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BERICHTE
des
naturwissenschaftlich - medizinischen
VEREINES
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XXXV. Jahrgang 1912/1913 und 1913/1914.
INNSBRUCK.
Verlag der Wagner’schen k. k. Universitäts-Buchhandlung.
1915.
Für den Inhalt der Aufsätze sind die Verfasser
verantwortlich.
Druck der Wagner’schen k. k. Universitäts-Buchdruckerei.
A. Vereinsnachrichten.
I. Berichte uber die im Jahre 191213 abgehaltenen
Sitzungen.
I. Sitzung am 29. Oktober 1912.
Der Vorsitzende, Prof. Dr. Fick, machte zunächst
die Mitteilung, daß vor kurzer Zeit das langjährige Vereins-
mitglied, Herr Josef Hauser, verschieden ist, worauf sich
die Anwesenden zur Ehrung des Verstorbenen von den
Sitzen erhoben. Weiters teilte er u.a. mit, daß sich Schul-
rat Dr. Julius Schönach zum Eintritt in den Verein
anmeldete und daß kais. Rat Dr. Waldner dem Verein
eine größere Zahl von Bänden der Vereinsberichte zur
Verfügung stellte, wofür ihm der Dank ausgesprochen
wurde. Hierauf hielt Prof. Dr. v. Dalla Torre den
‚angekündigten Nachruf auf das vor einigen Monaten ver-
storbene Ehrenmitglied des Vereines, P. Vinzenz Maria
Gredler, ehemaligen Gymnasialdirektor in Bozen. Der
Vortragende gab einen kurzen Überblick über das Leben
dieses hervorragenden Mannes und besprach dessen wissen-
schaftliche Veréffentlichungen aus dem Gebiete der Natur-
wissenschaften,
2,9818,
IV
II. Sitzung am 12. November 1912.
Schulrat Prof. Dr. J. Schönach erscheint in den
Verein aufgenommen. Prof. Dr. Hans Rabl hält
seinen angekündigten Vortrag „Über die Entwicklung der
Kiementaschen bei den Säugetieren“,
III. Sitzung am 26. November 1912.
Prof. Dr. E Exner hält einen Vortrag über
Korrelation und die Methode des Korrelations-
faktors, Die bezeichnete Methode ist von englischen
Statistikern ausgearbeitet worden und dient dazu, den
Zusammenhang oder die Beziehung zwischen irgend wel-
chen zwei veränderlichen Größen darzustellen. Man hat
z. B. gefunden, daß die Zahl der in einem Jahre beob-
achteten Polarlichter in Zusammenhang mit der Inten-
sitit der erdmagnetischen Störungen disses Jahres steht.
Es ergibt sich dies aus zwei Kurven, die man mit lang-
jährigen Reihen dieser zwei Größen zeichnet. Die Korre-
lationsmethode ermöglicht es, sich von der sehr häufig
irreführenden Betrachtung der Kurven unabhängig zu
machen und den Grad des vermuteten Zusammenhanges
durch eine Zahl auszudrücken (den Korrelations-Faktor),
welche aus der Größe der einzelnen Wertepaare gebildet
wird, Der Vortragende zeigte an der Hand einiger Bei-
spiele den Vorteil dieser Methode, nachdem er das Wesen
eines derartigen Zusammenhanges (eben die Korrelation),
kurz besprochen hatte.
IV. Sitzung am 10. Dezember 1912.
Prof. Dr. K. v. Dalla Torre hält ‘einen Vortrag‘
über die Schlangen Tirols. Der Vortragende gab-
zunächst einen Überblick der Floren- und Faunengebiete
Wi
Osterreich-Ungarns und besprach dann die Stellung Tirols
in denselben. Daraus ergab sich die Besprechung der
alpinen und mediterranen Fauna im Lande; die „Ein-
strahlungen* der letzteren Elemente wurden dann durch
die Schlangen Tirols (9 Arten) erörtert, deren Gattungs-
und Artmerkmale besprochen und an Abbildungen klar
gelegt wurden, Auf weiteren Tafeln wurde die horizontale
und vertikale Verbreitung der sechs seltenen Arten er-
läutert. Der Vortrag wurde auch durch Objekte in Spir‘ ©
ritus illustriert.
VY. Sitzung am 7. Jänner 1913.
Herr Dr. Freiherr von Handel-Mazzetti aus
Wien hält einen Vortrag über Naturbilder aus Meso-
potamien und Kurdistan, der von zahlreichen Licht-
bildern begleitet war. Der Vortragende berichtete über
seine im Auftrage des naturwissenschaftlichen Orientver-
eines in Wien im Jahre 1910 unternommenen Reise.
Dieselbe ging am 20. März von Aleppo aus an den
Euphrat, an dessen rechten Ufer abwärts und nach Que-
rung des Zwischenstromlandes nach Bagdad. Nach Besuch
von Kerbela und Babylon wurde die Reise am rechten
Ufer des Tigris aufwärts nach Mossul fortgesetzt. Die
bereisten Strecken gehören zu den in naturwissenschaft-
licher Hinsicht am wenigsten bekannten von Mesopotamien.
Von Der-es-Sor und Tekrit nach Süden ist das Land Wüste,
nur im Frühjahre mit buntem Schmuck einjähriger Kräuter
bedeckt. Auch das im Altertum kanalisierte und reich
bebaute Schwemmland der Flüsse ist heute salzige Wüste,
wo es nicht bewässert und, wie besonders am Schatt-el-
Arab, mit Dattelpalmen bepflanzt ist. Das nördliche
Mesopotamien, das nun nach Westen zum Euphrat durch-
quert wurde, ist mit einer dichten, im Sommer zwar
dürren. aber immer noch Weide bietenden Steppenvege-
tation bedeckt. Auf dieser Strecke wurde der höchste
VI
Gipfel des Dschebel Sindschar (ca. 1500 m) im Gebiete
der Jesiden (Teufelsanbeter) besucht, und der naturwissen-
schaftlich noch unbekannte Dschebel Abd-el-Asis, welcher
Baumwuchs (Pistazien) trägt, dann in Gesellschaft eines
Raubzuges von 20 Beduinen die Steppe auf ganz unbe-
kannter Route nach Rakka gequert. Dort trennte sich
anfangs Juli der Vortragende von seinem Reisegefährten,
dem Zoologen Dr. V. Pietschmann, um im Sommer im
Hochgebirge von Kurdistan zu arbeiten. Uber Urfa wurde
der kataonische Taurus erreicht, der, stark gefaltet mit
krystallinischem Kern, von WSW nach ONO streicht.
Bei Besteigung der Gipfel Nemrud Dagh und Ak Dagh
(2670 m) konnten die deutlich nach Höhenstufen ver-
teilten Vegetationsformationen studiert werden. Busch-
wilder, Hochwilder, Dornpolsterpflanzen und alpine Ge-
steinfluren folgen von unten nach oben aufeinander. Vor
Malatja im armenischen Hochland wurde nach O abge-
bogen nach Kharput und an den Brakischen Quellsee des
westlichen Tigris, den Göldschick. Nach Besteigung des
Hasar ba Dagh (2500 m) dortselbst reiste der Vortragende
nach Diarbekir und von dort in das auch geographisch
noch sehr unbekannte Tal Sassun im Vilajet Bitlis des
armenischen Taurus, der viel schwächere Faltuug zeigt.
Dort wurde der höchste Berg der Gegend, der Meleto
Dagh (3150 m) bestiegen und in seiner Gipfelzone um
ewigen Schnee eine ganz eigenartige üppige Nivalvege-
tation gefunden. Über Sert kehrte Dr. Freiherr v. Handel-
Mazzetti wieder längs des Tigris, der zunächst in einem
Engpaß den wenig aufgewölbten Dschebel Tur durch-
bricht, über Mossul nach Bagdad zurück, von dort zu
Schiff mit einem kurzen Aufenthalt in Basra über Aden,
Ägypten und Triest Mitte November nach Wien.
Vil
VI. Sitzung am 21. Jänner 1913.
Der Vorsitzende, Prof. Dr. Fick, gedenkt in ehrenden
Worten des verstorbenen Vereinsmitgliedes, Univ. Prof.
Dr. L, Lantschner, worauf sich die Anwesenden zum
Zeichen der Trauer von den Sitzen erhoben.
Prof. v. Schweidler hält einen Vortrag: Über
die Einsteinsche Relatıvitätstheorie.
VII. Sitzung am 11. Februar 1913.
Die Prof. Dr. Heider und Dr. v. Schweidler werden
zu hechnungsrevisoren ernannt.
Prof. Dr. Heinricher hält den angekündigten
Vortrag „Einiges von meinen Versuchen mit der
Mistel“. Zunächst wurden einige Korrelationserscheinungen
vorgeführt. Ein mistelbesetztes Lindenbäumchen, dem die
Krone genommen wurde, so daß nur das Laub der Misteln
vorhanden blieb. Die Linde unterließ jegliche Regenera-
tion von Trieben und adoptierte die Misteln, die grob-
artig gediehen, als ihre Krone; außer der normalen Sproß-
generation im Frühjahr erwuchs im August eine zweite.
Ein anderes Objekt mit einer eigenartigen Korrelations-
erscheinung wurde in einer mit Misteln besiedelten Nord-
manns-Tanne gezeigt. Weiters wurde die Giftwirkung
besprochen, die Mistelkeime auf die Unterlage ausüben
und die zu einem mehr oder minder deutlichen Kampf
zwischen Wirtspflanze und Parasit führt. Besonders her-
vortretend sind derlei Erscheinungen bei mit Mistelsamen
belegten Birnbäumen. Der Kampf endet zumeist mit dem
Siege letzterer. Die meisten Birnrassen sind gegen den
Befall durch Misteln immun. Von 277 Keimen, welche
auf 8 Birnbäumchen im Frühjahre vorhanden waren,
lebten im Herbste nur mehr 25; auch sie dürften ferner-
hin zugrunde gehen. Im Gegen atze dazu ergaben 128
Keime auf 3 Apfelbäumchen 95 gedeihende Mistelpflanzen.
VI
Endlich wurden die Versuche des Vortragenden über die
ernährungs-physiologischen Rassen gestreift. Die 3 Rassen :
Kiefern-, Tannen- und Laubholz-Mistel sind durch Ver-
suche als sichergestellt anzusehen. Die Prof. Heinricher
gelungene Aufzucht der Kiefer-Mistel auf der Fichte er-
weist die Zugehörigkeit der Fichten-Mistel zur Kiefern-
Mistel. Auch die Aufzucht dieser auf der Zirbel gelang.
Zum Schlusse wurde die Frage erörtert, ob es Gewöhnungs-
rassen unter den Laubholz-Misteln gibt und eine zur
Lösung der Frage unfernommene Versuchsreihe mitgeteilt.
Der Vortrag war durch Vorlage von Objekten und Pro-
jektion von Diapositiven erläutert,
VIli. Sitzung (Jahresversammlung) am
25. Februar 1913.
Privatdozent Dr. Bruno Sander meldet sich zum
Eintritte in den Verein an.
Der Schriftführer Prof. Zehenter erstattet zunächst
den Jahresbericht, aus dem zu entnehmen ist, daß im
abgelaufenen Vereinsjahre 8 Sitzungen stattfanden, in
denen eine Reihe von interessanten und belehrenden
Vorträgen gehalten wurden. Im Tauschverkehr steht der
Verein mit rund 180 Akademien, Gesellschaften, Insti-
tuten und Redaktionen. Die Zahl der Mitglieder ist ge-
genwärtig 80, von denen 5 Ehrenmitglieder sind. Zum
Schlusse des Berichtes wurde dem Ministerium für Kultus
und Unterricht für die gewährte Dotation, dann den
Vortragenden und den Verfassern von Abhandlungen für
den Bericht, ferners Hr. Prof. Dr. v. Schweidler für die
Überlassung des physikalischen Hörsaales zu den Sitzun-
gen und den Redaktionen der Innsbrucker Tagesblätter
für die Aufnahme der Vereinsberichte der beste Dank aus-
gedrückt. Aus dem von Prof. Dr. K. v. Dalla Torre mit-
geteilten Kassabericht geht hervor, daß der Kassarest ge-
genwärtig 1364 K 89 h beträgt. Die Überprüfung des
IX
Berichtes ergab die volle hichtigkeit, daher dem Kassier
das Absolutorium erteilt wird. Die Neuwahl des Aus-
schusses, bei der Prof. Dr. Hammerl und Hopfgartner als
Wahlüberprüfer fungieren, ergibt das folgende Resultat:
Vorstand: Prof. Dr. v. Schweidler, Vorstandstellvertreter:
Prof. Dr. Fick, Schriftführer: Prof. Dr. Loos und Zehenter,
Kassier: Prof. Dr. v. Dalla Torre.
Während der Feststellung des Wahlergebnisses hält
Prof. Dr. Blaas seinen angekündigten Vortrag „Über
den Deckenbau der Alpen“ Zu den schw .erigsten
Problemen der Alpengeologie gehören die eigenartigen
Faziesverhältnisse und die äußerst verwickelte Tektonik.
Der Vortragende zeigt an einigen Beispielen den Unter-
schied in der Ausbildung der alpinen und außeralpinen
Sedimente, er hebt die auffallenden Verschiedenheiten in
den Absätzen innerhalb der Alpen (Nord- und Südalpen,
Ost- und Westalpen) hervor und skizziert kurz die ältern
Darstellungen des Alpenbaues. Eine wesentliche Förderung
erfuhr die Kenntuis von den Alpen durch die Sueß’sche
Theorie vom tangentiellen Schub und dementsprechend
vom asymmetrischen Aufbau dieses Gebirges. Trotzdem
blieb eine große Anzahl von Fragen ungelöst. So der
Unterschied zwischen Nord- und Südalpen, die Rolle der
zentralalpinen Schiefer- und Kalkablagerungen, die Rück-
faltungserscheinungen (Glarner Doppelfalte), die Klippen
und Voralpen in der Schweiz. Die ältern Erklärungen
dieser Erscheinungen (trennender Wall der Zentralalpen,
vindelizisches Gebirge) befriedigen nicht. Die neue Hypo-
these der Alpentektonik, die Lehre vom Deckenbau, wie sie
zuerst schweizerische und französische Forscher aufgestellt
haben, wurde von den meisten Geologen geradezu mit
Begeisterung aufgenommen und mit Feuereifer verteidigt.
An der Hand einer Anzahl von Profilen und Karten zeigt
der Vortragende die Grundzüge des Aufbaues der West-
alpen, wie er von den heutigen Geologen im Lichte der
neuen Lehre dargestellt wird. So überzeugend diese Dar-
x
stellungen zum größten Teile in den Westalpen sind. so
schwierig und daher anfechtbar ist die Übertragung dieser
Vorstellungen auf die Ostalpen. Hier müssen zunächst
die südlichen Gebiete, als einem besondern System (den
Dinariden) angehörig, ausgeschaltet werden. Der übrige
Teil, also unsere Zentral- und die nördlichen Kalk-Alpen
gehören der Hauptmasse nach einer einzigen großen Decke
(oder richtiger einem Deckensystem) an, welche auf den
schweizerischen, gegen Osten hin sich absenkenden Decken
aufruht. Die tiefere helvetische Decke kommt unter der
ostalpmen am Nordrande zum Vorschein, die höhere
schweizerische oder lepontische Decke ist durch Erosions-
lücken (Fenster) in der ostalpinen Decke (Unterengadin,
Tauern, Semmering) sichtbar. Es ist kein Zweifel, dal
die Deckenlehre eine große Zahl von Erscheinungen im
Alpenbau befriedigend erklärt, es ist auch kein Zweifel,
daß das Wesentliche dieser Lehre der Wirklichkeit ent-
spricht, es ist aber auch nicht in Abrede zu stellen, dab
für viele Konstruktionen so mancher übereifriger älterer
und jüngerer Geologen noch gar sehr die notwendige
Basis gründlicher Beobachtung fehlt.
II. Berichte über die im Jahre 1913 14 abgehaltenen
Sitzungen.
I. Sitzung am 12. November 1913.
Der Vorsitzende Prof. Dr. v. Schweidler begrüßt
zunächst die Anwesenden und teilt mit, daß in den ver-
gangenen Ferien Hofrat Prof. Dr. v. Vintschgau,
Gründer und Ehrenmitglied des naturwissenschaftlich-
medizinischen Vereins, gestorben ist und der heutige
Abend zu einer Gedenkfeier für den Dahingegangenen
bestimmt wurde, zu welchem Zwecke Prof. Dr. W. Tren-
Xf
delenburg, der Nachfolger v. Vintschgau’s an der Inns-
brucker physiologischen Lehrkanzel, etwa folgende Ge-
dächtnisrede hielt:
Vor kurzem ist an mich der ehrende Auftrag er-
gangen, an dieser Stelle einen Nachruf auf Prof. v. Vitseh-
gau zu halten, welcher Mitbegründer und Ehrenmitglied
des Vereines war. Ich danke Ihnen herzlichst für Ihr Er-
scheinen, mit welchem Sie zum Ausdruck bringen, dab auch
Sie mit uns der Meinung sind, daf es unsere freudig er-
füllte Pflicht ist, derer dankbar zu gedenken, die vor uns
und für uns gewirkt haben. Ich selber aber folge um
so lieber der an mich ergangenen Aufforderung, als ich
in meiner täglichen Arbeit in Forschung und Unterricht
stets wieder gewahr werde, was das Innsbrucker physio--
logische Institut der Arbeit des Verstorbenen verdankt.
Bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahr--
hunderts führt uns diese Arbeit zurück. In seinem ersten
selbständigen Wirken finden wir v. Vintschgau in der
damals österreichischen Universität Padua, an die er zur
Gründung eines physiologischen Institutes berufen wurde,
sodann in Prag und bald darauf in Innsbruck, hier wie-
derum mit der Gründung eines Institutes betraut. Klein
waren die Verhältnisse und beschränkt die Mittel, die er
vorfand. Aber Vintschgau lernte es in dieser Schule der
Selbständigkeit, sich mit einfachen Mitteln zu behelfen,
und mit ihnen vorzügliches zu leisten. In zielbewuliter
Arbeit brachte er das Institut in die Höhe, stattete es mit
zweckmäßig ausgewählten Unterrichtsmitteln aus, in deren
Anschaffungen sich in bemerkenswerter Weise die damals
so glänzende Entwicklung der Physiologie, besonders ihrer-
experimentellen und sinnesphysiologischen Seite wieder--
spiegelt, und legte schließlich durch Ausarbeitung der-
Pläne den Grund zu dem so schönen Neubau. in dem
uns heute zu wirken vergönnt ist.
Nur einiger weniger Worte bedarf es, um in diesem
Kreise die Erinnerung an die menschliche Persönlichkeit
XII
des Verblichenen zu wecken. Ihnen allen war er seit
laugen Jahren wohlbekannt in der Lauterkeit seines
Charakters, in seiner bescheidenen Einfachheit und liebens-
würdigen Selbstlosigkeit. Dafür gab er ein bewunderns-
wertes Beispiel, als er, an die Altersgrenze gelangt, das
ihm von seinen Kollegen angetragene Ehrenjahr nicht
annahm, in weiser Erkenntnis, daß es besser sei, den Neu-
bau des Institutes zur inneren Vollendung demjenigen zu
überlassen, der in kurzem doch berufen sein würde, sein
Werk zu vollenden nnd die Früchte zu ernten.
Als Kollege in der Fakultät, als Mitglied unserer
beiden wissenschaftlichen Gesellschaften war v. Vintsch-
gau hochgeschätzt; nicht nur der naturwissenschaftlich-
medizinische Verein, sondern auch die wissenschaftliche
Ärztegesellschaft zählte ihn zu ihren wenigen Ehrenmit-
gliedern und gedachte auch schon seiner in einem Nach-
ruf in der ersten Sitzung dieses Semesters. Bis in sein
hohes Alter bewahrte sich der Verstorbene sein lebhaftes
Interesse sowohl für sein eigenes Fach, wie auch weiter
für die Gesamtmedizin und ihre Nachbargebiete, und er
bekundete dies durch häufigen Besuch von Sitzungen und
Vorträgen.
Seiner Lehrtätigkeit widmete sich v. Vintschgau mit
großer Hingebung und scheute nicht die Mühe, längere
Zeit hindurch in zwei aufeinander folgenden Stunden den
Unterricht in zwei Sprachen zu erteilen. Zahlreiche Wand-
tafeln und andere Anschauungsmittel des Instituts weisen
uns auch heute noch überall auf seine Lehrtätigkeit hin.
Nicht unbeträchtlich ist die Reihe seiner näheren Schüler,
mit denen er eine Reihe der im folgenden erwähnten
wissenschaftlichen Arbeiten durchführte und veröffent-
lichte. Frei von jeder Engherzigkeit ließ er jedem die
Möglichkeit, sich in seiner Weise selbständig an den
Hilfsmitteln des Institutes auszubilden.
In der wissenschaftlichen Arbeit finden wir v. Vintsch-
gau zunächst eingehend mit histologischen Fragen be-
XI
schäftigt, infolge der zu früherer Zeit noch innigen Ver-
bindung des physiologischen und histologischen Lehr-
faches. Eine große Reihe schöner mikroskopischer Prä-
parate, die er und seiue Schüler herstellte, besonders
Injektionen von Gefäßen und anderen Hohlräumen, bilden
noch heute einen wertvollen Bestand der Unterrichtsmittel
in der physiologischen Vorlesung und wir verdanken auch
einer Anschaffung v. Vintsshgaus die Möglichkeit, diese
schönen Präparate der stets wachsenden Zahl der Hörer
in mikroskopischer Projektion vorzuführen. Von den
Untersuchungen, in denen v. Vintschgau eigene Wege
einschlug, liegen besonders die Arbeiten über den Zu-
sammenhang des Nervus glossopharyngeus mit den „Be-
chern* der Geschmackspapillen vor, der mit Hilfe der
Degenerationsmethode sichergestellt wurde; nach einsei-
tiger Durchschneidung des genannten Nerven gehen die
eigentiimlichen Bildungen des Zungenepithels völlig zu
Grunde.
Von den im engeren Sinne der Physiologie ange-
hörenden Arbeiten von v. Vintschgau schließen sich hieran
zunächst die Untersuchungen an den niederen Sirnes-
organen an. Vor allem war es der Geschmacksinn, den
er eingehend bearbeitete, So wurde die örtliche Ver-
teilung der Schmeckfähigkeit auf der Zunge untersucht
und große Unterschiede gegen das Verhalten des Tast-
sinnes gefunden, woraus sich wichtige Aufschlüsse über
die Beteiligung des Tastsinnes an Geschmacksempfin-
dungen entnehmen lassen. Auf Untersuchungen über den
Temperatursinn kommen wir sogleich in anderem Zu-
sammenhaug zu sprechen.
Eine Reihe weiterer Untersuchungen befaßt sich mit
den zeitlichen Beziehungen der in unserem Nerv-Muskel-
system und Zeutralorgan ablaufenden Erregungsvorgängen,
vor allem der Bestimmung der soganannteı Reaktionszeit.
In der Konstruktion eines sehr exakten Federmyographi-
ons (Schleudertrommel) bewies v. Vintschgau in metho-
XIV
discher Hinsicht hervorragende Sachkenntnis, die es ihm
“ermöglichte, seine Hilfsmittel ganz den besonderen Zwecken
seiner Arbeiten anzupassen. Von den Ergebnissen seien
‚die den Temperatursinn betreffenden, auf die schon kurz
hingewiesen wurde, vorangestellt. Sie lassen sich dahin
zusammenfassen, dab die Reaktion auf Kältereize schneller
erfolgt, wie auf Wärmereize, ein Befund, der im Zusammen-
hang mit den theoretischen Vorstellungen über den Tem-
peratursinn große Bedeutung gewinnt. Im Gegensatz zu
der Annahme, daß der Wärme- und Kältesinn nur durch
‚gewissermaßen zwei Seiten ein und desselben Geschehens
vermittelt werden, geht aus der Feststellung der Verschie-
denheit der Reaktionszeit die Annahme hervor, daß zwei von
einander trennbare Sinnesapparate vorhanden sind, eine An-
schauung, zu der auch neuere Ergebnisse über örtliche Bezie-
hungen des Temperatursinnes geführt haben. Untersuchun-
gen über die Reaktionszeit des Tastsinnes, die v. Vintschgau
weiterhin ausführte, beziehen sich auf den Unterschied der
(Geschwindigkeit der Tastreaktion gegen die Temperatur-
reaktion und auf örtliche Verschiedenheiten, z. B. zwischen
Tastreizen der Zunge und der äußeren Haut. Überall be-
geonen wir der vorsichtig abwägenden kritischen Art, mit
der v. Vintschgau die mühevoll gewonnenen Ergebnisse
verwertete. Einem sehr interessanten und bekanntlich
neuerdings viel bearbeiteten Gebiet gehören die Arbeiten
über die Einwirkung von Giften auf die Reaktions-
geschwindigkeit an. Das Morphium mit seinem ver-
längernden, der Kaffee mit seinem lang anhaltenden ver-
kürzenden Einfluß, der Alkohol mit seiner trügerischen
Wirkung auf das Sensorium, dem eine Verkürzung der
Reaktionszeit vorgetäuscht wird, obwohl unter Umständen
der objektive Nachweis sogar eine Verlängerung ergibt,
werden mit größter Ausdauer eingehend untersucht und
-es ergeben sich sowohl in methodischer als auch tatsäch-
licher Beziehung wichtige Grundlagen für spätere Unter-
sucher.
