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Stricker.) 1877. tan ‚bu. q hndaehnniion! gi: otiice eh Anh erh BR aa! it Aue wuß Bes a 2 an Bei der hohen Bedeutung, welche die richtige Er- kenntniss der Entwicklungsvorgänge für die Auffassung morphologischer Verhältnisse besitzt, erscheint es natürlich, dass die gewichtigen Fortschritte, über die wir gerade auf diesem Gebiete unserer Forschung seit einer Reihe von Jahren zu berichten hatten, auf die Gestaltung unserer An- schauungen von der thierischen Organisation und den ver- wandtschaftlichen Beziehungen der einzelnen Thiergruppen einen grossen Einfluss gewonnen haben. Während man bis dahin in einseitiger Werthschätzung der Cuvier’schen Typenlehre geneigt war, die Hauptabtheilungen des Thier- _ reiches als verschiedene morphologische Combinationen aus einander zu halten und nur in soweit zwischen ihnen eine Uebereinstimmung zu statuiren, als die Gemeinschaft der thierischen Natur das mit sich brachte, drängen die ent- wicklungsgeschichtlichen Forschungen und Entdeckungen heute mehr als jemals früher zu einer mehr einheitlichen Auffassung des gesammten Thierreiches. Nach dem zuerst von Kowalewsky (J. B. 1871. 8. 12) erbrachten und durch zahlreiche spätere Untersuchungen immer von Neuem be- stätigten Nachweise, dass die Hauptorgane der sg. Wir- bellosen in wesentlich derselben Art, wie die der Wirbel- 1 2 414 thiere, aus einigen wenigen Keimblättern hervorgehen und genetisch somit diesen letzteren gleich zu setzen seien, erscheint es nicht bloss als möglich, sondern geradezu als geboten, die verschiedenen Organisationen schärfer, als das bisher geschehen, zu vergleichen und durch Feststellung des Gemeinsamen die natürlichen Beziehungen zwischen denselben in das rechte Licht zu setzen. Um übrigens die bedeutungsvolle Rolle, welche die Frage nach dem einheitlichen Zusammenhange der ge- sammten Thierwelt in der jüngsten Geschichte unserer Wissenschaft spielt, vollständig zu würdigen, müssen wir auch den Umstand in Betracht ziehen, dass die Darwin’- sche Lehre immer festern Fuss fasst und der zoologischen Forschung ein immer bestimmter hervortretendes Gepräge aufdrückt. Diese Lehre führt nun aber in ihrer conse- _ quenten Durchführung gleichfalls zu der Annahme, dass sämmtliche Thierformen, mögen sie immer wie verschieden sein, in letzter Instanz einem gemeinsamen Ausgangspunkte entstammen, das gesammte Thierreich also auch wirklich jenen einheitlichen Zusammenhang besitzen müsse, dessen realen Nachweis die heutige Entwicklungsgeschichte in Aussicht stellt. Aus diesem Grunde sind es denn auch hauptsächlich die Vertreter des Darwinismus, welche die Frage nach der Einheit der thierischen Organisation in den letzten Jahren ventilirt haben und den Versuch machten, die Verwandt- schaftsverhältnisse der einzelnen Thiergruppen an der Hand entwicklungsgeschichtlicher Daten richtiger und vollstän- diger, als das bisher möglich war, aufzuklären. Ob diese Versuche freilich zu einem wirklich befriedigenden Ab- schlusse geführt haben, ist eine andere Frage. Die erste Abhandlung, die wir hier anziehen, lautet „on the primitive cell-layers of the embryo as the basis of genealogical classification of animals“. Sie rührt von dem jüngern Ray Lancaster her und ist im Jahre 1873 in dem zehnten Bande der Ann. and Mag. nat. history (p. 321 bis 338) veröffentlicht, aber schon früher von dem Verf. niedergeschrieben worden. Nach der hier gegebenen Darstellung gliedert sich das Thierreich entwicklungsge- 415 3 schichtlich in drei Abtheilungen, die freilich nur eben so viele Stufen einer fortlaufenden Entwicklungsreihe dar- stellen, in die Homoblastica, die Diblastica und Triplo- blastica. Bei den Thieren der ersten Gruppe, den gewöhn- lich sogenannten Protozoen, kommt es überhaupt zu keiner histologischen Sonderung. Der Fortpflanzungskörper der- selben verharrt in seiner primitiven Form. Er besteht aus einem bald kernlosen, bald auch: kernbesitzenden Proto- plasmahaufen, der sich höchstens durch einfache Massen- differenzirung ohne Klüftung und Zellbildung in eine An- zahl verschiedener Gebilde sondert (in eine contractile, sogar faserige Leibeswand, in Cilien und eutieulare An- hänge, contractile Blase u. s. w.). Innerhalb dieser Ab- theilung unterscheidet Verf. dann wieder die Homogenea (mit den Moneren = Nuda und den Foraminiferen = Testacea), die Nucleifera (mit den Amoeboidea, Gregari- nida und Catallacta), die Radiolaria oder Cytophora, die Infusoria (Suetoria und Ciliata mit Ausschluss der Flagel- lata, die den Volvoeinen d. h. Algen überwiesen werden) und die Noctilueiden (Noetiluea und Peridinium). Bei den Gruppen der zwei anderen Abtheilungen unterliegt der Fortpflanzungskörper (das Ei) zunächst dem Processe der Klüftung, in Folge deren sich der bis dahin ungeformte Dotter in eine zellige Hohlkugel verwandelt, die ofimals einen mehr oder minder massenhaften Nahrungsdotter ent- hält und durch Einstülpung oder Schichtung schliesslich die beiden primitiven Keimhäute (Eetoderm = Epiblast und Entoderm —= Hypoblast) bildet. Bei den Diploblastica (den Cvelenteraten mit Einschluss der Spongien) bleibt es zunächst — so ist durch Huxley bereits gegen Ende der vierziger Jahre nachgewiesen — bei der Bildung dieser zwei Keimschichten. Das Entoderm liefert die Auskleidung des Gastrovasceulärapparates (Darm nach unserm Verf.) und das Eetoderm die Hautbedeekung mit der darunter hin- ziehenden Muskellage. Anders aber bei den Triploblastica, denen alle übrigen Wirbellosen, sowie die Wirbelthiere zugehören, indem sich hier zwischen die beiden primitiven Keimlagen noch eine dritte mittlere Schicht, das sg. Me- soderm (Mesoblast), einschiebt, aus welcher der Muskel- 4 416 apparat, die Bindesubstanzen und die Blut- resp. Lymph- wege hervorgehen. Zu den letztern gehört auch die Leibes- höhle, durch deren Bildung das mittlere Blatt in eine äussere mit dem Eetoderm zu der sg. Leibeswand zusam- mentretende Lamelle und eine innere zerfällt, welche mit dem Entoderm verbunden die definitive Darmwand dar- stellt. Ref. freut sich, in dieser Darstellung von Ray Lan- caster einer Auffassungsweise zu begegnen, die erin seinen Vorlesungen seit nahezu einem Decennium in wesentlich der- selben Weise vertreten hat. Zur vollständigen Durchfüh- rung der Parallele muss seines Erachtens freilich noch hervorgehoben werden, dass die Umwandlung dieser Keim- blase in das spätere Thier entweder an allen Punkten gleichmässig geschieht, d. h. dass die Gewebsmetamorphose der Keimschichten gleichzeitig in der ganzen Peripherie des Körpers vor sich geht — in solchem Falle sprechen wir von einer Planula — oder dass diese Umwandlung mit der Bildung eines sg. Primitivstreifens anhebt, der die Keimblase dann entweder vollständig umwächst oder sich davon (unter Bildung eines sg. Dottersackes) abschnürt. Dass eine derartige Auffassung nicht prätendirt, den Begriff der sg. typischen Gruppen zu beseitigen, bedarf kaum der ausdrücklichen Erwähnung. Sie soll zunächst nur die gene- tischen Beziehungen der einzelnen sg. Typen — die, wie Ray Lancaster hervorhebt, eben so viele Formen der mechanischen Anpassung darstellen — in ihrem natürlichen Zusammenhange klar legen. Weit tiefergreifendere Ziele stellt sich Häckels Ab- handlung „über die Gastraeatheorie, die phylogenetische Classification des Thierreiches und die Homologie der Keimblätter“ (Jenaische Ztschrft. der Naturwissensch. 1874. S.1—55). Was dieser sg. Gastraeatheorie zu Grunde liegt, ist die schon seit längerer Zeit bekannte Thatsache, dass eine ganze Anzahl von Thieren aus den verschiedensten Gruppen in Form eines ursprünglich zweischichtigen hohlen Körpers geboren werden und eine längere oder kürzere Zeit hindurch leben. Die frühern Forscher pflegten ein derartiges Geschöpf als Planula zu bezeichnen; Häckel aber benennt dasselbe als Gastrula und sieht in diesem 417 5 (oben der „Keimblase* gleich gestellten) Organismus die wichtigste und bedeutungsvollste Embryonalform des Thier- reiches. Schon in seiner Monographie der Kalkschwämme (Berlin 1872. Th. I. S. 467) hatte Häckel erklärt, dass er auf Grund seines „biogenetischen Grundgesetzes“ d.h. in Uebereinstimmung mit dem — zuerst von Fr. Müller ausgesprochenen — Satze, dass die Entwicklung der ein- zelnen Thierformen (Ontogenie) eine abgekürzte Wiederho- lung ihrer Stammesgeschichte (Phylogenie) sei, so wie dem Auftreten dieser Gastrula bei Repräsentanten der verschie- densten Thierstämme, von den Spongien bis zu den Verte- braten (Amphioxus), auf eine gemeinsame Descendenz der animalischen Phylen von einer einzigen unbekannten Stamm- form zurückschliesse, die im Wesentlichen ‘der Gastrula gleich war und als Gastraea bezeichnet werden könne. Diese Behauptung sucht nun Verf. in der oben angezogenen Abhandlung näher zu begründen und weiter zu verfolgen, bis er schliesslich zu dem Resultate kommt, dass die Typen- theorie, welche über ein halbes Jahrhundert hindurch bis heute die Basis des zoologischen Systemes gewesen sei, als fernerhin unhaltbar bei Seite geschoben und durch die Gastraeatheorie ersetzt werden müsse, die auf der Basis der Phylogenie ein neues System errichte, dessen oberstes Olassificationssystem die Homologie der Keim- blätter und des Urdarms und demnächst die Differenzirung der Kreuzachsen und der Leibeshöhle (Coelom) sei. Dieses „neue System“ lässt sich nun kurz in folgender Weise zu- sammenfassen. Das ganze Thierreich zerfällt in zwei Haupt- abtheilungen, die Gruppe der Protozoen oder Urthiere, welche niemals Keimblätter bilden, auch keinen wahren Darm und überhaupt keine differenzirten Gewebe besitzen, und die der Metazoen oder Darmthiere, welche stets zwei primäre Keimblätter bilden, mit Ausnahme einiger rück- gebildeten Formen einen wahren Darm besitzen und diffe- renzirte Gewebe entwickeln. Diese Gewebe stammen in letzter Instanz von den beiden primären Keimblättern ab, welche sich von der Gastraea auf sämmtliche Metazoen, von der einfachsten Spongie bis zum Menschen hinauf vererbt haben. Die Metazoengruppe spaltet sich nun aber wieder in 6 418 zwei Abtheilungen, einerseits die Coelenteraten (für die H. übrigens die durchaus vage, systematisch ganz werthlose Bezeichnung Zoophyten restituirt haben will), bei denen sich „in Folge festsitzender Lebensweise“ der sg. radiale Typus ausbildete, andrerseits die Bilateralien, bei denen sich „in Folge kriechender Lebensweise“ der sg. bilaterale Typus entwickelte. Wie das so ohne Weiteres „in Folge“ der verschiedenen Lebensweise geschehen sei, erfahren wir freilich nieht — Häckel hält es nicht ein Mal der Mühe für werth zu bemerken, dass Ref. bis jetzt so ziemlich der Einzige war, der (schon vor länger als 25 Jahren) den radiären und bilateralen Bau mit der verschiedenen Art der Haltung und Bewegung in Beziehung zu setzen den Versuch gemacht hat. Unter den Bilateralien giebt es nun aber einige, die durch den Mangel der Leibeshöhle und des Blutgefässsystemes — der coelenterische Apparat ist nach unserem Verf. natürlich nichts Anderes, als ein ver- ästelter Darm — mit den Zoophyten übereinstimmen. Sie bilden eine besondere Gruppe der Acoelomi. Es sind die niederen Würmer (Plattwürmer), Thiere, bei denen das den Bilateralien sämmtlich — freilich auch schon einer Anzahl von Coelenteraten — zukommende, mittlere Keim- blatt in seiner einfachen Form verharrte, während es bei den höhern Würmern, den Coelomati, in zwei Lamellen zer- fiel, die durch die Leibeshöhle (das Coelom) von einander getrennt werden und in Zusammenhang mit dieser (meint Ref.) auch ein Blutgefässsystem entwickeln. Als vier diver- gente Descendenten sind dann schliesslich aus diesen coe- lomaten Würmern „die vier typischen höchstentwickelten Thierstämme, die Thiertypen oder Phylen der Mollusken, Eehinodermen, Arthropoden und Vertebraten‘ hervorge- gangen. So gestaltet sich also das neue phylogenetische Thiersystem! Es soll das alte, auf Basis der Typenlehre errichtete System ersetzen — aber es unterscheidet sich in seinen Hauptresultaten, von der genetischen und phylo- genetischen Entwieklung abgesehen, nur dadurch von dem bisher üblichen, dass die Abtheilung der Würmer darin in zwei Gruppen aufgelöst ist, je nachdem eine Leibeshöhle vorhanden ist oder nicht. Ref. will sich hier keineswegs 419 7 zu einem Vertheidiger des Wurmtypus aufwerfen — er hat in diesen Berichten vielfach und schon vor langer Zeit die Unzulänglichkeit desselben hervorgehoben — aber so viel ist gewiss, dass der hier als entscheidend für die Acoelo- mati und Coelomati aufgestellte Charakter keineswegs zu- trifft) da auch unter den erstern zahlreiche Formen vor- kommen (nicht bloss Nemertinen, sondern selbst Planarien und Trematoden), die genau in derselben Weise wie die Coelomati mit einer Leibeshöhle versehen sind.‘ ‘Wenn nun aber ‚die Unterscheidung dieser beiden Wurmgruppen. hin- wegfällt, dann haben wir wieder die sieben sg. Typen des modifieirten Cuvier’schen Systemes. Dass wir in Adap- tirung an die inzwischen so vielfach neu. gewonnenen Er- fahrungen und Anschauungen diese Typen nicht mehr in alter Weise einander. gegenübersetzen, ändert nichts. an der. Erkenntniss,. dass die Differenzirung des Thierreiches wesentlich in der Richtung dieser sg. Typen stattgefunden habe. Was wir als Typus'.bezeichnen, ist eben. nichts Anderes, als eine der Hauptabtheilungen des Thierreiches, und solche wird man beibehalten, so lange überhaupt noch ein 'zoologisches System existirt. Und auch die Phylogenie kann des Systemes nicht entbehren. ‚Es werden sich sogar die phylogenetischen Systeme in ihren Hauptpunkten be- ständig mit den andern Systemen decken müssen, soweit diese auf einer ‚richtigen Erkenntniss beruhen, denn die sg. phylogenetische Methode ist factisch von dem Analogie- schlusse der vergleichenden Forschung in Nichts verschie- den. ‘(Man vergleiche hierzu die treffenden Bemerkungen von Al. Braun in seiner Abhandlung über ‚die Cycadeen, Berl. Monatsberichte 1875. 8.265.) Es würde uns hier zu weit führen, wollten wir auch auf die in Verbindung mit der Gastraeatheorie von unserm Verf. entwickelte Lehre von. der Homologie der Keimblätter und die daran ‚änge- knüpften ‚Speeulationen näher eingehen. Für den Verf. ist diese Homologie von vornherein zweifellos, obwohl er doch eigentlich bei dem entscheidenden Werthe, den er für die Bestimmung der Homologie auf die Art der Entwick- lung legt, ein grosses Bedenken hätte tragen müssen, eine Zellenlage, die selbstständig unter einer andern. entsteht, 8 420 und eine solche, die durch Einstülpung aus einer andern ihren Ursprung nimmt, ohne Weiteres gleich zu stellen. Auf diese beiderlei Art aber bildet sich das Entoderm und nicht selten sogar bei ganz nahe verwandten Thieren (z. B. unter den ‚Coelenteraten). Auffallender Weise macht der Verf. kaum einmal den Versuch, diese bedenkliche That- sache in seinem Sinne zu entkräftigen, denn die bescheiden in einer Anmerkung sich versteckende Aeusserung (S. 21), dass die Bildung einer gleich zweischichtigen Gastrula durch „abgekürzte Vererbung“ aus dem Bildungsmodus durch Einstülpung „zusammengezogen zu sein scheine“, dürfte doch den von ihm gezogenen weittragenden Conse- quenzen gegenüber, in vorliegendem Falle nicht ausreichen. Wenn aber ein Darmraum ebenso gut durch Aushöhlung in einer besondern Keimschicht, wie durch Einstülpung entstehen kann, ohne seine morphologische Natur zu ver- lieren, so dürfte das wohl auch für die Leibeshöhle zu- lässig sein. Der Verf. hat also von seinem Standpunkte aus nicht. den geringsten Grund, nur solchen Thieren eine Leibeshöhle zuzusprechen, bei denen dieselbe (als sg. Coe- lom) durch Spaltung des Mesoderm entsteht. Die Leibes- höhle kann möglichen Falls auch durch Einstülpung von einem sg. Urdarme aus ihren Ursprung nehmen; sie thut es sogar, obwohl in der Gastraeatheorie derartige Fälle mit keinem Worte erwähnt werden. Und doch sind diese grossentheils schon vor Erscheinen der betreffenden Ab- handlung bekannt gewesen und auch in unsern Jahresbe- richten — zum Theil, ja bei Sagitta ausdrücklich mit Hinweis auf die hier in Betracht kommende Frage an- gezogen (Bericht f. d. Jahre 1868 u. 69. S. 73 — Tornaria — 8. 159 — Bipinnaria — $. 189 — Sagitta u. s. w.). Dieselben werden einfach ignorirt. Es würden ja sonst auch die gegen meine Auffassung des Coelenteratenbaues gerichteten Bemerkungen hinfällig geworden sein, denn diese wird ja eben dadurch widerlegt, dass (Kalkschwämme Th. I. S. 468 — ähnlich Gastraeatheorie S. 26) „die Leibes- höhle niemals mit der Magenhöhle oder der Darmhöhle direct eommuniciren kann, vielmehr die Anatomie und Ontogenie des Coelom oder der Pleuroperitonealhöhle bei 421 9 allen höhern Thieren deutlich und unzweifelhaft zeigt, dass diese wahre Leibeshöhle vom ersten Anfang an ein völlig selbstständiger Hohlraum ist, völlig unabhängig von dem niemals mit ihr zusammenhängenden Darmrohre“. Ent- stehen nun aber gleichartige Gebilde wirklich auf verschie- dene Weise, dann liegt auch die Vermuthung nahe, es dürften gelegentlich verschiedene Gebilde auf gleiche Weise ihren Ursprung nehmen. Man denke hierbei an Kowa- lewsky’s neue Entdeckung, dass die Hohlräume in den Urwirbeln von Amphioxus auf dieselbe Art, wie die Leibeshöhle der Echinodermen u.'s. w. aus dem Urdarme sich ausstülpen, ‘und wird ‘dann wohl etwas vorsichtiger in der Verwerthung von entwicklungsgeschichtlichen That- sachen werden, jedenfalls die Frage als eine noch offene betrachten, ob denn die Entwieklungsgeschichte in allen Fällen ein absolutes Criterium — und das einzige — unseres morphologischen Wissens abgebe. Bei der so entschieden sich kund thuenden reforma- torischen Tendenz der „Gastraeatheorie* hat es nicht aus- bleiben können, dass dieselbe vielfach von Anhängern und Gegnern besprochen ist. Die Einen haben sich einfach auf eine Analyse der Arbeit beschränkt, die Andern die- selbe in mehr oder minder grossem Umfange kritisch be- leuchtet. Zu den letztern gehört namentlich C. Claus (die Typenlehre und Häckel’s sg. Gastraeatheorie, Wien 1874, 30 Seiten), A. Agassiz (Embryology of the Ctenophorae 1874 oder Silliman’s Amer. Journ. Se. and Arts. Vol. VII. p. 472—477), Salensky (Bemerkungen über Häckel’s Gastraeatheorie, Archiv für Naturgeschichte 1874. 1. S. 136 ff.) und Moquin-Tandon (de quelques applications de l’em- bryol. a la elassificat. möthod. des animaux, Ann. des sec. natur. 1875. T. II. Art. 8, 54 S.). Im Anschluss an diese Schriften erwähnen wir in Betreff der Keimblätterfrage weiter Ray Lankaster (Contribut. to the development hist. of Mollusca, Philosophieal Transact. 1875. p. 38 oder Ann. nat. hist. T. XIV. p. 82), Semper (Arbeiten aus dem zoolog.-zootom. Institut in Würzburg 1873. 1. 8. 222u.f.) und die Bemerkungen von Nitsche (Ztschrft. für wissensch. Zoolog. Bd. XXV. Supplem. S. 390). 10 422 Zum weiteren Ausbau seiner Theorie hat Häckel der ersten Abhandlung später (Jenaische Ztschrft. u. s. w. 1875. 8. 402—508 mit 6 Taf.) unter dem Titel ‚Die Ga- straea und die Eifurchung der Thiere“ noch eine zweite folgen lassen, durch die er auch, wie es scheint, eine An- zahl von Finwürfen, die ihm, von „dualistischen Gegnern der monistischen Entwicklungslehre* gemacht sind, wenn auch nur auf indireectem Wege hat entkräften wollen. Um die zahlreichen, mehr oder minder auffallenden Abweichun- gen von der reinen Gastrulaform zu erklären — es war ja geltend gemacht, dass eine eigentliche Gastrulaform sich nur bei verbältnissmässig wenigen Thieren nachweisen liesse — recurrirt Häckel hier zunächst auf die (gleichfalls schon von Fr. Müller aufgestellte) Lehre von der „Fäl- schung“ der Stammesentwicklung. Neben den durch ein- fache Vererbung übertragenen Formen müsse man noch solche unterscheiden, die durch Anpassungen an: die Be- dingungen des Embryolebens und Larvenlebens entstanden seien. Die ganze Entwicklungsgeschichte setze sich aus zweien Factoren zusammen, aus einer Palingenie oder Auszugsgeschiehte und eine Cenogenie oder Fälschungs- geschichte. Für die Phylogenie habe zunächst und vor- zugsweise nur die Palingenesis eine Bedeutung, während die Cenogenesis mehr der physiologischen Betrachtung anheimfalle. Es bedürfe in vielen Fällen nur einer ein- fachen physiologischen Reflexion, um die Erscheinungen der letztern verständlich zu machen. Wenn wir der frü- hern Zeit uns erinnern, in der Häckel derartige physio- logische Reflexionen kurzweg als „teleologisch“ oder gar als „Spielereien“ bei Seite schob, so ist ein soleher' Aus- spruch allerdings als ein bedeutungsvolles Symptom. zu betrachten. Im vorliegenden Falle nimmt Ref, davon um so frendiger Act, als Verf. in der weitern Ausführung dieses Gedankens namentlich auch die verschiedenen Massenver- hältnisse des Dotters als besonders wiehtig für die ceno- genetischen Vorgänge hervorhebt, ein Moment also, welches vom Ref. schon vielfach in älterer und neuerer Zeit zur Erklärung der in den Entwicklungserscheinungen der Thiere (Metamorphose, Keimbildung, Furchung) obwaltenden Ver- 425 11 sehiedenheiten angezogen ist. Nachdem der Verf. auf solche Weise den Boden seiner Speeulation geebnet hat, versucht er den Nachweis, dass die Gastrula je nach der Beschaffen- heit des Dotters in vierfacher Form sich ausbilde, von denen eine jede durch eine besondere Art der Furchung vorbereitet werde. Als solche unterscheidet er zunächst die Archigastrula, die durch eine regelmässige, wie Verf. sagt, primordiale Furchung als eine ursprünglich einschich- tige, später aber sich einstülpende Blase aus einer kleinen Eizelle hervorgehe und die eigentliche Urform der Ga- strula repräsentire, dann die in Folge einer inäqualen Furchung durch Einstülpung (Embolie resp. Invagination) oder Umwachsung (Epibolie resp. Circumerescenz) sich hervorbildende Amphigastrula, und schliesslich die Disco- gastrula (der Wirbelthiere), so wie die Perigastrula (der Arthropoden), die immer nur bei Anwesenheit eines selbst- ständigen grossen Nahrungsdotters vorkämen, und einer bald diseoidalen, bald auch superfieialen (sg. partiellen) Furehung ihre Bildung verdankten. Zur Charakteristik der sg. Diseogastrula wollen wir noch hinzufügen, dass es die. sg. Keimscheibe ist, die Verf. — nach dem Vorgange Rauber’s — also bezeichnet. Den Schluss der Abhand- lung bildet eine phylogenetische Untersuchung, in deren Verlauf die gemeinschaftliche Grundform der Metazoen von der Gastraea auf die noch einfachere Planaea zurück- verlegt wird, auf eine wahrscheinlich schon in der lauren- tischen Periode ausgestorbene Stammform, die, der ein- schiehtigen Keimblase (Blastula) entsprechend, ein einfach blasenförmiges Metazoon darstellt. (Wie ein solches Thier, mundlos, wie es ist, ohne die Fähigkeit amöboider Nah- rungsaufnahme hat frei existiren können, wird uns freilich nicht gesagt.) Erst aus dieser Planaea entwickelte sich dann durch Einstülpung die Gastraea, die, wie wir schliess- lich erfahren (S. 457) noch heute durch eine Anzahl von Formen, durch Haliphysema Bow. und Gastrophysema (= Squamulina scopula Cart.), deren genauere Beschrei- bung in Aussicht gestellt wird, vertreten sind. Die frühern Entwicklungszustände der Metazoen, den maulbeerförmig durchfurchten Keim (Morula), die erste Furchungskugel (Cy- 12 424 tula), den kernlosen Dotter (Monerula), betrachtet Verf. als Wiederholungen protozoischer Zustände (des Synamoebium, der Amoeba, der Movere). Gleich Lankaster und Häckel hält es auch Huxley für durchaus gerechtfertigt, die Entwieklungsvor- gänge in maassgebender Weise bei der Classification des Thierreiches zu Grunde zu legen, abstrahirt dabei aber von phylogenetischen Gesichtspunkten, da diese ohne pa- läontologische Begründung nur zu unerwiesenen und unbe- weisbaren und desshalb denn auch rasch wechselnden Auf- stellungen führen könnten. Uebereinstimmend mit Häckel und Ray Lankaster unterscheidet er zunächst die Protozoen (mit den Moneren und endoplastischen Formen — Endo- plastiea —) als Thiere, deren Protoplasma keine Zusam- mensetzung aus Zellen besitze, von den Metazoen, bei denen der Keim während der Entwicklung eine Differen- zirung in gewebebildende Zellen eingehe und zunächst — wenn auch nicht immer auf genau übereinstimmende Weise — zu der Bildung einer sg. Gastrula hinführe. Diese Metazoen nun zerfallen wieder in die Polystomata (= Poriferen) und Monostomata, je nachdem sich dem Gastrulamunde noch besondere Einlassöffnungen hinzuge- sellen oder nicht. In letzterm Falle persistirt dann ent- weder der Gastrulamund in seiner primitiven Bedeutung — so bei den Coelenteraten und zahlreichen Würmern (Turbellarien, Rotiferen, Trematoden, Nematoden, Oligo- chaeten und Hirudineen, vielleicht auch den Gryphyreen, die desshalb sämmtlich als Scoleeimorpha zusammengefasst werden) —, oder es wird derselbe im Laufe der Entwick- lung dureh eine Neubildung an anderer Stelle ersetzt. Das Erstere charakterisirt die Gruppe der Archaeostomata, das Andere die der Deuterostomata, die dann ihrerseits wieder in die Schizocoela (mit den Polychaeten, Arthropoden und Mollusken), die Enterocoelen (Echinodermen, Enteropneusten, Chaetognathen, Brachiopoden, vielleicht auch Polyzoen) und Epicoela (Tunicaten und Wirbelthiere) eingetheilt wer- den, je nachdem die Leibeshöhle durch Spaltung des Me- soderm, oder Ausstülpung aus dem Urdarm, oder gar — wie (für die Epicoela) bestimmt nur irrthümlich angenommen 495 i3 wird — durch Einstülpung des Eetoderm (Epiblast Huxl.) ge- bildet wird. On the elassification of the animal kingdom, Journ. Linnean Soc. T. XII. 1875. p. 199— 227. Auch Semper hat (die Stammesverwandtschaft der Wirbelthiere und Wirbellosen (Arbeiten aus dem zoolog.- zootom. Institut in Würzburg Bd. II. S. 59—67) seine An- sichten über die natürlichen Verwandtschaften der ein- zelnen Thiergruppen in Form eines Stammbaumes auszu- drücken den Versuch gemacht, dabei aber weniger die Entwieklungsvorgänge, als den Gesammtbau zum Ausgangs- punkt genommen. Die Urform der Metazoen, die Planula, hat sich hiernach zunächst in zwei Hauptstämme ausein- ander gelegt, in die Urmagenthiere, wie Verf. sie nennt, und die Urnierenthbiere. Typisch für die erstern ist die Gastraea, aus deren ursprünglich blindsackförmigem Magen einerseits das Canalsystem der Coelenteraten, andrerseits das Ambulacralgefässsystem und die Leibeshöhle der Echi- nodermen hervorgegangen sei. Als Haupteigenthümlichkeit des zweiten Stammes sieht Verf. die aus dem mittlern Keimblatt gebildeten Segmentalorgane an, denen Verf. übrigens nicht bloss die gewöhnlich also benannten Gebilde der Gliederwürmer, sondern auch die Harnorgane der Mol- lusken und Wirbelthiere, sowie die Tracheen der Insekten zurechnet. Dieser zweite Stamm beginnt mit ungegliederten Formen, die sich zum Theil noch in den Turbellarien (mit Ausschluss der den Anneliden angenäherten Nemertinen) erhalten hat, die sich dann aber durch Gliederung und Bildung eines Kiemenkorbes (Balanoglossus) weiter ent- wickelten und die Protannulata, so wie die Protomollusea lieferten. Die erstern führen zu den Annulaten (mit den Arthropoden) und den Vertebraten, während die andern, in denen die primäre Gliederung wieder zu Grunde ge- gangen ist, die Mollusken mit den Bryozoen und Tuni- katen lieferten. Neben den Resultaten der entwicklungsgeschichtlichen Forschungen sind es in den letzten Jahren vornehmlich die Ergebnisse der Tiefseeuntersuchungen gewesen, die auf unsere Anschauungen vom thierischen Leben einen gestal- tenden Einfluss ausgeübt haben. Schon früher haben wir 14 426 mehrfach auf die besonders von den Engländern und Nord- amerikanern zum Zwecke einer planmässigen Durchfor- schung der Meerestiefen und ihrer Bewohner unternomme- nen grossartigen Expeditionen aufmerksam machen müssen und mit einem Hinweis auf die überraschenden Erfolge derselben die Bedeutung hervorgehoben, welche diese für eine rationelle Lösung zahlreicher biologischer, wie geo- logischer und physikalischer Probleme besitzen. Heute können wir das noch besser und vollständiger beurtheilen als früher, indem inzwischen die Leiter der bis dahin wiehtigsten dieser Expeditionen, jener der englischen Schiffe „Stachelschwein* und „Blitz“, Carpenter, Gwyn Jef- freys und Wyville Thomson, die hauptsächlichsten . wissenschaftlichen Ergebnisse ihrer Forschungen, wenn auch zunächst in einer mehr populären Form, veröffentlicht ha- ben. (The depths of the sea. An account of the general results of the dredging eruises of the Procupine and Light- ning during the summers 1868, 1869 and 1870. By Wy- ville Thomson. London 1873.) Wo man noch vor wenigen Jahren einen vollständigen Mangel eines jeden Lebens vermuthete, da sehen wir heute eine reiche manchfach wechselnde Fauna von niederen Thieren der verschieden- sten Gruppen, zum grossen Theil aus Arten zusammenge- setzt, die eng an gewisse paläozoische Formen sich an- schliessen und damit die Continuität des Lebens in den aufeinander folgenden geologischen Epochen, das wichtigste Fundament der Darwin’schen Lehre, ausser Zweifel stellen. Kieselschwämme, Korallen und Echinodermen der jurassi- schen Periode und der Kreidezeit wurden lebend aus be- trächtliceher Tiefe hervorgehoben und der zoologischen Kenntniss zugäugig gemacht, wie wir das später an den geeigneten Stellen bemerken werden. (Die genaue Unter- suchung und Durcharbeitung des gesammten Materials, die in die Hände erprobter Monographen gelegt ist, wird übrigens erst später zur Veröffentlichung kommen.) Noch in einer Tiefe von 4800 Metres, einer Tiefe also, die der Höhe des Montblanc gleichkommt, gelang es mit Schürf- hacke und Explorator nicht minder, wie mit Thermometer und Manometer erfolgreiche Untersuchungen anzustellen. 427 15 - Mit‘ Hülfe dieser für ihren besondern Zweck in sinnreich- ster Weise eonstruirten Instrumente gelang es auch fest- zustellen, dass die Tiefsee, wenigstens der Atlantis und des ‚Stillen Meeres, statt einer ruhenden Wassermasse von unveränderlicher Temperatur zahlreiche kühlere und wär- mere Ströme aufzuweisen hat, die durch Zufuhr von Sauer- stoff: und Wärme die Vorbedingungen des organischen Lebens erfüllen und die äussern Verhältnisse desselben in manchfaltiger Weise gliedern. Dureh den mehr oder minder vollständigen Mangel dieser Strömungen in dem fast überall geschlossenen Becken des mittelländischen Meeres dürften sich denn auch allem Vermuthen nach die bekannten Re- sultate der von Forbes hier ausgeführten ältesten Tiefsee- forschungen erklären, die unsere Ansichten über die bathy- metrische Verbreitung der Thiere so lange Zeit hindurch auf Abwege lenkten. Durch : diese Erfolge ermuthigt, hat das englische Gouvernement im Jahre 1874 ein drittes Schiff, den „Chal- lenger* ausgerüstet, der unter der Leitung von Wyville Thomson eine ganze Colonie von Naturforschern und Gelehrten an Bord hat und, mit allen Hülfsmitteln unserer modernen Untersuchung in reichster Weise ausgestattet, sich zur Aufgabe gemacht hat, die früher nur in beschränk- term Maasse ausgeführten Forschungen auf die südlichen Meere beider Halbkugeln auszudehnen und die einstweilen noch unvollkommen erledigten Fragen möglichst zum Ab- schlusse zu bringen. Ueber die Schicksale und Erfolge dieser Expedition sind wir einstweilen nur durch die Be- richte Thomson’s in der Nature (1874, 1875) und den Ann. nat. hist. T. XIV. p. 231, so wie durch die Reiseberichte unseres jungen, leider während der Fahrt verstorbenen Landsmannes v. Willemoes-Suhm (Ztschrft. für wissen- schaftl. Zoologie, Bd. XXIV—XXVI) in Kenntniss gesetzt worden. Natürlich trägt das, was wir auf diese Weise erfahren, einen durchaus provisorischen Charakter, allein nichts desto weniger enthält dasselbe schon jetzt nicht bloss schätzbare Beiträge zur Lehre von der geographischen und bathymetrischen Verbreitung (besonders der Crusta- ceen, Echinodermen, Glasschwämme), sondern auch man- 16 | 428 cherlei interessante Mittheilungen über neue Thierformen. Wir werden später mehrfach Gelegenheit haben, darauf zurückzukommen. Besonders interessant ist der allerdings zunächst nur auf Beobachtungen an Crustaceen begründete Nachweis, dass in grosser Tiefe sich mehrfach gigantische Formen von Gattungen und Familien erhalten haben, die im Flachwasser oder an der Oberfläche solche Grösse nicht erreichen. In richtiger Würdigung der Bedeutung, welche die genaue Kenntniss des Meeres und seiner Bewohner für die Fischerei und den Fischfang besitzt, hat auch der Congress der vereinigten ‚Staaten von Nordamerika im Jahre 1870 eine Commission niedergesetzt, deren Aufgabe es ist, die Thierwelt der Amerikanischen Küsten und Seen zu unter- suchen. Der erste Bericht dieser Commission, der Prof. Baird vorsteht, ist unter dem Titel Report of the Un. St. Commissionar of fish and fisheries 1574 erschienen. Der- selbe enthält u. A. einen report upon the invertebrate ani- mals of Vineyard Sound and the adjacent waters, with an account of the physical characters of the region by Ver- rill (P. I. p. 295—513), so wie einen report on the marine Invertebrata of southern New-England by Verrill, Smith, Harger (P. I. p. 580—624), mit denen ich leider nur durch Lütken (Zoolog. report for 1873 London 1875) näher be- kannt geworden bin. Aus eigner Anschauung aber kenne ich Verrill’s result of recent dredging expeditions on the coast of New England (Amer. Journ. sc. and arts T. V. p. 1—16, p."98—107, T. VI. p. 435—441, T. VII p.:38— 47, 'p. 131—139, 405—414, 'p. 498—531 — oder. Annals nat. hist. T. IX. p. 92 ff.), eine Reihe von Abhandlungen, die vielfach mit den erwähnten Reports übereinzustimmen scheinen. Der Verf. berichtet in diesen Abhandlungen über die Ergebnisse faunistischer Untersuchungen, die theils von ihm selbst, theils auch von seinen Mitarbeitern (8. J. Smith, O0. Harger, A. S. Paekard und Caleb Cooke) an ver- schiedenen Punkten der Neu-Englischen Küste zunächst im Interesse der Fischerei mehrere Jahre hindurch ange- stellt sind und eine so reiche Ausbeute geliefert haben, dass Verf. die Liste der aus jenen Gegenden bisher be- 429 17 kannten Wirbellosen — mit Ausschluss der Foraminiferen, Entomostraken und anderer kleiner Formen — um min- destens 350 Arten bereichern konnte. Zu ihnen gehören nicht weniger als 125 Würmer, 30 Bryozoen, 10 Echino- dermen, 35 Akalephen, 7 Polypen. Manche dieser Arten sind neu, aber die grössere Anzahl theilt Neu-England mit dem nördlichen Europa. Später (l. ce. T. X. p. 36—43) wird dieser Liste noch eine ansehnliche Menge weiterer For- men hinzugefügt, die im Jahre 1874 gedregt wurden. Die neuen Formen sind kurz charakterisirt, zum Theil auch in Umrissfiguren abgebildet, und werden an den betreffenden Stellen von uns namentlich aufgeführt werden. Die Mit- theilungen aus dem zuerst erwähnten Report entnehme ich dem Berichte von Lütken. An diese Nittheilungen schliesst sich dann weiter. an Whiteaves, on recent deep-sea dredging operations in the gulf of Lawrence (Silliman’s Amer. Journ. sc. and arts 1874. T. VII. p. 210—219), A. S. Packard, explor. of the gulf of Maine with the dredge (Amer. Natural. 1874. T. VII. p. 145—155) und Nicholson, Contributions to the Fauna Canadensis, being an account of the animals dredged in Lake Ontario in 1872 (Canadian Journal; in vorläufiger Mittheilung Ann. and Mag. nat. hist. Vol. X. p.' 270). Auch in Norwegen besteht für die Küstenfischerei eine eigne Commission, die der Leitung des jüngern Sars unterstellt ist. In Folge dessen hat letzterer denn auch Veranlassung ‘genommen, die wirbellose Fauna der nor- wegenschen sg. Fischbänke in verschiedener Tiefe zu unter- suchen und den Befund in einer eignen Abhandlung (For- handl. videnskab. selsk. Christiania 1872. p. 73—119, bidrag til kundskaben om dyrelivet paa vore havbanker) nieder- gelegt. Die in einer Tiefe von 400, 100 und 50 Faden auf verschiedenartigem Boden aufgefundenen Arten werden aufgezählt und durch Mittheilungen erläutert, die, soweit sie neue Formen betreffen, an den geeigneten Stellen von uns noch besonders angezogen werden sollen. Auch unser Deutschland ist hinter diesen Bestrebungen nieht gänzlich zurückgeblieben. Schon im Sommer 1871 2 a 18 430 wurde der K. Preussische Avisodampfer Pommerania mit einer Anzahl Gelehrter zur Untersuchung der physikalisch- chemischen und biologischen Verhältnisse der Ostsee ab- commandirt. Wir verdanken diesem Umstande eine in- teressante Abhandlung von Möbius über „die wirbellosen Thiere der Ostsee“, die dem offieiellen Berichte über die betreffende Expedition (Kiel 1373, S. 97—154, faunistische Untersuchungen) beigegeben ist und eine mit Hülfe meh- rerer Zoologen — Kupffer, Häckel, O0. Schmidt und Bütschli — entworfene Zusammenstellung der bei dieser Gelegenheit aufgefundenen Arten enthält, nicht bloss mit Angabe des Namens und unter Zugabe zahlreicher kri- tischer und synonymischer Excurse, sondern auch mit Be- zeichnung der Fundstätten (Ort, Tiefe, Beschaffenheit des Grundes) und der geographischen Verbreitung. Obwohl die Menge dieser Arten an sich durchaus nicht klein genannt werden kann — unter den 241 wirbellosen Thieren zählt Verf. u. a. 6 Spongien, 26 Coelenteraten, 6 Echino- dermen, 67 Würmer, 12 Bryozoen u. s. w. —, so ergiebt sich daraus doch zur Genüge, dass die Fauna der Ostsee nur als ein verkümmerter Zweig der reichen Fauna des nordatlantischen Oceans und des nördlichen Eismeeres zu betrachten ist. Und das nicht etwa bloss in numerischer Hinsicht, sondern auch in Betreff des veränderten Aus- sehens, welches die eigenthümlichen physikalischen Ver- hältnisse der Ostsee den Bewohnern derselben aufprägen. Besonders wichtig in dieser Beziehung ist der Salzgehalt, der auch an derselben Localität, je nach Umständen, grosse Schwankungen zeigt, und der Wechsel der Temperatur, die während der kältesten Zeit in allen Tiefen bis zum Ge- frierpunkt des Salzwassers herabsinkt, während dagegen der Sommer und Herbst eine ziemlich hohe Wärme (bis 17°) bringt. Dieser Umstand hat es denn auch zur Folge, dass in der Ostsee überhaupt nur solche atlantische und Eis- meerthiere leben, die im Gegensatze zu der Mehrzahl der tropischen und. arctischen Seethiere, grosse Differenzen der Temperatur und des Salzgehaltes zu ertragen vermögen, oder, wie Verf. sagt, eurytherm und euryhalin sind. Fau- nistisch zerfällt übrigens die Ostsee scharf in ein westliches 431 19 und ein östliches Becken, von denen das erstere, das etwa bis Rügen reicht, bei Weitem das reichere ist (216 : 69), und auch, durchschnittlich salzreicher, an den einzelnen Arten lange nicht jene hochgradige Verkümmerung erkennen lässt, wie das östliche Becken. In einem Anhange bringt Verf. auch noch ein Verzeichniss der auf der Fahrt nach Arendal (Skager Rak) gefangenen Tbiere (mit 17 Spongien, 18 Coelenteraten, 23 Echinodermen, 25 Bryozoen, 52 Wür- mern). Im Jahre 1872 und 1873 dehnte die Pommerania ihre Fahrten auch über die Nordsee aus. Die zoologische Aus- beute ist natürlich eine noch reichere, so dass dieses Mal bei der Bearbeitung des Materiales eine Arbeitstheilung eintrat. (Jahresber. der Commission zur wissenschaft. Untersuchung der deutschen Meere in Kiel. Berlin 1875.) Wir werden später auf die Einzelarbeiten zurückkommen, und erwähnen hier nur so viel, dass Möbius über die Würmer und Echinodermen, Kirchenpauer über die Bryozoen und Hydroiden, O. Schmidt über die Schwämme handelt. v. Heuglin’s Reisen nach dem Nordpolarmeere er- gaben u. a. eine Ausbeute von 36 Chaetopoden, von denen 21 auf Spitzbergen, 15 auf Novaja-Semlja kommen, 3 Ge- phyreen, 3 Nemertinen, 16 Entozoen, 21 Bryozoen, 16 Echi- nodermen (5 derselben von Novaja-Semlja), 7 Coelente- raten, 13 Foraminiferen. In Betreff der geographischen Verbreitung dieser Thiere erscheint die Thatsache von In- teresse, dass an der Küste von Novaja-Semlja neben den eigentlich arctischen Formen auch ziemlich zahlreiche Arten gefunden wurden, die sonst bloss aus den mehr süd- lichen Theilen der Nordsee bekannt sind. Natürlich liegt es nahe, diesen Umstand auf den Einfluss des Golfstromes zurückzuführen. Beiträge zur Fauna, Flora und Geologie von Spitzbergen und Novaja-Semlja. Braunschweig 1874 (Reisen Bd. III). S. 233—262. Die höhern Würmer wurden von Ehlers, die Entozoen von Schneider und v. Wıille- moes-Suhm, die Bryozoen von Kirchenpauer, die Echi- nodermen von Lütken und Ehlers, die Coleuteraten von Kirchenpauer und Ehlers, die Foraminiferen von Miller 20 z ? 432 bestimmt. Die wenigen neuen Arten werden später noch besonders angezogen werden. (Soweit diese Formen von Novaja-Semlja stammen, sind sie von Ehlers auch in den Erlanger Sitzungsberichten 1873. Jan. behandelt worden.) Auch die zweite deutsche Nordpolfahrt hat unsere Kenntnisse über das aretische Thierleben mehrfach be- reichert, obwohl die grössere Menge der in dieser Hinsicht gemachten Beobachtungen und Sammlungen durch das tra- gische Schicksal der „Hansa“ zu Grunde gegangen ist. Die von der „Germania“ gesammelten Würmer, Echino- dermen und Coelenteraten wurden von Möbius bearbeitet (die zweite deutsche Nordpolfahrt Bd. Il. 1874. 5. 246— 260), die Hydroiden und Bryozoen von Kirchenpauer (S. 411—428), die Kieselspongien von Schmidt (8. 429 —433), die Kalk- und Gallertspongien von Häckel (8. 434 — 436), während Ehrenberg auf Grund der gesammelten Schlamm- und Erdproben das unsichtbar wirkende Leben der Nordpolarmeere (S. 437—476) zum Gegenstande der Darstellung macht. M’Intosh liefert in seiner Abhandlung „on the in- vertebrate marine fauna and fishes of St. Andrews“ eine Aufzählung der von ihm daselbst auigefundenen Chaeto- poden (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. ÄIV. p. 192—207), Gephyreen und Turbellarien (Ibid. p. 144—155), Bryozoen (Ibid. Vol. XIH. p. 302—312), Echinodermen (Ibid. Vol. XIV. p. 68—75), Coelenteraten (Ibid. Vol. XII. p. 204— 221) und Schwämme (Ibid. p. 140—145). Die wenigen darunter befindlichen neuen Arten werden später besonders erwähnt werden. O0. Grimm macht an v. Siebold einige briefliche Mittheilungen über eine von ihm geleitete zoologische Un- tersuchungsexpedition nach dem Kaspischen Meere (Ztsehrft. für wiss. Zoologie Bd. XXV. 8. 323—326). Nach den- selben erscheint die verhältnissmässig ganz reiche Thier- welt dieses halbsalzigen Sees — Grimm hat daraus nicht weniger als 120 Thierarten aufgefunden — sehr entschieden als eine Relietenfauna, von Arten gebildet, die theils mit denen des Aral-Sees, des Schwarzen Meeres und nördlichen Oceanes tibereinstimmen, theils auch durch Abänderung 433 21 aus letztern entstanden sind. Aus den unserm Berichte anheimfallenden Thiergruppen erwähnt Verf. Sabellides octoeirrata, Laguneula repens, Aenieria flava n. sp., Tin- .tinnus mitra, Rotalia veneta. Unter dem Titel „on some remarkable forms of animal life from the great deeps of the Norvegian coast“ beginnt der jüngere Sars die Herausgabe eines zoologischen Sammel- werkes, welches dem gelehrten Publieum von Zeit zu Zeit die jeweiligen wichtigsten Resultate seiner Tiefseeforschun- gen vorführen soll. Die bis jetzt vorliegenden zwei ersten Hefte (Christiania 1872 und 1875) fallen beide in den Bereich unseres Berichtes. Das erste, das theilweise noch nach Aufzeichnungen des Vaters des Herausgebers verfasst ist, betrifft — von den uns hier nicht intersssirenden Mol- lusken abgesehen — verschiedene Formen aus der Gruppe der Würmer und Coelenteraten, während das zweite aus- schliesslich der interessanten Asteridenform Brisingia ge- widmet ist. Fischer stellt an verschiedenen Punkten der fran- zösischen Küste Beobachtungen über die Vertheilung der faunistischen Bezirke an und kommt dabei zu dem Resultate, dass die Littoralfauna sich am besten und natürlichsten in fünf Zonen auflösen lasse, die der Littorinen, Balanen (mit Aetinia equina), der Patellen, Miessmuscheln (mit Tealia crassieornis, Sagartia troglodytes u. a.) und Halichondrien. Cpi. rend. 1874. T. 77. p. 1717. Panceri veröffentlicht in französischer Uebersetzung eine Zusammenstellung seiner interessanten Beobachtungen über das Leuchten der Seethiere: Etudes sur la phospho- rescenee des animaux marins, Annales sc. natur. 1872. T. XVI. Art. Nr. 8. Wir heben daraus an dieser Stelle noch die Bemerkung hervor, dass bei der Lichtentwieklung nirgends eine Temperaturerhöhung eintritt. Seechi fügt hinzu, dass das Lieht der phosphores- eirenden Thiere im Spectroscop nicht, wie es Anfangs schien, monochromatisch, sondern zusammengesetzt sei, und namentlich das Roth und Violet sehr deutlich unterscheiden lasse. Ibid. Art. Nr. 9. Ueber den gleichen Gegenstand hat auch Antonio 22 454 della Valle (la luce degli animali, Napoli 1875, 69 Seiten) eine sehr fleissige und vollständige Zusammenstellung ge- liefert. Während Panceri, wie.schon aus frühern Mitthei- lungen uns bekannt geworden, die Lichtentwicklung bei den Thieren auf gewisse Vorgänge des Zellenlebens zurück- zuführen sucht, behauptet Phipson (Cpt. rend. 1872. Aug. p- 548), dass dieselbe an eine formlose Substanz (Noeti- lueine) geknüpft sei, die sich als solche darstellen lasse und die Fähigkeit habe, bei dem Contacte mit feuchter Luft unter Lichtentwieklung zu oxydiren. Ray Lankaster handelt über das Vorkommen des Haemaglobin im Thierreiche und findet dasselbe auch unter den Wirbellosen weit verbreitet. Proceed. roy. Soe. Vol. XXI. Nr. 140. Ä Hubert Ludwig liefert in seiner Preisschrift „über die Eibildung im Thierreiche“ Würzburg 1874. (224 Seiten mit 3 Tafeln) eine auf zahlreiche eigne Untersuchungen gestützte kritische Zusammenstellung der über diesen wich- tigen Vorgang bisher veröffentlichten Untersuchungen, deren Hauptresultat sich dahin zusammenfassen lässt, dass das Ei aller Thiere von Anfang an bis zu seiner Reife den Cha- rakter einer einzigen Zelle besitzt. Die im protoplasma- tischen Dotter auftretenden verschiedentlich geformten Ge- bilde (Dentoplasma) sind als Producte der Lebensthätigkeit der Eizelle selbst zu betrachten. Die bei der Eibildung in Follikeln mit der Eizelle eingeschlossenen Zellen sind überall ursprünglich mit der Eizelle gleichwerthig und, wie letztere, als Differenzirungen des Keimlagers zu betrachten. Die Eihüllen sind entweder an der Bildungsstelle der Eier von diesen selbst (Dotterhaut) oder den damit genetisch zusammengehörigen Follikelepithelzellen (Chorion) geliefert, oder sie entstehen erst nach der Ablösung der Eier von dem Entstehungsorte und sind dann als secundäre Eihüllen zu bezeichnen. Dieselben werden gewöhnlich von den Drüsen der Eileiter oder von besondern Hautdrüsen ge- liefert, haben gelegentlich aber auch andere Beziehungen zu den Organen des mütterlichen Körpers. Harting belehrt uns von der Möglichkeit der künst- 435 23 liehen Erzeugung der so specifisch geformten organischen Kalkkörperchen und liefert damit einen eben so wichtigen, wie interessanten Beitrag zur Lehre von der Morphogenese. Recherches de morphologie synthetique, Amsterdam 1872 (84 Seiten in Quarto mit vier Kupfertafeln, naturk. verhandl. der kongl. Akademie Deel XIV). Es sind, wie hier auf experimentellem Wege bewiesen wird, die organischen Bei- mischungen, die dem kohlensauren Kalke in statu nascenti seine eigenthümliche Gestaltung geben. I. Vermes. Mc. Cready erklärt die Abtheilung der Würmer, wie das auch mehrfach schon von anderer Seite geschehen ist (vgl. hierzu Häckel — oben — und Semper, in der weiter unten angezogenen Abhandlung) für eine unnatür- liche Zusammenstellung heterogener Formen. Man kann die Richtigkeit dieser Behauptung immerhin zugeben, muss aber gleichzeitig anerkennen, dass es bisher noch nicht möglich gewesen ist, diese Abtheilung durch eine andere Gestaltung unseres Thiersystemes zu eliminiren. Auch der Vorschlag von Mc. Cready, die Anneliden und Rotatorien mit den Arthropoden zu verbinden, die Gephyreen, Nema- toden und Plattwürmer aber mitsammt den Echinodermen den Coelenteraten einzuverleiben, dürfte schwerlich dem Bedürfnisse einer natürlichen Classification entsprechen. Proceed. Boston Soc. nat. hist. Vol. XVI. p. 185 ff. (1874.) Wie wenig unsere Kenntnisse über die verwandtschaft- liehen Beziehungen selbst der höhern Würmer bis jetzt zum Abschlusse gekommen sind, beweisen u. a. auch die in- teressanten Aufschlüsse, die wir neuerlich über die Brachio- poden erhalten haben. Von Steenstrup ist bekanntlich schon vor vielen Jahren (J. B. 1848. Arch. XX. S. 307) die Ansicht ausge- prochen worden, dass diese Thiere keine Mollusken, sondern Würmer seien, die den tubicolen Chaetopoden nahe ständen. Obwohl nun diese Ansicht jener Zeit kaum einiger Bei- stimmung sich erfreute, ist dieselbe doch öfters seitdem wieder aufgegriffen worden, in der Regel freilich nur, um 24 436 als unbewiesen und unbeweisbar wieder zur Seite gelegt zu werden. Andrerseits hat dieselbe aber auch ihre Für- sprecher gefunden. So namentlich inMorse, der zunächst, ohne von Steenstrup zu wissen, selbstständig zu der gleichen Auffassung kam und ihr auch mehrfach schon Ausdruck gegeben hatte, bevor er die Frage „on the syste- matical position of the Brachiopoda“* in dem fünfzehnten Bande der Boston Soc. nat. hist. p. 315—371 (1873) in ausführlicher und eingehender Weise erörterte. Auf ana- tomische und embryologische Thatsachen gestützt — M. selbst veröffentlichte ziemlich gleichzeitig in den Memoirs Boston Soc. nat. hist. Vol. II. p. 249—264 Tab. IX eine Abhandlung „on the embryoiogy of Terebratulina“, deren Bedeutung freilich durch den ausschliesslichen Gebrauch ungenügender Vergrösserung sehr geschmälert ist — sucht Morse hier den Nachweis zu liefern, dass unsere Thiere nirgends anders, als bei den Anneliden unterzubringen seien und trotz der Abwesenheit einer Gliederung in den wesentlichsten morphologischen Verhältnissen mit diesen übereinstimmten. Was man als Mantel gedeutet habe, sei als ein mächtig entwickelter Halskragen aufzufassen, wie solcher in geringerer Ausbildung schon bei zahlreichen sg. Capitibranchiaten vorkomme. Ebenso müsse die Schale, weit davon entfernt, ein selbstständiges Gebilde darzu- stellen, als die verkalkte Aussenfläche dieses Kragen- apparates gedeutet werden. Die beiden Arme entsprächen den beiden Kiemenwurzeln eines Capitibranchiaten und die sog. Oviducte zweien Segmentalorganen. Auch die Entwicklungsweise zeige in der (dreifachen) Gliederung des Larvenleibes und dem mehrfach beobachteten Auftreten provisorischer Borsten unverkennbare Beziehungen zu den Chaetopoden. Ebenso seien die dem Mantelrande aufsitzen- den definitiven Borsten von Lingula,*Diseina u. a. in jeder Hinsieht den Annelidborsten identisch, jedenfalls eine Bil- dung, die der Gruppe der Mollusken durchaus fremd sei: Da überdiess die Brachiopoden schon in den ältesten Erd- schichten gefunden würden, so dürfe man wohl annehmen, dass die Chaetopoden einst in zwei Gruppen sich differenzirt hätten, die wir in den jetzigen Brachiopoden und Chaeto- 437 25 poden repräsentirt sähen. Die Hippuriten seien übrigens von den Brachiopoden auszuschliessen und den Lamelli- branchiaten zu verbinden. Zu einem wesentlich gleichen Resultate kommt auch Kowalewsky und zwar auf Grund von Untersuchungen, die er „über die Entwicklungsgeschichte der Brachiopoden* angestellt hat (Protokolle der Moskauer Gesellsch. natur- forschender Freunde 1874, Bd. XIV. S. 1—37. Tab. I—V). Das Material für diese Untersuchungen lieferte vornehmlich Argiope neapolitana und Theeidium mediterraneum, zwei Formen, die in gewissen untergeordneten Zügen der Entwick- lung von einander abweichen und zwei Typen repräsentiren, welche — zufolge der Bzobachtungen unseres Verf.’s an Tere- bratula minor und Terebratulina eaput serpentis, die mit Ar- giope übereinstimmen — unter den Brachiopoden eine grössere Verbreitung zu haben scheinen. Die ersten Entwieklungs- phasen der Eier werden im mütterliehen Körper durchlaufen, entweder in den als Oviduete dienenden Segmentalorganen (Terebratula) oder in besondern neben der Ausmündung der letztern gelegenen Brutsäcken. Nach der Furchung bildet sich zunächst eine Gastrulaform, bald durch Ein- stülpung der Keimblase (Argiope), bald durch successive Ablösung der Entodermzellen, die dann erst allmählich zu einer geschlossenen Haut zusammentreten (Theeidium). Der von dem Entoderm umgebene Innenraum, der auch im ersten Falle durch Schwund der Einstülpungsöffnung sich ab- schliesst, liefert übrigens nicht bloss den Darm, sondern auch zugleich die Leibeshöhle, die, ganz wie bei Sagitta und den Echinodermen, in Form zweier seitlicher Aus- sackungen aus dem Urdarm sich hervorstülpt und erst all- mählich davon sich abschnürt. Nach der Entwicklung der Leibeshöhle theilt sich der inzwischen etwas in die Länge gewachsene Embryonalkörper in drei aufeinander folgende Segmente, in Kopf, Rumpf und Schwanztheil, von denen aber nur die beiden erstern von dem Darmschlauch durch- zogen werden. Bei Argiope und Terebratula bilden sich sodann an dem mittlern Segmente vier Borstenbündel, zwei am Rücken und zwei am Bauche, die immer länger werden und schliesslich eine ansehnliche Entwieklung erreichen, 26 438 wie bei den Annelidlarven. Gleichzeitig wächst der freie Rand des Rumpfsegmentes mit den Borsten nach hinten zu einem Mantel aus, der den grössesten Theil des Schwanz- theils in sich einschliesst. Ebenso verhält es sich bei Theeidium, obwohl die Borstenbündel hier nicht zur Ent- wicklung kommen. Nachdem der Kopf dann noch ein Paar Augenflecke entwickelt und sich, wie auch das Schwanz- segment, mit Flimmerhaaren bedeckt hat, verlässt die Larve den mütterlichen Körper, um eine kurze Zeit zu schwärmen. Bald aber befestigt sie sich mit ihrem Schwanzende, der zu diesem Zwecke eine klebrige Substanz absondert. Sie verliert ihre Wimpern und nimmt durch Umschlagen des Mantels, der statt des Schwanzsegmentes dann den Kopf in sich einschliesst, eine ganz neue Form an, die bei Ar- giope u. a. durch Verlust der Borsten noch weiter sich abändert. Erst jetzt bildet sich der Mund und Oesophagus, ungefähr um dieselbe Zeit, in der auch der lappenförmig auswachsende Mantel an der Rücken- und Bauchseite die erste ceutieulare Anlage der spätern Schale zeigt. Bald darauf geschieht auch die Bildung der Kiemen, die anfangs in geringer Zahl an einer wulstförmigen Verdickung auf der Innenfläche des Rückenlappens hervorsprossen und zu- nächst eine kreisförmige Anordnung besitzen. Die defini- tive Ausbildung des Kiemenapparates und die Verkalkung der Schale beendigen dann schliesslich die Metamorphose. Dass das hintere Segment dabei zum Stiele wird, hraucht kaum besonders bemerkt zu werden. Die Muskeln des- selben sind schon früher angelegt und bereits vor der Schwärmperiode von ansehnlicher Stärke. Schneider veröffentlicht „Untersuchungen über Plat- helminthen“ (Giessen 1873, 76 Seiten in Octav mit 5 Kupfer- tafeln, aus dem 14. Jahresberichte der Oberhessischen Ge- sellsch. für Natur- und Heilkunde besonders abgedruckt), die, zunächst an Mesostomum Ehrenbergii anknüpfend, vor- nehmlich die Turbellarien zum Gegenstande haben, aber auch auf die übrigen Gruppen der Plattwürmer sich aus- dehnen. Sie betreffen den feinern Bau (Muskeln, Drüsen, Nervensystem), der in einer mehrfach von den frühern Darstellungen abweichenden Weise geschildert wird, die 439 27 Anordnung der Muskulatur, die oft schon bei nahe ver- wandten Thieren, wie den bestachelten und unbestachelten Nemertinen, auffallende Unterschiede erkennen lässt, die Fortpflanzungsverhältnisse besonders von Mesostomum und führen den Verf. schliesslich zur Aufstellung eines eigenen Systemes der Platt- und Rundwürmer, die so ziemlich in demselben Sinne, wie in unsern Berichten, begrenzt sind, unter Auflösung der Abtheilung Vermes aber je als Re- präsentanten eines selbstständigen Typus genommen wer- den. Beide Classen enthalten einfache und segmentirte Arten und lassen sich, wie Verf. meint, am natürlichsten in zwei Gruppen theilen, die zumeist durch die Bildung ihres Muskelapparates geschieden sind, auf Grund des Um- standes aber, dass die eine dieser Gruppen sowohl bei den Plattwürmern, wie auch den Rundwiürmern — wenigstens nach der Auffassung des Verf.’s, der die Metamorphose von Actinotrocha (J. B. 1862. S. 51) bekanntlich nicht als solche gelten lässt — mehrfache Beispiele eines Gene- rationswechsels aufweist, als die Gruppen der Stammformen und Generationsformen bezeichnet werden, mit einem Na- men, der zu mancherlei Missdeutungen Veranlassung geben dürfte und um so weniger zutrifft, als z. B. die Syllideen, die doch einen so exquisiten Generationswechsel durch- laufen, mitsammt den übrigen Chaetopoden den Stamm- formen verbleiben. Auch sonst dürfte das System des Verf.’s kaum zu einer allgemeinern Geltung kommen, da durch dasselbe vielfach nahe verwandte Thiere, wie die oben erwähnten Enopla (Poliadea Schn.) und Anopla (Nemertea), weit aus einander gerissen werden. Die nachfolgende Uebersicht des Schneider’schen Systemes wird dies zur Genüge nachweisen. Nemathelminthen. I. Stammform (Lobocephala). Muskelhaut aus Längsfasern beste- hend. An jedem Ende des Körpers eine Oefinung, dorsale und ventrale Seite verschieden. Excretionsgefässe, wenn vorhanden, unverästelt aus zwei seitlichen Hauptstämmen bestehend. A. Einfache Form. Hauptstämme des Nervensystemes dorsal und ventral gelegen; keine Blutgefässe. a. Nur eine dorsale Medianlinie vorhanden . . Gordiacea. b. Dorsale und ventrale Medianlinien und Seitenfelder vor- 28 I. 1. 440 handen. Innere Quermuskeln auf der ventralen Seite an beschränkten Stellen. 1. Mund ohne Kiefer . . . . . 22... Nematoidea. 2. Mund mit Kiefern . . . 2... Ohaetognatha. B. Segmentirte Form. Sertneldir Bauch- und Rückenlinie. Innere Quermuskeln von der” Bauchlinie zum Seitenfelde. Hauptstamm des Nervensystemes ventral. Blutgefässe kom- men vor. a. Keine Borsten; äussere Quermuskeln fehlen. Gymnotoma (Polygordius). b. Borstenbündel; äussere Quermuskeln vorhanden. Ohaetopoda. Generationsform (Rhynchocephala). Muskelhaut aus äussern Quer- und innern Längsfasern bestehend, keine Seitenfelder. Blutgefässe kommen vor. A. Darmkanal hufeisenförmig; Mund und After genähert. Chur a. Vermehrung durch Knospung . . . . ..... Bryozoa. b. Keine Knospung . . .9.°.. 2...2..2..0..1 Sipunculidea. B. Darmkanal gestreckt. a. Ohne Mund und After. . . . . .... Acanthocephala. b.Mit Mundfund' After”... . .. 2.2, Gopkapmen. Plathelminthen. . Stammform. Muskelhaut aus Ring-, Diagonal-, Längs- und Sa- gittalfasern zusammengesetzt. Längsfaserschicht ohne Unter- brechung. Excretionssystem verzweigt, an einzelnen Stellen bewimpert. A. Einfache Form. Hermaphroditisch; keine Blutgefässe; Haupt- nervenstämme seitlich. a. Epithel vergänglich . . . 2.0... Trematoda. b. Epithel bleibend und kabel! „52 Planarided. B. Segmentirte Form. Blutgefässe vorhanden. a. Rüssel in dem Mund sich öffnend; mit Kalkstilet be- waffnet ; Nervensystem mit zwei seitlichen Hauptstämmen; Haut mit Wimperepithel . . . 2.2.2.2... Poliadea. b. Saugscheibe am Hinterende. 1. Nervensystem mit zwei seitlichen Hauptstämmen. Malacobdellea. 2. Nervensystem mit einem ventralen Hauptstamm. Hirudinea. c. Segmente mit Füssen . . . 2.2... Onychophora. Generationsform. Muskelhaut aus einer äussern dünnen Quer- längsschicht, innern Längs-, Rings- und Sagittalfasern zusammen- gesetzt. Hauptnervenstämme seitlich. A. Epithel vergänglich; kein Darm; keine Blutgefässe. Herma- 2ü, araupu la er a JA SL ad ae JB nn ee A a ah EN ENT 441 | 99 B. Epithel bleibend. a. Kein Rüssel; Excretionssystem vorhanden . Rhabdocoela. b. Ein von der Rückseite der Mundhöhle entspringender kurzer Hussel'. .. =, - “2.2. Sphyrocephalea. ce. Ein auf der Mitte des Kopfes vorstreekbarer Rüssel ohne Stilet. 1. Keine Kopfspalten. aa. Excretionssystem vorhanden; keine Blutgefässe. Prostomea. bb. Excretionssystem fehlt; Blutgefässe vorhanden. Cephalotrichea. 2. Kopfspalten vorhanden; kein Exeretionssystem. aa. Blutgefässe fehlen . . . . ...... Stenostomea. bb. Blutgefässe vorhanden. . . . . . Nemertea. Panceri veröffentlicht in den Atti della Soe. italiana di se. naturale Vol. XVII. Fasc. 2 u. 3 eine Zusammen- stellung der bisher an der italienischen Küste aufgefunde- nen Chaetopoden, Gephyreen und Turbellarien (Catalogo degli Annelidi, Gefirei e Turbellarie d’Italia 53 Seiten in Octav). Bis auf 2 Species (Polynoe turcica und KPholoe brevicornis) sind es nur bekannte und bereits früher be- nannte Formen, die Verf. zusammengestellt hat. Malm behandelt die an der Schwelischen Küste bei Göteborg vorkommenden Annulaten (zoologisca observa- tioner VII. Goeteb. Handl. 1874. p. 67—105. Pl. I). Ich habe keine Gelegenheit gehabt, die Abhandlung einzusehen, entnehme aber den darüber mir zugekommenen Mitthei- lungen, dass Verf. darin 169 Polychaeten und 10 Oligo- chaeten aufzählt, unter denen manche neue Arten sein sollen. Mae Intosh findet um St. Andrews 106 Chaetopoden, 3 Hirudineen, 5 Gephyreen, 1 Chaetognathen, 19 Nemer- tinen, 11 Pharyngocoelen (Ann. nat. hist. T. XIV. p. 192 u. 145 ff). Die neuen Arten werden weiter unten namhaft gemacht werden. Moebius zählt nach den ersten Fahrten der Pomme- rania in der Ostsee 19 Turbellarien (mit 8 Nemertinen), 8 frei lebende Nematoden, 1 Chaetognathen, 2 Gephyreen, 4 Hirudineen, 33 Chaetopoden und 11 Bryozoen (a.a. O.). Das zweite Verzeichniss — aus den Jahren 1872 und 1873, in denen die Fahrten der Pommerania auch auf die 30 442 Nordsee ausgedehnt wurden — (a. a. O. S. 153—170. Tab. III) enthält 100 Species: 76 Anneliden, 14 Turbel- larien, 5 (mit Einschluss von Chrystallophrisson nitens Möb. = Chaetoderma Lov. 6) Gephyreen, 2 Chaetognathen, 1 Polygordius, 1 Hirudinee. Fast alle Anneliden, die zur Beobachtung kamen, verbreiten sich von der Norwegischen Küste bis über 60°N. Viele kommen auch im nördlichen Eismeere und im Mittelmeere vor, sind also eurytherme Thiere; mehrere werden zugleich an der Ostküste Nord- amerikas gefunden. Die zweite deutsche Nordpolfahrt lieferte eine Aus- beute von 11 Chaetopoden, 1 Gephyree, 2 Nemertina, 3 Ce- stodea, über die gleichfalls von Möbius berichtet wird. Ebenso zählt Ehlers in seiner Mittheilung „zur Kenntniss der Fauna von Nowaja-Semlja (Sitzgsber. der physikal. med. Soc. zu Erlangen 1873 Jan.) 23 Chaetopoden, 2 Gephyreen, 2 Bryozoen auf. v. Willemoes-Suhm liefert (Ztschrft. für wissensch. Zool. Bd. XXI. S. 346—349) eine Aufzählung der von ihm an den Küsten der Faer-Oer aufgefundenen (25) Chae- topoden. Forel handelt in seinen Materiaux pour servir & Petude de la faune profonde du Lac Leman (Bullet. Soc. Vaud. T. XIII. p. 1—164) u, a. auch von den daselbst vorkomnmaenden Würmern. Ausser drei vermuthlich neuen Öligochaeten (Tubifex, Clitellio, Lumbrieulus) wird dabei auch einer neuen Turbellarie gedacht, die später noch be- sonders angezogen werden soll. Nicholson beschreibt aus dem See Ontario (l. e) eine Anzahl von Lumbrieinen und Hirudineen, die neu sein sollen, nach den kritischen Bemerkungen Verrill’s (Silli- man’s Amer. Journ. 1873. Vol. V. p. 387) jedoch einer Revision bedürftig erscheinen. Zürn veröffentlicht den ersten Theil eines Werkes über „die Schmarotzer auf und in dem Körper unserer Haussäugethiere“ (230 Seiten mit 4 Tafeln, Weimar 1872), der überall mit Rücksicht auf die praktischen Interessen des Veterinärs und Landwirthes die thierischen Parasiten in kurzer zoologischer und biologischer Darstellung behandelt. 443 31 Für den ersten Unterricht in der Helminthologie darf das Buch, das sich auf die neuesten und besten Quellen stützt, einem Jeden empfohlen werden. Ebenso liefert Krabbe (Tidsskrift for Veterinaerer 1872. Bd. II) eine Aufzählung der bei den einzelnen Haus- thieren vorkommenden Eingeweidewürmer, mit mehr oder minder ausführlichen veterinärmedicinischen und zoologi- schen Exeursen. Aufgezählt sind im Ganzen 19 Cestoden, 5 Trematoden, 36 Nematoden, 1 Acanthocephale, die der Art sich vertheilen, dass das Pferd davon 4, 1 und 11, das Schwein 3, 2, 7 und 1, das Rind 6, 3, 8, das Schaaf 4, 3, 7, der Hund 10, 1, 8 und die Katze 4, 2, 4 aufweist. Der Helminthen der Hausvögel sind nur namentlich auf- geführt 17 Arten bei dem Huhn (4, 4, 9), 15 bei der Ente (5, 4, 6), 13 bei der Gans (3, 5, 4, 1). Husdyrenes In- voldsorme, 55 Seiten. Den gleichen Gegenstand behandelt Cobbold, the internal parasites of our domesticated animals London 1874, oder (in italienischer Uebersetzung von Tommasi) Para- siti interni degli animali domesticei, Firenze, 160 Seiten mit Holzschnitten. Auch hier sind die einzelnen Formen nicht nach ihrer systematischen Verwandtschaft, sondern nach ihrem Vorkommen geordnet. Die Lebensgeschichte steht überall im Vordergrunde der Darstellung, die hier und da (wie z.B. bei Gelegenheit der Rinderfinne) unsere Kenntnisse mit neuen oder doch wenig gekannten That- sachen bereichert. Die italienische Ausgabe ist mit einem Anhange versehen, in dem Pellizari die Resultate der Experimente darlegt, die er über die zum Abtödten der Finnen nothwendige Temperatur (60° C.) angestellt hat. Hering referirt in seinen „Beiträgen zur Entwick- lungsgeschichte einiger Eingeweidewürmer“ (Würtemberg. naturwiss. Jahreshefte 1873. Jahrg. 29. S. 305—356) über eine Reihe von Beobachtungen und Experimenten, die er zur. Aufhellung der Entwicklungsgeschichte von Ascaris mystax und Taenia cucumerina angestellt hat. Wir werden später noch auf dieselben zurückkommen, wollen aber schon bier erwähnen, dass sie keineswegs zu dem erwünschten 32 444 Resultate führten — auch bei der zur Anwendung gebrachten Methode schwerlich hinführen konnten. v. Linstow veröffentlicht in den Jahrgängen des Archivs für Naturgesch. 1872—1875 an verschiedenen Stellen Beobachtungen über neue und bekannte Helminthen, die in dem nachfolgenden Berichte bei den einzelnen G-uppen angezogen sind. Gleiches gilt für v. Willemoes-Suhm’s „helmintho- logische Notizen“, Ztschrft. für wissensch. Zoologie 1873. Bd. XXIII. S. 331—349. Tab. XVII. Der ältere van Beneden handelt über die Parasiten der Belgischen Fledermäuse und giebt dabei eine Aufzäh- lung resp. Beschreibung der von ihm beobachteten Hel- minthen, die bei der ausschliesslich inseetivoren Lebens- weise der Träger unser besonderes Interesse herausfordern. Dieselben gehören den Nematoden, Trematoden und Ce- stoden an, und bilden eine sehr eigenthümliche Fauna von Formen, die mit Ausnahme zweier sämmtlich den ausge- bildeten Zustand repräsentiren. Wir werden weiter unten auf diese interessanten Untersuchungen zurückkommen. Les parasites des chauves-souris de Belgique. 42 Seiten in Quarto ‚mit 7 Tafeln (M&m. Acad. roy. de Belg. T. XL. 1873). Villot berichtet sur la faune helminthologique des cötes de la Bretagne (Cpt. rend. T. S0. p. 679—681 und p- 1099—1101, ausführlicher, mit Beschreibung der neuen Arten, Archiv. zool. exper. T. IV. p. 451—482, Pl. XI-XIV). Krefft’s Abhandlung „on Australian Entozoa“ mit einer vollständigen Aufzählung der bisher beobachteten Arten und Beschreibung von 16 neuen Bandwürmern (Trans- act. entomol. Soc. New-S.-Wales 1571. 23 P. mit 3 Taf.) ist Ref. nicht näher bekannt geworden. An dieser Stelle dürften auch schliesslich noch ein Paar Arbeiten Erwähnung finden, welche die Beziehungen der Würmer zu den Wirbelthieren behandeln. Bisher 'war man bekanntlich, gestützt auf die berühmten Untersuchun- gen von Kowalewsky und Kupffer über die Entwick- lung. der Ascidien, geneigt, diese als die nächsten Ver- wandten der Wirbeithiere zu betrachten. Dagegen ist nun . aber Semper in Folge der von ihm gemachten Entdeckung, 445 33 dass die Urniere der Haifischembryonen in Form von törmlichen Segmentalorganen angelegt wird, zu der Ueber- zeugung gekommen, dass es statt der Aseidien die Rin- gelwürmer seien, welche die Stammesverwandtschaft mit den Wirbelthieren vermittelten. Die Beziehungen dieser beiderlei Thiergruppen wären vielleicht schon ‘früher riehtig gewürdigt, wenn man nicht in dem Vorurtheile be- fangen gewesen wäre, dass die von uns als Bauch und Rücken bezeichneten Körpertheile in morphologischer Be- ziehung einander entsprechen müssten, obwohl sie doch eigentlich nur insofern übereinstimmen, als sie zur Be- wegungsebene die gleiche relative Lage besitzen. Schon die Naturphilosophen des ersten Viertels unseres Jahr- hunderts parallelisirten den Bauch der Gliederthiere dem Rücken eines Wirbelthieres, und dieser Vergleich erscheint heute um so mehr gerechtfertigt, als sich nach Kowa- lewsky’s Untersuchungen das Bauchmark der erstern in ganz analoger Weise bildet, wie das Rückenmark der Wirbelthiere. Kehrt man einen Ringelwurm um, so dass sein Bauch nach oben zu liegen kommt, so bietet sein Durchschnitt genau die gleiche Lagerung der Organe, wie ein Haifischembryo. Die Analogie wird eine ganz voll- ständige, wenn es erlaubt sein sollte, die sg. colossalen Nervenfasern, die vielfach einen dem Bauchmark der Glie- derwürmer aufliegenden Faserstrang bilden, mit Kowa- lewsky der Wirbelthierehorda zu vergleichen (was freilich nach den neuesten Beobachtungen Claparede’s kaum zulässig erscheint, Ref.). Bei einer Vergleichung mit Am- phioxus ist die Analogie wegen der hier fehlenden Seg- mentalorgane allerdings weniger auffallend, allein Verf. glaubt Grund zu der Annahme zu haben, dass Amphioxus den Wirbelthieren überhaupt nieht zugehöre und den Asci- dien näher stehe, als den Fischen. Durch die Feststel- lung dieser Beziehungen werden alle „rein gegliederten“ Thiere mit einander in nächste verwandtschaftliche Be- ziehung gesetzt und den ungegliederten Formen in einer andern Entwicklungsreihe gegenübergesetzt. Dass durch ein solches Verfahren eine Auflösung des „Typus“ ‘der Würmer herbeigeführt wird, bedarf keiner weitern Aus- [5] [9] 34 446 einandersetzung. Verf. setzt an die Stelle derselben eine ganze Anzahl von Classen (Kreisen): die der Scolecida, Nematoda, Rotatoria, Annulata — der Bryozoen, Brachio- poden und Tunikaten nicht zu gedenken — und sucht die zwischen diesen und den übrigen Classen (Coelenteraten, Echinodermen, Mollusken, Arthropoden und Vertebraten) obwaltenden Verwandtschaftsverhältnisse, wie schon oben erwähnt, durch die Construction eines von einer Planula (Gastrula Häck.) als gemeinschaftlicher Urform ausge- henden Stammbaumes übersichtlich darzustellen. Die Stam- mesverwandtschaft der Wirbelthiere und Wirbellosen, Ar- beiten aus dem zoolog.-zootom. Institute in Würzburg Bd. I. S. 25—76. Tab. II—V. Auch Dohrn macht den Versuch, den „genealogi- schen Zusammenhang der Anneliden und Wirbelthiere“ nachzuweisen, ergeht sich dabei aber in so gewagten Spe- culationen, dass wir denselben hier unmöglich folgen kön- nen. Der Ursprung der Wirbelthiere und das Prineip des Funetionswechsels. Leipzig 1875. 87 Seiten. Chaetopodes. Polychaeti. In Claparede’s „recherches sur la structure des Annelides sedentaires“ (Geneve 1873, 199 8. in Quarto mit 15 chromolithographirten Tafeln, Mem. Soc. Phys. de Geneve T. XXII) erhielten wir ein Opus postu- mum, das von befreundeter Hand herausgegeben wurde und in passendster Weise durch eine Biographie seines Ver- fassers inaugurirt ist. Durch dasselbe haben Claparede’s umfangreiche Untersuchungen über Anneliden, die wir in unsern Berichten so vielfach als eine wichtige Fundgrube zoologischen Wissens zu berücksichtigen hatten, nach der anatomisch histologischen Seite einen würdigen Abschluss gefunden. Es ist ein reicher Schatz von neuen, mehr oder minder wichtigen Thatsachen, der uns als letztes Ver- mächtniss eines unermüdlichen und gewissenhaften For- schers und ausgezeichneten Gelehrten hier vorliegt, das Resultat von Untersuchungen, die vornehmlich mittelst der Schnittmethode an zahlreichen Vertretern der Tubicolen (Spirographis, Myxicola, Protula, Brauchiomma, Owenia, 447 35 Terebella, Audouinia, Chaetopterus, Telepsavus, Aricia u. a.) angestellt sind, aber auch vielfach auf die übrigen Chaeto- poden hinübergreifen, so dass sie mit vollem Rechte als Ausgangspunkt und Grundlage unserer Kenntnisse von der feinern Anatomie der Gliederwürmer anzusehen sein dürf- ten. Der Reihe nach sind darin die einzelnen anatomischen Systeme des Wurmkörpers, die Cutieula (p. 9—11), die Hypodermis (p. 12—38), die Muskulatur (p. 39—64), die Borsten (p. 65—68), die Perivisceralhöhle (p. 68—74), der Circulationsapparat (p. 74—95), der Darm (p. 96—112), das Nervensystem (p. 112—131) und die Segmentalorgane (p. 132—138) einer eingehenden Schilderung unterworfen. Wir vermissen nur den Geschlechtsapparat, der so gut wie gänzlich ausser Acht blieb, theils seiner Einfachheit wegen, theils auch desshalb, weil das Studium desselben eine fortlaufende Reihe von Entwicklungszuständen voraussetzt, die dem Verf. nicht zu Gebote stand. Bei der ungemeinen Fülle der hier zum ersten Male in vergleichender Darstel- lung behandelten Thatsachen können wir in unserm Be- richte natürlich nur auf Weniges Bezug nehmen und auch hier meist nur andeutungsweise verfahren. Die Cutieula der Tubicolen ist, wie das auch bei der Lebensweise der- selben kaum anders zu erwarten war, überall von unbe- deutender Dieke und Festigkeit, ohne Poren und Strichel, aber oftmals, und bisweilen (Chaetopterus) in ganzer Aus- dehnung, mit Flimmerhaaren besetzt. In der Regel haben diese Haare übrigens eine nur geringe Grösse, doch finden sich auch Ausnahmen, besonders bei Aricia, wo dieselben an den Seitentheilen der Segmente je eine kammförmige Reihe kräftiger Haken bilden, die freilich nach des Verf.’s Ver- muthung je einem Bündel verklebter Haare gleichzusetzen sein dürften. Unterhalb der Flimmerhaare hat die Hypo- dermis gewöhnlich eine grössere Dicke, als sonst, doch finden sich in Betreff der letztern nicht bloss bei den ein- zelnen Familien und Arten, sondern auch an den einzelnen Körperstellen derselben Art sehr beträchtliche Unterschiede. Parallel damit gehen auch gewisse Structurverschieden- heiten, die um so auffallender sind, als die Hypodermis sehr allgemein auch Drüsen verschiedener Zahl und Bil- 36 448 dung in sich einschliesst. Im Allgemeinen ist die Hypo- dermis übrigens als eine Epithellage anzusehen, obwohl die Zellen derselben bald ohne Grenzen unter sich ver- schmelzen, bald auch zu der Bildung langgestreckter Cy- linder zusammentreten, die senkrecht, wie die Elemente eines einfachen Cylinderepitheliums, neben einander stehen und nicht selten den Eindruck cylindrischer Drüsen machen. In der Regel sind die Hautdrüsen aber bloss einfache Zellen, der Gruppe der. sg. Becherzellen zugehörig. Ihre ansehnlichste Entwicklung erreicht die Hypodermis an den sg. Bauchschildern, die meist auf die Brustregion beschränkt sind, hier aber sehr viel weiter bei den Tubicolen vor- kommen, als bisher bekannt war. ‚Ob freilich Alles, was Verf. an diesen Bauchschildern als Hypodermis beschreibt, derselben zugehört, scheint Ref. um so zweifelhafter, als die tiefern Lagen derselben nicht selten sehr gefässreich sind, die Anwesenheit von Gefässen in einem Epithelial- gebilde aber doch kaum ohne Weiteres annehmbar er- scheint. Was die Muskulatur betrifft, so besteht diese bei allen Chaetopoden am Körper aus einer äussern Rings- faserschicht und aus Längsmuskeln, die der Innenfläche aufliegen. Die erstere ist continuirlich und wird von Faser- zellen gebildet, während die andere in eine je nach Um- ständen wechselnde Zahl von Streifen getheilt ist und ge- wöhnlich aus Bändern sich aufbauet, die mit ihrer einen Kante bald direet auf den Ringsfasern aufsitzen, bald auch zu grössern feder- oder blattartigen Complexen unter sich verbunden sind. ‘Der Ansicht Schneider’s, welcher diese letzteren trotz ihrer beträchtlichen Grösse bekanntlich als einfache Zellen betrachtet, kann Verf. nicht beistimmen; er ist im Gegentheil geneigt, schon die einzelnen Blätter als das Entwicklungsproduet einer grössern Anzahl von Zellen aufzufassen. Uebrigens giebt es auch Fälle, in denen die Längsmuskeln aus einfachen Fasern bestehen (Sabella), die dann eine beträchtliche Länge haben und, wenn auch nicht geradezu vom vordern bis zum hintern Körperende, so doch durch einen grossen Theil der ge- sammten Körperlänge hindurch sich hinziehen. An andern Stellen (am Darm, den Gefässen, Bärteln) haben die Fasern 449 37 dagegen eine wahrhaft liliputanische Grösse. Ueberhaupt wechselt die Bildung der Muskelelemente an den verschie- denen Körpertheilen so auffallend, dass man schon aus diesem Grunde davon absehen muss, dieselbe für systema- tische Zwecke zu verwerthen. Die Bindesubstanz, welche die Muskelelemente zusammenhält und sich oftmals in an- sehnlicher Entwicklung zwischen dieselben einschiebt, be- steht aus einer structurlosen Substanz, welche zahlreiche runde und sternförmig ausgezogene Bindegewebskörperchen in sich einschliesst. Haken und Borsten unterscheiden sich in ihrer Bildungsweise dadurch, dass die letztern in der Tiefe der Körperwand entstehen, die erstern aber mehr oberflächlich, und zwar zunächst unter der Form eines kegel- förmigen Zäpfehens, das die Spitze des spätern Hauptzahnes darstellt und, wie es scheint, über einer conisch ausge- wachsenen Zelle sich modellirt. Die Neubildung geht immer nur an einer bestimmten Stelle vor sich, von der die Hartgebilde dann erst allmählich durch den Druck des nachwachsenden Gewebes an ihren spätern Standort rücken. Die Leibeshöhle hat ihre besondere Endothelauskleidung, die auch die von Muskelfasern durchzogenen Septa über- zieht und selbst auf die Eingeweide übergeht. Sie ist übrigens sehr allgemein durch eine Längsscheidewand, die an Rückengefäss und Darm sich ansetzt, in zwei Hälften getheilt.. Eine gleiche Abtheilung trifft man gewöhnlich auch in den Kiemenanhängen und Tentakeln, deren Ge- fässe dann der Scheidewand angehören. Bei den Sabellen ist die Leibeshöhle der vordern Thoracalsegmente sogar vollständig verschwunden und bis auf zwei enge Seiten- kanäle, in denen die Kiemengefässe verlaufen, mit Binde- substanz ausgefüllt. Ein Rückengefäss, wie es der Mehr- zahl der.Chaetopoden zukommt, fehlt den Sabellen und Serpuliden. Die Stelle derselben wird ven einem weiten Blutsinus vertreten, der zwischen Rings- und Längsmuskel- schicht des Chylusdarmes sich einschiebt und auf der Höhe des hintern Pharyngealendes in ein reiches Gefässnetz sich fortsetzt, aus dem dann schliesslich die beiden Kiemen- sefässe hervorkommen. Während sonst die Kiemen fast überall ein besonderes arterielles und venöses Gefäss in 38 450 sich einschliessen, enthalten dieselben bei den hier ge- nannten Röhrenwürmern nur einen einzigen Gefässraum, in dem die Blutbewegung je nach der Druckrichtung bald hier-, bald dorthin stattfindet. Ebenso verhält sich Owenia, ähnlich auch Aricia und Chaetopterus insofern wenigstens, als der hintere Körperabschnitt hier gleichfalls einen peri- intestinalen Blutsinus aufweist. Anstatt der seitlichen Ge- fässnetze kommt jedoch vorn aus demselben ein gewöhn- liches Rückengefäss zum Vorschein. Das Bauchgefäss ist bei verschiedenen Tubicolen von derselben chloragogenen Substanz umgeben, die bei den Lumbricinen schon seit lange bekannt ist. Wo dieselbe fehlt, da enthält das kückengefäss bisweilen (Terebella) ein von Körnern durch- setztes gefaltetes Längsband, das einen grossen Theil des Lumens ausfüllt und vielleicht eine Art innern Chlorago- gens darstellt. Das Darmepithel trägt gewöhnlich Flim- merhaare und besteht in der Regel aus Cylinderzellen, die im Oesophagus aber hier und da von denselben prisma- tischen Säulen vertreten sind, deren wir bei der Hypo- dermis oben gedacht haben. Einzelne dieser Zellen gehen häufig eine Umwandlung in Drüsenzellen ein (besonders auffallend bei Branchiomma). Die in den Innenraum vor- springenden Falten sind gewöhnlich blosse Epithelialent- wieklungen, doch finden sich auch Fälle, in denen die- selben durch Aufnahme blutführenden Bindegewebes der sg. Typhlosole der Regenwürmer ähnlich werden. Von besonderm Interesse sind die Angaben über das Nerven- system unserer Würmer. Zunächst wird die Thatsache festgestellt, dass die zuerst bei den Oligochaeten auf- gefundenen dicken Fasern, die der Rückenfläche der Ganglienkette aufliegen oder vielmehr, genauer gespro- chen, in das umhüllende Neurilemm eingelagert sind, bei den Serpuliden eine ganz colossale Entwicklung er- reichen, so dass sie zum Theil schon dem unbewaff- neten Auge sichtbar werden. Auch in andern Familien sind dieselben nachweisbar (Spioniden, in verkümmertem Zustande auch bei den Terebellen und Cirratuliden), wäh- rend sie sonst — auch bei der Mehrzahl der übrigen Polychaeten — fehlen. Obwohl im übrigen Körper isolirt, 451 39 bilden diese beiden Fasern (Spirographis) in dem ersten Thoracalsegmente zahlreiche Queranastomosen, um dann neben den Schlundeommissuren in die Hirnganglien über- zutreten, sich hier zu verästeln und in immer feinere Zweige aufzulösen. Ihre letzte Endigung liess sich leider nicht beobachten. Ein Gleiches gilt von den centralen Nervenfasern, die sich im Innern der Ganglienmasse eben- falls in Fibrillen auflösen, keineswegs aber direet in Ner- venzellen übergehen. An dem Bauchstrange bilden diese Zellen übrigens statt der isolirten Ganglien gewöhnlich einen zusammenhängenden Belag, wie bei den Gephyreen. Anuffallender noch ist der Umstand, dass dieser Bauchstrang nur selten und ausnahmsweise im Innern der Leibeshöhle liegt, in der Regel vielmehr verschieden tief in den Mus- kelschlauch sich einlagert und bisweilen sogar in mehr oder minder grosser Ausdehnung (Telepsavus, Terebella, Audouinia u. a.) — am häufigsten an den Schlundeom- missuren — ganz oberflächlich in der Hypodermis gefun- den wird. Ebenso zeigen sich in dem Verhalten der beiden Faserzüge, die den Bauchstrang bilden, viel grössere Verschiedenheiten, als bisher bekannt war. Bald sind die- selben in mehr oder minder grosser Ausdehnung (Tere- bella) vollständig unter sich verwachsen, bald auch (Chae- topteriden) von einander getrennt und anscheinend selbst ohne Quercommissuren, so dass dann nicht einmal mehr von einem ösophagealen Nervenringe gesprochen werden kann. Am auffallendsten ist das bei Telepsavus, bei dem — ganz wie es Bobretzky bei Saccoeirrus beschreibt — die beiden Seitenstränge in ganzer Länge getrennt wie ein Paar ein- fache Fäden unter der Cutieula hinziehen, während sie bei Chaetopterus in der hintern Körperhälfte wieder zusammen- kommen. Selbst die Hirnganglien sind bei den Chaetopte- riden (und Audoninia) in einem solchen Grade redueirt, dass sie nur noch eine dünne Quereammissur darsteiien. Dass die Segmentalorgane der Chaetopoden neben den Beziehungen zu den Geschlechtsprodueten auch eine seere- torische Bedeutung haben, wird am deutlichsten wohl durch die Verhältnisse der Serpuliden und Sabellen bewiesen, deren Segmentalorgane überhaupt nur in einfacher Anzahl 40 452 entwickelt sind und, den geschlechtlichen Funetionen voll- ständig entfremdet, ausschliesslich zur Absonderung der Schalensubstanz dienen. Am abweichendsten ist die Entwick- lung dieser Gebilde bei Myxicola, wo dieselben mit ihren Windungen fast den ganzen Raum der Thoraxhöhle ausfüllen und um so leichter in’s Auge fallen, als sie schwarz pig- mentirt sind. Auch bei den Claetopteriden wird die se- eretorische Funetion der Segmentalorgane durch Ausschei- dung von kugligen Coneretionen (Guanin ?, Harnsäure ?), wie sie Verf. früher schon bei andern Polychaeten beschrie- ben hat, ausser Zweifel gestellt. Durch diese Mittheilungen Claparede’s finden auch die Bemerkungen von Ray Lankaster über die in das Innere des Gefässapparates eingeschlossenen Kiemen von Sternaspis (Annals nat. hist. Vol. XI. p. 92) ihre Erledigung. Die eolossalen Nervenfäden von Glycerea spricht Ray Lan- kaster — mit Kowalewsky — als Chordarudimente an. In dem Nervenstrange von Aphrodite, der Perivisceral- flüssigkeit von Glycera und Capitella, so wie von Phoronis und Polia wird auf speetroscopischem Wege die Existenz von Haematoglobulin nachgewiesen. (Ibid. p. 97.) Panceri dehnt seine Untersuchungen über das Leuch- ten und die Leuchtorgane auch auf die Gruppe der Anne- liden aus und berücksichtigt dabei vorzugsweise Chae- topterus, Balanoglossus, Polyeirrus, Odontosyllis und Po- Iynoe, Geschlechter, deren Arten vornehmlich bei Einwir- kung eines (mechanischen oder eleetrischen) Reizes in mehr oder minder grosser Ausdehnung ein intensives Licht aus-, strahlen. Am schönsten und brillantesten vielleicht Chae- topterus, der, mit Ausnahme des Vorderkörpers, an sämmt- lichen Anhängen leuchtet, während das Licht bei Polyeirrus auf die Tentakel, das von Polynoe auf die Elytren be- schränkt ist. In allen diesen Fällen liess sich die Bildung des Lichtes auf Hautzellen zurückführen, die gewöhnlich die Form von einzelligen Drüsen besitzen, bisweilen aber auch der Ausmündungsöffnung entbehren — so namentlich in den sg. schwammigen Drüsen des Chaetopterus, die Nichts als Anhäufungen solcher Zellen sind — und bei Polynoe in directem Zusammenhange mit Nervenveräste- 453 41 lungen gesehen werden. La luce e gli organi Juminosi di aleuni annelidi, 20 Seiten in Quarto mit 4 Kupfertafeln, aus den Atti delle r. Accad. scienze fis. e matem. di Na- poli 1875. Greeff’s Abhandlung „über die Augen, insbesondere die Retina der Aleiopiden‘ (Sitzungsber. der Marburger Gesellsch. für Naturwissensch. 1875. N. 10) giebt uns zum ersten Male eine genügende Einsicht in den Bau eines Apparates, der durch seine ungewöhnliche Grösse eine verhältnissmässig hohe Organisation in Aussicht stellt und schon manchen Beobachter früher zu einer nähern Unter- suchung gereizt hatte. Im Grossen und Ganzen wiederholt das Auge natürlich die Bildungsverhältnisse der niedern Thiere, namentlich insofern sich diese in der Lage der Stäbehen und der Pigmentschicht aussprechen. Die kugelige Linse liegt dieht an der structurlosen Sklera und wird durch einen netzförmig durchbrochenen kernhaltigen Ring, wie durch ein Corpus ciliare, in seiner Lage erhalten. Sie füllt nur einen verhältnissmässig kleinen Theil des innern Augenraumes, so dass dahinter ein Glaskörper von ansehnlicher Grösse gefunden wird. Die Stäbehen der Retina erscheinen entweder (Nauphanta) als mehr oder minder lange und dünne eylindrische Pallisaden oder (Calli- zona) als Kolben, die nach dem freien Ende zu anschwellen. ‘ In beiden Fällen aber sind dieselben hehl, im kolbenför- migen Zustande sogar der Länge nach gespalten und von einem Achsenrfaden durchzogen, der sich nach Aussen in eine langgestreckte kernhaltige Säule fortsetzt, die das Stäbehen trägt und, mit den anliegenden Säulen zu einer „Zellschicht“ verbunden, nicht wenig zur Verdiekung der Retina beiträgt. Die einzelnen Säulen sollen dann ihrer- seits direet mit den Optieusfasern in Verbindung stehen, so dass es den Anschein hat, als wenn die ganze Retina des Aleiopiden-Auges überhaupt nur aus einer einzigen Zellen- lage hervorgegangen wäre. Bei Tomopteris sah Allmann einen ganglienlosen doppelten Bauchstrang. Nature 1873. Vol. IX. p. 74. Nach Willemoes-Suhm besitzt Glycera alba am Grunde des Kopfrüssels zwei ein- und ausstülpbare flim- 42 454 mernde Tentakel, die vermuthlich als Tastorgane fungiren. Ztschrft. für wissensch. Zool. Bd. XXI. S. 346. Graber handelt (Sitzungsber. der Wiener Akad. 1873. Pd. 47. S. 201—219, 2 Tafeln) über „die Gewebe und Drüsen des Anneliden-Oesophagus“. Er liefert darin den Nachweis, dass die Wandungen dieses Apparates zahlreiche Gruppen von Schlauchdrüsen enthalten, die durch die Cu- tienla hindurch ausmünden und nur bei den mit besondern Anhangsdrüsen versehenen Nereiden eine kümmerliche Ent- wicklung besitzen. Die Tunica intermedia, welche diese Drüsen enthält, besteht aus senkrecht stehenden Fibrillen, die gelegentlich in körnige Protoplasmastränge sich ver- wandeln sollen und an Bildungen erinnern, wie sie im Corium von Priapulus und Sipunculus vorkommen. Dass die Peritonealbekleidung zellig sei, wird in Abrede gestellt; sie soll sich aus zwei übereinander liegenden Faser-La- mellen zusammensetzen, deren Fibrillen nahezu unter rechtem Winkel sich kreuzen. Die Untersuchungen Selenka’s über Aphrodite acu- leata liefern den Nachweis, dass dieses T'hier keineswegs, wie früher meist angenommen, zu den anangischen Wür- mern gehört, sondern im Gegentheil ein wenn auch nur zartes und (weil mit gelblichem Blute gefüllt) unschein- bares, doch sehr entwickeltes Gefässsystem besitzen. Das- selbe besteht, wie bei andern Chaetopoden, aus einem Rücken- und Bauchstamme, dessen Zweige theils die Darm- wand (d. h. den Mitteldarm mit Ausschluss des Pharynx und der Anhänge) versorgen, theils auch wundernetzartig die Leibeshöhle durchziehen und die Darmanhänge und Fussmuskeln kappenartig umhüllen, die sonst so deutliche segmentale Gliederung aber nur wenig hervortreten lassen. Die seit Pallas bekannten und mehrfach untersuchten Ova- rialstränge sind gleichfalls nichts Anderes, als Gefässe, unter deren zelliger Bekleidung die Eier ihren Ursprung nehmen, so dass diese bis zur Reife davon beutelartig um- hüllt sind. Das Gefässsystem der Aphrodite aculeata, Niederl. Archiv für Zoologie Bd. II. S. 33—45. Tab. II. Eine Zusammenstellung der Untersuchungen über Ei- 455 43 bildung und Eierstöcke der Chaetopoden bei H. Ludwig, a. a. ©. S. 71—75. Schenk handelt (Sitzgsber. der Wiener Akad. 1874. Abth. II. Bd. LXX. 15 Seiten mit 1 Tafel Abb.) über „die Entwicklungsvorgänge im Eichen von Serpula nach der künstlichen Befruchtung“. Bringt man ein männliches und weibliches Exemplar ohne Kalkröhre in ein mit Meer- wasser gefülltes Uhrschälchen, dann entleeren dieselben unter Krümmungen des Körpers ihre Geschlechtsproducte - aus Oeffnungen, welche seitlich zwischen den Segmenten gelegen sind. Nach der Befruchtung wird das Keimbläs- chen durch die sich verschiebende Körnermasse des Dotters aus letzterem gegen den Rand des Eies gedrängt und schliesslich bis auf den an die Oberfläche des Eies ge- langenden Keimfleck aufgelöst. Nachdem dann auch letz- terer verschwunden ist, wird der Dotter durch Neubildung eines Kernes, der Anfangs ein strahliges Aussehen hat und nur als centraler körnerloser Theil des Protoplasma auf- zufassen ist, zu der ersten Furchungskugel. Auch die Kerne der spätern Furchungskugeln zeigen eine Zeit lang die gleiche radiäre Zeichnung, wie das inzwischen auch für andere Arten von zahlreichen Forschern — Verf. nennt nur Flemming — constatirt ist. Marion macht die Beobachtung, dass Oria Armandi nicht von Anfang an Samenkörperchen und Eier frei in der Leibeshöhle trägt, sondern diese vielmehr in eignen kleinen Säckchen zur Entwicklung bringt, welche rechts und links neben dem Ovarium jederseits in den einzelnen Segmenten gelegen sind, aber nicht der Körperwand, son- dern einer vom Bauchgefässe nach den Seitenstämmen emporsteigenden Gefässschlinge anhängen. Ganz ebenso verhält es sich bei einer neuen Annelide aus der Gruppe der Maldanien. (Sur les organes reproducteurs de !’Oria Armandi.) Compt. rend. T. 74. p. 1254—1256. Moebius beschreibt von einem der Familie der Spio- deen zugehörenden Nordseewurme, Seolecolepis eirrata Sars, eine eigenthümliche Form der Brutpflege (Schriften des Vereins für Schleswig-Holstein Bd. I. 1874 Febr.). Der be- treffende Wurm trägt nämlich an den untern Ruderplatten 44 456 des Hinterleibes unter und zwischen den hier eingepflanzten Häkchen kleine Taschen, welche die Form von Schwalben- nestern haben und je einen Klumpen von Eiern enthalten. So weit die Eier über die Oeffnung der Taschen hervor- ragen, werden dieselben durch ein Netz von Schleimfäden zusammengehalten, das schon vor dem Uebertritte der Eier gebildet ist und dann theils die Taschen ausfüttert, theils auch an der Körperhaut des Wurmes zwischen den Ruder- platten anliegt. Da die Ruderplatten viele Schleimdrüsen mit feinen nach Aussen gehenden Oeffnungen enthalten, ist wohl anzunehmen, dass der Stoff des Fasernetzes von diesen geliefert wird. Der Austritt der Eier aus der Leibes- höhle geschieht durch Oeffnungen, welche die Körperwand zwischen den untern Ruderplatten durchbohren. Die Jun- gen, welche sich aus den Eiern entwickeln, können durch die Maschen des Netzes ungehindert ausschlüpfen. Eine andere den Spiodeen zugerechnete Form (Zei- poceras wviferum n. gen. et n. sp.) soll nach demselben Verf. (die zweite deutsche Polarfahrt Th. II. S. 254) sogar mit äussern Ovarien versehen sein. Vom 18. Segmente an trägt dieser Wurm nämlich auf der Grenze zweier Seg- mente unterhalb der Kiemen Wärzchen, welche weiter hinten traubig werden und Eier enthalten, die freilich bei dem einzigen zur Untersuchung vorliegenden Exemplare noch nicht völlig ausgebildet waren. Daneben lassen sich übrigens auch auf der Innenfläche der Leibeswand Eier nachweisen. Bobrezky liefert in den Verhandl. der Gesellsch. der Naturf. in Kiew 1873. T. III. Hft. 3 (mit 2 Tafeln Abbild.) eine Beschreibung und Abbildung der Larven- formen von Öentrocorone taurica, Pholoe ocellata und Peecti- naria sp. auf verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung. Die Larve von Pectinaria ist auch von Claparede und Mecznikoff in Neapel beobachtet, irrthümlicher Weise aber dem Gen. Polydora zugeschrieben worden. Allman macht auf der Brittischen Naturforscher- Versammlung 1872 (Journ. mier. se. T. XX. p. 392 oder Nature T. VI. p. 425) einige Mittheilungen über den Bau und die Entwicklung von Mitraria, die mehrfach von den 457 45 Angaben Mecznikoff’s abweichen. Nach denselben be- sitzt diese Wurmlarve u. a. ein wohl entwickeltes Nerven- system in Gestalt eines Schlundrings mit einem ansehn- liehen Hirnganglion, das ausser zweien mit Linsen ausge- statteten Augen noch zwei Gehörkapseln mit einem Oto- lithen trägt, und zwei kleinere Unterschlundganglien. Das Hirnganglion ist von einem Blutsinus umgeben, von wel- chem mehrere Gefässe abgehen. Die Segmentirung beginnt erst dann, wenn der Wurmkörper zu einem langen Cylinder ausgewachsen ist, an den die Bauchfläche übrigens gleich- zeitig mit dem Rücken sich ausbildet. Im Anschluss an die oben erwähnte Abhandlung über das Aleiopidenauge liefert Greeff (a. a. O.) eine syste- matische Zusammenstellung der von ihm zum Zwecke einer in Aussicht gestellten monographischen Bearbeitung dieser Thiergruppe untersuchten Arten. Wir entnehmen daraus, dass sich die Aleiopiden nach dem bis jetzt vorliegenden Materiale sehr naturgemäss in sieben Geschlechter ver- theilen, die folgendermassen unterschieden werden. Aleiope Aud. et Edw. Kopflappen nicht über die Augen hervorragend; Rüssel ohne Zähnchen; cirrenförmiger Anhang am äusseren Ende des Ruders fehlt; Borsten einfach. Hierher sechs Arten (Typus A. Cantrainii), darunter eine neue: A. cirrata von den Canarischen Inseln. Halodora n. gen. Von Aleciope durch die Zusammensetzung der Borsten unterschieden. Einzige Art H. Raynaudii And. et Edw. Asterope Clap. Kopflappen nicht über die Augen hervor- ragend; Rüssel mit Zähnchen, sonst wie bei Halodora. Eine Art: A. candida delle Ch. Vanadis Clap. Unterscheidet sich von Halodora durch An- wesenheit eines eirrenförmigen Anhanges am äusseren Ende des Ruders. Ausser V. formosa Clap. noch V. ornata, V. erystallina und V. pelagica, sämmtlich neu, die erste von den Canarischen Inseln, die beiden andern von Neapel. Nauphanta n. gen. Mit zwei cirrenförmigen Anhängen am äusseren Ende des Ruders, fast wie bei Vanadis. Hierher N. celos n. Atlant. Ocean. Callizona n. gen. Kopflappen in ansehnlicher Höhe über die Augen hervorragend, Rüssel ohne Zähnchen; ein cirrenförmiger Anhang am äussern Finde des Ruders; Borsten zusammengesetzt. Drei Arten, sämmtlieh neu: (©. eincinnata Canar. Inseln, ©. nasuta ebendah., ©. Grubei atlant. Ocean. 46 458 Rhynchonella Costa. Wie Callizona, aber ohne cirrenförmigen Anhang am Ende des Ruders. Ausser R. capitata n. von den (a- narischen Inseln noch drei schen früher bekannte Arten. Grube setzt die schon vor längerer Zeit von ihm begonnene Revision einzelner Chaetopodenfamilien weiter fort. Zunächst ist es „die Familie der Cirratuliden‘, die (Sitzungsber. der Schlesischen Gesellschaft 1872, naturhist. Section S. 27—34) seine Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Nach der Ansicht des Verf.’s zeigen die Cirratuliden die meiste Verwandtschaft mit den Spiodeen, nur dass sich hier nicht bloss die Kiemen verkürzen, sondern auch die Borsten zu viel ansehnlichern Gruppen sich ausbreiten und Borstenköcher mit Lippenblättern sich entwickeln. Die bei den Spiodeen so allgemein verbreiteten Fühlereirren sind schon bei einer Anzahl von Cirratuliden vorhanden. Uebri- gens meint Verf., dass die Zahl der aufgestellten Genera einer beträchtlichen Reduction bedürfe, indem viele der- selben nur den Werth von Untergattungen besässen, andere aber zusammenfielen. Es gilt das besonders für die eine Gruppe der Cirratuliden, die durch Abwesenheit der Füh- lereirren sich auszeichnet, so dass Verf. in dieser nur ein einziges Genus anerkennt, das alte Gen. Cirratulus. Am besten ergiebt sich das Resultat der Grube’schen Unter- suchung aus der nachfolgenden Uebersicht. I. Cirratuliden ohne Fühlereirren. Gen. Cirratulus Lam. 1. Kiemenfäden auf einem oder ein paar vordern Segmenten in grösserer Zahl als zwei, meist in zwei Gruppen, auf den andern zu je zwei (Cirratulus s. str.). A. Kiemenfäden in Querreihen auf 2—3 vordern Segmenten hinter einander und in grösserer Zahl vorhanden (Tima- rete Knbg.). T. secunda Knbg., T. polytricha Knbg. ?, C. polytrichus Schmda. B. Kiemenfäden nur auf einem der vordern Segmente in grösserer Zahl als zwei. B!. Auf dem Hinterrande des Mundsegmentes selbst (Pro- menia Kbg.). Pr. jucunda Kbg., Pr. spectabilis Kbg. B?. Auf einem der vordern borstentragenden Segmente 459 47 a. jederseits eine grössere Gruppe. oder Querreihe. (Arten mit ungeflecktem Leibe.) «. Gruppe der Kiemenfäden auf dem ersten borsten- tragenden Segmente. C. borealis Lmk. 8. Gruppe der Kiemenfäden auf einem der nächst- folgenden Segmente. ß‘. Aciculae der untern Zeile auffallend stark geschweift und viel dicker als die obern. C. aneylochaetus Schmd., C. capensis Schmd., C. eylindricus Schmd. $*. Aciculae der untern Zeile zwar stärker, als die der obern, aber nicht von abweichender Gestalt (Audouinia Qfr.). Einfarbig: C. melanacanthus n. sp. (Desterro), ©. miniatus Schmd.,, C. Lamarckii Aud.-Edw. (= Audouinia filigera Clap.), C. chrysoderma Qlap., C. norwegicus Qf., ©. flavescens n. sp. (Desterro), C. gracilis Ehrb. (Audere Arten, wie C. australis Stps., Gay, Val., die alle drei verschieden sind, bedürfen einer genauern Beschrei- bung). Gefleckt: C. punctatus Oerst. b. Kiemenfäden jederseits nur 2—4 in der Querreihe (Archidice Kbg.) Einfarbig: A. patagonica Kbg., C. filicornis Kfrst., C. pallidus n. sp. (unbek. woher.) Gefleckt: ©. nigro-maculatus Ehrbg. 2. Nur zwei Kiemenfäden auf den Segmenten, wo sie vorkom- men; jederseits einer. (Cirrinereis Blv., Labranda Knbg.) A. Die beiden Zeilen der Borstenbündel jederseits bis zum Ende getrennt fortlaufend. a. In beiden Zeilen der Borstenbündel bloss Haarborsten. Ö. tenuisetis Gr., ©. fuseus n. sp. (Adria). b. In der obern Zeile Haarborsten und Aecieulae. Mit 2 Augen: C. bioculatus Kfrst.. ohne Augen: C. Blainvillei Gr., C. caribous Gr. e. in beiden Zeilen Haarborsten und Aciculae. C. fragilis Leidy. B. Die beiden Zeilen der Borstenbündel jederseits anfangs getrennt, im hintern Theil des Körpers sich vereinigend (Chaetozona Mgn.). Ch. setosa Mgn. II. Cirratuliden mit Fühlercirren. Gen. Heterocirrus Gr. (= Narangaseta Leidy, , vielleicht auch Dodecaceria Oerst.), H. saxicola Gr., H, multibranchus Gr., H. ater Qf. 48 460 Gen. n. Acrocirrus, mit Greif-Fühlercirren von dem trapez- förmigen Kopflappen und Borsten, die an wenngleich niedrigen, doch deutlich hervortretenden und mit einigen Papillen besetzten Köcher- chen oder Wülsten sitzen. Hierher die früher zu Heterocirrus gestellte A. frontifilis Gr. Später wendet sich Verf. (a. a. O. 1873, S. 30—47) zu der Familie der Lycorideen, mit besonderer Berück- sichtigung der vielfach zersplitterten Gattung Nereis. Die von Kinberg auf gewisse Eigenthümlichkeiten der Rüssel- bildung hin aufgestellten Gruppen (J. B. 1866. S. 66) kann Verf. nicht als eigne Familien anerkennen; er be- trachtet die Lycorideen sämmtlich — mit Ausschluss von Micronereis Clap. — als Glieder einer einzigen Familie und unterscheidet in derselben fünf Gattungen, die sich nach der Beschaffenheit der Ruder und des Rüssels_ so gruppiren lassen: A. Ruder mit zwei Borstenbündeln, aber nicht getrennten Aesten. Lycastis Sav. Die Ruder laufen nicht in Zipfel (lingulae) aus, haben auch keine Lippenblätter an den Borstenbündeln. Rüssel ohne Paragnathen. B. Ruder in einen obern und untern Ast getheilt. B!. Die Rüsseleirren sind einfach. Nereis L. s. str. Der Aussenrand der Ruder läuft in drei Züngelchen aus, von denen das obere und mittlere dem obern Ast, das untere dem untern Aste angehören; das obere Lippenblatt ist selten, ein unteres immer ausgebildet; der Rüssel mit Paragnathen, selten ausserdem mit weichen Papillen besetzt, oder ohne beide. Ceratocephala Malmgr. Ohne oberes Züngelchen, aber mit oberm Lippenblatt und mittlerm Züngelchen; der untere Ast wie bei Nereis. Der Rüssel nur mit weichen Papillen besetzt. Tylorrhynchus Gr. Nur ein oberes und mittleres Züngelchen vorhanden, keine Lippenblätter. Der Rüssel mit Schwielen besetzt. B?. Die Rüsseleirren an einer Gruppe von Segmenten mit Fädchen besetzt, buschig. Dendronereis Pet. Das obere Züngelchen fehlt, die andern vorhanden, Lippenblätter in grösserer Zahl, der Rüssel ohne Para- gnathen, Papillen oder Schwielen. (Hierher ausser D. arborifera Pet. noch D. pinnatieirris n. von den Philippinen.) Während die Mehrzahl dieser Genera nur einige wenige Arten aufweist, verhält es sich mit Nereis bekanntlich ganz anders. Die zu der letztern gehörenden zahlreichen Formen dürften sich vielleicht am besten in der nachfolgenden Uebersicht zusammengruppiren. 461 49 A. Dem Rüssel fehlen alle Paragnathen und Papillen (Leptonereis Knbg., zugleich mit Nicon Kbg. und Nicomedes Kbg.). Hierher ausser den von Kinberg beschriebenen acht Arten, die sämmtlich der südlichen Hemisphäre angehören, noch N. glauca Clap. und eine neue Art von den Philippinen. B. Ausser den hornigen Paragnathen kommen am Rüssel auch weiche Papillen vor (Leonnates Kbg.). Ausser L. indieus Kbg. noch L. virgatus n. sp. von den Phi- lippinen. C. Bloss hornige Paragnathen am Rüssel. a. Bloss am maxillaren Wulst, und zwar bloss conische (Ce- ratonereis Kbg.). Hierher u. a. C. tentaculata Kbg. und N. exeisa n., N. Costae Gr., N. fasciata Ebg., die aber in N. Hemprichii umzutaufen ist, da schon Heteron. fasciata Schmd. existirt, vielleicht auch N. regia Q@f. (= N. edenticulata Qf.) b. Die Paragnathen zeigen sich auf beiden Wülsten. b!. Sie sind sehr schwach ausgeprägt, mikroscopische Stift- chen, zahlreich in längern Querreihen dicht neben ein- ander gestellt, dem unbewafineten Auge wie blosse Querlinien erscheinend (Platynereis Kbg. im w. S. = Leontis Mgn., sowie Pisenoe Kbjg.). Hierher von Europäischen Arten N. Dumerilii Aud. Edw. (= N. zostericola Oerst.) und N. coceinea delle Ch. b?. Alle Paragnathen sind conisch; wenn stiftförmige da- neben vorkommen, sind sie deutlich ausgeprägt, bilden nur einzelne Gruppen. (Lycoris Sav., der auch zuge- hören: Nereis Kbg., Nereilepas Kbg., Cirronereis Kbg., Alitta Mgn., Thoossa Kbg., Mastigonereis Schmd., Ne- anthes Kbg., Hediste Mgn., Praxithea Mgn.) Enthält die meisten Arten, die sich nach den zum Theil auf- fallenden Unterschieden in der Stellung der Paragnathen in drei Gruppen sondern lassen. Von neuen Arten hierher N. Sieboldü und N. albipes, beide aus Desterro. b?. Die obern seitlichen Paragnathen des adoralen Rüssel- wulstes stehen jederseits einzeln oder zu je zwei neben einander und zeichnen sich durch ihre quergestreckte, meist sogar lineare Form aus; die übrigen sind conisch. Wenn ausserdem stiftförmige auftreten, sind diese deut- lich ausgeprägt und bilden kammartige Reihen. (Peri- nereis Kbg. — Lip=phile Men., mit Einschluss von Arete Kbg., Paranereis Kbg. und Naumachius Kbg.) Der bekannteste Repräsentant dieser Abtheilung ist N. cultrifera Gr. (= N. Beaucoudrayi Aud. Edw. und N. margaritacea Edw.) 4 50 482 Ebenso gehört hierher N. Marionii Aud. Edw., sowie N. variegata Gr. und N. Stimpsonis Gr. Besonders eingehende Untersuchungen widmet der- selbe Verf. schliesslich noch der Familie der Aphroditeen, die er zum Theil bis auf die einzelnen Arten analysirt und kritisch beleuchtet. (Bemerkungen über die Familie der Aphroditeen. Gruppe Hermionea und Sigalionina, Jahres- ber. der Schlesischen Gesellsch. 1874, naturhist. Seet. S. 37 —59; Gruppe Polynoina, Acoötea, Polylepidea, ebendas. 1875. S. 26—52.) Auch hier missen wir uns in unserm Berichte natürlich auf eine skizzenhafte Darstellung der wichtigsten Resultate beschränken. Die Familie der Aphro- diteen, die von unserm Verf. in engerm Sinne begrenzt wird, besteht aus fünf Gruppen, die sich folgendermassen einander gegenüberstellen lassen. A. Die einen Segmente mit Elytren, die andern, dazwischen lie- genden mit Rückencirren versehen; keine zusammengesetzten Borsten, a. Zwischen die elytrentragenden Segmente schiebt sich in der vordern Körperpartie immer je ein Segment mit Rücken- eirren, in der hintern meist je zwei solche, oder es fehlen hier alle Elytren. Hermionea (Aphroditacea Kbg.). Polynoina. b. Zwischen die elytrentragenden Segmente schiebt sich in der ganzen Länge des Körpers nur immer je ein Segment mit Rückencirren. Acoötea. B. Die elytrentragenden Segmente des vordern Körpertheiles mit oder ohne cirrenförmigen Rückenanhang (Kieme Clap.), und abwechselnd mit solchen, die bloss einen dornartigen Anhang tragen und nackt sind; in der hintern Körperpartie lauter elytrentragende mit oder ohne Rückenanhänge. Ruder zwei- ästig, Borsten theils einfach, theils zusammengesetzt, selten bloss einfach. Sigalionina. C. Alle Segmente tragen Elytren. Polylepidea. In der Gruppe der Hermioneen lassen sich nach folgendem Schema fünf Gattungen unterscheiden: a. Die Stacheln des ventralen Köchers (Bauchstacheln) mit ein- facher Spitze. Aphrodite. 463 51 Ausser den bekannten Arten auch A. sondaica, deren Heimath das nördliche Borneo sein soll. b. Die Bauchstacheln mit fein gefiederter Spitze. Laetmonice. Der bisher allein bekannten L. filiformis Kbg. fügt Grube noch hinzu: L. violascens, angeblich aus dem Chinesischen Meere. e. Die Bauchstacheln mit zwei- oder mehrzähniger Spitze. c!. Zwei Augen auf der verdickten Basis des Grundgliedes des Fühlers. Aphrogenia. c?. Jederseits zwei Augen an einern Stiel. Mit Rückendecke. Pontogenia (mit P. indica n.) Ohne Rückendecke. Hermione (mit H. bicolor aus Tor und H. malleata von den Philippinen. Die Gattung Milnesia @f. kann Verf. nur für eine Polynoe halten. Die Gruppe der Sigalioninen enthält nach der Uebersicht unseres Verf.’s sieben Gattungen. a. Kiemen fehlen; Elytren an den vordern Segmenten abwechselnd, an den hintern durchweg auftretend. Pholo£. b. Blattförmige an Cirren erinnernde, aber auf dem Rücken sitzende Organe nur in der vordern Partie des Leibes vorhanden und zwar hier mit den Elytren abwechselnd; in der hintern an allen Segmenten bloss Elytren. Eulepis n. gen. (Drei Fühler, diese kurz, die seitlichen am Stirnrande, der unpaare weiter nach hinten. Beide Köcher mit einfachen Borsten, der obere mit zweierlei Borsten. &. hamifera n. von den Philippinen.) ce. Kiemen vorhanden, in der vordern Partie des Leibes mit den Elytren alternirend, in der hintern mit ihnen zusammen an allen Segmenten; im obern Köcher Haar-, im untern zusammen- gesetzte Borsten. c!. Zwei winzige Fühler am Stirnrande, zuweilen auch noch ein unpaarer, ebenso kleiner dahinter. Sigalion s. str. Ausser den bekannten Arten noch 5. antıllarum n. e?. Nur ein Fühler, dieser über den Stirnrand hinausragend und auf einem Grundgliede. Fühler einfach, Mittelrücken incrustirt. Psammolyce. Fühler mit zwei Läppchen am Grunde, Rücken frei von fremder Körpern. Stenelais. Ein artenreiches Geschlecht, dem auch Sigalion limicola, Ehl. und Leanira tetragona Mgn. zugehört. Als neu beschreibt Verf.: Sth. Mülleri von Desterro, Sth. longipinnis aus dem Rothen Meere, Sth. trivittata von Valparaiso, Sth. diplocirrus von Upolu, Sth. luxu- riosa von den Philippinen. c®. Ein Fühler; sein Ursprung von der Mitte des Kopflappens bis zur Stirn angewachsen. Leanira. 59 464 Zu den drei hierher gehörigen bekannten Arten kommt als neu noch Z. tenera von den Viti-Inseln und L. festwa von den Philippinen. d. Rückeneirren (Kiemen Ehl.) an allen Segmenten, Elytren an den vordern Segmenten nur abwechselnd, an den hintern durch- weg auftretend. Conconia Schmd. Unter den Polynoinen nimmt Verf. vier Gattungen an: a. Zwei Fühler; höchstens 29 Segmente und 13 Elytrenpaare, die alle Segmente bedecken; Rückenborsten viel feiner als Bauch- borsten, an beiden Rändern gesägt und in ansehnliche Bündel versammelt. Kiefer mit gezähnelter Schneide. Iphione Sav. Ausser den wenigen bekannten Arten noch Iph. magnifica von Trinidad (12 Paar Elytren). b. Drei Fühler, mit 27—112 Segmenten und mindestens 12 Ely- trenpaaren, die bald sämmtliche, bald nur die vordern Seg- mente bedecken oder den Mittelrücken frei lassen. Grösse der Borstenbündel und Gestalt der Borsten, wie der Elytren sehr wechselnd. Kieferschneide ungezähnelt oder mit einem Zahn. Polynoe Sav. Mit sehr zahlreichen, schwer zu unterscheidenden Arten, die Verf. in zwei Reihen trennt, von denen die erste Lepidotus s. str. Kbg., Halosydne Kbg., Alentia Mgn. und Lepidastenia Mgn. enthält, während der andern Harmotho@ Kbg., Parmenis, Nychia, Eunoe, Antinoe, Laenilla, Evarne, Eucrante, Melaenis, Leucia, Dasylepis Mgn., so wie Hermadion Kbg., Lagissa, Nemidia Mgn., Polynoe Kbg. und Enipo Men. zuzurechnen sein dürften. Den nach der Bildung vornehmlich der Elytren vielfach gruppirten Arten fügt Verf. als neu hinzu, aus der ersten Reihe: P. (Lepidonotus) acantholepis Upolu, P. (L.) eristata Philippinen, P. (L.) tumorifera Borneo, P. (L.) con- . taminata Cap York, P. (Halosydna) fwsco-marmorata Peru, P. (H.) samoensis, P. (Alentia Men.) fusca Brasilien, P. fulwovittata Philip- pinen; aus der zweiten Reihe: P. (Harmothoe) pallidula Bras., P. tenax Bai de Castris, P. opisthoglene Desterro. c. Polynoeartig, die Borsten des untern Ruders aber von zweierlei Gestalt und in zwei Gruppen getheilt. Gastrolepidia Schmd. Mit zwei Arten, von denen eine neu: @. amblyphyllus Phi- lippinen. d. Wie Polynoen, deren Vorderleib allein Elytren trägt, aber Rücken- eirren an allen Segmenten. Hemilepidia Schmd. Die vier Gattungen der Acoeteen (Acoetes, Eupompe, Pan- thalis und Polyodontes) sind schon von Kinberg übersichtlich ge- ordnet; die wenigen, meist den tropischen Meeren angehörenden Arten aber werden durch zwei vermehrt: Eupompe aurorea von unbekanntem Fundort und Panthalis melanonotus Philippinen. 465 53 Die Gruppe der Polylepideen endlich enthält nur zwei Gat- tungen mit je einer Art: Pelogenia Schmd. mit gruppenweis ste- benden Papillen an Rücken und Bauch und Lepidopleurus ohne Papillen. (Bei Untersuchung eines von Claparede gesammelten Wurmes, in dem Grube den L. inclusus Ol. wiederzuerkennen glaubt, sieht derselbe bis zum 23. Segment Elytren und Kiemen abwechseln — ein Umstand, welcher dem Charakter der ganzen Abtheilung widerspricht.) Ueber Polynoe turcica und Pholoe brevicornis, zwei neue neapolitanische Borstenwürmer dieser Gruppe, vgl. Pan- ceri, la luce etc. 1. e. p. 15 u. 16. Ehler’s „Beiträge zur Kenntniss der Verticalver- breitung der Borstenwürmer im Meere“ (Ztschrft. für wissen- schaftl. Zoolog. 1875. Bd. XXV. 8. 1--103 Tab. I—IV) stützen sich auf die bei der Expedition der Poreupine von Seiten der Herren Carpenter, Wyville Thomson und Gwyn Jeffreys gesammelten Anneliden, die ein Material von 76 Arten (und 23 Familien) umfassen und von 19 ver- schiedenen Stationen aus einer Tiefe bis zu 1443 Faden stammen. Obwohl von diesen Arten nur etwa 26 Procent über 1000 Faden hinausgehen, während die Zahl derer, die tiefer als 500 gefunden wurden, fast 70 Procent be- trägt, darf man doch nicht ohne Weiteres auf eine diesen Zahlen entsprechende Abnahme der Tiefseeformen schliessen, da die einzelnen Stationen verschiedener Tiefe — von der ersten Hundertfadentiefe abgesehen — so ziemlich die gleiche Artenzahl lieferten. Wenn aber auch vielleicht die Menge der Tiefseearten — innerhalb der hier in Betracht kom- menden Grenzen — nur geringe Verschiedenheiten dar- bietet, so ändert sich doch der Charakter derselben inso- fern, als dieser unter dem Einflusse der niedern Tempe- ratur in der Tiefsee dem der aretisch-borealen Fauna sich annähert. An Grösse bleiben übrigens die aus der Tiefsee stammenden Borstenwürmer hinter den gleichen Formen des aretisch-borealen Gebietes zurück. Es scheint das für weniger günstige Existenzbedingungen zu sprechen, die vielleicht auf das Fehlen der Pflanzenwelt oder auf mangel- hafte Wasserbewegung zurückzuführen sind. Ein Einfluss des Liehtmangels auf die Ausbildung der Augen und Farbe ist nur in wenigen Fällen zu erkennen — am deutlichsten 54 466 vielleicht bei der augenlosen Syllis abyssicola —, wie Verf. vermuthet, desshalb, weil aus den höhern Meeresschichten stets neue Einwanderer eindringen und die einzelnen Arten somit nur selten durch Reihen von unvermischten Gene- rationen hindurch dem Einflusse der Finsterniss ausgesetzt bleiben. Ob es Arten giebt, die ausschliesslich in den grössern Tiefen leben, ist zweifelhaft, obwohl einzelne Formen bisher noch nirgends anders beobachtet wurden. Jedenfalls hat eine solche speeifische Tiefseefauna nur wenig Eigenthümliches, wie schon daraus hervorgeht, dass sämmtliche Familien der polychaeten Strandanneliden (so weit diese hier aus geographischen Gründen in Betracht kommen), mit Ausnahme der ausschliesslich den Strand bewohrenden Telethusen und Hermelliden zu der Tiefsee- fauna ihr Contingent stellen. Zu dem gleichen Resultate war übrigens vor Ehlers schon Claparede gekommen und zwar durch Untersuchung der auf der Lightning-Expe- dition gesammelten Würmer, die freilich meist nur in Bruchstücken vorlagen und auch an Zahl beträchtlich hinter denen zurückstanden, welche Ehlers zur Untersuchung hatte. Claparede hat die Ergebnisse seiner Beobach- tungen in einem (französisch geschriebenen) Berichte nie- dergelegt, den Ehlers (8. 2—13) zum Abdrucke bringt. Wir entnehmen daraus die Bemerkung, dass Claparede unter den ihm vorliegenden Bruchstücken den Deckel einer Serpulide auffand, der, weder kalkig noch verhornt, wie er war, einer offenbar neuen Form angehörte, auch weiter den ausgebildeten Zustand einer früher von ihm in der Nordsee beobachteten und in seinen Beobachtungen (Leipzig 1863. S. 77—80) beschriebenen Wurmlarve ent- deckte, die vielleicht den Spioniden zugehört und jetzt als Poecilochaetus fulgoris eingehend beschrieben wird. Was an dem Wurme besonders auffällt, ist die eigenthümliche Entwicklung der Rücken- und Baucheirren des 6.—11. Seg- mentes, die zu langen und starren, an der Basis trommel- artig angeschwollenen Cylindern geworden sind. Dazu kommt denn weiter noch eine grosse Manchfaltigkeit in der Gestaltung der Borsten, die am Buccalsegmente, dicht hinter dem sehr redueirten Kopfe, wie bei den Pherusen, 467 55 jederseits in Fächerform vorspringen. Auch die Gruppe _ der Oligochaeten war durch Ueberreste, die auf Clitellio u. a. Formen hinwiesen, unter den Vorräthen Claparede’s vertreten. Der zoologische Theil der Ehlers’schen Arbeit ent- hält ausser zahlreichen kritischen Bemerkungen, die nament- lich über die nordischen Formen von Sars, Malmgren u. A. mancherlei Neues bringen, die Beschreibungen der hier zum ersten Male beobachteten Arten: Leanira hystri- cis, Nephthys Johnstoni (= N. longisetosa Johnst.), N. pansa, Kteone caeca, Eulalia imbricata, Syllis brevicollis, S. abyssicola (1350 Faden), Diopatra socialis (einer später hinzugefügten Bemerkung zufolge —= Onuphis quadrieuspis M. Sars, die freilich nur aus 20 Faden Tiefe stammt, wäh- rend die von Ehlers untersuchten Exemplare 4—500 Faden unter der Meeresfläche gefischt waren), Aricia Kupfferi (viel- leicht mit Ar. norvegieca M. Sars identisch), Heterospio longissima, Prazxilla nigrita, Sabellides fulva, Grymaea bra- chiata (ob = Gr. Bairdi Mgn. ist ungewiss). Das neue Gen. Heterospio charakterisirt sich vornehmlich durch eine sehr ungleiche Bildung der vordern und hintern Körper- hälfte, von denen die erstere, die freilich nur 2 Mm. misst, aus acht Segmenten besteht, die mit Ausnahme des ersten sämmtlich lange Kiemenfäden tragen, während die andere eine grössere Menge langer drehrunder und nackter Seg- mente aufweist, die einzeln länger, als der ganze Vorder- körper sind. Da die Borsten sämmtlieh capillär sind, in- dem Hakenborsten fehlen, ist die Zugehörigkeit zu den Spioniden übrigens zweifelhaft; vielleicht, dass die Form später in der Familie der Cirratuliden ein Unterkommen findet. Die (lateinischen) Diagnosen der neu beschriebenen Arten werden vom Verf. auch in den Ann. and Mag. nat. history T. XIII. p. 292—298 beschrieben: Annulata nova vel minus cognita in expeditione „Procupine“ capta. Aus den Mittheilungen, die Ehlers über die von v. Heuglin gesammelten Würmer macht (a. a. ©. oder Sitzungs- ber. der physik. med. Societät zu Erlangen 1871 u. 1873) heben wir als besonders eingehend diejenigen hervor, welche 56 468 Antinoe Sarsii Kbg., Scione lobata Kbg. (bei der Verf. an dem Ende eines Tentakels einen — bisher übersehenen — scheibenförmigen Deckel fand, mit dem die Schale ver- schlossen wurde, wie bei den Serpulaceen), Buchone rubella n. und Eteone pieta n. (aus Novaja-Semlja) betreffen. M’Intosh erwähnt unter den von ihm auf St. An- drews beobachteten Chaetopoden (Ann. nat. hist. T. XIV. p. 192—207) als neu: Harmothoe Macleodi, Hermadion assimile, Malgrenia (n. gen.) andreapolis, Eulalia tri- punctata, Eteone andreapolis, Eteonella (n. gen.) Rober- tianae, ohne davon jedoch ausführliche Beschreibungen zu geben. Derselbe untersucht auch die von Whiteaves im Golf von St. Lawrence gedregten Chaetopoden und macht darüber eine Reihe von Bemerkungen (l. e. T. XI. p. 261 — 270. Pl. IX u. X). Unter den aufgefundenen Arten er- wähnen wir: Lagisca rarispina Sars var. oceidentalis, Malm- grenia Whiteavesiüi n. sp., Antinoe Sarsi Knbg., Eupolynoe oceidentalis n. sp., up. anticostiensis n. sp., Nemidia (?) canadensis n. Sp., N. (?) Lawrencii n. sp., Polynoe gaspeen- sis n. SP. O. Sars veröffentlicht die noch von seinem Vater entworfenen Diagnosen einer Anzahl neuer Chaetopoden aus dem Meerbusen von Christiania, Forhandl. Vidensk. Sel- skab. Christiania 1871. p. 406—417. Dieselben betreffen Zae- nilla mollis, Eteone fucata, Onuphis quadricuspis, Aricia norwegica, Trophonia flabellata, O'hloraema pellueidum, Prio- nospio plumosus, Spiophanis eirrata, Olymene planiceps, Cl. Droebachiensis, Ol. affinis, Lumbriclymene (n. gen.) cy- lindricauda, Streblosoma (n. gen.) cochleatum, Str. in- testinale, Thelepodopsis (n. gen.) flava, Ohone longocir- rata, Dasychone inconspicua, Protula borealis. Zur Cha- rakteristik der neuen Genera fügen wir deren Diagnosen bei: Lumbriclymene Sars. Corpus vermiculare, subeylindricum, segmentis 24—25, quorum 18—19 setigera, mediis longissimis, 4 anteanalibus nudis. Lobus cephalicus a segmento buccali bian- nulato sulco transverso bene distinctus, ovalis, inclinatus, haud lim- batus. Setae superiores, fasciculum componentes, capillares, laeves, arcte limbatae; setae inferiores uneini: in segmentis 4 antieis seti- 469 57 geris solummodo unicus obvius, validus, conieo-acuminatus, in ceteris multi, minuti, seriem simplicem transversam formantes, rostrati, vertice rostri serrulato. Segmentum anale elongatum, eylindricum, postice paulo oblique truncatum, ano terminali, subdorsali, eirris analibus nullis. Streblosoma M. Sars, nov. gen. Terebellidarum. Corpus vermiforme, subteres, postice paulo sensim attenuatum. Lobus ce- phalieus brevis truncatus antice tentaculis numerosis elongatis ca- naliculatis, postice punctis ocularibus nullis. Segmentum buc- cale primum, os subtus circumdans, nudum. Branchiae hiliformes dorso segmenti secundi, tertii et quarti affıxae, haud ramosae utringue in serie contigua transversa dispositae. Fasciculi setarum capillarium modo in anteriore corporis parte, in segmentis 28—34 obvii, in segmento secundo (primo branchifero) incipientes, e tuber- culis elongatis pinnulaeformibus prodeuntes. Tori uneinigeri in segmento quinto (i. e. quarto setigero) ineipientes, breves, ovales pone ultimum segmentum setigerum in pinnulas mutati. Setae ca- pillares leviter curvatae, anguste limbatae, acuminatae. Unecini breves aciculares, vertice uni- vel indistincte bidentato, uniseriales. Scuta ventralia in segmentis antieis conspieua, latissima. Tubus liber, teres, arenulis aut limo obducetus, aut irregulariter flexuosus tortusque aut spiraliter in anfractus regulares convolutus. Thelepodopsis M. Sars, n. gen. Terebellidarum. Corpus vermiforme, subteres, postice sensim paulo attenuatum. Lobus ce- phalicus brevis, truncatus, antice tentaculis numerosis canalieulatis, margine angusto pone tentacula punctis numerosis fusco-nigris, oculis dietis, sparsis. Segmentum buccale nudum. Branchiae fili- formes dorso segmenti secundi tertiique adnatae haud ramosae, utrimque in serie contigua transversa dispositae. Fasciculi setarum capillarium modo in anteriore corporis parte, in segmentis 28—33 obvii, in segmento tertio (secundo branchifero) incipientes, e tuber- culis subeylindrieis brevissimis prodeuntes. Tori uneinigeri in seg- mento quinto (tertio setigero) ineipientis, mediocres, elliptiei, pone ultimum segmentum setigerum in pinnulas mutati. Scuta ventralia in segmentis antieis latissima, a toris uncinigeris parum discreta. Setae capillares anguste limbatae, acuminatae. Uneini breves avi- culares vertice unidentato. Tubus liber, eylindricus, fragilis, sub- rectus aut parum curvatus, e quisquiliis (fragmentis testaceorum frustulisgue algarum saepe longe prominentibus) confectus ideoque maxime hispidus. Der Bidrag til kundskab om Christianifjordens Fauna III (Christiania 1873, 81 Seiten mit 5 Tafeln) desselben Verfassers, der ausschliesslich den Anneliden gewidmet ist, stützt sich gleichfalls sehr wesentlich auf die von M. 58 470 Sars hinterlassenen Manuscripte. Derselbe enthält Mit- theilungen über nicht weniger als 64 Arten, bald nur in Form von kurzen Bemerkungen, bald auch, und so beson- ders bei den hier zum ersten Male aufgestellten Arten, mit lateinischer Diagnose und eingehender Beschreibung. Da- neben finden besonders gewisse weniger bekannte Former eine nähere Berücksichtigung (wie Antinoe Sarsii Kbg., Notophyllum foliosum Sars, Aricia Cuvierii Aud. Edw., Scoloplos armiger Müll, Ammotrypane aulogaster Rathke, Eumenia crassa Oerst., Trophonia glauca Malmgr.). Als neu beschreibt Verf.: Zaenilla (?) mollis (mit 16 weichen, fast gallertartigen Elytren, die den ganzen Körper bis auf das hintere Ende bedecken), Onuphis quadricuspis (mit O. eremita Aud.-Edw. verwandt), Zteone fucata, Trophonia flabellata (mit kurzem, stark inerustirtem Leibe, der nur 30 Segmente zählt und am ersten jederseits 4—6 sehr lange Borsten trägt), Chloraema pellucidum (dessen durch- sichtiger Leib in einer Gallertscheide steckt, die von zahl- losen haar- oder fadenförmigen Anhängseln — Fühlfäden? — durchsetzt wird, und deutlich erkennen lässt, dass die den vordern Leib erfüllenden Genitalien jederseits aus einer Anzahl von isolirten Massen bestehen, welche durch einen Strang mit den Bauchgetässen verbunden sind und je ein Packet cylindrischer Blindschläuche darstellen), Prionospio plumosus (von dem Isländischen Pr. Steenstrupi Mgn. da- durch verschieden, dass nur das dritte Kiemenpaar der fadenförmigen Anhänge entbehrt), Spiophanes cirrata (zu- meist mit Sp. Kroyeri verwandt). Zu den von OÖ. Sars beschriebenen remarkable forms of animal life gehören auch (l. ce. I. p. 40--49. Tab. IV) zwei Tiefseechaetopoden der Norwegenschen Küste: Umbell:i- syllis rasciata und Paramphinome pulchella, von denen die erstere auf den ersten Blick durch Grösse (24 Mm.)’ und Körperform an die Hesioniden erinnert, obwohl die weitere Untersuchung darin eine mit Exogone verwandte Syllidee erkennen lässt, die andere aber einer sonst fast ausschliess- lich auf die Tropen beschränkten Familie angehört, unter deren Repräsentanten sie freilich durch die nur auf einige wenige Segmente beschränkten Kiemen bis jetzt ganz isolirt 471 59 steht. Die neuen Genera werden folgendermaassen cha- rakterisirt. Umbellisyllis Sars. Corpus vermiforme, haud longum, segmentis brevibus, eirris 2 analibus. Lobi capitis frontales minuti, late distineti; oculorum paria duo, anteriora ‚minora, et ante haec puncta ocularia duo minima; tentacula tria aequalia, subcylindrica, brevissima, non moniliformia: duo anteriora ad sulcum lobos fron- tales a capite separantem posita, tertium postice in medio vertice. Tentacula duo oralia iisdem capitis simillima, in segmento buccali ad latera oris posita. Cirri tentaculares nulli. Pedes uniremes, setis compositis spinosis muniti, cirro dorsali elongato non monili- formi, a pede remoto, lateri corporis affıxo; eirro ventrali bre- vissimo, ad apicem pedis sito. Margo oceipitalis lamina munitus cutanea, sub-semilunari, transversa, ciliata, margine inferiore medio adnata, ceteriquin libera et supra basin lobi cephalici prominente. Paramphinome Sars. Corpus vermiforme, modice elon- gatum, segmentis paucis. Lobus cephalicus parvus postice productus, caruncula vero nulla distinceta. Oculi nulli. Tentacula capitis 5 brevia, cylindriea, forma et magnitudine subaequalia, unum media- num in parte postica, duo anteriora et duo lateralia. Cirrus dor- salis et ventralis in primo segmento distineti, elongati, forma ten- taculis cephalieis similes, in ceteris rudimentarii. Os fissuram lon- gitudinalem labiis 4 carnosis circumdatam formans; proboscis brevis et crassa, apice irregulariter lobato, nullis armato maxillis et denti- bus. Anus terminalis. Pedes biremes, remis minimis et longe se- junctis, superiore subdorsali, setis tenuissimis capillaribus, aliis multo brevioribus et robustioribus interpositis, inferiore laterali, setis ple- rumque obsolete bidentatis, dente altero brevissimo, altero (apice) tenuissimo, margine altero subtiliter dentato, nonnullis multo bre- vioribus et robustioribus, prope apicem dilatatis et ut illis inaequa- liter bidentatis. Hamuli praeterea adsunt duo validissimi chitinosi in remo dorsali segmenti primi setigeri. Branchiae sat magnae dichotomes, totum fere dorsum tegentes, in segmentis vero paueis corporis per paria obviae, in segmentis et anterioribus et posterio- ribus omnino deficientes. v. Marenzeller liefert zwei Beiträge „zur Kenntniss der adriatischen Anneliden® (Sitzungsber. der kaiserl. Aka- demie in Wien I. Abth. Bd. LXIX. 1874 Apr. 76 S. mit 7 Tafeln und LXXIN. 1875 Juli 43 S. mit 4 Tafeln), nach Beobachtungen und Sammlungen, die vornehmlich in der Littoralregion der Bucht von Muggia angestellt wurden. Die aufgefundenen Arten (31 im ersten, 13 im zweiten Beitrage) gehören, so weit sie hier Berücksichtigung fanden, sämmt- 60 472 lich den Polynoiden (5+5), Phyllodoceiden (4), Hesioniden (2+1), Syllideen (13-+7), Euniciden (3), Nereiden (1), Ophe- liiden (1), Amphieteniden (1) und Ampharetiden (1)an. Ein nicht unbeträchtlicher Theil derselben (10-+4) ist neu, andere waren bisher nur von andern Localitäten bekannt, meist von mittelmeerischen, einige wenige auch (Nereis diversicolor, Marphysa Bellii und Leanira Yleni) aus dem Atlantischen Ocean. Als neu beschreibt Verf. im ersten Beitrage Po- Iynoe lamprophthalma, P. crassipalpa, Grubea dolichopoda, Syllis macrocola (nach einer spätern Bemerkung = S. hya- lina Gr.), Odontosyllis virescens, Pterosyllis plectorhyncha, Proceraea luxurians, Pr. brachycephala, Armandia oligops, Melinna adriatica, denen dann im zweiten Beitrage noch Oxydromus fuscescens, Syllis ochracea, Eusyllis assimilis und Proceraea macrophthalma hinzugefügt werden. Neben der ausführlichen Schilderung dieser Arten gab Verf. auch viel- fach Ergänzungen zu ältern Beschreibungen (wie bei Sthe- nelais fuliginosa Cl., Lepidonotus elava Mont., Lagisea extenuata Gr., Eunice Claparedii @f., Odontosyllis brevi- cornis Gr.), wo einer grössern Schärfe oder dem Fortschritte Rechnung zu tragen war. Einzelne Arten wurden einge- zogen (so z. B. Lagisca Ehlersii Mgn. und Polynoe longi- setis Gr., die, wie P. extenuata Ulap., mit Lag. extenuata Gr., der gemeinsten Polynoide des Mittelmeeres, zusammen- fallen, Oxydromus fasciatus Gr. = Ox. flexuosus delle 'Ch., Eulalia volueris Ehl. = Eul. maeroceros Gr., Syllis aurita Clap. = S. vittata Gr., Syll. pellueida Ehl. = S. hyalina Gr., Syll. scabra Ehl. = S. brevipennis Gr.), bei andern wurde die Synonymie berichtigt und festgestellt. In einem Falle ergab sich auch die Nothwendigkeit einer Namens- änderung (Polynoe Johnstoni statt P. seolopendrina Auct. non Sav.). Ebenso wurden die Genuscharaktere von Ca- robia @f. (= Anaites Clap.) und Proceraea Ehl. folgender- maassen verändert. Carobia Qf. e fam. Phyllodoc. Erstes und zweites Segment meist, zu einem, drei Paar Fühlereirren und ein Borstenbündel tra- genden scheinbar ersten Segmente verschmolzen. Das nächstfolgende eigentlich dritte Segment jederseits mit einem Fühlercirrus, einem blattartigen Baucheirrus und einem mehr oder weniger ausgebildeten Ruder. Rückeneirren blattartig. 473 61 Proceraea: Ehl. e fam. Syllid. Unterfühler rudimentär und sowohl unter sich, wie mit dem Kopflappen verwachsen, doch so, dass ihr Vorderrand als eine dünne kurze Platte über den durch die Ansatzstelle der unpaarigen Stirnfühler gekennzeichneten Vorder- rand des Kopflappens vorragt. Eine helle Mittellinie zeigt die Contactstelle der beiden Unterfühler an. (Bei der Gattung Auto- lytus dürfte wohl dasselbe Verhalien sein.) Marion und Bobretzky untersuchten im Winter 1873—74 die Chaetopoden von Marseille und veröffent- lichten die Resultate ihrer Beobachtungen in einer Mono- graphie, die sie dem zweiten Bande der Annal. des sc. nat. 1875 einverleibten (e&tude sur les Annelides du golfe de Marseille 106 Seiten mit 12 Kupfertafeln, im Auszuge Cpt. rend. T. 79. p. 398—401). Die Zahl der von ihnen meist aus der Tiefe des Golfes (der Gorgonien- und Spa- tangenregion) gesammelten Arten beträgt nicht weniger als 96, der bei Weitem grössern Mehrzahl nach der Gruppe der freilebenden Würmer zugehörig. Besonders reich ver- treten ist die Familie der Syllideen, der nicht weniger als 24 Arten zugehören. Im Ganzen ergiebt sich, wie auch nicht anders zu erwarten war, eine grosse Uebereinstim- mung mit der durch Olaparede so genau bekannt ge- wordenen Fauna von Neapel, doch theilt der Golf von Marseille daneben auch 18 Arten mit dem schwarzen Meere und 17 mit den oceanischen Küsten Fraukreichs. Zu den erstern gehört u. a. der merkwürdige Sacceeircus papillo- cereus Bobr., dessen eigenthümlicher Bau hier von Neuem (p. 69—83. vgl. J. B. 1871. S. 25) eingehend beschrieben wird. Zehn Arten, theilweise Repräsentanten neuer Gat- tungen, werden von unsern Forschern zum ersten Male beschrieben: Marphysa fallax, Syllis torgquata, Anoplosyllis fulva, Eusyllis lamelligera, Autolytus ornatus, Gyptis (n. gen.) propingua, Magalia (n. gen.) perarmata, Lacydonia (n. gen.) miranda, Octobranchus (n. gen.) Giardi, Apo- matus similis. Besonders interessant unter denselben ist neben dem Gen. Lacydonia, das den Phyllodoceen zuge- hören dürfte, das Gen. Octobranchus, eine Triehobranchus- artige Terebellenform mit 4 Paar fadenförmigen Kiemen und einer bäutigen Krause um die vier ersten Segmente. Ein Gleiches gilt von dem hier retablirten Gen. Apomatus 62 474 Phil., aus dem die Verfi. noch eine zweite Art (A. ampulli- terus Bobr.) beobachieten. Sie erkannten darin eine Form, die von Psygmobranchus, der sie in ihrem Gesammtbau sich anschliesst, durch den Besitz eines kugligen Deckels unterschieden ist, dessen Stiel von einem noch mit Bärteln versehenen Kiemenfaden gebildet wird. Apomatus verhält sich also zu Psygmobranchus, wie Filigrana zu Salmacina. Auch unter den bereits bekannten Arten sind manche, über welche die Untersuchungen unserer Verff. neue Auf- schlüsse geben. So wird von unsern Verff. u. a. die Syllis scabra Ehl. zum Typus eines neuen Gen. Xenosyllis ge- macht (p. 26). In Pontogenia chrysocoma Cl. erkennen sie die Aphrodite hystrix Quatref., die übrigens schon in unserm Berichte 1869 S. 15 als identisch damit bezeichnet ist. Pholoe ocellata Bobr. fällt, wie hervorgehoben wird, mit Ph. synophthalmica Cl. zusammen. Ebenso gehört Leodice fasciata Risso und Eunice torquata Quatref. zu Eunice Claparedii Quatref. Syllis hexagonifera Cl. ist mit S. variegata Gr., Syllis hamata Cl. und S. oligochaeta Bobr. mit S. spongicola Gr., Eulalia guttata Cl. mit Eul. virens Ehl. und Chaetopterus brevis Lespes mit Ch. variopedatus Ren. identisch. Zur Charakteristik der neuen Genera lassen wir die beigegebenen Diagnosen folgen: Xenosyllis Mar. Bobr. Syllidiens a trompe inerme, com- poses d’anneaux larges et peu nombreux. Palpes bien developpes et debordant en avant du lobe cephalique, qui porte trois antennes & sa face dorsale. Segment buccale muni de deux paires de cirres tentaculaires articules et analogues aux eirres dorsaux; cirre ventral reduit ä& une petite languette ne depassant pas l’extremite du ma- melon pedieux. Gyptis Mar. Bbr. Hesioniens & trompe inerme, munis de deux palpes et de trois antennes. Region buccale portant huit paires de cirres tentaculaires: Pieds birames. (Fällt mit Oxydro- mus Gr. zusammen, der früher aber unrichtig charakterisirt wurde.) Magalia Mar. Bbr. Hesioniens & trompe armee d’un stylet et de deux maxilles. Lobe cephalique portant deux palpes et deux antennes, Region buccale munie de douze cirres tentaculaires. Pieds unirames. Lacydonia Mar. Bbr. T&te munie de quatre petits appen- dices anterieures representant deux palpes et deux antennes. An- neau buccal pourvu d’une seule paire de cirres tentaculaires tres- 475 63 petits. Cirres dorsaux et cirres ventraux pinniformes. Pieds des trois premiers segments setigeres unirames. Pieds des anneaux suivants garnis d’une rame dorsale de soies simples et d’une rame ventrale de soies composees. Trompe inerme, relativement courte et situde entre deux organes secreteurs tr&es-compliques. Octobranchus Mar. Bbr. Corps vermiforme, attenue en arriere. Lobe cephalique muni de nombreux tentacules, creuses en gouttieres et de dimensions differentes. Les premiers anneaux sont garnis de collerettes membraneuses recouvrant la face ventrale. Branchies filiformes, au nombre de quatre paires. Seize faisceaux de soies capillaires ä& partir du troisitme segment branchifere, c’est- A-dire & partir du quatrieme anneau. Les tores uncinigeres com- mencent sur le quatrieme segment setigere, c’est-a-dire sur le septiöme anneau. Uneini des tores anterieurs rostr&s et portes sur un long manche. Plaques pectiniformes des languettes posterieures, munies de trois dents. Grube untersucht die von Holdsworth bei Ceylon gesammelten Chaetopoden und findet unter denselben meh- rere neue Arten, die er (Proceed. zoolog. Soc. 1874 Juni) charakterisirt und benennt als COhlodia ceylonica (an var. Chl. flavae Pall.?), Nereis (Platynereis Kinbg.) festiva, He- sione ceylonica (mit H. splendida Sav. verwandt), Glycera cinnamomea (der G. alba sehr ähnlich), Chaetopterus appendi- culatus (vielfach dem Ch. variopedatus ähnlich), Sabella fusco-taeniata (mit Ocellen an den Kiemenfäden, sonst der Sab. alticollis Gr. und S. phaeotania Schmd. sehr ähnlich). Unter den von Verrill in seinem Report (s. 0.) er- wälınten Chaetopoden aus Neu-England finden sich — nach Lütken — folgende neue Arten: Lepidonotus sublaevis, L. angustatus, Sthenelais picta, Lysidice americana, Lum- briconereis opalina, L. tenuis, Ninoe nigripes, Staurocephalus pallidus, Nectonereis (n. gen.) megalops, Eumidia amert- cana, E. virida, E. papillosa, Eulalia pistacia, 8. granulosa, E. annulata, E. gracilis, Phyllodoce gracilis, Ph. catenula, Eteone robusta, E. limicola, E. setosa, Proceraea ornata, Podarce obscura, Eome gracilis, Ammotrypane fimbriata, Ophelia simplex, Travisia carnea, Scalibregma brevicauda, Aricia ornata, Anthostoma robustum, A. acutum, A. fragile, Nerine agilis, Scolecolepis viridis, Se. tenuis, Spio setosa, Sp. robusta, Trophonia affınis, Brada setosa, Cirratulus grandis, U. tenwis, Cistenides Gouldi, Ampharete setosa, 64 476 Amage pusilla, Nicomache dispar, Maldane elongata, Rho- dine attenuata, Olymenella (n. gen.) torguata, Notomastus luridus, N. fiiformis, Nicolea simplex, Lepraea rubra, Po- lyeirrus eximius, Scionopsis (n. gen.) palmata, Chaeto- branchus (n. gen.) sanguineus, Sabella microphthalma, Euchone elegans, Fabricia Leidyi, Sabellaria vulgaris, Pro- tula dianthus, Spirorbis borealis, Sp. lucidus. Später wird diesen neuen Arten von Verrill weiter noch hinzugefügt: Lumbriconereis acuta, Eusyllis lucifera, Syllis pallida (Am. journ. X p. 39), Stephanosyllis ornata, Proceraea gracilis (ibid. T. VII. p. 132), Ophelia denticu- lata (ibid. X. p. 39), Samythella (n. gen.) elongata (ibid. T. V. p. 98), XNothria opalina (ibid. p. 102), Grymaea spiralis und Enipo gracilis (ibid. VII. p. 407). Zur Charakteristik der neuen Genera folgen hier deren Diagnosen: Nectonereis n. gen. e fam. Nereid. Head prominent, de- pressed, oval, rounded in front, with two pairs of large eyes and one pair of small antennae; palpi rudimentary. Tentacular eirri four on each side. Proboscis small, furnished witn a pair of ter- minal hooks, with two anterior clusters of dentieles on the upper side, and five small clusters below in a ring exiending nearly half way around it. Anterior part of body fusiform, consisting of about 14 segments, the feet of which are divided into small rounded lobes with small ventral and long dorsal eirri, those of the first seven segments swollen and gibbous toward the end, with a small acute terminal portion. Posterior part of body composed of numerous short segments, the feet of which are furnished with lamelliform appendages. (Offenbar eine Heteronereisform.) Samytella n. gen. e fam. Amphict. Body elongated. com- posed of about 50 segments, 15 of which bear fascicles of setae, and posteriorly about 35 bear uneini only, but have a small conical papilla above the uncinigerous lobe, as in Melinna; the uneini com- mence on the 4. setigerous ring. Branchiae 6, placed side by side in a continnous transverse row. ÜCephalic lobe oblique, somewhat shield-shaped, with a narrowed prominent front; buccal lobe shorter. Tentacles numerous, smooth and slender. Clymenella n. gen. e fam. Maldan. Body elongated, coın- posed of 22 segments, exclusive of the cephalic and anal; all, ex- clusive of the buccal and 3. ante-anal, setigerous with fascieles of slender setae above and series of hooks below. Anterior margin of the 4. setigerous segments prolonged into a thin membranous collar, 477 65 Proboseis swollen, ribbed. Head with a prominent convex median plate and with a raised border of each side and behind, the lateral and posterior lobes separated by notches. Anal segment funnel- shaped, the edge surrounded by papillae. Scionopsis n. gen. e fam. Terebell. Body-segments nume- rous, the 17 following the 3. bearing fascieles of slender setae, the others only small uneinigerous lobes, 2. and 3. segments bearing branchiae and having their anterior margins prolonged into mem- branous collar-like expansions, that of the 2. forming broad lateral lobes behind the tentacles, that of the 3. a dorsal sheath behind the branchiae, beneath which they can be retracted. Branchiae 4, those of the 1. pair larger, (but generally one or more absent, or the anterior are smaller, owing to their having been broken off and reproduced,) palmately branched and supported on elongated pedicles.. Tentacles numerous, erowded. Chaetobranchus n. gen. e fam. Terebell. No blood-vessels, body much elongated, segments very numerous, nearly all bearing fascicles of setae, those of the middle region simple or with more or less branched branchial eirri, each of their divisions tipped with slen- der setae, the first and last ones being smaller and simpler than the rest; anterior and posterior segments without cirri. Cephalie seg- ment expanding into a broad tentacular (frontal) lobe, rounded or emarginate anteriorly, often scolloped laterally. Tentacles erowded, very numerous, long and slender, when distended by the blood. Möbius corrigirt die Beschreibung Oersted’s von Disoma multisetosum. Thiere’ der Ostsee a. a. O. 5. 108, Ebenda (S. 110) bemerkt derselbe in Betreff der Pectinaria belgica, dass die Zahl der Uneinizähne manchfach schwanke und desshalb denn auch nicht zur Unterscheidung von Gattungen (Malmgren) benutzt werden können. Ciste- nides hyperborea Mgn. sei von Peet. belgiea nieht ver- schieden. Ebenso variabel erscheint auch die Zahl der Warzen an dem Rüssel der Phyllodoceen, die gleichfalls von Malmgren allzu stark betont wird. Phyllod. mucosa Oerst., Ph. assimilis Oerst., Ph. Rinckii Mgn., Ph. pulchella Mgn. und Ph. teres Mgn. sind blosse Varietäten von Ph. maculosa Müll. Auch zwischen Antinoe Sarsii Knbg. und Polynoe eirrata Pall. findet Möbius keinerlei wesentliche Unterschiede; er ist sogar der Ansicht, dass auch Laenilla glabra Mgn. und Evarne impar Johnst. höchstens als Varie- täten derselben zu betrachten seien. Ueber Enipo Kinbergi? Mgn., Aricia sp. n., Ammo- 5 66 478 trypane aulogaster Rathke, Pista eristata Müll. vergl. weiter Möbius a.a. 0. S. 130, 131. Ebenso über Cirratulus longisetis n., Scolecolepis eir- rata Sars (mit den schon oben nach einer andern Mitthei- lung erwähnten Eiertaschen), Amphieteis Gunneri Sars (= A. Sundevalli Mgn.), Aphrodite aculeata L. (die jungen Exemplare entbehren der irisirenden Borsten an den Seiten, tragen dafür aber an den dieken Borsten der untern Fuss- äste einen Besatz von feinen Haaren, die später äbgenutzt werden), Nephthys coeca Fb. (von der sich weder N. ciliata, Müll., noch N. assimilis Oerst. und N. ineisa-Mgn. trennen lassen). Möbius, Würmer a.a. O. div. . Die nordische Tomopterisform wird schliesslich noch für identisch mit T. oniseiformis Esch. aus der Südsee erklärt. Grube berichtet (Sitzungsber. der Schlesischen Ge- sellschaft für 1872, naturwiss. Sect. S. 26) über zwei neue Spioniden der Adria, Periptyches festiva und Paraonis tenera, die beide zugleich neue Gattungen repräsentiren. Periptyches Gr. unterscheidet sich von Prionospio Mgn. vornehmlich dadurch, dass ihre Kiemen aus nur zwei Paar gefiederten Anhängen (am 4. und 5. Segment) be- stehen. In den allein erhaltenen 33 Segmenten fanden sich oben wie unten blosse Haarborsten. Daneben je eine an- sehnliche gerundete Hinterlippe. Zwei längliche Augen vorn neben der schmalen glatten Karunkel, die bis an das vierte Segment reicht. Niedrige Hautfalten oder Säume der Segmente bilden an dem nach vorn verbreiterten Leibe förmliche Gürtel. | Paraonis Gr. Die Kiemen sind schmale langsam zu- gespitzte, aber glattrandige Blätter und nur vom vierten bis zehnten Segmente vorhanden. Auf dem halbkreisför- migen Kopflappen zwei Punktaugen, dahinter eine kleine, platte, längliche, bis auf’s zweite Segment reichende Ka- runkel, jederseits neben ihr ein schwarzer Längsstrich. Fühler und Fühlereirren nicht bemerkbar. Die obern Bor- stenhöcker jener vordern Segmente tragen ein längeres, zugespitztes, hinteres Lippenblatt, die untern ein kurzes, breites, und beide bloss Haarborsten. Die übrigen Köcher ragen nur sehr wenig vor, und die obern derselben haben 479 67 Haare, die untern kürzere wenig dickere nadelförmige Borsten; beiden fehlen Lippenblätter. Das oben erwähnte Gen. n. Leipoceras e fam. Spioid. wird von Möbius (a.a. O. Taf. I. Fig. 10—20) folgender- maassen charakterisirt: Leipoceras Möb. Kopf ohne Fühler und Fühlereirren. (Sollte letztere Angabe nicht auf einem Irrthum beruhen? Auch Prionospio Mgn., auf die sich Möbius beruft, ist nach Sars’ Beobachtungen an Pr. plumosa mit Fühler- eirren versehen, die nur, wie bei den Verwandten, leicht abfallen. Ref.) Das fünfte Körpersegment ist länger als die vorhergehenden und enthält jederseits eine kamm- förmige Reihe dieker Borsten. Kiemen zungenförmig, bei- derseits auf dem Rücken der Segmente. Zeipoceras uvi- ferum n. sp. von der Ostküste Grönlands. Ebendaselbst giebt (S. 258) Möbius auch einige No- tizen über die von Stimpson nur unvollständig charak- terisirte Protula media, die an der Sabine-Insel gesam- melt wurde. Lespe&s handelt über einen neuen Chaetopterus aus dem Golf von Marseille, den er wegen der Kürze seines Hinterleibes und der geringen Anzahl der denselben zu- sammensetzenden Segmente (11, nur selten einige mehr) Ch. brevis nennt. Er beschreibt den äussern und innern Bau des Wurmes und bemerkt dabei unter anderm, dass die Segmentalorgane der männlichen und weiblichen Individuen eine verschiedene Bildung und Verbreitung besässen, indem sie bei den letztern bloss auf den Hinterleib beschränkt seien, während sie bei den erstern auch in der mittlern Leibes- region 'vorkämen. Ein Gefässsystem wird den Würmern abgesprochen. Etude anatomique sur un chetoptere. Annal. se. natur. 1872. T. XV. Art. N. 14. p. 1—17. Pl. IV. Nach Bobrezky und Marion (l. s. e.) dürfte diese neue Art übrigens mit der gewöhnlichen mittelmeerischen Form zu- sammenfallen. Bei erneuter Untersuchung seines Notopygos erinita findet Grube (Sitzungsber. der schlesischen Gesellschaft 1871 Naturhist. Seet. S. 26) nicht bloss an den Borsten der obern Bündel zweizinkige Enden, sondern auch nahe 68 480 der Kieme einen zweiten Rückeneirrus, so dass hiernach die völlige Uebereinstimmung von INofepyses und Lisione wahrscheinlich wird. Lycastis pontica n. sp. aus dem Schwarzen Meere, Bobrezky, Verhandl. der. Gesellsch. der Naturf. in Kiew 1872. (russisch) Bd. il. Hit. 3. p. 1—3. Tab. XIV. Eteone picta n. sp. Novaja-Semlja, Ehlers l. ce. Nychia globifera n. sp., Hermadion (2?) hyalınus n. Sp. Norwegensche Küste 3—400 resp. S0—100 Faden tief. O. Sars, vidensk. selsk. Forhandl. for 1872, p. 95 und 97. Ophiodromus adspersus und Sabella discifera, zwei neue Dalmatinische Borstenwürmer, Grube, Ber. Schles. Gesellsch. 1873. Naturhist. Sect. S. 28. Serpula chrysogyrus n. sp. Philippinen. Grube a.a. ©. 1875. 8. 53. v. Marenzeller liefert den Nachweis, dass die Triestiner Pectinaria Malmgreni Gr. sowohl mit P. nea- politana Clap., wie mit der nordischen Lagis (Pectin.) Koreni Mgn. zusammenfällt, und macht auf eine bisher fast völlig übersehene Eigentkümlichkeit der Hakenborsten bei den Amphicteneen aufmerksam, die darin bestehe, dass die groben Kammzähne eine bald einfache, bald auch (je nach den Arten) mehrfache Längsreihe ‚bilden, während die feinen Zähnchen stets in Doppel- oder mehrfachen Reihen stehen. Ueber Lagis Koreni Mgn., Verhandl. ‚der. k. k. zoologisch-botan. Gesellsch. in Wien 1874 Apr. v. Willemoes-Suhm berichtet über eine Myrio- chele, die mit ihren Schlammtuben in der Nähe der Ker- madek-Inseln (Südsee) aus der enormen Tiefe von 2900 Faden (20300 Fuss) stammte, und damit den Beweis liefert, dass die grössesten Tiefen keineswegs ausschliesslich von sg. Protoplasmathieren bewohnt werden. Von einer eigenthüm- lichen, das Gen. Sternaspis mit den übrigen verbindenden Form und einer grossen antarctischen Ophelide abgesehen, haben die Dredgungen übrigens nur wenige Formen nach- gewiesen, die in ihrem Habitus von den Flachwasserwür- mern abweichen. Ztschrft. für wissensch. Zoologie Bd. XXV. S. &XXI. Derselben Myriochele — einer kiemenlosen Owenia — erwähnt auch Thomson, Nature I. VIlL. p. 53. 481 69 Dass die an der obern Oeffnung mancher Terebellen- röhren vorkommenden, oftmals sehr zierlich verästelten so- liden Anhänge keine parasitische Schwammform (Aulo- rhipis Ehl.) darstellen, sondern integrirende Theile der Röhre sind, die von dem Insassen selbst verfertigt werden (vgl. Jahrber. 1871. S. 227), dürfen wir jetzt für völlig ausgemacht ansehen. Nicht bloss, dass sich jetzt auch Eisen, der Gelegenheit hatte, die betreffenden Gebilde bei mehreren Arten des Gen. Terebella (bei T. palmata von _ Bergen, wohl identisch mit T. artifex Sars und einer Form der englischen Küste, offenbar der T. eonchilega) zu unter- suehen, in diesem Sinne ausspricht — om Aulorhipis och dess förmodale slägtskap , med Spongiorna, k. Svenska vet. akad. handlingar 1874. Bd. II. N. 3, 16 Seiten mit 2 Tafeln — auch Ehlers selbst erklärt in einer Nach- schrift zu seinen Beiträgen zur Kenntniss der Verticalver- breitung der Borstenwürmer, Ztschrft. für wissensch. Zool. 1875. Bd. XXV. S. 96, dass er sich durch Beobachtung der Tereb. (Lanice) conchilega Pall. jetzt selbst von dem Irrthum seiner frühern Ansicht überzeugt habe. Es gelang sogar, den Aufbau der Anhänge direet zur Beobachtung zu bringen und zu constatiren, dass die Fühler dabei nur insofern Verwendung finden, als der Wurm mit ihnen das zum Bau zu verwendende Material aufsucht und an das Kopfende heranbringt. Sobald das geschehen, wird das betreffende Stückehen mit dem klebenden Seerete von Haut- drüsen überzogen, welche an verschiedenen Stellen des Vorderkörpers vorkommen, und von den Bauchschildern und dem Kopflappen dann an die vom Wurm erwählte Stelle eingesetzt. Dass die mit solchen Anhängen besetzten Röhren meist leer gefunden werden, erklärt sich durch die Thatsache, dass die Röhre mit ihrem untern Ende sehr tief im Boden steckt, und der Wurm sieh bei drohender Gefahr nach abwärts flüchtet. Nach Alleyne Nicholson rühren die unter der Bezeichnung Fucoiden bekannten Einschlüsse der ältern paläozoischen Gesteine grossentheils von Anneliden her. Sie sollen durch Füllung der von diesen Würmern ge- srabenen Bohrgänge entstanden sein und werden nach 70 482 Form und Beschaffenheit des Füllmateriales in verschie- dene Gruppen gebracht. Contrib. to the study of the errant Annelides of the older palaeozoic rocks, Proceed. roy. Soc. 1873 May; Ann. and Mag. nat. hist. T. XII. p- 166. Anhangsweise dürfte hier auch der Beobachtungen gedacht sein, die Graff auf der Grazer Naturforscher- Versammlung (1875. S. 62) über das Genus Myzostomum mitgetheilt hat. Die bis jetzt beschriebenen Arten dieses Genus („corpus molle, diseiforme, infra 10. parapodiis, ro- stellis chitineis munitis, et S acetabulis suetoriis instruetum; os anterius, oesophagus eylindrieus, musculosus retractilis; dendrocoelum ; androgynum ; aperturae genitales masculinae laterales duo, feminea una posterior, cloacalis“) lassen sich sämmtlich auf M. glabrum und M. eirriferum zurückführen, denn M. costatum erwies sich bei Untersuchung eines Ori- ginalexemplares als ein schlecht conservirtes M. eirriferum, während M. tubereulatum mit M. glabrum zusammenfällt, dessen Vertreter sämmtlich mit Tuberkeln besetzt sind. Die beiden Arten lassen sich übrigens erst bei einer Grösse von 0,5 Mm. aus einander halten, indem erst dann die Randwärzchen von M. eirriferum in Cirren auswachsen. Das Integument besteht aus einem schönen Cylinderepithel, einer mächtigen Cutis und aus einem Hautmuskelschlauche, von dem sich zahlreiche Dorsoventralfasern und die 12 Re- tractoren der einzelnen Haken ablösen. Die erstern theilen die Leibeshöhle in Kammern, so dass man sich fast ver- anlasst sieht, den Myzostomen eben so viele Segmente (5 Fusssegmente, 1 Kopf- und 1 Analsegment) zu vindi- eiren. Der Rüssel besteht seiner Hauptmasse nach aus Radiärfasern. Der Oviduct mündet mit einer kleinen ke- gelförmigen Erhebung in die Rückenwand der Kloake. v. Willemoes-Suhm fand an den’Armen einer Co- matula aus 600 Faden (Kermadek-Inseln) Anschwellungen von der Grösse eines Schrotkornes, die in einer nach Aussen offenen Höhle je zwei Myzostomen enthielten, ein grosses Individuum, das sich durch besondere Diekenent- wicklung auszeichnete, und ein kleineres, das etwa nur ein Fünftel desselben maass, ganz dünn und platt. Verf. 483 qm denkt an. die Möglichkeit, dass dieses bei den Myzostomen der europäischen Küsten noch nicht beobachtete Verhalten in ähnlicher Weise wie das Auftreten zweier — geschlecht- lich verschieden differenzirter — Individuen von Distoma Okeni in derselben Cyste seine Erklärung finde. Ztschrft. für: wiss. Zool. Bd. XXV. 8. XXX. Oligochaeti. Tauber liefert durch seinen Aufsatz „om. naidernes bygning og kjönsforhold jagttagelser og bemaerkninger* (naturhist. Tidsskrift 1873. Bd. IIL. p. 379 —422. Tab. XIII und XIV) einen wichtigen Beitrag zur Anatomie und Fortpflanzungsgeschichte. von Chaetogaster (Ch. limnaei und Ch. diaphanus) und Stylaria proboscidea, die beide trotz den über sie veröffentlichten zahlreichen Untersuchungen bisher nur unvollständig bekannt waren. Es gilt das namentlich für Chaetogaster, dessen Bau wir ' hier zum ersten Male riehtig dargestellt finden. Von den übrigen Chaetopoden unterscheidet sich dieser Wurm sehr auffallend durch den Mangel von Rückenborsten. Sein Leib besteht aus drei ziemlich scharf gegen einander ab- gesetzten Regionen, aus einem Kopfe, der anstatt der sonst hier bei den Naiden zu unterscheidenden vier Segmente nur ein einziges Segment darstellt und den Pharynx in sich einschliesst, einem undeutlich gegliederten Mittelleibe mit Magen und Geschlechtsorganen, und einem Hinterleibe, dessen 2—3 Ringe den Enddarm und die Segmentalorgane enthalten. Die Knospung geht fast das ganze Jahr hin- durch vor sich. Die Einzelthiere werden zu Ketten, deren Glieder sich in bestimmter schon von Claus ganz richtig erkannter (J. B. 1860. S. 13) Reihenfolge vermehren, und ebenso regelmässig — je nach dem Alter — von einander sich ablösen, um alsbald neue Knospen zu erzeugen. Erst gegen den Herbst hin wird die Knospung unterbrochen, indem das Bildungsmaterial jetzt in den grössern Thieren - zur Entwieklung der Geschlechtsorgane Verwendung findet. Gleichzeitig nehmen auch die einzelnen Segmente dieser Thiere an Grösse und Borstenzahl zu; es bilden sich so- gar neue Rorstenbündel d. h. neue Segmente, so dass man deren schliesslich, an jedem reifen Individuum fünf unter- scheiden kann. Die Geschlechtsorgane sind in den grössern 72 484 Thieren übrigens sehon zu einer Zeit vorhanden, in denen diesen noch drei andere weniger reife Individuen anhängen. Bei Ch. limnaei bleibt diese Verbindung sogar beständig, während sie bei Ch. diaphanus dureh gliederweise Ab- trennung allmählich gelöst wird. Die Entwicklung der Geschlechtsorgane geht, wie oben erwähnt, nur im Mittel- leibe vor sich, doch erst dann, nachdem in diesem durch Bildung eines neuen Dissepimentes ein weiteres Segment entstanden ist, dasselbe, das später die sg. Genitalborsten trägt. Die Hoden erscheinen zunächst als zwei Zellen- haufen, die oberhalb des Bauchstranges liegen, sich aber allmählich in ein Paar birnförmige Körper verwandeln. Sie werden durch die beständigen Contractionen des Leibes gegen die trichterförmigen Enden der Samenleiter ange- drängt und nicht selten sogar von diesen umfasst. Was übrigens diese Samenleiter betrifft, so dürfen dieselben (mit Claparede) wohl als modificirte Segmentalorgane betrachtet werden. Ihr Endstück mit den Flimmertriehtern ist in den vordern Segmenten des Mittelleibes gelegen, das auch die Hoden enthält, während der übrige Theil der- selben mit der kugelförmigen Samenblase das dahinter liegende neugebildete Dissepiment durehbohrt und dicht vor den Genitalborsten mittelst eines kurzen Ductus ejaeu- latorius ausmündet. Die Eier gehen einzeln aus Zellen- haufen hervor, die jederseits neben dem Bauchstrange zu zwei oder dreien in dem neu gebildeten Segmente gefunden werden und durch Vergrösserung der Eizellen schon früh eine Sternform annehmen. Sie haben sich aus einem Zellenlager abgetrennt, das die Muskelscheide des Bauch- stranges umkleidet, und schwimmen mit dem immer mehr sich vergrössernden Eie frei in der Leibeshöhle. Weib- liche Leitungsapparate fehlen mitsammt den sonst bei den Naiden (im fünften Segmente) so deutlich vorhandenen Sa- mentaschen. Dafür aber finden sich zum Zwecke der Eier- ablage ein Paar seitlicher Oeffnungen von wahrscheinlich nur zeitweiliger Dauer. Uebrigens hindert die Dieke und Undurchsichtigkeit des Gürtels, wenigstens bei Ch. limnaei, eine genaue Untersuchung. Was nun das Gen. Stylaria anbetrifft, so folgt bei diesem auf die vier Kopfsegmente 485 73 zunächst ein Segment mit den Receptacula seminis, und dann ein anderes (das sechste), welches in seiner vordern Hälfte die Anlagen der Hoden enthält, während die hin- tere, durch ein erst nachträglich gebildetes Dissepiment nach vorn begrenzte Hälfte ein Eierstockspaar in sich ein- schliesst. Auch die 3—4 folgenden Segmente sind in der- selben Weise mit Ovarien ausgestattet. Die Samenelemente lösen sich übrigens schon frühe aus ihrer Bildungsstätte los und fallen dann in den Innenraum des Segmentes, dessen hinteres Dissepiment sie der Art ausdehnen, dass dieses weit in die folgenden Ringe, wie eine Art Sack, hineinragt und die inzwischen gleichfalls frei gewordenen Ovarien bis in das dreizehnte Segment hinübertreibt. Die Ablage der Eier geschieht auch hier durch eine (vielleicht nur temporäre) Oeffnung, die dem sechsten Segmente an- gehört und unter dem dieken Gürtel versteckt liegt. Die Samenleiter bestehen aus einem kurzen Endstücke, einer Samenblase und einem Ductus ejaculatorius. Die Knos- pung wird übrigens durch die Geschlechtsreife keineswegs völlig unterbrochen, sondern bloss beschränkt, bis nach vollständiger Reife der Eier schliesslich der Tod eintritt. Die Menge des erzeugten Samens ist bei Stylaria, wie bei Chaetogaster, weit beträchtlicher, als die der Eier. Mit der hier angezogenen Abhandlung sind übrigens die Untersuchungen des Verf.'s noch keineswegs zum Ab- schluss gekommen. Sie finden ihre Fortsetzung in den Undersögelser over Naidens kjönlöse formering (l. ec. 1874. T. IX. p. 1—100. Tab. I. IID), die vornehmlich den Vor- sängen der ungeschlechtlichen Vermehrung gewidmet sind und unsere Kenntnisse abermals mit vielen neuen und in- teressanten Thatsachen bereichern. Verf. behandelt in dieser zweiten Arbeit zunächst den histologischen Bau der Naiden (Stylaria, Nais elinguis, Chaetogaster), besonders die Bildung der Bindesubstanz, die aus einem zellig bla- sigen Gewebe besteht, und der Muskeln, und verweilt dann eine längere Zeit bei der Beschreibung der in der Leibes- höhle flottirenden körperlichen Elemente, die der Ernäh- rungsflüssigkeit angehören, dem Sanguis nutritivus, wie Verf. dieselbe im Gegensatze zu dem Blute des Gefäss- 74 | 486 apparates, dem körnerlosen Sanguis respiratorius, bezeichnet. Da diese Gebilde nach unserm Verf. bei dem Wachsthum und der Knospung der Naiden eine bedeutungsvolle Rolle spielen, so werden dieselben sehr eingehend geschildert. Sie bestehen theils aus Zellen mit einem hellen proteplasma- tischen Inhalt (cellulae plasmaticae), oder solchen mit mehr oder minder zahlreichen Oeltropfen im Innern (corpora plasmatica), theils auch aus freien Oeltröpfehen (guttae oleagineae). Diese letztern, deren Ursprung Verf. auf -einen unverbrauchten Rest des ursprünglichen Dotters zurück- führt, vermehren sich durch Knospung und wandern so- wohl in die den Darm und das Rückengefäss überziehenden sg. Leberzellen, wie auch in die blassen Piasmazellen ein, welche letztere dadurch zu Plasmakörpern werden. Bei- derlei Zellen entstehen übrigens durch Absehnürung aus dem Darmbelag, so dass zwischen ihnen und den Leber- zellen genetisch kaum ein Unterschied obwaltet, obwohl es bei Chaetogaster diaphanus den Anschein hat, als wenn die Plasmakörper mehr dem Rückentheile des Darmes und der Nachbarschaft des Rückengefässes entstammten, die Plasmazellen aber mehr darunter hervorkämen. Zur Zeit der Reproduction überwiegt nun die Menge der zelligen Gebilde im Gegensatze zu den sonst in Mehrzahl vorhan- denen Oeltröpfehen; sie sammeln sich an bestimmten Stellen immer massenhafter an und werden durch ihre Vereinigung schliesslich zum Ausgangspunkt einer neuen Bildung, der Geschlechtsproducte so gut, wie auch der Knospen. Die erste Anlage der letztern geschieht immer an den Disse- pimenten eines Segmentes. Zunächst an der Vorderfläche des hintern Dissepimentes (oder an der hintern Wand des Aftersegmentes), von welcher die Hauptmasse des neuen Thieres mit ihren Ringen in regelmässiger Reihenfolge von vorn nach hinten sich hervorbildet. Später gesellt sich dazu von der hintern Fläche des vordern Dissepimentes aus der Kopf mit seinen vier Ringen und dem Genital- sesmente, die gleichfalls der Reihe nach von vorn nach hinten ihren Ursprung nehmen. Das junge Thier oder, - wenn man lieber will, die Knospe entsteht also immer aus zwei ursprünglich durch ein altes Segment getrennten 487 75 Hälften. Aber die Hälften wachsen schliesslich zusammen, denn das zwischenliegende Segment geht keineswegs, wie man’ früher annahm, in den Sprössling über, sondern fällt durch den Druck der an Masse stets zunehmenden anlie- genden Neubildungen der Resorption anheim. So wenig- stens da, wo es sich um die Neubildung eines Individuums handelt, während bei der blossen Verlängerung des Thieres, bei der Neubildung also bloss von Segmenten, die ganz in derselben Weise anhebt, aber auf die Bildung der hin- tern Knospenhälfte beschränkt bleibt, eine solche Resorption nicht eintritt. Diese Verlängerung geschieht namentlich dann, wenn der Wurm durch mehrfach wiederholte Knos- pung eine Anzahl von Segmenten verloren hat. Dabei aber gewinnt das Thier eine grössere Menge von Ringen, als ursprünglich vorhanden waren. Hat dasselbe auf diese Weise nun etwa das Doppelte seiner normalen Länge er- reicht, dann entsteht ungefähr in der Mitte des Körpers ein neues Kopfende, und zwar ganz auf die gewöhnliche Weise von der hintern Fläche eines Dissepimentes aus, nur dass dieses nicht gerade demjenigen Segmente anzu- gehören braucht, das früher die neuen Segmente (die hin- tere Hälfte der Knospe) gebildet hatte. Vor diesem Kopfe nimmt dann bald wieder eine neue Knospe zunächst mit der hintern Hälfte ihren Ursprung, und so geht es fort bis zu. der Zeit, in welcher wieder die Normalzahl der Seg- mente vorhanden ist oder die freien Plasmakörper ver- braucht sind. Während dieser Knospungsprocess nun aber vor der Körpermitte abläuft, bildet sich auch in der hin- tern Hälfte der Kette von dem Aftersegmente aus ‚eine neue Knospe, der dann gleichfalls eine zweite u. 8! w. nachfolgt. Durch den Eintritt der Geschleehtsreife wird übrigens die Knospung neuer Kopfenden vollständig unter- brochen. Die halben Knospen, die um diese Zeit vorhan- den sind, bleiben dann mit dem ältern Thiere verbunden und werden nur in seltenen Fällen (Chaetogaster diapha- nus) noch nachträglich mit Köpfen ausgestattet. Die Rei- henfolge der Knospungen zeigt bei Nais und Stylaria Ver- schiedenheiten von dem Verhalten des Chaetogaster, indem dieselbe ..statt 1, 5, 3, 7, 2,6, 4,8 die Zahlen; (1,:7,5,3, 76 488 2, 8, 6, 4 aufweist. In der Regel erreicht von diesen Thieren aber nur 1 und 2 die geschlechtliche Reife. Trotz- dem findet sich kein Generationswechsel, denn das aus dem Ei hervorgegangene erste Thier entwickelt (im fünften und sechsten Segmente) Geschlechtsproduete und lässt diese schon zu einer Zeit erkennen, in der es noch Knospen trägt. In der Regel bringt übrigens ein jedes Ovarium nur ein Ei zur Entwicklung, das beim Ablegen von der sich ablösenden Aussenschicht des Gürtels umhüllt wird. Am Schlusse der Abhandlung wirft der Verf. noch einen Blick auf die Knospung der Syllideen und Serpulaceen, so wie auf die Geschlechtsorgane der Chaetopoden, ohne diesen Verhältnissen jedoch eine neue Seite abzugewinnen. Die Lumbrieinensammlung des Pariser Pflanzengar- tens, die Perrier einer nähern Untersuchung unterzog, ergab eine so reiche Fülle neuer Formen und erweiterte unsere Kenntnisse über diese Thiere auch in anatomischer Beziehung auf eine so überraschende Weise, dass wir die darüber veröffentlichten Mittheilungen (rech. pour servir & Y’hist. des lombrieiens terrestres, nouv. Archives du Mus. d’hist. nat. Paris 1373. T. VIII. p. 189 ff. mit 4 Tafeln; im Auszuge — ohne Beschreibung der Arten — auch in den Archiv. de la zool. exper. T. I. p. LXX—LXXXJ fortan als eine wichtige Quelle für diese Würmer zu be- trachten haben. Es ergiebt sich das schon aus der syn- optischen Uebersicht der von unserm Verf. aufgestellten Genera, die sämmtlich mit Ausnahme zweier‘ neu sind. Nach der Lage der männlichen Geschlechtsöffnungen, die keineswegs so constant ist, wie man nach den bisherigen Untersuchungen annahm, theilt Perrier die Landlumbri- einen zunächst in 4 Gruppen, unter welche sich die ein- zelnen Genera folgendermaassen vertheilen. I. Lombrieidees anteclitelliennes ou & orifices genitaux mäles places avant le clitellum. A. Soies geminees et formant quatre series symetriques deux & deux, ou bien isolees, et formant alors huit series longitudi- nales. Orifices segmentaires en avant des paires inferieures EB IL] Wei RE ne ei. HU. Lombrieidees intrachtelliennes ou a orifices genitaux mäles dans le elitellum. ne ee 489 77 ‚A. Orifices segmentaires en avant des soies inferieures. Point d’organes copulateurs . 2 2.2.0. Tetanus.n. gen. B. Orifices segmentaires en avant des soies superieures. 1. 2, Toutes les soies semblables et lisses, point d’organes co- pulateurs; ceinture peu distinete enavant. Anteusn. gen. Soies de la ceinture droites, allongees, ornamentees de replis chitineux; les autres en S et presque lisses. Lobe cöphalique prolonge en un long tentacule. Rhinodrilus n. gen. Un appareil copulateur consistant en un penis musculeux, retractile, en forme de crochet; orifices mäles sur la portion posterieure de Ja ceinture, deux orifices femelles seulement correspondant a la fois aux ovaires et aux poches eopulatrices . . . » . » . Zudrilus.n. gen. II. Lombrieidees postelitelliennes ou & orifices mäles places apres le celitellum. A. Soies quadriserides; orifices segmentaires en avant des soies des deux series inferieures. %k 2. Deux orifiees mäles seulement; point d’appareil copulateur, deux orifices (pour les oviductes?) au bord anterieur de Iasceintume. use ann, Dogastersn. gen. Quatre orifices mäles pourvus chacun d’un penis demi- retractile form& par un certain nombre de soies courbes, tres-allongees, diversement ornamentees. Acanthodrilus n. gen. B. Scies tres-nombreuses disposees en cercle autour des an- neaux, soies de chaque anneau sur le prolongement de la ligne, qui unit les precedentes. 1. 