•W,'' J ■'^'-pj:' ■.,' ; ■ ■ V ■ sVa k*<4" ^-'?:;*'' /^^'►"V, V ;% A:vyr .•!d'">^: f ^^1* l ' r:, *■' ^ ^ c FOR THE PEOPLE FOK EDVCATION ¥OK SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY x*^ Berichte des 5Qga-, og(ui-~)^) Vereins schlesischer Ornithologen. D- A -D Zweiter Bericht d- (1906 und 1907). Hob - i^-x^ N ei SS e. F. Bür's Buchdruckerei,' G. m. b. H. 1908. 1%. ji^ &is;sttkfi4 Bericlit über die zweite Hauptversaimnlimjr vom H. und 18. Februar lOOG in Breslau. S i tj u n g vom 17. Februar 1906 abends ^ Uhr im kleinen Saale des Pfdiorr braus, Seh weidnitjerft rage B6. Der Vorfit5ende, Herr Kollibay, eröffnete die Verfammlung mit Begrügung der zahlreich erfdiienenen Vereinsmitglieder und Gälte. Er legte die Ziele des Vereins dar und teilte mit, dag die Mitglieder- zahl trog feines nodi nidit zweijährigen Beftehens bereits auf 55 geftiegen fei. Nach Wiederwahl des bisherigen Vorftandes (Kollibay, Zimmer, Pros kauer, Natorp und Koske) wurde über die feitens des Vereins zur Vorbereitung der Jahresverfammlung der Deutfchen Ornithologifchen Gefellfchaft, weldie dieses Jahr in Breslau ftattfinden foll, zu treffenden Magnahmen beraten. Es wurde be- fchloffen, der Gefellfchaft zu empfehlen, nicht, wie geplant, im Herbft, fondern zu Pfingften nach Breslau zu kommen, da alsdann ein Befuch der Trachenberger Teiche mit ihrer fo reidien Vogelwelt an die Verfammlung angefdiloffen werden könnte. Der Vorftand wurde beauftragt, mit der Herzoglidi TradienbergTchen Verwaltung in Ver- bindung zu treten und auch die übrigen Vorbereitungen für die Jahresverfammlung der Deutfchen Ornithologifchen Gefellfchaft zu treffen. Der Vorfigende befprach hierauf einige literarifche Erfdiei- nungen von befonderem Intereffe und legte insbefondere den neu erfdiienenen dritten Band von Othmar Reifer 's Oniis haJcamra vor, welcher die Vögel Griechenlands in der von dem Verfaffer gewohnten mufterhaften Weife behandelt. Sodann machte der Vorfigende Mitteilung von einigen be- merkenswerten Beobachtungen und Feftftellungen auf dem Gebiete der fchlefifdien Vogelwelt. Zu Pfingften 1902 erhielt das Breslauer Mufeum zwei Zwerg- möwen — Laru^ miniihis Fall. — im Jugendkleide, weldie der Förfter Kater in Jamnig, Kreis Tradienberg, in dortiger Gegend erlegt hatte. Es ift dies das erfte feftgeftellte Vorkommen dieler Art in der Provinz. Im September 1903 wurde bei Neiffe ein junger Auftern- t'ii'dier — Haematopus ostraJetjus L. — erlegt. Der Mornellregenpfeifer - Charadrms mormeUus L. — , eine dem hohen Norden angehörige, in Deutfdiland nur auf dem Riefengebirgskamme brütende Art, die aber auf dem Zuge in Sdilefien äugerft feiten betroffen wird, wurde am 22. Auguft 1905 bei Neifüe auf der Hühnerjagd in zwei Exemplaren beobaditet, wovon das eine erlegt wurde und in die Sammlung des Vortragenden gelangte. Lefeterer erlegte während derselben Jagd einen Sproffer — Erithacus philomela (Bchst.) -, wohl das einzige fidiere fdilefifdie Exemplar in Sammlungen. Nadi Mitteilung des Vereinsmitgliedes Herrn von Rabenau wurde am 17. Oktober 1905 vom Hilfsförfter Streefe in der Görlifeer Heide (Revier Mühbock, Oberförfterei Kohlfurt) ein Flamingo — PlioenkupterMs roseus Fall. - erlegt, der keinerlei Spuren von Ge- fangenfdiaft zeigte. Nadi einer kurzen Diskuffion fpradi Herr Dr. Zimmmer über das Thema: „Eine zoologifdie Reife nadi Oftpreugen". Der Vortragende hatte die Reife im Jahre 1905 als Erholungsreife unter- nommen, wobei er als Zoologe natürlidi ftets ein wadifames Auge auf die ihm vorkommende Tierwelt hatte. In Königsberg wurde er aufgefordert, an einer Fahrt über die Haffe teilzunehmen, die be- hördlidi zwedts Revifion der Fifdierei veranltaltet wurde, und nahm die Einladung gern an. Sdion bei der Fahrt den Pregel hinab zum frifdien Haff war der Vogelreiditum auffallend. Bläghühner und Haubentaudier fanden fidi zu Taufenden und zeigten nidit die min- defte Sdieu. Die dortigen Landleute betrieben die Entenzudit auf eigenartige Weife. Wenn die jungen Enten im Frühjahre ausge- brütet find, (tanzt man ihnen ein beftimmtes Zeidien in die Sdiwimm- haut, jagt fie in das Sdiilf und überlägt fle fidi felbft. Im Herbft werden fie dann wieder zufammengetrieben, eingefangen und ein jeder fudit fidi fein Eigentum heraus. - Bei der Fahrt auf dem kurifdien Haff trennte fidi der Vortragende von der übrigen Gefell- fdiaft, um Roffitten auf der kurifdien Nehrung und insbefondere die dortige Vogelwarte zu befudien. Die Menge der dort angetroffenen, auf dem Herbftzuge befindhdien Vögel überftieg alle Begriffe; jedes Gebüfdi wimmelte von Zugvögeln, auf der „Vogelwiefe" bezifferten fidi die Sdiwärrae der dort raftenden und hin und wieder ftreidienden 8 Sumpf- und Strandvögel nadi Legionen. Die für die fdimale Nehrung von der Vogelwarte feftgeftellte Anzahl von Vogelarten beläuft fidi auf mehr als 2*)(M Interefi'ant ift, dag dort auch ein Säugetier, das Jonft nirgends in Deutschland vorkommt, gefunden worden ift, die nordische Wühlmaus - Ärvieola rattice'ps. Mit Intereffe wurde von der Versammlung aufgenommen, was im Anfdilug an die ornitho- logifchen Ausführungen der Vortragende vom E 1 ch erzählte, den er im Ebenhorfter Revier beobachten konnte. Herr Martini berichtete über das jährliche Brüten des Wanderfalken — Falco percyrinus Tunst. — im Kreile Sdioenau. Die Versammlungsteilnehmer bheben darauf in zwangloSer Unterhaltung längere Zeit zuSammen. Sifeung vom 18. Februar 1906 vormittags 9 Uhr im Zoologifdien Inftitut, Sternftrage 21. Herr Dr. Zimmer führte zunädift die Mitglieder durdi die Räume des MuSeums und Inftituts, Sowie in das kleine, aber hodi- intereSSante Aquarium. Im großen HörSaale des Inftituts wurden Sodann um 11 Uhr die Vorträge wieder aufgenommen. Herr Pakully hatte ein Relief bild eines von ihm am 8. Mai 1905 in der Nähe von Trebnitj erlegten Zwergtrappenhahnes — Otis tefrax L. — im HochzeitsSchmudf eingeSandt. Herr Kollibay bemerkte dazu, dag zwar Schon Weibchen und junge Männchen der Zwergtrappe mehrfach in der Provinz erbeutet worden Seien, noch nie aber, Soweit bekannt geworden, ein Männchen im Prachtkleide. Nunmehr ergriff das Wort zum erften Vortrage Herr Koske. Er behandelte das Thema: „Vogelleben der vorpommerSchen Küfte". Nach einigen geographischen Bemerkungen Schilderte er zunädift die Vogelwelt der grogen Wälder. Hier niftet noch der Seeadler (gegenwärtig 20 beSegte Horfte im Regierungsbezirke Stettin), der Fischadler, Schreiadler, Schwarze Storch und Kolkrabe; auch der Kranich, die Graugans und der HöckerSchwan find hier Brutvögel. Der Kormoran kommt an den Küften vor, wird aber, da er nur Aale frigt und durch Seine Gefrägigkeit der FiSdierei grogen Schaden zufügt, Sobald er Sich irgend wo zeigt, möglichft Schnell vernichtet. Auffällig ift das Auftreten des SproSSers, der in Neuvorpommern und Rügen allein, in Hinterpommern mit der Naditigall vermii'dht, in Altvorpommern garnidht vorkommt. Der Vortragende gab iodann einen Überblidf über das Vogelleben der der Küfte vorgelagerten Inl'eln, indem er mit der Brutzeit begann und die Veränderungen der Vogelfauna im Kreislauf des Jahres befdirieb. Eine ganz besondere Art der Gänfejagd wird dort betrieben. Zur Zeit der Maufer, wenn die Gänfe nidit fliegen können, treibt man fie in großen Mengen auf Stredcen, wo das Waffer ganz fladi ift; da fie hier weder fdiwimmen können, nodi audi laufend gut fortkommen, werden fie mit der Hand gefangen. Zur Zeit des Vogelzuges gewinnt die Gegend ein ganz anderes Ausfehen durdi die in gewaltigen Sdiaren hindurdiwandernden nordifdien Vögel. Die Saatgans, der Singfdiwan, der Kranidi erfdieinen da in un- zählbaren Mengen, fodag große Stred^en Landes oft budiftäblidi mit den Tieren bededi;t find. Der Singfdiwan lägt zuweilen durdi feine große Anzahl ganze Meeresflächen weiß erldieinen. In hellen Mond- fdieinnäditen legen fidi die Fifdier, mit weißen Tüdiern bededit, an den Strand und fdiießen die Sdiwäne in großer Zahl. Mit den Sdiwänen zufammen erfdieinen die Enten in verfdiiedenen Arten. Unter ihnen ift audi die nordifdie Pradit-Eid eren te — Sowiaferia spectabilis (L.) — fdion einmal gefchoffen worden. Die Enten fängt man dort fdiarenweife durdi fenkredit unter Waffer aufgeftellte Neße ; man redinet fie nidit zur Jagd, fondern zur Fifdierei. Dem Vortrage fdiloß fidi eine kurze Diskuffion an. Hierauf gab der Vorflßende in einem ausführlidien Vortrage eine Überfidit über die Ordnung der Zahnfdinäbler — LamdUrostres — , indem er nadi einer allgemeinen Charakteriflerung die die Ord- nung bildenden vier Famihen und die einzelnen der in Deutfdiland vorkommenden Species befpradi. Von den über die ganze Erde verbreiteten etwa 180 Arten entfallen 42 auf Deutfdiland und davon 38 auf Sdilefien, von denen jedodi nur 18, bezw. 13 im Lande brüten, die übrigen 24, bezw. 20 aber Durdizügler, Wintergäfte oder zufällige Erfdieinungen find. Der Vortrag war begleitet durdi Demonftration geftopfter Vögel aus dem Zoologifdien Mufeum und von Bälgen aus der eigenen Sammlung des Vortragenden. Um 1 Uhr war die Sißung beendet. Es wurde geniein- fdiaftlidi im Zoologifdien Garten gefpeift und nadimittags deffen Tierbeftände einer eingehenden Befiditigung unterzogen. Die dritte Som m er versa inmlimi»: 11)0(> fand am 4. und 5. Juni in Tradienberg ftatt. Herr Dr. Zimmer hat darüber in der „Sdilefifdien Zeitung" den nadiftehenden Beridit veröffentlidit : Aus dem Tradienb erger Seen gebiete. Wenn man Gälte bei 11 di fieht, fo fetjt man ihnen vom bellen vor, was man hat und andererseits, wenn man etwas ganz auger- ordentKdies belltet, fo ladet man fidi dazu gern Gälte. Und in diefer angenehmen Lage ilt der „Verein Sdilefifdier Ornithologen". Er, das heigt der Sdilefier überhaupt, befltjt eine ornithologifdi fo inter- effante Gegend, dazu nodi von eigenem landfdiaftlidiem Reize, dag fidi kaum irgend etwas in Deutfdiland dem an die Seite Hellen kann. Es ilt das die Bartldiniederung mit ihren uralten Bäumen, ihren riefigen Teidiflädien, in deren ungeltörter, tiefer Einfamkeit und Stille lidi fo mandie Vogelart nodi gehalten hat — teilweile fogar in groger Anzahl — die der Vogelfreund des übrigen Deutfdilands nur dem Hörenfagen nadi kennt, und die im Freien zu beobaditen ihm unbe- dingt ein ornithologifdier Leckerbiffen fein mügte. Und zum Genuffe diefer Raritäten luden fidi die fdilefifdien Ornithologen Gälte ein, indem fie die Deutfdie Ornithologifdie Gefellfdiaft aufforderten, ihre diesmalige Jahresverfammlung in Breslau abzuhalten. Nadi Beendi- gung der gefdiäftlidien und wiffenfdiaftlidien Sitjungen follte dann zur lieblidien Pfingftzeit - die wir uns freilidi lieblidier vorgeftellt hatten, als fie dann in der Tat wurde — ein Ausflug in das Tradien- berger Teidirevier unternommen werden. Die herzoglidie Verwaltung hatte in zuvorkommender Weife den Befudi der Teidie geftattet und Unterllügung zugefagt. Die Deutfdie Ornithologifdie Gefellfdiaft nahm die Einladung an, dodi ergaben fidi dann fpäter wegen der Zeit Sdiwierigkeiten und fdilieglidi lieg es fidi nidit anders madien, als dag die Zeit der Tagung auf den Herbft feftgelegt wurde. Nun wollten wir fdilefifdien Ornithologen uns den gerade zur Brutzeit intereffanten Befudi Tradienbergs dodi nidit entgehen laffen und, da die Tradienberger Verwaltung fo liebenswürdig war, die Erlaubnis zum Befudi auf den Verein fdilefifdier Ornithologen zu übertragen, fo wurde befdiloffen, am dritten Feiertage den Ausflug nadi der Bartfdiniederung zu unternehmen. Bereits am Montag nadimittag trafen die Teilnehmer in Tradienberg ein. Die Witterungsausfiditen waren fdiledit. Aber immerhin klärte fidi gegen Abend das Wetter und mit ihm die Stimmung der in Klo 15' Hotel verfammelten Ornithologen etwas auf. Als man fidi freilich dann am nädiften Morgen zum Frühftück ver- fammelte, da regnete es recht angenehm und faft hatte es den Anfchein, als wollte Och ein richtiger zäher Landregen entwickeln. Aber was half es? Man war nun einmal da und man fagte fidi, dag bei gutem Wetter fchlieghch jeder ornithologifche Ausflüge madien kann, dag bei folchem Regen aber doch einige Begeifterung zur Sache dazu gehört. Diefer Mut wurde denn auch infoweit belohnt, als der Regen aufhörte und der Tag wenigftens nicht allzufeucht wurde, von einigen gelegenthchen Schauern abgefehen. Um 8 Uhr erfchienen Kameraldirektor H a a f e und Forftmeifter Zimmermann, die freund- licher Weife die Führung übernehmen wollten und nun gings in den bereit geftellten Wagen dem Teichreviere zu. Schon unterwegs werden zahlreiche Vogelarten „konftatiert", dodi waren es zunächft noch die alltäglichen Sachen, freihch auch fchon Seltenheiten darunter, wie der Trauerfliegenfchnäpper, deffen eigentümlicher an Kohlmeifenfchlag erinnernder Gefang immerhin manchem neu war. In Radziunz wurde ausgeftiegen und die Fifdihälter, fowie die um- fangreiche Geweihfammlung des Teidiverwalters Sdianze befichtigt. Mein Weidmannsherz fchlug höher beim Anblick der kapitalen Stücke, der Mehrzahl nach Trophäen des Herrn Schanze felber. Dann ging es weiter zwifdien Altteich und Elensteich entlang, die fich rechts und links von der Landftrage in faft unüberfehbarer Fläche aus- dehnten. Waffergeflügel zeigte fidi nun überall. Kronentaucher fchwammen ftolz erhobenen Hauptes umher. Hier und da erfchienen der kleine Schwarzhalstaucher, fich immer wieder fchnell den Blicken durch Untertauchen entziehend. Zwifdien dem Schilf fchoben die fchwarzen Bläghühner mit weithin leuchtendem weißen Stirn- fleck dahin und überall ftiegen Enten auf, um mit weit vorgeftrecktem Hälfe dahinzufliegen, Stockenten, Löffelenten mit breitem Schnabel, kleinere Formen, die fich durch ihren helleren Ruf als Krickenten und Knäckenten verrieten. Ein groger Raubvogel, ein Schreiadler, ftridi ab, und nun zeigten fich auch die erften Wildgänfe: Eine ganze Kette, Alte und Junge, ftand am Ufer und hielt auch lange aus, bis fie fidi einem längeren Anfdiauen ent- zogen, indem fie flügelfdilagend ins dichte Sdiilf marfchierten. In groger Zahl waren natürlich die Lachmöwen vorhanden und zwifdien ihnen flog auch eine und die andere Trauerfeefdiwalbe dahin. Nun kamen wir nach Nefigode, wo die Wagen verlaffen wurden. Ein kurzer Weg zu Fug brachte uns bis zum „Allerheiligften" des Trachenberger Revieres, zur Ludie. Ein Erlenbufch, eingegattert und von keines Unberufenen Fuge betreten, ruht üe hier in tiefer Stille. Unter alten knorrigen Eichen wartete unferer eine Anzahl von grünen Kähnen und nun gings dahin auf fchmaler Fahrbahn zwifchen den Erlen, Hier und da ftand ein Stüdi Damwild, äfend, dann bei unferem AnbHck in wenigen Fluchten zwifchen dem Gebüfch verfchwindend, enger und enger halten die Erlen zusammen, ftille und ftiller wird es und fall lautlos gleiten die Kähne dahin. Hier find wir im eigentlichen Brutgebiet der wilden Gänfe. Audi jetjt find noch weiche im Bufdi vorhanden, man hört ihren Ruf überall und wenn fie fich auch vor den Kähnen ins Gebüfch drücken, fo fieht man doch ab und zu eine. Die groge Mehrzahl freilich ift jegt fdion mit den Jungen hinaus auf die Seen gezogen und nur hie und da verraten Eierichalen oder taube Eier auf den Wurzelftämmdien der Erlen, wo ihre Nefter geftanden haben. Einige Fifchreiher mit S-förmig zurückgebogenem Hälfe ftreichen dahin. Da, ein rauher Ton in der Luft, einige große Vögel fliegen von dannen: Kraniche! Fünf Paare, diefer fcheuen in Deutfdiland immer mehr verfdiwindenden Vögel brüten hier noch. Ein Wildzaun bezeichnet nun das Ende der Luche, die Stille löft fich und in angeregten Worten wird das Gefdiaute befprochen. Wir nehmen Abfchied von diefem eigenartigen Stückdien Natur und es geht nun hinaus ins Freie, an das Ufer des Herrenteiches. Wieder flehen blumengefchmückte Kähne für uns bereit und wir fahren hinein in das dichte Schilf des Teiches. Wieder ein anderes Bild: Auch hier Möwen, auch hier Enten, darunter audi Tauchenten, wie die braunköpfige Tafelente, die Reiherente mit ihrem langen, hängenden Federl'diopfe und die kleine dickköpfige Weigaugen- ente. Hin und her fchiegen die Schwalben, unter ihnen viele kleine graue Uferfdiwalben. Dann aber wird die Luft erfüllt von dem einförmigen Rufe des Rotfchenkels und überall fliegt er mit der den Schnepfenvögeln eigenen Flügelhaltung dahin. Da- zwifdien dann ein eigenartiger voller Doppellaut und in mehreren Exemplaren zeigt fich, weite Kreife befdireibend, ein etwas größerer Vogel, Lang ftreckt fidi nach vorn der Schnabel aus und auffällig lang ragen nadi hinten die Ständer. Die Limofe oder Ufer- fchnepfe ift es, die nur an wenigen Stellen in Deutfchland als Brutvogel fidi findet, während ihre eigentliche Heimat der höhere Norden ift. Und dann zeigt fich auch in vereinzelten Exemplaren eine weitere Seltenheit, der Kampfläufer, jener Schnepfenvogel mit dem eigenartig ausgebildeten Halsgefieder, der im allgemeinen 2 nur nahe der Küfte fidi findet, im gesegneten Tradienberger Revier aber auch als Brutvogel vorkommt. Das Sdiilf wird nun lichter, und man fieht überall die Nefter der Bläghühner und der Taudier, bald auf eingeknicl<;tem Schilf flehend, bald ichwimmend und nur Ichv/adi verankert. Teilweise enthalten üe noch Eier. Bei einigen hat fie die forgfame Mutter vor dem Wegschwimmen mit Pflanzen- teilen bedeckt. Teilweife find fie fchon verlaffen und wir finden audi die kleinen fchwarzen rotköpfigen Jungen des Bläghuhnes oder die zierhdi geftreiften der Taucher zwifchen dem Schilfe, wie fie ängfthch und haftig mit ihren kleinen Beinchen rudern, um aus unferen BHcken in ein ficheres Verfteck zu gelangen. Das Ufer nähert fidi mehr und mehr, wo uns die Wagen fdion wieder erwarten, um uns nach Tradienberg zurüd<;zubringen zum wärmenden Grog. Nicht weniger als 75 Vogelarten wurden auf dem Ausfluge beobachtet. Was das heigt, wird einem klar, wenn man erwägt, dag Schlefien im ganzen 180 regelmäßige Brutvögel beherbergt, von denen natürlich eine Anzahl, wie die Gebirgsvögel und die Vögel des Brachlandes, garnidit im Tradienberger Revier vorkommen können, und wenn man berüddichtigt, dag bei dem un- günftigen Wetter eine ganze Zahl von Arten, auch ganz gewöhnhche, fidi ftill und verfteckt verhielten und deshalb nidit beobachtet wurden. So hat denn der Ruf, den das Tradienberger Gebiet in ornithologifdier Hinfidit hat, nicht getrogen, und es ift zu erwarten, dag auch der Ausflug, den die Deutfdie Ornithologifdie Gefellfdiaft im Herbft dort- hin unternimmt — die Tradienberger Verwaltung hat auch hierzu dankenswerterweife ihre Erlaubnis gegeben — durchaus lohnend fein und die Teilnehmer ebenfo befriedigen wird, wie diefer Pfingft- ausflug uns befriedigt hat. Die 56. Jaliresversainmlung der Deutschen Ornitliologiselieii Oesellschaft. Mit kurzen Worten fei beriditet über die auf Einladung unferes Vereins in der Zeit vom 21. bis 24. September 1906 in in Breslau abgehaltene Jahresverfammlung der Deutfdien Ornitho- iogifchen Gefellfdiaft. Von unferen Vereinsmitgliedern beteiligten fidi 29, von denen IS gleidizeitig Mitglieder der Dcutfdicn Ornithologifdien Gefellfdiaft find. 9 Die Eröffnungsfit5ung wurde im Mündiener Auguftinerbräu, die übrigen im großen Hörsaale des Zoologifchen Inftituts abgehalten. Zu Verhandlungsleitern wurden auger dem Präfidenten der Gelell- fdiaft, Herrn Profeffor Dr. Rudolf Blafius, nodi Herr Hermann Sdialow und der Unterzeichnete gewählt. Die zum Vortrage gelangten Themata waren folgende: Herr F. Braun: „Über Regungen des Spieltriebes bei ge- fangenen Vögeln". Herr Reidienow: „Über die Vogelwarte RoHitten und neuere Beobachtungen des Vogelzuges". Herr R. Blafius: „Über neue Methoden der Erforfdiung des Vogelzuges". Derfelbe: „Befprechung der Vorlage des neuen Vogelfchutj- gefefees". Herr Schalow: „Über die Vogelfauna Zentralafiens". Herr Matfchie: „Zoogeographifche Fragen". Der Unterzeichnete: „Ueber die Vogelfauna Sdilefiens". Die Befichtigung des Zoologifchen Mufeums und Inftituts, fowie des Zoologifchen Gartens und der am 24. September nach dem Trachenberger Seegebiete unternommene Ausflug, wie überhaupt der ganze Verlauf der Breslauer Jahresverfammlung befriedigte die auswärtigen Teilnehmer in hohem Mage. Ein ausführlicher Bericht über die Jahresverfammlung findet fich im 55. Jahrgange des Journals für Ornithologie, liJOT, Seite 165. Kollibay. 2* Bericht über die dritte Hauptversaiiiiiiluiig yoiu 16» und 17. März 1907 in Breslau. Sitzung vom 16. März 1907 abends 8 Uhr in Böttcher 's Restaurant, Neue Gaffe 19. Anwefend die Mitgheder: Genfert, Grabowsky, Grün- berger, Kollibay, Koske, Kufchel, Lampredit, Lauterbach, Mann, Martini, Proskauer, Sdielenz, Schröder, Woite und Zimmer. Vorfitzender: Rechtsanwalt Kollibay. Schriftführer: Rechtsanwalt Proskauer. 1. Nach Feftftellung der Tagesordnung für die Hauptverfamm- lung erftattet der Kaffenführer Koske den Gefchäfts- und Kaffen- beridit über das Gefdiäftsjahr 1906. Zu Kaffenprüfern werden die Herren Grün berger und Mann gewählt. Der Vorrii3ende teilt mit, dag Herr Koske infolge feiner Verfetjung nach Berlin eine Wiederwahl nicht mehr annehmen könne und dankt dem eifrigen und gewiffenhaften Kaffenführer für feine bisherige Mühewaltung. 2. Bei der Vorftandswahl werden die bisherigen Vorftands- mitglieder Kollibay, Zimmer, Proskauerund Natorp wieder- und als Kaffenführer Herr Grün berger neugewählt. 3. Für den Sommerausflug find von den Herren Koske und Proskauer die Oderauwaldungen bei Breslau vorgefchlagen. Außerdem Hegt eine Einladung des Herrn Profeffors Dr. Nentwig aus Warmbrunn zu einer Befichtigung der neu aufgeftellten Sdiaff- gottfch'fchen Sammlung und zu einem Ausflug auf den Riefen- gebirgskamm vor. Herr Martini befürwortet warm diefen Vorfchlag und fiebert zu, dag die reidisgräfliche Forftverwaltung in Bewegung gefegt werden würde, um bei dem Ausfluge audi praktifdie Erfolge zu erzielen. Namentlich handelt es fich um Beobachtung von Arcentor collaris und ÄnfJius spipoletta beim Brutgefchäft. Turdus i2iusicus. A. Ei. B. Embryo etwa 3 Tage alt. C. Einbryokopf von der Seite, etwa 6 Tage alt. D. Embryokopf von oben, etwa (j Tage alt. Turdiis U2usicus. A. Embryokopf von der Seite, etwa 8 Tage alt. B. Derfelbe von oben. C. Embryokopf von oben, etwa U Tage alt. D. Junge Droffel von 'nr Seite, 3 Tage alt. E. Diefelbe von oben. 11 Die Versammlung ftimmt dem Nentwig'fchen Vorfchlage zu und überlägt dem Vorftande, nadi Einvernehmen mit Herrn Martini einen Sonnabend und Sonntag während der Brutzeit zu wählen. 4. Alsdann hält Herr Lampredit einen Vortrag: „Über einige intereifante Vogelfchädel". Der Vortragende legt vor und befpridit aus feiner reichhaltigen Vogelfchädelfammlung eine große Reihe von Schädeln der verfchiedeniten Ordnungen und weift auf die zum Teil überrafchenden Ähnlichkeiten auch bei einander fyftematifiii redit fernftehenden Tieren hin. Zum Teil beftätigt dagegen die kranio- logifche Unterfuchung die neuerdings aus der Biologie oder sonftigen Gefichtspunkten hergeleitete Vervvandtfchaft gewiffer Vogelarten, die man früher ganz von einander trennte, z. B. Pernls und Fandion. Vorgelegt wurden u. a. Schädel von Giipaetus, Vulhir, Gyps, Serpentarius, fämtlidier mitteleuropäifcher Eulen, von Didunndus strifjirostris, Casii- arins, Apteryx. Let3terer zeigt deutliche Schädelnähte. Von Pori)hyrw wird ein Schädel mit wohlentwickelten Muskel- knochen am Ober- und Unterkiefer gezeigt, welche eine groge Knack- fähigkeit bedingen. In der fleh anfchliegenden Diskuffion finden die wunderfdiönen Präparate allgemeine Anerkennung. Der Vorfi|5ende regt den Vortragenden zu weiteren Unter- luchungen an, wenn er auch meint, dag die Kraniologie niemals felbftändig fyftematifdie Fragen zu entfdieiden im ftande fein werde. Auf feine Frage nach der Nahrung von Potyltyrio bemerkt Herr Grabowsky, dag das Purpurhuhn ziemlich ftarke Knodien, ganze Vögel, gefdiloffene Mufcheln zermalme, alfo ftarke Kiefern brauche. Herr Kufchel greift einige Bemerkungen des Vortragenden auf und warnt vor verallgemeinernden Schlüffen aus fcheinbaren Ähnlichkeiten eines einzelnen Organs. Dem fchliegt fleh Herr Zimmer an, welcher derartige Ähnlichkeiten als Konvergenzerfcheinungen, bedingt durch die Ähnlichkeit der Lebensverhältniffe, erklärt. Wegen vorgerückter Stunde werden weitere Vorträge auf den folgenden Tag verfchoben. Herr S die lenz legt nur nodi einen völligen Albino von Emhermt calündra L. vor, den er im Oktober 1906 bei Koftenblut bei Canth erlegt hat. Er überweift das Tier, welches rote Iris gehabt hat, dem Mufeum zu Breslau. 12 Sifeung vom 17. März 1907, vormittags 9 Uhr im Zoologiicheii Inftitut, Sternftrage 21. An der Sit5img nahmen die meiften Mitgheder der geftrigen Verfammlung teil, außerdem als Gaft Herr Martini jiin. Zunädift wurden die Sammlungen des Mufeums befiditigt und von den Neuaufftellungen mit Befriedigung Kenntnis genommen. Die wiHenfchaftliche Siljung wurde um IOV2 Uhr im Hörfaal des Zoologifdien Inftituts eröffnet. Vorfifeender und Schriftführer wie geftern. Der Vorfißende legte die widitigfte deutfche ornithologifche Literatur des Jahres 1906 vor, namentlich die Jahrgänge des „Journals für Ornithologie", des „Ornithologifchen Jahrbudis", der „Ornithologifdien Monatsfchrift" und der „Ornithologifchen Monats- berichte", und befprach daraus eine Reihe der intereffanteren Arbeiten. Er legte auch vor die zufällig zu gleicher Zeit wie fein eigenes, die Vögel Sdilefiens betreffendes Buch erfchienene Arbeit von Dr. Otto leRoi: „Die Vogelfauna der Rheinprovinz", Sonder- abdruck aus den Verhandlungen des naturhiftorifchen Vereins der preugifchen Rheinlande und Weftfalens. (3:^. Jahrgang 1906. Der Vortragende hebt die groge Gründlichkeit der Arbeit und die vom Verfaffer mit Recht durchgeführte fdiarfe Siditung des literarifdien Materials hervor, welche die 1 e R 0 i ' Iche Vogelfauna als ein äugerft verdienftliches Werk erfcheinen lägt. Interefiant ift ein Vergleich der Artenanzahl der rheinifdien und der fdilefifchen Vögel. Erftere werden mit 282 Nummern aufgeführt, wozu noch 5 nicht numerierte Subspezies treten. Diefen 287 Rheinländern stehen 317 Sdilefier gegenüber, aKo ein Mehr von 30 Arten! Allerdings fehlen dem Rheinlande nicht weniger als folgende 58 fdilefifche Brutvögel als folche: Colym/nts (jriseit, Sylma nisoria, Locustdla fluriatUis. Turdufi pUaris und torquatus alpesfris. Erithanis philoruela. Dem liehen gegenüber nur 6 Brutvögel, die das Rheinland mehr als Sdilefien hat, nämlidi Cacmhis saxcitilis, l^mhcriza da und ciiins, Locnstella hisclnioiflcs. Moiiticola mxatüis und Acyithalus rusex.s. Die Ausgleidiung erfolgt dadurch, dag eine Anzahl fdilefifciier Brutvögel als gelegentliche oder Wintergäfte am Rhein auftreten. Im ganzen zeigt die fchlenfche Avifauna eine Hinneigung zum weftaliatildien, die rheinildie zum mediterranen Gebiet. Herr Martini trägt fodann feine „Winterbeobaditungen aus dem Riefengebirge vom September 1906 bis März 1907" nadi Inhalt der Anlage I vor. Die interessanten Mitteilungen veranlaffen zu verfdiiedenen Bemerkungen der Anwefenden. So wird die ftarke Zunahme des Kernbeigers und des Grünlings von mehreren Seiten beftätigt. Herr Z i m m e r legte hierauf einige intereffante Erwerbungen des Zoologifdien Mufeums vor. Ein Reinalbino von An-ocephalm arundhiarenn (L ) ift am 27. Juli 1905 bei Margareth erlegt. Von Otocorys alpestris (L.) wurden am 9. Januar 1907 3 Stück am Wafditeidie bei Breslau beobachtet und eines davon erlegt und eingeliefert. Die Ringelgans, Bmnta hernida (L.). ift fdion im Winter ! 905/06 aus fdilefifdier Gebirgsgegend (näher ift der Erlegungsort nicht zu ermitteln) eingesandt worden. Am 1 '>. März 191)7 wurde nunmehr wiederum ein Stück bei Oberftephansdorf, Kreis Neumarkt, gefchoHen und dem Mufeum eingefchickt. Der feltene Flachsfink, AcautJns flarirodris (L.). ift in 3 Studien bei Breslau lebend gefangen worden; eines davon hält der Vor- tragende im Käfig. Aus einer Sendung von Rebhühnern aus Rußland, die zu der mittelaiiatifchen Art Perdi.r danrini ( Pidl.) gehören, erwarb das MuJeum ein Stüd^ im Fleifche. Die Art unterfcheidet fidi von unferem heimifchen Rebhuhne durch bartartig verlängerte Federn zu beiden Seiten der Kehle, durdi die etwas hellere Roftfarbe des Vorderhahes, die fidi bis auf die Bruft erftreckt, und durdi das tiefe Schwarz des Bruftfchildes. Herr Martini sen. legte noch vor den Balg eines am 12. April 1906 bei Hain im Riefengebirge erlegten jungen dick- 14 fdinäbligen Tannenhehers, defien Gefieder noch Mauferungszeidien trägt. Der Vogel bildet daher ein Beweismittel für das Brüten des Tannenhehers im Riefengebirge. Der Vorfi^ende berichtete über „Neuigkeiten aus Schießen" gemäß Anlage IL Vorgelegt wurden von den befprochenen Selten- heiten Lariis minutus Pall. juv. und Merr/us cdbeUus L. ?. Zu dem ebenfalls vorgelegten Rebhuhne mit fdiwarzem Bruftfchilde wird die Vermutung geäußert, dag es vielleidit aus Rußland flamme und Kreuzungsprodukt mit äaurica fei. Herr Zimmer beriditet im Anfdilug an die Mitteilung über das Balzen der Amfel, dag bei Kanarienvögeln individuell das eine cf balze, das andere nicht. Der Vorfigende hatte aus feiner Balgfammlung eine Reihe feltenerer palaearctifcher Fringilliden-Vögel, fowie die meiften nord- amerikanifchen Waldfänger aus der i>>e>/r?roicr/-Gruppe ausgelegt. Am Schluffe der Sigung erftatteten die Kaffenprüfer Bericht und beantragten, dem Kaffierer Entlaftung zu erteilen. Die Ver- fammlung befchlog dementfprechend. Hierauf begaben fleh die Verfammelten in den Zoologifchen Garten, wo nach gemeinfam eingenommenem Mittagsmahle eine Be- fiditigung der reichhaltigen Tierbeftände vorgenommen wurde. Anlage I. Wmterl)eol){iclitiiiigeii ans dem Riesengebirge von G. Martini, Warmbrunn. 5. September 1906. CharmJr'ms morweüus $ bei den Schnee- gruben, durch Raubvogelverletzung halb verendet, gefunden. 8. September 1906. Lanhts coUurio 9 bei Warmbrunn erlegt. Diefe waren wieder zahlreich da, aber weniger als frühere Jahre, weil gerade ihre Hauptbrutplätze, die in den Stauhweiher- gebieten lagen, abgeholzt worden find. 14. Oktober. Nucifraga caryocatactes cf aus Giersdorf. Ver- einzelt beobachtet, aber weniger als im Winter vorher. 19. Oktober. Cerchneis vespertina d ad. Krummhübel. 22. Oktober. Lariis fiiscus d, Heringsmöwe im Sommerkleide, aber fchon mit einigen Zeidien des Winterkleides. 15 Anas acuta cT, Spiegente, Sommerkleid. Diefe beiden Vögel wurden in Mühlfeiffen im li'ergebiet, in nicht waiferreidier Gegend, erlegt. 7. November. Wiederholt nodi Starniis vulgaris bis 16 Stüdi beobaditet. Corvus corone und fruf/ilegiis in verfchiedenen größeren Schwärmen beobaditet, einzeln erlegt. Bis zur heutigen Märzzeit find noch vereinzelte Trupps diefer beiden Arten da. Ifi, Dezember. In der Umgebung von Warmbrunn Stnrnns vuh/aris gesehen, am 1^. ein Männchen erlegt. 17. Dezember. Cindus clndus merula ftreicht vereinzelt am Zacken durch Warmbrunn. Man findet überall gleiche Beftände diefer Art, eine bedeutende Zunahme ift nicht zu bemerken. Alredo ispida. der ja hier immer anzutreffen ift und auch hier brütet, hat fleh in dielem Winter in fehr reichlicher Zahl eingeftellt, ca. 35 Exemplare, nur aus allernächfter Nähe, bekam ich zugelandt und einige von mir felbft erlegt. 18. Dezember, An diefem Tage ftrich eine Möwe in ziemlich fchnellem Tempo am Zacl^en in Kunersdorf entlang; ich Iprach fie als Larns riäibundns an. 20. Dezember. Corrothranstes coccothraustes d erlegt aus einer Anzahl von 5 bis G Stück. Diefer Vogel ift für hier keine Seltenheit, mehrmals fÖion von mir brütend gefunden, ich mug aber doch feit 2 Jahren eine koloffale Zunahme diefer Art für hier feftftellen. Belonders im September und Oktober kann man den Vogel überaus zahlreich hier vorfinden. Pyrrhula pyrrhida pyrrluda ift mir mehrere Male gebracht worden. Januar 1907. Ph-us viridis. Diefer kommt ja hier überall vor, aber fo häufig, wie ich ihn diefen Winter zu beobachten Ge- legenheit hatte und er mir zugewandt wurde, wohl circa HO Stück, ift in meiner je^t 27jährigen Tätigkeit in den Reichsgräflichen Samm- lungen noch nicht dagewefen. Piciis niartius behauptet fleh nach wie vor weiter, von einer Abnahme ift nichts zu bemerken, im Gegenteil bin ich der Meinung, da er von mir je^t an Orten beobaditet ift, wo er früher nie anzu- treffen war, dag der Schwarzfpecht fleh eher vermehrt hat. Frinyilla mordifriuydla. Ein Trupp von ca. ^ Stück hat fleh einige Tage hier im Ort an einem Futterplag friedlich unter den anderen Stammgäften eingefunden als : Chloris cJdoris. Frinyilla coelebs, fogar Pyrrhula pyrrhula europaea. ferner Emheriza citri nella und felbft- redend die älteften Stammgäfte: Passer domesticus. 3 16 12. Februar. Larus camis d im erften Winterkleide. Diefes für uns feltene Exemplar wurde am 12. Februar nachmittags am Zadten unter dem Hausberge in Hirfchberg gefchoHen; der Magen- inhalt waren 2 Wurftfpeile mit Pelle, Fifchüberrefte und Fleifchbrocken. 14. Februar. Am Zackenfall die bekannten, etwas an unfere Schwarzdroffel erinnernden Lockrufe von zahh-eichen Loxia ciirvi- rostra gehört, audi das leife: „zi^it" des Hef/idus regiÜHs und vor allen das glockenreine: „täh-täh" unferes niedlidien Parus cristatiis mitratys klang durch die winterhche Stille des Hochwaldes. 16. Februar. Lanius excuhitor maior cf am Kynaft erlegt. Diefer feltene öftliche Raubwürger ift mir im Laufe diefes Winters noch 2 Mal aus hiefiger Gegend zugefandt worden. 4. März. Lanius excnbitor ift zum öfteren beobachtet, 1 Mal von einem hiefigen Herrn, als der Würger unter deffen Fenfter einen kleineren Vogel fchlug und mit diefem in den Nachbargarten abftrich. Zu diefem felben Vogel möchte ich noch eine mir von dem bekannten Ornithologen, Herrn Profelfor Dr. Auguftin in Warm- brunn, übergebene Beobachtung beifügen: „Am 25. Januar 1907 bei viel Schnee und mäßigem Froft fah ich nachmittags einen Raubwürger, Lanlas excnbitor. an einer von Schnee und Eis freien Stelle der Warmbrunner Teiche bei Kynwaffer auffliegen mit einem Regenwurm im Schnabel. Er fag dann ca. 30 Schritte von mir auf einem Baume, ftrich aber bei meiner Annäherung über den Teich weg, seine Beute im Schnabel tragend. Ob es Lanius excuhitor maior, öftlicher Raubwürger (Reichenow, Verzeichnis Seite 23) war, konnte ich nicht feftftellen". Zum Schlug meiner diesmaligen Beobachtungen möchte idi noch einige Worte über die reichlichen Futterftellen, die hier und in der Umgebung für unfere gefiederten Gäfte aufgeftellt find, beifügen. Der hier vom i'. bis 12. März fehr ftarke, nochmalige Schnee- fall machte unferen winterlichen Sängern und den am 4. hier überall eingetroffenen Staren viel Nahrungsforgen und man fleht, mit welcher Dankbarkeit und Pünktlidikeit die Vögel an den reidilidi gedeckten Tifchen erfcheinen; aber eine Schattenfeite hat diefe Fürforge hier bei uns dodi gezeigt: Das früher, vor io bis 20 Jahren, hier nicht häufig vertretene Amfelgefdilecht, wird bei uns in nicht ferner Zeit den Sperlingen arge Konkurrenz bereiten. Ich glaube den anderen Sängern einen großen Gefallen erwiefen zu haben, dag ich die fchwarzen Reihen mit 30 Stück reduziert habe. Eine weitere fehr ftarke Vermehrung ift hier feit 3 Jahren bei CJiloris chloris, unferem Grünhänfling, auffallend geworden ; diefer 17 Vogel ift jetjt Hans in allen Gaffen und feine Dreiftigkeit wetteifert mit der feines Hauptgenoffen, des Sperlings, auf allen Futterplät5en, fowie Fenfterbrettern, die man als foldie zur Benut5ung ftellt. Anlage II. Neuii»keiteii aus Sclilesien. Von Paul Kollibay. ■Larus minnfns Fall. — Zwergmöwe. Mitte September 1000 wurde bei Neiffe nadi mehrtägigem Regen auf überfdiwemmten Wiefen ein junger Vogel von Herrn Maurermeifter Apfel d erlegt und mir für meine Sammlung gefchenkt. Es follen nodi andere Stücke dabei gewefen fein. Miterlegt wurde eine Hydrorhelidou nigra (L.) Die Zwergmöwe ift bekanntlidi vorher erft einmal in Sdilefien betroffen worden. Mergus alhcllns (L.) — Zwergfäger. Idi erhielt ein am 4. Dezember 1906 bei Juliusburg von Herrn Förfter Midiaelis er- legtes 9 diefes nordifdien Sdiwimmvogels. Oidemia fasca (L.) — Samtente. Am 25. November 1906 erlegte Herr Förfter Kurth in Rothhaus, Kreis Neiffe, auf dem Neiffe- fluffe eine Ente, die er von mir beftimmen lieg. Es war ein v der Samtente. Audi Herr Förfter v. Kummer in Grog-Borek, Kreis Rofenberg, Ichog Mitte Dezember 190() ein Stück und beobachtete 4 andere, wie er meint cfd, von Ende April bis Mitte Mai 190() durdi 3 Wochen auf dem etwa 60 Morgen grogen Teidie bei Kuguben, Kreis Rofenberg. Die Artzugehörigkeit bietet nadi der Befdireibung von Vogel und Flug keinen Anlag zu Zweifeln. Xyroca clani/uJa (L.) — Schellente. Von diefer fchönen nordifchen Ente, die bekanntlidi aber audi in Sdilefien brütet, wurde mir ein am 20. Dezember 1906 bei Neiffe erlegtes 9 vorgelegt. Aiiser auser (L.) — Graugans. Zu den in meinem Buche angegebenen Brutplägen hat mir unfer Mitglied, Herr Woite, nodi das Majorat Brufdiewig bei Hundsfeld genannt, wo feit vielen Jahren auf den über 100 Morgen grogen Teidien eine kleine Anzahl wilder Gänfe brütet. 18 Branta hernida (L.) — Ringelgans. Am -. Dezember 1906 erlegte Herr Hauptmann Schölzel in Kattern auf der Feldmark Klein- Sägwitj ein cf, welches fidi allein befand und offenbar fehr ermüdet war, da es erft aufftand, als der Schübe fidi auf 40 Sdiritte genähert hatte. Die Gans kam in eine Wildhandlung in Breslau und wurde dort von unferem Mitgliede, Herrn Koske, für meine Sammlung gerettet. Hhnantopiis himantopus (L.) — Stelzenläufer. Nach Mit- teilung unteres Mitgliedes, Herrn Dr. Mo eil er in Plagwitj, befindet fich bei dem Gafthausbefi^er Grande in Löwenberg ein ausge- ftopfter Stelzenläufer, der in den achtziger Jahren des vorigen Jahr- hunderts auf den Sirgwi^er Wiefen am Bober erlegt lein foll. Es ift dies erft das zweite, mit einiger Sicherheit feftgeftellte Vorkommen diefes Südländers in Schießen. Syrrhwptes paradoxus Fall. — S t e p p e n h u h n. In mein Budi habe ich die Mitteilung von A. Richter aufgenommen, dag nach Angabe eines Förfters ein Paar Steppenhühner fich auf einem Holz- fchlage bei Jänkendorf in der Oberlaufit5 noch im Sommer 1S(S9 auf- gehalten habe. Mit Bezug hierauf fchreibt mir Herr William Baer, der ornithologifche Erforfcher der Oberlaufife, dag ihm diefes Paar „Steppenhühner" fogar gezeigt worden fei, dag es aber nidits anderes als der Triel oder Dickfug, Oedicnemus oedienemus (L.) gewefen fei ! ! Perdix perdix (Lj — Rephuhn. Im Dezember 1906 erwarb ich ein cf mit fchwarzem, ftatt braunem Bruftfchild. Ein weiteres Kennzeichen der afiatifchen Perdix daurira {Pall.) fand fich zwar nicht, immerhin bleibt die Frage offen, ob es fich nicht um einen Baftard aus den Grenzgebieten beider Arten handelt. Denn wenn auch der Vogel, wie mir mein Verkäufer verficherte, auf dem Markte in Gleiwig gekauft fein foll, fo befteht doch die Möglichkeit, dag er aus dem Innern des ruffifchen Reiches importiert fei. Acripiter iiisuff [L) — Sperber. Die Raubgier des Sperbers ift bekannt; man weig auch, dag er fich an grögere Vögel, z. B. Star und Droffel wagt. Immerhin war es mir nicht unintereffant, am 27. Dezember 1906 von Herrn Förfter Michnik in Bernsdorf bei Münfterberg ein Sperberweibchen mit feiner Beute zu erhalten, welche in einem Grünfpechtmännchen (!) beftand. Der Sperber war lebend auf dem von ihm gefchlagenen Grünfpecht ergriffen worden. Ciiculus canorus {L.) - Kukuk. Einer der feltenften Brut- pfleger des Kukuks ift unfer Buchfink. Es war mir deshalb von hohem Intereffe, von Herrn Förfter v. Kummer ein am 15. Juni 1904 gefundenes Finken-Kukuksgelege zur Befichtigung zugefandt zu er- 19 halten. Das Kukuksei paßt gar nidit zu den 2 Nefteiern, ähnelt vielmehr den Eiern von Hißvla Ki/hia (L.), der Dorngrasmücke. PüMor roseiis (L.) — Rofenftar. Herr Frhr. Geyer von Schweppenburg in Hannöverfch-Münden überlieg mir freundlidift ein bei Grottkau lHi)5 oder 1890 erlegtes d dieles (chon mehrfadi in Sdilefien vorgekommenen fchönen Brutvogels des Südoftens. Calcarias nivalis (L.) — Schneeammer. Beobaditungen diefes hochnordifchen Ammers in Schießen waren bislang fo fpärlidi, dag es von grogem Werte ift, zu erfahren, dag der legte harte Winter uns diesen i'eltenen Gatt zugeführt hat. So beobachtete unfer Mitglied, Herr Natorp, am 80. Dezember 1!)0() nachmittags zwilchen 2 und 3 Uhr drei kleine Schwärme bei Myslowig, und Herr Förfter H. Seeliger in Saine bei Trachenberg fchrieb mir am 5. Februar 19i)7, dag feit einigen Tagen fich dort Schneeammern aufhielten, von denen ein Stück für midi gefdioffen worden fei. Tiirdiis merula (L.) — Amfel. Das Balzen der Amiel habe ich noch nie befchrieben gefunden. Ich konnte es vor einigen Tagen bei fchönem Frühlingswetter gut beobachten, cf und ? figen auf einem Baume, legteres anfcheinend ganz teilnahmslos. Das cf legt das Gefieder knapp an, drüdd den etwas gefpreizten Schwanz tief nadi unten und vorn und ftredd den Hals lang in die Höhe, fodag Schnabel, Hals und Rücken eine grade Linie bilden. Dann fenkt es den geftreckten Hals allmählich immer mehr nadi vorne, wobei der Rücken einen Buckel bildet, bis die Sdinabehpige nadi der Erde zeigt. So verharrt der Vogel in einer lächerlichen halbmondförmigen Stellung einige Sekunden; plöghdi richtet er fidi auf, fdiüttelt das Gefieder und fliegt auf einen anderen Plag, wo er nach kurzer Zeit das Spiel von neuem beginnt. Bericht iibor ilie vierte Sommer versaiimiliniji: iim 22o uml 2:]. Juni 11)07 in Warmbrnnn. Anwel'end a) von Mitgliedern die Herren Mann, K o 1 1 i b a y , Proskauer, Kutter, Emmrich, Grünberger, Auguftin, Bormann, Martini sen., Grabowsky, Müller, Lampredit, von Raben au. 20 b) von Gälten die Herren Leutnant a. D. Schneider (Herifdidorf), Rentner Hugo Wenke (Hirfchberg), Oberpoftaififtent Marfdiner (Hirfchberg), dirig. Arzt Dr. Bartfeh (Zackenthal), Hauptmann a. D. Vorwerg (Herifchdorf), Badeinfpektor Cogho (Warmbrunn), Königl. Förfter Grunert (Krafchen, Kreis Guhrau), Präparator Martini j r. (Warmbrunn), Geh. Juftizrat Seydel (Hirichberg), Lehrer Arlt (Goldberg), Profefior Dr. Nentwig (Warmbrunn), Fabrikdirektor F. Kuefter (Warmbrunn), Betriebs- leiter Kurt Müller (Odiliich), Revierförfter Hentfchel (Wolfshau), Eichungsini'pektor J. Schaefer (Breslau). (Die Herren Schaefer, Dr. Bartfeh, Wenke, Nentwig, Cogho und Grunert erklärten während der Verfammlung ihren Beitritt zum Vereine.) Sonnabend, den 22. Juni, nachmittags um B'/a Uhr trafen fich die Verfammlungsteilnehmer in der Zoologifchen Sammlung des Reichsgrafen Schaffgotfch. Deren bedeutendfter Teil dürfte die ornithologifdie Abteilung fein, wenn auch die Schmetterlingsfammlung offenbar ebenfalls fehr großen Wert hat. Die Sammlungen, welche feit kurzem in erweiterten Räumen aufgeftellt find, wurden unter der Führung des Herrn Konfervators Martini eingehend befichtigt. Befonderes Intereffe erregten natürhdi die Spezialitäten des Riefen- gebirges : der Wafferpieper, Antlius splpoletta (L.), der Alpenflüvogel, Accentor collaris (Hcop.), die Schildamfel, Turdus torqimtus alpestris (Br.) und der Mornellregenpfeifer, Charaärim morinellus (L.). Audi die in der Hirfdiberger Gegend gelegentlich vorgekommenen Seltenheiten wurden gebührend beachtet, wie der Bienenfreffer, Merops apiaster (L.)^ der fchwarzkehlige Wiefenfchmätjer, Praüncola rubicola (L.), die Sturmmöwe, Lariis cmms (L.), Von hohem Intereffe war eine Aus- ftellung einer größeren Anzahl von Kukuksgelegen, weldie die Oologen zu längerem Verweilen vor dem Sdiaukaften veranlagte. Unter Führung des Herrn Archivars Prof eff or Dr. Nentwig fand darauf eine Befichtigung der 70000 Bände Itarken Bibliothek und der intereffanten Sammlungen von Waffen, Gemälden u. dgl. ftatt. Von großem hiltorifchen Werte find die unter Glas und Rahmen hängenden zwei Urkunden: das Originalfchriftftück des von den Generalen Wallenlteins am 12. Januar 1634 ausgeftellten „Pilfner Reverfes" und das Schreiben, in dem Wallenftein gegen die An- klage des Hochverrats beim Kaifer Widerfpruch erhob. Abends 6^4 Uhr eröffnete der Vereinsvorfißende, Herr Rechtsanwalt Kollibay, die wiffenfchaftliche Sißung im roten Saale des Kurhaufes mit einer Begrüßung der Mitglieder und Gälte. 21 Daran fchlog er einen kleinen Vortrag über „Neue Feftftellungen zur fchlefifchen Vogelfauna feit der Jahresverfammlung vom 17. März 11)07". Der Vortrag, welcher in Anlage I abgedruckt ift, regte eine lebhafte Diskuffion an. Herr Proskaue r berichtete über die Beobachtung des Zwergfliegenfängers, Muscicaya parva Bchst. Er fand zu Pfingften 1907 den intereffanten Vogel im Bade Reinerz und zwar auger- ordentlich vertraut, fodag er ihm bis auf 2 m nahen und ihn beim Gelange und der Nahrungsaufnahme genau beobaditen konnte. Von dem Gefange berichtet Herr Proskauer, dag er zu Anfang dem der Kohlmeife, am Schlug demjenigen des Baumpiepers ähnele, während der Lockruf an denjenigen des Zaunkönigs erinnere. Gegenüber der Meinung des Vortragenden, dag der Vogel wohl kaum am Be- obachtungsorte gebrütet haben werde, weift der Vorfigende darauf hin, dag feit langer Zeit die Graffchaft Glag der locas tr/pkus für das Vorkommen des Zwergfliegenfchnäppers in Schlefien fei, dag er felbft ihn gerade bei Reinerz beobachtet und erbeutet habe und dag bei der bewiefenen Vertrautheit des Vogels das Brüten in den hohen Baumbeftänden des Bades felbft nidit ausgefchloffen erfdieine. Herr Emmrich beriditet über Migerfolge beim Aufhängen Berlepfch'fcher Niftkäften, die bei Bad Centnerbrunn und anderwärts durch den Glager Gebirgsverein angebracht worden feien. Es feien dadurch nur Ringelfperlinge, Passer montanits (L.), in Gegenden hin- gezogen worden, wo man fie früher kaum gekannt habe. Der Vorfigende bemerkt, dag allerdings, wie dies fchon V. Berlepfch betont habe und wie es auch mit Erfolg im Stadtpark zu Neiffe gefdiehen fei, die Sperlinge unausgefegt vertilgt werden mügten, um die Brutkäften für Meifen u. dgl. frei zu behalten. Herr Seydel teilt mit, wie er beobachtet habe, dag der kleine Neuntöter, Lanius coUurio (L.), eine Kage folange attackiert habe, bis fie Reigaus nahm. Herr Wenke berichtet über die Auffindung eines Neftes mit Jungen des Wafferftares, ('Indus cimius niernla (J. C. Sdiaeff) bei Merzdorf an der Kemnig und meint, dag diefer Vogel immer feltener werde. Herr Martini fen. widerfpridit ; insbefondere in diefem Jahre habe er eine Zunahme des Beftandes feftgeftellt. Herr Bor mann ift derfelben Meinung. Am Fluglaufe des grogen Zacken, von Petersdorf bis nach Schreiberhau, find feit 20^ Jahren bis heut ftets zwei Brutpärchen des Wafferftares vor- banden gewefen. Dagegen fehlt dort der Eisvogel, Alcedo ispida (L.), feit 8 Jahren fall gänzlich. Herr Martini fen. befpridit fodann die oben erwähnten Spezialvögel des Riefengebirges und legt ihre Eier vor. Eingehender lägt er fidi über die Nefter des Wafferpiepers aus und macht Be- merkungen über das Brüten des Auerwildes. Seine Mitteilungen finden fidi ausführlidi in Anlage II. Auch Herr Bormann gibt Mitteilungen über das Auer- und Birkwild im Riefengebirge (fiehe Anlage. III). Bei Herrn Kollibay ift-verfdiiedentlich wegen der angeb- lichen Schädlichkeit der Amfel, Tnrdtis merula (L.) angefragt worden. Er felbft hat darüber keine Erfahrungen gemacht, insbesondere bei Neiffe nichts von zerftörten Vogelbruten feftftellen können, auch eine Abnahme anderer Vögel infolge Zunahme der Amfel nicht wahrge- nommen. Er hält daher die verfdiiedentlich feftgeftellte Schädlichkeit der Amfel als auf örtlichen Urfachen beruhend und fragt an, ob nach diefer Richtung auch in Schlefien Wahrnehmungen gemacht worden feien. Herr Grabowsky teilt mit, dag vor Jahren der verftorbene Präfident der Deutfdien Ornithologifdien GefelHchaft, Dr. Kutter, ihm in Gaffel erzählt habe, er habe die Amfel als Nefträuber be- troffen. Als er, Herr Grabowsky, fpäter den Zoologifchen Garten in Breslau übernommen habe, habe er auffallend wenig Grasmücken vorgefunden und die Urfache hierfür in dem ftarken Beftande der Amfel vermutet. Er habe daher legtere erhebhch dezimiert, und zufehends habe fidi darauf die Zahl der brütenden Kleinfänger ge- hoben. Auf feine Anregung fei auch in Privatgärten und im Scheit- niger Park mit der Verminderung der Amfeln vorgegangen worden und auch da fei derfelbe erfreuliche Erfolg eingetreten. Herr Proskauer beftätigt diefe Angaben für Breslau und auch für Thüringen. Herr Nentwig hat felbft gefehen, wie eine Amfel die Eier aus einem Singvogelnefte einzeln, wie aus Spielerei, herauswarf, und hat die Nefträuberei der Amfel fich auch von anderer glaub- würdiger Seite beftätigen laffen. Herr Martini meint, dag das Fehlen der Nachtigal im Hirfchberger Tale auf die Amfeln zurückzuführen fei, wogegen Herr Kollibay bemerkt, dag ausweishch der Literatur hier die Nachtigal niemals Brutvogel gewefen und Einbürgerungsverfudie miglungen feien. Wenn, wie Herr Martini bemerkt, die Warmbrunner Sammlung von Dr. L u ch s Nachtigallen aus der Gegend befige, fo könnten das Durchzugsvögel gewefen fein. 28 Herr Wenke glaubt, dag die Amfel nur dann lidi an jungen Vögeln vergreife, wenn fie zu wenig Regenwürmer finde, die üe in Mafien verzehre. Es fei aKo nur eine Übervölkerung unter den Amieln an der Ausartung fdiuld. Der Vorfitjende hält dies auch für möglidi, vielleidit aber audi die Verwöhnung der Amfel durch unzweckmäßige Winter- fütterung mit rohem Fleifch. Jedenfalls dürfe man nun nidit etwa dem Vogel den Vernichtungskrieg erklären, fondern möge, wo er fidi Übergriffe erlaube, feinen Beftand nach Erfordernis nur vermindern. An die Sitjung fchlog fich ein vortreffliches gemeinfames Effen im grogen Kurfaale an, während draußen ein gediegenes Konzert der Kurkapelle und eine von der Reichsgräflichen Verwaltung zu Ehren der Ornithologen veranftaltete prächtige Parkillumination Ohr und Auge auf ihre Rechnung kommen liegen. Rede und Gegen- rede würzten das Mahl, nach welchem die Teilnehmer noch lange bei einem Glafe Bier zufammenbheben. Am folgenden Tage unternahmen 16 Verfammlungsteilnehmer einen Ausflug über die Schlingelbaude nach dem kleinen Teiche und der Hampelbaude und konnten trog unbeftändigen Wetters doch über 30 Vogelarten, darunter ÄntJnis siniwletta {L.), beobachten. Anlage I. Neue Feststellimgeii zur sclilesisclieu Yogelfauna seit der Jahresversammluug vom 17» Mäiz 1907. Von Paul Kollibay. Charculrms morinellus L. — Mornell-Regenpfeifer. Nach Mitteilung unferes Mitgliedes Schelenz erhielt er ein am 5. Mai 1907 in der Nähe von Canth erlegtes 9. Es handelt fich natürlich um einen nordifchen Durchzugsvogel. Flegadis faJcineUus (L.) — Brauner Sichler. Herr Georg Weig in Namslau befigt, wie er mir mitteüt, einen im Herbft 1897 von Förfter Kroker auf den Obora-Wiefen bei Ratibor erlegtes Stück. Es war in Begleitung eines zweiten. Siirnia ulula iL.) — Sperbereule. Nach demfelben Herrn Weig hat etwa 1889 Förfter Jendregki bei Rofenberg ein fehr fchönes Exemplar der Sperbereule gefdioffen. Ferner präparierte 4 24 und befag Weig ein etwa 1888 von Förfter Ko^ur in Strofek bei Tarnowitj erlegtes Stück. Im Spätherbft 1906 fdiog Herr Förfter Broeficke in Forft Niefe bei Namslau ein jetjt in feinem Befige befindliches, wundervolles altes cf. Ästm- hrevii)es Sev. - Zwerghabicht. Ein Herr Auras in Reichenbach teilte in der Deutfchen Jägerzeitung mit, dag er „fehr oft" den Zwerghabicht, (welchen ich nördlichft in Dalmatien feft- geftellt habe), erhalten habe. Wie fchon die Redaktion aussprach, kann davon keine Rede fein.*) Falco peregrinus Tunst. — Wanderfalke. Die Erlegung eines folchen ift immer der Erwähnung wert. Leutnant v. Salz- mann erbeutete im März 1907 ein junges Stück bei Neiffe. Muscicapa collaris BcJist. — Halsbandfliegenfchnäpper. Förfter Stephai nsky in Jägerhaus bei Tillowig O.-S. erlegte am 25. April 1907 ein d und fandte es mir. Schon früher, am 7. Mai 1898, erhielt ich einmal ein foldies von ihm. Es handelt fich wohl um Durchzügler nach der fchwedifchen Infel Gotland, welche be- kanntlich eine ftarke Brutenklave des Vogels darfteilt. Lanius collurio (L.) — Rotrü einiger Würger. Intereffante Beobachtungen fandte mir Herr Rittergutsbefiger Drefdier in Ellguth bei Ottmadiau, von denen ich einiges mitteile: a) Der Neuntöter ift bei Ellguth fehr häufig; auf einer Strecke von 300 — 400 m fand Herr Drefcher in einer Hecke diefes Jahres 9 Nefter. b) Ein Neft war auffallend hoch. Es war durch Aufbau auf ein altes Neft fo hoch geworden. c) Neben einem Neft fand Herr Drefcher eine Menge Federn von Kleinvögeln. Nicht weit entfernt ftellte ein verdorrter Dornen- ftrauch die Vorratskammer dar. Gefunden wurden meift aufgefpiegte, noch lebende Infekten (Hummeln, Käferlarven), aber immer nur 1 Stück. Auf einem anderen Strauche fleckte eine bereits zur Hälfte verzehrte Goldammer und ein Vogelmagen. d) Sylvia nisoria Bchst. hatte in der Nähe eines Würgerneftes ihr eigenes mit 5 Eiern. (Auch von mir oft zufammen gefunden. K.) Sie fürchtet den Würger nicht, greift ihn fogar mutig an. e) Ein Neft wurde zerriffen und mit 2 zerfchlagenen Eiern gefunden. Herr Drefcher vermutet das cf des erlegten ? als Täter. (Vgl. meine Beobachtung S. 232 der „Vögel Schlefiens". K.) *) Ein mir von Herrn Auras auf Ersuchen zur Besichtigung über- sandter Vogel war ein altes Sperbermänuclien! Kollibay. I I I I ©O Fiebitzbru^hU m 'f Pärchen aiifdemTeicMst^mf zuE[laath.Kr6romau. 79/Z. 135- u (o) Bruineiter. Q benützte Spülnester. % Spielne6ter ILOrdnang. 25 f) Alle Eier waren grünlidi. (Die 9 9 hatten vielfach oben noch fchwärzliche Wellung). Nur ein Gelege zeigte rötliche Grund- farbe. — Diele Beobachtung beftätigt die Anlidit, dag junge 9 9 grünliche Eier, ältere immer röter werdende hervorbringen. Oarriilus (/landarius (L.) — Eichelheher. Am 26. Mai l'.)07 fand ich im Walde von Preiland bei Neifie ein Neft mit (i halb be- brüteten Eiern, die eine von mir noch nie gefehene Varietät dar- fteilten, indem iie am ftumpfen Ende eine Kappe oder einen Kranz ftumpfvioletter oder olivgrüner Schalenflecken tragen. Diele Zu- fammenziehung des Farbftoffes bewirkt, dag die Gefamtfärbung der Eier einen weit helleren Eindruck macht als gewöhnlich. Bnth/tes fJdfus horeidis {Snudev.) — Nordifche Kuhftelze. Unier Mitglied Herr Dr. Möller fügt der meinigen (vgl. S. 285 der „Vögel Schlesiens") eine zweite Beobachtung des Durchzuges bei. Er beobachtete am 20. Mai d. J. mittels Glafes ein Pärdien, wovon das d fchwarze Kopfleitenfärbung hatte und des Augenbrauen- ftriches entbehrte. Sylvia nisoria (Bellst.) — Sperbergrasmücke. Diefe größte der Grasmücken, von etwas zigeunerhaftem Wefen, ift diefes Jahr bei Neiife wieder etwas häufiger. Am 26. Mai 1907 fand ich ein befonders feft gebautes Neft mit 4 frifchen Eiern. LocusteUa fnviatilis OVolfJ. — Flugrohr fange r. Über diefen für unfer Schlefien fo diarakteriftifchen Schwirrer madite idi kürzhch eine intereffante Beobachtung: In einem toten Graben hinter dem Stadtparke von NeiHe fang am 25. Mai 1907 ein d", das mir durch längere Zeit wegen der Dauer feiner Strophen auffiel. Schlieglich nahm idi die Uhr zur Hand und ftellte feft, dag es in einem Falle den Schwirrgefang genau 6V^ Minuten anhielt. Bis jetjt hatte man immer nur von 3, hödiftens 4 Minuten Maximalleiftung gelefen. Der Vogel war auch io vertraut, dag er üch durch meine Anwefenheit nicht ftören lieg, auch dann nicht, als ich eine Viertelftunde lang unmittelbar unter feinem Sig- plage (er fang in Höhe von 4 — 5 m) nadi einem Nefte fudite. Eritliucus suecicus [L.) — Rotfterniges Blaukehlchen. Diefe in Skandinavien brütende Form wird auf dem Zuge in Schlefien hödift feiten betroffen. Mir liegen nun wieder 2 neuere Nachrichten vor: Vogelhändler Nicolai in Breslau erhielt ein in dortiger Gegend Ende März (?) 1906 gefangenes Stück und Herr Drefcher erlegte am 21. Aprü 1907 ein d bei Ellguth (Ottmachau). 4* 26 Anlage IL B e 0 b a c li t ii ii g e n. Von G. Martini. Nach jahrelangen Beobachtungen der alpinen Avifauna des Riei'engebirges ift mir eine besondere Anpaffungsgabe im Neftbau des ÄntJnis spijmletta aufgefallen, wie die in den gräfl. Schaffgotfch'fchen Sammlungen vorhandenen Neftbauten zeigen. Die Nefter flehen zum größten Teile auf der flachen Erde, der obere Neftrand mit feiner Umgebung in einer Höhe, zum Teil find die Nefter von einer Seite von einem Steine befchütjt, oder von einem Knieholzgeftrüpp etwas gedeckt. Einigemale, aber feiten, fand ich Nefter in einem vom Schnee recht niedrig gedrückten Knieholzftrauche, manche Nefter dagegen unter den vielen, die ich Gelegenheit hatte zu finden, waren auch wieder folche, deren Standort in Vertiefungen keinen um- gebenden Schut5 hatte. Die charakteriftifche Färbung der Flächen des Hochgebirges ift entweder, wo feuchtere Stellen find, das faftige Grün, das Wiefenbild ; trocknere Orte zeigen aber auch noch zur Zeit der Brut am Ende Juni oder Anfang Juli, wie durch die Winterverhältniffe bedingt, dürres oder erfrorenes langes Gras. Grade diefes ift ein Hauptbeftandteil des Neftbaumaterials. Aber faft immer tritt eine Anpaffung an die Umgebung hervor und der eifrigfte Sammler wird oft dicht vor dem Nefte ftehen, ohne es auf den erften Blick zu entdecken. Hat das Neft den Standort in trockner Lage, wo die Umgebung nur dürre Gräfer und Steine, aber nur wenig erfrifchendes Grün aufweift, fo befteht das Baumaterial nur aus diefem dürren Material, während folche Nefter, die man auf grünem Untergrund und in grüner Umgebung findet, abgefehen von der ebenfalls aus dürren Gräfern beftehenden Grundlage, hauptfächlich aus frifchem Moos und anderem grünen Material zufammengefe^t find, audh fand ich Nefter mit frifchem Gräfe umbaut. Verfchieden ift die Färbung der Eier. Man findet ziemhch helle, wie auch folche von fehr dunkler Färbung, wie ebenfalls die in den hiefigen gräflichen Sammlungen befindhchen bezeugen. Die zweite Beobachtung, die mir befonders auffiel, war, dag ich die helleren Eier in Neftern mit hellerem dürren Baumaterial, folche aber von dunk- leren Färbungen bei dunklerem, das heißt grünem Baumaterial fand. Ich werde diefe Frage weiter verfolgen und dabei auch durch Er- legung zugehöriger Brutvögel prüfen, ob nicht etwa die verfchiedenen Altersftufen der Weibchen, wie bei Lanius collurio, von Einfluß find. 27 Eine weitere eigentümlidie Erfdieinung ift mir bei Neft- beobaditungen von Tetrao urof/allus regelmäßig aufgefallen, die mir audi von gut beobachtenden Forftbeamten, wie u. a. Gräfl. Ober- förfter Bor mann (Petersdorff), Förfter Hentfdiel (Wolfshau), be- ftätigt wurde. Die nadi dem Ausfdilüpfen der Jungen zurück- bleibenden Eierfchalen erscheinen dem Beobaditer alle als halbe Eier, wie man mit dem MefÜer Eier halbiert. Erft bei genauer Unter- fuchung fieht man vorforglich die Eihälften ineinandergefteckt, ein wunderbarer Ordnungsfinn, der fich wohl kaum aufklären wird. Anlage III. Über (Las Brüten der Auerhenne. Von Oberförfter Borrmann. Im Vorjahr wurden im Waldgebiet am Hochfteinhange an den Sdilagfäumen, alfo innerhalb des Altholzes, 2 brütende Auer- hennen durch die Forftbeamten beobachtet. Die Hennen lagen etwa 180 m von einander entfernt dicht am Fuge der Baumftämme in der Nähe zweier Holzabfuhrwege. Das Gelege beftand aus 5 Eiern, wovon 4: Eier ausgebrütet wurden, und 7 Eiern. Die letjtere Henne war leider mit den Eiern fpurlos verfchwunden und wir hatten Mühe, die Brutftelle wieder zu finden. Diefes Jahr wurden wieder 3 brütende Auerhennen in etwa derfelben Gegend aufgefunden, zwei ebenfalls wieder im Altholz in der Nähe der Wege, eine im Altholz in der Nähe der Eifenbahn. Leider ift hiervon etwa am 13. Juni wieder eine Henne mit Gelege geraubt worden und nur wenige zurückgebliebene Federn zeigten die Brutftelle. Da die Marder hier lehr abgenommen haben, wie auch in dem 1906 herausgegebenen Werke des Herrn Vor- figenden ganz zutreffend beim Auerwild angegeben ift, vermute ich, dag der Fudis der Räuber der Bruthennen und der Eier gewefen ift. Beim Auslaufen der jungen Auerhühner zerbricht die Eifchale in zwei Hälften und finden fidi die Schalenhälften merkwürdigerweife ineinandergefchachtelt, wie dies auch bei Haushühnern vorkommt. Eine Birkhenne brütete im Vorjahr auf 13 Eiern in einer höheren Fichtendickung auf einer Bodennähe. Die brütende Auerhenne habe ich bisher nur auf freier grasbewachfener Schlagfläche oder jungen Kulturflächen oder wie angegeben, innerhalb des Altholzes, aufgefunden. 28 Mitteilung. In der nächften Hauptverfammlung beabsichtige ich die Ein- fe^ung eines Ausfchuffes für Beobachtungsftationen der Vögel Schleiiens vorzufchlagen. Es handelt fich darum, durch planmägiges Zufammenwirken einer größeren Anzahl verläghcher Beobachter an den verfchiedenften Punkten der Provinz ein möglidift großes, fidleres Material für die Biologie unferer Vögel zu gewinnen, namentlich zur Erforidiung der Zug- und Brutverhältniffe. Daneben foll eine Ergänzung des bisher noch recht lückenhaften Verzeichnifies der fchlefifchen Vogelnamen im Volksmunde angeftrebt werden. Meine Abficht kann nur verwirklicht werden, wenn eine aus- reichende Anzahl von Mitarbeitern gefiebert ift. Ich bitte deshalb untere Mitglieder fchon jet5t, mir ihre Bereitwilligkeit durch einfache Kartenmitteilung bekannt zu geben. Neiffe, im September 1908, Kollibay. Inhalts -Verzeichnis. Seite Hauptverfammlung vom 17. und IS. Februar 1906 in Breslau 1 Sommerveriammlung vom 4. und 5. Juni IDOG in Tradienberg (Beridit von Dr. Zimmer) 5 56. Jahresverfammlung der Deutfchen Ornithologifdien Gefell- Ichaft 8 Hauptverfammlung vom 16. und 17. März 1907 in Breslau . . 