XV
Großes Interesse brachte v. Vintschgau weiterhin der
Untersuchung der Farbenlehre entgegen, besonders den
Fällen von partieller Farbenblindheit, für deren Unter-
suchung er viele Farbengleichungen verschiedenster Art
zusammenstellte. Diesem Interesse verdankt das Institut
auch die Anschaffung eines Helmholtzschen Spektral-
apparates zur Farbenmischung, der uns auch heute noch
im Institute die wertvollsten Dienste in der wissenschaft-
lichen Untersuchung des Farbensinnes leistet. Eingehend
befaßte sich v. Vintschgau besonders mit einem von ihm
aufgefundenen Falle von sogenannter Gelb-Blaublindheit,
«der selteneren Form von partieller Farbenblindheit, die,
wie die übrigen Formen, für unsere Vorstellungen über
den normalen Farbensinn bekanntlich von so großer Be-
deutung ist.
Eine letzte Reihe von Arbeiten beschäftigt sich mit
ler Herztitigkeit. In früherer Zeit war eine Arbeit der
Bedeutung der Muskulatur des Koronarvenensinus des
Säugerherzes für die Verhinderung der Rückstauung
von Blut in die Koronarvenen bei der Vorhofkontraktion
gewidmet. In den letzten Jahren wurde v. Vintschgau
durch die für den Experimentalphysiologen immer un-
widerstehliche Anziehungskraft des der Untersuchung so
zugänglichen Kaltblüterherzen gefesselt, an welchem er
mit Hilfe der damals in besonders zweckmäßiger Weise
von anderer Seite durchgeführten graphischen Unter-
suchung den Fragestellungen der Erregungsleitune und
der Beteiligung von Muskulatur und Nervensystem an
‚dieser nachging.
Nicht besser können wir diesen Überblick über das
Lebenswerk des Hingeschiedenen abschließen, als indem
wir uns vor Augen führen, was er uns an dem neuen
Institut hinterlassen hat, dessen weitere Ausgestaltung
meine unmittelbaren Vorgänger so tatkräftig durchführten.
Dieser Bau ist nicht nur nach den besonderen Arbeits-
bedürfnissen v. Vintschgaus entworfen worden, sondern
XVI
wird darüber hinaus noch für lange Zeit den verszhie-
densten Anforderungen der stets fortschreitenden Wissen-
schaft gerecht. Sei es, daß wir im Unterricht die neuzeit-
lichen, schon von v. Vintschgau angeschafften Hilfsmittel
der mikroskopischen, diaskopischen oder episkopischen
Projektion verwenden, daß wir in kleinerem oder in
größerem Stil mit den Hilfsmitteln der Asepsis unsere
Tierversuche ausführen, daß wir auf optischem Gebiet ar-
beiten oder elektrophysiologische Untersuchungen durch-
führen, oder daß wir endlich den Unterricht der Studie-
renden in praktischen Übungen den Forderungen unserer
Zeit entsprechend erweitern: wir finden die Institutsräume
bei zweckmäßiger Ausnützung diesen so verschiedenen
Ansprüchen im wesentlichen entsprechend.
Die Leistungen v. Vintschgaus werden wir im ganzen
am besten dadurch bewerten können, wenn wir den An-
fang und das Ende seiner wissenschaftlichen Laufbahn
und der Stätte seiner Wirksamkeit vergleichen. Nach
dem, was wir erst neulich aus dem Munde des Gründers
des botanischen Institutes, dessen stattlicher Neubau kürz-
lich eröffnet wurde, erfuhren, machen wir uns wohl meist
nicht mehr den rechten Begriff davon, was es hieß, aus
den primitivsten Anfängen heraus ein lebens- und ent-
wicklungsfähiges Institut zu schaffen, und wenn ich
schon eingangs sagte, daß den Nachfolgern des Gründers
des physiologischen Institutes erst eigentlich die Früchte
seiner Arbeit zufallen, so ist es an uns Nachlebenden,
unsere Dankesschuld dafür abzutragen. Und nicht besser
können wir das tun, als damit, daß auch unser heißes
Bemühen ganz darauf gerichtet ist, in Forschung und
Unterricht den Forderungen der Neuzeit nach besten
Kräften zu entsprechen und daß wir uns bestreben, an
der Ausgestaltung des Institutes unermüdlich weiterzu-
bauen, auf daß es dereinst auch von uns heiße, daß unsere
Arbeit nicht vergeblich war.
XVII
II. Sitzung am 25. November 1913.
Herr Privatdozent Dr. Bruno Sander erscheint in
den Verein aufgenommen.
Prof. Dr. F. v. Lerch hielt einen mit Demonstra-
tionen verbundenen Vortrag „über den radioaktiven
Zerfall und das periodische System der Ele-
mente“, in welchem der Vortragende zunächst darauf
hinwies, daß die physikalischen und chemischen Eigen-
schaften der diversen Radioelemente aus einer Reihe von
Untersuchungen bekannt sind. Da, von wenigen Aus-
nahmen abgesehen, eine radioaktive Substanz entweder
nur Alpha-Strahlen (Heliumatome mit der Ladung von
2 positiven Elementarquanten) oder nur Beta-Strahlen
(negative Elektronen) aussendet, so hat man sich gefragt,
ob die Alpha- bezw. Betastrahlenumwandlungen immer
mit Eigenschaftsänderungen im bestimmten Sinne ver-
bunden sind. Die Untersuchung hat ergeben, daß die
Wertigkeit immer um 2 abnimmt nach Aussendung des
doppelt positiv geladenen Alphateilchens, durch eine Beta-
strahlenemission die Valenz zunimmt. Ferner entsteht
durch einen Alphastrahlenzerfall ein elektrochemisch po-
sitiveres unedleres Element, durch einen Betastrahleuzerfall
ein elektrochemisch negativer, edlerer Körper. Die Eıgen-
schaften der Radioelemente können sich also infolge des
aufeinanderfolgenden Alpha- und Betazerfalles periodisch
ändern. In das periodische System der Elemente lassen
sich die Radioelemente lückenlos einordnen, wenn man
von der gegebenen Stel'ung einzelner ausgehend, (Ra,
Ur, Th), die andern nach folgender Regel verteilt: durch
eine Alphastrahlenumwandlung geschieht ein Sprung um
2 Vertikalreihen nach links, durch einen Betastrahlen-
zerfall ein Sprung um eine Reihe nach rechts. An einer
Stelle des periodischen Systems sind dann Elemente ein-
geordnet, die sich als chemisch untrenubar erweisen, Als
Endprodukte der Zerfallsreihen entstehen Substanzen, die
Naturw.-med. Verein 1915. Il
XVIII
vom Blei chemisch nicht zu trennen, also als Blei anzu-
sehen sind. Die Atomgewichte der Bleisorten lassen sich
berechnen, da bei einer Alphastrahlenausschleuderung das
Atomgewicht um 4 abnimmt (Atomgewicht des Heliums 4)
und die Zahl der Alphastrahlen und das Atomgewicht
der Muttersubstanz (Ur, Th) bekannt ist. Da sich für
das Endblei aus der Thorium- und Uranreihe verschiedene
Atomgewichte berechnen, müßte Blei aus Thorarmen
Uranmineralien ein anderes Atomgewicht haben wie das
Blei aus Uranarmen Thormineralien.
III. Sitzung am 9. Dezember 1913.
Der Vorsitzende, Prof. Dr. v. Schweidler, teilte
zunächst die traurige Nachricht von dem Ableben des
langjährigen Vereinsmitgliedes, Prof. Dr. Juffinger, mit,
worauf sich die Anwesenden zum Zeichen der Trauer und
zur Ehrung des Verstorbenen von den Sitzen erhoben.
Dann begrüßte der Vorsitzende die erschienenen Gäste
und Vereinsmitglieder, besonders Herrn Prof. Dr. Fullerton
aus New-York, sowie den Herrn Rektor Prof. Dr. Erben
und die übrigen Mitglieder der Universität und meldete
den Univ.-Prof. Dr. Adolf Windaus zum Eintritte in
den Verein an. Hierauf hielt Prof. Dr. K. Heider seinen
Vortrag über: Bestimmung und Vererbung des
Geschlechtes. Der Vortragende lenkt in der Einleitung
die Aufmerksamkeit auf das ungeheure Anwachsen der
Literatur über Vererbungsfragen seit dem Bekanntwerden
der Mendel’schen Gesetze. Schon machen sich Stimmen
geltend, daß sich in letzter Linie alle Fälle von Vererbung,
auch die komplizierteren und schwieriger zu deutenden,
auf die Mendel’schen Grundlagen zurückführen lassen
dürften. Besonderes Interesse erweckt der auffallende
Parallelismus zwischen den Vererbungserscheinungen und
oewissen Veränderungen, welche man an den Keimzellen
beobachten und dahin deuten kann, daß wir im mikro-
XIX
skopischen Bilde einen Teil jener Mechanismen erblicken,
welche die Übertragung erblicher Eigenschaften auf die
Nachkommen besorgen.
Der Vorsitzende erörtert sodann die hauptsächlichsten
unter den Mendel’schen Vererbungsgesetzen und bespricht
besonders den Fall der Rückkreuzung mit der recessiven
Elternform, Er stellt fest, dab auch die Vererbung des
Geschlechts den Mendel’schen Gesetzen unterworfen und
nach diesem letzterwähnten Schema zu erklären sei. Man
muß annehmen, dal} das Männchen in gleicher Anzahl
zweierlei Keimzellen erzeugt, von denen die eine Sorte
weibchenbestimmend, die andere männchenbestimmend
ist, während das Weibchen nur einerlei Eizellen pro-
duziert.
Diese Annahmen werden durch die mikroskopischen
Bilder bestätigt, Man kann in der Tat in vielen Fällen
bei der Bildung der Samenzellen erkennen, daß zweierlei
Sorten von Samenzellen erzeugt werden, von denen die
einen das weibchenbestimmende Chromosom mitbekommen,
welches den miinnchenerzeugenden Spermien fehlt. Im
übrigen sind verschiedene Typen für die cytologische
Grundlage der Geschlechtsbestimmung zu erkennen, von
denen der Lygaeus-Typus und der Protenor-Typus Er-
wähnung fanden.
Der Vortragende war bei der Erklärung dieser Typen
dazu geführt worden, die Chromosomentheorie der Ver-
erbung in ihren Grundzügen zu behandeln. Er erwähnt,
dab es bisher schon möglich geworden ist, kompliziertere
Fälle, so z. B. das Auftreten von Hermaphroditen, von
Parthenogenese, von dimorphen Weibchen (wie bei Papilio
memnon, wo einer männlichen Form 3 verschiedene For-
men von Weibchen gegenüberstehen) nach Mendel’schen
Gesetzen und auf Grund des cytologischen Befundes zu
erklären. Der Umstand, daß eine solche Erklärung für
diese komplizierten Fälle, die z. B. zu Generationswechsel
führen, möglich geworden ist, liefert eine gewisse Be-
II*
XX
stätigung für die Annahme der Chromosomentheorie der
Vererbung.
Mit dem Danke des Vorsitzenden an den Vortragen-
den wurde die sehr gut besuchte Sitzung geschlossen.
IV. Sitzung am 20. Jänner 1914.
Prof. Dr. Windaus erscheint in den Verein auf-
genommen, zum Eintritte meldet sich Prof. Dr. Sig-
mund v. Schumacher an.
Prof. Dr. Loos hält zunächst dem vor einigen
Wochen verstorbenen Vereinsmitglied Prof. Dr. Georg
Juffinger folgenden Nachruf:
Meine Herren!
Wieder hat der Tod eine Lücke in die Mitglieder
unseres Vereines gerissen. Professor Dr. Georg Juf-
finger ist in der Nacht vom 6. auf den 7. Dezember 1913.
in einem Sanatorium in Gries bei Bozen, wo er die letzten
Wochen seines Lebens, vielleicht mit der leisen Hoffnung
auf Genesung, zugebracht hatte, gestorben. Mir ist die
traurige Aufgabe zugefallen, Juffinger’s Bild noch einmal
für kurze Zeit vor Ihnen erstehen zu lassen.
Prof. Dr. G. Juffinger entstammte einer alten Tiroler
Familie. Er wurde im Jahre 1853 in Hötting bei Inns-
bruck geboren, absolvierte die medizinischen Studien in
Innsbruck, allwo er im Jahre 1880 promovierte. Bis zum.
Jahre 1882 diente er als Volontär an der chirurgischen
Klinik weiland Prof. Nikoladoni’s, 1882 trat er als
Aspirant in das k. k. allgemeine Krankenhaus in Wien
ein und wurde der okulistischen Klinik des Prof. Arlt
zugeteilt. Dortselbst verblieb er bis zum Oktober 1883.
Daun kam er an die Klinik des Dermatologen Kaposi
als Aspirant, verblieb dortselbst bis zum Oktober 1884,
nachdem er im April d. J. zum Sek.-Arzt II. Kl. ernannt
worden war. Von der Klinik Kaposi’s erfolgte seine Ver-
XXI
setzung auf die zweite medizinische Abteilung des Prof.
Schrötter; für die Richtung seiner weiteren Studien
seines künftigen Lebens war dieser Moment ausschlag-
gebend. Am 1. November 1885 wurde er auf dieser Ab-
teilung Sek.-Arzt I. Kl. und blieb dies bis zu seiner Er-
nennung zum Assistenten an der laryngologischen Klinik
am 1. April 1888. Diese Stelle hatte er unter Schrötter
und Störk bis zum Oktober 1892 inne. In demselben
Jahre habilitierte er sich für Laryngologie in Wien, er-
hielt noch im Jahre 1892 den Lehrauftrag für Oto-
Laryngologie an der Universität in Innsbruck und wurde
am 24. September 1893 zum a. o. Universitätsprofessor für
dieses Fach ernannt. Im Jahre 1911 wurde ihm der
Titel und Charakter eines o. Univ.-Prof. zuteil. Dies in
kurzen Strichen der Rahmen, in dem sich das äußere
Leben Juffingers abgespielt hat.
Juffinger’s wissenschaftliche Arbeiten befassen sich
naturgemäß mit rhinologischen und laryngologischen Fragen.
Sein Lieblingsthema war das Rhinosklerom, welches er in
einer eingehenden und ausführlichen Monographie bear-
beitet hatte, und über welches er noch eine Zahl kleinerer
Abhandlungen veröffentlicht hat. Er hatte in Wien Gele-
genheit diese infektiöse chronische, im allgemeinen seltene
Erkrankung der Nasen-Rachengebilde, die meist zum
Siechtum und Tode führt, in einer größeren Reihe von
Fällen (38) zu beobachten, durch viele Jahre zu verfolgen,
klinisch genau zu studieren; er hatte bei einigen dieser
Krankheitsfülle genaue histologische und bakteriologische
Untersuchungen ausgeführt; er hatte Gelegenheit bei
dieser Krankheit die mannigfaltigsten Heilmethoden zu
versuchen. Seine gewissenhaften, eingehenden Studien
über dieses Leiden nnd deren allgemein anerkannten Er-
gebnisse sichern seinem Namen ein dauerndes Andenken
in diesem Kapitel seines Spezialfaches, der Rhinolaryn-
gologie,
XXII
Von den übrigen Arbeiten Juffinger’s (ca. 14) will
ich an dieser Stelle nur kurz berichten, daß sie fast durch-
wegs praktisch Interessantes, oft Neues bringen, dab
Juffinger, wie es seinem sonstigen Wesen entsprach, seine
Studien kurz und bündig mit wenigen Worten der Öffent-
lichkeit zu übergeben pflegte. In manchen dieser Mittei-
lungen lernen wir vor allem den erfolgreichen, prakti-
schen Helfer kennen, der aber auch hier die wissen-
schaftliche Seite seines Faches nicht aus den Augen ver-
liert. Erwähnen muß ich noch an dieser Stelle, daß
Juffinger auch als Mitarbeiter an dem Handbuche der
Hautkrankheiten von Mracek mitgewirkt hat.
Juffinger, von Haus aus Rhinolaryngologe, mußte an
unserer Universität, an der er durch 20 Jahre wirkte,
auch das Fach der Otologie vertreten. Er hat es ver-
standen, sich in dieses Fach intensiv einzuarbeiten und
auch dieses Gebiet in ganz vortrefflicher Weise zu be-
herrschen. Es wird nicht ganz leicht sein, für ihn einen
gleichartigen Nachfolger zu finden. Aus seiner Lehr-
kanzel sind jetzt fast überall zwei geworden.
Wir haben alle Veranlassung, Juffinger als Vertreter
seiner Fachdisziplin, welche er in seiner Weise emsig ge-
fördert hat, zu schätzen, Aber vor allem andern war er
Arzt, Arzt mit Leib und Seele, Helfer seinen leidenden
Mitmenschen.
Seine Klinik in Innsbruck mußte er sich erst voll-
kommen neu erschaffen. Er hat nicht das Glück gehabt,
ein Erbe zu übernehmen. dort fortzusetzen. wo ein anderer
bereits gebaut hatte. Sie wissen vielleicht, daß dies nicht
allzu leicht ist, dab dies viel Mühe und Plage kostet.
Was in Innsbruck an seiner Lehrkanzel vorhanden ist,
ist sein eigenstes Werk.
Seine Klinik liebte Juffinger über alles; er hing an
ihr mit allen Fasern seines Herzens. Noch in den letzten
Zeiten seines Lebens galt ihr sein Sinnen und Trachten,
Obwohl er während der ganzen Periode seines Wirkens
XXII
in Innsbruck manches materielle Opfer aus eigener Tasche
für sie gebracht hatte, war er noch bis zum letzten
Augenblick für ihre Zukunft treu besorgt.
Seine stattliche, wissenschaftlicie Bibliothek, einen
sroßen Teil seiner Instrumente, seinen wissenschaftlichen
Apparat z. B. Mikroskop, Mikrotom etc. hat Juffinger
seiner Klinik testamentarisch vermacht. Er hat aber auch
die Freude erlebt, dab die Zahl seiner ambulanten Pati-
enten an der Klinik von 870 im ersten Jahre auf über
4000 im Jahre 1912 angestiegen war. Das dauernde Ver-
trauen der Bevölkerung dieser verhältuismälig kleinen
Stadt, das sich in diesen Zahlen ausdrückt, mußte ibn
mit tiefer Befriedigung erfüllen.
Welche Unsumme von Arbeit und Tätigkeit mit einem
solchen klinischen Betriebe verbunden ist, davon kaun
man sich vielleicht eine ungefähre Vorstellung machen,
wenn man erfährt, daß oft täglich bis 100 Patienten in
das Ambulatorium zur Behandlung kommen, und dab fast
bei jedem derselben allerlei Untersuchungen und manuelle
Eingriffe vorgenommen werden müssen. Und Juffinger
war immer und für Jedermann da, Vor- und Nachmittags,
das ganze Jahr hindurch, kaum daß er sich in den späten
Herbsttagen einen kurzen Urlaub gestattete, den er dann
gewöhnlich mit Freunden zu einer Reise benützte. Er war
ein erfahrener und erfolgreicher Operateur in seinem Fache.
Seine geschickto Hand hat zahllose Schmerzen gestillt,
Ungezählten Hilfe gebracht. Sein freundliches Wesen,
sein sonniger Humor waren wie im Leben so am Kranken-
bette geradezu eine Erquiekung und haben, neben seinem
Wissen und Können, nicht wenig dazu beigetragen, seinen
Patienten ihre Leiden leichter ertragbar zu machen.
Juffinger war ein Arzt, wie man nicht viele findet. Selbst-
los wie wenige, dachte er nur an das Wohl seiner Kranken,
nie an seinen eigenen Vorteil.
Für sich kannte er keine Schonung. Schon schwer
krank, sich seines Leidens wohl bewußt, blieb er stets
XXIV
gleich unermüdlich und ließ es sich bis in die letzten
Wochen seines Lebens nicht nehmen, die beschwerlichen
Stockwerke zu seiner Klinik hinaufzusteigen, um seinen
Patienten Trost und Hilfe zu bringen.
Juffinger’s Bild wäre unvollständig, würde hier nicht
auch seiner Tätigkeit als Gemeinderat gedacht werden.
Durch neun Jahre (von 1894 bis 1903) hatte er in der
Gemeindestube Innsbrucks die Interessen der Universität,
der medizinischen Kliniken und des Spitales vertreten und
an den hygienischen Fragen seiner Vaterstadt eifrig und
erfolgreich mitgearbeitet.
In der Zeit von 1906 bis 1908 war er Präsident der
Tiroler Ärztekammer, und unterzog sich auch hier mit
Sorgfalt und Geschick den mannigfaltigen und oft zeit-
raubenden Obliegenheiten dieses unabweisbaren ärztlichen
Ehrenamtes,
So ist sein Leben verronnen in ununterbrochenem
Dienste für seme Mitmenschen.
Die Universität ist um einen verdienstvollen Lehrer
und Gelehrten, "die medizinische Fakultät um einen lieb-
werten, geschätzten Kollegen, die Kranken um einen
selbstlosen. seltenen Helfer ärmer geworden. Wir alle
aber werden ihm ein warmes Andenken dauernd in un-
seren Herzen bewahren,
Hierauf berichtet Prof. Dr. Karl Heider im An-
schlusse an seine am 6. Dezember v. J. gegebenen Aus-
einandersetzungen über kompliziertere Fälle der Ge-
schlechtbestimmung. Er bespricht zunächst den Fall von
Angiostomum nigrovenosum, bei welcher Form eine her-
maphroditische, in der Lunge des Frosches vorkommende
Generation mit einer getrennt geschlechtlichen, in feuchter
Erde lebenden sogenannten Rhabditis-Generation ab-
wechselt. Es wird ausgeführt, wie der von Boveri nnd
Schleip festgestellte Chromosomenzyklus dieser Form
dazu herangezogen werden kann, um eine gewisse Er-
klärung für den hier vorliegenden Generationswechsel
XXV
zu liefern. Ganz ähnlich liegt der Fall bei dem Ent-
wicklungszyklus der Blattläuse, m welchem parthenoge-
netische und getrennt geschlechtliche Generationen ab-
wechseln. Auch hier ergibt sich an der Hand der von
Morgan, Stevens und von Baehr erkannten Chro-
mosomenverhältnisse die Erklärung für dies Verhalten.
Als dritten Fall führt der Vortragende das Auftreten
dimorpher und trimorpher Weibchen bei gewissen Schmet-
terlingen und die eigentümliche Art der Vererbungsweise
dieser Formen an. Es wird im Anschlusse an Gold-
schmidt an der Hand von Erbformeln nachgewiesen,
wie sich derartige Vorkommnisse theoretisch ableiten
lassen. Der Vortragende knüpft hieran die Besprechung
des Wesens der sog. geschlechtsbegrenzten Vererbung,
ein Typus der für die Vererbung krankhafter oder ab-
normer Dispositionen beim Menschen, wie Farbenblind-
heit etc. in Frage kommen dürfte. Den Schluß des Vor-
trages bilden einige allgemeinere Bemerkungen über das
Wesen der in der Vererbung in Frage kommenden merk-
malsbestimmenden Faktoren.
V. Sitzung am 3. Februar 1914.
Prof. Dr. Sigmund v. Schumacher erscheint in
den Verein aufgenommen.
Privatdozent Dr. G. Bayer hält seinen ange-
kündigten Vortrag „über Ziele und Wege der mo-
dernen Organotherapie*. \
%
VI. Sitzung am 17. Februar 1914.
Zum Eintritte in den Verein wird Privatdozent Dr.
Friedrich v. Herrenschwand angemeldet. Zu Kassarevi-
soren werden die Prof. Heider und v. Lerch gewählt. Prof.
Pommer hält den 1. Teil seines Vortrages „über die
chronische deformierende Gelenksentziindung*.
XXVI
VII. Sitzung (Jahresversammlung) am
3. März 1914.
Privatdozent Dr. vv Herrenschwand erscheint
in den Verein aufgenommen.