2. Deux orifices mäles tres-eloignes l’un de l’autre; ceinture de trois anneaux, lobe cephalique n’&chancrant que fort peu le segment buccal . . . . Perichaeta Schmarda. Deux orifices mäles eontigus dans une. fossette derriere la ceinture qui est de cing anneaux. Lobe cephalique echancrant profondement le segment buccal. Perionyx& n. gen. IV. Lombrieidees aclitelliennes ou paraissant depourvu de ceinture. A. Soies quadriseriees; orifices segmentaires en avant des soies superieures; quatre orifices mäles en deux paires tres-distantes. Moniligaster n. gen. Eine gleichfalls neue Form Urochaeta, die sich durch eine quincunziale Stellung und einen ungewöhnlichen Reichthum der Borsten am hintern Körperende auszeichnet, von unserm Verf. aber nirgends untergebracht war, gehört einer spätern Mittheilung an Lütken zufolge, zu der zweiten Gruppe. Wir fügen gleichfalls 78 490 aus Lütken’s Berichten (zoolog. record for 1873. p. 476) zur Ver- gleichung mit den von Kinberg (J. B. 1866. S. 51) aufgestellten Genera hinzu, dass Alyattes K. (mit Borsten wie Titanus) der ersten, Geogenia K. (mit Rhinodrilus verwandt) zur zweiten, Mandane (viel- leicht identisch mit Acanihodrilus) zur dritten der von Perrier aufgestellten Sectionen gehört. Eurydame K. und Tritogenia K. kann darin einstweilen nicht untergebracht werden und Hegesipyle ist zweifelhafter Natur, während Amyntas, Nitocris, Pheretima, Rho- dopis, Lampito blosse Untergeschlechter (von Perichaeta) darstellen. Von neuen — theilweise meterlangen — Arten beschreibt Perrier: Lumbricus americanus (New-York), L. Vietoris (Damiette), Anteus gigas (Cayenne), Titanus brasiliensis, Rhinodrilus paradoxus (Caracas), Eudrilus Lacazii (Martinique), E. peregrinus (Rio Jan.), Eud. decipiens (Antillen), Acanthodrilus obtusus (Neu-Caled.), Ac. ungulatus (ebendah.), Ac. vertieillatus (Madagascar), Digaster lum- bricoides (Neu-Holld.), Perichaeta Houlleti (Calcutta), P. affınis (Co- chinchina), P. robusta (Isle de France), P. aspergillum (unbek. woher), P. quadragenaria (Östindien), P. elongata (Peru), Perionye excavatus (Cochinchina), Moniligaster Deshayesi (Ceylon), Urochaeta hystrix P. (= Lumbr. eorethrurus Fr. Müll.). Aus der voranstehenden Synopsis geht schon hervor, dass die männlichen Geschlechtsöffnungen der Regenwür- mer keineswegs immer vor dem Gürtel gelegen sind, wie man nach dem Verhalten der einheimischen Arten anzu- nehmen gewohnt war. (Uebrigens hat nicht bloss Kin- berg die „tubereules ventraux* bei gewissen Arten an einer andern Stelle — hinter dem Gürtel — gesehen; schon mein Onkel, Fr. S. Leuckart, hebt für seinen Geoseolex, der nach der Lage der Segmentalöffnungen mit Titanus Perr. übereinstimmt, ausdrücklich hervor, dass die wulstigen Geschlechtsöffnungen auf dem Gürtel gefunden wurden.) Auch die Lage der Segmentalöffnungen zeigt insofern Verschiedenheiten, als diese keineswegs überall; wie bei Lumbrieus u. a. Arten, mit den Bauchborsten in Verbindung stehen, sondern oftmals auch den Rückenborsten zugehören; ein Umstand, der einigermaassen für die von Ray Lankaster ausgesprochene Vermuthung geltend ge- macht werden kann, dass die Erdlumbrieinen eigentlich zwei Paare von Segmentalorganen in jedem Segmente be- sässen, von denen aber — von den Segmenten mit Ge- schlechtsorganen abgesehen — immer nur eines zur Ent- 491 79 wicklung komme. Der Darmkanal ist im Ganzen sehr übereinstimmend gebauet, obwohl in der Lage und auch der Form resp. Zahl des Muskelmagens (Digaster, Monili- gaster) einige Abweichungen vorkommen). Perichaeta be- sitzt in den meisten Arten zwei blinde Darmanhänge. Grössere Abweichungen finden sich in der Anordnung der Gefässe, wenigstens der contractilen Gefässschlingen, die nicht bloss in ihrer Zahl variiren (bis zu fünf jederseits steigen, Perichaeta), sondern auch zu förmlichen zweige- theilten Herzen (mit Ventrikel und Herzohr Titanus, Rhi- nodrilus) sich differeneiren können. Auch der Rückenstamm kann in seinem vordern Abschnitt zu einem herzartigen, bei Anteus achtkammerigen Gebilde werden. Die Geschlechts- drüsen liegen je nach der Länge des Oesophagus bald vor, bald auch hinter dem Muskelmagen, sind aber gewöhnlich im 11.—13. Segmente gelegen und überall der Art gruppirt, dass die Ovarien, die übrigens schon bei manchen Lumbri- eusarten zu einer ganz ansehnlichen Grösse heranwachsen, den Hoden nachfolgen. Die Zahl der Hodenpaare ist bis- weilen geringer, als bei den einheimischen Arten, und sinkt bei Titanus bis auf ein einziges. Bei Acanthodrilus bleiben die Samenleiter jeder Seite isolirt. Ebenso bei Moniliger, wo der eine sogar nach vorn, der andere aber nach hinten läuft. Die Flimmertrichter, welche den Samen aufnehmen, erreichen bisweilen (Lumbricus americanus und Victoris) eine beträchtliche Entwicklung und sind dann leicht auf- zufinden, während sie sonst gewöhnlich der Umhüllungs- haut der Hoden verbunden sind. Anteus ist insofern in- teressant, als der Samenleiter desselben augenscheinlicher Weise nichts Anderes ist, als das Segmentalorgan des den Testikel enthaltenden Ringes. Die Arten mit postelitel- lären Geschlechtsöffnungen besitzen am untern Ende der Samenleiter eine grosse und meist gelappte Anhangsdrüse (Prostata). Bei Eudrilus findet Verf. einen eignen musku- lösen Penis, der in einer Tasche gelegen ist, aus welcher er nach Aussen hervorgestreckt werden kann, während die isolirten Samenleiter von Acanthodrilus an ihren Enden mit einem aus mehreren Borsten zusammengesetzten chi- tinigen Copulationsorgane in Verbindung stehen. In ähn- 80 492 licher Weise sind bei Rhinodrilus u. a. — nach Hering schon bei Lumbrieus — die Gürtelborsten von ungewöhn- licher Bildung. Moniligaster zeigt auffallender Weise an seinen beiden Samenleitern ein sehr verschiedenes Ver- halten. Die Ovarien sind in manchen Fällen (Perichaeta, Moniligaster) gleich den Hoden mit einem Flimmertrichter versehen. Eudrilus besitzt an dem gemeinsamen Eiergange auch ein Paar Samentaschen, während diese Gebilde sonst in wechselnder Zahl (bis zu vier Paaren) vor den Hoden gelegen sind. Die Mündungsstelle derselben nimmt bei Perichaeta und Eudrilus einen bald kurzen, bald auch längern Gang auf, der bisweilen mit einer kleinen Drüse in Verbindung steht. Titanus, Rhinodrilus und Monili- gaster sind ohne Samentaschen. Ueber die hier in Kürze angezogenen Resultate der anatomischen Untersuchungen hat Perrier selbst einen Bericht erstattet: Resume de rech. anat. sur les Lombriciens, Compt. rend. 1872. T. 74. p. 754— 757. In dem zweiten Bande des Archiv. zoolog. exper. ver- öffentlicht Perrier (p. 245—268) gewissermaassen als Nach- trag und Ergänzung zu der vorstehenden Arbeit „Etude sur un genre nouveau de lombriciens“, über das — vielleicht mit Hypogeon Kinb. zusammenfallende — Gen. Plutellus, das bis jetzt nur durch eine Art aus Pensylvanien, Pl. heteroporus vertreten ist und zu der dritten Gruppe mit männlichen Geschlechtsöffnungen hinter dem Clitellum ge- hört. Was diese Form auszeichnet, ist nicht bloss die vollständige, über die ganze Länge des Körpers sich er- streckende Trennung der Borsten in acht Reihen (die sonst nur hier und da in der hintern, seltner — Hegesipyle Kinb. — vordern Körperhälfte gefunden wird), sondern vorzugsweise die eigenthümliche Stellung der Segmental- organe, die hinter dem Clitellum abwechselnd bald an dem Rücken, bald auch am Bauche sich öffnen, zum Theil auch schon vor dem Clitellum — vom 9. Ringe an — alter- nirend gefunden werden. Das 4.—8. Segment enthält neben rückenständigen Segmentalporen die bauchständigen Oefl- nungen der Samentaschen, während die weiblichen Oeff- nungen am 10. und die männlichen am 18., dicht hinter 493 8 dem aus 4 Ringen bestehenden Clitellum gefunden werden. Hoden und Ovarien sind jederseits nur in einfacher Anzahl vorhanden und verhalten sich in sofern sehr abweichend, als die letztern nicht bloss eine traubenförmige Bildung zeigen, sondern auch (im 10. Segmente) vor den Hoden gelegen sind. Auf Grund dieser Thatsachen erörtert Verf. nun die Frage nach der morphologischen Deutung der Leitungsapparate, ob diese als modifieirte Segmentalorgane aufzufassen seien oder nicht, ohne jedoch eine bestimmte Entscheidung zu finden. Nur so viel glaubt er mit Sicher- heit behaupten zu dürfen, dass die Samentaschen von den Segmentalorganen durchaus unabhängig seien. In einer spätern Abhandlung, die unter dem Titel „etudes sur l’organisation des lombriciens terrestres*“ (ibid. T. II. p. 331—530. Pl. XH—XVUH) eine nach den Or- ganen geordnete historische Uebersicht über die Entwick- lung unserer Kenntnisse von dem Bau der Regenwürmer liefert und dieser eine eingehende Darstellung der ana- tomischen Verhältnisse von Urochaeta folgen lässt, die Verf. aus mehrern botanischen Gärten Frankreichs lebend untersuchen konnte, spricht sich Verf. mit aller Bestimmt- heit dahin aus (p. 397 u. 519), dass die Leitungsapparate der Erdlumbrieinen mit den Segmentalorganen keinerlei morphologische Beziehung besässen. Auch die oben er- wähnten Verhältnisse von Plutellus gäben keine Anhalts- punkte für die Ray Lankaster’sche Hypothese, denn der- selbe Wechsel, der bei diesem Wurme in der Anordnung der Segmentalorgane vorkomme, habe bei Perichaeta an bestimmter Körperstelle auch mit den Borsten statt, bei denen man doch unmöglich an zweierlei verschiedene Sy- steme denken könne. Bei dem Reichthum an kritischen Bemerkungen und positiven neuen Thatsachen, welche die Abhandlung enthält, müssen wir es uns versagen, auf die Einzelnheiten einzugehen. Wir beschränken uns desshalb auf wenige Bemerkungen und heben zunächst hervor, dass es vornehmlich der Circulationsapparat ist, den Verf. bei Urochaeta untersucht und bis in das Detail hinein dargestellt hat. Dabei haben sich zahlreiche Momente feststellen lassen, die unser Thier von Lumbricus unter- 6 82 494 scheiden und eine viel complexere Bildung des Gefäss- apparates nachweisen, allein nach den Beobachtungen des Verf.’s dürften unsere bisherigen Kenntnisse auch für Lum- brieus noch unzureichend sein. Einer der wichtigsten Nach- weise ist der von der Existenz zweier übereinander lie- gender Gefässsysteme, eines intestinalen und eines peri- pherischen, die beide von gleicher Bedeutung sind und beide ihre besonderen Propulsionsorgane (Herzen) besitzen, natürlich aber vielfach unter sich in Verbindung stehen.- Der Anfangstheil des Darmes ist bei Urochaeta mit drei Paar Anhängen besetzt, die in veränderter Form und Zahl auch bei Perichaeta und Pontodrilus vorkommen. Bei nä- herer Untersuchung ergaben sich diese Anhänge als Packete von Schlauchdrüsen, welche in den Darm einmünden und ein kalkreiches Secret enthalten; sie ergaben sich mit an- dern Worten als dieselben Gebilde, die bei Lumbrieus vor dem Muskelmagen gefunden werden und unpassender Weise hier als Kalkdrüsen bezeichnet wurden, obwohl der Kalk- reichthum keineswegs die wichtigste Eigenschaft derselben abgiebt. Verf. glaubt, dass das Drüsenseceret auf die Ver- dauung Bezug habe, wie das der sg. Leberzellen, die wahr- scheinlich mit dem betreffenden Apparate zusammenge- hören, und giebt den Organen den Namen der Morrem- schen Drüsen. Die sg. Typhlosolis ist bei Urochaeta (und Perichaeta) weit einfacher als bei Lumbrieus und nur auf einen bestimmten Darmabschnitt beschränkt. Die Epithel- zellen des Darmes flimmern, wie das übrigens auch bei Lumbrieus der Fall ist. Ausser den Segmentalorganen findet sich in den einzelnen Ringen der hintern Körper- hälfte noch ein besonderer Drüsenapparat von einfacher Birnform, der gleichfalls nach Aussen zu münden scheint, obwohl es nicht gelang, die Oeffnungen nachzuweisen. Auch das Kopfende enthält eine eigne ansehnlich ent- wickelte Drüse, die am vordern Rande des dritten Seg- - mentes ausmündet (gland a mucosite) und vielleicht aus den sonst fehlenden vordern Segmentalorganen hervor- gegangen ist. Schliesslich erwähnen wir noch der an- sehnlichen Entwicklung des sg. Sympathicus und der merkwürdigen Thatsache, dass Urochaeta zweigespaltene 495 85 Borsten besitzt, wie sie sonst nur bei den Naiden gefunden werden. Dass die Borsten der Lumbrieinen auch sonst keineswegs die bisher ganz allgemein gültige einfache S-Form haben, beweist auch das von Perrier (Cpt. rend. 1874. T. 78. p-: 1582—1586, sur un nouveau genre des lombriciens ter- restres) neu aufgestellte Gen. Portodrilus, das ausser dem Lumbr. littoralis Gr. noch P. Marionis n. sp. enthält, zwei Formen, welche die Meeresküste bewohnen und sich hier von den am Strande ausgeworfenen Pflanzenresten er- nähren. Das neue Genus gehört zu der Gruppe der post- elitellären Regenwürmer und besitzt acht Reihen kurzer Borsten, die fast gerade sind und nur in der Nähe des untern Endes eine schwache Krümmung besitzen. Der Gürtel erstreckt sich vom 12. bis 17. Ringe. Die Samen- taschen liegen am 8. und 9. Ringe, die weiblichen Ge- schlechtsöffnungen am 14. Erst im folgenden Ringe be- ginnen die Segmentalorgane, so dass die sonst bei den Erdlumbrieinen gewöhnliche Coexistenz mit den geschlecht- lichen Leitungsapparaten fehlt, wie bei den Naiden. Auch darin stimmt Pontodrilus mit letztern überein, dass kein besonderer Kaumagen und kein unteres Bauchgefäss vor- kommt, während das Hautgefässsystem und das Blutgefäss- netz der Segmentalorgane in gewöhnlicher Weise sich vor- findet, auch die kleinen Eier unverkennbar auf die gewöhn- lichen Lumbrieinen hinweisen. Die hier angezogenen Untersuchungen sind vom Verf. übrigens ihren Hauptresultaten nach gleichfalls der Pariser Akademie vorgelegt: Cpt. rend. T. 77. p. 814—817 (sur les Lombriciens terrestres exotiques des genres Urochaeta et Perichaeta) und p. 1582—1586 (sur un nouveau genre indigene des Lombriciens terrestres, Pontodrilus Marionis). Das Gen. Perichaeta, das einzige, welches neben Lum- bricus eine sehr weite geographische Verbreitung hat und letzteres in vielen Gegenden zu vertreten scheint, dürfte ‚übrigens mit der Zeit einer weitern Spaltung entgegen gehen. Schon jetzt ist eine solche vielleicht nothwendig geworden, denn unter den 5 dahin gehörigen Arten (P. bieineta, P. lu- zonica, P. coerulea, P. affınis und P. biserialis), die Perrier 84 496 jüngst von den Philippinen zu untersuchen Gelegenheit hatte, zeigen drei durch die Bildung ihres Clitellums, ihrer weiblichen Geschlechtsöffnung und der Genitalpapillen, so wie theilweise auch durch die Stellung ihrer Borsten Ab- weichungen von dem gewöhnlichen Verhalten, die eine Ab- trennung wohl rechtfertigen dürften. Mit Ausnahme der P. affınis, die Verf. schon früher nach Exemplaren von Sai- gon kannte, sind die Philippinischen Arten neu, wie denn überhaupt die einzelnen Inseln oder benachbarten Insel- gruppen gewöhnlich ihre eignen Regenwürmer aufweisen. Der Fall der P. affınis ist der erste sicher eonstatirte, in dem eine insuläre Form zugleich das anliegende Festland bewohnt. Sur les vers de terre des iles Philippines et de la Cochinchine, Cpt. rend. T. S1. p. 1043— 1046. Eisen macht den Versuch, auch das Gen. Lumbrieus (s. str.) in eine Anzahl von Geschlechtern zu zerlegen. Mit Rücksicht theils auf die Stellung der Borsten, theils auch auf das Verhalten sowohl des Lobus cephalicus wie der Tubereula ventralia, d. h. der männlichen Geschlechtsöff- nungen, unterscheidet er (om Scandinaviens Lumbrieider, Ofvers. kgl. vet. Akad. Förh. 1873. N. 8) folgende Genera: A. Setae ubique binae approximatae. I. Tubercula ventralia in segm. 14. pone segm. buccale. 1. Lobus cephalicus postice segm. buccale in duas partes dividensi ad wuodioran all sata ash aZeumbriehe 2. Lobus cephalicus postice segm. buccale non dividens. Allolobophoran. II. Tubercula ventr. in segm. 12. pone segm. buecale. Allurusn. .B. Setae aequo intervallo distantes, exceptis duabus summis, quarum intervallum aliquanto majus est . . . . Dendrobaenan. Zu dem auf diese Weise limitirten Gen. Lumbricus gehören von Skandinavischen Arten: L. terrestris L., L. purpureus Eis, L. rubellus Hoffm., zu Allolobophora: L. riparius Hoffm., L. turgidus n. (= L. communis cyaneus Hoffm.), L. mucosus n. (= L. communis carneus Hoffm.), L. norvegieus n., L. arboreus n., L. foetidus Sav., L. subrubieundus n., zu Allurus: L. tetraedrus Say. und zu Dendro- baena: L. Boeckii n. (=L. puter Eis... Sämmtliche hier genannten Arten werden vom Verf. beschrieben und durch eine lateinische Diagnose noch besonders charakterisirt. Diesen Mittheilungen über Skandinavische Lumbrieinen 497 85 fügt derselbe Verf. später noch (l. ec. 1874, N. 2) einen bidrag til kännedomen om New Englands och Canadas Lumbrieider hinzu, durch den wir nicht bloss mit einer _ Anzahl neuer Arten (Allolobophora tenuis, A. tumida, A. parva, Tetragonurus pupa n. gen. et n. sp.) bekannt gemacht werden, sondern weiter auch erfahren, dass Nord- Amerika eine ganze Anzahl von Regenwürmern mit Europa resp. Skandinavien gemein hat. Zu diesen letztern gehören ausser Lumbricus terrestris namentlich noch L. purpureus Eis., Allolobophora turgida Eis. (mit einer zweiten neuen Form All. turgida tuberculata), A. mucosa Eis., A. sub- rubicunda Eis. Das zumeist mit Allurus verwandte neue Gen. Tetragonurus — Namen schon an einen Fisch vergeben — trägst als Diagnose: Corpus antice cylindricum, postice quadrangulum ; tubercula ven- tralia in segmento 11.; setae binae approximatae; lobus cephalicus segmentum buccale non dividens. Nach den Beobachtungen, welche Perrier über die Begattung von Lumbricus foetidus veröffentlicht (Arch. zool. exper. T. IV. p. XIII—-XV) geschieht diese — bei dem genannten Wurme wenigstens — nicht des Nachts auf dem Boden, sondern jederzeit im Innern des Mist- haufens, der dem Wurme zum Aufenthaltsorte dient. Die beiden Thiere liegen bei dem Acte nicht bloss mit ihren Bauchflächen dieht auf einander, sondern sind auch durch zwei dünne häutige Ringe mit einander vereinigt, die den Gürtel bedecken und die erhärteten Ausscheidungen der- selben darstellen. Die Uebertragung des Samens geschieht ohne Hülfe von Begattungsorganen; es sind die männlichen Oeffnungen und die Eingänge in die Samentaschen sogar durch einen weiten Abstand von einander getrennt, trotz- dem aber gelangt das Sperma an den Ort seiner Bestim- mung, indem es Anfangs zwischen den anliegenden Bauch- flächen iortfliesst, dann aber in den Innenraum der oben erwähnten Ringe gelangt, welche die Segmente mit den Samentaschen (und Hoden) in sich einschliessen. Unter der dünnen Haut dieser Ringe sieht man den Samen ge- legentlich selbst vom Bauche auf die Rückenfläche des Wurmes übergehen. Nach beendigter Begattung streifen die Würmer die Ringe nach hinten zu ab. 86 498 Cohn berichtet (Ztschrfi. für wissensch. Zoologie Bd. XXI. 8. 459—461) über leuchtende Regenwürmer, wahrscheinlich zu Lumbrieus olidus oder tetragonus ge- hörig. Auch Secchi hat die oben erwähnte spectralana- lytische Untersuchung, wie er angiebt, vorzugsweise an Regenwürmern angestellt. Panceri kennt gleichfalls die Phosphorescenz dieser Thiere und ist der Ansicht, dass dieselbe von dem Secrete der den Gürtel bildenden einzelligen Drüsen ausgeht (l. e. p. 12). Nach der von Letzterm gesammelten Litteratur, sind phosphoreseirende Regenwürmer übrigens schon früher — der älteste Fall (von Grimm) schon 1670 — vielfach beobachtet. Robert macht darauf aufmerksam, dass die Regen- würmer den Eingang in ihre Gallerien nicht selten zum Zwecke des Schutzes gegen fremde Eindringlinge mit Haufen von Kies oder Laub bedecken, auch das letztere allmählich aufiressen. Cpt. rend. T. 77. p. 785 und 1033. N oll beschreibt „einen neuen Ringelwurm des Rheines“ (Archiv für Naturgesch. 1874. Th. I. S. 260—270. Tab. VII), eine neue Art des Gen. Phreoryctes, Ph. Heydeni, so ge- nannt zu Ehren des berühmten Frankfurter Senators, der denselben schon vor Jahren bei St. Goar unter Steinen auf der Höhe des Wasserspiegels aufgefunden hat. Perrier findet den von Kessler zuerst im Onegasee beobachteten Tubifex umbellifer auch in Paris, und zwar in dem grossen unterirdischen Wasserreservoir des Pflanzen- gartens, unter Umständen also, die schwerlich auf eine Verschleppung des Wurmes hindeuten, wie Ray Lan- kaster sie zur Erklärung des Vorkommens in der Themse vermuthet hatte. Der Wurm ist trotz seiner dreierlei Bor- stenformen (von denen übrigens zwei, die kammförmigen und Haarborsten ausschliesslich auf die 10—11 vordern Segmente beschränkt sind) ein echter Tubifex. Archives zool. exper. T. IV. p. VI-VIL Grube berichtet (Ber. Schles. Gesellsch. 1872, natur- hist. Seetion S. 35) über zwei Euaxesformen des Baikalsees, von denen die eine, die von dem zweiten bis zehnten Seg- ment in der untern Zeile statt der winzigen nur äusserst 499 87 wenig hervorragenden und wenig gekrümmten Borsten- paare je 2 viel grössere und weit vorstehende, sehr stark gekrümmte Haken trägt, ein besonderes Subgenus Lycodrilus bildet. L. Dybowskii n. sp. und Euaxes bai- calensis n. SP. Nicholson erwähnt zweier (nicht näher beschriebener) - Saenurisarten und eines Lumbrieulus aus dem Ontario-See. Ann. nat. hist. Vol. X. p. 280. Verrill nimmt (Amer. Journ. 1873. Vol. V. p. 387) die beiden erstern nach der Borstenbildung als Lumbriculusarten in Anspruch, den letztern (Lumbrieulus Niech.) als einen Lumbrieus. Vejdovsky giebt (Sitzgsber. k. böhm. Gesellsch. der Wissensch. math. phys. Kl. 20. Nov. 1874) eine Uebersicht der Böhmischen Anneliden und fügt derselben später (ebendas. 29. Oet. 1875) einen Nachtrag hinzu, durch den die Zahl derselben auf 28 (9 Naiden, 5 Tubifieiden, 3 Lumbrieu- liden, 1 Phreoryetiden, 10 Lumbrieinen) erhöhet wird. Neu unter denselben ist ausser Tubifex coccineus und Tricho- drilus pragensis — einer Art, die später (1876) von unserm Verf. zum Repräsentanten eines mit Trichodrilus nahe ver- wandten Gen. Phreatothrix gemacht ist — noch Lumbricus submontanus und L. aquatilis. Phreoryetes Heydeni Noll wird (als identisch mit Nemodrilus filiformis Clap.) unter dem Namen Ph. filiformis aufgeführt und Tubifex umbel- lifer Kessl., der in Mitteleuropa bisher noch nicht zur Beobachtung kam, zu einem neuen, von Tubifex durch ein abweichendes Verhalten der Kittdrüse zum Atrium charak- terisirten Gen. Psammor hycetes erhoben. Die Diagnosen der zuletzt genannten zwei Gen. lauten hiernach: Tubifex Lam. Borsten gablig getheilt, in den obern Reihen ausserdem noch haarige Borsten. Die Kittdrüse seitwärts an dem Atrium eingepfropft, das Atrium geht direct in das Begattungs- organ über. Spermatophore ohne einen mit Häkchen versehenen Rüssel, nicht bewimpert. Psammorhyetes gen. n. Borsten kammförmig, dazwischen noch haarförmige; auch zweierlei Formen gegabelter Borsten. Die Kittdrüse an einer diekwandigen drüsigen Blase (vesieula seminalis?) eingepfropft, die dann ihrerseits durch einen langen und dickwan- digen Ausführungsgang mit dem direct in das Begattungsorgan 88 500 / übergehenden Atrium verbunden ist. Spermatophore mit einem Hakenrüssel, bewimpert. Begattungsorgan kurz, chitinös. Den genauen und eingehenden Untersuchungen, die Perrier über den Bau der Dero obtusa macht (hist. na- turelle du Dero obtusa, Archives de zoolog. experimentale par Lacaze-Duthiers T. I. p. 65—96. Tab. I) entneh- men wir die Thatsache, dass dieses Thier im Ganzen sich eng an die übrigen Naiden anschliesst. Am abweichend- sten ist die Bildung des Gefässapparates, dessen Haupt- stämme nicht bloss an den Enden mittelst einer grössern Anzahl von Gefässschlingen in einander übergehen, sondern auch in den einzelnen Segmenten (wenigstens denen, die den drei Paar Seitenherzen folgen) nicht, wie sonst, durch einfache Gefässschlingen, sondern durch ein engmaschiges Netzwerk verbunden sind. Zum Theil finden diese Ver- hältnisse übrigens in der ungewöhnlichen Art der Athmung und der Anwesenheit der Schwanzkiemen, die je eine Gefässschlinge in sich einschliessen, ihre Erklärung. Einer nachträglichen Bemerkung zufolge dürfte übrigens nicht bloss dieser Kiemenapparat flimmern, sondern auch der ganze Körper unserer Würmer mit einem zarten Wimper- epithelium bedeckt sein, obwohl es nicht gelang, die Haare selbst in ihrer Thätigkeit zur Anschauung zu bringen. Die Vermehrung ist, wie bei der Mehrzahl der übrigen Naiden, eine doppelte. In der Jugend theilen sich die Würmer, indem zwei Segmente in der Mitte des Thier- körpers aus einander weichen und einen neuen Schwanz- und Kopftheil zwischen sich entstehen lassen, wie das auch bei andern Arten der Fall ist. Eine kettenförmige Ver- einigung zahlreicherer Individuen ist übrigens bei Dero niemals zu beobachten; die Theilstücke trennen sich, so- bald die Hälften zu vollständigen Thieren sich ergänzt haben. So lange die Theilung andauert, verharren die Geschlechtsorgane in einem rudimentären Zustande; Verf. hat sich die Beschreibung derselben für eine spätere Ge- legenheit vorbehalten. Die vordersten sechs Segmente ent- halten eine ansehnliche Drüsenmasse, die nachträglich als eine Speicheldrüse in Anspruch genommen wird. In Betreff der Lebensweise unserer Dero mag hier noch die Bemer- 501 89 kung Platz finden, dass dieselbe — und das dürfte möglicher Weise auch in der eigenthümlichen Entwicklung der respi- ratorischen Organe seinen Ausdruck haben — keineswegs so beweglich ist, wie die verwandten Formen, vielmehr an Blättern und Stielen von Wasserpflanzen (vorzugsweise Ceratophyllum) meist ruhig anliegt. Agchisteus plumosus n., den Parfitt zwischen Hae- matococeus auffand (monthly mier. Journ. T. IX. p. 210. Pl. XV) und am liebsten als einen mit Chaetogaster ver- wandten Borstenwurm betrachten möchte, macht mit seinen Fiederborsten auf Ref. weit mehr den Eindruck einer Flie- genlarve. Jedenfalls ist Beobachtung und Beschreibung ungenügend. Onychophori. Obwohl schon mehrfach, besonders von frühern Zoologen, darauf hingewiesen ist, dass Peripatus durch Fuss- und Körperbildung auffallend an die Gruppe der Myriapoden erinnert, galt derselbe doch bis heute fast allgemein für eine entschiedene Wurmform. Die Abwesen- heit der Bauchganglienkette, des Chitinpanzers und der Querstreifung an den Muskelfasern schienen eine Zusam- menstellung mit den Artieulaten auszuschliessen. Seitdem wir aber durch Moseley, der den Peripatus capensis in frischem Zustande untersucht hat, von der überraschenden Thatsache unterrichtet sind, dass das betreffende Thier nach Insektenart Luft athmet und mit einem förmlichen Tra- cheenapparate ausgestattet ist, tritt die Frage nach den Verwandtschaftsverhältnissen desselben in ein anderes Sta- dium. Jedenfalls erscheint die Natur dieses merkwürdigen Geschöpfes in einem neuen Lichte, und das um so mehr, als sich auch sonst durch die anatomische Untersuchung mancherlei unerwartete Verhältnisse herausgestellt haben. Zunächst constatirt Verf., dass Peripatus — wie das übri- gens schon von Saenger behauptet wurde, dessen Unter- suchungen (J. B. 1869. S. 71) freilich nirgends Berück- siehtigung finden — getrennten Geschlechtes ist. Was Grube’als Hoden in Anspruch nahm, ist eine — als solche | gleichfalls schon von Saenger erkannte — mächtige Drüse, die vom Verf. mit der Spinndrüse der Raupen verglichen wird und auch wirklich ein klebriges Secret liefert, das 90 502 unter dem Drucke der die weiten Ausführungsgänge um- gebenden kräftigen Muskulatur in Fäden nach Aussen her- vortritt und netzartig fremde Gegenstände überzieht. Die Nahrung des Thieres besteht vorzugsweise aus vegetabi- lischen Substanzen, deren Ueberreste auch den weiten und unregelmässig gefalteten Chylusmagen anfüllen. Malpi- ghische Anhänge fehlen, wohl aber liegen seitlich neben dem Darme ein Paar fettkörperartige Schläuche von an- sehnlicher, wenngleich wechselnder Grösse. Oberhalb des Darmes zieht ein Rückengefäss hin, in dem sich jedoch keine Klappenvorrichtungen nachweisen liessen. Der Tra- cheenapparat besteht aus Büscheln feiner Röhren, die, wie bei Julus, bündelweise aus einem gemeinschaftlichen Atrium entspringen, eine Zeitlang in grösserer Menge neben ein- ander hinlaufen, dann aber sich vereinzeln und die ver- schiedensten Eingeweide umspinnen. Verästelungen sind nur selten. Ebenso ist der Spiralfaden nur sehr unvoll- ständig entwickelt, so dass die betreffenden Gebilde an Spiritusexemplaren, in denen sie luftleer sind, unmög- lich als Tracheen sich erkennen lassen. Es sind offenbar dieselben Röhren, welche Saenger als (verästelte) Seg- mentalorgane beschrieben hat und an der Basis der ein- zelnen Füsse zwischen den hier befindlichen Runzeln durch eine einfache kleine Oeffnung ausmünden liess. Nach Mo- seley finden sich ausser diesen Spiracula übrigens noch andere, die jederseits neben der Mittellinie des Bauches ziemlich regelmässig zwischen den Fusshöckern stehen, so dass in der Zahl und der Anordnung der Tracheenstämme (modifieirter Hautdrüsen nach unserm Verf.) Peripatus sehr auffallend von den Verhältnissen der übrigen Tracheaten abweicht. Die Abwesenheit des äussern Chitinskelets und die „great imperfection of the spiral fire“ lässt übrigens, wie Ref. hinzufügen möchte, weiter vermuthen, dass die Luftgefässe von Peripatus auch in histologischer Hinsicht nur eine geringe Uebereinstimmung mit echten Tracheen besitzen werden. Der Bau der Geschlechtsorgane verräth gleichfalls eine unverkennbare Verwandtschaft mit den In- sekten, indem die paarig entwickelten Leitungsapparate bei den Männchen so gut, wie bei den Weibchen schliess- 503 9 lich dureh eine unpaare, am Hinterleibsende gelegene Oeff- nung nach Aussen führen. Die Geschlechtsdrüsen sind zwei einfache Säcke, die bei den Männchen getrennt blei- ben, bei den Weibchen aber zu einem gemeinschatftlichen, unter dem Darmkanale gelegenen Körper vereinigt sind, der jedoch durch die Anwesenheit einer in der Medianlinie hinziehenden Längsscheidewand seine ursprüngliche Dupli- eität zur Genüge kundthut. Der Innenraum des Ovariums enthält zur Brunstzeit eine Menge Spermatozoen, welche die durehtretenden Eier befruchten, so dass diese dann in den mächtig entwickelten Eileitern ihre Embryonalentwick- lung durchlaufen können. Die beiden Hoden sind vorn mit einem blindschlauchartigen Anhange versehen, der statt des Sperma blosse Körnchen enthält und vom Verf. desshalb als eine Art Prostata gedeutet wird. Die Vasa deferentia, die am entgegengesetzten Ende hervorkommen und gleich den Oviducten eine beträchtliche Länge besitzen, führen schliesslich in einen gemeinschaftlichen Ductus eja- culatorius, mit dem an der Geschlechtsöffnung noch zwei langgestreckte Anhangsdrüsen in Verbindung treten. Wie die Geschlechtsorgane, so schliesen sich auch die Samen- fäden durch Grösse und einfache Fadenform an die Ver- hältnisse der Tracheaten an. Ein Gleiches gilt von der Embryonalentwieklung, indem der scharf gezeichnete und gegliederte Primitivstreifen genau die entsprechende Bil- dung der Raupen und ähnlicher Formen wiederholt. Die zunächst auf die beiden mit den Anlagen der Antennen versehenen Kopflappen folgenden zwei Segmente liefern die spätern Kiefer und Mundpapillen. Die Gliederung der Antennen und Beine ist schon frühe bemerkbar. Aeussere Geschlechtsunterschiede sind nicht vorhanden, obwohl die Männchen gewöhnlich hinter den Weibehen an Grösse zu- rückbleiben. On the structure and developement of Peripatus capensis. Transact. roy. Soc. 1874. p. 757—782. Tat. 72 —74 (im Auszuge Proceed. roy. Soc. Vol. XXI. p. 344 — 349 oder Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XIV. p. 225— 231). Perceval Wright erwähnt eines neuen Peripatus Huttoni aus Neu-Seeland, ohne jedoch davon eine nähere Beschreibung zu geben. Journ. mierose. sc. T.XX. p. 313. 22 504 Grube erhält den Peripatus Leuckarti Saeng. aus Neu-Seeland und beschreibt weiter P. peruanus n. mit 29 Fusspaaren. Jahresber. der Schles. Gesellsch. 1875. naturhist. Sect. S. 52. Polygordii. Von Perrier wird das sonderbare Gen. Polygordius Schndr. (J. B. 1868. S. 72) mit einer ansehn- lichen (10 Ctm. grossen) neuen Form bereichert, zu deren Bezeichnung der Verf. den Namen P.Villoti in Anwendung bringt. Der Wurm ist äusserlich ohne alle Gliederung und mit einer gestrichelten Cuticula bedeckt, die nur an den Kopf- gruben flimmert. Augen- und Kopfanhänge fehlen. Die Muskulatur besteht aus einer Ringsfaserschicht, die den übrigen Arten abgeht, und aus Längsfasern, die durch ihre platte Form und radiäre Stellung einigermaassen an die Nematodenmuskeln erinnern. Die Medianlinie der Bauch- fläche ist mit einer nach Innen vorspringenden Längsleiste (Nervensystem?) versehen, von der jederseits ein schief nach Aussen aufsteigendes Ligament abgeht. Da auch der Darm, der übrigens bis auf die einzelnen den ringförmigen Septen entsprechenden Ausbuchtungen und das stark wim- pernde Flimmerepithelium ohne besondere Auszeichnung ist, gleichfalls der Länge nach durch ein Ligament befestigt ist, so zerfällt die Leibeshöhle des Wurmes in vier von vorn nach hinten neben einander hinziehende Kammern. Ausser dem Rückengefäss ist auch ein Bauchgefäss vor- handen, die beide durch schlingenförmige Queranastomosen verbunden sind. Die Geschlechtsproducte entwickeln sich, männliche und weibliche bei verschiedenen Individuen, an den Körperwänden und den Ligamenten. Im ausgebildeten Zustande findet man dieselben frei in der Leibeshöhle, aus der sie durch die flimmernden Segmentalorgane nach Aussen gelangen. Sur un nouveau type intermediaire du sous-embranchement des Vers (Polygordius?), Cpt. rend. T. 80. p. 1101—1105. Eine ausführliche Beschreibung des neuen Thieres wird in Aussicht gestellt. Nach v. Willemoes-Suhm lebt Polygordius auch in den Japanischen Meeren. Ztschrft. für wissensch. Zoo- log. Bd. XXVII S. CI. Rajevsky veröffentlicht in den Berichten der Ge- 505 93 sellsch. der Fregnde der Naturkunde zu Moskau (T. X. Hft. 1. 1873. 11 Seiten, Tab. XIII) eine russisch geschrie- bene Abhandlung „über Polygordius und die Loven’sche Larve“, deren Inhalt unsere bisherigen Anschauungen über die Metamorphose der letzteren insofern modifieirt, als sie den Nachweis liefert, dass diese nicht durch eine allmäh- liche, continuirlich fortschreitende Verlängerung der hintern Körperhälfte geschieht, sondern ganz plötzlich eintritt und von einer Häutung begleitet ist, bei der die schon vorher gebildete, bis dahin aber unter der Larvenhaut versteckte Körperwand des Wurmes enthüllt wird. Die erste Anlage des spätern Wurmkörpers geschieht in ähnlicher Weise, wie bei Mitraria (J. B. 1869. S. 48), dadurch, dass sich unter der Haut des Afterzapfens eine ringförmige Zellen- lage bildet, die ohne wesentliche Veränderung der Larven- form allmählich zu einer immer tiefer und häufiger sich einfaltenden Röhre auswächst, die einem Telescopenrohre vergleichbar den Darm umgiebt, schliesslich aber durch das Reissen der ‚umhüllenden Larvenhaut frei wird und durch eine rasche Streckung dann den eylindrischen Wurm- körper bildet. Ueber die Beziehungen des Kopfendes zu dem neu gebildeten Wurmkörper ist Verf. nicht recht in’s Klare gekommen, da die Larven durch ein längeres Halten in den Aquarien leiden und die Metamorphose dann in ab- normer Weise abläuft, das geeignete Material also selten ist. In diesem Umstande sucht Verf. auch den Grund, wesshalb den frühern Beobachtern die Vorgänge der Meta- morphose nur unvollständig bekannt geworden seien. Was über den Bau des ausgebildeten Polygordius mitgetheilt wird, weicht mehrfach von den Angaben Schneider’s ab. So läugnet Verf. z. B. die Existenz von Ringsmuskeln. Wo Schneider solche sah, findet Verf. nur ein Binde- gewebe, das die Innenfläche der Längsmuskeln bekleidet und in der Medianlinie des Rückens ein Aufhängeband für den Darm bildet. Unterhalb der Cutieula zieht eine Körnerlage hin, die am Bauche stark verdickt ist und zwei neben einander herablaufende ganglienlose Bauch- nervenstränge in sich einschliesst. Zum Schlusse der Ab- handlung versucht unser Verf. den Nachweis, dass die von 94 506 ihm beobachtete Metamorphose unter den,Anneliden weiter verbreitet sei, vielleicht gar die häufigste Form der Meta- morphose darstelle, ohne dafür jedoch eine grössere Reihe positiver Beobachtungen beizubringen. Enteropneusti. A. Agassiz liefert durch seine Un- tersuchungen an Dalanoglossus Kowalewskü n. sp. (the hi- story of Balanoglossus and Tornaria, Mem. Amer. Acad. arts and sciene. Vol. IX. p. 421—436. Pl. I—-Ill) eine voll- ständige Bestätigung der Meeznikoff’schen Beobachtun- gen über die Metamorphose der Tornaria. Die letztere ist in der That die Larve von Balanoglossus, eines Wurmes, den Verf. am liebsten als Repräsentanten einer zwischen den tubicolen Anneliden und den Nemertinen vermittelnden Familie betrachten möchte. In ihrer äussern Erscheinung hat Tornaria allerdings mit den Echinodermenlarven eine unverkennbare Aehnlichkeit, aber bei näherer Vergleichung finden sich doch mancherlei Unterschiede, sowohl in der Entstehungsweise des Wassergeiässsystemes, das sich un- abhängig von dem Darmkanale entwickelt, wie in der An- wesenheit eines pulsirenden Herzens und eines senkrecht auf die Längsachse gestellten hintern Flimmerkranzes, der überdiess erst in einer verhältnissmässig späten Entwick- lungsperiode zur Ausbildung kommt. Von einem zweiten analen Flimmerkranze fand Verf. bei der amerikanischen Form keine Spuren. Die Umwandlung in den Balano- glossus geschieht binnen weniger Stunden und liess sich durch alle Phasen hindurch verfolgen. Freilich sind schon im Tornariazustand einzelne Veränderungen erfolgt, die auf den definitiven Zustand hinweisen. Dahin gehört na- mentlich die Anlage der Kiemen, die als einfache Aus- sackungen des Oesophagus von vorn herein zu vieren jeder- seits ihren Ursprung nehmen, aber erst verhältnissmässig spät nach Aussen hindurchbrechen. Der Uebergang in den eigentlichen Balanoglossus wird durch eine Trübung der äussern Körperbedeckungen und die Abnahme der frühern Beweglichkeit eingeleitet, durch Veränderungen, die mit der Reduction der Wimperschnur und dem Auswachsen sowohl des vordern, wie auch namentlich des hintern Leibesab-- schnittes Hand in Hand gehen. Aus dem erstern wird der 507 95 sg. Rüssel (der übrigens nach Ansicht des Ref. wohl mehr einem Kopfanhange als einem Nemertinenrüssel entspricht), während der hintere Abschnitt durch fortgesetzte Streckung sich in den eigentlichen Wurmleib umwandelt. Zwischen beiden liegt ein kragenförmiges Verbindungsstück, das der Verf. dem sg. Collare der Clymeniden, Serpuliden u. a. Würmer -an die Seite setzt. Das A-förmige Rüsselskelet ist in seinen hintern Schenkeln entschieden chitiniger Beschaffenheit. Ob übrigens dieser basale Theil mit Recht dem Operculum der Serpuliden verglichen wird, mag zweifelhaft sein. Das Kiemenskelet ist auch im ausgebildeten Wurme sehr viel einfacher, als bei der Mittelmeerischen Art. In der Be- schaffenheit der Kiemenöffnungen besteht gleichfalls ein auf- fallender Unterschied, indem die letztern in eylindrische Fortsätze ausgezogen sind, die zu den Seiten der dorsalen Medianlinie liegen, für gewöhnlich aber nach Innen ein- gestülpt sind. Der die Leberschläuche tragende Darmab- schnitt geht nach hinten ganz allmählich in den eylin- drischen Darmtheil über. Gephyrei. Nach einigen vorläufigen Bemerkungen über den Bau von Thalassema Baronii, einer neuen canarischen Art, und Echiurus Pallasii (Sitzungsber. der Gesellschaft für die ges. Naturwissensch. in Marburg, 1872 N. 6) giebt Greeff (ebendas. 1874. N. 2), gestützt auf eine eingehende Unter- suchung dieser beiden Arten, eine Uebersicht „über die Organisation der Echiuriden“, der wir das Nachfolgende entnehmen. Unter der Cuticula, die den Körper bekleidet und auf der ausgehöhlten Innenfläche des löffelförmigen Rüssels mit einem lebhaft flimmernden dichten Wimper- überzuge versehen ist, liegt zunächst eine mit zahlreichen papillenförmig vorspringenden Hautdrüsen ausgestattete Zellenschicht (Drüsenschicht), an die sich dann weiter die aus zwei eirculären und einer dazwischen liegenden breiten Längsfaserschicht bestehende mächtige Muskulatur an- ‚schliesst. Bei Thalassema Baronii ist die Längsfaserlage In einzelne Muskelstreifen zerfallen, die an der Innenwand 96 508 des Körpers deutlich hervortreten und einige Aehnlichkeit mit den bekannten Längsbändern der Holothurien zeigen. Das Nervensystem ist von Quatrefages (dessen Echiurus Gaertneri mit Ech. Pallasii durchaus identisch ist und nur auf Exemplare hin aufgestellt wurde, die ihren Rüssel ver- loren hatten — einen Anhang übrigens, der, wie Ref. hin- zufügt, nach dem Verluste neu sich bildet) durchaus irr-' thümlich aufgefasst worden. Die Echiuriden haben weder eine Bauchganglienkette mit äusserlich hervortretenden Anschwellungen, noch den von Quatrefages beschriebenen Schlundring. Das Nervensystem unserer Thiere besteht vielmehr aus einem einfachen eylindrischen Bauchstrange, der innerhalb der innern Ringsmuskelschicht, mit welcher er verwachsen ist, hinläuft und vorn in den anfangs röhrenförmig geschlossenen löffelartigen Anhang eintritt. Gleich nach seinem Eintritte theilt sich derselbe gablig in zwei Schenkel, die an dem Randsaume des nun halb- kanalartig sich öffnenden Rüssels fortlaufen und auf der Spitze des breiten Endes in einen Bogen wieder zusam- menkommen. Auf diese Weise entsteht nun wirklich am vordern Ende des Verdauungsapparates — denn die flim- mernde Rinne des Rüssels, den Ref. geradezu als Kopfan- hang bezeichnen möchte, bildet in gewissem Sinne eine langgeschlitzte Mundöffnung — ein weit geöffneter Nerven- ring, aber dieser hat eine Bildung, welche von der Dar- stellung Quatrefage’s, die den Schlundring bekanntlich in das vordere Körperende verlegt, beträchtlich abweicht, dafür aber vollständig mit der von Lacaze Duthiers bei Bonellia beschriebenen Anordnung übereinstimmt. Eine weitere Eigenthümlichkeit des Nervensystemes besteht da- rin, dass dasselbe in ganzer Ausdehnung innerhalb eines Blutgefässes liegt. Der Innenraum dieses Gefässes ist durch ein zellenhaltiges Band in zwei über einander liegende Abschnitte getheilt, von denen der äussere allein das Ner- vensystem in sich einschliesst, während der innere als ein besonderes über dem Bauchstrange liegendes Gefäss zu betrachten ist. Dabei hat es übrigens den Anschein, als ob das betreffende Gefäss vorn mit der Leibeshöhle commu- nieire und überhaupt nichts Anderes, als einen abgekapselten 509 97 Theil derselben darstelle. Im Innern wird der Nerven- strang und die daraus hervorkommenden Schenkel von einem Centralcanale durchsetzt, dessen Anwesenheit gleich- falls an die Verhältnisse der Echinodermen erinnern dürfte. Histologisch unterscheidet man in demselben eine vorwie- gend aus Zellen bestehende äussere Schicht und eine, wie es scheint, in unregelmässigen Zügen verlaufende innere Faserschicht, die übrigens gleichfalls von Zellen durchsetzt ist. Die Endstücke des vielfach gewundenen langen Darmes sind mit einer kräftigen Muskulatur versehen. Am Vorder- ende lassen sich sogar zwei auf einander folgende musku- löse Abschnitte unterscheiden. Ein diesen vordern Darm- abschnitten anliegender erweiterter Gefässstamm scheint als Herz zu fungiren. Von demselben tritt die Hauptarterie in den Rüssel, ein anderer Ast in die Geschlechtsorgane und das Bauchnervengefäss. Das aus dem Rüssel zurück- gehende Blut sammelt sich in einem weiten Ringgefässe an der Rüsselbasis und wird von hier in das reich ent- wickelte Gefässsystem des Darmes übergeleitet, aus dem es wieder in das Herz zurückkehrt. Die Respiration wird durch das die Leibeshöhle erfüllende Seewasser vollzogen, das fast alle innern Gefässbahnen direet umspült und durch die dem Enddarm anhängenden zwei Wimperschläuche ununterbrochen eingeführt wird. Ein lappiger sinuöser Schlauch, der aus dem röhrenförmigen Grunde des Rüssels sich erhebt und der innern Fläche desselben aufliegt, kann nach seiner Verbindung mit dem Gefässapparate möglicher Weise auch ein kiemenartiges Gebilde darstellen. Bis auf ein einziges Exemplar waren alle, die Verf. untersuchte, männlichen Geschlechtes, mit paarig entwickelten mehr- fachen Hoden. Das Weibchen hatte Ovarien, die prall mit reifen Eiern erfüllt waren. Nach den Untersuchungen Teuscher’s sind die Mus- kelwände der sg. braunen Schläuche bei den Sipunculiden von radiären Drüserschläuchen durchzogen, die unter Um- ständen beutelartig nach Aussen vorspringen und über die wesentlich exeretorische Bedeutung der betreffenden Ge- bilde keinen Zweifel lassen. Eine Endöffnung fehlt bei Sipuneulus nudus, ist aber in andern Fällen, z. B. bei 7 98 510 Phasecolosoma capense n. vorhanden, wie das bekanntlich auch bei den Segmentalorganen der Hirudineen (Verf. sagt irrthümlich „Lumbrieinen“) der Fall ist. Zwischen den häutigen Umhüllungen des Bauchstranges verläuft ein im Leben wahrscheinlich mit Blut gefüllter Hohlraum. Die Hautkörperchen, die nach unserm Verf. bei den verschie- denen Arten — ja selbst an den einzelnen Körperstellen — einen mehrfach wechselnden Bau besitzen, werden nicht als Sinnesorgane (Keferstein), sondern als Drüsen ge- deutet. Ebenso wird die Bildungsstätte der Eier in ein bisher übersehenes eigenthümliches System von Gängen verlegt, das bei Sipunculus mit seinen vielfach anastomo- sirenden Längsstämmen zwischen der Oberhaut und der Ringsfaserschicht hinzieht und das bekannte gegitterte Aus- sehen des Wurmes bediugt (? Ref.). Später findet man die Eier auch frei in der Leibeshöhle, ohne dass man die Wege des Uebertrittes, wie auch später die des Austrittes nach Aussen nachzuweisen im Stande ist. Phascolosoma, dessen Leibes- höhle Eier aller Entwicklungsstufen enthält, dürfte sich in Betreff der Bildungsweise der Eier freilich anders verhalten. Notiz über Sipuneulus und Phascolosoma, Jenaische Ztschreft. für Naturwiss. 1874. Bd. VII. S. 488—499. Tab. XIX. Ray Lancaster macht (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XI. p. 83—91) einige Mittheilungen über den histo- logischen Bau des Sipuneulus. Er liefert den Nachweis, dass die sonderbaren „Töpfchen“, die in der Leibeshöhlen- flüssigkeit umherschwimmen, als Auswüchse der Peritoneal- haut entstehen und zwar in den seitlich neben dem Oeso- phagus gelegenen gefässartigen Duplicaturen, welche in den Tentakelapparat hineinführen. Ebenso glaubt Verf. die Bildungsstätte der Eier in den dem Rectum seitlich aufsitzenden Zotten gefunden zu haben. Dass die maul- beerförmigen Körperchen die Samenfäden lieferten (Brandt), stellt Verf. in Abrede, doch ist er anderseits über die männ- lichen Geschlechtsverhältnisse unserer Würmer nicht völlig in’s Reine gekommen. Graber veröffentlicht in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie 1873. Bd. 47. (8. 61--76 mit 3 Tafeln) histologische Untersuchungen über die Haut einiger Stern- 511 99 würmer und berücksichtigt dabei ausser Priapulus caudatus — ohne Kenntniss der Beobachtungen Saenger’s — noch Phascolosoma granulatum, Aspidosiphon Mülleri, Sipuneulus nudus und Bonellia viridis. Die mehrfach in neuerer Zeit als Sinnesorgane in Anspruch genommenen Hautkörper sind nach unserm Verf. Seeretionsorgane, die durch die Cuticula hindurch ausmünden. Dass letztere chitiniger Beschaffen-, heit sei, wird auf Grund der chemischen Reactionen in Abrede gestellt. Der Darm schliesst sich durch seine Structur in allen wesentlichen Eigenschaften an die Ver- hältnisse der Würmer und Echinodermen an. Selenka handelt (Ztschrft. für wissensch. Zool. 1875. Bd. XXV. S. 444—450. Tab. XXIX und XXX) „über die Eifurchung und Larvenbildung bei Phascolosoma elongatum“. In ihren ersten Stadien erscheinen die Eier als amöboide Zellen, die in der Leibeshöhle schwimmen oder mit ausge- streckten Pseudopodien auf den Blutkörperchen und den anliegenden Organen umherkriechen. Anders natürlich die ausgebildeten Eier, die eine von Porenkanälen durchsetzte feste Hüllhaut tragen und überdiess noch von einer glas- hellen strahligen Aussenzone umgeben sind, welche von di- recten Ausläufern des Dotterplasma gebildet wird und wahr- scheinlich als Klebmittel und Resorptionsmedium für die Samenfäden dient, da diese wegen der Dicke ihrer Köpfe nicht durch die Poren zu dringen im Stande sind. Die Furehung.nimmt schon frühe einen unregelmässigen Verlauf und liefert schliesslich — die Darstellung des Verf.’s ist nicht ganz klar — eine Gastrula, deren Entoderm (mit den Blutkörperchen) von den zuletzt abgeschnürten Em- bryonalzellen gebildet ist. Wimpern treten schon auf, wenn erst 14—20 Furchungskugeln zu unterscheiden sind. Sie durchbohren die Porenkanäle der Dotterhaut, deren Sub- stanz dabei hier und da resorbirt wird, und gruppiren sich alsbald zu einem Kranze zusammen, der das Ei in äqua- torialer Richtung umfasst und den Embryonalleib dadurch in Kopf und Rumpf trennt. Zu dem hart hinter der Mund- öffnung gelegenen Wimperkranze gesellt sich bald noch ein zweiter vor dem Munde, der aber aus feinern und kürzern Haaren besteht. Die Dotterhaut geht nun all- 100 512 mählich in die Larvenhaut über, indem das Eetoderm sich fest an dieselbe anlegt. Die helle Aussenzone wird resor- birt, die Poren verschwinden bis auf die Durchtrittspunkte der Wimpern. An Mund und ebenso dem später auf dem Rücken durchbrechenden After tritt natürlich ein völliger Schwund ein. Mit dieser Umwandlung der früher starren Dotterhaut nimmt die Larve eine freiere Beweglichkeit an, zumal inzwischen auch die Muskulatur (auf eine wegen der Undurchsichtigkeit der äussern Bedeckungen nicht näher zu beobachtende Weise) ihren Ursprung genommen hat. Der Leib wächst in die Länge und bewaffnet sich mit drei Paar seitlicher Pfriemenborsten, nachdem am Kopfe früher schon die gleichfalls paarigen Augen und das Nervensystem — das letztere als eine bauchständige Verdickung des Eeto- derms — entstanden sind. Nach Ablauf von drei bis vier Tagen kommt es zur Bildung von 6—9 Hakenborsten, welche unterhalb der Mundöffnung stehen und den vorder- sten Kranz der bleibenden Rüsselbewaffnung darstellen. Zum Schlusse seiner Beobachtungen hebt Verf. die Aehnlichkeit hervor, die sich in den geschilderten Vorgängen mit den Ent- wieklungsvorgängen der Chaetopoden-Anneliden kund thun. Sorby stellt durch Hülfe der Speetralanalyse fest, dass das grüne Pigment der Bonellia von Chlorophyll ver- schieden ist, und bringt zur Bezeichnung desselben den Namen Bonellein in Vorschlag. On the colouring matter of Bonellia viridis, Quarterly Journ. mier. sc. 1875. T. XXIL. p. 166--172. Auch Sehenk untersucht den grünen Farbstoff von Bonellia mit dem Spectroscop, Sitzungsber. der Wiener Akad. LXXI. Bd. 1875 Oct. Theel untersucht den Bau von Phascolosoma strombi und findet, dass sich dieses Thier von den verwandten Formen mehrfach, besonders durch die Bildung seines Darmkanales der Art unterscheidet und dem Gen. Sipun- culus annähert, dass es am besten als Typus eines eignen Genus (Phascolion) zu betrachten sein dürfte. Die Haut- papillen enthalten je einen Follikel, den Verf. um so be- stimmter als einen Drüsenapparat in Anspruch nimmt, als der Strang, der an ihn herantritt, mit einem Nerven nur 513 101 eine gewisse äussere Aehnlichkeit gemein hat. Schlund- ring und Bauchstrang zeigen im Wesentlichen das Ver- halten der verwandten Arten. Das Blut bewegt sich frei in der Leibeshöhle und zwar, wie man in durchsichtigen kleinen Exemplaren bei mikroscopischer Untersuchung deut- lich erkennt, in einem continuirlichen, durch die Flimmer- bekleidung des Darmes und der Rüsselhöhle unterhaltenen Strome, der am Bauche nach abwärts, an der Rückenfläche aber nach vorn gerichtet ist. Der Rüssel besitzt dabei noch ein besonderes Gefässsystem, dessen Centraltheil in Form eines langen Blindschlauches neben dem Oesophagus emporsteigt und unter dem Nervenhalsbande sich in einen Gefässring fortsetzt, der die einzelnen Tentakel je mit einem Zweige versorgt. Der Darm hat eine beträchtliche Länge, so dass er sich in der Leibeshöhle mehrmals schlin- senförmig zusammenlegt und keineswegs so einfach ver- läuft, wie bei Phascolosoma. Kurze Muskelfasern, die sich von der Leibeswand an verschiedenen Stellen ablösen, dienen dazu, ihn in seiner Lage zu erhalten. Hinter dem Oesophagus beginnt in der Darmwand eine von zwei Längs- lippen begrenzte spaltförmige Rinne, die schliesslich in ein sackförmiges kleines Divertikel ausläuft und ganz ähnlich auch bei Sipuneulus gefunden wird. Vielleicht, dass die betreffende Bildung als eine Drüseneinrichtung zu betrachten ist. Aeusserlich markirt sich dieselbe durch einen Belag von grossen Flimmerzellen. Die beiden Segmentalorgane sind hinten allerdings blind geschlossen, besitzen aber in der Nähe ihres Vorderendes je einen in die Leibeshöhle sich öffnenden Flimmertrichter, der nach erlangter Reife die Geschlechtsstoffe nach Aussen führt. Bei Sipunculus nudus hat Verf. ganz dieselben Wimpertrichter aufgefunden, so dass auch hier über die Wege, welche Samen und Ei zum Zwecke der Entleerung einschlagen, fortan kein Zweifel mehr möglich ist. Uebrigens entstehen diese Geschlechts- stoffe keineswegs frei in der Leibeshöhle, wie man für die verwandten Formen meist annimmt, sondern an besondern Geschlechtsorganen, die, ganz wie bei Bonellia, in dem hintern Leibesende liegen und in Form eines Bandes jeder- seits neben dem Bauchstamme sich eine Strecke weit ver- 102 514 folgen lassen. Auf einer bestimmten Entwicklungsstufe aber verlassen Eier und Samenkörperchen ihre ursprüngliche Bildungsstätte, um in die Leibeshöhle überzutreten, und dann fallen die Geschlechtsöorgane der Rückbildung an- heim, so dass man sie nur in einer bestimmten Jahreszeit (September) antrifft. Die weiblichen Thiere sind häufiger, als die Männchen, die sich übrigens äusserlich nicht unter- scheiden lassen. Recherches sur le Phascolion strombi Stockholm 1875, 32 Seiten mit 3 Tafeln in Quart (k. svenska vetensk. Akad. Handlingar Bd. XIV. N. 2). Der Sipunculus Bernhardus der Amerikanischen Zoo- logen (= Phaseolosoma hamulatum Pack.?) gehört nach Verrill zu Phascolosoma caementarium Quatref. (Amer. Journ. T. V. p. 99.) Nahe verwandt damit-ist Ph. tubicola n., das in einer kurzen und dieken Schlammröhre wohnt. Phascolosoma capense n. sp., Teuscher, a. a. ©. Phascolosoma procerum n. sp., Moebius, Würmer a. a. OÖ. S. 157. Tab. II. Fig. 1-5. Ebendas. wird Ph. elongatum Kfrst. zu Ph. vulgare Bl. gezogen. v. Willemoes-Suhm erwähnt (Nature, T. VII. p. 29) einer neuen Gephuree, welche die Charaktere der Sipuneulaceen und Priapuliden dadurch combinirt, dass sie, wie die erstern, in der Nähe des Mundes eine excentrische Oeffnung besitzt, statt des Rüssels und der Tentakeln aber einen kurzen und retractilen Pharynx mit chitinigen Falten trägt. Das Perisom ist in vier Muskelbänder getheilt. Zur Bezeichnung des Thieres, das übrigens nur in einem ver- stümmelten Exemplare in der Nähe von Teneriffa gehoben wurde, schlägt v. W.-S. den Genusnamen Leioderma vor. Der Kieler Priapulus unterscheidet sich von Pr. cau- datus nach Ehler’s Begrenzung durch zwei kürzere Re- tractoren des Rüssels und eine grössere Zahl von Seiten- zähnen. Wenn die Ehlers’schen Artunterschiede Gültigkeit behalten, wäre die Kieler Form neu und könnte Pr. multi- dentatus heissen. Möbius, Thiere der Ostsee, a. a. 0.S. 106. Whiteaves erwähnt unter den von ihm im Golf von St. Lawrence gedregten Wirbellosen ausser dem echten Priapulus caudatus auch noch einer davon auffallend ver- 515 103 schiedenen zweiten Art, die wohl neu sein dürfte. Amer. Journ. sc. and arts. T. VII. p. 216. Von Graff erhielten wir (Ztschr. für wissenschattl. Zoologie Bd. XXVI. S. 166—189, Taf. XI—XIII) eine „Ana- tomie des Chaetoderma nitidulum“, eines bisher so selten untersuchten Wurmes, dass Moebius denselben, wie schon oben erwähnt wurde, unter dem Namen Chrystallophrisson (Würmer a. a. ©. S. 157) neuerlich als eine völlig neue Form beschreiben konnte. Der Körper des 30—40 Mm. langen Thieres zerfällt durch Einschnürungen in drei Ab- schnitte, Rüssel, Leib und Schwanztheil, von denen freilich der Leib der bei weitem ansehnlichste ist. Der Rüssel ist retraetil und der glockenartige Schwanztheil enthält die beiden Kiemen, die den After zwischen sich nehmen und nach Aussen mehr oder minder weit hervorgestreckt wer- den können. Der eigenthümliche Glanz, den der Leib im trockenen Zusande hat, rührt von glasartig durchsichtigen, spröden Stacheln her, die der Cuticula in dichtem Besatze anhängen und auffallender Weise mit einer nicht unbeträcht- lichen Menge von kohlensaurem Kalk imprägirt sind. Unter- halb der hyalinen Cutieula liegt eine Schicht pigment- führender Epithelzellen, die im Rüssel zu kleinen flaschen- förmigen Drüsenzellen umgebildet sind. Der Muskelschlauch besteht aus kräftigen Ring- und Längsfasern, von denen die erstern, die nach Aussen liegen, zu einer continuirlichen Schieht zusammengruppirt sind, während die Längsmuskeln auffallender Weise in vier gesonderte, durch Median- und Seitenlinien getrennte Gruppen abgetheilt sind. Von jeder dieser Gruppen entspringt ein Retractor des Rüssels, der im Rüsseltheil in ein Bündel schwächerer Muskeln zerfällt und sich schliesslich pinselartig auflöst. Daneben finden sich noch sagittale Rüsselmuskeln. Das Nervensystem be- steht aus einem vierlappigen Hirne, welches im vordern Körperende dicht hinter der Rüsselspitze liegt und jederseits zwei Längsstämme nach hinten entsendet, welche getrennt an den Seiten der'Bauchfläche hinablaufen, bis sie sich schliess- lich an der Basis der Kiemen zu einem massigen doppelten Kiemenganglion vereinigen. Der Darm, der geraden Weges durch den Körper hindurehgeht, zeigt eine Differenzirung 104 516 in Oesophagus, Magen und Darm. Im erstern erkennt man eine derbe Cuticula, eine Fortsetzung der in dem Rüssel sogar mit Zähnen und Leisten besetzten Körperhaut, im Darm ein Flimmerepithel und im Magen einen Belag von Zellen, deren freie Enden sich — ganz, wie es Ref. schon im Jahre 1860 von den Magenzellen der Pentastomen be- schrieben hat — kugelförmig abschnüren und auf diese Weise ein wahrscheinlich zum Behufe der Verdauung abgeschie- denes Secret liefern. Obwohl die Leibeshöhle an verschie- denen Stellen mit Blut erfüllt war, liessen sich doch auch in den intermuskulären Feldern Gefässe nachweisen, die freilich möglicher Weise als Exeretionsorgane fungiren. Ein bindegewebiges Septum, das unterhalb des Darmes quer durch den Leib hindurchzieht, theilt übrigens die Leibes- höhle in zwei über einander liegende Kammern, von denen die untere vornehmlich den Blutraum abgiebt. Das Binde- gewebe erreicht bei Chaetoderma überhaupt eine mächtige Entwicklung; es bildet ausser dem eben erwähnten Septum noch die Aufhängebänder für den Darm, bildet sogar den Eileiter und Uterus, der oberhalb desDarmes hinläuft und ver- muthlich an der Rüsselspitze ausmündet, und liefert schliess- lich eine Ausfüllmasse, die einen grossen Theil der obern Leibeshöhle einnimmt und dadurch eine besondere Bedeu- tung erhält, dass die weiblichen Zeugungsproducte in der- selben ihren Ursprung nehmen. Eier- und Dotterzellen ent- stehen übrigens gesondert, die erstern mehr vorn, die an- dern im hintern Abschnitte der Leibeshöhle, und vereinigen sich erst vor ihrem Uebertritt in den Leitungsapparat. Trotz mancher Eigenthümlichkeiten, besonders in der An- ordnung des Muskelapparates und Nervensystemes, dürfte übrigens die Stellung der Chaetoderma kaum zweifelhaft sein: es ist — wie Halieryptus, der freilich nirgends‘ zur Vergleichung angezogen wird, obwohl wir durch Saenger doch (J.-B. 1869 S. 75) über den äussern und innern Bau dieses interessanten Thieres werthvolle Aufschlüsse be- kommen haben — die Familie der Priapuliden, der er zugehört. Die Mittheilungen, welche Moebius über den innern Bau seines Chrystallophrisson macht (a. a. O.), lassen sich 517 105 leicht auf die Angaben von Graff zurückführen. Uebrigens hat Moebius selbst schon vor Letzterm die Identität seines Wurmes mit Chaetoderma erkannt und solches sehr bald nach der Publikation des Commissionsberichtes dem Ref. zum Zwecke einer nachträglichen Berichtigung mitge- theilt. Auch die Beziehungen zu den Gephyreen sind von demselben ganz richtig erkannt worden. Die schuppen- förmig den Leib bedeckenden Spitzen lässt Moebius gänz- lich aus kohlensaurem Kalk bestehen. Nach den auf dem Challenger angestellten Beobach- tungen hat Chaetoderma trotz seiner Seltenheit eine so weite Verbreitung, dass v. Willemoes-Suhm geradezu erklärt, dasselbe bewohne mit Sternaspis und Sipuneulus die grossen und geringen Meerestiefen der ganzen Welt. Die gefiederten Anhänge werden während des Lebens oft ein- und ausgezogen. Ztschr. für wissensch. Zool. Bd. XXVL S.LIV. Verrill erwähnt dieser interessanten Thierform auch von Neu-England. Amer. Journ. T. V. p. 102. An dieser Stelle dürfte es auch am passendsten sein, mit wenigen Worten jenes sonderbaren Thieres zu gedenken, welches Tullberg jüngst (K. svenska vet. akad. Handlin- gar 1875, Bd. Il. No. 13, Neomenia, a new genus of in- vertebrate animals) unter dem Namen Neomenia carinata beschrieben hat. Verf. lässt es ungewiss, ob dieses Geschöpf als Mollusk oder als Wurm zu betrachten sei, obwohl er sich — und sicherlich mit Recht — mehr der erstern An- nahme zuneigt. Es ist ein kurzes, von den Seiten etwas zusammengedrücktes ungegliedertes Geschöpf mit gewölb- tem Rücken und enger Bauchrinne, an deren Enden Mund und After gelegen ist. Der Muskelschlauch ist von ansehn- licher Entwicklung und die Cuticula mit zahllosen kleinen Spitzen versehen. Das Nervensystem bildet einen Schlund- ring mit obern und untern Ganglien, von denen zwei ge- trennte Seitenstämme nach hinten hinziehen. Auf den aus- stülpbaren kräftigen Pharynx folgt ein gerade verlaufender weiter Darm, von dessen Seitenwänden zahlreiche Blätter nach Innen vorspringen. Oberhalb des Darmes liegt ein gleich- falls von Blättern durchsetztes Ovarium, neben dem noch ein wahrscheinlich als Hoden zu deutendes paariges Drüsen- 106 518 organ gefunden wird. Ref. ist der Ansicht, dass das be- treffende Geschöpf trotz dem Mangel einer Radula am besten in der Nähe von Chiton unterzubringen sein dürfte. Die Bauchrinne würde dann als Fuss zu deuten sein, der ja auch bei Seyllaca bekanntlich eine derartige Bildung hat. Gleich der letztern mag unser Thier auch auf Algen und Polypenstücken leben, auf denen es mit Hülfe dieser Rinne umherkriecht. Verf. fischte das Thier aus einer Tiefe von 50 Faden in den Fjorden der schwedischen Westküste, wo es auch von Love&n schon früher aufgefunden war. Chaetognathi. Giard spricht sich (Revue des se. natur. T. IIL, 1875, übersetzt in den Ann. und Mag. nat. hist. T. XVI p. 81—90) dahin aus, dass Sagitta eine eigene Gruppe von Thieren repräsentirt, welche am besten unter der Bezeichnung Chae- tognathi den Anneliden zugerechnet werde, durch An- passung an das pelagische Leben aber Eigenschaften an- genommen habe, die in ähnlicher Weise auch bei andern pelagisch lebenden Thiergruppen gefunden würden. Bütsehli kommt durch seine Untersuchungen über die Entwicklungsgeschichte der Sagitta (Ztschr. für wissen- schaftl. Zoologie Bd. XXIII. S. 409—413 Tab. XXIII) zu denselben Resultaten, wie Kowalewsky (J.-B. 1870 8. 48) und bestätigt damit die wichtige, für die Häckel’sche Gasträatheorie verhängnissvolle Thatsache, dass die Ein- stülpungshöhle hier nicht zum Darm, sondern zur Leibes- höhle wird, während der Darm von den der ursprünglichen Einstülpungsstelle gegenüberliegenden Pole in diesen Innen- raum hineinwächst. Noch vor der Bildung des Darmes lösen sich an diesen Stellen von der innern Keimschicht, die nach ihrem spätern Verhalten dem Mesoderm entspricht, obwohl sie sich ganz nach Art des Entoderms einer Ga- strula entwickelt, ein Zellenhaufen ab, der durch den innern weiter auswachsenden Darm nach Innen resp. abwärts ge- schoben wird und in vier Gruppen zerfällt, die am Anal- ende des Darmes paarweise über einander liegen, um nach Abschluss der Metamorphose schliesslich zu den männlichen 519 107 und weiblichen Geschlechtsorganen zu werden. Das von Pagenstecher und mir zuerst beschriebene Septum, welches die Kopthöhle von dem übrigen Leibesraume abtrennt, lässt sich schon im Embryonalzustande auffinden. Späterhin ge- sellt sich dazu bekanntlich noch ein zweites, das die Ge- schlechtsorgane von einander scheidet — eine Bildung, die Bütschli bei einer spätern Gelegenheit (ebendas. Bd. XXV. S. 110) zu dem Ausspruche veranlasst, dass Sagitta ein sesmentirtes Thier sei und als solches im Systeme näher bei den Gliederwürmern, als den Nematoden stehen müsste, zumal es sich auch durch die Bildung seines Nervensystemes und seiner Geschlechtsorgane weit von den letztern entferne. Nach Moebius ist die in den deutschen Meeren weit verbreitete Sagitta germanica Lt. u. Pagenstecher nur durch geringere Grösse von Sag. bipunctata Kr. verschieden und somit nur als eine Varietät derselben zu betrachten. Dafür aber beschreibt derselbe aus der Nordsee als neu: Sag. hamata. Würmer, a. a. O. S. 158. Tab. III. Pag. 14. Nematodes. Unter dem Namen Echinoderes Sieboldii vereinigt Pa- genstecher eine Anzahl verschiedener, dem sonderbaren Genus Echinoderes zugehörender Formen, die er an der Küste von Mallorka auf einem Wurmlaiche auffand und als Entwicklungszustände derselben Art betrachtet, obwohl eine dieser Formen, wie Verf. annimmt, die jüngere, durch ihre Monocercie so auffallend von den übrigen Diplocercen verschieden ist, dass man nach unsern bisherigen Kennt- nissen darin eine eigene Art zu sehen berechtigt wäre. In Betreff der systematischen Stellung der Eehinoderen hält Verf. eine Verbindung mit den Nematoden kaum für ge- rechtfertigt. Viel näher liegt ihm der Gedanke an einen Zusammenhang mit den Rotatorien, deren Flimmerapparat den Verf. um so eher an den retractilen Kopfputz unserer Thiere erinnert, als derselbe der Meinung ist, dass der Unterschied zwischen starren haarartigen Hautgebilden, die nur durch Verschiebung ihrer Unterlage bewegt werden, und Wimpern, welche sich auf ihrer Unterlage bewegen, 108 520 einer Ausgleichung fähig sei. Ztschrift für wissenschattl. Zoologie, Supplement zum Bande XXV. S. 167—123, Taf. VII (Eehinoderes Sieboldii). Marion liefert (Cpt. rend. T.80. p. 499—501 — über- setzt Ann. and Mag. nat hist. T. XV. p. 306) eine Revision des Nematoides du golf de Marseille, in der er die von ihm — vgl. J. B. 1870. 5. 51 — neu aufgestellten Genera mit den inzwischen ihm bekannt gewordenen Bastian’- schen Arten vergleicht und zu dem Resultate kommt, dass Aphistenus, Stenolaimus, Heterocephalus, Thoracostoma, Enoplostoma Mar. — wie das zum Theil schon in unserm Berichte hervorgehoben ist — mit Symplocostoma, Anticoma, Phanoderma, Leptosomatum, Enoplus Bast. zusammenfallen. Die Gen. Lasiomitus, Eurystoma, Neeticonema, Rhabdoto- derma, Acanthopharynx glaubt derselbe beibehalten zu dürfen. Symplocostoma longieolle Bast. ist mit Amphi- stenus agilis Mar. identisch und dürfte auch von Enoplus tenuicollis Eberth nicht verschieden sein. Ebenso He- terocephalus laticollis Mar. (Phanoderma Cocksi Bast. und Enoplus tubereulatus Eb.) mit Enoplostoma hirtum Mar. (= Enoplus communis Bast., dem auch Enoplus macroph- thalmus Eb., En. Dujardinii Bast. und En. pigmentosus Bast. anzufügen sein dürften). Thoracostomum echinodon Mar. ist synonym mit Leptosomatum figuratum Bast. Von besonderer Bedeutung für unsere Kenntniss der frei lebenden Nematoden sind zwei monographische Ab- handlungen von Bütsehli: 1) Beiträge zur Kenntniss der frei lebenden Nematoden (Dresden 1873. 124 5. in Quarto mit 11 Tafeln) aus der Nova Act. Acad. Leopold-Car. Bd. XXVI und 2) zur Kenntniss der frei lebenden Nematoden, insbesondere der des Kieler Hafens (Frankfurt a. M. 1874, 56 S. in Quarto mit 9 Tafeln) aus den Abhandl. der Sen- kenb. naturf. Gesellsch. Bd. IX. Die Zwecke, die Verf. bei seinen Untersuchungen verfolgte, sind übrigens zunächst systematischer Art. Es galt ihm, die besonders durch Bastian (J. B. 1864. S. 72) aufgeschlossene reiche Fauna der exozoischen Nematoden zu studieren und die speeci- fischen. Charaktere der einzelnen Arten und Geschlechter durch eingehendere Untersuchung und Vergleichung festzu- 521 109 stellen. Natürlich jedoch, dass dabei nicht nur der äussere Bau, sondern auch die innere Organisation ihre Berück- sichtigung fand. Eine detaillirte Darstellung anatomischer Verhältnisse lag allerdings nicht in der Absicht des Verf., allein trotzdem erfahren unsere Anschauungen und Kemnt- nisse von der Anordnung und Bildung der einzelnen Or- gane durch die Angaben des Verf.’s nach verschiedener Richtung hin willkommene Ergänzung. Der zweiten Arbeit ist eine Uebersicht über die Organisationsverhältnisse der frei lebenden Nematoden vorausgeschickt, welche dem Verf. vielfach Gelegenheit giebt, die — grossentheils schon von uns (J. B. 1870. S. 51) gerügten — Irrthümer der Ma- rion’schen Darstellung zurückzuweisen. Die kreisförmi- gen (oder spiraligen) Halsorgane, die Marion als Gehör- werkzeuge deutete und auch Verf. Anfangs als solche auf- zufassen geneigt war, haben sich schliesslich als schüssel- förmige Vertiefungen ergeben, deren Boden sich in Papillen- form erhebt. Sie dürften den Halspapillen der parasitischen Nematoden entsprechen und haben auch in manchen Fällen (Spilophora) mit diesen eine grössere Aehnlichkeit. Das Nervensystem hat bei allen Arten im Wesentlichen den gleichen Bau, wie bei den parasitischen Formen. Auch bei den Arten mit geringelter Cuiicula; denn das, was Marion bei diesen als Nervenring beschreibt, ist nichts weiter, als eine Anzahl von Drüsenzellen, die sich häufig da finden, wo der Oesophagus in den Darm übergeht. Die Muskel- felder sind in gewöhnlicher Weise durch die meist deutlich zelligen Längslinien unterbrochen und tragen mit wenigen Ausnahmen die charakteristische Bildung der sg. Poly- myarier. In Betreff der histologischen Bildung des Pharynx ist hervorzuheben, dass derselbe nicht selten die Andeutung eines zelligen Baues zeigt. Sonst aber besteht er, wie bei den parasitischen Formen, aus Radiärfibrillen und einer Körner- masse, die öfters pigmentirt ist und in Streifen sich an- ordnet, welche einigen Zusammenhang mit dem eben her- vorgehobenen Zellenbau zu haben scheinen. Von Marion sind diese Streifen irriger Weise für Drüsen gehalten, die ihr Secret in den Grund der Mundhöhle ergiessen sollten. Ausser den Seitengefässen, die bisweilen unpaar sind (Plec- 110 529 tus) besitzen die frei lebenden Nematoden gewöhnlich noch eine einzellige Ventraldrüse, die mit den Seitengefässen zu- sammen ausmündet, die Meeresnematoden auch drei ein- zellige Schwanzdrüsen, die mehr oder minder weit nach vorn ragen, meist aber auf das hintere Körperdrittheil be- schränkt sind und an dem äussersten Körperende ausmün- den. Die Ausbildung der weiblichen Organe zeigt sich nicht selten bei nahe verwandten Arten — auch dergleichen Gattung — insofern verschieden, als die eine Hälfte der- selben verkümmert ist. Bei Linhomoeus mirabilis n. Sp. finden sich auffallender Weise zwei dicht hinter einander liegende Vulven, die jedenfalls beide in einen gemein- schaftlichen Uterus führen. Die Systematik betreffend, glaubt Verf. weder das Vorkommen der Würmer (in Erde, Süss- und Salzwasser), noch die Beschaffenheit der Integu- mente (Ringelung, Glätte) und der Muskeln in den Vorder- grund stellen zu aürfen. Auch die Bildung der weiblichen Organe (Monohystera Bast.) ist nur ein Charakter von zweifel- haftem Werthe. Viel bedeutungsvoller erscheint ihm die Organisation des Kopfendes mit Mundhöhle und Pharynx, so wie die der Bursa, derselben Theile, die wir ja auch bei der Charakteristik der entozoischen Nematoden beson- ders zu berücksichtigen pflegen. Auf Grund der hierin sich aussprechenden Eigenthümlichkeiten giebt Verf. am Ende seiner zweiten Abhandlung eine synoptische Tabelle der ihm näher bekannten Arten, die wir hier mit der Bemer- kung reproduziren, dass ihm die Aufstellung besonderer natürlicher Familien einstweilen noch nicht thunlich er- scheint. I. Oesophagus mit zwei Bulbi, oder einem beträchtlich verdiekten hintern Drittheil. 1. Mit zwei Bulbi. a. Hinterer Bulbus mit Klappenapparat, meist mit kreisförmi- gen Seitenorganen. j“ stets ohne Bursa. . Anguillula. (Plectus Bast., Cephalotus Bast., Anguillula Bast.) b. Hinterer Bulbus mit Klappenapparat, f' mit papillenführen- der Bursa; oder ohne Klappenapparat und Bursa. Kein Stachel oder Zahn in der Mundhöhle, keine Seitenorgane Rhabditis Duj. e. Hinterer Bulbus ohne Klappenapparat. 523 111 + Mundhöhle mit einem soliden Stachel. * Mit papillenfreier Bursa. . . . . Tiylenchus Bast. ** Ohne Bursa; hinterer Bulbus häufig undeutlich Aphelenchus Bast. +r Mit Zähnen in der meist recht weiten und tiefen Mund- hohlen mas en nee. rs „Alglogaster MSch. 2. Hinteres Drittheil des Oesophagus stark verdickt. (Ein hohler Stachel ragt in die Mundhöhle.) . . . . Dorylaimus Duj. II. Oesophagus mit einem hintern Bulbus ohne Klappenapparat. 1. Mundhöhle längsgerippt, meist mit einem schwachen Zähn- chen am Boden; keine Ocelli . . . . . Spiophora Bast. 2. Mundhöhle längsgerippt mit 5 Zähnchen; fast immer Ocelli Chromadora Bast. 3. Mit 3 zahnartigen beweglichen Fortsätzen um die Mund- DENBNDE ec ante er a enen VAGRLOMROrA.n. ven. III. Oesophagus ohne Bulbus (nur zuweilen am Hinterende ein kleiner, nicht besonders angeschwollener Absatz). 1. Mundhöhle ohne Zähne, gelegentlich aber mit gezähnten Chi- tinplatten. a. Männliches Schwanzende ohne Papillen. Üü, nr Mundhöhle längsgerippt, mässig gross, schüsselförmig Oyatholaimus Bast. . Mundhöhle klein, becher- bis schüsselförmig, ohne jede weitere Auszeichnung; kreisförmige Seitenorgane. Monohystera Bast. . Mit spiralförmigen Seitenorganen . . Comesoma. Bast. . Mundhöhle sehr klein; Kopfende fast nicht verjüngt; Seitenorgane kreisförmig ; ; accessorische Stücke mit hin- terem Fortsatz . . . . 2.2... Linhomoeus Bast. . Mundhöhle klein, becherförmig, Seitenorgane fehlen, drei- lappiger hinterer Absatz des Oesophagus Trulobus Bast. . Mundhöhle und Seitenorgane fehlen, Ohne Ventraldrüse Tripyla Bast. . Mundhöhle und Seitenorgane fehlen. Kopfende beträcht- lich verjüngt. Grosse Ventraldrüse Oxystoma n. gen. b. Zwei Reihen Papillen. oder Borstenpapillen bei dem j" vor oder neben dem After. «. Mundhöhle sehr klein, an den Seiten des Halses eine Reihe kleiner Börstchen dicht bei einander; einige Bor- stenpapillen vor dem After des 5‘ in zwei Längsreihen; eine Drüsenöffnung . . 2. Anticoma Bast. ß. Chitinkappe auf der Kopkipitre, Mundhöhle klein; zwei Längsreihen von Papillen vor dem After des 5‘; eine 112 524 Drüsenöffnung; accessorische Stücke mit hinterm Fortsatz Thoracostoma Mar. y. Drei starke Chitinplatten mit je zwei vordern Zähnen in der Mundhöhle; vor und hinter dem After des 5" zahl- reiche Borstenpapillen in 2 Längsstreifen; eine Drüsen- ofnung =». ı. . 0.2. EZmoplus Duj. d. Tiefe eine Mundhöhle ohne weitere Auszeich- nung; jederseits neben dem After des 5" eine Papillen- reihe (nur wenige Papillen). Anoplostoma n. gen. 2. Mundhöhle tief und weit, sechsseitig mit 1—3 Zähnen, die durch Hervorragungen der Chitinwände gebildet werden. a. Mundhöhle mit einem rückenständigen Zahn, Schwanzdrüse auf den eigentlichen Schwanz beschränkt (?) Mononchus. b. Mundhöhle mit drei Zähnen; Ventraldrüse; Schwanzdrüse reicht weit vor den After. . . . . Oncholaimus Du). Die erste der beiden Abhandlungen ist ausschliesslich den Land- und Süsswasserformen, die andere zumeist den Meeresnematoden gewidmet. Gattungen und Arten sind ein- gehend und mit grosser Sachkenntniss beschrieben, auch, wo es nöthig war, kritisch beleuchtet, so dass das Studium der Bütschli’schen Arbeiten für einen Jeden unerlässlich ist, der die betreffenden Geschöpfe näher kennen lernen will. Dazu kommt, dass Verf. uns zahlreiche neue Arten vorführt, die vielfach unser Interesse erregen. So stossen wir gleich in der ersten Abhandlung auf Dorylaimus Leu- ckarti, D. Bastiani, D. minutus, Tylenchus filiformus, T. ve- latus, T. dubius, T. Askenasyi (einen echten Pflanzenpara- siten aus Hypnum cupressiforme), 7. fungorum, T. mira- bilis (eine Zwischenform zwischen Tylenchus und Dory- laimus), Aphelenchus rivalis, Tripyla setifera, Tr. intermedia, Tr. papillata, Monhystera similis, M. crassa, M. rustica, M. villosa, M. dubia, M. intermedia, Anguillula terrestris, A. aquatica, Chromadora dubia, Mononchus brachyuris, Cepha- lobus — ein Genus, das Verf. später mit Plectus und An- guillula vereinigt — oxyuris (nach einer spätern Bemer- kung des Verf. = Lepdodera rigida Schn.), ©. longicaudatus, Plectus armatus, Pl. auriculatus, Pl. communis, Pl. longi- caudatus, Pl. assimilis, Pl. ornatus, Rhabditis (= Pelodera und Leptodera Sehn.) filiformis, Rh. monohystera, Rh. pelli- oides, Rh. aspera, Rh. longicaudata, Ich. Schneideri (eine Art, die Verf. vielfach sich fortpflanzen sah, ohne je 525 *. 13 ' ein Männchen zu treffen oder auch nur eine Spur von Samenkörperchen in den Geschlechtsorganen zu sehen), Rh. Claussii — auf 38 Arten also, die sämmtlich zum ersten Male beschrieben werden und mit den vom Verf. gleichfalls untersuchten 21 bekannten Arten (2 Dorylaimus, 1 Tylen- chus, 2 Aphelenchus, 1 Trilobus, 2 Monhystera, 1 Chroma- dora, 2 Mononchus, 2 Cephalobus, 2 Plectus, 5 Rhabditis, 1 Diplogaster) eine schon jetzt ganz ansehnliche Menge re- präsentiren. In der zweiten Abhandlung werden weiter noch folgende neue Arten hinzugefügt: Dorylaimus mazxi- mus, D. longicaudatus, Aphelenchus foetidus, Diplogaster inermis, D. filicaudatus und D. monohysteroides. Die beiden letztgenannten Arten leben im Kuhmist, in dem Verf. auch eine mit Stacheln besetzte Larvenform unbekannter Her- kunft (mit rhabditisartiger Darmbildung und zwei langen, neben dem Magen hinziehenden Schläuchen, vielleicht, wie Ref. vermuthen möchte, einem Strongyliden zugehörig) auf- fand. Eine zweite Larvenform mit langgestrecktem schlan- ken Leib und cylindrischem Oesophagus war schon früher (Beiträge u. s. w. 8. 122) von unserm Verf. beschrieben worden. Sie lebt an den Wurzeln von Pilzen und Moosen und könnte möglicher Weise den Jugendzustand von Sphae- rularia.bombi repräsentiren. Die marinen Nematoden sind, so weit Verf. dieselben kennen lernte, grösstentheils von den Land- und Süsswasser- bewohnern generisch verschieden. Nur die Gen. Monhy- stera und Chromadora finden — allerdings mit Einschluss der Bastian’schen Trachyhodites und Theristus — unter ihnen eine Anzahl von Repräsentanten: M. elongata n. sp. (mit symmetrisch paarigen Geschlechtsorganen), M. velox Bast. (?), M. ambiguoides n. sp., M. socialis n.sp., M. ocellata n.sp., M. setosa n. sp. und Chr. germanica. Die sonst noch be- obachteten Formen gehören zu Comesoma profundi Bast., Linhomoeus hirsutus Bast., L. tenuicaudatus n. sp., L. mi- rabilis n. sp., Tripyla marina n. sp, Oxzystoma (n. gen.) elongatum n. sp., Anticoma limalis Bast., Anoplostom a (n. gen.) viviparum (= Symplocostonum viviparum Bast.), A. spinosum n. sp., Oncholaimus vulgaris Bast., O. viscosus Bast., ©. fuscus Bast., O. albidus Bast., Enoplus communis 8 114 526 Bast., En. labiatus n. sp., Thoracostoma globicaudatum (= Enoplus globicaudatus Schn., Leptosomatum figuratum Bast. ?) Th. Schneideri n. sp., Sphaerolaimus hirsutus n. sp., Spilo- phora inaequalis Bast. (?), Sp. setosa n. sp., Sp. costata Bast., Sp. robusta Bast., Sp. communis n. sp., Sp. oxycephala n. sp., Oyatholaimus dubiosus n. sp., Ü. prozimus n. SP. Odontophora (n. gen.) marina n. sp. (Ref. kennt eine dem Gen. Odontophora durch Zahnbildung nahe verwandte monophysterische Rabditisform.) An diese Arbeiten von Bütschli schliesst sich sodann noch eine Abhandlung von de Man an, Onderzoekingen over vrij in de aard levende Nematoden (Tydskr. der Ne- derl. dierkund. Vereenig. 1875. D. II. 119 Seiten, Taf. III —XIH), in der Verf. die von ihm in der Umgegend von Leyden und Middelburg aufgefundenen Formen beschreibt. Es sind deren nicht weniger als 50 verschiedene Arten, theils solche, die schon früher von Bastian und Bütschli untersucht wurden, theils auch — zur grössern Hälfte — neu. Ein besonderes Interesse unter denselben erregen die Arten aus brakischer Erde, die sich eng an gewisse marine Formen anschliessen, zum Theil sogar generisch mit letz- tern übereinstimmen und somit denn einen Fingerzeig über die Entstehung der gewöhnlichen Erd- und Süsswasserne- matoden abgeben, zumal auch unter diesen noch ein- zelne Formen gefunden werden (Spilophora geophila n., Chromadora Leuckarti n.), die durch ihre Verwandtschaft ganz unverkennbar auf einen marinen Ursprung hindeuten. Unser Verf. macht auch zum ersten Male den Versuch, die frei lebenden Nematoden, wenigstens die ihm genauer be- kannt gewordenen Arten nach dem Grade ihrer Verwandt- schaft in Familien zusammenzustellen. So bildet er aus der Gattung Ironus Bast, die Fam. der Ironiden und aus dem nahe verwandten Dorylaimus die der Dorylaimiden. Die neuen Gen. Tylopharynxz und Telencholaimus werden mit Telenchus Bast. und Aphelenchus Bast. zu einer Familie der Tylolaimiden vereinigt, die durch den Besitz dreier paralleler, am Ende geknöpfter Chitinstäbe im An- fangstheile des Pharynx sich auszeichnet, sonst aber, beson- ders in dem Bau des Darmes und der Geschlechtsorgane, mit ” 527 115 den vorher genannten Familien übereinstimmt. Eine andere, gleichfalls durch die Pharyngealbildung charakterisirte Fa- milie ist die der Odontosphäriden mit Teratocephalus n., Anguillula Ehrbg., Cephalobus Bast., Pleetus Bast., Rhab- ditis und Diplogaster. Spilophora Bast., Chromadora und Cyatholaimus erweisen sich gleichfalls nach der Pharyn- gealbildung als Glieder einer eigenen Familie, die Verf. als die der Ptychopharyngidae bezeichnet. Die Tripyliden umfassen ausser Tripyla Bast. wahrscheinlich auch noclı Lep- tolaimus de Man, die Monohysteriden ausser Monohystera Bast. noch Bastiania de Man, und die Odontopharyngiden die Genera Oncholaimus und Mononchus. Den Beschreibun- gen des Verf.’s können wir natürlich nur wenig mehr, als die Namen der neu aufgestellten Arten entnehmen. Es sind folgende: Ironus tenuicaudatus (das bis dahin unbekannte Männchen von Ironus ist ohne präanale Papillen und mit zwei accessorischen Spicularstücken versehen; die kleinen runden Körperchen am Anfangstheile des Pharynx, die Bastian in die Genusdiagnose aufgenommen hat, sind nicht immer vorhanden), Dorylaimus — ein Geschlecht, dessen Kopf- oder resp. Lippenbildung sehr grosse und weitgehende Verschiedenheiten zeigt — regius, D. robustus, D. elongatus, D. rhopalocercus, D. borborophilus, D. gracilis, D. similis, D. longicaudatus, D. brigdammensis, Tylopha- rynz (n. gen.) striata, Tylencholaimus (n. gen., dem auch Tylenchus mirabilis Bütschli zugehört) minimus, T. zeelandicus, beide an den Wurzeln von Gräsern, Tylenchus robustus, T. exiguus, T. elegans, Aphelenchus modestus, Cepha- lobus oxyuroides, CO. bursifer, Rhabditis Bütschlü, Rh. gra- cilicauda, Diplogaster coprophages, Spilophora geophila, Ohro- madora Leuckarti, Leptolaimus (n. gen.) papilliger, Bastiania (n. gen.) gracilis, Monohystera (?) tenax, M.(?) dolichura, Sphaerolaimus gracilis, Oncholaimus thalassophy- gas, Mononchus Bastiani, M. tridentatus. Die von unserm Verf. in Holland aufgefundenen bekannten Arten gehören dem Gen. Dorylaimus (4), Tylenchus (3), Teratocephalus (n. gen. 1 = Anguillula terrestris Btschl.), Cephalobus (1), Pleetus (6), Rhabditis (1), Cyatholaimus (1), Tripyla (1), Monohystera (1), Mononchus (1) an. Zur Charakteristik e 116 528 der neu aufgestellten Arten fügen wir noch Folgendes hinzu. Tylopharynx de Man. Im Anfangstheile des Pharynx drei _ mehr oder weniger gebogene, hinten mit einem Knopfe versehene Chitinstäbe. Zwei Bulbi wie bei Tylenchus. Haut geringelt. Ge- schlechtswerkzeuge zweigetheilt; Männchen ohne Bursa. Tylencholaimus de Man. stimmte durch den Bau des Oeso- phagus und die histologische Structur des Ovariums — Männchen wurden nicht beobachtet, auch nicht bei T. mirabilis B. — mit Dory- laimus, durch den Besitz eines Mundstachels und die Gestalt der Ge- schlechtsorgane aber mit Tylenchus überein. Oesophagus ohne Bulbi, jedoch mit verdickter Chitinröhre in der hintern Hälfte. Teratocephalus de Man (Anguillula spec. Bütschli). Mit schlankem Körper und deutlich geringelter Haut ohne Borsten, Kopf mit eigenthümlich entwickelten Papillen, die einen förmlichen Aufsatz bilden. Mundhöhle klein, Oesophagus mit einem zahntragen- den Bulbus. Geschlechtsorgane asymmetrisch, einfach. Spicula stark gebogen, ohne accessorisches Skeletstück und Schwanzpapillen. Schwanzdrüse fehlt. Leptolaimus de Man. Die geringelte Haut mit einzelnen Borsten und Seitenmembran. Mundhöhle (Pharynx de Man) lang und schlank, ohne Chitinbekleidung. Zwei Seitenorgane von runder Form, Kopf ohne Lippen und Papillen. Oesophagus mit einer schwachen Endanschwellung. Schwanzdrüse vorhanden, mit enger Ausführungs- röhre.. Zwei Spicula mit nur einem accessorischen Stücke. Eine Reihe präanaler Papillen, von denen die letzten röhrenförmig sind. Der zweigetheilte Uterus führt in Mitte des Leibes durch eine Vulva nach Aussen. (Mit Spira B. verwandt.) Bastiania de Man. Unterscheidet sich von Monohystera durch den Besitz einer medianen Reihe präanaler Papillen und den Mangel accessorischer Spicularstücke. Auch Villot findet unter den von ihm in Roscoff beob- achteten freien Nematoden, die übrigens meist in der Nähe anderer Thiere leben und diese auch gelegentlich besuchen sollen, eine Anzahl neuer Arten, die als Leptosomatum Rosco- vianum, L. magnum, L. minutum, Enoplus acutus, Phanoderma parvum, Anticoma tenuicaudata, A. obtusa, Spira Schneideri (lebt auf Terebellen), Chromadora cincta kurz ‚beschrieben werden. Eberth’s Enoplus eirrhatus wird zum Typus eines neuen Gen. Discophora erhoben, das sich durch den Besitz einer aus zwei seitlichen Scheiben bestehenden Mundbewaff- nung charakterisiren soll. Archiv. zool. T. IV. p. 453—466. 529 117 Vernet liefert den Nachweis, dass Dujardin und Perez (J. B. 1866. S. 95) unter dem Namen Rhabditis terricola zwei verschiedene Formen zusammengeworfen haben, von denen die eine (Pelodera teres Schn.) getrenn- ten, die andere aber hermaphroditischen Geschlechtes ist. Auf diese Weise erklären sich denn auch die Angaben von Perez über die Parthenogenese, die er bei einzelnen Exem- plaren von Rh. terricola beobachtet zu haben glaubte. Wie die übrigen hermaphroditischen Nematoden hat auch die Rh. terricola die Genital- und Schwanzbildung der Weib- chen, aber die Geschleehtsröhren produziren statt der Eier anfangs Samenkörperchen. Die Entwicklung der Embryonen geschieht meist im Innern der Tuben, doch kommen auch Fälle vor, in denen die Eier früher abgelegt werden. Ist die Zahl der Eier gering, dann kriechen die Embryonen nicht selten auch schon im Innern des mütterlichen Körpers aus. Es kommt sogar vor, dass sie bis zu ihrer Ge- schlechtsreife darin verweilen und die Eingeweide zerstören, wie ich das von der Rhabditis Ascaridis nigrovenosae be- schrieben habe. Eine zweite gleichfalls hermaphroditische Art beschreibt Verf. als Rh. Leuckarti. Quelques mots sur la reproduetion de deux especes hermaphrodites du genre Rhabditis, Archives Se. Biblioth. univers. Geneve 1872. Sept. 15 Seiten mit 1 Tafel Abbild. Die knotenartigen Wurzelanschwellungen einer aus- ländischen Staude (Dodarxia orientalis) fand Greeff mit Nematoden aller Entwicklungsstadien (vom Ei bis zu den geschlechtsreifen und trächtigen Thieren) angefüllt, die voll- kommen mit denen übereinstimmten, die früher schon mehr- fach, auch von unserm Verf., in Gallen an den Wurzel- fasern verschiedener Pflanzen (Poa, Triticum, Sedum u. s. w.) beobachtet worden. Sie sind mit einem stiletförmigen Bohr- stachel versehen, mit dem sie in die Wurzelfasern eindrin- gen, und gehören zu dem Gen. Anguillula Schn. Greeff bezeichnet dieselben als A. radieicola und liefert von ihnen eine nähere Beschreibung. Marburger Sitzungsber. 1872. S. 169—171. Aehnliche Beobachtungen macht Frauenfeld an Falearia Rivinii und Leontopodium alpinum, nur dass die 118 530 Gallen hier an den Blättern sitzen (Verhandlungen des zoolog.-botan. Vereins 1872. S. 396). Nachdem auch Löw (ebendas. 1874. 8. 17—24) und Thomas (Beiträge zur Kenntniss der Milbengallen, Hall. Ztschrift für die ges. Naturwiss. 1873. Bd. 42. S. 513) bei der Schaafgarbe der- artige Gallen aufgefunden haben, — Löw liefert zu den Nematoden dieser Gallen, die er 7ylenchus millefolii nennt, eine eingehende, auch in’s Englische übersetzte Beschrei- bung (Ann. nat. hist. T. XV. p. 342 ff.) — stellt Al.Brown die bisher bekannt gewordenen Beobachtungen über Ael- chengallen und Pflanzenäleben zusammen (Sitzungsber. der Ges. naturforschender Freunde zu Berlin, März 1875). Ausser den oben erwähnten Fällen finden dabei noch Anguillula triticl, A. phalaridis, A. agrostidis, A. dipsaci und A. radi- eicola eine kurze Berücksichtigung. (Ref. hat durch einen seiner Schüler, Mr. Harhington, auch in Ophioglossum eine hieher gehörige, aber keine Gallen erzeugende Art kennen gelernt.) Die Heterodera Schachtii die (Jahresber. 1871. S. 57) nach Bau und Lebensweise von den eben erwähnten Arten abweicht, wird von Schmidt jetzt auch an den Wurzeln des Kohls beobachtet (Ztschrft des Vereins für die Rüben- industrie im Zollverein 1872. S.67—75). Gleichzeitig wird auch die Kenntniss derselben und ihrer Lebensweise durch ein Paar Mittheilungen erweitert, namentlich durch den Nachweis einer Häutung bei den in ihren sog. Cysten einge- schlossenen Männehen. Diese Cysten wurden übrigens nieht bloss frei, sondern auch unter der Oberhaut der Rüben- wurzel aufgefunden. Kühn fügt diesen Angaben noch hin- zu, dass auch die Wurzeln des Hafers, der Gerste und des Waizens nicht selten von Heterodera angegriffen werden. Der Parasitismus hat eine dürftige Entwiekelung der Pflanze und eine mangelhafte Rispenbildung zur Folge. Selbst die Wurzeln des wilden Senfes werden von den Parasiten nicht verschont. Landwirthschaftl. Jahrbücher von Nathusius und Thiel 1874. Bd. Il. 8. 47. Was die Beziehungen der frei lebenden Nematoden zu den parasitischen Formen betrifft, so spricht sich Büt- sehli in einer eigenen, diesem Gegenstande gewidmeten 531 119 Abhandlung; (Bericht über die Senkenbergsche naturhisto- rische Gesellschaft 1871/72 S. 56—78) mit Recht gegen die Behauptung (von Bastian u. A.) aus, dass diese beiden Gruppen in biologischer und systematischer Hinsicht scharf auseinander zu halten seien. Der Uebergang zu den para- sitischen Formen wird durch die Rhabditiden vermittelt, die schon durch ihren Aufenthalt in putreseirenden thieri- schen sowohl, wie pflanzlichen Substanzen sich von den übrigen in Wasser oder Erde lebenden freien Nematoden entfernen und den parasitischen annähern, nicht selten auch dureh die Jugendzustände der letztern vollständig wieder- holt werden. Selbst im ausgebildeten Zustande besitzen manche Schmarotzer (besonders Oxyuris) mit ihnen eine unverkennbare Aehnlichkeit. Ercolani macht den Versuch, die bei Ascaris nigro- venosa vorkommende Heterogonie (Dimorphobiosis Ercol.) als eine unter den Schmarotzernematoden weit verbreitete Erscheinung nachzuweisen (Memor. Accad. di Bologna 1873. T.1I. 30 Seiten mit 2 Tafeln). Er glaubt sich namentlich davon überzeugt zu haben, dass die Embryonen der Asca- ris inflexa und A. vesieularis, die beide bekanntlich den Darm unserer Hühner bewohnen, im Kothe dieser Thiere zu Rhabditiden auswachsen, die nach den beigegebenen Ab- bildungen mit Rh. brevispina Cl. und Rh. filiformis Bütschli identisch sein dürften. Nach einem direeten Beweise für die Zusammengehörigkeit der beiderlei — freien und parasiti- schen — Formen sucht man freilich in der Darstellung des Verf.'s vergebens. Man ersieht aus ihr nur so viel, dass der die Eier der genannten Ascarisarten enthaltende Hühner- koth, nachdem er vorher getrocknet und in feuchte Erde gebracht oder frisch in trockene Erde übertragen war, schliesslich die eine oder andere jener Rhabditiden aufwies. Da die isolirten Eier nicht zur Entwicklung gebracht wer- den konnten, fehlt natürlich jede Garantie dafür, dass die aufgefundenen Rhabditiden den Ascariseiern entstamm- ten. Es ist das in Wirkliebkeit auch nicht der Fall, denn ich habe mich direet davon überzeugt, dass die Embryonen der genannten Ascariden, die in feuchter Umgebung binnen einigen Wochen zur Entwickelung kommen, weder Rhabdi- 120 532 tiden sind, noch selbstständig aus ihrer Schale ausschlüpfen. Bei den Versuchen Ereolani’s muss also ein Irrthum untergelaufen sein; offenbar ist derselbe durch fremde Ein- dringlinge, die unter den gebotenen Verhältnissen rasch sich vermehrten, getäuscht worden. Ich weiss aus eigner Erfahrung, wie schwer man sich bei der Cultur der Hel- mintheneier der Rhabditiden erwehren kann. In Folge der unter ihnen weit verbreiteten Eigenschaft, ohne Verlust des Lebens im Jugendzustande austrocknen zu können, sieht man diese Würmer fast überall auftreten, wo organische Substanzen in Zersetzung begriffen sind, und nicht selten sogar unter Umständen, die gegen eine Einschleppung weit grössere Sicherheit darbieten, als das in den Terrarien Ercolani’s voraussichtlich der Fall war. Unter solchen Umständen ist es denn auch durchaus nicht befremdend, wenn wir erfahren, dass die Fütterungsversuche, die Er- colani mit den Rhabditiden an Hühnern anstellte, ohne Erfolg blieben. Wie in den vorliegenden Fällen, verhält es sich sicherlich auch mit der gelegentlich noch immer wiederkehrenden Angabe, dass die Embryonen von Ascaris megalocephala eine Generation frei lebender kleiner Würmer hervorbrächten (Schubert). Ebenso wenig liegt bis jetzt ein Grund vor, die nematoiden Pflanzenparasiten mit den Spulwürmern unserer Hausthiere in eine genetische Bezie- hung zu setzen, obwohl Ercolani kein Bedenken trägt, die von ihm in dem Stengel kranker Hanfpflanzen vorge- fundenen Formen — die übrigens kaum echte Rhabditiden sein dürften — gleichfalls als Glieder eines „dimorpho- biotischen“ Generationseyelus in Anspruch zu nehmen. Unter den mancherlei von Ereolani beobachteten Rhabditisartigen Nematoden ist übrigens einer, der durch die Eigenthümlichkeit seines Vorkommens unsere Aufmerk- samkeit auf sich zieht. Derselbe lebt (l. e. p. 17) in dem Rüssel der Stubenfliege, aber nur solcher Exemplare, die auf dem Lande vorkommen, bei diesen jedoch oftmals in grosser Menge. Wir dürfen unter solehen Umständen wohl annehmen, dass die Schmarotzer bei der Nahrungsaufnahme — vielleicht aus dem Kothe — in den Rüssel einwandern. Das Vorkommen dieser Parasiten ist übrigens nicht auf 533 121 Italien beschränkt, wie daraus hervorgeht, dass mir schon vor mehreren Jahren das Vorkommen eines unreifen Ne- matoden „im Kopfe“ der Stubenfliege von einem jungen Zoologen aus Charkow gemeldet wurde. Inzwischen hat auch v. Linstow dieselbe Form aus dem Rüssel von Stomoxys beschrieben (Archiv für Naturgesch. 1875. Th. I. S. 195, Filaria stomoxeos n. sp.). Sie bewohnt frei die Muskulatur zwischen Stechrüssel und Scheide und wächst daselbst — Anfangs nur 0,27 Mm. — zu Larven von 2 Mm. aus. Das Schwanzende ist allmählich verjüngt und an der abgerundeten Spitze mit äusserst feinen, gedrängt stehen- den, rundlichen Knöpfehen oder Papillen besetzt, so dass man fast eine Beziehung zu Filaria oder Spiroptera ver- muthen könnte. Ob auch die von Leidy in Philadelphia gelegentlich zu mehrern im Rüssel der Hausfliege aufgefun- dene Filaria hieher gehört, ist zweifelhaft, da sie über 1°“ lang ist und der Fil. muscae Carter (J. B. 1861. S. 59) zugerechnet wird (Proceed. Acad. nat. sc. Philad. 1874. T. II. p. 140). In einer zweiten, dem fünften Bande der oben er- wähnten Memorie einverleibten — mir aber nicht zu Ge- sieht gekommenen — Abhandlung wird von Ereolani die Lehre von der „Dimorphobiose“ noch weiter ausgebildet. Es werden dabei Behauptungen ausgesprochen, die so ziem- lich Alles in Frage stellen, was wir bisher über die Ent- wieklungs- und Lebensgeschichte der freien und entoz00- tischen Nematoden erkannt zu haben uns berühmen durften. In naivster Weise werden dabei die unglaublichsten Dinge behauptet, auf oberflächliche Aehnlichkeiten hin die ge- wagtesten Zusammenstellungen vorgenommen — und dann wird zum Schlusse noch obendrein behauptet, dass die bis jetzt vorliegenden Angaben über frei lebende Nematoden vollständig werthlos seien! Von Villot erhielten wir eine „Monographie des dragonneaux* (Archiv. zoolog. exper. T. Il. p. 39—72. Pl. I u. IL, p. 181—238. Pl. VI—IX), die sowohl in ihrem descriptiv zoologischen Theile, wie auch in den Abschnitten über die Anatomie und besonders die Entwieklungsge- schichte manches Neue bringt und unsere Kenntnisse über 122 534 diese merkwürdigen Geschöpfe mehrfach fördert. Mit Ein- schluss von 15 neuen Arten, die nach Exemplaren des Pflanzengarten charakterisirt sind und den verschiedensten Gegenden entstammen (@. aeneus Venezuela, @. laevis Neu- Caledon., @. incertus Tasmanien, @. gracilis Teneriffa, @. Deshayesi Venezuela, @. subareolatus Frankreich, @. chi- nensis Peking, @. Blanchardi Ile de France, @. abbreviatus Ile Bourbon, @. reticulatus Californien, @. prismatieus Neu- Granada, @. trilobus Jersey, @. varıus Nord-Amerika, @. caledoniensis Neu-Caledonien, @. tuberculatus Neu-Holland) wird die Zahl der jetzt bekannten auf 33 angegeben, doch hat es den Anschein, als wenn manche der ältern, beson- ders der von Baird beschriebenen, nur unvollständig cha- rakterisirt sind. Grösse und Form und Farbe allein sind nicht ausreichend, eine Art zu begründen, besonders bei so einfach und gleichmässig gestalteten Würmern, wie die Gordien es sind. Um so wichtiger erscheint es übrigens, dass die Untersuchungen des Verf.’s uns in der Cutieula (die übrigens unpassender Weise als Epidermis und Derma bezeichnet wird) ein Gebilde kennen lehrten, das durch die Eigenthümlichkeiten seiner Skulptur die verschiedenen Arten in scharfer und augenfälliger Weise von einander unter- scheidet. Zellenartige Bildungen, Felder verschiedener Grösse und Gestalt, Scheiben, Bündel und selbst Zapfen geben der Diagnose auch noch bei Untersuchung des kleinsten Haut- fragmentes genügende Anhaltspunkte. Die Haare freilich, die man bei Chordodes beschrieben hat, sind parasitische Algen, die auch bei den einheimischen Arten — Verf. zählt neun Arten aus Europa, fünf aus Deutschland, worunter freilich eine zweifelhafte — gelegentlich gefunden werden. Die Angaben, welche Verf. über die Organisation der Gor- dien macht, lassen eine genaue und eingehende histologische Analyse vermissen, die den Verf., der (gegen Deutsche Forscher) eine scharfe Kritik übt, vor manchem Missgriffe bewahrt haben würde. Der Bauchstrang, der nur in Folge einer „confusion inexeusable“ (!) der Bauchlinie der Nema- toden verglichen sei, wird mit Meissner wieder als genuines Nervensystem beschrieben. Zu diesem centralen Apparate gesellt sich dann noch ein peripherischer Theil, der in 535 123 Form eines ganglionären Netzwerks zwischen Haut und Muskulatur gelegen sei und keineswegs als Subeuticular- schicht gedeutet werden dürfe. In der Auffassung des Darmapparates stimmt Verf. mit Grenacher überein. Ein Zellenkörper sei nur bei den Jugendformen vorhanden, denn bei dem Uebergange in den geschlechtsreifen Zustand verwandle sich derselbe mit seinen zelligen Elementen theils in die Eier und Samenkörperchen, theils in die umhüllen- den Wände der Geschlechtsdrüsen, die — mit der sg. pe- rienterischen Bindesubstanz Grenacher’s identisch — eine einfach bindegewebige Beschaffenheit besässen und den ganzen Leibesraum ausfüllten, auch in der Mittellinie, wo die beiderseitigen Drüsen aufeinander stossen, unter sich zu einer gemeinschaftlichen Masse verschmolzen seien. Ovi- ducte und Samenleiter erscheinen als einfache Fortsetzungen der Geschlechtsdrüsen, hinter denen sie nur durch ihren geringern Querschnitt zurückbleiben. Sie münden in die Cloake, die Nichts ist, als eine Erweiterung des Rectums, ihrer Function nach aber zugleich als Uterus, Samenblase und Ejaculationsapparat zu betrachten ist. Die Beobach- tungen über die Entwicklung der Gordien, die den Aus- gangspunkt der ganzen Untersuchungsreihe abgeben, sind von unserm Verf. ohne jede Kenntniss der frühern Litte- ratur, also völlig selbstständig, angestellt. Selbst die wich- tige Abhandlung von Meissner, die in dem verbreitetsten zoologischen Journale veröffentlicht wurde und ihrem haupt- sächlichen Inhalte nach in die deutschen und englischen Jahresberichte übergegangen ist, wurde dem Verf. erst bekannt, nachdem er die gewonnenen Resultate in den Comptes rendus der Pariser Akademie 1872. T. 75. p. 363 und 1539 und an andern Orten veröffentlicht hatte! (Zur Entschuldigung bemerkt Verf. p. 40: „en France les dragonneaux ont &t& peu etudies jusqwiei.... De leur mode de developpement on ne savait absolument rien ..... Quant aux travaux!publies a l’etranger, ils n’avaient jamais et& traduit ni analyses en francais; et leur titres, pour la plupart, ne figurent m&me pas dans des ouvrages generaux d’une grande erudition“. Solchen Thatsachen gegenüber — und dieselben stehen leider nicht isolirt! — sollte man SQ 124 536 allerdings fast fragen : wozu denn Jahresberichte überhaupt ge- schrieben werden?) Die Dotterklüftung, die bekanntlich eine vollständige ist, führt nach den Beobachtungen des Verf.’s zunächst zur Bildung einer zweischichtigen Zellenblase, deren Elemente aber nicht aus den Furchungskugeln, sondern aus „vesicules eytoblastiques“ bestehen sollen, d. h. den Kernen der Furchungskugeln, die von dem Keimbläschen abstammten und nach Resorption des umlagernden Dotters zu Zellen sich entwickelt hätten. Anfangs rundlich, nimmt der Keim allmählich eine längliche Form an, wobei sich das Eetoderm des einen Poles tief nach Innen ein- senkt. Was auf diese Art entsteht, ist aber nicht etwa der Darm, sondern der Kopf des Embryo, der das Ento- derm, aus welchem der Darm hervorgeht, durch sein Län- genwachsthum immer weiter in den hintern Theil des Embryonalkörpers zurückdrängt. Man erkennt auch ziem- lich bald die Bewaffnung dieses Kopfes, die übrigens com- plieirter ist, als man früher wusste, bei den verschiedenen Arten auch einige Abweichungen zeigt, aber nur im hervor- gestreckten Zustande deutlich erkannt wird. In dieser Lage erkennt man am Kopfe einen kurzen und dicken Basaltheil, dem ein längerer schlanker Rüssel aufsitzt. Beide sind mit Hakenapparaten versehen, der erstere mit drei Stachelkränzen, die je sechs Stilette enthalten und der Art gestellt sind, dass zwei am obern, einer aber am un- tern Ende des Basaltheiles aufsitzt. Die Waffen des Rüssels dagegen bestehen aus drei langen und kräftigen Chitin- stäben, die vorn eine retractile Spitze tragen und hinten in eine dreieckige Erweiterung auslaufen. An dem eylin- drischen Embryonalleibe erkennt man eine regelmässige Faltung, tast wie bei einem Bandwurme, und ein Schwanz- ende, welches bald einfach zugespitzt, bald auch abge- stumpft und mit 4 kurzen Fortsätzen versehen ist. Im Innern enthält der Wurm ausser einem deutlichen Darme mit Oesophagus und After noch einen ansehnlichen Drüsen- apparat, der aus acht traubig zusammenhängenden Zellen und einem eylindrischen Ausführungsgange besteht. Der letztere verläuft neben dem Oesophagus und öffnet sich an der Basis des Rüssels. Ausserdem enthält die Leibes- 537 125 höhle, besonders vorn und hinten, noch zahlreiche Zellen (Embryonalzellen, die bei dem Aufbau des Darmes und der Drüse keine Verwendung gefunden haben), dieselben, die später den sg. Zellenkörper liefern, dessen Umwandlung in die Geschlechtsproducte und Geschlechtsorgane wir oben schon hervorgehoben. Nach vollendeter Ausbildung werden diese Embryonen nun frei, um, wie wir bereits durch Meissner erfahren haben, eine Zeitlang im Wasser zu leben und schliesslich in Insektenlarven einzuwandern. Meissner sah dieselben bekanntlich in Ephemerenlarven ' eindringen, die er mit den jungen Embryonen in demselben Poeale hielt, allein Villot behauptet, dass das nur zufällig und nur in Folge künstlicher Haltung geschehen sei, da der natürliche Wirth der jungen Parasiten seinen Erfah- rungen zufolge die Chironomuslarve sei. Trotz der Ein- kapselung komme übrigens der Wurm in diesem seinem ersten Träger nicht zur völligen Ruhe, wie man daraus entnehmen könne, dass seine Cysten mit der Zeit sich röh- renförmig verlängerten. Es geschehe das erst in dem zweiten Wirthe, in einem Fische (Phoxinus laevis oder Cobitis barbatula), der den Parasiten mit der ihn beherbergenden Dipterenlarve verzehre und demselben dadurch Gelegenheit gebe, sich in seine Darmhaut einzubohren. Durch den Uebergang in den Ruhezustand werde der Wurm dann, wie Verf. sich ausdrückt, aus einer „chenille parasite“ eine „ehrysalide parasite“. Auch in diesem zweiten Wirthe geht die Entwicklung des Schmarotzers aber nicht weiter. Mag er selbst Monate lang darin verharren, er bleibt unverändert. Bei Beginn des Frühlings jedoch verlässt er seine Kapsel. Er tritt in den Darmkanal über und wird mit den Fäces nach Aussen gebracht, wo er dann im Schlamme allmählich in die, bekannte Gordiusform übergeht, indem die Falten des Körpers verstreichen, die Kopfbewaffnung abfällt und die Dimensionen sich beträchtlich vergrössern. Schon bei einer Länge von 4—5 Centimetres nimmt der Wurm die Färbung und Bewegung des ausgebildeten Thieres an. Verf. beschreibt auch die innern Veränderungen, welche diese Umwandlung begleiten. Die grössere Menge der- selben soll an die schon oben erwähnten Zellen der Leibes- 126 538 höhle, an den sg. Zellenkörper, anknüpfen, indem diese eben sowohl das Nervensystem, sogar das peripherische, und die Muskelfasern, wie den Genitalapparat lieferten. Der Darmkanal bleibt mit allen seinen Theilen und histo- logischen Elementen so lange bestehen, bis die zunehmende Entwicklung der Geschleehtsorgane denselben zur Verküm- merung bringt. Da der Verf. den jungen Gordius in den verschiedensten Stadien seines Wachsthums und seiner Entwicklung im Schlamme gefunden hat, kann man an der Richtigkeit seiner Darstellung natürlich nicht zweifeln. In- dessen muss es in hohem Grade auffallen, dass man den Gor- dius während seiner Entwicklung zu dem definitiven Wurme oftmals auch im Innern von Insekten, besonders räube- rischen Käfern und Heuschrecken, antrifft und selbst die Auswanderung aus diesen Thieren mehrfach beobachtet hat. Nicht dass die Würmer in diese Thiere gelangen, ist auffallend, denn sie alle sind gefrässige Geschöpfe, die — es gilt das auch von den Heuschrecken — keine Fleisch- kost verschmähen, wohl aber der Umstand, dass Thiere, die für gewöhnlich frei im Schlamme sich entwickeln, ge- legentlich auch als Parasiten aufwachsen. Nach der Mei- nung des Ref. dürfte sich dieses eigenthümliche Verhalten vielleicht durch einen Hinweis auf die Lebensgeschichte und den Parasitismus der Larve von Musca vomitoria oder Anthomyia erklären lassen. Es scheint demselben sogar nicht unmöglich, dass dieser Parasitismus die Regel und das freie Auswachsen in (humusreichem) Schlamme, das vom Verf. beobachtet wurde, die Ausnahme darstellt. Jeden- falls aber ist es ungerechtfertigt, wenn Verf. das Vorkom- men von jungen Gordien in der Leibeshöhle von Insekten geradezu als eine Verirrung bezeichnet und die Behauptung hinzufügt, dass derartige Exemplare*für die Erhaltung der Art verloren seien. Zum Schlusse noch die kurze Bemer- kung, dass Verf. die Gordien nicht bloss von den Mer- mithen, sondern auch den Nematoden ausschliesst und zu einer eignen Ordnung erheben möchte, die an die Spitze der Heiminthen zu stellen sei. Leidy erwähnt des Vorkommens grosser (bis 21/; Fuss 589 127 langer) Exemplare von Gordius laeustris Leidy aus Kansas und Montana. Proceed. Philad. Acad. 1871. p. 307. Bütschli entscheidet sich nach Untersuchungen an Gordius, Mermis, Triehocephalus und Pseudalius dahin, dass die Schneider’sche Gruppe der Holomyarier unhaltbar sei, da die dahin gerechneten Formen sämmtlich mit deutlichen (wie es scheint, aber kernlosen) Muskelzellen ausgestattet seien. Das perienterische Gewebe von Gordius, das Schnei- der als die Marksubstanz der Muskulatur auffasst, kann Verf. nur als das Homologon des auch sonst bei den Ne- matoden vielfach verbreiteten, wenn auch früher — bis auf die Untersuchungen des Ref. — allgemein übersehenen Bindegewebes halten. Die Hypodermis von Gordius hat abweichender Weise einen entschiedenen Zellenbau. Bei Mermis möchte Verf. das von Meissner beschriebene Cen- tralnervensystem (Schneider’s Bulbus oesophagi) auch wirklich als solches anerkennen. Ztschrft. für wissenschaftl. Zoologie Bd. XXIII. S. 402—408. Tab. XXI. („Giebt es Holomyarier ?*) Demselben Autor verdanken wir auch eine Darstel- lung von dem Bau des Nervensystemes von Ascaeis lum- brieoides und A. megalocephala, durch die im Wesent- lichen die bekannten Angaben von Schneider über dieses Gebilde bestätigt, hier und da auch berichtigt und erwei- tert werden. Was Verf. über die Anordnung und den Verlauf der peripherischen Fasern angiebt, entfernt sich übrigens mehrfach von der Beschreibung, die der Ref. in seinem Pa- rasitenwerke gegeben hat; die von Letzterm gesehenen und als solehe beschriebenen peripherischen Nervenfasern sind von denen des Verf. mehrfach verschieden. Sie werden als: elastische Fasern in Anspruch genommen, „die auch Verf. eine lange Zeit getäuscht hatten“. Uebrigens sind andrerseits auch die peripherischen Nervenfasern (der Me- dianstränge) dem Ref. keineswegs unbekannt geblieben. Nach der Darstellung des Verf.’s enthält der Apparat der Seitenlinien, von der Schwanzgegend (besonders des Männ- chens) abgesehen, überhaupt keine Nervenfasern, während solche sich in den Medianlinien durch den ganzen Leib hindurch verfolgen lassen. Die Schwanzgegend besitzt auch, 128 540 sowohl in der Medianlinie, wie in den Seitenlinien, be- sondere Ganglien, die sonst nur — abgesehen von einzelnen isolirten Zellen der Bauchlinie — auf das Kopfende be- schränkt sind. Hier findet man sie zunächst und vorzugs- weise in und neben dem Schlundringe, besonders in der Medianlinie, wo dieselben schon früher bekannt waren. Ausser diesen evidenten Ganglienzellen glaubt Verf. aber auch gewisse im Umkreis des Oesophagus und dicht unter der Cutieula der Kopfspitze gelegene Zellen als Ganglien- zellen betrachten zu sollen, Gebilde, die namentlich bei den frei lebenden Nematoden eine ansehnliche Entwicklung erreichen. Einzelne Beobachtungen machen es dem Verf. auch wahrscheinlich, dass sich die peripherischen Fasern aus der Längsrichtung abbiegend direet mit den Muskel- fortsätzen vereinigen, wesshalb er denn auch geneigt ist, diese letzteren, obwohl dieselben nach ihrer allgemeinen Beschaffenheit und ihrem Verhalten zu den Medianlinien für Theile der Längsmuskelzellen zu halten sind, als eigen- thümliche Leitungsapparate für die nervöse Reizung zu be- trachten. Die Papillen werden je nur von einer Nervenfaser versorgt, die an der Basis derselben zu einem Kolben anschwillt; ja es hat sogar den Anschein, als wenn es die Endspitze dieses Kolbens sei, welche, nur von einer dünnen Cutieula bedeckt, die Papille bilde. Die sonst in der Subeuticula gewöhnlich paarweise verlaufenden Nerven- fasern scheinen dazu bestimmt zu sein, die Rücken- und Bauchstränge unter sich in Verbindung zu setzen. Die gelegentlich vom Verf. über den Muskelapparat (besonders die Schwanzmuskeln), die Seitengefässe und die Bindesub- stanz gemachten Angaben übergehen wir; wir heben nur die Thatsache hervor, dass der Oesophagus ausser den Radiärfasern in einer der Oberfläche concentrischen Lage auch Längsfasern enthält. „Beiträge zur Kenntniss des Nervensystemes der Nematoden“, Archiv für mikroskop. Anatomie Bd. X, S. 74—100. Taf. VI u. VI. Von Villot werden übrigens die Angaben Bütschli’s über das Verhalten des peripherischen Nervensystemes der Nematoden als irrthümlich in Zweifel gezogen. Nach seinen Beobachtungen (an marinen Nematoden) soll letzteres näm- 541 | 129 lich in Wirklichkeit durch das schon früher von ihm bei Gordius ‚beschriebene subeutieulare Fasernetz repräsentirt sein, das mit dem centralen Apparate durch einen Plexus verbunden werde, der die Muskelschicht durchsetze und den Bauchstrang an die Subeutieula anhefte. Das Netz- werk enthalte zahlreiche Ganglienzellen, die u. a. auch die Tastborsten mit ihren Ausläufern zu versorgen hätten. Sur le systöme nerveux peripherique des Nematoides marines, Cpt. rend. 1875. T. 80. p. 400—402 oder (übersetzt) Ann. and Mag. nat. hist. T. XV. p. 235. Lowne’s Abhandlung über die Anatomie von Asearis lumbricoides (monthly mierose. Journ. 1871. T. V. p. 55 —64. Pl. 75 u. 76) ist fast ohne Kenntniss alles dessen geschrieben, was besonders durch deutsche Beobachter in dem letzten Decennium auf diesem Gebiete geforscht und entdeckt ist. Unter solchen Umständen ist denn der Verf. einer ganzen Reihe von Irrthümern anheimgefallen. So wurden die Muskelblasen u. a. als Theile eines Wasser- gefässsystemes beschrieben, dessen Hauptstämme der Länge nach im Körper verlaufen und aus einem ösophagealen Ringgefäss hervorkommen sollen, wie bei den Eehinodermen. Die exceretorischen Kanäle, deren Porus geläugnet wird, sollen das Rudiment eines Blutsystemes darstellen, während die Längslinien als Nervenstämme fungirten u. s. w. Bütschli veröffentlicht (Archiv für Naturgesch.' 1872. Th. 1. 5. 241—246) „einige Beobachtungen über den Dis- pharagus dentatus Duj., des Leueiscus erythrophthalmus“, besonders dessen Oesophagus, Nervensystem und Ge- schlechtsorgane. Melnikoff.berichtet (in ‚den Protoeollen der Natur- forsch. Gesellsch. zu Kasan 1871--72) über den Bau des merkwürdigen Cystoopsis aceipenseri und berichtigt dabei in mehrfacher Beziehung die bis jetzt allein darüber vor- liegenden Angaben von N. Wagner (J. B. 1867. $. 101). So wird u. a. nachgewiesen, dass die bekanntlich stets paarweise lebenden Würmer nicht in eigne Kapseln ein- geschlossen sind, sondern nur durch eine lockere Binde- gewebsmasse umhüllt werden. Weiter beschreibt Verf. die männlichen Geschlechtsorgane und den Darmkanal des 9 130 542 Weibchens, um schliesslich seine Ansicht von den Ver- wandtschaftsverhältnissen dieser sonderbaren Würmer dahin zu formuliren, dass dieselben zunächst auf die Familie der Trichotracheliden hinwiesen (? Ref.). Bütschli bestätigt die Beobachtung, dass das Männ- chen von Trichosomum crassicauda als Parasit den Uterus des Weibehens bewohne, und liefert eine Darstellung vom Bau desselben, die vollständig mit den Untersuchungen des Ref. übereinstimmt. Archiv für Naturgesch. 1872. Th. I. S.236—241. Tab. VIII. (Ueber das Männchen von Tricho- somum crassicauda.) Auch Linstow veröffentlicht „Beobachtungen an Tri- chodes — Trichosoma — erassicauda* (ebendas. 1874. Th. 1. S. 271—286. Tab. VIII), die genau zu den gleichen Re- sultaten geführt haben, obwohl dem Verf. die eben er- wähnten Untersuchungen Bütschli’s unbekannt geblieben sind. Unsere Kenntnisse über diesen merkwürdigen Wurm werden überdiess durch den Nachweis erweitert, dass die jungen, noch unentwickelten Exemplare beider Geschlech- ter das Nierenbeeken und die Harnleiter ihrer Wirthe bewohnen, in der Regel auch hier schon die Copula voll- ziehen, indem die Männchen in den Eileiter des Weib- chens hineinkriechen, zu einer Zeit bereits, in welcher die letztern noch nicht die doppelte Grösse der Männchen be- sitzen. Das Auswachsen geschieht erst nach der Ueber- wanderung in die Harnblase. Die von Schmidt neben Tr. erassicauda in der Harnblase der Ratte aufgefundenen männlichen Trichosomen, die man bis auf die Untersuchun- gen des Ref. für Tr. erassicauda J’ hielt und auch später noch gelegentlich gegen die Deutung der in dem Eileiter lebenden Zwergmännchen geltend zu machen versucht hat, gehören nach unserm Verf. (der dieselben in Original- exemplaren untersuchen konnte) zu einer andern bis jetzt im weiblichen Geschlechte noch unbekannten Art (Tr. Schmidtii n.). Sie sind nicht bloss viel grösser, als Tr. erassicauda 2, obwohl doch sonst die männlichen Tricho- somen ausnahmlos kleiner sind, als die Weibchen, sondern besitzen auch eine eigenthümlich geringelte Cutieula — anderer Unterschiede zu geschweigen. Wegen der im Männ- 548 131 chen fehlenden Begattungsorgane glaubt übrigens Verf. aus Trichosoma erassicauda ein eignes Gen. Trichodes bilden zu müssen mit der Diagnose: Seitenfelder und Hauptme- dianlinien (bei dem Männchen nicht zu erkennen), ohne Spieulum und Bursa, zur Copula kriecht das Männchen in den Eileiter des Weibchens. Die neue Gattung wäre zwischen Trichina und Trichosoma zu stellen. Die Untersuchung der Furchungserscheinungen an den Eiern von Ascaris nigrovenosa und Strongylus aurieularis bringt Auerbach (organologische Studien Breslau 1874. 1I. S. 187—261) zu der Ueberzeugung, dass diese Vor- gänge weit complieirter sind, als man nach den frühern Darstellungen anzunehmen geneigt war. So entsteht nach dem Verschwinden des Keimbläschens nicht etwa gleich der Kern der spätern ersten Furchungskugel; es gehen der Bildung desselben vielmehr zahlreiche andere Veränderun- gen voraus, die im Wesentlichen sich auf die Verschmel- zung zweier ursprünglich weit getrennter heller Ballen redueiren, welehe von den Enden des Eies allmählich in das Centrum rücken und hier auf einander stossen, auch erst allmählich eine mehr feste Beschaffenheit annehmen. Ein Mal gebildet, geht dieser Kern nun aber nicht etwa eine Theilung ein, die dann die Dotterklüftung einleitet, er unterliegt vielmehr nach eigenthümlichen Veränderungen (strahliger Anordnung der Dottermolecüle um die kolbig angeschwollenen Enden des vorher in die Länge gestreckten und verblassten Kernes, der Bildung der sg. karyolytischen Figur) einer Auflösung, in Folge deren sich der Kernsaft mit dem Dotter mischt, um sich schliesslich wieder in zwei Tropfen anzusammeln, die dann ihrerseits erst bei der Zweitheilung als Klüftungscentra fungiren. Dieselben Veränderungen wiederholen sich bei den spätern Theilungen, bis sie sich wegen der allmählich immer mehr abnehmenden Grösse der Beobachtung entziehen. Statt sich einfach zu theilen, gehen also die Kerne bei jeder Theilung zu Grunde, um unter eigenthümlichen Lagenveränderungen der Dotter- molecüle in den Dotterballen von Neuem zu entstehen. Aehnliche, wenn auch vielleicht weniger vollständige und abgerundete Beobachtungen sind übrigens schon vor 132 544 “ Auerbach veröffentlicht, zum Theil auch an Thieren der- selben Gruppe angestellt. Es gilt das namentlich — wenn wir von Foll, der diese Vorgänge bei Geryonia verfolgte und ihre weite Verbreitung auch unter den Mollusken her- vorhebt, so wie von Schneider, der bei Monostomum Ehren- bergi hieher gehörige Bilder beschrieb — von Bütschli, der in den schon früher von uns angezogenen Beiträgen zur Kenntniss der frei lebenden Nematoden (S. 101) die Furchungserscheinungen an den Eiern der, hermaphrodi- tischen Rhabditis dolichusa zum Gegenstande einer ein- gehenden Darstellung gemacht hat. Die Deutung dieser Erscheinungen ist bei Bütschli freilich insofern abwei- chend, als dieser keine Auflösung der alten Kerne; und keine Neubildung statuirt, sondern die neuen Kerne direct aus den Endknöpfen des spindelförmig ausgezogenen alten Kernes hervorgehen lässt. Allerdings wird der alte Kern dieht vor der, Theilung sehr undeutlich — ein Umstand, den Verf. mit einer um diese Zeit sehr auffallenden Be- weglichkeit desselben in Zusammenhang bringt —, und das mag denn auch wohl Auerbach zu seiner. Annahme: Ver- anlassung gegeben haben. Auch der Dotter verhält, sich übrigens bei diesen Veränderungen keineswegs passiv, son- dern ist fast immerfort in einer lebhaften Verschiebung. In einer spätern Mittheilung kommt Bütschli noch- mals auf diese Verhältnisse zu sprechen, die er inzwischen auch bei andern Nematoden (und Schnecken) ‚specieller untersucht hat. Er zeigt hier, dass der Kern der ersten Furchungskugel nicht immer aus zweien, sondern gelegent- lich auch (bei Cucullanus selbst noch in den späteren Ge- nerationen) aus mehreren Kernehen zusammenfliesst, die aber stets der Rindenschicht des Dotters entstammen, und wahrscheinlich aus der frühern Keimbläschenmaterie sich bilden, welche sich nach der Befruchtung theils dem Dotter beigemischt, theils auch unter der Form der sg. Richtungs- bläschen aus demselben abgesondert hat. Bei Cucullanus sah Verf. den Kern überdiess vor der Theilung in einen spindelförmigen Körper sich verwandeln, der eine deutliche Längsfaserung zeigte und bei der Theilung Veränderungen einging, wie sie bei der Thheilung einer sg. Infusoriensamen- : 153 kapsel eintreten. Die Befruchtung der Eier wird, wie wir bei dieser Gelegenheit erfahren, dureh eine Verschmelzung des Samenkörperehens mit dem um diese Zeit noch hüllen- losen Dotter vermittelt, die bald zu einem frühzeitigen Schwunde hinführt (Cephalobus rigidus), bald auch die Samenkörperehenmasse noch eine längere Zeit in den ober- fläehliehen Schichten des Dotters erkennen lässt (Cueulla- nus). „Vorläufige Mittheilungen über Untersuchungen, be- treffend die ersten Entwieklungsvorgänge im befruchteten Ei von Nematoden und Schneeken“ in der Ztschrft. für wissenschaftl. Zoologie Bd. XXV. 5. 201—213. Radkewitsch veröffentlicht in den Arbeiten der Ge- sellseh. der Freunde der Naturwissensch. zu Charkow 1871. Bd. III Beiträge „zur Entwieklungsgesch. der Nematoden‘“, nach Untersuchungen, die er an den Oxyuren der Blatta orientalis angestellt hat. (Ein eingehendes Referat über diese — russisch geschriebene — Abhandlung in den Jah- resber. über die Fortschritte der Anat. und Physiolog. von Hofmann und Schwalbe Bd. I. S. 289.) Die Embryonalentwieklung von Cucullanus zeigt nach Bütschli’s Beobachtungen mancherlei Eigenthümlichkeiten, die übrigens, wenngleich weniger ausgesprochen, auch sonst wohl bei den Würmern — z. B. Lumbrieus — sich vor- finden. Der durchfurehte Dotter bildet sich bei demselben nämlich zunächst in eine niedrige Scheibe um, die aus zwei ungleich gruppirten Zellenschichten besteht, durch stärkeres Wachsthum der einen Fläche dann glockenförmig sich zusammenkrümmt und schliesslich in einen eylin- drischen doppeltschichtigen Embryo auswächst. Die Ein- krümmungsöffnung persistirt als Mund. Die beiden Schich- ten entsprechen dem Eetoderm und Entoderm; der Embryo ist also eine Gastrula im Häck el’schen Sinne. Das Meso- derm nimmt vom Mundrande aus seinen Ursprung -und wächst'von da immer weiter nach hinten. Zur Entwick- lungsgeschichte des Cueullanus elegans, Ztschrft. für wissen- schaftl. Zoologie Bd. XXVI. S. 103—111. Tab. V. Die Beobachtungen, welche Hering über das Vor- kommen der Ascaris mystax bei jungen Hunden angestellt hat, die zuvor mit frischen, direet aus dem Uterus ent- 134 546 nommenen Eiern derselben Wurmart gefüttert waren, haben begreiflicher Weise keinerlei irgendwie berechtigte Auf- schlüsse über die ersten Schicksale dieses Parasiten ge- geben. Sie beweisen nur so viel, dass der betreffende Spulwurm ausserordentlich häufig ist, schon in früher Ju- gend einwandert und in wenigen Wochen zur vollen Ent- wieklung kommt — keineswegs aber die Behauptung, dass die Ansteckung durch direete Uebertragung der Eier ge- schähe, und noch dazu solcher, die noch nicht ein Mal einen Embryo enthalten. Ein Hund von 12 Tagen zeigte bei der Section schon Ascariden von 10. Am 14. Tage maassen die grössesten Spulwürmer 17, am 21. bereits 30—40°' und am 25. sogar 50°. Die ersten Eier kamen bei Exemplaren ven 18—29‘“ zur Beobachtung, während die Spieula schon bei männlichen Würmern derselben Grösse zu erkennen waren. Würtemberg. naturwiss. Jahres- hefte 1873. S. 305—337. Naeh Unterberger soll (Oesterr. Vierteljahrsschrft. f. Thierkeilkunde 1868. Bd. 30. S. 38) die Einwanderung der Ascaris maculesa der Tauben ohne Zwischenwirth er- folgen. Derselbe fütterte Tauben, die durch Untersuchung der Fäces als parasitenfrei erkannt waren, mit eierhal- tigen Fäces und sah 17 Tage später Eier von denselben abgehen. Mit den aus den Eileitern entnommenen Eiern war keine Uebertragung möglich. v. Linstow handelt (Archiv für Naturgeschichte 1872. Th. I. S. 148—155. Taf. VI) „über Ascaris cristata“ aus dem Hechte, hebt die Unterschiede hervor, welche die neue Art von den nahe verwandten Asc. acus und A. mucronata trennen, und macht über den innern Bau eine Reihe von Mittheilungen. Die Eier entwickelten sich schon nach vier Tagen zu einer Larve, die Verf. auf einem weitern Ent- wicklungsstadium in Kapseln der äussern Darmwand von Abramis brama wieder aufgefunden zu haben glaubt. Die Leber von Cobitis barbatula enthält (Petersburg) gewöhnlich einige rundliche Bälge von etwa 1 Mm., die je ein oder mehrere (bis fünf) Exemplare der sonst nur im Darme des Kaulbarsches beobachteten Ascaris dentata in sich einschliessen. Die grössesten Exemplare maassen 547 135 5 Mm. und waren vollkommen entwickelt, sonderbarer Weise aber sämmtlich weiblichen Geschlechtes. Grimm, Nachrichten von der Göttinger Gesellsch. der Wissensch. 1872. 8. 248. Claus erwähnt auf der Leipziger Naturforscher-Ver- sammlung (Tageblatt 1872. 8.138) einer von ihm in der Triton- lunge aufgefundenen höchst eigentbümlichen Oxyurislarve, deren erwachsener Zustand in grossen Schwimmkäfern ver- muthet wird. (Oxyuris spirotheca? Vergl. J. B. 1856. 5. 185.) Sehon in frühester Zeit kann man bei denselben an der Ge- stalt der Genitalanlagen das spätere Geschlecht erkennen. Die von Wucherer und mir (J. B. 1869. S. 86) im Harne der Brasilianischen Hämaturiker beobachteten Spul- wurmembryonen werden auch von Lewis in Caleutta (rep. mieroseop. eharact. of choleraie dejeeta, Caleutta 1870) und von Örevaux (de !’hematurie chyleuse ou graiss. des pays chauds Paris 1872) bei einem Creolen aus Guadeloupe unter gleichen Verhältnissen aufgefunden. Ebenso, wie wir später sehen werden, von Sonsino in Aegypten (ricerche intorno alla Bilbarzia e nota intorno ad un nematoideo trovato nel sangue umano, Reneord. R. Accad. delle se. fis. e matem. Napoli 1874 Juni). Alle drei bringen — obwohl sie bis auf Crevaux, der die Beobachtungen Wucherer’s kannte, von einander unabhängig waren — das Vorkommen der Würmehen mit der tropischen Hämaturie in einen ätiologischen Zusammenhang. Mit welchem Rechte das ge- schah, wird durch die weitere Entdeckung zunächst von Lewis bewiesen, der zufolge (on a haematozoon inhabit. human blood, Caleutta 1872, zweite — mehrfach ver- mehrte — Aufl. 1874; the pathol. signif. of nematode hae- matozoa, Caleutta 1874) diese Würmehen nicht bloss im Harne der Kranken, sondern auch im Blute derselben vor- kommen, und zwar so häufig, dass ein einziger Tropfen, mag er dem Finger, dem Ohre oder einer andern Körper- stelle entnommen sein, deren gelegentlich ein Dutzend ent- hält. Das Auftreten im Harne ist erst die Folge einer Auswanderung, die durch die Nieren hindurch geschieht, gelegentlich aber auch, wie Verf. in der zweiten Auflage seiner Schrift hinzufügt, in der Serotalgegend stattfindet, 136 548 die dann: mit Blut und Serum infiltrirt und selbst elephan- tiasisartig entartet ist. ‘Eine dünnhäutige Scheide, die den Leib des Würmehens überzieht, ist sonder Zweifel als abgestreifte Embryonalhülle zu deuten. Auch Lewis neigt dieser Annahme zu, wenigstens in seinen spätern Abhand- lungen, während er Anfangs in der Meinung, dass der Wurm ein ausgebildetes Thier sei (Filaria sanguinis ho- minis), darin eine specifische Ausstattung desselben sehen wollte. Ueber das Herkommen des Wurmes herrscht leider noch völliges Dunkel, das selbst durch die von Lewis angestellten zwei Seetionen nicht gelichtet ist. Mit diesen Angaben stimmen auch die Beobachtungen Sonsino’s, die, wie hier nochmals wiederholt sein mag, vollkommen selbstständig und ohne Kenntniss der Ent- deekung des Dr. Lewis angestellt sind. Zuerst beobach- tete Sonsino den Wurm im Harne eines an Distomum haematobium leidenden Kranken, später aber fand er den- selben auch im Blute. (In dem letzten Hefte meines Para- sitenwerkes habe ich irrthümlicher Weise die Angabe ge- macht, dass Sonsino — nicht Sosino, wie dort gedruckt ist — den betreffenden Wurm nur im Harne gefunden habe.) Form und Grösse zeigen kaum einen Unterschied von dem Indischen Blutwurme, doch wird die Scheide nicht erwähnt, die auch von Wucherer und mir nie gesehen ist. Ueber die Natur des Parasiten ist Sonsino nicht ganz sicher. Er erkennt ihn wohl als einen Embryo, denkt aber an die Möglichkeit, dass derselbe in den Entwick- lungskreis des Strongylus duodenalis gehöre, obwohl solches nach den von mir über letztern gegebenen Aufschlüssen (J. B.: 1859. 8. 81) von vorm herein als unrichtig sich erweist. Es ist in Indien übrigens nicht bloss der Mensch, der nematoide Blutwürmer beherbergt, sondern auch der Strassenhund, und dieser sogar noch weit häufiger, so dass fast jedes dritte Thier daran leidet. Bis auf die geringere Grösse und den Mangel einer locker anhängenden Embryo- nalhaut sind auch beiderlei Würmer einander vollkommen ähnlich. Man darf also annehmen, dass sie von nahe ver- wandten Arten abstammen. Ueber das Mutterthier der 549 137 Hundeblutwürmer ist aber kaum ein Zweifel möglich. Bei den damit behafteten Thieren fand Lewis nämlich sehr regelmässig an der Aorta und dem Oesophagus eine meist srössere Anzahl von Anschwellungen mit Filaria sanguino- lenta im Innern. Die kleinern Anschwellungen enthielten ein einziges jüngeres Exemplar, bisweilen noch mit den Attributen (Mundbildung und Schwanzende) der Larve, wie diese von den Larven der nahe verwandten Spiropteren bekannt sind. Im Innern der Anschwellungen geht dann die Häutung, das Wachsthum und die Geschlechtsentwick- lung vor sich. Später wandern die Parasiten, wenigstens zum Theil, aus den Knoten aus, um in andere wieder ein- zudringen und in diesen dann in grösserer Menge sich zusammenzufinden. Die Knoten wachsen und enthalten schliesslich auch zahlreiche Eier auf allen Stadien der Entwieklung. Freie Embryonen konnte der Verf. übrigens .nur im Blute auffinden, wesshalb denn auch der direete Beweis dafür, dass die Blutwürmer des Hundes wirklich von Filar. sanguinolenta abstammen, noch nicht mit aller Sehärfe erbracht ist. The patholog. signif. of nematode haematozoa. Caleutta 1874. Ueber den gleichen Gegenstand handelt Lewis auch im Quarterly Journ. microscop. se. 1855. p. 268—277. Tab. XIH. Anders verhält es sich in dieser Beziehung bekannt- lich mit der Filaria immitis, die gleichfalls im östlichen Asien ausserordentlich häufig bei den Hunden angetroffen wird, aber nicht den Bindegewebsüberzug des Oesophagus oder der Aorta, sondern den rechten Ventrikel selbst .be- wohnt und die zahllosen, bereits im Ovarium ausschlüpfen- den Embryonen direct in das Blut übertreten lässt, mit dem sie dann gleichfalls massenhaft im Körper eireuliren. Welch, der Gelegenheit hatte, diese Filaria (allerdings nur in Spiritusexemplaren) zu untersuchen, hat über den Bau derselben eine ziemlich eingehende Abhandlung ver- öffentlicht (monthly mieroscop. Journ. T. 1873. p. 157—170. Pl. XXXI a deseription of the thread-worm, Filaria im- mitis, occasionally infesting the vaseular system of dog, and remarks on the same relative to Haematozoa in ge- 138 550 neral and the Filaria in the human blood). Indem wir für die Einzelnheiten sonst auf das Original verweisen, bemerken wir nur, dass Verf. die Existenz eines Afters in Abrede stellt und die Schwanzpapillen des Männchens für Samenblasen hält, deren Innenraum mit dem Ductus eja- eulatorius in directem Zusammenhange stehe. Die Behaup- tung, dass Ref. die Abstammung der Blutwürmer von den herzbewohnenden Filarien in Abrede gestellt habe, beruht auf einem Missverständniss. Die Angabe des Ref. ging vielmehr dahin, dass die Embryonen nicht direet wieder in ihren Trägern sich zu geschlechtsreifen Thieren ent- wickelten — und dieser Ansicht ist derselbe noch heute, nach den Mittheilungen von Lewis über das intercurri- rende Larvenstadium sogar noch entschiedener, als früher. Wenn Welch eine andere Meinung vertritt, dann zeigt er nur, dass er über die Entwieklungsgeschichte und die Wanderungen der verwandten Formen nur unvollständig orientirt ist. Nachträglich (l. e. T. XII. p. 224) nimmt Verf. übri- gens seine Angabe, dass der After bei Fil. immitis fehle, selbst zurück. Ebenso corrigirt er dabei seine ursprüng- liche Darstellung von dem Verhalten der aus der gemein- schaftliehen Scheide hervorkommenden zwei Uteri. Die Angaben von Ercolani über Fil. immitis (Ren- cord. Accad. del Inst. di Bologna 1874—75) sind mir nicht zu Gesicht gekommen. Schon im Jahresber. für 1866 (S. 108) ist von uns bemerkt worden, dass Gerstaecker die als Triehinen beschriebenen eingekapselten Nematoden aus der Darm- wand der Ratte als Pseudotrichinen erkannt habe. Ba- kody, der jenen Missgriff begangen, liefert jetzt eine nähere Beschreibung dieser Formen, die er (in Ungarn) auch an der Darmwand der Hühner massenhaft beobachtete. Obwohl der Wurm in der Uebersehrift des Aufsatzes (Zeit- schrift für wissensch. Zool. Bd. XXU. 8. 422—427. Tab. XXXIV, „über das combinirte — womit? Ref. — Vorkommen der Triehina spiralis im Verdauungskanale der Hihner“) nach wie vor als Trichina spiralis bezeichnet wird, giebt Verf. im Texte doch die Verschiedenheit von der echten 551 139 Triehine zu. Ueber die Natur- und Entwicklungsgeschichte der Parasiten ist er freilich im Unklaren. Er hat über- sehen, dass ich darin schon vor längerer Zeit eine Spiro- pterenlarve erkannt habe, eine Form übrigens, die ausser- ordentlich verbreitet ist und u. a. von mir auch mehrfach in der Peritonealbekleidung von Coluber natrix aufge- funden wurde. Auch Filaria grwis n. (Linstow, Archiv für Natur- gesch. 1875. I. S. 197), die eingekapselt in der Leber von Ciconia alba und der Darmwand von Grus einerea vorkommt, dürfte nach Grösse (2 Mm.) und Bildung des Schwanzendes zu diesen Formen gehören. Dr. John O’Neill beschreibt eine mikroscopische Filaria als die Ursache einer unter den Negern der West- küste Afrikas endemischen Hautkrankheit, die manche Aehnlichkeit mit der Krätze haben soll. Lancet 1875. 20. Febr. Auch Ref. hat auf der Haut eines anscheinend krätzkranken Fuchses ein Mal eine grosse Menge unreifer junger Nematoden, die augenscheinlicher Weise zu Rhab- ditis gehörten, angetroffen. Die schon im letzten Berichte angezogene Beobachtung von Semmer ($. 58) macht uns mit einem ähnlichen Vorkommnisse bekannt. Cobbold findet in dem Urine eines Hämaturikers, der in Port Natal erkrankt war, und gleichzeitig an Di- stomum haematobium litt, einen kleinen Rundwurm, der sich von Filaria sanguinis nicht bloss durch unbedeutende Grösse — er misst nur den fünften Theil derselben —, sondern auch dadurch unterscheidet, dass er noch von seiner Ei- schale umgeben, in manchen Fällen auch erst unvollstän- dig entwickelt ist (British med. journ. 1872. N. 604, Ve- terinarian 1873. p. 653). Der Verf. glaubt darin denselben Wurm wiederzuerkennen, der von Salisbury unter ähn- lichen Verhältnissen in Amerika beobachtet und (in Hay’s amer. journ. 1868. Vol. IV. p. 376) als Triehina eystica beschrieben ist. In Geodesmus terrestris lebt nach de Man (Tijdschr. nederl. dierkund.#Vereenig. D. II. Afd.4) ein stilettragender kleiner Rundwurm, derselbe wahrscheinlich, der von mir und Mecznikoff auch bei Planaria lactea beobachtet ist. 140 552 de Man zieht denselben, wie Mecznikoft, zu Myoryetes — meiner Meinung nach (J. B. 1866. S. 99) mit Unrecht. In der äussern Schicht des Mitteldarmes von Aphro- dite aculeata fand Selenka eine Anzahl eingekapselter Nematoden. Niederl. Arch. für Zool. Bd. I. S. 38. Fr. Müller giebt an, dass ein bei Desterro unendlich häufiger kleiner Einsiedlerkrebs, der seine Wohnung meist in der Schale eines Cerithiums anfschlägt, in mehr'als der Hälfte der Exemplare von einem verhältnissmässig riesigen Fadenwurme bewohnt werde, dessen Windungen durch die Wand des von ihm ausgedehnten Hinterleibes hindurch- schimmern. Jen. Ztschrit für Naturwiss. 1872. Bd. VI. 8. 57. (Aehnliche Beobachtungen sind übrigens schon von anderer Seite gemacht worden. Vergl. J. B. 1866. S. 99. Bei einer aus 275 Faden Tiefe hervorgeholten Cari- dide fand v. Willemoes-Suhm einen 40—50 Mm. langen und 2 Mm. breiten Rundwurm, dessen Leib von einem Zellenkörper so angefüllt war, dass der Oesophagus gar nicht. und der Darm” nur am Ende unterschieden werden konnte. Am Kopfe liess sich ein papillenloser grosser und muskulöser Mund constatiren und am Sehwanzende jeder- seits zwei grosse einzellige Drüsen, die vor dem After nach Aussen mündeten. An Querschnitten zeigte sich die ein- fache Längsmuskelschicht von Quermuskeln umgeben (? Ref.). Seitenfelder ‘und Bauchstrang fehlten, wie denn auch die Genitalien noch nicht angelegt waren. v. Willemoes hält den Wurm für eine Gordiaceenartige Larve und glaubt auch das freilebende Geschlechtsthier in einem dunkel- farbigen Nematoden wiederzuerkennen, der auf der Fahrt von der Eisbarriere nach Melbourne aus einer Tiefe von fast 2000 Faden gedredget wurde. Die Larve war schon früher einmal (auf der Fahrt von Cap verde nach St. Paul) bemerkt und zwar gleichfalls in einer Caridide (2500 Faden), aus welcher sich der Wurm bereits zur Hälfte‘ herausge- arbeitet hatte. Ztschrft für wissensch. Zool.' Bd. XXV. S!XXVU. | Im Widerspruche zu der Behauptung, dass die Tri- chinen auf die von trichinigem Fleische sich ernährenden Fliegenlarven übergingen, fand Zürn (zoopathol: und z00- 553 141 phys. Untersuchungen, Stuttgart 1872. S. 50) diese Larven beständig triehinenfrei. Damit stimmen auch meine eigenen Beobachtungen, die übrigens weiter noch den Nachweis lieferten, dass die Triehinen wohl in den Darmkanal der Fliegenlarve gelangen, hier aber zu Grunde gehen. Durch die Mittheilungen, die vonKrylow undFavr (deutsche Ztschrft für Thierkunde u. vergl. Pathologie, Bd. 1. 3.320—8332) über die Triehinose in Russland veröffentlicht sind,; ist der Beweis erbracht, dass dieses Land in Nord und Süd kaum minder als das übrige Europa, von den Tri- chinen. heimgesucht ist. Man kennt daselbst Fälle von einem mehr sporadischen und epidemischen Vorkommen, und findet die Würmer ebenso gut bei Ratten und Schweinen, wie bei dem Menschen. In Charkow wurden im Jahre 1875 unter 3910 Schweinen ‚nicht weniger als 5 trichinös befun- den, ein Verhältniss also wie 1:782, während in Rostock und Braunschweig nach den (von 1863— 1875) darüber an- gestellten Untersuchungen auf je 6398 Schweine — im Merse- burger Regierungsbezirk auf je 3116 — ein Trichinenschwein kommt. von Linstow’s Abhandlung über „einige neue Ne- matoden nebst Bemerkungen über bekannte Arten“ (Archiv für Naturgesch. 1873. Th. 1. 5. 293—5306. Taf. XIII) betrifft Trichosoma brevispreulum n. aus Blicca bjoerkna, Tr. collare n. aus dem Darm von Gallus domesticus — von Tr. annulatum und noch mehr von Tr. longicolle desselben Wirthes verschie- den —, Tr. ovopunetatum n. aus Sturnus, Cucullanus (ohne Mundbewaffnung, also schwerlich dem Gen. Cueullanus zuge- hörig) pachystomusn. aus Bliccopsisrutiloides, Filaria anthuris Schn., bei dem Verf. eine von Schneider’s Beschreibung abweichende Papillenbildung beobachtete, F'ilaria bicolor n., einen grossen, aber geschlechtlich unentwickelten Rundwurm, der unter dem peritonealen Ueberzuge des Magens von Si- lurus glanis lebt, Ascaris (?) fissilabium n. aus dem Darme von Sturnus, einen 3Mm.Jlangen, gleichfalls unreifen Wurm, Spiroptera euryoptera Rud. (mit zwei ungleichen Spieula und 'Bursalflügeln und acht präanalen Papillen, mit Cha- rakteren, die auch vielen andern Spiropteren zukommen und deren Einreihung unter das Gen. Filaria verbieten) und Fi- 142 554 laroides Mustelarum van Bened. Die letzte, von meinem Onkel Fr. S.Leuckart bekanntlich als Spiroptera nasicola beschriebene Nematodenform gehört, wie ich schon früher gezeigt habe, als Repräsentant eines eignen Genus zu den Strongyliden, obwohl sie statt einer vollständigen Bursa nur zwei durch die vorragende Schwanzspitze getrennte papillen- tragende Flügel (Wülste Verf.) besitzt. Die Embryonen, die Verf. ebenso erfolglos, wie Ref. mehrfach, an Mäuse ver- fütterte, werden unrichtiger Weise mit einem nur kurzen Oesophagus ausgestattet, obwohl derselbe bis zur Mitte des Leibes reicht. Aus diesem Grunde ist es auch zweifel- haft, ob der vom Verf. in der Milz des Frosches aufge- fundene eingekapselte kleine Nematode (1,2 Mm. lang, Oesophagus 0,197), der auch früher schon von Hannover gesehen ist und durch den Besitz einer Art Mundkapsel an Filaroides sich anschliessen soll, wirklich dazu gehört. In einer nachträglichen Bemerkung (a. a. O. 1874. Th. I. S. 135) hebt Verf. hervor, dass Filaroides nicht zu den sog. Mero- myariern gehöre, wie er früher angenommen, sondern ein Polymyarier sei, eine äusserst dicke Cutis besitze und in seinen breiten Seitenfeldern ein geschlängelt verlaufendes Gefäss einschliesse. In einem spätern Jahrgange desselben Archives (1875. Th. 1. S. 198—205) handelt v. Linstow weiter über Tri- chosoma trilobum n. aus der Magenhaut von Vanellus cri- status, Tr. totani n. sp., Angiostoma macrostoma n. aus der Lunge von Anguis fragilis, Ascaris cornieis Gmel., A. spi- ralis Zed. und A. depressa Rud. Die beiden letztern, von denen die erstere bekanntlich in Tag-, die andere aber in Nachtraubvögeln wohnt, sind in der That zwei verschiedene Species, die sich, besonders im männlichen Geschlechte, un- schwer aus einander halten lassen. Ebenso ist auch das oben erwähnte Angiostoma macrostoma keineswegs mit dem (durch den Besitz eines Bohrstachels, der sonst unter den parasiti- schen Nematoden im ausgebildeten Zustande nur selten ist, aber keineswegs — Myoryctes — vollständig fehlt, leicht zu unterscheidenden) An. entomelas identisch. Die Embryonen des letztern, die schon im Uterus ausschlüpfen, gleichen einer jungen Rhabditis, ein Umstand, der auch der Ver- 555 143 muthung des Verf.’s zu Gute kommt, dass Angiostoma den Strongyliden zuzurechnen sein dürfte. Bei den Fledermäusen findet van Beneden (l. c. p: 10—22. Tab. I-V) von Nematoden: Strongylus tipula n. sp., Strongylacantha glycirriza n. gen. und n. Sp., Ophiostomum mueronatum Rud., Zrichosomum speciosum n. sp., Litosoma filaria n. gen. et n. sp, Ascarops mi- nuta n. gen. et n. sp. Die neuen Genera sind nicht be- sonders diagnostieirt und zum Theil unhaltbar, indem Asca- rops — aus den Magenhäuten von Vespertilio dasyenema — augenscheinlicher Weise die Larvenform einer Spiroptera repräsentirt und Strongylacantha (aus Rhinolophus ferrum equinum) trotz der Anwesenheit zweier Haken am Mund- becher von Dochmius kaum abgetrennt werden kann. Li- tosoma wurde bloss in einem einzigen männlichen Exem- plare aus dem Magen von Vespertilio murinus zur Unter- suchung gebracht, Es besitzt einen langen und dünnen fadenförmigen Leib mit glatter Cuticula, einen lippenlosen Mund, der zunächst in ein kleines Vestibulum führt, und ein kurzes Schwanzende mit zwei ungleich entwickelten Spieula. Der Hinterleib des weiblichen Strongylus tipula, der in Vespertilio murinus, noctula und Daubertonii lebt und nur 1—2 Mm. misst, endigt in drei Spitzen. Ophiostomum und Triehosomum sind die häufigsten Nematoden der Fleder- mäuse und auch am weitesten verbreitet, das erstere im Darme, das andere im Magen. Das Ophiostomum des Stör und der Seehunde kann mit O. macronatum nicht zusammen- gestellt werden, indem ersteres zu Dacnitis, das andere viel- leicht zu Ascaris gehört. Cobbold berichtet über seine Untersuchungen an Fi- laria horrida Dies., F. immitis Leidy, F. hebetata n. sp. aus dem rechten Herzen von Phoca cristata — schon Joly be- schreibt eine Filaria cordis phocae, J. B. 1858. 5.49 —, F. gra- eilis Rud., Spiroptera turgida Duj., Ascaris cuspidata n. sp. aus Cercopitheeus, und A. maculata Rud. (Notes on entozoa, Pro- ceed. zoolog. Soc. 1873. p. 736—742 u. 1874. p. 124—128 mit 2 Taf.) Die Fil. immitis wurden aus China und Japan ein- gesandt, wo sie bei den Hunden ausserordentlich häufig — bekanntlich im rechten Herzen — vorkommt und vielfach 144 506 den Tod herbeiführt. Auch Ase. maculosa ist nichts weni- ger, als unschädlich und erzeugt da, wo sie häufiger vor- kommt, förmliche Epidemieen, die ganze Taubenschläge vernichten. Verf. holte aus einer einzigen Taube nicht weniger als 202 ausgewachsene Exemplare hervor, die Magen und Dünndarm vollständig ausfüllten und auf der Darm- schleimhaut tief eingreifende Veränderungen erzeugt hatten. (Ueber die Infeetion der Tauben mit Ascaris maculosa vergl. 0. S. 546 die Beobachtungen und Experimente von Unterberger. Ebenso verweise ich in Betreff der Filaria immitis auf die S. 549 angezogenen Untersuchungen von Welch, die zum Theil auch von unserm Verfasser berich- tigt werden.) Müller in Wien beschrieb in der Oesterreichischen Vierteljahrsschrift für wissensch. Veterinärkunde Bd. XAXXI S. 127 eine Filaria s. Spiroptera scutata. Sie wurde in der Schleimhaut der Speiseröhre und zwar der Brustportion derselben bei Ochsen polnischer und podolischer Abkunft beobachtet, findet aber auch, wie Ref. durch Herrn Prof. Zürn zu beobachten Gelegenheit hatte, im nördlichen Deutschland. Das vordere Körperende ist ringsum mit blassen verschieden grossen schildförmigen Chitinplatten belegt. Das Weibchen erreicht eine Grösse von 10 Ctm, (J nur 4) und ist mit zahllosen Eiern gefüllt, die grossen- theils einen Embryo enthalten. Vulva in der Nähe des zuge- spitzten Schwanzendes, stark vorstehend, Männchen mit doppeltem Spiculum und flügelfömigen Anhängen. Casati’s Abhandlung über eine Spiroptera aus dem Magen der jungen Hühner (Annuar. soc. natur. di Modena Sez. II. Ann. VII. fasc. 1) ist Ref. nicht zu Gesicht gekommen. v. Linstow macht die interessante Entdeckung, dass die in der Leibeshöhle verschiedener Weissfische schma- rotzende Filaria sanguinea Rudolphi’s keineswegs eine echte Filaria darstellt, sondern mit Ichthyonema globiceps nahe ver- wandt ist, so dasssiefortanals Ichthyonemasanguineum zu be- zeichnen sein wird. Das bisber ganz unbekannte Männchen ist winzig klein (nur 2,3 Mm. lang, während das Weibchen 40 Mm. misst) und hat am Schwanzende zwei rundliche Lappen, zwi- schen denen zwei stiletförmige spitze Spieula hervorragen. 557 ‘145 Verf. fand dieselben übrigens nicht frei, sondern eingekapselt in der Leibeshöhle. Die Embryonen zeigten eine grosse Aehn- lichkeit mit denen des Ichthyon. globiceps, so wie denen der Filaria medinensis. Die grössere Mehrzahl der Weib- chen war indessen unbefruchtet, was auf die grosse Selten- heit der Männchen zurückschliessen lässt. Da eine Vulva fehlt, scheint die Befruchtung dadurch stattzufinden, dass das Männchen mit seinen Endlappen sich an eine beliebige Stelle des weiblichen Körpers anlegt und, die nadelartigen Spieula in denselben einbohrend, den Samen einfliessen lässt. Die Befruchtung der Eier wird somit in dem Uterus erfolgen, der den Leibesraum so vollständig ausfüllt, dass er jedes Mal beim Einbohren der Spieula getroffen wird. Die Geburt der Embryonen geschieht wahrscheinlich erst nach der Auswanderung der Weibchen, die, wie Verf. ver- muthet, durch die Darmwände hindurch stattfindet, obwohl ältere Beobachtungen (von Rudolphi) es wahrscheinlich machen, dass gelegentlich auch die Körperwände zur Aus- wanderung benutzt werden. Den Zwischenwirth glaubt Verf. in Asellus aquaticus aufgefunden zu haben, wenigstens beobachtete er in der Leibeshöhle dieses Krebses ein Mal einen geschlechtslosen Rundwurm, der möglicher Weise in die Metamorphosenreihe von Ichthyonema gehören könnte. (Ref. glaubt — nach Analogie des Cucullanus und der Fi- laria medinensis, die ganz ähnliche Embryonalzustände be- sitzen — eher die Cyelopen als die fraglichen Zwischen- träger in Anspruch nehmen zu dürfen.) Die Gattungs- charaktere stellt Verf. nach den Beobachtungen an Icht. globiceps und Icht. sanguineum folgender Maassen zusammen. Ichthyonema Dies. Holomyarier; Seitenfelder, Hauptme- dianlinien; im hintern Dritttheil des Oesophagus eine Blase; Darm ohne Muskulatur, kein After; Mundöffnung dreieckig, Oesophaguslumen oben trichterförmig erweitert; um die Mundöffnung herum vier flache kreisförmige Erhabenheiten. Beim Weibchen füllt der Uterus fast die ganze Leibeshöhle aus; oben und unten setzt sich an ihn ein weit dünneres Ovarium; keine Vulva. Die reifen Eier stellen Zellen mit Kern und Kernkörperchen dar; der Kern geht eine Fur- chung ein und entspricht dem Bildungsdotter der Trema- 10 146 \ 558 toden (? Ref.); die Embryonen sind vorn rundlich und hinten lang und fein zugespitzt; sie können im Wasser leben, während die erwachsenen Weibchen im Wasser platzen; letztere sind roth von Farbe und haben ein abge- rundetes Schwanzende. Das Männchen ist !/s—1/go so lang, als das Weibchen; der Schwanz endet in zwei rundlichen Lappen; Cirren doppelt mit einem Stützapparat. Bewohnen Fische. Ueber Ichthyonema sanguineum (Archiv für Natur- gesch. 1874. Th. I. S. 122—134. Taf. IV. Dass sich die Gattung Ichthyonema hinsichtlich der Bildung des Uterus, der Ovarien, der Eier, der Embryonen, des Fehlens der Vulva und des Anus genau an „Filaria“ mediensis anschliesst, ist schon bei Gelegenheit des letzten Berichtes (S. 63) vom Ref. hervorgehoben. Ohne von dieser Bemerkung zu wissen, hat auch v. Willemoes-Suhm, der Ichthyonema Anfangs mit Mer- mis am meisten verwandt glaubte, jetzt die nahen Bezie- hungen zu der sog. Filaria medinensis aufgefunden. Die Beziehungen der Filaria medinensis zu Ichthyonema globi- ceps, Ztschrft. für wissensch. Zoolog. 1874. Bd. XXIV. S. 161—163. Fedschenko handelt in den (russisch geschriebenen) Berichten der Freunde der Naturwissenschaften in Moskau (Jahrg. 1874. Bd. X. Hit 2. S.51—69. Tab. XIV) über Filaria medinensis, Mermis longissima n. sp. und M. explicans n. sp., Filaria triceuspis n. sp. und F. quadrispina Dies., die er während seiner Reise in Turkestan sammelte und dann später einer eingehenden, namentlich auch anatomischen Untersuchung unterwarf. Was über Filaria medinensis — nach Beobachtungen, die in dem Laboratorium des Ref. angestellt sind — mitgetheilt wird, hat zunächst den Zweck, eine Reihe von Angaben zu berichtigen, welche Verf. in seiner frühern Abhandlung über diesen Rundwurm gemacht hat. Die Berichtigungen betreffen vornehmlich den Bau des Kopfes und des Oesophagus und stimmen mit dem überein, was schon bei Gelegenheit des Referates über die ersten Untersuchungen des Verf. s (J. Ber. 1870. S. 61) von mir bemerkt wurde. Dass übrigens die vorn zusammen- 559 147 fliessenden zwei Kanäle der Pharyngealwand als abortive Geschlechtsröhren zu deuten seien, wie Verf. nach Analogie der mit mundständiger Vulva ausgestatteten Fil. quadri- spina jetzt vermuthet, scheint Ref. sehr unwahrscheinlich, da nach der Anordnung der weiblichen Organe bei Fil. me- dinensis der Ausführungsapparat, wenn er vorhanden wäre, doeh nur der Körpermitte (und nicht dem Kopfende) zu- kommen könnte. Die den vordern Theil des Oesophagus umhüllende Scheide wird in toto dem Nervenringe der übrigen Nematoden gleichgestellt. Der Bau von Mermis wird von unserm Verf. in Uebereinstimmung mit Schneider aufgefasst. So namentlich in Betreff des sog. Fettkörpers, der als Darm gedeutet wird, obwohl er bei M. longissima (440 Mm. lang, aus Oedipoda migratoria) mit dem Oeso- phagus in keinem direeten Zusammenhange steht. Die „Mägen* von Meissner konnten nicht aufgefunden werden, auch nicht bei der eben genannten Form, deren Oesophagus doch in ähnlicher Weise, wie der der europäischen Arten, mit einer Reihe von Ausbuchtungen versehen ist. Bei M. explicans (einer Art, die Verf. in einem Rohre am Ufer des Sees Durman-kul auffand) fehlen diese Auswüchse bis auf zwei kleine zellige Körper, die dem Oesophagus an- liegen. Der Anfangstheil des Darmes, der eine (bei M. longissima von 3-4 Zellen umschlossene) deutliche Höhlung enthält, giebt bei M. explicans einen blindsackigen Fort- satz ab, der mit dem anliegenden Oesophagus verwächst und dabei — mitsammt dem Oesophagus — sein Lumen verliert. Hinterdarm und After fehlen in beiden Fällen. Ebenso verhält es sich bei Filaria trieuspis, die in ver- schiedenen Gegenden Centralasiens in der Leibeshöhle der Krähe ausserordentlich häufig vorkommt und zu den Arten mit dreizakiger Bildung der seitlichen Mundpapillen gehört.“ Dabei ist der Darm derselben durch die langge- streekte und schmale faserartige Form der Epithelzellen ausgezeichnet. Fil. quadrispina, die nach Verf. in der Um- gebung Moskaus auch die Muskeln des Dachses bewohnt, soll gleichfalls des Afters entbehren und im Umkreis ihres Oesophagus eine Scheide besitzen, die in einiger Hinsicht an das Verhältniss von Fil. medinensis erinnert. Der Oeso- 148 560 phagus enthält zwischen seinen Radiärfasern eine reiche Körnermasse, die hier und da eine Zelle (Kern? Ref.) in sich einschliesst. Die Seitenlinien sind hohl und durch eine Längsscheidewand abgetheilt. v. Willemoes-Suhm überzeugt sich, dass das von ihm (J. B. 1869, S. 89) als neu beschriebene Ophiostomum spinosum aus dem Darme von Vespertilio mystacinus mit dem von Wedl in dem Darme des ägyptischen Erinaceus auritus aufgefundenen Pterygodermatites plagiostoma (J.B. 1861. S. 64) identisch sei, demgemäss also künftig auch den Beinamen plagiostoma führen müsse. Gleichzeitig aber liefert Verf. den Nachweis, dass die beschriebene Art nicht zu der Gattung Ophiostoma, sondern zu Fröhlich’s,Ri- etularia gehöre, da die R. cristata Fr. durch ihren Haken- besatz, so wie auch durch die sturmhaubenförmige Ober- lippe, die quere rachenförmige Mundöffnung und die am Lippenrande liegenden Zähnchen mit dem beschriebenen Wurme übereinstimme. Die Unterschiede beider Arten bestehen wesentlich darin, dass die R. eristata nicht zwei, sondern bloss eine Reihe gestrichelter Haken besitzt, die überdiess an der Vulva aufhören, während sie bei R. pla- giostoma, wenigstens dem Weibchen, noch weiter nach hinten laufen. Helminthol. Notizen I, Ztschr. für wissensch. Zool. Bd. XXIII S. 332. Tab. XVIL. Fig. 1. Zwischen den Magenhäuten des turkestanischen Schweines findet Fedtschenko (Protokoll der Moskauer Gesellsch. der naturf. Freunde Bd. X, Hft 1. 1873. 45. Tab. XV) einen 13—20 Mm. langen stachligen Rundwurm, den er als ein Gnathostoma Ow. (= Cheiracanthus Dies.) er- kennt und wegen seines über den ganzen Körper ausge- dehnten Stachelkleides als @n. hispidum bezeichnet. Das vordere Körperende ist in Form eines kugeligen Kopfes abgesetzt, das hintere bei dem Weibehen abgerundet, bei dem Männchen aber löffelfürmig und zu einer Art Bursa entwickelt. Der weite Mund ist von einem länglichen Ringwulst umgeben und jederseits von einer grossen, aber nur niedrigen Lippe begrenzt, an der Verf. jedoch keine Zahnbewaffnung auffinden konnte. Die Structur des Kopfes wird eingehend — nach Längs- und Querschnitten — ge- 561 149 schildert. Der Innenraum desselben ist von vier Muskel- pfeilern durchzogen, welche in der Peripherie der Lippen sich ansetzen und die vier Suspensorien des vordern Pha- ryngealabschnittes zwischen sich nehmen. Der Nervenring soll erst hinter dem Kopfe gelegen sein. Die vier flaschen- förmigen Körper von unbekannter Bedeutung, die dem Kopfe in der Peripherie des Pharynx anhängen, dürften um so eher den Halsdrüsen der Strongyliden zu vergleichen sein, als auch das Gen. Gnathostoma nach der sehr wahrscheinlichen Annahme des Verf.’s denselben zugehörte. Die Muskulatur erinnert übrigens durch ihre Bildung mehr an Filaria. Das Männchen besitzt, wie gewöhnlich, einen unpaaren Hoden und zwei Spieula. Weibliche Geschlechtsöffnung in der Mitte des Körpers. Auf Grund seiner Beobachtungen giebt Verf. dem Gen. Gnathostoma die nachfolgende Diagnose: Gnathostoma Ow. (= Cheiracanthus Dies.) Corpus totum vel parte anteriore spinulosum, eaput subglobosum aculeatum, strietura a reliquo ceorpore discretum, os labiis duobus lateralibus; bursa maris papillis 4 praeanalibus, 3 postanalibus maximis, 2 ad anum minimis; spicula dua, apertura vulvae post medium corpus sita, Lewis erwähnt bei Gelegenheit seiner Beobachtungen über die Blutwürmer des Hundes des Vorkommens grösserer Wurmeysten, die er in der Magenwand des indischen Hun- des auffand und mit einem fast zollgrossen Parasiten be- setzt sah., Er hält denselben für einen Echinorhynchus, doch lässt Beschreibung und Abbildung nicht den geringsten Zweifel, dass es sich dabei um einen Nematoden und zwar gleichfalls einen Cheiracanthus Dies. (Gnathostoma Owen) handelt. The pathol. signif. of nem. haematozoa p. 21. Cobbold’s Trichonema arcuatum (n.gen. et n. sp.) redueirt sich, wie Verf. später selbst anerkannt hat, auf die in der Diekdarmwand des Pferdes eingekapselten Jugend- zustände von Selerostomum tetracanthum. Veterinarian 1874 Febr. und April. Der Wurm ist mitunter so häufig, dass Gobbold in einem Falle nicht weniger als 39 Cysten auf einem Quadratzolle Darmwand zählte und ausserdem noch zahlreiche meist geschlechtsreife Thiere frei in den Fäces auffand. Das betreffende Pferd war einer Wurmepidemie zum Opfer gefallen, die 1874 in Breconshire mehr als 150 562 hundert Bergpferde fortraffte. Ibid. June (fatal epidemie affecting ponies). Hayem, sur la presence du Sclerostoma arme chez les canards (Cpt. rend. Societ&e biolog. 1873, Oet.) ist mir nicht bekannt geworden. Chatin findet in der Trachea einer Anas tadorna einen Strongyliden, der mit Syngamus verwandt ist, in beiden Geschlechtern aber isolirt lebt und als ein Cyatho- stoma (Ü. tadornae) beschrieben wird. Ein zweiter Wurm, der eingekapselt unter der Haut von Pelecanus onocratalus vorkam und nur 3 Mm. mass, wird wegen der Anwesen- heit eines aus vier dicht aufeinander folgenden Reihen be- stehenden Zahnapparates als ein Scelerostomum (Se. Pelecani) gedeutet. Die Darstellung und Beschreibung ist jedoch so unzureichend, dass es unmöglich ist, die wahre Natur des Parasiten zu erkennen. Am wahrscheinlichsten ist die Ver- muthung, dass das sog. Selerostomum ein eingekapselter Eehinorhynchus sei, obwohl Verf. auf Grund der — freilich nur sehr unvollkommen erkannten — innern Bildung gegen eine derartige Annahme sich ausspricht. Jedenfalls aber ist der Parasit "etwas Anderes, als ein Selerostomum. Etude sur des helm. nouv., Annal. des se. natur. 1874. T. I. Art. M. 6. p. 1—11. Perrier schildert in eingehender Weise den Bau und den Mechanismus des Klappenapparates von Cueullanus Dumerilii und kommt dabei zu Resultaten, die von den frühern Darstellungen mehrfach abweichen. Sur un appa- reil moteur des valves buccales des eucullans, Annal. se. nat. 1872. T. XV. Art. 11. p. 1-8 Avee figur. Stepanoff erwähnt (helminthologische Beiträge, Ar- beiten der Gesellsch. naturf. Freunde in Charkoff, Bd. VII) einer neuen Nematodenform aus Julus sp., ohne sie jedoch näher zu beschreiben und zu benennen. Als charakteristisch für dieselbe erscheint die Mundbewaffnung, welche aus zwei mit Zähnen besetzten Kiefern besteht. (Bekanntlich hat schon d’Ukedem vor längerer Zeit eine Rhabditis acu- minata und Rh. maerocephala aus Julus terrestris beschrieben, beide freilich’ mit!dreilippigem Munde.) Unter den von Heuglin im Nordmeere gesammelten 563 151 — meist aber unbestimmt gebliebenen — Entozoen be- merkt Schneider eine der Ascaris mystax nahe stehende Art aus Canis lagopus, die sich durch den Besitz von glatten Eischalen und stumpfern Zähnen charakterisirt. A. a..0. 8. 254. Bei Delphinus delphis findet Villot ausser der As- caris simplex noch eine zweite neue Form von Nematoden, die unter der Haut, zwischen dem Fett und den Muskeln in Gängen lebt, daraus aber kaum unverletzt sich hervor- ziehen lässt. Verf. hatte denn auch aus diesem Grunde keine Gelegenheit, den Parasiten vollständig zu untersuchen; er ist sogar über die Beschaffenheit der Körperenden in Zweifel geblieben und unterlässt es, den Wurm zu benen- nen. Was darüber mitgetheilt wird, lässt übrigens kaum einen Zweifel, dass es ein Glied der Filariengruppe war, das dem Verf. vorlag. Archiv. zool. exper. T. IV. p. 467 u. 468. Pl. XIH. Lockwood macht Mittheilungen über einen neuen Helminthen aus dem Fettkörper des Aales, Holeops (n. gen.) anguilla, giebt davon aber eine so ungenügende Be- schreibung, dass man nicht erkennen kann, ob derselbe den Nematoden, oder, wie Verf. meint, den Akanthocephalen zugehört. Das vordere conische Körperende ist mit Stachel- kränzen besetzt und kann in den übrigen Körper hinein eingestülpt werden. American naturalist 1872. Vol. VI. p. 450 mit Holzschnitten. Acanthocephali. v. Linstow verfüttert die embryonenhaltigen Eier von Echinorhynchus angustatus an Asellus aquatieus und findet in diesen fünf Tage später junge Echinorhynehen von 5 Mm. Länge, die bereits vollständig ausgebildet waren. Da er auch einzelne Parasiten auf früheren Entwicklungs- stufen antrifft, schliesst er auf eine ungewöhnlich kurze Ineubationszeit. Auch über den anatomischen Bau der Eehinorhynchen macht Verf. einige Angaben. Bei einzelnen Arten (Ech. tuba) sollen sich vom weiblichen Hinterleibs- ende durch ringförmige Einschnürungen der Haut Glieder nach Art der Tänien losstossen (? Ref.). Zur Anatomie und 152 564 Entwicklungsgeschichte des Echinorhynchus angustatus, Ar- chiv für Naturgesch. 1872. Th. I. S. 6—15. Tab. 1. Nach den Untersuchungen des Referenten kann &8 übrigens nicht zweifelhaft sein, dass v. Linstow das Opfer eines Irrthums geworden ist, wenn er den Echinorhynchen und speciell dem Ech. angustatus eine Entwicklungsperiode von nur wenigen Tagen vindieirt. Wahrscheinlich, dass seine Versuchsthiere bereits vor der Fütterung spontan in- fieirt waren. Denn in Wirklichkeit nimmt die Entwicklung des jungen Echinorhynchus, des Ech. angustatus so gut, wie des Ech. proteus, eine Zeitdauer von eben so vielen Wochen in Anspruch. Die hier angezogenen Untersuchun- gen sind in einem Decanatsprogramm niedergelegt, das nach Leipziger Usus die Renuntiation der 1872—73 promo- virten Doetoren der Philosophie einleitet und sich, obwohl deutsch geschrieben, als „eommentatio de statu et embryonali et larvali echinorhynchorum eorumque metamorphosi“ betitelt. Der Verf. schildert in dieser Abhandlung zunächst die Em- bryonen der Echinorhynchen und deren Entwicklung, überall mit besonderer Berücksichtigung der oben genannten zwei Arten. Die sg. Eihüllen entstehen erst nach der Klüftung, so dass sie ais nachträgliche Bildungen weit eher die Be- zeichnung von Embryonalhüllen verdienen. Auch der sg. Körnerhaufen nimmt erst nachträglich seinen Ursprung. Er ist kein Ueberrest des Dotters, der mit seiner ganzen Masse bei dem Aufbau des jungen Wurmes verbraucht wird, sondern ein embryonales Organ, das aller Wahr- scheinlichkeit nach als Analogon eines Darmes zu betrachten sein dürfte. Ebenso wird ein davor gelegenes eiförmiges Gebilde, das bis zum sg. Kopfschlitze reicht, und durch seine elastischen Eigenschaften bei der Entfaltung des seit- lich symmetrischen Stachelapparates eine Rolle spielt, als Rudiment eines Pharynx in Anspruch genommen. Für die Zwecke der Nahrungsaufnahme sind beide Gebilde übrigens bedeutungslos, denn diese geschieht, im Embryonalzustande sogut, wie später, nur durch die Körperoberfläche, ‘Eine weitere Organisation lässt sich nicht nachweisen; selbst die aus der Dotterfurchung resultirenden Embryonalzellen haben im Laufe der Zeit ihre Selbstständigkeit aufgegeben. 565 153 Mit den spätern Echinorhynchen sind die jungen Embryonen hiernach in keiner Beziehung zu vergleichen. Die erstern ent- stehen auch, wie durch die frühern Untersuchungen des Ref. schon bekannt geworden (J. B. 1862. S. 68), mit fast allen ihren Organen durch Neubildung, wie etwa das Echinoderm in seiner Larve. Aber die äussern Verhältnisse dieser Neu- bildung zeigen nach den hier vorliegenden Untersuchungen mancherlei eigenthümliche Unterschiede, die es auch erklär- lich machen, dass die Angaben, welche Greeff (J. B. 1864. 5.78) und Schneider (ebendas. 1871. S.71) über die Meta- morphose von Ech. miliarius und E. gigas veröffentlicht haben, nicht ohne Weiteres mit der Darstellung des Verf.’s von der Entwicklung des Ech. proteus in Einklang zu bringen sind. Während nämlich die Embryonen dieses letztern in der Leibeshöhle ihres Zwischenwirthes (Gammarus pulex) eine längere Zeit beweglich bleiben und zu einer ansehnlichen Grösse heranwachsen, bevor die Bildung des spätern Echi- norhynchus anhebt, kommen die des Ech. angustatus schon zur Ruhe, sobald sie die innere Darmhaut ihres Trägers (Asellus aquaticus) durehbohrt haben. Unmittelbar daraut beginnt auch schon die Metamorphose des jungen Wurmes. Der Körnerhaufen im Innern nimmt unter gleichzeitiger Vergrösserung eine zellige Beschaffenheit an. Er verwandelt sich in den „Embryonalkern“, in dessen Peripherie (der Hautschieht des Embryo) dann gleichfalls Zellen von einer mehr blasigen Beschaffenheit ihren Ursprung nehmen. Die Bildung und Vergrösserung des Embryonalkernes hat eine eigenthümliche Umformung des Embryonalkörpers im Ge- folge. Während derselbe Anfangs eine ziemlich regel- mässige Kegelform hatte, bläht er sich jetzt excentrisch auf. Er bildet einen Buckel, der bei der Streckung und der Metamorphose des Embryonalkernes immer höher aus- wächst und schliesslich eine plumpe eylindrische Masse bildet, der die frühern embryonalen Leibesenden wie ein Paar kleine Zäpfchen von unbedeutender Grösse anhängen. Während dieser Umformung ist der Parasit auch aus der Darmwand, der er bisher eingelagert war, in die Leibes- höhle seines Wirthes übergetreten. Bei dem Eeh.: proteus, der seinen Embryonalkern erst später bildet, zu einer Zeit, 10% 154 566 in weleher der Embryo zu einer Larve von ansehnlicher Grösse herangewachsen ist, tritt eine solche Umformung niemals ein. Der junge Echinorhynchus, der aus der Um- wandlung des Embryonalkernes hervorgeht, liegt hier auch in der Längsachse der Larve, mit seinem Kopfende deu Embryonalhaken zugekehrt, während er bei dem. Echin. angustatus die Längsachse des Embryonalkörpers recht- winklig kreuzt. Der Kopf desselben ist aber auch bei dem letztern der embryonalen Bewaffnung oder vielmehr, da diese schon früher mit der Embryonalhaut abgelegt wird, den zapfenförmig vorspringenden Enden des frühern Em- bryonalkörpers zugekehrt. Die Unterschiede, die sich in den Schieksalen der Embryonen vor Anlage des spätern Echi- norhynchus zwischen beiden Formen aussprechen — Ech. miliarius und Ech. gigas dürften sich in dieser Beziehung wie Ech. angustatus verhalten — vergleicht Verf. den Un- terschieden in der Entwicklung etwa von Asteracanthion und Echinaster. Sie reduciren sich im Wesentlichen darauf, dass die Larvenform bei beiden zu einem verschiedenen Grade von Selbstständigkeit kommt, bevor die Metamor- phose in das definitive T'hier anhebt. Die letztere selbst zeigt in beiden Fällen die grösseste Uebereinstimmung, wie das in einer spätern Arbeit des Verf.’s, die wir im nächsten Berichte zu berücksichtigen haben, des Näheren aus ein- ander gesetzt ist. Die Frage nach den Keimblättern, die durch die eigenthümliche, vielfach von dem gewöhnlichen Verhalten abweichende Art der Entwicklung nahe gelegt wird, beantwortet Verf. dahin, dass er den Embryonalkern dem sg. Muskelblatte homologisirt, während er die von den peripherischen Bläschen durchsetzte Körnerlage als Hautblatt deutet. Durch die Beobachtungen Grimm’s wird der Nach- weis geliefert, dass der schon von v. Siebold in dem Flusskrebse aufgefundene Echinorhynchus polymorphus mit Eeh. miliarius zusammenfällt, d. h. die Jugendform von Ech. polymorphus darstellt, die sich an Ort und Stelle ent- wickelt hat. Der Wurm ist mit eingezogenem Rüssel und Halse an der Aussenfläche des Darmes befestigt und wird in Petersburg fast in allen Flusskrebsen gefunden. Nach- 401 155 richten von der Göttinger Gesellsch. der Wissenschaften 1872. S. 246. Welch fand einen eingekapselten Echinorhynchus unter der Schleimhaut des Jejunum bei einem Soldaten, welcher 14 Jahre in Indien gedient hatte. Lancet 1872. p- 703. Chapman macht einige Mittheilungen über den Echi- norhynchus moniliformis aus dem Darme von Seiurus vul- pinus, Proc. Acad. nat. sc. Philad. 