10 Martini: „Winterbeobaditungen aus dem Riefengebirge" . . 14- Kollibay: „Neuigkeiten aus Sdileüen" 17 Sommerverfammlung vom 22. und 23. Juni 1907 in Warmbrunn 19 Neue Feftftellungen zur fchleüfdien Vogelfauna feit der Jahres- versammlung vom 17. März 1907 23 Martini: „Beobaditungen" 26 Borrmann: „Über das Brüten der Auerhennen" .... 27 Mitteilung 28 Berichte des Vereins schlesischer Ornithologen. -D Dritter Bericht d- (1908 und 1909). -D N eiss e. F. Bär's Bucbdruckerei, G. m. b. H., Neiss 1910. 15er icht ü})er die vierte Haiiptversainiiiluiis, yom 2L und 22. März 190S in Breslau. Sifeung vom 21. März 19 0 8 abends S Uhr im Rizzi-Bräu, Z w i n g e r p 1 a Ij. Anwefend die Herren: Grün berger, Grabowsk,y, Woite, Mann, Dr. Moeller, Pohl, Proskauer, Schelenz, Martini, Dr. Sdioenhuth, Natorp, Cerutti, Kollibay, Aegidi, Kutter, als Mitglieder und die Herren: Reinelt, Wyfocki, Dr. Neumann als Gälte. Vorfitjender : Herr Kollibay, Sdiriftführer: Herr Natorp. Der Vorfitjende begrüßte die Verfammlung und erteilte das Wort dem Kaffenführer zur Erftattung des KaHenberichtes. Aus diefem ift hervorzuheben, dag der Beftand aus dem Vorjahre 1S2,:^)I) M. betrug, zu welchem an Mitgliederbeiträgen 198 M. hinzukamen, während die Ausgaben fidi auf 70,02 M. beliefen. Hiernadi ergab fidi ein Kaffen- beftand von 310,28 M. Die Verfammlung wählte die Herren Mann und Sdioenhuth zu Redinungsprüfern. Auf deren Vorfdilag wurde dem Kaffenführer Entlaftung erteilt. Bei der Vorltandswahl wurde auf Vorfdilag des Herrn Gra- b 0 w s k y der bisherige Vorftand, beftehend aus den Herren Kollibay, Zimmer, Proskauer, Natorp und Grünb erger durdi Zuruf wiedergewählt. Für die diesjährige Sommerverfammlung hat Herr Kufdiel brieflidi Guhrau in Vorfdilag gebradit und gebeten, da er erft am nädiften Tage kom.men könne, diefen Gegenftand der heutigen Tages- ordnung auf morgen zu verfdiieben. Es wurde dementfprediend befdiloifen. Herr Kollibay wies auf die kürzlidi ftattgehabte Verfendung des erften Vereinsberidits, behandelnd die Jahre 1!H)1 und 190'), hin. Der Vorftand hatte das Erfdieinen foldier Beridite, in zwanglofer Zeitfolge und abhängig von den bereiten Mitteln, befdiloifen, nidit um eine neue wiffenfdiaftlidie „Fundgrube" zu fdiaffen und dadurdi 1 nur zu einer weiteren Zerfplitterung der ornithologifchen Literatur beizutragen, fondern um unferen Mitgliedern eine Redienfchaft über die Tätigkeit des Vereins zu geben, insbefondere denen, weldie wenig oder garnidit an den Vereinsverfammlungen fich zu beteiligen in der Lage find. Der Vorfitjende legte fodann die widitigften literarifdien Er- fcheinungen des Jahres 1907 vor und befpradi eine Reihe intereffanter Abhandlungen und Auffä^e. Erwähnenswert ift, dag Henrici nun- mehr auch für Weftpreugen das Brutvorkommen des Nachtreihers fcitgeftellt hat. Herr Proskauer wies auf die vielen Nachfolger von Schillings hin, die, durch ihn angeregt, fich mit der Aufnahme von Natururkunden befaßten. Er legte vor aus Gowans „Nature Books" das Heft: „Wild Birds at Home" und aus den „Natur- urkunden" von Georg E. F. Schulz das Heft Vögel 1. Reihe, endlich „Tierleben in freier Natur" von Richard und Cherry Kearton, das vorwiegend vom Vogelleben handelt. Die herumgereichten photographifchen Aufnahmen lebender Vögel und anderer Tiere in freier Natur fanden allgemeinen Beifall. Die Verfammlung bheb in der Befprechung der durch die vor- gelegte Literatur angeregten Fragen und im Austaufch eigener Er- fahrungen noch lange bei einem Glafe Bier zufammen. Sifeung vom 2 2. März 1908 vormittag im Zoologifchen Inftitut, Sternftrage 21. Anwesend die meiften Herren von geftern und ferner die Mit- glieder Kufchel, Hanke und von Falkenhayn, fowie als Gälte die Herren E. und K. Merkel und Forftmeifter Bau mann. Nach der Befichtigung des Mufeums unter der Führung des hierbei unfer Mitglied Dr. Zimmer vertretenden Affiftenten Herrn Dr. Gerhardt wurde um lOi/o Uhr die Sigung im Hörfaale des Inftituts eröffnet. Zunächft wurde nach einer empfehlenden Begründung des Herrn Kufdiel als Ort der nächften Sommerverfammlung Guhrau be- ftimmt. Wegen des Zeitpunktes und des Programms wird Herr Kufdiel fidi mit dem Vorftande in Verbindung fegen. Herr Natorp hielt hierauf einen Vortrag: „Einiges aus dem Vogelleben des oberfdilefifdien Induftriebezirks". Der Vortrag wird als Anlage I beigefügt. Herr Kollibay gab „Neue Beiträge zur Vogelfauna Sdilefiens" bekannt (Anlage II), während Herr Martini über „Ornithologifdie Beobachtungen aus dem Riefengebirge vom April liXtT bis Ende März 190S" (Anlage III), über „Seltenheiten in der Schlefifchcn Ab- teilung der Reichsgräflichen ornithologiläien Sammlung zu Warm- brunn" (Anlage IV) und über „Biologifche Beobachtungen" (An- lage V) fprach. Herr Kollibay legte nodi vor die bisher erfchienenen Liefer- ungen des präditigen Eierwerkes unferes früheren Mitgliedes Georg Kr auf e: „Oologia palaearctica". Nach der Sil3ung beüditigte die Verfammlung den Zoologifdien Garten. Kollibay. Natorp. Anlage I. Einiges aus dem Vogellebeii des obersclilesisclieii ludustriebezirlcs. Von Otto Natorp. Es fei mir heute geftattet, Ihnen einige Bilder aus dem Vogel- leben Oberfchlefiens vorzuführen; zwar nicht aus dem fchönften und in ornithologifdier Hinficht intereffanteften Gebiete Oberfchlefiens, fondern aus dem Induftriebezirk. Es wird gewig mandier unter Ihnen kopffchüttelnd denken: Da kann man dodi wohl nidit viel ornithologilch Intereffantes finden. Das ftimmt audi für den grögten Teil der Induftrie, wo unzählige Schornfteine und Hütten die Luft mit Rauch und Rüg und giftigen Galen füllen, wo der Boden fdiwarz ift, die fpärlidien Bäume elend und dürr ihr kümmerliches Dafein friften und der Sdinee im Winter fdiwarz zur Erde fällt. Erheblich beffer ift es indes näher der Peripherie der Induftrie, wie z. B. in der Umgebung von Myslowig, meinem jegigen Wohnort. Idi follte fchon zwei Monate nadi meiner Ankunft dort eine meiner intereffan- teften ornithologifchen Beobaditungen madien. Es war im vorjährigen 1^ fchneereidien und kalten Winter, als idi am BO. Dezember 1906 wie gewöhnlich nach Tifch eine kleine ornithologifche Exkurfion madite. Es war ein rechter Wintertag. Der eifige Nord fegte winzige Schnee- kryftalle faft horizontal über den Boden dahin, tiefe Schneewehen hatten die Unebenheiten des Bodens faft ausgeglichen. Da glaubte ich plöfelich im Schnee zarte trillernde Vogelftimmen zu hören, und ehe ich recht daraus klug wurde, eilte mit Gedankenfchnelle ein kleiner Trupp Vögel an mir vorbei. Ich erkannte weiße Unterfeite, lange Flügel, faft lerchenartiger Flug : S ch n e e a m m e r n war mein erfter Gedanke. Wie ich noch in das Gewirr der eilenden, jagenden, tanzenden Schneeflocken fehe, höre ich wieder diefelben Stimmen. Aus derselben Richtung folgt der erften eine zweite kleine Truppe derüelben Vögel. Wenige Schritte weiter fehe ich zu meiner größten Freude über einer kleinen Bodenerhebung wieder foldie Vögel, dies- mal fchwebend, auftaudien und wieder verfchwinden. Mit Mühe und Anftrengung arbeitete ich mich durch tiefe Schneeverwehungen bis zu der bewußten Stelle hin und war bald fo glücklich, etwa 20 Schritt von mir Schneeammern zu haben, 10 Stück, darunter zwei alte Vögel, die im Fluge mit ihren größtenteils weißen Flügeln einen herrlichen Anblick boten. Nie werde ich diefen freudigen Moment vergeffen. Die ausgedehnten hochliegenden Felder iüdhch und weftlich der Stadt find von mehreren größeren und kleineren Steinbrüdien unter- brochen. Hier lebt und brütet ein kleiner, vorfichtiger, menfchen- fcheuer Vogel: der Steinfchmäßer. Nähert man fich am heißen Sommertage einem diefer Steinbrüche, io fleht man oft diefen Vogel dahin gleiten, gegen den blauen Himmel fleh erhebend, in eigen- tümlichem Fluge die Ichwarzen Schwingen und den fchwarz-weißen Schwanz ausbreitend, mit gefträubten Kehlfedern iein eigenartiges krächzendes und flötendes Liedchen fingend. Dann eilt er fchnell einem Steinhaufen, einer vorfpringenden Kante oder einem Pfahle zu. Nicht nur in den Morgen- und Abendftunden, fondern auch in der heißen Mittagszeit fingt er fein Liedchen und treibt fich munter und lebhaft in feinem Brutgebiet herum. Jeßt fißt er auf einem Steine und äugt mißtrauifch unter fteten Bücklingen nadi dem fich nahenden Menfchen hin und voll und ganz deffen Gefährlichkeit beurteilend macht er fich bald aus dem Staube. Niedrig fliegt er dann in ge- wandtem Fluge über den Boden hin, wobei das Weiß der Schwanz- federn auffafiend leuchtet. Jeder Steinbruch bei Myslowiß be- herbergt fein Pärchen, aber auch ein großes Sandbaggerfeld in der Nähe der Grube belebt er ebenfo wie die hohen großen, aus Schutt, Kohle und verwittertem Geftein beftehenden Halden. Bereits im Juli fleht man allenthalben, oft ziemlidi weit von ihrem Brutplat5e entfernt, die F'amilien auf den Äckern fidi herumtreiben und dann dauerts auch nicht mehr lange, da beginnt die Maufer bei alt und jung; am lö. Auguft fing idi ein altes Männchen, das in voller Maufer war. Der abgebildete Vogel ift ein altes Männchen, welches idi am II). Juni im Schlaggärnchen gefangen habe. Ein altes, vollkommen ausgemaufertes Männchen habe idi audi im letjten Herbft trofe aller Bemühungen nicht bekommen. Von meiner Wohnung aus fehe idi eine folche Halde, die ich eben erwähnt habe; fie ift etwa öOO m entfernt und bequem zu erreichen. Hier bemerkte ich zu meiner großen Freude im vorigen Frühjahr einen anderen intereffanten Vogel, der audi ein Charaktervogel der Umgegend meines jet5igen Wohn- ortes ift: es ift der Brachpieper. Obwohl eigentlicher Bewohner fandiger ftiller Triften mit fpärlichem Graswuchs, hat er auch es ver- ftanden fidi Neuerungen der Kultur anzupaifen; einfam und öde muffen aber audi diefe Brutftätten fein. Schutt und Geröll bedecken die Halden, dazwifchen friftet ein kümmerlicher Pflanzenwuchs fein Dafein. Von heiger Mittagsfonne durchglüht find die Steine und das Geröll, die Gräfer welk und matt; wie eine Stätte des Todes und der Vergeffenheit mutet uns eine folche Örtlichkeit dann an. Da fchwingt fleh plöljlich ein kleines, gelbhdi-graues Vögelciien vor uns auf, in langfamem Wellenfluge gleitet es dahin und lägt einen melan- cholifdien Ruf hören, der fein Gefang ift; „Zürli" könnte man ihn etwa ausfprechen, er pagt aber fo recht in die einfame Gegend, welche der Vogel belebt. Oft führt ihn diefer Flug recht weit und wir muffen ein ganzes Stüd<; gehen, um ihn wieder aufzufinden. Dann fehen wir ihn gewandt über das Geröll laufen, jet3t nimmt ihn eine Bodenfenkung auf und in wenigen Sekunden fpäter fdion taudit er etwa 15 bis 20 m weiter an der anderen Seite des Abhanges wieder auf. Neben einem Steinfchmägerpaar ift es wohl der einzigfte Brutvogel diefer Halde. Aber befuchsweife treibt fidi dort oben noch mandies andere Vögelchen herum. Da kommen Wiefen- ftelzen von den unten liegenden feuditen Wiefen herauf und fühlen fleh zur Abwedifelung hier oben fdieinbar redit wohl, da fleht man mitunter auch dieweigeBadiftelze, die Feld- und Hauben- lerche, ein Rotfeh w an zchen, hin und wieder Hänflinge und fchlieglidi den nirgends fehlenden Proletarier Spag. Der Bradipieper kommt als Brutvogel auch auf dem bereits erwähnten Sandbaggerfelde vor, ferner in der Nähe eines grogen Steinbrudies und endlich didit hinter der Dreikaiferreidisecke auf öfterreidiifcher und deutfdier Seite. Sehr intereffant ift mir das bereits mehrfach erwähnte Sand- baggerfeld; diefes ift etwa 100 Morgen groß und hier hat, wie auch fonft überall, die Induftrie eine gewaltige Umwälzung der Erdober- fläche verurfacht. 15 m tiefer ift hier diefelbe geworden. Tag und Nacht arbeiten mehrere Bagger, um gewaltige Mengen von Sand mittels Spülverfatj in die Grube hinunter zu fchaffen, kleine Eilen- bahnzüge find Tag und Nacht im Verkehr, um den Sand in die Sand- fchächte zu fördern. Es hat fidi auf diefe Weife ein weites Sandfeld gebildet, welches fleh im Laufe der Zeit an den ruhigen Stellen mit gewiffen Grasarten und einigen anderen Pflanzen z. T. bereits über- zogen hat, an anderen Stellen wieder läuft das zu Tage tretende Grundwaffer in zahlreichen fchmalen Rillen in den blanken weißen Sand. Diefe Gelegenheit hat fleh ein Vogel zu nut5e gemacht, um hier feine Wohnftätte einzuriditen : es ift der Flugregenpfeifer. Sdion von weitem fällt uns feine laute melodifche Stimme auf; auf dem kahlen Sande fehen wir auch bald den fchön gezeichneten Vogel dahinrennen, ftets fidi von uns in refpektvoller Entfernung haltend. Mit unglaublicher Gefchwindigkeit eilt er dahin, dag wir kaum die Bewegung der feinen Fügehen bemerken. In wenigen Sekunden legt er viele Meter zurück; wenn wir unfere Schritte befchleunigen, fo befdileunigt auch er feine Gefchwindigkeit, bis ihm die Sache fchlieglich zu »dumm wird, er feine langen fdimalen Flügel ausbreitet und im gewandten Fluge im Bogen-Huis umfliegend an feinen alten Platj zurückeilt. Tag und Nacht treibt er fein munteres Wefen un- bekümmert um den Lärm des Baggers und der Eifenbahnzüge, oft fogar in nächfter Nähe derfelben, obwohl ihm einfame Pläl3chen das große ausgedehnte Sandfeld gewährt. Auch das elektrifche Lidit des Nachts fdieint ihn nidit zu ftören. Mitte Juli erhielt ich das ab- gebildete alte Männchen gleichzeitig mit einem Dunenjungen von einem Bekannten. Ein Neft mit Eiern foll im Juni durch herab- fallenden Sand verfchüttet worden fein. Zwei bis drei Paare haben ihren Wohnflg dort aufgefchlagen ; in ihrer Nadibarfchaft find die fchon erwähnten Brachpieper und Steinf chmäger. Jedoch der zahlreichfte Bewohner diefer Anlage ift die Uf er- fchwalbe, die im vorigen Sommer wohl in 100 Paaren ihre kunft- reidien Niftröhren in die fteil abfallende Sandwand, nahe dem oberen Rande angelegt hat. Wie ein großer Mückenfchwarm umfchwirren die vielen Vögelchen ihre Brutftätten. Diefe vier Vogelarten: Stein- feh mager, Brachpieper, Flußregenpfeifer und die Ufer- fchwalbe haben fldi hier bei Myslowig, wie Sie fehen, die großen Veränderungen der Erdoberfläche, hervorgerufen durch die Induftrie, zu nufee gemadit, weil fie ihnen eben geeignete Niftgelegenheit bieten. Es ifl dies wieder ein eklatanter Beweis dafür, dag fidi überall da, wo fidi für irgend eine Vogelart Gelegenheit zum Niften und Brüten bietet, diele fleh auch anfiedeln wird, felbft an folchen Stellen, welche wie dies erwähnte Sandfeld relativ ftark belebt find. Die Abnahme unferer kleinen Vogelarten ift lediglidi der Kultur zuzufdireiben. In den warmen Oktobertagen des vorigen Jahres habe ich einen fehr erwähnenswerten Vogel beobachtet und auch in einem Exemplare erlegt. Am 6. Oktober fiel mir zum erften Male unter Wiefenpiepern ein Vogel auf, deffen Lockruf weientlich anders als die mir bekannten Pieperftimmen war: ein gedehntes „Zieh", ganz ähnlich der Stimme der Rohrammer, fodag ich anfangs audi irrtümlich diefe vor mir zu haben glaubte. Doch bald erkannte ich in diefem Vogel einen Pieper. Ich hatte das höchft fatale Pech, den fehr fcheuen Vogel nur krank zu fdiiegen. Am 8. Oktober bemerkte ich in einem hohen Rüben- felde zu meiner freudigften Überrafdiung mehrere diefer Vögel, konnte aber trotj aller Mühe keinen zu Schug bekommen. Am 10. Oktober fand ich fie wieder und ich war fo überaus glücklich einen zu erlegen. Was ich i'chon vermutet hatte, beftätigte fich: Es war AntJms cervlnns (nach „Hartert, die Vögel der palaearct. Fauna" beftimmt) cT juv. Dann konnte ich nodi mehrere, ftets mit Anthus pratensis vereint, am 11. und 12. Oktober beobachten. Aber es ge- lang mir nicht, nodi einen zu erlegen, die Jagd auf diel'e fcheuen Vögel in dem großen hodiblättrigen Rübenfelde war zu fchwierig. Anlage IL Neue Beiträge zur Yogelfauua Schlesieus. Von Paul Kollibay. Lampronessa sponsa (L.) Am 29. November 1907 wurde auf den Kohlsdorf er Wiefen bei Neiffe ein d" erlegt, der mir im Fleifdie vorlag. Er zeigte keine Spuren der Gefangenfchaft. Im Naumann find verfchiedene Erlegungsfälle erwähnt, und auch Ridgway, The birds of Northern -America, nennt diefe Ente als gelegentlichen Befucher Europas.*) *) Hier handelt es fidi aber wohl um ein halbwildes entwidienes Stüd<, da die Brutente jeßt vielfadi im Freien gezüditet wird. K. Mergiis albellus L. Am 30. Januar 1908 bei Neiffe d und 9 erlegt, die ich im Fleifch fah. Wieder mit Nijroca danfjula, die auch erlegt find. Cjjfjnus cijf/nus L. Nach Hauptmann Schuchard trieb fich im Februar 1890 eine Familie von 7 Singi"chwänen zwilchen Gleiwit5 und Lab and mehrere Tage umher. Schudiard hat am 25. Fe- bruar 181)6 zwei noch nicht ganz weige Junge, der Hauptmann Zimmermann ein weißes Exemplar erlegt. Totanus ochropas L. Förlter von Kummer in Grog-Borek erhielt Nachricht von einem fdinepfenartigen Vogel, der auf einem Baume gebrütet habe. Er fand das Neft zerltört. Wenn die Be- obaditung richtig, dann kann es nur der Waldwafferläufer fein. Srolo'pax rusticoJa L. Derfelbe Beobachter berichtete mir am B. November 1907 über einen befonders flarken und lang dauernden Sdinepfenzug. Er felbft fchog 2i Stück. Noch damals (3. November) lag die Schnepfe im Revier. — Es wird erinnerlidi fein, dag bis zum 2. Drittel des November helles, fchönes Wetter war. Der erfte Froft- tag war der 3. November. Ardea piirpurea L. Von Kummer erlegte am 9. Oktober 1907 bei Grog-Borek ein juv. Sijrmum (duco L. Hauptmann Schudiard fah vor einigen Jahren am Truppenübungsplag Lamsdorf ein Neft mit zwei grauen und zwei rötlichen jungen Waldkäuzen. N/jdala tengmalmi (Gm.) Nach Kufchel traten im legten No- vember und Januar wiederholt ganze Schwärme des Rauh fug- kau z es bei Guhrau auf. Ein erlegtes konnte er felbft beftimmen. Gijps fidvus (Gm.) Laut Mitteilung des Herrn Majors Woite fleht im Schlöffe zu Sybillen ort ein bei Grog -Wartenberg er- legter Gänfegeier. Hidiaetas alhicilla L. Förfter E.Werner in Brande, Kreis Falkenberg, berichtete Herrn Hauptmann Schuchard über 2 See- adler, die fich während des Sommers 1907 im Revier aufgehalten hätten. Er fandte Federn mit, die mir allerdings dem Seeadler an- zugehören fchienen. Falco mirfalco L. Man wird gelefen haben, dag bei Gl ei w ig ein „weiger Falke" gefchoffen worden fei. Es war Circas cyam-ns (L.), wie idi feftftellteü Lanins excnlntoy inaior {VieiU.) Kufchel fchrieb mir, dag der einfpiegelige Raubwürger im Winter 1907/08 bei Guhrau erlegt worden fei. 9 GarruJns glanäarim (L.). Am 10. November 1907 erlegte auf der Waldtreibjagd von Griinau bei Neifie mein Nachbarl'diütje ein , , bei weldiem die blaue Färbung fehr ftark entwickelt ift, insbefondere in der Bänderung der Sdieitelfedern, fodag der Oberkopf einen fehr Itarken himmelblauen Sdiimmer bekommt. Das f(!h()ne, wohl fehr alte Stück bildet jetjt eine Zierde meiner Sammlung. Nucifnuja carijocatactes mncrorhijncha (Br.) Der let3te Winter hat wieder einen großen Zug des fibirifchen Schlankfchnäblers ge- bracht. Ich erhielt am IS. Oktober 1907 ein Stüd^ aus der Nähe von Neiife; Natorp beobachtete am 14. Oktober 1907 bei Rofchko- wit5 etwa 15 Stücke und 2 Stücke, nadi SW ziehend. Woite be- riditete am 1(5. Oktober von ihrem Vorkommen bei Commerowe und Zedielwit5, wo je 1 gefchoffen wurde. Von Kumme r endlich fchreibt mir am 3. November, dag bei Kreuzburg und Rofenberg der Ta n n e n h ä h e r wiederholt erlegt worden fei. Anlage III. Ornitlioloi»ische Beobaclituiigeu ans dem Rieseii2:ebiriJ:e von April 1007 bis Eiirte März lOOS. Von G. Martini, Warmbrunn. 4. April 1907. Zwei Tannenhäher aus verfchiedenen Re- vieren, aber beide waren Nucifnuja caryocatactes caryocatactes, der didifchnäblige. 11. April. Ein Weibchen von Tetrau homtsia, Hafelhuhn; diefes war jedenfalls von einem Raubvogel verfolgt und lieg ficii hoch auf einer Erle in einem hiefigen Garten nieder und wurde ab- gefdioffen. 14. April. Friiif/itld nwntifrinyiUa, Bergfinken in mehreren Schwärmen und vereinzelten Exemplaren gefunden. 15. April. Accentor niodidaris, Hecke nbraunelle, wohl 15 Stück beifammen. 9. Juni. Peniis apivorus, Wespe nfalk. Ca. 14 Meter auf einer unzugänglichen Kiefer fand ich ein altes groges Krähenneft, das mit jungen, nodi grünen Trieben der Lärche ausgebaut war. Da ein Hinaufkommen unmöglidi war, fo gab ich einen Schug darnadi und 10 im Moment ftürzte zu Tode getroffen ein Weibchen über den Horft heraus. Das Männchen umkreifte den Wald, ohne fleh zu nähern. Der mitanwefende Forftbeamte begab fleh gegen Abend nochmals zum Horfl. zurück und als er durchaus nichts erfpähte, gab er eben- falls einen Schug hinauf und dasfelbe wie am Vormittag wiederholte fleh, das Männchen, das in Abweienheit des Weibdiens das Brut- gefchäft übernommen, ftürzte getroffen heraus. 5. Juli. Zwifchen 2 und 3 Uhr nördlich von Warmbrunn einen Schwann Schwarzkrähen beobachtet. Für diefe Jahreszeit hier feiten ; ob es friujilegus oder corone war, konnte ich leider nicht f eft- ftellen. 21. Juli. Am Peterbaudenwege Pyrrhula pyrrhula euroimea ge- hört und gefehen. 7. Auguft. Die legten Ainis cqms, Mauerfegler, beobachtet, Orioliis oriolas, Pirol, gehört und ein Weibchen Futter tragend gefehen, Pernis ap'worus im Revier Sdireiberhau gefunden. 10. Auguft. Circiis cymieus cT, Kornweihe bei Warmbrunn auf Getreidepuppen. 24. Auguft. Oriolus oriolus d, Pirol, gefehen. 25. Auguft. Zur jet5igen Zeit ganz abnorm, dag die Schwalben, meiftens urhica, weniger rnstica. fleh fchon zu großen Schwärmen vereinigen. Ebenfo ein zeitiges Anfammeln von Sturnns vulgaris, Staren. 27. Auguft. Zwei Tannenhäher im Revier Hain; wieder der dickfchnäblige. 30. Auguft. Accentor modularis, Heckenbraunelle, bei der Schlingelbaude tot gefunden. Antlms spijjoletta, Wa fferpieper, f ehr zahlreich bei der Hampel- und Teichbaude, noch mehr an der Seiffenlehne. 4. September. Acantliis cmumhina, Hänflinge, in zwei großen Sdiwärmen. 6. September. Acanthis flammea *), B i r k e n z e i f i g , im Schwärm durchgezogen. Falco subhuteo, mehrere junge Exemplare im Revier Voigtsdorf. 13. Oktober. Tannenhäher aus verfchiedenen Gegenden, afles dickfchnäblige. *) Der Name ,/fa/«wtc« ift von mir auf die Autorität Harterts hin in meinem Buche angewendet worden. Die Unterfuchungen Reidienows, deren Ergebnis Hartert anerkannt hat, haben den Namen linaria L. als den richtigen nadigewiefen. Kollibay. 11 22. Oktober, flrcaefns f/alUcus, Schlangenadler, altes Weib- chen, im Revier Brückenberg erlegt. Mageninhalt: Käferüberrefte. 3. November. Haliaetm alhiciUa, Weibchen im zweiten Jahre, aus Revier Schmiegrode, Tradienberg, erhalten. Paras palustris communis, Sumpfmeifen, zahlreich in Gärten. 28. November. Am Kerkamm koloÜale Sdiwärme von Friiii/iKu mo7itifrifjilla, Bergfinken. 1. Dezember. Chamdrms apricarius cT, Goldregenpfeifer, im Kerrevier bei Meffersdorf erlegt. 14. Dezember. Im Revier Hartenberg ein Tannenhäher, wieder der dickfchnäblige. Januar 1908. Keine nennenswerten Beobaditungen. 25. Februar. Die erften Stare gefehen und gehört. März. Bachftelzen,Lerchen, Kiebit5, Ringeltaube, alle zur gewöhnlichen Zeit eingetroffen. Anlage IV. Seltenheiten in der Sclilesisclien Abteilung der Keiclisi»räflichen Ornitliologiselien Sanmilnns: zu Wiirnibrunn. Von Georg Martini. Diefe Sammlungen fmd ja den meiften der anwefenden Herren bekannt, aber in der ftets zu kurzen Zeit, die für die Berichtigung vorgesehen, war es vielen der Bel'udier nidit möglich, auf alle in- tereffanten Einzelheiten einzugehen. Dielerhalb bringe ich Ihnen mit diefem kurzen Bericht die für die Sdilefifche Vogelwelt widitigften Seltenen Erfcheinungen aus der hiefigen Sammlung zur allgemeinen Kenntnis. Wie mir ja jeder Ornithologe beipflichten wird, ift in allen Samm- lungen bei älteren Stücken, gerade bei den leltenften Belegftücken, die fdilechtefte Bezeichnung für ihr Vorkommen über Ort und Datum zu finden, oft nur die dürftige Notiz: Aus der oder jener Provinz. Manche Stücke beruhen nur auf mündlicher Überlieferung. Wiewohl nun nicht gleich Eide für ihr echtes Vorkommen auf Grund diefer Überlieferungen zu leiften möglidi find, fo darf man aber auch nicht 12 gleich alles, wenn einem auch Zweifel bezüglich ihres Vorkommens kommen, ein für alle mal aus den Liften ftreichen. Idi erinnere nur an die Heydrich'fche Sammlung in Flinsberg. Keine pofitiven Beweife für Editheit, auch nur mündliche Überlieferungen vom Grog- vater her bis heut. Da aber früher größerer Vogelreichtum vor- handen und der Name des alten Ornithologen bis heut gefchägt wird, find auch die für Schlefien ieltenen Vögel aus leiner Sammlung in vielen Werken aufgenommen, wie es auch weiter gefchehen wird. Der Grundftock für die Gräfliche Vogelfammlung, fpeziell die Einheimifchen, ftammt von dem hier verftorbenen Dr. Luchs, deffen Name in der Ornithologie nicht unbekannt ift. Von diefem, der mir von frühefter Jugend ein Lehrer war, erhielt ich manche Mitteilung über hiefige Vögel, die er mit Vorliebe fammelte und in feinem Befifetum fchon zu einer ftattlichen Sammlung vereint hatte. Auf folche Mitteilungen hin hätte ich noch manch Exemplar in die Schle- fifche Abteilung einreihen können; idi habe es aber unterlagen, weil mir in meiner langen, jegt 28jährigen Tätigkeit, für mandie foldie Überlieferung kein weiterer Beweis über Vorkommen gelang. Einen Fall möchte ich aber erwähnen, den unfer gefchägter Herr Vorfifeende in feinem trefflichen Buche „Die Vögel der Preugifchen Provinz Schießen" fchon erwähnte, über das Vorkommen von Tnrdus saxcitüis. Dr. Zacharias fchreibt: „Dann und wann in der Knieholzregion". Wir haben hier ein fchönes Männchen, das bezeichnete mir Dr. Luchs als auch von hier flammend mit dem Hinzufügen: „Die kommen hier ab und zu in der Gegend der Schlingel- bis Hampel- baude vor". Wie das der von mir noch heut verehrte Dr. Luchs behaupten konnte, ift mir unerklärlich; nie ift während meiner Zeit diefer Vogel hier vorgekommen, auch die älteren Gebirgsleute, denen ich folchen Vogel zeigte, kannten ihn nicht. Unter den Raubvögeln fällt ein ftattliches Männchen von Aquila chrysaetas, Steinadler, auf, welches im Dezember 1873 im Schreiber- hauer Revier erlegt wurde. Ferner Seeadler, Haliaetns alhiciUa cf ad ftammt von früher. Seeadler, Haliaetus alhwilla $ ad im 2. Jahre, erlegt den 2. November 1907 im Revier Schmiegrode, Trachenberg. Schlangenadler 9 1879 im Rielengebirge. Schlangenadler, Circaetas rjaUians, den 22. Oktober 1907, 9 ad Brückenberg. Mageninhalt: Käferrefte. Schreiadler, Aqwila pennata, Schillersdorf O.-S. Wanderfalk, Falco peregrimis d juv. 1902 Kreis Schönau, Revier Maiwaldau. 13 Eine ältere höchft wahrfcheinlidie Rakelhenne. Uhu, Buho huho cf 1895 am Falkenberge bei Fifchbadi. Schwarzkehldien, PraHncola rubirola cT, Sdireiberhau. Amfel-Albino, Sdiillersdorf O.-S. 2 Flüvögel, Arcentor rollaris, beide Riefengebirge. 1 Lafurmeife, Farns nidiim, mehrere Stücke von Lanius excuhitor maior, nordifdier Raubwürger, ebenfo von Lanms minor, grauer Würger, ein Exemplar, aus der Nähe der Neu- fdilefifdien Baude. Einen Tirhodroma nmraria. Mauerläufer, aus der Dr. Ludis- fdien Sammlung, der von hier flammen foll, nehme idi nur deshalb auf, weil ich ebenfoldien in der Hey dridi'fchen Sammlung vorfand und von dem alten Heydridi gefagt bekam, er hätte ihn fchon einige Mal auch noch mit feinem Vater an den Grubenrändern ge- funden. Das mug aho wohl früher anders gewefen fein, ich habe von feinem Vorhandenfein im Gebirge keine Kenntnis. Schneeammer, Calcarms nivalis, 28. Dezember 1895 ein hier erlegtes d im Jugendkleid. Desgleichen ein bei Flinsberg erlegtes altes d. Fichtenammer, Emherim leumeephala d, im Oktober 1889 aus dem Ifergebirge dicht an der Grenze. 2 Alpenlerdien, Otocoris alpestris, beides d, eines von mir am 21. Dezember 1902, das andere am Tage darauf bei Warmbrunn unter einem großen Trupp Grauammern erlegt. Rofenftaar 1861 bei Warmbrunn erlegt. Bienenfreffer, Merops apiasfer d, 1882 bei Hirfchberg. Mornellregenpfeiffer, Charadrius »lorinelliLs, 6 Stück, alles hiefige Exemplare, eines fogar aus tiefergelegenem Ort am Bieberflein im Juni 1892 erlegt. Colymhus griseigena. Rothalsfleigfug, hier gebrütet und ein Männdien ad. erlegt. Colymhus nigrirollis. Sdiwarzhalsfteigfug, hier gebrütet. Ortygomefra pnsiUa, Zwergfumpfhuhn, Bezeidinung „Sdilef.". Nmnenius fenuirostris, dünnfdinäbliger Bradivogel, ,,Sdilef.". Ciconia nigra, ein junges Männdien erlegt den 17. Auguft 1899 bei Warmbrunn. 1 desgleichen erlegt den 2-1. Juli 1896 bei Striegau. Außerdem hatte ich einige Jahre zuvor 2 Stücke notiert, die im Kreife Hirfchberg erlegt wurden. Mergns serrator. Mittel-Säger, ift jeßt erft aus einer alten Bolkenhainer Sdiulfammlung erworben, das alte Etiquett lautet: 14 „Altes Männdien im Übergangskleide, April 1878, Streckenbach bei Bolkenhain". Ebenfo aus derselben alten Schulfammlung erworben: Colymhus arcticus, Polartaucher, Männchen im zweiten Jahre. Das alte Etiquett befagt: Colymhus od. Eudytes arcticus, Polar- oder f chwarz- kehliger Tau dl er, gefchoffen am 17. November 1868 auf dem großen Polsni^er Bleichteiche vom Städtifchen Waldförfter Rokert. Larus fascus, H e r i n g s m ö w e , 28. Oktober 1906 bei Greifenberg. Larus canus, Sturmmöwe, 19. Februar 1907 am Bober bei Hirfchberg. Nodi flehen von Dr. Luchs bezeichnet: Ärdeola ralloides. Schopfreiher. ^ Ardea jjurpurea, Purpur reihe r. Anas nigra, Trauerente; ein ebenfolch Exemplar wurde mir in den achtziger Jahren aus der Schildauer Gegend gebracht. Amis fusca. Samtente. Zum Schlug bemerke ich, dag im Auguft 1894 ein junges Exemplar des fchwarzen Schwanes, Cygnus atratus, erlegt bei Siebeneidien am Bober, Rittergut Wiefental bei Lahn, damals einem Herrn v. Seeherr-Thog gehörig, zugefandt wurde. Hoffentlich gelingt es mir bei weiterer Durcharbeitung der Samm- lungen nodi intereifante Daten herauszufinden. Anlage V. Biologische Beobaclitimgeii. Von Georg Martini. Die Beobachtungen an den Futterftellen zeigen immer noch dasfelbe Bild wie im vorigen Winter. Auger mehrfachem Erfcheinen der Sumpf meifen, Pnrus palusU'is ronwm.nis, und reichlicherem und regelmägigerem Befuch der Kleiber, Sitta europaea caesia, welche mit ihren F'lügelbewegungen jeden Vogelfreund erfreuen, fah man nur wieder die üblichen Stammgäfte. Der Grünhänfling, Chloris rldoris, fcheint wieder in feinem verfloffenen Brutgefchäft viel Glück gehabt zu haben, denn fichtbar ift allenthalben fein ftärkeres Vor- kommen und mit immer mehr Erfolg fäubert er manche Futterftellen vom „Hans in allen Gaffen", dem unvermeidUdien Spag. Von einer 15 allgemeinen Zunahme der Meilen kann ich leider noch nicht berichten, fpeziell die B lau m eile ift noch fehr in der Minderheit; gerade diefe Art brütete dankbar noch vor 4 und ä Jahren in den meiften grogen Gärten. Diefe Brutplä^e lind ihnen wie audi anderen Kleinvögeln, wie oft zu beobachten Gelegenheit mir wurde, von Amfeln recht verleidet worden. Und nun kommen für hier noch andere gewichtige Faktoren dazu. Mächtige Flädien der nächften Umgebung von Warm- brunn, die mit Gräben, Teichen und Sümpfen durchzogen, und mit vielen alten Weiden, wildem Gefträuch und alten Bäumen beftanden waren, find in die beiden Stauweiher -Anlagen iüdlich und weltlich von Warmbrunn einverleibt und alles ift abrafiert. Darüber hatte ich in der Februar-Nummer des ,, Wanderer aus dem Riefengebirge" in dem Artikel „Vogelfchutj" berichtet. Unendliche Niftgelegenheiten boten die je^t kahlen Flächen, und merklich wurde vielen die Ab- nahme der Kleinvögel. Durch die wiederholte Hinweifung zur Schaffung von künftlichen Niftgelegenheiten find jet5t fchon an vielen Stellen und Orten in dankenswerter Weife v. Berlepf ch'f die Nift- käftchen angebracht worden, hoffentlich gelingt es, den Vogelreichtum für hiefige Gegend wieder zu heben. Der Eisvogel, Alcedo isinda. ift immer noch gut vertreten. Da aber im vorigen Jahre ein fo zahlreiches Vorkommen zu ver- zeichnen war, was Jahre zuvor und auch in diefem nicht der Fall ift, hat wohl das vorjährige ftarke Auftreten befondere Gründe gehabt. Der Kirfchkernbeiger, Coccothraustes cocrotJiranstes, hat wieder wie im vorigen Jahre, in reicher Anzahl feinen Beftand behauptet. Von einer Abnahme unferer Waffe ramfei, Cinclus cindus merula, die immer wieder von einigen Seiten behauptet wird, kann keine Rede fein. Vor der Vernichtung fchüfet fie ihre Behendigkeit, und nur der Umftand, daß diefer Vogel nach dem Brutgefchäft ein richtiges Zigeunerleben in feinem Aufenthalt führt, mag wohl die irrige Meinung feiner Abnahme hervorgerufen haben. Der Wände rfalk, Falco peregrinus, hat fich in dem von mir angegebenen Brutgebiet im Kreife Schönau das ganze Jahr aufge- halten. Ganz befonders mug für hier der Saatkrähe, Corvus fnufi- legus, Erwähnung gefchehen. Wir haben als Standvögel nur die Nebelkrähe, Corvus cornix. Corvus frugilegus kam f onft nur vom Herbft bis zum Frühjahr in kleineren Trupps bis zu koloffalen Schwärmen hier vor; in diefem Jahre habe ich zu allen Zeiten folche vereinzelt in der Nähe von cornix, und in größerer Anzahl für fich angetroffen, was bisher ich in folcher Beftändigkeit noch nidit zu beobaditen Gelegenheit hatte. 16 Bericht über die um 13. uihI 14= Juni 190S in Gnliran «abgehaltene SonmierTersaninilung. Teilnehmer an der Versammlung: a) Mitglieder: Die Herren Abramczyk, Aegidi, Drefdier, Grünberger, Kollibay, Kufchel, Kutter, Martini, Mo eil er, Proskauer, Reuich er, Schoenermarck, Zimmer. b) Gälte: Die Herren Revierförfter Pr eigner, Lehrer Tfdiapke, Oberforftmeifter von Varendorff, Amtsriditer von V a r e n d o r f f , Lehrer Weidlich, fämtlidi aus Guhrau. Sonnabend den 18. Juni 1908. Nach gemeinsamem Mittagsmahl in Walters Garten wurde um 8 Uhr nach dem Niederwalde aufgebrochen. Der Weg führte über die innere Promenade und den Werderfteig nach dem Schlogberge, von dort durdi die Mummertheide an der Gleiniger, Sdilabitjer und Tfchilefener Grenze nach dem „tiefen Winkel" und alsdann zum Aus- gangspunkte zurück. Die reiche und verfchiedenartige Vegetation lieg ein reges Vogelleben mehr ahnen, als es die Befudier wegen der drückenden Schwüle zu fehen und zu hören bekamen. Es wurden nur 40 Vogelarten beobachtet, während nadi Herrn Kufchels Feft- ftellungen die Guhrauer Gegend 82 Brutarten aufweift. Abends 8v'j Uhr fand in Röhlickes Hotel ,,Zu den drei Kronen" eine gefdiäftliche und wiffenfchaftliche Sigung ftatt. Der Vorfigende, Herr Kollibay, begrügte die Mitglieder und Gäfte und fpradi Herrn Kufchel den Dank der Anwef enden für die Vorbereitung der Verfammlung aus. Alsdann verlas er einige Be- grügungsfchreiben am Erfcheinen verhinderter Mitglieder. Nach Feftftellung der Tagesordnung für den folgenden Tag ergriff Herr Kufchel das Wort zu feinem Vortrage: „Der Waffer- pieper in Sdileflen". Die fehr intereffanten Ausführungen find in der Anlage niedergelegt. In der DiskuHion trat Herr Kollibay den Ausführungen des Vortragenden auf Grund feiner eigenen Erfahrungen überall bei. Auf den „Seefeldern" bei Reinerz hat er felbft nur den Wiefenpieper beobachtet und erlegt. (Bei Förfter Ger icke in Reinerz fah er allerdings auch einmal im Mai ein noch nicht fertig präpariertes d des Wafferpiepers von jenem Hochmoore, ^doch ift dies eine ver- einzelte Ausnahme.) Im Riefengebirge hörte er die Volksnamen „Schneelerche" und „Schneevogel". Die Brüten im Juli hält er für Erfagbruten an Stelle zu Grunde gegangener erfter Gehecke. 17 Ueber die Urheber der häufig in den Eiern gefundenen Löcher werden verfdiiedene Vermutungen geäugert. Herr v. Varendorff i'en. hat fidi berichten laiien, dag eine Kreuzotter ein Hypolaif;- Neft erklettert und daraus nadi einander Eier geraubt habe. Herr Zimmer meint, dag die Kreuzotter Eier nicht freffe, da ihr der zum Zerdrücken der Eier dienende Sdilundhöcker der eierfreffendcn Sdilangen fehle. Es wird auch bezweifelt, dag die Kreuzotter nadi ihrem ganzen Bau Bäume oder Sträucher erklettern könne. Der Vorfigende verlas hierauf im Auftrage des Mitgliedes Herrn Woite einige Mitteilungen, wovon folgendes wiedergegeben fei: Im Zoologifchen Garten zu Hannover iah Herr Woite einen Pinguin, Spheniscus demersus (L.), der nicht ins Waffer ging, fondern dicht am Gitter flügelfchlagend mit groger Schnelligkeit über eine Felfen- gruppe auf- und niederftolperte, etwa wie eine geängftigte Hausente. In der Kaffeier Karlsaue befichtigte Herr Woite die 5 Morgen groge, durch üppige Vegetation ausgezeichnete Infel „Siebenberge", wo Frhr. von Berlepfdi 1899—1901 20 chinefifdie Sonnen- vögel lAothrix Intens (L.) ausgefegt hat, die fleh dort fortgepflanzt haben. Im Sdiloffe zu Sibyllenort fteht ein Gänfegeier, GyiJs fiilvus (Gm.), der nach Mitteilung des Oberwildmeifters Mehwald dafelbft am 15. September 1847 im Revier Bartkerei vom Förfter Knetfdi erlegt wurde, Oberförfter a. D. Reichelt in Breslau hat Herrn Woite mit- geteilt, dag er in den 00 er Jahren im Revier Szczyglowig einmal 2 Geier, Kopf und Hals nackt, befchoffon habe, wegen zu groger Entfernung erfolglos. Im Garten einer Villa in Trebnig wurden im Sommer 1907 eines Morgens ein toter und ein fterbender Wendehals gefunden. Als Todesurfache wurde die Aufnahme vergifteter Fliegen, welche aus den Fenftern geworfen waren, vermutet. Herr K o 1 1 i b a y denkt an Tötung durdi Bienenftiche und fragt an, ob das Wegfangen von Bienen durch Vögel mit Sicherheit beobachtet fei, da nach einer älteren Mitteilung die von Rotfchwänzen an Bienenftödien aufgenommene Nahrung laut Feftftellung durch Obduktion nidit Bienen, fondern „Wadisinotten" und von den Bienen hinausgeworfene tote Bienenlarven gewelen feien. Herr Kufdiel verüdiert, felbft gefehen zu haben, wie Rotfchwänze an blühenden Stadielbeerlträuchern die Bienen wegfingen. Herr Proskauer teilte einige intereffante Beobachtungen mit, die er am 2. Mai d. J. bei einem Ausflug nach Kentfdikau unter der Führung des als tüchtiger Vogelkenner und Beobaditer bekannten 2 18 Förfters Martin gemacht hatte. Er fah Girlife und Sumpfmeife beim Neftbau. Let3tere wurde von einem neugierigen Stieglit5 geftört, der fidi ihre Arbeit genau befah. Es gab augerordenthdi viele Stieght5e, was trotj der grogen Individuenzahl der Kleinvögel der dortigen Gegend dodi nodi befonders auffiel. Viele Nefter ftanden augerordentlidi niedrig, was der Vortragende auf die verspätete Ent- wid^elung der Vegetation zurückführte; fo zwei Amfelnefter und ein Droffelneft, alle voll belegt, auf dem Erdboden, ein Schwanzmeifenneft nur 1 m hoch an einer von Hopfen umrankten Jungeiche, Im Gegen- fa^e dazu hatte ein Weiden! aubfänger etwa 1,50 m hoch auf einer befchnittenen Fichtenhecke gebaut. Eine Grünfpechthöhle war eben nach nur 2tägiger Arbeit fertig geworden. Ein Starenpaar hatte ein Baumloch bezogen, das voriges Jahr der Kleiber bewohnt hatte. In einem am Hausbrunnen angebrachten Kalten niftete die Kohlmeife, voriges Jahr die Blaumeife. Herr K o 1 1 i b a y berichtete über die Vogelwelt des nur 20 Morgen großen Stadtparkes in Neiffe, wo infolge intenfiven Vogelfchu^es ein reges Vogelleben fidi entfaltet. Der Referent hat von Mitte Mai bis Mitte Juni dort 50 — 60 Nefter gefunden oder beftätigt, darunter 3 vom Zaunkönig, 2 von der Gebirgsbachftelze und 1 vom Graufpedit. Herr Zimmer teilt mit, dag im Zoologifchen Garten zu Breslau ein Nebelkrähenpaar fein zuerft gebautes Neft wieder abtrug und an anderer Stelle errichtete. Dazu bemerkt Herr Kollibay, dag er einmal etwas ähnliches von einem Finkenweibchen gefehen habe, und dag diefes das Neft eines grauen Fliegenfchnäppers zerftörte und davon das eigene baute. Herr Drefcher berichtet über ein Doppelneft von Amfel und Singdroffel, die gleichzeitig etwa 3 V2 m hoch auf einer Pappel bauten und die fich berührenden Neftwände in einander verfilzten. Derfelbe hebt ferner die Gleichgültigkeit des Wendehalfes gegenüber Brut- ftörungen hervor. Er bohrte eine Wendehalshöhle in der Höhe des Neftbodens an und entnahm durdi das Bohrloch 6 der Eier, Als er am nächften Tage fich einfand, um die übrigen Eier zu holen, hatte der Vogel das Bohrloch mit Niftmaterial vollgeftopft und fag wieder brütend auf den Eiern. Sonntag, den 14, Juni 1908. Um 8 Uhr morgens wurde nach dem Oberwalde abmarfchiert. Die Gefellfchaft bewegte fich unter der dankenswerten Führung des Herrn Förfters Pr eigner über den Birkgarten, den krummen Steig 19 und den Gerbner Steig nadi der Jägerlaube, dann durdi den Rüfeener Forft über das Vorwerk nadi Dorf Rütjen. Nach kurzer Frühftücks- raft wurde darauf die durch prächtigen Eidienbeftand reizvolle und als Fundgrube botanifcher Seltenheiten bemerkenswerte Krawice an der Bartfeh befiditigt. Der Ausflug war ungleidi lohnender als der geftrige, und alle Teilnehmer waren Herrn Kufdiel ob der weifen Steigerung der gebotenen ornithologifchen und überhaupt natur- wilfenfchaftlichen Genüffe zu lebhafteftem Danke verbunden. Trot3 der erheblichen Sonnenglut herrfdite allgemein eine gehobene Stimmung, die nach dem zu Wagen zurückgelegten Rückwege bei der gemeinfamen Mittagstafel in den „Drei Kronen" entüpredienden Ausdruck fand. Der Sonntagsausflug hatte uns weitere 23 Vogel- arten zur Beobachtung gebradit, fodag insgefamt 63 Arten zu ver- zeichnen find, eine angefidits des Fehlens von Sumpf- und Waffer- geflügel erhebliche Zahl. Nadimittags folgten die Verfammlungsteilnehmer einer freund- lichen Einladung des Herrn Kufchel zu einer Taffe Kaffee, worauf in dem reizenden Gärtdien des Gaftgebers eine prächtige, kalte Erdbeerbowle den verfammelten Ornithologen die legten Stunden in Guhrau verfchönte. Dag die fpeziell oologifdi Intereffierten durdi Berichtigung der grogartigen, aus 9000 Stück in 2400 Arten beftehenden Eierfammlung des Herrn Kuichel außerdem reichlidi auf die Koften kamen, bedarf keiner Hervorhebung. Kollibay. Der Wasserpieper in Schlesien. Von M. Kufdiel. M. H. ! Es kann nicht meine Abficht fein, Ihnen hier einen lehrreichen Vortrag über die Wafferpieper zu halten, den Sie beffer und bequemer in jedem ornithologifchen Lehrbudi nadilefen können ; ich will mich vielmehr auf meine eigenen Beobaditungen des Vogels in unferer Heimatsprovinz befchränken. Der Wafferpieper gehört unftreitig zu den intereffanteften Vögeln derfelben, wenigftens in hiftorifcher Beziehung. Er ift urfprünglich Hodigebirgsvogel, und feine Heimat ift in den Alpenländern Süd- deutfdilands und der Balkanhalbinfel zu fuchen. Sein Vorkommen 20 in deutfchen Mittelgebirgen mug daher auf jene Zeiten zurückgeführt werden, wo diele noch den Charakter des heutigen Hochgebirges zeigten, wo ewiger Schnee und Gletfcher die Kämme und Abhänge unferes fchlefifchen Gebirges bedeckten, alio auf die Glacialzeit. Ich flehe daher nicht an, den Wafferpieper in Schlehen als ein Relikt der Eiszeit anzusehen, ganz fo, wie wir auf botanifchem Gebiete Betula nana, Juniperus nana, Salix herhacea, alles hochnordifche bezw. alpine Arten, als folche Relikte der Glacialzeit finden. Gerade diefer Umfland hatte mein befonderes Intereffe geweckt, und ich habe es mir durch mehrere Jahre angelegen fein laffen, das Vorkommen des Vogels in unferen Gebirgen, feine Lebensweife und feine Fortpflanzung zu beobachten und feftzuftellen. Als urfprünglichen Hochgebirgsvogel darf man ihn nur dort fuchen, wo der hohe Baumwuchs aufhört und Heidekraut und Preisel- beeren mit Legföhren die hauptfächlichfte und faft einzige Boden- bepflanzung bilden. Wie fein Name mit vollem Recht kennzeichnet, liebt er aber auch Feuchtigkeit; zwar verlangt er nicht gerade fliegendes Waffer, aber das Terrain muß moorig und feucht fein. Hiernach liegt es auf der Hand, dag er 1. im Ifergebirge nur auf Hochifer vorkommen kann, wo diefe Vorbedingungen gegeben find. Tatfächlich habe ich ihn dort gehört und gefehen, allerdings nur in fehr befcheidener Zahl. 2. Auf dem Riefengebirge ifter dementfprechend zahlreicher; die ganze Kammhöhe weift ihn auf; von der Schlefifchen Baude ab bis zur Schwarzen Koppe, befonders die Gegenden um die Schnee- grubenbaude, den Elbfall und die Eibfallbaude, die Riefenbaude, die Wiefenbaude, ift er fo zahlreich, dag fein Gefang dem Laien auf- fallen mug. 3. Das Glagergebirge beherbergt ihn nur an einem Orte. In dem eigentlichen Menfegebirge kommt er nicht vor, wie natürlich, da felbft die höchfte Erhebung desfelben, die Hohe Menfe, mit hohen Fichten beftanden ift. Ich habe ihn dort weder gefehen, noch gehört. Dasfelbe gilt von den Seefeldern, obwohl diefe bei ihrer Aus- dehnung und Bodenbefchaffenheit alle Lebensbedingungen für den Vogel bieten würden. Aber es fcheint, dag die Umrandung mit hohem Baumwuchs dem Vogel nicht zufagt. Nur der Schneeberg bietet eine geeignete Wohnftätte ; hier ift er nidit nur an der Kuppe des Berges felbft, fondern auch in der Umgebung der Schweizerei trog der hohen Fichten in unmittelbarer Nähe derfelben zu beobachten. Endlidi zeigt ihn auch die Umgebung der Marchquelle ziemlich häufig. Dort war es auch, wo idi das erfte Neft des Vogels fand. 21 4. Das Gelenke; hier ift der Wafferpieper geradezu Charakter- vogel. Er empfängt uns auf der Hochfdiar, begleitet uns abwärts bis zum Cöpernik, begegnet uns wieder am Roten Berg, besonders am Heidebrünnel, und nadi Überfchreitung der Einfattelung vor dem Altvater, am Hausberg, auf der Kammhöhe vom Kleinvater zum Altvater felblt, über die Hohe Heide und weiter am Kamm entlang bis zu dem Dreibrunnen. Weiter abwärts, etwa bei Franzens Jagd- haus, kommt er nidit mehr vor; dagegen geht er auf dem Abftieg nadi Zöptau von der Hohen Heide ziemhdi tief talwärts. Wenn diefen Tatfadien gegenüber merkwürdigerweife behauptet worden ift, im Gefenke komme der Wafferpieper nidit vor, fo beruht dies auf mangelhafter Beobaditung oder Unkenntnis des Vogels. Für den Kenner ift er mit dem Wiefenpieper nicht zu verwedifeln, dem er im übrigen im Kleide*), Gefang und Flug allerdings ähnelt. Die Eier find für jeden Oologen mit Leiditigkeit zu unterfcheiden. Beobachten wir nun den Vogel an einem beftimmten Pla^e, z. B. auf der Hohen Heide, in feinem Tun und Treiben. Jedes Pärchen hat ein abgegrenztes Revier, lebt aber durchaus verträglich mit feinen Nachbarn. Dort fitjt er auf der Spitje eines einhalb bis ein Meter hohen, verkrüppelten und verwitterten Fichtenftammes und hält Umfchau. Das 9 ftögt beftändig feinen durchdringenden, pfiff artigen Lock- und Warnruf aus, während das cT lerdienartig mit fchmetterndem Geiange in die Höhe fteigt, um in fchräger Richtung mit hochgezogenen Flügeln und Schwänze und vorgeftreckten Beinen fich herabzulaffen, wobei es ein langgezogenes Düh, Düh, Düh, hören lägt. Bei Regen und Sturm und Nebel, wo andere Vögel fchweigen, fcheint er fidi jedoch am wohlften zu fühlen, dann hört man feinen Ruf unausgefetjt. Die Nahrung wird faft ausfchlieglich am Boden gefucht. Hierzu kommt er bei Nebel und Regenwetter in die unmittelbare Nähe der Bauden, wo er aus den Küchenableitungen Abfälle und Brocken aus dem Waffer fifcht. Er läuft hierbei ganz nach Art der Bachftelzen im Waffer entlang, wobei er, wie le^tere, oft im Lauf kurz innehält, um dann ftreckenweife wieder fortzueilen. Diefe Gepflogenheit einerfeits und die Art und Weife feines Fluges andererfeits weifen ihm im Syfteme biologifdi feinen Plat5 zwifchen Bachftelze und Lerche an. Nicht mit Unrecht haben ihn auch die „Eingeborenen" daher „Heide- lerche" genannt, und nur unter diefem Namen ift er den Gebirglern bekannt und jedem Knaben geläufig. Übrigens ift unfer Vogel ein *) Dabei kann es fich nur um die Beobachtung aus der Ferne handeln. Kollibay. 22 „Schlemmer" nicht, denn es ift faft unerklädich, wie er im zeitigen Frühjahr, wo die Bauden zum Teil noch unbewohnt und feine Wohn- ftätten mit Schnee bedeckt find, ieine Nahrung findet; Hungern ift wohl dann fein tägliches Brot. — Das Neft ift nicht leidit zu finden ; am eheften dort, wo es, wie z. B. auf dem Kamme des Riefengebirges, an den Touriftenwegen gebaut ift. Es ift feitlich in die Höhlung des Bodens eingebaut, alfo ftets von oben durch eine Bodendecke gefchütjt und befteht aus trockenem Gras und einigen Haaren. Federn, wie in der Literatur ftellenweife angegeben, habe ich nie in dem Neft gefunden. Das Gelege befteht aus 4 — 6 Eiern, die fich fchon durch ihre Größe und äugerft dünne Schale von denen des Wiefenpiepers unterfcheiden. Die Brutzeit pofitiv feftzuftellen, ift mir nicht gelungen. In der Literatur findet man die Angabe, dag er jährhch 2 Brüten fege, im Mai und Ende Juni, Anfang Juli; mir will der Zwifchenraum von Mai bis Ende Juni, alfo etwa 6 Wochen, zu kurz erfcheinen, um das Neft zu bauen, Eier abzulegen, zu brüten, Neftjunge aufzuziehen und die flüggen Jungen zu führen. Tatfache ift, dag ich Ende Mai und Ende Juni gleichzeitig frifche Eier, Neftjunge und flügge Junge antraf. Mir will es fcheinen, dag unfer Vogel, wie alle anderen Hoch- gebirgsvögel, nur einmal brütet, die Brutzeit aber von der Witterung und den Nahrungsverhältniffen abhängig ift. Aufgefallen ift mir die verhältnismägig groge Zahl verlaffener und zerftörter Nefter; wiederholt fand ich Nefter mit 1 oder 2 Eiern, welche angebohrt und ausgefreffen waren. Ich fchreibe dies dem Taufendfug zu, den idi meift in folchen Neftern fand, kann aber nicht behaupten, dag er der Übeltäter war. Auch Schnecken, Nackt- und Gehäufefchnecken, fand ich in folchen Neftern. Dies ift das wichtigfte Refultat meiner mehrjährigen Beobachtungen des Wafferpiepers in unferen Gebirgen, und es würde mir eine Genugtuung fein, wenn der eine oder andere von den Herren etwas Neues darin gefunden hätte, oder mein kleiner Vortrag An- regung zu weiteren Beobachtungen geben follte. 23 Bericht über die fünfte Hfiuptvers.aiiiiuluiig' vom 24. und 25. April 1909 in Breslau. Sitjungvom 24. April 1909 abends 8Uhr im Rizzi-Bräu. Anwefend: die Mitglieder Abramczyk, Aegidi, Berdiner, Bürde, Cerutti, Graf zu Dohna, Dreldier, Grabowsky, Grünberger, Hanke, Hübner, KoUibay, Koske, Kruber, Kutter, Lüders, Mann, Martini, Müller, Pohl, Proskauer, Reufcher,Sdielenz,Sdioenhuth,Schottlaender,Schroeder, Zimmer; und als Gälte die Heren: Dregler, Gatter, Götichmann, Haenert, Reinhardt, von Sdieliha und Strauß. Vorfit5ender : Rechtsanwalt KoUibay, Schriftführer: Rechtsanwalt Proskauer. Der Vorrit5ende begrüßte die Erfchienenen und ergriff alsbald das Wort zu einem Nachrufe für den erften Toten des Vereins, den am 16. April 1909 verftorbenen Polizeirat a. D. Maximihan Kufchel in Guhrau, (Der Nachruf wird als Anlage I abgedruckt.) Die An- wefenden erheben fich zu Ehren des Verftorbenen von den Plätjen. Nach Entgegennahme des Jahresberichts, erftattet vom Vor- fißenden, und des Kaffenberichtes des Kaffierers wurde auf Antrag Grabowsky der bisherige Vorftand wiedergewählt. Herr KoUibay hielt fodann einen Vortrag: „Neuigkeiten aus der fchlefifchen Vogelwelt", der als Anlage II abgedruckt ift. In der Beiprechung, an der fleh namentlich die Herren Martini, Dr. Schott- laender und Strauß beteiligten, wurde von dem Le^tgenannten mitgeteilt, dag ein Stordineft in Breitenau bei Neumarkt durch ftändiges Höherbauen allmählich eine folche Schwere erlangt habe, daß es, vom Sturm herabgeworfen, ein Schuppendadi durchfchlagen und einen darunter flehenden Wagen zerfchmettert habe. Das Gewicht des Neftes fei auf 20 Zentner gefdiäßt worden. Herr Dr. Zimmer fprach nunmehr über „Ornithologifche Be- obaditungen auf einer Reife nach Egypten". Die intereffanten Mit- teilungen wurden durch Vorlegung zahlreicher Photographien erläutert. Befondere Beachtung fand die Aufnahme der feltfamen afrikanifchen Storchart „Sdiuhfchnabel", Balaeniceps rex Gould. Es ift eine nur durdi eine einzige Gattung mit einer einzigen Art vertretene feltene Stelzvogelform mit unförmlichem, kahnartigem Sdinabel, die in Zentralafrika lebt und äußerft feiten lebend in Zoologifche Gärten 24 gelangt. Derjenige von Gizeh bei Cairo befag in den legten Jahren ftets 1 bis 2 Stücke, von denen die photographifchen Aufnahmen ftammen. Der Vortragende betonte iodann die eminente Bedeutung der unteren Nilländer mit ihren Milliarden von Zugvögeln für die Erforfchung des Vogelzuges und fdilog mit dem Wunfdie, dag in Egypten recht bald eine Vogelbeobachtungsftation, ähnlidi der Vogel- warte in Roffitten, gefchaffen werden möge. Im Anfchlug daran legte Herr Dr. Zimmer vor eine Publikation des Zoologifdien Gartens in Gizeh: „Zoological Gardens Giza near Cairo. Spezial Report No. 3: Wild Birds of the Giza Gardens 1898—1908", By Stanley S. Flower and Michael J. Nicoll. Cairo 1908. Die Verfaffer, von denen Flower der Direktor des Gartens ift, berichten darin, dag in dem angegebenen Zeiträume auf dem nur 52 acres (Morgen) umfallenden Areal nidit weniger als 155 Vogelarten im wilden Zuftande beobachtet worden find. Der fehr beifällig aufgenommene Vortrag entfeffelte einen an- geregten Meinungsaustaufch, welcher die Siijungsteilnehmer nodi längere Zeit zulammenhielt. Sigung vom 25. April 19 09 vormittags 9 Uhr im Zoologischen Inftitut, Sternftrage 21. Anwefend die meiften Teilnehmer der geftrigen Sigung, ferner: Herr von Falckenhayn als Mitglied und die Damen Elfriede Strang, E. C alle nberg und Com elie Pick als Gälte. Nach dem üblichen Rundgange durch das Mufeum wurde um 10 Uhr die Sigung im Hörfaale des Inftituts eröffnet. Die bisherige Art der Abhaltungen der Vereinsverfammlungen hatte fich hinfichtlich des Zeitpunktes nicht als praktifch bewährt. Insbefondere litt die Sommerverfammlung bezüglich der Zahl ihrer Befucher dadurch, dag fie zu kurze Zeit nadi der Hauptverfammlung lag. Deshalb wurde befchloffen, künftig die Hauptverfammlung im Herbft und die Sommerverfammlung möglichft fchon im Mai ab- zuhalten. In diefem Jahre foll die Sommerverfammlung ausfallen und dafür im Herbfte eine zweite Hauptverfammlung abgehalten werden. Der Vorfigende legte hierauf eine grögere Anzahl von photo- graphifchen Aufnahmen von Vögeln, Eiern und Neftern vor, die ihm 25 von dem für feine photographifchen Leiftungen bereits prämiierten Förfter Herrn Stepliainsky in Jägerhaus, Polt Tillowitj O.-S., zur Verfügung geftellt waren. Abgesehen von einer Anzahl von Säugetier- aufnahmen fanden fidi Einzelbilder von Vögeln, z. B. „badende ßach- ftelze", „Turteltaube auf dem Wildzaune", „Birkhahnbalz", „Rot- kehldien, auf einem Kiefernbäumdien fingend", die fehr anfprechend waren. Besonderes Intereffe aber boten die zahlreichen Aufnahmen am Neft, die nicht nur den alten brütenden Vogel und das Gelege, fondern auch die Neftjungen in verfchiedenen Entwickelungsftadien darfteilten. In diefer Weife war das Brutgefchäft insbefondere von folgenden Arten veranfchaulicht : Eichelhäher, Buntfpecht, Stockente, Wefpenbuffard, Sperber, Feldlerche, Baumkauz, Heidelerche. Herr Kollibay legte fodann einige Neuerwerbungen feiner Sammlung aus Turkeftan vor und befprach den Zufammenhang der zentralafiatifchen mit der europäifchen Vogelwelt. Herr Dr. Zimmer zeigte einige intereffante Neueingänge des Zoologifdien Mufeums vor. Herr Drefcher hielt hierauf einen ausführlidien Vortrag: „Bio- logifche Beobachtungen über den rotrückigen Würger, Lanius coUurioL.'', der in Anlage III beiliegt. Der durdi meifterhafte Präparate von Körperteilen, Federn, Eiern, Neftern, Gewöllen, Parafiten u. f. w. erläuterte Vortrag fand den lebhafteften Beifall. Herr Drefcher fchlog daran noch ebenfo beifällig aufgenommene kleinere Mitteilungen: „Über Nefttreue eines Kiebi^pärchens" (An- lage IV), „Merkwürdiger Stand eines Nachtigalneftes und Bruteifer der Alten" (Anlage V) und „Notizen über den Waldwaff erlauf er, Tofanns ochropus L." (Anlage VI). Nach Schlug der Sit5ung fand eine Berichtigung des Zoologifchen Gartens ftatt, in deffen Reftaurationsräumen eine Anzahl der Ver- fammlungsteilnehmer fidi fdiließlidi zu gemeinfamem Mittagsmahle vereinigten. 26 Anlage I. Maximilian Kuschel j- Nachruf von Paul Kollibay. Meine Herren! Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, habe idi eine traurige Pflicht zu erfüllen. Unfer junger Verein hat feinen erften Toten zu beklagen. Am 16. April d. J. verfthied zu Guhrau unfer Mit- begründer, Herr Pohzeirat a. D, Maximilian Kufchel. Wohl wußten wir alle, dag feine angegriffene Gefundheit ihn fchon vor einigen Jahren gezwungen hatte, frühzeitig feine Penfionierung nachzufuchen ; aber keiner von uns, die wir nodi am 13. und 14. Juni v. J. mit ihm in Guhrau bei der let5ten Sommerverfammlung zufammen fein durften, hätte gedacht, dag er ihn zum let5ten Male gefehen. Maximilian Kufchel war geboren am 12. März 1851 als Sohn des Gymnafiallehrers Dr. Johannes Kufchel zu Breslau. Seine Schulbildung erhielt er auf dem St. Mathias-Gymnafium zu Breslau, welches er zu Michaelis 1870 mit dem Zeugnis der Reife verlieg. Sodann war Kufchel zunächft 2 Jahre lang Hauslehrer in Polen, ehe er zu Oktober 1872 die Univerfität Breslau bezog, um fleh dem Studium des Rechtswilfenfchaft zu widmen. Am 21. März 1876 zum Referendar ernannt, trat er einen Monat fpäter als Hilfsarbeiter bei dem König- lichen Polizeipräfldium zu Breslau ein. Am 1. October 1881 wurde Kufchel zum Polizeiaffeffor und am 11. Juni 1882 zum Polizeirat ernannt. Am 29. Mai 1902 nahm er feinen Abfchied aus dem Staats- dienfte, fiedelte nach dem kleinen Landftädtchen Guhrau über und lebte nun ganz feiner Lieblingswiffenfchaft, der Ornithologie und ins- befondere der Oologie. Kufchels wiffenfchaftliche Bedeutung liegt auf dem Gebiete der Eierkunde. Er befchränkte feine Sammeltätigkeit und fein Studium nicht auf das eine oder andere geographifche Gebiet, fondern umfagte die gefamte Vogelwelt. Er brachte eine umfangreiche und inftruktive Sammlung zufammen, die er vor feinem Wegzuge von Breslau an das Mufeum in Dresden veräugerte. Aber kaum in Guhrau angelangt, begann er von neuem zu fammeln. „Ich kann ohne Eierfammeln nidit leben", fchrieb er mir, als ich das erfte Mal dalmatinifdie Sachen abzugeben hatte, Verfchiedene der Teilnehmer der vorjährigen Verfammlung in Guhrau konnten mit Staunen fehen, 27 wie die neue Sammlung Kuf diels fdion wieder auf 9000 Exemplare angewadifen war und weldi' koftbare Seltenheiten fie barg. Herrlidi find z. B. feine ausgezeichneten und ausgeiuditen Kuckucksgelege, ich erinnere mich befonders eines foldien, Emh. dopsis aus Japan mit einem den Nefteiern verblüffend angepaßten Kuckucksei. Literarifch ift Kufchel nur wenig hervorgetreten, aber was er fchrieb, zeugte von Gründlichkeit und Beherrfchung des bearbeiteten Stoffes. Seine bedeutendften Publikationen find die folgenden: „Zur Oologie Javas", Ornith. Monatsberichte 1895, S. 15B; „Abrig einer Befchreibung von Vogeleiern der äthiopifchen Ornis", Journal für Ornithologie, 1895 S. 80, 321; „Über die Fortpflanzung von Cassidix orycivora Sei." Ebenda 1897, S. 168. Tro^ diefer geringen publiziftifchen Betätigung war Kufchel in Oologenkreifen , vor allem wegen feiner ausgedehnten Kor- refpondenz, allgemein bekannt und als Autorität hodi gefchä^t. Seine Verdienfte um die Oologie erkannte die Senckenbergifche Naturforfdiende Gefellfchaft in Frankfurt a. M. dadurch an, dag fie ihn im Jahre 1905 zu ihrem korrefpondierenden Mitgliede ernannte. Noch im vorigen Herbft konnte Kufchel fich einige Wochen mit dem Ordnen der reichen Eierfammlung diefer Gefellfchaft befaffen. Seit 1885 Mitglied der Deutfchen Ornithologifchen Gefellfchaft, nahm er an zahlreichen ihrer Verfammlungen Teil. Im Jahre 1905 beteiligte er fich an dem IV. Internationalen Ornithologen-Kongreg in London. Auch unferen Vereinsverfammlungen wohnte Kufchel, foweit es ihm nur fein Gefundheitszuftand geftattete, mit regem Eifer bei, durch feine reichen Erfahrungen unfere Verhandlungen fördernd und belebend. Ich perfönlich danke Kufchel fo mandie wertvolle Bereicherung meines Buches über die fchlefifdien Vögel. Uns allen war er ein lieber wiffenfchaftlicher Freund, wir werden fein Andenken gewig ftets in hohen Ehren halten. Anlage II. Neuigkeiten aus der sclilesischeii Yogelwelt. Von Paul Kollibay. Idi berichte über die Zeit feit der legten Verfammlung in Guhrau (13. und 14-. Juni 1908). Wie bei den früheren Berichten handelt es fich teils um intereffante Vorkommniffe aus diefer Zeit 28 felbft, teils um Mitteilungen, die über derartige Tatfadien aus früherer Zeit mir zugegangen find. Der lefete ftrenge Winter führte eine groge Anzahl hochnordifcher Arten tief ins Binnenland, ja bis an die Kulten des Adriatifdien Meeres. Auch bei uns in Schlehen find deshalb feltenere Gäfte in größerer Anzahl zu verzeichnen gewefen, und ich nehme an, dag in der Befprechung meiner Mitteilungen audi noch von den Anwesenden bemerkenswerte Erfcheinungen werden genannt werden können. 1. Nyroca marila (L.) — Bergente. Am 14. November 1908 erhielt ich ein bei Jeutrig an der Neiffe erlegtes junges Stück. Die Bergente ift noch eine der häufigften nordifchen Enten im Winter. 2. Nyroca rafina (Pdl.) — Kolbenente. Herr Hauptmann von Groeling in Cofel, ein eifriger Weidmann und, wie ich midi überzeugt habe, guter Kenner "der Enten vögel, fchrieb mir, dag er diefe füdliche Ente auch bereits erlegt habe. Ich vermerke dies in- zwifchen, doch bleiben noch nähere Feftftellungen abzuwarten. 3. Nyroca clanyula {L.) — Schellente. Auf der Neige bei Rothhaus fah Förfter Kurth Anfang November 1908 zwei Scheh- enten. 4 Nyroca hyemalis (L.) — Eisente. Hauptmann v. Groeling erlegte am 7. November 1908 bei Cofel ein 9 und fandte es mir. Leider war es zu ftark zerfdioffen, um präpariert werden zu können. Seit 1856 ilt kein Fall des Vorkommens in der Provinz bekannt geworden. 