Es wird u. a. beschlossen, 1. den naturwissenschaft-
lichen Verein in Karlsruhe anläßlich seines 5Ojährigen
Bestandes zu beglückwünschen und 2. mit dem natur-
wissenschaftlichen Verein in Troppau den Schriftenaus-
tausch einzugehen.
Der Schriftführer Prof. Zehenter erstattet den Jahres-
bericht, aus dem zu entnehmen war, dab im abgelaufenen
Vereinsjahre 7 Sitzungen stattfanden, in denen eine Reihe
von interessanten Vorträgen gehalten wurden. Im Tausch-
verkehr steht der Verein mit ungefähr 180 Akademien,
Gesellschaften, Instituten und Redaktionen. Von den
Vereinsberichten gelangte der XXXIV. Band zur Ausgabe.
Die Zahl der Mitglieder beträgt 4 Ehrenmitglieder und 78
ordentliche Mitglieder. Zum Schlusse des Berichtes wurde
den Vortragenden und den Verfassern der Abhandlungen,
ferners Hr. Prof. v. Schweidler für die Überlassung des
physikalischen Hörsaales zu den Sitzungen und den Re-
daktionen der Innsbrucker Tagesblätter für die Aufnahme
der Vereinsberichte der beste Dank ausgedrückt. Aus dem
von Prof. v. Dalla-Torre mitgeteilten Kassabericht ging
hervor, daß der Kassarest gegenwärtig 1001 K 7 h be-
trägt. Die Überprüfung ergab die volle Richtigkeit, daher
dem Kassier das Absolutorium erteilt wurde. Die Neu-
wahl des Ausschusses, bei der Prof. Hammer] und Prof.
Hopfgartner als Wahlüberprüfer wirkten, ergab folgendes
Resultat: Vorstand: Prof. Trendelenburg. Vorstandstell-
vertreter: Prof, v. Schweidler, Schriftführer: Prof. Zehenter
und Prof. Loos, Kassier: Prof. v. Dalla Torre.
Während der Feststellung des Wahlergebnisses sprach
Prof. Pommer „über die chronische deformie-
rende Gelenksentzündung vom Standpunkte
XXVIE
der neuzeitlichen Forschung aus“ Der alle
Fragen dieses Krankheitsprozesses erörternde Vortrag,
dessen I. Teil in der Sitzung am 17. Februar gehalten
wurde, war auf Grund der einschlägigen, während der
Jahre 19091912 im hiesigen pathologisch-anatomischen
Institut durchgeführten mikroskopischen Untersuchungen
mit zahlreichen Demonstrationen ausgestattet und ist im
vorliegenden Berichte, Abhandlungen p. 1, enthalten,
Der Vortrag stellt ein Autoreferat Pommers über seine
unter dem Titel „Mikroskopische Befunde bei Arthritis
deformans“ im 89, Bd, der Denkschriften der kais, Aka-
demie der Wissenschaften zu Wien 1913 veröffentlichten.
Abhandlung dar.
III. Personalstand des Vereines.
Vereinsleitung im Jahre 1912/13.
Vorstand: Dr. Rudolf Fick, k. k. Univ.-Prof.
Vorstand-Stellvertreter: Dr. Konrad Zindler,
k. k. Univ.-Professor.
Schriftführer: J. Zehenter, k. k. Univ.-Professor
und Dr. J. Loos, k. k. Univ.-Professor.
Kassier: Dr. K. v. Dalla Torre. k. k. Univ.-Professor.
Vereinsleitung im Jahre 1913/14.
Vorstand: Dr. Egon R. v. Schweidler, k.k. Univ.-
Professor.
Vorstand-Stellvertreter: Dr. Rudolf Fick, k. k.
Univ.-Professor.
Schriftführer: J. Zehenter, k. k. Univ.-Professor
und Dr. J. Loos, k. k. Univ.-Professor.
Kassier: Dr. K.v. Dalla Torre, k. k. Univ.-Professor.
Mitglieder am Schlusse des Vereinsjahres 1913/14).
A. Ehrenmitglieder:
Pfaundler Leopold v. Dr., k. k. Hofrat und Univ.-Professor
in Graz.
1) Diejenigen P. T. Mitglieder, bei denen der Wohnort nicht
angegeben ist, wohnen in Innsbruck,
XXIX
Heller Camill Dr., k. k. Hofrat und Univ.-Professor i, P.
Magnus P. Dr., Geheimrat und Univ.-Professor in Berlin.
Matouschek F,, k. k. Professor in Wien.
B. Ordentliche Mitglieder:
Bayer Gustav Dr., Privatdozent.
Bernheimer Stefan Dr., k. k. Univ.-Professor.
Biasioli Karl, k. k. Oberrealschul-Professor i, P.
Blaas Josef Dr,, k. k. Univ.-Professor.
Brunner Karl Dr., k. k. Univ.-Professor.
Dalla Torre Karl v. Dr., k. k. Univ.-Professor.
_ Dantscher Viktor Ritter v. Kollesberg Dr., k. k. Univ.-
Professor ın Graz.
Dinkhauser Josef Dr., k. k. Gymnasial-Professor.
Duregger Wilhelm Dr., Adjunkt an der k. k. Lebensmittel-
untersuchungsstation.
Ehrendorfer Emil Dr., k. k. Hofrat, k. k. Univ.-Professor
und Sanitätsrat,
Enzenberg Graf Georg Sieghart.
Exner Felix Dr., k. k. Univ.-Professor.
Fick Rudolf Dr., k. k. Univ.-Professor.
Fischer Karl, Apotheker.
Greil Alfred Dr., k. k. Univ.-Professor,
Gschnitzer Friedrich, k. k, Oberrealschul-Direktor.
Haberer Hans, Edler v. Kremshohenstein Dr., k. k. Univ.-
Professor.
Haberlandt Ludwig Dr., Privatdozent und Assistent am
physiologischen Institute,
Hammer! Hermann Dr. k. k. Univ.-Professor,
Hatheyer Franz, S. J.
Heider Karl Dr., k. k. Univ.-Professor.
Heinricher Emil Dr., k. k. Univ.-Professor.
Herrenschwand Friedrich R. v. Dr. Privatdozent und
Assistent an der Augenklinik.
Heß Eugen, Mag. pharm. und Assistent am pharmakalog.
Institute.
XXX
Hillebrand Franz Dr., k. k, Univ.-Professor.
Höfel Bernard, Juwelier.
Hopfgartner Karl Dr., k. k. Univ.-Protessor.
Ipsen Karl Dr., k. k. Univ.-Prof. und Ober-Sanitatsrat.
Knoflach Karl Dr., kais. Rat und prakt. Arzt.
Lanner Alois Dr., k. k. Oberrealschul-Professor uud k. k,
Schulrat.
Lerch Friedrich, Edler v. Dr., k. k. Univ.-Professor,
Lieber Georg Diethelm Dr., Assistent an der k. k. Lebens-
mitteluntersuchungsstation.
Lode Alois Dr., k. k, Univ.-Prof. und Ober-Sanitatsrat.
Loewit Moritz Dr., k. k. Univ.-Professor.
Loos Johann Dr., k. k. Univ.-Professor.
Maday Stefan v. Dr., Assistent am physiologischen Institute
in Prag.
Mader Hermann Dr., prakt. Arzt.
Malfatti Hans Dr., k. k. Univ.-Professor.
‚Mayer Karl Dr., k. k. Univ.-Professor.
Mayrhofer Bernhard Dr., k. k. Univ.-Professor.
Merk Ludwig Dr., k. k. Univ.-Professor.
Molitoris Hans Dr., Assistent am Institute für gerichtliche
Medizin.
Nevinny Josef Dr., k. k, Univ.-Professor.
Oellacher Guido, Apotheker.
Oliver John Rathbone, Dr., Privatier.
Pesendorfer Hermann Dr., Advokat.
Pommer Gustav Dr., k. k. Univ.-Professor,
Prey Adalbert: Dr., k. k. Univ.-Professor.,
Radakovi@ Michael Dr., k. k. Univ.-Professor in Czernowitz.
Sander Bruno, Dr., Privatdozent und Assistent an der
k. k. geolog. Reichsanstalt in Wien.
Schönach Julius Dr., k. k. Schulrat und Gymnasial-Pro-
fessor, iP.
Schumacher Ekkart v., k. k. Universitätsbuchhändler und
Buchdruckereibesitzer.
Schumacher Sigmund v., Dr., k. k. Univ.-Professor.
XXXI
Schweidler Egon, Ritter v. Dr., k. k. Univ.-Professor.
Simon Maximilian Dr., Assistent am chemischen Institute.
Sperlich Adolf Dr., k. k. Univ.-Professor und Professor
an der Lehrerbildungsanstalt.
Stainer Karl Dr., Gemeindearzt in Wattens bei Schwaz.
Steuer Adolf Dr., k. k. Univ.-Professor.
Stiny Josef Dr., k. k. Forstinspektionskommissär.
Tagger Josef Dr., Assistent am physikal. Institute.
Torggler Franz Dr., k. k. Professor in Klagenfurt.
Trabert Wilhelm Dr., k. k. Hofrat und Univ.-Prof. in
Wien, Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie
und Erdmagnetismus.
Trendelenburg Wilhelm Dr., k. k. Univ.-Professor.
Tumlirz Ottokar Dr.. k. k. Univ.-Professor,
Wagner Adolf Dr., k. k. Univ.-Professor.
Waldner Franz Dr., prakt. Arzt, Sanitätsrat u. kais, Rat.
Wieser Franz, Ritter v. Dr, k. k. Hofrat und Univ.-
Professor.
Windaus Adolf Dr., k. k. Univ.-Professor.
Winkler Anton Dr., Advokat,
Winkler Josef Dr,, Advokat.
Wunderer Johann Dr., prakt. Arzt in Lienz.
Zehenter Josef, k. k. Univ.-Professor und k. k, Schulrat.
Zindler Konrad Dr., k. k. Univ.-Professor.
IV. Verzeichnis
der Akademien, (esellschaften, Institute und Redaktionen, mit denen
der naturwissenschaftlich-medizinische Verein in Tauschverbindung
steht, sowie der durch dieselben erhaltenen Publikationen.
(Kleine Lücken wurden nicht berücksichtigt).
\gram (Zagreb): Societas Historico - Naturalis Croatica.
Glasnik. Bd. I—XXVI (1914).
Albany: {New-York State Museum Report XLIV—KEVEE
Augsburg: Naturwissenschaftl. Verein für Schwaben und
Neuburg. Berichte. Jahrgang XXI—XLI (1913).
Basel: Naturforschende Gesellschaft. Verhandlungen. Bd.
IV, V, VII-XXIV (1913).
Bautzen: Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis, Sitzungs-
ber. u. Abhandl. 1896/97, 1906—1910/12.
Bayreuth: Bericht des naturwissensch. Vereins, 1. Heft (1911).
Bergen: Museum; Aarsberetning u. Aarsbog 1883—1913.
— Meeresfauna, Nr. 2 und 3.
— Skrifter I. Bd. H. Bd. 1. (1912).
Berlin: Königl. preussische Akademie der Wissenschaften.
Sitzungsberichte 1852— 1914.
— Botanischer Verein für die Provinz Brandenburg.
Verhandlungen X— XXX; XXXI—LV (1913).
— Medizinische Gesellschaft. Verhandlungen XX—
XLIV (1914).
XX XII
Berlin: Gesellschaft naturforschender Freunde. Sitzungsber.
1880—1911.
— Redaktion der deutschen Medizinal-Zeitung. a) Wo-
chenschrift Bd. III (1882) — Bd. VII (1889); Bd. XII
(1891) —XXVII (1906) Nr. 1—10; b) Karzinom-
literatur Bd, III u. IV; ce) Monatsschrift für ortho-
pädische Chirurgie. Jahrg. IV u, V.; d) Hygienische
Blätter, I
— Naturae Novitates. 1891—1913.
Bern: Naturforschende Gesellschaft. Mitteilungen, 1874
bis 1913.
Bistritz (Siebenbürgen): Gewerbeschule. Jahresbericht VI
bis XXXVIII.
Bonn: Naturhistorischer Verein der preuß. Rheinlande und
Westfalens und des Regierungsbezirkes Osnabrück.
Verhandlungen XXVIII—-LXX (1913).
—- Niederrheinische Gesellschaft f. Natur- u. Heilkunde,
Sitzungsberichte 1895 — 1912.
Bordeaux; Société des sciences physiques et naturelles,
a) Mémoires Ser, I. Tome 1; Ser. II. Tome 1—5; Ser. III.
Tome 1—5; Ser. IV. Tome 1—5; Ser. V. Tome 1
—5; Ser. VI. Tome 1—5: b) Observ. pluviom. 1891
bis 1909; c) Procés verb. 1894/95 —1911/12.
Boston: Tuft’s College (Massachusetts). Studies. [—VIII.
New: ser. Vol, Ti" 1,-2°m-°3°(1909);" Vol TIT (1912).
Braunschweig: Verein für Naturkunde. Jahresbericht 1879
bis 1913 (XVII).
bremen: Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen
Bd, I—-XXII (1914).
Bremerhafen: Für die Heimat — aus der Heimat, 1898,
1906. Neue Serie 1908.
Breslau: Verein für schlesische Insektenkunde, Zeitschrift
für Entomologie. Neue Folge. Heft I-XXXIIL, Jahres-
heft I (1908)—VI (1913).
— Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur.
Jahresbericht. Jahrg. XLVIII—XC (1912).
Naturw.-ıned. Verein 1915. UNE
XXXIV
Brooklin: Cold Spring Harbor Monographs, 1—7 (1909).
Brünn: Klub für Naturkunde (Sektion des Lehrervereines.)
Bericht I—IX (1909).
— Naturforschender Verein. a) Verhandlungen. XI bis
LI (1912). b) Metereol. Bericht IV—XXVII.
Brüssel: Société entomologique de Belgique. Annales
XXI—LVII (1913).
— Société zoologique et malacologique de Belgique.
a) Procés verbaux des séances. I—XXXI1; b) Bul-
letins: Tome I—VII. c) Annales XLVII (1912).
Budapest: Ungarisches Nationalmuseum: „Naturhistorische
Hefte“ (Termeszetrajzi Füzetek). Jahrgang I—-XXV.
Neue Folge. Annales musei hungariei I—XII (1914).
— Königl. Ungarische naturwissenschaftl. Gesellschaft.
a) Berichte. I—XXIX (1913).
b) Aquila. Jahrg. I-—XIX (1912).
Buenos-Aires: Museo nacional. a) Anal. III, IV—-XV, XXIV
(1913). b) Comunicae. I.
— Deutsch-akadem, Vereinigung. Veröffentlichungen,
Bde berets
Cassel; Verein für Naturkunde. Abhandl. und Bericht.
Jahrg. XXVI— LUI (1913).
Chapel-Hill; Journal of the Elisha Mitchell Scientific
Society. Jahrg. I—XXIX (1914).
Chemnitz; Naturwissenschaftl. Gesellschaft. Bericht I—X VII
(1912).
Christiania; Beretning om Sundhedstilstanden og Medicinal-
forholome i Norge (Norges officielle Statistik).
1874—-1876, 1877; Reihe III und IV.
Chur: Naturforschende Gesellschaft Graubiindens, Jahres-
bericht, Jahrg. XV—LIV (1913).
Cincinnati; Lloyd Library. Bulletin. Reprod. bis 1914.
Columbus: Ohio States Univ. Bull. XII—XII (190809).
Cordoba (Republica Argentina:) Academia nacional des sciencias,
Boletin II- XIX (1911).
XXXV
(refeld: Verein für naturwisseuschaftliches Sammelwesen.
Jahresber. 1895/96, 1909, 1910, 1913.
Danzig; Naturforschende Gesellschaft, Schriften, Neue
Folge, I—XIII (1913),
Darmstadt: Verein f. Erdkunde. Notizblatt I—X XXIV (1913).
Dorpat (Jurjew): Naturforscher-Gesellschaft. a) Sitzungsber.
I—XXIJ (1913). b) Schriften I—XXI, (1913).
c) Arch. Ser. I, 7—9; Ser. II, 7—13, 1.
Dresden: Naturwissenschaftl. Gesellschaft Isis. Sitzungs-
berichte 1871—1914.
— Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Jahresber,
1869 —1911 12.
Dublin: Royal Society. a) Scient. Proc. XIV. Bd., b) Trans.
I—IX; e) Econ, Proc. Vol. II. Pars 2—7 (1912).
— Royal Irish Academy. a) Proc. I—VII; b) Trans,
RENE SXOX IT,
Edinburg: Geological Society. Trans. II—X, 1 (1912).
Elberfeld; Naturwissenschaftl. Gesellschaft: Jahresber. I
bis) XUN (1942).
Erlangen: Phvsikalisch - medizinische Societät. Sitzungs-
berichte VII—XLIV (1912).
Fiume: Naturwissenschaftl. Klub. Mitteil. 1896— 1904.
Florenz: Societa entomologica italiana: Bulletino III bis
XLIV (1912).
— Redia I—VI, 2 (1910).
Frankfurt a. M.: Senckenbergische naturforschende Gesell-
schaft. Bericht 1873—1913.
— Physikal. Verein. Jahresber. 1874--1913.
Frankfurt a. 0.: Naturwissenschaftlicher Verein. Monat-
liche Mitteilungen (Helios), I—XXVII (1913).
Freiburg i, Br.: Naturforschende Gesellschaft. Berichte VII
u. VII. Neue Folge. I—XXI, (1914).
III*
XXXVI
Freiburg (Schweiz): Société Fribourgoise des sciences
naturelles.
a) Bulletin I—XX (1912).
b) Mémoires Botanik, Bd. I, Heft 1—9; Bd. I, 1—7.
Bd. III (1913).
c) Mem. Chemie, Bd. II, Heft 1—4, Bd. II, Heft.
1 und 2 (1908), 3 (1913).
d) Mém. Geologie u. Geographie, Bd. 1 bis VIII (1913).
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Trencsin: Naturwissenschaftlicher Verein des Trenesiner
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Wien: k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft. Verhand-
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— K. k. naturhistorisches Hofmuseum. Annalen I bis
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nisse. Schriften I--LIII (1913).
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Wiesbaden: Nassauischer Verein für Naturkunde. Jahr-
bücher XIX—LXVI (1913).
Winterthur: Naturwissenschaftl. Gesellschaft. Mitteilungen
I—-IX (1912).
Würzburg: Physikalisch-medizin. Gesellschaft. Sitzungs-
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1909.
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Druck der Wagner’schen k.k. Universitäts-Buchdruckerei,
ehr geehrte Anwesende! Die Studien, über die ich
hier berichten will, beschäftigten mich mehrere Jahre
und hielten mich durch ihre Aufgaben auch noch wei-
ter an diesem traurigen Orte fest, nachdem sich mein Schick-
sal mit dem tragischen Berufstode Professor Dr. Emanuels
v. HIBLER so schmerzvoll gewendet hatte. Sie haben ein
Anrecht darauf, daß sie auf diesem ihrem Wurzelboden
und innerhalb unseres wissenschaftlichen Vereinslebens
nicht totgeschwiegen seien. Der Bericht aber, zu dem ich
mich aus solchem Grunde für die heutige und die nächst-
folgende Sitzung anmeldete, erheischt in Anbetracht dieser
Zeitgrenzen Beschränkung auf das Wesentlichste, und zwar
ebensowohl in dem, was ich einleitend über das bisher
auf dem Gebiete der Arthritis deformans Ermittelte und
Gedachte anzugeben habe, als auch bezüglich der Befunde
und Anschauungen, zu denen ich betreffs der Arthritis
deformans gelangt bin.
Ich muß davon Abstand nehmen, bei der weit zurückreichen-
den Geschichte der einzelnen Fragen zu verweilen, die sich dem
Arzte und dem anatomischen Untersucher und dem Mikroskopike
hinsichtlich der chronischen deformierenden Gelenksentzündung
darbieten.
Ihre Veränderungen waren erwiesenermaßen bereits vor
CRUVEILHIER’S Zeiten bekannt und beschäftigten nach dem Be-
sinne des 19. Jahrhunderts nebst diesem hervorragenden französi-
schen Pathologen zunächst und im besonderen die englischen
Chirurgen und Anatomen, namentlich der Dubliner Schule, so
BELL, TODD, SMITH, ADAMS und COLLES, später außer BROUA
in Frankreich insbesondere in Deutschland — und zwar zunächst
ebenfalls hauptsächlich auf dem Gebiete vorwiegend nur anato-
mischer Untersuchungen — eine ganze Reihe von Chirurgen und
Pathologen, so WERNHER, ROSER, ECKER, ROKITANSKY
H. MEYER, SCHOEMAN, ZEIS, NUESCHELER, FOERSTER,
C. 0. WEBER, R. HEIN und VOLKMANN.
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Geschichtliche
Einleitung.
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Die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts brachten die
weit ausgreifenden mikroskopischen Gelenksstudien A.
WEICHSELBAUM’S, die besonders den Gelenkknorpel zum
Gegenstand hatten und hier unsere Kenntnisse wesentlich
bereicherten, und im Jahre 1877, in demselben Jahre wie
die Hauptarbeit WEICHSELBAUM’, die Untersuchungen
E. ZIEGLER’S, den dabei besonders die mikroskopischen
Veränderungen beschäftigten, die sich im subchondralen
Knochengebiete bei der Arthritis deformans — aber, wie
ich gleich einschalte, nur unter gewissen örtlichen Bedin-
gungen — vorfinden.
Diese mikroskopischen Befunde ZIEGLER’S, denen er
regressive und metaplastische Bedeutung zuschrieb, und
ebenso die sich anschließenden späteren Untersuchungen
aus ZIEGLER’S Schule, von STREUERNTHAL und KI-
MURA, verlegten, im Gegenspiel zu den früher vielfach
(so von ECKER, ROSER, FOERSTER, C. O0. WEBER, R.
HEIN, VOLKMANN und WEICHSELBAUM) besonders
berücksichtigten Knorpelveränderungen, den Ursprung und
Hauptsitz des Leidens (in wesentlicher Uebereinstimmung
mit den Annahmen, die bereits ROKITANSKY und, wohl
unter seinem Einflusse, auch WERNHER, H. MEYER und
NUESCHELER, auch SCHOEMAN und besonders BROCA
vertreten hatten) in den Knochen selbst, in atrophische
und regressive Veränderungen und in damit kombinierte
entzündliche Zustände des subchondralen Knochengebietes
der Gelenkkörper.
Aehnlich wie schon VOLKMANN die Annahme einer
während langdauernder Arthritis deformans eintretenden
Knochenrarefaktion der Epiphysen und der daran sich an-
schließenden sekundären Frakturen für den Verlauf der
Arthritis deformans in Betracht zog, so machte auch
KIMURA eine atrophische und regressive Knochenbe-
schaffenheit für die von ihm angenommenen aber nicht
erwiesenen Knocheneinbrüche verantwortlich, denen er eine
besondere Bedeutung für die Erklärung der Gelenkkörper-
er
Se
umstaltungen zuschrieb, und zwar insbesondere für die nach
seiner Ansicht in den Randwulstbildungen sich darbietenden
„Resultate der Deformation‘.
Im wesentlichen sind es die Anschauungen ZIEG-
LER’S, teils die ursprünglichen, teils die späteren, bei denen
er damit die ältere Vorstellung eines vom Gelenkknorpel
aus direkt auf den Knochen übergreifenden Prozesses kom-
binierte, die ebensowohl in den weiteren Spezialarbeiten
auf dem Gebiete der Arthritis deformans — ausgenommen
die von BENEKE und WALKHOFF und auch von NI-
CHOLS und RICHARDSON — als auch in den neueren
Lehrbiichern — mit Ausnahme des von E. KAUFMANN
— hauptsächlich zur Vertretung gelangten.
379 oO
Vielfach machte sich dabei in neuerer Zeit bei der
zunehmenden Anteilnahme der Praktikerkreise an dieser
Arbeiten in letzteren der Zug der Kliniker geltend, von
ätiologischen Gesichtspunkten aus auf statistischer Grund-
lage (wofür auf RIMANN, HECKMANN, bezw. auch auf
NICHOLS und RICHARDSON hinzuweisen wäre) die Ar-
thritis deformans zu studieren oder (wie dies WOLLEN.
BERG unternahm) mit Zuhilfenahme des Tierversuches
ihr Wesen zu erforschen.
Aus diesen Bemühungen ist für unsere Belehrung
über die Arthritis deformans nichts besonders Förderliches
erwachsen. Als Fortschritt in ihrer Erkenntnis kann gewiß
nicht gelten, wenn in neuerer Zeit der Bestand einer
primären Arthritis deformans in Frage gestellt oder ge-
radezu geleugnet, wenn sie als ein Folgezustand von Tuber-
kulose oder von Syphilis oder von Arteriosklerose aufge-
faßt wird.