1874. P. II. p. 76. Echinorhynchus erassicollis aus Callidris arenaria und Ech. longieollis aus Strepsilas interpres nn. sp. Villot, Arch. zool. exper. T. IV. p. 472. Tab. XIU. 2. Platodes. Schneider berücksichtigt in seinen „Untersuchungen über Plathelminthen“ (Giessen 1873)u. a. auch den histologi- schen Bau der hierher gehörenden Thierformen, besonders insoweit dieser das Muskel- und Nervensystem betrifft. Freilich weichen die dabei ausgesprochenen Ansichten mehrfach von der sonst üblichen Auffassung ab. Ueber die Eibildung bei den Platbelminthen vgl. Ludwig.a. a. OÖ. S. 17—34. Die sg. Dotterstöcke liefern kein Deutoplasma, wie van Beneden wollte, sondern eine morphologisch davon verschiedene Hüllmasse, sind demnach besser als Hülldrüsen oder Eiweissdrüsen zu be- zeichnen. Bei den Hirudineen wurde (S. 61) die Bildung der Eier in den — bei Hirudo und Haemopis — doppelten Ovarialsträngen nach eigenen Untersuchungen geschildert. Hirudinei. Hermann behandelt „das Centralnervensystem von Hirudo medieinalis* (München 1875 in Quarto mit Abbild.) und liefert davon eine sehr eingehende anatomische und histologische}Darstellung. Ranke findet in den sog. Augen der Blutegel im Wesentlichen den von Leydig (Jahresber. 1861. S. 71) beschriebenen Bau, macht aber darauf aufmerksam, dass 11 156 402 die „Glaskörperkugeln“, welche den Augenbecher aus- kleiden und keineswegs als genuine Zellen zu betrachten sind, „beim Oeffnen des Auges“ unter dem Drucke der den Becher umgebenden Muskeln zum Theil über den Aussen- rand hervorgepresst werden und dann halbkugelförmig sich vorwölbend einen soliden Glaskörper darstellen, der nach Aussen durch eine zugleich als Cornea und Linse wirkende Fläche begrenzt wird. Die Bilder, welche auf diese Weise entworfen werden, fallen dann auf die vordere flächenhafte Ausbreitung des im Innern des Bechers gelegenen Ganglion opticum, in der man sogar mosaikartig angeordnete Nerven- organe, die den Zapfen der Retina vergleichbar sind, zu unterscheiden vermag. Uebrigens ist Verf. geneigt, dem Auge auch im becherförmigen Zustande für die Perception gewisser Empfindungen, besonders des Tastens und Schmeckens, eine Bedeutung beizulegen. Er ist der An- sicht, dass die Trennung der einzelnen Sinnesempfindungen von einander nicht immer — und namentlich bei dem Blut- egel nicht — eine so absolute sei, wie es die Lehre von den specifischen Energieen, in aller Strenge durchgeführt, verlangt, und hält es hiernach durchaus nicht für unwahr- scheinlich, dass selbst die Gesichtsempfindung des Blut- egels noch Etwas von einer Tastempfindung und Ge- schmacksempfindung an sich trägt. Beiträge zur Lehre von den Uebergangs-Sinnesorganen. Die Augen des Blutegels, Ztschrft. für wissenschaftl. Zoologie Bd. XV, S. 152—162 Taf. X. Aus den Untersuchungen, welche Ludwig (a. a. O. S. 64—67) über die Eibildung von Piseicola angestellt hat, geht hervor, dass das ausgebildete sog. Eierstocksei dieser Art mit Recht als ein Eifollikel gedeutet ist, welcher seiner- seits erst das wahre — einzellige — Eiin sich einschliesst. Rob in’s Memoire sur le d&veloppement embryogenique des Hirudindes (Paris 1875. 472 Seiten in Quarto mit 19 Kupfertafeln, extr. du T. XL des mem. de TAcad. des sciences) stützt sich vorzugsweise auf Untersuchungen von Nephelis und Clepsine, denselben Arten also, die auch dem Rathke’schen Opus postumum (J. B. 1862. S. 73) über den gleichen Gegenstand zu Grunde lagen. Eine Ver- 403 157 gleichung der beiden Werke fällt freilich unbedingt zu Gunsten des französischen Forschers aus, dessen Beobach- tungen nicht bloss sehr viel mehr in’s Detail gehen, sondern auch in sofern methodischer angestellt sind, als sie auf eontinuirliche Untersuchungsreihen sich stützen, während die Rathke’sche Darstellung vielfach durch eine Combi- nation vereinzelter Beobachtungen entstanden ist und des- halb denn auch mehrfache Irrthümer in sich schliesst. Ob freilich auch die Robin’sche Abhandlung von diesem Vor- wurf ganz freizusprechen ist, scheint Ref. sehr zweifelhaft. Jedenfalls bedürfen die Angaben, die Verf. über die Ent- stehung der Eier in den sog. Ovo-Spermatophoren (!), über die Bildung des Entoderms, die Anlage des Nervensystems macht — um hier nur Einiges zu nennen — gleichfalls noch der Sichtung und Läuterung. Die Richtungsbläschen (globules polaires) sollen zu dem Keimbläschen keinerlei Beziehung haben, sondern Gebilde sein, die durch eine Art Knospung aus dem Dotter hervorkommen, eine Zeit- lang auch in mehrfacher Anzahl vorhanden sind, dann aber mit einander verschmelzen und schliesslich zu Grunde gehen. Die Vorgänge der Furchung geschehen bei Clep- sine im Wesentlichen auf dieselbe Weise, wie bei Nephelis. Nach der Viertheilung entstehen zunächst durch Knospung aus dreien Furchungskugeln vier weitere kleine Zellen, deren Zahl sich sodann dureh Viertheilung der bis dahin unthätigen vierten Furchungskugel auf sieben vermehrt. In Folge neuer Theilungen vermehren sich diese kleinen (hellen und Anfangs auch hüllenlosen) Zeilen immer mehr, bis sie schliesslich die drei persistirenden grossen Furchungs- kugeln umwachsen und in sich einschliessen. An eine Um- wandlung in Kopfzapfen und Seitentheile des Embryo, wie Rathke sie für Nephelis behauptet hatte, ist nicht zu denken. Der Kopfzapfen entsteht vielmehr selbstständig durch eine Zellenwucherung am vordern, den Furchungs- kugeln gegenüberliegenden Pole des Embryonalkörpers, zu einer Zeit bereits, in der die betreffenden Kugeln ihre frühere Beschaffenheit noch unverändert bewahrt haben, während sie sich später in die drei grossen Zellen des Primitivstreifens, den Robin ausschliesslich als Anlage des 158 404 Nervensystemes auffasst, umwandeln. Aehnlich, wie bei Nephelis, ist es auch bei Hirudo, nur dass die Grössen- unterschiede dieser Dotterballen und der Embryonalzellen hier weniger auffallen. Bei Clepsine entstehen die betreffen- den — hier bekanntlich in der Mehrzahl vorhandenen — Zellen nur aus einer einzigen Furchungskugel und zwar derjenigen, die bei der Production der ersten Embryonalzellen unthätig war, natürlicher Weise gleichfalls durch eine Theilung. Aber auch die drei andern, bei Nephelis (und Hirudo) beständig einfach bleibenden Furchungskugeln unterliegen hier, nachdem sie von dem Eetoderm umwachsen sind, einer Theilung. Sie verlieren dabei das frühere mehr körnige Aussehen und verwandeln sich in öltropfen- artige Ballen, die im Centrum des Embryonalkörpers zu einem Haufen zusammengedrängt sind und schliesslich zu den sog. Leberzellen (dem Entoderm des Wurmes) werden. Bei Nephelis entstehen diese Gebilde auf eine andere Weise, dadurch nämlich, dass sich noch vor der Bildung eines eigentlichen Ecetoderm in dem den drei Dotterkugeln auf- liegenden Embryonalzellenhaufen eine Anzahl grösserer und kleinerer Fettballen ansammelt, die später zu einer gemeinsamen Masse zusammenfliessen und erst durch eine Art Furchung wieder in zellige Gebilde (Entodermzellen) sich verwandeln. In ein weiteres Detail können wir hier natürlich nicht eintreten, doch dürfte noch so viel erwähnt sein, dass der Pharynx durch eine Art Einstülpung von dem Ectoderm aus gebildet wird. Bei den jungen Embryonen von Nephelis beschreibt Verf. jederseits zwischen Darm und Hautblatt ein schlingenförmig zusammengelegtes helles Ge- fäss, das fast die ganze Länge des Körpers durchzieht und dem Eetoderm verbunden ist. Ref. erkennt darin dasselbe provisorische Gebilde, das bei den jungen Embryonen von Hirudo nach seinen Untersuchungen jederseits in drei- facher Anzahl vorkommt und von ihm als Urniere gedeutet ist. Der Verf, der die Beobachtungen des Ref. über Hi- rudoentwicklung (J. B. 1863. S. 57) nicht kennt, ist über die Natur des fraglichen Gebildes im Unklaren geblieben. Allem Anscheine nach hält er es für einen Theil des hintern Blutgefässsystemes. Gelegentlich flicht Verf. auch (p. 314— 405 159 336) einen Exeurs über die von ihm in Algerien und Frank- reich beobachteten Clepsinearten ein, von denen die Cl. (Glossi- phonia) catenigera Moq. Tand. aus Algier, Cl. marginata Müll., Cl. stagnalisL. (= Cl. bioculata Bergm.), Cl. hetero- elita L. (= Ch. hyalina Müll.) und eine nicht benannte Art mit vier Augen, die am meisten noch mit Cl. algira Moq. Tand. verwandt zu sein scheint, aufgeführt werden. Grube berichtet über die bisher nur von Rathke in Königsberg beobachtete und neuerdings wieder daselbst aufgefundene Clepsine maculosa, die durch ihre sammet- schwarze Färbung und 20 rostgelbe Randflecken jederseits leicht sich kenntlich macht. Sitzungsber. der Schlesischen Gesellsch. 1872. Naturhistor. Section 8. 34. Ebenso (a. a. O. S. 35) über einen neuen Fischegel, Codonobdella (n. gen.) trumcata, mit glockenförmig gewölb- ten Saugnäpfen, von denen der vordere sehr viel grösser und höher ist, als der hintere. Unter dem Namen Macrobdella (n.gen.) valdiviana be- schreibt Philippi in der Halle’schen Ztschrft. für die ge- sammten Naturwissenschaften 1872. Bd. Vi. 8. 435—-442 mit Abb. einen riesigen Blutegel aus Valdivia, welcher der Augen, Kiefer und Lippen entbehrt und seine Mundöffnung aut der Spitze eines eylindrischen dünnen Kopfanhanges trägt, der geringelt ist und scharf gegen den etwas breitern und abgeplatteten Leib sich absetzt. Im lebenden Zustande soll das Thier beinahe anderthalb Fuss lang sein. Die Ringe sind deutlich und belaufen sich insgesammt auf 92, wovon 14 auf den Kopf und Hals kommen. Leidy berichtet (Proceed. Philol. Acad. 1876. p. 306) über das Vorkommen der seit Say nicht wieder beobachteten Hirudo marmorata und H. lateralis in dem Obern See und an andern Orten. (Die Angabe, dass N. lateralis Say nicht wieder beobachtet sei, beruht auf einem Irrthum; ich habe bereits in meinem Parasitenwerke Bd. I, S. 716 Anm. bemerkt, dass derselben die Kiefer fehlen, sie also keine echte Hirudo sei.) Mit H. marmorata hat Say übrigens noch eine zweite Form Aulostomum lacustris Leidy zusammengeworfen. Verrill giebt in dem oben erwähnten Report von Baird (p. 666-688) eine Synopsis der Nord-Amerikanischen 160 406 Süsswasseregel und beschreibt dabei als neu: Macrobdella floridana, Semiscolex grandis, Olepsine oceidentalis, Ichthy- obdella Milnert. Später wird von der Küste Neu-Englands weiter noch hinzugefügt (Annals and Mag. nat. hist. 1. e. p. 624): Pon- tobdella rapax von Chaenopsetta ocellaris und P. n.sp. von Mysis americanus. Ausserdem noch zwei’ Malacobdella- arten (M. obesa n. sp. aus Mya arenaria und M. merce- naria, M.n.sp. aus Venus mercenaria), die freilich nur mit Unrecht den Hirudineen zugerechnet werden, da sie nach Semper’s Untersuchungen, auf die wir im nächsten Jahres- berichte zurückkommen, — schmarotzende Nemertinen sind — wie das Ref. schon vor 30 Jahren in den mit Frey zusammen herausgegebenen Beiträgen zur Fauna des nord- deutschen Meeres (S. 50) nachzuweisen versucht hat. Ebenso Olensine elegans und Ol. modesta Verrill, zwei neue Arten, die im Amer. Journ. Sc. and Art. 1872. T. II. p. 132 beschrieben sind. Identisch mit diesen zwei Arten sind wahrscheinlich auch Nicholson’s Clepsine patelliformis und Ol. submodesta aus dem Ontario-See (Ann. nat. hist. T. X. p. 279). Unter den von demselben Autor erwähnten zwei Nephelisarten dürfte die eine (N. vermiformis) vielleicht mit N. lateralis Say zusammenfallen. Die andere schliesst sich durch Fähig- keit der Kugelung und Brutgegeschäft an Clepsine an. Trematodes. In seiner Abhandlung „zur Naturgeschichte des Poly- stomum integerrimum und des Pol. ocellatum Rud.* (Ztsehrft. für wissensch. Zool. Bd. XXTII. S. 29—39. Tab. III) liefert v. Willemoes-Suhm eine weitere Darstellung der schon im letzten Bericht (S. 79) angezogenen Beobachtungen über die Jugendform des Pol. integerrimum mit Bemerkungen über den Bau des ausgebildeten Thieres und des nahe verwandten Pol. ocellatum, das in der Rachenhöhle von Emys europaea lebt, bisher aber nur ungenügend bekannt war. Was Verf. über letz- teres mittheilt, enthält die Resultate von Untersuchungen, die schon vor längerer Zeit von v. Siebold angestellt sind, bisher aber noch nicht veröffentlicht waren. Wir 407 161 entnehmen daraus als besonders interessant die Thatsache, dass Pol. ocellatum mit einem nur einfach gespaltenen Darm (ohne seitliche Verästelungen) versehen ist und Saugnäpfe besitzt, die je von einem gegliederten Chitinringe umgeben sind. Ausser den zwei grossen Haken trägt der Haft- apparat noch eine Anzahl kleinerer Häkchen, in denen Verf. die persistirenden Larvenhäkchen wieder erkennt. Dass diese Gebilde übrigens auch bei Pol. integerrimum persistiren und nicht abgeworfen werden, wie Verf. meint, hätte derselbe schon aus den Andeutungen desRef. in dem Berichte für 1863. S. 60 entnehmen können. So dankenswerth übrigens die Beobachtungen von v. Willemoes-Suhm sind, so haben sie doch mehr dazu beigetragen, das Bedürfniss nach einer vollständigen Er- kenntniss der Lebens- und Entwicklungsgeschichte des Polystomum zu wecken, als zu befriedigen. Wir begrüssen es desshalb als ein sehr willkommenes Ereigniss, dass Zeller fast um dieselbe Zeit „Untersuchungen über die Entwieklung und den Bau des Polystomum integerrimum“ veröffentlicht (ebendas. S. 1—24, Tab. I, II), welche nicht bloss die bis dahin noch unbekannte Metamorphose dieses Schmarotzers in eingehender Weise behandeln, sondern auch über den Bau und die Lebensgeschichte desselben zahlreiche neue und überraschende Aufschlüsse geben. Einige wenige Punkte musste Verf. allerdings unerledigt lassen. Nachdem aber auch diese neuerlich (ebendas. 1876. Bd. XXVII. S. 233—275. Tab. XVII und XVII) ihre Auf- klärung gefunden haben, dürfen wir die Polystomeen jetzt den am besten und vollständigsten erforschten Parasiten zurechnen. Da dieser „weitere Beitrag zur Kenntniss der Polystomeen“ ergänzend und berichtigend sich den frühern Mittheilungen anschliesst, dürfte es auch gerechtfertigt er- scheinen, denselben sehon hier zu berücksichtigen, obwohl er nach der Zeit seiner Publication über die Grenzen des vorliegenden Berichtes hinausliegt. Zunächst hat sich durch die Beobachtungen Zeller’s die Thatsache herausgestellt, dass das Pol. integerrimum unter naturgemässen Verhältnissen nur im Frühlinge (März, April) Eier produzirt, zu jener Zeit also, in der die Frösche 162 408 aus dem Winterschlafe erwachen und dann sofort zur Paarung sich anschicken. Die ersten Mittheilungen unseres Verf.’s lauten allerdings dahin, dass die Eierbildung unseres Parasiten während des ganzen Winters vor sich gehe, allein davon ist, wie wir später erfahren, nur soviel richtig, dass dieselbe schon von December an durch Uebertragung der Frösche in die Wärme künstlich hervorgerufen werden kann. Dieser Umstand erklärt es auch, wesshalb die Eier unseres Parasiten bisher nur so selten und nur von wenigen Forsehern gesehen sind. Uebrigens werden die Eier rasch, noch vor Eintritt der Embryonalveränderungen nach Aussen abgelegt, so dass man nur selten eine grössere Menge in dem Uterus auffindet (höchstens gegen 80), obwohl die Ge- sammtzahl der von einem Individuum erzeugten Eier immer- hin auf etwa 1500 sich belaufen mag. Zum Zwecke der Eierablage schiebt der Wurm das Vorderende seines Kör- pers durch die Harnblasenmündung hindurch bis zur After- öffnung des Frosches, so dass die Eier direct in das Wasser, niemals aber in die Harnblase gelangen. Die Embryonal- entwickelung nimmt eine Zeit von etwa 6—8 Wochen in Anspruch, nach deren Ablauf dann die junge Larve aus- schlüpft und einige Stunden lang mittelst ihrer Wimpern lustig umherschwimmt. Die letzteren bilden übrigens keinen continuirlichen Belag, wie v. Willemoes-Suhm angiebt, sondern stehen vielmehr, wie wir durch die letzten Mittheilungen unseres Verf.'s erfahren, in sehr eigenthüm- lieher Anordnung in fünf Querreihen, von denen die drei vordern der Bauchfläche, die beiden hintern aber vornehm- lich der Rückenfläche angehören. Von den Geschlechts- organen lässt sich nicht die geringste Spur entdecken, ob- wohl Darm und Exeretionsapparat bereits in gewöhnlicher Weise entwickelt ist, auch die auf der Höhe des Schlund- kopfes gelegene Ausmündung des letztern in Form zweier seitlicher Rückenöffnungen (je eine für den entsprechenden Seitenstamm) deutlich gesehen wird. Obwohl auf den ersten Blick der Unterschied zwischen der Larve und dem erwachsenen Polystomum sehr auffallend zu sein scheint, so redueirt sich derselbe bei näherer Untersuchung — von den Geschlechtsorganen und dem provisorischen Wimper- 409 163 besatze abgesehen — auf den Mangel der Saugnäpfe und die " geringe Grösse der zwei Scheibenhaken. Die kleinen Rand- häkehen, die man vielleicht für blosse Larvenorgane halten könnte und — Willemoes-Suhm — auch wirklich gehalten hat, lassen sich mitsammt den vier Augen un- verändert noch bei dem erwachsenen Thiere nachweisen, obwohl sie bei diesem viel weniger leicht auffallen. Die Metamorphose beginnt erst nach der Einwanderung in die Frösche, aber diese erfolgt nicht in die erwachsenen Frösche, auch nicht gleich in die Harnblase, sondern immer nur in die Kaulquappen und zwar deren Kiemenhöhle, in der die Würmer theils an den Wandungen, theils auch an den Kiemen selbst sich anklammern. Die Polystomeen sind demnach in allen Fällen ziemlich so alt, wie ihre Träger. Aus dieser Thatsache erklärt es sich denn auch, dass die jüngeren Frösche unsere Parasiten weit häufiger und durchschnittlich auch in beträchtlicherer Anzahl be- herbergen, als die ältern, die dagegen ihrerseits stets die srössesten Polystomeen aufweisen. Die Entwicklung, welche die Larve in der Kiemenhöhle nimmt, ist unter gewöhn- lichen Verhältnissen eine nur beschränkte. Das Thierchen, das bei dem Ausschlüpfen aus dem Ei etwa 0,5 Mm. misst, wächst während des Aufenthalts in der Kiemenhöhle bis zu 0,4 Mm. und bildet dabei das hintere Paar der Saugnäpfe, die das drittletzte Paar der Randhäkchen in sich ein- schliessen. Bisweilen entsteht auch im Umkreis der vor- hergehenden Randhäkchen schon das mittlere, sehr selten selbst das letzte vordere Paar der Saugnäpfe. Da diese gleichfalls um einen Randhaken gebildet wird, bleiben am vordern Rande der Schwanzscheibe drei Hakenpaare übrig, denen dann die zwei hintern Paare zwischen den hintersten Saugnäpfen gegenüberstehen. Die ursprünglich gleichfalls nur kleinen stachelförmigen Scheibenhaken zeigen übrigens während der Bildung der Saugnäpfe ein so rasches Wachs- thum, dass sie, bevor noch das dritte Paar angelegt ist, im Wesentlichen bereits die spätern Verhältnisse erkennen lassen. In der Kiemenhöhle nun verweilen die jungen Pa- rasiten durchschnittlich etwa 8—10 Wochen, bis die Kaul- quappe ihre Metamorphose vollendet hat und den Kiemen- 164 410 apparat zurückbildet. Erst während dieser Veränderung wandern dieselben in die kaum zuvor gebildete Harnblase über und zwar, wie schliesslich nachgewiesen wurde, durch den Darmkanal hindurch, in den sie durch die Kiemen- spalte eintreten. Aber auch in der Harnblase macht die weitere Entwicklung des Thieres nur langsame Fortschritte, so dass dasselbe mit zwei Jahren erst eine Länge von etwa 2 Mm., mit dreien eine solche von 3—5 Mm. erreicht und kaum vor dem fünften und sechsten Jahr zu seiner vollen Grösse (S Mm.) heranwächst. Die Geschlechtsreife des Parasiten tritt mit etwa dreien Jahren ein, obwohl die ersten Anlagen der Geschlechtsorgane bereits im vierten Monat sich erkennen lassen. So wenigstens verhält es sich für gewöhnlich. Unter gewissen Umständen aber — wie später sich herausgestellt hat, dann, wenn die Larve in noch ganz junge Kaulquappen einwandert, was im Freien aber nur ausnahmsweise der Fall ist — nimmt die Entwicklung unserer Parasiten einen andern Verlauf. Sie ist dann, bei sehr erleichterter Nahrungsaufnahme, eine so rapide, dass die Thierchen schon. mit 3 Wochen 1 Mm. messen und sämmtliche drei Paare von Saugnäpfen be- sitzen, zwei Wochen später aber bereits eine Grösse von 2Mm. haben. Schon um den zwölften Tag lässt sich bei diesen vorschnell sich entwickelnden Individuen die Anlage der Ge- sehlechtsorgane erkennen und schon am 27. sind diese bis zur Eiproduction entwickelt. Die Fortpflanzung geschieht in solehen Fällen noch während des Aufenthaltes in der Kiemenhöhle. Eine Wanderung fehlt, und die Mehrzahl der Parasiten geht zu Grunde, noch bevor die Metamorphose der Kaulquappe begonnen hat. Es ist aber nicht bloss die ausserordentliche Beschleunigung der Entwicklung, welche diese Individuen auszeichnet, sondern weiter auch eine Reihe von Abänderungen, die in der Bildung der beiden grossen Haken und namentlich der Fortpflanzungsorgane sich bemerklich machen. Ovarium und Haken erhalten eine von der sonstigen sehr abweichende Gestalt. Die weiblichen Begattungsorgane, die wir übrigens erst durch die letzten Untersuchungen unseres Verf.’s kennen gelernt haben, fehlen ganz, so dass eine Begattung unmöglich ist, 411 165 und die Befruchtung nur auf dem Wege einer innern Selbstbefruchtung zu Stande kommt. Da gleichzeitig auch der Eileiter fehlt, ist immer nur ein einziges, sonst aber dureh Nichts besonders’ ausgezeichnetes Ei im Innern des Mutterthieres vorhanden, wie das Verf. auch bei Pol. ocellatum beobachtete, das hinsichtlich der Bildung des Hodens gleichfalls eine bemerkenswerthe Uebereinstimmung zeigt. Die Larven übrigens, die aus den Eiern dieser di- morphen Individuen sich entwickeln, machen ihrerseits wieder die gewöhnliche langsame Entwicklung durch und gewinnen dabei auch die gewöhnliche Bildung ihrer Ge- schleehtsorgane. An den letzteren constatirte Verf. die An- wesenheit eines besondern zur Begattung dienenden Vagi- nalapparates, wie solcher auch den übrigen Trematoden zu- kommt, aber nicht in Form eines einfachen, auf der Rücken- fläche ausmündenden Ganges, sondern zweier seitlicher Röhren, die auf. der Höhe des Schlundkopfes durch die schon längst gekannten, bis dahin aber sehr problematischen Randpolster mittelst zahlreicher kleiner Oeffnungen aus- münden und hinten mit dem queren Dottergange der zu- gehörenden Seite sich verbinden, so dass der Samen zu- gleich mit den Dotterzellen in die Schalendrüse, deren langgestielte Drüsenzellen vom Verf. Anfangs irriger Weise für Muskelfasern gehalten waren, übertritt. Die Begattung lässt sich, da sie häufig vollzogen wird, leicht beobachten. Die Thiere saugen sich dabei mittelst ihrer Mundnäpfe auf der Rückenfläche zwischen den Seitenwülsten fest und führen dann ihren Cirrus mit dem aufsitzenden Krönchen in eine der zahlreichen Mündungen des seiner Lage nach entsprechenden Seitenwulstes ein. Uebrigens ist Verf. (in seinem letzten Beitrage) geneigt, unter gewissen Umständen eine Selbstbegattung zu statuiren. Dass eine Selbstbe- fruchtung stattfinden kann, ist zweifellos, denn unsere Po- lystomen besitzen in der That jene direete Verbindung zwischen den Hoden und dem Eiergange, die man irriger Weise eine Zeitlang sämmtlichen Trematoden beilegte, bis man sich überzeugte, dass der fragliche (Laurer’sche) Canal als Vagina zu deuten sei. An eine Verwechselung mit dem letztern ist in unserm Falle übrigens um so we- 166 412 niger zu denken, als unser Verf. die wahre Bedeutung des lL.aurer’schen Ganges selbstständig erkannte, und letzterer überdiess in Form der beiden Begattungseanäle daneben vorhanden ist. In Betreff der sonstigen Mittheilungen über den Bau besonders der Geschlechtsorgane und die Vor- gänge der Embryonalentwicklung müssen wir auf die Ori- ginalarbeiten selbst (namentlich den „weitern Beitrag“) ver- weisen. Nur so viel mag hier bemerkt sein, dass die letz- tern mancherlei eigenthümliche Erscheinungen zeigen, welehe der Theilung des Eies theils vorhergehen, theils die- selbe begleiten und zum Theil an die Veränderungen er- innern, die wir durch Auerbach und Bütschli jüngst in dem sich eben entwickelnden Eie kennen gelernt haben. Ref. fügt den voranstehenden Mittheilungen die Notiz hinzu, dass die Beschreibung, welehe von Willemoes- Suhm und Zeller von den schwärmenden Jugendformen des Polystomum gegeben haben, keinen Zweifel lässt, dass der von Clapar&de (Beobachtungen u. s. w. 1863) im Meere frei schwimmend aufgefundene Onchogaster natator gleichfalls eine Polystomeenlarve darstellt. Wie den Polystomeen, so hat Zeller auch den Di- plozoen seine Studien zugewendet und uns mit „Unter- suchungen über die Entwicklung des Diplozoon paradoxum* beschenkt (ebendas. Bd. XXIL 5. 168—180. Tab. X), die unsere Kenntnisse über dieses sonderbare Geschöpf, wenigstens dessen Jugendformen, gleichfalls zu einem ge- wissen Abschluss bringen. Auch bei Diplozoon ist die Eibildung auf eine bestimmte Jahreszeit beschränkt. Sie cessirt mit dem Eintritte des Winters, lässt sich aber be- liebig auch während der kalten Jahreszeit hervorrufen, sobald man die Wohnthiere der Parasiten — Verf. untersuchte die kleinen Diplozoen der Pfellen (Phoxinus laevis), die in der Nähe seines Wohnortes so häufig vorkommen, dass er deren Eier nicht selten zu hundert u. m. an den Kiemen ihrer Wirthe antraf — in einen erwärmten Raum bringt. Die Eier werden bekanntlich einzeln nach der Ausbildung ihres Haftfadens aus dem Eihalter (neben welchem auch noch ein besonderer Samengang existirt) ausgestossen und liefern nach Verlauf von etwa 15 Tagen einen ziemlich 415 167 gedrungenen Embryo, der in der Bildung des Kopfendes, besonders des Mundes und der Mundsaugnäpfe, so wie des Hinterleibes mit seinen zwei Angeln und Klammerwerkzeugen genau an Diporpa sich anschliesst, durch den Besitz zweier Augenflecke und eines Wimperapparates aber davon ver- schieden ist. Die Wimperzellen bilden keinen continuir- lichen Belag, sondern stehen in fünf Gruppen an den Sei- tenrändern und der Hinterleibsspitze. Mit Hülfe dieses Apparates schwimmen die Thierchen rasch im Wasser um- her, doch leben dieselben, falls sie keine Gelegenheit zur Ansiedelung finden, nicht länger, als etwa 5 Stunden. Im andern Falle geht die Larve durch Verlust der Flimmer- haare und Augen rasch in den Zustand der Diporpa über, in der man jetzt auch den Darm und das aus zwei Seiten- stämmen bestehende exeretorische Gefässsystem mit seinen Ausmündungen, die auch hier auf der Höhe des Schlund- kopfes gefunden werden, deutlich zu erkennen vermag. Die Diporpen können eine geraume Zeit, Wochen und Monate Jang, im isolirten Zustande leben und saugen, wie die Diplozoen, das Blut der Kiemen. Sie wachsen dabei auf das Doppelte ihrer ursprünglichen Länge und bilden häufig noch im isolirten Zustande das zweite, bisweilen selbst das dritte Paar Klammern. Für gewöhnlich aber erfolgt schon vor Anlage des zweiten Klammerpaares die Umbildung in ein Diplozoon und zwar, wie wir durch v. Siebold wissen, durch Copulation zweier — bisweilen sogar sehr ungleich entwickelter — Individuen. Diese Copulation ist freilich nicht so einfach, wie man früher vermuthete. Sie geschieht nieht durch Verbindung der beiden Bauchsaugnäpfe, son- dern dadurch, dass diese Näpfe sich je auf der Rücken- fläche des Partners, die zu diesem Zwecke eine kleine zapfenartige Hervorragung trägt, ansaugen. Auf diese Weise erklärt sich auch die gegenseitige Stellung der bei- den in einem Diplozoon verbundenen Körper, ihre Kreu- zung und das für den ersten Anblick ganz unverständliche Verhältniss, dass sie von den Seitenrändern her in ein- ander geschoben erscheinen. Eine Zeitlang lassen sich die Saugnäpfe auch noch nach der Copulation deutlich erken- nen, aber später verschwinden sie, und dann sind beide 168 | 414 Leiber fest mit einander verwachsen. Uebrigens gelangen keineswegs alle Diporpen zur Copulation, und diese, viel- leicht die Mehrzahl, gehen zu Grunde, ohne ihre Bestim- mung erreicht zu haben. Auch von den jungen Diplozoen kommt eine nur geringe Menge zur Geschlechtsreife. Nach den Mittheilungen, welche Semper über den Bau von Temnophila macht, die er in einer von T. chi- lensis Gay kaum abweichenden Art an verschiedenen Süss- wasserkrabben von Luzon und Mindanao auffand, kann kaum noch länger gezweifelt werden, dass dieser erst jüngst wieder (J.;B. 1871. S. 86) von Philippi beschriebene Wurm zu den ectoparasitischen Trematoden gehört. Das Nervencentrum besteht aus einem einzigen, wenngleich mehrfach gegliederten Schlundganglion. Der Magen ist mit Blindsäcken besetzt und ohne After, das exeretorische Ge- fässsystem mündet mit seinen zwei Hauptstämmen jeder- seits auf der Höhe des Pharynx nach Aussen, und die zwitter- haften Geschlechtsorgane lassen sich trotz mancher Eigen- thümlichkeiten — Verf. vermisste z. B. die Dotterstöcke — gleichfalls auf den Typus der Trematoden (freilich auch der Turbellarien) zurückführen. Die Eier bilden sich. ein- zeln in dem kurzen, sackartigen Fruchthalter und werden auf dem Panzer der Wohnthiere befestigt. Der Embryo, der daraus hervorkommt, hat schon bei der Geburt die Gestalt der erwachsenen Würmer. Ueber die Gattung Temnophila, zoolog. Aphorismen II., Ztschr. für wissensch. Zool. Bd. XXL. p. 307—310. Tab. XXI. Nach J. Wood Mason lebt Temnophila auch in Neu- Seeland (auf Paranephrops setosus), und im Norden In- diens. Annals nat. hist. Vol. XV. p. 336. Chatin liefert Beschreibung und Abbildung einer neuen Amphibdella, A. torpedinis, von den Kiemen der Torpedo marmorata, Annal. des se. natur. 1874. T. I. Art. Nr. 6. p. 11—16. Pl. X. Ueber Dactylogyrus Dujardinianus Dies. vergl. v. Linstow, Archiv für Naturgesch. 1875. Th. I. S. 195. Obwohl nach den Untersuchungen von Bergk die Frage nach der Natur der sg. Foenieuri im Sinne Derer, die in diesen Gebilden integrirende Anhänge von Tethys 415 169 sahen, abgeschlossen schien, erklärt Lacaze Duthiers dieselben neuerlich wieder mit kurzen, aber sehr ent- schiedenen Worten für Parasiten, die sich auf den für das Einlassen des Wassers in den Venenapparat bestimmten und mit einem Sphineter verschliessbaren Rückenöffnungen von Tethys befestigten und ihre Nahrung direet aus dem Blute ihres Wirthes entnähmen. Nähere Angaben über den Bau und die systematischen Beziehungen des Wurmes werden in Aussicht gestellt. Archiv. zoolog. exper. T. Ill. p. 30. v. Willemoes-Suhm handelt (Ztschrit. für wissen- schaftl. Zoologie Bd. XXIV. S. 332—335) über den Bau des Monostomum faba, besonders die bis dahin nur unvoll- ständig bekannten Geschlechtsorgane und schildert den schon im Uterus sich entwickelnden Embryo als einen ein- fachen flimmerlosen Körper ohne jede Organisation. Die Eier gelangen durch die Follikelöffnung, der das Hinter- leibsende der Würmer zugekehrt ist, nach Aussen und dürften wahrscheinlich von den Apopluren, welche zahl- reich zwischen den Federn schmarotzen, oder den in den Nestern lebenden Insekten verzehrt werden und bei diesen zur Entwicklung kommen. Dass Rudolphi’s Monostomum erueibulum aus dem Darme von Conger nicht dem Gen. Monostomum zugehört, sondern ein Gasterostomum ist, dürfte seit Gervais und van Beneden wohl allgemein anerkannt sein. v. Wille- moes-Suhm hebt nun die Unterschiede von dem G. fim- briatum hervor und bemerkt dabei, dass der Embryo gleich dem der letztgenannten Art nackt sei, aber einen Mund- stachel besitze. Vermuthlich wächst derselbe in den Austern und Cardiumarten zu dem von Lacaze-Duthiers (J. B. 1854. S. 366) aufgefundenen Bucephalus Haimeanus aus. Ebendas. S. 336 u. 337. Was nun diesen letztern betrifft, so wandert derselbe nach Giard (Cpt. rend. T. 79. p. 485—487, sur l’encyste- ment du Bucephalus Haimeanus) in Belone vulgaris, deren Eingeweide, besonders Leber man im Sommer oftmals mit kleinen eylindrischen, am Ende kuglig angeschwollenen Cysten durchsetzt sieht, die einen bisweilen noch nicht me- tamorphosirten Bucephalus enthalten. Dass die Trematoden 170 416 der Coelenteraten zu Bucephalus gehörten, wie Clapa- rede einst vermuthet hat, stellt Verf. in Abrede; er glaubt, dass die ausgebildeten Zustände vielleicht bei den ge- trässigen Haien und Schellfischen in Gasterostomumform zu finden seien. Der in Ostrea virginiana schmarotzende resp. sich entwickelnde Bucephalus soll nach Me. Crady, der den- selben sehr häufig beobachtete, von der Europäischen Form verschieden sein. Er wird als Bucephalus cuculus n. be- schrieben und nach Bau und Entwicklungsweise mit den Hydroiden verglichen, ja selbst damit zusammengestellt. Proceed. Boston soc. nat. hist. 1874. XVI. p. 176. Die Mittheilungen über Bucephalus von Slaon (monthly microscop. Journal, T. XII. p. 141—146) und Steward (ibid. Vol. XIV. p. 1) enthalten kaum etwas Neues. v. Linstow beschreibt „einige neue Distomeen“ (Archiv für Naturgesch. 1873. Th. I. S. 95—108. Tab. V) und knüpft daran Bemerkungen über die weiblichen Se- xualorgane der Trematoden, die namentlich die von mir zuerst aufgefundene (und auch benannte) Schalendrüse und den sg. Laurer’schen Canal betreffen, der nach Verf. eine Verbindungsröhre zwischen dem vorderen Abschnitte des Leitungsapparates (Vagina Verf.) und der Samenblase sein soll. Ein Zusammenhang mit dem Hoden wird — mit Recht — in Abrede gestellt. Die Darstellung bezieht sich zunächst auf Dist. pellueidum n. sp. aus dem Haus- huhn. Daneben beschreibt Verf. noch Dist. caudatum n. aus dem Igel, D. teetum n. aus dem Stint, D. beleocephalum n. aus dem grauen Reiher und D. curvatum n. aus Anas marila.. Den Schluss macht eine vergleichende Zusammen- stellung der Arten des Subgen. Echinostomum mit Zahl und Grösse der Stacheln. Weitere Beobachtungen desselben Verf.’s über .Disto- mum vitellatum n. aus Totanus hypoleucos, D. macrophallos ebendah., D. putorii Mol., D. coelebs n. aus Darmwandeysten des Sperlings: Archiv für Naturgesch. 1875. Th. I. S. 189 —193 mit Abbild. Bei Dist. macrophallos fand Verf. eine ansehnliche Erweiterung am Ende des Eileiters. Da die- selbe augenscheinlicher Weise nur die Bestimmung habe, 417 171 den grossen Cirrus aufzunehmen, glaubt Verf. die Ansicht aussprechen zu dürfen, dass keineswegs alle Trematoden einen auf dem Rücken mündenden Laurer’schen Canal besässen. Ein Exemplar dieses Plattwurmes trug auffallen- der Weise noch den aus dem Cercarienzustand persistiren- den Mundstachel. Durch Bütschli wird übrigens für Distomum endolo- bum die Anwesenheit eines auf der Rückenfläche ausmün- denden Scheidenkanales ausser Zweifel gestellt. Archiv für Naturgesch. 1872. Th. I. S. 234—236. („Der Verbindungs- kanal des Hodens und der weiblichen Organe bei Disto- mum endolobum“.) v. Willemoes-Suhm beschreibt (helminthol. No- tizen in Ztsehrft. für wissensch. Zoologie Bd. XXI. S. 337—339) die Embryonen von Distomum hians und Dist. laureatum, die beide denen des Dist. hepaticum ausserordentlich ähnlich sind, so wie (ebendas. S. 339 u. 340) die von Dist. globiporum, D. folium und D. nodulosum. Die Embryonen von D. globiporum und folium sind mit Flim- merüberzug, Seitengefässen und Mundnapf versehen, aus dem bei D. globiporum ein conischer Zapfen sich erhebt, während der von D. nodulosum dadurch bemerkenswerth ist, dass er, wie die Embryonen der Monostomeen, einen Augenfleck mit deutlicher Linse besitzt. Ausserdem zeigt derselbe Wimperkleid, Seitengefässe, etwas diffuses Pig- ment und einen sehr kleinen Mundnapf. Dieser Darstel- lung lässt Verf. schliesslich noch (S. 341 u. 342) eine syn- optische Tabelle folgen, in der die bis jetzt bekannt geworde- nen Trematodenembryonen, die der monogenetischen so gut, wie der digenetischen Formen mit den betreffenden Litte- raturnachweisen nach ihrer Verwandtschaft zusammenge- stellt sind. Unter die monogenetischen Arten rechnet Verf. ausser den Polystomeen (6 Arten) noch — freilich fraglich — das Distomum sternae cantiacae (nach la Valette). Bewimperte Embryonen kennt man von 18, unbewimperte von 10 Arten. Cobbold hatte Gelegenheit, die Eier und Embryonen des Distomum haematobium aus dem Urine eines von Süd- afrika nach London zurückgekehrten Hämaturikers frisch 12 172 | 418 zu untersuchen (on the development of Bilharzia haema- tobia, British med. journ. 1872. N. 604 oder Veterinarian 1873. p. 636—654 mit Abbild.). Die letztern besassen in den entleerten Eiern bereits ihre volle Entwicklung und brachen schon nach wenigen Minuten aus der Eihülle her- vor, wenn der Urin mit grössern Mengen Wassers verdünnt oder durch reines Wasser ersetzt ward. In unverdünntem Urin blieben die Embryonen ruhig und bewegungslos, bis sie — nach etwa Tagestrist — in ihrer Hülle abstarben. Ein Zusatz von 'Sehleim, Blut und faulenden Substanzen erwies sich eben so schädlich. Die Schwimm-Bewegung des flimmernden Embryo war sehr rasch und die Körperform je nach den Contraetionszuständen des Leibes manchfach wechselnd. Das vordere Ende bildet einen mehr oder minder scharf abgesetzten kurzen Kegel und ist in em Zäpfchen verlängert, dem zwei oder drei ovale Körperehen von ziemlich starkem Lichtbrechungsvermögen ' anhängen, die Verf. den Lemnisken ‚der Echinorhynehen vergleichen möchte (? Ref.). Der übrige Leib umschliesst eine Anzahl grösserer und kleinerer Sareodetropfen und wird von einem ansehnlich entwickelten Gefässsystem durehzogen, dessen Hauptstämme die Seitentheile des Körpers einnehmen. Leider führten die von Cobbold angestellten Versuche, diese Larven in Süsswassermollusken (Paludina, Limnaeus, Planorbis), kleineren Krebsen, Fliegenlarven und Fischen zur weitern Entwicklung zu bringen, zu keinem Resultate, Auch Sonsino beschreibt die Embryonen der Bil- harzia, ohne der Gobbold’schen Darstellung‘ jedoch we- sentlich Neues hinzuzufügen. (Rencord. r. Acead.'se. fisiche e matemat. Napoli 1864. Juni, ricerche intorno alla Bil- harzia ete.) Er findet die Eier bei zahlreichen Hämatu- rikern (immer nur bei Männern oder Knaben) und ist der Ansicht, dass das Auftreten des Parasiten keineswegs in allen Fällen so verhängnissreiche Folgen habe, wie das nach den Angaben von Griesinger und Bilharz, die ihre Erfahrungen ausschliesslich in Krankenhäusern mach- ten, den Anschein hatte. Das merkwürdige, schon seit lange bekannte Leuco- ehloridium paradoxum hat durch Untersuchungen Zeller’s 21, 173 („über Leueochloridium paradoxum und die weitere Ent- wieklung seiner Distomenbrut“, Ztschrft. für wissensch. Zoologie. Bd. XXIV. S. 564—578. Taf. XLVIII) ein neues Interesse gewonnen. Auf experimentellem Wege liefert der eben so ausgezeichnete, wie glückliche Forscher den Nach- weis, dass die Distomenbrut des Leueoehloridium aus dem letztern direet in seine spätern Träger übergeht, ohne dass es einer Einkapselung und eines Zwischenwirthes bedarf. Hiermit stimmt auch die Beschaffenheit dieser jungen Disto- men, die bekanntlich des Cercariensehwanzes entbehren und an Stelle der Kapsel von einer mächtig verdiekten Epidermis umhüllt sind. Dazu kommt, dass der Wurm noch innerhalb seines Ammenschlauches eine ganz unge- wöhnliehe Entwicklung erreicht und seine Generationsor- gane in allen ihren Theilen vollständig und deutlich er- kennen lässt. Die Ausmündung derselben liegt, wie sonst nur bei wenigen Distomeen — Rei. kennt auch ein Mono- stomum, das sich ganz ähnlich verhält, M. Dujonis, das Semper in den Eustachischen Röhren des Dujung der Philippinen sammelte und dem Ref. freundlichst zur Unter- suchung überlassen hat — am Hinterende des Körpers, dieht neben der des exceretorischen Apparates. Auch der Laurer’sche Canal ist unverkennbar. Er bildet einen eigenen Scheidenkanal, welcher gleichfalls in der Nähe der Fxeretionsöffnung auf der Rückenfläche beginnt und von da spindelförmig sich erweiternd nach vorwärts läuft. Das ausgebildete Distomum, welches sich nur dureh seine dünne Epidermis, seine Grösse und die Anwesenheit von Eiern in dem Oviduete von der Larve unterscheidet, sonst aber, besonders auch in der so charakteristischen Bildung des Kopfendes, das kragenartig über den Mundsaugnapf empor- gezogen ist, der Larve gleicht, ist das D. macrostomum, welches bei zahlreichen insektenfressenden Singvögeln vor- kommt und von dem (allerdings nieht unbeträchtlich grössern) D. holostomum der Rallen, in dem schon v. Siebold die entwickelte Form des Leucochloridium vermuthet "hatte, kaum speeifisch verschieden sein dürfte. Die Insekten- fresser verzehren, wie Verf. feststellte, das Leucochloridium, das dureh Form und Grösse und Färbung einer fusslosen 174 420 Insektenlarve gleicht, mit grosser Begierde, ja sie ziehen dasselbe zu diesem Zwecke sogar mit grosser Gewandtheit aus dem Fühler der Suceinea hervor, sobald man die letz- tere ihnen vorwirft. Schon sechs Tage nach der Einwan- derung findet man die jungen Distomen, die im hintersten Abschnitte des Darmes, unmittelbar vor dem After, ihren Wohnsitz aufschlagen, mit Eiern im Innern. Auffallender Weise hat es übrigens den Anschein, als wenn junge Sänger für die Aufzucht der Helminthen weit "günstigere Bedin- sungen darbieten, als die erwachsenen Thiere. An die Stelle des ausgetretenen oder nach Aussen hervorgezogenen Leueochloridium tritt übrigens schon nach wenigen Tagen ein neuer Schlauch, der aus der Leibeshöhle nachrückt und dann dieselben heftigen stossenden und bohrenden Bewe- gungen ausübt, durch welche sich die Anwesenheit des merkwürdigen Parasiten schon frühe kundgiebt. Der aus- gewachsene Wurm mit seinen Zweigen und Blindschläu- chen, von denen übrigens gleichzeitig höchstens fünf (binnen 7—8 Wochen) ihre volle Ausbildung erreichen, ist über- haupt ein wunderbares Wesen. Er hat eine Grösse, die im Vergleich zu der Grösse des Wohnthieres eine unge- heure genannt werden muss, dabei eine Färbung und Zeich- nung, eine Selbstständigkeit und Freiheit der Bewegung, die für einen Helminthen und namentlich einen Keim- schlauch ganz unerhört sind. Dass die Aehnlichkeit mit einer Insektenlarve, die für unsere Parasiten so verhäng- nissvoll ist, nach den bekannten Prineipien von Wallace und Darwin durch Annahme eines Maseirungs- oder Nachahmungsvermögens kaum zu erklären ist, bedarf nicht der weitern Ausführung; Verf. trägt kein Bedenken, sich offen für die teleologische Bedeutung jener ganz unge- wöhnlichen Eigenschaften auszusprechen. Villot beschreibt zwei neue marine Cercarien: C. hymenocerca, die sich in einer bei Calyptraea sinensis schma- rotzenden Redie mit grossem Mundsaugnapf und Darm entwickelt und einen mit zwei Flossensäumen besetzten Schwanzanhang trägt, den sie jedoch leicht abwirtt, um dann alsbald (schon auf dem Objeetträger) sich einzukapseln, und O. faseicularis aus Nassa reticulata mit Borstenbündeln am 421 175 Schwanze, wie die Cerc. setigera Müll. In dem vorausge- schickten Verzeichnisse der bis jetzt beobachteten marinen Cercarien fehlen u. a. die Arten von Graeffe, Clapa- rede, Pagenstecher, die ihrer Zeit sämmtlich in unsern Berichten verzeichnet wurden. Archiv. zool. exper. T. IV. p. 480. Pl. XIV. Derselbe findet in dem Darme von Tringa alpina zwei leicht von einander zu unterscheidende Distomen, D. lepto- somum Crpl. und D. brachysomum desselben Autors, beide in grosser Menge und in verschiedenen Reifezuständen, die sich bis zu den im Muskelmagen zwischen Nahrungs- resten verschiedener Art vorhandenen eingekapselten Lar- venformen zurückverfolgen liessen. Auf diese Weise konnte auch weiter noch festgestellt werden, dass die Cysten von D. brachysomum mit einem an der Küste der Manche weit verbreiteten Isopoden (Anthura gracilis) importirt werden, die von D. leptosomum ursprünglich aber auf den Siphonen und im Fusse von Serobieularia tenuis vorkommen. Beide Thiere bilden die Hauptnahrung des spätern Trägers. Auch in Mysis und Ligia oceanica beobachtete Verf. eingekap- selte Distomen, in letzterer sogar ein Distomum von be- trächtlicher Grösse. Von Serobieularia erhielt Verf. drei verschiedene Sporocysten mit schönen Cercarien, von de- nen zwei der C. diehotoma und ©. setifera verwandt zu sein scheinen. Die dritte Form ist mit kurzen ringförmig gestellten Schwanzborsten versehen und wahrscheinlich neu. Sur les migrations et les metamorphoses des Trematodes endoparasites marins, Cpt. rend. T. 81. p. 475—477. Die Fledermäuse beherbergen in ihrem Darme min- destens drei verschiedene Arten des Gen. Distomum, zwei grössere (D. lima Rud. und D. chilostomum Mehl.) und eine kleinere (D. ascidia n. sp.), und zwar gewöhnlich in grosser Menge und in verschiedenen Entwicklungsstufen. Während des Winterschlafes sistirt die Entwicklung der Würmer: gegen Ende desselben findet man neben reifen Exemplaren gewöhnlich auch solche, die eben erst den ‚Cerearienzustand durchlaufen haben. Leider liess sich über das Herkommen der Würmer kein bestimmter Aufschluss gewinnen. Bei der kleinen Hufeisennase fand sich eine 176 422 Form, die durch die beträchtlichere Grösse ihres Mund- saugnapfes von dem gewöhnlichen D. aseidia abwich und vielleicht eine eigene Art (D. ascidioides n. sp.) darstellt. van. Beneden,.l..c. p. 23—30. P. VI. v. Linstow fand bei Gammarus pulex ein einge- kapseltes, vollkommen geschlechtsreifes Distomum mit Eiern, die in der Embryonalentwicklung begriffen waren. Ob dasselbe freilich eine besondere Art (D. agamos v. L.) dar- stellt, ist zweifelhaft; Ref. sieht in der Geschlechtsreife des betreffenden Schmarotzers nur das Zeichen eines un- gewöhnlich langen Verweilens in dem Zwischenwirthe. Mit Recht erinnert Verf. an einen vom Ref. in diesen Be- richten (1866. S. 117) erwähnten ganz analogen Fall. Ar- chiv für Naturgeschichte 1872. S. 1—5 mit Abbild. (Ueber Selbstbefruchtung bei Trematoden.) Bei einer spätern Ge- legenheit (a.a. ©. 1875. Th. I. S. 193) macht Verf. übrigens auf zwei ältere ganz ähnliche Beobachtungen von Pon- taille und Gastaldi aufmerksam. Die Paludinen (P. impura) eines mit der Brut von Distomum nodulosum infieirten Aquariums enthielten nach den Angaben desselben Forschers structurlose kleine Spo- _ roeysten mit vorspringendem Kopfzapfen, die sich dureh Quertheilung vermehrten und immer nur einige wenige, mit- unter nur eine einzige Cercarie mit Bohrstachel in sich erzeugten. Die gleichen Cercarien fanden sich auch einge- kapselt — natürlich ohne Schwanz — bei demselben Wirthe und lieferten nach Verfütterung der Kapseln an kleine Barsche in dem Darme der letztern 48 Stunden später ein kleines Distomum mit den Charakteren des Dist. nodu- losum. Ganz dieselben Kapseln werden übrigens auch an der Aussenfläche des Darmes von Acerina cernua beob- achtet. Verf. leitet die letztern — wohl mit Recht — von frei einwandernden Cercarien ab. Ueber die Entwicklungs- geschichte des Distomum nodulosum, Archiv für Natur- gesch. 1873. Th. I. S. 1—7. Tab. I. Die Leber von Lymnaeus truncatulus fand Weinland in Urach (die Weichthierfauna der Schwäbischen Alp. Stuttgart 1875. S. 101) im August 1873 fast bei allen Exemplaren von Cercarienschläuchen durchsetzt. Die Cer- 423 | 177 earien waren ohne Kopfstachel, besassen aber ein feines Stachelkleid und zeigten eine entschiedene Neigung an fremden Gegenständen umherzukriechen, wobei der Schwanz meist‘ abgeworfen wurde. Der Beobachter denkt an die Möglichkeit, dass dieselben an Grashalmen in der Nähe des Wassers sich einkapselten und nach der Uebertragung in den Darm der Schaafe vielleicht zu Dist. hepaticum würden. v. Linstow bemüht sich vergebens dureh Fütterungs- versuche (besonders an Suceinea amphibia und Planorbis vortex) die zu Distomum hepaticum gehörende Cercarien- form zu erziehen, beobachtet dabei aber in Planorbis vortex eine Cerearie, die durch Grösse und Stellung der Saug- näpfe allerdings von Dist. hepaticum verschieden ist, mög- lichenfalls aber dennoch damit zusammenhängen dürfte. Archiv für Naturgesch. 1875. Th. I. 5. 194. Unter Berücksichtigung der sehr beschränkten Mol- luskenfauna der Faer-Ver — es giebt daselbst nur Arion ater und einetus, Limax agrestris und marginatus, Vitrina pellueida, Hyalina alliaria, Limnaea peregra und trunca- tula —, so wie des Umstandes, dass Limax agrestris da- selbst bei Weitem am häufigsten und schädlichsten ist, denkt v. Willemoes-Suhm an die Möglichkeit, dass das auf den betreffenden Inseln ausserordentlich häufige Disto- mum hepaticum, in dieser Nacktschnecke seinen Zwischen- wirth habe. Ztschrft. für wissensch. Zoologie Bd. XXI. S. 339. (Bei Limax findet sich nach Moulinic bekannt- . lieh eine Sporoeyste, die schwanzlose Cercarien produeirt. Aehnliche, Formen kommen, wie ieh hier hinzufüge, auch bei Helix arbustorum vor.) Ueber das bisher nur unvollkommen bekannte Disto- mum erassum erhalten wir durch‘ Cobbold nähere Auf- schlüsse (on the supposed rarity, nomenclature, structure, alfinities and source of the large human fluke, Distomum erassum, Journ. Limnaean Soc. T. XLL p. 285—296 mit Holzschnitt,. im Auszuge Nature, 1875. Febr.), und zwar auf Grund von Untersuchungen, die an einer Anzahl frischer, von einem chinesischen Missionär und dessen Ehefrau per vias naturales entleerter Exemplare angestellt wurden. Die 178 424 Würmer maassen zwischen 1—2 Zoll und besassen eine Breite bis zu reichlieh einem halben. Körperform, Dicke und Abwesenheit des Stachelkleides unterscheiden dieselben von Dist. hepaticum, wie schon seit längerer Zeit bekannt ist. Ebenso die einfache Schlauchform der Darmschenkel. Dafür aber zeigt die Anordnung der Genitalien insofern ähnliche Verhältnisse, als die Windungen des Uterus auf die vordere Hälfte des Körpers beschränkt sind und nach hinten nieht über die keimbereitenden Organe hinausgreifen. Nach Cobbold soll sich daran ein mittlerer Stamm mit Seitenzweigen erkennen lassen, doch dürfte diese Angabe wohl auf einem Irrthume beruhen. (Bei Dist. lanceolatum, für welehes Cobbold die gleiche Bildung angiebt, lassen sich die scheinbaren Seitenzweige deutlich in Schlingen auflösen.) Auch die übrigen Geschlechtsorgane sind nur unvollständig analysirt, doch dürfte die Existenz zweier Dotterstöcke in den Seitentheilen des Leibes und eines baumartig verästelten Hodenapparates wohl ausser Zweitel sein. Vor dem letztern, der aber nur einfach sein soll, beschreibt Verf. ein ansehnliches Ovarium von rundlicher Form, dem ein kleineres rundes Gebilde aufliegt, das sich scharf abzeiehnet und an der einen Seite eine Anzahl von hirschgeweihartigen Anhängen trägt: Verf. betrachtet diese letztern als Schalendrüse — eine Deutung jedoch, die viel eher auf den rundern Träger (divertieulum Cobb., v. Sie- bold’s innere Samenblase) zu passen scheint. Ueber das Herkommen der Parasiten, liess sich nur so viel mit Sicher- heit feststellen, dass die Infeetion während eines längern Aufenthaltes in Ningpo stattgefunden haben muss. Die letztere ist vielleicht, wie Cobbold vermuthet, durch den Genuss von Ningpoaustern vermittelt. Das von Leidy (Proceed. Philad. Acad. 18735. p. 365) kurz beschriebene Distoma hepaticum, das in Canton von einem chinesischen Knaben erbrochen wurde, ist nach den über Grösse, Körperform und Hautbeschaffenheit gemachten Angaben unstreitig gleichfalls ein Dist. erassum. Der Arzt, welcher den Wurm übersendet hatte, sah auch von einem vierjährigen Mädehen englischer Abkunft, das in Canton lebte, neun solcher Würmer abgehen. 425 179 Nach den Beobachtungen von Me. Connell dürfte in China übrigens noch ein anderes Distomum, das in Körper- form und Grösse mehr an Dist. lanceolatum erinnert, die Leber des Menschen bewohnen. Bei einem in Caleutta an schwerem Leberleiden verstorbenen Chinesen fand der- selbe (Lancet, 1875. N. 8. Aug.) 50—60 Exemplare eines Egels von 18 Mm. Länge, welche die Lebergänge erfüllten und sonder Zweifel Krankheit und Tod ihres Trägers ber- beigeführt hatten. Leider ist die Beschreibung des Wurmes, besonders die des innern Baues, nur ungenügend, doch ist so viel gewiss, dass derselbe trotz der mit Dist. hepaticum und D. erassum übereinstimmenden Vertheilung der männ- lichen und weiblichen Organe über zwei auf einander fol- gende Körperabsehnitte eben so wenig mit einer dieser beiden Formen übereinstimmt, wie mit D. lanceolatum, viel- mehr eine neue Art darstellt, für die ich an einem andern Orte (die menschlichen Parasiten Bd. II. 1876. Nachträge S. 871) die Benennung D. spathulatum in Vorschlag ge- bracht habe. (Cobbold hat ziemlich gleichzeitig die be- treffende Art als D. chinense bezeichnet.) Lewis und Cunningham bemerken gelegentlich in ihrem Rep. mier. and phys. research. into the nat. of the agent produe. Cholera (Caleutta 1872. p. 43), dass die indischen Hunde in ihren Gallengängen häufig ein 6—7 Mm. langes Distomum enthalten, welehes mit Dist. conjunetum Cobb. eine grosse Aehnlichkeit besitzt und vielleicht damit zusammenfällt. Cobbold selbst hat später (parasiti in- terni degli anim. domest. p. 101) die Identität der beiden Arten anerkannt. Auch Ereolani findet bei dem Hunde ein Distomum, welches er für neu hält. Memor. Acead. di Bologna 1875. T.V. (Ref. hat die betr. Abhandlung nicht einsehen können.) Distomum tursionis, eine neue Art mit langgestrecktem 2 Ctm. grossen Leibe aus dem Darmkanale von Delphinus tursio, Marchi,: Atti Soe. Ital. se. nat. 1873. Vol. XV. fasc. 4. Grebnitzky beschreibt ein neues Distomum aus Ichthyophorba angustata (D. ichthyophorbae). Von in- nern Organen wird besonders der zweilappige Keimstock - 180 426 hervorgehoben. Materialien zur Fauna von Südrussland (Russisch). Bei Gelegenheit der oben (S. 174) angezogenen Un- tersuchungen erwähnt Villot auch zweier neuer Trema- toden aus Strepsilas interpres: eines Monostomum mit Flügeln am Kopie und grossem Saugnapfe und eines Ho- lostomum mit beschuppter Haut. Cestodes. Unsere Kenntnisse über den anatomischen Bau der Cestoden sind durch eine Anzahl von Arbeiten gefördert worden, unter denen an erster Stelle zwei Abhandlun- sen von Sommer zu nennen sind, die durch zahlreiche Abbildungen illustrirt in der Zeitschrift für wissenseh. Zoologie 1872. Bd. XXIl. 5. 40—99 und 1874 Bd. XXIV. S. 499—564 veröffentlicht wurden und auch als „Beiträge zur Anatomie der Plattwürmer“ Hft. 1 u. 2 (Leipzig bei Engelmann) selbstständig erschienen sind. Die erste dieser Abhandlungen, die von Sommer in Gemeinschaft mit Lan- dois verfasst ist, handelt vornehmlich „über den Bau der seschlechtsreifen Glieder von Bothriocephalus latus*, die andere „über den Bau und die Entwicklung der Geschlechts- organe von Taenia mediocanellata und T. Solium*. : Auf Grund genauer und eingehender Untersuchungen entwirft Verf. in diesen beiden Abhandlungen ein vollständiges Bild von dem wichtigsten Organenapparate der Bandwürmer, das von den frühern Darstellungen ‚und Deutuhgen, 'na- mentlich auch derjenigen, welche Ref. in seinem Helmin- thenwerke gegeben hat, in mehrfacher Beziehung abweicht. Es gilt dies besonders in Betreff des Bothriocephalus latus. Der flügelförmige Drüsenapparat am untern Ende des Uterus, der von mir als Dotterstock gedeutet worden, wurde als Keim- oder Eierstoek erkannt, während die „Knäueldrüse“ Eschrieht’s, in der ich das Ovarium gefunden zu haben glaubte, sich als eine Schalendrüse ergab, wie ich solche (J. B. 1863. S. 65) zuerst bei den Distomeen — und Tä- nien — nachgewiesen hatte. Als wirkliche Dotterstöcke fungiren, wie schon von Stieda bemerkt ist (J. B. 1864. S. 90) die peripherischen Körmerhaufen, die ‘dureh ein 427 181 System baumartig verästelter Gänge (Eschricht’s „gelbe Gänge“) mit der Schalendrüse und der Vagina zusammen in das hintere Ende des Uterus einmünden. Nachdem auf diese Weise bei Bothriocephalus die wahren Eierstöcke in den „flügelförmigen Organen“ nachgewiesen, konnte es na- türlich nicht zweifelhaft sein, dass die in gleicher Weise den Tänien zukommenden Gebilde ebenfalls als Ova- rien zu deuten seien. In der That liefert denn auch die zweite Abhandlung unseres Verf.'s dafür den direeten Nach- weis. Das unpaare, zwischen den untern Eierstocksenden gelegene Organ, das ich irrthümlicher Weise als Ovarium in Anspruch nahm, liefert bloss die Umhüllungen der Eier; es ist also das, was man gewöhnlich als Dotterstock zu benennen pflegt — auch seiner Lage nach, wie hier be- merkt sein mag, der untern Dotterstockpartie von Caryo- phyllaeus entsprechend —, obwohl es von unserm Verf. mit Rücksicht auf die gelinartige Beschaffenheit seines Seeretes als Eiweissdrüse bezeichnet wird. Was von mir als Dotter beschrieben wurde, ist nach unserm Verf, eine bloss zufällige Beimischung, ein „Nebendotter*, der von einer unvollständigen Lösung der das Eiweiss liefernden Zellen herrührt. Im Uebrigen schliesst sich die Dar- stellung des Verf.’s fast in allen Punkten genau an die Angaben an, die in dem oben erwähnten Werke des Ref. über die Geschlechtsorgane der Tänien gemacht sind. Die zahlreichen Details erlauben kaum einen Auszug, doch mag hier noch so viel erwähnt sein, dass Verf. die (auch bei Bothriocephalus latus nicht fehlenden) Kalkkörperehen mit Virchow als verkalkte Bindegewebszellen auffasst und unter der subeutieularen Zellenschieht ein äusserst zart- wandiges System plasmatischer Canäle beschreibt, die mit den Zellen der Bindesubstanz continuirlich zusammen- hängen und durch Vermittlung von ceutieularen Porenka- nälen auf der Aussenfläche des Bandwurmgliedes ausmün- ‚den sollen. Seitengefässe dagegen liessen sich bei Bothrio- cephalus mit Bestimmtheit nur in den jüngern Gliedern nachweisen. Sie kommen in zweifacher Anzahl jederseits vor, entbehren aber jeder Communication. Die geschlechts- reifen Bothriocephalusglieder enthalten freilich auch ein * 182 428 Paar Längsstränge, die als „Seitengefässe“ beschrieben werden, sich auch injieiren lassen, durch ihren spongiösen Bau jedoch auffallend von den klaffenden Seitengefässen der Tänien abweichen. Sie sind, wie Verf. sagt, von einem Netzwerk äusserst feiner Bälkehen und Blättehen ausge- füllt, welches direct aus der bindegewebigen Grundsub- stanz des Körperparenchyms hervorgeht und in seinen Maschenräumen eine feinpunktirte Molecularmasse birgt. Ein Zusammenhang mit dem plasmatischen Gefässsystem konnte nirgends nachgewiesen werden. Ebenso fehlten die Queranastomosen, die bei Taenia so deutlich sind. Flim- merorgane sollen übrigens auch bei den letztern fehlen, so dass die Fortbewegung des feinkörnigen Inhaltes (in dem bei chemischer Untersuchung Substanzen aufgefunden wur- den, welche dem Xanthin oder Guanin sehr nahe stehen) lediglich durch die Gesammtmuskulatur des Körpers_ ver- mittelt wird. Ein Klappenapparat, der oberhalb der Einmün- dung der Queranastomosen in den Längsstämmen angebracht ist, lässt übrigens nur eine Bewegung nach hinten zu. Schneider erklärt die von Sommer und Landois beschriebenen Stränge, die bei den Cestoden an der Aussen- seite der exeretorischen Längsgefässe hinlaufen, für Nerven (Untersuchungen über Plattwürmer 8.34). Bei Ligula sieht man dieselben in einiger Entfernung hinter dem Kopfende durch eine ziemlich breite Brücke mit einander in Zu- sammenhang. Zellen und Fibrillen sind darin freilich nicht nachweisbar. Taenia perfoliata, welche keinen Hakenkranz und kein Rostellum besitzt, zeigt die Anastomose noch schöner und zwar 18—22 Querschnitte von der Kopfspitze entfernt. Die Anastomose enthält hier auch Kerne und Fibrillen, und ebenso sind auch die seitlichen Stämme an Bauch- und Rückenfläche deutlich mit Zellen belegt, wie die Seitennerven einer Nemertine. Bei Taenia erassicollis ist das Rostellum nahe seinem hintern Ende mit Nerven- substanz umgeben, doch gelingt es nicht, dieselbe als zusammenhängenden Ring zu sehen, da eine Menge Mus- kelfasern vom Rostellum in radialer Richtung nach der Leibeswand verlaufen. Auch Schiefferdecker kommt in seinen „Beiträgen 429 183 zur Kenntniss des feineren Baues der Tänien“ (Jenaische Ztschrft. f. Naturwissenschaften 1874. Bd. VIII. S. 459— 474. Tab. XVI—-XVIII) zu derselben Auffassung der Som- mer’schen Stränge. Die spongiöse Substanz bildet nach den Untersuchungen des Verf.’s bloss ein Stützgewebe, das zahlreiche Zellen (hüllenlose Nervenzellen) in sich ein- schliesst. Eigenthümliche spindelförmige Körperchen, die durch das ganze muskelführende Körperparenehym _ zer- streut sind, werden dabei als nervöse Endorgane (zur Vermittlung des Muskelgefühles) in Anspruch genommen, obwohl deren Zusammenhang mit den hypothetischen Ner- vensträngen sich nirgends nachweisen liess. Das binde- gewebige Körperparenchym hat übrigens histologisch eine un- verkennbare Aehnlichkeit mit den Sommer’schen Strängen, indem es gleichfalls aus membranenlosen Zellen und einem intercellularen Maschengewebe sich aufbaut. Daneben ent- hält es freilich noch zahlreiche Einlagerungen, besonders von Muskelfasern und Kalkkörperchen, die den Strängen fehlen. Die Kalkkörperchen selbst werden als verkalkte Bindegewebszellen gedeutet. In den Körperhüllen unter- scheidet Verf. nach Aussen von den senkrecht stehenden spindelförmigen Matrixzellen noch vier verschiedene Cuti- eularschichten, zwei innere, die von feinen quer und senk- recht verlaufenden Fibrillen durchzogen sind und zwei äussere, die, von den sie durchbohrenden Porenkanälen abgesehen, eine mehr homogene Beschaffenheit besitzen. Durch diese Porenkanäle hindurch geschieht die Aufnahme der Nahrungsstoffe, die sich dann zwischen den Matrix- zellen ansammeln und weiterhin durch den ganzen Körper des Bandwurmes der Art verbreiten, dass die Bindege- webszellen, Muskelfasern und Nerven direet davon umhüllt werden. Ein plasmatisches Gefässsystem hat Verf. bei T. solium, die vorzugsweise zur Untersuchung kam, nicht nachweisen können. Der Bau der Geschlechtsorgane ist vom Verf. nicht in Betracht gezogen. Nitsche’s „Untersuchungen über den Bau der Tänien“ (Ztsehrft. für wissenschaftl. Zoologie. 1873. Bd. XXIM. S. 181—197. Tab. IX) betreffen vorzugsweise das Rostellum. Verf. bestätigt die Angabe des Ref., dass letzteres aus- 184 430 schliesslich zur Bewegung des Hakenapparates dient, liefert dabei aber den Nachweis, dass der Bau desselben bei den Blasenbandwürmern nicht unbeträchtlich von dem der übri- sen Arten (T. undulata) abweicht. Während das Rostel- lum der letztern einen Sack mit doppelten, ziemlich weit von einander abstehenden dünnen Muskelwänden darstellt, bildet dasselbe bei den erstern einen linsenförmigen soliden Körper, in dem man ein vorderes nach Verf. elastisches (? Ref.) Kissen von eigenthümlichem Faserbau und einen hintern schalenartigen Muskelapparat von ansehnlicher Stärke zu unterscheiden hat. Im Einzelnen zeigt übrigens das Verhalten dieser Theile bei den verschiedenen Arten manche Unterschiede, die, wie es scheint, mit der Ent- wicklung der Haken Hand in Hand gehen. Aut diese Weise erklärt sich denn auch die sehr rudimentäre Bil- dung des Rostellums bei T. mediocanellata, das keineswegs fehlt, wie man gelegentlich noch heute Hesd obwohl Ref. die Heister desselben — auch der rudimentären Häkchen — schon vor anderthalb Decennien nachgewiesen hat. Wie in der Bildung des Rostellum, so sind die beiderlei Tä- niadengruppen übrigens auch in der Anordnung der Kör- permuskeln ehrhch von einander verschieden. Wir er- wähnen in dieser Beziehung namentlich den Umstand, dass die Cystoideen (T. undulata) der bei den Blasenbandwür- mern so mächtig entwickelten Quer- (oder Rings-)Muskeln fast vollständig entbehren. Die von Sommer entdeckten spongiösen Längsstränge hält Verf. — bestimmt mit Recht — nieht für Seitengefässe, sondern für neue, bis dahin übersehene Organe des ÜCestodenleibes. Sie lassen sich auch bei den Pänien nachweisen und zwar als besondere, neben den echten Seitengefässen hinziehende Stränge — mitunter sogar in grösserer Anzahl, wie denn z. B. T. erassicollis deren auf Querschnitten nicht weniger als zehn erkennen lässt, zwei stärkere, die nach Aussen von den Seitengefässen gelegen sind, und vier schwächere jederseits, die oben und unten neben denselben paarweise zwischen die Ausstrahlungen der Quermuskeln eingeklemmt sind. Die Untersuchungen, welehe Salensky „über den Bau und die Entwieklungsgeschichte der Amphiline“ an- 431 185 gestellt hat (Ztsehrft. für wissenschaftl. Zoologie Bd. XXIV. S. 291—342. Taf. XXVII-XXXI), ergeben so viele Be- ziehungen zwischen diesem Thiere und den Cestoden, be- sonders ‘den Bothriocephaliden, dass dadurch der von G. Wagener: derselben angewiesene Platz vollkommen ge- rechtfertigt erscheint. Wie bei den Cestoden lässt sich auch bei Amphiline eine Rindenschicht (Hautmuskelschlauch) und eine Mittelschieht (das eigentliche Körperparenchym) unterscheiden, von denen die letztere alle Organe mit Aus- nahme der Dotterstöcke in sich. einschliesst. Die Grund- substanz des Körpers ist ein Zellennetz, dessen Ausläufer allerorten eontinuirlich in einander übergehen. Eine äussere Umbhüllung fehlt an diesen Zellen, wesshalb dieselben auch nicht selten, wie z. B. in der Haut, unter sich zu einer bloss Kerne enthaltenden Masse zusammenfliessen. Aus solchen gruppenweis zusammenfliessenden Zellen bestehen aueh die ersten Anlagen der spätern Organe, besonders der Geschleehtsorgane, die man erst auf einer bestimmten Entwicklungsperiode unterscheidet. Die innerste Schicht des Hautmuskelschlauches wird. von einer Drüsenschicht gebildet, deren ‚charakteristische Theile aus einfachen Zellen von kolbiger Form bestehen. Die Kalkkörperchen liegen frei im Körperparenechym und erscheinen in ihrer ersten Anlage als rundliche Körper mit Membran und einem stark lichtbrechenden Kerne, auf, dem sich dann später immer neue Schichten ablagern. Zu den Wassergefässen haben dieselben keinerlei Beziehung. Ob die letztern frei- lieh richtig erkannt sind, erscheint fraglich, denn das, was Verf. als „Seitenstämme“ beschreibt, besitzt einen spon- giösen Bau und wird den oben erwähnten Sommer ’schen Strängen parallelisirt, die doch kaum dem excretorischen Gefässapparate zugehören. Ein Nervensystem wurde trotz der kräftigen Muskulatur des Bulbus, der eine trichter- förmige Höhle in sich einsehliesst, also ein Saugnapf ist und auch’ so ziemlich dieselbe Lage besitzt, wie der vor- dere Saugnapf ‘der Trematoden, nach hinten aber nur in einem mächtigen Muse. retractor sich fortsetzt, nicht auf- gefunden. Der Geschlechtsapparat liess sieh vollständig analysiren. Der männliche Theil besteht zunächst aus 186 452 einer grossen Anzahl von Hodenschläuchen oder vielmehr — da, wie auch bei den Dotterstöcken und dem Ovarium, eigne Wandungen fehlen — Hodenkammern, deren Aus- führungsröhren in einen gemeinschaftlichen Samengang ein- münden. Die erweiterten Windungen dieses Ganges bilden eine Samenblase, die sich dann ihrerseits in einen Duetus ejaculatorius mit Cirrusbeutel und Penis fortsetzt, um schliesslich am hintern Körperende auszumünden. Der Penis trägt nach unserm Verf. einen Kranz von zehn Haken, die den zehn Embryonalhaken so vollständig glei- chen, dass Vert. beiderlei Bildungen geradezu identifieirt und die letztern direct in die Penisbaken sich verwandeln lässt. Als keimbereitende weibliche Theile fungirt ein zweilappiger Keim- oder Eierstock, der in das hintere Körperende eingelagert ist, und ein paariger Dotterstock, der die Seitentheile des Leibes einnimmt. Ausser dem schon längere Zeit bekannten Uterus, der in der Nähe des Saugnapfes ausmündet, ist auch — wie Ref. schon im letzten Jahresber. .S. 35 nach Analogie der verwandten Plattwürmer erschlossen hatte — in dem bereits von Wa- gener gesehenen und zur Seite des Hinterleibes sich öffnen- den geraden Kanale eine eigne Scheide vorhanden, deren oberes Ende sich zu einem Receptaculum seminis erweitert und mit den Ausführungsgängen der Dotterstöcke und des Ovariums in dem Innenraume einer Schalendrüse zusam- menkommt. Als eine besondere Auszeichnung unseres Wurmes wird schliesslich noch ein Verbindungskanal zwi- schen Receptaculum und Samenblase beschrieben, vermit- telst dessen der Samen ohne Begattung aus den männlichen Organen in die weiblichen übertreten kann. Die Embryo- nalentwicklung geschieht im Innern des Uterus, so dass die Jungen schon 24 Stunden nach dem Ablegen der Eier ausschlüpfen. Natürlich ist es nur das Produet des Kein- stockes, das die Jungen liefert, während die Dotterkugeln zerfallen und nur indireet an der Embryonalbildung theil- nehmen. Uebrigens ist es nicht gleich und unmittelbar .der Embryo, der aus den Klüftungskugeln des Eies her- vorgeht, sondern zunächst nur eine sg. Umhüllungshaut, in der dann erst nachträglich der Embryonalkörper als ein 433 | 187 besonderer Zellenhaufen seinen Ursprung nimmt. Der ent- wickelte Embryo besitzt an seinem einen Ende eine aus zehn Häkchen bestehende Bewaffnung. In seinem Innern erkennt man eine Anzahl von Drüsenzellen, deren scharf gezeichnete Ausführungsgänge nach dem unbewaffneten Körperende hinlaufen. Das Ausschlüpfen geschieht da- durch, dass die Eischale der Länge naeh aufreisst. An- fangs ist der Embryo noch in die locker anliegende Hülle eingeschlossen, allein schon nach kurzer Zeit wird auch die letztere durchbrochen. Schon vorher hatte dieselbe, während der Embryo in ihrem Innern sich entwickelte, den frühern Zellenbau verloren und sich in eine feinkörnige Membran verwandelt. Die freigewordene Larve’ hat eine walzenförmige Gestalt. Das unbewaffnete Ende ist abge- rundet und mit Flimmerhaaren bekleidet, während das gegenüberliegende Ende, das beim Schwimmen das hintere ist, eine kleine Aushöhlung zeigt und am Rande mit kleinen die Haken tragenden Höckern besetzt ist. Von der eigent- lichen A. foliacea unterscheidet übrigens Verf. noch eine zweite A. neritina n., die freilich nur in wenigen Exem- plaren zur Untersuchung kam und sich bei sonst überein- stimmender Bildung dureh ihre graugrüne Färbung und ihre Undurchsichtigkeit unterscheidet, durch Charaktere, die sich in letzter Instanz auf eine mächtige Entwicklung der subeutieularen Drüsenschicht zurückführen liessen. Im Gegensatze zu Salensky ist übrigens Grimm nach wie vor der Ansicht, dass Amphiline mitsammt dem nahe verwandten Amphiptyches nicht den Cestoden, son- dern den Trematoden zugehöre und hier neben Gyrodactylus seine Stelle zu finden habe. Die A. neritina soll — was allerdings sehr wahrscheinlich ist — keine eigene Art re- präsentiren, sondern auf krankhafte Zustände der gewöhn- lichen A. foliacea, die gelegentlich bis zu 60 Mm. gross wird, gegründet sein. Ebenso bestreitet Verf. die Riehtig- keit der Angabe, dass der Penis mit den persistirenden Embryonalhaken bewaffnet sei. Derselbe soll überhaupt keine Haken tragen, sondern einen Besatz von kleinen Dornen. In andern Punkten haben die Untersuehungen des Verf.’s die schon im October 1873 in russischer Sprache — 13 188 454 also vor Salensky, der dieselben nicht :kannte — veröffent- liebt sind, zu den gleichen Ergebnissen geführt, Ebenso ist auch die Embryonalentwieklung bis zum Momente des Ausschlüpfens von unserem Verf. beobachtet. „Nachtrag zu dem Artikel des Herrn Dr. Salensky über den Bau u. s. w. der Amphiline“. Ztschrft. für wissenschaftl. Zoolog. Bd. XXV. S. 214—266. Die hier von Grimm angezogene ältere Arbeit ist der Magisterdissertation des Verf.'s (Materialien zur Kennt- niss der niedern Thiere, Petersbg. 1873, 5. 24—41) einver- leibt. Sie betrifft nach den mir darüber zugekommenen Mittheilungen vornehmlich den Bau der Genitalien und die Entwicklung. Oviduet und Vagina werden richtig be- schrieben. Ebenso die Dottergänge, obwohl deren Verbin- dung mit dem Eierstocke nicht gesehen wurde. Der letztere soll übrigens aus einem vielfach gewundenen an- sehnlichen Canale bestehen. Die Samendrüsen, die auch bei grösseren Thieren noch nachweisbar sind, also keines- wegs nach dem Alter schwinden, wie Verf. früher annahm, werden als einfache Erweiterungen der Samenkanälchen beschrieben. Der Penis ist mit Stacheln besetzt, die im Ruhezustande, solange derselbe in seiner Scheide liegt, der Innenfläche aufsitzen. Die Eier, welche 0,082—0,092 Mm. messen, sind von länglich ovaler Form und mit einer dicken Schale bedeckt, die den undurchsichtigen Dotter und die dem einen Eipole angenäherte Eizelle in sich ein- schliesst. Die Bildung der Embryonalzellen soll auf dieselbe Weise geschehen, wie Kölliker es von Dist. tereticolle be- schrieben hat. Bei Beginn der Embryenalentwicklung zer- fällt der bis dahin ungeformte Dotter in rundliche Ballen, die den Dotterkugeln der Insekten verglichen werden und je ein Theilstück des Keimbläschens als Kern besitzen sollen. Der Stiel, mittelst dessen die Eier den Uteruswän- den anhängen, soll nach unserem Verf. erst zur Zeit der Furchung seinen Ursprung nehmen. Der ausgebildete Em- bryo besitzt, wie auch Salensky angiebt, zehn Haken und ist mit einer Wimperhülle bekleidet, unter der erst nachträglich die genuine Cuticula ihren Ursprung nimmt. Die Drüsen im Innern. werden als eine kernartige Masse 435 189 beschrieben, die durch eine Furche getheilt sei. Der Vor- dertheil des Embryo soll ausserdem noch ein Rohr enthalten, welches Schluckbewegungen macht und als Darm in An- spruch genommen wird. v. Willemoes-Suhm beschreibt den flimmernden Embryo von Bothriocephalus ditremus, der sich in etwa 26 Tagen entwickelt, und stellt die bisherigen Erfahrungen über die Embryonen der Bothriocephalen in einer Tabelle zusammen. Wir ersehen daraus, dass zahlreiche Bothrio- cephaluseier schon beim Ablegen einen fertigen, aber flimmer- losen Embryo enthalten, wie die Tänieneier, denen dieselben dann auch gewöhnlich durch die Mehrzahl ihrer Hüllen ähneln (B. proboseideus, B. infundibuliformis, B. reetangulus — sämmtlich nach v. Siebold), während andere, die dann eine derbe gedeckelte Hülle tragen, den Embryo erst nach dem Ablegen entwickeln und mit einem Flimmerkleide ausstatten. Zeitschrft. für wissensch. Zool. Bd. XXIII. S. 343—345. Megnin findet bei einem an Peritonitis verstorbenen Pferde zwei am Ileum anhängende und dureh einen Fistel- gang damit in Zusammenhang stehende Cysten, die eine Anzahl kleiner hakenloser Tänien (von 5 Mm. bis 2 Ctm.) enthalten. Der Körper derselben bestand aus einem etwa 2 Mm. grossen Kopfe mit weiten und vorspringenden Saug- näpfen und 60—80 kurzen Gliedern, die aber noch keine Geschlechtsorgane erkennen liessen. Zahlreiche ähnliche Würmer waren im leum der Darmschleimhaut ange- heftet. Diese Beobachtung glaubt der Verf. dahin aus- legen zu müssen, dass die Tänien in den Cysten entstan- den und erst nachträglich in den Darm übergewandert seien, während es vielleicht näher gelegen hätte, gerade das Gegentheil anzunehmen und das Vorkommen in den Cysten von einer pathologischen Einwanderung der jungen Würmer abzuleiten. Jedenfalls hätte der Verf. bei solcher Annahme nicht nöthig gehabt, weiter zu vermuthen, dass die in den Cysten aufgefundenen Würmer von einem viel- köpfigen Blasenwurme abstammen möchten, dessen Köpfe sich nach der Abtrennung von ihrem Mutterboden an Ort und Stelle weiter entwickelt hätten, während der Blasen- 190 436 wurm selbst wohl als ein Nachkomme der im Darme leben- den hakenlosen Tänien zu betrachten sei. Ref. braucht kaum hinzuzufügen, dass dieses ganze Raisonnement in der Luft steht und Allem schnurstracks widerspricht, was wir über die Entwicklungsgeschichte der Tänien kennen und auf experimentellem Wege constatirt haben. Sur le deve- loppement des Cestoides inermes, Cpt. rend. 1872. T. 74. p. 1292—1295, Journ. de l’anat. et de la physiol. 1872 T. VIII. p. 289—296, Bullet. Soc. centr. med. veterin. T. VI. p. 110—115 mit Abbild. Auch Hering kann sich mit unsern heutigen An- schauungen von der Lebensgeschichte der Tänien nicht be- freunden. Derselbe ist vielmehr der Ansicht, dass diese Würmer keineswegs durch einen eysticercoiden Jugendzu- stand hindurchzugehen brauchten, vielmehr gelegentlich auch ohne Wirthswechsel durch direete Einwanderung der Em- bryonen in den definitiven Träger zur Entwicklung kämen. Zur Prüfung dieser Annahme hat er die reifen Endglieder der Taenia eucumerina an junge Hunde verfüttert und die Versuchsthiere dann zu verschiedenen Zeiten secirt. Er hat auch bei denselben fast in allen Fällen — ausgenommen zwei — Bandwürmer aufgefunden, aber in so verschiedenen und regellos wechselnden Entwicklungsstadien, dass daraus keineswegs auf eine Infection von Seiten des Experimen- tators zurückgeschlossen werden kann. Wie in den früher erwähnten Experimenten mit Ascaris mystax (S. 135) be- weist die Obduction auch hier nur die Häufigkeit und die rasche Entwicklung des Parasiten. Schon bei einem Hunde von 31 Tagen wurde eine Bandwurmkette von 15 Zollen mit völlig reifen Gliedern aufgefunden. Ein anderer Hund, der erst 6 Tage alt war, enthielt bereits eine Tänie von 10 Linien, mit deutlich abgesetzten ovalen Gliedern. Wür- temberg. naturwiss. Jahreshefte 1873. S. 356. An dieser Stelle erwähne ich auch der Abhandlung von Maddox (monthly microse. Journ. Vol. IX. p. 245— 253, Pl. XVII) on an entozoon with ova, found eneysted in the muscles of a sheep. Nach der Ansicht des Ref. be- trifft der hier beschriebene Fall einen abgestorbenen und mehrfach veränderten Cysticereus, vielleicht ©. cellulosae 437 191 der bekanntlich auch schon beim Rehe in den Muskeln be- obachtet ist (J. B. 1863 S. 68). Auch Verf. erkennt in seinem Wurme einen Cysticereus, hält ihn aber für eine neue geschlechtsreife Form (C. ovipariens), weil er, offenbar getäuscht durch die sog. „eactusförmigen“ Massen und die grossen Kalkkörperehen, darin Ovarien und Eier aufgefun- den zu haben glaubt. Keinenfalls hat Verf. den Beweis geliefert, dass die von ihm als solche beanspruchten Gebilde wirklich Eierstock und Eier sind. Unter dem Peritonealüberzuge des Darmes von Asca- labotes mauritanicus fand Marchi (Atti Soe. Ital. se. nat. 1872. Vol. XV. fasc. 4) eine Anzahl kleiner Pünktchen, die sich bei näherer Untersuchung als Cysticereoiden von 0,8 — 1 Mm. ergaben, deren Rostellum eine kuglige Form hatte und etwa 70 Haken trug, die eine verschiedene Grösse zeigten und in vier Reihen über einander angebracht waren. Bei dieser Gelegenheit mag übrigens bemerkt sein, dass ich in der Leibeshöhle von Lacerta erocea gleichfalls ein Mal eine erkleckliche Anzahl von Cystieercoiden gefunden habe, die durch die Grösse ihrer Saugnäpfe und ihre Hakenlosigkeit an die Taen. litterata des Fuchses erinnerten. v. Linstow liefert im Archiv für Naturgesch. 1875. Th. I. S. 189 eine Zusammenstellung der ihm bekannt ge- wordenen Cysticercoiden von Vogeltänien. Er zählt deren fünf auf und vermuthet dabei, dass der von Ratzel be- schriebene Cysticereus lumbrieuli (Bericht 1869, S. 106) zu T. erassirostris aus Scolopax und Totanus gehöre. In dem Darminhalte eines kleines Barsches fand v. Linstow neben einer Anzahl kleiner Crustaceen einen ovalen (0,14 Mm. langen) Cysticercoiden, dessen einge- zogener Kopf mit seinen acht Haken dem der Taenia gracilis Krabbe (aus der Ente) glich. Verf. hält hiernach den Barsch für den genuinen Zwischenwirth des betreffenden Wurmes, obwohl das Vorkommen des Cysticercoiden im Darme eher auf eine passive Einfuhr desselben hindeutet. „Ueber den Cysticerens der Taenia gracilis, eine freie Cesto- denamme des Barsches“ (Archiv für mikroskop. Anatomie Bd. VII. S. 535—537. Mit Abbild.) Unter dem Namen Milina grisea (n. gen. et n.sp.) 192 438 beschreibt van Beneden in seiner Abhandlung über die Parasiten der Fledermäuse (l. e. p. 31. Tab. VII) einen hakenlosen kleinen Seolex, der zu Hunderten in dem Diünn- darm von Vespertilio murinus und serotinus lebt und viel- leicht in einem anderen Wirthe zur vollen Entwicklung kommt. Derselbe gehört zu einer Taenia, aber nicht zu T. obtusata Rud., die bei Vespert. noetula vorkommt und einen doppelten Kranz von je 20 Haken besitzt. Nach Zenker sollen, wie Heller mittheilt (Art. In- vasionskrankheiten in Ziemssen’s Handbuch der speciellen Pathologie Bd. III. S. 334), die Finnen im Hirne des Men- schen bisweilen in blasig ausgebuchtete Stränge auswachsen, die innerhalb der subarachnoidealen Räume hinziehen, zwi- schen die Hirnwindungen und in die Seitenventrikel ein- biegen und an letzterem Ort gelegentlich in traubenförmige Massen sich umbilden, die um so weniger auf den ersten Blick als Cysticercen sich erkennen lassen, als ihre Länge ge- legentlich bis zu 25 Ctm. beträgt. Ein Kopf scheint an diesem ° „Cyst. racemosus s. botryoides* nur selten zur Ausbildung zu kommen, doch gelang es an einem solchen Blasenstrange die charakteristiscken Haken des Cyst. cellulosae aufzufin- den und die Abstammung der seltsamen Gebilde dadurch ausser Zweifel zu stellen. Ebendas. bildet Heller auch (Bd. VII. Th. 2. S. 594) den Kopf einer Taenia Solium mit 6 Saugnäpfen und 28 Haken ab, deren 46 Ctm. langer Leib dieselbe dreikantige Form hatte, die schon mehrfach (von Küchenmeister, mir u. A.) bei derartigen Missbildungen beobachtet ist. Nach demselben Autor (S. 600) sollen auch die Em- bryonen von Taenia saginata Göze (= T. mediocanellata Küchenm.) nicht selten mit 12, 16, ja selbst 32 Haken ver- sehen sein, die dann freilich oftmals nur kurz und plump gebaut sind. Welch’s Abhandlung „on the anatomy of Taenia mediocanellata* (Quarterly Journ. microse. seience 1875. p. 1—23. Pl. I u. II) dürfte kaum etwas Neues enthalten. Die durehschnittliche Länge des Wurmes wird auf 5—10 Fuss, die Zahl der reifen Segmente (mit je etwa 8800 Eiern) auf e. 80 angegeben. 439 193 Gleiches gilt von den Bemerkungen, die Leidy über eine in Philadelphia von ihm beobachtete Tänia dieser Art macht. Allerdings glaubt Verf. bei derselben einen „bisher übersehenen“ Scheitelsaugnapf entdeckt zu haben, allein dieser ist schon früher bekanntlich vielfach beobachtet worden. An einem Gliede wurde jederseits ein Genital- porus aufgefunden, wie ich das inzwischen auch ein Mal bei Taenia solium gesehen habe. Proceed. Acad. Philad. 1871. p. 54. Ein vonZürn mit 57 Proglottiden der Taenia medio- canellata gefüttertes Kalb verstarb nach 14 Tagen unter den Erscheinungen der acuten Cestodentubereulose und enthielt in seiner gesammten Muskulatur, namentlich aber im Herzen, zahllose kleine tuberkelartige Knötchen von 1,5—3 Mm., die je eine junge noch kopflose Finne in sich einschlossen. Der Versuch, auch das Schaf- und Ziegen- lamm in gleicher Weise zu infieiren, führte zu keinem Re- sultate. Zoopathologische und zoophys. Untersuchungen. Stuttgart 1872, 8. 52—59. Auch Saint-Cyr gelingt die Aufzucht der Finnen von Taenia mediocanellata bei zweien Kälbern, von denen das eine 4, das andere 40 Proglottiden erhalten hatte. Im ersten Falle wurden 11, im andern etwa 20 Cysticereen an. verschiedenen Stellen aufgefunden. Sie waren kleiner, als die Schweinefinnen, mit rundlicher Kap- sel und hakenlosem Kopfe. Experiences sur le Scolex du Taenia mediocanellata, Cpt. rend. T. 77. p. 536—538. Journ. de l’Anat. et de la Physiol. 1873. p. 504—516. Pl. XXI. (Verf. scheint übrigens von früheren hierher gehören- den Experimenten nur die des Ref. zu kennen — und auch diese nur aus secundären Quellen.) Zenker erhält sogar an einer Ziege, an der bisher (vom Referenten und Zürn) vergebens experimentirt war, ein positives Resultat. Zwölf Wochen nach der Fütterung fanden sich nehen zahlreichen käsig verkreideten Finnen- herden in Nierenkapsel, Leber, Lunge, Hirn, Herz und Muskeln, in letztern auch zwei lebende, völlig entwickekte Finnen mit den Charakteren der Taenia mediocanellata. 194 440 Sitzungsber. der physikal. medie. Societät zu Erlangen 1872. 8. 88. Chauvet untersucht den in Algier unter den Juden, Mohamedanern und Christen weit verbreiteten Bandwurm und erkennt denselben als Taen. mediocanellata. Die zu- gehörige Finne wurde ein Mal auch in dem Diaphragma eines Rindes aufgefunden. Note sur le Taenia Algerien. Annal. des se. nat. 1873. T. XVI. Art. N. 15. Während sonst übrigens diese Finne unter natürlichen Verhältnissen nur selten und einzeln vorgefunden wird, er- fahren wir durch die Berichte der englischen Militärärzte, besonders des Dr. Fleming und Dr. Lewis, die in dem Julihefte des Veterinarian 1873 aus den Madras monthly Journal med. sc. 1873 Febr. u. a. reprodueirt sind, zum Theil auch aus den ursprünglich indischen Quellen schon früher in die Lancet (1872 Dee. p. 860) übergegangen waren, die interessante und wichtige Thatsache, dass in Indien, be- sonders in Punjab, das Vorkommen derselben zu den ge- wöhnlichsten Erscheinungen gehört. Allein im Jahre 1869 wurden von den Rindfleischrationen eines einzigen Regi- mentes nicht weniger als c. 4000 Pfund aus diesem Grunde beseitigt. Damit stimmt auch die Thatsache, dass die Taen. mediocanellata unter der dortigen muselmännischen Bevölkerung und den daselbst garnisonirenden Truppen — von den Officiren abgesehen, die das Hammelfleisch dem Rindfleische vorziehen — eine ausserordentliche Verbreitung hat. In der That wurde auch bei mehreren früher gesun- den Personen, denen die Finnen beigebracht waren, nach Ablauf dreier Monate die Anwesenheit des Bandwurms con- statirt (Oliver). Als Hauptursache der Finnenkrankheit wird die bei den Muselmännern übliche Gewohnheit be- zeichnet, die Exeremente im Freien abzulegen, so dass die Eier des Bandwurmes leicht verschleppt und in das Trink- wasser wie auf das Futter übertragen werden können. In der That hat man auch in den zum Tränken des Viehes dienenden Cisternen diese Eier aufgefunden. Durch voll- ständiges Garkochen wird das finnige Rindfleisch übrigens unschädlich gemacht, doch muss dabei eine Temperatur von 55°C. mindestens 5 Minuten lang direet auf die Finnen 441 195 einwirken. Dass Pellizzari die zum Abtödten der Finnen nöthige Temperatur auf 60° C. bestimmt hat, ist schon oben gelegentlich (S. 31) bemerkt worden. Man vergleiche darüber den Nachtrag zu der Italienischen Ausgabe von Cobbold’s Parasiten der Hausthiere, einem Werke, das auch die Beobachtungen der englisch-indischen Aerzte (Cap. 3—5) eingehend berücksichtigt, oder Pütz, Ztschrft. für Veterinärwissenschaft Th. IV. S. 303—312. Pagenstecher findet den Cysticereus tenuicollis bei Phaeoehoerus aethiopieus und Antilopa saiga. Verhandl. des naturhist. mediein. Vereins in Heidelbg. 1574. Neue Folge Bd. I. Hit. 1. S. 76. Perroneito vermehrt die Zahl der — von mir schon früher (J. B. 1864. S. 94) zusammengestellten — Fälle vom Vorkommen des Coenurus ausserhalb der Schädelhöhle bei Schaaf und andern Säugethieren durch die Beobachtung dieses Blasenwurmes in der Leibeshöhle eines jungen Kaninchens (Annali della r. Acad. d’agrieultura di Torino Vol. XVII. 1874. Nov.). Der Eehinococeus ist nach den oben angezogenen Berichten Fleming’s im Punjab so häufig, dass wenigstens 70 p. C. der im Schlachthaus getödteten Rinder damit be- haftet sind. Ueber das Vorkommen bei dem Menschen fehlt es bis jetzt noch an Angaben, dagegen aber erfahren wir aus einer dem Melbourne Leader entlehnten Mittheilung des Veterinarian (1874 May), dass in Vietoria binnen eilt Jahren (1862—74) nicht weniger als 200 Personen an der Hydatidenseuche zu Grunde gegangen sind. Pagenstecher beschreibt (Verhandl. des naturhist. med. Vereines in Heidelberg 1872 Nov.) einen exquisiten Fall von Echinococeus bei einem Tapir des Hamburger zoologischen Gartens, der offenbar seinem Parasiten erlegen war. Viele Tausende grosser und kleiner Blasen (von dem Volumen eines Hühnereies bis zu dem eines Hanfkornes) wurden theils frei in der Leibeshöhle, theils auch am Netze, unter dem Peritonänum, in verschiedenen Eingeweiden und selbst den Bauchdecken aufgefunden. Sterile und Köpf- chen tragende Blasen kamen neben einander vor. Ebenso zeigten die Form, Grösse und Zahl der Haken beträchtliche 196 442 Verschiedenheiten, besonders die Zahl, die zwischen 19 und 56 schwankte, ohne dass sich diese Unterschiede auf einen zufälligen Verlust hätten zurückführen lassen. Ebenso fand derselbe (ebendas. 1875. Neue Folge. Bd. I. S. 74—76) in der Leber eines Pavo spieiferus aus dem Berliner zoologischen Garten ein etwa liniengrosses Eehinoeoceusbläschen mit schön geschichteter Cutieula, feingestreifter Muskelhaut (? Ref.) und zahlreichen Kalk- körperchen. Daneben auch 23 kleinere schlaffe Blasen, die der für Echinococeus so charakteristischen dieken und glashellen, geschichteten Cutieula entbehrten. Köpfe fehlten überall. Nachdem es eine Zeitlang den Anschein hatte, als wenn der sog. multiloeuläre Echinococeus fast ausschliess- lich auf den Menschen beschränkt sei, mehren sich allmäh- lich die Fälle, in denen diese Form auch bei den Säuge- thieren zur Beobachtung kommt. So beschreibt Perroneito einen solchen Fall vom Rinde (degli echinococei negli ani- mali domestici, Torino 1871, p. 19), Harms giebt an, in einem Jahre zwei Mal gleichfalls beim Rinde denselben Eehinoeoceus gesehen zu haben (4. Jahresber. der k. Thier- arzneischule zu Hannover 1872. 8.62) und Bollinger end- lich stösst im Verlaufe von 9 Monaten auf nicht weniger als 3 Rinder mit derselben Form, während andere Formen des Echinoeoecus höchstens in doppelter Anzahl aus der gleichen Quelle zur Untersuchung kamen. In Betreff der äussern Form, wie auch des feinern Baues stimmt der multiloculäre Echinoeoceus der Rindsleber mit dem der Menschenleber überein, doch zeigt er für die äussere Be- trachtung öfters eine täuschende Aehnlichkeit mit conglo- merirten Tuberkelknoten, obwohl auf dem Durchschnitte die bekannte Achnliehkeit mit gewissen Formen des Gallert- krebses deutlich 'zu Tage tritt ‚(deutsche Zeitschrift für Thiermediein und vergl. Pathologie Bd. II. 1875. S. 109 um). Klebs erklärt übrigens den multiloculären, Eehino- eoeeus für eine pathologische Form mit übermässiger Cuti- eularentwiekelung. Handbuch der pathologischen Anatomie SB ; 443 | 197 Die von Sangalli beschriebenen drei Fälle von Eehinoeoceus der Leber (E. granulosus) haben kaum ein zoologisches Interesse. Dell’ Echinococco del fegato, Mem. Inst. Lombardo. 1870. T. XI, 12 Seiten in Quarto. Zenker fütterte zwei Hunde mit einem ziemlich ange- faulten Echinococeus veterinorum und fand 11 Wochen später bei dem einen überaus zahlreiche, der Grösse nach ausgebildete, aber noch eilose Echinococeus-Tänien, wäh- rend der zweite Hund deren nur eine einzige in gleichem Entwieklungszustande aufwies. Sitzungsber. der med. phys. Sec. zu Erlangen 1872. S. 88. Die in vielen Wiederkäuern aller Zonen gefundene Taenia expansa lebt nach Moebius (Nordpolfahrt a. a. O. S. 258) auch im Grönländischen Moschusochs. Ebenso Taenia ceoenurus im Darme von Canis lagopus. Einer Mittheilung von Heller (a. o. a. ©.) entnehme ich die Notiz, dass Spooker die Taenia nana bei einem jungen Manne in Amerika gefunden haben will (Amerie. Journ. med. se. 1873 Jan.), Ebenso beschreibt Davaine eine Taenia madagascariensis (Archiv de med. nav. 1870) nach Bruchstücken, die von Grenet auf Mayotte (Comoren) bei einem Kinde von 15 Monaten und einem zweiten von 2 Jahren aufgefunden waren. Der Kopf ist nicht gesehen; die mittleren Glieder sind 0,8 Mm. lang und 2,2 Mm. breit, während die hinteren 3—4 Mm. messen. Geschlechtsöff- nungen alle an derselben Kante. Die Eier sollen zu 3— 400 in Kapseln verpackt sein, deren jedes Glied etwa 120— 150 enthält. Bei Anwesenheit der Taenia eueumerina des Hundes hat Schiefferdeeker (Virchow’s Arch. 1875. Bd. 62. S. 475) eine eigenthümliche pathologische Veränderung der Schleimhaut beobachtet, indem die Würmer in tunnelartigen Hohlräumen unter hypertrophischen, zu Platten zusammen- gewachsenen Darmzotten versteckt waren. v. Linstow beschreibt „sechs neue Tänien“ (Archiv für Naturgeschichte 1872. Th. I. S. 55—58. Tab. II): Taenia pachycephala aus Anas histrioniea, Taenia puneta aus Corvus eorone, T. pigmentata aus Anas marila, T. eune- ata aus Gallus domesticeus, 7. parviceps aus Mergus serrator 198 ’ 444 und Taenia hepatica aus der Leber der Hausmaus. Die letztere ist freilich nichts weniger, als neu: sie ist trotz der nur auf 34 angegebenen Zahl der Haken — und trotz den nachträglichen Bemerkungen des Verf.'s (a.a.O. 1873. I. S. 107) kaum etwas Anderes, als der allbekannte Cysti- cereus fasciolaris, dessen wahre Natur von unserm Verf., _ wie von den Zoologen der vorpallasischen Zeit, verkannt worden ist und um so leichter verkannt werden kann, als die Schwanzblase dieses Cysticereus in den spätern Ent- wicklungsstadien nicht selten so gut wie vollständig fehlt. Daneben liefert Verf. noch eine Abbildung des Kopfes von Taenia naja Duj. aus Sitta europaea. Weitere Beobachtungen desselben Verf.’s (a. a. ©. 1875. Th. I. S.185— 188) betreffen Taenia globifera Batsch, T. macrocephala Crepl., T. oseulata Götze, T. longieollis Rud., T. ocellata Rud., T. attenuata Duj., T. acuta-Rud,, T. polygramma n. sp. aus Parus major, T. depressa v. Sieb. Verf. richtet dabei seine Aufmerksamkeit vornehmlich auf Hakenform und Kopfbildung — bei T. globifera, T. maero- cephala, T. longieollis fand Verf. zwischen den vier grossen Saugnäpfen noch einen kleinen am Scheitel — und schildert bei T. depressa auch den Bau und den Zusammenhang der einzelnen Geschlechtstheile, die er vollständig zu analysiren vermochte. Grimm macht (Nachrichten der Göttinger Gesellsch. der Wissensch. 1872. 5. 240—246) Mittheilungen über den äussern und innern Bau von Taenia sagitta n. sp., und T. ambigua Duj. und nimmt die erstere dabei“als den bisher nur unvollständig bekannten Bothriocephalus'barbatulae in Anspruch. Sie gehört zu den hakenlosen Arten mit kräftig entwickelten Saugnäpfen und erreicht eine Länge von 45 Mm. Unter den von Villot in den Wasservögeln Roscoff’s aufgefundenen Cestoden findet sich nur eine neue Art, und diese gehört zu dem merkwürdigen Täniadengenus Ophryo- cotyle Fr. (J. B. 1869. S. 115), das sich durch eine sehr eigenthümliche Umbildung des Rüssels in einen kuppel- förmigen Forsatz auszeichnet, dessen Ende mit einer Reihe kleiner Saugnäpfe versehen ist. Von der O. proteus, die Verf. gleichfalls beobachtete, unterscheidet sich dieselbe 445 199 durch eine geringere Entwicklung des terminalen Aufsatzes, der nicht bloss kleiner ist, sondern auch nur drei Saug- näpfe ohne deutliche Häkchen trägt. Sie lebt im Darm von Limosa rufa und wurde als Ophr. Lacazii benannt. Archiv. zool. exper. T. IV. p. 478 mit Abbild. Ölsson findet in dem Magen und den Pylorialanhän- gen von Lota vulgaris einen Bandwurm, der sich durch den Besitz eines einzigen terminalen Saugnapfes auszeichnet. Er nennt denselben Aecrobothrium Typicum und sieht darin den Typus einer neuen Familie (Oefr. Akad. Förhand. 1872. p- 40—44. Pl. 1. Acrobothriumn. gen. Caput inerme, bothridio terminali eireu- lari, a corpore collo diseretum. Aperturae genitales laterales, mascu- lae femineis postpositae. Das neue Genus Diplocotyle Krabbe wird auf einen ungegliederten 7—10 Ctm. langen Bandwurm gegründet, dessen abgerundetes Vorderende mit zwei grossen und runden dicht neben einander stehenden Säugnäpfen versehen ist, die eine flächenständige Anordnung haben und mit ihrer Oeffnung nach vorn gekehrt sind. Der innere Bau zeigt eine unverkennbare Aehnlichkeit mit Dibothrium. Die Würmer sind von Olrik in Grönland gesammelt — daher D. Olriii — und stammen aus dem Darme von Salmo carpio. Videnskab. Meddelels. Kjübenh. 1874. p. 22—25. Tab. III. (Diplocotyle Olrikii, on aleddet Bändelorm af Bothriocephalernes Gruppe.) Die Abwesenheit der Glie- derung giebt Verf. Veranlassung, die zahlreichen Missbil- dungen zu besprechen, die durch mangelhafte Segmentirung und transversale Wiederholung der Geschlechtsorgane bei den Botriocephalen vorkommen. Stepanoff untersucht (Arbeiten der Gesellsch. natur- forsch. Freunde in Charkoff, Bd. VIl. S. 70) den Bau und die Embryonalbildung von Triaenophorus nodulosus und Dibothrium rectangulum. Bei ersterem wird auch die Vagina aufgefunden. Der Embryonalkörper differenzirt sich im einen centralen und peripherischen Theil, den eigentlichen Embryo und seine Umhüllungshaut, wie das auch bei den verwandten Formen der Fall ist. Auch sonst zeigt die Ent- wicklung keinerlei Besonderheiten. Die Versuche, die Eier 200 446 im Wasser zum Ausschlüpfen zu bringen, führten zu keinem Resultate. Der nordamerikanische Salmo fontinalis enthält nach Leidy in seiner Leibeshöhle und seiner Muskulatur (an letzterm Orte eneystirt) nicht selten einen 5 Zoll langen, aber ungegliederten und geschlechtslosen, also erst unvoll- kommen entwickelten Bothriocephalus (Dibothrium), der als D. cordiceps n. kurz charakterisirt wird. Proceed. Philad. Acad. 1871. p. 306. Mosler berichtet über zwei Fälle, in denen ein Bo- thriocephalus latus sechs und resp. vierzehn Jahre lang den Darm seines Trägers bewohnte (Archiv für pathol. Anatomie 1873. Bd. 57). Schon Bremser erzählt übrigens von einem Schweizer, der 11 Jahre nach der Auswande- rung aus seiner Heimath erst merkte, dass er mit Bothrio- cephalus behaftet sei. Ebenso kenne ich einen deutschen Professor, der vor mehr als zwölf Jahren sich in Dorpat mit diesem Wurme infieirt hat und noch immerfort daran leidet. Weleh berichtet über den Bau zweier Tetrarhynchen aus dem Magen eines Carcharias, die er als Teirarhymehus carcharias n. und Abothros (n. gen.) carcharias bezeich- net. Die letztere Art, die sich durch Abwesenheit der Sauggruben auszeichnen soll, ist allem Anscheine nach mit Rhynehobothrius rufescens des Ref. (Archiv für Naturgesch. 1850. Th. I. S. 11) identisch und vielleicht schon früher als Bothriocephalus ruficollis von Eysenhardt (Verhandl. der Gesellsch. naturf. Fr. in Berlin 1,3) beschrieben. Aller- dings ist mein Rhynchobothrius mit Sauggruben versehen, aber dieselben sind nur seicht und oftmals fast verstrichen, so dass sie, besonders bei weniger gut erhaltenen Exem- plaren, leicht übersehen werden können. Uebrigens be- merkt auch Weleh „a few longitudinal furrows*, die an dem Kopf zu beobachten seien und um so eher auf die Sauggruben bezogen werden dürften, als diese bei Rhyn- chobothrius bekanntlich die ganze Länge des Kopfes ein- nehmen. Die anatomischen Angaben beziehen sich vor- nehmlich auf die Muskulatur und den Hakenapparat. Ein Nervensystem wurde nicht aufgefunden. Journ. Linnaean 447 | 901 Soc. T. XII. p. 329—342. Tab. XXIV—XXVI. „The ana- tomy of two parasitie forms of the family Tetrarhynchidae*. Perrier beschreibt aus dem Darme von Varanus zwei Arten eines Bandwurmes, der zumeist mit Solenopho- rus Dies. verwandt ist und sich vornehmlich durch die Grösse und tutenförmige Bildung seiner beiden Gruben charakterisirt. Beide Tuten sind mit ihren anliegenden Flächen verwachsen und hinten von einer kleinen Oeffnung durehbohrt, die vor der Gliederkette nach Aussen führt. Zur systematischen Bezeichnung des Wurmes wird der Genusnamen Duthiersia (D. expansa aus Varanus bivitta- tus, D. elegans aus Varanus niloticus) in Anwendung ge- bracht. Deseription d’un genre nouveau des Cestoides, Archiv. zoolog. exper. T. II. p. 349—362. Pl. XV. Gen. n. Duthiersia Perr. Scolex en forme d’öventail aplati, perpendiculairement au plan du ruban colonial et &vase vers le haut, Eventail creux, cloisonne seulement suivant son plan median, de maniere & constituer deux bothridies largement ouvertes vers le haut, ou leur bord superieur est plus ou moins sinueux et comme crepe, presentant Egalement vers la base une petite ouverture. Pro- glottis semblable A ceux des Bothrioc&phales. presentant sur leur ligne mediane trois orifices, deux superieures et trös-rapproches pour le penis et le vagin, un & peu pres central pour la matrice. Turbellarii. Pharyngocoeli. Schneider’s oben sehon mehrfach angezogene „Untersuchungen über Plathelminthen“ (Giessen 1873, 76 Seiten mit 5 Tafeln, aus dem 14. Jahresber. der Oberhess. Gesellschaft für Natur- und Heilkunde) beziehen sich vorzugsweise auf Mesostomum Ehrenbergii, verbreiten sich dabei aber auch auf zahlreiche andere Formen. Die Stäbchen, die beständig in Zellen oder Zellenausläufern gelegen sind und erst allmählich aus der Tiefe gegen die Haut vorrücken, sollen nicht zum Fange benutzt werden, sondern nach Art der Liebespfeile bei der Begattung als Reizmittel dienen. Zum Zwecke des Fanges wird dagegen häufig von den Planarien und andern Plattwürmern — wie wohl zuerst von Dalyell beobachtet ist (Ref) — ein förmliches Sehleimgespinnst verfertigt, dessen Bildungs- stätte bei den Mesostomeen, die davon einen wahrhaft 202 448 mörderischen Gebrauch machen, die Zellen zu sein scheinen, welche in der Mittellinie der Bauchfläche vom Schwanz bis zur Geschlechtsöffnung und vorn zwischen den Kopfenden und der vorderen Hirneommissur liegen (8. 24). Ob die von Schneider als Speicheldrüsen des Mesostomum be- schriebenen Stränge wirklich diese Bedeutung haben, scheint Ref. sehr zweifelhaft. Ebenso glaubt derselbe kaum, dass sich der „Rüssel“ der Tänien (Rostellum) ohne Wei- teres mit dem Pharynx der Turbellarien zusammenstellen lasse. Was bei Prorhynehus als Rüssel beschrieben wurde, wird auf Grund einer Beobachtung Lieberkühn’s als Penis in Anspruch genommen, umgekehrt aber das Rücken- sefäss von Stenostomum als ein nemertinenrüsselartiges Gebilde gedeutet (S. 31). Die Seitennerven von Mesosto- mum sind hinter dem Schlunde durch eine helle, wenig Zellen enthaltende Quercommissur unter sich in Verbindung. In Betreff der Fortpflanzungsverhältnisse des Mes. Ehren- bergii belehrt uns Verf. zunächst davon, dass die hart- schaligen Eier die Rolle von Wintereiern spielen. Sie bilden einen Embryo, der, obwohl schon im November ziemlich fertig, immer erst im folgenden Jahre — früher oder später — ausschlüpft. Werden diese „Winterthiere*“ isolirt aufgezogen, dann produeiren dieselben nur dünn- schalige sg. Sommereier, die von ihrem Träger selbst be- fruchtet werden, während die Sommerthiere, die in isolirten Müttern aufwachsen, umgekehrt nur Wintereier erzeugen. Die Begattung ist also nicht unbedingt nöthig zur Ent- wicklung der Eier. Es geschieht auch eine Selbstbefruch- tung, ja es hat sogar den Anschein, als wenn ein regel- mässiger Wechsel zwischen einer Fortpflanzung durch ge- genseitige und Selbstbefruchtung stattfände. Bei der Bil- dung der Wintereier sind die Zellen des Dotterstockes mit dunkeln Körnchen gefüllt, die sonst fehlen; die Bildung der Wintereier setzen also eine weitere Entwicklung des Dotterstockes voraus, die vermuthlich erst in einem spätern Alter stattfindet. Die Furchung, die auf die Eizellen be- schränkt ist, in deren Umkreis sich die Dotterzellen bis zur Entwicklung des Embryo unverändert erhalten, werden durch eine eigenthümliche Kernmetamorphose eingeleitet. 449 203 Salensky macht in den (russisch geschriebenen) Protocollen der naturforschenden Gesellschaft in Kasan 1872—73 eine vorläufige Mittheilung über die Entwicklung eines Enterostomum aus der Bucht von Sebastopol. Die Eier werden in Form kleiner Platten an Seepflanzen ver- schiedener Art abgelegt. Die Furchung ist eine unregel- mässige, indem nach der Viertheilung von den vier grossen Furchungskugeln vier kleinere sich abschnüren, welche sich rasch vermehren und die erstern umwachsen. Sie . liefern später die Haut- und Muskelschicht, während die centralen Zellen dem Darmkanale den Ursprung geben. Graff veröffentlicht eine Abhandlung „zur Kenntniss der Turbellarien* (Ztsehrft. für wissenschatftl. Zoologie 1874. Bd. 24. S. 123—160. Tab. XIV— XIX), die sich aus einem allgemeinen und einem speciellen Theile zusammensetzt. Der erstere (S. 126—-142), der unter dem Titel „zur Ana- tomie der Rhabdocoelen*, Strassburg 1873, auch selbst- ständig — als Inauguraldissertation — erschienen ist, be- handelt den Bau unserer Thiere mit besonderer Berück- siehtigung der histologischen Verhältnisse. Verf. liefert darin u. a. den Nachweis von der zelligen Struktur der äussern Körperhülle. Die Stäbchen werden für niedere Zustände von Nesselorganen erklärt, die jedoch nur bei we- nigen Arten einen Faden entwickeln und wirklich als Waffen dienen, sonst aber nur als Endorgane sensibler Nerven zu fungiren scheinen. Das Körperparenchym soll aus einem retieulären Bindegewebe bestehen und aus der Verschmelzung von Zellen hervorgehen, deren grosse ovale Kerne sich zahlreich in dem Gewebe nachweisen lassen. Unterhalb des Integumentes liegt ein Hautmuskelschlauch, der aus homogenen platten Fasern besteht, die in zwei Sehichten, einer äussern ringförmigen und einer darunter liegenden Längsfaserschicht angeordnet sind. Ausser den plaiten Fasern finden sich noch Schlauchmuskeln, die eine feinkörnige (elastische) Masse enthalten und vornehmlich an dem Aufbau des Pharynx theilnehmen. Der Rückziehe- muskel des Prostomeenrüssels, den Verf. eingehend schil- dert, besteht sogar aus quergestreiften Fasern. Einen After konnte Verf. nirgends, auch nicht bei Mierostomum und 14 204 450 Stenostomum, mit Sicherheit nachweisen. Die Darmbil- dung und Anordnung der Geschlechtsorgane zeigt mehr- fach Verhältnisse, die denen der Dendrocoelen sich an- nähern. In dem speciellen Theile beschreibt der Verf. neben einigen bekannten Arten (Mesostomum Ehrenbergii und Vorticeros pulehellum) eine Anzahl neuer Formen aus Messina: Turbella Klostermanni, Monocelis protractilis, Con- voluta armata, Ü©. einerea und Prostomum mamutinum. Die erstere ist durch den Besitz von tiefen Flimmergruben und Anwesenheit eines sonderbaren Hakenkranzes, der einer hellen Blase aufzuliegen scheint und dem letzten Drittheil des Körpers angehört, besonders ausgezeichnet. Auch Monocelis protractilis trägt am hintern Leibesende eine Anzahl napfartiger Haftorgane. Bei Mesostomum Ehren- bergii soll das Wassergefässsystem durch einen besondern vor dem Munde gelegenen Becher nach Aussen ausmünden. Die „neuen Mittheilungen über Turbellarien“, die Verf. seiner ersten Abhandlung folgen lässt (a. a. O. Bd. 25. S. 407—424. Tab. XXVII u. XXVII) beziehen sich auf Microstomum lineare, Stenostomum leucops, Prostomum ba- naticum n. Sp., Mesostomum montanum n.sp., ebenfalls aus dem Banat, M. banatieum n. sp. und Planaria quadrioeu- lata n. sp., eine an Dendrocoelum laeteum erinnernde durch- sichtige Art mit zwei Augen aus dem Starenberger See. Auch hier sind es vorzugsweise die anatomischen Verhält- nisse, welche die Aufmerksamkeit des Verf.’s auf sich zogen. Die erstgenannte Art wurde in vielfach wieder- holter Theilung beobachtet, in Ketten, die 16 Individuen verschiedener Entwicklung aufwiesen, durch ihr Aussehen mehrfach an Catenula erinnernd. Die Theilung wiederholt sich, wie bei Chaetogaster u. a. Würmern, an sämmtlichen Individuen, so dass die verschiedenen Entwicklungszustände nach einer bestimmten Formel abwechseln. Eingeleitet wird dieselbe durch eine intensive Zellenvermehrung, so- wohl im Integumente, wie in der Darmwand, die sehr bald zur Bildung zweier Septa hinführt, zwischen welchen dann das Integument sich einbuchtet. Von den innern Organen entsteht zuerst der künftige Schlundapparat: zunächst ein rundes wasserhelles Bläschen, das aber schon jetzt mit 451 205 kleiner Oeffnung nach Aussen ausmündet. In Betreff des Gen. Stenostomum tritt Verf. mit Recht — ich verweise hier auf meine Angaben, d. Arch. 1854. Bd. II. S. 343 — der Behauptung Schneider’s entgegen, dass das Rücken- gefäss als ein hüssel zu deuten sei, und Stenostomum dess- halb den Nemertinen zugehöre. Die Darstellung, welche Hallez von den Beziehungen des Stachels von Prostomum lineare gegeben hat, wird auch für die neue Art bestätigt. Hallez handelt über den Bau des Prostomum lineare (observations sur le Prostomum lineare, Archiv. zoolog. exper. T. II. p. 559-585. Pl. XX—XXII) und fördert dabei unsere Kenntnisse ‚über dieses Geschöpf, besonders dureb genaue Darstellung des Rüssels, Wassergefässsyste- mes und: männlichen Geschlechtsapparates. Der Rüssel wird nicht nach Aussen hervorgestossen, sondern durch das Zurückziehen des vordern Leibesendes entblösst und zum Festhalten der Beute, (Cyelopen) benutzt, die dann mit dem Giftstachel durchbohrt und getödtet wird. Der Hinterleib wird zu diesem Zwecke durch die Contraetion der langen sg. Rückziehmuskeln, die an den Rüsselgrund sieh ansetzen und bis weit nach hinten sich verfolgen lassen, nach vorne umgebogen. Der Pharynx steht mit einer Anzahl einzelliger Drüsen in Verbindung. Der Darm hat seine besondere Wandung und enthält in seinem In- nern eine Menge freier rundlicher Zellen, die auch bei andern Arten gefunden werden und wahrscheinlich abge- stossene Epithelzellen darstellen. Im Umkreis des Darmes glaubt Verf. eine förmliche Leibeshöhle unterscheiden zu können. ‚Dieselbe ist mit einer Flüssigkeit gefüllt, die durch die Pulsationen eines besondern vor dem Pharynx gelegenen Getässes in Bewegung gesetzt werden soll. Das Wassergefässsystem ist von ansehnlicher Entwieklung. Es wird von zwei gewundenen Seitengefässen gebildet, die keinerlei Zusammenhang zu besitzen scheinen und an den Seitenrändern des Kopfendes je durch eine Oeffnung aus- münden. Die trotz ihrer Grösse bisher übersehene Gift- drüse besteht aus einzelnen traubenartig zusammenhängen- den Zellen, und liefert ein 'feinkörniges Secret, das sich zunächst in einer muskulösen Blase sammelt, um: dann durch 206 458 den Stachel nach Aussen auszutreten. Zur Fixation und Leitung des Stachels dient ein besonderes hohlsonden- artiges Skeletstück. Die Bewegung wird durch einen kräf- tigen Muskel vermittelt, der zwischen dem untern Theil dieses Gebildes und dem obern Stachelende sich aus- spannt. Die Geschlechtstheile sind sämmtlich, männliche so gut, wie weibliche, unpaar. An den erstern unter- scheidet man ausser dem Hoden eine ansehnliche Samen- blase von keulenförmiger Gestalt, die sich nach hinten in das Vas deferens fortsetzt. Das letztere umhüllt den Gift- stachel, so dass man diesen leicht für einen hornigen Penis halten könnte, wenn man nicht durch direete Beobachtung eine andere Ansicht von der Natur desselben gewönne. Bei der Begattung, die eine gegenseitige ist, gelangen die Samenfäden zunächst in eine geräumige Tasche, in deren körniger Inhaltmasse sich dieselben zu grössern Ballen vereinigen. Ueber die anatomischen Verhältnisse dieser Tasche ist Verf. übrigens, wie über den Zusammenhang der einzelnen Theile des weiblichen Geschlechtsapparates, im Unklaren geblieben, denn es ist kaum wahrscheinlich, dass Ovarium, Dotterstock und Fikapsel (eapsule ovigere, wohl das hartschalige mit einem Stiele versehene Ei selbst) ohne direete Verbindung mit einander in die Leibeshöhle einmünden, resp. gar, wie von der Eikapsel behauptet wird, frei in derselben gelegen seien. Von einem Uterus hat Verf. keine Spur beobachtet. Eben so wenig konnte er einen Wechsel in der männlichen und weiblichen Geschlechts- thätigkeit oder gar eine unvollständige Ausbildung 'des einen Apparates, wie es Meeznikoff beobachtet haben will, constatiren. Moseley untersucht den anatomischen Bau zweier Landplanarien aus Ceylon Bipalium Ceres n. und Rhyncho- desmus Thwaitesii n. mit Hülfe der Schnittmethode, und findet dabei, trotz aller Aehnliehkeit mit den Süsswasser- planarien, manche Annäherung an die Blutegel. Die Haut enthält zahlreiche deutliche Stäbehen und Drüsen, deren Secret von Bipalium beim Herablassen von Zweigen‘ faden- förmig ausgesponnen wird: Auch das der Bindesubstanz- gruppe zuzurechnende Grundgewebe ist vielfach von Drü- 453 207 senzellen durchsetzt. Die ceireuläre Muskelschicht liegt (auch ‚bei Dendrocoelum lacteum) aussen, nicht innen, wie man für die Turbellarien gewöhnlich angiebt. Der Darm ist dreischenklig, wie bei der Mehrzahl der Planarien, aber die beiden hintern Schenkel liegen — in Uebereinstimmung’ mit der schlanken Körperform — dicht neben einander. Ihre Aussenfläche trägt eine grosse Menge blindsackartiger Ausstülpungen. Ob die beiden spongiösen Stränge, die auf der Bauchfläche unserer Würmer — auch anderer Pla- narien — hinziehen und von unserm Verf. mit einem Hin- weis auf die von Sommer bei Bothriocephalus (S. 180) beschriebene Bildung als Wassergefässstämme gedeutet: wer- den, diese Auffassung wirklich verdienen, ' dürfte sehr zweifelhaft sein. Ein Wassergefässsystem, dessen Innen- raum nicht bloss von Bindegewebssträngen, sondern so- gar, wie es hier der Fall ist, von Muskelfasern durchsetzt wird und den Nervenapparat in sich einschliesst, erscheint jedenfalls als eine so paradoxe Einrichtung, dass der Ver- such des Verf.’s, die exeretorische Bedeutung, die wir dem- selben beizulegen pflegen, als nebensächlich zu bezeichnen und das sg. Wassergefässsystem als einen abgekapselten Theil der Leibeshöhle zu deuten, kaum genügen dürfte, seiner Auffassung eine allgemeinere Anerkennung zu ver- schaffen. Von Interesse ist übrigens die beiläufig zuge- fügte Mittheilung, dass die Leibesflüssigkeit eines 'kleinen im Suez auf einer Ölypeasterart gesammelten Derostomum, wie Verf. auf spectroscopischem Wege nachwies, Hämo- globin enthält. Die Hoden sind paarweise angeordnet und in: Reihen gruppirt, wenigstens bei Bipalium, während sie bei Rhynchodesmus mehr zusammengeballt liegen. Der Penis ist klein und ebenso auch die Scheide. Die Ovarien erscheinen als einfache Säcke, die in grösserer Entfernung von dem Uterus den Kopftheil der Würmer einnehmen. Was man als Ganglien beschrieben hat (Blanchard, Sehmarda), sind die ‚Hoden, während das wirkliche Nervensystem nur wenig scharf markirt ist. Eigentliche Ganglien konnte Verf. überhaupt nicht auffinden, obwohl solches bei andern Planarien durchaus nicht schwer ist, auch bisweilen (Leptoplana) deutliche Ganglienzellen sich nach- 208 454 weisen lassen. Was schliesslich als Nervensystem ge- schildert wird, ist ein eigenthümliches Maschengewebe, das in das Kopfende der sg. Wassergefässe eingeschlossen ist. Die Augen enthalten einen hellen linsenartigen Körper \und zeigen bei Rhynchodesmus, der deren nur ein einziges Paar besitzt, auch sonst noch durch ihren Bau eine grössere Differenzirung. Bipalium trägt ausserdem noch am Vor- derrande des halbmondförmigen Kopfendes jederseits eine Reihe von Papillen, die durch flimmernde Säcke von ein- ander getrennt werden und wahrscheinlicher Weise gleich- falls als Sinneswerkzeuge fungiren dürften. — Auf die histologischen Angaben des Verf.s können wir hier nicht eingehen. Ebenso wenig auf das, was Verf. über die Lebensweise und das Vorkommen seiner Würmer angiebt. Wir erwähnen nur noch, dass der Darstellung der anato- mischen Verhältnisse eine vollständige Litteraturübersicht über die Landplanarien vorausgeschickt ist. On the ana- tomy and histology of the Land-Planarians of Ceylon, with some account of their habits and a description of two new species, and with notes on the anatomy of some Europaean aquatie species. Transaet. philos. Soc. 1874. p. 105— 171. Tab. X—XV. (Auszug: Proceed. roy. Soc. 1873. N. 142.) Ä Nach der Zusammenstellung de Man’s sind in Europa bis jetzt 61 verschiedene Süsswasserturbellarien beobachtet: 42 Rhabdocoelen, 3 Nemertinen — de Man zählt deren 6, weil er unter denselben ausser 2 Arten des Gen. Pro- rhynchus und Tetrastemma lubrieoideum auf Schneider ’s Angaben hin auch noch das Gen. Stenostomum mit seinen drei (oder, da deMan Leydig'’s Sten. coluber übersehen hat, vier) Arten aufführt — und 17 Dendrocoelen. 14 zweifel- hafte Arten (10 Rhabdocoelen und 4 Dendrocoelen) sind dabei ausser Acht geblieben. Oversicht der tot dusverre in de zoete wateren van Europa waargenomen Turbellaria, 23 Seiten, aus der Tydskr. der Nederl. dierkund. Vereenig. Deel I besonders abgedruckt. An dieselbe schliesst sich sodann ein eerste Bydrage tot the kennis der nederlandsche zoetwater-Turbellarien (ebendas. 15, Seiten mit 3 Tafeln), der ausser einer Auf- 455 209 zählung von 14 Arten (3 Vortex, 4 Mesostomum, 1 Maero- stomum, 1 Prostomum, 1 Mierostomum, 4 Dendrocoelen) Bemerkungen über Vortex pietus und eine Beschreibung zweier neuer Arten (Mesostomum lugdunense und M. Her- cloisianum), sowie der seit Pallas nicht wieder beobach-“ teten Fasciola punetata (= Planaria bicornis Gm.) enthält. Die letztere bildet nach unserm Verf. den Repräsentanten eines neuen Gen., für das unter Berücksichtigung des Um- standes, dass das zwischen den beiden ohrförmig vorsprin- genden Ecken des Kopfrandes gelegene Mittelstück einen förmlichen Saugapparat darstellt, die Bezeichnung Ddello- cephala in Anwendung gebracht wird. Die hintere Grenze des Kopfes ist durch eine halsförmige Einschnürung markirt. Nachträglich berichtet derselbe Verf. (l. e. Deel II, (Geocentrophora sphyrocephala, eene landbewonende Rhab- docoele, 6 Seiten Tab. II) über den interessanten Fund einer landbewohnenden neuen Rhabdocoele, die er unter dem Namen Geocentrophora (n. gen.) sphyrocephala in das System einführt. Sie besitzt einen langgestreckten platten Körper (1 Mm.), mit einem tonnenförmigen Pharynx, der in der Mitte des halbmondartig ausgebreiteten Kopf- _ randes durch eine Mundöffnung ausmündet. Hinter der Mundöffnung öffnet sich an der Ventralfläche noch ein ey- lindrischer Schlauch, der einen Chitinhaken in sich ein- schliesst, und eine stark muskulöse Blase, zwei Gebilde, die Verf. als Theile des männlichen Geschlechtsapparates (Penis, Samenblase) in Anspruch nimmt, obwohl er den Beweis für die Richtigkeit der Deutung schuldig geblieben ist. Die weiblichen Organe sind durch einen unpaaren Eierstocksschlauch in dem Mittelstücke des Körpers ver- treten. Die von Meeznikoff vor einigen Jahren (J. B. 1866. S. 128) in den Blumentöpfen des botanischen Gartens zu Giessen entdeckte Landplanarie, Geodesmus bilineatus, wird unter ähnlichen Verhältnissen auch von Grube in Breslau aufgefunden — wohl ein neuer Beweis dafür, dass dieses Thier aus der Fremde bei uns importirt ist. Jahresber. der schlesischen Gesellsch. 1873, naturhist. Seet. S. 30. Nach de Man zeigt übrigens die Planaria terrestris 210 456 ©. Fr. Müll., die auch in Holland einheimisch ist, so vielerlei Uebereinstimmung mit Geodesmus bilineatus, dass sie dem gleichen Genus zugerechnet werden muss. Keinen- falls darf dieselbe länger mit den echten Planarien ver- einigt werden, von denen sie sich sowohl in der Körper- torm, wie in der Bildung des Darmes und der Geschlechts- organe auffallend unterscheidet. De gewone europeesche Landplanarie, Geodesmus terrestris (Tijdschr. nederl. dier- kund. Vereeniging 1875. Deel II. Afl. 4. Pl. XIV). Du Plessis handelt in Forel’s Mater. Faune prof. Lac Leman (l. e. p. 114—124) über die Turbellaries limi- coles des Genfer See’s. Die betreffenden (3) Arten gehören nach unserm Verf. zu den Gen. Vortex, Mesostomum und Pla- naria. Sie leben ausschliesslich im Schlamme, sind in diesem aber überall bis zur grössten Tiefe verbreitet und von den verwandten Arten der benachbarten Gewässer so abweichend, dass sie als besondere Formen betrachtet wer- den müssen. Eine eingehende Beschreibung findet nur eine dieser Formen, Vortex Lemani, die 15 Mm. gross wird, aber nach Graff, der dasselbe Thier auch im Sta- renberger See auffand, trotz dem einfach gebauten, unver- ästelten Darme und dem fast ganz an die vordere Leibes- spitze gerückten Munde nichts weniger als eine Vortex und überhaupt keine Rhabdocoele, sondern unzweifelhaft eine Planarie darstellt. Ob es freilich einer der bisher bei den sg. Dendrocoelen aufgestellten Familie zuzurechnen sei, ist fraglich; Graff nennt die betreffende Form dess- halb denn auch einstweilen mit dem indifferenten Na- men Planaria Lemani. Die Muskelfasern des Wurmes sind an den Enden stark zerfasert und die Epithelzellen des Darmes zeigen Verhältnisse, die man nur durch die An- nahme einer amöboiden Bewegung und Nahrungsaufnahme erklären kann, wie solche übrigens auch sonst den Süss- wasserplanarien zukommen. Obwohl diese Zellen mit ihrem basalen Ende unmittelbar den an dieser Stelle dich- tern Faserzügen des Bindegewebes aufsitzen, kann man zwischen Leibeswand und Darmtraetus doch eine Art Lei- beshöhle unterscheiden, die von einer kleinmaschigen, äusserst zarten Bindesubstanz erfüllt ist und die Ge- 457 211 schlechtsorgane, so wie das Gehirn umhüllt und in gegen- seitiger Lage erhält. Dotterstöcke und Hoden sind wie bei allen Süsswasserplanarien gebildet, und ebenso sind die Eikeime in zwei hinter der Basis des Rüssels angebrachten Häufehen rechts und links aufzufinden. Auf dem vordern Theile des Hirns liegen zwei Paar Pigmenthaufen, die durch feinere Pigmentstreifen unter sich verbunden sind. Ueber die systematische Stellung des Vortex Lemani, Zeit- schrift für wissensch. Zoologie, Supplement des Bandes XXV. S. 335—342. Taf. XXIIL Durch die Mittheilungen, welche Grube über die „Planarien des Baikalsees* macht (Archiv für Naturgesch. 1872. Th. 1.8. 273—292. Tab. XI u. XID), gewinnt der letztere ein neues faunistisches Interesse. Nicht bloss näm- lich, dass derselbe einen ungewöhnlichen Reichthum an Planarien aufweist, es schliesst sich auch ein grosser Theil dieser Würmer durch die auffallende Färbung und die Dimensionen des Leibes so unverkennbar an die Ver- hältnisse der marinen Planarienfauna an, dass die Re- lietennatur des betreffenden Sees von Neuem dadurch eine Bestätigung findet. Auch die Stellung der Augen zeigt in einigen Fällen eine unverkennbare Annäherung an Lepto- plana. Bei der Mehrzahl freilich waren die Augen ent- weder gar nicht oder nur bei den jüngern Exemplaren zu entdecken, ein Umstand, der wohl damit zusammenhängt, dass dieselben grösstentheils eine bedeutende Tiefe (von 50—150 Meter) bewohnen. Uebrigens besitzen sämmtliche Arten, die Verf. untersuchte — 10, von denen aber drei schon früher durch Gerstfeld bekannt geworden sind — nur eine Genitalöffnung und einen ceylindrischen Rüssel, wie auch sonst die Süsswasserformen. Fühler fehlen durch- weg, dagegen aber kommen hier und da am Vorderrande Haftgruben oder Haftnäpfe vor. Die Namen der beschrie- benen (und abgebildeten) Species, die sämmtlich von Dy- bowski gesammelt wurden, sind die folgenden: Planaria hepatizon n., Pl. (Anocelis Stimps.) tigrina n., Pl. (Ano- celis) pardalina n., Pl. (Anocelis) lanceolata n., Pl. (Soro- celis n. subg. mit Augen, wie Leptoplana) nigrofasciata n., Pl. (Sorocelis) guttata Gerstf., Pl. Angarensis Gerstf., 212 458 Pl. torva Müll. (Var. albifrons Gr.), Pl. fulvifrons n, Pl. (Dieotylus n. subg. mit zwei deutlich ausgeprägten Hatt- gruben an der Stirn) pulvinar n. Collingwood handelt (Transaet. Linn. Soc. 2. Ser. Vol. I. T. 2 u. 3. London 1875—76) on thirty-one Species of marine Planarians 16 P. 3 Pl. Ref. hat noch keine Ge- legenheit gehabt, die Abhandlung einzusehen. Stylochopsis littoralis, Leptoplana folium, Planaria grisea nn. sp. von Neu-England, Verrill, Report, Ann. nat. hist. ]. c. p. 627. Giard fand auf Botryllus Schlosseri eine 10—12 Mm. grosse Planarie, die durch Körperbeschaffenheit und Färbung den Individuen der Botrylluskolonie zum Ver- wechseln ähnlich war und in der Ruhe nur schwer von ihrem Träger unterschieden werden konnte. Der vordere Körperrand ist in zwei kurze Fortsätze ausgezogen und der Darm verästelt. Verf. benennt die Form als Planaria schlosseri. Archiv. zool. exper. T. II. p. 488. Pl. XIX. Fig. 1. Mesostomum bifidum n. sp. von St. Andrews, M’Intosh, Ann. nat. hist. T. XIV. p. 151. Salensky erwähnt (a. a. O.) einer neuen Art des Gen. Nadina Oul., das den darmlosen Turbellarien zugehört. Die neue Art zeichnet sich besonders dadurch aus, dass“ das Parenchym von zahlreichen Vacuolen durchsetzt ist. Eine derselben, zugleich von allen die grösseste, nimmt constant den hintern Leibesabschnitt ein. Rhynehocoeli. Von der durch die Ray Society her- ausgegebenen Monograph of the british Annelids by Me’- Intosh, Part I: the Nemerteans ist mir leider nur das erste Heft (London 1873, 96 Seiten in Folio mit 10 Tafeln) bekannt geworden. Es enthält nach einigen einleitenden Bemerkungen über Lebensweise und Vorkommen der Ne- mertinen eine ausführliche Geschichte unserer Kenntnisse über diese Thiere (p. 9—42), so wie eine eingehende Dar- stellung des anatomischen Baues und der Entwicklung der Enopla (p. 43—95). Im zweiten Hefte (London 1874. p. 97—213) folgt dann zunächst die Anatomie und Physio- logie der Anopla (p. 97—123), und darauf der zoologische | j | | | | 459 215 Theil mit einer ausführlichen Beschreibung der an den brittischen Küsten beobachteten 31 Species, die grossen- theils auch in prächtig colorirten Abbildungen vorliegen. Neu sind unter den abgebildeten Arten Tetrastemma Ro- bertianum, Lineus lacteus, Micrura fusca, Borlasia Elizabe- thae, Amphiporus hastatus, A. bioculatus. Was der Verf. uns hier bietet, ist wenigstens in seinem anatomiseh-physio- logischen Theile weitaus das Beste und Vollständigste, was bisher über unsere Thiere veröffentlicht ist. Den Nachfol- gern dürfte — auf dem Gebiete wenigstens der anatomischen Untersuchung — wenig mehr, als eine Nachlese übrig bleiben. Besonders eingehend ist der Bau des Rüssels behandelt, dessen Bewaffnung bekanntlich den auffallend- sten Charakter der Enopla ausmacht. Allerdings nur den auffallendsten, denn es giebt, wie das vorliegende Werk zur Genüge kennen lehrt, kaum ein einziges Organ, welches die Unterschiede der Enopla von den Anopla nicht in un- verkennbarer Weise zur Schau trüge. Im Ganzen wird übrigens durch unsern Verf. die Darstellung bestätigt, welche Clapar&de und Keferstein von dem Rüssel der Enopla gegeben haben. Dabei wird freilich auch manch Neues hinzugefügt, besonders in Betreff der dem Rüssel eingelagerten Drüsen und der Anordnung seiner Muskeln. Gleichzeitig erfabren wir auch, dass die Entwicklung des Rüssels und seiner Waffen einem viel grössern Wechsel unterliegt, als das früher bekannt war. So ist z. B. der Rüsselapparat von Nemertes eareinophila Köll. (= Polia involuta van Ben.) nicht bloss durch seine ungewöhnliche Kürze auffallend — derselbe geht nur um ein Weniges über die bei Prorhynches vorkommenden Verhältnisse hin- aus — sondern auch durch seine schwache Bewaffnung (Kleinheit des Stachels, Abwesenheit der Stilettaschen) und andere Eigenthümlichkeiten, unter denen wir den Mangel einer eignen Scheide, als die vielleicht wichtigste, hier hervorheben. Umgekehrt hat Amphiporus pulcher nicht bloss Stilettaschen von beträchtlieher Grösse (mit je 5— 3 Nadeln), sondern hinter dem Hauptstachel noch einen besondern Reservestachel, der gleieh dem erstern in das Basalstück eingelagert ist und bis an die Wurzel desselben 214 460 heranreicht, offenbar dazu bestimmt, denselben im Falle eines Verlustes zu ersetzen. Dass die Nadeln der Seiten- taschen eine derartige Bestimmung besitzen, stellt Verf. in Abrede, obwohl er andrerseits über die Bedeutung derselben völlig im Dunkel geblieben ist. Wo kein Reservestachel vorhanden ist, wie gewöhnlich, da geht-— einer von un- serm Verf. gemachten Beobachtung zufolge — die Neubil- dung des Stachels an der ihm später zukommenden Stelle vor sich. Dabei hat es übrigens den Anschein, als wenn die verloren gegangenen Stacheln (und Nadeln) nicht selten eine längere Zeit in der Rüsselhöhle verweilten. Bisweilen geht bei unsern Thieren aber auch der ganze Rüssel ver- loren, um dann gleichfalls durch einen neuen ersetzt zu werden, der in Röhrenform von der Rüsselöffnung aus- wächst, aber noch eine längere Zeit der Endbefestigung entbehrt, obwohl er sonst vielleicht (auch in Betreff seiner Bewaffnung) vollständig entwickelt ist. Den abgetrennten Rüssel sieht man gelegentlich noch neben dem neugebil- deten im Innern der Rüsselscheide, Anfangs, bis zur’ Ent- wicklung der neuen Waffen, noch unverändert und sogar im Vollbesitze seiner Beweglichkeit. Später aber verändert sich das Gewebe des abgetrennten Rüssels, bis die einzel- nen Elemente aus einander fallen und schliesslich in eine zellenhaltige Körnermasse sich auflösen. Der Verf. scheint sogar geneigt zu sein, den seit lange bekannten zelligen Inhalt der Rüsselscheide überall auf einen derartigen Zer- fall zurückzuführen. Dass der Mund der Enopla dicht hinter der Rüsselöffnung gelegen ist und der wulstigen Bildung entbehrt, die bei den Anopla nicht selten auffällt, scheint der Mehrzahl der frühern Beobachter entgangen zu sein. Ebenso der Unterschied, der sich in der Oesophageal- bildung beider Gruppen ausprägt. Die Seitenorgane‘ der Enopla möchte Verf. den sg. Segmentalorganen zurechnen. Gleich diesen bestehen dieselben aus einem Sacke, der durch einen Flimmerkanal nach Aussen führt und sich nach hinten wiederum in einen Flimmerkanal fortsetzt. An letz- term beobachtet man wiederholte Spaltungen und einen anscheinend drüsigen Zellenbelag. Wassergefässe, die man bei unsern Würmern so vielfach nachzuweisen versucht hat, 461 215 fehlen. Was man als solche gedeutet, gehört dem Cireu- lationsapparate an, der sich aus drei am Ende schlingen- förmig vereinigten Längsstämmen (einem Rückenstamme und zwei seitlichen) zusammensetzt, die eine bisweilen getärbte Flüssigkeit führen und — nach einzelnen Beobach- tungen zu schliessen — auch in ihrem Verlauf vielfach (durch Quergefässe) mit einander anastomosiren. Die Eier werden, abweichend von dem Verhalten der Anopla, nur selten in einer Schleimröhre abgesetzt, meist klumpenweis oder einzeln abgelegt und gewöhnlich erst nach dem Ab- legen befruchtet. Bei Nemertes careinophila beobachtet man übrigens gelegentlich einzelne Weibehen mit Embryonen in den Eiertaschen, obwohl die Mehrzahl der Exemplare eierlegend ist, so dass dadurch ein Uebergang zu den constant lebendig gebärenden Arten (Tetrastemma obseu- rum, Prosorhochmus Claparedii) gemacht ist. Uebrigens geht die Entwicklung der Enopla ohne alle Metamorphose vor sich, indem der flimmernde Embryo während der Sehwärmperiode allmählich die innern Organe, eines nach dem andern hervorbildet. Es kommt bei ihnen nicht ein Mal zu der Entwicklung einer sg. Umhüllungshaut, auch nicht bei Nemertes careinophila, obwohl van Beneden hier eine solche aufgefunden zu haben glaubte. Unter dem Namen Borlasia Kefersteinit n. beschreibt Marion (anim. infer. du Golf de Marseille, Ann. des se. natur. 1875. T. XVII. Art. No. 6. Seite 1—23. Tab. XVII) eine hermaphroditische Nemertine von etwa 15 Mm., die zwischen den Rhizomen von Posidonia lebt und in ihren Genitaltaschen bald Eier, bald auch Samenfäden entwickeln soll: Factisch ist, dass diese Taschen bald Eier enthalten, bald auch dicht mit Samenfäden gefüllt sind. Dass die- selben darin entstehen, ist vom Verf. nicht nachgewiesen worden, obwohl ein derartiger Nachweis um so wichtiger erscheint, als auch die Eiersäcke der weiblichen Individuen sieh nach den Angaben einzelner Forscher — vgl. z.B. die später folgenden Beobachtungen von Dieek — zur Be- fruchtungszeit prall mit Samen füllen sollen. An den Ab- bildungen des Verf.’s fällt auch der Umstand auf, dass zwischen je zweien Dissepimenten immer eine grössere An- 216 462 zahl von Ei- und Samentaschen gezeichnet ist. Nach der Reife sollen die Geschlechtsproducte, zunächst die Eier, in die Leibeshöhle übertreten, von wo sie auf unbekannten Wegen — Geschlechtsporen wurden nicht gesehen — nach Aussen gelangten. Die giftige Wirkung des in der Rüssel- höhle enthaltenen Seceretes wurde auf direetem Wege nach- gewiesen. Verf. legt darauf um so mehr Gewicht, als die- ser Rüssel neuerlich wieder von Leon Vaillant auf der französischen Naturforscherversammlung zu Bordeaux (Revue scient. 1872. N. 12) als Darmkanal in Anspruch genommen ist, obwohl doch seit den vom Ref. (mit Frey) veröffent- lichten Untersuchungen der Irrthum dieser Auffassung so und so viel Mal betont ist. Uebrigens irrt Verf. selbst in der Angabe, dass der Rückziehmuskel des Rüssels sich direct an der Leibeswand ansetze. Es geschieht das bekanntlich an der Wand der Rüsseltasche, die Verf. übersehen hat. In einem Nachtrage zu der hier angezogenen Abhand- lung (l: e. R. 1874. Six. Ser. T. I. Art. 1. p. 19—29) ver- sucht Verf. den Nachweis, dass die sonst freilebenden Borl. Kefersteinii trotz mancher kleiner Abweichungen bes. in der Bildung der Augen mit einer in der Kiemenhöhle von Phallusia mamillata schmarotzenden und hier schon — was übersehen ist — von delle Chiaje, so wie später vom Ref, in allen Lebensstadien aufgefundenen Nemertine (Polia te- trophthalma delle Ch. = Tetrastemma Lt.) identisch sei. Schon früher war dem Verf. die grosse Aehnlichkeit beider Formen aufgefallen, aber er zweifelte an der Identität der- selben, weil er — im December und Januar — immer nur eine einseitige (männliche) Geschleehtsentwicklung bei der- selben antraf. Endlich aber im Februar gelang es auch hermaphroditische Individuen aufzufinden, und zwar solche, die neben zahlreichen Hoden einzelne Eiersäcke trugen. Später, nachdem die Würmer inzwischen gewachsen waren, nahm die Zahl der letztern immer mehr zu, bis schliesslich nur noch Eiersäcke zur Beobachtung kamen (auch Ref. hat — im Mai — immer nur Thiere mit Eiern angetroffen). Die befruchteten Eier werden in Schläuche abgelegt, die an den Wänden der Kiemenhöhle befestigt werden. Im Innern derselben geschieht auch ‚die Entwieklung, die in 463 217 directer Weise, ohne Metamorphose abläuft, was auch mit den Beobachtungen des Ref. übereinstimmt. Die Mittheilungen, welche Zeller über den Rüssel der iu Phallusia schmarotzenden Borlasia macht, schliessen sich an die Darstellungen an, welche früher schon von Clapar&de und Keferstein darüber veröffentlicht sind. Verf. unterscheidet an dem betreffenden Apparat fünf Ab- schnitte: den eigentlichen protractilen Rüssel, den bestachel- ten Bulbus, die Giftblase, dann den Drüsentheil und schliess- lich den Muskel. Observations sur la structure de la trompe d’un Nemertien hermaphrodite, provenant des cötes de Mar- seille, Cpt. rend. T. 77. p. 966—969. Hubrecht veröffentlicht im zweiten Bande des nieder- ländischen Archives für Zoologie S. 99—135 „Uhnter- suchungen über Nemertinen aus dem Golfe von Neapel“ mit 3 Tafeln Abbildungen — bis auf einige Veränderungen und Umstellungen eine deutsche Bearbeitung der Aan- teckenigen over de anatomie, histologie en ontwickelings- seschiedenis van eenige Nemertinen, die Verf. zum Zwecke der Promotion der Universität Utrecht (1574, 58 S. mit 3 Tafeln) vorgelegt hat. Der Verf. bestätigt die schon von Mae Intosh und Schneider hervorgehobenen Verschieden- heiten in der Anordnung des Hautmuskelapparates und der Lage der seitlichen Nervenstämme bei den enoplen und anoplen Formen und liefert weiter den Nachweis, dass die Bindegewebsfasern, welche die Muskulatur durchsetzen, nicht bloss continuirlich mit der Unterhaut zusammen- hängen, sondern auch in Form von förmlichen Dissepi- menten die Leibeshöhle durehwachsen und die einzelnen blindsackartigen Darmanhänge von einander abtrennen. Auf diese Weise entsteht eine Kammerung der Leibeshöhle, wie bei den Anneliden, eine Aehnlichkeit, die um so auffallen- der ist, als die Dissepimente zugleich die Träger von quer verlaufenden Gefässstämmen und den Geschlechtsdrüsen ab- geben. Die letztern entwickeln sich in der Dieke der Dis- sepimente, die dadurch gewissermaassen in zwei Blätter zerfallen und öffnen sich (Meekelia somatotomus) auf der Rückseite durch eine zur Zeit der Geschlechtsreife schon mit unbewaffnetem Auge sichtbare Oeffaung. Dass der 218 464 Rüssel in eine eigene von der Leibeshöhle verschiedene Muskelscheide eingeschlossen wird, ist schon lange vor Mae Intosh durch die Untersuchungen des Ref. (die Verf. freilich nicht näher zu kennen scheint) mit Bestimmtheit nachgewiesen. Verf. hebt hervor, dass diese Rüsselscheide bei manchen Arten eine beträchtliche Stärke erreicht. Auch der histologische Bau des Rüssels zeigt mancherlei Verschiedenheiten, besonders bei den bewaffneten und un- bewafineten Arten, die freilich, wie das neue Genus Dre- panophorus zeigt, keineswegs so unvermittelt neben einan- der stehen, wie man früher anzunehmen geneigt war. Bei manchen Arten (Polia geniculata und Lineus longissimus) kommen zu den typischen drei Blutgefässen noch einige andere Längsstämme, von denen es jedoch zweifelhaft ist, ob sie gleichfalls als Blutgefässe funetioniren. Die rothen Blutkörperchen einiger Nemertinen (Drepanophorus) ver- danken ihre Farbe dem Hämoglobine, einem Stoffe, der auch die rothen Hirnganglien der (mit farbloser Blutflüssig- keit versehenen) Meckelien imprägnirt. Die vonM. Schultze u. A. (früher schon von mir) betonten Unterschiede in der Hirnbildung der Nemertinen erscheinen nach den in zweiter Abhandlung hinzugefügten Untersuchungen des Verf.’s in sofern in einem andern Lichte, als dadurch der Nachweis geliefert ist, dass die bei den unbewaffneten Arten vor- kommenden hintern Anschwellungen des obern Ganglien- paares (Axel Boeck’s Gehörorgane, J. B. 1866. S. 126) in veränderter Form auch bei den übrigen Nemertinen vorkommen. Sie sind (Seitenorgane Verf.) bei denselben von dem Hirne abgetrennt und nur durch Nervenstränge damit in Verbindung. In allen Fällen aber stehen sie mit den Kopfspalten in Beziehung, indem letztere sich in einen Canal vertiefen, der in das Seitenorgan eintritt und See- wasser in dasselbe überleitet. Verf. stellt auf diesen Um- stand hin die Vermuthung auf, dass die sg. Seitenorgane als Gehirnrespirationsorgane zu betrachten seien. (Ref. hat diesen Canal nicht bloss bei den Abkömmlingen des Pili- dium gyrans gesehen und beschrieben, er kennt ihn auch — seit lange schon — von einer Anzahl ausgebildeter Ne- mertinen. Bei den letztern aber glaubt er von dem Canale 465 219 noch einen nach hinten abgehenden Ast beobachtet zu haben). Die — bisher meist übersehenen — Ganglien- kugeln haben eine sehr verschiedene Grösse. Sie bilden einen dieken Belag um das fasrige innere Gerüste, sowohl der Centralknoten, wie der seitlichen Nervenstämme. (An letztern sehe ich die Gangliensubstanz nur auf der dor- salen und ventralen Fläche. Lt.) Die frei schwimmende Larve von Borlasia olivacea, deren Beschreibung Verf. seiner holländischen Inauguraldissertation hinzugefügt hat, hat eine einfache Kugelform und eine Zusammensetzung aus zweien Keimblättern, die beide, Eetoderm und Ento- derm, in ganzer Ausdehnung mit Flimmerhaaren besetzt sind. Das neue Gen. Drepanophorus charakterisirt sich vornehmlich durch die Bewaffnung des Rüssels, die bei allen Arten (Dr. rubrostriatus n.sp., Dr. serraticollis n. Sp., Dr. nisidensis n. sp.) die gleiche Beschaffenheit zeigt. Die- selbe besteht aus einem gebogenen zugespitzten Häkchen, das mit seiner concaven Seite auf einer kragenartigen Er- hebung zu ruhen scheint, welche da, wo der papillöse Theil des Rüssels aufhört, bei andern Enopla also die Stiletregion sich findet, eine bedeutende Verengerung des Rüssellumens hervorruft. Die Befestigung des Häkchens ist locker, indem weder ein Zapfen, noch auch die sonst so eigenthümliche Muskulatur der Stiletregion zur Entwick- lung gekommen ist. Ebenso fehlen die Seitentaschen mit den Reservespitzen. Hinter dem Häkchen liegt ein taschen- artiges Gebilde, welches eine grüne Flüssigkeit zu enthalten scheint und wahrscheinlich mit der Giftblase anderer eno- pler Nemertinen homolog ist. Der Vordertheil des Rüssels ist mit grössern Stäbchenpapillen besetzt. Die Nerven- stämme liegen, wie bei den Enoplen, an der Innenseite des Hautmuskelschlauches, nicht ausserhalb von den Rings- muskeln, wie bei den Anoplen, aber vom seitlichen Leibes- rande weit entfernt, wie bei Oerstedtia. Die übrigen Mittheilungen unseres Verf.’s beziehen sich auf Ommatoplea gracilis Dies., Meckelia somatotomus Lt., M. liguriea Dies., die sich von der eben genannten Art, mit der Ref. sie einst zusammengestellt hat (J. B. Bd. XX. S. 354) dureh Pigmentflecke am Kopfe und eine 15 220 466 hellere graue Färbung unterscheiden soll, M. Ehrenbergii Dies., M. aurantiaca Grube, Polia delineata delle Ch. und P. genieulata delle Ch. (= Notospermus drepaneasis Huschke und Meckelia annulata Grube). Die holländische Ausgabe zählt ausserdem noch Ommatoplea bembix Dies., so wie die an der holländischen Küste lebenden Lineus longissi- mus Sow. und Borlasia olivacea Thoms. auf. Some remarks about the minute anatomy of Medi- terranean Nemerteans desselben Verf.’s. (Quarterly journ. mieroscop. sc. 1875. p. 249—256. Tab. XIII) enthalten eine kurze Recapitulation der oben angezogenen Untersuchungen über den anatomischen Bau der Nemertinen. Marion erkennt in den von Hubrecht aufgestellten drei Arten des neuen Gen. Drepanophorus biosse Alters- und Farbenvarietäten einer Nemertine, die schon früher mehrfach beobachtet wurde und namentlich mit Cerebra- tulus speetabilis Quatref., so wie mit Borlasia splendida Ke- ferst. identisch ist. Nach der eigenthümlichen Bildung des Rüssels muss aber das Hubrecht’sche Genus beibehalten werden, obwohl die Beschreibung des jungen holländischen Forschers unvollständig ist und der Correetur bedarf. An- statt des sonst bei den bewaffneten Nemertinen vorkom- menden Stilets trägt Drepanophorus nämlich eine dem Marubrium entsprechende gewölbte Platte, deren Kamm mit zahlreichen (9—20) kleinen Spitzen besetzt ist. Zur Bewegung der Platte dienen zwei eigne Muskelbündel. Neben dem die Platte tragenden Bulbus liegen jederseits s—10 Taschen mit je 4 oder 5 Reservespitzen. Das Ge- fässsystem besteht aus einem Rücken- und zwei Seiten- stämmen, die durch quere Gefässschlingen unter sich in Verbindung gesetzt sind und rothe Blutkörperchen führen. Cpt. rend. T. 80. p. 893—895 (Anatomie d’un type remar- quable du groupe des Nemertiens, Drepanophorus specta- bilis) oder Ann. and Mag. nat. hist. T. XV. p. 371 u. 372. Auch M’Intosh erklärt die Hubreeht’schen Würmer für identisch mit Cerebratulus (Amphiporus M’Int.) specta- bilis und ist nur wenig geneigt, dieselben generisch von den übrigen Amphiporusarten abzutrennen. Dabei unter- wirft derselbe die Angaben Hubrecht’s, besonders soweit Rear 467 221 dieselben die histologische Bildung des Rüssels betreffen, einer berichtigenden Critik. Neu ist der Nachweis eines direeten Zusammenhanges zwischen der Rüsselscheide und dem Gefässapparate, der durch eine Anzahl von Spaltöff- nungen vermittelt wird, welche die Rückenfläche der Rüssel- scheide seitlich durchbohren und der Vermuthung Raum geben, dass die darin eingeschlossenen körperlichen Ele- mente in das Gefässsystem übertreten. Die Seitenorgane, die früher den Segmentalorganen verglichen wurden, möchte Verf. jetzt lieber als Sinnesorgane betrachtet wissen. On Amphiporus speetabilis and other Nemerteans, Quarterly Journ. mieroscop. sc. 1875. p. 277—293. Tab. XIV u. XV. Eine andere Abhandlung desselben Verfassers (Journ. Anat. and Physiol. 1875. Hft. 2) ist speciell dem centralen Nervensysteme der Nemertinen gewidmet. Das Seitenorgan wird darin als ein evidentes Sinnesorgan in Anspruch ge- nommen. Diek liefert „Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Nemertinen“, nach Beobachtungen, die er an einer auf Galathea schmarotzenden Cephalothrix (C. galatheae n.) -— schon Kölliker kennt (1845) eine Nemertes careino- phila — angestellt hat. Die Würmer messen im weib- lichen Geschleehte bis 7 Ctm. (Männchen, die freilich nur in einem Exemplare angetroffen wurden, 2) und sollen in der Nähe der Mundöffnung besondere contractile Greif- oder Haftorgane tragen. Die Existenz einer besondern Leibes- höhle wird geläugnet — ein Umstand, der vielleicht durch die ausserordentliche räumliche Entwicklung der Eiersäcke, die fast den ganzen Körper erfüllten, seine Erklärung findet. Während der Geschlechtsreife lassen sich die Mündungs- stellen der erstern deutlich nachweisen. Sie liegen an der Bauchseite des Körpers und sind je mit einer besondern Kiappeneinrichtung versehen. Trotzdem übrigens dringen die von den Männchen entleerten Samenkörperchen in die Eierstöcke hinein, bis dieselben strotzend angefüllt sind. Die Eier selbst werden einzeln abgelegt und unterliegen einer regelmässigen Furchung, in deren Verlauf sich an der Zellkugel und zwar dem spätern centralen Theile eine Einstülpung bildet, die von dem Verf. der Pilidiumeinstül- 292 468 pung verglichen wird, mit der Entwicklung des Darmes aber in keiner Beziehung stehen soll, indem dieser durch Differenzirung einer zweiten innern Zellenlage schon früher angelegt sei. Die Entwicklung ist überhaupt eine ziemlich direete, obwohl Mundöffnung, After und Rüsselanlage ver- hältnissmässig spät auftreten, nachdem die dünne Oberhaut mit ihren Wimpern in kleinen Partikelchen abgestossen und ein neues Wimperkleid-zum Vorschein gekommen ist. In dem Abstossen dieser Zellschicht sieht Verf. gleichfalls eine Andeutung an die Pilidinmentwicklung, die übrigens nicht als Metamorphose, sondern als Generationswechsel gedeutet wird. Bütschli’s „Bemerkungen zur Metamorphose des Pi- lidium“ (Arch. für Naturgesch. 1873. Th. 1. S. 276—283. Tab. XIl) schliessen sich im Wesentlichen eng an die Dar- stellung an, welche Mecznikoff von den ersten Entwick- lungsvorgängen der im Innern sich bildenden Nemertine gegeben hat. Neu ist — von einigem histologischen Detail abgesehen — die Angabe, dass auf einer gewissen Entwick- lungsstufe bei Pilidium gyrans zwei flimmernde Ausstül- pungen aus dem Oesophagus entstehen, die in den Nemertes übergehen, jedoch will es mir scheinen, als wenn auch die frühern Beobachter diese Gebilde gesehen, irrthümlicher Weise aber mit den gleichfalls fimmernden Seitenorganen in Beziehung gebracht hätten. Während die bisherigen Darstellungen den Anschein erwecken mussten, als wenn die Entwicklung der Nemer- tinen mit und ohne Metamorphose ziemlich unvermittelt ein- ander gegenüberstände, veröffentlicht Barrois in den Compt. rend. 1845. T. 80. p. 270—273 Beobachtungen über die Entwicklungsgeschichte des Nemertes communis (des phenomenes generaux de l’embryogenie des Nemertiens), — in’s Englische übersetzt Ann. and Mag. nat. hist. XV. p- 300 — die den Beweis liefern, dass der Unterschied zwischen beiderlei Vorgängen keineswegs sehr scharf ist. Obwohl bei dem genannten Thiere die ganze Entwick- lung im Ei abläuft, es also niemals zu der Bildung eines förmlichen Pilidium kommt, das — mit Unterbrechung der eigentlichen Nemertesentwieklung — eine Zeitlang nach 469 225 Art eines selbstständigen Thieres lebt und fortwächst, sind doch die, Grundzüge des ontologischen Processes in beiden Fällen die gleichen. Auch bei Nemertes communis entsteht aus dem durehfurehten Dotter durch Einstülpung der Keim- blase zunächst eine Gastrula. Aber diese Gastrula kommt nicht zu einer selbstständigen Weiterbildung, sondern bleibt, was sie anfangs war, um dann alsbald, ähnlich dem Pili- dium, unter dem Eetoderm vier grosse scheibenförmige Massen zu bilden, welche den Darm umwachsen und so- mit, wiederum wie bei Pilidium, die Körperwand des spä- tern Nemertes liefern. Ist der letztere im Innern der Ga- strulahaut (ohne sg. Amnios) gebildet, dann geht die Aussen- haut verloren; der Wurm aber gelangt darauf, von vorn herein mit seinen definitiven Organen versehen, in’s Freie. Während wir die Nemertinen bisher nur als Schlamm- und Erdbewohner kannten, erfahren wir durch Moseley jetzt zu unserer Ueberraschung, dass es auch pelagische Thiere dieser Gruppe giebt, Geschöpfe mit blattartig ver- kürztem, breitem und durchsichtigem Leibe, die auf den ersten Blick weit eher für schwimmende Planarien und Nacktschnecken gehalten werden könnten, als für das, was sie in Wirklichkeit darstellen. Leider kamen diese merk- würdigen Nemertinen bis jetzt nur in zweien Exemplaren zur Beobachtung, die beide in der Südsee aus grosser Tiefe hervorgehoben wurden und derselben Art (Pelagonemertes Rolleston?) zugehörten, obwohl das eine Exemplar durch Grösse und Entwicklung der innern Organe noch weit von dem Reifestadium (4 Ctm. lang, 2 breit, 5 Mm. diek) ent- fernt war. Der Kürze und Breite des Leibes entspricht die Anwesenheit zahlreicher — mit dem Alter an Menge beträchtlich zunehmender — seitlicher Darmanhänge, die sich, besonders vorn, am Ende mehrfach verzweigen. After, Rüssel und Schlundring sind in gewöhnlicher Weise vor- handen und lassen über die Nemertinennatur keinen Zweifel aufkommen. Im Einzelnen finden sich allerdings kleine Ab- weichungen von dem gewöhnlichen Verhalten (in der An- ordnung der Ganglien, der Abwesenheit eines Retraector proboseidis), allein diese werden sich bei erneuter Unter- suchung vielleicht ausgleichen. Dass die Körperhaut wim- 224 470 pert, wird nicht erwähnt. Flimmergruben, Augen und Waffen fehlen. Die Ovarien, die einzigen zur Beobachtung gekommenen Geschlechtsorgane, bestehen wie gewöhnlich aus kleiren symmetrisch über die Seitentheile des Körpers vertheilten Säcken, die den beiden seitlichen Wassergetäss- stämmen ansitzen. Die Eigenthümlichkeiten der Thiere rechtfertigen die Aufstellung einer besondern Familie (Pe- lagonemertidae), deren Charaktere durch die pelagische Le- bensweise ihrer Glieder, deren Besitz eines hellen und gallertartigen, breiten, flachen Leibes, die Abwesenheit der Waffen, Flimmersäcke und Augen, sowie die dendrocoele Bildung des Darmes so ziemlich erschöpft sein dürften. In einer Nachschrift macht Moseley schliesslich noch darauf aufmerksam, dass Lesson’s Pterosoma planum wahrschein- lich gleichfalls eine pelagische Nemertine sei, obwohl sie der oben beschriebenen Art nicht zugehöre. On Pelago- nemertes Rollestoni, Ann. and Mag. nat. hist. 1875. T. XV. p. 165 Pl. XV und on a young specimen of Pelagonemertes Rollestoni, ibid. T. XVL p. 377. Pl. XI. Nach Willemoes-Suhm lebt auf den Bermudas- Inseln eine dem Gen. Tetrastemma zugehörende Landne- mertine von weisser Farbe, die bis zu 35 Mm. lang wird (T. agricola n.). Allem Vermuthen nach dürften derartige Würmer in den tropischen Gegenden weiter verbreitet sein, als man bisher weiss. Auch auf Nautilograpsus wurden vom Verf. (auf den Azoren so gut, wie den Bermudas) kleine Tetrastemmen beobachtet. On a land-Nemertean found in the Bermudas, Ann. and Mag. nat. hist. T. XIU. p- 409—411. Pl. XVIL. Fedschenko beschreibt in dem zehnten Bande Hft. 2. der — russisch geschriebenen — Protocolle der Gesellsch. der Freunde der Naturwiss. zu Moskau (1872. 7 Seiten. Taf. XIV) zwei neue Süsswassernemertinen, ein Tetra- stemma (7. turanicum) und einen Prorhynehus (Pr. rivu- laris). Das Tetrastemma wurde im Schlamme des Flusses Salar gefunden, aber immer nur in weiblichen Individuen. Es besass eine Länge von 10 Mm. und eine gelbliche Fär- bung, die übrigens vorzugsweise von dem Darmkanale her- rührte. Hautdrüsen konnten trotz der starken Schleimab- 471 225 sonderung nicht aufgefunden werden. Die Wimpergruben liegen vor dem zweiten Augenpaare, hinter dem übrigens gewöhnlich auch noch ein — wenngleich häufig nur wenig entwickeltes — drittes Paar gefunden wurde. Darmkanal und Rüssel zeigten keinerlei Besonderheiten, mit Ausnahme vielleicht der zahlreichen Papillen, die der Innenfläche des letztern aufsassen. Von Blutgefässen werden zwei Seiten- stämme und ein Rückengefäss erwähnt. Die Hirnganglien liegen dieht hinter den Wimpergruben. Obwohl die Tbiere noeh nicht völlig geschlechtsreif waren, liess sich doch constatiren, dass die Eierstöcke die Zwischenräume der blindsackartigen Darmanhänge einnahmen. Prorhynehus rivularis, der in der Nähe von Taschkend, gleichfalls im Salar gefunden ward, unterscheidet sich von Pr. stagnalis vornehmlich durch die Abwesenheit der dem Stilete anlie- genden Stäbchen. Dass Schneider den Rüssel von Prorhynchus als Penis deutet (a.a. O.), ist schon oben erwähnt worden. Die damit zusammenhängende Blase (Giftblase nach Schultze) ist bei geschlechtsreifen Thieren mit Sperma gefüllt. Ausser ihr nimmt der sg. Rüssel noch zahlreiche einzellige Drü- sen auf. Gelegentlich seiner Untersuchungen über Borlasia Ke- fersteinii beschreibt Marion noch eine 40 Ctm. lange 2. echinoderma, deren Benennung sich auf das Vorkommen zahlreicher krummer Skeletstäbehen in den Körperdecken bezieht. Ref. kennt schon seit langer Zeit eine gleich- falls im Mittelmeere lebende kleine Borlasia (1°), welche dieselben Körperchen trägt und auch durch die grosse Menge der seitlich am Kopfrande angebrachten Augenflecke mit B. echinoderma übereinstimmt. Me. Intosh, on Falencia Armandi, a new Nemer- tean 9 Pages. Transact.. Limnaean Soe. 2. Ser. Vol. 1. P. 2 u. 3. London 1875—76 ist Ref. noch nicht zu Gesicht ge- kommen. Ueber Borlasia anguis Dal. und Neniertes fragilis Dal. vergl. Möbius, Würmer, Jahresber. d. Commiss. zur Er- forsch. der d. Meere 1875. S. 154, 155. Nemertes maculosa, N. teres, Borlasia incompta, neue 226 | 472 Arten von Spitzbergen, Ehlers in Heuglin’s Reisen a. a. 0. S. 248--250. Verrill findet an den Küsten Neu-Englands (Report, Annals nat. hist. 1. e. p. 627—634) nicht weniger als 25 Turbellarien, grösstentheils Nemertinen, unter denen als neu beschrieben werden Zetrasiemma (?) arenicola, Meckelia lurida, Cosmocephala ochracea, Polina glelainosa. Ichthydini. Ueber die systematische Stellung der Ichthydinen sind unsere Ansichten bekanntlich noch nicht zu einem befriedigenden Abschluss gekommen. Eine Zeit- lang glaubte man dieselben den Turbellarien zurechnen zu körnen — und noch heute giebt es Zoologen, welche das für gerechtfertigt halten —, bis Mecznikoff (J. B. 1865. S. 100) dieselbe zu einer eignen Gruppe (Gastrotricha) er- hob und den Nachweis versuchte, dass diese der Gruppe der Räderthiere (Cephalotricha) am nächsten verwandt sei. Die Mecznikoff’sche Auffassung findet nun einen neuen Vertreter in Ludwig, der nach Untersuchung von Ichthy- dium (Chaetonotus) larus und Ichth. podura (= 1. ocel- latum Meczn.) „die Ordnung Gastrotricha®* zum Gegenstand einer besondern Abhandlung (Ztschrft. für wissensch. Zoo- logie Bd. XXVI. S. 193—226. Taf. XIV) macht und darin u.a. auch eine synoptische Zusammenstellung und kritische Vergleichung der bis jetzt bekannt gewordenen Geschlechter und Arten giebt. Uebrigens glaubt Ludwig andrerseits auch (besonders in der dreieckigen Bildung des Pharyn- geallumens) gewisse Beziehungen von den Nematoden auf- gefunden zu haben, denen die Ichthydinen auch früher schon einmal von Ehlers angereiht worden sind. Er meint sogar, dass dadurch ein neues Licht auf die Stel- lung der Räderthiere falle, die sich vermuthlich „von dem Formenkreise der Nematoden abgezweigt und eine eigen- artige Ausbildung erfahren haben“ (?). Aus der auf alle einzelnen Organe eingehenden Darstellung des anatomischen Baues heben wir hervor, dass der bis jetzt kaum jemals mit Bestimmtheit gesehene After bei Ichthydium larus, das Verf. vorzugsweise untersucht hat, in kurzer Entfernung vor dem Körperende an der Bauchfläche gelegen ist, wäh- rend die weibliche Geschlechtsöffnung auf der Rückenfläche 473 227 gefunden wird und hier dicht vor der Gabelung das Ende eines kurzen und stumpfen kegelförmigen Vorsprunges einnimmt. Im Innern der Gabeläste beobachtet man je eine einzellige Klebdrüse. Eine Flimmerung fehlt dem Darme. Ebenso fehlt ein selbstständig begrenztes Ovarium, indem die Ei- zellen direet aus einer mehr oder weniger deutlich diffe- renzirten Zellenmasse hervorgehen, welche über und zum Theil auch seitlich neben dem Darme gelegen ist. Haar- föormige Samenfäden wurden niemals aufgefunden. Dafür aber fand Verf. ein Organ, welches bisher übersehen worden ist und aller Wahrscheinlichkeit nach den Hoden dar- stellt. Man beobachtet es nur bei solehen Exemplaren, welche kein grosses Ei unter der Rückenhaut tragen, son- dern an dessen Stelle nur eine feingranulirte Substanz, die mit einzelnen grossen Kernen durchsetzt ist und den zur Zeit noch nicht in Function getretenen Eierstock darstellt. An solehen Individuen nun lässt sich bei günstiger Lage- rung ein quergestelltes kleines Organ erkennen, welches dem hintersten Theile des Darmes kurz vor der Afteröff- nung von unten aufgelagert ist und denselben seitlich eime kleine Strecke weit umgreift. Das Gebilde umschliesst in einer feinen Membran eine dichte Menge kleinerer stark liehtbrechender Kügelchen, die sich bei Ichth. podura nach dem durch Druck hervorgebrachten Uebertritt in die Leibes- höhle frei bewegten und diese Bewegung erst nach Zusatz von Essigsäure einstellten. Vermuthlich tragen diese Kör- perchen also einen feinen, bei der enormen Kleinheit des Objeetes aber nicht erkennbaren Schwanzfaden. Durch diese Beobachtungen wird es also in hohem Grade wahr- scheinlich, dass die Gastrotrichen Zwitter sind, ihre Ge- schlechtsorgane jedoch nach einander zur Entwicklung brin- gen, so dass Anfangs nur der Hoden functionirt, später aber, nach Schwund des Hodens, die Eibildung anhebt. Dass die Fortpflanzung sowohl durch hartschalige Eier geschieht, die nach Aussen abgelegt werden, wie durch Sommereier, welehe weit kleiner sind und sich im Innern des mütterlichen Körpers entwickeln, ist schon durch Meez- nikoff bekannt geworden. Die Entwieklung ist eine di- recte, indem keinerlei Larvenorgane auftreten, wie das 228 474 Verf. an den Wintereiern von Ich. larus selbst zu beob- achten Gelegenheit hatte. 3. Ciliati. Rotiferi. Hudson setzt auf der Englischen Naturforscherver- sammlung 1875 (Nature Vol. XII. p. 413) seine Ansichten über die Classification und Verwandtschaften der Rotiferen auseinander und glaubt dieselben am natürlichsten in vier Gruppen sondern zu können: die der beständig. fest- sitzenden Formen (Rhizota), der Schwimmer und Kriecher (Bdelloida) mit Einschluss der Philodinen, der Freischwim- mer (Ploima) mit den Brachioniden, Pterodiniden, Euchla- niden und Notommatinen und schliesslich der Springer (Seirtopoda) mit den Pedalioniden und Synchaetiden. Auch Gubitt behandelt die Frage nach den Ver- wandtschaftsverhältnissen der Rotiferen. Er sucht dabei mit Rücksicht auf die Beschaffenheit der äussern Be- deckungen und des Darmapparates den Beweis zu liefern, dass die Familien der Flosculariaden und Melicertaden einander nahe verwandt sind und eine besondere Gruppe (thecated section) unter den Rotiferen bildeten. Remarks of the homologieal position of the membres constituting the thecated section of the class Rotateria, monthly mi- erosc. Journ. T. VII. p. 5—12. Pl. XXIII u. XXIV. Ebendaselbst (T. V. p. 168—172, on the winter habits of the Rotatoria) macht Cubitt darauf aufmerksam, dass die Philodinen unter den freien Räderthieren den fest- sitzenden am nächsten verwandt sind, nicht bloss durch die Bildung ihres Räderapparates, der auch bei ihnen neben dem Haupt-Wimperkranze noch einen-zweiten schwächern zeigt, sondern weiter auch durch die Fähigkeit, zu Zeiten, besonders Winters, eine gallertartige Hülle auszuscheiden, die auf fremden Objecten festsitzt und die Thiere dann in sich aufnimmt. Möbius findet in dem Wasser des Kieler Hafens ein schönes Panzer-Räderthier, in dem er trotz einiger Ab- weichungen in der Kerbung des Panzerrandes den Müller- 7 475 i 229 schen Brachionus plieatilis (= Br. Mülleri Ehrbg.) wieder- erkennt. Die aufgefundenen Thiere waren sämmtlich weib- lichen Geschlechtes und gaben dem Verf. hinreichendes Material zu einer eingehenden anatomischen Untersuchung, die namentlich in Betreff des Muskel- und Nervenapparates manches neue Detail liefert. Ein Beitrag zur Anatomie des Brachionus plicatilis, eines Räderthiers der Ostsee (Ztschrft. für wissensch. Zoologie, Bd. XXV. S. 103—113, Taf. V). Hudson handelt über den äussern und innern Bau von Euchlanis triquetra und E. dilatata und liefert dabei u. a. eine genaue Darstellung des Räderapparates. Monthly mierose. Journ. T. VIIL p. 97—100. Pl. 28. Poggenpol beschreibt ein mit Conochilus verwand- tes eoloniebildendes Räderthier, Strophosphaera ismailo- viensis. Die Individuen der in Kurbelform schwimmenden Colonie sind je in eine Schleimhülse eingeschlossen und aus zwei Abschnitten zusammengesetzt, einem Kelche und einem Stiele, die sich durch eine Hautduplieatur gegen ein- ander absetzen. Unter der Cuticula lässt sich eine körnige Matrix ohne deutlich abgegrenzte Zellen nachweisen. Die Muskulatur besteht aus Längsfasern, welche in Form von sechs Bändern vom hintern Ende des Stiels nach vorn laufen, im Kelche sich ausbreiten und bis zur Basis der vierlappigen Segel sich verfolgen lassen, wo sie sich in kleine Zweige auflösen. Querfasern konnten nicht aufge- funden werden. Zu den Seiten der Mundöffnung steben zwischen den Segeln noch zwei mit Wimperhaaren bedeckte Hervorragungen. Am Darmkanale lassen sich die gewöhn- lichen Abschnitte, Pharynx, Magen und Enddarm unter- scheiden. Der erstere enthält einen Zahnapparat, der sich aus zwei Paar centralen Platten von dreieckiger Form (incus und rami), zwei seitlichen Platten und 6 Paar Zähnen zusammensetzt, welche die Verbindung der centralen Platten mit den seitlichen vermitteln. Der Magen besitzt zwei seit- liche Blindsäcke und nimmt am obern Ende zwei Drüsen auf, wie bei Laeinularia. Der Enddarm bildet eine Schlinge und mündet in Mitte des Körpers durch eine Analöffnung nach Aussen. Das zweilappige Ganglion trägt in der Jugend zwei mit Linsen versehene Augen. Die Bauchfläche trägt 230 476 ausserdem noch zwei mit Nerven- und Sinneshaaren versehene Fühler. Obwohl im Innern der Leibeshöhle Flimmerkörper aufgefunden wurden, die einige Aehnlichkeit mit Samen- fäden hatten, sind die Männchen dem Verf. doch unbe- kannt geblieben. Alle Individuen besassen Darm und Eier- stock. Eine besondere Geschlechtsöffnung liess sich nicht nachweisen, weshalb Verf. denn auch eine Verbindung des Oviducts mit der Cloake vermuthet. Die Eier werden in die Gallertmasse abgelagert und unterliegen einer Furchung, die keinerlei Besonderheiten zeigt. Eine Drüse, die im obern Theil des Fusses liegt und mittelst eines langen Ausführungsganges am hintern Ende ausmündet, dient wahrscheinlicher Weise zur Absonderung der Gallertmasse. Protocolle der Kaiserl. Gesellsch. der naturforsch. Freunde in Moskau. Bd. X. Hft. 1. 5. 9—13. Nach den Untersuchungen, welche Salensky über die Entwicklungsgeschichte von Brachionus urceolaris ange- stellt hat, (Ztschrft. für wissensch. Zool. Bd. XXI. S. 455 — 466. Tab. XXX VIII) zeigt dieses Thier, vornehmlich in der ersten Anlage seiner äussern Organe, eine überraschende Aehnlichkeit mit gewissen Schnecken, besonders der von unserm Verf. gleichzeitig studirten Calyptraea. Nachdem die Nachkömmlinge der kleinen Furchungskugel die Ent- wicklungsproducte der letztern vollständig umwachsen und auf diese Weise einen Keim mit zwei Blättern gebildet haben, entsteht an der Bauchfläche des Aussenblattes zu- nächst eine Einsenkung, deren Begrenzung sich ganz eben- so, wie bei Calyptraea, vorn in den Kopf, hinten in den Fuss (Hinterleibsende des Räderthieres) und, seitlich in die Flimmerlappen umwandelt. Schlundkopf und Oesophagus entstehen gleichfalls durch eine Einstülpung des äussern Blattes, während das innere Blatt vornehmlich den Darm liefert. Die Entwicklung der männlichen Thiere zeigt An- fangs keinerlei Unterschiede von den weiblichen. Erst später gehen die Vorgänge insofern auseinander, als der mittlere aus gelappten Drüsen bestehende Theil des Darm- kanales, der bei den Weibchen aus dem untern Keimblatt entsteht, bei dem Männchen gar nicht zur Ausbildung kommt und die Mundeinstülpung für immer hinten geschlossen 477 231 bleibt. Statt aller jener Organe, die bei den Weibchen sich aus dem untern Keimblatte bilden, entwickelt sich beim Männchen »ur eine kolossale Samenblase und die mit fein- körniger schwarzer Masse gefüllte Urniere. Flemming liefert bei Gelegenheit seiner „Studien über die Entwicklungsgeschichte der Najaden* (Sitzungsber. der Wiener Akad. dritte Abth. 1875. Bd. 71. S. 101—104) eine Darstellung von der Furchung der — anscheinend par- thenogenesirenden — Lacinularieneier, nach welcher das Keimbläschen vor Eintritt der ersten Furchung gegen die Peripherie des Dotters rückt und schwindet, dann aber zwei immer weiter aus einander weichende helle Radiensysteme auftreten, die sich zu den Kernen der zwei ersten Furchungs- kugeln consolidiren. Auch die späteren Furchungen ver- laufen in derselben Weise mit abwechselndem Auftreten und Schwinden von Kernen und Radienfiguren — ähnlich also, wie es von Auerbach bei den Nematodeneiern be- schrieben und vorher schon von Fol bei den Eiern der Geryonien beobachtet ist (vgl. später). Stein kennt die darmlosen Männchen von Diglena, Asplanchna, Hydatina, Synchaeta, Polyarthra, Notommata, Eosphora, Monocerca, Monostyla, Colurus, Metopodia, Euch- lanis, Salpina, von so zahlreichen und so verschiedenen Formen, dass man an dem allgemeinen Vorkommen eines geschlechtlichen Dimorphismus bei den (echten) Rotatorien kaum noch länger zweifeln kann. Streng genommen ist übrigens die Bezeichnung „darmlos“ für diese Männchen nicht richtig, da nur die Kiefer fehlen, der übrige Darm aber in Form eines zusammengeschrumpften Stranges, der dem Hoden zur Anheftung dient, ganz allgemein vorhanden ist. Der sg. Kalksack der Rotatorien wird als Giftdrüse beansprucht. Tageblatt der Leipziger Naturforscher-Ver- sammlung 1872. S. 140. Hudson berichtet gleichfalls über die Zwergmännchen von Notommata brachionus, Asplanchna sp. n., Floscularia campanulata und Lacinularia socialis, die sämmtlich darm- los sind und einen einfachen Cilienkranz als Räderapparat besitzen. Bei Asplanchna, die gleich der Notommata- Sie- boldii 4‘ zwei armartige Fortsätze trägt, lässt sich übrigens 232 478 noch das Rudiment eines Darmes in Form eines ligamen- tösen Stranges auffinden. On some male Rotifers, monthly mierose. Journ. T. XIH. p. 45—54. Pl. 91. (Die Beobach- tungen von Leydig, Cohn, Mecznikoff u. A. über männliche Rotiferen sind dem Verf. unbekannt geblieben.) Zu den auffallendsten Formen der Räderthiere gehört jedenfalls Hudson's Pedalion mira (n. gen. et n. sp.), eine Art mit sackförmigem Leibe ohne Fuss, aber mit 6 langen conischen Fortsätzen, die in kräftige Federborsten auslaufen und in einiger Entfernung hinter dem zweilap- pigen Wimperapparate der Art über den Körper vertheilt sind, dass je zwei derselben den Seitentheilen, die beiden andern aber der Medianlinie des Rückens und Bauches angehören. Der Bauchanhang ist von allen der grösseste und kräftigste, gleich den übrigen im Innern mit deut- lichen Muskeln versehen und mehrfach eingeschnürt, ja gegliedert. Von den bis jetzt bekannten Arten dürfte Triarthra dem neuen Gen. noch am nächsten stehen. On a new rotifer, monthly mier. Journ. 