leicht übertragen; wenn man dann die am Glase haftende Flüssigkeit mit Wasser versieht und mit einem Deckglas bedeckt, so mischt sich, wie die mikroskopische Be- obachtung lehrt, das Sekret mit dem Wasser nicht, sondern nimmt Tropfenform an und tritt jetzt erst recht hervor. Das Sekret ist unlöslich in Wasser und Essigsäure, hingegen löslich in Äther, Petroläther, Benzol und Schwefelkohlenstoff. Es färbt sich mit Alkanna rot, mit Sudan III orange, mit Osmiumsäute bläulichschwarz. — Mit 10 proz. Kalilauge erhält man nach 1 Tage einen Kristallbrei von Nadeln. Sternen oder Warzen, wie sie für verseifte Fette charakteristisch sind. Die von mir eingeführte, mikrochemisch verwertbare Ver- seifnngsprobei) mit einem Gemisch von gleichen Volumteilen wässeriger konz. Kalilauge und ebensolcher Ammoniaklösung ge- lingt prompt. Es entstehen Nadeln, Sterne, Doppelpinsel und myelinartige Blasen. I) Molisch H., Mikrochemie der Pflanze. Jena 1913, p. 108. 306 Hans Molisch: Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze. Nach dem G-esagten kann es wohl keinem Zweifel unterliegeuv daß die von der Apfeloberiläche ausgeschiedenen Tröpfchen aus Fett bestehen. — Die Oberhaut des Apfels besteht aus ziemlich dickwandigen polygonalen Zellen, deren an die Luft grenzende Membran un- gemein stark verdickt ist. Spaltöffnungen oder Interzellularen finden sich zwischen den Epidermiszellen nicht vor, das Sekret muß daher durch die Kutikularschichten und die Kutikula nach außen gelangen. Wenn die Oberhaut in einen Tropfen des er- wähnten Verseifungsreagens eingelegt wird, so kann man schon nach mehreren Stunden leicht beobachten, wie das Sekret aus der oberflächlichen Wandschichte in Tropfenform austritt und nach und nach zu einem Kristallbrei, d. h, zu Seife erstarrt. Das flüssige Sekret an der Frucht von Malus corlarins wird, wenn es weggewischt wird, nach einiger Zeit wieder erneuert. Es ist ebenso wie ein Wachsüberzug, wegen seiner Natur sicherlich ge- eignet, die Transpiration zu hemmen und das rasche Schrumpfen, des Apfels zu verhindern. Zusammenfassung. Die Frucht von Malus coriarius 'scheidet an ihre^ Oberfläche kleine klare Tröpfchen aus, die aus Fett be- stehen und die Ursache davon sind, daß der Apfel sich fettig anfühlt. Es ist dies m. W. der erste beobachtrete Fall, daß eine lebende Frucht flüssiges Fett an ihrer Oberfläche in Form von Tröpfchen ausscheidet. Es wird gebeten, alle wissenschaftlichen Manuskripte für die Sitzungen im Jahre 1920 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Regierungsrat Prof Dr. L. Diels, Berlin-Dahlem, Bot. Museum, zu richten. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August and September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt. BV Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden lollständlg druckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format (12/18 mi) — ein- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen den Umfang von 6 Druckseiten nicht überschreiten. Jedes Heft darf vorläufig den Raum von 2 Druckbogen nicht über- schreiten. Überzählige Arbeiten müssen zurückgestellt werden. Den Autoren wird jährlich nur der Raum einer Tafel für Textfiguren in Strichätzung kostenlos gewährt. Tafeln- und Autotypien im Text müssen vom Autor bezahlt werden. Den Mitgliedern können nur 3 Arbeiten jährlich zugestanden werden. Arbeiten von Nichtmitgliedern können bis auf weiteres nicht aufgenommen werden. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch abgefaßt und unleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträglich keiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe desselben die Anzahl der gewünschten Sonderabdrücke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 6 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht statt. . — , Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1920. Für die Generalversammlung: F. Pax, Präsident; F. Rosen, Stellvertreter. Für die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: P. Claußen, Vorsitzender; L. Diels, erster Stellvertreter; R. Kolkwitz, zweiter Stellvertreter; H. Miehe, erster Schriftführer; W. Magnus, zweiter Schriftführer; F. Duysen, dritter Schriftführer; Schatzmeister: 0. Appel. Redaktions -Kommission: P. Claußen, H. Miehe, W. Magnus, F. Duysen, A. Engler, F. Graebner, H. v. Guttenberg. Komnaission zur Vorbereitung der Wahlen und der Mitgliederversammlung (Generalversanamlung) : O.Reinhardt, L. Wittmack, E. Baur, F. Lindner, H. Harms. Geschäftsführender Sekretär: W. Wächter. Alle Geldsendungen werden franko entvv^eder auf das „Konto der Deutschen Botanischen Gesellschaft e. V. in Berlin Nr. 35398 bei dem Postscheckamt in Berlin NW 7" oder „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse für die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6", erbeten. Der Beitrag beträgt für alle ordentlichen Mitglieder 25 M. und 15 M. Zuschlag für die Dauer der Teuerung. Die Kursberechnung für die Beiträge der ausländischen Mitglieder wird jährlich fest- gesetzt. Die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüglichen Schriftstücke wolle man an den Schatzmeister Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Appel in Berlin-Dahlem ge- langen lassen. Alle event. Reklamationen, die Versendung der Berichte und Sonder- abdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Bandes unmittelbar an die Verlagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 36, Schöneberger Ufer 12a, zu richten. Adressenänderungen sowie alle das Mitglieder- verzeichnis betreffenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. B p., zu senden. K Sonderabdrücke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 1. Jeder Verfasser erhält 50 Sonderabdrticke kostenirel. Sonderdrucke werden nur mit einem Rückenfalz versehen, d. h. ohne Umschlag, geliefert. 2. Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestellung derÜberzahl vor üer letzten Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 6 Pfennig 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates .15 3. für jede Lichtdrucktafel 27 , 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr 6 5. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr » 6. bei Doppeltafeln pro Tafel und Farbe mehr . 6 7. Buchbinderlohn für jeden Abdruck 4,05 . 8. für einen Umschlag mit Titel, falls ein solcher gewünscht wird, muß der Preis mit der Verlagsbuchhandlung vereinbart werden. Pfennige, welche durch 6 nicht teilbar sind, werden nach oben auf 5 abgerundet. ~ Drack von A. W. Hayn't Erben, üerlia 8W bö. Verlag vonGebrüderBorntraeger inBerlinW35 Soeben erschien: Anleitung zur mikroskopischen Unter- suchung und Begutachtung der Kraftfuttermittel von Professor Dr. Ferd. Barnstein, Vorstand der Futtermittel-Abteilung an der Sachs. Landwirtschaft!. Versuchsanstalt in Möckern-Leipzig. Mit 146 Abbildungen. Gebunden 30 Mk. Der Verfasser schildert in ausführlicher Darstellung die bei der mikrosJiOpischen Prüfimg der Fvttennittel gebräuchlichen Methoden, erivälint die fremden Beimengunge)i., auf die bei der Untersuchung besonders zu achten ist, führt die Bestimmungen des Handels an und streift die chemische Zusammensetzung und die Verfiltterung der be- kanntesten Krnftfutlermlttel. Für jede Futtermittelgruppe wird' außer- dem, eine kurze Schilderung der technischen Herstellung und ein Schema für die Begutachtung geboten. Das Buch wendet sich in erster Linie an die Untersuchungs- anstalten, dürfte aber auch den einschlügigen gewerblichen und kauf- männischen ünterrichfsanstalten, den landwirtschaftlichen Schulen usw. ivillkommen sein. Ausführliche Verlagsverzeichnisse kostenfrei BAND XXXVIII. JAHRGAN« 1920. HEFT «. BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. ACIITÜNDDREISSIGSTER JAHRGANG. HEFT 9 AUSGEGEBEN AM 12. JANUAR 1921. BERLIN, GEBßÜDEE BORNTRAEGER W 3B Schöneberger Ufer 12 a 1921 JE» w^ird drinffend ffebeten, die veränderten Sestim- mnnffen auf der dritten Xlmschlagfsseite xn beachten. Inhaltsangabe zu Heft 9. Seite Sitzung vom 26. November 1920 307 Mitteilungen. 39. Friedl Weber: Zur Physiologie thylloider Verstopfungen von Spaltöffnungen. Aus dem pflanzenpbjsiologischen Institute der Universität Graz. (Mit 2 Abbildungen im Text.) 309 40. H. Burgeff : Sexualität und Parasitismus bei Mucorineen. (Mit 1 Abbildung im Text.) 318 41. H. Ziegenspeck: Das Amyloid jugendlicher Organe. Das Amyloid in den wachsenden Wurzelhaaren und seine Beziehungen zum Zellwachstum . 328 42. E. Bachmann: Über Pilzgallen auf Flechten. (Vor- läufige Mitteilung.) (Mit 1 Abbildung im Text.) . . . 333 fVAcliste Sitzung der Gesellschalt Freitag, den 28. Januar 1921, abends 7 Uhr, im Hörsaal des Pflanzenphysiolog. Instituts d. Universität, Berlin-DaUeni, Königin-Lnise-Straße 1. Sitzung vom 26. Nov.ember 1920. ' 307 Sitzung vom -iO. November 11)20. Vorsitzender : Herr L. DiELS. Der Vorsitzende macht Mitteilung von dem am 25. 10. 19iO erfolgten Ableben unseres korrespondierenden Mitgliedes, Herrn Odoardo Beccari, ehemaligem Direktor des Botan. Gartens und Botau. Museums in Florenz, unserer ordentlichen Mitglieder Prof. Dr. Hans Solereder in Erlangen (verstorben am 8. 11. 1920), Hofrat Dr. Fr. von Höhnel. Professor an der Technischen Hochschule ia Wien (verstorben am 11. 11. 1920) und Prof. Dr. W. G. Farlow in Cambridge, Mass. Die Anwesenden ehrten das Andenken an die Verstorbenen durch Erheben von ihren Plätzen. Ferner teilt der Vorsitzende mit, daß er im Namen des Vor- standes unserem Ehrenmitgliede, Herrn Prof. Dr. Alfred Nathorst. zu seinem 70. Geburtstage die Glückwünsche der Gesellschaft telo- graphisch übermittelt und daß er unserem Gründungsmitgliede, Herrn Obergärtner H. C. Strauß, zu seinem 70. Geburtstage ein Glückwunschschreiben persönlich überreicht habe. Herr Strauß hat den Vorsitzenden gebeten, der Gesellschaft für die Ehrimg zu danken. Als neue Mitglieder werden vorgeschlagen die Herren: Kulke, Johannes, cand. phil. in Halle a. S., Bot. Institut d. Universität (durch G. KARSTEN und H. BURGEFF), Kajanus, Dr. Birger, Saatzuchtleiter zu Weibullsholm, in Landskrona (Schweden), Regeringsgatan 5 (durch W. WÄCHTER und K. SNELL), Greger, Dr. Justin, Privatdozent an der Deutschen Technik in Prag I. Hußgasse 5 (durch F. KRASSER und 0. APPEL). Staiger, Dr., Oberassistent am Institut für Gärungsgewerbe in Berlin. Seestr. (durch P. LiNDNER und BODE). Ber. der Deutschen Bot. GeseUsch. XXXVIII. 20 308 Sitzung vom 26. November 1920. Herr R. KOLKWITZ legte „Ein neues Diaphanoskop" vor, welches hauptsächlich zur Demonstration der äußersten roten Strahlen dient, die durch dicke Ohlorophyllschichten dringen. Es handelt sich um eine Lampe, welche von einem Kasten mit Loch von 3 cm Durchmesser umgeben ist. Als Lichtquelle dienen elek- trische Birnen von 50 Kerzen abwärts bis zur (gut brennenden) Taschenlampe. Der Apparat ist gleichsam eine Fortbildung des Diaphanoskop von JUL. Sachs. Er ist leicht zu improvisieren, kann aber auch aus der Fabrik wissenschaftlicher Instrumente von LEPPIN & Masche, Berlin, Engelufer 17, bezogen werden. Legt man auf das Loch 2 — 3 saubere Blattstücke der bekannten Zimmerpflanze Pledogyne (Äspidistra) elatio); so erhält man grünes Licht, fügt man aber noch 1 — 2 weitere Stücke hinzu, so erstrahlt die Kreisiläche, besonders im dunklen Zimmer, in prachtvollem sattem Eot (auch bei Einschaltung von Euphosglas). Dieses Rot ist nicht das wichtige Assimilationsrot zwischen B und C, auch nicht das bekannte Fiuoreszenzrot, sondern das benachbarte etwa letzte Viertel, das dicht vor dem Ultrabezirk des Spektrums liegende langwelligste liot, für die Pflanze glejchsam Abfall. Die- selbe Farbe liefern die reingrünen, nicht trüben Organe aller höheren und niederen Pflanzen sowie starke (filtrierte) Lösungen von Chlorophyll, auch solche von blauem Lackmus, Indigokarmin und anderen Farbstoffen. Cu SO^ absorbiert aber das ganze ßot. Papier, Holz usw. lassen auch kurzwelliges Rot passieren. Literatur. Sachs, Jul., Experimental-Phjsiologie der Pflanzen. Leipzig, 1865, S. 4—8. LOMMEL, E., Erythroskop und Melanoskop. — POGGENDORFFs Annalea der Physik und Chemie, 1871, Bd. 143, S. 483—190. Kolk WITZ, R, Pflanzenphysiologie. Jena, 1914, S. 9 u. 10. Friedl Weber: Zur Physiologie thylloider Verstopfungen usw. 309 Mitteiluiigeu. 39. Friedl Weber: Zur Physiologie Ihylloider Verstopfungen von Spaltöffnungen. (Aus dem pflanzenphjsiologischen Institute der Universität Cra?.) (Mit 2 Abbildungen im Text.) (Eingegangen am 6. August 1920.) Seit den ersten Beobachtungen thylloider Verstopfungen innerer Atemhöhlen (SüH WENDENER 1881,. HakERLANDT 1887, Molisch 1888) sind so zahlreiche weitere Fälle derartiger ,, Ver- schlüsse" der Spaltöffnungen bekannt geworden, daß die Vermutung nahe liegt, solche Veränderungen des Spaltöffnungsapparates seien eine gar nicht seltene Erscheinung. Die ,, physiologische" Bedeutung dieser „Verstopfungen" wird ganz allgemein und ausschließlich in einem wirksamen Verschluß der Spaltöffnung und mithin in einer Herabsetzung der Transpiration gesehen. Zugunsten dieser Deutung der Spaltöffnungsthylleu führt HabeRLANDT (1920) an, daß diese Verstopfungen insbesondere an solchen Organen entstehen, die an Wassermangel leiden. KÜSTER (1903) weist aber mit B-echt darauf hin, daß sonst ,,bis jetzt nur Fälle bekannt sind, in welchen infolge allzu geringer Transpiration abnorm große Zellen gebildet werden" und daß daher ,,eine ein- gehende experimentelle Untersuchung der Frage, ob wirklich in jenen Fällen allzu starker Wasserverlust durch Transpiration zu hypertrophischem Wachstum anregt, von besonderem Interesse wäre". Jedenfalls ist die Ätiologie dieser thylloiden Wucherungen noch nicht geklärt; aber auch die Ökologie ist einer experimentellen Erforschung und Diskussion bedürftig. KÜSTER meint, „ob die Thyllen der Atemhöhlen die Wasserabgabe der Blätter in einer für den Organismus „zweckmäßigen" Weise zu vermindern imstande sind, bedarf der näheren Untersuchung; in vielen Fällen dürfte durch das abnorme Wachstum der Mesophyllzellen wohl eher die wasserdampfabgebende Oberfläche vermehrt werden". Gewiß spricht in sehr vielen Fällen das anatomische Bild für einen wirksamen Verschluß. Auch wird sich eine nur ganz gering- fügige Herabsetzung der Transpiration, Avenn sie stattfindet, kaum 20* 310 Friedl Weber: sicher beweisen, wenn sie nicht stattfindet, aber auch nicht wider- legen lassen. Immerhin dürfte es von Interesse sein, zu versuchen, ob durch irgendeine der bisher ausgearbeiteten Methoden, die uns eine SchätzuDg des (3ffnungszustandes der Spaltöffnungen gestatten, nicht auch ' ein Einblick in die Wirkungsweise dieser thylloiden Verstopfungen gewonnen werden könnte. Für diesen Zweck be- sonders geeignet erwies sich die von mir 1916 beschriebene Gas- diffusionsmethode, und zwar schon deshalb, weil sie auf dem Ein- dringen gasförmiger Stoffe beruht und somit dem natürlichen Vor- gange möglichst gerecht wird^). Als Hauptversuchsobjekt dienten die nadelförniigen Blätter von Hahea mnveolens. Seit 1912 beobachte ich an diesen im Kalthaus des botanischen Gartens in mehreren kräftigen Exemplaren gezogenen Pflanzen ganz regelmäßig an den Blättern-) das reichliche Auftreten anatomisch nicht uninteressanter thylloider Spaltöffnungs- verstopfungen. Diese wurden seitdem auch von ViSCHER (1915) für Hahea beschrieben und abgebildet. Für Hahea acicularis hat dann auch GERTZ (1916) das konstante Auftreten „mehr oder minder durchgeführter stomatärer Verstopfungen" angegeben. Die von mir beobachteten thylloiden Bildungen stimmen teils mit den von ViSOHER und GERTZ abgebildeten im wesentlichen überein, teils zeigen sie weitere Eigentümlichkeiten, deren anatomische Verhältnisse hier nur ganz kurz hervorgehoben werden sollen. Sehr häufig geht die thylloide "Wucherung. von Zellen aus, welche die innere dem zentralen Teil der Blattfieder genäherte Umgrenzung der Atemhöhle bilden. Die Thyllen sind dann stets mehrzellig; die peripher gelegene, sich unmittelbar an die Stomata anschmiegende Thyllenzelle weist in vielen Fällen eine sehr be- trächtliche Verdickung der Außenwand auf, ähnlich aber oft noch stärker ausgeprägt wie dies HABERLANDT für Pilca abgebildet hat. Diese Membranverdickung scheint sich innig der Schließzellen- kontur anzupassen; auch reicht nicht selten ein zugespitzter Zell- fortsatz in die Opisthialöffnung hinein, ja bis zur Zentralspalte her- an. Von besonderem Interesse ist es, daß die Außenwand dieser 1) Über die Transpirationsgröße durch Wachseinlagerungea verstopfter Stomata hat'sich bereits 1898 Wulff mit Hilfe der Kobaltmethode eine Vor- stellung zu bilden versucht, doch scheinea mir bei seiner Versuchsanstellung durch das Fehlen geeigneten Vergleichs materi als eindeutige Schlüsse unmöglich. 2) Untersucht wurden nur die zylindrischen Fiedern des Folgeblattes, nicht das nach PORSCH (1905) bilateral gebaute Jugendblatt. FORSCH, der anscheinend- Material von denselben Exemplaren des Grazer botanischen Gartens, untersucht hat, macht keine Angaben über thylloide Verstopfungen. Zur Physiologie thylloider Verstopfungen von Spaltöffnungen. 311 an die Stomata herantretenden Thyllenzelle fast immer stark kntinisiert erscheiut, was bei Färbung mit Sudan klar zutage tritt. Diese Zellen nehmen dadurch sowie durch die auffallende Verdickung der Außenwand den typischen Bau von Epidermiszellen an. Springen in die Spalte zwischen die Schliehzellen Thyllen- zellfortsätze ein, so ist ihre Membran immer in ihrer ganzen Aus- dehnung kntinisiert 1). Die beigegebenen Figuren-) dürften die erwähnten Verhältnisse deutlich zeigen^). Abb. 1. Erklärung im Text. Sie repräsentieren jedoch nur einen der vielen realisierten Verschlußtypen. Nicht selten treten von allen Seiten in die Atem- höhlen "Wucherungen vor; diese gehen überdies mehrere Zell- teilungen ein, so daß die Atemhöhlen von einem sich gegenseitig abplattenden Zellkomplex erfüllt sind. Kleine Interzellularen sind aber auch in diesem Falle zwischen den thylloiden Zellen vorhanden. Andererseits kommt es eben so oft vor, daß die Atemhöhlen viel 1) BUKViO (1912) gibt für die thylloideo Verstopfungen der Kakteen- stomata an: „mit Sudan III eine Rötung und mit Kalilauge die Verseifung . . Diese Reaktionen können als Suberinprobe gedeutet werden . . .". NEUMANN (l'J17) fand die thylloide Verstopfung der Wasserspalten vonC'yclamen kutinisiert. 2) Für die Ausführung der Figuren danke ich Herrn Lektor J. Gicklhorn. 3) Ein analoges Bild einer verstopften Spaltöffnung von demselben ifrtÄ-m-Material stellt Fig. 108 der Anatomie und Physiologie von J. WlESNER. 6. Aufl. von K. LlNSBAUER (1920j dar. 312 Fkiedl Weber: weniger verstopft erscheinen, daß sich die ganze Thylle auf eine sackförmige Ausstülpung einer Neben- oder Palisadenzelle beschränkt. In den meisten Fällen würde man jedenfalls auf Grund des anatomischen Querschnittsbildes auf eine mehr oder weniger voll- kommene „Verstopfung" der Spaltöffnungen schließen. Ich habe daher vermutet, daß Versuche mit der bei verschiedenen Pflanzen als verläßlich erprobten Gasdiffusionsmethode ,, verschlossene" Spaltöffnungen anzeigen würden. Die Blätter kamen für eine bis mehrere Minuten in den Ammoniakraum und wurden nach der Vergasung im Warmhaus aufbewahrt. Nach einigen Stunden bis einem Tage sind die^Stellen, an denen das Ammoniak eingedrungen ist, durch ihre Mißfärbung leicht zu unterscheiden von denjenigen, in die kein tödlich wirkendes Gas eingedrungen ist: Erstere weisen einen dunkel- braunen bis blauschwarzen Farbenton auf, letztere haben ihr natürliches Grün unverändert beibehalten. Daraus, daß überhaupt grüne unbeschädigte Partien erhalten bleiben, geht hervor, daß das Ammoniakgas auf keinen Fall so stark angewendet wurde, daß es auch bei verschlossenen Stomata in schädlicher Menge eingedrungen wäre; die Vergasuag wurde also so vorgenommen, daß sie nur bei offenen Spaltöffnungen eine letale Wirkung auf das angrenzende Mesophyll ausübte. Die verschiedenfarbigen Zonen an den nadeiförmigen Blattfiedern grenzen meist ziemlich unvermittelt ohne Übergänge aneinander; sie sind von ganz verschiedener Längenausdehnung von etwa einem bis mehreren Millimetern bis zu der Ausdehnung der ganzen Blattfiedern, die eine Länge von 20 und mehr mm erreichen. Schon daraus geht hervor, daß die i/aÄ;m-Blätter zu den heterobarischen im Sinne Negers (1912) gehören: an denjenigen Stellen, an welchen die Spaltöffnungen geschlossen sind, bleibt die Schädigung durch das Ammoniakgas auch tatsächlich aus und umgekehrt ist bei mikroskopischer Prüfung deutlich zu erkennen, daß die postmortalen Verfärbungen nur im allernächsten Umkreis der einzelnen Atemhöhien erfolgt. Diese Feststellung ist deshalb von Wichtigkeit, weil bei homobarischen Blättern das Offensein einer oder weniger Spaltöffnungen genügen würde, um dem Gas Eintritt in weite Blattpartien zu gestatten, die eventuell auch unter geschlossenen Spaltöffnungen liegen könnten. Aus einer nachträglichen Verfärbung Ro'cher Biattpartien dürfte dann aber nicht ohne weiteres auf das vorherige Offensein aller oder der meisten Spaltöffnungen geschlossen werden. Die mikroskopische Prüfung nach Eintritt der postmortalen Schwärzung wurde so vorgenommen, daß entweder die Nadeln in die einzelnen unver- färbten grünen und verfärbten dunklen Ionen zerschnitten und dann erst von diesen isolierten Partien mikroskopische Querschnitte angefertigt wurden, oder aber so, daß dies ohne vorherige Zerlegung in die verschieden gefärbten Teil- stücke geschah; letzterer Modus kam besonders dann zur Anwendung, wenn die verfärbten Zonen sehr klein sind; auch in diesem Falle ist es ohne weiteres möglich, an den mikroskopischen Schnitten genau die Stellen zu erkennen, wo das Gas eingedrungen ist: sie heben sich nämlich durch ihre Mißfarbe und den kollabierten Inhalt unverkennbar ab von den lebenden grünen Mesophyll- partieu. Bei dem Durchsuchen von vielen Hunderten von Blatt- Zur Physiologie th\lloider Verstopfungen von Spalir)ffiuingen. ;jl3 querschnitten zeigte sich nun das überraschende Ergebnis, dal) d.is Assiinilationss3'-stem unterhalb th3-lloid verstopfter Stomata und Atemhöhlen mindestens ebenso häufig die postmortale Verfärbung aufwies als unterhalb der thyllenfreien Spaltöffnungen und normal gestalteter Atemhöhlen. Ja, in zahlreichen Fällen hatte es den Anschein als ob gerade dort, wo alle oder fast alle Stomata eines Q.uerschnittsbildes thylloid„verstopft" waren, die Verfärbung besonders prompt eintrat und sich auch besonders tief in das Mesophyll hinein ersteckte; und umgekehrt wiesen die völlig intakt und grün gebliebenen Blattzonen ebenso häufig thyllenfreie Stomata auf oder aber Atemhöhlen, in die sich nur geringfügige Wucherungen hin- ein erstreckten, ohne auch nur entfernt an die Opisthialöffnung heranzureichen. Das Resultat dieser an reichlichem Material in verschiedenen Jahren und Jahreszeiten vorgenommenen Versuche war stets das gleiche. Ich schließe daraus — zunächst natürlich nur für die von mir untersuchten 7/rtZ;ea-Blätter — : Die thylloiden Verstopfungen der Spaltöffnungen und inneren Atemhöhlen behindern den Gasaustausch nicht oder doch nicht wesentlich, ja, derselbe scheint durch sie bisweilen sogar deutlich erleichtert zu werden. Die stoma- tären Thyllen können daher bei Hahea nicht als wirksamer Transpirationsschutz funktionieren. Es dürfte wohl aus dem uDgehindeiten Eintritt des Ammoniaks auf einen ebensolchen Austritt des Wasserdampfes zu schließen gestattet sein; ob aber die thylloiden Verstopfungen nicht doch in irgend einer Weise die Transpiration in geringem Grade beeinflussen, ist bei obiger Versuchsac Stellung und wahrscheinlich überhaupt nicht feststellbar. Die Transpirationsgröße ist nicht ausschließlich von der Öffnungs weite des Porus abhängig; es spielt dabei auch die U estalt der äußeren und, was hier in Betracht kommt, der inneren Atemhöhle eine wichtige Rolle. In gewissen Fällen^) liegt der Sätti- gungsdruck des Dampfes auf dem Grund der Atemhr.hle nicht unmittelbar unter den Schließzellen, wo der Dampf schon verdünnt sein muß. Deshalb addiert sich zum Widerstand des Porus der der langen Atemhöhle (Rennek 1910). Durch die mehr oder weniger weitgehende Ausfüllung der inneren Atemhöhle mit Thyllen wird der Widerstand jedenfalls verändert. Die Ver- hältnisse sind aber hier so wechselnd — sclion weil die Thyllen einmal relativ dickwandig und außenseits kutinisiert sind, daß anderemal wieder nicht — , daß man sich keine allgemein gültige Vorstellung bilden kann. Dieses auffallende Versuchsergebnis dürfte dadurch mit dem anatomischen Bilde in Einklang zu bringen sein, daß durch die thylloiden Wucherungen nicht selten eine beträchtliche Verschiebung der Schließ- und Nebenzellen erfolgt, so daß die Zentralspalte direkt eine Erweiterung erfährt. Gerade in den 1) Dies gilt in extremer Weise nur dann, wenn die innere Atem'iühle von kutinisierten Zellen begrenzt ist, immerhin könnten bei Haien die an- grenzenden Säulenzellen (SLereiden) in ähnlicher Weise wirken. 314 Friedl Weber : Fällen, wo ein spitziger Fortsatz der Thyllenzellen in den Hinterhof eindringt, dürften wie durch einen Keil die Schließzellen auseinandergetrieben und für immer eine Schließbewegung unmöglich werden; tatsächlich findet man auch an Querschnitten nicht selten trotz oder vielleicht gerade wegen der thylloiden Wucherung die Spalte mehr oder weniger weit klaffend, ohne dabei aber natürlich immer mit Sicherheit feststellen zu können, ob die Thylle oder die Anfertigung des Schnittes an dieser Verlagerung schuld trägt. Ganz ähnliche Verhältnisse wie bei Hahea ergaben analoge Versuche mit alten Blättern von CamelUa japonica bei welchen SOHWENDENER (1881) das häufige Auftreten der thylloiden Ver- stopfungen beobachtet hatte. Auch hier schützen die stomatären Thyllen das Mesophyll nicht vor dem Eindringen und den Schädigungen der Ammoniakdämpfe ^). Sprechen diese Versuche also dafür, daß die thylloiden stomatären Verstopfungen keinen wirksamen Verschluß und Transpirationsschutz darstellen und somit die bisher vermutete ökologische Bedeutung zumindest nicht ganz allgemein zutreffen dürfte, so wird dadurch auch die Frage nach der Ätiologie der Entstehung dieser thylloiden Wucherungen neuerdings als un- geklärt gekennzeichnet. Die Bedenken, die KÜSTER gegen die Annahme des Auftretens bei allzu großer Transpriration, bei Wasser- mangel äußert, wurden eingangs erwähnt. Außer der erwähnten Angabe HäBERLANDTs finde ich noch bei HOLDEN (1913) Ver- suche geschildert, welche entscheiden sollen, ob bei Tradescantia 2)ukhdla feuchte Warmhauskultur die Bildung thylloider Ver- stopfungen fördert. Die wenigen Versuche gestatten aber keine eindeutige Erklärung. Dasselbe gilt von eigenen Experimenten mit Hakea. Die beblätterten Zweige wurden mehrere Wochen im feuchten Raum im Warmhaus gehalten oder aber die Blätter selbst mit stets feucht gehaltener Watte umwickelt belassen. Weder eine Förderung noch eine Unterdrückung der thylloiden Bildungen war mit Sicherheit zu konstatieren. Welches ätiologische Moment für das regelmäßige Zustandekommen der thylloiden Verstopfungen meiner Hauptversuchspflanze maßgebend ist, bleibt ungeklärt. Bemerkenswert ist, daß LiDFORSS in einem nicht veröffentlichten Vortrage über verstopfte Spaltöffnungen bei „einigen" Proteaceen berichtet hat. (Zit. nach. GERTZ 1916, p. 32.) Ich selbst habe solche auch bei Hakea imgioniformis gesehen. Für Hakea suaveolens wurden sie auch von ViSOHER (1. c.) beschrieben, für Hakea acicularis von GERTZ. Sie kommen also wohl bei den Proteaceen nicht selten vor-j. 1) Nach M. Heilbronn (diese Berichte, Bd 34) vermögen sich die ver- holzten C'fl)HeZ?/a-Stomata nicht zu schließen. 2) Auch Gefäßthyllen habe ich bei Hakea im Stamm beobachtet. Zur Physiologie thjlloider Verstopfungen von SpaltöFfnungen. 31 5 Während also dio Beobachtung, daß Trockenheit dii^ Ent- stehung thylloider Verstopfungen fördert, vereinzelt ist und die, daß Feuchtigkeit sie hemmt, wenig begründet, so sind andererseits Befunde bekannt über das Auftreten stomatiirer Thyllen bei genügender Feuchtigkeit in Fällen, wo die Herabsetzung der Transpiration wohl nicht in Frage kommen kann. Von besonderem Interesse in dieser Hinsicht ist die Fest- stellung thylloid verstopfter Spaltöffnungen an llhizomen, wie sie durch WaRNCKE (1912) bei verschiedenen Pflanzen erfolgte, so bei Fctas'ites ofßcinalts, Lysinuulna vulgaris, Pdlygonatum officinale, Circaea. Es sind dies lauter Bewohner feuchter schattiaer Stand- orte und speziell für Pctasiies gibt WarNCKE an, daß die Pflanzen sehr feucht am Rande eines Teiches standen, ,,so daß die Pflanzen teilweise vom Wasser umspült wurden". Diese Angaben erinnern auch an eine eigene gelegentliche Beobachtung an Bldens cernnus. An einem feuchten Standort im Leopoldskroner Moor bei Salzbarg waren die üppig entwickelten Pflanzen in einem besonders regenreichen Sommer wochenlang bis zur halben Höhe ihrer Stengel vom Wasser überflutet. An sämtlichen der zahlreichen Exemplare waren makroskopisch an den unter Wasser stehenden Stengelpartien schneeweiße intumeszenz- artige Bildungen zu sehen. Das mikroskopische Querschnittsbild wies weitgehende Ähnlichkeit mit Lentizellen Wucherungen auf; dieses hyparhydrische Gewebe geht aber nicht aus Lentizellen hervor, vielmehr zeigt die Entwicklungsgeschichte, daß das Jugend- stadium mit thylloiden Spaltöffnungsverstopfungen beginnt, aus denen sich rasch durch zahlreiche Zellteilungen die Intumeszenzen entwickeln^). Schießlich sei daran erinnert, daß GOEBEL (1891) die Wasser- spalten an der Innenfläche der Kanne von Cephalotus verstopft gefunden hat; da diese Insektivore starke Sekretion von Flüssig- keit aufweist, so wird möglicherweise auch die Bildung dieser thylloiden Wucherung durch den Kontakt mit Wasser aus- gelöst werden^). 1) Auch KÜSTER (1916, p. 52) gibt an, daß (bei limllia) die frühesten Eotwicklungsstadien mancher Intumeszenzen an die Stomata gebunden sind. 2) Einen anderen Fall einer thylloiden Verstopfung einer Wasserspalte bildet DE Bary (1877) ab; aus seiner Fig. 19 geht hervor, daß es sich dabei um keinen wirksamen Verschluß handelt. Bei C'yclaraca hat, wie erwähnt, Neu.mann 1917 verstopfte Wasserspalten gefunden Eine thylloide Bildung einer normal unverschließbaren Atemöfinung habe ich gelegentlich am Stiel eines Archegonträgers von Marchantia gesehen, ein Fall, der meines Wissens noch nicht bekannt ist. 316 Friedl Weber: In all diesen Fällen (Rhizome der genannten Pflanzen, Bidens, Kanne von Cephnlotus) dürfte die Ätiologie der thylloiden Ver- stopfungen am ungezwungensten durch den Kontakt mit Wasser respektive den Aufenthalt in dunstgesättigter Luft geklärt er- scheinen. Auf jeden Fall geht aber daraus hervor: Thylloide Spalt- öffnungsverstopfungen können auch bei behinderter Transpiration in feuchter Luft entstehen und ihre Funktion und ökologische Bedeutung ist in diesen Fällen keineswegs die Herabsetzung der Transpiration; sie sind dann nicht nur ihrem anatomischen Odarakter, sondern auch ihrer Ätiologie nach typische hypertrophische bzw. hyperplastische Bildungen hyperhydrischer Natur. Ob die von Haberlandt angegebene EntstehuDg voq stomatärenThjllen ia relativ trockener Luft bei Wassermangel sich ätiologisch nach demselben Prinzips erklären läßt, ist sehr fraglich. Immerhin wäre es denkbar, daß bei hermetischem Verschloß der Stomata in trockener Luft die Ateinhöhle zu einem absolut dunstgesättigtem Räume und dadurch die Entstehung hyperhydrischer Gewebe ausgelöst wird. Wahrscheinlicher ist aber, daß die Ätiologie thylloider Verstopfung recht verschieden sein kann. Nicht ohne Bedeutung für die ätiologische Seite der Frage ist jedenfa'ls, daß diese Thyllen ganz besonders in alternden Organen auftreten. Fa^t sämtliche Beobachter geben an, daß die Stomataverstopfungen entweder erst in älteren Blättern auftreten oder aber doch sich in diesen besonders häufen. Ich habe daher (1919) die Bildung thylloider Verstopfungen direkt als eine Alterserscheinung aufgefaßt i). Eine kausale Erklärung ist damit natürlich noch nicht gegeben; immerhin könnte ihre Bildung vielleicht die Feige einer physiologischen Altersisolation sein, wie sie von Child (1911) zur „Erklärung" verschiedener Eatwicklungsvorgänge herangezogen wird. Jedenfalls hemmen sich die Zellen im Gewebsverbande durch gegenseitige Beeinflussung; dafür spricht die Weiterentwicklung nach künstlicher Isolierung; möglicherweise leistet die physiologische Altersisolierung dasselbe. Weitere Momente werden dann entwicklungsfördernd mitwirken, so das Angrenzen an einen Hohlraum: Gefäßlumen, Schleimgang'-), Harzgang, luftführenden Interzellularraum. Besonders Interzellalarräame, die normaler Weise direkt mit der Außenluft in Verbindung stehen oder zu welchen ab- normaler Weise eine solche unmittelbare Kommunikation hergestellt wird, werden häufig thylloid verstopft: So die Atemhöhlen des Spaltöffnungsappa- rates^), die Oarinalhöhlen verletzter Equisetiiiiis^^Tosse (STRASBURGER 1891, p. 437), die Lücken der unterirdischen Stengelteile von Tradescantia virginica. 1) Auch die Gefäßthyllen und die Thyllen der Sekretlücken entstehen häufig „al^ „Alterserscheinnng"" KÜSTER (1916). 2) Schmidt (1902) fand in den Schleimgängen von Cassijtha filifoDids. thyllenartige Ausstülpungen der angrenzenden Leptomelemente; diese Angabe ist in der Literatur wenig bekannt. 3) Besonders bei alten Spaltöffnungen, die sich nicht mehr zu schließen vermögen, muß die Kommunikation mit der Außenluft eine dauernde sein. Auch bei der normalen Lentizellenentstehnng schreiten die unter den Spalt- öffnungen gelegenen Grandgewebszellen zuerst zu erneutem Wachstum und zur Teilung. Zur Physiologie thylloider Verstopf angeo von Spaltöffnungen. 317 wenn im Herbst der oberirdische Teil abstirbt. GRAVIS (1898), der letzteren Fall beschreibt, sagt darüber (p. lOO), die thvUoide Bildung „est provoquee par la coramunication des lacunes avec Tatmosphere". Dies alles sind jedoch derzeit nur hypothetische Spekulationen, denen allerdings vielleicht ein heuristischer Wert zukommt. Als gesichertes Resultat der Mitteilung möchte ich dagegen folgendes zusammenfassend anführen : 1. Bei Hakea suareoJens zeigen sich bei Prüfung mit der Gras- diffusionsmethode thylloid verstopfte Stomata in keiner Weise unwegsamer als nicht verstopfte. 2. Thylloide Wucherungen der inneren Atemhöhle gelangen auch ohne Wassermangel bei herabgesetzter Transpiration zur Ausbildung; ihre Funktion kann dann nicht in einem Transpirationsschutz zu suchen sein. Literatur. Bary, de, 1877, Vergleichende Anatomie der Vegetationsorgane. BUKVlC, 1912, Die thylloiden Verstopfungen der Spaltöffnungen, Osterr. bot. Zeitschr. 62. Child, 1911, Die physiologische Isolation, Leipzig. Gertz, 1916, Untersuchungen über septierte Thyllen. Lund. GOEBEL, 1891, Pflanzenbiologische Schilderungen 2. Gravis, 1898, Tradescantia virginlca, Bruxelles. HaberlaNDT, 1887, über die Beziehungen zwischen Funktion und Lage des Zellkerns. — , 1920, Physiologische Pflanzenanatomie V. Aufl Holden, 1913, On the occlusion of the stomata, Ann. of Botany 27. KÜSTER, 1903, Pathologische Pflanzenanatomie, 1916, Tl. Aufl. Linsbauer, 1920, Anatomie und Physiologie der Pflanzen, Wien. MOUSCH, 1888, Zur Kenntnis der Thyllen usw. Sitzb. Ak. Wien 97. Neger, 1912, Spaltöffnungsverschluß und künstliche Turgorsteigerung. Diese Berichte 30. Neumann, 19l7, Wasserspalten. Beiträge zur allgemeinen Botanik 1. PORSCH, 1905, Der Spaltöffnungsapparat im Lichte der Phylogenie, Jena. Renner, 1910, Beiträge zur Physik der Transpiration, Flora 100. Schmidt, 1902, Zur Anatomie von Cassijtha filifornns L , österr. bot. Ztschr. SCHWENDENER, 18S1, Über Bau und Mechanik der Spaltöffnungen. Strasburger, 1891, Über Bau und Verrichtungen der Leitungsbahnen. VlSGHER, 191B, Zur Kenntnis der Jugend- und Folgeform xerophiler Pflanzen, llora 108. Warnuke, 1912, Neue Beiträge zur Kenntnis der Spaltöffnungen. Jahrb. wiss. Bot. 50. Weber, 1916, Über eine einfache Methode usw. Diese Berichte 34. — , 1919, Der natürliche Tod der Pflanzen. Naturw. Wochenschrift :{(}. Wulff, 1898, Studien über verstopfte Spaltöffnungen. Osterr. bot. Zeitschr. 1^. 318 H. BURGEFF: 40. H. Burgeff: Sexualität und Parasitismus bei Mucorineen^). (Mit 1 Abbildung im Text.) (Eingegangen am 27. September 1920.) Die Mucorineen sind, wie allgemein bekannt, polyeneigide Organismen. Aus der mehikernigen Spore entwickelt sich eiin vielkeruiges verzweigtes Mycel, daS einen großen Umfang erreichen kann, ohne daß Zellwände auftreten. Die junge wachsende Hyphenspitze enthält dichtes hyalines Plasma. In einer gewissen Entfernung von ihr treten die ersten mitten in den Hyphen liegenden Zellsaftvacuolen auf, die sich nach den älteren Teilen der Hyphe immer mehr vermehren und an Größe zunehmen, bis sie endlich zu großen, fast das ganze Lumen, der Hyphe ausfüllenden Gebilden werden. Die Hyphe enthält in diesem Stadium des Alters nur noch einen protoplasmatischeri Wandbelag. Durch die Verzweigung der Hyphen, die aus der Spore ent- stehen, also des Keimmyzels, bildet sich eine kreisförmige Kultur. Die Haupthyphen wachsen dabei radial nach außen, die Ab- zweigungen hemmen sich auf Distanz im Wachstum und verästeln sich weiter auf dem ihnen verbleibenden Raum, ohne jemals über- einander hinauszuwachsen. Auf relativ konzentriertem Substrat wird die Verzweigung der radial wachsenden Hyphen spärlich, es tritt eine scharfe Herausdifferenzierung von Langhyphen und Kurzhyphen ein. Ist das zur Vei'fügung stehende Substrat von dem Mycel bedeckt, oder hat das Mycel einen gewissen, bei verschiedenen Arten oder Rassen variabelen Umfang erreicht, so beginnt die Trägerbildung und damit die reproduktive Phase. An den dickeren Hyphen entstehen die negativ hydro- und positiv hello-, manchmal auch negativ-geotropischen Sporangien- träger, die an der Spitze — nach Abgliederung des hier sich bildenden Köpfchens durch eine Wand, die Columella — die Sporen erzeugen. 1) Vortrag, gehalten bei der Generalversammlung der D. B. G. am «. August 1920. Sexualität und P^irasitismus bei Mucorioeen. 319 Dabei zerfällt das Plasma des Kopfes in eine Anzahl, je mehrere Kerne enthaltende Fragmente, die mit Membran umgeben werden. Während der Reproduktion beginnen im Mycel Querwände aufzutreten; zuerst in den feinen Verzweigungen der Saughyphen, dann werden diese von den Haupthyphen getrennt. Alle Inhalts- stoffe, bis auf Reste von Oel und gewisse P^xkrete, wandern in die Haupthyphen hinein, endlich beginnt auch in ihnen die Quer- wandbildung, zunächst an den äußeren Enden und fortschreitend nach der Mitte. Das gesamte in den H^'phen vorhandene Material wird zum Aufbau von Trägern verwandt. Einzelne, im absterbenden Mycel verbleibende Plasmamassen mit Reservestoffen kimnen sich mit dicker Membran umgeben und als Dauerzellen am Leben bleiben. Drei Phasen kann man also im Leben eines Miicor unter- scheiden: Die vegetative, im Wachstum des querwandlosen Mycels bestehend; die reproduktive, charakterisiert durch die Sporenbildung und die Abkammerung des Mycels, und die dritte, die sexuell reproduktive. Sie kann -die asexuell reproduktive begleiten oder sie ersetzen. Auch bei den auf Gattungsgenossen parasitischen Mucorineen lassen sich die drei Phasen unterscheiden. Ehe jedoch die der vegetativen entsprechende parasitische Lebensweise beginnt, ist der Parasit gezwungen eine kurze Zeit selbständig zu leben. Die Fähigkeit dazu ist verschieden. Die Sporen der Fipto- cephalis erzeugen ein kurzes, wenig verzweigtes Mycel auf dem Nährboden und sterben, wenn sie nicht auf einen geeigneten Wirt treffen, bald ab. Aehnlich verhält sich die Sache bei dem von BREFELD studiertem Chaetodad'nim Brefcldianwm van Tieghem. Das von mir untersuchte Chaet. Brefeldkmum-macrosporum^) ist ganz selbständig. Das aus der Spore entstandene Mycel vermag ohne parasitische Lebensweise normale Träger und seine bekannten einsporigen Sporangieu zu bilden. Das Mycel wächst auf, und in dem Substrat (Malzextraktagar) eine kleine Strecke radial fort, dann erheben sich seine Stolonen über das Substrat in die Luft und breiten sich, von Zeit zu Zeit den Nährboden berührend und Saugfortsätze bildend, über die ganze Schale aus. Cliaeiodudwm vermag sowohl in dem Substrat als in der Luft zum Parasitismus überzugehen. 1) Beschreibung siehe Zeitschr. f. Bot, 12, S.2 (1919) dort statt „Koniaien" „Monospore Sporangien" zu setzen. 320 H. Burgeff: Parasiiella parasitlca Bainier, auch Mucor parasiticus genannt, stellt einen dritten Typus dar. Die Spore erzeugt infolge sehr starker Verzweigung des Keimmycels einen kleinen Mycelhaufen auf der Oberfläche des Nährbodens der nur schwaches Wachstum in radialer Eichtung zeigt, seine Masse aber wesentlich vermehrt. An ihm entspringt nach einigen Tagen ein Schopf von Sporangien- trägern, die umfallen und das Substrat in der Umgebung der Kultur infizieren, wodurch dann ein, wenn auch langsames Wachstum über die Schale zustande kommt. Der Parasitismus der Pipiocephalis bietet verhältnismäßig- wenig besonderes. Pipiocephalis parasitiert mit Haftscheiben oder Appressorien, denen in die Hyphen des Wirts eindringende proto- plasmatische Haustorien entspringen. Ganz anders und viel merkwürdiger verhalten sich Chaeto- dadium und Parasitella simplex. Chaetocladium. Sät man in einer feuchten Kammer auf einer dünnen Malz- agarschicht Sporen von 2Iucor und Chaetocladium nebeneinander aus, so keimen nach 8 — 10 Stunden die ilfwcorsporen, nach 15 bis 16 Stunden die des Chaetocladium. Nach etwa 24 Stunden haben die il/MCormycelien mehrere Millimeter Durchmesser, die Keim- mycelien des Chaetocladium sind noch sehr kurz und höchstens einmal verzweigt, aber bereit zur Infektion. Der Vorgang ist der folgende: Das Chaetocladinm-K.QimTCLXQ,e\ reizt in der Nähe liegende il/MCorhyphen zu starker Verzweigung, zieht sie sogar in manchen Fällen direkt chemotropisch an. Seinerseits bleibt es solange indifferent bis eine il/t(eorhyphe in nächste Nähe seiner wachsenden Spitze gelangt. Ist dies der Fall, so legt sich die Ghaetocladium-M.ycehpitze an die Jf?^corhyphe an, um zunächst mit ihr zu verkleben. Etwa eine halbe Stunde später wird sie durch eine Wand abgegliedert. Nun erfolgt eine zweite Phase, w^ährend welcher die be- rührenden Wände von Mucor- und Chaetocladiiimhy\)he durch das letztere gelöst werden. Nach einer weiteren halben bis ganzen Stunde erfolgt der Durchbruch und damit die Fusion der ab- gegliederten Chaetocladiumsiyitze, die man auch die Schröpfkopfzelle nennen kann, mit der Jü«corhyphe. Die Schröpfkopfzelle wird zu Gralle, sie vergrößert sich unmittelbar nach der Fusion bedeutend, indem Plasma aus der Mucorhyphe in sie hineingelangt. Dies läßt sich in jungen Stadien •direkt beobachten. Sexualität und Parasitismus bei Mucoiineen. 321 Die Gallenzelle oder Schröpfkopfzelle bildet jetzt zunächst einfache, dann verzweigte, keulige bis kugelige Fortsätze aus. Chaetodadhun verzweigt sich oberhalb der Schröpfkopfzelle, die Abzweigungen werden von der Gallenzelle und ilii'en Zweigen chemotropisch gereizt und legen sich eng um sie herum. Aus dem ganzen wird ein dicker Hyphenknäul, dessen Komponenten nicht ohne weiteres äußerlich als zu Chdetocladium oder der Galle gehörig zu erkennen sind. Etwa 24 Stunden später emanzipieren sich Hyphenspitzen des ( 'haetodadinin von der Anziehung der Gallenzellen und wachsen als kräitige Träger von der Galle weg, um die bekannten wirteligen Fructifikationen zu tragen. Soweit die äußeren Vorgänge. Das Verhalten der Proto- plasten in den Hyphen ist nun sehr merkwürdig. Infolge der Fusion der Chaetodadmm angehörigen Schröpfkopfzelle mit der Jf? dick, ihre durch gegenseitigen Druck viel- ockig gewordenen Protoplasten haben 3 bis 4 /* Durchmesser. Diese gegenseitige Förderung kann nur aus echter Symbiose erklärt Averden, für die ich den Namen Deuterosymbiose vorschlage, um sie von der Protosymbi ose zu unterscbsiden, worunter ich die verstehe, die ursprünglich zwischen den Goniden und den Flechtenhyphen bestanden hat. Diesem Zustande der Deuterosym- biose geht natürlich auf kurze Zeit ein Zustand der Parasym- biose voraus, während dessen die Gonidien an der einen Seite noch mit Flechtenhyphen in Verbindung stehen, während an die andere bereits Gallenhyphen herangetreten sind, was sich auch mikroskopisch nachweisen läßt. Die Deuterosymbiose wird zuletzt durch Parasitismus abgelöst, d, h. die Gonidien werden von den Gallenhyphen getötet, dann ihres Inhalts beraubt, worauf auch noch ihre Hüllen resorbiert werden. Wo es nicht zur Deuterosvmbiose kommt, finden doch die unter Nr. 1—4 angeführten Vorgänge statt; folglich ist auch für diese Bildungsabweichungen die Forderung erfüllt, die an Galleu gestellt wird; es ist eine aktive Teilnahme des Gallenwirts an den Veränderungen, eine Reaktion desselben gegen den erfahrenen Reiz vorhanden. Die alte Ansicht, daß die Mißbildungen durch Frost verursacht 338 E. Baohmann: Über Pilzgallen auf Flechten. worden seien, wird allein dadurch zurückgewiesen, daß sie auf den Lagerlappen von ParmeJia pkysodes ganz ungleichmäßig verteilt sind. Es wäre nicht zu verstehen, warum inmitten eines Lappens einzelne Punkte erfrieren sollten, andere nicht. — Überdies weisen die Schnitte durch alle diese Grebilde außer Anzeichen des Abo-e- storbenseins, auch solche erhöhter Lebenskraft auf. — Oft ist ein Zweig eines Lagerstiels verpilzt, der andere nicht, sein Vegetations- kegel strotzt von lebenskräftigem Protoplasma; oder alle ßand- spitzchen eines Bechers enthalten Pykniden mit wohlerhaltenen Basalzellen und Sterigmen, nur eins von ihnen ist zur G-alle um- gewandelt. Warum sollte nur dieses eine dem Froste erlegen sein ? Kurz, die Annahme von der Frostwirkung muß fall en gelassen werden; die sogenannten Frostgallen müssen, der Liste der Myzetozezidien eingereiht werden. Es wird gebeten, alle wissenschaftlichen Manuskripte für die Sitzungen im Jahre 1921 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Prof. Dr. L. Diels, Berlin-Dahlem, Bot. Museum, zu richten. Die wissenschaftlichen Sitzungen tinden mit Ausnahme der Monate August and September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt. UUr Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens acht Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden lollständig druckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format (12/18 cm) — «in- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen den Umfang von 6 Druckseiten nicht überschreiten. Jedes Heft darf vorläufig den Raum von 2 Druckbogen nicht über- schreiten. Überzählige Arbeiten müssen zurückgestellt werden. Den Autoren wird jährlich nur der Raum einer Tafel für Textfiguren in Strichätzung kostenlos gewährt. Tafeln und Autotypien im Text müssen vom Autor bezahlt werden. Den Mitgliedern können nur 3 Arbeiten jährlich zugestanden werden. Arbeiten von Nichtmitgliedern können bis ant weiteres nicht aufgenommen werden. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch abgefaßt und unleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträglich keiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe desselben die Anzahl der gewünschten Sonderabdrücke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst. Alle auf die Veröflfentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Korrek- turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 6 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei rindet nicht statt. . Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1921. Für die Generalversammlung: Iv. v. Goebel, Präsident; K. (iiesenhagen, Stellvertreter. Für die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: L. Di eis, Vorsitzender; R. Kolkwitz, erster Stellvertreter; H. Miehe, zweiter Stellvertreter; W. Mag- nus, erster Schriftführer; F. Duysen, zweiter Schriftführer; E. Jahn, dritter Schriftführer; Schatzmeister: 0. Appel. Redaktions - Kommission: L. Diels, W. Magnus, F. Duysen, E. Jahn, A. Engler, P. Graebner, H. v. Guttenberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der Mitgliederversammlung (Generalversammlung): P. Lindner, H. Harms, P. Claußen, E. Pritzel, E. Tiegs. Geschäftsführender Sekretär: W. Wächter. Alle Geldsendungen werden franko entweder auf das „Konto der Deutschen Botanischen Gesellschaft e. V. in Berlin Nr. 35 398 bei dem Postscheckamt in Berlin NW 7" oder „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse für die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6", erbeten. Der Beitrag beträgt für alle ordentlichen Mitglieder 25 M. und 15 M. Zuschlag für die Dauer der Teuerung. Die Kursberechnung für die Beiträge der ausländischen Mitglieder wird jährlich fest- gesetzt. Die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge hezüglichen Schriftstücke wolle man an den Schatzmeister Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Appel in Berlin-Dahlem ge- langen lassen. Alle event. Reklamationen, die Versendung der Berichte und Sonder- abdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Bandes unmittelbar an die Verlagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 35, Schöneberger Ufer 12a, zu richten. Adressenänderungen sowie alle das Mitglieder- Verzeichnis betreffenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. B p.. zu senden K Sonderabdrücke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 1. Jeder Verfasser erhält 50 Sonderabdrücke kostenirei. Sonderdrucke werden nur mit einem Rückenfalz versehen, d. h. ohne Umschlag, geliefert. 2. Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestellung derÜberzahl vor der letzten Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 6 Pfennig 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates . lö 3. für jede Lichtdrucktafel 27 , 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr 6 5. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr ^ 6. bei Doppeltafeln pro Tafel und Farbe mehr . 6 7. Buchbinderlohn für jeden Abdruck 4,05 . 8. für einen Umschlag mit Titel, falls ein solcher gewünscht wird, muß der Preis mit der Verlagsbuchhandlung vereinbart werden. Pfennige, welche durch 5 nicht teilbar sind, werden nach oben auf 5 abgerundet. " Druck von A. W. Hayn's Erben, Berlin SW öB. Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W35 TABULAE BOTANICAE ' unter Mitwirkung von A. J. Blakeslee (Cambridge, Mass.), A. Guiliiermond (Lyon) redigiert von Professor Dr. E. Baur (Berlin) und Professor Dr. E. Jahn (Berlin) Erschienen sind bereits: Tafel I: Myxobacteriaceae, Entwicklung von Polyangium fuscum. Einzelpreis: 68 Mk. II: Fruchtkörper von Chondromyces und Myxococcus, Sporenbildung von Myxococcus. Einzelpreis: 68 Mk. III: Acrasieae. Dictyostelium. Einzelpreis: 54 Mk. IV: Sporangien und Plasmodien der Myxomyceten. Dictydium Trichia, Leocarpus. Einzelpreis: 68 Mk. V: Stoma. Rhoeo discolor. Einzelpreis: 54 Mk. VI und VII: Mucorineae. Mucor, Rhizopus. Einzelpreis: je 54 Mk. VIII: Ustilagineae I: Ustiiago Tragoponis. Einzelpreis: iO Mk. Einzelpreis: 40 Mk. Einzelpreis: 40 Mk Einzelpreis: 40 Mk. Einzelpreis: 40 Mk. Einzelpreis: 26 Mk. iX: Volvocaceae. Eudorina elegans. . X: Phaeophyceae. Ectocarpus I. XI: Phaeophyceae. Ectocarpus II. XII: Rhodophyceae. Nemalion. XIII: Chlorophyceae I: Formae natantes. XIV: Bacillariaceae I: Formae natantes. Einzelpreis: 26 Mk. XV: Phaeophyceae (Fucaceae) Fucus vesiculosus I. Einzelpreis: 50 Mk. XVI: Phaeophyceae (Fucaceae) Fucus vesiculosus II. , Einzelpreis: 60 Mk. XVII: Saccharomyceten. Einzelpreis: 44 Mk. Das Tafelwerk soll die gesamte Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Pflanzen umfassen; besonders sollen auch die niederen Pflanzen mehr berücksichtigt werden. In Farbendruck ausgeführt, haben die Tafeln ein Format von 150 : 100 cm. Jeder Tafel lüird eine Erklärung in drei Sprachen beigegeben. Ans ftt lirliche Verlagsverzeichnisse kostenfrei BAND XXXVllI. JAHRGANG 1920. HEFT Itt. BERICHTE DER DEUTSCHEN BOTANISCHEN GESELLSCHAFT. GEGRÜNDET AM 17. SEPTEMBER 1882. ACHTÜNDDREISSIGSTER JAHRGANG. HEFT 10. AUSGEGEBEN AM 27. JANUAR 1921. BERLIN, GEBRÜDER BORNTRAEGER W 35 Schöneberger Ufer 12 a 1921 JEa -wird drinffend gebeten, die veränderten Bestini' nkUMffen an£ der dritten Umschlagsseite xn heachten. Inhaltsangabe zu Heft 10. Seile Sitzang vom 30. Dezember 1920 339 Mitteilungen. 43. Hans Molisch: Über den Wasserkelch der Blütenknospe von Aconitum variegatum L. (Mit 1 Abbildung im Text.) (Aus der Biologischen Anstalt in Lunz, Nied.-Osterr.) . 341 44. P. N. Schürhoff: Die Antipodenvermehrung der Spar- ganiaceae. (Mit 1 Abbildung im Text.) 34ß 45. Friedrich Boas: Beiträge zur Kenntnis der Wirkung des Saponins auf die pflanzliche Zelle. (Aus dem botanischen Institut der landwirtschaftlichen Hochschule Weihenstephan.) (Vorläufige Mitteilung.) . ' 350 46. Rudolf Lieske: Pfropfversuche. 1 353 47. J. Grüß: Über ein neues Holz- und Vanillinreagens. I. (Mit 1 Abbildung im Text.) .361 48. Günther Schmid: Über die vermeintliche Einzelligkeit der Spirulinen 368 Nftchste Sitzung der Gesellschalt * Freitag, den 28. Januar 1921, abends 7 Uhr, im Hörsaal des Pflanzenphysiolog. Instituts d. Universität, Berlin-Dahlem, Eönigin-Lnise-StraBe 1. Sitznng vom 30. Dezember 1920. ^^^g Sitzung vom 30. Dezember 1920. Vorsitzender: Herr P. CLAUSSEN. Der Vorsitzende macht Mitteilung von dem Ableben folgender Mitglieder: Professor Dr. Pasquale Baccarini, Direktor des botan. Gartens zu Florenz, verstorben am 24. Juli 1919 Professor Dr. G. Cuboni, Direktor der Stazione die Patologia vegetale in Rom, verstorben am 3. November 1920, Dr. Christoph Gobi, Professor an der Universität St. Petersburg. Die Anwesenden ehren das Andenken an die Verstorbenen durch Erheben von ihren Plätzen. Ferner teilt der Vorsitzende mit, daß von Herrn Strauß ein Dankschreiben für die Gratulation zu seinem 70. Geburtstag- ein- gelaufen sei. Als neue Mitglieder Verden vorgeschlagen die Herren: Yamaguchi, Dr. Yasuke, Ohara Institut für landwirtschaftliche For- schung in Kuroshiki, Okayama (Japan), (durch M. Miyoshi und K. SHIBATA), Schmidt, Dr. Karl in Karlsruhe, Kaiserstraße 12 (durch L. KLEIN und 0. APPEL), Begulnot, Dr. Augusto, Professor, in Padua, Botan. Institut und Garten der Universität (durch 0. APPEL und W. WÄCUTER). Zu ordentlichen Mitgliedern werden ernannt die Herren: Nicoiic, Dr. Mato, Professor in Cettinje, Kisser, Josef in Wien, Brunswik, H, in Wien, Kretz, Fritz in Wien, Jungmann, Dr. Wilhelm in Frankfurt a. M., Ber. der Deutschen Bot. GeseUsch. XXXVllI. 22 340 Sitzung vom 30. Dezember 1920. Freund, Dr. Hans in Halle a. S., Cammerloher, K. in Innsbruck, Thenne, Dr. Erich in Münsterberg in Schi., Zimmermann, Dr. Walter in Freiburg i. B., Gickihorn, Josef in Graz. Satzungsgemäß erfolgte die Wahl des Präsidenten, seines Stellvertreters und der Ausschußmitglieder für das Jahr 1921 durch Stimmzettel, die an alle Mitglieder versandt worden waren. Ein- gelaufen waren 221 gültige Wahlzettel. Bei der Auszählung wurde der Sekretär durch Herrn H. MiEHE unterstützt. Gewählt wurden die vorgeschlagenen Herren: Präsident : K. v. GOEBEL-München, Stellvertreter des Präsidenten: K. GIESENHAGEN- München. Ausschußmitglieder: G. SENN-Basel, W. BENECKE-Münster, L. KLEIN-Karlsruhe, J. WORTMANN-Geisenheim, W. DETMER-Jena, M. KOERNICKE-Bonn, O. RlCHTER-Brünn, A. SOHULZ-Halle a. S., G. TiSCHLER-Hohenheim, 0. PORSCH-Wien, H. SCHENCK-Darmstadt, E. V. TSCHERMAK-Wien, A. KOCH-Göttingen, A. NAUMANN-Dresden, F. OLTMANNS-Freiburg. ^ Hans Molisch: Über den Wasserkelch der Blutenknospe usw. 34I Mitteilungen. 43. Hans Molisch: Über den Wasserkelch der Blüten- knospe von Aconitum variegatum L. (Mit 1 Abbildung im Text.) (Aus der Biologischen Anstalt in Lunz, Nied.-Österr.) (Eingegangen am 11. -September 1920.) Gelegentlich meiner Ausflüge in die Umgegend der Biologischen Station in Lunz^) (Nied.-Österr.), machte ich die Beobachtung, daß die Blütenknospe von Aconitum variegatum L., so lange die korollenartigen Kelchblätter ihre endgültige Farbe noch nicht an- genommen haben und noch zusammenschließen, von Wasser mehr oder weniger erfüllt ist. Ist viel Saft in der Knospe vorhanden, so fließt er, sofern man die Knospe zwischen Daumen und Zeigefinger sanft drückt, zwischen den Rändern der Kelch- blätter heraus. Alle Organe der Blütenknospe: die innere Ober- fläche der Knospenblätter, die.Honigblättchen, die Staubgefäße und Stempel sind ganz naß und vor dem Ausfließen des Wassers er- scheinen die genannten Organe wie in einem Bade. Später, wenn die Knospe sich öffnet, verschwindet der Saft und in der ge- öffneten, voll entwickelten Blüte ist der Saft vollends ver- schwunden. Interessant ist das Aussehen der in der Knospe befindlichen Flüssigkeit unterm Mikroskop. Sie besteht durchaus nicht aus reinem Wasser, sondern stellt der Hauptsache nach eine Emulsion von mehr oder minder großen Myelin- kügelchen dar. Bei flüchtiger Beobachtung könnte man den Saft für dünnflüssiges Plasma halten, aber eine genauere Unter- suchung zeigt alsbald, daß es sich hier um einen dünnflüssigen Brei von Myelin handelt. Unter den tausenden von Kügelchen und Kugeln, deren Durchmesser von Bruchteilen von 1 ^ bis etwa 40 /* schwankt (Abb. la) finden sich nicht selten wunderschön geschichtete kugelige und fädige Gebilde mit allen charakteristischen 1) Dem Leiter der Station, Herrn Dr. FRANZ RUTTNER, bin ich für freundliche Hilfeleistung sehr verbunden. 22* 342 Hans Molisch: Eigenschaften der Myeline^j, wie sie bei der Verseifung von Fetten mitunter entstehen. Ihre Form ist meist kugelig und dann entweder homogen, oder mehr oder minder schön, oft wunderbar regelmäßig geschichtet oder von kleineren Kügelchen erfüllt. In letzterem Falle erscheinen sie Plasinakügelchen nicht unähnlich. Mitunter nehmen die Myelingebilde die Formen von Fäden, Ringen oder unregelmäßigen Brocken oder Ballen an (Abb. Im). In heißem Wasser sind sie unlöslich. In Alkohol fließen sie zu kleineren und größeren, stärker lichtbrechenden Kugeln von fettartigem Aussehen zusammen. In Grlyzerin lösen sie sich nicht. Abb. 1. Mjelingebilde aus dem Wasserkelch von Aconitum variegatiim L. (Siehe Text.) Mit Jodjodkalium färben sie sich bräunlich gelb, mit wässeriger Nilblau sulfatlösung blau, mit Essigsäure- Methyl- blau blau, mit Sudanglyzerin orange und mit wässerigem Fuchsin rot, desgleichen mit Alkannin. Auffallend ist, daß bei Vermischung des Saftes mit Fuchsinlösung der Farbstoff in außerordentlich feine Körnchen gefällt wird. Mit Chlorzinkjod büßen die Kugeln ihre Form ein, werden verzerrt und augenblicklich braun. Mit Schwefelsäure (10 %) behandelt, treten sie unter De- formation, stark vakuolisiert, scharf hervor. Nach Behandlung mit Salzsäure (10 %) bleiben von den Kugeln der häutige Umriß mit einem innen befindlichen häutigen Skelett und einer stellen- weise vorhandenen, stark lichtbrechenden Masse übrig. Salpeter- säure (10 %) verwandelt die Myelinkörper in eine feinkörnige, 1) Molisch, H., Mikrochemie der Pflanze. Jena 1913, p. 109. über den Wasserkelch der Blütenknospe von Aconitum variegatum L. 34.^ plasmaähnliche Masse, ohne Gelbfärbung. MiLLONs Eeagens gibt keine Rotfärbung.. Mit dem von mir eingeführten Reagens') zur Durchführung der Verseifung (Ammoniak-Kalilauge) erfahren die Kugeln eigen- artige, interessante A^eränderungen. Sie verwandeln sich bei ge- wöhnlicher Temperatur langsam, beim Erwärmen über dem Mikro- brenner verhältnismäßig rasch, zunächst inMyelmgebilde (geschichtete Kugeln, Fäden, Ringe usw.) und dann in charakteristische Kristalle. Der Übergang in Myeline und in Kristalle mit scharfen Ecken, Kanten und ebenen Flächen, ist leicht zu verfolgen. Zuweilen läßt sich der Übergang der Kugeln in Myelinfäden am Deckglasrande bei Verdampfung des natürlichen Saftes, also ohne irgendein Reagens, beobachten. Die Fäden sind dann zu zierlichen Schichtensystemen angeordnet, wie dies aus der Abb. 1 m erhellt. Nach dem ganzen Sachverhalt handelt' es sich bei den im Wasserkelch befindlichen Gebilden zweifellos um Myeline. Viele zeigen die den Myelinen eigentümhchen Formen, Schichtungen, physikalischen und sonstigen Eigenschaften. Da aber Myeline aus Fett bzw. Fettsäuren und Lezithinen hervorgehen und da bei der früher durchgeführten Verseifung die zahlreichen Kugeln, welche noch nicht Myelinformen angenommen haben, in deutliche Myelin- gebilde und schließlich in Kristalle übergeführt wurden, so wird es sehr wahrscheinlich, daß der Saft auch Fett und Lezithin ent- hält. Wenn in dieser kleinen Arbeit kurz von Myelinkugeln die Rede ist, so ist dieser Ausdruck immer so zu verstehen, daß die Kugeln, wenn sie nicht deutlich geformte Myelingebilde sind, auch Lezithin und Fett sein könnten. Nebön den Myelinkörperchen finden sich in dem Safte des Wasserkelches regelmäßig Hefezellen: einzelnde sprossende Zellen und mehr oder minder große Sproßkolonien. Die Hefezellen sind ei- oder kugelrund. In den Honigblättchen der geöffneten Blüten findet sich auch eine Hefe, aber diese Nektarhefe sieht ganz anders aus und gehört wohl einer anderen Art an. Sie ist lang- gestreckt, auffallend schlank, enthält einen in rötlicher Interferenz- farbe erscheinenden Saftraum und einen punktförmigen Inhalts- körper in der Ein- oder Zweizahl. Zucker konnte ich mit FEHLINGscher Lösung in der Flüssigkeit des Wasserkelches trotz der Anwesenheit der Hefe nicht nachweisen. 1) Molisch, H., Mikrochemie der Pflanze. Jena 1913, p. 108. 344 Hans Molisch: Abgesehen von den Hefezellen, kommen in der Kelchflüssig- keit nicht selten auch keimende Hyphomyzetensporen oder kleine strahlige Myzelien von Fadenpilzen vor; hingegen fehlen Bakterien völlig oder sie treten nur ganz vereinzelt auf. Wie aus der zusammenfassenden Arbeit über Wasserkelche von KOORDERS') hervorgeht, wurden in der Kelchflüssigkeit ver- schiedener Pflanzen häufig Fadenpilze und Bakterien gefunden. Von Hefezellen aber wird nicht gesprochen. Es ist dies um so bemerkenswerter, als in dem Safte des Wasserkelches von Aconitum Hefe eine regelmäßige Erscheinung ist. Was die chemische Zusammensetzung der Kelchflüssigkeit tropischer Gewächse anbelangt, so wurde sie zwar häufig geprüft, man fand auch das Aussehen opaleszent, aber von einem Vor- kommen von Myelin und Fett wird nie gesprochen. Ob diese Körper den tropischen Wasserkelchen tatsächlich fehlen oder ob sie nur übersehen worden sind, vermag ich nicht zu sagen. Es ist auffallend, daß der Nektarsaft der Honigblättchen, wenn er vorsichtig entnommen wird, keine Myelingebilde erkennen läßt, woraus schon deutlich hervorgeht, daß der Saft des Kelches nicht etwa aus den Honigblättcheu stammt. Für die Herkunft des Wassers in der Blütenknospe gibt es von vornherein zwei Möglichkeiten: 1. Der Saft könnte von außen als Regen- oder Tauwasser eingedrungen sein oder 2. er könnte von der inneren Oberfläche des Wasserkelches oder den darin be- findlichen Blütenorganen (Staubblätter und Stengel) abgeschieden worden sein. Die erste Möglichkeit ist auszuschalten, da die Blütenknospe gut geschlossen erscheint, und daher Wasser nicht eindringen kann. Außerdem spricht die Natur der Flüssigkeit dagegen, unter anderm ihre intensiv saure Reaktion — blaues Lackmuspapier wird stark dauernd gerötet — und die massenhaft vorkommenden Myelin- gebilde. Es bleibt also nur die zweite Möglichkeit offen, daß die Flüssigkeit von innen herrührt. Von den Honigblättchen stammt sie nicht, da der darin befindliche Nektar kein Myelin enthält und die darin befindliche Hefe von der des Wasserkelches verschieden ist. Wo die Flüssigkeit des Kelches ausgeschieden wird, ob von der inneren Oberfläche der Kelchblätter, was mir am wahrschein- lichsten erscheint, oder von den Geschlechtsorganen, vermag ich nicht zu sagen, weil sich dieser Sekretionsvorgang direkt nicht 1) KOORDERS, S. H., Über die Blütenknospenhydathoden einiger tropischer Pflanzen. Inaug.-Dissertation (Bonn) 1897 bei ßRILL in Leiden. über den Wasserkelch der Blütenknospe von Aconitum variegatum L. 345 beobachten und auch sonst nicht sicher erschließen läßt. Zwar ist die innere Oberfläche der Kelchblätter mit einzelligen, lang- gestreckten Haaren versehen, die vielleicht als Hydathoden wirken könnten, allein, ob dies tatsächlich so ist oder die Flüssigkeit durch die Epidermiszellen heraustritt, vermag ich nicht zu sagen. Die erwähnten Haare finden sich nur an der Innenseite des Kelches, während außen Spaltöffnungen vorhanden sind. — Ich habe Gelegenheit gehabt, auch Aconitum napellus L. und A. lycodonum zu untersuchen, habe aber bei beiden eine Flüssig- keitsansammlung im Kelch nicht beobachten können. Weitere Aconitum- XxtQTi konnte ich leider lebend auf einen Wasserkelch nicht prüfen, so daß ich über seine Verbreitung innerhalb dieser Gattung genauere Angaben nicht machen kann. Jedenfalls darf aber der Wasserkelch von Aconitum variegatum L. schon jetzt als ein wichtiges, unterscheidendes Artmerkmal gegenüber von A. napellus und A. lijcoctonum gelten. — — Bisher hat man die Erscheinung, daß Blütenknospen sich bis kurz vor der Anthese in Wasser befinden oder in ihrem Kelche Wasser enthalten, nur bei Pflanzen beobachtet, die den feuchten Tropen angehören. So fand SOHIMPERi) ^[q kahnförmigen Deck- blätter der Blütenstände von IMiconia Bihai und H. carüjaea voll Eegemvasser. Der zwischen den Hochblättern nistende kurze Blütenstand von Nidularium- Arien befindet sich stets in einer vom Regen und Tau gespeisten Zisterne.. Ebenso enthalten die kahn- förmigen Brakteen der Blütenstände von Vriesea- Arten eine schleimige Flüssigkeit, die die Knospe umgibt und wahrscheinlich von der Pflanze abgeschieden wird. Bei dem von TREUB zuerst beobachteten und später von KOORDERS ausführlich studierten Wasserkelch von Spathodea campanulata rührt die Flüssigkeit sicher von der Pflanze her. SCHIMPER bemerkt mit Eecht, daß der Wasserkelch eine ver- hältnismäßig seltene Erscheinung darstellt und auf einzelne Ver- treter der Bignoniaceen, Solaneen, Verbenaceen, Scrophularineen und Zingiberaceen, im ganzen auf etwa 13 Arten beschränkt ist^j. Wasserhaltige Nachblätter kommen allerdings häufiger vor. — Wie so oft, hat sich auch hier wieder gezeigt, daß gewisse Einrichtungen der Pflanze, die, weil in den Tropen in auffälligei 1) SCHIMPER, A. F. W., Pfianzengeographie aaf physiologischer Grund- lage. 2. Aufl. Jena 1908, p, 369. 2) SCHIMPER, A. F. W., 0. c. p. 360. Vgl. auch NEGER, FR. W-, Biologie der Pflanzen etc. Stuttgait 1913, p. 172. 346 P- N. SCHÜRHOFF: Weise entwickelt, hier zuerst beobachtet wurden, schließlich auch in der temperierten Zone festgestellt werden. In der Tat ist der Wasserkelch nicht bloß auf tropische Gewächse beschränkt, sondern ist jetzt auch für eine heimische Pflanze, für Aconitum variegatiim L. nachgewiesen. Dabei muß hervorgehoben werden, daß die Flüssigkeit dieses Wasserkelches in ihrer Zusammensetzung von der aller andern bisher beobachteten Wasserkelche — wenigstens soweit die Angaben der Autoren lauten — insofern abweicht, als sie nicht eine klare Lösung sondern eine Emulsion von Fett und Myelinen darstellt. — über die biologische Bedeutung des ^cowi/wm-Wasserkelches vermag ich keine sicheren Angaben zu machen. Man könnte daraa denken, daß die Emulsion eine Art Nahrungsbrei für die jungen, sich entwickelnden Blütenorgane bildet; oder daß die Flüssigkeit die blumenbesuchenden Hummeln abhält, schon die Knospen anzubeißen, oder daß die Turgeszens der Knospe bei trockenem Wetter erhalten werden soll. Es fällt schwer, hier eine Entscheidung zu treffen. 44. P. N. Schürhoff: Die Antipodenvermehrung der Sparganiaceae. (Mit 1 Abbildung im Text.) (EingegaDgen am 12. Sep'.ember 1920.) Nach Campbell (l) sind im befruchtungsreifen Kmbryosack von Sparganium die Antipoden sehr klein, nach der Befruchtung findet aber eine intensive Kern- und Zellteilung statt, so daß ein verhältnismäßig großer Gewebekomplex entsteht. Es wurden bis zu 150 Antipoden gezählt. Campbell beschreibt die Entstehung folgendermaßen: „Eine Untersuchung der Antipodenregion des gerade befruchteten Embryo- sackes zeigt eine bemerkenswerte Veränderung in den Antipoden- zellen, die durch die Befruchtung unmittelbar beeinflußt zu werden scheinen. Während sich der Embryosack selbst nicht vergrößert hat, sind die Antipoden zu ihrer mehrfachen Größe heran- gewachsen und zeigen alle Erscheinungen von lebhaft wachsenden Zollen. Die Kerne haben sich geteilt, und bei der abgebildeten Art waren schon 8 Antipodenkerne zu sehen. Es war schwer zu Die AntipodenvermehruDg der Spargaoiaceae. 347 «utscheiden, ob in allen Fällen die Teilung des Kerns von einer Zellteilung begleitet war, oder ob, wie bei einigen anderen Fällen von Vermehrung der Antipodenkerne, die Teilung des Kernes ohne gleichzeitige Bildung einer Zellwand erfolgt. Die erste Teilung des Endospermkerns findet statt zu ungefähr der gleichen Zeit, in der die erste Kernteilung in den Antipodenzellen auftritt." In der gleichen Veröffentlichung beschreibt CAMPBELL auch die Endospermbildung von Lysichiton und gibt für diese Aracee ebenfalls Vermehrung der Antipoden an. Nun wissen wir aber,' daß die Antipoden bei den Araceen relativ schnell zugrunde gehen und das großzellige Gewebe im basalen Teile des Endo- Abb. 1. Sparganimn miniinum Fries. Schnitt darch den unteren Teil eines befrachteten Embryosackes. Primärer Eadospermkern und zwei Antipodeii- zellen. Vergr. 1000. sperms den Basalapparat aus dei ersten Teilung des Endosperm- kerns herstammend darstellt. Tischler (2) spricht infolgedessen die Vermutung aus, daß es sich hier möglicherweise um einen Basalapparat des Endo- sperms, herrührend von der ersten Teilung des Endospeiinkerns, handelt. Der gleichen Ansicht ist PALM (3): „Die mächtig ver- meinten Antipoden, die sowohl Sparganium. als auch die Araceen Symj[)locarpus und Lysichiton u. a. kennzeichnen sollen, sind in der Tat sicherlich ein endospermaler Basalapparat von ähnlichem Typus wie bei Tillandsia, Xyris u. a." Tischler vergleicht den Basalapparat von Ananassa mit dem von Sparganium: „Ganz außerordentlich gleicht unser Bild aber auch dem von Sj^arganium her bekannten." Als Kriterium, ob wir es bei Ananassa mit veränderten Anti- l^oden oder mit einem endospermalen Gewebe zu tun haben, dient Tischler die Existenz von freien Kernen des Embryosackwand- 348 P. N. SghüRHOFF: belages, die sich immer vor dem Basalapparat einstellen. Dieses Kriterium scheint mir nicht ausschlaggebend zu sein, denn wenn kein nukleares Endosperm vorhanden ist, erscheint es klar, daß überhaupt keine Endospermbildung stattgefunden hat, also die Zellen an der Basis des Embryosackes nur Antipoden sein können; wenn aber nukleares Endosperm vorhanden ist, so ist dies keines- wegs irgendein Beweis, daß die Zellgruppe als Basalapparat des Endosperms anzusehen ist, und nicht als Antipoden. Vor allem findet man in solchen Fällen bei Ananassa auch keine Überreste von Antipoden, die beim Basalapparat nach dem Helobiaetypus noch relativ lange erhalten bleiben. Jedenfalls ist der Basalapparat der Ananassa nahe verwandten Tülandsla ganz anders geartet, da sich hier der Kern in der chalazalen Zelle nur einmal oder nur einige Male teilt. Eine Entscheidung, ob es sich bei Spargamum um Antipoden oder einen endospermalen Basalapparat handelt, ist zur Charakteri- sierung der Sparganiaceen unbedingt erwünscht. Ich nahm daher die Untersuchung an verschiedenen Sparganiumarten auf und konnte die Angaben OAMPBELLs voll und ganz bestätigen. Im besonderen fand ich bei Sparganium miyiimum Fries, ein Stadium, das eine völlige Klärung brachte. In einem eben befruchteten Embryosacke war der eingedrungene Pollenschlauch gut zu sehen mit den Resten des vegetativen Pollenkerns, die eine Synergide war degeneriert. Die Kopulationen der Spermakerne hatten bereits stattgefunden; der große primäre Endospermkern hatte sich an die Basis des Embryosackes begeben, und darunter lagen die drei Antipoden, alle drei mit mitotischer Teilung ihres Kerns. Hieraus ergibt sich, daß die Antipoden sich vermehren, bevor noch der primäre Endospermkern sich geteilt hat, und daß infolge- dessen das aewebepolster an der Basis des Embryosackes von den Antipoden gebildet wird. Die Sparganiaceen verhalten sich also wie die Gramineen. Kehren wir nun zu den Pandanales zurück, so finden wir bei den Pandanaceae nach CAMPBELL (4, 5, 6) schon vor der Befruchtung bis zu 64 Antipodenzellen, bei den Sparganiaceen begegnen wir nach der Befruchtung einer außerordentlichen Vermehrung der Antipodenzellen, bei Typha sind nach SCHAFFNER (7) im reifen Embryosack drei kleine Antipodenkerne vorhanden, doch ist hier noch die von DaHLGREN (8) in Aussicht gestellte Veröffentlichung abzuwarten, die vielleicht ähnliche Verhältnisse wie bei Sparganium aufdecken wird. Vergleichen wir zum Schluß die zytologischen Merkmale der Die Antipodenvermehrung der Sparganiaceae. 349 Pandanales mit denen der von ENGLER neben sie gestellten Helobiae, so ergeben sich folgende Kennzeichen, die beweisen, daß sich nicht nur die Familien, sondern in einzelnen Fällen auch die Eeihen zytologisch charakterisieren lassen: Pandanales: keinMikrosporenperiplasmodium, zweikernige Pollen, kein Basalapparat, Vermehrung der Antipoden (Typhaceae?) keine große Suspensorzelle. Helobiae: Periplasmodium, dreikernige Pollen, Basalapparat, keine Antipoden Vermehrung, riesenhafte Suspensorzelle. Literatur: 1. Campbell, D. H, Notes oa the structure of the embrjosac in Sparganinui aod Lysichiton. Bot. Gazette, Bd. 27, 1899. 2. Tischler, C, Über die Entwicklung der Samenanlagen in parthenokarpen ADgiospermenfrüchten. Jahrb. f. wiss. Bot, Bd. 62, 1912. 3. Palm, B., Studien über Konstruktionstypen und Entwickluogswege des EmbrA^osackes der Angiospermen. Akad. Abhandlang. Stockholm 1915. 4. Campbell, D. H., The embrjosac of Pandanus. Bull, of the Torrey Bot. Club, Bd. 36, 1909. 5. — , The embryosac of Pandanus coronatus. Ball, of the Torrey Bot Club, Bd. 37, 1910. 6. — , The embryosac of Pandanus. Ann. of Bot, Bd. 25, 1911. 7. Schaffner, J. H., Development of the stamens and carpels of Ti/pha latifolia. Bot. Gazette, Bd. 24, 1897. 8. DahlGREN, K. V. 0., Die jüngeren Entwicklungsstadien der Samenanlagen von Typha latifolia L. Svensk, bot. Tidskr , Bd. 12, 1918. 350 Friedrich Boas; 45. Friedrich Boas: Beiträge zur Kenntnis der Wirl(ung des Saponins auf die pflanzliciie Zelle. (Aus dem botanischen Institut der landwirtschaftlichen Hochschule Weihen- stephan.) (Vorläufige Mitteilung.) (Eingegangen am 3. Oktober 1920.) Saponin greift bekanntlich die Lipoide, vorzugsweise die Lecithine (und Cholesterine) der Plasmahaut an und bewirkt dadurch eine weitgehende Erhöhung der Durchlässigkeit, wofür die Saponinhaemolyse der roten Blutkörperchen ein bekanntes Beispiel ist. Auch bei pflanzlichen Zellen bewirkt Saponin eine starke Erhöhung der Durchlässigkeit der Plasmahaut, sowohl bei Hefe wie bei höheren Pflanzen. L Saponin und alkoholisclie Gräruug. Bei Hefe (Unterhefe Weihenstephan) bewirkt Saponin infolge Permeabilitätssteigerung eine bedeutend schnellere Vergärung der wichtigsten Zuckerarten^). Mit Brenztraubensäure wurde dagegen bis jetzt noch kein positives Ergebnis erzielt. Die Einwirkung des Saponins auf den Gärverlauf ist aus folgendem Versuch zu ersehen. Versuch 1. Gäransatz: 25 com gewaschene Hefe (Weihen- stephaner Betriebshefe) wurden mit 5 ccm 5proz. Saponin versetzt. Nach 20 Minuten Zugabe von 20 ccm 25proz. Rohrzuckerlösung. Es wurden entwickelt g COg nach: 2 334 6 8 10 28 80 Stunden 2) 0,09 0,08 0,28 0,15 0,52 0,23 0,73 i 0,86 0,48 0,58 1,38 1,12 1,66 g OO2 (mit Saponin) 1,31 (Kontrolle) Die G.ärungsf örderxmg beträgt also anfangs 200 pCt. und sinkt allmählich nach 30 Stunden auf 19 pCt. Diese Förderung der Gärung, welche in vielen Versuchen stets beobachtet w^urde, wird durch Zugabe von Salzen der 1) J. LUNDBERG erhielt mit dem Saponin-Cjclamin Verzögerung der Gärung. Arkiv. f. Kemi, Geologi och Mineralogi 4, Nr. 32, S. 1—24, 1912. 2) Genauigkeit: 0,02 g. Beiträge zur Kenntnis der Wirkung des Saponins auf die usw. 351 Alkalien, also durch einwertige Ka tionen, vollständig ver- nichtet und in eine sehr starke Hemmung der Gärung ver- wandelt, wie Versuch 2 zeigt. Versuch 2. Gäransatz: a) 25 ccm gewaschene Hefe, 5 ccm 5proz. Saponin -f 5 ccm 5proz. NaNOa, b) statt NaNOg 5 ccm destilliertes Wasser. Dazu nach 10 Minuten langer Einwirkung 20 ccm 25proz. Rohrzuckerlösung. Es werden entwickelt g COg nach: H 10 20 80 Stunden a) 0,00 b) 0,07 0,00 0,18 0,05 C,43 0,07 0,64 0,10 0,82 0,16 1,60 U,26 g UOj 1,73 « _ Wie NaNOg wirken alle Salze der Alkalien. Die Aufhebung der Saponin Wirkung und ihre Umkehrung in starke Hemmung der Gärung ist ohne weiteres klar. Diese Hemmung der Gärung durch die Kombination Saponin: Iwertiger Kationen wird zum großen Teil auf- gehoben durch 2- und Swertige Kationen (also Ba-, Sr-, Ca-, Mg-, AI-Salze). Ebenso wirken freie Säuren, d. h. Wasser- stoff ionen. Dieser merkwürdige lonenantagonismus deutet auf kolloidchemische Vorgänge in der Plasmahaut hin. Es sei zum Vergleiche hier auf die merkwürdige Analogie mit den Fundulus versuchen von J. LOEB hingewiesen^). Die Salze für sich ohne Gegenwart von Saponin wirken, soweit die Kationen in Betracht kommen, genau nach der bekannten lyotropen Reihe Li-+-, Na"*-, NH4+, K"*-; so daß also Li+ die Gärung ungünstig, K+ sie günstig beeinflußt. Die Anionen wirken ebenfalls nach der bekannten lyotropen Anionen- Reihe Tartr.", SO/', Gl', NO3', SCN', womit bestimmte kolloid- chemische Erklärungen sich aufdrängen. II. Sapouiu und Vitalfilrbiiu^ der Hefe. Hefe, welche mit Saponin in Berührung ist, kann vital nicht mehr gefärbt werden: (Neutralrot, Safranin, Methylviolett und Methylenblau). Dies rührt vermutlich nur davon her, daß z. B. Neutralrot und Safranin deutlich mit Saponin Fällungen geben, ähnlich dürfte das Verhalten von Methylviolett und Methylenblau zu erklären sein, obwohl Fällungen hier nicht auftreten und höchstens 1) Vgl. hierzi: HÖBER, Physikalische Chemie der Zelle und der Gewebe. 4. Aufl. 1914, S. 526 If. 352 FRIEDRICH Boas: Beiträge zar Kenntnis der Wirkung usw. geringes Opaleszieren beobachtet werden konnte. (Auch bei der Prüfung des Austrittes von Säuren aus stark sauren Zellen, Zitronen- säure aus der Zitrone, mit Indikatoren, wie z. B. Kongorot, wirkt Saponin sehr störend, da es den Umschlag mit Säuren sehr stark hemmt.) III. Sapouinwirkuiig auf Zellen höherer Pflauzen. Auch bei höheren Pflanzen erhöht Saponin die Durchlässig- keit der Plasmahaut. Noch stärker wird aber die Durchlässigkeit durch Kombination von Saponin mit Salzen, z. B. Chlornatrium etc. erhöht. Diese Steigerung der Durchlässigkeit erinnert lebhaft an die Erscheinung der Haemolyse. Die Erhöhung der Durch- lässigkeit wurde an dem Austritt von Anthocyan und Gerbstoff festgestellt. Als günstige Versuchsobjekte erwiesen sich Blätter vom Blaukraut, Blattstiele und Blätter von Fuchsia, Begonia, Tradescantia und Wurzeln von Beta. Der folgende Versuch mit anthocyanreichen Schnitten aus dem Mittelnerv einer Fuchsia spec. zeigt die erwähnten Saponinwirkungen. * _ „ , - ^ Färbung der Lösung nach Zusammensetzung der Lösung: x^^ .,. ^ ^ 20 Minuten: a) 10 ccm "/4 NaCl , farblos b) 10 ccm l,5proz. Saponin hellrot c) 5 ccm 3proz. Sap. + 5 ccm ^j^ NaCl starkrot Der Austritt der geringsten Anthocyanmenge, z, B. aus Blaukrautzellen, läßt sich durch Prüfung mit einigen Tropfen Lauge überaus scharf feststellen, lange bevor das Auge den Austritt des blauvioletten Farbstoffes erkennen kann. Zu diesem Zwecke dekantiert man die Lösung nach bestimmter Zeit von den Schnitten ab, und setzt der Flüssigkeit einige Tropfen Lauge zu. Dann läßt sich jede Spur eines Farbstoffaustrittes erkennen, bevor das Auge eine Färbung der Lösung beobachten kann. Saponin fördert nach zahlreichen Versuchen den Austritt der Zeilinhaltsstoffe, die Kombination Saponin- Meutralsalz wirkt beträchtlich stärker. Bei den Zellen höherer Pflanzen konnte ein sicherer Unterschied in der Wir- kung ein- und mehrwertiger Kationen nicht beobachtet werden. Ahnlich wie Farbstoff tritt auch Gerbstoff^) unter dem 1) F. Czapek (Über eine Methode zar direkten Bestimmung der Ober- flächenspannung der Plasmahaut von Pflanzenzeller, S. 68, 1914) hat mit Saponin vermutlich nur als Folge der Anwendung der Coffeinmethode aus Blättern von Echeveria keinen Gerbstoff austritt beobachten können. Rudolf Lieske: Pfropf versuche. 353 Saponineinfluß aus den Zellen aus. Als Versuchsobjekt dienten Stengelschnitte der Eiche und anthocyanreiche Blattquerschnitte des wilden Weines, Im lötzteren Falle tritt Gerbstoff viel langsamer aus als Anthocyan. In einer ausführlichen Arbeit, die sich auch eingehend mit dem Wachstum der Zelle unter dem Einflüsse des Saponins befaßt, sollen weitere Belege und die notwendigen theoretischen Erörte- rungen auch in Beziehung zur Lipoidtheorie folgen. 46. Rudolf Lieske: Pfropf versuche. (Eingegangen am 20. Oktober 1920.) I. Versuche mit Cucurbitaceen. Bei der Ausführung von Untersuchungen über den natürlichen Tod im Pflanzenreiche (Pfropfversuche) wurde beobachtet, daß Kürbisgewächse für Pfropfversuche ein sehr geeignetes Material darstellen. Im Verlaufe von zwei Jahren wurden zahlreiche Pfropfungen hergestellt, einige Ergebnisse dieser Versuche seien im folgenden mitgeteilt. Es sollte zunächst festgestellt werden, wie sich- die einzelnen Gattungen und Arten der Familie der Cucurbitaceen untereinander verhalten. Als Unterlage für eine große Anzahl von Pfropfungen wurde Cumrhiia Pepo (großer gelber Speisekürbis) verwendet, und zwar Pflanzen aus Samen, der aus einer Frucht stammte. Die jungen Pflanzen wurden nach dem 2.-3. Blatte dekapitiert und in der Längs- richtung gespalten. Das Reis wurde keilförmig zugeschnitten, nach dem Einfügen in den Spalt wurde die Pfropfstelle mit einem dünnen Baumwollfaden umwickelt und mit geschmolzenem Paraffin verstrichen. Nach dem Pfropfen wurden die Pflanzen zunächst in einem feuchten Gewächshaus gehalten, später wurden sie zum Teil im Freien kultiviert. Auf Cucurbita Pepo wurden gepfropft: 1. Benincasa cerifera, 2. Bryonia alba, X Bryonia dioica, 4. Bn/onopsis laciniosa, 5. öayaponki spec, 6. Cucumis dipsaccus, 7. C. ßexuoms, 8. 0. Melo, 9. G. prophetarmn, 10. C. sativus, iL Cururhda melano- Sperma, 12. Cydanthera explodens, 13. Cyclanthera pedata, U.EchaUmw Materium, 15. EcUnocystu lohata, 16. Lagemria clavata, 17. L. gigantea, 354 Rudolf Lieske: 18. L. verrucosa, 19. Luffa cylindrica, 20. L. macrocarpa, 21. Pilogyne snavis, 22. Raphanocarpus Welwitschii, 23. Sicydium Lindheimeri, 24. Sicyos angulaia und 25. Trichosanthes Änguinea vera. — Sämtliche hier aufgezählte Arten wuchsen auf Cucurbita Pepo gut an, die meisten entwickelten sich bis zur Blüte und Fruchtbildung. Aus dem Versuch geht hervoi, daß die . ACHTÜNDDREISSmSTER JAHRGANG. (iENERALVERSAMMLUNGS-HEFT. (SCHLUSSHEFT.) AUSGEGEBEN AM 5. MAI 1921. BERLIN, GEBßÜDEß BOßNTB-AEGER W 36 Schöneberger Ufer 12 a 1920 Es xrird drinffend ffebeten, die veränderten Bestim- mnnffen auf der dritten XJmschlAffsseite xn beachten. Inhaltsangabe zum Generalversamnilungs-Heft. Seite Bericht über die am 6. August 1920 im Hörsaal des Botanischen "ö" Instituts zu Halle a. S. abgehaltene vierunddreißigste Generalversammlung der Deutschen Botanischen Gesell- schaft (1) Anlage. E-echnungsablage für das Jahr 1919 (6) Mitteilungen. (1.) Ernst G. Pringsheim: Zur Physiologie von Polytoma uvella ' (8) (2.) F. Tobler: Seh wendeners Flechtentheorie und die heutige Auffassung. (Mit 2 Abbildungen im Text.) ..... (10) (3.) Werner Magnus: Hemmungsstoffe und falsche Keimung (19) Nachrufe. Hermann Becker. Von F. Tobler (27) Wilhelm Pfeffer. Von Hans Fitting. (Mit Bildnistafel.) (30) Bernhard Schorler. Von 0. Drude (63) Adolph Hansen. (1851 — 1920.) Von Ernst Küster . . (66) Fritz Kurtz. Von H. Harms. (Mit einem Bildnis im Text.) (78) Giuseppe Cuboni. Von E. Pantanelli. (Mit Bildnis im Text.) (85) Hans Solereder. Von L. ßadlküfer. (Mit Bildnis im Text.) (92) F. v. Höhnel. Von J. Weese (103) Verzeichnis der Pflanzennamen (einschließlich einiger Tier- namen) (127) Mitgliederliste (143) Register . ,-. j (17 7) Bericht über die am 6. AugusL 1920 im Hörsaal des Botanischen Instituts zu Halle a. S. abgehaltene vierunddreißigste Generalversammlung der Deutschen Botanischen Gesellschaft. Nachdem Herr Gr. KARSTEN die Anwesenden begrüßt hat, eröffnet der Vorsitzende, Herr P. ClauSSEN, um 9*»30' die Generalversammlung mit folgenden Worten: „Unser Präsident, Herr Geheimrat Pax, hat mich beauftragt, ihn zu entschuldigen. Er ist zu seinem Bedauern durch Sitzungen in einer Berufungs- angelegenheit verhindert, hier zu erscheinen. Da auch der Stellvertreter des Präsidenten, Herr Professor Rosen, nicht anwesend ist, so haben wir geglaubt, in Ihrer Aller Sinne zu handeln, wenn wir Herrn Professor KARSTEN, der die Präsidentenpflichten bereitwilligst übernommen hat, gebeten haben, unsere Sitzung zu leiten. Wir sind Herrn Professor KARSTEN ganz besonderen Dank schuldig, weil er trotz der Kürze der Zeit und trotz der schwierigen Umstände alle Vorbereitungen getroffen und uns in liebenswürdiger Weise bei sich aufgenommen hat. Zu größtem Danke sind wir auch Herrn Professor AUGUST SüHULZ verpflichtet. Wer die schönen Exkursionen nach Steiger- thal und Stempeda mit Salix hastata, Arahis pefraea und Pingiända rjupsophila, die Wanderungen bei Walkenried mit Gypsnphiln repe)>s, mit den Gypshöhlen und den großartigen Dolinen und ferner den Morgenspaziergang zum Standorte von Arahis alpina bei P^Urich mitgemacht hat, dei- wird sich dauernd dieser schönen Dinge, und nicht zuletzt auch unseres anregenden, nimmermüden Führers erinnern. Ich bitte nun Herrn Professor KARSTEN, den Vorsitz freund- lichst übernehmen zu wollen." Herr Karsten übernimmt den Vorsitz, dankt Herrn CLAUSSEN für seine freundlichen Worte und berichtet kurz über den Stand Ber. der Deutschen Bot. Geselhch. XXXVHl. (') (2) Bericht über die vierunddreißigs'e Generalversammlung. der G-esellschaft, deren Mitgliederzahl seit der letzten General- versammlung wiederum gewachsen ist; sie zählte zur Zeit der letzten Versammlang 629 ordentliche Mitglieder und stieg auf 639 trotz der Erhöhung des Mitgliedsbeitrages. Wegen der ungeheueren Steigerung der Dtuckkosten hat die Gesellschaft auch weiterhin mit großen pekuniären Schwierigkeiten zu kämpfen, worüber die in der Anlage beigefügte ßechnungsablage nähere Auskunft gibt. Herr KARSTEN verliest darauf die Namen der seit der vorigen Generalversammmlung verstorbenen Mitglieder: Julius Mo. LEOD-Gent, gest. am 4. 3. 1919. Otto Tunmann- Wien, gest. am 12. 9. 1919. ViGGO A. POULSEN-Kopenhagen, gest. am 17. 10. 1919. C. MÄULE-Stuttgart, gest. am 4. 11. 1919. ^ S. MlLIARAKIS-Athen, gest. am 6. 11. 1919. Otto BAUMGlRTEL-Prag, gest. am 7. 11. 1919. Ernst Stahl- Jena, gest. am 3. 12. 1919. B. HERGT-Weimar, gest. am 22. 1. 1920. Wilhelm PFEFFER-Leipzig, gest. am 31. 1. 1920. P. A. SACOARDO-Padua, gest. am 12.. 2. 1920. Georg SCHIKORRA-Berlin, gest. am 15. 2. 1920. ARTUR TRÖNDLE-Zürich, gest. am 26. 2. 1920. Bernhard SOHORLER-Dresden, gest. am 1. 4. 1920. Giovanni BRIOSI-Pavia, gest. am 4. 5. 1920. Michael TSWETT-Warschau, gest. im Juni 1920. Adolph HANSEN-Gießen, gest. am 24. 6. 1920. GODO VOSS-Helmstedt, gest. im August 1920. Die Anwesenden ehren das Andenken an die Verstorbeneu durch Erheben von ihren Plätzen. Herr 0. DRUDE gibt einen kurzen Bericht über die Tätigkeit der Dresdener Ortsgruppe und regt wiederum zur Bildung anderer Ortsgruppen an. Sodann leitet Herr KNIEP eine Diskussion ein über die notwendige Beschaffung ausländischer Litteratur, ein Thema, das schon vorher in den Berliner Vorstandssitzungen eifrig behandelt worden war, ohne indessen zu greifbaren Resultaten geführt zu "haben. Die Diskussion gestaltete sich bei der Wichtig- keit des Gegenstandes recht lebhaft, und es wurde schließlich .eine aus den Herren DiELS, CLAÜSSEN, KNIEP, KUHLAND und Winkler bestehende Kommission beauftragt, sich der Angelegenheit tatkräftig anzunehmen. Der Schatzmeister erstattet nun seinen Bericht über die Finanzlage der Gesellschaft, die wenig Erfreuliches zu Tage fördert, Bericht über die vierunddreißigste Generalversammlung. (3)' wie das auch aus dem Kassenbericht hervorgeht, den der Schatz- meister verliest. Herr APPEL schlägt vor, den Jahresbeitrag auf 40 M. zu erhöhen und an die Mitglieder die Bitte zu richten, durch freiwillige Beiträge die Gesellschaft zu unterstützen. In der Diskussion wurden mancherlei Vorschläge gemacht, die Finanz- lage besser au gestalten, u. a. auch durch noch weitere Ein- schränkung des Umfanges der Mitteilungen, durch Einschränkung der Vei waltungskosten, durch Heranziehung der Autoren zu den Druckkosten u. a. Schließlich blieb es bei der unvermeidlichen Erhöhung des Teurungszuschlages auf 15 M., sodaß der Gesambetrag. für 1921 auf 40 M. festgesetzt wurde. Eine Aufforderung, frei- willige Beiträge zu leisten, wurde bereits in den Sitzungsberichten veröffentlicht, — Herr KARSTEN dankt dem Schatzmeister für seine Mühewaltung und erteilt ihm Entlastung unter dem Vor- behalt, daß die E,echnungsablage von den Kassenrevisoren für richtig befunden würde. Die weitere geschäftliche Sitzung wird auf den Nachmittag verschoben und Herr KARSTEN bittet Herrn DRUDE den Vorsitz für die wissenschaftliche Sitzung zu übernehmen. — Nach einer kurzen Pause eröffnet Herr DRUDE die Sitzung, dankt Herrn KARSTEN und erteilt Herrn BURGEFF das Wort zu seinem Vortrag über Sexualität und Parasitismus bei Mucorineen. (Bereits veröffentlicht in Heft 9 d. Berichte.) Auf Vorschlag des Herrn DRUDE wird die Diskussion verschoben, bis Herr PRINGSHEIM seine Mitteilung über die Physiologie von Polytoma uvella ge- macht hat. Im Anschluss an den Vortrag von BURGEFF bespricht Herr P. Ol AUSSEN zwei in Bienenwaben vorkommende Pilze, von denen der eine von ihm selbst, der andere auf seine Veranlassung von E. WERDERMANN untersucht ist. Die Arbeiten werden an anderer Stelle erscheinen. Nachdem noch Herr KNIE? sich zu dem BURGEFFschen Vortrag geäußert hat, vertagt der Vorsitzende die weitere Dis- kussion auf nachmittags und schließt um 12^20' die Vormittags- sitzung. Die Nachmittagssitzung wird um 3''40' durch Herr-n KARSTEN eröffnet. Herr CLAUSSEN berichtet über die Bemühungen des Berliner Vorstandes, das Referierwesen neu zu organisieren. In der darauf folgenden Aussprache handelt es sich im wesentlichen um die Frage, ob sich die Gesellschaft für ein Weiterbestehen des Bot. Zentralblattes oder des JuSTschen Jahresberichts einsetzen solle. Als Ergebnis der Diskussion wurden die Herren MIEHE und (1*) (4) Bericht über die vierunddreißigste Generalversammlung. KNlEP beauftragt, sich mit dem Verleger G. FISCHER in Jena in Verbindung zu setzen, um mit ihm über die Möglichkeit des Weiter- bestehens des Z.-BI. ev. unter Mitwirkung der Gesellschaft zu ver- handeln und über das Ergebnis der Unterhandlungen der vorher gewählten Kommission und dem Vorstande Bericht zu erstatten. Nachdem noch kurz über die Schwierigkeiten der Versendung von Sep.-Abdrucken ins Ausland gesprochen war, schlägt Herr KARSTEN vor, im nächsten Jahre gemeinsam mit der Naturforscherversammlung die Generalvorsammlung abzuhalten. Die Versammlung beschließt jedoch, von der bewährten Einrichtung der gemeinsamen Tagung- aller drei Botanikervereinigungen nicht abzugehen und lehnt den KARSTENschen Vorschlag ab. — Als Ort der nächsten Tagung: wird auf Vorschlag des Herrn DRUDE München gewählt, da wegen des Kriegsausbruchs 1914 dort die Versammlung abgesagt werden mußte. — Den Vorsitz der wissenschaftlichen Sitzung übernimmt Herr Gl AUSSEN und er erteilt Herrn TOBLER das Wort zu seinem Vortrag über SCHWENDENERs Theorie und die heutige Auffassung der Flechtensymbiose (S. S. (10)). Sodann be- richtet Herr W. MAGNUS über Hemmungsstoffe und falsche Keimung (S. S. (19)). Eine Diskussion über diese Vorträge findet nicht statt, hingegen wird über den BURGEFFschen Vortrag die Diskussion, an der sich die Herren CLAUS?EN, MAGNUS und KNIEP beteiligen, fort- gesetzt. Nach Schluß der Diskussion wird beschlossen, daß die Mitteilungen im Generalvorsammlungsheft ebenso wie die übrigen Mitteilungen sechs Druckseiten nicht überschreiten sollen mit Ausnahme der Nachrufe, für die schon wegen der Literaturlisten eine derartige Kürzung nicht möglich ist; indessen sollen sich die Autoren in Bezug auf den Text möglichster Kürze befleißigen. Damit ist die Tagesordnung erledigt und der Vorsitzende kann die Sitzung um ö'^.^O' schließen. Ein gemeinsames Abendessen, an dem sich die Mitglieder aller drei Gesellschaften beteiligten, erhielt dadurch eine besondere Note, daß Herr KARSTEN Gelegenheit nahm, den Anwesenden einen interessanten Überblick über die Geschichte des Hallenser Botan. Gartens und Instituts zu geben. Herr DRUDE dankte noch einmal den Hallenser Herren für die große Mühe, die sie sich lim das Zustandekommen der Botaniker - Tagung gegeben hätten. Wie an den Exkursionen vor den Sitzungstagen, so nahm, wie stets, eine große Anzahl von Mitgliedern an den Bericht über die vierunddreißigste Generalversammlung. (5) Veranstaltungen der beiden anderen Gesellschaften teil. In die Präsenzliste hatten sich folgende Mitglieder eingetragen: W. BENECKE-Münster. K. MÜLLER-Augustenberg. C. BRICK-Hamburg. A. NAUMANN-Dresden. J. BUDER-Leipzig. N. PATSCHOVSKY-Halle. H. BURGEEF-Halle. E. PRINGSHEIM-Berlin. P. CLAUSSEN-Berlin. A. HIPPEL- Breslau. 0. DRÜDE-Dresden. E. SCHIEMANN-Potsdam. H. FISCHER-München. G. SOHMID-Halle. H. FISCHER-Essen. D. SCHRÖDER-Halle. G. FüNK-Gießen. A. SCHÜLZ-Halle. W. GLEESBERG-Proskau. R. SEELIGER-Naumburg. E. HANNIG-Hann.-Münden. J. SlMON-Dresden. H. HARMS-Berlin. S. SIMON-Göttingen. M. tlOLLRüNG-Halle. E. THEUNE- Münsterberg i. Schi. 0. JAAP-Hamburg. E. TIEGS- Berlin. E. JAHX-Berlin. F. TOBLER-Münster i.W.(Sorau). G. KARSTEN-Halle. A. VOIGT- Hamburg. H. KNIEP- Würzburg. W. VOTSCH-Delitzsch. 0. KNISCHEWSKY- Wiesbaden. W. WÄCHTER-Berlin. H. LEININGER Karlsruhe. WiSSMANN-Geisenheim. H. MIEHE-Berlin. H. W. WOLLENWEBER-Berlin. Als Gäste nahmen an den Verhandlungen teil die Herren: BARNIGKY-Halle, BENARY-Erfurt, BOHAECK-Halle, BOLTE-Leipzig, FABER-Halle, GRIESSMANN-Halle, HAEOKER-Halle, HEINZE-Halle, KÜMMLER-Dresden und METZNER-Leipzig. P. Claussen, als Vorsitzender, i. V. d. Präsidenten. W. WÄCHTER, als Schriftführer. (6) Rechnungsablage für das Jahr 1919. A n 1 a jr e. Rechnungsabiage für das Jahr 1919. Veriiiöj»'eu am 1. Januar 1919 Eiuuahmeu: Mitglied er l)eiträge. (Zu zahlen sind für 1919: 478 Mitglieder je 25 M = 11 950 M. davon vorausbezahlt . . 195, — M. 1919 bezahlt 11765,— „ 11960,. [w.v M. Pf 10 265 Gezahlt wurden 1919: für 1919: a) Beiträge . . 11755,— M. b) Mehr- zahlungen 88,38 „ „ frühere Jahre , . . 350, — „ ., spätere Jahre . . . 861,75 ,, 13 055,13 M. Zinsen aus dem Depot und Konto- korrent 1 120,18 Gewinnanteil an Band XXXVII . . . 403,52 Ansgaben: Band XXXVII der Berichte, 488 Stück . . . *. . Vordrucke und andere Drucksachen Honorare Ehrungen Porto: für Schriftwechsel 286,59 M. für Versendung der Berichte usw. . . 1 878,55 „ Sonstiges Vermögen am 31. Dezember 1919 Es haben betragen: i die Ausgaben 24 311,29 M. die Einnahmen aus den Beiträgen . . 13 066,13 „ so daß die Ausgaben um .... . 11 256,16 M. höher sind als die Einnahmen. Bei 478 zahlenden Mitgliedern entfallen auf jedes Mitglied 27,31 M. Einnahmen und 50,86 M. Ausgaben, 95 14 578 78 16 099 10 2421 ;10 2 942!o0 288 2 164 14 396 ,45 M. Pf. 24 844 24 311 21 538 4^ RechnuDgsablage für das Jahr 1919. (7) Tora lisch] ai;' Hir 15)"i(). Vcriuög'en am 1. Januar 1920 Einnabnieii: Beiträge (600 je 30 M.) 15 000— M. Valatagewinne und Mehrzahlangen Zinse'n Gewinnanteil Aiis^tsaben: Berichte Vordrucke und andere Drucksachen Honorare Ehrungen Porti Sonstiges Verinög'en am 31. Dezember 1920 15G00,— ,, 500 - , 400.— „ M. 533 Pf. M. Pf 14 30 900 — 18 000 3 300 4 650 200 3 500 783 44 '31433 44 30 4331 44 1 000 — Die Stiltung für das Köhlreuter-Donkmal betrug am 1. Januar 1919 729,03 M., sie ist im Laufe des Jahres durch Zinsen- zuwachs auf 757,— M. gestiegen. Berlin-Dahlem, den 18. Dezember 1920. Der Schatzmeister: 0. AppKL. Geprüft und richtig befunden Berlin-Dahlem, den 4. Januar 1921. Th. Luesener. H. Harms (8) Ernst G. Pringsheim: Mittel hl iigeD. (I.) Ernst G. Pringsheim: Zur Physiologie von Polytoma uveila')- (Eingegangen aoa ]. Oktober 1920.) Wenn man Eiweißstoffe in Wasser unter einer Erdschicht faulen läßt und die Kultur mit etwas Schlamm impft, so treten in der überstehenden Flüssigkeit, wie JAK015SEN gezeigt hat, ver- schiedene Volvocineen, darunter besonders im Dunkeln häufig Polytoma in großer Menge auf. Es gelang ihm von dieser Form auch kleine Kolonien auf Agar zu bekommen; die Ernährungs- physiologie dagegen konnte nicht aufgeklärt werden, weil in keiner Lösung bekannter Zusammensetzung Vermehrung eintrat. Da der Organismus offenbar von den durch die Erdschicht diffundierenden Zersetzungsprodukten des Eiweißes lebt, nahm ich zuerst an, daß Aminosäuren, z. B. das in der sehr geeigneten Gelatine vorzugsweise vorhandene Gljcocoll die gesuchten Nähr- stoffe sein würden. Tatsächlich war das Wachstum auf Agar mit GlycocoU etwas besser als ohne dieses, aber doch immer spärlich, konnte auch durch Zusätze von Zucker, Glyzerin usf. nicht merk- lich verbessert werden. Nun bildet Polytoma ^eich ihren grünen Verwandten Stärke. Wird diese nicht aus Zucker aufgebaut, so wahrscheinlich aus verhältnismäßig einfachen Stoffen. Ich überlegte daher, was im anaeroben Abbau aus Aminosäuren werden könne und kam so auf die Essigsäure, die ja neben Buttersäure und höheren Fettsäuren als Produkt der Eiweißfäulnis bekannt ist, Sie kann z. B. unter gleichzeitiger Ammoniakabspaltung bei der Reduktion des Gh'co- coUs entstehen, so daß dieses also in essigsaures Ammon übergeht. Bei Darbietung einer Nährlösung, die 0,2 pCt. GlycocoU und 0,2 pCt. essigsaures Ammon nebst anorganischen Salzen enthält, kann nun tatsächlich eine ausgezeichnete Vermehrung der Rein- kultur erzielt werden, die hinter der in den ßohkulturen nicht 1) Die ausführliche Arbeit erscheint in den „Beiträgen zur allgemeinen Botanik*, herausgegeben von G. Haberlandt, Zur Physiologie von Polytoma uvella. (9) zurücksteht. Ein mit demselben Gemisch angemachter Agar läßt dicke gelbe Kolonien von mehreren Millimetern Durchmesser entstehen. Die lleaktion muß neutral oder schwach alkalisch sein. Zuckerzusatz fördert nur wonig. Reichlicher Luftzutritt ist Bedingung. Werden ältere Schrägagarkulturen mit sterilem Wasser über- gössen, so entstehen massenhaft junge Schwärmer, die sehr schön chemotaktisch reagieren. Sie werden vorzugsweise durch Essig- säure, weniger stark durch Salze anderer Säuren, wie Ameisen- säure, Buttersäure, Milchsäure, ferner schwach durch Aramonsalze und auffallenderweise auch durch H-Ionen angelockt. Im ganzen stimmt die Reizphysiologie mit der der Ernährung überein, denn auch Buttersäure ist für Polytoma ein brauchbarer Nahrungsstoff. Azetate aber wurden bevorzugt. Polytoma ist also ein Essig- säure- Organismus. Bei den beschriebenen Anhäufungskulturen trat manchmal anstatt Polytoma Chilomouas Paramaeciiim und bei höherer Temperatur (30 ^) vorzugsweise Astasie ocellata auf. Das erstere verhält sich ernährungsphysiologisch ähnlich wie Polytoma, bis darauf, daß es kein Alkali verträgt. Astasia aber verhält sich ganz anders, und zwar annähernd wie die verwandte Euglena gracüis, indem sie z. B. in einer schwach saueren Fleischextraktlösung zu stärkster Vermehrung kommt. (10) F. TOBLER: (2.) F. Tobler: Schwendeners Flechtentheorie und die heutige Auffassung'). 