Sowohl die humoralen, bezw, vaskulären Erklärnngs-
versuche der vorhin genannten Autoren als auch ander-
seits der jüngste Versuch AXHAUSEN’S, die Arthritis
deformans durch die Annahme einer Nekrose des Knorpels
zu erklären, erweisen sich unhaltbar gegenüber den Tat-
SES ues
sachen, die der pathologische Anatom durch entsprechend
durchgeführte Untersuchungen zu Tage fördern kann.
Dies unter Demonstration der betreffenden Präparate
darzulegen, bildet nebst der Stellungnahme gegen die Auf-
fassungen ZIEGLER’S und seiner Schule einen Hauptgegen-
stand meiner weiteren Ausführungen, gleichwie auch der
von mir im vorigen Jahre veröffentlichten Abhandlung *)
über die mikroskopischen Befunde, die ich bei der Ar-
thritis deformans aufnehmen konnte.
Bei dem, was ich zunächst zu erörtern habe, werde ich mich
jedoch nicht vor allem jenen Tatsachen zuwenden, die in Betreff
der angeführten zu widerlegenden Angaben und Auffassungen von
Belang sind und sich im besonderen auf die Veränderungen hoch-
gradiger und ausgebreiteter Arthritis deformans sowie auch auf
die schon von VIRCHOW angenommene örtlich beschränkte Ar-
thritis deformans beziehen ; ich werde darauf und auf andere ein-
schlägige Fragen (der dabei sich findenden Knorpelusuren und da-
mit auch auf die Frage der Berechtigung zur Sonderstellung eines
sogenannten Malum senile und zur Trennung einer atrophischen
und hypertrophischen Form der A. d.) erst im späteren Verlaufe
auf Grund der darzulegenden Befunde zu sprechen kommen.
Im folgenden will ich vor allem der Ergebnisse ge-
denken, die in Betreff der geringgradigen Arthritis
deformans und ihrer Anfangsstadien gewonnen wur-
den; durch diese Befunde ist eine Diagnostik der
Arthritis deformans ermöglicht, auf welcher Grund-
lage erst die vorhin angedeuteten Fragen und noch andere
zugänglich gemacht sind (so auch die Frage der juvenilen A.
d., die Frage nach der Bedeutung des Traumas für die Entstehung
der A. d. und damit auch die Frage der Unterscheidung zwischen
selbstindigen traumatischen und zwischen den verschiedenen Ab-
arten der in Abhängigkeit von den A. d.-Veränderungen ein-
tretenden Zusammenhangstörungen des Gelenkknorpels und des
subchondralen Knochengerüstes und damit auch die Frage der
Osteochondritis dissecans).
*) G. POMMER, Die mikroskopischen Befunde bei Arthritis de-
formans. Denkschriften der mat.-naturw. Klasse der k. Akademie
der Wissenschaften, 89. Band, 1913, pag. 65—316, mit 17 Tafeln
und 22 Textfiguren. 3 & ;
a i
Den Ausgangspunkt der Untersuchungen, über die ich Ausgangspunkt
zu berichten habe, bildet die auf meinen Antrag hin von % Gesenstand
der Innsbrucker med. Fakultät für das Jahr 1910 gestellte ae pee
£ ührten Unter-
theresianische Preisfrage nach dem Vorkommen regressiver ‚uchungen. .
Knochenveränderungen bei der Arthritis deformans und
nach ihrer pathogenetischen Bedeutung, deren Bearbeitung
sich der damalige zweite Assistent des Institutes Dr. Hans
PEGGER mit Eifer und Erfolg widmete.
Die Untersuchungen wurden mit dem Abgange Dr.
PEGGER’S, der in die praktische Tätigkeit als Assistenz-
arzt des städtischen Krankenhauses zu Meran übertrat,
in erweitertem Maße fortgeführt. Durch die Herstellung
zahlreicher und übersichtlicher Präparate und durch die
Anfertigung der zur Veröffentlichung der Befunde ertor-
derlichen Mikrophotogramme hat sich dabei der Präparator
des Institutes Nikolaus BOCK sehr verdient gemacht.
Die Untersuchungen erstreckten sich im ganzen über
16 Fälle.
Sie betrafen vorwiegend Hüftgelenke, von denen 14 Ober-
schenkelköpfe in sie einbezogen wurden; von Kniegelenken wurden
5, und zwar im Bereiche des Femurknorrenendes untersucht; auch
ein Schultergelenk, an dessen Oberarmkopf unter Schlottergelenk-
verhältnissen nach Luxation sekundäre, usurierende Arthritis
deformans sich ausgebildet hatte, wurde in Untersuchung ge-
nommen.
Ohne weiter auf die Besonderheiten der verschiedenen unter-
suchten Fälle einzugehen, bezüglich deren ich auf die veröffent-
lichte Abhandlung verweisen muß, sei hier nur hervorgehoben,
daß es sich außer bei dem Luxationsfalle( N) auch noch bei einem
der Kniegelenke (Fall L) mit voller Bestimmtheit, bei zweien der
Hüftgelenkfälle (ich meine die anhangsweise bei Punkt 8 der Er-
gebnisse meiner Abhandlung angeführten Foveafälle) mit größter
Wahrscheinlichkeit um traumatisch bedingte,sekundäre
Arthritis deformans, und zwar bei letzteren zwei Fällen um A.d,
juvenilen Charakters handelt. Auch noch ein weiterer Fall (J);
der eines 22 Jahre alten Mannes, läßt sich hier anreihen; sein
linkseitiger Oberschenkelkopf bot an beschränkter Stelle die An-
zeichen beginnender A. d. dar,
Vom Rand-
wulstbau und
vonder Diagno-
stik der A. d.
in
Bei allen übrigen Fällen handelt es sich um senile Indivi-
duen, die überwiegend im 6., 7. und 8. Jahrzehnt ihres Lebens
standen.
Zwei der untersuchten Fälle (D und E) zeigten schon bei
makroskopischer Betrachtung das Bild hochgradiger Arthritis
deformans, zwei weitere Fälle (H und K) kennzeichneten sich als
solche erst bei ihrer mikroskopischen Untersuchung.
Den Fällen beschränkter örtlicher Arthritis
deformans ist außer den schon angeführten, bei denen
es sich um traumatisch bedingte, sekundäre und um juve-
nile Arthritis deformans handelt, auf Grund der mikro-
skopischen Befunde auch die Knorpelusur an den Ober-
schenkelknorren einer 85 Jahre alten, jahrelang bettläge-
rigen Frau (Fall M) anzureihen.
Alle übrigen untersuchten Fälle zeigten das Merkmal
der über dasGelenk ausgebreiteten Arthritis deformans-
Veränderung, nämlich der Entwicklung eines typischen
Randwulstes, der nicht nur für ihre anatomische Diagnose
von jeher ausschlaggebend war, sondern auch in seinen
mikroskopischen Befunden an sich die Merkmale der
Arthritis deformans in besonderer Ausprägung darbietet.
Es läßt sich nachweisen, daß die für die Arthritis
deformans so charakteristischen Randwülste unter ge-
wöhnlichen Bedingungen durch eine von den sub-
chondralen Markräumen aus in den Gelenk-
knorpel vorgreifende Gefäß- und Markraum-
und Knochenbildung bedingt sind. Eine der-
artige im Bereiche m. m. veränderter Gelenk-
knorpelgebiete sich einstellende Vaskularisa-
tion und Ossifikation des Gelenkknorpels er-
gab sich überhaupt als das für die Diagnose der
Arthritis deformans entscheidende Merkmal,
Nieht um verknöcherte Knorpelauswüchse,
wie VOLKMANN annahm, oder um verknöcherte Peri-
chondriumbildungen im Sinne von NICHOLS und RI-
CHARDSON, aber auch nicht um durch Periostitis
entstandene Osteophyten handelt es sich unter
Diy a=
gewöhnlichen Umständen bei den Randwülsten, ent-
gegen der in letzter Zeit besonders verbreiteten Annahme.
Und sie lassen sich auch nicht, entgegen der Annahme
KIMURA’S und ZIEGLER’S, durch Randumkrempun-
gen erklären, zu denen es durch das Hineinsinken und
Umbiegen der Corticalis der Seitenflächen der Gelenkkörper
kommen soll. (Demonstration.)
In den Randwiilsten der Arthritis defor-
mans sind Knochenbildungen gegeben, die von
dem subchondralen Knochenmarkgewebe aus-
gehend in den Gelenkknorpel vorgreifen und
deren lamellös gebautes mit derübrigen Spon-
giosa völlig einheitliches Gebälke sich der
Hauptsache nach von den noch erhalten geblie-
benen oberflichlichen Gelenkknorpelschich-
ten überkleidet zeigt.
Auf diese Weise erklärt es sich, daß VOLKMANN
selbst stark abgeplattete Gelenkköpfe häufig noch von
einem dünnen, zuweilen sogar von einem dicken Knorpel-
überzuge überkleidet fand. Und diese Tatsache wirft ander-
seits Licht auf die von ZIEGLER an solchen Gelenkköpfen
aufgenommenen subchondralen Befunde, die für seine
Auffassung der Arthritis deformans entscheidend wurden
und bei denen es sich eben keineswegs um primäre Ver-
änderungen an der ursprünglichen Knochenknorpelgrenze,
sondern augenscheinlich um sekundäre Vorgänge handelt,
die hauptsächlich innerhalb und im Bereiche von bereits
ausgebildeten Randwulstgebieten sich abspielen.
Die Entstehung der Randwülste wird in
charakteristischer Weise durch das Vorsprießen von
Gefäßen, aus dem Knochenmark in den kalklosen
Gelenkknorpel hinein, eingeleitet, und zwar im
Bereiche von Gelenkknorpelgebieten, die wenig-
stens an ihrer Oberfläche oder außerdem m. m.
weit von da aus in die Tiefe vordringende Ver-
änderungen darbieten.
Als solche Veränderungen finden wir da: auf-
fällige Lockerung und Aufquellung, Zerfaserung und Zer-
klüftung der Knorpelgrundsubstanz und anderseits,
was die Knorpelzellen, bezw. die Knorpelzellhöh-
len anlangt: die zur bekannten Brutkapselbildung und
auch zu WEICHSELBAUM’S Proliferationsfeldern führen-
den Zellwucherungen, ferner die durch WEICHSELBAUM
bekannt gewordenen Lückenbildungen, welch’ letztere sich
gegebenen Falles auch besonders frühzeitig einstellen kön-
nen. Was die progressiven Knorpelzellenveränderungen an-
langt, so ist auch noch der Entwicklung hyperplastischer
Knorpelanschwellungen zu gedenken, die sich aber nur
beschränkt auf die Grenzrinne besonders mächtiger Rand-
wülste antreffen lassen und dabei im Durchschnitt Keil-
form zeigen. (Demonstration.)
Auch wäre hier noch der Tatsache zu gedenken, daß
von den Proliferationsfeldern im Bereiche des knorpeligen
Ueberzuges der Randwülste Bildungen von Keimgewebe
hervorgehen können, die an sich, also chondrogen, oder
in Zusammenhang mit den subchondralen Knochenmark
Knochengewebe entwickeln.
Im Gegensatze zu den verschiedenen progressiven
Knorpelzellenveränderungen machen sich unter Umständen,
so besonders in unter Druckeinwirkung stehenden Gebie-
ten, an den Knorpelzellen auch Veränderungen atrophi-
schen oder degenerativen Charakters bemerkbar, durchwegs
aber nicht außer etwa im späteren Verlaufe der Ar-
thritis deformans im oberflächlichsten Anteile der Gebiete
mechanisch herbeigeführter Abreißungen und Abschleifun-
gen — die von AXHAUSEN als Entstehungsursache der
Arthritis deformans angenommene Nekrose. Derartige
auf Nekrose zu beziehende Befunde, die ich, wenn über-
haupt, so nur bei vorgeschrittener, hochgradiger Arthritis
detormans und in deren Gefolge antreffen konnte, lassen
sich nicht zur Erklärung für die der Arthritis defor-
mans zugrunde liegenden Entstehungsvorgänge in Betracht
ziehen. (Demonstration.)
Das Zusammenvorkommen der angeführten m. m.
oberflächlichen Knorpelveränderungen und der aus den
subchondralen Knochenräumen in den Gelenkknorpel vor-
greifenden Gefäß- und Knochenbildung zeigt sich, gleich-
wie im Bereiche der Randwülste so auch in der Gegend der
— wie WEICHSELBAUM nachwies — in ähnlicher Weise
zur Zerfaserung des Knorpels veranlagten Ränder der
Fovea, des Umbo des Femurkopfes, aber auch an-
derwärts im Bereiche der betreffenden Gelenkgebiete, teils
in weiterer Ausbreitung, teils örtlich beschränkt, und dieses
letztere Verhalten bieten auch Fälle dar, in denen es an
Randwulstbildung mangelt, die aber durch die bezeichnete
Kombination von Veränderungen allein schon ihre Zuge-
hörigkeit zur Arthritis deformans bezeugen. (Demonstra-
tion.)
Der Nachweis der besagten Kombination
von Veränderungen macht die Erkennung ört-
lich beschränkter Arthritis deformans sowie,
der Anfangsstadien und geringeren Grade
möglich, tritt aber anderseits auch neben den mannig-
fachen Veränderungen hochgradiger Arthritis deformans-
Fälle immer wieder als Bestreben zur Vaskularisation und
Ossifikation des Gelenkknorpels, einem Leitmotiv gleich
zu Tage,
Als ein besonders auflälliger Folgezustand dieser
Vorgänge läßt sich namentlich im Bereiche der Rand-
wulstgebiete eine unterminierende Abspaltung der
tieferen Gelenkknorpelschichten von den ober-
flächlicheren durch Ausbildung von verknöchernden Gefäß-
räumen nachweisen, wobei dann die letzteren und das
durch sie entwickelte Knochengerüste eine entsprechende
Vorschiebung der oberflächlichen, erhalten gebliebenen
Gelenkknorpelschichte herbeiführen. Von den abgespalte-
nen, tieferen Schichten des Gelenkknorpels lassen sich dem-
ros
gemäß im Bereiche der Randwulstgebiete, in der Linie
des ursprünglichen Knorpelüberzuges, vielfach
noch in späten Stadien des Prozesses, innerhalb des
Knochengebälkes erhalten gebliebene Reste nach-
weisen. (Demonstration.)
Diese interessanten Befunde erinnern an die einschlägigen,
die STEUERNTHAL beschrieb und die NICHOLS und RICHARD-
SON in ihrer Natur erkannten; ihnen entsprechen auch die An-
gaben WERNHER’S über Verdoppelung der Knochenrindenscbichte,
besonders aber seine Angaben, gleichwie die noch früherer Unter-
sucher (MAYO, LISTON), die davon berichten, daß ihnen bereits
bei Betrachtung mit freiem Auge Gefäßentwicklung im
Bereiche des Gelenkknorpels bei A. d. auffiel WERN-
HER schon erkannte darin eine Besonderheit des langsam und
schleichend verlaufenden Entzündungsprozesses gegenüber anderen
Entzündungen des Gelenkes, die zu rasch verlaufen, als daß der
Knorpel sich vaskularisieren könnte.
Auch noch anderer der ersten Erforscher der A. d. ist hier
zu gedenken, da bereits ihnen die von den Knochenmarkräumen
aus in den Gelenkknorpel vorgreifenden Knochenbildungsvorgänge
auffielen, so daß H. MEYER, NUESCHELLER, ROSER, C. O.
WEBER und VOLKMANN von einer ,,Rejuvenescenz* bezw. von
Veränderungen an der Knorpelknochengrenze sprechen, die mit
Wachstumsvorgiingen zu vergleichen sind.
Mit der vorhin betonten Tatsache, daß das Periost.
an der Entstehung der Randwulstbildungen bei Arthritis.
deformans unter gewöhnlichen Bedingungen unbeteiligt
ist, soll aber selbstverständlich durchaus nicht gesagt.
sein, daß sich etwa die an die überknorpelten Gelenk-
flächen angrenzenden Periostgebiete überhaupt und im
besonderen bei Fällen von Arthritis deformans höheren
Grades, unverändert und unbeteiligt vorfinden. Unter sol-
chen Umständen und auch in manchen Fällen von gering-
gradiger Arthritis deformans können sich, so auch an der
Periostabdachung von wenig ausgebildeten Randwulst-
säumen in Fällen hochgradig veränderter örtlicher Usur-
bildungen der Femurknorren, ferner z. B. im Bereiche der
Insertionsstellen von Bandzügen, und auch an
Eintrittsstellen großer Ernährungsgefäße an
eier
der Femurkopf-Halsgrenze, im besonderen aber am Ober-
schenkelhals selbst, im Bereiche der FICK’schen Emi-
nentia articularis c. f, sogar sehr mächtige perio-
stalentstandene Knochenwucherungen zeigen,die
sich — ähnlich wie die äußersten Strecken besonders weit
sich ausbreitender Randwulstbildungen — mit Knorpel-
schichten neuer Bildung (was schon WEICHSELBAUM
erkannte und hervorhob) überkleidet finden. (Demonstra-
tion.)
Im Anschlusse muß hier auch der Befunde an der
Synovialmembran gedacht werden, die ja ebenfalls
gleichwie das Periost, und zwar besonders in Fällen hoch-
gradiger und länger bestehender Arthritis deformans auf-
fallende proliferative entzündliche Veränderungen aufweist.
Wenn man mit Rücksicht auf die letzterörterten Tat-
sachen die Arthritis deformans immerhin als eine Pan-
archritis aufzufassen hat, so zwingt doch schon der bei
ihr bestehende Mangel besonderer synovialer
Flüssigkeitsanhäufungen in den Gelenken — dem-
gemäß sie ja, so z. B. von BROCA, geradezu als trockene
Gelenksentzündung bezeichnet wurde — zu ihrer Unter-
scheidung und Abtrennung von jenen sonstigen Gelenks-
entzündungen, bei denen die Synovitis mit ihren verschie-
denen Veränderungen das Krankheitsbild beherrscht.
Im besonderen ist hier auf Grund der auseinander-
gesetzten die Arthritis deformans charakterisierenden dia-
gnostischen Merkmale dagegen Stellung zu nehmen, daß
die Bezeichnung „Arthritis deformans* — so noch in
letzter Zeit z. B. von STEMPEL und von NICHOLS und
RICHARDSON — auf die Arthritis ankylopoética, das ist
auf die in Gelenksverwachsung und -versteifung ausgehen-
den Gelenksentzündungen erstreckt wird. Die von mir
aufgenommenen Befunde bestätigten durchwegs die schon
von C. HUETER betonte Gegensätzlichkeit zwi-
schen den Prozessen der Arthritis deformans und
der Arthritis ankylopoética; den Unterschied zwi-
Eigenart der
Arthritis de-
formans beson-
ders gegenüber
der Arthritis
ankylopoötica.
eae tee
schen ihnen erblickte bereits C, HUETER wesentlich darin,
daß, wenn es bei der ankylosierenden Arthritis
zu einer Vaskularisation des Knorpels kommt, die Ge-
fäßneubildung ihre Basis in den Gefäßen der den
Knorpel pannös überwachsenden Synovialmembran,
nicht in den Gefäßen der subehondralen Mark-
räume hat.
Die naheliegende Erklärung hiefür ist darin gegeben,
daß sich eben die Veränderungen der Arthritis deformans
nicht unter den Bedingungen andauernder Ruhestellung
ausbilden, welche die Voraussetzung der ankylosierenden
hyperplastischen und pannösen Synovitis darstellen, sondern
daß sie unter Aufrechterhaltung der funktionellen Gelenks-
bewegungen zur Ausbildung gelangen, was die Arthritis
deformans schon durch die Herbeiführung von Abnuz-
zungs-Usuren des Knorpels und durch ihre späteren den
Knochen in sich beziehenden Abscheuerungen und Ab-
schleifungen beweist.
Auf die letztgemeinten Befunde hochgradiger A. d. wird erst
später zurückzukommen sein und es soll hier nur noch nebenbei
erwähnt werden, daß immerhin in einzelnen besonderer
Fällen von A.d., in denen es nachträglich, nach Ausbildung
ihrer hochgradigen Veränderungen oder etwa auch schon früher,
z. B. infolge von Kontrakturen zur Aufhebung der Gelenksfunk-
tionen kommt, zu ihren Veränderungen sich Ankylosierung hinzuge-
sellen kann, Solche Kombinationen stellen einzelne Fälle von
NICHOLS und RICHARDSON dar, in denen sich die A. d. (d. h.
deren von diesen Autoren aufgestellte degenerative Type) mit
Arthritis ankylopoética (d. h. mit der sogenannten proliferativen
Type von N, und R.) vergesellschaftet zeigten. Und hieher kön-
nen möglicherweise wohl auch einzelne der zur Gelenksverwach-
sung führenden polyarticuliiren Fälle WEICHSELBAUM’S ge-
hören.
Aus meiner eigenen Erfahrung habe ich einen solchen selte-
nen Fall von Kombination hochgradiger A. d. mit sekundärer
fibröser Ankylose nebenbei in der veröftentlichten Abhandlung
(gelegentlich der Besprechung der Arbeit von NICHOLS und RI-
CHARDSON im I. Abschnitt 8. 39) angeführt.
= Hh. =
Im übrıgen ist hier noch das bezüglich der mikroskopischen
Diagnostik der A. d. Gesagte in gewisser Richtung zu ergänzen.
Ich meine die sich ausnahmsweise ergebenden Befunde, die,
beim Bestehen ausgeprägter Veränderungen an den Gelenkknorpeln,
im besonderen an ihren Oberflächengebieten, Mangel an entspre-
chend ausgebildeter Vaskularisation und Ossifikation der basalen
Gelenkknorpelschichten zeigen. Es handelt sich bei diesen noch
nicht der A,d. zuzurechnenden Gelenksgebieten um Bezirke, deren
Bereich durch besonders breit entwickelte Verkalkungslagen in
der Tiefe des Gelenkknorpels oder durch besonders mächtige Stärke
des subehondralen Knochengerüstes ausgezeichnet ist. (Demonstra-
tion.) Auf die Erläuterung dieser zuletzt erwähnten Befunde und
auf-ihre Beziehungen zu der funktionellen Theorie der Arthritis
deformans wird noch am Schlusse zurückzukommen sein,
Im folgenden hat sich mein Bericht nun zunächst Pie subehon-
den subchondral anzutreffenden Befunden zu- a ae
zuwenden, die von E. ZIEGLER beschrieben und auf „„awülsten
regressive Knochenveränderungen bezogen wurden und die „nd Zusammen-
ursprüngliche Grundlage für seine Lehrmeinung über die hangstörungeu
Arthritis deformans abgaben, derzufolge es sich hierbei um der Knorpel-
einen im Knochen selbst wurzelnden Prozeß handeln soll. E, Ko*hensrenze.
ZIEGLER stützt sich wesentlich darauf, daß er auf die betref-
fenden Befunde, die er als faserige, als schleimgewebige
und als knorpelige Umwandlung des Knochens und Kno-
chenmarkes auffaßte und die er auf halisteretische Erwei-
chungsvorgänge oder auf Recartilaginescenz des Knochens
bezog und die er für die von ihm beschriebenen Cysten-
und Enchcndrombildungen verantwortlich machte, in sub-
chondraler Lage, im Bereiche von Gelenkkörpergebieten
gestoßen sei, welche bereits eine bedeutende Difformierung,
besonders Abplattung zeigten, „ohne daß sie ihres Knor-
pelüberzuges beraubt wären“.
im Bereiche von
Wie man sich leicht überzeugen kann, wenn man
den einschlägigen Befunden nachgeht, sind die Knorpel-
überzugsstrecken in solchen Gebieten aber keineswegs
unverändert, sondern sie zeigen die verschiedensten der
vorhin erwähnten degenerativen Veränderungen ihrer
Knorpelgrundsubstanz nebst den dazugehörigen an ihren
Von den Cy-
stenbildungen
bei A.d.
Knorpelzellen. Es handelt sich dabei eben — worauf
schon hingewiesen ist — zumeist um Bezirke von
Randwulstgebieten, wenn nicht um den Bereich oder
die Nachbarschaft von Zerklüftungsfeldern und von
Abscheuerungsstellen des Knorpelüberzuges.
(Demonstration.)
Von besonderer Bedeutung für die Erkenntnis des
Wesens der besagten auffallenden Befunde ist dabei aber
namentlich, daß sich in ihrem Bereiche innerhalb der
Knorpelknochengrenze, in der Verkalkungsregion
des Knorpels und auch an der subchondralen Knochen-
rinde Einkniekungen und Zersplitterungen,
Einbrüche und Hinbiegungen nachweisen lassen.
(Demonstration.)