5. Haematoinis ostralegus L. — Aufternfifcher. Über fein feltenes Vorkommen in Schlehen und deffen Gründe verweife ich auf mein Buch. Am 22. September 1908 erlegte Herr Walter Zimmermann ein ausgefärbtes Stück, das fich allein auf den Feldern des Gutes Pohlom in Oberfchlefien herumtrieb. Der Vogel wurde vom Präparator Nowag in Pleg geftopft und befindet fidi im Befige des Erlegers. 6. Numenius arcuatus {L.) — Groger Brachvogel. Unfer Mitglied Profeffor Saxenberger in Breslau teilte mir am 18. November 1908 folgendes mit: „Bis vor ca. 10 Jahren kam ich im Sommer häufig nach Gimmel, Kr. Wohlau. Auf den dortigen Wiefen, bezw. Feldern habe idi den grogen Brachvogel regelmägig gefehen, und er war dort, wie mir ein Förfter erzählte, eine allbekannte Erfcheinung". Es wäre fehr dankenswert, wenn noch weitere Brutpläge des ftattlichen Vogels bekannt gegeben würden. Gimmel ift erft die fünfte bekannt gewordene Stehe. 29 7. Äsio otus (L.) — Waldohreule. Am 5. November 1908 nahm ich an einer Waldtreibjagd auf Rittergut Kaindorf, Kr. Neiffe, teil. In dem einen Triebe, bei welchem eine Schonung durchgedrückt wurde, kamen ftets viel Ohreulen vor, die in den niedrigen Kiefern liegen. Leider werden davon immer eine groge Anzahl erlegt, weil dies im Wunfche des Jagdgebers liegt, der die Eulen für überwiegend fchädlich hält. Ich behielt natürlich in der allgemeinen Kanonade das Gewehr ruhig im Arm, bis plöfelich unter der Sdiar der normalen Eulen eine kleine, weige fich leuchtend von den dunklen Fichten- wipfeln abhob. Ein rafcher Sdiug warf fie hinunter und ich konnte diefes hier vorliegende Exemplar aufheben. Es ift auf den erften Bhck von den normalen durch Kleinheit und Weige zu unterfcheiden, bei -genauerer Berichtigung bemerkt man aber auch ein auffallendes Verfchwinden der üblidien Querzeichnung. Von Lucanus hat zuerft auf diefe weigen, mit den gelben vermifcht auftretenden Ohreulen hingewiefen. Von Tfchufi, dem mein Stück vorlag, vermutet darin einen hodinordifchen Zuwanderer. Das mügte dann eine geographifche Form, eine Subfpezies, fein. Deren Fellftellung kann natüriich nur auf Grund erlegter Brutvögel erfolgen. Ich werde verfudien, folche aus Nord-Skandinavien oder Lappland zu erhalten. 8. Pisorhina srops (L.) — Zwergohreule. Zu dem bisher einzig fieberen fchlefifchen Stücke diefer füdlichen Eule, das unfer Mitglied Hanke in feinem Garten erlegt hat, kommt jet5t ein zweites. Nach Mitteilung des Herrn Dr. von Raben au in Görlig erlegte am 30. Aprü 1908 Herr Infpektor Hutloff eine Zwergohreule, an- fcheinend ein ?, im Garten des Dominiums Klein-Neundorf am Fuge der Landskrone. Der Vogel gelangte in das Mufeum der Natur- forfchenden Gefellfdiaft zu Görlig. 9. Pandion lialiaetus {L.) — Flugadler. Revierförfter Topp in Haibau N.-Schl. follte nach einer Mitteilung in der „Deutfchen Jägerzeitung" nahezu 200 Fifchadler erlegt haben. Auf eine Anfrage teilte er mir folgendes mit: Der „Blaufug" komme an den Haibauer Teichen im April, Mai und Juni und dann vom September bis Mitte Oktober vor, und zwar ftets paarweife. Brutvogel fei er nicht. Topp fei feit 1880 in feiner jegigen Stellung und habe damals mit der An- legung der Fifditeiche begonnen. 1887 habe er den erften Pandion gefchoffen, fpäter immer mehr. 1894 habe er im April 10 Stück, 1895 im gleichen Monate 10, 1896 8 Stück erlegt, von da ab immer „nur" 5 — 6 Flugadler im April, in den anderen Monaten noch weniger. Im September und Oktober fei er nie über (i Stück 30 gekommen. Der Brief fchliegt: „In diefem Frühjahre (1908) habe idi nur 4 Stück erlegt und es fcheint mir, als ob dieielben bedeu- tend abnehmen". 10. Falco merülus Ger. - Steinfalk. Unfer Mitglied, Major Woite, fchog am 12. November 1908 an feiner "Wohnung in Trebnitj von einem nodi belaubten Chauffee -Apfelbaume ein ganz altes d herab. Vier Tage darauf wurde ganz in der Nähe ein 9, nadi Woites Anfidit das angepaarte, erlegt. Beide Vögel erhielt unfer Freund Natorp für feine Sammlung. Bemerkenswert ift das Vor- kommen des ausgefärbten cT; Weibchen und Junge werden alljährlich erlegt, adulte ö'd äugerft feiten. Ein foldies ift fchon früher einmal bei Trebnife, im Dezember 1901, erbeutet worden, und audi für diefes war Woite der Gewährsmann. 11. Ämpelis garruhis (L.) — Seidenfchwanz. Revierförfter von Kummer in Grog-Borek, Kr. Rofenberg, teilte mir Anfang Februar d. J. mit, dag im vergangenen Winter im Rofenberger Kreife viele Scharen Seidenfchwänze beobachtet worden feien. 1 2. MuscicaiM parva Bellst. — Zwergfliegenfchnäpper. Die Graffchaft Glag ift bekanntlich die terra typica Schlefiens für den Zwergfliegenfchnäpper. Wiederum ift er dort beobachtet worden und zwar am 30. Juni 1908 von General Gabriel bei Wölfeisgrund. Herr Gabriel fah am Wege nach dem Schneeberge ein 9 an der Wölfel, deren Ufer dort an der einen Seite von einer 20 jährigen Fichtenfchonung, auf der anderen von Hochwald, Fichte mit Buchen gemifcht, eingefaßt find. 13. Oriolus oriolus (L.) — Pirol. Der alte fchlefifche Ornithologe Robert Tobias hat feinerzeit in der Naumannia von 1851 (I. S. 17) einen „Beitrag zur Naturgefchichte des Pirols, Oriolus galhula {Lin)." veröffentlicht. Das bearbeitete Material ftammte aus Schlefien. Es war mir nun von Intereffe, in diefer Arbeit folgende Stelle zu finden : „Diefes zulegt befchriebene wird von allen Ornithologen für das Kleid gehalten, was der Vogel bei jeder Maufer wieder erhalte, und doch erhielt ich noch ein fchöneres Kleid. Im ganzen zwar ähnlich, aber die fchwarzen Zügel fegten fidi hinter dem Auge fort; auf den fdiwarzen, breit weiglichgelb gefäumten Schwingen bildeten die Spigen der Handdeckfedern einen fchönern gelben Fleck. Die äugeren Schwanzfedern waren bis zur Wurzel einfarbig gelb, und noch das nächfte Paar hatte nur in der Mitte etwas Schwarz. Es war hier das Gelb von den Wurzeln heraufgerückt." Bl Diefe Befchreibung pagt völlig auf den Oriohis hmdoo Sykes von Turkeftan, den idi hier vorlege, Selbftverftändlidi hatte Tobias nicht einen nach Schießen verflogenen echten kimdoo vor fich, fondern es bleibt nur die Annahme, dag ausnahmsweife die fonft nur in Turkeftan und weiter öftlich auftretenden Charaktere einer geo- graphifdien Form fich bei einem einzelnen Individuum der gemein- fdiaftlichen Stammart Oriohis oriolus in einem ganz verfdiiedenen Tiergebiete gezeigt haben. 14. PyrrlmJa pyrrhida europaea {Vieül.) — Gimpel. Über unferen Brutgimpel liegen bislang noch redit wenige Beobachtungen vor. Dankenswerterweife fchreibt mir nun Prof. Saxenberger: „Ich habe den Gimpel auf meinen häufigen Wanderungen durch die fdileflfchen Gebirgswälder nicht feiten angetroffen, zumeift durch den nicht lauten Lockton aufmerkfam gemacht. Ein Neft habe idi allerdings nie gefehen, dafür aber häufig ausgeflogene Junge, die noch von den Alten geführt wurden, fo im Raben- gebirge bei Liebau, im Riefengebirge bei den Grenzbauden und auf dem Hochftein bei Schreiberhau, immer in ganz diditem Fichten- gebüfch und abfeits von vielbegangenen Wegen." 15. Pams atricapiUus scdkarius {Br) — We i d e n m e i f e. Nadidem man erft einmal auf die mattköpfige Meife, in Schlefien vor allem durch Natorp, aufmerkfam gemacht worden ift, wird es gewig ge- lingen, über ihre Verbreitung in der Provinz Auffchlug zu erhalten. Es mügten fich insbefondere unfere Vereinsmitglieder die Beobachtung der Schwarzkopfmeifen angelegen fein laffen und hin und wieder ein Exemplar opfern. Ich habe die Art je^t bei Neiffe an einigen feuchten und dufteren Laubholzpartien feftgeftellt ; am 13. April d. J. erlegte ich ein Stück am Olfchow-Teich im Kreife Falkenberg. 16. Monticola saxatilis (L.) — Steindroffel. Am fyftematifchen Schluffe diefes Berichts bringe ich das intereffantefte Vorkommnis: Unfer Mitglied Schwabbauer meldete mir vorigen Monat, dag Oberförfter Wild in Pleg ein in dortiger Gegend erlegtes Steinrötel befige. Ich bringe in Erinnerimg, dag fchon Gloger in afierdings unklaren Angaben auf das gelegentliche Vorkommen diefes medi- terranen Vogels in Oberfchlefien hingewiefen hatte. Ich wendete mich daher fofort an Herrn Wild, alle denkbaren Zweifel betreffend richtige Beftimmung, Entweichung aus dem Käfige u. dgl. andeutend. Herr Wild packte kurzerhand den Vogel ein, fihickte ihn mir zu und teilte mir mit: „Indem ich Ihnen die Steinmerle (Steinrötel) zur Anficht über- fende, teile ich Ihnen ganz ergebenft mit, dag der Vogel von meinem Sohne, dem f ürftlichen Förfter W i 1 d zu Kamionkathor bei Emanuelsfegen, im vergangenen Herbft auf einem Stragenbaum im Walde gefelien und feiner feltenen Färbung wegen gelchoHen worden ilt." Der Vogel ift ein ausgewadifenes d im tadellolen, frifdien Herbftkleid; von einer durchgemachten Gefangenfchaft kann keine Rede fein. Anlage III. Biologische Beobaclitimsi'on über den rotrückigen Würger, Laiiius eolliirio L., ans den Jahren 1907 n. 1908. Von Eberhard Drefcher. Die Beobachtungen beziehen fleh auf die Feldmark EUguth, Kr. Grottkau O.-S. und erftrecken fidi auf einen Flächenraum von etwa 500 Morgen. Das Gelände ift folgendes: 210 — 250 m über dem Meeresfpiegel liegend, neigt fleh eine wellige Ebene mäßig nach Süden. Dafelbft wird diefe von der Glatjer Neiffe begrenzt. — An diefer entlang ziehen fleh lidite Holzbeftände, durchzogen von Wiefen und fumpfigen Wafferlachen — hauptfächlich Weide, Erle und Eidie, hier und da ein Dornftrauch und Hopfen. Nördlich große Wiefenkomplexe mit Feld abwedifelnd, in gewiffen Abftänden von Büfchen unterbrochen, von denen 2 über 10 Morgen grog find. Das Vorkommen der Würger ift nun in den beiden Jahren fehr verfchieden. 1907 fand idi 34 Nefter und beobaditete etwa 45 Pärchen, vertilgte 27 cf, 25 $, 39 Junge und 61 Eier, in Summa alfo 152 Würger, und trotjdem ftellte ich 1908 = 03 Nefter feft, alfo 28 mehr als im Vorjahre. Wenn ich auch 1908 einen Bufch über der Neiffe mit einbezogen habe, und vielleidit mehr Erfat5nefter feftzuftellen waren, bedeutet das eine enorme Zunahme. Die Zahl der Pärchen konnte bei dem Durcheinander nicht feftgeftellt werden. Ich vertilgte nun hiervon 21 Alte, 07 Junge und 151 Eier, in Summa 239 Würger, alfo 77 mehr als im Vorjahre, obgleidi ich Alte nur zurBeobaditung fchog. Die Verteilung der Nefter auf dem Gebiet war ebenfalls verfchieden. 1907 ftanden allein 9 Nefter in einer 4 — 500 m langen. 33 fdimalen Bufchhecke, und in den beiden grogen Büfdien gar kein Neft. 1908 ftanden in dem erften Bufdi nur vier, und die übrigen waren ionft viel gleichmäßiger verteilt, fogar mitten in den großen Büfchen ftanden Nefter, unter und an hohen Eichen. Der Brutplatj foll nadi Brehm von demfelben Pärchen alle Jahre wieder aufgefucht werden. Bei der verhältnismäßig großen Vertilgung aber meinerseits wird fich das Bild wohl verfchoben haben. Im allgemeinen kann ich aber fagen, daß diefelben Sträucher wieder aufgefudit wurden. Mehrere Male ftand das Neft genau an demfelben Plal3. Die Straudi- und Bau märten, worauf die Nefter ftanden, waren 1907: 10 in Schlehdorn, ö in Heckenrofen, 6 in Erlen, 5 in Weiden, je 1 in Cornus, Linde, Faulbaum und Hafelnuß. 1908: 18 in Weide, 14 in Sdilehdorn, 6 in Eidie, 5 in Rofe, 4 in Hopfen, 8 in Erle, 2 in Brombeeren und je 1 in Faulbaum, Apfel, Pfaffen- hütdien, Weißdorn, Korkftraudi und Akazie. Es ftanden alfo von den vielen Neftern in beiden Jahren zusammen nur 38 in Dornen. Tabellarifch würde das fo ausfehen, als ob der Würger die Dornen nidit bevorzuge. In Wirklichkeit tut er das aber doch. Es waren eben fo viel Würger da, daß nidit Plaß genug für alle vorhanden war. Es ift aber hier bewiesen, daß der Würger keinen Baum oder Strauch verfchmäht. Nach den Dornen fdieint die dichte Weide, möglichft mit Hopfen, bevorzugt. Zweimal holte er fich Schlehdorn- zweige und baute damit fein Neft in Weide. Die Stellung der Nefter wies 1908 einige befondere Merk- würdigkeiten auf. Im allgemeinen ftanden die Nefter auf Seiten- äftchen oder in kleinen Aftgabeln, zweimal aber auf dicken Weiden- ftämmen in Vertiefungen, etwa nadi Art der Fliegenfdinäpper. Diefe Nefter waren natürhch etwas zusammengedrückt, fonft aber normal. Einmal ftand ein Neft in 3 m Höhe an einem hohen Eichenftamme angeneftelt nach Art eines DroÜelneftes und hatte einen enormen Unterbau. (Merkwürdigerweife hier auch bei Amfel und Singdroffel beobachtet.) Zwei Nefter ftanden auf dicken Seitenäften, weit ab vom Stamm, nach Art der Finkennefter. Der Bau der Nefter wies ebenfalls Merkwürdigkeiten auf; 1907 z. B. ein Neft, welches durdi einen Aufbau auf ein altes auf- gebeffert worden war. Aucii wurden zwei überwinterte Nefter zur Eiablage benüßt. (Eine Erklärung hierüber gebe ich bei Befprechung der Brutzeit.) 190S gefchah dasfelbe am G. Juli, wofelbft ein fchon benußtes Neft nodi einmal von einem andern Paar nach einmonatlicher Paufe belegt wurde. — Drei Nefter zeidineten fich dadurch aus, daß 3 B4 fie in ihren dicken Wandungen Schlehdorn- und andere Äftdien ver- floditen trugen. — Ein Neft war während der Aufzudit neu aufgebeliert, d. h. ausgepolftert worden, fo dag die Futter- und Federfdiuppen- Relte total bedeckt waren und das Neft ganz neu ausfah. Es ift dies ganz befonders merkwürdig. Ein Neft ift innen nach Stieglifeart mit Diftelwolle und ein Neft mit Hafenwolle fein ausgepolftert. 1907 wird ein Neft aus den rauhen fächlichen Stengeln des Equisetum erbaut. Das oben erwähnte hohe Neft an dem Eichenftamm war auffallend dickwandig mit riefigem Unterbau, trägt eine Menge verfloditener Birkenzweige und viel Moos, was ich bei den anderen Neftern nidit fand. In dem Unterbau befand fich eine Ameifenkolonie. Im übrigen beftehen fie alle aus dürren Halmen und Quecken- wurzeln. Die Höhe des Neftftandes fch wankt zwifchen 0,30 bis 3 m. Von 30 Neftern (1907) ftehen 17 zwifchen 1 und l V2 m, 1 nur zu 0,30 und 1 zu 3 m, ß ftehen unter 1 und 5 zu 2 m. Es ift alfo 1 — 2 m das Normale. Von 59 Neftern (1908) ftehen 25 zwifdien 1 — l'/i, 3 zu 0,30 und 3 zu 3 m, 7 unter 1 m und 20 zwifchen 1-^4 und 2^/4, wovon wieder 11 auf 2 m kommen. Auch hier ift alfo 1 — ^2 m das Normale, und das Extrem häufiger als 1907. Über die Arbeit beim Bau der Nefter und über den Bau felbft habe ich Folgendes feftftellen können: Die Form des Neftes wurde fchon bei Beginn des Baues hergeftellt; das ganze Neft bot einen fehr fchönen Anbhck, da es ganz durdifiditig war. Es wurde während des Baues dann immer dicker, indem neue Schichten herum- gelegt wurden. Am 18. Juni war das Neft noch vollftändig durdi- fiditig, und am 23. lag fchon ein Ei darin. Bei dem einen Neft wurden erft die Wandungen verdickt und zulefet erft der Boden. Bei dem Glätten fdiien fidi das cf zu beteiligen; denn ich fah es im Neft fifeen. Hier war am 22. Juni der Boden noch licht, die Wandungen aber beinahe fertig, und am 26. ein Ei im Neft. Ich kann aber aus diefen beiden einzigen Beobachtungen keine Sdilüffe ziehen. Jedenfalls wird aber bei den Neftern mit großem Unterbau und bei aufliegenden erft der Unterbau gebildet. Man muß überhaupt 2 Arten Würgernefter unterfcheiden, nämlich die frei- ftehenden und die aufhegenden. Beide Arten beftehen aus ineinander- ftehenden Näpfen, bei den Erfteren find fie jedoch mehr korbartig ineinander geflochten, bei den Lefeteren ftehen die Näpfe, oft mehrere an der Zahl, lofe ineinander. In beiden Fällen wird aber oben 35 außen alles mit einem Kranz umfloditen und fomit verbunden. Nadi Abhebung diefes Kranzes lailen fidi die Näpfe herausheben. Selten war ein Neft fehr gut oder ganz liederlidi, faft immer aber gut, wenigftens innen, gebaut; je dünner die Wandungen, je bei"fer der Bau. Liederlidi erfcheint es erft durdi vieles Umlegen von Neftftoffen um das Gerippe oder durdi mäditige Unterbauten. Die Brutzeit verteilt fidi, wie folgt. Idi fand 1907 das erfte Neft am 19. Mai mit fdion ftark bebrüteten Eiern; 1908 einen Neft- anfang am 18. Mai. Die erften Würger fah idi 1908 am 11. Mai. Idi fand 1907 4 Nefter im Mai, 21 im Juni, 5 im Juli, und 1 im Auguft; 1908 9 im Mai, 39 im Juni, 13 im Juli. Es fällt alfo die Hauptbrutzeit in den Juni. Über das fdieinbar fdinelle Auffudien der Brutgelegenheit im Mai 1907 ift Folgendes zu bemerken: Anfang Mai fand idi in Dornen zwei alte vorjährige Würgernefter, nur wenige m auseinanderftehend. Am 19. Mai entdeckte idi in dem einen Neft 2 Würgereier. Das andere war fdieinbar leer. Über den Neftern fdiimpfte eine Sperbergrasmücke. Bei nodimaliger Be- fiditigung am 31. Mai unterfudite idi das leere Neft nodimals und fand zu meinem Erftaunen unter Queckenwurzeln verfteckt ein Ei im Neft. Das erfte Neft enthielt noch die 2 Eier unbedeckt. Die Sperbergrasmücke war wieder zur Stelle. Der Vorgang ift fo zu erklären : Die Würger, welche jedenfalls fehr fpät eingetroffen waren, hatten keine Zeit mehr gehabt, bei dem plötjhdi iehr heig werdenden Wetter bis zur Eiablage ein Neft zu bauen. Sie fuchten daher die alten Nefter auf. Ein und dasfelbe Pärchen konnte es nicht gewefen fein, denn die Eier find grund- verfdiieden. Beide Paare und die Sperbergrasmücke werden fidi untereinander derart bekämpft haben, dag der Brutort zulet5t von allen dreien verlaffen wurde. Das eine Gelege paßt auffallend zu dem des oben erwähnten aufgebeiferten alten Neftes. Es hat der- felbe Würger alfo nochmals ein altes Neft benutzt, diesmal aber einen neuen Rand aufgefegt. Das Ausfallen der Gelege geht nicht immer glatt vor fich. Im Jahre 1907 fand ich in einem Gelege ein verdorbenes Ei unter 4- Jungen. Im Jahre 1908 viermal je ein Ei unter Jungen. Ein Ei fand idi im guten Gelege mit einem Loch, welches ausfah, als ob es angehackt worden wäre. Das Gelege wurde aber bebrütet. Die Bebrütung in einem Gelege ift oft augerordenthdi verfchieden, und niug man zu der Vermutung kommen, dag das 9 fchon beim Eierlegen, oder während der Nacht brütet (dies ift nidit nur beim Würger der Fall). Das 9 legte 36 täglich ein Ei. Hierzu folgende Beobachtung: Am 27. Mai fand idi ein Neft mit 3 Eiern, auf welchem vormittags das 9 fdion feft faß. Am 31. Mai lagen 5 Eier im Neft, auf weldiem das 9 fag. Ich entnahm ein Ei. Wenn der Würger täglich ein Ei gelegt hat, fo ift das Gelege am 29. fertig geweien. Das am 31. ent- nommene Ei wurde nach einem halben Tage geöffnet und zeigte einen winzigen Embryo, welcher geöffnet, noch eine halbe Stunde lang Herzfchläge aufwies, 135 — 141 Schläge in der Minute. Darauf fchwächte der Schlag fchnell ab, zuckte aber nodi 15 Minuten lang, um dann plö^lich ftillzuftehen. Die am 4. Juni entnommenen 4 Eier zeigten Embryonen von abfolut verfchiedenem Alter, deren Unterfchied man bis zu 3 Tagen fchätjen konnte. Auf diefe Weife entftehen die Nefthäkdien. Ein andermal fand ich ein Neft mit 2 Eiern, das ? traf ich jedoch nie auf dem Neft, erft als 6 Eier im Neft lagen, faß es brütend darauf. — In diefem Fall zeigten die Eier alle 6 abfolut keine Be- brütung. Meine Vermutung, dag viele 9 9 alfo fchon während des Legens brüten muffen, dürfte demnach riditig fein. Der letjt- angeführte Fall bildet fogar die Ausnahme. Die Anzahl der Eier und Jungen im Gelege fchwankt von 2 — 7 Stück (es find hier natürlich nur die bebrüteten Gelege aufgezählt), und verhalten fich die Zahlen der beiden Jahre zusammen- genommen wie folgt: 1 Gelege zu 2, 1 Gelege zu 3, 15 Gelege zu 4, 23 Gelege zu 5, 13 Gelege zu 6 und 1 Gelege zu 7 Eiern refp. Jungen. 5 ift alfo das Normale, und 4 — 6 der Durchfthnitt. Das Gelege zu 2 Eiern ift eine Spätbrut vom 3. Auguft 07, das Gelege zu 3 Eiern vom S). Juli 08 jedenfalls eine Erfaljbrut. Das Gelege zu 7 Eiern ftammt vom 6. Juni 07. Gelege von 6 Eiern kamen im Juli nicht mehr vor, dagegen Gelege von 4 Eiern von Anfang bis zu Ende, anfangs jedoch feltener. Die Meffungen von 150 Eiern ergeben folgendes Refultat: die Längenfumme ergibt 3338,75 mm, fo dag die durchfchnittlidie Länge eines Eies 22,25 mm beträgt; die Breitenfumme ergibt 2495,25 mm, fodag der Durchfthnitt eines Eies auf 16,63 mm kommt. Die Meffungen find mit dem Schiebemag vorgenommen. Die grögte Länge betrug 25, die grögte Breite 18 mm. Die kleinfte Länge betrug 19,75, die kleinfte Breite 15,75 mm. Das grögte Gelege fegt fich aus folgenden Magen zufammen 25 — ^17,50; 24,25—17,75; 24—17; 23—17,75; 22,75—17,25; 22,75—17,25. Ein eigentlich kleinftes Gelege gibt es nicht. Die grögte Schwankung in einem Gelege in der Länge betrug 19,75 und 23,75, 37 alfo 4 mm. Die größte Schwankung in der Breite betrug 17 und 18, alfo 1 mm. Die Länge wechselt bedeutend mehr als die Breite, diefe bleibt gewiffermagen konftanter, io zwar, dag das Zurückgehen der Länge keinen Schritt mit dem Zurückgehen der Breite hält. Es kann alfo ein kürzeres Ei dicker fein als ein langes, nicht nur im all- gemeinen, fondern auch in ein und demfelben Gelege. So haben z. B. zwei Eier bei einer Breite von 16,25 eine Länge von 19,75 und 21 mm oder aber bei einer Breite von 17,75 eine Länge von 23 und 24,25 mm innerhalb ein und desfelben Geleges. Aber es find auch gleidi lange verfchieden dick, aber nicht in fo großen Sdiwankungen. Im allgemeinen aber bleibt fich das Würgerei ziemlidi konflant. Von den 150 gemeffenen Eiern find außerhalb des ausgerechneten Durchfchnittes 1,33 "/n unter 20 mm, wobei das Mag nicht unter 19,75 kommt, 4,66 »/o von 20 bis 20,75 mm, 18,66 'Vo von 23 bis 23,75 mm, 4,60 " 0 von 24 bis 24,75 mm, und 0,66 ^'o von 25 mm, welches die Höchfl;grenze war. Die Zahlen an der Durdifchnittsgrenze weifen alfo die höchften Prozente auf und zwar fo, dag die fteigende mm-Zahl die grögere ilt. Das Würgerei neigt alfo eher dazu, fich über den Durchfchnitt zu vergrögern, als fidi zu verkleinern. Zwergeier fand idi nicht. Die Form der Eier ergibt fich aus dem Gefagten. Ein Ver- hältnis der Grögen zu den Farben ift abfolut nicht feftzuftellen. Über Gewicht und Rauminhalt foll an einem andern Ort berichtet werden, da die Unterfuchungen noch nicht abgefchloffen find. Wir kommen nun zu dem vielbefprodienen Thema der Eier- farbe. Die Eier befiljen eine Grundfarbe, immer gleidimägig (mit einer Ausnahme) über die ganze Schale verteilt und find mit verfdiiedenen grogen Tupfen, welche ganz fein fein können, oft aber auch zu grogen Flecken zufammenfliegen, fo gezeichnet, dag fie in den meiften Fällen einen Kranz um das Ei bilden. Der Kranz fteht am dickeren Ende, aber auch manchmal in der Mitte und einmal fogar am fpigen Ende. Öfter find fie aber auch beinahe über das ganze Ei unregel- mägig verteilt, ganz gefehlt haben fie nie. Wenn die Hauptmenge der Flecken oberhalb des breitefl:en Durchmeffers, alfo am fpigen Ende, Iteht, fo ifl: das immer fehr merk- würdig; denn das Gegenteil ifl; das Normale und auch leicht Erklär- bare. Wenn das Ei nämlich den Eileiter durchdrückt, fo entfteht der grögte Druck natürlidi dann, wenn der dickfte Teil hindurchtritt. Nach diefem Druck ift auch die Hergabe der Farbftoffe natürlicher- 38 weife am ftärkften. Anders gezeichnete Eier find daher nicht als normal zu betrachten. Es hat hier irgend etwas nicht riditig funktioniert. Auch kommt es vor, dag bei übermäßiger und fchneller Eierbildung die Produktion der genügenden Menge Farbftoffe keinen richtigen Sdiritt hält, das Ei fomit auch anders gezeichnet wird; dies ift beim Würger aber eine lehr feltene Erfcheinung. Die bei den Eiern vorkommenden Farben find die rote und die blaue. Je nach Mifchung derfelben und je nach Überwiegen der einen und der anderen entfliehen die mannigfachften Variationen. Die Flecken find auf jedem Ei von zweierlei Farbe. Der eine Teil ift immer, ganz gleich bei welcher Grundfarbe, afchgrau; das ift die am dünnften aufgetragene Milciiung. Der andere Teil wedifelt und richtet fleh annähernd nach der Grundfarbe, d. h. bei dem meergrünen und fleifchfarbenen Typus fpielt er ins Braune bis Dunkelbraune und bei dem roten Typus ins Rotbraune. Die dunkleren Flecke entftehen durch mehrfaches Übereinandertragen der Farbftoffe. Die Grundfarbe läuft fozufagen eine Farbenfkala durch, weldie ich folgendermaßen benennen möchte: meergrün, fchwach meergrün, matt rötlich-grau mit Andeutung nach meergrün, ganz hell fleilch- farben, fleifchfarben, rofa und endlich kräftig rofa. Die Grundfarbe der von mir in Betracht gezogenen 55 Gelege ift nun folgende (ich will nodi bemerken, daß mit Ausnahme von ganz geringen Abweichungen nach hell oder dunkel die Eier eines Geleges immer ganz gleich gefärbt find, was jedoch bei den Tupfen und Flecken niciit immer der Fall ift). Ich fand 1907 11 Gelege meergrün, ein Gelege matt rötlich- grau mit Andeutung nach meergrün, kein Gelege ganz hell fleifch- farben, 3 Gelege fleifchfarben, zwei Gelege rofa und kein Gelege kräftig rofa. 1908 fand ich 17 Gelege meergrün, 3 Gelege matt rötlich-grau mit Andeutung nach meergrün, 4 Gelege ganz hell fleifch- farben, 11 Gelege fleifchfarben, 2 Gelege rofa und 1 Gelege kräftig rofa. Die rofa Gelege mit den rotbraunen Tupfen kamen alfo in den beiden Jahren fehr feiten vor, etwa zu 9 "/o. Die roten Eier follen nun nach Unterfuchungen von Gewährsmännern von alten 9 9 hervorgebracht werden. Ich kann mir dies garnicht mit dem geringen Vorkommen der roten Eier zufammenreimen, es müßten denn nur ganz alte 9 9 gemeint fein. Ich komme auf die Eierfarbe zum Schlug nochmals eingehender zurück. Die Würger, die ich 1907 am Neft fchog, waren zum Teil Junge, zum Teil alte 9 9. Die Jungen hatten noch Spuren der Jugend- 39 liehen Wellung auf dem Rücken, hellen Sdinabel und Augenftreif. 1908 fdiog idi aber kein einziges foldies Stück am Neft. 1907 aber hatten die Jungen wie die Alten meergrüne Eier. Leider gelang es mir nie, das Neftweibdien der roten Eier zu bekommen. Die Zeichnung der Männchen war ebenfalls verfchieden. Der rotbraune Rücken war mehr oder weniger ausgedehnt, das Rotbraun auch verfchieden kräftig. Die Flügel trugen manchmal, aber feiten, fo breite reinweige Querbinden, dag man fie fehen konnte, wenn die Flügel zusammenlagen. Audi die Farbe des Sdiwanzes ging bis ins Tieffdiwarze und reidite dann das Reinweig tiefer zur Spige hinab. Eine Beziehung jedoch zwifdien dem rot- braunen Mantel und dem Handfchwingenfpiegel konnte ich ebenfalls nidit feftftellen. (Siehe „Kollibay, die Vögel Sdilefiens", Seite 233). Die Beobachtungen der Würger ielbft bleiben fich beide Jahre gleich. Von Anfang Juli 1908 ab, etwas fpäter, gewann ich den Eindruck, als ob die zeitig ausgekommenen Würgerfamilien die Plage wechfelten und herumzögen. Es wird von da ab immer fchwerer, beftimmte Familien zu beobaditen. Dennoch habe ich bemerkt, wie einzelne Famüien einmal einen gewählten Plag fehr lange behaupteten. Wurde jedodi hiervon das 9 abgefchoffen, fo verfchwanden fle fogleich auf Nimmerwiederfehn. Von Anfang Auguft an fah ich keine direkt zufammenhängende Familie mehr; aber überall alte und junge Würger vermengt und beftimmte Plage bevorzugend, z. B. didite Weidenflragen. Das war merkwürdigerweife 1907 häufiger der Fall als 1908, wo ich trog der bedeutend grögeren Anzahl Nefter weniger Würger im Auguft fah. Es hängt dies jedenfalls mit meiner Vertilgung zufammen. Von Anfang Auguft an, etwa um den 10. herum, wurden die Würger feltener und dann immer fdineller ganz vereinzelt. Anfang September waren fie ver- fchwunden. 1907 fah ich jedoch nodi am 26. Auguft einen ganz jungen einzelnen Würger und Anfang Oktober fogar nodi einen ebenfalls einzelnen Jungen in einem Bufdi, konnte aber fonft weiter nichts ent- decken. Es war dies jedenfalls ein Junger einer fpäten Brut, weldien die Alten fchlieglidi im Stich gelaffen hatten. Singende Männdien konnte idi nur einmal feftftellen: diefes fang aber viel und fthön und zeigte mir gleichzeitig dadurch den Weg zu feinen mehrmals unterbrodienen und wieder neu angefangenen Neftbauten. Sonft hörte man nur immer im Laufe des Tages das „Gäk Gäk" in verfchiedenen Tonfällen, meift kräftig und tief. Einmal, als idi ein Neft ausnahm, ftieg das d zweimal Töne aus, weldie 40 fehr laut waren und eigentlich unbefchreiblich find, etwa fo, als ob fich zwei Kater beigen. Bei Zänkereien und Angriffen wurde das „Gäk Gäk" mit „Scheen" und Ähnlichem vermifcht, fehr lang gedehnt und kreifchend ineinander gezogen. Einmal, als ich nach einem Neftweibchen griff, fchrie diefes unendlich kläglich und lange, wurde dann von einem Gartenfänger angegriffen, worauf das Klägliche in einen Kampffchrei überging. Über das Benehmen der Alten am Neil gibt die vor- gelegte Tabelle Auffchlug. Das 9 fltjt meiftenteils augerordentlich feft, manchmal fo, dag man es greifen kann, aber durchaus nicht immer. Wenn es brütete , verlieg es das Neft nur feiten bei An- näherung, eher dagegen, wenn das Gelege noch nicht voll war. Über das freiwillige Verlaffen der Brutnefter habe ich wenig feftftellen können. Jedenfalls verlieg das 9 die Eier feiten, da es ja auch vom cT gefüttert wird. Einmal traf ich es im Walfer badend in der Nähe des Neftes an. Das fonftige Benehmen am Neft war aber fehr verfdiieden. Ich habe folche von der grögten Feigheit und foldie von bewunderungs- würdiger Kühnheit beobachtet. Jedenfalls war immer das 9 der mutigere, oft der allein mutige Teil, wohingegen das d immer räfonnierend eine angemeffenc Entfernung von dem Angreifer zu halten fuchte, oft auch ganz verduftete, wenn das 9 die Verteidigung übernahm. Nur einmal bekam ich ein d fo feft, dag ich es mit dem Stock krauen konnte, was mir beim 9 mehrere Male gelungen ift. Als ich einmal an ein 3 m hohes in Faulbaum ftehendes Neft kam, zeigten fich auch fofort die Alten. Im Neft waren fünf beinahe zum Ausfliegen fertige Junge. Als ich mit dem Stock an das Neft reichte, fegte fich das 9 auf denfelben und hackte daran herum. Idi konnte ihm mit dem Stodc die Bruft krauen, ohne dag es abftrich. Das d war viel feiger. Als ich wegging, kam das 9 mir etwa hundert Schritt nachgeflogen und ftieg dicht an meinem Kopf vorbei. Als ich nach etwa einer Stunde zurückkam, flog es mir fdion weit ent- gegen und begann dasfelbe Manöver, felbft Steinwürfe verfcheuchten es nicht. Das o' aber blieb in der Baumkrone. Im allgemeinen aber waren beide Eltern faft immer äugerft um die Brut beforgt. Das d fowohl als auch das 9 figt gern auf ganz freien Aft- fpigen, Telegraphendrähten und dergl., möglichft frei und hoch, und hält Umfdiau. Man fieht fie aber unbedingt häufiger während der Brutzeit an folchen Plagen figen als nachher. Ich habe fogar gefunden, dag fich der Würger im Auguft viel in diditem Bufchwerk herumtreibt. 41 Durch das viele Sdiiegen, das Nefterzerftören und ewige Herum- kriechen ift ficherlich auch das Benehmen beeinflußt worden. Der mich als Schütje und Zerftörer ieiner Brut kennende Würger fchimpft natürlich mehr, ift fdieuer, benimmt fich mit einem Wort anders, als der in Ruhe gelalfene, wählt vielleicht Plätze zu feinem zweiten Neft, die er fonft nicht fucht, baut fchlechter und fchneller, fingt nicht u. f. w. Das Benehmen der Kleinen ift fchon im zarteften Alter ebenio, wie das der Alten, und fieht es fehr drollig aus, wenn fie ihre kurzen Schwänzchen nach Art der Alten drehen. Einmal, als ich ein Neft mit 5 beinahe zum Ausfliegen fertigen Jungen aushob und herausgenommen hatte, wollte mich der grögte unter ihnen fchon beigen. Es war nicht das Auffperren des Schnabels nadi Futter, was ganz anders gefdiieht. Mit einem verhältnismäßig furditbaren Ruck big er in den Finger und flieg Töne aus, wie ein fchimpf ender Alter, nur leifer und feiner. Oft aber ducken fie fich bei Annäherung der Hand tief in das Neft und klammern fich mit den Krallen am Neftboden an, ohne fich zu verteidigen. Nach Verlanen des Neftes verfchwinden fie bei Annäherung wie Mäufe im Gezweig, oft tief am Boden. Die Alten füttern beide eifrig. Zuerft findet man fein zerkleinerte Stücke im Magen der Jungen, fpäter, vor dem Ausfliegen ebenfo groge, wie bei den Alten. Werden die Alten beim Futtertragen überrafcht, fo werfen fie das Futter nicht weg, wie viele andere Vögel, fondern würgen es hinunter. Am Neft lägt fich der Würger nur bis zu einer gewiffen Grenze ftören. Ein Ei, auch wohl zwei kann man immer entwenden, aber nicht während des Legens, wenigftens nicht zu Anfang. Manchmal aber nimmt es der Würger redit übel, wenn man zu viel des Guten tut. Er vernichtet dann ganz einfach den Reft der Brut, wohl audi fein Neft. Einen angefangenen, oder auch fertigen leeren Neftbau verlieg er nach vieler Störung manchmal, oft aber auch nicht. Idi konnte fehen, wie er zweimal beim Bau des Neftes von mir verjagt wurde, um dann nodi ein drittes zu bauen, obgleich die beiden andern fdion nahezu fertig waren ; ja felbft das dritte Neft wurde bei vollem Gelege verlaffen, erft im vierten die Brut ausgebracht. Ich richtete mich hier immer nadi dem einzigen fingenden cf, und kann mich hierbei kaum irren. Die legten drei Netter ftanden wenige m auseinander. (Sollte es fich hier um ein Spielneft handeln?) Das Verfeljen der Nefter mit Jungen vertrug er nicht und lieg die Brut umkommen. Das Entnehmen der Jungen vertrug er foweit, dag er zwei übriggebliebene weiter aufzog. — Dies bezieht fidi auf weit ausgebüdete Neftjunge. Von einer ausgeflogenen 42 Familie verlieg er ein einzig Übriggebliebenes nicht. Bei ganz fpäten Nachbrüten jedoch fdiien er, wenn die Zugzeit herangekommen war, die Jungen zu verlaflen, welche ihm noch nidit folgen konnten. Übrigens wirkt auf den Würger die Zugzeit mäditig ein. Er wird fehr unruhig und vergißt feine liebften Gewohnheiten. Die be- treffenden Beobachter, welche Würger in Gefangenfchaft gehalten haben, werden dies beftätigen können. Das langfame oder plöfelidie Verfchwinden ganz junger nackter Vögel aus dem Neft kann idi mir nicht genügend erklären und habe ich nicht feftftellen können, ob der Würger felbft oder ein Räuber die Brut vernichtete. Ich will zur Erklärung einen Fall erzählen. Am 27. Juni fand ich in einem kleinen Schlehdornftrauch, nur 30 cm hoch, ein Würgerneft mit einem Ei und 4r nackten, blinden Jungen verfchiedener Gröge. Die Alten waren auffallend fcheu und fchimpften aus groger Entfernung. Das Ei entnahm ich. Am 29. ftrich das 9, als ich herankam, vom Strauch ab. Im Neft befanden fich jedoch nur noch zwei Junge, das eine davon tot, mit heller FlüHigkeit am Kopf, das andere ganz einge- fchrumpelt, aber noch lebend. Die Alten beobachteten aus ange- meffener Entfernung den Vorgang. Am 30. Juni ift das Neft leer und die Alten verfchwunden. Von jetjt ab figt jedes Mal ein d auf dem Strauch, welches ich am 8. Juli erlege. Der fidi hier abge- fpielte Vorgang ift fchwer zu deuten. Das Wegnehmen eines Eies verträgt der Würger regelmäßig gut. Es liegt hier jedenfalls das Ausräumen durch einen Räuber vor. Ich habe übrigens lolche Vor- gänge mehrmals beobachtet, auch in hochftehenden Neftern. Einen Erfatj der M ä n n ch e n während der Brut habe ich mit Beftimmtheit beobachten können ; felbft dann noch, wenn das 9 fdion die Jungen führt. Das Umgekehrte habe ich nicht feftftellen können ; dürfte auch wohl kaum der Fall fein, da befonders beim Würger das cf fleh nicht am Brutgefchäft beteiligt. Das Wegfchiegen des 9 geht dem cf aber fehr nahe, da er, wie ich beobachtet haben will, nicht nur fein Gelege, fondern auch fein Neft zerftörte. Es ift jedoch an- zunehmen, dag das verlaffene d fidi ein anderes 9 zur neuen Brut fucht, und find das eben wieder die oben genannten Erfagmännchen. Eine Überzahl von dd überhaupt habe ich nicht feftftellen können. Erfag brüten konnten recht oft erkundet werden und gaben die fpäteren Gelegevergleidie überrafchende Beftätigungen der An- nahmen, fo zwar, dag ich durch Sortieren der Eierfarben und Zeich- nungen pp. die Nefter zufammenfand, ohne die Notizen einzufehen. Mandimal aber beftätigten fldi die Vermutungen nicht, ein Beweis, dag nicht jedes Würgerneft, was wenige Meter neben ein ausgeraubtes 43 geftellt wird, eine Erfatjbrut iein mug. Es käme allerdings hier wieder eine Frage in Betradit, nämlich die, ob 9 9, weldie fidi mit andern dd paaren, andere Eier legen. Es ift dies aber kaum an- zunehmen; jedodi immerhin möglidi auf Grund der Vererbungstheorie. Es könnte dies nur durdi Experimente beftätigt werden. 1907 ftellte idi nur ein Erfafeneft beftimmt feft. Es waren aber in einer ca. 500 m langen Hecke ficher deren mehr, dodi war die Beobachtung hier unmöglich. 190S aber konnte ich 13 foldie Eri'at5bruten finden, von denen die meiften mit Sicherheit als folche beftimmt werden konnten. Das Vertragen der Würger mit anderen Vögeln war ein äugerft fdiledites. Nur die Sperbergrasmücke immer und die größeren Vogelarten, wie Pirol, Taube und DroWeln, die beiden legieren aber audi nicht immer, einmal ein Fliegenfchnäpper, einmal ein Wendehals und einmal ein Gartenfänger find erfolgreiche Brutnadibarn gewefen. 1907 fand idi 2, 1908 aber 7 Sperbergrasmückennefter neben Würgern. Über das Verhalten der Sperbergrasmüdte zum Würger, weldies man Symbiose nennen könnte, habe ich meine Verfudie nodi nidit abgefchloffen, und werde daher an anderer Stelle darüber berichten. Verlanen wurde ein Turteltaubenneft, ein SingdroHelneft, ein Sperbergrasmückenneft (in diefem Fall aber audi der Würger daneben), zerftört ein Müllerdien-, ein Finken-, fünf Goldammer-, ein Sumpf- rohrfänger- und ein Gartenfängerneft. Ob dies alles auf Konto des Würgers zu fegen ift, bleibt natürlich fraglidi, da ich es nidit felbft gefehen habe. Fredi genug ift er aber; fah ich doch, wie ein Würgerweibdien immer und immer wieder eine Wacholderdroffel angriff, weldie neben ihnen brütete. Selbft angegriffen wurde es von der Sperbergrasmücke, und einmal kam es zu einem Gezänk zwifchen 9 und Gartenfänger dicht vor mir. Beide verfchwanden im Bufch. Wie der Würger mandimal auftritt und wie er gekannt ift, ergibt fidi aus folgendem Auftritt. Am 4. Juli gegen abend hörte ich in einem Bufch mit hohen Eichen in deren Kronen einen fürchter- lichen Lärm von Singvögeln (fogar Staare waren dabei). Idi glaubte, ein Raubtier fei in der Nähe und forfchte daher der Urfache nadi. Bald fah idi, wie ein Würgerweibchen von den Vögeln angegriffen wurde, geradefo, wie fie eine Eule angreifen. Das Würgerweibchen dachte gar nidit daran, die Fludit zu ergreifen. Nadi etwa zehn Minuten zog fidi die ganze Gefellfdiaft in die dichten Baumkronen zurück, worauf alles ftill wurde. Um die bei weitem meiften Würger- 44 nefter herum fand man gar keine anderen Singvogelnefter, fo z. B. in den augerordentlidi günftigen Brutorten, dem 500 m langen Dorn- bufch und dem 2 Morgen grogen, mit Brombeeren pp. überwudierten Holzfchlage. Ob die Würger fich auch gegenseitig vertrieben haben, bleibt dahin geftellt. Man könnte dies beinahe behaupten, wenn man die neben den befegt gefundenen nahen, leeren Neftern in Betracht zieht. Die Hauptnahrung beftand aus Infekten aller Ordnungen, wie die geöffneten Magen und die Futterrefte in den Neftern ergaben. Laufkäfer (Caraben) fand ich häufiger, als andere Infekten, fehr oft Scorpionsfliegen (Panorpa), einmal nur eine Raupe und einmal einen langen Saitenwurm (Gordms)^ welchen er wohl beim Trinken erwifdit hatte, einmal einen Wafferfcorpion (Nepa). Am wenigften fand idi Refte von Immen und Schmetterlingen, obgleich ich 1907 oft Hummeln gefpiegt fand. Fröfche und Eidechfen fand ich nie. Viele Infekten kann man ganz unverfehrt aus dem Magen herausnehmen. Meißens haben fie einen Schnabelbig quer. In den Neftern fand man, aber bei weitem nicht in allen, Knochenrefte von Feld-, Spig-, Fleder- mäufen und Vögeln, vermifcht mit dem Federfchuppenabfall der Jungen. Einmal entdedde ich auch Gewölle aus Mäufehaaren im Neft. Im allgemeinen wird das Gewölle aber nicht in das Neft ab- gegeben. vSolange die Jungen nodi klein find, findet man nie Kot im Neft. Die Alten nehmen den Kot zu fich. Es kommt jedoch vor, dag das Neft fpäter nach Grünlingsart ftark befudelt wird. In der Regel ift es aber nach Verlaffen der Jungen klar. Oft flanken die älteren Nefter fehr. Sowie der Würger in feinem ganzen Auftreten den Raubvögeln ähnlich ift, fo ift audi feine Verdauung raubvogelartig; denn er gibt ein Gewölle von fich. Von den vielen geöffneten Magen waren einige merkwürdig verkleinert und dickwandig. Es hängt dies jeden- falls mit beftimmter Nahrungsaufnahme zufammen. Das Raubvogel- artige zeigt fidi auch in der Sogenannten Rotfudit, dem Erythrismus der Eier. Hiervon fpäter. Das Rauben von Vögeln habe ich 1908 nur einmal be- obachten können, als ein Alter feinen Jungen einen Vogel hintrug, indirekt aber durch das Verlaffen der Singvogelnefter in der Nähe der Würgernefter und durch das Verfdiwinden der Gelege der erfteren. 1907 dagegen fah ich es häufiger. So fand ich gefpiegte Rotfdiwänzdien und Goldammern, Vogelmagen und bei einem Neft eine Menge Federn von Singvögeln, hatte auch Gelegenheit, einen 45 Vogel aus den Klauen eines Würgerpärdiens zu befreien, wofelbft aber auch fchon ein anderer total zerriffen worden war. G e f p i e g t hat der Würger 1908 f aft gar nidit. Es hätte mir bei den vielen Beobaditungen nidit entgehen können. Ich fand nicht ein einziges Infekt gefpiegt, nur am 8. Juli drei an verdorrten, abgebrochenen Weidenäftchen gefpiegte Mäufe, zwei davon ganz frifch, ohne Kopf. 1907 dagegen fand ich öfter gefpiegte Sachen. Ein Würgerpaar hatte direkt feinen Richtpla^ in einem beftimmten Dornftrauch, wofelbft man immer Infekten, wie Hummeln, Käferlarven, Maikäfer pp. fpiegen fah; aber immer nur ein Stück auf einmal. Ferner fand ich Mäufe und Vögel, fowie deren Teile gefpiegt, wie ich in Vorhergehendem fchon ausführte. Einmal fand ich unter dem Neft, welches 3 m hoch war, einen ganz niedrig auf Schlehdorn regelrecht gefpiegten, kleinen Maulwurf. Es kommt mir dies aber fo ungeheuerlich vor, dag ich dies niciit dem Würger in die Schuhe fchieben kann. Tatfache bleibt es aber, dag der Maulwurf dort fpiegte. Es war unter dem Neft des forfchen 9, welches immer nach mir flieg. Über das Spiegen oben genannter Vögel und Mäufe pp. kann aber gar kein Zweifel beftehen; denn erftens ftecl<;ten die Vögel direkt am Neft und konnte ich im Neft Teile (Blut pp.) der Vögel nachweifen, fah auch die Alten dabei. I(ii kann mich erinnern, früher einmal hier einen Weigdorn- ftrauch gefunden zu haben, der tatfäciilidi mit gefpiegten Maikäfern überfät war. Es ift über das Spiegen fdion fo manche Vermutung aufgeftellt worden und idi glaube faft, dag beinahe jede richtig ift. Meiner Anficht nach fpiegt der Würger aus verfdiiedenen Beweg- gründen. Er fpiegt z. B. zum Halt beim Freffen, frigt und wird dabei verjagt. Das Gefpiegte bleibt ftecken und verdorrt. Er fängt und ift fatt und fpiegt. Er fpiegt auch, um fidi Nahrung aufzuheben. Auch follen die Würger dann fpiegen, wenn fie ein fälliges Gewölle bei fidi und noch nicht abgegeben haben. Schlieglich wäre noch zu erwähnen, dag ich am Würger regel- mägig Parafiten fand. So liegen unter der Haut des Halfes, auf den Muskeln manchmal bis 10 Stück mir bis jegt noch unbekannte Würmer. Alle von mir bis jegt erlegten Alten, bis auf eine einzige Ausnahme, wiefen diefe Würmer auf. Einmal nur fand ich einen Eingeweidewurm (Spulwurm?) im Magen. Im Laufe des Sommers, nidit im Frühjahr, werden die Würger manciimal bis zu 8 Stück von der zu den Lausfliegen (Hlppoboscide)i) gehörenden Lii)optena be- wohnt, ebenfo von einigen Federungen (Philoptefiden). Milben und andere Schmaroger habe ich nie gefunden, auch in den Neftern nicht 46 immer. Die Würger machten Jung und Alt einen fauberen, netten Eindruck. Ich kann es nun nicht unterlaifen hinterher noch etwas intenfiver auf die Eierfarbe einzugehen. So fagt z. B. Wicke folgendes: (Natur und Haus, Band 6, Seite 65 von Major Alexander von Homeyer): „Mit der poröfen Eihaut gleitet das Ei in den Uterus, Fruchtleiter, hier bildet fleh die Kalkfdiale, diele wird hart, und das Ei ift in feinem Wefen fertig. Nun tritt dasfelbe in die Kloake (Vagina), und erhält hier feine Färbung durch Gallenfarbftoffe, Cholepyrrhin und Biliverdin. Wicke fand bei Unterfuchungen diefer Pigmente niemals Eifen, weshalb fie nadi feiner Meinung nicht aus dem Blut herrühren können." Diefer falfche Schlug enftand dadurch, dag man nicht beachtete, dag ja dem Blut Gallfarbftoffe beigemifcht find. Seidlitj und Kutter verlegten aber die Eifärbung bereits in den Uterus und die Vagina und haben die Meinung, dag audi Blut-Extravafate bei der Färbung mitfprechen. Hierauf will ich nun hinaus: 1893 wagte fleh nun Heinrich Wickmann von neuem an das Problem von der Entftehung der Färbung der Vogeleier (Münfter, Berlin, Friedländer, Natur und Haus, Band 14 Seite 128 von Dr. E. Roth). Seine Hauptrefultate laffen fich folgendermagen zu- fammenfaffen. „Es beruht die Färbung der Eier lediglich auf der Beimifchung der am Eierftock etwas fpäter als das Ei ausgefchiedenen feiten Farb- ftoffteilchen zu dem in der Gebärmutter fich abfondernden Bildungs- material der Eifchale. Die mannigfachen Farben werden durch eine Zahl bunter und weiger Farbftoffe hervorgerufen. (Man ftellte fpäter feft, dag die bunten Farbftoffe nur aus den beiden Grundfarben blau und rot beftehen.) Eier ohne Farbftoffe gibt es nicht, die fcheinbar ungefärbten enthalten nur weige Farbftoffe. Sämtliche Farbftoffe werden in den Rigrändern des vom Ei bereits verlaffenen Follikelkeldies als Zerfall- und Zerfegungsprodukte fefter und flüffiger Blutbeftandteile in mikrofkopifch kleinen amorphen Partikelchen, sphaeroidalen Gebilden oder Kriftallen, in die Tube des Eileiters hinein ausgefchieden. Die Farbe, Form und relative Anzahl diefer kleinften Farbftoffteildien find von der Befchaffenheit des Blutes der betreffenden Vögel abhängig pp." Soweit Heinrich Wickmanns Unterfuchungen. Es fcheint alfo doch nach Wickmann, Seidlig und Kutter mit Beftätigung von Dr. Roth und Anderen, das Blut die Haupt- rolle bei der Färbung der Eier zu fpielen. Gelegentlidi einer orni- 47 thologifdien Befprechung und Durdimufterung der präditigen Eier- fammlung unferes verehrten Vorfi^enden, Herrn KoUibay, kam idi wieder auf das ieltene Auftreten unferer roten Würgereier zu fpredien, wobei mir Herr KoUibay mitteilte, dag jet5t wieder Be- denken über die Behauptung aufgetaucht feien, dag diefe roten Eier von alten 9 9 hervorgebradit würden, und dag diefe Farbe mehr lokal zu fein fdieint. Es find dies Punkte, welche meinen Zweifel an der obigen Be- hauptung gewiffermagen beftätigen, wenigftens berechtigen. Ich möchte fogar fo weit gehen und behaupten, dag das Produzieren der roten Eier, Rotfucht oder Erythrismus genannt, eine von der normalen abweichende Erfcheinung ift. (Ich erinnere hier auch an den Melanis- mus.) Es wäre ja nun natürhch nicht ausgefchloffen, dag die Be- fchaffenheit des Blutes oder der Galle der ganz alten 9 9 anders ift, als bei Jungen. Dies wäre aber erft zu beweifen. Die Würger, die hier früher gar nicht vertilgt wurden, legten ebenfowenig rote Eier als nach der ftarken Vertilgung. Die Zufammenfegung des Blutes bedingt aho die Farbe der Eier, und gerade dadurch würde fich die Behauptung über das Lokale beftätigen. Die Zufammenfegung des Blutes kann vor allen Dingen lokal fein, hervorgerufen z. B. durch bedingte Nahrung oder durch Krank- heiten, wohl auch durch Inzucht, die in einem fehr bevorzugten Brut- gebiet fehr leicht möglich wäre. Wir haben alfo doch hier immerhin Fingerzeige, wie man der Frage über die Bedingungen des Erfcheinens der roten Eier näher treten könnte. Im Vorhergehenden hatte ich ausgeführt, dag die Würger ungemein durch einen Wurm, welcher auf den Muskeln liegt, leiden. Die mit diefen Würmern behafteten Würger find oft blag und haben diefelben aller Wahrfcheinlichkeit nach Einflug auf das Blut. Nur durch derartige Vermutungen kann man zum ficheren Ziel kommen, man hat immerhin einen negativen Beweis, wenn man etwas Falfches vermutet hat. Es wird aber kaum möghch fein, dag ich allein diele Unterfuchungen bei mir ausführen kann. Hier kann nur gerade der Vergleich des Materials verfchiedener Gegenden be- ftimmend fein. Ich möchte daher an den Verein die groge Bitte richten, mich darin zu unterftügen. Die Herren kommen hier aus allen Gegenden Schießens zufammen, es ift fomit Gelegenheit geboten, Material von einem grogen Stück Land zu liefern. Das Material mügte alles an eine Stelle eingefandt und dafelbft unterfucht und verglichen werden. Die hierbei zu berückfichtigenden 48 Punkte würden dann an der Hand eines genau geführten Tagebuches folgende fein : Wieviel Gelege find auf weldier Flädie, wo und wann gefunden? Farbe der Gelege, Hauptnahrung pp. Hierzu möglidift die Neftalten, nidit nur als Balg, fondern gerade mit dem Corpus, erftens der oben herangezogenen Krankheiten, des Mageninhaltes pp., zweitens der ganzen Sadie wegen. Der Präparator müßte an- gewiefen werden, die Sorgfältig enthäuteten Körper in beigegebenen Fläfchchen unter genauer, gewiffenhafter Etikettierung mit dem Balg zurückzufenden, nidit in Spiritus, fondern in Formalinlöfung. Es muß hierbei gleidigültig bleiben, ob der Balg, das Gelege pp. gut oder fchledit ift. Idi will hiermit nur fagen, daß nidits aus diefem Grunde weggeworfen werden foll. Es genügt mandimal ein Eifplitter zum Beweis. Wenn auf diefe Weife viel Material in eine fadikundige Hand gelangt, muß immerhin ein mehr oder weniger fdiarf begrenztes Bild herauskommen. Idi hoffe nun durdi diefe von mir ausgeführten Beobaditungen auf den durch feine vielen Extravaganzen außerordentlich intereffanten Würger noch befonders aufmerkfam gemacht und gleichzeitig be- wiefen zu haben, daß man die Eigentümlichkeiten diefes allen Ornitho- logen und Laien fo fehr gut bekannten Vogels noch lange nidit erfchöpfend kennt. Ich bitte daher nochmals die Mitglieder des Vereins, fidi von neuem dem alten Bekannten mit erneuter Aufmerksamkeit zuzuwenden. Anlage IV. Über Nesttreue eines Kiebitzpärclieiis. Von Eberhard Drefcher. Am 29. April 1908 fand ich auf einem von der Glaßer Neiffe gebildeten Stück Unland ein Kiebißneft, nach welchem idi fchon etwa 8 Tage lang vergeblich gefucht hatte. Die Kiebiße hatten hierbei zunächft jedesmal das Weite gefucht, da ich erft einen hohen Ufer- rand paffieren mußte, wenn idi das Nelt erreidien wollte. Kam ich jedodi näher an die Neftftelle heran, fo griffen fie mich heftig fdireiend an. In dem Neft lagen 4 Eier, die Spißen, wie immer, nadi innen. 49 Am (). Mai abends kommt das Neil langfam unter Hodiwalfer der Neiffe und bleibt etwa 40 Stunden unter ftillftehendem Waffer, bei einem Höchftftand von etwa V^ m. Die Kiebit3e verließen den neugebildeten Uferrand nidit, welcher etwa 40 m von dem Neft entfernt war, fondern wichen Schritt für Schritt mit dem fteigenden Waffer zurück, hart am Uferrand bleibend. Nach der anderen Seite hin hatte der Wafferfpiegel eine Ausdehnung von über einem Kilometer. Am 8. Mai wird das Neft wieder frei, was gegen mittag gefchehen fein konnte. Ich fehe nun die treuen Alten am Neft, ob brütend, das konnte ich zunächft nidit feftftellen. Ich konnte es auch nicht annehmen, da es noch fo nag ift, dag idi nidit dorthin gelangen kann. Am 10. Mai entfchlog ich mich, durch den Schlamm hinzuwaten und fand zu meiner größten Überrafchung die Eier ganz warm. Aber wie fah es hier aus: Der augerordentlich feine Neiffefchlamm hatte Neft und Eier vollftändig inkruftiert. Diefer Schlamm figt fo feft, dag erft ein tüchtiges Wafdien nötig ift, um den feften Niederfchlag abzubekommen. Ein Reinigungsverfuch des Neftes und der Eier von Seiten der Kiebige war nicht zu erkennen. Dies ging nun in derfelben Weife weiter bis zum 2'^. Mai. Ich konnte jedoch nie das 9 auf dem Neft ertappen. Meiftens fagen die Tiere auf einem daneben liegenden Rübenacker, auch fand fleh ein zweites Pärchen dazu, welches mich auch mit angriff, wenn ich zu dem Neft kam. Ich wurde fchon irre und fchob die Eierwärme auf die gerade damals fehr heig fiheinende Sonne. Da endlich am 23. Mai überrafchte ich das Weibchen auf dem Neft. Bis 5. Juni änderte fleh nichts. Ich konnte jegr immer beffer an das Neft, weil die Umgebung ftark belaubt war. Am 5. Juni ein neuer Sdimerz für die treuen Alten! Ein Kiebig fliegt 2 m neben dem Neft auf, ich trete hinzu, und fehe, dag ein Ei geraubt ift. Ich unterfuche näher und finde unter den Eiern Necrophorus, Siljiha und Pelfis (Totengräber und Aaskäfer), aber keinen Vertreter anderer Infektenordnungen. Augerdem fangen die Eier an zu riechen, und ift das Neft auch etwas auger Faffung gebracht. Es ift alfo jedenfalls ein Räuber hier gewefen, wohl ein Corcns cornlr (Nebelkrähe), welche ich fchon öfter hier mit den Kiebigen im Kampf getroffen hatte. Ich glaubte nun, der Bruteifer wäre endgültig erfchüttert und wollte die drei intereffanten Eier meiner Sammlung einverleiben. Die Alten wurden aber geradezu rafend, ftiegen bis an meinen Kopf und waren augerdem die Eier, welche mit der Schlammkrufte einen drolligen Eindruck machten, warm. Ich befann mich daher eines Befferen und legte die Eier wieder in das Neft zurüdt. Ich hatte 4 50 es nicht zu bereuen; denn es lollte noch ganz anders kommen! — Am S. und 9. Juni ift das Neil tatfädilich wieder befetjt. Am 12. Juni befuchte ich das Neft zweimal. Früh 11 Uhr war es nicht io feft beie^t, als nachmittags 3 Uhr. Ich kam bis auf wenige Schritte heran, und jagte den Kiebife dreimal hintereinander in Zwifchen- räumen von etwa 10 Minuten vom Neft. Die Untersuchung ergab, dag nur noch 2 Eier im Neft lagen. Man kann nun das Neft tatiächlich fchon auf 10 Schritt unter dem Winde riechen. Ein Ei ift zerplat5t, und zähle ich 10 Silphiden daran. Die Eier find natürlich tadellos warm, und die Alten bekämpfen mich. Infolge eines Ausfluges mit dem Verein ßhlefifiher Ornitho- logen nach Guhrau kam ich leider erft wieder am 1(). Juni an das Neft. Ich fehe die Alten zunächft nicht dafelbft, wohl aber auf dem Rübenacker. Das Neft war alfo unbefet5t. Ich entdecke nur noch ein Ei. Das zerplafete war Spurlos verfchwunden. Die Totengräber können es nicht unter dem Neft vergraben haben ; denn ich hätte es finden muffen. Es muffen fich alfo doch noch Liebhaber für das halbverfaulte Ei gefunden haben, die es mit der Schale gefreffen oder weg- transportiert haben. Zu meinem größten Erftaunen war das let5te Ei warm. Nach Vergleich aber mit den daneben liegenden Steinen konnte ich feft- ftellen, dag diefe diefelbe Temperatur hatten. Die Sonne brannte fo ftark darauf. Aus diefem Grunde, und auch deshalb, weil ich das Neft ohne Alte fand, mugte ich annehmen, dag die Kiebige nun endlich ihr Brutgefchäft aufgegeben hatten. Die Alten ftiegen wohl noch nach mir, verfolgten mich auch; aber lange nicht fo heftig als fonft. Ich entnehme alfo das Unikum von Ei, welches fehr verblagt war, und welches leider faft den ganzen Schlamm verloren hatte. Ein fchönes Ausblafen war es gerade nicht, der Inhalt beftand aus einer trüben wäfferigen augerordentlich ftinkenden Flüffigkeit, welche das Ei bei weitem nicht erfüllte. Aber ein Blick auf diefes fo treu geliebte ungeratene Kind zaubert mir. jedesmal diefe intereffante Gefchichte der betrogenen Eltern vor Augen. Noch einige Tage waren die Eltern an den Plag gebannt, wurden aber immer gleichgiltiger gegen mich, bis fle nach etwa r> Tagen ganz verfchwanden. Wenn man nun bedenkt, dag die Tiere gegen 50 Tage, alfo dreimal fo lange, als ihr Brutgefchäft fonft dauert, gebrütet und dag fie dabei die unglaublichften Störungen ausgehalten haben, wie Hochwaffer, Verfchlemmung bis zur Unkenntlichkeit, fortwährende 51 Störungen durdi mich, langfames Verfdiwinden des Geleges bis auf ein Ei, wobei es ficher Kämpfe gefetjt hat, das immerwährende Gekrabbele der verhältnismäßig großen Sylphiden, fowie das Verfaulen des Geleges mit dem fchrecklidien Geftank, fo kann man kaum be- greifen, wie eine derartig einzig dastehende Leiftung möglidi war*A Anlage V. Merkwürdiger Stand eines Naclitigallnestes nnd Brnteifer der Altenc Von Eberhard D reich er. Am 24. Mai 1908 fand ich in einer unten vollftändig kahlen, hohen Fichtengruppe meines Gartens, am Fiditenftamm auf dürre feitliche Äftdien geitellt, in gut 2 V^ m Höhe ein Neft, welches ich für ein Riefen-Droffelneft hielt. Das Neft mug fehr fchnell gebaut worden lein; denn ich war vor ganz kurzer Zeit an dem Ort, um ein Ringeltaubenneft zu be- obachten, welches in dem Wipfel der Nebenfichte ftand. Ich hatte hierbei nidits von dem Nefte gefehen, obgleich es abfolut frei ftand. Es war mir zunächft nidit möglich, Vögel an dem Neft zu beobaditen. Am 29. Mai abends nahm idi eine Leiter, um feftzuftellen, wieviel Eier in dem Neft lägen. Als ich die Leiter anlege, hufcht etwas aus dem Neft, und wundere idi mich fdion, dag ein io kleiner Vogel herausfliegt. Ich konnte aber in der Dämmerung nichts er- kennen. Überrafcht war ich aber erft, als idi ftatt des Droffelneftes ein Neft mit kleiner Neftmulde und ö braunen Naditigalleiern hatte. Ein Ei entnahm ich. Um nicht zu ftören, ging ich erft am 2. Juni zum Neft, abends 7\/-> Uhr. Das Neft war unbefetjt. So ging es abwechfelnd weiter bis zum 23. Juni, nadimittags 1 Uhr. Es lagen nun immer noch Eier im Neft. Die Zeiten, in denen das Neft unbefeßt war, find ganz verfchieden, 4, ö, 7 und 7' o Uhr nachmittags. In den meiften Fällen aber fag die Naditigall fehr feft. *) Die Erfahrung lehrt, dag nach Ablauf der regelmäßigen Bebrütungs- dauer der Bruttrieb aufhört und durdi den Fütterungstrieb erfetjt wird. Ich kann daher die Drefcher'fche Beobachtung nur auf pathologifche Url'adien zurück- führen, KoUibay. 4* 52 Am 24. Juni jedoch finde ich die Eier eifig kalt und kann auch von den Alten nichts fehen. Ich entnehme nun alles. Die Eier find fcheinbar unbebrütet, und der Dotter bildet einen gelben, feiten Klumpen, fo dag fie fidi kaum ausblafen lallen. Die Nachtigall hatte alfo in ihrer luftigen Höhe trog Eientnahme und immerwährender Störung beinahe einen Monat gebrütet. Es dürfte wahrhaftig komifch klingen, wenn man lagt, man muffe fich eine Leiter holen, um ein Nachtigallneft zu befichtigen. Ich fdiiebe den Grund, dag die Eier unentwickelt geblieben find, auf Folgendes: Die Nachtigalleier liegen fonft ftets auf einer etwas feuchten Unterlage, da der Grund des normalen Neltes ftets dem Erdboden fehr nahe oder gar auf diefem fteht. In oben genanntem Fall lagen jedoch die Eier vollftändig trocken. (Man vergleiche die künftliche Brut.) Die Mage des Neftes find folgende: Umfang 75 cm (normal etwa 50 cm), Durchmeffer 21 — 23 cm (normal etwa 15 cm), Höhe 12 1/2 cm (normal etwa 8 — 9 cm), Durch- meffer der Mulde 7 cm (normal etwa 6 cm), Tiefe derfelben 3,50 cm (normal 4 — 5 cm).*) Anlage VI. Notizen über den Waldwasserlänfer Totanns ochropns L. Von Eberhard Drefcher. Der Waldwafferläufer ift hier ein regelmägiger, jedoch vereinzelt auftretender Vogel, welcher nur an beftimmten fumpfigen Uferftellen und meift paarweife zu fehen ift. Am häufigften ift er Ende Juni und Anfang Juli. Der frühefte Termin, an welchem ich ihn beobachtete, war der 8, April. In der Zwifchenzeit habe ich ihn nie gefehen. Am 11., 21. und 24. Juli 1908, in welchem Jahr er hier am häufigften war, erlegte ich je einen, nachdem ich mir jahrelang die grögte Mühe gegeben hatte, einen zu bekommen. Ende Auguft verfchwinden fie wieder. *) Meine Seite 51 geäußerte Anficht findet hier eine Beftätigung darin, da§ fchon die Neftanlage die Anormalität des weiblichen Vogels dartut. Kollibay. 