1871. T. VI. p. 121— 124. Pl. 94, sowie 1872. T.. VI. p. 209—216. Pi. 33, wo die Frage nach den systematischen Beziehungen von Pe- dalion erörtert wird (is Pedalion a Rotifer?) und auch die aus kleinen Eiern ausschlüpfenden darmlosen Zwerg- männchen ihre Darstellung finden. Da der innere Bau von Pedalion in allen wesentlichen Zügen mit den Rotiferen übereinstimmt, lässt sich das Thier natürlich von den letz- tern nicht abtrennen. Aber andrerseits erinnert die Bil- dung der Anhänge- den Verf. so stark an die Entomostraten, dass derselbe geneigt ist, die Rotiferen (mit Leydig u. A.) den letztern zuzurechnen. Ein späterer Aufsatz desselben Verf.’s „on Pedalion mira“. (Journ. mier. sec. T. XX. p. 333—338. Pl. X1X) fügt den frühern Mittheilungen kaum etwas Neues hinzu. Ebenso wenig die daran anknüpfenden remarks on Pedalion by Ray Lankester (ibid. p. 338—342), in denen die Eigenthümlichkeiten der neuen Art vom genealogischen Standpunkt aus beleuchtet werden. Cubitt liefert in dem Monthly mier. Journ. (ll. div.) Abbildungen und Beschreibungen einer ganzen Anzahl 479 233 neuer Räderthiere. So (1869. T. IV. Sept.) von Floseularia coronetta, für die er später (T. VI. p. 166) die Benennung Stephanoceros Horatii vorzieht, Melicerta annulata (1. ce. Tab. 98), Floscularia campanulata und Melicerta pilula — die letztere so genannt, weil sie ihre Röhre in der That von ihren Exerementen aufbaut (l. e. T. VII. Pl. 24). Auch Hudson beschreibt eine neue Melicerta, M. iyro mit dicker Gailertscheide, und beobachtet auch deren Männchen, die in allen Punkten denen der M. ringens gleichen. Monthly mier. Joum. T. XIV. p. 225—231. P1.109# Ebenso gelingt es demselben (ibid. p. 165 — 169. PI. 97) das bis dahin ziemlich dubiöse Cephalosiphon wieder auf- zufinden und durch nähere Untersuchung die Ueberzeugung zu gewinnen, dass dasselbe in der That eine nur mit einem Tentakel und einem einfach scheibenförmigen Räder- apparate versehene Melicertade ist. Nach den Beobachtungen von Newlin Peirce ist das Gen. Stephanoceros auch in Nord-Amerika vertreten (Proceed. Acad. nat. sc. Philadelphia 1875 Apr.). Verf. liefert eine Abbildung der von ihm beobachteten Form und schildert besonders den Fangapparat und die Nahrungs- weise des Thierchens. Eine in der Umgebung Philadelphias ausserordentlich häufige Limnias wird ihres geselligen Vorkommens wegen von Leidy als Z. socialis bezeichnet. Auf den von ihnen gebildeten Büscheln findet man zahlreiche Ansiedler, wie Cothurnia pusilla und Dendrosoma radians.. Proc. Acad. nat. hist. Philadelphia 1874. P. II. p. 140. Davis beschreibt eine neue Cailidina (C. vaga) und behauptet auf Grund der von inm angestellten Experimente, dass die Räderthiere nach dem Eintrocknen nur dann zum Leben zurückkehren, wenn sie unvollkommen eingetrocknet waren. Ein vollständiger Wasserverlust ist selbst mit Hülfe der Luftpumpe nur schwer zu erreichen, da die Thiere sich bei langsamem Verdunsten des Wassers kuglich zu- sammenziehen und einen schleimigen Ueberzug ausscheiden, der die Verdunstung hindert. Monthiy mierosceop. Journ. T. IX. p. 201—209. Pl. XIV (A new Callidina; with the 234 480 results of experiments on the desiecation of Rotifers). Man vergleiche dazu weiter noch die Bemerkungen von Slack (l. ec. p. 241), Hudson (l. ec. p. 274) und Millet (ibid. p-. 286). Mit dieser Auffassung stimmen auch die Beob- achtungen von Leidy, Silliman’s Amer. Journ. 1874 Sept. oder Annals nat. hist. T. XIV. p. 316. Unter dem neuen Namen Trochosphaera aequatorialis beschreibt Semper (zoolog. Aphorismen III., Ztschrft. für wissenschaftl. Zoologie Bd. XXII. 5. 311—320. Tab. XXIV) ein kleines (!/s“‘) und durchsichtiges‘ völlig sphäroidales Thierchen, das er in den Monaten October und November zahlreich in dem Grabenwasser der Reissfelder auf den Philippinen auffand und als ein Räderthier, freilich ein sehr auffallend und abweichend gebautes Räderthier, er- kannte. An dem streng kugeltörmigen Leibe lässt sich keinerlei Segmentirung, kein Fuss und keine Kopfscheibe nachweisen; nur ein Flimmerkranz, der die Kugel in äqua- torialer Richtung umfasst und in zwei gleich grosse He- misphären trennt, deren eine den Darm und die übrigen Eingeweide enthält, so dass die gegenüberliegende der- selben fast völlig entbehrt. Das. Aussehen des Thierchens erinnert somit an eine junge Annelidlarve, und zwar um so mehr, als auch die Lage des Darmes und der Darm- öffnungen völlig die gleiche ist. Der Flimmerkranz, der natürlich das Räderorgan darstellt, treibt das Thierchen ohne Ruh und Rast in beständigem Wälzen und Kreiseln umher, wobei keine bestimmte, in der Bewegung festge- haltene Richtungsachse bemerkbar ist. Die Muskulatur ist ausserordentlich redueirt. Sie beschränkt sich, von zwei seitlichen, vielleicht noch etwas problematischen Scheiben abgesehen, auf die an Mund und Cloake sich ansetzenden Stränge. Ein grosses, über dem Schlunde liegendes Ganglion giebt eine Anzahl von Nerven ab, die vornehmlich für die beiden Seitenaugen und drei andere Sinnesorgane unbe- kannter Natur bestimmt sind, von denen zwei in der Nähe der Augen, das dritte aber dem Munde gegenüber liegt. Der Munddarm ist durch Anwesenheit eines mit den cha- rakteristischen Räderthierkiefern versehenen Pharynx und zweier Drüsenschläuche ausgezeichnet. Ebenso zeigt der 481 235 exeretorische Apparat ganz unverkennbar die Züge des käderthierbaues, wobei freilich auffällt, dass der Inhalt der eontractilen Blase nach den Beobachtungen des Verf.’s für gewöhnlich nicht nach Aussen entleert wird, sondern in den Darm ‚übertritt. Der Eierstock ist ein einfacher Schlauch, der, wie auch sonst gewöhnlich bei den Räderthieren, mit der Kloake zusammenhängt und hier auch die — weich- schaligen — Eier zur Entwicklung bringt. Das neuge- borne Junge stimmt in allen Einzelnheiten, bis auf die Grösse und deutliche Sonderung einiger innerer Organe, mit dem Mutterthiere überein. Männliche Exemplare kamen nicht zur Beobachtung. Da auch keine Spur von Sperma- tozoen nachweisbar war, nimmt Verf. seine Thiere als par- thenogenesirende Weibehen in Anspruch. Eine englische Uebersetzung des Semper’schen Auf- satzes in monthly mieroscop. Journal T. XIV. p. 237. Die von Marion auf Nebalia aufgefundenen Schma- rotzerrotatorien mit verkümmertem Flimmerapparate sind nicht bloss mit Saccobdella van Ben. identisch (J. B. 1863. S. 58), sondern schon früher von Grube ganz richtig als Räderthiere erkannt ünd unter dem Genusnamen Seison beschrieben worden (J. B. 1561. S. 110), was dem Verf. unbekannt geblieben ist. Ebenso ist auch die Identität dieses Rotators mit der als Hirudinee gedeuteten Saceob- della nieht von dem jüngern van Beneden, sondern zu- erst von Ref. hervorgehoben. Rotateurs parasites des Ne- balies, Compt. rend. T. 74. p. 1115. Bryozoa. Smitt veröffentlicht (Ztsehrft. für wissenschaftl. Zoo- logie Bd. XXII. S. 280, 281) eine „Bemerkung zu Dr. H. Nitsche’s Beiträgen zur Kenntniss der Bryozoen“, die vornehmlich bestimmt ist, den Widerspruch des Letztern gegen die Angaben des Verf.’s über die Randknospen und den sg. Fettkörper auf ein linguistisches Missverständniss zurückzuführen. In Betreff der „Brutkapseln“ hält Verf. die Richtigkeit seiner Angaben in vollem Umfang aufrecht. Während Nitsche dieselben bekanntlich (J. B. 1871. S. 117) 16 236 482 für rückgebildete Polypiden hält, will Smitt darin deutlich die Anlage und Entwicklung neuer Polypiden verfolgt haben. Aehnlich Hineks, der (Quarterly Journ. mier. seienee T. XXI. p. 15—35. Tab. II, Contributions to the nat. hist. of Polyzoa) die schon früher von ihm ausgesprochene Be- hauptung, dass die sg. braunen Körper statoblastenartige Keime seien, welche sich von dem hintern Magenende der Polypide absehnürten und nach dem Untergange der letz- tern zu neuen Polypiden auswüchsen, durch eine Reihe direeter Beobachtungen (an Bugula) als richtig nachzu- weisen den Versuch macht. Daneben existirt allerdings noch eine vom Verf. früher übersehene Neubildung von Polypiden aus Knospen, die von der Endocyste sich er- heben, mit den braunen Körpern aber keinerlei Beziehung besitzen. Ebenso glaubt Verf. seine frühere Annahme, dass die Oöcien nicht bloss die Bruttaschen, sondern auch die Bildungsstätten der Eier seien, — für manche Fälle wenigstens — nach wie vor aufrecht halten zu dürfen. Auch in Betreff des sg. Colonialnervensystems bleibt er der zuerst von Müller ausgesprochenen Ansicht. Inzwischen hat Nitsche übrigens den Nachweis geliefert, dass auch bei den Aleyonellen eine Rückbildung der Polypiden zu unverkennbaren „Keimkapseln“ statt- findet und zwar in allen Zweigen, in denen das Ei sich zu einer Larve entwickelt. Wie von Metschnikoff her- vorgehoben wurde (J. B. 1871. S. 110), geht diese Entwick- lung nicht frei in die Leibeshöhle vor sich, sondern wird im Innern eines besondern „knospenartigen“ Sackes durchlaufen, welcher der Cystidenwand anhängt. Nitsche erkennt in dieser Umhüllung eine Art Oöcium, wie solches bei zahl- reichen Seebryozoen vorkommt, nur dass dasselbe bei den Aleyonellen keine Cystidform darstellt, sondern eine Poly- pidform und nach Art der letztern auch mit der Endocyste zusammenhängt. Die Hibernacula von Paludicella und die damit vollständig übereinstimmenden Statoblasten sind da- gegen als Cystide anzusehen. Die schwärmenden Larven können natürlich nur als Polypo-Cystide aufgefasst werden, d. h. sie gleichen dem primären Zoöeium, in das sich der Cyphonautes erst nach seiner Befestigung verwandelt und 483 257 nicht dem Cyphonautes selbst, der trotz der Anwesenheit eines besondern Darmes nur dem zweischichtigen Zellsacke entspricht, der die Polypide der Aleyonellen (bereits im Innern des Oöciums) durch Knospung hervorbringt. Be- trachtungen über die Entwicklungsgeschichte und Mor- phologie der Bryozoen, Ztschrft. für wissensch. Zool. Bd. XXH. S. 467—472 mit Holzschn. Der Antheil, welchen diese zwei Zellenlagen (Keim- schichten) an dem Aufbau des Bryozoenkörpers und der Bildung der einzelnen Organe nehmen, ist genau derselbe, den man in noch grösserer Bestimmtheit und Schärfe auch an den Knospen der Aleyonellen nachzuweisen im Stande ist, wie das von Nitsche in einer besondern kleinen Ab- handlung (Untersuchungen über die Knospung der Süss- wasserbryozoen, Sitzungsber. der naturforschenden Gesell- schaft zu Leipzig 1874. S. 31—36) nachgewiesen wird. Die erste Anlage der Knospen erscheint in Form einer Einstülpung der unter der Eetocyste sich hinziehenden Leibeswand. Freilich betheiligen sich nicht alle die Schich- ten, die in die Bildung derselben eingehen, gleichmässig an dieser Einstülpung, sondern nur die äussern und innern, die beide als Epithelien erscheinen, also einen einfachen Zellenbau besitzen, während die dazwischen hinziehende Museularis an der Knospungsstelle der Resorption anheim- fällt. Die junge Polypidknospe besteht also ganz wie der flimmernde Embryo aus einem zweischichtigen Zellsacke, dessen innere Schicht continuirlich in das äussere Epithel der Oystidwandung (das sg. Eetoderm) sich fortsetzt, wäh- rend seine äussere Schicht aus einer Wucherung der in- nern, der Cystidnöhle zugekehrten Zellenlage (des mütter- lichen Entoderms) hervorgegangen ist. Der Einstülpungs- stelle des Sackes entspricht am ausgebildeten Polypid der Punkt, in welchem die Tentakelscheide in die Cystidwand übergeht; das blinde Ende dagegen repräsentirt das blinde Ende des spätern Polypidmagens, das dem Funiculus zum Ansatze dient. Die Umwandlung selbst geschieht in höchst gesetzmässiger Weise durch Faltungen und Einstülpungen des zweischichtigen Zellensackes. Zunächst gliedert sich der Darmtraetus ab, indem die Wände der Knospe an 238 484 zwei ‚gegenüberliegenden Punkten in Form eines hohlen Zapfens einander entgegenwachsen und der Art verschmelzen, dass die untere Hälfte des Sackes, an der dieser Vorgang abläuft, dadurch zu einem bogenförmig gekrümmten Rohre wird, das der obern Hälfte anhängt und mit dem Innen- raume desselben ecommunieirt. Das Rohr besteht natürlich aus beiden Zellenschichten, einer innern, die trotz ihrer Abstammung von dem Eetoderm des Cystids das Darm- epithel bildet, und einer äussern, die mit dem Eetoderm des Mutterthieres zusammenhängt. Der bis dahin nicht veränderte vordere Theil des Knospensackes giebt nun die Anlage der Teentakelscheide, indem zu den Seiten der einen Darmöffnung (Mundöffnung) zunächst die Anlagen der beiden Arme des Lophophors in Form einer zapfenförmigen 'Ein- stülpung- beider Blätter entstehen, an denen dann erst später, aller Orten aber ziemlich gleichzeitig, die eigentlichen Ten- takel hervorsprossen. Schon vorher ist übrigens das Gang- lion entstanden, und zwar gleichfalls als eine Einstülpung beider Zellenlagen, aber so gerichtet, dass ihr Lumen mit dem Innenraume der Tentakelscheide communieirt, das Ende des Zapfens also nach Aussen sieht. Der Zusammen- hang mit der Tentakelscheide geht übrigens bald verloren, und dann stellt das Ganglion eine anfänglich sehr grosse Zellenblase dar, deren innere Zellenlage zu der eigentlich nervösen Substanz wird, während die Aussenlage sich in die Bindegewebshülle umwandelt. Das eigentliche Ganglion also entsteht aus dem Eetoderm des Cystids, derselben Schicht also, die auch die ganze Epithelialbe- kleidung des Darmtractus liefert. Bis dahin ist übrigens noch nirgends an den Knospen eine Tunica musecularis (Mesoderm) wahrnehmbar. Diese entsteht erst später, ohne dass es jedoch dem Verf. gelungen wäre, dieselbe mit Sicherheit von einer der beiden Schichten herzuleiten. Die Fasern der Retractoren und der Parietovaginalmuskeln entstehen je aus einer Zelle des Endoderms, d. h. der äussern Schicht der Knospe zunächst an der Stelle, wo dieselbe mit der Cystidenwand zusammenhängt. Eine eingehende mit zahlreichen Abbildungen illustrirte Darstellung der hier mitgetheilten Untersuchungen hat Verf. 485 239 später in einer neuen Folge seiner „Beiträge zur Kenntniss der Bryozoen V. Erster Theil: über die Knospung der Po- Iypide der phylactolämen Süsswasserbryozoen“ (Ztschreft. für wissenschaftl. Zoologie Supplement zu Band XXV. S. 342—361. Taf. XXV u. XXV]) veröffentlicht. Den gleichen Gegenstand behandelt auch Korotneff, allerdings nicht bei Aleyonella, sondern bei Paludicella, deren Colonien bei Moskau auf Carex und andern Wasser- pflanzen angetroffen werden. (Die Knospung von Paludicella, Protocolle der Moskauer Gesellsch. der naturforsch. Freunde 1874. Bd. X. Hft. 2. S. 47—50. Tab. XII, XIII) Die Bil- dung der Knospen wird hier dadurch eingeleitet, dass sich das Endstück eines Zoöciums durch die Erhebung einer Anfangs nur aus der zelligen Endo- und Eetocyste beste- henden Ringfalte absetzt. Hat die letztere nun den Innen- raum vollständig durchwachsen und eine Chitinlage abge- sondert, dann ist das neue Zoöcium im Wesentlichen fertig. Es handelt sich dann weiter um die Bildung des Polypids, das Anfangs als ein solider Zellenhaufen erscheint, welcher in der Nähe der Zoödiumspitze von der Endocyste ausgeht. Nachdem derselbe eine ellipsoidische Form angenommen hat, isolirt sich die Aussenschicht von der übrigen Zellenmasse, um zu einer Art Receptaculum zu werden, das sich oben und unten mittelst Muskeln (der spätern parieto-vaginalen Muskeln und des Retractors) an das Zoöcium anheftet, und in seinem Innern dann das Polypid mit Darm und Tentakel- krone zur Entwicklung bringt. Die Einzelnheiten dieses Vorganges entziehen sich unserm Berichte, zumal sie viel- fach dunkel sind und auch nicht überall ganz richtig be- obachtet zu sein scheinen. Die Anordnung der Tentakel ist Anfangs zweizeilig, doch findet sich Gleiches bekannt- lich auch bei den marinen Bryozoen, so dass man kaum berechtigt ist, daraus eine besonders nahe Verwandtschaft mit den Hippocrepien zu erschliessen. Auffallender ist der Umstand, dass Anfangs auch eine sg. Epiglottis vorhanden ist, die später jedoch wieder verloren geht. Unter un- günstigen Ernährungsverhältnissen fällt übrigens das ganze Polypid der Rückbildung anheim. Die Tentakel verkürzen sich und schwinden, und der Darmkanal wird zu einem 240 486 „bräunlichen Körper“, in dem man nicht selten aber noch die Speisereste nachzuweisen im Stande ist. Nach einer von Salensky veröffentlichten vorläufigen Mittheilung ist der Bau von Bugula (wohl auch anderer Arten) complieirter, als bisher bekannt war, indem die Tentakel ausser der Centralhöhle je noch ein besonderes Längsgefäss einschliessen, das aus einem Ringkanale her- vorkommt und der vordern Gefässabtheilung von Phoronis entsprechen dürfte. Sämmtliche Knospen bestehen aus zwei Zellenschichten, einer äussern und einer innern, von denen die letztere die Anlage des Darmepithels abgiebt, während der äussere Zellenüberzug des Darmes und die Anlage der Tentakelscheide von der andern geliefert wird. In den Avicularien persistiren diese beiden Schichten, so dass also der dem Polypide homologe Fühlknopf auch ein Ru- diment der Tentakelscheide besitzt. Auch die Vibracula- rien von Serupocellularia enthalten ein dem Polypide ho- mologes Gebilde. Tentakelkrone und Oesophagus nehmen bei Bugula nicht, wie sonst gewöhnlich, durch horizontale Einsenkung der Oberfläche der innern Zellensäcke ihren Ursprung, sondern durch Auftreten eines ellipsoidischen Wulstes, an dem dann die kleinen zuerst knopfförmigen Tentakel hervorknospen. Der Eierstock entsteht gleich- falls, wie eine Polypidknospe, als ein aus zwei Schichten bestehender Zellenhaufen, so dass man ihn auch mit All man als ein morphologisch selbstständiges Glied der Co- lonie betrachten muss. An der Larve von Bugula plumosa liess sich eine Mundöffnung nicht auffinden. Wohl aber im hintern Theile, umgeben von Dotterkörnern, ein zwei- schichtiger, Anfangs scheiberförmiger Körper, der später kugelförmig wird und sich schliesslich auf gewöhnliche Weise in eine Polypidknospe verwandelt. (Nach Repia- choft ist dieser scheibenförmige Körper Nichts, als ein bauchständiger Saugnapf, der mit der Entwicklung des spätern Polypids Nichts zu thun hat.) Eine Histolyse findet dabei nicht statt. Untersuchungen an Seebryozoen, Ztschrft. für wissenschaftl. Zoologie Bd. XXIV. 8. 343— 348. Taf, XXX. Die bekannte Angabe v. Nordmann'’s, dass die Co- lonieen von Tendra zosterica aus männlichen und weib- 487 241 lichen Zoöcien beständen, beruht nach den Untersuchungen Repiachoff’s auf einem Irrihume. Es ist allerdings wahr, dass sich in manchen eierstockshaltigen Thierzellen- keine männlichen Gesehleehtselemente auffinden lassen und umgekehrt, allein das beruht wahrscheinlich nur auf einer Ungleichheit in der Entwicklungszeit der beiderlei Geni- talien, denn in zahlreichen Zoöcien sind neben männlichen Geschlechtselementen auf verschiedenen Stadien der Ent- wieklung auch zugleich Ovarien vorhanden. Die erste An- lage des Ovariums findet man schon in Knospen, deren Tentakelkranz noch nieht einmal zur vollen Entwicklung gekommen ist. Was übrigens v. Nordmann für „weib- liche Zellen“ hielt, ist in der That eine besondere Zoöcien- form, die nicht bloss durch die Bildung ihrer Eetocyste unterschieden ist (die sg. gegitterten Zellen darstellt), son- dern auch die Rolle der Ovicellen spielt, d. h. die Eier der unterliegenden Zellen während der Incubationsperiode in sich aufnimmt, obwohi sie selbst auch in gewöhnlicher Weise mit Polypid und Ovarium versehen ist. Die Larven, die demnach ausschliesslich in den gegitterten Zoöcien ge- funden werden, gleichen im Aeussern denen von Bugula — bei denen Nitsche übrigens den wahren an der Bauch- fläche gelegenen Saugnapf übersehen hat, denn das, was N. also deutet, ist eine die Mundöffnung kragenartig um- gebende Kappe — nähern sich aber andrerseits durch den Besitz einer Wimperschnur und eines Darmtraetus auch dem Cyphonavutes. Die Umwandlung in die erste Thier- zelle ist wegen der Undurchsichtigkeit der Larve schwer zu verfolgen, doch unterscheidet man nach dem Festsetzen derselben im Innern einen ovalen Körper, der nach einiger Zeit hohl wird und sich in zwei Lamellen schichtet, aus denen beiden dann später die Tentakel mit ihrer Scheide und dem Schlunde hervorgehen. Eine compacte braune Masse, die neben dem eben erwähnten Körper in der fest- gesetzten Larve gefunden wird. umkleidet sich mit einer durchsichtigen Membran, welche zu der äussern Epithelial- sehicht des Mittel- und Hinterdarmes wird. Ueber die Abstammung des innern Darmepithels ist Verf. im Unge- wissen geblieben, doch gelang es, die Reste der braunen 242 488 Masse auf einem späteren Entwieklungsstadium bisweilen im Innern des Nahrungsschlauches zu beobachten. Zur Ent- wicklungsgeschichte der Tendra zostericola, Ztschrft. für wissenschaftl. Zoologie Bd. XXV. S. 128—142. Taf. VII IR In einer spätern Arbeit (zur Naturgeschichte der chi- lostomen Seebryozoen, ebendas. Bd. XXVI. 5. 139—160. Taf. VI—-IX) handelt derselbe Verf. über die Geschlechts- theile von Lepralia und Tendra, über die Larve von Le- pralia Pallasiana und ihre Verwandlung, so wie schliess- lich über die Entwicklung des Polypids im Innern der Secundärzoöcien und die Bedeutung der sg. braunen Körper. Wir heben daraus zunächst die Thatsache hervor, dass es im schwarzen Meere wahrscheinlich zwei von einander verschiedene Tendraarten giebt, die früher — auch vom Verf. selbst — zusammengeworfen wurden, sich aber da- durch von einander unterscheiden, dass nur eine derselben mit Gitterzellen ausgestattet ist, während die andere dieser Gebilde entbehrt, dafür aber poröse Wandungen besitzt und die muthmaasslichen Ovarien an einer Stelle besitzt, die von der gewöhnlichen Anordnung abweicht. Die Larve von Lepralia erinnert in ihrer äussern Gestalt und Aus- stattung an die früher beschriebenen Formen, enthält aber im Innern statt eines deutlichen Darmtraetus eine grob- körnige Masse von bräunlicher Färbung. Die Anlage des Polypids kommt, wie auch sonst, erst nach dem Festsetzen zum Vorschein. Sie geschieht auf die gewöhnliche Weise, namentlich auch darin mit den übrigen Formen überein- stimmend, dass der Darmtraktus unabhängig von der brau- nen Masse sich bildet. Später allerdings findet man einen Zusammenhang zwischen dieser Masse und dem Blindsack. Zuerst entsteht eine oberflächliche Berührung, dann aber schwindet die Scheidewand und schliesslich wird der Rest gar von den Wandungen des Blindsackes umwachsen. Der Vorgang erinnert an die Aufnahme des Nahrungsdotters in den spätern Thierkörper und wird vom Verf., der von einer Polymorphismustheorie bei den Bryozoen Nichts wissen will und das Polypid einfach als den Darmtraetus eines die Zelle repräsentirenden einfachen Individuums ansieht, 489 i 243 auch ohne Weiteres dieser letztern gleichgestellt. Ganz dieselben Beziehungen beschreibt Verf. auch zwischen den „braunen Körpern“ der ausgebildeten Zoöcien und den bestimmt ganz unabhängig von denselben neu entstehenden Polypiden. Beide, Anfangs getrennt, nähern sich bis zur Berührung, und schliesslich_wird erstere durch Umwachsung in das Innere des letztern aufgenommen. In vieler Beziehung übereinstimmend sind die Resul- tate, welche Reinhard durch seine Untersuchungen ge- wonnen hat (einige Mittheilungen aus der Entwicklungs- geschiehte der Biyozoen, Charkow 1875, 39 Seiten mit 5 Kupfertafeln aus dem neunten Bande der — russisch geschriebenen — Arbeiten der Gesellschaft naturforsch. Freunde in Charkow besonders abgedruckt). Dieselben betreffen auch nahezu die gleichen Arten: Tendra zosteri- cola, Lepralia Pallasiana, Lepr. retieulata und Membrani- pora dentieulata, besonders die erstere, über die auch eine Anzahl anatomischer Mittheilungen gemacht werden. Wir heben daraus hervor, dass die Endocyste keine ununter- brochene Hülle darstellt, sondern aus einem Netze spindel- oder sternförmiger Zellen besteht. Zu dieser Endocyste gehört nach unserm Verf. auch die sg. Funicularplatte. Die Knospung, die immer nur an vollkommen entwickelten Zoöcien geschieht, beginnt damit, dass ein Theil der Ento- eystzellen durch kleine, nur zu dieser Zeit vorhandene Poren der Eetocyste auswandern und sich am äussern Rande derselben anhäufen. Diese Zellen bilden die An- lage ebensowohl des Polypids, wie auch des Zoöeiums. Beide sind Anfangs durch einen Zellenhaufen in Verbin- dung, der sich bei dem allmählichen Wachsthum des Zo- öciums auszieht und schliesslich in die Funieularplatte ver- wandelt. Die weitern Entwicklungsstadien des Polypids sind an den Neubildungsknospen beschrieben. Dass die * Polypide sich von Zeit zu Zeit rückbilden und dann zu den sg. „braunen Körpern“ werden, hat Verf. vielfach be- obachtet, allein trotzdem ist er der Ansicht, dass letztere die Rolle eines Nahrungsdotters spielen, weil er sich davon überzeugt hat, dass sie von dem neu sich bildenden Po- lypid (Darm Verf.) umwachsen werden. Der Ueberrest 244 490 wird nach vollständiger Ausbildung des Polypids durch den After ausgeworfen. Samenfäden und Eier werden nicht selten in demselben Zoöcium angetroffen, so dass Tendra demnach als Hermaphrodit zu betrachten sein dürfte. Sie entstehen beide aus Endoeystzellen, die man auf allen Um- bildungsstufen namentlich in Eier verfolgen kann. Die sg. Gitterzellen, welche nach Repiachoff den Ovicellen entsprechen, entstehen aus gewöhnlichen Zoöcien, deren Polypid zu Grunde geht, während die Eier sich entwickeln. Die Embryonen haben bei Lepralia Pallasiana eine pilz- förmige Bildung mit Hut und Fuss, die durch einen Wim- perkranz gegen einander sich absetzen. Das vordere Kör- perende trägt ausserdem noch einen Wimperbüschel. Den anatomischen Bau hat Verf. nicht näher untersucht, doch liess sich nach dem Festsetzen im Innern eine braune Sub- stanz unterscheiden, die. von einem bis zur Peripherie hin- ziehenden Netzwerk umgeben ist. Das letztere soll die Bildung des Polypids vermitteln, während die braune Sub- stanz eine Art Nahrungsdotter darstelle. Die Embryonen von Lepralia reticulata sind nur durch eine mehr röthliche Farbe von denen der Lepr. Pallasiana verschieden. Bei Membranipora konnte Verf. nur die Neubildung des Poly- pids beobachten, die im Wesentlichen wie bei Tendra geschieht. Zum Schlusse unserer Mittheilungen über die Ent- wieklungsgeschichte der Bryozoen erwähnen wir einer Reihe vorläufiger wichtiger Mittheilungen, die Barrois über die Larvenzustände dieser Thiere macht (Des formes larvaires des Bryozoaires, Cpt. rend. T. 81. p. 238—291, p. 443 —445, p- 904—906, p. 1134 u. 1135). Die Darstellung des Verf.'s ist in der bis jetzt allein vorliegenden knappen Form (ohne Ahbildungen) nicht leicht verständlich; wir beschränken uns desshalb hier im Wesentlichen auf die Angabe, dass es die Vorgänge der Dotterklüftung und der Larvenbildung sind, die derselbe zum Gegenstand seiner Untersuchungen gemacht und bei einer ganzen Anzahl von Arten verfolgt hat. Nach den Eigenthümlichkeiten, die in dieser Hinsicht vorkommen, unterscheidet Verf. dreierlei verschiedene Larvenformen. Die eine derselben ist durch Aleyonium f 491 245 und Cyphonautes eompressus repräsentirt, deren Jugendzu- stände auf den ersten Blick allerdings ausserordentlich ab- weichen, aber durch Eueratea und den Cyphonautes von St. Vaast ihre Vermittlung finden. Eine zweite Form ge- hört zu Pedicellina und Loxosoma, deren Larven sich: voll- ständig auf einander zurückführen lassen, die dritte zu Disco- porella, Crisia, Hornera und Idmonea, zu den Öyelostomen also. Die Larvenzustände der Lophophoren dürften noch am ersten der zweiten Gruppe zugerechnet werden können. In allen Fällen entwickelt sich — freilich nicht überall auf die gleiche Weise — durch eine Klüftung zunächst eine sog. Blastosphaera, die dann durch Abspaltung oder Ein- stülpung (letzteres bei den Cyelostomen) zu einer Gastrula wird, deren Körper durch einen Flimmerkranz in eine vor- dere flachere und hintere stark gewölbte Hälfte getheilt ist. Auf diesem Stadium haben die Bryozoenlarven eine grosse Aehnliehkeit mit der von Kowalewsky beschriebenen ersten Larvenform der Brachiopoden. Aber von da an gehen die einzelnen Typen auseinander. Bei den Larven des ersten Typus wird die hintere Körperhälfte nach Innen gezogen, so dass der Leib eine Glockenform annimmt, die dann bei Cyphonautes noch weitere Umgestaltung erfährt. Die Larven des zweiten Typus sind mit einem vollständigen . Traetus intestinalis (Oesophagus, Darm, Rectum und After) versehen und entwickeln an dem kugelförmigen Leibe, dessen verjüngtes Ende von der hintern Embryonalhältte gebildet ist, eine Anzahl eigenthümlicher Specialorgane, während die dritte und letzte Larvenform dadurch sich charakterisirt, dass die den Flimmerkranz tragende Zone faltenartig auswächst und wie ein Mantel schliesslich die hintere Körperhälfte in sich einschliesst. Angesichts der voranstehenden Mittheilungen dürften die Zweifel, welche Allman (Journ. mierose. sc. T. XX. p- 395—398 od. Nature T. VI. p. 427) in Betreff der Lar- vennatur zu Cyphonautes ausspricht, kaum gerechtfertigt erscheinen. Es gilt das selbst für den Fall, dass Allman den Bau des betreffenden Thieres in einiger Hinsicht richtiger und vollständiger aufgefasst haben sollte, als Schneider und Claparede. 246 492 Der Bau von Loxosoma Kefersteinii gleicht nach Nitsche (Ztschrft. für wissenschaftl. Zoologie, Bd. XXV. S. 451—456 „über den Bau und die Knospung von Loxo- soma Kefersteinii“ aus einem Sendschreiben an Prof. von Siebold) im Wesentlichen dem einer Pedicellina, mit dem einzigen längst bekannten Unterschiede, dass letztere ein stoekbildendes Thier ist, während das Gen. Loxosoma nur Einzelthiere umfasst. Das Nervensystem konnte freilich nicht nachgewiesen und der Geschlechtsapparat nur in der Anlage beobachtet werden, da die vom Verf. untersuchten Thiere (im September) sich lediglich ungeschlechtlich fortpflanzten. Die Knospen entstehen rechts und links an der untern Seiten- fläche des Kelches und zwar jederseits in mehrfacher Anzahl, aber abwechselnd, so dass die Knospen der einen Seite die Zwischenstufen zwischen den Entwicklungsphasen der andern Seite darstellen. Ihre Bildung geht ausschliesslich von der Leibeswand aus und geschieht dadurch, dass sich eine schildförmige Gruppe subeutieularer Zellen gegen die andern markirt und um ein Weniges über das Niveau der Körper- oberfläche sich erhebt. Die erste Differenzirung der Or- gananlagen wird dadurch angedeutet, dass sich die Cen- tralzelle des Schildes gegen die übrigen kranzförmig sie umlagernden Zellen absetzt. Diese centrale Zelle ist nun bestimmt, durch Theilung die Auskleidung des gesammten Darmtraetus, der intertentaculären Leibeswand und der innern Zellbekleidung der Tentakel zu liefern; sie reprä- sentirt also trotz ihrer Abstammung aus dem Eetoderm des Mutterthieres die Entodermanlage des Sprösslings. Ein Complex von unregelmässig angeordneten Zellen, der später zwischen Entoderm aus Eetoderm gefunden wird und die Anlage des Mesoderm darstellt, ist wahrscheinlicher Weise durch Abspaltung aus dem Ectoderm hervorgegangen. Die weitere Entwicklung geht nun der Art vor sich, dass der basale Theil des Entoderms sich ganz wie bei den chi- lostomen Bryozoenknospen in den schlingenartigen Darm- tractus umwandelt, während der obere Theil durch Aus- einanderweichen seiner Zellen den intratentaculären Raum darstellt. Später öffnet sich dieser Raum, in den auch Mund und After einmünden, nach Aussen, und dann wachsen 493 | 247 die kelchartig vorspringenden Ränder der Oeffnung unter Theilnahme sowohl des Entoderms, wie auch des Eetoderms in die Tentakel aus. Dieselben sind Anfangs in den In- tertentacularraum hinein gerichtet und werden erst nach der Entwicklung des Flimmerapparates mitsammt dem Kragen nach Aussen umgeschlagen. Der Stiel entsteht durch eine von dem Eetoderm ausgehende selbstständige Wucherung dicht oberhalb der Anheftungsstelle, die also keineswegs mit der spätern Fussscheibe zusammenfällt, sondern dem Bechergrunde angehört und es somit bedingt, dass der eigentliche Körper der Loxosomen auch noch‘ im ausgebildeten Zustande mit dem Stiele einen merklichen Winkel bildet. Das junge Thier hat Anfangs nur zehn Tentakel, nicht vierzehn, wie solche bei dem erwachsenen vorkommen, und besitzt eine Fussdrüse, die dem ausge- bildeten Loxosoma Kefersteinii abgeht, während sie bei L. neapolitanum persistirt. Da letzteres auch niemals mehr als zehn Tentakel besitzt, erscheint dasselbe fast wie eine geschlechtsreif gewordene Jugendform von L. Kefersteinii. Abweichend in mancher Beziehung von der voran- stehenden Darstellung sind die Angaben von O. Schmidt, der „die Gattung Loxosoma“ gleichfalls zum Gegenstand seiner Untersuchungen gemacht hat (Archiv für mikroscop. Anatomie 1875. Bd. XII. S. 1—14. Taf. I-III) und die Arten derselben mit zwei Formen L. raja und L. cochlear, die freilich etwas zu knapp charakterisirt sind, bereichert. In anatomischer Beziehung sind allerdings nur wenige Di- vergenzpunkte zu verzeichnen und fast überall nur in unter- geordneten Punkten, z. B. in Betreff der Fussdrüse, die Schmidt für ein bei allen Arten vorkommendes Gebilde hält. Der Geschlechtsapparat wird von unserm Verf. voll- ständiger beobachtet, als von seinen Vorgängern, indem er nicht bloss den paarigen Eierstock deutlich erkannte, son- dern auch jederseits neben der Leber zwei sackförmige Hoden auffand, deren zellige Elemente in einer median gele- genen Samenblase zu spindelförmigen Fäden sich entwickeln und von da dann durch ein Paar flimmernde Gänge direct in den Eierstock eintreten, in dessen Innern man dieselben zwischen den Eiern lebhaft sich bewegen sieht. Ueber die 248 494 Ausmündungen der Genitalien finden wir keine Angabe. War die Darstellung Schmidt’s bis hierher nur wenig von den früheren verschieden, so ändert sich das, sobald er zu der Beschreibung der Seitensprösslinge übergeht, denn diese sind nach der vorliegenden Auffassung nicht die Producte einer Knospung, sondern einer Eientwicklung, die freilieh — abweichend von der bisher bekannten, die Verf. nur bei einer Art und auch hier erst nach fast völligem Abschluss seiner Untersuchungen zur Beobachtung brachte — in eontinuirlichem Zusammenhange mit dem mütterlichen Leibe geschieht und ohne Metamorphose abläuft. Was Verf. zu Gunsten dieser Behauptung anführt, redueirt sich tibrigens so ziemlich auf die Angabe, dass die Entwicklung des Sprösslings von einer einzigen Zelle ausgehe, die den Eizellen zu ähneln scheint, wenigstens ohne Weiteres als ein Ei gedeutet wird. Ob ein eigner Ausführungsgang aus dem Eierstocke nach dem spätern Befestigungspunkte des Sprösslings hinführt, oder ob der Austritt jedes Eies mit einem Bersten des Ovarialüberzugs verbunden ist, lässt Verf. ungewiss; man sieht, dass die Gründe für die Annahme einer Abstammung der betreffenden Zelle aus dem Eierstock ziemlich schwacher Natur sind. Was über die Entwicklung dieses sog. Eies unter der Kapselhaut, seine Umwandlung in eine Zellenscheibe (Eifurchung nach unserm Verf.) und die Entwicklung des spätern Thieres resp. des Autheiles gesagt wird, welchen die einzelnen Zellengruppen dieser Scheibe an dem Aufbau der einzelnen Organe nehmen, lässt sich ziemlich ungezwungen mit der Darstellung von Nitsche vereinigen, aber abweichend klingt es wieder, wenn wir zum Schlusse’lesen, dass sich für die systemati- schen Beziehungen des Loxosoma keinerlei Anhaltspunkte finden liessen und auch die Aehnlichkeit mit Pedicellina zu oberflächlich sei, um dasselbe zu einem Bryozoon zu machen. Dieser Auffassung gegenüber hält Nitsche seine frühere Darstellung in einer spätern Arbeit (Beiträge u. s. w. zweiter Theil: über den Bau und die Knospung von Loxosoma Kefer- steinii, a.a.0. Bd. XXV. Supplem. S. 361—-389) in allen we- sentlichen Punkten aufrecht. Er bringt auch für die Knos- pennatur der seitlichen Sprösslinge eine Reihe von neuen Be- 495 249 weisgründen — von denen wir hier nur den einen anführen, dass die erste dieser Knospen schon zu einer Zeit ange- legt wird, in welcher der Seitensprössling, der sie trägt, noch weit von seiner definitiven Entwicklung und der Ge- schlechtsreife entfernt ist — und glaubt durch Schmidt’s Beobachtungen über die Genitalbildung von Loxosoma Alles beseitigt, was gegen die nahe Verwandtschaft mit Pedicellina etwa angeführt werden könnte. Nur darüber sei ein Zweifel zulässig, ob die sog. entoprocten Bryozoen überhaupt Bryozoen seien, und daran könne man vielleicht um so eher zweifeln, als die einschichtige Leibeswand und die einschiehtige Darmwand dieser Thiere durchaus nicht ohne Weiteres mit der in der Anlage wenigstens stets deut- lich zweischichtigen Cystidwand und der stets zweischich- tigen Darmwand der ectoprocten Bryozoen verglichen wer- den dürfe, auch die Leibeshöhle von Loxosoma der Ent- wieklung nach keineswegs einer Cystidhöhle entspreche. Die Eetoprocten sind in morphologischer Hinsicht nicht als Polypo-Cystiden, sondern als gewöhnliche Individuen mit Leibeswand und Darmkanal zu betrachten. Für die Einzeln- heiten der Darstellung, sowohl der Entwicklungsgeschichte, wie auch der Anatomie müssen wir auf die Abhandlung selbst verweisen, der auch eine vollständige Geschichte des Gen. Loxosoma vorausgeschickt ist. (Unter den hier ange- zogenen Angaben fehlen übrigens die Beobachtungen M’ Intosh’s über das Vorkommen von Loxosoma auf den Schuppen von Lagisea varispina und den Borsten von An- tinoe Sarsi, Ann. nat. hist. T. XIII. p. 262, 264.) Dass die von Norman am Hinterleibsende seines Strephenteros (J. B. 1861. S. 46) beschriebenen Anhangs- organe wirklich, wie schon vom Ref. hervorgehoben wurde, parasitirende Loxosomen gewesen seien, wird jetzt sowohl von Nitsche (a.a. O. S. 362), wie auch von Theel (rech. sur le Phasealion strombi p. 7) anerkannt. Der letztere findet dieselben („bryozoairs epizootiques saceiformes“) auch bei seinem Phascalion. Nach den Angaben von Hincks besitzt die Larve von Pedicellina echinata einen conischen Körper, der mit seiner Endspitze festsitzt und am Rande der Kopfscheibe mit 250 496 4 einem Flimmerringe versehen ist. Aus der Fläche der letztern erheben sich zwei ungleich grosse und verschieden bewimperte Lappen, deren grösserer eine Mundöffnung trägt. Der innere Bau honnte nicht analysirt werden. Quarterly Journ. mier. se. T. XXI p. 23 mit Abbild. In den Reports roy. Soc. Vietoria 1871 (oder 1870) veröffentlicht Mae Gillivray die Beschreibungen von 48 Australischen Polyzoen, von denen zwei als Repräsentanten neuer Genera betrachtet werden. Später sollen dieselben in den von M’ Coy herausgegebenen Memoirs of the Mu- seum of Vietoria auch abgebildet werden. Dem Ref. ist die betr. Abhandlung nicht zu Gesicht gekommen. Ebenso wenig kennt er den Catalogue of the marine Mollusca of New Zealand by Hutton (New Zealand 1873), in dem (p. 8S7—104) die daselbst vorkommenden Bryozoen behandelt sind. M’ Intosh zählt von St. Andrews nicht weniger als 62 Bryozoen auf (Ann. nat. bist. T. XIII p. 302—312), der bei Weitem grössern Mehrzahl nach (49) den Chilostomeen zugehörig. Sämmtliche Arten sind bekannt. Smitt bearbeitet die von Graf Pourtales bei Ge- legenheit seiner Tiefseeforschungen an der Küste Florida gesammelten Bryozoen: Floridan Bryozoa Part 1,20 Seiten in Quarto mit 5 Tateln, P. II, 76 Seiten mit 13 Tafeln, Stockholm 1872 und 1873 (kongl. Svenska vetensk. Akad. Handlingar B. X. N. 11 u. B. XIN. 4. Es sind nicht weniger als 89 Arten aus verschiedener, bis zu 450 Faden reichender Tiefe, die in diesem wichtigen Werke beschrie- ben und kritisch beleuchtet werden, theils solche, die schon früher bekannt waren, theils auch neue. Die Arten aus grösserer Tiefe sind vielfach mit fossilen Formen identisch; sie sind überhaupt entweder sehr alte Arten oder solche, die eine grosse geographische Verbreitung besitzen/ nament- lich auch mit aretischen und antaretischen Species identisch sich erweisen. Unter den Arten aus geringerer Tiefe sind mehrere (z. B. Nellia oculata Busk), die in gleicher Weise auch an der Westküste Panamas gefunden werden, also darauf hindeuten, dass diese Landenge früher einmal durch- brochen war, während andere, die das caraibische Meer 497 ” 251 mit Australien, dem Mittelmeere und dem Rothen Meere gemein hat, möglicher Weise den Rückschluss auf eine frühere Küstenverbindung ‚zwischen den jetzt getrennten Continenten in den tropischen und subtropischen Breiten zulassen. Für die Rückführung der von d’Orbigny, Reuss, Stolitzka; Gabb, Horn u. A. beschriebenen fossilen Formen auf recente Arten liefern die Erörterun- gen des Verf.’s ein umfassendes Material, auf das wir leider hier nicht näher eingehen können. Auch die Umgrenzung und Benennung der Familien und Genera zeigt mehrfach Abweichungen von dem Frühern. So rechnet Verf. u. a. die Membranipora dentieulata Busk und M. Savartii Busk zu dem ursprünglich nur für fossile Formen von d’Orbigny aufgestellten Gen. Biflustra, das er zugleich als Repräsen- tant einer eigenen Familie (Biflustridae) betrachtet. Den Genusnamen Porina d’Orb. will Verf. nur auf die Arten mit rundem Medianporus angewendet wissen, während er für die Formen mit mondförmigem Porus die Bezeichnung Porellina restituirt. Ebenso wird zwischen Cribrilina Gr. und Escharipora d’Orb. unterschieden. Discoporella um- bellata d’Orb. trägt den Genusnamen Cupularia Gr. und für Eschara elegans M. Edw. (Fam. Microporidae) wird ein neuer Genusnamen Steginoporella in Anwendung gebracht. Auch in der Familie der Myriozoiden werden zwei neue Genera Mamillipora und Gemellipora aufgestellt. Von neuen Arten beschreibt Verf. in dem ersten Bande: Filk- sparsa Pourtalesii, Hornera galeata, Cellularia pusilla, in dem zweiten: Vincularia abyssicola, Escharipora (?) mucronata, E. stellata, Porina serrulata, P. subsulcata (vielleicht mit Porina suleata M. Edw. und P. decussata Busk identisch), Mamiltipora cupula, Gemellipora eburnea, G.lata, G. glabra, @. limbata, Hippothoa porosa, H.pes anseris (vielleicht von H. Dutertrei Aud. Sav. nicht specifisch verschieden), H. mu- cronata, H. dwergens, H. fenestrata, Oellepora verruculata, 0. coronata, ©. gigas, Escharella rostrigera, E. setigera, (beide Formen betrachtet Verf. als Varietäten der mittel- meerischen E. depressa Busk), E. bisinuata, Lepralia_ clei- dostoma, L. edax (in drei verschiedenen Formen, der Forma typiea, F. calcarea und F. janthina), Z. turrita, Retepora ; 17 353 ; 498 marsupiata, Discopora advena, D. albirostris mit einer Forma pupilla, D. patusa. Die neu aufgestellten Genera werden charakterisirt, wie folgt: Steginoporella Sm. (p. 15) Zooeecia flustrina, extus micropori- dacea, intus calcificatione secundaria constructionem Steginoporarum (d’Orb.) imitantur. ; Mamillipora Sm. (p. 35) Zooecia escharina formam flustri- nam eo imitantur, quod magnam aperturam, totam iere frontem occupantem, retinent; coloniam Cupulariae formae exstruunt. Aper- tura zooeciorum formam praebet ellipticam, parte proximalı a la- teribus constrietam, margine proximali sinuatam. Gemellipora Sm. (p. 35) Apertura zooeeiorum vestigii pedis equini formam refert, ad angulos proximales pro articulatione oper- euli constringitur, marginem proximalem sinuatum praebet. Derselbe Verf. liefert in den kongl. Vetensk.-Akadem. Förhandl. 1871. N. 9. p. 1115—1134. Tab. XX und XXI eine Fortsetzung seines „kritisk förtekning öfver Skandi- naviens hafsbryozoer“, der die 1868 bei Gelegenheit der skandinavischen Expedition nach Spitzbergen gesammelten Materialien zu Grunde liegen. Verf. beschreibt darin eine neue AReticulipora intricaria und eine neue Tubulipora (Id- monea) Zumida, handelt weiter über Tubulipora (Proboseina) inerassata und die damit theils zusammenfallenden, theils verwandten Formen d’Orbigny’s (Filifaseigera dichotoma d’Orb. =T. incrassata), über eine neue Varietät von Aleyo- nidium mamillatum Ald. (A. disciforme) u. A. corniculatum und giebt sodann eine Uebersicht über die verschiedenen Formen der Flustra membranacea, der Verf. jetzt auch Fl. chartacea Gm., Fl. membranacea truncata Sm. und Fl. Bar- leei Busk zurechnet. Den Beschluss der Abhandlung macht ein Excurs über eine Anzahl aretischer Discoporaarten, die theils neu sind (D. emucronata, D. stenosoma), theils auch früher verkannt waren (Escharina impressa Reuss — bis dahin nur fossil bekannt —, Lepralia eruenta Busk, L. me- gastoma Busk = Cellepora californiensis Gabb et Horn — gleichfalls bis dahin nur fossil), und ein „Conspectus spe- cierum borealium generis Pedicellinae“, in welchem die bisher aus den nördlichen Meeren beschriebenen Arten sämmtlich auf P. cernua Pall. und P. graeilis Sars zurückgeführt werden. Kirchenpauer bearbeitet die von der Pommerania 49 - 253 1872 gesammelten Bryozoen (a. a. ©. S. 173—192). Die Zahl der gefundenen Species ist 54. Von denselben ge- hören 39 zu den Cheilostomata, 8 zu den Cyelostomata, 7 zu den Ctenostomata und 1 zu den Pedicellina. Sie sind mit Ausnahme einer kleinen Flustra (Fl. dichotoma n. —- an Var. Fl. foliaceae?) aus dem kleinen Belt und einer Gellepora (©. tridens n., die von Busk als Varietät von C. Skenei betrachtet wird, obwohl das nach der Bildung des Stammes nicht angeht) bereits beschrieben und auch schon als Nordseebewohner bekannt. Von besonderm Werthe wird die Abhandlung durch einen beigefügten Exeurs „über die Flustra der nordischen Meere“, in der die bis jetzt daselbst aufgefundenen 8 Arten einer kritischen Revision unter- worfen sind. Zum Schlusse bringt Verf. noch eine tabel- larische Uebersicht der unterscheidenden Merkmale der ihm zur Disposition gestellten Bryozoen nach Gattungen und Arten. Auch die Grönländischen Bryozoen der „zweiten deutschen Nordpolarfahrt“ (Leipzig 1874. S. 411—428) fin- den in Kirchenpauer ihren Bearbeiter. Es sind mit Einschluss von vier nach Smitt sämmtlich zu Hornera Ii- chenoides gerechneten Formen — H. borealis Busk, H. flabellaris n., H. frondieulata Lmx., FH. retieulata n. — 29 Species, die demselben vorlagen, 18 Cheilostomata, 9 Cyelostomata und 2 Ctenostomata, sämmtlich, von den zu Hornera lichenoides gezogenen Formen abgesehen, schon von Smitt unter den (75) Grönländischen Arten aufgeführt. Für die nordische Escharella Legentilii Sm., die nach einer Art des rothen Meeres benannt ist, obwohl ihre Zugehörig- keit sehr zweifelhaft erscheint, wird die Bezeichnung E. (Le- pralia) Smithii in Anwendung gebracht. Ebenso wird die ? Escharella porifera, forma cancellata Sm. als Hemieschara (?) contorta aufgeführt. Auch sonst finden sich in der Auf- fassung und praktischen Verwerthung des Artbegriffes manche Abweichungen von Smitt, der für die nordischen Bryozoen sonst die erste Autorität ist. Manzoni handelt (Wiener Sitzungsberichte 1871. Bd. LXIII) über mittelmeerische Bryozoen und P. Fischer über die Bryozoaires (Echinodermes’ ete.) marins du de- 954 500 partement de la Gironde et des cötes du Sud-Ouest de la France (Paris 1870). O.Sars berichtet (Videnskab. Selsk. Forhandl. Christi- anıa 1873) „om en hintil lidet kjendt maerkelig Slaegstype af Polyzoer“, 16 Seiten, Taf, VIII und IX, das der Gruppe der Cellularinen zugehört und bisher nur in einer von Da- lyell als Triticella flava bezeichneten Form (J. B. Bd. XX. S. 371) beobachtet war. Freilich stellt sich jetzt heraus, dass die Angaben Dalyell’s nicht in.jeder Beziehung zu- treffen, indem das Thier nichts weniger als ein solitäres Bryozon ist und der eigenthümlichste Charakter desselben, die gelenkartige Verbindung zwischen dem Köpfehen und dem Stiele, übersehen wurde. Sars giebt dem Genus die nachfolgende Charakteristik: TriticellaDal. Zoooeeia simplicia, pedicellata, de crusta con- tinua vel stolone repente surgentia, cuti tenui et pellucido corneo (non calcareo) tecta, lateraliter compressa, facie altera (ventrali) lata, in tota fere longitudine plana vel leviter excavata, limbo elevato tenui et acuto eircumeincta vel arcam aperturae lateralem distinetam elongato-ellipticam praebente, altera (dorsali) fastigiata vel medio subcarinata, fascia tenui valde chitinosa (frenaculo), in semieirculum oblique antice ceurvata firmata. Apertura zoooecii terminalis sine aperculo; vagina tentacularis annulo setarum instrueta. Pedicellum. subrigidum, reetum, tenuissimum, zoooecio articulatione mobili con- junetum. Tr. Boeckii n. sp. auf Rückenschild und Schwanz von Geryon tridens und Tr. Korenii n. sp. auf Rückenschild von Calo-. caris Macandrei. Die an einem andern Orte (on some remarkable forms of anim. life I. p. 19—22. Tab. II) von demselben For- scher neu beschriebene Flustra abyssicola, die in einer Tiefe von 120—300 Faden lebt, ist von den verwandten Formen vornehmlich durch die ansehnliche Grösse der Avicularien verschieden, welche die gewöhnlichen Thierzellen noch überragen und ein entsprechend grosses eigenthümlich ge- formtes Mandibularstück tragen. Gray erkennt in der Flustra marginata Krauss (Cap Natal) den Typus eines neuen den Eschariden zugehörigen Genus Flustramorpha (Ann. nat. hist. 1872. T.X. p. 167— 169) mit folgender Diagnose: Flustramorpha Gr. Polyzoarium frondose, flabellate, furca- S PR 501 255 tely divided; cells disposed on both surfaces back to back, immersed, coalescent, parallel to the plane of the axis. Oral opening with a smail tubular opening on one side of it and a smaller aperture be- neath. The frond supported by cylindrical horny fibres, which tra- verse it in various directions and edge the two margins of the lobe. Ausser Fl. märginata hierher noch Eschara flabellaris Busk. Unter der Bezeichnung Naresia cyathus erwähnt W y- ville Thompson (Nature 1873. March 20) einer neuen Bryozoe von sehr absonderlichem Habitus, die in der Nähe der Portugiesischen Küste von dem Challenger aus einer Tiefe von 1500 Faden hervorgehoben wurde und dem Gen. Dietyonema des Cambrischen Systemes verglichen wird. Die becherförmig gestellten Zweige des Stockes werden von einem 2—3 Zoll langen glashellen Stiele getragen und gleichen auf den ersten Blick den Polyparien von Acamarchis neritina. Busk findet auf Gonoplax angulata eine neue Bryo- zoenform, die der Gruppe der Ötenostomeen zugehört, hier vielleicht eine besondere Familie bildet und (Proe. zoolog. Soe. 1874. p.29. Pl. V) als Hippuraria (n. gen.) Egertoni besehrieben wird. Die Genusdiagnose lautet: Stem jointed, nudular, whorls of celliferous tubules arising from the nodes. Als Campylonema tremulum beschreibt Hincks (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. X. p. 396. Pl. XX. Fig. 5) eine neue den Vesiculariaden zugehörende Bryozoenform, die zumeist mit Valkeria verwandt ist, aber durch die Bildung ihres Tentakelapparates davon abweicht. Campylonema n. gen. Polyzoary a filiform ereeping stolon, on which the zooecia are distributed at intervals in groups; zooecia erect, sessile; polypides with eight tentacles, two of which are bent outwards for about two thirds of their length, so as to interrupt the eircle of arms on one side; no gizzard. Cellepora hemisphaerica n. sp. Parfitt, Ann. and Mag. nat. hist. T. XII. p. 98. Pl. IH (von der Engl. Küste). Die von Peetinatella magnifica Leidy gebildeten Co- lonieen erreichen eine Länge von sechs Fuss und eine Breite von 6—12 Zoll. Leidy, Proceed. Acad. nat. sc. Philad. 1874. T. IL. p. 139. (Auch die Colonieen von Gristatella mirabilis wachsen übrigens gelegentlich zu Bän- dern von einigen Fuss Länge aus. Ref.) 256 502 Ob die, von Busk (Journ. mierose. se. T. XIV. p. 261 u. 262. Pl. IX) den Aleyonellenartigen Bryozoen ange- rechnete Olavopora (m. gen.) hystrichis n. richtig gedeutet ist, scheint Ref. sehr zweifelhaft. Es ist ein etwa 1Y/s Li- nien grosses marines Gebilde von keulenförmiger Gestalt, welches wahrscheinlich auf einem fremden Körper festsass und seiner Hauptmasse nach aus einem pflanzenartigen Gewebe mit grossen ‚scharf begrenzten Zellen besteht, die von einzelnen parallelen Fasern (Muskelfasern, wie Verf. vermuthet) durchzogen werden. Das keulenförmige Ende enthält in manchen Fällen wenigstens „den Körper eines Polypiden im zusammengezogenen Zustande“. Das neue Genus erhält als Diagnose: Zoarium simple, claviform, sub- capitulate, composed of distinct cells, traversed by nucleated (probably contractile) fibres. Reuss behandelt „die fossilen Bryozoen des Oesterr. Ungarischen Miocens* und berücksichtigt dabei zunächst (Wien 1874. Th. I. 50 S. mit 12 Tafeln, abgedruckt aus den Wiener Denkschriften Bd. 33) die Salicornarideen, Cellularideen und Membraniporideen. Die untersuchten Arten (1 Salicornaria, 1 Cellularia, 2 Serupocellaria, 75 Le- pralia, 17 Membranipora) sind den jetzt noch lebenden Formen vielfach ähnlich, zum Theil sogar damit identisch. Alleyne Nicholson beschreibt eine ganze Anzahl fossiler Bryozoen aus ältern Gesteinen, die fast sämmtlich neu sind. So Oryptopora (n. gen.) mirabilis und Cari- nopora (n. gen.). Hindei, beide der Familie der Fenestel- liden zugehörig aus dem Devon von West-Ontario (Annals and Mag. nat. hist. T. XII. p. 77—85), Hyphasmopora (n. gen.) Buskii aus der Kohlenformation (ibid. T. XV. p. 43—45), Hippothoa inflata Hall, Alecto confusa (ibid. p- 123—127), Ptilodietya faleiformis, Pt. emacerata, Pt. flagellum, Pt. arctipora, Pt. fenestelliformis, Ceramopora ohioensis (ibid. p. 175—-184). Auch Young beschreibt einige neue Bryozoen aus der Kohlenformation, Ann. and Mag. nat. hist. T. XIIL p. 335 u. XV. p. 333. Aus den Mittheilungen von O. Sars über Rhabdo- pleura mirabilis (on some remarkable forms anim. life I. 503 | | 257 p. 1—19. Tab. I u. I, Journ. mier. sc. Fol. XIV. p. 23— 44. Pl. I) erfahren wir, dass das schon im Jahre 1865 von M. Sars als neu erwähnte Gen. Halophilus (J. B. 1568. S. 138) mit der von Allmann inzwischen (1869. Ibid. S. 134) näher beschriebenen merkwürdigen Rhabdopleura zusammenfällt, obwohl die beobachteten Arten, nach Form und Befestigungsweise des Stockes zu urtheilen, von ein- ander verschieden sind. Die genaue Beschreibung, die von dem frühern Halophilus mirabilis jetzt entworfen wird, macht es aber unzweitelhaft, dass Rhabdopleura nur mit Unrecht den Bryozoen zugerechnet wird. Auf den ersten Blick zeigt allerdings unser Thier (von dem Kopfschilde abgesehen) eine unverkennbare Aechnlichkeit mit dem Po- Iypiden einer (lophophoren) Bryozoe, aber die Beziehungen zu der umgebenden Skeletröhre sind doch ganz anders, als wir es erwarten müssten, falls unser Thier wirklich zu den Bryozoen gehörte. Zwischen dem Polypiden und dem Skelet findet sich nämlich kein weiterer Zusammen- hang, als derjenige, welcher durch den langen Rückzieher vermittelt wird, den Allman dem sg. Funieulus der Bryo- zoen vergleicht, obwohl er nicht an dem Blindsacke des Magens, sondern weiter vorn an der Bauchfläche sich an- setzt und zwar zunächst an die den Darmkanal umgebende dünne Scheide, die wir dem Anscheine nach als die äussere Leibeswand unseres Thieres in Anspruch zu nehmen haben. Unter solchen Umständen besitzt denn auch unser Thier im Innern seiner, Skeletröhre, die der sonst bei den Bryo- zoen vorhandenen weichen Auskleidung entbehrt, eine schr freie Beweglichkeit, indem es bald weit nach hinten sich zurückzieht, bald auch nach vorne emporsteigt, wobei ihm, in Ermangelung von Steigborsten und derartigen Apparaten, das Kopfschild die besten Dienste leistet. Der kriechende Stamm ist, obwohl er der Länge nach von dem sg. Chi- tinfaden durchsetzt wird, gegliedert und in Zellen abge- theilt, die sich je in einen Seitenzweig fortsetzen, der dann den Thierkörper in sich einschliesst. Der letztere entsteht durch Knospung an dem Chitinfaden, der keines- wegs ein solides strangförmiges Gebilde ist, sondern eine weiche Pulpa enthält, wie das Rückzieheband, das daran 258 ‘ 504 sich inserirt und keineswegs eine ausschliesslich musku- löse Beschaffenheit besitzt. Verf. glaubt diese Innenmasse dem sg. Colonialnervensysteme der Bryozoen vergleichen zu können. Gefässe fehlen und Geschlechtsorgane wurden nicht beobachtet. Die Frage nach der systematischen Stel- lung von Rhabdopleura beantwortet der Verf. mit einem Excurse seines Vaters, in dem dieser die betreffende Form für eine Art Uebergangsbildung von den Hydrozoen zu den Bryozoen erklärt. Mit welchem Rechte das geschieht, ist dem Ref. nicht ganz klar geworden, da seiner Meinung nach die Anwesenheit eines geschlossenen Darmapparates mit Mund und After eine jede Verwandtschaft mit den Coel- enteraten ausschliesst. Ref. würde das Thier bis auf Wei- teres eher den Gephyreen zuzählen und an Phoronis an- schliessen. Auf Grund der neuen Untersuchungen stellt Sars folgende Genusdiagnose auf: Rhabdopleura Allm. Polyparium tubum formans tenuem, fiexi- bilem, eylindricum, chitinosum, hyalinum, ex stirpe compositum re- pente, intus septis transversis in cameras plures discretas divisa, quarum utraque in cellulam cylindricam plus minusve liberam et erectam stirpe vix angustiorem, subtiliter annulatam vel plieis acutis circularibus dense ornatam, orificio simplice eirculari termi- natam exit. Stirps in tota longitudine chorda chitinosa obscura. tenui, eylindrica, rigida, pulpa vero molli cellulosa impleta, trajecta, Polypides nullo endocystide vel pallio parietibus cellularum connexi, sed modo funiculo contractili tenui et carnoso chordae stirpis chi- tinosae affıxi, corpore forma elongato-ovata, extremitate anteriore paullo dilatata et in ramos divisa duos cylindricos et attenuatos supra vergentes et a se divergentes, quibus series duplex tentacu- lorum flexuosorum affıxa est. Series tentaculorum minime continua, sed et supra et infra intervallo distineto interrupta, quare nulla adest corona tentaculorum vel lophophorus proprie dietus, sed modo duo rami tentaculiferi valde flexibiles.. Inter bases horum ramorum inferne adest prominentia magna carnosa scutiformis ovalis vel sub- pentagonalis pedicello brevi et crasso affıxa, facie inferiore sub- plana, extremitate antica libere prominente attenuato-truncata, in- feriore corpori incumbente medio leviter emarginato, superfieie ubique dense eiliata. Orificium oris subventrale, transversum pone prominentiam scutiformem situm, postice lobo rotundato ciliato limitatum. Oesophagus brevis et spatiosus, constrictione distincta a ventriculo sejunctus; ventrieulus simplex subteres, postice attenuatus et sine fine, ansam subito formans, in intestinum transiens; intesti- 505 259 num antice porreetum, tenue, cylindrieum, lateri dorsali ventrieuli et oesophagi incumbens, orificio anali cireulari ad basin ramorum tentaculiferorum supine sito. Tractus intestinalis, vel corpus pro- prium polypidis, minime nudus, sed cuticula distincta, tenui, hya- lina arete circumdatus. Musculi adsunt nulli distincti, neque re- tractores, neque protractores. Retractio polypidis solummodo funi- culo contractili effeeta; protrusio singulari modo prominentia effici videtur scutiformi praeorali, ad modum soleae gasteropodum. Et retractio et prootractio polypidis segnissima. Semper möchte das Gen. Rhabdopleura — das übri- gens, wie unser Bericht von 1869 zeigt, keineswegs so unbeachtet geblieben ist, wie Verf. annimmt — wegen der dem’ jungen Thiere zukommenden Schalen (? Ref.) den Mollusken annähern, hier aber als Repräsentanten einer allerdings sehr abweichenden und daher selbststän- digen Classe betrachtet wissen. Arbeiten aus dem zoolog.- zootom. Institute in Würzburg Bd. I. S. 65. Auch Ray Lankester nimmt (remarks on the affi- ‘ nities of Rhabdopleura, Journ. mierose. sc. T. XIV. p. 77 —80) Rhabdopleura als ein Mollusk in Anspruch. Er sieht darin zugleich eine Form, welche die Molluskennatur der Polyzoen ausser Zweitel stelle. Universitäts-Buchdruckereiwon Carl Georgi in Bonn, £2 NEISTERErT NE Yy va ABUcHh Dr. Rud. Leuckart, Er ‚Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie, Director des zoologischen SIR und vergleichend-anatomischen Museums der Universität Leipzig. ® Zweiter Theil. Berlin, Nicolaische Verlage gs-Buchhandlung, A R., Stricker. 1. Scytodermata 2. Actinozoa . Echinoidea . - Asterida . . Ophiurida . .. Pelmatozoa . Coelenterata . . . 1. Ctenophora . Hydromedusae . Acalephae Hydroida 'Siphonophora Polypi . . Calycozoa Anthozoa Porifera . Protozoa . Ehre 1. Infusoria . Br 2. Rhizopoda 3. Gregarinae TEH ArTLHVREr II. Echinodermata. Der früheren Abhandlung „über den Bau der Echino- dermen“ (J. B. 1871. S. 141) lässt Greeff jetzt (Sitzungs- ber. Gesellsch. Naturwiss. Marburg 1872 N. 6) eine zweite Mittheilung folgen, die zunächst und vorzugsweise dem Blutgefässsystem der Echinodermen gewidmet ist. Nach vielen vergeblichen Versuchen ist es dem Verf. gelungen, die Existenz eines analen und oralen Gefässringes. voll- ständig zu bestätigen. Der letztere liegt nach unten und innen vom Wassergefässringe, zwischen der Mundhaut und dem Nervenringe, der ein verhältnissmässig weites Rohr darstellt, so dass der Gefässring, der viel dünner ist, in das Lumen desselben hineinragen kann und innerhalb desselben zu liegen kommt. Injieirt man nun eine farbige Flüssig- keit in die häutige, den Steinkanal umhüllende Erweiterung, so füllen sich alle diese Ringe: es steht also der anale Gefässring nicht bloss mit dem oralen Gefässringe, son- ‘dern auch mit dem Nervenrohre und dem Wasserge- fässsystem dureh diesen Schlauch in direetem Zusammen- hange. In den Armnerven lassen sich ausser dem primären Hohlraume auch noch röhrenförmige Fortsetzungen des oralen Gefässringes hinein verfolgen. Der erstere bleibt 1 2 übrigens nicht auf das Nervensystem beschränkt, sondern geht auch auf die Ambulacralfüsschen über, von denen sich zwischen der Muskulatur und der Hautschicht, die eine direete Fortsetzung des Nervenbandes ist, und vom Verf. desshalb auch als Nervenschicht bezeichnet wird, ein enges Längsgefäss hinzieht. In der sackartigen Erweiterung, die den Steinkanal einhüllt und beim lebenden Thiere stets prall mit Wasser gefüllt ist (Herz) fand Verf. (bei Astera- canthion rubens, das überhaupt den Angaben desselben zu Grunde liegt), ein eigenthümliches lappiges Drüsenge- bilde, das eine wimpernde Höhlung in sich einschliesst und wahrscheinlich mit den Blutgefässen in directer Verbindung steht. Zwei gleichfalls bisher übersehene spindelförmige Organe, die der Madreporenplatte anliegen, scheinen mit diesem Drüsenschlauche zusammenzuhängen und dürften, nach Meinung des Verf’s., vielleicht einen innern Kiemen- apparat abgeben. Eine beckenförmige Aushöhlung an der untern Fläche der Madreporenplatte enthält eine Anzahl von Bläschen, die sich bei der Injection des Wassergefäss- systems und speciell des Steinkanales füllen und wahr- scheinlicherweise physiologisch, wie morphologisch den Ampullen der Ambulacraleanäle und den Polischen Blasen entsprechen. Von einer sphärischen Linse hat Verf. auch fernerhin in den Augen der Seesterne Nichts auffinden können. Wohl aber sind die Pigmenttrichter von einer weichen hellen Substanz gefüllt, die nach der — freilich nur schwer und unvollständig gelingenden — Isolation den Krystallkegeln der Arthropoden ähneln, jedoch nicht homogen sind, sondern aus vielen kleinen schichtenweise über ein- ander liegenden kernartigen Körperchen zusammengesetzt und in der Achse von einem Faden oder Kanale durch- zogen sind. Die Pigmenttrichter sind gegen das Paren- chym des Auges übrigens nur unvollständig abgegrenzt, und, wie dieses, der Hauptmasse nach anscheinend aus Nervensubstanz gebildet. | In einer dritten Mittheilung (ebendas. 1872. N. 11) schildert Verf. vorzugsweise die peripherischen Blutgefässe der Asteriden, so wie die Zuleitungsorgane des Seewassers. Wir erfahren hier, dass die seitlichen Ausläufer der radi- 3 ären Nervengefässe nicht bloss an die Ambulacralfüsse treten, sondern auch zwischen die wirbelartigen Ambula- ceralplatten hindurch in die Leibeshöhle eindringen und auf der Innenfläche der Körperwand sich ausbreiten. Auch von dem oralen Nervengefässringe selbst wird die Haut von Gefässen versorgt, die mit den Ausläufern der Radiär- gefässe ein dichtes, jedoch mehrfach lacunäres Netzwerk bilden, aber auch mit den Blutwegen der Geschlechtsor- gane sich verbinden und durch diese mit dem analen Ge- fässringe in Communication treten. Was Tiedemann als Darmvenen beschreibt sind keine Gefässe, sondern solide Fäden, die zur Befestigung der Blinddärme dienen. Dagegen findet sich zwischen jedem Blinddarme und der Unterseite der Rückenhaut ein radiärer Blutsinus, der freilich eben so wenig wie die problematischen Darmvenen in den Analring einmündet, aber doch vielleicht insofern von besonderer Bedeutung für das Blutsystem ist, als er die Ernährungsflüssigkeit zunächst aufzunehmen und in die Hautgefässe überzuführen geeignet erscheint. Was den Eintritt des Seewassers betrifft, so geschieht dieser be- kanntlich durch die Madreporenplatte, deren Poren jedoch nicht ausschliesslich in den Steinkanal und somit das Wassergefässsystem führen, sondern zum Theil auch — es gilt das besonders von den randständigen Poren — eine directe Verbindung mit dem Herzen d.h. dem Blutgetäss- system eingehen. Mit einer mehrfachen Madreporenplatte ist stets auch eine entsprechende Vervielfältigung des Steinkanales und Herzens, ja sogar der neben dem Stein- kanale liegenden kiemenartigen Organe verbunden. Uebri- gens glaubt Verf. auch annehmen zu dürfen, dass durch die Madreporenplatte das Seewasser in die Leibeshöhle und in das Hautgefässsystem eintrete. Ein weiterer Zu- sammenhang zwischen dem Blutsystem und dem See- wasser wird durch die Gefässe der Geschlechtsorgane ver- mittelt, die aus dem analen Ringe hervorkommen und sehr eigenthümliche Verhältnisse zeigen. Nach dem Eintritte in die Genitalien lösen sich diese Gefässe nämlich nicht in immer feinere Zweige auf, sie erweitern sich vielmehr mit ihren Hauptzweigen sackartig und nehmen die Lappen 4 N und Läppchen der Drüse in sich auf, so dass das ganze Gebilde direet und lacunenartig von Blut umspült ist. Doch nicht genug. Die Genitalöffnungen, die in der Regel in den Interradien des Scheibenrückens liegen und z. B. bei Solaster papposus leicht zu sehen sind, führen nicht gleich in die Drüsen, sondern zunächst in die vom analen Gefässeirkel ausstrahlenden Stämme der Genitalgefässe, so dass die Geschlechtsproducte auf ihrem Wege nach Aussen dieselben passiren müssen. Dieselben würden auch in das übrige Blutgefässsystem übertreten, wenn der Anal- ring nicht von einem ansehnlichen, frei in das Lumen hinein- ragenden Wulste, wie von einer Klappe, durchzogen würde. An einzelnen Stellen bildet dieser Wulst ein Paar drüsen- artige Ausbreitungen, die eine wimpernde Aushöhlung ent- halten, wie die oben beschriebenen kiemenartigen Organe, denen die betreffenden Bildungen in der That auch an die Seite zu stellen sein dürften. Baudelot handelt in seinen „Etudes generales sur le systeme nerveux“ (Archiv. zoolog. experim. T. I. p. 177— 216) über das Nervensystem der Echinodermen. Er schil- dert in ausführlicher Weise die ailmähliche Entwiekelung unserer Kenntnisse über dieses wichtige Gebilde (bis zu den siebenziger Jahren), fügt auch einige eigne Beobach- tungen hinzu, weiss dem Gegenstande aber, da er nur auf die gröbern Verhältnisse eingeht, keinerlei neue Seiten abzugewinnen. Den Ansichten von Greeff gegenüber, die nachträglich noch angezogen werden — die Arbeit von Owsjannikoff ist dem Verf. unbekannt geblieben —, verhält Baudelot sich ziemlich skeptisch, obwohl es doch leicht ist, die Richtigkeit derselben an mikroscopischen Quersehnitten junger Seesterne ausser Zweifel zu stellen. Nach den zunächst auf dem Challenger angestellten — später auch von Studer bestätigten — Beobachtungen existiren im antaretischen Meere ungewöhnlich viele Echi- nodermen, deren Junge sich ohne Schwärmzustand und Metamorphose in Taschen am mütterlichen Körper ent- wickeln; ein Umstand, der den Schluss zulässt, dass hier Bedingungen obwalten, welche der Entwickelung frei- schwimmender Jugendstadien ungünstig sind. Reisebriefe EEE > 5 s von Willemoes-Suhm, Zitschrft. für wissensch. Zoologie Bd. XXIV. S. XXI. Fischer und Folin machen Angaben über das Vor- kommen einiger Echinodermen am Cap Breton, Cpt. rend. T. 74 p. 750—753 u. T. 77 p. 582—585. Ebenso Lafont über die Echinodermen von Arcachon, Act. Soc. Linn. Bor- deaux T. XXVII p. 278. Moebius und Bütschli liefern in den schon früher angezogenen Berichten der Commission zur Durehforschung der Nordsee (S. 143—151) eine Zusammenstellung der von der Pommerana gesammelten Echinodermen. Es sind im Ganzen 45 Arten (9 Holothurien, 11 Echiniden, 12 Aste- riden, 12 Ophiuren, 1 Crinoide) ungefähr zwei Dritttheile jener, welche von der Norwegenschen und Brittischen Küste bekannt sind. 32 dieser Arten sind durch die ganze Nord- see und bis in das Kattegat verbreitet, und 13 gehen sogar bis ins Mittelmeer und noch weiter. Eine Zusammenstellung der im Kopenhagener Museum enthaltenen Echinodermen aus Grönland liefert Lütken in Rup. Jones, manual of the natural history of Greenland and the neighbouring regions, London 1875 p. 184 u. 185. M’Intosh führt unter den Wirbellosen von St. Andrews (Ann. nat. hist. Vol. VIX. p. 68—74) neun Holothiurien, acht Echiniden, acht Asteriden und acht Ophiuriden auf, sämmtlich bekannte Arten. Ausführlicher und mit Abbil- dungen: Marine Invertebrates and fishes of St. Andrews, Edinb. und London 1875 (nicht gesehen). Verrill zählt in seiner Abhandlung über die Radia- ten von Nord-Carolina 13 Eehinodermen (Amer. Journ. arts and sc. 1872. T. III. p. 432). Ebenso (ibid. V u. VI) und Baird’s Report 1. ec. p 515—522) aus dem Vineyard-Sund und den benachbarten Küsten von Neu-England 22 Species. Einige Mittheilungen über die Eehinodermen des Gol- fes von St. Lorenz bei Whiteaves in den Ann. nat. hist. Vol. X. p. 346. Ueber die Echinodermenfaune der Canarischen Inseln siehe Greeff, Madeira und die kanarischen Inseln in natur- wissenschaftlicher, besonders zoologischer Beziehung. Mar- burg 1872. S. 30 u. 31. 6 Hoffmann stellt eine Liste der um Madagascar lebenden Eehinodermen zusammen, Rech. sur la Faune de Madagascar et de ses dependances d’apres les d&ecouvertes de Pollen et van Dam T. V. 2. p. 45 u. 46 T. X (nicht gesehen). Gray liefert ein Verzeichniss der von M’Andrew in dem Golfe von Suez gesammelten Echinodermen (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. X. p. 115—124) und stellt diese mit den übrigen aus dem Rothen Meere bekannten Arten zu einer Liste zusammen. Dieselbe enthält 1 Comatulide, 6 Ophiuriden, 11 Asteriden, 19 Echiniden, 3 Holothurien. Hutton’s „Catalogue of Echinodermata of New Zea- land“, Wellington 1872 ist Verf. nicht zu Gesicht gekom- men. Derselbe enthält eine Beschreibung von 34 Arten, von denen 18 vermuthlich neu sind. Von besonderm Interesse sind die Aufschlüsse, die wir durch die Englischen Tiefseeexneditionen sowohl der Poreupine und Lightning, wie auch des Challenger über die Echinodermen der Tiefsee erhalten haben. Wir werden später darauf noch mehrfach zurückkommen, machen aber schon hier darauf aufmerksam, dass Wyv. Thomson’s Ein- sangs dieses Berichts erwähntes Werk: The depths of the sea London 1873 eine Anzahl von Capiteln enthält, die srösstentheils oder gar ausschliesslich unsern Thieren ge- widmet sind. Auch die der „Nature“ an verschiedenen Stellen einverleibten Berichte nehmen auf Echinodermen viel- fache Rücksicht. 1. Seytodermata. Greeff macht darauf aufmerksam, dass der Nerven- ring und die radialen Nervenstäimme der Holothurien sich dureh ihren Bau genau an die entsprechenden Bildungen der Asteriden anschliessen. Nur darin findet sich ein Unter- schied, dass die Nerven nicht bloss Canäle umschliessen, sondern auch in ganzer Ausdehnung leistenförmig in einen nach Aussen davor gelegenen canalförmigen Hohlraum hineinragen, wie das übrigens schon von J. Müller beob- achtet ist. Die Anordnung dieser äussern Canäle erinnert g so auffallend an die Verhältnisse der Ambulacralrinnen der Asteriden, dass Verf. kein Bedenken trägt, beiderlei Gebilde miteinander zu parallelisiren und die betreffenden Canäle damit als röhrenförmig geschlossene Ambulaeral- rinnen zu deuten. Da sich die gleiche Bildung nach den Beobachtungen Greeff’s auch bei den Echinen und Ophiu- ren findet, gewinnt es den Anschein, als wenn diese Homo- logie einen wesentlich neuen Gesichtspunkt für die ver- gleichende Morphologie der Echinodermen in Aussicht stellt. Marburger Sitzungsber. 1872. N. 11. S. 165—169. Graber liefert in seinem „Beitrage zur Histologie der Stachelhäuter“ (Jahresber. der k. k. Staatsgymnasiums zu Graaz 1872. S. 45—54 Taf. I u. II) Mittheilungen über den feinern Bau der Holothuria tubulosa mit besonderer Berücksichtigung des Darmkanales, des Blutgefässringes und Steinkanales. Selenka untersucht „die Embryologie von Cueu- maria doliolum“ und lässt seinem Berichte darüber (Sitzungs- ber. der physikal. mediein. Soe. zu Erlangen 1875. Jun.) später (ebendas. Dec.) noch eine Mittheilung „zur Ent- wieklung von Holothuria tubulosa“ folgen. Beide, obwohl in sofern verschieden, als die letztere einer vollkommenen Metamorphose unterliegt, während die erstere sich ziem- lieh direet entwickelt, stimmen doch in den Hauptzügen ihrer Ontogenese mit einander überein. In beiden Fällen verwandelt sich der Dotter nach der Durchfurchung in eine einschichtige Keimblase (Blastula), die dann durch Einstülpung des einen Poles die Form einer Gastrula an- nimmt. Noch bevor diese Einstülpung beträchtliche Fort- schritte gemacht, ja nur eigentlich begonnen hat, löst sich von den Entodermzellen, die sich schon frühe durch gewisse Eigenthümlichkeiten erkennen lassen, eine immer grössere Anzahl von Wanderzellen ab, die, mit amöboider Beweglichkeit versehen, den ganzen ursprünglich von einer hellen Gallertmasse gefüllten Innenraum durchsetzen und sich namentlich an den Flächen desselben (an der Innen- fläche des Eetoderms und der Aussenfläche des Entoderms) membranenartig ausbreiten. Es sind dieselben Zellen, die von Meeznikoff als Cutiszellen betrachtet wurden, in 8° Wirklichkeit aber die Mesodermzellen darstellen und be- stimmt sind, in die Muskulatur sowohl der Leibeswand, wie auch des Darmes sich zu verwandeln. Die Einstül- pungsstelle entspricht nieht dem Munde, sondern dem After, indem der erstere erst nachträglich entsteht, nachdem die Einstülpung den ganzen Innenraum der Larve durchwachsen hat. Noch bevor das aber geschieht, hat sich von dem Urdarm ein zipfelförmiger Fortsatz abgetrennt, der eine zeitlang in Form eines blasenartig geschlossenen Hohl- raumes neben dem Darme liegt, dann aber weiter zerfällt und schliesslich in das Wassergefässsystem und die Leibes- höhle mit ihrer Peritonealbekleidung sich umwandelt. Aus diesem Grunde bezeichnet Verf. das betreffende Gebilde als „Vasoperitonealblase“. Bei Holothuria tubulosa, die zunächst zu einer bilateralen Form sich entwickelt, bildet dasselbe noch vor dem zweiten Zerfall einen Rückenporus, der später natürlich der Wassergefässblase verbunden bleibt. Das die Seitentheile der Peritonealblase mit den sg. Lateralscheiben oder wurstförmigen Organe identisch sind, braucht kaum hervorgehoben zu werden. Dohrn macht gelegentlich (Mittheilungen aus und über die zoologische Station in Neapel, Ztschrft. für wissen- schaftl. Zoologie Bd. XXV. S. 470) darauf aufmerksam, dass sich Pentaeta in ihrer Ernährungsweise sehr auffallend von den echten Holothurien unterscheidet, indem sie keinen Sand schluekt, sondern durch ein fortwährendes eigen- thümliches Spiel der Tentakel, bei dem auch die beiden, scheinbar rudimentären Tentakel ihre Rolle spielen, wahr- scheinlich kleine Thiere der manchfaltigsten Art zu Munde bringt. Durch W. Thomson’s Mittheilunger vom Bord des Challenger erfahren wir von einer sehr eigenthümlichen Tiefseeholothurie (2125 Faden), die durch die Entwicke- lung einer scharf begrenzten Sohle an Psolus erinnert, aber abweichend von allen bekannten Arten ein von Gal- lertsubstanz gebildetes äusserst dickes Perisom hat, das die Leibeshöhle verengt und seitlich neben der Mittellinie des Rückens eine Reihe abgerundeter Lappen mit je einem Ambulacraltubus im Innern trägt. Auch die Ränder der En I Bauchscheibe sind jederseits mit einer Anzahl blattförmiger, wahrscheinlich der Respiration dienender Anhänge besetzt. Nature, T. VII. p. 388. Ludwig liefert „Beiträge zur Kenntniss der Holo- thurien‘“‘ (42 Seiten mit 2 Tafeln Würzburg 1874, aus dem zweiten Bande der Arbeiten aus dem zoologisch-zootomischen Institut in Würzburg bes. abgedruckt) und beschreibt darin 54 neue Arten, von denen zwei als Typen neuer Gattungen betrachtet werden. In einem Nachtrage wird denselben später noch (ebendas.) eine neue Art Thyonidium (7%. ocei- dentale aus Surinam) hinzufügt. Die neuen Arten sind: Synapta bankensis, 5. asymmetrica (mit Asymmetrie der An- kerarme), 5. incerta, alle drei von Banka, $. innominata Philippinen, $. Polii Barbadoes, Chirodota contorta von unbek. Fundort, Oucumaria ignava St. Vincent, ©. punc- tata Barbadoes, O©. nobilis Norwegen, C. perspicua ebendah., ©. parva Chili, C. exigua China (?), ©. improvisa Algoa Bay, C. Salmini Celebes, ©. tenwis ebendah., ©. fallax Alaska, Oolochirus tristis Zanzibar, ©. australis Austr., O. minutus ebendah., Pseudocucumis (n. gn.) acicula Viti (von Semper irriger Weise als Cucumaria acieula beschrieben) Actinoeucumis (n. gen.) typica Austral., Thyone suspecta Barbad., Thyone (Stolus) mirabilis, Thyonidium Schmeltzü, mit der vorhergehenden aus Austr., Orcula tenera Samoa, Phylloporus Frauenfeldi Roth. Meer, Ph. holothurioides hab.?, Stichoporus errans Barbadoes, St. fuscus Patagonien, Mülleria excellens Samoa, Labidodemas dubiosum Tahiti, Ho- lothuria (Stichopodes) signata ebendah., 4. (St.) pertinax Sa- moa, H. (Sporadipus) Kubaryi Pelew, H.(Sp.) mexicana H.(Sp.) sulcata Westind., H. (Sp.) notabilis Austr., H. (Sp.) line- ata ebendah., H. caesarea, Samoa, H. (Sp.) oceidentalis Westind., H. (Sp.) cubana H. (Sp.) Dietrichii Austral., H. (Sp.) peregrina ebendah., H. (Sp.) insignis ebendah., H.(Sp.) modesta Antillen, FH. (Sp.) elemens Samoa, H. captiwa Bar- bad., H. depressa Tahiti, H. imitans Samoa, H. samoana, Hol. rugosa Samoa, H. curiosa Austr., Hol. bowensis eben- dah., H. surinamensis. Zum Schluss fügt Verf. noch einige Bemerkungen über Hol. impatiens Frse., Hol. vagabunda Sel. Var., Cucumaria syracusana Gr. Var. hinzu. Die Ta- 10 feln enthalten Darstellungen der Kalkkörperehen, die be- greiflicher Weise ganz besonders die Aufmerksamkeit des Verf.’s in Anspruch genommen haben. In seiner „Kritik adriatischer Holothurien“ sucht v. Marenzeller (Verhandl. der k. k. zool.-bot. Gesellsch. in Wien 1874 (22 S.) die in der Adria lebenden Holo- thurien von den verwandten und vielfach — auch von den neuesten Schriftstellern — mit ihnen verwechselten Arten zu unterscheiden und die Synonymie derselben festzustellen, So wird die gewöhnlich als Cueumaria doliolum beschrie- bene Mittelmeerform als C. Planci Brdt. bestimmt, da erstere (Actinia doliolum Pall.), die vom Cap stammt, als ein Colochirus (C. doliolum) sich erwies. Cucumaria Diec- quemarii Gr. ist von C. Diequemari Cuy. verschieden und eine neue Art (C. Grubei), wie denn auch Cucumaria eu- cumis Risso eine Art für sich darstellt und keineswegs mit C. pentactes L. (=. elongata Kor. et Dub.), wohl aber mit der gleichnamigen Art Selenka’s identisch ist. Cu- cumaria Kirchsbergii Hell. gehört wahrscheinlich zu Ocnus. Auch die Beziehungen von Holothuria tubulosa, H. Poli und H. Stellati sind vielfach verkannt worden. Interessant ist das Vorkommen der bisher bloss in der Nordsee aufgefun- denen Cucumaria Hyndmani Thomps., von der übrigens C. Korenii Lütk. (= Pentacta caleigera Stimps.) abzutrennen ist, so wie die Anwesenheit einer bei gewissen Exemplaren von Thyone zwischen der Basis der zwei dorsalen Ten- takeln gelegenen Papille, auf deren Spitze die (männliche) Geschlechtsdrüse nach Aussen mündet, eine Bildungübrigens, die schon von Koren und Costa (bei Uroxia = Thyone) beschrieben wurde. Verrill beriehtigt in Baird’s schon früher in un- serm Berichte erwähnten Report die Synonymie der um New- England vorkommenden Holothurien (p. 715 u. 716). Ana- perus Carolinus Trosehel wird dabei mit Thyone briareus Les., Cucumaria fusiformis Des. mit Stereoderma unisemita Ayr., Embolus pauper Sel. mit Molpadia (?) oolithica Pourt., Leptosynapta tenuis Verr. (so wie Synapta Ayresi Sel. und vielleicht S. gracilis Sel.) mit L. Girardi Pourt. zusammengestellt. Neu ebendas.: Leptosynapta roseola Verr. 11 Thyone scabra n., ebenfalls von Neu-England: Verrill, Amer. Journ. Arts and se. T. V. p. 100. Thyonidium (Colochirus) gemmatum Pourt. ist durch die Zehnzahl seiner Tentakel, die Anhäufung seiner Kalk- körpercehen, die Bildung seiner Oralplatten und Genitalien von den typischen Formen des Gen. Thyonidium so verschie- den, dass derselbe Autor dafür den neuen Genusnamen Thyonella vorschlägt. L. ec. T. IIL p. 437. 2. Actinozoa. Echinoidea. A. Agassiz erörtert in eingehender Weise (American Naturalist. Vol. H. p. 398—406 mit zahlreiehen Holz- schnitten) „the homologies of Pedicellariae“ und liefert dabei nach einem Rückblicke auf deren manchfaltige charak- teristische Bildung den Nachweis, dass dieselben den Stacheln, Höckern, Klauen und Ankern gleichwerthig seien, theils weil sie auf wesentlich gleiche Weise entständen, theils auch, weil mancherlei Zwischenformen zwischen ihnen vorkämen. Selbst die Platten und Schilder gehören der gleichen Organengruppe an, so dass in letzter Instanz die sämmtlichen Hartgebilde der Eechinodermen, mögen dieselben in Grösse und Form und Function noch so sehr von einander abweichen, als homolog zu betrachten sind. Mac Intosh veröffentlicht (Transaet. Irish Acad. 1875. Vol. XXV. p. 519—558 Tab. XXXI—XXXII) „Re- searches on the structure of the spines of Diadematidae“, die den bei Weitem grössern Theil der dahin gehörenden Genera umfassen und keinen Zweifel lassen, dass der fei- nere Bau der Stacheln ebenso charakteristische Merkmale für dieselben abgiebt, wie die übrige Organisation. Nur das Gen. Echinothrix Pet. macht eine Ausnahme, die aber darin ihre Erklärung finden mag, dass die betreffenden Arten (Ech. ealamaris Ag. und E. turearum Pet.) keines- wegs so nahe verwandt sind, wie man gewöhnlich annimmt. Dass bei der Vergleichung der Durchschnitte immer nur entsprechende Abschnitte der Stacheln zu Grunde gelegt werden dürfen, versteht sich von selbst, da der Bau nicht in ganzer Länge der gleiche ist. Uebrigens gehören die 12 Stacheln der Diademiden sämmtlich dem sg. quirlförmigen (verticillate) Typus an, der durch die gezähnelte Beschaffen- heit der Längsleisten charakterisirt ist, wenngleich daneben noch bei den Geschlechtern mit dimorphen Stacheln (Cen- trostephanus und Asthenosoma) Stacheln von anderer Bil- dung vorkommen. Ebenso sind die Stacheln mit seltenen Ausnahmen hohl und von einer weichen Pulpa durchzogen (Sarcode, wie Verf. mit Carpenter vermuthet), welche von da in die Lückenräume des Stiletnetzes übertritt. Auch der histologische Bau zeigt gewisse gemeinsame Züge, die im Einzelfalle (besonders bei Asthenosoma) mehr oder minder modifieirt sind. Ueber die Bildung und das Wachs- thum der Stacheln ist bis jetzt erst wenig bekannt, obwohl namentlich das letztere mancherlei wichtige Aufschlüsse in Aussicht stellt. Die Untersuchungen, welche der Darstellung des Verf’s. zu Grunde liegen, sind übrigens schon vorher im Auszuge dureh die Mittheilungen, welche das Journ. mierose. se. 1875 Vol. XV. Il. dd. über die Verhandlungen des Dub- a a liner mikroscopischen Vereines bringt, bekannt geworden. ° Des Moulins, sur les epines des Echinoeidarites, Actes Soe. Linngenne de Bordeaux T. XXVII. p. 162—170. Pl. X und XI. Steward beschreibt die Hartgebilde in den Saug- scheiben von Podophora atrata, monthly mieroscop. Journ. ATX. tp. 35. PL VAL van Ankum findet bei Echinometra lueunter neben den schon früher bekannt gewordenen Hartgebilden noch dreistrahlige Kalkkörperchen, die denen der Kalkspongien ähnlich sind und einen Protoplasmafaden in sich ein- schliessen, welcher den kohlensauren Kalk secerniren soll. Kalklichaampjes by Echinometra lucunter, Tydschr. Nederl. dierk. Vereen. D. I. p. 188—196. Tab. IX, X. Graber berichtet in seinem „Beitrage zur Histologie der Stachelhäuter“ (a. a. ©. S. 52—54) u. a. auch über den Darmkanal von Schizaster canaliferus. Er schildert denselben nach Bau und Structur und findet sowohl am Ende des Munddarmes, wie auch am Mitteldarme einen eigenthümlichen Anhang von drüsiger Beschaffenheit. Der ‘ 13 Munddarmanhang hat die Gestalt eines in mehrere dünne Röhren auslaufenden Sackes. Der Mitteldarmanhang ist offenbar dasselbe Gebilde, welches Delle Chiege bei Spa- tangus purpureus als Blinddarm bezeichnet (und Hoffmann inzwischen, J. B. 1871. 5. 130 als „gewundenes Organ“ beschrieben hat). Trotz seiner Verbindung mit dem Mit- teldarm steht es mit demselben keineswegs in offener Ver- bindung. Hoffmann veröffentlicht in dem Niederländischen Arehiv für Zoologie Bd. I S. 184—186 Tab. XIV einen Nachtrag zu der schon früher (Bericht 1871 S. 131) be- rücksichtigten Abhandlung „über das Blutgefässsystem der Eehiniden“ und behauptet darin im Gegensatze zu seinen frühern Mittheilungen, dass die Echiniden eben so wenig, wie die Spatangiden einen oralen und analen Blutgefäss- ring besässen. Nur am Oesophagus finde man einen Ge- fässring, aber dieser gehöre dem Wassergefässsystem an, obwohl die an der Rücken- und Bauchseite des Darmes verlaufenden Blutgefässe in denselben einmünden. Das vom Scheitel bis zur Laterne herabsteigende Gefäss, welches in seiner Mitte das sg. Herz trägt und nach den älteren Mittheilungen die beiden Blutgefässringe verbinden soll, erweist sich als Steinkanal (mit Wassergefässkranz), der von der Madreporenplatte entspringt und in den Wasser- gefässring einmündet. Was man früher als Steinkanal deutete, ist eine daneben hinlaufende bandartige Verdiekung des Mesenteriums. Das Blut- und Wassergefässsystem der Eehiniden stimmt also in der Hauptsache vollkommen mit dem der Spatangiden überein. Nur in sofern findet sich ein Unterschied, dass der Zusammenhang der Blut- gefässe mit dem Wassergefässapparate bei den Echiniden direet durch ‘die (bei den Echinoiden allein vorhandenen) Darmgefässe, bei den Spatangiden aber durch ein eigenes aus dem Bauchgefässe entspringendes Magengefäss ver- mittelt wird. Nach einer Bemerkung Greeff’s (Marburger Sitzungs- ber. 1872. N. 11. S. 163. Anm.) beruht übrigens diese An- gabe über das Fehlen des analen Gefässringes bei den Echinen auf einem Irrthume. Es ist ein weiter, fast sinu- 14 öser Ring um den After und zwischen diesem und den Genitalplatten gelegen. Zu demselben Resultate kommt auch Perrier, der den Circulationsapparat der Seeigel specieller untersucht hat, Rech. sur l’appareil eirculat. des oursins (Ann. zool. exper. T. IV. p. 605—643 Pl. XXIII u. XXIV, im Aus- zuge Compt. rend. T. 79 p. 1128—1132). Nach den Beobachtungen van Ankum’s zeigt der Generationsapparat der regulären Seeigel keineswegs bei allen Exemplaren die bisher diesen Thieren vindieirte Zu- sammensetzung aus fünf vollständig getrennten Säcken; es verschmelzen diese letzteren vielmehr häufig, besonders bei Eehinus sphaera, zu einer mehr oder minder zusammen- hängenden lappigen Masse, die nur in dem zur Auf- nahme des Mastdarmes bestimmten Interradius beständig getrennt bleibt. Verf. neigt sich der Auffassung zu, dass die Antimeren der Echinodermen eine ursprünglich indivi- duelle Bedeutung besitzen und sieht in Uebereinstimmung hiermit in der Verschmelzung der Keimdrüsen das Zeichen einer fortschreitenden Centralisation. Mededeelingen om- trent de vergroeiing van de generatie-organen by Echinus en eenige verwante geslachten, Tydschrift Nederl. dierk. Vereen. I. 1875 p. 176—187 Tab. XI oder (franz.) Archiv neerland. sc. exact. natur. 1876 p. 97—117 Pi. IX, X. Ueber die Vorgänge der Eibildung bei Echinus berichtet | Ludwig in der schon früher (Th. I. S. 22) angezogenen Abhandlung 8. 9 ff. OÖ. Hertwig legt seinen „Beiträgen zur Kenntniss der Bildung, Befruchtung und Theilung des thierischen Eies“ (morpholog. Jahrbuch 1875, Bd. I. S. 347—435, Tab. X—XIH) Untersuchungen zu Grunde, die er an den Eiern von Toxopneustes lividus gemacht hat. Zur Reife- zeit der Eier, so zeigt derselbe, erleidet das Keimbläschen eine regressive Metamorphose und wird durch Contractio- nen des Protoplasma an die Oberfläche getrieben. Seine Membran löst sich auf, sein Inhalt zerfällt und wird zu- letzt vom Dotter wieder resorbirt; der Keimfleck aber scheint unverändert erhalten zu bleiben, in die Dotter- masse selbst hineinzugelangen und zum bleibenden Kerne ug ee ge 15 des jetzt befruchtungsfähigen Eies zu werden. Nach der Befruchtung unterscheidet man neben diesem sg. Eikerne noch einen zweiten Kern, der sich von der Peripherie aus immer mehr dem erstern nähert und von unserm Verf. als Spermakern bezeichnet wird, weil er sich berechtigt glaubt, denselben aufein von Aussen eingedrungenes Sper- matozoon zurückzuführen. Beide Kerne stossen schliesslich aufeinander und verschmelzen zu einer einfachen Masse, um welche herum die Dotterkörnchen in Radien sich an- ordnen. Der auf diese Weise durch Copulation ent- standene Körper erscheint nun als der Kern der ersten Furehungskugel, den Verf. als ein mit activen Kräften ausgerüstetes automatisches Centrum betrachtet. Jedenfalls beobachtet man an demselben amöboide Bewegungen, die schliesslich zu sehr charakteristischen Veränderungen hin- führen. Die Form wird oval, sodann hantelförmig, und schliesslich fällt das Mittelstück, dessen feste Substanz inzwischen in Längsfasern sich zusammengruppirt hat, aus einander, so dass statt des ursprünglich einfachen Furchungskernes deren zwei vorhanden sind. Schon vorher hat ein jeder dieser Kerne durch Anziehung des homo- genen Dotterprotoplasma seine eigne Radienfigur gebildet und damit den Zerfall der Dottersubstanz in zwei Ballen (Furchungskugeln) eingeleitet. Dass dieser Process auch bei den späteren Furchungen in wesentlich derselben Weise wiederkehrt, braucht nach den schon früher dureh Auer- bach bekannt gewordenen Thatsachen (J. B. 1. S. 131) kaum besonders hervorgehoben zu werden. Marion erzieht mittelst künstlicher Befruchtung Ba- stardlarven von Sphaerechinus brevispinosus und Toxo- pneustes lividus, die für gewöhnlich übrigens in verschie- dener Tiefe leben und auch in verschiedener Jahreszeit zur geschlechtlichken Reife kommen. Die Mehrzahl der befruchteten Eier ging freilich schon in frühen Stadien der Entwicklung zu Grunde, aber andere lieferten einen Pluteus, der von den entsprechenden Formen der Stamm- eltern nur durch einzelne wenig auffallende Gestaltver- hältnisse unterschieden war. , Eine Aufzucht der jungen Eehinodermen wollte nieht gelingen, aber es ist bekannt, 16 & dass solche auch bei reiner Inzucht in den gewöhnlich dabei in Anwendung kommenden kleinen. Aquarien un- möglich ist. Reproduetions hybrides d’Echinodermes, Cpt. rend. 1873. T. 77. p. 963—966. Lov&n’s Untersuchungen über die Morphologie und den Aufbau des Echinidenskelets, die wir nach einer — inzwischen auch in deutscher Uebersetzung Archiv f. Na- turgesch. 1873. Th. I. S. 16—70 Tab. IV erschienenen — vorläufigen Mittheilung schon im vorigen Berichte (S. 124) anziehen konnten, haben inzwischen in den „Etudes sur les Echinoidees par Loven“ (Stockholm 1875, 91 Seiten in Quart mit 53 Tafeln, vgl. Skenska Vetensk. akad. hand- lingar Bd. XI. N. 7, im Auszuge Cpt. rend. 1872. T. 75. p- 803—811) eine weitere Veröffentlichung gefunden. Erst jetzt lässt sich der Umfang und die Tiefe vollständig über- sehen, in der diese Untersuchungen angestellt sind, und die Bedeutung ermessen, welche sie für die richtige Auf- fassung sowohl des Gesammtbaues, wie auch der morpho- logischen Beziehungen zwischen den einzelnen Gruppen und den in den einzelnen Erdperioden auf einander fol- senden Formen besitzen. Dem Verf. in das Detail seiner Darstellung zu folgen ist freilich unmöglich; wir müssen uns hier unter Hinweis auf die grosse Wichtigkeit des Werkes mit einigen wenigen Bemerkungen begnügen und können uns dabei um so kürzer fassen, als wir bereits früher die hauptsächlichsten der vom Verf. gewonnenen Resultate hervorzuheben in der Lage waren. Zunächst erwähnen wir den Umstand, dass der Inhalt des jetzt vor- liegenden Werkes in zwei an Umfang freilich sehr un- gleiche Theile zerfällt, von denen der erste den vom Verf. entdeckten Sphäridien (p. I—11l), der andere aber der Morphologie des Echinoidenskelets gewidmet ist. Die erstern sind nach der Darstellung des Verf.'s offenbar, gleich den Pedicellarien, modificirte Stacheln. Sie bestehen aus einem von Epithel überzogenen Sceletgewebe, das in dem Stiele die bekannte Structur besitzt, während es in dem Köpfchen eine mehr homogene Beschaffenheit zeigt und eine meist ziemlich regelmässige Schichtung erkennen lässt. Im Uebrigen hat der Bau, wie auch die Anordnung und i se | 17 Zahl je nach Art und Familie mancherlei Unterschiede, die der Verf. eingehend darstellte. Der zweite Theil des Werkes behandelt in gleich eingehender Weise das ambu- lacrale Skeletsystem (p. 11—46), die Interradialzonen (p. 46 —6l), die Saumlinien (61—64) und die Apiealregion (65— 90), Abschnitte, die nach der Ansicht des Verf.’s in mor- phologischer Beziehung sämmtlich von einander verschieden sind und keineswegs als gleichwerthige Theile des Ske- letapparates betrachtet werden dürfen. Am deutlichsten lässt sich solches für das Ambulacralsystem nachweisen, dessen Skeletstücke sich nach Wachsthum und Verschiebung ganz selbstständig verhalten, und das schon bei den sonst mehr- fach eigenthümlichen palaeozoischen Echiniden, den sg. Perichoechiniden, die Verf. auf p. 29—33 vollständig zu- sammenstellt und nach ihren Haupteharakteren schildert. Auf Grund der bei den Spatangiden der Kreide vorkom- menden Anordnung der Madreporenplatte verlegt Verf. auch die Madreporenplatte der sg. regulären Seeigel in den vordern rechten Interradius, so dass die Längsachse (antero-posterior axis) derselben gleichfalls durch ein un- paares Ambulaerum hindurchgeht. Andere Spantangiden zeigen freilich in der Lage des Madreporenapparates, der eigentlich der Centralplatte des Apicalfeldes zugehört, man- cherlei Abweichungen, obwohl auch unter ihnen zahlreiche Formen sind, bei denen die rechte vordere (fir gewöhn- lich freilich nicht isolirte) Genitalplatte von der Madre- porenplatte in Anspruch genommen wird. Uebrigens ist die Symmetrie der Ambulacren, wie auch der Inter- ambulaeralzonen in Bezug auf diese Längsachse oftmals mehr oder minder auffallend gestört, und zwar bei den sg. regulären Formen nicht minder, als bei den übri- sen. Wie diese Asymmetrie, so findet auch die Hetero- nomie des vorderen Seitenfeldes (bei Ananchytes und den Spatangiden), wie die progressive Differenzirung der vor- dern unpaaren Area bei den Zahnlosen eine eingehende Darstellung. Dem erst neuerdings gehörig gewürdigten Verhalten der sg. Echinothuriden gegenüber ist der Nach- weis von Interesse, dass auch bei den Spatangiden an gewissen Stellen deutliche Spuren einer schuppigen Bil- 2 18 dung der Skeletstücke auftreten. Die Saumlinien sind nach den Untersuchungen des Verf.’s durch eine Auflagerung höck- riger Sceletsubstanz gebildet, die eben so wenig zu den ambulacralen, wie den interambulaeralen Platten irgend eine Beziehung darbietet, ihrer morphologischen Bedeu- tung nach aber ziemlich räthselhaft ist. Für die in der gegenwärtigen Fauna überwiegenden Formen mit ring- förmig den Afterpol umfassenden Saumlinien bringt Verf. die Bezeichnung Prymnodesmia in Anwendung, während er die übrigen Arten je nach der Anwesenheit und dem gänz- lichen Mangel von Saumlinien als Prymnadeta oder Adeta bezeichnet. (Die fossilen Spantangiden gehören mit Aus- nahmen eines einzigen Geschlechtes sämmtlich den beiden letztgenannten Gruppen an.) Die Verhältnisse des Apex und die daran anknüpfenden morphologischen Erörterungen über die Beziehungen der Echiniden zu den Crinoiden sind schon in dem frühern Berichte hervorgehoben; wir fügen dem damals Mitgetheilten nur noch die Bemerkung hinzu, dass diese Beziehungen hier eine sehr eingehende Berücksichtigung finden und schliesslich auch auf die Aste- riden übertragen werden (p. 70—91). Die Systematik be- treffend heben wir hervor, dass Verf. eine Dreitheilung der Echinoiden verwirft und bloss zwei Hauptgruppen annimmt, die Zahntragenden und Zahnlosen, die dann beide wieder eine grössere Anzahl von Familien enthalten. Die dem Werke beigegebenen Abbildungen repräsentiren den Körper der Seeigel mit allen Einzelnheiten in einer einzigen Ebene, nach einer Methode, die zu einem raschen Ueberblicke und zur Vergleichung der verschiedenen Formen mehr als irgend eine andere sich eignet, meines Wissens aber früher nur von H. Welcker für ceraniologische Zweeke in An- wendung gebracht ist. Gelegentliche Mittheilungen machen uns auch mit einigen neuen Arten bekannt, von denen wir hier zunächst die Tiefseeformen Salenia goesiana (An- tillen), Palaeotropus (n. gen.) Josephinae (Azoren), Hemi- aster ewpergitus (Atlant. Ocean) und Pygaster relictus (Antillen) erwähnen. Die beiden letzten gehörten zu zweien sonst aus- gestorbenen Geschlechtern, die von den jetzt lebenden Ver- wandten mehrfach abweichen. Es gilt das namentlich von hs DS 2 N 4 ; { 19 Hemiaster, der sich durch eine ganz besondere Bildung des Apicalfeldes von allen jetzigen Spantangiden unter- scheidet. Auch Palaeotropus erinnert auf den ersten Blick an gewisse ausgestorbene Arten, besonders Ananchytes ovata, hat aber perianale Saumlinien und, wie Homolampas, fünf gleiehmässig entwickelte Ambulacren. Eine bloss bei- läufige Erwähnung findet Abatus Philippri n. und Cassidulus Eugenise n., während von bekannten Formen Arachnoides placenta L. und A. Zelandiae Gr. eine nähere Beschreibung finden. Der Illustrated catalogue ot the Museum of compara- tive zoology at Harvard colledge, der unsere Litteratur be- reits mit zahlreichen werthvollen Beiträgen bereichert hat, bringt in Nr. VII (1872/74) unter dem anspruchslosen Titel „Revision of Echini by Al. Agassiz“ eine Monographie, die so ziemlich Alles ersetzt, was in zoologischer und syste- matischer Hinsicht bisher über diese Thiere veröffentlicht ist. Man wird die Bedeutung des Werkes schon dem Umstande ent- nehmen können, dass A. Agassiz demselben nicht bloss die reichen Schätze des oben genannten Museums zu Grunde legte, das Dank seinen fast unerschöpflichen Hülfsmitteln und seiner umsichtigen Leitung auf dem besten Wege ist, die übrigen zoologischen Institute sämmtlich in den Schatten zu stellen, sondern auch die in den Europäischen Öffent- lichen und privaten Sammlungen vorhandenen Original- exemplare mit einer bisher noch niemals ermöglichten Vollständigkeit zu benutzen vermochte. Die Resultate dieser umfangreichen und eingehenden vieljährigen Unter- suchungen nun sind es, die uns hier in einem Werke ge- boten werden, dessen vier Abtheilungen nicht weniger als 764 Seiten in Quart füllen und von 94 meist in Liehtdruck ausgeführten Tafeln begleitet sind, auf denen die bis jetzt bekannt gewordenen Arten zum grössesten Theile, viele so- gar in mehrfacher Abbildung und verschiedenen Alters- stufen, mit einer bisher wunübertroffenen Naturwahrheit ihre Darstellung gefunden haben. Die Zahl der Tafeln würde eine noch grössere geworden sein, wenn nicht ein Theil derselben — zum vierten anatomisch-morphologischen Abschnitte gehörig — mit den Zeiehnungen und Notizen 20 bei dem grossen Brande in Boston (1874) zerstört worden wäre. Der breiten Anlage des Werkes entsprechend be- ginnt Agassiz nach einer kurzen Einleitung und einer - alphabetisch geordneten vollständigen Zusammenstellung der betreffenden Litteratur mit einem Capitel über „No- menclatur“ (p. 1—30), in welchem derselbe das Prineip der Priorität als allein maassgebend auch für solche Fälle zu rechtfertigen versucht, in denen die (nachweislich authen- tische) Bezeichnung, wie vielfach bei den Echinen und Echi- nodermen überhaupt, aus vorlinneischer Zeit stammt. Der hier mit aller Schärfe vertretene Grundsatz ist bestimmt völlig gerechtfertigt, obwohl wir es bedauern, dass ihm eine An- zahl von Namen zum Opfer gefallen sind, die, wie Acro- cladia und Podophora durch ihren Wohllaut und das Tref- fende ihrer Bezeichnung einen allgemeinen Eingang ge- funden hatten, und andere, wie Toxopneustes, ihrer ge- wöhnlichen Anwendung entgegen auf Formen. übertragen werden, die wir bis dahin mit einem andern Namen zu bezeichnen pflegten. Bei jeder einzelnen Art soll der Name sowohl dessen, der die Species zuerst beschrieben, wie auch dessen, der dieselbe zuerst seinem richtigen Genus zuertheilt hat, Berücksichtigung finden. Nach diesen Prin- eipien wird sodann eine „chronologische Liste“ (p. 31—85) entworfen, die sämmtliche Arten, so viel deren beschrieben sind, der Zeitfolge nach aufzählt und auf ihre richtige Benennung zurückgeführt. Wie dieses Capitel der Ge- schichte der Namen, so ist das folgende (p. 87—169) der Geschichte der einzelnen Species gewidmet, indem darin die Synonymie der vom Verf. angenommenen Geschlechter und Arten in alphabetischer Aufzählung behandelt ist. Wir müssen uns leider versagen, der zahlreichen Auf- schlüsse zu gedenken, die hier geboten werden und viel- leicht mehr, als Anderes, den kritischen Takt und die reiche Erfahrung des Verf.'s in's rechte Licht stellen, behalten uns aber vor, auf Einzelnes bei späterer Gelegenheit zurückzu- kommen. Der (p. 170— 203) angebängte synonymische Index, der in gleichfalls alphabetischer Ordnung ein Verzeichniss sämmtlicher bisher aufgestellten Gattungen und Arten enthält, erlaubt durch beständigen Hinweisaufdie vorausgehende Liste 21 eine rasche Orientirung und liefert in Zusammenhang mit dieser eine Uebersicht über die Geschichte der einzelnen Arten, wie sie sonst wohl schwerlich irgendwo in gleicher Vollständigkeit und kritischer Schärfe dem Systematiker zu Gebote steht. In einer vierten Liste (p. 213—220) hat Verf. schliesslich seinen Ansichten über den verwandtschaft- lichen Zusammenhang der einzelnen Formen Ausdruck ge- geben. Wir kommen weiter unten darauf zurück und er- wähnen hier nur soviel, dass der Verf. die von ihm ange- nommenen 207 Species (lebender Echinen) mit ihren 81 Geschlechtern über 9 Familien vertheilt und diese wieder in 3 Ordnungen einreiht. Da den einzelnen Arten zugleich die Hauptfundstätten beigefügt sind, so dient die Liste zum Ausgangspunkte der Betrachtungen über die geographische Verbreitung der Echinen (p. 205— 242), mit denen der erste Theil des klassischen Werkes abschliesst. Auf Grund der darin niedergelegten Thatsachen unterscheidet Verf. vier geographische Provinzen, eine Amerikanische mit den west- lichen und östlichen Küstendistrieten (Eehinarachnius, Ar- bacia, Mellitta, Hemiaster), eine Atlantische, die durch das Mittelländische und Rothe Meer hindurch bis nach Japan sich erstreckt (Schizaster, Sphaerechinus, Echinocardium, Spatangus), eine Indo-pacifische (Phyllacanthus, Colobro- centrotus, Heterocentrotus, Parasalenia, Fibularia, Echino- strephus, Laganum, Maretia) und eine Australische, die mit ihren antaretischen Formen scharf gegen die übrigen ab- setzt, gleich diesen aber selbst wiederum in eine Anzahl von kleinern Distrieten zerfällt, wie das auf sechs Karten in über- sichtlicher Weise dargestellt wird. Der zweite (p. 247—378) und dritte Theil (p. 338—628) des Agassiz’schen Werkes ist der Beschreibung der einzelnen Arten gewidmet, zunächst (Th. I) der Beschreibung der an der Ostküste der ver- einigten Staaten vorkommenden Arten mit Einschluss zu- gleich jener, die bei den Tiefseeforschungen des Grafen Pourtal&s um Florida aufgefunden wurden, — im Gan- zen 42 Spec. — und sodann (Th. III) der übrigen. Neue Arten sind nur wenige zu verzeichnen, da diese schon früher von unserem Verf. in den Bullet. Mus. eompar. z00- logy T. U. p. 253 und 455 (vgl. J. B. 1869 S. 153, 1870 22 S. 139) und T. II. p. 56—58 in Kürze charakterisirt wurden. (Die zuletzt hier angezogenen Mittheilungen, die, dem Jahre 1872 angehörig, bisher in unserm Berichte noch keine Berücksichtigung fanden, handeln über Strongylocen- trotus armiger n. von Australien, Sphaerechinus Australiae n. ebendah., Amblypneustes pentagonus n. von Mauritius?, A. inflatus n. von Neu-Holland, A. purpurascens n. ebendah., Spatangus Lütkeni n. von China, Lovenia cordiformis n. von Californien, Moera stygia n. aus dem Rothen Meere, Rhynchobrissus pyramidalis n. aus China). Der vierte und letzte Theil des Werkes ist morphologisch -anatomischen Inhaltes. Er enthält eine Darstellung sowohl des Baues wie auch der Entwicklungsgeschichte unserer Thiere (p. 635 — 712). Was über letztere (p. 708 ff.) gesagt wird, ist im Wesentlichen eine Reproduction dessen, was Verf. schon früher in Betreff der Eientwieklung und Metamorphose (J. B. 1864 S. 119), sowie auch der Jugendzustände der Echinen (J. B. 1869 S. 152) veröffentlicht hat, so dass wir hier darüber mit der Bemerkung hinweggehen können, dass die frühere Darstellung in der neuen Bearbeitung mehr- fach weiter ausgeführt und vervollständigt ist. Die Mit- theilungen über den Bau betreffen vorzugsweise die Hart- gebilde, die Morphologie der Schale, sowie die Ver- mehrung und das Wachsthum der einzelnen Platten (p. 637 —643), die Stacheln und Pedicellarien (p. 650—670), den Kieferapparat (p. 686 ff.) und den Apex mit seinen Skelet- stücken (p. 689). Auch hier haben viele der früher von un- serem Verf. veröffentlichten Beobachtungen Aufnahme und Erweiterung gefunden. Die Madreporenplatte wird unter Be- rücksichtigung besonders des Verlaufes des Enddarmes überall in den linken hintern Interambulacralraum verlegt, während Loven derselben gerade die entgegengesetzte Stellung anweist. Apex, Mundfeld und Corona lassen sich bei der Mehrzahl der Echinen scharf gegen einander absetzen, doch giebt es auch Fälle — und dahin gehören ausser den Palaeechiniden auch die Tiefseeformen mit beweglichem Schuppenpanzer (Asthenosoma Gr.) —, in denen das (bekanntlich schon bei Cidaris beschuppte) Mund- feld bis zum Apex sich erstreckt, eine eigentliche Co- 23 rona also fehlt. Die Vermehrung der Plattenzahl in der Corona, die sonst bekanntlich durch Neubildung am apicalen Rande geschieht, und zwar in den ambulaeralen und inter- ambulaeralen Zonen nach verschiedenem Numerus, tritt bei den Diadematiden, Echinometraden und Echiniden, welche in den Jugendformen stets einfache Ambulaeralplatten be- sitzen, gleiehzeitig an verschiedenen Stellen zwischen den- selben durch Einschaltung neuer (secundärer) Platten ein, die dann freilich bei den einzelnen Genera wieder ver- schieden sich verhalten. Die Stacheln der Cidariden zeigen in ihrem mikroscopischen Verhalten mancherlei Eigen- thümlichkeiten, die um so auffallender sind, als darin sonst bei den verschiedenen Gruppen im Ganzen eine grosse Uebereinstimmung obwaltet, wie das Verf. durch eine ein- gehende Darstellung der Structurverhältnisse nachweist. Die bei den Spatangiden in den sg. Semiten stehenden Stacheln bleiben beständig von einer (Anfangs überall nachweisbaren) Flimmerhaut bekleidet und erweisen sich auch in anderer Hinsicht als jugendliche Gebilde. Rhyn- chopygus und Metalia besitzen an der Uebergangsstelle des Oesophagus in den eigentlichen Darmkanal anstatt des bei Spatangus hier vorhandenen einfachen Blindsacks — gleich Schizaster, vgl. Graber 5. 324 — ein Bündel von Blindschläuchen. Die Geschlechtsorgane zeigen bei den Clypeastriden und Spatangiden in Form und Lagerung mehrfach Abweichungen von den gewöhnlichen Formen, indem sie als baumartig verästelte Schläuche erscheinen, die besonders bei den Clypeastriden über den Darm hinaus, bis weit in das Mundfeld hineinreichen. Die beiden hin- tern Drüsen sind sehr allgemein, bisweilen schon bei Echi- nus — vgl. hierzu die oben angezogene Mittheilung von van Ankum —, stärker entwickelt als die übrigen. Sie sind auch die einzigen, die constant vorkommen, denn die vordern sind bei den Spatangiden nicht bloss ganz allge- mein in Zahl redueirt, sondern bisweilen auch gänzlich verschwunden. Der aus den Ocularplatten hervortretende Tentakel entspricht trotz der Abwesenheit eines Augen- fleckes schon durch seine Beziehungen zu den Ambulacral- röhren, die in denselben auslaufen, so vollständig den sg. 24 Augententakeln der Seesterne, dass die Homologie mit diesen Gebilden ausser Zweifel steht. Die in der Ent- wicklung dieser Anhänge sonst, besonders bei den Formen mit petaloider Bildung, vorkommenden Unterschiede finden bei unserm Verf. (p. 693—703) gleichfalls eine eingehende Berücksichtigung. Bei Gelegenheit der Pedieellarien (p. 660) werden über die denselben Gegenstand betreffende Arbeit von Perrier (J. B. 1870. S. 134) mancherlei Ausstellungen gemacht, denen gegenüber letzterer sich in dem Archiv. zool. exper. T. II. p. VII—-XV zu rechtfertigen sucht. Den deseriptiv zoologischen Theilen des Werkes entlehnen wir die schon oben erwähnte Uebersicht, der wir zugleich die wichtigsten synonymischen Bezeichnungen hinzufügen. I. Desmosticha. 1. Fam. Cidaridae. *Goniocidaridae: Cidaris Kl. (= Gymnocidaris A. Ag.) 3 Arten, Dorocidaris A. Ag. 1 Art (D. papillata, der auch Cid. hystrix, affınis, abyssicola zugerechnet werden), Phyl- lacanthus Br. (= Chondrocidaris A. Ag.) 6 Arten, Stepha- nocidaris A. A. 1 Art, Porocidaris Desm. 1 Art, Goniocidaris Desm. (= Temnocidaris Cott.) 3 Arten. *Salenidae: Salenia Gr. (= Salenocidaris A. Ag.) 1 Art. 2. Fam. Arbaciadae: Arbacia Gr. (= Echinocidaris Desm. und Te- trapygus Ag.) 6 Arten, Podocidaris A. Ag. 1 Art, Coelo- pleurus Ag. (= Keraiaphorus Mich.) 2 Arten. 3. Fam. Diadematidae: Diadema Schynv. 2 Arten, mit D. setosum (= D. Savignyi, antillarum, tenuispina), Centrostepha- nus Pet. (= Echinodiadema Verr. und Trichodiadema A. Ag.) 3 Arten, Echinothrix Pet. 3 Arten mit zahlreichen Synonymen, Astropyga Gr. 2 Arten, Asthenosoma Grube (= Calveria W. Thoms., ein Geschlecht, das später übrigens, p. 846, übereinstimmend mit Wyv. Thomson als lebender Repräsentant der eine besondere Gruppe bildenden Echino- thuriden betrachtet wird) 2 Arten. 4. Fam. Echinometradae: Colobocentrus Brdt. (= Podophora L. Ag.) 2 Arten, Heterocentrotus Brdt. (= Acrocladia L. Ag.) 2 Ar- ten, Echinometra Rondel. (= Ellipsechinus Lütk.) 6 Arten mit Ech. subangularis Leske (= acufera, Michelini etec.), Parasalenia A. Ag., Stomopneustes L. Ag., (= Heliocidaris Ag.) 1 Art, Strongylocentrotus Brdt. (= Toxopneustes Ag,., Loxechinus Desm,, Toxocidaris A. Ag., Anthocidaris Lütk., Euryechinus Verr., Loxechinus Bronn) 9 Arten, darunter St. Droebachiensis und St. eurythrogrammus mit sehr ver- 5. Fam. 1. Fam. 2. Fam. 1. Bam. 2. Fam. 25 ‚wirrter Synonymie, Sphaerechinus Desm. 3 Arten, Pseudo- boletia Tr. 2 Arten, Echinotrephes A. Ag. 1 Art. Echinidae. *Temnopleuridae: TemnopleurusAg. (=Toreumatica Gr.) 3 Arten, Pleurechinus Ag. 1 Art, Temnechinus Forb. (= Gonoeidaris A. Ag.) 1 Art, Microcyphus A. Ag. 1 Art, Trigonoeidaris A. Ag. 1 Art, Salmacis Ag. 5 Arten, Mes- pilia Desm. 1 Art, Amblypneustes Ag. 5 Arten, Holopneustes Ag. 3 Arten. * Triplechinidae: Phymosoma Haime (= Glyptocidaris Al. Ag.) 1 Art, Hemipedina Wright (= Caenopedina A. Ag.) 1 Art, Echinus Rond. (= Psammechinus Ag. p. p.) 11 Arten (Ech. virens K. D. = E. miliaris, E. rarispinus Sars und Ech. Flemmingii Ag. = E. norvegieus), Toxo- pneustes Ag. (= Boletia Des., Lytechinus A. Ag.) 4 Arten, Hipponoe Gr. (=Tripneustes Ag.) 3 Arten, Evechinus Verr. 1 Art. II. Olypeastridae. Euelypeastridae. .*Fibularinae, Echinoeyamusvan Phels. (= Seutellina Ag.) 1 Art, E. pusillus mit vielen Synonymen, Fibularia Lamk. 3 Arten. **Echinanthidae: Clypeaster Lk. (= Stolonoelypus A. Ag.) 4 Arten mit zahlreichen Synonymen, Echinanthus Breyn 2 Arten (mit Clyp. rosaceus.) *** Laganidae: Laganum Kl. 3 Arten und Peronella Gr. 4 Arten. Seutellidae: Echinarachnius Leske (= Dendraster Ag., Scaph- echinus Barn., Chaetodiscus Lütk.) 3 Arten (darunter Ech. parma = Ech. Rumphii), Arachnoides Kl. 1 Art (Ar. placenta), Echinodiscus Breyn (= Lobophora Ag.) 3 Ar- ten mit vielen Synonymen, Mellita Kl. 5 Arten, Astri- elypeus Verr. 1 Art (A. Manni Verr. = Crustulum gratulans Tr.), Rotula Kl. (= Seutella Lk. p. p.) 2 Arten, Encope Ag. 5 Arten, darunter E. emarginata mit zahlreichen Synonymen. IH. Petalosticha. Cassidulidae. *Echinonidae: Echinoneus van Phels. 2 Arten. **Nucleolidae mit Neolampas A. Ag. 1 Art, Echinolampas Gr. 3 Arten, Rhynchopygus d’Orb. (= Cassidulus Lk.) 2 Ar- ten, Echinobrissus Kl. 1 Art, Nucleolites Lk. 1 Art, Ano- chanus Grube 1] Art. Spatangidae. *Ananchytidae: Pourtalesia A. Ag. 1 Art, Homolampas 26 n. gen. 1 Art (Lissonotus fragilis A. Ag.), Platybrissus Grube 1 Art. *Euspatangina: Spatangus Kl. 3 Arten, Maretia Gr. 2 Ar- ten, Eupatagus Ag. 1 Art, Lovenia Des. 3 Arten, Breynia Desm. 1 Art, Echinocardium Gr. (= Amphidetus Ag.) 5 Arten, darunter Echin. cordatum (= Spat. arcuarius Lk., Amph. Kurtzii Gr.) und Ech. flavescens Müll. (= C.ovatum). ***] eskiadae: Paleostoma Lov = Leskia Gr.) 1 Art. werBpissina: Hemiaster Des (== Abatus Tr.) 2 Arten, Tripylus Phil. 1Art, Rhynchobrissus.n. gen. 1 Art, Bris- sopsis Ag. (=Kleinia Gr.), Agassizia Val. 2 Arten, Brissus Kl. 3 Arten, darunter Br. unieolor Kl. (= Br. columbaris Lk.), Metalia Gr. 4 Arten, Meoma Gr. 2 Arten, Linthia Merr. (= Desoria Gr.) 1 Art, Faorina Gr. 1 Art, Schizaster Ag. 5 Arten, Moira A. Ag. 3 Arten. 7 Indem wir für alles Weitere auf das Werk selbst verweisen, fügen wir nachfolgend nur noch die Diagnosen der zwei neuen Ge- nera hinzu: Homolampasn.gen.Is intermediate between Cardiaster aud Holaster. It has, like those genera, ambulacra flush with the test, but, unlike Holaster, has a well developed anal and subanal fa- sciola, while it wants the lateral fasciola of Cardiaster. The ambula- cral pores form no petals; they extend as simple pores between the ambulacral plates from the phyllodes to the apex. The actinal surface is flat; the actinostome is pentagonal, not bilabial with well developed phyllodes, but without trace of bourrelets — a strong con- necting link between the Cassidulidae and Spatangoids proper. The compactness of-the apical system of this genus is in marked contrast with its structure in allied genera, such as Cardiaster and Holaster. The general outline of the test resembles Maretia, but is some- what more elongate. It is closely allied to Platybrissus, but the pres- ence of a subanal fasciola as well, as a slight anterior groove readely distinguish the two genera in addition of the presence of a rudimentary rosette in Platybrissus, wanting to this genus. (P. 347.) Rhynchobrissus n. gen. Test thin; outline from above dia- mont-shaped; vertex posterior; lateral ambulacra petaloid. Odd. ante- rior ambulacrum flush with the test. Peripetalous fasciola existing with independent anal and subanal fasciolae. Anal fasciola forming a closed anal area. Tubercles remarkable for the great development of the flat raised scrobicular area. Spines of abactinal surface short, silk-like, curved; on the actinal surface long, eurved. Posterior late- ral ambulacra passing gradually into the actinal surface, without forming a marked edge of the test in the posterior extremity. The edge of the test is welldefined in the anterior actinal extremity. (P. 590.) 27 In der voranstehenden Uebersicht handelt es sich ausschliesslich um recente Formen. Was die fossilen anbetrifft, so schliessen sich diese, soweit sie im Jura und der Kreide vorkommen, nahe an die lebenden an, aber die paläozoischen Formen, die sg. Perischoechinidae Me. Coy, unterscheiden sich davon so auffallend, dass Verf. dieselben mit Römer (Archiv für Naturgesch. 1855. Th. I. S. 312) als Repräsentanten einer besondern, den gesamm- ten übrigen Formen gleichwerthigen Gruppe ansieht (L. e. p. 644—750). Aehnlich urtheilt auch Lov6n, der die bis jetzt beschriebenen Arten dieser Gruppe einzeln aufzählt und dieselben nach der Beschaffenheit der Interradial- platten in drei Abtheilungen einordnet: Lepidocentridae (mit schuppenförmigen Interradialen), Palaeechinidae (mit Tuberkeln auf den Interradialen) und Palaeocidaridae (mit einem zapfenförmigen grossen Gelenkhöcker auf den Inter- radialen). Im Anschluss an dieses Werk von A. Agassiz dür- fen wir hier auch wohl der Mittheilungen über Echinen er- wähnen, die von demselben Autor in den mit Pourtales gemeinsam herausgegebenen „zoological results of the Hass- ler Expedition“ Part. I. p. 1—24 Pl. I-IV (Ilustrated Catalogue ete. N. VIII. Cambridge 1874, auszugsweise auch Bullet. Mus. eomp. Zool. T. II. 1873 p. 187—190, the Eehini eollected on the Hassler Expedition) veröffentlicht sind und in gewisser Beziehung einen Nachtrag zu der grös- sern Arbeit bilden. Die Mittheilungen betreffen, von Asthe- nosoma (Calveria) hystrix und Encope (Monophora) Dar- winii Des. abgesehen, vornehmlich Arten aus der Familie der Arbaeiaden und Spatangoiden, deren letztere durch dieselben mit zwei sehr ausgezeichneten Formen: Paleopneustes (n. gen.) cristatus von Barbadoes und Nacospatangus (n. gen.) gracilis von Juan Fernandez bereichert wird. Das neue Gen. Paleopneustes gleicht auf den ersten Blick einer Anan- chytes, deren lebenden Repräsentanten es auch darstellt, ‚obwohl es insofern davon verschieden ist, als der obere Theil der seitlichen Ambulaeren unvollständig petaloid ist. Die Schale ist hoch, von conischer Form, mit flacher Mund- region, ohne Semiten. Durch die Bildung des ambulacralen 28 Systemes schliesst es sich andrerseits am Asterosoma an, von dem es sich jedoch insofern wieder unterscheidet, als die actinale Fläche ohne Rinnen ist. Der Mund ist eine von queren Lippen begrenzte Oeffnung. Nacospatangus bildet eine Zwisehenform zwischen Maretia und Micraster. Das allgemeine Aussehen und die Körnelung der Schale ist wie bei Miecraster, aber der äussere Theil der vordern Ambulaera ist bis auf einzelne Poren verkümmert, die hin- tern gleichen denen von Maretia. Der Analtheil der Schale verhält sich wie bei Spatangus. Troschel handelt über ‚die Familie der Echinoei- dariden“ (Archiv für Naturgesch. 1872. Th. I. S. 253—256, 1873. Th. I. S. 308—356). Er sucht zunächst — u.a. auch mit Hinweis auf die Beobachtung von J. Müller, dass die Saugfüsschen durch ihre Fiederung auf der Rückseite des Perisoms zu den Ambulacralkiemen der Spatangiden den Uebergang machen — die Behauptung zu begründen, dass die Arten des Gen. Echinoeidaris Desmoul. = Arbacia Gr. eine besondere Familie darstellen und charakterisirt dieseals: „Reguläre Seeigel von kreisförmiger Gestalt mit undurchbroche- nen glatten Höckern, niedriger, als hoch. Die Ambulacralfelder schmal, mit zwei Höckerreihen. Die Porenpaare der Ambulacren bilden eine senkrechte Reihe, die sich auf der Bauchseite verbreitert und dort 3—5 Porenpaare in jeder schrägen Reihe erkennen lässt. Das Peristom ist sehr gross, grösser, als der halbe Durchmesser der Schale, pen- tagonal, mit abgerundeten Ecken. Keine Mundeinschnitte. Die Säulen der Aurikeln (Mundohren) getrennt. Ein Sphäridium (Loven) nahe dem Peristom in einer Niesche am Grunde der Ambulacren. Das Periproct ist durch vier dreieckige Platten geschlossen. Füsschen von zweierlei Art, die untern mit Saugplatten, die dorsalen gefiedert. Verf. erkennt in dieser Familie nur zwei Genera an: Echinoeidaris Dem. und Pygomma n. g., die beide frei- lich wieder in zwei Untergeschlechter zerfallen. Temno- trema A. Ag. und Parasalenia A. Ag. (die, gleich den Echinoeidariden vier Periproetplatten besitzen sollen) er- wiesen sich als Jugendformen: T. seulpta von Temnopleu- rus Japonicus und Parasalenia von Echinometra. Auch in Podoeidaris A. Ag. und Trigonoeidaris A. Ag., die Verf. nieht aus eigener Untersuchung kennt, werden Jugend- formen vermuthet. Der Charakteristik der einzelnen Ar- 29 ten folgt eine eingehende historische Darstellung unserer Kenntnisse über die Echinocidariden und dieser schliesslich eine ausführliche Beschreibung mit Synonymie. Die Be- grenzung der Gattungen und Untergattungen geschieht folgendermassen: Echinocidaris Desm. Keine Ocularplatte erreicht das Periproct; die Platten der Interambulacralfelder tragen nur eine Querreihe von Stachelhöckern. a. Die oberen Platten der Interämbulacralfelder haben einen innern stachellosen, fein punktirten Theil, wodurch ein nackter Stern um den dorsalen Pol entsteht. (Agarites A. Ag.) Hieher E. punctu- lata Lam., PB. Dufresnii Blainv. E. stellata Blainv., E. alternans n. sp. (Atlant. Ocean), E. africana n. sp. (ursprünglich als loculata Blainv. bestimmt). b. An den obern Platten der Interambulacralfelder lässt sich kein fein punktirter Theil unterscheiden; kein nackter Stern um den dorsalen Pol. (Eehinocidaris s. st.). E. pustulosa Klein, E. aequitu- bereulata Blainv., E. grandiosa Val., E. australis n. sp. (Australien). Pygomma n.gen. Eine oder mehrere Ocularplatten erreichen das Periproct. a. Die obern Platten der Interambulacralfelder haben einen innern stachellosen, fein punktirten Theil, wodurch ein nackter Stern um den dorsalen Pol entsteht. (Pygomma s. st.). P. spatuligerum Val. b. Kein nackter Stern um den dorsalen Pol. (Tetrapygus Ag.). Pyg. nigrum Mol. Agassiz hält es übrigens (zoolog. res. Hassler exp. l. e.-p. 6 ff.) für zweifelhaft, ob das Gen. Pygomma mit Recht von Eehinoeidaris (Arbacia Ag.) abgetrennt werden darf, und versichert, sich von der Identität der als pustu- losa, aequitubereulata und loculata unterschiedenen Arten überzeugt zu haben Ebenso widerspricht derselbe der Behauptung, dass Parasalenia die Jugendform von Echino- metra darstelle. Auch Podoeidaris wird trotz ihrer grossen Aehnlichkeit mit einer jungen Arbacia entschieden als ein selbstständiges Genus in Anspruch ‚genommen und gleich Coelopleurus, der nach einem neuen vollständigen Exem- plare eingehend (besonders auch in Bezug auf die Bildung seiner Stacheln) beschrieben ist, nach wie vor den Arba- eiaden zugerechnet. Wyville Thomson berichtet über die bei den Tief- seefischereien der Poreupine (Proceed. roy. Soc. Vol. XX. 1872. 30 ; p. 491—497 und Ann. and Mag. nat. hist. Vol. X. p. 300 —306) im Jahre 1868, 1869 und 1870 an der Englischen und Portugiesischen Küste beobachteten Eehiniden und schiekt dabei einige Bemerkungen über die Eehinodermen- fauna der Tiefsee überhaupt voraus, aus denen hervorgeht, dass diese Thiere noch in einer Tiefe von 2000 Faden in allen ihren Gruppen vertreten sind. Die aufgezählten Ar- ten sind aus der Familie der Cidariden: Cidaris papillata Leske, C. affinis Stokes, Poroeidaris purpurata n. sp. (500 —600 Faden), und der neu aufgestellten Familie der Echi- nothuriden, deren Repräsentanten sich schon durch die Bieg- samkeit ihrer Schale zur Genüge charakterisiren: Phormo- soma (n. gen.) placentan. (500 Faden), Calveria (n. gen.) hystrix n. sp., ©. fenestrata n. sp., und der der Echiniden: Echinus melo Lam., E. Flemmingii Ball., E. rarispina O. Sars, E. elegans K. etD., E. norvegieus K. et D., K. mierostoma n. sp., Sphaerechinus esculentus L., Toxopneustes droeba- chiensis Müll, Psammechinus miliaris Lam., Ps. mierotu- bereulatus Ag.; aus der Familie der Cassiduliden: Neolam- pas rostellatus A. Ag., aus der der Clypeastriden Echino- eyamus angulatus Leske, aus der der Ananchytiden: Pour- talesia Yeffreysi n. sp., P. phyale n.sp., und der der Spa- tangiden: Brissopsis lyrifer Ag., Tripylus fragilis D. et K., Schizaster canaliferus Val., Amphidetus ovatus Leske, Spa- tangus purpureus O. Fr. Müll., L. Raschi Lov. Bei dem bisher nur im fossilen Zustande bekannten Gen. Poroeidaris Des. glaubt Verf. weniger Gewicht auf die kleinen Löcher legen zu müssen, die im Umkreis der grossen Gelenkhöcker sich vorfinden und wohl zur Inser- tion der Stachelmuskeln dienen dürften, als auf die Ruder- form der Mundstacheln und eine gewisse Tendenz zur Verwachsung in der Serobieular-Area. Zur Charakteristik der gleichfalls bisher nur durch das fossile Gen. Echinothuria Woodward repräsentirten Fam. Echinothuridae bemerkt Verf. folgendes: The Echinothuridae are regular urchins with depressed tests, rendered perfectly flexible by the whole of the plates, both am- bulacral and interambulacral, being arranged in imbricating rows, the interambulacral plates overlapping one another from the apex to the mouth, and the ambulaeral plates in the opposite direction. 3l The margin of the peristome is entire, and the peristomial mem- brane is covered with imbricated scales, through which the ranges of double pores and ambulacral tubes are continued to the edge of the mouth as is Cidaris. The ambulacral plates are shrap-shaped and the pores trigeminal; the two inner pairs of each are pass through small accessory plates intercalated between the ambulacral plates, and the third pair, remote from the others, pass through the end of the ambulacral plate. The dental pyramid is broad and low, and the teath are simply grooved as in Cidaris. The two divisions of the tooth-socket are not united by a closed arch; the ambulacral tube-feet on the oral surface are provided with suckers, while those on the apical surface are simple and conical. Phormosoman. gen. Plates overlapping slightly and forming a continuous shell, the corona coming to a sharp edge at the peri- phery, and the upper surface of body differing greatly in character from the lower. Calveria n. gen. Plates overlapping greatly in the middle line of the ambulacral and interambulacral area. Plates narrow, and leaving fenestrae between them which are filled up with mem- brane. Character of the peristome with regard to the distribution of spines, the structure of the pore-areae etc. nearly uniform from the apex to the edge of the peristome. Das Gen. Neolampas rechnet Verf., wie oben ange- deutet, zu den Cassiduliden, obwohl es keine Ambulacral- blätter hat. Ebenso wird Pourtalesia mit Rücksicht auf die Gruppirung und Poren der Porenplatten, so wie auf den Gesammthabitus neben Infulaster zu den Ananchytiden ge- zählt und nicht zu den Dysasteriden, denen man sie nach der Bildung des Apicalpoles gleichfalls verbinden könnte, Eine ausführliche, von zahlreichen schön ausgeführten Abbildungen begleitete Darstellung der hier aufgezählten neuen und vielfach ausgezeichneten Arten siehe Transact. roy. Soe. 1874. Vol. 164. p. 719—756. Pl. LIX—LXXI. (On the Echinoidea of the „Poreupine“ deep-sea dredging- expeditions.) Gleichzeitig mit der ersten Mittheilung über die Tief- seeigel macht Wyville Thomson auch die von ihm auf- gestellte Familie der Echinothuriden zum Gegenstande einer eigenen Darstellung (note of a new family of the Echino- dermata, Proceed. roy. Soc. Edinb. 1872. Vol. VII. p. 615— 617). Der auffallendste Charakter dieser Familie, . der 32 ausser den drei vom Verf. beobachteten Arten wahrschein- lich auch das den Diademiden zugerechnete Gen. Astheno- soma Grube zugehört, besteht nach Thomson weniger in der Biegsamkeit der Schale, als darin, dass die einzelnen Skeletstücke, ambulacrale so gut, wie interambulacrale, statt in gewöhnlicher Weise mit den Rändern auf einander zu stossen, durch Schuppennäthe verbunden sind. Die freien Ränder der Ambulacraiplatten sind dabei nach dem Apex, die der Interambulacralstücke nach dem Peristom zu ge- richtet, und erstere überdiess von den Seitenrändern der letztern überragt, so dass sie tiefer liegen, als diese. Da diese Eigenschaften auch dem cretacischen Gen. Echinothuria zukommen, ergiebt sich eine Verbindung damit als sehr natürlich. Das breite Peristomfeld ist mit 20 Reihen von Kalkschuppen bedeckt, entbehrt aber der Kiemenausschnitte und trägt Ambulacralfüsschen, wie bei den Cidariden, wäh- rend die Bildung der Laterne und die hohle Beschaffen- heit der Stacheln mehr anf die Diadematiden hinweist. Die Füsschen sind nur an der Mundfläche mit Saugnäpfen versehen, in der apicalen Hemisphäre dagegen mit einem eonischen Ende. Die beigegebenen Diagnosen stimmen mit den schon oben angezogenen überein. Wir fügen nur die Bemerkung hinzu, dass auch Pourtal&s diese sonder- baren Seeigel gedrest hat (Ber. 1871. S. 139). Vergl. über diese Familie der Echinothuriden und ihre Repräsentanten weiter die Bemerkungen in den Depths of the Sea p. 156—162, wo auch (Fig. 27 u. 28) Calveria hystrix in schönem Holzschnitt abgebildet ist. . Al. Agassiz hält Calveria W. Th. für identisch mit Asthenosoma Gr. und spricht sich nach Untersuchung eines von Pourtal&s bei Barbadoes neu gefischten Exemplares von Asthenosoma (Calveria) hystrix gleichfalls dahin aus, dass dieses Genus von den Diadematiden abzutrennen sei, in- dessen hält er es der Unvollständigkeit unserer Kenntnisse von Echinothuria gegenüber für zweifelhaft, ob es mit letz- terer zusammenzustellen sei. Zoolog. results Hassler Ex- ped. I. p. 3. Keeping will die Echinothuriden mit ihren Schuppen sogar den übrigen Echiniden (Stereodermata) als Repräsen- 33 tanten mit einer eigener Gruppe gegenübersetzen, Quar- terly Journ. geolog. Soc. London T. XXXIL p. 40. Ueber die Beziehungen der Echinothuriden zu den paläozoischen Perischoechiniden vgl. Etherigde, Quarterly Journ. geolog. Se. London 1874. p. 307—366 Pl. XXIV. Loriol, Deseription de trois especes d’Echinoides appar- tenant & la famille des Cidarides, Ann. soc. Neuchatel T. V. p. 21—36 Pl. III—V. Gray handelt (Ann. nat. hist. Vol. X. p. 119, 120) über Cidaris baculosa Lmk. und Diadema Savignii Mich. (= Echinus calamarius Pall.). M’Intosh beschreibt „a malformed corona of Eehinus esculentus“, Proceed. roy. Irish Acad. 1874. T. II. p. 206— 208, Pl. XXI u. XXI Wyville Thomson möchte den Echinus elegans Kor. et Dan., Ech. norwegieus Kor. Dan. und Ech. raritubercu- latus O. Sars sämmtlich nur als Varietäten von Ech. Flem- mingii betrachten und ebenso den Toxopneustes pietus Norm. und T. pallidus Sars zu T. Droebachiensis ziehen. Depths of the sea p. 166. Echinus rarıspinus n. sp. (= Ech. norvegieus forma maj. Kor. et Dub.) von Norwegen, Sars, forhandl. videns- kab. selsk. Christiania 1872 p. 103. Bolau liefert in den Abhandl. des naturwissensch. Vereins zu Hamburg 1873 Bd. V eine kritische Revision der „Spatangiden des Hamburger Museums“ (23 Seiten in Quart mit einer Tafel), in welcher er den Versuch macht, die ihm durch eigene Untersuchung bekannt gewordenen Arten besonders des so schwer zu behandelnden Genus Brissus (mit Einschluss von Metalia) schärfer zu charak- terisiren, als das bisher möglich war. Behandelt wurden im Ganzen 24 Arten, 2 Spatangus, 2 Maretia (darunter M. carinata n. sp. Viti-Ins.), 2 Lovenia, 2 Echinocar- dium, 1 Breynia, 7 Brissus (Br. dimidiatus Ag., Br. cari- natus Lam., Br. compressus Ag., Br. columbaris Lam., Br. maeulosus v. Mart., Br. ventricosus Lam. non Klein, von dem Verf. auch eine schöne Abbildung giebt, und der sehr nahe damit verwandte, aber kleinere Br. sternalis 3 34 Lam.), 1 Brissopsis, 1 Meoma, 1 Tripylus, 3 Schizaster, 1 Moera, 1 Agassizia. Als Nachtrag hierzu beschreibt derselbe dann später noch (Archiv für Naturgeschichte 1874. Th. I. S. 175—178 Tab. VI) zwei „neue Spatangiden des Hamburger Museums“: Maretia elliptica Südsee und Brissus sternaloides Siam. Des Moulins, speeification et noms legitimes de six Echinolampes Act. Soc. Linn. Bordeaux T. XXVII p. 309 —322 Pl. XVIII-XX mit Abbildungen von E. Laurillardi, Richardi und Rangii. Humbert über Discoidea eylindrica, Agassizia gibbe- rula, Echinolampas Orbignyi Revue et Mag. zool. 1876. Salenia varispina A. Ag. abgebildet in Nature T. VIII p- 248 (Wyville Thomson, Challengerexpedition). Das sonderbare Genus Pourtalesia A. Ag. (J. B. 1869 S.154) bereichert Wyv. Thomson mit einer neuen Form: P. Jeffreysi, die in der Nähe der Umgebung der Faroeer gedregt wurde und dadurch ausgezeichnet ist, dass die Ambulacren des Triviums und des Biviums je in einem besonderen Apex zusammenkommen, wie das bisher bloss bei den fossilen Formen der Dysasteriden bekannt war. The depths of the sea p. 108 Fig. 12. Nach den auf zahlreichen Dredgungen basirten Mitthei- lungen von Gauthier leben in dem Golfe von Marseille nicht weniger als 14 Echiniden (6 reguläre, 3 irreguläre), obgleich aus dem Mittelländischen Meere im Ganzen deren nur 16 bis jetzt bekannt sind. Sur les Echinides qui vi- vent aux environs de Marseille, Cpt. rend. T. 79 p. 401—403. Ueber die bathymetrische Vertheilung der an der süd- französischen Küste lebenden 4 Echini vergl. Marion l. c. Im Gegensatze zu der Behauptung, dass die Seeigel den pflanzenfressenden Thieren zugehören, hat Dohrn durch Beobachtung und Experiment die Ueberzeugung ge- wonnen, dass Toxopneustes brevispinosus ein gefährlicher Räuber ist, der selbst stark bewaffnete Geschöpfe, wie Squilla mantis, mit seinen Füsschen umspinnt und über- wältigt. Damit harmonirt auch die sonderbare Neigung dieser Thiere, sich mit Muschelsehalen zu bedecken, die viel harmloser aussehen, als der Stachelpanzer des gefürch- 35 teten Echinodermes. Dohrn zählte auf einem Exemplare von zwei Zoll Durchmesser 26 Muschelschalen, jede von etwa 1 Zoll Länge, die sämmtlich mittels der Saugfüss- chen festgehalten wurden und den Körper vollständig be- deckten. Ztschrft. für wissenschaft. Zoologie Bd. XXV. S. 471. Ueber die Lebensweise der Echinoiden vgl. auch das betreffende Cap. bei Agassiz, Revision Il. c. Asterida. Hoffmann veröffentlicht Beiträge „zur Anatomie der Asteriden“ (niederl. Archiv für Naturgesch. Bd. I. S. 1— 28 Tab. I und Il, in französischer Uebersetzung Archiv. neerland. sc. exact. et natur. T. IX. p. 131 ff.). Dieselben betreffen die äussere Körperhaut und ihre Anhänge, die auch hier sehr allgemein mit Flimmern bekleidet sind, die Verdauungsorgane, Genitalien, Nerven und Sinnesor- gane, so wie das Blut- und Wassergefässsystem, so ziemlich also den ganzen Organismus unserer Thiere, und schliessen sich dadurch, so wie durch die gesammte Darstellungsweise eng an die schon im letzten Jahresberichte angezogene Abhandlung über den Bau der Echiniden an. Im Grossen und Ganzen zeigen die Resultate der hier niedergelegten Be- obachtungen eine so grosse Uebereinstimmung mit den An- gaben Greeff’s, dass wir uns auf wenige Bemerkungen beschränken können. Es gilt diese Uebereinstimmung namentlich auch für das Blut- und Wassergefässsystem, für einen Organenapparat, der früher nur unvollständig von unserm Verf. erforscht war, so dass derselbe noch in seinen letzten Mittheilungen über das Blutgefässsystem der Echiniden (s. 0.) die Existenz eines oralen und analen Circels für unsere Thiere in Abrede stellen konnte. Nur in einem Punkte ergiebt sich eine grössere Abweichung von den Angaben Greeff’s, und dieser betrifft das Ge- fässsystem der Genitalien. Nicht bloss, dass die Gefäss- lacunen, welche die Genitalläppchen umschliessen sollen, von unserm Verf. nicht beschrieben werden; derselbe giebt weiter an, dass die Genitalgefässe direet in die Wände der Drüsen übergingen, so dass das Blut frei in die Drüsen- follikel eintrete und die Geschlechtsproducte umfliesse. 36 Was Verf. hier als Genitalgefäss auffasst, ist ohne Zweifel dasselbe Gebilde, welches Greeff als Ausführungsgang be- trachtet, zumal ja dieser auch nach Letzterem mit den Stämmen der Genitalgefässe in offener Verbindung stehen soll. Die eigenthümliche Klappenvorrichtung des Analringes ist Hoff- mann entgangen; er ist desshalb denn auch der Meinung, dass die Genitalproducte bei den Asteriden in das Blut- gefässsystem übertreten und durch die Poren der Madre- porenplatte nach Aussen kämen. Die „kiemenförmigen Or- sane“ des Herzens werden als die Bildungsstätten der in den Gefässräumen des Körpers flottirenden Körperchen in Anspruch genommen. Möbius und Bütschli beschreiben (a. a. O. S. 148) die bei Solaster papposus unter den Augen stehenden Am- bulacralfüsschen als lange und dünne Röhren, die statt der Endscheibe Wärzchen tragen, auf denen kleine Spitz- chen und einzelne starre, mit Nervenfasern in Verbindung stehende Haare aufsitzen. Ueber die Entwickelung des Eierstockseies bei den Asteriden vgl. Ludwig’s Preisschrift S. 9 ff. Durch künstliche Befruchtung der Eier von Astera- canthion beryllinus mit dem Samen von A. pallidus gelang es A. Agassiz (Archiv zoolog. exper. T. III. p. XLVI) eine Brachiolaria zu erziehen, die ihrer Form nach zwischen den Jugendzuständen der beiden Eltern in der Mitte stand. Obwohl alle diese Thiere in den ersten Stadien der Echi- nodermenbildung zu Grunde gingen, glaubt Verf. Angesichts . der Schwierigkeit, die Arten desGen. Asteracanthion zu unter- scheiden, darauf hin die Vermuthung aussprechen zu können, dass diese Arten zahlreiche hybride Formen enthielten. Nach den Bemerkungen, welche Lacaze-Duthiers über die Entwickelung des Asteriscus verruculatus macht, gehört dieser Seestern gleichfalls zu den Arten ohne schwär- menden Jugendzustand. Die Eier (die wahrscheinlicher Weise, was Verf. freilich nicht hervorhebt, von verhält- nissmässig ansehnlicher Grösse sind) werden einzeln auf Steinen abgesetzt und entlassen nach einiger Zeit einen röthlich braunen Embryo, der trotz seiner amöboiden Be- schaffenheit bald eine bestimmte Form annimmt. Er er- 37 scheint dann als ein ziemlich starrer rundlicher Körper, der an seinem einen Pole einen halbmondförmigen hellen Aufsatz trägt, dessen weiche Spitzen ihn an fremden Gegenständen befestigten. Nach einiger Zeit wachsen die Spitzen in zwei helle armförmige Fortsätze aus, die eine grosse Contra- etilität besitzen und durch ihre Verkürzungen und wechselnde Stellungen den Körper, der übrigens mit feinen Flimmer- haaren bedeckt ist, bald so, bald anders schiebend und kletternd bewegen. Die ersten Spuren des späteren See- sternes entstehen in Rosettenform seitlich am Embryonal- ' körper, nach der Ansicht unseres Verf.’s durch „Knospung am Proembryo“. Hat derselbe — auf Kosten des kugligen Leibes — eine bestimmte Entwickelung erreicht, dann ver- lieren die Embryonalarme die frühere Beweglichkeit und Grösse, bis sie schliesslich vollständig verschwinden und der Seestern allein zurückbleibt. Cpt. rend. T. 77. p. 24— 30 od. Arch. zool. exper. T. III. p. 18-21 (sur une forme nouvelle et simple du proembryon des Echinodermes). Lütken handelt über die Selbsttheilung der Seesterne und kommt in Betreff dieses Vorganges zu wesentlich den- selben Resultaten wie Kowalewsky (J. B. 1871. S. 142). Am evidentesten erscheint derselbe bei einer Anzahl sechs- armiger Ophiuren, besonders der Gattungen Ophiothela und Ophiactis, die dabei in zwei gewöhnlich ganz symmie- trische Hälften mit je drei Armen aus einander fallen und dann jede Hälfte durch Regeneration zu einem vollstän- digen Individuum ergänzen. "In der Jugend scheint dieser Vorgang häufiger vorzukommen, als später, und in ge- wissen Fällen, wie bei Ophiocoma pumila, sind es sogar nur die (sechsstrahligen) Jugendformen, die der Theilung unterliegen und dann in fünfarmige Sterne auswachsen. Aehnlich erscheint der Theilungsprocess bei manchen Aste- riden, besonders Asterias problema und tenuispina, die schon seit längerer Zeit durch ihre Regenerationsfähigkeit bekannt geworden sind, während Linckia und Ophidiaster eine sog. radiäre Theilung zeigen, bei der sich die Arme einzeln von der Scheibe abtrennen und dann mit den neuen Armen auch zugleich eine neue Scheibe bilden. Asterias helianthus, so erfahren wir beiläufig, vermehrt seine Arme 38 dadurch, dass zwischen den bereits vorhandenen neue nach Aussen hervorknospen. Zum Schlusse vergleicht Verf. die Theilung der Seesterne mit ähnlichen Erscheinungen bei den Coelenteraten und Protozoen. Ophidiarum novarum vel minus cognitarum descriptiones nonnullae, Kjebenhavn 1872 p. 34—83 (om selvdeling hos Echinodermer og andere Straaldyr mit französischer Uebersetzung, in’s Englische übertragen Ann. nat. hist. T. XII. p. 323 ff.). Die „Revision de la collection de Stellerides du Mu- seum d’hist. nat. Paris par Perrier“ (Archiv. zoolog. exper. T. IV. p. 265 —400.) enthält die Resultate von Studien, die der Verf. in den Sammlungen nicht blos des Pariser Pflanzen- gartens, sondern auch der Museen zu London (und Copen- hagen) angestellt hat. Bei dem ungemeinen Reichthume dieser Sammlungen — die Pariser Sammlung allein enthält nicht weniger als 198 verschiedene Arten in über 1200 Exem- plaren — repräsentirt diese „Revision“ eine fast vollstän- dige monographische Bearbeitung der Asteriden, die um so willkommener ist, als die Werke von Gray und Müller- Troschel die unsern dermaligen systematischen Kennt- nissen zu Grunde liegen, fast gleichzeitig veröffentlicht wurden und, von sehr verschiedenen Gesichtspunkten aus bearbeitet, die einzelnen Arten vielfach unter verschiedenen Namen und in verschiedenem Zusammenhange aufführen. Dazu kommt, dass die Originalnamen der von den frühe- ren Monographen berücksichtigten Pariser Sammlung nicht immer in gleicher und richtiger Weise benutzt wurden, so dass die Synonymie ohne die jetzt vorliegenden neuen Untersuchungen schwer festzustellen sein würde. Dass sich inzwischen auch unsere systematischen Anschauungen und Methoden vielfach verändert haben, braucht zur Em- pfehlung der Perrier’schen Arbeit kaum besonders be- merkt zu werden. Hiernach wird es nieht Wunder nehmen, wenn Verf. nach einer historisch-kritischen Uebersicht der einzelnen Gruppen das bisher übliche System verwirft — auch das Müller-Troschel’sche —, mit Rücksicht auf die älteren Bezeiehnungen die Nomenclatur vielfach ändert und auf Grund der vorzugsweise von ihm berücksichtigten Skeletbildungen die Familien so gut, wie die Genera in 39 neuer Begrenzung und Charakteristik vorführt. Statt der zunächst durch die Zahl der Ambulacralreihen und die Bildung der apicalen Fläche (Anwesenheit oder Abwesen- heit des Afters) gekennzeichneten Gruppen unterscheidet Verf. sieben Familien, die mit den zugehörigen Arten in nachfolgender Uebersicht zusammengestellt sind: I. Pedicellaires pedoncules, droits ou croises; tubes ambulacraires ordinairement quadriseries. 1. Une seule famille: Asteridae. A. Tubes ambulacraires quadriseries ou disposes en deux lignes sinueuses. a. Squelette dorsal reticule; bras au nombre de dix on douze au plus, ordinairement au nombre de eing; disque petit lors- que les bras sont plus nombreux.. . . . . Asterias L. b. Squelette dorsal reticule; bras pouvant atteindre le nombre de trente a quarante, soudes dans la plus grande partie de leur etendue de maniere a former un disque tres large Helvaster Gr. e. Squelette dorsal presque nul, bras tres nombreux . . Pyenopodia Stimi d. Squelette dorsal forme& de pieces allongees transversalement et disposees en series longitudinales . Stichaster M.-Tr. e. Squelette dorsal forme de plaques imbriquees aussi longues que larges et recouvertes par une peau nueCalvasterias n. f. Squelette dorsal presque nul. Bras au nombre de cing. Anasterias n. B. Tubes ambulacraires biseries. a. Des pedicellaires droits et des pedicellaires croises . . Labidiaster Lütk. b. Des pedicellaires croises seulement . . Pedicellaster Sars. II. Pedicellaires sessiles, en pince ou valvulaires; tubes ambulacraires ordinairement biseries. 1. Squelette dorsal retieule: Fam. Echinasteridae. a. Bras tres-nombreux, armes de longues Epines; plusieures plaques madreporiques . . » . ... Acanthaster Gerv. b. Bras nombreux, & ossicules portant des piquants rayonnants ; Solaster Forb. c. Bras ordinairement au nombre de cing, & ossicules portant des Epines isolees . . . nen an an. Ziehimaster M.-Tr. d. Bras ordinairement au name de cing, a ossicules couverts de tres petites epines sur toute leur etendue Cribrella Ag. e. Bras au nombre de cing, &pines isoldes, une rangee de grand pedicellaires valvulaires le long du bord de chaque Braga N an a ee REBIVRSTEN. N. 40 f. Bras peu nombreux (cing) & squelette portant des piquants robustes couverts de petites Ecailles . . Mithrodia Gr. 23. Squelette dorsal forme& d’ossicules arrondis ou quadrangulai- res disposes en series longitudinales, au moins sur la face ventrale; peau generalement granuleuse: Fam. Linckiadae. a. Papilles ambulacraires externes formant une rangee £Eloig- nse de la gouttiere ambulacraire, beaucoup plus grosses et moins nombreuses que celles de la rang6e interne. Bras arrordis. Aires poriferes se trouvant jusque sur la face ventrle . . . .» DT SOME OpREARASLEN Ag. b. Papilles anibüldernires formant une double rang6ee, serr&es les unes contre les autres. Face ventrale des bras aplatie, formee par au moins trois rangees longitudinales de pla- ques, entre lesquelles on ne voit pas de pores tentaculaires Linckia Nard. c. Papilles ambulacraires disposees sur deux ou plusieures rangees et passant graduellement aux granules de la face ventrale. Deux rangees au plus de plaques ventrales non separees par des pores tentaculaires . . Scytaster M. Tr. d. Papilles ambulacraires dispos&es sur un seul rang Ferdina Gr. e. Papilles ambulacraires & peu pres comme dans le genre Scytaster. Bras aplatis. Plaques marginales, ventrales et dorsales plus grandes que les autres. Pores tentaculaires isoles. (Fait transition a la famille suivante.) Fromia Gr. 3. Squelette forme, au moins & la”face ventrale, d’ossicules dis- poses de maniere & constituer une sorte de pavage. Des pla- ques marginales, dorsales et ventrales tr&s distinctes. Fam. Goniasteridae. a. Squelette dorsal et ventral form& de plaques disposces en pavage. Pedicellaires petits, par rapport aux plaques ou peu nombreux. a. Plaques squelettiques arrondies ou polygonales. . Pentagonaster Linck. ß. Plaques squelettiques dorsales &toilees Goniodiscus M.-Tr. b. Plaques du squelette ventrale portant chacune un grand pedicellaire valvulaire. «. Squelette dorsal form® de plaques arrondies nues Hippasteria Gr. f. Squelette dorsal reticule, recouvert de tres-gros granules disposes en groupes . . . . 2... Goniaster s. n. y. Squelette dorsal reticule ou Torine de plaques arron- dies. Derme recouvrant les plaques squelettiques et donnant a l’animal une apparence vernissee Anthenea Gr. c. Plaques ventrales recouvertes de gros granules souvent Al intermeles de petits pedicellaires. Squelette dorsal retieule ou form& d’ossicules allonges. «. Corps pentagonal. Carenes brachiales presque nulles, un grand nombre des ossicules portent d’enormes pi- quants. Plaques marginales tres-distinctes Nidorellia Gr. ß. Bras bien distincts, generalement carenes. Plaques mar- ginales dorsales peu apparentes . . Peniaceras Linck. y. Corps tres-Epais, pentagonal sans bras, plaques margi- nales peu distintes . . . en. N Ouleita Ag. d. Une paire de plaques anal: a V’extr&mite des bras senlement |...) na. a Asterodiseus Gr, &. Cinq bras gros et Me, plaques marginales non appa- rentes, aires poriferes comme chez les Culcites . Choriaster Lütk. d. Derme lisse recouvant entierement les ossicules. Genres: Gymnasterias Gr., Porania Gr., Asteropsis M.-Tr. = Patricia Gr, Dermasterias n. 4. Ossicules du squelette imbrigu&s et portant des &pines sur leur bord libre ou arrondis et completement couverts de pe- tits piquants disposes en brosse ou completement disjoints Fam. Asterinidae. a. Ossicules non imbriques, mais couverts d’un nombre con- siderable de petits piquants disposes en brosse Patiria Gr. b. Ossicules imbriques. «. Plaques marginales plus petites que les autres, tout ou plus &gales. *Corps tres aplati © . . 2. 2... Palmipes Linck. **Corps plus au moins convexe, bras robustes et courts Asterina Nard. x++Bras greles, plus ou moins allonges Nepanthia Gr. ß. Corps borde& d’une double rangee de plaques marginales plus grandes que toutes les plaques dorsales et ventrales Ganerias Gr. c. Ossieules disjoints. Peau nue. . . . Disasterinan. 6. Squelette form& de paxälles. Fam. Astropectinidae. a. Point de plaques marginales distinctes. Chaetaster M.-Tr. b. Des plaques marginales et ventrales seulement Luidia Forb. c. Des plaques marginales, dorsales et ventrales. Point deanus..i.. elle) une ne ns AstnopeBten‘ Luck. *+Un anus . . . . 20.2... Archaster M.-Tr. d. Face ventrale Kouyenkel ds plusieurs rangees transversales de plaques nues . . 2 2.2.2.2... Otenodiseus M.-Tr. 6. Revetement dermique support& par des piquants rayonnant autour d’ossicules saillant du squelette. Fam. Pterasteridae. Unsgenlrgenrei.... un as... © Pieraster. M.- Er 42 Dass Verf. an Stelle des M.-Troschel’schen Genus- namens Asteracanthion die alte Bezeichnung Asterias sub- stituirt hat, rechtfertigt sich nicht bloss aus Prioritätsgrün- den, sondern auch desshalb, weil letztere im Auslande stets gebräuchlicher war. Ebenso sind Stellonia Nardo und Uraster Ag. unterdrückt. Auch die Verrill’schen Genera Margaraster, Uniophora und Coseinaster vermag Verf. nicht als verschieden von Asterias anzuerkennen. In gleicher Weise werden Coelasterias Verr., Stephanaste- rias Verr. und Tonia Gr. zu Stichaster gezogen. Crossaster M.-Tr. gehört zu Solaster, Othilia und Rhopia Gr. zu Echi- naster, Nardoa, Gomophia und Nareissia Gr. zu Seytaster. Hereaster Mich. fällt mit Mithrodia Gr. und Lepidaster Verr. wahrscheinlich mit Leiaster Pet. (Leiaster coriaceus Pet. = Ophidiaster Leachii Gr.) zusammen. Das neue Gen. Valvaster wird auf Asterias striata Lam. begründet, deren wichtigster Charakter früher verkannt wurde. Einst- weilen beschränkt sich übrigens die Darstellung der Ge- schlechter und Arten auf die drei ersten Familien, deren Kenntniss durch folgende neue Species bereichert wird: Asterias Rodolphi von Ins. Kermandek, A. Jehennesiw von Madagascar, A. Fabricii von Labrador, A. borealis ebendah., A. borbonica von Isle de Bourbon, A. rarispina vom Cap d.g.H., A. Vancouwveri von Vancouver Eiland, A. brachiata von unbekanntem Fundort, A. Douglasi von Labrodor (?), A.nuda von der Torres-Strasse, A. capensis von Süd-Africa, A. fungifera von Neu-Holland, A. sinusoida von Vandie- mensland, A. Cunninghami von der Magellans-Str., A. meridio- nalıs aus dem antaretischen Meere, Anasterias minuta von unbek. Fundort, Calvasterias asterinoides von der Torres- St., Heliaster canopus von Juan-Fernandez, Ophidiaster chinensis von Canton, O0. Germani (= Oph. eribrarius Lütk.?) von Neu-Caledonien, Linckia Bowvieri vom grünen Vorgebirge, L. nodosa von unbekanntem Fundort, Sceytaster novae Caledoniae, Sc. gomophia, beide von Neu-Caledonien, Sc. obtusus von den Philippinen, Fromia Balansae von Neu-Caledonien. Was die Synonymie betrifft, so ver- nehmen wir zunächst, dass Verf. A. violacea als eine eigne von A. rubens verschiedene Art betrachtet, die früher von A 43 ihm unterschiedene A. Lacazii jetzt aber als Varietät von A. arenicola Stps. in Anspruch nimmt. Acanthaster solaris Gr. wird theils zu A. echinites, theils zu A. Ellisii ge- zogen. Ebenso Othilia spinosa Gr. und OÖ. cerassispina Verr. zu Echinaster echinophorus Lam. In dem Gen. Mi- throdia nimmt Verf. nur eine Art an: M. clavigera Lütk. (= Hereaster papillosus Mich. und Ophidiaster echinulatus M.-Tr.). Ophidiaster flaceidus Ltk. wird mit O. Guildingii Gr., O. porosissimus Ltk. mit O. pyramidatus Gr., O. aspe- rulus Lütk. mit O. eylindrieus Lam., O. granifer Ltk. mit O. pusillus M.-Tr. vereinigt. Asterias coriacea Gr. gehört zu Ophidiaster attenuatus Gr., Linckia nicobarica Ltk. zu L. pacifiea Gr. und Ophidiaster ornithopus M.-Tr. zu Lin- ckia Guildingii Gr. Ebenso ergab sich Seytaster zodia- calis M.-Tr. und Sc. Dujardinii Duj. Huppe = Se. aegyp- tiacus Gr., Nareissa Teneriffae Gr. — Seytaster canariensis d’Orb., Seytaster pistorius M.-Tr. = Fromia milleporella Lam. und Se. milleporellus M.-Tr. = Fr. monilis Val. Se. indieus ist gleichfalls eine Fromia und Se. subtilis Ltk. eine Metrodira. Ueber den zweiten Theil dieser Arbeit, der die übri- gen vom Verf. unterschiedenen Familien behandelt, liegt bis jetzt nur eine vorläufige Mittheilung (Cpt. rend. T. 81. p. 1271—1274) vor. Wir entnehmen derselben die Angabe, dass die Müller-Troschel’schen Genera Astrogonium, Goniodiscus, Stellaster, Asteropsis, Oreaster, Culeita und Goniaster einer tief greifenden Modification unterzogen und theilweise aufgegeben werden mussten. Randasia und Hosea Gr. werden unterdrückt, da die erstere — nach Untersuchung von Originalexemplaren — auf Jugendformen von Culeita gegründet wurde, die andere auf solche von Anthenea. Das der Fam. der Asteriniden zugerechnete Gen. Ganerias Gr. bildet ein interessantes, bis jetzt aber erst wenig gekanntes Bindeglied zu den Astropectiniden. Nepanthia Gr. wurde auf die typischen Formen reducirt, während Gray demselben noch Arten des Gen. Chaetaster zurechnet, welches den Astropeetiniden angehört. Asterina folium Ltk. ergab sich als synonym mit A. minuta Gr., A. pentagonus M.-Tr. mit A. Kraussii Gr., Astropeeten 44 artieulatus Say = A. dubius Gr., Asteropsis pulvillus und A. etenacantha M.-T. repräsentiren dieselbe Art in zwei verschiedenen Erhaltungszuständen. Weiter fallen zusammen: Linekia Guildingii Gr., Seytaster stella Duch. und L. orni- thopus Val., Gomophia aegyptiaca Gr., Sceytaster zodiacalis M.-Tr. und Oreaster Desjardinsii Mich., Astropeeten arma- tus M.-Tr., A. polyacanthus M.-Tr., hystrix Val. und Wappa Val., A. armatus Gr., A. erinaceus Gr. und A. Oerstedii Ltk., A. duplieatus Gr., A. Valeneiennii M.-Tr. und A. variabilis Ltk., Asteriscus minutus M.-Tr., A. marginatus Val. und A. stellifer Moeb. Andererseits ist Asterias cana- riensis d’Orb. nicht, wie Lütken vermuthete, mit Chaet- aster longipes Retz. identisch, sondern eine eigne Art und nichts Anderes als Nareissia Teneriffae Gr. Ebenso bringt Martens mit Unrecht Astropeeten mauritianus Gr. zu Arch- aster angulatus M.-Tr., da derselbe ein wirklicher Astro- peeten ist, der A. scoparius Val. nahe steht. Astrogonium australe M.-Tr. ist nicht = Tosia australis Gr., die mit A. geometrieum zusammenfällt, sondern —= Tosia aurata. Savigny’s Asteriscus stimmt mit A. cepheus Val. (nicht A. verrueulatus M.-Tr., wohl aber A. Burtoni Gr.), Pteraster inflatus Hutton gehört zu Palmipes und Ast. obtusangula Lam. zu Goniaster. In Gymnasterias inermis Gr. erkennt Verf. eine junge G. carinifera, wie denn auch Gray’s Petalaster blosse Luidien aufweist. Luidia senegalensis M.-Tr. und Goniaster africanus Verr. fallen mit den ame- rikanischen L. Maregravii Ltk. und G. americanus Verr. zusammen. Auch Asterina stellifer Moeb. und Linckia Guildingii sind beiden Küsten des Atlantischen Oceans gemein. v. Marenzeller liefert in den Verhandl. der zool.- bot. Gesellsch. in Wien (1875 S. 361—372) eine „Revision adriatischer Seesterne“ und behandelt darin von Asteriden: Goniaster placenta M.-Tr. (= G. placentaeformis Heller), G. acutus Hell., Astropeeten bispinosus Otto und A. platya- eanthus Phil., deren Verschiedenheiten eingehend erörtert werden, so wie A. spinulosus Phil. Durch vergleichende Untersuchung der verschiedenen Altersstufen von Ast. bispi- nosus und polyacanthus kommt Verf. dabei in Betreff des 45 Wachsthums zu folgendem Resultate: „Die Seesterne ver- grössern sich durch Zunahme des Scheiben- und Arm- radius. Keineswegs aber geschieht dieses in einem für alle Stadien constanten Verhältnisse. Die Länge eines Armes nimmt nicht entsprechend zu, wohl aber sieht man die dorsalen Randplatten in einem Verhältniss sich vermehren, das zu dem wachsenden Scheibenradius fast constant zu nennen ist. Die Armlänge ist daher für das relative Alter des Seesternes nicht maassgebend, wohl aber die Zahl der dorsalen Randplatten“. Nach Thomson bildet Solaster papposus in der Tief- see eine schöne Varietät mit zehn Armen und nur 40 Mm Durchmesser (depths of the sea p. 118). Auch Astropeeten avicularis Norm. und Luidia Sarsii Kor. et Dan. werden als kleine Tiefseevarietäten von Astropeeten irregularis und Luidia Savignii in Anspruch genommen (ibid. S. 121). Von neuen Formen beschreicbt Verf. Korethraster (n. gen.) hispidus — mit langen pinselförmigen Paxillen auf dem Rücken und zarten glatten Stacheln an den Rändern der Ambulacralfurchen, S. 120 Fig. 16 —, Hymenaster (n. gen.) pellucidus — mit kurzen Paxillen auf dem Rücken und langen Stacheln an den Rändern der Ambulacral- furehen, die unter sich und mit den gegenüberstehenden Stacheln des Nebenarmes der Art verwebt sind, dass die Armwinkel vollständig gefüllt werden und der Stern eine pentagonale Form annimmt, S. 120, Fig. 16 —, Archaster bifrons (S. 122 Fig. 17), Arch. vexillifer (S. 151, Fig. 25), Zoroaster (n. gen.) fulgens — eine Form von dem Aus- sehen eines Ophidiaster, aber mit vier Reihen von Ambu- lacralröhren, S. 154. Fig. 26. Der bisher nur aus der Nordischen Fauna bekannte Ctenodiscus erispatus ist in der Tiefsee weit nach abwärts verbreitet. Greeff beschreivt ausser Ophrdiaster canariensis n. sp. und Asteriscus Arrecifiensis n. sp., beide von den Can. Ins, noch Asteracanthion (Stellonia) Webbianus Duj. et Hupe, der in Habitus, Grösse und gesammten äussern Charak- teren zwischen Ast. glacialis und A. afrieanus steht, doch so, dass er dem letztern näher verwandt ist, als ersterem. Der canarische Ast. tenuispinus zeigt, besonders an stei- 46 nigen, stark der Brandung ausgesetzten Stellen, dieselbe Unregelmässigkeit in Zahl und Grösse der Arme und dasselbe Reproductionsvermögen, wie die Mittelmeerform. Vollkommene Exemplarn haben stets sieben Arme und zwei oder drei (selten vier) Madreporenplatten. Marburger Sitzungs- ber. 1872. N. 6. Ueber den dem arctischen Ctenodiscus crispatus Retz. auf der südlichen Hemisphäre entsprechenden Ct. australis Lov. macht Grube (Sitzungsber. der Schlesischen Gesellsch. 1872. Naturhist. Sect. S. 34) ein paar Bemerkungen. Asterias mollis, A. scaber, Pentaceras rugosus und Piter- aster inflatus nn. sp., Hutton, descript. of some new Star- fishes of New Zealand, Proceed. z00l. Soc. 1872 p. 810—812. Der zweite Theil der unter dem Titel „on some remar- kable forms of animal life“ von O. Sars herausgegebenen Ab- handlungen enthält „Researches on the structure and affinity ofthe Genus Brisingo“ (Christiania 1875, 122 Seiten in Quart mit 6 Tafeln), und zwar nach Untersuchungen, die vornehm- lich auf die von unserm Verf. entdeckte 5. coronata sich beziehen, eine Form, die sich, von der inconstanten Zahl ihrer Arme abgesehen, hauptsächlich durch den Stachel- besatz der basalen Rippen des Armskelets von Br. ende- cacmenos Asb. unterscheidet und mit letzterer neulich auch von Wyv. Thomson mehrfach in der Tiefe des At- lantischen Oceans gefischt ist. Nach den Untersuchungen des Verf.’s, die sich auf den gesammten äussern, wie innern Bau erstrecken und alle einzelnen Organenapparate berück- sichtigen, kann es keinem Zweifel mehr unterliegen, dass Bri- singa trotz der Kleinheit und der scharfen Begrenzung seiner Scheibe, auch trotz der schlanken Form der Arme und der Abwesenheit der Cutieulartentakel (tracheae) und Poren den Asteriden zugehört und keinerlei unmittelbare Beziehungen zu den Ophiuriden darbietet. Alle die charakteristischen Organisationsverhältnisse der erstern sind in wesentlich gleicher Weise auch bei Brisinga zu finden, wenn es auch daneben nicht an Besonderheiten dieser und jener Art fehlt. So sind u. a. die beiden ersten Ambulacralplatten der Arme zu einem besondern, den Mund umfassenden Ringe zusammengetreten. Stacheln und Pedicellarien, die 47 eine für die Asteriden ungewöhnliche Form besitzen und in ungeheurer Menge sowohl an der Scheibe, wie den Armen vorkommen und selbst auf der Aussenfläche der Stacheln gefunden werden, sind scheidenartig von einer dieken (eutieularen) Zellenlage umhüllt, wie sie in gleicher Weise sonst kaum beobachtet ist. Augenpunkte fehlen, dafür aber tragen die Brisingen an Stelle derselben einen pigmentlosen hohlen Tentakel, der das Ende der Arm- nerven in sich übertreten lässt und offenbar ein Sinnes- organ darstellt. Trotz der Anwesenheit einer scheinbar analen Oeffnung konnte Verf. die Anwesenheit eines End- darmes nicht bestätigen. Jene Oeffnung soll nur den beiden ungleich, im Ganzen aber ansehnlich entwickelten rectalen Drüsenschläuchen zur Ausführung dienen. Ein Blutgefäss- system, d. h. besondere, mit selbstständigen Wandungen versehene Gefässe stellt Verf. für Brisinga nicht bloss, son- dern auch die übrigen Asteriden in Abrede. Das Blut soll nur in der weiten Perivisceralhöhle enthalten sein und von da in besondere sinusartige Räume abfliessen, die es in die unmittelbare Nähe des Nervensystemes und seiner ein- zelnen Theile zu bringen hätten. Das sg. Herz besitzt eine ansehnliche Grösse, hat aber mit einem wirklichen Herzen wenig gemein und dient wahrscheinlich nur zum Ueber- leiten des Blutes aus der Perivisceralhöhle in den dem Nervenringe aufliegenden Sinus. An dem sonst in gewöhn- licher Weise entwickelten Ambulacralsysteme wurde nur die Polische Blase vermisst. Die Geschlechtsorgane, die, wie ge- wöhnlich, in den Basaltheil der Arme eingeschlossen sind und je ein Packet langer verästelter Schläuche darstellen, mün- den jederseits durch eine deutliche Oeffnung nach aussen. Ausser der geschlechtlichen Fortpflanzung nimmt Verf. für Brisinga übrigens auch eine ungeschlechtliche in Anspruch, die durch Abwerfen der Arme und deren Auswachsen ver- mittelt werde, ohne dafür aber andere thatsächliche Gründe, als das häufige Fehlen einzelner Arme und die starke Regenerationsfähigkeit derselben anführen zu können. Die Nahrung soll nicht, wie sonst bei den Asteriden, ausschliess- lich aus grösseren und meist hartschaligen Thieren be- stehen, sondern aus pelagischen Geschöpfen allerlei Art, 48 : bei deren Erwerb denn auch die Pedicellarien eine bedeu- tungsvolle Rolle zu spielen hätten. Das kleinste vom Verf. beobachtete Exemplar hatte eine Scheibe von nur 2,5 Mm und Arme, die vielleicht die doppelte Länge besassen. Auffallender Weise war die Scheibe gegen die Arme einst- weilen noch nicht abgesetzt, sondern continuirlich, wie bei den gewöhnlichen Asteriden, damit im Zusammenhang, was vielleicht damit zusammenhing, dass auch die ersten Ambulacralplatten noch nicht zur Bildung eines oralen Skeletringes zusammengetreten waren, sondern in gewöhn- licher Weise den Armen angehörten. Selbst bei Exem- plaren mit einem Scheibendurchmesser von 10—12 Mm (Arme 60—70 Mm) war die Bildung dieses Ringes noch unvollständig. Die Pedicellarien entstehen je, wie die Stacheln, im Innern einer Zelle, und zwar in Form dreier stabförmiger Coneretionen, die, Anfangs getrennt, erst später zu einem gemeinschaftlichen Apparate zusammentreten. Ein eifriger Anhänger der bizarren Häckel’schen (eigent- lich Reichert’schen) Ansicht, dass die Asteriden eine mit den Kopfenden zusammenhängende Gruppe wurmartiger Thiere darstellten und auch wirklich durch Coalescenz aus gewissen Urwürmern entstanden seien, hält Verf. die Bri- singa, die eine derartige Bildung gewissermassen noch in ihren Anfängen darstelle, für eine sehr alte Art („an isola- ted surviving representation of the Echinoderms of primi- tive times“). Ueberhaupt seien die Asteriden die ältesten Echinodermen und nicht die Crinoiden, wie man lange Zeit irrthümlich angenommen habe, diese letzteren viel- mehr, und ebenso die Ophiuriden und Echiniden, die dann ihrerseits durch immer weiter gehende Centralisation schliess- lich zu den Holothurien hingeführt, erst nachträglich aus den Asteriden entstanden. Unter den übrigen jetzt leben- den Asteriden habe Brisinga die nächste Beziehung zu Pedicellaster und Asterias, die auch beide in Wirklichkeit keineswegs einander so fern ständen, als es nach dem heute üblichen, aber nur wenig fundirten Systeme den An- schein habe. Zum Schluss wird die Diagnose sowohl der Brisingidae, wie des dahin gehörigen Genus Brisinga fol- gendermaassen festgestellt: i Ag A im & I; “E > Di @ * 49 Fam. Brisingidae. Habitus externus Ophiuridarum, structura vero Asteridarum. Discus minimus annulo sustentatus calcareo so- lido e vertebris modo adoralibus firmiter inter se conjunctis com- posito. Brachia perlonga, a disco bene definita, tessellis ambula- eralibus et interambulacralibus distinetis, marginalibus vero obsoletis, suleis ventralibus profundis, tentaculis magnis disciferis. Cavitas intestinalis in brachia extensa, ibique caeca radialia bene evoluta bifurcata et organa generationis continens. Gen. Brisinga Asb. Discus orbicularis, sat depressus, supine cute coriacea dense spinigera tectus, inferne nullis angulis oralibus prominentibus, sed cutieula nuda valde contractili os eircumdante instructus. Porus secretorius subcentralis in cute dorsali perspi- cuus. Brachia numerosa semieylindrica, parte adorali in adultis plus minusve subfusiformi, apicem versus sensim attenuata, apice tenuissimo filiformi organo sensorio distincto terminato, ad basin utrimque tessellis marginalibus duabus tribusve rudimentariis in- structa, cute dorsali in parte basali costis calcareis transversis vario modo flexuosis ad intervalla firmata spinis marginalibus longissimis et ut ambulacralibus vaginis cutaceis magnis obvelatis. Vertebra prima brachiorum in adultis annulo calcareo disei firmiter adnata ; tessellae connectentes annuli inter quamque vertebram tertiam, media dorsaliter tuberculi instar prominente. Pedicellariae numerosissimae foreipatae, apice fortiter dentato et in vaginis spinarum aceumulatae et in superficie dorsali brachiorum per fascias transversas plus minusve perspicuas distributae. Tentacula ambulacralia biserialia e suleis ven- tralibus longe porrecta. Tentacula respirationis nulla. Auch Thomson giebt in den Depths of the sea p. 67 eine Abbildung der Stacheln und Scheibe von Brisinga coronata. Ophiurida. Ueber die Selbsttheilung von Ophiothela und Ophi- actis vergleiche man die schon oben bei den Asteriden an- gezogenen Beobachtungen von Lütken. Lyman handelt in seinen „Ophiuridae and Astrophy- tidae new and old“ (Bullet. Mus. eompar. Zool. Cambr. Vol. II. N. 10. 1874) p. 254—257 über die Morphologie des Ophiurenskelets, besonders die Bildung der Zahneckstücke, die nach seiner Darstellung jederseits aus drei Theilen bestehen, von denen zwei dem Ambulacralsysteme ange- hören, das dritte aber ein Interambulacralstück darstellt. Schon die Zweizahl der Mundtentakel lässt die Theilnahme 4 50 zweier Ambulacralwirbel vermutlf®n, da diese ja sonst immer nur in einfacher Anzahl (rechts wie links) den ein- zelnen Wirbeln angehören. Dass übrigens die sg. Ambula- eralwirbel wirklich den Ambulacralplatten der Asteriden homolog seien, wird vom Verf. in Zweifel gezogen, wogegen er aber mit Recht betont, dass die Hartgebilde, Schilder so gut, wie Dornen und Spitzen, morphologisch tiberall den gleichen Werth besässen. Einer kurzen Bemerkung Greeff’s zufolge (Sitzungs- ber. der Marburger Gesellsch. für Naturwissensch. 1874. Febr.) ist es demselben jetzt gelungen, den auf der Spitze eines jeden Armes bei den Asterien vorkommenden Fühler auch bei den Ophiuren aufzufinden. Er zeigt hier dieselbe Lage und ähnliche Formverhältnisse und tritt noch kräf- tiger und deutlicher, den feinen Saugfüsschen gegenüber, . hervor. Nach Panceri inhärirt die Leuchtfähigkeit der Ophiu- ren (Amphiura squamata) nicht der Muskulatur der Thiere, wie das Quatrefages früher beobachtet haben wollte, son- dern den äussern Bedeckungen und zwar indem vom Verf. beobachteten Fall der Rückenfläche der einzelnen Arm- glieder. La luce di aleuni annelidi 1. e. p. 17. Möbius berichtet „über eine zwei Jahre und acht Monate in einem Aquarium gehaltene Ophioglypha albida“ und macht dabei Mittheilung über die Kriechbewegung, Nahrung und Regeneration eines Armes, die einen Zeit- raum von vier Monaten in Anspruch nahm. Schriften des naturwissensch. Vereins für Schleswig -Holstein Bd. I S. 179—181. Derselbe findet die Hemieuryale pustulata v. Mart. in Menge auf Verrucella guadalupensis Duch. et Mich. und macht darauf aufmerksam, dass sie in Farbe und Form eine grosse Aehnlichkeit mit den Zweigen der sie tragen- den Hornkoralle habe. Da die Hemieuyrale sich von der letztern nicht ernährt, das Pigment derselben also nicht direet aufnimmt, gewinnt der Fall, als neues Beispiel der sg. Mimiery, ein weiteres Interesse. Schriften des natur- wiss. Vereins von Schleswig-Holstein Bd. I. Dec. 1873. Durch deseriptiv zoologische und systematische Ar- 51 beiten sind namentlich wiederum Lütken und Lyman für die Erweiterung unserer Kenntnisse thätig gewesen. Der erstere hat unter dem Titel: Ophiuridarum novarım vel minus cognitarum descriptiones nonnullae (Overs. kgl. D. Vetensk. Selsk. Forhandl. 