1 (Mit 2 Abbildungen im Text.) (Eingegangen am 1. Februar 1921.) Die SOHWENDENERsche Flechtentheorie ist nicht erschüttert. Doch muß sie heutzutage etwas erweitert werden und einige land- läufige Folgerungen aus ihr halten vor der heutigen Biologie keinen Stand. Dies nachzuweisen wird hier versucht im An- schluß an die Arbeit von ELFVING, die die SCHWENDENERsche Theorie von Grund aus umstürzen will und die, trotzdem ich ihrem Ergebnis nicht beipflichte, doch geeignet ist, die Plattform zu einer Selbstkritik der heute üblichen Anschauungen vom Wesen der Flechten zu geben. Für meine eignen Angaben stütze ich mich auf Jahre lange Beobachtungen, die im Rahmen einer „Biologie der Flechten" ihren eigentlichen Niederschlag finden werden und aus denen ich Mangels an Raum vorerst Einzelnes herausgreife. Die Ansicht der Lehrbücher ist die, daß die Flechten morphologisch eine berechtigte Gruppe sind mit eigner phylo- genetischer Entwicklung, der als Ursprung allerdings ein unklares Verhältnis zwischen Pilz und Alge zu Grunde liegt. Bei den heutigen Flechten gilt der Pilz als der Teil, der wie morphologisch, so auch im Symbiontenhaushalt die erste Rolle spielt. Die Ver- mehrung der Flechten wird meist vorgestellt als. neues Zusammen- treffen von Algen mit ausgekeimten Schlauchsporen des Pilzes. Die Entstehungsgeschichte der SOHWENDENERschen Theorie, die von der Ähnlichkeit der Gocidien mit Algen- typen ausging (1860), dann den genetischen Zusammenhang von Pilz und Gonidie leugnete, ohne den anatomischen für unmöglich zu halten (1868), und endlich die Flechten allgemein als auf Algen schmarotzende Pilze ansprach (1869), brachte eine einseitige ße- handlung des Gegenstandes mit sich. Vor SCHWENDENER, und! auf Seite der Flechtensystematiker auch noch späterhin, war der Kreis der fertigen gegebenen Formen ein weites Feld der Arbeit. Fast seitab scheint heute manchen das doch so notwendige, aber leider nie weiter beackerte Arbeitsgebiet REINKEs zu liegen, 1) Vortrag, gehalten auf der Generalversammlarg in Halle, am 5. August 1920. Schwendeners Flechtentheorie und die heutige Auffassung. (H) der die Parallele zwischen Pilz- iind Fieclitensystem geistvoll erörterte und den Flechten wieder zu einer schon zu schwinden drohenden Selbständigkeit half. Die Biologen aber prüften die Theorie mit Erfolg im Experiment, fügten Pilz mit Alge zusammen oder studierten die Teile in der Laboratoriumskultur. Mit der gelungenen Auflösung oder Schöpfung der Flechtengestalt aber war ihr Interesse ziemlich erschöpft; die Theorie hielt den Ver- suchen stand. Merkwürdig, daß die uns heute am schwersten erscheinenden Einwände der alten Sjstematiker gegenüber SUHWEN- DENER von den Biologen nicht der Prüfung für wert gehalten wurden, trotzdem gerade sie die Biologie betrafen: Kein anderer als KREMPELHUBER hatte nämlich auf die Verschiedenartigkeit der Physiologie von Algen und Gonidien als Einwand gegen SCHWENDENER hingewiesen und traf damit ein heute noch kaum erfaßtes Problem. Und KüRBER hob sodann das Vorkommen von mehreren Algentypen in einem Flechtenthallus als erschwerend für die Theorie hervor und hätte damit den Anstoß zum Einblick in das fast wilde Durcheinander verschiedener Haushalte in jenem Erscheinungskreis geben können, in den neben den Oephalodien die Flechtenparasiten, Parasymbionten, die Halb- und Doppel- flechten gehören. Aber kein Biologe ging diesen Weg zu KÖRBE Rs Widerlegung, Ein dritter Systematiker, NYLANDER, endhch be- tonte, daß die Algen da fehlen können, wo Flechten am besten gedeihen, auch an die parasitischen Flechten rührt er — und damit an noch jetzt für den Biologen schwer anzugreifende Fragen. Wie ist es nun möglich, das ELFVING heute wieder meint, alles über den Haufen werfen zu können, was zwei Generationen von Botanikern nachprüften und annahmen? Er hat sich seine Arbeit nicht leicht gemacht. Seine große Abhandlung enthält die beste denkbare Durcharbeitung der für und gegen SOHWENDENER an- gestellten Untersuchungen und bringt vielfach aus ihnen noch neue und wichtige, sonst weniger gekannte Momente ans Licht. ELFVING hat auch die feinste technische Arbeit nicht gescheut, um den Ursprung der Gonidien nachzugehen. Aber auch er steht im Banne der geschilderten Enwicklung: Anatomie (und allenfalls Laboratoriumsversuch) sollte siegen über die naive Voi Stellung der Morphologen und Systematiker. Aus- geschaltet blieb die Biologie oder gar die Physiologie, die für die Flechten kaum zu bestehen schienen. Und hierin dürfte die Er- klärung für manche Irrtümer liegen, hierin die [Berechtigung, ja Notwendigkeit der Kritik von Teilen der SüHWENDENERschen (12) F. TOBLER: Theorie, hierin die Möglichkeit zum Fortschritt und zur Vertiefung zugleich der neueren Systematik. 1. ELFVING stellt die Frage nach dem Ursprung der Flechten, ob dieser wirklich einem Zufall überlassen gedacht sein soll, der noch dazu sich immer wiederholen müsse. In der Tat ist bei SCHWENDEXER die Untersuchung der Entstehung des Zusammen- hangs von Hyphen und Algen ein kaum berührter Punkt. Und die bisher vorliegenden Kenntnisse über die Sporenbildung, Eja- kulation etc. und das Auftreten der Algen (man pflegt von An- fliegen zu sprechen), würden der biologischen Beobachtung nicht genügen, um das Neuauftreten und die Vermehrung von Flechten- vegetationen in vielen Fällen zu erklären. Übersehen ist aber dabei die Tatsache, die ich aus langer Beobachtung und Ver- suchen nicht anstehe hier als ausschlaggebend hinzustellen, daß die wesentlichste Vermehrung vieler Flechten durch Frag- mentation (E,epruduktion) des Thallus, aus Bruchstücken, die beide Komponenten enthalten, erfolgt. Dazu bedarf es gar nicht immer besonderer Einrichtungen wie der Hymenialgonidien; Soredien und Isidien, die in Vorstufen geringerer Vollkommenheit viel weiter verbreitet sind, als man anzugeben 'pflegt, spielen die Hauptrolle dabei. Die reproduktive Kraft des Pilzmyzels ist auch am Flechtenpilz weitgehend zu beobachten, wie mich viele Versuche lehren, und z. B. eine im Druck befindliche Arbeit von CL. STRATO Uüd mir zeigen wird. Die Vermehrungsfähigkeit der Flechte auf diese Weise ist sogar so reichlich, daß man die oft unerwartet zurück- bleibende Entwicklung der Flechtenvegetationen eigentlich schwer damit vereinen kann. Diesem Umstand trägt aber wieder eine andere Tatsache Rechnung, die zweite bisher nicht genügend vorangestellte: Eine große Masse von Flechtenthalli, die entstehen, gelangen nie über eine mäßige (und rein ve- getative) Stufe der Entwicklung hinaus. Durch die dualistische Natur der Flechte sind ihre Vegetationsbedingungen vielfach derart komplizierte, daß die Zahl der Fälle, in denen das Optimum erreicht wird, nicht beschränkt werden kann. Dies „Optimum" ist der Zustand, in dem Pilz und Alge das für das Zustandekommen des Habitus und Baus jeder Flechtenart be- zeichnende Gleichgewicht erreichen. Das Oleichgewicht im Haus- halt der beiden Teile ist dabei keineswegs mit Gleichstellung inner- halb des gemeinsamen Haushalts verbunden. Einerseits ist in vollentwickelten typischen Flechten der Pilz bekanntermaßen oft im deutlichsten Übergewicht, andrerseits aber muß, wie ich hier schon ausdrücklich zu betonen Gelegenheit nehme, die Ursache Schwendeners Flechtentheorie und die heutige Auffassnng. (13) der Formenunterschiede, wie sie die heutige Flechten- welt bietet, im Grunde in der verschiedenartigen Lage des Gleichsgewichts auch für gleichen Pilz mit gleicher Alge nach Vorkommen, Standort usw. gesucht werden. Nicht verschiedenartige Ausbildung von gleichen Organen und Vor- kommen verschiedenartiger Organe, sondern die gegenseitige Lage der beiden Teile im Innern des Flechtenkörpers halte ich für den Ausgang mancher der heute vorliegenden Formen. Entsprechend der Jugend der Flechtenreihe besteht noch eine gewisse Labilität und es bedarf anstrengenderen Suchens nach den die Formen trennenden Eigenschaften, wie das z. B. gerade die so klaren, aber nur physiologisch verständlichen Flechtensäurenmerkmale (ZOPF, HESSE, SANDSTEDE) beweisen. Es ist nicht der Ott hierauf näher ein- zugehen. Wohl aber ist aus dem Gesagten die Mahnung zu folgern, daß die Flechten auch in den unfertigen Zuständen (Angaben bei mir und bei ZUKAL) in der Natur mehr beobachtet sein wollen als es bisher geschah. Hätte man das bisher mehr getan, so würde man dem Einwand ELFVINGs gegen SCHWENDENER viel leichter begegnen können. Nur unter der herrschenden Vorstellung von der fast stets wieder auf den Zufall angewiesenen Entstehung neuer Thalli, wie sie die starr gebliebene SCHWENDENERsche Theorie nach sich zieht, ist es möglich, daß diese Kontroverse sich erhob. 2. ELFVLNG hat in der Anatomie der Flechten Beweise dafür zu finden geglaubt, daß aus den Hjphen Gonidien entstehen können. Seine Abbildungen, z. B. für Farmelia fiirfiiracea (Tafel I), lassen die ganze Sorgfalt seiner Technik, aber auch die große Schwierigkeit erkennen, die sich gerade aus dei Heranziehung von Mikrotomschnitten ergibt. Ich kann bei versuchter Nachprüfung die scheinbaren Stielchen der Gonidien nur als abgeschnittene, umspinnende, oder auch eindringende Hyphen ansehen. Ich muß aber andrerseits auf die mir oft noch erkennbare Unterscheidungs- möglichkeit durch Färbungen zwischen Algen wand und Hyphen hinweisen, die bisweilen schon mit Chlorzinkjod Auf- schlüsse entgegen ELFVINGs Annahmen gibt. Wichtiger aber ist im Eahmen des von ELFVING geschilderten Auftretens und Unter- gangs der Gonidiengruppen die Vielgestaltigkeit der Myzelteile, die sich bemerkbar macht. Sie ist es, die die gestaltlichen Über- gänge zu den Gonidien überhaupt möglich macht oder vortäuscht. Die Frage des Ergrünens ist bei ELFVING sehr kurz abgetan, sie bleibt auch in seinen Beobachtungsreihen ungelöst. Dagegen können manche seiner Bild-Reihen durch Voraugehalten folgender Tatsachen (14) V. Toblee: verstanden werden: Es kommen im Flechtenthallus neben normalen grünen Algen' sehr häufig sowohl kränkelnde, mißgestaltete, lebende oder tote, als auch mehr oder weniger farblos gewordene lebende vor. Für die letzteren stellte ich geringere „Umspinnung" fest. Ihr Erscheinen ist im Zu- sammenhang mit den Erfahrungen an zahlreichen Protococeoideen und Verwandten außerhalb der Flechten durchaus verständlich, sie verlangt nur die Vorstellung, daß im Flechtenhaushalt bisweilen ähnliche Bedingungen vorliegen, wie sie in Algenvegetationen sich finden, um die Algen auf die Kohlenstoffassimilation verzichten zu lassen. Das bedeutet einen erheblichen Gregensatz zur Vorstellung - der Flechtensymbiose, bei der die Alge gerade auf die Kohlen- stoffassimilation ihr Gastrecht beim Pilz gründen soll. Doch ist das nur scheinbar. Man vergegenwärtige sich, daß bei vielen als Flechten bezeichneten Wesen (z. B. sog. Rindenflechten, wie sie Lindau genauer untersuchte) oder gewissen Stufen ihrer Ent- wicklung die Assimilation sich sicher als sehr schwierig erweist, ja durch die Lage der Gonidien (z. B. unter dicken Pilzrinden auch ohne die besonderen Atemporen) unmöglich wird. Ebenso ist das Vorkommen und sogar starke Wachtum der Flechten- pilze ohne Algen in der Natur sehr verbreitet, aus dem Ver- such in Kulturen erwiesen (MÖLLER, TOBLER). Keinesfalls war schon bislang die übliche Annahme berechtigt, daß das Zu- sammentreffen von Pilz und Alge für den ersteren immer eine Avesentliche quantitative Förderung bedeuten müsse. Vielmehr bedeutet sie eben nur den besonderen Bildungsreiz, der zu einer bestimmten Flechtenform und (heute) oft allein zur Fruchtkörper- bildung führt, bedeutet aber auch, wie ich früher zeigte, den spezifischen Stoffwechsel mit den eigenartigen Endprodukten. Nicht allein aber bei der Entstehung, sondern auch auf jeder anderen Stufe gibt es Abweichungen von der tj'^pi- schen Symbiose, die dann für einen oder beide Teile morphologische Folgen nach sich ziehen können. Ihr ganzer Reichtum ist noch niemals genügend durchmustert worden ; man begnügte sich mit den einfachen Angaben, wie dem Vorkommen von „Markhj'^phen", „Rindenhyphen" und der Darstellung der die Gonidien oft verändernden „Umspinnung". Hierher gehört auch der wichtige Vorstoß NIENBURGS gegen ELPVING, den er durch Beschreibung der „Schiebehyphen" tat, hierher auch die DaNILOV- sche und von NIENBURG bestätigte Umspinnung in Verbindung mit Eindringen feinster Hyphenteile, die an Ausmaß und Form von den andern erheblich abweichen. Ich will hier anfügen, daß Schwendeners Flechtentheorie und die heutige Auffassung. (I5) ich selbst die eindringenden feinsten Hyphen auch, bei Xanthorin kenne, und daß sich Bilder wie die von NIENBURG auf dünneren Abb. 1. Xantlioria parietina. Wechselnde Hyphenformen und -Maße: a in Flüssigkeit, b Lnftmyzel, beides aus halbjähriger Kultur, c ans dem Thallus naher halbjähriger Kultur. Vergr. aller = 490 mal. Schnitten notwendig; als an Steriijmen erinnernde Stielchen abbilden müssen, wie sie ELFVING etwa Tafel I, 25 oder II, 29 bringt. Und ebenso ergibt sich aus den Kulturen wie aus der Beob- (16) F. TOBLER: achtung der Thalli (gat und schlecht wachsender, algenfreier und in Symbiose lebender) eine Fülle von AVuchsformen der I Abb. 2. Pertiisaria communis. Wechselnde Hjphenformen und -Maße: a und b aus zwei einen Monat alten Myzelien, von Ascosporen in Hängetropfen erzogen, verschiedene Nährlösungen (b mit Pepton), c aus dem Thallus naher halbjähriger Kultur, d wie vor, aber aus Gelatine in Flüssigkeit übertragen. Vergrößerungen a = 11)0 mal, b — d =: 490 mal. Hyphen, in der bemerkenswerter Weise zahlreiche Bilder wiederkehren, wie sie ähnlich ELFVING als Entwicklungs- stufen von Gonidien ansieht und wie sie (abgesehen von dem Schwendentrs Flechtentheorie ucd die heutige Auffassung. (17) grünen Zellinlialt!) tatsächlich als für jede Flechtenvegetation typisch zu gelten haben (vgl, Abb.). Es kann demnach nicht im mindesten bezweifelt werden, daß die Grestalten aus dem Thallus, wie sie auf ELFVINGs Schnitten vorliegen, sich wirklich finden lassen, eine Streitfrage ist nur ihre Deutung. Sie mit der SCHWEjSIDENP]Rschen Theorie in Einklang bringen, setzt aber ganz andere Kenntnis der Gestaltungsfülle der Flechtenpilze voraus als sie herrschend ist und z. B, in den wenigen (stets wieder kolportierten!) alten Bildern zur Anatomie des Flechtenthallus (Xanthoria von FRANCK bzw. KNY) ihren Niederschlag gefunden hat. 3. Wollte man hier mit dem Begriff des „Pathologischen" die aus Kultur und Versuch gewonnenen Bilder von den bisher als typisch angesehenen Erscheinungsformen trennen, so muß dem gegenüber betont werden, dalj sie sich, wie schon die. wenigen auf- geführten Einzelheiten es zeigen, auch in der Xatur bei einiger Kenntnis der Standorte und der Biologie der Flechten beschaffen lassen. Das Wichtigste aber in diesem Zusammenhang dürfte sein, daß ganze Gruppen von Flechten in diesem Sinne beobachtet sein wollen. Rindenflechten bei uns, Blattf lechteni) (BUSSE, FiTTING) in feuchtwarmen Klimaten sind anzusehen als Vegetationen, bei denen kaum ein „Habitus" der Flechte zustande kommt, aber doch ein Zusammenleben und ein gestaltender Einfluß der Symbionten aufeinander deutlich zu erkennen ist. Ja, es wird heute nötig, gegen den Ausdruck von „Flechten- parasiten" oder „Flechtenkrankheiten", wie er der älteren Zeit (und z. B. den hierfür grundlegenden Arbeiten ZOPFs) eigen ist, entschieden Front zu machen. Flechtenparasiten, Parasj'mbi- onten usw. sind meist nichts anderes als Analoga zu den Cephalodien, d. h. eigentlich Fälle, in denen sich besonders deutlich die Labilität der Symbiosen zeigt. Siegt die Flechtenkrankheit, d. h. der meist später hinzugekommene Pilz, so ist für diese Kombination eben die Lage zurzeit günstiger. Vielfach genügt bei dem „Flechtenpara- siten" aber schon bescheidenere Ausdehnung und Versorgung (durch die vorhandene Symbiose oder die Alge allein), um als den zunächst faßlichen Höhepunkt der Entwicklung ihn die Fruchtbildung er- reichen zu lassen. Zweifellos stellt ein solcher Pilz eine Form vor, die in der phylogenetischen Entwicklung dem Flechtenpilzcharakter noch ferner steht. Ist in den genannten Fällen die Sklavennatur der Alge besonders deutlich, so ist umgekehrt ihr Überhandnehmen m halb oder voll entwickelten Flechten durchaus nicht selten. Ij Auch hierzu trage ich an anderem Orte weiteres bei auf Grund von Untersuchungen in Amani. Ber. der üeutschen Bot. Gesellsch, XXXVlll. (2) (18) F. TOBLER: Schwendeners Flechtentheoriei und die heutige Aulfassung. Grade im Zusammenhang mit den Beobachtungen über Regeneration und normale Vermehrung vieler Formen (so Peltigeren u, a. Laub- flechten, wie in bekannter Weise Cladonien u. a. Strauchflechten) zeigt sich, wie die Pilzvegetation oft lange unterdrückt, ja völlig zum Verschwinden gebracht werden kann^). Es genügt dafür übrio-ens schon, auf den wechselnden Habitus jener Standorte hinzu- weisen, an denen halbentwickelte Formen („sorediöse Anflüge") häufis: sind, wie er sich im Laufe der Jahreszeiten vorstellt. Hier, wo vielleicht niemals eine Vegetation entwickelter (und frucht- bildender) Typen erscheint, erkennt man ein dauerndes Auf und Ab zwischen den Symbionten. Dieser Lage entspricht dann auch die gestaltliche Veränderung der beiden Teile. Es wird noch langer Einzelarbeit bedürfen, ehe auf diesem Gebiete Übersicht möglich wird. Das im Einzelnen für Pilz wie Alge unabhängig ~von flechtenbiologischen Wünschen erarbeitete Material über Ernährungsphysiologie will in Zusammenhang gebracht sein mit den so unendlich viel mühsamer zu gewinnenden Beob- achtungen an den Sj^mbiosen, nachdem deren spezifischer Stoff- wechsel feststeht, aber auch dieser wird, so wie er von ZOPF und mir betont wurde, nur für fertig entwickelte unter diesen phylo- genetisch so jungen Pflanzen volle Geltung haben. Das Werden, die vor den Augen sich vollziehende Entwicklung, ist hier das Häufigere und das Arbeitsfeld für den Biologen heute ergiebiger als für den Systematiker. Darum aber darf die SCHWENDENER- sche Theorie keineswegs in eine so starre Form gegossen bleiben, wie sie es lehrbuchmäßig heute ist. Physiologisch sagt sie nichts allgemein Gültiges aus, morphologisch umfaßt sie nur ein im zahlenmäßigen Vorkommen be- scheidenes Gebiet der Erscheinungen. Literatur. ElfvinG, f., Untersuchungen über die Flechtengonidien. (Acta Soc. Scient. Feonicae, Helsingfors J913) [dort die ältere Klassische Literatur]. Nienburg, W., Über die Beziehungen zwischen den Algen und Hyphen im Flechtenthallus (Ztschr. f. Bot. IX), S. A. o. J. TOBLER, F., -Das physiologische Gleichgewicht von Pilz u. Alge in den Flechten (Ber. d. D. Bot. Ges.) 1809. Zur Biologie von Flechten u. Flechtenpilzen (Jahrb. f. wiss. Bot. 49) 1911. 1) In einer Frühjahr 1919 an die „Hedwigia" abgegebenen Arbeit habe ich die Veränderung ganzer Standorte beschrieben; ähnliches findet sich bei Strato (s. o.). WEß.NKli Magnus: Hemmungsstoffe und falsche Keimung. (19) (3.) Werner Magnus: Hemmungsstoffe und falsche Keimung. (Eingegangen am 14. Februar 1921.) Im Lebensrhythmus der Pflanzen wechseln Zeiten des vollen Wachstums ab mit denen der Wachstumsstockung, den Ruheperioden. Die Frage nach dem Zustandekommen dieser Periodizität durch äußere und innere Ursachen ist vielfach erörtert worden. Es wurde gezeigt, daß durch verschiedenartige Beeinflussungen die Euhezeit unterbrochen werden kann. Hieraus wurden Schlüsse auf die im normalen Entwicklungsablauf wirkenden Wachstumserregungen ge- zogen. Demgegenüber ist die Frage nach den Mitteln, welcher sich der pflanzliche Organismus bedient, um an und für sich wachs- tumsfähiges Gewebe im Wachstum zu hemmen, bisher experimentell wenig gefördert. Mit den Begriffen „ Wachstumskorrelationen« und „Formharmonien" wird nur der Tatsache ßechnung getragen, daß eine solche Wachstumshemmung im Entwicklungsgang eintritt, ohne daß damit über die Art des Zustandekommens der Hemmung etwas ausgesagt wird. Augenscheinlich beruht nun aber das große Problem der pfianzhchen Formbildung weniger darauf, warum Zellen wachsen und sich teilen, als warum sie, obgleich günstige äußere Wachs- tumsbedingungen vorhanden sind, in Wachsen und Teilung auf- hören. Typisch embryonales, aber im Wachstum gehemmtes Ge- webe wird auch in allen erwachsenen Pflanzenorganen gefunden. — Als Mittel, welche die Pflanze zur Wachstumserregung und Formgestaltung verwendet, sind wiederholt bestimmte spezifische (bisher ausnahmslos hypothetische) Stoffe herangezogen worden, wie blütenbildende Stoffe (SACHS), Wuchsenzyme (BEYERINK), Zell- teilungshormone (HABERLiNDT), Sexualstoffe (BLAKESLEE, BUR- GEFF). Der Wachstumshemmung sollen entsprechend spezifische „Ermüdungs"- und „Hemmungsstoffe" dienen, eine Spekulation, welche KLEBS als „abenteuerlich" verwirft. (Litt. WEBER: Sitz. Acad. Wien 1918.) Die Wichtigkeit dieser Frage für das Ver- ständnis der Formbildung ließ mich den experimentellen Nachweis solcher Hemmungsstoffe versuchen. Das geeignetste Objekt für solche Untersuchungen scheinen die Samen der höheren Pflanzen zu sein. Diese typisch embryo- nalen Gewebe werden durch unbekannte Faktoren vielfach am (2*) (20) Werner Magnus: Wachstum gehindert, zu einer Zeit, in denen ihnen in Feuchtigkeit, AVärme, Sauerstoff günstige Wachstumsbedingungen geboten sind. Es empfahlen sich dann zur Untersuchung insbesondere solche Samen, von denen bekannt ist, daß sie durch bestimmte andere in ihrer Wirkung nicht ohne weiteres verständliche äußere Einflüsse in der Keimung gefördert resp. gehemmt würden. Ein solcher sehr ausgeprägter Faktor ist bekanntlich für manche Samen das Licht. In den Untersuchungen von HEINRICHER, LEHMANN, Gassner u. a. hat sich Phacelia tanacetifolia gegen Licht als be- sonders empfindlich erwiesen. Licht wirkt auf die Samen sehr stark keimungshemmend. In vorliegender Arbeit sollen meine Beiunde über Hemmungs- stoffe ausschließlich an diesem Objekt wiedergegeben werden. — Ich benutzte während meiner Untersuchung im Sommer bis Herbst 1920 aus dem Handel bezogenes Material angeblich der Ernte 1919. Es keimte sehr regelmäßig und in weiten Grenzen unabhängig von der Temperatur. Als Keimbett von je 100 Samen dienten Petrischalen, die mit dreifacher Lage Fließpapier, das mit 5 ccm Flüssigkeit befeuchtet wurde, bedeckt war. Die Samen keimten zu mehr als 90 pCt. im Dunkeln, wobei die 'volle Keimzahl nach 2 Tagen fast erreicht war und nach 4 Tagen die Keimung praktisch vollendet war. Am Tageslicht am Nordfenster keimten hingegen nur durchschnittlich 4 pCt. Bei der Arbeitshypothese der „Hemmungsstoffe" war als erste Möglichkeit zu untersuchen, ob Hemmungsstoffe im Licht gebildet würden. Hieran war besonders zu denken, weil bekannt ist, daß viele Samen, nachdem sie im Keimbett dem Licht eine gewisse Zeit ausgesetzt waren, auch im Dunkeln nicht mehr keimen, „licht- hart" geworden sind. Es wurden in mannigfacher Weise herge- stellte Extrakte aus lichtkeimenden Samen zu den im Dunkeln keimenden gebracht, ohne jedoch das Keimprozent merkbar herab- zusetzen. Als zweite Möglichkeit der Keimungshemmung im Licht wurde die Frage untersucht, ob vielleicht doch im Licht die Bildung von keimungsauslösenden Stoffen unterbleibt, die im Dunkeln vor sich geht. Extrakte aus im Dunkeln keimenden Samen wurden zu im Licht im Keimbett mihenden gebracht, ohne daß hierdurch das Keimprozent erhöht werden konnte. Als dritte Möglichkeit wurde untersucht, ob etwa Hemmungs- stoffe in den Samen wirksam sind, die aber schon vor der Keimung vorhanden sind, jedoch nur im Licht zu funktionieren vermögen. Bei dieser Fragestellung müssen also Samenextrakte zu im Licht Hemmungsstoffe und falsche Keimung. (21) keimenden Samen hinzngebracht weiden. Bei der geringen Keim- kraft im Licht wäre aber eine weitere Keimungshemmung nicht festzustellen, wenn nicht das Keimprozent der Phacell(isa.men weitgehend von der Lichtintensität abhängig wäre. Nachdem festgestellt worden war, daß die Keimung in einigen Meter Ent- fernung vom Fenster auf 40 und mehr Prozent gestiegen war, wurden genauere Versuche in der Dunkelkammer bei konstantem elektrischen Licht angestellt. Im folgenden Versuch wurde gleich- zeitig die Einwirkung einer Abspülung von ungekeimten Phacel/a- samen untersucht. (30 g in 100 ccm Leitungswasser während einer Viertelstunde, dann filtriert.) Keimprozent von je 100 Samen von Fhacelia tiumcef. in Leitungs- wasser (Kontrolle) und Samenabspülung im Licht der 100-Kerzen- Nitralampe, 15. 9. 20. Entfernung vom Liclit 17. 9. 18. 9. 20. 9. 22. 9. Kontr. Samen Absp. '^O"''- X" Kontr. Samen- Absp. [^„„.^ Samen- Kontr. . , 1 Absp. 1 m 5 5 7 6 8 10 8 10 2 m 21 11 23 15 23 15 23 16 8 m 34 , 24 35 26 86 25 36 93 25 Dunkel 92 86 93 I 94 93 91 94 Der Versuch lehrt, wie das Keimprozent mit Abnahme der Lichtintensität steigt. Er zeigt weiter, wie eine Abspülung der ungekeimten Samen eine starke Herabsetzung des Keimprozent im geschwächten Lichte herbeiführt, während sie im Dunkeln ohne Einfluß ist. Nachdem die keimungshemmende Wirkung von in ruhenden Ph(icdiasa,men enthaltenen Stoffen im Licht durch zahlreiche Versuche festgestellt war, wurde versucht, über die Natur dieser Substanz Aufschluß zu erhalten. — Als sicher dürfte anzusehen sein, daß sie an der Samenschale haftet. Denn schon eine Abspülung von 5 Minuten genügt, eine deutliche Hemmungswirkung hervor- zurufen. So wurden im Versuch vom 20. 7. (Versuchsdauer 7 Tage) das Keimprozent von 30 auf 19 herabgesetzt und am 31. 7. (Ver- suchsdauer 5 Tage) von 45 auf 15. — Der Stoff haftet nicht nur oberflächlich der Samenschale an. Auch bei wiederholter länger dauernder Abspülung ist die Wirkung der späteren Ab- (22) Werner Magnus: Spülungen sehr deutlich. — Der Stoff ist hitzebeständig. Das Aufkochen des Extrakts setzt seine Wirkung nicht merkbar herab. — Der Stoff ist in Alkohol unlöslich. 20 g Samen wurden in 60 ccm abs. Alkohol 24 Stunden extrahiert. Der filtrierte Extrakt auf dem Wasserbade eingedampft hinterließ eine grünliche, fettige Substanz und bräunliches Gerinsel. Nur z. T. in wenig Wasser gelöst, bleibt sie ohne hemmende Wirkung. Die Samenabspülung dieser vorher in Alkohol extrahierten Samen zeigt starke Hemmungsreaktion. — Die wirksame Samenabspülung ist gelb bis braungelb und fluoresziert stark blutrot. Beim Eindampfen bildet sich ein bräunlicher Niederschlag, der zum größten Teil in Wasser löslich ist und seine Wirkung beibehält, jedoch läßt sich durch höhere Konzentration die Wirkung nicht verstärken. Dem obigen Versuchsergebnis entsprechend ist er in Alkohol unlöslich. Da bekannt ist, daß fluoreszierende Stoffe auch in sehr schwacher Verdünnung im Licht starke biologische Schädigungen hervorrufen (TAPPEINER, HAUSMANN), liegt der Gedanke nahe, den im Licht hemmenden Stoff in dem fluoreszierenden Farbstoff zu sehen, doch kann hierfür der Beweis, besonders unter Berück- sichtigung der weiterhin zu beschreibenden Beobachtungen, noch nicht als geführt gelten. — Bei der Annahme, daß die in den Samenabspülungen vor- handene keimungshemmende Substanz auch diejenige ist, mit dereii Hilfe im Licht im Samen die Keimung geliemmt wird, war zu untersuchen, ob diese augenscheinlich an der Samenschale haftende in Wasser lösliche Substanz durch Wasser ausgewaschen und so unwirksam gemacht werden kann. Samen, welche im diffusen Licht unter der Wasserleitung am 3. 9. während 3 Tage in fließen- dem Wasser ausgewaschen wurden, waren dort zu etwa 30 pCt. gekeimt. Ungekeimte wurden hiervon ans Fenster und ins Dunkele gebracht. Nach 3 Tagen waren am Licht JO pCt., im Dunkeln 89 pCt. gekeimt. Eine hypothetische in Wasser lösliche Hemmungs- substanz läßt sich also innerhalb 3 Tagen nicht auswaschen. — Für das Verständnis der keimungshemmenden Wirkung der Samenabspülung erschien es besonders wichtig zu untersuchen, ob ihr auch eine wachstumshemmende Wirkung zukommt. Hierzu wurde ihre Wirkung auf wachsende Keimwurzeln untersucht. Je 10 keimende Samen mit 3 — 6 mm langen Wurzeln wurden in 8 Petri - Schalen auf mit Flüssigkeit getränktem Fließpapier in senkrechter Lage sowohl im Hellen, wie im Dunkeln kultiviert. Die am Licht erwachsenen hatten nach 2 Tagen die Durchschnitts- HemmuQgsstoffe und falsche Keimung. (23) länge von 60 mm, die im Dunkeln von 79 mm. Eine Wachs- tumshemmung durch die Samenextrakte war nirgends erkennbar. Da also die keimungshemmende Wirkung nicht ohne weiteres mit einer wachstumshemmenden gleichgesetzt werden kann, wurde untersucht, welcher Art eigentlich die Hemmung im Phacelia- samen sein möchte. Es kann nur sehr leicht die auffällige Tat- sache gezeigt werden, daß die Keimungshemmung im Samen aus- schließlich an der Chalazaseite liegt. Wird mit dem Rasiermesser hier die Samenspitze mit einem ganz dünnen Schnitt entfernt, keimen fast ausnahmlos alle Samen im Licht. — Auch Samen, welche im belichteten Keimbett längere Zeit ungekeimt gelegen, haben, keimen sofort bei gleicher Lichtintensität nach der Chalaza- operation. Von am 24. 7. ausgelegten operierten 8 Tagen vor- belichteten 20 Samen waren 18 in einem Tag mit langen Keim" wurzeln ausgekeimt. Eigentlich beginnt die Keimung schon un- mittelbar nach der Operation, da sogleich das Keimwürzelchen ein wenig über die Schnittwunde heraustritt. Da die Wurzelspitze des die ganze Längsachse des Samens einnehmenden p]mbryos bis unmittelbar an die Chalaza heranreicht, wird sie bei der Operation durch den Schnitt immer zu einem kleinen Teil abgeschnitten. Diese Verletzung hat mit der Überwindung der Keimungshemmung nichts zu tun. Denn es gelingt auch mit dem Skalpell von dem gequollenen Samen den Chalazateii ohne Embrjoverletzung abzu- präparieien mit dem gleichen Keimungserfolg. Die Öffnung des Samens an einer anderen Stelle genügt zur Hemmungsüberwindung nicht. Es wurden gleichzeitig je 20 vorbelichtete Samen durch einen Längsschnitt am Sproßende verletzt. Von ihnen keimten im Lichte 1, im Dunkeln 15. Noch deutlicher zeigt sich die Keimungs- hemmung am Chalazaende bei einer Operation durch Abschneiden des Sproßendes, Während von den ins Dunkele gebrachten 20 Samen nach 2 Tagen 19 normal gekeimt waren, hatten von denen im Lichte belassenen 20, 17 lange Sprosse aus der Wunde getrieben, während die Keimwürzelchen ungekeimt in dem am Chalaza- ende geschlossenen Samen lagen. Es beruht also die Keimungs- hemmung auf der Hemmung der Durchbrechung des Samen- gewebes am Chalazaende, wobei mit ziemlicher Bestimmtheit vermutet werden kann, daß diese Hemmung in diesem Gewebe ihren Ursprung nimmt. — Es wurde weiter untersucht, ob etwa das Chalazaende auch als Aufnahmeorgan des Hemmungsreiz durch das Licht anzusehen ist. Nachdem festgestellt war, daß Samen, welche mit dem Chalazaende in 1^4 pCt. Agargalerte eingesteckt waren, gut keimten (24) Werner Magnus: wurde am 23. 7. Agar mit chinesischer Tusche versetzt und Samen mit dem Chalazaende zu etwa der Hälfte hineingesteckt. Von 50 keimten am Licht in 3 Tagen 10, während von 20 mit der ent- gegengesetzten Seite eingedrückten nur 1 gekeimt war. Aus diesen, wie aus anderen ähnHchen Versuchen läßt sich folgern, daß wohl die Chalazaseite für die Reizwirkung empfindlicher, aber auch an anderen Stellen des Samens der Lichtreiz aufgenommen werden kann. — Diese Art der Keimungshemmung im Licht resp. durch Hem- mungsstoffe im Licht darf nicht als spezifisch angesehen werden. Auch im Dunkeln keimt, wie gezeigt, ein geiinger Prozentsatz auch nach längerer Zeit nicht. Wird bei diesen Samen die Chalaza- operation vorgenommen, keimen häufig sogleich alle Samen; oder nur ein ganz geringer Teil blieb ungekeimt, weiche ihre Keim- unlähigkeit dadurch zeigten, daß die verletzte Wurzelspitze beim Schneiden nicht sogleich über die Schnittwunde hervortrat. In gleicher Weise war der größte Teil der nach langem Aufenthalt im Licht im Dunkeln nicht mehr keimenden, „lichthait" gewordenen Samen zur Keimung zu veranlassen. — Da somit die Hemmung an und für sich auch ohne Lichtreiz entstehen kann, war festzustellen, ob nicht auch andere Stoffe, als die in der Samenabspülung vorhandenen, im Licht eine ähn- liche hemmende Wirkung ausüben möchten. ■ — Vorerst wurde untersucht, ob sich schon in den reifenden Samen Hemmungsstoffe ausbilden. In 3 m Entfernung von der Nitralampe wurden am 22. 9. auf je 3 reifende Samenanlagen je r PhaceJiasamen gebracht. Das Keimprozent betrug nach 3 Tagen 20 gegenüber 34 der Kontrolle, also eine wesenthche Hemmung. Hier zeigt sich im Dunkeln aber gleichfalls eine gewisse hemmende Wirkung: am 28. 8. war in einem otägigen Dunkelversuch das Keimprozent auf 70 gegenüber 90 der Kontrolle gesunken. — Für die Beantwortung der Frage, ob auch in anderen Organen von PhaccUa keimungshemmende Stoffe vorhanden sind, dienten folgende Ver- suche. Am, -18. 9. wurde 1 Teil grüner Blätter mit 2 Teilen dest. Wasser verrieben und filtriert. Es läuft eine braune Flüssigkeit ab. In konst. elektr. Licht, 3 m von der Nitralampe, war das Keimprozent nach 5 Tagen 8 gegenüber 37 der Kontrolle; also sehr starke Hemmung gegen vollkommen fehlende Wirkung im parallelen Dunkelversuch: 93 pCt. gegenüber 95 pCt. — Der ge- kochte Extrakt hatte völlig gleichartige Wirkung. — Der einge- dampfte in Alkohol ausgewaschene und mit wenig Wasser aufge- HemmuDgsstoffe und falsche Keimung. (25) noramene Extrakt setzte das Keimpruzent beim Parallelvej'such im konstanten Licht bis auf 3 herab. (Dunkolrersuch mißglückt.) Der Extrakt aus Keimwurzehi von PJiacelia setzte am 3. 9. im gedämpften Zimmerlicht das Keimprozent von 59 auf 45 herab, während der parallele Dunkelversuch eine Beeinflussung nicht zeigte, — Von den Nebenversuchen mit den Extrakten anderer Pflanzen sei der mit dem Blattextrakt von Epüohium erwähnt, der am 3. 9. im Licht und Dunkel keinen Einfluß hatte, während der gekochte Blattextrakt von Pclargonkini am 20. 9. im konst. Licht der Nitralampe innerhalb 3 Tagen das Keimprozent von 26 auf 10 herabdrückte, während der Parallel vei such im Dunkela keine Wirkung zeigte. Da diese Versuche darauf hinwiesen, daß die Wirkung der Organextrakte nicht als spezifisch anzusehen ist, wurde ein Versuch mit einem für die Blätter charakteristischen fnhaltsstoff angestellt mit einer 1 pCt. Traubenzuckerlüsung. Eine gewisse Wirkuno im konst. elektr. Licht ist unverkennbar: am 23. 9. war in 7 Tagen das Keimprozent 24 gegenüber 33 der Kontrolle, bei fehlender Wirkung im Dunkelversuch. — In der Beurteilung der hemmenden Wirkung der Samen- abspülungen von Phaceiia auf die Keimung dieser Samen im ge- schwächten Licht bieten diese Versuche keine Stütze dafür, daß das Licht direkt durch eine solche Lösung, wie z. B. durch ihre Fluoreszenz wirkt. Es erscheint vielmehr ebensowohl möglich, daß das Licht als solches eine keimungshemmende Wirkung besitze, die bei den Versuchen im geschwächten Licht durch eine gewisse keimungshemmende Wirkung bestimmter Stoffe nur unterstützt wird, deren AVirkung allein im Dunkeln nicht ausreichte eine Keimungshemmung hervorzurufen, ebenso wie sie durch ihre ge- ringe Wirksamkeit auch im vollen an und für sich stark hemmen- den Licht nicht zur Geltung kommt. Trotzdem dürfte kaum daran zu zweifeln sein, daß das in den Samenabspülungen aufgefundene Hemmungsprinzip als ein für die Biologie der Samenruheperiode wichtiger Faktor anzusehen ist. — Auch HAAK hatte vermutet, daß das Terpentin in den Kiefern- zapfen ein vorzeitiges Keimen der Samen verhindern soll, und WlESNER meint, daß Stoffe im Schleim der Mistelbeere die Saraen- ruhe mitbedingen. — Nach KÜHN (d. Bericht. 1915 und 1916) soll die Keimungs- hemmung der P/ifl^eZ/asamen im Licht durch säurehaltiges Substrat sehr wesentlich herabgesetzt werden. Auf^O,l mol HCl wird z. B. das Keimprozent nach ihm von 18 auf 75 erhöht. Bei der Wichtigkeit dieser Resultate für das Hemmungsproblem wurden die Versuche (26) Werner Magnus: Hemmungsstoffe und falsche Keimung. nachgeprüft. Am 14. 7. waren nach 24 Stunden im Licht ge- keimt 3 pCt., hingegen, wie man bei oberflächlicher Beobachtung glauben konnte, auf 0,1 mol HCl 71 pCt. In Wirklichkeit war auf dem salzsäurehaltigen Substrat keine einzige echte Keimung eingetreten. Es handelt sich vielmehr um eine sehr eigentümliche Erscheinung, die man vielleicht am besten analog zu „fausse couche" als „falche Keimung" bezeichnen kann. Meben einem großen Teil der Samen liegen die Embryonen in genau der gleichen Größe, die sie im Samen besitzen. Sie müssen also aus dem Samen durch einen Verquellungsprozeß des Samengewebes heraus- gepreßt worden sein. Daneben gibt es auch Samen, bei denen der Embryo nur zum Teil aus der Chalaza heraussieht und die man mit echter Keimung verwechseln könnte, wenn nicht auch hier die nähere Untersuchung zeigte, daß kein Wurzelwachstum statt- gefunden hat und auch nicht die normalerweise sogleich einsetzende geotropische Krümmung. Sämtliche Embryonen sind abgestorben. Die falsche Keimung läßt sich leicht direkt beobachten, wenn die vorher 3 oder noch besser 24 Stunden in Wasser eingequollenen Samen in 1 mol HCl gebracht werden. Innerhalb einer Stunde ist bei dem größten Teil die falsche Keimung eingetreten. Auch beim Erhitzen im Wasser zeigen die Samen bei 70" C zahlreiche „falsche Keimungen". Daß 0,1 mol HCl in jedem Eall schädigend wirkt, zeigt folgender Versuch. 24 Stunden eingequollene Samen wurden während 1 Stunde der Einwirkung von 0,1 mol HCl aus- gesetzt. 36 pCt. blieben ungekeimt, 6 zeigten falsche Keimung, 28 pCt. waren abgestorben, und nur 30 pCt. normal gekeimt, z. T. mit Übergängen zur falschen Keimung. Da also durch saures Keimsubstrat eine Aufhebung der Keimungshemmung bei Lichtkeimung von Phacelia nicht stattfindet, sind auch alle hieraus für die Ursache der Hemmung gezogenen Folgerungen hinfällig. Für das Verständnis der Keimungshemmung im Licht dürfte aber die Folgerung aus diesen Beobachtungen nicht un- wichtig sein, daß jedenfalls die mechanische Hemmung des Samen- gewebes am Chalazaende keine sehr beträchtliche sein kann. Botanisches Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. F. TOBLER: Hermann Becker. {'2') Nachrufe. Hermann Becker. Von F. TOBLER. Am 4. April 1917, seinem 79. Geburtstage, verschied in &vahamstown (Kapland) der Arzt Dr. med. HERMANN BECKER, der unserer Gesellschaft seit 1893 angehörte. Sein Name wird den älteren Algologen, den Kennern der südafrikanischen Algenflora in den europäischen Herbarien und auch Conchologen nicht unbe- kannt sein, so fern und so still dieser deutsche Gelehrte auch seit einem halben Jahrhundert gelebt hat. Mit SCHMITZ, REINBOLD und andern verband ihn ein wissenschaftlicher Briefwechsel längere Zeit, mit MARLOTH in Kapstadt war er natürlich in engerer Ver- bindung, und dieser verdankte ich die Berührung mit ihm, die mir 1912 beim Aufenthalt in seiner Nähe nicht allein nützte, sondern zu lein menschlicher Freude wurde. Hermann Becker wurde am 4. April 1838 zu Minden ge- boren, wo sein Vater, PHILIPP BECKER, Regierungs- und Forstrat war. Schon als Kind hatte er eine starke Neigung für Natur- wissenschaften. Kr studierte in Jena, Heidelberg und Gießen Medizin, wo er Schüler JUSTUS LiEBIGs und besonders auch des Botanikers H. HOFFMANN war. Leider erwies sich seine Gesund- heit anfangs der 60er Jahre als recht gefährdet. Lungenblutungen nötigten ihn zu einem Winteraufenthalt in Torquay (Süd-England). Dies wurde entscheidend für sein Leben. Einerseits begann er dort zuerst beim dauernden Leben am Strande sich eifrig mit Meeresalgen zu beschäftigen, andererseits wirkte der Aufenthalt gesundheitlich so fördernd, daß er sich in diesem Klima niederzu- lassen beschloß. Er knüpfte damals bereits Verbindungen mit ver- schiedenen Gelehrten an, so mit THOMAS HUXLEY und dem Ox- forder Botaniker DAUBENY, durch die er auch Mitglied der Linnean Society wurde. Er übersiedelte dann für seine Praxis an den Lizard. In dieser Zeit ließ er sich eines Grundstückserwerbs wegen naturalisieren und verheiratete sich mit einer Nichte des Professors KIRBY, die sich gleich ihm selbst mit algologischen Studien ab- gab. Es folgten einige Jahre glücklichster gemeinsamer Arbeit, (28) F. TOBLER: der auch Sammlungen von hohem Wert (Algen, Muscheln, Insekten) entstammten. 1869 entschloß sich das Paar zu einer wissenschaft- lichen Reise nach Südafrika, die dem Zambezi gelten und mehrere Jahre dauern sollte. Alles war wohl überlegt und mit europäischen Forschern beraten. Leider hinderte aber, nachdem die dreimonat- liche Segelschiffahrt bis Kapstadt überstanden war, der Ausbruch von Unruhen in Damara den Fortgang. BECKER blieb daher ab- wartend in Kapstadt und arbeitete mit seiner Frau im dortigen, dem weitgereisten LOWARD unterstellten Museum, z. B. an den BAINschen Sammlungen. Nach einjährigem vergeblichen Warten nahm BECKER die Stelle als ßegierungsarzt für den Bezirk der Kowie mit Sitz in Port Alfred (Kapland) an. Und in den fünf Jahren an dieser herrlichen Küste des indischen Ozeans, wo sich der volle Reichtum der subtropischen Flora entfaltet, legte der Eifrige mit seiner Frau den Grund zur Kenntnis der Meeres- Vegetation dieses Landes. Überreiche Sammlungen brachten ihm Anregung und Verbindung, die ihn immer wieder zur weiteren Nutzung seines Postens im Dienste der Wissenschaft anspornte. 1875 zog er nach Grahamstown, nur wenig entfernt von dort, und arbeitete um so eifriger an den Algen, als er -seine anderen Samm- lungen nun dem dortigen Museum überwies. In der kleinen Provinz- stadt wurde er, als langjähriger Leiter des Krankenhauses, eine hochangesehene Persönlichkeit und von besonderer Bedeutung für die Entwicklung des geistigen Lebens, da er z. B. auch dem „Museum" vorstand. Trotz vielfacher Inanspruchnahme war er schon 1885 dem Gedanken einer Algenflora des Gebietes nahe- getreten, als ihm der Tod die Mitarbeiterin raubte. Dieser schwere Schlag zerstörte ihm das Unternehmen und, wenn er auch eifrig weiter beobachtete und sammelte, er hat tatsächlich sich nie mehr mit dem Gedanken einer Veröffentlichung befreunden wollen. Übrigens begann er neben den Algen auch wieder Muscheln zu sammeln und seine zweite derartige Sammlung zierte seit 1915 das Museum in Pretoria und galt als die beste des Landes. Algen- essiccate, prachtvoll aufgelegt und glänzend bestimmt, verteilte er mit größter Freigebigkeit überallhin, seine Verbindungen ver- schafften ibin trotz seiner Entfernung die nötige Literatur, die er gewissenhaft benutzte und durch Vorlage seiner Pflanzen in euro- päischen Sammlungen ergänzte, wo es nötig war. Sein freund- liches Heim, in dem seit 1887 als zweite Gattin eine Deutsche waltete, ward fast zu eng für die gesammelten Schätze, im alt- gepflegten Garten zog er so manche subtropische oder gar tropische Merkwürdigkeit; förderte auch darüber hinaus die Einführung von Hermann Becker. (29) nützlichen odei- schönen Pflanzen in jenes klimatisch so bevorzugte Gebiet. Seine Gesundheit hatte sich in Afrika gekräftigt, seine Schaffenskraft war außerordentlich und abgesehen von der iMage des ßheumatismus \var ilim ein ungewöhnlich langes Arbeiten be- schieden. Als er 1917 nach ganz kurzem Krankenlager starb, stand er noch mitten in der Arbeit: drei Tage vor dem Tod war der Hochbetagte noch als Arzt wie als Gelehrter tätig. Hatte er auch die alte Heimat seit einem halben Jahrhundert nicht gesehen, so war er im Herzen doch deutsch geblieben und dachte der Hei- mat oft. Er litt daher unter dem Kriege, wenngleich seine süd- afrikanischen Freunde ihm treu blieben. Gattin und Tochter kehrten später heim. Leider hat der zu den ersten Algologen gehörige Forscher nichts veröffentlicht; noch 1914 versuchten HEINBOLD und ich ihm zuzureden, seine Bescheidenheit war zu groß. Trotzdem er der einzige Algologe Südafrikas war, meinte er, daß der Wissenschaft durch seine stets bereite Mitteilung von Wissen und Objekten Genüge geschehen sei. Seine Sammlungen und Bibliothek kamen an das Bolus-Herbarium der Kap-Universität, wo sie ehrend von ihm zeugen werden. Den Algensammler W. TYSON, der später in der Kowie arbeitete, hat im wesentlichen BECKER angeleitet. Und das von TYSON 1909 begonnene Exsiccatenwerk (South African Marine Algae, ab 1909) geht stark auf BEOKERs Hilfe zurück, der TYSON nicht allein mit den äußeren Hilfsmitteln und Literatur, sondern vor allem bei der Bestimmung unterstützte, zu der kein anderer so befähigt war wie er. In diesem Algenwerk sollte, wie BECKER er- wartete, auch der interessante östlich Kapstadt erkennbare Unter- schied der Flora der so erheblich in den Temperaturen verschiedenen Meere zum Ausdruck kommen. Er kannte und verfolgte in der Literatur die Flora des Atlantischen Ozeans von England her, beobachtete sie weiter von Kapstadt aus und drang als einer der ersten in die Kenntnis der Flora des Indischen Ozeans ein. Nach H. BECKER sind benannt Ptüophora Becken Batt., Tyleiophora Becker/ J. Ag., Mijriophylla JBeckerkina Holm., eine neue Gattung der Rhody- meniaceae, die SCHMITZ als Chrysymenia ßeckerimm bezeichnet hatte, und eine später von HOLMES 3Ljriogloea genannte Gattung der Spaerococcaceae. Aber darüber hinaus verdient H. BECKER als Mensch, als Arzt, Gelehrter und nicht zuletzt als Vertreter deutschen Wesens in der Fremde ein ehrendes Gedächtnis. (30) Hans Fitting: Wilhelm Pfeffer. Von Hans Fitting. (Mit Bildnistafel.) Tief erschüttert sind wir wieder einmal die ganze Tragik des Menschenloses innegeworden, als die Trauerbotschaft die Welt durcheilte, daß am 31. Januar 1920 WILHELM PFEFFER die Augen für immer geschlossen habe. Noch weit mehr als die bedeutenden und bahnbrechenden Fachgenossen, die der deutschen Botanik schmerzlicherweise während der letzten Jahre in überreicher Zahl genommen worden sind, SCHWENDENER und STAHL, VÖCHTING und KLEBS, der allzu früh Heimgegangene, erscheint er uns ganz un- ersetzlich: der unbestrittene Führer in dem vielseitigen und schwie- rigen Gebiete, dem er als Bahnbrecher den Stempel seines reichen und scharfsinnigen Geistes aufgedrückt und das er beherrscht hat, wie keiner vor ihm oder neben ihm. Seinen Verlust empfinden wir mit um so schmerzlicherer Trauer, weil wir uns dessen bewußt sind, daß zurzeit nirgendwo auf Erden ein gleichwertiger Forscher sein Erbe anzutreten und sein Lebenswerk mit auch nur ähnlichem Erfolg fortzusetzen vermag. Dürfen wir doch nicht hoffen, daß ein gütiges Geschick das Wunder vollzieht, der Pflanzenphysiologie so bald wieder einen Forscher ähnlicher Größe zu schenken, wie es zugleich mit und nach JULIUS SACHS der Fall war. Ein Kranz schlichter Erinnerungsblätter, den wir in Ver- ehrung und Dankbarkeit dem heimgegangenen Meister winden, möge seinen Freunden und Schülern, die mit ihm oder unter ihm tätig gewesen sind, ins Gedächtnis rufen, und den kommenden Generationen, denen unsere Hoffnung gilt, vor Augen führen, wie er ward, und was er uns, was er seiner Wissenschaft war^). 