53 Bericht über die sechste lljuiptversiiiiiinluiift vom 9. und 10. Oktober 1909 in Breslau. Sitjung vom 9. Oktober 1909 abends 8 Uhr im Hotel de Rome. Anwefend: 31 Mitglieder und Gäfte. Vorfitjender : Juftizrat Kollibay, Schriftführer: Reditsanwalt Grünberge r. Der Vorfifeende teilte der Versammlung das Hinfeheiden des I. Sdiriftführers des Vereins mit, des Reditsanwalts OttoProskauer in Breslau. Seinem Andenken widmete Herr Zimmer einen längeren Nachruf, in welchem er mit warmen Worten die hervorragenden Eigenfchaften des Dahingefchiedenen als Menfch, Naturfreund und eifriges Mitghed des Vereins fchleflfcher Ornithologen hervorhob. Die Verfammelten erhoben fleh zu Ehren des Verftorbenen von den Plänen. Der Vorfifeende erftattete den Gefdiäftsbericht, wonach im Laufe des Jahres 1909 acht neue Mitglieder dem Vereine beigetreten und vier ausgefchieden find. Die Mitgliederanzahl beträgt danach 84-. Die Wahl des Vorftandes wird auf den nächften Tag verfthoben. Als Ort der nädilten Sommerverfammlung wird Neifle gewählt. Der Vorfitjende legt vor und befpricht verfchiedene ornitho- logifche Zeitfthriften und Einzelabhandlungen. Von dem am Erfcheinen verhinderten Mitgliede, Herrn Prof. Saxenberger, ift aus Krummhübel an den Vorfil^enden eine vom 7. Oktober 09 datierte intereffante Mitteilung über Frunella collaris (Scop.) zugegangen, die zur Verlegung gelangt. „Ich habe heute fo viele Alpenflüvögel gelehen, dag ich Ihnen gar keine Zahl anzugeben wage aus Furcht, von Ihnen der Übertreibung geziehen zu werden. Es war ungefähr 20 m unter dem Sdmeekoppenplane in einer ganz fteil abfallenden Schludit: fie war tatfächlich mit Alpenflüvögeln geradezu überfät, io dag es den Anfchein hatte, wie wenn ihr felbft Leben eingehaucht fei. Einige der Vögel kamen mir bei ihrer be- kannten Zutraulichkeit bis dicht an die Füge geflattert, wie wenn fie mir ihr Alter und Gefchledit anzeigen wollten. Das war ein Suchen nadi Nahrung, ein Sidmecken und Jagen, ein Locken und Rufen, ein Singen und Klingen, dag idi mich von dem Anblid^ nicht losreigen konnte, felbft auf die Gefahr hin, mir in dem Zuge einen Schnupfen zu holen. Ich geftehe, es fiel mir dabei ein Stein vom Herzen ; denn 54 ich hatte gefürchtet, dag diefe oniithologifche Seltenheit im Riefen- gebirge, wie fo manch' andere, bald ausgerottet fein würde. Das fürchte ich je^t nidit mehr, felbft wenn die von mir gefehenen Vögel nicht die zu einem Schwärme vereinigten Alpenflüvögel der Koppe (was das Wahrfcheinhche ift), fondern des ganzen Riefengebirges fein follten." Herr Lehrer Beyer fchrieb dem Vorfil3enden über feine Ver- fuche, das Gewidit der täglidi aufgenommenen Nahrungsmenge, das Gewicht des Vogels und deffen täglicher Zunahme feftzuftellen. Zu den Verfuchen wurden Weidifreffer gewählt, denen reidilich Regen-, Tau- und Mehlwürmer geboten würden. U. a. wurde feltgeftellt, dag bei der Amfel 100,03",,, beim Kuckuk 100,6 ^'„, bei der Kohlmeife 100,7 "/,, des Eigengewichts an täglicher Nahrung verbraucht wurde. Herr Beyer erwähnt auch einen ausnahmsweife hohen Neftftand der Goldammer. Es ftand ein Goldammerneft auf einer Tanne in Höhe von 1 V2 m. Der Vorfigende brachte noch ein weiteres Schreiben des Herrn Saxen berger über Beobachtungen im Riefengebirge zur Verlefung. Das Schreiben nebfl Nachtrag wird als Anlage I abgedruckt. Herr Dr. Zimmer fpradi über fchlefifche Vulgärnamen von Vögeln, insbefondere aus der Gegend von Oels und Feftenberg, und behielt fich vor, auf das Thema fpäter ausführlich zurückzukommen. Der Vorfigende regte an, ein möglichft vollftändiges Verzeichnis der in der Provinz gebräuchlichen Volksnamen durch Verfendung von Fragebogen zuftandezubringen, ftellt aber für heut noch keine Anträge. Derfelbe gab fodann „Weitere Nachträge zur fdilefifchen Vogel- fauna" (Anlage II). Der Vortrag war begleitet von Demonitrationen von Bälgen und Eiern. Insbefondere lagen vor Baftardformen von Corvns comi.c und corone, Ei und Embryo von Si/rniuiii nyaleit.')».) — Schell ad 1er. Auch der Schelladler ift für unfere Provinz immer noch eine avis rarissima, fo dag jedes Vorkommen forgfältige Regiftrierung verdient. Bei einem neulichen Befuche bei unferem Mitgliede Graf Zedlig zeigte mir diefer ein fchönes, bei Schwentnig am 12. Januar 1907 erlegtes V. Cacalns canorns (L.) — Kuckuck. Für Oologen wird das hier vorliegende Tro^^or/yies-Kuckucksgelege von Intereffe fein. Es befteht nur aus einem Sparei des Zaunkönigs und dem Kuckucksei und ift gefunden am 20. Mai 1909. Das Zaunkönigsei migt nur 13 : 10, ftatt des Durchfchnitts von 16,7 : 12,6 mm. Coracias (jarrida (L.) — Mandelkrähe. Es dürfte von all- gemeinem Intereffe fein, zu erfahren, dag nach Mitteilung unferes Mitgliedes von Löfch auf Gabel, Kreis Guhrau, die in dortiger Gegend häufige Mandelkrähe feit vielen Jahren in einem Paare in einer Linde feines Gartens brütet. Cor VHS cowne X cor nur (L.) — Krähenb aftard. Bekannt ift, dag die fchwarze Rabenkrähe im wefentlichen weftlich, die graue Nebelkrähe öftlich der Elbe brütet und dag das Grenzgebiet zahl- reiche Mißhbruten zeitigt. Diefe Ausftrahlungen von Mifchpaaren erftrecken fich oft recht weit, zumal wohl die Blendlinge oft ftark nach der Seite des einen Elternteils fchlagen und dann vielleicht zuweilen nidit als Baftarde erkannt, iondern als Reinblut angefehen werden. Idi kann Ihnen hier einen mehr nach corx'rr gelchlagenen Baftard aus der Neiffer Gegend und einen fehr ftark nadi coromi geratenen von Schweidnig zeigen. Taug zeigte mir ein Gelege aus der legteren Gegend vom 2.5. April 1909, das feine Söhne gefunden haben und deffen Eltern eine reine Nebelkrähe und ein Baftard gewefen feien. Graf Ze dl ig endlich befigt ein Brutpaar, deffen cf eine reine Comic, das 9 ein fehr ftark fchwarzer Baftard ift. Legteren Vogel lege ich hiermit vor. Corvus cornix L. — Nebelkrähe. Taug befigt ein Gelege von 8 Eiern. Mit Recht vermutet er, dag ein zweites $ dazugelegt habe. Er befigt auch ein 5 -Gelege mit einem fchönen, gänzlich ungefleckten blauen Ei. Calcarius nivalis (L.) — Schneeammer. In meinem Buche habe ich trog der fpärlichen Anzahl der Vorkommniffe des Schnee- ammers Überlehen, ein in meiner Sammlung befindlidies Stück, d j'C'-- zu erwähnen, das am 16. November 1908 bei Wittgendorf, Kreis Landeshut, erbeutet wurde. 60 Unfer Mitglied Rauer teilt mir mit, dag er im Februar 1909 ein Stück aus Broslowig, Kreis Tarnowitj, erhalten habe. (liry somit vis spivits (L.) — Zeiiig. Ein albinotifdies Exemplar verdanke ich Herrn Tau^. Es ift ein d, gefangen im Dezember 1908 bei Goglau, Kreis Schweidnife. Von der Stirn an bis zum Scheitel wird das Schwarz durdi eine blaggelbe Platte erfet5t. Locusiella ßitclatüis (IViilf). — Flugrohrfänger. Mit dieier fchlefifchen Spezialität habe ich mich auch im legten Frühjahre etwas ein- gehender befchäftigen können, da er in unierem Stadtparke, den ich den ganzen Mai hindurch zwifchen 6 und 8 Uhr vormittags befuche, fleh beionders zahlreidi niedergelaffen hatte. Am 19. Mai ftellte ich in dem kleinen Areal des Parkes (etwa 5 ha) 5 fmgende cTcf feit, denen fich augerhalb nodi verfchiedene anfdiloffen. Es war mir an ver- fdiiedenen Stellen vergönnt, das Liebesfpiel der Brutpaare zu be- obachten, das fidi mäufeartig am Boden abfpielt, unterbrochen durch die Sangesproduktionen des cT, das dabei fleh aus der nächften Nähe beobachten lägt. An Neftern wurden 3 gefunden, davon eines am Grunde eines Gaisblattftrauches, der Eier beraubt, ein zweites, am 2. Juni, mit 5 Eiern am Boden in dichten, hohen Neffeln und ein drittes, am 5. Juni, mit 4 Eiern, am Grunde eines wilden Stachelbeer- ftraudies. Die Nelter find kräftige Bauten, äugen beftehen fie aus groben, vorjährigen Schilfftengeln, namentlich dicht an der unteren Hälfte. Dann kommt eine dicke Lage vorjähriger, trockener Blätter (Eiche, Weide, Linde) und Linden-Flugblätter, untermifcht mit einzelnen gröberen Grashalmen. Die dritte Lage beginnt mit folchen Gras- halmen, die nach innen und unten immer feiner werden. Eine be- sondere Auspolfterung belteht nicht, nur zuweilen find 2 — 3 Pferde- haare vorhanden. Das dritte Neft war nidit fo maffig, wie die beiden erften. Legtere magen: Äugerer Durdimefier 14:0 mm, innerer Durdi- meffer 70 mm, äugere Höhe 95 mm, innere Höhe 60 mm. FJtylluscopus tnjrliilns (L.) — Fitislaubfänger. Nach Brehm ift das Neft bodenftändig. In diefem Frühjahre fand ich es einmal ',2 m hoch in einem kleinen, dichten Taxusftrauch. Obwohl keinen Meter davon Reftaurationstifche ftanden, brachte der Vogel die Jungen glücklich aus. Nach Brehm ift das Gelege Mitte Mai vollzählig. Be- kanntlich hatten wir diefes Jahr (1909) ein lehr fpätes Frühjahr. Und dodi fand ich fchon am 7. Mai ein 7-Gelege. PityUosropas rufns (ßcJtst.) - Weide nlaublänger. Auch von diefem Laubfänger fand ich dies Jahr das volle Gelege fdion am 6. Mai. Ein Neft ftand fehr hoch, nämlich 1 '/i m hodi zwifchen dem Stamm und einem faft parallelen Afte eines Lebensbaumes. 61 RutiriUn pJinciiinirus (L.) — Garten rotfchwanz. Bei Taut fah ich ein am 16. Mai 190!) gefundenes 4-Gelege mit 1 Sparei: 10,5:12, ftatt 1S,'2 : l;3,() mm. Anlage III. DerWiivg:er, Laniiis eoIlurioL,, und das nasse Jalir 1909. Von E. Drefcher. Im Frühjahr 1909 beriditete ich an diei'er Stelle über die- jenigen Beobachtungen, welche ich am rotrückigen Würger in den Jahren 1907 und 1908 gemacht und aufgezeichnet hatte. In dem Jahre 1909 habe ich diele Beobachtungen mit möglichfter Sorgfalt fortgelegt und intereffante Eigentümlichkeiten an unterem alten Bekannten zu verzeidinen, welche nicht nur für diefen felbft, fondern überhaupt für die Biologie der Vogelwelt von Interelfe fein dürften. Ich hörte fagen, dag das Jahr 1909 für Vogelbeobachtungen durdi die ewigen Regengüffe ungünftig fei. Ich habe gerade im Gegenteil gefunden, dag dies fo redit die Eigentümlichkeiten der einzelnen Arten hervortreten lieg. Ganz befonders intenflv aber hat das naffe Wetter auf unferen Freund Lioiius gewirkt. Betrachten wir zunächft den Würgerbeftand meines Gebietes von 1909 im Vergleidi zu früheren Jahren: Ich fand im Jahre 1907 = 34 Nefter und vertilgte 152 Würger, Hellte im Jahre 1908 = 63 Nefter feft und vertilgte 239 Würger. Ich war nun auf das Refultat von 1909 begierig. Zunächft wollte es fcheinen, als ob idi gründlidi auf- geräumt hätte, kam aber doch auf derselben Fläche im Laufe des Jahres auf die ftattliche Zahl von 51 Neftern, alfo nur 12 weniger als 1908. Diefe Zahl kann jedoch nicht maggebend für den Schlug über das Vorkommen des Vogels fein, da wir es infolge des Regen- wetters mit viel Erfagbruten zu tun hatten. Um den Würger möglidift wenig zu ftören, fchog ich nur 3 Alte ab, um Gelege und Brut- weibchen vergleichen zu können, nahm 3 Junge zu Verfuchen aus den Neftern und 61 Eier. 7 Junge verfch wanden aus den Neftern, und 51 Eier wurden verlaffen. Augerdem fand ich noch Schalenrefte. Es wurden fomit von der Natur und mir im Ganzen 132 Würger vernichtet, woran fich erftere mit 57 Stück beteiligte. 62 Der Würger baute während der naifen Zeit ungemein verdeckt und zog fich in die größeren Büfdie zurück, immer dichtes Laub auffuchend. Von 4-8 Neftern ftanden nur 12 in Dornen und nur ein einziges in reiner Weide, während 1908 = 18 in reiner Weide ftanden. Die Dornen find in diefem naffen Jahr ganz entfchieden nicht be- vorzugt worden, obgleich fich durdi mein Zutun die Dornhecken ganz erhebhch vermehrt haben. 14 Nefter ftanden im Hopfen, welcher auch früher gern aufgefucht wurde. Die anderen verteilen fich auf Erle, Hollunder, Hafel, Faulbaum, Pappel, Eiche und Sdiwarzbeere. 3 Nefter ftanden wieder droffelartig am Stamm, 2 auf Weiden- köpfen und 1 Neft finkenähnlich auf einem ftarken Eichenfeitenaft. Auch auf die Höhe der Nefter, was man übrigens nicht nur beim Würger beobachten konnte, hatte das naffe Wetter Einfluß. Wenn auch die Durchfchnittshöhe ebenfalls zwifchen 1 und 2 m liegt, fo überwiegt innerhalb diefer Grenzen die höhere Zahl gegen die Vorjahre. Ganz tiefe Nefter gab es garnicht, das niedrigfte ftand 70 cm hoch. Dahingegen kommt die ftattliche Höhe von 3,75 m vor, gegen die überhaupt beobachtete frühere Höchftzahl von 8 m. Den Bau der Nefter konnte ich in diefem Jahr genau beobachten und feftftellen, dag zunädift das Gerippe hergeftellt wurde und fpäter in dasfelbe mehrere Näpfe eingefetjt werden. Bei freiftehenden Neftern bleibt oft merkwürdigerweiie der Boden bis zum Schlug licht. Der Neftbau felbft war in diefem Jahr das Intereffantefte, was ich am Würger beobachten konnte, und glaube ich hier Eigentümlichkeiten gefunden zu haben, die bis jet5t noch nicht bekannt fein dürften. Es machte den Eindruck, als ob fich die Würger dies Jahr ver- abredet hätten, anderes Neftmaterial zu nehmen, als fonft. Während gewöhnlich die Nefter aus dürren Halmen und Queckenwurzeln pp. gebaut waren und feltener dicke Böden zeigten, war jegt gerade das Umgekehrte der Fall. Faft jedes Neft, mit geringen Ausnahmen, war dick aus wolligen Baumkägdien und Moos (ein Neft beftand ganz aus Moos) zufammengefegt. Man mug nun annehmen, dag die Erbauer der Nefter bei dem kalten Wetter darauf bedadit waren, wärmendes Material zu verwenden. War doch ein Neft mit Federn ausgelegt, was ich noch nie gefehen hatte. Den Zweck erreichten die Würger jedoch nicht. Man konnte nun beobachten, dag der bauende Würger, wenn er während des Bauens vom Regen über- rafcht wurde, nicht abwarten konnte, bis feine Neftunterlage trocken war. Die Näffe war ihm fichtlich unangenehm, und ' er fuchte fich fofort an der Luft getrocknetes neues Material und legte es auf das naffe. Diele Bauart hatte zur Folge, dag die meiften Nefter infolge 63 ihrer total naffen riefenhaften Unterbauten verfaulten. Ich fand eigentlich kein Käfechenneft, was nicht von Maden wimmelte. Die Scheu vor der NäHe, verbunden mit dem Bruteifer, trieb den Würger zu noch weiteren ganz einzig daftehenden Sonderheiten, über die ich mir erft durch einen Zufall Aufklärung verfdiaffen konnte. Ich fand am 31. Mai 1909 ein Neft mit 2 Eiern, welches am 7. Juni 1909 5 Eier aufwies, die bebrütet wurden. Das Käfechenneft war wie immer nag. Ich entnahm Eier und Neft und fand mitten im Innern des Bodens, vollftändig verdeckt, ein Ei eingepappt. Ich glaubte, das Ei wäre durch die Unterlage gerutfcht und dann überbaut worden. Die Möglichkeit, dag ein anderes Pärchen den Neftinhaber vertrieben und ein Ei zugebaut habe, wie es ja fchon bei anderen Vögeln beobachtet wurde, war ausgefchloffen, da ja doch 2 Eier im Neft gelegen hatten. Die übereinftimmende Eifarbe lieg augerdem keinen Zweifel an der Zugehörigkeit zum Gelege aufkommen. Ich blieb alfo zunächft bei dem Glauben, das Ei fei durchgerutfcht, obgleidi ich es mir nicht vorftellen konnte, wie dies bei dem feften Bodenbau möglich war. Nun wollte es der Zufall, dag ich 2 Tage nach ftrömendem Regen ein Neft mit 3 Eiern fand, von welchen das eine bis zur Hälfte in den Boden eingebaut war. Weitere Beobachtungen zeigten mir, dag der naffe Boden einfach mit trockenem Material neugebaut wurde, wobei aber das Ei genau in der Mitte liegen blieb und kunft- voll eingewebt wurde. Der Regen hatte bald nachgelaffen und fomit auch die Auspolfterung, fodag das Ei noch halb herausftand. Zu diefem Ei wurden noch 4 hinzugelegt und bebrütet. Einen foldien Fall konnte idi nodi einmal feftftellen. Das halbeingebaute Ei kam aber natürlich nicht mit aus. Total verbaute Eier fand ich zweimal; jedesmal nach längerem anhaltenden Regen. Zweimal fand ich volle Gelege nach ftarkem Regen, wo eine Menge neues trockenes Material zum Teil über die Eier gedeckt war. Es erinnert diefes Neuausbauen des Neftes an die Beobachtung, welche ich im Frühjahr veröffentlichte, dag der Würger öfter die durch die Aufzucht der Jungen infolge Futterabfälle hervorgerufenen Neftbodenbefudelungen, durdi Neu- auspolfterung des Bodens zu verdecken fucht. (Bemerkt fei hier noch, dag ich das Einbauen der Eier auch einmal bei einer Goldammer feftftellen konnte. Hier waren fogar 2 Eier eingebaut.) Wie ich im Frühjahr berichtete, hatte idi viermal Gelegenheit, zu beobachten, wie der Würger alte Nefter wieder zur Brut her- richtete, indem er zweimal einfach in die alten Nefter legte und zweimal neue Ränder auffetjte. Um folche Fälle weiter beobachten 64 zu können, hatte ich im Vorjahr eine Menge Nefter flehen laffen. Diefe Vorficht wurde mit Erfolg belohnt. Diesmal aber hatte er weder das alte Neft, welches fchon fehr defekt war, belegt, nodi dasfelbe ausgebeifert, fondern er hat ein neues Neft auf das alte geftellt. Ich fchiebe auch diefen Umftand auf das Regenwetter. Der immerwährend durch Näffe vertriebene Würger fuchte Zeit beim Neubau zu fparen. Die Brutzeit verfchob fich ebenfalls infolge der kalten Näffe. Ich fand 2 Nefter im Mai, 27 im Juni, 17 im Juli und 8 im Auguft. Die Hauptbrutzeit fällt fomit in den Juni und Anfang Juli, während fie in den Vorjahren in den Juni fällt. Die Brutzeit begann audi fpäter. Das erfte Neft fand ich 09 am 25. 5., 08 am 9. ö. und 07 am 19. 5. Das erfte infolge des kalten Regenwetters ganz auf- geplufterte Weibchen fah ich 09 aber fchon am 2. Mai. Die Würger waren aber in diefem und audi nächften Monat äugerft feiten zu fehen. Der Abzug der Hauptmaffe erfolgte fchon Ende Auguft. Nach dem 20. war die Gegend plötjlich würgerarm, man fah fie nur vereinzelt; darauf aber erfchienen fie wieder häufiger. Am 10. September fah ich z. B. mehrere zufammen, weldie auffallend fcheu waren. Es fchienen mir alles 9 9 zu fein. Idi glaube daher richtig zu urteilen, wenn ich annehme, dag der Hauptzug der Erwadifenen aus hiefiger Gegend fchon Ende Auguft erfolgte und die fpäter hier Er- fcheinenden nördliche Durdizügler waren. Man kann die fpäter- brütenden, oft bis in den Oktober hier bleibenden Würger nicht mit zur Beobachtung und Beurteilung der Abzugszeit einbeziehen. Während in früheren Jahren äugerft feiten ein verlaffenes Würgerneft zu finden war, fo ftellte ich in diefem Jahre die über- rafchende Zahl von 23 verlaffenen Neftern feft. Diefes Verlaffen ift ebenfalls auf die groge Näffe zu fdiieben, wie ich hier fdion oben ausführte. Ich konnte bei keiner anderen Vogelart einen derartigen Einflug auch nur annähernd finden. Die Folge davon war, dag man öfters Nefter mit zerfreffenen oder herabgeworfenen Eiern fand. Zweimal entdeckte ich wieder Eier in bebrüteten Gelegen mit Löchern, welche ausfahen, als ob fie angehackt wären, und zwar befand fich das eine Loch fchon im Gelege, als dasfelbe nodi nicht voll war. Ich glaube, dag diefe Löcher darauf zurückzuführen find, dag der Vogel bei plöglidiem Auffcheuchen mit den Krallen in die Schalen greift. Ich habe, um den Grund diefer Löcher zu finden, ganz befonders auch bei anderen Vögeln aufgepagt und ganz un- zweifelhaft feftftellen können, dag das Eingreifen in die Eifdiale bei plöglichem Auffcheuchen ftattfindet. Idi bin mir jedodi über die Ent- 65 ftehung der Würgereierlöcher nodi nidit ganz klar, da die mit den Krallen eingegriffenen Löcher anders ausfehen. Es kommt vor, dag die Würgermänndien bei Entnahme von Eiern den Reft derfelben anhacken, um fie zu zerftören. Die oben erwähnten Löcher beziehen fidi aber auf bebrütete Gelege. Wenn man bedenkt, wie vorfichtig der Brutvogel feine Eier behandelt, fo bleiben immerhin diefe Lödier merkwürdig, und fdieint es wünfdienswert, über die Entftehung derfelben Klarheit zu fchaffen. Es will mir fdieinen, als ob hier eigenartige Vorgänge im Spiel find. Da die Gelege meift verlaffen wurden, lägt fidi über die Eier- anzahl wenig fagen. Jedenfalls waren nur 6 Gelege mit 6, 12 Gelege mit 5 und 8 Gelege mit 4 Eiern vorhanden. Gelege von 7 Eiern fand idi garnidit. Meine Hoffnungen, in diefem Jahr etwas Klarheit über den Urfprung der roten Eier zu fdiaffen, find noch nicht in Erfüllung gegangen, da ich, wie ich es im Vorjahr fchon bedauerte, zu wenig vergleidiendes Material fand und dasfelbe audh erft nach einer langen Reihe von Jahren erhalten werde. Die Gelege, die idi in diefem Jahr fand, zeichneten fich wieder durch überwiegenden blauen und fleifchfarbenen Typus aus. Die Zufammenftellung erfcheint zahlen- mäßig folgendermaßen: Von 30 Gelegen (die übrigen Nefter fand ich leer, andere waren fchon voller Junge) waren nach der von mir aufgeftellten Farbenfkala = 6 meergrün, 3 fthwadi meergrün, 2 matt rötlichgrau mit Andeutung nach meergrün, 5 hell fleifchfarben, 8 fleifchfarben und 6 rofa mit blutroten Tupfen. Es zeigten alfo wiederum von 80 Gelegen nur ß den roten Typus. Mit diefen 6 roten Gelegen hat es aber außerdem noch eine befondere Bewandnis. Drei davon halte ich für Erfaßbruten. Idi fand nämlich in dem einen Bufdi immer nur gegen 20 bis 30 m neben einander diefe 3 voll- ftändig gleichen Gelege. Das erfte wurde am l3. Juni verlaffen, das zweite daraufhin angelegt und ebenfo wie das erfte, jedenfalls durdi meine Störung verlaffen und darauf nodi ein drittes gebaut, weldies ich einen ganzen Monat fpäter fand. Es kommen fomit nur ■4 Gelege mit rotem Typus in Frage, oder 10 ^jo, während in den Jahren 1907/08 9 *^;o zu verzeidinen waren. Wer aber mödite be- haupten, dag es unter den Brütern nur 9 — 10 "/o alte 9 9 gibt. Endhch gelang es mir, das Neftweibchen jener 3 roten Gelege zu bekommen, und will es mir fdieinen, als ob dasfelbe gar nidit alt wäre, im Gegenteil, es macht einen jugendlichen Eindruck. Der Körper war ebenfo, wie derjenige der blaue Eier legenden 9 9 mit Würmern befegt. Meine Vermutung, dag diefe Parafiten indirekt 5 66 Einfluß auf die Eierfarbe haben, war alfo nicht richtig. Etwas Näheres kann ich jedoch nodi nicht angeben. Tro^dem ich in diefem Jahre wiederum mit ganz befonderer Aufmerksamkeit nach gefpiegten Sachen iuchte, habe idi ebenfo wie im Vorjahre kein einziges Stück gefunden. Es macht den Eindruck, als ob der Würger das Spiegen verlernt hätte. Ich habe mir über den Grund des Nichtfpiegens den Kopf zerbrochen. Von einem Futtermangel kann keine Rede fein, jedoch brachte mich eine zufällige Beobachtung auf eine Vermutung. In der Nähe faft eines jeden Würgerneftes konnte ich Sperbergrasmücken hören und iehen, fand auch eine Menge Nefter in unmittelbarer Nähe. Ich nahm nun mehrere Würgerftände auf Schlehdorn in Beobachtung. Nun konnte ich unzweifelhaft feftftellen, dag der Würger beftimmte Stellen als Futterpläge erkoren hatte. An den Dornfpigen konnte man feft- ftellen, dag hier gefpiegt worden war. An diefen Plagen habe ich öfters Sperbergrasmücken gefunden und habe diefelben im Verdacht, dag fie die vom Würger gefpiegten Sachen abklauben. Von mir aufgefpiegte Libellen verfchwanden. Leider gelang es mir nicht, direktes zu fehen. Ich habe jedodi über das Spiegen noch eine nette Beobachtung gemacht. Wie bekannt fein dürfte, räumen die alten Brutvögel den Kot der Neftjungen aus dem Neft, In der früheften Jugend gefchieht dies folgendermagen: Die jungen Vögel fchieben ihren kahnförmigen Hinterleib bis an die Neftwand und entleeren fich hier. Die Alten, welche den Vorgang fchon vorher fcharf be- obaditeten, nehmen den Kot im Augenblick des Erfdieinens in den Schnabel und verfchlucken ihn. Ja, es kommt fogar bei einzelnen Vögeln vor, dag fleh die Alten um diefen Sonderbaren Leckerbiifen ftreiten. Man hat auch beobaditet, dag diefer Kot von den Alten nochmals an die Jungen verfüttert wird. Infolge der äugerft fchnellen Verdauung flnd nämlich noch eine Menge Nährftoffe in den Aus- fcheidungen enthalten. Später, wenn die jungen Vögel den Hinter- leib bis an den oberen Neftrand fchieben können, wird der Kot nidit mehr verfchluckt, fondern weggetragen. Der Transport der Kot- ballen ift dadurch möglich, dag diefelben bei jungen Vögeln mit einem gallertartigen Hautüberzug verfehen find und dadurch ein Ganzes bilden. Auch in diefem Stadium hat man feftgeftellt, dag einzelne Brutvögel iogar fchon folchen vertrockneten Kot zerhackten und auf- pickten. Diefe Kotballen find alfo in den Augen der Vögel Nahrungs- mittel. Ich konnte nun den merkwürdigen Vorgang beobachten, dag ein Würgerpärchen diefen Kot der Jungen nicht wegwarf, fondern an die Schlehdornen eines anderen Strauches auffpiegte, 67 ihn alfo wie Nahrungsmittel behandelten. Der Straudi bot dadurch einen merkwürdigen Anblick. Der Kotballen der jungen Tiere ift leicht von dem der alten zu unterfdieiden. Die Kleinen des beobachteten Neftes befanden fidi noch hilflos im Neft und ftanden außerdem die wenigen Sträudier mitten auf einem Felde weitab von anderen Büfdien. Idi erinnere mich, derartige Kotballen fchon öfter gefpiegt gefunden zu haben, glaubte aber immer, fie feien dafelbft direkt abgelegt worden. Es gibt diefer Vorgang wieder einen Beweis dafür, dag der Vogelbeobachter nie fiharf genug alles das anfehen kann, was mit der Vogelwelt im Zu- fammenhang fleht. So führt uns mandimal ein unfcheinbares „Etwas" zu einer ganz neuen Einficht. In meinen früheren Ausführungen fchrieb idi, dag die Nefter nach der Brut äugerft feiten mit Kot befudelt feien. In diefem Jahre konnte man aber öfter einmal ein befudeltes Neft auffinden. Auch hier ift der anhaltende Regen die Urfache, da die Alten bei mehr- tägigem ftarken Regen nicht im ftande waren, den aufgeweichten Kot vom naffen Neftrande fauber zu entfernen. Dadurch, dag ich nichts Gefpiegtes fand und infolge des ver- fteckten Lebens der Würger nichts direktes fah, konnte ich auch nichts über das Rauben von Vögeln beobachten. Auch über das Verlaifen der in der Nähe befindlichen Singvogelnefter konnte man keinen Schlug ziehen, da die Näffe zu oft der Grund hierzu ge- wefen fein kann. Mit einem Wort, der Würger war in diefem Jahr ein anderer Vogel, lebte während der naifen Zeit ungemein verfteckt und trat erft fpäter bei wärmerem trockenen Wetter an die Öffentlichkeit. Er kümmerte fich lange nicht in der Weife um fein Neft als früher, verßhwand meiftens bei Annäherung und man hörte höchft feiten den warnenden Ruf. Nur wenige Male kamen die Alten bis an das Neft heran, um es zu verteidigen. Sie waren jedenfalls von der ewigen Anftrengung des Neubauens und Eierlegens mürbe und gleichgültiger. Ganz befonders kann ich dies von den ? $ fagen, wohingegen die cfcf mutiger waren, alfo entgegengefegt meiner früheren Beobachtungen. Das 9 hat ja aber auch ungleich mehr bei der Brut zu tun, als das cf und kann man fich diefe Erfiheinung dadurch erklären. Wir fehen alfo aus diefen Aufzeichnungen, wie fehr unfer Freund Lanius durch Kälte und Näffe beeinflugt wird, wie unendlich mannig- faltig feine Eigenarten find und wie er dadurch immer wieder den Naturfreund zu intereffieren vermag. 5* 68 Anlage IV. Bestehen Beziehimgen zwischen Sperbergrasmücke nnd Würger? Von E. Drefcher, Mit dem Würger in enger Beziehung fleht die Sperbergras- mücke, die Zigeunerin unferer Büfche. Zigeunerin deshalb, weil fie ein äugerft unbeftändiger Brutvogel ift, der in einem Jahr in einer Gegend häufig brütet, in anderen dafelbft nidit mehr zu finden ift; um fpäter wieder plöl3lidi dortfelbft zu erfcheinen, ohne dag man irgend einen Grund hierfür angeben könnte. Ich habe nun diefem Vogel feit 3 Jahren meine besondere Aufmerkfamkeit gefchenkt, fdion deshalb, weil er mir immer wieder bei meinen Würger- beobachtungen in den Weg kam. Die Beziehungen zwifchen den beiden Vögeln find fo auffallend, dag fie zur Beobaditung reizen. Eine vollftändig befriedigende Erklärung über diefe Beziehungen ift noch nicht gegeben worden und habe ich es mir zur Aufgabe geftellt, tiefer in diefe Erfdieinungen einzudringen. Es follen diefe Aufzeichnungen fozufagen das Vorwort für die weiteren Unter- fuchungen fein und bringen fle im wefentlichen nicht viel Neues. Ich hoffe aber, dag die verehrten Mitglieder des Vereins hierdurdi angeregt werden, fleh an diefen Beobaditungen recht rege zu be- teiligen. Um ein Bild über den Vogel der hieflgen Gegend zu erhalten, regiflrierte ich jedes gefundene Nefl, befchrieb die Um- gebung und zeichnete die Vorgänge dortfelbfl auf. Stellen wir zunächft die Tatfachen zufammen, weldie wir aus den Aufzeichnungen entnehmen können. Danach fand ich im Jahre 1907 = 5 Nefler oder Familien der Sperbergrasmücke, 1908 = 14 und 1909 = 13 Nefler. Nach früheren Berichten fand ich an Würger- neflern im Jahr 1907 = 34, 1908 = 63 und 1909 = 51 Nefler. Bei einem Vergleich fällt nun auf, dag in dem Jahre, wo weniger Würgernefler zu finden waren, auch weniger Grasmückennefler auf- gefunden wurden. Die Aufzeichnungen diefer B Jahre find natürlich nicht maggebend, zeigen uns aber einen Weg zur weiteren Beobachtung. Es wäre immerhin möghch, dag fleh die Sperbergrasmücke da häufiger findet, wo auch viele Würger vorhanden find. Auch hierzu ifl ein grögeres vergleichendes Material notwendig und bitte ich um redit viele Berichte. Wenn man die Tabefle durdigeht, wird man finden, dag eigentlich kein näher beobachtetes Sperbergrasmückennefl vor- gekommen ifl, was nicht in Zufammenhang mit dem Würger ftände. 69 Manchmal flehen iogar mehrere Würgernefter neben Sperbergrasmücke, fo einmal iogar 4 direkt ringsherum, wovon 2 nicht belegt wurden. Vertieft man fich nodi mehr in die Aufzeichnungen, fo findet man folgendes: Von Bl Sperbergrasmückenneftern werden im Ganzen 6 Nefter verlaffen. Neftanfänge find hier nidit mit zur Be- obachtung einbezogen, auger denen, die zur Belegung fertig waren, Diefe 6 verlaffenen Nefter ftehen zu ihren Würgerneftern in folgender Beziehung: einmal bleiben beide von vornherein leer, zweimal werden beide zu etwa gleicher Zeit verlaifen; beide Grasmückennefter gar- nidit belegt. Einmal, nadidem der Würger ausgehoben wurde. Die Grasmücke verlägt ein Ei. Einmal fcheint Ausraubung der Sperbergras- mücke vorzuliegen, da die Eier verfchwanden, aber audi der Würger war verfdiwunden. Bei einem Grasmückenneft fand idi das fchon verladene Gelege von einem Ei vor. Ich hatte hier zwei Würger- nefter ausgehoben. Der Zeitpunkt des Entftehens des Grasmücken- geleges war nidit mehr zu beftimmen. Aller Wahrfcheinhdikeit nadi ift aber das Neft nach der Zerftörung der Würgernefter verladen worden, da ich das Grasmückenneft mit ganz verdorbenem Ei Vi Monate fpäter fand. Mehrere Male werden Würgernefter verlaffen, wohingegen das Nebenneft der Grasmücke befegt bleibt und zwar bleiben Würger- nefter von vornherein dreimal leer. In den übrigen Fällen liegt der Grund des Verlaffens in der Näffe oder Störung durdi midi. Keines- falls aber hat die Grasmücke das Verlanen verurfadit. Immer aber, mit nur zwei Ausnahmen, finden fidi nach dem Verlaffen der Würger- nefter nodi andere foldie in der Nähe vor. Ein Fall trug fleh folgendermaßen zu. Am 9. Juni 1909 fand ich ein leeres neues Würgerneft. Erft am 24. Juni kam ich wieder zur Beobaditung an das Neft. Als ich an das noch leere Neft herantrete, kamen 2 alte Sperbergrasmücken in voller Aufregung an mich heran. Nach kurzer Zeit entdeckte ich die kleine Familie im Nebenftrauch. Sciion aber war ein Würgermännchen herbeigekommen und fetjte fleh dicht zu den alten Grasmüdven, um vor denfelben immerwährend Bücklinge zu machen, ohne jedoch zu fchimpfen. Es fah fo aus, als ob er die Grasmücken anfeuern wolle. Das Ganze machte den Eindruck, als ob alle 3 äugerft vertraut untereinander wären. Diefer Vorgang hat mich ungemein interefflert und lägt fleh niciit fo befchreiben, wie er fldi dem Auge darbot. Es kommen demnach von den verlaffenen Würgerneftern nur 2 in Frage, wo ich nach dem Verlaffen keine Würger mehr in der Nähe fand. Außerdem war das eine Grasmückengelege hochbebrütet 70 und bei dem anderen fand idi die Nefter erft, als fchon groge Junge im Grasmückenneft waren und das Würgerneft leer ftand. Es will alfo fcheinen, als ob die Sperbergrasmücke ihre nodi nicht, oder nur mit einem Ei belegten Nefter in jenen Fällen ver- laden habe, wo auch die Würger die Nefter verliegen und einmal fieht es iogar aus, als ob zwifchen beiden Vögeln eine innige Freund- fchaft herrfche. Haben wir es demnach mit einer Gemeinfchaft zwifchen beiden Vögeln zu tun oder nicht? Man mug diefe Frage zunächft entfchieden mit ja beantworten. Denn die Beobachtungen haben ergeben, dag während der Brut beide Vögel in möglichfter Nähe zufammenleben. Wenn ich meine Tagebücher durdifehe, fo ift es eben nur immer die Sperbergras- mücke, welche neben dem Würger vorkommt. Sylvia simplex und Sylvia ciirruca zum Beifpiel bevorzugen genau dieselben Brutpläfee, wie die Würger und doch findet man diefelben neben let5teren nicht, ebenfowenig, wie andere kleine Brutvögel. Nun muß doch irgend ein Grund vorhanden fein, weshalb die Grasmücke die Nähe des Würgers während der Brutzeit bevorzugt. Die erfte Urfache, weshalb dies fo gekommen ift, mag folgende fein: Im Frühjahr kommen alle unfere befiederten Freunde in die Büfche, um fleh hier ihr Heim zu gründen, da geht ein endlofes Ge- zanke um die Brutplät5e an. Es kommen auch natürlich die Sperber- grasmücken an ihre Lieblingsbrutpläge, die nun zufällig auch die des Würgers flnd und da es nicht mehr Würger als Sperbergras- mücken geben mag, fo wird feiten eine der le^teren einen Pla^ finden, wo nicht fchon ein Würger in der Nähe wäre. Aber auch die kleineren Arten kommen hierher, jedoch der Würger ift im ftande, all' das in feinen Augen kleine Gefindel aus feinem Bereidi zu entfernen, während die forfdie fdimucke, mit ihren gelben Augen mutig dreinfchauende Sperbergrasmücke feinen Angriffen gewachfen ift und bleibt, wo fie will. Ich habe felbft ge- fehen, dag die Sperbergrasmücke den Würger angriff und nicht etwa umgekehrt der Würger die Erftere. Obige Schilderung ift die natürlichfte Erklärung über die gegen- feitigen Beziehungen und follten wirklich noch weitere folche zwifchen beiden Vögeln beftehen, dann find fle ficherhch erft hieraus hervor- gegangen. Nach der Brutzeit habe ich nie irgend welche Gemeinfchaft zwifchen den beiden wahrnehmen können. Sei es nun wie es wolle, die Gemeinfchaft während der Brut ift unzweifelhaft da und kann nicht geleugnet werden. Diefe Frage dürfte alfo genügend beantwortet fein. 71 Ift nun diefe Erfcheinung allein die Folge des Rechtes des Stärkeren, oder gibt es hier noch andere Gründe? Diefe Frage dürfte fchwerer zu beantworten fein. Meine Beobachtungen wiefen jedoch darauf hin, dag dies immerhin möglidi wäre. Es bleibt doch recht merkwürdig, dalj in 6 Fällen, wo die Würger ihre Netter ver- laffen, audi die Grasmückennefter verlaffen werden. Sollte dies immer nur Zufall gewefen fein? Sucht nun die Grasmücke den Würger, oder ilt es umgekehrt der Fall? Es liegt in den natürlichen Verhältniffen, dag das erltere das Richtige ilt. Denn die Grasmücke ift ein unbeftändiger Vogel und kommt garnicht mal alle Jahre in ein und demfelben Gebiet vor, während der Würger uralter Einwohner ift. Der Würger ift alfo da (nicht auf den Ankunftstermin bezogen!!), und die Grasmücke ift eine vorübergehende Erfcheinung. Naturgemäg mug fich dann wohl legtere nach dem erfteren richten. Was kann nun aber die Grasmücke für Vorteile vom Würger haben? Sie ift felbft ftark genug und bedarf des Schul3es der Würger nicht. Ift vielleicht meine, im erften Auffag ausgefprochene Vermutung richtig, dag die Grasmücke fich an dem vom Würger gedeckten Tifch gütlich tut? Warum fpiegte der Würger mit einem Mal hier nicht mehr und was hat die Grasmücke dortfelbft zu fuchen? Ift man da nicht berechtigt anzunehmen, dag hier irgend etwas Geheimnisvolles zwifchen Würger und Grasmücke vor fich geht? Andererfeits mug man bedenken, dag, wenn 2 Vogelarten fo nahe zufammen, aus oben befchriebenen Gründen, brüten, man auch die beiden Vögel zufammen und an demfelben Ort fehen mug. Es find daher folche Beobachtungen mit äugerfter Vorficht anzuftellen und kann nur ein ganzer Haufen Von Beweismaterial überzeugend wirken. Um aber zu foldiem Sdilug zu kommen, mug man auch die fdieinbar geringfügigften Sadien mit in die Beobachtungen hineinbringen und nichts überfehen. Wir haben alfo allen Grund mit gefpannter Aufmerkfamkeit diefe Vorgänge zu verfolgen und hoffe ich mit Beftimmtheit, dag ich an der Hand mehrjähriger Aufzeichnungen Licht in diefes Geheimnis bringen werde. Wir haben alfo foviel bis jegt feftgeftellt, dag die beiden Vögel in gewiffe Beziehungen zu einander treten. Man nennt diefe Er- fcheinung Mutualismus. Dieter kann nun in den verfchiedenften Graden auftreten, indem z. B. beide Teile durch ihn körperlich gar- nicht beeinflugt werden und indem dies mehr oder weniger gefchieht. Es kann weiterhin zum Schmarogertum werden u. f. w. Denjenigen Fall von Mutualismus, in welchem das Beftehen beider Teile von einander abhängig gemacht wird, nennt man Symbiose. Wir haben 72 es alfo hier nur mit dem weitgehendften Fall von Mutualismiis zu tun und zwar mit einem zeitweifen, denn wir haben zunächft nidits weiter beweifen können, als dag die beiden Tiere während der Brutzeit dadurch in Beziehung treten, dag fle einunddiefelben Brut- pläge beanspruchen, fleh von denselben gegenfeitig nicht vertreiben oder vertreiben können und durch das nahe Zufammenfein fidi gegen- feitig berühren. Hoffen wir, dag wir mögUchft bald audi die zweite oben aufgeftellte Frage ficher beantworten können. Anlage V. Sclinecken in Togelnestern. Von E. Drefcher. Am 13. Juni 1908 hielt unfer leider verftorbenes Mitglied, der ausgezeichnete Oologe Herr Pohzeirat Kufchel in Guhrau gelegentlich unterer Frühjahrsverfammlung einen Vortrag über den Wafferpieper in den fchleflfchen Gebirgen. Hierbei erwähnte der Vortragende, dag er öfters verlaffene Gelege gefunden habe, in denen fleh Eier mit Löchern befanden, auf denen jedesmal Schnecken fagen. Herr Kufchel vermutete, dag diefe Schnecken die Eier angefreffen hätten. In der Diskufflon wurde über diefe Vermutung fozufagen weiter vermutet und konnte auch ich keine beftimmte Erklärung abgeben, obgleich idi mich viel mit dem Leben der Schnecken abgegeben hatte. Ich nahm mir daher vor, hierüber Verfuche anzuftellen. Zu diefem Zweck fegte ich Nacktfchnecken (Ärmi) in ein Glasgefäg und Itellte darin ein feuchtes Neft mit Sijlvia simiolex-EiQvn, welche bei der Brut zurückgebheben waren. Der Erfolg war der, dag die Schnecken nach etwa 8 Tagen die Eier durchnagt und ausgefreffen hatten. Diefe Schnecken können alfo die dünnfchaligen Eier mit ihren äugerft fcharfen Reibeplatten durdireiben und verzehren daraufhin den Ei- inhalt. Bei meinen Neftbeobachtungen habe idi auch ungemein häufig Schnecken in allen verlaffenen, felbft fehr hohen Neltern ge- funden und zwar alle Helix, Arion und Limax neben Fujici und vielen anderen ganz kleinen Arten. Ja bei naffem Wetter gibt es eigenthch kein Nelt ohne Schnecken. Die Frage nun, ob die Durchfchnitts- fchnecken, die kleineren kommen natürlich nicht in Betracht, die Ur- fadie fein können, dag ein Vogel fein Neft verlägt, möchte idi mit 73 Beftimmtheit verneinend beantworten. Faft für jeden Vogel ift die Sdinecke ein Leckerbillen und idi glaube, dag ihr ein fdilechter Empfang bei einem Neftbefuch bereitet wird. Würde fidi die Sdinecke durdi den Boden des Neftes durdiarbeiten und das Ei von unten angreifen, fo könnte fie immerhin als Störenfried auftreten. Obgleidi fidi die Schnecken den Tag über in der Neftwand aufhalten, fo nehmen fie dodi den Weg zum Neftinneren jedesmal über den Neftrand, werden alfo von den Bewohnern gefehen. Die Tatfache, dag ich die Sdinecken niemals in bebrüteten Neftern, auger fehr grogen und feuchten, fand, fpridit fchon dafür, dag fie dafelbft nidit geduldet werden. Die Eier in verlaffenen Ge- legen, oder befonders jene Eier, welche nach der Brut zurückbleiben, find, wie jeder Oologe weig, bedeutend mürber, weü die organifchen Subftanzen derlelben durch Fäulnis einer Zerlegung unterworfen wurden. Die Schale wird dann kreideartig. Diefe Eier find es, welche von den Sdinecken angegriffen werden können. Bei den von den Sdinecken geöffneten Eiern kann man deutUdi rings um das Freglodi herum die Stellen fehen, die die Schnecke mit ihren fcharfen Zähnen angegriffen hat. Eine andere Bewandnis mag es mit den grogen Arten Arion und Limax haben. Diefe Schnecken werden bis 5 Zoll und darüber lang. In diefem Fall ift es möglidi, dag ein kleiner Erdbrüter vor dem ankriechenden, über dem Neft- rand erfdieinenden Ungetüm erfdireckt das Neft verlägt. Bei feiner Rückkehr findet er dann die ganze kleine Neftmulde mit dem fchwarzen oder roten Ungeheuer ausgefüllt und alles mit Schleim überzogen. Jedoch kann auch hier nur eine zufällige direkte Be- obachtung ausfdilaggebend fein. Die Tatfache, dag idi eine foldie Sdinecke in einem Eierneft finde, kann noch lange nicht den Beweis dafür erbringen, dag die Schnecke die Urheberin des Familiendramas war, fie kann ebenfogut der Vagabund auf dem Kriegsfchauplag fein, der fich an den zurückgebliebenen Gütern bereichert. Anlage VI. Was wird aus den alten zur Brut benutzten Nestern? Von E. Drefcher. Ich habe fo oft, felbft von hervorragenden Vogelkennern die Anficht ausfpredien hören, dag man ein leeres Neft, was benugt worden war, vom Standort nehmen und zerreigen foll, um den 74 Vögeln wiederum Plä^e für neue Neftbauten zu fchaffen. Ich kann mich diefer Anficht ganz und garnicht anfchliegen; wenn ich es auch im allgemeinen nicht für ein Unglück anfehe, wenn die Nefter vom Standort entfernt werden. Aber warum dies? Der Vogelbeobachter hat gerade Gelegenheit reizende Beobachtungen an flehen gelafienen Neftern zu machen. Ich perfönlich laffe die Nefter immer flehen, nachdem idi fie gründlich bis in den inneren Bau hinein untersucht habe. Ich will nun hier kurz mitteilen, was für Beobachtungen ich hierüber gemacht habe. In meinem vorigen Auffafe habe ich fchon berichtet, dag der Würger öfter alte Nefter zur Brut wieder aufsucht. Diefer fo eigen- artige Vogel fuchte aber ftets nur Würgernefter auf. Er verwertete fie je nach den Verhältniifen, fegte, wenn fie nodi einigermaßen gut waren, einen neuen Rand darauf, baute ein ganz neues Neft auf das alte, oder legte, wenn er es eilig hatte, einfach in das alte Neft. Im Vorjahr brütete über meiner Haustür ein Gartenrotfchwanz und brachte die Jungen aus. Das Neft blieb den ganzen Winter über ftehen und im Frühjahr hatte ich die Freude, dag das Neft Anfang Mai nochmals von einer Gebirgsftelze bezogen wurde. Die Bachftelze baute in das alte Neft ein neues und belegte es. 1907 wurde ein Neft fogar dreimal bezogen. Eine Schalafter baute im zeitigen Frühjahr in nur 2V2 m Höhe ein gutes Lehmneft. Das Neft heg idi ausheben. Kurze Zeit darauf war es von einer Turteltaube bezogen, welche darin ausbrütete. Die Taube hatte ein verhältnis- mägig gutes Neft auf den inneren Rand gebaut. Das ganze Neft war nämlich beim Herabbiegen des Aftes geneigt worden, io dag die Seitenwand den Boden büdete. Es ftand dann fo wie ein Backöferle- neft. Nachdem die Taube abgezogen war, nahm ein Fliegenfchnäpper davon Befig und baute neben das Taubenneft feine Behaufung. Dies gewig eine gute Ausnugung. Hätte ich das Schalafterneft entfernt, hätten die beiden folgenden Hausbefiger fich anderswo umfehen muffen. 1909 fand ich eine gar eigenartige Ausnugung eines Nachtigall- neftes. Eine Goldammer nämlich baute in, oder beffer auf legteres feine Behaufung, der Bau wurde dadurch riefenhaft grog und infolge des naffen Wetters vollftändig faulig. Ähnlidi dem Würger, baute audi die Goldammer 2 Eier in den Boden des Neftes ein, verlieg aber dann das Neft, nachdem fie noch ein Ei gelegt hatte, was wiederum nag wurde. Dreimal konnte ich feftftellen, wie eine Amfel alte Nefter wieder bezog. Das einemal begnügte fie fich am 11. Juli mit einem alten total zerfallenen Singdroffelneft und legte in dasfelbe nur etwas Moos und darauf die Eier. Ein andermal, am 1. Juh, benugte fie 75 ein zur Brut gebrauchtes Amfelneft, dei'len Erdwandungen durch die Jungen vollftändig abgetreten waren, legte auf den Boden ein Häufdien dürre Halme und darauf ein Ei. In meiner Freude nahm idi das Neft leider gleidi mit, ohne das weitere abzuwarten. Das drittemal aber baute fie ein Singdroffelneft regelredit aus, trug erft Sdimufe als Unterlage ein und baute dann aus Halmen eine voll- ftändige Nefteinlage. Im Frühjahr 1908 baute eine Wadiolderdrofiel an ein altes gleidies Neft an einem Pappelftamm ihr neues, indem fie das alte Neft vollftändig von der Halmumkleidung befreite, lodag nur nodi das Erdneft daftand. An diefe Erdwand lefete fie ihr neues Neft und belegte es. Bluthämflinge benufeten im vorigen und diefen Jahre mehrere Male die alten Nefter ihrer Art, aber nidit nur die desfelben Jahres, fondern audi die überwinterten, indem dieselben total gereinigt wurden und innen wie neu ausfahen. Am 23. Mai fand idi in meinem Garten einen Neftanfang. Den 25. Mai war das Neft fertig, aber ohne Einlage, den 31. Mai lagen 2 Eier in dem Neft. Idi entnahm diefe 2 Eier zur Beobaditung. Als idi am 6. Juni, alfo 6 Tage fpäter, wieder zu dem Neft kam, lagen zu meiner Überrafdiung wiederum 6 Eier im Neft, weldie audi ausgebrütet wurden. Ob alte Grünling- nefter, weldie bekanntlidi nadi der Brut fehr befudelt find, wieder benufet werden, habe idi nodi nidit feftftellen können. Idi fah nur, wie das Neft des Grünlings, deffen Gelege idi mitnahm, wieder vom Grünhng zur Sommerbrut benu^t wurde. Am Gartenfänger madite idi folgende Beobaditung. Den 2. Juni 1908 fand idi ein leeres neues Neft. Den 7. Juni war dasfelbe zer- rilfen und am 15. Juni ftand daneben wieder ein neues Neft mit 2 Eiern, weldie idi entnahm, da fie hier dodi wieder zerftört worden wären. Als idi das alte Neft am 7. JuH wieder befudite, hegen nodimals 3 Eier im Neft. Die Vögel, die Federn, Haare, feines Moos und dergleidien Selteneres Material zum Bau verwenden, fudien einfadi alte Nefter und wenn fie diefelben nidit an Ort und Stelle benügen, tragen fie dasfelbe ab und benügen das Material zu einem Neubau. Idi fah in diefem Jahre, wie in meinem Garten ein Grünling einfadi einen Fink von feinem fertigen Neft verjagte und fidi das ganze Neft abtrug, um wenige Meter daneben fein neues damit zu bauen. Wenn man fidi die Mühe gibt, alte ausgekommene oder verlaffene Nefter zu beobaditen, was idi fehr empfehlen kann, fo wird man fehen, dag die oben genannten Nefter mit nur einigermaßen gutem Material ohne unfer Zutun alle verfdiwinden. Das Material ift fehr begehrt 76 und wird immer wieder verarbeitet. Es ift deshalb aWolut nicht notwendig, das Neft zu zerreigen und in alle Winde zu zerftreuen. Der bauende Vogel hat es unbedingt bequemer, wenn er fldi das Material von einem beftimmten Platj herholen kann. Nur für jene Nefter will idi das Verfahren gelten laffen, die an ganz verfteckten nicht leicht auffindbaren Orten flehen. Nefter jedoch, welche aus Material beftehen, was ungemein häufig ift, wie trockene Halme und dergleichen, kann man jahrelang an ein und demfelben Orte flehen fehen, bis der Zahn der Zeit fie zernagt. Das Zerreigen diefer Nefter hat aKo auch keinen Zweck. Es dürfte bekannt fein, dag viele Vögel ungemein träge in der Ausübung des Neftbaues find und viele lieber einen fchon fertigen Bau benügen, als felbft neu zu bauen. Bezieht doch die Schwalbe, wenn irgend angängig, ihr altes Neft, ebenfo wie der Star nicht nur feinen künftlichen Kaften, fondern auch die natürlichen Nefter in hohlen Stämmen, falls nicht in beiden Fällen Freund Spag es vorgezogen hat, das Haus zu beziehen, da er ebenfalls lieber andere Nefter auffucht, als felbft welche zu bauen. Spechte und Eisvögel fuchen ftets ihre alten Nefter wieder auf. Bach- und Waldwafferläufer legen heber ihr kunftlofes Neft in alten Krähen-, Tauben-, Heher-, Droffel- und dergleichen Nefter an, als dag fle felbft ein Neft bauen. Turm- falken, Tauben und auch Enten benügen alte Krähennefter und viele von ihnen ihre alten eigenen wieder, ebenfo der Storch u. f. w. Mit Vorliebe wird das warme weiche Neft des Eichhörnchens von einer ganzen Menge von Vögeln aufgefucht. Hiermit ift die Reihe aber noch lange nicht abgefchloffen und es könnten noch viele Beifpiele aufgeführt werden. Ein Kuriofum fei jedoch nodi erwähnt. Ich fand 1907 auf einem Erlenftrauch ein Doppelneft, nahm dies an mich und fdirieb in mein Tagebuch „curruca in simplex eingebaut". Ich ftellte die Nefter genau fo auf, wie ich fie gefunden hatte und war ftolz auf das feltene Exemplar. Ein ganzes Jahr fpäter, nachdem idi mich eingehender mit Neftbauten befchäftigt hatte, fiel mir das Neft wieder in die Hände. Wie erftaunt war ich da, als ich nun fofort meinen Irrtum erkannte, es war weiter nidits anderes, als ein durch irgend einen Zufall zer- ftörtes Würgerneft, aus dem der innerfte Korb herausgehoben worden war. Das Ganze ähnelt täufchend einem Doppelneft und fieht man wieder, wie vorfichtig man mit folchen Neuentdeckungen fein mug. Zum Überflug fiel noch zur Beftätigung aus dem Neft ein Schalenfplitter. Aus allen oben angeführten Gründen ift es mir nun nicht klar, warum man die leeren Nefter entfernen foll. Von einem Plagmangel 77 kann in den allermeiften Fällen dodi keine Rede fein. Für alle die Nefter, welche auf der Erde, oder auch auf Zweigen flehen, ift überall Platj genug, wo überhaupt Sträucher und Bäume vorhanden find. Bei allen Höhlenbrütern ift es logar notwendig darauf zu achten, dag man gerade all die alten Löcher unverfehrt lägt und nicht ent- fernt, im Gegenteil noch möglichft viel neue fchafft. Das einzige, was man in diefer Beziehung tun kann, ift, dag man die Höhlen fäubert, aber auch nicht in allen Fällen. Ein Eisvogel zum Beifpiel würde es höllifih übel nehmen, wollte man ihm in der Reinigung vorgreifen. Aber die alten Nefter dienen nicht nur zur Neubrut, ich habe beobaditet, dag im Herbfl des Abends fich kleine Vögel in die leeren Nefler, besonders Singdroffelnefler zur Übernachtung fegen. Ich habe diefe Beobachtung zufällig gelegentlich der Ausübung des Enten- anftandes gemacht. Ebenfo übernachtet der Specht in alten Specht- löchern, habe auch verfchiedenthch nach der Brut Singdroffeln aus ihren Neftern aufjagen können. Viele Nefter werden auch noch von anderen Tieren aufgefucht, dienen befonders Mäufen als Vorratskammern für das Winterfutter, indem diefelben mit Nahrungsmitteln vollgefüllt und zugedeckt werden. Ift es nun nicht ein reizender Anblick für den Vogelfreund, wenn er im tiefften Winter durch den Bufch wandelt und überall die alten Nefter mit den hohen Schneekappen bewundern kann! Mit welch wohligem Behagen denkt man dann an die alles neubelebende Zeit, in der unfere Lieblinge aufs Neue aus der Fremde erfcheinen, um dem Naturgefeg zur Erhaltung ihrer Arten genüge zu leiften. Mit welch farbenprächtigen Bildern fteht fie da vor unferem Geift, jene liebestolle, flngende und klingende Frühjahrszeit! '^ a: Mitglieder -Verzeichnis des Vereins fchlefifcher Ornithologen am 1. Oktober 1910. 1. Abramczyk, Felix, Rechtsanwalt, Breslau, Schweidnitjerftrage 27. 2. Aegidi, C, Regierungsrat, Breslau, Hohenzollernftrage 64/66. 3. Apfel d, Carl, Maurermeifter, Neiffe. 4. Auguftin, Dr., Profeffor, Warmbrunn i. Schi. 5. Bartfeh, Dr., Dirigierender Arzt, Sanatorium Zackenthal, Riefengebirge. 6. Baumgart, Carl, Reftaurateur, Glogau. 7. Berchner, Georg, Bankdirektor, Gla^. 8. Bor mann, Alfred, Oberförfter, Petersdorf, Riefengebirge. 9. Bürde, Lehrer, Breslau, Friedensburgftra§e K». 10. Callenberg, Eva, Lehrerin, Breslau, Auenftrage 18. 11. Cerutti, Fri^, Fabrikdirektor, Chemni^. IL Schriftführer. 12. Chrifloph, Auguft, Profeffor, Neiffe. 13. Cogho, Badeinfpektor, Warmbrunn i. Schi. 14. von Cramon-Taubadel, Majoratsherr, Rofchkowi^, Kr. Kreuzburg O.-S. 15. Burggraf u. Graf Hermann zu Dohna-Schlodien, Gr.-Ko^enau, Kr. Lüben. 16. Drefcher, Eberhard, Rittergutsbefi^er, EUguth bei Ottmachau. 17. Emmrich, P., Rechnungsrat, Neurode. 18. von Falkenhayn, Oberft, Breslau, Hedwigftrage 54. 19. Feige, Steuerinfpektor, Breslau, Sternftrage 77. 20. Gabriel, Generalmajor, Neiffe. 21. Geisler, Hugo, cand. math. et rer. nat., Hermsdorf, Bez. Breslau. 22. Genfert, Apotheker, Breslau, Auguftaftrage 3U. 23. Grabowsky, Fri^, Direktor des Zoologifchen Gartens, Breslau XVI. 24. von Groeling, Hauptmann, Cofel. 25. Grünberger, Rechtsanwalt, Breslau, Graupenftr. 7. I. Schriftführer. 26. Grunert, Kgl. Förfter, Krafchen, Poft Schmolz. 27. Hanke, Guftav, Rentmeifter, Kentfchkau, Kr. Guhrau. 28. Hübner, Otto, Dr., Zahnarzt, Breslau, Ohlauer Stadtgraben 29. 29. Kaliski, Max, Rechtsanwalt, Breslau, Schweidni^erftrage 43. 30. Kayfer, Landgerichtsrat, Beuthen O.-S., Gr. Blottnitjerftrage 37. 31. Kellert, Fri^, Bankdirektor, Leobfchüt^. 32. Kollibay, Paul, Juftizrat, Neiffe. I. Vorf it3end er. 33. Koske, Fr., Eifenbahn-Verkehrsintpektor, Breslau, Herdainftr. 43. Ka ffierer. 34. Kruber, Oberlehrer, Hirfchberg, Schief. 35. Kükenthal, Willy, Univerfitäts-Profeffor, Breslau, Sternftrage 21. 36. Kufch, Pfarrer, Sternalife bei Rofenberg O.-S. 37. Kutter, Frife, Rittergutsbeflöer, Boberau bei Liegni^. 79 38. Kynast, Theodor, Revierförfter, Gufdiwitz, Kr. Falkenberg O.-S. 39. Lampredit, Heinridi, Fabrikbefiger, Jauer. 4U. Lauterbach, C, Dr., Rittergutsbefi^er, Stabelwi^ bei Deutfch-Liffa. 41. von Loefdi, Rittergutsbefitjer, Gabel, Post Tfdiirnau, Kr. Guhrau. 42. Lüders, Carl, vereid. Gerichts- Chemiker, Breslau, Salvatorpla^ 5. 43. Mann, Richard, Rittergutsbel'it^er, Conradswaldau, Poft Stroppen, Schlei'. 44. Martini, Georg, Konfervator, Warmbrunn, Schief. 45. Moeller, Eugen, Dr., Plagwi^ am Bober. 46. Müller, Max, Leutnant, Öhlich bei Zoblit), Nieder-Läufig. 47. Natorp, Otto, prakt. Arzt, Myslowitj, Knappfchafts-Lazarett. 48. Neumann, Walter, Dr., Oberlehrer, Goldberg, Sdilef. 49. Pacully, R., Dr., Rittergutsbefi^er, Baumgarten, Kr. Ohlau. 50. Pi(k, Cornelia, Lehrerin, Breslau, Grünftrage 49. 51. Pohl, Lothar, Präparator, Breslau, Hirfchftrage 45. 52. von Rabenau, Dr., Mufeums-Direktor, Görli^. 53. Rauer, Präparator, Mikultfchütj O.-S. 54. Reufcher, Max, Dr., Regierungsrat, Breslau, Forkenbeckflrage. 55. Rieger, Theodor, VolksfchuUehrer, Neiffe. 5G. Saxenberger, Dr., Profeffor, Breslau, Gr.-Feldftrage 11 d. 57. Schaefer, Josef, Eichamtsinfpektor, Breslau, Vorwerkftrage 10. 58. Verwaltung der Reichsgräfl. S ch a f f go t f ch 'fchen Sammlungen, Warm- brunn, Schief. 59. Schelenz, Robert, Konfervator, Canth, Schief. 60. von Sdieliha, Rittergutsbefi^er, Starrwi^ bei Ottmachau. 61. Schell er, Wilhelm, Rittergutspächter, Cammendorf bei Canth, Schief. 62. S dl n ei der, Alexander, Baumeifter, Schwientochlowi^. 63. Schneider, Karl, Rittmeifter, Braunfchweig, Petritorwall 13. 64. Sdioenermark, Amtsrichter, Friedland O.-S. 65. Sdioenhuth, Arthur, Dr., Bürgermeifter, Grottkau. 66. Schottländer, Paul, Dr., Rittergutsbefi^er, Weffig, Kr. Breslau, Poft Hartlieb-Klettendorf. 67. von Schickfug, A., Baron, Trebnig, Kr. Nimptfch, Schief. 68. Schmula, Rentner, Krappit5 O.-S. 69. Schroeder, Bruno, Dr., Lehrer, Breslau, Sadowaftrage 88 IL 70. Sdiwabhauer, Georg, Dr., Chemiker, Breslau, Kreuzftrage 44. 71. von Stegmann und Stein, Curt, Oberleutnant, Hirfchberg, SdileL 72. Straug, Emil, Badeanftaltsbeflöer, Breslau, Ohlauer Chauffee 22. 73. Sturm, Dr., Oberlehrer, Breslau, Maxftrage 16. 74. Suckow, Eridi, Tiermaler, Breslau, Klofterftrage 19. 75. T a u ^ , Alwin, Konfervator, Schweidnig. 76. von Wallenberg-Pachaly, Rittergutsbefi^er, Sdimolz. 77. Wenke, Hugo, Rentner, Hirfchberg, Schief. 78. Woite, Georg, Major a. D., Trebnig, Schief. 79. Graf von Zedli^-Trü^fchler, Otto, Rittergutsbefiöer, Sdiwentnig, Kr. Nimptfch. 80. Zimmer, Carl, Dr., Kuftos und Privat-Dozent, Breslau, Sternftrage 21. IL Vorfi^ender. 81. Zimmermann, Walter, Lehrer, Pohlom bei Rybnik O.-S. Inhalts -Verzeichnis. Seite Bericht über die vierte Hauptverfammlung vom 21. und 22. März 1908 in Breslau 1 — über die am 13. und 14. Juni 1908 in Guhrau abgehaltene Sommer- verfammlung IG — über die fünfte Hauptverfammlung vom 24. und 25. April 1909 in Breslau 23 — über die fechfte Hauptverfammlung vom 9. und 10. Oktober 1909 in Breslau 53 Drefdier, Eberhard. Biologifche Beobachtungen über den rotrückigen Würger Lanius collurio L. aus den Jahren 1907 u. 1908 32 — — über Nefttreue eines Kiebi^pärchens 48 — — Merkwürdiger Stand eines Nachtigallneftes und Bruteifer der Alten 51 — — Notizen üb. den Waldwaff erlauf er, Tbtowfsoc/tropMsZ. 52 — — Der Würger, Lanius collurio L., und das naffe Jahr 1909 61 — — Beftehen Beziehungen zwifchen Sperbergrasmücke und Würger? 68 — — Schnecken in Vogelneftern 72 — - Was wird aus den alten zur Brut benu^ten Neftern ? 73 Kollibay, Paul. Neue Beiträge zur Vogelfauna Schleflens ...... 7 — — Maximilian Kufchel f. Nachruf 26 — - Neuigkeiten aus der schlefifch'en Vogelwelt 27 — — Weitere Nachträge zur schleflfchen Vogelfauna .... 57 Kufchel, Maximilian. Der Wafferpieper in Schießen 19 Martini, Georg. Ornithologifdie Beobachtungen aus dem Riefengebirge von April 1907 bis Ende März 1908 9 — — Seltenheiten in der Schleflfchen Abteilung der Reichs- gräflichen Ornithologifchen Sammlung in Warmbrunn . 11 — - Biologifche Beobachtungen 14 N a t o r p , Otto. Einiges aus dem Vogelleben des Oberfchlefifchen Induftrie- bezirks 3 Saxenberger. Ornithologifcher Brief 56 Mitgliederverzeichnis 78 / // -T Berichte des Vereins Schlesischer Ornithologen. Vierter Bericht. □- (1910 und Hälfte 1911). , X Neisse. F. BSr's Buchdnickcrei, G. m. b. It., Neisse. 1912. Bericht über die am 18. Hiiil 19, Juni 1910 in Neisse al)£;'elialteiie Soiiiinerversaininliiiig. Teilnehmer can der Verfammlung: a. als Mitglieder die Herren B erdin er, Ciiriftoph, Drefdier, Griinb erger, Kollibay, Koske, Kutter, von Schelilia und Sdioenermark; b. als Gälte die Herren Maurerm elfter Apfeld, Major v. Groeling, Hauptmann H i 1 d e b r a n d , Revierförfter K y n a ft , Oberftleutnant Rad 1er, Lehrer Rieger, Oberbürgermeifter Warmbi'unn und Referendar Dr. M, Warmbrunn und die Damen Frau Sdioenermark und Fräulein Rad 1er. Sonnabend, den 18. Juni 1910. Nadimittags von 4 bis 6 Uhr fand eine Beliditigung der Balg- und Eierfammlung des Herrn Kollibay ftatt. Abgefehen von einer begonnenen, aus einigen 'M){) Studien beftehenden Sammlung neark- tisdier Vögel befi^t Herr Kollibay eine das ganze paläai-ktifdie Gebiet umfafi'ende Sammlung von Vogelbälgen. Ihre Katalogifierung ift no(h nidit durchgeführt, dodi konnte der Beßrer angeben, dag die Zahl HOÜü bereits überfdiritten l'ei und durdi fortgelegte Bezüge aus dem Auslande fidi vergrößere. Auger Deutfdiland find befonders gut vertreten Italien, Dalmatien, die Kanarifdien Infein, die Atlas- länder, Paläftina, Transkaspien, Turkeftan und Weftfibirien. Syfte- matifdi heben fidi redit vollftändige Serien hervor, insbefondere von Haubenlerdien.Steinfdimätjern, Ammern, Meifen, Laubfängern, Droffeln, Seglern u. a. Daneben befteht eine über lUOO Stüd< zählende palä- arktifdie Eierfammlung. Ein fidi an die Befiditigung aufdiliegender Spaziergang in den Stadtpark und nadi der Blod^hausfdianze bradite u. a, den Flugrohr- fänger, Lonistella fiiivmttUs (Wolf) mit feinem diarakteriftifdien Sdiwirr- gefange mehrfadi zur Beobaditung. Abends 9 Uhr eröffnete Herr Kollibay im Hotel „Kaiferhof" die wiffenfdiaftlidie Sigung. Er gedadite zunädift des verftorbenen Mitgliedes Majors Sdiudiard, der, ein warmer Freund der Vogel- wolt, maudion Bauftein zum Ausbau dei- fchlefifdien Vogelkunde 1 beigetragen und ftets nadi Kräften die Intereffen unferes Vereins gefördert habe. Sodann ergriff Herr KoUibay das Wort zu einem kurzen Vortrage über „Neue Beobachtungen ornithologifdier Seltenheiten in Sdilefien und fonftige Aufzeichnungen", der als Anlage I beiliegt. In der lieh anlchliegenden Diskuffion wurden von verfchiedenen Seiten mandie intereifante Mitteilungen fauniftifcher und biologifcher Art gemadit. Sonntag, den U). Juni 1910. In dem vom Magiftrate freundlidier Weife zur Verfügung ge- ftellten kleinen Stadthaus-Saale wurde um 9 Uhr die zweite wiffen- fdiaftlidie Sitzung eröffnet. Herr D reicher hatte von feinen biolo- gifdien Präparaten ein reiches Demonftrationsmaterial ausgelegt. Er begann den in Anlage II wiedergegebenen Vortrag: ,,Biologirdie Beobachtungen über die Droffelvögel, Tnnlinae, auf der Feldmark Ellguth, Kr. Grottkau, nebft einer anatomifchen Betraditung." Die außerordentliche Fülle des zum Vortrage gebraditen Stoffes, der an Hand des bereits erwähnten Demonftrationsmaterials, fowie einer ftattlichen Reihe inftruktiver fdiematifcher Zeichnungen behandelt wurde, geftattete dem Vortragenden angefidits der zur Verfügung Itehenden Zeit nicht, zu Ende zu kommen. Vielmehr mußte er die Vollendung des Vortrages der demnächftigen Hauptverfammlung vor- behalten. — Die Anwefenden waren den hodiintereffanten Aus- führungen des Herrn Drefdier mit Spannung gefolgt und ftatteten ihm durch den Mund des Vorfitjenden ihren Dank ab. In der fidi an- fdiliegenden kurzen Befprechung wurden mehrere Fälle augerordentlidi fetten Brütens verfdiiedener Vogelarten erörtert. Herr Kollibay erwähnte ein von ihm in diefem Frühjahre gefundenes Neft des Weidenlaubfängers, das auffallender Weife nicht backofenförmig, iondern nadi Art der Grasmüd^en napfförmig gebaut war, fodag die Eier offen zu Tage lagen. Aus unbekannten Urfadien verlieg der Vogel das Gelege. Der Genannte befprach fchlieglich eine Anzahl von ihm vorgelegter paläarktifcher Vogelbälge, welche Abnormitäten aufwehen, l'o einen am ganzen Kopfe und Hälfe kanariengelben fhylloscopii.^ si()i(((tot\ eine Emhcrmi melanocephcda mit fdiwarzer Kehle, eine Saxirola amphilcHca mit fdiwarzem Scheitelfleck, fämtlich aus Dalmatien. Ein gemeinfames Mittagsmahl und ein Ausflug nach dem Prei- länder Stadtwalde hielt eine kleine Sdiar (dilefifcher Ornithologen nodi bis zum Abend zusammen. Anlage I. \ono Hooljafliliiiiiioii oriiillioloi»isrlior Soltoiilioitoii hl Sclilosien und soiistiii.e Aiifzcicliiunm^Mi. Von Paul Kollibay. Tyiiiiifoy (irrfirus- (L.) Der vorif^o Wintor 1909 10 hnt den Polartaiu'hor nnlcheintnui in grögerer Anzahl in die Provinz gebracht. Er ift bekanntlich der im Brutgebiete füdlichfte feiner Gattung und fchon in Pommern und Weltpreugen heimifch. Deshalb befudit er uns von allen H Arten am häufigften. Mir wurden mehi-- fadi Stüdte zur Beftimmung vorgelegt, auch erhielt ich einen am l'l. Novembei- 1909 bei Kattern erlegten Vogel. Kutter teilte mir mit, dag im November bei Bitfchin O.