1872. p. 75— 158 Tab. I und II) in dänischer Sprache eine neue an Beobachtungen und kritischen Bemerkungen reiche Abhand- lung über Schlangensterne veröffentlicht, auf die wir schon oben, bei der Frage nach der Selbsttheilung der Seesterne, hingewiesen haben. In derselben beschreibt Verf. zunächst (p. 75—95) eine Anzahl neuer Arten, deren lateinische Diagnosen (p. 106—108) zumeist auch durch Abbildungen erläutert sind: Ophioderma tonganum von der Tonga Ins., Ophiostigma formosum von Formosa, wie die vorige einem Genus angehörend, dessen geographische Verbreitung viel weiter ist, als man früher annahm, Amphipholis Andreae von Java, A. Kochii Küste der Mantschurei, und eine dritte mit A. Wundemanni und A. Lütkeni verwandte Art, die wahrscheinlich zu der bisher nur im Jugendzustand be- kannten A. septa Lütk. gehört, Ophiothrix Galatheae von den Nicobaren und Ophiothela isidicola von Formosa, eine Form, die gleich den übrigen Arten von Ophiothela Verr. auf Polypenstöcken lebt. Auf diese folgt dann (p. 95—105) eine Reihe von Bemerkungen, die sich ergänzend und erweiternd an die früheren Arbeiten unseres Verf.’s anschliessen. Asterophyton Agassizii St., dessen Herkom- men bisher unbekannt war, wird mit den Ueberresten an- derer Echinodermen in dem Magen eines grönländischen Haies gefunden. Ast. muricatum trägt in manchen Exem- plaren auf der Rückenfläche Stacheln von ungewöhnlicher Form, bisweilen so abweichend, dass man darauf hin leicht besondere Arten aufstellen könnte. In Betreff der Hemi- euryale v. Mart. kommt Verf. zu genau demselben Resul- tate, wie Lyman, der darin eine echte Ophiure erkannt hat, während er für Asteroschema bemerkt, dass es bei der (auch für andere Euryaliden hervorgehobenen) Schwie- rigkeit, die Zähne, Mundstacheln und Papillen scharf von einander zu unterscheiden, kaum möglich sei, die Mund- bewaffnung genau zu charakterisiren. Ophiactis abyssi- 52 cola Sars ist eine echte Ophiactis, während Oph. humilis eine Ophiacantha ist, von der sich auch Ophiomitra Lym. und Ophiothamnus Ljungm. kaum abtrennen lassen. Ausser der Ophiothrix echinata und O. quinquemaculata kommt im Mittelmeere (Neapel) übrigens auch die O. frasilis der nordischen Meere vor. Das Gen. Ophiomaza Lym. dürfte mit Ophioenemis zusammenfallen, obwohl der Dis- cus nackt ist, da ähnliche Unterschiede auch sonst (selbst bei Exemplaren derselben Art) vorkommen. Ophioglypha gracilis Sars ist Verf. geneigt für eine. bloss meridionale Varietät von Ophiocten Kroyeri zu halten. Schliesslich wird noch bemerkt, dass Ophiarachna spinosa einer Mit- theilung Ljungman’s zufolge den Typus eines neuen Gen. Ophiopezella abgebe, das Genus Ophiopsammus Lütk. aber mit Ophiopeza zusammenfalle.. Dagegen sei Pecti- nura vestita Forb. von den übrigen Arten des Gen. Peecti- nura auszuscheiden und als Ophiarachnella Lj. zu benennen. VonLyman erwähnen wir zunächst einer „Note sur les Ophiurides et Euryales du Musee d’hist. natur. de Paris.“ (Annal. des sciene. nat. 1872 T.XVI. Act. IV. p. 1-8), in welcher zunächst Trichaster Iridis Duchass. mit nachfol- sender Diagnose zum Typus eines neuen Gen. Astrocnida Lym. erhoben wird. Astronicda n. gen. Le disque est divise en dix lobes radi- aux, par autant de rainures, dont une & chaque aire brachiale et interbrachiale. La face dorsale du Jisque est herissee de granules et de grosses papilles. Les bras se bifurquent plusieures fois, comme chez le Trichaster. Le tegument du disque et des bras est revetu d’une mosaique de granules aplatis. Les articulations du bras sont indiquees par de petites cretes de granules portant souvent des erochets mieroscopiques. Les piquants des bras, modifies par des dentelures a leur extr&mite, sont disposes en rang serre au-dessus du pore tentaculaire. Les papilles de la bouche, les dents et les papilles dentaires sont spiniformes et se ressemblent toutes entre elles. Il y a, dans chaque aire interbrachiale, deux fentes genitales plac&es le long des bras. Das Thier lässt sich gewissermaassen als ein Astro- omphus mit getheilten Armen betrachten. Ausserdem be- schreibt Verf. noch Astromorpha laevis n. sp. aus Guade- loupe. Astromorpha Steenstrupi Ltk. fällt mit Asteroschema 53 Rousseaui Michel., die freilich sehr unkenntlich beschrieben ist, zusammen. Hemieuryale ist keine Euryalide mit ein- fachen en, wie Mertens wollte, sondern eine echte Ophiuride mit Greifarmen (wie Ophiochondrus) und einer complieirten Plattenbekleidung auf dem Rücken (wie Ophio- plocus). Die in der Eneyclopedie methodique Vers. Pl. 122 abgebildete Ophiura euspidifera ist unstreitig gleichfalls eine Hemieuryale. Zum Schluss macht Verf. den Versuch, die von Duchassaing 1850 kurz und unkenntlich be- schriebenen Ophiuren der Antillen auf Grund der von ihm untersuchten Originalexemplare richtig zu deuten. Es ergiebt sich hiernach Ophioderma variegatum Duch. — Ophi- ura brevicauda Lym., Ophiod. saxatile Duch. = Ophiura cinerea Lym., Ophiolepis annulosa Duch. — Ophiozona impressa Lym., Ophiol. albida Duch. = Ophionereis reti- culata Ltk., Ophiocoma scolopendrina Duch. und Oph. hexactinia Duch. = Ophioc. pumila Ltk., Ophioe. crassi- spina Duch. und serpentaria Duch. = Ophioe. echinata Agass., Ophiothrix fragilis Duch. = Ophioth. Oerstedii Ltk., Ophioth. quinquefissa Duch. = Oph. violacea Lik., Ophiolepis Taneredi Duch. = Ophiomyxa flaceida Litk. Von anderen Arten fanden sich keine Originalexemplare vor. Man sieht, dass Duchassaing vielfach irrte, als er die Antillenformen auf Europäische Arten zurückzuführen versuchte. Nichts desto weniger aber giebt es unter ihnen eine Anzahl von Arten, die auch an der Europäischen und Africanischen Küste vorkommen. In der schon oben angezogenen Abhandlung‘ „on Ophi- uridae and Astrophytidae new and old“ liefert derselbe Verf. eine Aufzählung der von Semper während seines Aufenthaltes auf den Philippinen und Pelew-Inseln ge- sammelten (45) Schlangensterne, die dann, so weit sie neu sind (11 Arten), mit andern theils schon bekannten, theils gleichfalls neuen Arten beschrieben werden (p. 221—252). Die Arten des Gen. Peetinura (inel. Ophiochasma Gr. — Oph. adspersum Gr. — Pect. stellata Ltk. — und Ophiope- zella Lin.) werden dabei in einer synoptischen Tabelle zusammengestellt, und die Europäischen Formen des Gen. Ophiothrix (p. 240—249) einer kritischen Revision unter- 54 zogen. Von letztern werden schliesslich acht Speeies auf- geführt, von denen aber manche noch zweifelhaft sein dürften. Als neu beschreibt Verf.: Pectinura vjgida von Zanzibar, Ophiomastix flaccida Philippinen, Ophroplocus Esmarci Californien, Amphiura laevis, Ophionephthys pha- lerata, Ophiocnida longipeda (= Ophiophragmus echinatus Ljn. ?), Ophiopsammium (n. gen.) Semperi, Opliothrix Martensi, Oph. pusilla, Oph. exigua, Oph. stelligera, Oph. plana sämmtlich von den Philippinen, Oph. rudis Califor- nien, Astrophyton cacaotieum Guadeloupe, A, nudum Phi- lippinen. Das neue zumeist mit Ophiothela verwandte Gen. trägt als Diagnose: Ophiopsammium Lym. Teeth; tooth-papillae numerous and arranged in a vertical, oval clump, as in Ophiothrix. No mouth- papillae. Disk and arms nacked below, but closely granulated above. Arm-spines stout and thorny, mounted on a crest-like side armplate as in Ophiothrix. Tentacles long, coverd with papillae, and issuing, not from the under surface, but from the side of the arm. Weiter veröffentlicht Lyman eine Abhandlung über die Ophiuriden und Astrophytiden der Hassler-Expedition (Illustrat. Cat. Mus. compar. Zool. N. VIII. 1875 Zoolog. res. Hassler Exped. II, 34 S. in Quart mit 5 Kupfertafeln) zunächst mit einer Zusammenstellung der ihm zur Beob- achtung vorliegenden Arten, deren Zahl durch Zufügung einiger von Dr. Stimpson gesammelten auf 76 gestiegen ist. Die Mehrzahl der Formen und namentlich auch die Mehrzahl der interessantern Formen (z. B. die mit einfachen Armen versehenen Astrophytiden) stammte von der Küste von Barbados aus einer Tiefe von etwa 100 Faden, wäh- rend andere, besonders die weiter nördiich und südlich lebenden Arten, von der Littoralzone bis zu 424 Faden gesammelt wurden. Neunzehn Arten sind neu, zwei zugleich Repräsentanten neuer Genera. Ihr Bau wird vom Verf. sorgfältig beschrieben und abgebildet. Eine analytische Tabelle giebt eine Uebersicht über die Euryaliden mit verästelten Armen (Astrotoman. gen., Astronyx, Astroporpa, Astrogomphus, Ophiocreas, Astroschema mit Einschluss von Astromorpha) und die 5 Arten des Gen. Astroschema. Ebenso sind die Mundwinkel mit Schildern und Unter- armplatten von 25 Species des Gen. Amphiura (und Am- a * Fi 55 phipolis, die durch A. anomala in erstere übergeht) dargestellt. Die neuen Arten sind folgende: Ophiomusium acuferum, OÖ. testudo, Ophiozona nivea, Ophiacantha stellata, sämmtlich von Barbados, O. hirsuta Florida, O. marsupialis Juan Fernandez (gebiert lebendige Junge von ansehnlicher Grösse), Ophiometra cervicornis Cuba, Amphiura anomala Juan Fernandez, A. Barbarae Californien, A. repens Flo- rida, A. duplicata Barbados, Ophiocnida filogranea Florida, Ophioplax (n. gen.) Ljungmani Barbad., Ophioscolex Stimpsoni Florida, Astrotoma (n. gen.) Agassizii Magel- lans-Str., Astroschema tenue Barbados, Astrophyton Pour- talesii Patagonien, A. spinosum Panama. Ophioplazxn. gen. Teeth; no tooth-papillae; numerous mouth- papillae.. Scaling of disk beset with granulation. Arms long and rather stiff. Arm-spines few and smooth, arranged on the ridges of the side armplates. One very large tentacle-scale on the sider arm-plate, and others minute, on the under arm-plate. Two long genital openings in each interbrachial space. (The genus stands near Ophiocnida, but is distinguished by the numerous mouth-papillae arranged as in Ophiura, and by the singular tentacle-scales.) Astrotoma n. gen. Disk and arms granulated. Radial ribs low and narrow, running to centre of disk. Arms simple and tra- versed by annular ridges bearing microscopic spines. Tentacie-spines stout, erect, standing by all the pores except those close to the mouth. No mouth-papillae. Teeth and tooth-papillae similar and spiniform, arranged in an clump at the inner point of the mouth- angle. Two genital openings lying at the outer corners of each interbrachial space. (This simple-armed Astrophyton resembles Astronyx in its dentition, while in the covering of the disk and arms and in the tentacle-spines it is between Astroschema and Astrogomphus.) In den Actes Soc. Linn. Bordeaux T. XXVII p.79 u. 80 giebt Lyman schliesslich noch eine Aufzählung der sechs bei Neu-Caledonien vorkommenden Öphiuriden. Thomson erwähnt in seinem Werke über die Tiefsee ausser einer mit Ophiothrix fragilis nahe verwandten Oph. Liütkeni (p. 174) und Ophiomusium Lymanı n. (p. 174, Fig. 32 und 33) noch (p. 123) zweier anderer neuer Ophiu- riden, einer Ophiomyxa und eines Ophiopus. Die Nature 1873. T. VIII p. 400 enthält ausserdem noch Holzschnitt von Ophioglypha bullata n. Sp. 56 v. Marenzeller handelt in seiner „Revision adria- tischer Seesterne“ über die mittelmeerische sg. Ophiothrix fragilis und glaubt dieselbe nach seiner Beobachtung in zwei Arten: Oph. alopeeurus M.-Tr. und Oph. echinata M.-Tr. aus einander legen zu müssen. A.a. 0. S. 369— 372. Ophiura brachyura n.sp.“ von Suez, Gray, Ann. nat. Bet DT: Xp.ll7. Ophiura cylindrica, Ophiactis nigrescens, Ophiothrix coerulea, Ophionereis fasciata nn. sp. von Neu Seeland, Hutton, l. ce. p. S1O und 811. Ophiocoma Raschii n. sp., Ophia regma abyssorum n. gen. et n. sp. (von dem Aussehen einer kleinen Amphi- pholis, aber ohne Spur von Genitalspalten) Sars, Vorhandl. vidensk selsk. Christ. 1872. p. 103—114). Gray nimmt (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. X. p. 71) in einer Notiz über die Synonymie der Euryaliden — unter Hinweis auf seine Synopsis of the British Museum 1840 — für Asterochema Lütk. die Bezeichnung Laspailia Gr. und für Asteroporpa Lütk. den Genusnamen Natalia Gr. in Anspruch. Pelmatozoa. Perrier veröffentlicht Untersuchungen „sur ’anatomie et la regeneration des bras de la Comatula rosacea* (Ar- chiv. zoolog. exper. T. II. p. 29—85. Tab. I-IV, in vor- läufiger Mittheilung Cpt. rend. 1873. T. 76 p. 718—720), welche. vorzugsweise die Weichtheile betreffen, die bisher erst wenig Berücksichtigung gefunden haben. Er liefert dabei den bestimmtesten Nachweis, dass diese Weichtheile keineswegs, wie hier und da, besonders von englischen Forschern,' behauptet worden, aus formloser „Sarkode“ be- ständen, sondern in derselben Weise, wie bei den übrigen Echinodermen, aus verschiedenen Gewebsformen, (Epithelien, Muskelfasern, Bindesubstanz u. s. w.) sich zusammensetzten. Er beschreibt im Innern der Arme, wenigstens bei den erwachsenen Exemplaren, nur einen einzigen Kanal, den ambulacralen Tentakelkanal, der unmittelbar auf der Ske- letachse aufliege, und zwei in einander eingeschachtelte, durch lockere Bindesubstanz vereinigte Wände erkennen en AP 7° EEE 57 lasse, die im Profil leicht den Anschein zweier oder gar dreier über einander liegender Kanäle erwecken könnten, wie solche denn auch von früheren Beobachtern beschrieben seien. Nur bei jüngeren Thieren lasse sich unterhalb dieses Tentakelkanales noch ein kanalartiger Hohlraum unterscheiden, der eine Fortsetzung der Leibeshöhle dar- stelle, auf die einzelnen Pinnulae übergehe und in seiner Wand die Geschlechtsproduete zur Entwicklung bringe Dagegen sah Verf. zwischen der epithelialen Auskleidung der Tentakelrinne und dem Tentakelkanale noch einen Strang hinziehen, der wegen seiner Längsstreifung als mus- kulös bezeichnet wurde. Was die Tentakeln betrifft, so lässt sich an diesen eine Unterscheidung in retractile und nicht retractile, dieman versucht hat, nieht durchführen. Sie stehen je zu dreien zusammen und enthalten einen Hohl- raum, der durch Hülfe eines gemeinschaftliehen Stammes mit dem Tentakelkanale zusammenhängt. Die denselben aufsitzenden Papillen sind wesentlich als Epithelwucherungen anzusehen und am Ende mit drei starren Haaren besetzt, die Verf. als Sinneshärchen (Gefühlshärchen) in Anspruch nimmt, obwohl ihm der Nachweis eines Nervenappa- rates nicht gelingen wollte, auch der von Müller beschrie- bene Nervenstrang nicht aufgefunden werden konnte. Die mit den Tentakeln alternirend gestellten kugligen Körper sind keine Kalkdrüsen, wohl aber wahrscheinlicher Weise exeretorischer Natur. Noch räthselhafter sind gewisse sackförmige Gebilde, die mittelst eines von eigenthümlichen Zellen umgebenen Porus auf der weichen Mundhaut des Kelehes ausmünden und Anfangs in fünffacher Anzahl regelmässig vertheilt gefunden werden, später aber in grösserer Menge über die Interbrachialfelder sich verbreiten. (Wir haben inzwischen durch Ludwig erfahren, dass diese Gebilde keine Blindsäcke sind, sondern in die Leibes- höhle hindurchbrechen und, den Wimpersäcken der Pori- feren vergleichbar, zur Wasserzufuhr dienen) Was Verf. über die Regeneration der Arme angiebt, betrifft ebenso wohl die Skeletstücke, wie die Weichtheile, und wirft in so fern ein neues Licht über die Bedeutung des Tentakelka- nales, als dieser dabei als ein evidenter Ernährungsapparat 58 sich zu erkennen giebt. Leider aber sind alle die das Kanalsystem der Arme betreffenden Angaben des Verf.’s verdächtig und unsicher, da er es unterlassen hat, die hier vorliegenden Verhältnisse an Querschnitten zu prüfen, vielmehr einfach auf die Untersuchung von Quetschpräpa- raten sich beschränkt. So erklärt es sich denn auch, dass spätere Beobachter zu mehrfach abweichenden Resul- taten gekommen sind. Zunächst Semper, derinseinen „kurzen anatomischen Bemerkungen über Comatula“ (Arbeiten des zoolog. Insti- tutes in Würzburg 1874. Th. I. S. 259—263 mit Holzschn.) nicht bloss ganz allgemein bei diesem Thier eine kanal- artige Verlängerung der Leibeshöhle unterhalb des Tentakel- kanales auffindet, sondern zwischen beiden auch den Mül- ler’schen „Armnerv“, der freilich nichts weniger ist, als ein Nerv, vielmehr einen Theil des Geschlechtsapparates bildet und eine Art Rhachis darstellt, auf der die den Pinnulae verbundenen Geschlechtsdrüsen mittelst eines Stieles aufsitzen. Als Nerv sei entweder das in der Achse der Arme hinziehende und von Perrier übersehene Müller’- sche Gefäss zu betrachten, welches jedenfalls kein Gefäss sei, oder, was Verf. wahrscheinlicher dünke, ein dem Ten- takelkanale aufliegender fibröser — nach Perrier musku- löser — Strang, der mitsammt den übrigen Theilen des Ar- mes auf Querdurchschnitten (nach vorhergegangener Ent- kalkung) leicht nachzuweisen sei. In einer Nachschrift zu der englischen Uebersetzung der voranstehenden Mittheilung (Ann. nat. hist. Vol. XVI. p. 202— 209) hebt Carpenter hervor, dass er nicht nur die Beziehung der Müller’schen Armnerven zu demGenitalapparate in sei- ner Arbeit über Bau und Entwicklung der Comatula (1865,66) schon vor Semper klar gelegt, sondern inzwischen auch auf experimentellem Wege von der nervösen Natur der Müller’- schen Gefässe durch Reizung des in der Centrodorsalbasis gelegenen sog. Herzens, mit dem diese Stränge zusammen- hängen, sich überzeugt habe. In histologischer Beziehung sei allerdings keine Uebereinstimmung mit dem Nerven- apparate der übrigen Thiere nachzuweisen. (Durch die Untersuchungen späterer Beobachter, über welche wir im 59 nächsten Berichte zu handeln haben werden, hat sich in- zwischen auch diese Deutung als unrichtig ergeben. Das Nervensystem der Comatuliden ist vielmehr, ähnlich dem der Asteriden, durch die epitheliale Bekleidung der Am- bulacralrinnen repräsentirt: ein „ecetodermatisches“ Ner- vensystem.) Schliesslich hebt Carpenter noch die grosse Verschiedenheit der Crinoiden von den übrigen Echino- dermen hervor, die so weit gehen, dass man dieselben fast als hoch organisirte Polypen betrachten könne — eine Angabe, die freilich Allem widerspricht, das wir früher und später über unsere Thiere erfahren haben. W. Thomson berichtet in der Proc. R. Soe. Edinb. 1871/72 Vol. VII. p. 764—773 „on the Crinoids of the Por- eupina deep-sea dredging-expedition“* und behandelt darin vorzugsweise die von ihm und Jeffreys gedregten ge- stielten Formen: Pentacrinus Wwville- Thomsonii Jeffr. n. sp., Rhizoerinus lofotensis Sars und eine neue gleichfalls der Familie der Apioeriniden zugehörige Form, die als Bathycrinus gracilis bezeichnet wird. Pentaerinus Wy- ville-Thomsonii der in einigen 20 Exemplaren aus einer Tiefe von 1095 Faden im Atlant. Oceane (39% 42° N. Br., 9° 43° L.) gefischt wurde, steht in mancher Beziehung ver- mittelnd zwischen P. asteria und P. Mülleri, deren unter- scheidende Charaktere Verf. eingehend aus einander setzt. Das untere Ende des 12 Cm langen Stieles war bei allen Exemplaren gerundet, so dass Verf. nicht zweifelt, dass die Thiere in erwachsenem Zustande frei sind, höchstens im Schlamme stecken und gelegentlich wie die Comatu- liden umherschwimmen, wie das vermuthlich auch bei den zwei andern Arten der Fall ist. Der neue Bathyerinus gracilis, der übrigens nur in wenigen meist verstümmelten Exemplaren zur Beobachtung kam und aus grosser Tiefe (2435 Faden) in der Biskaya-Bai hervorgezogen wurde, ist mit Rhizocrinus nahe verwandt, hat aber anstatt eines zusammenhängenden Kelches fünf isolirte und gestielte Basalien mit fünf Doppelarmen ohne Pinnulae. Die Genus- diagnose lautet: Bathyerinus n. gen. Stem long (90 mm) and delicate; joints dice-box shaped as in Rhizocrinus, long and delicate, dimishing in '60 length towards the head, where additions are made in the form of ealcareous Jaminae beneath the eoalescent joints which form the base of the cup. The first radials five in number, closely opposed, but not seen to be fused as in Rhizocrinus. The centre of each of the first radials rises into a sharp keel, while the sides are slightly depressed towards the sutures, which give the calyx a fluted appearance, like a folded filter paper. Second radials long and free from one another, joining the radial axillaries by a straight syzy- gial union, peculiar in form. A strong plate-like keel runs down the centre of the outer surface, and the joint is deepely excavated on either side, rising again slightly towards the edges. The radial axillary shows a continuation of the same keel through its lower half, and midway up the joints the keel bifurcates, leaving a very characteristie diamond -shaped space in the centre towards the top of the joint. Two facets are thus formed for the insertion of two first radial. The number of arms is therefore ten. The arms are perfecetly simple of few (12) joints each. No trace of pinnules, and the arms resemble in character the pinnules of Rhizocrinus. The first brachial is united to the second by a syzyeial joint, but after that the syzygies are not repeated, so that there ist only one of these peeuliar junetions in each arm. The arm-grooves are bordered by eireular fenestrated plates as in Rhizocrinus. Ueber Pentacrinus asteria L., P. Wyville- Thomsoni Jeffr., Rhizocrinus lofotensis Sars und Bathyerinus graeilis W.-Th. vergleiche ferner Depths of the sea p. 337—450, wo auch Fig. 73—75 Abbildungen dieser Formen gegeben sind. Pourtal&s beschreibt eine zweite Art des Rhizoerinus, R. Rawsonii von Barbados, die sich durch beträchtlichere Grösse, eonstante Fünfzahl der Arme, einfachere Bildung des Wurzelendes und Anderes von Rh. lofotensis unter- scheidet. Dass der untere Theil des Calyx, wie Sars will, von den vergrösserten obern Stammgliedern gebildet werde, wird in Abrede gestellt, der Calyx vielmehr in ganzer Aus- dehnung, wie bei den jungen Comatuliden, aus einer Ver- wachsung der Basalia und ersten Radialia abgeleitet. Die nächsten Verwandten des Rhizocrinus sucht Verf. auch nicht unter den Apiocriniden, sondern in dem fossilen Gen. Belemnocrinus White. Zoologieal results of the Hassler Expedition I. p. 26—31 Pl. V. (Illustr. Cat. Mus. compar. zool. VIII. 1876). Ebendas. liefert Pourtal&s auch eine kurze Be- schreibung und Abbildung von Holopus Rangii. Der mit 61 dem untern Ende aufgewachsene Becher besteht aus einer zusammenhängenden Skeletmasse ohne Näthe, der im Um- kreis des Mundes fünf bewegliche dreieckige Platten auf- sitzen. Die zehn Arma entspringen paarweise auf einem Ba- sale und schliessen beim Einschlagen mit ihren Seiten- kanten hermetisch an einander. Sie umfassen in diesem Zustande einen vor dem Munde gelegenen Hohlraum, in den die eingerollten Enden der Arme und die spiralig ge- krümmten Pinnulae hineinhängen. Grube handelt (Jahresber. der Schlesischen Gesellsch. 1875. naturhist. Section 5. 54, 55) über einige noch unbe- schriebene Comatulen aus Nord-Borneo: Comatula laevis- sima, ©. Mertensi und C©. (Actinometra) borneensis. Alecto retiformis n. sp. Hincks, Supplem. Catal. Zoo- phytes South Devon and Cornwall, Ann. and Mag. nat. hist. VII p::81. Nach Thomson, depths of the sea (p. 124), ist Aleeto Eschschriehtii keineswegs so ausschliesslich, wie man früher annahm, auf die nordischen Gegenden beschränkt, sondern auch weit abwärts im atlantischen Ocean zu finden. Th. Austin macht den Vorschlag, die Platyerinusarten mit excentrischem Analkegel (Pl. mueronatus u. s. w.) als Repräsentanten eines eignen Genus nov. Medusacrinus von denen mit centralem Schornstein (Pl. laevis) abzutrennen. Ann. nat. hist. 1875. Vol. XVI. p. 90, 91 mit Holzschn. Crotalocrinus rugosus Mill. ist nach Salter ein mit Anthocrinus Müll. verwandter Crinoide, der nur insofern abweicht, als die Arme desselben zur Bildung eines zu- sammenhängenden Kelches unter sich vereinigt sein sollen. On Crotaloerinus rugosus Miller; a remarcable Crinoid in the Woodwardian Museum, Transact. Cambridge philos. society 1871. Vol. XI. P. 3 p. 481—484 Pl. 1. IH. Coelenterata. Haeckel macht (Kalkschwämme Th. I. S. 463) den Vorschlag, den von mir für die betreffende Gruppe seit 1847 gebrauchten Namen Coelenterata mit der Bezeich- 62 nung Zoophyta zu vertauschen, „welche auch jetzt noch in England und Frankreich die gebräuchlichere sei“. Als Grund für diese Namensveränderung wird das Alter „der 1552 von Wotton in die systematische Zoologie einge- führten“ Benennung Zoophyta angeführt, die unsichere Be- grenzung der Gruppe, indem die meisten Zoologen darunter nur die Nesselthiere verständen, während ich — und ebenso auch Häckel — noch die Spongien dahin rechnete, und schliesslich der Umstand, dass ich bei der Aufstellung des Namens Coelenterata von der irrigen Meinung ausgegangen sei, dass der Innenraum der so benannten Thiere mor- phologisch als Leibeshöhle zu deuten sei. Ich habe auf diesen Vorschlag zunächst zu erwidern, dass ich, da ich doch — wie Häckel selbst unumwunden zugesteht (allgem. Morpholog. Th. U.S. XLIX) — die hier in Betracht kom- mende Gruppe zuerst als eine natürliche Einheit erkannt und begründet habe, auch zuerst die Coelenteratennatur der Spongien nachwies, nach den bisher üblichen Gesetzen der Namenclatur auch die Beibehaltung des von mir der neuen Gruppen gegebenen Namens verlangen kann. Selbst wenn es ausgemacht wäre, dass ich in Betreff der mor- phologischen Auffassung der Gruppe einen Missgriff be- gangen haben sollte — was übrigens, wie wir alsbald sehen werden, keineswegs feststeht —, würde das auf die Bezeich- nung Coelenteraten keinen Einfluss haben, denn der Name bedeutet an sich nichts anderes als „Hohlthiere“ und besagt, was Jedermann für richtig hält, dass die Eingeweide im Wesentlichen durch einen einzigen Hohlraum vertreten sind. Uebrigens ist schon von anderer Seite gegen die ganz willkürliche Umänderung des Namens Coelenterata Protest eingelegt und zwar von Seite englischer Natur- forscher, obwohl diese dazu doch nicht den geringsten Grund hätten, wenn die Behauptung Häckel’s, dass man in England und Frankreich unsere Coelenteraten als Zoo- phyten zu benennen pflege, richtig wäre. Dass dem in- dessen nicht so ist, wird schon durch die oberflächlichste Bekanntschaft mit der bezüglichen Litteratur ausser Zwei- fe] gestellt. Wo in England und Frankreich von Zoophy- ten gesprochen wird, handelt es sich nicht um unsere Coel- u fr ee Ta N 65 enteraten, sondern um diese — gewöhnlich nur die fest- sitzenden Formen — mit Einschluss der Bryozoen, also um eine Gruppe, die nicht durch eine natürliche Verwandt- schaft, sondern nur durch einen gemeinschaftlichen phy- siognomischen Zug zusammengehalten ist. Was nun übrigens die Bezeichnung Zoophyten betrifft, so habe ich in einer kleinen Abhandlung (die Zoophyten, ein Beitrag zur Geschichte der Zoologie, Archiv für Natur- gesch. 1875. S. 58—70, ursprünglich unter dem Titel „de zoophytorum et historia et dignitate systematica“ als Leip- ziger Decanatsprogramm gedruckt) den Nachweis geliefert, dass dieselbe nicht, wie Häckel will, 300, sondern 2000 Jahre alt ist, indem sie nachweislich schon in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung bei den Alexandrinern im Gebrauch war, und wahrscheinlich bald nach Aristo- teles aufkam. Dass nicht Wotton es war, der die Gruppe der Zoophyten in unsere Wissenschaft einführte, davon hätte Häckel sich leicht überzeugen können, wenn er nur jemals das von ihm angezogene Werk: de differentiis ani- malium zu Händen genommen und daselbst p. 198 gelesen hätte „.... mollia, crustacea, testacea et quae zoophyta appellantur“ und zwar, wie Petrus Belonius (1553) und Gesner (1558), fast gleichzeitig hinzufügen „a Graeeis appellantur“. In Wirklichkeit stammt der Begriff und die Gruppe der Zoophyten von Aristoteles selbst her, der an mehreren Stellen die Ascidien, Schwämme und Actinien als Wesen bezeichnete, die zwischen Thier und Pflanze schwankten (erraugyoreoilovra xaiı yvro xai Low) und sogar die Actinien mit Worten charakterisirte, die von den Zoo- logen der Renaissance unverändert, nur in lateinischer Uebersetzung, auf die Gruppe der Zoophyten übertragen wurden. Man würde übrigens gewaltig irren, wenn man annehmen wollte, dass der Inhalt dieser Zoophytengruppe seit Wotton bis zur Aufstellung der „Coelenteraten“ der gleiche geblieben wäre. Häckel allerdings scheint solches zu vermuthen, aber er beweist damit nur von Neuem, dass er in der Geschichte unserer Wissenschaft wenig bewan- dert ist. Er weiss nicht, dass die Thiere, die wir heute gelegentlich als Zoophyten bezeichnen, ihrem wesentlichen 64 ” Inhalte nach erst von Pallas, und zwar lediglich auf Grund ihrer Prolificationsfähigkeit, unter diesem Namen zusam- mengefasst sind, indem vorher die Ansichten der Zoologen über die sg. Zoophyten so weit abwichen, dass z. B. Linne bis zur zehnten Auflage seines Systema naturae (1758) dieselben als „Vermes artubus donati“ charakteri- siren konnte, und zwar auf Formen hin, die, wie Sepia, Salpa, Nereis, Medusa, Physalia, Asterias, Echinus, Bala- nus, später den Ausgangspunkt der im Wesentlichen mit denselben Worten charakterisirten Linn&’schen Mollusca (Mollia) abgegeben haben. Und diese auch später (von Cu- vier, Blainville, Lesson, Johnston) — bis auf die neueste Zeit — in dem verschiedensten Sinne charakteri- sirte und mit vielfach wechselndem Inhalte ausgestattete Gruppe der Zoophyten soll jetzt an die Stelle der Coelen- teraten treten, weil noch nicht alle Zoologen darüber sich geeinigt haben, ob denselben die Schwämme zuzurechnen seien! In der That, der Subjectivismus hat in der Behand- lung unserer Wissenschaft einen grossen Spielraum gewonnen. Die Behauptung, dass die Hohlräume des coelente- rischen Apparates keine Leibeshöhle, sondern Darmhöhle seien, eine Leibeshöhle den Coelenteraten aber vollständig abgehe, stützt sich im Wesentlichen (Häckela. a. O.S. 467, Gastraeatheorie S. 21) auf die Behauptung, dass letztere, — Häckel nennt sie vorsichtiger Weise „wahre‘‘ Leibes- höhle (Coelom), allein von einer andern ist nirgends bei ihm die Rede — in allen Fällen einer Spaltung des Meso- derms ihren Ursprung verdanke und vom ersten Anfange an ein selbstständiger Hohlraum sei, der mit dem Darm- kanal niemals communieiren könne. Trotz dieser kate- gorischen Behauptung besitzen nun aber zahlreiche niedere Thiere — Huxley’s Enterocoela, vergl. Ber. I. S. 12 — eine Leibeshöhle (d. h. einen mit Ernährangsflüssigkeit ge- füllten Hohlraum zwischen Körpermuskulatur und Einge- weiden, welcher der „wahren“ Leibeshöhle der höhern Thiere so vollständig gleich steht, dass Häckel die be- treffenden Geschöpfe unbedenklieh für „Coelomata“ hält), die Keineswegs durch Spaltung des Mesoderms, sondern durch Ausstülpung oder Differenzirung des Primitivdarmes 65 entsteht und somit denn auch mit diesem eine kürzere oder längere Zeit hindurch in directem Zusammenhange gefunden wird. Wir haben bereits oben auf diesen Um- stand aufmerksam gemacht (Ber. I. S. 8) und hervorge- hoben, dass die betreffenden Fälle nicht bloss theilweise schon seit längerer Zeit bekannt sind, sondern auch aus- drücklich in unserm Berichte — vor Häckel — zur Klar- stellung der morphologischen Natur des coelenterischen Apparates angezogen wurden. Doch vergebens sucht man bei unserm Autor einen Hinweis auf diese Angaben. Ob- wohl ihre Bedeutung für die hier vorliegende Frage bei oberflächlichster Betrachtung einleuchtend ist, werden sie einfach ignorirt. Mit ihrer Anerkennung wäre ja Vieles von dem in Frage gestellt, was sonst als neu und sicher Erkanntes gelten konnte. Wie die Verhältnisse gegen- wärtig liegen, sehe ich demnach nicht den geringsten Grund, den coelenterischen Apparat ausschliesslich als Darm zu betrachten. Mag die erste Anlage desselben auch immer- hin dem Primitivdarm der Gastruladen entsprechen — wir wollen das zugeben, obwohl gewisse Beobachtungen, wie namentlich die von Foll und Mecznikoff über Ge- ryonia (s. weiter hinten), damit keineswegs stimmen — so dürften doch die späterhin daran vorgehenden Verän- derungen am natürlichsten sich nach Analogie der bei den sg. Enterocoelen beobachteten Erscheinung deuten lassen. Wir würden in dem coelenterischen Apparate dann blei- bend einen Zustand vorfinden, der bei den Echinodermen, Enteropneusten, Brachiopoden, Chätognathen u. a. vorüber- gehend ist, darin mit anderen Worten einen Darm+-Leibes- höhle zu sehen haben. Dass die Anlage dieser Leibeshöhle für gewöhnlich in einem höhern Numerus erfolgt, als bei den gewöhnlichen Enterocoelen, kann keinen Unterschied bedingen, da ja meistens auch die übrigen Organe der Coelenteraten, den Gesetzen des radiären Baues entsprechend, in grösserer Menge sich bilden. In gewissen Fällen (bei den sg. hydroiden Formen) hat es auch den Anschein, als wenn die Leibeshöhle eine einfache Verlängerung der pri- mitiven Darmhöhle darstellt, so dass die Abgrenzung der beiderlei Gebilde dann eine sehr unvollständige ist; allein j 5 66 auch das ist ein Verhalten, welches gegen die architecto- nischen Normen der Radiärthiere in keinerlei Weise ver- stösst, da ja die axillaren Organe derselben sämmtlich einfach sind, und erst mit der Verlegung an die Peripherie in einem höhern Numerus sich wiederholen. Auch Meeznikoff spricht sich auf Grund der hier angezogenen entwicklungsgeschichtlichen Verhältnisse mit aller Bestimmtheit dahin aus (Zeitschr. für wissensch. Zoo- logie Bd. XXIV. S. 68—77), dass es unmöglich sei, das Gastrovaseularsystem der Coelenteraten schlechtweg für einen Darm zu halten. Es entspreche dasselbe vielmehr der Verdauungshöhle und der daraus sich hervorbildenden Ausstülpungshöhle, die mit ersterer beständig in Commu- nikation bleibe. Zur nähern Begründung dieser Auffassung berücksichtigt Mecznikoff aber nicht die Verhältnisse der Enterocoelen im Allgemeinen, sondern speciell die der Eehinodermen, bei denen die Ausstülpungshöhle — die sg. Lateralscheiben — bekanntlich nicht bloss zu der spätern Leibeshöhle (Peritonealhöhle Meeznikoff’s) wird, sondern weiter auch dem sg. Wassergefässsysteme den Ursprung giebt. Auf diese Weise kommt er dann zu der Ueber- zeugung, dass der Gastrovascularapparat speciell der Cteno- phoren nicht bloss der Leibeshöhle der Echinodermen ent- spreche, sondern der Leibeshöhle-+ Wassergefässsystem. Na- türlich, dass letzteres dabei in derselben Weise mit der Leibeshöhle, wie diese mit dem Magenraum bleibend in Zusammenhang gedacht werden muss. Mecznikoff macht sogar den Versuch, die Parallelisirung bis in die Einzeln- heiten durchzuführen. Die Rippengefässe der Ctenophoren werden dabei den Längswassergefässen verglichen, während die an den Seiten des Magenrohres emporsteigenden zwei Längsstämme mit dem Trichter der Peritonealhöhle, und die Triehteröffnung dem Wasserporus als homolog zur Seite ge- setzt werden. Auf diese Weise kommt Mecznikoff dann zu der Auffassung, dass die Coelenteraten und Echinoder- men — die nur mit gänzlichen Verkennung ihres Baues und ihrer Entwicklungsweise von Häckel als Thierstöcke auf- gefasst würden — trotz ihrer typischen Verschiedenheit einander verwandt seien, wie etwa die Gliederwürmer 67 und Arthropoden, und im natürlichen Systeme stets neben- einander gestellt werden müssten. Was Noschin bei gewissen Coelenteraten als Leibes- höhle deutete (J. B. 1865. S. 141), hat zu der hier in Be- rücksichtigung gezogenen „Peritonealhöhle“ keinerlei mor- phologische Beziehung. Es ist dasselbe ein Ueberrest der sg. Furchungshöhle, die bei den Larvenformen der Gastru- laden bekanntlich oftmals eine ansehnliche Weite besitzt und früher allerdings nicht selten — wie das auch noch von Meeznikoff geschieht — der „Leibeshöhle“ der defini- tiven Thiere parallelisirt wurde. (Ich darf bei dieser Gelegenheit wohl erwähnen, dass ich — in dem 1873 er- schienenen Programm über die Entwicklung der Echino- rhynchen — wohl der erste gewesen bin, der die Verschie- denheit dieser beiderlei „Leibeshöhlen“ erkannt hat.) Ein Gleiches gilt von der sg. Leibeshöhle der Sarsiaden, die von E. Schulze neuerlich genauer untersucht wurde (über den Bau von Syncoryne Sarsii und der zugehörigen Meduse 1873 S. 28). Allerdings versucht Sehulze den Nachweis, dass die zwischen Gallert- und Muskelblatt der Umbrella zu den Seiten der Radialkanäle gelegenen acht Hohlräume, welche diese sg. Leibeshöhle darstellen, dem Mesoderm angehörten und somit denn auch mit Recht als „Coelom“ zu betrachten seien, allein die Schulze’sche Deutung scheitert an dem Umstande, dass die betreffenden Räume schon zu einer Zeit sich bilden, in der die begrenzende Gallertschicht, die (ob mit Recht, bleibt dahingestellt) als Mesoderm gedeutet wird, überhaupt noch nicht vorhanden ist. Die betreffenden Hohlräume entstehen also nicht durch Spaltung des Mesoderms, wie es nach der Häckel’schen Definition des Coeloms der Fall sein müsste, sondern zwischen Eetoderm und Ento- derm, also ganz nach Art einer Furchungshöhle. Im Uebrigen erklärt Schulze seine volle Ueberein- stimmung mit der Häckel’schen Auffassung des Coelen- teratenbaues. Auch Kölliker (Morphologie und Entwick- lungsgesch. des Pennatulidenstammes S. 61 und 45) spricht sich dahin aus, dass die sg. Leibeshöhle der Polypen mit den perigastrischen Fächern als „verdauende Cavität“ zu be- 68 trachten sei, der sg. Magen aber nur die Bedeutung eines Schlundes habe, wie das auch von Lacaze Duthiers (s. unten) angenommen wird. Aehnlich urtheilt Kowalewsky, und zwar auf Grund von Untersuchungen über die Entwicklungsgeschichte der Coelenteraten, die, ihren Hauptresultaten nach grossen- theils schon früher bekannt (J. B. 1868 a. a. O.), jetzt in den Protokollen der Freunde der Naturwissenschaften zu Moskau 1874 S. 1—36 (mit 8 Tafeln) — leider russisch — eine ausführliche Veröffentlichung finden. Sie betreffen Repräsentanten fast sämmtlicher Hauptgruppen, Cteno- phoren, Akalephen, Hydroiden und Anthozoen, und werden später noch speciell von uns berücksichtigt werden. Eimer denkt (zoolog. Studien auf Capri I. S.80) an die Möglichkeit, das Thierreich nach dem Auftreten eines Centralnervensystemes mit seinen Funktionen (Willen, Be- wusstsein) abzugrenzen. Ein solches Verhalten würde, wie er meint, nicht bloss der philosophischen Betrachtungs- weise gerecht werden, sondern auch gemeinverständ- licher sein, als die bisherigen Versuche, indem dabei z.B. die niederen Coelenteraten („Zoophyten“), die der Laie, „nach einem vielleicht mehr, als anerkannt ist, richtigen Instinete“ niemals als Thiere anerkennen werde, wieder von dem Thierreiche ausgeschlossen würden. (!) Gräffe handelt (Bollet. Soc. Adriat. T. I. 1875 p. 303 —306) „über die Erscheinungszeiten der pelagischen Hy- dromedusen und Akalephen im Meerbusen der Adria*. Häckel wiederholt (Kalkschwämme a. a. 0. S. 461) die schon früher von ihm geäusserte Meinung, dass die Coelenteraten in zwei Hauptgruppen zu theilen seien, in die Akalephen (Cnidae s. Nematophora) und die Schwämme (Spongiae s. Porifera). Auch Kölliker erkennt in den Spongien jetzt Glieder des Coelenteratentypus und glaubt in diesem am natür- lichsten vier Classen annehmen zu können: 1) Ctenophoren, höhere Medusen, Anthozoen, 2) einfache Medusen, 3) Hy- droidpolypen und Siphonophoren, 4) Spongien. Morphologie und Entwicklungsgesch. des Pennatulidenstammes 8. 71. Auf Grund einer eingehenden morphologischen Ver- RER 69 gleichung der den Coelenteraten zugehörenden Thierformen stellt Allman (monograph of gymnoblastie or tubularian Hydroids, p. 187—199) dieselben folgendermaassen in Gruppen zusammen: I. No stomach-sac differentiated from the general body-cavity Hydrozoa. 1. Locomotion never by bands of vibratile lamellae. a. Generative elements discharging themselves externally. *Never with a hydriform trophosome united with the gono- some into a natatory colony . . Nm a YArOLda: ** Always with a bydriform Brose united with the gonosome into a natatory colony . . . . Siphonophora. b. Generative elements discharging themselves into the body- cavity. *Generative elements in symmetrically disposed longitudinal bandlike projections of the inner surface of the somatie cavity. Body stalked, fitted for attachment . Lucernariae. ** Generative elements formed in symmetrically dispoped pouch-like dilatations of tbe somatic cavity of the body, which is not stalked and not fitted for attachment Discophora. 2. Locomotion allways by bands of vibratile lamellae Otenophora. I. A stomach-sac differentiated from the general body-cavity . Actinozoa. 1. Tentacles subuliform; symmetry for the most part kexameral Zoantharia. 2. Tentacles lea’-shaped, with the En der ceirrated, symmetry tetrameral . '. 2.) Aleyonanda. M’Intosh börtieksichtigti in seiner Fauna der Everte- braten und Fische von St. Andrews auch die Coelenteraten (Ann. and Mag. nat. history Vol. XII. p. 204—221) und verzeichnet deren ausser 2 Ctenophoren, einigen Akalephen und Siphonophoren (Diphyes und Velella), 46 Hydroiden mit nur 6 Thecaten, 1 Calycozoon, 13 Polypen, von denen 10 den Actiniaden angehören. Die Arten sind sämmtlich bereits bekannt. Eine Zusammenstellung der von Grönland bekannten Calycozoen, Ctenophoren, Discophoren, Hydrozoen und Anthozoen liefert Lütken in dem schon früher erwähnten Arctic manual p. 186— 190. Schulze behandelt in dem Jahresber. der Commis- sion zur wissenschaftl. Untersuehung der deutschen Meere 70 für 1872/73 S. 121—142 Pl. die Coelenteraten und führt dabei 2 Ctenophoren, 3 Discophoren, 68 Hydroiden (Poly- pen und Medusen), 1 Lucernaria und 23 Anthozoen auf. Verrill zählt in dem Rep. Comm. Fish. (p. 722—732) aus dem Vineyard Sund 5 Ctenophoren, 3 Siphonophoren, 7 Discophoren und 57 Hydroiden auf. Darunter einige neuen Arten, die mit andern gleichfalls neuen vom Verf. auch in den Abhandlungen über die Wirbellosen von Neu- England (Amer. Journ. arts and se. T. V—-VII div. 11.) zu- sammengestellt und beschrieben sind. Unter den Radiaten von Nord-Carolina (ibid. T. III. p. 432—439) werden von demselben Verf. 7 Hydromedusen und 17 Polypen aufgeführt. 1. Ctenophora. Kowalewsky’s neue Mittheilungen über die Ent- wicklung der Rippenquallen (l. e. p. 31 ff. Tab. VII und VIII) enthalten mehrfache Ergänzungen und Verbesserungen der frühern Darstellung (J. B. 1866. S. 193). Zunächst bemerkt Verf., dass es ihm jetzt gelungen sei, das früher sowohl von ihm, wie auch von Foll (ebendas. 1868. S. 191) vergebens gesuchte Keimbläschen in den Eiern von Esch- scholtzia und Eucharis aufzufinden. Es liegt in der fein- körnigen peripherischen Protoplasmaschieht des Dotters und liefert die — früher gleichfalls übersehenen — Kerne der Furchungskugeln. Wie gewöhnlich bilden sich An- fangs erst zwei solcher Kugeln, dann vier und acht. Mit der Achtzahl beginnt eine Differenzirung der Kugeln, in- dem eine jede derselben in einen grössern und einen klei- nern Ballen zerfällt, beide mit einem Kerne, sonst aber insofern verschieden, als die kleinern Ballen einen proto- plasmatischen Inhalt besitzen, die grössern aber ein mehr homogenes helles Aussehen haben. Die acht grössern Ballen liegen in einer Ebene neben einander und vermehren sich nur langsam und in beschränktem,Maasse, während die kleinern rascher zerfallen und schliesslich zu einem einschichtigen Blastoderm werden, welches die grossen Ballen des Nahrungsdotters in sich einschliesst. Noch bevor übrigens diese Umwachsung vollendet ist, entsteht an der untern Fläche des Dotters eine Vertiefung, welche 71 sich rasch vergrössert und in einen kugligen Hohlraum verwandelt, der durch einen engern Achsencanal nach Aussen führt. Der Hohlraum wird zu dem Trichter und den davon ausstrahlenden Radiärkanälen, die übrigens erst spät ihre definitive Ausbildung erreichen, nachdem der davon ausgehende Canal, dessen Zellen schon früher eine Cylinderform annehmen, schon längst in das Magenrohr sieh umgewandelt hat. Inzwischen hat der bis dahin immer noch ziemlich platte Embryo an Höhe allmählich zugenommen, bis der Höhendurchmesser schliesslich dem Querdurchmesser gleichkommt. Sobald die Kugelform erreicht ist, entstehen an der Rückenhälfte vier Längswülste, zwei auf jeder Seite, die erste Anlage der Wimperrippen. Zwei andere seit- liche Wucherungen des Blastoderms markiren die spätern Tentakeltaschen und eine dazwischen im Centrum auftre- tende unpaare Verdiekung das spätere Ganglion mit dem Ötolithen-Apparate und der Flimmerplatte. Die Otolithen entstehen in der Vierzahl und liegen Anfangs im Innern der Zellen, bis sie schliesslich auf die Flimmerplatte aus- treten. Dass die Flimmerläppchen durch reihenweise Ver- einigung ursprünglich getrennter Wimpern ihren Ursprung nehmen, ist von unserm Verf. schon früher beschrieben. Die Tentakel bilden sich als eylindrische Auswüchse auf den schen oben erwähnten seitlichen Zellenwucherungen. Die im Innern des Embryo befindlichen Dotterballen zerfallen und verwandeln sich allmählich in immer mehr zusammen- schmelzende Massen von Fettkugeln. Ihre Stelle wird schliess- lich von einer Gallertmasse eingenommen, deren zellige Einlagerungen aus dem Eetoderm sich ablösen. So wenigstens bei Eucharis, während es bei Beroe den Anschein hatte, als wenn die Dotterkugeln direet in die Gallertmasse übergingen. Auch in sofern zeigt Beroe einige Unterschiede, als die Tentakelanlagen fehlen und die Radiärkanäle schon vor dem Austritte des Embryo aus dem Ei zur Ent- wicklung kommen. Al. Agassiz veröffentlicht in seiner „Embryology of the Ctenophorae“ (Cambridge 1874, 40 Seiten in Quarto mit 5 Tafeln und zahlreichen Holzschnitten, aus den Me- moirs Amer. Acad. Arts and Sc. Vol. X besenders abge- 72 druckt) eine Reihe von Beobachtungen, die dadurch be- sonders werthvoll erscheinen, dass sie nicht bloss die er- sten Stadien der Entwicklung betreffen, sondern auch die Umwandlungsweise des jungen Thieres in die definitive Form zum Gegenstande haben. Soweit diese Beobachtungen frei- lich auf Mertensia ovum und Bolina alata Bezug haben, sind sie bereits früher von unserm Verf. in seiner Abhand- lung über Nordamerikanische Acalephen (J. B. 1865 S.138) veröffentlicht worden. Neu dagegen sind die Mittheilungen über Idya roseola und Pleurobrachia rhododactyla, zwei Formen, die unter diesem Namen von L. Agassiz be- schrieben, wahrscheinlich aber mit Beroe ovata und Cy- dippe pileus der Europäischen Küsten identisch sind. Beide Arten sind Hermaphroditen, mit männlichen und weiblichen Organen, die über die beiden Seitenflächen der Rippen- gefässe vertheilt sind. Bei Cydippe liegen dieselben im Innern der betreffenden Gefässe, bei Beroe aber an den Seiten derselben, von wo sie sich in förmlichen Zweigen bis weit in das Gallertgewebe hinein fortsetzen. Trotz dem Hermaphroditismus laichen die Rippenquallen immer in grösserer Gesellschaft nebeneinander an der Oberfläche des Wassers. Die Eier von Cydippe haben eine verhält- nissmässig ansehnliche Grösse und werden einzeln abge- legt, während die von Beroe kleiner sind und in eine reich- liche Schleimmasse eingehüllt werden. Dieser Grössen- unterschied findet auch darin seinen Ausdruck, dass die jungen Beroiden auf einer weniger vollständigen Ent- wicklungsstufe die Eihülle verlassen und einen Theil ihrer Metamorphose im Freien durchlaufen, die Cydippen da- gegen bereits bei der Geburt ihren Eltern gleichen. Was Verf. über die einzelnen Entwieklungsvorgänge mittheilt stimmt im Ganzen mit den Darstellungen der frühern Be- obachter. Es gilt das namentlich auch in Betreff der Fur- chung und Blastodermbildung, nur dass Verf. die (früher bekanntlich auch von Kowalewsky übersehenen) Kerne der Eier und der ersten Furchungskugeln nicht aufzufinden vermochte. Die Entwicklung des Gastrovaseularapparates wird in eine verhältnissmässig späte Periode verlegt, was sich dadurch erklärt, dass Verf. die erste Bildung \ 73 des Entoderms übersehen hat und die Anlage des Darmes mit der Differenzirung des Magenrohres identifieirt. Aus dem hintern Ende dieses Rohres (Anus nach Agassiz) soll dann der Trichter mit den Radiärgefässen erst nach- träglich hervorkommen. Auf Grund dieses Verhaltens versucht der Verf. in den angehängten theoretischen Be- trachtungen, die gegen die Berechtigung sowohl der Gasträatheorie, wie der Coelenteratengruppe gerichtet sind, (im Anschluss an Meeznikoft) den Nachweis zu liefern, dass die Ctenophoren weit mehr, als die übrigen Aka- lephen den Echinodermen verwandt seien, gewissermaassen die bleibenden Larvenformen der letztern repräsentirten. Eimer handelt in Th. I seiner „zoologischen Studien auf Capri“ (Würzburg 1873, 91 Seiten in Quarto mit 9 Tafeln Steindruck) „über Beroe ovatus“ und liefert damit einen „Beitrag zur Anatomie der Rippenquallen“, der namentlich den feinern Bau dieser Thiere vielfach in neuem Lichte zeigt. Ob freilich die Angaben des Verf.s überall zu- treffen, ist dem Ref. zweifelhaft. Seiner Meinung nach dürfte die Darstellung oder doch wenigstens die Deutung des Verf.’s durch spätere Untersuchungen in mancherlei Hinsicht gar sehr modifieirt werden. Die mit dem alten Lamarckischen Namen bezeichnete Form (= Beroe albens Panc., vielleicht auch Forsk., und Idya roseola Agass.) unter- scheidet sich von B. rufeseens Forsk., mit der Milne Ed- wards dieselbe — in seiner B. Forskalii — zusammenwarf, vornehmlich dadurch, dass die Seitenzweige der sg. Wasser- kanäle isolirt bleiben und keine Anastomosen bilden. In Betreff des Gastrovascularapparates constatirt Verf. zu- nächst die Thatsache, dass das Magenrohr hinten durch eine einzige spaltförmige Oeffnung mit dem sg. Trichter in Zusammenhang stehe, wie das im Gegensatze zu der Darstellung von Will und Milne Edwards, welche diese Communication durch zwei Oeffnungen geschehen lassen, meines Wissens zuerst durch meine Untersuchungen fest- gestellt ist. Durch zwei in den Anfangstheil dieses Trich- ters (Trichterschlund) vorspringende Gallertwülste — die- selben Gebilde, welche Eimer anfänglich (vgl. J. B. 1871. S. 158) als Centraltheile des Nervensystemes auffasste — 74 kann übrigens unter dem Drucke der dieselben ringförmig umgebenden Muskelfasern der Zusammenhang mit dem Ma- genrohre zeitweilig unterbrochen werden. Eine Ausmüudung des Trichters in der früher von verschiedenen Seiten be- haupteten Weise fehlt, denn die vier kurzen nach dem aboralen Stiele verlaufenden: Gefässe, die aus dem hin- tern Ende des Trichters hervorkommen, endigen mit einer das Gehörbläschen zwischen sich nehmenden blinden Er- weiterung (wie das wohl gleichfalls zuerst durch Ref. be- schrieben ist). Nichts desto weniger aber findet sich in der Gegend des Afterpoles jederseits ein kleiner Wasser- porus, indem zwei der eben erwähnten Gefässe, die ein- ander diagonal gegenüberliegen, hart nach ihrer Ursprungs- stelle einen Canal abgeben, der sich nach Aussen öffnet. Die Aussenfläche des Körpers ist, wie bei allen Rippen- quallen mit einem einschichtigen platten Epithel belegt, das hauptsächlich in der Gegend des Afterpoles und des Mundrandes eine spärliche Anzahl becherförmiger Nessel- zellen einschliesst. Unterhalb der Epidermis liegt eine verhältnissmässig derbe homogene Haut, die äusserste Lage einer muskelfreien Gallertschicht, welehe, von der übrigen (muskelhaltigen) Gallertmasse scharf abgegrenzt, den Körper insbesondere am Afterpole in relativ bedeutender Mächtig- keit umschliesst und mit der derbern Haut zusammen (als „Nervea“) von unserm Verf. zu dem Nervensysteme in eine nähere Beziehung gebracht wird. Dieses Gallertgewebe nun ist es, das unsern Verf. vor allem Andern beschäftigt und zu Aufschlüssen geführt hat, welche von den Ansichten der frühern Forscher beträchtlich abweichen. Nach der Darstellung des Verf. ist dasselbe eine an sich vollkommen structurlose Substanz, die allerdings, besonders in den peripherischen Theilen des Körpers eine spärliche Menge von körnigen Zellen enthält, von Zellen jedoch, die wahr- scheinlicher Weise als blosse Wanderzellen zu betrach- ten sind. Was sonst von geformten Bestandtheilen darin vorkommt, gehört iheils dem Nervensysteme an, theils auch dem Muskel- und Bindegewebsapparate. Die bei- den letztern bestehen aus Fasern, welche in wechselnder Zahl bald so, bald anders — im Ganzen aber den Dimen- 75 sionen des Raumes entsprechend — durch den Körper hinziehen und, wenn auch in ihren typischen Formen ver- schieden, so manchfach durch Zwischenformen verbunden sind, dass es nicht in allen Fällen möglich ist, sie aus- einander zu halten. Dazu kommt, dass beiderlei Fasern an ihren Kreuzungsstellen vielfach mit einander in direc- tem Zusammenhange gesehen wurden. Da der gleiche Zusammenhang auch zwischen den Bindegewebsfasern unter sich und mit den Nervenfasern existirt, so erscheint das faserige Bindegewebe bei unsern Thieren gewissermaassen als ein Tragnetz, an dem die Muskel- und Nervenfasern der Art aufgehängt sind, dass dieselben trotz der bestän- digen, durch die grosse Imbibitionsfähigkeit der Gallert- substanz bedingten Volumveränderungen des Körpers in ihrer relativen Lage bleiben. Die Muskelfasern sind in der Regel vielkernig und oftmals mit scharf geschiedener Rinden- und Marksubstanz versehen, in andern Fällen aber auch von gleichartigem Aussehen und dann von geringerem Querschnitt. Sie besitzen eine beträchtliche Länge und verlaufen, ohne zu anastomosiren, entweder geraden Weges dureh die Gallertsubstanz oder umgeben ringförmig Höhlen und Kanäle. Im Umkreis des Leibes entwickeln sie sich (unterhalb der Nervea) zu einer ziemlich dichten Schicht von Längs- und Ringfasern. Ihre Enden sind bald einfach zugespitzt, bald auch baumförmig verästelt, das letztere namentlich an der Wand der Rinnen, welchen die Schwing- plättehen aufsitzen, und an der Magenwand. Anders im Umkreis des Magens, wo die Fasern durch häufige Thei- lung und Wiedervereinigung eine förmliche gefensterte Haut bilden. Uebrigens sind die Körpermuskeln bei Be- roe von einer so reichen Entwieklung, dass Verf. geneigt ist, sie weit mehr als die Schwingplättchen für die eigent- lichen Motoren unserer Thiere zu halten (?). Die letztern, die je eine Reihe verklebter Geisselfäden darstellen, haben nach Verf. nur die Aufgabe, den Körper im Wasser schwe- bend zu erhalten und denselben durch ungleiche Thätig- keit um seine Querachse zu drehen. Das Auf- und Ab- steigen geschieht durch Veränderungen des speecifischen Gewichts, die, wie Verf. meint, darauf beruhen, dass un- 76 sere Thiere durch die Fähigkeit, ihre Gefässe zu erweitern und den Inhalt derselben durch die (schon von Kölliker und Wagener beschriebenen) Stigmata in die stark imbi- bitionsfähige Gallertmasse übertreten zu lassen, den Wasser- gehalt ihres Leibes willkürlich verändern — Verf. sagt, „das Wasser im Körper verdichten“ — können. In Betreff des Nervensystemes ist Verf. zu Resultaten gekom- men, die von den bisher üblichen Ansichten noch beträcht- licher abweichen. Den hinter dem Gehörorgane gelegenen kugligen Körper vermag er auf Grund seiner histologischen Bildung nicht als ein Ganglion anzuerkennen. Trotzdem bringt er ihn (als „Sinneskörper“*) in eine gewisse — nicht näher charakterisirte — Beziehung zu den anliegenden Sinnesorganen, deren Zahl er durch den Nachweis von vier pigmentirten Augenflecken mit je einer halbkugelförmig vorspringenden linsenartigen Einlagerung noch vermehrt. Die dem Nervensystem wirklich zugehörenden Theile lassen sich sämmtlieh nur mit Hülfe des Mikroskopes nachweisen. Es giebt nicht eigentliche Nervenstämme, sondern blosse isolirte Fasern, diese aber in so ausserordentlicher Menge, dass man dieselben früher als integrirende Theile der Gal- lertsubstanz auffassen konnte. Die Fasern erscheinen als dünne blasse Fäden, welche ziemlich gradlinig verlaufen und in meist nur kurzen Abständen varieöse Anschwellungen mit meist einem Kerne erkennen lassen. Durch Abgabe von Seitenästen, die meist von einer Varicosität entspringen, werden die Fasern feiner und feiner, bis die letzten Ver- ästelungen theils netzartig in einander übergehen, theils auch mit den Epithelzellen oder Muskelfasern sich ver- binden. Unter der Nervea sieht man sogar die dünnen Ausläufer der Muskelfasern direet in Nervenfibrillen sich fortsetzen. Die Ganglienzellen sind nirgends in grössern Massen vereinigt. Sie liegen vereinzelt in der Gallertsub- stanz, besonders der Nervea des hintern Poles, und schicken Ausläufer aus, die theils zur Verbindung der sonst isolirten Zellen dienen, theils auch in Nervenfasern übergehen. Am diehtesten gedrängt sind die Ganglienkugeln und Nerven- fasern unter den sg. Rippen, doch auch hier vereinigen sich dieselben nirgends zu selbstständigen Gebilden. Wenn { 7 man trotz alle dem bei unsern Thieren von einem beson- deren Centralnervensystem sprechen will, so kann nach der Ansicht unseres Verf.’s nur die Nervea, besonders der das Thier am Afterpole bedeckende verdickte Theil derselben, als solches betrachtet werden, da dieser am reichsten mit Ganglienkugeln und Nervennetzen durchsetzt ist. Der Verf. findet diese Auffassung auch „mit dem Ge- setze vom Connex zwischen Entwicklungsgeschichte und Phy- logenie in höchster Uebereinstimmung“ und erinnert an die Kleinenberg’schen Neuromuskelzellen (J. B. 1871 S. 178), durch welche auch die oben erwähnten Beziehun- gen zwischen den Nervenfibrillen und Muskelfasern, welche zur Haut herantreten, ihre Erklärung fänden. Das Ento- derm, welches Verf. schliesslich gleichfalls noch berück- siehtigt, trägt im untern Theil der Magenhöhle und im Trichter eigenthümliche starre Cilien, die je einzeln einer Zelle aufsitzen, und bildet in den acht Radiärgefässen durch seine Wucherungen zwei strangförmige Wülste, die in den Seitentheilen der Gefässwand einander gegenüberliegen und morphologisch jedenfalls als Theile der (vom Verf. nicht näher untersuchten) Geschlechtsdrüsen zu betrachten sind. Nach Panceri’s Untersuchungen ist die Fähigkeit zur Lichtentwicklung bei den Ctenophoren, wie bei den übrigen Wirbellosen, an eine fettartig glänzende Sub- stanz gebunden, die den Innenraum von mikroskopischen (kernlosen) Bläschen ausfüllt. Der Verbreitungsbezirk dieser Gebilde ist zunächst auf die Rippengefässe be- schränkt, indessen giebt es auch Fälle, in denen die- selben von da auf andere Gefässe übergehen. So leuchten bei Cestum auch die untern Randgefässe, bei Beroe ru- fescens Forsk. sogar die zwischen den Rippengefässen hin- ziehenden Gefässnetze, die bei Beroe albens Forsk. fehlen oder vielmehr nur durch blindgeendigte Ausläufer der Rip- pengefässe vertreten sind. Durch Einwirkung des Lichtes wird, wie schon Allman bemerkt hat, die Fähigkeit zu leuchten für einige Zeit aufgehoben. Gli organi luminosi e la luce dei Beroidei, Rencond. reale Accad. se. fis. @ matem. Napoli 1872. Agosto (im Auszuge Ann. des se. na- tur. 1872 T..XVI. N. 8 p. 59—67.) 78 2. Hydromedusae.. Mecznikoff’s „Studien über die Entwicklung der Medusen und Siphonophoren“* (Ztschrft. für wissensch. Zoo- logie Bd. XXIV. S. 15—83 Taf. II—XII) werden weiter unten von uns angezogen werden. Wir fügen hier nur die Bemerkung hinzu, dass dieselben eine detaillirte Ausführung der schon im letzten Berichte erwähnten (S. 114 und 117) Mittheilungen enthalten. Acalephae. Zum Zweck einer physiologischen Prüfung der über die Verbreitung der Nervenelemente im Körper der Schei- benquallen bisher gültigen Ansichten hat Eimer den Schirm der Aurelia aurita (und Cyanea capillata) methodisch nach verschiedenen Richtungen eingeschnitten und zertheilt. Er ist dabei zu einer Reihe von interessanten Resultaten ge- kommen, die zur Genüge zeigen, wie unvollständig unsere Kenntnisse über die anatomischen und physiologischen Verhältnisse der niederen Thiere dermalen noch sind. Zu- nächst hat sich bei diesen Versuchen herausgestellt, dass der Schirm von Aurelia aus acht in gewisser Beziehung selbstständigen Theilen besteht, die je ein Keilstück mit einem Randkörperchen in der Mitte umfassen und durch ein Centrum innervirt werden, welches in nächster Nähe der Randkörperchen gelegen ist. Verf. nennt die nur wenige Mm. breite Gewebsschicht, welche dieses Centrum enthält, und welcher dasselbe seine selbstständige Contractilität verdankt, die „eontractile Zone“. Diese acht contractilen Zonen ver- mitteln nun durch ihre Zusammenziehungen, die im Nor- malzustande stets gleichzeitig erfolgen, auch wenn sie viel- leicht von dem einen oder andern Theilstücke angeregt werden, die rhythmischen Bewegungen des Schirmes, die für gewöhnlich unwillkürlich sind, auch immerfort statt- finden, obwohl sie durch Willenseinflüsse. regulirt, verlang- samt und beschleunigt werden. Die Zahl der Contractionen steht im umgekehrten Verhältniss zur Grösse des Thieres. Sie erfolgen auch noch nach dem Ausschneiden einer oder mehrerer eontractiler Zonen, nur dass sie dann weit be- 79 stimmter als sonst, — besonders bei grösserer Reduction der Zahl — von den unverletzten Zonen ausgehen, hören aber auf, sobald die letzte derselben entfernt ist. Halbirte oder geviertheilte Thiere mit 4 resp. 2 Keilstücken be- wegen sich nach Zusammenkrümmung der Schnittränder ganz wie vollständige Thiere, nur langsamer, während die Einzelantimeren gleichfalls Tage lang beweglich bleiben, : aber nicht mehr im Wasser schwebend sich erhalten können. Freilich ist die Contraction derselben noch langsamer, als in den erstern Fällen, wie sich denn überhaupt die bemer- kenswerthe Thatsache herausgestellt hat, dass die Summe der in der Zeiteinheit von den gesammten Theilstücken eines Thieres ausgeführten Contractionen ungefähr der Anzahl derjenigen gleich ist, welche das ganze Thier vor der Theilung zu machen pflegte. Da ein blosses Einschnei- den des Schirmrandes keinen Einfluss auf die Abhängig- keit der Contractionen der einzelnen Antimeren hat, so wird dadurch die Annahme ausgeschlossen, dass etwa ein im Schirmrande verlaufender Nervenring, wie man das ge- wöhnlich annimmt, die einzige Nervenverbindung ‚zwischen denselben herstelle. Diese Abhängigkeit erlischt erst, wenn der Schnitt bis gegen die Geschlechtsdrüse hin fortgeführt wird. Man könnte daraus vielleicht den Schluss ziehen, dass ein um die Kuppe der Qualle herumlaufender Ner- venring die Verbindung vermittle, allein auch diese An- nahme erweist sich dadurch als irrthümlich, dass der Schirm- rand noch nach Entfernung der Kuppe die gewöhnliche Schwimmbewegung zu vollziehen vermag. Selbst wenn dieser isolirte Rand von der Peripherie und vom Centrum aus gekerbt wird, bleibt die Bewegungsfähigkeit, bis die den Zusammenhang vermittelnde Gewebebrücke unter ein gewisses Breitenmaass herabsinkt. Aus diesen Beobach- tungen nun folgert der Verf., dass die Verbindung der ein- zelnen Strahlstücke der Scheibenquallen durch Nerven- fäden von ausserordentlicher Feinheit vermittelt wird, welche überall den Gallertschirm durchziehen, dass das Nerven- system dieser Thiere demnach ähnlich beschaffen sei, wie dasjenige, welches Verf. (s. 0.) für Beroe beschrieben hat. Besondere körperliche Ganglien in den contractilen Zonen 80 hat Verf. nicht auffinden können, wohl aber traf er unge- wöhnlich zahlreiche Nervenelemente (Fasern und Zellen) in der Umgebung der Randkörper, Elemente, welchen ohne Zweifel zum Theil die Aufgabe zufällt, die contractilen Zonen zu beherrschen, während sie zum andern Theile an die Randkörperchen selbst treten. Die physiologische Be- deutung der contractilen Zonen beschränkt sich übrigens nach der Ansicht des Verf.’s nicht ausschliesslich auf diese Beziehungen zu der Bewegung; er sieht in ihnen zusammen mit dem von ihnen beeinflussten Aste des Gastro- vascularsystemes noch weiter einen Pumpapparat für nutri- tive Zwecke, einen pulsirenden Apparat, der abwechselnd - Wasser und mit demselben auch Nahrungsstoffe in die Gastrovascularräume einsauge und auspresse. Dass die Contraetionen ausschliesslich von der Muskulatur der Sub- umbrella abhängen, glaubt Verf. bezweifeln zu müssen, da er der Ablösung derselben eine Lähmung, so lange die contractilen Zonen intact waren, nicht folgen sah. „Ueber künstliche Theilbarkeit von Aurelia aurita und Cyanea capillata im physiologischen Individuum‘, zoologische Un- tersuchungen, Würzburg 1874, 1. Hft. 5. 45—68. Wie Eimer, so sucht auch Romanes auf experi- mentellem Wege (durch Einschneiden, Abtrennen, Anwen- dung von Reagentien und Reizen) der Frage nach der anatomischen Anordnung und den Functionen des Nerven- apparates bei den Medusen, besonders den nacktäugigen, näher zu treten (Preliminary observat. on the locomotor System of Medusae, Proceed. roy. Soc. 1874. Vol. XXIV. p. 143—151). Wie es zum Theil sogar die gleichen Experi- mente sind, die Romanes, ohne von Eimer zu wissen, anstellt, so stimmen auch die Resultate desselben im We- sentlichen mit den Angaben des deutsehen Forschers. Da die Otolithen der Cyanea bei Zusatz von Säuren nicht brausen, zweifelt Harting daran, dass dieselben mit kohlensaurem Kalke imprägnirt sind. Der Rückstand, welcher nach der Lösung der Salze bleibt, hat abgerundete Ecken und eine durchsichtige Beschaffenheit. Ebenso ist nach den Beobachtungen Harting’s die Behaup- tung, dass die Eier der Coelenteraten meist ohne Dotterhaut SE seien, kaum richtig. Nicht bloss, dass es dem Verf. gelang, an den Eiern der Tubularien und Coryniden unverkennbare Zeichen einer solchen nachzuweisen, er fand bei Cyanea sogar eine Dotterhaut von ansehnlicher Dicke, die nach Art des sg. Chorions der Fischeier von zahlreichen Poren- kanälen durchsetzt war. Die Befruchtung dieser Eier geht bereits vor dem Ausstossen vor sich, so lange dieselben noch in den Ovarien verweilen. Notices zoolog., Niederl. Zeitschrft. für Zoologie Bd. IL. S. 131—135. Die Entwicklungsgeschichte der Akalephen studirte Kowalewsky vornehmlich an Cassiopea borbonica und Pelagia noctiluca (l.c. p. 3—11 Tab. II und III), an zwei Formen, von denen die erstere ein Scyphistomastadium durchläuft, während die letztere bekanntlich direct aus dem Schwärmling in die Scheibenqualle sich verwandelt. Was nun zunächst die erstere betrifft, die ihren Laich an den Armen umherträgt, so unterliegen die Eier derselben einer regelmässigen Klüftung, bei der die Theilung der Kerne jedes Mal der Theilung des Dotters vorausgeht. Nach Ab- schluss derselben erscheint der Embryo in Form einer flimmernden hohlen Keimblase, deren Wand von langen Cylinderzellen gebildet ist, sehr bald aber an einer bestimm- ten Stelle sich einstülpt und eine Differenzirung in Ecto- derm und Entoderm erleidet. Während die Larve dann ihre ursprünglich kuglige Form mit einer mehr ovoiden vertauscht, schwindet die Einstülpungsstelle, so dass das Entoderm in eine geschlossene Blase sich verwandelt, die den innern Hohlraum aber nur unvollständig ausfüllt. Die gleichen Veränderungen beobachtete Verf. bei Aurelia au- rita. Auch von Rhizostoma Cuvieri fand er Larven, deren Entoderm wahrscheinlicher Weise durch Einstülpung der Keimhaut entstanden war. Sie hatten eine Scheibenform und zeigten in allen Fällen eine äussere Oeffnung, so dass es zweifelhaft blieb, ob auch hier eine Abschnürung des Entoderms erfolgen dürfte. Im weitern Verlauf der Ent- wicklung verliert nun die Larve von Cassiopea ihre Ei- form, indem sie sich abplattet. Auf diesem Stadium ge- schieht die Befestigung. Während sie bis dahin frei umher- schwamm, fixirt sie sich mit dem einen schon früher etwas 6 82 verjüngten Körperende. Das jetzt vordere breite Körper- ende beginnt darauf abermals eine Einstülpung, in Folge deren das Ectoderm becherförmig in die Entodermblase hineinwächst. Dabei lösen sich die vornehmlich in den Seitenkanten des immer noch abgeplatteten Leibes zurück- gedrängten Randzellen des Entoderms von den übrigen ab. Sie bilden die Anlagen des Mesoderms, während der da- hinter liegende blasige Theil des Entoderm durch Schwund der. Zwischenwand mit dem Innenraume der neuen Ein- stülpung in Verbindung tritt, und auf diese Weise dem spätern coelenterischen Apparat seinen Ursprung giebt. Erst jetzt nimmt die Larve durch Ausbauchung der Breitseiten eine vierkantige Säulenform an. Das Vorderende bildet einen Ringsaum, der Anfangs trichterförmig nach Innen wächst, später aber flach sich ausbreitet und dann im Cen- trum von der Mundöffnung durchbrochen ist. Am Rande der Kopfscheibe erheben sich acht Arme, vier grössere, die den Kanten angehören, und vier kleinere. Im Umkreise der Mundöffnung erkennt man einen Sphinceter und in den Kanten vier Längsmuskeln (die von Gegenbaur irriger Weise für Längskanäle gehalten wurden). Auch die Arme sind mit einer Muskulatur versehen, die aus dem Meso- derm hervorgeht. Eetoderm und Entoderm sind immer noch durch einen (vom Verf. der Leibeshöhle parallelisirten) flachen Hohlraum abgetrennt. Die Veränderungen der Sey- phistomen hat Verf. leider nicht näher untersucht, dagegen aber bemerkt er, dass er derartige Thiere mehrfach als Parasiten in Schwämmen gefunden habe — eine Angabe, auf die wir alsbald noch näher zurückkommen werden. Die Eier von Pelagia noctiluca erhielt Kowalewsky da- durch, dass er Quallen verschiedenen Geschlechtes in einem grössern Pocale zusammenbrachte. Die Furchung, die auch bei dieser Art ganz regelmässig verläuft, liefert gleichfalls zunächst eine hohle Keimblase, die sich nach Innen ein- stülpt, nur dass die Einstülpung hier viel kleiner bleibt, als bei den früheren Formen, und einen nur sehr unbedeu- tenden Theil der Furchungshöhle einnimmt. Anfangs kug- lig, wächst die junge Larve, vornehmlich durch Vergrös- serung der Ectodermblase, zu einer vierkantigen kurzen 85° Pyramide aus, ohne dabei jedoch ihre Beweglichkeit auf- zugeben. Die Einstülpung bleibt kurz und bildet nach den Seiten hin eine Aussackung, so dass sie eine zeitlang aus einem mittlern Abschnitte und zwei seitlichen Anhän- gen zu bestehen scheint. Später freilich geht diese Form durch Abplattung des mittlern Abschnittes wieder verloren. Dieser Abplattung des Innenraumes folgt eine entsprechende Umgestaltung des gesammten Leibes, und damit wird un- sere Larve dann allmählich in die spätere Scheibenform übergeführt. Die vier Ecken der Scheibe ziehen sich in vier stumpfe Fortsätze aus, in deren Bildung auch das Entoderm eingeht. Durch Spaltung derselben verdoppelt sich die Zahl der Vorsprünge, so dass die Scheibe dann die für die kleinen Medusen so charakteristische Form bekommt, deren weitere Ausbildung die Entwicklungsge- schichte zum Abschlusse bringt. Die Randkörperchen ent- stehen als Eetodermbildungen, das Herkommen der Muskeln aber und auch des Gallertgewebes liess sich nicht fest- stellen. An den Eiern von Geryonia hastata will Verf. übrigens beobachtet haben, dass die Gallertsubstanz von den centralen Partien der Blastodermzellen abstamme, welche von den peripherischen Enden der spätern Eeto- dermzellen, sich abschnürten und dann die Furchungshöhle ausfüllten. Durch die Untersuchungen von Foll, die wir später folgen lassen, hat diese Angabe freilich keine Be- stätigung gefunden. Auch in anderer Beziehung differiren beide Beobachter, namentlich auch darin, dass Kowalewsky das Entoderm der Geryonia gleichfalls durch Einstülpung aus dem Eetoderm hervorgehen lässt. HIREEN Möbius bestimmt den Wassergehalt eines 600 Gr. schweren Exemplares von Medusa aurita auf 99,82°%/, und macht darauf aufmerksam, dass Stomobrachium octocostatum, welches nicht selten in Medusenschwärmen des Kieler Hafens gefunden wird, gelegentlich von derselben Hyperide (Hyperia galba) bewohnt ist, welche für gewöhnlich nur in den Bruttaschen der Ohrenquallen ihren Sitz aufschlägt. Schriften des naturhist. Vereins für Schleswig-Holstein Bd. I Oct. 1873. ER: Nach E. van Beneden ist nicht bloss die Ueberos- 84 miumsäure, sondern auch die Pierinsäure in concentrirter wässriger Lösung ein treffliches Mittel zur Conservation der Medusen und anderer durchsichtiger Seethiere. Annal. des se. natur. T. XVI. Art. Nr. IX. Häckel liefert in der Jenaischen Ztschrft. für Na- turg. 1874 Bd. VIH. S. 308—330 Tab. X und XI einen neuen Beitrag zur Kenntniss der fossilen Medusen. Die beiden Formen, die der Mittheilung zu Grunde liegen, stammen, gleich den frühern vom Verf. untersuchten, aus dem lithographischen Schiefer Bayerns. Die erste gehört zu den Rhizostomiden, unter denen sie aber durch ihren sechsstrahligen Bau bis jetzt isolirt steht (daher Hexa- rhizites insignis), während die andere, die freilich nur wenig gut erhalten ist, eine einmündige Meduse mit 4 Radien (Semaeostomites Zittelii) darstellt. Der die frühern An- gaben des Verf.’s über fossile Rhizostomiden vielfach recti- fieirenden Arbeit von A. Brandt (J. B. 1871. S. 161) ge- schieht auffallender Weise nirgends Erwähnung. Hydroida. v. Koch betrachtet die Beziehungen der Medusen zu den Hydroiden im Lichte der Descendenztheorie und ent- scheidet sich dahin, dass die erstern nicht aus einer Diffe- renzirung hydroider Geschlechtsorgane, sondern durch An- passung an die schwimmende Lebensweise und Uebernahme der geschlechtlichen Fortpflanzung direet aus Hydroidpo- Iypen ihren Ursprung genommen hätten. Die Grundform, so dedueirt unser Verf. weiter, habe man sich als schlauch- förmige Personen mit soliden Tentakeln auf der ganzen äussern Körperfläche zu denken, die sowohl auf geschlecht- lichem Wege, wie durch Knospung sich vermehrt hätten. Vorläufige Mittheilungen über Coelenteraten, Jenaische Ztschrft. für Naturwiss. 1872. Bd. VII. S. 464-468, 512— 5l5 Tab. XXIII und XXVL Dass die Otolithen von Eucope, wie Hensen es wollte (J. B. 1863 S. 93), von besonderen Hörhaaren getragen seien, stellt Harting in Abrede. Was Hensen sah, redu- eirt sich nach den Beobachtungen des Verf.’s auf eine kissen- artig in das Innere des Randbläschens vorspringende fase- 85 rige Verdickung des Nervenringes, der sich mit über- raschender Deutlichkeit repräsentirt. Die Otolithen selbst waren — wie das auch früher schon vom Ref. beobachtet ist — einzeln mittelst einer hellen Umhüllungshaut an der Wand des Randbläschens befestigt. Ob übrigens die letz- teren wirklich Gehörorgane und nicht etwa Träger eines andern, vielleicht unbekannten Sinnes sind, erscheint dem Verf. sehr zweifelhaft. Notices zoolog., Niederl. Archiv für Zoologie Bd. II. S. 135— 137. Claus handelt (Verhandl. der zoolog. bot. Gesellsch. in Wien, Jahrg. 1875. S. 1—3 Tab. I) „über die Struetur der Muskelzellen und über den Körperbau von Mnestra parasites“. Er macht darauf aufmerksam, dass der Schirm dieser an Phyllirhoe schmarotzenden Qualle durch eine der Firste der Anheftungsstelle entsprechende Furche in zwei (meist) asymmetische Lappen getheilt sei, und findet ausser den vier Radial- und dem Ringsgefässe noch vier von dem letztern abgehende Mantelgefässe, deren Verlauf durch breite Nesselkapselzüge und einen rippenartigen Vorsprung noch besonders markirt werde. Sinnesorgane und Rand- fäden waren auf vier, bulböse Anschwellungen redueirt, und Geschlechtsorgane wurden nicht einmal spurweise auf- gefunden. Da das Mundstück zur Fixation dient, erscheint das Vorkommen von Pigmentkörnern aus der Haut der Phyllirhoe in den Gastrovascularräumen der Qualle sehr begreiflich. Die Muskelzellen des Schirmes sind spindelför- mig und enthalten Längszüge von quergestreiften Fibrillen, welche durch breite Zwischenschichten feinkörnigen Pro- toplasmas getrennt sind. Die Angabe, dass Mnestra ein „eonstanter“ Parasit der Phyllirhoe sei, mag für Neapel und Messina ihre Richtigkeit haben, in Nizza dagegen habe ich bei den von mir daselbst beobachteten (allerdings nicht sehr zahlreichen) Exemplaren denselben niemals aufgefunden. Schon Ray Lancaster hatte übrigens (Ann. and Mag. nat. hist. 1875 Vol. XI p. 94) den Gefäss- und Ten- takelapparat von Mnestra gesehen, auch den Reichthum an Nesselzellen hervorgehoben, glaubt dabei aber einen directen Zusammenhang zwischen dem Mundstiele der Qualle und dem Gewebe ihres Wirthes annehmen zu müssen, 86 da es ihm nicht gelungen sei, beide ohne Verletzung von einander zu lösen. Unter dem Namen Ametrangia (n. gen.) hemisphaerica beschreibt Allman (rep. british Assoc. 1873. p. 108 and Nature 1873. Vol. IX. p. 74) eine an der Südküste Irlands gefischte halbzollgrosse Meduse mit reichlich 100 langen Randfäden und ebenso vielen Ocellen. Das Manubrium ist kurz und undeutlich vierlippig. Was unser Thier aber besonders auszeichnet, ist die Bildung der Radiärgefässe, die durch drei mittels eines Ringgefässes vereinigte Stämme repräsentirt sind, welche im Verlauf zahlreiche theils blind geendigte, theils gleichfalls dem Randgefässe verbundene Seitenzweige abgeben. Die Geschlechtsproduete entstehen in drei ovalen Säcken (sporosacs), die einzeln den drei Radiärstämmen anhängen. Die Eier entwickeln sich im Innern derselben zu einer beständig cilienlosen, wenig be- weglichen Planula, deren Metamorphose sich nicht weiter verfolgen liess. Die gleichfalls daselbst beschriebene neue Circe invertens hat acht Radialkanäle und trägt einen co- nischen Scheitelzapfen an der mit 90 ziemlich starren Rand- fäden und etwa 16 Lithocysten (je einen Otolithen ent- haltend) versehenen Umbrella, in die sich der obere Theil mit dem Scheitelzapfen so weit zurückziehen kann, dass das Manubrium frei nach Aussen hervorragt. Eine Zusammen- stellung von Circe mit Trachynema, wie sie Agassiz vor- geschlagen hat, hält Verf. mit allem Rechte für unzulässig, zumal Circe ganz entschieden die Charaktere der Hydroid- medusen zur Schau trage. Encope lueifera Forb. gehört nach Schulze (Coelen- teraten a. a. O. S. 137) als Geschlechtsthier wahrschein- lieh zu Obelia diehotoma L. Ebendas. beschreibt Verf. zwei Tima (Geryonopsis), von denen eine vielleicht neu ist. Unter den von Heuglin aus dem Nordmeere mit- gebrachten Coelenteraten befand sich eine vermuthlich neue Sarsia mit hoher (19 Mm) und schmaler Glocke und einem Magen, der nur die Hälfte der Glocke maass. A. a.0. 8.260. Foll’s Abhandlung über „die erste Entwicklung des Geryonideneies“ (Jenaische Ztschrft. für Med. und Natur- wiss. 1873. Bd. VII. S. 471—492 Tab. XXIV und XXV) 87 macht uns mit den Vorgängen der Furehung und Em- bryonalbildung einer Medusenform bekannt, die sich auf direectem Wege, ohne Generationswechsel, entwickelt und in ihren Jugendzuständen schon mehrfach (Leuckart, Gegenbaur, Fr. Müller) zur Untersuchung gekommen ist. Die Arbeit enthält zahlreiche interessante Thatsachen, die wir jedoch kaum bis in die Einzelnheiten verfolgen können. Die Eier, die augenblicklich abgelegt werden, sobald die Weibchen (Geryonia fungiformis) mit sperma- tisirtem Wasser in Berührung kommen, enthalten einen Dotter, dessen peripherische Schicht (Eetoplasma) sich dureh eine dichtere Beschaffenheit von dem mehr wasser- reichen Endoplasma unterscheidet, wie das übrigens auch bei andern Coelenteraten der Fall ist. Bei der Furchung verschwindet jedesmal der Kern der Dotterkugeln (resp. das Keimbläschen). An seiner Stelle erscheinen dann zwei sternförmige Figuren im Protoplasma, die Verf. für An- ziehungscentren hält — obwohl sie im Laufe der Zeit, beson- ders durch Auerbach und Bütschli eine andere Deutung erfahren haben (vergl. S. 131) — und als eine bei der Furchung weit verbreitete Erscheidung u. a. auch bei den Rippenquallen, Aleiope, Cavolinia und Doliolum beobachtete. Nachdem der durchfurchte Dotter die Himbeerform ange- nommen hat, zerfällt derselbe durch eine neue eigenthüm- liche (im Ganzen concentrische) Furchung in zwei hohl- kugelartige Zellenlagen, von denen die äussere, das Ecto- derm, das gesammte Eetoplasma enthält, während die Zellen des innern Entoderms ausschliesslich aus endoplasmatischer Substanz gebildet sind. Zwischen beiden wird dann eine dieke, von radiären Fasern durchsetzte Gallertschicht ab- gelagert, doch nicht an allen Punkten gleichmässig, so dass die Entodermhöhle eine stark excentrische Lage annimmt und in der Richtung des längsten Radius linsenartig sich abplattet. Auf diesem Stadium bedeekt sich das Eetoderm mit Wimpern, mittels deren der Embryo frei umherschwärmt. Wo das Entoderm demselben bis zur Berührung anliegt, am spätern oralen Pole, tritt nun eine Wucherung der Eetoderm- zellen ein. Es entsteht hier eine ectodermatische Zellen- scheibe, aus der nicht etwa der Magen, sondern die Schirm- 88 höhle mit Rand, Fangarmen, Sinnesorganen und Segel hervorgeht. Der Magen entsteht, wie der gesammte coelen- terische Apparat und auch der Achsenstab der soliden Fangarme, aus dem Entoderm. Der Mund brieht an der Verwachsungsstelle beider Keimhäute durch. Eine Bildung des Verdauungsapparates durch Einstülpung findet weder bei Geryonia noch den übrigen vom Verf. untersuchten Coelenteraten (Nausithoe, Thaumantias, Oceania, Rippen- quallen und Lucernarien) statt; die Magenhöhle ist vielmehe die persistirende Fürchuneshöhle, Was Meeznikoff über die „Entwicklungsgeschichte der Geryonia (Carmarina) hastata‘‘ mittheilt (Ztschrft. f. wiss. Zool. a. a. 0. S. 17—22 Tab. II), zeigt eine grosse Uebereinstimmung mit den voranstehenden Angaben. Es gilt das namentlich für die Bildungsweise und die Meta- morphose der Keimblätter, die Verf. eingehend studirt hat. Der Gastrovascularraum wird, wie von Foll, als die ver- änderte Furchungshöhle ‘in Anspruch genommen; man soll ihn „mit grössester Leichtigkeit“ rückwärts zu derselben verfolgen können. Wo das Entoderm, das diese Höhle umgiebt, dem Eetoderm anliegt, da bildet letzteres eine scheibenförmige Verdiekung, aus der die sechs ersten „interradialen“ Tentakel hervorbrechen. Der ceentrale Punkt der Scheibe wird zur Mundöffnung, indem er in den En- todermsack sich einsenkt. Das Velum entsteht erst später, nachdem die Tentakel hereits ihre charakteristische ge- knöpfte Form erlangt und mit der dünnen Terminalgeissel sich versehen haben. An diese Darstellung knüpft Meeznikoff dann noch Mittheilungen über die „Entwieklungsgeschichte der Poly- xenia leucostyla Will. (= Aegineta flavescens Gegenb.) und Aeginopsismediterranea“, zweierMedusen also, die gleich- falls durch einfache Metamorphose aus dem Ei hervorgehen, dabei aber mehrfach von dem Verhalten der Geryoniden ab- weichen, Die Eier durehlaufen einen ziemlich regelmässigen Furchungsprocess und verwandeln sich, ohne dass es zu der Bildung einer sg. Furchungshöhle kommt, in einen viel- zelligen durchaus soliden Embryo. Anfangs liegen die Zellen desselben ohne irgend eine Anordnung, bald aber 89 theilen sie sich in zwei gesonderte Lager, von denen das äussere eine aus einer Schicht eylindrischer Zellen beste- hende peripherische Umhüllung darstellt, während das innere eine solide Masse agglomerirter Embryonalzellen bildet. Nach dem Auftreten dieser beiden Theile, von denen der äussere das Eetoderm, der innere dagegen das Entoderm repräsentirt, bedeckt sich die Oberfläche mit Flimmer- haaren, mittels deren derselbe zu schwimmen beginnt. Der Anfangs rundliche Embryo verlängert sich darauf durch Auswachsen der Polenden zu einem stäbehenförmigen Kör- per, dessen mittlerer Theil mehr oder minder bauchig bleibt undzahlreiche unregelmässig gelagerte Entodermzellen in sich einschliesst, während die Enden mit zunehmender Länge immer schlanker werden und ihre Entodermzellen immer regelmässiger — von der Spitze an — in eine einzige Zellenreihe sich gruppiren lassen. Man erkennt in diesen Gebilden allmählich zwei einander gegenüberliegende starre und hornförmige Tentakel. Sobald dieselben eine be- stimmte Länge erreicht haben, beginnt die dazwischen liegende Masse stärker zu wachsen und durch Bildung- einer Anfangs kleinen und unregelmässig contourirten Höhle im Innern der Entodermanhäufung, die schliesslich nach Aussen (rechtwinklig auf die Längsachse) durchbricht, in den eigentlichen Medusenkörper sich umzuwandeln. Zwei neue Tentakelanlagen, die zwischen den Seitenhörnern hervorsprossen, und zwei höckerförmige Sinnesbläschen, die Anfangs nichts als Eetodermwucherungen darstellen und ihren Otolithen erst später ausscheiden, vervollstän- digen die Bildung des Rumpfes, der eine Zeitlang topf- förmig bleibt und erst später nach weiterer Vermehrung der Tentakel und Sinnesorgane durch Ansammlung von Gallertsubstanz an der aboralen Fläche die spätere Schei- benform annimmt. Der Magen behält noch längere Zeit seine Sackform, selbst noch dann, wenn das Velum bereits sich gebildet hat. Die ganze hier geschilderte Entwicklung nimmt eine Zeit von nur wenigen (4—6) Tagen in An- spruch. A. a. O. S. 22—27. Tab. III und IV. Auch die ungeschlechtliche Vermehrung der Aeginiden, die bekanntlich: im Innern des Gastrovascularraumes ge- 90 schieht — freilich nur bei solehen Arten, bei denen dieser Apparat durch eine complicirtere Bildung sich auszeichnet, und „Mantelspangen“ vorhanden sind — macht Meczni- koff zum Gegenstande seiner Untersuchungen. Er beob- achtete dieselbe bei zwei Arten Cunina (C. rhododactyla Haeck. und C. proboseidea Meezn.) und schildert die von ihm aufgefundenen jüngsten Knospen als rundliche Körper mit einem Arme, an denen man ein Eetoderm und ein Entoderm unterscheidet, das im Innern des Armes einen geraden Zellenstrang bildet, im Körper selbst aber einen Sack darstellt, dessen Innenraum die Anlage des Gastro- vascularsystemes ist und nach Aussen durchbricht, nach- dem sich dem ersten Arme noch ein zweiter hinzugesellt hat. Auf dieser Entwicklungsstufe haben die Knospen eine unverkennbare Aehnlichkeit mit den oben geschilder- ten zweihörnigen Larven von Aeginopsis u. a., und das um so mehr, als sie jetzt auch frei in der Gastrovaseularhöhle ihrer Mutter liegen und ein deutliches Flimmerkleid tragen. Auch die weitern Veränderungen zeigen keinerlei beson- dere Eigenthümlichkeiten, bis die Zahl der Tentakel auf sechs gestiegen ist. Um diese Zeit beginnen die jun- gen Medusen auch ihrerseits zu knospen, aber nicht im Innern des Gastrovascularraumes, sondern auf der aboralen Fläche, auf der zapfenförmig ein hohler Anhang sich er- hebt, an dessen Bildung das Entoderm und Eetoderm gleich- mässig Antheil hat. Dieser Zapfen ist ein förmlicher Stolo prolifer, der nach einiger Zeit, wenn die jungen Medusen inzwischen — einstweilen freilich immer noch ohne Rand- körperehen, Velum und Gallertsubstanz — zwölf Tenta- kel erhalten haben, an seinem Ende ganz dieselben ein- armigen Knospen erzeugt, wie vordem das Mutterthier es gethan hatte. Nachdem diese Knospen in der oben ge- schilderten Weise zu zweiarmigen Geschöpfen geworden sind, fallen sie auch ihrerseits ab, um in dem Gastrovas- eularsystem der erwachsenen Meduse d. h. ihrer Gross- mutter weiter sich zu entwickeln. Vorher aber hat sich an dem Stolo unterhalb der ältern Knospe schon eine neue angelegt, die dann auch ihrerseits wieder zu einer Anfangs einarmigen Meduse wird. Wie gross die Anzahl der auf 91 diese Weise von einer Mutterknospe erzeugten Individuen ist, lässt sich nicht bestimmen, dagegen aber ist leicht nachzuweisen, dass der Entwicklungszustand derselben wäh- rend der ganzen Prolificationsperiode ohne Veränderung bleibt, alsbald aber Fortschritte macht, sobald die letztere aufhört. Im Laufe dieser Metamorphose geht dann auch der Stolo zu Grunde, eine Bildung übrigens, die weder bei Cunina Köllikeri, noch bei C. prolifera von den frühern Beobachtern bemerkt ist. Von der Existenz eines Dimor- phismus zwischen der Knospenbrut und dem Mutterthiere, wie ihn besonders Häckel bei Cunina Köllikeri und Eurystoma rubiginosum annimmt, und auch Kölliker be- obachtet zu haben glaubt — Letzterer wurde dadurch sogar veranlasst, die Knospenbrut als eine besondere von der Mutter massenhaft gefressene Medusenform (Stenogaster) zu deuten (J. B. 1853. S. 422) — konnte Meeznikoff sich nicht überzeugen, obwohl in der Segmentzahl der Knospen nicht selten Verschiedenheiten sich kundthaten, denn auch die erwachsenen Thiere zeigten die gleichen Schwankungen (zwischen 11 und 16). Meecznikoff ist desshalb auch geneigt, bei den übrigen knospenden Aegi- niden diesen sg. Dimorphismus auf die gleichen Verhält- nisse zurückzuführen. Ebenso bezweifelt derselbe, dass die nach Häckel im Geryonidenmagen knospenden Aegi- niden mit der seinen Beobachtungen zu Grunde liegenden Cunina rhododaetyla identisch seien. Das auffallende Vorkommen von Quallenknospenähren im Magen der Geryonia oder Carmarina hastata, welches Häckel zur Aufstellung einer eignen „allöogenetischen“ Fortpflanzungsform veranlasst hat (J. B. 1865. 8. 157), findet durch zwei gleichzeitige, gegenseitig sich ergänzende Abhandlungen von Fr. Eilh. Schulze und Oulianin seine genügende Erklärung und zwar im Sinne Steen- strup’s, der die betreffende Erscheinung von vorn herein für einen ungewöhnlichen Fall von Parasitismus zu halten geneigt war (J. B. 1866. S. 199). Allerdings war eine solche Deutung nur unter der Voraussetzung möglich, dass die sehr positiven Angaben Häckel’s über den Zusammen- hang der Knospenähre mit dem sg. Zungenkegel auf einem 92 Irrthum beruhten, allein diese Voraussetzung hat sich voll- kommen gerechtfertigt. Mit der Häckel’schen Allöogenesis ist eine der allerfremdartigsten Erscheinungen aus der Lehre von der thierischen Fortpflanzung verschwunden. Die Angaben Schulze’s (über die Cuninen-Knospen- ähren im Magen von Geryonien, Graz 1875, 35 Seiten in Octav mit einer Kupfertafel, aus den Mittheilungen des naturwiss. Vereins in Graz 1875 besonders abgedruckt) stützen sich auf die Untersuchung zweier Geryonien, von denen die eine nicht weniger als acht an verschiedenen Stellen der Magenwand aufsitzende und verschieden grosse (bis 10 Mm) Aehren trug. Beide Exemplare wurden als Ger. hexaphylla Per. bestimmt und erwiesen sich als geschlechtsreife Thiere. Es gilt das namentlich von dem einen, bei dem Verf. auch auf das Bestimmteste den Ur- sprung der Eier aus dem Eetoderm, nicht Entoderm, zu verfolgen vermochte. Auffallender Weise war dieses Exem- plar auch ein Zwitter, indem die schmale bandartige Mit- telzone der Genitalblätter statt des anliegenden Eier halten- den Epithellagers ein System von krausenartig vorsprin- genden Querwülsten zeigte, in denen Verf. bei starker Ver- grösserung eine Ansammlung kleiner, ziemlich stark licht- brechender kugliger Elemente erkannte, die um so sicherer als Spermatozoenzellen gedeutet werden konnten, als zwischen den oberflächlichen Lagen derselben entschiedene Spermatozoenköpfe (allerdings ohne Fäden) nachgewiesen werden konnten. In Betreff der Form und des Baues der Medusenknospen ergaben die Untersuchungen des Verf.’s Resultate, die mit den Angaben Häckel’s vollkommen übereinstimmten. Anders aber, soweit diese Angaben auf die Beschaffenheit und die Befestigungsweise des Achsen- theils der Aehren Bezug haben. Denn dieser letztere er- wies sich nicht als ein solider Zapfen, sondern als ein Rohr, das aus einer äussern und innern Zellenlage und zweien dazwischen eingelagerten und durch eine hyaline Stützlamelle von einander getrennten Muskelschichten sich zusammensetzte, also im Wesentlichen den Bau eines Polypiden hatte. Und dieser Achsentheil ging nicht direet in das Körperparenchym der Geryonide über, sondern war 93 durch das äussere Epithellager der Aehre scharf und be- stimmt dagegen abgegrenzt. Auch liess sich weiter noch constatiren, dass die Knospen nicht, wie Häckel wollte, als knopf- oder scheibenförmige Epithelialverdickungen ihren Ursprung nahmen, sondern als Ausstülpungen aus der Wand des Achsenschlauches entstanden, wie das übri- gens auch schon von Noschin (J. B. 1865 S. 165) er- kannt ist. Im abgelösten Zustande gleichen die Quallen der von Häckel abgebildeten Cunina rhododactyla, deren Zugehörigkeit zu einer früher beschriebenen Art freilich fraglich ist. Aus diesen Untersuchungen folgt nun ohne Weiteres, dass der Achsentheil der Cunina- Knospenähren nieht der veränderte Zungenkegel der Geryoniden sein kann, auch sonst nicht durch Umwandlung oder durch Auswachsen eines andern Theiles des Geryonidenleibes entstanden ist, sondern einen selbstständigen Körper dar- stellt, der, sonder Zweifel das Entwicklungsproduet eines Cuninenembryos, erst nach dem Festsetzen des letztern sich bildet und durch Knospung nun eine reiche Menge neuer Cuninenbrut liefert. Um diese Abstammung von einem Cuninenembryo plausibel zu machen, stellt Verf. die zahlreichen Beobachtungen von Vorkommen flimmernder Embryonen in der Magenhöhle verschiedener Cuninen (von Kölliker, Gegenbaur, Keferstein und Ehlers u. A.) zusammen, die gewöhnlich allerdings als Abkömmlinge ihrer Träger betrachtet werden, wahrscheinlich aber, wie Verf. — mit Unrecht — annimmt, gleich dem vonMe. Cready (J.B. 1859. S. 68) beschriebenen Parasiten der Turritopsis, aus Eiern sich entwickelten und fremde Eindringlinge darstellten. Was Schulze hier vermuthet, das wird nun von Uljanin (über die Knospung der Cuninen im Magen der Geryoniden, vorläuf. Mittheilung im Archiv für Naturgesch. 1874. Th. I. S. 333—337) durch directe Beobachtungen als vollkommen richtig nachgewiesen. Die jüngsten Ent- wicklungszustände des spätern Schmarotzers, die Verf. theils frei im Meere fischte, theils auch und öfters noch im Magen und den radialen Canälen der Geryonia hastata (zuweilen in grosser Menge) antraf, erschienen als flim- mernde Körper von linsenförmiger Gestalt, die in ihren 94 zwei Keimschichten eine mit feinkörniger Nahrungsmasse gefüllte Höhle umschlossen. Auf eine von unserm Verf. nicht klar geschilderte Weise verwandeln sich diese Lar- ven dann in einen kegel- und glockenförmigen Körper, dessen Mundrand sich mit kurzen tentakelförmigen Aus- wüchsen umgiebt — Verf. vergleicht denselben mit dem als Pyxidium von mir beschriebenen quallenartigen Wesen (J. B. 1856. S. 241) — und sich mit diesem an irgend einer Stelle des Geryonidenkörpers festsetzt. Am häufig- sten geschieht das an der Zunge oder der innern Ma- senwand, doch beobachtete Verfasser auch Exemplare, die hinter dem Velum oder an der Subumbrella mehr oder minder dicht mit derartigen jungen Cuninapolypen besetzt waren. Dass nur ein einziges Thier sich fest- setzt, ist fast als Ausnahme zu betrachten. Die Para- siten haften ziemlich fest, leben aber nach vorsichtiger Abtrennung lange in Versuchsgläsern und entwickeln sich hier auch weiter, indem sie auf Kosten des eingeschlosse- nen Nahrungsmateriales rasch wachsen und die Anfangs mehr breite und niedrige Form mit einer längern vertauschen. Die Anlage der ersten Knospen ist übrigens schon an sol- chen Polypen zu beobachten, die noch nicht angeheftet sind. Leider liess sich die Aufzucht der jungen Cuninen nicht bis zur Geschlechtsreife durchführen, so dass auch die Art, zu der die Parasiten — Schulze vermuthet in ihnen (wohl mit Recht) mehr Commensalen als Parasiten — gehört, nicht bestimmt werden konnte. Anfangs hatten die Knospen eine grosse Aehnlichkeit mit Cunina diseoi- dalis Kf. Ehl., aber später ging diese verloren, indem sich auf jedem Segmente zwei neue Randkörperchen mit den zugehörigen Mantelspangen entwickelten. Ebenso be- darf es noch der Feststellung, wie weit der hier beob- achtete Generationswechsel verbreitet ist. Da auch die Me. Cready’sche Form eine echte Cunina ist, vermuthet Verf., dass vielleicht alle Arten dieses Genus — zum Unterschiede der Gruppe Polyxenia, die sich direet entwickelt — einem Generationswechsel unterworfen seien. (Die ausführliche Arbeit Uljanin’s ist inzwischen — leider wiederum in russischer Sprache — in dem 25. Bande der Protocolle 95 der Gesch. naturf. Freunde in Moskau, 16 Seiten in Quarto mit zwei schönen Kupfertafeln 1876, veröffentlicht worden.) Schulze handelt „über den Bau von Syncoryne Sarsii und der zugehörigen Meduse Sarsia tubulosa“* (Leip- zig 1873. 38 S. in Quart mit drei Kupfertafeln). Die Darstellung berücksichtigt in gleich erschöpfender Weise die anatomischen so gut, wie die histologischen Verhält- nisse und schliesst sich durch Methode und Sorgfalt der Untersuchung an die schon früher in unsern Berichten be- rücksiehtigte Monographie über Cordylophora lacustris an. In vielfacher Beziehung ergiebt sich zwischen beiderlei Formen auch eine grosse Uebereinstimmung. So namentlich in der Bildung des Eetoderms und dem Auftreten einer Stützlamelle zwischen den beiden Zellhäuten, der Structur der Arme, der Bildung der Nesselkapseln u. s.w. Die nach Aussen frei hervorragenden Spitzen der Nesselzellen (Cnidoeils) sind complieirter gebaut als bei den verwandten Hydroiden und keineswegs mit den schon seit längerer Zeit bekannten sg. Palpoeils zusammenzustellen, die eine sehr viel be- trächtlichere Länge besitzen und vom Verf. als reine Tast- apparate betrachtet werden, während den erstern nach wie vor eine Rolle bei der Entladung der Nesselkapseln vindieirt wird. Allerdings hat es dem Verf. auch bei Syn- coryne nicht glücken wollen, ein Nervensystem nachzu- weisen, allein damit dürfte der wirkliche Mangel eines solchen noch keineswegs bewiesen sein. Ueber oder zwi- schen den den Stützlamellen dicht aufliegenden, aber damit keineswegs continuirlichen Muskelfasern der Polypen- köpfehen könnten immerhin feine Nervenfasern verlaufen, ja selbst kleine Ganglien im Innern der Capitula oder an andern Stellen vorhanden sein. Die Zellen des Entoderms tragen, so weit sie den Innenraum begrenzen, sämmtlich eine feine Geissel. Die Medusengeneration besitzt natür- lich — in Uebereinstimmung mit den Anforderungen ihrer Lebensweise — eine vollständigere histologische Bildung, obwohl auch sie im Wesentlichen aus Eetoderm, Ento- derm und einer dazwischen hinziehenden Gallertlage sich aufbaut. Die letztere hat hier und da, wie z. B. im Velum, wesentlich die Charaktere der frühern Stützmembran, er- 96 reicht aber in der Glocke eine sehr ansehnliche Dieke und ist hier in zwei über einander liegende Schichten getheilt, die in den Radien und Interradien zusammenhängen, sonst aber getrennt sind und einen flachen Hohlraum zwischen sich nehmen, der an der dickern Aussenwand einen platten Zellenbelag zeigt und, wie schon oben (S. 67) erwähnt, vom Verf. als Leibeshöhle (Coelom) in Anspruch genommen wird. Die Gallertschicht selbst parallelisirt Verf. dem Mesoderm der höhern Thiere, während er den coelente- rischen Apparat in ganzer Ausdehnung als Darm betrachtet, wie das bekanntlich auch von Noscehin, Semper, Häckel u. A. geschieht. Die Fasern, die durch die Dicke der Gallertschicht hindurchziehen, sich also zwischen den Zel- lenüberzügen derselben ausspannen und damit vielleicht in eontinuirlicher Verbindung stehen, dürften wohl als elastische Fasern gedeutet werden. Das Entoderm beschränkt sich jederzeit nur auf eine einschichtige zellige Auskleidung des Gastrovascularsystemes, während das Eetoderm nicht bloss die Epidermiszellen mit den tiefer gelegenen Nessel- zellen — die zweierlei Kapseln, je mit besonders geformten Cnidocils ausscheiden — bilden, sondern auch Muskel- fasern, Nerven und die Geschlechtsproducte, weibliche so gut, wie männliche, aus sich hervorgehen lassen. Das Ner- vensystem erscheint als ein aus etwa acht Fasern bestehender eireulärer Strang, der an derselben Stelle, wie. bei den Geryoniden, dicht unterhalb des Ringkanales zwischen dem Gallertmantel und der Insertion des Velums gefunden wird. Der Magenschlauch besitzt ausser den (nur an der Um- brella, dem Velum und den Tentakeln) quergestreiften Muskelfasern, die der hyalinen Stützlamelle aufliegen und einen eirculären Verlauf haben, unterhalb dieser Lamelle noch eine dünne Lage längsverlaufender blasser und glatter Fasern, die Verf. gleichfalls dem Muskelsysteme zurechnet. Eier und Samenkörperehen entwickeln sich ausserhalb der Stützlamelle, obwohl Allman (bei Laomedea) die erstern von einer beutelförmigen Eortsetzung derselben umgeben sein lässt und somit aus dem Entoderm ableitet. In Betreff der Synonymie ist zu erwähnen, dass die vom Verf. unter- suchte Art, die bei Warnemünde in einer Tiefe von 7—8 97 Faden durchaus nicht selten ist, wahrscheinlich auch mit Coryne mirabilis Agass. und Syncoryne deeipiens Duj. zusammenfällt. Die künstliche Aufzucht (in Aquarien) lieferte immer nur kümmerlich entwickelte Formen, weniger und einfacher verästelt, mit geringerer Tentakelzahl, blasser und weniger gefärbt. Nach Koch’s Untersuchungen an Coryne und Tubu- laria, so wie an Saccanthus und Veretillum sollen die Eier übrigens, und ebenso auch die männlichen Zeugungs- producte, durch Umwandlung von Entodermzellen ihren Ur- sprung nehmen. Ebenso lassen sich bei Tubularia die wulstförmigen Verdickungen der Leibeswand im oralen und aboralen Körperabschnitte, die aussen von der Mus- kelschieht und dem Eetoderm bedeckt sind, auf das Ento- derm zurückführen. An den flimmerlosen Planulae unter- scheidet Verf. die auch sonst vorkommenden zwei Zellen- schichten, die einen kleinen Innenraum einschliessen. Die Tentakel, die Anfangs in vierfacher Anzahl erscheinen, sind Ausbuchtungen des Eetoderms, mit einer Füllung von Entodermzellen im Innern. A. a. ©. Unter dem Titel: de la distinetion du testieule et de P’ovaire (Bruxelles 1374, 68 Seiten mit 2 Tafeln) schildert Ed. van Beneden in den Bullet. Acad. roy. Belgique T. XXXVII die Entwieklung der Genitalproducte in den medusoiden Geschlechtsthieren von Hydractinia echinata. Das Hauptresultat seiner Untersuchungen lässt sich in den Satz zusammenfassen, dass die Eier Entwicklungsproducte des Entoderms, die Samenkörperchen aber solche des Ecto- derms sind. Verf. ist der Ansicht, dass dieser Satz auch für andere Thiere Geltung besitzt und glaubt in dem Nach- weis eines derartigen verschiedenen Verhaltens sogar den Ausgangspunkt einer neuen Befruchtungstheorie gefunden zu haben. Nach einem kurzen Ueberblicke über das Vor- kommen und die Bedeutung der Keimblätter für den Auf- bau der Thiere und einer historischen Darstellung der viel- fach sich widersprechenden Angaben über die Abstammung der Geschlechtsproducte bei den Coelenteraten, resp. deren Beziehungen zum Eetoderm und Entoderm, schildert Verf. zunächst den anatomischen und histologischen Bau von 7 98 Hydractinia, Wir heben daraus die Thatsache hervor, dass Eetoderm und Entoderm dieses Thieres durch eine struc- turlose dünne Stützlamelle geschieden sind, der äusserlich eine dünne aus langen Fasern bestehende Muskelschicht aufliegt.. Obwohl, diese Fasern ihren eigenen von körniger Substanz umgebenen Kern besitzen, glaubt Verf. doch be- haupten zu können, dass dieselben durch einen dünnen Protoplasmaiaden den Eetodermzellen verbunden seien, dass mit andern Worten auch Hydractinia ein Neuromuskel- epithel besitze, wie Hydra (nach Kleinenberg), nur dass die Differenzirung von Zellen und Muskelfasern hier bereits weitere Fortschritte gemacht habe. In der von einer überall einfachen Lage langgestreckter Geisselzellen gebildeten Entodermsehicht bemerkt man nun an den bekanntlich ten- takellosen Ammen schon vor dem Auftreten der Geschlechts- knospen da, wo diese sich unter Theilnahme der gesamm- ten Leibeswand später nach Aussen hervorstülpen, eine Anzahl von Zellen, die durch den Besitz eines ungewöhn- lich grossen und hellen bläschenförmigen Kernes vor den übri- gen sich auszeichnen. Es sind die Zellen, die dazu bestimmt sind, später in die Eier sich zu verwandeln. Diese Weiter- entwicklung geschieht aber erst nach dem Uebertritte der- selben in die an der betreffenden Stelle knospenden Ge- schlechtsthiere (sporosacs), und zwar dadurch, dass die Zellen unter Verlust ihrer Geissel zu kugligen Ballen von ansehnlicher Grösse auswachsen und durch die an- liegenden unveränderten Zellen allmählich nach Aussen in die Tiefe des Entoderms hinübergedrängt werden. An- ders aber verhält es sich in den männlichen Geschlechts- knospen, die bei der Dioecesie der Hydractinien bekannt- lich immer an besonderen Stöcken gefunden werden. Die Samenzellen entstehen nicht nach Art der Eizellen, wie man früher ohne Weiteres anzunehmen pflegte, sondern knüpfen (ohne alle Theilnahme des Entoderms) an die Metamorphose des Eetoderms an, das auf bestimmter Ent- wicklungsstufe zapfenartig vom Ende der Knospen gegen das Entoderm hineinwuchert, wie das für die medusoiden Anhänge des Siphonophorenkörpers so vielfach beobachtet und beschrieben ist. Allerdings geht nicht die gesammte REM rt: 99 Masse dieses „Knospenkernes“ in die spätern Genitalstoffe über, sondern bloss die innere Lage (lame testieulaire), die durch Bildung eines nach Aussen offenen Spaltraumes — desselben Raumes, der sich bei andern Formen in den Glockenraum verwandelt — von der in den Mantel der Geschlechtsknospe eingehenden sg. Lame medusoide ab- trennt. Auch in den weiblichen Anhängen entsteht ein solcher Knospenkern, aber er bleibt kleiner, mitunter sogar abortiv, und hat keinerlei Antheil an der Bildung der Geschlechtsproducte, die sich schon deutlich als Eier er- kennen lassen, wenn die Eetodermwucherung anhebt. Verf. sieht in dem Knospenkern der weiblichen Anhänge übri- sens gleichfalls das Rudiment eines Testikels und vindieirt den letztern damit einen „morphologischen Hermaphroditis- mus“, allein Ref. möchte die Berechtigung einer derar- tigen Auffassung doch stark in Zweifel ziehen. Nicht bloss, dass man in diesem Falle auch in den männlichen An- hängen einen gleichen Hermaphroditismus, d. h. das Auf- treten abortiver Eier erwarten sollte, wie sie Verf. in dem Stiele der weiblichen Geschlechtsknospen beobachtet hat, es müssten bei solcher Auffassung consequenter Weise auch die andern Medusoiden, die auf gleiche Weise entstehen, wie z. B. die Schwimmglocken der Siphonophoren, als rudi- mentäre Männchen gedeutet werden, was doch kaum zu- lässig sein dürfte. Der Knospenkern hat nach der Ansicht des Ref. zunächst nur — wie etwa der epitheliale Lippen- wulst der Wirbelthiere für die Abtrennung der Lippe — für die Bildung des abstehenden Mantels oder, wenn man lieber will, der Glockenhöhle Bedeutung, und nicht für die Entwicklung der männlichen Geschlechtsproducte, die, so zu sagen, bloss gelegentlich daraus hervorgehen. Einen Abriss der hier angezogenen Untersuchungen veröffentlicht van Beneden auch in Gervais, Journal de 200 TATE.«Nr. 5. | Kowalewsky verfolgt in der schon mehrfach ange- zogenen Abhandlung (l. ec. p. 1—3 Tab. I) die Entwick- lung der Campanularie aus den Eiern von Eueope polystyla, die er vom Boden der Gefässe auffischte, in denen er diese Meduse in männlichen und weiblichen Exemplaren aufbe- 100 wahrte. Nach Ablauf der Furchung, die auch hier ganz regelmässig vor sich geht und je wiederum durch eine Theilung der Kerne eingeleitet wird, hat der Dotter die Gestalt einer einschichtigen Keimblase mit weiter Furchungs- höhle. Die Wand dieser Blase liefert das spätere Eeto- derm, ist aber insofern auch die Bildungsstätte des Ento- derms, als dieses — freilich in sehr eigenthümlicher Weise — von der Innenfläche der Blase ausgeschieden wird. Die Zellen desselben entstehen nämlich als fetttropfenartige kleine Ballen, die zunächst in spärlicher Anzahl zwischen den Ectodermzellen hervorknospen und erst nach ihrer Abtrennung von dem Mutterboden einen Kern erkennen lassen. Die Zahl dieser Zellen vergrössert sich allmählich, bis schliesslich der ganze Innenraum der Larve, die in- zwischen schon längst ihr freies Leben begonnen hat, auch schon Nesselkapseln trägt, davon erfüllt ist. Sobald dieses Stadium erreicht ist, entsteht die Anlage der künftigen Verdauungshöhle, aber nicht etwa durch Einstülpung, son- dern selbstständig im Innern der Entodermmasse, die in der Längsachse des allmählich immer mehr sich strecken- den Körpers eine Spalte bildet, welche sich bald zu einem grössern Hohlraum ausweitet, ohne jedoch jemals (vor Bil- dung des Polypenköpfchens) nach Aussen hindurchzubreehen. Gleichzeitig differenzirt sich das Eetoderm in zwei peri- pherische Zellenlagen, von denen die äussere nach der Vermuthung des Verf.’s dazu bestimmt ist, die Cuticula aus- zuscheiden. Allerdings geschieht das erst nach dem Festsetzen derLarve, nach dem unser Thier auch insofern sehr auffallend sich verändert, als die Nesselkapseln schwinden und der langgestreckte Körper eine vierlappige flache Scheibenform annimmt. Aus dem Mittelpunkte dieser Scheibe erhebt sich dann nach einiger Zeit ein stilförmiger Zapfen, der unter Theilnahme sowohl des Entoderms, wie auch des Betoderms immer höher wächst und am äussersten Ende schliesslich die keulenförmige Verdiekung des spätern Po- lypenkopfes erkennen lässt. Nach den Beobachtungen von du Plessis soll Cam- panularia volubilis nach Umständen freie Medusen (Win- ters) und Gonophoren (Sommers) erzeugen, aus denen Aa er "a 101 flimmernde Larven hervorkommen. Sur un cas de double generation alternante chez le Campanularia volubilis. Bullet. Soc. Vaud. XII. p. 429—435. Bei Campanularia negleeta Ald. findet Hincks die bisher bloss von Allman bei Schizocladium beobachteten planulaartigen Fortpflanzungskörper in den Endanschwel- lungen gewisser Seitenzweige. Er ist geneigt diese Art der Fortpflanzung („Schizocladism*) für weiter verbreitet unter den Campanulariaden und Hydroiden überhaupt zu halten und bezweifelt desshalb auch die Berechtigung des Gen. Schi- zocladium, das er als eine vermuthliche Obelia in An- spruch nimmt. Ann. and. Mag. nat. hist. Vol. X. p. 390, 391. PL XN. Allman versucht den Nachweis, dass die weiblichen Gonangien von Haleeium als modificirte Segmente eines (polypentragenden) Seitenzweiges und nicht als (polypen- lose) Hydrotheken zu deuten seien, wie die männlichen Gonangien, die in Nichts von den entsprechenden Gebilden der übrigen Hydroiden abweichen, obwohl sonst Hydro- theken bei Halecium fehlen. On the homology of the go- nangium in the genus Halecium, Quarterly Journ. mier. Se. 1873. Vol. XIII. p. 55—58 mit Holzsch. (Sollte die hier vorliegende Dimorphie der weiblichen und männlichen Gonangien nicht dafür sprechen, dass auch die gewöhn- liehen Hydrotneken nur veränderte Segmente darstellen?) Die Nematophoren der Plumulariaden (Sarcotheeae Hincks) enthalten in ihrem Chitinbecher nach den Beob- achtungen von Hincks (Ann. nat. hist. Vol. X. p. 385—389) keineswegs, wie man früher meist annahm, einen formlosen Protoplasmakörper, sondern einen eylindrischen Zapfen, der am freien Ende in zwei über einander stehende Lappen ausläuft, von denen nur der untere sich pseudopodienartig verlängert, während der obere eine Batterie von Nessel- zellen in sich einschliesst und deren Fäden gelegentlich frei nach Aussen hervortreibt. Verf. glaubt diesen Gebilden eine mehr nutritive als defensive Bedeutung beilegen zu dürfen und bezieht sich dabei u. a. auf die von Allman über den Bau der Graptolithen ausgesprochene Ansicht, auf welche wir weiter unten zurückkommen. Ueber die EN ER ; 102 morphologische Bedeutung des Apparates schweigt der Verf., er scheint auch keineswegs geneigt, die Nematopho- ren als veränderte Polypiden gelten zu lassen, obwohl seine eignen Beobachungen es doch nahe legen, den Nessel- knopf als (einfachen) Taster zu deuten und den pseudo- podienartig sich verlängernden Fortsatz dem Mundrüssel eines gewöhnlichen Polypen zu vergleichen. An der Aussenfläche der Tentakel von‘Cordylophora laeustris, die inzwischen auch (Perrier, Arch. zool. exper. T. H. p. XVII) im Pariser Pflanzengarten aufgefunden ist, beobachtet Dönitz jetzt (Archiv für Anatomie und Physiol. 1872. S. 1—4, über Cordylophora. lacustris) ähnliche be- wegliche Anhänge, wie er sie früher in den Saugten- takeln der Siphonophoren beobachtet hatte. Sie werden „Wimperhaken“ benannt und als Fortsetzungen der proto- zoischen Substanz beschrieben, aus der die äussere Haut unserer Thiere bestehen soll. Das vielfach beobachtete Vorkommen von jungen Pyenogoniden in Hydroiden, bes. Coryne, istnach Semper (über Pyenogoniden und ihre in Hydroiden schmarotzenden Larvenformen, Arbeiten aus dem zoolog. zootom. Institute in Würzburg, Bd.I. S.263 ff.) nicht dahin zu deuten, dass dieselben an Ort und Stelle sich aus Eiern entwickelt haben, welche von den Müttern daselbst abgesetzt wurden, sondern die Folge einer aectiven Einwanderung der Anfangs bekamntlich sechsbeinigen Larven. Die mit solchen Pa- rasiten besetzten Polypen unterliegen einer Degenera- tion, deren Grad mit der Zahl der Parasiten zunimmt. Die Tentakel verkümmern, und die Ammen bilden nur wenig oder gar keine Geschlechtsknospen. Unter allen Umstän- den aber behält der Polyp seine Mundöffnung, aus der die jungen Pyenogoniden später auskriechen. Grobben handelt in dem 72. Bande der Sitzungsber. der Wiener Akademie (1875 1. Abth. S. 1—32 mit 2 Taf.) über „Podocoryne carnea“ und schildert dabei den gröbern und feinern Bau dieses Polypen und seiner Meduse. Die Skeletspitzen, die dem Wurzelskelet ganz nach Art der Polypen aufsitzen und auch gleich diesen als ursprünglich nur weichhäutige Ausstülpungen der gesammten Leibes- BER BEL I 108 wand entstehen, ihr Eetoderm und Entoderm überdies zeit- lebens behalten, werden vom Verf. als eine eigne Art von Polypen (Skeletpolypen) bezeichnet. Auch die schon von Hincks gesehenen „Spiralzoiden“, die Allman als ab- norm veränderte Nährpolypen betrachtet wissen wollte, bilden, wie bei Hydractinia, eine selbstständige Individuen- ' form, die aber nur den männlichen Stöcken zukommt, in der Nähe der proliferirenden Individuen und am Rande der Colonie gefunden wird. Wegen der massenhaften Einlage- rung grosser Nesselkapseln an dem mundlosen Ende und der grossen Beweglichkeit werden die betreffenden Anhänge als Vertheidigungspolypen gedeutet. Verf. vergleicht sie, wohl mit Recht den sg. Nematophoren der Piumulariaden, obwohlForm und Aussehen noch mehr an die entsprechenden Bildungen gewisser Campanulariaden, wie namentlich Ophio- des und Lafoeina, erinnert. Eine äusserlich das Wurzel- skelet überziehende Eetodermschicht, wie Allman sie an- nahm, fehlt nach unserm Verf. gänzlich; nur die Spitzen tragen gelegentlich einen von Aussen angelagerten weichen Ueberzug. Zwischen Eetoderm und Entoderm liegt eine äusserlich von Muskelfasern bedeckte Stützlamelle, die um so dieker ist, je kräftiger die Muskulatur sich ent- wickelt zeigt. Die Fasern selbst erwiesen sich trotz ihrer verhältnissmässig beträchtlichen Länge und Stärke als Fortsetzungen der Ectodermzellen, die also auch hier als Neuromuskelzellen im Sinne Kleinenberg’s aufzufassen sind. Die Medusenknospen entwickeln, wie die Medusoi- den der Siphonophoren, einen Knospenkern, aus dem nach der Darstellung des Verf.’s die weiblichen Geschlechtsstoffe eben so, wie die männlichen hervorgehen. Die Ausbildung dieser Producte erfolgt übrigens lange vor dem Freiwerden der Medusen. Zum Schluss beschreibt Verf. die durch den Pa- rasitismus der Pyenogonidenlarven erzeugten Degenerationen der Nährpolypen und proliferirenden Individuen, so wie eine Anzahl von Missbildungen, unter denen eine Zwillingsme- duse, wie sie auch Allman auffand, und eine solche mit nur drei Tentakeln besonders hervorzuheben sein dürfte. Die Entstehung der Zwillingsmeduse wird durch die An- nahme erklärt, dass aus dem Stiele der Medusenknospe, Re A AAN 104 wie das in der That gelegentlich vorkommt, eine zweite in nächster Nähe geknospt sei. Durch Gerbe’s Abhandlung über die Entwicklung und Metamorphose von Coryne squamata (Journ. Anat. et Physiol. 1875. p. 441—451 Tab. XI-—XIlI) werden unsere bisherigen Kenntnisse nur wenig erweitert. Anders aber verhält es sich mit den Untersuchungen, welche Allman „on the structure and development of Myriothela* in den Transact. roy. Soc. (Vol. 165. P. Il. p- 549—575 Tab. LY—LVIU, im Auszuge Proceed. roy. Soe. 1875. Vol. XXIH. p. 250—254 und Ann. nat. hist. Vol. XIV. p. 317—321) niederlegt hat, indem diese uns mit zahlreichen und zum Theil sehr unerwarteten That- sachen bekannt machen und insofern über die Natur dieses so interessanten Hydroiden ein neues Licht verbreiten, als sie unzweifelhaft nachweisen, dass derselbe kein ein- faches Thier ist, wie bisher sehr allgemein geglaubt wurde, sondern eine Thiercolonie mit vier von einander verschie- denen Individuenformen. Die frühere Auffassung erklärt sich durch den Umstand, dass der bei Weitem grösseste Theil des Hydroiden von einemeinzigen mächtigentwickelten Nährthiere (hydranth) gebildet ist, das den Stamm der gesammten Colo- nie bildet und mit seinem von einer Chitinscheide bedeckten Wurzelende auf Steinen u. dgl. festsitzt, während das eylin- drische, lange und ausserordentlich contractile Kopfende mit einer beträchtlichen Menge (mehreren Hundert) ge- knöpfter Tentakel besetzt ist. Das Mittelstück trägt die Gonophoren (Geschlechtsthiere), die bekanntlich sessil sind, aber nicht direet an dem Nährthiere knospen, sondern an besonderen Seitenzweigen (blastostyles), die ganz nach Art des Nährthieres gebaut sind, nur kleiner und mundlos bleiben und eine nur geringe Anzahl von kurzen Tentakeln tragen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass diese Anhänge, wie schon Hincks wollte, besondere proliferirende Indivi- duen darstellen, wie sie vielfach bei den Hydroiden gefun- den werden. Neben der Anheftungsstelle derselben erhebt sich aber noch eine andere bisher übersehene Form von Anhängen (claspers), einfache tentakelartige Fortsätze von eylindrischer Form und grosser Beweglichkeit, die den 105 spiraligen oder schlangenartigen Wehrthieren der Hydra- etinen vergliehen werden, aber nicht, wie diese, zur Ver- theidigung dienen, sondern eine bisher noch nirgends beobachtete Verwendung finden, indem sie mittelst ihres fast saugnapfartig gestalteten Endstückes die von den weib- lichen Geschlechtsthieren gebildeten und nach der Reife (Befruchtung?) hervortretenden Eier an sich befestigen und in Form eines kugligen Aufsatzes bis zum Ausschlüpfen der Larve umhertragen. . (Mit Rücksicht auf diesen Um- stand möchte Ref. für die betreffenden Anhänge den Na- men Oophoren in Vorschlag bringen.) Männliche und weib- liche Geschlechtsthiere haben eine. einfache Kugelform mit Manubrium, aber ohne Radiärkanäle und stehen ziemlich regellos an demselben Fruchtzweige neben einander. Bei mikroscopischer Untersuchung erkennt man überall bei unsern Thieren ein Eetoderm und Entoderm, die beide von einer mehrfachen Zellenschicht gebildet sind und eine von Muskelfasern belegte Stützmembran zwischen sich nehmen. Die letztere bildet zahlreiche zottenförmige Vorsprünge, die in den Innenraum hineinragen und an ihrer freien Ober- fläche mit Flimmerhaaren und Pseudopodien besetzt sind. Ihre Zellen haben eine sphäroidale Gestalt und enthalten am Ende der Zotten gewöhnlich eine Körnermasse, die wohl als ein Exeretstoff aufzufassen sein möchte, da man derartige Zellen nicht selten auch frei in dem verdauenden Hohlraume antrifft und durch den Mund nach Aussen her- vortreten sieht. Das Eetoderm zerfällt in zwei scharf gegen einander. abgesetzte Lagen, von denen die äussere aus runden, die innere aber aus keulenförmigen Zellen sich zu- sammensetzt, die pallisadenförmig der Muskelschicht auf- sitzen, ohne dass Verf. jedoch einen deutlichen Zusammen- hang damit constatiren konnte. Dafür aber sieht man die Wurzelenden derselben häufig zusammentreten, so dass da- durch gelegentlich der Anschein von förmlichen Zellen- bäumchen entsteht. Verf. ist geneigt, diese Zellen für ner- vöse Elemente zu halten. Ebenso möchte er eine eigen- thümliche Form von Nesselkapseln, die neben andern un- verkennbaren Gebilden dieser Art in den knopfförmigen Endanschwellungen der Tentakel gefunden wurden, statt 106 eines dünnen und langen Fadens aber einen kurzen ziem- lich dieken Uylinder in sich einschliessen, „wegen ihrer Aehnlichkeit mit Paeinischen Körperchen* als Sinnesorgane in Anspruch nehmen. Was Verf. über die Entwicklung der Geschleehtsthiere oder Geschlechtskapseln mittheilt, lässt sich mit unsern bisherigen Erfahrungen über diese Gebilde nur schwer vereinigen. Die erste Andeutung der- selben entsteht unter der Form einer Ausstülpung des Innenraumes, welche die Stützlamelle vor sich hertreibt und in das Ectoderm hineindringt, ohne Anfangs mehr als eine leichte Auftreibung desselben hervorzurufen. Dicht vor dieser Aussackung entsteht nun innerhalb der Stütz- lamelle ein Gebilde, das mit dem sg. Knospenkern der Medusoiden die grösseste Aehnlichkeit hat, aber nach un- serm Verf. von dem Ectoderm völlig unabhängig ist. Es soll einen selbstständigen mit protoplasmatischer Sub- stanz gefüllten Hohlraum (gonogenetie chamber) darstellen, dessen Inhalt sich mit der Vergrösserung und weitern Ent- wicklung des Anhanges sehr bald in eine Zellenmasse differenzirt. In den männlichen Gonophoren nun führen diese Zellen im Lauf der Zeit direet zu der Bildung von Samenelementen, die bei Myriothela übrigens eine un- gewöhnliche Kleinheit besitzen. Anders aber in den weib- lichen Anhängen, in deren Innerm diese Zellen allmählich zusammenschmelzen und schliesslich ein einziges von zahl- reichen Kernen durchsetztes grosses Plasmodium bilden. Dieses Plasmodium nun repräsentirt das Ei, das von einer dünnen Membran bedeckt, nach seiner Reife aus der leb- haft sich contrahirenden Hülle hervortritt und dann auf der benachbarten Oophore sich befestigt. Erst jetzt be- ginnt die Furchung, indem der Inhalt der Eihaut wieder in zahlreiche gekernte Kugeln zerfällt, die sich zu einer Hoblkugel mit mehrfach geschichtetem Eetoderm und En- toderm zusammengruppiren. Nach einiger Zeit bemerkt man auf der Oberfläche derselben eine Anzahl von Oeff- nungen, die je in einen nach innen hineinragenden hand- schuhfingerartigen Fortsatz führen. Die Anhänge, an denen beide Keimhäute betheiligt sind, repräsentiren die ersten Tentakel, wie man erkennt, wenn dieselben, bei der jetzt a a 107 erfolgenden Geburt, nach Aussen umgestülpt werden. Der Junge Embryo ist, wie bei den Tubularien, eine Actinula. Anfangs von einer kugligen Form, streckt sich derselbe als- bald, um dann im Umkreis des einen abgerundeten und offenen (mit Mund versehenen) Endes eine Anzahl stumpfer Höcker zu bilden. Diese letztern sind die Anlagen der bleibenden Tentakel, denn die zuerst gebildeten langen und eylindrischen Anhänge — dieselben Gebilde also, welche bei den Tubularien den hintern Tentakelkranz darstellen — gehen nach dem Festsetzen allmählich wieder verloren. Nachdem dieselben verschwunden, hat das junge Thier zunächst eine sehr einfache eylindrische oder keulen- förmige Gestalt. Es ist kaum etwas Anderes, als der spä- tere Kopf, an dem das Wurzelende ‚und Mittelstück kaum angedeutet sind, und die Anhänge des Mittelstückes natür- lich noch gänzlich fehlen. Kaum minder interessant ist die Erweiterung, welche unsere Kenntnisse durch die Entdeckung eines sonderbaren im Schwämmen lebenden und davon bis auf das vordere Körperende völlig umwucherten Hydroid-Polypen gewonnen haben. Die ersten Andeutungen über die Existenz der- artiger Geschöpfe finden wir bei Eimer, der auf der Leipziger Naturforscherversammlung 1872 (Bericht S. 62) bei verschiedenen Kieselschwämmen aus der Gattung Esperia und Reniera, sowie bei einem Myxillaartigen Hornschwamme besondere polypoide Ernährungs- und Fangthiere beob- achtet haben wollte, die mit Tentakeln ausgestattet wären und in chitinigen Röhren lebten, wie Polypen, trotzdem aber integrirende Bestandtheile der Schwämme darstell- ten, indem ihre Weich- und Hartgebilde eontinuirlich in die entsprechenden Gewebstheile derselben übergingen. Um die gleiche Zeit etwa berichteteCarter von kleinen, in erweiterten Hohlräumen, wahrscheinlich den Exeretions- canälen, von Reniera (bs.R. fibulata Schm.) lebenden Po- lypen, deren nach Aussen hervortretende Tentakel dicht mit Nesselkapseln besetzt wären (Ann. nat. hist. 1872. T. X. p. 50, parasitice polyps and thread-cells in the par- enchyme of a sponge). Er spricht dabei die Vermuthung aus, dass diese Nesselzellen Veranlassung zu der gleichfalls 108 von Eimer (vergl. weiter unten) aufgestellten Behauptung vom Vorkommen genuiner Nesselorgane bei Renieren u. a. Schwämmen gegeben habe. Die ebenfalls hieher gehörigen Mittheilungen von Kowalewsk y haben wir schon oben an- gezogen (S. 81). Diese Mittheilungen haben nun durch die Untersuchungen von Allman (Nature 1874. Vol.X. p. 257 oder Ann. nat. hist. T- XIV. p. 237 — ausführlicher und mit einer Tafel Abbild. versehen in den Transaet. Linnaean Soc. sec. ser. Zoology Vol.I. p. 61—66 Tab. XIV.) ihren vorläufigen Abschluss gefunden. Der nach Art eines Hy- droidpolypen von einem röhrigen Chitinskelete umgebene verästelte Stamm ist völlig versteckt im Schwammkörper, so dass im entfalteten Zustande nur die in dichter Reihe und grosser Anzahl nebeneinander stehenden Tentakel nach Aussen hervorragen. Die Mundöffnung liegt in Mitten einer flachen Kopfscheibe und führt in einen Hohlraum, in den von den Seiten her vier kreuzweise gestellte Falten hinein- ragen, die nach unserm Verf. je ein Längsgefäss in sich einschliessen, das unterhalb des Tentakelkranzes in ein hier gelegenes Ringgefäss überführen soll. Nach hinten gehen diese Falten allmählich verloren; Verf. glaubt, dass sich hier die Längsgefässe in den Röhrenraum öffnen. Das Chitinsklelet zeigt eine quere Ringelung und springt von Zeit zu Zeit mit vier gleichfalls kreuzweise gestellten Zapfen nach Innen hinein. Ueber die Geschlechtsverhält- nisse liess sich Nichts eruiren, doch meint Verf., dass sich die Genitalien von den Längswülsten entwickeln würden. Die Charaktere dieses sg. Stephanosceyphus mirabilis sind von dem gewöhnlichen Verhalten der Hydroiden in mehr- facher Beziehung so verschieden, dass der Verf. die Frage erörtert, ob der Polyp überhaupt diesen Thieren und nicht etwa den Akalephen zugehöre. Schliesslich entscheidet sich derselbe dahin, dass die betr. Form eine eigene neue Gruppe der Hydrasmedusen (Hydrozoen) darstelle, die als Ord. Thecomedusae bezeichnet und charakterisirt wird als: Animal composite, zooids medusiform, with eireular and radiating canals and included in a chitinous rooted peri- sare, which forms thecae, within which they are retractile. Stephanoscyphus n, gen. Terminal orfice surrounded by + u 109 a single eirelet of simple filiform contractile tentacula, four longi- tudinal canals; velum and manubrium undeveloped. Generative elements formed in the walls of the longitudinal canals (?). Wir wollen zum Schlusse übrigens noch hinzufügen, dass inzwischen Fr. Eilh. Schulze, der ein ganz ähn- liches, wenn nicht identisches Thier untersucht hat (Spon- gicola fistularıs), die Existenz der von Allman beschrie- benen Canäle leugnet und dieselben auf vier Falten der Stützlamelle zurückführt, welehe in die Bildung der wulst- förmigen Erhebungen eingehe. Aehnliche Bildungen finden sich bei den Seyphistomen, und in der That trägt Schulze auch keinen Anstand, die Polypen als eine Sceyphistoma- artige Jugendform in Anspruch zu nehmen. (Archiv für mikrosk. Anat. 1876. Bd. XIII. S. 795—867 Tab, XLV und und XLVI.) Dass mit dieser Auffassung auch die Angaben von Kowalewsky übereinstimmen, ist schon oben ange- deutet worden. Mosely bestätigt die Angabe von Agassiz, dass die Polypen von Millepora zweierlei Art sind und eines Ma- senrohres, wie auch der Mesenterien entbehren. An den grössern Polypen wurden vier Tentakel gesehen. Die Mus- kulatur ist gut entwickelt. Die äussere Schicht des Po- Iypenstockes ist von einem regelmässigen Netzwerk ge- wundener Kanäle durchzogen. Aehnlich verhält es sich bei Stylaster, dessen Polypen auch nach Hydroidenart einen rüsselförmigen Mundzapfen besitzen und unterhalb des Tentakelkranzes — 22 Tentakel — einen einfachen oder doppelten Kanal von sackförmigen (männlichen) Geschlechts- anhängen tragen, die freilich nicht frei hervorragen, son- dern in einem maschigen Faltenwerke der Leibeswand versteckt sind. Die gleiche Structur wurde bei Crypto- helia beobachtet, bei einem Polypen, der also keines- wegs mit den paläozoischen echten Tubulaten zusammen- gestellt werden kann (nach Verf. auch nicht in Betreff seiner Mundklappe). Verf. zieht übrigens aus diesen Mit- theilungen nicht gradezu den Schluss, dass die Millepori- nen und Stylasteriden den Hydroidpolypen zu überweisen seien: er hat sich davon erst später überzeugt, wie wir in dem nächsten Jahresberichte hervorzuheben haben. 110 Proe. roy. Soe. 1875. V.XXIV. p. 68, ausführlicher Philos. transact. Vol. 166 p. 112 und 115. Auch Sars hebt bei den Polypen der von ihm wieder aufgefundenen Millepora (Allopora) norwegieca Gunn. die Anwesenheit eines Mundzapfens hervor. Forh. Selsk. Christ. 1872. p. 115. Allman unterwirft die Frage nach den verwandt- schaftlichen Beziehungen der Graptolithen einer eingehen- den Untersuchung (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. IX. p. 364 —383 mit Holzschn. oder Monogr. gymnobl. Hydr. P. 2 p. 177 ff.) und kommt dabei zu dem Resultate, dass diese Thiere, die man nach ihrem auffallendsten Charakter viel- leicht am besten als Rhabdophoren (Allm.) bezeichnet, der Gruppe der Hydroiden zugehörten und zumeist mit den Plumulariaden verwandt seien. So beweise nicht bloss die Bildung der Becher, die offenbar den Nematophoren und nicht den Hydrotheken homolog seien, sondern auch die vom Verf. bestätigte Entdeckung corbulaartiger Fruchtzweige, die dem Stamme anhängen. Auf diese Weise würden un- sere Thiere dann zu Hydroiden ohne Polypenköpfchen, bloss mit Nematophoren — zu Geschöpfen, von denen es freilich zweifelhaft sein dürfte, ob sie überhaupt noch als Coelenteraten (und nicht vielmehr als Rhizopoden) zu be- trachten sein dürften. On the morphology and affınities of Graptolithes. | Neue ausgezeichnete Formen von Graptolithen bei Al- leyne Nicholson, Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XVL p- 267—273 Tab. VII. Hincks versucht in seiner „Note on Prof. Heller’s Catalogue of the Hydroida of the Adriatic* (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. IX. p. 116—121 vergl. J. B. 1868. S. 206) eine kritische Revision der von Heller aufgezählten Ar- ten, die um so dankenswerther ist, als letzterer bei der Aufstellung seines Cataloges die sehr reichhaltige neuere englische Hydroiden-Litteratur nicht näher berücksichtigt hat, obwohl nicht weniger als mindestens 18 Species der Adria und der englischen Küste gemeinsam sind. Zu den letztern gehört u. a. Sertularia Ellisii Hell. = Sertularella polyzonias Auct., Dynamena pinaster Hell. = Diphasia na en 3, BETEN Mar: Ä Ur. . attenuata Hincks, Thuiaria lichenastrum Hel. = Th. arti- culata Pall., Laomedea gelatinosa Hell. = Campanularia flexuosa Hincks, Campanularia volubilis Hell. = C. (Clytia) Johnstoni Ald. Ebenso Anisocalyx (Plumularia) secunda- rius Cav., die wahrscheinlich eine stammlose Varietät von Plum. Catharina Johnst. darstellt. Anis. bifrons Hell. ist wit Plum. setacea Ell. sehr nahe verwandt, während die Pi. setacea Hell. neu zu sein scheint und am besten als Pl. Helleri benannt wird. Zwei der von Heller beschrie- benen Arten (Coryne pusilla und Laomedea dichostoma) lassen sich nicht identifieiren. Allman veröffentlicht in dem Journal Linnaean So- eiety Zool. Vol. XII. p. 251—284 Tab. IX— XXI) „Dia- gnoses of new genera and species of Hydroida*, die uns mit den folgenden neuen Formen bekannt machen: Peri- gonimus multicornis Kattegat (mit Gonophoren an den Po- lypenstielen), Eudendrium rigidum Dänemark, Aydractinia monocarpa auf Trophon elathratum aus Spitzbergen (mit sehr redueirten, immer nur eine einzige grosse Geschlechts- kapsel tragenden Ammen), Podocoryne inermis auf Nassa reticulata von der dän. Küste, Üladocoryne »elagica auf Sargassum des Golfstromes, Amalthaea islandiea Nord -Is- land (mit hintern Tentakeln, die an Länge fast dem Stamme gleichkommen), Monocaulus groenlandieus; Campanularia crenata Japan, C. grandis ebendah. (mit relativ sehr grossen Thier - Bechern und gruppenweise zusammenstehenden flaschenförmigen Gonangien), ©. gracilis mit der vorigen Art zusammen auf Selaginopsis fusca, CO. juncea Ceylon (mit dieken, 12 hohen Stämmen), Sertulariella Johnstoni Gray Neu Seeland, 5. integra ebendah., 8. episcopus (mit auf- fallend geformten, dreikantigen Gonangien) gleichfalls von Neu Seeland, Sertularia arctica Spitzbergen, Desmosceyphus (n. gen.) Buskii Neuseeland, Synthecium (ein hier zum ersten Male charakterisirtes Genus, dadurch ausgezeichnet, dass einzelne Gonangien den Stiel eines Polypenbechers in sich einschliessen) elegans ebendah., Zhwiaria (ein Ge- schlecht, das Verf. nicht bloss durch die — bisweilen nur unvollständig — angewachsenen Polypenbecher, son- dern vorzugsweise durch die grössere Anzahl der durch 112 Internodien getrennten Becher charakterisiren möchte) crassi- caulis Japan mit ungewöhnlich dickem Stamme, Th. coro- nifera ebendah. mit einem von verästelten Ranken gebil- deten Korbe auf den reifen Gonangien, 7h. bidens Neu Seeland, 7%h. dolichocarpa Nord Island und Neu Seeland, Th. cerastium von denselben Fundorten, Th. persocialis Na- tal, Selaginopsis (n. gen.) fusca Japan, Perieladium (n. gen.) bidentatum Japan, Aglaophenia acanthocarpa Neu-See- land (mit Polypenbechern, wie Macrorhynchia, gleichzeitig aber mit schöner Corbula), A. laxa ebendah., Halicornaria (ein Genus, das sich nach unserem Verf. vorzugsweise durch den Besitz freier Gonangien auszeichnet, wie Kir- chenpauer’s Macrorhynchia, ausserdem aber noch eine Anzahl von Arten einschliesst, die nach der Bildung der Nematophoren von letzteren verschieden sind) saccaria, H. insignis, H.bipinnata, sämmtlich von Ceylon. Zur näheren Charakterisirung der neu aufgestellten Genera führen wir in Folgendem die Diagnosen bei: Desmoscyphus e fam. Sertular. Allm. Hydrocaulus jointed, each internode corresponding to one or more pairs of hydrothecae. Hy- drothecae adnate to one another in pairs, and each pair adnate to the front of the hydrocaulus. Gonangia simple, borne along the front of the hydrocaulus. Synthecium Allm. Hydrocaulus divided into internodes, each internode carrying a pair of opposite sessile hydrothecae,. Gonangia supported upon peduncles which spring from within the cavity of certain hydrothecae, where they take the place of the hydranth. Pelaginopsis efam. 'Thuiar. Allm. Hydrophyton consisting of a single axile tube, to which the hydrothecae are adnate, and on which they are disposed in several longitudinal rows. Gonosome not known. Pericladium efam. Thuiar. Hydrothecae more or less immer- sed and closely set round bifurcating ramuli, which spring from the sides of a common stem. Gonangia scattered, springing from bet- ween the hydrothecae. HalicornariaBusk. Hydrocaulus with pinnateramification. Hy- drothecae usually with an intrathecal ridge. Nematophores fixed; mesial nematophore adnate for a greater or less extend to the front of the hydrotheca, rarely free. Gonangia not included in corbulae or protected by gonangial ramuli, but carried on the common stem, or on more or less modified hydrothecal pinnae. Die Videnskab-Selsk. Forhandl. Christ. für 1873 ent- 113 halten einen „Bidrag til kundskaben om Norges Hydroider*“ (62 Seiten mit 4 Tafeln), in welchem O.Sars die von ihm in einer Tiefe von mehr als 50 Faden an der Norwegen- schen Küste beobachteten Arten in systematischer Reihen- folge aufführt und je nach Bedürfniss mit mehr oder minder eingehenden Bemerkungen (besonders über Bau und Syno- nymie) illustrirt. Im Ganzen erstrecken sich die Unter- suchungen des Verf.'s über 53 Arten, von denen nicht weniger als 16 (darunter Repräsentanten von 3 neuen Ge- schlechtern) hier zum ersten Male — in lateinischer Sprache — charakterisirt und beschrieben sind. Die grössere Mehr- zahl (453) gehört zu der Gruppe der Thecaphoren. Aus einer Tiefe von über 300 Faden wurde nur eine einzige Art, Perigonimus abyssi (400 F.), hervorgeholt, zwischen 2 und 300 deren 5, zwischen 150 und 200 15, zwischen 100 und 150 schliesslich 20. Der Vollständigkeit wegen werden auch die in geringerer Tiefe lebenden Formen auf- gezählt: 6 Arten der Littoralfauna, 11 der Laminarienzone (bis 10 Faden Tiefe), 13 der rothen Algenregion. Die grosse Aehnlichkeit mit der brittischen Hydroidenfauna spricht sich darin aus, dass der letztern — nach, Abzug der neuen Arten — nur 10 der norwegenschen Formen fehlen. 25 Arten theilt Norwegen mit Nordamerika — da- runter auch den interessanten bisher nur an der Ostküste N.-Amerikas beobachteten Acaulis primarius Stimps., der im Normalzustande übrigens festsitzt und keineswegs frei im Wasser umhertreibt —, 19 mit dem Mittelländischen Meere, 11 mit Grönland und dem hohen Norden. Unter ihnen sind 12 Arten (Thuiaria thuia, Sertularia pumila* und abietina*, Sertularia polyzonias*, Diphasia tamarisca, Halecium halecinum*, Lafoea dumosa, Campanularia volu- bilis* und C. calieulata, Obelia genieulata, Tubularia in- divisa* und T. larynx), welche Norwegen mit England, dem Mittelmeer und Nord-Amerika gemein hat, und 6 — die mit * bezeichneten —, welche daneben auch noch in Grönland vorkommen. Die neuen Arten sind: Aglaophenia radicellata, A.bicuspis (mit zerstreuten, nicht zu einer Cor- bula vereinigten Gonophoren), A. integra, Polyplumaria (n. gen.) flabellata — stimmt durch das Verhalten seiner 8 114 g Seitenzweige, der Polypenbecher und Nematophoren mit Plumularia, besitzt aber dabei eine sehr eigenthümliche und elegante fächerförmige Verästelung —, Plumularia elegantula, Heteropyxis norwegica, Diphasia elegans, Sertu- laria tenera, Ophiodes_parasitica (auf Polyplumaria), Hale- cium gorgonoide, Lafoea capillarıs, L. pinnata, Calycella producta, Lafoeina (n. gen.) tenwiss — eine Form, die in ihrem Habitus zunächst an Cuspidella sich anschliesst, aber lange und in ganzer Länge von einer Skeletscheide umschlossene Nematophoren trägt — Campanularia pani- culata, Perigonimus abyssi (mit freier Medusenbrut, während sonst die Tiefseehydroiden sämmtlich sessile Geschlechts- thiere tragen), Dicoryne flexuosa (mit einem auf Sabellen- röhren hinkriechenden Stolo), Rhizoragium (n. gen.) roseum. Die Diagnose des neuen Gen. Rhizoragium lautet wie folgt: Rhizoragium n. gen. e fam. Atractylid. Sars. Polyparium carneum, e tubulo ramoso repente et surculis polypiferis de illo surgentibus, singulis, erectis, filifformibus, non ramosis constans. Ca- pitula polyporum clavata seu fusiformia, non retractilia, medio ten- taculis filiformibus uniserialibus eircumdata; ore in proboscide pro- minente terminali. Gonophori singuli, sessiles, numquam caduci, globosi seu ovati, breviter pedicellati, absque ore et cirris margina- libus, non in surculis sed in stolone enascentes, in aliis coloniis omnes masculi, in aliis feminei. Hincks macht (Ann. nat. hist. Vol. XIII. p. 125—139, notes on Norvegian Hydroida from deep water) die hier angezogene Arbeit von Sars zum Gegenstande eines Be- richtes, der durch die zahlreich eingestreuten kritischen und vergleichenden Bemerkungen besonderen Werth erhält und somit eine wichtige Ergänzung der betreffenden Ab- handlung bildet. Das früher verworfene Genus Hetero- pyzis Hell. (= Loweia Menegh.) möchte Hincks jetzt für die Plumularien mit annäherungsweise spiraliger Stel- lung der Pinnae beibehalten wissen. Für Ophiodes para- sitiea wird ein besonderes Genus Ophionema und ebenso für Haleeium gorgonoide ein solches unter der Bezeichnung Hydrodendron aufgestellt und in nachstehender Weise begründet. Ophionema Hincks. Shoots small, simple or slightly branched, 115 jointed, not regularly pinnate or plumose, ‚attached by a creeping stolon; hydrothecae sessile, unilateral, cup-shaped; tentaculoid or- gans distributed only on the shoots, extensile, filiform, terminating above in a globular capitulum filled with thread-cells, and protected at the base by a chitinous cup; gonothecae of large size, borne singly near the bases of the shoots; polypites not retractile within the calycles. Hydrodendron Hincks. Zeophyte plant-like, much branched, rooted by a creeping stolon; hydrothecae biserial, tubular, jointed to a short lateral process from of the stem; polypites very large, partially retractile; tentaculoid appendages minute, filiform, nacked, terminating above in a subglobose capitulum filled with thread-cells, distributed over the stem and the branches, one beiow each calycle; gonothecae unknown. An diese Arbeiten schliesst sich sodann eine Abhand- Inng von Hincks „on deep-water Hydroida from Iceland“ (ibid. p. 146—153 Pl. VII—VIII) nach einem Materiale, das in einer Tiefe von 100 Faden von Wallich bei Rei- kiavig gefischt wurde. Dasselbe enthielt 17 verschiedene Arten, die zum grossen Theile der auch sonst in hohem Norden vielfach vertretenen Familie der Lafo&iden ange- hörten. Als neu werden aufgeführt und beschrieben: Za- foea grandis (= L. fruticosa O. Sars), Calycella obliqua, ©. quadridentata, Halecium cerenulatum, Sertularella geni- culata. Unter den von Kirchenpauer untersuchten Hydroi- den der zweiten deutschen Polarfahrt (Reisewerk 1874 S. 416) liessen sich vier Species unterscheiden, die aber, mit Ausnahme der Lafoea fruticosa, nur in Fragmenten vorlagen. Eine derselben, eine Sertularia (S. filiformis, ra- mosa, hydrotheeis distantibus, alternis, tubulosis, adpressis, ore integro), dürfte neu sein, das Fragment war aber zu klein, um bestimmt werden zu können. Die in den Schriften des Otago Institute (May 1374) enthaltenen „Notes on the New-Zealand Hydroideae“ von Coughtrey sind Ref. eben so wenig zu Gesicht gekommen, wie Hutton’s Arbeit über Neu-Seeländische Sertularien (New Zealand Inst. Vol. V. 1872), die übrigens durch die Bemerkungen Coughtrey’s vielfach ergänzt und berich- tigt sein soll. Norman findet bei der Untersuchung der dem trans- En 116 atlantischen Kabel aufsitzenden Thiere unter andern hin- reichend bekannten Hydroiden (Ann. nat. hist. Vol. XV. p. 173) auch die Cryptolaria exsuta Busk, die er als Typus eines neuen Gen. Acryptolaria in Anspruch nimmt. Ein darauf angesiedelter an Coppinia erinnernder Hydroid wird als Scapus lubifer beschrieben. Gen. Aeryptolaria Norm. Zoophyte ramose, irregularly bran- ched, branches composed of several tubes; hydrothecae rather di- stant, subspirally or rather alternately arranged, tubular, not con- tracted at the base and prolonged into the branche itself; mouth somewhat patulous. Gen. Scapus Norm. Zoophyte in the form of a spongious mass rolled in eylindrical form round the stem of branching Hy- drozoa and consisting of a series of somewhat closely packed sub- quadrate hydrothecae, closed in above, except at the centre, where the hydrotheca projeceted in form of a short simple, cylindrical horny tube. Allman’s Report on the Hydroida colleeted during the expeditions of H. M. S. Poreupine (Transact. zoolog. Soc. T. VIII. p. 469-481 Pl. LXV—LXVIII) enthält die Resultate von Untersuchungen, die uns nicht bloss mit zahl- reichen neuen Formen bekannt machen, sondern auch auf die Lebensverhältnisse derselben manch neues Licht werfen. Zunächst hat sich dabei herausgestellt, dass die Hydroi- den bis zu einer bedeutenden Tiefe (600—700 Faden, viel- leicht noch mehr) hinabsteigen und hier zum Theil sogar durch Arten vertreten sind, die, wie Sertularella polyzonias, Hydrallmannia falcata, Thuiaria artieulata, auch in unbe- deutender Tiefe beobachtet werden. Auch der zwischen Schottland und den Faröern verlaufende kalte Strom ist von Hydroiden bewohnt, obwohl, wie es scheint, nur von solchen Arten, die anderweit nicht vorkommen. Alle Tief- seehydroiden sind, und das ist ein weiteres Resultat von allgemeinerer Bedeutung, Formen mit sessilen Geschlechts- thieren, vrodueiren also keine Medusengenerationen. Mit Ausnahme von Eudendrium ramosum und wenigen andern (Eudendrium und Perigonimus) gehörten die gesammelten Arten auch sämmtlich zu den sg. calyptroblastischen Grup- pen. Im Ganzen beträgt die Zahl der hier beschriebenen Arten 11, und diese sind sämmtlich — vielleicht mit einer 117 Ausnahme — von unserm Verf. neu beobachtet und benannt. Es sind: Lafoea halecioides, Thuwiaria laxa, Th. hippuris, Th. salicornia, Diphasia coronifera, Sertularella Gayi var. robusta (die ohne die vorhandenen Zwischenformen be- stimmt als eine neue Art betrachtet worden wäre), Agla- ophenia dromaius, A. elongata, Halicornaria (Char. emend.) ramulfera, Cladocarpus (n. gen.) formosus, Diplopteron (n. gen.) insigne. Zur Charakteristik der neuen Formen fügen wir folgende Genusdiagnosen bei: Halicornaria Busk. Hydrocaulus with pinnate ramification. Hydrothecae usually with an intrathecal ridge. Nematophores fixed; lateral nematophores on each side of the orifice of the hydrotheca: mesial nematophores usually adnate for a greater or less extend to the front of the hydrotheca, rarely free. Gonangia not included in corbulae or protected by gonangial branches. Cladocarpus Allm. Hydrocaulus with pinnate ramification. Hyudrotheca with an intrathecal ridge. Nematophores fixed; lateral nematophores one on each side of the orifice of the hydrotheca; mesial nematophores usually adnate for a greater or less extent to the front of the hydrotheca, occasionally free. Gonangia not inelu- ded in corbulae, but borne on the sides or at the base of special protective branches, which are appendages of the pinnae. (Mit Agla- ophenia verwandt, aber mit Geschlechtsanhängen, die, statt selbst me- tamorphosirte Pinnae darzustellen, an den Pinnae befestigt sind.) Diplopteron Allm. Hydrocaulus plumose, doubly pinnate, ne- matophores movable, never adnate to the hydrotheca; hydrothecae destitute of intrathecal ridge; two paires of nematophores flanking the hydrotheca. Gonangia not protecttd by corbulae or by special ramuli. Derselbe Verf. giebt auch einen provisorischen Bericht über die von Graf Pourtales im Golfstrom an der Nord- Amerikanischen Küste gesammelten Hydroiden (Bulletin of the Museum of compar. Zoology 1873. N. 7). Es sind im Ganzen 73 Arten, von denen 63 noch nicht beschrieben wurden. Eilf derselben gehören zu den Gymnoblastischen Formen, 62 zu den Calyptroblastischen (15 Campanulariaden, 19 Sertulariaden, 23 Plumulariaden). Von Europäischen Formen finden sich nur wenige Vertreter: Tubularia indi- visa, Filellum inmersum, Haleecium murieatum, Sertularia Gayii und S. robusta (Varietät der vorhergehenden Art), Sertulariella polyzonias, S. trieuspidata, Antennularia ‚ra- mosa und Plumularia Catharina. 118 Weiter beschreibt Allman (Nature T. XI. p. 179) noch folgende neue Hydroiden, meist gleichfalls den Ca- lyptroblastiden zugehörig: Hydractinia monocarpa Spitzber- gen, Oampanularia grandis Japan, Sertularia arctica Spitz- bergen, Maeronychia (?) insignis Geylon, Taxella (n. gen.) eximia ebendah. Eine Sertularienform mit paarweise ver- wachsenen, nicht gegenüberstehenden Polypenkelchen wird gleichzeitig zum Typus eines neuen Gen. Gemmimnella gemacht. Taxella n. gen. Hydrothecae and nematophores formed on the type of Aglaophenia, but gonophores not protected by corbulae; ramification double pinnate. Eine andere gleichfalls neue Sertulariadenform, Syn- thecium elegans Allman, (monogr. Gymnobl. Hydroida p. 229) charakterisirt sich durch den Besitz gerippter Gonangien, die mittels eines schlanken Stieles aus der Tiefe der Po- lypenbecher hervorgewachsen sind. Ob diese Becher ur- sprünglich einen Nährpolypen beherbergten oder ausschliess- lich zur Aufnahme der Gonangien zu dienen haben, liess sich nicht entscheiden, da dem Verf. bloss getrocknete Exemplare zu Gebote standen. Die Polyparien stammten aus Neuseeland. Plumularia cornucopiae n. zumeist mit Pl. Catharina verwandt, Hincks, Ann. and Mag. nat. hist. Vol. X. p. 380 PE-XXI, Plumularia gracillima n. Sars, Forh. Selsk. Christ. 1872. p. 118. Aglaophenia (Lytocarpia) Moebii n. sp. Schulze, Coel- enteraten a. a. O. S. 134 mit Gonocladien, die nicht vom Stamme, sondern vom untersten Gliede einer Pinnula entspringen und ohne Nematocladien sind. Obelia bicuspidata, O. bidentata, Campanularia pyg- maea, Gonothyraca tenuis, Opercularella pumila, Halecium articulosum, Sertularia argentea var. divaricata, Plumularia Verrillii nn. sp. Clark, Deseript. of new or rare species of Hydroids from the New England Coast, Transaet. Con- nect. Acad. Vol. III. P. 2. p. 58—66. Tab. IX. (Ein Theil der hier gegebenen Diagnosen ist in Verrill’s Verzeich- 119 nisse der bei Neu-England neu aufgefundenen Hydroiden — Amer. journ. arts and se. T.X. p. 42 — übergegangen.) Weitere neue Arten aus Nordamerika: Halecium ro- bustum und Sertularia Carolinensis V errill l.e. T. III. p. 437, Diphasia mirabilis Verr. ibid. T. V. p. 9. Note. Die zweite Abtheilung von Allman’s classischer Monographie über die Tubulariaden (a monograph of the gymnoblastie or tubularian Hydroids, Part II. p. 155—441 Pl. XIV—XXIlI London, Ray Society, 1872), deren erste wir schon in dem letzten Jahresberiehte unsern Lesern vorführen konnten, ist vornehmlich (von p. 235 an), der Systematik und Beschreibung der einzelnen Arten gewidmet, die hier vollständig, so weit wir sie kennen, zusammen- gestellt und nach Bau und Lebensgeschichte geschildert werden. Die vorausgehenden Capitel behandeln die geo- graphische Verbreitung und Paläontologie unserer Thiere (p- 155—186), die Classification und Morphologie der Coel- enteraten (p. 187—199) — seinem wesentlichen Inhalte nach reprodueirt in Transact. roy. Soc. Edinb. Vol. XXVI. P. 2. p. 459—466, on the homological relations of the Coelenterata — einige teratologische Fälle und patholo- gische Veränderungen, besonders jene, die durch den Para- sitismus der Phoxichilidien bedingt sind, (p. 200—204) und geben schliesslich noch (p. 205— 227) zur Vervollständigung und Abrundung des Ganzen eine eingehende Darstellung von der Anatomie einiger typischer oder sonst charak- teristischer Formen: Tubularia indivisa, Corymorpha nu- tans, Clavatella prolifera, Cladomena radiatum, Hydracti- nia echinata, Gemmaria implexa und Dicoryne conferta. In Betreff der geographischen Vertheilung betont Verf. u.a. die auffallende Thatsache, dass es keineswegs die Arten mit freien Geschlechtsthieren sind, welche die weiteste Verbreitung haben, sondern solche mit sessilen (sporosacs). Unter den letztern finden sich Formen wie Sertulariella poly- zonias, Sertularia opereulata und Sert. pumila, denen man einen nahezu kosmopolitischen Character vindieiren darf. Uebrigens sind unsere dermaligen Kenntnisse von den fau- nistischen Verhältnissen der Hydroiden noch sehr unvoll- kommen. Nur die nördliche Hälfte des atlantischen Oce- 120 anes ist in dieser Hinsicht so weit durchforscht, dass wir hier drei von einander verschiedene Provinzen aufstellen können, die boreo-celtische, die nordamerikanische und mit- telmeerische. Daneben unterscheidet Verf. noch als ziem- lich gesichert eine westindische, eine nordpacifische, austra- lische und neuseeländische. Die meisten Arten leben in einer verhältnissmässig geringen Tiefe, bis 50 oder 100 Faden, doch ist durch die neueren Tiefseeexpeditionen der Nachweis geliefert, dass die bathymetrische Verbreitung unserer Thiere damit noch lange nicht begrenzt ist. Was wir mit Sicherheit von fossilen Hydroiden kennen, betrifft fast ausschliesslich die Gruppe der Hydraetinien. Oldhamia, Corynoides und auch Palaeocoryne scheinen kaum auf Hydroiden zurückgeführt werden zu können. Dafür aber ist Verf. geneigt, die Graptolithen den Hydroiden zuzuge- sellen, wie er das auch später noch in einer eignen kleinen Abhandlung zu begründen versucht hat. Sie sollen am meisten an die Plumulariaden sich anschliessen, insofern aber abweichend sich verhalten, als statt eigentlicher Po- lypenzellen (hydrothecae) blosse Nematophoren an ihnen vorhanden waren. Die teratologischen Beobachtungen des Verf.’s betreffen vornehmlich Doppelbildungen und Zustände, die man der Antholyse an die Seite stellen kann. Unter den erstern besonders interessant ist eine Zwillingsmeduse von Syncoryne pulchella, die offenbar durch Verwachsung zweier neben einander sprossender Glocken ihren Ursprung genommen hat. Zu der andern Gruppe gehören Fälle von Spiraltentakeln (Hydractinia) mit Fangarmen am Ende, und von Geschlechtsthieren (Cordylophora), deren Manubrium nach Entleerung der Geschlechtsstoffe in einen gewöhn- lichen Polypen (hydranth) ausgewachsen ist. Den Einzeln- heiten, die Verf. über die anatomischen Verhältnisse der von ihm genauer untersuchten Formen mittheilt, können wir natürlich nicht folgen, indessen dürfen wir daraus doch das Eine oder Andere, so weit es von besonderem Interesse ist, hervorheben. Dahin rechnen wir zunächst den Nachweis einer durch freie Keime vermittelten eigenthümlichen Fort- pflanzung von Corymorpha nutans, die in einiger Beziehung an die bei Schizocladium beobachtete Vermehungsweise (Jahresber. 1870. S. 165) erinnert. Sie wird durch ceilien- lose kleine Körperchen vermittelt, -die etwa '/s Linie lang und Ys Linie breit sind, einen deutlichen Hohlraum in sich einschliessen und scheidenartig von einer durchsich- sichtigen zarten Röhre umhüllt werden. Offenbar sind diese Körperchen, die zu neuen Corymorphen auswachsen, von irgend einer Stelle des mütterlichen Körpers abgetrennt, vielleicht, wie Verf. vermuthet, von dem gleichfalls in einer zarten Scheide steckenden haarartigen Fortsätzen, die am Wurzelende der Corymorpha unterhalb des zottentragenden Abschnittes anhängen, nach der Ablösung des Polypen binnen wenigen Stunden sich regeneriren und nach Art der Wurzelfäden zur Befestigung dienen. Mit der Gene- ration der Geschlechtsthiere (Steenstrupia) hat diese Fort- pflanzung nicht den geringsten Zusammenhang. Was Verf. über die Geschleehtsthiere von Clavatella und die von Cla- donema berichtet, stimmt im Allgemeinen mit den Angaben der ältern Beobachter. Beide sind bekanntlich kriechende Medusen, besonders die von Clavatella, die wegen der Ver- kümmerung des Mantels ausschliesslich kriechend sich be- wegen. Die Reduction der Schwimmglocke bringt es auch mit sich, dass die Geschlechtsproduete auf der gewölbten Rückenfläche des Körpers zur Entwicklung kommen. Ihre Lage zwischen Eetoderm und Entoderm stimmt übrigens mit dem sonst gewöhnlichen Verhalten. Männliche Exem- plare wurden nicht aufgefunden, wie denn solehe über- haupt nur in einem einzigen Falle bisher (Krohn) zur Be- obaehtung gekommen sind. Dass die Clavatella-Medusen ihrerseits wieder Knospen erzeugen, ist bekannt. Man trifft dieselben sowohl zur Zeit der Geschlechtsreife, wie auch früher, und zwar immer zu zweien einander gegen- über am Scheibenrande zwischen den kurzen Radiärge- fässen. Ihre Entwicklungsweise wiederholt genau die Zu- stände, welche die Meduse beim Hervorknospen an dem Mutterpolypen durchlaufen hat. Die vom Verf. beobachteten Cladonema-Medusen hatten übrigens nicht acht Radiärge- fässe, wie nach den früheren Darstellungen zu erwarten ge- wesen wäre, sondern zehn, die paarweise, gelegentlich mit ge- meinschaftlicher Wurzel, aus einer kurzen Aussackung des 122 Centralraumes hervorkamen. Hydractinia echinata besitzt ein Polyparium, das von zahlreichen gitterförmig anasto- mosirenden Chitinröhren gebildet ist und das Entoderm in sich einschliesst, während es äusserlich, wenigstens an seiner freien Oberfläche von einer zusammenhängenden dicken Eetodermschicht (mit Nesselkapseln) bekleidet ist. Tentakel-Polypen (Wright) kamen dem Verf. nicht zur Beobachtung; er hält dieselben nicht für constante Gebilde und vermuthet darin blosse missgebildete Spiralpolypen. Die Medusen von Gemmaria implexa sind vermuthlich die- selben, welche Gegenbaur als Zanelea beschrieben hat, oder doch nahe damit verwandt. Die den beiden Tenta- kein zweizeilig anhängenden Blätter sind Nesselknöpfe, deren Stiel einer enormen Verlängerung fähig ist, obwohl es nicht gelingt, darin besondere Muskelfasern oder sonst eine spe- eifische Organisation nachzuweisen. Verf. glaubt desshalb denn auch die betreffenden Gebilde den Pseudopodien an die Seite stellen zu dürfen. Die Aussenfläche der Radiär- kanäle ist durch einen Zug von Nesselkapseln ausgezeich- net, die unterhalb des Eetoderms gelegen sind und den Innenraum eines spindelförmigen Schlauches ausfüllen. Die sehr eigenthümlichen freien Geschlechtsthiere von Dicoryne hat Verf. schon bei einer frühern Gelegenheit (J. B. 1862. S. 159) beschrieben. Sie werden im Gegensatze zu den schwimmenden und kriechenden Medusen der übrigen Hy- droiden als „natatory sporosacs“ bezeichnet, obwohi es doch näher gelegen hätte, sie mit den zweihörnigen flim- mernden Jugendformen der Aeginiden zusammenzustellen, mit andern Worten sie als freie Medusen in Anspruch zu nehmen, die zeitlebens im Larvenzustande verharren und in diesem Zustande bereits geschlechtsreif von ihren Mutter- thieren sich abtrennen. Man braucht die von unserm Verf. gegebenen Abbildungen nur mit den flimmernden Larven 2.B. von Aeginopsis zu vergleichen, um die morphologische Uebereinstimmung der betreffenden Bildungen auf den ersten Blick zu erkennen. Sie erstreckt sich — natürlich von den Geschlechtsprodueten der Dicoryne abgesehen — bis auf die Einzelnheiten, besonders auf die Bildung der Ten- takel und des coelenterischen Apparates. Dass diese Be- 123 ziehungen auch für unsere Anschauungen von der systema- tischen Stellung der Aeginiden von Bedeutung sind, braucht kaum besonders betont zu werden. Wir entnehmen der- selben einen neuen Grund für eine Zusammenstellung mit den Hydroiden, die auch Allman empfiehlt, indem er für unsere Thiere das nachfolgende System (p. 191) aufstellt. I. Body never provided with a solid rod-like support. 1. Development from the ovum through the intervention of a hydriform trophosome. a. Perisare absent, zooids of trophosome never permanently attached . ENT 20.0. Bleuteroblastea (Hydra). b. Hydrophyton more or ilbes extensively invested by a peri- sarc; zooids of trophosome permanently attached. «. Nohydrothecae or gonangia. Gymnoblastea (Tubularia etc.) ß. Hydrothecae and gonangia present . Calyptroblastea. *Hydrothecae separed on peduneles from the axis (Cam- panularinae). **Hydrothecae more on less adnate to the axis (Sertu- larinae). 2. Direct development from the ovum . Monopsea (Aeginidae). II. Body provided with a solid rod-like support in addition to its chitinous perisare . . . . . Rhabdophora (Graptolites etc.) Für die Gruppe der Aeginiden substituirt Verf. später (p. 225) die ältere Bezeichnung Haplomorpha Car. (Noch älter ist die Be- nennung Ceratostera, die Ref. für die ohne Generationswechsel sich entwickelnden Aeginiden mit Rücksicht auf die Starrheit ihrer Rand- fäden schon in den Nachträgen zu van der Hooven’s Zoologie — 1856 — in Anwendung gebracht hat.) Unter den Gymnoblasten, die Verf. in der vorliegenden Monographie behandelt, unterscheidet derselbe 20 Familien, über deren Charaktere und Inhalt die nachfolgende Zu- sammenstellung eine Uebersicht giebt. ‘Fam. Clavidae. Hydrocaulus rudimental or developed. Hy- dranthus with scattered filiform tentacles. Gonophores fixed sporosacs. Clava Gmel. Hydrocaulus rudimental and consisting of very short simple tubular process from the free surface of a hydrorhiza, which is composed of creeping tubes, either distinet or adnate to one another by their sides, and invested, as well as the rudimental hydrocaulus, by an obvious perisare. Hydranths celaviform. Sporo- sacs springing from the body of the hydranth at the proximal side of the tentacles. Hieher Cl. squamata O. Fr. Müll. (Cl. membranacea und Cl. cornea Str. Wright), Cl. multicornis Forsk. (= Cl. repens Wr. und 124 ° Cl. disereta Allm.), Ol. diffusa Allm., Cl. leptostyla Ag., Cl. nodosa Wreht. Rhizogeton Ag. Hydrocaulus evanescent. Hydrorhiza a cree- ping tubular stolon, invested by a delicate perisare. Hydranths sessile on the hydrorhiza, elongated, subeylindrical, carrying towards their distal extremity scattered filiform tentacula. Sporosacs sprin- ging from the hydrorhiza. Rh. fusiformis Ag. Cordylophora Allm. Hydrophyton consisting of a well develo- ped ramified hydrocaulus, which springs from e creeping filiform hydrorhiza; the whole invested by a perisare. Hydranths fusiform. Sporosacs borne on the hydrocaulus. C. lacustris Allm., C. albicola Kirchenp. Tubielava Allm. Hydrophyton consisting of a conspieuous hy- drocaulus in the form of simple or branched stems, and of a cree- ping filiform hydrorhiza; the whole invested by a chitinous peri- sarc. Hydranths claviform, with scattered filiform tentacles. (Gono- phores adelocodonie, borne by the hydranth at the proximal side of the tentacles?) T. lucerna Allm., 7. fruticosa n. sp. Tenby. Merona Norm. Hydrophyton consisting of a developed hydro- caulus and a creeping filiform hydrorhiza; the whole invested by a chitinous perisarc. Hydranths claviform. Sporosacs borne on bla- stostyles, which spring directly from the ereeping hydrorhjza. M. cornucopiae Norm. Fam. Turridae. Hydrocaulus rudimental or developed. Hy- dranths with scattered filiform tentacles. Gonophores medusiform; planoblasts with simple radiating canals and simple marginal tentacles. Turris Less. Hydrophyton consisting of a creeping filiform hydrorbiza and a rudimental hydrocaulus, the whole invested by a perisare. Hydranths elaviform. Gonophores phanerocodonic. Umbrella of mature medusa subeylindrieal; manubrium massive, with a four- lipped mouth; radiating canals four; marginal tentacles numerous, each with a bulbous base having a distinct ocellus. Turris neglecta Less. (mit Clavula Gossii Str. Wright). Campanielava Allm. Hydrophyton a creeping filiform hydro- rhiza; umbrella at the time of liberation deep bell-shaped; manu- brium destitute of oral tentacles; radiating canals four; marginal tentacles two, continuous with two opposite radiating canals and having bulbous bases without ocelli, two intervening smaller bulbs corresponding with the terminations of the other two radiating canals in eircular canal. C. cleodorae Gegenh. Corydendrium van Bened. Hydrophyton consisting of a well- 125 developed hydrocaulus and a creeping filiform hydrorhiza; the whole invested by a distinet perisarc. Hydranths fusiform, with scattered filiform tentacles. Planoblasts borne on the hydrocaulus. Form of medusa unknown. C. parasiticum Cav. Fam. Corynidae. Hydrocaulus developed. Hydranths with scattered or more or less spirally capitate tentacles. Gonophores fixed sporosacs. Coryne Gärtn. Hydrophyton consisting of a simple or branched hydrocaulus, rooted by a ereeping filiform hydrorhiza; the whole invested by a chitinous perisarc. Hydranths elaviform, with scatte- red capitate tentacles. Sporosacs developed from the body of the hydranth. C. pusilla Gärtn. (= C. glandulosa Lam.), C. vermicularis Hincks, C. vaginata Hincks, C. fruticosa Hincks, C. ramosa Sars, caespes n. sp. la Spezzia. Zweifelhaft: C. nutans n. sp. Schottland. Actinogonium n. gen. Hydrophyton consisting of a deve- loped hydrocaulus springing from a creeping filiform hydrorhiza, the whole invested by a conspicuous perisarc. Hydranths elaviform, with scattered capitate tentacles. Sporosacs developed from the body of the hydranth and giving origin to actinulae. A. pusillum van Ben. (= ÜCoryne van Benedini Hincks). Fam. Syncorynidae. Hydrocaulus developed or not deve- loped; hydranthus with scattered or partly scattered and partly verticillate capitate tentacles. Gonophores in the form of medusi- form planoblasts with four radiating canals and simple (rarely un- developed) marginal tentacles. Syncoryne Ehrbg. Hydrophyton consisting of a simple or bran- ched hydrocaulus, with creeping filiform hydrorhiza; the whole in- vested by a chitinous perisarc. Hydranths celaviform, with scattered capitate tentacles.. Planoblasts developed upon the body of the hy- dranth. Medusa, at the time of liberation, with a deep bell- shaped umbrella; manubrium moderately large, destitute of oral tentacles; marginal tentacles four, with bulbous bases usually farnished with on ocellus; or the medusae may never bocome free, the marginal ten- tacles remaining at the same time in an imperfeetly developed state. S. Sarsii Lov., L. Loveni Sars (= racemosa Lov.), S. gravata Wright, S. mirabilis Ag., S. pulchella Allm., S. deeipiens Duj. (mit Stenyo Duj.), $. frutescens n. sp. Dublin, S. eximia Allm. (= Cor. Listeri Alder), S. ferox Wright, S. reticulata A. Ag. Zweifelhaft: S. Listeri van Bened., S. Johnstoni van Ben., S. Lovenii van Ben., S. rosaria A. Ag. Corynitis M’Cr. Hydrocaulus absent, so that the hydranths are sessile on the hydrorhiza. Hydranths eylindroid. Planoblasts sprin- 126 ging from the hydranth (Halocharis Ag.) Medusa, when fully deve- loped, having a deep umbrella; manubrium massive and destitute of oral tentacles; marginal tentacles four, each with a clavate ex- tremity and with an ocellus on the bulbous base; roof of umbrella- cavity rising in four overarched spaces between the roots of the ra- diatiug canals. C. Agassizii M’Cr. Gymnocoryne Hincks. Hydrocaulus undeveloped. Hydrorhiza a filiform stolon invested with a chitinous perisare. Hydranths sessile on the hydrorhiza, with numerous tentacles; the distal tentacles disposed in a vertieil round a conical hypostome, the others scatte- red over the body. Gonosome not known. G. coronata Hincks. Gemmaria M’Cr. Hydrocaulus developed, invested by a peri- sarc and rooted by a creeping filiform hydrorhiza. Hydranths clavi- form with scattered capitate tentacles. Planoblasts from the body of the hydranth. Umbrella at time of liberation deep bell-shaped; manubrium moderately developed, destitute of oral tentacles or lobes; marginal tentacles two, developed from the distal extremities of two opposite radiating canals, the alternate canals having each e small tentacular tuberele at the corresponding point; the tentacles com- mence each with a large bulbous dilatation destitute of distinet ocellus, and are for the remainder of their course set with peduncu- lated sacs filled with thread-cells; from the base of each tentacle and intermediate tubercle a coecal claviform tube, filled with thread- cells, extends for some distance in the walis of the umbrella, parallel to the corresponding radiating canal (Zanclea M’Cr.). Gemmaria implexa M’Cr. (= Coryne briaraeus Allm.) ‘Fam. Dieorynidae. Hydrocaulus developed, invested by a perisarc. JIydranths with verticillate filiform tentacles. Gonophores in the form of natatory ciliated sporosacs with two simple ciliated basal tentacles. Dicoryne Allm. Hydrocaulus consisting of branched or simple stems, which arise at intervals from a creeping filiform hydro- rhiza.. Hydranths fusiform with a single eirclet of filiform ten- tacles surrounding the base of a conical hypostome. Sporosacs developed upon blastostyles, detaching themselves as natatory pla- noblasts, ciliated over their entire surface and having two filiform tentacles diverging from the proximal end. Dicoryne conferta Alder. (= D. strieta Allm.) Fam. Bimeridae. Hydrocaulus developed and invested with a perisarc, or rudimental. Hydranths with the hypostome not abruptly differenciated; tentacles filiform in a vertieil round the base of the hypostome, Gonophores in the form of fixed sporosacs. 