Diesen Nachweis erbringen die von mir verdfient-
lichten Befunde einwandfrei; sie sind an Präparaten ge-
wonnen, deren Herstellungs - Verfahren von vorneherein
Artefacte ausschließen läßt; vor allem liefern auch für
ihre Entstehung während des Lebens der betreffenden
Individuen vollgiiltigen Beweis die im Bereiche der ge-
nannten Zusammenhangstörungen nachweisbaren reakti-
ven Veränderungen, so die in ihrem Bereiche anzu-
treffenden Blutaustritte, Zellen- und Gewebswucherungen.
Auf die kallöse Natur der letzteren — die schon KIMURA
beachtete — wies auch besonders WALKHOFF hin. Und
WALKHOFF erkannte auch bereits, daß es sich bei den
von ZIEGLER aufgefundenen Cysten um Blutungseysten
handeln kann.
Die von mir veröffentlichten Befunde erbringen den
Nachweis, daß Cystenbildungen ebensowohl durch die
reaktiven Abkapselungsvorgänge um Blutergüs-
se herum als auch durch derartige Vorgänge im Bereiche
von verlagerten in die Markräume eingepfropften
Splittertrümmern und Detritusmassen zur Ent-
stehung kommen können. (Demonstration.)
Außer den demgemäß zu unterscheidenden Blut-,
> ZA he
Detritus- und Trümmercysten lassen sich nach ihrem
Inhalt auch als Knorpelgeröllcysten zu bezeichnende
Bildungen unterscheiden, zu deren Entstehung es kommt,
indem die von Gebieten zerklüfteter Knorpelstrecken durch
die Gelenkbewegungen abgetrennten und zwischen den
Gelenkflächen in der Folge abgerollten Knorpelklümpchen
in subchondrale oder auch in subperiostale Markräume
hineingepreßt und eingepfropft werden. (Demonstration.)
Es handelt sich dabei also um die Verlagerung mikro-
skopisch kleiner „Gelenkmäuse* von der Art der
aus wuchernden Knorpelzellen bestehenden hirsekorngroßen
_Knorpelstückchen, die C. O. WEBER seinerzeit „frei in
Gelenken“ gefunden hat.
Die Gelegenheit zu den besagten Verlagerungen
bieten besonders Auseinanderweichungen des Knorpelüber-
zuges der Randwülste im Bereiche von Einknik-
kungen und Einbiegungen, ferner auch die bei
Abschleifungsstellen sich ergebenden Erötffnun-
sen von Markräumen, weiters die durch Atrophie
subperiostaler, bezw. subsynovialer Knochenrindengebiete
ermöglichten Bloßlegungen von Markräumen,
(Demonstration.
Vereinzelte Funde von Erweichungshöhlen bei schleimiger
Entartung jener Knorpelknötchen neuer Bildung, von denen noch
im weiteren zu handeln ist, und die eystenähnlichen Absackungen
von Synovialbuchten zwischen periostal entstandenen Knochen-
höckern seien hier außerdem nebenbei angeführt, um die Möglich-
keiten zu erschöpfen, die es bezüglich der Cystenbildung gibt.
(Demonstration.)
Mit den Erklärungen, die sich für die Ent- Dieregressiven ,
stehung der ersterörterten Cysten-Bildungen Krochenverän-
gewinnen ließen,entfällt ein hauptsächliches pais
Stützmoment für die von ZIEGLER der Arth- 4), reaktiv und
ritis deformans zugeschriebenen regressiven progressiv er-
Knochenveränderungen. Im Gegensatze zu seinen wiesen.
einschlägigen Annahmen kommt den betreffenden Befun-
den durchwegs, sowohl was die angeführten Abkapselungs-
2
Rene pope
eysten anlangt, als auch bezüglich der kallösen Bildungen
im Bereiche der angegebenen Zusammenhangsstörungen,
die Bedeutung von reaktiven Vorgängen progres-
siven Charakters zu.
Im Bereiche solcher kallöser Gewebswuche-
rungen finden sich begreiflicherweise, ähnlich wie bei
dem unter sonstigen Bedingungen entstehenden Kallus,
nicht nur Entwicklungen von nichtlamellös, von ungeord-
net und geflechtartig gebautem, großzelligem Knochenge-
webe, das örtlich auch unvollständig und ungleichmäßig,
körnig-krümelig verkalkt oder auch gznz kalklos ange-
troffen .werden kann, sondern es lassen sich daneben die
verschiedensten anderen kallösen Gewebsbildungen von
schleimgewebigem Bau und die mannigfachsten ört-
lichen Uebergänge zwischen allen diesen neuent-
standenen Bindesubstanzformen antreffen. (De-
monstration.)
Daf es sich bei solchen Uebergängen um topische
und nicht um genetische handelt, die mit E. ZIEGLER
auf metaplastische Veränderungen des Knochens zu bezie-
hen wären, entspricht einem Gedanken von allgemeiner
Bedeutung, den V. v. EBNER bereits 1875 in seinen
grundlegenden Untersuchungen („Ueber den feineren Bau
der Knochensubstanz“) geäußert hat, und den ich selbst,
und zwar schon damals gegen die uns hier wieder be-
schäftigenden ZIEGLER’schen Anschauungen, in meinen
ersten einschlägigen Veröffentlichungen („Ueber die laku-
näre Resorption in erkrankten Knochen“, 1881, und
„Ueber die Ostoklastentheorie*, 1883) zu Felde geführt
habe.
Zur Widerlegung der regressiven Auffas-
sung, die von ZIEGLER und seinen Anhängern den er-
örterten Befunden der Arthritis deformans gegeben wurde,
kommt außerdem auch alles das in Betracht, was ich in
meinen erwähnten ersten Arbeiten und besonders in meinen
1885 veröffentlichten Untersuchungen über Osteomalacie und
yk) ae
Rachitıs gegen die halisteretische Deutung
körnig-krümelig verkalkter oder in kalklosem Zustande
anzutreffender Knochenstellen geltend machte,
Hier wäre auch noch hervorzuheben, daß auf die Umstände,
die ZIEGLER zugunsten seiner Anschauung von dem osteogenen
Ursprung der A.d. verwertete, nämlich auf das subchondrale
Vorkommen der besagten auffälligen Befunde im Bereiche der
Gelenkkörper, „ohne daß sie ihres Knorpelüberzuges beraubt
wären“, ein aufklärendes Licht auch durch die Befunde geworfen
wird, die sich bei Fortsetzung der Untersuchungen in dem Falle L
ergaben.
In diesem Falle (siehe Punkt 3 der Ergebnisse meiner im
Vorjahre veröffentlichten Abhandlung) ließen sich nämlich neben
den Befunden traumatischer Knorpelusurierung auch Knorpelan-
schwellungshöcker antreffen, deren Ausbildung einesteils durch in
der Tiefe des Knorpels eingetretene degenerative Gewebs-
veränderung und -lockerung, andernteils durch, ebenfalls indirekt,
ohne Beraubung des Knorpelüberzuges, in der Tiefe, aber im
Knorpelknochengrenzgebiet und subchondral entstandene
Auseinanderweichungen und Infraktionen traumatischen Ursprun-
ges bedingt ist. (Demonstration.
Um so mehr ist man daher verhalten, mit derartigen und
subehondral einsetzenden Einwirkungen und mit ihren reaktiven
Folgezuständen zu rechnen, wenn man die unter den Verhältnissen
der A. d. ohne Beraubung des Knorpelüberzuges anzutretfenden
mannigfachen Befunde zu erklären hat, die ZIEGLER als primäre
regressive Knochenveränderungen deutete,
Im Anschlusse an diese Erörterungen habe ich auch Widerlesung
hier zu betonen, daß erst durch die einschlägigen von mir “2 Ausieht Kt
veröffentlichten Befunde der Bestand von Infraktionen HE
bei Arthritis deformans, den KIMURA aus gewissen unzu- gischen Bedeu
treffenden Vermutungen und aus Formveränderungen der tung der Kno-
Randwiilste erschloß, nun tatsächlich nachgewiesen ist, cheninfraktio-
aber nur als ein örtlich beschränktes Vorkomm- "u und der
nis, das sich daher keineswegs im Sinne KIMURA’S für “OO Sn”
die Erklärung der Arthritis deformans an sich und im : RR,
allgemeinen in Anspruch nehmen läßt.
Die Entstehung der für die Diagnose der
Arthritis deformans unter allen Umständen
2*
a of) Eee
ausschlaggebenden Befunde ist nicht an das
Auftreten von Infraktionen gebunden und ebenso
auch nicht — entgegen der Ansicht KIMURA’S — an
den Bestand atrophischer Knochenverhältnisse
in den Gelenkgebieten. Es läßt sich ja zeigen und
auch begreiflich finden, daß im Bereich hochgradiger Kno-
chenatrophie die Arthritis deformans-Veränderungen fehlen
können und daß diese auch anderseits ohne den Bestand
atrophischer Knochenverhältnisse zur Ausbildung. en
können. (Demonstration.)
Bei den theoretischen Erörterungen, die den Abschluß:
dieses Berichtes zu bilden haben, wird noch darauf zu-
‘riickzukommen sein, daß aber bei alledem, gelegentlich
und örtlich, und wohl besonders in den Fällen der
senilen Arthritis deformans die Atrophie des Knochenge-
rüstes der Gelenkenden für die Entstehung der hochgradi-
geren Arthritis deformans-Veränderungen von Belang sein
kann.
_ Als nächste Aufgabe ist hier aber vor allem noch
betreffs der von ZIEGLER seinerzeit aufgestellten regres-
siven Knochenveränderungen dasjenige nachzutragen, was
die von ihm auf „Recartilaginescenz des Knochens be-
zogenen sogenannten Enchondrombefunde anlangt.
Von den Knor- In mehreren der untersuchten hochgradigen Arthritis
pelknötchenbil- deformans-Fälle fanden sich Knorpelknötchen vor, die
gay: ganz den betreffenden Bildern ZIEGLER’S in seiner 1877
veröffentlichten Arbeit entsprechen, und zwar unter Um-
ständen, die für sie ebenfalls die Erklärung in progressiven,
nicht in regressiven Vorgängen suchen lassen. Die betretfen-
den Befunde drängen die Annahme auf, daß sich diese Knor-
pelknötchen aus embolisch verschleppten Knor-
pelzellen entwickeln, die von der unverkalkten Tiefen-
schicht des Gelenkknorpels herstammen und bei subchon-
dral, bezw. im Bereiche der Knorpelknochengrenze einge-
tretenen Zusammenhangstérungen sowohl auf den Wege
der perimyelären Lymphräume, entlang den Knochenflächen,
als auch in den perivaskulären Lymphbahnen der Mark-
gefäße und auch innerhalb venöser Blutgefäße selbst zur
Ansiedelung und proliferativen Weiterentwicklung gelangt
sind. (Demonstration.)
Für die Beurteilung der Bedingungen, unter
denen diese Knorpelknötchen entstehen, ist die
Tatsache von Belang, daß ich sie nicht innerhalb von
Markräumen antreffen konnte, die zum Gebiete der
Schlifflächenstrecken gehören und ebenso auch nicht im
Bereiche der mächtig entwickelten Randwulstbildungen,
von denen ich vorhin die verschiedenen Abkapselungsceysten
gezeigt habe.
Solche Oertlichkeiten eignen sich augenscheinlich des-
halb nicht zur Entstehung von Knorpelknötchen, weil es
sich ja bei den unter diesen Umständen eingetretenen
Verlagerungen und Einpfropfungen nicht bloß um aus den
tiefsten Teilen des Knorpelüberzuges losgelöste, noch ent-
wicklungsfähige Knorpel-Zellen handelt, sondern wohl
hauptsächlich und mehr oder wenigstens zugleich um
zerrissene oder zerriebene und dadurch nekrotisch gewor-
dene Gewebsteile und um Detritus-Partikelchen, die als
Fremdkörper in den Markräumen die Entstehung der ver-
schiedenen reaktiven abkapselnden und die Räume dicht
ausfüllenden Gewebswucherungen herbeiführen. Damit sind
ungünstige Zirkulationsverhältnisse, im besonderen Beein-
trächtigungen des Lumens der Lymph- und Blutbahnen
gegeben, die eine embolische Verschleppung der in die
subchondralen Markräume hineingelangten Knorpelzellen
unmöglich machen.
Auch der weiteren reaktiven Veränderungen, zu denen
es im Bereiche der verschiedenen Abkapselungsherde und
der von Schlifflächen eröffneten Markräume kommt, wäre
hier noch zu gedenken, und zwar zur Erklärung jener
auffälligen Bilder der Porosität und der Verdichtung,
die schon seit jeher und im besonderen an macerierten
Präparaten die Aufmerksamkeit der Untersucher er-
Von den reakti-
ven Verände-
rungen der Re-
sorption und
Verdichtung in
Abkapselungs-
und Schliffge-
bieten,
BAL): agli
regten und ihre Auffassungen vom Wesen der Arthritis
deformans beeinflußten.
Es wird durch die gesteigerten Wirkungen lakunärer
Knochenresorption im Bereiche der Abkapselungsvorgänge
bei den verschiedenen erläuterten Cystenbildungen die
Entstehung der l6cherigen Poren begreiflich, die schon
BELL und SMITH auffielen und die ADAMS geradezu als
einen der anatomischen Charaktere der trockenen Knochen-
präparate von Arthritis deformans bezeichnete, und es
werden eben dadurch die unter den Veränderungen der
Arthritis deformans vorherrschenden Erscheinungen von
„trockenem, höhlenartigem interstitiellen Knochenschwun-
de“ erklärlich, in dem seinerzeit (z. B. von SCHOEMAN)
das Primäre des ganzen Krankheits-Vorganges erblickt
wurde. |
Die Steigerung der Knochenresorption und der Knochen-
anbildung, die unter solchen Umständen in der Umgebung
der cystischen Abkapselungsvorgänge und im Bereiche der
in cröffneten Markräumen der Schlifflächen angeregten
reaktiven Veränderungen eintritt, macht das Nebenein-
andervorkommen von Knochenschwund und
Knochenverdichtung verständlich, das überhaupt von
jeher bei der Untersuchung der Arthritis deformans-Ver-
änderungen auffiel, und das, gleichwie schon COLLES, auch
SCHOEMAN besonders beachtete. Das Nebeneinander dieser
Befunde gab auch für ROKITANSKY’S Auffassung der
Arthritis deformans, derzufolge sie in einer primär an der
spongiösen Substanz der Gelenkenden der Knochen auf-
tretenden entzündlichen Osteoporose und in einer darauf-
folgenden Verdichtungsklerose bestehen sollte, die Grund-
lage ab.
Gleichwie diese eben besprochenen lassen sich auch
alle sonstigen in ihrer reaktiven Natur erkannten Vorgänge,
die im Bereiche der Knorpelknochengrenze, im den sub-
chondralen Markräumen und in den von Schlifflächen aus er-
öffneten Markräumen im Gefolge der nachgewiesenen In-
SF ee
fraktionen und Verlagerungen, Einpfropfungen und Ver-
schleppungen platzgreifen können, zur Erklärung heran-
ziehen für die auffällige „Coineidenz entgegengesetzter
Phänomene“, für die „Kombination von Knochenschwund
und Knochenwucherung“, die schon COLLES, ROKITANS-
KY, SCHOEMAN und BROCA, FOERSTER, VOLKMANN
und WEICHSELBAUM hervorhoben.
Mit der Erkenntnis der örtlichen Entstehungs-
bedingungen der bei der Arthritis deformans sich fin-
denden verschiedenartigen reaktiven und pro-
gressivenVorgänge wird es begreiflich, daß sich zu-
gleich mit ihnen — ob sie unterhalb des noch in mehr
oder minder verändertem Zustande erhalten gebliebenen
Knorpelüberzuges oder nach Verlust desselben, sei es an
Knorpelusurstellen, sei es an Schlifflächengebieten zu Aus-
bildung gelangt sind — nebenbei und im Gegensatze da-
zu, atrophische Befunde antreffen lassen, die ebensowohl
durch das Senium als auch durch sonstige, zu Kno-
chenatrophie führende Umstände, so zum Beispiel auch
durch Inaktivität, veranlaßt sein können,
Was die Schlifflächen anlangt, so kommt über-
dies in Betracht, daß sie bei ihrer weiteren Ausbreitung
auch das atrophische Gebälke von Randwulstgebieten in
sich einbeziehen können. Es wird dadurch um so begreit-
licher, daß sich — was WALKHOFF besonders autfiel —
nicht nur sklerotische, sondern auch atrophische Schliff-
gebiete vorfinden. (Demonstration.)
Noch mehr an Verschiedenheiten ergaben die
von mir aufgenommenen Befunde betreffs der Knorpel-
usurstellen,
Abgesehen von den schon dem freien Auge auffälligen,
bezüglich Oertlichkeit, Ausbreitung, Tiefe und Begrenzung,
zeigen sie Verschiedenheiten, je nach dem an ihnen die
Anzeichen von Abscheuerungs- oder Resorptionsvorgängen
am Knorpel überwiegen, ferner in Betreff des relativen
Ueberwiegen der regressiven oder der proliferativen Ver-
Kombination
reaktiver und
progressiver
Verändnrungen
mit Atrophie-
befunden be-
souders in
Schlifflächen-
und Knorpel-
usur-Gebieten.
Von der Ein-
heitlichkeit der
beschrinkten
und ausgebrei-
teten, der atro-
phischen uud
hypertrophi-
schen Form der
A.d.
anderungen, die sich in ihnen kombiniert vorfinden, und
zwar in dem Maße, als es sich bei ihnen einesteils um
primäre und dabei rein arthritische Usuren han-
delt, in deren Grundgebiet hinein die Ossifikation des
Gelenkknorpels nicht sehr weit vorgreift (wie im Falle M)
oder auch (in Einklang mit den Annahmen H. MEYERS)
buckelartige Vortreibungen zur Entstehung gebracht und
der Abscheuerung preisgegeben hat (wie im Falle K, am
medialen Knorren des linken Femur); andernteils können
arthritische Usuren vorliegen, die sich mit den Folge-
veränderungen mechanisch oder traumatisch ver-
ursachter Zusammenhangstörungen vergesell-
schaften (wie im Falle H und K, und zwar am lateralen
Knorren des linken Femur.) Außerdem können aber auch
durch traumatische Einwirkungen bedingte Substanzverluste
und Zusammenhangstörungen des Gelenkknorpels, bezw.
der Knorpel-Knochengrenzgebiete nachweisbar sein, neben
denen sich die Anzeichen sekundärer Arthritis defor-
mans vorfinden (wie im Falle L und im Falle N). (De-
monstration.)
Zieht man überdies in Betracht, daß sich, ebenso
wie in den Fällen der auf Gebiete örtlicher Knorpel-
usuren beschränkten Arthritis deformans auch m allen
den verschiedenen untersuchten Fällen von ausgebreite-
ter Arthritis deformans schon innerhalb des Knorpelüber-
zuges selbst degenerative und proliferative Knorpel-Verän-
derungen und die Vorgänge der vom Knochenmark aus
vorgreifenden vaskulären Resorption und der mit ihr ein-
hergehenden Knochen-Anbildung nebeneinander und
untrennbar miteinander kombiniert vorfinden, so läßt
sich feststellen, daß auf Grund der aufgenomme-
nen Befunde keineswegs eine durchgreifende Tren-
nung der Arthritis deformans in eine atrophische
und hypertrophische oder in eine degenerative und
hyperplastische Form der Autoren und auch nicht die
Abscheidung eines sogenannten Malum senile von
der Arthritis deformans durchführbar und angezeigt
erscheint. — Eine Auffassung, mit der auch die in letzter
Zeit von BEITZKE veröffentlichten Untersuchungen sich
in Einklang befinden, und derzufolge es sich bei diesen
Formen der Arthritis deformans nicht um Un-
terschiede wesentlicher Natur, sondern um
graduelle Abstufungen und um Kombinationen
innerhalb eines seinem Entstehungs-Vorgange
nach einheitlichen Prozesses handelt, der bei sei-
nem chronischen Wesen und während seines wech-
selvollen Verlaufes die örtlich gegebenen Ver-
schiedenheiten des anatomischen Baues und
die Verschiedenheiten der funktionellen Beanspru-
chung und Abnutzung in seinen mannigfachen Be-
funden zur Geltung und zum Ausdruck gelangen läßt.
Ehe ich mich nun zur weiteren Begründung dieser
Auffassung der Erörterung der Pathogenese der Arthritis
deformans zuwende, sei noch der Bericht über die durch-
geführten Untersuchungen nach anderer Richtung hin er-
gänzt.
So ist noch darauf hinzuweisen, daß die von mir auf- Widerlesung
genommenen Befunde die in SCHUCHARDT’S Darlegungen 4. yy as
zu Tage tretende Verquickung der Arthritis de- ginor Osteoma-
formans mit der Osteomalacie widerlegen, die lacie-Art.
so weit geht, daß er sogar unter Rückkehr zu einem ur-
sprünglichen Gedanken ROKITANSKY’S, der längst wider-
legt ist und von ROKITANSKY selbst aufgegeben wurde,
geradezu die Arthritis deformans als eine „Osteomalacia
deformans epiphysaria® bezeichnete,
Es ergaben sich in den veröffentlichten Befunden dafür
Belege, daß es bei der Arthritis deformans unter Umständen
durch das Unverkalktbleiben von Knochenanbildungen zur
Entstehung von Bildern kommen kann, die an osteomalaci-
der Auffassung
sche Knochenveriindersng zu erinnern vermögen. Solche m
Befundstellen lassen jedoch ebensowenig wie auf die An-
Eingeschaltete
Bemerkungen
über die Vor-
giinge der Kno-
chenanbil-
dung,-resorpti-
on u. -atrophie.
nahme eines halisteretischen Knochenerweichungsvorganges
überhaupt, auf die Aufstellung eines Osteomalcieprozesses
bei Arthritis deformans verfallen, soferne man nur ge-
bührendermaßen von den diagnostischen Merk-
malen Kenntnis nimmt, die sich für die osteomala-
cische und für die rachitische Knochenveränderung
in meinen erwähnten Arbeiten (insbesondere in meinen
1885 erschienenen Untersuchungen über Osteomalacie und
Rachitis) ermittelt finden.
Die Veröffentlichung der bei A.d. aufgenommenen Befunde
bot mir nebenbei gesagt auch Gelegenheit, die Ergebnisse, zu denen
ich seinerzeit in Betreff der kalklosen Knochenanlage-
rungen und der Osteoblasten sowie bezüglich der lacu-
nären Resorption und der Ostoklasten gelangte, in Er-
innerung zu bringen und dieselben zugleich vor Entstellung zu
wahren.
Die in den Arthritis deformans-Fällen sich darbietenden Be-
funde bestätigen völlig meine Auffassung vom Wesen der
senilen Knochenatrophie, für die meine Untersuchungen
nicht Steigerung der Resorptionsvorgänge, sondern Mangelhaftig-
keit der zu ihrer Ausgleichung eben nicht ausreichenden Apposi-
tionsvorgänge und nebenbei und schließlich auch eine in der ge-
ringen Zahl und Seichtheit der Lacunen sich ausprägende Schwäche
der Resorptionsvorgänge selbst als Eigentümlichkeit kennen lehrten.
Die veröffentlichten A. d.-Befunde rechtfertigen auch neuer-
dings meinen Widerspruch gegen die Annahme einer
„glatten Resorption“ und ließen mich die Tatsachen hervor-
heben, welche gegen die von KIMURA und vor ihm schon von
BARTH und MARCHAND vertretene Hypothese einer als „Sub-
stitution der Knochensubstanz* bezeichneten soge-
nannten Art der Resorption vorliegen, Tatsachen, die der
Wissenschaft bereits seit 1875 durch die Forschungen v. EBNER’S
gesichert sind.
Meine Befunde bei A. d. belegen auch neuerdings die Be-
ziehungen, die zwischen den Vorgängen der lacu-
nären und der vasculären Resorption bestehen, und be-
finden sich darin mit meinen einschlägigen früheren Ermittlungen
über die ostoklastische Funktion von Gefäßendothe-
lien und über ihre Beteiligung an der Entstehung durchbohrender _
Gefäße in Uebereinstimmung.
N
Nach dieser Einschaltung erübrigt jetzt noch die Kritische Erör-
Aufgabe, die berichteten Ergebnisse in Betreff der Fragen terung der ver-
der Pathogenese zu überblicken, wobei sich auch Ge- er.
legenheit ergeben wird, der Aetiologie der Arthritis defor- Se ee
mans näher zu treten, se der A-d.