-S. ein Flug von 4 Stück beobachtet und eines davon erlegt und ihm vorgewiesen worden fei. Jh'utator himwc (Gunn.) Vom kleineren nordifdien See- t an eher ift nadi Mitteilung von Martini am 80. November 1909 bei Märzdorf i. R. ein V lebend gefangen worden. Nyrora fiiJif/iihi (L.) Die Reiherente ift in Schießen nidit Brutvogel und auf dem Zuge eine redit feltene Erldieinung. Des- halb ift jedes Betreffen iorgfältig aufzuzeidinen. Am o. November 1909 Iah Rittergutspächter George in Borolchau, Kr. Rofenberg, auf einem didit am Gutshofe liegenden Karpfenteidie ein Enten- pärdien, von dem er den Erpel fchog. Es war, wie unler Mitglied Pi'äparator Rauer feftftellte, die Reiherente. Aufiey enjthrojms (L.j Zwei l'ehr intereffante Feftftellungen konnte idi vor einiger Zeit machen. Der oftpreugifdie Ornithologe Ti fehler entdeckte im Mufeum zu Königsberg eine am 2 Arten als Brutvögel vor, die Si ngdroflel , Tvydnfi lausinix, die Wa ch o 1 d e r d r o Ü" e l , T. pilaris und die A m 1 e 1 , T. menda. AuBer diefen erfcheinen hier bei mir noch als Gälte im Herbit und Frühjahr die Weindroifel, T. iliacus, in malfenhaften Sdiwärmen, befonders im Frühjahr bis Mitte April, vereinzelt die Mifteldroffel und die Ringdr olle 1, T. viscivonis und tonimdus. Alle H Brutdroffeln meiner Gegend bieten aber foviel Intereffantes, dag icii mich ent- (chloi'fen habe, die biologifchen Eigentümlichkeiten, welche ich beob- achtet habe, der Öffentlidikeit hiermit zu übergeben. An und für lidi fcheint es wenig lohnend zu fein über derartig allgemein bekannte Vögel zu berichten, jedoch kennen Sie ja, meine Herren, aus meinen früheren Arbeiten meine Anfleht über die kleine Lokalfauna und Sie werden in den folgenden Ausführungen wieder beftätigt finden, dag fleh ganz besonders der Vogel nach der Decke ftredd. Es ift zu bedauern, dag nicht eifriger in diefer Beziehung in unferem Icliönen Schlefierlande gearbeitet wird. Die nun folgende Befchreibung foll keine erfchöpfenden Berichte geben, fondern uns Ergänzungen von fchon Bekanntem bringen, das Lokale berüd^fichtigen und weniger Bekanntes hervorheben. Eine Befchreibung der Farben und des Federkleides, von welchem befonders das der Amfel in feinen verfchiedenen Altersftufen intereffant ift, dürfte fleh aus diefem Grunde erübrigen, und mug ich audi ferner- hin vorausfegen, dag dies allgemein bekannt ift. Ich will nunmehr gleidi zu der biologifchen Befchreibung über- gehen. Die intereffantefte Beobaditungszeit, in welcher auch die Eigen- tümlichkeiten der Vögel am markanteften hervortreten, ift die Brut- zeit und audi nur während diefer Zeit ift es möglich, ein beftimmtcs Exemplar eingehender zu beobachten, während die augerhalb der Brutzeit gemachten Feftftellungen fleh mehr auf die Allgemeinheit der Art beziehen. Die heutigen Beobaditungsberichte umfaffen der Hauptfadie nach die Zeit vom Frühjahr U)07 bis Juni 1910 und entflammen 291 Neftern, deren Werdegang ich durdi genaue Regiftrierungen feftgelegt habe, aus denen ich nunmehr die Schlüffe ziehen konnte. Von diefen Neftern entfallen 1.H6 auf Singdroffeln, 95 auf Amfeln und 60 auf Wadiholderdroffeln. Die bei weitem häufigfte Art ift audi die erftere. Jedodi kann man aus der Nefteranzahl nidit auf die Individuenanzahl Idiliegen, da die meiften Droffelarten gezwungen flnd Erfagnefter zu bauen, wie wir fpäter fehen werden. __8 SingdroHel und Amlel unternehmen ferner regelmäßig 2 Brüten und einzelne von ihnen logar o. Die Wacholderdrolfel hingegen unternimmt hier nur vereinzelt eine zweite Brut. Die Verteilung der Nefter der erften beiden Arten, Singdroffel und Amfel, ift eine gleichmäßige über jene Orte, die fie zur Brut bevorzugen und zwar find dies jene Büfche, wie wohl audi überall, die viel alte Weiden und Waifer haben. Ein Droffelneft in den höher gelegenen Teilen Ellguths ift eine Seltenheit. (Die höchften Koppen erheben fich bis zu 290 Meter.) Dicht nebeneinander flehen die Nefter nie. Zehn Meter etwa für die Art (nidit etwa auf andere Vogelarten bezogen) fdieint not- wendig zu fein, um (ich gegenfeitig nicht ins Gehege zu kommen. Es hat fomit jedes Pärchen fein eigenes Gebiet, was vor der Neft- anlage unter denfelben Kämpfen wie bei anderen Vögeln erobert wird. Im allgemeinen fdieinen die meiften Droffeln ihre alten Brut- pläße wieder aufzufudien, wenigftens habe ich dies bei einigen mit Beftimmtheit beobachten können. Bei der Amfel daran, dag fie von der Brutzeit an das Gebiet bis zur nächften Brut nidit verlieg und bei der Singdroffel an einigen typifdien Eigentümlichkeiten. Die Wadiolderdroffel liebt entldiieden gefelliges Brüten, hier aber in fehr lofen Verbänden. Sie legt ihre Brutpläge nur dort an, wo einigermaßen hohe Bäume zu finden find. Die Wacholderdroffel ift bekanntlich in ihrer nördlidien Heimat Koloni;ici^brüter. Hier bei uns fdieint fie dies allmählidi zu verlernen. Wenn man einen kleinen Bufdi mit hohen kahlen Bäumen durdimuftert, fo fieht man von weitem die großen freiftehenden Wadiolderdroffelnefter und die auf- geregt fdiakernden Tiere dabei. Da will es einem fdieinen, als ob man eine kleine Kolonie vor fidi hätte. Denkt man fleh jcdodi diefe hohen freiftehenden Bäume foweit verkürzt, daß fle einem niedrigen Bufdi gleichkommen, fo würde man finden, daß Singdroffel- und Amfelnefler in ein und demfelben Verhältnis erriditet und vorhanden find. Man könnte dann mit derfelben Berechtigung von einer Sing- droffel- oder Amfelkolonie fpredien. Idi bitte, dies jedoch richtig zu verflehen. Idi will hier nicht behaupten, daß die Wadiolderdroffel überhaupt nidit mehr in Kolonien brütet, l'ondern idi will hier nur dartun, daß diefelbe beginnt, an mandien Orten das Koloniewefen abzulegen. Übrigens fand ich audi Nefler ganz alleinflehend, fowohl auf hohen Bäumen, als auch tief in Sträuchern. Alle 8 Arten überhaupt haben im Laufe der Zeiten eine große Wandlung durdigemadit. Singdroffel und Amfel find urfprünglidi reine Waldvögel. Ihr Brutrevier waren die feinerzeit ausgedehnten Waldungen. Nadidetn die alles zerftörende Rodeaxt des Landmannes und des Bauunternehmers fchonungslos die fchönen Waldbeftände gelichtet hatte, wurde es knapp mit den DroHehvohnungen. Die Tiere waren gezwungen, fleh nach anderen Plänen umzu- fehen. Die Waldbeere, ihre Lieblingsnahrung, verfchwand, der Gärtner aber zog mehr und mehr köftliches Beerenobft in den Kunft- gärten. Dies lockte die Tiere und mehr und mehr kamen fie zu den menfchlichen Behaufungen, diefe köftliche verbotene Frudit zu nafchen. Endlich wurden fie heimifdier und begannen fchlieglidi auch ihr Haus im Garten des Menichen zu bauen. Die Amfel ging der Singdroffel voran und jeljt folgt auch die Wacholderdroifel. Heute ift die Sing- droffel bei mir ebenfo Gartenvogel, wie die Amiel. In den legten Jahren brütete eine Amfel regelmägig direkt über meiner Haustür im wilden Wein, eine Singdrollel in meiner Laube ebenfalls im wilden Wein und in diefem Jahr fag ein DroHelneft direkt vor meinem Fenfter an der Haustür in Fichtenzweigen. Es bot die Beobachtung diefes Nettes einen befonderen Reiz. Didit um mein Haus herum ift der Garten ftets mit Drol'felneftern befeljt. „Die Singdrofiel auf dem Dach, ein feltlames Bild für einen Waldvogel", fagt Herr Juftizrat Kollibay, und in der Tat ift es fo. Aber fie find augerhalb der Brutzeit hier (cheue Vögel, felbft jene, welche fidi an die Nähe der menfchlichen Wohnungen gewöhnt haben. Nur die Amfel madit hiervon eine Ausnahme und ift äugerft zutraulidi. Sing- und WacholderdroHeln und ein Teil der Amfeln, meift 9$- bleiben den Winter über nidit bei mir. Sie verlchwinden fclion von Mitte September oder Mitte Oktober an. Das fpätere Erfcheinen von WadiolderdroHeln bei mir gehört zu den Seltenheiten. Ein Teil der Amtein, besonders cfcf , hingegen bleibt den ganzen Winter über da. Sdion Anfang März, die Wadiolderdrolfel oft nodi zeitiger, er- fcheinen fie wieder und ftellen fidi die Pärdien an den Neftpläi5en ein. Jedoch beginnen die Brüten bei mir nicht fo zeitig, wie in vielen Werken angegeben. Die Brutzeit riditet fidi vollltändig nach dem Frühjahrswetter und kann eine vereinzelte Frühbrut nicht als Brut- anfang notiert werden. 19U8 begann die Brutzeit der Singdrol'feln Mitte April, V.nv.) fogar erft Ende April und 191Ü fchon Anfang April. Das find alio bedeutende Sdiwankungen. Die Amfcl begann 1908 und 1909 Mitte April und 1910 Anfang diefes Monats. Die Wacholderdroffel begann regelmäßig Mitte April. Die Brut verteilt lieh bei Singdroffel und Amiel auf die Monate April bis Auguft, wovon die letjte Hälfte des April, der Mai und 10 Juni die Hauptbrulmonate waren. Bei Wacholderdrotfel ßnd die letzten Monate Ausnahmen und fällt die Hauptbrutzeit in den April und Mai. Während Singdroifel und Amfel es vorziehen, viel auf der Erde und in dem unteren Bufchwerk herumzukriechen, ludit die Wadiolder- droüel mehr die höheren Baumkronen auf und wenn fie zur Erde kommt, zieht fie freie Wälder und Wiefen vor. Beginnt die Brutzeit, fü bleibt das Benehmen zunädift nodi dasselbe. Selten wird es einem gelingen, die Alten beim Neft zu fehen. Still und heimlidi verlaHeh fie fchon beizeiten ihren Brutplat) bei Annäherung, um fpurlos zu verichwinden. Wird es aber wärmer und belaubter, dann ändert fich das Betragen gewaltig, dann kann man oft didit an das beletjte Neil herankommen, ohne dag das Neft verlaufen wird und gefchieht dies, dann wird dies immer mit einem lauten Angftruf begleitet. Sofort, wenn man die Neftftelle verlägt, fegt fidi die y\lte wieder auf die Brut. Ich habe eine Beobaditung madien können, welche mir das grögte Vergnügen bereitete. In lichten Fichten brütete nur ■', 1 Meter hoch eine Amfel, welche ich tägiidi befuchte. Ich konnte an das Neft didit heran, ohne dag fie abftridi. Sdilieglich wurde das 9 fo vertraut, dag idi an das Neft greifen konnte. Sie fetjte fleh dann auf den Neftrand und fah ftill zu, was idi vornahm. Sowie ich die Hand von dem Neft nahm, fegte fie fidi wieder auf die Eier. Als fie Junge hatte und ich zu dem Neft kam, erfchien fie l'ogleich, hufchte zunädift dicht um meine Füge herum, dann auf die Zweige und auf das Neft, woielbft fie fdinell ihre Jungen zudeckte. Das Futter, was fie im Schnabel trug, verfutterte fie jedodi nidit, l'olange ich in der Nähe war. Bei der zweiten Brut war fie lo vertraut geworden, dag idi fie nicht von dem Neft bekam, wenn idi fie nicht ergriff. Hierbei big fie ftets in meinen Finger. Ihr vorgehaltene Regenwürmer nahm fie jedodi nicht an. Idi fand das Amfel 9 am Neft überhaupt zu- tranlidier, als die Singdroffel. Die Wadiolderdroi'feln benehmen fidi auch ganz verfchieden. Ich habe Nefter entftehen, belegen und Junge aufwadifen l'ehen, ohne dag es mir gelang, auch nur einmal die Alten am Neft zu erblicken. Betritt man einen Bufch, in welchem die Brut beginnt, fo ertönt fofort ein fdiakerndes Signal und alle Droffeln verlaffen die Nefter. Später jedoch, wenn das Gelege ftark bebrütet ift, figen fie oft fo feft, dag ein ftarkes Klopfen am Stamm fie nicht vom Neft bringen kann. Einmal habe ich eine Wadiolder- droflel direkt auf einer dünnen Fichte aus dem Neft herausldiütteln müHen, ehe lie abflog. 11 Leider ift es bei SiiigdrolTel und Wadiolderdroflel fein- fchwer d und 5 beim Brutgefchäft zu unterlcheiden. Einmal aber gelang es mir feftzuftellen, daß die beiden Singdrol'feln fidi am Neft vor- mittags 1 1 Uhr abwechselten und zwar gelchah dies mit einer lädier- lidien Gefchwindigkeit. Bei der Amfel fand idi außerhalb der Mittag- ftunden dreimal o c^ auf dem Nefte und zwar zweimal merkwürdiger- weiie als nur ein Ei im Nelt lag und einmal als o Junge und ein Ei darin lagen. Während der Mittagftunden werden die y v jedodi •regelmäßig von den dö abgelöft. Die dd, wenigftens die der Aml'eln und immer der eine Teil der Ehegatten der Singdroffeln, aho wahrft'heinlidi audi die dd, und am Neft viel feiger als die 9v. Die Fälle, daß beide Teile zur Verteidigung herankommen, wenigftens fo lange Eier im Neft liegen, find nidit häufig. In vielen Zoologien lefen wir, daß die Drolleln den Neftangreifer mit Kot bewerfen. Mir ift dies nie paffierf. Beobaditet man vom Neft abftreidiende Vögel, ganz gleidi weldie, lo wird man oft er- kennen können, daß fie nadi dem Verläufen des Neftes Kot auswerfen. Viele Droffeln nun, die um ihre Brut fehr beforgt find und fchreiend um das Neft, alfo audi um den Angreifer flattern, werfen audi den Kot aus und hierbei mag es vorkommen, daß derielbe auf den Be- obaditer fällt. Ein abliditlidies Bew^erfen aber fand hier keinesfalls ftatt. Der Neftbau geht, wie wir fpäterhin fehen werden, oft lädierlich rdmell vor fidi und wird das Neft bei Erfaß- oder zweiten Brüten oft fchon während des Bauens belegt. Mandimal aber bleibt es audi mehrere Tage leer und (cheint dann von den Alten garnidit berüdi- fichtigt zu werden. wSie näditigen audi während der Bauzeit nidit in den Neftern, wenigftens fand idi die Alten nie darin. Täglich ericheint nun ein Ei. Schon, wenn das Gelege nodi nidit vollzählig ift, fängt das y an zu brüten. Während der erften Zeit lißt das V ni(iit den ganzen Tag auf dem Neft, i'ondern verläßt es oft und lange. Später aber ift fie eine eifrige Brüterin. Um über die Anhänglidikeit zum Gelege einen Anhalt zu erreichen, habe idi eine Menge intereffanter Verkidie angeftellt. Man kann dem Brut- vogel ohne weiteres 1 bis 2 Eier entwenden, ohne ihn von der Weiterbrut abzuhalten. Auch habe ich öfters Nefter gefunden, in welchen fidi die Eierzahl verringert hatte, wo aKo jedenfalls Kämpfe ftattgefunden hatten, ohne daß die Alten die Weiterbrut aufgegeben hätten. Ja, ich habe einer Singdroffel fogar das erfte alleinige Ei entwendet, worauf fie troßdem weiterlegte und brütete. Nur ein einziges Mal verließ eine Singdroffel ihr Gelege, weldies idi zur Befichtigung herausgenommen und wieder zurückgelegt hatte. Einer 12 Singdroffel, welche ein Gelege von 5 Eiern hatte, entnahm ich 2 und legte dafür 2 Amfeleier ein. Ich hatte mich kaum vom Neil entfernt, fo war dies auch fchon wieder befet^t. Als ich nach 9 Tagen das Neft wieder beftieg, waren die Amfeleier verfchwunden. Ich fand die Schalen der Eier etwa 80 Schritt vom Neft entfernt. Jedenfalls hatte wohl die eine Ehehälfte, wahrfcheinlich das 9, die Eier angenommen, die andere aber, jedenfalls das d, fie dann entfernt. Ein anderes Mal entnahm ich einer Singdroffel von 5 frifchen Eiern 4 und legte dafür 4 frifche Amfeleier ein. Diefelben wurden fofort ohne weiteres angenommen und machte das gemifdite Gelege einen ganz eigenartigen Eindrudv. Leider wurde das Gelege kurz vor dem Auskommen ausgeraubt. Einer Singdroffel legte ich während ihres Neftbaues in das unfertige Neft ein Singdroffelei. Nach ^/i Stunden lag daffelbe nodi darin. Zwei Tage darauf war das Neft leer, aber weitergebaut und am dritten Tage lag das erfte eigene Ei darin. Kleine Eier, z. B. von Grasmücken, wurden Sofort herausgeworfen. Ebenfo ergeht es fremden Gegenftänden, wenn fie mit dem Sdinabel zu transportieren find. So legte idi z. B. einer Singdrolfel kleine Steinchen in das Neft, kleiner als ihre Eier. Diefe Steinchen ver- fdiwanden fofort. Ich entnahm ihr darauf ein Ei, was die Sing- droffel nicht hinderte trotjdem weiter zu brüten. Ein anderes Mal legte ich zu 3 Eiern einen Stein von 85 mm Länge und 80 mm Breite mit 27 gr Gewicht, der allo größer und fdiwerer als ein Singdroffelei war. Den nächften Tag lagen bei dem Stein 4 und weiterhin 5 Eier, welche bebrütet wurden. Trotj der Gröge des Steines wurde kein Ei zerfchlagen. Ebenfo, wie es fidi mit den größeren Steinen verhält, verhält es fidi mit größeren Eiern. So legte ich zu einem Singdroffelei ein fchon riediendes, bei der Brut zurückgebliebenes Falanenei. Später lagen bei dem Fafanenei 4 Singdroffeleier, welche eifrig bebrütet wurden. Auch tägliches mehrmaliges Befichtigen der Brut ftört die Alten nidit. Nefter, weldie umkippten und deren Eier fdion ganz am Neftrande lagen, befeftigte idi durch Durdiftecken von Stöckchen usw., ohne daß die Alten die Eier verlaffen hätten. Der einzige Effekt bei dieien Experimenten ift der, daß die Alten die Jungen eher zum Verlaufen der Nefter nötigen, als fonft. Amtein und Wacholderdroffeln verhalten fidi ebenlo. Einer Amfel, welche nur ein Gelege von 2 Eiern hatte, legte idi zu den frifchen Eiern 2 andere 6 Tage bebrütete Amfeleier. Nadi 1* Tagen erfchien das erfte Junge (das andere fremde Ei war zufällig fdiledit). Das d fütterte fleißig und das $ brütete auch nodi die beiden eigenen 13 Eier aus. Als diefe ausfielen, war das große Junge fdion ß Tage alt. Der Anblick des Neftes war fehr komifch, ein Junges von 91 mm Länge, zwei Junge von 50 mm Länge und ein Ei ! Der Unterfchied wurde noch auffallender, als das Groge Federn bekam. Nach 18 Tagen fdion flog die ältere Amfel aus und konnte fchon ganz gut kleinere Strecken überfliegen. Ihre Flaumfedern ftanden nodi weit zu beiden Seiten des Kopfes ab. 5 Tage fpäter flogen audi fchon die beiden anderen aus. Die Alten hatten fomit viel und wedifelvolle Arbeit. Hierzu kam noch, dag die Amfel fchon während der Aufzudit wieder ein neues Neft anfing. Ich hatte dies nicht für möglidi gehalten, dies aber infolge genauer Beobachtung mehrere Male feftftellen können. Hierbei entftehen oft fpäter nodi zu befprechende Neftanfänge. Einer anderen Amfel entnahm ich ihre 4 hodibebrüteten . Eier und legte ihr 4 frifdie Singdroffeleier unter. Die Eier wurden fofort ange- nommen und 9 Tage, weit über die Zeit des eigentlichen Ausfall- termins der eigenen Eier, bebrütet. Ebenlo nimmt die Wacholderdrolfel ohne weiteres Eier an, die an Größe den ihrigen gleichen und brütet lange über ihre Zeit darauf. So legte ich z. B. einer Wadiolderdroffel, welche ein Gelege von nur 4 hodibebrüteten Eiern hatte, 4 frifche Singdroffeleier unter, weldie fie 12 Tage lang bebrütete, um dann von irgend einem Raubtier aufgefreffen zu werden. Aus diefen Verfudien kann man erfehen, dag die Nefttreue der Droffeln eine groge ift, dag fie einen grogen Bruteifer befit5en und ohne weiteres fremde Eier von etwa gleicher Gröge annehmen und ausbrüten, kleinere aber ftets entfernen. Diefer Umftand dürfte auch eine Erklärung dafür fein, dag das Kuckucksei in Droffelgelegen eine folch groge Seltenheit ift. Der Kuckuck belegt entfchieden eben fo oft Droffelnefter als andere, aber diefe Eier werden eben fofort entfernt und nur dann gefunden, wenn man zufällig gleidi nadi dem Legen hinzukommt, was doch eine fehr groge Seltenheit fein dürfte. Meine Gegend ift augerordentlich kuckucksreich und doch fand idi in etwa 1000 kuckucksfähigen Neftern, wovon etwa 30 ",, auf Droffeln kommen, innerhalb von 4 Jahren nur 8 Kuckuckseier und fah nie- mals einen Kuckuck auskommen. Diefe augerordentlich geringe Kuckuckseierzahl gibt bei der Menge von Kuckucken dodi zum Denken Anlag. Gleidi wenn die Jungen auskriedien, werden, wie bei allen Nefthockern, die Schalen entfernt. In beiden Fällen, wo ich dies bei Singdroffeln fah, wurden fie etwa 80 Sdiritt weit weggetragen. Eier, weldie fchlecht waren und nicht mit auskamen (bis zu 2 Stück in 14 einem Gelege), blieben jedoch im Neft liegen und ift mir nodi kein Fall vorgekommen, wo das Ei nadi Verlanen der Jungen zerfdilagen gewefen wäre. Eier mit Lödiern fand idi nur einmal bei Singdroilel und zwar kann man an dem Ei deutlidi das Eingreifen mit der Kralle erkennen. Audi foldie Eier werden weiter bebrütet. Als mir einmal bei Be- fu'htigung ein Singdroffelei halb aufplatzte, brütete die Droi'fel audi auf diel'em weitei', trotzdem es feft angebad mm lang. Die Kiefer, nach der Bauchieite zeigend, treten hervor und ift eine deutlidi aufklapp- bare Rachenhöhle zu erkennen. Am 4. Tage ift der Keim bis 25 mm gewadil'en und die vorher erwähnten Punkte find deutlidier entwickelt und das Auge fängt an fidi zu färben. Von jetjt ab wädift der Embryo enorm fdinell. Schon am 6. Tage haben wir einen kleinen Vogel von 34 mm Länge vor uns, wovon 12,50 mm auf den Kopf kommen. Ein dünner fdimaler, 5 mm langer Hals trennt Kopf und Rumpf. Am erfteren fehen wir noch deutlich die Gehirnblafen. An der oberen Sdinabehpit^e erfdieint der Eizahn. Die nodi offenen kugeligen Augen find mächtig aus- gebildet und treten zu beiden Seiten des Kopfes weit hervor. Der Sdinabel ift ein vollftändiger Vogelfdinabel, aber nodi kurz und did<. An Flügel und Beinen find die Finger und Zehen ausgebildet. Der lange amphibienähnlidie Sdiwanz ift verfdiwunden und ein Vogelafter mit darüber liegender Bürzeldrüfe entftanden. Am ganzen Körper treten deutlidi die Federfluren hervor. Der Embryo liegt nodi voll- (tändig gekrümmt. Die Sdinabelfpit5e erreidit den After. Zwifdien beiden Augen hinweg liegen die ausgeftredden Beine, deren Zehen bis auf die Stirnbeine reichen. Zwifchen Augen und Oberfdmabel fdiieben fidi die Flügel ein, deren Spifeen bis an die Unterfdienkel reidien. Am 7. Tage erfcheinen auf dem Rücken längs der Wirbelfäule, auf den Sdiultern, an beiden Augenrändern der Stirnbeine und am Hinterhauptsbeine die erftenFlaumenfedern als kleine dunkle Sdiuppen. Oft Idion am S. Tage find diefe Federn, welche oberflädilidi kleinen Haaren gleichen, 7 mm lang und der ganze Embryo 41mm. Der 16 Kopf von oben gefehen, hat eine ganz andere Geftalt bekommen. Der'Sdinabel ift fpitjer und trägt einen großen Eizahn. Die Augen find nun beinahe gefchloffen. Der Unterkiefer ift noch viel kürzer als der Oberkiefer. Die Augen nehmen noch einen großen Teil des Kopfes ein, das heißt, fie find nodi vollftändig fichtbar und flehen fehr vor. Durch Bildung der Hirnfchale, befonders der Stirn- und Sdieitelbeine, fowie der Hinterhauptsbeine, verfchwinden die Blafen allmählich. Durch die langen Flaumenzotten wird der merkwürdige Anblick noch komifcher. Am Ende der Brutzeit find fie 15 bis 16 mm lang gewachfen. Neue Federn find nidit erfchienen. Die richtigen Proportionen des Vogelkörpers find annähernd hergeftellt. Der Schnabel ift am Grunde durch die wulftigen Ränder verbreitert. Die Augen, welche gefdiloffen find, erfcheinen länglicher und nicht mehr fo hervortretend, der After und Nabel tritt kugelförmig und die Bürzeldrüfe kegelförmig hervor. Das Ohr, das heißt feine Öffnung liegt frei da. Der Eizahn hat leine höchfte Ausbildung erlangt. In diefer Geftalt verlaffen die Jungen das Ei. Schon oft einen Tag vor dem Auskommen erkennt man an der Eifchale, öfters an mehreren Stellen die mit dem Eizahn aufgeriebenen Löcher. Unterfucht man die Lage des Embryos, fo wird man finden, daß fie fich nodi genau fo, wie vorher befchrieben, verhält. Das angebradite Loch liegt ganz wo anders, als das Ende des Sdinabels und man kann nidit begreifen, wie der Vogel mit dem Eizahn zu diefem Loch gelangen konnte. Bei den von mir unterfuditen Eiern lag das Loch ftets in der Gegend der Scheitelbeinhöhe und gelang es mir nicht durch Heben des Kopfes den Eizahn an das Loch zu bringen, zumal er nodi von der Schaf- haut umfpannt ift. Ift das Aufreiben jedoch weiter fortgefdiritten, fo fieht man den Eizahn durch das Loch hindurch liegen. Der Embryo muß fidi alfo bei diefer Arbeit ganz erheblidi ftrecken und fällt während der erften Zeit immer wieder in feine embryonale Grund- lage zurück. Nachdem das Tier erfchienen ift, ftreckt es fich langfam. Bis auf die oben erwähnten Flaumenfedern ift es nackt. Das Wachstum fchreitet nun lächerlidi fdinell fort. Eine Amfel, weldie ich beim Ausfallen gemeffen hatte, zeigte 52 mm. Nach 5 Tagen aber fdion 91 mm. In demfelben Verhältnis wächft der Umfang und diefem voraus eilt der Bauchumfang, was auf der enorm fchnellen Ausbil- dung des Darmes beruht. Zuerft erfdieinen die Flügelfederkiele, die Federfluren machen fich als dunkelblaue Streifen bemerkbar. Be- fonders treten die Rücken- und Unterfluren hervor. Die langen Flaumenfedern find nicht gewachfen und ftehen als kleine, feine drollige 17 Büfcheldien am Kopf und Rücken hervor. Die Augen find leidit geöffnet. Am 9. Tage erkennt man die Jungen nicht mehr wieder. Die Federn find alle erlchienen und durchfdinittlidi zur Hälfte ausgebildet. Rücken- und Unterfluren eilen voran. Die Flügelfedern find etwa l"o lang als ihre Hüllen. Der kleine Schwanz fängt an fich auszu- breiten. Nach i;> bis 14 Tagen find die Kleinen vollftändig befiedert, jedodi find die Federn nodi lange nicht ausgewadifen. Auf Kopf und Rüd^en fitjen immer nodi die Eiflaumenfedern lofe auf. Die von mir beobachteten Amfelbruten verließen verhältnismäfiig fchnell ihre Nefter. Der kürzefte Neftaufenthalt betrug einmal 10 Tage. Die Kleinen konnten natürlich noch nidit fliegen. Idi notierte ferner 12-, 13-, 14-, lö- und 16tägige Neftdauer. Die Singdroffel blieb durchfdinittlich etwas länger im Neft und kam feiten vor 16 Tagen heraus. Die Wadiolderdroffeln flogen nadi 14 Tagen aus. Bei diefen Notizen muß man jedoch bedenken, daß die Droffeln bei Störung die Nefter zeitiger verlaffen und kann man alfo für die natürlichen Verhältniffe größere Zahlen annehmen. Im Alter von 14 Tagen überfliegen die Kleinen fdion kurze Strecken. Wenn fie auf einem Zweig vollftändig bewegungslos fitjen, machen fie einen äußerft drolligen Eindruck, zumal fie meiftens nodi die Eiflaumenfederbüfdiel tragen. Obgleidi man fehr nahe an fie herankommen kann, bemerkt man dodi, daß fie fchon den Feind erkennen können. Greift man nach ihnen, fo fliegen fie fchreiend eine kleine Strecke weiter. Sind fie nodi nackt und blind, fo ftrecken fie bei Annäherung den Kopf mit weit geöffnetem Schnabel empor, find fie etwas größer, fo verfuchen fie dies zuerft ebenfo, drücken fidi aber, wenn fie die Nußlofigkeit ihrer Bemühungen eingefehen haben, tief ins Neft, Sdilafftellung annehmend. Sind fie noch älter, etwa 9 Tage alt, fo beißen fie audi manchmal nach dem Finger. Bei nodi älteren muß man fehr vorfiditig am Neft fein, denn dann hufchen fie vorzeitig wie Mäufe aus dem Haus und verfdiwinden im Dickicht. Das Neft fudien fie dann nicht wieder auf. Die Alten kommen dann fdiimpfend und fchreiend und fehr bekümmert heran. Das Amfelv läßt hierbei oft einen äußerft feinen, klingenden Pfiff ertönen, den, wie idi mich überzeugt habe, fo mancher Ornithologe noch nidit wahrgenommen hat. Wenn auch die Droffelkinder in diefem zarten Alter das Neft nicht mehr auffudien, fo tun fie dies dodi fpäter wieder manchmal. Ich habe am Tage mehrere Male einzelne Amfel- und Singdroffeljunge, welche fdion die Größe der Alten erreidit hatten aus längtt ver- 2 18^ lalf enen Neftern jagen können. Aus weldiem Grunde fie diefe alten Nefter auffuditen, ift mir unklar geblieben. Nach VerlaÜ'en des Neftes geht das Wadistum ebenfalls nodi eine Weile fdinell weiter, bis die Größe der Alten annähernd erreidit ift. Diefe Sdinelligkeit lägt aber i'päter fehr nadi. Nadi der im Sommer ftattgefundenen Maufer, weldie bei der Amfel fehr verfdiieden, nämlidi von Juli bis oft in den Oktober hinein, bei der SingdroHel meift etwas fpäter als im Juli und bei der Wadiolderdroffel immer i'päter, nämlidi im Auguft vor fidi geht, gleichen die Jungen den Alten (mit wenigen Ausnahmen) und ift hiermit die erfte Entwicklung abgefchloHen. (Naumann). Die Alten ftopfen die Jungen fo eifrig, meift mit Regenwürmern, daß man tat- ladilidi glauben könnte, fie müifen planen. Die Verdauung ift aber audi eine enorm fchnelle. Die ungeheuerlich dicken Bäudie der Jungen, welche ihnen ein fehr häßliches Anfehen geben, find aber nicht allein auf Konto überftopfter Nahrung zu feßen, wovon idi mich des öfteren durch Sezierung überzeugt habe, fondern auf das un- glaublidi fchnelle Wachstum des Darmes, welcher fchon beim Neftvogel die Länge des ausgewadifenen Tieres erreicht. Ift die Nefttreue während der Brutzeit fchon groß, fo ift fie dodi noch größer während der Aufzudit. Jedermann, der fich einiger- maßen mit den Drolfeln befdiäftigt hat, wird die aufgeregte Ängft- lichkeit der Alten bei Annäherung an das Neft kennen. Sie kommt faft der des Grünlings gleich. Um eine Probe in diefer Beziehung zu machen, feßte ich ein Singdroffelneft mit etwa 6 Tage alten Jungen von einem Fiditenaft etwa einen Meter tiefer und auf die andere Seite des Baumes. Dies hinderte die Alten nicht, die Jungen weiter zu füttern. Auch dann nicht, als ich das Neft weiter verftellte. Anders ift es, wenn die Nefter umkippen und die Jungen herausfallen. Hier find die Alten ratlos und laffen die Brut umkommen, auch dann, wenn nodi 1 oder 2 Junge im Neft blieben. Ein Herausfallen oder Herauswerfen einzelner fdiwacher Neftvogel, wie dies bei fo vielen Vögeln vorkommt, habe ich nie beobachten können. Betrachten wir nun die Droffelbruten in Bezug auf ihre Eigen- fdiaften im Verhältnis zur fie umgebenden Natur, fo muffen wir ge- ftehen, daß die oft auffallenden, großen freiftehenden Nefter mit ihrem leuchtenden Eiinhalt, den fdiimpfenden und fdiakernden Neftalten nicht im geringften an Mimikry erinnern. Ein auf einen Weidenkopf verlegtes Singdroffelei fieht man fchon auf ganz anglaubliche Ent- fernung leuchten. Wie leicht muß es da den fliegenden Räubern fein, von oben in die großen Droffelnefter zu blicken. Und in der Tat ift die Zerftörung diefer Brüten unglaublich ftark. w Die Aufzeichnungen mehrerer Jahre ergeben nun folgende Kefultate : Bei SingdroHehi kamen von HO Neftern 84 Nefter um, alfo 70 "/(,. Von Amfeln von H9 Neftern 55, alfo 79 "/,> um, von Wacholder- droWeln von 49 Neftern 'MS oder 7:» '^;,j. Diefer lefetere Befund ift aber nur deshalb fo hoch, weil ein Sturm eine Kolonie verniditete. Ich habe verfudit, diefe ungeheuerlichen Zahlen innerhalb dreier Jahre auf die einzelnen Monate zu verteilen und erhielt bei Singdroliel folgendes Resultat : Es kamen im April 100 "/„ um, im Mai 79, im Juni 62,5 und im Juli 28,5 "/o ; bei der Amfel im April 06^0, im Mai 91,5, im Juni 04, im Juli 81,5 '%. An dieien Beredmungen ift Folgendes zu beaditen. Die Sing- droifelnefter werden neben vierfüßigem Raubzeug hauptfächlidi von Krähen zerftört. Es ift daher während der Krähenbrut eine gröl3ere Zerftörung zu erkennen, als Ipäter, wo die Vierfüßler nidit fo redit an die Gabelnefter herankommen können. Bei der Amfel, deren Nefter größtenteils auf erreichbaren Unterlagen ftehen, ift eine ftufen- weife Veränderung in der Zerftörung nicht zu beobachten und fallen diele Nefter faft immer den vierfüßigen Räubern zum Opfer. Bei der Wacholderdroffel ift der Wind der Hauptfeind und kann durdi ihn an einem Tage eine ganze Kolonie zerftört werden, wie es hier bei mir gefchah. Vierfüßler, außer da, wo es viele Eichhörnchen gibt, kommen wenig in Betradit und gegen Krähen verteidigen fie fidi meift mit Erfolg. Vergleicht man diefe gefundenen Refultate, fo kann man wohl begreifen, daß Amfeln meift drei Brüten, Singdrolfeln immer zwei und Wadiolderdroffeln meift nur eine Brut wahrnehmen muffen, um ihre Art zu erhalten. Leßtere legt von vornherein mehr Eier und ift auch nicht recht mit in den Vergleich zu ziehen, da Deutfchland nicht die eigentlidie Heimat der Wadiolderdroffel ift, fich alfo erft fozufagen in einem Übergangsftadium befindet. Man kann alfo annehmen, daß durchfchnittlich im ganzen die Singdroffel in einem Jahr 2 Mal 4 bis 5 alfo 8 bis 10, die Amfel i't Mal 4 bis 5, alfo 12 bis 15 und die Wacholderdroffel 5 bis 6 Eier legt. Diefe Zahlen verglichen mit den "jo "/g der Ausraubung ftimmen denn auch ziemlich genau mit den Mengen der vorhandenen Vögel überein. Die Singdroffel ift die häufigfte, der Beftand der Amfel nimmt zu, denn die Gelegezahl weift den Ausraubungs ^/o "/o gegen- über ein Plus auf und bei der Wadiolderdroffel ift es ähnlich, da in fturmarmen Frühjahren faft alle Brüten auskommen und fomit ruck- weife ein großes Plus hefern. Der Dohnenftridi, der ja nun glück- 2* 20 licherweife (der Tierquälerei wegen) aufgehört hat, fteht hierzu aber in gar keiner Beziehung, denn foldi ungeheuerhdie " „-Sät3e werden dabei nicht annähernd erreidit. Wir fehen aU'o, dag befonders die Amfel durdi ihre Neftftellung den Nadiftellungen ausgefet5t ift. Ihr aber gerade fagt man nadi, dag fie felbft ein Nefträuber fei. Diefe Tatfadie ift audi nidit zu widerlegen, da fie auf einwandfreien Beobaditungen beruht. Mir jedodi ift es nidit möglidi gewefen, audi nur einmal die Amfel bei diesen Räubereien zu erwifdien. Sie ift hier entfdiieden ein äugerft verträglidier Vogel und duldet jede Nebenbrut. Idi habe im Gegenteil gefehen, dag fie dem Würger widi. Ein anderes Mal verlieg die Amfel die Eier neben Würger und Wadiolderdroffel. Ob erfterer die Sdiuld daran trug, weig idi nidit, bleibt audi hier gleidigültig. Unter anderem fand idi didit neben einem Amfelneft mit Jungen ein Garten- grasmüd^enneft, weldies unbehelligt blieb. Die Klappergrasniüd^e brütete 4 Meter, Ringeltaube 5 Meter, Girlig B Meter und der Blut- hänfling fogar 1 Meter neben der Amfel ufw., ohne angegriffen zu werden. Eine wahre Brutkolonie hatte idi dies Jahr in einem knapp 1)0 Sdiritt langem und 20 Sdiritt breitem kleinen Fiditenbufdi mit dünnem Stangenreihengemifdi. Es brütete da zu gleidier Zeit 1 Amfel, 1 Singdroffel, 2 Wadiolderdroffeln, 1 Ringeltaube, 1 Kernbeiger, 1 Grünling, 1 Bluthänfling und 1 Klappergrasmüd^e. Während diefer Brutperiode wurde gerade die Amfel, nadidem die Jungen beinahe zum Ausfliegen bereit waren und die Ringeltaube ausgeraubt. Alles andere kam aus. Die Amfel legte jedodi in der anderen Edühjahr 1910 baute eine Amfel in diditem Laub- bufch, aber zur blätterlofen Zeit in einem kleinen Weidenkopf, in did^en Aftgabeln eingefenkt in nur 0,50 m Höhe das Neft, weldies fle aus unbekannten Gründen verlieg. Darauf zog fie in eine benadibarte F'iditenhed^e und baute in V* ^ Höhe, wol'elbft ihr die Jungen aus- geraubt wurden. Hierauf zog fie in den Bufdi zurüd^ und baute an einem Erlenftamme in 8 m Höhe. Audi diefes Neft verlieg fie un- belegt und zog wiederum in die Fiditen zurüd\, um in einer anderen höheren Fidite in 2 m Höhe zu bauen. Wir haben in diefem Fall iiidit nur alle Höhen, fondern audi alle Neftftellungen vertreten. Das Neft felbft war immer ziemlidi gleidi gebaut. 1909 und 1910 baute in meinem Garten eine Amfel jedes Mal ihr erftes Neft in einer Fiditenhed^e in l'/i m Höhe, um darauf ihr zweites jedes Mal über meiner Haustür im wilden Wein in 3 m Höhe anzulegen. Die Fiditennefter pagten mit ihrem gröberen Material zu den dürren 27 Fiditenzweigen, während die Wciiincfler Halm-Unter- und Umlagen trugen. Wir erfelien hieraus, dag die Droflehi ihre Netter je nadi den gegebenen Lagen und VerhältniHen anlegen. Der Neubau wird im allgemeinen der Unterlage angepaßt. Sdiwebt der Grund des Haules zu frei in der Luft, fo wird eben erft durdi Unterbau der Grund gefchaffen, ganz gleich, ob dies in Höhlungen, auf Äften oder fonft wo vor fldi geht. Eigentlidie Ausfdimückungen der Netter habe idi trotj der vielen Gelegenheiten nidit gefunden, wenn man nidit die vereinzelten grünen Mooskränze als foldie anfehen will. Der kreisförmige Oberand erleidet öfters dadurdi Verfdiiebungen, dag die DroHeln fidi bei Anlage des Nettes verredinet haben, nämlidi wenn die Höhlung zu klein war oder wenn die Aftgabeln zu gerade in die Höhe fliegen. Die Neflform muß fidi dann in die engeren Verhältniffe fügen und wird dann der obere Rand nidit kreisförmig, fondern unregelmägig. Kleinere in den Weg kommende Hinderniffe, wie Knorren, Aftenden etc., werden einfadi mit eingebaut, bilden fogar oft einen erheblidien Teil der Neflwand. Da fidi die Droffeln in foldien gedrüd^ten Neftern nidit genügend umwenden können, ift audi nieifl die Glättung der Wände mangelhaft. Am Neftbau felbft kann man beobaditen, dag in den Fällen, wo die DroHel oft geflört oder ausgeraubt wird, das Erfatjneft lieder- lidier gebaut wird als das erfte. Audi bei längerem Regenwetter oder fehr fpäten Brüten kommen foldi fdiledite Anlagen vor. Hat es die Anifel fehr eilig, fo benügt fie einfadi zur Eiablage alte Nefter. Am IL Juli iyU7 fand idi ein total zerfallenes Singdroffelneft mit 2 Amfeleiern belegt. Auf das alte Nefl war nur etwas Moos aus- gebreitet worden. Am 1. Juli 1909 belegte eine Amfel ein fchon einmal benugtes Amfelnefl, deffen Erdwandungen durdi die junge Amfelbrut vollftändig freigelegt worden waren. Auf den Boden und Federfdiuppenabfall hatte fie nur ein Häufdien dürre Halme gelegt. Ein andermal benugte fie ein Singdroffelnefl, in weldies fie eine regelredite Einlage einbaute und 1910 baute fie ein Singdroffelnefl regelredit aus, fodag idi, hätte idi den Hergang nidit beobaditet, gar nidit gewugt hätte, dag ein altes Nefl benügt worden ifl. Den merkwürdigften Bau fand idi am 28. 4. 1910. Hier hatte die Amfel ein vorjähriges Wafferhuhnnefl benugt, indem fie ihr gutes neues Nefl in daffelbe flehte und künftlidi mit dem Wafferhuhnnefl verband. Das Nefl wurde mir leider durdi Hodiwaffer zerftört. Sehr oft alfo mögen wir wohl foldie Nefler finden, ohne zu ahnen, dag wir eigentlidi zwei Bauten vor uns haben. Audi bei der Singdroffel konnte idi 28 diefe Ausnutzung einmal feftftellen. Hier baute diefelbe auf ein vor- jähriges wSingdroffelnelt und verunftaltete dabei das alte fo, dag idi es auch nicht hätte erkennen können, wäre der Vorgang nidit von mir beobachtet worden. Bei der Wadiolderdroffel habe idi diele Ausnutzung noch nicht finden können, weil ja die alten Nefter meiftens herunterfallen, ich iah aber, wie fie die Wandung eines alten Neftes zur Anlehnung ihres neuen benutzte. Verlegte Eier fand ich besonders von der Singdroffel und zwar regelmäßig auf Baumftümpfen. Diefe Eier werden dann abgelegt, wenn die DroHel ihres Neftes während der Legezeit beraubt wird und nun kein neues zur Verfügung hat. Einen fehr merkwürdigen, an Grasmücken erinnernden und wohl noch nicht veröffentliditen Vorgang ftellte ich in diefem Jahre feft. Sdion in den Vorjahren fielen mir eine Menge Halmhäufchen auf den DroJfelplätjen auf, deren Entftehung ich mir nicht erklären koimte. Da wollte es der Zufall, dalj ich die Entftehung derfelben entdeckte. Als nämlich meine üartenamfel ihr zweites Neft über meiner Tür anlegte, baute fie zuvor einige Meter neben dem neuen Neft einen foldien Halmhaufen, verlieg ihn aber, um dann das Brut- neft zu bauen. Dadurch zur Beobachtung angeregt, erftaunte idi über die vielen Neftanfänge bei Singdroffel- und Amfelneftern. Warum dies gefchieht, ift mir nicht klar geworden. Verjagt kann die DroHel nicht fein, denn das Brutneft (tand daneben auf der anderen Seite der Tür. (Ich habe diefe Beobachtung übrigens audi bei anderen Vögeln gemacht, wie Grasmüd^e, Würger, Krähe, Taube, Hänfling, Spatj und glaube ich, dag diefe Neftanfänge häufiger find als man glauben follte). Während der Brut und Aufzucht verändert fidi das Neft der Singdroffel in den meiften Fällen kaum und man kann nur an dem Federfchuppenabfall die Benugung feftftellen. Audi ift der obere Rand etwas weniger eingezogen. Bei Amfel und Wadiolderdroffel ift dies jedodi anders. Während des Brütens bleibt die Form un- verändert, aber während der Aufzucht wird die innere Nefteinlage oft vollftändig demoliert, fodag nur nodi die Erd wände ftehen bleiben. Man mug oft ftaunen, wo die dicke Nefteinlage der Wadiolderdroffel hinkommt, denn man findet nach der Aufzudit oft nur vereinzelte Halmftückdien im Neft. Da die Jungen die Halme nicht verfdilucken können, man auch unter dem Neft keine auffindet, kann man nur annehmen, dag die Alten bei der Säuberung des Neftes nach und nach die Einlage mit wegtragen. Zur Beurteilung der Gelegeanzahl habe ich 120 volle Gelege aus den Jahren li)07 bis 1910 in Betradit gezogen. Während bei Singdroffel und Amfel die durchfchnittliche Zahl des Geleges 4 bis 5 betrug und zwar bei Singdroffel 90 " „ und bei Amfel 77 " „, fo erwies fie bei der WadiolderdroHel ö mit Annäherung an (i auf. Bei allen dreien betrug die Hödiftzahl 6, waren aber bei Singdroffel und Amfel Ausnahmen, betrugen bei Singdroffel 3,16 % und bei Amfel 9,09 "„, während fie bei der Wadiolderdroffel 30,77 '"„ betrugen. Gelege zu 2 Eiern fand idi ein Mal bei Singdroffel im Juli und zwei Mal bei Amfel im April und Juli. Die Gelege zu 3 Eiern verhalten fidi bei Singdroffel und Amfel ebenfo, wie die zu 6 Eiern. Bei Wadiolder- droffel fand idi kleinere Gelege als zu 4 überhaupt nidit und audi diefe nur zwei Mal. Ein Steigen oder Fallen der Gelegezahl während des Jahres ift nidit feftzuftellen. Die Normalzahlen 4 und 5 kommen fowohl zu Anfang als zu Ende der Brutzeit gleidimägig vor. Dagegen fdieint es mir, als ob in den verfdiiedenen Jahren die kleinere Zahl die größere oder umgekehrt überwiegt, was vielleidit mit der Nahrungsmenge oder den Witterungseinflüffen zufammenhängen kann. Idi will midi nun etwas mit den Größen- und Formenverhältniffen der Eier befdiäftigen. Zur Beredinung zog idi 70 Singdroffel-, ö5 Amfel- und 47 Wadiolderdroffel-Eier. Sie ergab bei der erfteren eine Durdifdinittslänge von 28 und eine Durdifdinittsbreite von 19,67 mm. Bei der Amfel 29,20 : 21,48 und bei der Wadiolderdroffel 29, 4() : 21,10 mm. . Die Singdroffeleier bleiben alfo denen der beiden anderen Arten über 1 mm an Länge zurück! Befdiäftigen wir uns nun etwas eingehender mit den Breiten. Um einen riditigen Magftab zu erhalten, ift es notwendig das Ver- hältnis der Breiten zu den Längen feftzuftellen. Wir finden da bei der Singdroffel Folgendes: Ihre Durdifdinittsbreite ift 19,67 und Länge 28 mm. Die Breite 19,(57 verhält fidi alfo zur Länge 28 wie 1 : ? oder: 19,67 : 28,00 = 1 : ? 28,00 ' — = 1 42 19,67 ^'^"^ Die Breite verhält fidi alfo zur Länge wie 1 : 1,42, Bei der Amfel erhält man folgende Frage : 21,48 : 29,20 = 1 : ? 29,20 — 2i;48 = '^'^*- Es verhält fidi alfo die Breite zur Länge wie 1 : 1,35. Wollen wir nun Singdroffel- und Amfel-Eier vergleichen, fo können wir es auf 30 Grund der obigen Verhältniszahlen. Wir legen uns die Frage vor: Wie breit mügte ein Singdroffelei bei einer Länge von 28 mm fein, wenn die Breite in demfelben Verhältnis vvüdife wie bei der Amfel, nämlich in dem Verhältnis von 1,35 : 1. Man erhält die Formel: 1,:J594 : 1 = 28 : ? 28 Das Ei ift aber, wie wir erfahren, nur 19,ß7 breit. Das SingdroHelei ift oho fchlanker als die beiden anderen Arten. Betrachten wir nun die Eier der Amfel für fidi allein, fo er- kennen wir daffelbe Verhältnis. Sie bewegen fich in den Verhältnis- grenzen der Breite zur Länge zwifchen 1 : 1,21 und 1 : 1,0,'}. Mit der verfchiedenen Länge aber hält das Breitenverhältnis nidit Schritt. Es find z. B. Eier bei gleicher Breite von 22 mm : 28,50 und 30,50 mm lang. Man wolle fleh nicht dadurdi täufchen laffen, dag ein größeres Amfelei auch breiter als ein kleineres ift. Das richtige Verhältnis ift aber hierbei nicht hergeftellt. Legen wir ein kleines Amfelei von 22 : 26,75 mm der Berechnung zu Grunde und ftellen ihm gegenüber ein Amfelei von 21 : 32,25 mm, fo ergibt fleh Folgendes: Das Ver- hältnis der Breite zur Länge des erften Eies beträgt 1,25 : 1. Wollen wir nun wiffen, wie breit das zweite Ei bei denfelben Verhältniffen fein mügte, fo ergibt fleh folgende Frage : 1,21 : 1 = 32,25 : ? Dies ergibt eine Breite von 26,65 mm. In Wirklidikeit hat aber das größere Ei nur eine Breite von 21 mm, fie bleibt alfo um 5,()5 mm zurück. Aber audi bei der Singdroffel haben wir ähnliche Verhältniffe, wenn wir ein normales kleines Ei zur Berechnung zu Grunde legen. Die Schwankungen find aber nicht fo grog wie bei dem Amfelei. Z. B. folgen zwei Beredinungen. Zu Grunde liegt ein Singdroffelei von 25,25 : 20,75. Ihm gegenüber flehen ein abnormes von 34 und ein Ei von 28 mm Länge. Es ergeben fich folgende Formeln: A : 1,21 : 1 = 34 : ? = 29,75 mm. B : 1,21 : 1 = 28 : ? = 23,14 mm. Die Breite von A mügte aho 29,75 betragen, ift aber nur 22,75 mm, bleibt alfo um 7 mm zurüd^, die Breite von B mügte 23,14 betragen, ift aber nur 21,50 mm, bleibt alfo um 1,64 mm zurüdi. Die Wacholderdroffel-Eier verhalten fich genau fo wie die der Amfeln. 31 Selten weidien diefe Bildungsnormen von obigen Verhältniffen ab, weil eben die meiften kleinen Eier verhältnismäßig dick find. Verfdimälert fidi einmal ein kleineres Ei, fo gefdiieht dies immer in fehr mäßigen Grenzen, dann aber kann es vorkommen, dag die Breite in Wirklidikeit im Verhältnis fdineller wädift, als die Länge. Legen wir z. B. das Ei mit Länge 26,25 : 19,75 zu Grunde mit dem Verhältnis 1 : 1,:J2 und ftellen ihm gegenüber das Ei 30 : 23, 5U, fo ergibt lidi Folgendes: 1,32 : 1 = 3U : ? = 22,72. Das große Ei müßte aUo, wäre feine Breite im gleidien Verhältnis gewadifen, 22,72 mm breit fein, es ift aber in Wirklidikeit 23,5U mm breit, ift alfo etwa 0,8U mm größer als feine Verhältniszahl. Diefe Erfdieinungen find jedodi feiten. Das Zurückbleiben der Breiten ift ein ganz natürlicher Vorgang. Ift nämlidi ein Ei in feiner Anlage über ein beftimmtes Maß hinausgegangen, fo kann in dem Eileiter natürlich nur eine fo breite Eifdiale herumgelegt werden, als es die Ausdehnung deffelben geftattet. Die Sdiale ift fomit gezwungen, über das normale Ver- hältnis hinaus länger zu werden. Dies ift der Grund der überhaupt zuläffigen natürlichen Breitengröße. Nun könnte aber nach diefem Grundfaß eigentlich jedes Ei diefe äußerfte Breitengrenze erreichen. Das ift aber nicht der Fall und zwar beruht dies auf dem Seitendruck, einer Funktion des Eileiters, für welche man etwa den Saß aufftellen kann, „der Seitendruck im Leiter wächft in demfelben Verhältnis, wie die Größe des Eiinhaltes". Ein größeres Ei reizt den Leiter zu größerem Druck. Dies ift wiederum der Grund, weshalb nicht jedes Ei die äußerfte zuläffige Breite erhält. Es bleibt auch deshalb bei ganz großen Eiern die Breite im Verhältnis zur Länge mehr zurück als bei kleineren. Große Droffeleier, welche das Verhältnis 1 : 1,55 überfchreiten, find daher als abnorm zu bezeichnen. Die Längen und Breiten aller 3 Arten wedifeln aber fo fehr, daß uns eine Durchfchnittsberechnung, wie wir fie foeben gegeben, wenig fagt. Wir wiffen nur, daß die Singdroffeleier den beiden anderen an Länge und Größenverhältnis etwas zurückbleiben. Im ganzen herrfcht aber ein derartiges Durcheinander, daß eigentlidi durch Zahlen nichts Beftimmtes auszudrücken ift. In meiner Sammlung befindet fich ein Singdroffelei von 34 : 22,75, welches als abnorm nicht mit zur Längenberedinung einbezogen wurde. In demfelben Gelege mißt aber das kleinfte Ei 28 : 21 mm. Es ergibt fich alfo hier ein Unterfchied von ßmm. Das kleinfte Singdroffelei der in Betracht gezogenen Kollektion mißt an Länge 25,25 mm. Im Naumann finden wir fogar das Mindeftmaß auf 24,50 mm angegeben, fodaß ein Unter- fdiied von 9,50 mm herauskommt. Bei derartigen Schwankungen 32 hören alle Zahlenangaben auf. Bei der Amfel fowohl, als audi bei der Wadiolderdrolfel fand idi ähnliche Verhältnille, Längen- und Breitenangabe eines Eies allein kann mir aber noch lange nicht eine Vorftellung der Form des Eies hervorrufen. Denn die größte Breite kann entweder weit oder nahe der Mitte liegen. Es ift daher not- wendig, auch den Abftand anzugeben, weldier vom ftumpfen Pole des Eies bis zu jener Stelle reicht, wo die größte Breite einießt. Es ift dies die logenannte „Dopphöhe". Aber audi die Dopphöhe variiert fehr und kann nicht für eine beftimmte Formel benut5t werden. Im allgemeinen fteigt die Dopp- höhe mit der Länge des Eies. Dies kommt aber nur dann zum Ausdrudi, wenn das Ei fehr groß wird. Innerhalb der Normalgrenzen ift dies abfolut nicht der Fall. Ein Ei von 81,50 mm Länge hat z. B. eine Dopphöhe von 12,50, ein anderes von derfelben Länge eine foldie von 17 mm. Solche Eier find audi dann meift did^er. Weiterhin haben Eier von 30,50 mm Länge eine Dopphöhe von 12,75 und Eier von 26,25 mm Länge eine folche von 11,50 mm usw. Die durchfchnitthche Dopphöhe der Amieleier betrug etwa 12 bis 13 mm und bewegte fleh in den Grenzen von 11,50 bis 14 mm. Sie ent- i'predien alfo den Naumann'fdien Angaben. Anders bei der Sing- droffel. Während hier die Naumann' fchen Angaben fehr gleichmäßig in der Nähe von 12 mm bleiben, io wechseln die von mir gemeHenen Eier von 11,75 bis 14,25 mm. Ein abnormes großes Ei mißt fogar 15,50 mm. Der Hauptmaffe nach bleiben die Dopphöhen allerdings audi in jenen Grenzen, plöl3lich aber mifchen fldi darunter Gelege, welche das Normale weit überfdireiten. Z. B. folgendes Gelege: 32,00 : 21,50 Dopphöhe 14,25 32,00 : 21,00 „ 14,25 30,50 : 21,00 „ 14,25 31,25 : 21,75 „ 14,25 30,00 : 21,00 „ 14,00. Bei der Wadiolderdroi'fel variiert fie nodi mehr als bei der Amfel und fällt hier fogar bis 10 mm herab ! Länge, Breite und Dopphöhe ftehen alfo nur in den äußerften Grenzen in einigem Verhältnis, eben nur dadurch, daß dann alle Maße größer oder kleiner werden, fonft find fie gegenfeitig unabhängig. Die Kurven, welche der Eiumfang nach dem fpißen Pol hin befchreibt, find ebenfalls äußerft variabel. Nach dem ftumpfen Pol hin find fie dagegen konftanter und mit äußerft wenigen Ausnahmen annähernd halbkreisförmig, wobei das Zentrum in der Nähe des Schnittpunktes der Längen- und Breitenadife liegt. Die Spißpolkurven 33 variieren besonders bei der Amfel und WadiolderdroHel und zwar fo, dag wir ovale, eiförmige, zylindrifche, elliptifche und kreifelförmige Eier erhalten. Wenn auch die Singdroifeleier gelegentlich in all diefen Formen auftreten können, fo bleiben fie doch konltanter und falt immer eiförmig. Nach dem Gesagten haben wir alfo bei einer Formbefchreibung der Eier folgende Punkte zu beachten: Die Länge, Breite, Dopphöhe, die Lage des Zentrums des zu konftruierenden Kreifes, den Schnitt- punkt von Längen- und Breitenachfe und die ungefähre Form der beiden Pole. Idi bezeichne diefe Größen mit L (Länge), B (Breite), D (Dopphöhe), C (Zentrum) und P (Pole). Für die erften H l"et5e idi die gefundenen Maße in Zahlen. Den Schnittpunkt bezeichne i(h durch ein Kreuz ( ! ). Liegt das Zentrum 2 mm oberhalb des Sdinitt- punktes, dann zeidine ich --[-, liegt es unterhalb, dann zeidine ich +2, trifft es in den Schnittpunkt, dann zeidine ich r. Ift das Ei beider- feits zugefpitjt, aho kein Kreis zu konftruieren, dann zeidine idi I k (Ellipfe). Die Pole zeichne idi figürlidi und zwar O, V oder 0 • Ks würde aho die Formbefchreibung eines Singdroffeleies lauten L : 28, B : 19,67, D : 12 mm. C : +S P : V- Konftruiert man fleh noch Skalen für Farbe, Korn und fefet nodi das Gewicht hinzu, l'o hat man in einer Formel eine klare Vorftellung des Eies. Liegt uns eine unbenannte Kollektion Eier dieler H Droffelarten vor, fo ift felbft der genau unterrichtete Kenner oft nicht im ftande, Amfel- und Wadiolderdroffelgelege zu unterfdieiden. Audi das Gewidit hilft uns hier nidits. Von vornherein aber find wir im ftande die Singdroifeleier mit Leichtigkeit auszufcheiden. Gerade fie find in ihren Grundfarben äugerft konftant und zeigen ftets ein fdiönes intenfives Grünblau oder Meergrün. Nur Eier, welche längere Zeit im Regen lagen oder fehr alt find, fdieinen einen Ton heller. Ihre Zeichnungen beftehen aus verfdiieden großen fHiwarzbraunen bis tief fdiwarzen, besonders in der erften Zeit verwifdibaren Flecken, welche wenig oder ganz dick aufgetragen find. Die mittleren Flecke ähneln täufdiend Tintenklexen, die kleineren Fliegen- oder Spinnenfdimu^. Die Auf- tragung der Flecke ift manchmal fo didv, dag diefelbe beim Ueber- ftreidien mit dem Finger zu fühlen ift. Solche Flecke haben dann oft einen matten Glanz, etwa wie eingetrocknete Glanztinte. Über- fteigen die Fiedle eine beftimmte Gröge, etwa 2^/2 mm, fo werden fie wieder heller und fehen aus, als ob die braune Tinte mit Löfdi- papier fchnell abgelöfdit wäre. Solche Eier gehören aber zu den felteneren. Von 72 Gelegen, waren nur 2 fo gezeichnet. Die Form der Fled- fißendeii Atlas gelenkt der Kopf, weldier einige den Droffeln fehr diarakte- riftifdie Merkmale aufweift. Idi beldiränke midi bei der Befchreibung auf das Widitigfte. Die einzelnen Knodien erkennt man an einem vollftändig zerlegten Neftfdiädel der Amfel. Nämlidi nur an einem fo jugendlidien Sdiädel ift es möglidi, die einzelnen Knodien zu trennen, da die Verwadifung der einzelnen Teile ungemein fdinell vor fidi geht. Diefe jugendlidien Knodien gleidien den erwadifenen jedodi nodi nidit vollftändig, da die Ossifikation nodi nidit vollendet ift. Am Hinterhauptsbein fehen wir den Hinterhauptsgelenkfortfaß, weldier in den Atlas eingreift. Er ift klein, aber fdiarf hervortretend und kugelförmig, das Hinterhauptslodi fdiwadi herzförmig. Die Gehör- organe werden von den Knodien der Gehörkapfel und einem Teil der Sdiläfenfdiuppe glodienartig umfdiloffen und laffen eine (diräg nadi vorn geriditete große Ohröffnung, fodaß die Paukenhöhle frei daliegt. Wenig bekannt ift ein aus der Paukenhöhle nadi dem Unter- kiefer führendes knödiernes Stüdcdien Luftröhre, weldies allen Sperlingsvögeln gemein ift. Man nennt fle Siphomui» und ift diefelbe befonders bei den Droffeln und Krähen ausgebildet. Hinter dem AUsp/ienoid, weldies die hintere Augenhöhienwand bildet, liegt die Sdiläfenfdiuppe. Sie bildet bei den Droffeln eine aul^'allend tiefe Sdiläfengrube. Sie ift fo ftark, daß fle die hintere Sdiädelkugel von hinten gefehen in zwei fdiarf markierte Hälften teilt. Jodifortfaß und der hintere Augenhöhlenfortfaß find fehr kurz. Die Flügelbeine artikulieren nidit mit dem Keilbeinfortfaß, fondern nur mit den Gaumenbeinen, find daher fdilidite länglidie Knodien. Das Forauien opticant mi Orbitosphenoid ift zuweilen mit dem Durdi- brudi des Septum verfchmolzen, bei älteren Vögeln meift aber felbftändig. Unterhalb der Stirnbeine läßt das Orbitosphenoid eben- falls eine große Lüdlialtung diefer köftlidien Sänger Sorge zu tragen und hierbei audi die Ichöne Amfel nidit ganz zu verdammen. (Hierzu 2 Tafeln.) Bericht über die siebente Hau])tyersaiiiiiilimg vom 13. und 13. November 1910 in Breslan. Teilnehmer der Verfammlung: a. die Mitglieder Abramczyk, Bürde, D reicher. Feige, Genfert, Grabowsky, Grünberg er, Kolli bay, Koske, Kutter, Mann, Martini, Natorp, Pohl, S diele nz, von S dl e 1 i h a , S di o e n h u t h , S di r o e d e r, S t r a u {5 und Z i m m e r. b. als Gäfte die Herren Redinungsrat Baftian, Redakteur Barl'di, Redakteur Reinhart, Redakteur S cupin. Vorfitjender : Herr K 0 1 1 i b a y. Sdirif tführer : Herr G r ü n b e i' g e r. Sit5ung vom 12. November 191U abends S Uhr im Pf dio rr-Br äu. Der Vorfitjende begrüßte die erfchienenen Mitglieder und Gäfte und erftattete den Gefdiäftsberidit. Daraus ift hervorzuheben, daß am Sdiluffe des Jahres 1909 die Mitghederzahl 79 betrug. Geftorben ift ein Mitglied, ausgefchieden find 5. Hinzugekommen find 7 neue Mitglieder, fodalj der Verein zur Zeit 80 Mitglieder zählt. Der vom Kaffierer erftattete Kaffenberidit wurde durdi die Herren Mann und Sdioenhuth geprüft und für riditig befunden; dem Kaffierer wurde Entlaftung erteilt. Bei der darauffolgenden Vorftandswahl wurde an Stelle des aus Sdileüen verzogenen Herrn Cerutti Herr Kutter zum zweiten Sdiriftführer gewählt. Die übrigen 4 Vorftandsmitglieder, die Herren Kollibay, Zimmer, Grünb erger und Koske, wurden auf Vor- Idilag des Herrn Grabowsky durdi Zuruf wiedergewählt. Man tchritt zur Wahl des Ortes der nädiftenFrühjahrsverfammlung. Es lag eine Einladung des Herrn Drefdier vor, die Verfammlung 43 in Ottmachau und auf feinem Rittergute Ellguth abzuhalten. Da aus den bisherigen Vorträgen des Herrn D reich er leine Gegend den Verlanimelten bereits als ein kleines Vogelparadies bekannt war, fo wurde der Einladung freudig zugeltimnit. Nunmehr ergriff Herr Natorp das Wort zu einem Vortrage über eine im letzten Frühjahre unternommene Reile nadi dem Norden: „Ornithologifche Mitteilungen und Reifebilder aus Lappland und Nor- wegen." Die dem Vortragenden eigene, lebendige Darftellungsweife, die nodi durdi zahlreidie photographilche Aufnahmen der charakte- riftiföhften Landfchaftsbilder unterftül3t wurde, gab eine lilaltifche Sdiilderung der beluditen Landftredven. Der ornithologifchen Bcob- aditungen waren verhältnismägig nidit viele gemadit worden, dodi interel'fierten fie um fo mehr, als lie lidi zum Teil auf bei uns nidit heimildie Brutvögel (z. B. FriiKjüla niunfifmigiUa, Tardus Uiacas, Peri- sureKs 'nifaustus) bezogen. Der Vorfi^ende dankte Herrn Natorp für feine intereffanten Mitteilungen und beriditete fodann über „Einige biologifdie und fau- niltildie Beobaditungen und Feftftellungen in Sdilefien". Der kleine Vortrag ift als Anlage I abgedrud^t. Zu den Mitteilungen über Clieualopex bemerkte Herr Grabowsky, dag ein Entweidien fehr wohl möglidi fei, wenn das Koupieren überfehen worden fei, und Herr Mann beriditete, dalj ihm felbft Nilgänfe, die nidit koupiert waren, entflohen feien, allerdings fei dies erft im Herbfte gewefen. In der fidi weiter anfdiliegenden Unterhaltung erwähnte Herr Grabowsky, dag ihm aus Sdiwufen, Kr. Glogau, im Frühjahre junge Buffarde zugegangen feien, die er geneigt fei, für Falke n- buffarde zu halten.*) Herr Straug teilt mit, dag er den Mauerfegler nodi am 17. Auguft gefehen habe. Herr Kollibay hält diefe Vögel für nordifdie Durdizügler. Herr Drefdier madit darauf aufmerkfam, dag die Telegraphen- leitungen dodi einer grogen Anzahl unferer Vögel gefährlidi werden. Er habe gerade dies Jahr eine Unmenge von Vögeln gefunden, weldie am Hälfe kleine Verlegungen trugen. Der Vorligende und die Herren Natorp und Straug beitätigten diefe Wahrnehmung. Herr Kollibay regte nunmehr an, eine Umfrage über die Verbreitung einiger feltener Vögel in Sdilefien zu veranftalten. Er *) Der Falkenbuffard, Bnteo dmmermannae Ehmke, ift Brutvogel in Nord- und Nordoftrugland und als foldier noch nidit einmal für Oftpreugen nadige- wiefen. Die Grabowsky'fdie Vermutung bedarf daher noch der Beftätigung. Kollibay. 44 wies darauf hin, dag wir bei einer verhältnismäßig grugen Anzahl unferer heimifchen Arten noch recht ipärhche Nachrichten über ihr Brutvorkommen befägen und dag es fo recht Aufgabe unferes Vereins fein muffe, diefe Lücken auszufüllen zu verfudien. Er teilte mit, dag die fauniftifche Sektion der Phyfikalifch-ökonomifchen Gefellfdiaft zu Königsberg i. Pr. diefen Verfuch für Oftpreugen mit befriedigendem Erfolge durch Verfendung von Fragebogen durchgeführt habe. Die Verfammlung fprach fich für den Vorfchlag aus. Dabei wurde nicht verkannt, dag gelegentlich wegen unzureichender Kenntniffe von dem oder jenem Berichterftatter bedenkliche Nachrichten eingehen würden. Demgegenüber wurde aber betont, dag der einzufegende Ausfchug natürlich die fchärffte Kritik üben muffe. Herr Martini teilte mit, dag für das Riefengebirge von der Reidisgräflidi Schaf fgotfch'fchen Verwaltung in Warmbrunn vor kurzem bereits ein ähnlidier Verfuch in Szene gefegt worden fei und dag insbefondere das Brutvorkommen von Charadrias morinellns, Accentor coUaris und AntJius i^pipoleWi ge- nauer nachzuweifen ins Auge gefagt fei. Herr Zimmer wünfcht, dag die Ermittelungen in Gemeinfchaft mit dem Zoologifdien Mufeum zu Breslau und dem Schlefifchen Provinzialkomitee für Naturdenkmal- pflege ausgeführt werden. Herr Grabowsky regt an, die Umfrage auch auf die Volksnamen der Vögel auszudehnen. Nach weiteren Erörterungen wurde befchloffen, einen Ausfchug zu beftellen, der geeignete Schritte in die Wege zu leiten habe. In den Ausfchug wurden gewählt die Herren D r e f ch e r, K o s k e , K 0 1 1 i b a y und Z i m m e r. Sigung vom lo. November 11) 10 vormittags lU Uhr im Hörfaale des Zoologifdien Inltituts. Von 9 Uhr an befichtigten die Verfammlungsteilnehmer das Mufeum und insbefondere die neuen Aufftellungen. Um 10 Uhr eröffnete der Vorfigende die Sigung und erteilte das Wort Herrn Martini. Diefer fpradi über „Beobaditungen aus dem Riefengebirge vom Juli 1!)09 bis jegt, befonders über den Waff erpie per, ÄiifJids sinpoletta''. Der Vortrag ift als Anlage II abgedruckt. Vorgelegt wurden mehrere Nefter mit Gelegen und zum Teil audi den dazugehörigen Brutvögeln, auch Übergangsftüd^e, endlich zu Vergleichszwecken Bälge, ein Neil und 2 Gelege des Wiefen- piepers (Anikas pratensis). 45 Der VoiTifeende zeigt das besprochene Neft des Grünhänflings vor. Herr Zimmer meint, der Einbau dürfte von einer Sdhlafmaus herrühren. Derfelbe demonftriert 2 d& von Lcstri.^ imrcmiicuff, die im Sep- tember 1909 in der Provinz lebend gefangen und dem Zoologifdien Garten eingeliefert worden waren, dort aber eingegangen find. Auch legt er vor einen Baftard von Fafan und Birkhuhn. Das Tier zeigt den dunklen Unterkörper von fetn.r. während der Rücken keinem der beiden KIternvögel entspricht. Der Stoß ift mittellang und keil- förmig. Endlich weift Herr Zimmer eine fchöne Sperbereule (UhOa »ifioria), das nunmehr dritte fdilefifche Stüdv des Mufeums vor. Es ift erlegt am 9. November 1910 bei Juliusburg. Zum Schlug beendete Herr Drei" eher leinen in der Sommer- verlammlung begonnenen Vortrag über die Droifelvögel. In l'/j- ftündigen Ausführungen wußte er den Zuhörern eine Fülle biologifthen Materiales vorzuführen und an mufterhaften Präparaten zu veran- fchaulichen. Nadi Schlug der Sit5ung fand die übliche Befichtigung des Zoo- logifdien Gartens ftatt. Anlage I. Einige biologische iiiul faiiiiistisclie Beobaclituiigen iiiul Feststelliiiigen in Schlesien. Von Paul KolHbay. Sfercorariu.^ parasitirus (L). Die S ch m a r o t) e r - R a u b m ö w e ift im Jugendkleide in Schleflen wiederholt vorgekommen. Es fdieint, dag junge Stücke vom frühen Herbft an füdlidi ihrer eigentlichen Heimat umherftreichen. Ich befitje felbft ein Stück, welches am 1. Sep- tember 1897 bei Neiffe erlegt wurde. Auch diefes Jahr brachte die Hühnerjagd ein Stück, indem Stadtrat Pieler in Kattowitz am 29. Auguft auf der Feldmark Mogwit?, Kr. Grottkau, einen jungen purn- siticus erlegte, den ich beftimmen konnte. Hyfhochelidon nigra (L). Audi die jungen T r a u e r I e e f dl w a 1 b e n ftreidien in manchen Jahren im Herbft weit von ihren Brutplät3en herum. Wie 1897 fo wurde auch dies Jahr in der Nähe von Neiü'e (bei Rothhaus) ein Sdiwarm beobaditet, aus dem Förfter Kurth ein StücJi erlegte. 