1) Dankbar möchte ich hier aller derer gedenken, die mich bei der Ab- fassung dieses Lebensbildes tatkräftig unterstützt haben. Sehr wertvolle Mit- teilungen verdanke ich vor allem Frau Geheimen Rat PFEFFER, den Herren Kollegen Bkauns in Bonn, BERTHOLD, BUDER, MiEHE, NORDHAUSEN, Reinke, Simon, Stark und Wieler, Herrn Apotheker a. D. Strippel in Marburg, endlich der dortigen Philosophischen Fakultät. Das Bild hat Frau PFEFFER gütigst zur Verfügung gestellt; es ist das gleiche wie in der PFEFFER-Festschrift und stammt aus dem Anfang dieses Jahrhunderts. Wilhelm Pfeffer. (31) Wilhp:lm Friedrich Philipp Pfeffer ist aus Apotheker- kreisen hervorgegangen, dem Stande, dem die Botanik und andere Naturwissenschaften so viel zu verdanken haben; ja er ist in seiner Jugend selbst Apotheker gewesen. Er erblickte am 9. März 1845 das Licht der Welt in der Apotheke des kleinen kurhessischen Städtchens Grebenstein bei Kassel; diese war schon von seinem aus Bamberg zugewanderten Urgroßvater (dem Sohne eines dortigen Ratsschreibers) erworben, vom Großvater und Vater weitergeführt worden. Nach Aussagen von Verwandten scheint er mehr Familien- ähnlichkeit als mit seiner väterlichen Verwandtschaft mit seiner Mutter LUISE geb. THEOBALD, gehabt zu haben deren Wiege in einem kurhessischen Pfarrhause gestanden hatte, und mit ihien Ahnen, von denen auch der Großvater, der Ur- und llrurgroßvater THEOBALD Pfarrer in hessischen Gemeinden gewesen sind. Der Familientradition nach stammen die ThEOBALDs von einer süd- französisclien reformierten Adelsfamilie THEOBALD ab, die wählend der Hugenottenverfolgungen aus Frankreich ausgewandert ist. Seinen ersten Schulunterricht erhielt der Knabe vom 6. bis 12. Lebensjahr in seinem kleinen Heimatsort, da dieser keine höhere Scliule besaß, durch private Unterweisung, in die sich der liektor WENDEROTH und der Pfarrer KNIERIM teilten. Darauf wurde er drei Jahre lang in das kurfürstliche Gymnasium (das Lyzeum Friderizianum) nach Kassel geschickt. Nachdem er hier die Reife für Untei-sekunda erreicht hatte, nahm ihn der Vater aus der Schule und als Lehrling in seine Apotheke auf. ,,Wie^) der junge Willi Pfeffer von der Pike auf dienen mußte, war bewunderns- wert, hat ihm aber für sein späteres Leben nichts geschadet. Die Apotheke wurde von einem Dampfkochapparat geheizt, dessen Feuer er anmachen und unterhalten mußte; ebenso besorgte er das Aufwaschen und die Reinigung aller Kochbüchsen, Seihtücher usw. An jedem Samstag putzte er sämtliche Gefäße der Apotheke ab und bohnerte mit einer eigens dazu angefertigten Masse sämtliche Theken und den Rezeptiertisch. Da es damals noch nicht Sitte war, Drogen geschnitten und gepulvert zu beziehen, so schnitt er auf dem Hausflur stundenlang Kräuter und Wurzeln und pulverte nicht selten mehrere Stunden hintereinander in einem großen Mörser mit schwerer Keule getrocknete Drogen. Dabei war er 1) Dieses Zitat wie einige folgende konnte ich Aufzeichnungen entnehmen, die Heir Apotheker a. D. Dr. W. Strippel in Marbarg jetzt gemacht und mir gütigst zur Verfügang gestellt hat. Herr STRIPPEL ist ein Jagendfreund Pfeffers; er ist im Jahre 1860 gemeinsam mit diesem in der Greben- steiner Apotheke Lehrling gewesen. (32) Hans Fitting: immer munter, fröhlich und guter Dinge" und zu manchem histigen Jungenstreich aufgelegt. „Es war ihm nichts zuviel." Im Alter von 18 Jahren bestand er am 14. und 15. September 1863 vor dem kurfürstlichen Medizinalkollegium in Kassel mit der Note „sehr gut" die Gehilfenprüfung, worauf er mit Beginn des Winter- semesters die Universität Göttingen bezog, um sich auf den Apothekerberuf nun auch wissenschaftlich vorzubereiten, im Be- sonderen um Chemie zu studieren. Lebhafte Neigung für Naturwissenschaften und überraschend eingehende naturwissenschaftliche Kenntnisse brachte der junge Fuchs schon auf die Hochschule mit. Selten wohl sind bereits in frühester Jugend eines Naturforschers alle Vorbedingungen, Interesse für die Natur zu wecken und naturwissenschaftliches Denken auszubilden, so glücklich vereint gewesen wie gerade bei Pfeffer. Den noch jugendlichen und geistig sehr regsamen Vater (er war bei WILHELMS Geburt erst 30 Jahre alt) brachte ja schon sein Beruf, den er sehr ernst nahm, so daß er weit und breit als tüchtiger Apotheker und Lehrherr bekannt war, vielfältig mit naturwissenschaftlichen Tatsachen und Fragen in Fühlung; er war zudem erfüllt von hoher Begeisterung für .die Natur und von ernstem wissenschaftlichem Streben; er hatte außerhalb seines Faches vor allem eingehende botanische, geologische und mineralo- gische Kenntnisse. „Er besaß große und wertvolle Mineralien-, Petrefakten- und Conchyliensammlungen, die einen großen Teil seiner Zeit in Anspruch nahmen, und stand mit zahlreichen Ge- lehrten des In- und Auslandes [von denen gar manche, wie z. B. der Marburger Mineraloge DüNKER, ihn in Grebenstein besuchten], in Tausch und Briefwechsel, bekam auch häufig Sendungen zum Bestimmen. Er und andere deutsche Gelehrte hielten damals schon einen Doktor GUNDLAOH als Sammler auf der Insel Cuba in Sold; von diesem trafen öfters Sendungen ein." 'Auch ein großes Her- barium, das auf 20000 Spezies geschätzt wurde, und eine vorzüg- liche Drogensammlung hatte er zusammengebracht. Ein von ihm verfaßtes druckfertiges Lehrbuch der pharmazeutischen Chemie blieb nur deshalb unveröffentlicht, weil inzwischen ein solches von einem and^-en Autor herausgekommen war. Durch den Vater wurde der Knabe, dessen gleichfalls lebhaft entwickelter Sammel- trieb sich in der Anlage von Herbarien, Käfer-, Schmetterlings- und Muschelsammlungen schon sehr frühzeitig betätigte, auf häufigen gemeinsamen Ausflügen in die Natur eingeführt. Der Vater sparte auch für den Unterricht seines geweckten Jungen nichts. „Es stand ihm und mir schon damals [in der Lehrzeit, 1860] zur steten Be- Wilhelm Pfei-fer. foo\ nutzung ein gutes Mikroskop zur Verfügung, und wir übten uns fleißig in der Untersuchung von Stärkeraehlarten, Mehlen, Bärlaj.p- samen und mancherlei Gespinnstfasern. Eine Stunde wurde fast täghch dem Unterricht und Abhören des Gelernten gewidmet." Den botanischen Mikroskopierübungen wurde SOHACHTs Mikro- skop" und HUGO VON MOHLs „Morphologie und Physiolo-ie der vegetabilischen Zelle" zugrunde gelegt; vor allem diesem letzteren ausgezeichneten Buch brachte der junge Naturforscher lebhaftes Interesse entgegen. Auch an einfacheren pflanzenphysiologischen Experimenten versuchte man sich mit gutem Erfolg. Schon in diesen Lehrjahren hatte er ferner, wohl ebenfalls unter des Vaters Anleitung, reichlich Gelegenheit, sich auch ganz systematisch mit chemischen Studien, so auch mit chemischen Analysen ernsthaft und eingehend zu beschäftigen. War es doch damals in den Apotheken noch üblich, nicht nur alle galenischen Präparate, son- dern auch eine große Anzahl Chemikalien selbst herzustellen, wie z.B. Kalomel, Sublimat, Salmiakgeist, salpetersaures Wismut, 'Mor- phium, Benzoesäure, Kollodium u. a. „Wie in den meisten kleinen anderen Landapotheken wurden auch noch Schokolade, Gersten- zucker, überzuckerte Mandeln, Magenmorsellen und Althäpasta hergestellt. . . . Merkwürdigerweise wurde ein ziemlich großer Um- satz in selbstangefertigter Schuhwichse und schwarzem Lederlack erzielt." In gleichem Sinne anregend wirkten aufs glücklichste ein entfernter Verwandter mütterlicherseits, „Onkel" GOTTFRIED ThEO- BALD, Professor an der Kantonsschule in Ohur, der sich durch Herausgabe geologischer Karten Graubündens bekanntgemacht und um die Kenntnis der Mooswelt in den rhätischen Alpen be- deutende Verdienste erworben hat, und dessen. geologischen Freunde. Schon im Alter von 12 Jahren durfte WILHELM diesen Onkel auf seinen botanischen und geologischen Wanderungen durch die Schweiz begleiten. Dadurch und infolge eines, wie wir noch hören werden, längeren Aufenthaltes in Chur ist ihm die Schweiz ztir zweiten Heimac geworden. Dem Hochgebirge galt denn auch im späteren Leben immer seine besondere Zuneigung. Hier vor allem erschloß sich ihm die Schönheit und Größe der Natur, die er lieb hatte, und hier gewann er auch die tiefsten und gewaltigsten Natureindrücke seines Lebens. In seinen Jünglingsjahren bildete er sich nämlich zu einem der kühnsten Hochalpinisten aus, der als Gipfelstürmer wie in seiner Wissenschaft die allergrößten Lei- stungen anstrebte; so hat er das Matterhorn als fünfter bezwungen. Erst als er sich im Alter von 39 Jahren verheiratete, gab er die Ber. der Deutschen Bot. GeselJsch. XXXVIIL (8) /g^x Hans Fitting: kühnsten Hochtouren auf. Der vielen glücklichen Stunden, die er auf solchen Wanderungen erlebte, erinnerte er sich im späteren Leben ganz besonders gern im geselligen Verkehr mit seinen Schülern, wenn er sie, wie in jedem Semester einmal, in seinem gastlichen Heim um sich vereinte. In den Alpen lernte er auch seine spätere treue Lebensgefährtin HENRIKA, geb. VOLK, kennen, die er vier Jahre danach, im Jahre 18Ö4, als Professor schon von Weltruf in die hübsche Dienstwohnung des Tübinger Institutes heimführte. In die Alpen kehrte er auch bis in seine letzten Lebensjahre vor dem Kriege immer wieder gern zurück, wenn er in den Ferien Erholung suchte von ernsten Erkrankungen oder von schwerer Arbeit. Waren infolge der vielfältigen Anregungen, die Vater und Onkel ihm gaben, des Knaben und Jünglings naturwissenschaft- liche Neigungen auch vielseitig und mannigfaltig, so hat doch wohl die Botanik ihn von vornherein am meisten angezogen. Schon im Alter von 6 Jahren fing er an, zunächst mit des Vaters Hilfe, Pflanzen zu pressen. Das^wurde bald zu seiner besonderen Leiden- schaft; auch noch während seiner ganzen Lehrzeit sammelte er fleißig Gewächse. So eignete er sich schon in jungen Jahren, und zwar in hohem Maße selbständig, eine gründliche Kenntnis der höheren Pflanzenwelt und der Moose der Schweiz und seiner Hei- mat an, die er, auch mit gleichgesinnten Freunden, auf kleineren und größeren Wanderungen durchstreifte. Aber nicht nur durch seine genaue Kenntnis der Moose und Phanerogamen, ja selbst der schwierigsten unter ihnen, wie etwa der Carkes, überraschte er noch als Professor auf gelegentlichen Exkursionen seine Schüler, die in dem erfolgreichen Laboratoriumsphysiologen solche Viel- seitigkeit nicht vermuten mochten, sondern auch durch die niederer Tiere, vor allem von Insekten. Sein vorzügliches G-edächtnis ließ ihn auch dabei kaum jemals im Stich. So konnte er einst als Lehrling, als er auf einem Ausfluge in die Umgebung Greben- steins den Göttinger Botaniker BARTLING mit seinen Studenten begegnete, zu aller Ei staunen mit altkluger Sicherheit die Führung der Exkursion übernehmen und den Teilnehmern unbekannte Stand- orte seltener Oiganismen zeigen. Dtim auf die Chemie eingestellten Studium in Göttingen ver- dankt Pfeffer alsdann wohl vor allem seine gründliche wissen- schaftliche Schulung in Chemie und Physik. Er hörte dort eifrig Chemie bei WÜHLER und dem jungen Privatdozenten FiTTIG, in deren chemischem Laboratorium er auch praktisch arbeitete, ferner Physik bei WILHELM WEBER ; er belegte auch die „vergleichende Wilhelm Pfeffer. (35) Anatomie" und „Zoologie" bei KefeRSTEIN, „Kiyptogamen", „Organographie" und „Physiologie der Pflanzen" bei dem wenig kurzweiligen und etwas engen BartliNG, Vorlesungen, die ihm in ihrer veralteten Form nicht anzuziehen vermochten, wie er überhaupt niemals in seinem Leben ein dankbarer Zuhfirer bei Vorträgen war, die sich in einem trockenen Bericht über Tat- sachen erschöpften. Aber auch in nicht akademischer "Weise ar- beitete er hier ernsthaft au seiner Weiterbildung. „Zu meinem Glücke kann ich wohl sagen, hatte ich bereits die Lücken in meiner allgemeinen Bildung erkannt und was ich schon während meiner Lehrzeit begonnen, setzte ich mit Energie in meiner Studien- zeit fort, nämlich durch private, z. T. durch Privatstunden unter- stützte Studien jene auszufüllen"^). Daneben beschäftigte er sich, soweit es im übrigen seine, wie man sieht, vielfach und ver- schiedenartig in Anspruch genommene Zeit nur immer gestattete, mit Botanik, namentlich mit Kryptogamenkunde, wobei er an BARTLING Hilfe fand. Aber auch die Poesie des Studentenlebens ist ihm nicht fremd geblieben; er ist am 1. November 1S63 in die damals noch schwarze Verbindung Frisia eingetreten (RUDOLF EUCKEN gehörte hier zu seinen Bundesbrüdern) und hat fleißig gefochten. In einem Briefe aus jener Fuchsenzeit (v^om 9. April lö64) an seinen Jugendfreund STRIPPEL schreibt er in übermütiger Stimmung: „Bist Du im Laufe des Winters häufig auf Bällen gewesen oder hast Du in Deinem früheren Stumpfsinn gegen solche erhabene Vergnügungen verharrt? Ich kann Dir für meine Person wenigstens sagen, daß ich auch jetzt nicht hingehen würde, obgleich keiner meiner Göttinger Freunde die Ansichten der Grebensteiner Philister über mich theilt, sondern wie ich wohl dreist sagen kann gerade das Gegentheil. Ich kann Dir Streiche, die ich mit ansgefressen habe, zwar nicht brietlich erzählen, weil sie wohl einige Bogen erfordern würden, doch genüge Dir die Bemerkung, daß ich mich bis jetzt stets so herausgezogen habe, daß ich ohne Carcer davongekommen bin, was ich in einzelnen Fällen fast für unmöglich gehalten hätte." LTm so erstaunlicher ist es, daß er sich bereits wenige Wochen nach Beginn seines Studiums an eine selbständige wissenschalt- liche Arbeit machen konnte, als ein Zeichen, wie gründlich er in seiner Lehrlingszeit schon dem Universitätsstudium vorgearbeitet 1) Die folgenden Zitate sind dem sehr ausführlichen Lebenslauf ent- Dommen, den Pfeffer der Philosoph. Fakultät in Marburg bei der Bewerbung um die venia legendi eingereicht hat. (3*) (36) Hans Fitting: hatte. So war er bereits nach knapp viersemestri gern Studium im- stande, sich Ende Januar 1865 bei der Göttinger Philosophischen Fakultät auf Anraten seiner Lehrer, deren warme Verwendung die schweren Bedenken der anderen Fakultätsmitglieder wegen des so- anomalen Bildungsganges und der kurzen Studienzeit des Kandi- daten überwinden half, mit einer unter FlTTIGs Leitung ent- standenen, rein chemischen Dissertation zum Doktorexamen zu melden. In dieser Arbeit (1865) wird gezeigt, wie man Glyzerin in den Kohlenwasserstoff Allylen umwandeln kann. Sie ist nach sachverständigem Urteil eine für die damalige Zeit recht gut durch- geführte, saubere Experimentaluntersuchung, wobei mit Kritik experimentelle Schwierigkeiten geschickt überwunden worden sind. Aus dem Gutachten WöHLERs für die Fakultät, das mit diesem Urteil sachlich übereinstimmt, ist folgender Satz beachtenswert: „In Betreff des Styls finden sich manche Mängel." Nach dem Ergebnis der mündlichen Prüfung, die am 3. Februar 1865 in Botanik und Chemie stattfand, wurde PFEFFER im Februar ,,propter insignem chemiae et botanices scientiam dissertatione et examine adprobatam" zum Doktor der Philosophie promoviert. Mit Beginn des Sommersemesters setzte er nunmehr sein pharmazeutisches Studium in Marburg fort, wo er Vorlesungen bei dem Botaniker WiGAND, bei dem seiner Familie befreundeten Mineralogen DUNKER und bei dem Chemiker KOLBE hörte, vor- wiegend aber unter WiGANDs Anleitung sich wieder mit Botanik beschäftigte. „Wohl ward mir durch einige meiner Lehrer [be- sonders durch Dunker] wiederholt der Gedanke nahegelegt, mich der akademischen Lehithätigkeit zu widmen und wenn mich auch Neigung zu diesem Beruf hinzog, so bewogen mich doch andere Gründe bei der Pharmacie zu bleiben", wohl vor allem die Forde- rung des Vaters, den Apothekerberuf für alle Fälle gründlich zu beherrschen. Deshalb ließ sich PFEFFER am Ende des Sommer- semesters, während dessen er einige Freunde wöchentlich 1 — 2 mal erfolgreich im Bestimmen von Gramineen, Cyperaceen und Com- positen unterrichtete, exmatrikulieren, um die pharmazeutische- Gehilfenzeit anzutreten, zuerst bei dem Apotheker ZeheNTNER in AugsbuFg, in dessen Geschäft ihm als Defektarius die fabrik- mäßige Darstellung chemisch-pharmazeutischer Präparate oblag. Im Juli 1866 trat er alsdann in die Apotheke des Herrn SCHÖNECKER in Chur über, wo ihm manche Vorteile winkten. „Die größere Muße, welche sich mir in Chur darbot, benutzte ich, wie auch in Augsburg, für botanische, namentlich auch litterarische Studien, in denen ich durch die mir in liberalster Weise geöffnete Bibliothek Wilhelm Pfeffer. (37) zu Zürich in hohem Grade unterstützt wurde. Ferner hatte ich mir die Erforschung der Laubmoose Graubündens zum Ziel gesetzt und führte zu deren Zweck zahlreiche Wanderunpen in fast alle Gebirgsstöcke der rhcätischen Alpen aus; Wanderungen, die mir auch in anderer Hinsicht sehr lehrreich wurden, da sie zum großen Theil in Begleitung meines . . . Onkels, des Professors G. TheOBALD geschahen, dessen Namen bekanntlich mit der Geologie der Alpen unsterblich verknüpft ist." Auf einer dieser anstrengenden und oft gefahrvollen Klettereien hatte er ein seltenes Abenteuer, worüber er in seinen jugendlich frisch, ja auffallend schwungvoll geschriebenen „bryologischen Reisebildern aus dem Adula" (1868, a) folgendermaßen berichtet: „Das fragliche liylocomium hatte mich zum eifrigsten Nachsuchen angefeuert; auf den schmälsten Felsenbändchen wurde über dem tosenden Strome hingepürscht, aber vergebens, — bis ein seltnes Intermezzo mir den Bückzug räthlich machte. Ein Felsenriegel verwehrt mir weiteres Vordringen, mit kräftigem Sprunge schwinge ich mich empor — und vor mir sitzen, keine drei Schritte ent- fernt, zwei junge, etwa l'^ Fuß hohe Bären. Das erste beider- seitige Erstaunen schlug bei mir schnell in eine Mordlust um, und schon faßte ich meinen Bergstock fester, — da machte ein Gedanke meinen Arm erlahmen: meine kritische Lage für den Fall der Rück- kehr der, durch Nothschreie herbeigerufenen, Mutter. Ich zog mich auf die obere Terrasse zurück, um dort zwischen Sphagneu und Varcinien eine ergiebige Moosjagd zu beginnen; vor „Mutz" hatte ich, außerhalb des nächsten Bereiches seiner hoffnungsvollen Spröß- linge, nur wenig Respekt, ja eine Begegnung wäre mir sogar er- wünscht gewesen." Mit Beginn des Wintersemesters 1868/69 kehrte PFEFFER aber wieder auf die Universität Maiburg zurück, um nun die pharmazeutische Staatsprüfung abzulegen. Diese fand am 14. De- zember 1868 vor dem Obermedizinalkollegium statt; die Note „vor- züglich gut" belohnte sein ernstes Streben. „Bis dahin war es mein Entschluß gewesen, der Pnarmacie treu zu bleiben und in meinen Musestunden die Botanik fördern zu helfen, doch wurde ich jetzt in dieser meiner Absicht wankend. Keineswegs übersah ich die Schwierigkeiten, welche sich mir in Folge meines Bildungs- ganges in den Weg stellen konnten, wenn ich auch in mir das Bewußtsein trug, die Lücken, welche ein zu frühzeitiges Verlassen des Gymnasiums in meiner allgemeinen Bildung gelassen hatte, vollständig ausgefüllt zu haben." So hat die Liebe zur Wissen- schaft, im besonderen zur Botanik, der weiteren Ausbildung des /38") Hans Fitting: jungen Apothekers und seinem ganzen ferneren Leben die Richtung Gegeben. Bis zum Ende des Sommersemesters 1869 blieb er noch in Marburg, dauernd von WiGAND in seinen botanischen Studien gefördert. Die Arbeit über die Blütenentwicklung der Primuiaceen und Ampelideen (1872, g), die von diesem Botaniker angeregt worden war, wurde jetzt abgeschlossen. Ende August siedelte PFEFFER nach Berlin über. Dort trat er zunächst zu ALEXANDER BRAUN in Beziehung, der ihm manche Anregungen gab. In seinem Hause lernte er eines Abends bei Beginn des Wintersemesters ÜEINKE und BRAUNs damaligen Famulus HERMANN VÖCHTING kennen, der in PrINGSHEIMs Privat- laboratorium arbeitete. VÖCHTING riet beiden^), sobald wie möglich auch zu seinem ausgezeichneten Lehrer zu kommen, da er gerade noch zwei Arbeitsplätze frei habe. In diesem großen Morphologen, dessen engerem Kreise PFEFFER zugleich als Privatassistent während des Winters 1869 auf 1870 zusammen mit VÖCHTING, EEINKE und HiERONYMUS ungemein fleißig angehörte, und hierauf, nachPRINGS- HEIMs Fortgang von Berlin, in JULIUS SACHS, auf dessen Ein- ladung er im Würzburger Institut im Sommer 1870 (wiederum zusammen mit REINKB) und im Winter 1870/71 arbeitete, fand er alsdann die großen Meister seines Faches, die ihm Bleibendes zu geben hatten. Vor allem der Einfluß von SACHS, dessen bedeutende Persönlichkeit ihren Zauber auf ihn nicht verfehlte, dürfte neben eigenen Neigungen und eigener Begabung für seine weitere Lebens- arbeit entscheidend geworden sein., Das Verhältnis zu SACHS wurde bald recht freundschaftlich und blieb lange Zeit so, bis, wie es scheint nicht durch PPEFFERs Schuld, während dessen Tübinger Jahre leider eine dauernde Entfremdung eintrat. Bei PRINGSHEIM äußerte PFEFFER den Wunsch, MiLLARDETs Untersuchungen über die Keimung von Selaginella nachzuprüfen. So entstand, in Berlin begonnen, aber erst bei SACHS beendigt, die bekannte, technisch recht schwierige, treffliche Untersuchung über die Entwicklung des Keimes von Selaginella (1871, e). Bei Sachs fing er alsdann an, eigenen AVünschen entsprechend^ physiologisch zu arbeiten. Auf seine Anregung wurden in Würzburg die Untersuchungen über die Wirkungen des farbigen Lichtes auf die Zersetzung der Kohlensäure (1871, a) und die hübschen Studien über Symmetrie und spezifische Wachstamsursachen (1871, b), eine der ältesten rein entwicklungsphysiologischen Untersuchungen, durch- geführt. Die Assimilationsstudien legte er zusammen mit der 1) So nach einem Brief Reinkes an mich. Wilhelm Pfeffer. (39) großen SelagineUaaxheit im Januar 1871 von Würzbnrg aus der Philosophischen Fakultät in Marburg zur Habilitation vor. WiGAND empfahl ihn den Kollegen als einen Gelehrten, der durch seine bisherigen Veröffentlichungen „eine nicht gewöhnliche wissen- schaftliche Befähigung" an den Tag gelegt habe. Aus dem Gut- achten sind noch die folgenden verständigen, wenn auch nicht gerade schön stilisierten Worte bemerkenswert: „Die bei den früheren Fakultätsverhandlungen [über den Nostrifikationsantrag Pfeffers] . . . besprochene Frage wegen der „allgemeinen Bildung" kann gegenwärtig, nachdem dessen Promotion durch unsere Facultät anerkannt worden ist, selbstverständlich nicht mehr in Betracht kommen. Jedenfalls geht eine allgemein naturwissenschaftliche und mathematische Bildung sowie diejenige Schärfe und Gewandtheit des Denkens, überhaupt diejenige nicht bloß zur Aneignung eines Vorrathes von Fachkenntnissen sondern zur selbständigen Erfassung und Beherrschung eines wissenschaftlichen Gebietes befähigende formelle Ausrüstung des Geistes, welche ja unter Anderem gerade bei der classischen Vorbildung bezweckt wird, wie mir scheint zur Genüge aus den vorliegenden Leistungen des Dr. PFEFFER hervor." Die Fakultät hatte denn auch keine Bedenken gegen die Zulassung, so daß am 18. März 1871 die Antrittsvorlesung über „Die Bedeutung von Beleuchtung und Verfinsterung für einige Wachstumsvorgänge" stattfinden konnte. Da im gleichen Jahre auch der Vater nach Aufgabe seines - Geschäftes, für das er keinen Familienerben mehr wußte, Marburg als Wohnsitz wählte, wo er, mit dem Mineralogen DUNKER eng befreundet und seine mineralogischen Kenntnisse verwertend, m dessen Institut jahrelang Privatassistent wurde, so waren Eltern und Sohn wieder einige Jahre angeregten Zusammenlebens ver- gönnt. Aber ein schneller Aufstieg in der akademischen Laufbahn folgte. Schon im Herbst 1873 berief den Privatdozenten die preußische Staatsregierung nach Bonn, und zwar auf Vorschlag vor allem HANSTEINs, auf das neubegründete Extraordinanat für Pharmakognosie und Botanik, womit die Kustodenstelle an den Botanischen Anstalten verknüpft war. Eine geeignetere Wahl hätte nicht getroffen werden können. Im Frühjahr 1877 kam alsdann die ehrenvolle Berufung zum ordentlichen Professor als Nachfolger ScHWENDENERs nach Basel, kurz darauf, im Herbst 1878, die Übersiedelung ebenfalls wieder auf ScHWENDENERs Lehrstuhl nach Tübingen, wo er ein sehr reges wissenschaftliches Leben in seinem Institute weckte, im Herbst 1887 der Ruf nach Leipzig. Eine weitere ehrenvolle Berufung im folgenden Jahre nach München (40) Hans Fitting: lehnte er ab. Nachdem PFEFFER bereits in Tübingen die „Unter- suchungen aus dem Botanischen Institute zu Tübingen" heraus- gegeben hatte, übernahm er nach dem Tode seines Lehrers Prings- HEIM im Jahre 18^5 zusammen mit STRASBURGER die Jahrbücher für wissenschafthche Botanik, wodurch das in Leipzig bis an die äußerste Grenze seiner phj-sischen Kräfte gehäufte Maß seiner Berafspfhchten noch wesentlich vermehrt wurde, da die eigentlichen Rodaktionsgeschäfte, die er nicht leicht nahm, ausschließlich auf seinen Schultern lagen. An äußeren Begebenheiten ist in Leipzig sein ferneres Leben arm gewesen. In stets angestrengtester Arbeit, die gelegentlich durch ernstere und längere Krankheiten unterbrochen wurde, und in gewissenhaftester Erfüllung seiner Amt:^pflichten flössen ihm die Jahre gleichförmig dahin; nur die Ferien brachten mit zu- nehmendem Alter immer länger willkommene, ja notwendige Gelegenheit zu ausgiebiger Erholung in den Alpen oder an d"r Piviera, gelegentlich im Frühjahr auch wohl im Schwarzwald, wo er alsdann manchmal mit dem ihm schon von Berlin und Tübingen her eng befreundeten VÖOHTING zusammentraf. Zeit zu anregenden Studienreisen hat er niemals im Leben gefunden. Innere Befriedigung über das Gelingen des eigenen Lebens- werkes, Freude auch an gar manchen schönen Arbeiten und Ent- deckungen der immer größer werdenden Zahl seiner Schüler und das Glück äußerer Anerkennungen und Ehrungen aus dem In- und Auslande wurde ihm in reichstem Maße, wie nur ganz wenigen anderen Gelehrten, zuteil. Fast alle großen Akademien der Erde rechneten es sich zur Ehre an, ihn in ihren Kreis aufzunehmen: die Berliner Akademie wählte ihn schon im Alter von 44 Jahren (1889) zum korrespondierenden Mitgliede. Die Tübinger natur- wissenschaftliche Fakultät ernannte ihn 1878 zum Dr. rer^ nat. h. c. die medizinischen Fakultäten in Königsberg und in Halle (1894) zum Dr. med. h. c; ferner wurde er Ehrendoktor „of science" von Cambridge in England (1898) und Ehrendoktor der Universität Christiania (1911). Die Deutsche chemische Gesellschalt machte ihn 1894 zujhrem Ehrenmitgliede; der bayrische Maximiliansorden für Kunst und AVissenschaft, der schwedische Nordsternorden I. Klasse, ja die höchste Auszeichnung der guten alten Zeit für einen Gelehrten, der preußische Orden pour le merite für Wissen- schaft, wurde ihm verliehen; auch die eigene Staatsregierung zeichnete ihn wiederholt durch hohe Orden und im Jahre 1906 durch Verleihung des Titels eines sächs. Geheimen Rates aus. Umgeben von Liebe und Verehrung seiner näheren Angehörigen Wilhelm Pfeffer, Mn und seiner Schüler schien er im wahren Sinne ein Kind des Glückes, „wovon Jedermann so viel hat, wie er verdient", so hat er sich gelegentlich etwas paradox geäußert. Eine warme Sonne hätte, sollte man meinen, seinen Lebensabend vergolden können. Gewiß, Auszeichnungen und äußere Anerkennung waren auch ihm nicht ganz gleichgülcig; er freute sich daran im Stillen mit gesundem menschlichem Sinn und mit dem richtigen Ehrgeiz, den. wie er selbst einmal sagte, auch der große Forscher braucht als einen Teil jener Kraft, die ihn in rastloser Arbeit vorwärts treibt, und zugleich mit dem berechtigten Stolz der bedeutenden Per- sönlichkeit, die sich in schwerem Eingen entfaltet hat und sich ihres Wertes, ihrer üeberlegenheit bewußt ist; jedoch ohne daß er seine Leistungen je überschätzt hätte. Aber leider war ihm die glückliche, heitere Resignation des Alters bei seinem leichten Hang zu melancholischen Stimmungen nicht gegeben. Je älter er wurde, um so mehr schreckte ihn der Gedanke, die Stätte seines weiten wissenschaftlichen Wirkens, das ihm im Leben alles war, und sein schönes Heim verlassen zu müssen, ängstigte ihn aber auch die Möglichkeit, daß ihm, der sich daran gewöhnt hatte, mit ewig jugendlich beweglichem Geiste bei Tag und Nacht rastlos über wissenschaftlichen Problemen zu grübeln und zu sinnen, der Körper im Alter den Dienst versagen möchte, und daß er alsdann anderen zur Last fallen könnte. Eine Neigung zu pessimistischem Grübeln, die ihn durch sein ganzes Leben begleitet hatte, bekam so mit zunehmendem Alter neue Nahrung. Als er das Alter nahezu erreicht hatte, das der Psalmist als das normale Lebensalter des Menschen bezeichnet hat, und mehr denn je Eücktrittspläne ihn beschäftigten und niederdrückten, brach der große Krieg aus. Tiefer als mancher andere empfand seine feinfühhge Seele in heißem, patriotischem Empfinden die Schmach, die uns von einem Lande angetan wurde, das zum guten Teile uns seinen Kulturaufschwung zu danken gehabt hatte, empfand er aber auch die Enttäuschung üb.-r die Stammesgenossen, die sich mit Romanen und Slaven zusammengetan hatten, um die lästig gewordene Kon- kurrenz des fleißigen und friedfertigen germanischen Brudervolkes zu erdrücken. Seine Briefe aus jener Zeit sind bitter. Lähmend und niederdrückend wirkten auf ihn auch die schweren Sorgen uaa die Zukunlt seines Vaterlandes. Mit unheimlicher Sicherheit und Klarheit sah er von Anfang an, für andere in dieser schweren Zeit ein nicht eben anaenehmer Schwarzseher, immer wieder alles Un- glück des Leidensweges voraus, den sein armes Volk gehen mußte. Aber noch viel persönlicher und tiefer sollte ihn (""^.s: Welt- (42) Hans Fitting: krieg treffen. Zwar war er stolz auf den Sohn, sein einziges Kind, weil ihm vergönnt war, mit der Waffe das Vaterland zu ver- teidigen, ja er beneidete ihn darum; aber die Sorge auch um ihn, den jung Verheirateten und Vater eines Söhnchens, verdüsterte weiter seinen Lebensabend. So von den grauen Gestalten des Alters umwittert beging er im Februar 1915 sein goldenes Doktor- jubiläum und zugleich den 70. Greburtstag. Es war eine letzte große Ehrung in einer schlichten, aber gerade dadurch um so ein- drucksvolleren unvergeßlichen Feier, wozu sich Kollegen, Freunde und Schüler, darunter von auswärts z. B. STAHL, HABERLANDT, Klebs, Correns, Czapek, Kniep, Ruhland, Miehe, Renner und der Schreiber dieser Zeilen eingefunden hatten. Nacheinander sprachen der Rektor der Universität, deren Stolz er so viele Jahre gewesen war, der Dekan der Fakultät, die sächsische und Berliner Akademie, Kollegen, Freunde und Schüler ihm ihren Dank, ihre Glückwünsche und ihre Verehrung aus; und KLEBS überreichte die Festschrift, worin sich ein großer Kreis seiner Schüler huldigend vereint hatte. Auf alle die zahlreichen und so verschiedenartigen Reden verstand es der Jubilar geistvoll und gedankenreich zu antworten. Tief ergriff uns vor allem seine Tischrede bei dem Mahl, das nach der Feier einen Teil der Festgenossen in seinem gastlichen Heim mit der Familie vereinte, worin er tiefbewegt und tränenfeuchten Auges der Not des Vaterlandes und in väterlicher Liebe aller der vielen Schüler gedachte, die jetzt weit draußen im Felde als Todfeinde einander gegenüberlagen. Nichts an Kummer blieb ihm ferner erspart. Die Folge sollte seinen pessimistischen Berechnungen nur allzu recht geben, ja sie sogar noch weit übertreffen. Immer drückender wurde von Jahr zu Jahr die Kriegsnot, immer geringer trotz allen Heldentaten der deutschen Heere die Aussicht auf einen halbwegs erträglichen Ausgang des gigantischen Ringens. Da traf ihn noch ganz kurz vor der Niederlage seines Volkes das entsetzliche: der Sohn fiel mit schwerem Kopfschuß als Leutnant bei den letzten verzweifelten Rückzugskämpfen am 15. September 1918 in amerikanische Ge- fangenschaft, ohne daß ein banges, aufreibendes halbes Jahr lang weitere Kunde über sein Schicksal kam. Erst im April 1919 wurde den schwer geprüften Eltern Gewißheit, daß er nicht mehr lange zu leiden gehabt, sondern bereits vor dem 18. September sein Leben für das Vaterland gelassen hatte. In diesem Zustand der Niedergeschlagenheit, des bangen Harrens und Sorgens kam alsdann wie ein Blitz aus düsterem Himmel der jähe Zusammenbruch und die Schmach, die das eigene Wilhelm Pfeffer. (43j Volk sich in sinnloser Selbstentniannung, betört von gaukelnden Hirngespinsten antat, wohl die allerbitterste Enttäuschung seines lanoen Lebens. In einem Briefe vom 16. Oktober 1918 heißt es: ,,Bis dahin haben meine Frau und ich alles gut ertragen was der Krieg an Ungemach und Entbehrungen mit sich brachte und ich selbst habe mich eigentlich dauernd körperlich ganz gut befunden. Doch iürchte ich, daß alles was jetzt zusammenkam und droht wir nicht mehr so gut zu überwinden vermögen." Und am 5. Mai 1919 schrieb er: ,,Die derzeitigen Verhältnisse und die Sorgen um die Zukunft unseres Vaterlands haben uns so niedergedrückt, daß es nur zu verwundern ist, daß wir uns aufrecht erhalten haben. . . . Zudem bin ich auch nicht in der Stimmung, ruhig wissenschaftlich zu arbeiten. So sehne ich mich nach dem Ende und bedaure, daß ich nicht vor dem Krieg aus dem Leben schied." Von diesen Erlebnissen vermochte er sich nicht mehr zu er- holen und aufzuraffen. Trübe war sein letztes Lebensjahr. Der Glaube an sein Volk, das so übermenschlich großes geleistet hatte, war ihm zerbrochen; eine Hoffnung auf die Zukunft hatte er nicht mehr; vor sich sah er nur die Entehrung, Schande und Not seines Landes. Sein körperliches Befinden war seit dem Sommer 1919 schlecht; aber er mochte sich nicht schonen. In schlaflosen Nächten folterten ihn bedrückende Traumgesichte aus dem Felde; dazu schreckte ihn die nun ganz nahe Aussicht, keine Ablenkung mehr in strenger Berufsarbeit von derartigen Stimmungen zu finden : in solch elendem Zustande quälte er sich durch die schweren, arbeitsreichen und aufreibenden Nachkriegs- und Zwischensemester im Sommer 1919 und im Winter 1919/20. Zugleich rüstete er sich auf ein nahes Ende. Briefe und andere Dokumente wurden systematisch vernichtet, darunter schmerzhcherweise auch die ab- geschlossenen Versuchsprotokolle für zwei große Arbeiten, die niederzuschreiben er nicht mehr die Kraft und Sammlung fand, und die unfertig in andere Hände fallen zu lassen ihm widerstrebte. Am 30. Januar 1920, dem letzten Tage des sächsischen Winter- semesters, las er, bewußt zum letzten Male, angeregt und mit der großen geistigen Frische, die trotz allem gerade in den letzten Jahren und Monaten seine Beamten und Schüler im Laboratorium immer an ihm bewundert hatten, sein Physiologiekolleg; im Sommer hatte er anderes zu lesen und im Herbst wollte oder mußte er sich emeritieren lassen. „Wie schön wäre es gewesen, wenn ich jetzt tot umgefallen wäre", mit diesen, seinen Zustand bezeichnenden Worten kehrte er aus der Vorlesung zu seiner Frau zurück. Neue einsame Stunden schweren Grübelns, tiefer Depression folgten. (44) Hans Fitting: Unselige Gespenster! so behandelt ihr Das menschliche Geschlecht zu tausend Malen; Gleichgültige Tage selbst verwandelt ihr In garstigen Wirrwarr netzumstrickter Qualen. Dämonen, weiß ich, wird man schwerlich los, Das geistig-strenge Band ist nicht zu trennen. — Zerbrochen und gefällt unterlag er im Kampfe mit den zermalmenden Schicksalsschlägen. Am Abend des 31. Januar, 7 Uhr, nahte sich ihm schmerzlos das seit langem heiß herbeigesehnte Ende und gab ihm den Frieden, der sich auf den edlen Zügen des für immer Entschlummerten widerspiegelte als ein Trost für die, die tief, erschüttert an seiner offenen Bahre trauerten. Am 5. Februar fand die Einäscherung im Leipziger Krematorium statt. — ,, Kannst du es vergessen in der dunkeln Stunde, daß es große Menschen gab, und daß du ihnen nachziehst?" — Der Eindruck von PFEFFERs Persönlichkeit wird allen unaus- löschlich sein, die mit ihm in Berührung kamen. Er war eine stattliche, breitschultrige Erscheinung mit etwas vornüber gebeugtem Haupte, an dem die hohe Stirn über den klugen und lebhaften, von einer goldenen Brille nur schwach beschatteten Augen auf- fiel^). Der wallende giaue Vollbart verlieh seinem gefurchten und durchgeistigten Gesicht im Alter etwas Ehrwürdiges und Achtunggebietendes, ja Patriarchalisches. Er gab sich immer schlicht und natürlich, gegen Jedermann von einfacher, warmer Freundlichkeit und Güte, jedoch ein wenig unsicher und deshalb vielleicht nicht immer ganz geschickt, mit Menschen umzugehen. Es fehlte ihm der rechte Glaube an die Menschheit; er war auch in diesem Sinne Pessimist. Sein Gemüt war auffallend weich ; teilnahmsvoll verfolgte er Freud und Leid seiner Mitmenschen, und mit treusorgender Liebe umgab er seine Familie. Bei der ihm eigenen Lebhaftigkeit plauderte er gern, und zwar meist mit hastiger, schneller Sprache, über die ver- schiedensten Dinge, auch solche, die ihm ferner lagen, jedoch nur selten über sich selbst. Offenbar gab er sich nicht gern völlig- unbekümmert ganz aus, so heiter und ungezwungen er in Gesell- schaft auch sein oder erscheinen konnte. In gewissem Sinne war er vielmehr immer beherrscht zurückhaltend und vorsichtig, um sich nicht nach irgendeiner Seite zu verpflichten und festzulegen. Aus diesem Grunde setzte er sich auch niemals für andere stark 1) Der bekannte Leipziger Bildhauer Sekfn ER hat seine Büste modelliert. WiLHEL>[ Pfeffer. (45) ein. So war er ferner sehr maßvoll und vorsichtig im Urteil über Menschen, trotzdem er, namentlich in seiner Jugend, nicht selten etwas trocken absprechend über Fachgenossen, denen er sich über- legen fühlte, oder über Ansichten urteilen konnte, die ihm nicht lagen. Besonders bezeichnend war für ihn die umsichtig ab- wägende Methode, womit er im Gespräch und in seiner Lebens- führung allem zu Leibe ging. Seine Art, Fragen des Lebens zu behandeln, hatte immer die überlegene, tiefgründige und besonnene, alle Möglichkeiten in betracht ziehende dialektische Färbung, die ihm auch in der Berufsarbeit und in der wissenschaftlichen Dis- kussion eigen war, soweit sich eine solche mit ihm überhaupt führen ließ, da es ihm etwas an dem Willen oder an der Be- fähigung zu fehlen schien, sich in die Gredankengänge und in den Standpunkt anderer ganz einzufühlen. Öffentliches Hervortreten liebte er ebensowenig wie die Repräsentation; beides regte ihn auf. Deshalb hat er wohl auch das verantv/ortungs volle und auf- reibende Rektorat abgelehnt. Und da ihm überlegene Ruhe gegen- über unerwartetem Mißgeschick nicht gegeben war, so verlor er, selbst in der Vorlesung, in solchem Falle leicht die Fassung. Wo es aber galt, mehr im Stillen zu wirken, da stand er seinen Mann wie nur irgend einer. In der Fakultät hat sein lebenskluger Rat deshalb immer viel gegolten; sein klares Urteil, seine kritische Vorsicht, die er sich bei überwiegendem Intellekt selbst dann zu wahren verstand, wenn das Gefühl überwallte, schützte auch in der Fakultät vor allzu schnellen Entschlüssen. Seine Überlegen- heit war beim Zusammensein immer fühlbar. Wissenschaftliche Arbeit und wissenschaftliches Denken war ihm alles. Er war ganz Gelehrter, auch schon in seinen Studien- jahren, und deshalb eigentlich immer allein. Sein Arbeitstag begann bis ins hohe Alter in peinlich gewissenhafter, rast- und ruheloser Arbeitsamkeit am frühesten Morgen, schon vor Tages- grauen. Neben seiner eigenen Wissenschaft, deren Fortschritte er auch außerhalb der eigenen Arbeitsgebiete erstaunlich sorgfältig verfolgte, beschäftigte er sich dauernd eingehend namentlich mit Chemie und Physik; in diesen Wissenschaften besaß er über- raschend tiefe Kenntnisse. An Gewissenhaftigkeit und Pflicht- bewußtsein, an Gründlichkeit und Pünktlichkeit in allen Dingen, auch des täglichen Lebens, fand sich kaum seinesgleichen. Seine Ordnungsliebe, auch in der eigenen Lebensführung, war vorbild- lich. Zu allem aber, was das Leben anderen Menschen schön und lebenswert macht, in Stunden der Müdigkeit oder der Krankheit, über Niedergeschlagenheit, Ermattung oder Langeweile hinweghilft, (46) Hans Fitting: hatte er nur wenig Verhältnis; Kunst, in welcher Form auch immer, war ihm kein eigentliches Lebensbedürfnis, weder große Offenbarung, noch reiches inneres Erlebnis. Sein Sinn für Humor, für ablenkende anmutige Lebensfreuden war gering. So wurden ihm die Stunden der Krankheit, die seiner wenig robusten Natur nicht fremd waren, zu Zeiten quälender Abspannung und be- drückenden Grrübelns. Ebensowenig fühlte er sich, etwa aus trans- zendenten Bedürfnissen, zur Philosophie hingezogen; er beschäftigte sich mit ihr nur, soweit sie ihn, als Naturphilosophie, in seiner Wissenschaft zu fördern vermochte. Seine Weltanschauung war wohl der nüchterne kritische Realismus der großen Naturforscher, ohne jeden mystischen Einschlag. Sehr ausgebildet war bei ihm aber die Freude an schöner Natur: das Hochgebiige und die Poesie des deutschen Waldes liebte er heiß; hier fand er Erholung und neue Spannkraft zur Arbeit. Was machte PFEFFERs wissenschaftliche Größe aus? E-eizvoll ist ein Vergleich zwischen ihm und seinem großen Lehrer SACHS, auf dessen Schultern er stand, dessen Lebenswerk er folgerichtig fortsetzte und zu dem großartigen Gebäude der modernen Pflanzen- physiologie ausbaute. Beide waren in gleicher Weise von leiden- schaftlichem Drang nach rastloser wissenschaftlicher Aibeit, die ihnen alles war, und von dem Ehrgeiz erfüllt, in ihrem Fache die unbestritten Führenden zu sein. Beiden war Scheingelehrtentum, Oberflächlichkeit, wissenschaftliches Geschwätz tief verhaßt. Beide waren infolgedessen in wissenschaftlichen Dingen oft rauh, ja rücksichtslos. SACHS war zweifellos der leidenschaftlichere, der sich in Arbeit ganz ausgab und verzehrte, während PFEFFER kühl und vorsichtig, methodisch vorausdenkend und vorsorgend in seiner Lebensführung, mit den Kräften seines nicht eben starken Körpers Haus zu halten verstand. Dieser Wesensunterschied kennzeichnet auch beider Leistungen. SACHS war zweifellos der kühnere, der sich nicht scheute, mit lebhafter Phantasie erfaßte, anregende neue Gedanken auszusprechen und sie zur Geltung zu bringen, selbst wenn kritischen Augen ihre Einseitigkeit oder Bedingtheit nicht entgehen konnte, eine Kämpfernatur. PFEFFER, schwerblütig und bedächtig, war dagegen immer ängstlich zurückhaltend und be- müht, nach allen Seiten seine Position zu sichern, und stets besorgt, in den Vorlesungen wie in seinen wissenschaftlichen Arbeiten sich eine Blöße zu geben oder, wie er selbst es nannte, „sich zu bla- mieren". Sachs war zugleich der vielseitigere, der mit seinem Feuerkopfe noch die gesamte allgemeine Botanik so umfaßte, daß er auch ihre Geschichte gedankenreich darzustellen und ein viele Wilhelm Pfeffer : (47) Jahre maßgebendes Lehrbuch der Gesamtbotanik zu schreiben vermochte; er war zugleich der glänzendere, bestechendere Geist mit künstlerischer intuitiver Begabung und tiefer philosophischer Bildung, ein fesselnder Meister des mündlichen Vortrages und der schriftlichen Darstellung, dem es gegeben war, selbst Fernerstehende für die Botanik zu begeistern. PfeFFERs Meisterschalt zeigte sich dagegen schon in der weisen Beschränkung, die er sich bewußt auferlegte, übrigens bei einer gewissen Geringschätzung gegen andere Richtungen der Botanik, und in der zum Teil schon durch solche Einseitigkeit ermöglichten Tiefe. Indem er rastlos und unablässig bloß über pflanzenphysiologische Probleme nachdachte, und zwar nur, soweit sie Stoff- und Kraft Wechsel der Pflanze bieten, war er, da er zugleich die Physik und Chemie weitgehend beherrschte, dazu imstande, sie in ihrer ganzen Breite zu erfassen und in ihrer Tiefe zu ergründen. Beide erfüllte in gleicher Weise das Bedürfnis, an Stelle unvorstellbarer mystischer Ideen klare mechanische Erkenntnis der Lebenserscheinungen zu setzen: Sachs erschien eine solche Lösung vieler Lebensrätsel noch mit einfachen physikalischen Vorstellungen leicht; PFEFFER wurde sich zum ersten Male klar bewußt, wie außerordentlich verwickelt die physiologischen Systeme sind. In welche Probleme des Stoff- und Kraftwechsels er sich auch vertiefte, überall erschloß sich ihm eine fast unerschöpfliche Fülle von Möglichkeiten, die bei der Erklärung in betracht gezogen werden müssen; zugleich übersah er alle Folgerungen, die sich daraus ergeben, alle Einwände, die sich gegen eine bestimmte Deutung vorbringen lassen, mit der großen Schärfe und Klarheit seines Geistes, die wir an ihm noch mehr als bei SACHS bewundern müssen. Ihm wurde infolgedessen zum ersten Male auch ganz deutlich, daß bei der Erforschung der Lebenserscheinungen, die wir nicht wie im physikalischen Versuch auf die einfachste Form bringen und von allem Nebensächlichen und Störenden befreien können, sondern so kompliziert hinnehmen müssen, wie sie die verwickelt gebauten Lebewesen uns darbieten, nur exakte, umsichtige, kritische Anah^se uns weiter helfen kann, und daß ein jedes physiologische Experiment deshalb ein- dringend geistig durchdacht und verarbeitet werden muß, um in den Besitz der Wissenschaft überzugehen. Und in solchem kritisch- analytischen Denken war er unbestrittener Meister; nicht weniger aber zugleich in seiner Versuchstechnik. Unerschöpflich waren bei seiner hohen technischen Begabung und seiner Erfindungsgabe die Hilfsquellen, die ihm für erfolgreiche Analyse aus allen mög- lichen anderen Gebieten zuflössen und zur Verfügung standen. (48) Hans Fitting: Überlegen benutzte er sie, wo und wie er sie für seine Zwecke brauchte. Und die von ihm angewendeten experimentellen Hilfs- mittel wirkten in ihrer Einfachheit und Zweckmäßigkeit so über- zeugend, daß sie schnell Gemeingut der Pflanzen physiologie ge- worden sind; erinnert sei hier nur an die Lebendfärbung (1886, a), an die Verwendung des Gipsverbandes (1892, b; 1893, a), der mikroskopischen Meßmethoden (1873, b), der seibstregistrierenden Apparate (z. B. 1907, a, 1911, 1915), an die Einführung einer ver- feinerten mikrochemischen Technik (1872, h; 1874, a) usw. (vgl. auch 1887; 1890, a; 1895, a, d). Die Umsicht in der Bewältigung physiologischer Fragen, der mit dem Alter bei angestrengtester Weiterarbeit immer mehr sich weitende Blick und zugleich das Bedürfnis, jedes Problem zu meistern, hatte zur Folge, daß in seinen späteren Arbeiten und in der zweiten Auflage des Handbuches (1897/1904) immer mehr und mehr Wert darauf gelegt wurde, die Dinge von jeder irgend möo-- lichen Seite aus zu sehen. Die Dialektik überwuchert hier manch- mal in schleppenden, den Leser quälenden, schwerfälligen Perioden und in oftmaligen breiten Wiederholungen die Darstellung der bereits gesicherten Erkenntnis, wofür wie überhaupt für die Objekte der Forschung als solchen sein Interesse geringer gewesen zu sein scheint. Das aber ist gerade das ganz Große und besonders Bewundernswerte an ihm: die leichte Beweglichkeit des vielseitigen Geistes, die reiche Phantasie in kombinatorischem Sinne, die es ihm gestattete, sich einem Problem gegenüber auf jeden Standpunkt zu stellen, es von allen nur denkbaren Seiten zu sehen, weiter das Konstruktive seines Denkens und die wahrhaft meisterhafte Be- herrschung des gewaltigen Stoffes, so daß man immer wieder von neuem darüber erstaunt ist, zu sehen, welche fast unerschöpfliche Fülle von Einzelideen in seinem Handbuch und in seinen späteren Abhandlungen verarbeitet ist. Mit Kecht hat man gelegentlich darauf hingewiesen, daß diese Eigenart, die Probleme zu durch- denken, die in der Physiologie, der schwierigsten aller Naturwissen- schaften, nun einmal geboten erscheint, auch ihre Kehrseite hat; bei der Fülle der Möglichkeiten, die in^ keinem Zeitpunkt als er- schöpfend betrachtet werden kann, werde schließlich das Interesse an der experimentellen Arbeit und an den gesicherten Tatsachen selbst gedämpft, ja der Mut, die Lösung eines Problems zu finden, gelähmt, da jede scheinbare Lösung durch neu erdachte Erklärungs- möglichkeiten entwertet und ihr Autor dadurch leicht in den Augen anderer, besonders wenig kritischer Forscher herabgesetzt werden könne. Dieser Einwand hat gewiß etwas berechtigtes, zumal wir Wilhelm Pfeffer. /^qv doch immer wieder in den Wissenschaften sehen, daß gerade eine gewisse Einseitigkeit der Auffassung durch die Kritik, die sie herausfordert, und durch den Widerspruch, den sie weckt, fast stets sehr kräftige Triebfedern wissenschaftlichen Fortschrittes ge- wesen ist. Unter allen Umständen muß man aber doch anerkennen, daß wir erst PFEFFER die umfassende und zugleich kritische Auf- fassung der physiologischen Vorgänge verdanken. Er erst hat uns ihre unerschöpflich mannigfaltige Bedingtheit klar vor Augen ge- führt und in der votsichtigen Analyse die richtige physiologische Methode geschenkt. Das ist das unvergängliche große Erbteil, das er in der Pflanzenphysiologie, ja vielleicht in der Physiologie' überhaupt, hinterläßt. In dieser Hinsicht sind alle pflanzenphysiolo- gischen Forscher der Jetztzeit seine Schüler geworden. Aber nicht nur die analytische Ader seines scharfsinnigen Verstandes bewundern wir an ihm. Zugleich strebte er über die mühsame und entsagungsreiche analytische Versuchs- und Gedanken- arbeit hinaus zum ersten Male eine vorläufig befriedigende und ab- schließende Gesamtauffassung der Lebensvorgänge in den Organis- men als physiologischen Individuen an. Insofern müssen wir ihn auch als sehr erfolgreichen Synthetiker bezeichnen, wenn auch zuzugeben ist, daß er in dieser Hinsicht weniger selbstschöpferisch, als hervorragend begabt war, gelegentlich hingeworfene Gedanken' die er bei seiner riesigen Belesenheit in der Literatur, auch z. B. der naturphilosophischen, fand, sofort in ihrer synthetischen Be- deutung zu erkennen und weiter auszubauen. Überall finden wir dafür in seinem Lebenswerke Beispiele. VöCHTINGs wichtige Untersuchungen über eigenartige Wechselbeziehungen zwischen den Teilen des Lebewesens beim Entwicklungsgeschehen der Pflanzen, die er in Bonn miterlebte, und DaRWINs bedeutungs- voller Nachweis der weiten Verbreitung von ßeizleitungsvorgängen bei den Gewächsen wurden für ihn der Anlaß, allgemein die Lehre einer Arbeitsverknüpfung der Organe bei allen Leistungen auszu- bauen. Die Idee des physiologischen Gleichgewichtes, das im Organismus angestrebt, aber durch äußere und innere Anlässe un- ausgesetzt wieder gestört wird, und in Verbindung damit die Vor- stellung der Eück- und Selbstregulation, Gedanken, die wir schon mehr oder weniger eingehend in HERBERT SPENCERs jetzt allzu wenig beachteten Theoretischen Biologie, allerdings eng verknüpft mit Lamarckistischen Vorstellungen, durchgeführt finden, wurden von ihm in ihrer Bedeutung klar erkannt und zu ph^^siologischen Grundhypothesen erhoben. Die Meinung, daß die lieizvorgänge nichts anderes als Auslösungsvorgänge im Lebewesen seien, war Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. XXXVIIL (4) (50) Hans Fitting: schon oft vor PFEFFER ausgesprochen worden, und zwar von Philosophen, wie LOTZE und FECHNBR, und von Tierphysiologen, wie JOE. MÜLLER, DU BOIS EEYMOND und CLAUDE ßERNARD, vor allem aber in einer klassischen Arbeit von JüL. ROB. MAYER ; sie war auch für einzelne üeizvorgänge bei den Pflanzen, wie etwa den Geotropismus, schon vor ihm, wenn auch sonst unbe- achtet, von DUTROOHET, geäußert worden. Nur durch diese Definition ließ sich, wie schon J. R, MAYER im Anschluß an seine Überlegungen über die Erhaltung der Energie in der Natur klar erkannte, den ßeizvorgängen das geheimnisvoll Mystische nehmen, das ihnen anzuhaften schien, und eine einleuchtende mechanische Erklärung für sie geben. Und zugleich wurde erst durch diese Begriffsbestimmung der Beizerscheinungen