Es läßt sich hierbei ohneweiteres in dem Maße, als
nun die Kenntnis der mikroskopischen Befunde und der
örtlichen Entstehungsbedingungen sowohl be-
züglich der verschiedenen Veränderungen bei ausgebreiteter
und hochgradiger Arthritis deformans als auch bezüglich
derjenigen bei beschränkter und geringgradiger und be-
ginnender Arthritis deformans gefördert ist, ausschließen,
daß in Vorstellungen humoraler Natur oder in der Auf-
stellung eines Causalnexus zwischen der Arthritis deformaus
und gewissen anderen Erkrankungen eine befriedigende
Erklärung für den Entstehungsvorgang der Arthritis
deformans zu gewinnen sei.
Anderseits haben die mikroskopischen Befunde auch
nichts von einem Parallelismus zwischen den Arthritis
deformans-Veränderungen und etwaigen als primär anzu-
sehenden Gefäß-Veränderungen auffinden und verfolgen
lassen.
Was sich m den Präparaten an Gefäßveränderungen
antreffen ließ, erwies sich entweder völlig unabhängiger
und selbständiger Natur und außer Zusammenhang mit
den Arthritis deformans-Befunden oder war als Folgezu-
stand der Zirkulationsstörungen gekennzeichnet, zu denen
bei Ausbildung der schweren Veränderungen hochgradiger
Arthritis deformans Anlaß gegeben ist.
Daß auf Grund der Befunde, die sich betreffs der
Anfangsstadien primärer Arthritis deformans aufnehmen
ließen, keineswegs für ihre Entstehung Nekrose des Knor-
pels oder des Knochens verantwortlich zu machen ist,
wurde bereits vorhin im Verlaufe hervorgehoben. Ebenso
wurde auch schon auf die Unmöglichkeit hingewiesen, die
Nekrosebefunde, die sich etwa da oder dort im Bereiche
Die fuuktionei-
le Theorie der
A.d.; ihre phy-
siologischen u.
anatomischen
Grundlagen.
von Knorpelabscheuerungsstellen und von Knochenschliff-
flächen oder im besonderen. am Inhalte der Detritus-,
Trümmer- und Knorpelgeréll-Cysten darbieten, für die
Pathogenese der Arthritis deformans im allgemeinen und an
sich zu verwerten. Und demgemäß ist auch von vorneherein
davon Abstand zu nehmen, die etwa unter experimentellen
oder unter traumatischen Verhältnissen auftretenden mit Ne-
krosebefunden komplizierten Veränderungen zur Erklärung
der unter natürlichen und nichttraumatischen Umständen
entstehenden primären Arthritis deformans heranzuziehen.
Durch die vorausgegangenen Erörterungen und De-
monstrationen wurde auch bereits ausführlich nachgewiesen,
daß keine der Annahmen, denen zufolge die Arthritis de-
formans vom Knochen aus, durch seine angeblichen regres-
siven Veränderungen oder durch atrophische Knochenzu-
stände und von deren Folgen aus zu erklären wäre, mit
den Tatsachen in Einklang steht.
Nach Ablehnung aller dieser verschiedenen Erklärungs-
versuche erübrigt noch vor allem die besondere Aufgabe,
eingehendere Erörterungen den Folgerungen zu widmen,
die sich aus meinen Befunden und im Anschluß an die
Anschauungen R. BENEKE’S zugunsten einer funktio-
nellen Entstehungstheorie der Arthritis deformans
ergeben. Der bedeutsamen Arbeit, in der R. BENEKE bereits
1896, und zwar im besonderen für die chronische deformieren-
de Wirbelsäulenentzündung (Spondylitis deformans), diese
seine Anschauungen begründete, wurde bisher nur seitens
WALKHOFF’Sund inE. KAUFMANN’S Lehrbuch Beachtung
zuteil, obwohl dem ihr zugrunde liegenden funktionellen
Gedanken sowohl in theoretischer als auch in praktischer
Beziehung auf dem Gebiete der Arthritis deformans un-
verkennbar befruchtende Wirksamkeit zukommt,
Die Voraussetzung dieser funktionellen Theorie,
die dahin geht, daß der Gelenkknorpel mittels
seiner elastischen Eigenschaften das subchon-
drale Knochengerüst und dessen Markgewebe
2 PD oa
und Gefäße gegen ungemilderte, unverteilte
Uebertragung von Stoß-, Erschütterungs- und
Druck-Einwirkungen bei den verschiedenen
funktionellen.Beanspruchungen der Gelenke
schützt, gehört zuden wohlbegründeten Annahmen
der Wissenschaft, die schon vor BENEKE Physiologen |
und Anatomen älterer und neuerer Zeit, so die Gebrüder
WEBER, W. ROUX, W. HENKE und P. LESSHAFT ver-
traten und zu der sich auch R. FICK in’ seinem Hand-
buche bekennt.
Zur Unterstützung dieser Anschauung läßt sich auch
anführen, was WEICHSELBAUM bezüglich der Veran-
lagung besonders funktionell beanspruchter Ge-
lenkflächenstellen zu den verschiedenen senilen
Veränderungen des Knorpels und damit zur Aus-
bildung von Arthritis deformans ermittelte.
Eine weitere Unterstützung für diese Theorie bieten auch die
Versuche HULTKRANTZ’ dar, insoferne sie in die funktionellen Lei-
stungen des Gelenkknorpels, was die Verteilung der Druck- und
Zugspannungen innerhalb desselben und die Möglichkeit ihrer
Summierung in den Randteilen des Gelenkknorpels
anlangt, Einblick gewähren.
Auch die durch LUBOSCH vertretenen Anschauungen, die
er in Betreff der Abbrauchung des Gelenkknorpels und deren Aus-
gleichung unter physiologischen Verhältnissen darlegt, lassen sich
sehr gut mit der funktionellen Theorie der A. d. in Einklang
bringen.
Ihre besondere Bekräftigung findet sie aber gewiß Aetiologische
in den Erfahrungen über die Arthritis deformans als Be- Begründung
rufskrankheit. na
Die Literatur bietet reichliche Belege dafür, daß die te Bray =
Arthritis deformans durch übermäßige Beanspruchung der Bi
Elastizität des Knorpels veranlaßt wird, so durch Einwir-
kung körperlicher Ueberanstrengeng beim Heben schwerer
Lasten, überhaupt bei schwerer Arbeit, die im Stehen oder
in gebückter Körperhaltung verrichtet wird, ferner durch
langanhaltende einseitige Belastung und auch durch an-
haltenden Gelenkdruck überhaupt, daher auch gegebenen
Falles bei andauernder Bettlägerigkeit.
Auf derartige ursächliche Umstände machte schon
BENEKE besonders aufmerksam, wobei er außer den im
Berufsleben und Senium gegebenen Ernährungs-
störungen des Knorpels auch diejenigen in Betracht
zog, die als Folgen traumatischer Einwirkungen
von der Jugend her zurück bleiben. Der Hinweis darauf,
daß die Krankheit, die im Alter ihre Endstadien erreicht,
schon in der Jugend begonnen und von da an sich
langsam, lange Zeit mit mildem Verlaufe, weiterentwickelt
haben kann, findet sich im übrigen auch schon bei
WERNHER und bei SCHOEMAN und in neuester Zeit
wieder bei KOENIG und bei NICHOLS und RICHARDSON.
Einschligige Belege bieten weiters die Angaben und
Fälle von SMITH und SCHOEMAN, ein Teil der Fälle
STEMPEL’S und auch NICHOLS’ und RICHARDSON’S
dar, ferner die Mitteilungen v. BRUNN’S, KOENIG’S und
LAUENSTEIN’S.
Ganz besonders ist endlich auf die Erfahrungen G.
PREISER’S hinzuweisen, die sich auf die Häufigkeit der
Arthritis deformans bei gewissen gewerblichen Berufen,
so unter Scheuerfrauen, Bäckern und Schlossern beziehen,
die ihre Arbeit bei Außenrotation der Füße und Sprei-
zung der Beine zu verrichten haben. Letztere Tatsache,
besonders aber auch die Veranlagung gewisser an-
geborener Gelenksanomalien zur Entstehung der
Arthritis deformans, regten PREISER zur Aufstellung
seiner statischen Theorie der Arthritis deformans
an, die er zuletzt (in seinem Buche über die statischen
Gelenkserkrankungen, 1911) dahin zusammenfaßte, daß das
Verderbenbringende in der unter solchen Umständen von ihm
angenommenen ,Gelenkflicheninkongruenz* und in der
daraufhin von ihm gefolgerten Entlastung und Entblößung
der Randgebiete der Gelenkflächen zu erblicken sei.
Die Annahmen, von denen sich hiebei PREISER leiten Einwände ge-
ließ, sind, nebenbei bemerkt, mit manchen feststehenden Tat- gen die stati-
sachen nicht in Einklang zu bringen. Sie vermögen nicht die so sche Theorie
häufig die Gelenkflächengrenze ringsherum umgreifenden derA.d.
Randwulstbildungen, im besonderen aber nicht die Be-
funde zu erklären, die die A. d. bei ihrer Beschränkung
auf innere, von den Rändern entfernt liegende Gelenkflä-
chengebiete, und zwar in Fällen zeigt, in denen es zu keinen
Randwulstbildungen kommt. Zu erwägen ist auch, daß der Knor-
pel nicht unbedingt des Kontaktes mit Knorpel bedarf, um unge-
fährdet bestehen zu bleiben. SCHULIN schon machte in diesem
Sinne (gegenüber C. HUETER) auf gewisse Gelenke aufmerk-
sam, in denen die Ausdehnung der Knorpel-Flächen
durchaus nicht immer der Exkursion der Bewegung entspricht;
eine anatomische Tatsache, bereits angeführt bei HENLE und auch
im Werke R. FICK’S.
Es kommt in gleichem Sinne auch in Betracht, daß keines-
wegs (entgegen den Voraussetzungen, von denen die widerspre-
chenden Annahmen H. MEYER’S, C. HUETER’S, SAPPEY’S und
auch R. FICK’S ausgehen) die uns hier wegen der A. d. interes-
sierenden Verknöcherungs-Vorgänge im Gelenkknor.
pel durch Ruhestellung der Gelenke bedingt und
herbeigeführt werden, was ja die Versuche belegen, die MOLL (und
vor ihm schon C, REYHER und van HAREN NOMAN) bezüglich
der Frage des anatomischen Zustandes der Gelenke bei ihrer an-
dauernden Immobilisation durchführte.
Anzuführen sind weiters die Versuche und Befunde
KROH’S, welche direkt ergaben, daß der Deformierungs-
prozeß keinmal aufdas betreffende Gebiet der Druck.
entlastung beschrinkt blieb auch nicht in Gestalt einer
einfachen Belastungsdeformität zu Tage trat, wenn KROH Inkon-
gruenz der Gelenkflächen künstlich herbeifiihrte. Bei den von
PREISER vorausgesetzten statischen Veränderungen han-
delt es sich demnach, wie auch schon KROH erkannte, nur
um eine aber gewiß bedeutsame Disposition zur Arthritis
deformans; und daher erblickt auch KROH, in Annäherung an
die funktionelle Theorie der A. d., das ausschlaggebende Moment
in den „aus der Funktion resultierenden, dauernden, inneren, me-
chanischen Reizen“,
Es steht mit den Anschauungen W. ROUX’ und W.
HENKE’S über die funktionellen Erhaltungsbedingungen
und Wechselbeziehungen der knorpeligen und knöchernen
Bemerkungen
über die
Schmerzsymp-
tome der A. d,
vom Stand-
punkte der mi-
kroskopischen
Untersuchungs-
ergebnisse aus.
Anteile der Gelenkkörper in Einklang und ermöglicht eine
befriedigende Auffassung der Arthritis deformans, wenn
man davon ausgeht, daß es an mit normalem Gelenkknor-
pel überdeckten Gelenkkörpern weder an sich durch das
Alter, physiologischerweise, noch durch Ruhestellung und
Entlastung zu Verknöcherung des Gelenkknorpels kommt,
sondern daß hiezu erst die Anregung gegeben ist, wenn
sich durch einen veränderten, in Betreff seiner Elastizität
gestörten Gelenkknorpel hindurch der Einfluß übermäßig
gesteigerter und ins Pathologische abgeänderter Funktion
auf das Zellen- und Gefäßleben innerhalb der subchondra-
len Markräume geltend macht.
Nichtauf den Mangel an Druckeinwirkun-
gen, sondern auf die mangelnde Sicherung vor
Druck-, bezw. Abscherungswirkungen ist es zu
beziehen, daß unter den Verhältnissen der Ar-
thritis deformans von den subchondralen Mark-
räumen aus inden Gelenkknorpel vorgreifende
GefaB- und Knochenbildungen zustande kom-
men; es wird umgekehrt, wenn der Gelenkknorpel unter
normalen Verhältnissen von derartigen Vorgängen ver-
schont bleibt, dies nicht den bestehenden Druckwirkungen,
sondern dem in der Elastizität des normalen Gelenkknor-
pels gegebenen Schutz der subchondralen Markräume vor
Stoß-, Druck-, bezw. Scherwirkungen zuzuschreiben sein.
Bei der hier vertretenen Auffassung und bei Berück-
sichtigung jener unter den aufgenommenen Befunden, die
so deutlich auf den Kapseldruck hinweisen, der im Bereiche
der Randwülste bei Arthritis deformans herrscht, werden
gewisse ihrer Schmerzsymptome ebenfalls von den
Verhältnissen der Gelenkkapselspannung aus
erklärlich, ohne daß es nötig ist, die von PREISER
angenommene Gelenkflächen -Inkongruenz zur Erklärung
heranzuziehen.
Was die Symptomatologie der Arthritis deformans an-
langt, wäre aber hier auch noch hervorzuheben, daß auch
u ar | oo
für jene Anfälle von Schmerz und von Behinde-
rung der Gelenksfunktion, die von jeher die Abgren-
zung der Arthritis deformans-Leiden von neuralgischen und
von rheumatischen und gichtischen Zuständen erschwerten,
in den aufgenommenen Befunden eine befriedigende Er-
klärung sich darbietet; es braucht nur an die in den hoch-
gradigen Arthritis deformans-Fällen gesammelten Erfahrun-
gen über Einbiegungen und Einbrüche, über Ver-
lagerungen und Einpfropfungen und an die da-
durch bedingten verschiedenartigen reaktiven
Veränderungen erinnert zu werden. Jedenfalls ist
durch die verschiedenen einschlägigen Befunde — ich
meine besonders die Trümmer-, Detritus- und Knorpelge-
rölleysten, ferner die Knorpelknötehen-Bildungen — der
Nachweis erbracht, daß (entgegen der Annahme von NI-
CHOLS und RICHARDSON) nicht bloß freie Gelenkkörper,
die eine zur mechanischen Obstruktion hinreichende Größe
besitzen, für denVerlauf der Arthritis deformans-Fälle Be-
deutung gewinnen.
Es erübrigt nun noch, hier zugunsten der funktionel-
len Theorie der A. d. auch die wertvollen statistischen
Ermittelungen anzuführen, die wir in jüngster Zeit BEITZKE
auf pathologisch-anatomischem Gebiete verdanken. Ich hebe daraus
hervor, was BEITZKE selbst als interessant bezeichnet und ätio-
logisch verwertet, daß bei seinen im ganzen auf 200 Leichen sich er-
streckenden Untersuchungen von den (16) Arbeitern alle bis auf einen
Gelenkveränderungen aufwiesen, während die (4) Näherinnen und
Schneiderinnen sämtlich davon verschont waren. Auch BEITZKE’S
Beobachtung, daß mit dem Lebensalter die Gelenkveränderungen
ganz erheblich zunehmen, wäre hier anzufiihren und bestätigt das
in dieser Beziehung bereits Bekannte. Alles weist darauf hin, daß
unter gewissen Berufsverhältnissen sowie mit der Lebensdauer die
Gelegenheiten anwachsen zu den verschiedenen Einwirkungen und
Ernährungsstörungen, die die Elastizität des Gelenkknorpels beein-
trächtigen können, womit sich auch dıe Möglichkeit steigert, dab
unter solchen Umständen im Sinne der funktionellen Theorie die
subchondralen Knochengebiete in Mitleidenschaft gezogen werden,
Letzteres tritt unter gewissen örtlichen Verhältnissen
ausnahmsweise nicht ein; solche schon im vorausgehenden
erwähnte Bezirke besonders mächtig entwickelter Verkalkungs-
3
Statistische
Belege für die
funktionelle
Theorie der A.
d. Schlußerläu-
terungen.
pee ae
regionen des Gelenkknorpels und besonders stark gebauter subchon-
draler Knochenrindengebiete, die trotz ausgesprochener Elastizitits-
veränderungen ihres Knorpelüberzuges keine Gefäß- und Markraum-
bildungen in den kalklosen Gelenkknorpel vorgreifen lassen, sind mit
den Annahmen der funktionellen Theorie gut vereinbar und, wie sich
leicht erkennen läßt, geradezu als Bestätigung dafür verwertbar.
Die funktionelle Theorie rechnet im wesentlichen mit
den indirekt im subchondralen Knochengewebe eintre-
tenden reaktiven Wirkungen, wenn bei der Ausbildung
von Veränderungen innerhalb der m, m. oberflächlichen
Gelenkknorpel - Schichten Elastizitäts- Störungen zustande
kommen, und stützt sich hiebei auf die schon bezüglich
der Diagnose der Anfangsstadien der Arthritis deformans
verwerteten Befunde, bei denen sich zwischen den Vasku-
larisations- und Ossifikationsbezirken des Knorpels und
dessen m. m. oberflächlichen Veränderungsstrecken noch
verschieden dicke Schichten unverändert erscheinenden
Knorpelgewebes eingeschaltet zeigen (Demonstration); erst
später beim Tiefergreifen der Knorpelveränderungen und
bei zunehmender Bloßlegung der Knorpelknochengrenze
gesellen sich dazu hier und in den Knochenmarkräumen
direkt eingreifende Reizwirkungen.
Ebensowohl in diesem vorgeschrittenen als auch in den
ersten Anfangsstadien der Arthritis deformans sind ihre Vor-
gänge augenscheinlich an das Zusammenwirken mehr-
facher funktioneller und anatomischer Um-
stände gebunden, Es sind als solche nebst den zur
Beeinträchtigung der Knorpelelastizität füh-
renden Einwirkungen und Veränderungen auch
Art und Maß der mechanischen und funktionel-
len Beanspruchung der betreffenden Gelenkgebiete
und der Bau der bezüglichen Knochenknorpel-
grenzstrecken und im besonderen die Ausbildung der
Verkalkungsregion des Knorpels und der subchondralen
Knochenrindenschichte von Belang.
In dieser Auffassung bietet sich, wie schon erwähnt
wurde, die naheliegende Erklärung dafür, daß in so vor-
pala) ae ae
wiegendem Maße die Befunde von Arthritis deformans
unter den Bedingungen seniler Ernährungs-
störungen des Knorpels anzutreffen sind, unter denen
sie entweder erst entsteht oder auch, auf Basis der
von der Jugendzeit her bestehenden Anfangs-
stadien der Veränderung noch zu besonderer weiterer
Ausbildung gelangen kann, Dabei werden die unter sol-
chen Bedingungen gegebenen Falles bestehenden atro-
phischen Knochenverhältnisse zu folgenschwerer
Bedeutung gelangen, sie werden das Vorgreifen der
Resorption durch die Knochenknorpelgrenze hindurch
begünstigen, erleichtern und damit auch die Vor-
sänge der Gefäß- und Knochenbildung inner-
halb des Knorpels fördern und besondere Möglichkeit
dazu darbieten, daß es an der Knorpelknochengrenze zu
Einbiegungen und Hinknickungen kommt.
Gerade unter der Herrschaft atrophischer
Verhältnisse ergibt sich an gewissen Stellen, wie im
Bereiche der Randwülste, der Knorpelusuren
und der Schlifflächen und auch im Gebiete atro-
phisch eröffneter subperiostaler Markräume
zu den verschiedenen mechanischen und traumati-
schen Einflüssen besondere Gelegenheit und
damit auch, in ihrer Folge Gelegenheit zu Verlagerungen
und Einpfropfungen von Gewebsdetritus, von Splittertrüm-
mern und von Knorpelgeröll sowie auch zur embolischen
Verschleppung von noch entwicklungsfähigen Knorpelzellen,
In diesem Sinne und mit diesem Anteil sind auch
nach den Auffassungen der funktionellen Theorie der Ar-
thritis deformans, und zwar im besonderen für die Aus-
bildung ihrer hochgradigen Veränderungen atrophische
Knochenverhältnisse und Zusammenhangsstörungen an
der Knochenknorpelgrenze von Belang. Bei alldem ist
aber im Auge zu behalten, daß ja die höchstgradige sub-
chondrale Knochenatrophie sich ohne oder bei sehr gering-
gradigen oder sehr beschränkten Arthritis deformans-Ver-
änderungen (und auch ohne Infraktion) vorfinden kann,
I
und dal} anderseits die ausgesprochenen Anzeichen abnorm
gesteigerter Resorptions- und Knochenbildungsvorgänge im
Bereiche der Knochenknorpelgrenze und darüber in den
kalklosen Gelenkknorpel hinein nur anzutreffen sind, wenn
es in den betreffenden Gebieten desselben zu die Knorpel-
elastizität beeinträchtigenden Ernährungsstö-
rungen und Gewebsveränderungen gekommen ist.
Daß letztere die Vorbedingung zur Entste-
hung der Arthritis deformans abgeben, wird auch im beson-
deren durch die große Verbreitung der regressiven Verände-
rungen des Gelenkknorpels und durch die Nachweise belegt,
die die Untersuchungen WEICHSELBAUM’S bezüglich der
örtlichen Veranlagung gewisser Gelenkflächenbezirke zu diesen
Veränderungen ergaben. Auch die Befunde, zu denen in
letzter Zeit die Chirurgen (NICHOLS und RICHARDSON)
bei Frühoperationen von Arthritis deformans-Fällen gelang-
ten, sind in dieser Hinsicht zu verwerten; die erste und
früheste Veränderung, und zwar degenerativer Natur sahen
sie dabei in der „Fibrillation* des Knorpels gegeben.
Im Einklang mit den Ergebnissen meiner Befunde
und in Uebereinstimmung mit den Untersuchungen BE-
NEKE’S und WALKHOFE’S wird somit unter allen Um-
ständen bei der Aufstellung einer die Arthritis deformans
erklärenden Theorie unter den pathogenetischen Momenten
den Gelenkknorpelveränderungen jene Voran-
stellung zu gewähren sein, die ihnen bei Würdigung der
Bedeutung der Knorpelelastizität und deren Störungen für
das Zellenleben im Bereiche der subchondralen Markräume
zukommt. Dadurch ist jedenfalls nicht nur dem theoreti-
schen Verständnisse der im Verlaufe der Arthritis de-
formans sich ausbildenden verschiedenen Veränderungen
und ganz besonders der Erkenntnis der Entstehungsweise
ihrer geringgradigen und ihrer Anfangsstadien, sondern
auch, vom praktischen Standpunkte aus, der Prophylaxe
und der Therapie der Arthritis deformans gedient.
Studien
über
palaearktische Formiciden |.
Prof. Dr. K. Wolf,
> ok DOLE
in
3,8
t
ah SOLLEN Oe
Studien über
palaearktische Formiciden I.
Von
Dr. Karl Wolf in Triest.
Uber Monomorium Lameerei FOREL.
Die genauere Untersuchung einer klemen Serie von
Arbeiterinnen des Monomorium (Holcomyrmex) Lameerei
FOREL, die mir Herr H. Stauder aus Biskra (Süd-Algerien,
Mai 1912) brachte, hatte bezüglich der Skulptur des Kopfes
ein auffälliges Ergebnis.
Die Anordnung der feinen Streifen der Koptoberseite
folgt zwar bei meinen Exemplaren der von FOREL *) ge-
gebenen Beschreibung soweit, dab sie sich mehr oder weniger
ungezwungen auf dieselbe beziehen lassen.
Jedoch erreichen die Streifen bei verschiedenen Exem-
plaren eine der Orginalbeschreibung so ziemlich ent-
sprechende Lage auf zwei ganz verschiedene Anordnungs-
weisen, die ich in Fig. 1 und 2 darstelle.
Bei der Streifenanordnung nach Fig. 1 bieten die Streifen
im allgemeinen das Bild eines einheitlichen Büschels, dessen
Mitte gerade zum Hinterhaupt zieht und dort zu querem
Verlaufe umbiegt (Fig. 1b), während die seitlichen Streifen
nach vorn umbiegen.
*) Foret, Les fourmis du Sahara algerien. Ann. soc. ent.