127 Garveia Wright (= Corythamnion Allm.). Hydrophyton in- vested with a conspiceuous perisarce and consisting of branched hydro- caulus, rooted by a filiform hydrorhiza. Hydranths fusiform with filiform tentacles, which are disposed in a single vertieil round the base of a conical hypostome. Sporosacs developed from the hydro- phyton, where they are borne each at the summit of a short ramulus. G. nutans Wright. (= Eudendrium baceiferum Allm.). Bimeria Wright (= Manicella Allm.) Hydrophyton invested with a conspicuous perisare and consisting of a branched hydro- caulus, rooted by a filiform hydrorhiza. Hydranths fusiform with a conical hypostome and a single circlet of filiform tentacles; perisare continued over the body and hypostome of the hydranth to within a short distance of the mouth, and forming a sheath on the proxi- mal portion of each tentacle. Sporosacs developod from the hydro- phyton. B. vestita Wright (= Manicella fusca Allm.). Wrightia n. gen. (= Atractylis Wrght). Hydrophyton con- sisting of a hydrocaulus in the form of simple funnel-shaped stems, developed at intervals from a creeping filiform hydrorhiza, the whole invested with a conspicuous chitinous perisarc. Hydranths retrac- tile, fusiform, with filiform tentacles in a single cirelet surrounding a conical hypostome. Sporosacs springing directly from the sides of the hydrocaulus. Wr. arenosa Ald. Hydranthea Hincks. Hydrophyton consisting of a rudimental hydrocaulus and a creeping filiform hydrorhiza, the whole invested by a chitinous perisarc. Hydranths fusiform, mouth surrounded by a circlet of filiform tentacles. Sporosacs erowned by a ribbed cap and developed from the hydrorhiza. H. margarica Hincks. Stylactis Allm. Hydrocaulus not developed. Hydrorhiza formed by a network of anastomosing stolons invested with a chitinous perisarc, but without a superfieial layer of naked coenosarc. Hy- dranths subelaviform or cylindrical, with the tentacles filiform and arranged in a single eirclet round the base of a conical hypostome. Sporosacs borne on the hydranths at the proximal side of the tentacles. St. Sarsii Allm. (= Podocoryne carnea Sars), St. fucicola Sars, St. inermis n. sp. Nizza. Heterocordyle Allm. Hydrophyton composed of a simple or branching hydrocaulus rooted by a ereeping filifform hydrorhiza, the whole invested by a chitinous perisare. Hydranths fusiform, with a single cirelet of filiform tentacles round the base of a coni- cal hypostome. Sporosacs borne upon blastostyles. H. Conybearei Allm. 128 Cionistes Wrght. Hydrophyton consisting of a retiform hydro- rhiza without developed hydrocaulus. Hydranths sessile on the hy- drorhiza, minute, with a single verticil of filiform tentacles. Sporo- sacs borne by blastostyles, which spring from the hydrorhiza. C. reticulata Wrght. » Fam. Bougainvillidae. Hydrocaulus more or less developed, invested by a conspicuous perisarc. Hydranths with the hypostome not abruptly differentiated; tentacles filiform, in a eirelet round the base of the hypostome. Gonophores phanerocodonic, with four simple radiating canals, and with the marginal tentacles simple and distri- buted either singly or in clusters. Bougainvillia Less. Hydrophyton consisting of a branching hydrocaulus, which is rooted by a filiform hydrorhiza. Hydranths fusiform, with a corical hypostome. Planoblastes (= Hippocrene Brdt., Margelis Steenstr.) borne by the hydrocaulus and having at the time of liberation a deep bell-shaped umbrella, with the manu- briam shorter then the height of the bell-eavity and with four simple labial tentacles, each of which carries at its extremity a little capi- tulum of thread-cells; radiating canals, each terminating at its jun- etion with the eircular canal in a bulb, from which two tentacles are developed, each tentacle having an ocellus at its base. B. ramosa van Bened., B. fruticosa Allm., B. supereiliaris Ag., B. carolinensis MeCr., B. muscus Allm. Unsicher: B. Mertensii A. Ag. und Eudendrium pusillum Sars. Diplura n. gen. Hydrophyton solitary, rooted by a filiform hydrorhiza, and surmounted by a elaviform hydranth. Planoblasts springing from the body of the hydranth at the proximal side of ten- tacles. Umbrella deep bell-shaped; manubrium with simple or qua- drilobate mouth; radiating canals terminating each in a marginal bulb, one of which, in the mature medusa, carries a pair of filiform tentacles, the others being destitute of tentacles. \ D. fritillaria Steenstr. Perigonimus Sars. Hydrophyton consisting of a branching or simple hydrocaulus rooted by a filiform hydrorhiza. Hydranths fusi- form, with a conical hypostome. Planoblasts developed from the hydrophyton. Umbrella at the time of liberation, deep bell-shaped, with the oral extremity of the mannubrium either simple or more or less deeply lobed; marginal tentacles either two or four, not in clusters, and with bulbous bases, which are not furnished with di- stinet ocelli. P. muscoides Sars, P. repens Wrght (= Eud. pusillum Wreht), P. minutus Allm., P. sessilis Wreht, P. palliatus Wrght., P. vestitus Allm., P. serpens Allm., P. linearis Alder. Zweifelhaft: Atractylis bitentaculata und A. quadritentaculata Wrght. PEFAL P, 129 Fam. Eudendridae. Hydrocaulus developed, invested with a perisarc. Hydranths with the hypostome abruptly differentiated from the body and with a single set of verticillate filiform tentacles. Gonophores fixed sporosacs. Eudendrium Ehbrg. (p. p.) Hydrophyton consisting of a bran- ching hydrocaulus rooted by a creeping filiform hydrorhiza. Hy- dranths flask-shaped or oval with the hypostome expanded at its distal extremity so as to be more or less trumpet-shaped; tentacles forming a vertieil just below the hypostome. Sporosacs developed from the body of the hydranth at the proximal side of the tentacles or from the hydrocaulus. Male sporosacs polythalamiec, female spo- rosacs monothalamic. E. ramosum L., E. rameum Pall., E. capillare Alder, E. ar- buscula Wreht., E. insigne Hincks (= E. humile Allm.), E. dispar Ag., E. annulatum Norm., E. vaginatum Allm., E. tenue A. Ag., E. racemosum Cav. Unbestimmbar: E. cingulatum Stimps. Fam. Hydractinidae. Hydrophyton forming a continuous adherent expansion, its deeper part consisting of freely intercom- municating tubes of coenosarc, each invested by a chitinous peri- sarc and all adnate to one another by their sides, its free surface overspread by a layer of naked coenosarec. Hydranths with filiform verticillate tentacles. Gonophores in form of fixed sporosacs. Hydractinia van Bened. (= Synhydra Quatref., Dysmorphosa Phil.?) Hydranths claviform, developed at intervals from the free nacked surface of the hydrophyton; tentacles filiform, forming a single circlet round the base of a conical hypostome. Sporosacs supported by blastostyles, which arise like the hydranths from the free naked surface of the hydrophyton, each carrying round its distal extremity globular clusters of thread-cells, which take tlıe place of tentacles in the hydranth. H. echinata Flem. (=H. lactea und H. rosea van Bened.), H. polyelina Ag. Fam. Podocorynidae. Hydrophyton a continuous adherent expansion formed by adnate and inosculating canals; the deeper part with its component canals invested by a chitinous perisarc while a layer of naked coenosare spreads over the free surface. Hy- dranths with verticillate filiform tentacles. Gonophores phanerocodonic. Podocoryne Sars (p. p.). Hydranths claviform, with a single eirclet of filiform tentacles surrounding the base of a conical hypo- stome. Gonophores phanerocodonie, borne on the body of the hy- dranth at the proximal side of the tentacles. Planoblasts with a deep bell-shaped umbrella, a small four-lipped manubrium, four radiating eanals and four or eight marginal tentacles with bulbous bases which are destitute of ocells. 9 130 P. carnea Sars (= P. albida Sars, P. tubulariae Sars), P. pro- boscidea Hincks, P. aculeata R. Wagn., P. areolata Ald. Corynopsis Allm. Hydranths claviform, with a single circlet of filiform tentacles round the base of a conical hypostome. Plano- blasts borne on the body of the hydranth at the"proximal side of tentacular eirclet. Medusa deep bell-shaped; manubrium having its mouth surrounded by four short eapitate tentacles; radiating ca- nals four, each terminating distally in a bulb, from which are deve- loped two tentacles, each with a distincet ocellus at the base. C. Alderi Hincks. Fam. Cladonemidae. Hydrocaulus developed, invested by a perisarc. Hydranths with two kinds of tentacles, one filiform, the other capitate. Gonophores phanerocodonie with the radiating ca- nals more than four, and with the marginal tentacles ramified. Cladonema Duj. Hydrophyton (Stauridium Duj.) consisting of a branching or simple hydrocaulus arising from a creeping filiform hydrorhiza, the whole invested with a chitinous perisarc. Hydranths elavate with two vertieils of tentacles, each vertieil consisting of four tentacles disposed in a cross, the tentacles of the proximal ver- tieil filiform, those of the distal vertieil capitate. Planoblasts deve- loped from the body of the hydranth. Mature planoblast with a deep bell-shaped umbrella; manubrium with the mouth surrounded by five lips; radiating canals, eight or ten, each continued at the umbrella-margin into a tentacle with a bulbous base which carries an ocellus; branches of tentacles of two kinds, one kind very exten- sile and destitute of suctorial organs, the other, situated at the pro- ximal side of these, scarcely extensile and provided with terminal suctorial capitula. Cl. radiatum Du). Fam. Nemopsidae. Hydranthus with a proximal and distal eirclet of filifform tentacles.. Gonophores medusiform planoblasts with four radiating canals and with the marginal tentacles elustered and dissimilar. Nemopsis Ag. Hydrophyton not known. Hydranth conieal; the proximal circlet of tentacles surrounding the base of the hydranth, the distal one situated at a short distance behind the mouth. Pla- noblasts borne between the proximal and distal eirclet of tentacles. Medusae, when mature, deep bell-shaped; umbrella-walls thick; ra- diating canals, terminating each at the margin of the umbrella in a bulb, which supports one of the elusters of tentacles; two of the tentacles in each cluster elavate and but, slightly contractile, every tentaele carrying a distinet ocellus at its root; manubrium with four diehotomously, branched oral tentacles; generative elements produced in four lobes, whose basis of attachment partly rest on 131 the walls of the manubrium and partly extend for a greater or less distance along the lenght of the radiating canals. N. Gibbesii Me Cr. Fam, Pennaridae. Hydrocaulus developed or not. Hydranths with two kinds of simple tentacles, one filiform, the other capitate. Gonophores medusiform planoblasts with four radiating canals and one or four more or less developed simple marginal tentacles. Pennaria Goldf. Hydrophyton composed of a symmetrically ramified hydrocaulus, rooted by a creeping filiform hydrorhiza, the whole invested with a chitinous perisare. Hydranths flask-shaped, with the filiform tentacles constituting a proximal set, and arranged in a single vertieil round the base of the hydranth, and the .ca- pitate tentacles a distal set scattered on the body of the hydranth. Gonophores developed in a more or les perfect verticil between the proximal and distal sets of tentacles. Umbrella deeply ovate; ma- nubrium large, destitute of oral appendages; marginal tentacles four, rudimental; no ocelli. P. Cavolinii Ehrbg., P. gibbosa Ag. Halocordyle n. gen. (= Globiceps Ayres, Eucoryne Leidy). Hydrophyton composed of a symmetrically ramified hydrocaulus, rooted by a creeping filiform hydrorhiza, the whole invested with a chitinous perisarc. Hydranths flask-shaped, with the filiform ten- tacles forming a single verticil at the base of the hydranth, the ca- pitate much shorter than the filiform, arranged in one or more distinet vertiecil towards the distal extremity of the hydranth. Gonophores phanerocodonic, developed between the filiform tenta- cles and the proximal vertieil of the capitate tentacles. Umbrella deeply ovate, manubrium large, destitute of oral apendages; mar- ginal tentacles four, rudimental; ocelli absent. H. tiarella Ayres (= Eucoryne elegans Leidy). Stauridium Duj. Hydrophyton consisting of a simple or irre- gularly branched hydrocaulus, arising from a creeping filiform hy- drorbiza, the whole invested with a perisarc. Hydranths clavate, with one or more vertieils of capitate tentacles and one verticil of filiform tentacles, the tentacles in each being four in number and disposed in a cross; the verticil of filiform tentacles placed at the proximal side of the others. Planoblasts developed from the body of the hydranth. Umbrella deep bell-shaped; manubrium with the mouth simple; marginal tentacles four, nodulated with clusters of thread-cells and having a distinet ocellus on the basal bulb. St. productum Wreht. Vortielava Alder. Hydrocaulus simple, destitute of a conspi- cuous perisarc; hydrorhiza a filiform stolon. Hydranth claviform, with two vertieils of tentacles; tentacles composing the proximal verticil 132 tiliform, those composing the distal verticil shorter and capitate. Gonosome unknown. V. humilis Ald., V. proteus Wreht. Heterostephanus n. gen. (= Heteraetis Allm.) Hydrocaulus simple and solitary, destitute of perisare. Hydranths with two ver- ticils of tentacles, a proximal and a distal; the tentacles composing the proximal vertieil filiform, those composing the distal vertieil shorter and capitate. Planoblasts borne on peduncles which arise between the two tentacular verticils(?). Umbrella in the form:of a shal- low bell, with one large marginal tentacle and three rudimental ones. H. annulicornis Sars. Acharadria Wreht. Hydrocaulus simple or irregularly branched, with a well developed perisare. Hydranths with two verticils of tentacles, those composing the proximal vertieil filiform, those com- posing the distal verticil shorter and capitate. Gonosome unknown. A. larynx Wreht. Acaulis Stimps. Hydrocaulus unknown. Hydranth sub-eylindri- cal; tentacles of the proximal set long, filiform, disposed in a single verticil near the proximal extremity of the hydranth; those of the distal set short, capitate, scattered upon the body of the hydranth. Gonophores sessile, scattered, springing from the body of the hy- dranth, between the proximal and distal set: of the tentacles. Form of medusa unknown. (Den bis jetzt allein beobachteten freien Zu- stand hält Verf. für zufällig durch Abtrennung vom Stocke entstanden.) A. primarius Stimps. Fam. Cladocorynidae, Hydranthus with both simple and ramified capitate tentacles. Gonosome not known. Cladocoryne Rotch. Hydrocaulus developed, invested by a chitinous perisarc and rooted by a creeping filiform hydrorhiza. Hy- dranthus claviform with a single vertieil of simple capitate tentacles round the mouth and several verticils of branching capitate ten- tacles on the rest of the body. Gonosome not known. Cl. floccosa Rotch. Fam. Myriothelidae. Hydranth solitary, attached; tentacles scaltered, capitate. Hydrocaulus not developed. Gonophores fixed sporosacs borne on special processes which spring from the body of the hydranth. Myriothela Sars (= Candelabrum Bl., Arum Vig., Spadix Gosse). Hydranth claviform or sub-cylindrical, springing from a broad adhe- rent hydrorhiza, which is invested with a perisarc; tentacles very small, papilliform. Processes which support the sporosacs naked, springing from the hydranth at the proximal side of the tubercles. N. phrygia Fabr. (= M. arctica Sars). 133 Fam. Clavatellidae. Hydranths with simple verticillate ca- pitate tentacles. Gonophores in the form of ambulatory medusae with undeveloped umbrella and branching marginal tentacles. Clavatella Hincks (= Eleutheria Krohn). Hydrocaulus rudimental, springing from a creeping filiform hydrorhrza, the whole invested with a chitinous perisarc. Hydranth elongated with its tentacles in a single verticil, which surrounds the base of a conical hypostome. Gonophores developed in clusters on branched peduncles from the body of tlıe hydranth. Rudimental umbrella not fitted for natation. Manubrium short, conical, destitute of oral appendages; radiating canals six; marginal tentacles six, bifurcated, the outer branch of the bifureation terminated by a capitulum of large thread-cells, the inner by a claviform enlargement, which carries a suctorial disk of attachment; on ocellus at the root of each tentacle, but no distinct marginal bulbs. Cl. prolifera Hincks. Fam. Corymorphidae. Ilydrocaulus solitary, destitute of perisarc. Hydranth with a proximal and a distal set of filiform ten- tacles. Gonophores in the form of medusiform planoblasts with four radiating canals and one or more simple marginal tentacles. Corymorpha Sars (p. p.). Hydrocaulus emitting towards its proximal extremity tubular fleshy processes; perisarc replaced by a delicate filmy pellicle. Hydranths flask-shaped, abruptly distinct from the hydrocaulus; poximal tentacles imperfectly contractile, lar- ger them the distal, and arranged in a single verticil near the base of the hydranth, the distal tentacles very contractile, forming several closely approximate alternating verticils round the base of a conical hypostome. Planoblasts borne on branched peduncles which spring from the body of the hydranth between the proximal and distal set oftentacles, with a deep-belled umbrella, a well-developed simple- mouthed manubrium and a single marginal tentacle; each of the radiating canals terminates at the junction with the circular canal in a bulbous expansion without distinet ocellus; one of these bulbs is larger than the other, and from this alone the solitary tentacle is developed. C. nutans Sars. Halatractus.n.gen. Hydrocaulus surrounded towards its proxi- mal extremity with tubular fleshy processes. Hydranth abruptly distinet from the hydrocaulus; the proximal set of tentacles in a single verticil, and larger than the distal, which are scattered or subverticillate round the base of a conical hypostome. Planoblasts sessile, springing from the body of the hydranth between the pro- ximal and distal sets of tentacles; umbrella at the time of libera- tion bell-shaped, with one of the four radiating canals continued 134 into a short club-shaped tentacle, while each of the others termi- nates at the margin of the umbrella in a bulb destitute of tentacle; manubrium long with a simple mouth. H. nanus Alden. Amalthea Schm. Hydrocaulus emitting tubular processes near its proximal and; perisarc rudimental. Hydranth abruptly distinet from the hydrocaulus; the proximal tentacles larger than the distal and disposed in a single verticil near the base of the hydranth, the distal tentacles sattered (or else multiverticillate?). Planoblasts borne upon peduncles which spring from the body of the hydranth between the proximal and distal sets of tentacles, having a deep bell-shaped umbrella and four equal marginal tentacles with bul- bous bases. A. uvifera Schm., A. Sarsıi Steenstr., A. Januarii Steenstr. Fam. Monocaulidae. Hydrocanlus solitary, naked. Hydranths with a proximal and a distal set of filiform tentacles. Gonophores in the form of fixed sporosacs. Monocaulus Allm. (Corymorpha Auct.) Hydranth abruptly di- stinet from the hydrocaulus; proximal tentacles longer than the distal and disposed in a single verticil near the base of the hydranth, the distal set scattered over a zone close to the summit of the hy. dranth. Sporosacs borne upon peduncles, which spring from the body of the hydranth between the proximal and distal sets of ten- tacles. M. glacialis Sars, M. pendulus Ag. Fam. Tubularidae. Hydrocaulus developed, invested by a chitinous perisarc. Hydranth with a proximal and a distal set of verticillate filiform tentacles. Gonophores in the form of fixed spo- rosacs. Tubularia L. Hydrophyton consisting of a simple or branched hydrocaulus and a filiform adherent hydrorhiza. Hydranths flask- shaped, abruptly marked of from the supporting stalk; tentacles composing the proximal circlet larger then those composing the distal one; distal eircled surrounding the base of a conical hypostome. Sporosacs developed upon branched peduncles, so as to form race- miform clusters, which spring from the body of the hydranth bet- ween the distal and proximal circlet of tentacles. Embryonal deve- lopment by actinulae. Subg. Tubularia Ag. Sporosaes with conspicuous gastrovascular canals. T. indivisa L., T. Couthoui Ag., T. regalis Boeck, T. insignis n. sp. Dieppe (sieben Zoll hoch, mit Köpfchen, die einen halben Zoll messen). Subg. Thamnoenidia Ag. Sporosacs without gastrovascular ca- nals, apical processes conical. T. larynx Ell. Sol. (=T. gracilis Hary.), 135 T. bellis Allm., T. attenuata Allm., T. simplex Alder (=T. Dumor- tieri Johnst.), T. humilis Allm., T. calamaris van Bened., T. poly- carpa n. sp. Süd-America, T. spectabilis Ag., T. tenella Ag., 7. pa- cifica n. sp. Still. Oc. Subg. Parypha Ag. Sporosaes without evident gastro-vascular canals; apical processus in female sporosacs laterally compressed. T. crocea Ag., T. cristata Mc Cr., T. mesembryanthemum n. sp. la Speccia. Provisorisch: T. aspera n. sp. Süd-Amer. Fam. Hybocodonidae. Hydrocaulus developed, invested by a chitinoous perisare. Hydranths with a proximal and a distal set of filiform tentacles. Gonophores medusiform planoblasts. Hybocodon Ag. Hydrophyton consisting of a simple (or bran- ched?) hydrocaulus, rooted by a filiform hydrorhiza. Hydranths flask- shaped, abruptly distincet from the supporting hydrocaulus; the pro- ximal set of tentacles long and forming a single verticil, the distal set short and arranged on two distinetly separated verticils, Plano- blasts springing from the body of the hydranth, between the pro- ximal and distal set of tentacles. Medusa at the time of liberation with a deep-bell-shaped umbrella, simple-mouthed manubrium, four radiating canals and with only one marginal tentacle, wich is pro- longed from the distal extremity of one of the canals and is fur- nished with a bulbous base destitute of distinct ocellus. H. prolifer Ag. Ectopleura Ag. Hydrocaulus filiform, rooted. Hydranths flask- shaped abruptiy marked of from the supporting stalk; tentacles of the proximal set longer than those of the distal. Planoblasts on branched peduncles, which are borne on the body of the hydranth between the proximal and distal verticils of tentacle.. Medusa at time of liberation with a nearly spherical umbrella and simple-moun- thed manubrium; four radiating camals and four marginal tentacles; no distinet ocelli; umbrella furnished with eight prominent longitu- dinal ribs, formed of linear series of thread-cells. E. Dumortieri van Bened. Fam. Hydrolaridae. Hydrocaulus undeveloped. Hydranths with but two tentacles, wich are filiform and spring from one side of the base of the hypostome; mouth with two lip-like lobes. Gono- phores medusiform planoblasts with six simple radiating canals and simple marginal tentacles. Lar Gosse. Hydrorhiza a creeping filiform stolon covered with perisarc; hydranths fusiform; hypostome separated by a constrietion from the body; oral lobes in the form of two opposable plates. Planoblasts borne on blastostyles which spring from the hydrorhiza and terminate distally in a globular cluster of thread-cells. Medusa 136 _ at time of liberation with a subglobular umbrella; manubrium mo- derately large, destitute of oral tentacles; marginal tentacles six, with bulbous bases destitute of ocelli. Lar sabellarum Gosse. Hineks beobachtet (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. X. p. 391—393) die Medusenbrut von Cladonema radiatum und findet dieselbe mit ihren unverästelten Tentakeln und einfachen Saugknöpfen Anfangs ganz einer Clavatella ähn- lich. Beim Fang und Fressen wird der Medusenschirm umgeklappt und durch die Haftorgane der Tentakel auf fremden Gegenständen befestigt, so dass der Rüssel frei nach Aussen hervorragt und nach den verschiedensten Seiten hin sich bewegen kann. Der Hydroid der Zanklea (Gemmaria) implexa hat nach Hincks bald verästelte, bald unverästelte Zweige und zeigt unter solehen Umständen Verschiedenheiten, die zur Aufstellung verschiedener Arten Veranlassung gegeben haben. Alder beschrieb denselben als Coryne pelagica, Allman als ©. implexa und C. briareus, Wright als €. margarica. Ebenso dürften auch die Medusengeschlechter Zanklea Gegenb. und Gemmaria M’Crady zusammenfallen müssen. Ann. and Mag. nat. hist. Vol. X. p. 393—395. Wyville Thomson berichtet von einem colossalen Hydroidpolypen, der aus einer Tiefe von fast 3000 Faden im Stillen Ocean emporgehoben wurde und von Neuem beweist, dass die Tiefseethiere vielfach von gigantischen Dimensionen sind. Das Thier, ein Monocaulus, also ein soli- tär lebender Corymorphoid, maass in seinen grössten Exem- plaren nicht weniger als etwa 7!/s Fuss, und mag, bevor er sich zusammenzog, noch grösser gewesen sein. Der Kopf allein betrug gegen 11/; Zoll. Er war mit etwa 48—50 Mundtentakeln versehen, denen weiter unten noch ein Kranz von etwa 100 langen und steifen, mit ihren Enden fast 1 Fuss auseinander stehenden weiteren Tentakeln folgte. Die Geschlechtsthiere erschienen als einfache Sporosacs. Nature 1875, Vol. XII. p. 559. Carter macht (Ann. and Mag. nat. hist. T. XI. p- 1—15, transformation of an entire shell into chitinous substance by the Polype Hydraetinia Pl. I) auf die That- 137 sache aufmerksam, dass die Hydraetinien in gleicher Weise, wie das von gewissen Schwämmen schon seit lange be- kannt ist, die Kalksubstanz der von ihnen bewohnten Schneekenhäuser zu verdrängen im Stande sind, und meint, dass dieser Resorptionsprocess durch pseudopodienartige Fortsätze eingeleitet und unterhalten werde, die von den Weichtheilen des Polypen in die Schale sich einsenkten. Die wuchernden Chitinskelete soleher Hydroiden können leicht für Hornschwämme gehalten werden, und sind es auch wirklich, denn die von Gray (J. B. 1868) als Cera- tella und Dehitella beschriebenen Formen ergaben sich bei näherer Untersuchung in der That als die Skelete von Hydraetinienartigen Polypen. Unter den vom Verf. beob- achteten Skeleten waren übrigens einige, die sich nicht auf bekannte Arten zurückführen liessen und als Aydra- ctinia levispina von unbek. Fundort, Ceratella procumbens und ©. spinosa beide von Port Natal, sowie als Ohitina (n. gen.) ericopsis von Neu-Seeland beschrieben wurden. Die letzte Form charakterisirt sich durch die Verästelung und aufrechte Haltung ihrer Chitinzweige, wie das aus der nachfolgenden Diagnose hervorgeht. Chitinan.gen. Zoophyte erect, bushy, fragili- flexible, flawn- coloured. Trunk long, hard, irregularly round, composed of many stems united elathralely and obliquely into a cord-like bundle, which divides and subdivides irregularly into branches, that again unite with each in substance (anastomose) when in contact and finally form a straggling bushy head. Hydrotheca long, clathrate, tubular, terminating the ends of the branchlets or prolonged from some of the proliferous tubercles which beset the surface of the trunk and larger stems. Nachdem schon Fischer früher in Michelin’s Celle- pora echinata von Asti eine fossile Hydraectinia erkannt und eine zweite derartige Form aus dem obern Grünsand von Mans beschrieben hat, findet Allman jetzt im Coral- line Crag von Suffolk (auf Purpura lapillus) gleichfalls eine Hydractina, und noch dazu eine Art, die sich von der lebenden H. echinata durch Nichts unterscheiden lässt. Monthly mier. Journ. T. VII. p. 150 (aus dem Geological Magazine 1872. Aug.) | Des Moulins versucht den Nachweis, dass Hydra- 138 ctinia echinata mit Adamsia palliata Boh. identisch sei (!). Questions obse. relat. a ’Hydractinia echinata et a l’Aleyo- nium domuneula, tous deux logeurs de Pagurus $2. Hydra- ctinia. (Acta Soc. Linn. Bordeaux 1872, T. XXVIII. p. 325 — 342 PI.) Rotch beschreibt unter dem Namen Staurocoryne eine von Coryne durch Wachsthumsweise und Tentakel- stellung abweichende neue Hydroidform (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. X. p. 126) und giebt derselben die nach- folgende Diagnose: Staurocoryne Rotch. Stem simple, rooted by a creeping fili- form stolon, the whole invested by a polypary. Polypites terminal, clavate, with several vertieils of capitate tentacula disposed in the form of a cross. Reproduction unknown. St. Wortleyi n. sp. Möbius erkennt in Dysmorphosa fulgurans eine zu Podocoryne carnea gehörende Entwicklungsform. Bericht u. 8. w. 8. 101. Der seit seiner ersten Entdeekung (durch GosseJ. B. 1857 S. 70) nieht wieder beobachtete sonderbare Lar sa- bellarum bildet den Gegenstand einer kleinen Abhandlung von Hincks (on the hydroid Lar sabellarum, Ann. and Mag. nat. hist. Vol. X. p. 313—317 Tab. XIX). Das Thier sass, wie früher, dem Rande einer Sabellenschale auf und erwies sich als eine den Coryniden zugehörige Form mit einer sechsstrahligen Medusenbrut, die zu 3 oder 4 an tentakellosen und einfach geknöpften eylindrischen An- hängen hervorknospeten. Auf Grund seiner Untersuchungen entwirft Hincks von dem — eine eigne kleine Familie bildenden — Genus die nachfolgende Diagnose: Gen. Lar Gosse. Polypites fusiform, developed on a creeping filiform stolon clothed with a polypary; tentacles two, filiform, sprin- ging from one side of the base of a bilabiate proboseis, which is separated by a constrietion from the rest of the body. Repro- duction by means of medusiform planoblasts, which are borne on imperfectly developed polypides (blastostyles), terminating above in a spherical cluster of thread-cells. Gonozoid: umbrella (at the time of liberation) subhemipherical; manubrium destitute of oral tentacles; radiating canals six; marginal tentacles six, springing from non- ocellated bulbs. Fullagar macht nach Quarterly Journ. mier. se. Vol.49 139 r p. 105 einige Mittheilungen on habits and economy of the fresh-water polyps. Ebenso (monthly mier. Journ. Vol. XH. p. 57) über die Entwicklung von Hydra vulgaris aus dem Eie. Leidy findet, wie ich dem monthly mier. Journ. 1874 Bd. XII p. 87 entnehme, in der Nachbarschaft von Phila- delphia zwei Süsswasserpolypen, die er von der Europäi- schen Hydra fusca und H. viridis nicht zu unterscheiden vermochte. Agassiz hat zwei ähnliche Formen (aus Massachusetts und Connecticut als H. carnea und H. gra- eilis beschrieben. Durch Grimm erhielten wir (Materialien zur Kennt- niss niederer Thiere, Petersburg 1873 p. 41—55 — in rus- sischer Sprache veröffentlicht) neue Beobachtungen über den sonderhbaren Owsjannikow’schen „Hydroidpolypen‘ aus den Sterleteiern (J. B. 1870. S. 182). Die zu mehre- ren auf einem gemeinschaftlichen Stiele befestigten Einzel- thiere sind von ovaler Gestalt, haben auf dem etwas aus- gezogenen Vorderende eine Mundöffnung und setzen sich am hintern Ende in sechs armartige contractile Anhänge fort, deren Spitzen deutliche Nesselkapseln mit langen Fäden erkennen lassen. Die Innenhöhle ist ziemlich ge- räumig und in die Arme hinein verlängert. Die Leibes- wand besteht aus drei Schichten, einer mittlern Muskel- schicht, die einen Faserbau zeigt, und zwei Zellenlagen. Zwischen den Zellen der Aussenlage, die eine helle und zarte Beschaffenheit haben, liegen nesselkapselartige Ge- bilde, in denen man jedoch (von den Armen abgesehen) keinen Faden unterscheidet. Sie entstehen in besonderen tief gelegenen Zellen, die nach der Bildung der Kapseln zu Grunde gehen. Die Zellen der Innenschicht enthalten im Gegensatze zu denen des Eetoderms eine trübe Proto- plasmamasse. Dass die Arme eingestülpt werden können, ist schon von Owsjannikow beobachtet. Die eigentliche Natur dieses merkwürdigen Geschöpfes ist übrigens auch dem neuen Beobachter nicht klar geworden. Derselbe be- zweifelt indessen, dass dasselbe den Hydroidpolypen zu- gehöre, und ist geneigt, es als eine Larvenform (vielleicht von Planarien?) zu betrachten, 140 Siphonophora. P. E. Müller veröffentlicht in der Naturhistorisk Tijdsskrift Bd. VII. p. 261—332 Tab. XI—-XIN (Kjöven- havn 1871) „Jagttageiser over nogle Siphonophorer“, mit einem französisch geschriebenen Resume (IX Pag.). Die hier niedergelegten Untersuchungen betreffen vornehmlich zweierlei Punkte, die Eudoxien einmal und sodann die Bildung und Befruchtung der Eier. Zunächst bestätigt der Verf. die Thatsache, dass die Eudoxien dem Entwick- lungskreise der Diphyiden zugehören und durch Abgliede- rung, wie das durch mich nachgewiesen ist, aus denselben hervorgehen. Er bestätigt das sowohl bei Diphyes Sie- boldii, wie bei Abyla pentagona, für Eudoxien also mit glockenförmigem, wie mit eubischem Deckstücke. Die Ab- trennung der Eudoxien wird bei Diphyes durch eine ring- förmige Einschnürung des Stammes zwischen zweien An- hangsgruppen eingeleitet. Das Endstück, welches nach der Abtrennung übrig bleibt, verfällt der Resorption, wäh- rend das der isolirten Eudoxia anhängende Stück eine fettige Umwandlung eingeht, in Folge deren es sich in den sg. Flüssigkeitsbehälter verwandelt. So wenigstens nach den Angaben unseres Verf.’s, während Ref. sich auf das Bestimmteste davon überzeugt hat, dass diese Um- wandlung nicht eintritt, der Flüssigkeitsbehälter vielmehr aus dem Röhrenapparate des Deckstückes hervorgeht und eine selbstständige Bildung neben dem beständig in der Eudoxia persistirenden Stammende darstellt, wie das Verf. bei Abyla auch selbst ganz riehtig angiebi. Die mit der Weiterentwicklung der Mantelgefässe gleichen Sehritt hal- tende Schwellung und Verlängerung des Deckstückes bildet so ziemlich den ganzen Inhalt der Umwandlungen, welche die Metamorphose einer Anhangsgruppe in eine Eudoxia begleiten. Ref. fügt hinzu, dass diese Metamorphose unter günstigen Umständen in kürzester Frist geschieht: fand er doch ein Mal, dass eine allerdings sehr stattliche Diphyes Sieboldii über Nacht nicht weniger als 15 Stück Eudoxien abgestossen hatte! Wenn nun aber auch in Betreff der Abstammung der Eudexien mit dem Ref. gleicher Ueber- 141 zeugung, kann Verf. doch die Auffassung nicht theilen, dass diese Thiere einen Complex polymorpher Individuen darstellten. Die einzelnen Anhänge des Physophoriden- stammes möchten immerhin von diesem Gesichtspunkte aus ihre einfachste und natürlichste Deutung finden, aber auf die Eudoxien und auch Diphyiden sei eine derartige Auf- fassung nicht anwendbar. Eine Eudoxia sei eben nicht mehr und nicht weniger zusammengesetzt, wie eine knos- pende Sarsia. Das Deckstück mit seinem Gefässapparat ent- spreche dem Mantel, der Polypid dem Magen und der Senk- faden einem Tentakel, wie etwa bei Steenstrupia. Das dieser Tentakel neben dem Magenschlauche der Mantelachse an- sitzt und nicht dem Rande, wird freilich nicht näher be- rücksichtigt. Ebenso wenig die ausschliesslich bilaterale Entwicklung der Mantelgefässe, die doch immerhin bei der Vergleichung in’s Gewicht fallen dürfte, selbst wenn man, was Ref. freilich wenig gerechtfertigt erscheint, mit Verf. den Flüssigkeitsbehälter dem Achsengefässe einer Steen- strupia oder Turris parallelisiren wollte. Was aber dem Versuche der Rückführung einer Eudoxia auf eine gewöhn- liche Meduse am meisten im Wege steht, ist die ursprüng- lich selbstständige Anlage aller der constituirenden Theile, die, wenn auch bei den Diphyiden in nächster Nähe, doch sämmtlich für sich aus dem Diphyidenstamme knospen und erst im Laufe der Zeit — bei Abyla sogar auf einer verhältnissmässig erst späten Entwieklungsperiode — zu einem gemeinschaftlichen Körper zusammentreten. Dass die Annahme, es möchte die Eudoxia aus einer ungewöhn- lich geformten Knospe hervorgehen, deren einzelne Theile durch Dislocation von einander getrennt seien (d’un bour- geon de forme anomale, et dont les differentes parties sont disloquees et tordues de maniere A offrir laspect d’un bourrelet irregulier), zur Erklärung dieser Thatsachen aus- reiche, möchte Ref. um so mehr bezweifeln, als ja die Ge- schlechtsglocken, die Verf. selbst für knospende Medusoiden hält, ganz wie die gewöhnlichen Hydroidmedusen aus einer einfachen (d’un bourgeon normal) hervorgehen. Consequen- ter. Weise überträgt Verf. seine Auffassung auch auf. die eigentliche Diphyes. Auch diese ist für denselben eine 142 \ einfache Meduse, wie die Eudoxia, nur dass der Magen- sack derselben enorm — zu dem sg. Stiele — sich verlän- gert hat und Knospen trägt, die theils eine normale ein- fache Bildung haben (die Schwimmglocken, die natürlich, wie die Geschlechtsglocken, Medusoiden darstellen), theils auch von unregelmässiger Gestaltung sind und dann die Eudoxien liefern. Bei jungen Diphyiden soll auch der letzte Polypid, das Mundende des primitiven Thieres, keine Umwandlung in eine Eudoxia eingehen. Als Mantel der Diphyiden-Meduse bleibt bei solcher Auffassung nur die Umgebung des sg. Flüssigkeitsbehälters übrig, die dann natürlich von der vordern Schwimmglocke morphologisch unterschieden werden muss. Der zweite Abschnitt unserer Abhandlung beschäftigt sich mit den Geschlechtsglocken von Hippopodius, und zwar vorzugsweise den Schick- salen, welche die Eier auf den verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung durchlaufen. Verf. bestätigt, dass die- selben aus einer Wucherung des Eetoderm hervorgehen, die in das Innere der Knospe eindringt, lässt dieselben aber nieht von vorn herein als Zellen existiren, sondern diese erst später durch eine Klüftung der bis dahin ungeformten protoplasmatischen Substanz ihren Ursprung nehmen. In den Klüftungskugeln soll dann erst nachträglich ein Keim- bläschen auftreten. Später werden nach der Darstellung des Verf.’s die Eier von dem Entoderm auch einzeln um- wachsen, so dass nur die Aussenfläche derselben, die das Keimbläschen enthält und der umgebenden Zapfenwand an- liegt, frei bleibt. Nachdem dann an dieser Stelle ein linsen- förmiger heller Zwischenraum zwischen Ei und Zapfen- hülle entstanden ist, bricht die letztere auf. Es entsteht eine Micropyle, in welche bei der Befruchtung die Samen- elemente einschlüpfen. Allerdings gelang es nicht, das Einschlüpfen direct zu beobachten oder auch nur unver- änderte Samenkörperchen in dem hellen Raum, dem sg. Mieropylhof, aufzufinden, allein nach der Befruchtung ent- hält dieser Raum beständig einen kleinen rundlichen oder ovalen Körper, der fast amöbenartig aussieht, und trotz seiner Grösse und der Abwesenheit eines Fadens von un- serm Verf. als veränderter Samenkörper in Anspruch ge- 143 nommen wird. Hippopodius ist übrigens die einzige Si- phonophore, bei der es gelang, diese sg. Micropyle nach- zuweisen. * Die Untersuchungen, welche Meeznikoff über die Entwieklungsgeschichte der Siphonophoren veröffentlicht (a. a. O. S. 35—68 Tab. VI—XII), betreffen Epibulia (Galeo- laria) aurantiaca, Hippopodius gleba, Physophora hydro- statica, Agalma Sarsii, Halistemma rubrum und Stephanomia (Anthemodes) pieta. Sie stimmen im Ganzen mit den An- gaben früherer Beobachter, besonders denen von Häckel und Kowalewsky, überein, stellen aber Manches in ein schärferes Licht und liefern den sichern Nachweis, dass die Einzelvorgänge der Entwicklung, so weit dieselben na- mentlich die erste Anlage der Keimhäute und die Reihen- folge der einzelnen Anhänge betreffen, noch grösseren Schwankungen unterworfen sind, als das bisher bekannt war. Am einfachsten gestaltet sich die Entwicklung von Stephanomia pieta (früher Halistemma pietum Meezn.), bei welcher der flimmernde Embryo nach allseitiger gleich- mässiger Entwicklung der Keimhäute sich zunächst und direct in einen Polypen verwandelt, dessen oberer Kör- pertheil noch vor Aufbrechen der Mundöffnung die Luft- blase ausscheidet und den ersten Tentakel bildet. Die Luftblase entsteht, wie bei den übrigen Formen, in einer zapfenförmigen Verdickung des Ecetoderms, die in den einst- weilen noch von sg. Saftzellen (Nahrungsdotterzellen) gefüll- ten Innenraum des Polypen hineinwächst und das Entoderm vor sich herdrängt, oder wie Verf. sich ausdrückt, in einer von beiden Keimhäuten gebildeten Einstülpung. Die Ent- wieklungsweise ist genau dieselbe, wie sie von Al. Agas- siz bei Nanomia cara, von Häckel bei Anthemodes cana- riensis und Stephanomia Ampbhitritidis, vonKowalewsky bei seinem — wahrscheinlich mit St. pieta identischen — Agalma rubrum beschrieben ist, bei Formen, die am besten wohl sammt und sonders (nach Verf.) dem Gen. Stepha- nomia zugerechnet werden. Die übrigen Arten zeichnen sich dadurch aus, dass die Umwandlung des mit Nah- rungsdotter gefüllten Embryo in einen Polypen erst dann erfolgt, wenn an demselben zuvor anderweitige Anhänge, 144 ”s entweder in Form einer Schwimmglocke, wie bei den Di- phyiden mit Einschluss von Hippopodius, sowie bei Hali- stemma rubrum, oder in Form eines provisorischen Deck- stückes von kappenartiger Gestalt, wie bei der Mehrzahl der Physophoriden (Agalma, Physophora, Crystallodes, Athorybia) gebildet sind. Bei diesen letzteren Formen ge- schieht auch die Anlage der Keimhäute zunächst einseitig, da, wo die Anhänge knospen, meist am obern Ende, sel- tener, wie bei Epibulia, tiefer, so dass dann die Anlage einen förmlichen Primitivstreifen darstellt. Agalma Sarsii bildet sogar vor Ausbildung des ersten Polypen noch einen Krauz von gleichfalls provisorischen Deckblättern, die das erste kappenartige Deckstück abstossen und den bis dahin darunter versteckten Luftsack sich erheben lassen. Wenn dann unter dieser Blattkrone der Polyp. mit Fangfaden (der hier wahrscheinlich, wie bei allen Physophoriden, zunächst gleich- falls nur provisorische Nesselknöpfe von nierenförmiger Be- schaffenheit trägt) und Tentakeln seine Ausbildung gewonnen hat, dann gleicht die junge Siphonophore, wie schon von Claus hervorgehoben ist, einer Athorybia in einem solchen Grade, dass wir letztere derselben mit einem gewissen Recht als bleibende Jugendform an die Seite setzen dürfen. Nach den Beobachtungen des Verf.'s entspringen übrigens die Saftbehälter der Blätter nicht einzeln aus dem End- stücke des Polypen, sondern mittels einer gemeinschatft- lichen Röhre, so dass man diesen Athorybiaartigen Formen mit einem gewissen Rechte eine eigne Schwimmsäule vin- dieiren kann, wie das gleichfalls von Claus bereits ge- schehen ist. Was für Agalma Sarsii hier gesagt ist, gilt in gleicher Weise auch für Crystallodes, deren Entwiek- lung nach Häckel sehr ähnliche Zustände aufweist. Bei der Darlegung dieser Untersuchungen nimmt Verf. übrigens an verschiedenen Stellen Gelegenheit, sich gegen die An- sicht von der polymorphen Natur der Siphonophoren aus- zusprechen, wie er bereits früher gethan hat (J. B. 1871. S. 183). Er sieht in den Siphonophoren keine schwim- mende Hydroidenstücke mit medusoider Generation, son- dern Medusen mit mehrfach wiederholten Organen (Schwimm- glocken, Magen, Tentakeln), aber nicht einfache Medusen, 145 sondern Medusen, die an dem stammartig auswachsenden Magenstiele neue Medusen (die Geschlechtsthiere) durch Knospung erzeugten. Ich will nicht nochmals hier hervor- heben, wie wenig consequent es ist, die medusoiden Ge- schlechtsanhänge für individuelle Gebilde zu erklären und die Schwimmglocken, welche die medusoide Bildung oft- mals noch in einem viel höhern Grade besitzen und in ganz gleicher Weise sich entwickeln, wie diese Anhänge, als Gebilde geringerer morphologischer Dignität zu deuten, auch nicht betonen, dass Verf. im Prineip die polymorphe Natur seiner Medusenstöcke selbst anerkennt, wenn er den Siphonophoren neben den schwimmenden und fressenden Muttermedusen noch mundlose, oftmals auch sonst redueirte medusoide Geschlechtsthiere zuertheilt, aber dagegen glaube ich doch entschieden mich aussprechen zu müssen, dass die Entwicklungsgeschichte der Siphonophoren, wie Verf. angiebt (S. 67), die Theorie des Polymorphismus als un- richtig erwiese. Es soll, so behauptet derselbe, die flimmernde Larve sich niemals in einen isolirt lebenden Po- lypen verwandeln, der dann die übrigen Anhänge durch Knospung hervorbringt, wie ich es zur Begründung meiner Ansicht annehmen müsse und wirklich auch angenommen hätte, sondern überall aus derselben nach Medusenart „ein Magen nebst einem dem Schirme entsprechenden Organe“ sich hervorbilden. Dieser Behauptung gegenüber darf ich zunächst wohl hervorheben, dass die Theorie des Poly- morphismus von mir zu einer Zeit (1851) entwickelt wurde, in welcher die Entwicklungsgeschichte der Siphonophoren noch gänzlich unbekannt war. Sie konnte sich also auch nicht auf genetische Voraussetzungen stützen, sondern ledig- lich auf die morphologische Analyse der fertigen Anhänge und eine Vergleichung derselben mit den bekannten Ent- wicklungszuständen der übrigen Hydromedusen. Auf Grund der neuen Erkenntniss suchte ich dann, den spätern Er- fahrungen vorgreifend, ein Bild der Entwicklungsgeschichte unserer Thiere zu construiren, und dabei kam ich denn allerdings (Ztschrft. für wiss. Zool. Bd. III S. 212) zu der Ver- muthung, dass aus den Embryonen unserer Thiere zunächst ein flottirender Nährpolyp sich hervorbilden werde, der 10 146 dann seinerseits die übrigen Anhänge, Glocken, Tentakel, Taster und Geschlechtsthiere, durch Knospung erzeuge. Ich betrachte es meinerseits nun gerade als einen Beweis für die Richtigkeit meiner Ansicht, dass die Entwicklung der Siphonophoren im Wesentlichen nach dem von mir ge- zeichneten Schema abläuft, und beziehe mich zur Begründung dieser Behauptung auf die vom Verf. selbst beobachtete Entwicklung der Stephanomien. Wie ich die Verhältnisse auffasse, ist das Entwicklungsproduct des flimmernden Em- bryo hier zunächst nichts Anderes als ein Nährpolyp mit Luftblase. Auch Meeznikoff weiss das natürlich, aber die Luftblase ist nach seiner Auffassung nicht ein Gebilde von dem morphologischen Werth etwa der Fussscheibe, wie solehe von den sich festsetzenden Hydroiden gebildet wird, sondern ein „dem Medusenschirme entsprechendes Organ“, das ganz nach Art einer Schwimmglocke durch Ausbuch- tung der beiden Keimhäute entsteht, gewissermaassen eine umgekehrte oder eingestülpte Glocke darstellt, und den Po- lypen somit in derselben Weise zu einer echten Meduse stempelt, wie es in andern Fällen das kappenartige Deck- stück thut, oder die dem Polypen (Magen) anhängende Schwimmglocke. Ich muss es natürlich dahin gestellt sein lassen, ob die Meeznikoff’sche Auffassung ihre An- hänger findet, kann ihr aber meinerseits um so weniger bei- stimmen, als die oft gleichzeitige Anwesenheit von Luftblase und Deckstück, das erstere doch vertreten soll, mit den sonst üblichen Voraussetzungen einer morphologischen Identi- fieirung nicht recht in Einklang zu bringen ist. Ueberdiess hat die Bildung der Luftblase, wie Mecznik off sie darstellt, mehr Aehnlichkeit mit der Metamorphose eines sg. Knos- penkernes, der bloss den Schwimmsack einer Meduse bil- det, als mit den Vorgängen, welche die Knospung einer Meduse begleiten. Meiner Auffassung nach ist der aus dem flimmernden Embryo von Stephanomia sich bildende Körper also nicht bloss der Magen einer Meduse, sondern ein individuell begrenzter Polyp d. h. ein Gebilde, das, wie der Hydroidpolyp, morphologisch einer Meduse in toto gleichsteht und neue gleichwerthige Wesen zu knospen vermag, wenngleich dieselben nach Form und Begabung 147 auf das Mannichfaltigste abweichen. Und nicht viel anders ist es auch bei den übrigen Siphonophoren, nur dass bei diesen die Knospung schon zu einer Zeit anhebt, in der die Metamorphose des flimmernden Embryo in den Mutter- polypen noch nieht vollendet ist. Auf den ersten Blick erscheint das allerdings sehr eigenthümlich, aber im Grunde genommen ist es doch kaum auffallender, als die bekannte Thatsache, dass eine Knospe schon vor ihrer vollen Aus- bildung wieder zu knospen beginnt, zu einer Zeit viel- leicht, in der sie noch weit von ihrer definitiven Gestal- tung entfernt ist. Ich erinnere hier nur an Hybocodon prolifer oder an die knospenden Embryonen von Chrysaora, wie Busch sie uns kennen lehrte. Die Möglichkeit einer solchen Knospung wird voraussichtlicher Weise sehr wesent- lich von der Menge des vorhandenen Nahrungsmateriales bestimmt; ob der Mutterpolyp einer Siphonophorenkolonie „also früher oder später knospet, vielleicht schon zu einer Zeit, in welcher er noch im Embryonalzustande verharıt, ist demnach — falls meine Auffassung die richtige ist — von Factoren abhängig, die kaum irgend einen besondern mor- phologischen Werth besitzen. Die zuerst von Gegenbaur beobachteten eudoxien- artigen Diplophysen sind nach den interessanten Beob- achtungen von Claus die Abkömmlinge einer besonderen kleinen Calycophoride, die sich von den sonst nahe ver- wandten Diphyiden vornehmlich durch Abwesenheit der untern Schwimmglocke unterscheidet. Die allein vorhandene obere Schwimmglocke besitzt, gleich dem Deckstücke der zugehörenden Diplophysen, eine sehr beträchtliche Dicke und umschliesst in ihrer Wand eine trichterförmigen Höhle, die von der Basis des Flüssigkeitsbehälters ausgeht und den schmächtigen Stamm mit seinen Anhängen in sich ein- schliesst. Die betreffenden Formen sind schon früher mehrfach beobachtet — nicht bloss von Huxley und Pagen- stecher (J. B. 1869. S. 210), sondern auch von P. E. Müller, der l.s. ec. auf Tab. XII Fig.2 als „junges Indivi- duum einer Diphyide (Praya diphyes?)“ eine Monophysa gra- eilis ganz unverkennbar abbildet — aber die vorliegenden Angaben über dieselben sind so unvollständig, dass Verf. 148 sich berechtigt glaubt, den von Huxley gebrauchten Namen Spaeronectes (J. B. 1859. S. 93), ohne Berücksichtigung zu lassen und die schon früher in einer vorläufigen Mittheilung (Nachrichten von der Göttinger Gesellsch. der Wissensch. 1873. S. 527 ff.) von ihm in Anwendung ge- brachte Bezeichnung Monophyes für dieselben beizubehalten. Verf. beobachtete zwei Arten: M. graeilis (wohl mit Sphae- ronectes Köllikeri Huxl. identisch) und M. irregularis, die beide eine durch Habitus und Nesselkapseln wohl charak- terisirte Diplophysa abstossen. (Zu diesen Diplophysen gehört auch die von Meeznikoff a. a. O. 8.45 beschrie- benen Larve einer Praya.) Gelegentlich der Beschreibung dieser Formen macht Verf. darauf aufmerksam, dass die Protoplasmamasse ihres Eetoderms sowohl am Stamme, wie am Polypenstiele und den Fäden der Nesselknöpfe die schönsten Pseudopodien zu bilden vermöge. Die gleiche Erscheinung lässt sich auch bei andern Siphonophoren constatiren und nicht bloss am Eetoderm, sondern auch am Entoderm, wo sie auch früher schon gelegentlich, be- sonders von Dönitz (J. B. 1871. S. 187), hervorgehoben worden ist. Die Zellengrenzen sind dabei nicht überall deutlich nachweisbar. „Die Gattung Monophyes und ihre Abkömmlinge“ im ersten Hefte von Claus’ Schriften z00- logischen Inhalts Wien 1874. S. 27—33 Tab. IV. Dönitz macht nach Untersuchungen an Diphyes, Rhizophysa u. s. w., einige Mittheilungen über „die Entwick- lung der Zoospermien bei Schwimmpolypen“* (Sitzungsber. der Gesellsch. naturf. Freunde in Berlin 1872 S. 54) und lässt diese ohne Theilnahme des Kernes aus Zellen her- vorgehen, deren Inhalt sich direet in dieselben umbilde. Ebenso beschreibt derselbe den Bau und die Ent- wicklung der bald quergestreiften, bald auf glatten Mus- kelfasern der Siphonophoren, die er freilich, weil Nerven fehlen, nur fraglich als solche anerkennt und als Differen- zirungen der „protozoischen Substanz“ betrachtet, welche die Aussenschichte des Siphonophorenkörpers und seiner An- hänge bilde. An dem Rande der Schwimmglocken ent- wickele diese Substanz gelegentlich sogar grosse dicke Pseudopodien, die als Tastorgane betrachtet werden könnten. 149 An derselben Stelle fand Verf. bei einigen Arten auch Ge- bilde, die nach der gewöhnlichen Anschauungsweise für Augen zu halten seien, da sie aus einem gelblichen Pigmentflecke beständen, aus dem ein kugliger Körper (Linse?) hervorrage. „Beiträge zur Kenntniss der querge- streiften Muskelfasern“, Archiv für Anat. und Physiol. 1872. S. 5—17. Auch Claus bestätigt, wie schon oben bemerkt, die häufige Bildung pseudopodienartiger Fortsätze am Eeto- derm und Entoderm gewisser Siphonophorenanhänge und lässt die Zellen dieser Schichten nicht selten zu einem förmlichen Plasmodium unter sich verschmolzen sein. Schrif- ten zoolog. Inhaltes Hft. I. S. 31. Was Macdonald bei Diphyes als Nervensystem be- schreibt (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. IX. p. 114—116 mit Holzschnitt, on the anatomy of the nervous system of Diphyes) redueirt sich auf die an die Schwimmglocken tretenden und darauf sich vertheilenden Gefässe. Der blaue Farbstoff der Velella zeigt nach Ray Lan- caster bei spectroscopischer Untersuchung keine Absorp- tionsstreifen. Ein Gleiches gilt von dem mattrothen Pig- mente der in der Leibeshöhle von Sipunculus nudus flot- tirenden Körperchen, so wie von dem den Nucleus mancher Salpen imprägnirenden Farbstoffe. Journ. mier. sc. 1875. T. XIII. p. 142, 3 Polypi. Gylicozoa. Greeff spricht sich (Sitzungsber. der Gesellsch. für Naturwiss. zu Marburg 1874 Febr.) dahin aus, dass die Lucernarien nach ihrem Gesammtbau den Anthozoen zu verbinden seien. Korotneff berichtet in vorläufiger Mittheilung über den anatomischen und histologischen Bau der Lucernaria oetoradiata (Cpt. rend. T. 81. p. 827—829). In der Körper- wand unterscheidet Verf. vier Schichten, ein Eetoderm, ein Entoderm und dazwischen eine Gallertschicht und eine elastische Membran, die beide aber wohl zusammenfallen 150 dürften. Ausser den Längsmuskeln finden sich im Umkreis des Mundes, an den Seitenflächen des Körpers und in den Tentakeln auch Ringsfasern. Die Mutterzellen der Nessel- kapseln, die je eine Entladungsspitze tragen, ziehen sich nach Innen in eine dünne Fibrille aus, mit der eine an- dere bipolare oder multipolare Zelle, die als Nervenzelle gedeutet wird, im Zusammenhang steht. Auf Grund dieser Verhältnisse werden die betreffenden Gebilde als Tastkör- perehen in Anspruch genommen. Das Entoderm enthält zwischen den genuinen Zellen auch Becherzellen, welche die Verdauungssäfte bereiten. Ebenso sollen die Mesenterial- filamente an einer Seite Drüsenzellen tragen. Die Geschlechts- producte entwickeln sich in eigenen Kapseln, die nach unserm Verf. im reifen Zustande durch einen besondern Kanal sich öffnen. An der derben Fihaut erkennt man eine grosse Micropyle.. Sur l’anatomie et l’histologie de la Lucernaire. (Die Untersuchungen des Verf.’s sind in- zwischen auch, wie wir im nächsten J.-B. sehen werden, in den Protokollen der Moskauer Gesellsch. naturf. Freunde — russisch — mit Abbildungen veröffentlicht.) Gräffe erwähnt des Vorkommens von Lucernaria campanulata Lmx. in der Nähe Triest’s. Bollet. Soc. Adriat. Vol. I. 1875 p. 191. Anthozoa. Dana veröffentlicht auf Grund seiner reichen Er- fahrungen und Untersuchungen über Corallen ein eigens diesem Gegenstande gewidmetes Werk: Corals and coral islands (New-York 1872, 398 Seiten mit zahlreichen Ab- bildungen). Er schildert darin den Bau, das Leben und die Classification der Polypen, so wie die Form und die Entstehungsweise der Corallenriffe und erörtert schliess- lich, nach einem Rückblicke auf die geographische Ver- breitung, deren Bedeutung für den Aufbau des Erdkör- pers. Eine werthvolle Zugabe bildet die von Verrill verfasste Reductionstabelle der vom Verf. früher (Report on zoophyta in Wilke’s exploring expedition) beschriebenen Polypen mit manchen systematisch wichtigen Bemerkungen. Den gleichen Gegenstand behandelt Allman, on coral 151 islands an their architeets, Proc. roy. Inst. 1873. Vol. VII. p. 58—67. Haeckel giebt in seinem mit fast orientalischem Luxus ausgestatteten Buche über „arabische Korallen“ (Berlin 1875, 45 S. in Folio mit zahlreichen Holzschnitten und Farben- bildern) eine populäre Darstellung von Bau und Leben der Polypen und eine durch zahlreiche Abbildungen illustrirte Schilderung der Korallenbänke von Tor. Zum Schlusse eine -Uebersieht über das System und den Stammbaum unserer Thiere. Die Entwieklungsgeschichte der echten Polypen studirt Kowalewsky (l. c. p. 12—31, Tab. IV—VII) an Actinia, Cerianthus, Caryophyllia und Astraea, Aleyonium und Gorgonia. Er findet bei denselben mancherlei mehr oder minder auffallende Unterschiede, besonders in der Bildungs- weise des Entoderms, das bald durch Einstülpung, bald auch durch Abspaltung aus der peripherischen Zellenlage entsteht und im letztern Falle gewöhnlich eine ansehnliche Masse von Nahrungsdotter einschliesst — ein neuer Beleg für die schon früher mehrfach von mir ausgesprochene Ansicht (vgl. u. a. J. B. 1870. S. 35), dass die Menge dieses Materials oder, was dasselbe ist, die Grösse des Eies auf die Vorgänge der Entwicklung von maassgeben- dem Einflusse sei. Solche Unterschiede finden sich ge- legentlich sogar bei Arten desselben Genus, wie unser Verf. das z. B. bei Actinia beobachtet hat. Im entwickel- ten Zustande bildet dieses Entoderm den gekammerten Innerraum, den Verf. desshalb auch nicht als Leibeshöhle, sondern als Darm betrachtet wissen will. Der sg. Magen, der durch eine nachträgliche Einstülpung oder, wenn man lieber will, durch eylindrische Verlängerung des Mund- saumes seinen Ursprung nimmt, würde dann höchstens als eine Art Pharynx zu deuten sein. In Betreff der Ein- zelnheiten bemerken wir Folgendes. Eine mit Actinia mesembryanthemum identische oder doch nahe verwandte Art enthält (Messina) während der Monate April und Mai in ihrer Leibeshöhle Embryonen, die zunächst als flim- mernde Keimblasen erscheinen, später aber becherförmig mit der einen Hemisphäre sich einstülpen und durch Ver- 152 _ engerung der Einstülpungsstelle schliesslich wieder zu einem kugligen Körper mit Eetoderm und Entoderm werden. Schon auf diesem Stadium bilden sich die ersten Septa in Gestalt zweier Entodermfalten, die in meridionaler Rich- tung ‚von vorn nach hinten in den Innenraum einspringen. Nach der Anlage des Magens, die, wie erwähnt, durch Einbiegung des Mundrandes geschieht, der wesentlich vom Eetoderm gebildet ist, vermehrt sich die Zahl der Falten, indem sich in jeder der beiden Kammern zwei neue Längs- falten erheben. Später erhebt sich zwischen diesen zwei Falten noch eine dritte, so dass dann im Ganzen acht Kammern vorhanden sind. Zwischen Eetoderm und Ento- derm erkennt man auf Querschnitten jetzt noch eine mitt- lere sg. Membrana propria, die allem Vermuthen nach von dem Eetoderm abstammt und die Muskulatur zu liefern bestimmt ist. Die bis dahin immer noch kuglige Larve wächst von jetzt an in die Länge, sie flacht sich an den Enden ab, verliert hinten den Flimmerüberzug und bildet dann durch stärkere Entwieklung der Muskulatur ihren Kriechfuss. Im Umkreis des Mundes entstehen acht war- zenförmigen Höcker, die ersten Anlagen der Tentakel, eine Zahl, die unter gleichzeitiger (ohne besondere Regel erfolgender) Neubildung von Längsfalten ziemlich rasch um ein Beträchtliches zunimmt. Die Furchung beobachtete Verf. bei Act. parasitica, deren Eier ausserhalb des mütter- lichen Körpers befruchtet werden. Sie verläuft in regel- mässiger Weise und liefert einen Zellenhaufen, der mittels Cilien umherschwimmt, aber ohne Furchungshöhle ist. Ob die später an dem einen Ende auftretende Einstülpung zum Magen wird oder das Entoderm liefert, liess sich bei der Undurchsichtigheit der Embryonen nicht feststellen, doch vermuthet Verf., dass das letztere eher durch Ab- spaltung von dem Blastoderm seinen Ursprung nehme. Jedenfalls ist dieses bei der (wiederum viviparen) Act. aurantiaca der Fall, deren Larven auf weit vorgeschrit- tener Entwiecklungsstufe (mit kurzem Magen und acht Mesenterialfalten) ihren Innenraum noch mit Nahrungs- dotter gefüllt hatten. Cerianthus membranaceus lieferte dem Verf. nur in wenigen Fällen Embryonen, und immer 158 nur aus abgelegten Eiern, während J. Haime dieselben aus dem mütterlichen Leibe entnahm. Die Furchung ist, wie in der Regel bei den Coelenteraten, eine totale und von raschem Verlaufe, so dass sie nur 4—6 Stunden in An- spruch nimmt. Sie führt zur Bildung einer Embryonal- blase mit cylindrischen Blastodermzellen, die sich nach kurzer Zeit einstülpt und eine Gastrulaform mit weitem Innenraum und dicht anliegenden Keimschichten liefert. Die Entodermzellen sind, besonders in der Tiefe, niedrig, bilden aber Flimmerhaare, wie die eylindrischen Eetoderm- zellen. Nach einiger Zeit verlängert sich die Larve; sie nimmt eine ovoide und später, wenn durch Einkrümmung des Mundrandes sich das Magenrohr zu entwiekeln be- ginnt, durch Verjüngung des hintern Endes eine keulen- förmige Gestalt an. Uebrigens geschieht diese Bildung des Magenrohres nicht in ganzer Peripherie gleichmässig. Statt allseitig frei in den Innenraum hineinzuragen, ist es an zwei gegenüberliegenden Flächen mit der Aussenwand im Zusammenhang, so dass der Innenraum der Larve, so weit derselbe das Magenrohr umfasst, gleich von vorn herein in zwei Kammern getheilt ist. Durch Bildung von Nessel- kapseln in den Zellen des Eetoderms und Anlage der Tentakeln, welche in Form von vier kurzen Vorsprüngen in der Peripherie des vordern Leibesendes sich erheben, tritt die Larve dann in ein neues Entwicklungsstadium über. Sie beginnt sich zu contrahiren und verdankt diese Eigenschaft der Entwicklung einer Muskelschicht, die nach der Ansicht des Verf.’s von dem Eetoderm abstammt, ob- wohl dieselbe einer eignen „Membrana propria“ aufliegt. Auf Querschnitten erkennt man, dass die beiden Kammern der vordern Leibeshöhle von einer mittlern Scheidewand durchzogen, also wiederum getheilt sind. Auch hinter dem Magenrohr sieht man diese Scheidewände als ein paar Mesenterialfalten mit oft verlängerten freien Rändern weit in den Innenraum hinein sich fortsetzen. Die weitern Veränderungen beschränken sich, so weit Verf. dieselben an frei aus dem Wasser gefischten Larven zu verfolgen vermochte — die polypoiden Larven von Cerianthus sind von Busch bekanntlich unter dem Namen Dianthus nobilis 154 als selbstständige Thierformen beschrieben (J. B. 1854. Ss. 422) — im Wesentlichen auf Wachsthumserscheinungen. Der Körper streckt sich und bildet neben der Mundöffnung ein Paar Lippen, die sich unter gleichzeitiger Vermehrung der Fühler in die Mundtentakel verwandeln. — Die Ent- wicklungsgeschichte von Astraea konnte Verf. nicht voll- ständig und nicht von Anfang an verfolgen. Er kennt nur die schwärmenden Larven, die er auffischte, und die daraus nach dem Festsetzen sich hervorbildenden jungen Polypen. Die erstern erscheinen als ziemlich grosse eiförmige Körper von ziegelrother Farbe, die mittels eines Flimmerbesatzes frei im Wasser umherschwimmen. Auf Querschnitten unterscheidet man in denselben zwei dicht auf einander liegende peripherische Zellenlagen und eine cen- trale Füllung von ansehnlicher Grösse, die von vereinzel- ten Kernen durchsetzt ist, sonst aber aus Fettkörnern be- steht. Die äussere der beiden Zellenlagen repräsentirt das Eetoderm, während die innere als Entoderm zu betrachten ist, obwohl später auch die centrale Füllsubstanz an dem Aufbau des Entoderms sich betheiligt. Diese Schwärm- linge leben eine längere Zeit — bis drei Wochen — ohne wesentliche Veränderung, setzen sich dann aber fest, wobei sie ihre frühere Gestalt mit einer schüsselförmigen ver- tauschen. In diesem Zustande ist der Innenraum des jungen Polypen durch radiäre Scheidewände in zwölf Kammern getheilt, die sämmtlich mit dem untern Ende einer in Mitte der Scheibe befindlichen Vertiefung (dem spätern Ma- genrohr) communiciren, sonst aber völlig geschlossen sind. Im Umkreis der Mundscheibe bemerkt man die ersten An- lagen des Tentakelapparates. Zwischen Ectoderm und Entoderm hat sich eine structurlese Schicht, die sg. Mem- brana propria, eingelagert, in der später die Kalkkörper- chen auftreten. Die Eetodermzellen enthalten stäbchen- förmige Gebilde, welche den Stäbchen der Planarien nieht unähnlich sind und die Nesselkapseln darstellen. In dem hintern Leibesabschnitte finden sich daneben noch grössere Nesselkapseln, die in den tiefern Hautschichten entstehen und bisweilen selbst ziemlich weit in das Ento- derm hineinragen. Die Schwärmlinge von Caryophyllia, 155 die sich im Innern des Mutterleibes entwickeln und erst später (im Juli) abgesetzt werden, sind sowohl durch ihre längliche Gestalt, wie durch die Abwesenheit des Nahrungs- dotters von denen der Astraea verschieden. Sie bestehen aus zwei Keimschichten, die dicht auf einander liegen und einen nach Aussen offenen Innenraum einschliessen, der wahrscheinlieh, wie bei Actinia mesembryanthemum und Cerianthus, durch Einstülpung einer Keimblase seinen Ursprung genommen hat. — Bei Aleyonium digitatum ge- schieht die Befruchtung erst (im August und. September) nach dem Ausstossen der Eier, die sich bekanntlich in eigenen Kapseln an den durch den ganzen Polypenstock hinziehenden Mesenterialfalten entwickeln und immer nur in besonderen, zur Brunstzeit schon an der gelblichen Fär- bung erkennbaren Stöcken gefunden werden. Ein Keim- bläschen liess sich in den Eiern, auch wenn sie mittels der Schnittmethode untersucht wurden, nicht auffinden, wie denn auch die ersten Furchungskugeln der Kerne ent- behrten. Auch sonst zeigt die Furchung mancherlei Ab- weichungen von der Norm, indem sie nicht regelmässig mit dem Faetor zwei sich wiederholt, sondern dadurch eingeleitet wird, dass sich gleich von vorn herein auf der Aussenfläche des Dotters zahlreiche Vorsprünge bilden, welche von der übrigen Masse sich abtrennen, durch Thei- lung sich vermehren und schliesslich nach Bildung der Kerne in die Zellen des Blastoderms übergehen. Um dieselbe Zeit zerfällt auch die centrale Dottermasse in grössere kernhaltige Ballen, die freilich bald wieder undeutiich werden, worauf dann der Zellenhaufen sich streekt und durch Entwieklung eines Flimmerbesatzes in die Larve sich verwandelt. Bei diesen Schwärmlingen differenzirt sich nun die centrale Masse sehr bald in ein dickes En- toderm, das eine stark körnige Beschaffenheit hat und mit seinen nur wenig scharf getrennten Zellen der frühern Blastodermschicht, dem jetzigen Eetoderm, anliegt, und in eine grobkörnige Innensubstanz, in der nicht selten hier und da ein Paar helle Vacuolen sich unterscheiden lassen. In diesem Zustande fliessen die Larven, die übrigens nur wenig beweglich sind und sich öfters klumpenweise an 156 einander drängen, bisweilen zu einem Körper zusammen, der durch beträchtliche Grösse von den gewöhnlichen Lar- ven unterschieden ist, allem Anscheine nach aber einer weitern Entwicklungsfähigkeit ermangelt. Bei Beginn der Metamorphose fixiren sich die Larven mit dem einen etwas stumpferen Ende, während das gegenüberliegende freie Ende eine Einstülpung bildet, um welche herum sich dann in einer nicht näher erforschten Weise — vermuthlich durch radiäre Erhebungen des Entoderms, wie bei den Actinien — acht Kammern bilden, die zunächst noch von der körnigen Innensubstanz erfüllt sind, im Laufe der Zeit aber allmählich leer werden. Im Umkreis des Mundes bilden sich die Anlagen des Tentakelapparates. Zwischen den zwei primitiven Keimschichten hat sich eine struetur- lose Tunica propria gebildet, die bis in die Mesenterial- falten sich erstreckt und äusserlich noch von einer eignen — sonst nirgends weiter vorkommenden — Zellenschicht begrenzt wird, aus welcher das von Kalkkörpern durch- setzte Gallertgewebe der Aleyonien hervorgehen soll. Mus- kelfasern lassen sich erst später bei unsern Polypen auf- finden. Sie sollen, so weit sie wenigstens den Mesenterial- falten angehören, aus dem Entoderm sich bilden. Die Larven der Gorgonia verrucosa ähneln denen des Coral- lium rubrum, die von Lacaze Duthiers beschrieben sind. Man findet dieselben im Mai und Juni, wenn sie ihre Mutterthiere verlassen haben, frei im Wasser, wo sie ihrer ziegelrothen Färbung wegen leicht auffallen und eine lange Zeit sich umhertummeln, bevor sie sich festsetzen. Die Leibeswand besteht aus Eetoderm und Entoderm, die eine Schicht strueturlosen Gewebes zwischen sich nehmen und einen grossen, mit Cilien ansgekleideten Hohlraum um- schliessen. Eine nach innen dem Entoderm aufliegende Körnerschicht betrachtet Verf. als den letzten Rest eines den Innenraum früher ausfüllenden Nahrungsdotters. An diese Untersuchungenvon Kowalewsky schliessen sich sodann die Beobachtungen an, die Lacaze Duthiers über denselben Gegenstand gemacht hat: Developpement des Coralliaires par Lacaze Duthiers. Prem. mem. sur les Actiniaires sans polypies, Archiv zool. 157 exper. T. I. p. 289—396. Pl. XI-XVI. Deux. mem. Actiniaires ä polypiers, Ibid. T. I. p. 269—348. (Im Auszuge Cpt. rend. T. 77. p. 1201—-1207, developpement des Polypes et de leur Polypier, in’s Engl. übersetzt: Ann. nat. hist. Vol. XII p. 39 ff.) Aber nur die Identität der Untersuchungs- objeete ist es, welche zwischen diesen beiden Autoren eine Beziehung statuiren lässt, denn das, was dieselben bei ihren Untersuchungen im Auge hatten, ist beide Male ein Anderes. Bei Kowalewsky ist es das embryolo- gische, bei Lacaze Duthiers dagegen das morpholo- sische Moment, was die Untersuchung leitet. Vergebens suchen wir desshalb auch bei dem Letztern genaue und ein- gehende Angaben über die Bildung und Beschaffenheit der Keimhäute und den Antheil, den dieselben an dem Aufbau des Polypen nehmen. Dafür aber finden wir bei demselben eine auf entwieklungsgeschichtliche Grundlage gestüzte Darlegung des Polypenbaues, die uns letztern viel- fach in einem neuen Lichte zeigt und zu der Ueberzeugung hinführt, das die früher darüber ausgesprochenen und schein- bar exact begründeten Ansichten (besonders von Milne Edwards und Haime, so wie von Schneider und Rötte- ken) weit entfernt sind, der Wirklichkeit zu entsprechen. Bevor wir jedoch näher hierauf eingehen, bemerken wir, dass die Beobachtungen des Verf.’s auf vier Actinienarten: Actinia mesembryanthemum (= A. equina), Sagartia bellis und S. Troglodytes, Bunodes gemmacea, und auf eine Coralle, Astroides ealycularis, sich beziehen, zum Theil also dieselben Arten, die auch Kowalewsky untersucht hat. Am vollständigsten lauten die Angaben bei Actinia mesembryanthemum, deren Aufbau Verf. lückenlos von den ersten Anfängen an verfolgt hat. In Betreff der Geschlechts- verhältnisse hebt Verf. hervor, dass die Actinien meist hermaphroditisch, Astroides dagegen in der Regel getrenn- ten Geschlechtes sei, obwohl Ausnahmen nicht weniger als selten vorkämen, bei den hermaphroditischen Individuen auch insofern mancherlei Unterschiede obwalteten, als männ- liche und weibliche Follikel bald auf-verschiedene Septa vertheilt, bald auch untermischt an demselben Septum zur Entwicklung kämen. Die ersten Anlagen der Follikel, 158 mögen diese Samenfäden oder Ei enthalten, bestehen immer nur aus einer einfachen Zelle, die dann später auf endogenem Wege eine Brut von Tochterzellen erzeugt. Bei den Actinien erstreckt sich die Dauer der Fortpflan- zungszeit über den grössesten Theil des Sommers, während sie bei Astroides nur auf wenige Wochen (Juni) beschränkt ist. (Einem spätern Zusatze zufolge, 1. ce. T. IH. p. LVI, zeigt übrigens der Eintritt dieser Geschlechtsreife bei Astroides je nach der Localität mancherlei Unterschiede.) Befruch- tung und Klüftung geschieht im Innern der Ei-Follikel, deren Wand nach erlangter Reife theilweise schwindet, so dass die Samenelemente freien Zutritt finden. Der nach Aussen daraus hervortretende Körper ist bereits ein Em- bryo, der mittels eines Cilienbesatzes im Leibesraume seiner Mutter — Verf. betrachtet denselben, wie Kowa- lewsky, als Verdauungshöhle, die durch einen kurzen Oesophagus (vulgo Magenrohr) nach Aussen führe — um- herschwimmt und eine längere oder kürzere Zeit darin verweilt. Bei den vom Verf. beobachteten Actiniaden dauert dieses parasitische Leben in der Regel bis zur Entwick- lung der zwölf ersten Septa und Tentakel, während Astroi- des meist schon früher geboren wird, auf einem Entwick- lungsstadium, in dem der Embryo noch eine einfache läng- liche oder wurmförmige Gestalt besitzt. Uebrigens zeigen auch schon die einzelnen Actinien in dieser Hinsicht manche Unterschiede, wie denn z. B. Sagartia früher geboren wird, als Actinia und Bunodes, zu einer Zeit bereits, in der eben die zwei ersten Tentakel hervorsprossen. Die Larve von Sagartia erreicht auch niemals jene gestreckte Cylinder- form, wie sie bei den andern Arten gefunden wird, sondern bleibt niedrig und bildet dadurch gewissermaassen den Uebergang zu Astroides, deren Embryonen beim Festsetzen zunächst in eine genabelte Scheibe auswachsen. In der Substanz des Embryonalkörpers unterscheidet man zwei Schichten, eine peripherische, die besonders bei Astroides schon frühe Nesselkapseln erkennen lässt, und eine cen- trale, die zahlreiche Fettkörner in sich einschliesst. Verf. bezeichnet beide gelegentlich als Eetoderm und Entoderm, doch dürfte es zweifelhaft sein, ob dieselben in jeder Hin- 159 sicht den gleichnamigen Keimschichten identifieirt werden können. Die ersten Veränderungen, die an den Embryonen zur Beobachtung kommen, bestehen in der Bildung des Mundes, dessen Lippenränder dann durch Einstülpung in das sg. Magenrohr auswachsen und durch letzteres mit dem im Innern des Entoderms inzwischen entstandenen Leibesraum in Verbindung treten. Anfangs ganz einfach gestaltet, be- sinnt dieser Leibesraum alsbald durch Erhebung der vom Verf. auf Faltungen des Ectoderm zurückgeführten Septa im Umkreis des Magenrohrs die ersten Kammern zu bilden. Aber nicht sechs Kammern sind es, die gleichzeitig ihren Ursprung nehmen, wie man früher anzunehmen pflegte, son- dern zunächst deren nur zwei. Sie entstehen durch Bildung zweier Septa, die an zwei einander gegenüberliegenden Stellen von der Leibeswand hervorwachsen und die Peri- pherie des Leibesraumes in eine grössere und eine kleinere‘ Tasche abtheilen. Die Taschen entsprechen, wie man sehr bald bemerkt, da der Mund die ursprünglich runde Form rasch mit einer mehr gestreckten vertauscht, den beiden Mundwinkeln: die ersten Septa stehen also senkrecht auf die durch Mund und Magenrohr bestimmte Verticalebene. Doch die Zahl der Septa und der dadurch abgesetzten Kammern vergrössert sich, indem zu den Seiten der ersten Septa und parallel mit denselben rechts und links neben der Mundebene zwei neue Erhebungen sich bilden, zunächst in der grössern, dann auch in der kleinern Abtheilung. Bei Astroides scheint diese sechsstrahlige Bildung einige Zeit zu verharren, während sie bei den Actiniaden sehr bald einer achtstrahligen Platz macht, die dadurch entsteht, dass in der grössern Körperhälfte, und zwar wiederum jederseits neben den zwei primären Septa, eine neue Faltung ge- schieht. Durch abermalige Wiederholung des Processes, zuerst in der kleinern, dann wiederum der grössern Ab- theilung, immer aber zur Seite der erstgebildeten Septa, steigt die Zahl der Taschen dann auf 12 (5 in der kleinern, 7 in der grössern Hälfte), und das nicht bloss bei den Actiniaden, sondern auch bei Astroides, die sich bis hieher in wesentlich derselben Weise entwickelt, wenig- stens denselben allgemeinen Bildungsgesetzen folgt. Mit 160 aller Bestimmtheit folgt aus diesen Beobachtungen, dass die Septa, wenigstens die zwölf ersten Septa der Poly- actinien, nicht in zwei Sätzen (2x6) entstehen, auch nicht paarweise für jede einzelne Tasche sich bilden, sondern je zu zweien an gleicher Stelle einander gegenüber ihren Ursprung nehmen, die jungen Polypen also eigentlich mehr bilateral, als radiär sich aufbauen. Auch die Mesenterial- filamente kommen immer zu zweien an den einander ent- sprechenden Septis zum Vorschein, die ersten an den zwei ältesten Scheidewänden und so weiter, obwohl, wie es scheint, die Reihenfolge der Bildung nicht, immer ge- nau durch das Alter der Septa bestimmt wird. Auch für die Bildung der Tentakel gilt dieses Gesetz der bilateralen Entwicklung, nur dass dieselben ihrer Lage nach nicht den Scheidewänden, sondern den Taschen entsprechen, die zwei ersten Tentakel also auch den ersten Kammern an- gehören d. h. in der Richtung der Mundwinkel gefunden werden. In der Regel geht dabei übrigens der Tentakel der grössern Körperhälfte wieder voraus; es finden sich sogar Arten, in denen dieser erste Tentakel einige Zeit hindurch allein vorhanden ist. Die Reihenfolge des Er- scheinens richtet sich streng nach dem Alter der einzelnen Kammern: die neuen Tentakel bilden sich also stets in der Nachbarschaft der zwei ersten Septa. Bei Bunodes beob- achtet man an den Larven dieses Stadiums, die übrigens immer noch ohne Fussscheibe sind und mittels ihrer Flimmerhaare umherschwimmen, durch die durchsichtigen Bedeckungen hindurch in der obern Hälfte der Scheide- wände deutlich eine ziemlich ansehnliche Oeffnung, die aus der einen Tasche direct in die benachbarte hinüber- führt. Auch in sofern verhält sich diese Art etwas ab- weichend, als der Embryo länger, als sonst, auf dem acht- strahligen Entwicklungszustande verharrt. Die zwölf Ten- takel sind Anfangs von völlig gleicher Bildung, allein es dauert nicht lange, bis sie sich differenziren und zwar der Art, dass sie abwechselnd sich nach Aussen und Innen umlegen, sich also in zwei Cyelen gruppiren, und in diesen dann auch allmählich eine ungleiche Grösse annehmen. Bei Astroides erstreckt sich das ungleiche Wachsthum 161 selbst auf die Septa, indem auch diese abwechselnd stärker und weniger stark auswachsen. Das gleiche Alter der den zwei ersten Cyelen angehörigen Tentakel liefert einen neuen Beweis, wie ‚wenig zulässig es ist, aus dem Ver- halten des ausgebildeten Thieres auf die Natur und die Entstehungsweise der einzelnen Theile zurückzuschliessen. Ohne Kenntniss der Entwicklungsvorgänge würde man — wie das ja auch der Fall war — die ungleiche Grösse und Stellung der Tentakel kaum anders erklären können, als durch die Annahme zweier verschiedener Entwicklungs- perioden. Doch bei den ersten zwölf Tentakeln bleibt es nicht. Die Zahl verdoppelt sich, doch nicht etwa, wie man geurtheilt hat, dadurch, dass je zwischen zwei alten Tentakeln ein neuer sich einschiebt, sondern vielmehr durch die Bildung von sechs Paaren neuer Anhänge, die neben einander je in den Taschen der kleinern Tentakel auf der Kopfscheibe hervorknospen. Bevor diese Tentakel übrigens hervorkommen, hat die betreffende Tasche im Innern zwei neue Septa gebildet, die natürlich ebenso viele neue Taschen abgrenzen. Die Bildung beginnt auf der Fussscheibe, die alsbald nach Anheftung des Polypen durch Abplattung des hintern Körperendes entstanden ist, indem hier eine zunächst einfache Leiste sich erhebt, die sich bei ihrer Verlängerung nach der Körperwand zu spaltet und dann in zwei neben einander aufsteigende Septa sich fort- setzt. So ist es wenigstens bei den Actiniaden. Ob auch bei den Corallen, ist zweifelhaft, da Verf. hier die Ein- zelnheiten des Vorgangs zu verfolgen nicht im Stande war. Die neugebildeten zwölf Tentakel unterliegen nun aber derselben Differenzirung, wie die ältern, indem sie alternirend sich ungleich stellen und vergrössern. Die grös- sern gruppiren sich, einen neuen Cyclus bildend, zwischen die ersten zwei Cyelen, wogegen die kleinern dem äussern Cyelus sich einreihen, so dass die Zahl der dem letztern zugehörigen Anhänge sich verdoppelt. Aber auch hier ist die Entwicklung mit dem einmaligen Geschehen noch nicht zum Abschluss gekommen. Der Process der Neubildung wiederholt sich in ganz derselben Weise, auch dieses Mal wieder in den Taschen des äussersten Cyclus. Die Zahl 11 162 der Tentakel steigt von 24 (6+6-+ 12) auf 48, die dann nach abermaliger Differenzirung der Nachsehübe in vier Cyelen (6+6-+12-+24) geordnet sind. Dass die Menge der Cyelen bei zahlreichen Arten noch weiter sich ver- mehrt ist zur Genüge bekannt. Es geschieht das aber überall nach dem hier beschriebenen Modus, so dass die neuen Cyelen mit stets verdoppelter Tentakelzahl zwischen den Randeyelus und die übrigen sich einschieben. Der Randeyelus zählt dabei dieselbe Tentakelzahnl, wie die übrigen Cyclen zusammengenommen, aber seine Tentakel sind, wenn auch die kleinsten, doch keineswegs, wie bisher meist angenommen wurde, zugleich die jüngsten, sondern eine Sammlung aller jener Altersstufen, die in den übrigen Cyclen vertreten sind. In wie weit freilich diese Verhält- nisse auch für die Steinkorallen Geltung haben, muss erst dureh spätere Untersuchungen constatirt werden, da die Entwicklung des festen Skelets hier möglicher Weise manche Abweichungen im Gefolge hat. Was übrigens die Beziehungen dieses letztern zu den Weichtheilen betrifft, so haben die Untersuchungen des Verf.’s gezeigt, dass die ältern Ansichten auch hier nicht ganz richtig waren. Während man früher der Meinung war, dass die Radiär- lamellen des Skelets durch Umstaltung aus den weichen Scheidewänden des Polypen hervorgingen, belehrt uns Verf. von der Thatsache, dass dieselben zwischen diesen Scheidewänden je in den einzelnen Kammern des Leibes- raumes gelegen sind und hier auch unabhängig von den erstern ihren Ursprung nehmen. Als Ausgangspunkt ihrer Bildung wird das sg. Entoderm bezeichnet, das auf dem Boden des Leibesraumes in beträchtlicher Menge angehäuft sei. Hier treten noch vor Anheftung des Embryo in radi- ärer Anordnung nach dem Numerus 12 je drei ursprüng- lich isolirte Kalkstäbehen auf, die bald zu einem Stücke zusammenschmelzen und allmählich in die einzelnen La- mellen auswachsen. Die Bildung der Mauer geschieht erst nach Anlage der Lamellen, durch Ausscheidung einer von Anfang an zusammenhängenden ursprünglich weichen Masse, die erst nachträglich mit den radiären Kalkkörperchen durch deren nach Aussen gekehrte Doppelschenkel in Ver- “ AA Pe 163 bindung tritt. Eben so selbstständig geschieht auch die Anlage der Columella durch Kalkkörperchen, die im un- tern Ende der Centralachse, gleichfalls also am Boden des Leibesraumes, ihren Ursprung nehmen und erst später so- wohl unter sich, wie mit dem übrigen Skelet in Ver- bindung treten. Die sg. „Epitheca“ ist ein Gebilde von sehr untergeordneter Bedeutung und desshalb auch häufig abwesend; wahrscheinlich Nichts, als eine verhornende Se- ceretmasse, welche die einzelnen Polypen in Folge gewisser äusserer Eingriffe zu ihrem Schutze absondern. In den Knospensprösslingen entstehen die ersten Anlagen des Skelets schon zu einer Zeit, in der die Skeletmasse der Mutterthiere noch weit von denselben entfernt ist. Einer kurzen brieflichen Mittheilung an Lacaze Duthiers zufolge (Archiv zoolog. exper. T. Il. p. XXXIX) hat A. Agassiz sich jetzt davon überzeugt, dass die von ihm früher als Arachnactis beschriebenen flottirenden Po- lypen sich im Verlaufe ihrer weitern Entwicklung in Ed- wardsien umwandeln. Man unterscheidet schon früher acht radiäre Septa, während die Tentakel dem Anschein nach unabhängig von den dadurch abgesetzten Kammern bila- teral d.h. paarweise an den Seiten der zuerst vorhandenen zwei Tentakel hervorbilden. Alleyne Nicholson handelt (Transact. roy. Soc. Edinbg. Vol. XXVII T. 3. p. 237—249, im Auszuge Proc. roy. Soc. Edinb. 1875 p. 497) „on the mode of growth and increase amongst ihe Corals of the palaeozoie period‘. Er schildert dabei namentlich die verschiedenen Formen der ungeschlechtlichen Vermehrung, die bei den paläozo- ischen Korallen zur Beobachtung kommen und nicht selten zu Stockbildungen hinführen, welche von denen der recen- ten Arten mehr oder minder abweichen. Es gilt das vor- nehmlich von derjenigen Form der Knospung, welche vom Verf. als „simple calicular gemmation‘“ bezeichnet wird und darin besteht, dass die Mundfläche der Polypen eine Knospe erzeugt, die entweder einfach bleibt oder den Knospungsprocess in gleicher Weise wiederholt, so dass dann förmliche Polypenketten entstehen, deren einzelne Glieder bald gradlinig, bald auch winkelrecht mit einander 164 verbunden sind und im ersten Falle bisweilen so wenig scharf gegen einander sich absetzen, dass die Grenzen derselben als blosse ringförmige ‚„Wachthumsfirsten“ er- scheinen. Wenn statt einer einzigen Knospe deren zwei oder mehrere neben einander auf der Mundfläche des Po- lypen sprossen, dann nimmt Verf. eine „eomposed calicular gemmation“ an, die unter Umständen gleichfalls zu eigen- thümlichen Stockformen Veranlassung giebt. Daneben unter- scheidet Verf. noch eine „basal gemmation‘, besonders bei den inerustirenden Corallen, eine „parietal or lateral gemmation“ und eine „increase by fission“, Fortpflanzungsarten, die auch bei den jetzt lebenden Corallen sehr häufig sind, und nicht selten mit einander combinirt auftreten. Der systematische Werth dieser differenten Fortpflanzungsformen ist übrigens nach der Ansicht des Verf.s weit geringer, als man das nach Analogie der recenten Corallen gewöhnlich annimmt, da nicht selten die nächsten Verwandten in Betreff ihrer Knospungs- weise abweichen. Uebrigens wird die Physiognomie der palä- ozoischen Corallenstöcke nicht ausschliesslich durch die Form der Vermehrung, sondern zum Theil auch durch die Epitheca und das Coenenchym bestimmt, von andern dabei in Betracht kommenden Momenten zu geschweigen. Nachdem die allgemeine Gültigkeit des von M. Ed- wards für das Wachsthum der Korallen aufgestellten Ge- setzes schon von Schneider bestritten worden (J. B. 1871. S. 191), zeigt Semper jetzt durch eine eingehende Unter- suchung der von ihm gesammelten Philippinischen Turbi- noliden und Eupsammiden, dass die Septa der einzelnen Arten nach der Zeit und dem Ort ihres Entstehens viel- fach von einander abweichen, ja dass fast jede Art in Betreff ihres Wachsthumes ihr besonderes Gesetz hat. Für die richtige Deutung und Bestimmung der Formen ist die Kenntniss dieser Thatsache natürlich von grosser Wich- tigkeit, zumal dadurch auch mancherlei individuelle Un- regelmässigkeiten ihre Erledigung finden, die nach dem Edwards’schen Classificationsschema zu einer Abtrennung besonderer Arten veranlassen mussten. Aber noch in an- derer Beziehung haben die Untersuchungen Semper’s ein unerwartetes Resultat geliefert, indem sie nämlich den Nach- RER: 165 weis bringen, dass die Bildung abfallender Knospen unter den Steinkorallen viel weiter verbreitet ist, als man früher wusste (z. B. auch den Eupsammiden vielfach zukommt), und bisweilen unter Verhältnissen auftritt, die einen Ver- gleich mit den Erscheinungen des Generationswechsels (der Strobilation) vollständig rechtfertigen. Am deutlichsten ist das vielleicht bei gewissen Flabellen (Fl. variabile Semp.), deren gestutzte Arten wahrscheinlich überall nichts An- deres sind, als die abgetrennten Oralstücke von gestielten Formen, die sich in mehrfacher Wiederholung von dem persistirenden Fussstücke lösen und zur Geschlechtsreife kommen, während die letzteren nach Ammenart geschlechts- los bleiben. Ein Gleiches gilt für die Gattung Fungia, deren Amme in manchen Formen sogar einen verästelten Korallenstock darstellt und an den ringförmigen Vorsprün- gen der einzelnen Zweige sogar die Zahl der successiv gebildeten Geschlechtsthiere erkennen lässt. Ob auch die Knospung von Blastotrochus nutrix als ein Generations- wechsel aufzufassen sei, scheint Ref. zweifelhaft, da die abfallenden Korallen hier an den Seitenrändern eines ent- . wiekelten Geschlechtsthieres hervorkommen. Freilich sind die persistirenden Stielstücke auch hier zu der Produetion einer neuen Generation von Korallen befähigt. Der eigen- thümliche Bau von Diaseris ist nach Semper gleichfalls auf Knospenvorgänge zurückzuführen, da nur die allerkleinsten nahezu gleichlappigen Individuen einen einfachen centralen Mund besitzen, während die grössern ohne Ausnahme zu- sammengesetzt sind. „Ueber Generationswechsel bei Stein- korallen und über das Edwards’sche Wachsthumsgesetz der Polypen. Zugleich ein Beitrag zur Fauna der Philip- pinen.“ Leipzig 1842. 48 S. mit 6 Tafeln. (Aus Ztschrft. f. wiss. Zoolog. Bd. XXIL, Hft. 2.) Nach Verrill sind die paläozoischen Tubulaten mit Ausschluss des Gen. Millepora echte Polypen und keine Hydroiden. Sie repräsentiren auch keineswegs eine eigene Gruppe, sondern müssen über verschiedene Familien des natürlichen Systemes (Poeeilloporiden, Astraeiden, Poritiden) vertheilt werden, denn das, was sie charakterisiren soll, die Anwesenheit regelmässiger Querscheidewände zwischen 166 den radiären Septen, findet sich auch bei zahlreichen re- centen Polypen und steht wahrscheinlicher Weise damit in Zusammenhang, dass die einzelnen Kammern gleich- zeitig ihre Geschlechtsstoffe entleerten. Wo die Entleerung keine ganz gleichmässige ist, da bilden sich die Scheide- wände der einzelnen Kammern in verschiedener Höhe. On the affinities of palaeozoic tabulate Corals with existing species, Amer. Journ. arts and sc. 1872 T. IU. p. 187—194 oder Ann. and Mag. nat. hist. T. IX. p. 355—364. Auch die Untersuchungen von Mosely beweisen zur Genüge, dass die Polypen mit Querscheidewänden keines- wegs zu einer einzigen Gruppe zusammengehören, solche Bildungen vielmehr bei sehr verschiedenen Formen sich entwickeln. Die bisher mit Millepora zusammengestellte Heliopora (H. coerulea) erwies sich sogar ganz unverkenn- bar als ein Aleynoidpolyp mit Kalkskelet, wie das weiter unten noch näher begründet werden soll. Nur bei Poeeil- lopora liessen sich unverkennbar die Züge einer Polyacti- nie (12 Tentakel in zwei Reihen mit ebenso vielen Me- senterien) nachweisen, während Millepora und Stylaster des Magenrohres und der Mesenterien entbehrten und offen- bar beide — wie das Verf. in einer spätern Abhandlung das Weitern auseinander gesetzt hat — den Hydroidpolypen zugerechnet werden müssen. Für den von Verrill ver- mutheten Zusammenhang der mehrfach wiederholten Boden- bildung mit der Geschlechtsreife ergeben sich aus den Untersuchungen Mosely’s übrigens keinerlei Anhaltspunkte. Im Gegentheil beweisst das Vorkommen dieser Gebilde in den polypenlosen Coenenchymröhren von Heliopora mit Evidenz, dass diese beiderlei Vorgänge von einander ganz unabhängig sind. Mosely, on the structure and relations of Aleyonarian Heliopora ..... . and remarks on the affini- ties of certain palaeozoie corals (Proceed. roy. Soc. 1875 Vol. XIV p. 59—70 oder Ann. nat. hist. Vol. XVII — ausführlich inzwischen und mit Abbildungen veröffentlicht in den Philos. transact. 1876 Vol. 166 p. 91—129 Pl. VIU und IX.). Kölliker glaubt auf Grund gewisser entwicklungs- geschichtlicher und anatomischer Thatsachen die Aleyo- 167 narien und Zoantharien schärfer aus einander halten zu müssen, als das gewöhnlich geschieht (Morphol. und Ent- wicklungsgesch. des Pennatulidenstammes $. 71). Er ur- girt dabei die Thatsache, dass die Lagerung der Muskeln an den Septis bei beiden verschieden sei, dass die ausge- bildeten — bei Antipathes einzigen — zwei Mesenterial- filamente bei den Zoantharien zweien gegenüberstehenden, bei den Aleyonarien aber zwei dicht beisammenstehenden Septis angehören, dass auch die Reihenfolge der Septa bei der Entstehung nicht die gleiche sei, und Gefässe schliess- lich unter den Zoantharien nur bei den Zoanthinen und Antipatharien gefunden werden. Alles zusammengenommen scheinen unserm Verf. (wie Agassiz) die Aleyonarien an die Spitze der Anthozoen zu gehören, und unter diesen wieder die Pennatuliden die erste Stufe einzunehmen. Gray liefert eine Aufzählung der zu M’Andrew bei Suez gesammelten Polypen: 17 Steinkorallen und 7 Al- eyonarien. Unter den letztern werden als neu genannt (nicht beschrieben) 1 Sarcophyton, Anthelia grandis, Aleyo- nium aurum. Ann. nat. hist. Vol. X. p. 124, 125. Greeff berichtet über die von ihm auf Madeira be- obachteten Polypen. A. a. O. 8. 31. Ebenso liefert Lütken in dem schon früher mehr- fach erwähnten Arctic manual (p. 186) eine Aufzählung der Grönländischen Anthozoen. Ueber die Anthozoen von Nord-Carolina, vgl. Verrill, über die von St. Lawrence Witheaves, 1. eit. Polyaetinia. Allman macht auf einige Eigenthüm- lichkeiten in dem Bau der Edwardsien aufmerksam, die ihn veranlassen, diese Polypen als Repräsentanten einer zwischen den Zoantharien und Aleyonarien vermittelnden eigenen Gruppe zu betrachten. Die Angaben betreffen vor- nehmlich die acht Radiärsepta, welche nirgends mit dem Magenrohre in Verbindung stehen, und ein sonst bei den Coelenteraten, wie es scheint, fehlendes kammförmiges Organ, das den bandförmigen Geschlechtsorganen anhängt und nach der Vermuthung des Verf.’s eine Art Kittdrüse darstellt. Journ. microse. sc. 1872 T. XII p. 394, Rep. Br. Assoc. 1872. p. 132. 168 Martin-Duncan betrachtet die Chromatophoren der Actinia mesembryanthemum mit Schneider und Rötteken als Augen und beschreibt dabei weiter noch ein von Ganglienzellen durchwirktes plexusartiges Nerven- system, das sich theils unterhalb der Chromatophoren im Umkreis des Mundrandes hinziehe, theils auch in der Fuss- scheibe unterhalb des Endotheliums gelegen sei und von da sich zwischen die Muskeln hinein erstrecke. Proceed. roy. Soc. T.XXTII. N. 148 p. 44 (1874) oder Archiv zoolog. exper. T. III. p. XXI, ausführlicher mit Abbild. monthly microscop. Journ. T. XII. p. 65—79 Pl. 69. Anders dagegen Ludwig, der jenen „Augen* — und bestimmt mit Recht — die ihnen von Rötteken beige- legten Function in Abrede stellt und den Nachweis ver- sucht, dass sie Nichts als verkümmerte Tentakel (Nessel- knöpfe Ref.) darstellen. Die sg. Linsen redueiren sich (wahrscheinlich) auf die Kerne von Epithelzellen, die Zapfen auf Nesselkapseln, die Nervenschicht auf Bindesubstanz. Bei Aectinia mesembryanthemum lässt sich die gesammte Epidermis auf Durchschnitten mehr oder weniger deutlich auf das Rötteken’sche Schema des Actinienauges zurück- führen. Nachrichten von der Göttinger Gesellsch. der Wissensch. 1875. S. 491—500. (Ueber das Rötteken’sche Auge der Actinien.) Mosely untersucht die Pigmente von Bunodes cras- sicornis und andern Actinien mittelst des Spectroscops und findet bei dem erstern im Umkreis des Mundes (aber nur hier) einen rothen Farbstoff mit einfachen Absorptions- streifen, dem Hämaglobin nicht unähnlich (Actiniochrome). On Actiniochrome, a colouring matter of Actinias, which give an absorption speetrum, Journ. mier. sc. T. XI p. 133, 144. Fischer zählt an der oceanischen Küste Frankreichs nicht weniger als 31 verschiedene Actiniaden, die bis auf 6 auch zugleich an den Englichen Küsten gefunden werden. Dafür haben die letzteren aber eine ganze Anzahl von Formen, die in Frankreich fehlen, sämmtlich durch einen eminent borealen Charakter ausgezeichnet. Die bathyme- trische Vertheilung ist sehr einfach, da die Actiniaden nur 169 selten in eine grössere Tiefe (über 72 Mtr.) hinuntersteigen. In der Littoralzone leben vorzugsweise Actinia equina, Anemonia sulcata, Sagartia ignea, 5. erythrochila, Bunodes verrucosus, Palythoa sulcata u. s. w., in derZone der La- minarien mehr gestreckte Formen wie Metridium dianthus, Sagartia sphyrodela, S. pellucida u. a., in der der Nulli- poren endlich die Muschelbewohner Sagartia effoeta, 8. viduata, Adamsia palliata, Chitonactis (n. gen.) coronata und Palythoa Couchi. Die Zahl der Tentakel und der Tentakeleyclen scheint dem Verf. übrigens ein Charakter von sehr zweifelhaftem Werthe, da in dieser Beziehung nicht bloss bei verwandten Arten, sondern selbst bei ver- schiedenen Individuen derselben Art häufige Abweichungen vorkommen. Die bei Metridium dianthus vielfach beob- achtete Fortpflanzung durch Auswachsen kleiner Bruch- stücke findet sich in gleicher Weise auch bei Sagartia pellueida und S. ignea (nicht aber bei S. effoeta u. a.), so wie bei Anemonia sulcata. Sur les Actinies des cötes oc&aniques de France, Cpt. rend. T. 79 p. 1207—1210, in’s Engl. übersetzt Ann. nat. hist Vol. XV. p. 373—376. Aus- führlicher Nouv. Arch. Mus. T. X. p. 193—244, mit Sa- gartia ignea, S.erythrochila und Bunodes biscayensis nn. Sp. Rob. Kyle handelt (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. IX. p. 304) über eine wahrscheinlich neue Actinie der Irischen Küste, die zumeist an Tealia und besonders T. digitata sich anschliesst, aber völlig warzenlos ist. Crambactis arabica n. gen. et n. sp. Haeckel, arab. Korallen S. 4 Fig. 2. Eine neue Phyllactinie von den Ko- rallenbänken Tors, die sich dadurch auszeichnet, dass oben zunächst um den Mund herum ein mehrfacher Kranz von zahlreichen zarten Fangfäden sich befindet, welche die Gestalt von dünnem krausenartig gefalteten Kohlblättern oder Endivienblättern besitzen. Darunter steht ein mehrfacher Kranz von zahlreichen dieken Fangfäden, welche von den erstern ganz verschieden, derbhäutig, nicht gefaltet und von einfacher spindelförmiger Gestalt sind. Der eigent- liche Körper ist eine niedrige eylindrische Säule. Edwardsia lineata Verrill, Rep. Comm. Fish. l. ec. p. 739. Ebendas. bemerkt Verf., dass Peachea para- 170 sitica nicht bloss auf Cyanea arctica lebt, sondern auch in niedrigem Wasser grabend im Sande gefunden wird. Verrill beschreibt eine neue gigantische Form von Cerianthus, (©. borealis von Neu-England mit einem fuss- langen Schlammrohr. Amer. Journ. T. V. p. 5. Cerianthus borealis Verr. und Epizoanthus americanus Verr. abgebildet bei Smith and Hager, Transact. Connect. Acad. Vol. II. P. 2 Pl. I und VII. Palythoa Savignii Aud. macht Haeckel in seinen arabischen Korallen zum Typus eines neuen Gen. Paly- thoaster. Tentakel kurz in zwei Reihen von verschie- dener Form. Peach on british Madrepores (Proc. R. Phys. Soc. Edinb. 1874) ist dem Ref. nicht bekannt geworden. Pourtal&s findet an den Gallopagos - Inseln, die be- kanntlich hart an der Grenze der Korallenregion liegen, noch sieben Kalkpolypen, alle oder nahezu alle überein- stimmend mit Arten, die an der Landenge von Panama gefunden wurden. Amer. Journ. arts and sc. T. X. p. 282, oder Ann. nat. hist. Vol. XVI. 376. le Conte macht darauf aufmerksam, dass die Ma- dreporen an Localitäten mit ungleichem Wasserstande beim Sinken des Niveau sämmtlich bis zu einer bestimmten Höhe absterben, und erwähnt eines derartigen Falles bei Fort Jefferson. Rate of growth of Corals, Amer. Journ. sc. and arts. T. X. p. 34. Semper untersucht (a. a. 0.) die Wachsthumsver- hältnisse und die Fortpflanzung von Blastotrochus nutrix Edw., Flabellum irregularen.sp., Fl. variabilen. sp. (dessen verschiedene Entwicklungszustände von Edwards als Fl. aculeatum, Fl. spinosum, Fl. Owenii und Fl. Stockesii be- schrieben sind), Placotrochus laevis Edw., Trochocyathus philippinensis n., Paracyathus rotundatus n., Heterocyathus philippinensis n., H. parasiticus n. (dessen Fuss in einer eigenen Höhlung stets einen Sipunculiden beherbergt, wie das auch bei Heteropsammia Michelinii der Fall ist), Rhodopsammia (n. gen.) carinata n. Ssp., Rh. amoena n., Rh. parallela n., Rh. socialis n., Rh. affinis n., Rh. ovalis n., Ich. incerta n., Rh. dubia n., Heteropsammia Mi- a 171 chelini Edw., H. rotundata n., H. ovalis n., Endopachus Grayi Edw. Die Aufstellung des neuen Eupsammidengenus Rh o- dopsammia findet seine Motivirung darin, dass es nach der Edwards’schen Classification unmöglich ist, die einzelnen Genera naturgemäss zu unterscheiden. Semper charak- terisirt dasselbe folgendermaassen: Polyparium einfach oder mit seitlichen Knospen; frei oder festsitzend; bald rundlich eonisch, bald seitlich zusammengedrückt. Keine oder nur rudimentäre Epitheca. Rippen einfach, von unten an sichtbar, mit mehr oder weniger sich erhebender, aus ge- wundenen Blättehen bestehender Columella. Die Septa schmal, scharfrandig, kaum über den Kelchrand sich er- hebend, die der ersten Cyela gleich, bis dicht an die Co- lumella herantretend, die der dritten kleiner, aber auch mit der Columella sich verbindend, solche der nachfol- senden — oft unregelmässigen — Cycla viel schmäler und ausnahmslos mit denen des vorhergehenden Cyclus ver- einigt. Pourtale&s handelt über die von ihm bei Gelegen- heit der „Hassler“-Expeditionen gedredgten Tiefseekorallen (illustrated Catalogue Mus. comp. zoolog. N. VII, Cambridge 1874 p. 33—45. Pl. VI—IX). Es sind im Ganzen 32 Arten, die dabei aufgezählt und, so weit sie unvollständig oder wenig gekannt sind, beschrieben werden. Die Mehrzahl derselben stammt von Barbadoes, aus einer Tiefe von S0— 120 Faden. In vielen Fällen schliessen sich die beob- achteten Arten an fossile Formen an, wie denn überhaupt die Westindische Korallenfauna eine auffaliende Aehnlich- keit mit jener besitzt, die zur Tertiärzeit in Europa lebte. Auffallender Weise ist die Aehnlichkeit mit den an Ort und Stelle vorkommenden Tertiärkorallen eine weit ge- ringere; eine Thatsache, welche Verf. durch die Annahme zu erklären sucht, dass die Europäischen Korallen zur Tertiärzeit westwärts gewandert wären und in den West- indischen Gewässern grossentheils sich erhalten hätten, während sie in Europa gleich den zu selbiger Zeit in Westindien lebenden Arten zu Grunde gegangen seien. Als neu beschreibt Verf. aus der Familie der Turbinoliden: Caryophyllia Antillarum, Bathycyathus maculatus Bras., 172 Trochocyathus Rawsoniü, Schizocyathus (n. gen.) fissilis (mit Knospen, die an der Innenseite des Calyx, gewöhn- lich an den secundären Septen hervorkommen), Spheno- trochus auritus Bras., Flabellum braziliense, Rhizotrochus tulipa. In Galaxea eburnea Pourt. erkennt Verf. jetzt die Jugendform eines Desmophylium. Die Fam. der Trocho- smiliden wird durch Coenosmilia (n. gen.) arbuscula, die der Stylophoriden durch Axwohelia Schrammii Guadaloupe, die der Asträiden durch Antillia explanata (einem sonst bloss fossil vorkommenden Genus zugehörig) und COlado- cora patriarca Bras., die der Stylasteriden dureh Disticho- pora barbadensis berichtet. Ebenso die Gruppe der Ru- gosen durch Duncania (n. gen.) barbadensis, so wie die der Antipatharien durch Antipathes abietina und A. Fer- nandezit. Die neuen Genera tragen die nachfolgenden Dia- gnosen: Schizocyathus Pourt. Corallum simple, without epitheca or costae; no columella; pali in front of the last cycle, united in front of the penultimate; propagating by internal gemmation. Coenosmilia Pourt. Parasmiliae propagating by gemmation and thus becoming compound. Single corallites are, typical Para- smiliae. Duncania Pourt. Corallum attached, eylindrical, covered with a thick wrinkled epitheca rising over the border of the calicle. Inter- septal chambers filling up solidiy from the bottom; a multiple pil- lared columella. Sometimes paliform lobes. (Differs from Haplo- phyllia Pourt. by the formation of the columella. From Thecocya- thus, with which it might be confounded by the general appearence, it is easely distinguished by its very different epitheca and by the arrangement of the septa, which show no definite systems and no derivation from a primary hexameral division.) Duncan veröffentlicht „a deseription of the Madre- poraria dredged up during the expeditions of H.M. S. Poreupine in 1869 und 1870“ (Transact. zoolog. Soe. T. VII p- 303—344. Pl. XXXIX—XLIX) und liefert darin eine eingehende durch zahlreiche treffliche Abbildungen erläu- terte Darstellung nicht bloss der schon früher (vgl. J. B. 1871. S. 199) von ihm — nach den Resultaten der ersten Expedition — kurz charakterisirten Formen, sondern auch 173 zahlreicher anderer, die erst bei Gelegenheit der zweiten Reise und mit verbesserten Apparaten von den Zoologen des Porceupine gedredgt werden. Es sind im Ganzen nicht weniger als 28 verschiedene Korallen, die uns hier vorge- führt werden, 27 Arten (darunter 14 neue) und 21 Varie- täten. Auf diese Weise liefern die Untersuchungen des Verf.’s eine neue Illustration zu der schon früher von dem- selben ausgesprochenen Behauptung, dass die Tiefseeko- rallen eine sonst kaum in gleichem Maasse beobachtete Variabilität zeigen. Ebenso bestätigen dieselben von Neuem, dass unter diesen Geschöpfen zahlreiche Formen vertreten sind, — allein 11 Arten unter den hier in Betracht kom- menden —, die bisher bloss in fossilem Zustande bekannt sind oder fossilen Arten doch sehr nahe stehen. Auch sonst ergaben sich mancherlei Resultate von allgemeinerer Be- deutung, wie z. B. das, dass die Tiefseekorallen eine zum Theil sehr beträchtliche Horizontalverbreitung aufweisen, auch trotz der bedeutenden Tiefe, in welcher sie leben (bis zu 1094 Faden), und der bis zu 29, 9° Fahrenheit sin- kenden Temperatur ihrer Umgebung, ein lebhaftes und kräftiges Wachsthum besitzen. Mit wenigen Ausnahmen gehören die Tiefseekorallen sämmtlich zu den solitären Arten, vielfach auch zu besonderen, sonst nicht weiter be- kannten Genera. In systematischer Beziehung wichtig ist die Thatsache, dass Lophohelia prolifera und Amphihelia oculata, die gewöhnlich den Oculiniden zugerechnet werden, dadurch, dass ihr Skeletrohr von Innen nicht gefüllt wird, an die Asträiden sich anschliessen, die erstere auch durch Entwieklung von queren Scheidewänden im Innern gewisse Züge besitzt, die man früher den sg. Tabulaten als cha- rakteristisch beilegte. Dass manche der früher aufgestell- ten Arten als Varietäten sich erweisen, ist schon durch die Mittheilungen des letzten Berichtes bekannt geworden. Aber auch gewisse Genera glaubt Verf. als unberechtigt bezeichnen zu dürfen, wie Ceratocyathus, das mit Caryo- phyllia, und Thecopsammia, das mit Balanophyllia zu verbinden sei. Im Uebrigen betreffen die Darstellungen des Verf.’s vornehmlich folgende Arten zunächst aus der Fam. der Turbinoliiden: Caryphyllia vermiformis n. Sp., 174 C. elavus Seaechi (mit 4 Varietäten, unter denen €. Smithii Stock. und C. borealis Flem.), C. arcuata Edw.-H.; C. Se- guenzae (= Ceratocyathus ornatus Seg.), C. eylindracea Reuss, C©. abyssorum n., CO. Juskipi n., ©. Calveri n., (. vermiformis n., ©. Pourtalesi n., Bathycyathus atlanticus n., Paracyathus Agassizi n., P. striatus Phil, Sphenotrochus intermedius Münst., Sabinotrochus (n. gen.) apertus n., Desmophyllum erista-galli Edw.-H. (= D. dianthus Ehrbg., D. Cumingi Edw.-H., D. costatum Edw.-H.), Flabellum distinetum Edw.-H. (= Fl. extensum Mich.), Rhizotrochus affinis n., Amphihelia (= Diplohelia) oculata L. und A. ramea Müll., die beiden einzigen Species von Amphihelia, die Verf. als berechtigt anerkennt und wegen der unverkennbaren Ver- wandtschaft mit Ceratotrochus den Turbinoliden zurechnet. Die Familie der Astraeiden, wie Verf. sie fasst, ist vertreten durch Solenosmilia (n. gen.) variabilis n., und Lophohelia prolifera Pall., welche letztere mit ihren zahlreichen Varie- täten kaum noch länger den Oculiniden zugezählt werden kann, die der Oculiniden durch Stylaster gemmascens Cop., während den Madreporariern Dalanophyllia gaditana n., DB. cellulosa n., B. socialis Pourt. und Dendrophyllia cornigera Lamk., den Fungiiden Fungia symmetrieaPourt. und den Cya- thaxoniden das mit Haplophyllia Pourt. verwandte neue Gen. Guynia (@G. annulata n.), eine durch ihre asymme- trische Bildung sehr eigenthümliche, aber nicht bekannte Form und Pliobothrus symmetrieus Pourt. zugehören. Zum Schlusse folgen hier noch die Diagnosen der von unserm Verf. neu aufgestellten und neu begrenzten Genera: Sabinotrochus Dune. (e tribu Turbinoliacearum). The coral- lum is simple, flatly turbinate, and adherent by a delicate pedun- cle. The calice is flat. The septa are exsert; the costae are deli- cate and numerous, and the columella consists of growths from the septal terminations. AmphiheliaM. Edw.-H. The corallum is bush-shaped, and the gemmation is alternate marginal and often double. The, wall increa- ses in thickness at the lower part of the corallum and often in- cludes the formerly free corallites. The corallites often coalesce. The columelia exists. The septa are in six systems. There are not many eycles of them. The ornamentation of the wall may be none, or the costal striae may exist. The corallites do not fill up from below. There is no dissepimental tissue. u 7 ge = 175 Solenosmilia Dune. (e tribu Euphylliacear. caespit.). The corallum is bush-shaped, and the corallites, which rarely unite, are eylindrical and bifurcate. The terminal calices are produced by a bi-gemmation; and their fossae and columellae are in common. The tissue between the new calices is usually costulate, and that over the rest of the corallum granular and without any epitheca. The calices increase by fissiparity and form occasionally short series. Septa numerous and not very exsert. Dissepiments common. Lophohelia Pall. The coralium is dendroid and its gemma- tion is subterminal and irregularly alternate. The wall is very thick. The calices are very deep. The septa are irregular in their eyclical arrangement. There is no columella. There are dissepiments and strong well-developed tabulae. Guynia Dune. The corallum is simple and long. The wall is thick and solid. The septa are well developed, lamellar, unequal, and are continuous from the base to the calice. There are four systems of septa; and one primary septum is longer and larger then the others. The columella is essential and is attached to the larger septa. There is no endotheca. The costae are visible on the growth- rings of the outside of the wall. There is an epitheca. Die hier zuletzt erwähnte Guynia ist vom Verf. schon vorher (on the structure and affinities of Guynia annulata, with remarks upon the persistence of palaeozoie types of Madreporaria, Transact. roy. Soc. 1872. p. 29—40 Pl. I.) eingehend beschrieben und als neu charakterisirt worden. Es ist ausser Haplophyllia Pourt. (J. B. 1870. S. 197) der einzige bis jetzt bekannte lebende Repräsentant der in den ältern Schichten so vielfach vertretenen Gruppe der Rugosen. Wyville Thomson fischte zwischen San Miguel und Santa Maria in grosser Tiefe (1000 Faden) lebende Exemplare eines grossen neuen Flabellum (Fl. alabastrum Mosely) und eines gleichfalls neuen Ceratotrochus (C. nobilis M.) und giebt von beiden Beschreibung und Holzschnitt, Nature 1873 T. VII. p. 402. Dem ältern Funde von Ulocyathus aretieus Sars, einer vielleicht mit dem fossilen Flabellum laeiniatum H. et Edw. identischen freien Turbinolide der norwegenschen Küste (J. B. XX. S. 464), reiht sich jetzt der Nachweis an, dass noch eine zweite verwandte Art dieser sonst nur fossilen oder in wärmeren Meeren vertretenen Gruppe dem Norden zukomme, eine Form, die nach ihrer äussern Er- 176 scheinung leicht für eine kleine Fungie gehalten werden könnte und desshalb denn auch als Fungiacyathus (F. fragilis n.) bezeichnet wird (Sars, remarkable forms u. s. w. I. p. 58—61 Tab. V). Das neue gleichfalls schon von M. Sars entdeckte Genus wird mit nachfolgender Diagnose in unser System eingeführt. Fungiacyathus Sars. Polyparium simplex, liberum, absque vestigio adhaesionis, discoideum vel lamina modo instructum basali horizontali, plana, subtus subtiliter radiatim costata, lamina vero murali (theca) nulla. Calyx subeircularis supra (septis altis) convexus, margine crispo. Columella nulla, pali nulli. Septa numerosa, syste- mata 6 et ordines 6—8 formantia, primaria et secuudaria valde elevata, arcuata, subtiliter transverse plicata, margine superiore sub- undulato, usque ad centrum producta, et hie irregulariter lobata et flexuosa, omnia in tota longitudine discreta, tenuissima, supra marginem exteriorem calycis prominentia. Fossa calicinalis sat magna et aequaliter depressa. Animal simplex actiniiforme, sangui- neum, ore elliptico plicato, tentaculis parvis conico-cylindratis, ver- rucosis, apice obtuso, non retractilibus, 4—5 seriatis. Alleyn Nicholson beschreibt eine den Turbino- liden zugehörige paläozoische Koralle als Duncanella (n. gen.) borealis, Ann. nat. hist. Vol. XIII. p. 333—335 mit Holzschn. Lütken liefert (Videnskab. Meddelels. naturh. foren. Kjöbenhavn 1873 p. 65, mit franz. Uebersetzung) Beschrei- bung und Abbildung eines wahrscheinlich aus Indien stam- menden Vertreters des sonst bloss fossil bekannten Gen. Cladangia, Ol. exusta Steenstr. Die Jugendformen leben auf Muschelschalen und entsprechen dem bis jetzt gleich- falls nur im fossilen Zustande aufgefundenen Gen. Rhizan- gia, das vielleicht nur auf derartige Jugendformen hin auf- gestellt ist. Unter den Mittheilungen über Korallen und Penna- tuliden in Thomson’s the depths of the sea erwähnen wir hier die Abbildungen von Lophohelia prolifera Pall. und Allopora oculina Ehrbg. (Fig. 30 und 31), von Theco- psammia socialis Pourt. (Fig. 69), Caryophyllia borealis Flemg. (Fig. 4 p. 27 und 431) und einem vielleicht neuen Flabellum, FT. distinetum (Fig. 68. p. 431), die an der Por- tugiesischen Küste gedredgt wurden. Agassiz und Pourtal&s beschreiben in dem Bullet. 177 Mus. compar. Zoolog. (Vol. III. Nr. 13 p. 287—290) zwei Ko- rallen, die in einer 3000’ hoch gelegenen Schicht nahe bei Tiliche in Peru gesammelt wurden und aus ver- hältnissmässig noch junger Zeit stammen, in der die Küste noch nicht gehoben war und jene Schlucht einen mit dem Jetzt 20 M. entfernten Meere nur in geringer Verbindung stehenden Salzsee darstellte. Sie sind beide neu und ge- hören Formen an, die sonst bloss aus ältern Schichten bekannt sind: Isophyllia duplicata und Convexastraea (?) perwviana mit Abbildungen. Duncan bemerkt (Philos. mag. 1872. Vol. 43 p. 75), dass die den Tertiärformationen angehörende Caryophyllia formosa durch die Tiefseedreggungen von Pourtales, sowie von Carpenter und Gwyn Jeffreys noch lebend aufgefunden sei. Sars handelt über die seit Gunner nicht wieder aufgefundenen Allopora (Millepora) norwegica (= A. oculina Ehrbg.), sowie über das Vorkommen von Stylaster gem- mascens Esp. an der Norwegischen Küste. Forhandl. Selsk. Christ. 1872 p. 115. (Nach neuern Untersuchungen gehören übrigens die Milleporen und Stylasteriden zu den Hydroidpolypen.) Octactinia. Monoxenia Darwinii n. gen. et n. sp. Haeckel arab. Korallen S. 8. Fig. 4, 5. Eine neue Öctactinie des rothen Meeres aus der Familie der Mono- xeniden (Haimea, Hartea). Der becherförmige weiche Leib, der gar keine harten Theile einschliesst, trägt oben einen Kranz von acht gleichen gefiederten Fangarmen. Mund achtstrahlig, nicht zweilippig. Dybowski veröffentlicht einen „Beitrag zur Kenntniss der innern Structur der Tubipora musica“ (Archiv für Natur- gesch. 1373. Th. I. S. 284—292 mit Abb.), in welchem er darauf aufmerksam macht, dass die Visceralhöhlen dieser Polypen in der Achse von einer Skeletröhre durchzogen werden, welche auf der Höhe der horizontalen Verbindungs- lamellen zu einer verschieden geformten Ampulle anschwellen und daraus eine Anzahl enger Kanäle hervortreten lassen, die in radiärer Richtung verlaufen und in die Verbindungs- lamellen übertreten. Durch Hülfe dieser Kanälchen werden 12 178 somit die Röhrensysteme des ganzen Stockes unter sich in Verbindung gesetzt. Obwohl die Beziehungen dieses Appa- rates zu den übrigen Organen des Thieres einstweilen noch unbekannt sind, darf man doch wohl vermuthen, dass durch ihn auch die blutführenden Räume der ge- sammten Colonie zusammenhängen. Und in dieser Hin- sicht dürfte derselbe um so wichtiger sein, als die Neu- bildung bei Tubipora nicht durch Kelch- oder "Seiten- sprossung geschieht, sondern von den Verbindungslamellen ausgeht. Die hier beschriebenen Verhältnisse sind übrigens, obgleich in neuerer Zeit unbeachtet, zum Theil schon den ältern Untersuchern bekannt gewesen und in ähnlicher Weise auch bei der silurischen Gattung Syringophyllum vorhanden, obwohl diese Form sonst doch kaum als ver- wandt mit Tubipora anzusehen ist. Auch v. Koch liefert durch seine an Spiritusexem- plaren angestellten Untersuchungen über die „Anatomie der Orgelkoralle, Tubipora Hemprichi“ einen „Beitrag zur Kenntniss des Baues der Zoophyten“ (Jena 1874, 26 Sei- ten mit 2 Tafeln). Ref. kennt nur den Auszug in der Ztscehrft. f. d. ges. Naturwissenschaften Bd. 44. S. 479. Er entnimmt daraus die Bemerkung, dass die Kalkkörperchen im Innern der Polypen auf das Mesoderm (die Stützmem- bran) beschränkt sind, und Muskelfasern nur in den Ten- takeln und den Septis vorkommen. Von den acht Mesen- terialfilamenten sind zwei, die neben einander stehen und ihre Muskulatur an den entgegengesetzten Flächen tragen, von ansehnlicher Länge. Die zugehörigen Septa entbehren der Geschlechtsorgane, diean den sechs andern vorhanden sind. Kölliker’s klassisches Werk über die „Aleyonarien“ hat inzwischen mit der Herausgabe der dritten Lieferung (Frankfurt 1872, S. 261—451 Tab. XVIII—XXIV) seinen Abschluss gefunden. Ausser der Fortsetzung der anatomisch- systematischen Beschreibung und zahlreichen Zusätzen (8.354 —9383) enthält dieselbe in den „Schlussbemerkungen“ all- gemeine Betrachtungen zur Descendenzlehre (S. 334—414) und zur Entwicklungsgeschichte des Pennatulidenstammes, wobei nicht bloss die typische Gestaltung der Pennatuliden und ihre Verwandtschaften (S. 414—435), sondern auch 179 deren geographische Verbreitung (S. 435—449) und hypo- thetische Geschichte (S. 449—451) einer Erörterung unter- zogen wurden. Wir haben schon oben Gelegenheit ge- funden, Einzelnes aus diesen Schlussbemerkungen anzu- ziehen, und werden auch später noch mehrfach darauf zu- rückkommen, wollen aber zunächst den Versuch machen, den reichen systematischen Inhalt des Werkes durch eine Zusammenstellung der von unserm Verf. diagnostieirten Formen, wie das für die Familie der Penniformes schon in unserm letzten Berichte (S. 208—214) geschehen ist, in Kürze zu skizziren. 2. Fam. Virgularieae. Pennatuleen mit langem, schmalem Polypenträger und vollständiger bilateraler Symmetrie. Polypen mit Kelchen, am Rande kleiner Blätter oder in vielen schiefen Reihen rechts und links am Kiele gelegen. Zooide meist lateral. A. Polypenträger mit Blättern. (Virgularinae.) Virgularia Lam. Blätter klein, breit am Kiele ansitzend, am untern Ende in eine lange Reihe unentwickelter solcher Organe aus- laufend, an welche noch ein schmaler Streifen von unentwickelten Polypen, der laterale Zooidstreifen, sich anreiht. Polypenzellen im Ganzen wenig gesondert, nur am Rande oder in der äussern Hälfte frei, einreihig und so alternirend, dass der Anschein von zwei Reihen entsteht. Tentakel walzenförmig mit kurzen Nebenästen. Geschlechts- organe in der Regel im Innern des Kieles enthalten, und zwar in den Fortsetzungen der Leibeshöhlen der unentwickelten Polypen der untern Blättchen, und nur bei einer Art (V. glacialis) in allen Blättern zu finden. Zooide lateral in einfachen oder mehrfachen Reihen zwischen je zwei Blättchen, manchmal bis an die Ventral- seite des Kieles hinanreichend. Radiäre Canäle in zwei seitlich an der Ventralseite des Kieles enthaltenen Längswülsten. Am Ende des Kieles eine Endblase. Achse drehrund, im muskulösen Theile des Stieles endend. Kalkkörper fehlen an der Feder, finden sich jedoch in gewissen Fällen in geringer Anzahl in der Wand des Stieles. Die Septa sind stellenweise von einigen wenigen grössern Löchern durchbohrt, so dass die Fächer um den Magen direct mit einander in Verbindung stehen. I. Polypen von deutlichen Blättern getragen. * Polypen höchstens 15 an Zahl. 1. Zooide ein- bis zweireihig, Kelche gut getrennt, Blätter mit dem ventralen Rande höher stehend. a. Blätterundurchscheinend, halbmondförmig, Polypen6undmehr. aa. Polypen 6-9 . . . . ..... 1. V. mirabilis Lm. bb. Polypen 11—15 . . . „. ,„.. 2% V. multiflora Kn. 180 b. Blätter durchscheinend, Polypen4—6. 3. V. Ljungmannüi n.sp. 2. Zooide einen grossen Haufen bildend, Blätter mit dem dor- salen Rand höher stehend. a. Blätter fast rechteckig, dachziegelförmig sich deckend . 4. V. glacialis Sars. b. Blätter dreieckig, sich nicht deckend. 5. V. Steenstrupü n.sp. ** Polypen über 15 an Zahl. 1. Blätter entferntstehend, Polypen 22—30. 6. V. Lovenii n. sp. 2. Blätter dichtstehend, Polypen 40—44 . 7. Y. Rumphi n. sp. II. Polypen von niedrigen Blättchen oder Leistchen getragen. 1. Blätter leistenförmig, nicht sich deckend . 8. V. juncea Pall. 2. Blätter schuppenförmig, sich deckend 9. V. Reinwardti Herkl. Dazu kommen dann noch 6 unvollständig bekannte oder zwei- felhafte Arten. V. van Benedenii und V. Leuckartii Rich. werden zu V. mirabilis und zwar zu der neben Var. pedunculata unter- schiedenen Var. sessifolia gezogen. V. Ljungmannii stammt von den Azoren, V. Steenstrupii von Finmarken, V. Lovenii von Port Jack- son, V. Rumphii (= Sagitta marina alba Rumph 2. Soort), von Ambrina. Stylatula Verr. Pennatuliden vom Habitus der Gattung Vir- gularia. Stiel mit Endblase. Kiel ohne untere Anschwellung, mit einem kurzen lateralen Zooidstreifen (?) und radiären Kanälen, die in besonderen, an Zahl den Blättern entsprechenden Wülsten dicht an der Ventralseite der Blätter stehen. Blätter an der untern Seite von einer aus grössern und kleinern Kalknadeln gebildeten Platte gestützt, an deren Rand die grössern Nadeln frei hervorragen. Po- lypen in kleinen, mehr weniger gesonderten Kelchen mit runder Mündung enthalten, in einer oder theilweise auch in zwei Reihen. Geschlechtsorgane in den untern Blättchen mit unentwickelten Po- lypen sich erzeugend, aber auch in reifern Blättern zu treffen. Zooide lateral. Achse rundlich, mit zwei seitlichen Längsfurchen und langen, breiten radiären Fasern. I. Blätter dichtstehend, Kelche klein, wenig geschieden. * Blätter und Kelche mit Kalknadeln. 1. 13—20 Polypen an einem Blatte. a. Stacheln der Kalkplatte den Blattrand bei weitem nicht erreichend . . . 0.0. ‚1. St. gracilis Verr. b. Stacheln den Blättrand Re 2. St. Darwini n. sp. 2. 26—28 Polypen an einem Blatte. a. Blätter gross, 8-11 Stacheln. . . 3. St. Lacazüi n. sp. b. Blätter klein, 7—8 Stachen . . 4. St. Antillarum n. sp. ** Blätter und Kelche ohne Stacheln. 1. Kalkplatte mit 18 Strahlen . . . . 5. St. Kinbergü n. sp. 2. Kalkplatte mit 10—12 Strahlen . . . 6. St. elongata Verr. St “ 181 II. Blätter entferntstehend, Kelche gut geschieden. 1. Polypen 4—5, gross, mit Kalknadeln an den Tentakeln . 7. St. elegans Daniels. 2. Polypen 15, klein, ohne Kalknadeln an den Tentakeln . 8. St. brasiliensis Gr. St. Lacazii und St. Kinbergii sind ohne Angabe des Fund- ortes, während St. Darwinü (= Virg. patachonica Gr.) aus Pata- gonien und St. Antillarum von den Antillen stammt. Acanthoptilum n. gen. Vom Habitus der Gattung Sceyta- lium, lang, schmal, mit kleinen, dreieckigen, mässig dichtstehenden Blättern und dünnem Sarcoma. Blätter an der untern Seite durch Kalknadeln gestützt, die eine Art Kalkplatte, ähnlich der von Sty- latula bilden, am dorsalen Rande mit einer einzigen Reihe von 4—6, von langen Kalknadeln gestützten, an den Spitzen getrennten Kel- chen, an deren Mündungen die Nadeln mit Spitzen hervorragen. Polypen ohne Kalkkörper. Am untern Ende der Feder eine lockere Reihe immer kleiner werdender Blättchen, die endlich in einen late- ralen Zooidstreifen ausgeht. Zooide ventral in I—2 Längsreihen, dicht unter der Insertion der Blätter und so gestellt, dass jede Reihe dem Zwischenraume zwischen zwei Blättern entspricht. Kiel an der Ventralseite frei und auch an der Dorsalseite nirgends ganz bedeckt, ohne radiäre Kanäle, stellenweise mit Kalknadeln. Stiel in der Haut mit Kalknadeln, am Ende mit einer Anschwellung. Geschlechtsorgane in den entwickelten Blättern gelegen. Axe rund- lich eckig, mit ganz kurzen radiären Fasern. Hieher zwei neue Arten: Ac. Pourtalesii und Ac. Agassizii beide von Graf Pourtal&ös während der Golf Stream Exploration gedredgt. Seytalium Herkl. Lange schlanke Seefedern vom Habitus der Virgularien. Stiel mit einer nicht scharf begrenzten Endblase. Feder ohne den lateralen Zooidstreifen der Virgularien und ohne die lange Reihe unentwickelter Blättchen am untern Ende, in der ganzen Länge mit kleinen Blättern besetzt, die am untern Ende in eine kurze Reihe entfernt stehender kleiner Anhänge auslaufen, wie bei den Pennatuleen. Blätter dreieckig, schief am Kiele ansitzend. Po- lypen in deutlich gesonderten Kelchen enthalten, randständig, in einer oder zweien Reihen. Geschlechtsorgane in den Blättern mit entwickelten Polypen sich bildend. Zooide lateral. Kiel mit spär- lichen radiären Kanälen. Axe vierkantig, mit rudimentären radialen „Fasern, bis in die Endblase sich erstreckend und im ventralen Ka- nale endigend. Polypenkelche, Blätter, Kiel und Stiel mit kleinen Kalkkörperehen von Bisquitform versehen. Seyt. Sarsii Herkl. und Scyt. Merstensü n. sp. aus dem chine- sischen Meere. (Herklots hat bei seiner Art das obere Ende für das untere gehalten.) 182 Pavonaria Köll. (non Cuv.) Lange starke Seefedern mit kur- zem dickem Stiele und dieken niedrigen Blättern, deren Rand nur undeutlich in Kelche geschieden ist. Am untern Ende des Kieles eine kurze Reihe unentwickelter Blätter und ein längerer einfacher Zug unentwickelter Polypen (lateraler Zooidstreifen). Polypen ein- reihig, gross mit breiten kräftigen Tentakeln. Zooide lateral, die ganzen Zwischenfelder zwischen zwei Blättern einnehmend. Radiäre Kanäle fehlen. Geschlechtsorgane in den Blättern mit entwickelten Polypen. Axe drehrund im Stiele, mit einer spindelförmigen An- schwellung. Kalkkörper von typischer Nadelgestalt in den Haupt- stämmen der Tentakel, in der Wand der Blätter und in der Haut des ganzen Stockes. Hieher als einzige Art P. fimarchica Sars. B. Polypenträger ohne Blätter (Funiculineae). Halipteris n. gen. (= Nortieina Gr.) Lange schmale See- federn mit kurzem Stiele und unmittellbar am Kiele sitzenden Po- lypen, drehrunder Axe und Zooiden, die an den Seitentheilen des Kieles zwischen den Polypenreihen ihre Lage haben. Polypen an den Tentakelstämmen mit Kalknadein. Polypenkelche walzenförmig, nach der Mündung zu sich verschmälernd, bei zurückgezogenen Po- lypen nahezu kegelföormig.. Mündung ganzrandig mit einem kurzen Zahne und einer demselben entsprechenden schwachen Leiste an der untern ventralen Seite und schwacher Andeutung eines ähn- lichen Vorsprunges am gegenüberliegenden Rande. In der Gegend dieser Zähne tragen die Kelche je einen starken Zug von Kalk- nadeln; spärliche Züge solcher finden sich ausserdem an der vom Kiele abgewendeten Seite der Kelche, fehlen dagegen an der an- dern Seite ganz und gar. Keine kanalartigen Ausläufer der Leibes- höhle in den Kelchrand. Haut des Stieles und Kieles mit Kalk- nadeln. Stiel mit einem Septum transversale und freiem Ende der Axe. Einzige bekannte Art: H. Christii Kor. et Dan. Funiculina Lam. Lange schmale Seefedern mit kurzem Stiele, der keine erhebliche Anschwellung besitzt, unmittelbar am Kiele sitzenden Polypen und vierkantiger Axe. Polypen von langen Kel- chen getragen, deren Rand in acht Spitzen ausläuft, von denen jede im Innern das Ende eines hohlen Ausläufers der Fächer um den Magen und in der Haut einen Längszug langer schmaler Kalknadeln enthält, welche mehr weniger weit an den Kelchen herunterlaufen und mit einer gewissen Zahl schief und quergestellter Nadeln endi- gen. Polypen in schief aufsteigenden Reihen an den dorsalen Kan- ten und den benachbarten Flächen des Kieles gelegen, an den Ten- takeln ohne Kalknadeln. Zooide von Polypenform an der Dorsal- fläche des Kieles einwärts von den Geschlechtsthieren gelegen, am untersten Ende der Feder die Stelle der Polypen vertretend und 183 mit einer einfachen Reihe an den Seitenflächen des Kieles endend. Geschlechtsorgane in den Leibeshöhlen aller entwickelten Polypen. Radiäre Ernährungskanäle nicht vorhanden. Haut des Stammes mit Kalknadeln, die besonders im Stiele zahlreich sind. Einzige Art: F. quadrangularis Pall. (Die zweifelhafte Gattung Sceirpearia Cuv. hat wahrscheinlich eine Gorgonellacee zum Gegen- stande.e Noch unsicherer ist die Pavonaria scirpea Pall., die viel- leicht mit Halipteris Christii zusammenfällt. 3.Fam. Protoptileae (S. 380). Pennatuleen mit langem schma- lem Polypenträger und nur an der Ventralseite ausgeprägter bilate- raler Symmetrie. Polypen mit Kelchen, unmittelbar am Kiele sitzend. Zooide dorsal, ventral und lateral. (Repräsentirten in gewisser Be- ziehung die einfachste Form der Pennatuleen.) Protoptilum n. gen. Vom Habitus einer unverästelten Gor- gonide. Stock schmal, z. Th. kurz, z. Th. von grösserer Länge. Polypenträger eben so lang, wie der Stiel. Letzterer mit Endblase, ohne erhebliche Anschwellung. Polypen mit Kelchen, die an den Sei- ten und der dorsalen Fläche des Kieles ansitzen und jederseits alter- nirende kurze schiefe Reihen von je zwei oder drei Individuen bil- den. Kelche mit reichlichen Kalknadeln, die an der Mündung einige vorspringende Zähne bilden. Polypen retractil, ohne Kalknadeln, mit Ausnahme der Tentakel, die an den Stämmen deren eine grös- sere oder geringere Zahl führen. Zooide überall am Kiele vorhanden, mit Ausnahme der ventralen Mittellinie, von Kalknadeln umgeben, die an der untern Seite derselben eine vorragende Spitze bilden. Haut des Stieles und Kieles mit Kalknadeln. Letztere spindel- oder walzenförmig mit je drei alternirend gestellten Längskanten an beiden Enden. Axe drehrund, nahezu ebenso lang wie der Stock, mit kurzen radiären Fasern. 1. Polypen in Reihen von drei Individuen jederseits, Stock lang, Becher wenig vortretend . . . . . rot. Thomsoni n. sp. 2. Polypen in Reihen von zwei Individuen, Stock kurz, Becher besser entwickelt. a. Tentakelstämme in ganzer Länge mit Kalknadeln, Cutis des Stieles reich an Nadeln . . -Prot. Carpenteri n. sp. b. Tentakelstämme und Cutis arm an Nadeln Prot. Smittii n.sp. Alle drei aus beträchtlicher Tiefe (230—700 Faden) des At- lant. Oceanes, während der Porcupine-Expedition gedredgt. 4. Fam. Bathyptileae (S. 380). Pennatuleen mit kurzem schmalem Polypenträger und vollständiger bilateraler Symmetrie. Polypen ohne Kelche in zwei Seitenreihen direct am Kiele sitzend. Geschlechtsorgane in den untersten unentwickelten Polypen sich er- zeugend. Zooide ventral. (Vermitteln den Uebergang von den Penna- tuleen zu den Veretilliden, zunächst Kophobelemnon.) Bathyptilum n. gen. Stock federförmig, ausgesprochen 184 bilateral symmetrisch, mit je einer Reihe Polypen auf jeder Seite des Kieles. Polypen gross, in allen Theilen reich an Nadeln, nicht retractil (?), in geringer Anzahl vorhanden, am untern Ende jeder- seits in eine lange Reihe unentwickelter Individuen übergehend. Geschlechtsorgane in der Gegend dieser rudimentären Individuen im Kiele. Zooide ventral, jederseits einen Längszug bildend. Achse drehrund, dünn. Kalkkörper walzenförmig mit drei Längskanten, an den Enden mit kleinen Warzen besetzt. Einzige Art: B. Carpenteri n. sp. Gleich den Arten des Gen. Protoptilum im atlantischen Ocean aus grosser Tiefe (650 Faden) gedredgt. Die zweite Zunft der Pennatuliden, die der Renillaceen, die nicht bloss durch die blattartige Bildung ihres Polypenträgers, sondern mehr noch eine beträchtliche Vereinfachung der innern Or- ganisation charakterisirt ist, enthält nur ein einziges Genus. Renilla Lam. Der Stock besteht aus einem Stiele und einem blattförmigen Polypenträger. Ersterer besitzt unten meist eine kleine Endblase und im Innern zwei durch eine Scheidewand getrennte Längskanäle und zwar einen dorsalen und einen ventralen Kanal, die im untersten Ende des Stieles unter einander zusammenhängen. Am Polypenträger ist ein mittlerer Theil, der Kiel, von einem po- lypentragenden Abschnitte, dem Blatt (frons), zu unterscheiden. Der Kiel, der im Innern die blinden Enden der zwei Stielkanäle und bei gewissen Arten selbst noch eine oder zwei andere Höhlungen und in diesem Falle drei oder vier Räume enthält, ist im Ganzen nur wenig scharf vom Blatte geschieden, doch erkennt man die Grenzen desselben bei manchen Arten sehr deutlich. Am Blatte, dessen Gestalt mehr weniger der nierenförmigen sich annähert, ist eine Rücken- und eine Bauchfläche zu unterscheiden, von denen die erstere allein die Polypen und auch die Zooide trägt, während die Polypenzellen durch die ganze Dicke des Blattes sich erstrecken. Eine Axe fehlt, dagegen finden sich zahlreiche, meist in verschie- denen Nüancen rothe Kalkkörper in allen Theilen des Stockes, z. Th. bis in die Polypen hinein, welchen dieselben ihre Farbe verleihen. (Wahrscheinlicher Weise entwickeln sich die Polypen am obern Ende der Axe zu beiden Seiten in Form zweier einfacher Reihen. In weiterer Entwicklung werden dann die ersten Polypen von ihren Leibeshöhlen aus durch Randsprossung eine zweite Reihe Polypen bilden, und diese wieder eine dritte Reihe, bis schliesslich ein grös- serer polypentragender Saum um die Axe gebildet ist. Jeden- falls bilden die Renillen — abgesehen von den Zooiden — einzig und allein am Rande des Frons neue Individuen, wie das übrigens auch an den Blättern derjenigen Pennatuliden vorkommt, die an einer oder beiden Flächen mehrfache Reihen von Individuen tragen.) 185 I. Stiel lang angesetzt, d. h. Kiel an der Ventralseite in grösserer Länge sichtbar. * Polypen ohne Nadeln an den Tentakeln. a. Kalknadeln lang, spindelförmig. 1. Becher mit Zähnen . . . . 1. R. reniformis Pall. 2. Becher ohne Zähne . . . . 2. R. mollis n. sp. b. Kalknadeln klein, bisquitförmig . 3. R. Edwardsi Herkl. ** Polypen mit Nadein an den Tentakeln 4. R. Deshayesii n. sp. I. Stiel kurz angesetzt, d.h. Kiel an der Ventralseite nicht als be- sondere Bildung wahrnehmbar. * Polypen ohne Nadeln. a. Zooide in den einzelnen Gruppen 12—15 £ 5. R. Mülleri M. Seh b. Zooide zu 20-40 in Einem Haufen 6. R. amethystina Verr. ** Polypen mit Kalknadeln an der Basis. a. Tentakeln ohne Kalknadeln, Stiel randständig . - 7. R. patula ver b. Tentakeln mit Kalknadeln, Stiel entfernt vom Rande 8. R. peltata Verr. Die neuen Arten stammen beide von Brasilien. Ren. Mülleri, die hier gleichfalls zum ersten Male näher beschrieben wird, hat den gleichen Fundort. Sie ist früher vielfach mit R. reniformis zusammengeworfen und wahrscheinlich auch mit R. violacea Quoy et Gaim. und R. Danae Verr. identisch. Ausser den hier namhaft ge- machten Arten zählt Kölliker noch drei unvollständig bekannte resp. unsichere auf. Darunter R. africana n. angeblich aus dem rothen Meere und Renillina sinuata Gr., die Verf. übrigens für ein junges Exemplar der Gattung Sarcophyton (Aleyonium) halten möchte. Die dritte Zunft, die der Veretilliden, enthält die Penna- tuliden von keulenförmiger Gestalt, mit Polypen, die niemals durch echte Kelche gestützt sind und niemals von Blättern getragen werden, sondern stets einzeln am Polypenträger (Kolben) stehen. In Betreff der Anordnung der Polypen zeigen viele Gattungen äusserlich keine Spur von seitlicher Symmetrie, während andere eine der Ventral- seite der Pennatuliden entsprechende Längszone frei lassen. Die Zooide finden sich überall am Kolben in grosser Menge in Längs- reihen. Der innere Bau ist im Wesentlichen wie bei den Penna- tuleen, nur finden sich bei den Veretilliden auch Formen ohne Kalkaxe. 1. Fam. Kophobelemnoniae. Veretilliden, bei denen eine | schmale Längszone der Ventralseite von Polypen und Zooiden frei ist, mit spärlichem Sarcoma. Kophobelemnon Asbjrns. Stock keulenförmig. Polypen in 4-6 Längsreihen angeordnet, gross, in allen Theilen reich an Na- il « fe N BE EN SR a Ne ME u en Pe EEE Fee RE FRE rer) Ka | 186 deln. Zooide von Kalknadeln umgeben, in Form von Warzen oder Schuppen über den ganzen Polypenträger vertheilt, mit Ausnahme kleiner, unterhalb eines jeden Polypen gelegener Felder, die den Polypenzellen im Innern entsprechen. Geschlechtsorgane in den Zellen der ausgebildeten Polypen entstehend. Achse im Querschnitt rundlich viereckig, mit kurzen radiären Fasern, dünne Kalkkörper von der Form kantiger Nadeln, platter Stäbe und kürzerer Platten, die, abgesehen von den Polypen, nur in der Cutis von Kiel und Stiel, nieht im Innern sich finden. Hieher drei Arten: K. stelliferum Müll., X. Leuckartii n. sp. Nizza und K. Burgeri Herkl., sowie eine unsichere (K. clavatum Verr.). Von ersterer Art unterscheidet Verf. zwei Varietäten: Var. mollis und Var. dura, die letztere mit zahlreichern und stärkern Kalkkörperchen, von Carpenter und Wyville Thomson auf ihrer Dredgingexpedition mit dem Porcupine aufgefunden, vielleicht eine besondere Art und dann als K. Thomsoni zu bezeichnen. Sclerobelemnon n. gen. Stock walzenförmig, am Polypen- träger etwas dicker, als am Stiele. Stiel ohne Endblase. Polypen so gestellt, dass sie jederseits 1O—11 schief aufsteigende Reihen von je 5—6 Individuen oder 10—12 Längsreihen bilden und so weit den Kolben bedecken, dass nur eine schmale Zone an der Ventralseite frei bleibt. Tentakel der Polypen kürzer, als bei Kophobelemnon, ohne Kalkkörper. Polypenträger in der untern Hälfte mit sehr vielen Kalkkörpern, so dass die obere an solchen Gebilden arme Hälfte in die untere, wie in einen Kelch sich zurückzuziehen im Stande ist. Zooide klein, warzenförmig, braun, Sehr zahlreich, regel- mässige Längsreihen bildend. Axe sehr dick, walzenförmig, im Querschnitte unregelmässig rund, stellenweise mit Andeutungen des Rundlich-viereckigen, an der Oberfläche der Länge nach fein gefurcht, nahezu eben so lang, wie der Stock und an beiden Enden einfach leicht zugespitzt ausgehend, im Innern mit ziemlich langen radiären Fasern. Kalkkörper bisquitförmige glatte eckige und stachlige Platten, sehr spärlich in der Cutis des Stieles, reichlich im Kolben um die Zooide und an den Polypen, nicht im Innern. Scl. Schmeltziüi n. sp. von Formosa. 2. Fam. Veretilleae. Veretilliden, bei denen der Kolben ringsum mit Polypen besetzt ist, mit reichlichem Sarcoma. Subfam. Lituaridae. Kalkkörper kurz, bisquit- oder linsen- förmig, im Kolben nur in der Cutis vorhanden. Lituaria Val. Stock keulenförmig, von mittlerer Grösse. Kolben etwas länger, als der Stiel. Polypen klein, ziemlich regelmässig in Längsreihen in Abständen von 1--2 Mm. angeordnet, ohne Kalk- körper, fast ganz retractil, doch so, dass bei zurückgezogenen Po- Iypen der unterste Theil derselben eine kleine Warze bildet oder ET ANETTE 187 als eine Art Kelch sich ausnimmt. Zooide weiss, warzenförmig vor- tretend, alle Zwischenräume zwischen den Polypen ausfüllend. Axe fast die ganze Länge des Stockes einnehmend, unten hakenförmig umgebogen und zugespitzt, in der Mitte vierkantig, in der oberen Hälfte mit je zwei Seitenfurchen besetzt, die zu oberst in Reihen von mehr weniger tiefen Gruben sich umwandeln, deren Ränder ‚scharf und unregelmässig stachelig sind, so dass der obere Vier- theil der Axe einen sonderbaren stacheligen Körper darstellt, der bis ans Ende des Kolbens verläuft. Kalkkörper von der Gestalt bisquitförmiger, unregelmässig mit Stacheln besetzter Platten in der Cutis des Stiels und Kolbens, in Menge vorhanden. Lit. phalloides Pall. Policella Gr. Stock keulenförmig gross. Kolben breiter als der Stiel. Polypen gross, ganz retractil, ohne Kalknadeln, mit kür- zern Tentakeln. Zooide zahlreich in Längsreihen. Axe stark, vier kantig, mit zwei oder mehr entwickelten Seitenfurchen, von der Mitte oder dem obern Drittheil des Stieles bis beiläufig zur Mitte des Kolbens sich erstreckend, unten zugespitzt und umgebogen, oben abgerundet und dick Radiäre Fasern der Axe von ziemlicher Länge, Gewebe körnig faserig. Kalkkörper im Kolben ganz fehlend, im Stiele einmal in ziemlicher Menge in den Muskellagen und den Scheidewänden der Hauptkanäle in Gestalt sehr kleiner ovaler oder bisquitförmiger otolithenähnlicher Körperchen, und zweitens in der Cutis der obersten Stielgegend spärlich in Form bisquitförmiger Plättchen vorhanden. Mit Sicherheit bekannt nur P. manillensis n. sp. Pol. australis Gr. unterscheidet sich durch die Kleinheit der Polypen, das Vor- kommen von Kalkkörperchen in der Rinde des Kelbens und durch den Besitz von grossen, sonderbar geformten Kalkkörperchen. Clavella Gr. (Char. emend.) Stock keulenförmig, von mitt- lerer Grösse. Kolben zwei Mal länger als der Stiel. Polypen klein, annähernd in Längsreihen in Abständen von 3—4 Mm. gestellt, im untersten Abschnitte mit Kalkkörpern besetzt, die bei retrahirten Polypen in ähnlicher Weise, wie bei Selerobelemnon, als eine Art Kelch erscheinen. Zooide alle Zwischenräume zwischen den Polypen dicht gedrängt einnehmend, an vielen Orten deutlich in Längsreihen angeordnet. Axe im Querschnitte rundlich viereckig ohne Seiten- furchen, an der Oberfläche glatt, an Länge die Hälfte des Stockes etwas überschreitend, am obern Ende abgerundet und dick, unten zugespitzt und hakenförmig umgebogen. Kalkkörper von der Ge- stalt bisquitförmiger Platten mit leistenförmigen Vorsprüngen, an der Oberfläche in der Cutis des ganzen Stockes zahlreich. Ausser- dem kleinste Kalkkörner in den innern Lagen des Stieles. Einzige bekannte Art: Clavella australasiae Gr. N, 188 Veretillum Cuv. Stock walzenförmig, am untern Ende zuge- spitzt. Polypen mit Kalkkörpern in wechselnder Zahl am untern Ende des vorstreckbaren Abschnittes, ganz zurückziehbar, gross, in unregelmässigen Reihen ringsherum auf dem Kolben vertheilt. Zooide alle Zwischenräume zwischen den Polypen einnehmend, mehr weniger bestimmt in Reihen gestellt, mit sehr langen Leibeshöhlen. Axe, wenn vorhanden, sehr klein, drehrund, an der Uebergangsstelle des Stieles in den Kolben da gelegen, wo die vier Septa der Haupt- kanäle zusammenstossen, oben und unten zugespitzt, nur selten am untern Ende in geringer Länge frei. Kalkkörper linsenförmig oder bisquitförmig, platt, häufig durch eine Querlinie oder eine Kreuz- linie in zwei oder vier Stücke abgetheilt und wie Zwillinge oder Vierlinge sich ausnehmend, im Stiele, in der Cutis und in den Mus- kellagen sehr zahlreich, im untersten Abschnitte des Stieles auch in den innersten Theilen vorhanden, im Kolben, abgesehen von den Polypen, gänzlich fehlend oder nur in den äussersten Lagen um die Zooide vorhanden, Im untern Ende des Stieles auch kleinste otolithenartige Kalkkörper im Epithel der Hauptkanäle und in der Ringsmuskellage. Nur eine mit Sicherheit bekannte Art: V. cynomorium Pall,, bald mit, bald ohne Kalkaxe (Var. stylifera und astyla). Subfam. Cavernularidae. Kalkkörper lang, stabförmig, leicht abgeplattet, auch im Innern des Kolbens vorhanden. Cavernularia Val. (= Sarcobelemnon Herkl) Vom Habitus der Gattung Veretillum. Polypen klein, ganz retractil, ohne Kalk- körper. Axe fehlend oder klein. Kalkkörper lang und schmal, leicht abgeplattet, ohne Kanten, in fast allen Theilen des Stiels und Kolbens mehr weniger reichlich vorhanden. Centrale Canäle in Stiel und Kolben vier, gut entwickelt. Bau im Uebrigen wie bei Veretillum. I. Ohne Axe. 1. Stiel mit Nadeln im Innern . . . . 1. Cav. obesa Val. 2. Stiel ohne Nadeln’ im Innern . . . 2. Cav. elegans Herkl. II. Mit Axe. 1. Axe sehr kurz, am Ende des Stiels ge- legen, oder fehlend ., .....1...“. 1. ...',8., Cav., glans.n. sp. 2. Axe länger, an der Grenze von Kolben und Stiel gelegen . . 20.0.4. Cav. Lütkenii n. sp. Cav. obesa bildet zkikeiche Varietäten, zum Theil als Ver. Cantoriae Gr. beschrieben. Cav. glans stammt aus Ostindien, Cav. Lütkenii aus der Bay von Bengalen. Stylobelemnon n. gen. Vom Habitus der Gattungen Vere- tillum und Cavernularia. Polypen klein, ganz retractil, mit Kalk- körpern in der ganzen Leibeswand bis an die Basis der Tentakel. Axe gut entwickelt, im Kolben und der obern Stielhälfte gelegen, << 189 drehrund. Stiel mit vier Hauptkanälen. Kolben unten mit vier, oben nur mit zwei Kanälen. Leibeshöhlen der Polypen gross, durch grosse Oeffnungen unter einander und mit den Hauptcanälen com- municeirend. Zooide gut entwickelt, mit ihren Leibeshöhlen theils in die Polypenzellen, theils in ein cavernöses Gewebe einmündend, aus welchem ebenfalls Löcher in die Polypenzellen führen. Gefäss- system wenig entwickelt. Kalkkörper glatte Walzen, oft mit mitt- lerer Verschmälerung, und Spindeln, sehr zahlreich im Kolben um die Zooide und Polypen und in der Haut des Stieles, spärlicher im Innern des Kolbens und ganz fehlend im Innern des Stieles, wo dagegen otolithenähnliche Körperchen reichlich vorhanden sind. Styl. pusillum Phil. (wahrscheinlich = Cavernularia Valen- ciennesii Herkl.). Wohin Veretillum Stimpsonii und Ver. baculatum Verr., so wie Cavernularia Haimei und Cav. Defilippii Rich. ge- 'hören, lässt sich ohne Kenntniss des innern Baues und namentlich der Kalkkörper nicht entscheiden. Die dem systematischen Theile des Werkes angehängten Zu- sätze und Berichtigungen betreffen — von dem schon oben einge- fügten interessanten Tiefseeformen den Protoptileen und Bathyptileen abgesehen — vornehmlich die Fam. der Pennatuliden. Die von Gray und Richardi beschriebenen Arten finden dabei ihre Berück- sichtigung; die Gruppe Pteroeides hymenocaulon Bl. wird durch eine n. Sp. Pt. Steenstrupii von Java bereichert; es wird weiter (auf Grund der an den Gray’schen Originalexemplaren angestellten Un- tersuchungen) der Nachweis geliefert, dass Sarcophyllum australe Köll. mit Sarcoptilus grandis Gray und Leioptilum undulatum Verr. mit Ptilosarcus sinuosus Gr. zusammenfällt. Für erstere Form wird fortan die Bezeichnung Sarcophyllum grandis, für die andere Leioptilum sinuosum zu substituiren sein. Als neu wird schliess- lich noch Leioptilum Grayi wahrscheinlich aus Australien beschrieben, eine Art, welche die Kluft zwischen Leioptilum und Ptilocarcus nicht unerheblich verändert, zugleich aber zwingt, den Gattungs- charakter von Leioptilum folgendermaassen zu verändern. Leioptilum Gr. (Char. emend.) Grosse Seefedern mit grossen breiten Pinnulä, die der Gattung Pennatula sehr nahe stehen. Blätter nierenförmig, weich, ohne grössere Kalknadeln mit Ausnahme der randständigen Polypenzone, die zwei bis vier Reihen Polypen zeigt. Polypenbecher mit einem oder zwei kleinen Zähnen. Polypen mit Kalknadeln in den Tentakeln; dorsale Zooide fehlen, laterale Zooide spärlich oder fehlend, ventrale Zooide von einerlei Art, klein, ohne hervorragende Nadeln, ohne Mesenterialfilamente. Axe vierkantig, im Stiele kurz. Von besonderem Interesse unter diesen nachträglichen Bemerkungen ist (S. 356 ff.) die Beschreibung einer jungen 190 25 Mm. langen Pennatulide mit nur sieben entwickelten und fünf rudimentären Blattpaaren, der jüngsten unter den bis jetzt beobachteten Entwicklungsformen, wenn wir die Angabe Fr. Müller’s ausser Acht lassen, der zufolge die Renillen Anfangs nur, wie vorauszusehen, von einem ein- zigen Polypen gebildet sind. Obwohl es Anfangs kaum möglich schien, die Seefeder zu bestimmen, ergab sich dieselbe bei mikroscopischer Untersuchung als eine junge Pteroeides Lacazii. Besonders auffallend an ihr war die Beschaffenheit des obern Kielendes, das eine von kleinen Kalknadeln umgebene knopfförmige Anschwellung von etwa 1 Mm. darstellte, die zwischen den obern Blättern ge- legen war und sich schliesslich als ein Polyp von eigen-. thümlicher Beschaffenheit herausstellte. Der Kelch desselben glich im Kleinen einem Calyx der Gattung Muricea unter den Gorgoniden. Er trug, wie dieser, am Ende acht von starken Kalknadeln gestützte Zähne, die ihre Spitzen ein- ander zuneigten und im Innern je einen keulenförmigen Aus- läufer der perigastrischen Fächer einschlossen. Tentakel fehlten an diesem Endpolypen, obwohl Magen und Septa gut ausgebildet waren. Die Leibeshöhle dieses endstän- digen Polypen schien in den dorsalen Längskanal des Kieles überzugehen, doch gelang es leider nicht, die Schick- sale der Septa genauer zu verfolgen. Dafür, dass, wie Verf. früher vermuthete (J. B. 1870. S. 221), vier dieser Septa kreuzweise mit einander verwachsen sind und an der Ver- wachsungsstelle dann die Axe bildeten, ergaben sich keine Anhaltspunkte. Es schien vielmehr, dass die Achse neben der Leibeshöhle des endständigen Polypen und zwar an der Bauchfläche desselben ihre Lage habe. Trotzdem kann kein Zweifel sein, dass dieser endständige Polyp die Grundlage und den Ausgangspunkt der spätern Colonie bildet, dass er es ist, der in den Stamm der Seefeder auswächst und die übrigen Polypen durch seitliche Knospung aus sich hervorgehen lässt. Von den vier Hauptkanälen des Stieles- und Kieles scheint nach dem hier angezogenen Befunde nur einer, und zwar der dorsale, die Leibeshöhle des ursprünglichen Polypen zu repräsentiren, wogegen die andern dann secundäre Bildungen d. h. Ernährungs- 191 kanäle gleich denen darstellen würden, die bei den Gorgo- niden die Achse umgeben und auch hier gelegentlich (Pte- rogorgia) nur in geringer Zahl vorkommen. Damit stimmt der Umstand, dass die Seitenkanäle bei der untersuchten Jugendform im ganzen obern Theile des Kieles fehlten, was bei andern Arten zeitlebens der Fall ist, wie denn auch bei Veretilliden im untern Theile des Stieles Haupt- kanäle neu auftreten, von denen die obern Theile keine Spur zeigen. Die Entstehung der Achse würde dann gleich- falls an die der Gorgoniden sich anschliessen und in der Leibeswand des primitiven Polypen, nicht aber in den verschmolzenen Septa stattfinden. Doch mag dem sein, wie ihm wolle, so viel dürfen wir nach dem Voranstehenden für ausgemacht ansehen, dass der Stamm der Seefedern das Entwieklungsproduet eines eigenen „vegetativen‘ Po- lypen ist, des ersten, der aus dem Embryo kervorkomnt, wie das von Ref. (Polymorphismus 1851 S. 25) schon zwanzig Jahre früher vermuthet worden ist. In dem nach- folgenden theoretischen Theile seines Werkes (der unter dem Titel: Morphologie und Entwicklungsgeschichte des Pennatulidenstammes, nebst allgemeinen Betrachtungen zur Descendenzlehre, Frankfurt a. M. 1872. 86 S. in Octavo, auch selbstständig erschienen ist) hat Verf. (S. 419 ff.) übrigens selbst die Folgerungen entwickelt, die sich aus der hier angezogenen Beobachtung und seinen sonstigen Erfahrungen in Betreff der Morphologie der Pennatuliden- stöcke ergeben. Indem wir für die Einzelnheiten auf diese Darstellung verweisen, wollen wir nur so viel noch her- vorheben, dass der axiale Polyp, der bei den Pennatuliden und Renillaceen schon frühe verkümmert, bei den Vere- tilliden sich zu erhalten scheint, um schliesslich gleich den secundär aus ihm entstandenen Individuen als ge- wöhnliches Geschlechtsthier zu fungiren. Falls dem wirk- lich so ist, würde freilich der primitive Polyp in den ein- zelnen Gruppen nicht überall die gleiche Rolle spielen und auch anatomisch nicht überall sich gleich verhalten, allein das ist ein Umstand, der bei dem Polymorphismus der Pennatuliden um so weniger überraschen kann, als auch die Ernährungstbiere mancher Gattungen (Halisceptrum, 192 Virgularia, Bathyptilum) dadurch von der gewöhnlichen Bildung abweichen, dass sie in zweierlei Formen sich aus einander legen, in solche, die Geschlechtsorgane bilden, und solche, die steril bleiben. Zur Bildung von Knospen und secundären Generationen ist übrigens nur .der obere Theil des primitiven Polypen, „des Haupt- oder Ammenpo- Iypen“, befähigt und wird sein unterer Abschnitt zum Stiele des Polypariums. Die Knospenbildung findet ferner so statt, dass es immer nur eine bestimmte Zone ist, an der die Knospen auftreten und zwar das untere Ende des Kieles oder die Grenzzone zwischen Stiel und Kiel. Somit sind die obersten Polypen oder Blätter die ältesten, die untersten die eben erst gebildeten. Hier finden sich auch an fast allen Stöcken die deutlichen Anzeichen einer fortgesetzten Neubildung. In seltenen Fällen scheinen jedoch auch zwischen den schon vorhandenen Theilen neue Individuen zu entstehen (Veretilliden), was einfach durch eine später vor sich gehende Umgestaltung von Zooiden erklärt werden kann. Die gelegentlich an dem obern Ende der Stöcke vor- kommenden kleinen Blätter und Polypen sind keine Nachbil- dungen, sondern wahrscheinlich unvollkommen entwickelte Gebilde aus der ersten Zeit. Die Blätter enthalten Anfangs nur einige wenige, ursprünglich wahrscheinlich nur einen einzigen Polypen, aus dem sich die übrigen nach und nach an der Dorsalseite theils durch Theilung theils auch durch Knospung hervorbilden. Ob auch bei den Polyparien mit Reihen unmittelbar am Kiele sitzender Polypen alle Indi- viduen einer Reihe genetisch zusammenhängen, bleibt noch zu untersuchen. Anatomisch bestehen die Blätter, von den Kanälen abgesehen, aus zwei Hautlagen und den Polypen- zellen, während am Stiele und Kiele noch besondere Mus- kellagen vorkommen, die an der Wand aller grössern Er- nährungskanäle liegen und besonders an den Längs- und Querkanälen der Stielwand entwickelt sind, in vielen Fäl- len aber auch in den Septa und den Wandungen der vier (bei den Renillen 2) Hauptkanäle vorkommen. Bei man- chen Gattungen zeigen die Muskeln der Ringgefässlage am obern Stielende eine besondere Entwicklung und bilden einen Spineter peduneuli, der wahrscheinlich für die Bewe- 193 gung des Stieles beim Einbohren in den Schlamm von Wichtigkeit wird. Am Kiele sind diese Muskeln gleichfalls vorhanden, aber sehr viel weniger entwickelt als am Stiele., Uebrigens haben wahrscheinlich alle Pennatuliden, auch die Veretilleen, Anfangs eine bilateral symmetrische Bil- dung, nur dass diese nieht immer bleibt, sondern gelegent- lich in eine mehr radiäre Anordnung übergeht. Auch die einzelnen Polypen zeigen — wahrscheinlich übrigens bei allen Corallenthieren — eine sehr bestimmte bilaterale Sym- metrie, die sich nicht bloss in der dorso-ventralen Rich- tung der Mundöffnung und der Stellung der Tentakel und Septa, sondern auch in der Vertheilung der Muskeln auf diese Septa und in der Anordnung der Mesenterialfilamente (Epithelwülste) ausspricht, indem diese nicht allein am freien Rande der Septa, sondern auch noch an einer Fläche derselben ansitzen und zwar rechts und links der ventra- len, wie die entsprechenden Muskeln (protractores Köll.). Dazu kommt, dass bei den mit Tentakeln versehenen In- dividuen ausnahmslos zwei Epithelialwülste lang und schmal sind, die übrigen aber sehr kurz und dick, während bei den Zooiden in den häufigsten Fällen überhaupt nur die den erstern entsprechenden zwei Epithelialwülste vorkom- men. Die Geschlechtsorgane entwickeln sich immer nur an den Septis mit kurzen dicken Epithelialwülsten und häufig auch nicht einmal an ihnen allen, sondern nur an vieren oder selbst nur zweien derselben. Dem feinern Bau nach lässt sich eine doppelte, ectodermatische und ento- dermatische Epithellage und ein bindegewebiges Mesoderm unterscheiden, das im Polyparium zu einer ansehnlichen Entwicklung gelangt und auch die Hartgebilde in sich ausscheidet. Ausserdem noch zwischen den Epithellagen und der Mesodermschicht eine Muskellage, die innere wesentlich aus queren Fasern, die äussere dagegen fast ausschliesslich aus longitudinalen Elementen bestehend. Bei der Zartheit ‚dieser Elemente und der Abwesenheit besonderer Kerne darf man wohl eine directe Bildung der- selben in oder aus den Zellen des Eetoderms annehmen, während die Fasern der innern Muskellage, die ganz an- ders ausgeprägt sind und auch Kerne besitzen, vielleicht 13 194 von Zellen abstammen, die genetisch mit den angrenzenden Entodermzellen zusammenhängen. Ein Mesoderm ist nach Kölliker übrigens bei allen Coelenteraten (mit Ausschluss der Spongien) vorhanden, obwohl die Entwicklung und Wichtigkeit desselben sehr grosse Unterschiede darbietet. Was die natürliche Formenreihe der Pennatuliden zunächst vom Standpunkte ihres Baues betrifft, so sind die ein- fachsten bis jetzt bekannten Formen die Protoptileen und Bathyptileen, bilateral symmetrische Polyparien, deren Po- lypen auf jeder Seite alternirend oder in kurzen Querreihen von je zwei und drei Individuen stehen. Schon längere Querreihen mit mehr Polypen besitzen die Funiculineen, und von diesen führt dann, indem die Polypen verschmel- zen und die verschmolzene Gruppe vom Kiele sich abhebt und zu einem Blatte wird, eine eontinuirliche Reihe durch Pavonaria und die Virgularineen zu den Penniformes. An- dererseits gelangt man von Bathyptilum, wenn die Polypen zahlreicher werden und auch an den dorsalen Kielflächen sich entwickeln, zu den Kophobelemnoninen und den Vere- tilleen. Um auch die Renillen mit diesen Formen zu ver- knüpfen, müssen wir zu einer noch nicht beobachteten Urform, dem hypothetischen Archiptilum, zurückgreifen, zu einem einfachen Polypen mit der innern Organisation der Aleyonarien, an dem schon Stiel und Kiel als differen- zirte Theile vorhanden sind. Aus einem solchen Geschöpfe könnte man dann einerseits durch besondere Art der Knos- penbildung die Renilliden, andererseits die Protoptileen und Bathyptileen ableiten und auf diese Weise alle die ver- schiedenen Pennatuliden mit einander verbinden. Die Frage nach der Herkunft der Archiptileen führt naturge- mäss auf die Gruvpe der Hydroidpolypen, unter denen ja die Tubulariaden durch die Bildung ihres ceoelenterischen Apparates — wie schon seit längerer Zeit bekannt ist — unverkennbare Beziehungen zu den Anthozoen darbieten. Panceri findet die bisher nur an der Sieilianischen Küste beobachtete Cavernularia pusilla (Veretillum ela- vatum F. S. Lt.) auch in der Nähe Neapels und berichtet, dass das Leuchten derselben in allen Punkten mit dem der Pennatuliden übereinstimme. Rencond. r. Accad. sc. 195 fis. e matem. 1872. Apr. oder Annales des sc. natur. 1872. T. XVI. Nr. 8. p. 39—42. Schulze liefert von Kophobelemnon Leuckarti eine nach dem Leben gefertigte Abbildung (Coelenteraten a. a. OÖ. Tab. II. Fig. 1. S. 142) und berichtet von einer viel- leicht zu K. stelliferum gehörenden Jugendform, die bei einer Länge von 48 Mm sechs in zwei Längsreihen ange- brachte Polypen trägt und am obern Ende kegelförmig in eine Spitze ausläuft. Koren und Danielssen veröffentlichen in dem Nyt Magaz. Naturv. 1874 T. XII. p. 422—427 einen „bidrag til de ved den norske Kyst levende Pennatuliders naturhistorie“ und berichten darin über eine Anzahl neuer oder doch wenig bekannter Arten, deren Beschreibung und Abbildungen auch in den inzwischen (1877) erschienenen dritten Theil der Fauna littoralis Norvegiae übergegangen sind. Da wir in späterm Berichte auf dieses Werk zurückkommen, begnügen wir uns hier mit der Aufzählung der betreffenden Formen und der Reproduction der (demselben entnommenen und in englischer so gut wie dänischer Sprache abgefassten) Diagnosen der zwei neuen Geschlechter Batea — später, weilNamen schon vergeben, in Dubenia umgewandelt — und Lygomorpha. Beschrieben sind Ptilella grandis Ehbg. = Pennatula borealis Sars, Pennatula aculeata Dan. mit Var. rosea, Pennatula distorta n. sp. mit langen und schlanken gedrehten Strahlen, Virgularia affınis Kor. et Dan. (= V. glacialis Köllk. und V. Steenstrupi Köllk.), Dubenia abys- sicola n. mit var. smaragdina n., Dubenia elegans D. (= Stylatula elegans Köllk. und Rich.), Lygomorpha Sarsi n. sp. Gen. n. Dubenia Kor. et Dan. The habitus has some re- semblance to the Stylatula. The stalk furnished with a terminal bladder. The rachis had a rather long lateral band of zooids, and radial canals issuing as well from the dorsal as from the ventral canal and forming close to the fins a slight swelling on the dorsal and ventral surfaces. The fins are rudimentary and supported by a calcareous plate composed of shorter or longer calcareous needles, which project far up beyond the rudimentary fin. The polyps without cells, long, cylindrical and not easely contractile, connate at the basal part. The sexual organs in the hypogastrie cavity of the fully developed polyps. The zooids lateral. The axis round with numerous radial fibres. 196 Gen. n. Lygomorpha Kor. et Dan. Small sea-pens without stout polypary. The end of the stalk club-shaped; the ventral sur- face round, broad and naked. The cells thick, sessile, alternating on the back and sides, have a semilunar aperture furnished with two strong teeths. The polypes are retractile. The zooids few, scattered on the dorsal surface. Calcareous spicules in the cells, the tentacles and the sarcosome. The axis round. Verrill erwähnt einer Pennatula und einer Virgularia von Neu-England, die, obwohl mit Europäischen Formen (P. phosphorea und V. mirabilis) verwandt, vielleicht eigene Arten repräsentiren. Amer. Journ. arts and sc. T. V. p.>5. An einem andern Orte nimmt derselbe Verf. die Pennatula Canadensis Whiteaves als blosse Localvarietät von P. acu- leata Köll. in Anspruch, die kaum zu P. phosphorea zu ziehen sein dürfte. Ebenso fällt die Virgularia von Neu- England mit V. Lyngmanni Köll. zusammen. (Ibid. p. 100.) Nach den Untersuchungen von Edw. Moss gehört die von Gray (Ann. nat. hist. 1872. T. IX. p. 406) unter dem provisorischen Namen Osteocella septentrionalis be- schriebene (4—6 Fuss) lange runde Skeletachse einer Vir- gularienartigen Seefeder an, die eine beträchtliche Grösse und Dicke erreicht und an der Küste von Britisch Colum- bien nicht selten von den Fischern gehoben wird (Proceed. zool. Soc. 1873. p. 730—732 Pl. LXI). Die Polypen stehen in zahlreichen schrägen Reihen jederseits unmittelbar am Kiele, doch so, dass die eine (Ventral-)Fläche in ganzer Breite frei bleibt. Mit der Auffindung dieses Polypenstockes ist natürlich die Ansicht Slater’s widerlegt, der zufolge jener Skeletstab die Chorda eines Knorpelfisches darstelle, (Rep. Br. Assoc. 1872. p. 140), eine Ansicht, die Slater übrigens (Nature 1873. T. VIII. p. 488) unter Hinweis auf die Beobachtungen von Moss und die gleichzeitig über denselben Polypen veröffentlichten Mittheilungen von Stearns (Proceed. Californ. Academy 1873, Aug. oder Amer. Journ. arts. and sc. T. VII. p. 68—70) selbst zurücknimmt. Der letztere beschreibt den Polypen als ähnlich einer Pavonaria quadrangularis, glaubt dafür aber ein eigenes Subgenus Verrillia (V. Blakei n. sp.) aufstellen zu dürfen mit der Diagnose: Polypidom linear-elongate, round, oval or ovate in cross-section. Axis round, slender, bony; polyps arran- 197 ged in two unilateral longitudinal series. Bei dem grös- sesten der von Stearns beobachtete Exemplare (66 Zoll lang, ®/ı Zell dick) enthielt jede Seitengruppe 245 Reihen von Polypen, je mit S—11 Einzelthieren, im Ganzen deren gegen 500. In einer Am. jour. zugefügten Nachschrift be- merkt Verrill, dass der Polyp seiner eigenen Untersuchung nach am nächsten mit Halipteris Christii verwandt sei und wahrscheinlich demselben Genus zuzurechnen sein müsse. Eisen’s „Bidrag til kännedomen om Pennatulidslägtet Renilla“ (Kongl. svenska vetensk. akadem. Handlingar Bd. 1874. XIH. N. 1, 15 Seiten in Quarto mit 3 Tafeln) be- zieht sich auf eine wahrscheinlich neue californische Art mit sehr regelmässig gruppirten Polypen, die nach äusserem und innerem Bau eingehend — leider ohne irgendwelche Rücksicht auf frühere Untersuchungen — geschildert wird. Die Resultate der Untersuchung stimmen übrigens in den Hauptpunkten so vollständig mit den Angaben Kölliker’s überein, dass wir uns eines nähern Eingehens auf diesel- ben hier enthalten können. Zu den interessanteren der durch die Tiefseeexpeditio- nen der letzten Jahre an’s Licht gebrachten Seethieren ge- hört auch die Gattung Umbellula Cuv., die allerdings schon vor länger als einem Jahrhundert (durch Ellis und Mylius) nach zweien an der Küste Grönlands gesammel- ten Exemplaren bekannt geworden ist, seitdem aber nicht wieder aufgefunden ward und nach dem Verluste der Ori- gsinalexemplare Gefahr lief, zu einem ziemlich apokryphen Geschöpfe zu werden. Zum ersten Male wurde dieselbe im Jahre 1871 von Dr. Lindahl, der die damals ausge- rüstete schwedische Expedition nach Grönland und Neu- fundland begleitete, in der Baffinsbay aus beträchtlicher Tiefe gehoben und sodann in einem zweiten Exemplar weiter nördlich an der Grönländischen Küste aufgefunden. Zwei Jahre darauf gelang es auch den Gelehrten des Chal- lenger, unser Thier zu fischen und zwar zunächst im At- lantischen Ocean, später auch an andern Orten, so dass wir dasselbe heute fast aus allen Meeren kennen. Lindahl machte über seinen Fund zunächst eine kurze Mittheilung in den Ann. and. Mag. nat. hist. 1874 198 T. XIII. p. 258, der er dann später in der kgl. Swenska Vetensk. Akad. Handlingar Bd. XI. N.3 (22 S.3 Tafeln in Quarto) eine ausführliche von schönen Abbildungen be- gleitete Abhandlung „om Pennatulid-slägtet Umbellula* folgen liess. Nach der Untersuchung und Darstellung Lin- dahl’s unterliegt es nun keinem Zweifel, dass Umbellula, wie auch schon früher mehrfach vermuthet worden, ein echter Polyp und zwar eine Pennatulide ist, die (vielleicht mit Crinillum van der Hoven J. B. 1860. S. 133) unter diesen Thieren eine besondere in mehrfacher Beziehung sehr ausgezeichnete kleine Familie zu repräsentiren hat, Die Polypen sind von beträchtlicher Grösse, mit schlanken und langen Federtentakeln versehen und am Ende des schlanken, oben etwas aufgeblähten Stieles wie ein Köpf- chen zusammengruppirt, in dem sich bei näherer Unter- suchung ausser einem terminalen Polypen, dem ältesten, eine wechselnde Anzahl von solehen unterscheiden lässt, die ihrer Stellung nach als laterale und dorsale zu be- zeichnen sind. Die neu sich bildenden Polypen kommen unter den ältern hervor und sind anfangs noch ohne Ten- takel, ganz wie die zahlreichen sg. Zooide, die auf der ven- tralen Fläche und den Seitentheilen des obern Stielendes gefunden werden. Genitalien konnten an den Einzelthieren, die übrigens sonst das gewöhnliche anatomische Verhalten zeigen, nicht aufgefunden werden. Durch die Bildung des Stieles schliesst sich Umbellula im Wesentlichen an die Funieulinen an. Das kalkige Aschenskelet ist vierkantig. Nach der Ansicht Lindahl’s gehören übrigens die von ibm beobachteten zwei Exemplare verschiedenen Arten an (U. miniacea n. und U. pallida n.), doch sind die Unter- schiede, wie es scheint, sehr unbedeutend, und möglichen Falls auf die Verschiedenheiten des Contractionszustandes und Alters — beide sind offenbar noch Jugendformen, ob- wohl eine bereits 17 (die andere nur 9) entwickelte Po- lypen trägt — zurückzuführen. Dieser Ansicht ist-auch Kölliker, der die zuerst vom Challenger aufgefundenen zwei Exemplare (von fast 900 und 270 Mm Länge, während die Lindahl’schen 420—330 Mm. maassen) zur Untersuchung erhielt und den 199 Bau derselben gleichfalls in einer besonderen kleinen Ab- handlung (‚die Pennatulide Umbellula und zwei neue Ty- pen der Aleyonarien“, Würzburg 1874. 25 Seiten in Quarto mit 2 photographirten Tafeln) geschildert hat. Im Wesent- lichen lauten die Angaben desselben mit Lindahl über- einstimmend, indessen stellen sich hier und da doch kleine Unterschiede heraus, von denen es freilich einstweilen noch zweifelhaft bleibt, wie weit ihre Tragweite geht. Am wichtigsten erscheint der Umstand, dass die Zooide der Kölliker’schen Exemplare gleichfalls der Rückseite angehören, auch Thiere (besonders an den Tentakeln) und Polypenstiel Kalknadeln enthalten, die nach Lindahl fehlen sollten. Ebenso fand Kölliker bei seinen Exem- plaren (2) Geschlechtsorgane, die den zwei Paar seit- lichen Scheidewänden anhingen. Auf Grund dieser Eigen- thümlichkeiten hält Kölliker seine Exemplare für Re- präsentanten einer besonderen Art, U. Thomsoni n., wäh- rend er die von Lindahl aufgestellten zwei Species unter dem Namen U. Lindahli vereinigen möchte. Der letztern ge- hört vielleicht auch die U. Euerinus Ellis an, die so ziemlich dem gleichen Fundort entstammt, auch durch die stärkere Anschwellung des oberen Stielendes derselben ähnlich ist. Die neue Familie (Umbelluleae) reiht Kölliker an seine Familie der Bathyptileae an, und zwar mit folgender Diagnose: „Pennatuleen mit langem dünnem Stiele und kur- zem dickem Polypenträger, der an der Ventralseite eine scharf ausgeprägte bilaterale Symmetrie zeigt. Polypen sehr gross, ohne Kelche, nicht retractil, sitzend, an der Dorsalseite des Kieles rechts und links in Seitenreihen angeordnet, zu denen noch ein endständiger Polyp kommt. Geschlechtsorgane in den untersten Theilen der Polypen an vier Septis gelegen. Zooide zwischen und neben den Polypen, ventral, lateral und auch wohl dorsal, die ven- trale Mittellinie freilassend. Achse vierkantig mit abge- rundeten Kanten und vier tiefen Furchen.