46 Clienaloi)e aefjypt'mcus (L). Die in Afrika heimifche Nilgans hat eine merkwürdige Neigung, gelegentlich nadi Norden auszufdiwärmen. Schon die ältefte Ausgabe von Naumann berichtet über eine im Jahre 1770 nadi Deutfchland verfchlagene größere Sdiaar, Wie be- kannt ift auch in dem fchlefifchen Falle vom 4. Januar 1877 von Au- toritäten angenommen worden, daß es fich um einen Wildling ge- handelt habe. Nun haben wir einen neuen Fall. Generaldirektor Krull in Militfch erlegte am 18. Juli 1910 auf dem Walkteiche bei Karlftadt zwei N i 1 g ä n f e mit der Kugel, Ein Bauunternehmer E r n ft M a 1 1 n e r, der unfere Wildgänfe gut kennt, erklärte Herrn Krull, daß er von diefen fremden Gänfen auf einem 4 bis 5 km entfernten Teiche bei Bratfchelhof mehrere gefehen habe. Flüchtlinge aus der Gefangen- fchaft können es wohl nicht fein, abgefehen von der größeren Anzahl, da fie nach Herrn Krull fehr fdieu waren und keine Gefangenfdiafts- kennzeichen aufwiefen. Aquüa pomarina (Br). Nach Lehrer Zimmermann in Pohlom, Kr. Rybnik, wurden in diefem Sommer in dortiger Gegend zwei Schreiadler erlegt, die Präparator Nowak in Pleß (topfte. Audi Präparator Evers in Breslau erhielt am 27. Oktober 1910 ein Stück, das bei Namslau erlegt war. Intereffant wäre es, wenn neuere Horft- beobachtungen bekannt würden. Chloris chloris (L). Im Oktober 1910 fand idi am Stadtparke in Neiife in einer jungen Fichte 1,5 m hodi ein vollgebautes Grün- lingsneft, aus dem, als ich es abnahm, eine Maus fprang. Es war nidit befdimußt, die Grünlingsbrut alfo nicht groß geworden. Im Neft lag ein Stück Eifchale des Vogels. Nucifrar/a mrj/ocatades macrorhyncha (Br). Bei einer Waldjagd auf der Feldmark Dürr-Kamiß, Kr. Neiffe, die am 17. Oktober 1910 abgehalten wurde und an der ich teilnahm, erlegte ein Sdiüße einen fibirifchen Tann enh eher. Ferner berichtete mir Referendar Hoffmann, daß er gegen Ende Oktober 1910 bei Naasdorf, Kr. Neiü'e, ebenfalls 2 Tannenheher beobaditet habe. 47 Anlage IL Booba cht 1111 gen aus doiii Iliescii2:obir2:e vom »Juli 1909 bis jetzt, besonders über den Wasserpieper^ Antbus spipoletta. Von G. Martini. 22. 7. 1909. Zwei größere Sdiwärnie des Fichtenkreuz- 1" dl n a b e 1 s im Revier Voigtsdorf. 24. 7. Niieifrof/a carijoratadeft cari/oeafarfps. 15. 9. ArfMv mhrutii.'i. Zwerggans, aus dem Kreile Grog- Wartenberg. 4, 10. Butno flesertorum-cJ-, Z wergbuff ard , erlegt im Revier Voigtsdorf. 7. 11. Eiuheri.m schoenictus-d, R o h r a m m e r, bei Warmbrunn. 24. 11. ßotfmrus stellaris-Q, große Rohrdommel, lebend auf dem mit Eis bededcten Bober bei Merzdorf gefangen. .')0. 11. Colynihus sepfe)drio)i(dis-Q ^ N or die e tau dl er, ebenfalls wie der vorige lebend auf dem Bober bei Merzdorf gefangen. 1. 12. MotanUa boarnla, Gebirgsbadiftelze, in mehreren Stücken am Zacken, überwintert. ö. 12. FidicK atra-c^ wurde halb verendet an der WoHecker- baude gefunden. 8. 12. Im Revier Voigtsdorf mehrere Sdiwärme Fiditen- kreuzf chnabel. 1910. Dank der Fürforge von Gartenbefißern ift durdi Auf- hängen von BerlepldiTdier Niftkäften das Leben an den vielen von Tierfreunden aufgebauten Futterplätjen ein viel regeres geworden ; es ift gegen vor einigen Jahren eine Zunahme unlerer Klein vögel, vor allem der fo nützlichen Kohl- und Blaumeifen weiter wahrzu- nehmen. Wie gut fleh aber diele Niftkäften bewähren, will ich eines hül)(chen Vorfalles erwähnen: Der Befitjer eines großen Gartens, ein warmer Freund unferer Vogeivvelt, hat allenthalben von Berlepidi'fdie Niftkäften und foldie jefet neuerdings von Ton fabrizierte angebradit. Nadi längerer Be- obachtung Iah er an einem Spätnachmittage mehrere Meilen in einem Kaften verfdiwinden. Bei Dunkelheit verftopfte der Herr dies Ein- Hugslodi recht forgfältig; am anderen frühen Morgen öffnete er wieder und hintereinander kamen 5 Meilen zum VoiTdiein, ein Beweis, wie dankbar die Vögel diele Fürl'orge empfinden und annehmen. Dürften 48 dodi recht viele in foldiem Sinne zur Vermehrung unserer Kleinvögel durch Bieten von Schlupfwinkeln beitragen. 21. 1. Kijctala tengmalmi, Rauhfugkauz. Beim Fällen einer alten Tanne im Revier Schreiberhau wurde unbewußt ein Neft darin entdeckt. Leider waren die mir überbrachten ;*> Eier kaput und ftark angebrütet. Das umkreifende d wurde erlegt. 16. (). Aus dem Kreife Löwenberg wurde mir ein praditvolles d von Bjdeo dcsertoram gebradit. Es gleidit in der Färbung faft dem Exemplar vom 4. 10. 09. Somit befi^t die gräfliche Sammlung zwei der feltenen Zwergbuf i'arde. Der Roth als tau eher war wieder brütend bei Warmbrunn und auf den Giersdorfer Teichen gefunden. Ebenfo erhielt ich diefes Jahr fieberen Beweis, daß Ardeftd iunnda, die Zwergrohrdommel, in hiefigen Gebieten brütet. Für diefes Jahr kann eine augerordentlidie Reidihaltigkeit der Eisvögel, Alredo ispvJa, konftatiert werden. Wo man fonft nur gewöhnt ift, einzelne umherftreifen zu fehen, treten fie in diefem Jahre in Trupps auf. Die Brüten fdieinen fehr gut ausgekommen zu fein, man findet jeßt an manchen Gewäffern, fo z. B. im Füllner Park, Gefellfchaften bis zu 6 Stück dicht hintereinander treiben. September. Trauerf liegenfchnäpper, Musdrapa atricfiinUa, fleht man vereinzelt und in kleineren Gefellfdiaften Gärten und Parks durcheilen, ich habe aber nur Jugendkleider wahrnehmen können. Der Wafferftar ilt allenthalben anzutreffen, eine Abnahme kann nicht genannt werden. Auger der Brutzeit kennt diefe Art keine Seßhaftigkeit, immer eilig geht es dem Waffer entlang, gefdiidct unter einem herabftürzenden Waüer zu verfdiwinden und mit ele- ganten Bewegungen fidi hinter Steinen unferen Blicken zu entziehen. Wer diefen gewandten kleinen Tauchkünstler und Fifdiräuber in Ge- birgswäffern mal länger beobachten konnte, wird für diefen niedlichen Vogel viel Intereffe gewinnen. Zur Zeit der Brut finden erbitterte Kämpfe zwifchen den Männchen ftatt, folgedeffen find Nefter diefer Art nur in größeren Entfernungen von einander zu fudien. Oktober. Gegen andere Jahre etwas früh durdiftreifen Rot- kehl dien und Gimpel die Gärten. Der in diefem Jahre oft plöß- liche Witterungsumfchlag hat durdifchnittlich andere, oft frühere Ab- zugstage unterer Zugvögel zur Folge gehabt, nur Stare madien — wie audi im vorigen Jahre — in kleineren Beftänden wieder Aus- nahme und werden noch jegt angetroffen. 26, 10. Hohes Rad. Bei VU m hohem Schnee und anhaltendem Sturm und Schneetreiben alles öde, kein Repräfentaut dorVogelwclt zu erblicken. 49^ Wie kaum feit Jahren madit fidi jetjt ein ftarkes Auftreten von E i dl e 1 h ä h e r n bemerkbar. Es find mir jet5t einige Mal wieder beide Gimpelarten zuge- bradit worden. Der Kleiber, unfere Speditmeife, die man audi nur immer in wenigen Exemplaren fah, hat fidi audi wieder vermehrt, was man an den Futterplätien gut beobaditen kann. Unfer Zeil'ig, ('hrysom'itrii^ sp'nms, durdiftreift in Sdiwärmen die Gärten, an Erlen ein buntes Leben entwickelnd. Wie fo ziemlidi alle Jahre, aber in dieier Reidihaltigkeit etwas fpäter wie im vorigen, treten die Saatkrähen wieder in Sdiwärmen auf und haben mit ihrem Umherziehen begonnen. Ein Jagdpäditer in Sdimiedeberg hat fogar eine weige, einen Albino, beobaditet, aber trofe aller Mühe nidit bekommen, was idi fehr bedauere. Die gräflidien Sammlungen erwarben einen vor längerer Zeit bei Grünberg erlegten weigen f jj/yw cjjoijs, Wiedehopf , in reinfter F'ärbung. Das von mir früher namhaft gemadite Brutgebiet des Wander- falken bei Maiwaldau (bei Hirfdiberg) war audi in dieiem Jahre wieder bezogen, wie bis jetjt feit Jahren. Es find audi einige Junge durdigekommen. 9. 11. Von Sdireiberhau wurde mir ein Staar zugefandt. 20. 5. Idi komme jetjt zu der AnÜiufi-AYt, Revier Hain, Tompfa- hütte. An dunklen Rändern liegen nodi Sdineerefte. Ein herrlidier Morgen fand uns dort auf der Sudie nadi AntJnis spipoletfd. Der Ruf von Amfeln, Finkenfdilag, das Zirpen der Gold- hähndien, dazwifdien der feliarfe Ton des Zaunkönigs, Zurufe einiger Kudiud^e begleiteten uns. Ein in Ded^ung ruhender Fudis, von uns verfdieudit, ging in ratenden Sprüngen feitwärts in die Büfdie. Lange kreifte über uns ein Sperberpaar, die Spitjen einer Fichtenrdinimng zierten ab und zu rotrüdiige Würger und einige Männdien zeigten uns, von der Morgenfonne beleuditet, die fdiön ausgefärbte Bruft des Alterskleides. Tro^ dieiem zauberifdien Leben und Treiben war nodi nidit der bekannte und erhoffte Ton der sjnjioletta zu hören, nur der bald zu unterfcheidende Lodiruf der 'pmteusifi, die auf diefem Gebiet zahlreidi vertreten waren und fidi bemühten, und zwar redit gefdiidct, uns von ihren Neftern wegzuleiten. Nadi längerem wSudien an einer alten Wurzel mit nodi etwas Stammftüdv fand der Förfter das vorliegende Neft mit Eiern. Und wie ja nidit anders zu erwarten, 4 50 war es vom Wiefenpieper. Trofe allem Umherftreifen — vom WaHer- pieper war nichts zu hören und zu fehen; dies heutige Gebiet lag noch zu tief. Nach noch ftundenlangem Aufenthalt auf diefem idyllifch fchönen Fleckchen und weiterem Beobachten ging es über die Mummel- häufer, den Hainfall und die goldene Ausfidit heimwärts. Ungünftige Tage hielten meine Kundfehafter zurück, aber am 1. Juni unweit des Mittagfteines, auf einer faft freien Fläche mit nur wenig Knieholzbeftand, wurde von Förfter Bräu er tief an der Erde, von hohem Gräfe etwas überragt und dadurdi etwas gefchü^t, ein Neft des Wafferpiepers gefunden. Die Bauart diefes Neftes, welches hier vorliegt, ift ziemlich in der Färbung wie die Umgebung, da es aus felbem Material gebaut. Die dürren Grashalme find zu einer egalen Rundung verarbeitet und ohne jede weitere Ausfüllung liegen darin die Eier oder reüp. die jungen Vögel. Eine Einmifchung im Neftbau von Tierhaaren, wie Gloger und Naumann fchreibt, habe idi in den Riefengebirgsneftern, die ich gefunden und mir audi viel vorgelegen haben, nie beftätigt gefunden. Die Eier zu diefem Neft find von ziemlich heller Färbung. Es waren 5 Stück, aber eins ging kaput. Wie der Embryo zeigt, waren fie fchon fehr hodi bebrütet. Einige noch in diefer Zeit gei'ehene Nefter hatten alle faft gleiche Bauart. Wenn kurzgrafiger Untergrund vorhanden, weift das Neft nodi leichtere Bauart wie das heut vorliegende auf und beim Sammeln kann es nicht vorfichtig genug verpackt werden, es zerfällt fehr leicht. Das cT zu heutigem Neft zeigt das edite Alterskleid; auch die an dem Tage gefichteten und beobachteten trugen diefe Altersfärbung. Viel tiefer abwärts, in der Nähe der Dreifteine, wurden Pieper in größeren Mengen getroffen, aber diefe hielten noch gefeilig zufammen und fdiienen abfolut noch keine Luft zum Brüten zu haben. Die fidi gut beobachten laffenden Vögel trugen das Jugendkleid, das bis auf die hellere Kehle des Winterkleides diefem fehr ähnlich fleht. Von allen Angaben, die bisher über diefen Vogel gefchrieben wurden, finde ich die von Gloger als die am meiften aufklärende, indem er fdn-eibt, dag die verfpätcten Brüten von jungen Vögeln zu ftammen fcheinen. Das nun vorliegende zweite Neft wurde am 22. Auguft 1910 mit 3 einige Tage alten Vögeln über :')00 m unterhalb der Peterbaude auf einem ziemlich freien Fleck mit etwas Knieholzbeftand gefunden. Es ftand an einem kleinen Hügel, fodag es von der einen Seite von kurzen Gräfern und etwas Blaubeergefträudi überragt und gefdiüljt wurde. Die obere Bauart befteht ebenfalls aus dürren Gräfern, die hübfch kreisrund verarbeitet find. Nun ift es aber fo gefdiickt mit 51 dem Untergrund verbaut, dag fleh das Entfernen nur fchlecht vor- nehmen ließ. Auch das ri' zu diefem Neil konnte erreicht werden. Wie zu fehen, trägt es das ausgelprodiene Jugendkleid. Welch ge- waltiger Unterfdiied von dem o des erften Neftes ! Nun liehen hier noch zwei andere d& in wieder anderem Federkleide und aus anderen Jahreszeiten. Unter Nr. III ein altes d", gefunden am 21. 11. 09 am Koppenkegel. Zu dieüer Zeit find fie ionlt fdion viel tiefer gegangen. Und unter Nr. IV ein weiteres d vom 15. 9. 05 in ausgeiprodienem Übergangskleide, alfo ein altes / im Übergange zum Winterkleide. Idi komme zu folgendem Refultat meiner bisherigen Beob- achtungen : Die jungen Pieper behalten ihr fehr dem Winterkleide ähnliches Gefieder bis zum zweiten Jahre, alfo bis nadi der erlten Brut (welche aber zu zweit erfolgt, da die alten eher brüten) und färben erll im 1). Frühjahre zum richtigen Alterskleid, welches dann, wie das / Nr. IV zeigt, in das Winterkleid übergeht. Mit dem Nellbau und dem Brut- gefchäft habe ich nach den bisherigen Beobaditungen die Überzeugung, daß die zuerll im Hochgebirge anzutreffenden Pieper alte Pärdien find und auch fo früh zur Brut fchreiten. Der erlle Trupp, alfo alte Pieper, ill nach meinen Beobachtungen und foldien unferer mir voll- Itändig fidleren gräflichen Forftbeamtcn kein zu zahlreicher. Erlt fpäter findet fidi der große Zug ein. Alle diefe Beobaditungen f ollen nicht hiermit beendet fein. Idi werde audi fernerhin enifig, wenn es audi nidit fo einfadi, oft fognr redit befdiwerlidi ill, meine wenige freie Zeit dem Vogel widmen und immer mehr Material zufammentragen. Als geborener Warni- brunner und feit über 30 Jahren an den gräflidien Sammlungen tätig, alfo mit diefen alpinen Vögeln durdi gemeinfame Heimat eng ver- bunden, wird es midi ftots anfpornen, auch die beiden anderen feltenen Arten Charadrhis mor'mcJlus und Acceniur rollarls in ihrer bei uns zu wenig bekannten Lebensweife genauer zu beobachten. 52 Bericht über die aiH 10. 1111(1 11. Juni 1911 in Ottinacliau und Ellg,utli abgehaltene Somnierversaininliini>-. Toilnehmer an der Verfammlung: a. als Mitglieder die Herren Apfeld, Bürde, Drefcher, Goguel, von Groeling, Grünb erger, Kollibay, Lamprecht, R a d 1 e r, R i e g e r, von S di e 1 i h a , S di o e n e r m a r d< , Strauß, Sturm, Zimmer und Fräulein C a 1 1 e n b e r g ; b. als Gäfte die Herren Oberftleutnant von Groeling, Maler Kriegifdi, Kandidat Opit5 und die Damen Frau Bürde, Frau Drei dl er, Frau von Groeling, Frau von S(heliha und Fräulein Strauß. Sonnabend, den 10. Juni 1911, Die auswärtigen Teilnehmer trafen fldi um 1 Uhr auf dem Bahnhofe Ottmadiau und begaben fidi in den von den Herren Drei dl er und von Sdieliha zur Verfügung geftellten Wagen nadi dem dem erfteren gehörigen Rittergute Ellguth. Sie wurden alsbald nadi einer, nur 17 Morgen großen Waldparzelle, der „Räuden", geführt, einem diditen, mit einzelnen Bäumen durdifeßten Laubholzbufdi. Herr Drefdier hatte fürforglidi kreuz und quer führende Birfdi- fteige aushauen laffen, um insbefondere den teilnehmenden Damen einen bequemen Zutritt zu den zahlreidien, von ihm in der leßten Zeit ermittelten Vogel neftern zu ermöglidien. Es war erftaunlidi, eine wie große Menge Brutpaare das verhältnismäßig kleine Gehölz beherbergte. Von besonderem IntereHe waren für viele Teilnehmer die Neftbauten des Gartenfängers, der Turteltaube und namentlidi der Sperbergra smüdce, die an ihrer Brutftätte und auf den Eiern zu beobaditen bekanntlidi nidit allerorten möglidi ift. — Vom ,, Räuden" begab fidi die Gefellfdiaft nadi dem an der Neiße belegenen, mit üppiger Auwaldvegetation beftandenen, teilweife fumpfigen Gelände. In den ausgedehnten Weidcndid^ungen wimmelt es von Teidi- und Su m pf röhr länger n, von Gartengras- müdien und anderen unferer lieblidien Sänger. Die Zahl der vor- gewiefenen Netter war wiederum außerordentlidi groß, darunter audi ein Sumpfrohrfängerneft mit einem Ku drucks ei. Audi einer in einer Erlen- und Pappelpartie häufenden lofen Brut-Kolonie der Wadiholderdrof i'el wurde ein Beiudi abgeftattet, ebenfo die Stelle befiditigt, an der Herr Drefdiervor einigen Jahren das Neft des weißfternigen Blaukehldiens gefunden hat. — Das dritte und 53 nicht minder intereffante Beobafiitungsgebiet des Tages bildete der Hof und der Garten des Dominiums felbfk. Was bekam man nicht da alles zu lehen. Obenan natürlidi die Nefter der verfchiedenen Grasmüd^enarten, des Fliegenüdinäppers, des Blut- und Grünhänflings, der Amfel und Singdroüel. Oben auf einem Obftbaume, dicht neben Gebäuden, fag auch das Neft der Wach- holderdroifel mit Eiern, auf denen der alte Vogel brütete. In einem hohlen Pflaumenbaume hatte der Wendehals feine Brut, eine an der Höhlenbafis ausgefägte und wieder verfchliegbare Öffnung geftattete den Ornithologen den brütenden Vogel und die Eier zu betraditen, denen übrigens am näditten Tage die Jungen entfchlüpftcn. Die piece de resistance jedodi bildete ein Objekt, das noch keiner der Anwefenden je gefehen hatte, nämlich das Neft mit Eiern unferes Gimpels, angelegt in einem dichten P'ichtenzaun. Herr Drefdier wird felbft über diefes, gewig augerordentlidie Ereignis berichten. — Ein Verzeidinis der zur Beobachtung gelangten Vogelarten wird als Anlage I beigefügt. Das Sternchen bedeutet, daß audi die Niftftätte bellditigt wurde. Im ganzen konnte Herr Drei"dier die Verfamm- lungsteilnehmer an über 150 Niftftellen führen. Die nädiften 2 bis 3 Stunden waren der Berichtigung der auger- ordentlich reichhaltigen biologifchen Sammlung des Herrn D reicher gewidmet, die vielen der Teilnehmer ganz neue Ausblicke in das Leben und insbefondere in das Fortpflanzungsgefchäft unferer heimifdien Vögel eröffnete. Abends 8\/o Uhr eröffnete im Hotel „Stern" zu Ottmachau der Vorfitjende, Herr Kollibay, die in das Programm aufgenommene wüfenfchaftliche Sigung. Eine Anmeldung von Vorträgen war jedodi nicht erfolgt. So erfchöpfte fich der Verhandlungsftoff durch den üblichen Bericht des Vorfigenden über neue Vorkommniffe feit der legten Vereinsverfammlung und durch Mitteilungen desfelben über den von ihm im Mai diefes Jahres befuditen Zoologifdien Garten in Rom. Diefe beiden Berichte werden als Anlage II und III beigefügt. In der Diskuffion zu dem erften Vortrage bemerkte Herr Zimmer, dag aus der Krafdiniger Gegend ein Sdielladler in das Zoologifdie Mufeum eingeliefert worden fei. Er erwähnte weiter, dag auch in diel'em Jahre Falco pefef/rinas L. am Dome in Breslau brüte. Herr Strang teilte mit, dag vor etwa 10 Jahren Ci/f/nus cygmts (L.) bei Breslau an der Ohle erlegt worden fei. Die Herren Kriegifch, Bürde und Zimmer berichten über das Vorkommen der Seiden- fdiwänze im legten Winter. Herr Rieger beobachtete die Winter- gimpel bei Neiffe in Ligufterzäunen an den Beeren und auf der Erde aus dem Laube Efchenl'amen herausfuchend. 54 Sonntag, den 11. Juni Ulli. Vormittags 9 Uhr fanden fleh die Ornithologen wieder zuiammen in der Kraule 'fdien logenannten „Vogelftube" in Ottmadiau, einem Reftaurationszimmer, deffen Wände bedeckt find mit Vogelrehefbildern aus dem Ateher der Gebrüder Kriegifch in Ottmachau. Etwa eine Stunde wurde auf die Beflditigung und Befprediung der dargeftellten Vogelarten verwendet. Sodann begab man fleh nach dem alten von Humboldt' fdien Schlöffe, von deffen Turm und Teraffe das reizvolle Panorama des fchlefifchen Gebirges und des Neiffetales genoffen, wo aber auch die Beobachtung der reichen Vogelwelt des Schloggartens nicht vernachläffigt wurde. Für die meiften Teilnehmer bot die fich hieran anfchliegende Beflchtigung des Kriegif ch'fchen Ateliers eine intereffante Bereicherung ihrer Kenntniffe, indem in liebenswürdiger Weife von den Herren Kriegifch die Entftehung ihrer Vogelrelief- bilder dargeftellt wurde. Den fchlefifchen Fauniften intereffierte der zur Verarbeitung daliegende Balg eines kurz vorher bei Patfchkau erbeuteten kleinen Sumpf hühn che ns fOrtyr/ometra parva (Scop.)], während der Vogelzüchter fleh an zwei munteren jungen Girlit5en fSerinus serim(s(L.)J erfreuen konnte, wcldie die Herren Kriegifch durdi eine Kanarienhenne hatten ausbrüten laffen. — Nach gemeinfchaftlidiem Mittagsmahle befchlog ein Ausflug nach dem nahen Königlichen Forft Sdiwammelwitj die diesjährige Sommerverfammlung. War auch fchon die Jahreszeit zu weit vorgerückt, um die 20 — 250ÜÜ Paare zählende Brutkolonie der Saatkrähe im vollen Brutgefdiäfte beobachten zu können, fo lieg doch der Lärm der noch vorhandenen Jungen und der ab- und zufl:reichenden Alten, fowie die trol3 der nun voll- entwickelten Belaubung der Horltbäume nodi vielfach flchtbaren Nefter ahnen, wie es an diefer Stelle ausfehen und zugchen mug, wenn fämtlidie Horfle mit 4 bis 5 halbflüggen Jungen befel5t find. Mit dem Bewugtfein, die bislang intereffantelte und lehrreidifte aller Sommerverfammlungen mitgemadit zu haben, fchieden die Teil- nehmer voll Dank für Herrn Drefdier, der es fich jedoch nicht nehmen lieg, noch die Vorftandsmitglieder für den Abend in fein gafllidies Haus zu bitten. 55 Anlage I. Yerzeiclniis (Ut am 10. Juni VM bei EU^^uth bcobiiclitcten Y ogelarten Von E. Drefcher. (Von den mit * bezeichneten Arten find die Nefter oder Brutftätten beflditigt worden.) Vanellns mneUiis (L.) Kiebilj. TrintjüuJes liupohvicus (L.) F 1 u g u f e r 1 ä u f e r. Totanus ochropus L. WaldwaÜ'erläuf er. Crex er ex (L.) W a di t e 1 k ö n i g. Gdllinnla chloropus (L.) Grünfügiges Teidihuhn. Fidica atra L. Bläghuhn. Columba pcdiimhns L. Ringeltaube. Tartar turtnr (L.) Turteltaube. Phasianns coJcliiciis L. Edelfafan. Penlix perdix (L.) Rebhuhn. Athene noctiin (Retz.) Steinkauz. Astnr paliunharius (L.) H ü h n e r h a b i dl t. Cacidus canonis L. Kud^ud^. Jifnx torqudhi L. Wendehals. Deudrocopm maior (LJ Grog er Buntfpedit. Alcedo ispida L. Eisvogel. A[nis fq/us L. Mauerfegler. Cd üicola riparla f L.^ U f e r 1" dl w a 1 b e. Hinindo rustica L. R a u di i di w a 1 b e. Mnscicapa fjrisola L. Grauer F 1 i e g e n f di n ä p p e r. Lanlns colluno L. Rotrüd<;iger Würger. Corcas cornix L. Nebel krähe. Corvas frnrjdefjus L. Saatkrähe. Colaeas ino)icdida sjjennolorjHS ( Viedl.j Dohle. üriülns oriohis (L.) Pirol. Starniis vidfjaris L. Star. Passer montanas (L.) Feldfperling. Passer domesticus (L.) Hausfperling. Fringüla coelehs L. B u dl f i n k. CJdoris cJdoris (L.) Grünhänfling. Acanihis camuthimi (L.) Bluthänfling. Carduelis cardaelis (L.) Stieglig. * 1. * 2. 3. * 4. * 5. * fi. * 7. * 8. * V). * 10. 11. 12. * 13. * 14. * 15. * 16. * 17. * 18. * 19. * 20. * 21. * 22. * 23. * 24. * 25. * 26. ■h 27. * 28. * 29. * 30. * 31. 32. 56 Ser'ufns serinns (L.) Girlilj. Fyrrlinlii pi/rrlnda cnropaed, (VieiU.) Gimpel. E})ilierh(i rdlandni L. G r a u a m m e r. EiiiherU'tt citrineUa L. Goldammer. Emherka schoeniclas L. R o h r a m m e r. Motacilld (((ha L. Weiße Badiftelze. Ahmda armnsis L. Feldlerche. Farns caendeas L. Blaumeii'e. A('(jUlnd((s caiahdiis (L.) S di wanzmeif e. Sylvia nmnia {Briisf.) S p erb erg ras m iicke. Sylvia simplcx Latli.. G a r t e ii g r a s m ü ck e. Sylvia carnica (L.) Zaii ngrasmücke. Sylvia Sylvia (L.) D o r ii g r a s m ü ck e. Sylvia atricajiilla (L.) M ö n di g r a s m ii ck e. AriocepJiahis streperas (Viedl.) Tci ehr olirlänger. Avrocfpludas piduslris (Bellst.) S u m pfro h r länger. LocasUAla /iaviafilis (W'olf.) Flußr ohrl'änger. Hypolais hypoluis {L.) Gartensänger. Fhylloscopus trocliilus (L.) F i t i s 1 a u b 1' ä n g e r. Fhylloscopns rafus (BcJist.) W e i d e n 1 a u b f ä n g e r . Tardas mnsicas L. Singdroffel. Turdus pilaris L Wach olderdr olle 1. Tardas menda L. Amiel. Pndincola ruhet ra (L.) B r a ii n k c h 1 i g e r W i e i" e n I di m ä Ij e r. liidiciUa titys (L.) Hausro tl'chwan z. RaticiU(( [iJioi'uicarus (L.) Gartenro t i'di wanz. Erithacas ryaurmlas {]V(df.) We i g il e r n i g e s B 1 a u k e h 1 dl e n. Eritliacns lascinia (/>.) Nachtigall. Anlage II. Neuiii,keiteu aus Sclilesicn, Von Paul KoUibay. Seit der Herbllverfammlung vorigen Jahres (H)in) find nur wenige, aber darunter intereffante VorkommniKe zu verzeidincn gewelen : Stercoyarias payasiiicns {L.) Zu den früher erwähnten Schma- roljerraubmöwen ift eine neue zu vermerken. Ein Herr Georg Fuhrmann aus Grog-Strehlitj teilte mir mit, dafj Anfang September ■+ 33. * 34. 35. * 36. * 37. * 38. 3<). :|: 40. + 41. ■i-- 42. * 43. * 44. * 45. * 46. 47. + 48. + 4*). •■(: 50. 51. 52. * 53. * 54. * 55. * 56. 57. :|: 58. * 51). * 60. - 57 1910 ein Stiidt in der Näiie der Stadt auf der Hühnerjagd erlegt worden l'ei. Tags zuvor fei 5 km entfernt ebtMifalls ein Stück, viel- Icidit datt'elbe, von einem zuverläJfigen Foritmann auf 10 Sdiritte Entfernung beobaditet worden. Wie in den früheren Fällen handelt es lidi um einen nadi der Brutzeit umherftreifenden jungen Vogel im nufjbraunen Gefieder. Ci/i/iins njiinas (L.) Nadi Martini ift in den erlten Tagen des Dezember 1910 bei Merzdorf am Bober ein jüngeres wStüdc des Singfdiwans erlegt worden, das am Hall'e nodi viel Grau hatte. Es dürfte ein Wildvogel gewefen fein, da die Flügel nidit geltuljt waren. Trivf/a ffuniiincki Le'iM. Martini beriditete mir, dag am 10. Sep- tember 1910 an den Giersdorfer Teidien bei Warmbrunn zwei öö dieler äut5errt leltenen Art, des Z werglfrandläuf ers, gefdioffen worden feien und nunmehr in der reidisgräflidi Sdiaf f gotl'di'fdien Sammlung Itänden. Idi lieg mir die Vögel kommen und konnte Martini 's Beltimmung nur beitätigen. Die Vögel follen aus einem größeren Trupp ihrer Art gefdioHen worden iein. Bis jet5t hatten wir für das Erfdieinen dieler Art in Sdilefien nur die datenlofen Angaben des alten Gloger. Jel3t liegt zum erflen Male feit SO Jahren ein beftimmter Fall vor. Martini fdireibt im Anfdiluß an feine Mitteilungen, dag der neue Stauweiher die Waffervögel fehr anziehe. Das wäre wenigftens einigermagen Erfat5 für die Beeinträditigung der Singvogelwelt durdi die Anlage. Tufiiiius (ßareola (L.) Audi ein Brudi waf ferläuf er, über deffen Vorkommen aus neuerer Zeit nur wenige Beobaditungen vor- liegen, ift nadi Martini am Stauweiher erlegt worden. Mdchetes inujnax (L.) Vom K a m p f 1 ä u f e r hat Martini voriges Jahr ein 9 vom Herifdidorfer Stauweiher erhalten. Cirus (jrns (L.) Herr Landgeriditsrat Liffel in Liegnig teilte mir mit, dag der Kranidi in der Liegnig-Lübener Niederung in neuerer Zeit häufiger geworden fei. Insbeiondere ift das Brüten von 1902 bis 1906 auf den Wielen des Dominiums Nieder-Huldfdien feftgeftellt worden. Stinna idida (L.) Die fdiöne Sperbereule ift am 14. November 1910 im Reviere Nimmerfatt, Kr. Bolkenhain, erlegt worden. Das Stüd<: ift nadi Martini in die Sdiaf fgotfdi Tdie Sammlung gelangt. Kjidale teiif/ixalini (Gm.) Eine andere feltene Eule, der Rauh- f u g k a u z , gelangte lebend in den Befig unferes Mitgliedes S di e 1 e n z in Canth. Sie wurde am 2. April 1911 in einer Kirfdienallee mit der Hand ergriffen. Da lie Nahrungsaufnahme verweigerte, wurde 58^2_ fie getötet und ausgeftopft. Man mu§ wohl annehmen, dag der Vogel, wie in unteren Sudeten, fo auch im Zobtengebirge brütet. Falco cJwrrug (rray. Bekanntlich fpukt der öftlidie Würgfalk fortgefetjt als deutfche Beute in den Spalten der Jägerzeitungen. Geht man der Sache auf den Grund, fo ift es immer ein junger Wanderfalk. Nun fchrieb mir Präparator Pohl, dag Herr Ober- ftabsarzt Dr. Grüning in Breslau einen in Schießen erbeuteten Falken befige, der wohl ein Würgfalke fein könne. Ich habe das Tier bis jefet noch nicht gefehen, glaube aber, dag Pohl recht hat. Denn auf meine, in's Einzelne gehende Anfrage, gab mir Herr Dr. Grüning die Auskunft, dag bei einer Fittichlänge von 30,5 bis 31 cm die Augenzehe nur 3 mm länger als die Innenzehe fei. Bei dem Wanderfalken ift die Augenzehe beträchtlich länger als die Innenzehe. Ich werde mir im Herbfte den Vogel anfehen. Er ift Mitte November lüOV) zwifchen Oels und Bernftadt von Telegraphen- arbeitern tot unter der Leitung gefunden worden. Eine Verlegung oberhalb des Sdmabels ergab, dag er fich erftogen hatte. Cerdiupis respertina (L.) Das Brutvorkommen des R o t f u g - falken in Schlefien ift jawohl als nachgewiefen anzufehen. Immer- hin bleibt auch die Feftftellung des Durchzuges durdi die Provinz von Intereffe. Nach Mitteilung von Herrn Georg Weig in Namslau hielt fleh Mitte Mai 1910 ein Flug diefes fchönen F'älkchens längere Zeit bei Schoenwald, Kr. Kreuzburg, auf. Es waren 6 Stück, nach Weig' Meinung ein altes 9 und 5 junge cTcf. Zwei von legteren wurden am 21. bezw. 24. Mai erlegt und von Weig präpariert. Jahresvögel können es dem Datum nach nicht gewefen fein, Weig fagt audi, die erlegten Studie feien nodi nicht ausgefärbte dd gewefen. Das erfte Kleid lägt aber die cf -Färbung überhaupt nidit erkennen. Ampelis garridiis (L.) Martini hat, wie er mir im März d. J. mitteilte, zwei Seide nfchwänze erhalten. Von einem fonftigen Vorkommen ift mir aber auffallender Weife nidits bekannt geworden. Nucifrafja carijocafadvs ))iarror]iy)ic]ia (Dr.) Ein anderer gelegent- lidier Wintergaft ift der f dilankf chnäblige Tannenheher aus Sibirien. Er ift bei Neiffe im Oktober 1910 mehrfach beobachtet worden. Am 10. Oktober wurde auf der Jagd bei Dürr-Kamig ein Stück erlegt, das ich an Ort und Stelle den Jagdteilnehmern beftimmen konnte; zwei andere beobachtete Herr Referendar Hoff mann aus Neiffe gegen Ende des Monats bei Naasdorf. Pyrrhula iiyyrhiüa pyrrhula {L.) Der nordifche groge Gimpel hat fich im legten Winter eine Maffenauswanderung nadi Schlefien geleiftet. Bei uns in Neiffe waren Ende Dezember und Anfang Januar 59 die Promenaden wochenlang von den fchönen Vögeln belebt. Aus den verfchiedenllen Teilen der Provinz bekam ich gleiche Nadiriditen, zum Teil fchon im Oktober. Was mag wohl die Urfadie diefer Er- fcheinung gewesen i'ein? Anlage III. Der Zooloi;is('lie Oarteii in Rom. Von Paul KoUibay. Bis zu diel'cm Jahre hatte Italien noch keine zoologifdien Gärten; erfl Anfang 11)11 wurde der erfle eröffnet und zwar in der Landes- hauptftadt Rom. Im Oktober 1907 wurde Herr Hagenbedi von Rom aus angegangen, ob er gewillt fei, dort einen zoologifchen Garten nadi dem Mufter l'eines Tierparkes in Stellingen anzulegen. Nadi längeren Verhandlungen kam es zu einem Abfchluffe. Die Stadt Rom Hellte ein geeignetes Gelände im Norden der Stadt bei der Villa Borghefe koftenlos zur Verfügung und eine Aktiengelellfchaft mit einem Aktienkapital von 1 Million Lire wurde gegründet. H a g e n b e d^ beforgte den Ausbau des Gartens und im Herbfte 1910 fdiaffte er die zu feiner erften Befe^ung erforderlichen Tiere nach Rom. Die offizielle Eröffnung fand am 5. Januar 1911 ftatt. Der Garten umfagt ein anfehnliches Areal, deffen Flädieninhalt idi leider nidit angeben kann. Vielleidit erfcheint es größer als es in Wirklidikeit ift, wegen l'einer derzeitigen Überfichtlidikeit. Denn der Baumwudis ift erft bei der Anlegung des Gartens gefdiaffen worden. Auch fonft madit das ganze nodi einen halbfertigen Ein- druck ; aber die Römer haben den Ehrgeiz, ihren zoologifdien Garten zum fchönften von ganz Europa geltalten zu wollen. Zu diefem End- zwecke konnten fie allerdings keinen geeigneteren Sdiritt tun, als die Grundeinriditung Herrn Hagenbed^ zu übertragen. Denn dadurch hat der Garten vor allen mir bekannten den unfchäfebaren Haupt- vorzug erhalten, dag in ihm die große Tierwelt im fdieinbaren Zu- ftande vollkommener Freiheit gezeigt wird, in derselben Weife, wie fle Hagenbeck in feinem eigenen Tierpark in Stellingen bei Ham- burg*) zuerft zur Anwendung gebracht hatte. In diefer Weife find *) In Rom war ich im Mai l'Jll ; den Tierpark in Stellingen lernte ich erlt im Juli 1911 kennen. KoUibay. 60 bisher gefchaffen eine hocharktifche Landfdiaft mit 4 Eisbären, ver- fchiedenen Robben und dem nordifchen WaKergeflügel, ferner eine präditige Bärenburg mit den üblidien Bärenarten, eine von 3 oder 4 Tigern belebte Felfenlandfchaft und eine wahrhaft großartig ange- legte Gebirgspartie im Dolomitencharakter für Steinbod?, Gemle, Wildziege u. a. m. Der von dem fchweizer Bildhauer Urs Eggen- fdiwyler herrührende Aufbau der aus Naturfelfen hergeftellten umfangreidien Anlagen, ift ein io gefdiid^ter, dag er als ein künftlidier kaum zu erkennen ift. Es gewährt einen eigenen Eindrud^, fidi den wilden Beftien l'o ohne jedes Gitter oder fonftigen wahrnehmbaren Sdiutj auf anfdieinend geringe Entfernung Aug' in Aug' gegenüber zu fehen. Idi habe wiederholt bemerkt, daß fenfiblere Naturen, namentlidi Frauen, an die Anlagen nidit heranzubringen waren. Ift es dodi abfohlt nidit erkennbar, dag den Befdiauer von den Tieren ein nadi Tiefe und Breite wohl beredmeter, durdi Vorbau verded^ter Graben fdiügt, den diele unter keinen Umftänden nehmen können. Aber erft in diefer Darbietung erfdieinen uns die Tiere in ihrer ur- fprünglidien Natürlidikeit und erft l'o glauben wir uns ein natur- getreues Bild ihres Lebens und Gebarens madien zu können. Der römifdie Garten wird in Zukunft der zoologifdien Wiffen- fdiaft offenbar dadurdi befonderen Nußen fdiaffen, dag aus der ita- lienifchen Kolonie Erythraea wertvolles, zum Teil lebendig nodi nie dargeftelltes Tiermaterial bezogen werden wird. Bis jegt ift das erft in befdieidenem Mage der Fall gewefen. Insbefondere fah idi mehrere Affenarten und eine Ziege mit diefer Provenienz bezeidinet. Was die im Garten untergebradite Vogelwelt anlangt, fo ift der Beftand zwar fdion ein redit anüehnlidier, dodi fleht man meift nur diejenigen Arten, weldie audi lonft den eifernen Beftand zoologifdier Gärten bilden. Erwähnenswert ift ein Sdiopfibis, (leronüma ereinUa (L.), ein Paradiesvogel aus Britifdi-Neu-Guinea, Pamdisea ra(/;/i(i}M Sd.^ zwei Neftorpapageien, Xestor nofuhilis Goulil, neben dem lardinifdien Lämmergeier audi ein zweiter aus Afrika, endlidi eine Riefenfdiaar des mediterranen Flamingo. Der Garten fteht unter der Leitung des deutfdien Zoologen Dr. K. Meyer. 61 Eritliaciis cyaiicciiliis (Wolf) iiiicl Pyrrlnila pyniiula eiiropaca (Vieill.) als 15riilAl>i»,el bei OtliHacliau. Von E. Drefcher. (Aus einem Briefe.) Das Blaukehldienneft fand ich am 7, Juni. Es ftand am Rande eines kleinen Hochwaffertümpels, etwa 50 cm vom Wafferi'ande entfernt und etwa 30 Schritt von der Neiffe. Als Sie die Stelle fahen, war der Tümpel fchon ausgetrocknet, was dort immer fehr fdinell vor fich geht. Das Neft ftand auf der Erde (Kies- boden) in einer kleinen Mulde und war von überhängenden großen Blättern und Hochwaffergefpinft vollftändig überdeckt, merkwürdiger Weife am Südrand, fodag es nach Norden offen war. Ich fand das Neft mit ß Eiern, als es von dem Graspächter durch Abmähen frei- gelegt worden war. Das Gelege war jedoch wieder angenommen worden und hoch bebrütet. Das Neft war ganz ohne Moos gebaut. Über das Gimpe In eft kann idi leider fehr wenig berichten, da ich nie glauben wollte, dag Gimpel in meinem Garten brüten. Mein Kutfcher, den ich für meine Beobachtungen tüchtig angelernt habe, beriditete mir fchon 1909 und 1010, dag in unferem Garten Gimpel brüten müßten. Ich fah diefelben immer früh morgens. Idi glaubte ihm natürlich nicht und nahm an, dag er Kernbeiger meine, die auch hier brüten. Ich kümmerte mich weiter nicht mehr um die Gimpel. In diefem Jahre (1911) fah ich die Gimpel das erfte Mal am 10. April in meinem Garten, wofelbft fie fich auf Obftbäumen herum- trieben. Oft habe ich fie nicht gefehen, da fie lädierlich fcheu waren. Im Mai meldete mir der Kutfcher wieder, dag er die Gimpel alle Tage früh morgens fehe, fie mügten hier brüten. Ich glaubte ihm wieder nicht, da ich die Gimpel lange Zeit wieder nidit gefehen hatte. Ende Mai wurde in der Fichtenhecke, die Sie ja kennen, in 1,50 m Höhe ein Neft angefangen, das ich für ein Grünlingneft hielt, da es einem foldien täufdiend ähnlich fah, und weil hier ftets mehrere Grünlingpärdien brüten. Endlidi entdeckte idi auf dem vermeintlichen Grünlingneft das Gimpel- 9. Das n habe idi nie gefehen. Im Neft lagen 5 Eier. Am 5. Juni fand ich leider das Gelege zerftört vor. Das Gimpel-J war zerriffen unter der Fiditenheckc nebft zwei zer- freffenen Eiern. 3 Eier lagen unberührt und kalt im Neft. 62 Künstliche Briitgelegenlieiten. Wie leicht der Menfch den Vögeln künftlidie Brutftätten fchaffen kann, zeigt ein Fall, der fleh bei uns in Neiffe zugetragen hat. In unferem Stadtparke ift eine kleine Ecke von V^ bis ^ji Morgen als Arbeitsgarten für den Parkwärter abgezweigt. Auger diefem kommt kaum ein Menfdi hinein. Das Ding ift ziemlidi verwildert, Kompofthaufen liegen zwifchen einigen alten unfchönen Obftbäumen, Karren, Schaufeln und andere Geräte find hier und da niedergelegt. An Brutvögeln des Gartens habe idi fchon feftgeftellt: Den Teich- rohrfänger, den Fink, Grünling, Girlit3, den Wendehals, die Amfel, die Naditigall, ja fogar den Flugfchwirl {LocusfeUa fiuviatilis). Seit einigen Jahren fleht im Garten eine kleine, aus Rohrwänden hergeftellte, zum Sdiufe gegen das Unwetter dienende Hütte. Gegenüber der niedrigen Eingangsöffnung ift ein Ausguck von einem Quadratfug Größe in die Rohrwand gefchnitten. Diefe Hütte hat nun 1911 nicht weniger als 8 Vogelarten als Brutftelle gedient. Zunächft baute in das Fenfterchen eine Amfel ihr Neft und bradite ihre Jungen auf. Durch die Tür einfliegend errichtete ein Zaunkönig in das Rohr der Decke feinen Bau, ebenfalls mit Brut- erfolg und fdilieglich mugten die Rohrfchwaden der Vorderfeite, gleidi neben dem Eingange, dazu dienen, dag ein Weidenlaubf änger fein Backofenneft hineinhing. Auch er konnte zwar die Jungen aus- brüten, jedoch lieg er fie nadi wenigen Tagen aus unbekannter Urfache im Stidi. Kollibay. Anmerkung. Audi in diefem Jahre (19T2) hat die Sdiilfhütte mehrfadi als Brutftätte gedient. Ein Zaunkönigspaar hat feine Brut im Innern der Hütte durdigebradit und Weidenlaubfänger und Rothkehldien find zur Zeit nodi mit eitriger Auffütterung ihrer Nefljungen befdiäftigt. K. a; Mitglieder -Verzeichnis des Vereins fchlefifcher Ornithologen am 15. Mai 1912. Vorftand: PaulKollibay, I. Vorfi^ender. Carl Zimmer, II. Vorfi^ender. Hugo Grün berger, I.Schriftführer. Fri^ Kutter, II. Sdiriftführer. Franz Koske, Kaffenführer. Ehrenmitglieder: Herr Profeffor Dr. Otto Finsch, Braunfchweig, Mufeum. Mitglieder: 1. Herr Abramczyk, Felix, Juftizrat, Breslau, Sdiweidniöerftr. 83 34. 2. „ Apfeld, Carl, Maurermeifter, Neiffe. 3. „ Dr. Augustin, Profeffor, Warmbrunn, Sdiles. 4. „ Baum gart, Carl, Reftaurateur, Glogau. ."). „ B erdin er, Bankdirektor, Gla^. G. „ Bormann, Alfred, Oberförfter, Petersdorf, Riefengebirge. 7. „ Bürde, Lehrer, Breslau, Knieftr. 17, H. Fräulein Callenberg, Eva, Lehrerin, Breslau, Aucnftr. 18. i». Herr Cerutti, Fri^, Fabrikdirektor, Chemni^. K». „ Chriftoph, Auguft, Profeffor, Neiffe. 11. „ von Cramon-Taubadel, Majoratsherr, Rofdikowi^, Kr. Kreuzburg OS. \2. „ Burggraf zu Dohna-S dl lodien , Hermann, Gioß-Ko^enau bei Lüben. 13. „ Drei'dier, Eberhard, Rittergutsbcfit^er und Hauptmann d. R., Ellguth bei Ottmadiau. 14. „ Emmridi, Redinungsrat, Neurode. IT). „ Exner, K., Lehrer, Breslau, Sonnenftr. 27. 1(]. „ Feige, Steuerinfpektor, Breslau XVI, Sternftr. 77. 17. „ Gabriel, Generalmajor z. D., Neiffe. 18. „ Geis 1er, Hugo, stud. math., Hermsdorf a. K. 19. „ Genfert, Apotheker, Breslau, Auguftaftr. 90. 2(). „ Goguel, Eduard. Landgeridatsrat, Neiffe. 21. „ Grabowsky, Fr., Direktor des Zoologifdien Gartens, Breslau. 22. „ von Gröl ing, Hauptmann, Cofel. 23. „ Grünber ger, Hugo, Reditsanwalt, Gräbfdienerftr. 3, 1. Sdiriftführer. 64 24. Herr Dr. Grüning, Oberftabsarzt a. D., Breslau, Höfchenftr. 104. jr>. „ Grunert, Hegemeifter, Krafchen, Kr. Guhrau. 2(>. „ Ha n k e , Guftav, Rentmeifter, Kentfchkau b. Sdimolz. 27. „ Dr. Hüb 11 er, Otto, Zahnarzt, Breslau, Ohlauer Stadtgraben 2^». 28. „ Kaliski, Max, Rechtsanwalt, Breslau, Schweidnit^erftr. 43. 29. „ Kays er, Carl, Landgerichtsrat a.D., Herifchdorf b. Warmbrnnn, Villa Brattig. ,"ü. „ Kellert, Fri^, Bankdirektor, Leobfchüt^. 31. „ Kokott, Profeffor, NeiMe. 32. „ Kollibay, Paul, Juftizrat, Neiffe (I. Vo rfi t^ ender). 33. „ K 0 s k e , Franz, Eif enbahnbetriebsinfpektor, Greifswald (K a f f e n f ü h r e r). 34. „ K ruber, Oberlehrer, Hirfchberg, Schief., Ziegeftr. 14. 3ö. „ Dr. Kükenthal, Willy, Univerlitäts-Profeffor, Breslau, Sternftr. 3(3. „ Kufch, Pfarrer, Sternalit^, Kr. Rofenberg O.-S. 37. „ Kutter, Fri^, Rittergutsbefi^er und Hauptmann d. R., Boberau bei Liegni^ (II. Schriftführer.) 38. „ Kynaft, Theodor, Revierförfter, Gufchwi^ bei Tillowit-, O.-S. 39. „ L a m p r ech t , Fabrikbefi^er, Jauer. 40. „ Dr. Lauterbach, Rittergutsbellt^er, Stabelwi^ bei Deutfch-Liffa. 41. „ von Loefch, Rittergutsbefit^er, Gabel, Poft Tfchirnau, Kr. Guhrau. 42. Fräulein von Luck, Else, Ottwig, Poft Wälddien. 13. Herr Mann, Richard, Rittergutsbefi^er, Conradswaldau, Poft Stroppen. 44. „ Martini, Georg, Konfervator, Warmbrunn, Schief. 45. „ Dr. Möller, Eugen, Oberarzt, Plagwi^ a. Bober. 4G. „ Müller, Max, Leutnant und Lehrer am Kadettenkorps, Oelifch bei Zoblife N.-L. 47. „ Dr. Natorp, Otto, dirigierender Arzt des Knapplchat'ts - Lazaretts, Myslowi^. 48. „ Dr. Pacully, Rittergutsbefi^er, Bankwiö, Kr. Namslau. 49. Fräulein Pidt, Cornelie, Lehrerin, Breslau, Grünftr. 19. '7)0. Herr Pohl, Lothar, Präparator, Breslau, Hirfchftr. 4;'). T)!. „ Dr. von Raben au, Mufeumsdirektor, Görli^. -7)2. „ Radler, Hermann, Oberftleutnant z. D., Neiffe. '7)3. „ Dr. Reufcher, Regierungsrat, Breslau, Forckenbeokftr. S. 54. „ Rieger, Theodor, Lehrer, Neiffe. 55. „ Dr. Saxenberger, Profeffor, Breslau, Ohlauufer 12. 5G. „ Schaefer, Jofef, Eichungsinfpektor, Breslau, Sdiweidnit^erftr. 3435. 57. Gräfl. Sdiaf fgotf di'fdie Sammlungen -Verwaltung, Wannbrunn, Sdilef. 58. Herr Sdielenz, Präparator, Canth, Schief. 59. „ von Scheliha, Rittergutsbefil^er und Hauptmann d. R., Starrwit^ bei Ottmachau. CO. „ Schell er, Rittergutspächter, Kammendorf bei Canth. (jl. „ von Schickfug, Rittergutsbefit^er, Trebnig, Kr. Nimptldi. 02. „ Sdineider, Carl, Rittmeifter d. R., Braunschweig, Petritorwall 19. «J3. „ Sdioenermarck, Amtsriditer, Friedland O.-S. 04. „ Dr. Sdioenhuth, Arthur, Biirgermeifter, Grottkau. 65. „ Dr. Schottländer, Rittergutsbefiöer, Hartlieb. 66. „ Dr. Sdiroede r, Bruno, Lehrer, Breslau, Sadowaftr. 88. 67. „ Dr. Sdiwabbauer, Chemiker, Kobier O.-S. 65 (jH. Herr von Stegmann und Stein, Oberleutnant, z. Z. Dar-es-Salaam. (30. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 7(;. stolz, J. W., Lehrer, Niesky, O.-L. Graf Stradiwi^, Oscar, Hünern, Poft Heidau, Kr. Ohlau. Straug, Emil, Badeanftaltsbefit^er, Breslau, Ohlauer Chauffee 22. Dr. Sturm, Oberlehrer, Breslau, Maxftr. KJ. Suckow, Erich, Tiermaler, Breslau, Auguftaftr. 158. Taut5, Alwin, Präparator, Schweidnitj. von Walle nburg-Pachaly, Rittergutsbefi^er, Schmolz. Weite, Georg, Major a. D., Trebni^. Graf von Zedlig-Trü^fchler, Rittergutsbefitjer, Sdiwentnig bei Nimptfch. Dr. Zimmer, Carl, Profeffor, Breslau, Sternftr. (H. Vo r i'i t) end er). rM» Eier Zufa 1902/ 1904 = 11154 »> mmen ii Zeit 1911 = 1905 = 1906 = 12410 13 041 n 1907 = 1908 -- 1909 -- 12 943 6986 4 360 H n n Ti lOjäh räum 85760 1910 = 1250 n -1 1911 = 3929 >» n 3 Saifon 1912 = 450 gebrauchsfähige Eier 17 Zum Verkauf kam ungefähr "/lo des getarnten Ertrages, während i/io in der herrfdiafthdien Küche und zu Gefdienkzwecken Verwendung fand. Im Zeitraum diefer 10 Jahre betrug die höchfte Reineinnahme 978 Mk., die niedriglte nur 82 Mk., im Durdifchnitt pro Jahr 617 Mk. Wir bleiben alfo hier in Falkenberg ganz wefentlidi hinter den Erträgen des Kuni^er Sees zurück, was fich einesteils aus der ganz bedeutend geringeren Anzahl der Brutpaare erklärt, andernteils durch die mit der weiten Entfernung von den Verkaufszentren Breslau und Liegnife zusammenhängenden erhöhten Sammel- und Frachtfpefen bedingt wird. Herrn Rittergutsbefifeer Jurock in Nieder kunil5 ift es bei der günftigen Lage feines Sees zu der Stadt Liegnife möglich, einen höheren Preis zu erzielen, da er die Eier ganz frifch mit eigenem Gefpann nach der Verkaufsltelle bringen kann und auf diefe Weife audi zweifellos einen niedrigeren Prozentfa^ an Brucheiern haben wird. Herr Jurock, weldier das ganze Sammelgefchäft mit feinen eigenen Leuten beforgt und von feinem Abnehmer nur die Verfandkörbe geftellt bekommt, überlieg uns auf unfer Anfuchen im Jahre 1905 feinen Vertrag mit der Firma Täfdiner in Liegnife unter der Bedingung, dag bindende Vereinbarungen über eine Mindeft- forderung getroffen würden. Nadi diefem Vertrag erhält Herr Jurock pro Sdiodi Eier 7,50 Mk. bei einer Lieferung bis zu 400 Sdiock, darüber hinaus bis zu 500 Schock 6 Mk. und für das über 500 Sdiock hinausgehende Quantum noch 3 Mk. Für Brudieier find pro Schock 3 Stück am Schlug der Saifon im ganzen nachzuliefern. Hier in Falkenberg erhalten wir pro Schock nur 4,50 bis 4,80 Mk. bei Nadi- lieferung von 3 Stück Bruch, fomit 3 Mk. pro Sdiock weniger wie Herr Jurock, da, wie bereits erwähnt, die hiefigen Brutteiche mehrere Kilometer weit abliegen und die eigene Gewinnung der Ernte auf Sdiwierigkeiten flögt. Es wurde deshalb zur Bedingung gemacht, dag die Abnahme und der Verfand der Eier durch einen Angeflehten der paditenden Firma beforgt wird, für welchen ein Koflgeld von 1,50 pro Tag feitens derfelben zu zahlen ifl. Die erforderlidien Fuhren zu den Teichen und zur Bahn, fowie die nötigen Kähne nebfl Utenfilien werden unentgeltlich zur Verfügung geftellt, während eine mit der Örtlidikeit vertraute Perfon zur Bedienung des Kahnes und zur Aushilfe beim Einfammeln der Eier zwar diesfeits zu ftellen, aber vom Päditer mit 2,50 Mk. pro Tag zu entlohnen ifl. In beiden Verträgen ifl dann noch die Bedingung enthalten, dag Möweneier an keine andere Firma verkauft werden dürfen. Nadi der Jagdordnung vom 15. Juli 1907 dürfen in Preugen Möweneier nur bis 30. April einfchlieglidi eingefammelt werden. Bei 2 18 Innehaltung diefes Termins würde, zumal wenn der April kalt und regnerifch ift, ein nennenswerter Ertrag nicht zu erzielen fein; es ift deshalb dankbar zu begrü|5en, dag die Bezirksausfchüffe, welche nach der Jagdordnung den gel'et5lidien Termin durch Befchlug bis zum 15. Juni einfchlieglich verlängern können, von diefer Befugnis auch alljährlich Gebrauch machen und den Endtermin meift in die Tage vom 20. Mai bis 1. Juni verlegen. Der Bezirksausfchug kann zwar audi dielen Endtermin zum Einfammeln der Eier auf den 10. April einfchlieglich zurückverlegen, würde aber mit einer folchen Verfügung die Teichbefiger fchwer fchädigen, da bis zu diefem Zeitpunkt nur bei wärmitem Wetter eine Lefe lieh verlohnen dürfte. Zum Schluffe meines Berichts fpreche ich die Hoffnung aus, dag auch unfere Teidiflädien fleh allmählich wieder mit Möwen befledeln möchten; fie beleben mit ihren anmutigen, graziöl'en Flugbewegungen das Geiamtbild unferer landfchaftlidi fo fdiön gelegenen Teiche auf das wirkungsvollfte und der Schaden an den Hfdibeftänden wird durch den Nugen, den die Möwen durdi eifrige Infektenvertilgung der Landwirtfchaft leiften und durch ihre wertvolle Eierproduktion reichlich wieder ausgeghchen. Anlage II. Nene Ereignisse auf dem Gebiete dei sclilesisclien Yogelwelt. Von Paul Kollibay. Änser alhifrons (Scop.). Am 29. November 1911 betraf Herr Hauptmann von Groeling bei Cofel einen Flug von 6 Bläggänfen, von denen er ein Stüd<; erlegte. Am nädiften Tage gelang es ihm, noch zwei weitere Stücke zu erbeuten. Je ein Exemplar gelangte in Drefdiers und meine Sammlung. Das Vorkommen diefer nor- difdien Gans ift bisher nur in wenigen Fällen in Sdilefien feftgeftellt, doch mag fle häufig überfehen oder nicht erkannt werden. (hjfpius olor ((.Till.). Der Hökerf di wan wird bei uns feiten auf dem Durchzuge beobachtet. Kutter fah ein Stück am 25. Nov. 1911 bei Liegnig in der Richtung NO-SW überhin ziehen, und ein Herr Leifer in Hirfchberg teilte mir mit, dag er am 15. April 1912 einen Zug von 6 Wildfchwänen über das Riefengebirge ziehen fah. Cygnus cijfpms {L.). Eine verhältnismägig feltene Feftftellung konnte Herr Martini machen. Er bekam ein Anfang Dezember 1911 l\) bei Merzdorf am Bober erlegtes jüngeres Stück des Singfchwanes mit viel Grau am Hälfe zum Ausftopfen. Otis tarda L. Herr Präparandenanftalts -Vorfteher Tobias in Bojanowo, ein Enkel des alten (chlefifchen Ornithologen Louis Tobias, berichtet mir, dag im nördlichen Teile des Kreifes Rawitfch (Prov. Pofen), übergreifend nadi Teilen des rdilefitchen Kreifes Guhrau, mehrere Herden Grog trappen als Brutvögel vorkommen, fo ins- besondere bei Tribufch, Bonicken und Katfchkau. Oullinula cMoropits (L.). Das g r ü n f ü g i g e T e i ch h u h n ift ein Zugvogel, bleibt aber zuweilen doch in einzelnen Stücken über den Winter bei uns zurück. Dabei mag wohl mandher Vogel ftarker Kälte zum Opfer fallen, Herr Emmrich beobachtete am 14. Januar 1912 bei 19 Grad Kälte drei Teichhühner an einer wegen des reigenden Waffers noch offenen Stelle eines Fluffes. Alle anderen Nahrungs- pläge waren zugefroren. Tetrao tetrix L. Herr Koske fah bei einem Präparator einen Mifchling von Birkwild und Fafan. Nnrifraf/a carijocatades macrorhynrlia (Br.). Von dem vorjährigen grogen Zuge des fibirifchen Tannenhehers habe ich nach dem November 1911 nichts mehr gehört. Insbefondere ift über einen Rüdizug im Frühjahre nicht das geringfte bekannt geworden, fodag wohl anzunehmen ift, dag alle Individuen des Riefenzuges allmählich ihren Untergang gefunden haben. Frmyüla nivalis L. Herr Oberlehrer Kr üb er in Hirfchberg fandte mir einen ausführlichen Bericht über die am 14. Februar 1912 erfolgte Beobaditung des Schneefinken in der Gegend zwifdien Warmbrunn und Stonsdorf. Es handelte fidi um einen Schwärm von 12 bis 15 Stücken. Die Feftftellung erfolgte fowohl fofort an Ort und Stelle mit dem Fernglafe, als auch demnädift durch Vergleidiung von Balgmaterial. Herr Kr üb er wird über feine intereffante Be-' obaditung, welche der rdilefifchen Avifauna eine neue Art zuführt, in der nädiften Hauptverfammlung eingehend berichten. Sylvia nisoria (Bchst.). Die Sperbergrasmücke, deren zigeunerartiges Auftreten und Wiederverfdiwinden bekannt ift, ift diefes Jahr (1912) bei Neiffe redit zahlreich als Brutvogel feftzuftellen gewefen. Neben jedem beobachteten Pärchen fand idi audi ein foldies des Lantus coUurio L. Accentor modidaris (L.J. Die Heckenbrau nelle ift derjenige heimifdie Singvogel, der mir bisher am unbekannteften geblieben ift. Insbefondere hatte idi noch nie fein Neft gefehen. Im Mai 1912 ent- deckte nun mein Sohn das Neft mit feinen fchönen dunkelblau-grünen 2^^ 20 Eiern und zwar merkwürdiger Weife in unferem belebten Stadtparke, nahe an einem Wege in einem einzeln flehenden fdiütteren Fichten- bäumchen. Zu unfer großen Freude gelang es dem am Nefte ftets fehr fcheuen Vogel nicht nur die 5 Eier auszubrüten, fondern auch feine Jungen aufzuziehen. Er'ühacus plnlomeJa (ßclist.). Am 19. Mai 1912 beobachtete Herr Natorp in feinem Garten in Myslowitj einen Vogel, den er zunächft für eine Nachtigall hielt. Da das Tier ihm zu wenig roftrot erfchien, nahm er ihn vor das Glas und erkannte nun am Kröpfe die bekannte graue Mufchelzeichnung des Spr offers. Zur ganz fieberen Feft- ftellung fing Herr Natorp den Vogel mit dem Garn. Es war ein junges ?. Anlage III. Eine Kiebitz Studie. Von E. Drefcher. Im April 1911 erfchien in den Mitteilungen über die Vogelwelt von dem Landwirtfchaftslehrer Herrn Paul Wem er ein fehr intereff anter Auffa'ö, welcher fich „Neues vom Kiebiß" betitelte. Diefer Auffa^ gab mir Veranlaffung, die von mir angeftellten Kiebitjunterfuchungen nodi weiter auszudehnen und ich will heute die erzielten Refultate mitteilen. Zunächft gehe ich auf den erften Teil des Auffatjes ein, welchem die Frage zu Grunde liegt „Nimmt der Beftand an Kiebiljen ab?" Diefe Frage kann fich natürlich nur auf den Kiebi^beftand der engeren Beobachtungsgegend beziehen. Denn zur Beantwortung einer folchen allgemeinen Frage würden ftatiftifche Aufzeichnungen von einem ungeheuren Gebiet notwendig fein, da der Vogel einen grogen Teil Europas, Afiens und Nordafrikas bewohnt. Herr Wemer vertritt nun die Anficht, dag der Beftand nicht abnimmt. Ich kann diefer Anficht nur beitreten, da ich durdi Be- obachtung und Notizen feftgeftellt habe, dag der Beftand fidi in meiner Gegend feit Jahren gleich bleibt, ja eher zu- als abnimmt. Der Kiebig ift hier im Neiffetal abfolut nicht fo häufig, wie man oft annimmt. Nur das fonderbare auffällige Gebahren der Vögel lägt den oberflächlich Beobachtenden den Kiebig häufiger erfcheinen. Wenn in einer engeren Gegend etwa 10 Paare brüten, fo glaubt der 21 Laie, die Gegend wimmele von Kiebit5en. Auch dadurch, dag die Vögel (ich im Herbft aus der ganzen Gegend zufammenfcharen, und io ftattliche Flüge auf den Äckern bilden, wird eine große Häufigkeit vorgetäufcht. Denke man fich alle Drolfeln der Gegend zuiammen, alle Finken, Goldammern u. f. w., fo würde man über die Unmaffen erftaunen. Ich bemühe midi feit Jahren, meinen Kiebifebeftand zu heben. Trot5dem ich die Eier ftets liegen lieg, hier audi abfolut keine Eier geludit werden, kann idi nur eine fchwache Vermehrung feftftellen. Warum aber vermehren fich denn hier bei uns die Kiebige nicht ftärker? Wemer fagt, der Kiebig ift ein Wandervogel, weil der Vogel fich in einem Jahre nicht am alten Brutplag einfindet. Hierzu möchte ich einiges bemerken. Zunächfl: ift es meiner Anficht nach unmöglich feftzuftellen, ob derlelbe Vogel fich wieder am alten Brutplag einfindet. Nur Beringungsverfuche könnten hier Auffchlug geben. Das Rekiltat würde meiner Anficht nach folgendes fein. Wir würden, glaube ich, die alten Vögel am Brutplag wieder finden, die Jungen und Fremde aber nur feiten. Wie komme ich nun zu diefer Anficht? Sehen wir uns zur Erklärung diefer Behauptung mal die hiefige Gegend an der Hand einer Karte an, auf welcher die Brutpläge feit Jahren aufgezeichnet find. Wir müHen zunädift feftftellen, dag die ganze Neiffeniederung augerordentlich günftige Aufenthaltspläge bietet und dag trogdem nur ganz beftimmte Orte, die fogar lächerlich ftreng innegehalten werden, aufgefucht werden. Jahr für Jahr fpielt fich dasfelbe Bild ab. Das kann nur dadurdi hervorgebracht werden, dag alte Bekannte wieder am alten Ort erfcheinen, „in der alten Heimat". — Auf der Karte fehen wir zunächft in einer Länge von etwa 10 Kilometern nördlich und füdlich der Neiffe nichts als mit niedrigem Milchwald durchlegte Wielen. Nach Weften hin verbreitert fich dieles Gebiet und es fchieben fich da bis 2 Kilometer breite Feldpartien ein. In unferer zu befprechenden engeren Gegend wird das Gebiet nach Norden hin dadurch fdineller begrenzt, dag die bis zu 300 Meter Höhe anfteigenden Hügel fdinell herantreten. Dahingegen bleibt nadi Süden hin ein viele Kilometer weit reidiendes Gebiet flach, durchlegt mit prächtigen laftigen Wielenflächen und Walferläufen, allo herrliche Aufenthaltsorte für unleren Vogel Sudien wir nun nadi den Brutorten, lo finden wir zu unlerem Erftaunen nur ein ganz kleines ftreng begrenztes Gebiet bei Ellguth und zwar weftlich des Dorfes, nördlich und lüdlidi der Bahn. Noch nie habe ich bei mir an einer anderen Stelle den Kiebig brütend gefunden. 22 Sehen wir uns die Brutplätje noch näher an. Wir finden da füdlich der Bahnflrecke Wiefenflächen in etwaiger Gröge von 25 Hektar, welche im Süden von dem durchfchnitthch l^U Meter tiefen und 7 Meter breiten, fchnell fliegenden Mühlgraben begrenzt werden. Nördlich der Bahn find dieie Wiefen nicht fo ausgedehnt und fchieben fich bald Felder hinein. Diefer Komplex nun, aho eine Fläche von etwa 50 Hektar, ift feit Jahren der ausfchliegliche Brutplat5. Aber wir muffen uns noch mehr in den Brutplag vertiefen. Betrachten wir zunächft den füdlichen Wiefenteil. Diefer wird fcharf begrenzt im Norden von der gradlinigen, einen hohen Damm bildenden Bahnflrecke, im Süden von dem oben erwähnten Mühl- graben ; im Often vom Dorf Ellguth und im Weften von einem Bufch. Quer durch die Wiefen zieht fich ein Feldweg, etwa in der Mitte. Die Wiefen find vollftändig gleichartig, etwas feucht, im Often feuditer als im weftlichen Teil. Wir haben alfo einen, durch den baumlofen Querweg gefchiedenen öftlichen und einen weftlichen Wiefenteil. Der Hauptbrutplag liegt aber ftets nur auf dem öftlichen Teil. Selten verläuft fidi ein Pärchen auf den weftlichen, und wenn es das tut, bleibt es in der Nähe des Querweges, Weiter nach dem Bufdi zu hat meines Wiffens noch nie ein Kiebig gebrütet. Der ganze in Frage kommende Komplex ift überhaupt nur 1300 Meter lang und etwa 300 Meter breit. Der eigentlidie Brutplag umfpannt nur eine Fläche von etwa 500 X 200 Meter. Sieht man fich die ganze Fläche an, fo mügte man meinen, dag die Kiebige diefen Teil deshalb bevorzugen, weil der öftlidie Hauptbrutplag etwas feuchter als der andere Teil ift, ja es ftehen in feuchten Jahren fogar kleine einige □ Meter groge Waffergalien mitten auf der Wiefe, auch gehören diefe Flächen zum Hochwaffergebiet. Diefe Anficht mug man aber fofort beifeite legen, wenn man fich den zweiten Brutplag nördlich der Bahn anficht, denn hier haben die Vögel gerade im Gegenteil den höchften und trodvenften Teil ausgewählt. Bemerken will ich hier gleich, dag fich diefe Brutpläge weder in den ganz trockenen Zeiten noch in den ganz naffen Über- fchwemmungsjahren verfchoben haben. Wenn wir nun diefen nördlichen Brutplag betrachten, fo finden wir die Wiefenflächen hier bedeutend fchmäler, ja das Feld tritt fogar an eine Stelle bis an die Bahn heran. Gerade diefe Stelle ift es, die den Kiebigen am heften gefällt. Im vorigen Jahr ift aus diefem Feld in Gröge von l^/i Hektar eine Korbrutenanlage gemacht worden. Die Kiebige find aber nach wie vor hier geblieben. Er brütet alfo hier nicht auf den Wiefen; fondern in Weidenanlagen und auf dem 23 _ Felde. Audi hier trennt ein Weg diefen Komplex, jedodi brüten auch auf der anderen Seite des Weges die Kiebitje, vorzugsweile aber auf einem Feld, feiten auf den eigentlichen Wielen. Auger diefen alteingetragenen Hauptpiätjen wurde auch hin und wieder eine andere Stelle aufgefucht. Diefe liegt iüdöftlich des Dorfes ganz tief an einem alten, toten NeiHearm. Hier fiedelten fich 1908 zwei Pärchen an. Das eine Neft, deifen Gefdiichte ich fdion an dieser Stelle befchrieb, kam unter Hochwaifer. Es fielen daher ir. diefem Jahre hier keine Junge aus. 1909 trieben fich zur Brutzeit wieder Kiebitze hier herum, ich konnte aber kein Neft entdecken. 1910 wurde jedoch diefelbe Stelle, genau an demselben Ort von 3 Paaren befeljt, woi'elbft die Jungen auskamen. Seit diefer Zeit lehe ich zur Brutzeit hier keine Kiebi^e mehr. Dies find die Hauptbrutplät^e der erften Brut. Sind die Wiefen hodigewachfen, dann werden die Erfat5bruten weiter nördlich ange- legt. Diefe Stellen liegen äugerft merkwürdig und zwar auf den absolut trockenen, hohen Feldern (220 m) nördlich der Bahn, mitten auf dem Adver. Hier flehen die Nefter fowohl auf den Hackfrudit- fdilägen als auch im Getreide. Im erfteren Falle flehen fie auf der hohen Furche, feiten in derfelben. Diefe Befchreibung follte alfo dar- legen, wie konfervativ der Kiebitj hier inbezug auf feine Neflplä^e ifl; und ich kann mir unmöglich vorflellen, dag gerade immer diefe für menfdiliche Begriffe abfolut den anderen Stellen gleichartigen Plä^e von fremden, im Frühjahr erfdieinenden Kiebigen wieder neu aufgefunden werden follten. Das können unbedingt nur immer ein- unddiefelben Exemplare fein. Meine Kiebifee lind bis jegt alfo nicht gewandert, fondern haben offenbar nur einen Teil ihrer Jungen ab- gefchoben. Nun könnte man glauben, dag die Tiere, ganz gleich, ob die Alten, oder neu hinzugekommenen, nur jene Stellen auffudien, wo fie am wenigflen geflört werden. Audi das ifl abfolut nidit der Fall. Die Störung ifl an den oben befdiriebenen Plagen ungeheuer. Bei diefem Punkt komme ich nun wieder auf die Ausführungen Wemers, welcher fagt, dag es fidi einerlei bleibt, ob die erflen Eier fortgenommen werden oder nicht, denn man mug an Folgendes denken. Die Kiebige legen mit Vorliebe auf der Brache ihre Nefler an. Nun gehört es zum Wefen der Brache, dag fie im Laufe des Jahres mehrere Male mit Pflug und Egge bearbeitet wird u. f. w. Das ifl voll- kommen riditig. Aber audi die Wiefen unterliegen bei uns zur Zeit der erflen Kiebigbrut einer fleten Bearbeitung. Da kommt die Wiefen- fdilidite, dort die Egge, da die Steinklauber u. f. w. Nur durch einen Zufall entgeht ein Wiefennefl diefen Zerflörungsmafdiinen. Nur dann, 24 wenn der Kiebi^ entgegengefet5t feiner Gewohnheit eine Vertiefung zur Neftanlage wählt, kommt es vor, dag obige Geräte ohne zu fchaden darüber hinweggehen. Das Liegenlaffen der Eier hat alfo deshalb keinen Erfolg. Aber auch die Erfat5bruten werden oft nochmals aus diefen Gründen zer- ftört. Die Gelege find aber noch ganz anderen Gefahren ausgefegt. Wenn der Kiebig fein Neft Anfang April anlegt, fo gefthieht es oft, öfter als wir denken, dag die Gelege zerfrieren. Der Kiebig figt wenig auf dem Neft. Wenn das Gelege noch nicht voll ift, brütet er noch garnicht. Kommt der Froft bis zu 8 ", fo zerfriert das Gelege unweigerlich, das Ei zerplagt. Aber audi fchon nicht fo tiefe Tem- peraturen können das Verderben der Eier herbeiführen, ohne dag diefelben zerplagen. Diefe Gelege bebrütet der Kiebig, während er die auslaufenden verlägt. Wenn das Gras auf den Wiefen noch kurz ift und wenn der Acker noch vollftändig kahl dahegt, fo kommt es auch vor, dag das Gelege ausgeraubt wird. Der Kiebig ift ein augerordentlich mutiger Verteidiger feines Neftes. Es bereitet ein groges Vergnügen, eine Zeitlang einer brütenden Kiebiggefellfchaft zuzufehen, wie fie jede über das Feld fliegende Krähe angreifen. Die Krähen kennen audi die brillanten Flieger fehr genau und weichen ihnen aus. In diefem Frühjahr trieben fleh der vielen Mäufe wegen bis zum 1. Mai zwei Buffarde auf den Kiebigwiefen herum. Täglich und ftündlich konnte man die beiden Buffarde hier beobaditen. Diefes Paar hat meine Kiebige geradezu zur Verzweiflung gebracht. Einmal beobachtete ich Folgendes: Ein Buffard fag auf der Wiefe auf der Erde nahe der Bahn- ftrecke. Da kam ein Schnellzug angebrauft. Diefem hielt der Vogel keinen Stand, ftrich ab und kam gerade auf ein befegtes Kiebigneft zugezogen. Etwa 50 Schritt vom Neft fag das Kiebig-rT. Als diefes den Buffard von weitem fah, ftand es auf, machte unter heftigem Gefchrei feine Kapriolen und begab fidi zum Neft. Hier flieg es mit vielen Bücklingen das 9 vom Neft. Der Buffard kümmerte fich natürlich nicht um das erregte Paar, fondern zog ruhig weiter. Das Kiebig ? begab fleh jedoch nicht weit weg vom Neft und fegte fleh auch gleich wieder darauf. Ein anderes Mal fah ich ein Kiebig- y auf der Wiefe ein neues Neftloch ausrupfen. Als ich mich näherte, machte das cT diefelben Anftalten wie oben und ftieft das 9 vom Neft. 25 Entgegengehest anderen Vögeln verlägt der Kiebit5 fein Neft bei Gefahr, vertrauend auf die grogartig angepaßte Eierfarbe. Jedem find wohl die Kapriolen bekannt, die vor allem das d am Neft, oder vielmehr in der Nähe desselben bei drohender Gefahr ausführt. Gegen einen Teil der gefiederten Räuber aho ift der Kiebig aus obigen Gründen einigermager gefdiügt. Dahingegen mug es fein Gelege dodi öfter einmal einem Wiefei oder dergl. opfern. Idi habe jedodi niemals gefunden, dag das Gelege auf einmal zerftört wurde, fondern es verfdiwand immer nur nach und nach ein Ei nach dem andern. Wohl ein Beweis der guten Verteidigung. Wir fehen hieraus alfo, dag es nidit nötig ift, die erften Gelege den Mafchinen und Räubern zu überladen. Der Menfch ift vollftändig berechtigt, fich diefe Gelege anzueignen, fie verderben doch grögtenteils und das Liegen- laffen trägt abfolut in keiner Weile zur Vermehrung bei. Eine andere Sache ift das Auflefen der Eier durch fogenannte Eierfucher. Hiervon bin idi auch ein abfoluter Gegner. Diefe Leute nehmen jedes Ei, was fie finden, ob Kiebig oder nicht, ob bebrütet oder frifdi. Auch dadurch würden fie aus oben angeführten Gründen noch keinen erheblichen Schaden anrichten, aber wenn der Löwe Blut geleckt hat, dann ift es fdilimm. Das Suchen geht heimlich über den gefetjlidien Termin hinaus jedes Rebhuhn-, Fafan-Neft u. f. w, mug daran glauben und es ift überhaupt nicht richtig, das Volk an das Eierausnehmen zu gewöhnen. Wemer fagt fehr richtig : „Das Schwerfte am Kiebigeierfuchen ift nicht das Auffinden des Neftes, fondern das Liegenlalfen der Eier!" Nun wollen wir uns über das Neft und feine Anlage orientieren. Wemer unterfcheidet drei Arten von Neftern, nämlich „Hauptnefter, Zufluchtsnefter und Spielnefter". Ich kann bei meinen Kiebigen wohl auch drei Arten unter- fcheiden, konnte aber ein fogenanntes Zufluchtsneft noch nie feftftellen. Regelmägig baute der Kiebig für fein Nachgelege ein neues Neft. Wird das erfte oder zweite Gelege zerftört, wenn das Gras fdion höher ift, dann zieht er überhaupt, wie ich fchon fagte, nach einem anderen Plag desfelben Brutreviers. Ich habe, angeregt durch den Wemerfchen Auffag, fpeziell in diefem Jahre intenfive Beobachtungen in diefer Beziehung gemacht. Jedes Neft erhielt unauffällig in feiner Nähe ein Stöckchen mit Nummer, fodag eine Verwechfelung aus- gefchloffen fein mugte. Ich konnte demnadi unterfcheiden, Haupt- nefter, Spielnefter erfter und Spielnefter zweiter Ordnung. Die Hauptnefter find meift die beftgebauten, weil fie zur Brut benugt werden. Die Spielnefter erfter Ordnung, meift nahe am Hauptneft, 26 find ebenfalls tadellos gearbeitet, unterscheiden fich jedoch je nach der Örtlichkeit in ausgelegte und unausgelegte. Auf leiditem Feld- boden blieben fie unausgelegt, auf den Wiefen waren fie ebenfo wie die Hauptneiter mandimal ftärker, meilt nicht fo reichlich ausgelegt. Die Spielnefter zweiter Ordnung find oft nur Löcher. Aber auch hier könnte man zwei Arten unterfcheiden, beffere, die den Spiel- neltern erfter Ordnung gleichen und fdilechtere, fowohl auf Feld, als auch auf Wiefe unausgelegt. Ich will hier einen notierten Brut Vorgang befchreiben. Auf dem Hauptwiefenkomplex fand ich am 9. 