die Erkenntnis klar betont, daß die Arbeitsleistungen der lebenden Pflanzen, ebenso wie des tierischen Organismus, zum großen Teil mit Spannkräften betrieben werden, die durch die Lebensbetätigung im Lebewesen selbst gebildet und aufgespeichert worden sind. So ist das folge- richtige Gedankensystem, das PFEFFERs Yorstellungen über den lebenden Organismus beherrscht, die Idee der Arbeitsverknüpfung, der Selbststeuerung, des Strebens nach Gleichgewicht, der Gleich-' gewich tsstörungen durch äußere und innere Einflüsse, der Gegen- reaktionen, die zum alten Gleichgewicht zurückführen oder ein neues anstreben, des Auslösungscharakters vieler, und gerade der bezeichnendsten Lebensvorgänge und der Herkunft der zu den Lebensäußerungen notwendigen, Energieformen, zwar in seinen Elementen nicht von ihm erfaßt, in seiner Geschlossenheit und Größe aber doch erst von ihm aufgebaut worden. Das geschah im Kern schon in der ersten Auflage seines Handbuches (1881), ja zum Teil bereits in den osmotischen Untersuchungen (1877, a). Auch ist wohl er es gewesen, der zuerst mit Nachdruck auf die große Bedeutung des Massenwirkungsgesetzes im chemischen Ge- triebe des Organismus aufmerksam gemacht hat. Bei SACHS, der ja überall erst die Fundamente legen mußte, finden wir nicht ein- mal die Ansätze zu solchem Streben nach Einheitlichkeit der Auf- fassung und zur Begründung eines abgeschlossenen, alle Vorgänge des Lebens' umfassenden physiologischen Weltbildes. Konstruktiv wie bei der theoretischen Behandlung der physio- logischen Probleme erscheint uns PFEFFER auch gegenüber den wissenschaftlichen Fragen, die er experimentell bearbeitete. Bei der Lektüre vieler seiner Abhandlungen gewinnt man doch immer wieder den Eindruck, daß die größte Geistesarbeit der experi- mentellen Untersuchung eigentlich bereits vorausging. Ehe er mit Wilhelm Pfeffer. (51) den Versuchen begann, verarbeitete er offenbar das Problem, das «r sich gestellt hatte, bereits so weit nach allen üichtungen, daß ihm eine bestimmte Lösung als die wahrscheinlichste klar vor Augen stand, als Ziel, das denn auch durch das Experiment ge- sucht wurde. Zugleich ging er aber stets darauf aus, seine Ver- suche möglichst zu vermannigfaltigen, und zwar auch nach solchen Richtungen, die von vornherein vielleicht wenig aussichtsreich er- scheinen mochten. Bewußt bediente er sich hiermit des wichtigsten Mittels des Analytikers, das allein vor unvollständiger Induktion schützen kann. Ein besonders bezeichnendes Beispiel: bei den bekannten Untersuchungen über die Reizbarkeit von Mimosa wurde auch die Empfindlichkeit für Schallreize, mit einer Violine, ge- prüft. Ebenso ging er vielfach bei der Anleitung der Schüler- arbeiten vor; auch hier waren die Fragestellungen, deren experi- mentelle Bearbeitung er anregte, oft bereits durch feste Ziele be- stimmt, die er im voraus als die in jedem Einzelfalle wahrschein- lichsten glaubte erwarten zu dürfen. Dadurch suggerierte er aller- dings seinen Schülern nicht selten wohl etwas zu stark ihm er- wünschte Ergebnisse, die denn auch von schwachen, unkritischen oder nicht genügend geschulten Naturen gefunden wurden, selbst Avenn das nicht Vorausgesehene Ereignis wurde, eine Möglichkeit, die von ihm merkwürdigerweise häufig doch noch nicht genügend in Rechnung gestellt worden war. Um so größer war alsdann allerdings seine Freude und seine Anerkennung, wenn solche un- erwarteten Entdeckungen gemacht wurden, wenn er auch hier, wie sonst, nicht gern bereit war, einen Irrtum einzugestehen. So bildet PFEFFERS Größe als Forscher zugleich seine Grröße und seine Schwäche als Lehrer, Am bewundernswürdigsten wirkte seine überlegene Beherrschung des physiologischen Stoff- gebietes wohl an den botanischen Abenden, die er in jedem Semester mit seinen Schülern abzuhalten pflegte, in den Be- sprechungen, die sich an die Referate über neuere Arbeiten an- schlössen, oder noch mehr in der Beantwortung von Fragen, die in einem Zettelkasten des Laboratoriums für diese Abende ge- sammelt wurden. Tiefen Eindruck machte alsdann auf alle Teil- nehmer immer wieder die geistsprühende Art, womit er jederzeit auf solche Fragen ganz unvorbereitet einzugehen verstand. Gelegent- lich warf er w^ohl selbst heimlich eine solche besonders anregende Frage in den Kasten, die durch ihre paradoxe Fassung verblüffen und überraschen sollte. In seiner ganzen Größe glänzte er ferner als Lehrer im Laboratorium bei der Anleitung wissenschaftlicher Arbeiten der in (4*) (52) Hans Fitting: der botanischen Wissenschaft und Forschung schon Gereifterert unter seinen Schülern, und zwar nicht nur durch die Mannig- faltigkeit der Aufgaben, die er zu stellen wußte, sondern auch durch die Art seiner Hilfe. Bei seiner unerschöpflichen Phantasie war er nie um mannigfache Ideen für technische Hilfsmittel ver- legen, die die Arbeit fördern konnten; mit unermüdlicher Beharr- lichkeit besprach er täglich in ausgiebigster Weise die verschieden- sten Möglichkeiten, die bei der Deutung der gefundenen oder erwarteten Tatsachen zu berücksichtigen waren, alle daraus sich ergebenden Folgerungen, alle Einwände. Das in seinem Labo- ratorium geradezu zum geflügelten Worte gewordene: „Es kann sein, es muß aber nit sein", das seine ganze Art treffend be- zeichnet, kam hier täglich zur Anwendung und Geltung. Weniger vermochte seine Eigenart solchen Schülern zu geben, die ihte Erstlingsarbeit bei ihm machten, also den Doktoranden. Sie ver- standen seine hochtheoretischen monologartigen Vorträge nicht, womit er auch sie wohlmeinend täglich zu überschütten liebte; auch sahen sie meist nicht recht, worauf er hinaus wollte. Erst durch die Assistenten mußte den dadurch oft Entmutigten in faß- liche Form übersetzt werden, was er meinte und von ihnen getan wünschte. Am meisten setzte aber doch in Erstaunen, mit wie leicht beweglichem Geiste er in solcher Weise die verschieden- artigsten physiologischen Arbeiten nebeneinander bei 5 — 10 und noch mehr Mitarbeitern anzuleiten verstand. Keine Mühe, keine Arbeit war ihm bei der Anleitung und Belehrung seiner jüngeren und älteren Schüler zu groß; in vorbildlicher, treuester Pflicht- erfüllung und mit wahrhaft väterlicher Güte nahm er sich ihrer auch menschlich an, verfolgte er ihre weiteren Lebensschicksale warmherzig und teilnahmsvoll, eher geneigt, ihre Befähigung zu über- als zu unterschätzen — in merkwürdigem Widerspruch zu seinem sonstigen Kleinglauben gegenüber der Menschheit! So war sein Urteil nicht in jedem Falle das richtige, da er kein sehr großer Menschenkenner war und sich allzu leicht von einer ein- seitigen theoretischen Begabung blenden liei3, die nicht mit Kritik und Gründlichkeit gepaart ist und nicht die richtige Ehrfurcht des wahren* Naturforschers vor den Tatsachen besitzt. Auch hat er auf eine strenge Kontrolle der Arbeiten seiner Schüler nicht immer den erforderlichen AVert gelegt, wenn auch zugegeben werden muß, daß sich die physiologische Arbeitsricbtung solcher Nachprüfung selbst beim allerbesten Willen gar zu leicht entzieht, weshalb sie sich überhaupt weniger als die Morphologie dazu eignet, Anfänger zu gründlicher, exakter Arbeitsweise zu erziehen. Und Wilhelm Pfeffer. (53) doch hat er, da gerade die Besten und in der Forscherarbeit schon Erfahrenen zu ihm kamen, eine so nachhaltige wissenschaftliche .Erziehungsarbeit geleistet wie kein anderer Botaniker neben oder vor- ihm. Das muß hier mit ganz besonderer Dankbarkeit an- erkannt und hervorgehoben werden. ]\ennt doch die PFEFFER- Festschrift schon bis zum März 1915 nicht weniger als 260 Schüler, allein aus Deutschland 180, darunter 32 spätere Dozenten, und aus dem Auslande, und zwar fast allen Kulturländern der Erde, gegen 80. Alles in allem hat er gegen 100 spätere Hochschullehrer des In- und Auslandes in Physiologie unterwiesen. So ist er im eigent- lichen Sinne des Wortes der Lehrer fast unserer gesamten Gene- ration von Pflanzenphj^siologen geworden. Die Erfolge dieser Arbeit, die Fortschritte der Pflanzenphysiologie, sind der beste Beweis für die Richtigkeit seiner kritischen analytischen Methode. Wenn auch die vielen ernsteren unter seinen Schülern in Liebe, Verehrung und größter Bewunderung zu ihm aufblickten, so ist ihm doch, ähnlich wie wohl den meisten anderen eifrigen In- stitutsdirektoren, der beharrliche, angreifende Laboratoriumsunter- richt nicht immer leicht geworden, oder besser gesagt, nicht immer leicht gemacht worden. So klagt er in einem Briefe aus dem Jahre 1912: „Die lehrende Laboratoriumsthätigkeit bereitet keine ungetrübte Freude. Wenn nicht nur einzelne Schüler auftauchten, an denen man wirklich seine Freude hat, so könnte man wirklich oft verzweifeln über die Summe von Dummheit, Gleichgiltigkeit, ja von Widerwilligkeit die dem Bestreben, wissenschaftlich zu fördern, bei dem Gros derjenigen Menschheit begegnet, das die Träger der Intelligenz umschließt oder doch umschließen sollte. In solchen Reflexionen kommen einem, wenn man am Ende seiner Laufbahn steht, wahrlich oft trübe und deprimierende Gedanken." So lebhaft, übersprudelnd geistvoll, mitteilsam und hilfsbereit er in seinem Laboratorium war, wo er nicht müde wurde, sich allen seinen Schülern zu widmen, deren jedem er sich verpflichtet fühlte, so schleppend war sein durch etwas schwer verständ- liche Ausdrucksweise unanschaulicher Vortrag in den Vorlesungen. Hier überwucherte das Bedürfnis, die Tatsachen theoretisch zu meistern und die Probleme von allen Seiten zu durchdringen, die klare und eindrucksvolle Darstellung des gesicherten Tatbestandes, wenn er auch nicht müde wurde, seinen Schülern glänzende Demonstrationen, z. B. auch mit dem Projektions- apparat (1900) und dem von ihm in den botanischen Unter- richt erfolgreich übernommenen Kinematographen, vorzuführen, die auf das sorgfältigste und ängstlichste, ja mit einer gewissen (54) Hans Fitting: Nervosität genau vorbereitet wurden; dabei leitete ihn wieder die lebhafte Freude am Erfinden einfacher, sinnreicher und anschaulicher Versuche, ohne die wnr uns den modernen pflanzenphysiologischen Unterricht kaum mehr denken können. Auch hatte er keine rechte Fühlung mit seinen Hörern. Der nach oben gerichtete Blick seiner halb geschlossenen Augen verlor sich in der Ferne, als ob ihm von dort die Gedanken zuströmten. So dürften die jüngeren Seraester recht haben, die seinen Vor- lesungen nachsagten, daß es schwer sei, ihnen zu folgen und etwas Bleibendes daraus mitzunehmen. Im Examen war er immer wohlwollend, ja fast milde. Bescheiden und anspruchslos wie in seinem persönlichen Leben blieb er auch in seinen Ansprüchen für seine Institute und an seine Assistenten. Er wußte mit den ihm zustehenden Mitteln auszukommen und baute seine Laboratorien zwar soweit aus, wie es für seine Arbeitsgebiete unbedingt nötig war (vgl. 1895, a, d), aber in überraschend einfacher Weise, ohne Verschwendung und ohne überflüssige Apparatur (vgl, 1909). Pfeffers gesamtes wissenschaftliches • Lebenswerk, das ja nicht nur für die Botanik, sondern darüber hinaus bekanntlich auch für die Tierphysiologie, für die Physik und Chemie be- deutungsvoll gewesen ist, schildern, allem dem nachgehen, was er in der Pflanzenphysiologie gefördert und angeregt hat, heißt einen großen Teil der Greschichte der- Pflanzenphysiologie in den letzten 50 Jahren schreiben, sofern man mit ihm unter Physiologie den Stoff- und Kraftwechsel der Pflanze verstehen will. So weit kann das Ziel in diesem Nachrufe, schon aus ßaummangel, nicht ge- steckt werden. Auch haben ja seine wissenschaftlichen Leistungen in der Festnummer der „Naturwissenschaften" (1915) anläßlich seines 70. Geburtstages bereits eine eingehende "Würdigung durch Berufene gefunden. Nur einiges soll hier hervorgehoben werden. Jugendneigungen führten PFEFFER zunächst zur Laubmoos- kunde; floristischen und pflanzengeographischen Studien an dieser Pflanzengruppe vor allem in den Alpen galten seine ersten Arbeiten (1867, 186^, a — c), von denen die wichtigste die umfangreichen „Bryogeographischen Studien aus den rhätischen Alpen" (1869, b) sind. Hier erweist er sich zunächst einmal als hervorragender Bryologe. Danach wandte er sich der E'utwicklungsgeschichte zu (1869, a; 1871, d, e; 1872, g), um sich vom Jahre 1870 ab dauernd der Pflanzenphysiologie zu widmen. Auf sehr verschiedenen Ge- bieten der chemischen und physikalischen Physiologie war er in Wilhelm Pfeffer. ^55) der Folge mit eigenen Forschungen tätig, deren Ergebnisse längst Allgemeingut der Wissenschaft geworden sind. Erinnert sei an die Untersuchungen über Assimilation in farbigem Licht (1871, a,c; 1872, a, b), über die Bedingungen der Rhizoidbildung und der Induktion der Dorsiventralität bei den Jlfa/cÄa^^/mbrutknospen (1871, b), an die vorbildlichen, hervorragenden mikrochemischen Studien über die Aleuronkörner und die Bildung von Asparagin in der Pflanze (1871, f; 1872, h; 1873, c, e), über die Ölkörper der Lebermoose (1874, a), an seine Arbeiten über die Bewegungs- mechanik der Blätter von Mimosa (1873, b), Oxalis und der Cynareen- Staubfäden (1873, b), wobei er mikroskopische Meßmethoden ein- führte, über die Erfolge intermittierender Reizung und über die Reizleitung bei der Mimose (1873, b, e), über das Öffnen und Schließen der Blüten (1872, d, f; 1873, a, b), über die Mechanik der nyktinastischen Bewegungen bei Phaseöliis (1875, b), über die photo-, thermo- und nyktinastischen Bewegungen der Blattorgane (1874, b; 1875, b; 1907, a— c; 1908; 1911; 1915). Genannt seien weiter die Osmotischen Untersuchungen (1877; vgl. auch 1875, c — e), die feinen Arbeiten über die Chemotaxis der Spermatozoiden, Bakterien und Flagellaten (1883; 1884; 1888, a, b), über das Wesen der Kontaktreizbarkeit bei den Ranken (1885, a; 1916), über die Aufnahme von Anilinfarben (1886, a, c) und über die Aufnahme fester Körper in die lebende Zelle (1890, b, c), über die Plasma- haut und den Aggregatzustand des Plasmas (1890, c), über Oxy- dationsvorgänge in den lebenden Zellen (1889, b, c\ über Druck- und Arbeitsleistungen der Pflanzen (1893, a) über und Elektion organischer Nährstoffe (1895, c). Hervorgehoben seien ferner seine scharfsinnigen und bahnbrechenden theoretischen Erörterungen über das Wesen der Reizvorgänge (1877, a; 1881; 1893, d— f), über den Chemismus der Atmung und intramolekularen Atmung (1878; 1885, b; 1889, c), über die Energiequellen der Pflanze (1892, a) und endlich, alles Durchdachte zusammenfassend, das große Handbuch, das in zwei Auflagen von ihm bearbeitet wurde (1881; 1897 — 1904). Dazu kommt noch die Fülle der allorver- schiedenartigsten, von ihm angeregten Arbeiten seiner Schüler (vgl. z. B. 1889, d; 1891, a, b; 1893, b, c; 1894, a; 1896, b-f; 1899); davon ist ein Verzeichnis in der PFEFFER-Festschrift ge- geben worden (Jahrb. f. wiss. Bot., Bd. 56, 1915). Fragen wir uns, welchen von seinen vielen grundlegenden Arbeiten wir die Palme reichen sollen, so dürfte kein Zweifel darüber bestehen, daß seine Eigenart in vollster Klarheit wohl am meisten zeigen die in der Vollkraft des Jugendlichen Mannes (56) Hans Fittim g: durchgeführten „Physiologischen Untersuchungen" (1873, b), worin er mit erstaunlicher und vorbildlicher kritischer Schärfe die Be- Avegungsmechanik der Cynareenstaubfäden und der Gelenkpolster von Mimosa exakt fast völlig aufhellte und als Erster das Plasma als den Sitz der Reizbarkeit auch bei den Pflanzen klar erkannte. Diese Forschungen, an die sich in den „Periodischen Bewegungen" (1875, b) die über die Bewegungsmechanik der nyktinastischen Blattbewegungen von Phaseoliis anschließen, dürften doch Avohl als die bewundernswürdigsten analytischen Leistungen PFEFFERS zu bezeichnen sein; ihre Lektüre gibt einem Jeden noch heute den besten Einblick in moderne, von ihm eingeführte analytische Methode, in die Genauigkeit und Exaktheit, die auch bei um- sichtigen physiologischen Untersuchungen möglich ist. Sie sind in dieser Beziehung vorbildlich. Ja, geradezu klassisch geworden sind die Ergebnisse dieser mühsamen Messungea, Berechnungen und Überlegungen, weil sie Fragestellungen anregten, deren Lösung in den „Osmotischen Untersuchungen" (1877) angestrebt und er- reicht wurde, dem Gipfelpunkt seines Lebenswerkes. Bei keiner anderen seiner Experimentaluntersuchungen tritt das ganz un- gewöhnliche technische Geschick PFEFFERs in der Bewältigung- experimenteller Schwieligkeiten und zugleich seine Zähigkeit in der Verfolgung theoretisch im voraus als gangbar erkannter Wege so hervor wie in dieser. Zugleich muß man freilich sagen, daß ihm bei diesen exakten physikalischen Untersuchungen das Glück in ganz ungewöhnlichem Maße hold gewesen ist, indem ihm der Zu- fall für seine Versuche Tonzellen von genügender Gleichmäßigkeit und Feinheit des Korns in die Hand spielte, um den zarten Nieder- schlagsmembranen aus Ferrozyankupfer eine sichere Wider läge selbst bei den hohen Drucken zu bieten, wie sie überraschender- weise bereits in mäßigen Konzentrationen von Zucker- oder Salz- lösungen von ihm bekanntlich gefunden wurden. Mit allen später bezogenen Sorten glückten die Messungen der osmotischen Druck- kräfte von Lösungen in PFEFFERs Händen ebensowenig wie in denen von physikalischen Chemikern, so daß seine Ergebnisse von manchen Seiten immer wieder angezweifelt wurden. Mehr als zehnjähriger Arbeit eines offenbar äußerst geschickten Physikeis (des Amerikaners MORSE) hat es in neuester Zeit erst bedurft, um wieder ähnliche, und zwar noch genauere Resultate zu erzielen, als sie in PFEFFERs Osmotischen Untersuchungen niedergelegt sind, die bekanntlich VAN T'HOFF als Grundlage für seine Theorie der Lösungen gedient haben. PFEFFER war 27 Jahre alt, als er im Herbst 1872, noch als Privatdozent, in Marburg diese Forschungen Wilhelm Pfeffer. (57) begann, die alsdann im Bonner Botanischen Institute durchgeführt und vollendet wurden. In den Osmotischen Untersuchungen, die immer zu den klassischen Abhandlungen der naturwissenschaft- lichen Weltliteratur gerechnet werden müssen, zeigt sich PFEFFER ebenso bewundernswürdig als physikalischer Forscher, wie als theoretischer Physiologe. Wie wenig seine Beobachtungen in den llahmen der damals in der Physik geläufigen Vorstellungen über den osmotischen Druck paßten, wird durch den l'nglauben scharf beleuchtet, den seine Messungen bei dem berühmten Bonner Physiker CLAUSIUS fanden; so erzählte PFEFFER später gelegent- lich, CLATJSIUS habe von den hohen Drnckkiäften, von denen er ihm berichtete, auch dann noch nichts wissen wollen, als er sie, jedermann sichtbar, exakt gemessen habe! Bestechender durch die Eleganz der Methodik und fesselnder durch die damit erzielten Ergebnisse sind vielleicht für einen größeren Kreis die Untersuchungen über Chemotaxis (1884; 1888, a). Mit diesen Forschungen und mit den theoretischen Überlegungen über den Chemismus der Atmung hat PFEFFER wohl auch der Schwester Wissenschaft der Pflanzenphysiologie, der Tierphysiologie, am meisten Anregungen gegeben. Aus den späteren Lebensjahren seien die Studien über Energetik (1892, a) als ganz besonders bezeichnend für den älteren, gereiften Gelehrten angeführt. Hier ist Pfeffer ganz der große Theoretiker, dessen Weitblick, dessen Umsicht und Scharfsinn wir bewundern, wenn es uns auch immer wieder schwer werden mag, seinen konzentrierten und schwer- fälligen Ausführungen ohne Ermüdung zu folgen, wie es ja bei der zweiten Auflage des Handbuches leider kaum anders ist. Aber wir müssen ihn dankbar so nehmen, wie er sich uns gegeben hat; wir müssen in ihm bewundern einen der ganz großen Forscher von eigenem Stil, der eben mit Sondermaßstäben zu messen ist. Welche Wege die Pllanzenphysiologie in den nächsten Jahr- zehnten und Jahrhunderten einschlagen wurd, das wissen wir nicht. Sollten in ihr auch ganz andere Gesichtspunkte und Anschauungen zur Geltung kommen, als wir jetzt ahnen können und als PFEFFER vertreten hat; jedenfalls wird sie auf allen den bedeutungsvollen Tatsachen, mit denen sie seine unermüdliche Forschertätigkeit be- schenkt hat, weiterbauen und seine theoretischen Erwägungen stets berücksichtigen müssen, und immer in Dankbarkeit seiner gedenken, der ihr Methode und theoretische Durchbildung mehr als irgendein anderer Forscher gegeben hat. Mag dieser Dank auch weniger persönlich sein als der, den wir, seine Freunde und Schüler, ja (58) Hans Fitting: unsere ganze Physiologengeneration, und zwar weit über die Physiologie der Pflanzen hinaus, ihm immerdar schulden. In sehr Vielem kann er, der große Meister seines Faches, uns heute, in unseren trüben und zerfahrenen Zeiten, Muster und Vorbild sein, auch in seiner reinen Güte und Liebe, die er mit kindlich warmem und weichem Gemüt in so reichem Maße selbstlos zu schenken wußte! Verzeichnis der Arbeiten von Wilhelm Pfeffer. 1S65. Über einige Derivate des Glyzerins und dessen Überführung in Allylen. Inaug.-Diss. Göttingen. 30 Seiten. 1867. Aus der Mooswelt der Alpen. Jahrb. d. Schweiz. Alpenklubs. Bd- 4. S. 464—477. 1868. a) Bryologische Reisebilder aus dem Adula. Jahresber. der Nat. forsch. Gesellschaft Graubündens. Neue Folge. Bd. 13 S. 44—82. 1868. b) Didymodon Tlieohaldii, eine neaeM.oo33i.rt. Ebenda. Ed. 13. S. 83— 88. 2 Taf. 1868. c) Zwei Mißbildungen von Laubraoosfrüchten. Ebenda. Bd. 13. S. 15'J-167. 1869. a) Über Bildung von Korolle und Androeceum der Primulaceen. Sitzungs- ber. d. Naturf. Freunde Berlin 21. Dez. 1869; auch Bot. Zeitung Bd. 28 1870 S. 143. 1869. b) Bryogeograpbische Studien aus den rhätischen Alpen. Neue Denk- schrift d. allg. Schweiz. Gesellsch. f. d. gesamt. Naturwiss. Zürich 1S71. 142 S. (Sonderabdruck erschienen 1869.) 1871. a) Die Wirkung farbigen Lichtes aaf die Zeisetzuag der Kohlensäure in Pflanzen. Arb. d. Bot. Institutes Würzburg. ßanJ 1 S. 1 — 76; auch sep. als Habil.-Schrift Marburg 1871 1871. b) Studien über Symmetrie und specifische Wachstumsursachea. Ebenda. Band 1. S. 77—98. 1 Hokschnitt. 1871. c) Zur Frage über die Wirkung farbigen Lichtes auf die Kohlensänre- zersetzung. Botan. Zeitung. Bd. 29. S. 319—323. 1871. d) Über die EmbryobilduDg höherer Kryptogamen. Sitzungsber. d. Gesell- schalt z. Beförderung d. gesamt. Naturwiss. Marburg 1871. S. 6 ff. 1871. e) Entwicklung des Keimes der Gattung Selaginella. Bot. Abhandl. Herausg. von HANSTEIN. Bd. 1. Heft 4. 8Ü Seiten. 6 Tafeln. 1871. f) Über geformte Eiweißkörper und die Wanderung der Eiweißstoffe beim Keimen der Samen. Sitzber. d. Gesellsch. z. Beförderung d. gesamt. Naturwiss. Marburg. S. 69 If.; auch Bot. Zeitung. Bd. 80. S. ,276—279, 299—302. 1872. a) Über die Wirkung der Spektralfarben auf die KohleDSäurezersetzung in Pflanzen. Ebenda. S. 65; auch Annalen d. Physik u. Chemie. Bd. 148. S. 86—99. 1872. b) Die Wirkung der Spectralfarben auf die Kohlensäu'rezersetznng in Pflanzen. Bot. Zeitung. Bd. 30. S. 425-4S9, 449-462, 465—472. 1872. c) Bemerkungen zu A. SCHMIDT ^Mitteilungen über die Mittellinie der Naviculeen. Tagebl. d. 46. Versammlung deutsch. Naturf. u. Arzte. Leipzig. S. 142; auch Bot. Zeitung. Bd. 30. S. 743. Wilhelm Pfeffer. (59) 1872. d) Über das Öffnen und Schließen der Blüthen. Tageblatt d. 4f». Ver- sammlung deutsch. Naturf. u. Ärzte. Leipzig. S. 72 ff.; auch Bo- tanische Zeitung. Bd. 30. S. 733. 1872. e) Über Wasserbewegung im Anschluß an einen Vortrag von SORAUER. Tageblatt d. 45. Versamml, deutsch. Naturf. u. Ärzte. Leipzig. S. 144; anch Bot. Zeitung. Bd. 30. S. 749. 1872. f) Untersuchungen über Reizbewegung. Sitzber. d. Gesellsch. z'. Beförd. d. gesamt. Naturwiss. Marburg. S. J29; auch Bot. Zeitung. Bd. 30. S. 877—882. 1872. g) Zur Blüthenentwicklung der Primulaceen und Ampelideen. Jahib. f. wiss. Bot. Bd. 8. S. 194—214. 4 Taf. 1872. h) Untersuchungen über die Proteinkörner und die Bedeutung des Asparagins beim Keimen der Samen. Ebenda. S. 429 — 674. 3 Taf. 1873. a) Über Öffnen und Schließen der Blüthen. Sitzber. d. Gesellsch. z. Beförd. d. gesamt. Naturwiss. Marburg. S. 1; auch Bot. Zeitung. Bd. 31. S. 239—240, 247— '/60. 1873. b) Physiologische Untersuchungen. Leipzig. 216 S. 1 Taf. 1873, c) Über die Beziehung des Lichtes zur Rückbildung von Eiweißstoffen aus dem beim Keimen gebildeten Asparagin. Tagebl. d. 46. Ver- samml. Deutsch. Naturf. u. Ärzte. Wiesbaden. S. 67 ff. ; auch Bot. Zeitung. Bd. 32, S. 235. 1873. d) Über die Beziehung des Lichts zur Regeneration von Eiweißstoffen aus dem beim Keimungsproceß gebildeten Asparagin. Monatsber. d. Berlin. Akad. d. Wiss. 1873. Berlin 1874. S. 780. 1873. e) Über Fortpfiaozung des Reizes bei Mimosa pudica. Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. 9. S. 308-326. 1874. a) Die Ölkörper der Lebermoose. Flora. Bd. 32. S. 1—25. 1 Taf. 1874. b) Über periodische Bewegungen der Blätter. Sitiber. d. Niederrhein. Gesellsch. f. Nat. und^Heilkunde. Bonn. 1874. c) Hesperidin, ein Bestandtheil einiger , Hesperideen. Bot. Zeitg. Bd. 32. S. 481 ff, 1874. d) Die Produktion organischer Substanz in der Pflanze. Landwirt. Jahrb. Bd. 3. S. 1—18. 1874. e) Die Bildung stickstoffhaltiger Substanz in der Pflanze. Ebenda. Bd. 3. S. 437—448. 1875. a) Heckels Ansichten über den Mechanismus der Reizbewegungen. Botan. Zeitung. Bd. 33. S. 289—291. 1876. b) Die periodischen Bewegungen der Blattorgane. Leipzig. 176 S. 4 Taf. 9 Holzschn. 1876. c) Über die Bildung des Primordialschlauches. Sitzber. d. Niederrh. Gesellsch. f. Nat. u. Heilkunde. S. 198; auch Botan. Zeitg. Bd. 33 S. 660 und Bd. 34 S. 74. 1875. d) Über das Zustandekommen eines hohen osmotischen Druckes in Pflanzenzellen durch endosmotische Wirkung. Ebenda Sitzungsber. S. 276; auch Botan. Zeitung. Bd. 34. S. 76. 1876. e) Über die Eutstehung hoher hydrostatischer Druckkräfte in Pflanzen- zellen. Tagebl. der 48. Versamml. deutsch. Naturf. a. Ärzte in Graz. 1876; auch Botan. Zeitung. Bd. 33. S. 783. 18T6. a) Besprechung von „Heckel, E.: Du mouvement vegötai. Paris 1875" in Bot. Zeitg. Bd. 34. S. 9 ^60) Hans Fitting: 1876. b) Die Wanderung der organischen Baustoffe in der Pflanze. Land- wirtsch. Jahrb. Bd. 5. S. 87- 130. 1877. a) Osmotische Ufitersuchnngen. Stadien zur Zellmechanik. Leipzig. 236 S 5 Holzschn. 1877. b) Über fleischfressende Pflanzen und über die Ernährung durch Auf- nahme organischer Stoffe überhaupt. Landw. Jahrb. Bd. 6. S. 969 — 998. 1878. Das Wesen und die Bedeutang der Athmuag in der Pilanze. Ebenda. Band 7. S. 805-834. 1881. Pflanzenphysiologie. Ein Handbuch des Stoffwechsels und Kraftwechsels in der Pflanze. Bd. 1. 383 S. 89 Holzschn. Bd. 2. 474 S. 43 Holzschn. 1883. Locomotoriscbe Richtungsbeweguagen durch chemische Reize. Ber. der Deutsch. Bot. Geselisch. Bd. 1. S. 524—533. 1884. Lokomotorische Richtungsbewegungen durch chemische Reize. Unter- such, aus d. Bot. Instit. Tübingen. Bd. 1. S. 363—482. 1885. a) Zur Kenntnis der Kontaktreize. Ebenda. Bd. 1. S. 483 — 535. 1 Holzschn. 1885. b) Über intramolekulare Athmung (unter Zugrundelegung der von Dr. W. P. Wilson ausgeführten Versuche). Ebenda. Bd. 1. S. 636—685. 1 Holzschn. 1886. a) Über Aufnahme von Anilinfarben io lebende Zellen Ebenda. Bd. 2. S. 179-331 1 Taf. 1886. b) Kritische Besprechung von „De Vries: Plasmolytische Studien üb. die Wand der Vacuolen etc." Botan. Zeitung.' BJ. 44. S. 114 — 125. 1886. c) Über Stotfaufnahme in die lebende Zelle. Tagebl. d. 69. Versamml. deutsch. Naturf n. Ärzte. Berlin. S. 302; auch Ber. d. Deutsch Bot Geselisch. Bd. 4. S. XXX. 1887. Bezugsquelle und Preis einiger Apparate. Botan. Ztg. Bd 45. S. 27 — 31. 1888. a) Über chemotaktische Bewegungen von Bacterien, Flagellaten und Volvocineen. Untersuch, aus d Botao. Institut Tübingen. Bd. 2. S. 682—661. 1888. b) Über Anlockung von Bakterien und einigen anderen Organismen durch chemische Reize. Humboldt. Bd. 7. Heft 6 1889. a) LOEW und BOKORNYs Silberreduction in Pilanzenzellen. Flora. Bd. 47. S. 46—54. 1889. b) Über Oxjdationsvorgänge in lebenden Zellen. Ber. d. Deutsch. Bot Geselisch. Bd. 7. S 82-89. 1889. c) Beiträge zur Kenntnis der Oxydatioasvorgänge in lebenden Zellen. Abhandl. d. math. - phys. Kl. d. königl. sächs. Geselisch. d. Wiss. Leipzig. Bd. 15. S. 376—518 1889. d) Üb die im bot Institut augestellt. Untersuchungen des Herrn P. EsCHbnhaGEN betr. den Einfluß der Concentration des Nähr- mediums auf das Wachstum der Schimmelpilze. Ber. d. kgl. sächs. Geselisch. d. Wiss. Math.-phys. Kl. Leipzig. Bd. 41. S. 348—346. 1890. a) Ein neuer heizbarer Objekttisch, nebst Bemerkungen über einige Heizeinrichtungen. Zeitschr. f. wiss. Mikroskopie. Bd. 7. S. 433—449. 1890. b) Über Aufnahme und Ausgabe ungelöster Körper. Abhandl. d. math.- phys. Kl. d. kgl. sächs. Geselisch. d. Wiss. Leipzig. Bd. 16. S. 149 bis 18?. 1 Taf. Wilhelm Pfeffer. (61) 1890. c) Zur Kenntniß der Plasmahaut und der Vacaolen nebst Bemerkungen über deo Äggregatzustand des Protoplasmas und über osmotische VorgäQge. Ebenda. Bd. 16. S. 18)— 344. 1 Taf. 1891. a) Über die von Herrn Dr. Wehmer im botan. Institut ausgeführten Untersuchungen betr.; Die Bildungsbedingungen der Oxalsäure in Pilzen. Ber. d. kgl. sächs. Gesellsch. d. Wiss. Math.-phjs. Kl Leipzig. Bd. 43. S. 24-27. 1891. b) Untersuchungen von R Hegler; Über den Einfluß von Zugkräften auf die Festigkeit und die Ausbildung mechanischer Gewebe in Pflanzen. Ebenda. Bd. 43. S. 638-643. 1892. a) Studien zur Energetik der Pflanze. Abhandl. d. math -phys. Kl. der sächs. Gesellsch. d. Wiss. Leipzig. Bd. 18. S. 161 — 276. 1892. b) Über Anwendung des Gipsverbandes für pflanzenphysiologische Studien. Ber. d. kgl. sächs. Gesellsch. d. Wiss. Math. -phys. Kl. Leipzig. Bd. 44 S. 538^542. 1898. a) Druck- und Arbeitsleistung durch wachsende Pflanzen. Abhandl. d. math. -phys. Kl. d. sächs Gesellsch. d. Wiss. Leipzig. Bd. 20. 8 235 bis 474. 14 Hohschn. 1893. b) Über Untersuchungen des Herrn Dr. MlYOSHl aus Tokio betr. die chemotropischen Bewegungen von Pdzfaden. Ber, d. kgl. sächs. Gesellsch. d. Wiss. Math.-phys. Kl. Leipzig. Bd. 45. S. 319—324. 1893. c) Über die Ursachen der Entleerung der Reservestoffe aus Samen auf Grund der Untersuchungen von Herrn B. Hansteen. Ebenda.- S. 421—428. 1893. d) Die Reizbarkeit der Pflanzen. Verhandl. d. Gesellschaft deutsch. Naturf. u. Ärzte in Nürnberg. Allg. Teil. S. 1—31. 1893. e) L'irritabilite chez les plantes. Revue scientifique. Paris. Bd. 62. S. 737-744. 1893. f) De l'irritabilite chez les plantes. Archives d. scienc. physiques et natur. Geneve. Bd. 30. S. 397—421. 1893. g) Über Arbeitsleistungen der Pflanzen. Verhandl. d. Gesellsch. deutsch. Naturf. und Ärzte. 65 Versammlung. Nürnberg 1893. Bd.Il, 1. S. 145. 1893. h) Herausgabe von KOELREUTERs Vorlauf. Nachricht von einigen das Geschlecht usw. betr. Versuchen usw. Nebst Biographie und Würdi- gung der Verdienste des Verf. Ostwalds Klassiker d. exikt. Wiss Nr.41. 1894. a) Über die geotropische Sensibilität der Wurzelspitze nach von Dr. Czapek im Leipz. Bot. Institute angestellt. Untersuchungen. Ber. d. kgl. sächs. Gesellsch. d. Wiss. Leipzig. Math -phys. Kl. Bd. 46. S. 168—172. 1894. b) Geotropic sensitiveness of the root-tip. Annais of Botany. Bd. 8. S. 317—320. 1896. a) Ein Zimmer mit konstanten Temperaturen. Ber. d. Deutsch. Bot. Gesellsch, Bd. 13. S. 49—54. 1895. b) Berichtigung über die correlative Beschleunigung des Wachsthams in der Wurzelspitze. Jahrb f. wiss. Botanik. Bd. 27. 8. 481-483. 1895. c) Über Election or-anischer Nährstoffe. Ebenda. Bd. 28. 8. 206—268. 1895. d) Über ein Zimmer mit konstanten Temperaturen. Ber. d. kgl. sächs. Gesellsch. d. Wiss. Math.-phys. Kl. Bd. 47. S. 52. 1896. e) Über elektiven Stoffwechsel. Ber. d. kgl. sächs. Gesellsch d. Wiss. Math-phys. Kl. Leipzig, ßd. 47. S. 324—328. (62) Hans Fitting: Wilhelm Peeffer. 1896. a) Einleitende Betrachtangen zu einer Physiologie des Stoffvpechsels und Kraftwechsels in der Pflanze. Akad. Dissertat. Leipzig. 49 S. 1896. b) über die vorübergehende Aufhebung der Assinailationsfahigkeit in Ohlorophjllkörpern auf Grund d. im bot. Institut von Herrn EWART ausgeführten Untersuchuogen. Ber. d. kgl. sächs. Gesellsch. d. Wiss. JVIath.-phys. Kl. Leipzig. Bd. 4S. S. 311—314. 1896. c) Über die lockere Bindung von Sauerstoff in gewissen Bakterien, welche von Herrn EWART untersucht wurde. Ebenda S. 379—383. 1896, d) Über die Steigerung der Athmung und Wärmeproduction nach Ver- letzung lebenskräftiger Pflanzen; traumatische Reaktionen, welche von Herrn Dr. H. M. Richards näher studiert wurden. Ebenda. S. 384—389. 1896. e) Über die im botan. Institut ausgeführten Untersuchungen des Herrn TOWNSEND über den Einfluß des Zellkerns auf die Bildung der Zellhaut. Ebenda. S. 505—612. 1896. f) Ueber regnlatorische Bildung von Diastase auf Grund der von Herrn Dr. Katz im botan. Institut angestellten Untersuchungen. Ebenda. S. 613—618. 1897. Pflanzenphysiologie. Ein Handbuch der Lehre vom Stoffwechsel und Kraftwechsel in der Pflanze. 2. völlig umgearbeitete Aufl. Bd. 1. Leipzig. 620 S. 70 Holzschn. 1898. The nature and significance of f unctional metabolism in the plant Proceed. rojal soc. London. Bd. 63. Cronian lecture, S. 93—101. 1899. Über die Erzeugung and die physiologische Bedeutung der Amitose nach Untersuchungen des Herrn AL. Nathansohn. Ber. d. kgl. sächs. Gesellsch. d. Wiss. Math.-phys. Kl. Leipzig. Bd. 61. S. 4-12. 1900. Die Anwendung des Projectionsapparates zur Demonstration von Lebens- vorgängen. Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. 35. S. 711—745. 7 Fig. 1900/06. The physiology of plants, tr'ansl. by EWART. Oxford. Bd. 1. 1900. Bd. 2. 1903/06. 1901/04. Pflanzenphysiologie. Handbuch usw. Band 2. 2 Aufig. 986 S. 91 Fig. 1906/12. Physiologie vegetale, trad. par J. Friedel. Bd. 1. 1906. Bd. 2. 1908—1912. 1907. a) Untersuchungen über die Entstehung der Schlafbewegungen der Blattorgane. Abhandl. d. math.-phys. Kl. d. kgl. sächs. Gesellsch. d. Wiss. Leipzig. Bd. 30. S. 269—472. 36 Fig. 1907. b) Über die Ursache der Schlafbewegung. Naturwiss. Rundschau. Bd. 22. S. 618. 1907. c) Über die Entstehung der Schlafbewegungen bei Pflanzen. Tagebl. der 79. Versammlung deutsch. Naturf. und Ärzte in Dresden. Teil 11, 1. S. 219. 1908. Die Entstehung der Schlafbewegungen bei Pflanzen. Biolog. Zentral- blatt. Bd. 28. S. 389—416. 1909. Die botanischen Institute. Festschr. z. 5O0. Universitätsjubiläum Leipzig. 18 Seiten. 3 Pläne. 1 Taf. 1911. Der Einfluß von mechanischer Hemmung und von Belastung auf die Schlaf bewegung. Abhandl. d. math.-phys. Kl. d. kgl. sächs. Gesellsch. d. Wiss. Bd. 32. S. 163—296. 31 Textfig. 0. Drude: Bernhard Sühorler. (63) 1914. Carl OHUN. Nekrolog, gesprochen in der öffentl. Gesamtsitzung beider Klassen d. kgl. sächs. Gesellsch. d. Wiss. Leipzig, am 4. Nov. 1914, Ber. d. math.-phjs. Kl. d. kgl. sächs. Gesellsch. d. Wiss. Leipzig. Bd. 66. 15 S. 1915. Beiträge zur Kenntnis der Entstehung der Schlafbewegungen. Ebenda. Bd. 34. S. 1—154. 36 Textfig. 1916. Über die Verbreitung der haptotropischen Reaktionsfähigkeit und das Wesen der Tastreizbarkeit. Berichte d. mith.-phys. Kl. d. kgl. sächs. Gesellsch. d. Wiss. Leipzig Bd. 68. S. 93—120. Bernhard Schorler. Von 0, DRUDE. Am 1. April d. J. verschied in Dresden Dr. BERNHARD Schorler, Kustos am Herbarium und der Botanischen Bibliothek der Technischen Hochschule im Staatsamt, zugleich im Lehramt an der ZEIDLER-GRÖSSELschen Handelslehranstalt Oberlehrer und Schulprofessor. In seinen Ämtern unermüdlich bis zu der zum Tode führenden Erkrankung des letzten Winters tätig, immer bereit, seine Kraft in den Dienst der Erforschung der Flora, zu- mal auf dem Gebiete der Algenkunde Sachsens und ihrer ökolo- gischen Standortsgruppierung zu stellen, ein reges Mitglied seit dem 31. März 1887 in der Dresdner naturw. Gesellschaft „Isis", deren botanische Sektion er als erster oder stellvertretender Vor- sitzender oftmals leitete, gehörte er ebenso zu dem Kreise der Orts- gruppe „Dresden" der Deutschen Botanischen Gesellschaft als ein Mitglied, welches durch mehr als 2 Jahrzehnte in reger floristischer Forschung für unser engeres Gebiet tätig war. Er hat es auch Kraft seines Fleißes und seiner Liebe zur Scientia amabüis ver- standen, die Pflichten des Lehramts an einer Schule mit der Hin- gabe an die reine Wissenschaft, zu der seine Kustodenstellung A^eranlassung gab, andauernd zu vereinigen. Die höchsten Freuden seines still und ruhig in behaglicher Häuslichkeit verlaufenen Lebens bildeten neben vielen, Jahr für Jahr in die näher gelegenen sächsischen Gaue ausgeführten Sammelausflügen weitere botanische Beisen, von der im Jahre 1893 gemeinsam mit sieben anderen Isis-Mitgliedern unternommenen Fahrt zur Hohen Tatra an bis zu dem noch vor dem Kriege im August 1913 mit mir und Stud. (64) 0. Drude: (jetzt Dr. pliil.) F. SEIFERT auf zwei Wochen am Bernina ge- j wählten Aufenthalt, um EÜBELs vortrefflicher Formationsgliederung ' der zentralalpinen Vegetation an Ort und Stelle nachzugehen und die gleiche Methode auf die mitteldeutsche Flora anzuwenden, zu- nächst auf das Eibsandsteingebirge und das schöne Berg- und Hügelland an der oberen Saale. Fast alle diese Unteruehmungen plante ich selbst mit SCHORLER als treuestem Exkursionsgenossen, wir beide bemüht, dadurch unser ursprünglich aus dem Natur- historischen Kabinet der Königlichen Zwingersammlungen Dresdens an die Technische Hochschule überkommenes Herbarium auch selbst um neue Originalsammlungen zu bereichern; und was ich selbst an diesem getreuen Gefährten verloren habe, wissen die hiesigen naturforschenden Kreise und vermögen sich die Fern- stehenden aus unser Beider floristischen Publikationen, zumal den seit 1915 gemeinsam unter dem Titel „Beiträge zur Flora Saxonica" erschienenen, leicht zurechtzulegen. Bernhard ScHORLERs Lebenslauf verlief, abgesehen von den schon erwähnten größeren Gebirgsfahrten und seiner Teilnahme an den Botaniker-Kongressen in Wien (1905) und Brüssel (1910), in durch Heimatliebe und häuslichen Frieden, Liebe zu Amt und Wissenschaft, Freundschaft und Hochachtung in kollegialen Kreisen beglückten Gleisen. Geboren am 30. Januar 1859 zu Pausa im Sachs. Vogtlande als Sohn eines Mühlenbesitzers studierte er in Jena und Leipzig, promovierte mit einer Dissertation über Schick- sal der Zellkerne im wachsenden Holz und wurde, 28 Jahre alt nach Ablegung eines Probejahres in Pirna ßealschullehrer in Dresden, Als nach dem Abgange von Dr. REICHE nach Chile und dem Übergange von Dr. NAUMANN vom Herbarium zur Sächsischen Gartenbauschule die Kustodenstelle eine neue Be- setzung erheischte, wurde sie im Jahre 1893 an SOHORLER über- tragen, und derselbe erhielt in dieser Stellung am 1. April 1898 die Staatsdienerschaft. Das Kultusministerium verlieh ihm dann später mit Rücksicht auf seine Schulamtstätigkeit den Titel als Professor. — Diesen Titel zeigen denn auch die beiden verdienstvollen Neubearbeitungen nützlicher Bestimmungs- und Exkursionsfloren, welche ihm" nach Prof. Dr. 0. WUNSCHES Tode (1905) und auf dessen ausgesprochenen Wunsch übertragen wurden: „Die ver- breitetsten Pflanzen Deutschlands" (5., 6. und 7. Auflage), sowie das wissenschaftlich viel höher stehende Buch: „Die Pflanzen Sachsens" (10. Auflage 1912, 11. Auflage 1919). Dieses letztere, 522 Seiten zählende Buch ist nach den reichen Schätzen des von uns gemeinsam zu stattlichem Umfang gebrachten sächsischen Bernhard Schorler. /gt\ Landesherbars in seinen von WÜNSCHE nur ganz allgemein ge- haltenen Verbreitungs- und Standortsangaben streng durchgearbeitet, unter Zugrundelegung der im 6. Bande der „Vegetation der Erde" für den Hercynischen Florenbezirk gegebenen Landschaftseinteilung. Noch weitere, genauere Ausführungen für wichtige Charakterarte^n standen bevor, zumal auf Grund von Antworten in ringsum ver- sendeten Fragebogen; doch der Tod hat anders darüber entschieden. Kleine, überall im Diagnosentext eingestreute Figuren, Skizzen von Blattformen, Blüten- und Fruchtanalysen (an Zahl 18b), er- leichtern sehr vorteilhaft die Bestimmung. Es ist mir sehr be- dauerlich, daß die Ausdehnung des gewählten Gebietes im wesent- lichen auf Sachsen beschränkt blieb, während es mit Leichtigkeit auf den ganzen Thüringer Wald und das ganze Hügelland der Saale hätte erweitert werden können, natürlich unter Benutzung der in Weimar dafür bereit liegenden Herbarschätze. SüHORLBRs sonstige Veröffentlichungen erfolgten teils in Mitarbeit an größeren Werken (so besonders für Moose und Flechten in dem 1902 erschienenen 6. Bande der V. d. E.), teils und haupt- sächlich in den Sitzungsberichten und Abhandlungen der Gesell- schaft „Isis". Regelmäßig kehren vom Jahre 1893 bis 1908 seine kurzen Zusammenstellungen „Bereicherungen der Flora Saxonica" m diesen Berichten wieder, und die Abhandlungen enthalten von 1894 bis 1918 deren 17 aus SCHORLERs Feder. Diese und andere, besonders Plankton-Untersuchungen, einzeln aufzuführen muß ich mir leider wegen der geforderten — nur zu sehr notwendigen! — Seitenbeschränkung im Druck versagen. Doch sei noch zum Schluß hervorgehoben, daß SOHORLERs treffhche Kenntnisse im Bereich des ganzen sächsischen Landes und sein Bestreben, überall nach Möglichkeit nützliche Arbeit zu leisten, ihn auch zu einem sehr geschätzten Mitgliede im Landes- verein „Sächsischer Heimatschutz" gemacht haben. Seine Be- erdigung im Osterfest hat beredtes Zeugnis dafür abgelegt, wie hoch sein kenntnisreiches Wirken in Dresden eingeschätzt wurde, und wie viel Freundschaft er sich durch die Lauterkeit seines Wesens und durch die Treue in Wort und Tat erworben hatte. Ber. der Deutschen Bot. üesellsch. .XXXVJII. (6) (66) Ernst Küster. Adolph Hansen. (1851-1920.) Von ErNvSt Küster. Carl Adolph Hansen wurde am 10. Mai 1851 zu Altona geboren. Seine Schulbildung genoß er bis 1863 in einer Privat- lehranstalt, später im Gymnasium zu Altona. Kaum siebzehnjährig verließ er dieses, um in Lübeck sich zum pharmazeutischen Beruf vorzubilden. Nach drei Lehr- und drei Konditionsjahren bezog er im Sommer 1874 die Universität Bonn. Ein Jahr später legte er an ihr die pharmazeutische Staatsprüfung ab. Adolph Hansen gehört, wie wir sehen, zu der nicht ge- lingen Zahl von Botanikern, die vom Apothekerberuf her sich der Pflanzenkunde zugewandt haben. Nach dem pharmazeutischen Staatsexamen setzte er neben chemischen auch seine botanischen Studien eifrig fort, wurde Assistent am Bonner Chemischen Institut, dessen Leitung damals in den Händen KEKULEs lag, und war später in gleicher Eigenschaft unter J. V. HANSTEIN am botanischen Institut der Bonner Universität tätig. Am 17. November 1877 legte er eine chemische Studie — „Über Verbindungen des Chlorals mit Oxysäuren" — der Bonner Fakultät zur Erlangang der Doktorwürde vor. Der künftige Botaniker spricht aus den zahl- reichen Thesen, die er am gleichen Tage verteidigt, und die sich auf die Physiologie der Helen, auf die Wirkung verschieden- farbigen Lichtes auf das Pflanzenwachstum, auf die Vorgänge der llegeneration beziehen. Die nächsten Jahre sahen HANSEN in Basel, wo er als Schüler VÖOHTlNGs zwei Semester arbeitete, dann bis 1881 in Erlangen als Assistenten des botanischen Instituts der Universität unter E.EES und schließlich bis 1887 in Würzburg als eifriges Mit- glied der Schule, die JUL. SACHS um sich versammelt hatte. Die Würzburger Eindrücke entscheiden über die Arbeits- richtung und den bevorzugten Interessenkreis des jungen Botanikers: seine früheren chemischen und pharmazeutischen Studien führen ihn zusammen mit jenen zur Chemischen Physiologie der Pflanzen. Im zweiten und dritten Band der von SACHS heraus- gegebenen Würzburger botanischen Arbeiten erscheint HANSENs Adolph Hansen. (67) Namen mit zahlreichen Beiträgen, deren umfangreichster seine „Geschichte der Assimihxtion und Chlorophyllfunktion" liefert und 1887 als Habilitationsschrift der Würzburger Fakultät vor- gelegt wird. Hansens erste große botanische Arbeit enthält eingehende historische Erörterungen über die Entdeckung der Photosynthese und eine kritische Behandlung der von den zeitgenössischen Autoren veröffentlichten Beiträge zur Kenntnis der Kohlenstoffassimilation; sie bringt eine Würdigung der Verdienste INGENHOUSZ' und ver- wirft bei Behandlung der modernen Anschauungen die von PRINGS- HEIM vorgetragene Lehre, HANSEN hatte für seine Habilitations- schrift ein Thema gewählt, das gerade in jenen .Jahren von vielen hervorragenden Fachgenossen behandelt worden war — von Pfeffer, Sachs, Pringsheim, Rbinke, von Timirjasew u. a. Seine Kritik der PRINGSHEIMschen Lehre veranlaßte den an- gegriffenen Autor der Hypochlorinhypothese zu scharfer Abwehr, die sich nicht heftiger gegen HANSEN als gegen SACHS wandte. Es kam in aller Öffentlichkeit zu einem geharnischten Notenwechsel zwischen SACHS, PRINGSHEIM und HANSEN, in welchem SACHS seinen Schüler und Assistenten warm verteidigte, seine Vorbildung anerkannte und die guten Qualitäten seiner Chlorophyllarbeit rühmte: sie wäre „ungemein klar und durchsichtig geschrieben, so daß bei aller Gründlichkeit der historischen Nachweisungen auch ein der Sache fernstehender eine klare Einsicht in die betreffenden Fragen und ihre wissenschaftliche Lösung gewinnen muß. Be- sonderen Wert lege ich dabei auf die lebhafte Ausdrucksv^i eise und den sachgemäßen klaren Stil. Das Verdienstliche der Arbeit aber liegt vorwiegend darin, daß es dem Verfasser gelungen ist, eines der wichtigsten Themata der Pflanzenphysiologie, über welches in neuester Zeit kleine begreifliche Unklarheiten und Irrtümer ver- breitet worden sind, wieder in das richtige Fahrwasser für weitere Forschung einzuführen". (JUL. SACHS, In Sachen der „Ohlorophyll- iunktion und Lichtwirkung in der Pflanze", Würzburg o. J.) Dem für die Habilitationsschrift gewählten Thema blieb HANSEN auch noch in einer B-eihe späterer Publikationen treu, wie aus dem Verzeichnis seiner Schriften zu ersehen ist. Im Jahre 1888 siedelte HANSEN von Würzburg nach Darm- stadt über, um an der Technischen Hochschule zu wirken. Das wichtigste Ereignis der Darmstädter Zeit wurde ohne Frage ein Studienaufenthalt in Neapel. Hier arbeitete er im Sommer 1891 an der Zoologischen Station und erhielt an ihr den Auftrag, ein den Bedürfnissen des Botanikers dienendes Laboratorium einzu- (6*) (68) Ernst Küster: richten. Hatten die Meeresalgen bisher vorzugsweise durch ihre Morphologie und Entwicklungsgeschichte die Forscher beschäftigt, so war Hansen einer der ersten, die mit physiologischen Fragen, vorzugsweise mit Fragen der Chemischen Phj^siologie sich den buntfarbigen Bewohnern des Meeres näherten. Die Anregangen,^ die der Würzburger Schule entstammten, führten ihn dazu, auf dier Erforschung der Meeresalgen Methoden anzuwenden, die sich zu- nächst beim Studium der höheren Gewächse bew^ährt hatten; ich erinnere vor allem an die Konstruktion seines in der Literatur mehrfach erwähnten Wasserklinostaten. Die Annahme wird gestattet sein, daß der Aufenthalt in Neapel, bei welchem HANSEN mit den Vegetationsbildern Süd- italiens sich bekanntmachen konnte, und der ihn zu einer Fahrt nach Griechenland anregte, namentlich auch seine pflanzen- geographischen Interessen befruchtet hat, von welchen sogleich noch näher zu sprechen sein wird. Im Jahre 1891 — nach dem Tode des als Systematiker und Pflanzenkenner und ausgezeichneten Lehrer hochangesehenen Prof. HERM. Hoffmann — erhielt Adolph Hansen einen Ruf an die Hessische Landesuniversität zu Gießen. An ihr hat er neunund- zwanzig Jahre ununterbrochen gelehrt — eine lange Zeit, während welcher die seiner Leitung anvertrauten Anstalten, Institut und Garten, durchgreifende Veränderungen erfuhren und zu wohlein- gerichteten Forschungsmitteln ausgebaut wurden. Als Hansen nach Gießen kam, lag das Botanische Institut an der Senckenbergstraße, in den Räumen des Hauses, welches jetzt das Landwirtschaftliche und Physiologische Institut füllen. 