“ Eine vorläufige Mittheilung von Kölliker über die hier angezogenen Untersuchungen s. Würzburger Verhand- lungen Bd. VIII. 1874 Mai. 6 Seiten. Nach den Mittheilungen von Willemoes-Suhm 200 (notes on some young stages of Umbellularia and on its geographical distribution, Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XV. p. 312—314 Pl. XVIU. A) ist Umbellularia in den Tiefen sowohl des Atlantischen, wie auch des antaretischen und Stillen Oceans (1600—2600 Faden, während sie an der Grönländischen Küste schon in einer Tiefe von 122 Faden lebt) weit verbreitet. Ob die aufgefundenen Exemplare freilich sämmtlich den Umb. Thomsonii Köll. angehören, ist zweifelhaft und besonders für die Pacifische Form un- wahrscheinlich. Unter der letztern fanden sich übrigens einige Exemplare, die nicht bloss viel entschiedener, als die von Kölliker und Lindahl untersuchten, die bila- terale Bildung der Jugendform zur Schau trugen, sondern auch über die Reihenfolge der Einzelthiere vollständigern Aufschluss gaben. Das kleinste Exemplar maass nur 41 Mm und bestand-aus einem einfach cylindrischen Stamme, dessen freies Ende 3 Polypen trug, einen terminalen, welcher der grösseste, also auch älteste war, und zwei laterale. Spieula und Zooidien waren noch abwesend ; beide bilden sich erst später, wenn die Polypen eine gleiche Grösse erreicht haben, und zwar zunächst an der Bauchfläche. Durch Bildung eines neuen terminalen Polypen wird dann der erste aus seiner ursprünglichen Lage gebracht, so dass jederseits deren zwei vorhanden sind. Der fünfte Polyp entsteht im Centrum, während die übrigen unter den zwei ersten Lateralpolypen ihren Ursprung nehmen. An die Darstellung von Umbellularia reiht Kölliker in der hervorgehobenen Abhandlung weiter noch (S. 13—17 Tab. II) eine Mittheilung über „Heteroxenia, eine neue Gattung der Aleyoninae mit Dimorphismus der Polypen*“. Die Form, um die es handelt (7. Elisabethae n.), kommt aus der Südsee (Port Denison) und stellt eine grosse ge- stielte Scheibe dar, die an der obern Fläche ziemlich dicht mit grossen (40—55 Mm langen) Geschlechtsthieren be- setzt ist. Dazwischen nun aber stehen ausserordentlich zahlreiche kleine Zooide, wie sie Verf. auch noch bei eini- gen andern früher dem Genus Xenia zugerechneten, aber noch nicht genauer untersuchten Arten gefunden hat, kleine 3—5 Mm lange Zäpfchen mit Mundspalte und acht kurzen 201 einfachen (nicht gefiederten) Tentakeln, deren Innnenraum nur wenige Millimeter in die Tiefe sich senkt und dann in Ernährungsgefässe sich auflöst, wie sie auch aus der Leibeshöhle der Geschlechtsthiere hervorkommen. Die An- wesenheit dieser heteromorphen Polypen bildet nun den auszeichnenden Charakter des neuen Genus. Heteroxenia Köll.e Vom Habitus und Bau der Gattung Xe- nia. Polypen an der Endfläche eines dicken fleischigen Stockes oder Stieles gelegen, nicht retractil, von zweierlei Art. Geschlechtsthiere gross, in kurzen Abständen stehend, am Rande der Scheibe kleiner. Fühler !/,—!/, Mal so lang, als die Polypenleiber, mit vier Reihen Fiederblättchen an jeder Seite. Zooide viel zahlreicher, als die Ge- schlechtsthiere, alle Zwischenäume zwischen derselben ausfüllend, frei hervorragend, walzenförmig, am Munde mit acht sehr kurzen einfachen Tentakeln. Kalkkörper von der Beschaffenheit derer von Xenia, im Innern des Stockes spärlich, reichlich im Ectoderma vor Allem der beiderlei Polypen. Den gleichen Dimorphismus beobachtete Mosely bei einem Sarcophyton von der Küste der Admiralitäts-Inseln, bei dem die Zwischenräume zwischen den ziemlich ver- einzelt stehenden Polypen von zahlreichen Zooiden einge- nommen waren. Der Zusammenhang mit den letztern wird durch die Gefässe vermittelt, die in beträchtlicher Anzahl aus den Polypenröhren ihren Ursprung nehmen und im Coenenchym zu einem complieirten Netzwerk sich vereinigen, aus dem dann die Zooidröhren sich erheben. Die jüngsten Zooide, d. h. diejenigen mit den kürzesten und engsten Röhren, werden in der nächsten Umgebung der Polypen gefunden. Von den acht Mesenterien sind vier länger, als die übrigen, und zwei, die beiden ‚‚dorsalen“, allein mit Filamenten versehen. Die Muskeln an den Me- senterien der Polypen zeigen die bekannte bilateral-sym- metrische Anordnung und bilden dadurch ein intermesen- teriales Fach am „Rücken“, wie am „Bauche“. On the structure ete. 1. e. (Transact. p. 109—112). Angesichts dieser Beobachtungen glaubt Ref. übrigens die Vermuthung äussern zu dürfen, dass auch die von demsel- ben Verf. bei Heliopora beschriebenen Coenenchymröhren, die nach Verlauf und morphologischem Verhalten mit den Polypenröhren die grösseste Aehnlichkeit haben, den Zooi- 202 den an die Seite zu stellen sind, obwohl sie weder Magen noch Mesenterien enthalten, auch nicht nach Aussen aus- münden, sondern mit einer von Eetoderm und Mesoderm gebildeten weichen Gewebsschichte überdeckt sind, in welcher ein Netzwerk von feinen und gröbern Kanälen hinzieht, die ebenso wohl mit den Polypenröhren, wie mit den Coenenchymröhren zusammenhängen. Die Polypen, die übrigens immer nur im zurückgezogenen Zustande und mit eingestülpten Tentakeln, wie sie sonst nur noch bei Coral- lium vorkommen, beobachtet wurden, zeigen den gewöhn- lichen Bau der Aleyonarien, nur dass zwei der acht Me- senterialfilamente, wahrscheinlich die des Dorsalfaches, länger sind, als die übrigen. Geschlechtsorgane wurden nur einige Male und höchstens an vier Mesenterien beob- achtet. Trotz der Achtzahl der Mesenterien zeigt auch die kalkige Polypenröhre acht sg. Septa, leistenförmige Ein- buchtungen, von denen vier — bald diese, bald jene — ohne Beziehung zu den Mesenterien sind. Das Skelet be- steht aus einer harten eigenthümlich gefügten Kalkmasse, die keine Zusammensetzung aus Skleriten zeigt, wie solche denn auch in den Weichtheilen überall fehlen. Die untern abgekapselten Kammern des Röhrenapparates entbehren der sonst darin vorkommenden weichen Bekleidung (Me- soderm, Entoderm) und sind somit als todte, vielfach von bohrenden Thieren und Polypen durchsetzte Massen zu be- trachten. Ebendas. p. 91—108. In der gleichfalls von Kölliker (a. a. ©. 18—23) neu beschriebenen Siphomogorgia (n. gen.) Godefroyi aus der Südsee lernen wir ein Thier kennen, welches auf den ersten Blick an gewisse Gorgoniden, besonders Para- gorgia und Semperina, sich anschliesst, statt der Hornachse aber eine knorpelharte Kernmasse enthält, die ganz, wie bei den Aleyoniden, von den verlängerten Innenräumen der Polypen durchzogen wird, während diese bei den ächten Gorgoniden bekanntlich schon nach kurzem Verlauf blind abgerundet endigen. Diese Röhren enthalten auch die Fortsetzungen der Septen, aber nicht von allen acht wie bei den Aleyoniden, sondern nur von vieren, und zwar jenen, welche zugleich die Geschlechtsorgane und Mesenterial- 203 fäden tragen. Auf Grund dieser Eigenthümlichkeiten er- hebt Kölliker seine neue Art zu einer besonderen zwischen den Gorgoniden und Aleyoniden die Mitte haltenden Familie mit folgenden Charakteren (die zugleich auch die des ein- zigen Genus darstellen): Siphonogorgiacewe. Habitus der Gorgoniden. Sarcoma aus vielen Kalkkanälen und Bindesubstanz bestehend, hart. Polypen nur an den Enden der kleinsten Aeste befindlich, in wenig vorspringen- den Kelchen enthalten, zurückziehbar. Darmhöhlen kanalartig ver- längert, den ganzen Stock durchziehend, im Innern der Zweige und Stämme befindlich. Von den Septa gehen nur vier in die verlän- gerten Darmhöhlen hinein und zwar diejenigen, welche die Ge- schlechtsorgane und die langen schmalen Mesenterialwülste tragen. Geschlechtsproducte in den verlängerten Darmröhren der kleinsten Aeste enthalten. Während Kölliker bekanntlich der Ansicht ist, dass die Kalkkörper von Gorgonia an der Achsenbildung kei- nerlei Antheil nehmen, die letztere vielmehr ganz unab- hängig von erstern durch eine Ausscheidung von Horn- substanz aus dem umgebenden Gewebe vor sich geht, glaubt Studer nach seinen Beobachtungen an Gorgonia Bertho- loni Lamk. einen andern Vorgang annehmen zu müssen. Die Spieula des Coenenchyms, so zeigt derselbe, bilden auch bei Gorgonia den Ausgangspunkt der Achsenbildung, indem sie zunächst einzeln von Hornsubstanz umhüllt werden, dann unter sich verkleben und schliesslich durch neue Hornmassen concentrisch umhüllt werden. Nach der Ablagerung dieser Hornmasse aber werden die Spieula in den meisten Fällen resorbirt, so dass dann an ihrer Stelle ein Hohlraum entsteht, der sich etwas verengt und mit „Schwammgewebe‘“ ausfüllt. Eine solche Betheiligung der Spieula an der Achsenbildung ist wahrscheinlich überall da vorhanden, wo die Hornlamellen Maschen bilden und ein Schwammgewebe enthalten, wie schon der Umstand vermuthen lässt, dass die Antipathiden (ohne Spicula) solide Hornachsen besitzen. Die Gorgonien nehmen somit in Betreff ihrer Achsenbildung eine intermediäre Stellung ein, da bei den Corallinen bekanntlich — im Gegensatze zu den Antipathiden — gar keine Hornbildung um die verschmelzenden Kalkkörper vorkommt. Berner Mitthei- u Ke 204 lungen 1873 (über Bau und Entwicklung der Achse von Gorgonia Bertholoni, 12 Seiten mit 3 Tafeln). Möbius macht einige Mittheilungen über Verrucella guadalupensis Duch. et Mich., besonders über die den Kalk- körperchen der Rinde inhärirenden Pigmente. Schriften des naturhist. Vereins für Schleswig-Holstein Bd. I. 1873. Die schon vor mehreren Jahren von dem ältern Sars an der norwegenschen Küste aufgefundene Mopsea borealis findet in dem von dessen Sohn jetzt herausgegebenen Sam- melwerke (some remarkable forms of animal life I. p. 50— 57 Tab. V) eine eingehende Darstellung. Sie ist der mittel- meerischen M. elongata nahe verwandt, aber kleiner (kaum mehr, als 30 Mm hoch), und weniger verästelt, oftmals sogar ganz ungetheilt. Die Kalksegmente haben eine un- gewöhnliche Länge, während die hornigen Zwischenstücke dafür ausserordentlich kurz sind. Nach einer Abbildung von Gunner zu urtheilen, dürfte übrigens im Nordmeere noch eine zweite Isidee vorkommen. Unter den von Verrill aufgezählten Polypen Nord- Carolina’s (Amer. Journ. se. and Arts T. III. p. 432 ff.) werden als neu beschrieben Zeptogorgia Carolinensis und Anthopodium (n. gen.) rubens. Das neue Gen. Antho- podium ist einerseits mit Telesto, andererseits mit Calli- podium Verr. verwandt und wird folgendermaassen cha- rakterisirt. Anthopodium n. gen. Corallum with an encrusting, firm coenenchyma, from which arise prominent, tubular verrucae, with rather large polyps at the summit. The surface of the coenenchyma and verrucae is minutely granulous with rough irregular spicula, elosely united together. The spicula are of many forms and sizes, and are remarkable for their irregularity and roughness; the most prominent kindsare very roughly warted and spinulose oblong forms, and rougher lacerate clab-shaped ones, many of which are flattened at the large end. Besides these there are numerous rudely spinu- lose spindles and an abundance of the small, short, glomerate kinds. Unter dem Genusnamen Jukella beschreibt Gray (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. IX. p. 481 mit Holzschnitt) eine neue Aleyonarie von Sir C. Hardy’s Insel. Jukella n. gen. Coral hard, fleshy, forming a thick smooth barren stem, marked by irregular longitudinal grooves or ridges; divided at the top into irregular transverse foliaceous expansions, 205 sinuated or lobed at the margins, which are covered with close re- tractile polypes on each of their sides. All parts of the coral stud- ded with calcareous cylindrical spicules, which have four more or less large prominent separate transverse plates, which are largest in the middle and more or less small or rudimentary at the ends. Sp. n. J. cristata. Ebendas. (p. 483) liefert Gray eine Beschreibung der bisher nur von Valenciennes beobachteten Thoua- rella antarctica von den Falklands-Inseln, die, nach einem besser erhaltenen Exemplare entworfen, mehrfach von den ältern Angaben abweicht. In den „Notes on Corals from the south- and antaretie seas“ veröffentlicht Gray die Beschreibung folgender meist neuer Arten (Proceed. zoolog. Soc. 1872. p. 744—747 Pl. LXI-—LXIV): Mopsella australiss, Fannyella (n. gen.) Rossii, Errina fissurata, Tubulipora nivalis, Thouarella ant- arctica Val., Porella antaretica Gr., Hookerella pulchella Gr., Sydella (n. gen.) australis. Zur Charakteristik der neuen Geschlechter reprodueiren wir hier deren Diagnose, Fannyella Gr. Coral slightly furkately branched; branches - club-shaped, enlarging upwards and then rapidely contracting at the tip; polypiferous cells many, in numerous close concentrie rings, forming regular whorls round the branches, the cells oblong, eylin- drical, contracted at the base and each covered with six longitudinal series of transverse oblong hexangular scales, truncated at top and closed with elongated more or less acute scales, converging to the point, when the animal is withdrawn; axis covered with small scales. Sydella Gr. Coral erect (?), straisht, cylindrical, rather tape- ring, covered with ceylindrical cells, tapering at the end and placed in four rather irregular longitudinal series, covered externally with red fusiform spicules, placed very close together in a longitudinal direction. Polypes completely retractile, leaving a small rounded end to the cell when contracted. (Fortsetzung folgt.) Universitäts-Buchdruckerei von Carl Georgi in Bonn, Dt I TG Pa 4. Porifera. Pagenstecher liefert eine auf selbständigem Quel- lenstudium beruhende historische Zusammenstellung unserer Anschauungen und Kenntnisse von der Natur und der Systematik der Schwämme von Aristoteles bis Haeckel. „Zur Kenntniss der Schwämme“ I. Historische Einleitung (Heidelberg 1872, 66 Seiten, aus den Verhandl. des natur- hist. med. Vereins zu Heidelberg 1871 besonders abge- druckt). Haeckel veröffentlicht eine dreibändige Monographie über „die Kalkschwämme“ (Berlin 1872), deren erster genereller Theil (484 Seiten) die Biologie behandelt, wäh- rend der zweite (418 Seiten) der Systematik gewidmet ist, und der dritte illustrative Theil auf 60 Tafeln einen Atlas bietet, der dazu bestimmt ist, den Bau und die Polymorphie der betreffenden Geschöpfe zu erläutern. Durch eine um- fassende und möglichst vollständige Behandlung derselben glaubt der Verf. an einer bestimmt begrenzten Organismen- gruppe „den analytischen Beweis von der gemeinsamen De- scendenz aller einer solchen Gruppe zugehörigen Species“ lie- fern zu können, und damit das Problem von der Entstehung der Arten auf analytischem Wege gelöst zu haben. Zu 14 208 diesem Zwecke unterwirft der Verf. in dem ersten Theile nach einer historischen und methodologischen Einleitung (S. 1—80) die Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Kalkschwämme mit Einschluss der Phylogenie (S. 85—368), ihre interne und externe Physiologie (S. 368—449, externe Physiologie — Physiologie der Verbreitung und des Haus- halts) und schliesslich sogar (S. 463—483) ihre „Philosophie“ d. h. die Stellung der Kalkschwämme im Thierreiche und ihre Beziehungen zur Descendenztheorie einer eingehenden Erörterung. Der zweite Theil bietet nach einer Uebersicht über die Natur der Kalkschwämme (S. I1—11) ein „natür- liches System“ derselben, ausgeführt nach den phyloge- netischen Prineipien der Descendenztheorie bei mittlerer Ausdehnung des — an sich unhaltbaren — Speciesbegriffes (S. 11-581), einen Abschnitt, der zugleich eine Beschreibung der vom Verf. unterschiedenen 111 Arten enthält und einem „künstlichen System“ (S. 3831—413) vorausgeht, das nach den bisher in der Systematik der Spongien befolgten Prinei- pien ausgeführt ist. Auch der vom Verf. früher (J. B. 1869 - S. 244) veröffentlichte „Prodromus“ war der Versuch eines solchen künstlichen Systemes, der, wie wir jetzt (Th. I. S. 36) erfahren, zunächst nur zeigen sollte, wie sich die höchst biegsamen und allenthalben durch Uebergänge ver- bundenen Formen der Caleispongien dem Zwange eines solehen durchgeführten Systemes gegenüber verhielten. Allerdings wurde derselbe ohne alle weitern Erläuterungen hingestellt, allein das geschah in der Erwartung, dass jeder denkende Leser die Ironie verstehen werde, die demselben zu Grunde lag. Ref. bedauert, diesen „denkenden Lesern“ nicht zugehört zu haben, er war jedoch, indem er den Ver- such ernsthaft nahm, in zahlreicher und guter Gesellschaft und wird auch die ihm ertheilte Lehre fortan zu beherzigen wissen. Man mag übrigens die vom Verf. geübte Methode bil- ligen oder nicht, vielleicht auch den etwas weit gehenden Zielen des Werkes gegenüber sich als Skeptiker verhalten, so viel jedoch ist gewiss, dass Verf. in geschiekter und geistvoller Weise seinen Versuch durchgeführt und unsere Litteratur mit einem Werke bereichert hat, mit dem künftighin eine jede Untersuchung über Kalkschwämme wird zu rechnen 209 haben. Was über die Gesammtorganisation derselben mit- getheilt wird, ist im Grossen und Ganzen eine weitere Ausführung und Begründung dessen, was vom Verf. in seiner Abhandlung „über den Organismus der Schwämme“ - (J. B. 1869 S. 239) bereits früher dargelegt ist und in voller Uebereinstimmung mit den Ansichten steht, die Ref. bereits zu einer Zeit vertreten hat, in welcher die Schwämme fast allgemein für Portozoen galten oder gar — wie Haeckel noch im Jahre 1867 das wollte — aus dem Thier- reiche verbannt waren. War Verf. doch, wie er selbst bemerkt, in erster Linie bestrebt, zu zeigen, dass die Kalk- schwämme und die Spongien überhaupt den vielzelligen sg. Metazoen zugehörten, dass die zwei Gewebsschichten, aus denen dieselben sich zusammensetzen, den primären Keimblättern (dem Eetoderm und Entoderm) der übrigen Metazoen homolog sind, und dass die Träger dieser Ge- bilde durch den Besitz eines Gastrocanalsystemes und dessen Anordnung sich als echte Coelenteraten (oder Zoophyten) ausweisen. In seinen einfachen Formen stellt der Kalk- schwamm nach der Darstellung unseres Verf.’s einen un- verästelten eylindrischen oder ellipsoidischen, vielleicht auch | birnförmigen Körper dar, der einen Innenraum, die Magen- höhle, einschliesst, und von zweien auf einander liegenden Zellenhäuten gebildet wird. An dem basalen Ende ist der Kalkschwamm fast immer auf einem fremden Gegenstande am Meeresboden festgewachsen, sehr selten frei und dann locker im Schlamme steckend, während er am gegenüber- liegenden eine Mundöffnung (oseulum) trägt, die unter Um- ständen auch temporär oder für immer sich verschliessen kann. Im letzten Falle kann auch die Magenhöhle durch seeundäre Verwachsung oblitteriren. Die grössere Mehr- zahl der Kalkspongien besteht übrigens aus verästelten Formen, deren Zweige sämmtlich einen individuellen For- menwerth besitzen. Genetisch sind diese Stöcke entweder durch (einmalige oder wiederholte) Spaltung aus einem ursprünglich einfachen Individuum hervorgegangen und dann einwurzelig, oder durch Verwachsung aus mehreren Individuen entstanden und dann mehrwurzlig. In solchen Stöcken hat bald ein jedes Individuum seine Mundöffnung, 210 bald nicht, indem entweder bloss einzelne derselben damit versehen sind, oder überhaupt nur eine einzige gemein- same Mundöffnung für alle Individuen vorkommt. Es gibt sogar Stöcke ohne jede Mundöffnung, so wie solche, in denen die Individuen oder Individuengruppen mehrere der hier aufgezählten Bildungen neben einander auf- weisen. Ursprünglich entwickeln sich die Kalkschwämme sämmtlich aus einer einzigen nackten kernhaltigen Zelle. Dieselbe ist (wahrscheinlich stets) der Befruchtung durch eine andere (männliche) Zelle bedürftig und demnach als Ei zu bezeichnen. Die befruchtende Zelle erscheint als eine einfache Geisselzelle, während das Ei eine stets form- lose amöboide Zelle darstellt, welche formwechselnde Fort- sätze ausstreckt und einzieht und mittels derselben umher- kriecht. Das befruchtete Ei unterliegt einer totalen Furchung und verwandelt sich schliesslich in einen rundlichen Zellen- körper, der eine Höhle in seinem Innern bildet. Die ur- sprünglich gleichartigen nackten Furchungszellen, welche die Wand dieser Höhle (des Urdarmes) zusammensetzen, diffe- riren sich bald in zwei verschiedene Blätter, deren jede aus einer einzigen epithelialen Zellenlage besteht. Die innere vege- tative Zellenschicht (entoderma) besteht aus kugligen flimmer- losen Zellen, die äussere animalische (ectoderma oder, wie Verf. schreibt, exoderma) dagegen aus eonischen oder eylin- drischen Geisselzellen, mit deren Hülfe der Embryo umher- schwimmt. Die Magenhöhle bleibt entweder geschlossen oder bricht, wie gewöhnlich, nach Aussen durch, um den Urmund zu bilden, durch den hindurch die geissel- losen runden Zellen des Entoderms nicht selten nach aussen wulstig hervortreten. Nach einiger Zeit geschieht die Be- festigung, bei der die Eetodermzellen des aboralen Poles zur Anheftung dienen. Die Entodermzellen beginnen jetzt zu flimmern und das Wasser in der Magenhöhle in Be- wegung zu setzen, indem eine jede derselben ein langes, von einem zarten Protoplasmakragen umfasstes Geisselhaar aussendet. Einzelne dieser Geisselzellen verwandeln sich späterhin (durch Vergrösserung) in Eizellen, andere (durch mehrfach wiederholte Theilung) in Spermazellen. Bei manchen Arten trifft man sogar noch die ausgebildeten 211 - Eier im Geisselepithel der Magenhöhle, während dieselben in anderen Fällen von da allmählich in das Fetoderm hineinrücken oder zwischen beiden Schichten gefunden werden. Bei zweien Sycaltisarten bekleiden sich dieselben auffallender Weise mit einer Kalkschale. Während nun aber die Entodermzellen zu Geisselzellen werden, ziehen die Eetodermzellen umgekehrt ihre Geisselhaare ein und ver- schmelzen — hüllenlos, wie sie sind — zur Bildung eines zusammenhängenden Protoplasmalagers (syneytium), in welchem nur noch die bleibenden Zellenkerne die Zahl und Lagerung der früheren Zellen andeuten. Jetzt erst beginnt in diesem Syneytium, dessen Kerne fortwährend sich vermehren, die Bildung des Skelets, indem innerhalb des Protoplasmalagers ausgeschiedener kohlensaurer Kalk die Form von einzelnen Nadeln (Dreistrahlern, Vierstrah- lern oder Stabnadeln) annimmt. Die Kalkmasse der Nadeln ist geschichtet und umgiebt einen eylindrischen, von weicher Substanz gebildeten Achsenstreifen. Auf diesem Stadium wird der junge Kalkschwamm vom Verf. als Protolynthus bezeichnet. Derselbe wird dadurch verändert, dass an seinem Körper eine Anzahl von kleinen Oeffnungen sich hervorbilden, welche die Magenwand durchbrechen und ‚den Eintritt des Wassers in die Magenhöhle gestatten: die Hautporen oder Lochkanäle (pori dermales). Sie sind nichts weiter, als veränderliche Lücken des Parenchyms, welche entstehen und vergehen; keine constanten, von besonderer Wandung umgebene Canäle. Mit der Bildung dieser Poren beginnt eine regelmässige Wasserströmung durch den Körper des jungen Kalkschwammes und zwar gewöhnlich in der Richtung, dass das Wasser durch die Hautporen in die Magenhöhle eintritt und durch die Mundöffnung wieder abfliesst. Wenn nun der Kalkschwamm keine weitern - wesentlichen Veränderungen erleidet, in dieser Form viel- mehr bestehen bleibt und geschlechtsreif wird, dann re- - präsentirt er einen sg. Olynthus. Der porenlose Proto- lynthus und der durch Porenbildung daraus entstandene Olynthus wird nun vom Verf. als die allen Kalkschwämmen gemeinsame Stammform in Anspruch genommen, durch die hindurch sieh die verschiedenen Formen historisch ent- 212 wickelt haben. Am nächsten diesem Olynthus steht die Familie der Asconen (Leucosolenia Bow., Grantia Lieb.), die Verf. desshalb auch für die älteste hält. Ihre Glieder besitzen noch die dünne Magenwand und die einfachen Hautporen, welche an jeder Stelle entstehen und vergehen können (Lochcanäle). Die zweite Familie, die der Leu- conen (Leuconia Bow., Grantia Schm.) charakterisirt sich dureh ihre verdickte Magenwand, welche von ungeraden, unregelmässig verästelten Canälen durchsetzt wird. Diese „Astkanäle“ beginnen mit einer geringen Anzahl von un- regelmässigen weiten Oeffnungen oder Magenporen auf der innern Magenfläche, verästeln sich dann innerhalb der dieken Magenwand und bilden meist durch zahlreiche Ana- stomosen ein lacunäres Gefässnetz. Endlich münden sie durch zahlreiche feine Hautporen auf der äussern Hautfläche aus. Die dritte natürliche Familie, die der Syconen, entspricht im Ganzen dem Gen. Grantia Bow. und Sycon Lieberk. Auch bei ihr findet sich eine verdiekte Magenwand, nur dass dieselbe nicht von unregelmässig verästelten Canälen, sondern von geraden, regelmässig radialen und unver- ästelten Canälen (Strahblkanälen) durchzogen wird, welche entweder isolirt verlaufen oder theilweise resp. ganz mit einander verwachsen und im letzteren Falle durch Binde- poren communieiren. Auf der innern Magenfläche öffnet sich jeder Strahlkanal durch einen bisweilen mehrfachen Magenporus, während er auf der äussern Hautfläche ge- wöhnlich durch viele kleine Hautporen ausmündet. Zwischen den verwachsenen Radialtuben bleiben engere oder weitere interradiale Zwischenräume über, welche von einer Fort- setzung des Eetoderms ausgekleidet sind. Wimperkörbe, die bei den übrigen Schwämmen so verbreitet sind, und den am stärksten differenzirten Typus in der Bildung des Canalsystemes bei den Spongien darstellen, finden sich bloss bei einigen Leuconen. Sie entstehen durch locale Entwicklungen der Astkanäle und erweitern sich gelegent- lich zu grösseren Blasen, welche sich berühren, hier und da eonfluiren und so schliesslich in grössere - sinusartige Hohlräume (Subdermalhöhlen, intermarginal cavities Bow.) zusammenfliessen. Bei der Entwicklung eines Kanalappa- 213 rates zieht sich das Flimmerepithelium, das ursprünglich _ die ganze Magenhöhle auskleidet, in den letztern (resp. bloss die Wimperkörbe) zurück, so dass erstere dann nackt, bloss von dem Syneytium des Eetoderms bedeckt, gefunden wird. Die hier kurz charakterisirten drei Familien zerfallen nach unserm Verf. in 21 Gattungen, welche lediglich durch die Zusammensetzung ihres Skelets aus verschiedenen Kalk- nadeln unterschieden werden. Innerhalb der Gattungen werden die natürlichen Species wiederum durch untergeordnete Modificationen :in der Gestalt, Grösse, Lagerung und An- ordnung- der Nadeln bestimmt. Da die Nadeln in dreierlei Hauptformen vorkommen, und jede dieser Grundformen entweder für sich allein oder in Combination mit einer der andern oder mit beiden das Skelet zu bilden vermag, so ist die Feststellung der natürlichen Gruppen eigentlich nur ein Rechenexempel. In jeder Familie sind hiernach sieben Gattungen möglich, wie das in der weiter unten mitgetheilten Synopsis specieller dargelegt ist. Higgin „Sponges, their anatomy, physiology and classification“ (Procced. liter. and philos. Soc. and nat. hist. Soc. Liverpool T. XXIX p. 193—266. Pl. I—II) ist Ref. nieht zu Gesicht gekommen. Während in Deutschland jetzt die Coelenteratennatur der Schwämme ziemlich allgemein anerkanst ist, auch Kölliker jüngst (Morphologie und Entwieklungsgeschichte des Pennatulidenstammes S. 67) in diesem Sinne sich ausgesprochen hat, trägt man im Ausland, wenigstens in England und Amerika, immer nech Bedenken, der neuen Auffassung sich anzuschliessen. Statt ihrer neigt man sich hier der Clark’schen Ansicht zu, der zu Folge der Schwamm bekanntlich eine Colonie geisseltragender Infu- sorien darstelle. (J. B. 1867. S. 223). Die Abhandlung Clark’s — wir entnehmen derselben nachträglich noch die Bemerkung, dass die vom Verfasser untersuchte Art als Spongilla arachnoidea bezeichnet ist — wird in Silli- man’s Amer. Journ. 1871 und in den Ann. and Mag. nat. hist. 1872. Vol. IX. p. 71 wieder abgedruckt und findet vielfach Anerkennung. So von Leidy (Proceed. Acad. nat. hist. Philadelphia 1874. T. II. p. 144), so auch von 214 Carter, der die betreffenden Geisselzellen geradezu als „Spongozoen“ bezeichnet (Ann. and Mag. nat. hist. Vol- X. p. 45—50) und in denselben nahe Verwandte der Difflugien sieht (Ibid. Vol. IX. p. 419—429). Nach Art der letzteren sollen diese Schwammthiere (bei Tethya) sich auch paarweise copuliren und auf diese Weise — durch Zygose, wie Verf. sagt — eine geschlechtliche Fortpflan- zung einleiten. Anfangs liegen die Fortpflanzungskörper (Eier) in dem gemeinschaftlichen Parenchym, später aber treten sie von da in die Wasserkanäle über, in denen sie sich dann zu kleinen spieulatragenden Embryonen ent- wickeln, wie Verf. das an Spiritusexemplaren von T. era- nium und zettandica beobachten konnte. Die Kieselnadeln entstehen nicht in Zellen, sondern in dem Zwischengewebe, und zwar zunächst mit dem Schafte, dessen eines Ende knopfförmig anschwillt und dann die Arme treibt. So lange die Jugendformen noch frei sind, besitzen sie (Tethya antaretica) langgestreckte Wurzelnadeln, die später, nach der Anheftung, verloren gehen (in gewissen Formen aber zeitlebens bleiben). Die Gemmulae der Süsswasserschwämme werden gleichfalls als Eier gedeutet, aber als solche, die in eine feste Schale eingeschlossen seien und erst ausser- halb der Colonie zur Entwicklung kämen. Die Zwischensubstanz, welche die „Spongozoen“ zu- sammenhält und gruppenweise vereinigt, gewinnt übri- gens in Carter's Augen allmählich an Bedeutung. So besonders in der vornehmlich gegen Haeckel gerichteten kleinen Abhandlung „points of distinetion between the Spongiadae and Foraminifera“ (l.e. Vol. XI. p. 351—355), in dem ausdrücklich anerkannt wird, dass diese Masse, die eigentliche Schwammsubstanz, deren amöboide Natur Carter übrigens von Anfang an erkannt hat, als Träger des Canalapparates und des Skelets einen wesentlichen Antheil an dem Aufbau des Schwammkörpers nehme und eine viel grössere Differenzirung besitze, als die „Sarkode“ der Foraminiferen, die höchstens äusserlich von einem Skelete bedeckt werde. Andererseits wird Carter übrigens in seiner Deutung der Spongozoen dadurch bestärkt, dass er dieselben (bei 215 Halisarca Dujardinii) nach Art der Amöben Nahrung auf- nehmen und den Rückstand auswerfen sieht (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XIII. p. 315, 316) — ein Vorgang, der hier übrigens keineswegs zum ersten Male beschrieben wird und auch an den Darmepithelzellen höherer Thiere in wesentlich übereinstimmender Art beobachtet wird. An Halisarca lobularis überzeugt er sich später sogar (l. c. p. 433—440), dass die Spongozoen die einzigen Theile des Schwammkörpers sind, welche bei Fütterungsversuchen Indigopartikelehen schlucken. In Folge dessen heben sich dann die Wimperkörbe (ampullaceous sacs), welche die Spongozoen in sich enthalten, scharf gegen das übrige Gewebe ab. Dieser Umstand ruft dem Verf. nun die schon früher einmal von ihm hervorgehobene Aehnlichkeit der Wimperkörbe mit den Einzelthieren einer Aseidienkolonie in’s Gedächtniss zurück. Jedenfalls, so bemerkt er, sei die Aehnlichkeit grösser, als die mit einem Polypen, da dieser nur eine Oeffnung besitze, während der Wimperkorb wie eine Aseidie mit Einführ- und Ausführöffnung ver- sehen sei. Allerdings verkennt Verf. nicht, dass eine As- eidie weit zusammengesetzter ist, als ein Wimperkorb, allein das hat für denselben einen nur untergeordneten Werth, denn nach der Dotterklüftung ist ja auch die Junge Aseidie ein einfacher Zellensack, wie ein Wimperkorb. Ber letztere persistirt auf dieser Bildungsstufe, während die junge Asceidie einer weiteren Entwicklung entgegen- geht. Dass der Organismus der Spongien bei einer der- artigen Auffassung zu einem Monadenstocke wird, wie Oken ihn einst im Menschen wiederfinden wollte, die „Spongozoen“ mit anderen Worten zu gewöhnlichen Zellen werden, scheint dem Verf. entgangen zu sein: er ist der Meinung, dass die Monaden- und Aseidientheorie des Spongienbaues ohne Collision neben einander bestehen könnten. Bei einer spätern Gelegenheit (Ann. and Mag. nat. hist. Vol: XIV. p. 97—111, Pl. X, on the nature of the seed-like body of Spongilla; on the origin or mother cell of the spieula and on the presence of spermatozoa in the Spongidae) spricht Carter die Behauptung aus, dass die 216 . Gemmulae der Spongillen im Gegensatz zu seiner frühern Auffassung nicht als einfache Eier, sondern als Eierballen — vielleicht als eierfüllte Ovarien — zu betrachten seien, die sich gemeinschaftlich entwickelten, indem die Eier (vulgo Schwammzellen) unter Ausscheidung einer Zwischen- substanz je in einem Wimperkorb mit Spongozoen sieh umbildeten. Es ist unverkennbar, dass Carter dabei unter dem Einflusse der Ansichten steht, denen er in Be- treff der Natur der Wimperkörbe huldigt. Als er wiederum später (ibid. p. 400) sieh davon überzeugt, dass auch der aus einem einfachen Ei hervorgehende Embryo von Hali- ehondria eine ganze Anzahl von Wimperkörben bildet, wie die auswachsende Gemmula, wird dann auch auf die frühere Deutung zurückgegriffen und das Ei der Spongillen so gut, wie der Spongien in letzter Instanz wieder an die Spongozoen angeknüpft. Immer noch ausser Stande, das aus der Entwicklung dieses Eies hervorgehende gastraeaartige Geschöpf als das Schwammindividuum an- zusehen, fast er seine Ansichten über den Organismus der Schwämme in folgenden Satz zusammen: „the spongozoon must, ipso facto, be considered the expression of the sponge, in so far, that it represents the stomac and the generative apparatus aided by the rest of the body, which thus be- comes analogous to such assessories in the highest ani- mals, although the plurality of spongozoa scattered to the mass may more nearly resemble in this respeet the flower buds of a plant. Such theen appaers to be the nature of a sponge.“ (!) , Das von Carter einige Male (bei Grantia und Hali- sarca) beobachtete gleichzeitige Vorkommen von Eiern und spermatozoenartigen Flimmerkörperchen (l. e. p. 105) be- stätigt den auch von anderer Seite beobachteten Herma- phroditismus der Schwämme. Bei Halichondria, Esperia, Mierociona constatirt Car- ter (l. e. p. 100 und 456) die Entwicklung der sg. Fleisch- nadeln im Innern kernhaltiger Zellen, die erst bei- der Vergrösserung der eingeschlossenen Kieselkörper verloren gehen. Die für dieEsperien so eharakteristische Schnallenform bildet sich allmählich durch Umwandlung eines an beiden 217 Enden knopfförmig verdickten Spieulums. Aehnliche Be- obachtungen sind übrigens schon früher von Lieberkühn und auch ©. Schmidt gemacht worden. Wie wenig geklärt übrigens die Vorstellungen sind, welche Carter sich von der Organisation der Schwämme gebildet hat, geht auf das Bestimmteste wohl aus dem die Anatomie und Physiologie derselben behandelnden ersten Theil seiner „Notes inductory to the study and classifiea- tion of the Spongidae“ hervor (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XVI. p. 1—40), in der alle die den Körper zusammen- setzenden Theile, die weichen so gut, wie die harten, ein- gehend geschildert werden, ohne dass es dem Verf. jedoch gelingt, dieselben zu einem Gesammtbilde zu vereinigen. Wie früher wird dabei allerdings noch das Spongozoon als das Schwammindividuum bezeichnet, aber daneben ° wird nicht bloss zugleich der „Sarcode* der Besitz vitaler Eigenschaften beigelegt, es wird auch, wenigstens indireet und für manche Fälle, der Auffassung Raum gegeben, dass das Oseulum (mit dem anhängenden. Canalapparate, das für die Ansichten des Verf.’s eine sehr unbequeme Aus- stattung der Spongien abgiebt) ein Individuum repräsen- tiren dürfte. Nach Gray lassen sich die Kieselkörperchen der Spongien ihrer Gestalt nach in eine Anzahl typischer Gruppen bringen, die freilich im Einzelnen wieder mehr- fach variiren und in einander übergehen. Als solche be- zeichnet Verf. die einfache gerade Nadel, die Spange, die fünf-, sechs- und vielstrahlige Nadel, die Sternnädel (spi- eular spherule) und den Amphidiscus (birotule spieule). Notes on the siliceous spieules of Sponges and their division into types, Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XI. p. 203—217. Bei den nahen Beziehungen der. Schwämme zu den höhern Coelenteraten musste es ausfallen, dass das Vor- kommen von Nesselzellen ausschliesslich auf die letztern beschränkt war. Wenigstens hatte es Keinem der frühern Beobachter gelingen wollen, Nesselzellen bei Schwämmen aufzufinden. Eimer ist in dieser Beziehung glücklicher gewesen. Er gibt wenigstens an, dass es ihm gelungen sei, die Existenz dieser Gebilde bei nieht weniger als vier 218 Caprenser Kieselschwämmen aus der Familie der Renierien aufzufinden. Die Arten sind freilich nicht bestimmt an- gegeben, aber kurz beschrieben. Zwei derselben sollen nach der Form ihrer Skeletgebilde der Renieria fibulata (resp. Desmacella vagabunda), Ren. informis und R. accommo- data nahe verwandt sein. Bei dreien dieser Schwämme waren die betreffenden Gebilde ausschliesslich in der die Innenfläche der Ausströmungsröhren bekleidenden Haut vorhanden, bei der vierten aber mit ihren Bildungszellen auf den verschiedenen Stadien der Entwicklung durch den ganzen Schwamm verbreitet. Die der R. informis nahe stehende Form enthielt übrigens nur sehr vereinzelte Nesselzellen im ausgebildeten Zustande, sonst blosse Nes- selbildungszellen verschiedener Stadien, so dass Verf. die- selben als eine Uebergangsform von den Schwämmen ohne Nesselzellen zu solchen mit Nesselzellen ansieht. Die Frage, ob diese Gebilde nicht vielleicht von Aussen zufällig in die Schwämme gelangt seien, wird mit Berücksichtigung sowohl der Beziehungen zwischen den Bildungszellen und den gewöhnlichen Schwammzellen, wie auch des Umstandes, dass die Nesselzellen verschiedene Grade der Entwicklung zeigten, in negativem Sinne beantwortet. Im Magen der Kiesel- und Kalkschwämme fand Verf. fast immer halb verdaute Theile kleiner Crustaceen, so dass er annimmt, dass diese Objecte theilweise wenigstens die Nahrung der betreffenden Organismen abgäben. Ebenso beobachtete Verf. bei zahlreichen Gallert-, Kiesel- und Kalkschwämmen mit aller Bestimmtheit neben den Eiern auch Samenfäden, die bündelweise zusammenlagen und ausserordentlich feine Schwänze besassen, auch auf verschiedenen Entwick- lungsstufen zur Untersuchung kamen. Nesselzellen und Sa- men bei Seeschwämmen, Archiv für mikroskop. Anatomie 1872. Bd. VIII. S. 281—294. Ueber die von demselben Verf. bei gewissen Schwäm- men (Tagebl. der Leipziger Naturforscherversammlung S. 62) gesehenen polypenartigen Nährthiere haben wir schon oben (S. 107) gehandelt. Sie haben sich als pa- rasitirende Polypen ergeben, wie das u. a. auch von O0. Sehmidt (Ztschrft. für wissensch. Zool. Bd. XXV. 219 Supplem. 138 Anm.), der den betreffenden Polypen bei Euspongia nitens als eine mikroskopische Actinie bezeich- net, hervorgehoben wird. Nesselzellen konnte Schmidt bei keiner der von ihm (in Neapel) untersuchten Renieren auffinden. Im Gegensatze zu der Darstellung Haeckel’s, der zufolge die schwimmenden Larven der Kalkschwämme mit einem flimmernden Eetoderm und kugligen Entodermzellen versehen seien, die mit nach dem Festsetzen Geisseln trie- ben, wenn die Zellen des Ectoderms die ihrigen verloren und begonnen hätten die Kalknadeln auszuscheiden, be- hauptet Metschnikoff, dass die skeletbildenden Aussen- organe von den eilienlosen kugligen Zellen gebildet würden, die bei den neugebornen Larven in Zapfenform an dem sonst flimmernden Körper vorspringen, wogegen die Flim- merzellen sich durch Einstülpung in das spätere Entoderm verwandelten. Da beide Forscher an das gleiche Thier anknüpfen (Sycon eiliatum = Sycandra raphanus Hckl.), glaubt Mecznikoff zu der Annahme berechtigt zu sein, dass Haeckel’s Darstellung nicht auf direeter Beobach- tung beruhe, sondern auf einer Construction, bei der die von demselben zu erweisende Homologie mit den Hydroiden (und Coelenteraten überhaupt) bereits als erwiesen ange- nommen sei. Auf Grund seiner Beobachtungen stellt Mecz- nikoff denn auch die Ectodermnatur der skeletbildenden Schicht in Abrede. Er glaubt dieselbe als Mesoderm in Anspruch nehmen zu dürfen und stützt diese Deutung mit einem Hinweis auf die schwärmenden Larven der Kiesel- spongien, die ein wirkliches Eetoderm trügen, dabei aber am Hinterende stets eine Stelle besässen, an welcher die skelettragende Schicht nach Aussen frei hervorrage. Zur Entwicklungsgeschichte der Kalkschwämme, Ztschrft. für wissensch. Zool. 1874. Bd. XXIV. S. 1-14. Taf. 1. OÖ. Schmidt schliesst sich (ebendas. Bd. XXV. Supple- ment S. 127—141 Taf. VIII—X „zur Orientirung über die Entwicklung der Spongien‘) in Betreff der Entwicklung von Sycandra im Wesentlichen an die Darstellung Meez- nikoff’s an. Er bestätigt wenigstens, dass die Larven mit dem flimmernden Körnerballen sich festsetzen und von 220 letzterm aus eine Aussenschicht bilden, welche die ihrer Geisseln nunmehr verlustigen Cylinderzellen in sich ein- schliesst, konnte aber von einer Einstülpung dieser letztern sich nicht überzeugen. Auch die Larven der Ascetta ela- thrus lassen sich dem Haeckel’schen Gastrula - Schema nicht einreihen, da sie, obwohl Haeckel sie als Blasen mit doppelter Wandung beschreibt, des Entoderms entbehren. Freilich fehlt denselben auch die geissellose Körperhälfte der schwärmenden Sykonen, vorausgesetzt, dass diese nicht etwa durch den in der einen Körperspitze dicht unter dem Geisselzellenschlauche gelegenen Zellenhaufen repräsentirt ist, was Verf. übrigens für wenig zulässig zu halten scheint. Die Mittheilungen über die schwärmenden Larven der Kieselschwämme (Reniera, Esperia, Amorphina) lassen darin gleichfalls keine Gastraeaformen erkennen, sind aber andererseits zu unvollständig, als dass es möglich wäre, den Entwicklungsgang vollständig zu erkennen. Die Em- bryonen sollen, von dem Ectoderm abgesehen, nicht ein Mal einen deutlichen Zellenbau haben, aus den Eiern, oder, wie Verf, lieber will, Fortpflanzungszellen — Spermatozoen wurden bei keinem Kieselschwamme aufgefunden — auch ohne eigentliche Furchung hervorgehen. Anfangs tragen dieselben übrigens ein vollständiges Flimmerkleid, dessen Cilien aber später am hintern Körperpole "eingezogen werden. Ein wirklicher Verlust des Eetoderms scheint nur bei einigen (oder allen ?) Esperien stattzufinden. Eine „Leibes- höhle“ bildet sich erst spät, nachdem bereits die Befesti- gung erfolgt ist, auch Spicula und Wimperkörbe schon vor- handen sind. Bei Reniera und Suberitiden, die in Zerfall begriffen waren, beobachtete der Verf. rundliche Plasma- kugeln, die — dem Inhalte der Spongillengemmulae ver- gleichbar — unter günstigen Umständen wieder zu jungen Schwammindividuen wurden. Ganz anders dagegen lauten die Resultate der von Fr. E. Schulze „über den Bau und die Entwicklung von Sycandra raphanus“, angestellten Untersuchungeu-(ebendas. S. 248—280 Taf. XVII—XXI) Wenn auch in den Ein- zelnheiten mehrfach von Haeckel abweichend, bestätigt Schulze doch die Thatsache, dass die Larve vor dem 221 Festsetzen zu einer unverkennbaren Gastrula sich ent- wiekelt und zwar dadurch, dass der flimmerlose Zellen- haufen, derselbe also, mit dem nach Mecznikoff und Schmidt die Anheftung geschehen sollte, nach Innen in den Flimmerkörper sich einstülpt und zu dem Eetoderm wird. Andererseits stimmt Schulze übrigens mit Meez- nikoff darin überein, als er die Skeletbildende Sehicht der Kalkschwämme (Syneytium Haeckl.) als Mesoderm in Anspruch nimmt und der mit sternförmigen Zellen durch- setzten Gallertmasse der Quallen zur Seite stellt. Gleich dieser besteht dieselbe, von den Skeletbildungen abgesehen, aus einer hyalinen Grundsubstanz, die von stern- resp. spindelförmigen und amöboiden, wahrscheinlich aus den anliegenden Gewebsschichten eingewanderten Zellen durch- setzt ist. Das eigentliche und wahre Ectoderm ist von Haeckel und den übrigen Forschern übersehen und erst von Schulze in Gestalt eines einschichtigen Plattenepithel- lagers entdeckt worden, welches in continuirlichem Zu- sammenhange nicht bloss die ganze freie Aussenfläche des Schwammes überzieht, sondern auch auf der Wand sämmt- licher Intereanalräume und der diese durchsetzenden Sep- ten und Balken, sowie auf der ganzen Gastralwand aufliegt, also die gesammte vom Wasser umspühlte Oberfläche be- kleidet, so weit das Entoderm dieselbe frei lässt. Die Kalkschwämme gehören also nach unserm Verf., gleich den übrigen Coelenteraten, zu den dreiblättrigen Thieren. Was nun die Eier betrifft, so entstehen diese durch ein- faches Wachsthum aus den amöboiden Kernzellen des Mesoderms. Sie liegen niemals zwischen den Geisselzellen des Entoderms, sondern stets unterhalb derselben in der hyalinen Grundsubstanz des Mesoderms, deren stern- und spindelförmige Zellen übrigens allmählich um den sich vergrössernden Embryonalkörper zu einer förmlichen Epi- thelialkapsel werden, aus der die Larve nach Ausbil- dung der Geisseln in den benachbarten Radialtubus hin- durehbricht. Die Furchungskugeln liegen bis zur Achtzahl ringförmig d. h. in einer einzigen Fläche neben einander, zerfallen aber später durch Horizontaltheilung in zwei über einander liegende Schiehten, die durch weitere Theilung 222 dann in eine linsenförmige Hohlkugel übergehen, deren Zellen in beiden Schichten zunächst eine einfache Lage bilden. An diesem Körper geschieht dann eine Differenzirung dadurch, dass acht dem einen Pole zugehörende Zellen in ihrer Entwicklung zurückbleiben, und mit dunkelförmigem In- halt sich füllen. Sie liefern die grossen flimmerlosen Zellen des spätern Entoderms, während die übrigen durch fort- gesetzte Theilung und Bildung von Geisseln sich in die Eetodermzellen verwandeln. Zur Zeit des Ausschwärmens ist die Furchungshöhle stark verkleinert, die Masse der Entodermzellen aber stark aufgeblähet und nach Aussen vorgedrängt, so dass dieselbe nahezu die Hälfte der jetzt eiförmigen Larve ausmacht. Später tritt wieder eine Abflachung dieses Zellenhaufens und schliesslich sogar eine Einstülpung desselben gegen die convexe Ectoderm- kuppe ein, wobei die Furchungshöhle völlig schwindet und die Entodermzellen sich blattartig an die Innenfläche des Ectoderms anlegen. Durch Ausweitung der so ent- standenen doppelblättrigen Halbkugel und Umgreifen des Ectodermzellenlagers am Oeffnungsrande nimmt die Larve dann eine sackförmige Gestalt an; sie wird zu einer Ga- strula mit äusserer fiimmernder und innerer nicht flim- mernder Zellenlage. Eine vorläufige Mittheilung der hier angezogenen Un- tersuchungen enthält auch das Tageblatt der Grazer Natur- forscherversammlung 1875. S. 101. Auch Carter veröffentlicht Beobachtungen über die Entwicklung der Kalk- und Kieselschwämme (development of the marine sponges from the earliest recognizable appea- rance of the ovum to the perfected individual, Annals and Mag. nat. hist. 1874. Vol. XIV. p. 321—8337 und 389 —406 Pl. XX—XXH). Sie stimmen in ihren Resultaten fast vollständig mit den Angaben Meeznikoff’s überein. Es gilt das namentlich für die Embryonen von Grantia (Gr. eompressa), die nach Bau und Metamorphose in we- sentlich gleicher Weise beschrieben werden (p. 384 ff.). Verf. will sogar direct beobachtet haben, dass die nach Aussen zapfenartig vorspringenden Kugelzellen (rootcells) zum Festsetzen des Embryo dienen. Ueber die Bil- 223 dung des Mundes und des Innenraumes liess sich freilich kein bestimmter Aufschluss gewinnen. Verf. lässt es un- gewiss, ob dieselben durch Einstülpung des vordern Poles oder durch Auswachsen desselben ihren Ursprung nehmen. Auch an den grossen Embryonen von Halisarca lobularis und Halichondria simulans werden solche Haftzellen be- schrieben, nur dass dieselben nach Aussen wenig vor- springen und bei der erstern von einem Kranze mächtiger Flimmereilien umgeben sind. Dieselben sollen die letzten Ausläufer der die Innenmasse zusammensetzenden Zellen sein, die sonst von den in einfacher Lage vorhandenen Geisselzellen umhüllt sind. Bei Halisarca sind die Geisseln in der vordern Körperhälfte beträchtlich länger, als in der hintern, während dafür der hintere Cilienkranz fehlt. Die vordern Polzellen entbehren übrigens der Geisseln voll- ständig. Spieula wurden bei Halichondria, deren Embryonen übrigens von allen die grössesten sind und denen von Grantia gegenüber als förmliche Riesen erscheinen, schon während der Schwärmperiode gebildet. Bei Esperia aegagro- phila liessen sich dieselben sogar schon zu einer Zeit nach- weisen, in der die (fimmernden) Embryonen noch in einer Kapsel eingeschlossen waren, also noch nicht einmal den Schwärmzustand erreicht hatten. Halichondria bot Verf. auch Gelegenheit, die Umwandlung des Embryo in den definitiven Schwamm ziemlich lückenlos zu verfolgen. Die Befestigung geschieht auch hier mit den Haftzellen, über denen sich der oben erwähnte Cilienkranz noch eine Zeit lang erhält, obwohl die übrigen Eetodermzellen ihre Geisseln bereits verloren haben. Am dritten Tage nach der Befestigung zeigte sich am vordern Körperende eine kleine Einsenkung, die sich in das Osculum verwandelt, während der zunächst noch ziemlich hohe Leib durch Sen- kung des Ectoderms allmählich sich abflacht und mit seinem Basalende immer weiter auf der Unterlage ausbreitet. Die Spieula, die Anfangs im Innern des Leibes gelegen waren, treiben die Aussenfläche höckerförmig hervor und heben sie endlich (am sechsten Tage) von der übrigen Körper- masse ab, so dass zwischen beiden ein von den Nadeln durchsetzter Hohlraum zum Vorschein kommt. Die ersten 15 VCH 224 - Stadien der Entwicklung, Furchung und Eibildung wurden bei Halichondria beobachtet. Anfangs in der Schwamm- substanz eingebettet, entstehen die Eier, wie Verf. annimmt, dadurch, dass sich eine Schwammzelle mit einer Schicht amöboiden Protoplasmas umhüllt. Nachher treten dieselben in die exeretorischen Kanäle über, wo sie in eine Kapsel eingeschlossen werden und. die ersten Stadien der Furchung durchlaufen. Auf den spätern Stadien findet man die Eier in einem unter der Anheftungsfläche des Körpers gebildeten Raume, aus dem sie schliesslich in Embryonal- form hervortreten. Die Furchung selbst verläuft in regel- mässiger Weise und ist eine totale. Die Gemmulae werden in den angehängten Schlussbetrachtungen — im Gegensatze zu den frühern Auffassungen — wieder als einzelne Eier, aber als durchfurchte Eier, gewissermassen also als eilienlose Embryonen, in Anspruch genommen. Freilich sollte man hiernach meinen, Verf. müsste nun auch den Embryo als das (vielzellige) Schwamm-Individum deuten. Allein mit Niehten. Nach wie vor hält er daran fest, dass die Schwamm- zellen, seine Spongozoen „the expression of the sponge“ darstellen. Giard macht auf die Existenz von Schwämmen auf- merksam, die durch Aussehen und Färbung auffallend mit gewissen zusammengesetzten Aseidien übereinstimmen, zwischen denen sie leben. Hieher Halisarca minosa n., die Botrylloides rubrum imitirt, und eine zweite Art, Hali- sarca sp. mit H. guttula Schm. verwandt, die einer kleinen zusammengesetzten Cynthia gleicht. Bei letzterer beob- achtete Verf. auch die Klüftung der Eier und die Bildung von Embryonen, die vollständig mit denen übereinstimmen sollen, welche Haeckel von den Kalkschwämmen beschreibt. Dass diese gelegentlich die Kalkkörperchen gewisser Aseidien in sich aufnehmen, ist schon von Haeckel be- merkt worden, aber neu ist die Angabe, dass auch die letz- tern nicht selten die Skeletnadeln von Schwämmen in ihrem Mantel enthalten. Gray entwickelt (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XI. p. 442—461) seine Ansichten über die Classification der Schwämme. Er verwirft das Verfahren sowohl von Bo- fi 225 werbank, wie auch von Schmidt, die viel zu einseitig das mikroskopische Verhalten betont hätten, und glaubt durch gleichmässige Berücksichtigung sowohl des Gesammt- baues wie auch der Nadelbildung ein System aufstellen zu können, dessen Grundzüge wir — der Verf. führt das- selbe bis auf die einzelnen Gattungen durch, die (mit mancherlei kritischen Bemerkungen) namentlich aufgeführt werden — in folgender Uebersicht wiedergeben. A. Thalassispongia, Seeschwämme mit weichen Eiern. I. Leiospongia. Hornschwämme entweder ohne Kieselskelet, oder mit einfachen resp. geknöpften Nadeln; oftmals auch mit Sand oder andern fremden Körpern im Innern. 1. Keratospongia mit netzförmig anastomosirendem Hornskelet. 3 a. Skelet einfach hornig oder mit fremden Einschlüssen. Fam. Spongiadae, Ceratelladae, Hirciniadae, Dysideidae. b. Hornfäden mit einfachen Kieselnadeln im Innern. Fam. Chalinidae, Phakelliadae, Halichondriadae, Polymastiadae (mit Qnasillina Bow.). c. Mit abstehenden Nadeln an der Aussenfläche. Fam. Opistospongiadae (mit Opistospongia und Eetyon). 2% Suberispongia. Skelet massig mit einfachen oder geknöpften Nadeln; statt der verästelten Kanäle ein aveoläres System von Hohlräumen. Fam. Suberitidae, Raphiophoridae, Clioniadae. 3. Arenospongia. Mit Sandskelet und Nadeln im Umkreis der Oscula. Fam. Xenosponeiadae. II. Acanthospongia. Mit complicirtern Nadelformen oft mehrfacher Art neben den einfachen. ? 4. Hamispongia. Hornige oder fleischige Schwämme mit An- kern oder zweizinkigen Nadeln zwischen den einfachen. Fam. Esperiadae, Desmacidonidae, Hamacanthidae, Gelliadae. 5. Coralliospongia. Mit sechsstrahligen Kreuznadeln neben andern Nadelformen. a. Kreuznadeln an der Aussenfläche des Schwammes. Fam. Pteronemadae (frei mit Wurzelnadeln), Lanuginellidae (angewachsen). b. Kreuznadeln in der Sarcode. «. Schwamm frei mit Wurzelnadeln; Skelet mehr oder we- niger zusammenhängend. Fam. Euplectelladae, Hyalothaumadae. ß. Schwamm aufgewachsen mit festem Skelet und freien Nadeln verschiedener Form in der Sarkode. 226 Fam. Macandrewiadae, Farreadae, Dactylocalycidae, Aphrocalli- stidae. c. Schwamm aufgewachsen mit einem aus netzförmig ver- einigten einfachen Nadeln bestehenden Kieselskelete.e Daneben Kreuznadeln. Fam. Corbitellidae, Asconematidae. - d. Schwamm aufgewachsen, mit einfachen Nadeln in dem netzförmigen Hornskelete. Daneben Kreuznadeln. Fam. Carteriadae, Axidae (Axos = Echinospongia Gr.). 6. Sphaerospongia. Massive Schwämme mit dreizinkigen Na- deln und Kieselsternen oder Kugeln. a. Die Kieselsterne bilden eine äussere Kruste. Fam. Geodiadae, Placospongiadae. b. Ohne Kruste. «. mit dreizinkigen Nadeln. * aufgewachsen. Fam. Tethyadae, Donatiadae. ** frei mit Wurzelnadeln. Fam. Theneadae (mit Thenea — Tethya muricata Bow., Dor- villia, Tisiphonia, Stelleta inel. Wywille-Thompsonia), Lophurellidae (mit Lophurella = Tetilla lophura Schm. und Dactylella = Te- thya Jactyloidea Cart.). *** frei mit napfartig ausgebreiteter Basis. Fam. Casuladae (Casula — Tethya casula Cart.). ß. Ohne dreizinkige Nadeln, bloss mit Kieselsternen. Fam. Chondrilladae. c. Öhne Kieselsterne und Kugeln, mit zwei- oder dreizinkigen Nadeln. Fam. Ancorinidae. B. Potamospongia, Süsswasserschwämme mit beschalten Eiern. Fam. Spongilladae (vgl. Proceed. zool. Soc. 1867 p. 550.) Später modifieirt Gray (on the arrangement of Spon- ges, 1. c. Vol. XII. p. 234—290) dieses System der Art, dass er statt zweier Hauptabtheilungen deren vier unter- scheidet: die Ordnungen der Arenospongien (mit der Form der Xenospongien und Dysideiden), der Thalassospongien, der Potamospongien und Caleispongien. Die Thalasso- spongien ihrerseits zerfallen dann in 4 Unterordnungen, die Leiospongien (mit den Suberispongien, Keratospongien, Opistospongien), Hamispongien, Sexradiatospongien (= Hexactinelliden, die nach der Bildung der Rosetten in 3 Sectionen zerfallen, von denen besonders die erste — mit 227 freien Zweigen an den Rosetten — zahlreiche Familien in sich einschliesst) und Quinqueradiatospongien mit den Lithistiden und Sphaerospongien. Sehr verschieden dagegen ist, nach Prineip und Aus- führung, das von Carter auf Grund seiner umfassenden Untersuehungen — C. bearbeitete u. a. das gesammte Ma- terial des Brittischen Museums — aufgestellte System, von dessen wesentlichem Inhalte uns der zweite Theil der schon oben angezogenen „Notes introductory to the study and classification of Spongida“ (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XVI. p. 126—145, p. 177—200) Kunde giebt. Wir reprodueiren in Folgendem die wichtigsten Gruppen dieses Systemes und fügen die Bemerkung hinzu, dass Verf. zur weitern Illustration desselben den einzelnen Gruppen die Namen einiger Haupttypen folgen lässt, während er die Beschreibung der Genera und Species einem nachfolgenden dritten Theile seiner Abhandlung vorbehält. Ordo I. Carnosa. Without evident sceleton. Fam. 2. Halisarcidae. Possessing no spicules. Fam. 2. Gumminidae. Possessing spieules. Ordo II. Ceratina. Possessing a sceleton composed of horny fibre, with a granular, chiefly hollow core, containing for the most part no foreign bodies. Fam. 1. Luffarida. Rigid fibre, with opaque, white, granular core, mostly hollow. Fam. 2. Aplysinida. Subrigid or flaccid fibre, with white hollow granular core. Fam. 3. Pseudoceratida. Fibre of either of the foregoing families, sparsely cored with foreign bodies, or passing into a der- mal layer of foreign bodies, or one of prope spicules like that of the Rhaphidonemata. Hieher Janthella u. a. Ordo III. Psammonemata. Possessing a sceleton composed ‘of solid fibre more or less cored with foreign bodies. Fam. 1. Bibulida. Solid fibre, chiefly without core of fo- reign bodies. (2 Gruppen, Euspongiosa, Paraspongiosa.) Fam. 2. Hireinida. Solid fibre, chieflycored with foreign bodies. (14 Gruppen, unter denen auch die Sandschwämme.) Fam. 3. Pseudohireinida. Solid fibre, cored with foreign bodies and propre spienles, sometimes also echinated with proper spicules. (3 Gruppen.) Ordo IV. Raphidonemata. Possessing a sceleton composed 228 G% z . of horny fibre with a core of proper spieules. Form of spicule chiefly simple acerate and chiefly confined to the interior of the fibre. - Fam. 1. Chalinida. Digitations solid, vertical or proeumbent, (4 Gruppen.) Fam. 2. Cavochalinida. Tubular, vasiform, aculeated patu- lous, or compressed flabellately; plane and frondose or dactyloid. (7 Gruppen.) Fam. 3. Acervochalinida. Massive clathrous, or compact and isodactyal. (3 Gruppen.) Fam. 4. Pseudochalinida. Digitiferous, composed of fibre cored with proper spicules and foreign bodies. (2 Gruppen.) Ordo V. Echinonemata. Possessing a sceleton composed of horny fibre cored with proper spicules internally and echinated with proper spicules externally. Fam. 1. Eetyonida. Echinated with proper spicules on the fibre (5 Gruppen). Fam. 2. Axinellida. Echinated with proper spicules projec- ting from the interior of the fibre, (2 Gruppen.) Ordo VI. Holorhaphidata. Possessing a sceleton whose fibre is almost entirely composed of proper spicules bound together by a minimum of sarcode. Form of spiceules variable. Fam. 1. Renierida. Spicules more or less arranged in a fibrous form. Structure yielding to pressure like crumb of bread. (9 Gruppen.) Fam. 2. Suberitida. Tissue chiefly cork-like; spicules mat- ted felt-like, cancellous and crushable, or radiated compact and hard; spieule chiefly pin-like, with the sharp ends projeceting from the surface velvet-like. (4 Gruppen.) Fam. 3. Pachytragida. More or less corticate, with a can- cellous, more or less radiated structure, internally well differentiated. (3 Gruppen). Fam. 4. Pachastrellida. Without cortex; densely spieuli- ferous, even to stony hardness (Lithistina). Structure confused; no fibre (2 Gruppen). Fam. 5. Potamospongida. Fragile sponges bearing seed- like bodies or statoblasts, and inhabiting fresh water. Ordo VII. Hexactinellida. Possessing a sceleton charged with proper spicules. Spicules all based on a sexradiate type, as indi- cated by their forms and the presence of a sexradiate cross at the centre of the spicular canal. Fam. 1. Vitrohexactinellida. Fibre vitreous spiculiferous. (3 Gruppen.) Fam. 2. Sarcohexactinellida. Sarcospieuliferous. (2 Gruppen.) 229, Fam. 5. Sarco-vitreohexactinellida. Partly fibro-vitreous, partly sarcospiculiferous (Euplectella cucumer). Ordo VIII. Calcarea. Possessing cealeareous spieules only. Nach Haeckel müssen die verschiedenen Formen der Kalkschwämme (a. a. ©. Th. II) ihrer natürlichen Ver- wandtschaft nach folgendermaassen systematisch zusammen- gestellt werden. 1. Fam. Ascones. Mit dünner Magenwand und unbestän- digen Hautporen. Ascetta H. Spicula sämmtlich dreistrahlig. Mit 8 Species: A, primordialis H. kosmopol. (mit 17 Varietäten, die nach den Prin- cipien einer künstlichen Systematik eben so viele Genera bilden müssten), A. coriacea europ. Westküste (mit 8 generischen Varietäten), A. clathrus Schm. Adria, A. sceptrum H. Neufundland, A. blancha Mikl. Canar. Ins., (mit 7 gen. Var.), A. vesicula H. Sandwich Ins., A. sagittaria H. gr. Belt, flexilis H. Singapore. AscillaH. Spieula sämmtlich vierstrahlig. A. gracilis H. Cali- fornien (6 gen. Var.), A. japonica H. Ascyssa H. Spicula sämmtlich einfach. A. troglodytes H. Capri (mit 2 gen. Var.), A. acufera H. Spitzbergen. Ascaltis H. Spicula theils dreistrahlig, theils vierstrahlig. A. canariensis H. Canar. Inseln, A. cerebrum H. Adria, A. Darwini H. Ind. Oc., A. Lamarcki H. Atl. Meer, Gegenbauri H. Messina (mit 3 gen. Var.); A. Goethii H. Neapel, A. botryoides H. Atl. Oe. Ascortis H. Spicula theils dreistrahlig, theils einfach. A. hor- rida Schm. Florida, A. lacunosa Bean Grossbritt., A. Fabricii Schm. Grönland, A. corallorhiza H. Grönland, A. fragilis H. Nörd. atl. Oc. Asculmis H. Spicula theils vierstrahlig, theils einfach. A. ar- mata H. Norwegen (mit 2 gen. Var.). AscandronH., Spieula theils dreistrahlig, theils vierstrahlig, tbeils einfach. A. cordata H. Cap. d. g. H. (mit 2 gen. Var.), A. falcata H. Adria (mit 7 gen. Var.), A. densa H. Süd-Austr. (mit 3 gen. Var.), A. panis H. Florida, A. reticulum Schm. Adria (mit 7 gen. Var.), A. contorta Bow. Kanal (mit 3 gen. Var.), A. compli- cata Mont. Nord. atl. Oc. (mit 3 gen. Var.), A. Lieberkuehni Schm. Mittelmeer (mit 3 gen. Var.), A. echinoides H. Gibralt. (mit 3 gen. Var.), A. sertularia H. Japan, A. botrys H. Grossbritt., H. nitida H. Cap dd. g. H. (mit 4 gen. Var.), A. pinus H. Normandie, A. varia- bilis H. Ostatl. Oc. (mit 11 gen. Var.) 2. Fam. Leucones. Mit dieker Magenwand und Astkanälen. Leucetta H. Spicula sämmtlich dreistrahlig. L. primigenius H. cosmopol. (mit 7 gen. Var.), L. trigona H. Cap. d. g. H., L. sa- gittata H. Californien, L. pandora H. Süd-Austral., L. corticata H. Cuba. 230 Leueilla H. Spicula sämmtlich vierstrahlig. L. amphora Schm. Antillen, L. capsula I. Cap. d. g. H. LeweyssaH. Spicula sämmtlich einfach. L. spongilla H. Japan, L. cretacea H. Kamschatka, L. incerustans H. Norwegen (mit 4 gen. Var.). LeucaltisH. Spicula theils dreistrahlig, theils vierstrahlig. L. floridana H. Florida (mit 3 gen. Var.), L. erustacea_H. Caracas, L. pumila Bow. Canal, Cap, Bass-Str. (mit 3 gen. Var.), L. solida Schm. Mittelmeer (mit 7 gen. Var.), L. bathybia H. Rothes Meer, L. clathria H. Florida. Leucortis H. Spicula theils dreistrahlig, theils einfach. L. pulvinar H. Rothes M., ind. Ocean (mit 7 gen, Var.). Leuculmis H. Spieula theils vierstrahlig, theils einfach. L. echinus H. Norwegen. LeucandraH. Spicula theils dreistrahlig, theils vierstrahlig, theils einfach. L. Egedii Schm. Grönland (mit 2 gen. Var.), L. ca- minus H. Atl. Oc. (mit 4 gen. Var.), L. Gossii Bow. Grossbritt. (mit 8 gen. Var.), L. crambessa H. Mittelm,. (m. 4 gen. Var.), L. aleicornis Gr. Ind. Oe., Still. Oc. (mit 6 gen. Var.), L. lunata H. ‘Cap d. g. H., L. aspera Schm. Mittelmeer (mit 9 gen. Var.), L. fistu- losa Johnst. Grossbritt., L. ananas Mont. Nordl. atl. Oc. (mit 2 gen. Var.), L. cataphracta H. Austral, L. cucumis H. Ind. Oe., - Austral., L. bomba H. Fidschi-Ins., L. nivea Grant Europ. Küste (mit 4 gen. Var.), L. Johnstoni H. Grossbritt. (mit 5 gen. Var.) L. ochotensis Mikl. Ochots, L. stilifera Schm. Grönland, L. saccha- rata L. Bass-Str. (mit 4 gen. Var.). 3. Fam. Sycones. Mit dicker Magenwand und geraden Radial- kanälen. Sycetta H. Spicula sämmtlich dreistrahlig. S. primitiva. H. Bass-Str., S. sagittifera H. Ceylon, S. strobilus H. Honululu, S. cu- pula H. Japan, H. stauridia H. Roth. Meer. Syeilla. Spicula sämmtlich vierstrahlig. S. cyathiscus H. Au- stral., S. urna H. Caracas, H. cylindrus H. Adria, S. chrysalis Schm. Adria. { Syceissa H. Spieula sämmtlich einfach. S. Huxleyi H. Adria. Sycaltis H. Spicula theils drei- theils vierstrahlig. S. conifera H. Adria, S. perforata H. Florida (mit 2 gen. Var.), S. glacialis H. Arctisches M., S. testipara H. Cuba (mit 2 gen. Var.), S. ovipara H. Florida. SycortisH. Spieula theils dreistrahlig, theils einfach. S. lingua H. Neufundland, S. quadrangulata Schm. Mittelmeer (mit 4 gen. Var.), S. laevigata H. Süd-Austr. SyculmisH. Spicula theils vierstrahlig, theils einfach. S. syn- apta H. Bahia. | 231 Sycandra H. Spicula theils dreistrahlig, theils vierstrahlig, theils einfach. L. ceiliata H. Nord. Atl. Oc. (mit 9 gen. Var.), S. coronata EIl.-Sol. Atl. Oe., Stiller Ocean (mit 3 gen. Var.), S. am- pulla H. Atl. Oc. (mit 4 gen. Var.), S. raphanus Schm. Mittelmeer, Roth. Meer, Ind. Oc., Austr., Japan, S. capillosa Schm. Adria (mit 3 gen. Var.), S. setosa Schm. Mittelmeer, S. villosa H. Atl. Oc. (mit 2 gen. Var.), S. Schmidtii H. Adria, S. arborea H. Austral., S. alcyo- nellum H. Ind. Ocean, S. elegans Bow. Mittelm., Atl. Oc., Canar. Ins., Antillen, Cap d. g. 1I. (mit 2 gen. Var.), S. Humboldti Risso Adria, S. glabra Schm. Mittel-Meer, Atl. Oc., S. arctica H. Grönland (mit 3 gen. Var.), S. ramosa Cap d. g. H.; S. compressa Fabr. Nord- Europa (mit 9 gen. Var.), S. utrieulus Schm. Nord. atl. Oe. (mit 2 gen. Var.), S. hystrix H. Süd-Africa. Ich enthalte mich jeder Bemerkung über das hier angezogene „natürliche“ und das darauf folgende „künst- liche“ System, zumal ich nicht weiss, wie weit wir es dabei vielleieht wiederum mit einer „köstlichen Ironie“ zu thun haben. Als Beispiel aber für die Tragweite der hier ver- wertheten Prineipien verweise ich auf eine Bemerkung von Norman (Ann. and Mag. nat. hist. 1878. Vol. I. p. 273), der zufolge Haeckel die Grantia compressa Auct. in nicht weniger als 28 Formen zerlegt hat, die dann unter zahlreiche Genera vertheilt werden. In dem künstlichen System steigt diese Zahl sogar bis 54! Verrill beschreibt von neuen Kalkschwämmen: Zeu- candra eyathus, Ascortis Clarki, Leucosolenia (Ascaltıs) can- cellata, sämmtlich aus der Casco-Bay, Proceed. Amer. Assoc. 1873. p. 292 und 293. ©. Schmidt bearbeitet die von der Pommerana in der Nordsee gesammelten Spongien (Jahresber. der Commiss. zur wissensch. Untersuchung der deutschen Meere II und III S. 247—280 Taf. XVIH—XXIH) und findet dabei von neuen Arten: Amorphina appendiculata, Suberites Dianae, Cometella spermatozoon, Bursalina (n. gen.) muta, Infla- tella (n. gen.) pellicula, Desmacidon filiferum, D. Korent, D. Neptuni, D. emphysema, D. physa, D. crux, Esperia lanugo, E. rhopalophora, Cladorhiza pennatula, Sceptrella triloba, Raspailia Moebiü, Pseudoaxinella (n. gen.) sul- cata, Spirastrella vidua. Pseudoazxinella ist ein unverzweigter, keulenförmiger oder ee 1% 994 R ni ST 232 - Se. Sa lappiger Schwamm ohne hornige Achse, mit Axinella- Nadeln, die - aber nur wenig mit einander verklebt sind. Inflatella. Der Körper trägt längliche Blasen, die am Ende in einige geschlossene oder offene Fortsätze auslaufen. Parenchym- nadeln mit einem etwas verdickten und einem stumpf zugespitzten Ende. Bursalina. Monozoisch; mit einem rundlichen hohlen Körper, der einem Stiele aufsitzt, und einem obliterirten Osculum. Die Körper- höhle ist theilweise mit einer flockigen nadelführenden Masse ge- füllt. Die Leibeswand mit Spicula, die nach Aussen zu eine nadel- förmige Gestalt haben und senkrecht zur Oberfläche stehen, während die tiefern Schichten und der Stiel Nadeln enthalten, die in der Mitte etwas angeschwollen sind und um die Wandporen ein mehr oder weniger regelmässiges Maschenwerk bilden. Die Expedition der Germania lieferte laut den Berichten von Schmidt und Haeckel 8 Kieselschwämme und 2 Kalkschwämme von der Ostgrönländischen Küste, die frei- lich zum Theil nur ungenügend untersucht werden konnten. Neu darunter: Desmacidon amceps mit vielfach variirenden Kieselkörpern, Esperia intermedia und Esp. fabricans. Zweite deutsche Nordpolfahrt II. S. 431—433. In den „Thieren der Ostsee“ beschreibt Möbius (a. a. 0. S. 148) als neu: Polymastia mespilus, Hymenaspia plicata, Esperia lucifera, alle drei von Arendal. Pellina bibula Schm. und P. semitubulosa Schm. sind dagegen zu- sammenzuziehen (ebendas. S. 99). Alleyne Nicholson beschreibt (Ann. and Mag. nat. hist. - Vol. XII. p. 89-95 Pl. IV und XIII p. 4—14 mit Holzsch.) sechs neue Arten des fossilen Gen. Stromato- pora (aus dem Silur und Devon) und nimmt dieselben auf Grund ihres Skeletbaues als Kalkschwämme in Anspruch. M’Intosh zählt unter den Wirbellosen von St. An- drews 4 Kalkschwämme, 5 Kieselschwämme, 2 Horn- schwämme. Als neu darunter wird ein Halichondria (H. NM’ Intoshiüi Bow.) aufgeführt und kurz beschrieben. Ann. nat. hist. Vol. XIII. p. 140—145. Der in den Schriften der Ray Society 1874 erschienene dritte Band von Bowerbank’s „a monograph of the british Spongiadae* (384 Seiten mit 92 Tafeln) enthält ausser einem Versuch, die von OÖ. Sehmidt beschriebenen typi- schen Schwammformen, so weit Verf. dieselben untersuchen konnte, auf Bowerlank’sche Genera zurückführen, die Beschreibung zahlreicher neuen Arten, von denen einzelne auch neue Geschlechter repräsentiren. Der Atlas enthält die Abbildungen nicht bloss dieser novae species, sondern auch jener, die in dem 1866 erschienenen zweiten Bande des betreffenden Werkes enthalten sind. Die jetzt hinzuge- fügten neuen Arten sind folgende: Hymeniacidon foliatus, H. firmus, H. radiosus, H. placentula, H. plumiger, H. tege- ticula, H. medius, H. Aldousi, Polymastia cornigera, Hali- chondria foliata, H. edusa, H. regularis, H. Couchi, H. fal- cula, H. mutula, IH. expansa, H. ambigua, FH. Macintoshi, Isodictya lacıniosa, I. obscura, I. imitata, I. coriacea, I. In- galli, I. filamentosa, I. luteosa, I. invalida, I. incerta, I. dubia, I. rugosa, I. tumulosa, I. funalis; Raphiodesma (n. gen.) sordidum, R. simplieissimum, Desmacidon columbella, D. copivosus, D. cavernula, D. incognitus, D. panmosus, D. similarıs, D. rotalis, Hymeraphia coronula, H. simplex, Hymedesmia occulta, H. inflata, H. simplieissima, HF. indi- stineta, Normania (n. gen.) crassa, Leionemia coarctura, Microciona fraudator, M. Kentiü, M. simplicissima, Cioca- Iyptra Leei, Dysidea coriacea, Chalina inornata, Tethea spv- nosa, Dictyocylindrus rectangulus, Spongilla Parfatti, Sp. sceptrifera, Leuconia Somesü. Von den die von unserm Verf. früher beschriebenen Arten betreffenden Veränderungen mag hier erwähnt sein, dass Hymeniacidon Bucklandi zum Typus eines neuen Gen. Battersbyia erhoben, Hym. lin- gua und H. floridus aber dem neu errichteten Genus Ra- phiodesma zugerechnet wird. Batiersbyia n. gen. Sceleton a somewhat regular com- plieation of spiculated triradiate and biangulated quadriradiate sili- ceous spicula. (Hicher auch Sphinctrella horrida Schm.) Raphiodesma n. gen. Sceleton without fibre, composed of a irvregular network of polyspiculous faggot - like bundles, the spi- cula of which are compactly cemented together at the middle, but are radiating at their terminations. ’ Normania n. gen. Sceleton composed at the external sur- face of short fascieuli of siliceous spieules, in the interior of an irregular siliceo-spicular network; dermis furnished with ternate con- neeting. spicula; ovaria membranous, aspiculous (?). Im Ganzen zählt Bowerbank in seinen british Spon- 234 giadae 193 Species auf, von denen 43 zu Isodietya, 42 zu Hymeniacidon, 28 zu Halichondria und 11 zu Dictyo- eylindrus gehören, während die übrigen 69 Species über 36 verschiedene Geschlechter sich vertheilen. Den Untersuchungen Schmidt’scher Typen zufolge gehören Suberites massa, S. domuneula, Taquilla nigrieans und Papiliata suberea (soll heissen: Papillina nigrieans und P. suberea) Schm. zu Hymeniacidon Bow., Stelleta dis- cophora und Caminus Vulcani Schm. zu Pachymatisma Bow., Reniera digitata, R. aquaeductus, R. nigrescens und Axinella verrucosa Schm. zu Halichondria Bow., Reniera semitubulosa (?), R. palmata, Axinelia polypoides, Stegrella saccea (? Ref.) und Cribrella hamigera Schm. zu Isodietya Bow., Renieria dura Schm. zu Desmacidon Bow., Esperia tunicata und E. Bowerbanki Schm. zu Raphiodesma Bow. Ebenso sind Cacospongia mollior, Spongelia nitens, Spon- gelia pallescens und Sarcotragus spinulosus Schm. echte Spongien, während Cacospongia scalaris und Aplysina acrophoba Schm. zu Verongia zu stellen sind, Stelleta pu- mex Schm. zu Tethea, Clathria ovoides und Cl. coralloides zu Ophlitaspongia, Hircinia variabilis Schm. zu Stematu- nemia. Gummina Schm. ist überhaupt kein Schwamm. Derselbe Autor veröffentlicht in den Proceed. zool. Doc. 1872 ff. „Contributions to-the general history of the Spongiadae“ mit Beschreibungen und Abbildungen zahl- reicher ausgezeichneter Schwamm -Formen, die grössten- theils allerdings schon früher von unserm Verf. untersucht und in den Sehwammwerken desselben angezogen sind. So P. Il. e. 1872. p. 115—129 Tab. V und VI) von Te- thea muricata aus Hammerfest (= Dorvillia agarieiformis Kent, die nach Bowerbank ein verstümmeltes Exemplar zur Grundlage hat), T. unca ebendah., T. Ingalli Austral., T. norvegica Drontheim, Halispongia (Halichondria s. str.) choanoides Austral. besonders interessant dadurch, dass sie der lebende Repräsentant des fossilen Choanites Koenigiüi Mont. ist, Aymeniacidon pulvinatus Calibert-Quay, ein Schwamm, der eine Höhe von 8 Fuss erreichen soll und vielleicht von allen jetzt lebenden Schwämmen der grös- seste ist. . 235 P. IT (ibid. p. 156—202 Pl. X und XI) behandelt Geo- dia M’Andrewii Norwegensche Küste und G. Barrethii ebendah. In P. HI (ibid. p. 626—635 Pl. XLVI—XLIX) be- schreibt Verf. Geodia tuberceulosa von Mexico, G. tumulosa Honduras, Pachymatisma areolata Rothes es, Hymenia- cidon angulata Madeira. P. IV (ibid. 1873. p. 3—25 Pl. I—-IV) wird weiter hinzugefügt: Geodia Flemmingii Austral., G. depressa Dar- danellen, Geod. gibberosa Lam. Martinique, G. perarmata Fundort unbek., Tethea robusta Austral., Geodia inaequalis von unbek. Fundort, G. media Mexico, G. Dysoni Honduras, Tethea simillima Südsee (sehr ähnlich der nordischen T. eranium), T. Cliftoni Austral., Leuconia glomerosa Fort Elisabeth, Desmacidon fistulosa Austr., Ciocalyptra Tyleri Port Elisab. P. V (ibid. p. 319—333 Pl. XXVII—XXXI) enthält Beschreibung und Abbildung von Isodietya mirabilis Ost- indien, Dietyocylindrus dentatus Australien, Ecionemia acervus Fidschi-Ins., E. densa ebendah., Dietyocylindrus setosus Devonshire, Pachymatisma inconspicuum Südsee, P. eontortum Fidschi-Ins., Geodia parasitica unbek. woher, Geod. paupera gleichfalls von unbek. Fundort, Tethea hispida Portland. P. VI (ibid. 1874. p. 298—305, Pl. XLVI und XLVII) handelt von Geodia carinata Südsee, Geod. imperfecta eben- dah., G. reticulata Mexico, Halispongia ventrieuloides — Spongia otahitica (ähnlich dem fossilen Ventrieulites radia- tus Mantell), H. Mantelli Südsee. P. VII (ibid. 1875. p. 231—296) mit Beschreibungen von Microciona tuberosa Malacca, Hymeraphia spinularia Corea, Raphiodesma Parishii, Halichondria elegantia, Hali- chondria aspera, Halich. frondifera, H. rigida, H. crassa, H. compressa, H. varia, H. purpurea, Isodietya rudis, Is. virgata, Desmacidon folioides, D. venusta, sämmtlich von Malacea. P. VIII (ibid. 1876. p.768—773 P.LXNXVILI—LAXXXT) endlich, den wir hier anziehen, weil er nach dem inzwischen erfolgten Tode des Verf.’s die Reihe dieser Untersuchun- - 236 gen abschliesst, handelt über sehr ausgezeichnete Arten, Desmacidon plumosa von Westafrica, eine gleich Clado- rhiza und andern gorgonienartige Schwammform, Cha- lina vertieillata von Austr., deren Stamm etagenweise über einander stehende blattartige Ausbreitungen trägt und ge- wissen Fossilien gleicht, die bisher für Trilobiten oder Pen- natuliden gehalten wurden, Oplitospongia fucoides von West- indien, Raphiodesma radiosum mit rosettenförmig zusam- mengefügten Ankern aus Südamerika. Ebenso setzt Bowerbank auch seine Monograph of the siliceo-fibrous Sponges fort, indem er den schon früher erschienenen zwei Theilen (Proceed. zool. Soc. 1875) hinzufügt: Pars III. (l. e. p. 272—280 Pl. XXXIVa XL) mit Beschreibung und Abbildung von Farrea Gassioti, F. po- cillum, Deanea (ein zwischen Iphiteon und Farrea die Mitte haltendes neues Genus: fibres eanalieulated; eanals con- tinuous; rete symmetrical; areas rotulate, confluent) virgul- tosa, Farrea fistulata, Farrea laevis, F. parasitica sämmt- lich von Westindien. Pars IV. (ibid. p. 503—509 Pl. LVI und LVII) mit Darstellung von Aleyoncellum speciosum Quoy et G. = Euplectella aspergillum Ow. und Eupl. eucumer Ow.), Far- rea valida und F. spinosissima von unbekannten Fundorten. P. V. (ibid. p. 558—565 Pl. LXI und LXID) mit Farrea spinifera Westindien, F. spinulenta Tripolis, F. aculeata Westind., F. robusta ebendaher und P. VI (l. e. 1876. p.535—540 Pl. LVI und LVII) mit Deanea favoides Westind., Farrea inermis und F. perarmata ebendah., F. irregularis Algier. | Schliesslich lässt Verf. auch noch further observa- tions on Aleyoncellum speciosum und Hyalonema mirabile Gr. folgen (l. e. 1875. p. 607—610), in denen er u. a. die Behauptung wiederholt, dass letzteres den Schopf, statt ihn als Wurzelstamm zu benutzen, frei nach oben kehre und mit seinem Kopfende auf Felsen aufsitze. An diese Darstellungen schliesst sich dann weiter an: Bowerbank, report on a colleetion of Sponges found at Ceylon (l. e. 1873. p. 25—32 Pl. V—-VU) mit Beschrei- bungen und Abbildungen von Spongionella Holdsworthiü n., 237 Dysidea conica n., Isodictya Donnani n., Haliphysema tubu- latum n. Nach Gray (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XII. p. 264, sowie 266 und 267) bedürfen die Angaben und Beschreibun- geu Bowerbank's übrigens mehrfach einer Correetur. Nicht bloss, dass Leuconia globerosa Bow. mit Aphroceras alei- cornis Bow. (1858) zusammenfällt und Spongionella Halis- worthii Bow. schon von Esper als Spongia papyracea beschrieben ist, es wird auch — auf Carter’s Unter- suchungen hin — Ciocalyptra Tyleri Bow. als Halichondria panicea und Haliphysema tabulatum als eine massige Form von Dietyoeylindrus Cart. in Anspruch genommen, auch Isodietya Donnani dem letztern Gen. als nahe verwandt — und nichts weniger als eine Isodietya — angereiht. Von Seiten Bowerbank’s wird (ibid. p. 433—491) die Be- rechtigung aller dieser Aussetzungen in Zweifel gezogen. Zu den von Sars beschriebenen bemerkenswerthen Tiefseethieren der Norwegenschen Küste gehören auch (l. e. p- 62—73 Tab. V) drei Spongien, von denen zwei, ein Rin- denschwamm und eine mit Hymedesmion verwandte Kiesel- spongie, als Repräsentanten besonderer Genera betrachtet werden, die dritte aber dem Hyalonema boreale Lov. sehr nahe seht und als Hal. longissimum bezeichnet wird, ob- wohl die neue Form eben so wenig, wie die Loven’sche Art der Gruppe der Hexatellinen zugehört, also keines- wegs dem Gen. Hyalonema zugerechnet werden kann (J. B. 1868. S. 271). Trichostemma hemisphaericum, der ersterwähnte Rindenschwamm, hat eine halbkugelförmige Gestalt mit stielloser flacher Basis, deren Rand durch einen franzenartigen Besatz mit weit vorstehenden Kieselstacheln in auffallender Weise ausgezeichnet ist. Die Oseula sind auf konischen Erhebungen gelegen, deren Zahl mit der Grösse des Schwammes zunimmt, und von ansehnlicher Grösse. Dagegen aber liess die zweite polypenartig ver- ästelte Form (Cladorhiza abyssicola) überhaupt keine Os- eula auffinden. Auch nicht an den Enden der Zweige, obwohl diese durch ihre Skeletbildung und unregelmässige Keulenform auffielen, und in einem der beobachteten Exem- plare auch eigenthümliche eiartige Gebilde in sich ein- 238 schlossen. Das untere Stielende löst sich in ein System von Wurzelfasern auf, mit denen «der Schwamm in den Boden eingepflanzt ist. Im Nachstehenden geben wir die Diagnosen der neu aufgestellten Genera. Trichostemma M. Sars. Spongia silicea, simplex, libera, in limo demersa et hie fimbria spieulorum setiformium, flexibilium, radian- tium sustentata, eortice crasso compacto circumdata, interiori multo minus compacto, parenchymatoso, lacunis numerosis irregularibus trajecto. Oscula numerosa tubiformia, in facie superiori libere pro- minentia. Sceletum ex spieulis acuformibus fascieulato-radiantibus compositum, aliis brevissimis capite globoso in cortice densissime accumulatis, aliis multo longioribus, fasciculos tenues parenchyma et corticem trajicientes formantibus. Cladorhiza M.Sars. Spongia silicea ramosa, fasciculis densis spieulorum acuformium axem solidum formantibus sustentata, radi- eulis numerosis arborescentibus ex spieulis ejusdem generis formatis in limo affıxa. Parenchyma axem internum cortieis instar eircum- dans spieulis superficialibus anchoratis et bihamatis ornatum. Os- cula et pori nulli. Ova in apieibus dilatatis ramorum se evolventia. Whiteaves dregte in der St. Lawrence-Bucht u. a. Spongien Trichostema hemisphaerieum, Cladorhiza abyssi- cola, Hyalonema longissimum, dieselben Formen also, die von Sars an der Norwegenschen Küste beobachtet wur- den. Ausserdem noch eine höchst eigenthümliche Te- thea von dreieckiger Birnform, mit 3 Oeffnungen, die den drei Ecken entsprechen und seitlich unter sich durch einen durchiöcherten Kanal verbunden sind. Gestalt und Nadel- bildung erinnert an Dorvillia agariciformis Kent. Amer. Journ. se. and arts T. Vil. p. 211. Auch Thomson erwähnt in den Depths of the sea (p. 118) der Cladorhiza abyssicola Sars, sowie einer zweiten neuen Form von ähnlichem Habitus, die als Oladrocladia (n. gen.) virgata beschrieben wird (p. 188, Fig. 36), nach Verrill aber weit eher, als die erstere, mit der Sars’- schen Cladorhiza identisch sein dürfte. Thomson ver- gleicht die Form mit gewissen fossilen Schwämmen und sieht in derselben (p. 430) den Typus einer eigenen Fa- milie, der Coralliospongiae, die, abgesehen von den Eigen- thümlichkeiten ihrer Gestaltung, durch den Besitz drei- strahliger Nadeln sich auszeichnen und von den Hexa- etinellinen zu den Geodien überzuführen scheinen. 239 Zu den von Thomson in dem hier angezogenen Werke weiter erwähnten interessanten Spongienformen gehört auch Coelosphaer.a tubifex n. gen. etn.sp., ein kug- liger Rindenschwamm mit röhrenförmigen Ausläufern, viel- leicht mit Choanites verwandt (p. 455, Fig. 83), so wie Thecophora ibla n. (p. 147, Fig. 24), durch den Besitz eines einfachen Osculums von Th. semisuberites Schmdt. (Fig. 33) verschieden. Nach Des Moulins (quaest. obsc. rel. a l’Hydra- etinia et A l’Aleyonium domnucula, Act. Soe. Linn. Bord. XXVIII p. 350) rühren die schornsteinartigen Oeffnungen - von Suberites domuncula von kleinern Gammarinen her, die in den oberflächlichen Schichten des Schwammkörpers leben. Ueber Microciona armata Bk. (?) siehe Carter, Ann. nat, hist. T. XIV. p. 45. Ebenso über Isodietya funalıs Bk. n. sp. aus dem At- lant. Ocean, Norman ibid. p. 167. In den „Deseriptions and figures of deep-sea sponges and their spieules from the Atlantie ocean“ (Ann. nat. hist. Vol. XIV. p. 207—221, p. 245—257 Pl. XIH—XV) be- richtet Carter über die während der Expedition der Por- cupine im Atlantischen Ocean gedregten und von ihm unter- suchten Kieselschwämme. Die Mehrzahl derselben gehört den Esperien und Verwandten an, doch finden sich darunter manche neue und eigenthümliche Formen, nicht bloss durch ihre Gestaltung, sondern vielfach auch durch die Form und Bildung ihrer Skeletstücke, besonders der sg. Fleischspicula, ausgezeichnet. Hieher Gwitarra n. gen. fimbriata n., die durch Grösse und Aussehen an Grantia (Syeon) eiliata erinnert, Melonanchora (n. gen.) elliptıca mit bauchig gewölbten, breiten Kieselschnallen, Zsperia villosa n., E. cupressiformis n. (eylindrisch, rundum mit kurzen linearen Fortsätzen, einem Cypressenzweige nicht unähnlich), Chondrocladia virgata Wyw. Th. (dem Axos Cliftoni nahe steht), Histioderma (n.gen.) appendiculatum n. mit langen tubulären Fortsätzen an dem sonst kugligen Körper — augenscheinlicher Weise mit W. Thomson’s Coelosphaera tubifex identisch — Halichondria abyssi n., 16 a2 FR ET RE DT 240 H. foreipis Bow., COliona abyssorum n., Dietyocylindrus anchorata n. Anhangsweise berichtet Verf. (p. 252 ff.) über zwei höchst charakteristische Nadelformen vom Cap d. ge. H. und von Panama, deren erstere einer Gummina (@. Wal- lichii n.), die andere einem Cortieium (©. Kittoni n.) an- gehört, die freilich beide nur aufGrund eben dieser Nadel- formen aufgestellt sind. Die Nadeln sind in beiden Fällen mit Höckern besetzt und bei Corticium an dem einen Ende mit 2—4 leierartig gekrümmten Armen versehen. Zur Charakteristik der neuen Genera fügen wir Fol- gendes hinzu: Guitarra Cart. Sessile, conical, villous, the projecting extre- mities of the siliceous sceleton-spicules being arranged somewhat spirally, in close tufts, and forming a tubular fringe around the apical vent, as in Grantia, while smaller vents are scattered over the surface generally; interior massive, permeated by excretory ca- nals, charged, with fusiform sceleton - spieules and equianchorate guitar-shaped flesh-spicules and surrounded by a cortical layer, chiefly composed of the former. Melonanchora Cart. Free, globular, corrugated, studded with projecting tubereles on the upper two thirds, smooth below; dermis stiff glistening, bladder-like, supported by linear intererossing spi- cules, exelosing a soft fibreless parenchyma; pores and vents on the eribriform tubereles; interior massive, permeated by excretory canals and charged with skeleton-spicules of thwo forms and with melon- shaped equianchorate flesh-spicules. Histioderma Cart. Free, subglobular, smooth, with several narrow tubular prolongations, formed, like the sponge itself, of a soft fibreless parenchyma, enciosed in a stiff, glistening, bladder-like der- mis, supported by a dense layer of linear intercrossing spicules; pores and vents probabely at the extremities of the tubes; interior massive, permeated by the excretory canals and charged with simple skeleton-spicules of two kinds; flesh-spicules bihamate, equianchorate. Carter liefert (Ann. and Mag. nat. hist. 1872. Vol. IX. p. 8$2—84 N. X. Fig. 1—5) „additional information on the structure of Tethya dactyloidea Cart.“ (vergl. J. B. 1869. S. 277) und hebt dabei — wie das auch Ref. schon gethan hat — die Uebereinstimmung mit Tetilla Schm., bes. Tet. polyura aus Island, hervor. Als neu beschreibt derselbe (ibid. p. 412—419 mit Abb.) Tethya antarctica aus dem Atlantischen Ocean, 7. zetlandica von den Schetlands Inseln und Rossella (n. gen.) 241 antarctica. Von letzterer lernen wir freilich kaum mehr kennen, als die Nadeln, die in einen vierarmigen Anker auslaufen und den Kranznadeln der Hexactinellinen sich an- zuschliessen scheinen. Ueber die zwei erstgenannten Arten macht Bower- bank (ibid. Vol. X. p. 58—61) einige kritische Bemer- kungen. Kent bestreitet die oben angezogene Angabe von Bowerbank, dass die von ihm beschriebene Dorvillia agariciformis mit Tethya muricata Bowbk. zusammenfalle, erkennt in beiden Arten aber nahe verwandte Formen und glaubt jetzt auch die Existenz der Wurzelnadeln nicht mehr als hinreichend für die Aufstellung eines besonderen Genus ansehen zu dürfen. Die Dorvillia agariciformis wird auf diese Weise dann zu einer Teethya agarieiformis, der wahrscheinlich auch die Wyville-Thomsonia Wallichii Wrght. als Embryonalform zugehört. Note on Tethya mu- ricata and Dorvillia agariciformis, Ann. and Mag. nat. hist. Vol. X. p. 209—212. Dorvillia echinata, eine grosse und ausgezeichnete neue Form von Neu-England, Verrill Amer. Journ. se. T. VD. p. 501. Unter den „two new free sponges from Singapore“, über welche Gray in den Ann. nat. hist. Vol. XI. p. 234 u. 235 handelt, befindet sich eine Form, die mit Tetilla po- Iyura Schm. (Polyurella Gr.) eine grosse Aehnlichkeit hat, aber keine Jugendform darstellt, wie das vielleicht die ge- nannte Art thut, sondern entschieden ein ausgebildetes Thier (bis 21/2‘) ist. Sie wird als Psetalia (n. gen.) glo- bulosa beschrieben und hat die Form eines unregelmässig kugligen Körpers, dessen eines (vorderes) Ende beträchtlich vertieft ist, während seine Oberfläche zahlreiche Vorsprünge besitzt, die je ein Bündel langer Haftnadeln mit anker- förmigem Ende tragen. Die zweite Art, Labaria (n. gen.) hemisphaerica gehört der eingehenden Untersuchung Carter’s zufolge (ibid. p. 375--286, description of La- baria hemisphaerica Gr.) entschieden zu den Glasschwämmen und zwar in die Nähe von Holtenia u. a. Der napfför- mige Körper des Schwammes trägt im Umkreis der vor- 242 dern Oeffnung einen Kranz von vorstehenden kleinen Na- deln, auf die in einiger Entfernung andere folgen, welche immer grösser werden und schliesslich in einen dieken quastenartig endigenden Schopf auslaufen. Die Nadeln zeigen auch in ihrer Gestaltung manchfache Unterschiede, gehören aber sämmtlich dem sechsstrahligen Typus an. Auch sonst sind unsere Kenntnisse von den Glas- schwämmen vielfach im Laufe der letzten Jahre bereichert worden. Zunächst durch Thomson, dessen vielfach schon angezogenes Werk über die Tiefsee an zahlreichen Stellen (besonders p. 70 ff. u. 418 ff.) Mittheilungen und Beob- achtungen über diese interessanten Geschöpfe enthält und dieselben vielfach durch Abbildungen illustrirt, die nach frischen Exemplaren entworfen sind und somit unsere be- sondere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen. So nament- lich von Hyalonema lusitanicum (Fig. 66), das in Exem- plaren von 2 mm bis 30—40 em zur Beobachtung kam, durch welche die Zugehörigkeit des Schwammkörpers (= Carteria Gray) ausser allen Zweifel gesetzt wurde, von Holtenia Carpenteri (Fig. 6), von KRossella velata n. (Fig. 65), einer mit Holtenia verwandten neuen Form, die auf der Oberfläche ihres festen Skeletes einen um fast 1 cm ab- stehenden zarten Schleier trägt, in dem man bei näherer Untersuchung die flächenhaft verwebten kreuzförmigen Aus- läufer dünner Glasnadeln erkennt, und von Asconema setu- balense Kent (Fig. 67), einem Glasschwamme welcher der Wur- zelhaare entbehrt, dafür aber auf fremden Gegenständen aufgewachsen ist und eine besondere Modification des Hex- actinellinentypus darstellt. Andererseits findet sich die sonst bei den Glasschwämmen so häufige Befestigungsweise mittelst Wurzelfasern auch in andern Familien, den Halichondrien so gut (Tisiphonia agariciformisn., p. 74, Fig. 7), wie den Tethyaden (bei Tetilla Schm. und dem sog. Hyalonema boreale Lov., für welches Thomson den neuen Genus- namen Stylocordyle vorschlägt, p. 113). Als neu wird ferner (p. 73) noch ein dem Gen. Holtenia nahestehender scheibenförmiger Glasschwamm mit Radstacheln erwähnt. Die Beziehungen der Glasschwämme zu dem fossilen Gen. Ventrieulites sind für unsern Verf. kaum zweifelhaft (p. 482). 243 Ä Nach den auf der Challenger-Expedition gesammelten Erfahrungen ist übrigens die eigentliche Heimath der Glas- schwämme nicht, wie man nach den reichen Euplactella- Funden in den Philippinen erwarten sollte, das Flach- wasser der Tropen, söndern die Tiefsee, in der eine grosse Menge von Gattungen und Arten, wohl noch aus sehr alter Zeit stammend, sich lebend erhalten haben. Solche Formen übrigens, wie Rossella (Kerquelen) und Holtenia (Far- oer), die den hohen Norden und Süden bewohnen, schei- nen sich in das flachere Wasser der oceanischen Inseln begeben zu haben (100—300 Faden) und nicht überall in den grösseren Tiefen vorzukommen. Auch Hyalonema und Euplectella finden sich in verhältnissmässig flachem Wasser, ohne indess den grösseren Tiefen zu fehlen. v. Willemoes- Suhm in Ztschrft. für wiss. Zool. Bd. XXV. S. XXX. Carter handelt „on the Hexactinellidae and Lithistidae generally and particularly on the Aphrocallistidae, Aulo- dietyae and Farreae, together with facts elieited from their deciduous structures and deseriptions respectively of three new species“ Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XI. p. 349 — 373, p. 437—472 Pl. XIIT-XVII. Angesichts der Unmög- lichkeit, die Arten mit isolirten Kieselkörperehen von denen mit zusammenhängendem Gerüst bloss auf Grund der ver- schiedenen Skeletbildung zu trennen, verwirft Verf. die Gruppen sowohl der Coralliospongia Gr., wie der Vitrea Thps. Anstatt der Festigkeit des Skeletes muss zunächst die Bildung der Nadeln bei der systematischen Eintheilung zu Grunde gelegt werden, und desshalb trägt Carter auch kein Bedenken der Auffassung von O. Schmidt sich an- zuschliessen, der zufolge die sg. Glasschwämme mit ihren Verwandten in die Gruppe der Hexactinelliden (mit sechs- strahligen Kieselkörperchen) und Lithistiden (mit vier- strahligen Kieselkörperchen) zu zerfällen sein. Er thut das um so eher, als er ohne Sehmidt’s Ansichten zu kennen, zu ganz der gleichen Ansicht gekommen ist und auch insofern noch einen Unterschied zwischen den sechs- und vierstrahligen Nadeln aufgefunden zu haben glaubt, als die erstern sich von vorn herein in Kreuzform ent- wickeln sollen, während die andern erst nachträglich durch 244 Anbildung von Armen an einer anfangs geraden Nadel ihre definitive Form erhielten. Im Uebrigen unterscheidet Verf. zwischen solchen Harttheilen, welche in die Bildung des Skeletes eingehen (sceleton-spieules), und jenen, die lediglich der Sarcode angehörten (flesh-spieules). Die letz- tern sind klein und fallen beim Trocknen des Schwammes gewöhnlich aus, zeigen aber mancherlei eharakteristische und zierliche Bildungen. Es gilt das besonders für die von Bowerbank als Rosetten bezeichneten Sterne, deren speeifische Formen Verf. als wichtige Charaktere der ein- zelnen Gattungen betrachtet. Den hier ihrem wesentlichen Inhalte nach angezogenen Bemerkungen lässt Carter nun in systematischer Gruppirung eine Aufzählung der bis dahin bekannten Arten folgen, an die er sodann eine Reihe von Exeursen descriptiver, kritischer und synonymischer Natur - anschliesst. Den Beschluss macht eine eingehende Betrach- tung der verästelten sog. Aphrocallistiden, mit Einschluss der Gen. Farrea und Aulodietyon, und zwar speciell von Farrea infundibuliformis n. sp. aus dem Caraib. Meere, von Aphrocallistes Bocagii Wright und A. beatrix Gr., von Aulodietyon Woodwardii Kt., Farrea facunda Schm. _ und F. occa Bow., F. densa n.sp. von den Seychellen und Ara- bescula (n. g.) parasitica n. Die letztere Form wurde auf abgefallenen Glasfäden von Aphrocallistes und Farrea aus dem Canale beobachtet. Sie bildet eine flächenhafte Aus- breitung von Skeletnadeln mit unregelmässig ausgebuch- teten Zweigen. Bei der Aufstellung der einzelnen Abthei- lungen legt Verf. ein besonderes Gewicht auf den Zusam- menhang der Kieselgebilde, denselben Charakter also, dessen systematischen Werth er selbst vorher sehr ent- schieden in Abrede gestellt hatte. In der That werden dar- nach auch vielfach nahe verwandte Formen aus einander gerissen, wie die nachfolgende Uebersicht das darstellt. Hexactinellidae. Spieules developed upon a sexradiate diretion of the central canal, hold together by silicified fibre or amorphous sarcode, forming a retieulated structure whose inter- spaces are more or less polyhedral. 1. Spicules held together by silieified fibre. a. Body massive, excavated, shallow. Dactylocalyx, Iphiteon, Myliusia. *] 245 b. Body tubular, unbranched, closed at the extremity. Euplectella aspergillum. c. Tubular, branched; branches closed at their free extre- mities, wall thick, formed of polyhedrally reticulated fibre. Possessing -- 3 scopuline shaft. Aphrocallistes. d. Tubular, branched; branches closed (?) at their free ex- tremities; wall thin, formed of a single layer of rectangular lattice- like fibre. Possessing a spino-capitate or umbrella-like headed shaft. Aulodietyon. e. Tubular, branched; branches open and slightly expanded at their extremities; wall very thin, only one layer thick. Farrea occa. f. The same: possessing both a scopulineand an umbrella- like headed shaft. Farrea facunda. g. Infundibuliform; wall compounded of subrectangular lattice-like, overrun by dendritic, branched, anastomosing fibre. Farrea infundibularis. h. Stalked, dichotomously branched; branches terminating in oviform heads, each with a terminal aperture. Sympagella. 2. Spicules held together by amorphous sarcode. a. Sessile, vasiform, deeply excavated. Asconema. b. Stalked, globet-shaped. Crateromorpha. c. Sessile, sac-shaped. Holtenia Pourtalesii. d. Oblong, excavated, provided with anchoring-spicules. Rossella. e. Tubular, unbranched, closed at the extremity. Habrodictyon. f. Solid, not excavated, provided with anchoring- spicules and a flesh-spicula, which is birotulate. Hyalonema. g. More or less globular, excavated, provided with ancho- ring-spicules and characterised by birotulate flesh-spieule. Holtenia Carpenteri, Pheronema, Meyerina. h. Possessing the birotulate flesh-spicule in which the ter- minations of both kinds of anchoring-spicules are known. Labaria. 3. Spicules held together in one part by vitrified fibre, and in the other by amorphous sarcode. 246 Tubular, unbranched, closed at the extremity. Euplectella cucumer. Lithistidae. Spieules developed upon a quadriradiate divi- sion of a central canal, held together by amorphous sarcode and an interlocking of their filigreed arms, forming a retieulated glassy structure, whose interspaces are more or less irregular and curvi- linear. Composed of two kinds of skeleton-spieules, those which form a layer on the surface and are companied by minute or flesh- spicules characterising the species, and those forming the body, which are more or less alike in all the species and accompanied by fewer flesh-spieules. a. Species in which tke surface-spicule consists of a shaft and three straight bifurcated arms all smooth and pointed. Dactylocalyx Bowerbankii, D. Masoni, Corallistes typus. b. The three sinuous arms branched. Theonella,- Dactylocalyx Prattii. c. The three sinuous arms compressed vertically; branched and dentate or curvilinear on the margins. Mac-Andrewia, Corallistes clavatella, Kaliaspis. d. The surface-spieule consists of a short shaft and subcircular discoid head, deeply and irregularly fissured. Corallistes polydiscus. e. The surface-spieule consists of a short shaft and subeircular discoid head. Dactylocalyx polydiscus. f. The three arms of the surface -spieule sinuous, branched, curvilinear, tubereled on the upper side or outer aspect, and fili- greed at the extremities; shaft filigreed also at its extremity. Azorica Pfeifferae n. sp. Madeira. g. The surface-spieule is much the same, but with others lıke those of Dactylocalyx Bowerbankii and D. polydiscus among the body-spieules. Corallistes borealis n. sp. Faroe. h. The surface-spieule consists of a long shaftand three arms, bifureated and more or less tubereulated on the outer or upper aspect. Corallistes noli tangere. i. Surface-spieule like that of Dactylocalyx Masoni, with the branches of the body-spieules in like manner glomerato-tubereled. Corallistes mierotuberculatus. k. Surface spicule like that of Dactylocalyx Bowerbankii; the rest with large filigreed head and long sinuous shaft filigreed at the extremity. Corallistes elegantior. l. Species with curly filigreed spicules. 247 Leiodermation. ! m. Fossil species, in which the surface-spicule is not known, but in which the body-spicule has the common branched filigreed form. . Lithospongites Kittonii. Wie wenig gerechtfertigt es übrigens ist, wenn Carter den mehr oder weniger festen Zusammenhang der Kiesel- nadeln zu einem wichtigen Eintheilungscharakter macht, geht am überzeugendsten wohl aus der Thatsache hervor, dass die an der Europäischen Küste gefischten Exemplare von Euplectella, obwohl sonst mit der Philippinischen Eupl. aspergillum völlig übereinstimmend, nur in ihrem untern Theile ein festes Skelet besitzen, in der bei weitem grösseren Masse aber weich und biegsam sind, weil die Kieselnadeln hier isolirt bleiben d. h. niemals oder nur in allerspätester Zeit von aufgelagerter Kieselsubstanz um- hüllt werden. Bei den Philippischen Exemplaren geht diese Verkieselung schon im jugendlichen Zustande vor sich, denn Anfangs sind auch sie ganz weich und biegsam. Im frischen Zustande ist übrigens von dem Skelete Nichts zu sehen: die ganze Masse derselben ist rindenartig von einer bräunlichen Sarkodesubstanz überzogen, die von un- regelmässigen Oeffnungen durchbrochen ist. Vgl. Higgin, on the structure of Eupleetella aspergillum, Ann. and Mag. nat. hist. T. XIII. p. 45—48 Pl. II. Wyville Thomson berichtet von einem neuen den Hexactinellinen zugehörigen Schwamm (Polyopogon Aman- dou), der nahezu die Gestalt eines Baumschwammes hat und an den Glasnadeln seines Basalschopfes Anker trägt, die fast den bekannten Kalkkörperchen der Synapten gleichen. Derselbe wurde in der Nähe von Teneriffa auf verschie- denen Entwicklungsstadien beobachtet. Nature T. VIII. p. 29. Ebenso über ein neues Hyalonema (H. toxeres), das sich vornehmlich durch die flache Becherform seines Sehwammes von den andern Arten unterscheidet und bei St. Thomas gehoben wurde. Ibid. p. 248. Mit Holzschnitt. Gray liefert (Ann. nat. hist. Vol. X. p. 76) eine kurze Diagnose von Meyerella claviformis (n. gen. et n. Sp.), einem anderthalb Fuss hohen Glasschwamm mit ziemlich 248 lockerm Skeletgewebe und einem Schopf von Wurzelnadeln. Später wird der Genusnamen weil bereits anderweitig ver- geben, in Meyerina umgewandelt, und der Schwamm unter dieser Bezeichnung von Carter (ibid. p. 110—113) genauer beschrieben. Es ist eine ausgezeichnete Art, mit zahlreichen äusserst zierlichen Nadelformen, die zwischen Carteria, Holtenia und Pheronema die Mitte halten soil (vgl. S. 254). Eine zweite, wie Meyerina von A. B. Meyer bei Cabu gesammelte Art, wird (ebendas. S. 113) als Cratero- morpha (n. gen.) Meyeri beschrieben. Sie gehört gleich- falls zu den Glasschwämmen und besteht aus einer ku- gligen oder napfförmigen Hohlkugel, die von einem eylin- drischen unten in Wurzelnadeln sich auflösenden Stamme getragen wird. Letzterer enthält ein Dutzend Längskanäle, welche in den Innenraum des Kopfes einmünden, dessen Skelet ein netzförmiges Gefüge hat. Einzelne-der in fünf verschiedenen Formen auftretenden Nadeln gleichen denen von Rossella Gr. Später kommt auch Gray (ibid. p. 134—137) auf diese beiden Schwämme zurück. Er entwirft eine Genus- diagnose von Crateromorpha, die er als Repräsentanten einer eigenen kleinen Familie unter den Glasschwämmen (Crateromorphidae) betrachtet, und betont die nahe Ver- wandtschaft von Meyerina mit dem Schwammgewebe von Hyalonema, die er dann weiter für seine Behauptung gel- tend zu machen sucht, dass dieses Schwammgewebe (Car- teria Gr.) eine eigne von Hyalonema verschiedene und nach Parasitenart darauf festsitzende Art darstelle. Die Diagnosen dieser beiden Genera sind nach Gray die folgenden. Gen. n. Crateromorpha Gr. Sponge attached to marine bodies, globlet-shaped. Body hollow, vasiform, with a circular mouth, swollen at the bottom, placed at the top of the stem and of very different structure from it, the line of demarcation being distinetly marked. Vase rather dilated and thick at the bottom, very thin towards the edge, which is terminated by a very thin membrane- like margin. The outer surface of the vase pierced with cylindrical cavities, and the whole surface covered with a minute network for- med of the four rays of hexaradiate spines, which are so placed as to form square meshes. The internal cavity large, reaching nearly 249 to the bottom of the vase and furnished at the base with very large irregularly shaped oscules, which become smaller, more regular and oblong-lanceolate about the middle of the walls and cireular in the upper part, gradually diminishing in size as they approach the mar- gin of the cavity, where they are smallest. Stem thick, cylindrieal with numerous parallel similar longitudinal eylindrical tubular spa- ces in a felt of spieules; covered externally with a layer of short robust ones arranged longitudinally, and on this again the minute network with square meshes, like that on the club, finally ending below in a multitude of spieuliferous filaments extending some way into the mass of sandy mud at its base. Gen.n. Meyerina Gr. Sponge simple, elongate, clavate, acute at the apex, at which are placed several tufts of short eylindrical fibres. The body of the sponge is elongate-fusiform, with longitu- dinal ridges irregularly disposed, often inosculating together, leaving various-shaped deep concavities on the surface. These ridges and the very numerous irregularly shaped often confluent elevations in the concavities between them are furnished with varivus-shaped large oscules on the upper surface. The sides of the ridges and the tops of the prominences are all united by a very fine cobweb- like netted coat, formed of numerous fibres and pierced with an immense number of very minute exceedingly close perforations. The sem cylindrical, thick, ending in a thick eylindrical tuft of elongated glassy fibres, evident)y anchoring the sponge in the sand; numerous eylindrical bunches of fibre are to be seen through the substance of the sponge extending through out the greater part of the length of the stem. ‚Ein dritter gleichfalls von Meyer bei Cabu gesam- melter Schwamm erwies sich (ibid. p. 137) als eine neue Art des Gen. Rossella (R. philippinensis Gr.). Derselbe zeigte einige Aehnlichkeit mit dem Kopfe einer kleinen Crateromorpha, trug statt eines Stieles aber blosse Wurzel- nadeln und besass auch die sonst nirgends weiter vor- kommenden Nadeln mit vier hakenförmig gekrümmten Armen. Eine ausführliche Beschreibung sowohl der Rossella philippinensis, wie auch der R. antarctica und der in- zwischen von Wywille Thomson (the depths of the sea p- 418) im Atlantischen Oceane aufgefundenen R. velata liefert dann später Carter Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XV. p. 113—122 Pl. X. (on the genus Rossella, with the descriptions of three species). 250 Th. Higgin beschreibt „two hexactinellid sponges from the Philippine islands in the Liverpool free Museum“ (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XV. p. 377—389 Pl. XXI ec. XXII). Der eine Schwamm ist eine neue Art des Gen. Hyalonema, H. cebuense, als solche ebenso interessant, wie als erstes Beispiel eines polypenlosen, völlig ausge- wachsenen Hyalonema, der andere ein wohlerhaltenes schönes Exemplar von Labaria hemisphaerica Gr. Die sorg- fältige Darstellung des Gesammtbaues sowohl, wie der einzelnen Nadelformen vermehrt unsere Kenntnisse mit manchem interessanten Detail und macht uns u. a. mit der Thatsache bekannt, dass die Glasfäden des Wur- zelschopfes auch bei Hyalonema ein ankerförmiges Ende besitzen, wie das übrigens auch von Klostermann in- zwischen aufgefunden wurde. Letzterer knüpft an die dem Lübecker Museum zugehörenden (aber schwammlosen) Exemplare von Hya- lonema Sieboldi Betrachtungen, durch die er die — jetzt übrigens wohl ziemlich allgemein als richtig angenommene , — Thatsache plausibel zu machen sucht, dass diese Ge- schöpfe mit dem Schopfe in den Meeresboden eingepflanzt sind. An einzelnen Glasfäden fand er am untern Ende auch deutlich die Ueberreste eines hier vorhandenen An- kerapparates. Die Häufigkeit des Polypenüberzuges an den nach Europa gebrachten schwammlosen Exemplaren erklärt derselbe bestimmt ganz richtig mit der Annahme, dass dieser Ueberzug (wie sonst der Schwamm) die Glas- fäden zusammenhalte, Exemplare ohne solchen Ueberzug also nach der Zerstörung des Schwammes auseinander fielen. Auffallend ist übrigens der Umstand, dass die Haifisch- eier, die man nicht selten an solchen Hyalonemen befestigt findet, trotz der speeifischen Schwere der Schale, nach oben d.h. dem frühern Schwammkörper zu gerichtet sind. Archiv für mikroskop. Anatomie Bd. XI. S. 286—291 Taf. XVI. (Hyalonema Sieboldi Gr.) Will. Marschall hat (Zeitschr. für wiss. Zool. Bd. XXV. Suppl. Heft pag. 142—243, Taf. XI—-XVI) die Hexactinelliden einer eingehenderen Untersuchung unter- worfen, zu der ihm ein besonderes reiches Material, — 251 il Arten in vollständigen Exemplaren, 8 weitere in Prä- paraten — zur Verfügung stand. Die Sarcodine ist bei diesen Schwämmen, die freilich nur in Spiritusexemplaren, daher mangelhaft, untersucht werden konnten, wie schon W. Thomson und Schmidt hervorgehoben, flüssiger und durchsichtiger als bei anderen Spongien. Sie erstarrt bei eingetrockneten Exemplaren zu hornartigen Häuten und Fasern, deren Anwesenheit Bowerbank zu der An- nahme verleitete, es seien bei Hyalonema Sieboldii die Nadeln, wie bei den Halichondrien, in Hornfasern einge- bettet. Zellige Elemente konnte Verf. in der Sareodine ge- nannter Schwämme nicht nachweisen, wohl aber gelang es ihm, die Anwesenheit von Zellkernen bei Holtenia fest- zustellen, um die sich die bekannten, in der übrigen Proto- plasma-Masse suspendirten Körnchen häufig gruppenweise anlegen. Ausser der gewöhnlichen mit Körnchen und Zellkernen erfüllten Sarecodine finden sich, besonders bei Holtenia, noch eigenthümliche Fasern und Fibrillen, über deren Natur und Entstehung Verf. keinen weitern Auf- schluss geben kann. Es sind erstens feine Netze sich kreuzender strueturloser Fäden (vielleicht Falten in einer homogenen Haut?) und weiter aus Spindelzellen zusammen- gesetzte Fasern. Verf. geht auch näher auf die bekannten, vonBowerbank und Andern als Gemmulae angesprochenen, linsenförmigen braunen Gebilde ein, die kaum jemals grösser als 0,3 mm sind und bei Hyalonema, sowie einigen andern Hexactinelliden in grosser Menge vorkommen; Verf. möchte in ihnen nichts als zufällige Eindringlinge sehen. Das Skelet der Hexactinelliden setzt sich nach Ansicht des Verf.'s, der hierin W. Thomson und Schmidt folgt, stets aus Sechsstrahlern zusammen, die allerdings manchfach, bis zum Verschwinden zweier Achsen, reducirt sein können. Er unterscheidet fünf Hauptformen von Nadeln, zu denen noch einige besondere Modifiecationen hinzukommen. Ein Hauptgewicht legt Verf. auf den bekannten Centralcanal, der allen diesen Nadeln zukommt; er constatirt zunächst, dass derselbe bei den meisten Nadeln an den Spitzen offen steht. Verf., der mit Claus in der Annahme, dass der den Centraleanal umgebende sogenannte Axeneylinder ein 252 Product des diesen ausfüllenden Axenfadens, die geschich- tete oder Mantelsubstanz der Nadel aber das Verkielungs- product des umgebenden Protoplasmas sei, übereinstimmt, fügt einen Excurs über die Axencanäle resp. Axenfäden anderer, von ihm untersuchten Kieselschwämme hinzu, aus welcher Untersuchung allerdings hervorzugehn scheint, dass ein gewisser Zusammenhang des Axenfadens der Na- deln mit dem umgebenden Protoplasma bei Kieselschwämmen vorkommt, was auch Haeckel bei Kalkschwämmen schon vermuthet hatte. Bei der Behandlung mit Flusssäure fand Verf., dass die Skelete der verschiedenen Hexactinelliden eine organische Grundlage in sehr verschiedenen Massenverhält- nissen besitzen. Bei Eurete waren nur Spuren anzutreffen, bei Periphragella hingegen war sogar stellenweise der In- halt der Axencanäle nachweisbar. Die Verbindung der Nadeln zum Skelet kann auf dreierlei Art vor sich gehen, entweder lediglich durch Sarcodine (Hyalonema, Sempe- rella, Eupleetella Oweni) oder durch Verschmelzung der vom Syneytium abgesonderten Kieselsubstanz (Eurete, Pe- riphragella, Euplectella aspergillum ete.) oder endlich . durch einen Zusammenhang der Axenfäden und in Folge dessen der Axencylinder der verschiedenen Nadeln, wie bei Selerothamnus. Die im speciellen Theile untersuchten und eingehend beschriebenen Arten sind: Sclerothamnus Clausii nov. gen. nov. spec. Poly- zoisch, gross, von Buschform, aus verschmolzenen Sechs- strahlern gebildet, deren Axencanäle continuirlich zusammen- hängen sollen; als isolirte Kieselgebilde treten „Besen- gabeln“ von zweierlei Art und sehr feine Sechsstrahler auf. Von unbekannter Herkunft. Periphragella Elisae nov. gen. und nov. spec. Polyzoisch von Becherform (mit Pseudogaster). Personen kegelförmig, Skelet sehr regelmässig aus ansehnlichen ver- schmolzenen Sechsstrahlern; isolirte Fünfstrahler bilden in eigenthümlicher Weise den Verschluss der Dermalporen; fer- ner finden sich Sechsstrahler mit aufgelösten Strahlen von zwei- erlei Art und eine Art von „Besengabel“. Heimath: Molukken. Eurete simplieissima. Dieser zuerst von Semper kurz 253 beschriebene philippinische Schwamm besteht aus hohlen mit einander communieirenden Röhren. Das sehr regel- mässige Skelet zeigt möglichst einfache Verhältnisse, es wird von nur einer Form verschmolzener Nadeln mit sehr weitem Üentralcanal (reine Sechsstrahler) gebildet; andere Nadelformen kommen nicht vor. Eupleetella Owenii ist eine vom Verf. schon früher mit dem verstorbenen Herklots kurz beschriebene Euple- etella von Japan, bei der im Gegensatze zu der philippi- nischen Eup. aspergillum alle Nadeln stets verschmolzen sind. Das Studium dieser neuen Euplectella und von in Spiritus conservirten Exemplaren der länger gekannten Art hat dem Verfasser gestattet, zu Claus’s Arbeit Einiges nachtragen zu können. So erfahren wir, dass auch E. aspergillum von einem, bei den macerirten Exemplaren verloren gegangenen, nach Art des Dermalskelets von Hya- lonema und Semperella angeordneten Flockengewebe über- zogen ist, dass bei beiden Arten die grossen runden Ostien der Wandungen durch eigenthümliche bei todten Exem- plaren in Kranzform angeordnete Nadeln verschliessbar sind (ähnlich etwa wie bei manchen Kalkschwämmen). Es wird ferner, was zwar von vorn herein zu vermuthen war, eonstatirt, dass die ganz jungen Individuen von Eupl. asper- gillum ein aus unverschmolzenen Nadeln gebildetes Skelet besitzen. Das Canalsystem des Schwammes, das die auf der Wandung verlaufenden Spiralriffe durchzieht, wird mit dem sog. „blasenförmigen Typus der Astcanäle“ (Haeckel) der Leuconen verglichen, während Claus sich seiner Zeit für ein ähnliches Verhalten wie bei den Syco- nen entschieden hatte. Jedenfalls sind auch jetzt die Akten über die Beschaffenheit des Canalsystemes der Euplectellen noch lange nicht geschlossen, zumal uns Verfasser in der folgenden Art in Pudietyon elegans n., einen Schwamm kennen lehrt, der alle diese Ansichten über den Haufen zu werfen droht. Genannte Hexactinellide hat die grösseste Aehn- lichkeit mit Corbitella (Habrodietyon) speciosa und schliesst sich nahe an Euplectella an. Die Wandungsbündel der langen Nadeln verlaufen „regellos. Ein Wurzelschopf 254 ist nieht vorhanden. Das bei Euplectella auf der Aussen- seite des Hohlkegels befindliche Flockengewebe bedeckt hier die Innenseite und zeigt sehr eigenthümliche, sonst noch nicht bekannte Sechsstrahler, bei denen jeder Strahl an der Spitze einen Ankerschirm trägt. Ist es wirklich der Fall, dass bei Eudictyon das Riffgewebe sich auf der Innenseite des Hohlkegels befindet, dann schwindet aller- dings die Wahrscheinlichkeit, dass Euplectella ein mono- zoischer Schwamm mit grossem Magenraume ist, um ein Beträchtliches. Es liesse sich dieser Schwamm dann gar wohl als ein polyzoischer auffassen. Die Siebplatte würde dabei nicht stören, wie Ref., an Pyrosoma erinnernd, hin- zufügen möchte. Die folgende Art Semperella Schultzei Gr. (Hyalonema Schultzei Semp.) ist, wie Ref. bereits früher vermuthungsweise aussprach, mit Hyalothamna Ludekingii Marsh.-Herkl., sicher auch mit Meyeria claviformis Gr. synonym. Eigentlich müsste der Schwamm übrigens Hyalothamna Schultzii heissen, da die Speeiesbenennung Semper’s älter ist als die Beschrei- bung von Marshall-Herklots, diese aber der Gray’- schen Genusbenennung gegenüber die Priorität besitzt, Letzterer auch denselben Schwamm unter zwei verschiedenen Genusnamen beschrieben hat. Diese ansehnliche, nahe mit Hyalonema verwandte Form ist polyzoisch, von Gestalt einer kantigen Keule. Auf der Kante stehen die von einer Nadelmanchette (Peristomkranz) überdeekten Munrdöffnungen. Ueber die zwischen den Kanten befindlichen Längsgruben (Subdermalhöhlen) spannt sich ein von Kante zu Kante gehendes, aus Sechsstrahlern und sg. Tannenbäumehen ge- bildetes Dermalskelet aus. In diese Gruben (Intercanäle) münden grosse, nacktrandige von einem inneren Hohl- raume ausgehende Gänge (Pseudogaster). Der aus langen Nadeln verschiedener Beschaffenheit bestehende Wurzel- schopf ist nicht eentral, wie bei Hyalonema, sondern ent- steht aus der Vereinigung zahlreicher die Schwammwan- dung durchziehender anastomosirender Längsbündel. Das eine der untersuchten Exemplare stammte von Coram, das andere von den Philippinen. In dem nächstfolgenden Abschnitte liefert Verf. ausser 255 der Beschreibung zweier neuer Arten von Hyalonema, A. Thomsonis und H. affine, einige Nachträge zur Kenntniss des N. Sieboldii. Obwohl H. affine, wie Verf. selbst her- vorhebt, von letzterer Art kaum zu trennen sein dürfte, besitzt dasselbe doch einige recht charakteristische Eigen- thümlichkeiten, die zum Theil bereits M. Schultze auf- gefallen sind. So verlaufen in dem Dermalskelete zahl- reiche 0,5 Mm. breite, von der Austrittsstelle des Wurzel- schopfes herkommende anastomosirende Längsbündel, die aus langen (bis 8 Cm.) einachsigen Nadeln bestehen. Wo diese Längszüge sich kreuzen, liegt häufig ein Vier- strahler mit Dimensionen, grösser, als diese je bei den ge- wöhnlichen Exemplaren von H. Sieboldii gefunden werden. Das Dermalskelet dieses letzteren besteht aus zahlreichen Bündeln allseitig sich kreuzender einachsiger Nadeln, denen an der Kreuzungsstelle ab und zu gleichfalls ein Vier- strahler beigefügt ist. Die Ränder der Maschen (Dermal- poren) sind, wie die der grössern runden Wandlöcher (Der- malostien), mit Tannenbäumchen besetzt. Die den Schwamm- körper der Länge nach durchziehenden Hohlräume (Mägen) waren bei einem ausgezeichnet erhaltenen Exemplare am obern Ende, wie schon Schultze erwähnt, von einer gross- maschigen Siebplatte geschlossen. Verf. ist der Meinung, dass dieser Schluss ein normales Verhalten darstelle, zumal sich Reste der Platten häufig noch nachweisen lassen, und auch H. lusitanieum nach Pere. Wright die gleichen Platten besitzt. Nicht ohne Interesse ist es, dass es Verf. gelang, bei einem Exemplare von Hyal. Sieboldii Embryonen auf- zufinden. Dieselben sind rund, von der Grösse eines Hirse- kornes bis zu der einer Erbse und in den grossen Magen- räumen gelegen. Die Wandungen derselben umschliessen einen ansehnlichen Hohlraum und sind aus einfachen, ku- bische Maschen begrenzenden Sechsstrahlern zusammen- gesetzt, zwischen denen einzelne längere einachsige Nadeln nach Aussen hervorragen. Durch tangential gelegene kür- zere Einachser wird eine Art Dermalskelet gebildet. Von der grossen Mamnichfaltigkeit in der Nadelform der er- wachsenen Individuen ist einstweilen noch Nichts nach- weisbar. Hyalonema Thomsonis, das aus einer Tiefe von 17 256 550 Faden im Norden der Schotlands- Inseln von Wyv. Thomson gefischt wurde, ist eine 7 Ctm. lange Miniatur- form von H. Sieboldii, deren Wurzelschopf gleichfalls von einer (kleinen) Palythoa bewohnt wird. Das Dermalskelet besteht aus regelmässig zusammengelagerten Vierstrahlern mit Tannenbäumchen. Die am obern Ende gelegenen Mundöffnungen sind ohne Siebplatten, aber mit Peristom- kränzen versehen. Der schon im letzten J. B. erwähnten Abhandlung „on Holtenia, a genus of vitreous sponges by Wyv. Thom- son“ (Philos. transaet. Vol. 159. p. 701—720 Pl. LXVII— LXXI) entnehmen wir nachträglich noch die Bemerkung, dass die nahe Verwandtschaft dieses schönen Schwammes mit Hyalonema auf das Bestimmteste dadurch nachgewiesen wird, dass die Jugendzustände desselben durch Körperform und Besitz eines nur einfachen Schopfes langer Wurzel- nadeln vollständig mit letzterm übereinstimmen und nur dureh mikroskopische Untersuchung der Skeletstücke sich davon unterscheiden lassen. Aber dieser Schopf bleibt verhältnissmässig klein, während er bei Hyalonema mächtig auswächst, ein Unterschied, der damit zusammenhängt, dass sich demselben bei Holtenia im Laufe der Zeit noch mehrere andere, daneben spressende hinzugesellen. Auch sonst zeigt übrigens die Bildung des Skelets bei den Ju- sendformen mancherlei Abweichungen, nicht bloss insofern, als die Kreuznadeln an Menge beträchtlich zurückstehen und regelmässiger angeordnet sind, sondern auch dadurch, dass aus den Maschen des Skelets zahlreiche lange und gezähnelte Nadeln nach Aussen hervorragen und den Körper stachelig erscheinen lassen. Die weiche Schwammsubstanz tritt an Masse verhältnissmässig zurück und umschliesst zahlreiche weite Räume, die schliesslich übrigens sämmtlich in den verhältnissmässig nur kleinen Innenraum ausmünden. Carter handelt (Ann. and Mag. nat. hist. 1873 Vol. XI. p. 17—30 Pl. X) „on two new species of Gummi- neae“, Cortieium abyssi aus dem Kanal (500 Faden tief) und Chondrilla australiensis von Port Jackson, sucht die Gruppe der Gummineen natürlich zu umgrenzen und wieder- holt die schon früher einmal (l. e. Vol. X. p. 47) ausge- sprochene Behauptung, dass Schmidt ’s Be guttula .eine zusammengesetzte Aseidie sei. Halisarca lobularis Schm. findet Carter (ibid. Vol. XlIi. p. 433) jetzt auch an der englischen Küste. Er be- nutzt die Gelegenheit, den Bau derselben zu untersuchen. Während Carter einer gelegentlichen Notiz von O. Schmidt zufolge die von Bowerbank als Schwämme beschriebenen Arten des Gen. Haliphysema als foramini- ferenartige Geschöpfe erkannt haben soll, vermuthet Hae- ekel darin (Kalkschwämme Th. I. S.456 Anm.) sehr ein- fache porenlose Myxospongien, welehe sich, gleich der Olynthusartigen Dysidea, aus fremden Körpern ein Skelet bauen. Wir werden Gelegenheit haben, im nächsten Be- richte auf diese inzwischen von Haeckel näher unter- suchten interessanten Formen zurückzukommen. Hyatt beginnt die Herausgabe einer „Revision of the north American Poriferae; with remarks upon foreign Spe- cies“, die sich wesentlich auf die Sammlungen des Museums der Boston Society of nat. hist. stützt und namentlich auch über die von Duchassaing und Michelin in den Spongi- aires de la mere Caraibe (J. B. 1864.8. 196) sehr unvollständig beschriebenen Formen bestimmte Aufschlüsse in Aussicht stellt. Der bis jetzt (Transact. Bost. Soc. 1875) erschienene erste Theil (10 Seiten in Quart, Tab. XIII) behandelt die Hornschwämme aus der Gruppe der Aplysinae, in welcher Verf. die Fam. Dendrospongiadae (charakterisirt durch die unregelmässigen Anastomosen zwischen den Hornfasern, die rundliche Form und die Dieke der Hornwände), Aply- siniden (mit netzförmig anastomosirenden flachen Fasern und dünnen Hornwänden) und Janthelliden (mit enorm dicken Fasern und blättrigem Aussehen) unterscheidet. Von Arten beschreibt Verf. Dendrospongia crassan. (= Aply- sina aerophoba Schm. p. p.), Verongia (= Luffaria Duch. et Mich.) fistularis Esper, V. hirsutan., V. tenwissima n., Aply- sina (Evenor Duch. et Mich.) aurea n., A. praetexta n., A. gigantea n., A. aerophoba Nardo?, A. cellulosa Esp., Jan- thella concentrica n. Als Aplysina corneostellata n. beschreibt Carter (Ann. nat. hist. Vol. X. p. 100—110 Tab. VII) einen Schwamm 258 mit hornigen 5—6strahligen Sternnadeln, wie sie sonst nur von der (vielleicht identischen?) Darwinella aurea Fr. Müll. bekannt sind. Auch das nach Carter mit Aplysina zunächst ver- wandte Genus Luffaria Forbr. et Michel. erhält einen Zuwachs durch eine über drei Fuss hohe ausgezeichnete Form aus der Hondurasbey, L. Archeri Higgin, Ann. and Mag. nat. hist. 1875. Vol. XVI. p. 223—227. Pl. VI. v. Eekhel’s Schrift über den „Badeschwamm in Rück- sicht auf die Art seiner Gewinnung, die geographische Verbreitung und locale Variation“ (Triest, 1872, 42 Seiten mit 2 Tafeln) ist Ref. nieht zu Gesicht gekommen. Grube berichtet über die schon von Pallas benann- te, aber nicht beschriebene Spongilla baicalensis (Ber. der Schlesischen Gesellsch. 1872, naturhist. Seet. $. 36). Dieselbe besitzt nur höckrige Kieselnadeln, die in festen Zügen an einander liegen, und trägt auf ihrer fein porösen Oberfläche 2—3 Reihen grosser (2 mm weiter) Oeffnungen von nahezu sternförmiger Gestalt. Spongilla fluviatilis wird bekanntlich bald grün, bald farblos gefunden. Ray Lankaster liefert nun (Journ, mier. sc. 1874. T. XIV. p. 401) den Nachweis, dass die farblosen Exemplare dieselben scheibenförmigen Chlerophyll- Körperchen enthalten, wie die grünen, nur dass sie des Pigmentes entbehren. Durch Behandlung mit concen- trirter Schwefelsäure nehmen dieselben alsbald auch eine intensiv grüne Farbe an. Gleich dem Chlorophyll der Pflan- zen wird also auch der chlorophylloide Farbstoff der Spon- gillen erst nachträglich in die zunächst farblosen Körper- chen (Stärke?) abgelagert. Sorby findet bei Spongilla verschiedene Modificatio- nen des Chlorophylis, ganz wie diese auch bei den höhern Pflanzen vorkommen. In quantitativer Beziehung zeigen sich allerdings mancherlei Unterschiede, besonders in den weniger entwickelten untern Theilen, deren blassere Fär- bung von einem Vorwalten des den Flechten zukommenden Farbestoffes (Lichnoxanthin) herrührt. On the chromatolo- gical relations of Spongilla, Journ. mier. sc. 1865. T. XV. p. 47—22. 5 ; FE Protozoa. Macdonald theilt die Ansicht einiger Englischen Forscher (wie z.B. W. Thomson’s), dass die Polyeystinen, Foraminiferen und Poriferen sich nicht, wie die Amöben und Difflugien, durch Aufnahme fester Substanzen, sondern bloss durch Absorption von Flüssigkeiten ernährten, und hält diesen Unterschied für so wichtig, dass er die Proto- zoen darauf hin in Klassen eintheilt, in die mit Mund ver- sehenen Infusorien (wo bleiben die Opalinen?), die auf amöboidem Wege sich ernährenden Amöben und Difflugien, die übrigen sg. Rhizopoden und schliesslich die Gregarinen. Er betrachtet diese vier Gruppen auch als die Ausgangs- punkte der übrigen wirbellosen Thiere, indem er z. B. die Cestoden von den. Gregarinen, die Turbellarien (mit den Artieulaten) von den Infusorien, die Hydroiden von den Difflugien ableitet, und sucht dieselben andererseits wieder der Art unter sich in Zusammenhang zu bringen, dass er sie sämmtlich auf eine gemeinschaftliche Urform (Thalas- sicolla) zurückführt. On the distribution of the Inverte- brata in relation to the theory of evolution, Proc. roy. Soc. 1873. March, Ann. nat. hist Vol. XI. p. 391 —3%. Ehrenberg veröffentlicht in den Schriften der Ber- liner Akademie eine Reihe von Abhandlungen, die in ge- wisser Beziehung eine Fortsetzung und Ergänzung seiner berühmten „Microgeologie“ bilden und mit einer Zusammen- stellung aller der von unserm Verf. in unermüdlichem Fleisse bis in die letzten Jahre fortgesetzten Untersuchungen von Staub- und Grundproben ein an Arbeit und Erfolgen reiches Forscherleben zum Abschlusse bringen. Es sind zunächst drei Abhandlungen, die wir hier zu nennen haben: Uebersicht der seit 1847 fortgesetzten Untersuchungen über das von der Atmosphäre unsichtbar getragene Leben, Abhandlungen der Berl. Akad. aus dem Jahre 1571 (Berlin 1872) S. 1—150 und S. 233—275. Tab. I—IIl. Microgeologische Studien über das kleinste Leben der Meerestiefgründe aller Zonen und dessen geologischen Ein- fluss, ebendas. 1875 S. 131—397. Tab. I—IX. Fortsetzung der mierogeologischen Studien als Gesammt- übersicht der microscopischen Paläontologie gleichartig analysirter Gebirgsarten der Erde, mit specieller Rücksicht auf den Poiyeystinenmergel von Barbados, ebendas. 1875 S. 1—-168. Tab. I-XXX. An diese schliesst sich sodann, als Vorläufer der zweiten Abhandlung ferner noch an: Microgeologische Studien als Zusammenfassung seiner Beobachtungen des kleinsten Le- bens der Meerestiefgründe aller Zonen und dessen geolo- gischen Einfluss, Berliner Monatshefte aus dem Jahre 1872 S. 265—322. Auf die in diesen Abhandlungen erörterten Verhält- nisse speciell einzugehen, ist unmöglich und würde weit über die Aufgabe unseres Berichts hinausgehen. Selbst der speciell zoologische Inhalt lässt sich vicht vollständig wiedergeben, da die von unserm Verf. aufgefundenen und zum srossen Theil auch abgebildeten Formen (bes. Rhizopoden, Monothalamien, Polythalamien und Polycystinen) viele Tau- sende betragen, meist aber nur, wenn überhaupt beschrie- ben, mit kurzen lateinischen Diagnosen versehen sind. Auf Einzelnes werden wir später allerdings zurückzukommen haben. An: verschiedenen Stellen hat Verf. Veranlassung genommen, direct und indirect gegen die heute in unserer Wissenschaft herrschenden Ansichten von der (einfachen) Organisation der Protozoen sich auszusprechen. Wir dürfen darüber hinweggehen, da diese Aeusserungen eben so gut, wie jene, welche andere Tagesfragen, besonders den Dar- winismus, betreffen, aus Ehrenberg’s Munde ein mehr persönliches als wissenschaftliches Interesse darbieten. Ray Lancaster macht (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XI, p. 95) einige Mittheilungen über das gewöhn- lich bisher den Protozoen zugerechnete Dieyema. Ob- gleich dieselben im Ganzen dem bisher Bekannten nur Weniges hinzufügen, ist doch die Angabe bemerkens- werth, dass Dieyema nach den Untersuchungen des Verf.'s keinenfalls den Infusorien zugerechnet werden dürfe, son- dern eine verkümmerte (degraded) vielzellige Wurmform darstelle. Wir werden im nächsten Beriehte auf diese in- zwischen von E. van Beneden näher untersuchte Thier- form zurückkommen. 261 1. Infusoria. -Allman berichtet in einer Adresse an die Linneische Gesellschaft über die neuern Fortschritte unserer Kennt- niss von den Wimperinfusorien. Er berücksichtigt darin vornehmlich die Ansichten von Haeckel, dem er freilich in der Annahme eines eignen Protistenreiches nicht bei- stimmen kann, und erwähnt auch der von ihm selbst über die Fortpflanzung einer verästelten Verticelline an- gestellten und auf der Englischen Naturforscher-Versamm- lung 1873 mitgetheilten Beobachtungen, denen zufolge ein- zelne Individuen der betreffenden Coionie ohne vorherge- gangene Copulation sich einkapseln und ihren Nucleus in eiartige Ballen zerstückeln, ohne dass dabei irgend- welche samenfadenartige Gebilde coneurriren. Recent pro- gress in our knowledge of the eiliate Infusoria, monthly mieroscop. Journal T. XIV. p. 170—191 oder Nature T. XL. p. 136, 155 und 175. Haeckel stellt sich in seinem Aufsatze „zur Mor- phologie der Infusorien“ (Jenaische Ztschrit. für Med. und Naturw. 1873. Bd. VII. S. 516-560) entschieden auf die Seite derjenigen Zoologen, die nach dem Vorgange von v. Siebold auch die Ciliaten für einzellige Organismen halten. Er hebt hervor, dass dieselben ohne Furchung aus einer einfachen Keimzelle sich entwickeln und auch im ausgebildeten Zustande keinerlei Organisationsverhältnisse - besitzen, die nicht durch die bekannten Thatsachen der Zeilendifferenzirung ihre Erklärung fänden. Was von diesen verschiedenen Differenzirungsprocessen sonst — in vielzelligen Organismen — auf verschiedene Zellen vertheilt ist, kommt in dem einzelligen Ciliatenorganismus vereinigt vor: der einzellige Ciliatenorganismus ist somit als der vollkommenste Ausdruck der einer Zelle innewohnenden Entwicklungsfähigkeit zu betrachten. (Es ist das übrigens eine Auffassung, die doch wohl allgemeiner verbreitet ist, als Verf. anzunehmen geneigt scheint, und u. a. schon vor länger als 25 Jahren — also lange vor Kölliker, Stein, Claus u.A. — von Frey in einer besonderen, dem Verf. unbekannt gebliebenen Abhandlung des Weitern begründet — 262 wurde.) Als Zellenkern deutet Verf, wie v. Siebold, den sg. Nucleus, dem gegenüber der sg. Nucleolus, der „erst bei einer verhältnissmässig geringen Minderzahl von Ciliaten nachgewiesen worden“, ganz in den Hintergrund trete. Von letzterem weiss Verf. nur so viel zu bemerken, dass seine Deutung als Hoden, sowie die der darin gele- gentlich zu beobachtenden Fäden als Samenfäden durchaus nicht sicher bewiesen sei. Ein Gleiches gilt in Betreff der sg. Eier, die Verf., der die Existenz einer geschlechtlichen Fortpflanzung bei den Infusorien, wie den Protozoen über- haupt, in Abrede zu stellen geneigt ist, als Sporen in An- spruch nimmt. Die Unterschiede zwischen diesen Proto- zoen und den übrigen Thieren — Abwesenheit der Furchung, der Keimblätter und wahrer (d. h. durch Differenzirung von: Zellengruppen entstandener) Organe, besonders eines wahren Darmes — scheinen dem Verf. gross genug, die letz- teren zusammen als Metazoen den erstern gegenüberstellen. Dass diese Auffassung von der durch Haeckel früher vertretenen, der zufolge die Infusorien bekanntlich den Wür- mern zugehören sollten, beträchtlich abweicht, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Wohl aber dürfen wir darauf hinweisen, dass mit der Anerkenntniss der Ein- zelligkeit der Infusorien die „Protisten“, die doch nach unserm Verf. ein besonderes Zwischenreich bilden sollen, durch ihre Hauptvertreter, die Rhizopoden, den Thieren wieder in bedenklicher Weise angenähert werden. Claus’ „Bemerkungen zur Lehre von der Einzellig- keit der Infusorien“ (Verhandl. der k. k. zoolog. bot. Ge- sellsch. in Wien Jahrg. 1874, Febr. 12 Seiten) beziehen sich vornehmlich auf die Geschichte der von Haeckel für seine jetzige Auffassung geltend gemachten Thatsachen und liefern den Nachweis, dass die Deduetionen desselben eben so wenig in Betreff der Methode, wie der realen Un- terlage neu sind. Uebrigens bekennt sich auch Claus bei dieser Gelegenheit von Neuem als Anhänger der be- treffenden Lehre, nur dass er im Gegensatze von Haeckel den Nucleus nicht geradezu als Zellenkern in Anspruch nehmen möchte. Mit Rücksicht auf die Rolle, welche der- selbe bei der Embryonalbildung spielt, glaubt Verf. den- selben entweder als den „ursprünglichen Kern nebst einer Partie Protoplasma*, also als einen Theil der Zelle, oder als eine endogen erzeugte, dem Keimbläschen vergleichbare Zelle deuten zu müssen. Die Zweifel, die Haeekel und Claus in den hier angezogenen Arbeiten über die wirkliche Existenz einer geschlechtlichen Fortpflanzung bei den Infusorien aus- sprechen, sind nach Bütschli’s vorläufigen Mittheilungen „über die Conjugation der Infusorien und die Zelltheilung* (Ztsehrft. für wissensch. Zool. Bd. XXV. S. 426—441) voll- kommen gerechtfertigt. Nachdem Verf. schon früher (Archiv für mikroskop. Anatomie Bd. IX. S. 657) dahin sich ge- äussert hatte, „dass die geschlechtliche Fortpflanzung der Infusorien lange nicht so sicher begründet sei, als man dies wohl vermuthet hätte, und wir noch weit davon ent- fernt wären, die eigentliche Bedeutung der Conjugation richtig zu verstehen“, veröffentlicht derselbe jetzt eine Reihe von Beobachtungen, durch welche nicht bloss die parasitäre Natur der sg. Embryonalkugeln und acinetenförmigen Em- bryonen (bei Stylonychia mytilus) auf dem Wege sowohl der Beobachtung, wie auch des Experimentes direct nach- gewiesen wird, sondern weiter auch die Frage nach der Natur der sg. Samenkapseln in unerwarteter Weise ihre Erledigung findet. Ganz dieselben samenkapselartigen Kör- per findet man nämlich auch in den Eiern gewisser Thiere und andern in Theilung begriffenen oder dazu sich an- schiekenden Zellen, wie z. B. in den embryonalen rothen . Blutkörperchen des Huhnes, und zwar als Umformungs- produete des Kernes, der die Zellentheilung einleitet, ohne dass man dabei irgendwie an Spermatozoen zu denken das Recht hätte. Andererseits aber folgt aus diesem Umstande, dass der sg. Nucleolus einen echten Zellenkern darstellt, der Körper der Infusorien also wirklich „je nach der Zahl der anwesenden Nucleoli mit ein- oder mehrkernigen-Zellen _ homolog ist“. Ueber den Nucleus konnte Verf. anfangs zu keiner sichern Entscheidung kommen, obwohl er bei verschiedenen Infusorien die Thatsache constatirte, dass die Bruchstücke, in welche derselbe während oder nach der UConjugation zu zerfallen pflegt, theilweise — öfters 264 nur einzeln — in Kugelform nach Aussen hervortreten, so dass man sich fast versucht fühlt, dieselben mit Bal- biani für Fortpllanzungskörper zu halten. Die übrigen Bruchstücke treten zur Bildung eines neuen Nucleus zu- sammen, wobei freilich bemerkt werden muss, dass gelegent- lich schon (Paramaecium aurelia) vor völliger Wiederver- einigung eine Theilung des Thieres eintritt. Ueberhaupt sprechen manche Beobachtungen für die Annahme, dass die Theilungsfähigkeit der Infusorien durch den Conjuga- tionsprocess in ungewöhnlicher Weise gesteigert werde. Zufolge den nachträglich noch hinzugefügten Beobachtungen an Stylonychia kann übrigens kein Zweifel sein, dass auch der sg. Nucleus als ein echter, wiewohl sehr modifieirter Kern aufzufassen sei, indem derselbe in den Theilungs- sprösslingen je aus einer der nach der Copulation zu- nächst sich bildenden vier „Samenkapseln“ hervorgeht, nachdem die gleichfalls in Vierzahl vorhandenen Bruch- stücke des Nucleus sämmt!ich nach Aussen ausgestossen sind. Die beiden andern scheinbaren Samenkapseln, die schon gegen Ende der Copulation unter fortgesetzter Ver- kleinerung Aussehen und Beschaffenheit der ursprünglichen Nucleoli wieder angenommen haben, gehen als solche gleich- falls in die Theilsprösslinge über. Auf Grund dieser Be- obachtungen sucht Verf. schliesslich das Wesen der Copu- lation in der gänzlichen oder theilweisen Entfernung des alten und der Hervorbringung eines neuen Nucleus. Er spricht damit eine Vermuthung aus, die sich in einiger Beziehung an die Thatsache anschliesst, dass auch das zur Furchung sich vorbereitende Ei nach den neuern Un- tersuchungen einen Theil seines Kernes (Keimbläschens) nach Aussen ausstösst. (Wir werden im nächsten Berichte auf die inzwischen — in den Schriften der Senkenbergischen Gesellschaft — ausführlich von unserm Verf. veröffentlichten wichtigen Untersuchungen zurückkommen.) Aus tlen schon oben kurz angezogenen ältern Beobach- tungen, die Bütschli (Einiges über Infusorien, Arch. mikro- skop. Anatomie Bd. IX. 8. 657—678 Taf. XXVundXXVI)über die Conjugation der Infusorien, besonders des Paramaeeium aureola, mittheilt, erheilt zur Genüge, dass es durchaus nicht ee Sr Er a er BE MR 265 sicher begründet ist, wenn dieser Vorgang im Sinne von Bal- biani oder Stein als ein Begattungsact aufgefasst und gedeutet ist. Die Natur der streifigen Körper die man dabei als Samenfädenballen deutet, ist aller Wahrschein- liehkeit nach eine andere — jedenfalls tragen die Fäden nach Beschaffenheit und Entwicklung keineswegs die Cha- raktere von Samenfäden an sich. Ebenso ist fraglich, ob Sch die Fragmente des Nucleus als Eier (Balbiani) und die r Podophrya-artigen Schwärmlinge als Embryonen (Stein) aufzufassen sind. Die früher bereits bei einem Schma- ‘“ rotzerinfusorium aufgefundenen amyloidartigen Körper- chen werden jetzt auch bei dem marinen Strombidium sulcatum aufgewiesen, bei einem Thiere, das weiter noch durch eine grosse Menge der beständig im Innern enthaltenen gelben Körnerklumpen und einen Gürtel von Triehoeysten bemerkenswerth ist, der das Thier auf der hintern Grenze des vordern Körperdrittheils umzieht. Die Stäbehen in dem Reusenapparate des Schlundes bei Chilodon und Nassula verlaufen nicht gerade, sondern in langgestreckter Schraubenlinie, wie die in gleicher Weise angeordneten Körperstreifen, die übrigens nicht, wie von Stein u. A. behauptet, die Körperhaare tragen, sondern yielmehr zwischen sich nehmen. Auch von anderer Seite haben unsere Kenntnisse über die morphologische Natur und die Fortpflanzungsverhält- nisse der Infusorien wichtige Bereicherung erfahren. So veröffentlicht Engelmann neue Untersuchungen „über Entwicklung und Fortpflanzung der Infusorien“ (mor- phol. Jahrbücher Bd. I. S. 573—635 Taf. XXI und XXU, auch holländisch: onderzoekingen over ontwikkeling en voortplanting van Infusoria, Utrecht 1875, aus dem Under- zoek. physiol. Laborat. Utrecht Bd. III), deren Resultate wir um so höher anzuschlagen haben, als Verf. in seinen frühern Publicationen über Infusorien bekanntlich (J. B. 1862. S. 198) eng an die Auffassung von Stein sich an- schloss. Zunächst handelt Verf. in diesen neuen Mitthei- lungen über die Entwicklung von Opalina, die sich so hart- näckig bisher unsern Untersuchungen entzogen hat — ein- fach, wie Verf. nachweist, desshalb, weil man dabei aus- 266 schliesslich die ausgewachsenen Frösche in Betracht zog, während es die Froschlarven sind, welche die Parasiten grossziehen. In dem Darmkanale dieser Thiere findet man zwischen den Pflanzenresten die verschiedensten Entwick- lungsstufen der Opalinen, nicht bloss ausgebildete, wenn auch noch nicht ausgewachsene Exemplare, sondern auch Jugendformen bis herunter zu den jüngsten, noch in Cysten eingeschlossenen Zuständen. Diese Cysten messen etwa 0,01—0,02 mm und enthalten ein ziemlich langes (0,04— 0,05 mm) und schlankes Flimmerinfusorium mit schwanz- artig zugespitztem Hinterende, das trotz seiner abweichenden Körperform und dem nur einfachen Kerne, der unsere Thiere ganz unverkennbar als einzellige Wesen charakterisirt, die jungen Opalinen darstellt, die durch alle nur denkbaren Uebergangsstufen hindurch zu der ausgebildeten Form ver- folgt werden konnten. Die Umwandlung geschieht dadurch, dass der aus einem hellen und nahezu homogenen Proto- plasma bestehende Körper an Volumen zunimmt, breiter und relativ platter wird, und der Kern durch wiederholte Thei- lung in eine grosse Zahl von Bläschen zerfällt, die mit zunehmender Menge an Grösse verlieren, auch wegen der Dünne der Kernmembran immer schwieriger nachweisbar werden. Die protoplasmaartige Körpersubstanz zeigt niemals _ eine Spur von Theilung, Furchung oder innerer Zerklüftung in zellenartige Abschnitte; sie bleibt zeitlebens eine ein- zige zusammenhängende Masse, wie die einer einzigen Zelle. Obwohl das Herkommen der Cysten, die Fortpflan- zung der Opalinen selbst also, unbekannt blieb — wir ha- ben darüber erst in neuester Zeit (durch Zeller, dessen Abhandlung über Opalinen im nächsten J. B. Berücksiehti- gung finden wird) befriedigenden Aufschluss gewonnen — so steht doch so viel fest, dass an eine Beziehung zu hö- hern Geschöpfen (Trematoden) nicht länger gedacht werden kann. In Betreff der „knospenförmigen“ Conjugation der Vorticellen bestätigt Verf. die Angaben Stein’s und Greeff's. Es glückte demselben, nicht bloss die Conjugation direct zu beobachten, sondern auch bei Vorticella den Klein- sprösslich von dem Augenblicke der Ablösung bis zur Con- jugation unausgesetzt zu verfolgen und dabei zu consta- 267 tiren, dass derselbe nicht durch rasch wiederholte Thei- lung, wie bei den stockbildenden Arten (Carchesium, Epi- stylis), sondern durch knospenartige Abschnürung von einem ‚gewöhnlichen Mutterthiere, dessen Nucleus dabei auch den Kern der Knospe lieferte, seinen Ursprung nehme. Eine Stunde ungefähr nach Einleitung der Conjugation war die Knospe gänzlich von dem Träger aufgenommen; der Nu- cleus beider Individuen hatte sich dabei, ohne dass dieselben vorher in Berührung gekommen waren, in kleine kernartige Bläschen gespalten. In dem nachfolgen- den, „den sg. Embryonen der Infusorien“ gewidmeten Abschnitte (S. 534—602) spricht sich Verf. dahin aus, dass eine Entwicklung von Jungen ausschliesslich aus dem Nu- cleus bei den Infusorien ebenso unwahrscheinlich sei, wie die Erzeugung von Keimen, welche in ihrem Bau von den Mutterthieren prineipiellabweichenund erstnach Generationen wieder zu der Form derselben zurückkehren. Die früher in diesem Sinne gedeuteten Vorgänge lassen sich bei un- befangener Prüfung der Verhältnisse sämmtlich auf die Fortpflanzung und Entwicklung parasitirender Eindringlinge zurückführen. Und das gilt nicht bloss für die sg. Aeci- netenartigen Sprösslinge, sondern auch für die sg. Embryo- nen von Vorticella, deren Parasitennatur Verf. durch di- recte Beobachtung ausser Zweifel stellt, indem er das Ein- dringen derselben in ihren Träger Schritt für Schritt ver- folgen konnte. Mit der Annahme der Parasitentheorie fällt natürlich auch die Vermuthung eines Causalzusammen- hanges der Conjugationserscheinungen mit der Entwick- lung dieser „Embryonen“. Trotzdem aber verlangt der letztere Vorgang eine besondere Berücksichtigung, zumal man nicht bloss die Erzeugung von Embryonen, sondern auch die Bildung sg. Keimkugeln oder Eier damit in Verbindung gebracht hat. In dieser Hinsicht haben nun die von un- serm Verf. bei Paramaeeium, Stylonychia und Vorticella und zahlreichen Verwandten angestellten und ausführlich mitgetheilten Beobachtungen (S. 603—628) ein durchaus negatives Resultat ergeben. Allerdings wurde die Existenz und auch das wahrscheinlich durch den After vermittelte Ausstossen derartiger „Keimkugeln“ bei Stylonychia nach 268 der Copulation mehrfach beobachtet, aber nicht bloss, dass die Bildung derselben stets unabhängig von dem Kerme, direet im Endoplasma, vor sich ging, es liess sich auch niemals eine Veränderung und Weiterentwicklung an ihnen beobachten. Nach Aussehen und Beschaffenheit dürften dieselben wohl am ehesten für Exerementkörper zu halten sein. Da solche Gebilde unter Umständen auch in ge- wöhnlichen aus Quertheilung hervorgegangenen Individuen entstehen, so ist es auch mehr als zweifelhaft, dass die Bildung derselben eine Folge der Copulation sei. Dafür aber hat diese auf das Verhalten sowohl des Nucleus, wie auch des Nucleolus einen unverkennbaren Einfluss. In Betreff des erstern äussert sich derselbe darin, dass die Kerne der eopulirten Individuen unter oftmals bedeutender Aenderung ihrer physikalischen und chemischen Beschaffen- heit in immer kleinere Theile sich spalten, aber nicht, um daraus Embryonen oder Eier zu bilden, sondern um schliess- lich wieder dureh Verschmelzung zur Bildung eines neuen Nucleus zusammenzutreten. Die Metamorphosen des Nucle- olus sind schwieriger zu verfolgen, doch steht so viel fest, dass dieselben unter Vergrösserung und Abnahme ihres Brechungseoeffhicienten gleichfalls zerspalten, und durch Faserbildung im Innern dann zu den „Samenkapseln“ werden. Später werden die Nucleolussegmente wieder kleiner und homogener, bis sie vor oder nach der Trennung des Paares völlig zu verschwinden scheinen. Bei Paramaecium und Verwandten liess sich auch während der Copulation, vor oder nach der ersten oder zweiten Theilung, ein Austausch der beiderseitigen Nucleoli nachweisen. Die schliessliche Neubildung des Nucleolus geht vermuthlich durch Ab- schnürung vom Nucleus vor sich. Bei den bekanntlich des Nucleolus entbehrenden Vorticellen tritt eine voll- ständige Vermengung wie des Entoplasmas, so auch der Kernsegmente der copulirten Individuen ein. Auf Grund dieser Beobachtungen spricht sich Verf. dahin aus, dass die Copulation der Infusorien keine Fortpflanzung irgend welcher Art einleite, sondern einen eigenthümlichen Ent- wieklungsprocess, den man unter Berücksichtigung der bei den Euplotinen und Oxytriehinen dabei stattfindenden Ver- N FARGI änderungen, am besten als eine Regeneration bezeichne. ‚Der Nucleus habe nirgends die Bedeutung eines keimbe- reitenden Organes oder eines Keimes, sei aber anderer- seits auch nicht in allen Fällen physiologisch und morpho- logisch einem vollständigen Zellenkern gleich zu setzen, sondern übernehme. da, wo ein Nucleolus vorkomme, der doch durch seine Veränderungen bei der Copulation als männliches Geschlechtselement sich doeumentire, die Rolle des weiblichen Geschlechtselementes, zumal ja sein Wie- deraufbau vermuthlich nur in Folge einer von dem Nucle- olus ausgehenden Einwirkung sei. Das Auftreten dieser zweierlei Gebilde repräsentire somit eine gewisse Art geschlechtlicher Arbeitstheilung: die Infusorien mit Nu- cleus und Nucleolus, die beide zusammen erst dem gewöhn- lichen Zellenkern entsprächen, seien demnach als Her- maphroditen, ihre Conjugation als eine geschlechtliche Ver- einigung aufzufassen. Wo der Nucleolus fehle (Vorticellen), da sei das Infusorium für gewöhnlich geschlechtlos, doch trete bei solchen Arten zu Zeiten auch eine geschlecht- liche Differenzirung mit dimorphen männlichen und weib- lichen Individuen ein. Simroth untersucht den Bewegungsapparat der Sten- toren und Spirostomeen und kommt dabei zu der Ueber- zeugung, dass nicht die von O. Schmidt, Stein u. A. als Muskelfasern und zum Theil sogar als quergestreifte Muskelfasern gedeuteten Rippen als contractile Elemente anzusehen seien, sondern die dazwischen liegenden hellen und homogenen Streifen, die sich durch Behandlung mit geeigneten Reagentien als deutliche, der Cutieula fest an- hängende Bänder ergeben, während die Rippensubstanz aus einem bloss passiv bewegten, histologisch indifferenten Körperprotoplasma besteht, wie das ganz richtig auch von Ehrenberg, Lieberkühn und Greef behauptet ist. Mit dieser Auffassung harmonirt auch die physikalische Ana- lyse der Contractionserscheinungen, sowie die Stellung der Cilien, die den Muskelbändern (nicht den Rippen) aufsitzen und je durch eine zarte Faser mit denselben in Verbindung stehen. Am deutlichsten sind die Fasern an den Cilien des Peristomfeldes, an denen sie eine zum Theil auch sehr 270 beträchtliche Länge erreichen. An ihnen kann man auch deutlich eine den protoplasmatischen Achsentheil über- ziehende Cutieularscheide auffinden, während die übrigen Wimpern ausschliesslich dem Protoplasma anzugehören scheinen. Uebrigens glaubt Verf. keineswegs allen Infuso- rien eine eigne Muskulatur zuschreiben zu dürfen; er sieht in dem Auftreten derselben vielmehr nur das Zeichen einer weiter fortgeschrittenen Arbeitstheilung, die in dieser Weise nur wenigen hoch entwickelten Formen zukomme. „Zur Kenntniss des Bewegungsapparates der Infusionstbiere“, Strassburger Inauguraldissertat. 1875, 40 Seiten, mit einer Kupfertafel (aus dem Arch. für mikr. Anatomie Bd. XI. S. 51—86 besonders abgedruckt). Rossbach’s Abhandlung über „die rhythmischen Be- wegungserscheinungen der einfachsten Organismen und ihr Verhalten gegen physikalische Agentien und Arzneimittel“ (Würzburg 1872, 64 S. mit 2 Tafeln, aus den Verh. der Würzburger physik. med. Gesellsch. Bd. II) macht uns mit einer Reihe von Verhältnissen bekannt, die für die Beurtheilung der Lebensthätigkeiten der Infusorien (und Amöben) von hohem Interesse sind. Wenngleich vorzugs- weise vergleichend physiologischer Natur haben die Un- tersuchungen des Verf.’ s doch insofern auch für unsere anatomischen Kenntnisse Bedeutung, als sie für die Annahme einer Entleerung der contractilen Blasen nach Aussen man- cherlei neue Anhaltspunkte bieten. Weiter hebt Verf. hervor, dass die Begrenzungswände der Blasen einen ungleichen Grad von Dichtigkeit besitzen, dem entsprechend die Va- cuole mit ihrer Oeffnung bald als ein bleibendes, bald aber auch als ein bei jeder Füllung neu sich bildendes Organ zu betrachten sei. Die Schnelligkeit der rhythmischen Bewegung hängt auf das Engste mit der Temperatur des Körpers zusammen, so dass jede Species in normalen Ver- hältnissen bei gleicher Temperatur stets die gleiche Zahl von Contractionen hat. Von 4° C bis 30° nimmt die Schnelligkeit immer zu, am stärksten von 4—15°, so dass also eine unter 150 herabgehende Temperatur die Zahl der Contractionen in viel höherem Maasse herabsetzt, als eine Temperatur über 15° sie erhöht. Bei keinem Infusorium 271 konnten übrigens durch Temperatursteigerung mehr als 20 Contraetionen in der Minute erregt werden. Höhere Temperaturen erzeugen keine Beschleunigung mehr, sondern schliesslich (bei 42°) ein Aufhören der Pulsation in der Diastole. Schon vorher haben die Thiere das Vermögen sich zu steuern d.h. willkürliche Bewegungen vorzunehmen verloren, obgleich die Wimpern noch schlagen und den Körper pfeilschnell in rotirender Bewegung forttreiben. Mit der Lähmung der Vacuolen aber wird auch die Wim- perung eingestellt; es tritt eine Verflüssigung des Proto- plasma und damit der Tod ein. Eine Gerinnung geschieht erst bei weiter zunehmender Temperatursteigerung. Bei Sauersioffentziehung werden sämmtliche Bewegungen ver- langsamt und schliesslich — zuerst wiederum die willkür- lichen — aufgehoben. Die Blase erlahmt in Dilatation, der Körper quillt stark und kommt zum Zerfliessen. Die Anwendung von Säuren, Alcaloiden und andern Agentien, mögen sie heissen, wie sie wollen, hebt die Bewegungen aui, sobald sie in einer bestimmten stärkeren Intensität oder in einer bestimmten Concentration geschieht, während sie dieselben sonst eine längere oder kürzere Zeit hindurch entweder beschleunigt oder verlangsamt. Dabei wirken die meisten dieser Mittel auf alle Bewegungsapparate gleich- mässig, doch giebt es auch einige (Wasserstoff, Alcaloide), die zunächst nur bestimmte Apparate (contraetile Blasen) afficiren, andere aber (Wimpern) sich fortbewegen lassen, bis Auflösung und Gerinnung der Körpersubstanz eintritt. Aus allen diesen Beobachtungen zieht Verf. den Schluss, dass die rhythmischen Bewegungen der contractilen Blasen die Folge von Oxydationsvorgängen in dem Protoplasma sind und durch diese erregt werden. Everts veröffentlicht „Untersuchungen an Vorticella nebulitera“ (Ztschrft. für wissenschaftl. Zoologie 1873 Bd. XII. S. 592--622 mit Taf. XXX, auch als Erlsfger Inau- guraldissertation erschienen). Er vertritt darin, im Gegen- satze zu Greeff (vgl. J. B. 1870. 5.260) die Ansicht, dass die weiche Innenmasse des Leibes bei den Vorticellen, in dem die Nahrungsballen enthalten sind und verdaut werden, einen integrirenden Theil des Körperparenchyms ausmache 18 We Er AED rl N ie BEER ARE %; Ver are; Hay: rl N 272 und keineswegs als ein die Leibeshöhle erfüllender Chymus zu betrachten sei. Der Körper der Vorticelle besitzt über- haupt keinen einer Leibes- oder Darmhöhle entsprechenden Hohlraum, sondern ist solide und einer kernhaltigen Zelle zu vergleichen, deren Protoplasma in eine Rindenschicht und Marksubstanz differenzirt ist, die in gewisser Be- ziehung sich dem Eetoderm und dem Entoderm der höhern Thiere vergleichen iassen. Uebrigens ist auch die Rinden- schieht weiter zusammengesetzt, indem man in ihr wieder eine Cutieula, eine (contractile) „Längsstreifungsschicht“, die in den sg. Stielmuskel sich fortsetzt, und ein ungeformtes Plasma zu unterscheiden vermag, dessen Körnchen bei Anwendung starker Vergrösserungen eine bis dahin noch nicht beobachtete Strömung erkennen lassen. Die centrale Masse ist ein weicheres Protoplasma, deutlich abgesetzt von der Rindenschieht, gekennzeichnet durch die feinsten Körnchen, welche gleichfalls in einer regelmässigen Strö- mung begriffen sind, deren Bewegungsrichtung aber der der äussern Rörner entgegengesetzt ist. Die Verschiebungen der Nahrungsballen fallen mit diesen Strömungen nicht zusammen und sind durch ihre grosse Unregelmässigkeit davon verschieden. Mund- und Afterraum sind von einer Einstülpung der Rindenschicht umgeben. Die Fortpflan- zung ist, soweit Verf. dieselbe beobachtete, ‘eine durchaus ungeschlechtliche. Sie wird durch eine Längstheilung ein- geleitet, die schliesslich, wie bekannt, zu einer Ablösung der Thiere hinführt. Nach einiger Zeit eneystiren sich die Schwärmlinge, wobei der früher bloss eingezogene Flimmerkranz schwindet. Der bis dahin unveränderte Kern zerfällt dann in acht oder neun Theilstücke, welche bald frei im Plasma umhertreiben und schliesslich, nach Ruptur der Cystenwand, als selbstständig bewegliche Kügel- chen hervortreten. Im Wasser herumschwimmend nehmen dieselben an Grösse zu. Sie treiben an dem einen Ende einen Wulst hervor, der bald faserig zerfällt und einen Wim- perkranz bildet, innerhalb dessen dann eine Mundöffnung gebildet wird. Unter Veränderung der Körperform werden die ursprünglichen Theilstücke des Vorticellenkernes zu Thierehen, die mit Trichodina grandineila Ehrbg. identisch EEE ERNEST ee Da RE ee I RR Be \ sind, sich in dieser Form durch Theilung vermehren und schliesslich wieder zu Vortieellen werden. Diese Umwand- lung geschieht dadurch, dass der Leib in die Länge wächst und unter Abrundung der beiden Körperenden die frühere Mundöffnung verliert. Der Flimmerkranz funetionirt noch eine Zeitlang als Bewegungsapparat, geht aber schliesslich, nachdem das Thier mit dem bewimperten Ende sich be- festigt hat und den Stiel zu bilden beginnt, verloren, wäh- rend am freien Ende Peristom und Wimperscheibe her- vorkommt. Auf Grund dieser Beobachtungen vindieirt Verf. den Vorticellen einen Generationswechsel, wobei er freilich ausser Acht lässt, dass letzterer — im Steenstrup’schen Sinne zunächst an die Existenz einer geschlechtlichen Generation anknüpft. Die von Stein beobachtete Em kapselung hält Verf. für eine vielleicht von Parasiten be- A, dingte krankhafte Erscheinung. Auch die Conjugation vermag Verf. mit der Fortpflanzung in keine Beziehung zu bringen. Sie geschieht überall, sobald man Vorticellen in einem der Verdunstung ausgesetzten Wassertropfen aufbewahrt. Die in den Sitzungsber. der physik. med. Societät zu Erlangen 1873 über die voranstehenden Untersuchungen veröffentlichte vorläufige Mittheilung hat eine Entgegnung von Greeff hervorgerufen (Sitzgsber. der Gesellschaft der Naturw. zu Marburg 1873. 5. 23—32), in welcher dieser seine Auffassung von der Organisation der Vorticellen als wohl begründet. aufrecht hält und die Existenz einer von der Centralmasse abgegrenzten strömenden Protoplasma- zone der Rindenschicht in Abrede stellt. Der centrale In- halt des Vorticellenkörpers wird als eine dünnflüssige kör- nige Eiweissmasse bezeichnet, in welche von Aussen be- ständig Wasser und Nahrung einströme. Everts replieirt (Sitzungsber. der physik. med. Soc. Erlangen 1873 Nov.) auf diese Entgegnung, die mehrfach auch Prioritätsiragen berührte, und veranlasst dadurch Greeff, seine Stellung 3 zu dem hier in Frage kommenden Verhältnisse in einer- besondern kleinen Abhandlung „über den Bau der Vorti- cellen“ (Marb. Sitzungsber. 1874. S. 5—20) nochmals dar- & zulegen. Dass die weiche Centralmasse als Protoplasma aufzufassen sei, wird nach wie vor bestritten. Sie sei u x I u ch et a a Ih a 274 „Chymus“, aber dieser Chymus sei kein blosser Speisebrei im Sinne des Mageninhaltes höherer Thiere, sondern ver- trete zu gleicher Zeit Chylus, Blut, Lymphe u. s. w., sei also nicht bloss Nahrungsbrei sondern auch Ernährungsbrei und als solcher natürlich auch ein wesentlicher Bestand- theil des ganzen Körpers, ohne welchen dieser nicht exi- stiren könne. Mit dieser Definition kommt der Verf. übri- gens, wie Ref. scheint, der gegnerischen Auffassung sehr nahe. Jedenfalls wird Everts das, was hier über die physiologische Bedeutung der Centralmasse gesagt wird, kaum mit seiner Ansicht in Widerspruch finden. Anders freilich verhält es sich in Betreff der morphologischen Deutung, die wesentlich davon abhängt, ob man berechtigt ist, den Infusorienkörper als eine einfache Zelle anzusehen oder nicht. Greeff hält diese Frage einstweilen noch für eine offene, ist aber der Ansicht, dass viele Infusorien d. h. Ciliaten keineswegs als einzellige Organismen auf- zufassen sind. Balbiani versucht gegen Stein (J. B. 1867. S. 447) den Nachweis, dass die Fortpflanzung der Vorticellen ge- nau nach dem für andere Infusorien von ihm geschilderten Modus vor sich geht. In Betreff der knospenförmigen Conju- gation und der Abstammung der sg. Mierogonidien von einem rasch sich wiederholt theilenden Individuum wurden die Beobachtungen von Stein vollkommen bestätigt, dann aber soll das Mierogonidium in den Theilstücken des von Stein bloss übersehenen Nucleolus fadenförmige Samenelemente erzeugen und die damit gefüllten Kapseln in das grössere Individuum übertragen, in welchem darauf aus den Stücken des inzwischen gleichfalls getheilten Nucleus die Eier sich bildeten. Die Existenz einer sg. Placenta und lebender Embryonen wird in Abrede gestellt; Stein sei in diesem. Punkte überhaupt das Opfer eines Irrthums geworden. Sur la generation sexuelle des Vorticelliens, Cpt. rend. 1875. T. 81. p. 676—679, in’s Engl. übersetzt Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XVI. p. 437—439. In den Sitzungsberichten der Marburger Gesellsch. für Naturwiss. 1373 (S. 21) handelt Greeff auch. „über eine wahrscheinliche Vermehrung der Vorticellen durch RE 275 Knospung“, nach Beobachtungen, die an einer der V. conval- laria nahestehenden Art gemacht wurden. Der Körper dieser Thierchen war rundum mit kleinen glänzenden Knöpf- chen besetzt, die meist sehr regelmässig in ihrer Stellung den Querringeln der Cutieula entsprachen. Im Innern der- selben, am deutlichsten in den grössern, liess sich ein cen- trales kernartiges Gebilde erkennen. Die grössesten hingen nur noch durch eine dünne Brücke mit dem Vorticellen- körper zusammen und wurden schliesslich abgeschnürt, doch liessen sich die weiteren Schicksale derselben nicht verfolgen. Allman findet bei einer schön verästelten Vorticellide mit contractilen Zweigen stets einzelne Köpfchen, die sich durch beträchtliche Grösse auszeichnen und schliesslich unter Verlust des Cilienapparates und der Körperöffnungen sich einkapseln. Der Nucleus, der Anfangs noch ganz die gewöhnliche Form hatte, verästelt sich dann und zerfällt in kleine Stücke, die an Zahl immer zunehmen. Schliesslich geht der Kern verloren, während das Protoplasma dafür in seinem Innern immer zahlreichere gekernte Zellen erkennen lässt. Nach der Vermuthung des Verf.’s sind diese Zellen, die offenbar von dem Kerne herstammen, als Fortpflanzungs- körper zu deuten. Rep. br. Assoc. 1872. p. 130. Balbiani veröffentlicht „observations sur le Didi- nium nasutum“, Archiv. zoolog. exper. T. II. p. 363—39. Pl. XVII, und schildert darin den äussern und innern Bau dieses eben so interessanten, wie seltenen Infusoriums. Besonders wichtig erscheinen die Mittheilüngen unseres Verf.’s über den Verdauungsapparat, der, abweichend von den sonst bei den Infusorien beobachteten Verhältnissen, die Form eines äusserst dehnbaren Canales hat, welcher sich geradenwegs durch die Längsachse des Körpers hin- zieht und an dessen Enden durch Mund und After nach Aussen ausmündet. Uebrigens ist Verf. selbst der Ansicht, ‚dass diese Bildung eine Auszeichnung des Gen. Didinium a, Dei Sa, sei und keineswegs einen Rückschluss auf die übrigen Infusorien erlaube. Er sieht darin nur einen neuen Beweis für die Annahme, dass die Organisation dieser Thiere und namentlich die Bildung ihres Verdauungsapparates grossen Verschiedenheiten unterliege, indem letzterer bald völlig 7 \ RS RW $ 4 “ 276 ER EN fehle, bald bloss durch Mund und After repräsentirt sei, der in eine weite Körperhöhle führe, bald auch in Form eines mehr oder weniger vollständigen. Darmrohres sich entwickele. Den Uebergang zu den Verhältnissen von Didinium sieht er bei den Vorticellen, bei denen auch schon (Greeff) ein Darmrohr vorkomme, dieses aber nach hinten ’frei in den Leibesraum einmünde. Die Begrenzung des Rohres wird übrigens auch bei Didinium nur durch eine festere Parenchymschicht und nicht durch eine beson- dere, histologisch differenzirte Membran gebildet, obgleich zwischen dieser und der äussern Körperhülle eine weite mit körnerhaltender Flüssigkeit gefüllte Leibeshöhle sich einschiebt, deren Inhalt in beständig strömender Bewegung begriffen ist. Die Richtung der Bewegung ist übrigens anders, als bei Paramaeeium bursaria, indem der herab- steigende Strom dem aufsteigenden nicht gegenüberliegt, sondern von demselben eingeschlossen ist, oder mit andern Worten in der nächsten Umgebung des Darmrohres von vorn nach hinten hinläuft. Die Nahrung besteht aus grossen Infusorien, die erst abgetödtet und dann durch ein eigenes zungenförmiges Organ, das aus der Mundöffnung hervor- gestreckt werden kann und saugnapfartig an der Beute sich befestigt, in den Darm hineingezogen wird. Das Ab- tödten der Beutethiere geschieht durch Nesselfäden, die zusammen mit der eben erwähnten Zunge im Innern des pharynxartigen hellen Kopfzapfens gelegen sind und diesem eine -Längszeichnung geben, die auf den ersten Blick an den Reusenapparat von Nassula und andern Arten erinnert. Beim Ergreifen der Beute werden die Fäden auf diese fortge- schleudert. In der contraetilen Blase sieht Verf. einen eir- culatorischen Apparat, dessen Inhalt (nicht nach Aussen, sondern) in die Körperhöhle sich entleere und’von da wieder gefüllt werde. Die Bildung derselben erinnert an die Verhältnisse der Arten mit sg. rosettenförmigem Canal- systeme, indem sieh die Flüssigkeit nach der Zusammen- ziehung der Blase zunächst in einer Anzahl kranzförmig gestellter Tröpfehen sammelt, die dann wieder zu einem srössern Tropfen zusammenfliessen. Die Fortpflanzung geschieht theils durch Quertheilung, theils auch, wie Verf. Eu ee Yi Y" 277 annimmt, auf geschlechtlichem Wege, obgleich letzteres nur sehr unvollständig beobachtet werden konnte, da es nicht einmal gelang, den sg. Nucleolus, den Verf. bekanntlich als den Hoden der Infusorien in Anspruch nimmt, aufzu- finden. Die von ihm beobachteten Veränderungen des Nucleus (Ovarium Balb.), namentlich auch dessen Auflösung in die Engelmann’schen Embryonalkugeln (J. B. 1862. S. 198) werden als pathologische Vorgänge bezeichnet. Bei der Copulation legen sich die Thiere, wie gewöhnlich, mit ihrer Mundöffnung auf einander. Im eingekapselten Zustande hört die Flimmerung, sowie das Spiel der con- tractilen Blase und die Körnchenströmung auf, obwohl sich der Nucleus nach wie vor nachweisen lässt. Nach der An- sicht des Verf.'s geschieht die Einkapselung übrigens nur zum Zwecke der Selbsterhaltung, besonders zum Schutze “gegen ein vollständiges Austrocknen. Nach den Beobachtungen von Hinck’s lassen sich in den auf Hydroiden lebenden Colonieen von Ophryoden- dron, das Verf. übrigens in einer wahrscheinlich neuen gestielten Form (O. pedicellatum n.) beobachtete, zwei von einander verschiedene Gruppen von Individuen unterschei- den, rüsseltragende, wie sie Clapar&de und Lachmann beschrieben, und flaschenförmige, die der Endtentakel ent- behren und auch sonst eine einfachere Gestaltung haben. Dass beide Individuenformen zusammengehören, kann um so weniger bezweifelt werden, als. Verf. die letztern nicht bloss an ihres Gleichen, sondern auch den rüsseltragenden Individuen knospen sah. Ueber die Nahrungsaufnahme ist Verf. im Unklaren geblieben. Die von Claparede gesehenen Nesselorgane fehlten in den vom Verf. unter- suchten Exemplaren, wie denn überhaupt der ganze Leib derselben aus einer einfach körnigen protoplasmatischen Substanz bestand, in der auch kein Kern, noch contractile Blase sich nachweisen liess. On the protozoon Ophryo- dendron abietinum (Journ. and transaet. mierose. sc. 1873. PARSE. p: 19. Pl. I). Leidy handelt in seinen Notice of some fresh-water Infusoria (Proc. Acad. nat. hist. Philad. 