4. 12 10 Uhr vormittags ein Neft mit den üblichen 4 Eiern. Ich entnahm ein Ei. Es zeigte Stägige Bebrütung. Nachmittags 6 Uhr war das Neft wieder befet5t und ich entnahm der Beobaditung wegen audi diefe drei Eier. 2 Meter da- neben ftand das Spielneft 1. Ordnung ebenfalls ein wenig aus- gelegt, aber kleiner. Am 17. 4. abends fand ich den Kiebit5 an diefem Neft. Dasselbe war nun vergrößert und prächtig ausgelegt. Ich glaubte nun dies fei das Erfat5neft. Ich täufchte mich aber, denn der Kiebit5 legte noch ein drittes Neft an 1 Meter daneben, polfterte es gut aus und am 20. 4. lagen fchon zwei Eier darin. Auger diefen fand ich dafelbft noch drei Nefter, wovon audi das eine gut ausge- legt war. Der Kiebi^ hatte alfo das erfte Hauptneft, das zweite neu angelegte Hauptneft, die beiden guten Spielnefter und zwei Spiel- nefter 2. Ordnung. Überrafdiend waren jedoch die Unterfudiungen auf dem nörd- lichen Komplex der Feldfeite. Auch hier wollte ich die Reihenfolge der Neftanlagen notieren und deren Benul5ung beobachten. Es brü- teten auf diefem Platj 4 Pärdien, weldie zusammen nicht weniger als 53 Nefter anlegten. Ich habe fämtlidie gefundenen Nefter aufge- nommen, die Entfernungen abgemeffen und auf einen Plan gebracht. Eine Reihenfolge der Anlagen feftzuftellen war mir aber unmöglich, da die unbefe^ten Nefter zu fdiwer auffindbar find und man jüngere Nefter mandimal eher fand als ältere. Der Grund, dag die Kiebitje hier fo viele Nefter anlegten, ift darin zu fudien, dag der Boden hier fehr leidit zu bearbeiten war. Auf den Wiefen geht dies er- heblich tdiwerer. Aus einem Verftedi beobachtete ich, dag das Kiebig-9 mit vieler Mühe und groger Anftrengung das Gras mit dem Schnabel ausrupft. Das Bild ift fehr poffierlich, er fteht direkt Kopf dabei. Bei dem Neftbau auf dem leichten Boden hingegen wird das Neft mit Leichtigkeit ausgebuddelt und durch herumdrehen des Körpers glatt gemacht. Betrachten wir nun die Nefter näher. Auf dem eigentlichen Neftkomplex brüteten 3 Paare. Das 4. Paar legte fidi etwa 60 Meter 27 nördlidi dieier Nefterftadt das Hauptneft an. Von den 3 Paaren wurde das eine am 22. 4. ausgeraubt (das heigt innerhalb mehrerer Tage!). Diefes Paar machte nun nidit, wie man annehmen mügte, Gebrauch von einem der vielen zur Verfügung flehenden Nefter, Sondern legte ein neues Neft in etwa 80 Meter Entfernung auf dem benadibarten Acker an. Leider wurde es auch hier wieder ein Opfer des Pfluges am 7. 5., nachdem das Gelege von 8 Eiern etwa 3 Tage bebrütet gewelen war. Aber das ftörte den Kiebit5 nicht, nodi ein drittes Erfatjneft oben auf der Kartoffelfurche zu bauen, was wiederum am 23. 5. durch Bearbeitung des Feldes, nadidem 1 Ei abgelegt worden war, zerftört wurde. Diefes Paar zog allo den immerwährend begangenen Adj 2 11 30 1 3. « Herrenlauerfig »> 2 11 28 > 5. 11 bei Gofchü^ 11 3 11 28 1 7. 11 bei Schreiberhau 11 3 11 28 t 8. 11 Wangrowig )) 4 11 30 ) 9. 11 bei Glogau 11 1 11 31 > 11. 11 Heufcheuer 11 5 11 28 j 12. 11 Arnsdorf 11 5 11 28 > Von allen Zufendern wurde die Sorglofigkeit diefer Vögel wieder beftätigt, einige wurden in Wiefen emflg fuchend angetroffen. Als Überrefte ihrer Nahrung fand ich Schnecken und Käferteile, audi in einigen Fällen Pilzrefte und wieder auch bei einigen kleine Hafelnüffe. 49 12. Oktober. Einige größere Schwärme Sdiwanzmeifen durch- zogen die Gärten und Anlagen. Eine Wafferamfel zeigt fich feit einigen Tagen am Zacken, wenig fäieu. Hirundo rustica fliegen noch vereinzelt über dem Zacken. Die Gebirgsbadiftelze, die ich nun (chon den zweiten Winter als ftändigen Galt nennen konnte, ift an allen Gewäffern gut vermehrt anzutreffen. 25. Oktober. Kiebit5e noch in ftarker Anzahl an den Teichen gefehen. 5. Dezember. Eine Ringeltaube feit einigen Tagen beobaditet, welche Eicheln nahm. Die Taube wurde mir darauf, verendet ge- funden, überbracht und konnte es an den Speiferellen beftätigen. 7. Dezember. Gebirgsbachftelzen bei Itrengem Froft am Zacken. 8. Dezember. Ein dickfchnäbliger Tannenheher in meinem Garten. 14. Dezember. Eine Saatgans, Anser fabalis, Herifchdorf. 1912 Januar. 2 d", 2 9 Mergus merganser, Talfperre Mauer. März. Eine Reiherente d, Mauer. 26. März. Totanus totanus an der Sdineegrubenbaude gefunden. 22. Auguft. 3 dickfchnäblige Tannenheher bei Hirfchberg beob- achtet. 3. und 4. September. Albino von dem Fliegenfchnäpper mehrere Mal gefehen. 10. September. Ein Crex xwatensis an der Schneegrubenbaude. 14. September. Ein Tringa alphia Übergang zum Winterkleid. November. Vereinzelte Seidenfchwänze. 23. November. Gallinula chloropus an der Schneegrubenbaude gefunden. Als bedeutendfte Seltenheit dürfte wohl der Kleiber, ein voll- ftändiger Melanismus gelten, der mit einigen normal gefärbten in einem hiefigen Park gefehen und der hiefigen Reidisgräflichen orni- thologifdien Sammlung als neues Glanzftück in die Schlefifche Ab- teilung eingereiht wurde. 50 Anlage IV. Belli erkuiigen über die Amsel. Von Th. Rieger. Was Anlage des Neftes anbelangt, fo ift die Amiel durchaus nicht mehr wählerifch in bezug auf den Ort, wie folgende Beifpiele beweifen : Im Jahre 1911 benu^te ein Amfelpaar eine alte, hölzerne Laterne, welche an einer Scheunenwand hing, zur Anlage des Neftes. Im Frühjahr und Sommer 1912 niftete ein Amfelpaar zweimal hintereinander in einer Scheuer auf Heuvorrat. Am Giebel der Scheuer hatte fich ein Brett losgelöft und durch die dadurch ent- ftandene Spalte fdilüpfte das Amfelpaar aus und ein und legte hart an der Bretterwand direkt auf Heu das Neft an, einmal rechts von der Spalte, das andermal links davon. Beidemal wurden die Jungen auch grog gezogen. Was ihr räuberifches Wefen und ihre Schädlichkeit im Garten durch Verzehren von Früchten jeglicher Art betrifft, fo gehen meine Beobachtungen dahin, dag fie nicht auf veränderter Lebensweüe im allgemeinen beruhen, fondern dag fie zufammenhängen mit dem Mangel refp. Überflug an anderer Koft. Genau diefelben Wahr- nehmungen habe ich fchon viele Jahre bei Staren gemacht. Bei dem trocknen Sommer 1911 trat ein groger Mangel an Würmern u. f w. ein. Die Folge davon war, dag fleh die Amfeln durch andere Koft entfchädigten und Birnen, Pfirfidie, Erdbeeren, Johannes- und Himbeeren auf eine gemeine Weife brandfchagten und dadurdi für die Gartenbeflger zu einer furchtbaren Plage wurden. Im Sommer 1912, der ihnen infolge der Feuchtigkeit genügend Fleifchkoft lieferte, waren fie für die Gärten lange nicht eine iolche Plage; auch machten fie fidi durdi ihr Herumftürmen in den Sträuchern und Hecken der Gärten nicht fo unangenehm bemerkbar für die kleinen Vögel, die dadurch mehr Ruhe hatten und ungeftörter ihrem Brutgefchäft obliegen konnten. 51 Anlage V. Notizen von Präparator Schelenz in Canth. Am 11. November 1911 zwei Tannenheher erhalten, fehr mager. Am 12. Januar 1912 zwei Sdineeammern, d und V, aus einem Fing von etwa 50 Stück erlegt. Zur felben Zeit bei Frankenftein i. Sdil. erlegt. Anlage VI. Fringilla nivalis L. in Schlesien. Von Oberlehrer P. Kruber in Hirfchberg i. Sdil. Der Schneefink gehört zu den im mittleren und nördlichen Deutfchland äußerft feiten beobachteten Vögeln. In der mir zugäng- lidien Literatur finden fich nur ganz vereinzelte Fälle feines Vorkommens verzeichnet, und diefe flammen, wie die im „Neuen Naumann" er- wähnten, meift aus längft vergangener Zeit. Der Bearbeiter diefer Art (Prazak) konnte offenbar aus neuerer Zeit keine anführen; da- gegen bezeidmet er ihn als „feltenen Wintergaft" in Böhmen, Galizien und Ungarn (hier z. B. 1833, 1869 und 1873). In der von AI. Bau beforgten V. Auflage von Friedrichs „Naturgefdiichte der deutfchen Vögel" heigt es ganz allgemein: „In fehr ftrengen, anhaltenden Wintern kommt er als Seltenheit von den Tiroler und Schweizer Alpen nadi unferen niedriger gelegenen Gegenden, wo er dann in Gefellfdiaft der Bergfinken fein Leben friflet." Kollibay in feinem Werke „Die Vögel der Preugifchen Provinz Schlehen" (1906) fchreibt: „Der Schneefink der Alpen fpukl in der Literatur audi einige Male als vermutlich (chlefifcher Vogel. Immer handelte es fich zweifellos um Verwechfelung mit der Schneeammer, Calcariiis nivalis L. wie ich in dem zuletjt aufgetauchten Falle perfönlich feftftellen konnte." Angefichts diefer fpärlichen Notizen dürften nachfolgende Zeilen wohl das Intereffe der Ornithologen erregen. Am 14. Februar 1912 unternahm ich mit einem Kollegen, Herrn Volksfchullehrer Pürfchel von hier, einem eifrigen Freunde und Beobachter der heimifchen Vogelwelt, einen Spaziergang über Stons- dorf nach Warmbrunn. Es herrfchte leidlich fchönes Wetter. Ende des Januar und Anfang des Februar war eine Kälteperiode einge- treten, die fich aber bei uns weniger intenfiv bemerkbar machte als im nördlichen und nordöftlichen Deutfchland. Ich notierte als tieffte 52 Temperatur 18 Grad am 4, Februar. Schon in den nädiften Tagen trat Tauwetter ein, fo dag die geringe Sdineedecke bis auf vereinzelte Reite wegfchmolz. Als wir gegen 4 Uhr Stonsdorf verliegen, erblickten wir didit am Wege nach Warmbrunn an einem Grabenrande einen Trupp von etwa 12 bis 15 Vögeln, die fidi durdi ihr unfcheinbares, Iperlingartiges Gefieder nur wenig vom dunklen Boden abhoben und kaum unfere Aufmerkfamkeit erregt hätten, wenn fie nidit durch einen grogen, weigen Fleck auf den Flügeln fo auffallend geweien wären. Hier- durch veranlagt, folgten wir ihnen nach. Sie liegen uns auf einige Meter herankommen, flogen dann ein kurzes Stück weiter und gingen dann hüpfend und laufend ihrer Nahrung nadi. Längere Zeit hielten fie fidi in der Nähe eines Sdineeflecks auf. Schlieglidi erhoben fie fidi, um fidi auf eine Birke im nahen Gebüfdi zu fegen, von wo fie aber nach einiger Zeit bei unterer Annäherung wieder abftrichen. Während diefer ganzen Zeit konnten wir die Vögel mit unferen Gläfern — ich hatte mein Bufdi-Prismenglas Sollux 6x, Herr P. einen guten Feldftedier zur Hand — fehr deutlich beobachten. Dabei fiel uns besonders der afchgraue Kopf und Nacken auf, während Flügel und Rücken ein fdiönes Braun zeigten, von dem fich der groge, weige Fleck auf- fällig abhob. Beim Abfliegen fah man den breiten keilförmigen, an- fdieinend rein weigen Schwanz. Idi konnte mir zuerft gar nicht er- klären, wen wir da vor uns hatten. Ich kenne unfere heimifdie Vogelwelt ziemlich genau und habe Jahre hindurch, im Sommer wie im Winter, eifrig Beobachtungen im freien angeftellt, aber hier ftand ich vor einem Rätfei. Das Grau des Kopfes erinnerte wohl an Tunlus lyilcms; alles andere fl:immte jedoch nicht. Das Braun des Gefieders erfdiien dem der Pr/.s^ö^er-Arten ähnlidi. Mein Begleiter fand einige Ähnlichkeit mit Accentor modularis heraus, von dem natürlich noch viel weniger die Rede fein konnte. Sdilieglidi fiel mir ein, dag wir möglichei-weife Sdineeammern vor uns hätten, die ja auch viel weig auf den Flügeln und zum Teil weige Schwanzfedern befigen. Ich kannte diefe Art noch nicht aus eigener Beobachtung, erinnerte midi aber, dag fie in Sdilefien und befonders im Riefengebirge fchon mehrfach bemerkt worden ift. Als ich jedodi zu Haufe die Abbil- dungen im „Neuen Naumann" verglich, ftellte es fidi heraus, dag die Vögel unmöglidi Schneeammern gewefen fein konnten. Alle Merk- male, auch die fdilanke Geftalt und Gröge, deuteten vielmehr auf FringiUa nivalis. Idi benügte einen der nädiften Tage, um noch ein- mal die Stelle aufzufudien, wo wir die Vögel gefehen hatten, dodi — wie vorauszufehen war — ohne fie wieder zu finden. 53 Herr Juftizrat Kollibay, dem ich alsbald von unferen Beob- aditungen Mitteilung machte, ftand zunädifl aus leicht begreiflichen Gründen meinen Vermutungen etwas fkeptifch gegenüber und meinte, dag vielleicht eine Autofuggeftion vorliege, und dag die betr. Vögel doch nur Schneeammern gewefen feien. Er fdiickte mir aus feinen reichhaltigen Sammlungen einige Bälge von FririfjUla und Calcarins nivalis im Winterkleide zu, um durch Vergleidiung allen Zweifel zu beheben. Was ich vermutet hatte, wurde mir nun zur völligen Gewißheit. Diefes Afchgrau des Kopfes und Nackens, das Braun des übrigen Körpers (bei den lebenden Vögeln vielleicht um eine Schattierung- dunkler), der große, weiße Fleck auf den Flügeln, Größe und Geftalt, alles Itimmte mit Frinr/lUa nivalis überein. Nun konnte ich mir auch erklären, warum wir bei den am Boden herumlaufenden Vögeln nichts vom Weiß des Schwanzes gefehen hatten. Diefes liegt unter den braunen Mittelfedern verborgen und tritt erft dann redit auffällig in Erfdieinung, wenn der Vogel beim Abfliegen die Schwanzfedern breit keilförmig auseinanderfaltet. Herr P., dem ich die Bälge vorlegte, bezeidinete ohne jedes Schwanken FrinyiUa nivalis als identifdi mit den von uns gefehenen Vögeln. — Calcarins mit feinem viel helleren, weißlichen Kopfe, dem hellroftbräunlidien Scheitel und dem viel dunkleren Rückengefieder kann gar nicht in Betradit kommen. Einige Zeit fpäter konnte ich bei Herrn Landgeriditsrat Kayfer in Herifchdorf ein ausgeftopftes, noch gut erhaltenes Stück (Fring. niv.) vergleidien, das aus der Sammlung des verftorbenen Dr. Luchs in Warmbrunn Itammt und möglicherweife in hiefiger Gegend erlegt worden ilt. Leider liegt darüber keine fchriftliche Angabe vor. Jedenfalls beftätigte der Anblick diefes Exemplars meine oben aus- gefprodiene Anficht. An der Tatfache, daß die von uns beobachteten Vögel Sdinee- finken waren, lägt lieh nach dem Gefagten kaum mehr zweifeln. Woher kamen fie aber? Waren es Alpen- oder Karpatenvögel? Was bewog fie, in einem Winter, der für einen großen Teil Mittel- europas fo mild und fchneefrei aufgetreten war, zu uns zu kommen? Sollte gerade diefer anormale Winter fie dazu verlockt haben, fich fo weit nach Norden bezw. Weften zu wenden? Konnte man doch in diefem Jahre die Beobachtung machen, daß manche Vögel — wie Turdus piloris und iliacus — fidi faft den ganzen Winter über in großen Schwärmen in unferem Tale umhertrieben, während fie fonlt nur als Durchzügler im Spätherbit und Frühjahr aufzutreten pflegen. Hatten fie fich einem foldien Schwärme angefdiloffen ? (Aus demfelben 54 Gehölze, in dem fie fich auf kurze Zeit niedergelaffen hatten, flogen auch eine Anzahl Drolfeln ab!) Übrigens bin ich geneigt anzunehmen, dag Fring. niv. öfter zu uns kommt, als man vermutet, und dag diefer trog des weißen Flügelflecks immerhin wenig auffallende Vogel vielleidit vielfach nur überleben wurde. Wer würde auch Intereffe an ihm nehmen? Der Jäger und der Landmann, die in diefer Jahreszeit fich nodi am eheften im Freien aufhalten, beachten diefe fcheuen, unfcheinbar ge- färbten Vögel kaum, und es ift als ein ganz befonderer Glückszufall zu bezeichnen, wenn fie einmal die Wege eines Ornithologen kreuzen. Vielleicht tragen diefe Zeilen dazu bei, die Aufmerkfamkeit der Ornithologen auf diefe anfcheinend wenig gekannten und beobaditeten Vögel zu lenken. Anlage VII. Die Vogelwelt des Teichgebietes von Spreer Heidehaus. Von Johannes W. Stolz. Ehe ich zu meinem eigentlichen Thema komme, geftatten Sie mir einige kurze Bemerkungen über die Art meiner ornithologifchen Tätigkeit in der Oberlaufit3. Sie ftand in erfter Linie unter dem Gefichtspunkte der genauen Feftftellung der geographischen Verbreitung und Verteilung der einzelnen Arten über das Beobachtungsgebiet und der Abhängigkeit ihres Vorkommens vomWedifel derLandfchaft und der Lebensbedingungen. Im Gegenfag zu den älteren Forfchern, die nur einzelne be- grenzte Örthchkeiten aufgefucht haben, war es mein Plan, die ge- famte Oberlaufig in allen ihren Teilen perfönlidi kennen zu lernen. Darum konnte idi mir nidit die Zeit nehmen, einzelne Arten ausfdilieglidi und ganz eingehend zu ftudieren. Faft allfonntäglich bin ich unterwegs und habe meift weite Märlche gemacht. Doch habe ich midi an befonders wichtigen Stellen ftets länger, gelegentlich ganze Tage lang aufgehalten, nur ein kleines Gebiet dauernd ab- spähend und abhorchend. Natürlidi benugte idi dann audi die fich ungefucht ergebenden Gelegenheiten zu eingehenderem Studium einzelner Arten. Zu den Gebieten, die fo eingehendes Durchforfchen verdienen, gehört mit an erfter Stelle das Teich gebiet von Heidehaus Spree. 55 Die nadiftehenden Erörterungen find eine knappe Zulammen- faffung der Tagebuchnotizen über 17 Beluche des Gebietes durdi meinen Mitarbeiter und Freund H. Kr am er jun. und lU Exkurfionen von mir zwifchen lliU4 und 1912, die meift aus Umfchreitungen der Teiche beftanden. Zweimal habe idi audi, 7. und 8. Mai 1910 und 9. Juni 1912, gründliche Durchsuchungen der Teiche mit dem Kahne vorgenommen. Das Gebiet von Heidehaus Spree gehört zu dem nördhdiften Striche der Oberlaulitj, der, angrenzend an die vielberedete „Streu- landbüchle" des Deutfdien Reiches, in erhöhtem Mage die Eigenheiten des Bodens und der Landfchaft aufweift, die als belondere Charakter- züge der Läufig genannt zu werden pflegen. Kargheit des Bodens und Mangel an Bodenfdiätjen erlauben vielfach nur eine fdiwache Be- fiedelung. Freilich hat fich manches gewandelt, lagt doch fchon Robert Tobias vor etwa 40 Jahren: „ . . . ich habe nur wenig einzelne Beobaditungen anführen wollen, da fich viele Örtlich- keiten im Laufe derZeit durch diefortfchreitendeKultur fo verändert haben und noch verändern, dag manche Be- obachtungen wie Märchen klingen würden." Ift auch die Oberlaufit5 nicht mehr ganz das in alten Zeiten fo verrufene Wald-, Sand- und Sumpfland, fo kann doch mit Genugtuung konftatiert werden, dag fich hier noch viel ziemlidi urfprünghches Naturleben erhalten hat und wohl noch lange erhalten wird. Es leien hier, gleidi vorweggreifend, die wefentlichften all- gemeinen Züge im Vogelleben unteres Gebietes überfiditlidi zu- fammengeftellt. Wir haben hier eine Örtlichkeit, die für viele Landfchaftsteile der Oberlaufig typifch ift: Die nahe Nachbarfäiaft von Wiefen und Äckern, von Wäldern und von ausgedehnten Waff erf lädien. Diefen fo verfchiedenen Landfchaftselementen entfpridit die Entfaltung eines relativ artenreichen Vogellebens auf engem Räume. Man kann bei einer Exkurfion leidit auf einige 80 Arten kommen, wenn man Ende Mai oder Anfang Juni dorthin geht. Es ift aber bei der Kargheit des Bodens kein hervortretender Indi viduenreiditum zu bemerken. Audi find gerade Wald und Gebüfch fehr einförmig und es fehlt ihnen das dichte Gewirr niederer und halbhoher Stauden, Kräuter und Gräfer üppiger Flugauen. Darum fehlen die hervor- ragendften Vertreter der Singvogelwelt, wie ErWiacus hiscinia, Eri- tliacHs cyatieculus, Lociistella- Arten, Acrocephaliis palustris, Sylvia nisoria. Das Laubholz tritt gegen die Kiefern und Fichten fehr zurück, fo gibt es auch nur wenig natürlidie Baumhöhlen, und Erithacas phoe- 56 nicurus und Muscicapa atricapilla bleiben der Gegend fern, ebenfo wie etwa Jynx torquilla und Dendrocopus medius. Einen Erfafe bieten dafür eine Anzahl fonft wenig häufiger, eigenartiger Vogelgeftalten, besonders auf dem Waller und im Sumpfe. Um allzu große Weitfdiweifigkeit zu vermeiden, muß ich midi darauf befdiränken, nur die befonders bezeidinenden Vogelgeftalten anzuführen, wenn idi je^t mit wenigen flüditigen Stridien ein Bild des Jahreslaufes mit feinen wedifelnden und bleibenden Erfdieinungen vor Ihnen erflehen laifen will. Mit dem erften Erwadien des Lenzes Anfang März begannen unfere Exkurfionen nadi dem in Rede flehenden Gebiet. Dann flehen die Bäume nodi kahl, der Rafen zeigt ein häglidies Gelbgrau und nur wenige Felder mit einer dünnen Decke von Winterfaat bringen etwas Farbe in das duftere Bild. In der Nähe der Landftragen und der Baum- und Gebüfchreihen längs der Feldwege fcheucht jeder Wanderer große Gefellfchaften der Grau- und Goldammern (Emberüa calandra und citrinella) auf, die eben noch gefchäftig nach Nahrung fuditen und nun fich eilig auf Bäume und Büfche retten. Im Sommer ift ihre Zahl nicht geringer, nur find fie viel weiter zerflreut. Dann gefeilt fich ihnen noch ein Dritter von ihrer Sippe, der „Kornfinke" (Emherka horhdaua), der längs der Landflragen und Baumreihen auffallend häufig ifl. Die Wanderfcharen der Saatkrähen (Corvus frugilegus), meifl begleitet von einigen Dohlen {Lycos moneduJa), wirbeln vorüber oder überfchwemmen die Felder. Ebenfo fchwarz heben fich von den Wiefen die Geflalten einiger Birkhähne [Tetrao tetrix) ab. Ein ander Mal trifft man fie wohl auch auf ein paar Birken, deren Knofpen fie auf die fchwanken Zweige hinaufgelockt haben. Auf den Wiefen haben fie ihre Balzpläße, aber man kann fie wohl auch vom Baume herab fleißig balzen hören. Nebenbei bemerkt, hält fich hier auch ein kleiner Befland von Tetrao urogallus auf. Wenn man, dem Wald gleich fern bleibend, weiter durch die Wiefen fchreitet, fcheudit man bald hier bald da einzelne oder zu 2 — 4 gefcharte Antkus pratensis auf. Sie find nur im Frühjahr hier draußen. Später, z. B. nodi Ende Mai, trifft man fie fehr vereinzelt noch im fumpfigen Wiefen- rande der Teidie, wo einzelne Pärchen brüten mögen. An einen Grabenrand tretend fieht der Wanderer vielleidit gerade noch einen Alcedo ispida davonfchießen. Er müßte hier bei dem Reichtum an Waffergräben und Teichen fehr häufig fein, wird aber rückfichtslos verfolgt und im Winter leicht in kleinen Teilereifen gefangen. Zwifchen Wald und Feld wechseln einige Plca pica, die den Wandrer von weitem durch ihr Gelärme für die anderen Tiere 57 fignalifieren. Anfang März, z. B. 9. 3., können bereits einzelne Vor- poften der Kiebit5e (Vanellus vanellus) da fein, vielleidit auch fdion die beiden erften Lanis ridihuuhis. Sogar ein (ims (jrus wurde 1910 fchon um diele Zeit angetroffen. Von Ende März an pflegen die Teiche meift dauernd offen zu bleiben. Dann find Kiebifee und Möwen fchon reidilicher da, auf den Teichen aber (chaukeln fich groge Schwärme von Walfergeflügel im Spiel der Wellen. Sie find jefet befonders leicht zu beobachten, da das vorjährige Sdiilf während des Winters entfernt worden ift und groge, freie Wafferflädien ent- ftanden find. Anas hoschas macht meift die Hauptmaffe aus. Häufig ift auch Anas crecca. Während diefe beiden aber ziemlidi fcheu find, fich gern etwas verftecken, und leidit auffliegen, fchwimmen die Nyroca ferina recht herausfordernd und offen herum. Ihre f cf lenken fowiefo den Blick auf fidi, da ihr Rücken faft rein weig ausfieht und in der Sonne weithin leuditet. Nodi auffälliger leuditen die Xyroca dan(jula-(Sd, wohl die prächtigften Geftalten auf den Teidien. Frü- heftens wurden fie 18. 3. notiert. Natürlidi find audi die unvermeid- lidien Fidica atra da, wenn auch nicht in fo beängftigenden Mafien wie im Spätfommer, wo ihre fchwarzen Geftalten die Teichfläche an- füllen, Avie die Rofinen den Strieg. In kleinen Sdiaren trifft man Anas iienelope und Anas qiierqiiedula, beide in ihrem fchönen Gefieder (der dd) eine Augenweide, beide audi befonders kenntlidi durdi die Stimme, befonders wenn fie fidi in die Luft erheben, und jene mit lautem „wibwüh" den Teidi umkreifen, diefe ihr hölzernes Raffeln hören laffen. Vereinzelt wurde audi SpaMa clypeata, doch fogar noch am 8. 5. 10 in einem Pärdien gefehen. Selten ift A^ias acuta, und die Zahl von 6 dd und 2 Q 9 am 9. 3. 10 ift ganz ungewöhnlidi. Erft Ende Mai, dann aber manchmal redit häufig, tritt Nyroca nyroca auf. Selbft Nyroca fuUgula ift hier angetroffen worden, fogar nodi am 30. 5. ein d. Sind einige Teiche noch ungefpannt geblieben, dann bilden fie einen Anziehungspunkt für mancherlei fchnepfenartige Vögel. Neben den ziemlich langweiligen Kiebigen, trifft man etwa einmal ein halbes Dugend Totanus totanus. vielleidit fogar einige Totanus fuscus darunter. Bei einer folchen Gefellfchaft fiel mir am 24. 3. 12 auf, wie lebhaft das Schieferfchwarz an Kopf, Hals und Bruft legterer Art hervor- zutreten begann. Vielleidit läuft audi ein einzelner Charadrius duhius am Rande kleiner Lachen oder flacher Gräben herum. 6. 5. 06 wurde ein vereinzelter Trhifjoides hyimleucus aufgezeidinet. Später kommen nodi Ocdlinago gallinago hinzu. 58 Zur gleichen Zeit fingen im Kiefernhochwald (bereits 9. 3, 10) Turdus viscivorus. und da wo Fichten oder Laubbäume flehen, auch Tardm nwrula. Beider Gelänge find ja ziemlidi ähnlich, aber wohl zu unterfcheiden, wenn man beaditet, dag viscivorus einförmiger fingt, lehr kurze Strophen hat, und ihr Lied einen fchwermütigen Charakter trägt, der durch den abgerufenen Vortrag vielleicht noch mehr zur Geltung kommt, obgleich das Tempo lehr flott und eilig ift. Auch andre Droffeln beleben durch ihre Unruhe die Gegend und flreichen im Bereiche der Wiefenränder und wo hohe Laubbäume nidit zu dicht flehen, herum. Am lärmigflen ift Turdus lyUaris. Durch kurzes „zipp" verrät fich Tnrdus musicus, durch gedehntes, rauhes „zieh" Turdus iliacus. Der erftgenannte ift vielleicht vereinzelter Brutvogel (nach 31. 5.) wie viscivorus und noch häufiger musicus; die zulegt er- wähnte ausfchlieglich, aber häufiger Frühjahrs- und Herbftdurchzügler. Den ganzen Winter hindurch konnte man die beiden häufigften Spechte unferes Gebietes gelegentlich treffen. Je^t werden fie auf- fälliger und man kann faft bei jeder Exkurflon den Deudrocopus major an den großen Eichen der Teichdämme hämmern hören und fehen und zur gleichen Zeit aus dem jenieitigen Walde heraus die mannig- faltigften wStimmäugerungen von Dryocopus martius vernehmen, das melancholifche kliäh, das leidenfchaftliche (an den Grünfpecht erinnernde) glüh-glüh-glüh, und den haftigen Schreckruf krick-krick-krick. Im Geftrüpp am Teichrande hufchen und fchlüpfen jegt wieder ein Paar Emheriza schoemcola. Sie find nach meinen bisherigen Er- fahrungen entfchieden Zugvögel. Auch würde ihnen ihr Aufenthaltsort im Winter kaum gefallen, da alles Schilf gewiffenhaft gemäht oder getchnitten worden ift. Einmal wurden von den Gebrüdern Kram er (5. 4. 08) 3 Erifhacus cyaneculus beobachtet, unter ihnen aus groger Nähe ein Tierchen ohne weigen Stern auf der blauen Bruft. Zur Frühlingszeit ift auch Asfur palumharius laut und in der Nähe der fpäteren Horftftelle ertönt fein fpeditartig gellendes „heiheihei". Audi fein kleineres Abbild Accipiter nisus wurde hier zuweilen und ebenfo zur Brutzeit gefehen. Regelmägig ftellen fich ein Paar Buteo huteo zur Brut ein, deren Flugfpielen zuzufehen immer ein Genug ift. Kommen fie dabei in die Nähe eines Turmfalkenhorftes, fo kann man fehen, wie der viel kleinere Räuber die Buffarde lebhaft attakiert, um fein Hausrecht nachdrücklich zu wahren. Als Gäfte erfcheinen mehrmals Schreiadler: Äquila clanga ift konftatiert in erlegten Exemplaren 8. 5. 97, 18. 7. 05 und 23. 5. 05 im Nachbarrevier Podrofche ; am 11. 9. 05 hier ein Aquila poniariiia Die frei und weit in die Luft ragenden kahlen Gipfeläfte der alten Eidien 59 der Teidhdämme wählt fleh Falco subbiUos gern zum Ruhefitj und zur Warte, und Hegt von hier aus dem Fange von Libellen eventl. auch Maikäfern ob. Dazwifchen fängt er audi manchen Vogel. Nodi häufiger läßt fidi über den Wiel'en und F'eldern vor dem Waldrande Cerchneis tinnunciila fehen. Sicher von Mitte März an das ganze Jahr hindurch kann man bei jeder Exkurfion bis zum November mit größter Beftimmtheit darauf rechnen, dag er fleh zeigt. Am 29. 3. 08 waren o Exemplare nahe bei einander auf den Wiefen gegen Quelsdorf. Nördlich vom Heidehaus konnte ich einmal (13. 4. 08j lange und unter den günftigften Verhältniüen ein altes d von Cirpus ci/aneus beobachten. Ebenfalls Mitte März Itellen fleh Columba oenas und kaum fpäter Columha palumbits ein, während Tvrfvr turtnr erft im Mai erfcheint. Unter den kleinen Vögeln, die Wald und Bufch beleben, finden fich die meiften, audi fonft: Meifen, Rotkeh\(hen, Phylloscopus trocJiilus und rufus, Sylvia simplex, S. sylvia und S. curruca, Troglodytes trocjlo- (lytes; höchftens könnte auf die Häufigkeit von Aeyithalus caudatus auf- merkfam gemadit werden. Im Frühjahre füllen Oriohis oriolus und noch mehr im ganzen Teichgebiete Cucidus canorns mit ihren Stimmen Bufch und Wald. Spätlinge flnd, aber ebenfalls fleißige Rufer, Upupa epops, mehr auf den mit diefen durchletjten und mit Laubbäumen beftandenen Orten, und Coracias garrida eher im Kiefernwald, wenn nur hohle, alte Eichen nicht fern find. Auffallend ift es, dag alljährlich hier, weit im Tieflande drin, und bis in den Mai hinein Acceutor modularis in Fichtendickungen vereinzelt zu hören ift, zu einer Zeit, wo er brüten mügte. Es ift aber leider noch nicht gelungen, das Brüten auch ficher nachzuweifen. Von Daubitj her erfcheint lehr regelmäßig Ciconia ciconia, der im nahen Dorfe feinen Horft flehen hat. Nur als flüditiger Gaft gelangte 28. 3. 09 ein Ciconia nigra zur Beobachtung. Mit der Annäherung an den S o m m e r wird die Beobachtung der Teichbewohner immer fchwieriger. Rohr und Riet wachfen und verbergen das Treiben der Waffervögel. Stock-, Krick-, Knäk-, fowie Tafel-, Moor- und Schellenten brüten. Die Taucher find fpät ein- getroffen. Colymbus yrisegena macht fich durch feinen Spektakel fehr bemerkbar. Eher noch häufiger ift Colymbus nigricollis in durch- fchnittlich gegen einem Dugend Paaren. Auch er gebraucht feine Stimme fleigig, aber fie ift heifer und fchwach, wie „chiepe" (gegen den vorderen Gaumen gefprochen) und fehr leicht zu überhören. Häufig ift Colymbus fiuviatilis. deffen angenehmes Trillern man noch tief im Herbfte, nur viel abgeriffener und kürzer, zu hören bekommt. 60 Er ift am leltenften zu f e h e n. In nur ein oder zwei Paaren findet fleh Colymhus cristatus, immer ein befonderer Sdimuck des Teidies, Befonders erwähnenswert ift das ziemlidi regelmäßige Vorkommen von Anser anser, audi während der Brutzeit. Regelmäßig und dabei leicht und eingehend ift das Treiben dreier Paare von Gnis [e^en\ fand ich je 4 Kuckuckseier. Diefe entnahm ich alle, fah aber fonft nie einen Kuckuck auskommen. Idi glaube, dag der Kuckuck die Rohrfänger- nefter recht oft belegt, da ich den Kuckuck regelmäßig bei den Neftern antreffe. Von dielen 8 Kuckuckseiern waren alle unbebrütet und 2 davon zertrümmert. Man muß alfo annehmen, daß meine Rohrfänger die Kuckuckseier bis auf geringe Ausnahmen vernichten. Meine Ex- perimente mit Einlegen fremder Eier beweifen dies wohl. Es wäre intereffant zu erfahren, ob und wie oft man bis jeßt Kuckucke (nicht Eier) in den Rohrfängerneftern gefunden hat. Es ift eben das Schlimme, dag der Oologe jedes Kuckucksei aus dem Neft für die Sammlung entnimmt. Ich habe mich deshalb, weil viel intereffanter, in diefem Jahre bemeiftert und den Kuckudi z. B. in sylv'm sii)qjle.r. liegen laffen. Das Kuckucksei verfchwand aber fpurlos! Beim Rohrfänger hatte ich dies Jahr leider keine Gelegenheit hierzu, fand nur das eine zertrümmerte Ei. Ich glaube ficher, dag die Fälle bei mir recht feiten find, wo das Kuckucksei angenommen wird. Die Eierzahl der vollen Gelege fchwankte zwifchen 2 und 5 Stück. Die Zahl 4 und 5 ift das normale und kommt das Gelege von 4 Eiern zu 531/2 Prozent, das Gelege zu 5 Eiern zu 35 Prozent, das von 3 Eiern zu nur 8' 2 Prozent und zu zwei Eiern nur zu 3 Prozent vor. Die Gelege mit fo wenig Eiern find jedoch mit Vorficht zu behandeln, da troß der forgfältigften Beobachtung doch das Gelege voller gewefen fein kann. Immerhin können fie vorkommen und 3. Brüten vorftellen. Es gehören auch 2 Gelege zu 2 Eiern dem Juli an. Die Gelege von 3 Eiern gehören alle in den Juni. Nur 19Ü9, dem guten palustris- Jahr fand ich ein Gelege zu 5 Eiern mehr, als Gelege zu 4 Eiern, fonft überwiegt das Gelege zu 4 Eiern im Durchfchnitt um 18 Prozent. — Ein Taubbrüten kommt bei ijalusfris feiten vor. Auger bei einigen Fällen, wo ein fchlechtes Ei zurückblieb, fand ich nur noch ein Gelege von 3 Eiern, von welchen nur ein Junges auskam und 2 Eier faul waren. Eingegriffene Eier fand ich nur ein Mal und konnte ich hierbei genau feftftellen, dag das Ein- greifen beim Auffcheuchen der Alten vom Neft ftattfand. Die Eieranzahl bei streperus fchwankt zwifchen 4 und 5 zu etwa gleichen Prozenten. Jene Gelege, welche nur 3 Eier aufwiefen, hatten nodi je 1 Kuckucksei, konnten alfo gröger gewefen fein. (In einem so Gelege fand ich 4 Eier -+ 1 Kuckuck). — Mich über die Eier felbft zu äugern, würde zu weit führen. Ich wül nur bemerken, dag ich unter den ludvstr is-Eiern ein abnorm in die Länge gezogenes Ei fand, fowie ein ganz wunderbar helles, grasmüdcenartiges und jene oben er- wähnten Gelege mit grobgezeidineten Eiern in den ftarken Weiden- ftangen mit groben Neftern. — Nun wollen wir ein Mal die Bebrütung, Entwid^elung und Aufzucht, ioweit fie nicht allgemein bekannt fein dürften, näher betrachten. — Das fertige Nelt bleibt manchmal nodi 2 — ^3 Tage leer flehen. Ich fand z. B. am 15. 5. ein faft vollftändig fertiges Nefl. Am 22. 5. ftand dies noch leer und erfl am 2o. 5. lag ein Ei darin. So lange bleiben aber nur zeitig gebaute Nefter unbelegt. In den meiften Fällen wird das Nefl fofort belegt, wenn es fertig ift. Jeden Tag erfcheint 1 Ei. Idi habe jedodi nie den Vogel auf einem unfertigen Gelege brüten fehen, wie z. B. den Würger. Beide Gatten brüten nun eifrig. Das d fingt audi während der Brut eifrig. Der Gefang felbfl ift zu bekannt, um hier näher darauf ein- zugehen. Ich möchte nur einen Fall hervorheben, jenen nämhdi, wo ein o täufchend den Waditelfchlag nachahmte, in einem Jahr, wo bei mir nicht eine einzige Wachtel zu hören war. Ein Beweis dafür, daß das palnstris-d ein gutes Gedächtnis haben mug. Während den 14 Tagen der Brut vollzieht fich in dem Ei eine nicht allzuweit vorfdireitende Entwickelung, das heißt, es entkriecht dem Ei ein Vögelchen mit völlig gefchloffenen Augen und ohne jede Feder, ein Magftab für die übrige Entwickelung. Diefe vollzieht fich folgendermaßen: Bei dem unbebrüteten Ei finden wir in dem etwas flüifigen Eiweis eine etwa 8,5 mm Durchmeffer faxende, meift auffallend hellgelbe Dotterkugel. Die Entwickelung geht im Verhältnis zu den größeren Sing- vögelchen z. B. den Droffeln langfam vor fidi, denn fie braudit an- nähernd die gleiche Zeit. Während die DroHel etwa 14 bis 15 Tage zur Entwickelung braucht, fo dauert diefe unferes Vögelchens 13 bis ebenfalls 14 Tage, ift im Durchfchnitt aKo nur etwa einen Tag voraus. Ebenfo wie bei der erfteren, fo kommen auch hier ausnahmsweife mal längere Zeiten vor. Die Entwickelung innerhalb des Geleges ift, wie ich fdion oben erwähnte, ziemlich gleichmäßig, fodaß die Jungen innerhalb eines Tages alle ausfallen. Nur das leßtgelegte Ei zögert manchmal und ift bei großen Gelegen an und für fich fchwächer. Dies ift aber in der zu großen Inanfprudinahme der Kräfte der Alten begründet, nicht etwa in fpäterer Bebrütung. 81 Wenn es nun andi bei palustris vorkommt, dag wir innerhalb eines Geleges verlchiedene Entwickelungsftadien antreffen, dann ift der Grund meift in anderen Ursachen zu fuchen. Als Beifpiel führe ich hier folgenden ganz besonders merkwürdigen Fall an. In einem Gelege, in dem vorhin befchriebenen kleinen Neft, fanden fidi F) ixdustris- und 1 Kud\ucksei. Die Schalen der Eier waren abnorm dünn. 2 Eier nun zeigten eingedorrten klumpigen Inhalt. Ein Ei enthielt einen fclion verfaulten etwa Btägigen Embryo, ein Ei einen 5- bis 6tägigen gefunden und ein Ei einen 8 tägigen gefunden Embryo. Das Kuckucksei war abfohlt frifch, gefund und unbebrütet und lag noch dazu obenauf. Diefe Bebrütung ift doch wirklich merkwürdig. Sieht man fich aber das bis an den Rand vollgefüllte Körbchen an, fo wird man leidit begreifen, dag eine gleichmägige Brutwärme nicht zu erzielen war. Die Wärme in einem fo luftigen Neftchen ift überhaupt nur dann wirkfam, wenn der Vogelkörper direkt an das Ei gelangen kann. Die von mir feftgeftellte Wärme in dem unteren Teil fo eines Neftdiens beträgt nur 28 Grad C. Betrachten wir nun die embryonale Entwicklung etwas näher. Sie beginnt fofort mit der Erwärmung. Sdion am 2. Tage erkennen wir den winzigen länglichen Keim. Bald darauf krümmt fich diefer ftark. Der länglidie, auf der unteren Seite kiemenartig gebildete Kopf nimmt ftark an Umfang zu. Man erkennt die Augen und die blafenartig hervortretenden Vorderhirnhälften. Die Gliedmagen er- fcheinen als kleine Stumpfe. Am 5. Tage ift der ftark gekrümmte Keim gegen 15 mm lang. In der Krümmung gemeffen nur 8,50 mm. Hier fällt nun der ungeheure Kopf auf, der wohl beinahe 5U Prozent der ganzen Körpermaffe ausmacht. Die Hirnblafen treten wie eine hohe, in der Mitte eingekerbte Müt5e über den Kopf hinaus. Das Auge färbt fich. Der Kopf hat feine längliche Geftalt vollftändig verloren und liegt mit der Mundfeite auf der Bruft auf. Der Körper ift verhältnismägig klein, die Gliedmagen fchon ftark in die Länge gewachfen. Beide legen fich um die Bauchfeite herum. Hände und Zehen erfcheinen floffenartig, befonders die Zehen. Die Entwicklung fchreitet nun fchnell vorwärts, die Gliedmagen ftrecken fidi, das floffenartige verliert fidi und die Finger fowie die Zehen bilden fidi aus. Vor allem geht mit dem Kopf eine groge Veränderung vor fidi. Die Mundöffnung wird zum Sdinabel, die Pupille vergrögert fich. Der Augapfel wird von den Häuten überfpannt, die Hirnblafen verfchwinden allmälig. Dementfprechend fdireitet audi die innere Ausbildung vor. Befonders fchnell wächft der Darm. Am 8. Tage haben wir fdion e 82 einen kleinen winzigen Vogel von 19 mm Länge vor uns (gemeffen vom Stirnbein bis After). Kopf und Rumpf find proportionierter. DiejAugen flehen zu beiden Seiten des Kopfes weit hervor. Der Augapfel ift noch nicht vollftändig verfthloifen. Eine ovale Öffnung lägt die Pupille hervortreten. Der Schnabel ift zwar noch kurz, trägt aber fdion den Eizahn. Die Gliedmaljen find faft völlig ausgebildet. Am Hinterteil erkennt man deutlich Bürzel und After. Die Anlagen der Federfluren treten deutlidi hervor. Drei Tage fpäter ifl der Embryo fchon über 20 mm lang. Die Formen find viel feinere. Die Hirnblafen ganz verfdiwunden. Die Augen find beinahe ganz gefchloffen und heben fich als dunkele Kugeln von der Kopffeite ab, treten jedoch nicht mehr fo riefenhaft hervor. Die Federfluren, weldie vor 2 Tagen nur angedeutet waren, find jefet deutlidi zu fehen. Jede Spitje der Federchen ift dunkel gefärbt. Die Flügel und Schwanzfedern find fdion als kleine Häkdien hervorgebrochen, die der übrigen Fluren als kleine Schüppchen. Die Stelle, wo der Eizahn auffit5t, ift ftark hornbraun gefärbt. Die Fleckungen im Verein mit den überaus graziöfen und zierlichen ge- formten Gliedmagen laHen den palustris-Embryo direkt fchön erfdieinen. Es ift dies aber audi fein Glanzpunkt, denn von jegt ab wird er wieder häglidi. Das Wachstum fdireitet bis zu etwa 25 mm fort. An dem Äugeren des Tierchens nehmen wir weiter keine Umwand- lungen wahr, aber der ganze Körper ift merkwürdig dunkler ge- worden. Hier tritt alfo fdion das erfte Mal eine typifche Eigentüm- lichkeit des palustris-Jungen auf. Wir erkennen auch fdion einen gelben Anflug der Sdinabelhöhle und des Radiens und bei Öffnung des Schnabels deutlich die zwei fo diarakteriftifdien fdiwarzen Flecke auf der Zunge. Nach dem vorher beobachteten, mugten wir nun erwarten, ein befiedertes Junges vor uns zu haben, das ift jedoch keineswegs der Fall. Im Gegenteil, die Federfpigen madien den Eindruck, als ob fie wieder zurückgegangen wären. Dies beruht darauf, dag fidi nun die Muskeln und Haut kräftig entwickelt haben. Ein kleiner Dotterfack hängt nodi am Nabel. In diefer Geftalt verlägt der Embryo feine Eihülle. Kurze Zeit darauf dunkelt die Haut des Körpers mit Ausnahme der Beine zu einem Blaufchwarz fdmefi nach. Mit diefem Moment beginnt die Sorge der Alten um die Brut. Der Gefang des o' wird feltener und verwandelt fidi in einen fchnarrenden Warnungs- und Lock-Ruf, der bei groger Erregung täufdiend einer fogenannten Schnarre ähnelt. Ift das d bei Gefahr befonders aufgeregt, fo verfudit es zwifdien feinen Sdinarrtönen ganz kurze haftige Strophen, was einen allerliebften Eindruck macht. 83 Zunächft werden die Eifchalen weit weg getragen und das Neil überhaupt mit peinlidifter Sorgfalt geläubert. Es ift oft fdiwer feft- zAiftellen, ob man nach dem Ausfliegen ein benutjtes oder unbenut5tes Neil vor fich hat, nur einige zurückgebliebene Federfchuppen be- weifen dies. Ganz merkwürdig bleibt daher die Tatfadie, dag fie durch irgendwelche Umftände zu Grunde gegangene Junge nicht aus dem Neft entfernen. So fand ich z. B. am 7. 7. 12 in einem Neft mit 3 Jungen ein 4. etwa 2 Tage totes angefaultes Junges im Neft liegen. Die Gefchwifter waren kerngefund und fagen auf dem Toten. (Ich habe dielen Fall nur noch bei der Goldammer erlebt, wo das Junge Ichon vollftändig mumifiziert war.) Zunächft hudern die Alten die Jungen nicht nur bei Regen und kaltem Wetter, fondern audi bei der größten Sommerhitje. Allzuviel lieht man fle jedoch nicht auf den Jungen. Die ganze Aufzucht ift überhaupt ein nervöfes Haften. Beide Alten find übereifrig. Idi erlebte folgenden Vorfall. Am 20. 6. 11 fand ich ein Neft mit 5 Jungen, von denen das eine etwas zurückgeblieben war. Diefer kleine Kerl führte einen merkwürdigen Tanz auf, fiel von einer Seite auf die andere und verdrehte das Köpfchen ganz furchtbar. Idi nahm ihn heraus, um die Urfache diefes Gebahrens zu ergründen. Das war (chnell gefchehen, denn der kleine Kerl hatte eine furchtbar groge Sdimeigfliege im Schlund, die er b^^im heften Willen nicht herabbekam. Durch weniges Drücken und Nachfchieben gelang mir das Experiment, worauf der Kleine fofort äugerft befriedigt war und in fein Neftchen zurückgeletjt, Sofort einfchlief. Bei folch ftarker und kräftiger Fütterung wachfen fie (chnell heran. Am 2. Tag migt der Rumpf ohne Kopf 20 bis 21 mm. Der ganze tiefblaufchwarze Körper ift runzelig, der Schnabel gelb, der Eizahn nodi vorhanden. Der Radien ift leuditend gelb mit zwei tieffchwarzen Flecken auf der Zunge. Noch keine einzige Feder ift erfchienen. Die Körperlage ift noch etwas gekrümmt. Bei der leifeften Berührung aber recken die Kleinen den Kopf in die Höhe und fperren den Sdinabel zitternd auf. Am 4. Tage hat der Rumpf fdion eine Länge von etwa 25 bis 26 mm. Das Augenlid begrenzt eine (charfe, (chligartige Oeffnung. Die Schwingen erfdieinen und die übrigen Fluren ftehen zum durdibrechen da. Der Radien ift noch intenfiver gelb mit tieffchwarzen Punkten auf der Zunge. Am nädiften, alfo 5. Tage find fdion alle Fluren erfchienen. Der Bauch bleibt nackt. Der Rumpf migt fdion 30 bis 32 mm. Die Körperfarbe wird heller. Am 7. Tage hat der Rumpf eine Länge von etwa 34 bis 35 mm. Das Bild ift überrafchend ver- ändert, da die nun fehenden Vögel Federn tragen. Die Schwingen 6* 84_ find fdion 11 mm lang. Die Kerlchens füllen nun das Neft voll aus und fifeen dicht zusammen, die fpi^en Schnäbelchen halten fie kerzen- gerade in die Höhe. Am 9. Tage haben wir vollftändige Vögelchen vor uns. Der Rumpf migt 40 mm und mehr, die Schwingen fchon etwa 24 mm. Den nächften Tag, ja fchon öfter in der eben befchriebenen Form, verladen die Kleinen, ohne fliegen zu können, das Neft. Am 28. 6. 11 fand ich eine ausgeflogene, oder befier gefagt, ausgelaufene Familie, von denen ein Kleines folgende Maße hatte. Rumpf 45,50, Schnabelfeite 16, Schwanz 20, Flügel 45, Lauf 24 mm. Die Kleinen verkriechen fidi wie Mäufe und drücken fich ins Gras, oder klettern an den Stengeln herum und es dauert nodi eine geraume Zeit, ehe fie das Fliegen erlernen. Wenn die zweite' Brut beginnt, werden die Kleinen fich felbft überlaffen. Ich iah z. B. am 22. Juni 1909 die erften einzelnen Jungen ohne elterliche Begleitung. Die Jungen fehen nicht fdiön aus. Der Schnabel fcheint unverhältnis- mägig lang und tritt noch dadurch hervor, dag die vorderften Fluren noch lange Zeit in den Hüllen flecken. Die Kopfleiten daher nackt ausfehen. Das Gefieder ift überhaupt lehr zerfdiliffen, Üonft ift die Farbe kräftiger als bei den Alten. Befonders fällt das Rotbraun der Unterfeite auf. Von strejjerus ift ganz dasfelbe zu berichten, nur mit dem Unterfchiede, dag die junge Brut ihre hohen Nefter erft dann verlägt, wenn fie vollftändig befiedert und flügge ift. Ende Juli etwa finden fidi Junge und Alte zufammen und treiben fich herum, um darauf im Laufe des Auguft wegzuziehen. Den fpäteften Gefang hörte ich am 11. Juli. Ehe ich meinen Bericht fchliege, möchte ich noch eines ganz besonderen Falles gedenken. Am 15. 6. 12 nämJidi fand ich ein Neft in Brombeerneifeln in 50 cm Höhe mit 5 Eiern, von welchen 1 Ei zur Hälfte in den Neftboden eingebaut war. Solch eingebaute Eier fand ich bis jegt nur bei dem Würger, der Goldammer, der Singdroffel und Amfel. Ich verweile auf meinen Auffag über das Einbauen der Eier. Dies dürften die Beobachtungen über jene Eigentümlidikeiten fein, welche meine Neifferohrfänger befonders auszeidinen und welche ferner nicht in den allgemein zugänglichen Büchern zu finden find. Mögen diefe Worte meine Zuhörer zu redit eifrigem Studium anfeuern, fodag immer grögeres Material zufammengetragen werden kann. Solch forgfältig gefammelte Beobachtungen muffen fdiheglich auch der Wiffenfchaft von Nugen fein. — ^^^ — 85 Mitteilung. Die Arbeit „Kollibay, lieber den Tannenheherzug von 1911 in Schlefien" Seite 3 folg. ift bereits abgedruckt im Journal für Orni- thologie 1918 Seite 612 folg. K. Bitte! Defiderata meiner Sammlung find insbesondere : alter Habicht, Wanderfalk, Blaurake, Mittelfpecht, Pfeifente, Wildgans, Ziegenmelker, Rohrweihe, Hohltaube, Reiherente, Zwergfumpfhuhn, Wiedehopf. Für gelegenthche Zuwendung würde ich fehr dankbar fein. Kollibay. Mitglieder -Verzeichnis des Vereins fchlelifcher Ornithologen am 15. November 1913. Vorhand : Paul Kollibay, I. Vorfi^ender. Fri^ Grabowsky, IL VoiTi^ender. Hugo Grünberge r, I. Sdariftführer. Fritz Kutter, II. Schriftführer. Eberhard Drefcher, Kaff enf ührer. Ehrenmitglieder: Herr Profeffor Dr. Otto Finfch, Braunfdiweig, Mufeum. Herr Profeffor Dr. Carl Zimmer, Mündien, Neuhauferftrage 51. Ordentliche Mitglieder: 1. Herr Abramczyk, Felix, Juftizrat, Breslau, Schweidni(5erftra|^e 34 35. 2. „ Dr. Auguftin, Prof., Warmbrunn Schief. 3. „ Baumgart, Carl, Reftaurateur, Glogau, Promenade 0 10. 4. „ Beyer, Benno, Major, Oppeln. 5. „ Bormann, Alfred, Oberförfter, Petersdorf bei Hirfchberg. 6. „ Bürde, Max, Lehrer, Breslau XVII, Knieftrage 17. 7. Fräulein Callenberg, Eva, Lehrerin, Breslau, Auenftrage 18. 8. Herr Cerutti, Frig, Fabrikdirektor, Chemnig, Annabergftrage 91. 9. „ Christoph, Auguft, Profeffor, Neiffe. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 1(3. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. V. Cramon- Taubadel, Majoratsherr, Bofchkowig, Kr. Kreuzburg OS. Burggraf zu Dohna-Schlodien, Grog-Kogenau bei Lüben. Drefcher, Eberhard, Rittergutsbefiger und Hauptmann d. R., Ellguth bei Ottmachau. Emmrich, P., Rechnungsrat, Görlig, Rabenbergftrage 22. Exner, K., Lehrer, Muhrau bei Striegau. Feige, Steuerinfpektor, Breslau, Opigftrage 33. Gabriel, Conrad, Generalmajor z. D., Neiffe. Geis 1er, Hugo, Oberlehrer, Hermsdorf, Bez. Breslau. Genfert, Apotheker, Breslau, Auguftaftrage 90. Goguel, Edmund, Landgerichtsrat, Neiffe. Gottfdialk, Georg, Kaplan, Grafenort, Graffchaft Glag. Grabowsky, Frig, Direktor des Zoologifchen Gartens, Breslau XVI. von Groeling, Major, Görlig. Grünberger, Hugo, Rechtsanwalt, Breslau, Gräbfchnerltrage 3. 87 24. Herr Grün er t, Königlicher Hegemeifter, Krafdien, Kr. Guhrau. 2ö. „ Dr. Grüning, Georg, Oberftabsarzt z. D., Breslau, Höfchenftn 2G. „ Hannig, Max, Lehrer, Grog-Schnellendorf, Kr. Falkenberg O. 27. „ Hanke, Guftav, Rentmeifter, Kentfchkau, Poft Schmolz. 28. „ Härtel, Richard, Breslau, Hanfaftrage 18. 29. Fräulein von Haugwit;, Hildegard, Grog-Sürchen bei Dyhernfurth oO. Herr Dr. Hüb n er, Otto, Zahnarzt, Breslau, Ohlauer Stadtgraben 2i 31. „ Dr. Irrgang, Conrad, Kreistierarzt, Falkenberg O.-S. 32. „ Kaliski, Max, Rechtsanwalt, Breslau, Schweidni^erftrage 43. 33. „ Kay f er, Karl, Landgerichtsrat a. D., Liffa i. P., Neuer Ring 2 34. „ Kellert, F., Bankvorfteher, Waidenburg Sdilef. 3ö. „ Klopfer, J. W., Forltmeifter, Primkenau. 3G. „ Dr. Koch an, Hans, Oberlehrer, Breslau, Lehmdamm G5. 37. „ Kokott, Profeffor, Neiffe. 38. „ Kollibay, Paul, Juftizrat, Neiffe. 39. „ Koske, Franz, Eifenbahnverkehrsinfpektor, Greifswald, Wolg 40. „ Kruber, P., Oberlehrer, Hirfchberg Schief., Ziegeftrage 14. 41. „ Dr. Kükenthal, Willy, Univerfitätsprofeffor, Breslau, Sternfti 42. „ Kul'ch, Pfarrer, Sternalitj, Kr. Rofenberg O.-S. 43. „ Kutter, Fri^, Hauptmann d. R., Sibyllenort. 44. „ Kynaft, Theodor, Revierförfter, Gufchwife bei Tillowife O.-S. 4o. „ Lamp recht, Heinrich, Fabrikbefi^er, Jauer. 4(j. „ Lauterbach, C, Rittergutsbefit^er, Stabelwi^ bei Deutfdi-Liffa 47. „ von Loefch, Rittergutsbefi^er, Gabel, Poft Tfchirnau, Kr. Guh: 48. Fräulein von Luck, Elfe, Ottwi^, Poft Wäldchen. 49. Herr Mann, Rieh., Rittergutsbefi^er, Konradswaldau, Poft Stroppen b. T 50. „ Martini, Georg, Konfervator, Warmbrunn Schief. 51. „ Dr. Mo eil er, Eugen, Sanitätsrat, Brieg, Georgftrage 6. 52. „ Müller, Max, Leutnant, Lehrer am Kadettenkorps Oelifdi N.-I 53. „ Dr. Nato rp, Otto, prakt. Arzt, Myslowi^. 54. „ Oswald, Hauptmann, Oppeln, Malapanerftrage G3. 55. „ Dr. Pax, Ferdinand, Privatdozent, Breslau, Sternftrage 21. 5G. „ Pacully, R., Rittergutsbefttjer, Bankwi^, Kr. Namslau. 57. „ Peukert, Alfred, Wirtfchaftsinfpektor, Schleibi^ bei Hundsfeh 58. Fräulein Pick, Cornelia, Lehrerin, Breslau, Grünftrage 19. 59. Herr Pohl, Lothar, Präparator, Breslau, Herrnftrage 45. GO. „ Dr. von Rabenau, Mufeumsdirektor, Görli^. Gl. „ Radler, Hermann, Oberftleutnant z. D., Neiffe. G2. „ Dr. Reu f eher, Max, Regierungsrat, Stettin. 63. „ Richter, Karl, Bürgermeifter, Naumburg a. Q. 64. „ Rieger, Theodor, Lehrer, Neiffe, Blücherftrage 6. 65. „ Dr. Saxenberger, Profeffor, Breslau, Ohlauufer 12. 66. „ Sdiaefer, Jofef, Gewerberat, Breslau, Vorwerkftrage 10. 67. Gräfl. Sdiaf f go t f di'fdie Sammlungen, Warmbrunn Schief. 68. Herr Sdielenz, Robert, Präparator, Canth Schief. 69. „ von S dl e 1 i h a , Rittergutsbefifeer und Hauptmann a. D., St bei Ottmachau. 70. „ Schell er, Wilhelm, Rittergutspäditer, Kammendorf bei Camenz 71. „ Freiherr v. Schickfug, 4., Rittergutsbefi^er, Trebnig, Kr. Ni: 72. Herr Schneider, Karl, Rittmeifter z. D., Braunfchweig, Petritorwall 19. 73. „ Schoenermarck, Reinhard, Amtsrichter, Friedland O.-S. 74. „ Dr. Sdioenhuth, Arthur, Bürgermeifter a. D., Breslau, Fiedlerftr. 13. 75. „ Dr. Schottlaender, Paul, Rittergutsbefi^er, Weffig, Poft Hartlieb- Klettendorf. 7(j. „ Dr. Schroeder, Bruno, Oberlehrer, Breslau, Sadowaftrage 88. 77. „ Dr. Schwab bau er, Georg, Chemiker, Kobier O.-S. 78. „ Seeliger, Emanuel, Amtsrichter, Falkenberg O.-S. 79. „ Stolz, J. W., Mittelfchullehrer, Trachenberg Schief. 80. „ Graf Strachwi^, Oskar, Rittergutsbefiöer, Hünern, Poft Heiden, Kr. Ohlau. 81. „ Dr. Sturm, Friedrich, Oberlehrer, Hirfchberg Schief. 82. „ Tauö, Alwin, Konfervator, Schweidni^. 83. „ Wahrendorf, Major, Neiffe. 84. „ von Wallenburg-Pachaly, Rittergutsbefi^er, Schmolz. 85. „ Werfft, Leutnant, Oppeln. 8G. „ Graf von Z edli t5 - T rü^f chl er, Otto, Rittergutsbefifeer, Schwentnig bei Zobten. BERICHTE des Vereins Schlesischer Omithologen. Sechster Bericht (Hälfte 1913—1920). XMrW-'^ Neisse. F. Bär's Budidrudterei, G. m. b. H., Neisse. 1920. Inhalts -Verzeichnis. Vorwort III Bericht über die Sommerversammlung vom 7.-8. Juni 1913 in Breslau . . 1 „ 10. Hauptversammlung vom 15. — 16. Novbr. 1913 in Breslau 4 „ 11. Hauptversammlung vom 27.-28. März 1920 in Breslau 12 „ 1. Sommerversammlung vom 20. — 22. Mai 1920 in Görli^ . 20 „ 2. Sommerversammlung am 3. Juni 1920 in Bad Reinerz . 23 den 42. Verbandstag sdiles. Tiersdiu^vereine 25 Dittridi, R. Äugerlich an Vögeln sdimaro^ende Gliederfügler * 15 Dresdier, E. Das Ellguther Staubecken und die dortige Vogelwelt . . 25 l (Statistik hierzu am Sdilug des Beridits.) — Nadirufe 30 — Über Zudes Kudtudis-Untersudiungen 19 — Ornithologische Seltenheiten in Sdilesien 52 — Ringversudie an Nestvögeln 55 — Die Seefelder 65 Kollibay, P. Über den Herbstzug des Tannenhehers 1913 4 — Nachträge zur schlesischen Vogelfauna 5 — Ornithologische Beobachtungen in Istrien 7 Kr üb er. Vogelschut5gehölz, Zeichnung . 3 Martini, G. Aufklärungen über einen Aufsaß von E. Nieselt „Aus dem Leben des Kuckucks 18 Fax, F. Über Neuerwerbungen des Zoologischen Museums in Breslau 1913 6 - Über Neuerwerbungen c^es Zoologischen Museums in Breslau 1920 14 — //-^ogelschutjbestrebungen in Schlesien. Sonderabdr. a. Schlug d. Berichts. Stolz, J.W. Verbreitung und Lebensgewohnheiten der Gebirgsbachstelze (Motacilla boarula) 8 GrafZedli^-Trügsdiler, 0. Ornithologische Forschungen in Algerien 8 — Einige neuere Beobachtungen aus der schlesischen Avifauna 36 Sa^ungen 73 Mitgliederverzeichnis 77 Vorwort. Nach sechsjähriger Pause, welche uns die dunklen Wolken des politischen Himmels aufnötigten, entschloß sich der Vorstand unseres Vereins durdi einen Aufruf die ehemaligen Mitglieder nach Breslau zusammenzuberufen, um die Tätigkeit unseres Vereins wieder neu zu beleben. Eine Anzahl Naturfreunde stellten sich dieser Aufgabe zur Verfügung und set5ten ihren Namen unter diesen Aufruf. Der- selbe lautete: „Vogelschu^ und verwandte Bestrebungen des Naturschufees, aufgebaut auf einer gründlichen Kenntnis der heimischen Vogelwelt, sind heutzutage notwendiger denn je, damit wir unseren Nach- kommen neben vielen anderen Trümmern nicht audi noch eine verödete Natur hinterlassen. Diesen Zielen dient der Verein sdilesischer Ornithologen. Unterweisungen in praktischem Vogelsdiutj, Versammlungen und Ausflüge in allen Teilen Schlesiens, sowie Jahresberichte bieten jedem Naturfreund mannigfache Anregung. Darum tretet dem Verein sdilesisdier Ornithologen bei! Jahresbeitrag 8 Mk. Die nächste Generalversammlung, bei der auch Nichtmitglieder als Gäste willkommen sind, findet Sonnabend den 27. März, abends 7 Uhr im Zoologischen Museum in Breslau, Sternstrage 21, statt. Clemenz (Liegnit)). Drescher (Ellguth). Eisenreich (Kattowi^). Grabowsky (Breslau). Grünb er g er (Breslau). Kruber (Hirschberg). Kutter (Oberleschen). Nentwig (Ratibor). Fax (Breslau), v. Raben au (Görlitj). Scholz (Königshütte)." Gegen 500 dieser Aufrufe wurden im März 1920 an Natur- freunde Schlesiens versandt, und am 27. März konnte in Breslau eine Generalversammlung abgehalten werden, welche die erfreuliche Zahl von 30 Mitgliedern aufwies. IV Die Versammlung besdilog, wie in früheren Jahren Jahres- berichte herauszugeben und hegt nunmehr der 6. Beridit vor, be- ginnend mit der Sommerversammlung am 7. und 8. Juni 1913. Leider ist es nidit mehr möglidi gewesen, die Beridite so auszuarbeiten, wie dies früher gesdiehen ist, da einmal durdi den Tod der Be- teiligten die Notizen verloren gingen und zweitens die hohen Druck- kosten einen ausführlichen Bericht verbieten. Die Mitglieder wollen daher infolge dieser zwingenden Gründe Nadisicht üben. Ellguth, im JuH 1920. Der Vorstand. Dresdier. Bericht über die Sommerversammliiii^ den 7. und 8. Juni 1913 in Breslau. Die Teilnehmer des Ausfluges trafen sidi den 7. Juni 1913, nadim. 3 Uhr an der Endstation der Elektrisdien in Pirsdiam und wurden daselbst von dem Mitgliede Herrn Straug begrügt, welchem unser I. Vorsifeender Herr Justizrat Kollibay die Führung übertrug. Herr Strauß hatte Kähne zur Verfügung gestellt und ruderte die von der reichgesegneten Natur überrasditen Mitglieder auf der oberen Ohle entlang bis in die Nähe von Althofnag. Die Ufer der ruhig fliegenden Ohle sind malerisdi von Sdiilf {Fragmites communis Tr), Kalmus {Acorus Culmus L.), den versdiiedensten Carex- Arten und Gräsern, insbesondere mit Glyceria bewadisen und erhalten ein be- sonderes Gepräge durch die stattlidien überhängenden Blätter der riesigen Wasserampferstauden {Rumex Aquaücus L). In diesem malerischen Winkel, so nahe der Grogstadt, ist das Reidi der Rohrsänger! So manches Nest des Drosselrohrsängers {Acroccphahis arundimiceus L.) und des Sumpfrohrsängers {Acroc pa- lustris Bchst) konnte vom Kahn aus besichtigt werden. Besonders aber wurden die Teilnehmer durch die Menge der kleinen Rohr- dommeln {Ardetta minuta L.) erfreut, weldie bei Annäherung des Kahnes ihre Nester am Uferrand verliegen und in ihrer bekannten komisdien Körperhaltung am Ufer entlang flogen. Audi interessierten ganz besonders die vielen Bekassinen {GaUinaf/o gaUinago X.), welche auf den anliegenden Sumpfwiesen umherflogen. Diese herrlidie Kahnfahrt bot also so mandie Anregung, und kam sowohl der Zoo- loge als audi der Botaniker voll auf seine Redinung. Nach Beendigung der sdiönen Fahrt unternahmen die Mit- glieder noch einen Rundgang in den Anlagen, und konnte man audi hier versdiiedentlidi Nester von Singvögeln beobachten, so besonders das Nest des Grünhänflings {Ckloris chlor is L.), der Singdrossel {Tarihis niusicus L), der Amsel {Tiirdus merula L.), die übrigens auch hier sehr überhand genommen hat, und der Gartengrasmücke {Sylvia Simplex Latli.). Sdilieglidi erfreute die Teilnehmer nodi das besonders lange Anhalten des Schwirrens eines Flugrohrsängers {Locustella flu- viatilis Wolf). 1 2 Nach gemeinsam eingenommenem Kaffee, bei welchem eine rege^ Besprechung des Gesehenen stattfand, begaben sich die Mitglieder in die Jahrhundert-Ausstellung. • Am Sonntag den 8. Juni traf man sich auf dem Freiburger Bahnhof und fuhr nach Mochbern, woselbst Herr Rittergutsbesi^er V. Wallenburg-Padialy in liebenswürdiger Weise Wagen zur Verfügung gestellt hatte, welche die Teilnehmer nach Kentschkau be- förderten, woselbst uns unser Mitglied Herr Hanke begrüßte und uns in die gesegneten Gefilde seines Wirkungskreises führte. Alle hier gesehenen Vögel aufzuführen, würde zu weit führen, es sei daher nur das Wichtigste erwähnt. In den Teilen des Reviers mit hohen Bäumen erfreuten zunächst die Turmfalkennester {Cerchneis tinnimcidus L.), die vielen Nester der Ringeltauben {Columha pcüunibus L.) und die niedriger stehenden Turteltaubennester {Turtur turtur L.), welche sämtlich mit vielen Eichhornnestern abwechselten, die zum Teil von Eulen benu^t worden waren. Während des ganzen Ausfluges erfreute uns der Ruf des Kuckucks. Häufig war auch der rotrückige Würger {Lanius coUiirio L.), in dessen Nähe die Sperbergrasmücke {Sylvia nisoria Bchst) brütete. Von Ammerarten erfreute die Teilnehmer die nicht allerorts zu findende Gartenammer {Emherim. hortidana L.), deren Ruf man studieren konnte. Das zierliche Nest des Zaunkönigs {Troglodijtes troglodytes L) stand in dichtem Gestrüpp, und in fast regelmäßiger Abwechselung fand man die Nester der drei Grasmücken Sylvia sinqüex Lath., Sylvia Ourrnca L. und Sylvia sylvia L. Im lichten Busch- rand im Gras mit Brombeergerank stand auf der Erde das Nest des Flugrohrsängers {Locustella fluviatilis Wolf), während darüber das zierlich geflochtene Nestchen des Gartensängers {ffypolais liypolais L.) mit den reizenden roten Eiern zu bewundern war. In steter Er- innerurig wird den Teilnehmern aber der seltene Genug bleiben, an einem Tage die Nester der drei Laubsänger, des Waldlaubsängers {Fhylloscojms sihilator Batst.), des Fitislaubsängers {Ph. trochihis L.) und des Weidenlaubsängers oder Schilp-Schalp {Ph. rufas Bchst.) ge- sehen zu haben. Die Nester aller drei Arten -standen hart über der Erde im Gras im lichten Busch, wenig versteckt. Schlieghch wäre noch ein besonders sdiön gebautes Nest des Rotkehlchens {Erithacus rubecidns L.) zu erwähnen, weldies in einem dichten Fiditenzaun in etwa 1 Meter Höhe stand. Dag der Wald von Vogelgesang erscholl, braucht kaum erwähnt zu werden, und so zog man hochbefriedigt in die Wohnung des etwa 7 m Das Vogelschufegehölz nadi Frh. v.Berlepsdi auf der Jahrhundert-Ausstellung Breslau 1913. Gez. von Oberlehrer Kr über. 1. Lonicera tatarica. 