1906 erfolgte die Übersiedlung in das stattliche, am Brandplatz gelegene Gebäude, das ehedem als Universität genügen konnte, später als Universitätsbibliothek hatte dienen müssen. HANSEN ging mit großem Eifer daran, das Laboratorium seines neuen In- stituts praktisch und gefällig einzurichten, und schuf eine Anstalt, die namentlich durch ihre reichen Anschauungsmittel sich vorteil- haft auszeichnet. Besondere Erwähnung verdient die auf HANSENs Anregung erfolgte Erwerbung des dem Großherzog gehörige, in der Mitte des verflossenen Jahrhunderts von einem Liebhaber zu- sammengebrachte Herbarium KLENZE aus Laubach, mit dem eine ebenso reichhaltige wie wohlgeordnete Sammlung die Institutsmittel bereicherte. Der Gießener Garten nahm während der Direktionszeit des- neuen Leiters einen kräftigen Aufschwung. Die systematische Ordnung der Freilandpflanzen wurde konsequent durchgeführt,. Adolph Hansen. (69) den Medizinalpflanzen und vielen biologisch interessanten Pflanzen- gruppen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Von größter Bedeutung war für Forschung, Unterricht und Anschauung die Errichtung mehrerer Kulturhäuser und eines stattlichen, durch ge- fällige Konstruktion sich auszeichnenden Überwinterungshauses. Als die an der Senckenbergstraße gelegene Frauenklinik verschwand, um durch einen im modernen Klinikenviertel gelegenen Neubau ersetzt zu werden, wurde der zu ihr gehörige Garten zum bota- nischen geschlagen und die Anlage ausgedehnter Reserveanlagen ermöglicht. Im Jahre 1996 erhielt HANSEN einen Ruf nach Darmstadt, an dessen Hochschule er als DiPPELs Nachfolger lehren sollte. Hansen lehnte ihn ab und blieb an der Laudesuniversität. — Adolph Hansens akademisches Leben verlief, wie wir ge- lesen haben, stetig und ohne äußere Ereignisse besonderer Art. Welche Ergebnisse zeitigte seine Forschertätigkeit? Das wichtigste Thema, das HANSEN während der Gießener Zeit aufgenommen hat, war die Pflanzengeographie. Seine leidenschaftliche Vorliebe für Schauen und Reisen führte ihn in den Ferien alljährlich von Gießen in die Ferne, nach den Alpen, nach den deutschen und italienischen Küsten, nach Skandinavien, nach Frankreich, Belgien und Spanien, nach Nordafrika, von Marokko bis nach Ägypten, nach Nordamerika und im Jahre 1912 nach Zejlon. Kein geringes Verdienst hat sich HANSEN durch ■die Vereinigung des umfangreichen und wertvollen Tropenmaterials erworben, das er zusammen mit dem Gießener Garteninspektor Herrn RehnELT in Zeylon gesammelt hat, und das durch eine zweite Zeylonreise, die der letztgenannte im Jahre 1914 ausführte, noch erheblich ergänzt wurde; nur wenige botanische Institute vom Umfang des Gießener werden sich rühmen dürfen, in ähnlich reichem Maße mit tropischem Anschauungs- und üntersuchungs material ausgestattet zu sein. Weiterhin sind die verdienstvollen Fernausflüge zu erwähnen, die HaNSENs Interesse an pflanzen- geographischem Unterricht illustrieren: mit einer kleinen Schar seiner Schüler unternahm er Reisen, die Tirol und die italienischen Seen zum Ziel hatten. Die erste umfangreiche Publikation pflanzengeographischen Inhalts waren HaNSENs Studien über die Wirkung des Windes auf die Pflanzenwelt (1901), zu welchen ihn seine auf den ost- friesischen Inseln, vornehmlich auf Borkum angestellten Be- obachtungen anregten. Die Studie hat keinen ungeteilten Beifall gefunden: eine Auseinandersetzung zwischen HANSEN und WaHMING (70) EKNST KÜSTER: hilft es vielleicht erklären, daß HANSEN auf das Thema nicht mit der Ausführlichkeit zurückgekommen ist, die ursprünglich geplant gewesen zu sein scheint. Das Thema hat aber niemals aufgehört seinen Geist zu beschäftigen. Weiterhin ist hier der Herausgabe pflanzengeographischer Wandtafeln Erwähnung zu tun und vor allem der von HANSEN besorgten Neuausgabe des rühmlichst bekannten KERNERschen „Pflanzenlebens" (1913 — 1916) zu gedenken. Ich erwähne letzteres in vorliegendem Zusammenhang, weil die ausführliche Bearbeitung der Pflanzengeographie, welche die neue Auflage aus- zeichnet, durchaus von HANSEN stammt, während bei der Mehr- zahl der übrigen Abschnitte wir ihn bemüht sehen, den Text KERNERs nach Möglichkeit zu wahien. Noch seine letzten wissen- schaftlichen Bemühungen galten der Korrektur eines selbständigen Werkes über Pflanzen geographie, das einen Auszug von der im „Kerner" gegebenen Darstellung bringt. Unerwähnt blieb noch ein großes Feld botanisch-schrift- stellerischer Arbeit, das HANSEN durch mehrere Jahrzehnte seines Lebens gepflegt hat — die Herausgabe kurz gefaßter, allgemein verständlicher Lehrbücher, Leitfäden und Repetitorien, über die das Literaturverzeichnis Aufschluß gibt. Einen großen Schülerkreis um sich zu sammeln und zu selb- ständigen Arbeiten anzuregen, war eine Aufgabe, die HANSENs Eigenart nicht zusagte. Die- wenigen Dissertationen, welche aus dem Gießener Institut auf HANSENs Anregung hin hervorgegangen sind, findet der Leser am Schluß des Literaturverzeichnisses genannt. — Man würde von HANSENs Persönlichkeit ein sehr unvoll- kommenes Bild zeichnen, wollte man bei einer Würdigung seines Lebenswerkes nur seiner botanischen Lehr- und Forscher- tätigkeit gedenken. HANSEN war eine außerordentlich vielseitig begabte Natur, deren Streben weit über die Grenzen des von ihm vertretenen Wissensfaches ging. Mit rastloser Lebhaftigkeit und spielender Leichtigkeit bewegte sich sein Geist auf den ver- schiedensten Gebieten: der Kunst, der Geschichte, der schönen Literatur, der Philosophie galten seine Interessen, er war musikalisch und zeichnerisch reich befähigt; seine Rede konnte sprühen von Witz und Einfällen aller Art. Noch in den letzten Jahren glänzten die Vorträge, die er hielt, nach dem übereinstimmenden Urteil aller, die ihn zu hören Gelegenheit hatten, durch ihre vollendete Form und gew'andte Diktion — namentlich dann, wenn es galt, ästhetische Fragen zu behandeln oder ein Kapitel aus der Adolph Hansen. (71) Geschichte der Botanik zu erläutern. Seine Belesenheit in den Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts war erstaunlich, und seine Bücher, die GOETHE den Botaniker schildern, bekunden ebenso überzeugend die Vielseitigkeit des Verfassers wie die Schwung- kraft, mit der ein Thema wie GOETHE seine Beredsamkeit zu be- flügeln vermochte. Mit großer Wärme schildert HANSEN die Be- deutung Goethes für die Botanik: die vielseitigen Anregungen, die die botanische Forschung seiner Zeit in GOETHEs Schriften hätte finden können, gehen, wie HANSEN zeigt, weit über die Lehre von der Metamorphose hinaus und nach HANSENs wohl allzu kühn verteidigter Meinung so weit, daß die moderne Gestaltung der Botanik geradezu auf GOETHE zurückzuführen wäre. Von der Arbeit, die HANSEN dem geistigen und materiellen Erbe des Botanikers GOETHE gewidmet hat, erwähne ich noch seine Bemühungen um die Ordnung des Weimarer GOETHE- herbariums. Fast drei Jahrzehnte hat HANSEN an der Ijandesuniversität zu Gießen gewirkt — niemals in robuster Kraftfülle, aber stets gesund und niemals tätigkeitsmüde. In den letzten Semestern machte sich ein allmähliches Erlahmen seiner Kräfte bemerkbar, und seit Februar 1920 war eine ständige Vertretung notwendig — zuerst durch seinen Schüler und ehemaligen Assistenten Herrn Dr. Funk, später durch den Verfasser dieser Blätter. Bei aller Qual und Unruhe, die ihm sem Leiden brachte, blieb sein Geist noch bis zu den letzten Stunden seinen literarischen Plänen zu- gewandt. Abends, ain 26. Juni 1920, ist ADOLPH HANSEN von uns geschieden. Schriftenverzeiclinis ^). 1. Die Verbindungen des Chlorals mit Oxysäuren. Dissertation Bonn 1877, 36 pp. 2. Vorläufige Mitteilung (betr, Adventivbüdangen). (Flora 1879, 3 pp.) 3. Über Adventivbildungen. (Sitzungbber. phys.med. Gesellsch, Erlangea 1880, 5 pp.). 4. Die Quebrachorinde. Botanisch - pharmacognostische Studie. Berlin (Springer) 1&80. Mit 25 Abb. auf 3 lith. Tafeln. 25 pp. 5. On Quebracho Bark. Botaniscb-pharmacognostie Essay. 3 Plates. (^Therap. Gazette 1880, 18 pp.) 1) Herrn Dr. FUNK, der mich auf mehrere Publikationen Hanse.Ns hinzuweisen die Freundlichkeit hatte, danke ich auch au dieser Stelle für seine Unterstützung. (72) Ernst Küstek: 6. Über die Wirkung des Milchsaftes von Ficus carica. (Sitzuügsber. phys.- med. Soc. Erlangen 1880, 3 pp.) 7. Vergleichende Untersuchungen über Adventivbildungen bei den Pflanzen. (Abb. d. Senckenberg. natarf. Gesellsch. Bd. 12. 1881, 49 pp., 9 Tafeln). 8. Geschichte der Assimilation und Chlorophyllfunktion. Habilitations- schrift; Leipzig (Engelmann) 1882; 90 pp. (zugleich Arb. d. Bot. Inst. Würzburg. 1882, Bd. 2, H. 4, p. 537-626 . 9. Meine Antwort an Herrn Nathan Pringsheim über die Chlorophyll- funktion. Würzburg 1882, 9 pp. 10. über Sphaerokristalle in Pflanzenzellen. (Sitzungsber. Würzburger phys.- med. Ges. 1883, 2 pp.) 11. Über die Farbstoffe des Chlorophyllkornes. (Sitzungsber. Würzburger phys.-med. Ges. 1883, 2 pp ) 12. Über Fermente. (Sitzungsber. Würzburger phys.-med. Ges. 1884, 2pp.) 13. Der Chlorophyllfarbstoff. (Arb. Bot. Inst. Würzburg, Bd. 3. H. 1, 1884, p. 123-143) 14. Einiges über Wurzeln und Wasserleitung im Holze. (Sitzungsber. Würzburger phys.-med. Ges. 1884, 4 pp.) 16. Die Farbstoffe der Blüten und Früchte. (Verha-.dl. phys.-med. Ges. Würzburg, 1884, Bd. 18, Isi pp.) 16. Über das Chlorophyllgrün der Fucaceen. Vorlauf. Mitteil. (Bot. Ztg. J884, Bd. 42, p. 649-651.) 17. Über das Chlorophyllgrün der Fucaceen. (Sitzungsber. der Würzburger phys.-med. Gesellsch. 1884, 8 pp.) 18. Die peptonisierenden Fermente und Sekrete der Pflanzen. (Sitzungsber. phys.-med. Gesellsch. Würzburg, 1884. p. 106—109.) 19. Berichtigung (betr. Sphaerokristallstudieu). (Botanische Zeitung, 1884, Bd. 42, Nr. 25, p 391.) 20. Über Sphaerokristalle. (Arb. Bot. Inst. Würzbarg, 1884, Bd. 3, H. 1, p. 92—122.) 21. Repetitoriura der Anatomie und Physiologie der Pflanzen. Nebst einem Anhang: Die im Botanischen Garten zu Würzbarg kultivierten Medizinal- pflanzen. 74 pp. Würzburg (STAHEL) 1884. 22. Über Fermente und Encyrae (Arb. Bot. Inst. Würzburg, Bd. ii, H. 2, 1885, p. 253-285) 23. Beiträge zur Kenntnis des Brucins. (Ber. der D. Chem. Ges. 1886, Bd. 18, p. 777—779) 24. Beiträge zur Kenntnis des Brucins in Beziehung zum Strychnin. (Ber. d. D. Chem. Ges. Bd. 18, 1885, p 1917-1918.) 25. Ein Beitrag zur Kenntnis des Transpirationsstromes. (Arb. Bot. Inst. Würzburg, Bd. 3, H. 2, 1885, p. 305—314) 26. Das ChloTophyllgrün der Fucaceen. (Arb. Bot. Inst. Würzburg, Bd. 3, H. 2, 1885, p. 2^9-304.) 27. Quantitative Bestimmung des Chlorophyllfarbstoffs in den Lanbblättern. (Sitzungsber. phys.-med. Ges. Würzburg, 1885, p. 140—144.) 28. Antwort auf die Berichtigung von TSCHIRCH. (Botan. Zeitung 1885, Bd. 43, 2 pp.) 29. Eine bequeme Methode zum Einschließen mikroskopischer Präparate. (Ztschr. f. wiss. Mikroskopie 1886, Bd. 3, p. 482—483) Adolph Hansen. /jß, 30. Zu Reinkes Untersuchung des gelben Chlorophyllfarbstoffes. (Botan. Zentralbl. 1886, Bd. 26, p. 357.) ,31, Repetitorium der Botanik. 2. Aufl. IV u. 151 pp. Mit 22 Holzschnitten. Würzburg (Stahel) 1887. 32. Weitere üutersuchuogen über den grünen und gelben Chlorophyllfarb- stoff. (Arb Bot. Inst. Würzburg, Bd. 3, H. 3, 1887, p. 430—432). 33 Über einige Encymwirkungen bei den Pflanzen. (Hunaboldt 1887, Bd. 6, 4 pp.) 34. Über die Bedeutung des Chlorophyllfarbstoffes. (Naturwiss. Rundschau 1887, Nr. 53.) 35. Hansen, A. und KOEHNE, E., Die Pflanzenwelt. Enthaltend die Formen- gliederung, Lebenserscheinungen und Gestaltungsvorgänge im Gewächs- reich. Beschreibende Botacik, allgemein faßlich dargestellt von E. Koehne. Mit Farben drucktafeln und Holzschnitten. Stuttgart (WeiserT) 1887. 36. Die Farbstoffe des Chlorophylls. Kritik der Literatur und experimentelle Untersuchungen. Mit BßEWSTERs Spectralzeichnung, einer eigenen Spectraltafel und 2 Holzschnitten. 88 pp. Darmfetadt 1889. 37. Repetitorium der Botanik. 3. Aufl. Würzburg ^TAHEL) 1890. 38. Japanische Zwergbäume. (Prometheus 1890. Jahrg. 1, Nr. 21.) 39. Die Verflüssigung der Gelatine durch Schimmelpilze. Flora 1889, Bd. 72, p 88—93.) 40. Die Papyrusstaude. (Prometheus 1890. Jahrg. 2, Nr. 69—61.) 41. Pflanzer Physiologie. Die Lebenserscheinungen und Lebensbedingungen der Pflanzen. Mit zahlreichen Holzschnitten. VllI u. 312 pp. Stuttgart (WeisERTj 1890 42. über Gartenkultur in Italien und Sizilien. (Prometheus, Jahrg. 2, 1891, Nr. :2, 73-74.) 43. Leuchtende Pflanzen. (Prometheus 1891, Jahrg. 2, Nr. 84—85.) 44. Die augenblickliche Tätigkeit des Vesavs. (Prometheus 189i, Jahrg. 2, Nr. 96.) 45 Der Vesuv. (Prometheus 1891, Jahrg. 2, Nr. 100.) 46. Über die Bedeutung der durch Alkohol in Zellen bewirkten Calcium- phosphat- Aasscheidungen. (Flora 1889, Bd. 72, p. 408—414) 47. Bericht über die neuen botanischen Arbeitsräume in der Zoologischen Station zu Neapel. (Botanische Zeitung 1892, Jahrg 60, p. 279—285; dasselbe in Mitteil Zool. Station zu Neapel. 1891—1893, Bd. 10, p. 654.) 48. Repetitorium der Botanik. 4. Aufl. Würzburg (Stahel) 1892. 49. Über Stoffbddung bei den Meeresalgen. Mit 1 Tafel. (Mitteil, aas der Zoolog. Station zu Neapel. 1893, Bd. 11, H. 2, p. 265—305.) 60 Über Stoffbildang bei Meeresalgen nach Unter.-uchungen im Sommer 1891 an der Zoologischen Station zu Neapel. (Ber. Oberhess. Ges. f. Nat u. Heilkunde. Gießen 1893, Jahrg. 29, p. 135—137.) 51. Berichtigung. (Betrifft den Wasserklinostaten in Neapel) (Flora 1894, Bd. 78, H. 2, p. 211.) 52. Pilze züchtende Ameisen. (Prometheus 1894, Jahrg. 5, Nr. 243.) 63. Repetitorium der Botanik. Für Mediziner, Pharmazeuten und Lehr- amtskandidaten. 6. verbesserte Aufl. Mit 38 Blütendiagrammen. 193 pp. Würzburg (StaHEL) 1896. (74) Ernst Küster: 64. Die Bakterien des Bodens und die Bodenimpfung. (Frankfurter Zeitung, 27. und 29. Aug. 1897.) 55. Laboratoriumsnotizen: Einige Apparate für physiologische Demon- strationen und Vorlesungen. (Flora 1897, Bd. 84, H. 3, p. 352—356.) 56. Drogenkunde. Ein Leitfaden und Repetitorium für Studium und Praxis. Bonn (Behrendt) 1897. 203 pp. 57. Zur Geschichte und Kritik des Zellenbegriffs in der Botanik. Mit einer Tafel aus ROBERT HoOKEs Micrographia. Gießen (RiCKER) 1897, B6 pp, 58. Die Eoergidenlehre von SACHS. (Biol. Centralbl. 1898, Bd. 18, Nr. 20, p. 725—736.) 59. Pflanzenphysiologie. Die Lebenserscheinangen und Lebensbedingungen der Pflarizen. Mit 160 Holzschnitten. 2. Aufl Gießen (Beckert), neue Ausgabe Gießen (RlCKER) 1898, 314 pp. 60. Die Ernährung der Pflanzen 2. Aufl. Prag, Wien, Leipzig 1898, 299 pp. 79 Textbilder. — Vgl. die Ernährung der Pflanzen. 2. verbesserte Aufl. (Das Wissen der Gegenwart Bd. XXXVIII. Leipzig (Freytag) 1901. Mit 79 Abb., 299 pp.) 61. Laboratoriumsnotizen. I. Ein Apparat zur Demonstration der Sauer- stoffabscheiduDg bei der Photosynthese. II Eisengestelle ?um Umlegen von Topfpflanzen. (Flora 1899, Bd. 86, Hefe 5, p 469—470.) 62. Das proteolytische Enzym im Nepenthes peret. (Botan. Zeitung 1899, Bd. 57, 2 pp.) 63. Pflanzengeographische Tafeln I-XV. Berlin-'Steglitz. (Neue Photo- graphische Gesellschaft A. G.) 1901 u. ff. 64. Die Form des Arzneibuches für das Deutsche Reich. (Berichte der Pharmazeut. Gesellsch., Jahrg. 10, 1901, Heft 3, 2 pp ) 65. Die Vegetation der ostfriesischen Inseln. Ein Beitrag zur Pflanzen- geographie, besonders zur Kenntnis der Wirkung des Windes auf die Pflanzenwelt. Darmstadt (BergsträSSER) 1901. Mit 24 photogr. Bildern und einer Karte, 86 pp.) 66. Repetitorium der Botanik. Für Mediziner usw. Mit 38 Blütendiagrammen. 6. Aufl. 1902, Gießen. 67. Die Entwicklung der Botanik seit Linne. Akademische Festrede zur Feier des Jahresfestes der Großh. LUDWlGs-üniversität am 1. Juli 1902, Giessen 1902, 4 o, 40 pp. 68. Abwehr und Berichtigung der in EnGLERs Botanischen Jahrbüchern Bd. 31, Heft 4/5, 1902 von Professor WaRMING aus Kopenhagen ver- öffentlichte Anmerkung zu meiner Arbeit über die Vegetation der ost- frisischen Inseln. Gießen 1902, 33 pp. Dasselbe in Beibl. z. Bot. Jahrb. 1903, Bd. :i2. Heft 2/3, p. 1 ff. 69. Linne oder Goethe? (Voss. Ztg. 3. Okt. 1903.) 70. Vorwort zu L. SPILGERs Dissertation; siehe .Schülerarbeiten" am Schluß dieses Verzeichnisses. 71. Zu Buchen AUS Aufsatz „Der Wind und die Flora der ostfriesischen Inseln". (Abh. Nat. Ver. Bremen 1904, H. 1, p. 190—198.) 72. Experimentell a Untersuchungen über die Beschädigungen der Blätter durch den Wind. Vorläufige Mitteilung. 7 pp. 73. Notiz zur Catha cdulis. (Notizblatt d. Botan. Gartens und Museums Berlin, 1904, Nr. 36, 2 pp.) Adolph Hansen (75) 74. Ein botanischer Ausflog an die Riviera. (VelhaGENs & KlasinGs Monatshefte 1904, Februar, H. 6, p. 629-639. Mit 11 Original-Auf n. nach Coloriten v. OüRT AGTHE.) 75. Experimentelle Untersuchungen über die Beschädigung der Blätter durch Wind. ^Flora 1904, Bd. 93, H. ], p. 32—50; mit 1 Tafel.) 76. Ein Apparat zur Untersuchung der Wirkung des Windes auf Pflanzen. (Bericht der D. Bot. Ges. 1904, Bd. 22, H. 7, p. 371—372, mit 1 Abb ) 77. Die angebliche Abhängigkeit der GOETHE'jchen Metamorphosenlehre von LinnE. (GOETHE-Jahrb. Bd. 25, 1904, p. 128.) 78. Der pädagogische Wert des LiNNioschen Systems für die Schule. (Natur und Schule. 1905, Bd. 4, H. 6, p. 213—219.) 79. Meeresalgen. (Westermanns Monatshefte 1905, April, p. 37—45, mit Abbildungen.) 80. Goethes Metamorphose der Pflanzen. (GOETHE-Jahrb. Bd. 27, 1906, p. 207-225.) 81. Repetitorium der Botanik. Für Mediziner U3W. 7. umgearbeitete und veib. Aufl. 208 pp. Mit 6 Tafeln und 41 Textabb. Gießen (TÖPEL- MANN) 1906. 82. Die Cedern des Libanon. (Daheim 1906, Jahrg. 42, Nr. 28, p. 17—19, mit 6 Abbildungen.) 83. Die botanische Sammlung. (Sonderabdruck aus dem Führer durch das GOETHE-National-Museum in Weimar. Bd. 2, p. 37—60.) 84. HÄCKELS Welträtsel und Herders Weltanschauung. Gießen (TÖPEL- MANN) 1907, 40 pp. 85. GOETHES Metamorphose der Pflanzen. Geschichte einer botanischen Hypothese. In 2 Teilen. Mit 9 Tafeln von GOETHE und 19 Tafeln vom Verfasser. Gießen (TÖPELMANN) 1907. 380 pp. 86. Über Epiphyten. (Ber. Oberh. Ges. f. Natur- u. Heilk., Naturw. Abt., Gießen 1907, p. 100-101.) 87. Führer durch den Botanischen Garten zu Gießen. Gießen 1908, 112 pp. 88. Grenzen der Religion und Naturwissenschaft. Zur Kritik von HÄCKEL. Monistische Religion und Naturphilosophie. Gießen (lÖPELMANN) 1906, 52 pp. 89. Repetitorium der Pharmakognosie. 2. vermehrte u. verbess. Aufl. XVI u. 245 pp. Leipzig (Grethlein) 1909. 90. Systematische Charakteristik der medizinisch wichtigen Pflanzenfamilien. Zur Benutzung als Taschenbuch. Für Pharmazeuten und Mediziner. 8. Aufl. Zweite Neubearbeitung des HENKELschen Buches. Würz- burg (Stahel) 1909, 64 pp. 91. Goethes Leipziger Krankheit und der Sassafraß. Leipzig (A. HOFF- MANN) 1910, 58 pp. — Dasselbe Leipzig (Jos. WöRNER) 1911. 92. Repetitorium der Botanik. Für Mediziner usw. 8. Aufl. 220 pp. ; mit 8 Tafeln und 41 Textabb. Gießen (TÖPELMANN) 1910. 93. Variabilität und Erblichkeit im Pflanzenreich. (Internat. Wochenschr. f. Wiss., Kunst u. Technik, 1910, Jahrg. 4, Nr. 48.) 94. Drei Aufsätze über den Keplerbund. (Bibliothek der Aulklärung, Frank- furt a. M., 1911, 28 pp.) 95. Düngung von Kulturpflanzen mit Kohlensäure. (Naturwissenschaftl. Rundschau. Nach 1912, Bd. 27, p. 547—650.) (76) Ernst Küster : 96. Herders Beziehungen zur Descendenzlehre. (Arch. f Geschichte der Naturwiss. u. Technik, 1912, Bd. 4, p. 307—314.) 96a. Pflanzenphysiologie. Sammlang GÖSCHEN Nr. 591. Berlin-Leipzig 1912. 152 pp., mit 43 Abbild. 97. Goethe der Natur-Erforscher. (GOETHE-Jahrb. 1913, Bd. 34, p. 16—20.) 98. ANTON Kerner \'0N Marilaun. Pflanzenleben. 3. Aufl., neu bearb. von Dr. ADOLPH HANSEN. 1. Band. Der Bau und die lebendigen Eigenschaften der Pflanze. Mit 159 Abbild, im Text und 21 farbigen Tafeln und 3 doppelseitigen Tafeln nach Photographien von Ferd. COHN. Ernst Haeckel, Adolph Hansen, Ernst Heyn, adele, ANTON und bRlTZ V. KERNER, H. V. KOENJGSBRUNN, E. V. RANSONNET, L Seelos und Olof Winkler. Leipzig und Wien (Bibliographisches Institut) 1913, 495 pp. 2. Band. Die PfJanzengestalt und ihre Wandlungen. (Organlehre und Biologie der Fortpflanzung.) Mit 260 Abbild, im Text und 4 doppel- seitigen Tafeln nach Originalen und Photographien von A. HANSEN, Ernst Heyn, Adele, Anton und Fritz v. Kerner, A. v. Koenigs- BRUNN, E. y. Ransonnet, H. Schenck, Johs. Schmidt, I. Selleny, K. Springer und Olof Winkler. Leipzig und Wien (Bibliogr. Inst.) 1913, 543 pp. 8. Band. Die Pflanzenarten a's Flora und Genossenschaften. (Ab- stammungslehre und Pflanzengeographie) Mit 63 Abbildungen im Text und 9 farbigen Tafeln von A. GRIMM, W. V. KOENIGSBßUNN, I. Seelos, I. Selleny und K.Springer, 29 doppelseitig, schwarzen Tafeln nach Zeichnungen und Photographien nnd drei farbigen Karten. Leipzig u. Wien (Bibliograph. Inst.) 1916, 6f.5 pp. — Vgl. hierzu des Verf. Selbst- anzeige in Naturwiss. Wochenschr. 1916, Bd. 15, Nr. 30, p. 436—437.) 99. Repetitorium der Botanik. Für. Mediziner usw. 9. neubearb. u. erweiterte Aufl. Mit 8 Tafeln u. 41 Textabb. Gießen (TÖPELMANN) 1914, 224 pp. 100. Goethes mturwissenschaftliche Sammlungen im Neubau des GOETHE- bauses zu Weimar. (Naturwiss. Wochenschr. 1914, Bd. 13, 8 pp.) 101. Die Aufstellung von GOETHEs naturwissenschaftlichen Sammlungen im Neubau des GOETHE- Hauses zu Weimar. (Naturwissenschaften, 1914, Nr. 24.) 101a. Die Pflanze. Berlin u. Leipzig (GÖSCHEN) 1914, 100 pp. 102. Die Lebenskraft oder der Rhodische Genius. Von ALEXANDER VON HUMBOLDT, Bei der Wiederkehr seines 150, Geburtstages besprochen von Dr. A. HANSEN. (Naturw. Wochenschrift 1919, Bd. 18, Nr. 37, p. 626—537.) 103. Erläuterung zu H. SCHELENZ' Aufsatz .Nochmals GOETHEs Krankheit" in dieser Wochenschrift 1919, Nr. 11. (Berl. klin. Wochenschr. 1919, Nr. 46, p. 1067.) 104. Goethes Morphologie (Metamorphose der Pflanzen und Osteologie). Ein Beitrag zum sachlichen und philosophischen Verständnis und zur Kritik der morphologischen Begriffsbilduog. Gießen (TÖPELMANN) 1919, 200 pp. 105. Repetitorium der Botanik. Für Mediziner usw. 10. stark vermehrte Auf- lage. Mit 29 Textabb. u. 8 Tafeln. 184 pp. Gießen (TÖPELMANN) 1919. Adolph Hansen. (77) 106. Das Empfindungsleben der Pflanzen. Vortrag geh. am 6. 11. 1919 im der Gießener Hochschalges. (Nachr. d. Gießener Hochschulges. 1919, p. 41-67.) 107. Die „Lebenswege" H. St. Chamberlains und die Naturwissenschaft, (Naturwiss. Wochenschr. 1919, Bd. 18, p. 681 — 688.) Nach dem Tode des Verfassers erschienen: 108. Die Pflanzendecke der Erde. Eine Pflanzengeographie. Mit 1 Karte u. 24 Abb. in Kupferätzung auf 6 Tafeln. VIII u. 280 pp. Bibliograph. Inst. (Leipzig u. Wien), 1920. 109. Zur Metamorphosenlehre. (Naturwiss. Wochenschr. 1921, Bd. 20, Nr. 1, P. 7.) Gioßener Dissertationen nnd andere Schülerarbeiten. 1. Spilger, L., Flora nnd Vegetation des Vogelsberg. Mit einem Vor- wort von Prof. Dr. A. HANSEN. Gießen (E. ROTH) 1903. 134 pp. Dissertation. 2. ZanG, W., Die Anatomie der Kiefernadeln und ihre Verwendung zur systematischen Gliederung der Gattung Pinics. Mit 3 Taf . 48 pp., 1904. 3. Funk, H., Beiträge zur Kenntnis der mechanischen Gewebesysteme in Stengel und Blatt der Umbelliferen. Gießen 1912. Mit 6 Taf., 83 pp. (Beih. z. Bot. Oentralbl. Bd. XXIX, Abt. 1.) 4. SCHRAM.M, RiCH., Über eine bemerkenswerte Degenerationsform von AspercjiUus niger. (Mycolog. Zentralbl. 1914, Bd. B, p. 20.^ (78) H. Harms: Fritz Kurtz. Von H. Harms. (Mit einem Bildnis im Text.) Fritz KURTZ^) wurde am 6. März 1854 zu Berlin als Sohn des Bauunternehmers WILLIBALD KURTZ geboren. Von Ostern 1861 an besuchte er die Kgl. Kealschule (jetzt Realgymnasium) daselbst, die er Michaelis 1872 mit dem Zeugnis der Reife verließ, um sich an der Berliner Universität während 11 Semestern dem Studium der Naturwissenschaften, besonders der Botanik zu widmen. Am 27, März 1879 erwarb er in Berlin den Doktorgrad mit einer seinen Lehrern ASOHERSON und KNY gewidmeten Dissertation über westsibirische Pflanzen (Nr, 11). Bereits frühzeitig hatte er angefangen, Pflanzen zu sammeln, und sich allmählich eine gute Kenntnis der heimischen Flora erworben. Schon im Jahre 1871, noch vor dem Beginne seines üniversitätsstudiums, trat er dem Botanischen Verein der Provinz Brandenburg bei, in dem er sich bald auch durch einige kleinere, besonders von A, BRAUN und P. ASCHERSON veranlaßte Mitteilungen betätigte; letzterem ver- dankte er die Anregung zu seifier Dissertation. Bei seinem großen Interesse und Verständnis für Herbarstudien suchte er sich selbst ein umfangreiches Herbar zu verschaffen, was ihm die reichen Mittel, die ihm von Hause aus zur Verfügung standen, ermöglichten. So konnte er für den Preis von 3000 M, das große Herbar des Chemikers Gr. H. BAUER (Nachruf von P. MAGNUS in Verh. Bot. Ver. Brdbg. XXX. 1888 (1889), 344) erwerben, das dann zunächst den Grundstock seines eigenen Herbars bildete, welches er durch eigene Sammlungen in verschiedenen Teilen Mitteleuropas, ferner durch Tausch und Ankauf ständig zu vergrößern suchte. Es hätte 1) Herrn Geheimrat Professor Dr. I. UßBAN, dem Schwager des Ver- storbenen, statte ich auch an dieser Stelle ergebensten Dank für seine freund- liche Mitwirkung an dem Nachrufe ab, den ich ohne seine Unterstützung nicht hätte verfassen können, da ich F. KURTZ nicht persönlich gekannt habe. Ferner danke ich Herrn Prof. Dr. 0. C. HOSSEÜS in Oördoba (Argentina) für wertvolle Literaturnachweise. — Die beigefügten Nummern beziehen sich auf das Schriftenverzeichnis. — Einen kurzen Nachruf verfaßte F. Vaupel in Monats- schrift f. Kakteenkunde XXX. 1920, S. 172. FßlTZ KURTZ. (79) sich ihm damals die Gelegenheit geboten, durch Bearbeitung der in Berlin eintreffenden hochinteressanten Sammlungen aus dem tropischen Afrika, die er z. T. selbst käuflich erworben hatte (wie z. B. die von RENSCH vertriebenen Pflanzen von HILDEBRANDT, MECHOAV, SOYAUX u. a.), sich um die Systematik und Pflanzen- geographie große Verdienste zu erwerben; doch schien ihm die Fähigkeit zu fehlen, durch eingehende Untersuchung der Blüten- verhältnisse zu einem Urteil über die systematische Zugehörigkeit der Pflanzen zu gelangen, während er bei der Bestimmung von Pflanzen bekannter Grattungszugehörigkeit ein nicht gewöhnliches Geschick bewies und überhaupt eindringendes Verständnis für floristische Fragen zeigte, wov^on auch seine mit großer Sorgfalt angefertigten Eeferate Zeugnis ablegen (Nr. 6). Er legte sehr viel Wert auf sorgsame Behandlung der Herbarexeraplare und zog zum Ordnen seines Herbars gelegentlich von ihm bezahlte Hilfskräfte heran, wie z. B, E. ROTH und M. GURKE. Als er Europa ver- (80) H. Harms : ließ, nahm er sein damals schon recht wertvolles Herbar ebenso wie die eigene umfangreiche Bibliothek mit nach Amerika. In den Jahren 1878 — 80 war er als Nachfolger VatkEs zweitei Assistent am Berliner Botanischen Garten (ÜRBAN in Jahrb. Bot. Galt. 1. (1881) 64). Zwistigkeiten mit dem damaligen Direktor ElOHLER veranlaßten ihn, die Stellung aufzugeben. Dann arbeitete er einige Jahre als Assistent am mineralogischen Museum der Universität unter BEYRICH und DAMES, besonders mit tertiärer Flora beschäftigt, über deren Formenmannigfaltigkeit er sich durch Sammlungen von Blattformen recenter Pflanzen Klarheit zu ver- schaffen suchte, von der Ansicht ausgehend, daß die von den Palaeontologen lediglich auf Blattabdrücke gegründeten Arten oft nur Formen oder Zustände einer einzigen Art darstellen. Auch hier kam es zu Mißhelligkeiten, da er sich ebensowenig wie am Bot. Garten dazu verstehen w^ollte, die von der Direktion ange- ordneten Dienststunden regelmäßig einzuhalten. Da bot sich ihm die Gelegenheit, eine Stellung außerhalb Europas anzunehmen. G. HiERONYMUS hatte die Professur für Botanik in Cordoba in Argentina aufgegeben; ASCHERSON wurde die Nachfolgerschaft angetragen, der aber ablehnte und dafür den von ihm sehr ge- . schätzten FR. KURTZ vorschlug. Im August 1884 verließ KURTZ Europa, das er nie wieder gesehen hat. Durch die Arbeit an seiner Dissertation hatte sich KURTZ eine gute Kenntnis der arktischen Flora verschafft. Daher wurden ihm auch später arktische Sammlungen zur Bestimmung anvertraut. Seine umfangreichste und wertvollste Arbeit ist die in Berlin be- gonnene und ziemlich abgeschlossene, aber erst von Cordoba aus zum Drucke eingesandte Abhandlung über die von den Gebrüdern AUREL und ARTHUR KRAUSE auf der Tschuktschen-Halbinsel und in Alaska gesammelten Pflanzen (Nr. 28 u. 29). Außerdem hat er noch kleinere Arbeiten über arktische oder antarktische Pflanzen publiziert (Nr. 8, 30, 31). Aus der Berliner Zeit stammen dann noch verschiedene Mitteilungen anatomischen (z. B. Nr. ö), morphologischen (Nr. 2, 4, 10, 12) und palaeontologischen Inhalts (Nr. 23, 24), sowie die für die Geschichte der Nutzpflanzen wich- tige Darstellung dessen, was wir über die Erdnuß wissen (Nr. 1). Über seine Beziehungen zu L. KRUG und das von ihm begründete kleine westindische Herbar vgl. ÜRBANs Nachruf auf L. KR. in Bericht. D. B. Ges. XVI. 1898, S. 27. In Cordoba, wo damals eine Reihe namhafter deutscher Ge- lehrten wirkten — es seien genannt: OSOAR DOERING (Physik, Meteorologie), ADOLF DOERING (Chemie, Zoologie), L. BRAOKEBUSCH Fritz Kurtz. (gn (Mineralogie. Geographie), ARTHUR VON SEELSTRANG (Mathematik, Topographie), WiLH. BODENBENDER (Mineralogie, Geologie, Chemie) — hatte er als Catedrätico de Botanica Vorlesungen zu halten; bald wurde er auch Mitglied der dortigen Akademie der Wissen- schaften, in deren Schriften mehrere Arbeiten von ihm veröffent- licht sind. Mehr als die Vorlesungen zog ihn die floristischc Er- foischung des großen reichen Landes an. Freilich hatten bereits LORENTZ und HiERONYMÜS hier sehr umfangreiche, leider aber von GRISEBACH nicht immer zuverlässig bestimmte Sammlungen angelegt. Aber es waren doch noch viele Gebiete zu erforschen und zahlreiche Fragen zu lösen. KURTZ unternahm z. B. Reisen in die Ostanden (Nr. 16, 20, 25). Im Laufe der Jahre legte er ein großes Herbar argentinischer Pflanzen an, das er, soweit mög- lich, sorgsam durchbestimmte. Aufzählungen gesammelter Pflanzen und Besprechungen kritischer Formen (Nr. 21, 33, 35, 38, 39, 45, 46) geben Kunde von seinem Streben nach floristischer Erforschung der neuen Heimat, für die er eine zuerst 1900 erschienene, vor einigen Jahren in zweiter Ausgabe verfaßte botanische Bibliographie lieferte (Nr. 37, 48). Auf palaeontologischem Felde gut vorgebildet, lenkte er seine Aufmerksamkeit auch auf die dortigen Fossilien, und es gelang ihm die bedeutsame Entdeckung der dem Perm zugerechneten Gondwana-Schichten in der Provinz San Luis (Bajo de Velis); der Nachweis, daß eine ursprünglich von Ostindien beschriebene Schicht auch im südlichen Amerika vorkommt, erregte Aufsehen bei den Geologen und wurde mehrfach erörtert (Nr. 26, 27, 32); auch knüpfte sich daran eine Erörterung zwischen ihm und N. ARBEU (Nr. 42, 43). Er hat außerdem noch eine Anzahl wert- voller Mitteilungen über argentinische Fossilien gegeben und die Ausbeute seines Freundes BODENBENDER und anderer Forscher bearbeitet (Nr. 36, 41, 46, 47). Dem Botanischen Verein hat er stets sein Interesse bewahrt; seit der Übersiedelung nach Cördoba war er lebenslängliches Mit- glied. In den Jahren 1877—81 war er dritter Schriftführer und Bibliothekar gewesen. Unserer Gesellschaft gehörte er seit ihrer Gründung an. In Berlin erwarb er sich durch seinen Sinn für Geselligkeit, für Witz und Humor^) einen ausgebreiteten Kreis von 1) Einige an Freunde verteilte Exemplare seiner Dissertation haben am Schlüsse der Vita den Satz: „Während seiner Studienzeit trank der Verfasser ca. 6 (genau 5,930) cbm Bier." (Erwähnt auch in dem Werke: Goldene Jagend, Anekdot. n. Kuriosit. aus dem Schul- und Hochschulleben 1912, S. -U, nach freundlicher Angabe von Herrn Dr. E. Ulbrich ) Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. XXXVIII. (^) (82) H. HÄR.US: Freunden und Bekannten, die seine vielseitigen Interessen, seine Belesenheit und umfassende allgemeine Bildung zu schätzen wußten. Gar manchem hat seine Freigebigkeit und seine Hilfsbereitschaft in Erteilung von Eatschlägen sowohl hier wie später drüben aus der Not des Augenblicks geholfen. Ob das Fehlen einer großen botanischen Bibliothek in Cordoba, der Mangel an Originalexem- plaren oder wenigstens an kritisch bestimmtem Vergieichsmaterial oder andere Ursachen die Schuld daran trugen, daß er wissen- schaftlich nicht so tätig war. wie es seine Freunde von ihm er- warteten, mag dahingestellt bleiben. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten strebte er nach Sorgfalt und Gründlichkeit, und zögerte daher öfter vielleicht zu lange, bevor er die eingehend geprüften Ergebnisse der (Öffentlichkeit übergab. Am 1. April 191 5 • ließ er sich in den Ruhestand versetzen. Nach längerem Leiden starb er am 23. August 1920 in Cordoba an Arterienverkalkung. Sein wertvolles Herbar hatte er einschließ- lich der palaeontologischen Sammlung und der Bibliothek schon vor seinem Tode für 85 000 Pesos an die argentinische Regierung für die Universität Cordoba verkauft, w'ozu ihn dringende Notlage zwang, da die Regierung die Auszahlung der Pensionsgebühren- aufgehoben hatte. Der Restbetrag seines Vermögens fiel nach letztwilliger Verfügung, abgesehen von einigen Legaten, an den Deutschen Hilfs- und Schulverein in Cordoba. — 0. KUNTZB (Rev. gen. (1891) 520) widmete ihm den Gattungsnamen Kurtzamra (ümtaufung für die Labiate' Soliera Clos, non Agardlij. Auch wurden einige Arten nach ihm benannt, z. B. Cajoplwra Kurtzii Urb. et Gilg, Echinocaetu>: Kiirfsianus Gurke, Indif/ofcra Kurtsii Harms, Senecio Kurizii Alboff. Schriften rerzeiclinis. V. B. V. = Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. — B. C = Boletino de la Acadenriia Nacional de Ciencias de Oördoba. — R. M. = Revista del Museo de La Plata. 1. Über Araclils hypogaea L. — V. B. V.> XVII, 187B, Sitzangsber. 42-56. 2. Über die kleinen Blüten von Hahski tetraptera. — Ebenda, XVII. 68—71. 3. Über Pflaozen von den Aucklands-Inseln. — Ebenda, XVIII. 1876, Sitz. 3-12, 111—112. 4. Über Phyllodie der Kelchblätter von Ruhus. — Ebenda, XVIK. 44. 5. H. MUNK, Die elektrischen und Bewegungserscheinangen am Blatte der Dionaea musclpula. Mit der anatomischen Untersuchung de^ D - Blattes von F. ,K. — Leipzig 1876, 159 S.: KURTZ' Arbeit auf S. 1—29. (A^rchiv für Anat., Physiol. u. wissenschaftl. Medic, REICHERT u. DU Bois-ReymOND, 1876, Heft 1/2); vgl. Bot. Jahresb. IV, 370. Fritz Kurtz, (83) 6. Pflanzengeographie, in JüSTs Bot, Jahresb. III. 1875, (1877) 572—724, 724—762 (mit ENGLER); IV. 1876. (1878) 672—702, 966—1182; V. 1877. (1879) 872—897; VI. 1878. (1882) 464—1112. 7. Brewer a. Watson, Bot. of California. — V. B. V. XIX. 1877. (1878>. 153-165. 8. Über die von H. KRONE auf den Auckiands-Inseln gesammelten Pflanzen. — Ebenda, XIX. 168—169. 9. Über die Reisen J. M. Hildebrandts in Ostafrika. — Ebenda, XIX. p. III— TX. 10. Zur Kenntnis der Darlingtonia ealifornica. — V. B. V. XX. (1878) p. III bis XXIV, Sitzangsber. 125. 11. Aufzählung der von K. GRAF VON WaldburG-Zeil im Jahre 1876 in Westsibirien gesammelten Pflanzen; Inaag.-Dissert. 27. III. 1879; 69 S. — V. B. V. XXI. 1879, Abb. 11—77. 12. Über einen Apfel mit blühender Inflorescenz, Herbstblüte der Cydonia japonica und proliferierende Inflorescenz von Bellis perennis. — Ebenda, XXI. 1879. Sitzungsb. 157—158. 13. Über Englers Monogr. der Araceen. — Ebenda, 166—176, 14. (MitKOEHNE.) Bericht über die 31. Hauptversammlung des Bot. Vereins. — Ebenda, p. XIV. 16. Über die von den Dokt. AUREL u. ARTHUR KRAUSE von der Tschukt- schen-Halbinsel mitgebrachte Pflanzensammlung. — Deutsch, geogr. Blatt. V. Heft 4. 1882. 16. Informe preliminar de ua viaje botunico efectuado por orden de la Acad. Nac. de Cienc. de Oordoba en las Prov. de Cordoba, San Luis y Mendoza hasta la Frontera de C'hile, en los meses de Die. de 1886 ä Febr. de 1886. — B. 0. IX. 1886. (1887) 349-370. 17. Bespelzter Mai*, Zea mays var. tunkata, in Argentiniea. — Gartenfl. XXXVII. (1888) 628. 18. Descubrimiento del Carbon de Piedra en la Argentina. — F. Ameghino, Rev. arg. de Hist. nat. f. (1891) 195. 19. Bemerkungen zu Lotus peliorrhynchus Webb, Bern, zu Tillandsia Lorent- ziana Griseb.; Anthohjza qnadrangularis Barm, als Ziergewächs in Argentinien. — Gartenfl. XLI. 1892, 404. 20. Dos viajes botdnicos al Rio Salado superior (CordiU. de Mendoza) ejecu- tados en los anos 1891—92 y 1892—93. — B. C. XIII. 1893, 171—210. 21. Sertum Cordobense. Observaciones sobre pl. nuevas, raras 6 dudosas de la Pro7. de Cordoba. — R. M. V. 1893, 281—304. 22. Eiüige Bemerkungen zu dem Aufsatz von Dr. R. A. Philippi: Analogien zwischen der europäischen u. chilenischen Flora. — Petermanns Mitteil. XXXIX. 1893, 293. 23. Über Pflanzen aus dem norddeutschen Diluvium. — Jahrb. Geol. Landes- aastalt 1893. (1894), 12 — 16. 24. Eine neue Njmphaeacee aus dem unteren Miocän von Sieblos i. d. Röhn. — Ebenda, 16—18, 25. Bericht über zwei Reisen zum Gebiet des oberen Rio Salado (Cord, de Mendoza) ausgeführt i. d. Jahren 1891—92 u. 1892—93. — V. B. V. XXXV. 1893. (1894), 95—120. 26. Contribuciones ä la Palaeopbytologia Argentiaa. I. Botrychiopsis, un £eaero nuevo de las Cardiopterideas. II. Sobre la existencia del Gond- le*) (84) H. Harms : Fkitz Kurtz. wana inferior en la Repüblica Argentina (Plantas fösiles del Bajo de Velis, Prov. deSanLuis). — R. M. VI. 189 1, 117— 137. 6 tab. (Vergl. auch G. Bodenbender, Devono y Gondwana en la Repübi. Argentina, B. C. XV. 1897, 201—252) 27. On the existence of lower Gondwanas in Argentina. Translated by J. GiLLESPlE. — Recordj of the Geolog. Survey of ladia. XXVIII. 3. 1895, 111—117. 28. Die Flora des Chilcatgebietes im südöstlichen Alaska, nach den Samm- lungen der Gebrüder Aurel u. Arthur Krause. — Engler3 Bot. Jahrb. XIX. 1895, 327—431. 29. Die Flora der Tschuktschenhalbinsel. — Ebenda, 432—493. 30. Bericht über die Pflanzen, welche Karl Graf von Waldburg-Zeil im August 1881 am unteien Jenissei gesammelt hat — V. B. V. XXXVI. 1894. (1896), 141—149. 31. Verzeichnis der auf Island u. den Faer-Öern im Sommer 1883 voa Dr. K. Keilhack gesammelten Pflanzen. — Ebenda, 150—158. 32. Recent Discoveries of Fossil Plauts in Argentina. — Geolog. Magaz. Dec. IV. III. Nr. 388 (Okt. 1896), 446—449. 33. Indicaciones de pl. nuevas 6 raras de la Repüol. Argent. — Mem. de la Facultad de Cienc. E., F. j N. de la Universida i de Ci')rdoba 1895. (1896), SO-33; 1896. (1897), 36—39. 34. Oyperaceae et Gramineae. In N. Alboff et F. K., Enumeration de-^ plantes du Oanal de Beagle et de quelijues autres endroits de la Terre de Feu. — R. M. VII. 1896, 363—400. 35. Enumeraciön de las plantas recogidas por G. BODENBENDER en la precordilleradeMendoza (Okt. 1896). — E. 0. XV. Nr. 4a. 1897, 502—622. 36. Contribuciones ;i la Palaeophytologia Argeritina. III. Sobre la existencia de nna Dakota-Flora en la Patagonia austro-oecidental (Oexro Guido, Gobernacion de Santa Cruz). — R. M. X. 1899, 43—60. 37. Essai d'une bibliographie botanique de l'Argentine. — B. 0. XVI. 1900, 117—203. 38. CoUectanea ad Floram Argentinam. — B. 0. XVI. 2. 19C0, 224—2/4. 39. Sobre la flora de la Sierra Aohala. Conferencia dada en la Biblioteca de la Universidad deCördoba; 2. X. 1900. — Los Principios 1900; 10 pp. 40. Quelques mots h, propos du discours de Mr. A. GallardO: La Botani- que h la Röpublique Argeatine. — Communic. Mus. Nac. Buenos Aires. I. Nr. 10. 1901, 336—342. 41. Contributions ä la Paleophytologie de l'Argentine. VIF). Sar l'existence d'une flore Rajmahalienne dans le gouvernement du Neuquen; in S. Roth, F. Kurtz et C. Burckhardt, Le^Lias de la Piedra Pintada — R.M.X. 1901. (1902), 235—242, pl. III. — Bot. Jahresb. XXIX. 2. 1901. (1903) 438. 42. Remarks upon Mr. E. A. NEWELL ARBERS Communication : On the Clarke üollection of fossil Plauts from New South Wales. — Qaart. Joarn. Geol. Soc. LIX. 1903, 26—28. 1) G. Bodenbender (Contribucion al conocimiento de la Precordillera de San Juan de Mendoza, in B. 0. XVII. 2. (1902) 204) spricht von demnächst erscheinenden Beiträgen zur Palaeophytolog. Argent. IV— VI, die aber offen- bar nicht veröffentlicht worden sind; die Abhandlung bringt mehrere Listea von Fossilien nach den Bestimmungen von F. K. E. Pantanelli: Giuseppe Cuboni. (85) 43. Additional Remarks upon Mr. E. A. NEWELL Arbers Communication on the Clarke Oollection of fossil Plants from New South Wales Cördoba 1903; 4 pp. (Tipograf. La Indastr., Lampaggi et Molteni). 44. Laubabwerfende u. Salzvertragende Pflanzen Argentiniens. — Tropeu- pflanzer VII. 1903, 827—328. 46. Cuadro de la Vegetacion de la Prov. de Cordoba. Oon un mapa ph\to- geografica. — In M. E. Rio y L. Achayal, Geografia de la Piov. de Cordoba L 1904, 270—343 (Cap. VIII, Flora). 46. Determinaciones de las plantas fosiles y vivas. In G. BODEXBENDER, ConstitucioQ geologica de la parte meridional de La Rioja y Regiones limitrofes. — B. 0. XIX. 1. 1911, 1—220. 47 Listen der in der Vorkordillere zwischen den Flüssen Mendoza u. Jachal gefundenen fossilen Pflanzen. — In R. Stappenbeck, Umrisse des geologischen Aufbaues der Vorkordillere zwischen den Flüssen M. u. J. Geolog, u. palaeontol. Abb., herausg. von E. KOKEN, N. F. IX. Heft 5, 1911, 276—414. Mit 1 K., 3 Taf. u. 33 Fig. im Text. 48. Essai d'une bibliographie botanique de l'Argentine, 2. ed. 1912. — 1. partie, B. 0. XIX. 2. 1913, 221 — 376; 2. partie, B. C. XX. 1916, 369-467. Giuseppe Cuboni. V'on E. PANTANELLI. (Mit Bildnis im Text) GIUSEPPE Cuboni wurde in Modena am 2. Februar 1852 geboren. Der Yater siedelte 1871, als Born Hauptstadt wurde, dorthin über, wo der junge CUBONI vier Jahte lang die medizini- sche Fakultät besuchte; er kam aber bald in Berührung mit hervor- ragenden Naturforschern, wie dem Chemiker CaNNIZZARO, dem Physiologen BOLLE und dem Botaniker DE NOTARIS, die ihn von den medizinischen Studien ablenkten und ihn veranlaßten, zur naturwissenschaftlichen Fakultät überzugehen. Unter dem mächtigen Einfluß DE NOTARIS — dessen Tochter VIRGINIA er später heiratete — ergab sich CUBONI der Botanik und promovierte 1877. Im :^deichen Jahre wurde er als Assistent am botanischen Kabinett aufgenommen und verblieb dort bis 1881. In jener Zeit beschäftigte er sich, in Gemeinschaft mit dem Pathologen MARCHIAFAVA, mit Arbeiten über die Ursache der Malaria, wobei er den damals noch neuen Standpunkt der parasitischen Natur der Krankheit vertrat. 1881 wurde CUBONI als Lehrer der Botanik und Pflanzen- krankheiten an der Weinbauschulo zu Conegiiano angestellt. Nach (86) E. Pa^'Tanelli: einigen Arbeiten über die Ursache der. Pellagra und einer klaren Untersuchung über Stärkebildung in den Weinblättern, widmete er sich experimentellen Forschungen über die Bekämpfung des falschen Meltaues der Eebe, die ihn in die erste Linie der verdienstvollsten Pflanzenpathologen brachten. Im Auslande ist es wenig bekannt, daß die Herstellung der Kupferkalkbrühe, nach der Formel wie man sie heute noch anwendet, in der Hauptsache von CUBONI herrührt. Er probierte, gleichzeitig und unabhängig von MiLLARDET, verschiedene Stoffe und Brühen aus; 1885 hatte er über die nütz- liche Wirkung der Kalkbespritzung schon eingehend berichtet. Gleichzeitig suchte er die physiologische Wirkung der Bespritzungen durch Untersuchungen über die Stärkebildung und Transpiration der bespritzten Blätter klarzustellen. Nach den Veröffentlichungen von MiLLARDET (1886) paßte CUBONI die Kupferkalkbrühe den italienischen Verhältnissen an Giuseppe Cuboni. (87) durch Herabsetzung der Konzentration auf 1 Prozent und trug zur Verbreitung der Kupferbespritzung ganz erheblich bei. Der Ein- fluß CUBONIs war in dieser Hinsicht so bedeutend, daß das Land- wirtschaftsministerium schon 1886 zur Errichtung einer besonderen Versuchsstation für Pflanzenkrankheiten in Rom überging, die Cuboni anvertraut wurde. Damit war die älteste pflanzenpatho- logische Station geschaffen. [n Rom hatte der junge Direktor Gelegenheit, seine Tätigkeit auf dem Gebiete der Krankheiten aller möglichen Gewächse zn entfalten. 1888 entdeckte er das Mycelium von Plasmopara in den AVeinbeeren, wo es bis dahin übersehen worden war; aus demselben Jahre stammt die experimentelle Feststellung, daß in trockneren Gebieten die Formel 0,5:0,5:100 für die Kupfei kalkbrühe aus- reicht. Diese Formel hat den italienischen Winzern eine gewaltige Menge von Kupfersulfat erspart, und sie wird heute noch in Mittel- und Unteritalien mit vollem Erfolge angewandt. Allerlei Krankheiten der Rebe und anderer Pflanzen waren Gegenstand der Untersuchungen bis 1897; die Bakterien des Wein- rotzes wurden von CUBONI gefanden und richtig erkannt (1889), wie es später ERWIN SMITH nachweisen konnte. In einer Zeit, wo sich die Pflanzenpathologie meist auf die Auffindung und systematische Beschreibung pflanzenbewohnender Pilze beschränkte, zeichnete sich das Werk CUBONIs duich biologische Gesichtspunkte und Methoden aus, die ihn als einen der Begründer der experi- mentellen Pflanzenpathologie erscheinen lassen. Durch neue Frage- stellung zeichnen sich die damaligen Versuche CülJONIs über An- wendung von EntoniopJtfhora (jrylli zur Heuschreckenbekämpfung (1889) und über den sogenannten Schorf alter Kupfergegenstände aus, deren infektiöse Natur nachgewiesen wurde (1892). Bald aber wurde OüBONI klar, daß die Beschränkung der Arbeitsmittel die experimentelle Forschung verhinderte; sein Streben war seitdem auf eine Umbildung der Station gerichtet. Die wichtigsten Feinde der Weinrebe waren aber schon erfolgieich geschlagen und das Interesse, welches das Landwirtschaftsministerium pflanzen- pathologischen Studien entgegenbrachte, war vermindert. Trotzdem gelang es CUBONI, eingehende Untersuchungen über die Krank- heiten des Ölbaumes und der amerikanischen Unterlagsroben, über die Tintenkrankheit der Edelkastanie und über die Ursachen der Reblauswiderstandsfähigkeit der Reben anzustellen, was wohl durch Errichtung besonderer Feldlaboratorien an Ort und Stelle erreicht wurde. Nach der Wiederentdeckung der MENDELschen Gesetze (1900) (88) E. Pantanelh: erkannte CUBONI deren Wichtigkeit für die Erblichkeitslehre und Auslese. Durch geistvolle Vorträge und Artikel hat CUBONI die experimentelle Deszendenzlehre ''und die Pflanzenzucht in Italien mächtig gefördert. Seiner Tätigkeit verdanken wir die Errichtung von z'vvei Versuchsstationen für Pflanzenzucht, eine für Getreide- zucht in Eieti (1905), die andere für Rübenzucht in Rovigo (1911). Zuletzt war es ihm vergönnt, an der Gründung des Landesinstitutes für Pflanzenzucht (Instituto Nazionale di Genetica) einen hervor- ragenden und bestimmenden Anteil zu nehmen. Die Organisation des mit reichen Mitteln versehenen Institutes war erst angebahnt, als ein plötzlicher Tod G. OUBONI am 8. November 1920 dahinraffte. Mit ihm ist ein hervorragender Pflanzenpathologe dahinge- gangen; ihm verdanken wir das Wiederaufleben der Anwendung biologischer Forschung auf die Lösung landwirtschaftlicher Fragen in Italien. CUBONI gebührt auch das Verdienst, die erste Kanzel für Pflanzenpathologie, und zwar an der römischen Universität, schon 1887 errichtet' zu haben. Er war ein treuer Freund deutscher Kultur und als solcher mußte er während des Weltkrieges manche bittere Stunde erleben. Scliriften von G. Cuboni ^j. Sopra un muscolo anomalo. Ateneo 1. 1974, p. 46. Nuovi studi sulla natura della malaria (mit Marchiafava). Mem, Accad. Lincei. (3). 9. 1881, p. 3. 2 tav; Arch. f. exp. Pathologie, 1881, p. 265. Su la Peronospora viticola. Rivista vit. enol, Oonegliano. 5. 1881, p 129, 442, 469. Malattie della vite osservate nel corrente anno. Ebenda, p. 370. Micromiceti della cariossidi di granturcj in rapporto alia pellagra. Arch. di psichiatria. 3. 1882, p. 353. La peronospora viticola. Rivista vit. enol. Conegliano, 6. 1882, p. 37, 313, 659. II vino e la pellagra. Ebenda, p. 161. Studi botanici su la vite. Ebenda, p. 718, 750. La Dematophora necatrix. Ebenda, p. 385. Effetti degli inverni rigidi o miti su gli insetti. Ebenda, p. 225. Sul Bacteriiim juaijdis. A.rch. di psichiatria. 4. 1883, p. 220. Ricerche su la formazione dell' amido nelle foglie della vite. Rivista w. o. 9. 1885. p. 3 e 83, mit 2 Taf.; Arch. Ital. de biologie. 7. 18S6, p. 209. Ricerche sperimentali su l'origine dei saccaromiceti. Rivista w. o. 9. 1885, p. 364, 388. I rimedi contro' la peronospora. Ebenda, p. 321, 609, 705. Gli effetti dell'idrato di calce nella cura delle viti contro la peronospora. Ebenda, p. 673; Progres agr. et vit. 1885, p. 391. Sa la peronospora. Rivista w. o. 10. 1886, p. 225, 289, 343, 377, 385. Notizie fillosseriche. Ebenda, p. 84. Le cause del disseccamento dei grappoli d'uva. Ebenda, p. 449. 1) Es wurden in diesem Verzeichnis nur Originalschriften aufgenommen. Giuseppe Cüboxi. (89) Relazione intorno alle esperienze per combattere la perono3Dora. Ebenda, p. 705, 737. Rimedi contro la peronospora della vite. Bull. Notizie Agr. 8.1886, p. 6. Su le cause del disseccamento dei grappoli. Ebenda, p. 1688. Malattie della vite in provincia di Roma. Ebenda, p. 1691. Kelazione intorno agli studi batteriologici sa la pellagra. Ebenda, p. 314. II bacterio della pellagra. Rend. Accad. Lincei. (4). 2. U86, p. ö82. Istruzione per conoscere e combattere la peronospora della vite (mit G. B. OERLETTI). Annali di Agricoltura. n. 112. 35 pp. 1886. Mit 2 Taf. u. Fig. Synopsis mycologiae venetae secundum matrices. Patavii, 1886. 362 pp. (mit V. Mancini). II marciume dell'uva. Nuova rassegna di vitic. enol. Gonegliauö. 1. 1887, p. 17. Bacteri e malattie dei vini. Ebenda, p. 24 8. La peronospora dei grappoli. Ebenda, p. 591, 614. v Diatomee raccolte a. S, BernardiNO DEI GrigiONI da G. B. DE NOTARIS'. Bacterii e frammenti di Oscillaria inclasi nei granuli di grandine. Notarisia. 2. 1887, p. 226. Malattia della vite prodotta da improvviso abbassamento di temperatura. Nuova rassegna w. o., p. 291. La traspirazione o l'assimilazione nelle foglie trattate con latte di calce. Malpighia. 1. 1887, p. 295, 1 Taf. Le galle fillosseriche su le foglie di vite Isabella. Nuova Rassegna. w. o , p. 551. S3dloge Hjmenomycetum. Bd. V u. VI der Sylloge fongoram. Pdtavii 1887 u. 1888, 1146 resp. 9z8 pp. (mit P. A. SaccardO u. V. Mancini). La peronospora delle lose. Staz. Sperim. Agrarie. 14. 1888, p. 295. Su l'erinosi nei grappoli della vite. Ebenda. 15. 1888, p. 524, 1 Taf. Su la cosiddetta uva infavata dei Colli Laziali. Ebenda, p. 528. Influenza della temperatura su la fermentazione dei mosto. Ebenda, p. 648, La peronospora e i mezzi per combatterla. Nuova rassegna w. o. 2. 1888, p. 325. Le malattie dei grappoli d'uva. Ebenda, p. 613. Nuovi parassiti della vite in Italia. Ball. Notizie Agr. 10. 2888, p. 2332. Rapporti su le malattie presentate alla Stazione di Patologia Vegetale. Ebenda, 1888-1807; 19ü0— 1901. II mal dei secco nei grappoli d'uva. Staz. sperim. Agr. 17. 1889, p. 469. La clorosi. Ebenda, 16. 1889, p. 40. La peronospora nei tralci. Bull. Soc. vitic. ital. 4. 1889, p. 378. La selezione dei lieviti in enologia. Ebenda, p. 608. A proposita di una mallattia ritenuta Black rot. Ebenda, p. ■")34. , Sul bacterio della rogna della vite. Rend. Accad. Lincei. (4). 5. 1889. I. sem., p. 570. Esperienze per la diffusione di Entomoplähora grylli contro le cavallette. Nuovo Giorn. Botan. 21. 