Belg. 46, 1902, 150: „Les stries sont transversales sur le thorax
et un peu plus grossieres sur Je métanotum. Sur la téte elles sont
longitudinales au milieu et de cdté, mais elles divergent a I’ occiput
ou elles deviennent transversales. De l’oeil & l’occiput. elles sont
obliques et contournees, autour des fossettes antennaires arquées.*
NA ee
Ganz anders ist die Streifenanordnung bei den Exem-
plaren nach Fig. 2. Die mittleren Streifen ziehen, indem
das Bündel in der Mitte des Kopfes etwas ausgebaucht
ist, zum Hinterhaupt, wo sie sie zwar zu querem Verlaufe
umbiegen, aber bald in der glatten Okzipitalfläche ver-
schwinden (Fig. 2b). Ein seitlicher Teil des Büschels biegt.
wie bei Fig. 1 seitwärts um die Antennalgrube nach vorne,
Diese Streifen nehmen den Raum bis etwa zum Vorder-
rande des Auges ein. Durch diese Anordnung bleibt ein
Figur 1 Figur 2.
Fig. 1. Monom. Lameerei FOREL. Fig. 2. var. Stauderi. m.
bedeutender Teil der Kopfoberseite, nämlich vom Auge
bis zu den Hinterecken des Kopfes für ein zweites System
feiner Bogenstreifen frei. Diese verlaufen konzentrisch um
die Kopfhinterecken, so daß zwischen ihnen, den Längs-
streifen und den um die Antennalgrube ziehenden Bogen-
streifen, ziemlich in der Längenmitte des Kopfes, oberhalb
der Augen ein kleines dreieckiges Feld sich ergibt. Dieses
ist bald spiegelglatt und glänzend, bald im Sinne der es
begrenzenden Streifen fein gerunzelt.
SN ys
Bei den Exemplaren nach Fig. 1 ist durch eine zarte
Querfurche ein Stirnfeld, auf welches sich die Streifen des
Klypeus fortsetzen, abgegrenzt. Hinter ihm ist eine kleine
glatte Stirnrinne. Bei den 99 nach Fig 2 fehlt die Quer-
furche, dagegen findet sich zwischen den hier etwas gröberen
Längsstreifen des Klypeus eine mediane Längsfurche, die nur
undeutlich gestreift oder schwach und unregelmäßig ge-
runzelt ist, Die Stirnrinne beginnt mit einer tiefen, nach
vorne scharf rund abgegrenzten Grube und setzt sich nach
hinten als schmale glatte Furche zwischen den innersten
Längsstreifen fort.
Auch die Kopfform ist verschieden. Die Exemplare
nach dem zweiten Typus des Streifenverlaufs haben durch-
wegs einen etwas breiteren Kopf, der überdies hinten ein
wenig tiefer ausgeschnitten ist.
In Bezug auf Gestalt, Größe, Färbung und Behaarung
sind mir keine Unterschiede zwischen den beiden Formen
aufgefallen.
Wenn sich nun auch beide Arten des Streifenverlaufes
auf die Originaldiagnose beziehen lassen, so schien mir
doch die nach Fig. 1 der zitierten Beschreibung genauer
zu entsprechen.
Ich habe Herrn Prof. Dr. A. Forel diese Frage vor-
gelegt, in der Meinung, die eine der beiden Formen sei
als neu zu betrachten, Ich bekam zwar in Bezug auf die
Übereinstimmung einer der beiden oben beschriebenen und
abgebildeten Formen mit der Type keine Auskunft, auch
zeigte sich Herr Prof. Dr. A. Forel nicht geneigt, mir
seine zum Vergleiche erbetene Type zu leihen, dagegen
hatte er die Liebenswürdigkeit, mir eine andere, für die
Auffassung der vorliegenden Beobachtung wichtige Auf-
klärung zu geben. Er schrieb mir: ,..... daß derartige
kleine Skulpturvariationen bei Holcomyrmex u. a. nicht
einmal einen besonderen Varietäten-, geschweige Artnamen
verdienen. Ich habe sogar viel größere, als Sie zeichnen,
aus den gleichen Kolonien gesehen. — Aber Sie zeichnen
2 DY oe
den Kopf der einen Form viel breiter, als den anderen;
dann wäre es anders.‘
Da ich nur mein eigenes, ziemlich geringfügiges
Material, sowie — durch die Giite des Herrn Prof. Dr, C.
Emery — zwei Q aus Kairuan, die beide mit Fig. 2 über-
einstimmen, kenne, bin ich nicht in der Lage, mir darüber
ein abschließendes Urteil zu bilden, zumal ich nichts über
die Umstände weiß, unter welchen meine Exemplare ge-
fangen wurden.
Sollten tatsächlich Individuen mit derart verschieden
angelestem Streifenverlauf am Kopfe, wie bei meinen zwei
Formen. in demselben Neste sich finden, bezw. Geschwister
sein, so wäre es jedenfalls als ein sehr merkwürdiger Fall
von Dimorphismus zu betrachten, solange nicht Übergangs-
formen zwischen den beiden Typen der Streifenanordnung
bekannt werden. Vorläufig kann ich mir übrigens kaum
vorstellen, wie solche Übergänge aussehen sollten,
Ich halte es daher derzeit für gerechtfertigt, jene der
beiden Formen, die — nach der Originaidiagnose zu
schließen — von der Type des Monomorium Lameerei
FOREL abzuweichen scheint (Fig. 2), als Skulpturvarietät:
Stauderi n. var. zu benennen.
Sollte sich aber herausstellen, dab die zwei Formen
doch nicht in demselben Neste leben. so wären sie als
Spezies von eimander zu trennen.
Aphaenogaster sardoa MAYR var. Jongispina n. var.
Q. Unterscheidet sich von der typischen Form, von
welcher ich durch die Güte des Herrn Prof. Dr. C. Emery
ein Exemplar von 5 mm Länge, mit der Fundortsbezeich-
nung „Algerien“ besitze, sowie von mehreren Arbeiterinnen
yon 5’5—6'3 mm Länge, die Herr H. Stauder für mich
in Bone (Algerien: 20. 4. 1911) sammelte, durch folgende
Merkmale:
Der Kopf ist bei annähernd gleicher Länge merklich
breiter. Länge des Breite des Kopfes Verhältnis
Kopfes (unmittelbar vorden der Kopfbreite (b)
Augen gemessen) zur Kopflinge (1)
9-
‘
Bone (f. typ.)
i°373 mm 1°037 mm bi b= 0275373
Biskra (var. longispina m.) 1°386 mm 1°091 mm perl —
0'789 :1
Die Kopfseiten sind hinter den Augen weniger konver-
sent aber stärker abgerundet als bei der typ. Form, wo
sie in flacherem Bogen verlaufen, aber von den Augen an
stärker konvergieren. Ferner zeigt der Kopf ebenso wie
das ganze Tier eine etwas gröbere Skulptur, insbesondere
sind die Längsrunzeln ein wenig deutlicher ausgeprägt.
Auffällig ist die erheblich dunklere Färbung: Kopf,
Thorax und Stielehen sind rostbraun, Gaster braun, an
der Basis rostbraun.
Im Profil des Stielchens treten nur geringfügige Unter-
schiede auf, die aus den Abbildungen ersichtlich sind.
Dagegen ist die neue Form durch die Bewehrung ihres
Epinotums ausgezeichnet, Dieses trägt bei der typ. Form
ziemlich kurze, zahnartige, allmählich zugespitzte Dornen,
bei var. longispina m. dagegen beträchtlich längere, die
vom Grunde an ziemlich gleichmäßig dünn bis zur Spitze
verlaufen (Fig. 3a, 3b und 4).
figur da
Figur &
Fig. 3: a Aph. surdow Mayr aus „Algerien“: b desgl. aus Bone
Fig. 4: Aph. sardoa var. longispina m. aus Biskra.
RN An ae
Aphaenogaster ovaticeps EMERY ssp. mülleriana
n. subsp.
Q. Bedeutend dunkler gefärbt als die Q der typ.
Form: dunkelbraun, Gaster schwarzbraun (an der Basis.
etwas durchscheinend).
Die Punktierung des Kopfes ist oben und an den
Seiten erheblich feiner als bei ovaticeps s. str.. hinten, im.
der Nähe des Gelenkrandes verflachen die Punkte, so dab
das Tegument nur mehr retikuliert erscheint; ohne deut-
liche Runzeln, nur an den Wangen und oberhalb der
Augen sind einige (netzig verbundene) Längsrunzeln sicht-
bar. Das Pronotum ist fast glatt und nur äußerst fein
retikuliert, die Netzmaschen sind ziemlich regelmäßig sechs-
seitig; die Skulptur des Meso- und des Epinotums stimmt mit
der des Typus ziemlich überein. Die Skulptur der Stielchen-
glieder ist etwas gröber als die des Pronotums. Die Gaster
ist bei beiden Formen an der Basis regelmäßig, weiter
rückwärts lückenhaft retikuliert.
Auffällig ist der Unterschied im Glanz. Der Kopr
zeigt, besonders gegen den Gelenkrand zu, bei ovaticeps
miilleriana einen viel lebhafteren Glanz als bei ovdticeps
f. typ., desgleichen ist bei der neuen Form die Pronotum-
scheibe und die Gaster glänzend.
Das Tier ist am ganzen Körper und insbesondere an
der Gaster reichlicher mit abstehenden Haaren besetzt,
die überdies etwas länger sind, als bei der typischen
Unterart.
Der Kopf von ovaticeps miilleriana ist etwas breiter.
Länge des Kopfes Breite des Kopfes Verhältnis —
(ohne d. Mandibeln) (in Augenhöhe) der Breite (b)
zur Läuge (1)
ovaticeps ovaticeps 1200 mm 0'905 mm bel — 0759601
(Type!)
ovaticeps miilleri-
and 1'250 mm 0°958 mm b: 1 0:766 52
In der Körpergestalt fällt an der neuen Form das.
Profil des Thorax und des Stielchens auf (Fig. 5 und 6).
ee
Bei ovaticeps ovaticeps ist die Pronotumscheibe etwas.
flacher, die Promesonotalsutur deutlich vertieft; bei ovati-
ceps mülleriana erscheint die Pronotumscheibe und das
Mesonotum mehr gleichmäßig gewölbt und die Sutur
seichter, das Mesonotum weniger vorspringend. Die Epi-
notumzähne sind bei ovaticeps mülleriana kürzer (nur um
weniges mehr als halb so lang) als bei ovaticeps ovati-
ceps, dabei nieht dornförmig, sondern eher dreieckig. Der
Petiolus und der Postpetiolus sind bei subsp. mülleriana
höher, besonders der letztere von dem der typischen Form
durch einen höheren Knoten wohl unterschieden. — Auf
einen Unterschied in der Länge des Fühlerschaftes machte
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Figur 5. Figur ©. \
Fig.5. Epinotum u. Stielchen von Fig. 6. Desgl. von Aph. ovaticeps
Aph. ovaticeps ovaticeps EMERY. miilleriana m.
mich Herr Prof. Dr. ©. Emery aufmerksam. Sie beträgt
bei ovaticeps mülleriana 1'569 mm, bei ovaticeps ovaticeps :
„ungefähr ebensoviel; da aber der Kopf der typischen Q
nicht nur etwas schmäler, sondern auch etwas kürzer
ist, folgt, daß der zurückgeschlagene Skapus bei dieser den
Kopf stärker überragt; er ist im Verhältnis zum Kopf
länger als bei der neuen subspezies“. [EMERY 1, 1.|
Mein Freund Dr. Josef Müller, dem ich diese interes-
sante Form widme, fing die einzige mir bisher bekannte
© derselben in meiner Gegenwart an einer Mauer des
Schlosses Miramar bei Triest (22.5. 1913; in meiner
Sammlung). Herrn Prof. Dr. ©. Emery in Bologna, welcher
mir seine Type (Unikum!) zum Vergleiche lieh, bin ich
für diese außerordentliche Güte zu lebhaftestem Danke
verpflichtet.
SEC
Von dieser seltenen Art waren bisher Q und 4 aus
“Genua. Q und 4 aus Albanien (Prevesa bezw. Pindus)
bekannt, Bei dem Umstande, daß die Flügel der albanesi-
schen Wes gelblich, die der ligurischen aber farblos sind,
ferner der Thorax kleine Unterschiede zeigt!) und auf
Grund der Tatsache, das die Adria der Verbreitung
vieler aus den östlichen Schöpfungszentren eingewanderter
‚Ameisen eine uniiberwindliche Schranke entgegensetzte ?),
lag die Vermutung nahe, daß die ostadriatischen (albanesi-
schen) Exemplare einer eigenen Form angehörten, weshalb
‚EMERY die hgurische Form als Typus der Art erklärte.
Solange indes keine albanesische Q bekannt war, ließ sich
natürlich eine Entscheidung nicht treffen. Ich glaube nun
annehmen zu dürfen, daß mit dem für die Q erbrachten
Nachweise einer eigenen ostadriatischen Form eine ge-
nügende Basis geschaffen ist, um jene albanesischen Q 2
und 4,4 ebenfalls von Aph. ovaticeps ovaticeps EMERY
abzutrennen und sie zu der neuen subspez. mälleriana m.
zu stellen.” )
Formica exsecta NYL.
Von dieser Ameise sammelte E. Pretner aut der
Kobiljaglava im mittleren Isonzotale einige YQ, die ich bei
!) Emery C., Öfvers. af Finska vet. Soc, Förh. Vol. 20,
1908, (13).
Emery C., Beiträge zur Monographie der Formiciden des
‚palaearktischen Faunengebietes. Deutsche ent. Zeitschr. 1908, 324.
2) Emery C., Der Wanderzug der Steppen- und Wüsten-
ameisen von Zentralasien nach Südeuropa und Nordafrika. Zoolog,
Jahrb,; Suppl. XV, 1. Bd., 1912, 95f.
Emery C., Le origini e le migrazioni della fauna mirmeco-
logica di Europa. Rendiconto delle Sessioni della R. Accademia
-delle Scienze dell’ istituto di Bologna; Anno accademico 1912—
1913; pag. 29 f. (Separ. 1913).
*) Anm. bei der Korrektur: Prof. C. Emery, dem ich das
Tier sowie das Manuskript zur vorliegenden Mitteilung vorgelegt
‚hatte, ist dieser Ansicht beigetreten:
Emery C., in: Entomol. Mitteil. III, 1914, Nr. 5, pag. 156.
keiner der in Prof. Emery’s Monographie!) beschriebenen
Formen unterzubringen vermochte. Um mehr Material
untersuchen zu können, suchte ich nach weiteren Ver-
tretern der Art in den julischen Alpen, und fand sie bei
der Tolstec-Alm im Triglavgebiet (3. 7. 1913) in zirka
1800 m Höhe.*)
Überraschenderweise stimmen die QQ aus diesen zwei
so nahe bei einander gelegenen Fundorten gar nicht gut
überein.
Auch der Vergleich mit ersecta- Arbeiterinnen aus
Tirol brachte keine Aufklärung.)
Weiteres Material verdanke ich der beispiellosen Libe-
ralität des Herrn Prof, Dr. C. Emery in Bologna, der
mich durch Überlassung einiger Exemplare aus Norwegen,
sowie je einer Serie von QQ aus dem Schweizer Jura und
aus Abetone in Italien (var. efrusca EMERY) zu herzlichem
Danke verpflichtete, dem ich hier aufrichtigen Ausdruck
gebe.***)
1) Emery C., Beiträge zur Monographie der Formiciden des
palaearktischen Faunengebietes, D. ent. Z. 1909, 189 f.
*) Das Nest hatte die Form eines steilen Kegelstumpfes von
etwa 30 cm Durchmesser an der Basis, war oben ganz eben und
an den Seiten mit kurzem Grase bewachsen. Das Nestmaterial
war pflanzlicher Detritus mit Erde vermengt. — Ich konnte aus
‘dem Neste eine Anzahl ©Q, aber leider keine Geschlechtstiere er-
halten,
**) Diese stammen aus einem Neste, das ich (22. 7. 1913) bei
‘der Adolf Pichler - Hütte im Senderstale bei Innsbruck in zirka
1900 m Höhe fand. Dieses sehr volkarme Nest war in einem
morschen Strunke von Pinus Cembra angelegt und ebenfalls sehr
erdig. Auch in diesem Neste konnte ich nur QQ erbeuten.
***) Ich fühle mich verpflichtet, an dieser Stelle auch meines
hochverehrten Lehrers, Herrn Prof. Dr. K. W.v. Dalla-Torre in
Dankbarkeit zu gedenken, der mich nicht nur durch seine wert-
vollen Ratschläge gefördert, sondern mir auch in wahrhaft hoch-
‚herziger Weise aus seinen reichen hymenopterologischen Literatur-
schätzen ungemein zahlreiche myrmekologische Abhandlungen zur
Verfügung stellte,
et Aa
Zwei Erscheinungen sind mir bei vergleichender Unter-
suchung dieses Materials besonders aufgefallen: 1. die
enorme Verschiedenheit der aus demselben Neste stammen-
den Individuen (am größten bei denen von der Adolf
Pichler-Hütte in Tirol und bei denen aus dem Schweizer
Jura) und 2. die mangelnde Übereinstimmung der Formen
aus eng benachbarten Fundorten (Kobiljaglava — Tolstec-
Alm), der wieder eine gewisse Ähnlichkeit der von weit
auseinanderliegenden Ländern stammenden (Tirol — Nor-
wegen) gegenübersteht. Ich verkenne nicht, daß mein
Material für eine Behandlung der zweiten Angelegen-
heit ganz unzureichend ist und beschränke mich vor-
läufig auf eine Beschreibung der mir vorliegenden Formen.
Ich muß mir dabei auch versagen, sie — die var. efrusca
EMERY natürlich ausgenommen — zu benennen oder ihre
Beziehungen zu den in der Literatur!) vorliegenden Be-
schreibungen zu erörtern, da ich hoffe, daß es bei Unter-
suchung eines umfangreicheren Materials aus einem viel
dichteren Netze von Fundorten gelingen werde, völlige Klar-
heit über diese offensichtlich stark variierende Art zu erhalten.
Die Unterschiede, denen ich besonderes Augenmerk
zuwandte, betreffen die Größe und Färbung der Tiere, das
Profil des Promesonotums und des Epinotums sowie den
Ausschnitt der Petiolusschuppe. Ich gebe beistehend Um-
rißskizzen des Thorax und der Petiolusschuppe von QQ
1) Formica exsecta NYLANDER, Acta soc, sc, Fenn. Il, 3, 1846,
909; T. 18, fig. 20.
Formica exsecta NYLANDER, Acta soc. sc. Fenn. Ill, 1, 1849, 27.
Formica exsecta var. rubens Foret, Denkschr. Schweiz. Ges.
Naturw. XXVI, 1874, 51 (Fourm. Suisse).
Formica exsecta var. etrusca Emery, ]. c. p. 191.
Die übrigen Formen:
Formica exsecta pressilabris NYL.
” » z var. foreli EMERY.
” > 2 var, exsecto pressilabris FOREL.
2 = A var. rufomaculata RUZSKY.
in 2 UOTE ADLERZ; s. bei Emery ]. c. p. 191— 193.
der sechs Fundorte, alle bei gleicher Vergrößerung ge-
zeichnet (Fig. 7—18).!)
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12a.
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13 b. b.
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Fig. 7-18: Thoraxumrisse und Schuppen der Formica exsecta — Formen
von: 7, 8 Kobiljaglava: 9, 10 Tolstee Alm; 11,312 Abetone; 13, 14
Oilo (Norwegen): 15, 16 Senderstal (Tirol); 17, 18 Schweizer Jura.
oT
1) Die Buchstaben (a, b, c) beziehen sich auf die in meiner
Sammlung befindlichen, hier abgebildeten Individuen und sind
beigesetzt, um ersichtlich zu machen, zu welchen der Thorax-
umrisse die Skizzen der Schuppen gehören.
— 5 —
1. Kobiljaglava im Isonzotal (Julische Alpen).
~-Q. 65 mm. Kopf (ohne die Mandibeln) 1°52 mm lane
und (unmittelbar vor den Augen) 1:49 mm breit.
Scheitel, Hinterhaupt und Gaster braunschwarz, Thorax
und Beine dunkelrostrot, Pronotum ohne oder mit kaum
merklickem braunem Fleck.
Mesonotum im Profil nicht vorspringend, Grenze
zwischen Pro- und Mesonotum nicht deutlich vertieft:
Promesonotum lang und flachgewölbt. Epinotum der Anlage
nach stumpfwinklig, ziemlich stark abgerundet (Fig. 7).
Schuppe mit abgerundeten Ecken, in gleichmäßigem
Bogen ausgeschnitten (Fig. 8).
2. Tolstec-Alm am Triglav (Julische Alpen).
9. 6—6'5 mm; Kopf 1'41—1'49 mm lang, 1:33 —
1:44 mm breit.
Färbung wie bei Voriger, aber die Beine dunkler
braun, Fleck auf der Pronotumscheibe zwar nicht viel
dunkler, aber etwas deutlicher und größer.
Mesonotum vorspringend, Promesonotalsutur winkelig
eingesenkt (Fig. 9). Epinotum wie bei Voriger.
Schuppe mit regelmäßig abgerundeten Ecken, nur
wenig und ganz schmal eingeschnitten (Fig. 10 a—c).
3. Abetone (Italien).
Die QQ von der Tolstec- Alm schließen sich unter
allen mir vorliegenden noch am engsten an eine sicher
bekannte Form an, nämlich an Formica exsecta exsecta
NYL. var. etrusca EMERY aus Abetone (Fig. 11a, b und
12 a—c).
Diese Übereinstimmung bezieht sich auf das Profil des
Thorax und die Gestalt und den Ausschnitt der Schuppe.
Jedoch ist die var. etrusca größer, da sie gut 7 mm Länge
erreicht; der Kopf mißt 1:47—1'68 mm in der Länge, die
Breite beträgt: 1:45-—1°60 mm.
Der ganze Thorax ist gestreckter und insbesondere
das Promesonotum flacher gewélbt. Auch die Schuppe ist
größer und vor allem oben breiter.
Ferner ist die Fiirbung abweichend. Die mir vor-
liegenden QQ der var. etrusca EMERY sind viel heller als
alle anderen, der Gegensatz in der Fiirbung des Thorax
gegenüber dem Kopf und der Gaster ist viel geringer, der
ganze Farbton mehr bräunlich, und insbesondere der bei
den anderen Formen stets rostrote Thorax entschieden
eher hellbraun gefärbt. Kopf und Gaster können als rot-
braun bezeichnet werden. Pronotumfleck fast unkenntlich.
4. Oilo (Norwegen).
©. Diese Fornt ist ziemlich klein, 5—6 mm lang.
Kopf 120—1'31 mm lang. 1:12—1:20 mm breit.
Färbung wie bei den Stücken von der Kohiljaglava
(1.), nur Thorax und Beine heller rostrot. Pronotumfleck
der Ausdehnung nach wie bei den QQ von der Tolstec-
Alm (2.), bald ziemlich deutlich, bald kaum erkennbar.
Promesonotum wie bei der: Form von der Kobilja-
glava, aber die Sutur etwas deutlicher, Epinotum stark
verrundet (Fig. 13 b).
Schuppe keilförmis, Ecken wenig abgerundet, Aus-
chnitt von den Seitenteilen des oberen Randes — scharf
abgesetzt, von wechselnder Tiefe (Fie. 14a, b).
5. Adolf Pichler-Hütte im Senderstale bei Innsbruck.
©. 55—6'5 mm. Kopf 1:44—1'47 mm lang. 139 —
1:45 mm breit (bei 1 Exemplar: 1°33 und 1°31).
Kopf mit Ausnahme der rotbraunen Wangen und
Mandibeln und des dunkelrotbraunen Riypeus braun-
schwarz; Thorax und Stielechen dunkelrostrot. Gaster braun-
schwarz. Pronotumfleck deutlich, dunkelbraun.
Mesonotum vorspringend, Sutur winkelig vertieft:
Promesonotum kurz und hochgewölbt. Epinotum meist
nahezu rechtwinklig, wenig abgerundet (Fig. 15a, ©).
Oberer Rand der Schuppe, ähnlich wie bei den Stücken
aus Norwegen flachbogig, gegen die Seitenränder winkelig
abgesetzt, die Winkel wenig verrundet, Ausschnitt bald.
seichter, bald tiefer, stets aber vom oberen Schuppenrand.
winkelig abgesetzt (Fig. 16 a—c).
— 52 —
Der Winkel zwischen der oralen und der kaudalen
Fläche des Epinotums schwankt in der Regel zwischen
‘99° und 110° Nur ein einziges Exemplar wies einen
‚größeren Winkel (123°) auf; dieses hatte zugleich den
seichtesten Ausschnitt der Petiolusschuppe (Fig. 15a und
16a). Das Exemplar mit dem kleinsten Epinotumwinkel
hatte auch die am tiefsten ausgeschnittene Schuppe (Fig.