2. Ribes arboreum. 3. Lonicera Xylosteum. 4. Ribes alpinum pumilum. 5. Ligustrum vulgare. 6. Picea Remonti. 7. Juniperus virginiana. 8. Taxus baccata. * Quercus pedunculata. ■+ Sorbus aueuparia. * Crataegus monogyna und Jede 12. Pflanze Taxus silvatica, oder Carpinus betulus. 4 liebenswürdigen Führers, woselbst die sorgende Hausfrau einen stärkenden Imbiß bereit gestellt hatte. Nadi dieser stärkenden Pause erklärte uns Herr Hanke seine Vogelzuditen, die er sowohl mit großem Erfolg mit Wildvögeln als audi mit Hausgeflügel durdi Züditen von reinrassigen Stämmen betreibt. Die größte Bewunderung erregte aber seine selten sdiöne Eiersammlung, die aber ihrer Reidihaltigkeit wegen nicht eingehend studiert werden konnte. Sie birgt wohl das seltenste sdilesisdie Gelege, das bis heute einzige in Sdilesien gefundene Beutelmeisen- gelege {Remim pendulhia L). weldies Hanke im April 1900 am Ufer der Weistriß zwisdien Sdialkau und Romberg entdeckt hatte. Hochbefriedigt von diesem lehrreichen Ausfluge fuhren die Teil- nehmer, nachdem der Vorsißende Herr Kollibay Herrn Hanke unseren besonderen Dank ausgesprochen hatte, nach Breslau zurück, woselbst nodi in der Jahrhundertausstellung die daselbst angelegten Vogelsdiußgehölze (Abb. S. H) besichtigt wurden. Bericht über die zelmte Hauptversaiiiinlimg: am 15. und 16. Nov. 1913 in Breslau. Vorsißender: Herr Justizrat Kollibay. Schriftführer: Herr Reditsanwalt Grünberge r. Der Vorsißende eröffnet im „Bayrischen Hof" abends 8V2 Uhr die Versammlung und erstattet den Geschäftsbericht. Der Kassenführer Herr Drescher erstattet den Kassenberidit, wonach ein Bestand von 508,37 Mk. vorhanden ist. Wie aus dem Jahresbericht hervorgeht, zählt der Verein gegen- wärtig 86 Mitglieder. Der Vorsißende und die übrigen Mitglieder des Vorstandes werden durch Zuruf wiedergewählt. Hierauf gibt Herr Justizrat Kollibay einen Bericht über den diesjährigen Herbstzug der sibirischen Tannenhäher {Xucifraga cariocutades maciorliy)irha Br). Der sibirisdie Tannen- häher, der sidi von dem in manchen Gegenden Deutschlands hei- miscjien Tannenhäher {Nucifraga cariocatactes cariocatactes L.) durdi seinen längeren und schwächeren Schnabel untersdieidet, ist, wie er- innerlidi, erst vor zwei Jahren in auffallend großer Zahl in Deutschr land beobaditet worden. Auch in diesem Herbst ist wieder eine starke Einwanderung dieses Vogels zu verzeichnen gewesen, welche jedoch an die vorige bei weitem nicht heranreichte. So wurden nur 20 einwandfreie Beobachtungen mitgeteilt, von denen 9 auf Ober- sdilesien, 7 auf Mittelsdilesien und nur 4 auf Niederschlesien fallen. Die erste Beobachtung in Oberschlesien fällt in die zweite Woche des September. Auffallend ist wiederum das Auftreten an größeren Flugläufen, wie Oder, Weide und Glatjer Neisse. Selten sah man sie in kleinen Gesellschaften, sondern fast immer einzeln, nur einmal konnte Redner selbst in einem Garten in Neisse 15 bis 20 Stück mehrere Tage lang beobachten. Man fand den Häher einmal beim Plündern eines Pflaumenbaumes, ein andermal auf einer Wiese, jeden- falls Würmer suchend, und in Breslau und auch an anderen Orten fragen sie ganz ungeniert die Beeren des an den Wohnhäusern emporrankenden wilden Weines. Wie in früheren Jahren waren die Tiere garnicht scheu, sondern liegen den Menschen nahe heran- kommen. In der Diskussion sprechen die Herren Kollibay, Drescher, Stolz, Martini, Schelenz, Beier, Reinhardt und Grüning. Lehrer Stolz zog einen Vergleich zwischen den Tannenhäher- zügen von 1911 und 1913 hinsiditlidi der Oberlausig. Während er für 1911 über 60 Exemplare nachweisen konnte, ermittelte er für 1913 nur 6 Stück. Das Vorkommen war über die ganze Oberlausig zerstreut, jedoch wurde der ebene bewaldete Norden bevorzugt. Die Schwanzfedern der Vögel waren stark bestogen, oft audi schmugig, ein Beweis dafür, dag die Häher ihre Nahrung gern auf dem Boden suchen. Ein erlegtes Stück, was beim Aufreigen von Moospolstern beobaditet wurde, hatte den Magen voller Fliegenlarven. Präparator Martini beriditete, dag der Tannenhäher audi in diesem Jahre vereinzelt im Riesengebirge l)eobactitet worden ist, audi hat er ihn sdion zusammen mit dem dort heimisdien dick- sdinäbeligen Häher beobachtet. Der Vorsigende Herr Justizrat Kollibay gab darauf, wie die spätere Zeit uns lehrte, leider das legte Mal, einen Beridit über seine alljährlichen „Nachträge zur seh lesischen Vogelfauna". Hierbei berichtet er von der Erlegung eines jungen Stückes der Sdimarogerraubmöwe {>^tcrcorarius jiamsiticus L.) in der Nähe von Cosel. Diese Möwe streicht etwa zur Zeit des Anfanges der Hühner- jagd weit ins Binnenland, ohne sich an das Wasser zu halten. Auch eine Zwergmöwe {Lams minntns pali) wurde in der Militscher Gegend und zwar im Frühjahr erbeutet. Kollibay glaubt daher, vermuten zu können, dag die Zwergmöwe noch Brutvogel in unserer Provinz sein kann. Schlieglich wurde nocii eine Heringsmöwe {Laras fmcas L.) im vergangenen Jahre bei Dyhernfurth gefunden. Erfreulicherweise ist der Triel {Oedicnemns oeclicnemus L.) als Brutvogel auf dem Truppen- übungsplatj Neuhammer a. Q. festgestellt worden. Bei Patschkau fiel leider einer unserer seltenen Sdiwarzstördie [Clconia nigra L.) einem Jäger zum Opfer und bei Myslowife beobaditete Dr. Natorp wieder den Rotkehlpieper {Anthns cervinusPaU.). Siehe „Ornitho- logisdie Monatsberidite" von Prof. Dr. Ant. Reidienow, 28. Jahrgang, Nr. 1/2, S. 15). Martini berichtet hierauf, dag der Seidenschwanz (Ämpelis garrulus L.), der im vorigen Jahr im Riesengebirge unweit Brücken- berg sich zeigte, auch in diesem Jahre am 12. November dort ge- sehen worden ist. Hierauf hält Rittergutsbesitjer Drescher, Ellguth, einen ein- gehenden Vortrag über das Ellguther Staubecken und die dortige Vogelwelt, in welchem er darauf aufmerksam macht, dag durch diese Anlage etwa 50000 Vögel ihre Brutstätten verlieren würden. Die Anregung des Redners, beim Oberpräsidenten dahin vorstellig zu werden, dag für die Landvögel durdi groge Vogelschug- gehölze um das Becken, für die Wasservögel, wenn möglich, durdi Anlegung sumpfiger Buchten, eine Heimstätte geschaffen werden möge, wurde von der Versammlung freudig zustimmend aufgenommen. Auf Antrag des Vorsigenden soll Herr Drescher seinen Antrag formulieren und wird der Vorstand mit der Ausarbeitung der Ein- gabe betraut. Hierzu äugern sich noch Grabowsky, Grünberger, Drescher, Stolz und Pax und berichtet legterer über die Tal- sperre von Mauer; er sdilägt vor, dag der Verein Hand in Hand mit der Naturdenkmalpflege für die Erhaltung der Vogelwelt am künftigen Staubecken zu Ellguth wirken soll. (Vortrag s. Anlage I.) Am Sonntag den 16. trafen sich die Mitgheder im Zoologischen Museum, woselbst der Kustos Herr Dr. Pax die reichhaltigen Schau- sammlungen erklärte. Nachdem der Vorsigende um 10 Uhr die Versammlung eröffnet hatte, spradi Herr Dr. Pax über einige Neu- erwerbungen des Museums an schles. Vögeln, deren Bälge er zur Schau stellte. Vor allem interessierte ein Purpurreiher [Ardea purpurea L) und ein Kormoran {Phalacrocorax cmiio L.) aus der Trachenberger Gegend; beide waren früher dort Brutvögel (legterer wohl heute noch) und besigt das Museum schon Exemplare beider Arten aus dem Jahre 1863. Ferner legt der Vortragende einen vor Jahren dem Museum überwiesenen Fasan vor, der wohl eine groge Merkwürdigkeit sein dürfte. Der Fasan ist auf dem Gelände des Breslauer Hauptbahnhofs beobachtet worden. Dieser Fasan, über dessen Art man sich bisher im unklaren war, ist jegt von dem Or> nithologen Hartert in Tring als eine Kreuzung zwischen Jagdfasan und Goldfasan bestimmt worden. In dem Gefieder des Vogels herrsdit die goldbraune Färbung vor, und erkennt man deutlich eine Vermischung der Charaktere der beiden Stammeltern. Herr Dr. Pax zeigt weiterhin eine Amsel und eine Saatkrähe mit teilweisem Albi- nismus, sowie ein auffallend rotbraun gefärbtes Rebhuhn. Sehr lehrreich ist eine Sammlung von Möweneiern {Larus ridi- biindns L.) vom Kunit5er See, die sehr starke Verschiedenheiten in Farbe und Zeichnung zeigt, was wohl darauf zurückzuführen ist, dag die Tiere durch das Sammeln der Eier zum wiederholten Legen ver- anlagt wurden, wodurch sie dann infolge Pigmentmangels ein anderes Aussehen erhalten. Der Vorsigende bemerkt hierzu, dag gerade auf dem Kuniger See seit vielen Generationen in die Produktion eingegriffen wird und die Variabilität dadurch ins Unglaubliche gesteigert wird. Er verweist auf die Sammlung von Krause, die wohl einzig dastehen dürfte. Man findet dort dunkelkastanienbraune, hellgelbe, hellrote, rotbraune, wie rein blaue, gelbe, ammerartig und kappenartig ge- zeichnete Stücke. (Siehe „Kollibay, die Vögel der Provinz Schlesien", 1906, S. 46). Herr Dr. Pax erwähnt ferner noch, dag die Zahl der in der Stadt Breslau auftretenden Vogelarten, die Prof. Dr. Zimmer früher auf 70 festgestellt hatte, in diesem Jahre um den Sumpfrohrsänger {Acrocephalns imlustris Bchst.) vermehrt worden ist. Rittergutsbesiger Drescher zeigt hierauf ein hochinteressantes Exemplar eines Blaukehlchens {Erifhacus cyaneculus Wolf) vor, welches absolut weig ist und vollständig dunkle Augen besigt. Das Tier wurde auf dem Nachbargut Lobedau von Herrn Gethmann in einem Kartoffelfelde in diesem Herbst erlegt. Herr Drescher verliest ferner ein Schreiben des Herrn Major von Gröling, welchem zwei Handdecken des Eichelhähers {Garrulas glandarius L.) beiliegen, deren Federn breiter und kürzer als an nor- malen Decl^en sind. Das Blau ist dunkler, und die schwarzen Quer- streifen stehen bedeutend weiter auseinander und sind infolgedessen auch nicht so zahlreich. Den zweiten Vortrag hält Justizrat Kollibay über ornitho- logische Beobachtungen in Istrien im Frühjahr 1913. Während seines Aufenthaltes auf der Insel Lussin stellt er die Zwergohreule, Blagspötter; Zaunammer, Orpheusgrasmücke u. a. fest, die ihm be- stätigen, dag Lussin schon zur mediterranen Subregion gehört, die den Uebergang zu der Fauna des eigentlichen Mittelmeergebietes bildet. Hierauf folgt ein Vortrag des Herrn Stolz über Verbreitung und Lebensgewohnheiten der Gebirgsbachstelze {Mota- cilla boarula L.) Leider ist der vorzüglidi ausgearbeitete Vortrag des auf dem Felde der Ehre gefallenen Vortragenden nidit mehr erreidibar, so daß hier nur die widitigsten Punkte dieser gründlidien Arbeit wiedergegeben werden können. Darnadi gehört die Gebirgs- badistelze zu jenen Vögeln, die im Laufe der let5ten Jahrzehnte ihr Verbreitungsgebiet erweitert haben. Ihren Namen trägt die Gebirgs- badistelze heute nur nodi zum Teil mit Redit, da sie keinesfalls mehr ein reiner Gebirgsvogel ist. Eine Grundbedingung für ihren Aufenthalt sdieint lebhaft fliegendes Wasser zu sein, weldies wir ja audi sdion im Fladilande antreffen können, wenn geringe Boden- erhebungen vorhanden sind. Sie bevorzugt daher audi Gegenden mit Mühlen und Wehren und geht dabei weit nadi Norden ins Flach- land hinein. So ist sie in Sdilesien bis in die Bartschniederung vor- gedrungen, und hat Stolz sie sogar sdion in nur 90 Meter Meeres- höhe brütend angetroffen. Der Vortragende hat sein besonderes Augenmerk auf die Brutpläfee der Stelze in der Oberlausitj geriditet und konnte sie an etwa 100 Orten von nur 100 bis 200 Meter Höhe feststellen. Das Ergebnis der Forsdiung war, dag Stolz feststellen konnte, dag die Stelze an allen Hauptflugläufen der Lausiger Neisse, Spree, Schwarzen Elster und Queis vorkommt und dort besonders die Mühlen bevorzugt. Stolz weist darauf hin, dag die Forschungen in der Oberlausig seit über 100 Jahren sehr genau durchgeführt worden sind und dag man daraufhin feststellen kann, dag die Stelze seit etwa Mitte des vorigen Jahrhunderts in der Ebene vereinzelt gebrütet und sich seit damals langsam aber stetig verbreitet hat. Diesem, mit groger Begeisterung aufgenommenen Vortrage folgte eine meisterhaft geschilderte Reisebeschreibung unseres be- kannten Ornithologen Herrn Grafen Z edlig (Sdiwentnig) über or- nithologische Forschungen in Algerien. Der Vortrag wurde durch vorzügliche Bilder illustriert, welche von dem Redner selbst aufgenommen und daher besonders interessant und lehrreich waren. Der Forsdier hat Algerien in diesem Frühjahr, von Süden aus- gehend, nach Norden hin durdiquert und sollte hierbei besonders der nordöstliche, in ornithologischer Hinsicht weniger bekannte Teil durchforscht werden, was dem Unternehmer in jeder Beziehung glänzend gelungen ist. Der Vortrag zerfällt in 5 Teile, nämlidi in die Schilderung von Biscra und der Steppe, von El Kantara im Felsgebirge, von Batna und Lambese, der „algerischen Schweiz", von Constantine und der 9 „Gorge du Rhoumel" und des Fefeara-Sees, einem vergessenen Dorado des Wasserwildes. Zunädist führte der Vortragende aus, dag in Biscra, in Süd- algerien, weldies übrigens nidit, wie allgemein angenommen wird, eine Oase in der Wüste ist, sondern durdiaus Steppen-Charakter trägt, eine ganze Menge uns bekannter Singvögel vorkommen, die als Abarten zu betrachten sind, z. B. findet man dort eine Lokalrasse der Amsel {Tardus merida mauritcmicus Hart.), des Stieglife {Carduelis canluelis africamis Hart), des Olivenspötters {Hijpolais pallida reiseri Hilg.) u. a. Die Jungen der in den Oasen brütenden Amseln werden oft von den eingeborenen Kindern im Nest festge- bunden, um sie später, wenn sie von den Alten groggefüttert worden sind, zu verspeisen. An und in den Hütten der Eingeborenen sigt überall, fast mit der Hand zu greifen, ein reizendes, ganz zutraulidies Vögelchen, der Sahara-Ammer {Emherüa striolata salniri Lei:). Der „Buabibi" des Arabers ist ihm heilig,' er allein wohl unter allen dort lebenden Brutvögeln kann auch seine Jungen ganz ungestört durch nestplündernde Bengels grogziehen, 'denn, wer ihm was zuleide tut, zieht sidi schweres Unglück zu. Leider gestattet der hier zur Verfügung stehende Raum nicht, alle von dem Vortragenden genannten Arten anzuführen. Sehr interessant war die Schilderung von El Kantara im Atlas- gebirge, dessen grogartige Sdiluditen und Felswände mit durchaus alpinem Charakter jeden Besudier entzücken müssen. Hier ist das Reich der Raubvögel, welche man in fast allen überhaupt dortzulande horstenden Arten beobachten kann. Neben vielen kleineren Raub- vögeln beleben das Landschaftsbild die mächtigen Bartgeier {Gypaetus barbatus atlantis Erl) mit ihrem herrlichen Flugbild, die Steinadler (Aqaila clirysaetus occidentalis 0. Graut) und die Habichtsadler {Eutol- inal'^as fasciattis fasciatus Vicill.), und sind legtere für die Gegend von El Kantara ganz besonders diarakteristisch. Von grögeren Raub- vögeln wären nodi der Wüstenbussard {Biiteo ferox cirtensis Lev)^ der Schlangenbussard ,((V/(Y< tr'uJaciiila^ L). Von Ueditrig beobachtete ihn auf den Seefeldern. Gerike fand ihn brütend bei Reinerz. Die Grafschaft scheint nach Kollibay bevorzugt zu sein. Schlesien ist die einzige Provinz Nord- Deutschlands, die diesen Specht als Brutvogel beherbergt. Grauspecht {Piciis canns viridicmms WoJf). Nach Gerike an der Heuscheuer Standvogel. Ziegenmelker {Caprimidfius enroiiaeus L.) Mauersegler {Ajnis apxs L.) Von mir in großen Mengen über den Seefeldern gesehen. Rauchsdiwalbe {Hir>i)tdo rustica L.). Haussdiwalbe {Chelulonaria urbira L.) Grauer Fliegensdinäpper {Muscicapa grisola L). Trauerfliegenschnäpper {Muscicapa atricapiUa L.). Während der Zugzeit. Zwergfliegensdmäpper {Musncapa parva Bchsf.) Nadi Gerike Brutvogel bei Reinerz. Nadi Homeyer Brutyogel 70 zwisdien Kudowa und Heusdieuer. Lübbert erhielt Eier aus Altheide. Die Grafschaft ist also bevorzugt. Rotrückiger Würger {Lanius collurio L.) Kolkrabe {Corvus corax L). Jaerisdi will den Kolkraben in diesem Frühjahr bei Glafe be- obaditet haben. (???) Nebelkrähe ( Corvus cornlx L). Eichelheher {Oarrulus glandarius L). Dicksdinäbliger Tannenheher {Nucifraga caryocatactcs raryocatades L.) Nach von Uechtritj bei Reinerz um das rote Flog genistet. Star {Sturnus vulgaris L.). Feldsperling [Passer montanus L). Kollibay fand ihn noch in 600 m Höhe in Falkenhain (Grafsch.) brütend. Haussperling (Passer domesticus L). Buchfink {Fringilla coelebs L). Gerike beobachtete das Nest auf Querbalken unter dem Dach. Bergfink [Fringilla montifringilla L,) Kein Brutvogel. Grünhänfling [Chloris chloris L). Bluthänfling [Aca7iüs cannahina L). Birkenzeisig [Acantis flammea fiamniea L.). Von Lübbert beobachtet. Zeisig [Chrysomitris sjnnus L). Girlitj [Serinas serinus L). Gimpel [Pyrrhnla pyrrhula europaea Vieill). Von Ueditri^ stellte ihn als Brutvogel bei Reinerz fest. Fichtenkreuzschnabel [Loxia curvirostra L). A. von Homeyer und Hartert stellten ihn als Brutvogel be Reinerz fest. Schneeammer [Calcarius nivalis L.) Gerike beobachtete sie gelegentlidi im Winter in Reinerz, Goldammer [Emherica citrinella L). Wiesenpieper [Antims pratensis L.) Die „Moorlerdie" ist Charaktervogel der Seefelder. Ich sah am 2. 6. 1920 auf einem Raum von etwa 40 qm 3 singende dö' und fand ein zerstörtes Nest mit einem Ei. Baumpieper [Antims trivialis L.) Misdit sich unter die Wiesenpieper, ist aber seltener. Wasser pieper [AntJius spipoletia L.). Charaktervogel des Riesengebirges, seltener auf dem Altvater- ■ 71 gebirge und Schneeberg. KoUibay sah ein im Mai 1897 auf den Seefeldern erlegtes d bei Gerike. Idi selbst stellte den Vogel am 2. 6. 1920 wiederum dort fest und sah ihn didit neben dem Wiesenpieper. Weige Bachstelze {Motacilla alba L.) Gebirgsstelze {Motacilla hoarula L.) Feldlerche {Älauda arvensis L.) Heidelerche {Lullida arborea L). Gelbrüdiiger Baumläufer {Certhia familiaris L.). Kleiber {Sitta europaea caesia Wolf). Kohlmeise ( Parus maior L). Blaumeise {Parus caeruleus L). Tannenmeise {Parus ater L.) Haubenmeise {Parus cristatus mitratus Brehm.). Sdiwanzmeise {Aegithalus caudatus caudatus L). Gelbköpfiges Goldhähnchen {Re;/ulus regulus L). Feuerköpfiges Goldhähnchen {Regulus ignicainllus Tem.) Von Uechtritj berichtet über das Vorkommen auf den Seefeldern. Gerike sdiog es während der Brutzeit bei Reinerz. Zaunkönig {Troglodytes troglodytes L). Wasserschmätjer {Cinclus cmclus merula J. C. ScJiaeff.). Gerike fand auf einem Apfelbaum in Bad Reinerz an der Kunst- strage in Höhe von 3 m in den Aesten ein durdi eine Quer- wand in zwei Kammern geteiltes Nest, von denen nur die eine Kammer mit zwei Eiern belegt war! Heckenbraunelle {Accentor »wdularis L). Wird nadi von Ueditri^ bei Reinerz „groger Sdineekönig" genannt. Jaerisdi meldet den Vogel in diesem Jahr von Glatj. Gartengrasmücke {Sylvia simplex Latli). Fehlt in höheren Lagen. Zaungrasmücke {Sylvia curruca L). Dorngrasmücke {Sylvia sylvia L). M ö n dl g r a s m ü ck e {Sylvia atricapilla L). Die häufigste Grasmüdte bei Reinerz. Nadi Kollibay ist gerade die Grafsdiaft ganz für sie gesdiaffen. Sumpfrohrsänger {Arroceplialus palu.'^tns Bchst.). Nidit in den Bergen. Heusdireckensänger {Locustella naevia Bodd). Nach Kollibay in der Grafsdiaft. 72 Waldlaubsänger {Phijlloscopiis sibilator Bchst.). Nach Emmrich in der Grafschaft nur in einigen Exemplaren Brutvogel. Fitislaubsänger {Phi/lloscopus trochüus L.). Weidenlaubsänger {Phi/lloscopus raf'us BcJist.). Singdrossel {Tardus muslcus L). Misteldrossel {Tardus viscivorus L). Wacholderdrossel {Turdus pilaris L). Jaerisdi meldet sie für dieses Frühjahr brütend bei Glatj. Alpenamsel {Turdus torquatus tdpeshis Br.) Nach Emmridi und Kollibay im ganzen Mensegebirge. Wird Schneeamsel genannt. Amsel {lurdus merula L) Hausrotschwanz {Ruticdla titys L). Garten rotsdiwanz {ButiciUa PJwemcurus L.) Gerike fand ein Nest auf den Seefeldern auf dem Torfboden ohne jede Ueberdachung. Rotkehlchen {Erithacus rubecuhis L). Der Vortrag von Prof. Dr. Pax über Vogelschuljbestre- bungen in Schlesien befindet sich als Sonderabdruck am Schlüsse des Berichts. Satzungen des Vereins Schlesischer Ornithologen. § 1. Der „Verein Schlesischer Ornithologen" bezweckt die Förderung der Vogelkunde und des Vogelsdiutjes, insbesondere die Erforsdiung der Vogelwelt der Provinz Schlesien. §2. Zur Erreichung dieses Zweckes findet alljährlidi eine ordentlidie Hauptversammlung in Breslau und ferner Wanderversammlungen an geeigneten Orten der Provinz, ausnahmsweise audi außerhalb der- selben statt. Die auf diesen Versammlungen gehaltenen Vorträge und ge- pflogenen wissensdiaftlichen Auseinanderse^ungen werden in einem Jahresberidite, der auch sonstige wissensdiaftliche und geschäftliche Mitteilungen enthält, zusammengefaßt und jedem Mitglied ausge- händigt. § 3. Mitglied des Vereins kann jede unbescholtene Person männlichen oder weiblidien Geschledits werden. §4. Die Anmeldung zur Mitgliedsdiaft erfolgt durch Erklärung an ein Vorstandsmitglied. Der Vorstand entsdieidet über die Aufnahme, Die Mitgliedschaft ist durch Zahlung des Jahresbeitrages (§ 7) er- worben. Der Vorstand hat außerdem das Recht, Ehrenmitglieder zu er- nennen. 74 § 5. Der Austritt hat durdi sdir if tliche Erklärung an den Vorstand zu erfolgen. Die Erklärung mug vor dem 1. Dezember beim Vorstand eingegangen sein, widrigenfalls das Mitglied dem Verein noch für das folgende Kalenderjahr verpfliditet bleibt. § 6. Durch Beschlug der Hauptversammlung kann ein Mitglied aus- geschlossen werden, wenn es das Vereinsinteresse erfordert. Der bezüghciie Antrag muß allen Mitgliedern mindestens zwei Wochen vor der Hauptversammlung mitgeteilt werden. Zum Ausschlüsse ist eine Mehrheit von zwei Dritteln der Anwesenden erforderUdi. § 7. Das Vereinsjahr beginnt mit dem 1. Januar. Jedes Mitglied hat einen Jahresbeitrag von 8 Mk. im Laufe des Januar zu entrichten. Bleibt die Zahlung bis zum 1. März aus, so hat der Kassierer den Beitrag durch Nachnahmepostkarte oder Postauftrag zu erheben! § 8. Diö Angelegenheiten des Vereins leitet der Vorstand. Er besteht aus: 1. dem I. Vorsi^enden, 2. dem II. Vorsi^enden, 3. dem I. Schriftführer, 4. dem II. Schriftführer, 5. dem Kassierer. Der Vorstand wird durch die ordentliche Hauptversammlung gewählt. Die Wahl erfolgt durch Einzelabstimmung mit einfacher Mehrheit. Bei Stimmengleichheit entscheidet das Los. Bis zur Voll- endung der Wahl führt der bisherige Vorstand die Gesdiäfte. Ersatjwahlen für ausgeschiedene Vorstandsmitglieder erfolgen durch die Sommerversammlungen oder etwaige außerordentliche Hauptversammlungen. § 9. Der I. Vorsi^ende und bei seiner Verhinderung der II. Vor- si^ende leiten die Tätigkeit des Vorstandes und präsidieren den Vereinsversammlungen. Ist auch dieser verhindert, so übernimmt der I. Schriftführer den Vorsiß u. s. f. Bei Abwesenheit des ge- 75 samten Vorstandes wählt die Versammlung aus ihrer Mitte einen Vorsifeenden für die Dauer der Versammlung. Der I. Schriftführer führt das Mitgliederverzeidinis, erledigt den Briefwechsel und stellt mit dem I. Vorsifeenden den Jahresbericht zusammen. Der IL Schriftführer vertritt in Behinderungsfällen den I. Sdirift- führer. Er hat außerdem das Protokoll der Versammlungen zu führen. Ist er verhindert, so ernennt der Vorsitjende einen Protokoll- führer aus der Versammlung. Das Protokoll ist vom Vorsitjenden und dem Protokollführer zu unterschreiben. Der Kassierer besorgt die Kassengesdiäfte. Er haftet persönlidi für den Kassenbestand. Die Art der Kassenführung ist mit dem Vorstand zu vereinbaren. § 10. Bei der ordentlichen Hauptversammlung findet eine Kassen- revision durdi zwei von der Versammlung gewählte Mitglieder statt. Ist der Kassenführer am Erscheinen verhindert, so hat er das Kassenmaterial der Versammlung einzusenden. § 11. Der Vorstand kann augerordentliciie Hauptversammlungen be- rufen; er mug es tun, wenn mindestens 6 Mitglieder es schriftlich beantragen. Insbesondere kann jede Versammlung gleichzeitig als auöerordentlidie Hauptversammlung berufen werden. § 12. Die Einladung zu den Versammlungen hat etwa 2 Wochen vorher sdiriftlicii zu erfolgen und enthält eine allgemeine Tages- ordnung. § 13. Die ordentliche und außerordentliche Hauptversammlung ist aussciilieglicii zuständig: a) Für die Entgegennahme des Jahresberidites des Vorstandes; b) für die Entgegennahme und Prüfung der Jahresrechnung; c) für die ordentliciie Vorstandswahl ; d) für Beschlüsse über Satjungsänderungen und über die Auf- lösung des Vereins. § 14. Die Auflösung des Vereins kann nur mit einer Mehrheit von drei Vierteln der anwesenden Mitglieder besdilossen werden; dieser 76 Gegenstand der Tagesordnung mu§ den Mitgliedern einen Monat vor der Hauptversammlung mitgeteilt sein. Das Vereinsv^ermögen fällt alsdann dem Zoologischen Museum der Universität Breslau zu. § 15. Zu einer Abänderung dieser Safeungen ist ein mit einer Mehrheit von drei Vierteln der anwesenden Mitglieder gefaßter Beschlug der ordentlichen Hauptversammlung erforderlich. Der Beschlug kann nur erfolgen, wenn die reditzeitig versandte Tagesordnung den Gegen- stand „Aenderung der Sagungen" enthalten hat. § 16. Es ist erwünscht, dag die Mitglieder Ortsgruppen bilden. Dem Vorstand ist jedoch jede Versammlung und Unternehmung vorher anzuzeigen und ist auch über ihre Tätigkeit zu berichten. Mittel aus der Vereinskasse stehen hierfür aber nicht zur Verfügung. CS^^C^^ Mitglieder -Verzeichnis des Vereins Schlesischer Ornithologen Sommer 192 0. Vorstand: Eberhard Dresdier, I. Vorsi^ender. Fri^ Grabowsky, II. Vorsi^ender. Hugo Grünberger, Sdiriftführer. Dr. Ferdinand Fax, Sdiriftführer. Stelle des Kassenführers unbese^t. Ehrenmitglieder: Herr Dr. Carl Zimmer, Universitätsprofessor, Mündien, Neuhauserstr. 51. Ordentliche Mitglieder: 1. Herr Abramczyk, Justizrat, Breslau, Sdiweidni^er Strafe 34/35. 2. „ Allnodi, Paul, Rittergutsbesi^er, Landesäitester, Beigwi^, Kr. Neisse. 3. Fräulein Anders, Oberlehrerin, Breslau IG, Tiergartenstrage 83. 4. Herr Dr. Arndt, Dr. med. et phil., Breslau 16, Tiergartenstrage 83. 5. „ Bannerth, Ekbert, Rittergutsbesi^er, Lobedau bei Patsdikau O.-S. 6. „ Baumgart, Carl, Restaurateur, Glogau, Promenade 9/10. 7. „ B e n e ck e , Walter, Herausgeber der Blätter für Natursdiu^ und Heimat- pflege, Berlin S. 61, Lehniner Strage 7 11. 8. „ Boer, R., Seminarist, Frankenstein Sdil., Klosterstrage bei Tröger. 9. Breslauer V er^diöne rungs verein , vertreten durdi Herrn Rosen- baum, Breslau I, Sdiuhbrüdte 73. 10. Herr B r u ck , Martin, Breslau, Sdiweidni^er Strage 31. 11. „ Budis, Seminarlehrer, Frankenstein Sdil. 12. „ Bürde, Max, Lehrer, Breslau XVII, Kniestr. 17. 13. „ Cerutti, Fritj, Fabrikdirektor, Chemnij}, Annabergstrage 91. 14. „ Clemenz, Rektor, Liegni^, Gesdiäftsführer des Landsdiaftskomitees für Naturdenkmalpflege in Liegnit}. 15. „ V. C r a m o n - T a u b a d e 1 , Majoratsherr, Bosdikowi^, Kr. Kreuzburg O.-S. IC). „ David, Carl, cand. phil., Breslau 13, Sadowastrage 3G. 17. „ Dinter, Eridi, Rittergutspäditer, Bittendorf bei Ottmadiau. 18. „ Dittridi, R., Gymnasialprofessor a. D., Breslau, Auenstrage 7 II. 19. „ Dr. Doflein, Geh. Reg.-Rat, Univ.-Prof., Breslau 16, Morgenzeile 4. 20. „ Drescher, Eberhard, Rittergutsbesi^er, Ellguth bei Ottmadiau. 21. „ Dresdier, Gustav, Ellguth bei Ottmachau. 22. „ D reg 1er, Hans, Kunstmaler, Breslau, Zoologisdier Garten. 78 23. Herr Eisenreich, Studienrat, Kattowife, Sadisstrafje 4, Gesdiäftsführer des obersdilesisdien Landsdiaftskomitees für Naturdenkmalpflege. 24. „ Emmridi, P., Redinungsrat, Görli^, Rabenbergstrage 22. 25. „ Exner, K., Lehrer, Muhrau bei Striegau. 26. „ Feige, Steuerinspektor, Breslau, Opi^strage 33. 27. „ Graf von Finkenstein, Sarbowi^, Kr. Guhrau. 28. „ Förster, Superintendent, Landeshut Sdiles. 29. „ Frank, Georg, Ingenieur, Kattowi^ O.-S., Prinz Heinridistrage 19. 30. „ Friemel, Gustav, Lehrer, Dittersbadi, Kr. Waidenburg, Hauptstr. 44. 31. „ Gabriel, Conrad, Generalmajor z. D., Neisse. 32. „ Gänse, Erzpriester, Ottmadiau. 33. „ Gaugli^, Franz sen., Lehi'er, Münsterberg Sdiles. 34. „ Gaugliö, Franz jun., Lehrer, Münsterberg Sdiles. 35. „ Gethmann, Walter, Rittergutsverwalter, Lobedau bei Patsdikau. 36. „ Goe^e R., Inspektor, Oels Sdiles., Groge Feldstrage 4. 37. „ Grabowsky, Fri^, Direktor des Zoologisdien Gartens Breslau XVI. 38. Frau Grosser, Katharina, Breslau, Augustastrage 55. 39. Herr Grünberger, Justizrat, Breslau 5, Gräbsdiener Strage 5. 40. „ Grunert, Staatl. Hegemeister, Krasdien, Kr. Guhrau. 41. „ Dr. Grüning, Georg, General-Oberarzt, Breslau 16, Hansastrage. 42. „ Hanke, Gustav, Rentmeister, Kentsdikau, Post Sdimolz. 43. „ Hanke, Hermann, Fabrikbesi^er, Bad Reinerz. 44. „ Harnisdi, Gymnasiast, Brieg, Bez. Breslau, Gartenstrage 34.' 45. „ Hartmann, A., Realgymnasiallehrer, Görli^, Melandithonstrage 30. 46. „ V. Haugwi^, Oberpräsidialrat a. D., Rosenthal bei Breslau. 47. Fräulein v. Haugwife, Hildegard, Grog-Sürdien bei Dyhernfurth. 48. Herr Haud<, Bernhard, Rittergutsbesi^er, Mafewife bei Ottmadiau. 49. „ Dr. H e r r , O., Görlitj, Berlinerstrage 6, Gesdiäftsführer des Landsdiafts- komitees für Naturdenkmalpflege in der Oberlausitj. 50. „ Dr. Hüb n er, Otto, Zahnarzt, Breslau, Ohlauer Stadtgraben 29. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. Jaerisdi, stud. jur., Lissa bei Breslau, Löwigstrage 7. Kays er, Karl, Landgeriditsrat a. D., Olbersdorf b. Landedt, Sdiles. V. K ei gl er, Rittergutsbes., Kapit., Grog-Ellguth, Post Kostenthal O.-S. Keller, Ridiard, Liegniö, Dovestrage 22. Kern, Fr., Rektor, Breslau 16, Tiergartenstrage 33. Klimpel, Georg, Lehrer, Breslau XXIII, Fiditestrage 12. Klopfer, J. W., Forstmeister, Primkenau. Klust, Eridi, Landriditer, Neisse. Köhler, Gymnasialprofessor, Troppau, Tsdiedio-Slowakei. 60. Fräulein Krajewsky, Lehrerin, Carlowi^ bei Breslau. 61. Herr Kr am er, Herbert, Lehrer, Niesky Ob.-Lausife. 62. „ Kruber, P., Oberlehrer, Hirsdiberg, Ziegelstrage 14, Gesdiäftsführer des Landsdiaftskomitees für Naturdenkmalpflege im Riesengebirge. 63. „ Kusber, Josef, Lehrer, Gleiwi^, Sdiröterstrage 19. 64. „ Kutter, Fri^, Major a. D., Oberlesdien b. Sprottau. 65. „ Kynast, Theodor, Revierförster, Gusdiwitj bei Tillowife O.-S. 66. „ Lampredit, Heinridi, Fabrikbesi^er, Jauer. 67. „ Dr. L a sk e , Carl, Abteilungsvorsteher der agrikultur-botanisdien Ver- sudisstation, Breslau 16, Fürstenstrage 91. 79 68. Herr L e di m a n n , Bernhard, Seminarist, Proskau, 69. „ Le dl mann, Alexander, Seminarist, Proskau. 70. „ Li ehr, Max, Budidrudcereidirektor, Neisse, Töpferniarkt 2. 71. „ Loge, Lehrer, Freiburg Sdiles. 72. Fräulein v. L u d< , Else, Ottwi^, Post Wälddien. 73. Herr Dr. Lüttsdiwager, Studienrat, Elbing, Sonnenstrage 79. 74. „ Mann, Ridiard, Rittergutsbesi^er, Konradswaldau, Post Stroppen b. Trebniö- 75. „ Martini, Georg, Konservator, Warmbrunn Sdiles. 76. „ B aron V. M ay de 1 1, Guido, Breslau, Tauenfeienplat^ 6. 77. „ Merkel, Kurt, Lehrer, Breslau, Friesenplatj 2. 78. „ Dr. Mo eil er, Eugen, Sanitätsrat, Brieg, Bez. Breslau, Georgstr. 6. 79. „ Dr. Moser, Joh., Assistent am Zoologisdien Museum, Berlin 4, Invalidenstrage 43. 80. „ Müller, Max, Hauptmann a. D., Reidienbadi Ob.-Lausi^, Waisenhausstrage 12. 81. „ Nadten, Hans, Rittergutsbesitzer, Grädig bei Ottmadiau. 82. „ Dr. Natorp, Otto, Chefarzt, Knappsdiaftslazarett Myslowi^. 83. „ Neumann, Basilius, Kaufmann, Bad Reinerz, Haus Merkur. 84. „ Dr. Neumann, Studienrat, Liegni^, Grenadierstrage. 85. „ Nentwig, A., Lehrer, Ratibor, Rosa^erstrage 32. 86. „ Nitsdike, Ridiard, MittelsdiuUehrer, Breslau 16, Tiergartenstr. 26. 87. „ Pampel.Fri^, Eisenb.-Betr.-Ingenieur, Oels Sdil., Wartenbergstr. 5. 88. „ Dr. Pax, Ferdinand, Universitätsprofessor, Breslau 16, Fürstenstr. 100. 89. „ Peukert, Alfred, Wirtschaftsinspektor, Sdileibi^ bei Hundsfeld. 90. Fräulein Pidt, Cornelia, Lehrerin, Breslau, Grünstrage 19 H. 91. Herr Pohl, Lothar, Präparator am Zoologisdien Museum, Breslau 10, Wilhelmstrage 6. 92. „ Poinke, Pfarrer, Tsdiesdienhammer bei Heinridisdorf, Bez. Breslau. 93. „ Graf Prasdima, Rittergutsbesitzer, Falkenberg O.-S. 94. „ Dr. V. Rabenau, Museumsdirektor, Görlitj. 95. „ Radig, Konrad, cand med., Breslau, Kreuzstrage 16. 96. „ V. R einersdorf f , Friedridi, Majoratsherr, Reinersdorf O.-S. 97. „ Rieger, Theodor, Lehrer, Neisse, Blüdierstrage 6. 98. „ Dr. Rohde, Geh. Reg.-Rat, Professor, Breslau 16, Parkstrage 1—6. 99. „ Sagner, Paul, Lehrer, Liegnitz, Dovestrage 16. 100. „ Graf Saurma-Jeltsdi, Sudtau, Post Kummernidt, Kreis Glogau. 101. „ Dr. Saxenberger, Professor, Breslau, Ohlauufer 12. 102. Gräflidi Sdiaffgotsdi'sdie Sammlungen, Warmbrunn Sdiles. 103. Herr S die lenz, Robert, Präparator, Canth Sdil. 104. „ v. S dl e 1 i h a , Walter, Rittergutsbesi^er, Starrwi^ I bei Ottmadiau. 105. „ Frhr. V. Sdiid ©an- [ ^ = • i biet \^'^ Ubevää^üge y ^Jiefter 3ufc^la9 I + auggefommcuc 33vut X I 2 X ' "/o ^ /o mit I = ? = mevfuiKion. I. Säuger. A. @tadmitilettavttge. WraSmürfctt. <2 per borg vag- 78 5)i. iniidc .... 69 — 14 112 224 5»/o 235 70% 53ung. 390 625 (^aitciu3ia'5== 168 5«. miicfe .... 168 — 35 280 560 5«/o 588 6O0/0 ö^ung. 840 1426 3auitgra§^ 48 91. müde .... 49 — 10 80 160 50/0 168 600/„ 5Sung. 240 508 2>orngra§= 45 yi. müde .... 68' — 14 112 224 50/0 235 400/0 5^ung. 225 460 Siönc^SgvaS» , 10 9?. müde .... 7 — 2 16 32 5"/o 34 1260 600/0 ö^ung. 50 84 (Summa 600 3103 Sumpfrol^ry. ^u|d)nefler . Sumpfro^vf. Jfibncfier . . ©umma 170 34 272 544 — 50 10 80 352 160 9io^rfäugcr. 50/0; 570 5°/oi 168 738 eoo/c 500/c 163 yi. 53""g- 40 5ß. 53ung. 815 1385 200' 368 I 1753 3-lupvol}v= fanget . . ©artenjänger 50 52 .^eufdiirecfeMfäuger. I I i i lö^^- 10| 80! 160 — 160|20%5^im9 ©orteitföurjer. 54 5«. 11 90 180 50/0 190 6O0/0 53ung. 80 240 270: 460 gegriffen, ba ^oöc ißcfter oft idjtoer ju finben fiiib. ^ittSlaubf. Soubfänger. 96 9t. jlOO 20j 1601 320I 5«/oi 336 60ö/oi63ung.| 576, 916 %xt ll|!?j fcict :^| Ubci7,äl}ligc "|.h!8X!2X 7o^- + auSgefommeue C! ? i«cfter % mit = ? 'P^ungen l^ merfungeu ©ingbroffel broffd. . . Imfel . . . S5vaunfcf)ti9ev SStefcnjd)mä^. ©artcnrol» f(f)tt»an5 . . . ©umma aiotfc^lc^cu 5Rad)ttgaa 394 — 79 143 - *30 284 57 ©ummo ÖrnSmürfetiarttgc: 1282] I i 2684 B. '^»toffelnrtigc. Sroffclu. 632i 1264, 50/0 1327 25% **150 300; 5% 315 1750/0 64721 456 1238 912] 50/0: 957i25% ! ' 2599: 158 9i. 4-5^ge. 711 112 9^. e^unqe 672 114 9i. ö^iingc 570 2038 987 1527 4552 SaStpfelnefter. **9cuv 5 mal äu nehmen, öa löeftanb nt(t)t überaß 0(etd)mä§ig. ©djmö^cr unb SJotfdjuittitäc^en. — 25 ß 40 80 80 500/0 20 9L 53ung. 100 180 24 — 5 40 80 80 10»/o 88 1(58 6OO/0 24 9i. 120 280 •)3iing. 388 Grbfnngcr. 24 48 72 144 100/0 70; 1 1 14 5R. 5216O0/0 ö^unq i i 36 ^. 144 50o/o|53itng. 180 122 324 96 196 ©d^iüanäineifc 20 4 32 64 Soljlmeife 1 35Iaumcije > ©unt:ptwciff J — *80 16 128 256 Summa 160 @umma 2)roffelortige: 14141 I i 2954 I Weifen. I I 3 9^. -1 641100/oilOSge. i 13 9?. 256 lOo/o lO^ge. 446 53861 320! 30 94 130 386 480 £ettf|cn. l^elbtercJ^e . . . — , \ 1209?. 125 25 200 1 400 ö^'o 420 6O0/0 3Sung. 360 780 Ijöfitcit nei(flä(jt, (Sum>)fmetH' bic ()iiufigfte yhu- i;ooü gjiüvgfn s« fd)öUeit.bai.6. ''Jiicbei-uug^- wtefcn fcDlt. 3 - %xt je o ' iE g ^'5 ©an (Sic- biet 3i'lcf)lag für aiiSgcfoimuciic Überääf)ligc v Sfcfter "/o mit =: y % = V y^^fiiiificu merfuiigeit. 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Sllfllt 13 — 1 Sß}cnbcl)al§ . . ®rüu)pecl)t . ] i8untfpcd)t Sleinfpcc^t . j — 25 15 5 8' Summa 40 8' *15 63 10«|o 20 5«/o 85 — 30 137 5 5R. ctlDa i^ung- 4 9?. lOo/o lO^ge. im. 500/o S^img. 5 ! i 40 125 56 86 2o6 ^fft uic(|t iiad) 9tefter« unb -))uiitnrf)en ju fdiii^cu. •3fl nur mit 5 511 muttiVir. %xt u» o ®an= /:! ~ il .S-e ®e= biet 5 ^ ® ^ « X 2 X 3uf(f)Iag für + auSgctommenc htut ^ Übcrääljligc % ? y^tcftet mit '?3un0en ? ^5 mertungen. 2^urnifatfen . Sutcn. . . . Summa Sfiingeltaubett 2;urtcttauben . ©umma III. 9toubDögeI. 3 9?. 7 — 1 5 10 W/o 11 600/0 63ung. 3Ü m. 18 29 10 5 40 45 80 5«/o 85 96 90o/o e^ung. 216 301 330 IV. ©irrtögel. 20 9t. 20 — 4 32 64 5°/o 66 eoo/o 23ung. 32 9t. 40 106 46 10 80 160 50/0 167 40o/o 23ung. 64 231 112 233 337 23eröen uicl au§flet)übcii. (»änger. . . . ©pcd^tDögel . Siauboögct . ©irrDöget . . ©umma ©urnmu her 4 ©ruppen. 24686 63 45 112 24906i — 49686 — — 1 — 137 — — — 96 — — 233 50152 79933 236 330 337 80836 l. Jahrgang 7. Heft Juli 1920 MilleilunQen des Bundes für Vcgelscl\vil2 E.V. (SII2 Slullgail) Herausgegeben 'von Dr. Herrn. Helfer Vogelschutzbestrebungen in Schlesien. Von Professor Dr, F, P a x, Vortrag, gehalten in der Versammlung des Vereins schlesischer Ornithologen in Reinerz am 3, Juni 1920. Maßnahmen zum Schutze der Vögel sind in Schlesien schon im Anfange des 16. Jahrhunderts getroffen worden. So hat nach einer Handschrift des Breslauer Stadtarchivs der Rat der Stadt Breslau am Sabbat vor Exaudi des Jahres 1514 verkünden lassen, „das nymandt itzunder mit demnetzeWachteln, Rephuner, Schnerken u, ander gefogel fahen sol, wo ymand darubir disz thue u, begriffen wirth, den wil E, Erb. Rath darumbe straffen, u, die äugen aus- graben lassen." Am Sabbat vor Pfingsten 1516 wird in Breslau durch Ausruf bekannt gegeben: „Nymand sol bis auf Bartholomäi weder Wachteln noch Schnerken auffangen noch kaufen, bey den Augen ausstechen." Die vom Herzog Ludwig IV, von Liegnitz, Brieg und Goldberg erlassene ,, Neurevidierte Fürstlich Liegnitzsche Dreidingsordnung" vom 1. September 1660 enthält folgende Bestim- mung: ,,Das Schiessen in den Teichen, Wässern und Wäldern, wie auch Fischen in Hägewässern, Auffangung der Rep-Hüner und Wachteln, Zerstöhrung der Vogel-Näster, dadurch Eyer und Junge verderbet werden, soll ernstlichen verbothen seyn, bey Poen eines schweren Schocks," In dem Jagdpatent des Fürstentums Liegnitz vom 3. Juli 1680 finden wir ein ähnliches Verbot: ,, Erstlich weilen durch das übermässige Schiessen, sonderlich von denen, die es nicht berechtigt, wie auch die Abnehmung der Eyer und Vogel- Genüster auf Teichen, Feldern, Wiesen und sonsten die Verwüstung des Wildes und Geflügels, welches doch um der Mehrung willen billig zu schonen ist, merklich geursachet worden, soll solches hier- mit bey Leibes- und Gutes-Strafe verbothen seyn." — 161 - Im 18, und 19, Jahrhundert werden Verfügungen zum Schutze der Vögel immer häufiger. Gegenwärtig wird die rechtliche Stel- lung der einheimischen Vogelwelt durch die neue Preuß. Jagdord- nung vom 15, Juli 1907, das Reichsvogelschutzgesetz vom 30, Mai 1908 sowie das Preußische Fischereigesetz vom 11. Mai 1916 fest- gelegt. Daneben kommen noch Polizeiverordnungen in Betracht, die auf Grund des § 34 des Feld- und Forst-Polizeigesetzes vom 1, April 1880 zum Schutze „nützlicher" Tiere erlassen worden sind. Daß die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Vogelwelt in mannigfacher Beziehung noch nicht den berechtigten Forderungen der Naturdenkmalpflege entsprechen, ist schon wiederholt dargelegt worden. Bevor ihr weiterer Ausbau erfolgt, sind wir daher im wesentlichen auf freiwilHge Maßnahmen des Staates oder einzelner Besitzer angewiesen. Die verständnisvollste Förderung hat der Vogelschutz durch das Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten erfahren, das nicht nur in die Bedingungen für die Ver- pachtung forstfiskalischer Jagden eine Bestimmung aufgenommen hat, die dem Pächter die Erlegung einzelner in ihrem Bestände bedrohter Arten untersagt, sondern auch durch eine allgemeine Verfügung vom 28, Februar 1907 den Regierungen die Sorge für die Erhaltung einer Reihe seltener Tiere aufgetragen hat. Dieser Erlaß hat in Schlesien die günstigste Wirkung ausgeübt. Fast überall ist die Forstverwaltung jetzt bemüht, den Vögeln nach Möglichkeit ihre natürlichen Nistgelegenheiten zu erhalten. Mit besonderer Freude haben die schlesischen Naturforscher die Ministerialver- fügung vom 25, August 1919 begrüßt, durch welche die Seefelder bei Reinerz, ein durch den Besitz einer interessanten Pflanzen- und Tierwelt ausgezeichnetes Hochmoor, zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Dadurch sind auch die Vögel dieses Geländes unter uneingeschränkten Schutz gestellt worden. Im Jahre 1905 wies der Landrat des Kreises Neurode die Magistrate und Gemeindevorstände seines Kreises an, die Bestre- bungen des Vogelschutzes, namentHch auch durch entsprechende Belehrungen in den Volksschulen, zu fördern. Gleichzeitig machte er es den Polizeiverwaltungen zur Pflicht, die Befolgung der gesetz- lichen Vorschriften streng zu überwachen, insbesondere die genaue Innehaltung der den Krammetsvogelfang und das Einsammeln und den Verkauf von Kiebitz- und Möweneiern einschränkenden Be- stimmungen zu kontrollieren. Unter dem 20. Juli 1908 machte der PoHzeipräsident von Breslau bekannt, daß es erwünscht sei, bei Ausführung von Separationen und Meliorationen in hügeligem Ge- lände die Raine und Ränder und im flachen Felde die kleinen Wasserläufe nach Möglichkeit zu erhalten und vor allem ihren Bestand an Hecken und Büschen zu schonen. Diese böten nicht nur dem Niederwild Zuflucht, sondern auch den Singvögeln die ihnen unentbehrliche Nistgelegenheit, Der Landrat in Münsterberg regt^ - 162 — 1910 die Geistlichen, Amts- und Gemeindevorsteher seines Kreises an, die Friedhöfe dem Vogelschutz dienstbar zu machen. „Die Friedhöfe stellen allerorten die gegebenen Vogelschutzgehölze dar, und wo sie es noch nicht sind, dürfte es nicht schwer fallen, sie entsprechend auszugestalten und einzurichten," Die Zahl der für Raubzeugvertilgung ausgesetzten Prämien ist erfreulicherweise verringert worden. So hat der Landesverein „Schlesien" des Allgemeinen deutschen Jagdschutzvereins die Prämien für den Abschuß von Eulen aufgehoben, ferner Gabel- weihe, Bussard, Schreiadler, Seeadler und Turmfalke von der Prä- mnerung ausgeschlossen. Auch der schlesische Fischereiverein hat dem Vogelschutz Rechnung getragen, als er 1904 die Schonung des Eisvogels beschloß, 1907 die Prämie für die Erlegung des Hauben- steißfußcs aufhob und 1913 große und kleine Rohrdommel von der Proskriptionsliste strich. Der Privatbesitz hat sich bei der Schonung von Vögeln viel- fach von wirtschaftlichen Erwägungen leiten lassen. Auf dieser Grundlage erwuchs der Schutz, den die Lachmöwenkolonien iniKunitzerSee beiLiegnitzundim Falkenberge r Seengebiet genießen. Die Möweneierernte erfolgt dort in der Weise, daß einen Monat lang den Vögeln jeden zweiten Tag sämt- liche Eier fortgenommen werden. Außerhalb der Zeit der Eierlese wird jede Störung der Lachmöwen vermieden. Seit 1830 beherbergt die Insel im Kunitzer See die größte Möwenkolonie unserer Pro- vinz. Noch in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden die Möweneier so wenig geschätzt, daß man sie den Schweinen als Futter vorwarf; später begann man sie für menschliche Genuß- zwecke sorgfältig zu sammeln. Zur Zeit Grubes (1879) betrug die jährliche Ausbeute 18 000 Stück, in zwei Jahrzehnten erreichte sie das Doppelte und hat in guten Jahren 40 000 Stück überstiegen. Über die Größe der Kunitzer Möwenkolonie sind die Ansichten geteilt. Während Krause (1899) den Möwenstand auf 10 000 Brutpaare schätzt, glaubt Langenhan (1896) die Kolonie auf 30 000 Pärchen veranschlagen zu dürfen. Nach meinen eigenen Beobachtungen im Jahre 1913 dürfte eine Schätzung von 10 — 20 000 Paaren wohl der Wahrheit am nächsten kommen. Aller- dings ist dabei zu berücksichtigen, daß der Möwenbestand nicht unerheblichen Schwankungen unterworfen ist. Jedenfalls ist der Eindruck, den der Besucher auf der Möweninsel empfängt, geradezu überwältigend. Je mehr sich unser Kahn der Insel nähert, desto lebhafter wird das Geschrei der Vögel, Schließlich erhebt sich eine ungeheure Vogelwolke, die sich bald auf dem Wasser niederläßt, vor dem grünen Schilfsaum des Ufers ein breites weißes Band bildend. Die Teilnahme an der Eierlese in Kunitz gehört zu den interessantesten Eindrücken im Exkursionsgebiet der Breslauer Zoologen. Dadurch, daß der Mensch seit vielen Generationen in — 163 — die Fortpflanzung der Möwe eingegriffen hat, ist die Variabilität der Eier in Form und Farbe außerordentlich gesteigert, Dunkel olivgrüne Eier mit oft polarer Anordnung des Pigments verbindet eine Reihe allmählicher Übergänge mit weißen, nahezu pigment- freien Exemplaren. Im Falkenberger Seengebiet begegnen wir auf dem Sangowteich, dem Geppersdorfer Dorfteich und dem Kamaschke-Teich größeren Möwenkolonien, Bis zum Jahre 1908 ließen hier alljährlich zur Brutzeit 4000 — 5000 Möwen ihr lautes Geschrei ertönen, und die Nester standen oft so dicht nebeneinander, daß der Besuch eines solchen Brutplatzes große Geschicklichkeit erforderte, sollten nicht Gelege und Junge zertreten werden. Seit 1909 hat die Möwen- bevölkerung dadurch eine ständige Verminderung erfahren, daß sich die Vögel mehr und mehr auf den Teichen von Szepanowitz bei Oppeln ansiedelten. Nach sachverständiger Schätzung bezifferte sich der Möwenbestand der Falkenberger Teiche im Jahre 1912 nur noch auf 450 — 500 Individuen. Daß die natürlichen Feinde der Möwen diesen V/echsel des Brutplatzes bedingt haben, ist recht unwahrscheinlich, da Fischottern im Falkenberger Gebiet vollständig fehlen und Raubvögel eher eine Abnahme als eine Zunahme zeigen. Auch die regelmäßige Trockenlegung der Teiche im Herbst und ihre erneute Bewässerung im Frühjahr kann ebensowenig als Ur- sache der plötzlichen Abwanderung angesprochen werden wie die regelmäßige Eierlese, da diese Maßnahmen schon seit einer langen Reihe von Jahren durchgeführt werden, ohne die Vögel zu beun- ruhigen. Hat doch bis zum Jahre 1907 eine ständige Vermehrung der Falkenberger Möwenkolonien stattgefunden! Die Möweneier- ernte der Falkenberger Teiche betrug in den Jahren 1902 — 1912 durchschnittlich 8600 Stück. Das günstigste Ergebnis wurde im Jahre 1906 mit mehr als 13 000 Eiern erzielt, während die Ernte des Jahres 1912 mit nur 450 Eiern hinter dem durchschnittliche« Ergebnis der letzten zehn Jahre um fast 95 % zurückblieb. Der zoologisch interessante Teil der schlesischen Ebene ist das große Sumpf- und Teichgebiet der Bartschniederung, in der schon mancher arg bedrohtt Kulturflüchter einen Schlupf- winkel gefunden hat Begünstigt der hier von Natur vorhandene Reichtum an Wald und Wasser die Entfaltung eines üppigen Tier- lebens, so wird seine Erhaltung durch die verständnisvolle Forst- wirtschaft wesentlich unterstützt, die auf den Besitzungen des Herzogs von Trachenberg betrieben wird. Durch die Aniage künst- licher Teiche hat man der Vogelwelt neue überaus geeignete Nist- stätten geschaffen. Die meisten Teiche smd stark bewachsen und stellen im Sommer gewaltige Schilf- und Rohrdickichte dar, in denen , .zahllose Sumpf- und Wasservögel so unbehelHgt wie viel- leicht nirgends in Deutschland ihre Brüten großziehen," Nur wenige Teiche, wie der Altteich bei Radziunz sind kahl. Neben — 164 — zahlreichen Lachmöwen segeln Trauerseeschwalben und Flußsee- schwalben, über die Teichflächen dahin, die selbst von Haubensteiß- tüßen, Rothalssteißfüßen, Schwarzhalssteißfüßen, Tafelenten, Moor- enten, Löffelenten, Stockenten, Schnatterenten, Spießenten, Knäk- enten, Krickenten sowie großen Scharen von Bläßhühnern belebt werden. Häufiger als auf anderen Teichen der Bartschniederung ertönen auf dem Jamnigteich die flötenden Rufe des Rotschenkels und die klagenden Schreie der Uferschnepfe, die dort in beträcht- licher Zahl brüten. Scheuen wir uns nicht, in dem seichten, von den Strahlen der Frühlingssonne stark erwärmten Wasser zu waten, so gelingt es uns wohl, uns an eine Rohrdommel anzupirschen, Wasserrallen und Tüpfelsumpfhühner aus der Nähe zu bobachten und eine Rohrweihe beim Nestbau zu belauschen. In den Schilf- dickichten hausen Drosselrohrsänger, Teichrohrsänger, Schilfrohr- sänger und Rohrammern, während der Flußschwirl die Gebüsche der Uferregion bevorzugt. Auf den feuchten Wiesen, die die Trachenberger Teiche umfassen, brüten außer Kiebitzen und Be- kassinen auch zahlreiche Kampfläufer, So gelingt es uns leicht, auf den Trachenberger Teichen und in ihrer nächsten Umgebung selbst in der kurzen Spanne eines Tages 50 — 60 Vogelarten zu be- obachten. Neben den Teichen fesselt der Bruchwald der Bartschniede- rung das Interesse des Zoologen, Wohl jeder empfing einen un- vergleichlichen Eindruck, dem es vergönnt war, an einem frischen Maimorgen auf flach gehendem Nachen die LugebeiNesigode zu befahren. Dieser eigentümliche Sumpfwald, der in manchen Partien unverkennbar an den Spreewald erinnert, ohne indessen wie dieser durch Besiedlung und Verkehr den Zauber der Ursprüng- lichkeit eingebüßt zu haben, findet in Schlesien nirgends seines gleichen. Dem Reiz dieser Landschaft und ihrer Tierbevölkerung vermag sich auch der nicht zu entziehen, der der zoologischen Spe- zialkenntnisse ermangelt. Er wird sich an den stattlichen Gestalten des Rotwildes erfreuen, das durch den Bruchwald dahinschreitet, die Fährte der Wildschweine betrachten, deren Tritte sich auf dem weichen Boden mit besonderer Deutlichkeit abzeichnen, oder mit dem Auge die abstreichenden Fischreiher verfolgen, deren Flugbild auch für den ungeübten Beobachter an dem s-förmig zurück- gebogenen Hals leicht zu erkennen ist. Zur Zugzeit rastet nicht selten der Fischadler in der Luge, Wenn wir Glück haben, gelingt es uns auch, den Horst des Schreiadlers zu entdecken. Der Kranich brütet hier noch in mehreren Paaren, Wie B a e r berichtet, wurde für die Kraniche der Luge, die nach der Brutzeit besonders gern die Erbsenfelder der Umgebung besuchen, in einem Jahre (vor dem Kriege) schon 600 Mark Wildschaden vergütet. Je weiter wir auf unserer Fahrt vordringen, desto mehr verzweigt sich der Fluß in eine Menge von Armen, die zahlreiche, mit Erlen bestandene Inseln, — 165 — große Röhrichte und Weidendickichte umschließen. Wir befinden uns im Brutgebiet der Graugans, Mit lautem Getöse fliegen die Vögel auf, deren kunstlose, meistens nur mit 5 oder 6 Eiern belegte Nester gewöhnlich auf niedrigen Erlenstümpfen ruhen. Während die Graugans in anderen Teilen unserer Provinz nur vereinzelt vorkommt, brüten bei Nesigode 300 — 400 Stück, Durch die Regu- lierungsarbeiten der letzten Jahrzehnte hat die Bartsch selbst etwas von ihrem ursprünglichen Zauber eingebüßt, aber das Tierleben ihrer Ufer scheint noch nicht in erheblichem Maße gelitten zu haben. Noch heute holen sich Fischotter und Eisvogel ihre Nahrung aus dem Flusse, dessen klares Wasser neben den Fischen der Brassenregion zahlreichen Muscheln die erforderlichen Existenz- bedingungen gewährt. Auch an anderen Stellen unserer Provinz, so besonders auf den Besitzungen des Herzogs Ernst Günther von Schleswig-Holstein, ist es gelungen, durch jahrzehntelange Schonung den Sumpfvogel- bestand derart zu heben, daß er demjenigen der ßartschniederung kaum wesentlich nachsteht. Am Südrande der oberschlesischen Ackerebene liegt im Tal- zug der Glatzer Neiße, unmittelbar vor dem Gebirgsrande, ein Vogcl- paradies, dessen eigenartigem Reiz sich niemand zu entziehen ver- mag, der es zum ersten Male betritt. Eindrucksvoller als theore- tische Erwägungen über Vogelschutz führt ein Besuch der im Grott- kauer Kreise gelegenen Feldmark Ellguth dem Naturforscher vor Augen, was sich auf kleinem Gebiete erreichen läßt, wenn wissenschaftliche Einsicht sich mit liebevollem Verständnis für die Bedürfnisse unserer gefiederten Freunde verbindet. Dieses durch den Wechsel lichter Gehölze und sumpfiger Wiesen reizvolle Ge- lände*), dem die am südlichen Horizont erscheinenden wuchtigen Gestalten des Glatzer Schneebergs und Altvaters ein wirkungs- volles Relief verleihen, liefert Eberhard Drescher seit Jahren den Vorwurf zu biologischen Studien von intimem Reize, Eine Lehrzwecken dienende Exkursion, die ich mit meinen Zuhörern am Fronleichnamstage 1914 unternahm, bot mir die erwünschte Gele- genheit, die dort heimische Vogelwelt aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Unser Besuch galt zunächst den Räuden, einem kleinen, in ungehemmtem Wachstum sich entwickelnden Laubholz- dickicht, in dem schmale Pirschsteige den Zutritt zu den Vogel- nestern gestatten, die in kaum glaublicher Menge auf jedem Busch und Baum stehen. Wie Liljeforssche Bilder ziehen hier in buntem Wechsel immer neue Tierformen an uns vorüber, so daß der Be- obachter sich in jene Vergangenheit zurückversetzt glaubt, da die rücksichtslos fortschreitende Kultur noch nicht wie heutzutage der Tierwelt die wichtigsten Lebensbedingungen raubte. Mit dem *) F, Pax, Ein schlesisches Vogelparadies, in: Beitr. z. Naturdenktnalpfl. d. 4, 1914. - 166 — Schlag der Nachtigall mischt sich hier die kunstvolle Strophe des Gartensängers, den man wegen der Mannigfaltigkeit seiner Motive auch als „Sprachmeister" bezeichnet; daneben ertönt das einförmige Zilpzalp des Weidenlaubsängers und der einen unvollkommenen Finkenschlag vortäuschende Gesang des Fitislaubsängers. Die großen Singdrosselnester mit ihrem hölzernen Innenbau vermag auch der Anfänger bald von den durch Lehmwände verfertigten Amselnestern zu trennen, während die Unterscheidung der oft dicht nebeneinander stehenden Nester der Sperbergrasmücke, Garten- grasmücke und Zaungrasmücke selbst dem geübten Auge mitunter Schwierigkeiten bereitet. Je weiter wir auch im Dickicht vor- dringen, immer neue Bilder bieten sich uns dar. Hier beobachten wir ein Goldammerweibchen bei der Fütterung der Jungen, dort sehen wir die Nester von Turteltauben in allen Stadien der Ent- wicklung oder lauschen der hellen Stimme des Grünspechts. Auch seltenere Formen begegnen uns, so besonders Schwanzmeise, Fluß- rohrsänger und das im Brombeergerank verborgene Nest des Heuschreckensängers, dessen eintöniges Schwirren von Laien häufig mit dem Zirpen der Feldgrillen verwechselt wird. In das Steilufer der Neiße hat der Eisvogel seine Wohnung gegraben, auf den Kiesbänken des Flusses brütet der Flußuferläufer. Leider ist die Zahl der Wasser- vögcl seit der kürzlich erfolgten Neißeregulierung ständig zurück- gegangen. Der Verein schlesischer Ornithologen, der genau drei Jahre vorher seine Sommerversammlung in Ellguth abgehalten hat, fand noch Waldwasserläufer und Bläßhuhn vor. Heute sind diese Vögel zwar nicht vollständig verschwunden, gehören aber nicht mehr zu den häufigsten Bewohnern, Dagegen brütet das grün- füßige Teichhuhn zahlreich auf Kopfweiden im Überschwemmungs- gebiet der Neiße. Wo sich zwischen Fluß und Ufer ein mit Schilf bestandener Streifen sumpfigen Geländes einschiebt, hören wir den Gesang des Flußrohrsängers, der hier zusammen mit dem Teich- rohrsänger brütet; der in unserer Provinz- sonst allenthalben häufige Drosselrohrsänger hat sich erst seit kurzem angesiedelt. In der Flußniederung am Rande von Hochwassertümpeln baut das Blau- kehlchen sein bodenständiges Nest, hoch oben in den Erlen brüten Wacholderdrosseln, Der Weg zum Dominium führt an Nestern der Feldlerche vorüber; im Garten, bei dessen Pflege man sorg- fältig darauf bedacht ist, den Vögeln die erforderlichen Nistgelegen- heiten zu erhalten, treffen wir Buchfink, Grünling, Girlitz, Blut- hänfling, Rotkehlchen, Gebirgsbachstelze und grauen Fliegen- schnäpper, In einem hohlen Obstbaum hat der Wendehals sein Nest aufgeschlagen, den wir auf dem Gelege brütend durch eine an der Höhlenbasis angesägte Öffnimg betrachten. Von dem Formenreichtum, der sich hier entwickelt, vermag sich nur, wer ihn selber geschaut, die richtige Vorstellung zu bilden. Immerhin gibt die Tatsache, daß es uns gelang, in der kurzen Sparme eines - 167 — Vormittags etwa 200 Nester und 49 Vogelarten zu beobachten, einen gewissen Anhalt, Leider scheint dieses Vogelparadies, dessen Tierfülle unij wie ein Anachronismus anmutet, dem sicheren Unter- gange geweiht zu sein. Wo heute am Buschrand der Wiesenpieper mit hüpfender Bewegung dahinfliegt und der Buntspecht laut trommelt, wird vielleicht schon in wenigen Jahren das Ottmachauer Staubecken seinen kahlen Spiegel ausspannen und die Niststätten der Vögel begraben. Um welche Vogelmengen es sich hierbei handelt, zeigt eine Statistik, die Drescher auf Grund jahrelanger sorgfältiger Beobachtungen aufgestellt hat. Nach seinen Zählungen brüten im Gebiet des Ottmachauer Staubeckens 79 933 Sänger, 236 Spechte, 330 Raubvögel und 337 Tauben, zusammen also etwa 81 000 Vögel! An anderen Stellen unserer Provinz genießen einzelne Vogel- arten einen besonderen Schutz, So werden in vielen schlesischen Privatforsten Wasseramsel, Blaurake und Kranich sorgfältig ge- schont. In Weißkolm bei Lohsa hat man eine Reiherkolonie um- zäunt, um sie als 2 ha großes, streng geschütztes Naturdenkmal dauernd zu erhalten. Es ist dies die einzige Reiherkolonie der Oberlausitz, nicht Schlesiens, wie Schübe kürzlich in bedauer- licher Unkenntnis der omithologischen Verhältnisse seiner Heimat behauptete. Der Fischreiher bewohnte 1912 in Schlesien noch 39 Horste, die sich auf die drei Regierungsbezirke folgendermaßen verteilen: Breslau 22, Liegnitz 14, Oppeln 3, Wiederholt bot sich bei Landumlegungsverfahren Gelegenheit zur Anlage von Vogelschutzgehölzen, so in den Kreisen Leobschütz und Ratibor. Bei einer in Raudten durch- geführten Landumlegung wurden zwei Vogelschutzgehölze ge- schaffen, deren dauernde Erhaltung der dortige Verschönerungsver- ein übernahm. Auch in anderen Städten haben sich die Verschöne- rungs- und Tierschutzvereine in erfolgreicher Weise der bedrängten Vogelwelt angenommen. Ich erinnere hier bloß an den Vogelhain am Cavalierberge, den der Tierschutzverein Hirschberg eingerichtet hat. Von besonderer Wichtigkeit erscheint es mir, daß dem Vogel- schutz diejenigen Ödländereien dienstbar gemacht werden, 'velche die Kultur schafft: die Eisenbahndämme, die Schutthalden der Industriereviere und die Scherbenberge an der Peripherie der Großstädte, Durch Anlage von Vogelschutzgehölzen an Bahn- dämmen hat sich der Schlesische Zentralverein zum Schutze der Tiere besondere Verdienste erworben. Auch im oberschlesischen Industriegebiet ist das Interesse für die Vogelwelt erwacht. Viel- fach hat man dort beim Bau von Arbeiter- und Beamtenhäusern durch Pflanzung dichter Hecken längs der Grenzen der Gärten vor- treffliche Nistgelegenheiten geschaffen, so in geradezu vorbildlicher Weise in der Kolonie Gieschewald bei Kattowitz, Auf Anregung . des Stadtgarteninspektors S a 1 1 m a n n hat sodann der Kattowitzer — 168 — Verschönerungsverein die Förderung der Vogelschutzbestrebungen im oberschlesischen Industriegebiet übernommen. Leider ist meines Wissens in Schlesien bisher noch kein Versuch gemacht worden, um Schuttplätze und Scherbenberge von größerem Umfange in Vogelschutzstätten zu verwandeln. Und doch läßt sich dieses Problem in verhältnismäßig einfacher, auch unser ästhetisches Empfinden befriedigender Weise lösen, wie kürzlich Herr Garten- architekt Wehrhahn (Proskau) in einem beachtenswerten Auf- satze*) dargelegt hat. Schließlich verdient eine Anregung diskutiert zu werden, die 1912 die Ortsgruppe Reinerz des Glatzer Gebirgs- vereins gegeben hat, Sie schlug vor, durch Ausschreibung eines öffentlichen Wettbewerbs die Anlage mustergültiger Vogelschutz- gehölze in der Grafschaft Glatz zu fördern. Seit Schlesiens bedeutendster Ornithologe, Constantin Lambert G 1 o g e r , um die Mitte des vorigen Jahrhunderts mit Wärme für den Schutz der einheimischen Vogelwelt eingetreten ist, haben die Vogelschutzbestrebungen in unserer Provinz ständig an Boden ge- wonnen. Allerdings entsprachen die Erfolge nicht immer der Be- geisterung, mit der man die neuen Ideen begrüßte. Was uns auch heute noch fehlt, ist eine provinzielle Beratungsstelle, die die mit der praktischen Ausführung des Vogelschutzes oft nicht genügend vertrauten Vogelfreunde mit sachkundigem Rat unter- stützt, Sie hätte auch dafür zu sorgen, daß etwa alle 2 — 3 Jahre in verschiedenen Städten Schlesiens ein Kursus in prakti- schem Vogelschutz stattfindet, wie er 1913 im Anschlüsse an die Breslauer Jahrhundertausstellung abgehalten wurde. Denn bei der Lage unserer Provinz an der Peripherie des Reiches und bei den heutigen Verkehrsverhältnissen kann man nicht darauf rechnen, daß die Seebacher Kurse in Zukunft auch von einer nennenswerten Anzahl Schlesier besucht werden. Schließlich könnte diese Beratungsstelle, die am zweckmäßigsten vielleicht gemeinsam von dem Schlesischen Bund für Heimatschutz und dem Verein schlesicher Ornithologen zu errichten wäre, auch durch gemeinsame Bestellungen den Bezug von Nisthöhlen zu verbilligen suchen. *) H, R. Wehrhahn, Naturschutz im Siedlungswesen: Siedler 2, Jahr- gang 1920. — 169 — AMNH LIBRARY r-^rp^ -1 y •^^-4 x^. ,'' K- -r .f"^<7" >:^