1889, p. 310. Le forme teratologiche nei fiori di Diplotaxis erucoides e la loro causa. Ebenda, p. 507. Anamalie fiorali di Colchicum autumnale. Staz. sperim. agr. 17. 1889, p. 364. Infezione di peronospora in Italia nei 1889. Bull. Notizie Agr. 12. 1890. p. 533- Mit 1 Karte. Peronospora e solfo ramato. Nuova rassegna w. o. 4. 1890, p. 656. ; La peronospora nei giovani grappoli. Bull. soc. vitic. 5. 1890, p. 372. (90) E. Pantanelu: La poltiglia bordolese deve essere applicata ^ la pagina superiore o inferiore della foglia? Ebenda, p. 343. II carbonato calcio-magnesiaco in viticoltura. Ebenda, p. 420. Su l'uso di parti peronosporate come concime. Ebenda, p. 572. Osservazioni anatomiche su gli acini d'uva disseccati dal mal del secco. Nuovo Giorn. Botan. 22. 1890, p. 232. Sopra una malattia del gelso. in rapporto con la flaccidezza del baco da seta. Rend. Accad. Lincei. (4). 6. 1890, p. 26 (mit A. GaRBINI). La peronospora della vite. Annali di Agric. n. 175. 1890. 30 pp„ 3 Taf. Su la presenza di bacterii negli acervuli della Pnccinia hieraeii. Bull. soo. botan. ital. 23. 1891, p. 296. Diagnosi di un nuovo fuogo excipulaceo. Ebenda, p. 577. Gli effetti del gelo suUa vite. Bull. Notizie Agr. 13. 1891, p. 636 (nriit G. C'UGINI). Su la peronospora entro le gemme della vite. Ebenda, p. 736. L'infezione di peronospora in Italia nel 1890. Ebenda, p. 1522. Mit 1 Karte. II rossore della vite e il Tetranychiis telnrius. Nuova rassegna w. o. 5. 1891, p. 634. I rimedi pulverulenti contro la peronospora. Bull, soc vitic. 1891, p. 54. Su la rogna o scabbia dei bronzi antichi. Nuovo Giorn. Bot. 14. 1892. p. 287; Rend. Accad. Lincei. (5) 2. 1893, p. 498 (mit L. MOND), Sa la forma ibernante des Fmickuliuiii dendriticmn. Nuovo Giorn. Botan. 24. 1892, p. 287. La sessualitä delle plante secondo uno scrittore del secolo XVI. Ebenda, p. 426. Contribuzioni allo studio dei fermenti del vino. Staz. sperim. agr. 25. 1893, p. 7, 2 Taf. I bacteri contenuti nei vini natarali ed artificiali. Bull. soc. vitic. 7. 1802, p. 41. Gli effetti del gelo su i tralci e le gemme della vite. Staz. sperim agr. 26. 1894, p. 125. Sipto<ßoeum mori. Nuovon Giorn. Botan. 1894, p. 216 (mit U. Brizi). Su la causa della fasciazione di Spartium junceum e Sarothamnns vulgarii. Ebenda, p. 281. L'infezione di peronospora in Italia nel 1893. Bull. Notizie Agr. 16. ]S94, p. 139, 1 Karte. Malattie crittogamiche del gelso. Ebenda, p 285. L'infezione della peronospora nei grappoli d'uva. Ebenda, p. 442. La comparsa di CecidoDiyia destructor nell'Agro Romano. Ebenda, II sem., p. 143, Comparsa di una nuova malattia della vite in Italia. Ebenda, p. 378. E'dannosa l'applicazione della poltiglia cupro-caicica durante la fioritura? Bull. Soc. Vitic. 9. 1894, p. 234. L'azione dei sali di rame nei trattamenti contro la peronospora. Ebenda, p. 2^2. La fersa del gelso. (Mit U. Brizi). Bull. Notizie agr. 18. 1896. I sem., p. 321. Per quali cause le plante coltivate siano danneggiate da malattie che fino a qualche decennio fa erano sconosciute in Europa? Staz. f^perim agr 29. 2896, p. 101. Germinazione di Lodoicia sei/chellanim. Bull. soc. botan. ital. 1895, p. 123. Heterodem radicicoln su Galinsoga. Ebenda, 1892, p. 427. La malattia del castagno nel 1896. Bull Notizie agr. 19. 1897. I sem., p. 196. Risultati delle esperienze per combattere la peronospora eseguite nel 1896 Ebenda, p. 401. Una grave calamitu negli olivi. Bull. soc. agric. ital. 3. 1898, p. 125. II problema fillosserico in Italia. Ebenda. 4. 1899; 5. 1900; p. 141. Giuseppe Cubont. (911 Nuova contribazione allo studio dei fermenti del vino (mit A. PlzziGONI). Staz. sperim. agr. 32. 1899, p. 417. Mit 2 Taf. Esperienze antiperoaosporiche eseguite nel 1899. Bull. soc. agric. ital. 6. 190O, p. 183. La patologia vegetale al prinzipio ed alla fine del secolo XIX. Ebenda, p. 219. La teralologia vegetale e i problemi della biologia moderna. Aonuario R. Staz. Patol. Veg. Modena. 1901, p. 165. Esperienze antiperonosporiche eseguite nel 1900. Bull. Soc. Agric. Ital. 6. 1901, p. 223. La varlabilitü delle piante riprodotte per seme. Ebenda, p. 456. Sa la malattia deirolivo chiamata brusca. Rend. Accad. Lincei. (.5). 10. 1901. II sem , p. 293. Le leggi deH'ibridismo secondo i recenti studi. Bull. Soc. Agric. Ital. 8. 1903, p. 564. Sopra una malattia infesta alle colture dei fanghi mangerecci. Rend. Accad. Lincei (5). 12. 1903. I sem., p. 440. (Mit G. Megliola.) Nuove osservazioni su la peronospora del framento. Ebenda. 1904. I sem,, p. öib. I problemi dell'agricoltura meridionale e il compito delle stazioni agrarie. Ball. Soc. Agric. Ital. 10. 1905, p. 347. Le esperienze di granicoltara a Rieti. Ebenda, p. 35 e 79. La brüsca dell'olivo nel teriitorio di Sassari. Rend. Accad. Lincei. (5). 14. 1905. I sem., p. 603. Un nuovo malanno dei limoni in Grecia. Ball. Off. Minist. Agric. 4. 1906, p. 699. Sal. Roncet. Bull. Soc. Agric. Ital. 12. 1907, p. 548. I nuovi stadi su ribridismo e la loro importanza pratica. Bull, Soc. Oliv. 1. 1907, p. 276. Le conoscenze attuali sulla patologia dell'olivo. Ebenda, p. 53. I nuovi progressi della biologia vegetale applicata all'agricoltura. Atti Soc. Progresso Scienze. 1. 1907, p. 162. La sperimentazione agricola in Italia e all'estero. Ball. Soc. Agric. Ital. 13. 1S08, p. 344. Studi botanici su le alterazioni prodotte dalla fiUossera su le radici delle viti. Ebenda, p. 531. (Mit L. Petri). Sopra una erisifacea parassita del pesco in rapporto col nuovo oidio della quercia. Rend. Accad. Lincei. (5). 18. 1909, p. 325. (Mit L. PETRI). I problemi dell'agricoltura meridionale. Rassegna contemporanea. 2. 1909, p. 231. Organisation du Service national d'informations relatives au maladies des plantes. Rapport ä l'Assemblee gen^r. Inst. Internat. Agric. Decembre 1909, p. 85. L'opera di CARLO DARWIN e la critica moderna. Natura. 1. 1910, p. 301. L'opera dell'abate MENDEL e il suo significato teorico e pratico. Atti Soc. Progresso Scienze. 4. 1910, p. 393. Su l'organizzazione di difesa contro le malattie delle piante in Italia. Bull. Soc. Agric. Ital. 16. 1911, p. 723. Collaboration internationale pour combattre les maladies des plante^. Rapport Inst. Intern. Agric. 1911, p. 335- Base d'un accord international pour la lutte contre les maladies des plantea Bull. Init. Internat. Agric. 3. 1912, p. 2422. (92) L. Radlkofhr: Rapport sur la collaboration internationale pour la lutte contre les maladies des plantes. Actes IV. Assemblee gen. Inst. Internat. Agric. 1913, p. 388. üna rivoluzione nella biologia. Dal Darwinisrao al Mendelismo. Rend. Accad. Lincei. (6). 23. 1914. II Sem., p. 697. Cenni su la storia del giardinaggio in Roma. — In „La Villa Venosa in Albano Laziale", p. 1 — 33, Bergamo. Arti Grafiche. 1917. Folio. Hans Solereder. Von L. E-ADLKOFER. (Mit Bildnis im Text.) Am Abfend des 8. Novembers 1920 starb Dr. HANS SOLEREDER, 0. ö. Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens und Institutes in Erlangen, als Opfer einer Lungenentzündung, die ihn wenige Tage vorher ergriffen hatte — zwei Monate nach Vollendung des 60. Lebensjahres^). Solereder war am n. September 1860 in München geboren als zweiter Sohn des Volksschullehrers und späteren Direktors der Kreislehrerinnenbildungsanstalt von Oberbayern, LUDWIG SOLE- REDER, und seiner Gattin ADELE, geborenen HEMMER. Nach dem Besuche der Volksschule und des Realgymnasiums in München .trat er im Jahre 1880 an die Universität über mit der Absicht, sich für das naturwissenschaftliche Lehramt an Mittel- schulen auszubilden. Von den zwei hierfür eingerichteten Prüfungs- abschnitten legte er den ersten für Physik, Zoologie und Botanik im Herbste 1883 mit bestem Erfolge zurück. Seine ausgesprochene Neigung für das Fach der Botanik, welchem er mit lebhaftem Eifer sich zuwendete, führte ihn dazu, durch Ausarbeitung einer Dissertation „über den systematischen Wert der Holzstruktur bei den Dikotyledonen" an dem botanischen Laboratorium, welches der Schreiber dieses an der Universität Ins Leben gerufen hatte, die Erwerbung des philosophischen Doktorgrades anzustreben. Am T.Dezember 1885 wurde ihm derselbe summa cum lau de verliehen. Im Herbste 1886 folgte der zweite Abschnitt des Lehramtsexamens, für Chemie und Mineralogie, und bald darnach, am 1. November 1) Die illustrierte Halbmonatsschrift „Das Bajerland" hat zu diesem Lebensabschnitte SOLEREDERs in ihrer 2. Oktobernummer dessen Bildnis gebracht. Hans Solereder. (93) 1886, sein Eintritt in die Assistentenstelle an dem botanischen Laboratorium. Während der Betätigung an diesem reifte in ihm der Entschhiß, der akademischen Laufbahn im Fache der Botanik sich zu widmen, zu welchem Behufe er sich mit einer Dissertation .über die Anatomie der Aristolochiaceen, Piperaceen und Gyrocar- peen" und einer Probevorlesung „über die Stammstruktur der .höheren Gewächse und ihre Bedeutung für die Systematik" am 28. Juli 1888 habilitierte. Zwei Jahre später, am 14. August 1890 erfolgte seine Ernennung zum Kustos an dem botanischen Museum des Staates, dessen Vorstandschaft einige Zeit vorher dem Schreiber dieses übertragen worden war. Er betätigte sich mit Eifer in dieser Stellung und beteiligte sich in Verfolg seiner Lehrtätigkeit an der Führung der Studierenden in den mikroskopisch-anatomischen Kursen am botanischen Laboratorium und an der Leitung solcher, welche mit botanischen Promotionsarbeiten beschäftigt waren. Ein Reisestipendium, welclies ihm im Jahre 1893 von der ßegierung verliehen worden v.ar, führte ihn im Spätsommer und Herbste (94) L. RADLKOFER: dieses Jahres an die botanischen Zentren Europas und sodann nach den Vereinigten Staaten Amerikas, nach. San Francisco und New Orleans, und gab ihm Gelegenheit, seine Kenntnisse von der exotischen Pflanzenwelt zu erweitern. Im November 1899 erhielt er den Titel und Hang eines außerordentlichen Professors und im gleichen Monate wurde ihm durch Ministerialentschließnng die Aufgabe gestellt, den erkrankten Professor Dr. REES an der Universität Erlangen in der Führung des botanischen Unterrichtes zu unterstützen und wesentlichen Teiles zu ersetzen. Die Folge hiervon war, daß er in Würdigung seiner ersprieß- lichen Tätigkeit, nach im Januar 1901 erfolgtem Ausscheiden von Professor Rees aus der Lehrtätigkeit, unter dem 1. November 1901 im Einvernehmen mit der Fakultät zum o. ö. Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens und Institutes in Erlangen ernannt wurde, in welcher Stellung er bis zu seinem Tode in fruchtreicher Wirksamkeit verblieb. Am 25. September 1894 hatte sich SOLEUEDER mit Fräulein CLOTILDE FELLERER, der Tochter des Hofapothekers JOSEPH FELLERER in Freising verehelicht, aus welcher Ehe zwei Töchter hervorgegangen sind. Sie wurde nach glücklichem 24jälirigen Bestände in schmei-zlicher Weise gelöst durch den nach jahre- langem Krankenlager am 20. Dezember 1918 erfolgten Tod der geliebten Gattin. Und diesem Schicksalsschlage war ein anderer, ebenso schwerer, vorausgeeilt:- Der plötzliche Tod der ihm an's Herz gewachsenen jüngeren Tochter HanNA, am 22. Oktober 1918 infolge einer infektiösen Grippe. Dies der äußere Lebensgang des Verblichenen. Sein inneres Leben war helle Begeisterung für die Wissen- schaft, glühende Liebe zur Pflanzenwelt, innige Freude an der Aufdeckung ihrer Organisationswunder und an der Mitteilung dar- über in Schrift und Lehre. Zeugnis dessen ist, wie schon seine weit über das Maß der gewöhnlichen Promotionsarbeiten hinausgehende Doktordissertation, so namentlich sein Hauptwerk, die im Jahre 1899 bei Ferd. ENKE in Stuttgart, erschienene, 984 Seiten umfassende und mit zahlreichen Textfiguren versehene „Systematische Anatomie der Dikotyledonen"; weiter auch die Reihe kleinerer Schriften, welche am Schlüsse mit verzeichnet sein mögen. In seiner Doktordissertation vertiefte er sich in ein bis dahin, fast unbetretenes Gebiet und suchte zu erörtern, inwieweit die Struktur des Stammes und der Zweige in den verschiedenen Fami- j Hans Solereder. (95) lien Beiträge zur Charakteristik derselben zu liefern geeignet ist, in wie Aveit dieselbe etwa allein schon ausreicht, oder doch Hilfs- mittel an die Hand gibt, über die Familienzugehörigkeit einer Pflanze ein Urteil zu gewinnen. Das Resultat war, wenn auch nicht allzuweit gehende Er- wartungen erfüllend, so doch immerhin ein lohnendes. In der für einen Einzelnen fast allzu umfangreichen, aber mit unermüdlicher Ausdauer durchgefühlten Untersuchung konnte er, von Familie zu Familie fortschreitend, namhaften Gewinn erzielen. Für das mancherlei Familien charakterisierende Auftreten inneren, soge- nannten markständigen (intraxylären) Weichbastes konnte er den bis dahin bekannt gewesenen Fällen eine namhafte Reihe weiterer hinzufügen. Ähnlich für das Vorkommen dem Holze eingemengter (interxylärer) Weichbastgruppen. Und die eingehende Untersuchung läßt es als ziemlich sicher erscheinen, daß nicht viele derartige Fälle mehr da oder dort versteckt sein mögen. Die für viele Gattungen und Gattungsgruppen, beziehungsweise Familien, charak- teristische Beschaffenheit der Gefäßzwischenwände in Hinsicht eigentümlicher, leiterförmiger Durchbrechung, gegenüber der ge- Avöhnlichen ringförmigen, wurde durch alle Familien hindurch mit wertvollem Ergebnisse verfolgt. Ebenso das Vorhandensein ein- facher oder behöfter Tüpfel im Parenchymgewebe und weiter an den Gefäßwänden in ihrer Verbindung mit dem Markstrahlgewebe; das Verhalten der Markstrahlen rücksichtlich ihrer Anordnung und ihrer Zusammensetzung; die Reichlichkeit und Verteilungsweise des Holzparenchyms; die von der Norm abweichende Gruppierung der Gefäßbündel; das anomale Dicken w^achstum des Stammes, usw. Sein Hauptwerk, die systematische Anatomie der Dikotyle- donen, ist eine Vereinigung ungezählter selbständiger Beobachtungen mit den von anderen in systematisch-anatomischer Richtung ge- wonnenen Ergebnissen. Wer es sich überlegt, welch unsägliche Mühe die Gewinnung einer solchen Unzahl von Einzeltatsachen in sich schließt, und welche Aufmerksamkeit die Überprüfung und Einordnung der von anderen herrührenden Angaben erfordert, w^ird imstande sein, den Wert dieser Arbeit richtig zu erfassen und das Verdienst des Autors um die Förderung der anatomischen Methode in der Systematik zu würdigen. Solereder hatte Sinn für die Auffassung kleiner Züge in der Organisation der Pflanze, wie sie dem Geübten das Mikroskop zu erkennen gibt, und in welßhea sich dem aufmerksamen Beob- achter oft ebenso deutlich wie in Blüte und Frucht die syste- matische Stellung einer Pflanze zu erkennen gibt, so daß gelegent- (96) L. Radlkofer: lieh ein einziger Schnitt von der Oberfläche eines Blattes, oder ein Querschnitt durch dasselbe, oder durch einen Zweig, die be- treffende Gruppe, oder direkt die betreffende Pflanze selbst er- kennen läßt. SOLEREDER führte mit hingebender Liebe und eisernem Fleiße seine Arbeit durch die ganze Beihe der rund etwa auf 200 sich belaufenden Dikotyledonenfarailien durch. Mit G-eschick und hellem Blick faßte er das Gewonnene zu einem anatomischen Bilde, einer anatomischen Charakteristik der einzelnen Familien zusammen. Positives und Negatives dabei m Erwägung ziehend, und Axe und Blatt in gleichem Maße berücksichtigend. Und zum Schlüsse kehrt er, so zu sagen, die Aufgabe um, geht den Weg rückwärts, und sucht von dem einzelnen Organisationsverhältnisse den Beobachter zu dem gewünschten Ziele hinzuführen, indem er angibt, welchen Familien oder welcher einzelnen Familie oder Gattung ein be- stimmtes Vorkommnis eigen ist. Damit wird der praktische Wert des Buches erhöht. Es erfreut sich allgemeiner Schätzung und hat seinen Verfasser zu dem bestzitietten Autor gemacht. Auf seinen Inhalt näher einzugehen ist hier nicht der Platz. Aber das sei noch hinzugefügt, daß es SOLEREDER durch die damit gewonnene Übersicht über die anatomischen Verhältnisse wiederholt gelungen ist, im Systeme verirrten Pflanzen den rich- tigen Platz anzuweisen. Mehrere solche Fälle sind in seinen Einzel- schriften erörtert. Im Jahre 1908 wurde diesvstematische Anatomie SOLEREDERs von den Herren L. A. BOODLE und Dr. F. E. FRITSCH ins Eng- lische übersetzt und durch die Clarendon- Presse der Universität Oxford herausgegeben. Diese Gelegenheit wurde für SOLEREDER zur Veranlassung, in einem Ergänzungsbande, der zuvor in deut- scher Sprache erschien, all das liinzuzufügen, was ihm seit dem Erscheinen seines Werkes Beachtenswertes nach eigenen Beob- achtungen oder aus der Literatur bekannt geworden war. Aber damit hatte er dem bei Beginn seiner Tätigkeit über- kommenen Bestreben, der Wissenschaft durch Förderung der ana- tomischen Methode in der systematischen Botanik zu nützen, noch nicht genug^. getan. Er stellte sich die Aufgabe, auch für die Monokotyledonen das Gleiche wie für die Dikotyledonen zu leisten^). 1) Eine gelegentliehe Erwähnuag der „im Werke befindlichen Systema- tischen Anatomie der Monocotyledonea" findet sich von SOLEREDER selbst in dessen Mitteilung über die Pontederiacee Cyanastrmn (s. unt. n. 48). und in dessen Beiträgen zur Anatomie der Araceen (s. unt. n. 49), wie auch. sehen in der Abhandlung über die Hydrocharitaceen (.s. unt. n. 42). Hans Solereder. /•q'^^ Seit mehr als einem Dezennium arbeitete er daran. Kr hoffte, gemäß kurz vor seinem Tode gemachten Äußerungen, in i^ bis % Jahren die Arbeit zum Abschlüsse zu bringen. Es sollte ihm das nicht gegönnt sein. Aber ein bis auf wenige Familien voll- endetes Manuskript in (wie anzunehmen) druckfertigem Zustande ist in seinem Nachlasse vorhanden, und es mag der Hoffnung Raum gegeben sein, daß es trotz der Ungunst der Zeiten den We philin und das Vorkommen von Coniferin im Lignin bemerkens- wert, weil diese durch WiESNERs Untersuchungen dann zu der bekannten Phloroglucin-Salzsäure-Eeaktion der Holzsubstanz führte. HÖHNEL hat mir wiederholt erzählt, daß es nur einem uncrlück- seligen Zufall — im Straßburger chemischen Universitätslaboratorium bei Prof. R FiTTIG war nämlich damals (Ende des Sommer- semesters 1877) kein Phloroglucin aufzutreiben und HÖHNEL wollte schon mit Rücksicht auf die nahen Ferien an die Vollendung seiner Arbeit schreiten — zuzuschreiben ist, daß er nicht selbst in die Lage kam festzustellen, daß das Phloroglucin der bei der Holzreaktion chemisch wirksame Bestandteil seines Xylophilin- Extraktes sei. Bezüglich des Coniferins wurde HÖHNELs damals ausgesprochene Ansicht, daß dieses Glykosid ein konstanter Bestandteil der Holz- substanz sei, später durch MOLISCH (Ber. d. Bot. Ges., 188d, IV, p. 301 — 305) mit Hilfe des von ihm gefundenen Thymolreagens vollkommen bestätigt. Im Herbst 1877 wurde HÖHNEL, nach Wien zurückgekehrt, Assistent bei der forstlich-meteorologischen Versuchsleitung in Mariabrunn bei Wien. In dieser Stellung, die bei seiner Unter- ernährung und Neigung zur Lungentuberkulose für seine Gesundheit infolge des vielen Aufenthaltes in guter Waldluft sehr förderlich war, verblieb er drei Jahre, die er vor allem zu umfangreichen Transpirationsversuchen mit Holzgewächsen und zum Studium des Ablösungsvorganges von verholzten Zweigen verwendete. In diese Zeit fällt auch der für ihn gewiß ehrenvolle Antrag von J. SAüHS^ zu ihm als Assistent zu kommen, welchen Antrag er aber mit dem Hinweis auf seine in Österreich bereits erlangte Stellung kurz; ablehnte. Im Jahre 1878 habilitierte sich HÖHNEL an der Wiener Tech- nischen Hochschule für Botanik mit besonderer Berücksichtigung der technischen Bedürfnisse. Hatte er sich bisher hauptsächlich mit Fragen aus dem Gebiete der reinen Botanik beschäftigt, so- mußte er sich jetzt zeitlebens den Anregungen seines von ihm als Per- sönlichkeit hochverehrten Lehrers J, WiESNER folgend, der damals bereits an der Wiener Universität wirkte, aber noch immer die Honorardozentur für Warenkunde an der Technischen Hochschule innehatte, sich in das Gebiet der angewandten Botanik, und zwar in die technische Mikroskopie und in die Rohstofflehre des Pflanzen- reiches einarbeiten. Er veröffentlichte 1880 eine monographische Bearbeitung der Gerberinden und im Oktober desselben Jahres wurde er, als WiESNER seine honorierte Dozentur für technische Warenkunde an der Technischen Hochschule zurücklegte, mit diesem (110) J. Weesb: Leliraultrag betraut. Wenn auch das Gesamteinkommen, das er nun als Honorardozent hatte, kein glänzendes war, so hatte er doch ein kleines mikroskopisches Laboratorium und eine Sammlung zur Verfügung, und er war nun, was für ihn besonders wertvoll war, ganz sein eigener Herr, Nach vierjähriger Tätigkeit als Honorardozent, während der er neben eigenen Vorträgen über technische Botanik auch selbständige Vorlesungen über Technische Mikroskopie hielt, erhielt er 1884 den Titel und Charakter eines außerordent- lichen Professors und nach weiteren vier Jahren wurde er am 1. Juli 1888 zum wirklichen außerordentlichen Professor für technische Mikroskopie und Warenkunde an der Wiener Technischen Hoch- schule ernannt. Die Ernennung war vor allem eine Folge seiner her- vorragenden Betätigung auf dem Grebiete der Technischen Mikro- skopie, der wir außer zahlreichen wertvollen kleineren Arbeiten über verschiedene pflanzliche und tierische Rohstoffe ein ausgezeichnetes Büchlein über „Stärke und Mehlprodukte" und das im Jahre lö87 erschienene vortreffliche Handbuch „Mikroskopie der technisch ver- wendeten Faserstoffe" verdanken, welches Handbuch fast durchweg auf eigenen neuen Untersuchungen beruht und bis heute fast die einzige literarische Grundlage für alle ernsten mikroskopischen Faseruntersuchungen bildet. In der Geschichte der Technischen Mikroskopie spielt letztgenanntes Werk deshalb eine große Rolle, weil es sehr wesentlich dazu beitrüg, daß der von WiESNER 1867 begründete Gegenstand an den österreichischen Technischen Hochschulen zu großer Bedeutung gelangte und obligater Lehr- gegenstand an den chemischen Fachschulen dieser Hochschulen wurde. 1905 erschien eine zweite vermehrte Ausgabe der „Mikroskopie der Faserstoffe", doch kann sich diese mit der ersten Ausgabe bezüglich Originalität leider nicht messen. Unter den botanischen Arbeiten aus der Zeit von l880 — 1888 ist die kleine, aber ungemein geistvolle und inhaltsreiche Abhand- lung „Über die Mechanik des Aufbaues der vegetabilischen Zell- membran" unstreitig die interessanteste; sie gehört sicher zu den besten, die uns HÖHNEL schenkte, und wird gewiß dereinst noch einmal ausgegraben und entsprechend gewürdigt werden. In dieser Studie beschäftigt sich HÖHNEL mit der merk- würdigen Eigenschaft der Pflanzenfasern, bei starker Quellung kürzer zu werden. Entgegen der NÄGELIschen Auffassung der Ur- sache dieser eigenartigen Erscheinung sucht er das Vorhandensein von bisher unbekannt gebliebenen molekularen Spannungen, teils Druck- und teils Zugspannungen darstellend, zu beweisen, die nicht nur die angeführten Quellungserscheinungen, sondern auch gewisse F. V. HÖHNEL. (111) optische Eigenschaften der Zelhnembranen verursachen sollen. Dabei nimmt er zur Micellartheorie NÄGELIs kritisch Stellung und erörtert seine auf eigenen Beobachtungen begründete Ansichten über Flächen- und Dickenwachstum der Zellhäute. Es ist ungemein schade, daß die mehrmals in dieser so bedeutungsvollen Frage in Aussicht ge- stellte ausführliche Publikation niemals erschienen ist und die „vorläufige Mitteilung" zwei Jahre später in einer Arbeit nur teil- weise eine Ergänzung fand, in der er neben anderen auch die wahre, bis dahin völlig unbekannte Ursache der Verkürzung der Seile bei der Quellung im Wasser, also jenes (wegen der dabei gleich- zeitig erfolgenden Verlängerung der Einzelfaser) höchst merk- würdigen Verhaltens, klarlegte. Auf anatomischem Gebiet erscheinen aus dieser Periode die Feststellung des „etagenförmigen Aufbaues" des Holzkörpers ver- schiedener exotischer Hölzer (insbesondere von Caesalpineen und Zygophylleen), die histologischen und entwicklungsgeschichtlichen Studien über die Sekretionsorgane einiger Pflanzenfamilien(M_yitaceen, Hypericineen, B-utaceen etc.) und die Auffindung der Feilmethode zur raschen Herstellung von mikroskopischen Schliffpräparaten von harten organisierten Objekten bemerkenswert, welche Methode sich bei HÖHNELs mikroskopischen Untersuchangen von harten Hölzern und technisch verwendeten Elfenbeinarten trefflich bewährt hat. Eine wesentliche Erleichterung der mikroskopischen Papier- analyse bedeutet die im Jahre 1889 mitgeteilte neue Methode bei Anwendung von sogenanntem „Papierjod" und sogenannter „Papier- schwefelsäure" als Gruppenreagens ^). In Auffindung neuer Methoden war HÖHNEL überhaupt ein Meister und auch sein von ihm glühend verehrter Lehrer A. DE BaRY hat sich über das staunenswerte Geschick und den erfinderischen Geist, die er bei Konstruktion neuer Appa- rate und Aufstellung neuer Versuchsanordnungen an den Tag legte, seinerzeit lobend und anerkennend geäußert. HÖHNEL war wie sein Wiener Lehrer, der Physiologe JOS. BOEHM, ein geradezu leidenschaftlicher Experimentator auf dem Gebiete der physikalischen Pflanzenphysiologie. Als Honorardozent und später als Extraordinarius für technische Mikroskopie und Warenkunde an der Wiener Technischen Hochschule entbehrte er aber aller zu derartigen experimentellen Studien notwendigen Hilfs- 1) Die von Herzberg eingeführte Methode der Papierprüfung mit Jod- jodkalium und ChlorzinkjodlösuDg hatte HÖHNEL schon früher ins Auge gefaßt. Er regte seinerzeit einen seiuer Schüler an, sich mit dieser Frage zu be- schäftigen, doch kam dieser unglücksaligerweise zu dem Ergebnis, daß die Sache „nicht gehe". ({12) J- Weese: mittel und verfügte nicht einmal über einen eigenen Laboratoriums- diener. Die Folge davon war, daß er nach einigen vergeblichen Anstrengungen seine physiologischen Stadien bald ganz aufgeben und sich nach einem neuen botanischen Betätigungsfeld umsehen mußte. Und so hat er sich, der seit jeher auch ein großes Inter- esse für die Mannigfaltigkeif der pflanzlichen Formenwelt hatte, ab 1888 dem Studium der Moose zugewendet. Einige Arbeiten über Laubmoose, die auch Beschreibungen neuer Arten enthalten, sind die Frucht dieser bryologischen Studien. Nach dem Tode JOSEF BOEHMs leistete er im Oktober 1894 einer Berufung als Ordinarius für Pflanzenanatomie und -physiologie an die Wiener Hochschule für Bodenkultur Folge. Mit Rücksicht darauf, daß die Botanik an dieser Hochschule ein grundlegendes und ungemein wichtiges Fach darstellt und der Dozent derselben eine ungemein rege und aufreibende Unterrichts- und Prüfungstätigkeit zu entfalten hat, war er aber im nächsten Jahr froh, nach dem Rücktritt KORNHUßERs vom Lehramt, als Ordinarius für die nach AViESNERs Anregungen neu gruppierte Lehrkanzel für Botanik, technische Mikroskopie und Warenkunde wieder zu seiner altge- wohnten Stätte an die Technische Hochschule zurückkehren zu können, an der er dann ununterbrochen bis zu seinem Tode, be- ziehungsweise bis zu seiner Erkrankung wirkte. In dem Zeitraum zwischen 1895 und 1899 ruhte die wissen- schaftliche Tätigkeit HÖHNELs fast ganz. Die lehramtliche Ver- wendung an zwei örtlich von einander sehr getrennten Hoch- schulen in den Jahren 1894—1896 und die dann darauf folgende, durch die Zusammenlegung zweier früher getrennter Lehrkanzeln notwendig gewordene Neuordnung und Inventarisierung der großen botanischen und warenkundlichen Sammlungen an der Technischen Hochschule waren die Ursache davon. Erst als diese langwierigen Arbeiten um 1 900 so ziemlich beendet waren, begann er sich wieder der wissenschaftlichen botanischen Arbeit zuzuwenden. Aber merk- würdigerweise nahm er jetzt, im Besitz der notwendigsten Forschungs- mittel, nicht die alten physiologischen und anatomischen Studien auf, sondern wählte ein ihm bisher völlig unbekannt gebliebenes Gebiet, die systematische Mykologie, als wissenschaftliches Be- tätigungsfeld'aus. Dieser außerordentlich überraschende, für einen fast Fünfzigjährigen beinahe heroisch zu nennende Entschluß wurde nun unbekümmert um alle Schwierigkeiten und Hindernisse mit geradezu eiserner Konsequenz durchgeführt und zeitigte in der Folgezeit für die Mykologie wahrlich herrliche und erfreuliche Früchte. F. V. HÖHN EL. (\\'^\ In eistaunlicli kurzer Zeit hatte sich HÖHNEL in das so schwierige Gebiet der Pilzsj-stematik eingearbeitet und schon nach zweijähriger Tätigkeit sah er sich ganz gegen seine ursprüngliche Absicht genötigt, mit einer mykologischen Abhandlung an die (Öffentlichkeit zu treten, in der er nicht weniger als 12 neue interessante Gattungen und zirka 50 neue Arten beschreibt. In den späteren Arbeiten wird die Zahl der beschriebenen neuen Spezies im all- gemeinen langsam geringer, dafür werden aber die Resultate kriti- scher Untersuchungen von bereits bekannten Gattungen und Arten immer zahlreicher. HÖHNEL hatte mit seinem Scharfblick bald erkannt, daß sich einzelne Gebiete der speziellen Mykologie, wie z. B. die Askomyzeten und deren Nebenfruchtformen durch die bisherige vielfach so sorglose, oberflächliche, bloß auf die Ver- mehrung der neuen Arten und Gattungen bedachte Arbeitsweise einer großen Zahl von Mykologen in einem geradezu trostlosen Zustand befanden, die jedem ehrlichen Forscher, wenn er nicht den Mut aufbringen konnte, durch eigene Arbeit Ordnung und Klarheit in den bisherigen Wust zu bringen, jede Freude an der Betätigung auf diesem Gebiete bald rauben mußte. Wo immer HÖHNEL seine kritische Axt anlegte, bald stieß er auf Faules und Abgestorbenes. Eine weniger energische und gründliche Natur wäre dadurch ent- mutigt und durch das Wirrsal der Trümmer erdrückt worden; HÖHNEL aber in seiner bewunderungswürdigen Zähigkeit wurde dadurch noch mehr angespornt und mit souveräner Ruhe suchte er in der Buntheit der durch eigene Zerstörungsarbeit herbeigeführten Trümmer planmäßig die ihm nach seinem durchdringenden Formen- blick und seinem Forscherinstinkt zusammengehörig erscheinenden Stücke nach und nach zusammen, um aus ihnen nach mannigfachen Vorversuchen die Grundmauern eines neuen besseren, dauerhafteren, wenn auch gewiß noch nicht fehlerfreien Gebäudes aufzurichten. HÖHNEL, der in exakten Methoden gründlich geschulte und ungemein kenntnisreiche Botaniker, brachte in den letzten zwei Jahrzehnten wieder etwas frischeren Wind in den Forschungs- betrieb der speziellen Mykologie. Die meisten Vertreter aus der Gruppe der Schlauchpilze und der Fungi imperfecti erwiesen sich als ungenügend untersucht, ungenau oder falsch beschrieben und vielfach auch unrichtig eingereiht, weil man sich bisher meist damit begnügt hatte, die Formen nur in Quetschpräparaten mikroskopisch kennen zu lernen. Daß sich HÖHNEL, der ausgezeichnete Anatom, gegen einö solche Dilettantenmethode energisch wendete, ist be- greiflich, und die genaueste Kenntnis des Aufbaues, erlangt durch Untersuchung entsprechend orientierter Schnitte, erschien ihm die Ber. der Deutschen Bot. G eselisch. XXXVIII. (8) (114) J. WEESE: unerläßliche Vorbedingung für eine einwandfreie Beschreibung und für die Beurteilung der verwandtschaftlichen Verhältnisse. Und dieser gründlichen Untersuchungsmethode, in Verbindung mit seinem kritischen Blick, seiner erstaunlichen Kombinationsgabe, seinem geradezu verblüffenden Gedächtnis, seiner trefflichen Kenntnis der Substrate^) und seiner fast besispiellosen Ausdauer verdankt unser Meister seine Triumphe auf mykologischem Gebiet. HÖHNEL hat gegen 250 neue Gattungen und über 500 neue Arten aufgestellt. Die Zahl der Gattungen ist im Vergleich zu der der Arten verhältnismäßig groß. Das erklärt sich dadurch, daß er bei seinen Hevisionen von Pilzgattungen und -arten auf Grund der Originalesemplare, die ihn meiner Schätzung nach sicher fast 2000 Synonymien feststellen ließen, und bei seinen aufbauenden systematischen Arbeiten vielfach Gelegenheit hatte. Formen kennen zu lernen, die er in die bisherigen oder durch seine Studien neu umgrenzten Gattungen nicht unterbringen konnte. Zur Beschreibung von neuen Arten entschloß er sich in der zweiten Hälfte seiner mykologischen Tätigkeit nur schweren Herzens, da er nur zu genau wußte, daß in einer größeren, schwieriger zu studierenden Gattung infolge der bisherigen vielfach ungenügenden und falschen Be- schreibungen und der damit zusammenhängenden wied'Sr eben- solchen Neubeschreibunoen ein Großteil der Arten der revi- dierenden Tätigkeit des gründlichen Monographen später als Synonyme zum Opfer fallen müssen. Die Zahl der von HÖBNEL angegebenen Synonyme und der von ihm gemachten systematischen Angaben war 1912 schon so groß, daß SACOARDO nicht mehr imstande war, die von dem Wiener Forscher mitgeteilten, für die Pilzsystematik so bedeutungsvollen und tiefeinschneidenden Resul- tate in seiner „Sylloge fungorum" zu verarbeiten. SACOARDO forderte daher HÖHNEL zu einer Zusammenfassung der von ihm gefundenen Synonyme und von ihm gemachten pilzsystemati- schen Angaben auf, die zuerst als Anhang in der Sylloge erscheinen sollte, dann aber, dank der Opferwilligkeit des Herrn Hofrat Prof. V. WETTSTEIN, als selbständige Publikation (Österr.-Bot. Zeitschr., 1913, Heft 4 — 12) veröffentlicht werden konnte. ,- ) 1) HÖHNEL war ein guter Kenner der Phanerogamen, was ihm be- sonders beim Studium von tropischen Pilzen oft außerordentlich gute Dienste leistete. — Im alten Österreich war HÖHNEL neben BresadOLA (Trient). von dem er sehr viel gelernt hatte, unstreitig der beste Hatpiljkenner, und gerade auf diesem Gebiete, in dem die mündliche Überlieferaog noch eine große Rolle spielt, wird HÖHNELs Heimgaog eine fast unaustüllbare Lücke verursachen. F. V. HÖHNEL. (115) .HüHNELs unvergängliches Verdienst auf mykologischem Ge- biet besteht zum Teil darin, daß er den geradezu kläglichen Zustand der Unsicherheit und der Verwirrung in einzelnen Teilen der Mykologie durch seine überraschenden Studienergebnisse aufdeckte und allgemeiner zum Bewußtsein brachte und daß er durch Hin- weis auf die Notwendigkeit kritischer Revisionen andere Forscher wirkungsvoll dazu anregte, diesen Zustand überwinden zu helfen. Die manchmal geradezu niederschmetternden Ergebnisse der Nach- prüfung der von FELTGEN und der von PAUL HENNINGS, also von zwei angesehenen neueren Autoren, aufgestellten neuen Gattungen und Arten haben auch den Schwergläubigsten die Augen geöffnet. HÖHNELs Forschungseifer vor allem verdanken wir es ferner, daß wir nun seit längerer Zeit wirklich wissen, was eine Myrian- giacee, eine Dothideacee, eine Microthyriacee usw. ist und ihm müssen wir dafür dankbar sein, daß er durch Zusammenfassung und Entdeckung neuer natürlicher Formenkreise, wie z. B. der Familien der Pseudosphaeriaceen, Cephalothecaceen, Coronophoreen, Coccodinieen (Naetrocymbeen), Cookellaceen etc. den Ausbau eines natürlichen Systems auf morphologischer Grundlage^) zum Teil anbahnte und bei verschiedenen Gruppen, wie z. B. bei den Phacidiales, Diaportheen, Allantosphaeriaceen etc. wirk- lich durchführte. Für die Histiomyceten und Synnematomy- ceten bei den Fungi imperfecii hat HÖSNEL seine Studienergebnisse in einem neuen System zusammengefaßt, das zwar seit Juli 1916 fertig gesetzt, aber bis jetzt noch nicht erschienen ist. Auch bei den Fungi imxmrfecti war unser verstorbener Mykologe in der glück- lichen Lage, eine Anzahl Formfamilien wie die Sclerophomeen, die Pseudographieen, Pycnothyrieen, Pseudogastreen, Actinothyrieen etc. zu entdecken. Tief bedauerlich ist es, daß HÖHNEL nicht mehr dazu kam, ein neues System der Ascomyceten vollständig auszuarbeiten. In den Grundzügen hat er es in kurzen, zerstreuten, gelegentlichen Be- merkungen angedeutet, aber nicht leicht wird es sein, aus diesen kleinen Hinweisen und Andeutungen wirklich ein seinen Ideen entsprechendes System aufzubauen. HÖHNEL war das Publizieren lästig, das Niederschreiben der Ergebnisse machte ihm keine Freude, und so hat er seine Arbeiten, die meist einen sehr bescheidenen 1) Oytologische UntersuchuDgen Jagen ihm fern. — Den Wert der Rein- kulturen für die wissenschaftliche Systematik der Pilze hat HÖHNEL gebührend eingeschätzt; doch in seinem ungestümen Drange nach vielseitiger und groß- zügiger Forscherarbeit fehlte ihm meist die nötige Muße, um durch eigene Kulturversuche eine Spezialfrage zur Lösung zu bringen. (8*) (116) J. WeesB: Titel tragen, so kurz und knapp als möglich verfaßt. In seiner Feindschaft gegen alle Weitschweifigkeit ging unser Meister aber oft unstreitig zu Aveit und es wäre häufig außerordentlich im Inter- esse der Wissenschaft gelegen gewesen, wenn er uns aus seinem überaus reichen Wissensschatz mehr mitgeteilt hätte. Vielfach teilt er nur kurz seine Ergebnisse mit, führt häufig dafür keinen Beweis an und deutet auch vielfach die Tragweite und Bedeutung seines Befundes nicht im geringsten an. Während meines langjährigen Zusammenarbeitens mit Hofrat V. HÖHNEL hatte ich hunderte Male Gi-elegenheit, den langwierigen Weg zwischen dem Auftauchen eines Problems und der Lösung desselben zu beobachten, und ver- mag daher aus eigener Erfahrung und Anschauung zu beurteilen, in welchem krassen Gegensatz die oft unsäglichen Schwierigkeiten der Forscherarbeit mit all den verschiedenen Irr- und Umwegen zu der lapidaren Kürze der Mitteilung des Endergebnisses stehen. HÖHNELs gigantische Leistungen auf dem Gebiete der Myko- logie, die hier eine ganze Umwälzung nach und nach ausgelöst haben, werden überhaupt nur dadurch verständlich, wenn wir uns vor Augen halten, daß dieser Forscher bis zum Sommer 1909, in dem sein Tö(ihterchen zur Welt kam, ausschließlich, und später bis auf die Sommermonate fast ausschließlich der Forschung lebte, für andere als mykologische Angelegenheiten gar kein Interesse zeigte, und sogar seine amtlichen Verpflichtungen auf das Mindestmaß beschränkte, um sich auf diese Weise alle Störungen seiner wissen- schaftlichen Tätigkeit fernzuhalten. Vom frühen Morgen bis späten Abend, auch an Sonntagen und den höchsten Feiertagen, saß er, ausgenommen während einer kurzen Mittagpause, im Institute und arbeitete hier unermüdlich; sogar des Nachts ließen ihm seine mykologischen Probleme keine Ruhe, denn oft erzählte er mir glückstrahlend am Morgen im Institut, daß er heute nachts die befriedigende Lösung der Frage, die ihn gerade beschäftigte, ge- funden habe. Geselligen Verkehr hatte HÖHNEL fast gar keinen und die wenigen vertrauten Personen, die zu ihm zu kommen die Mög- lichkeit hatten, führten meist nur gemeinsame wissenschaftliche Interessen in-" seine Nähe. Im letzten Jahr hätte er, da er nach den im Sommer 1919 plötzlich eingetretenen Sehstörungen die wissenschaftliche Arbeit nicht mehr aufnahm, sondern sich lediglich der Lektüre geographischer und philosophischer Werke hingab, das Bedürfnis nach freundschaftlicher Aussprache gehabt, doch hatte er m den früheren Jahren intensivster Arbeit um sich einen so absperrenden, fast abschreckenden Wall errichtet, daß sich der 1 F. V. HÖHNEL. (117) kleine Kreis der sich häufiger bei ihm Einfindenden nicht mehr erweiterte. Seinen wenigen engeren Bekannten war er ein wirklich hilfsbereiter, treuer Freund und ungemein lebhafter, anregender Gesellschafter, der sich in den letzten Jahren nicht nur für die Angelegenheiten seines Faches, sondern auch für philosophische, politische und wirtschaftliche Fragen außerordentlich interessierte. Der großen Öffentlichkeit gegenüber fühlte sich HÖHNEL als „Menschenverächter" und als Ausfluß dieser Empfindungen sind vielleicht einige seiner Eigenarten, seine Zurückgezogenheit und seine gewisse Neigung zu Sonderlingsgewohnheiten zu erklären. In seinen w'issenschaftlichen Arbeiten war er in seinem Urteil im allgemeinen sehr vorsichtig und zurückhaltend und wich absichtlich so viel als möglich allen direkten Angriffen aus; im gewöhnlichen Verkehr und beim mündlichen Gedankenaustausch kam aber dafür sein lebhaftes, übersprudelndes Temperament und seine impulsive Natur um so mehr zum Durchbruch. Von kleinlicher Eitelkeit war HÖHNEL wirklich frei. Bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten kam es ihm nur auf die Wahr- heit an; an Anerkennung für seine Leistungen lag ihm ver- hältnismäßig wenig. Die wissenschaftliche Arbeit leistete er nur, weil sie ihm Freude bereitete und weil sie ihm Lebensinhalt gab, und auch die Publikation seiner Studien, die ihm schon vielfach lästig war, faßte er nur von seinem rein persönlichen Standpunkt auf, da er dadurch eine bessere, bequemere Übersicht über seine eigenen Befunde bekam. Für ihn war die selbstgewählte, wenn auch an- strengende wissenschaftliche Arbeit nur eine Unterhaltung, nur ein Spiel; mußte er aber einmal gezwungenermaßen oder gegen seine innere Neigung eine Arbeit übernehmen, so empfand er das so unangenehm, daß er nur darnach trachtete, sich diese so rasch als möglich vom Hals zu machen. Das erklärt auch, warum HÖHNELs wenige Arbeiten auf dem Gebiete der Rohstofflehre in den letzten 20 Jahren, in denen sein Hauptinteresse auf die Mykologie kon- zentriert war, durchaus nicht mehr so originell waren als die der beiden früheren Jahrzehnte, Ein wesentlicher Grundzug der Persönlichkeit HÖHNELs war seine ungeheure — man möchte fast sagen — schrankenlose Freiheitsliebe; damit hängt unstreitig seine Berufswahl und seine unbezähmbare Reiselust zusammen. HÖHNEL ist, wenn er alle seine vielen Eeisen von 1875 — 1908 zusammenzählt, acht Jahre seines Lebens gereist. Er hat nicht nur nach und nach alle Staaten Europas, sondern auch die nördlichen Länder Von Afrika, von Marokko bis an die Grenze von Nubien, die (118) J. Weese: Kanarischen Inseln, die Küstenstädte Kieinasiens, die Mittelmeer- inseln, das südliche Brasilien und Nordamerika bis Kalifornien kennengelernt. Im Jahre 1907 — 1908 war nnser Wiener Botaniker mit Unterstützung der Akademie der Wissenschaften, der er seit 1904 als korrespondierendes Mitglied angehörte, in Ceylon und Java, wo er, wie auf vielen seiner Eeisen, wertvolle botanische Aufsamm- lungen machte. Zu seinen großen Reisen befähigten ihn nicht nur seine überaus ausdauernde zähe Natur, sondern auch seine be- deutenden Spiachkenntnisse. HÖHNEL war ein ausgezeichneter Lehrer; sein Vortrag war ungemein inhaltsreich und leichtfaßlich und wurde vielfach durch eingestreute humoristische Bemerkungen angenehm belebt. In größeren Sälen kam aber die Wirkung seiner Rede infolge seiner «twas zu schwachen und hohen Stimme nicht vollständig zur Geltung. Als Honorardozent und als außerordentlicher Professor entfaltete HÖHNEL eine ausgedehnte Lehrtätigkeit und zog auch die Studenten zu wissenschaftlichen Arbeiten heran, später be- trachtete er aber die Vorlesungen und Übungen oft als eine un- angenehme Unterbrechung seiner ihm vor allem am Herzen liegen- den Tätigkeit als Forscher und ging daher innigeren Berührungen mit seiner Hörerschaft so viel als möglich aus dem Wege. Als Institutsvorstand war HÖHNEL großzügig. Die Sammlungen wußte er ungemein übersichtlich und einheitlich zu ordnen und seinen Assistenten verstand er von allen administrativen Obliegen- heiten zu befreien, damit er sich möglichst ungestört wissenschaft- lichen Studien widmen konnte. Unter den Sammlungen, die HÖHNEL mit Unterstützung seiner Hilfskräfte im Institut anlegte, ist die zirka 15 000 Stück umfassende Sammlung mikroskopischer Präparate von Pilzen besonders bemerkenswert,' die in ihrer Art gewiß einzigartig dasteht. In der Frage der Zugänglichkeit der Institutssammlungen für die allgemeine Forschung neigte HÖHNEL. dessen Sparsamkeit fast sprichwörtlich war, mehr den Anschauungen der alten Schule zu, ohne aber diesem Standpunkt bei anderen Instituten Berechtigung zuzugestehen. An der Wiener Technischen Hochschule fungierte HÖHNEL im Studienjahr 1905/06 als Rector magnificus. Im Winter 1908 erhielt er den Orden der eisernen Krone 3. Kl. und im November 1910 wurde ihm der Titel und Charakter eines Hofrats verliehen. Von befreundeten Botanikern wurden ihm zu Ehren folgende Pilz- gattungen hen&nnt •.HoehnelieUa^r esixdola, etSaccardo (apud STRASSER in Verhandl. zool. bot. Gesellsch., Wien 1902, 52. Bd., p. 437), Neohoclmelia Theißen et Sydow (Annales Mycologici, 1917, p. 476) F, V. HÖHNEL. (119) tind Hoelmelomyces Weese (Berichte D. Bot. Gresellsch. 1919, 37. Bd., p. 512—519). Überblicken wir noch einmal HÖHNELs Lebensarbeit und sein Geschick, so müssen wir bewundernd anerkennen, daß er sich aus kleinen Anfängen durch eigene Kraft und Ausdauer langsam durch- gerungen hat, und nach hartem Kampf und entbehrungsreichen Jahren jenen Beruf und jene Stellung erlangte, die ihm immer als höchstes und schönstes Ziel vorgeschwebt waren. Er war ein wahr- haft genialer, bahnbrechender Forscher und seine Untersuchungen anatomischen und physiologischen Inhalts werden noch lange Zeit ungeschmälert ihre Bedeutung behalten. Auf dem Gebiete der systematischen Mykologie aber wird sein Name dereinst auch in ferneren Tagen am wissenschaftlichen Sternenhimmel noch in un- getrübtem Glänze leuchten und seine Schriften wird man, wenn auch die Erinnerung an seine eigenartige Persönlichkeit schon längst in graue Nebel aufgelöst sein wird, mit jenem Ehrfurchtsschauer zur Hand nehmen, der uns so mächtig erfaßt, wenn wir heute in den ehrwürdigen Werken der alten mykologischen Klassiker nachdenk- lich blättern. Wien, im Jänner 1921. Verzeichnis der wissenschaftlichen Arbeiten Höhneis. 1875. 1. Bau der Samenschalen der kultivierten Brassica Arten. („Wissensch.- prakt. Unters, auf d. Gebiete d. Pflanzenbaues" von FRIEDE. Haber- LANDT, I. Band, Wien, 1876, p. 171—202.) 2. Über die Ursache der Queliungsunfähigkeit von Leguminosensamen und den Einfluß der chemisch-physikalischen Beschaffenheit der Palisadenschicht auf die Keimfähigkeit derselben. (I. c, p. 80 — 88.) 3. Über eine eigentümliche Verbindung des Hypoderma mit der Epi- dermis. (1. c, p. 149—162.) 4. Vergleichende Untersuchung der Epidermis der Gramineenspelzen und deren Beziehnng zum Hypoderma. (1. c, p. 162 — 170.) 1876. 6. Beitrag zur Kenntnis der Flora von Wien. (Ost. Bot. Zeitschr., XXVI, 1876, Nr. 4, p. 120—125.) 6. Morphologische Untersuchungen über die Samenschalen der Cucur- bitaceen und einiger verwandter Familien. (Sitzungsber. d. Akad. d Wissensch., Wien, m.-n. Kl., 1876, 73. Bd., 41 S., 4 Taf.) 1877. 7. Welche Wärmegrade trockene Samen ertragen, ohne die Keim- fähigkeit einzubüßen. („Wiss.-pr. Unt. a. d. Geb. d. Pflanzenbaues" von Fr. Haberlandt, II. Bd., Wien, 1877, p, 77—89.) 8. Über den negativen Laftdruck in den Gefäßen der Pflanzen. (1. c, p. 89—120.) 9. Über das Welken abgeschnittener Sprosse. (1. c, p. 120 — 129.) 10. Beitrag zur Kenntnis der Bedeutung der Kieselsäure für die Pflanze. (1. c, p. 160—173.) (120) J. Weese: 11. Über den Kork und verkorkte Gewebe überhaupt. (Sitzungsber. Akad. d. Wissensch., Wien, m.-n. KI., Abt. I., 76. Bd., 1877, Nov.- Heft, 156 S. u. 2 Taf.) 12. Histochemische Untersuchangen über das Xylophilin und Coniferin. (1. c, 54 S.) 1878. 13. Zar Erklärung des Vorkommens koagulierten Milchsaftes im Innern der Tracheen Milchsaft führender Pflanzen. (Ost. Bot Zeitschr., 1878, XXVIII., p. 15—18.) 14. Einige Bemerkungen über die Kutikula. (1. c, p. 81—87, p. 116—121.) 16. Über den Gang des Wassergehaltes und der Transpiration bei der Entwicklung des Blattes. (WOLLNY, Forschungen auf dem Gebiete der Agrikulturphjsik, Heidelberg 1878, I. Bd., IV. Heft, 29 S.) 16. Über den Ablösungsvorgang der Zweige einiger Holzgewächse und seine anatomischen Ursachen. (Mitteilungen aus dem forstl. Ver- suchswesen Österreichs, I., 1878, Heft IIT, 14 S) 1879. 17. Über die Transpirationsgröße der forstlichen Holzgewächse mit Beziehung auf die forstlich-meteorologischen Verhältnisse. 1. Ver- suchsreihe. (I.e., II. Bd., 1879, 44 S. u. Zeitschr. d. Österr. Gesellsch. f. Meteorologie. XIV, 1879.) 18. Einige anatomische Bemerkungen über das räumliche Verhältnis der Interzellularräume zu den Gefäßen. (Ö^t. Bot. Ztschr., 29. Bd., 1879, p. 137—141.) 19. Beiträge zur Kenntnis der Luft- und Saftbewegung in der Pflanze. (PriNGSHEIMs Jahrb. f. wissensch. Bot,, XII., 1879, p. 47— 131. Taf. III.) 20. Über das häufige Vorkommen von gefäßartig zusammenhängenden Tracheidensträngen. (Bot. Ztg., 87. Bd., 1879, p. 329—331.) 21. Über die Ursachen der raschen Verminderung der Filtrationsfähig- keit von Zweigen für Wasser, (l. c, p. 297 — 311, p. 313—322.) 22. Weitere Untersuchungen über den Ablüsungsvorgang von ver- holzten Zweigen. (Mittig. a d.forstl. Versuchsw., II , Heft II , 1 2 S. u. 1 Taf.) 23. Über die Wasserverbrauchsmenge unserer Forstbäume mit Beziehung auf die forstlich-meteorologischen Verhältnisse. (WOLLNY, For- schungen a. d. Geb. d. Agrikulturphysik, IL Bd., Heft IV, 13 S.) 24. Beiträge zur technischen Rohstofflehre: 1. Über die Tillandsiafaser. (DlNGLERs polytechn. Journal, 234. Bd., 1879.) 1880. 25. Notiz über die Mittellamelle der Holzelemente und die Hoftüpfel- schließmembran. (Bot. Ztg.," 38. Bd., 1880, p. 460—452.) 2>>. Weitere Untersuchungen über die Transpirationsgröße der forst- lichen Holzgewächse. (II. Versuchsreihe.) (Mittig. a. d. forstl. Ver- suchswesen Österr., II. Bd., Heft III, 1880, 24 S.) 27. Die Gerberinden. Ein monographischer Beitrag zur techn. Rohstoff- lehre.' (Berlin, R. Oppenheim, 1880, 166 S.) 28. Beiträge zur techn. Rohstofflehre: 2. Zur Unterscheidung der Farb- hölzer. (Dinglers polyt. Journal, 286. Bd., 1880, p. 74—79.) 1881. 29. Über den Wasserverbrauch der Holzgewächse mit Beziehung aaf die meteorologischen Faktoren. (III. Versuchsreihe.) (Forschungen a. d. Gebiete d. Agrikultorphysik, IV. Bd., 5. Heft, 11 S.) 30. Über die forstl.