1874 p. 140) über Cothurnia und Dendrosoma, EITEE EU P, et N NT LE Von grosser Bedeutung für unsere Anschauungen von der Natur und den Fortpflanzungsvorgängen der Infusorien sind R. Hertwig’s „Beiträge zur Kenntniss der Acineten“ (Jenenser Habilitationsschrift, Leipzig 1875, 64 Seiten in Octav mit 2 Tafeln). Die hier mitgetheilten Untersuchun- gen betreffen zunächst eine marine Podophrya, die an den Hydroidpolypen und Bryozoen der Helgolander Umgebung, besonders an den aus einer Tiefe von 120 Fuss gefischten Tubularien ausserordentlich häufig vorkommt, trotzdem aber in unserer Litteratur so gut, wie neu ist- Sie wird mit Rücksicht auf ihre Fortpflanzungsweise als Pod. gem- mipara bezeichnet und als eine gestielte Acinete von becher- oder napfförmiger Gestalt beschrieben, die sich vornehm- lich durch die Dicke ihres Stieles und die Anwesenheit besonderer spitzer Fangfäden neben und zwischen den Saugröhren vor den übrigen Arten auszeichne. In dem Stiele erkennt man bei näherer Untersuchung eine mit einem festen Inhalt erfüllte Röhre, deren Wandung aus einer weichern Innenlage und einer derbern Cutieula besteht und stets Querstreifung, zuweilen auch Längsstreifung erkennen lässt. Uebrigens ist auch die Körperoberfläche, wie bei den übrigen Podophryen, von einer dicht anschliessenden Skeletmembran bedeckt, die trotz ihrer Dünne der starren Schale von Acineta s. str. (Autacineta Haeckl.) entspricht und wie aus verkitteten Stäbehen oder Körnchen zusammen- gesetzt aussieht. Der sonst hüllenlose Körper enthält ausser einer wechselnden Anzahl unregelmässig gelagerter Vacuo- len, die nur langsam. sich zusammenziehen und erst nach Verlauf von etwa einer Stunde wieder erscheinen, einen äusserst complieirten und vielgestaltigen Kern, der zahl- reiche, das Parenchym allseitig durchsetzende Verästelun- gen trägt, die einem hufeisenförmigen Grundstocke auf- sitzen. Die beiderlei Tentakel sind auf das dem Körper- stiele abgewandte vordere Leibesende beschränkt, nicht sleiehmässig über die Oberfläche vertheilt, und eben sowohl in ihrer Verwendung, wie ihren Contractionserscheinungen und dem Bau ihrer Enden von einander verschieden. Uebri- gens hat es den Anschein, als wenn eine Differenzirung der Tentakel in fangende und saugende Anhänge auch Ft VE EEE E ER 279 noch an andern Acineten vorkomme. So namentlichan der von Stein s. Z. als Actinophrys sol beschriebenen Varietät von Podophrya fixa, bei welcher die Fangfäden drei bis vier Mal länger sind, als die starren „geknöpften* Saugröhren. Zum Durchlassen der Tentakel finden sich an der äussern Skeletmembran besondere Oeffnungen, über die sich jedoch die Basaltheile der Röhren durch das Parenchym hindurch fast bis in die Körpermitte — wie es scheint, auch bei den übrigen Acineten — verfolgen lassen. Die Schwärm- sprösslinge der Podophrya gemmipara entstehen nicht, wie 5 sonst bei den verwandten Thieren, im Innern des Leibes, sondern auffallender Weise durch eine Knospung auf der oralen Fläche zwischen den hier entspringenden Fangfäden und Saugröhren. Sie entstehen meist in grösserer Anzahl (nicht selten zu 3—12) neben einander und erscheinen ge- wöhnlich als zungenförmige Fortsätze, welche Anfangs mit breiter Basis dem Mutterthiere aufsitzen und in vorgerück- teren Stadien eine lebhafte Flimmerung besitzen. Ursprüng- lich sind sie nichts als kleine höckerförmige Hervorragun- sen des Körperparenchyms, in welche ein verlängerter Endast des mütterlichen Kernes hineinwächst. Während die Knospe sich vergrössert, biegt der Kernausläufer im Innern hufeisenförmig um, worauf dann der Höcker auf der einen Seite muldenförmig sich aushölt und mit Flimmern bedeckt. Die Abschnürung zeigt sich zunächst am Kerne; später folgt die Lösung des ganzen Schwär- mers, der erst nach längerm Umhertreiben sieh fixirt, und schliesslich durch Ausscheidung des Stieles und Veräste- lung des Kernes eine neue Podophrye bildet. Die Ten- takel sind schon vor dem Festsetzen vorhanden. Eine röhrenförmige Einstülpung des Schwärmers an der Ven- tralfläche des Vorderendes, die nach dem Festsetzen ver- —Joren geht, ist möglicher Weise als ein rudimentärer Mund zu betrachten. Ausser der Schwärmerbildung, die sich übrigens mehrfach wiederholt und das Körpervolumen allmählich be- trächtlich redueirt, liess sich keine mit der Fortpflanzung in Zusammenhang stehende Veränderung nachweisen. Aller- dings umhüllten sich die Thiere im Aquarium sehr bald mit einer die Skeletmembran einschliessenden Cyste, allein DU, PREV RER TR 5. 2 280 es geschah das augenscheinlicher Weise in Folge der ver- änderten Lebensbedingungen und ohne irgend welche Be- ziehung zur Fortpflanzung. — Dem hier angezogenen be- schreibenden Theile lässt Verf. sodann allgemeine Bemerkun- gen zum Bau und zur systematischen Stellung der Aci- neten folgen. Er betont darin u. a. die morphologische Selbstständigkeit der Tentakel, die keineswegs den Pseu- dopodien als homologe Organe zur Seite gesetzt werden dürften, und nimmt die Infusorien — die übrigens vom Verf. mehrfach als „Protisten“ bezeichnet, von den Thieren also unterschieden werden — als entschieden einzellige Geschöpfe in Anspruch. Es gilt das namentlich von den Aci- neten, deren Kern nieht bloss durch sein optisches und mikrochemisches Verhalten mit dem gewöhnlichen Zell- kerne übereinstimmt, sondern auch formell den verästelten Zellkernen gewisser Insekten — Ref. erlaubt sich dem vom Verf. genannten Beispiele auch noch die schon in Wag- ner’s Zootomie von ihm beschriebenen Zellen aus dem Mastdarm der Raupen hinzuzufügen — sich anschliessen. Dass dieser Zellenkern jemals allein bei den Acineten eine Brut zu erzeugen vermöchte, wie wohl behauptet, wird mit Recht bezweifelt. Verf. sah auch bei den innern Embryo- nen der Acineta cucullus den Kern durch einen halsartig verlängerten Fortsatz mit dem mütterliehen Kerne zusam- menhängen, und sieht den einzigen Unterschied zwischen der Bildung dieser Embryonen und der Knospen der Po- dophrya gemmipara darin, dass in dem einen Falle ein central gelegener Theil des Protoplasma, in dem andern dagegen ein Theil der Oberfläche zum Aufbau verwendet werde. Beide Male also geht die Vermehrung rein nach dem Prineip der Zellenbildung vor sich, indem Protoplasma wie Kern überall aus den gleichnamigen Theilen des Mut- terthieres abstammen. In systematischer Hinsicht glaubt Verf. sich berechtigt, die Acineten als eine den Ciliaten gleichwerthige Gruppe unter den Infusorien betrachten zu dürfen. Beide sollen einem holotrich bewimperten Organis- mus entstammen, von dem die Ciliaten theils durch eine Reduction, theils auch durch eine Differenzirung des Wim- perkleides (in Griffel, Borsten u. s. w.) sich ableiten, wäh- t Er a A rend bei den Aeineten nur noch die im Laufe der Ent- wicklung auftretenden Schwärmer, bei denen übrigens meist ebenfalls eine Reduction der Bewimperung eingetreten ist, an die ursprüngliche Form erinnern. Ob die Tentakel der Acineten aus einer Differenzirung der Wimpern sich ab- leiten lassen, oder ob sie als neu entstandene Differen- Verf. ungewiss. & de Fromentel veröffentlicht Etudes sur les miero- zoaires ou infusoires proprement dits, comprenant de nou- velles recherches sur leur organisation, leur classification ‚et la description des especes nouvelles ou peu connues. Paris 1874, 364 Pages mit 30 Pl. Ref. kennt das Werk nicht aus eigener Anschauung. Es soll mancherlei Neues, wenn auch nicht immer Richtiges enthalten, verräth aber eine sehr unvollständige Kenntniss der vorhandenen Litte- ratur, besonders der deutschen, die sogar in ihren Haupt- werken (z. B. Stein’s) dem Verf. unbekannt geblieben zu sein scheint. Für die Orientirung in den die Infusorien betreffenden wichtigen Tagesfragen soll das Werk ohne alle Bedeutung sein. Zur weitern Charakteristik lassen wir hier die vom Verf. zu Grunde gelegte Classification folgen: 1. Microzoa verticosa (Infusoires & tourbillon). a. Un disque vibratile retractile (Vorticellidae.) * Vorticellides pedonculees ou fixees . ; Vorticellina. ; ** Vort. envaginees a na Er Vapımıcolira »** Vort. libres 5 Ä S ; ; 5 Stentorina. b. Sans disque vibratile retractile (Paramaecidae). «. Point de cuirasse. * Une eouronne de eirrhes buccaux; corps glabre. Halterina. ** Pas de couronnes de cirrhes. Infusoires nageurs ou marcheurs . } Keronina. Ber ir Infusoires nageurs seulement. R *r Un appareil dentaire degluteur i Nassulina. Ei: *r Point de dents. E Un pied special . ; E : Ervilia. & Point de pied. % Animalcule tres contractile . . Lacerymarina. { Animalcule non contractile . . Paramaeeina. 3. Une cuirasse persistante . : i Colepina. zirungsproducte des Protoplasma zu betrachten seien, lässt „ i 4 = A ln BE 2 u ya n } ee © ER REN, 282 2. Microzoa nutantia (Infusoires oscillants), a. M. possedant un on plusieurs flagellums (Monadida). * Carapace solide . ; : h i : Peridinina. ** Nus, & tegument contractile . ; - Euglenina. ”** Nus, isoles, & tegument non contractile . Monadina. **** Nus, agglommeres, non contractiles . - Volvoeina. b. M. depourvus de flagellum (Vibrionidae) 2 Vibrionina. 3. Groupe de transition . ; : ; h » Amoebaea. Von neuen Gen. stellt Verf. auf: Trichodon (e fam. Nassul.), wie Chilodon, aber mit einer lan- gen randständigen Borste. Sp. n. Tr. cikiatus und Tr. acuminatus. Tricholeptus (e fam. Lacrym.). Unterscheidet sich von Condylo- soma durch den Besitz eines engern, geschlitzten Mundes und zweier langer Borsten, die vorn und hinten den Mundschlitz begrenzen. Tr. aculeatus n. Triehomaeceium (e fam. Paramaec.). Wie Paramaecium, aber mit zugespitztem Ende und einer Buccalborste. - Tr. caudatum n. Districha (e fam. Encheliin.) Mund seitlich, vorn mit einer langen Borste, mit einer solchen auch am Hinterende. Sonst wie Cyelidium. Auch in der Abtheilung der Monadinen stellt Verf. eine An- zahl neuer Genera auf. So aus der Fam. der Eugleniden: Tricho- nema und Stomonema, aus der der Monadinen: Pleuromonas, Oyathomonas, Diplomita, aus der der Vovocinen schliesslich: Stylobryon, Pyenobryon, Allodorina und Diplodorina. Greeff macht die interessante Beobachtung, dass die Protozoenfauna der Moos- und Fleehtenkrusten nicht bloss aus Amöben und anderen Rhizopoden besteht, sondern auch bewimperte Infusorien aufweist, die, gleich den erstern, während der Trockenheit in einem Zustande der Erstarrung verharren und daraus erst während der Regen- zeit erwachen. Zu diesen Infusorien gehört auch eine Opereularia (Epistylis), O. arenicola n. Der ganze Stock besteht in der Regel nur aus zwei Individuen, die unmittel- bar neben einander auf einem gemeinschaftlichen, sehr kurzen, starren Stiele sitzen. Das Thierehen bildet im geschlossenen Zustande ein nach beiden Enden etwas zu- gespitztes Oval. Die Peristommündung ist sehr eng und die daraus hervortretende Wimperscheibe klein, aber mit verhältnissmässig langen und lebhaft schlagenden Cilien versehen. Im Innern sieht man deutlich die in raschem Wechsel thätige contractile Blase und einen kurzen strang- 283 - förmigen Nucleus. Mit ausgestrecktem Peristom und Wim- perorgan misst das Thierchen etwa 0,08 Mm. Marburger Sitzungsber. 1873. 8. 22, Unter dem Namen Oyclochaeta spongillae beschreibt Hatchett Jackson (Quarterly Journ. mier. se. 1875. p. 243 —249 Pl. II) ein neues peritriches Infusorium, das sich von dem sonst ganz nahe verwandten Gen. Trichodina vornehm- lich durch Abwesenheit der adoralen Flimmerspirale und den Besitz von langen Borsten neben dem motorischen Cilienkranze unterscheidet. Die Genusdiagnose wird fol- gendermassen festgestellt: Oyelochaeta n. gen. Animal with cirele of setae (16 in number) on the oral surface of the disk; spiral of buccal eilia ab- sent; mouth placed in the angle formed by the junetion ofthe body and disk; body soft, changing in shape continually (!); ring with 37 hooks and radii; being of one piece throughout. Die einzige bis jetzt bekannte Art lebt auf Spongilla fluviatilis. Nach Ray Lancaster rührt die Färbung von Sten- tor coeruleus von einem Pigmente her, das, gleich dem Hämoglobin, Chlorophyll u. a. ein streifiges Absorptions- speetrum giebt und als Stentorin bezeichnet werden kann. Bei Stentor Mülleri ist dasselbe durch einen Körper ver- treten, der nach seinem spectroscopischen Verhalten, gleich dem Farbstoffe von Hydra und Spongilla, der Chlorophyl- loidgruppe zugehört. Journ. micr. sc. 1873. T. XIIL. p. 139 —142 (Blue Stentorin, the colouring matter of Stentor eoveruleus). | Bei seinen Untersuchungen über Cephalosiphon ent- deckte Hudson ein augenscheinlicher Weise mit Chaeto- spira verwandtes neues Infusorium Archimedea (n. gen.) remex, das mit jenem Räderthiere zusammen in langge- streckten Röhren lebt und den schraubenförmig gewundenen Vorderleib mit seinem linearen Strudelapparate daraus hervorstreckt. Monthly mieroscop. Journal T. XIII. p. 169 mit Abbild. Alenitzin giebt eine detaillirte Beschreibung der schon früher (J. B. 1871. S. 263) von ihm charakterisirten Chaetospira Dathuzii und findet dabei, dass dieselbe zu- meist an Stichotricha sich anschliesst. Arbeiten der na- turf. Gesellsch. Kasan Bd. I, S. 67—78 mit 1 Taf. Haeckel beschreibt in einem Aufsatze „über einige neue pelagische Infusorien“ (Jenaische Ztschrit. 1873. Bd. vi. 8. 561—568 Tab. XXVII und XXVIl) eine Anzahl beschalter Infusorien aus Messina und Lanzarote, die sich zumeist an Tintinnus anzuschliessen scheinen, von unserem Verf. aber als Repräsentanten zweier selbstständiger Fami- lien (? Ref.) beobachtet werden. Die eine dieser Familien, die durch den Besitz einer gitterförmig durchbrochenen Kieselschale charakterisirt ist, enthält das — nach der Schale — schon von Ehrenberg aufgestellte Gen. Di- etyoeysta, die andere das gleichfalls sehalentragende neue Gen. Codonella. Die Thiere sind äusserst contraetil, mit kegelföürmigem Leibe, dessen Spitze in der Tiefe des glo- ckenförmigen Gehäuses befestigt ist, während das abge- stutzte Vorderende mit zwei concentrischen Kränzen (Rin- gen oder Spiralen ?) von Wimpern versehen ist. Die Wim- pern des hintern Kranzes besitzen eine sehr ansehnliche Länge, während die vordern kürzer sind. Codonella be- sitzt am Rande üherdiess einen kragenartigen dünnen Auf- satz, dessen freier Saum sägeförmig gezähut und auf jedem Sägezahn mit einem gestielten Läppchen von länglich runder oder birnförmiger Gestalt (Tastorganen?) versehen ist. Bei einer Art (Cod. campanulata) schien die Oberfläche des Körpers mit mehreren Längsreihen äusserst kurzer und feiner Wimpern bedeckt zu sein, während bei den übrigen Aehnliches nicht wahrgenommen wurde. Im mittlern Kör- pertheile zeigte sich ein länglich runder wurstförmig ge- krümmter Nucleus, während der Hinterleib eine oder einige Vacuolen zu enthalten schien. Einzelne Exemplare be- sassen statt des Nucleus auch einen Haufen kugliger Zellen, die als Sporen (oder Eier?) anzusehen sein dürften. Die beobachteten Arten werden nach der Bildung ihrer Schale als Dictyocysta cassis, D. mitra, C. templum, D. tiara, Co- donella campanulata, ©. galea und Ü. orthoceras bezeichnet. Als Waygneria cylindroconia beschreibt Alenitzin (Arch. für mikr. Anat. Bd. X. S. 122, 123) ein im Boden- schlamme der Newa von ihm aufgefundenes neues Infuso- rium, das durch seinen nur mit zwei Flimmerkränzen ver- sehenen conischen Leib an die Vortieellen erinnert, in der 15 Be N ee INERRE ; Ma nes He Er r > , ’ n 285 Mitte der von dem (rücklaufenden) vordern Wimperkranze umsäumten Kopfscheibe aber ein vorspringendes Capitulum trägt, das auf der Spitze von der Mundöffnung durchbohrt ist. An die letztere schliesst sich ein langer und. enger Schlundapparat an. Contractiler Behälter im abgerundeten hintern Körperende. Verf. betrachtet seine Form als ein Uebergangsglied zwischen den Vorticellinen und Trache- linen. Ref. erkennt darin das Didinium nasutum St. Unter den von der Atmosphäre unsichtbar getragenen Infusorien, die inEhrenberg’s Eingangs eitirter erster Ab- * handlung erwähnt und (Tab. II) abgebildet sind, gehören zu Flimmerinfusorien Bursaria triquetra, B. arborum, Oyeli- dium arborum, Trachelius dendrophilus, sämmtlich neu. Ray Lankaster beobachtete in Neapel auf Tere- belleneiern eine neue Infusorienform, deren kurzer und gedrungener hinten gerundeter Leib im Umkreis eines | zapfenartigen, den Mund überragenden Fortsatzes einen kragenförmig zurücklaufenden undulirenden Saum trug, der die Stelle eines Flimmerkranzes vertreten dürfte. Verf. sieht in diesem Thiere den Vertreter eines neuen Infuso- riengenus Torgquatella und ist geneigt, dasselbe zum Ty- pus einer eigenen von den echten Ciliaten verschiedenen Gruppe (Calycata) zu machen. Journ. mierose. se. T. XIV. p. 272—274. Pl. XII. „Torquatella typica, a new type of Infusoria, allied to the Ciliate“. Die von Oulianin im schwarzen Meere aufgefun- dene „Larve“ mit Nesselkapseln und neun Flimmerkränzen (J. B. 1868. S. 123) ist nach den Untersuchungen Bütschli’s, / der dasselbe sowohl in den Norwegenschen Fiorden bei Arendal, wie in der Kieler Bucht beobachiete, ein echtes Infusorium von 0,115 mm, das durch den Besitz von echten, in der äussern Leibesmasse unregelmässig vertheilten Nes- selkapseln mit Nesselfaden in auffallender Weise sich aus- zeichnet. Das Thier hat die Gestalt eines schlanken Tönn- chens mit 8--16 reifenartig den Körper umziehenden Rin- nen, die sämmtlich in eine Längslinie umzubiegen scheinen und zarte kurze Wimpern tragen. Am Vorderende und an der Grenze des vordern Körperdrittheils (wahrschein- lich in der eben erwähnten Längslinie) findet sich ausser- I 2 ” 2.) De Eh a a, SE [Per Zr SET HdR 7 Wat = de in Wr A‘ ET ar 3 = I 286 dem noch eine geisselartige Cilie. Die Mundöffnung be- findet sich allem Anscheine nach an der Befestigungsstelle der vordern dieser Geisseln. Die Kerne sind gewöhnlich in Vierzahl vorhanden und der Länge nach hinter einander gelegen, so dass sie bei der nicht seltenen Quertheilung je zu zweien in das neue Individuum übergehen. Verf. schlägt zur Bezeichnung dieses Thieres den Namen Poly- cricos Schwartzi vor. (Archiv für mikr. Anat. Bd. IX. S. 673 mit Abbild.) Die Mittheilungen von Petersson (Upsala Läkare- föreninger Förhandl. 1873. Bd. VIII. p. 251), so wie von Waldenström und Henschen (ibid. 1874, 28 Seiten) und von Henschen allein (ibid. 21 S.) liefern von Neuem den Beweis, dass das Balantidium coli im Norden Europas bei chronischer Diarrhoe durchaus nicht selten aufgefunden wird. In zoologischer Beziehung bieten dieselben freilich nichts Neues. Ueber Opalinen aus dem Darm von Tubifex vergl. M’Intosh, Transact. roy. Soc. Edinburg Vol. XXVI P.2. p- 260. Rättig berichtet in seiner Inauguraldissertation „über Parasiten des Froschblutes“ (Berlin 1375) über ein im Blute lebendes Flimmerinfusorium (?), das während der Monate Mai und Juni fast bei allen Fröschen einer be- stimmten Localität zur Beobachtung kam. Leider ist Jedoch die Darstellung so unzureichend, dass man sich den Bau des Parasiten unmöglich damach klar machen -kann. Der Körper hatte eine elliptische Gestalt, besass eine Länge von etwa 1!/s Blutkörperchen und war, wie Verf. sagt, im Innern von mehreren Kanälen durchzogen, die blindsackartige, Aussen hervorragende Ausstülpungen trugen. „Ihre Mündungsstelle wurde von zierlichen Zellen umsäumt, die sich auch noch auf die grössere Hälfte des Rückens fortsetzten und sich in ununterbrochener Wimper- bewegung befanden“ (?). Vermuthlich ist das Thier Nichts, als ein schlecht beobachtetes Trypanozoon, obwohl Verf. letzteres — zur Vergleichung mit seiner Form — abbildet. Boyd Moss macht in dem monthly mierose. Journ. T. VI. p. 181 eine kurze von ziemlich roher Abbildung “, 287 begleitete Notiz über ein Haematozoon, das er zu ver- schiedenen Malen bei dem Muntjac in Ceylon auffand. Der Parasit gehört dem Anschein nach zu den Infusorien, hat einen hellen und durchsichtigen ovalen Leib und ist an der vordern Hälfte mit kräftigen Cilien versehen. Im hin- tern Leibesende beobachtet man einige rundliche Körper, die Verf. mit Eiern vergleicht. Cienkowski recapitulirt seine frühern Mittheilungen über Noctiluca (J. B. 1871. S. 265), vermehrt dieselben durch neue Beobachtungen und fasst die gewonnenen Re- sultate schliesslich in folgende Sätze zusammen. 1) Die Cilie der Noctiluea ist an eine flügelförmige Lippe nicht an der Basis des Zahnes, sondern in der Gegend seiner Spitze angeheftet. 2) Der Inhalt des Kermnes ist zeitweise in Formänderung begriffen; die Zweige und Strahlen dieses Inhaltes sind als Nucleoli zu betrachten. 3) Dureh Ein- ziehen oder Abstreifen der Geissel, durch Verschwinden des Staborganes und Verschmelzen der Lappen verwandelt sich die Noctiluca in eine glatte Kugel. 4) Die von Busch entdeckten, ais junge Noctilucen gedeuteten Formen ent- stehen bei Verletzung der Thiere und sind nichts An- deres, als in Regeneration begriffene Theile des lebens- fähigen Protoplasmas. 5) An den eingekugelten Nocti- lucen bilden sich zahlreiche, in einem Schild vereinigte Zoosporen. Sie entstehen durch Ausstülpungen und Ab- schnürungen der Mutterblase, von der sie sich schliesslich trennen, um mittelst einer langen Cilie munter im Wasser umherzuschwimmen. 6) Bei der Noctiluca ist eine Copu- lation vorhanden. Durch die dadurch bewirkte Anhäufung des Protoplasma scheint sich die Zoosporenbildung zu beschleunigen. Ein Geschlechtsaet ist hier eben so wenig, wie bei dem Zusammenfliessen vieler Myxomycetensporen vorhanden. 7) Die Noctieula ist in die Klasse der Fla- gellaten zu stellen, in der sie eine besondere Gruppe re- präsentirt. Archiv für mikroskop. Anatomie Bd. IX. S. 47 bis 61, Taf. III—V. (Ueber Noctiluca miliaris Sur.) Allman’s „Notes on Noetiluca“ (Rep. br. Assoe. 1871. p. 131 oder Journ. mier. sc. 1872. T. XIL p. 326—332 Tab. XVII) betreffen vorzugsweise das in meridionaler 19 288 Richtung von der Mundkerbe ausgehende „stabförmige“ Gebilde, das der Leibeswand angehört und von dem Be- obachter als ein Auswurfskanal gedeutet wird. Den Rhizo- poden möchte Allman die Noctilueen nicht zugesellen; er sieht in denselben Infusorien, die zumeist mit Peri- dinium verwandt sein dürften. Dallinger und Drysdale fassen die hauptsäch- lichsten Resultate der von ihnen in einer ganzen Reihe von Aufsätzen (monthly mier. Journal T. X. p. 55—58, p. 245—249, T. XI p. 7—10, p. 69—72, T. XI. p. 262— 269, T. XII. p. 185—197 mit zahlreichen Tafeln) nieder- gelegten „Researches on the life history of the Monads“ fol- gender Maassen zusammen. Die Öercomonaden vermehren sich dureh Zweitheilung, eopuliren sich aber auch, und er- zeugen dann, wie Verf. annehmen, nach Vermischung ihrer Geschlechtsstoffe eine Menge unmessbar kleiner Sporen, die eine Temperatur von 178° ©. zu ertragen vermögen. Die Spring- und Hakenmonaden verhalten sich im Ganzen eben so, nur produeiren die letztern kleine lebende Keime statt der Sporen. Die Uniflagellaten zerfallen durch Thei- lung in Gruppen von zahlreichen (40—60) Individuen; ihre Theilung ist also eine multiple. Ebenso erzeugen dieselben in Folge der Copulation Myriaden von Sporen, die trotz ihrer ausserordentlichen Kleinheit in ihrer Entwicklung sich verfolgen liessen. Diese Sporen überstehen eine Tem- peratur von 148° G., während die lebendig geborenen Keime nur 82° ertragen. Bei den Biflagellaten findet sich neben der multiplen Theilung noch eine Art Knospung, die wesentlich zur rascheren Vermehrung derselben bei-. trägt. Die auf geschlechtlichem Wege erzeugten Sporen bleiben nöch bei 121° C. lebensfähig. Arceher beobachtet eine Chlamydomonas mit 4 Geis- seln, die aber nicht, wie bei Chl. multifilis Fresen., von demselben Punkte abgehen, sondern von vier verhältniss- mässig weit abstehenden Punkten des Vorderkörpers. Man könnte den Körper als das Verschmelzungsprodukt von vier ursprünglich getrennten Monaden auffassen, wenn nicht die Anwesenheit eines bloss einfachen „Augenpunktes“ dem widerspräche. Journ. and transaet. mierose. se. 1872. T. XI. p. 86. Anisonema sulecatum Duj. trägt nach Archer (Journ. mier. sc. 1872. T. XII. p. 197) um den Basaltheil seiner Geisseln einen bisher übersehenen röhrenförmigen Aufsatz. Stein erwähnt auf der Leipziger Naturforscherver- sammlung (Bericht 1872. S. 63) eine in Rotiferen vorkom- mende neue Monadenform (Trypanococcus n.), ohne dieselbe jedoch näher zu charakterisiren. Lambl berichtet über das Vorkommen von Üerco- monas in der menschlichen Leber. Cercomonas et echino- coceus in hapate hominis, Petersburger mediein. Zeitung 1875 Nr. 33 (mit Holzschnitt). In der Zeitschrift für Parasitenkunde IV S. 6—11 wird das sg. Heufieber dem Parasitismus eines monaden- artigen Infusoriums (Asthmatos ceiliaris Salisbury) zuge- schrieben. Nach Grimm (Nachrichten von der Göttinger Ge- sellsch. der Wissensch. 1572 8.559) gehören Synura uvella Ehrbg. und Uroglena volvox Ehrbg. zu der von Haeckel aufgestellten Protistengruppe der Catallacten (J. B. 1870. S. 282) in die nächste Nachbarschaft von Magosphaera, von der sie sich eigentlich nur durch die Einzahl ihres Flagellums unterscheiden. Nach dem Zerfall der Colonie verwandeln sich auch bei ihnen die Einzelindividuen in Amöben, die sich einkapseln, doch vermehren sie sieh nicht nur durch Eneystirung, sondern auch durch Theilung. Der Umstand, dass Verf. die oben genannten Formen neben und in Spongillen auffand, lässt ihn übrigens vermuthen, dass die Catallacten mit den Schwämmen in einem genetischen Zusammenhange stehen, vielleicht als besondere Genera- tion in deren Entwicklungseyelus zu ziehen sind. Den gleichen Gegenstand behandelt Grimm auch in seinen (russisch geschriebenen) Materialien zur Kenntniss niederer T'hiere 1873 p. 1—24. Ein Gallertpanzer liess sich bei den Synuren nicht auffinden. Wohl aber an den einzelnen Individuen ein Eeto- und Endoplasma, eine con- tractile Vacuole und eine Mundöffnung. Der Zerfall der Colonien wird durch Zusammenziehungen der Körpermasse 290 eingeleitet und ist nach 2—5 Minuten vollendet. Nach der Encystirung furcht sich der Körper und liefert dann (Synura volvox) eine Colonie, deren Individuenzahl je nach Uniständen zwischen 8 und 300 variirt. Durch eine spä- tere Theilung kann sich die Zahl der Einzelwesen in den Colonien noch vermehren. 2. Rhizopoda. In einem Supplementhefte zum X. Bande des Archiv’s für mikroscopische Anatomie (8. 35—243 Taf. Il--V) ver- öffentlichen R. Hertwig und Lesser „Untersuchungen über Rhizopoden und denselben nahestehende Organismen“, eine Reihe von „morphologischen Studien“, denen Hertwig eine Abhandlung „über Microgromia socialis, eine colonie- bildende Monothalamie des süssen Wassers‘ (S. 1—84 mit Taf. I) vorausschiekt. Die Verf. beginnen ihre Abhand- lung mit einer Auseinandersetzung über den Bau und die Lebenserscheinungen der betreffenden Geschöpfe, für welche sie am liebsten den Namen Sarcodethierchen (Sarcodina), weil bezeichnender und für alle Formen verwendbar, in Anwendung bringen möchten. Sie betrachten dieselben als einfache, nieht weiter differenzirte Protoplasmaklümpehen, deren Lebensvorgänge sämmtlich, Contraetilität, wie Ver- dauung und Ernährung, derselben Masse inhäriren, wenn auch zugegeben werden muss, dass die äussere dichte Kör- perschicht gelegentlich mehr der Contraetilität, die cen- trale lockere und flüssigere Masse mehr der Verdauung dienstbar ist. Wenngleich nun somit „ohne Organe“ findet doch nieht selten insofern eine höhere Entwicklung statt, als die betreffenden Organismen, die Verff. übrigens nicht für wahre Thiere, sondern für Protisten halten, einen Kern mit Nucleolus ausscheiden — eine eigene Gruppe von kernlosen Moneren wird von unsern Verff. somit nicht anerkannt — und Vacuolen bilden, die unter allen Um- ständen, mögen sie contractil sein oder nieht, als blosse Lücken im. Parenchym erscheinen. Dazu gesellen sich schliesslich noch Skeletbildungen verschiedener Art und Festigkeit. Dieselbe Einfachheit, welche die Organisation auszeichnet, kehrt auch in der Entwieklung wieder, inso- 291 fern es, den bisher gemachten sichern und zusammenhän- genden Beobachtungen zufolge, nur Theilungen des Pro- toplasmakörpers sind, welche der Vervielfältigung dienen. Durch die zum Zweck der Fortpflanzung gelegentlich inter- eurrirenden Encystirungen wird diese Vermehrungsweise kaum wesentlich geändert. Die auf gewisse Beobachtungen hin versuchte Deutung des Kernes als Brutkapsel scheint den Verff. sehr zweifelhaft. Der so charakterisirten Gruppe können nach unserm Verf. weder die Catallaeten, noch auch die Radiolarien und Mycetozoen zugerechnet werden, da letztere durch die eigenthümliche Complieation ihres Ent- wicklungsganges eine Ausnahmestellung einnehmen, die andern aber bald durch die Entwicklung bestimmter Fort- bewegungsapparate (Catallacten), bald durch den Besitz einer Centralkapsel, sowie vielfacher echter, in die Sar- kode eingelagerter Zellen einen höhern Grad der Entwick- lung erreichen. Somit bleiben denn ausser den Amöbinen und Moneren, die übrigens kaum eine natürliche Einheit bilden dürften, nur noch die Foraminiferen und Heliozoen über. Und diese dreierlei Formen finden denn auch in den Darstellungen unserer Verff. ihre Berücksichtigung (s. unten). Auch Cienkowski handelt (ebendah. Bd. XIL S. 15—58 Taf. IV—VII) „über einige Rhizopoden und ver- wandte Organismen“ und kommt. dabei zu Resultaten, die sich in vielfacher Beziehung an die Auffassungen von Hertwig-Lesser anschliessen. Wie diese spricht er sich unumwunden dahin aus, dass der Rhizopodenleib in der Mehrzahl der Fälle und namentlich bei Anwesenheit eines Zellenkernes den Werth einer Zelle besitze, obwohl das Vorkommen von mehreren Kernen (Actinosphaerium, Nuclearia) zeige, dass derselbe einer höheren Entwicklung, die bei den Radiolarien die höchste Stufe erreiche, fähig sei. Andererseits würden aber die Rhizopoden durch un- merkliche Abstufungen, besonders durch Vermittlung einer Reihe nackter protoplasmatischer Bildungen, theils zu den Flagellaten, theils zu den Myxomyceten übergeführt. Aller- dings scheinen die letztern durch ihre Fruchtbildung nicht unbeträchtlich von den Rhizopoden abzuweichen, allein auch dieser Unterschied hat seine Bedeutung verloren, 292 seitdem Häckel in seinem Myxastrum radians (J. B. 1869. S.290) uns ein Protoplasmathier kennen gelehrt hat, das nach der Einkapselung nicht direet in Schwärmer zerfällt, sondern zunächst wieder Sporen liefert, aus denen actinophrysartige Keime hervorkommen. Ebenso gibt es bekanntlich auch Myxomyceten, bei denen die Schwärmer durch Amöben vertreten sind (Dichyostelium). Was die Beziehungen zu den Myxomyceten noch inniger gestaltet, ist der vom Verf. jetzt gelieferte Nachweis, dass es Plas- modien giebt, die nicht bloss im Wasser leben, ‚sondern auch Bruchstücke liefern, welche ganz nach Art von Rhizo- poden selbstständig sich bewegen und ernähren, fremde Körper umhüllen und aussaugen, sich vergrössern und durch Theilung fortpflanzen, in Ruhezustand übergehen und zuletzt ihre Cysten wieder verlassen können. Unter solchen Umständen wird man zugestehen müssen, dass es mit der Autonomie der meisten nackten Rhizopoden und Moneren sehr schlecht bestellt ist, wenngleich einstweilen nichts übrig bleibt, als alle diese Wesen bis auf Weiteres unter einer gemeinschaftlichen Bezeichnung zusammenzufassen, um nachträglich daraus nach noch aufzuklärenden gene- tischen Beziehungen die heterogenen Glieder wieder aus- zusondern. Die speciellen Untersuchungen des Verf.’s be- treffen ausser dem schon erwähnten Süsswasserplasmodium, welches die Fähigkeit besitzt, Algen auszusaugen und in seinen Theilstücken sich zu eneystiren, vornehmlich eine Anzahl neuer nackter Formen und Monothalamien, auf die wir weiter unten zurückkommen. Die „Rhizopodienstudien“ von Fr. E, Schulze (Ak: chiv für mikroskop. Anatomie Bd. X. 8. 323—350 Taf. XXI, S. 377—400 Taf. XXVI und XXVH, Bd. XI. 5. 94—139 Taf. V—-VI, S. 329—8353, Taf. XVII und XIX, 5. 583— 596 Taf. XXXV und XXXV]I) betreffen das zuletzt von Greeff und Schneider untersuchte Actinosphaerium Eich- borni (I), die neuen Formen Raphidiophrys pallida, Hete- rophrys varians, Lithocolla (n. gen.) globosa u. Actino- lophus (n. gen.) pedunculatus (II), die Genera Euglypha Duj.,, Trimena Duj., Cyphoderia Schlumb., Pathoum n., Gromia Duj., Pleurophrys Clap.-L., Plagiophrys CL-L., Di- BETONTE 293 plophrys Bark., Spiroloculina und Quinqualoculina mit zahl- reichen meist neuen Arten (III), Quadrula (n. gen.) Sy- metrica Wall., Pseudochlamys patella Clap.-L., Hyalosphenia lata n., Calliopodium pellucidum Hertw.-Less., Pelomyxa palustris Greeff und Placopus (n. gen.) ruber n. (IV), so wie schliesslich Mastigamoeba (n. gen.) aspera n. und Amoeba polypodia (V), Formen also, die den verschieden- sten Rhizopodengruppen angehören und an den betreffenden Stellen von uns nochmals besonders angezogen werden sollen. Amoebina. Anknüpfend an den vieldeutigen Namen Amoeba, den Hertwig und Lesser fortan nur noch für genetisch indifferente thierische oder pflanzliche Bildungen, nicht aber für systematische Einheiten gebraucht wissen wollen, fassen wir unter dieser Bezeichnung die skelet- losen Sarkodethiere zusammen, gleichgiltig ob dieselben mit Kern und contractiler Vacuole versehen sind oder nicht. Hertwig und Lesser beschreiben aus dieser Gruppe (S. 47—78 Tab. ID Hyalodiscus (n. gen.) rubicundus n., Daetylosphaerium (n.gen.) vitreumn., Leptophrys(n. g.) einereaund L. elegans, Vampyrellaspirogyrae Cienk., Co chlvo- podium (n. gen.) (= Amphizonella vestita Arch., Amoeba bilimbosa und A. actinophora Auerb.) pellueidum n. und C. pilosum n. mit nachfolgender Diagnose: Hyalodiscus n. gen. Körper schalenlos, scheibenförmig ohne Fortsätze durch eine gleichmässige Contraction aller seiner Theile sich vorwärts bewegend, in Eetosark und Endosark differenzirt. Das von homogenem Eetosark umschlossene Endosark bedingt eine bu- ckelförmige Auftreibung und enthält den Kern, so wie die (contra- ctilen ?) Blasen. H. rubieundus n. Endosark von ziegelrothen Farb- körnchen vollkommen erfüllt. Dactylosphaerium vitreum n. gen.etn.sp. Körper rund- lich, aus einem homogenen glashellen Protoplasma mit zahlreich eingestreuten grünen und gelben Körnern bestehend; Pseudopodien conisch oder fingerförmig, radienartig nach allen Seiten ausstrahlend;; Gesammtoberfläche meist mit einem Besatz feiner Zöttehen über und über bedeckt. Leptophrys n. gen. Körper unregelmässig, in Lappen und Fortsätze ausgezogen, mit spitzen und unverästelten Pseudopodien be- setzt, welche mit Vorliebe die Enden der Fortsätze einnehmen; das Parenchym von kleinen, nahezu gleich grossen, nicht contractilen E a eye: $ Sr Ar 294 Vaeuolen erfüllt. Körnchen des Protoplasma von auffallend con- 3 stanter Grösse. Kerne in grösserer Anzahl. L. einerea n. Körper grauröthlich, Farbe von der Färbung der Körnchen herrührend. L. elegans n. Körper krystallhell durchsichtig, Körnchen farblos. Vampyrella Cienk. (Char emend.) Körper meist unregelmässig kugelig, amöboider Gestaltveränderungen fähig, bis auf einen schma- len hyalinen Saum mit einem diffusen Farbstoff imprägnirt; spär- liche, nicht contractile Vacuolen lagern im hyalinen Saum; Kern? Pseudopodien strahlenartig, dünn, spitz, selten verästelt. V. spiro- gyrae Cienk. Farbe ziegelroth ; Pseudopodien mit lebhafter, stoss- weiser Körnchenströmung. Saugt den Inhalt von Spiroryrenzellen aus. Cochliopodium n. gen. Körper von einer dicht anliegenden häutigen und biegsamen Schale bedeckt, welche ihrem Aussehen nach gleich der von Arcella gebaut ist und eine (einfache) sehr dehnbare Pseudopodienöffnung besitzt. Proötoplasmakörper von variabler Ge- stalt. Kern einfach, im Hintergrund der Schale gelegen; Vacuolen häufig in grösserer Anzahl; contractile Blasen zu zwei oder mehr dicht unter der Schale gelegen. Pseudopodien körnerfrei, selten verästelt, conisch, in einem Bündel aus der Pseudopodienöffnung her- vortretend. ©. pellueidum n. Schale glatt, Körper farblos. C. pilosum n. Schale mit einem Ueberzug von haarartigen Fortsätzen, Körper mit Chlorophylikörnern gefüllt. Hyalodiscus ist nicht bloss durch seine eigenthümliche, nur geringen Schwankungen unterworfene Körperform auffallend, sondern in einem vielleicht noch höhern Grade dadurch, dass er sich ohne Pseudopodien fortbewegt. Es geschieht allem Anschein nach dadurch, dass das Protoplasma in einer beständigen, stets die gleiche Rich- tung einhaltenden Rotation begriffen ist, in einer Bewegung, die nur durch die Annahme erklärt werden kann, dass jeder Punkt des Körpers, sowohl der Mark- wie der Rindensubstanz eine nahezu gleichmässige Contractilität besitzt. Bei Vampyrella wurde nach der Nahrungsaufnahme eine Eneystirung beobachtet, die während der Verdauungsperiode andauerte. Ist die Verdauung vollendet, dann bereitet sich dasGeschöpf zum Auskriechen vor, indem es die Ueberreste der Nahrung ausscheidet und als Kothballen in der Cyste zurück- lässt. Die von Cienkowski vorgeschlagene Vereinigung der Vam- pyrellen mit den Nuclearien scheint unsern Verf. um so weniger erwiesen, als sie die letztern in gewissen Helioporen (Heterophrys Eilh. Sch.) wiedererkannt zu haben glauben. Das sonderbare Cochlio- podium kann durch die grosse Veränderlichkeit seiner Form und Haltung leicht zu Täuschungen veranlassen und hat das in Wirk- lichkeit auch gethan, indem es gelegentlich den Anschein gewinnt, als wenn die beim Kriechen hüllenartig hervortretende Protoplas- mamasse die Schale allseitig umflösse, oder an mehreren Stellen die Schale durchsetzte. (Nach den von llertwig-Lesser bei einer 295 spätern Gelegeuheit a. a. ©. S. 113, entwickelten Gesichtspunkten dürfte Cochliopodium vielleicht natürlicher bei den Moncthalamien untergebracht werden.) Was Fr. E. Schulze über Cochliopodium pellueidum mittheilt (a. a. OÖ. S. 337 ff.) stimmt in allen wesentlichen Punkten mit den hier angezogenen Beobachtungen, obwohl Verf. das Thier selbstständig entdeekt und untersucht hat. Cienkowski’s Untersuchungen über nackte Rhizo- poden betreffen ausser Vampyrella vorax Cienk. noch zwei neue Formen: Arachnula (n. gen.) impatiens, durch An- wesenheit contractiler Vacuolen von Vampyrella unterschie- den (a. a. O. S. 27 und 28) und Gymnophrys (n. gen.) cometa, durch netzbildende feine Pseudopodien charak- terisirt, die mit wenigen Strängen aus dem Körper entspringen (S. 31, 32). Beide Formen sind kernlos. In Betreff der Vampyrella vorax betont Verf. die von ihm früher beobachteten und von Neuem bestätigten Unter- schiede zwischen den Verdauungs- und Fortpflanzungs- eysten, die keineswegs die Vermuthung zulassen, dass beide Eneystirungen regellos, bald mit, bald ohne Theilung ihres Inhaltes verlaufen. Die von Hertwig und Lesser beschriebenen zwei Leptophrysarten sind nach unserm Verf. mit Vampyrella vorax zu vereinigen, da nicht bloss die Färbung der letztern manchfach wechselt, sondern auch ihr Körper gelegentlich durch und durch von Vaeuolen durchzogen erscheint, beides aber die einzigen Unter- scheidungsmerkmale von Leptophrys abgiebt. Arachnula, die nicht bloss in deutschen und russischen Tümpeln, son- dern auch im Brakwasser des schwarzen Meeres gefunden wurde, charakterisirt sich durch den Besitz eines farb- losen Körpers, der des Zellenkernes entbehrt, aber mit einer oder mehreren eontractilen Vacuolen ausgestattet ist. Die Pseudopodien sind wenig verzweigt, mitunter anasto- mosirend und entspringen an beliebigen Stellen des Kör- pers meist mit dicken Strängen. Gymnophrys ist ein kern- und vacuolenloser Rhizopode, der fadenförmige ana- stomosirende Pseudopodien mit deutlicher Körnchenströ- mung besitzt und sich hauptsächlich dadurch charakterisirt, dass diese Pseudopodien nicht regelmässig über die Kör- ER ann an 296 peroberfläche vertheilt sind, sondern bloss an einigen Punkten entspringen. Je nachdem die dieken Stämme der Pseudopodien eingezogen werden und neue an andern Stellen emporwachsen, ändert sich die Körperform. Unter dem Namen Plakopus (n. gen.) ruber beschreibt Fr. E. Schulze (Rhizopodienstudien IV. a. a. O. 8. 348 — 852) eine rothgefärbte sehr merkwürdige Amöbine, die vornehmlich dadurch in hohem Grade ausgezeichnet ist, dass sie Pseudopodien in Form ganz dünner Membranen aussendet, die nicht bloss an der Oberfläche fester Körper sich ausbreiten, sondern auch frei durch das Wasser vor- geschoben werden. Durch die Erhebung und Verschmelzung dieser Pseudopodien, die in wechselnder Richtung bald hier, bald dort geschieht, nimmt das Thier ein oftmals sehr ecomplieirtes, eigenthümliches Aussehen an. Vacuolen und Kerne liessen in wechselnder Zahl sich nachweisen. Durch Greeff’s neue Mittheilungen über den schon im letzten Berichte (8.286) angezogenen Pelobius palustris — dessen Genusnamen jetzt aber, da Pelobius bereits an einen Schwimmkäfer vergeben ist, in Pelomyxa geändert ist — erscheint dieser amöbenartige vielkernige Organis- mus in mehrfach anderm Lichte (Pelomyxa palustris, ein amöbenartiger Organismus des süssen Wassers, Archiv für mikroskop. Anat. Bd. X, S.50—73 Taf. III—V). Die Grund- substanz, so wird jetzt weiter auseinander gesetzt, besteht aus einem Protoplasma, das in eine Rindenschicht und ein hiervon umschlossenes Innenparenchym sich scheidet, die freilich beide nicht scharf von einander getrennt sind. Die Rin- denschicht ist hyalin und homogen und von breiweicher, zähflüssiger Consistenz. Ihr scheint auch hauptsächlich die Contraetilität und somit die Bewegungskraft innezu- wohnen. : Das meist mit fremder Masse durchsetzte und davon dunkel gefärbte Innenparenehym ist von dünnerer Öonsistenz. Es enthält nieht bloss Körnehen, die eine deutliche Molecularbewegung zeigen, und zahlreiche wasser- haltige Blasen (Vacuolen), die oft so dicht gedrängt stehen, dass die Substanz, fast wie bei Actinophrys, netzartig durch- brochen erscheint, sondern aueh Kerne, hyaline und homo- gene Körper von wechselnder Gestalt (Glanzkörper) und 297 feine aus organischer Substanz bestehende krystallartige Stäbehen, die sämmtlich eigenthümliche zu Pelomyxa ge- hörende Gebilde darstellen. Am eigenthümlichsten unter denselben verhalten sich die Glanzkörperchen, die im In- nern der Kerne ihren Ursprung zu nehmen scheinen, durch Theilung sich vermehren und schliesslich einer, freilich nur einmal gemachten Beobachtung zu Folge in ungeheu- e rer Masse als amöbenartige kleine Wesen (mit Kern und x contractiler Blase) nach Aussen hindurchbrechen. Die junge Brut erinnert auffallend an die sg. Myxamöben, auch in- sofern, als die betreffenden Gebilde statt der Pseudopodien gelegentlich eine Geissel entfalten und mittelst derselben umhersehwimmen. Verf. glaubt denn auch die Pelomyxen als Vertreter einer in mancher Beziehung den Myxomyceten verwandten Rhizopodengruppe betrachten zu dürfen: Nach Fr. E. Schulze findet sich die Pelomyxa pa- lustris auch bei Rostock, nur dass die hier vorkommenden Exemplare gewöhnlich eine weissliche oder lichtgraue Fär- bung haben. Im Uebrigen konnte Schulze die Angaben, welche Greeff über diese eigenthümliche Form gemacht hat, fast in allen Punkten bestätigen. Für die Vermuthung freilich, dass die sg. Glanzkörper als Zoosporen zu deuten seien, liess sich kein Anhaltspunkt finden, wie denn über- haupt ausser einer gelegentlichen Constatirung von Selbst- theilung Nichts beobachtet wurde, was auf die Fortpflan- zung Bezug hätte. Von besonderm Interesse sind die An- gaben, welche Verf. über die während der Kriechbewegung zu beobachtende Verschiebung der in das Innere einge- schlossenen Körperchen macht, und die Rückschlüsse, welche daraus auf den Modus der Bewegung gezogen werden. A.a. 0. Bd. XI. S. 342—348. Auch Archer beobaehtet eine mit Greeff’s Pelobius wahrscheinlich identische Rhizopodenform, Journ. mier. se. 1872. T. XII. p. 94. Ebenso beriehtet Leidy (Proc. Philad. Acad. 1874. T. I. p. 87. Ann. nat. hist. Vol. XV. p. 160) von einer grossen Amöbe, die mit ihrer Nahrung zahlreiche Sand- körnchen verschlingt (daher A. sabulosa n.) und vielleicht zu Pelomyxa Grff. zu rechnen sei. Eine andere Form wird 298. wegen der Anwesenheit einer breiten hellen und struetur- losen Rindenschicht als A. zonalis bezeichnet. Auch sonst findet Leidy (Proceed. Acad. nat. hist. Philadelphia 1874. p. 77, monthly mier. Journ. T. X. p. 251) unter den Nordamerikanischen Süsswasserrhizo- poden eine ganze Anzahl neuer Formen. So zunächst Amöben mit zottenförmigen Fortsätzen am hintern Leibes- ende, die übrigens auch in Europa mehrfach beobachtet sind, von unserm Verf. aber als Repräsentanten eines neuen Genus Ouramoeba beobachtet wurden, Our. vorax, Our. lapsa und noch andere Arten, dann Difflugia lobostoma und D. erenulata, die bis dahin unter dem Namen D. pro- teiformis zusammengeworfen waren, D. entochloris und D. amphora. Eine wahrscheinlich mit Diffl. Iigata Tatem’s identische Form erhält wegen der einfach membranösen Beschaffenheit des Gehäuses einen eignen Genusnamen Catharia. In einer spätern Mittheilung (l. e. 1875. Apr.) wird von Leidy die eben erwähnte Ouramoeba lapsa, als von Our. vorax nicht verschieden, wieder eingezogen, dafür aber Our. botulicauda neu aufgestellt. Gleichzeitig erhält das betr. Genus folgende Diagnose: Ouramoeba Leidy. Body asin Amoeba, consisting of an ever- changing fluctuating mass of jelly, composed of a granular entosare, including a contractile vesiele and a discoid nucleus, and defined by a clearer ectosare. Pseudopods usually digitiform, projecting anywhere, but usually in a direction differentiated as forward, and composed of extensions of the eetosare closely accompanied by in; cluded extensions of the entosarc. Posterior part of the body fur- nished with one ore more tuffs of non-retractile, rigid, linear appen- dages, branching radically from common points in the vieinity of the contractile vesicle. Archer bezweifelt die Zulässigkeit eines besonderen Gen. Ouramoeba und verweist auf Amoeba villosa Arch. (1866), die retractile Anhänge besitze. Journ. microse. 8e.1870.-AT: XV. p..203; Leidy’s Deinamoeba mirabilis ist (ibid. p. 144) | eine kleine Amöbe mit zahllosen Spitzehen (spieules) auf der Körperoberfläche und den Pseudopodien. Fromentel beschreibt als Trichamoeba (= Deina- Br rl FIR 299 moeba Leidy?) und Thecamoeba zwei Formen, von denen die erstere ganz oder theilweise (Th. hirta und Th. radi- ata) mit starren Haaren besetzt ist, die andere aber einen Kürass trägt, der den Rücken bedeckt und der Länge nach in vier bewegliche Stücke getheilt ist (Th. quadripartica). Mierozoaires 1. ce. p. 222. Schulze’s Mastigamoeba (n. gen.) aspera n. ist eine ziemlich grosse spindelförmige Amöbe mit seitlichen, fast symmetrisch gestellten Pseudopodien von fingerför- miger Gestalt, die hierdurch, wie durch einen Besatz mit kleinen das Licht stark brechenden Stäbehen dem von Hert-" wig-Lesser aufgestellten Daetylosphaerium vitreum in so hohem Grade ähnelt, dass an eine Identifieirung zu denken wäre, wenn Mastigamoeba nicht am vordern Körperende eine deutliche Geissel trüge. An der Grenze von Eetosark und Endosark finden sich in letzterm eine oder zwei, selten mehrere mit heller Flüssigkeit erfüllte Vacuolen, welche ohne rhythmische Contractionen abwechselnd entstehen und vergehen. (Rhizopodienstudien V, a.a. 0. $. 583—592.) Ebendas. giebt Verf. eine eingehende Schilderung der die Theilung von Amoeba polypodia M. Sch. begleitenden Veränderungen, die binnen 10 Minuten zu Ende führten. Die zuerst auftretende Kerntheilung nahm nur 1!/; Minuten in Anspruch. Lösch berichtet im Archiv für pathol. Anat. und Physiol. Bd. 65 S. 196—211 über das Vorkommen massen- hafter echter Amöben im Reetum eines an Dysenterie lei- denden Mannes. Leidy giebt an, dass die Amöben ihre Nahrung mit- tels der Pseudopodien förmlich umfliessen (l. e. p. 143, Annals nat. hist. Vol. XV. p. 232), wie das schon früher vielfach beobachtet wurde und leicht zu bestätigen ist. Durch Wyv. Thomson wird uns die überraschende Kunde, dass der als Bathybius Haeckelii bezeichnete or- ganische Urschlamm durch die Zoologen des Challenger als ein aus schwefelsaurem Kalk bestehendes Fällungs- product erkannt sei, das sich durch Zusatz von starkem Spiritus aus dem Meereswasser abscheidet. Obwohl in Aussehen einer Protoplasmamasse ausserordentlich ähnlich 300 hat dasselbe natürlich weder Beweglichkeit, noch sonst vitale Eigenschaften. Nature 1875 Aug., Journ. mieroscop. se. 1875. Vol. XV. p. 390—39. Wallich benutzt diesen Nachweis zu einem vornehm- lich gegen Huxley und Thomson gerichteten polemi- sirenden Artikel „on the true nature of the so-callod Ba- thybius and its alleged function on the nutrition of the Protozoa* Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XVI. p. 322—339. Es hat übrigens fast den Anschein, als wenn die Stelle des Bathybius alsbald durch ein wo möglich noch einfacheres Wesen vertreten werden sollte, durch den Pro- tobathybius Robesonii Bessels, der während der Polaris- expedition entdeckt wurde. Derselbe besteht aus einem feinkörnigen Protoplasma, das eine Menge kleiner öliger Tropfen, aber keine Diseolithen und Cyatholithen in sich einschliesst. Während des Lebens wurden daran deutliche amöboide Bewegungen und eine Aufnahme fremder Körper beobachtet. Nature T. XI. p. 405, American Naturalist T. IX. p. 37, 87, 160, 218, 282 ff. und Jenaische natur- wiss. Ztschrft. Bd. IX. S. 227. Ein kern- und schalenloser, mit zahlreichen kleinen Vacuolen durehsetzter, sehr beweglicher und veränderlicher Rhizopode, bald von netzförmiger, bald auch von kug- liger Gestalt, mit Körnchenbewegung an den Pseudopodien, - wird von Leidy als Biomyza vagans beschrieben (Pro- ceed. Philadelphia Acad. 1875. Apr.). Das Geschöpf lebt in der Nähe ‘von Philadelphia im Süsswasser und dürfte mit Haeckel’s Protomyxa verwandt sein. Dass die von Cienkowski aufgestellte Gruppe der Labyrinthuleen dem Pflanzenreiche zugehört, wie man frü- her vermuthen konnte, ist durch die Beobachtungen, die Archer über einen jedenfalls nahe verwandten neuen Or- ganismus, Chlamydomyxa labyrinthuloides, angestellt hat, sehr zweifelhaft geworden (On Chlamydomyza laby- rinthuloides n. gen. et n. sp., a new fresh-water sarco- die organism, Journ. mierose. se. 1875. T. XV. p. 107— 130 Pl. VI und VI). Im ruhenden Zustande erscheint dieser Organismus als ein röthlich und gelblich grün ge- färbter kugliger Körper, der von einer geblätterten hellen Schale, die nach ihren mierochemischen Reactionen aus Cellulose besteht, umschlossen ist. Die specifische Färbung rührt von kleinen körperlichen Elementen her, die in Menge neben einander dem Protoplasmakörper eingelagert sind. Unter bestimmten Verhältnissen aber streckt nun dieser Körper an einer Stelle einen zapfenförmigen Fortsatz aus, der ausser den bisher erwähnten Pigmentkörperehen eine Anzahl contractiler Vacuolen in sich einschliesst und in ein zartes Fasernetz sich auflöst, an dem die gewöhnlich in beträchtlicher Ueberzahl vorhandenen Pigmentkörper in Spindelform langsam hingleiten. Die haarfeinen Fasern zeigen sich nur wenig veränderlich. (Ein anderer kleiner Rhizopode, den Verf. freilich nur wenige Male beobachtete, hat die Fähigkeit, die in seinem Protoplasma eingeschlosse- nen orangegelben Köruchen plötzlich, wie auf Commando, eine Strecke weit abzuschiessen und sie dann allmählich wieder einzuziehen.) Die Fortpflanzung geschieht dadurch, dass der Inhalt der Cellulosekapsel in eine Anzahl rund- licher Ballen zerfällt. Solche Ballen fand Verf. oftmals auch in den Blattzellen jverschiedener Wasserpflanzen (be- sonders von Sphagnum), theils nackt, theils von eimer einfachen dünnen Lamelle umkleidet. Da er dieselben auch nach aussen sich hervordrängen sah, so liegt die Vermuthung nahe, dass Chlamydomyxa in der Jugend pa- rasitisch lebe. Die Genuscharaktere sucht Verf. folgen- dermaassen festzustellen. Chlamydomyza n. gen. Body-substance enelosed in a mul- ‘ tilaminated cellulose envelope, whence, through an apparently lace- rated aperture the non-nucleated granule-bearing proteplasmie con- tents now and again emerge, irregularly giving off at the same time in an arborescent manner gradually tapering ramifications, and emit- ting numerous extremely slender hyaline ramifying threads („fila- mentary tracks“), occasionally coaleseing and forming a more or less complex „labyrinth“, along which proceed from the central mass (as from a reservoir) numerous little tbeirin pre-existent non nuele- ated globular, but plastie, bodies, which during progression assume a fusiform figure („spindles“). ; An dieser Stelle mag beiläufig auch der Angabe von Wood gedacht werden, nach der (Nature 1875. Oct.) auf - Manila eine Navicula-artige Diatomee lebt, deren Gelin- 302 überzug sich in eine Anzahl von 8—10 armartigen langen Fortsätzen auszieht. Thalamophora. Während Hertwig und Lesser in der oben angezogenen Abhandlung über Rhizopoden noch zweifelhaft sind, ob die sg. Monothalamien mit den ehitinschaligen kernführenden Gromien und den kalkscha- ligen anscheinend kernlosen Foraminiferen zusammenge- stellt werden dürfen, spricht sich der erstere dieser Au- toren später auf Grund erneuter Untersuchungen (Bemer- kungen zur Organisation und systematischen Stellung der Foraminiferen, Jenaische Ztschrft. für Naturwiss. Bd. X. S. 41—55. Taf. II) mit aller Bestimmtheit für die nahe Verwandtschaft aller dieser Formen aus. Jedenfalls ist durch die Untersuchungen desselben der letzte und ein- zige Unterschied zwischen den Süsswassermonothalamien und den Foraminiferen, der in dem anscheinenden Mangel eines Kernes bei den letztern und der Anwesenheit desselben bei den erstern bestand, hinfällig geworden. Auch die letztern sind — nach Beobachtungen an Miliola, Rotalia, Textilaria — mit Kernen versehen, Anfangs nur mit einem einzigen, später meist mit mehreren, aber die Anwesen- heit derselben ist wegen der ungünstigen Beobachtungs- verhältnisse in der Regel nur durch Hülfe geeigneter Re- agentien (bs. Chromsäure)nachzuweisen. Die Vermehrung der Kerne geschieht übrigens keineswegs in einer der Zunahme der Kammerzahl entsprechenden Weise, wie schon daraus hervorgeht, dass die Rotalien noch im dreikammrigen Zu- stande den ersten und einzigen Kern der Centralkammer besitzen, also noch einzellig sind. In der Regel enthält diese Centralkammer übrigens bei den grössern Thieren mehrere Kerne, während dagegen der Endkammer der- selben meist entbehrt. Nach diesen Beobachtungen kann es nicht länger zweifelhaft sein, dass die Süsswassermono- thalamien mit den Foraminiferen und zwar zunächst den einkammrigen Foraminiferen zu vereinigen sind, zumal namentlich auch die Gromien denselben rücksichtlich ihres Schalenbaues ausserordentlich nahe stehen. Der aus der Vereinigung dieser Formen resultirenden Classe möchte Verf. am liebsten den Namen „Thalamophora“ geben, da 303 die Bezeichnung Polythalamien und Foraminiferen nicht passend und auch Haeckel’s „Aecyttaria“ das Charakteri- stische der Gruppe nur wenig ausdrücken. Die Unterab- theilungen werden am besten nach der Structur der Schale unterschieden, da die Kammerung nach den hier mitge- theilten Beobachtungen ohne grössere morphologische Be- deutung ist und nur als Gliederung eines einheitlichen Organismus, nicht als Coloniebildung aufzufassen sein dürfte. Auch für die Fortpflanzungsverhältnisse haben die hier angezogenen Untersuchungen insofern einige Auf- schlüsse ergeben, als Verf. mehrfach Anhäufungen von je 30—40 kleinen dreikammrigen Rotalien beachteten, die das eine Mal noch von einer gemeinschaftlichen Pseudopodien führenden Protoplasmamasse umhüllt waren und offenbar, wie das auch die ältern Angaben von M. Schultze u. A. über „lebendig gebährende“ Foraminiferen beweisen, im Innern eines Mutterthieres ihren Ursprung genommen hatten. Wahrscheinlich, so haben wir hiernach anzunehmen, zer- fällt die protoplasmatische Masse des Mutterkörpers nach Anzahl der vorhandenen Kerne in Theilstücke, die dann noch innerhalb der mütterlichen Schale ihre eigene Um- hüllung bilden. Bei Miliola scheinen die (hier einkamm- rigen) Tochterindividuen einzeln die Schale zu verlassen, bei Rotalia aber, deren Junge gleich von Anfang an drei- kammrig sind, durch Zerfall der Schale frei zu werden und noch eine Zeitlang vereint zu leben, was jedenfalls nur den Zweck hat, die Nahrungsaufnahme zu erleichtern. Zum Schlusse lassen wir hier noch die von Hertwig zusammengestellte Charakteristik der Thalamophoren folgen. Thalamophora. Die Thalamophoren sind Organismen, deren Weichkörper aus indifferenter Sarkode besteht und zum Zwecke der Ortsbewegung und Nahrungsaufnahme wechselnde Fortsätze von ver- schiedenster Länge, Pseudopodien, aussendet. Zellkerne sind bei jun- gen Organismen in Einzahl vorhanden, können sich aber im Laufe des Wachsthums ausserordentlich vermehren. Flüssigkeitsansamm- lungen sind fast stets im Innern des Körpers vorhanden, entweder in Form von einfachen Vacuolen oder von contractilen Blasen. Alle Thalamophoren besitzen ein Skelet, welches entweder rein chitinös oder mit Kalk imprägnirt oder mit kleinen Kieselstückchen besetzt ist, Das Charakteristische desselben besteht in der monaxonen Grund- 20 2 $ x . a 7 3 3 304 form, d. h. die vom Skelet gebildete Schale lässt stets eine Haupt- achse erkennen, deren Enden einerseits durch die Schalenöffnung (in den wenigen Fällen, wo zwei Schalenöffnungen vorhanden sind — Amphistomata —, beiderseits durch die Schalenöffnungen) be- stimmt werden. Diese Hauptschalenachse ist in den einfachern Fällen gerade (Gromiden, Nodosarien u. s. w.); in den meisten Fällen krümmt sie sich spiralig (Miliola, Rotalia, Polystomella u. s. w.); häufig. erfolgt diese Krümmung sehr unregelmässig und giebt so Veranlassung zu einer scheinbar regellosen gehäuften Anordnung der Schalenabschnitte (Aceroulina u. a... Durch senkrecht zur Schalenachse erfolgende Einschnürungen kann die Schale in hinter einander gelagerte Abschnitte oder Kammern zerfallen, welche in sehr verschiedener Weise mit einander in Verbindung stehen (poly- thalame Formen). Structur der Schale zweifach. 1. Imperforata. In der Schalenwand finden sich ausser der stets ansehnlichen Schalenöffnung keine Communikationen zwischen dem Schaleninnern und der Aussenwelt. 2. Perforata. Zahlreiche feine Canäle durchbohren die Scha- lenwand; in Folge dessen ist die eigentliche Schalenöffnung meist klein und rudimentär. Monothalamia. Die Mittheilungen, welche Hertwig und Lesser in der schon mehrfach angezogenen Abhand- lung (8. 79—146 Taf. III) über Foraminiferen machen, beziehen sich ausschliesslich auf die im Süsswasser leben- den Monothalamien, die sie nach der Beschaffenheit der Pseudopodien in Lobosa und Rhizopoda (s. st.) eintheilen und durch Aufnahme der Archer’schen Diplophysen mit einer zweiten, den gewöhnlichen monostomen Formen gegen- überstehenden Gruppe (Amphistomata) bereichern. Die von unsern Verff. beobachteten Formen werden zusammengestellt und charakterisirt. A. Monostomata. Mit einer einzigen Schalenmündung. 1. Monostomata lobosa. Die Pseudopodien sind entweder cy- lindrisch und fingerförmig oder bilden breite Platten und Lamellen oder verjüngen sich conisch. Sie sind am Ende stets abgestumpft und erreichen nur selten eine beträchtlichere Länge. Nur sehr selten. fliessen die feinsten Körnchen der Körpersubstanz in die centralen Partien der fast durchweg homogenen Pseudopodien über. a. Schale ist ein reines Secretionsproduct. Arcella Ehrbg. Die Gestalt der Schale ist schild- oder schei- benförmig. Die Pseudopodienöffnung nimmt das Centrum der bei der Fortbewegung nach abwärts gekehrten Fläche ein. Ihrer fei- nern Structur nach besteht die Schale aus zwei Platten, einer äus- Was ie „Del hu DRE Ei 305 sern und einer innern, welche einander parallel gelagert sind und durch ein bienenwabenartiges, hexagonale Figuren bildendes Fach- werk vereinigt werden. Der Protoplasmakörper enthält zahlreiche (mehr als 5) Kerne und contractile Blasen. Arc. vulgaris Ehrbg.. Schale in der Jugend durchsichtig und crystallhell, im Alter bräun- lich, häufig auch schwarzbraun, in ihrer Gestalt vielfach wechselnd, bald flach, bald hoch gebaut, bald allseitig gleichmässig gewölbt, bald glockenförmig. Die Oberfläche ist glatt oder mit einer Anzahl von Facetten und Eindrücken bedeckt, welche in Kreisen um die Kuppel angeordnet sind und zahlreiche Kanten und Ecken erzeugen. Die untere Fläche ist in der Mitte, wo die Pseudopodienöffnung liegt, nabelartig eingezogen. Der den Innenraum nur unvollkommen füllende scheibenförmige Körper ruht auf der untern Schalenwand, steht aber mit der Rückenwandung durch spitze, namentlich bei jungen Formen reich entwickelte Fortsätze in Verbindung. Blasen und Kerne nehmen die peripherischen Partien des Protoplasma- körpers ein. Pseudochlamys patella Clap.-Lachm. Schale besitzt die Gestalt eines rundlichen Schildes, dessen Concavität durch eine dünne — von den frühern Beobachtern übersehene — Membran bis auf eine central gelegene Stelle (Pseudopodienöffnung) verschlossen wird. Farbe in den centralen diekern Partieen bräunlich gelb, in den peri- pherischen dünnern gelblich grau. In Folge der Contractionen des scheibenförmigen Thierkörpers kann die Concavität der Schale der Art erhöhet werden, dass die Ränder nach unten theilweise bis zur Berührung genähert werden. Ein nahezu im Centrum der Scheibe befindlicher Kern und zahlreiche in den peripherischen Partieen ge- legene Kerne, Pyxidieula opereulata Ehrbg. (= Arcella patens Clap.-L.). Schale scheibenförmig. Der obere aborale Theil wie ein Uhrglas ge- formt, die untere orale Fläche bis auf einen schmalen Saum von der Pseudopodienöffnung eingenommen. Oberfläche der Schale von unregelmässig vertheilten feinsten Höckerchen bedeckt, Protoplas- makörper scheibenförmig mit einem Kern und zahlreichen contra- ctilen Vacuolen. b. Schale mit Fremdkörpern incrustirt. Difflugia Lecl. Der aus Fremdkörpern aufgebauten, und ihre Form sehr wechselnden Schale liegt eine vom Organismus secernirte Membran zu Grunde. Im Schalenhintergrunde enthält der von Chlo- rophylikörnern durchsetzte Protoplasmakörper einen Kern. .D.acro- podia n. Statt der sonst gewöhnlichen fingerförmigen oder lappigen Pseudopodien breite in unregelmässige scharfzackige Lappen aus- laufende Protoplasmaplatten und spitze fast fadenförmige verästelte Fortsätze. 306 2. Monostomata rhizopoda. Mit spitzen und fadenförmigen Pseudopodien, die bald homogen, bald körnerreich, einfach oder verästelt, anastomosirend oder anastomosenlos sind. Der Protoplas- makörper enthält immer nur einen einzigen Kern und Flüssigkeits- räume, die mit wenigen Ausnahmen contractil sind. a. Schale ein reines Secretionsproduct. * Schale structurlos. Plagiophrys Cl.-L. Schale membranartig dünn, in geringem Grade biegsam, dem Körper unmittelbar aufliegend. Contractile Blasen fehlen, Pseudopodien spitz, verästelt, ohne Anastomosen. - Pl. saceiformis n. Körperform unregelmässig eylindrisch; im Kern kein Kernkörperchen nachweisbar; Protoplasma frei von Vacuolen; Pseu- dopodien körnerfrei. Pl. scutiformis n. Körper oval, schildförmig; Pseudopodienöffnung an einem Ende des Ovals angebracht. Im Uebrigen wie Pl. saceiformis. Leeythium (n. gen.) hyalinum n. Schale rundlich, vollkom- men cerystallhell, membranartig dünn, aber unbiegsam, bilateral symmetrisch, mit einem kurzen die Pseudopodienöffnung tragenden Hals. Protoplasmakörper die Schale vollkommen erfüllend, in einen vordern körnigen und hintern homogenen Abschnitt differenzirt. In ersterm die nicht contractilen zahlreichen Vacuolen, in letzterm der stets einfache Kern. Pseudopodien homogen, zahlreich verästelt, dann und wann anästomosirend. Trimena Duj. Mit einer festen, dem Körper überall dicht auf- liegenden structurlosen Schale, die eine länglich ovale, nach dem aboralen Pole sich bauchig erweiternde Form besitzt. Schalenmün- dung liegt seitlich, zur Schalenachse schräg geneigt, und ist mit einwärts gezogenen Rändern versehen. Der Protoplasmakörper be- sitzt einen vordern mehr granulirten und einen hintern mehr homo- genen Abschnitt. Im letztern findet sich der mit einem Kernkörper versehene Kern, an der Grenze des vordern und mittlern Dritttheiles die in einer Aequatorialebene gelegenen, stets in dreifacher Anzahl - vorhandenen Vacuolen. Die spitzen und fadenförmigen Pseudopo- dien sind körnerlos und bilden keine Anastomosen. Trinema acinus Duj. (= Difflugia Enchelys Ehrbg.) ** Schale mit einer feinen Sculptur. Euglypha Duj. Gestalt der Schale ovoid oder flaschenförmig, aus hexagonalen in regelmässigen Spiralen angeordneten Platten zusammengesetzt. Pseudopodienöffnung an einem Schalenrande an- gebracht. Protoplasmakörper in einen homogenen hintern und einen körnigen vordern Abschnitt differenzirt; im erstern der stets einfache Kern, contractile Vaeuolen in einer Aequatorialebene an der Grenze beider Abschnitte. Pseudopodien homogen, verästelt, nicht anasto- mosirend. Zugl. ampullacea n. Schale flaschenförmig, hexagonale 307 Platten in 24 Reihen angeordnet; Mündung von zwölf beiderseits zweifach eingekerbten Schlusszähnen umrahmt. Eupl. alveolata Duj. Schale ovoid, hexagonale Platten in 8 Reihen angeordnet; Mün- dung von 8 fein gezähnelten Schlusszähnen umrahmt. Eupl. glo- bosa Cart. Gestalt kuglig; hexagonale Stücke häufig von einander durch kleine leistenförmige Schalstücke getrennt; Schale trägt einen kleinen halsartigen auf zwei Seiten ausgerandeten Aufsatz. Cyphoderia margaritacea Schlumb. (= Lagynis baltica M. Sch... Gestalt der Schale länglich, retortenförmig; die retorten- halsartige Verlängerung durch die orale Pseudopodienmündung schief abgestutzt; Schalenzeichnung von grosser Feinheit, mit regu- lären, dicht an einander gelagerten Sechsecken. Weichkörper in zwei nahezu gleiche Theile, einen vordern und einen hintern, diffe- renzirt; in ersterm die zahlreichen contractilen Blasen, in letzterm der einfache Kern. Pseudopodien zahlreich, verästelt, homogen, anastomosenlos. b. Schale mit Fremdkörpern incrustirt. Podophrys sphaerica Cl.-L. Schale von unregelmässig ovaler, aber bei jedem Individuum constanter Gestalt, aus kleinen, durch einen organischen Kitt verbundenen Kieselstückchen bestehend, von bräunlicher Farbe. Protoplasmakörper kernführend. Pseudopodien sehr dünn, körnchenführend, verästelt, anastomosirend. B. Amphistomata. Schale an beiden Enden der Hauptachse mit einer Mündung versehen. Kern in Mitte des Körpers. 2 1. Schale ein reines Secretionsproduct des Organismus. Diplophrys Archeri Bark. Schale glatt, dem Körper unmittel- bar aufgelagert, rundlich oder ovoid, mit zwei Oeffnungen versehen, welche einander nicht direet gegenüber lagern. Protoplasmakörper mit mehreren contraetilen Vacuolen und einer grossen und mehreren kleinern fettglänzenden, strohgelb oder orange gefärbten Kugeln. Pseudopodien entspringen in zwei Büscheln von zwei den Schalen- öffnungen entsprechenden Pseudopodienstielen, sind selten verästelt, homogen und ohne Anastomosen. Die Thiere theilen sich — wahr- scheinlich nach Verlust der Schale — in vier kleinere Individuen und wiederholen diesen Process bisweilen so rasch, dass dadurch Gruppen von 50 und noch mehr Einzelwesen entstehen, die Archer irrthümlicher Weise als eine zweite Art seines Gen. Cystophrys (C. oculea) gedeutet hat. Die einzelnen Diplophrysindividuen werden dabei als Zellen beschrieben, die den gelben Zellen der Radiolarien homolog seien. 2. Schalen aus Fremdkörpern gebildet. Amphitrema Arch. Zwei Büschel langer dünner und durch- sichtiger verästelter Pseudopodien treten aus den mit reifenähnlichem Halse versehenen Oeffnungen. A. Wrightianum Arch. Der Chloro- 308 phylikörner enthaltende Körper füllt den Schalenraum für gewöhn- lich nicht aus. Die einander gegenüberstehenden Pseudopodien- büschel sind ungleich. Die elliptische in einer Richtung verschmä- lerte hyaline Schale ist mit Fremdkörpern bedeckt, welche sich nach den Oeffnungen zusammendrängen und den sehr kurzen Schalenhals häufig verdecken. Bemerkenswerth ist, dass unsere Verff. nirgends auf Verhältnisse stiessen, die der Annahme einer geschlecht- lichen Fortpflanzung bei unseren Thieren Vorschub leisten. Selbst die Existenz einer Conjugation ist ihnen zweifelhaft, obwohl sie bei Arcella nicht selten zwei Thiere in Ver- bindung antrafen. Sie sehen in dieser Erscheinung nur ein Theilungsphänomen, weil die Schalen der betreffenden In- dividuen durch Farbe und Beschaffenheit stets ein ver- schiedenes Alter documentirten. Die Körnchenzellen, welche Carter bei Euglypha alveolata mit der Bildung von Sper- matozoiden in Verbindung brachte, und aus einer fort- gesetzten Theilung des Nucleus ableitete, werden neben dem in gewöhnlicher Weise vorhandenen Kerne gefunden und zeigen Nichts, was auf eine besondere Function bei der Fortpflanzung hindeutet. Der Eneystirungspro- cess ist von diesen Gebilden ganz unabhängig, insofern aber ungewöhnlich, als die Cyste nicht direct in der Schale des Thieres liegt, sondern noch von einer wei- tern vollkommen geschlossenen zweiten Schale umhüllt ist. Die Ansicht von Schneider, der zufolge die Dif- flugien den Radiolarien zuzurechnen seien (J. B. 1871. S. 273), halten die Verf. für durchaus verwerflich, da weder der Kern derselben eine Centralkapsel sei, noch auch die Chlorophylikörner den „gelben‘‘ Zellen paralle- lisirt werden könnten. Auch sind die Kieselstückchen der Schale eben so wenig, wie die gar häufig zwischen den- selben aufgeklebten Diatomeenpanzer ein Erzeugniss der Difflugien. Die in dem Supplementheft zum Bande X des Archivs für mikroskopische Anatomie (s. 0.) von R. Hertwig ein- schend beschriebene Microgromiasocialis ist in eine durch- sichtige glatte und rundliche Schale eingeschlossen, aus deren Oeffnung sie eine Anzahl fein verästelter Pseudo- podien mit Körnchenströmung hervorstreckt, die einer ge- 309 meinschaftlichen Basis aufsitzen und vielfache Anastomo- sirung eingehen. Das helle Körperparenchym umschliesst hinten einen deutlichen Kern mit Kernkörperchen, wäh- rend weiter vorn neben zahlreichen ziemlich groben Körn- chen eine oder zwei langsam und träge sich zusammen- ziehende Vacuolen sich auffinden lassen. Dass dem Orga- nismus der Formenwerth einer einfachen Zelle zukommt, kann keinem Zweifel unterliegen. Diese Thiere sind aber nur selten isolirt zu beobachten; gewöhnlich findet man sie in lockern Gruppen beisammen oder zu einem Haufen zusammengeballt, in dem gelegentlich bis zu 100, meist zwischen 40—50, Einzelthiere gezählt werden. Daneben aber finden sich auch Colonieen von einigen wenigen In- dividuen bis herab auf 2 und 3. In allen Fällen aber sind die Glieder der Colonie durch ihre Pseudopodien netz- artig unter sich in Zusammenhang, so dass sie Proto- plasma und Nahrungsstoffe gegen einander austauschen. Die Individuen der geballten Haufen bilden sogar gemein- schaftliche Pseudopodienstämme, mit deren Zweigen sie ‚die aus zerfallender organischer Substanz bestehende Nahrung aufnehmen. Das hier charakterisirte Geschöpf ist übrigens nicht völlig neu in unserer Litteratur: es ist - von Archer früher als Gromia socialis und in seiner trau- benartige Vereinigung — unter gänzlicher Verkennung seines Baues — als ein radiolarienartiges Wesen mit „gel- ben Zellen“ im Innern (Cystophrys Haeckeliana, J. B. 1869. S. 302) beschrieben worden. Die Mittheilungen, welche unser Verf. über dieses interessante Wesen macht, be- schränken sich übrigens nicht bloss auf die Darstellung des Baues, sondern geben auch ein ziemlich geschlossenes Bild von der Entwieklungs- und Fortpflanzungsgeschichte desselben, in dem freilich nichts vorkommt, was auf eine geschlechtliche Differenzirung hinweisst, sondern bloss solche Processe Platz greifen, welche wir für die Zellen- vermehrung kennen. Es handelt sich dabei ausschliesslich um Vorgänge der Zellentheilung, in deren Gefolge bald Schwärmer mit 2 leicht vergänglichen Cilien, bald auch actinophrysartige d.h. eilienlose und mit Pseudopodien aus- gestattete Sprösslinge entstehen, welche zu neuen Microgro- 310 mien werden. Die Coloniebildung geschieht gleichfalls dureh Theilsprösslinge, nur dass diese beim Auswandern aus der Schale des Mutterthieres durch einen breiten Pro- toplasmastiel mit letzterm in Zusammenhang bleiben und dureh eine Längstheilung entstehen, während die Schwär- merbildung durch eine Quertheilung eingeleitet wird. In manchen Fällen theilt sich der Sprössling schon vor der Auswanderung von Neuem, so dass dann drei Individuen neben einander in derselben Schale vorkommen. Die Dia- snose unseres Thierchens wird vom Verf. folgendermaassen festgestellt. f Microgromia n. gen. Schale vom Körper vollkommen ge- trennt, farblos, glatt, aus einem starken Säuren widerstehenden un- biegsamen Stoffe gebildet; bilateral symmetrisch mit kleinem hals- artigen, die Pseudopodien tragenden Aufsatze. Der Körper zerfällt in einen Pseudopodienstiel und eigentlichen Leib, füllt die Schale nie vollkommen aus, ist bilateral symmetrisch. Contractile Blase an der Basis des Pseudopodienstiels, Kern einfach mit einfachem Nucleolus, Pseudopodien spitz verästelt, häufig anastomosirend, mit Körnchenströmung. M. socialis Arch. Viele Individuen hängen mit ihren verschmolzenen Pseudopodien zusammen und bilden eine Co- lonie, welche entweder flächenhaft ausgebreitet oder gehäuft ist. Während Hertwig und Lesser bei verschiedenen Gelegenheiten ausdrücklich erklären, im Laufe ihrer Un- tersuchungen nirgends auf Verhältnisse gestossen zu sein, ‚die sie zur Annahme einer geschlechtlichen Fortpflanzung bei den Rhizopoden veranlassen könnten, veröffentlicht Gabriel Beobachtungen über den „Entwieklungseyelus von Troglodytes zoster“ (Leipzig 1875, 38 Seiten mit 1 Tafel, Breslauer Habilitationsschrift, aus den Morpholo- gischen Jahrbüchern, Bd. I besonders abgedruckt), die, falls sie sich bestätigen sollten, diesen Ausspruch erheb- lich modificiren würden. Die monostome Monothalamien- form, deren Bau und Lebensgeschichte Verf. hier schildert, lebt in feuchter, mit thierischen Exerementen geschwän-- gerter Erde und erscheint als ein ovoider Körper mit strueturloser häutiger, etwas abstehender Schale und einer protoplasmatischen Leibesmasse, die in der Meridionalzone gürtelförmig von gröbern, dunkel gefärbten Körnern durch- setzt ist. Die dahinter gelegene Körperhälfte enthält einen 4 6) Br; Di “ 311 deutlichen Kern mit Kernkörper und da, wo sie an die Kör- nerzone anstösst, zwei symmetrisch gelegene, aber nur lang- sam sich zusammenziehende Vacuolen. Zwei andere kleinere Vacuolen gehören der vordern Körperhälfte an. Die Pseu- dopodien erscheinen in verschiedenen Formen, bald als eylindrische oder kuglig gewölbte Hervorragungen mit feinen Ausläufern, bald als strahlige, nicht mit einander verschmelzende, körnerlose Fäden. Verf. hält sein Thhier für neu, indessen ist es vermuthlich dieselbe Art, welche Schneider einst (1854) unter dem Ehrenberg’schen Na- men Difflugia Enchelys beschrieben hat, und als Chlamydo- phrys stercorea n. neuerdings — ziemlich gleichzeitig mit Verf. — von Cienkowsky näher studirt ist. Freilich weichen die Angaben, welche Letzterer über die Fortpflan- zung seiner Form macht, vielfach von dem ab, was Verf. über diesen Gegenstand berichtet. Nach unserm Verf. ge- hen unsere Thiere zur Einleitung des Zeugungsactes paar- weise eine Copulation ein, bei der die Pseudopodien beider Thiere zwischen den Schalen zu einer mit strahligen Fä- den besetzten eylindrischen Masse verschmelzen. (Schnei- der und Cienkowsky deuten diesen Vorgang als Kno- spung.) Nach etwa halbstündiger Ruhe lösen sich die co- pulirten Individuen, um dann eine Reihe weiterer Verände- rungen zu durchlaufen. Die Körnehen der Gürtelzone, die schon früher gelegentlich ihren Platz verändert hatten, fallen auseinander und verbreiten sich durch den Gesammt- leib, in dem sie nach kurzer Zeit zur Auflösung kommen- Die auf diese Weise veränderte Körpermasse bildet dann, zunächst am Rande, eine stets wachsende Menge kleiner Kör- perchen, die in beständiger Bewegung, bald regelmässig um den Mittelpunkt, bald wirr durch einander hinschiessen, bis sie nach einigen Stunden wieder verschwinden. Verf. ver- gleicht dieselben den Spermatozoiden, nennt sie aber, da von einer eigentlichen geschlechtlichen Fortpflanzung nicht gesprochen werden könne, Befruchtungskörper, weil sie durch ihre Beimischung die Leibesmasse der Art verän- dern, dass nun die eigentliche Keimbildung von Statten gehen kann. Nach der Auflösung dieser Befruchtungs- körper bildet das Protoplasma eine regungslose Masse. 312 Das individuelle Leben ist zum Abschluss gekommen. Aber im Innern beginnt jetzt die Anlage der eigentlichen Keime, indem die Grundsubstanz in Folge nicht näher zu ermit- telnder Vorgänge kleine Körnehen ausscheidet und eine chagrinartige Beschaffenheit annimmt. Die Schale zer- bröckelt, die Chagrinkugel wird frei, plattet sich ab und zerfällt durch eine Art Furchung in eine wechselnde Menge grösserer und kleinerer Haufen, in denen die Keimkörner dann allmählich auf Kosten der Grundsubstanz wachsen. Mit der Massenzunahme geht auch eine Differenzirung der bis dahin ganz gleichartigen Substanz vor sich: es ent- wickelt sich in ihnen eine feinkörnige Innenmasse und in dem einen Pole eine Anfangs freilich kaum contraectile winzige Vacuole. Die Keimkörner nehmen, wie Verf. sagt, eine Monostigmaform an, sie werden zu lebendigen Wesen, die sich langsam, wie äquilibrirend, bewegen, auch an ein- ander sich hinschieben una schliesslich paarweise mit den hintern, der Vacuole entbehrenden Enden zu einem sg. Diplo- stigma verschmelzen. Die Verschmelzung geht immer weiter, der Doppelkörper wächst, er bildet in der Mitte durch Körncehenverschmelzung einen Kern, und umgiebt sich schliesslich mit einer dünnen Schale, aus deren Oeff- nung dann alsbald auch Pseudopodien hervortreten. Von da an bedarf es nur einiger weniger Veränderungen, vor- nehmlich der Bildung der zwei grossen Vaeuolen, um die frühere Troglodytesform zur vollen Entwicklung zu bringen. Ob und in wie weit diese Angaben ihre Bestätigung fin- den werden, stehet dahin, doch wollen wir die Bemerkung nicht unterlassen, dass Verf. bei verwandten Arten mehr- fach einzelne der hier geschilderten Erscheinungen (Auf- treten von Befruchtungskörpern, Chagrinbildung u. s. w.) gleichfalls zur Beobachtung gebracht haben will. Die Untersuchungen, welehe Fr. E. Schulze in sei- nen „Rhizopodenstudien* über Thalamophoren niedergelegt hat, schliessen sich vielfach ergänzend und bestätigend an die Angaben von Hertwig-Lesser an. So beschreibt derselbe in dem vierten Abschnitte der genannten Abhand- lung zunächst eine Anzahl monothalamer Rhizopoden mit breit abgerundeten lappen- oder fingerförmigen Pseudo- a dass u nord 313 podien (a. a. O. S. 330—337 Taf. XVII): die Difflugia symmetrica Wall., welche nach der viereckigen annähernd quadratischen Gestalt der zum Aufbau des Gehäuses ver- wendeten Platten zum Repräsentanten eines besondern Gen. Quadrula Sch. erhoben wird, Pseudochlamys patella Cl.-L., die inzwischen auch von Hertwig und Lesser beobachtet worden ist, und eine dem Stein’schen Gen. Hyalosphenia zugehörende neue Art, A. lata, deren dün- nes Gehäuse die Gestalt einer ziemlich stark seitlich com- primirten und am dünnern Ende quer abgestutzten Birne hat. Auch der dritte Theil der hier angezogenen Unter- suchungen ist den Thalamophoren gewidmet (ebendas. S. 94—116), und zwar meist wiederum — nur ein Paar Milioliden machen hier eine Ausnahme — den monotha- lamen Formen, z. Th. denselben, die auch von Hertwig- Lesser beobachtet sind. Bei den Euglyphen (E. alveo- lata Duj.,, E. compressa Cart., E. globosa Cart.) ist es hauptsächlich der Panzer und dessen Plattenbau, der die Aufmerksamkeit des Verf.’s in Anspruch nimmt. Trinema Duj. (T. acinus Duj.) unterscheidet sich von ihnen vor- nehmlieh durch die Formation und die Seitenlage der kreis- runden Panzeröffnung. Cyphoderia margaritacea Schlumb. wurde vom Verf. an sehr verschiedenen Orten aus dem süssen und salzigen Wasser beobachtet, wobei sich denn herausstellte, dass die bis jetzt mehrfach als verschieden beschriebenen Formen dieses Genus (mit Einschluss von Lagynis M.-Sch.) auf eine und dieselbe, höchstens nach der Localität ein wenig in dieser oder jener Richtung va- riirende Art sich beziehen. Die Gitternetzbildung des Gehäuses ist auch hier auf eine Zusammensetzung aus Platten zurückzuführen. Als zweite neue Art wird dann ©. truncata aus dem Ostseewasser beschrieben. Daneben wurde noch eine andere neue Form aus dem Ostseewasser beobachtet, die mit den Cyphoderien die Eigenthümlichkeit gemein hat, dass der Weichkörper die, wenn auch nicht absolut starre, so doch ziemlich feste, elastische Schale nicht völlig! ausfüllt, mit den Gromien aber die völlige ‚Strueturlosigkeit, so wie eine gewisse Biegsamkeit der glas- hellen Schale theilt. Das Thierchen, welches die Gestalt 314 eines an dem einen Ende stark zugespitzten, am andern breit gewölbten und etwas seitlich zusammengedrückten Eies hat, erhielt den Genusnamen Platoum (Pl. parvum). Von Gromien beobachtete Verf. ausser Gr. oviformis Duj. noch Gr. granulata n. und Gr. socialis Cart., der Verf. auch Schneider’s Difflugia enchelys und Fresenius’ Arcella hyalina zurechnet. Dass die nicht selten zur Be- obachtung kommende durch Verschmelzung der Pseudo- podien vermittelte Vereinigung zweier und mehr Individuen ein zur Vermehrung in Beziehung stehender Copulationsact sei, wird vom Verf. in Zweifel gezogen. Wohl aber ist es demselben nach einigen Beobachtungen nicht unwahr- scheinlich, dass eine einfache Zweitheilung der Gr. socialis vorkommt. Die dem Gen. Pleurophrys Cl-L. von Archer zugerechnete Pl. amphitrematoides und Pl. fulva sind in der That als genuine Arten anzuerkennen. Ausser ihnen beschreibt Verf. als neu noch Pl. compressa und Pl. lage- noides, die letztere vom Ostseestrande. Plagiophrys eylin- driea Cl.-L. lässt in der That an seinem halbweichen ova- len Körper Nichts von einer Schale erkennen. Die von Diplophrys Archeri Bark. nieht selten zu beobachtenden Colonien werden wegen der geringen Grösse der Einzel- wesen als Jugendzustände in Anspruch genommen. Ausser- dem vindieirt Verf. dem betreffenden Thierchen die Fähig- keit, sich mit Fremdkörpern zu bekleiden und daraus ein förmliches Gehäuse aufzubauen, doch erkennt derselbe nachträglich in dem bezüglichen Gebilde die von Greeff inzwischen als Elaeorhanis eineta beschriebene Heliozoenform. Cienkowsky’s Untersuchungen über Monothalamien (a. a. O. S. 32 fi.) betreffen Gromia paludosa n., Miero- gromia socialis Hertw., Leeythium hyalinum Hert.-L., Ohla- mydophrys (n. gen,) stercorea n., Diplophrys stercorea n. und Microcometes (n. gen.) paludosa n. Bei der erst- genannten Art, bei der übrigens ein Zellenkern niemals zur Ansehauung gebracht werden konnte, theilt sich der Körper mitsammt der Hülle dureh eine quere Einschnürung, nachdem sich am aboralen Pole vorher ein zweiter Pseu- dopodienstiel entwickelt hat. Hertwig’s Entdeckung von Zoosporen bei Mierogromia konnte in allen wesentlichen RT” ke re re 315 Punkten bestätigt werden. Bei Leeythium fand Verf. die Schale übrigens nicht starr, sondern in hohem Grade bieg- sam. Auch kommt es nur selten vereinzelt vor. Häufiger bildet es traubenartige Verbände mit einer gemeinschaft- lichen Pseudopodienplatte. Dieselben entstehen, wie leicht zu verfolgen, durch eine rasche, mehrfach wiederholte Längstheilung, an der auch die Schale theilnimmt. Aehn- liche Verbände finden sich bei Chlamydophrys, einer Eu- glypha mit sculpturloser Schale, die vom Verf. mit Ditflu- gia enchelys zusammengestellt wird und mit Troglodytes zoster Gabr. entweder identisch oder sehr nahe verwandt ist. Nach unserm Verf. aber sind es keine Theilungen, die den Colonieen ihren Ursprung geben, sondern Kno- spungen, die von dem Pseudopodienstiele ausgehen. Auf den ersten Blick können die Verbände leicht für Ver- schmelzungszustände gehalten werden. Beim Austrocknen des Wohnortes verfällt Chlamydophrys in einen Ruhezu- stand, indem der Protoplasmaleib aus der Schale her- vorkriecht, sich ausserhalb derselben zusammenballt und dann eine dicke Schale bildet. Betrifft dieser Vorgang eine Colonie, dann liefert die Pseudopodienplatte mit den anhängenden Leibern nur eine einzige grosse Cyste. Ob Diplophrys stercorea wirklich dem Gen. Diplophrys bei- gesellt werden kann, ist fraglich, zumal es bei der Kleinheit des Objectes nicht ein Mal möglich war, die Anwesenheit einer Schale ausser Zweifel zu setzen. Im Innern erkennt man freilich ein gelbes Pigmentkügelchen, einen Nucleus und eine bis zwei contractile Vacuolen. Die Körperchen ver- mehren sich durch Theilung, liegen meist auch in Menge beisammen und tragen an ihren Enden eine oder zwei lange Pseudopodien, deren Action nicht selten in einer energischen Massenbewegung sich kundthut, bei der die Einzelwesen scheinbar an den von verklebenden Pseudo- podien gebildeten Schnüren hinkriechen. Microcometes ist mit einer hautartigen Kapsel umschlossen, deren an einigen Stellen durchbohrte Wand den überaus langen, wenig ver- zweigten und körnerlosen Pseudopodien Durchtritt gestattet. ' Man sieht die Nahrungsstoffe auf der protoplasmatischen Fadenbahn bis an die Schalenöffnung und weiter in’s In- nere des Körpers heruntergleiten. Der Kern liegt excen- trisch, während ein bis zwei contractile Vacuolen eine mehr peripherische Lage haben. Beim Uebergang in den Ruhezustand nimmt der Körper, ohne aus der Schale zu treten, Kugelgestalt an, um dann nach Ausstossung der Nahrungsreste mit einer derben Kapsel sich zu umgeben. Bütsechli macht Bemerkungen „zur Kenntniss der Fortpflanzung bei Arcella vulgaris“ (Archiv für mikroskop. Anatomie Bd. X. S. 459—467 Taf. XXV) und sucht dabei wahrscheinlich zu machen, dass die Arcellen sich nicht bloss theilen, sondern auch conjugiren, und dass dieser Conjugationsprocess mit der Fortpflanzung einen Zusam- menhang hat. In den conjugirten Exemplaren wurde einige Stunden oder Tage nach der Copulation eine Anzahl klei- ner amöbenartiger Wesen beobachtet, die neben dem oft zusammengezogenen Protoplasmakörper der Mutter unter der Schale gelegen waren — wahrscheinlich sich also von dem mütterlichen Körper abgeschnürt hatten — und schliess- lich nach Aussen aus der Schalenöffnung hervortraten. Die Amöben waren mit Kern und pulsirender Blase ausgestattet. Die Gasblasen, die man so häufig im Innern der Schale antrifft, bestehen, ihrem Verhalten gegen Kali nach zu ur- theilen, aus Kohlensäure. In Betreff der Schale bemerkt Verf., dass dieselbe aus zwei Lagen sich aufbaue, von denen bloss die äussere die bekannte Felderung zeige. Leidy beobachtet, dass die Difflugien trotz ihrer Schale zahlreichen Thieren zur Nahrung dienen. So besonders kleinen Oligochäten (Nais, Pristina, Chaetogaster, Aeolo- soma) und den Stentoren. Von den Amöben werden sie verschmähet, obwohl Arcellen von denselben gefressen werden. Proceed. Acad. nat. hist. Philad. 1874. T. II. p. 75. Ehrenberg veröffentlicht in seiner „Uebersicht der seit 1847 fortgesetzten Untersuchungen über das in der Atmosphäre unsichtbar getragene organische Leben“ (a. a. 0. S. 233 ff.) „systematische und geographische Studien über die Arcellinen“, mit 2 Tafeln, auf denen die Schalen zahlreicher Arten, besonders der hier neu benannten, dar- gestellt sind. Die Gruppe der Arcellinen wird dabei übri- gens in so weitem Sinne gefasst, dass ihr nahezu sämmt- 317 liche monostome Monothalamien zugehören. Wir müssen es uns versagen, die vom Verf. aufgezählten und kurz (mit lateinischer Diagnose) charakterisirten 148 Arten namhaft zu machen, reproduciren aber in Nachstehendem das dabei zu Grunde gelegte System, dem eine eingehende historische Uebersicht vorausgeschickt ist. 1. Arcella. Lorica apertura laterali aut medio-infera, pseu- dopodio simpliei aut multiplici, plano aut filiformi. Homoeochlamysn. Loricainermis, suborbicularis aut oblonga, laevis aut subtiliter sine ordine punctata, aut nebuloso -maculata, interdum costata: 6Arten mit rundlicher und 10 mit länglicher Schale. Sticholepis n. Lorica inermis, orbicularis aut oblonga, areo- larum aut assularum seriebus ornata. 3 Species mit rundlicher, 5 mit länglicher Schale. Centropyxis St. Lorica varia, aculeala aut setosa. 3 Arten. Heterocosmian. Lorica inermis, superficie areolis sine ordine caelata, suborbicularis aut oblonga. 8 Arten, zur Hälfte mit rund- licher, zur andern Hälfte mit länglicher Schale. Cyphidiumn. Lorica inermis non areolata, tuberculis obsita, pseudopodio simpliei dilatato nec filiformi. 1 Sp. 2. Difflugia. Lorica varia, urceolaris aut lageniformis, inter- dum curvata et uncinata, nonnumquam limo incrustata, apertura frontali, pseudopodio simplici aut multipliei attenuato, filiformi aut ramoso. Exassulan. Lorica inermis ohlonga, ovata aut subglobsosa, varia, superficie laevi simplici aut irregulariter punctata, apertura dentata aut edentuta. 14 ungezähnelte Species (Lagynis), 10 gezäh- nelte (Crossopy«is n.). Assulina n. Lorica inermis oblonga, ovata aut subglobosa, varia, apertura laevi aut dentata, superficie areolarum aut assularum seriebus ornata. 17 ungezähnelte Arten (Hologlypha n.), 18 gezäh- nelte (Euglypha). Setelligeran. Lorica setosa aut aculeata, oblonga, ovata aut subglobosa, superficie varia. Species notae (5) omnes dentatae. Reticella n. Lorica inermis oblonga, ovata aut subglobosa, superficie sine ordine assulis, areolis aut cellulis reticulata, 6 un- gezähnelte Arten (Allodietya n.), 7 gezähnelte (Odontodietya n.). Corticella n. Lorica inermis oblonga, ovata aut subglobosa, simplex aut spiralis, erusta aliena mutabili obducta. 7 ungezähnelte Arten (Lequereusia), 1 gezähnelte. Lirella n. Loriea inermis oblonga, superfieie liris longitudi- nalibus ornata. 2 ungezähnelte Arten (Cadium Bail.), 2 gezähnelte (Eucadium n.). Weiter zählt Ehrenberg aus den bei Gelegenheit RE 318 der zweiten deutschen Nordpolexpedition an der Grön- ländischen Ostküste gesammelten Erdproben noch elf neue Süsswassermonothalamien ‘(im Ganzen deren 20) auf: Ar- cella borealis, A. laticeps, A. textilis, Difflugia arctica, D. apiculata, D. cellulifera D. decora, D. groenlandica, D. mi- crostoma, D. Shannoniana, D, subacuta. Die zweite deutsche Nordpolfahrt, Th. IL. S. 460 Tab. III. Difflugia vas, D. olla, D. (Catharia) papilio, D. ele- gans, D. (Nebela) ansata, D. equicalceus, D. spagni, D. nu- mata, D.barbata, D. flabellulum, sämmtlich von New-Jersey und neu vgl. Leidy, Proceed. Acad. Philad. 1874 p. 155 und 413. Das Subgen. Catharia hat eine structurlose, membranöse Schale ohne anhängende fremde Körper (einer nachträgliehen Be- merkung zufolge = Hyalosphenia St.), während Nebela Difflugien mit gefelderter Schale enthält. Ebendas. handelt (p. 226) Leidy auch über die Eu- glyphen von New-Jersy, die zum Theil mit Formen iden- tisch sind, welche Schulze beschrieben hat. Eine Art wird (mit einigem Zweifel) zu Corycia Duj. oder Pam- phagus Baily gebracht und mit Plagiophrys seutiformis oder Pl. eylindrica zusammengestellt. In feuchter Erde findet Leidy auch eine neue Gro- mienart: Gr. terricola, 1. e. p. 88. Rymer Jones und F. W. Owen handeln (Transact. Linn. Soc. Vol. XXX p. 45—69, Pl. XIX) „on some recent forms ofLagenafrom the deep-sea soundings in the Java Seas“. Die schon im letzten Berichte (S. 275) angezogene Abhandlung „or some freshwater Rhizopoda new or little known by Archer“, die vornehmlich das Gen. Amphizonella betrifft, ist inzwischen auch in die Proceed. roy. Irish Aca- demy Vol. I. Ser. 2, p. 50—67 Pl. XU und XIII überge- gangen. Weitere Bemerkungen desselben Verf.s über Am- phizonella-artige Rhizopoden aus der Umgegend von Dublin s. Journ. microse. sc. 1873. T. XIU. p. 102. Auch Bütschli macht (Archiv für mikroskop. Ana- tomie Bd. IX. S. 676 und 677) einige Angaben über Am- phizonella violacea und erklärt dabei die sg. gelben Körper — auch von Amoeba terricola — für Speisereste. Die ae 319 amöboide Bewegung soll sich dem Begriff der Contraction nicht subsummiren lassen. Polythalamia. Im Gegensatze zu der bisher herr- schenden Ansicht, dass die den Meeresschlamm liefernden Globigerinen auch in der Tiefe lebten, spricht Wyville Thomson neuerlich (prelim. notes on the nature of the sea-bottom procured by the soundings of Challenger, Pro- ceed. roy. Soc. 1873 Vol. XXIII p. 32—49, oder Journ. microse. sc. 1875. Vol. XV. p. 64—71) die Behauptung aus, dass diese Thiere erst nach ihrem Tode zu Boden sänken und dann zerfielen, während des Lebens und der Fortpflan- zungszeit aber nur in mässiger Tiefe gefunden würden und ein pelagisches Leben führten. Die verschiedenen Arten sind schwer zu unterscheiden, obwohl besonders in der Grösse dieser über das gesammte Weltmeer massenhaft verbreite- ten Foraminiferen mancherlei Unterschiede vorkommen. Die Orbulinen werden dabei als abgetrennte der Fort- pflanzung dienende Globigerinenkammern in Anspruch ge- nommen und gleich letztern durch zahlreiche nach lebenden Exemplaren gelieferte Abbildungen (Pl. I-IV) illustrirt, während die Coceosphären und Rhabdolithen dagegen für Algen — vielleicht bloss deren Sporangien — erklärt werden. Einer der wichtigsten Gründe, welche Wyv. Thom- son für seine Ansicht anführt, besteht darin, dass die mit dem Senkblei aus grosser Tiefe heraufgezogenen Globi- gerinen niemals Pseudopodien zeigten, während diese bei den pelagisch gefischten Exemplaren ausnehmend schön zu sehen waren. Das l’rotoplasma solcher lebenden Glo- bigerinen umgiebt die gesammte Schale und überziebt auch die Spitzen derselben in einer dünnen Lage. Uebrigens - geht der Globigerinenschlamm weniger in die Tiefe, als der Radiolarienschlamm, wie Verf. vermuthet, desshalb, weil die Radiolarien viel gleichmässiger durch die Schichten des Wassers vertheilt sind, als die mehr in der Höhe le- benden Globigerinen. Nature, 1375 Aug., Journ. microscop. sc. 1875. Vol. XV. p. 390—393. Im Gegensatze zu den Ansichten Thomson’s zieht übrigens Carpenter (Proceed. roy. Soc. 1875 Febr., Ann. 21 320 nat. hist. Vol. XV. p. 286-297) und ebenso King (Ann. nat. hist. Vol. XV. p. 198—204) die ausschliesslich pela- gische Lebensweise der Orbulinen in Zweifel. Beide führen zahlreiche Thatsachen an, welche ihrer Meinung nach mit Bestimmtheit dafür sprechen, dass dieselben auch in grösse- ster Tiefe leben und sich fortpflanzen. Auch Ehrenberg spricht sich mit Bestimmtheit da- hin aus, dass die in den Grundproben so massenhaft vertrete- nen Polythalamienschalen von einer den Meerestiefen eigen- thümlichen Fauna herrühren und nur zum kleinsten Theile aus den obern Meeresschichten „wie Schneeflocken“ nieder- sinken. Mikrogeologische Studien über das kleinste Leben der Meerestiefgründe u. s. w. A. a. 0. Ueber den Antheil, welchen die Globigerinen an der Bildung des Meeresgrundes haben, vergl. weiter Thom- son, the depths ete. p. 414—416. Wallich’s deep-sea researches on the biology of Globigerina London 1875 ist Ref. nicht zugekommen. Parker und Jones liefern in den Ann. and Mag. nat. hist. eine Fortsetzung ihrer Studien „on the nomencela- ture of the Foraminifera“ und behandeln darin zunächst die von Ehrenberg sowohl in den Abhandlungen der Berliner Akademie (ll. div.), wie in der Mierogeologie be- schriebenen und abgebildeten Arten, die sie sämmtlich zu deuten den Versuch machen. L. ce. Vol. IX. p. 211—230 p: 280—303, Vol. X. p. 184—200, p. 253—271, p. 453—437. Unter den von Norman an dem transatlantischen Telegraphenkabel aufgefundenen 35 Foraminiferen (Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XV. p. 174—176) finden sich meh- rere bisher nur fossil aus dem Wiener Becken und anders- woher bekannte Arten. Auch Miller und Broeek identifieiren in ihrer Ab- handlung über die lebenden und fossilen Foraminiferen Belgiens (Ann. soc. malacozool. Belg. 1873, 34 Seiten mit Abbild.) vielfach beiderlei Formen. van den Broeck liefert weiter „liste des Foramini- feres du Golf de Gaseogne“; Bordeaux 1875 (7 Seiten). Ebenso veröffentlicht Robertson „notes on the recent ee Dt r 321 Foraminifera of the Firth of Clyde“, Transact. geol. Soc. Glasgow T. V. p. 112. Ueber die Foraminiferen- (und Polyeystinen -) Fauna vom Golf St. Lorenz handelt Whiteaves, Ann. nat. hist. Vol. X. p. 343. Leidy berichtet (Proceed. Philadelphia Acad. 1875. March) über die von ihm an der Küste Conneeticuts beob- achteten Foraminiferen. Ausser einer Quinqueloculina (Q. meridionalis d’Orb.?) und einer Rotalia (mit R. varians Sch. verwandt) war es besonders eine Anzahl von Sandfora- miniferen, welche die Aufmerksamkeit des Verf.’s erregten. Eine derselben war (mit 18 Zellen) spiralig gewunden, wie eine Rotalia, eine andere (mit 13 Zellen) glich in Form und Anordnung der Zellen der Textilaria agglutinans d’Orb., eine dritte bestand aus einer geraden oder schwach ge- bogenen Zellenreihe. Zu diesen Formen kommt dann weiter noch die fast gigantische einzellige Astrorhiza, die weiter unten noch besonders erwähnt werden wird. Winther veröffentlicht in der Naturk. Tidsskft. (Bd. IX. p. 100—132) „fortegrelse over de i Danmark levende Foraminiferen“ und zählt darin 42 Arten auf. Ehrenberg findet in den von der Germania gesam- melten Grundproben neben zahlreichen Spongolithen 37 Polythalamien (und 6 Polyeystinen), von denen zahlreiche Formen neu sind und durch Abbildungen illustrirt werden. Zu den letztern gehören: Aristerospira adspersa, A. bo- realis, A. corticosa, A. cucullaris, Calcarina paradoxa, De- xiopora borealis, Nodosaria balaenarum, Nomionina Koldeweyi (= Dexiospira borealis Ehrbg.), Planulina profunda, KRo- talia groenlandica, R. Hegemanni, R. microtis, Strophoconus arcticus, Str. hyperboreus. Zweite deutsche Nordseefahrt Th. H. S. 457. Ebenso giebt derselbe in seinen „microgeologischen Studien, als Zusammenfassung seiner Beobachtungen. des ‚ kleinsten Lebens der Meeres-Tiefgründe aller Zonen und dessen geologische Einfluss“ (Monatsber. der Berliner Akad. 1872) auf S. 276—321 eine kurze Charakteristik von 90 neuen Polythalamien, 113 neuen Polyeystinen und einigen neuen (den Polygastern zugezählten) Monothalamien, 323 a: von denen mehrere als Typen neuer Geschlechter betrach- tet werden. Die Aufzählung der Arten unterlassen wir; dafür aber folgt hier die Charakteristik der vom Verf. neu aufgestellten Genera. Aspidodexia n. Habitus Aristeroporae, spira sinistro imper- forato latere aperta, in dextro perforato latere obtecta. Bolbodium n. Globosum, Globulinae affıne, ostium amplum, rotundum laterale nee terminale, cellulae involventes. £ Hemisterea n. Habitus Rotaliae, latere dextro .‚poroso, sini- stro integro. Hemistictan. Aequalis Rotaliae, latere sinistro poroso, dextro integro. Otostomum n. Polymorphinae characteres in statu juvenili; superiores cellulae singulas inferiores ita involventes, ut seriem simplicem forment; apertura sub apice cellularum, renis aut auris habitu, laterali, emarginata, ampla. Polydezia n. Globigerinae characteribus instructae formae, quae spiram in sinistro et aperturam amplam in dextro latere gerunt. In den Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XI. p. 226 wird (von einem ungenannten Ref.) hierzu bemerkt, dass Aspidodexia vermuth- lich eine Rotaline sei, und auch Hemisterea und Hemistieta davon nicht abgetrennt werden könnten. Bolbodium ist möglicher Weise eine Pul- lenia und ÖOtostomum wahrscheinlich eine dimorphe Virgulina. Pe- lydexia dürfte schwerlich von Globigerina sich abtrennen lassen. Durch Thomson’s Depths of the sea (p. 91, Fig. 10) werden wir mit einer neuen Art des sonst nur den wär- meren Meeren angehörenden Gen. Orbitolites bekannt gemacht, die dem nördlichen atlantischen Ocean zugehört. Sie wird als Orb. tenwissimus Carp. bezeichnet, mit einem Namen, der daran anknüpft, dass die Schale, trotzdem sie die Grösse eines Sixpence erreicht, papierdünn ist. Die Kammern liegen sämmtlich in derselben Ebene und be- ginnen mit einer Röhre, die mehrere Touren macht und dem Gehäuse einer Cornuspira gleicht. Spiroloculina hyalina n. aus der Ostsee Fr. E. Schulze, Rhizopodenstudien III. a. a 0. S. 137. Ebendas. auch Beobachtungen über Quinqueloculina fuseca Brady, deren Gehäuse übrigens nicht bloss aus Sandkörnern, sondern einer chitinartigen organischen Grundlage besteht, der solche Objeete in verschiedener Zahl eingefügt sind. Derselbe Verf. liefert in dem II. Jahresber. der Com- 323 sion zur Untersuchung der deutschen Meere, Berlin 1874 S. 99—114, eine Uebersicht der im Jahre 1872 von der Pommerana in der Nordsee gesammelten Foraminiferen. Es sind im Ganzen 66 verschiedene Formen, die in topo- logischer und systematischer Zusammenstellung dabei auf- geführt werden, In einzelnen Buchten der Norwegenschen Westküste sind dieselben so massenhaft, dass man den Grund geradezu als Foraminiferen-Sand oder Schlick be- zeichnen könnte, während anderwärts (z. B. Helgoland, Jütische Küste) nur vereinzelte Schalen sich entdecken liessen. Unter den häufigsten und weitest verbreiteten dürften Lagena marginata, Nonionina depressula, Poly- stomella striatopunctata, Rotalia Beecarii, Discorbina globu- laris, Globigerina bulloides, Truncatulina lobatula, Planor- bulina fareta var. mediterranensis, Bulimina Pressli var. ovata, Quinqueloculina seminulum zu nennen sein. Aus der Tiefe wurden mehrfach auch Discolithen und Cyatho- lithen hervorgehoben. Ebenso beim Oberflächenfang vor der Norwegenschen, Schottischen und Englischen Küste ziemlich regelmässig und oft in. grosser Menge Acantho- metra echinoides Cl.-L. Als neu beschreibt Verf. schliess- lich noch eine 8-9 mm lange wurstförmige Gromia und drei ziemlich grosse rundliche Sandforaminiferen: Psam- mosphaera (n. gen.) fusca, kuglig mit glatter Oberfläche, 2—4 mm im Durchmesser, Stortosphaera (n. gen.) al- bida, ähnlich, aber mit kegelförmig vorspringenden un- regelmässigen Zacken besetzt, und Astrodiscus (n. gen.) arenaceus, dessen linsenförmig abgeplattete 5—6 mm grosse Schale am Rande 8—15 radiär gerichtete kurze und hohle Fortsätze trägt, aus deren Endöffnungen die baumartig verästelten Pseudopodien hervortreten. Die letzte Form ist dem Gen. Asitrorhiza nahe verwandi, wenn nicht identisch. Die hier erwähnten Sandforaminiferen sind übrigens zum Theil wohl mit jenen identisch, die sehon früher von ©. Sars (Forhandl. Selsk. Christ. 1871. p. 250) neben andern Rhizopoden in dem Schlamme des Hardangerfjords (500 Faden) aufgefunden waren. Dieselben werden theils als braune Körperchen, von der Grösse kleiner Schrot- 324 körner (Saccammina sphaerica 8.) beschrieben, theils als solche von länglicher Strahlenform (Rhabdammina abysso- rum 8.) oder gewissen Wurmröhren ähnlich (Bathysiphon fliformis S.). Auch sonst scheinen die Sandforaminiferen in der Meerestiefe vielfach in Menge vertreten zu sein. So he- schreibt Bessels in der Jenaischen Ztschrft. für Mediein und Naturwissenschaften 1875. Bd. IX. S. 265—279 Taf. XIV unter dem neuen Namen Haeckelina gigantea eine sternförmige Sandforaminifere, deren Skelet einen Durch- messer von 10 mm erreicht und, mittelst der Arme zu förmlichen ausgedehnten Netzen verbunden, in Masse den Sandboden des Block Island Sound in einer Tiefe von etwa 12 Faden bewohnt. Der Innenraum der linsenför- migen Schale enthält einen hellen Protoplasmakörper, von dem nach Aussen dickere Stränge abgehen, welche die Arme an der Spitze durchbohren und dann während des Lebens zahllose feine Pseudopodien ausstrahlen lassen. Die Colonieartig verbundenen Netze entstehen nach der Vermuthung des Verf.’s durch Knospung von den Armen aus, eine Angabe, die um so grössere Wahrscheinlichkeit hat, als auch einzelne abgetrennte Protoplasmastückehen in wenigen Tagen zu neuen Haeckelinen auswachsen, die Anfangs nackt sind, aber allmählich ein Sandskelet auf sich ansammeln. Nach einer Mittheilung in dem Quarterly Journ. mier. sc. 1876. p. 221 ist Haeckelina übrigens nichts weniger als neu, sondern mit der schon. im Jahr 1857 (Vetenskab. Akad. Forhandl. p. 503) von Sandahl beschriebenen Astro- rhiza identisch. Ebenso nach Fischer (Journal d. zool. T. IV. p. 503—510 Pl. XVI) mit Arenistella Fisch.-Folin (1870), so wie wahrscheinlich auch mit Ammodiscus Carp. Verrill erwähnt dasselbe Rhizopodon in dem Rep. Commission Fish and Fisher. for 1871 u. 1872 p. 503 und be- merkt von ihm, dass er im Vineyard Sound ausserordent- lich häufig sei. Auch Leidy beobachtet dieses merkwür- dige Thier und macht darüber eine Reihe von Mittheilun- gen (Proceed. Philad. Acad. 1875 March), die den Angaben Bessels’ gegenüber kaum etwas Neues enthalten dürften. 325 Die von Whiteaves in dem Busen von St. Law- rence gedregten sternförmigen Sandforaminiferen gehören sonder Zweifel gleichfalls zu Asterorhiza limicola. Amer. journ. se. and arts. T. VII p. 211. Dieselbe Form kam mit andern interessanten und zum Theil neuen Sandforaminiferen auch mehrfach während der Expeditionen der Porcupine und Lightning zur Be- obachtung. Vgl. Thomson, the depths ete. p. 75. Unter den hieher gehörigen neuen Arten wird eine fast zolllange röhrenförmige und gekammerte Lituola und eine zweite ähnliche Form erwähnt (l. e. p. 115), bei der die Stelle der regelmässigen Scheidewände im Innern durch Bal- ken vertreten ist, welche in verschiedener Richtung hin- ziehen, wie bei der gigantischen fossilen Parkeria (J. B. 1869. S. 296). Carpenter bildet aus dieser letztern Art, die nach der Beschaffenheit des einen stets mit einer Bruchfläche versehenen Endes zu urtheilen, auf fremden Gegenständen festsitzt, das Gen. n. Botellin.a. Als Archaediscus Karreri n. beschreibt Brady eine nummulithenartige Foraminifere aus der Kohlenzeit. (Ann. and Mag. nat. hist. T. XIL. p. 286-289 Pl. XD). Eben- so später (ibid. Vol. Xill. p. 222—230 Pl. XI. eine gleichfalls der Kohlenformation angehörende neue Num- mulina (N. pristina). Durch letztere wird das hohe Alter dieser nach Verf.’s eigener Untersuchung noch heute exi- stirenden Form ausser Zweifel gestellt. Dawson und Sterry Hunt behaupten gegen Kink und Rowney (transact. Irish Academy Vol. X. p. 506 ff.) die thierische Natur des Eozoon canadense. Proceed. roy. Irish Akad. Vol. I. Ser. 2. 1871. p. 117”—127, p. 129—132. Carter dagegen stellt sich sehr entschieden auf die Seite derer, welche die Foraminiferenstruetur und thierische ‚Natur des Eozoon in Zweifel ziehen (Ann. nat. hist. Vol. XII. p. 189--193), und glaubt diese Ansicht auch gegen Carpenter, der unter gleichzeitiger Berufung auf das beistimmende Urtheil von M. Schultze (ibid. p. 324 und 372) seine frühere Darstellung zu rechtfertigen sucht (ibid. ‚p- 277—284), aufrecht erhalten zu müssen. King und Rowney opponiren gleichfalls (ibid. 360—396) und ver- 326 anlassen Carpenter zu einem eingehenden Excurse über den feinern Bau der Nummulinen (ibid. 456—470 Pl. XIX), der aber King und Rowney (ibid. T. XIV. p. 274—289 Pl. XIX) keineswegs von ihrem Irrthum überzeugt, so dass Carpenter schliesslich (ibid. p. 371 ff.) mit einem Hinweis auf die Verschiedenheit des von beiden Seiten eingenommenen Standpunktes den Streit, der inzwischen auch eine sehr persönliche Färbung angenommen hatte, abbricht. Da die Angelegenheit unter solchen Umständen unerledigt geblieben, begnügen wir uns mit der Zu- sammenstellung der Litteratur, nur noch hinzufügend, dass bei dieser Gelegenheit auch die Frage nach der Priorität der Entdeekung des Kanalsystems in der Foraminiferen- schale zu einem Schriftenwechsel zwischen Parker, Jones und Brady einerseits (l. ce. T. XIV. p. 64, sowie 305) und Carter andrerseits (ibid. p. 158) Veranlassung ge- geben hat. Später (ibid. Vol. XVI. p. 420—423) kommt Carter noch ein Mal auf den betreffenden Gegenstand zurück (re- lation on the canalsystem to the tabulation in the Fora- minifera). Kölliker schliesst sich übrigens auf Grund eigener Untersuchungen der Deutung an, die Carpenter dem Eozoon gegeben hat (Morphologie und Entwicklungsgesch. des Pennatulidenstammes S. 17 Anm.), während die Mehr- zahl der deutschen Mineralogen der Ansicht von der an- organischen Natur desselben sich zuzuneigen scheint. Heliozoa. Hertwig und Lesser erörtern (a. a.0. S. 147—164) die Frage, ob die Heliozoen, wie das mit mehr oder minder grosser Bestimmtheit neulich mehrfach ausgesprochen ist, den Radiolarien zugerechnet werden könn- ten. Sie kommen dabei zu dem Resultate, dass den Helio- zoen nicht bloss überall die hohe histologische Entwieklung der Radiolarien abgehe, sondern auch die für diese eba- rakteristischen Gebilde vollständig fehlen. Allerdings hat es nicht an Versuchen gefehlt, bei denselben eine Cen- tralkapsel und Binnenblase nachzuweisen, aber das, was man dabei im Auge hatte, entspricht den letztern so wenig, dass man die verschiedensten Gebilde (Marksub- ey re 7 Ne 327 stanz, Kern, sogar einfache Pigmentkugeln) damit zusam- menstellen konnte. Ebenso wenig lassen sich — was übri- gens gleichzeitig auch von Greeff anerkannt wird — die bei zahlreichen Heliozoen vorkommenden gelben und grünen Ballen den sg. gelben Zellen der Radiolarien vergleichen, da dieselben niemals eine Spur von zelliger Struetur be- sitzen, vielmehr vollkommen homogen sind und, von der Färbung abgesehen, gewissen ovalen und rundlichen Kör- pern gleichen, welche zwischen ihnen vorkommen, dieselben auch gelegentlich ersetzen und aller Wahrscheinlichkeit nach Nichts als aufgestapelte Nahrungsstoffe darstellen. Das Einzige, was auf den ersten Blick an die Radiolarien erinnert, ist die Gestalt und die Bildung des Skelets, aber beides ist ziemlich indifferent und um so weniger maass- gebend, als ja auch die echten Infusorien hier und da Skelete tragen, die nach chemischer Constitution und Aus- sehen von gewissen Radiolarienskeleten sieh nicht unter- scheiden lassen. Auch in Betreff der Fortpflanzung findet sich Nichts, was auf die Radiolariengruppe hinweist, denn ausser den wenig charakteristischen Eneystirungen und einfachen Theilungen kennen wir nur (bei Clathrulina) die Bildung von Schwärmern mit Kern, contractiler Blase und zwei Geisseln, wie sie auch bei Microgromia vor- kommen. Hiernach sind die Heliozoen als eine vorläufig selbstständige Classe von Sarkodethieren anzusehen. Sie sind einzellige, selten durch Vervielfältigung der Kerne „vielzellige (oder vielkernige)* Organismen, deren kug- liger Protoplasmakörper meist in eine Mark- und Rinden- substanz, ein Endosark und Ectosark, differenzirt ist, und zwar der Art, dass beide bald unmerklich in einander übergehen, bald auch scharf sich absetzen. Das Endosark enthält die Kerne, die auch da, wo sie in Einzahl vor- handen sind, meist mehr oder minder excentrisch liegen, während das Eectosark dagegen durch den Besitz von con- tractilen Blasen ausgezeichnet ist. Daneben finden sich bisweilen auch einfache Vaeuolen, welehe dann im Ecto- sark zwar mächtiger entwickelt sind, aber auch ins En- dosark hinein sich erstrecken. Die zur Nahrungsaufnahme und Fortbewegung dienenden Pseudopodien sind dünn und 328 fadenförmig, meist auch von bedeutender Länge, bald ho- mogen, bald mit langsamer Körnchenbewegung. Sie stehen radiär und besitzen für gewöhnlich eben so wenig Veräste- lungen, wie Anastomosen. In manchen Fällen zeigen die- selben eine Differenzirung in Rindenschicht und Achse, welche letztere dann zur Stütze ein aus verdichtetem Protoplasma bestehendes beiderseits zugespitztes Stäbchen einschliesst.. Das Skelet zeigt verschiedene Grade und Formen der Entwicklung und fehlt in manchen Fällen gänzlich. Die Theilung geschieht entweder am nackten Körper oder innerhalb einer Cyste, unter der die Theil- stücke dann nochmals eine feste kapselartige Hülle aus- scheiden. In beiden Fällen gehen die durch die Theilung entstandenen Tochterindividuen entweder direct in ihre bleibende Form über, oder sie machen vorher ein Schwär- merstadium dureh. Die von den Verff. speciell untersuchten und charak- terisirten Formen (S. 164—237 Taf. IV) sind folgende: 1. Heliozoa asceleta. Der nackte Weichkörper ist ausserordent- lich reich an Vacuolen und allseitig mit Pseudopodien besetzt, welche einen Achsenfaden in sich einschliessen. Actinophrys scl Ehrenbg. Körper regelmässig kuglig, bis auf eine centrale Protoplasmalage von homogener Beschaffenheit durch- aus blasig. Contractile Blase einfach, über die Körperoberfläche stark prominirend. Kern im Mittelpunkte des Körpers, mit deutlich entwickelter Kernmembran und grossem Nucleolus. Pseudopodien körnerreich, selten anastomosirend, unverästelt. Actinosphaerium Eichhorni Ehrbg. Der regelmässig kuglige Körper ist von durchaus blasiger Structur und in sich deutlich gegen einander absetzende Rinden- und Marksubstanz differenzirt. Rindensubstanz mit grossen, radiär angeordneten Vacuolen und mehreren contractilen Blasen; Marksubstanz mit kleinen polygonalen diekwandigen Vacuolen und zahlreichen peripherisch gruppirten Kernen. Pseudopodien zahlreich, aus deutlichen bis in die Mark- substanz eindringenden Achsenfäden und einer körnigen Rindenschicht bestehend. 2. Heliozoa sceletophora, mit einem Skeletpanzer, der bald aus zahlreichen Stücken besteht, bald auch eine zusammenhängende solide Schale darstellt. * Chalarothoraca. Das Skelet besteht aus einzelnen Stäbchen. Kügelchen, Tafeln oder Körnchen, nicht selten auch zugleich aus mehreren dieser Gebilde. 2 1 A A BT Fe NE 329 Acanthoeystis Cart. Skelet vorwiegend aus Stacheln gebildet, welche mit einem Basalplättehen versehen sind. Weichkörper aus einem homogenen Endosark und einem Körnchen und Körner füh- renden Ectosark zusammengesetzt. Im Endosark der stets einfache Kern, im Ectosark mehrere contractile Blasen. Pseudopodien dünn, ausserordentlich lang, körnchenreich, unverästelt (aus körniger Rinde und einem hyalinen Achsenfaden bestehend). A. spinifera Greeff. Stacheln ausserordentlich zart und spitz, genau radiär angeordnet; Basalplättchen durch dichte Aneinanderfügung zu einer hohlkugel- förmigen Kapsel vereint. A. aculeata n. Stacheln dornig gebogen mit einfacher Spitze; eine regelmässige Anordnung der Basalplätt- chen durch dazwischen gelagerte tangentiale Stäbchen verhindert. A. turfacea Cart. Stacheln in zwei verschiedenen Formen vorhanden; die eine Form kurz, dünn, weit gegabelt, die andre lang, derb (hohl?), kurz gegabelt. Keine tangentialen Stäbchen vorhanden. Pinacocystis (n. gen.) rubieunda n. Skelet aus einzelnen kapselartig aneinander geordneten runden Täfelchen gebildet, ohne Anhänge. Weichkörper aus Endosark und Ecetosark zusammenge- setzt; in ersterm der stets einfache Kern, in letzterm zahlreiche kleinere und grössere bräunliche oder rostfarbene Körnchen. Va- cuolen wahrscheinlich fehlend. In Seewasser, das aus Cöln bezogen war. Heterophrys Arch. Skelet aus einer körnig erscheinenden, wahrscheinlich spongiösen Grundlage mit zahlreichen, derselben auf- sitzenden Stacheln gebildet. Körper in Endosark und Ectosark differenzirt; im Endosark der stets einfache Kern, im Ectosark (wahrscheinlich stets) die eontractilen Blasen. Pseudopodien lang, körnig, unverästelt, anastomosenlos. H. marina n. Stacheln kurz, körnige Schicht dick, vom Körper nur durch einen schmalen Zwi- schenraum getrennt. Im Meerwasser. HM. spinifera n. Stacheln lang, Körnerlage dünn; Zwischenraum zwischen Körper und dem eine Hohlkugel bildenden Skelet beträchtlich. Zahlreiche contrac- tile Blasen. (Die hier als Skelet gedeutete Hülle wird von Archer und Greeff als eine Sarkodeschicht aufgefasst.) Rhaphidiophrys Arch. Skelet aus tangential gestellten, leicht gekrümmten Nadeln gebildet. Körper einkernig (wahrscheinlich im Endosark und Ectosark differenzirt, ob mit contractilen Vacuolen, ist zweifelhaft). Pseudopodien körnerreich, sehr lang und unver- ästelt. Bisweilen haufenweise in eine gemeinschaftliche Skeletmasse eingelagert. Rh. elegans n. Jede Skeletnadel endet beiderseits mit einem stumpfen, hakenförmig umgebogenen Ende. Hyalocampe Gr. (= Pompolyxophrys Arch.). Skelet aus meh- reren Lagen locker vereinter isolirbarer Kieselkugeln gebildet Pro- toplasma von verschiedenartig gefärbten Körnern und Körnchen ‚durchsetzt. Kern einfach, Vacuolen nicht contractil, Pseudopodien 330 körnchenfrei, selten einmal dichotom verästelt. H. fenestrata Gr. (= Pomph. punicea Arch.). Kieselkugeln gross in wenigen Lagen über einander geschichtet. AH. exigua n. (= Astrodisculus ruber Greeff?) Kieselkugeln unmessbar klein, in mehreren Lagen. über einander geschichtet. ** Desmothoraca. Ein fester, von zahlreichen Oeffnungen für die Pseudopodien durchbrochener kugliger Panzer, bei den bisher bekannten Arten auf einem Stiel von beträchtlicher Länge befestigt. Hedriocystis (n. gen.) pellueida n._ Schale rundlich oval, mit zugespitzten Buckeln besetzt, deren durchbohrte Spitzen die einzigen zum Durchtritt der Pseudopodien bestimmten Oeffnungen bilden. Protoplasmakörper mit central gelegenem Kerne und meh- reren contractilen Vacuolen in den peripherischen Partieen, an den körnigen, unverästelten, nicht anastomosirenden Pseudopodien frei im Schalenbinnenraume schwebend. Clathrulina Cienk. Skelet von einer Gitterkugel gebildet, welche aus einem einzigen Stück besteht und einem röhrenförmigen, am peripherischen Ende ausgefaserten Stiele von beträchtlicher Länge aufsitzt, in der Jugend wasserklar, später intensiv dunkel- braun. Weichkörper mit zahlreichen contractilen Blasen und einem centralen Nucleus; Pseudopodien zahlreich, körnchenführend, ver- ästelt und anastomosirend. (Beiläufig erwähne ich, dass Clathru- lina auch um Leipzig nicht eben selten ist. Leidy glaubt dieselbe sogar in Nord-Amerika aufgefunden zu haben. Proc. Acad. Philad. 1874, T. IH. p. 145.) Der bei Actinophrys sol und Raphidiophrys nicht selten vorkommenden eolonieweisen Vereinigungund Verschmelzung wird von unsern Verff. eine jede Beziehung zu dem Fortpflan- zungsgeschäfte abgesprochen. Sie sehen darin nur einen ganz zufälligen Vorgang, der höchstens insofern eine Bedeutung habe, als dadureh die Nahrungsaufnahme erleichtert werde. (Eine Ansicht übrigens, die sich dadurch widerlegt, dass bei der Verschmelzung mehrerer Individuen die nahrung- aufnehmende Pseudopodienfläche verkleinert wird.) Wenn Greeff bei Actinosphaerium zwischen Rindenschieht und Marksubstanz eine eigene membranenartige Protoplasma- lage beschreibt, so beruht das auf einer irrthümliehen Deutung der zwischen beiden hinziehenden scharfen Grenz- linie, die durch die Verschiedenheit in der Anordnung und Grösse der Vacuolen, sowie in der Dicke und Kör- nelung der dazwischen hinziehenden Protoplasmablätter hinreichend erklärt wird, auch bei den bloss einkernigen z 33l Jugendformen noch nirgends existirt. Dass die Markmasse von Actinosphaerium — was allein schon eine jede Ver- gleichung mit der Centraikapsel der Radiolarien ausschliesst — den Sitz der Verdauung abgiebt, ist bekannt. Freilich darf man daraus nicht den Schluss ziehen, dass dem über- all so sei. Vielmehr ist bei: vielen Skelettragenden Son- nenthierchen (Acanthocystis, Pinacocystis, Heterophrys) ge- rade umgekehrt die zahlreiche gröbere und teinere Körn- chen enthaltende Rinde der die Nahrungsaufnahme und Assimilation vermittlende Theil, indem die Nahrungskörper hier niemals in die centralen Körperpartieen hineingelangen. Trotzdem ist auch hier nicht, wie überhaupt nirgends bei den Heliozoen, die Centralmasse durch eine besondere Mem- bran abgegrenzt. Bei Clathrulina beobachteten unsere Verff. eine durch mehrfache Theilung eingeleitete Fortpflanzung, in deren Folge ohne vorhergegangene Cystenbildung Schwär- mer mit zwei Geisseln entstehen, die nach einiger Zeit ihre Bewegung verlieren, dann Pseudopodien entwickeln und einen Stiel treiben, der ursprünglich einen unmittel- baren Fortsatz der Körpersubstanz darstellt und erst später durch Rückziehen der innern Körnermasse zu einem röh- renförmigen »>keletstücke wird. Auch für die Gitter- schale vermuthet Verf. eine ursprünglich protoplasmatische Grundlage. ; Archer sucht übrigens einige der von Hertwig- Lesser, sowie früher von Greeff beschriebenen Formen auf Arten zurückzuführen, die er selbst beobachtet hat (Journ. microse. se. 1875. T. XV. p. 202). Seine Bemer- kungen beziehen sich vornehmlich auf Heterophrys marina H.-L,. = H. myriapoda Arch.) und Acanthoeystis pallida Gr. (= A. turfacea Cart). Was bei Heterophrys als Sta- cheln gedeutet wurde, besteht nach Archer aus einer weichen Sarkodesubstanz. Ziemlich gleichzeitig mit Hertwig-Lesser liefert Greeff einen zweiten Artikel „über Radiolarien und radio- larienartige Rhizopodon des süssen Wassers“ (Archiv für mi- kroskop. Anatomie Bd. XI. S.1—33 Taf. I und II) mit Be- obachtungen über Acanthocystis (viridis) turfacea Cart., A. spinifera Gr., A. Pertyana Arch., A. flava n., Pompholyx- N ae EI ee Ant N BET TEL A AN, REF BR; “ R ug N ve % REN N > N na ? Ei =, 57 382 ophrys puniecea Arch. (= Hyalolampe fenestrata Gr.), Heterophrys myriopoda Arch., Elaeorhanis (n. gen.) cincta n., Pinaciophora (n. gen.) flwviatilis n., Ohon- dropus (n. gen.) viridisn., Astrococcus (n.gen.) rufus n., Heliophrys (n. gen.) variabilis n., und Sphaerastrum (n. gen.) conglobatum n., über eine Anzahl also theils schon früher bekannter, theils auch neuer Arten, die wir mit wenigen Ausnahmen der Heliozoengruppe zuzurechnen haben, obwohl Verf. in seiner Auffassung von Bau derselben nach wie vor an den verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Radiolarien festhält. Bei Acanthoceystis turfacea, die schon in früher Jugend die Charaktere des fertigen Thieres trägt, so dass die früher dazu gerechneten kieselnadellosen For- men damit in keinem genetischen Zusammenhange stehen können, beschreibt Vert. jetzt noch eine dritte bisher über- sehene Gruppe von kurzen Kieselnadeln, die tangential zur Oberfläche liegen und mit den dicht zusammenstehenden Fussplättehen der radiären Stacheln häufig ein mehr oder minder fest zusammenhängendes Gerüste bilden. Die bei der Eneystirung unter den Kieselnadeln sich bildende innere Cyste ist eine zusammenhängende Gitterkugel, die nach ihrem Ver- halten gegen concentrirte Schwefelsäure aus Kiesel besteht. Die früher von unserm Verf. als muthmassliche Jugendform der A. spinifera beschriebenen kleineren Rhizopoden mit zwei Pseudopodienbüscheln werden jetzt als identisch mit Di- plophrys Archeri Bark. erkannt und als eine selbständige Form in Anspruch genommen, welcher wahrscheinlich auch die Cystophrys oculea Arch. zugehöre, die nur eine durch Theilung entstandene Colonie von Diplophrys darstelle. Die Rindenschicht von Pompholyxophrys — ein Namen, dem wir nur widerstrebend den viel gefälligern und völlig‘ gleichberechtigten Hyalocampe zum Opfer bringen möchten — wird gegen Archer, der darin eine alveoläre Sar- kodehülle sieht, auf Grund wiederholter Prüfung als eine Kieselschale gedeutet, unter der beim Eneystiren sogar eine zweite gleichfalls kieselige Schale zum Vorschein kommt. In Heterophrys myriopoda hat Verf. jetzt einen Rhizopoden wiedererkannt, den er früher irrthümlicher Weise als einen Entwicklungszustand von Acanthocystis turlacea AR beschrieben. Kieselstacheln könnten nicht constatirt werden, wohl aber zweierlei Pseudopodien, kurze und feine, die der Aussenschicht entstammten und in zahlloser Menge vorhanden waren, sowie eine geringe Anzahl sehr langer und starker. Elaeorhanis hat eine auffallende Aehnlich- keit mit Diplophrys, besitzt wenigstens wie diese eine im Centrum liegende - glänzende Oelkugel mit einer hyalinen scharf umgrenzten Aussenschicht, ist aber äusserlich mit einem mehr oder minder zusammenhängenden Gerüste von Diatomeen, Sandkörnern u. s. w. umkleidet, aus dem zahl- reiche feine und hyaline Pseudopodien strahlenartig nach Aussen treten. Pinaciophora trägt ein aus beweglich an einander gefügten Plättehen oder Täfelehen zusammen- gesetztes Kieselgerüst mit Poren, durch welche die zarten fadenartigen und radiären Pseudopodien hervorgestreckt werden. Nach Innen folgt eine schmale helle Rinden- schicht und eine röthlich gefärbte Innenmasse, die jedoch beide nicht scharf gegen einander abgesetzt sind. Im Cen- trum liegt eine verhältnissmässig grosse hyaline Kugel mit Kern. (Wahrscheinlich dieselbe Form, die wir oben als Pinacocystis rubieunda Hert.-Less. aufgeführt haben. Allerdings wurde letztere im Seewasser aufgefunden, die Greeftische Form im Süsswasser, aber auch andere Sarko- detbiere leben in beiderlei Medien.) Der kuglige Körper von Chondropus ist mit festen grünen Kapseln gefüllt und enthält in seiner äussern Sarkodeschicht ausser zahlreichen kleinen scharf contourirten Stäbehen und sonstigen mehr oder minder unregelmässigen Stückchen von ebenfalls scharfer Umgrenzung viele dunkelglänzende Körnchen, die in lebhafter Bewegung die Oberfläche umkreisen. Von da treten diese Körnchen auf die radiären zarten und faden- förmigen Pseudopodien über, an denen sie mit auffallend grosser Geschwindigkeit auf- und niedersteigen. Aehnlich verhält es sich bei Astrococeus, nur dass die hyaline Rin- denschicht hier eine rothbraune kuglige Masse in sich ein- schliesst. Heliophrys besitzt unter der mit zahlreichen stäbehenförmigen Körnchen bedeckten hellen Rindenschicht eine von zahlreichen Vacuolen durchsetzte, meist auch grüne und rothe Körner enthaltende Innenmasse, die eine 334 wechselnde Gestalt hat und Me bald einfachen, bald auch verästelten Pseudopodien entsendet. Bei hinreichender Compression treten aus dem Innern mehrere (4-—7) schei- benförmige oder kuglige Centralkapseln hervor. (Helio- phrys variabilis Gr. ist offenbar dasselbe Thier, welches als schalenlose Amöbine von Hertwig-Lesser unter dem Genusnamen Leptophrys beschrieben worden.) Sphaer- astrum bildet Colonieen von (10—12) Actinophrysartigen Rhizopoden, die durch Sarkodestränge mit einander ver- bunden sind. Die Einzelwesen haben einen kugligen scharf umgrenzten Körper, von dem die Pseudopodien ausstrah- len, die ihrerseits guirlandenartig von einem breiten und hellen Sarkodesaume locker umhüllt sind. Der Körper selbst besteht aus heller homogener Substanz mit vielen gröbern und feinern Körnchen und enthält im Centrum eine verhältnissmässig grosse helle Kugel mit dunklerm Kerne. (Sphaerastrum ist offenbar nichts anderes, als eine - eoloniebildende Rhaphidiophrys Arch., wahrscheinlich Rh. elegans H.-L., bei der das Skelet irrthümlicher Weise — wie in noch andern Fällen — für eine Sarkodeschicht gehalten ist.) Eine vorläufige Mittheilung über die hier angezogenen Untersuchungen vergl. in den Sitzungsber. der Marburger Gesellsch. für Naturwiss. 1873. N. 5.8. 47—61. Greeff bestätigt die von Cienkowsky und Schnei- der beobachtete Eneystirung von Actinosphaerium Eich- horni, sah dieselbe aber immer nur an wenigen Exem- plaren, gleichgültig ob dieselben vorher sich copulirt hatten, _ oder nicht. Zuweilen tritt während der Encystirung eine Zweitheilung ein, und dann umgiebt sich jede Hälfte inner- halb der gemeinschaftlichen noch mit einer besondern se- cundären Gallerteyste. Durch eine Art Furchung zerfällt dann eine jedes Thier in 10—12 kleinere Kugeln, die aber je zu zweien wiederum verschmelzen, wie das Verf. in allen von ihm beobachteten Fällen zu eonstatiren im Stande war. Erst nach der Verschmelzung umgiebt sich jede Ku- gel mit einer nicht einfahen, sondern doppelten verhält- nissmässig dieken Kieselschale. Dann verschwinden, wie Schneider beobachtet hat, die Kerne, und in der Mitte einer jeden Kugel erscheint ein heller Raum, der sich en Ba 335 schon frühe als ein solides hyalines Gebilde erweist, das o sich in eine äussere und innere Schicht sondert, von denen Er die letztere mit kernartigen Körpern erfüllt ist. Verf. ver- muthet in diesem Centralkörper nicht den „Kern“ einer Eizelle, wie Schneider, sondern den Keim des jungen Sonnenthierchens selbst. Sitzungsber. der Marburg. Ge- A - sellsch. für Naturwiss. 1873. S. 61—64. („Ueber die En- 3 eystirung von Actinosphaerium Eiehhomi.“) ie Auch Schulze beschäftigt sich in seinen „Rhizopo- denstudien“ mit dem Bau und der Lebensgeschichte des Actinosphaerium Eichhorni (a. a. O. Bd. X. 1874. 5. 328 —350 Taf. XXI). Verf. kann ‘sich der Auffassung von ‘Greeff nicht anschliessen, der zufolge sich das Körper- parenchym dieses Thieres in vier über einander liegende Zonen zerlegen lässt, sondern unterscheidet deren nur zwei, \ die Mark- und Rindenmasse, die beide eontinuirlich in einander übergehen und nur durch eine verschiedene Grösse der eingelagerten Vacuolen und einen verschiedenen Körner- reichthum des dazwischen ausgespannten Protoplasma unter - sich verschieden sind. Die Pseudopodien lassen sich nur bis zur Marksubstanz verfolgen. Sie enthalten, wie Greeff ganz richtig beobachtet hat, in ihrer Achse einen ziemlich festen aus organischer Substanz bestehenden Skeletstab. - Die in das Protoplasma eingelagerten festen Körperchen erklärt Verf. mit Bestimmtheit für Kerne mit Kernkörper- ehen. Sie vermehren sich durch Theilung und sind bei den jüngsten Individuen nur in einfacher Zahl vorhanden. Sie.liegen hier im Centrum des gesammten Körpers, der somit ganz unverkennbar eine einfache Zelle darstellt. Später rücken die Kerne mehr gegen die Peripherie des Markes, so dass die Centralpartie davon frei bleibt. Diese vielkernigen Thiere möchte Verf. übrigens eher für einen Haufen verschmolzener resp. nicht differenzirter Zellen als für einzellige Geschöpfe mit zahlreichen Kernen ansehen. Nach einer Ausmündung der wandungslosen Vacuolen wurde vergebens gesucht. Die Fortpflanzung wird durch eine Art Einkapselung eingeleitet, indem sich. der stark eontrahirte und durch Einziehen der Pseudopodien abge- rundete Körper mit einer Gallertschicht umgiebt, unter 22 336 deren Schutze die gesammte Masse durch fortgesetzte Thei- lung binnen zwei Tagen in einen Haufen von 10—30 kugel- förmigen Stücken zerfiel, die je eine schliesslich verkieselnde helle Hülle besitzen und in diesem Zustande von Schnei- der ganz passend als Keimkugeln bezeichnet sind. Die Hülle soll’aus der früher alveolären Rinde hervorgegangen sein. Im Innern enthält jede Keimkugel einen Kern, der ver- mutblich gleichfalls dem Mutterthiere entstammt, in welchem während der Einkapselung eine Reduction der Kernzahl stattfindet. Im Ganzen stimmen die hier beschriebenen Vorgänge mit der Darstellung überein, die Schneider (J. B. 1871. S. 273) von der Fortpflanzung des Actino- sphaerium gegeben hat, nur liessen sich keinerlei An- haltspunkte für die von diesem behauptete Begattung der Thiere mit nachfolgender Befruchtung durch Conjugation - der innerhalb einer Cyste befindlichen Kerne auffinden. (In Wirklichkeit ist übrigens die Auffassung von Schnei- der mehr durch eine verschiedene Deutung der Thatsachen bedingt, als durch einen Unterschied der Beobachtungen, wie das auch von diesem selbst in der Ztschrit. für wissen- schaftl. Zool. Bd. XXIV. S. 579 in einer Bemerkung zu dem Aufsatze von Schulze hervorgehoben wird.) Nach Ablauf der Wintermonate liefert jede Keimkugel ein ein- kerniges junges Thierchen, dessen Mark und Rinde An- fangs kaum deutlich gegen einander sich absetzen. Leidy fand zwei Individuen von Actinophrys sol, die durch einen strahlenlosen kugligen Körper unter sich vereinigt waren. Der letztere schloss einen eiartigen Bal- len in sich, der mit der Zeit in eine Anzahl von Oeltropfen sich auflöste. Die beiden Individuen trennten sich, nachdem diese Tropfen in das eine derselben übergetreten waren, und unterlagen darauf einer mehrfachen Theilung. Ich eitire — da ich die Proceed. Soe. nat. hist. Philadelphia augen- blicklich nicht einsehen kann — nach einer Mittheilung in den monthly mierosc. Journ. 1874. T. XU. p. 87. An dieser Stelle dürfte wohl erwähnt werden, dass nach einer Mittheilung Tatem’s (Monthly mierose. Journ. 1872. Vol. VII. p. 169) Waller u. A. bei Actinophrys nach 4 vorausgegangener Copulation Schwärme von Embryonen nn EIN le ic» EL ENILEINE AN 4 Er. 4 (swarms of embryonie germs) aus dem Körper hervortreten sahen. Tatem selbst findet in Wässern, die Actinophrys sol in Menge enthielten, kleine Wesen mit Pseudopodien und langer Geissel, die unter seinen Augen schliesslich wieder zu kleinen Actinophryen wurden. Unter dem Namen Ciliophrys (n. gen.) infusionum beschreibt Cienkowski (a. a. O. S. 29) ein. an Actino-. phrys sol erinnerndes kleines und nacktes Sonnenthierchen, das statt des grossen contractilen Raumes eine bis drei ‚kleine zeitweilig auftretende Vacuolen besitzt und sich unter Einziehung seiner Pseudopodien gelegentlich in einen mit zwei Cilien ausgestatteten Schwärmer umwandelt. Da- neben findet sich eine Vermehrung durch Abschnürung und eine Verschmelzung zweier oder mehrerer Individuen zu einem gemeinschaftlichen Körper, wie bei Actinophrys sol. Eilh. Schulze giebt in seinen Rhizopodenstudien II (a. a. ©. S. 378—392) eine eingehende Beschreibung von Raphidiophrys pallida n., die beständig solitär ist und in ihrem Bau eine so nahe Verwandtschaft mit Acantho- cystis besitzt, dass es Ref. fast zweifelhaft dünkt, ob sie davon abgetrennt werden könne. Allerdings trägt dieselbe einen aus unzähligen locker durch einander liegenden tan- gentialen Nadeln gebildeten Skeletmantel, allein derartige Nadeln sind inzwischen ja von Greeff auch bei Ae. tur- facea beobachtet worden. Uebrigens ist nach der vor- liegenden Beschreibung die Lagerung und Anordnung der Nadeln bei Raphidiophrys eine viel weniger regelmässige, als solches hier der Fall sein soll. Wenn wir oben die Vermuthung ausgesprochen haben, dass Heliophrys variabilis Gr. mit Leptophrys Hertw.-L. identisch sein könnte, obwohl bei letzterer kein Aussenmark beschrieben ist, so findet das durch die Darstellung, welche E. Schulze von seiner Heterophrys varians n. giebt (a. -a.0.8. 386—389), deren Uebereinstimmung mit der Greeff- schen Art nicht zweifelhaft ist, insofern eine Bestätigung, als derselbe ausdrücklich bemerkt, dass seine Form bald völlig nackt und hüllenlos gefunden werde, bald auch von einer mit zahlreichen stark lichtbreehenden Körnchen be- deekten breiten und glashellen Rindenschicht umhüllt sei. 338 Im Innern wurden 3—6 Kerne aufgefunden, auch eine wechselnde Zahl pulsirender Vacuolen. Die Rindenschieht wird der Gallerthülle vieler niedern Algen gleichgesetzt. Unter dem Namen ZLithocolla globosa n. gen. et n. sp. beschreibt derselbe Verf. (a. a. OÖ. S. 389 ff.) einen am Ostseestrande aufgefundenen, den Süsswasserheliozoen ähnlichen Rhizopoden mit einem Sandkörnchengehäuse, Das Gehäuse erinnert an die entsprechende Bildung von Elaeorhanis Gr., obwohl die Sandkörnchen nur durch den Sarkodekörper locker an einander gefügt sein sollen. Actinolophus (n. gen.) pedunculatus n. dürfte nach Sehuize gleichfalls den Heliozoen und zwar den gestiel- ten Heliozoen zugehören, obwohl die Pseudopodien nicht allseitig dem Köpfchen aufsitzen, sondern bloss der vor- dern Hälfte, und dem Thier dadurch, besonders in ge- wissen Fällen, eine grosse Aehnlichkeit mit einer Aci- nete geben. Es gilt das namentlich für solche Thiere, welche anscheinend nackt sind, während daneben andere vorkommen, bei denen der Leib in eine deutliche Gallert- hülle eingeschlossen ist, die auf-der Aussenfläche allmäh- lich ein aus Kieselplatten bestehendes Skelet bildet. Mit der Ausbildung des letztern tritt unter gleichzeitigem Ein- ziehen der Pseudopodien eine Theilung des Kernes ein, der später vermuthlich ein Zerfallen des gesammten Kör- pers folgen wird. Dass die Pseudopodien keine Saug- röhren sind, wie sie den Acineten zukommen, geht daraus hervor, dass dieselben gelegentlich mit einander verschmel- zen. Eine pulsirende Vacuole konnte niemals aufgefunden werden. Der Stiel ist röhrenförmig und durch seinen axi- alen Theil mit dem Sarkodekörper in Verbindung. Ist am Ostseestrande auf Fucoiden und Hydroidpolypen ausser- ordentlich häufig und vielleicht mit Leeythia elegans Wrght. oder der Zooteira religata dess. Autors (J. B. 1861, 62 S. 220) identisch. A. a. O. S. 392—398 Tab. XXVI. Grimm beobachtete (Archiv f. mikr. Anat. Th. VID. S. 531—533 Taf. XX) in den Torfmooren des Nowgorod’- schen Gouvernements eine kugelrunde Süsswasserradiolarie mit durchlöcherter Kieselschale und einem grossen Kern (Centraikapsel), von dem nach allen Seiten dünne Fäden - 1 EITHER 339 durch die umhüllende Protoplasmamasse in die Pseudo- podien eintreten. Gelbe Zellen waren nicht vorhanden. Die Grösse des Kernes und die ausserordentliche Menge der Pseudopodien beweisen zur Genüge, dass das Thier (Blaster Greeffü n. gen. et n. sp.) von Clathrulina und andern Rhizopoden verschieden ist. „Ueber eine neue Süss- wasserradiolarie.“ Radiolaria. Die Polycystinen hält Ehrenberg (Abhandl. der Berl. Akad. 1875) mehr für spongienartige Wesen, als für Rhizopoden. Auf Grund ihres Schalenbaues wird dabei folgendes System aufgestellt (a. a. ©. S. 156). I. Monodictya Nassellaria, Netzkörbehen. Zellige Kieselscha- len mit innerm weiten Hohlraum oder mit leichten Quereinschnürungen. 1. Mit einer weiten Mündung (einfach offen oder gegittert). a. Mit innerm Hohlraum (Glieder, Zwischenwände und Einschnürungen fehlen). Halicalyptrium (4 Genera). b. Innerer Hohlraum mit gliederartigen Einschnürungen. Lithochytrina (8 Gen.). 2. Mit oberer und unterer Oeffnung, die obere oft gitterartig, die untere weit geöffnet. Eneystidina (20 Genera). II. Polydietya Spumellaria, Schaumsternchen. Zellige Kiesel- schalen mit innern Zellenräumen oder einer Längseinschnürung. it. Ohne Mittelkern (aneinandergereiht und verschmolzen). a. Zwei gegitterte Räume (neben einander, nussartig, durch leiehte Längseinschnürung geschieden). Spyridina (mit 5 Genera). b. Zahlreiche kleine Zellen, concentrisch, spiralig oder regel- los angeordnet (schwammartig), scheibenartig vereinigt, zuweilen strahlig. Colodictya (12 Genera). 2. Mit Mittelkern (eingehüllt). a. Einfach kugelartig, kinglich oder linsenförmig, zuweilen am Rande sehr zierlich strahlig gezahut Haliommatina (9 Genera). b. Mitte mit eingehülltem Kern (augenartig), Rand concen- trisch zellig oder schwammartig (Form zuweilen flach, zuweilen zierlich gelappt oder sternartig oder am Rande strahlig). Lithocyeli- dina (4 Genera). Die 274 neuen Arten — sämmtlich fossil, manche Repräsentanten neuer Gattungen — sind nicht charak- terisirt, sondern bloss abgebildet. Unter ihnen sind zahl- reiche von den jetzt lebenden und bekannten Arten ab- weichende Formen. Auch in den oben erwähnten „mierogeologischen Stu- dien“ (Berl. Monatsber. 1872. S. 300-321) stellt Ehren- 340 berg zahlreiche neue Arten auf, sowie zwei neue Genera: Pteractis und Stylactis, die letztere mit folgender Di- agnose: Pteractis n. Corpuscula triradiata, irregulariter spongioso- cellulosa, medio concentrico, radiis apice acutis subspinosis, connec- tieulo radiorum membranaceo tenui, laxe subtiliter celluloso, apices non involvente. Stylactis n. Rhopalastrum radiis stiliformibus nec clavatis. Ebenso beschreibt derselbe in der zweiten deutschen Nordpolfahrt Th. II. S. 457 noch Eyeyrtidium nutans und Haliomma ursinum nn. von der Küste Ostgrönlands. Ueber die Polyeystinenfauna vom Golf St. Lawrence vgl. Whiteaves Ann. nat. hist. Vol. X. p. 348. 3. Gregarinae. Gabriel studirt die Entwicklungsgeschichte der bei den Lumbrieinen schmarotzenden Gregarinen und kommt dabei zu der Ueberzeugung, dass diese keineswegs, wie es nach Lieberkühn’s Beobachtungen der Fall sein sollte, durch einfaches Wachsthum aus den von Letzterm zuerst beschriebenen Amöboiden hervorgehen. Zum Zwecke der Umbildung in Gregarinen müssen letztere vielmehr zu- nächst zu bald kleinern, bald auch umfangreichern Syn- amöben unter sich verschmelzen. Solitär bleibende und als solche fortexistirende amöboide Körper, denen man in der perivisceralen Flüssigkeit und den keimbereitenden Or- sanen der Regenwürmer oft genug begegnet, sind an einer zur Gregarinenform führenden Weiterentwicklung nicht betheiligt und unterliegen andern Schicksalen. Die durch Conerescens entstandenen Synamöben verhalten sich nun aber keineswegs alle auf dieselbe Weise. Die einen, die ihr Pseudopodienspiel rasch einstellen und sich auf einen Haufen zusammenziehen, entwickeln in ihrem Innern dunkel gefärbte Körnchen und verwandeln sich darauf in gelbe und gelbbraune myxomycetenähnliche Plasmodien, die Verf. in sporangienartige Stränge und Schläuche übergehen und bei weiterer Züchtung eine Flagellatengeneration erzeugen sah. Weit complieirter aber gestalten sich die zu einer Gregarinenform hinführenden Umbildungsprocesse der andern Synamöben, welche ihre ’ a 18 Sure 341 Contraetilität und die Fähigkeit zur Pseudopodienbildung noch eine längere Zeit bewahren. Nicht bloss, dass es immer nur einzelne der mit einander verwachsenen Amöben sind, die in diesen Colonien zu Gregarinen werden, es geschieht auch diese Umwandlung nach unserm Verf. bei den verschie- denen (bis jetzt freilich kaum gekannten) Arten der Re- genwurmgregarinen keineswegs auf die gleiche Weise, sondern nach 3—4 Typen, die sich im Grossen und Gan- zen freilich alle den Kategorien der Knospung und Spo- renbildung unterstellen lassen. So entwickelt in dem einen Falle eines oder zwei Coloniemitglieder im Innern ein stark lichtbreechendes homogenes Protoplasmakörperchen, das allmählich auf Kosten des mütterlichen Organismus wächst und diesen in eine Hülle verwandelt, aus der es schliesslich unter mehr oder minder lebhafter Bewegung in Gregarinenform (mit Granulation und Kern) hervor- kriecht. Jahresber. der Schlesischen Gesellschaft 1875. Naturhist. Section S. 24—26. Nach Perrier beherbergen die exotischen Be: einen in ihren Hoden dieselben Pseudonavicelleneysten und Gregarinen, wie unsere einheimischen Arten. Archiv 200. exper. T. LI. p. LXXVIL Ueber die Gregarinenartigen Parasiten der Nemer- tinen vgl. Me. Intosh, Monograph br. Ann. I. p. 128—130. Pl. XVIII und XIX. Mosely fand in dem Magen der von ihm untersuch- ten Exemplare von Peripatus capensis stets eingekapselte kleine Gregarinen, Structure of Peripatus, Transact. Linn. Soc. 1875. p. 762. Giard beobachtete in dem Magen eines die Tiefsee bewohnenden Amaurueium eine Monoeystis, die nicht bloss in allen ihren Entwieklungsstufen vertreten war, sondern auch auf dem Objeetträger durch langsames Verdunsten des Wassers zur Copulation und Einkapselung gebracht werden konnte. In allen Fällen waren es übrigens nur die reifen und erwachsenen Exemplare, die diese Ver- änderung eingingen. Arch. zool. exper. T. II. p. 495. Ed. van Beneden veröffentlicht eine „Note sur la strueture des Gregarines* (Bullet. Acad. roy. Belgique 1872. 342 T.XXXIII, 16 Seiten mit 1 Taf., in’s Engl. übersetzt (Journ. mier. sc. 1872. T. XII. p. 211—218 Pl. XI). Dieselbe be- trifft vornehmlich die Rindenschicht der sehon früher viel- fach vom Verf. beobachteten Gregarina gigantea, an der ausser der schon mehrfach beobachteten Längsstreifung bei starker Vergrösserung noch eine Querstreifung unter- schieden wurde, die von einer eignen, dieht unter der Cuti- cula gelegenen Lage zarter Ringfasern herrührt und der Muskulatur des Infusorienkörpers verglichen wird. Zu- gleich hebt Verf. die Thatsache hervor, dass diese Fasern sich erst allmählich in einem anfangs fast homogenen ein- zelligen Organismus entwickeln und als das Resultat einer Differenzirung anzusehen seien, die unter Umständen auch bei so einfachen Wesen bis zur Ausscheidung verschie- dener histologischer Gebilde hinführe. Ray Lancaster (ibid. p. 342—351 Pl. XX. remarks on the structure of Gregarinae and the development of Gr. sipuneuli) bezweifelt übrigens die muskulöse Natur dieser Ringfasern und deutet dieselben als ringförmige Vorsprünge auf der Innenfläche der Cuticula, macht dabei aber aufmerksam, dass der Bau sowohl der Cutieula, wie der Rindenschicht bei den einzelnen Arten mancherlei Ver- schiedenheiten darbiete. Was Verf. über die Entwick- lungsgeschichte, die er bei Monoeystis sipuneuli zu beob- achten Gelegenheit hatte, mittheilt, schliesst sich insofern an die Darstellung van Beneden’s an, als die (geschwänz- ten) Pseudonavicellen auch hier zunächst ein monerenar- tiges Wesen hervorbringen, das erst später Kern und Cutieula ausscheidet. Die Form der jungen Gregarinen ist, abweichend von der spätern, langgestreckt, fast fila- rienartig, wird aber allmählich dadurch verändert, dass der Vordertheil stärker wächst und immer stärker gegen den schwanzartig beweglichen Hinterkörper sich absetzt. Der letztere wird schliesslich abgeworfen und dann geht das Thier nach mehrfach wiederholter Längstheilung in die ausgebildete Form über. Aime& Schneider handelt (Archiv zool. exper. T. I. p. 515—533 Pl. X) „sur quelques points de l’histoire du - genre Gregarina“, nach Untersuchungen, die vornehmlich N 343. an Gregarina ovata Duf. aus dem Magen des Ohrwurmes angestellt wurden. Die Parasiten kamen theils einzeln vor, theils auch zu zweien lose verbunden, doch blieb es zweifelhaft, ob diese Vereinigung als Folge einer Theilung oder als Einleitung einer Conjugation anzusehen sei. Auch die mit dem Kothe entleerten Cysten zeigen — und ebenso verhält es sich bei Gr. cuneata und einer dritten Art aus Harpalus serripes, wahrscheinlich, wie Verf. vermuthet, bei allen Gregarinen — zweierlei Formen, die sich zu- nächst und vorzugsweise durch eine verschiedene Grösse von einander unterscheiden. Da die kleinern Cysten nach- weislich von den solitären Gregarinen herstammen, nimmt Verf. für die grössern einen Ursprung von zwei verbundenen Individuen an. Wenn man die Cysten im Wasser ceulti- virt, dann durchlaufen dieselben eine Reihe von Verände- rungen, die bisher nur unvollständig bekannt waren. Zu- nächst schwindet die Zweitheilung, die man an der In- haltsmasse der grössern Kapseln zur Zeit der Entleerung "seobachtet. Der körnige Inhalt zieht sich von der Kap- selwand zurück und nimmt seiner Hauptmasse nach eine zackige morgensternartige Gestalt an, während die peri- pherisch gelegenen Schichten eine Art Hülle bilden. Die Cen- tralmasse zerfällt dann auf eine schwer zu erkennende Weise in Psorospermien, während die umbüllende Körnerschicht verloren geht, und die kegelförmigen Zacken röhrenartig sich verlängern und in Gebilde auswachsen, durch die hindurch die „Sporen“ in rosenkranzförmigen Ketten nach Aussen hervortreten. Mit Rücksicht auf diesen Vorgang bezeichnet Verf. dieselben als Sporengänge (sporoducte). Man unter- scheidet an ihnen eine kurzen und weiten Basaltheil, der mit der Innenfläche der Cystenwand zusammenhängt und ein aufsitzendes dünnes und langes Endstück. Der Vor- gang der Sporenbildung bis zum Austritte nimmt! einen Zeitraum von etwa sechs Tagen in Anspruch. Die Spo- ren selbst sind bei Gr. ovata und den übrigen Arten mit Sporengängen (wahrscheinlich dem gesammten Gen. Gre- garina) ohne äussere Hülle, sg. Leptocytoden. Wo .die- selben von einer Schale umschlossen sind, da fehlen ’die Sporengänge, so dass man vielleicht nicht unpassend von 344 „Cytosporees“ und „Cytodosporees“ sprechen könnte. Unter den kleinen Cysten der Gr. ovata bilden einzelne übrigens nur einige wenige weite Sporengänge, dem entsprechend denn auch die Sporen eine vier Mal beträchtlichere Grösse besitzen. Sie werden im Gegensatz zu den gewöhnlichen sg. Microsporen als Maecrosporen bezeichnet, sind aber von genau demselben homogenen Aussehen. Die bei den- Culturversuchen zwischen den austretenden Sporen sieh einstellenden Protamöben haben zu denselben keinerlei Beziehung. In einer spätern Arbeit (sur un appareil de disse- mination des Gregarina et Stylorhynehus, Cpt. rend. 1875. T. 80. p. 432—435, in’s Engl. übersetzt Ann. and Mag. nat. hist. Vol. XV. p. 368) liefert Schneider den Nach- weis, dass die Sporengänge als selbstständige Bildungen im Innern der Kapsel ihren Ursprung nehmen, wahrschein- lich von der peripherischen Körnerschieht gebildet werden und Anfangs mit derh spätern peripherischen Ende nach dem Mittelpunkte des Kapselinhaltes zu gerichtet sind. Der Ueber- gang in die definitive Bildung wird durch eine Umstül- pung vermittelt, nachdem das Basalende vorher mit der innern Kapselwand verwachsen ist. Stylorhynchus (St. oblongatus Hammershm. aus Opatrum sabulosum) besitzt im Gegensatze zu dem Verhalten von Gregarina einen förmlichen Sprengapparat, der aus dem bei der Sporen- bildung nicht gebrauchten Ueberreste der Inhaltsmasse be- steht und unter Kugelform, allseitig von den Sporen um- geben, im Centrum der Cyste gelegen ist. Nachdem die Sporen an der um diese Zeit vielfach gelappten Körner- masse gebildet sind und unter eigenthümlichen, mehrere Stunden anhaltenden lebhaften Bewegungen ihre definitive _ Gestalt angenommen haben, umgiebt sich der Rest der Körnermasse mit einer besonderen Hülle (pseudoeyst) und verwandelt sieh unter derselben in eine Blase, die dann an Grösse zunimmt und schliesslich die eigentliche Kap- selwand zum Bersten bringt. Bei Gelegenheit einer Mittheilung über die Existenz eiförmiger Psorospermien bei Mollusken spricht sich der- selbe Verf. (Arch. zool. exper. T. IV. p. XL—XLH, note I a Ai 345 sur la psorospermie du poulpe und note sur les rapports des psorospermies oviformes aux veritables Gregarines, mit Holzschnitten) dahin aus, dass man unter den sg. Psorospermien vier von einander verschiedene Formen zu unterscheiden habe, die Psorospermien, welche aus einge- kapselten Gregarinen hervorgehen, die Fischsporospermien, die eigentlich allein den Namen Psorospermien verdienten, die sg. Miescherschen Körperchen und endlich die eiför- migen Psorospermien, die keineswegs allein bei den Wir- belthieren vorkommen, sondern auch bei Mollusken, wo sie bei Helix hortensis schon 1855 (J. B. 1855. S. 454) von Kloss aufgefunden und in ihrer Entwicklung ver- folgt wurden. Schneider bezeichnet diese letzte Form als Klossia helicina, die besonders von Eimer untersuchte Psorospermie der Kaninchenleber als Eimeria faleiformis, Zu dieser letzten Gruppe gehört nun auch eine schon von van Beneden gesehene neue Form (Benedenia octopiana — sie! —), die in Massen unter dem Peritonealüberzuge des Darmes von Octopus vulgaris gefunden wird. Sie er- scheint Anfangs als eine einfache Zelle von rundlicher Form, aber später zerfällt der Inhalt in zahllose kleine Ballen, die allmählich eine feste Kapsel ausscheiden und unter dem Schutze derselben etwa 15 sichelförmige helle Körper bilden, wie solche auch bei Klossia und Eimeria gefunden werden. Dieselben sind bald spiralig, bald nach zwei rechtwinklich sich kreuzenden Richtungen neben ein- ander gruppirt, die bei Anwendung eines Druckes leicht hervortreten und mit dem Blute des Tintenfisches befeuch- tet deutliche Bewegungen zeigen. Ihre Umwandlung in amöbenartige Wesen konnte nicht beobachtet werden. Schliesslich fasst Schneider seine Erfahrungen und Untersuchungen über die Gregarinen in eine monogra- phische Abhandlung zusammen, die unter dem Titel: contributions & l’histoire des Gregarines in dem Arch. - zool. exper. T. IV. p. 493—604 mit 7 Tafeln Abbildungen (Pl. XVI—-XXI) erschienen ist und neben einer geschicht- lichen Einleitung sowohl die Anatomie und Physiologie, wie auch deren Systematik eingehend behandelt. Wir schicken voraus, dass Verf. die Gregarinen unzweifelhaft für Thiere und zwar für einzellige Protozoen hält, die eine % Zusammenstellung mit pflanzlichen Gebilden nicht zulassen. Der histologische Bau zeigt bei- den einzelnen Arten man- cherlei Verschiedenheiten, so dass eine wechselnde Anzahl von Schichten sich unterscheiden lässt. Constant ist. bloss das Protoplasma (endocyte) mit Kern und Aussen- haut (epieyte), doch lässt sich unter der letztern nicht selten noch eine besondere helle Lage (sareoeyte) nach- . weisen, deren Innenfläche (myosite) gelegentlich eine fibril- läre Beschaffenheit hat. Die Fasern sind bald ringförmig, bald spiralig oder gar netzförmig angeordnet, sind aber keineswegs ausschliesslich Sitz der Contraetilität, wie schon daraus hervorgeht, dass eine Anzahl gerade der schnellsten Formen derselben entbehren. WUebrigens sind diese Zwi- schenlagen in allen Fällen als Differenzirungen des Pro- toplasma anzusehen. In manchen Fällen fehlen aueh die Kernkörperchen, wie denn auch die Kerne nach der Ein- kapselung alsbald verloren gehen. Die von Stein be- schriebenen Didymophydeen, die zwei kerntragende Ab- schnitte besitzen sollen, kann Verf. nieht als solche an- erkennen; er glaubt, dass der Annahme derselben eine falsche Interpretation von Bildern zu Grunde liegt, die bei zwei verbundenen Gregarinen durch eine tiefere Ein- senkung des hintern Individuums beobachtet worden. Eben so wenig gelang es dem Verf. bei unsern Thieren jemals eine Häutung nachzuweisen. Dafür aber constatirte der- selbe die Thatsache, dass die mit einem besondern Haft- apparate (&pimerite) versehenen Formen (cephalins) auf - einer bestimmten Entwicklungsperiode dieses Gebilde ab- werfen und dann (als sporadins) zu einer selbstständigen Ortsbewegung befähigt werden. Die Einkapselung geschieht bald im solitären Zustande, bald auch nach vorhergegan- gener Copulation, wobei die Individuen mit den Kopf enden sich an einander legen und verschmelzen. Von letz- terer unterscheidet Verf. übrigens die sg. Pseudoconjunc- tion, bei der sich zwei zusammenhängende Individuen je für t * zer sich einkapseln, so dass schliesslich eine Cyste mit zwei Kammern entsteht. Die Cystenwand geht nicht aus der 4 Cutieula hervor, sondern ist eine Neubildung, in der man EN ln Se z ii Dr en a ni En te air 3 Et auge pa are er a ar gelegentlich mehrere Schichten unterscheiden kann. Fine Prolification wurde an den Oysten niemals beobachtet. Die Bildung der Sporen geschieht an der Peripherie der Inhaitsmasse, die vorher in zwei bald wieder verschmel- zende Hälften sich getheilt hat, bisweilen durch eine Art Sprossung. Die Inhaltsmasse selbst wird dabei mehr oder weniger vollständig verbraucht. Nach Aussen gelangen die Sporen gewöhnlich dadurch, dass die Kapselwand durch Druck von Innen gesprengt wird, doch finden sich auch Fälle, in denen der Austritt, wie wir oben sahen, durch Entwieklung besonderer Sporengänge vermittelt wird. Die Form der Sporen (Psorospermien, Pseudonavicellen) ist wechselnd, im Ganzen aber sehr regelmässig und für die einzelnen Arten characteristisch; bisweilen finden sich frei- lich auch Abweichungen von der Regel, meist in Gestalt. von Zwillingssporen. Hier und da könnte man selbst (z. B. bei Monocystis lumbriei) von einem förmlichen Poly- morphismus der Sporen reden. Auf die Existenz von Ma- crosporen neben den gewöhnlichen Microsporen ist schon oben hingewiesen, doch wollen wir hier noch hinzufügen, dass bei den einzelnen Arten bald die eine, bald die an- dere dieser Generationen als die normale zu betrachten ist. Während Verf. früher gelegentlich von hüllenlosen Sporen sprach, lässt er dieselben jetzt überall aus einer festen, gegen Reagentien sehr widerstandsfähigen Schale und einem plasmatischen Inhalt bestehen. An ersterer erkennt man öfters zwei Hälften oder (Urospora) einen schwanzartigen starren Fortsatz. Auch der Inhalt zeigt gewisse Verschiedenheiten. Nicht selten sind die Sporen ‚auch rosenkranzartig an einander gereiht. Bald völlig ho- mogen, lassen sie in andern Fällen einen Kern erkennen, ‚neben dem gelegentlich noch zwei Polkörperchen vor- Kommen. Die Entwicklungsgeschichte wird in einer von der Darstellung Lieberkühn’s sehr abweichenden Weise ‚geschildert, indem der Inhalt der Sporen, statt unter amö- boider Form auszuschlüpfen, zunächst eine Anzahl von 6—8 hellen sichelförmigen Körperchen liefern soll, die mit dem zu einer Kugel zusammengeballten Ueberreste dieses Inhalts (nuel&eus de reliquat) in der Sporenschale verharren a DS hi 348 und schliesslich hervortreten. Bei Behandlung mit Ueber- osmiumsäure zeigen diese Körperchen einen Kern; sie zeigen also im Wesentlichen schon den Bau der Gregarinen und werden sich auch wohl direet.oder, wie für die sg. eiför- migen Psorospermien der Säugethiere angegeben wird, durch einen amöboiden Zustand hindurch in diese verwandeln. Daneben giebt es aber auch Arten, deren Sporen keine sichelförmigen Körperehen bilden, und diese dürften sich dann vielleicht auf die von Ed. van Beneden für Gre- garina homari beschriebene Art (J. B. 1871. S. 288) ent- wickeln. Die einzelnen Arten glaubt Verf., so weit er- sie kennt, am besten folgendermaassen in Gattungen vertheilen zu können. Stylorhynchus St. (p. p. = Rhizinia Hammerschm.) Gregarine ä deux segments, fix&e a l’ötat jeune, libre plus tard par mutilation spontanee. Protomerite du c&phalin surmonte d’un rostre cylindrique au moins aussi long que le corps du protom£rite et termine supe- rieurement par un mamelon, qu’entoure a la base un leEger bourrelet annulaire. Protomerite du sporadin regulier&ment arrondi. Deu- teromerite tres-allong& et attenu& regulierement de la base a l’ex- tremite qui est subaigue. Nucleus ovalair avee un nombre variable de nucl&eolus. Epieyte a double contour, sarcocyte tres -developpe dans le protomerite. Septum plan. Endocyte tr&s-finement grenu. Kystes dehiscentes par repture du tegument sous influence d’un volumineux pseudocyste central. Parois du cyste diversement sculp- tee. Spores r&unies en long chapelets subtrigones ou plus ou moins spheriques, toujours color&es, offrant une &paisse paroi et un plasma plus ou moins granuleux, sans nucl&us distinct. Habitat: tube di- gestif d’insectes du groupe des Heteromeres. St. oblongatus Ham- merschm., St. longicollis n. aus Blaps mortisaga. Clepsidrina Hammerschm. (p. p. = Gregarina St. p. p.) Indi- vidus fixös & l’etat jeune, libres plus tard par mutilation spontane, et alors soit isoles, soit plus souvent r&unis par couples, l’un derriere Pautre. Epimerite termine chez le c£phalin en un bouton arrondi ou conique. Kystes spheriques ou ovalaires, emettant le plus souvent a la maturite, par l’intermediaire de sporoductes, de longs chape- lets de spores et gardant ä& leur interieur un residu granuleux. Spo- res tres-regulieres, plus ou moins carr&ment tronquees aux extre- mites de leur grand diametre, A section transversale parfaitement eirculaire, ayant valeur de simple l&ptocytodes, & plasma pur, sans granulations. O2. Munieri n. aus Timarcha tembricosa, Cl. ovata Duf, Cl. blattarum v. Sieb., Cl. polymorpha Hammerschm. Euspora n. gen. Cephalins? Sporadins soit isoles,. soit le a a Se 3 an a Th a ae an ie dc a an aa a aa Hal un nn A LE a BER a RE TAN. & 349 plus souvent reunis par couples de deux individus en opposition, comme chez les veritabes Clepsidrines, dont ils ont entierement le facies. Kystes dehiscents par rupture du tegument, sans sporoductes. Spores prismatiques, & plasma pur, sans granulations, ni nuel&us, Eusp. fallax n. aus einem Engerlinge. Hyalospora n. gen. Cephalins? Sporadins soit isoles, soit reunis par couples en opposition comme les veritables Clepsidrines, Epieyte a double contour; sarcocyte net; couche striee apparente. Entocyte & grains arrondis: nucl&us ovalaire a nucleole unique; sep- tum forme par le sarcocyte. Kystes dehiscents par simple rupture du tegument. Spores ellipsoidales, tres-aigues aux extremites, forte- ment renflees au milieu, a plasma pur, sans granulations. FH. Ros- coviana aus Petrobus maritimus. Stenocephalus n. gen. Gregarines paraissant toujvurs de- purvues d’un appareil de fixation. Epicyte & double contour; nu- cl&us spherique; septum plan. Kystes a sporulation complete, de- hiscants par rupture du tegument. Spores fusiformes renfl&es, mar- quees d’une ligne Equatoriale foncee, a plasma parfaitement pur sans granulations, ni nucl&us. St. juli Leidy. Porospora n. gen. Individus & deux serments, solitaires. Forme generale allongee. Epicyte & doube contour. Sarcocyte net; couche strice, a stries annulaires, tres caracterisee. Septum form& par le sarcocyte. Nucleus ovalaire, a nombre variable du nuel6- oles. Kystes & sporulation complete, dehiscents par rupture du t£- gument. Spores spheriques ou ovalaires, & paroi tres-&paisse, per- cee de canalieules poreux. Por. gigantea van Bened. @Famocystis n. gen. Monocystidee dont les individus vivent ou solitaires ou r&unis par couple en opposition. Couples immo- biles. Individus depourvus de toute espece d’appendice. Kystes spheriques, ä sporulation partielle, gardant toujours un residu gra- nuleux plus ou moins considerable, et mettant les spores en liberte par des sporoductes entierement identiques & ceux des Clepsidrines. Spores cylindriques allongees, & bases l&gerement arrondies, A plasma plus ou moins trouble. @. tenax n. aus Blatta laponica. Actinocephalus St. Gregarines d’abord fixees, puis libres par mutilation spontande. Forme generale ovalaire, oblongue. Protome- rite du c&phalin surmoute d’un &pimerite bien distinct, sessile ou port€e par un cou plus ou moins court. Epimerite delimite A la base par une constriction cireulaire tres-nette et garni superieure- ment d’une couronne unique de dents ou crochets. Septum mem- braneux, plan ou legerement convexe. Nucleus spherique. Kystes regulierement sphöriques, purvus ou non d’une mince zone trans- parente exterieure, a sporulation complete, ä dehiscence s’operant par rupture de l’enveloppe. Spores bieoniques, sans nucleus distinet, ’ Re‘ bn > N Ra en 4 EN DR ee ar FW R RN 350 mais renfermant au centre de leur plasma un petit amas de granu- lations. A. stelliformis vn. aus Staphylinus olens, Carabus auratus, Engerling, A. Dujardinin. aus Iithobius foreipatus, A. digitatus n. aus Chlaenius vestitus. Hoplorhynchus Car. Gregarines d’abord fixees, puis libres par mutilation spontanee; forme generale ovalaire, oblongue. Epimerite en maniere de col tres-long, l&gerement dilate & son extremite su- perieure et termine par un plateau garni de dents. Nucleus oblong. Kystes dehiscents par simple rupture de tegument. Spores ellipsoi- dales, pourvues d’un nucl&us distinet, a plasma legerement granuleux. H. oligacanthus St. Pileocephalus n. gen. Gregarine fixee d’abord, puis libre par mutilation spontane. Protomerite du cephalin surmonte d’un epimerite en forme de bouton triangulaire. Kystes dehiscents par simple rupture du tegument. Spores en croissant, associees & des spores concretes en maniere d’Y, les unes et les autres munies d’un beau nucleus, & plasma finement granuleux. Pi. chinensis n. aus Mystacides. Echinocephalus n.gen. Gregarine d’abord fix&e, puis libre par la chute de petits appendices cn maniere de stylets groupes assez irregulierement autour son Epimerite. Epimerite persistant, faisant partie du corps proprement dit, mucrone, & pointe simple ou legerement bifide, excentriquement plac&ee par rapport & l’axe de figure. Nucleus spherique avec un seul nucleole. Kystes sphe- riques, pourvues d’une zone transparente, &‘sporulation totale, & dehiscence s’effectuant par simple rupture du tegument. Spores eylindriques, & bases arrondies, pourvues d’un nucleole; assez sou- vent assosices en chapelets. Zech. hispidus n. aus Lithobius foreipatus, Geneiorhyncehus n. gen. Gregarine fixee d’abord, libre plus tard par mutilation spontanee. U&phalins pourvus d’un rostre allonge, renfle A son extremite superieure et herisse en cette region d’un grand nombre de dents fines et aigues. Epicyte a double contour; sarcocyte Epais; septum plan; nucleus sperique avee un nombre va- riable de nucl&olus. Kystes a sporulation complete, döhiscents par simple rupture. Spores subnaviculaires, avec corpuscules figures. Gen. Monnieri n. aus Libellenlarven. Dufouria n. gen. Oephalins? Sporadins ovalaires lanc£&olees. Epicyte & double contour; sarcocyte nul. Entocyte & grains tres- fins. Nucleus spherique; septum membraneux courbe en maniere de voüte dans le protomerite. Contractilit& egalement vive aux deux segments. Kystes pourvus d’une large zone transparente, & sporulation complete, ä dehiscence par simple rupture. Spores de forme subnaviculaire, & paroi Epais, produisant & leur interieur un certain nombre de corpuscules faleiformes. D. agilis n. aus Larve von Colymbetes. 351 Bothriopsis n. gen. Pas d’appareil de fixation; le protome&- rite extr&mement developpe et en maniere de large massue arrondi dans sa partie terminale, et en tenant lieu par la faculte qu’il a de se constituer en ventouse en s’affaissant dans le centre de sa face superieure et en se relevant sur les bords. Deutomerite ovalaire lanceol&. Septum fortement prominent & l’anterieur du protomerite en une sorte de doigt de gant. Nucleus oyalaire allonge plus ou moins renfl& au milieu, avec un nombre tr&s-variable de nucl£oles. Epicyte & double contour. Sarcocyte nul. Entocyte & grains extr&- mement fins, bien li6 et homogene. Kystes & sporulation complete, &a dehiscence par simple rupture du tegument. B. histrio n. aus Wasserkäfern. Urospora n. gen. Monocystid&e de forme allongee, terminee en point aigue en arriere, arrondie en avant et legerement mucro- nee au pole superieure. Epieyte & simple contour. Entocyte & grains tres-fins. Kystes & sporulation complete, dehiscents par simple rup- ture. Spores pourvues d’un appendice immobile, filiforme, environ de la iongueur de la spore, et inser& sur son extr&emite la plus large. Cette spore contenant & l’etat de maturit& six ou sept corpuscules faleiformes tres-allonges et diversement groupes a son interieur, ofl- rant en outre un nucl&us de reliquat au centre ou & la base des corpuscules. Ur. nemertis Köllik. Gonospora n. gen. Forme generale tr&s-allongee, & V’extr6- mite anterieure doucement arrondie, relevee ou non mediatement en un petit mamelon obtus, €egalement arrondie & l’extremit& post6- rieure. Epicyte a simple contour. Entocyte & grains tres-fins. Nu- cleus spherique. Spores assez grosses, ovalaires, sans appendices, produisant & leur intörieur un certain nombre de corpuscules falei- formes tres-allong6s, groupes en un faiseau, avec nucl&us au centre. Gon. terricolae Köllik. Adelea n. gen. Monocystidee de forme spherique ou ovalaire, immobile durant la plus grande partie de son existence; sans nul appendice exterieure. Kyste ne differant de la gregarine que par la disparition du nucl&us et la formation d’une nouvelle paroi en dedans la premiere; a sporulation complete; deshiscant par rupture du tegument. Spores relativement peu nombreuses et volumineuses, discoidales, bivalves, purvues d’un gros nucleus central et de deux corpuscules divergents a partir d’un möne pöle. Ad. ovata n. aus Lithobius foreipatus. Universitäts-Buchdruckerei von Carl Georgi in Bonn. A, Ra Tan Bi Due nn Pia La Da we Bu u un 2 a ar j Be j Bi h ae BER u . u ie RT D; A Me . ö SM 12 BO | DL I m j nr N Br: J: f N Mr ing i d MeN R ” LM tu is Dan, a ° Be. 5 N a 2 In Ku {u . Dal "u 2 j u vn > . A BIN 12 RI i Be, . R m Di: x u ’ en 1 { f u, f Bi m war R 1 \ A ENG | ie N Kir! 15 u R ni . a h a f A Air! 5 “ R i B By, 2 a { fi i Fu en) a Wr er \ “ vn DR . a, 7 . a u) u r i i iv j „u i Pe ! 1 5 z ] x { . es N D u i / h D m. I 5 ’ er eo ee i a! i h Zu i . j . ’ 5 Br . h 5 , . j j ir = u B Ben | je . 2 I 5 . 2 ö Fu) i s D } l 22 art “ m b > Be °P . j . . ü 7 u {v 2 2 . m! - _—— | BE j | 4 5 F 0 ; u 7 . ’ i re Fr ’ . Fr Er) 0 n 1. D D D = 2. Ps 3 e . j j j u u} b D B l . j . j . j Fi F u u { i 0 En wu u B R . E z ni 0 u i \ u i 1 0 Eu a D 4 . f j Br 0 u Zn. ES i Dr [A ur I u JE “2 . , . ZU \ u u Mi nr. u - e on An ı4 In fh = au: ZUAT u EN i zu i ER . 'R au 1 R 5 EI u \ er ei D en m 2 RZ D . H Dr j 2 - 0 5 F ß u u T f . a. . . . u re j Fr Du} | di Wz >) JR RUNCEN ee), if i 'zi s ’ l Dr Fan ü Fr ü 4 . j u iu z FT y . . P 5 “ wr ” ä A BL, j 5 u . j ia . 1. . \ Tg u nz Ar om i u r\ ö E B fr 5 Dry 5 Ba j rg) . 3 N I u i i 5a Mu i , . i 1) j 4 ! v . 4 ns z i\ i rn EB, 4 i i d . Ri u ı E . 7 Mm j i ! u E Be = [Due . ur - f u ef Ye 5 mw d om RE u ” 5 & R ö Pi aA I P 2° . rn Be i j i “u Per v OR” u >E fi ar 4 i I: . \ 5 ö ’ vn ’ Fr » i i I x j 5 u u Er er 5 u er 1 . af Eh RT, ER, Be) % D N i % u j {) & Ps 0 D 7 N Mr u u i ya N Da Me Bi I Tun i Pu ' 5 2 ) 5 ® R u I Re u E r u # ° en . » i Fi 9 aa han AR Ra a Br Dee BT De; A] 5 L Be. RR j i Wi > 1 Or Rt Hit UT H iur [} u Mi 7, u Bu Ö yo Dr rn Dr \ r ° Be, h F ah Nun, u “ v f) A R h Zur Er 7 Kinos SMITHSONIAN oO fa) % & B K S R On oc Ö ns LIWS_S31lUV4gI1 _ LIBRARIES S NIAN INSTITUTION NOILALILSNI_ NVINOSHLINS S31uvagıı LI 7} ” D RB: Da , “ uf: 0, Kun» INSTITUTION NO NOIAN. LIBRA NOILN! 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