15¢ und 16c). Die übrigen Exemplare nehmen sowohl
‚hinsichtlich des Epinotumwinkels als des Schuppen - Aus-
schnittes eine Mittelstellung ein (Fig. 16b). Wir gehen
wohl nicht fehl, wenn wir diese gegenseitige Abhängis-
keit als eine Einrichtung auffassen, welche bei allen In-
-dividuen, ungeachtet der enormen Variabilität der in Rede
stehenden Teile, das Einhalten gleicher Beugungsgrenzen
herbeiführt.
6. Schweizer Jura.
QO. 45—5'8 mm. Kopf 1:33—1:36 mm lang, 1:20 —
1:24 mm breit (beim kleinsten Exemplar 1:17 lang, 1:07
breit.)
Im ganzen etwas heller als die tiroler, aber dunkler
als die etrurischen Stücke; Scheitel, Hinterhaupt und
‘Gaster dunkelbraun. Vorderkopf und Wangen hellbraun.
Thorax rostfarben, aber nicht mit so ausgesprochen rotem
‘Stich wie Vorige. Pronotumfleck bald deutlich, bald un-
merklich, stets schwächer als bei den Tiroler Exemplaren.
Mesonotum wenig vorspringend, Sutur mäßig vertieft,
Epinotum stumpfwinklig angelegt, ziemlich stark abge-
rundet (Fig. 17a).
Schuppe klein, Ecken mehr oder weniger abgerundet,
‚Ausschnitt, besonders in der Breite, sehr variabel (Fig.
18a, b).
Beobachtungen
des
meteorologischen Observatoriums
der Universität
isis ti Cle
im Jahre 1912.
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Vorwort.
Die Beobachtungen des meteorologischen Observatoriums
Innsbruck sind fiir das Jahr 1912 in ganz der gleichen Weise
zusammengestellt, wie fiir das vorhergehende Jahr. Die Druck-
legung ist wieder durch die Subvention des k. k. Ministeriums
für Kultus und Unterricht ermöglicht. Der Umfang der Publi-
kation ist noch immer geringer als im Jahre 1910; es ist beab-
sichtigt, ihn für den meteorologischen Teil auch nicht zu er-
weitern, hingegen vom Jahre 1913 ab einen Überblick über die
Ergebnisse der mikro-seismischen Station in Innsbruck anzu-
schließen.
Innsbruck, 20. Juni 1914.
Prof. Felix Exner,
Institut für kosmische Physik der k. k. Universität.
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Täglıche Beobachtungen
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von Luftdruck, Temperatur, Feuchtigkeit, Bewölkung, Wind und
Niederschlag im Jahre 1912.
Barometer, Fortin Nr. 360, Seehöhe 582 m.
Thermometer, Höhe über dem Erdboden 1-7 m.
Regenmesser, Höhe über dem Erdboden 19-7 m.
Windrichtung und Geschwindigkeit, Anemometer von Schäffler.
Länge von Gr, 11° 24' E.
Breite 47° 16’ N.
Schwerekorrektion (Breite und Höhe) + 6:06 mm.
Erklärung der Zeichen:
Regen . a) Schneegestöber .
Schnee OES Gewitier . > a
Hagel . . A Mondhof . U
Nebel . = Mondring U
Reif Ww Höhenrauch . iva)
Thau . a Schneedecke SI
Jänner.
Dampfdruck
= Luftdruck Temperatur 0°,
3 mm.
3] 7h | 2b | gh Mittel Th | 2h | 9h Mittel] Max. | Min. | 7h | 2h 9h M.
1) 20-7 | 281 | 24-0 | 22-27] 14) 1-3 0-0) oo; 16!—20]3913-7! 44] £0
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12) 21:3 | 19:6 | 20-2 | 20-37] —6-4| 0-7) —1:2| —2:3) 1:0 | —6-5 | 2:5 | 2:97) 32) 2.9 |
13} 19:7 | 17°7 | 18-5 | 18-63] —4-2) 1:9) —3:7| -2:0| 2:6 | —-5:3 | 3-0 | 3:6 | 3:1 | 3-27)
14] 16°9 | 14.5 | 14-9 | 15-43] —8-3] —0°4| —2:3| —3-7/ 1:3 | —8-3 | 21 | 2:9 | 3-6 | 2-9 |
15} 14:2 | 11:6 | 12-6 | 12°80] —4-8) —2:3) —7-8} 50 —13 | —7-8 | 29 | 27 | 2-1 | 26 |
16} 12:8 | 10-8 | 11-6 | 11-73] —7-8| —4-2] —3-8] —5-3] —3-3 | —8-3 | 21 | 24 | 3:3 | 26 |
117) 10:8 | 12:6 | 14:9 | 12:77) —2-8) —2-7| -——14| —3:3) —2:1 | —4-8 ] 3-7 | 3:3 | 3:0 | 3:3 |
} 181 15:2 | 15-5 | 17-6 | 16°10] —0| ° 1-9] 0:1] —07| 2:1 | —49] 3-0 | 41 | 41 | 37
19] 17-6 | 16:0 | 15:6 | 16°40] 0-4] 4-4] 14 18 60] —11] 41] 41] 4:3] 42
20) 14°7 | 14:6 | 15:7 | 15-00] --0'8] 47) 06) 15) 60} 19] 3-7) 37 | 37 | 37 |
| 21] 16°6 | 13:8 | 13:5 | 14.63] 4-1] 4-0] —2:2| —08| 49 | —4-3 | 3-0 | 3:0 | 31 | 3:0
| 22} 12:2 | 10:8 | 11°2 | 11-40} —47| 4-8] —0.7/ —02) 55 | —48 | 3:0 | 33 | 3:4 | 3:2
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Monats- und
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Jahresübersicht.
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13:6 | 22°6 | 17-0 | 17°8| 17-3] 29-2] 138, | 9-6] 21. | 108 90 | 53 | 1175
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_29| 24 _13 |-0-6|—1-0} 10-3 | 27. |-10°3 | 6.8. ] 37 93 | 73 | 89 | 85
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* Nach Terminbeobachtungen.
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** Nach den Angaben der Registrierapparate.
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Stündliche Aufzeichnungen
der autographischen Apparate für Luftdruck, Temperatur, Feuchtigkeit,
Regenfall und Sonnenschein.
1912.
Barograph, grosses Modell, System Richard, von J. Fabri Wien, für 48
Stunden.
Thermograph, grosses Modell, System Richard, von J. Fabri Wien, für
eine Woche.
Hygrograph, System Richard, von J. Fabri Wien, für eine Woche.
Ombrograph, System Hellmann - Fuess, von Fuess in Potsdam, für
24 Stunden.
Sonnenscheinautograph, System Campbell.
Temperatur (C°.)
Jänner.
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8 | 5:2] 5:8) 7-1! 5:8] 5:5] 5:0) 4:3] 3°8)- 2-3] 4-2] 1°0| 0-8] '3:3) 7-1} 10-8
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s
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.
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M. | 13°21]. 127 | 12:2] 11:8] 11-5 | 11-9] 18-01 14-2 20°3
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Temperatur (C°.) Mai.
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TG —
1 1 10-0] 10.3] 8-6] 7:3] 7:0] 7-0} 69 7:0) 6:8) 6-4) 6:3} 5.9] 7-0) 11°0) 5:0
2 | 10:6] 11-4] 12-0] 12-1] 11°6] 10-4] 9-7} 8:9} 8-0} 7-8] 7-4] 7-0} 8-0) 12-17 3°5
3 | 16-3] 18-0} 18-9| 18-9] 18°2] 17-0] 146) 13-0) 10:7) 9-2) S*5) 7-2] 11-2) 20:0) 5:5
4 | 19:5] 21-6] 22-2) 22-5} 20-9] 19-1] 17-8) 16°2) 14-0) 12:7] 12°3] 11-8} 12:6] 21-5] 3°0
5 I 15-7| 15-9] 18-2] 17-1] 13°9| 13-2) 12-5) 11°7| 11°5| 11-0} 10°9| 10-6] 12-4] 18-2] 9-1
6 | 18-3] 18-7] 20-9} 20-0] 18-3] 16-9) 12-1] 12-0] 10°7| 10-6) 10-1) 9-7] 13-0} 21-1] 82
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8 | 10-3| 10-1] 10-5] 11-2] 11-6] 11-9) 11-0) 11-0] 11-1) 11-0] 10°9] 10-5] 10-5) 11-9) 9-9
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28-3| 28-1) 27-9} 27-4] 27-0] 26-1] 23:8) 22-0) 20-6] 17-8| 16-4! 16-1] 20-4) 28-3] 12°1
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28-9] 27°8] 27-9] 27-6] 25-1] 23-7] 22-8] 23-4) 23-3] 22-7) 22-2) 21-7] 20-3) 28-9] 11-4
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.
Juli. Temperatur (C°.)
En nn nnd ne u 0 0 u na Sn nn 1
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| | | | E=
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4] 120} 12:1] 11:9] 11-7 | 11:1] 119 | 121) 1389| 15:2] 161| 168 | 175
5 | 1179| itd | 11-0) 10-4] 10.9 |- 113 | 12-0) 12-4| 13,5| 14-9 | 16-4 | 18-0
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s | 12-0] 121| 12-1] 10:1] 12-1) 12-1| 12-7) 129 | 13-7 | 14°8.) 16-6| 18-1
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20 | 14:0] 1358| 13-6] 13-4] 13°2] 13-2] 136| 14-4] 15:1] 15°83] 17-4] 190
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; 22 | 30-4] 103 | 1072] 1091| 10:1] 10-1] 115 | 12°3] 13-1] 13-2] 14°0] 140
23 |] 10°3| \37|. 9-9] 9-1] 9-1] 9-9] 1095| 12°0] 14°71] 16:7] 18-9] 20-5
24 | 12-0] 11°5] 1170| 10-1] 99| 6:9] 11°3] 131| 15°6| 17-7] 20-4 | ©22-0
25 | 15:0] 14:0] 13°53] 13°0| 13:0] 136) 141] 16:0] 18-4] 21-3] 22-9! 250
26 | 14°7| 14:3] 14:3] 18:1] 14:0] 14-4; 15°0| 155| 17-1] 18:3] 204] 21°5
27 | 150| 142] 130) 125| 121] 12-3) 141] 165| 188| 20-1] 22-9) 24-4
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29 | 173| 17 162| 150| 149| 1653| 17-3| 18-9] 20°3| 19-9 | 19:2 | 19-5
30 | 1426| 148] 144| 14.2] 14:2] 145] 15-4] 1555| 168| 18-0 ) 19-7 | 20-0
| 31 | 14:1] 140] 13-7 | 1384| 13-1] 130| 136| 121 | 15:8] 17-2 | 19-3) 20-8
M. | 142] 136 | 13-21 12-6] 12-4] 127 | 136 | 14:71 163 | 177 | 19-4] 20:7
August.
1} 14:1] 1383| 125| 25| 1122 |- 11:1] 127 139 | 167 | 18°5| 2176| 24-9
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Temperatur (C°.) Juli.
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2 14°9} 16°3} 16°3} 17-4] 16°2] 15°6| 15°0| 14:0} 13°4] 13°1] 12-0 -9] 13°49 17-4) 11°4
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August.
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24 | 21-4) 23-6] 23°4| 23-3) 21-8] 20-5] 17-3) 16-1) 14-8] 14-1] 13-7] 13:5] 15:11 24-9) 8-4]
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31 17°1| 17°6| 15°1] 15°1| 15°9| 14°9) 13-4] 13°0) 12°3| 12-0] t1°6| 11°2] 13-18 17-8] 109-6
M. | 19-3] 20°0| 20-2] 19-7] 1s’s| 17-3] 16-5| 15-3] 14-5| 14-0] 13°3] 12°6| 14:9] 21-0] 10:
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Häufigkeit. 2 1 3 4 6 6 6 6 7 a 8 7
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Summe. , 92 E10 AS 83.1052 44712842197 WOO meh 1735 AT 1471 68°30
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September.
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Summer. 9. | 13) | 16 | 34 | 31 | 47 | 29 | 35 | 2% 60 | 63 | 29 | 22 617 70° —
Häufigkeit.| 3| 3] 6 | 6] 8| 4 Zi 6 >
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31 | 6: 1|-- | — 135 4°10
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1 A 9 | 14 | 52 | 39 | 40 | 37 | 22 2 6 3 248 11°40
- 14} —j; — | —] —] — 14 — "20
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6);—,—]|—); —} —) — | — } —1—-71- | — 123 5°40
3 2001013 51919 2| — | — 62 1:40
2
: 1
9
Ubersicht über den täglichen Gang des Luft-
druckes.
Jänner» . .$12:32 [12-39 |12°57 |12°51 |12-36 )12°34 |12-33 11242 |12-57 |12°64 12-59 |12-2
Februar . . {09°21 |09:19 [09:13 08:99 |08-93 [08:95 |09-00 !09:25 |09-40 |09-42 |09-39 |09-32
März . . .}11:55 j11:54 |11°45 |11°35 |11°33 |11°39 |11°44 |11°45 |11°49 [11-25 |10°90 |10-63
April -» . „12:01 [11°97 11-95 [11-89 |11-96 |12-17 |12-39 12-37 |12-31 |12-17 |11-87 |11°53
Mai. . - -[12:09 [12-10 [12:10 12-11 [12-20 |12-36 |12-52 |12-49 |12-36 |12-16 |11°98 |11-69
Juni. » „114g |11°40 |11°41 [11-45 |11°57 \11°72 |11°82 |11.70 [11-46 |11°16 |10-81 |10:45
Juli. . . + 11244 [12-41 [12-42 [12-47 11252 |12-58 [12-61 |12-57 |12-40 |12-11 [11:85 |11°52
August . ..j11:49 |11°39 |11:35 111°28 |11°33 |11°38 |11°39 |11°33-|11°24 10:99 [10:75 |10-40
September . 11477 |14°67 |14-59 |14-40 |14°45 14°60 14 67 |14°71 14°54 | 14°28 |14:02
Oktober . . 13°78 |13°65 |13°53 [13-50 |13:44 [13-42 13-57 |13°69 |13°69 [13-57 |13°34 |13:05
November. .113°11 |13:06 |12-91 |12-86 |12°82 [12-82 |12-93 [13-12 13:15 [13-09 |12-89 |12-53
Dezember .116:63 |16°66 |16°60 16-57 |16°57 |16°66 |16°81 |16-S6 |16.99 |17:00 |16°86 |16°60
=
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Jahr . . .912:57 12:54 |12°50 [12-46 |12°46 112.52 |12-62 |12-66 |12:65 |12-51 |12-29 |12-00
Übersicht über den täglichen Gang der
Temperatur (C°.)
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1 28 als ee hey [es | Or) orange
Pps | | =
Jänner . .I 2:0] -1£°8 | -2°2 | -2:3.| -2:4 | =2-5 | =2-8 |) -2-9.| 79:8 | 22-27] =4-321220:5
Februar . . 63) 0:8 07 06 0:7 0°6 04 04 1:0 1°2 35 4:9
März 1.0. 37 3°6 3: 32 2:8 OAD 24 al 40 6-3 84 9-4
April gee cere 54 50 4:6 4-2 3356) 39 4-0 5:0 6-6 81 9:7 | 10°7
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August -... — 1°6 75 9-3 12:2 14-1 15°5
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September .
Oktober -
November
Dezember
Jahr . 3-4 23-5 58-7 98-1 127-6 1523 | 169-7
Übersicht über den täglichen Gang der
relativen Feuchtigkeit.
[eb] . .
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79 | 75 | 74| | s0o| 83] 87| 89] 91] 92| 93 | 92| 88 98 63
64 | 59 | 58 | 59] 63 | 69] 73] 7 | 80| 84] 85| 86] 79 96 54
58 | 57 | 54| 54] 57| 63] 68] 73] 77| 81] 84| 85] 76 97 47
49 | 46| 47| 49| 54| 59] 64| 69| | al al 82] 71 97 41
55 | 34] 53 | 551 59| 63 | | 74] 79| | | 86] 76 97 48
4g/|445} As | 48 | 51 | 55. | co | 65 72] 78 | si} 84] 70 98 41
55 | 52| 52| 55 | 59! 63] 68| 75| 81] 86| 88| 89] 77 99 47
57 | 54] 53| 57| 59| 68] 711 78 | 81] 84] 86] 91] 78 99 48
62 | 6i| 63|.65] 70| 75 | 81] 84| 86] 89| 93| 94] 84 99 57
67 | 65 | 65 | 69 | 75 | 81} sa| s6| 88} | 91] 93] 85 99 60
72 | 73 | 74| 77 | 82| 86] 89| 91| 92] | 93] 93] 89 98 69
79 | 75] 78| 82{ 85| ss| sa | 90] 90] 91] 92] 93] 89 99 70
62 | 60} 60] 62| 66| v1 | | 79| 83] 86] 87] 89] 80 98 54
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Ubersicht über den täglichen Gang der
Sonnenscheindauer.
| | Prozente
Monat |12—1)1—2/2—3/3—4|4—5|5—6 | 6—7 | summe nos
—— Dauer
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Februar. . . | 156 | 189 | 1071 93] 37) — — 4 1007 | 47
März. ...:J M1| 18:1] 154) 115 ee al 126-8 38-2
April. . - . | 151] 142] 102] 9-1 5-8 | 48 | o1| 1315 | 346
Mi ....[ 150| 14:7] 148] 11:7| 106] 58| O09] 1385 | 326
Juni. . . . | 194] 186] 17-2] 134] 10-7] 9:3| 26] 1768] 41-2
Jui. . . - | 178] 160| 1721) 176| 162] 81] — | 1849] 429
August - . . 142 | 157 13°0 10-3 91| 3.6 — 126-1 alk
September. . I 125 | 11:9] 104] 61] | — | — 84-2 | 24-0
Oktober. . . | 184 | 137 | 108] 87] 13] — | — | 996] 304
Movember: . | 110| 1058| ss| 36| o1| — | — 564 | 25-1
Dezember . . 15°0 15'3 10:0 il — | — | — 64:6 35-3
| |
Jahr. . . . | 1753 | 169-8 | 149-5 | 105-2 | 713 | 32:6 | 36 | 1339.6 | 351
|
|
| |
Täglicher Gang des Regenfalls.
a) Regenmenge in Zehntelmillimeter.
| | |
Monat | 1»| 2 3-1 74.1 85.11 6.10 1280792204 9
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| | | |
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Mai . 43 | 88 | 61 | 95 | 86 | 89 | 46] 86] 50 | 56 | 31°) 38
Juni 30° MAS SD 7eq he e199) are 0 6 2 0 0
Juli. 62 | 54| 60 | 18 | ı| 2| 6) 19) 18) u | 45] 14
August. 109 | 98 | 64 | 86 | 65 | 42 | 32 | 13 | 43 | 97.| 7a. 68
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|
b) Regenhäufigkeit.
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Juni 5 4 = 7 5 5 4 | 0 1781 0 0 |
Juli . 5 3 2 2 | 2 1 | eel 1 3 3 3 |
August . 8 5 3) = 5 4 3 | 1 4 4 + 2
September 5 6 6 3 5 6 6 | 3 | 4 3 2 2 -
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Extreme des Luftdrucks und der Temperatur.
Luftdruck.*)
Jänner | Februar März April | Mai | Juni
| |
|
Mittleres Maximum 71432 | 711°71 | 713-40 | 71404 | 713-40 | 712-79 |
Mittleres Minimum 09:70 | 06-64 08-45 09-45 09-97 08-91 |
|
Absolutes Maximum . 246 | 22:3 22-4 23°6 214 182
|
3 I
Absolutes Minimum . 688-8 | 684-0 697-0 | 6970 04-3 01 |
| | |
Temperatur, *)
Mittleres Maximum 2:2 56 122 13-5 19:7 23:9
Mittleres Minimum —4-1 —1°3 1- IE m 2:8 54 10°9
|
Absolutes Maximum . 10:1 17-0 23°6 | 22-9 30-4 31-6
Absolutes Minimum . —16°4 —171 —1:9 —A°0 3-0 6-0
*) Nach dem Autographen.
Täglicher Gang des Regenfalls.
a) Regenmenge in Zehntelmillimeter.
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| | | | |
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36. | 68 | 28 | 41 | 24-| 38 | 76 | 80 | 76 | 7 | 86) 48 | 1436
0 0 1 5 | 24 | 36 | 47 | 35 | 36 | 58 | 96 /) 181 | 668
33 >| 10 5 | 18 [107 | 104 | 72 | 31 | 85 | 140 | 80 | 64 | 1072
9 | 15 | 43 | 83 | 52 | 41 | 84 | 91 [120 | 57 | ao | ar [ai
| 43 Intel 334 31 | 47 | 29 35 28 | 60 63 | 29 | 22 | 617
{ | | | | | |
I | | I | { l
h) Regenhäufigkeit.
|
2 1 1 2 3 3 5 | 4 4 5 5 | 67
I) 4 4 4 4 4 5 8 7 7 6 6 | 145
14.0 Out ile ete |e 2 4 3 3 6 5 fa 69
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Kae! 2 5 5 1 2 7 7 8 10 6 | whats
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| | | | |
Extreme des Luftdrucks und der Temperatur.
Luftdruck.
Juli * August | Sept. Oktober | Novemb. | Dezemb. Jahr
| |
|
| —
|
713-45 71305 | 716-14 71548 71555 | 719.02 714-36
I
10:02 0887 | 1277 11-26 | 1063 | 1448 10:09
| |
17°3 178 | 19:8 232 | 233 | g43 24-6
| |
03:3 Corass| 06-2 a | Geyer | 01-4 684-0
Temperatur.
24-4 23:0. || 13:8 el | 3-2 3°3 13:2
12-1 100 | 56 | 32 Ra ars 3:5
30°8 23:67 ile 19-4 19:0 79 11-2 31-6
91 6:6 11 —0:7 — 183 —10°9 —17:1
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Inhalt.
A. Vereinsnachrichten.
I. Berichte über die im Jahre 1912/13 abgehaltenen
Sitzungen.
Prof. Dr. K. v. Dalla Torre: Nachruf auf P. Vinzenz
Maurie G REO Ley meee Len N en are
Prof. Dr. H. Rabl: Uber die Entwicklung der Kiemen-
taschen. bei dem Saugebieren nen un ow a ene
Prof. Dr. F. Exner: Uber Korrelation und die Methode
lesBRorrelabionstäktorser no se sameets: tee een merc
Prof. Dr. K. v. Dalla Torre: Über die Schlangen Tirols
Dr. Freiherr v. Handel-Mazetti: Über Naturbilder aus
Mesopotamien und Kurdistan ........ .
Prof. Dr. E, v. Schweidler: Über die Einstein’sche Re
fabspıtätbstheories se a al Ser Ses Sah en ©
Prof. Dr. E. Heinricher: Über einiges von meinen Ver-
Suchenemib} der Mistele os ae
Prof. Dr. J. Blaas: Über den Deckenbau der Alpen
Il. Berichte über die im Jahre 1913/14 abgehaltenen
Sitzungen.
Prof. Dr. W. Trendelenburg: Gedächtnisrede auf Hofrat
Proto rosy, Vintschgau 2.7... ..
Prof. Dr. F.v. Lerch: Uber den kosktiren Zerfall und
das periodische System der Elemente
Seite
XVII
Prot. Dr. K. Heider: Uber Bestimmung und Vererbung
des ‘Geschlechtsy~i4) u. Ao eee eee XVIII
Prof. Dr. J. Loos: Nachruf auf Prof. Dr. Juffinger . XX
Prof. Dr. K. Heider: Uber kompliziertere Fälle der Ge-
schlechtsbestimmung .. . a. : oe) RE
Dr. G. Bayer: Uber Ziele und ee der miodettion Or-
ganotherapie ..... A, + A ER
Prof. Dr. G. Pommer: Über die ehrarache ‘defonitigrenne
Gelenksentzimdung) (CU Teil) 2.7 22 sr eee oo eee
(ih Weil) ae. ome od tel is =
III. Personalstand des Vereines.......... . XXVIII
IV. Verzeichnis der Akademien, Gesellschaften, Insti-
tute und Redaktionen, mit denen der naturwissen-
schaftlich -medizinische Verein in Tauschverbindung
steht, sowie der von denselben erhaltenen Publi-
katiorien” 4% 4. 210 ee es BR er XXXII
B. Abhandlungen.
Prof. Dr. G. Pommer: Die chronische deformierende
Gelenksentziindung (Arthritis deformans) vom Stand-
punkte der neuzeitlichen Forschung aus . 1
Prof. Dr. K. Welf: Studien über palaearktische Ba
e1den= le. 35) is 2 ee ot
Prof. Dr, F. Be Beobachtungen des rt en
Observatoriums der Universität Innsbruck im Jahre
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BERICHTE :
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XXXV. Jahrgang 1912/1913 und 1913/1914. 8.
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