- meteorol. Verhältnisse mit Beziehung auf die Transpiration etc. (Zeitschr. d. Ost. Ges. f. Meteorol., 1881, 6 S.) F. V. HÖHMEL. (121) 31. Über den Arillus von Ravenala. (Ost. Bot. Ztschr., 31. Bd., 1881 p. 386—387.) 32. Beiträge zur techn. Rohstofflehre: 3. Neue Gerbeblätter. (DlNGLERs polyt. Jouro., 240. Bd., 1881, p. 388.) 33. Anatomische Untersuchungen über einigje Sekretionsorgane der Pflanzen. (Sitzuogsber. Ak. d. Wissensch., m.-n. Kl., Abt. 1., 84. Bd., 1881, p. 665-6(3, 6 Taf.) 1882. Beiträge zur Pflanzenanatomie und -Physiologie: 34. 1. Über die nachträgliche Entstehung von Trichomen an Laub- blättern. (Bot. Zeitg, 40. Bd., 1882, p. 145—149.) 35. 2. Über Harzröhren und Harzschläuche bei Hyperkmn und Andro' saemuiii. (1. c., p. 149 — 152.) 86. 3. Über histero - Ijsigene Harzräume in echtem Korkgewebe. (1. c, p. 161—166.) 37. 4. Über gefäßführende Hölzer mit Harzgäogen. (1. c., p. 165—167.) 38. b. Zur Anatomie der Oombretaceea. (l. c, p. 177 — 182.) 39. 6. Über die Mechanik des Aufbaues der vegetabilischen Zell- membranen. (Vorl. Mitteilung.) (1. c, p. 595—606, p. 616—622.) 40. Die Entstehung der wpUigflachen Zweige von Caulotretus. (PrinGSt HEIMS Jahrb. f. wiss. Botanik, Xlll., 1882, p. 195—201.) 41. Beiträge zur techn. Rohstofflehre: Über den Bau und die Unter- scheidung der Seidenarten. (DlNGLERs polyt. Journ , 246. Bd., 1882, p. 465-471.) 42. Die Stärke und die Mahlprodukte. Ihre Rohstoffe, Eigenschaften, Kennzeichen, Wertbestimmung, Untersuchung und Prüfung. Ein Kapitel aus der technischen Rohstofflehre auf Grund der heutigen Kenntnisse und eigener Untersuchungen bearbeitet für Praktiker und zum Studieren. (Allgemeine Warenkunde und Rohstofflehre von Benedikt, Braun, Euer etc., I. Bd , Kassel und Berlin, Theodor Fischer, 1882, 120 S.) 1883. 43. Die Pflanze und das Licht. (Schrift, d. Ver. z. Verbr. naturw. Kenntn., Wien 1883, p 247—275.) 44. — , ViKT. Berthold, Über den mikroskopischen Nachweis des Weizenmehls im Roggenmebl. (Beilage d. Zeitschr. f. d. laod- wirtsch. Gew., 1883, Nr. 1, p. 1—3.) 45. — — , Über die mikroskopischen Merkmale der wichtigs-ten Pflanzen- fasern. (1. c, Nr. 3 u. 4, p. 14-15, 17—18.) 1884. 46. Beiträge zur techn. Rohst off lehre: Die Unterscheidung der pflanz- lichen Textilfasern. (DlNGLERs polyt Journ., 251. Bd., 1884, p. 278 ) 47. Über die Art des Auftretens einiger vegetabilischer Rohstoffe in den Stammpflanzen. (Sitzungsber. Ak. d. Wiss., Wien 1884, 89. Bd., m.-n. Kl., Abt. I, Januar- Heft, p. 6—16, 1 Taf.) 48. Über stockwerkartig aufgebaute Holzkörper. (1. c, p. 30 - 47.) 49. Über den Einfluß des Rindendruckes auf die Beschaffenheit der Bastfasern der Dicotylen. (Pringsheims Jahrb. f. wissensch. Bot., XV., 1884, p. 311-326, Taf. XHI— XV.) 50. Über die Pinkosknollen. (Ost. bot. Ztschr., 34. Bd., 188 I, p. 122—125-) öl. Beiträge zur techn. Rohstofflehre: Über einige technisch wichtige Eigenschaften und die wahre Ursache der Verkürzung der Seile im Wasser. (DlNGLERs polyt. Journ., 252. Bd., 1884, p. 16B.) (122) J-. WeesE: 52. — u. J. F. WOLFBAUER, Über die Butterbohnen. (1. c , p. 333-337.) 53. Über pflanzliche Faserstoffe. (Schrift, d. Ver. z. Verbr. n. Kenntn., Wien 1884, p. 707—739.) 54. Über den etagenförmigen Aufbau einiger Holzkörper. (Ber. D. Bot. Ges, IL, 1884, p. 2-6.) 55. Über das Verhalten der vegetabilischen Zellmembran bei der Qaellung. (1. c, p. 41-52.) 56. Über die Transpiration der Forstgewächse. (Centralbl. f. d. ges. Forstwesen von SeckendORF, 1884, 30 S.) 57. Über eine Methode zur laschen Herstellung von Schliffpräparaten von harten organisierten Objekten. (Zeitschr. f . wissensch. Mikrosk. n. mikr. Technik, I. Bd., 1884, p. 234—237.) 1886. 68. Über die Einrichtungen der Blüten und ihre Ursachen. (Schrift. d. Ver. z. Verbr. naturw. Kennto., Wien 1886, p. 131 — 168.) 69. Mikroskopische Prüfung des Inhaltes eines Tränenfläschchen aus Aquileja. (Publikationsort konnte nicht festgestellt werden.) 60. Beiträge zur techn. Rohstofflehre: Über die Bedeutung der Pflanzen- dunen. (Dinglers polyt. Journ., 262. Bd , 1886, p. 164.) 1887. 61. Über den Generatiocswechsel im Pflanzenreiche. (Schrift, d. Ver. z. Verbrtg. natuiw. Kennto., Wien 1887, p. 399—438.) 62. Über die Sorten des Kautschuks und deien Wertbestiramung. (DlNGLERs poljt. Journ., 263. Bd., 1887, p. 236) 63. Die Mikroskopie der technisch verwendeten Faserstoffe. Ein Lehr- und Handbuch der mikroskopischen Untersuchung der Faserstoffe, Gewebe und Papiere. (Wien u. Leipzig, A. Hartleben, 1887, 163 S.» 1888. 64. Über das Material, welches zur Bildung des arabischen Gummis in der Pflanze dient. (Ber. D. Bot. Gesellsch , VI., 1888, p. 166—159., 66. Das Leben der Moose, geschildert am Widertonmoose. (Schrift, d. Ver. z. Verbr. naturw.' Kennto., Wien 1888, p. 87.) 1889. 66. Über eine neue Methode der mikroskopischen Papierprüfung. (Mittig. d. technolog. Gewerbemuseums, 1889, 9 S.) 1890. 67. Über die Oollodiumseide. (1. c, IV. Bd., 1890, 8 S.) 1891. 68. Beitrag zur Mikroskopie der Holzzellulosen. (1. c, 1891, Heft 6, 7 u. 8, 16 S.) 69. Über die Bildung der Seide. (Centralorg. f. Warenkunde u. Techno- logie, 1891, Heft 3, p. 98—101.) 70. Über Fasern aus Föhrennadeln. (I. c, Heft 4, p. 144—147.) 71. Über die Anzahl der Hefezellen im Biere. (1. c, p. 147—149.) 72. Über die Bildung der Seide. II. (1. c, Heft 6, 2 S.) 73. Über einen Schädling der Holzzellulose. (1. c, Heft 5, 2 S.) 74. Über die Holzstoffreaktion bei der Papierprüfung. (1. c , 3 S ) 75. Beitrag zur Kenntnis der österreichischen Mcosflora (Verband! d. zool.-bot. Gesellsch., 41. Bd., 1891, p 739—740.) 1892. 76. Zur Mikroskopie der Hanf- und Flachsfasern. (Ztschr. f. Nahrungs- mittel-Unters, u. Warenkunde, VI., 1892, p. 30.) 77. Über die qualitative und quantitative Untersuchangsmethode der Feinpapiere mit Hilfe der Papierjod- und Schwefelsäure. (1. c) p. 65-57, p. 75—77) 78. Beitrag zur Kenntnis der technisch verwendeten Elfenbeinarten (1. c, VI., p. 141-144, p. 183—188, p. 205—211.) HÖHNEL. (123) 79. Über einige botanische Forschungsergebnisse der letzten Jahre. (Schrift, d. Ver. z. Verbr. natarw. Kenntnisse, Wien 1892, p. 179.) 1893. 80. Über die Baumwolle. (1. c, 1893, p. 21.) 81. Beitrag zur Kenntnis der Laubmoosflora des Küstenstriches vom Görzerbecken bis Skutari in Albanien. (Ost. bot. Ztschr., 43. Bd., 1893, p. 406—412.) 1896. 82. Über die Jute. (Sehr. d. Ver. z. Verbr. naturw. Kenntn., 1896, p. 31.) 83. Beitrag zur Kenntnis der Laubmoosflora des Hoch^ebirgsteiles der Sierra Nevada in Spanien. (Sitzungsber. d. Akad. d. Wissensch., Wien 1896," 104. Bd., m.-n. Kl., Abt I., 40 S.) 1900. 84. Die Rinden. (WiESNER, Die Rohstoffe des Pflanzenreiches, 2. Aufl., I. Bd., Leipzig, 1900, p. 700—795.) 1902. 86. Fragmente zur Mykologie, I. Mitteiluna;. (Sitzungsber. Ak. d. Wissensch. Wien, 1902, m.-n. Kl., 111. Bd., p. 987—1056.) 1903. 86. Betreffend Diplodina roseophaea v. H. (Hedwigia, 42. Bd., 1903, p. [233].) 87. Über einige Ramularien auf Doldengewächsen. (1. c, p. [176 — 178]) 88. Mykologische Irrtumsquellen. (1. c, p. [185—18«].) 89. Mykologische Fragmente, I— XXVII. (Annales Mycologici, I, 1903, p. 891—414.) 90. Mykologische Fragmente, XXVIII- XLI. (I. c, p. 621—685.) 1904. 91. Mykologische Fragmente, XLII— LXIX. (I. c, II, 1904, p. 37-60) 92. Über Myxosporiiim Tidasnei, Myxolihertella und Sporodiniopsis. (I. c, p. 247—249.) 93. Mykologische Fragmente, LXX— LXXV. (l. c, p. 271—277.) 94. Zur Kenntnis einiger Fadenpilze. (Hedwigia, 43. Bd , p. 296 — 29y.) 1905. 96. Mikroskopie der Faserstoffe. (2. Aufl., Wien n. Leipzig, HARTLEBEN, 1906.) 96. Mykologisches. I-XV. (Ost. bot. Ztsch , 64. Bd., 1901, p. 425-439; 55. Bd., p. 13—24, p. 51—65, p. 97 — 101, p. 186—189.) 97. Über exakte und deskriptive Wissenschaft. (Rede anläßlich der Inaugurationsfeier des Rektors der Techn. Hochschule) Wien, 1905. 98. Mykologische Fragmente. LXXVL ( Annal. Mycol, III, 1905, p. 187 - 1 90.) 99. Mykologische Fragmente. LXXVII-XCVH. (1. c, p. 323-389.) 100. Mykologische Fragmente, XGVIII— CV. (1 c, p. 402—409.) 101. Mykologische Fragmente, CVI— OXVII. (1. c, p. 548—560.) 102. Pilze. In „Ergebnisse einer naturwissenschaftlichen Reise zum Erdschias-Dagh (Kieina«ien), ausgeführt von Dr. Arxold Pe.N'THER und Dr. Emerich Zederbauer", (Annalen des Naturhist. Hof- museums, 20. Bd., 1906, Heft 4, p. 1—6.) 1906. 103. —,VikT0RLitschauer, Revision derCorticieen in Dr. J. SCHROETERs »Pilze Schlesiens" nach seinen Herbarexemplaren (1. c, IV, 1906, p. 288—294.) 104. Fragmente zur Mykologie. II. Mitteilung. (Sitzungsber. Ak. d. Wiss.. Wien, 1906, 115. Bd., m.-n. Kl., Abt. 1, p. 649—695.) 106. Index zu M. BritzelmaYRs Hymenorayceten-Arbeiten. (37. Bericht des naturw. Ver. für Schwaben und Neuburg. Augsburg, 1906, 178 S.) 106. Revision von 292 der von FeltGEN aufgestellten Ascomyceten- formen auf Grund der Originalexemplare. (Sitzungsber. d. Ak. d. Wiss., Wien, 1906, 116. Bd., Abt. 1, p. 1149-1327.) (124) J. WeeSE: 107. — u. V. LlTSCHAUER, Beiträge zor Kenntnis der Corticieen. (Sitzungsb. Ak. d. Wiss., Wien, 1906, 116. Bd., Abt. 1, p. 1649—1620.) 108. Mjkologisches, XVI. (Ö=t. bot. Zeitschr , 1906, 66. Bd., p. 437—440, p. 461—472.) 1907. 109. Fragmente zur Mykologie, IK. Mitteilung, i Sitzungsb. d. Ak. d. Wissensch., Wien, 1907, 116. Bd., Abt. i, p. 83—162.) ItO. Mykologisches, XVII. (Ost. bot. Ztschr.. 67. Bd., 1907, p. 117—118.) 111. Fragmente zur Mykologie, IV. Mitteilung. (Sitzungsb. Ak. d. Wiss., Wien, 1907, 116. Bd., Abt. 1, p. 616-647.) 112. Mykologisches, XVI[I-XXI. (Ost. bot. Zeitschr., 57. Bd., 1907, p. 321—324,) 113. —u.V. LlTSCHAUEß, Beiträge zur Kenntnis der Corticieen. II. Mit- teilung. (Sitzungsber. d. Ak. d. Wiss., Wien, 1907, 116. Bd., Abb. 1, p. 739—852.) 114. Ergebnisse d. Bot. Expedition der K. Akademie nach Südbrasilien, 1901. Emiii/cefes et My.romycetes. (Denkschr. d. Ak. d. Wiss., Wien, 1907, math. naturw. Kl., 83. Bd., p. 1-45.) 116. — u V. LlTSCHAUER, Österreichische Corticieen. (WiESN ER- Fest- schrift, Wien, 1908, p. 56—80.) 1908. 116. — u V. LlTSCHAUER, Westfälische Corticieen. (Ost. bot. Zeitschr. 68. Bd., 1908. p. 829-336.) 117. — u. V. LlTSCHAUER, Norddeutsche Corticieen. (1. c, p. 441—444, p 470—478.) 118. — u. V. LlTSCHAUER, Beiträge zur Kenntnis der Corticieen. III Mit- teilung. (Sitzungsb. d. Ak. d. Wiss., Wien, 1908, 117 Bd., m. n. Kl., Abt. 1, p. 1081- 1124.) 119. b'ragmente zur Mykologie, V. Mitteilung. (Sitzungsb. d. Ak. d. Wissensch., Wien, 1908, 117. Bd., m -n. Kl, Abt 1, p. 985—1032.) 1909. 120. Mykologisches XXII. (Ost. Bot. Ztschr., 59. Bd., 1909, p. 62—66, p. 108 — 112.) 121. Fragmente zur Mykologie, VI. Mitteilung. (Sitzungsb. d. Ak. d. Wissensch., Wien, 1909, 118. Bd., m.-n. Kl., Abt. 1, p. 275—462.) 122. Fragmente zur Mykologie, VII. Mitteilung. (1. c, p. 813—904.) 123. Fragmente zur Mykologie, VIIL Mitteilung. (1. c, p. 1157—1246.) 124. Fragmente zur Mykologie, IX. Mitteilung. (1. c , p 1461—1662.) 126. Atichta Treuh'd v. H. (Annal. du jard. bot. de Buitenzorg, 2. S , Suppl. III.. 1909, p. 19-28.) 1910. 126. — u. JOSEF WEESB. ZurSynonymie in der Gattung Nectria. (Annal. Mycol., VI, 1910, p 464-468.) 127. Fragmente zur Mykologie, X. Mitteilung. (Sitzungsb. d. Ak. d. Wiss., Wien, 1910, 119. Bd., m.-n. Kl, Abt. 1, p. 393-473) 128. Fragmente zur Mykologie, XI. Mitteilung. (1. c, p. 617-679.) 129. Fragmente zur Mykologie, XIL Mitteilung. (I. c, p. 877—968.) 130. Mykologische Fragmente, CXVIII. ( Vnnal. Mycol, VIII, 1910, p. 690.) 1911. 131. Resultate der Revision von PaUL HenninGs Pilzgattungen. (1. c., 1911, p. 166—176.) 132. Mykologische Fragmente, CXIX. (1. c, p. 213—216.) 133. — u. Josef Weese, Zur Synonymie der Nectriaceen. (1. c, p. 422—424.) 134. Fragoaente zur Mykologie, XIII. Mitteilung. (Sitzungsb. d. Ak. d. Wi-snsch., Wien 1911, 120. Bd., Abt. 1, m-n. Kl, p. 379-384.) F. V. HÖHNEL. (125) 1912. 186. Beiträge zar Mykologie, I. (Zeitschrift f. Gärungsphys., allg. landw. u. techn. Mykologie, I, 1912, p. 45—48) 136. Beiträge zur Mykologie, II— VII. (I. c, p. 219—229.) 137. ITragmente zur Mykologie, XIV. Mitteilung. (Sitzungsb. d. Ak. d. Wissensch., Wien, 1912, 121. Bd., m.n. Kl, Abt. 1, p. 339— 424. > 1913. 138. Frugmente zur Mykologie, XV. Mitteilung. (Sitzangsb. d. Ak. d. Wissensch., Wien, 1918, m.-n. KL, Abt. 1, 122. Bd., p. 256—309.) 139. Verzeichnis der von mir gemachten Angaben zur Systematik und Synonymie der Pilze. (Ost. bot. Ztschr , 1913, p. 167 — 171, p. 232— 240, p. 293—302, p, 374-389, p. 422-432 p. 458-471, p. 49.1—610.) 1914. 140. Fragmente zur Mykologie, XVI. Mitteilung. (Sitzungsb. d. Ak. d. Wiss, Wien, 1914, 123, Bd., m.-n. Kl,, Abt. 1, p. 49-155.) 141. Beiträge zur Mykologie, VIII. (Zeitschr. f. Gärungsphys., 1916. IV. Bd , p. 207—223.) 1915. 142. Beiträge zur Mykologie, IX. (1. c., V, 1915, p. 191—215.) 148. Mykologisches, XXIII. (Ost. bot. Zeitschr., 1915, p. 321—328.) 144. Fragmente zur Mykologie, XVII Mitteilung. (Sitzungsb. d. Ak. d. Wiss, Wien, 1915, 124 Bd., m-n. Kl., Abt. 1, p. 40—159.) 1916. 145. Fragmente zur Mykologie, XVIII. Mitteilung. (I. c , 125. Bd., 1916, p. 27-138.) 146. Generalindex zu den Fragmenten zur Mykologie, I. — XVIII. Mit- teilung, Nr. 1-1000. Wien, 1902-1916, 69 S. 147. Mykologisches, XXIV. (Ost. bot. Zeitschr., 1916, p. 51 — 60, p. 64— 112.) 1917. 148. Fragmente zur Mykologie, XIX. Mitteilung. Mit 19 Textfiguren von Prof. J. W^EESE. (Sitzungsb. d. Ak. d. Wiss., Wien, 1917, m.-n. Kl., Abt. 1. 126. Bd., p. 2S3— 352.) 149. Fragmente zur Mykologie, XX. Mitteilung. (1. c, p. 363—399.) 150. Erste vorläufige Mitteilung mykologischer Ergebnisse. (Ber. d. D. Bot. Ges., 1917, 35. Bd., p. 246—256) 151. Zweite vorläufige Mitteilung mykologischer Ergebnisse. (1. c, p. 351—860.) 162. Über die Trichothyriaceen. (1. c, p. 411 — 416.) 153. System der Phaculiaks v. H. (I. c, p. 416—422.) 154. Über die Benennung, Stellung und Nebenfruchtformen von Sphaen'Uu Fries. (1. c, p. 627—631.) 165. System der Diaportheen. (1. c, p. 631 — 638.) 166. Über die Perithecien der Microthyriaceen und die Gattung Meltoht Fries. (1. c, p. 698—702.) 157. Mykologische Fragmente, CXX-CXO. (Annal. Mycol., XV., 1917, p. 293-383.) 158. Funiji imperfedi. 1—34. Beiträge zur Kenntnis derselben. (Hed- wigia. 59. Bd., 1917, p. 236-284.) 1918. 169. Fiingi Imperfecti. 35—94. Beiträge zur Kenntnis derselben. (1. c, 1918, 60. Bd., p. 129-209.) 160. Über die Gattung Leptosphaeria Oes. et de Not. (Ber. d. D. Bot. Gesellsch., 1918, 36. Bd., p. 186-140.) 161. Über die Gattungen SchencMella P. Henn. und Zukaliopsi^ P. Henn. (I. c, p. 305—308.) 162. Dritte vorläufige Mitteilung mykologischer Ergebnisse. (1. c, p. 809—317.) (126) J. WEESE: f. V. HÖHNEL. 163, Über Discomyceten vortäuschende Microthyriaceen (1. c, p. 465 — 470.) 164. Über den Zusammenhang von Melioln mit den Microthyriaceen. (1. c., 471—473.) 166. Fragmente zur Mykologie, XXI. Mitteilung. (Sitzungsh. d. Ak. d. Wiss., Wien 1918, m. n. Kl., Abt. 1, p. 329 — 393.) 166. Fragmente zur Mykologie, XXII. Mitteilung. (1. c, p. 549—634.) 167. Mykologische Fragmente, CXCI— CüXC. (Ännal. Mycol. XVI, 1918, p. 35—174.) 168. Rinden. (WiESNER, Rohstoffe des Pflanzenreiches, III. Aufl., II. Bd., p. 166—276.) 1919. 169. Über Bau, Stellung und Nebenfrüchte von Lasiobotri/s. (Ber. d. D. Bot. Gesellsch., 37. Bd., 1919, p. 103—107.) 170. Vierte vorläufige Mitteilung mykologischer Ergebnisse. (1. c, p. 107—115) 17 J. Fünfte vorläufige Mitteilang mykologischer Ergebnisse. (1. c, p. 158—161.) 172. Fragmente zur Mykologie, XXIII. Mitteilung. (Sitzungsh. d. Ak. d. Wissensch., m.-n. Kl., Abt. 1, 128. Bd., p. 635—625.) 1920. 173. Fragmente zur Mykologie, XXIV. Mitteilung. (1 c, 129. Bd., 1920, p. 187 — 184.) 174. Über Pseuclopeziza, F//renopeziza, Ephelina und Spilopodia. (Ber. d. D. Bot. Gesellsch., 1920, 38. Bd , p, 96—101.) 175. Über die Gattung Plüydaena Desmaziörea. (I. c, p. 102 — HO.) 176. Über Botryosphaeria, Epiphyma und Pügeriella (1. c., p. Hl — 116.) 177. Mykologische Fragmente, CCXCI— CCOXIV. (Anoal. Mycol., XVII, lyl9-20, p. 114—133.) 178. Mykologische Fragmente, OOOXV— COOXXXIII. (Annal. Mycol., XVIII, 1920, p. 71—97.) 179. Bemerkungen zu H. Klebahn, Haupt- und Nebenfruchtformen der Ascomyceten, 1918, (Hedwigia, 62. Bd., 1920, p. 38—66.) 180. Ftingi imperfcdi. Beiträge zur Kenntnis derselben. Nr. 96 — 116. (Hedwigia, 6j. Bd., 1920, p. 66—89.) Verzeichnis der Pflanzennamen. (127) Verzeichnis der Pflaiizeiinamen (einschließlich einiger Tiernamen). Abies 220. — grandis 220, 223. — subalpina 220. Abi'en/'a 70, 71. Äb7-Us precatorius 253. Absidia 325, 326, 327. — glauca 325. — Orchidis 325. Abutüon spec. 228. Acacia Sopliora 228. Acanthaceae 229. Äcanthus spec. 229 Acer platanoides 228. — pseiidoplalanus 228. Aceraceae 228. Achillea »liUefolium 229. Aconitum 344, 346. — lycoctonum 345. — niipellus 346. — variegatiun 341, 342, 345, 346. Acrasieae 268. Actinastrum 206. — Bantzschü 131, 206. Acttnoschornus 212, 215. Adiantiini 257. Aechmea clavata 254. Aegagropil« Sauteri 129. AegopodiiDii 249. — Fodagraria 229, 251. Jf'.scitZMS 24 9. — rubicunda 228. Agave rupicola 226, 230. Aüanthiis glandulosa 228. Aizoaceae 227. .4Ä;e&«a quinata 227. ^teca roseo 228. Aldrovandia 20O. Alectorolophus 117. — hlrsutus 117, 118. Alectorolophus major 117. — minor 117. Alopecurus pratensis 226. AUium 256. — atropurpureum 256. Alnus barbata 359. — cordifolia 859. — glutinosa 227, 369. — japonica 369. — incana 359. — serrulata 359. — spectabilis 359. — suaveolens 359. — ursina 359. — viridis 369. — viridis microphijlla 359. Amarantaceae 227. Amarantus caudafus 227. AmarjUidaceae 226. Ambrosia t riß da 105. Amerodothis 114. Ampelopsis hederacea 228. Amphipleura pellucida 124. Anahaena Flos-aquae 128, 129, 130, 131. — spiroidcs 129, 130 Aoacardiaceae 228. Ananassa 347, 348. Anarthria 8, 9. Ankistrodesmus 206. — falcatus 206 — var. mirabile 130. — falcatus var. stipitatus 180, 206. Antirrhirium majus 117. Aphanizomcnon Flos-aqua var. gracilis 128, 129. 130. Apocjoaceae 229. Aquifoliaceae 228 Aquilegia vulgaris 227. Araceae 226, 847, (128) Verzeichnis der Pflanzennamen. Arachis hypogaca 367. Aralia guatemalmsis 229. Araliaceae 229. Arceuthobium 220, 221, 222, 223. — Oxycerlri 2i0, 221, 222, 223. Ardisia 369. — crenulatn 229. Anstolochia SipJio 227. Aristo] ochiaceae 227. Arum muculatum 226, 263. Arundinaria japonica 226. Arteniisia 60. Arthrndesmus (jhiucesccns 128, 130. Arihrospira 369, 371. — Jenneri 368. Arthrostylis 212, 215. Asarmn europaemn 227. Asciepiadaceae 229. Ascochyia caulium 104. — ''//'ms« 107. Asparayns ofßcinalis 245. Aspergillus 7iiger 244. vlsperococfus coni,pvess)is 226. Asphodelus luteus 226. ' Aspidistra 308. — e/rt/jor 226. Aspidiuin Filix )iias 226 Astasin (9) — ocellata (9). AsterloncUa gracilUma 126, 130. Asteriscus pygmaeiis 296. Astrocaryum 259. — mexicanum 269. Asterochnrta 212, 213. Astcroma 99. — Phytcmnae 99. Asterospormm Hofmanni 260. Atriplex rosea 303, 3ü4. Altheya Znchnriasi 123, 130. Aumha 248, 249. — japonica 229. J^üen« 14. BnciUaria peradoxa 269, 271. Bacillariaceae 130. Balsaminaceae 228. Barhella 89. Basidi'a, murornm 268. Basidiomyceten 258. Baumea (sect ) 209, 210, 214. — rtÄrMto La6///. 209. — trrctifolia 209. Bcgonia 852. — hybrida 228. — metalUca 228. Begoniaceae 228. Bellis pemmis 229. Benincasa cerifera 353. Berberidaceae 227. Berber is vulgaris 227. Bcrtolonin spec. 228. £ete 352. — vulgaris 227. Betuln pubescens 369. — verrucosa 227, 359. ßetalaceae 227. .B?V/ews 316. — cernuus 315. Bignoniaceae 345. Bocconia cordafa . 227. Boeckelcria 212, 213, 214. Boehmeria utilis 304. Boletus scaber 268. Borraginaceae 296. JSor^w 369. Boiryococcus Brauni 126, 130. i Botryosphacria 111, 112, 1 13, 1 14, 115. 1 1 &. — anceps 114, 115. — ßerengeriana 111, 112. — Dothidea 113, 114. — Molluginis 1 1 4. — pulicnris 111. — quercmim 111, 112. Brachythecium rutabuhnn 226. Brandpilze 258. Brassica oleracea 227. Bromeliaceae 226. Broiissonetia papyrifcra 304. Bryaceae 226 Bryonia 356. — a76rt 363, 355. — dioica 353, 355. Bryonopsis laciniosa 363. Buddleia Lhidleyana 229. 5t(e/(-?rt 208. Bulgaria polymorpha 258 Bunin ni 71. Buxaceae 228. Buxus sempervirens 228. i Verzeichnis der Pflanzennamen. (129) Oactaceae 70. Caladium spec. 226. Calaihca Lietzei 227. Calla tuaculata 226, Calycaothaceae 227. Calycanthus ßoridus 227. Calijptrolepis 208. Catasctum Warscewiezii 25. Camellia 314. — japonica 228, 314. Canipanula trachelium 68. Camptothecimn 85, 91. üannabinaceae 227. Capparidaceae 70. Caprifoliaceae 229. Capsella bursa pastoris 227. Carex 256. — pendula 226 Oaricoideae-Gahnieae 207, 213. Caricoideae-Rhynchosporeae 213. Carludovica palmata 226 Carpinus betnlus 359. Carthamus iinctorius 259. Caryophyllaceaa 227. Caryota urcm^ 258. Cassytha fiUformis 316, 317. Catacauma 114. — Pothidea 114. Catacaumella 99. Catasetum 24. — maculahim 26. — stein feruni 25. CaMsfos 207, 208. 209, 210, 215. — recurvata 214. Cayaponia spec. 353. Cer/nts 142, 143, 144, 146, 148. — atlantica 147. — Deodara 147. — iiöam 146, 147. Oelastraceae 228. Cenanglum Aparines f. minor 99. Centaurea Scabiosa 264, 255. Centanrium 60, 61. — minus valerianae fade 68. — pulchellum 68, 60,61, 63, 64, 65, 67, 68. — pulchellum f. palustre 60, 63. Centronella Reichelti 123, 127, 130, 133, 134. Cephalotns 315, 316. Cephalotaxus Fortunei 226. Ceratium 123. — hirundimlhi 122, 123, 124, 126, 127, 129, 131. — hiruniinella J((sirmcit;u-Typus 124, 126, 127. Srflc7ii/cero«rf('ö-Typu3 126, 127, Carinthiacum-Typas 126, 127, 129. (rrrtc«7e-Typus 126, 127. i?o6i(s^M?/i-Typus 124. Oeratophyllaceae 227. Crratophyllmn 123. — submersum 227. Ceratozamia robusta 226. Chaetocladiiim 319, 320, 321, 322, 323, 324, 326, 327. — Brefeldianum 319. — — macrosporum 319. Chaetomium 258. Chamaecyparis 148, 149, 222, 223. — Lawsoniana 147, 148, 149. — nutkaensis 149. -- obtusa 149. — pisifera 149, 221, — sphaeroidea 149. Chamaedorea 257. Oharaceae 226. Characium limneticam 130. Ohenopodiaceae 227. Chenopodium Vulvaria 60. Chilomonas Paromaecium (9). Ohloranthaceae 227. Chloranthus inconspicuus 227. Chlorella 29. Ohlorophyceen 129, 130, 131, 261. Choisya ternata i28, Chondrachne 6. Chorda 78. — /iZit»i 78. Chorizandra 6, 7. — cymbaria 8, 9. — enodis 8, 9. — multiartieulata 9. — sphaerocepkala 7, 8, 9. Chroococcus limneticus 129, 130. Chrysanthemum leucanthemum 254. Chrysithrix 6, — capensis 7, 8. — distigmatosa 8, 9. — Dodii 8. — junciformis Nees 8. Ber. der Deutschen Bot. Gesellsch. XXXVill. (9) (130) Verzeichnis der Pflanzennamen. Chrysitrichinae 6. Cinnamomum ceylanicum 227. Circaea 316. Citrus 106. — trifoliata 228. Cladieae 211, 213, 214, 216. Cladium 207, 208, 209, 210, 211, 214, 215. — schoenoides 209. — tereiifolium 209. Cladophora glomerata 126, 129. Clathrocystis aeruginosa 126, 128, 130, 132. Glaviceps purpurea 268. Clematis 141. Clrrodendron Thomsonae 229. Cladonia 333. — abortiva 383. — alpicola 334. — cenotea 334, 336. — cornuta 334. ^ crispata f. Cetrariae formis 334. — f. gracilescens 334. — degenerans 334, 336. — — f. cladomorpha 334. — f. phyllophora 334. — evoluta 384. — foliosa 334. — furcata 334. — — f. /issa 334. — - f. suhulata 334 — glauca 334. — (^raa7i6- 388, 834, 335. f. ahortiva 333. — — f. chordalis 334. — monstrosa 333. — multibrachiata 334 — nemoxyna 834. — palamaea 884. — phyllocoma 334. — pityrea 334, 336. — pseudocrispata 834. — racemosa 334. — rangiformis 334, 335. — — f. foliacea 335. — rangiformis 1. foliosa 334. — f. pungens 334, — recurva 334. — squamosa f. muricella 334. — — f. tur/acea 335. Cladonia suhulaia 834. — snrrecla 334. — turfacea 334. — turgida 334. — uncialis 333, 334, 385, 336. — — f. biuncialis 333, 334. — verticillata 335. — — f. cervicornis 334. Closierium 127, 128, 200, 201. — acerosum 201. — aciculare 124. — — var suhpronum 130. — var. subproniim forma lacustre 124. — acuminatmn 201. — acutum 201. — aticnuatum 201. — Costa tum 201, — didymotocum 201. — Ehrenhergii 201. — 5frac//e 130, 201. — Jenner i 201. — Leihlenii 201. — linedtum 201. — moniliferwn 201. — obtusum 201.' — parviilum 201. — praegrande 201. — Pritchardianum 201. — 2}ronum 128, 129, 130. — rostratum 201. — striolatum 201. — var. elongatum 201. ~ Fe?iMS 201. Coelastrum 127, 206. — cambricum var. intermcdium 127, 131. — niicroporum 127, 131. — reticulatmn 127, 131. — sphaericum 131, 206. Coelogyne er ist ata 227. — Maycriana 264. Coelosphaeriuiii dithium 126, 180, — Kützingianum 130. — Nägefianum 129, 130. Colacium calviiiii 130. Colutea 139. Oommelinaceag 226. Compositae 229. Ooniferen 224, 226, Conjugatae 180. Convallaria majalis 226. 4 Verzeichnis der Pfianzennamen. (131) €oprinarrus 268. €oprini(s 258. üordyceps müitfiris 258. Coreopsis 70. Coriaria mi/rtifolia 228. Coriariaceae 22b. Cornaceae 229. Cornus nias 229. Corydalis 71. Cosmarium 127, 130, 202. — alatuiii 202. — hioculatum 202. — Botrijfi.s 202. — caelatum 202. — crenatum 202. — Cucumis 202. — depressum 202. — Zrt^M;/? var. minus 202. — martjaritifcrum 202. — Menegldnii var. f/enuinuin 202. — notabile 202, — ochfhodes 202. — 2)achydermuin 202. — Phaseolus 202. — tetraophlhalmum 202. — tinctutn 202. Cosmocladium 202. — saxonicmn 202. Cosiularia 210, 211, 214. Cramhe cordifolia 227. Crassocephalum aurantiacum 229. Cras&ulaceae 227. Cruciferen 69, 227. Cryptosporium lunulatum 103. (■ucumis dipsaceus 363. — fJexuosHS 358. — Me/o 353, 364. — prophetarum 363. — sativus 853, 356. Cucurbita melunosperma 353. — Pej;o 229, 853, 355. Cucurbitaceae 229, 353, 864. Cupressineea 148. Capressoideae 223. Cupressus 220, 222, 223. — pcndida 221, 222. Cuscuta 2. Cjanophjceea 252, 263, 272, 286. Cyathochaetr 208, 210, 211, 212, 215. Cycadaceae i26. üjcadeen 230. Cyclamen 71, 316. Ojclanthaceae 226. Cyclanihera cxplodens 353 — pedata 353, 355. Cyclocampe 212, 213. Cyclotella comta 130. Cycnoclics 24, 25. Cydonia vulyaris 228. Cylindrosporiiim 106. — conceniricum 106. Pruni-Ccrasi 106, 107. Cymhidium yiyanteum 227. Cyperaceae 7, 8, 9, 207, 226, 257. Cyperales 9. Cyperus spec. 226. Cypripedimn insigne 227. Cypripedium spec. 304. Cytisus Laburnum 367. Dahlia variabilis 229. Danae racemosa 226. Datisca cannabina 228. Datiscaceae 228. Datura Stramonium 229, 268, 269. Dermateaceea 96, 97. Dermateen 101. Desmidiaceae 128, 201. Dicqxjrthe 106, 106. — adunca 108. — Bambusac 109. — javanica 109. Diatoma tenue 130. Diatomaceen 128. Diatomeen 269. Dicentra 71. Dicnemon rugosum 85. Dicranum 87, 88, 89, 91. — scoparium 89. — undulatum 86, 89. Dicksonin antarcHca 2bl. Dictyosphaerium pulcheUion 1 30. Dictyota dichotoma 225. Didymonema 208, Diervilla coracensia 229. Dinohryon divergens 123, 181. Dioon edule 226. Diploccntrum 22. Dipsaceen 45. (9*J (132) Verzeichnis der Pflanzennamen. Dipterocarpaceae 70. Dorstenia convexa 227. Dothideaceae 99, 112. Dothidella 114. — Molluginis 114. — Periclymeni 114. var. Molluginis 114. Dracaena cnsifolia 226. Drepanopeziza 101. Echalliuvi 364. — Elaterium 863. JEcdeiocolea 9. Echeveria 247, 352. — metaUica 227. Echinocystis lobata 353, 366. Echinops 269. Eleagnaceae 359. _BZoje6eri 208. — fri/ida 214. Gahnieae 207, 208, 210, 215. Qahuja officinalis 228. Galcopsis tetrahit 245. Qarovaglia 88. Qentiana pulchdla 60. Geoijlossum hirsutum 258. Oeosiphon 155. Geraniaceae 46, 228. Gcranium pusillum 44, 48, 49. Gesneriaceae 71, 72, 73, 229. Gihberella 111. (?m//A-o 144, 230. Ginkgobiloha 226. Ginkgoaceae 226. Gloeocystis planctonica 130. Gloeosporidiuiii 106. Glovosporium 106. — snhfalcatum 103. — ioruosum 108. Gnetum 69, 70. Gonatozygon 203. — monotaenium 123, 130, 203. Gossgpium barbadense 228. — herbaceum 228. Gramina 226. Gunnera chilensis 229, 230. „Gurke, Erfurter mittellange" 356. „Gutedel''rebe 166. Qytnnoschoenus 212, 213. iZaÄ:m 310, 311, 312, 313, 314. — acicularis 310, 314. — pugioniformls 314. — suaveolens 310, 314, 317. Halorrhagidaceae 229. Ilartwegia comosa 304. Äfiem 249, 296. — ÄeZü'.« 229. 297. Hedychium Gardnerianum 226. Hclianthus annuus 264, 259. — iubfrosm 229. Heliconia Bihai 345. — caribaea 345. Helleborus purpurascens 227. Helobiae 349. Ifeyea 163. — brasiliensis 163. Hieracium murorum 255. Homoeocladia 269. Hoya carnosa 229. Hummeln (Tiername) 47. Humulus Lupmlns 227. Hydatophytcn 296. Hydrangea hortensis 228. Hydrocharitaceae 226. Hydrurus 239. Hygrophyten 296. Hymenomyceten 326. Hypnaceae 85, 226. Hypnobryales 91. Hysteriineae 268. Hysterium Plantaginid 108. Hysteropeziza 98. Ideler ia 208. 7/faj aquifoliuni 228. Impatiens parvifiora 228. Jn's foetidissima 106. — germanica 303. — Susiana 253. Juglandaceae 227. Juglans regia 227, 303. Juncaceae 257. Jungermanoiaceae 226. Juniperm 148, 220, 221, 222, 228. — communis 221, 222. (134) Verzeichnis der Pflanzeanamen. Kakteen 224. Karstenula hirta 116. Kiefer 144. KirchnerieUa lunaris var. Dianae 130. Kleinia articulata 229. Kohlweißlinge (Tiername) 47. Labiatae 229. Labonlbeniaceae 25R. Laburnujii alphmm 228. Laclienalia serotina 266. — tricolor 226. Lactuca sativa 229. Lagenaria clavata 363. — gigantea 368. — verrucosa 354: Lagerheimia amphitricha 132. — javanka 130, 132, 133. — tvratislmviensin 130, 132, 133. Lamium albuni 219. — purpureum 48. Lampocarga 208. Lärche 144. Lardizabalaceae 227. Lana; 142, 143, 220. — americana 143, 145. — dahurica 144, 146. — europaea 146, 223. — Jcurilensis 146. — leptohpis 146, 223, 226. — mkrocarpa 220. ^ occidentalis 145, 220. — Sibirien 146, 146. Larus lidibundus (Tiername) 127. Lauraceae 227. Lewna minor 226. Lemnaceae 226. Leoniodon Taraxacum 229. Lepidosperma 210, 214. Lepironia 6, 7, 9. - mucronata 8, 9, Lepisia 208. Leptolepis 21 2^ 214. Leptothgrium longisporum 108. Leptotrochila 101. Leucobryum 87, 88. — glaucum 89. Libertella 106, 107. — faginea 106. Libertina 107. Libertina effiisa 107. Ligustrum 249. — vulgare 263. Liliaceae 226, 266. Linaria 104. Lithospermum callosuin 296. Loganiaceae 229. Lonicera caprifoliiim 229. — orientaUs 229. ioi;7iocflriJ(ts211. 212, 213. Lophocolea cuspidata 226. Luffa cglindrica 364. — macrocarpa 364. Lunularia vulgaris 226. Lupinus 368. Luzula 266. — campestris 256. Lycium rhombifolium 360. Lyngbga cincinnata 126. — contorta 130, 131. Lysichiton 347, 349. Lysimachia vulgaris 316. Machaerina 210. Macromitrium 86, 87, 88. — apiculatum 86. — J5/M»a'/ 84, 85, 86, 87, 89, 92. Macrophoma longispora IC 8. — rhabdosporioides 106. Magnolia spec. 227. Magüoliaceae 227. Mahonia aquifolium 227. Malpighiaceae 70. Mallomonas producta 131. — tonsurata 124, 131, 132. Malus coriarius 305, 306. Malvaceae 228. Manihot 169, 160, 161, 162, 163, 166. — Glaziovii 169. Marcgravia dubia 228. Marcgraviaceae 228. Marantaceae 227. Marchantia 89, 315. Marchantiaceae 226. Marsilia 2b7. Masdevallia muscosa 22. MasiicJionema caespitosum 126. Medicago 97. — sativa 357. Verzeichnis der Pflanzennamen. (135) Melampyrum arvense 118. — cristatmn 117. Melanodiscus 101. — neri'isequa 101. Melanops 111. Melastomataceae 70, 228. Meliaceae 228. Melilotns 104. — coeruha 3.3?. , Melone, Berliner-Netz" 366. „Melone, rotfleischige Ananas" 356. Melosira granidata 130, 131. Mentha aquatica 246. Mercur/alis anniia 228 Merismopedia tenuissima 130. Mesembri/anihemum EcMoni 227. — linguiforme 227. Mesophyte i 296. Metrosideros coriacca 228. Micrasterias 200, 202. — americana 200, 202. — Crux Melitensis 202. — denticiikita 202. — denticulata var. notata 202. — /TrtZfs 202, 203. — papiUifera 202. — Babcnhorslii 202. — radiata 202. — »oto^ffl 2C0, 202. — truncafa 202. — Wallichü 200, 202. Microcysiis 126, 128. — Flos-aquac 130, 131. — limnetica 129, 130. — marginata 180. — viridis 130. Microdiscus parasiiicus 129, 130. Microschoenus 214. Mimosaceae 228. Mirahilis Jalapa 303. Moiaceae 226. Mniani hornnvi 226. Mollisia 96, 99. Mollisiaceen 96. MoUisieen 96. Monophijllaea Horsfieldii 72. Monotropa Hypopifys 242. Montagndlina 99. Moraceae 70, 227. Monis alba 304. Ifwcor 268, 320, 821, 322, 323. — hiemalis 324. — mucedo 244, 324. — parasitims 320, 323. Mncorineen 318, 324. Musaceae 226. Myriophyllmn 126, 127. Myrsinaceae 229. Myrtaceae 228. MyxoDoyceten 268. Naeniaspora Plantayinis 107, 108. Nectrioideen 102. Neliimbium spcciosum 227, 230. iVeo^ü'a 233, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 240, 241. — nidiis avis 233, 242. — var. ?w'rea 239. — var. pallida 239. Nepenthaceae 227. Nepenthes phyllamphora 227. Nerimn Oleander 229. Nicotiana rustica 229. Nidularium 345. — spectabile 226. Nigella sativa 267. Niplera Carduorum 99. Nitella hyalina 37. — spec. 226. — syncarpa 37. Nitzschia acicularis 130, 132. — palaea 130, 132. Nostocaceen 369. Nuphar luteum 131. Nyctaginaceae 70. Nymphaea alba 131. — spec. 227, 230. Nymphaeaceae 227. Oenothera albicans 174. — albicans • biennis x Lainarekiana- Komplex 171. — = bienni-laeta 171. — = bienni-velutina 171. — albicans $^, flacens ^S ^1^- — albicans • gaudens = bienni-laeta 171, — - albicans • gaudens =: /aef« (bienni oder albilaeta) 171. — albicans ?, ruhcns $c? l'O. — albicans X Celans 173. (136) Verzeichnis der Pflanzennamen. Oenothera albicans relans 173. — albicans • velans = bienni-velutina 171. — albicans • velans = velutina (bienni oder albivelutina) 171. — albivelutina 173. — biennis 169, 170, 171, 173. — biennis-Chic&go 170. — biennis-ChicagoS X Lcniarckiana 170. -^ biennis-Chicago X Lamarckiana 173. — biennis - Lamarckiana 171. — bienni-velutina 173. — Conica 174. — cruciata 174. — curvans 174. — (/ensa 170. — densa biennis-Chicago-laeta 170. — fallax 166, 172, 173. — fallax laeta 172. — ftavens ■ gaudens = laeta {suavilaeta) 171. — flavens • velans 173. — flavens • velans = velutina {suavivelu- tina) 171. — flavivehüina 173. — gaudens 169, 170, 171, 172, 173. — gaudens • gaudens 171, 172. — gaudens ' rubens-Tj^^\xs 172. — gaudens • rubens = fallax 171. — gaudens ■ rubens = taube Samen 17,1. — gracilis 167, 174. — Jiomolaeta 174. — homovelutina 174. — Hookeri 170. — Huokerilaeta 170. — Hookerivelutina 170. — laeta 167, 168, 169, 170, 172, 173. — „Laetae" 171. — laeta X velutina 172. — Lamarckiana 166, 168, 169, 171, 172, 173. — Lamarckiana x biennis 171. — Lamarckiana $ X 0. biennis $ 169. ■ — Lamarckiana y.biennis = fallax 173. — ?flxa 170. — Zfla;fl &/e/i«is-Chicago-wiM- zu seinem 70. Geburtstage o Herr G. Haberlandt berichtet über das phototropische Ver- halten junger Stengel von Polygonum Sieholdi Meißo. bei ein- seitiger Beleuchtung von innen 3 Sitzung vom 27. Februar 1920 5= Herr JAHN berichtet über die Tätigkeit des Deutschen Aus- schusses für den mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht c/. Dankschreiben des Herrn Prof. Dr. L KoCH in Heidelberg . . 66 Sitzung vom 26. März 1920 ' 93 Glückwunschadresse an Herrn Geheimrat Prof. Dr. ARTHUR Meyer in Marburg zu seinem 70. Geburtstage 93 Sitzung vom 30. April 1920 151 Dankschreiben des Herrn Prof. Arthur Meyer 152 Glückwunschschreiben an Herrn Studienrat Prof. Dr. E. Bach- MANN in Radebenl zu seinem 70. Geburtstage 152 Dankschreiben des Herrn Prof. Bachmann 163 Glückwunschschreiben an Herrn Prof. Dr. Detmer in Jena zu seinem 70. Geburtstage I53 Dankschreiben des Herrn Prof. Detmbr ]54 Besprechung der Alge Geosiphon unter Vorführung von Präpa- raten, von F. VON Wettstein 155 Herr I. Urban gibt eine Übersicht über seine Arbeiten über die Flora der Antillen 256 Sitzung vom 28. Mai 192U 186 Einladung zur Generalversammlung in Halle a. S 186 Sitzung vom 25. Juni 1920 217 Sitzung vom 30. Juli 1920 243 Herr E. Pringsheim hält einen Vortrag über die Eatwicklungs- physiologie des Pilzmyzels 243 Herr R. KOLKWiTZ demonstriert „Kristallisiertes Chlorophyll« . 245 Sitzung vom 29. Oktober 1920 " . 276 Kurzer Bericht des Vorsitzenden über die Generalversammlung in Halle 276 Aufforderung des Vorsitzendon, freiwillige Beiträge zu zahlen wegen der schlechten Finanzlage der Gesellschaft 276 (178) Register. Seite Wahl des Berliner Vorstandes 276 Demonstration von Kalkwurzeln durch Herrn J. GRÜSS .... 277 Sitzung vom 26. November 1920 307 Der Vorsitzende berichtet über die 70. Geburtstage der Herren Prof. Dr. NathORST und Obergärtner H. C. StraUSS 307 Herr R. KOLKWlTZ demonstriert ein neues Diaphanoskop . . . 308 Sitzung vom 30. Dezember 1920 339 Mitteilung des Vorsitzenden über ein Dankschreiben des Herrn StraüSS 839 Ergebnis der Wahl des Präsidenten, seines Stellvertreters und der Ausschußmitglieder für 1921 340 Bericht über die Generalversammlung in Halle a. S (1) Rechnungsablage für 1919 und Voranschlag für 1920 (6) Nachrufe (27) Verzeichnis der Pflanzennamen (127) Mitgliederverzeichnis (143) 2. Nachrufe. Hermann Becker von F. Tobler (27) Wilhelm Pfefl'er von Hans Fitting (mit Bildnistafel) (80) B. Schorler von OSKAR DRUDE (63) Adolf Hansen von Ernst Küster (66) Fritz Kurtz von H. Harms (mit Bildnis im Text) (78) Giuseppe Cuboui von E. Pantanelli (mit Bildnis im Text) (86) Hans Solereder von L. Radlkofer (mit Bildnis im Text) (92) Fr. T. Höhnel von J. Weese (103) 3. Wissenschaftliche iVlitteilungen. Bachmann. E.: Über Pilzgallen auf Flechten. (Vorläufige Mitteilung.) (Mit 1 Abb. im Text) 383 Boas, Friedrich: Beiträge zur Kenntnis der Wirkung des Saponins auf die pflanzliche Zelle. (Vorläufige Mitteilung.) 3B0 Boresch, K.: Ein neuer die Cjanophyceenfarbe bestimmender Faktor. (Vorläufige Mitteilung.) 286 Brenner, Widar: Über die Wirkung von Neutralsalzen auf die Säure- resistenz, Permeabilität und Lebensdauer der Protoplasten . . 277 Buder, Johannes: Neue phototropische Fundamentalversuche. (Mit 3 Abb. im Text.) 10 Burgeff, H.: Sexualität und Parasitismus bei Mucorineen. (Mit 1 Abb. im Text.) 318 Czapek. Friedrich: Zur Kenntnis der silberreduzierenden Zellsubstanzen in Laubblättern 246 Fleischer. Max: Über die Entwicklung der Zwergmännchen aus sexuell differenzierten Sporen bei den Laubmoosen. (Mit Taf. II und 1 Abb. im Text.) 84 Fritsch, Karl: Über den Begriff der Anisokotylie 69 Funk, Georg: Über das Verhalten der Oscillatoria amphibia Ag. im Kolonie-Verband. (Vorläufige Mitteilung.) (Mit 1 Abb. im Text.) 267 Register. (179) Seite Gerhardt, Karl: Über das Auftreten der Schlauchfrüchte von Oidium Tuckcri am Weinstock 166 Gleisberg:, "Walther: Beitrag zur Algenflora des Proskauer Teichgebietes. (Mit 2 Abb. im Text.) 199 Goor, A. C. J. van: Das Wachstum der Zoster a marina 187 (Grüss,J.: Kalkwarzela. Demon9tratioQinderSitzungvom29.Oktoberl920.) 277 Über ein neues Holz- und Vanillinreagens. I. (Mit 1 Abb. im Text.) 361 (Haberlandt, G.: Über das phototropische Verhalten junger Stengel von PoJygonum Sleboldi Meißn. bei einseitiger Beleuchtung von innen. (Sitzungsbericht vom 30. Januar 1920.) 3 Ifeinricher, E. : Arccuthobimii Oxyccdri (D. C.) M, Bieb. auf Cupressus . . 220 Höfler, Karl: Ein Schema für die osmotische Leistung der Pfanzenzelle. (Mit 4 Textabbildungen.) 288 Ilöhnel, F.: Über Pseudopeziza, Pyrenopeziza, EpheUna und Spüopodia . . 96 Über die Gattung Phlydaena Desmazieres 102 — — Über Botryospluierin, Epiphyma und Pilgeriella 111 Kolkwitz, R.: Die künstliche Zelle. (Mit 1 Abb. im Text.) 136 (— — Kristallisiertes Chlorophyll. Demonstration, Sitzungsbericht vom 30. Juli 1920.) 245 ( Ein neues Diaphanoskop. Demonstriert in der Sitzung vom 26. November 1920.) 308 Kiiplia, Tb.: s. Neger, l . W 141 Kylin, Harald: Bemerkungen über den Bau der Spermatozoiden der Facaceen. (Mit 2 Abb. im Text.) 74 Laibach, F.: Die Bedeutung der Narbe und des Griffels für die Blüten- entwicklung von Oriyamtm vulgare 43 Lehmann, Ernst: Oenothera fallax Renner und die Nomenklatur der Ot'no^ftera- Bastardierungen 166 Lieske, Rudolf: Pf lopf versuche 353 Magnus, Werner: Über Hemmungsstoffe und falsche Keimung (19) Meyer, Arthur: Die Plasmabewegung verursacht durch eine geordnete Wärmebewegung von Molekülen. (Mit 1 Abb. im Text.) ... 36 .Möbius, M.: Über die Bluten von Renanthera Lowii. (Mit Taf. I.) . . . 20 — — Über die Größe der Chloroplasten 224 — — Die Entstehung der schwarzen Färbung bei den Pflanzen .... 252 Molisch, Hans: Beiträge zur Mikrochemie der Pflanze Nr. 14: Über die Bläuung von Pflanzenaschen durch Ohlorzinkj' d 299 Nr. 16: Über die Ausscheidung von Fettröpfchen auf einer Apfel- frucht (Malus coriarius) 305 — — Über den Wasserkelch der Blutenknospe von Aconitum variegatumJj. (Mit 1 Abb. im Text.) 341 Neger, F. W. und Knpka, Th.: Beiträge zur Kenntnis des Baues und der Wirkungsweise der Lentizellen. I. (Mit 6 Abb. im Text.) 141 Nestler, A.: Zur Kenntnis des Rhinanthocyans U^ Oehlkers, Friedrich: Zur reizphysiologischon Analyse der postfloralen Krümmungen des Blütenstiels von Tropaeolum majus. (Vor- läufige Mitteilung.) 79 Pfeiffer, Hans: Zur Systematik der Gattung Chrysithrix L. und anderer Ohrysithrichinae 6 (180) Register. Seite Pfeiffer, Hans: Über die Stellang der Gattung Caustis R. Br. im natür- " liehen System. II. (Mit 1 Abb. im Text.) 207 (Pringslieim, Ernst G. : Über die Entwicklungsphysiologie des Pilzmycels. Sitzungsbericht vom 30. Juli 1920.) 243 — — Über die Physiologie von Pohjtoma itvella [S] Schmid, Günther: Centauriam pulchellum (Druce) Sw. auf Bittersalzboden. (Mit 1 Abb. im Text.) . B8 — — Über die vermeintliche Eiozelligkeit der Spirulinen 868 Schröder, Bruno: Schwebepflanzen aus dem Saabor-See und aus den größeren Seen bei Liegnitz (Mit 3 Abb. im Text). ..... 122 Schüepp, Otto; Über Form und Darstellung der Wachstumskurven ... 193 Schürhoff, P. N.: Der Embryosack von Tussüago Farfara. (Mit 1 Abb. im Text.) 217 — — Die Antipodenvermehrung der Sparganiaceae. (Mit 1 Abb. im Text.) 346 Seeliger, Rnd. : Über einige physiologische Wirkungen des Osmiumtetro- xyds. (Mit 2 Abb. im Text.) 176 Stern, Kurt: Untersuchungen über Fluoreszenz und Zustand des Chloro- phylls in lebenden Zellen. (Vorläufige Mitteilung.) 28 Tobler, F.: Zur Kenntnis des Milchsafts von Manihot Glaziovü Müll. Arg. (Vorläufige Mitteilung.) (Mit 6 Abb. im Text.) 169 — — Schwendeoers Flechtentheorie und die heutige Auffassung. (Mit 2 Abb. im Text.) (10) Weber, Friedl: Notiz zur Kohlensäureassimilation von Neotfia 233 — — Zur Physiologie thylloider Verstopfungen von Spaltöffnungen. (Mit 2 Abb. im Text.) ' 309 Wettstein, F. v. : Künstliche haploide Parthenogenese bei Vancheria und die geschlechtliche Tendenz ihrer Keimzellen. (Mit 2 Abb. im Text.) 260 Ziegenspeck, H.: Das Amyloid jugendlicher Organe. Das Amyloid in den wachsenden Wurzelhaaren und seine Beziehungen zum Zell- wachstum ..... 328 I Verzeichnis der Tafeln. Tafel I zu M. Möbius, Erklärung auf Seite 27. Tafel II zu M. Fleischer, Erklärung auf Seite 92. Übersicht der Hefte. Heft 1, ausgegeben am 10. April 1920, S. 1 — 54. Heft 2, ausgegeben am 28. April 1920, S. 65—92. Heft 3, ausgegeben am 6. Juni 1920, S. 93—150. Heft 4, ausgegeben am 23. Juni 1920, S. 161—184. Heft 5, ausgegeben am 9. Juli 1950, S. 186—216. Heft 6, ausg'egeben am 4. September 1920, S. 217—242. Heft 7, ausgegeben am 16. Oktober 1920, S. 243—274. Heft 8, ausgegeben am 16. Dezember 1920, S. 276— 306. Heft 9, ausgegeben am 12. Januar 1921, S. 307—338. Heft 10, ausgegeben am 27. Januar 1921, S. 389—372. Generalversammlungsheft (Schlußheft), ausgegeben am 6. Mai 1921 S. (1)-(181). Register. (181) Berichtigungen. S. 177, Zeile 4 von unten lies „5°/oo iger" statt „ö^/oiger". S. 179, Zeile 16 von oben lies „Vielehe" statt „welcher". S. 182, Zeile 9 von oben lies „Spreite" statt „Speite". S. 184, Zeile 2 von oben lies „Das durch Reduktion des Osmiamtetro- xjds entstandene kolloide Osmium" statt „Osmiumtetroxjd". JSerüiJde d.DezilscÄßn.Bo6.Gesellsck.£dJW^M'. Taf.I. M.Mo&häis g&B. Jflaae. läk. ßpricAie d.I/eiilsa/i^n, .Bot. Gp.^eäsck.Bd.JXXlW. Taf.F. i^^Vj^/ ?/. IZeiscAer ff&z '■' ',i:ii' ^ith. Es wird gebeten, alle wissensohaftliohen Manuskripte für die Sitzungen im Jabw 1921 mit genauer Angabe der Adresse des Absenders an Herrn Prof. Dr. L. Dlds, Berlin-Dahlem, Bot. Museum, zu richten. Die wissensohaftliohen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August und September am letzten Freitag jeden Monats abends 7 Uhr statt. BiF" Sämtliche Mitteilungen für die Berichte müssen spätestens aciit Tage vor der Sitzung, für welche sie bestimmt sind, dem Vorsitzenden vollständig druckreif im Manuskript — die Tafeln genau im Format (12/18 cm) — ein- gereicht werden. Die Mitteilungen sollen den Umfang von 6 Druckseiten nicht überschreiten. Jedes Heft darf vorläufig den Raum von 2 Druckbogen nicht über- schreiten. Überzählige Arbeiten müssen zurückgestellt werden. Den Autoren wird jährlich nur der Raum einer Tafel für Textfiguren in Strichätzung kostenlos gewährt. Tafeln und Autotypien im Text müssen vom Autor bezahlt werden. Den Mitgliedern können nur 3 Arbeiten jährlich zugestanden werden. Arbeiten von Nichtmitgliedern können bis auf weiteres nicht aufgenommen werden. Die Aufnahme von Mitteilungen, welche in unrichtigem Deutsch abgefaüt und unleserlich geschrieben sind, muß wegen der daraus entstehenden Unzuträglich keiten beanstandet werden. Die Beanstandung betrifft auch Arbeiten, welche Diagnosen in fehlerhaftem Latein enthalten. Es wird gebeten, im Manuskript nur eine Seite zu beschreiben und am Kopfe desselben die Anzahl der gewünschten Sonderabdrücke anzugeben. Die Verantwortlichkeit für ihre Mitteilungen tragen die Verfasser selbst Alle auf die Veröffentlichung der Berichte bezüglichen Schriftstücke, Eorrek* turen usw. sind zu senden an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 6 p. Ein unmittelbarer Verkehr zwischen den Autoren und der Druckerei findet nicht statt. Vorstand und Kommissionen der Gesellschaft für das Jahr 1921. Für die Generalversammlung: K. v. Goebel, Präsident; K. Giesenhagen, Stellvertreter. Für die wissenschaftlichen Sitzungen in Berlin: L. Di eis, Vorsitzender; R. Kolkwitz, erster Stellvertreter; H. Mi ehe, zweiter Stellvertreter; W. Magnus, erster Schriftführer; F. Duysen, zweiter Schriftführer; E. Jahn, dritter Schriftführer; Schatzmeister: 0. Appel. Redaktions - Kommission: L. Diels, W. Magnus, F. Duysen, E. Jahn, A. Engler, P. Graebner, H. v. Guttenberg. Kommission zur Vorbereitung der Wahlen und der Mitgliederversammlung (Generalversammlung): P. Lindner, H. Harms, P. Claußen, E. Pritzel, E. Tiegs. rtesohäftsführender Sekretär: W. Wächter. Alle Geldsendungen werden franko entweder auf das „Konto der Deutschen Botanischen Gesellschaft e. V. in Berlin Nr. 35398 bei dem Postscheckamt in Berlin NW 7" oder „An die Kur- und Neumärkische Darlehnskasse für die Deutsche Botanische Gesellschaft, Berlin W 8, Wilhelmplatz 6", erbeten. Der Beitrag beträgt für alle ordentlichen Mitglieder 25 M. und 15 M. Zuschlag für die Dauer der Teuerung, für die im Ausland wohnenden Mitglieder 20 Sh., 25 Fr., 25 Lire, 5 Dollar, 18 Kr. (skandinav.), 12,5 Fl. (holl.). Die Kursberechnung für die Beiträge der ausländischen Mitglieder wird jährlich festgesetzt. Die auf das Bezahlen der Jahresbeiträge bezüg- lichen Schriftstücke wolle man an den Schatzmeister Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Appel in Berlin-Dahlem gelangen lassen. Alle event. Reklamationen, die Ver- sendung der Berichte und Sonderabdrücke betr., sind innerhalb sechs Monate nach Abschluß des betreffenden Bandes unmittelbar an die Verlagsbuchhandlung Gebr. Borntraeger, Berlin W 36, Sohöneberger Ufer 12a, zu richten. Adressen- änderungen sowie alle das Mitgliederverzeichnis betreffenden Berichtigungen oder sonstige geschäftliche Mitteilungen bittet man an Herrn Dr. W. Wächter, Berlin-Steglitz, Düntherstr. 5 p.. zu senden. Sonderabdrücke aus unseren Berichten unterliegen folgenden Bestimmungen: 1. Jeder Verfasser erhält SO Nonderabdrttcke kostenfrei. Sonderdrucke werden nur mit einem Rückenfalz versehen, d. h. ohne Umschlag, geliefert. 2 Für Mehrabzüge wird, sofern die Bestellung derÜberzahl vor der letzten Korrektur erfolgt, die Berechnung nach folgendem Tarif durchgeführt: 1. für jeden verwandten Bogen Papier zum Text 6 Pfennig 2. für jede schwarze Tafel einfachen Formates . 15 ^ 3. für jede Lichtdrucktafel 27 4. bei Doppeltafeln pro Tafel mehr 6 5. bei mehrfarbigen Tafeln für jede Farbe pro Tafel mehr 9 6. bei Doppeltafeln pro Tafel und Farbe mehr .6 . , 7. Buchbinderlohn für jeden Abdruck 4,05 . ' 8. für einen Umschlag mit Titel, falls ein solcher i gewünscht wird, muß der Preis mit der / Verlagsbuchhandlung vereinbart werden. /^ Pfennige, welche durch B nicht teilbar sind, werden naoh oben auf 5 a|bgerundet. Druck von A. W. Hayn's Erben, Berlin SW 6S. 1 Verlag von Gebrüder Borntraeger in BerlinW35 Wandtafeln zur Vererbungslehre herausgegeben von Prof. Dr. E. Baur (Berlin) und Prof. Dr. R. Goldschmidt (Berlin). Diese Tafeln sind in Farbendruck ausgeführt und haben ein Format von 120 : 150 cm. Den Tafeln wird eine Erklärung in Deutsch und Englisch beigegeben. Es liegen vor: Tafel 1. Kreuzung zweier Schneckenrassen (Helix liortensis), die einen mendelnden Unterschied aufweisen. Preis 60 Mark. Tafel 7. Kreuzung zweier Löwenmaulrassen ( Antirrhinum majus), die nur einen mendelnden Unterschied: rote — elfenbein- farbige Blüte, aufweisen Preis 60 Mark. Tafel 8. Kreuzung zweier Haferrassen mit einem mendelnden Unterschied: Rispenhafer — Fahnenhafer. Preis 60 Mark. Tafel 9. Kreuzung zweier Löwenmäulchen mit zwei selbständig mendelnden Unterschieden : rot — elfenbein, zygo- morphe — radiäre Blütenform .... Preis 60 Mark. Tafel 10. Kreuzung zweier Weizenrassen (Compactum x Squarehead), die drei mendelnde Unterschiede aufweisen. Preis 60 Mark. Tafel 2 und 11 befinden sich in Vorbereitung. Preis der Erklärung 1 Mark 50 Pfg. Au.> Mangel an Leinewand können die Tafeln bis auf weiteres nur unaufgezogen geliefert werden. Ä'.